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Full text of "Münchener Tierärztliche Wochenschrift 54.1910"

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XXX/ 

54 



THE 

ßostodl p. Homer Xibrarg 

THE GIFT OF 

ROSWELL P. FLOWER 

FOR THE USE OF 

THE N. Y. STATE VETERINARY COLLEGE. 

1897 






3 1924 053 146 571 






















(fritier: WotaM lür MeiUe oii Viebzoeht). 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

JDx. 


Vierundfünfzigster Jahrgang (Jahr 1910). 




München 1911. 

Expedition und Druck von J. Gotteswinter, München. 



"Lb 2. 

XXxV r*/ 



Alphabetische Inhalts-Obersicht. 

(Die Ziffern zeigen die Seiten an. Bei Originalien ist die Zahl 

fett gedruckt.) 


Sach-Register. 

A. 

Abgang studentischer Korps von der Münchener Tierärztlichen 
Hochschule 535. 

, Abszeß a. d. Brustwand infolge Fremdkörpers bei einem Stier 609. 
Achillessehne, Durchtrennung ders. 293; — bei einem Hund 860. 
Adipositas, Behandlung der — mit Schilddrüsenpriiparaten 714. 
Adrenalin, Berichtigung über die Verwendung von - 348. 
Akarusräude 711; — beim Pferd 9. 

Aktinomykosis, Behandlung ders. 358, 424; - der Nasengänge 376; 

— deB öamenstranges 454; — ein interessanter Fall von — 403. 
Alypin 177. 

Atnorphus globosus 134 , 192 . 

Anämie, bösartige — bei einem Pferde 230; — perniziöse, ist die 
Poikilocythose ein Merkmal derselben? 425. 

Anteflexio uteri bei einer Stute 417 . 

Antiruhr 353. 

Antiperiostin contra Cantharidol 382. 

Aperitol 579. 

Arsacetin 580. 

Arsenikvergiftung beim Geflügel 629. 

Arsenophenylglyzerin 580. 

Arthritis metastatica, Behandlung der mit Jedipin 764. 
Arzneimittel 596 , 607 . 

Askariden, massenhaftes Vorkommen von 250. 

Asthma bronchiale des Pferdes 857. 

Asurol 313. 

Atrichie beim Kalb 318. 

Audienz 238. 

Augenanomalie 667. 

Augen d. Militärpferde, Beitrag z. Gesundheitszustand der 317. 
Augenentzündung, periodische — 377; unheilbare — bei einer tauben 

Kuh 605. 

Augenheilmittel 115. 

Ausstellung für Landwirtschaft in Buenos-Aires 319. 



IV 


B. 

Ballfest des S. C. der Tierärztlichen Hochschule München 71. 
Bauchbruch bei einem Pferd 843. 

Bauchvertikallage bei einem Pferde 356, 694. 

Bauchwandabszeß infolge eines Fremdkörpers 270, 541. 
Bauchwunde mit Darmvorfall 386. 

Beförderung 750. 

Behring'sche Tuberkuloseimpfverfahren etc., weitere Beobach¬ 
tungen in der Praxis über das — 08. 

Belegen der Stuten vor dem 9. Tage 850, 805. 

Beschälseuche 511; zur Ätiologie der — 512. 

Beugesehnen, Durchschneidung der — 231. 

Bienenzucht, Förderung der - durch die preußische Staatsbalm¬ 
verwaltung 318. 

Bierhefe, Einfluß der — auf den Organismus 10; als Futter¬ 
mittel 714; — in der Therapie 861. 

Blasenkarzinom bei einer Kuh 179. 

ßlasenlähmung beim Hund infolge verzögerter Geburt 589. 
Blasenstein, Entfernung eines — bei einem Pferd 792. 
Blasenvorfall 146. 

Blinddarm. Invagination des — bei einem Rind 21. 
Blutlleckenkrankheit des Rindes 190. 

Blutverwandtschaft und Serumreaktion bei Salmoniden 09. 
Botryomykose 563. 

Brennen mit dem Decherry-Autokauter, Mißerfolge beiin 293. 
Brüller t 533. 

Brustseuche, Behandlung der — mit Atoxyl 779. 

Bücherschau: 

Altersbestimmung bei Kälbern etc. von Schulze 017. 

Atlas der Anatomie des Pferdes von Schmaltz 55. 

Bericht über die Tätigkeit des bakteriol. Instituts zu Halle 
pro 1908/09 von Raebiger 300. 

Das bayer. Pferdeversicherungsgesetz samt dem Normal¬ 
statut von Dr. v. Haag 885. 

Der Fuß des Pferdes in Rücksicht auf Bau, Verrichtungen. 

Hufbeschlag etc. von Lungwitz 530. 

Der Lehrmeister im Hufbeschlag von Lungwitz 431. 
Deutscher Veterinärkalender von Schmaltz 838. 

Die Beurteilungslehre des Rindes von Pusch 553. 

Die Diagnostik der anzeigepflichtigen Form der Tuberkulose 
von Rautmann 822. 

Die Embryotomie d. Brust- u. Beckengürtels von Pflanz 220. 
Die Fohlenlähme, ihre Entstehung. Heilung und Verhütung 
von Väth 500. 

Die staatlichen Maßnahmen zur Hebung der Rindviehzucht 
in der Schweiz von Rehsteiner 805. 

Die Sterilität der Kühe von Albrechtseu 202. 

Die Vererbung der Körperteile und des Geschlechtes von 
Müller 446. 

Die Zucht eines edlen Pferdes im Großherzogtum Baden von 
Hink 367. 

Dissertationen 333. 

Geburtshilfe beim Rind von De Bruin 085. 

Geriehtl. Entscheidungen des 1. Jahrzehnts des Bürgerlichen 
Gesetzbuchs über Viehkauf von Stölzle 750. 



V 


Grundriß der klinischen Diagnostik und der inneren Krank¬ 
heiten der Haustiere von Malkmus 584. 

Handbuch der Milchkunde von Rievel 718. 

Handlexikon der tierärztlichen Praxis von Ubele 87. 

Haus- und Nutzgeflügelzucht von Baldamus 570. 

Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische Tierzucht von 
der Deutschen Gesellschaft für Ziichtungskunde 703. 

Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der 
Veterinärmedizin von Ellenberger u. Schütz 36, 854. 

Kompendium der angewandten Bakteriologie von Glage 460. 

Kompendium der speziellen Chirurgie von Fröhner 668. 

Lage d. Eingeweide d. Haustiere etc. von Schneidemühl 366. 

Lebensbilder aus der Tierwelt von G. Meerwarth 280. 

Lehrbuch der vergleichenden Physiologie von Ellenberger 
und Scheunert 399. 

Liederbuch für deutsche Tierärzte von Pütz und Koch 351. 

Neubildungen der Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen des 
Pferdes von Kernbach 104. 

Physiologie der Menschen und der Säugetiere von Du Bois 
Reymond 319. 

Ratschläge zur Gesunderhaltung der Pferde und zur Ver¬ 
hinderung von Pferdeverlusten von Himmelstoß 155. 

Respiratorische Stoffwechselforschung und ihre Bedeutung 
f. d. Nutztierhaltung u. Tierheilkunde v. Piiehtner 187. 

Schaper’s Taschenbuch der Tierärztlichen Hochschulen des 
Deutschen Reiches 138, 839. 

Schaper’s Taschenbuch für die landwirtschaftliche Tierzucht 
für 1910 351. 

Uber Blutlinien u. Verwandtschaftszuchten etc. v. Peters 334. 

Vademeeum der tierärztlichen Geburtshilfe von Scheibel 855. 

Veterinärkalender für das Jahr 1911 von Rautenberg 821. 

Versorgung der Städte mit Milch von t'leviseh 123. 

Zur Einführung in’s akademische Leben 170. 

Zur Sichtbarkeit des Schweinepesterregers von Rüther 300. 
Büffelfleisch als Nahrungsmittel, Wert des 729 
Büffelkühe, Laktation der — 380. 

Bujatrik. ein Stück 673. 


C. 

Catgut oder unresorbierbares Fadenmaterial 165. 

Cervix, Verwachsung der — nach Torsio uteri 250; Rigidität 
der — 692; — Verwachsung der — 692. 

Cheyne-Stoke’sches Atemphänomen bei einem Pferd 117. 
Chirurgisches 422. 

Chloroformnarkose beim Schwein 373. 

Coenurusblase im verlängerten Mark eines Rindes 844. 
Collargolbehandlung bei septischen Erkrankungen 27. 

Corps „Vandalia“, 40. Stiftungsfest 481. 

Creoliniiniment, Wirkung des — auf Hautparasiten 834. 
Cryptorchidie und Hermaphrodismus 184. 


1 >. 

Danksagung 365 . 

Dampf 145; — Beitrag zur Untersuchung auf — 195. 
Darm, Neubildung am — 231. 

Darmstich mit einer Hohlnadel 409. 



VI 


Darmverlagerung beim Pferd 5; — zur Therapie der - 409. 

Darmverletzungen bei Pferden 573. 

Darmvorfall nach der Kastration 490. 

Dasselfliege, Bekämpfung der — 150. 165: - Erkrankung infolge 
von — 612. 

Deckhengst, Erwerbung eines erstklassigen — 51, 102; - für das 
bayerische Landgestüt 853. 

Demodex folliculorum des Menschen und der Tiere 10. 

Deservitenforderung im Konkursverfahren, Anmeldung der tier¬ 
ärztlichen — 802. 

Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde 649. 

Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, Jubiläumsfeier in Berlin 884. 

Diastasolin, Beobachtungen über die Wirkung des 49. 

Digistrophan und Digistrophandiuretikum 817. 

Dissertationen 333, 383, 571. 

Distomum felinum, Infektion mit — 295. 

Doktortitel, Anerkennung des Schweizer 583. 

Doppelmißbildung 356. 

Dr. med. dent. 869. 

Dr. phil., Führung des in Bern erworbenen 138. 

Druse-Impfungen gegen — nach Jeß-Piorkowski 182; — metasta- 
tischer Abszeß nach — 813; — Neubildungen in der Bauch¬ 
höhle nach — 842. 

Dünndarm, Inkarzeration des — in einem Biß des Mastdarm- 
gekröses 1; — Verschlingung durch ein Lipom 472. 

Düten, Sarkom der bei einer Kuh 845. 

Dunstkälber 693. 


E. 

Echinacea angustifolia 28. 

Eitrung 13, 70, 104, 186; — eines Tierarztes durch Landwirte 883. 
Eihautsack, ödem des — 754. 

Eihautwassersucht bei einem Rind 754. 

Einfluß der Geschlechtsfunktionen auf den Stoffwechsel 349; der 
Bewegung auf die Entwicklung der Organe 744. 

Eklampsia puerperalis bei einer Kuh 611; - zur Ätiologie der 879. 
Ekzem beim Hunde 7: — Behandlung des - bei Pferden 272: 
bei der Kuh 525. 

Entropium der obereu Augenlider 81. 

Epilepsie, Mitteilung über Verwendung des Kochsalzes bei Be¬ 
handlung der — 728. 

Epitheliom 791. 

Epulis myxomatosa beim Rind 149. 

Erbrechen beim Pferd 697, 814. 

Erkrankung, rätselhafte — 627. 

Ernennung 515. 

Erratischer Zahn, Entfernung eines beim Pferd 812. 
Ersatzpräparate 289. 

Eserin, wird altes unwirksam 273. 

Euphilin 565. 

Eusemin 313. 

Euter, Blutung aus dem - 472. 

Experiment in Pathologie und Tierzucht, Bedeutung desselben 700. 
Extraktor für Geburtshilfe 492. 

Extractum Digitalis depuratum 878. 



VII 


F. 

Federnverbildung bei einem Kanarienvogel, liauthornartige 180. 
Fibrolysin, über den therapeutischen Wert des — 212. 

Fibrome beim Rind, teleangiektatische 8. 

Fibrosarkom 793. 

Fisteln, Heilung der — durch Palliativoperation 759. 

Fleisch, septisches — mit Medikamentengeruch 458; — mit Geruch 
nach Fütterung von Rübenschnitzeln 494. 

Fleischansatz beim Wiederkäuer, Wirkung des Eiweißes auf — 304. 
Fleischbeschau 218; — und praktische Tierärzte 648, 683; — inter¬ 
essante Befunde bei der 830. 

Fleischkonservierung 412. 

Fleischsaumentzündung, Behandlung der chronischen - 548. 
Fleischteuerung 617. 

Fleisch- und Trichinenschauer Deutschlands, Zahl der - 004; — 
Landesverband der — 717: — Betrachtungen über den Stand 
der — 738, 755, 776. 

Folgen der Nichtbeachtung seuchenpolizeilicher Bestimmungen 819. 
Fohlenaufzuchtsanstalten in Bayern 442; — in Ritterswörth 495. 
Formalinlösung (3 %ige) 764. 

Formäthrolpräparate, ein Beitrag zur Wirkung der — 455. 
Förster Prof. Dr. t 736. 

Fremdkörper, im Schlund 358; — im Maule 440; — ein ver¬ 
schluckter — 552; — Indigestion infolge — 598: im Herzen 

einer Kuh 753. 

Fruchtwasser, Infektion des — 626. 

Fütterungsrehe 793. 

Fütterungsversuche an Milchkühen 429. 

Futter, Merkblatt über die Behandlung von verdorbenem 799. 

e. 

Gallenblase, myxomatöse Entartung der — bei einem Schwein 090. 
Galtier, Prof., zum Andenken an — 300. 

Gasphlegmone bei einer Kuh 847. 

Gebärneurose beim Rind 846. 

Gebärparese 7, 272, 472, 815; — über die Ätiologie der 621, 637, 
656; — Vererbung der Anlage zur — 877. 
Gebärpareseähnliche Erkrankung bei einer Kuh 846. 

Geburtshilfe bei Pferden, einige Beobachtungen in der 245, 265; 
— bei Kühen 404. 

Geburtshindernis, durch Bildungsanomalie des fötalen Rinder¬ 
darmes veranlaßt 809. 

Geburtsrauschbrandähnliche Erkrankung 595. 

Geflügelzucht, Propaganda in der — 395. 

Gehalts- und Pensionsverhältnisse der Oberamtstierärzte Württem¬ 
bergs 137, 299. 

Gehirnhyperämie, hochgradige bei einem Hunde 208. 
Gehirnkapsel, Verletzung der — 130. 
Gehirnreizungserscheinungen, einseitige 177. 

Gehirnwassersucht, chronische 26. 

Gelbe Rüben, Fütterungsversuche mit - 485, 506. 
Gelenkrheumatismus 877. 

Geloduritkapseln 565. 

(Jeneralversammlung des Vereins zur Förderung der Pferdezucht 
in Bayern 101; — zur Förderung der Traberzucht in Bayern 



VIII 


1135; des Tierärztl. Kreisvereins von Niederbayern 589; 

- von Unterfranken 602 ; — von Oberfranken 766 ; -- von 
Schwaben u. Neuburg 715 ; — von Mittelfranken 497 . 

Genickstarre und Genickfisteln 359. 

Goschlechtsbeeintlussung in der Rindeizucht, eigenartige 53. 
Geschlechtsorgane, Mißbildung an denselben 339 . 
Geschlechtsgeruch bei unkastrierten Ziegenböcken 4(30. 

(Jeschwulst in der Schilddrüsengegend bei einem Hund, zystoide 

— 457. 

Glutamin 611. 


H. 

Haag, Exzellenz von — 735 . 

Habilitation 500. 

Habilitationsordnung f. d. Tierärztl. Hochschule in München 277. 
Haematoma ilei 707 . 

I lamoglobinämie des Rindes, Bekämpfung der 185; Schutz¬ 
impfung gegen 279: - ein schwerer Fall von bei einem 
Pferd 522 . 

Hämophilie, über die Patliogene.se der angeborenen 698. 
Haferwert 11. 

Harninfiltration bei einem Ochsen, hochgradige 96. 

Harnstein bei einem Ochsen 358 , 667 ; — bei einem Fohlen 695 ; 

im linken Harnleiter bei einer Kuh 640. 

Hautdesinfektion nach Grossich 99. 

Hausrind, düstere Bilder aus dem Leben unseres 395. 
Haustiere in Deutsch-Ostafrika, die Verwertung der als Ver¬ 
kehrsmittel und die Halbmaskatzucht 880. 

Hefe als Futtermittel, getrocknete 781. 

I lermaphrodisie 563. 

Hernia diaphragmatica 709. 

Herpes tonsurans 24 , 605 . 

Herzklopfen bei einer Kuh, starkes 403. 
llerzlähmung nach behobener Uterustorsion 694. 

Herzruptur, Tod durch — 292. 

H e r z v e r ä n d e r u 11 g e n 148. 

Hinken, intermittierendes 843. 

Hirnsubstanz, Induration der 209. 

Hiiftgelenksentzündung 6; chronische 141: eiterige 490. 

Hitzschlag 842. 

Iliihnercholerabakterien bei durchseuchten Tieren, über dir» Aus¬ 
scheidung von virulenten — 662. 

Hühnereier, Übertragung von Krankheitserregern durch 8(33. 
Ilufknorpel, Exstirpation der verknöcherten — 825 . 

Hundestaupe, Serumtherapie bei — 164. 

Hygienol 8. 565. 

Hyperämie als Heilmittel 329. 

Hyperästhesie ( ?) bei einem Pferde 210 . 

I . 

Ichtiiynat 7. 

lmmunisierungs\erfahren nach Kliinmer 874. 

Inaiigurationsfeier in Wien 804. 

Informationskurs 200. 

Intratracheale Injektionen mit dem Spray-Apparat 712. 

Ischias hei einem Wagonpferd (>44. 



IX 


J. 

Jahresbericht des Pinzgauer Zuchtverbandes 197; - des Ver¬ 

bandes für gelbes Frankenvieh, Abteilung Unterfranken. 275. 
Jensen, Prof., Ehrung 768. 

Jersey-Kühe, Aufnahmebedingungen in das Herdbuch der 198. 
Jodipin, zur Wirkung des — 841. 

Jodtherapie bei Fohlenlähnie 225. 

Johne, Prof., t 853, 867. 

Josorptol, über einige Versuche mit — 631; Resultate bei der 
Behandlung mit — 848. 

Jothion 579. 

Jubiläum 398, 532, 568, 701. 

K. 

Kälberdurchfall 7. 

Kälberfütterungsversuche mit Magermilch bei Zusatz von ver¬ 
zuckerter Stärke 32. 

Kälberhusten, gibt es einen ? 580. 

Kälberpneumonie, prophylaktische Behandlung der — 234. 
Kälberseuchen und -Aufzucht 162. 

Kaisergeburtstagsfeier in Berlin und Hannover 122. 

Kalbefieber, eine neue Art von — 211: — interessante Fälle von 

— 423. 

Kamele, Behaarung der — 832. 

Karpalbeule beim Rinde, Behandlung der — 828. 

Karpalgelenk, chronische Erkrankung des — bei Rindern 557 ; — 
Ausmeißelung einer 250 g schweren Knochenmasse aus dem 

— 727. 

Kartoffelfütterung an Pferde 52, 363. 

Kartoffeltrocknungsverfahren „Papka“ mit Eiweißgewinnung 100. 
Kastration von Kühen 289; — von Hündinnen 345. 

Katarrhalfieber der Rinder, bösartiges — 828. 

Kehlkopftuberkulose 579. 

Keuchhusten der Hunde 385. 

Kieferlähmung, genuine 847. 

Kinnbackendrüse, Entzündung und Nekrose der linken 25. 
Klauenbein, Eiterung am — 175; — Amputation des - 344. 
Klauenzange, eine neue -- 526. 

Kniescheibe, Verrenkung der — 862. 

Koch Robert t 397. 

Körperbewegung, Einfluß der — auf Verdauung und Nährstoff¬ 
absorption beim Pferde 381. 

Körgesetz 30. 

Kohlefressen bei einem Hunde 612. 

Kohlensäurew'irkung auf die Atmung der Wirbeltiere u. Fische 424. 
Kolikbehandlung nach Theorie und Praxis 695. 

Kolik infolge Aufnahme von mennigehaltigem Wasser 315; — in¬ 
folge eines Mastdarmlipoms 829. 

Konfiskatengefäß 185, 343. 

Koppen, zur Ätiologie und Behandlung des - 289. 

Koprostase 144. 

Korps, Abgang der — von der Tierärztl. Hochschule München 535. 
Kretinismus bei Tieren, über endemischen 131, 148. 
Kreuzschwäche 146. 

Kronbeinbeuger, Durchschneidung des — 455. 



X 


Kruppe, starke Verletzung der - 776. 
Kiilin-Ifalle t 298 


JL. 


Lähmung infolge unbekannter Ursache 49; des Angesichts- 
nerveu bei eiterigem Katarrhe des äußeren Gehörganges 117. 
Laktation ohne Trächtigkeit 145. 

Landespferde Versicherungsanstalt 183. 

Landesveterinäramt in Preußen 413. 

Landes Versicherungsanstalt 235. 

Lebensmittelkontrolle, zum Kapitel - 401. 

Leberadenome bei Rindern 232, 743. 

Leberapoplexie beim Schwein 696. 

Leberverletzung beim Pferd 163. 

Lecksucht der Kälber 875. 

Leukämie des Rindes und ihre Beziehungen zur Tuberkulose, die 
--.798. 

Leukofermantin 213. 

Literatur 571. 

Lumbalinjektion, die — 369, 388, 406. 

Lungenemphysem beim Rind 576. 

Lymphomatöse bei einer Kuh 312. 

Lysolaufnahme, starke Schwellung am Korde eines Pferdes nach 

-- 812. 


M. 

Maceratio foeti 693. 

Mängelanzeige im Gewährschaftsrecht, die — 653, 726. 

Magenfistel bei einer Wachtel 474. 

Malignes ödem am Schlauch eines Ochsen 489, 594. 
Mastdarmdivertikel 405. 

Mastdarmdrehung bei einer Stute 162, 510, 609. 
Mastdarmverletzung durch eine Wagendeichsel 387. 
Mastdarmvorfall beim Schwein 96. 

Mastdarmzerreißung 678. 

Mastitis gangraenosa, rasche Entstehung der — 473. 
Mastviehausstellung, bayerische 836. 

Maul- und Klauenseuche, Maßnahmen gegen die 749: -- am 
Schlachthof München 749; — eine ähnliche Erkrankung — 
773, 786: — Stand der — 804. 820, 838, 854. 870. 884. 
Medizinal- und Veterinärwesen 17. 

Melasse, Fütterung mit — 380. 

Melkvieh. Futter für - 215. 

Metrorrhagie beim Rind — 661. 

Milchbestrahlung mit ultraviolettem Licht 270. 

Milchhygiene, Kurs in der — 186, 333. 

Milchleistung, Feststellung der absoluten 119: - Bestimmungen 

über in Bayern 410. 

Milchprüfung mittels Guajaktinktur 794. 

Milch tuberkulöser Kühe, die Acidität der 137. 

Milch, Variabilität der 746. 

M ilcli Verdaulichkeit, Herabsetzung der durch zu hohes Er¬ 
hitzen 101. 

Milchviehlialtung, welcher Milchertrag ist für die Rentabilität der 
notwendig*' 867. 

Milchwirtschaft in Bayern 836. 



XI 


Militär-V eterinär-Offizierskorps 15. 

Militär-Veterinär-Reform 120, 154, 366. 

Milzbrand beim Rind 9; — beim Schwein 97; — die Körpertempe¬ 
ratur bei — 529. 

Mißgeburt, eine — 4; — vom Kalb 590. 

Mitisol-Wolfrum 611. 

Morbus maculosus mit Muskelschwund 147; - bei einem Rind 737: 

— nach ilämoglobinämie 843. 

Mummifikation der Kopfhaut 761. 

Münchener Trabrenn- und Zuchtverein 133. 

Muskelrheumatismus 473. 

Muskelzerreißung (Tibialis anticus) bei einer Kuh 695. 

Myelitis beim Rind, ein Fall von akuter, disseminierter 469. 


5f. 


Nabelbruch, Therapie ohne operatives Verfahren 597; — Operation 
eines — 711. 

Nageltrittoperation 175. 

Narkose bei künstlich verkleinertem Kreislauf, Erfahrungen mit 
der — 131. 

Narkotica, Einfluß der — auf die Phagozythen 713. 

Nasenbeine, Fraktur der — bei einem Pferd 82. 

Nasenbluten der Rennpferde, Behandlung des — mit Adrenalin 627. 
Naturforscher- und Ärzte-Versammlung 202, 551. 
Neogenpräparate, über 428. 

Nervöse Störungen 144. 

Nervus facialis, Lähmung des — 845. 

Nesselfieber 271. 

Netzabszeß bei einer Stute, botryomykotischer — 845. 
Neubildungen im vorderen Mediastinalraum eines Pferdes, maligne 
- 374; — im Rachen eines Pferdes 831. 

Xeurektomie in der Praxis, die — 314. 

Xiederbayerische Amtstierärzte, Versammlung der 803. 

Xotiz 13. 

Xovojodin 565. 


O. 

Obduktionsbefunde, interessante — 375. 

(»bstipation bei einem Hunde infolge verschluckten Fremdkörpers 815. 
Ophthalmoreaktion 874; — mit Phymatin 724. 

Organe, Einfluß der Bewegung auf Zusammensetzung und Ent¬ 
wicklung der inneren — 744. 

Original-H-Stollen 837. 

Osteomalacie des Pferdes 294. 

Otorrhoe beim Pferd 146. 

Otitis externa 178. 


P. 

Pantopon 580. 

Papillome bei einem Hunde, multiple 29: am Euter einer 

Kuh 667. 

Paraplegrie beim Dachshund etc. 305, 324, 339; infektüse heim 
Pferd 763. 

Parasiten der Haut, tierische 729. 

Parese der Nachhand vor dem Kalben, galaktogene 8. 



XII 


Parotitis gangraenosa bei einer Kuli 844. 

Perhydrol 118. 

Peristaltin 313. 

Peritonitis, zur Prophylaxe der postoperativen — 133. 

Perubalsam 580. 

Petechialfieber — Morbus maculosus beim Pferd 000. 

Pfahlwunde 795. 

Pferd als Handelsobjekt, das 598, 613, 631, 645, 663, 680. 
Pferdebestand in den bayerischen Gestüten 582. 

Pferde-Einfuhr in Deutschland 253. 

Pferdehandel im Jahre 1909, Englands — 581. 

Pferdemarkt in Wels 84, 350: — in München 130. 

Pferdemuseum 040. 

Pferderennen auf dem St. Moritzer See 33. 

Pferdeschutz 33, 70, 102. 

Pferde- und Viehversicherung, Änderung des Gesetzes über die 
- 394: Rheinische — in Köln 430. 

Pferde versicherungs vereine 531. 

Pferdezucht 397, 495: — auf der Ausstellung in Buenos-Aires 412; 

— in Bayern im Jahre 1909 530, 549. 
Pferdezuchtgenossenschaft in Murnau 51. 

Pharmazeutische Präparate, Versuche mit einigen 347. 
Phlegmone des Ballens infolge Vernagelung 813. 

Phosphor im Organismus 379. 

Phymatin, Ophthalmoreaktion mit 724. 

Plasmase 147, 490, 523, 564. 

Plebiszit, ein — 239. 

Pleuritis exsudativa, über die Autoserotherapie bei 704. 
Poliomyelitis anterior acuta bei Hühnern 50. 

Praxis, aus der — 7, 641. 

Preisverteilung 137. 

Preiszuerkennung 708. 

Prinz Ludwig von Bayern 237. 

Privatgestüte in Bayern 817. 

Professur, — für pathologische Anatomie in München 219; neue 
in Dresden 500. 

Promotion in Wien 500: — in Berlin 883. 

Promotionsordnung, in Zürich 516; — in München 730: in 

Preußen 782. 

Promotionsrecht für die Tierärztl. Hochschulen 121; - in Bern 122. 
155; — in Bayern 216, 850, 366, 430, 445, 646, 666, 716: - in 
Stuttgart 869. 

Pyometra nach Schwergeburt bei einer Stute 829. 


H. 

Radiumtherapie 303. 

Rangverhältnisse der Ingenieure und Chemiker bei militärisch- 
technischen Anstalten 34. 

Ranula beim Rind 439. 

Räude des Frettchens 511: — der Kamele 500. 

Raumschlauch bei einem Ochsen 610. 

Rauschbrandkranke Rinder, die Temperatur bei 528. 
Reichstierarzneischule Utrec ht, Mitteilungen aus der chirurgischen 
Klinik der — 00. 

Reichsviehseuchengesetz, Ausführungsgesetz zum 382. 



XIII 


Rektaltemperatur des Rindes, zugleich ein Beitrag zur Voraus- 
bestimmung der Zeit der Geburt, Beobachtungen über die 
— 678. 

Remontierung der deutschen Armee 169: -- der Schutztruppe in 
Deutsch-Südwest-Afrika 881. 

Renngewinne 13. 

Resorptionsfähigkeit der Haut für ein Caseinpräparat 564: für 

Salizylpräparate 850. 

Rhaehitis beim Schwein 455. 

Rippenbruch und Hämatom bei einer Kuh 606. 

Röntgenkinematographische Aufnahmen der Bewegung der inneren 
Organe 617. 

Rosse, Krampfzustände während der — 845. 

Rotkochen des Fleisches 393. 

Rotzkrankheit, zur Pathogenese und Diagnose der — 362. 

Roux Prof. Dr. W. 473. 

Rückenmarkserschütterung beim Pferd 858. 

Rückemnarkstuberkulose 171. 

Ruptura splenis 708. 


S. 

Salizylpräparate, Beitrag zur Resorptionsfähigkeit der Haut für 
- 849. 

Samenstrangfistel, die medikamentöse Behandlung der — 409. 
Sapo C'reolini liquidus 441. 

Schächten gegen das rituelle — 748. 

Scharlachrot 580. 

Scheidenblutung bei einer Kuh 312; tödliche nach einer Schwer¬ 
geburt 612. 

Scheidenkatarrh der Rinder, Trachomkörperchen beim 272; Be¬ 
handlung des — nach Nopitsch 545; nach Mayr 829. 
Scheidenzerreißung mit Darmvorfall 422. 

Scheuklappenreform in Hamburg 364. 

Schlachthof-Verwaltungsbericht, Augsburg 238; - München 634. 
Schlachthoftierärzte, Anstellungsverhältnisse der - 430. 
Schlacht- und Mastviehausstellung in Frankfurt a. M. 364. 
Schlafsucht 160. 

Schlapphörner, Beweglichkeit der bei Montafoner Kühen 762. 
Schlundkopflähmung 115; — bei einer Stute 178; — bei Kühen 
774; endemische — 286. 

Schlempemauke 189. 

Schneider Stephan t 689. 

Schütz, Geheimrat 277; Ehrung des — 331: - Stiftung 186: 

Feier 259, 299. 

Schulterblatt und seine Lage, das 835. 

Schutzimpfungen, Erfahrungen über - 295. 

Schweinemästereien 198. 

Schweineseuche, Impfstoff nach Krafft, gegen 780. 
Schweißekzem der Reitpferde 547. 

Schweizer Doktortitel, Anerkennung des - 55. 

Sectio caesarea bei Schlachtkühen 8. 

Scptifugin. ein Spezifikum 434, 449. 

Septikämie, > n > Anschluß an eine Kinnladenent/.iindung 229. 
Septoforin 147. 

Sind die Kraftfahrzeuge im Stande, die Pferde zu verdrängen und 
die tierärztliche Praxis zu gefährden? 43, 57. 



XIV 


Skierosteinum des Pferdes, zur Kenntnis d. Entwicklung des 30. 
Sprunggelenk, Schlagverletzung des — 387. 

Stand der Tierseuchen in Bayern 36, 104, 123, 155, 219. 333, 383, 
464, 649, 668, 718, 821. 

Standesangelegenheiten 85. 

Starrkrampf, einiges über — 205. 

Starrkrampfähnliche Erkrankung beim Pferd 876. 

Stauungspapille, doppelseitige bei einem neugeborenen Fohlen 72 h. 
Steinfrucht. Fälle von 593. 

Steißlagen beim Rind, Entwicklung der — 575. 

Stelzfuß, Behandlung des — bei jungen Pferden 826; bei älteren 
Pferden 827. 

Sterilisieren der Haut mit Petroleum und Benzin, präoperatives 
- 744. 

Stiftung 186. 

Stirnbeinverletzung beim Pferde 875. 

Stoffwechsel, Einfluß der Bewegung auf den - 349. 

Stollbeulen, Behandlung der — 521; — mittels elastischer Ligatur 
859. 

Strahlbeinlähme, chronische 643. 

Straubfuß und Hufkrebs 317. 

Streptokokkus equi u. andere Streptokokken, vergleichende Unter¬ 
suchungen über 743. 

Strongylus armatus, seltene Lokalisation von 644. 

Struma, experimentelle Erzeugung von — 698. 

Studentin der Tierheilkunde 515. 

Suevo-Salingia 768. 

Suprarenin, synthetisches — 347. 

Syngainus trachealis bei Gänsen 844. 


T. 

Tannyl Gehe 565. 

Tartarus gegen Spulwürmer 814. 

Taubheit bei einem Pferd 346. 

Tetanusantitoxin. Erfahrungen bei Verwendung des 814. 

Tetanus, spez. Behandlung des — 253; abnorm verlaufene Fälle 
von — 404. 

Therapogen 178. 

Thigenolspiritus bei Rheumatismus 97. 

Thilavon 565. 

Thrombose der linken Herzkammer, plötzlicher Tod infolgt» von 

291. 

Tierärzte, die den Staatskonkurs bestanden haben, Verzeichnis 
der — 53; Etat der — in der Kammer 84; Besoldung der — 
in den Kolonien 87; Zahl der — in Deutschland 445. 

Tierärztekammern, badische 34. 

Tierärztliche Hochschulen, Rector magnificus in Berlin 13: Petition 
des allgemeinen Verbandes in München 13; Frequenz im 
Wintersemester 1909/10 71, im Sommerseinester 1910 445, 
im Wintersemester 1910/11 8X4; Frequenz in Lemberg 104. 

Dresden 169. München 414. 837. - Hannover 430, 

W ien 383, — Berlin 869; Ausbau in München 152: Senat in 
Dresden 219: Vorlesungsverzeichnis in München 200, 667. 
in Hannover 635: Verlegung d. Stuttgarter nach Tübingen 
259. 414; Aufhebung der Stuttgarter 4X0. 499, 535, 701, 
785; Etat der Münchener im Landtag«» 478. 568; Ein- 



weihung der Brüsseler — 551; Kurs in Hannover 552; Stu¬ 
denten—Konflikte in Wien 786. 

Tierärztlicher Stand in Sachsen-Weimar, Fortschritte für den —^5o. 

Tierhalter, Haftpflicht des — bei Verletzung des Tierarztes 837. 

Tierheilkunde. Studentin der — 500. 

Tierheilkundiger 647. 

Tierkadaver, Beseitigung von — 820, 853. 

Tierseuchen in Südwestafrika, Studium von — 584. 

Tierzuehtau8stellung auf dem Oktoberfest 699. 

Tierzucht, Etat der — in der Kammer 83. 

Tierzuchtinspektoren 152. 

Tollwutstation in München 238. 

Torsio testiculi bei einem Kryptorchiden 157. 

Torsio uteri, Verwachsung der Cervix nach 250; — praecervi- 
calis 316; — infolge eines Stoßes bei einer Kuh 421. 

Traber, erfolgreiche bayerische — 318. 

Tracheaiperkussion, die — 797. 

Trächtigkeitsdauer, Schwankungen der nach den Jahreszeiten 
567; — bei Stuten 765. 

Tränken der Pferde 236. 

Training von jungem Vieh 348. 

Trepanation beim Rind 73, 89, 109, 125. 

Trichinenschau 35, 36, 218, 321, 350, 414. 

Trichinen, zur Geschichte derselben etc. 377. 

Trockenkartoffel, die Verwendung von 296. 

Tsetsekrankheit 441. 

Tuberkelbazillen, im strömenden Blute 235; zur Biochemie der — 
274; Umwandlung der vom Menschen stammenden in solche 
vom Typus bovinus 566. 

Tuberkulin-Injektionen bei tuberkulinisierten Rindern426; Schlacht¬ 
befunde bei mit Bovovaccin geimpften Tieren 721; Heil¬ 
wirkung des Tuberkulin 879; die diagnostische Bedeutung 
der kutanen Tuberkulinreaktion 458. 

Tuberkulosan 874. 

Tuberkulose 54; Erfolge der Behring’schen Immunisierung gegen 
— 181; Mischinfektion bei einem Fohlen 661; — bei Papageien 
860. 

Tumoren, über Pathogenese und Ätiologie von bösartigen — 779. 

Tympanitis beim Pferd 440. 


U. 

Übertragung von Krankheitserregern durch Hühnereier 863. 

Ungt. Casefni Beiersdorf 273. 

Universitätsstudium im SommersemesteF 1911 615. 
Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen bayer. Tierärzte 255. 
Uterusamputation bei einer Ziege 9, 629. 

Uterusmukosa, Involution und Evolution der - beim Rind 250. 
Uterusnekrose 287. 

Uterusruptur intra vitam 288, 610; — bei der Embryotomie 693; 

— Heilung beim Rind 789; — spontane Ruptur 876. 
üterustorsion 678; Herzlähmung nach behobener — 694; — beim 
Schwein 742. 

Uterusvorfall, Verfahren bei der Reposition des — 422; falsch ein¬ 
gerichteter — 606. 



XVI 


V. 

Vagina bezw. Cervix Uteri, Verwachsung der 692. 

Verblutung, innere infolge eines Fremdkörpers 526; in den Trag¬ 
sack bei einer Kuh 626; — eines Ebers nach der Kastration 
642; — infolge Ruptur der Aorta 827. 

Verein Schlesischer Tierärzte 53; — Pfälzer Tierärzte 746. 
Vererbung der Haarfarbe bei Pferden 476: einzelner Körper¬ 

teile 494; — der Erbfehler 513. 

Vergiften kleiner Haustiere 346. 

Vergiftungen durch: Quecksilber 228; — Tartarus 229: Kunst¬ 

dünger 229; — gäiende Runkelrübenblätter und schlechte 
Kleie 271; — Benzin 272; - Kornrade 273; - weißen Senf 
316; — Schimmelpilze 357; — Ol. Therebinth. 393; — Chili¬ 
salpeter 427, 460; — Herbstzeitlose 454; — Opium 761: 
Nikotin 762; — Leuchtgas 775; — Margarine 854: Ätz¬ 

kalk 878. 

Verletzung bei einem Fohlen 813: hochgradige 1 - bei einem Pferd 

875. 

Vermächtnis 870. 

Veronal, ein Ersatzmittel für 147. 

Verordnung betr. die Verleihung des Pr. med. vet. in München. 
Allerhöchste 462. 

Veterinärbeirat in Österreich 279. 

Veterinärklinik in Gießen, medizinische - 138. 
Veterinär-Offizierskorps 103, 153, 199, 256. 

Veterinärrat, deutscher 398, 515. 553, 017. 666. 702, 869. 
Veterinärreform 137. 

Veterinärsanitätsbericht f. d. bayer. Armee pro 1908 459. 475, 492. 
Vieheinfuhr aus Dänemark 240. 

Viehseuchengesetz in der Kammer, Ausführungsgesetz zum 444. 
Viehzählung in Preußen 551; — in München 706: — in Bayern 802. 
Viehzucht und Viehverwertung in Österreich, Förderung der 
168. 429. 

Vogel Dr., Ministerialrat 735. 

Vollmilch durch Magermilch mit oder ohne Surrogate, Ersatz von 
- 331. 

Volvulus coli, zur Behandlung des 606. 

W. 

Wanderausstellung der D. L. G. in Hamburg 319. 

Weben bei einer Kuh 694. 

Weltausstellung in Brüssel 515. 

Wirkung geringer Mengen Rauhfutters bei Milcliviehfiitterung 215. 
Wurmerkrankung 6. 

Wut. stille <S47. 


Y. 

Yohimbin, Versuche mit 405, 564. 679: neue Indikation für 630. 
Yohimvetol, neues vom 329. 


Z. 

Zähmelkende Kühe, Operation von - 288. 

Zahl der Pferde, Esel, Maultiere und -Esel auf der Welt US. 
Zahnanomalie hoj einem Ochsen 828. 



XVII 


Zentralveterinärschule München, das Organisationsedikt für die - 

41 , 63 , 79 . 

Ziegenzuchtvereinigungen, (iriindung eines Verbandes deutscher 
— 31. 

Zuchtvieh, teures — 12. 

Zuckfuß, ein sonderbarer Fall von — 176. 

Zugtiere, Bedecken der — 254. 

Zungengrund, Zystenbildung am — 708. 

Zungen löffeln beim Rind 330. 

Zwerchfellshernie beim Schwein 793. 

Zwerchfellsnervenkrampf 815. 



XVIII 


Alphabetisches Autorenverzeichnis. 

(Die fettgedruckten Ziffern bedeuten Originalien.) 


A. 

Ade 403. 

Albreclit 4, 7, 11, 12, 15, 27. 31. 
32, 33, 34, 36, 41, 52, 53, 55. 
63, 72, 79, 85, 87, 102, 103. 
105, 115, 120, 121, 131. 137, 
148, 150, 154, 162, 165, 173, 
187, 192, 198, 199, 202, 215, 
216, 220, 245, 253, 254, 265, 
276, 277, 279, 280, 295. 296, 
300, 319, 330, 331, 334. 348. 
349, 350, 363, 364, 366, 3(57. 
381, 395, 397, 399, 424, 429, 
431, 442, 443, 446, 455, 460. 
462, 464, 473. 476, 480, 485. 
494, 500, 505, 513, 527, 532. 
535, 536, 545, 549, 553. 564. 
567, 568, 570. 582, 583, 584. 
662. 668, 685, 698, 701. 703. 
714, 718, 729, 735. 736, 744, 
746, 750, 764, 765, 768, 780. 
781, 805, 817. 821, 826, 837, 
838. 839, 854. 863. 865, 867. 
879. 881. 


Bauer 250, 270. 
Bayer-Abensberg 271, 272. 
Bayer-Lindau 160, 162. 
Bichlmeier 287, 288, 289. 
Bittrier 845. 

Dr. Biendinger 673. 
Böhm-Landsberg 829. 
l)r. Böhm-Nürnberg 323, 414. 
Braun-Blieskastel 230, 231, 753, 
754. 

Breß-Schoenenberg 178. 
Bretzfel.lt 802. 

U. 

Deisenhofer 829. 

E. 

Eichner 846. 

Kisoiibarth 521, 522, 523. 


Engel-Kaufbeuren 285,640, 641. 
Erigiert 455. 

F. 

Förg 444, 445. 

Frank-Kusel 205, 226. 

G. 156. 

Gangloff 825, 826, 827, 828, 829. 
Dr. Gasteiger 803. 

Geyer 846. 

Göbel-Kegensburg 689, 885. 
Goldmann 454. 

Gopfert 356. 

Giinther-Arnstorf 373, 374, 876. 

H. 

Haag-Wörth 96, 115. 

Haas 292. 

Hatzold 357, 358. 

Heiß 185, 343, 738, 755, 776. 
Hellmuth-Burghaslach 877, 878. 
Dr. Hellmuth-Nürnberg 401. 
Hock-Kissingen 312. 

Hub 610, 611. 

Huber-Köfering 609, 610. 
Huber-Pfaffenhofen 683. 

Dr. Iluß-Bamberg 766. 
Huß-Gemünden 602. 
Huß-Nandlstatt 497, 

J. 

Dr. Jakob 10. 43, 57, 100. 123, 
138, 305, 324, 339, 698, 710, 
714, 728. 

.Jöhnk 1, 21, 157, 417, 541, 575. 
789. 

Junginger 533. 

K. 

Kränzle 841, 842, 843, 844. 

Dr. Kreutzer 434, 449, 621, 637, 
656, 874, 875. 



XIX 


Ii. 

Lechle 404, 405, 711. 

Lex 563. 

Dr. Lichtenstern 99, 133, 105, 
274, 347, 348, 369, 388, 406, 
471 844. 

Lindner 9, 30, 50, 68, 97, 117, 
131, 148, 163, 182, 196, 213. 
234, 253, 272, 273, 289, 293, 
294, 300, 315, 316, 317, 329, 
346, 347, 362, 377, 393, 410, 
424, 425. 441, 458, 459, 475, 
492, 511. 512, 528, 529, 549, 
566, 580, 598, 612, 629, 630, 
631, 643, 661, 678, 697, 712, 
728, 743, 763. 764, 779, 798. 
822, 832, 879, 880. 

Dr. Luginger 605, 606, 607. 

m. 

M. 218. 

Maier-Sünching 130. 
Marggraff-Selb 576, 579. 
Markert 385, 386, 387. 

Mattem 144, 145, 146, 147. 
Mayer-Eichstätt 489, 490. 
Mayr-Erlangen 677, 678. 
Meidinger 641. 

Mennarher 376, 510. 

Dr.Wilh. Meyer 598, 613, 631, 
645, 663, 680. 

Meyer Oskar 10, 12, 53. 69, 71, 
101, 118. 169, 170, 184, 197. 
238, 275, 291, 351, 377, 394. 
481, 495. 499, 589, 590, 593, 
634, 699, 836. 837, 839, 855. 
Dr. Mießner 471. 

Dr. Münicli 812, 813, 814, 815. 
Mulzer 147, 208, 236. 

Dr. Mnsterle 189. 


O. 

OJIer 353. 

Ottle 525, 526, 647. 

Orth 573. 

Oskar 737. 

Dr. Ott 175, 176, 177. 

P. 

Lanzer 272, 358. 
l’fah 73, 89, 109, 125. 

Dr. Pösehel 791, 792, 793. 


.... (ju ... . 34. 

R. 

ß. 648. 

Rabus 8, 28, 29, 49. 66, 81, 97. 
117, 119, 164, 180, 181, 195, 
211, 212. 232, 251, 312, 313, 
329, 345, 346, 359, 393, 409, 
426, 427, 428, 441, 457, 458. 
474, 490. 511, 548, 564, 565, 
579, 597, 611, 612. 617, 627. 
629, 643. 644, 660, 661, 679, 
695, 696, 711, 727, 729, 742. 
759, 761, 795, 797, 815, 817. 
831, 847, 848, 862, 878. 
Reinhardt 563. 

Dr. Reißinger 141, 557. 
Remmele 876, 877. 

Rühm 337. 

S. 

I Saurer 582. 

Schaffer 423. 

Scheidt 179. 

Dr. Schenkl 439, 440, 692, 693, 
694, 695. 

Schilffarth 231. 

Schiller 847. 

Schmidt-Auerbach 96, 626, 627. 
Schmitt-Zusmarshausen 594, 
595, 596. 

Sehricker 472, 473, 721. 
Schrüfer 724. 

Schwenk 715. 

Schwind 422. 

Settele 726. 

Speiser 857, 858, 859, 860, 861. 
Spürer 793. 

Staudinger 642. 

Dr. Stölzle 653. 

V. 

Vicari 344. 

Voltz 773, 774, 775, 776. 

W. 

W. 497. 

Wagner-Windsbach 24. 

Weiß 705, 707, 708. 709. 
Wöhner 421, 422. 

Wörner 228, 229. 

Wucher 358. 




Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheillronüe und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 4. Januar 1910. Nr. 1. 


Inlmlt: Originalartikel: Jöhnk: Inkarzeration des Dünn¬ 
darmes in einem Riß des Mastdarmgekröses. — Prof. Albrecht: 
Eine Mißgeburt. — Darmverlagerungen bei Pferden. — Hüft¬ 
gelenksentzündung. — Trommsdorff: über Wurmerkrankungen. 
— Schulimann: Aus der Praxis. — Referate: Deich: Gebär¬ 
parese. Dr. Zietzschmann : Durchfall der Kälber. Robert: Ekzem 
bei Hunden. Kuhn: Ichthynat. Perl: Aus der Praxis für die 
Praxis. Schenzle: Akarusräude beim Pferd. Oppermann: Ein 
interessanter Milzbrandfall beim Rind. Walzow und Sacharow: 
Über den Einfluß der Bierhefe auf den Organismus. Gmeiner: 
Demodex folliculoruni des Menschen und der Tiere. — Tier¬ 
zucht und T i e r h a 11 u n g: Haferwert. Teures Zuchtvieh. 
Renngewinne. — Verschiedenes: Ehrung. Rektor magni- 
ticus an der Tierärztlichen Hochschule Berlin Notiz. Petitionen 
des allgemeinen Verbandes der Tierärztlichen Hochschule an das 
Kgl. Bayer. Staatsministerium und an die Kammer der Ab¬ 
geordneten. Militärveterinärkorps. Medizinal- und Veterinär¬ 
wesen. — Druckfehlerberichtigung. — Personalien. 


Inkarzeration des Dünndarmes in einen Riß des 
Mastdarmgekröses. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Ein 2jähriger Ochse des G. S. in B. soll auf der Weide 
plötzlich an heftiger Kolik erkrankt sein (12. VII. 09). 
Etwa 5—6 Stunden nach dem Auftreten der ersten Krank¬ 
heitserseheinungen konnte ich folgenden Befund erheben : 

Gut genährter Ochse des Wesermarschschlages, seit 
einem Vierteljahr schon auf der Weide, schlägt hin und 
wieder mit den Beinen nach dem Bauche. Er rennt plötz¬ 
lich einige Schritte vorwärts, um sieh dann rücksichtslos 
niederzuwerfen. Das Laufen und Umwerfen erfolgt anfalls¬ 
weise, in der Zwischenzeit ist das Tier ruhig. Behufs ge¬ 
nauer Untersuchung wird der Ochse ins Haus gebracht. 






2 


Im Zirkulations- und Respirationsapparat sind keine Ver¬ 
änderungen nachzuweisen. Vorgelegtes Futter wird ver-, 
schmäht; die Bauchdecken sind nicht gespannt, geringe 
Darm- und Pansenbewegungen sind durch Auskultation des 
Hinterleibes zu ermitteln. Von Zeit zu Zeit erfolgt Drängen 
auf Kot, es werden jedoch nur schleimig-blutige Massen, 
aber keine Exkremente abgesetzt. Der Verschluß des Afters 
ist infolge Parese seines Sphinkters unvollkommen. 

Bei der rektalen Untersuchung ist im Endstück des 
Rektums und in der Flexura sigmoidea kein Kot zu finden. 
Die Harnblase ist schwach gefüllt, am linken und rechten 
Bauchring sind keine Veränderungen nachzuweisen, auch 
die Palpation der Dünndärme läßt keine Abweichung von 
normalen Verhältnissen erkennen. Dorsal von der in der 
Flexura sigmoidea befindlichen untersuchenden Hand ist 
ein faustgroßer, rundlicher Tumor zu palpieren, der die¬ 
selben Bewegungen wie der Mastdarm ausführt. Eine ge¬ 
nauere Untersuchung des fraglichen Körpers mußte unter¬ 
bleiben, da ein auf ihn ausgeübter Druck sofortiges Schlagen 
und Niederwerfen des Patienten im Gefolge hatte. Bei 
einer nochmaligen rektalen Exploration erscheint der Mast¬ 
darm etwas nach rechts um seine Längsachse gedreht. 

Die Deutung des palpierbaren Tumors war mir nicht 
ganz klar. Nach dem klinischen Bilde konnte es sich nur 
um eine Darmverlagerung handeln, zu der die fragliche 
Geschwulst zweifellos in ursächlichem Zusammenhänge 
stand. Die differentialdiagnostisch in Betracht kommenden 
Leiden: Überwurf und Invagination schloß ich aus, weil 
einmal in der Gegend des Leistenringes keine Verände¬ 
rungen nachzuweisen waren (Überwurf), zum andern fehlte 
aber auch die für Invagination charakteristische, längliche, 
zylindrische, nahe dem Beckeneingang befindliche Ge¬ 
schwulst. 

Meine Wahrscheinlichkeitsdiagnose lautete: Darm¬ 
verlagerung unbekannter Ursache. Die vorgeschlagene. 
Laparotomie fand sofortige Zustimmung des Besitzers. 

Da der Ochse nicht im Stehen zu erhalten war, so 
nahm ich die Laparotomie am liegenden Tiere in der rechten 
Mankengegend vor. Der oben befindliche Hinterfuß wurde 
gut nach hinten gestreckt gehalten, der Bauchschnitt selbst 
fand in der Richtung des Muse, transv. abdom. (dorso- 
ventral) unter antiseptischen Kautelen statt. Nach Ein¬ 
führung des rechten Armes in die erölfnete Bauchhöhle 
konnte ich ermitteln, daß der rektal palpierbare Tumor 
aus einer Dünndarmschlingt' bestand, die von rechts nach 



3 


links durch das Gekröse des Mastdarmes hindurch ge¬ 
drungen und eingeklemmt war. Da die im Mesenterium 
des Rektums inkarzerierte Schlinge nicht durch die Bauch¬ 
wunde hervorgezogen werden konnte, so durchbohrte ich 
das Gekröse des Mastdarmes dorsal von der Einklemmung 
unter drehenden Bewegungen mit einem Finger und er¬ 
weiterte diese Öffnung allmählich nach dem inkarzerierten 
Darme zu. Eine völlige Durchreißung bis auf den Dünn¬ 
darm gelang mir nicht ordentlich, dennoch hatte die Per¬ 
foration des Mesenteriums soviel genützt, daß die Repo¬ 
sition des eingeklemmten Darmes durch geringen Zug bezw. 
Druck erfolgen konnte. 

Die Bauchwunde heftete ich in drei Etagen in fort¬ 
laufender Naht. Etwa 12 Stunden post operationem wurde 
vom Besitzer erstmalig Absatz dünnflüssigen Kotes beob¬ 
achtet, einen Tag nach Beendigung der Operation kehrte 
dann auch die Freßlust zurück. Am 3. Tage wurde der 
Ochse wieder auf die Weide gebracht, am 7. Tage entfernte 
ich die Nähte aus der Hautwunde, die bis auf eine bleistift- 
starke Öffnung im ventralen Wundwinkel auf erstem Wege 
geheilt war. Als ich das Tier nach 4 weiteren Wochen 
wiedersah, fand ich es auf der Weide, mit den Hörnern die 
Erde aufwerfend; die Hautwunde war geheilt. 

Auf welche Weise der im Mastdarmgekröse vorhan¬ 
dene Spalt, der zur Darmeinklemmung Anlaß gab, entstand, 
entzieht sich meiner Kenntnis. 

In der Literatur konnte ich nur einen von Schiel (1*) 
beschriebenen Fall von Inkarzeration des Dünndarmes in 
einem Riß des Dünndarmgekröses finden, der bei einer 
5 Jahre alten Kuh unter den Erscheinungen der Darm- 
Invagination verlief. Nach der von Schiel in Gemein¬ 
schaft mit S i e f k e n ausgeführten Laparotomie wurde 
die Reposition des Darmes versucht, es erfolgte Darmruptur 
und deshalb Resektion des ganzen betroffenen Abschnittes. 
Die Kuh starb an Peritonitis. 

Vom Überwurf der Ochsen abgesehen, sind innere 
Einklemmungen des Darmes beim Rinde nicht allzuhäufig 
in der Literatur erwähnt. Ich konnte folgende ermitteln : 
K n i 11 (2) und P a r a n t (3) sahen die Abschnürung des 
Dünndarmes durch den persistierenden Urachus, Va e t h (4) 
eine solche durch die obliterierte Nabel arte rie. Inkarze¬ 
rationen in einen Netzriß beobachteten Detroye (5), 


*) Die in Klammern beigesetzten Ziffern beziehen sieh auf die 
am Schlüsse angefögten Literaturangaben. 



4 


0 s t e r t a g (6) u. K r ä n z 1 e (7). Lucet- (8) u. Bon (9) 
wollen eine Einklemmung des Dünndarmes in das Foramen 
epiploicum gesehen haben, dagegen soll es sich nach M a - 
t h i s (10) in diesen Fällen ebenfalls um eine Inkarzeration 
in einen Netzriß gehandelt haben. 

Erwähnt seien endlich noch Abschnürungen des 
Darmes durch fibröse Wucherungen, die Döderlein (11) 
vom Pansen, Ritzer (12) dagegen von der hinteren ven¬ 
tralen Bauchwand ausgehen sah. 


Literatur: 

1. Schiel: Berlin. Tierärztl. Wochenßchr, 1906, pag. 610. 

2. Knitl: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 1909, pag. 497. 

3. Parant: Rev. gön. de med. vöt., Bd. VII, 1906, pag. 127. 

4. Vaeth: Bad. Tierärztl. Mitteilg., 1885, pag. 124. 

5. Detroye: Journ. de möd. vöt., 1887, pag. 88. 

6. Ostertag: Repert. f. Tierheilk., 1880, pag. 196. 

7. Kränzle: Wochenschr. f. Tierheilk. u. Viehz., 1897, pag. 131. 
8 Lucet: Rec. de möd. vöt., 1892, pag. 751. 

9. Bon: Rec. de möd. vet, 1893, pag. 145. 

10. Mathis: Journ. de med. vdt., 1893, pag. 585. 

11. Döderlein: Wochenschr. f. Tierheilk. u. Viehz., 1907. pag. 28. 

12. Ritzer: Wochenschr. f. Tierheilk. u. Viehz., 1898, pag. 409. 


Eine Mißgeburt 

Von Prof. Alb recht, München. 

Die in der beigegebenen Abbildung dargestellte Mi߬ 
bildung wies verschiedene Anomalien auf, wie man sie 
wohl nur selten an einem Objekte antrifft. 

Das Kalb wurde mit einer normal entwickelten Zwil¬ 
lingsfrucht geboren und war ausgetragen. Das Gewicht 
desselben betrug 30 Pfund. 

Am Kopfe zeigten sich 3 Abnormitäten: In der Mitte 
der Schädelvorderfläche fehlte ein Teil der knöchernen 
Schädeldecke. Die betreffende 6 cm breite und 5 cm lange 
fluktuierende Partie (Hydrencephalocele) überragte die 
Stirnfläche nur um etwa 2 cm. Nach Durchschneidung 
der Haut und der sehr dünnen Dura floß Serum ab, worauf 
man auf eine breiige, rotgefärbte Masse stieß, welcher die 
makroskopische Struktur der Großgehirnoberfläche vollstän¬ 
dig mangelte. In beiden Augenhöhlen fehlten die Bulbi; 
(Anophthalmie) auch Rudimente derselben waren nicht 
vorhanden, desgleichen nicht solche von Augenmuskeln. 
Die Orbitae waren z. Z. mit Bindegewebe und einer bräun¬ 
lich gefärbten, lockeren Fettmasse gefüllt. Die Suche nach 
den foram. optic. verlief negativ. Palatoschisis: Die beiden 



5 


Ränder der Gaumenfortsätze (Gaumenplatten) wiesen zwi¬ 
schen sich eine Spalte in Breite von 1,5 cm auf. Die un¬ 
tere Fläche der Gaumenplatten wurde durch den ventralen 
Rand der Nasenscheidenwand um 1 cm überragt. 

Die Afteröffnung fehlte; es handelte sich aber nicht 
um atresia ani im Sinne der Pathologen, jenen Zustand, 
bei welchem der Mastdarm getrennt vom Genitalapparate 
in der Beckenhöhle blind endiget, sondern imi eine Ver¬ 
bindung des Mastdarmes mit der Scheide in der hinteren 
Abteilung derselben, um anus vestibularis vaginae. Die 
Schwanzwirbel und das Kreuzbein fehlten. 



Die Mißgeburt zeigte ferner Kontraktur und Anchylose 
der Karpal- und Tarsalgelenke. Die 4 Gelenke waren ge¬ 
beugt, geringgradig verdickt und vollständig unbeweglich; 
die nur wenig beweglichen im übrigen normalen Köten- 
gelenke der Vordergliedmaßen waren leicht flektiert; die 
ebenfalls nur schwer beweglichen normalen Fesselgelenke 
der Hinterfüße befanden sich im Zustande niedergradiger 
Dorsalflexion. Auffallend war endlich die starke Behaarung 
des Körpers. Man konnte diesen Zustand als mäßigen 
Grad von Hypertrichose bezeichnen. 

Darmverlagernngen bei Pferden. 

1. Ein lßjähriges Pferd erkrankte plötzlich abends 
unter heftigen Kolikerscheinungen. Der Hinterleib war 



6 


stark aufgetrieben, die Peristaltik unterdrückt, der Mast¬ 
darm leer von Kotmassen. Nachdem bei entsprechender Be¬ 
handlung vorübergehend Besserung erzielt worden war, 
traten plötzlich wieder hochgradige Unruheerscheinungen 
auf. Gegen 8 Uhr morgens wurde der Puls immer schwächer 
und 2 Stunden später verendete das Tier. Bei der Sektion 
zeigte sich im Bereiche der vorderen Gekröswurzel im Ge¬ 
kröse ein 15 cm langer Riß, durch den ein ungefähr arm¬ 
langes Stück des Hüftdarms getreten war und dadurch ab- 
geschniirt wurde. 

2. In einem anderen Falle konnte als Todesursache 
Abschnürung eines zirka 1 m langen Hüftdarmstiickes durch 
das zerrissene Netz festgestellt werden. (Statist. Veterinär- 
Sanitätsbericht über die K. Bayer. Armee.) 

Httftgelenksentzttndiug. 

Ein Pferd war hochgradig an Hüftgelenksentzündung 
erkrankt, die jeder Behandlung trotzte. Versuchsweise wurde 
nun das Gelenk nach H o f f m a n n mit 12 Punkten ge¬ 
brannt. In den folgenden 0 Wochen heilten die Brenn¬ 
punkte vollkommen ab ufid die durch das Brennen verur¬ 
sachte Reaktion ging zurück. Die Schmerzhaftigkeit am 
Gelenk und die Lahmheit verschwanden, so daß Patient ge¬ 
heilt entlassen werden konnte. (Ibidem.) 

Über Wumerkranknngeii. 

Von Bezirkstierarzt Troinmsdorff, Freyung. 

Spulwürmer verursachten in einem Falle den Tod 
eines Pferdes. Das betreffende Tier zeigte kurze Zeit Kolik¬ 
erscheinungen und verendete unter den Symptomen der 
Bauchfellentzündung. In der freien Bauchhöhle fanden .sich 
ungefähr 40 Spulwürmer vor, die die Darmwandung durch¬ 
bohrt hatten, während sich zahlreiche andere im Darme be¬ 
fanden. 

Bei einem Reitpferde, das sehr häufig schwitzte und 
ab und zu mit dem Kote Spulwürmer entleerte, gingen nach 
Verabreichung von 2g Arsenik ungefähr 200 Exemplare 
von Ascaris inegaloeephala ab, und, als nach 8 Tagen die 
Dosis wiederholt wurde, nochmal gegen 100 Stück, ln der 
Folge mußte während eines halben Jahres noch wiederholt 
Tart. stibiat. verabreicht werden, um das Tier gänzlich von 
den immer wieder auftretenden Würmern zu befreien. Die 
Ursache der Invasion konnte nicht gefunden werden. Merk¬ 
würdiger Weise blieb ein anderes Reitpferd, das in dem- 



7 


selben Stalle stand und das nämliche Futter und Wasser er¬ 
hielt, von Würmern verschont. (Jahresber. bayr. Tierärzte.) 

Ans der Praxis. 

Yon Bezirkstierarzt Schuhmann, Yilsbiburg. 

Der Bierbrauer U. in G. ersuchte mich, ihm ein Mittel 
fiir seine Kuh, bei der die Nachgeburt noch nicht abgegangen 
sei, zu verabreichen. Ich gab ihm einen Gummischlauch und 
Lysol nebst genauer Gebrauchsanweisung. Nachmittags mel¬ 
dete er mir telephonisch, daß seine Kuh nach dem Einguß 
(6 Liter lauwarmes Wasser zu 30 g Lysol) schwer erkrankt 
sei und daß das Tier die Medikamente gar nicht abschlucken 
wolle. Sofort wurde mir der Irrtum des Tierbesitzers klar, 
weshalb ich schleimige Eingüsse als Gegenmittel anordnete. 
Trotz der Verwechslung, die man kaum für möglich halten 
sollte, konnte die Kuh gerettet werden. Der benützte Gummi¬ 
schlauch war natürlich durch die Kauwerkzeuge des Tieres 
unbrauchbar geworden. (Ibidem.) 


Referate. 

Deich-Olsnitz: Gebärparese. (Jahresbericht über das 
Veterinärwesen im Königreich Sachsen.) 

Eine Kuh war an Kalbefieber erkrankt. Da Instru¬ 
mente zum Einpumpen von Luft nicht vorhanden waren, 
wurde die Kuh auf den Rücken gelegt und das Euter 
längere Zeit massiert (gewalkt). Nach Umfluß von zwei 
Stunden war die Kuh gesund. 

Dr. Zietzschmann- Kamenz: Durchfall) der Kälber. 

(Ibidem.) 

Z. erzielte bei gewöhnlichem Durchfall der Kälber 
mit Therapogen gute Erfolge. Die Kälber erhielten drei 
stündlich einen Kaffeelöffel voll in einer Tasse Gersten¬ 
schleim. 

Robert- Annaberg: Ekzem bei Hunden. (Ibidem.) 

R. verwendete bei akutem, sehr nässenden Ekzem der 
Hunde mit ausgezeichnetem Erfolge Wasserstoffsuperoxyd 
mit Glyzerin 1 : 3. 

Kuhn-Flöha: Ichthynat. (Ibidem.) 

K. äußert sich über das Präparat wie folgt: Ichthynat 
aus der Fabrik von Heyden ist ein Ersatzmittel für Ich¬ 
thyol und als solches von gleich guter Wirkung, dabei aber 




8 


nur halb so teuer als Ichthyol. Die Erfolge der Ekzem¬ 
behandlung mit Ichthynat waren sehr günstig. A. 

Perl: Aus der Praxis für die Praxis. (Tierärztliche 
Rundschau, Nr. 43.) 

1. Teleangiektatische Fibrome beim Rind. 
Eine Kuh blutete an der rechten Halsfläche bald mehr, 
bald weniger, zeitweise fast unstillbar aus mehreren lockeren 
fleischigen Wucherungen von Linsen- bis Haselnußgröße. 
Dieselben fühlten sich derb an, so daß es schien, als ob 
sie in die Muskulatur hineinreichten. Alle Heilversuche 
(Arzneimittel, Glüheisen, partielle Exstirpation) waren nutz¬ 
los. Erst eine Radikaloperation — Herausschneiden der 
betreffenden Hautstücke in Spindelform — brachte Heilung. 
Die mikroskopische Untersuchung eines Hautstückes ergab, 
daß die Neubildungen aus Bindegewebe bestanden und sehr 
gefäßreich waren (teleangiektatische Fibrome). 

2. Galaktogene Parese derNachhand beim 
Rind längere Zeit vor dem Kalben. Eine acht¬ 
jährige Kuh erkrankte vier Wochen vor dem Kalben an 
einer akuten Mastitis und zu gleicher Zeit auch unter dem 
Bilde der Gebärparese. Sie fing an zu schwanken, konnte 
sich nicht mehr auf den Beinen halten und verfiel in Koma. 
Da für die Luftinfusion das Drüsengewebe nicht passierbar 
war und eine Besserimg deshalb aussichtlos erschien, wurde 
das Tier geschlachtet. 

Eine 10jährige Weidekuh erkrankte vier Monate vor 
dem Kalben nachts an Parese der Nachhand und Versiegen 
der Milch bei freiem Bewußtsein. Wiederholte freiwillige 
Aufstehversuche vergeblich. Da Einreibungen der Lenden¬ 
gegend mit 01. Terebinth 50,0, Liq. Ammon, canst. 30,0 
erfolglos blieben, wurde nachmittags Luftinfusion ins Euter 
appliziert. Abends 10 Uhr stand das Tier auf, doch fiel es 
sofort wieder nieder. Erst am anderen Morgen konnte 
die Kuh wieder aufstehen, zeigte Appetit und genas in 
kurzer Zeit. 

Bei derartigen Paresen hat Yerf. mit Luftinfusionen, 
oder mit dem faradischen Strom, sowie mit Einreibungen 
der Lendengegend sehr befriedigende Erfolge erzielt. 

Für diese Erkrankungen schlägt Verf. zum Unterschied 
von der eigentlichen Gebärparese die Bezeichnung galak- 
togene oder mammogene Parese vor. 

3. S e k t i o caesarea bei trächtigen Schlacht¬ 
kühen. In den meisten Fällen, in welchen eine Kuh bis 
längstens vier Wochen vor dem Kalben geschlachtet werden 



9 


mußte, führte Verf. die Sektio caesarea in unmittelbaren 
Anschluß an die Betäubung aus. Die durch die Schnitt¬ 
öffnung eingeführte Hand sucht den Uterus mit dem Kalbe 
auf, ein Stück des Uterus wird nun angeschnitten und 
dann das Kalb nach Verbringen in die entsprechende Lage 
extrahiert. 

4. A’mputation des Uterus bei der Ziege. 
In einem Falle wurde mit der elastischen Ligatur (guter 
Gummischlauch, wiederholte Touren, Festnähen) ein glatter 
günstiger Erfolg erzielt. R a b u s. 

Schenzle: Akarusräude beim Pferd. (Deutsche 
Tierärztliche Wochenschrift, 1909, Nr. 50.) 

Ein Pferd zeigte schon seit Monaten an Kopf und 
Hals haarlose Stellen, die allmählich immer größer wurden. 
Die weiche, elastische Haut wies nirgends Entzündungs¬ 
erscheinungen auf, Juckreiz machte sich nicht bemerkbar. 
Das Ausfallen der Haare geschah allmählich, so daß zu¬ 
nächst nur haardünne Flecken auftraten. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab den über¬ 
raschenden Befund, daß sich an allen kahlen Stellen Akarus- 
milben vorfanden. Die Behandlung nach Ostertag 
(Schmierseife, 7°/oiges Karbolglyzerin) schien zunächst von 
Erfolg begleitet zu sein, da auf den großen nackten Flächen 
allmählich neue Härchen hervortraten. Nach einigen 
Wochen fiel jedoch auf, daß nun fast am gänzen Körper 
mit Ausnahme der Extremitäten ganz kleine haarlose 
Stellen vorhanden waren, auf denen sich ebenfalls Milben 
nachweisen ließen. Jetzt wurde das Verfahren nach Gmeiner 
angewandt: tägliches Einreiben der erkrankten Partien mit 
01. Carvi, Spirit, aa 10,0, Ol. Ricin. 150,0, alle 8 Tage 
Baden des ganzen Tieres mit 1 °/o iger Schw r efelleberlösung. 
Nach Verlauf von 4 Wochen konnte man schon reichlich 
neue Haare zutage treten sehen und ein stetiges Fort¬ 
schreiten der Heilung feststellen, doch dauerte es noch lange 
Zeit, bis die letzten Reste des Leidens verschwunden waren. 

Eine Übertragung auf die übrigen Pferde desselben Stalles 
war trotz Benützung des gleichen Putzzeuges nicht erfolgt. 

Oppermann: Ein interessanter Milzbrandfall beim 
Rind. (Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, 1909, Nr. 51.) 

Eine Kuh zeigte plötzlich rasch zunehmende Schwäche; 
in der Annahme, daß es sich um eine Fremdkörperer¬ 
krankung handle, ließ der Besitzer die Notschlachtung vor¬ 
nehmen. 



10 


Auf Grund des Befundes bei der Fleischbeschau konnte 
zunächst eine bestimmte Diagnose nicht gestellt werden. 
Milz kaum vergrößert, Pulpa braunrot, nicht zerfließlich. 
Darmserosa, Brust- und Bauchfell spiegelnd. Fleischlymph- 
drüsen sämtlich geschwollen. Unter der Schleimhaut der 
Trachea und des Duodenums Blutungspunkte. Serosa des 
Labmagens getrübt, Submukosa sulzig geschwollen und 
von streifigen Blutergüssen durchzogen. Das Sektionsbild 
konnte sehr wohl für eine septische Magendarmerkrankung 
sprechen, wie sie beim Rind nicht selten vorkommt. Die 
mikroskopische Untersuchung eines Stückchens Milz, Nieren¬ 
drüse und Labmagenschleimhaut ergab jedoch in allen 
3 Proben die Anwesenheit zahlreicher typischer Milzbrand¬ 
bazillen. L i n d n e r. 

W. Walzow und G. Sacharow: Über den Einfluß 
der Bierhefe auf den Organismus. (Nach einem Referat 
in der Münchner med. Wochenschrift, 1909. Nr. 45.) 

Im Institut der allgemeinen Pathologie der Universi¬ 
tät Moskau stellten die beiden Autoren eine Reihe von Ver¬ 
suchen an Hunden an, um die Veränderung im Opsonin¬ 
gehalt des Blutes unter dem Einfluß der Einführung von 
Bierhefe in den Organismus klarzulegen. Die Versuche 
stimmten alle dahin überein, daß unter der Einwirkung der 
Bierhefe stets eine Erhöhung des opsonischen Index zu 
konstatieren war. Setzt man den normalen Index = 1, 
so wurde er nach fünftägiger Fütterung mit Hefe min¬ 
destens bis zu 1,407 und im Maximum bis zu 1,930 d. h. 
um das 1 1 /s bis 2 fache Streptococcen gegenüber erhöht 
und mindestens bis zu 1,586 und im Maximum bis 1,609 
d. h. um das D/a fache Staphylokokken gegenüber gesteigert. 
Die Widerstandskraft des Organismus Eitererregern gegen¬ 
über nimmt langsam ab und bleibt noch einige Zeit nach 
Aussetzung der Behandlung bestehen. Die Steigerung der 
Phagozytose dient als Index für die Erhöhung der Wider¬ 
standsfähigkeit des Organismus den Infektionserregern 
gegenüber. Damit ist die Brauchbarkeit der Bierhefe für 
Staphylokokken- und Streptokokkenerkrankungen erwiesen. 
Die Hefe ruft — wohl durch ihren Nuclei'ngehalt — eine Iiyper- 
leukozytose hervor und steigert den Opsoningehalt, mobilisiert 
somit die Schutzkräfte des Organismus. Jako b. 

Gmein er: Detnodex folliculorum des Menschen 
und der Tiere. (Berl. T. Wochenschrift, 1909, Nr. 39.) 

Auf Grund eingehender Untersuchungen über die ver¬ 
gleichende Pathologie des Demodex der Menschen und Tiere 



11 


kommt G. zu dem Resultat, daß der Acarusmilbe als solcher 
eine pathologische Rolle nicht zufällt, daß sie insbesondere 
bei den Tieren als die Ursache der sog. Acarusräude nicht 
angesprochen werden darf. Beim Hunde können die Acari 
— entgegen der bisherigen Anschauung — nur insoferne 
eine mittelbare pathogenetische Rolle für sich beanspruchen, 
als ihre Ansiedlung und Fortpflanzung in den Haarbälgen 
und Talgdrüsen günstige Bedingungen für die Invasion und 
pathogene Wirkung von Spaltpilzen schafft. 

Die Acari verursachen ihrerseits nur eine geringfügige 
Läsion des Epithels sowie eine Ausweitung und Ausbuch¬ 
tung der Haarbälge und Talgdrüsen. Erst durch das Hin¬ 
zutreten von Spaltpilzen und zwar des Staphylococcus pyo¬ 
gen us albus entsteht die eitrige Folliculitis und Perifolliculitis. 

Die Untersuchungen haben einen Weg zur rationellen 
Behandlung der Räude ergeben. Das angewandte Arznei¬ 
mittel muß lediglich die Parasiten töten, ohne die Haut zu 
verändern, damit diese nicht durch Läsion der Oberhaut 
für eine Staphylococceninfektion empfänglich gemacht wird. 

G. läßt die Haare an den erkrankten Stellen abscheeren 
und die Tiere in l /*—l°/oiger Schwefelleberlösung baden. 
Hierauf werden die affizierten Partien mit einigen Tropfen 
einer Lösung bestehend aus: Ol. C’arvi, Spiritus aa 5,0 Ol. 
Kicini 75,0 gründlich eingerieben. Die Prozedur soll ge¬ 
wöhnlich einmal pro die vorgenommen und alle acht Tage 
dem Tiere ein 1 / 2 °/o iges Schwefelleberbad gegeben werden. 

In einer Gießener Dissertation hat Beck 37 Fälle 
l»eschrieben, in welchen durch die Therapie nach Gmeiner 
vollständiger Heilung erzielt wurde. Die Behandlung dauerte 
durchschnittlich 4—6 Wochen und betraf sowohl die squamöse 
als auch die pustulöse Form der Acariasis. Da die meisten 
der geheilten Patienten monate- und selbst jahrelang von 
Zeit zu Zeit kontrolliert wurden, ohne daß Recidive zur 
Beobachtung kam, darf man wohl von dauernder Wirkung 
sprechen. Um dies zu erreichen, bedarf es nach Beck 
..freilich immer vieler Geduld, vieler Zeit, vielen Fleißes“. 

M. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Haferwert. 

Bereits früher wurde über das vorgenannte Futter¬ 
mittel welches als Ersatzmittel für Hafer dienen soll in die¬ 
ser Wochenschrift berichtet. Haf e r w o r t besteht aus 
einem Gemische von Trockensehnitzolu, Reismehl, Mais- 



12 


abfall, Abfall von Haber, Roggen, Weizen, Lein, KartofEel- 
pulpe; die Mischung soll ferner noch etwas geröstete Cere¬ 
alien mit etwas Schwefel enthalten. An Reklame für Hafer¬ 
wert fehlte es nicht und wollte man die Mischung nach 
dem Inhalte der Reklameartikel beurteilen, so müßte man 
zu dem Schlüsse kommen, daß Haferwert bei der Fütte¬ 
rung Wunderdinge bewirke. Objektive Beobachtungen von 
fachkundiger Seite ergaben aber entgegengesetzte Urteile: 
so berichtete Bezirkstierarzt Steffani über durchaus 
schlechte Erfahrungen, welche man bei der Fütterung von 
Haferwert an Pferde machte. Die betreffenden Pferde 
wurden erst wieder leistungsfähig und normal bezüglich 
Gesundheit und Ernährungszustand als man statt Hafer¬ 
wert wieder Hafer fütterte. Es wurden aber auch geradezu 
gesundheitsschädliche Wirkungen von Haferwert konstatiert. 
Eine diesbezügliche Mitteilung von Veterinärrat Kunze- 
Chemnitz im Bericht über das Veterinärwesen im König¬ 
reich Sachsen lautet: Die hiesige Posthalterei hatte eine 
größere Menge von diesem Haferersatzmittel bezogen und 
es mit Hafer und Häcksel, etwa zur Hälfte vermischt, ver¬ 
füttert. Nach etwa vierzehntägiger bis dreiwöchiger Ver¬ 
abreichung stellte sich eine Anzahl von Erkrankungen 
leichter, schwerer und schwerster Art in Form von Magen- 
Darmkatarrhen und Koliken ein, welche nach den Angaben 
des behandelnden Tierarztes auf die Verabreichung jenes 
Futtermittels zurückzuführen waren und auch einige Todes¬ 
fälle zur Folge hatte. 

Durch diese Angaben des behandelnden Tierarztes 
kam die Angelegenheit zum Prozeß und im Verlauf der 
Verhandlung durch Vernehmung von Sachverständigen — 
Tierarzt und Nahrungsmittelchemiker — wurde der Beweis 
erbracht, daß das gedachte, aus acht verschiedenen Bestand¬ 
teilen zusammengesetzte Futtermittel (beziehungsweise einige 
Bestandteile desselben) schon vor dem Mischen verdorben 
mit Schimmelpilzen und Dauersporen behaftet gewesen war 
und daß es infolge dieses Nachweises einmal schon vor 
der Ablieferung verdorben und gesundheitsschädlich ge¬ 
wesen war, auch weiterhin als die Ursache zu jenen Er¬ 
krankungen und letalen Ausgängen angesehen werden 
mußte. A. 


Teures Zuchtvieh. 

Auf dem Verbandsmarkte der Schweizer Fleckvieh¬ 
zuchtgenossenschaften zu Ostermundingen war, wie die 
Deutsche landwirtschaftliche Tierzucht mitteilt, wohl die 



13 


interessanteste Kollektion der Simmentaler Bulle „Milano“ 
mit seinen 14,7—12 Monate alten Söhnen. „Milano“ besitzt 
eine wunderbare Vererbungskraft, von den 14 Söhnen wur¬ 
den 13 zu 2000—5000 Frcs. verkauft, für einen acht Monate 
alten wurden vergeblich 6000 Frcs. geboten, für Milano 
selbst vergeblich 10000 Frcs. M. 

Renngewinne. 

Im Laufe des verflossenen Jahres gewannen die Nach¬ 
kommen des berühmten Hengstes „Ard Patrick“ auf deut¬ 
schen Flachrennen ungefähr eine 1 /2 Million Mark. Den größten 
Beitrag zu dieser Summe, nämlich mehr als 100 000 Mk. 
lieferte „Marabou“ in Graditz. Ard Patrick von „St. Florian“ 
von „St. Simon“ a. d. „Morganette“ von „Springfield“, 
1899 geboren, wurde gezüchtet von Mr. Gubbius in Irland. 
Die deutsche Gestütsverwaltung erwarb das Tier im Jahre 
1903 für das Vollblutgestüt Graditz um die Summe von 
420 000 Mk. A. 


Verschiedenes. 

Ehrung. 

Dem Kgl. Oberregierungsrat von Beisswänger, 
Mitglied des Medizinalkollegiums in Stuttgart, wurde von 
der vereinigten med. Fakultät der Universität Giessen die 
Würde eines Dr. med. vet. honoris causa verliehen. 


Rektor magnificus an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. 

Zum Rektor magnificus an der Tierärztlichen Hoch 
schule Berlin wurde für die kommende 3 jährige Amtsperiode 
der Prof. Dr. med. et. phii. Richard Eberlein, Vorstand 
der chirurg. Klinik gewählt. 

Notiz. Unter den für den Weihnachtsbedarf in 
Rothenburg geschlachteten Schweinen befanden sich zwei 
trichinöse. Die Tiere stammen aus der Stallung eines 
Rothenburger Schmiedes. Es ist also bereits bei acht 
Schweinen aus Rothenburg Trichinose festgestellt worden. 

Böhm. 


Petitionen des allgemeinen Verbandes der Studierenden 
der Tierärztlichen Hochschule München an das Kgl. Bayer. 
Staatsministerium und an die Kammer der Abgeordneten. 

In Nummer 46 der Wochenschrift wurde mitgeteilt, 
daß der allgemeine Verband der Studierenden der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule den Beschluß gefaßt habe, Petitionen 



14 


an das Kultusministerium und den bayerischen Land¬ 
tag zu richten, in welchen die unhaltbaren Zustände an 
einzelnen Instituten der Hochschule geschildert und um 
deren Beseitigung gebeten werde. 

Inzwischen sind die Eingaben an die genannten Stellen 
eingereicht worden. Der Raum der Wochenschrift erlaubt 
nicht, den Inhalt der Petitionen in extenso abzudrucken. 
Zudem erscheint dies nicht erforderlich, da deren Inhalt 
bereits in der Tagespresse veröffentlicht worden ist. 

Der allgemeine Verband der Studierenden schildert 
zunächst in eingehender Weise die nach verschiedenen 
Richtungen äußerst mangelhaften Verhältnisse am ana¬ 
tomischen Institute, vor allem die ungenügenden Raum¬ 
verhältnisse daselbst, so daß die Präparierübungen in voll¬ 
kommen ungeeigneten licbtarmen Räumen abgehalten werden 
müssen, Umstände, die es nur einem Teile der Präparanten 
möglich machen, sich die nötigen Kenntnisse und Fertig¬ 
keiten anzueigen. Zu Allem komme noch, daß der Haupt- 
raum zu anatomischen Arbeiten an den Aufbewahrungsort 
für anatomische Präparate anstoße. Dieser sei so mangel¬ 
haft, daß er eine sachgemäße Aufbewahrung und Konser¬ 
vierung der Präparate nicht gestatte; aus ihm strömen 
daher fortwährend Fäulnisgase in den Hauptarbeitsraum, 
so daß dieser für die Arbeitenden geradezu gesundheits¬ 
schädlich werde. 

Noch ungünstiger lauten die Darlegungen, welche 
das pathologische Institut betreffen. Noch mehr als im 
ersten Institute werden bezüglich dieser Abteilung der 
Platzmangel und die sanitätswidrigen Verhältnisse sowohl 
in den kleinen Arbeitsräumen als insbesondere auch im 
Sektionslokale beklagt. Es wird ausgeführt, daß es den 
Dozenten unter den herrschenden Verhältnissen unmöglich 
ist, den Unterricht in den für die Studenten so wichtigen 
Fächern der pathologischen Anatomie, Seuchenlehre mit 
Bakteriologie und Serologie wie an anderen tierärztlichen 
Hochschulen den neuzeitlichen Anforderungen entsprechend 
zu erteilen. Endlich ist in den Ein galten dargelegt, daß 
auch das geburtshilfliche Institut bescheidenen Anforde¬ 
rungen in bezug auf Hygiene und Einrichtungen für den 
praktischen Unterricht nicht entspricht. 

Im weiteren ersucht der allgemeine Verband um Ein¬ 
führung der Kollegiengelder, Erlaß eines Hochsclmlstatutes, 
Zulassung von Privatdozenten und (iewährung des Promo¬ 
tionsrechtes. 



15 


Militärveterinärkorps. 

In der Sitzung der bayer. Kammer der Abgeordneten 
an 15. Dezember trat der Abgeordnete Prof. Dr. Günther 
gelegentlich der Besprechung des Militäretats warm für 
die bayer. Militärveterinäre ein und erklärte unter Anderem, 
er halte es für angezeigt, daß der Stand der Militärveterinäre, 
der außerordentlich Tüchtiges leiste und bisher einigermaßen 
eine Aschenbrödelrolle spielen mußte, gehoben werde. Im 
Weiterem führte der Abgeordnete folgendes aus: 

Wenn ein bayerischer Militär-Veterinär einen Vergleich zieht 
zwischen seiner Position und der eines Militärapothekers, einiger 
Kategorien der Militärbeamten, der Zeug- und Feuerwerksoffiziere, 
wird er einige bittere Gefühle empfinden. Er sehe keinen Grund 
ein, warum der Veterinär z. B. dem Militärapotheker gegenüber im 
Nachteil sein soll; es läßt sich kaum bestreiten, daß diese beiden 
Kategorien ungefähr gleich wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. 
Ganz besonders schlimm stelle sich die Sache, wenn der Militär¬ 
tierarzt seine Stellung mit dem in Parallelle bringt, was für Zivil¬ 
tierärzte gilt. Der Bezirkstierarzt in Zivil werde erreicht im Alter 
von 38 —39 Jahren, der Stabsveterinär, im Alter von 40 —45 Jahren. 
Der Bezirkstierarzt ist selbständig, beim Stabsveterinär lasse die 
Selbständigkeit zu wünschen übrig. Der Bezirkstierarzt stehe in 
Klasse 7 auf derselben Stufe wie der Major, der Stabsveterinär 
rangiere hinter Hauptleuten und Rittmeistern. Der Bezirkstierarzt 
darf nicht nur, sondern soll Praxis ausüben; dem Stabsveterinär ist 
dieses nicht verwehrt, es ist ihm das aber in der Regel unmöglich, 
weil ihn der Dienst daran hindert. Dazu kommt, was beim Bezirks¬ 
tierarzt aussteht, daß der Stabsveterinär reit- und felddienstfähig 
bleiben muß. Der Kreistierarzt habe den Rang eines Regierungs¬ 
rates und gehöre in Klasse 6, stehe also mit dem Oberstleutnant auf 
gleicher Stufe, der Korpsstabsveterinär aber in 7 hinter dem Major, 
so daß er auch hier seinen Zivilkollegen zu beneiden Ursache habe. 
Der Vergleich mit den Militärärzten sei auch kein vorteilhafter, ob¬ 
gleich die Militärveterinäre auf der andern Seite im Ernstfälle allen 
Wechselfällen des Krieges wie irgend ein anderer Truppenoffizier 
oder Soldat ausgesetzr sind. Für sie gebe es keine Genfer Kon¬ 
vention, die erfreulicherweise für den Militärarzt bestehe und wenig¬ 
stens in der großen Mehrzahl der Fälle Leben und Gesundheit unter 
den Schutz eines internationalen Gesetzes stellt. 

Der Vergleich des Avancements der bayerischen Veteri¬ 
näre gegenüber solchen in anderen Bundesstaaten fälle auch für die 
bayerischen Veterinäre ungünstig aus. Ein lebhafter Wunsch der 
beteiligten Kreise gehe dahin, daß noch eine neue Charge der 
Oberstabsveterinäre mit Majorsrang eingoführt werde. Der 
Stabsveterinär sei der Theorie nach dem Hauptmann oder Ritt¬ 
meister gleichgestellt, dann komme der Korpsstabsveterinär, der dem 
Major gleichgestellt erachtet werde, während er eigentlich den Rang 
eines Oberstleutnants haben sollte, und endlich komme noch der 
Generalveterinär als Oberst. Diese Lücke sei in anderen Dienst¬ 
zweigen nicht in dem Grade vorhanden, sie könnte und sollte durch 
Schaffen von Oberstabsveterinärstellen mit Majorsrang und die Ver¬ 
leihung des. Oberstleutnantsrang an die Korpsstabsveterinäre aus¬ 
geglichen werden. 



16 


In der Sitzung der Abgeordnetenkammer am 20. De¬ 
zember kam auch der Abgeordnete L o i b e 1 auf die Militär¬ 
veterinärreform zu sprechen und erklärte, daß sich unsere 
bayer. Militärveterinäre tatsächlich in einer mißlichen Lage 
befinden und er möchte das, was der Abgeordnete Günther 
in dieser Richtung mitgeteilt habe, unterstreichen und noch 
ergänzen. Zu erwähnen sei hiebei, daß die bayer. 
Militär veterinäre das Studium auf der Hoch¬ 
schule aus eigenen Mitteln zu bestreiten haben und 
daß ihnen diese Studienjahre nicht in ihre Dienstzeit ein¬ 
gerechnet worden, was bei den andern Kontingenten der 
Fall sei. 

Der Militäretat zeige, daß ein Veterinäroffizierkorps er¬ 
richtet werden solle. In diesem seien Oberstabs veterinär¬ 
stellen vorgesehen; während nun aber beim Sanitätskorps 
die Oberstabsärzte Rang und Gehalt der Majore haben, 
sollen beim Veterinärsanitätskorps Stabs- und Oberstabs¬ 
veterinäre in die gleiche Klasse gestellt werden. Der Unter¬ 
schied bestehe lediglich darin, daß der Oberstabsveterinär 
auf grund längerer Dienstzeit einen etwas höheren Gehalt 
beziehe. Für den Korpsstabsveterinär sei Rang und Gehalt 
des Majors vorgesehen, während dem Generaloberarzt, des¬ 
sen Stellung derjenigen des Korpsstabsveterinär entspreche, 
Rang und Gehalt eines Oberstleutnant zukomme. 

Diese Verhältnisse bekunden eine Anomalie und 
Inkonsequenz in der Reform. Er glaube nicht, daß sie 
aus Rücksicht auf die Humanärzte bestehe, sondern sie sei 
wohl mit Bezug auf Sparsamkeit erfolgt; er sei der Ansicht, 
daß Sparsamkeit hier sehr am unrichtigen Platze in An¬ 
wendung käme. Die Wichtigkeit des Dienstes, welche 
den Militärveterinären zukomme, sei eine außerordentliche, 
das Material, welches ihnen anvertraut, repräsentiere einen 
Wert von vielen Millionen, das Studium und die Bildung, 
welche die Militär veterinäre besitzen, rechtfertige vollkom¬ 
men die Gleichstellung'“ des Veterinärsanitätskorps mit dem 
Sanitätskorps. 

Es liege im Interesse der Militärververwaltung hier 
eine bessernde Hand an die Reform anzulegen und sie 
konsequent durchzuführen; er würde es begrüßen, wenn 
man im Ministerium wieder eine eigene Referenten¬ 
stelle schaffen würde, wie eine solche vor 67 Jahren bereits 
bestanden habe; sie wäre im Interesse der Beförderung der 
Militärveterinäre und im Interesse des Dienstes erforderlich. 
Es bestelle von Seiten der Interessenten die Befürchtung, 
daß die Militärverwaltung nicht den ganzen Betrag der 



17 


Quote, welche für die Militärveterinäre im Reichshaushalt 
für Bayern ausgeworfen wird, für diesen Zweck verwenden, 
sondern Einsparungen auf Kosten der Militärveterinäre 
machen könnte; er glaube, daß dieses nicht der Fall sei 
und wäre dem Minister dankbar, wenn er seine Auffassung 
als die richtige erklären wollte. A. 

Medizinal- und Veterinärwesen. 

Die deutsche Arzneitaxe 1910 wird im Verlaufe dieses 
Monats im Verlage der Weidmannschen Verlagsbuch¬ 
handlung in Berlin SW. 68, Zimmerstraße 94, erscheinen 
und ist im Buchhandel zum Ladenpreise von 1,20 Mk. für 
ein in Leinen gebundenes Exemplar zu beziehen. 


Drackfehlerberichtignng. 

Es ist zu lesen: Seite 751, Zeile 17 von oben der statt die; 
Seite 771, Zeile 2 von oben wulstigen statt multiplen; Seite 820, 
Zeile 2 von oben Wismutmonotannat statt Wisroutraervotannat ; 
Seite 854, Zeile 20 von oben Remontepferd statt Rennpferd; Seite 885’ 
Zeile 6 von unten Haferspelzen statt Haferspitzen. 1 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Veterinärrat Johann Minden 
wurde der Titel „Geheimer Veterinärrat“, den Kreistierärzten 
Dr. Behme, Hertel, Jakobi, Kaiser, Sporleder, Tannen- 
bring der Titel „Veterinärrat“ verliehen. 

Tierarzt Friedrich Meier in Hollfeld (Oberfr.) wurde zum 
Distriktstierarzt daselbst und der Tierarzt Al. Geller zum Vor¬ 
sitzenden des Geflügelzucht und Vogelschutzvereines für Holzkirchen 
and Umgebung gewählt. 

Niederlassung: Ganter Engelbert, Distriktstierarzt in 
Ostrach (Hohenzollern), als solcher nach Schwaigern (Wttbg.), 
Bickele Friedrich aus Rindelbech in Gaildorf (Wttbg.). 

Approbationen: in Berlin die Herren Hagen Fritz aus 
Zossen, Kucke Arthur aus Küstrin und Wald mann Otto aus 
Pforzheim, in Dresden die Herren Kronholm Gösta aus Wiborg, 
Tscherpe Ludwig aus Chemnitz und Winkler Wilhelm aus 
Weidenbach; in Gießen die Herren Blüm Philipp aus Gundheim, 
Brücker Karl aus Ilbenstadt, Gründler Ernst aus Neukirchen, 
Hagen Hermann aus Strählen, Kühl Klemens aus Meppen, Lasch 
Paul aus Köln, Metz Karl aus Gau-Wernheim und Schneeberger 
Richard aus Zdar. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
Beiz Friedrich aus Stuttgart. Böckh Hans ausEuingen, Dolz Fried¬ 
rich aus Tuttlingen. Huck Willy aus Wiesbaden, Krug Julius 
aas Freiburg, Reichert Gustav aus Hofheim, Schwab Gustav aus 
Straßburg, Taschner Hugo aus Schulen; in Leipzig die Tierärzte 
Huber Friedrich aus Dresden, Keim Hermann aus Schwarzenberg, 


18 


Schattke Adolf aus Dresden; in Hern die Tierärzte Balzer Franz 
aus Rostock, Dietrich Paul aus Wilmersdorf, Ehrle Fritz aus Hof¬ 
geismar, Pragon Joseph aus Call, Stolte Franz aus Hörde; in Zürich 
Tierarzt Steinbach Kurt aus Thammenheim (Sachsen). 


iW Von Band IV der „Vorschriften für das 
Veterinärwesen in Bayern“ sind die ersten Nummern 
erschienen. "3KB 


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Maß, Gewicht und Gehalt und geben zu den billigsten 
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20 



























Münchenei 4 



(Mler: Wocbensclinft für TierheiltnndB und YieMnoit). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 11. Januar 1910. Nr. 2. 


Inhalt: Originalartikel: Jöhnk: Invagination des Blind¬ 
darmes beim Rinde. — Wagner: Herpes tonsurans. — Entzün¬ 
dung und Nekrose der linken Kinnbackendrüse. — Chronische 
Gehirnwassersucht. — Referate: Albrecht: Über Collargol- 
behandlung bei septischen Erkrankungen. Holterbach: Echinacea 
angustifolia. Ein neues Wundmittel und Spezifikum gegen In- 
flueuza der Pferde und Blutvergiftung. Hennemann: Multiple 
Papillome bei einem Hund. Albrecht: Zur Kenntnis der Ent¬ 
wicklung der Sklerostomen beim Pferde. — Tierzucht und 
Tierhaltung: Gründung eines Reichsverbandes deutscher 
Ziegenzuchtvereinigungen e. V. Kälberfütterungsversuche mit 
Magermilch, welcher teils Stärke, teils durch Diastasolin ver¬ 
zuckerte Stärke zugesetzt wurde. Schutz den Pferden. Pferde¬ 
rennen auf dem St. Moritzer See. Hengstkörung in Oldenburg. 
— Verschiedenes: Rangverhältnisse der Ingenieure und 
Chemiker bei den militärischen technischen Instituten. Badische 
Tierärztekammer. Trichinenschau. Einführung der Trichinen¬ 
schau in Metz. Viehseuchen-Nachrichten. — Bücherschau. 
— Berichtigung. — Personalien. 


Invagination des Blinddarmes beim Rinde. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Darm-Invaginationen sind im allgemeinen selten; sie 
werden beim Rinde noch relativ am hau listen beobachtet. 
Der Lieblingssitz der Einschiebung ist nach Oadeac (1*) 
und R uchte (2) der Leerdarm am Übergänge ins Jleum. 
Die von mir beobachteten Invaginationen befanden sich mit 
dieser Ausnahme ebenfalls am Übergange des Jejunums in 
das Ileum, worauf ich schon einmal hinwies (3). Einstül¬ 
pungen des Darmes an anderen Stellen sind beim Rinde 
äußerst selten. Eine Invagination des Dünndarmes in das 


*) Die in Klammern beigesetzten Ziffern beziehen sieh aut 
die am Schlüsse angefügten Literaturangaben. 





22 


Coecum sahen Cadeac und Perussei (4). Einschie¬ 
bungen des Colons in sich selbst, wurden von G u i 11 a r d (5) 
und S t r e b e 1 (6) gefunden, während der einzige bisher 
beim Rinde beobachtete Fall von Invagination des Blind¬ 
darmes von Cadeac und P e r u s s e 1 [1. c.] beobachtet 
wurde. 

Im Oktober 1909 hatte ich Gelegenheit, bei einem 
7 Monate alten weiblichen Rinde eine Einschiebung des 
Blinddarmes in sich selbst und in den Anfangsteil des Colon 
zu beobachten. Nach den Angaben des Besitzers H. M. in N. 
soll das Tier einen Tag zuvor unter krämpfeartigen Erschei¬ 
nungen erkrankt sein, seither nichts mehr fressen und blu¬ 
tige Abgänge aus dem After zeigen. Eine Behandlung wird 
nicht gewünscht, da der Wert des — nicht ins Herdbuch 
aufgenommenen — Jungrindes nur unerheblich ist. 

Ich konnte folgenden Befund erheben: Mäßig ge¬ 
nährtes weibliches Rind der schwarz-bunten Niederungs¬ 
rasse, liegt auf der Weide und ist nicht zum Aufstehen zu 
bewegen. Die vier Gliedmaßen sind untergeschlagen, der 
Kopf wird gestreckt vorausgehalten und auf die Erde ge¬ 
stützt. Das Haarkleid ist rauh, die Hautoberfiäche und die 
Ohren fühlen sich kalt an. Der Blick ist trübe und die Augen 
sind in die Orbita eingesunken. Das Flotzmaul ist trocken 
und nicht perlend. Der Puls (axillar.) ist unfühlbar, Herz¬ 
töne sind rein, in der Minute erfolgen 94 Aktionen. In der 
Respiration sind Veränderungen nicht nachzuweisen. 

Nahrungsaufnahme wird völlig verweigert. Die Bauch¬ 
decken sind nicht gespannt, Druck erzeugt keine Schmerzen. 
Bei Palpation des Pansens entsteht ein „schwappendes“ Ge¬ 
räusch. Der Schwanz und die Umgebung des Afters sind 
mit blutigen, schmutzigen Massen beschmiert. Das auf 
Unterbrust, und Bauch liegende Tier wälzt sich auf eine 
Seite, streckt alle Viere von sich und drängt unter Stöhnen 
heftig auf den Darm. Es erfolgt Abgang einer größeren 
Menge blutig-roter, schmutziger Gerinnsel, in denen neben 
geronnenen, kleinen Blutklumpen auch fibrinähnliche Ge¬ 
bilde zu ermitteln sind. Nach Beendigung des Drängens 
legt sich das Tier dann wieder auf die Unterbrust. Eine 
rektale Untersuchung war der Enge des Darmes wegen un¬ 
möglich. Die im Mastdarm ermittelte Temperatur betrug 
39,2° C. 

Auf Grund dieser Erscheinungen konnte ich keine 
sichere Diagnose stellen; ich glaubte eine Darmverlagerung 
als vermutliche Ursache der Krankheit beschuldigen zu 



23 


können. Da der Besitzer bei dem geringen Werte des 
Rindes zu einer event. längeren Behandlung nicht bereit 
war, so wurde Schlachtung beschlossen. 

Sektion am 8. X. 09: Bis auf den Darmkanal waren 
an den einzelnen Organen keine Veränderungen nachzu¬ 
weisen. Die Vormägen sind mit dünnbreiigem Inhalte ge¬ 
füllt, aber ohne pathologische Veränderungen. Einige Dünn¬ 
darmschlingen sind kontrahiert, andere enthalten dünn¬ 
flüssigen Inhalt, besonders gegen das Ileuin zu erfolgt eine 
Aufweitung des Darmes durch den Kot. Der Dünndarm 
selbst weist glatte, spiegelnde Serosa und in Falten gelegte, 
mit Schleim bedeckte Mukosa auf. Die Grimmdarmscheibe 
läßt außer einer zirka 10 cm langen rötlichen Verfärbung 
des Anfangsteiles des Colons bei oberflächlicher Betrach¬ 
tung keine Veränderungen erkennen; auffällig, ist das 
Fehlen des Blinddarmes. Nach näherer Untersuchung finde 
ich das Coecum in den Anfangsteil des Colons eingeschoben, 
das Gekröse ist in Form eines Stranges mit in die Einstül¬ 
pung einbezogen. Analwärts ist das konische Endstück des 
invaginierten Darmes durch Palpation leicht nachzuweisen, 
es befindet sich etwa 10 cm abwärts von der Einmündungs¬ 
stelle des Ileums und dieses ganz verlegend. Am oralen 
Ende der Invagination, am übergange des äußeren in den 
inneren Darmzylinder befindet sich eine Vertiefung, in die 
ein Finger eingeführt werden kann. 

Die oben erwähnte zirka 10 cm lange rötliche Ver¬ 
färbung des Colons beginnt an der Einmündung des Hiift- 
darmes. Das nicht in die Einschiebung einbezogene Stück 
des Blinddarmes ist äußerst blaß und hebt sieh scharf von 
der Verfärbung ab. 

Am konischen Ende des eingeschobenen Darmes wird 
das Colon aufgeschnitten, es enthält geronnenes Blut, mit 
Schleim und schmutzigem fibrinösem Exsudat vermischt. 
Das ganze anale Colon enthält keinen Kot, sondern nur die 
erwähnten blutigen Massen. Durch fortschreitenden Druck 
auf das kegelförmige Ende des invaginierten Coecums ge¬ 
lingt es, die Einschiebung zu lösen. Die Serosa des einge¬ 
stülpten Abschnittes ist leicht injiziert, Blutungen fehlen 
jedoch. Die Länge des eingeschobenen Stückes beträgt 29cm : 
es wird jetzt auch aufgeschnitten. Die Mukosa ist in Falten 
gelegt und durch zahlreiche feinste Blutungen rot verfärbt. 
Die Submukosa ist serös-blutig infiltriert und bat deshalb 
rötliche Farbe. Die Wandung des Blinddarmes bat eine 
Stärke von 1 cm. 



24 


Tin Colon ist die Schleimhaut soweit geschwollen und 
mit Blutungen durchsetzt, als die von außen erkennbare 
rote Verfärbung reicht. 

Auf der Schleimhaut des Coecums und Colons und 
im blutigen Inhalt des Darmes sind zahlreiche männliche 
und weibliche Exemplare von Trichocephalus affinis vor¬ 
handen. 

Das Exsudat besteht aus einem Gerüstwerk feinster 
Fäden und zahlreichen Kundzellen. 

Literatur: 

1. Cadeac: Rathol. intern, des anini. dom.. 1896, Bd II, pag. 291. 

2. Ru eilte: Repertorium f. Tierheilk., 1847, pag. 122. 

3. Jölink: Herl. Tieriirztl. Woelienschr, 1908, pag. 690. 

4. Cadeac u Perussei: Observat. iuedites; eit. aus Cadeac: 

Rathol. intern., 1896, Bd. II, pag. 281. 

5. (Juittard: be progres veter., 1898, pag. 481. 

6. Strebei: Journ. de med. vet., 1869. pag. 25. 

Herpes tonsnrans. 

Von Distriktstierarzt Wagner, Windsbach. 

In die mit .‘57 Stück bestellte Jungviehstallung des 
Herrn v. B. in Sch. wurde durch ein eingeführtes Miesbaeh- 
Simmentaler Kind die Glatzflechte eingeschleppt. Obwohl 
man die Krankheit sofort erkannte, war es nicht zu ver¬ 
hindern, daß fast alle Tiere in verschiedenen Zwischenzeiten 
angesteckt wurden. Die Haare der Kinder erschienen an 
einigen Stellen gesträubt, glanzlos und brüchig. Nach Aus¬ 
fallen derselben beobachtete man kahle blecke mit Hach 
erhabenen, weißen, grauen oder schmutzig-gelben Korken 
von Linsen- bis Talergröße. Bei größerer Ausdehnung des 
Leidens, besonders am Halse oder auf der Kruppe, flössen 
di< 'so Flecke zu unregelmäßigen kahlen großen Stellen zu¬ 
sammen. Der Hauptsitz der kleinen Flecken waren der Kopf, 
der Schweif, die Milchspiegelgegend und die Beugeßäehe 
des Karpalgelenkes, während die kontluierenden Stellen 
hauptsächlich am Halse, auf dem Kücken und auf der 
Kruppe zu linden waren. Da auch ein sehr starker .Juckreiz 
bestand, die Tiere infolge dessen sehr unruhig waren und 
viel Futter verschleuderten, gingen fast alle im Ernährungs¬ 
zustand erheblich zurück. 

Zur Behandlung wurden die Rinder zuerst geschoren 
und hierauf, um die Borken und Krusten aufzuweichen, 
mit Schmierseife gründlich gewaschen. Versuchsweise ge¬ 
schah die Behandlung mit verschiedenen "Mitteln und zwar 



25 


fanden 1. das Brandl-Gmeiner’sehe KresoHiniment (Aq. Cre- 
solic. Sap. kal. et Spirit, aa), 2. 10 % ige Kreolinsalbe, 
3. 10 %ige Kreolinseife (Sapo kal. venal. mit Sapo virid. 
kräftig verrieben) und 4. Tinct. jodi 1: 5 Verwendung. 

Die Wirksamkeit der angeordneten Medikamente war 
folgende: An erste Stelle tritt das Kresolliniment, dann 
folgten ziemlich gleichwertig Kreolinseife und Kreolinsalbe 
und schließlich die Jodtinktur, deren Anwendung in größeren 
Beständen auch schon wegen des hohen Preises nicht ökono¬ 
misch wäre. 

Die Heilung der Tiere erfolgte mit Kresolliniment 
durchschnittlich in 4—6 Wochen, mit Kreolinseife und 
Kreolinsalbe in 8—10 Wochen und in ungefähr der gleichen 
Zeit mit Jodtinktur. Bemerken muß ich jedoch, daß die Kur 
äußerst peinlich und exakt durchgeführt und bezüglich der 
Quantität der Medikamente nicht gespart wurde. 

Mit dieser direkten Behandlung der Tiere ging selbst¬ 
verständlich eine mehrmalige gründliche Desinfektion der 
Stallung mit Kalkmilch und 2 %iger Lysollösung einher. 
Nach Verlauf von zirka 6 Monaten konnte die Krankheit 
als abgeheilt erklärt werden. Übertragungen auf das Warte¬ 
personal sind nicht erfolgt. 


Entzündung nnd Nekrose der linken Kinnbackendrüse. 

Ein ßjähriges Pferd hatte hinter dem linken Unter¬ 
kieferwinkel eine kleinfaustgroße Geschwulst. Es wurde 
Jodvasogen eingerieben und ein feuchtwarmer Wickel an¬ 
gebracht. Nach einigen Tagen fluktuierte die Geschwulst. 
Sie wurde geöffnet, wobei sich dünnflüssiger Eiter von ganz 
abscheulichem Gerüche entleerte; schon vorher war bemerkt 
worden, daß derselbe Geruch der Maulhöhle des Tieres ent¬ 
strömte. Beim öffnen des Maules floß Eiter in ziemlicher 
Menge ab, der aus der linken Hungerzitze zu kommen 
schien. Bei Druck auf die Geschwulst spritzte der Eiter in 
großem Bogen aus der Öffnung. Es handelte sich also um 
einen Abszeß der Kinnbackendrüse. Die Abszeßhöhle wurde 
mit Kreolinlösung, die Maulhöhle mit Essig ausgespritzt. 
Am 3. Tage nach der Eröffnung des Abszesses hing aus der 
Schnittwunde ein langes Gewebsstüek heraus, das leicht ex¬ 
trahiert werden konnte und sich als Teil der linken Kinn¬ 
backendrüse entpuppte. Die Eiterung sistierte bald, sodaß 
das Tier nach kurzer Zeit geheilt entlassen werden konnte. 
(►Statistischer Veterinär-Sanitätsbcricht über die K. Häver. 
Armee.) 



26 


Chronische Gehirnwassersucht, 

Ein 9jähriger Wallach kam mit dem Vorbericht zur 
Untersuchung, daß er das Morgenfutter versagt habe und 
einmal umgefallen sei; außerdem seien schon seit längerer 
Zeit Bewegungsstörungen beobachtet worden und sei das 
Pferd schwer zu parieren gewesen. 

Der Patient mußte in den Krankenstall förmlich ge¬ 
schoben werden und zeigte dort die Erscheinungen einer 
von Tag zu Tag zunehmenden schweren Gehirndepression, 
die nur einmal und zwar am 2. Tage von einem zirka drei¬ 
stündigen Erregungsstadium unterbrochen wurde. Das Pferd 
verendete am 4. Behandlungstage. 

Die Therapie bestand in kräftigem Aderlaß, Verabrei¬ 
chung einer Aloe-Pille (25,0), kalten Umschlägen auf die 
Stirne, 2 Morphium-Injektionen ä. 0,4 g und Diät. 

Obduktionsbefund: Die harte Hirnhaut ist im 
linken Schläfenteile an der dem Knochen zugekehrten Fläche 
auf Talergröße sehr stark vaskularisiert und mit etwa 50 
stecknadelkopfgroßen nicht abwaschbaren Blutungen ver¬ 
sehen ; sie war daselbst um das Doppelte ihrer normalen 
Stärke verdickt und zeigte 4 quer durcheinander latifende 
streitige Narben von 1 cm Breite und 3 cm Länge; sie konnte 
an dieser Stelle nur sehr schwer vom Knochen abgezogen 
werden; der Knochen selbst fühlte sich hier rauh an. Der¬ 
jenige Teil der Querscheidewand der harten Hirnhaut, wel¬ 
cher auf dem linken Lappen des Kleinhirnes gelegen ist, 
bildete eine 3 cm lange und 2 cm breite, mehr fleischige 
Platte, welche durchwegs um 1 cm verdickt war. Diese 
augenfällige Verdickung im Durchmesser der Quer-Scheide- 
wand hatte zur Folge, daß durch deren Druck der linke 
Seitenlappen des Kleinhirns in seinem vorderen Drittel 
deutlich abgeflacht wurde. 

Die weiche Hirnhaut, zeigte in ihrer ganzen Ausdeh¬ 
nung hochrote Farbe und äußerst pralle Füllung der Blut¬ 
gefäße, sodaß ihr entzündlicher Charakter deutlich wahr¬ 
genommen werden konnte. Bezüglich der Gehirnwindungen 
und Furchen, sowie betreffs der Verteilung der grauen und 
weißen Gehirnsubstanz ließ sich eine Veränderung nicht 
nachweisen; an Längs- und Horizontalschnitten, welche 
durch die Gehirnsubstanz angelegt wurden, fiel die weiche 
Konsistenz, sowie der stärkere Glanz und Feuchtigkeitsgrad 
auf (Ödem). 

In der linken Seitenkammer befand sieh 1U ccm bla߬ 
rote Flüssigkeit. An der gegen die Großhirnhemisphäre zu 



27 


gelegenen Seitenwand, sowie neben dem Streifenhügel, zum 
geringen Teil auch im Grenzstreifen und im hinteren Eck 
neben dem Ammonshorn fanden sich eingesprenkelt in das 
Ependym der linken Seitenkammer etwa 80 rote Punkte 
von der Größe eines Nadelstiches bis zu der eines Steck¬ 
nadelkopfes. Diese Punkte stellten kapilläre Blutungen 
innerhalb des Ependyms dar und konnten nicht abgewaschen 
werden. Dieselben roten Punkte von der gleichen Beschaffen¬ 
heit und Größe, nur doppelt an der Zahl, traten in der rech¬ 
ten Seitenkammer zutage und zwar längs der Scheidewand 
am Grenzstreifen, in der vorderen Hälfte der gegen die Gro߬ 
hirnhemisphäre zu gelegenen Seitenwand, sowie neben dem 
Streifenhügel, besonders aber im hinteren Ecke neben dem 
Ammonshorn, hier teilweise zu Punkten von dreifacher 
Größe zusammenfließend. Auch das hintere Drittel des Am- 
monsliornes ist mit solchen roten Punkten versehen, wäh¬ 
rend das linke Ammonshorn frei davon ist. Die Adergeflechte 
der Seitenkammern und das mittlere Adergeflecht weisen 
schwarz-rote Farbe und sehr starke Injizierung der Ge¬ 
fäße auf. 

Lunge und Nieren befanden sich im Zustand der 
Senkungs- bezw. Stauungshyperämie; der Herzmuskel war 
grau-gelb, welk und brüchig. (Ibidem.) 


Referate. 

H. Albrecht - München: Über Collargolbehandlung 
bei septischen Erkrankungen. (Münch, mediz. Wochenschr., 
Nr. 51, 1909.) 

An der Hand von 45 Fällen aus der H. gynäkologischen 
Klinik in München bespricht Yerf. die Wirkung des Collar- 
gols bei septischen Erkrankungen, welche mit intravenösen 
C'ollargol-Injektionen behandelt wurden. Von Einreibungen 
mit TTng.Crede sah A. nie eine Wirkung, dagegen konstatiert 
er wiederholt günstige Wirkungen bei rektaler Anwendung 
des Collargols; diese waren jedoch nicht genügend eindeutig, 
um sie mit ganz einwandfreier Sicherheit als Effekt der 
(’ollargolwirkung ansprechen zu dürfen. Dagegen beob¬ 
achtete der Verf. nach intravenöser Applikation von 1 bis 
2 ccm einer 10 %igen Aufschwemmung im Falle positiver 
Wirkung eine ganz unzweideutige Reaktion; Vj.—4 Stunden 
nach der Injektion trat Schüttelfrost mit Steigerung der 
Temperatur ein, dann folgte innerhalb 12 Stunden auf¬ 
fallende Besserung des Allgemeinbefindens, zeitweise Poly¬ 
urie. Verf. führt eine Anzahl Einzelfülle auf. Aus den 



28 


Gesamtbeobachtungen schließt er, daß das Collargol bei 
schweren, unter dem Bilde septischer Allgemein-Infektion 
verlaufenden Intoxikationen prompte Heilwirkung 
entfaltet, daß es dagegen bei der Bekämpfung schwerer 
bakterieller Allgemein-]nfektionen und ebenso bei 
schweren lokalisierten Eiterungen nutzlos sei. A. hält da¬ 
für, daß die Wirkung des C’ollargols keine a n t i bakte¬ 
riell e, sondern nur eine a n t i t o x i s c h e sei. A. 


Holterbach: Echinacea angustifolia. Ein neues 
Wundmittel und Spezifikum gegen Influenza der Pferde und 
Blutvergiftung. (Tierärztl. Rundschau, 15)09, Nr. 47.) 

In der September-Nummer der „American Yeterinarv 
Review“ 1 berichtet Tierarzt Browning, daß er seit zwölf 
Jahren Influenza mit der Echinacea behandelt habe und 
daß der Erfolg in allen Fällen ein zufriedenstellender ge¬ 
wesen sei und bisweilen sogar arrsWunderbare grenzte. Es ist 
d a s Heilmittel gegen Blutvergiftung und wirkt gleich vor¬ 
züglich bei puerperaler Sepsis und Anämie, bei perniziöser 
Malaria und septischen Fiebern, hei Drüsen Vereiterungen 
und Hautkrankheiten. Die Dosis beträgt bei Pferden H g 
des Fluidextraktes alle zwei Stunden. Die physiologische 
Wirkung ist nach 1 >r. F i n 1 e y E 1 1 i n g w o o d folgende: 
Sämtliche drüsigen Organe scheinen unter dem stimulieren¬ 
den Einfluß der Droge in erhöhte Tätigkeit zu geraten, die 
Magenfunktion bessert sich, der Appetit nimmt zu, das 
Futter wird besser verdaut, die Peristaltik lebhafter, die 
Absorption und Assimilation steigen und der allgemeine Er¬ 
nährungszustand hebt sich beträchtlich. Sekretion und Ex¬ 
kretion werden mächtiger und die Autointoxikation dadurch 
unmöglich gemacht. Die Rückbildung pathologischer Ge- 
websvorgänge tritt rascher ein als bei irgend einem andern 
bekannten Arzneimittel. 

Versuche von B r o w n i n g zum Studium der so¬ 
fortigen Einwirkung auf fieberhafte Zustände, die auf fort¬ 
gesetzte Aufnahme septischer Bestandteile (Katarrhalfieber, 
Puerperalfieber) beruhen, haben zur Genüge bewiesen, daß 
der vernichtende Einfluß der Echinacea auf die schädlichen 
Keime unmittelbar begann. Innerhalb weniger Stunden sank 
die Temperatur um lA—2 Grad. 

Und, da Browning dieses Mittel gar so lobt, so 
empfiehlt TI olterbach dasselbe allen Kollegen zur Er¬ 
probung und Veröffentlichung der Resultate 



29 


Hennemann: Multiple Papillome bei einem Hund. 

(Österreich. Monatsschrift für Tierheilkunde, 1909, Nr. 9.) 

Ein Hund (1jährige Vorstehhündin) wurde wegen 
Räude und warzigen Gebilden eines Teiles der Maulhöhle 
der Ober- und Unterlippe der medizinischen Klinik der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Wien zur Behandlung übergeben. Die 
Diagnose lautete auf Sarkoptesräude und Papillomatose. 
Während die erstere Krankheit durch die Behandlung ab¬ 
nahm, breiteten sich die Papillome immer weiter aus und 
gingen auf Rachenschleimhaut und Zunge über, deren Ober¬ 
fläche eine fast ebene warzige Fläche bildeten, an welcher 
die einzelnen Kondylomgruppen nur durch tiefe Einschnitte 
von einander abgegrenzt waren. Die Augenlider, die Um¬ 
gebung derselben und die Unterfläche des Unterkiefers 
waren ebenfalls von verhornten Papillomen besetzt. An der 
Übergangsstelle der äußeren Haut in die Rachenschleimhaut 
saßen dicht gedrängt blumenkohlähnliche brombeergroße 
Kondylome, die ganze Maulöffnung urnsäumend; ferner 
waren die ganze Maulhöhlenschleimhaut, die Zungenober¬ 
fläche eng besetzt, während am Kehldeckelrand, am Über¬ 
gang in die Speiseröhre und am Zungengrund ebenfalls Pa¬ 
pillome nachweisbar waren. Parotis und Submaxillaris ver¬ 
größert. 

Da der Hund trotz riesiger Freßlust wegen der wuchern¬ 
den Neubildungen in der Maulhöhle nur wenig Futter auf¬ 
nehmen konnte, traten infolge der ungenügenden Ernährung 
Abmagerung und Erscheinungen der Kachexie ein, denen 
das Tier schließlich erlag. 

Sektionsbefund: Papillomatose der Maul- und 
Rachenschleimhaut mit besonders starker Lokalisation an 
der Zunge bis zum Kehldeckel; allgemeine Abmagerung 
und Anämie; akute Gastritis. 

Überimpfungsversuche dieser Papillomatosis auf andere 
Tiere (Einreiben der Papillome an ihrer Schnittfläche auf 
oberflächlich skarifizierte Hautstellen) verliefen zum Teil 
negativ. Während zwei Hähne 4 Monate nach der Impfung 
noch keine Veränderungen an den bet reffenden 1 Faul stellen 
zeigten, kam es bei einem Hunde nach 2’.ü Monaten an der 
Innenfläche des Ohres zu einer starken Hautschuppung und 
nach S 1 /? Monaten fand man an der Impfstelle eine linsen¬ 
große, leicht erhabene, rauhe, stark durchfurchte warzige 
Neubildung. 

Der Fall ist deswegen erwähnenswert, weil Papilloma¬ 
tosis in den meisten Fällen gutartig und nicht wie hier letal 
verläuft. R a b u s. 



30 


A 1 b r e c h t: Zur Kenntnis der Entwicklung der 
Sklerostomen beim Pferde. (Zeitschrift f. Veterinärkunde, 
1909, IV.) 

Die Nomenklatur der Sklerostomen hat im Laufe der 
Zeit viele Änderungen erfahren, die teilweise zu Irrtümern 
Anlaß gaben. Gegenwärtig wird unterschieden zwischen 
Strongylus tetracanthus (mit 4 Mundzapfen) und Strongylus 
armatus. Letzterer scheidet sich, wenn inan nach Sticker 
die zahnartige Bewaffnung der Mundkapsel als Merkmal 
benutzt, wieder in 3 Formen : Str.quadridendatus,bidendatus 
und edendatus. 

Was bisher über die Pallisadenwürmer in den Gekrös- 
arterien geschrieben wurde, bezieht sich wohl ausnahmslos 
auf Sclerostomum bidendatum. Der Fundort ist für diesen 
Parasiten ebenso typisch, wie das retroperitoneale Fettge¬ 
webe und das Bauchfell für Sei. edendatum. 

Verf. fand bei seinen Untersuchungen die Parasiten 
in so großer Verbreitung, daß er mit der Behauptung nicht 
fehlzugehen glaubt, daß fast jedes Pferd Träger irgend einer 
Sclerostomum-Art ist. In vielen Fällen kommen 2 oder 3 
Arten beim gleichen Pferde vor. 

Untersucht man geschlechtsreife Weibchen, so findet 
man den Uterus prall gefüllt mit Eiern, deren Bildungs¬ 
dotter bereits in Furchung begriffen ist. Die Eier aller 
Sklerostomen sind von ovaler bis elliptischer Gestalt und 
von einer doppelt konturierten, dünnen und durchsichtigen 
Membran umgeben. Man findet sie im Kot immer einzeln, 
zerstreut zwischen den Kotteilchen liegend, vor. Von den 
runden und mit einer dickeren, mehrschichtigen Hülle ver¬ 
sehenen Askariden-Eiern sind sie leicht zu unterscheiden. 

Im Verlauf von wenigen Tagen sind im Kot keine Eier 
mehr, sondern schon die ausgeschlüpften Embryonen, welche 
nun als Larven bezeichnet werden. Sie sind 0,5—0,8 mm 
lang, haben drehrunde Gestalt und ein langes, fadenförmiges 
Schwanzende. Die zunächst sehr zarte Gutieula verdickt 
sich etwas und löst sich später allmählich los, wird jedoch 
erst nach einigen Monaten vollständig abgestreift. Die 
Lebensfähigkeit, der aus ihrer Scheide ausgekrochenen Lar¬ 
ven ist eine sehr große; Verf. sah sie in gewöhnliehemWasser 
ohne besondere Nahrungszufuhr 5 Monate weiterleben. 

Die vom Pferde abgesetzten Kotballen bieten die gün¬ 
stigsten Bedingungen für die erste Entwicklung sämtlicher 
Arten; in nicht allzustark der Austrocknung ausgesetzten 
Kotballen halten sich die Larven viele Monate lang. Die 
I bertragung erfolgt vornehmlich durch Aufnahme von mit 



31 


Kot verunreinigtem Futter und Wasser; geeignet zur Weiter¬ 
entwicklung im Tierkörper dürften nur die reifen Larven 
sein. Bei gewöhnlicher Entwicklung bilden sich die aufge- 
nominenen Larven nach mehreren Häutungen zu Geschlechts¬ 
tieren imDarm aus; dabei gelangen von hier aus auchLarven 
vermittels der Bluthahn in die verschiedensten Organe. 

Die Diagnose, daß ein Pferd mit gesell lech tsreifen 
Darmskierostomen behaftet ist, ist leicht durch den mikro¬ 
skopischen Nachweis der Eier zu stellen; man untersucht 
etwas Kot unter Wasserzusatz bei 100—150facher Vergröße¬ 
rung. Zur Stellung einer Spezialdiagnose bezüglich der vor¬ 
liegenden Art — die Unterschiede der einzelnen Larven- 
Arten sind im Original unter Beifügung von Abbildungen 
des näheren erörtert — bewahrt man einen Kotballen unter 
Schutz vor Austrocknung zunächst 8—14 Tage auf. Dann 
übergießt man ihn mit reinem Wasser, bis er vollständig 
durchtränkt ist und bis noch etwas Wasser auf dem Boden 
des Gefäßes stehen bleibt. Im Laufe einiger Stunden wandern 
nun die meisten der im Kot vorhandenen Larven in das 
Wasser aus und lassen sich bei günstiger Beleuchtung schon 
mit unbewaffnetem Auge als w r inzig kleine Würmchen er¬ 
kennen, die durch Verwirrung ihrer Schwanzenden oft kleine 
Knäuel bilden. Eventuell ist vorsichtiges Abgießen oder 
Zentrifugieren der Flüssigkeit notwendig. 

Die Sklerostomen stellen beim Pferd in der Kegel 
harmlose Parasiten dar. Bei massenhafter Einwanderung 
und bei geschwächtem Körper, sowie bei Fohlen können 
sie indes zu schweren Krankheitserscheinungen, insbeson¬ 
dere zu jahrelanger Anämie und Kachexie, führen. Der 
therapeutischen Einwirkung sind natürlich nur die Darm- 
sklerostomen zugänglich. Verf. empfiehlt hier in erster 
Linie die Verabreichung von Ol. Terebinth. 80,0 mit Ol. 
Ricin. 500,0. Da die Farbe der Parasiten nicht sehr von 
der des Kotes abweicht, ist eine genaue Durchsuchung der 
Entleerungen notwendig. Die abgegangenen Würmer sind 
am besten durch Verbrennen zu vernichten, da sich inner¬ 
halb der toten Muttertiere Tausende von Larven entwickeln 
können. L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Gründung eines Reichsverbandes deutscher Ziegenzucht¬ 
vereinigungen e. V. 

Tn einer Versammlung vom 19. Juni 1909 zu Leipzig 
ist dieGründung eines B e i ch sve r b a n d e s d e u 1 s ch e r 


32 


Z i e g e n z u ch t v e r e i n i g u n g e n e. V. beschlossen wor¬ 
den, der sich die Förderung der bisher bei uns noch vielfach 
darnieder liegenden Ziegenzucht zur Aufgabe gestellt hat. 
Der Verband hat seinen Sitz in Eisenach und erstreckt 
seine Tätigkeit auf das ganze deutsche Reichsgebiet. Zweck 
der Vereinigung ist nach den soeben veröffentlichten Satz¬ 
ungen der Zusammenschluß der im Deutschen Reiche be¬ 
stehenden Ziegenzuchtvereinigungen, um durch geeignete 
Maßnahmen die deutsche Ziegenzucht zu heben und zu för¬ 
dern. — Der Vorstand des Vereins setzt sich zur Zeit zu¬ 
sammen aus dem 1. Vorsitzenden Landestierzuchtinspektor 
und Privatdozent Dr. Dettweiler - Rostock und dem 
Kgl. Landrat Büchting - Limburg a. L. als 2. Vorsitzen¬ 
den und Schatzmeister; Geschäftsführer ist der Direktor 
der landwirtschaftl. Schule Dr. Müll e r- Dortmund. (L. Z.) 

Kälberfütterungsversuche mit Magermilch, welcher teils 
Stärke, teils durch Diastasolin verzuckerte Stärke zugesetzt 

wurde. 

Nach einem Referate in „Mitteilungen der Deutschen 
handwirtschaftsgesellschaft“, Nr. 1, 1910, hat Professor Dr. 
llitteher an der Versuchsstation und Lehranstalt für 
Molkereiwesen zu Kleinhof-Tapian mit einer größeren An¬ 
zahl Kälber die in der Überschrift angegebenen Versuche 
angestellt. Die mit Exaktheit nach jeder Richtung ausge¬ 
führten Arbeiten, bei welchen nicht allein die verabreichten 
Milchmengen, sondern auch deren Trockensubstanz, sowie 
das individuelle Verhalten der Versuchstiere bezüglich der 
Ausnützung der Nährstoffe Berücksichtigung fand, ergaben, 
daß die Erzeugung von 1 Kilo Körpermasse bei der Fütte¬ 
rung von Magermilch und mit durch Diastasolin verzuckerter 
Stärke 64,97 Pfg., bei der Verwendung von Magermilch mit 
Stärke 60,41 Pfg. und bei Verabreichung von Milch 95,85 Pfg. 
kostete; demnach betrugen die Kosten zur Ilcrvorbringung 
eines Kilos Körperzuwachses bei Fütterung von Magermilch 
mit Stärke ohne Diastasolin 35,44 Pfg., bei Verwendung 
von mit Diastasolin verzuckerter Stärke 30,88 Pfg. weniger 
als bei Verabreichung von Milch. 

Mit Bezugnahme auf die angeführten Erzeugungs¬ 
kosten kann man nach H. die Verwendung von Stärke- 
Magermilch an Stelle von Milch empfehlen, weil sich damit 
die Kosten der Aufzucht wesentlich niedriger stellen und 
auch für Mastzwecke wird dieses Verfahren nach 11. zu¬ 
friedenstellende Resultate ergeben. 



Eine Überlegenheit der Verzuckerung der Stärke, 
gegenüber der Verabreichung derselben als solche, ergaben 
also die Versuche nicht. Daher ist bei Ersatz des Milch¬ 
fettes durch Stärke zur Fütterung der Kälber nicht unbe¬ 
dingt notwendig, die Stärke mit Diastasolin zu verzuckern; 
indessen hält H. die Verwendung des Diastasolins für zweck¬ 
mäßig, weil hiebei ein Getränk erhalten wird, welches auch 
die jüngsten, nur 3 Tage alten Kälber gerne nehmen. Über¬ 
haupt scheinen die Kälber die Magermilch mit durch Diasta¬ 
solin verzuckerter Stärke lieber aufzunehmen als Stärke- 
Magermilch ohne Diastasolinzusatz. Der Wert der Ver¬ 
wendung von Diastasolin beruht weniger darin, dem Orga¬ 
nismus die Arbeit der Verzuckerung der Stärke zu ersparen, 
als in dem Umstande, den Geschmack der Stärke-Mager¬ 
milch durch Verzuckerung der Stärke zu verbessern, so daß 
eine den Kälbern besser mundende Nahrung gewonnen wird. 


Schutz den Pferden. 

In Nr. 1, 1910, der Zeitschrift „Der Pferdefreund'* 
wird mit Recht darauf hingewiesen, wie schwer es oft 
Pferden, besonders schwer zieheuden, mitunter wird, auf be¬ 
eisten Stellen stehende Ladungen anzuziehen und solche über 
durch Eis glatt gewordene Stellen auf der Straße fortzu¬ 
bewegen. Aus humanitären Gründen und zur Verhütung des 
Stürzens der Tiere und der dadurch bedingten Verletzungen 
sollten die Eigentümer von Geschäften, Wirtschaften etc., 
vor welchen die Fuhrwerke halten, über die beeisten glatten 
Stellen, auf welchen die Pferde vor den Häusern stehen, 
Asche streuen, die jederzeit im Ofen oder auch in der Küche 
zu haben ist; die Kutscher, namentlich die Rollkutscher, 
aber sollten stets einen Sack mit Asche oder Kies, wie ihn 
die Straßenreinigung benützt, mitführen und von dessen 
Inhalte an Straßenstellen, die wegen Beeisung glatt sind 
und auf welchen die Pferde mit der Ladung schwer fort- 
kommen, aufstreuen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen 
liegen sehr im Interesse des Tierschutzes und muß deren 
Durchführung gewiß jeder Tierfreund als höchst wünschens¬ 
wert bezeichnen. A. 


Pferderennen auf dem St. Moritzer See. 

In St. Moritz finden am 3. und 6. Februar 1910 wieder 
Pferderennen statt. Die Rennen zerfallen in Trabfahren 
und Skikjöring-Rennen, bei welchen die Galoppferde von 
Skifahrern gesteuert werden. Die beiden ITauptrennen bil¬ 
den das Traber -Der b y v o n St. M o r i t z für Pferde 



34 


aller Länder ohne Distanzausgleich über 3200 Meter und 
mit 3500 Francs Freisen, sowie der Große Preis von 
S t. M o r i t z, Skikjöring-Rennen für Pferde aller Länder 
über 3000 Meter, ebenfalls mit Preisen im Betrage von 
3500 Francs. Am 7. Februar wird eventuell noch ein drittes 
Rennen abgehalten. Nennungsschluß ist am 20. Januar. — 
Aus Münchener Ställen beabsichtigt Trainer Weidmüller 
sich mit „Der Schelm“ oder „Juwel“ an dem Meeting zu be¬ 
teiligen. (Tagespresse.) 

Die II engstkör u n g m i t Z u c h t h e n g s t e - 
m arkt in Olde n b urg findet am 4. und 5. Februar 1. J. 
statt. 

Verschiedenes. 

Rangverhältnisse der Ingenieure und Chemiker bei den 
militärischen technischen Instituten. 

Durch Verordnung vom 20. Dezember 1909 kann von 
den Ingenieuren und C li e mikern der technischen 
Institute künftig die erste Hälfte — soweit die ihr An¬ 
gehörenden eine mindestens 12 jährige etatsmäßige Dienst¬ 
zeit besitzen — für die Verleihung des Titels eines „Ober¬ 
ingenieurs (Oberchemikers)“ mit dem Range der Klasse IV 
der höheren Beamten der Militärverwaltung und der Uniform 
des Oberingenieurs bei der Inspektion der Technischen 
Institute (Majorsauszeichnung) in Antrag gebracht werden. 

Die Ingenieure und Chemiker bei den militärischen 
technischen Instituten beziehen bekanntlich nach der neuen 
Reichs - Besoldungsvorschrift 3000—7200 Mk. Gehalt, der 
von drei zu drei Jahren um je 600 Mk. steigt ; dazu den 
Wohnungsgeldzuschuß nach Tarifklasse III (wie Majore, 
Rittmeister, Hauptleute, Oberstabs- und Stabsärzte, Stabs¬ 
veterinäre). Denselben Gehalt und Wohnungsgeldzuschuß 
beziehen die Kriegsgerichtsräte, Korpsstabsapotheker, Bau¬ 
inspektoren, die Intendanturassessoren bezw. Intendanturräte 
und die Intendantur- und Bauräte. .. qu .. . 


Badische Tierärztekammer. 

Nr. 1, 1910, der „Mitteilungen des Vereins badischer 


Tierärzte“ enthält einen Bericht über die Tätigkeit der 
dischen Tierärztekammern im Jahre 1908. 


ha - 


Zur Verhandlung kamen neben anderem sieben von 
dem Zuchtinspektor II i n k - Freiburg i. B. eingebrachte und 



35 


begründete Anträge. Aus der Reihe derselben seien die fol¬ 
genden angeführt: 

1. Die Tierärztekammer wird beauftragt, an die Groß- 
herzogl. Regierung das Gesuch zu richten, bei einer 
etwaigen gesetzlichen Regelung der Milchkontrolle 
dafür einzutreten, daß den Tierärzten dabei die ihnen 
gebührenden Funktionen übertragen werden. Die letz¬ 
teren dürften sich u. a. auch auf die Untersuchung der 
Marktmilch erstrecken, soweit es sieh nicht um feinere 
qualitative und quantitative chemische Untersuchungen 
und die Ermittlung von Verfälschungen handelt. 

2. Die Tierärztekammer ersucht die Großherzogi. Regie¬ 
rungen, den badischen Tierärzten das Selbstdispensier¬ 
recht zu bewilligen bezw. im Bundesrat bei Beratung 
des Reichsapothekengesetzes, unter Berücksichtigung 
der diesbezüglich von der Kammer bereits gemachten 
Abänderungsvorschläge, für die Bewilligung frag¬ 
lichen Rechtes einzutreten, sowie den Apothekern und 
Drogisten die Ausübung der Tierheilkunde auf dem 
Wege der arzneilichen Fernbehandlung unter An¬ 
drohung hoher Strafen zu verbieten. 

3. Die Tierärztekammer wünscht im Interesse des Stu¬ 
diums der Veterinärmedizin und der Förderung der 
tierärztlichen Praxis die Erweiterung des tierhygieni¬ 
schen Instituts zu Freiburg zu einer vollständigen 
veterinär-medizinischen Anstalt und die Gründung 
einer veterinär-medizinischen Fakultät an der Univer¬ 
sität Freiburg. Dieser Wunsch ist der Großherzogi. 
Regierung zur Kenntnisnahme empfehlend zu über¬ 
mitteln. Zugleich ist auch der Stadt rat in Freiburg 
von dem Beschlüsse mit der Bitte in Kenntnis zu 
setzen, seinerseits für die Erfüllung fraglichen Wun¬ 
sches nach Kräften einzutreten. 

Von den 1 Anträgen wurden 0 zum Beschlüsse erhoben. 
Die Beschlußfassung zu dem vorstehend sub 3 mitgeteilten 
Anfrage wurde noch ausgesetzt. A. 


Trichinenschau. 

Die in Nr. 51, 1909, dieser „Wochenschrift“ wieder¬ 
gegebene Anregung zur Einführung der Trichinenschau in 
Herzogenaurach hat bereits Erfolg gehabt. Vom Magistrat 
wurde der Beschluß gefaßt, die Trichinenschau obligatorisch 

einzufiihren. B ü h m. 


36 


Einführung der Trichinenschau in Metz. 

ln Metz ist die obligatorische Fleischbeschau, begin¬ 
nend vom 1. Januar 1910, eingeführt worden. 


Stand der Tierseuchen in Bayern am 31. Dezember 1909. 

a) Rot» (Wurm): 

Niederbayern: Wegscheid 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klaue n s e u c h e : 
Mittelfranken: 1 Gmd. (1 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 9 Gmd. (9 Gel».); Niederbayern: 
6 Gmd. (7 Geh.); Mittelfranken: 4 Gmd. (4 Geh.); 
Schwaben: 1 Gmd. (1 Geh.). 


Bttcherschan. 

Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der 
Veterinärmedizin. Von Prof. Dr. Ellenberger und 
Prof. I>r. Schütz. 28. Jahrgang (Jahr 1908). Berlin 
1909, Verlag von August Hirschwald. 

Mit Freude nimmt man den jedes Jahr erscheinenden 
Bericht über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär¬ 
medizin zur Hand, in dem Gedanken, Auskunft über alles 
Neue zu erhalten, was im Verlaufe eines verflossenen Jahres 
auf sämtlichen Gebieten unserer Wissenschaft aufgetaucht 
ist. Mit Beruhigung kann sich der Leser sagen: „Dasjenige, 
was Zeitschriften irn Verlaufe des verflossenen Jahres 
brachten, welche nicht gehalten werden konnten, und das¬ 
jenige, was beim Studium der zugänglichen Literatur über¬ 
sehen worden ist, findet man im Auszuge im Jahresberichte; 
und in der Tat: 32 Mitarbeiter haben im diesmaligen Jahres¬ 
berichte wieder Alles, was in sämtlichen Kulturstaaten im 
Jahre 1908 für unsere Wissenschaft und Praxis erschienen 
ist, wohlgeordnet, leicht verständlich, kurz und bündig zu¬ 
sammengestellt und es dem Tierärzte leicht gemacht, sich 
rasch nicht nur über Gegenstände der Tierheilkunde im 
engsten Sinne Auskunft zu erholen, sondern auch über eine 
Reihe verwandter Themata, z.B. Versicherungswesen, Milch¬ 
kunde, Standesangelegenheiten. 

Ich kann nur dasjenige, was ich bei der Besprechung 
früherer .lahresberichte über diese sagte, wiederholen: „Die 
.lahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiete der 



37 


Veterinärmedizin sind nicht nur den vielbeschäftigten Kol¬ 
legen, welche wegen Zeitmangel die Fachliteratur nur zum 
Teil verfolgen können, sondern auch den wissenschaftlich 
arbeitenden unentbehrlich.“ A. 


Berichtigung. 

In Nummer 1 der Wochenschrift soll es auf Seite 13 Zeile 15 
von oben lauten „preußische“ statt „deutsche Gestütsverwaltung“. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Verliehen wurde der Titel eines Kgl. 
Regierungsrates dem Kgl. Landesinspektor für Tierzucht Dr. At¬ 
ting er in München; der Titel eines Kgl. Veterinärrates den Kgl. 
Bezirkstierärzten Friedrich Engel in Kaiserslautern, Franz Martin 
in Passau und Julius Münich in Straubing; der Bayer. Militär¬ 
verdienstorden mit der Krone dem Kgl. Korpsstabsveterinär v. Wolf 
in München; der Titel eines Oberstabsveterinärs den Stabsveterinären 
Grüner und Gersheim in München. 

Ernennung: Dr. Paul Gehrig in Goslar zum Assistenten 
an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden (med. Klinik). 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
Friedrich Adolphi in Bradkwin, August Dechaut in München, 
Uans Falk in Issing (Oberbayern), Gustav Martin in Langen, 
Ernst Müller aus Alpirsbach, Richard Wilke aus Guben und Dr. 
med. Küster, Privatdozent in Freiburg i. Br.; zu DDr. med. vet. 
in Bern: die Tierärzte Alwimus Bolle in Düsseldorf, Christian 
Hanken in Lamstadt, Friedrich Loewe in Hamburg, August 
Meyerstrasse in Hünnfeld, Erich Schüler in Bonn, Albert 
Voßhage in Meschede (Westf.). 



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(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Yiehzncht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 18 Januar IVHü Nr. 3. 


Inhalt: Originalartikel: Das Organisationsedikt für die 
K. Zentral-Veterinärschule München vom l. Februar 1810. — 
Dr. Jakob: Sind die modernen Kraftfahrzeuge imstande, vor¬ 
nehmlich in Großstädten die Pferde zu verdrängen und die 
tierärztliche Praxis dadurch zu gefährden? — Lähmung infolge 
unbekannter Ursache — Referate: Westermann: Beobach¬ 
tungen über die Wirkung von Diastasolin. Wilke: Erschei¬ 
nungen der Poliomyelitis anterior acuta (spinale Kinderlähmung) 
bei Hühnern. — T i e r z u c h t u n d Ti e r h a 11 u n g: Erwerbung 
eines erstklassigen Deckhengstes. Gründung einer Pferdezucht- 
Genossenschaft in Murnan. Kartoflelfütterung an Pferde. Eine 
eigenartige Beeinflussung des Geschlechtes in der Rindviehzucht. 
— Verschiedenes: Verzeichnis der Tierärzte, die die Prüf¬ 
ung bestanden haben. Die Feier des 50jährigen Bestehens des 
Vereins Schlesischer Tierärzte. Tuberkulose Anerkennung des 
Schweizer Doktortitels. Fortschritte für den Tierärztlichen Stand 
in Sachsen-Weimar. — Büch er sc hau. — Personalien. 


Das Organisationsedikt ftir die K. Zentral-Veterinär¬ 
schale München vom 1. Februar 1810. 

Mit dem 1. Februar 1910 sind 1U0 Jahre vergangen,‘ 
seitdem das Edikt, betr. die Reorganisation der damaligen 
bayerischen Tierarzneisehule und des Vetcrinärwesens 
erlassen wurde. 

Mit diesem wichtigen Edikte war der erste günstige 
Wendepunkt für die damalige Tierarzneischule und das baye¬ 
rische Veterinärwesen eingetreten und es ist wohl am Platze, 
nach Einfluß voii 10<) Jahren das Edikt in Erinnerung zu 
bringen. 

Die Gründung der Tierarzneischule erfolgte unter der Regie¬ 
rung des Kurfürsten Karl Theodor; die Bekanntgabe von deren Er¬ 
richtung durch höchstes Reskript vom 2(>. März 1790, die Eröffnung 
am 1. Mai dieses Jahres *). 

Laut Reskript war Zweck der Gründung der Schule: den 
eiribrechendon. Seuchen zu steuern, hiedurch die Viehzucht zu 
bessern und den Ackerbau zu fördern. 

*» Geschichte der Zentraltierarzneischule MQuellen von llahn 
und Via» dt, 1900. 




42 


Der Inhalt des Reskriptes bestimmte, daß die auf dem jetzigen 
Territorium der nunmehrigen Hochschule, welches früher zuerst 
Eigentum der Jesuiten und später des Malteserordens war, errich¬ 
tete Schule mit einem öffentlichen Lehrer — als solcher wurde 
der Medizinalrat Dr. Will aufgestellt — ihren Anfang nehme. 
Die vorhandenen Ökonomiegebäude wurden dem Zwecke der Schule, 
adaptiert. 

Weiter war verfügt, daß 16 Zöglinge — acht vom Zivil- und 
acht vom Militärstande (letztere mußten geschickte Huf- u. Kurier¬ 
schmiede sein und von den Kavallerie-Regimentern der Schule zu¬ 
gewiesen werden) — Aufnahme erhalten; außerdem konnten noch 
16 Zöglinge ohne Rücksicht auf Stand etc. aufgenommen werden. 
Die zuerst genannten Zöglinge wurden unentgeltlich verpflegt, die 
zweitangeführten erhielten ebenfalls Verpflegung, hatten aber für 
dieselbe monatlich 10 Gulden zu entrichten. 

Eine bestimmte Vorbildung der Zöglinge wurde nicht ge¬ 
fordert, der Lehrkurs auf 3 Jahre festgesetzt. 

Die Schule war dem Hofkriegsrate untergeordnet. 

Dieser stellte eine Kommission auf, deren Mitglied der Pro¬ 
fessor der Tierarzneischule war, welchem auch die spezielle Lei¬ 
tung des Institutes oblag. 

Ein Jahr später (1791) wurde eine Hilfskraft in der Person 
des Pharmazeuten Xaver Maier aufgestellt, welcher 1792 zum 
zw r eiten Professor aufrückte; nach dem im Jahre 1794 erfolgten 
Ableben desselben trat an dessen Stelle Dr. Graf, der bis zum 
Jahre 1800 fungierte. Außerdem wurde ein Schmiedlehrer, namens 
Peter G r o ß, angestellt. 

Daß unter diesen primitiven Verhältnissen — Mangel an 
Lehrern und spärliche Einrichtung — mit dem ungebildeten Schüler- 
material (Dr. Will klagte, daß von den im Jahre 1800 zugegangenen 
8 Schülern nur zwei lesen und schreiben konnten) Tierärzte, welche 
zur Erfüllung der im Reskripte gestellten Anforderungen befähigt 
waren, aus der Schule nicht hervorgehen konnten, bedarf keiner 
Begründung. 

Diese Tatsache und ferner der trotz der günstigen Aufnahms- 
bedingungen geringe Zugang von Zöglingen war dann auch Ver¬ 
anlassung zum Erlasse eines weiteren Reskriptes vom Jahre 1800 
durch den Kurfürsten Max Joseph, welches besonders darauf ab¬ 
zielte, Landphysici und Wundärzte zum Studium der Tierheilkunde 
anzuregen. 

Der Inhalt des Reskriptes betraf eine Verbindung der chi¬ 
rurgischen Schule in München mit der Veterinärschule derart, daß 
die Lehrer an der letzteren mit denjenigen der chirurgischen Schule 
in Verbindung treten, miteinander über Ort und Zeit der Lehr¬ 
stunden, über die zu lehrenden Gegenstände etc. sich einigen und 
Alle s so (Miiteilen sollten, daß die angehenden Arzte und Wund¬ 
ärzte, welche die chirurgische Schule besuchen, auch den theore¬ 
tischen und praktischen Unterricht an der Veterinärschule erhalten 
können. 

Die ersten Schüler an der Veterinärschule sollen, so lautet 
der Inhalt des Reskriptes, die angehenden Arzte und Wundärzte 
mmii, welche die chirurgische Schule besuchen, da diese Vorkennt- 
nisse haben und für jeden anderen Unterricht empfänglicher sind. 
Außerdem sollen aber an der Schule einige F a h n e n s c h in iode 
aus den Kavallerie-Regimentern und einige inländische Schmiede - 
sühne auf Staatskosten unterrichtet werden. Von diesen wurde 
verlangt, daß sie das 18. Lebensjahr zurückgelegt haben, lesen. 



schreiben und rechnen können. Die Zahl der Schmiedesöhne soll 
iin Ganzen nicht mehr als 18 betragen, so daß jährlich nur 6 auf- 
genorainen werden. Die Auswahl der Schmiede oblag dem Vor¬ 
stande der Schule. Neben diesen 18 Schmiedesöhnen und Regiments- 
Fahnenschrnieden konnten die Veterinärschule noch andere Per¬ 
sonen auf eigene Kosten besuchen. Es sei nun sogleich bemerkt, 
daß der im Reskripte ausgesprochene Plan, die Veterinärschule mit 
der chirurgischen zu verbinden, nicht in Ausführung kam; er schei¬ 
terte an dem Widerstreben der Arzte und Wundärzte, sich zu Tier¬ 
ärzten auszubilden und Tierheilkunde auszuüben. 

Gleichzeitig mit obiger Entschließung wurde Dr. med. D i r u f- 
Heidelberg zum Prosektor und bald darauf zum Professor ernannt, 
schied aber schon wieder 1802 aus dem Verbände der Schule. In 
diesem Jahre wurde dann ein Repetitor in der Person eines früheren 
Schülers A. Ryss aufgestellt, welcher aber ebenfalls nach einem 
Jahre wieder abging. Von 1803 ab war Dr. Schwab Prosektor 
und von 1805 an zugleich Repetitor. 

Dieser ständige Wechsel der Hilfskräfte und anderes gaben 
dem Prof. Will Anlaß zu Klagen und es erging im Jahre 1802 an 
das Oberststallmeister-Stabsamt der Auftrag, Erhebungen über die 
Mängel an der Veterinärschule anzustellen und Vorschläge zur 
Abhilfe zu machen. 

Der Oberststallmeister beantragte die Einsetzung einer Kom¬ 
mission zur Untersuchung. 

Nach weiteren Verhandlungen in Bezug auf Leitung und 
Oberaufsicht der Schule erging im Jahre 1804 eine Allerhöchste 
Entschließung, worin der Regent die Absicht aussprach, bei der 
künftigen Reorganisation die Schule unter unmittelbare Leitung 
des geheimen Ministerial-Finanz-Departements, dem Oberststall- 
meister-Stabsarate zu unterstellen. Im Jahre 1805 erfolgte die in 
Aussicht gestellte Unterordnung vorerst in Bezug auf die ökono¬ 
mische Verwaltung. Dabei blieb es nicht, sondern am 13. Oktober 
1809 wurde die Schule nicht nur in ökonomischer Beziehung, son¬ 
dern auch mit dem Lehr- und übrigen Personal ausschließlich der 
Direktion des Oberststallmeisterstabes unterstellt. 

Im November 1809 erging dann an den Oberststallmeisterstab 
Weisung, ein Gutachten über die Verhältnisse an der Schule mit 
Vorschlägen zur Verbesserung zu erstatten, welche sich über die 
ganze Organisation und Einrichtung, über die Zahl der aufzuneh¬ 
menden Zöglinge, der anzustellenden Lehrer zu erstrecken hatte. 

Die Berichterstattung erfolgte am 3. Dezember und führte 
zum Erlasse des sogenannten o r g a n i s c h e n E d i k t e s v o in 
1. Februar 1810. A. 

(Schluß folgt.) 


Sind die modernen Kraftfahrzeuge imstande, vor¬ 
nehmlich in Großstädten die Pferde zn verdrängen 
nnd die tierärztliche Praxis dadurch zu gefährden?*) 

Yon Dr. H. Jakob, München. 

Mehr als siebzig Jahre sind verflossen, als sieh in allen 
zivilisierten Ländern das Bedürfnis nach einer größeren Be- 


*> Nach einein Vortrag, gehalten im Verein Münch. Tienirzt«. 



44 


sehleunigung des Verkehrs und rascheren Erledigung aller 
Arten von Geschäften geltend machte. Die deutlichsten Be¬ 
weise dafür waren seinerzeit die Eisenbahnen, die einen 
großen Teil der auf weniger gut gepflegten Wegen langsam 
und schwerfällig ziehenden Lastpferde und gemütlich dahin¬ 
trabenden Postkutschpferde ersetzten, dann in neuerer Zeit 
der Telegraph und das Telephon. 

In allen größeren Städten wurden späterhin die sonst 
die Trambahnwägen ziehenden Pferde von den elektrischen 
Motorwagen abgelöst, hauptsächlich aus dem Grunde, weil 
die Geschwindigkeit eine zu geringe war und sich der Ver¬ 
kehr nicht rasch genug abwickeln konnte. 

Mit der vollständigen Elektrisierung der Straßenbahnen 
in München, die vom Jahre 1895—1900 dauerte, wurden über 
1000 Pferde der schützenden Hand des Tierarztes entzogen, 
wenn man zu den Trambahnpferden auch noch die Pferde 
der früheren Tramcar hinzurechnet. 

Da diese Verkehrsmittel, wie die Eisen- und elektrische 
Straßenbahn, jedoch von der Anlage eiserner Schienen, letz¬ 
tere noch von der elektrischen Oberleitung abhängig und da¬ 
durch nur an ganz bestimmte Strecken gebunden sind, so ent¬ 
sprachen auch diese beiden Verkehrsmittel nicht mehr dem 
modernen Verkehrsgeiste und dieFolge davon war — von den 
Fahrrädern, Motorrädern und den Luftschiffen will ich hier 
absehen — vor mehr als einem Jahrzehnt die Einführung 
von Kraftfahrzeugen, die ebensowenig wie das Pferdefuhr¬ 
werk an eiserne Schienenst ränge gebunden sind, auf 
den Straßen aber nach allen Himmelsrichtungen mit einer 
viel größeren Geschwindigkeit und Ausdauer verkehren 
können als dies bislang mit den Pferden möglich war. 

So ist dem Pferde, insbesondere dem Luxuspferde und 
leichten Wagenpferde, in letzter Zeit auch dem schweren 
Arbeitspferde durch den Automobilismus eine böse Konkur¬ 
renz entstanden, die nicht nur vorübergehender Natur zu 
sein scheint, sondern hartnäckig und zielbewußt ihren Posten 
immer mehr und mehr auszufüllen versucht. 

Vor allem sind es die großen Städte, die infolge ihrer 
für das Automobil idealeren Straßenverhältnisse wie ge¬ 
schaffen für den Automobilverkehr sind, in denen der Auto¬ 
mobilismus Siege um Siege feiert. 

In welchem Grade in Großstädten durch das Automobil 
Pferde verdrängt werden können, möchte ich an Hand eines 
statistischen Berichtes, den ich der „Automobil-Welt“ 1 ) 

') Automobil-Welt, JS'r. 60. 1909. 



45 


entnehme und der die Verhältnisse in Paris betrifft, mit- 
teilen. 


Jahr 

Pferde (Militärpferde nicht 
inbegriffen) 

Automobile 

1900 

98 284 

618 

1901 

96 698 

1 143 

1902 

91 976 

1 673 

1903 

90 147 

2 374 

1904 

85 269 

3 146 

1905 

84 249 

4 067 

1906 

83 458 

5 058 

1907 

81 992 

6 101 

1908 

79 460 

7 214. 


Während im Jahre 1900 die Zahl der Pferde sich auf 
98 284 belief, verringerte sich der Bestand in dem Maße, als 
das Automobil sich zuverlässiger und praktischer erwies. 
Die Ziffern werden noch beredter, wenn man bedenkt, daß 
es 1894 in der französischen Hauptstadt nur 87 881 Pferde 
gab und daß demnach in den sechs Jahren von 1894—1900, 
wo das Automobil im täglichen Leben noch keine besondere 
Rolle spielte, ihre Zahl sich jährlich um 2000 vermehrte. 
Hätte dieser Zuwachs fortgedauert, so müßte Paris gegen¬ 
wärtig 110 000 Pferde besitzen, während deren kaum 80 000 
vorhanden sind. Das Automobil hat also zur Zeit in Paris 
allein schon 30 000 Pferde auf d.em Gewissen. 

Auch in anderen Großstädten hat in den letzten Jahren 
die Zahl der Kraftfahrzeuge zum lebhaften Bedauern aller 
Kollegen, die sich mit der Pferdepraxis beschäftigen und 
aus derselben den wohlverdienten Gewinn ziehen, auf Kosten 
der Pferde zugenommen und eine ganz beträchtliche Höhe 
erreicht. So liefen z. B. in Berlin im Jahre 1906/07 bereits 
2 414 Kraftfahrzeuge und diese Zahl wird sicherlich in den 
letzten beiden Jahren noch wesentlich gestiegen sein. Eine 
ähnlich hohe Zahl von Automobilen weist Wien auf; laut 
Statistik der dortigen Polizeidirektion waren im Jahre 1908 
2 087 Automobile vorhanden. Nach Erkundigungen hei der 
hiesigen Polizeidirektion sind gegenwärtig in München 1200 
Automobile in Betrieb. Von 480 Pferdedroschken sind 200 
durch Automobildroschken ersetzt worden. 

Zu Beginn des Jahres 1907 betrug die Gesamtzahl der 
Kraftfahrzeuge im deutschen Reich 36 022 Stück. Diese 
Zahl hat in den letzten beiden Jahren, in denen die Auto¬ 
mobil-Industrie wesentliche Verbesserungen und Vervoll¬ 
kommnungen ihrer Fabrikate vornahm, ohne Zweifel eine 
ganz erhebliche Steigerung erfahren. Man wird nicht zu 




weit gehen, wenn man gegenwärtig einen Bestand von rund 
50 000 Kraftfahrzeugen, die im Gebrauch sind, im deutschen 
Reiche annimmt. 

Wenn nach den amtlichen Handelsstatistiken des deut¬ 
schen Reiches im Jahre 1908 der Import ausländischer Pferde 
gegen das Jahr 1907 um 8 Millionen Mark abgenommen hat, 
so wird daran nicht nur die allgemeine wirtschaftliche De¬ 
pression, sondern auch die geringere Nachfrage nach Pfer¬ 
den infolge Aufblühens der Automobil-Industrie schuld sein. 

Rechnet man auf 1 Kraftfahrzeug nur mit der Ver¬ 
drängung von 2 Pferden, so sind durch dieses moderne Ver¬ 
kehrsmittel mindestens 100 000 Pferde im deutschen Reiche 
weniger vorhanden und der tierärztlichen Behandlung und 
Aufsicht entzogen. Der dadurch verursachte Schaden trifft 
vor allen Dingen die Praxis ausübenden Tierärzte in großen 
Städten und wird deshalb um so unangenehmer empfunden, 
als gerade bei der begüterten Klasse der Menschen und in 
gut fundierten großen Privatbetrieben das Automobil festen 
Fuß zu fassen droht. Wenn man pro Pferd nur einen durch¬ 
schnittlichen jährlichen Verdienst von 5 Mark annimmt, so 
ist das Einkommen der praktischen T i e r - 
ä r z te i m g e s a m t e n deu t s c h e n Reiche u m 
m i n d e s t e n s V-> Million Mark geschmälert. 
Bei einem derzeitigen Bestand von 1200 Kraftfahrzeugen 
in München dürfte die jährliche Mindereinnahme aus der 
Privat-Praxis im Minimum 12 000 Mark betragen, was sich 
auf die einzelnen Pferdepraxis ausübenden Kollegen je nach 
ihrer Inanspruchnahme prozentual verteilt. 

Selbst der Staat hat ein sehr lebhaftes Interesse an 
dem Aufblühen der Automobil-Industrie und fördert dieselbe 
nach jeder Richtung. Davon geben zunächst die zahlreichen 
staatlichen Motor-Omnibus-Verbindungen auf vielen deut¬ 
schen Postlinien beredtes Zeugnis; desgleichen ist der aus¬ 
gedehnte Motorbetrieb der staatlichen Postverwaltungen in 
großen Städten zur Beförderung der Brief- und Paketpost 
ein sicherer Beweis dafür. Sind nicht allein in den letzten 
drei Jahren im hiesigen K. Poststall eine große Anzahl sol¬ 
cher Brief- und Paketpost-Automobile eingestellt worden, 
die eine Verminderung des früheren Pferdebestandes von 
100 Pferden um zirka 9t». also mehr als die Hälfte, zur Folge 
hatten. Die noch restierenden 70 Pferde bilden sicherlich 
auch keinen eisernen Bestand und in absehbarer Zeit wird 
wohl diese Anzahl durch Neuanschaffungen von Automobilen 
gleichfalls mehr und mehr dezimiert werden, zumal wenn 
man bedenkt, daß z. B. erst im vorigen Jahre von dem baye- 



47 


rischen Abgeordnetenhaus dem Verkehrsministerium ein Be¬ 
trag von 2% Millionen Mark zur Beschaffung von weiteren 
Post-Automobilen zur Verfügung gestellt wurde. 

Der Staat gewährt ferner beim Ankauf eines Last- 
Automobils eine einmalige finanzielle Unterstützung in der 
Höhe von 4000 Mark und eine jährliche Entschädigung von 
1000 Mark für Reparaturunkosten solchen Privatpersonen, 
welche sich verpflichten, im Mobilmachungsfalle und event. 
auch während der Manöver die betreffenden Kraftfahrzeuge 
in den Dienst des Heeres, bei welchem das Automobil gleich¬ 
falls schon nutzbringende und immer größere Verwendung 
findet, zu stellen. 

In Anbetracht dieser tatsächlichen Verhältnisse drängt 
sich nun die Frage auf, ob denn das Kraftfahrzeug wirklich 
so viele Vorzüge und zwar dauernde besitzt, daß es das Pferd 
voll und ganz zu ersetzen und sogar zu verdrängen vermag ? 
Entspricht das Pferd oder mit andern bezeichnenderen Worten 
der „Hafermotor“ allen Anforderungen, die auch an einen leb¬ 
losen guten Motor gestellt werden ? Besitzt der Hafermotor 
in erster Linie die Eigenschaft., mit der gewünschten 
und notwendigen Geschwindigkeit und Aus¬ 
dauer zu jeder Zeit, bei jedweder Witte¬ 
rung und auf jedem Terrain vorwärts zu kommen, 
mit anderen Worten: ist er leistungsfähiger als das 
Automobil ? 

Die Beantwortung der Frage bezüglich der Geschwin¬ 
digkeit wird immer zugunsten des Automobils ausfallen 
müssen. Während die Geschwindigkeit des Automobils stets 
dieselbe bleiben kann, nimmt die der Pferde durch die ein¬ 
tretende Müdigkeit allmählich ab. Wenn es auch Pferde 
gibt, die 25 Kilometer in einer Stunde, ja sogar 50 Kilometer 
in zwei Stunden hintereinander auf ebenem Terrain zurück¬ 
legen können, die durchschnittliche Geschwindigkeit über¬ 
schreitet kaum bei leichten Wagenpferden im Gebrauche 
12 Kilometer in der Stunde, bei kräftigen Arbeitspferden, 
die an einen gut beladenen Wagen gespannt sind, nicht ein¬ 
mal 5 Kilometer pro Stunde. Die früheren Trambahnpferde, 
die ihren Tagesdienst mit zwei Stunden oft angestrengter 
Arbeit erledigt hatten, legten auf einzelnen Linien in dieser 
Zeit die immerhin ganz ansehnliche Strecke von 26 Kilo¬ 
metern zurück. Mit den elektrischen Trambahnen erzielt 
man dagegen eine durchschnittliche Stundengeschwindigkeit 
von 20 Kilometern. 

Was die Ausdauer in der Arbeit betrifft, so sind doch 
die Pferde leichteren Schlages zu zählen, welche Tag für 



48 


Tag <30 Kilometer zuriicklegeu, auch die schweren Arbeits¬ 
pferde sind selten — eine durchschnittliche Arbeitsleistung 
von 10 Stunden und gute Bodenverhältnisse angenommen —, 
welche es in dieser Zeit auf eine tägliche Gesamtstrecke von 
;35—40 Kilometern bringen. Wenn diese Strecken wirklich 
zurückgelegt werden, so müssen schon größere Ruhepausen 
eintreten, um nicht das Gebiet der Tierquälerei zu streifen. 

Das Automobil erreicht mit Leichtigkeit die drei- bis 
vierfache Geschwindigkeit in der gleichen Zeit: zudem ist 
seine Ausdauer eine bedeutend größere; sie würde, wenn 
nicht der Lenker des Wagens nach einer gewissen Zeit un¬ 
bedingt der Ruhe bedürftig wäre, kein Benzinaufbrauch 
stattfinden würde und der Mechanismus nicht geölt werden 
müßte, streng genommen eine fast unbegrenzte sein. 

Mit der Leistungsfähigkeit des Pferdes ist es übrigens 
nicht so sehr weit her; denn nach mathematischen Berech¬ 
nungen 2 ) ist dasselbe im Verhältnis llmal schwächer als eine 
Taube und um die Hälfte weniger stark als ein Mensch. 
Wenn man nämlich die Summe der von jeder dieser Ein¬ 
heiten hervorgebrachten Kraftäußerungen zusammenzählt, 
so wird die gleichwertige Kraftwirkung produziert durch 
425 Kilo Pferdegewicht 1 Pferd), 

210 Kilo Menschengewicht ( — 2% Menschen), 

.‘38 Kilo Taubengewicht (= ca. 150 Tauben). 

Vom theoretischen Standpunkt aus ist also der Hafer¬ 
motor einer der schwächsten Motoren, die es gibt. 

Nun besitzt allerdings gerade das Pferd die wertvolle 
Eigenschaft, daß seine Kraftäußerung beinahe in mathema¬ 
tisch richtigem Verhältnis mit der zu leistenden Arbeit steht. 
Auf ebenem Terrain entwickelt es z. B. eine Leistungsfähig¬ 
keit von 50 Kilogrammetern pro Sekunde, beim Anfahren 
und Anziehen unter schwierigen Verhältnissen kann es plötz¬ 
lich 200 Kilogrammeter während einer Sekunde leisten. Da¬ 
durch ist das Pferd, natürlich bis zu einem gewissen Grade, 
zu allen Arbeiten brauchbar. Diese den Muskeln innewoh¬ 
nende, nicht hoch genug einzuschätzende Eigenschaft fehlt 
dem Benzin fast gänzlich. Das Pferd kann demnach die 
technische Einheit der Pferdekraft, d. i. 75 Kilogramm in 
einer Sekunde einen Meter hoch zu ziehen, bei stärkster An¬ 
strengung um das Doppelte bis nahezu Dreifache iiber- 
t reffen. 

Da das Pferd über ein gewisses Maß seiner Kürper- 
kriifte hinaus nicht im Dienste verwendet werden kann und 

i b.Ilaudry de Saunier; Grundbegriffe des Autoniobilisnius. 




49 


unbedingt der nötigen täglichen Kühe bedarf, um am näch¬ 
sten Tage wieder leistungsfähig zu sein, so besitzt das Auto¬ 
mobil doch den unbestreitbaren weiteren Vorzug, nahezu zu 
jeder notwendigen Zeit in den Dienst genommen werden zu 
können. Es ist dies für Großbetriebe, z. 13. Großbrauereien, 
sehr vorteilhaft, zumal wenn sie in die Lage kommen, auch 
außer der üblichen Geschäftszeit ihr Produkt so rasch als 
möglich an einen noch dazu recht weit entfernten Ort liefern 
zu müssen; aber auch für dringende Hilfeleistungen bei Un¬ 
glücksfällen, schweren Erkrankungen und Eeuersbrünsten 
stellt das Automobil zweifelsohne das idealere Beförderungs¬ 
mittel dar. (Schluß folgt.) 

Lähmung infolge unbekannter Ursache. 

Ein 8jäliriges Pferd, wegen einer Fesselwunde 18 Tage 
lang außer Dienst gestellt, stürzte nach 20 Minuten Be¬ 
wegung im Schritt plötzlich unter dem Reiter zusammen. 
Von diesem Tage an bis zu dem 14 Tage später erfolgten 
Bahntransport in die Garnison wurden an dem Pferde 
keinerlei krankhafte Erscheinungen wahrgenommen; das 
Tier fand Verwendung im Zugdienst. Beim Einparkieren 
mußte das Pferd wegen Widersetzlichkeit in den Wagen 
geschoben werden. Tags darauf zeigte es schwankenden 
Gang und Schwäche der Nachhand. Eine Verletzung war 
nirgends, auch keine Druckempfindlichkeit, zu konstatieren. 
Auf Nadelstiche reagierte das Pferd anfangs überall; später 
jedoch nahm die Empfindlichkeit unter Zunahme der Kreuz¬ 
schwäche ab und schließlich reagierte es selbst auf die Ein¬ 
wirkung des elektrischen Stromes nicht mehr. 5 Wochen 
später wurde Patient an einen Metzger verkauft. Bei der 
Besichtigung des Kadavers wurde nichts gefunden, was auf 
die Ursache des Leidens hätte schließen lassen können. 
(Statistischer Veterinär-Sanitätsbericht über die K. Bayer. 
Armee.) 

Referate. 

Weste rmann: Beobachtungen über die Wirkung 
von Diastasolin. (Tierärztl. Rundschau, Nr. 51, 1909.) 

Diastasolin ist eine dickliche, sehr leicht in Wasser lös¬ 
liche Flüssigkeit, welche mit den Kohlehydraten der Nah¬ 
rung in Berührung gebracht, diese verzuckert, also in eine 
sofort resorbierbare Form überführt. Da dadurch leichte Ver¬ 
dauung der Kohlehydrate bewirkt wird, tritt eine Entlastung 
der Verdauungsorgane ein, die bei gewissen Krankheits-Zu¬ 
ständen von großem therapeutischem Werte ist. Verb hat 



50 


nun auf Grund dieser theoretischen Erwägungen das Mittel 
bei folgenden Krankheitszuständen angewandt: bei lnappe- 
tenz im Gefolge von Brustseuche (1 Liter Hafermehl mit 
2 Liter kaltem Wasser anrühren, 8 Liter kochendes Wasser 
zusetzen und nach V 2 Stunde 50,0 Diastasolin hinzugeben), 
bei Magendarmkatarrhen der Pferde (die gleiche Mischung), 
bei Abmagerungen und Freßunlust nach chronischen Gebär¬ 
mutterentzündungen, und hat dabei wohl befriedigende Re¬ 
sultate erzielt. Weiter haben sich Diastasolingaben vorzüg¬ 
lich bewährt bei der Aufzucht von Kälbern, Fohlen und 
Schweinen (Iiiastasolin-Magermilch mit Roggenmehl). — 
Bei der Herstellung der Tränke hat man auf folgendes zu 
achten: Zunächst rühre man das zur Verwendung kom¬ 
mende Mehl mit kaltem Wasser zu einem klumpenfreien 
Brei an; denselben gieße man langsam in die 8—10 fache 
Menge von k o c h e n d e m Wasser oder Magermilch und 
rühre dann die ganze Mischung gut um. Bevor man nun 
Diastasolin zusetzt, lasse man die Tränke auf GO—65° ab¬ 
kühlen. Ist dies erfolgt, so wird 5 Prozent vorn Trocken¬ 
gewicht des zur Verwendung gekommenen Mehle« unter 
Umrühren zugesetzt. Vor dem Zugießen zur Tränke löst 
man das Diastasolin in ungefähr der doppelten Menge lau¬ 
warmen Wassers auf. Die Lösung erfolgt sehr leicht und 
schnell. 20 Minuten nach Zusatz von Diastasolin ist die 
Tränke gebrauchsfertig. 

Der Preis des Diastasolin ist 1,20 Mk. pro Kilo. 

R a b u s. 

Wilke: Erscheinungen der Poliomyelitis anterior 
acuta (spinale Kinderlähmung) bei Hühnern. (Deutsch« 
Tierarzt!. Woehenschr., 1009, Nr. 47.) 

Verf. sah bei einigen Kücken eines Geleges eine eigen¬ 
artige Rückenmarkserkrankung. In den ersten Wochen der 
Erkrankung zeigten die Tiere taumelnden Gang und waren 
mitunter stundenlang nicht imstande, sich auf den Beinen 
zu halten, sondern lagen hilflos auf der Seite oder ver¬ 
suchten, sich fliegend fortzubewegen. Bei einem Hähnchen 
trat eine Kyphose auf, wobei es die Schwanzfedern schlaff 
herabhängen ließ; beide Erscheinungen lassen auf eine Läh¬ 
mung der Kiiekensf reck er und der Hautmuskulatur schließen. 
Fine Sphinkterenliihmung lag in keinem Falle vor. Die Sen¬ 
sibilität war stets vollständig erhalten, das Sensorium nicht 
getrübt. Der Appetit blieb leidlich gut. Ln Verlauf von 
8—10 Wochen bildeten sich die Motilitätsstörungen fast 
vollständig zurück, so daß nur noch längere Zeit etwas un¬ 
sicherer Gang und leichtes Ermüden zurückblieb. Nur ein 



51 


noch ganz junges Kücken verendete nach fünftägiger 
K rankheitsdauer. 

Hinsichtlich der Ätiologie sind Intoxikationen auszu¬ 
schließen. Da die Hühner einer fortgesetzten Inzucht ent¬ 
stammen, ist letztere vielleicht für das Leiden verantwort¬ 
lich zu machen. Sehr beachtenswert ist aber auch der Um¬ 
stand, daß fast gleichzeitig mit der Erkrankung der Hühner 
in derselben Gegend (Waldeck) mehrere gleichartige Fälle 
bei Kindern vorkameu, zumal bei Herrschen der spinalen 
Kinderlähmung in Schweden im Jahre 1905 ein Übergreifen 
der Epidemie auf Hühner, Hunde und Katzen beobachtet 
worden sein soll. 

Über das Wesen der Poliomyelitis wird angegeben, 
daß es sich um einen von den Gefäßen ausgehenden entzünd¬ 
lichen Vorgang, nicht um eine primäre Entzündung der 
Ganglienzellen handelt. Wie bei disseminierter Myelitis 
und multipler Sklerose liegt eine vaskuläre Erkrankung der 
grauen Vorderhornsubstanz des Rückenmarks vor. Polio¬ 
myelitis und disseminierte Myelitis sind auf infektiöser 
Basis beobachtet worden. Erreger und Übertragungsweise 
sind noch unbekannt. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Erwerbung eines erstklassigen Deckhengstes. 

Die bayerische Landgestütsverwaltung hat dem Wunsche 
der bayerischen Vollblutzüchter, einen erstklassigen Deck¬ 
hengst anzuschaffen, dadurch Rechnung getragen, daß sie 
um 1200 Kronen einen Sprung des in Herrn B a 11 a z z i’s 
Gestüt Napajedl stehenden Hengstes „Gouvernant“ von 
Flying Fox—Gouvernante erworben hat und diesen baye¬ 
rischen Züchtern zum Preise von 1000 Kronen wieder zur 
Verfügung stellt. Hievon haben Graf Arco-Zinneberg 
für seine Stute „Emma Hart“ und Graf T reube rg für 
seine Stute „Tartev“ Gebrauch gemacht. (Tagespresse.) 


Gründung einer Pferdezuchtgenossenschaft in Murnau. 

InMurnau wurde jüngst eine Pferdezuchtgenossenschaft 
gegründet. Das Zuchtziel lautet : „Zucht eines entsprechend 
breiten und tiefen Pferdes mit guten, ausgeglichenen Körper¬ 
formen und freien, räumenden Gängen“. Den Forderungen 
dieses Zuchtprogrammes soll durch sachgemäße Zufuhr von 
Oldenburger - Blut zu dem vorhandenen starken Pferde- 
inaterial entsprochen werden. Der Zweck der Paarung der 
einheimischen Pferde mit Oldenburger Pferden gravitiert 
nämlich besonders dahin, Gang und Form zu verbessern. 



52 


Zum ersten Vorsitzenden der Genossenschaft wurde der Be- 
zirksamtmann II i ji p c r t -Weilheim, zum zweiten der Vor¬ 
stand des landwirtschaftlichen Bezirksausschusses Murnau, 
Distriktstierarzt Dr. Kreutzer, gewählt. 


Kartoffelfütterung an Pferde. 

t her diesen Gegenstand bringt der Gutsbesitzer und 
Domiinenpäehter We i s h e r m e 1-Schloßau in Nr. 101, 1901), 
der „Landwirtschaft!. Presse“ einen Artikel, welchem ich 
auszugsweise das Folgende entnehme: 

Verf. füttert seinen Pferden seit vielen Jahren ge¬ 
dämpfte Kartoffeln. Anfangs verabreichte er sie in kleinen 
Mengen als Beigabe zu Körnern, später vermehrte er die 
Quantität allmählich und seit 3 Jahren füttert er fast aus¬ 
schließlich an sämtliche Ackerpferde seiner Wirtschaft im 
Winter gedämpfte und im Sommer getrocknete Kartoffeln 
und Rauhfutter. Sowohl die gedämpften als die ge¬ 
trockneten Kartoffeln — von diesen bevorzugt er die 
Kartoffelllocken - werden in einer Tonne mit Wasser 
unter Fmrühren mit einem Mischholz vermischt und 
hierauf aus der Tonn«' auf Roggenhäcksel in die Krippe 
gegeben. Im Sommer bekommen die Pferde abends 
außerdem Griinfutter, Grünwicke, Luzerne, im Winter 
Treu: ist reichlich Griinfutter vorhanden, so erhalten die 
Pferde solches auch mittags. An vier Pferde werden 50 Kilo 
Kartoffeln (das Gewicht im rohen Zustand der Kartoffeln 
gerechnet) und wenn nur zur Abendfütterung Nachfutter 
gereicht wird, 75 Kilo gefüttert. Die Pferde sind klein, 
1.5S bis 1,0(5 hoch (Preußen oder Kreuzungsprodukte, bei 
welchen Kaltblut vorherrscht). Die Anzahl der Gespanne 
des Verf.. ä 4 Pferde, beträgt 2f5. Das Gelände des Gutes und 
der Domäne ist sehr bergig, also schwer zu bearbeiten; der 
Boden zum großen Teil bündiger Lehm. Trotzdem W. das 
ganze .fahr, außer wenn die Kartoffeln nicht reichen, kein 
Kraftfutter füttert, sind seine Pferde, auch bei der schwer¬ 
sten Arbeit und bei der äußerst schwierigen Herbstbestellung, 
in sehr gutem Niihrzustande. auffallend glatt im Haar und 
versagen niemals die Arbeit; ferner schwitzen die Pferde 
beider Arbeit nicht im geringsten mehr, als bei anderer Füt¬ 
terung mit Körnern. Koliken kommen selten vor und nehmen 
stets einen guten Verlauf. Im vergangenen Jahre hat Verf. 
von Mai bis anfangs August Troekenkartoffoln in der Form 
von Kartoffelfloeken neben Griinfutter gefüttert: er gab 
10 Kilo auf 4 Pferde. W. rechnet den Futterwert von 15 Kilo 
Trockenkartoffeln oder 75 Kilo rohen Kartoffeln in ge- 



5 3 


dämpftem Zustande demjenigen von 20—25 Kilo besten 
Körnerschrotes gleich. 

Zum Schlüsse bemerkt Verf. noch, daß nach seinen 
Beobachtungen mit Kartoffeln gefütterte Pferde Krank¬ 
heiten, z. B. Druse, Brustseuche, Influenza, leichter über¬ 
stellen als mit Haber gefütterte. A. 

Eine eigenartige Beeinflussung des Geschlechtes in der 

Rindviehzucht. 

In Nr. 100 der „Illustr. landw. Zeitung“ teilt ein Cmts- 
besitzer mit, daß er seit Jahren die Kühe nur mit voll e in 
Euter, also vor dem Melken, zum Bullen führen läßt. Diese 
einfache Maßnahme hatte den Erfolg, daß bisher 75 Prozent 
aller gefallenen Kälber weiblichen Geschlechts waren. M. 


Verschiedenes. 

Verzeichnis der Tierärzte, 

die die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst im .Jahre 
1909 bestanden haben: 

l. Bauer Hans, 2. Bruiniinger l)r. Martin, 3. Däuser 
Georg, 4. Erliartl Julius, 5. Erhardt llans, 0. Ertl Georg. 
7. Greif Karl, 8. Haininersehni idt Wilhelm, 9. Kirner Pius 1 
10. Klingler Joseph, 11. Korber Karl, 12. Meßenzehl Karl, 
13. Neugebauer Anton, 14. Pöhlmann Theodor, 15. Keiehen- 
vallner Joseph, 16. Rieger Mathias, 17. Saalbeek Dr. Andreas, 
18. Schaidler Hans, 19. Sehmid Ernst, 20. Schwiibel Dr. Franz, 
21. S p i 11 in a n n Theodor, 22. S t r ö £ e n r e u t h e r Konrad, 23. W ä u h- 
ter Hermann. 

Die Feier des 50 jährigen Bestehens des Vereins 
Schlesischer Tierärzte. 

Nach einem Berichte in Nr. 1 der Berliner Tierärzt¬ 
lichen Wochenschrift feierte der Verein Schlesischer Tier¬ 
ärzte am 23. und 24. Oktober v. Js. das fünfzigjährige 
Jubiläum. 

Zur Feier wurden ein Familienabend, eine Festsitzung 
und ein Festmahl veranstaltet. 

Beim Familienabend kam unter Anderem ein von 
dem Veterinärrate Ko sc hei verfaßtes Lustspiel „Der 
neue Kurs“ zur Aufführung und fand begeisterten Anklang. 
Die Festsitzung — es war die 50. Generalversammlung 
des Vereins Schlesischer Tierärzte — leitete der Vorsitzende 
des Vereins, Professor Dr. Caspar. Derselben wohnten 
200 Herren, darunter der Ohrrpräsident der Provinz 
Schlesien, Graf Dr. von Zedlitz, der Ucgiemngsprüsidcnt 
von Baumbach und eine Reihe amlerer hervorragender 
Vertreter staatlicher und städtischer Behörden an. 



54 


Den Anfang der Sitzung bildete die Festrede des Vor¬ 
sitzenden, Professor Caspar; sie behandelte die Gründung 
des Vereines und alle wichtigeren Vorkommnisse während 
seines nun 50jährigen Bestehens. An die Festrede schlossen 
sieh eine große Zahl dem Vereine von den verschiedensten 
Seiten dargebraehte Beglückwünschungsreden, deren In¬ 
halt in allseitiger Anerkennung der Tätigkeit und der 
Leistungen des Vereines für die Wissenschaft und beson¬ 
ders für die Hebung des Standes gipfelten und in dem 
Wunsche für ferners Gedeihen des Vereines ausklangen. 

Nach Beendigung der dem Vereine dargebraehten 
Gratulationen hielt der Rektor Magniticus der Berliner Tier¬ 
ärztlichen Hochschule, Professor I)r. Sch mal tz einen 
bedeutungsvollen Festvortrag über das Thema „Privatdo- 
zententum und Prolessorenersatz.“ Das der Festsitzung 
sich anschließende Festmahl trug einen erhabenen noblen 
Charakter. Bei demselben wurden eine Anzahl Toaste aus¬ 
gebracht. Oberpräsident Graf Z e d 1 i tz betonte hiebei diegroße 
Bedeutung der Tierheilkunde für die Landwirtschaft und 
versicherte, daß die Staatsregierung und die Provinzialver¬ 
waltung freudig und gerne zur weiteren 'Förderung der 
tierärztlichen Wissenschaft arbeiten werden. Professor Pr. 
von Rümpler-Breslau besprach in seiner Toastrede eben¬ 
falls die wichtigen Beziehungen der Tierheilkunde zur Land¬ 
wirtschaft, die wissenschaftliche und wirtschaftliche Bedeu¬ 
tung, welche sie für jedes Kulturvolk erlangt hat und er¬ 
wähnte ferner, daß der augenblickliche Zustand der Vete¬ 
rinärwissenschaft nur als Etappe der weiteren Entwicklung 
derselben aufgefaßt werden könne; er prophezeit, daß die 
Pflege der Veterinärwissenschaft auf Fachschulen nicht 
für alle Zeiten als ausreichend gelten werde; es werde in 
der Folge auf Anschluß an einen größeren Verband bei 
voller Wahrung der »Selbständigkeit der Fachschulen zu 
denken sein. Über das „Wie“ sprach sich der Redner 
nicht näher aus, stellt dies aber in Aussicht und bemerkt 
vorgreifend, daß er mit seiner Andeutung nicht auf die 
Universitäten hinzielen wollte. Mit mehreren weitern sinn¬ 
reichen Toasten schloß die schöne Feier. A. 


Tuberkulose. 

Dem Professor Dr. K 1 i m m e r. Direktor des hygie¬ 
nischen Institutes an der Tierärztlichen Hochschule Dresden, 
wurde zu weiterer Betätigung seiner Versuche zur Bekämp¬ 
fung der Tuberkulose, über welche in der „Wochenschrift u 
berichtet worden, ein Betrag von 2500 Mark aus der siichsi- 



55 


sehen Staatskasse zur Verfügung gestellt, außerdem bewil¬ 
ligte die Direktion des landwirtschaftlichen Kreditvereins 
im Königreich Sachsen zu dem besagten Zwecke die Summe 
von 1000 Mark. 

Anerkennung des Schweizer Doktortitels. 

Nach einer Mitteilung der tierärztlichen Rundschau 
wurde dem Tierärzte Johann Hildebrand aus Cuxhaven, 
welcher in Bern den veterinärmedizinischen Doktorgrad 
erworben, von der freien Hansastadt Hamburg die Befugnis 
zur Führung des Titels zuerkannt. 

Fortschritte für den Tierärztlichen Stand in Sachsen- 

Weimar. 

Auf den Inhalt, einer Denkschrift des Tierärztlichen 
Landesvereins von Sachsen-Weimar hin stellte das Groß- 
herzogliche Staatsministerium zu Weimar in Aussicht, daß das 
tierärztliche Referat im Bereiche des Ministenums des Innern 
einem Tierarzte im Nebenamte übertragen werde. Verfügt 
wurde durch die genannte Zentralstelle, daß Tierärzte, welche 
sich künftighin zur Ausübung ihres Berufes im Großherzog- 
tum niederlassen, die Anzeige von ihrer Niederlassung 
nicht mehr dem Amtsphysikus, sondern dem Bezirks- 
tierarzte zu erstatten haben. 

Bücherschan. 

Atlas der Anatomie des Pferdes. Von I)r. med. vet, Rein¬ 
hold Schmaltz, Professor der Anatomie an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin. Zweiter Teil: Topo¬ 
graphische Myologie. Zeichnungen von Professor Bruno 
Heraux und Vincent Uwira. Holzschnitte von Gustav 
Pleuer, Berlin. Verlag von Richard Schütz, Berlin. Preis 
gebunden 30 Mk. 

Mit diesem dem deutschen Kronprinzen gewidmeten 
Atlas, Produkt einer zehnjährigen Arbeit, hat Professor 
Dr. Schmaltz ein Werk geschaffen, welches Seinesgleichen 
auf dem Gebiete der Tieranatomie nicht hat. Auf 59 Tafeln 
sind nicht nur die Muskeln, wie man nach der Titelbezeich¬ 
nung schließen könnte, sondern auch die zu den Muskeln 
gehörigen sowie andere Gefäße und Nerven, dann Faszien 
und Sehnen, ferner die wichtigeren Gelenke* topographisch 
dargestellt. Drei Tafeln zeigen vortrefflich den Huf als 
Ganzes und in Teile zerlegt. Mehrere große Tafeln geben 
lange und große Muskel in ihrer ganzen Ausdehnung be¬ 
treffs Form, Lage und Beziehung zu anderen Organen im 



5t> 


Hilde; dergleichen ermöglichen die großen Tafeln (Jcfäßo 
und Nerven in Körporabsclmittou auf große Strecken zu 
verfolgen. 

l)io sämtlichen (largestellten Teilt* sind nicht mit Bueli- 
staben od<*r Zittern hezeielmet, sondern direkt durch Linien 
mit den Benennungen verhunden, wodurch das Studium 
ganz wesentlich erleichtert wird. Hin ausführliches Register 
gibt genau an, auf welcher Tafel das heim Studium jeweils 
in Betracht kommende Organ zu sehen ist. 

In Summa: Das Schmaltzsche Werk gibt eine dem 
Bilde der Wirklichkeit vollkommen entsprechende, also ana¬ 
tomisch in jeder Hinsicht korrekte, künstlerisch meister¬ 
haft ausgeführte topographische Darstellung der oben ge¬ 
nannten Teile des Pferdekörpers. 

Tierärzten, besonders den viel auf chirurgischem (Je¬ 
biete tätigen, wird der Atlas höchst willkommen sein; den 
Studierenden bietet das einzig schöne und praktisch ange¬ 
legte Werk ein unübertreffliches Hilfsmittel zum Studium 
der topographischen Myologie. 

Dem Schöpfer des großartigen Werkes gebührt vollste 
Anerkennung und Dankbarkeit der Kollegen! A. 

Personalien. 

A u s z o i c h n u n gon: Dr. Edelraa n n. Obermedizinalrat, 
Professor und Landestierarzt in Dresden die Rittcrinsignion der 
1. Klasse des anlialt. Ordens Albrochts des Bären; K o e n i g, Ernst, 
Oberveterinär bei der kaiserl. Schutztruppe für Deutsch-Siidwest- 
Afrika das Ritterkreuz 2. Klasse des wiirttemb. Friedrichsordens. 

A p j) r o b a tion e n; In Gießen die Herren: B a i 1 e r Rudolf 
aus Jlechingen, B ra un Johann aus Ilorehheini und K o ppe Kurt 
aus Wilhelinshafen; in Hannover: Herr Müller Willy aus Han¬ 
nover. 

P r o m o t i o neu: Zu DDr. ined. vet. in Bern die Tierärzte 
B o r in a n n Wilhelm in Taterow, Fleischhauer Theodor in 
Sehloehau, Pflanz Julius in Kreuzburg und Servatius Max 
in Lahr. 

Verein M ün chener Tierärzte (e. V.). 

Einladung zur 3Ionatsversainiulung am Donners¬ 
tag, den 80. Januar 1910 im Restaurant „Herzog Heinrich“ 
(Speisesaal), Ecke der Landwehr- und Mathildenstraße, Trambahn¬ 
haltestolle. 

Tagesordnung: 

1. Herr Bezirkstierarzt I)r. H. Schmidt (WolfVatsliauson): 

,.Versicherungswesen und freie Tierarztwahl ". 

2. Eingabe der Studierenden um Reorganisation der K. Tierärztlichen 
Hochschule an den Landtag. 

Druck von J. (.1 o 11 e s w i n u* r , München. - Kommi>sionsvcrlag : M. Ui ege r sehe 
Universitiitsbuchhandluny;, München, (hlemisplatz 2. 



Münchener 



(frMier: Wocbensclirift für TierbeilKund« nnl Vietuncht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 25. Januar 1910. Nr. 4. 


Inhalt: Originalartikel: Dr. Jakob: Sind die modernen 
Kraftfahrzeuge imstande, vornehmlich in Großstädten die Pferde 
zu verdrängen und die tierärztliche Praxis dadurch zu gefähr¬ 
den? (Schluß.) — Das Organisationsedikt für die K. Zentral- 
Veterinärschule München vom l. Februar 1810. (Fortsetzung.) — 
Referate: Schimmel: Mitteilungen aus der chirurgischen 
Klinik der Reichs-Tierarzneischule in Utrecht. Eber: Weitere 
Beobachtungen über das Behring’sche Tuberkulose-Schutzimpf¬ 
verfahren und über Tauruman-Impfungen in der Praxis. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Über Blutsverwandtschaft 
und Serumreaktion bei Salmoniden etc. Pferdeschutz. — Ver¬ 
schiedenes: Ehrung. Ballfest des S. C. der Tierärztlichen 
Hochschule in München. Frequenz der Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen im Wintersemester 1909/10. — Personalien. 


Sind die modernen Kraftfahrzeuge imstande, vor¬ 
nehmlich in Großstädten die Pferde zn verdrängen 
nnd die tierärztliche Praxis dadurch zu gefährden?*) 

Von Dr. H. Jakob, München. 

(Schluß.) 

Was nun die Gebrauchstüchtigkeit des Pferdes und 
des Automobils bei ungünstigen Witterungsverhältnissen 
aubelangt, so beeinträchtigen bekanntlich erfahrungsgemäß 
alle einigermaßen schlechten und längere Zeit anhaltenden 
Witterungsverhältnisse die Leistungsfähigkeit sowohl des 
Pferdes als auch des Automobils. So ist z. B. ein heftiger 
Gegenwind imstande, bei beiden Motoren eine Verringerung 
der Leistungsfähigkeit herbeizuführen. Ausgiebige Scbnee- 


*) Nach einem Vortrag, gehalten im Verein Miineli. Tierärzte. 





58 


fälle können jeden Verkehr nicht allein auf der Straße, son¬ 
dern auch auf dem Schienenstrang für kurze oder längere 
Zeit lahmlegen. Bei schwachem Schneefall und noch nicht 
gefrorenem Boden dürften sich Pferd und Automobil be¬ 
züglich ihrer Leistungsfähigkeit so ziemlich die Wage halten. 
Bei stärkerem Schneefall ist jedoch das Vorwärtskommen 
des Pferdes im großen und ganzen leichter möglich als das 
des Automobils. 

Ungünstige Terrainverhältnisse, z. B. viel gebirgiges, 
holperiges Gelände mit schlechtem, steinigen Untergrund 
und weniger gut gepflegten Straßen, eignen sich viel eher 
für das Pferd als das Automobil. Allerdings möchte ich hier 
bemerken, daß selbst auf schlechten und ungepflegten Wegen 
das Automobil sich ganz gut fortzubringen weiß. Ich möchte 
dabei auf einen schon ziemlich regen und sich steigernden 
Automobilverkehr in der Prärie Nordamerikas, einer nichts 
weniger als mit guten Straßen versehenen weiten Grasfläche, 
aufmerksam machen. Ferner haben Versuche mit dem Last- 
Automobil für militärische Zwecke in Preußen in diesem 
Jahre unter anderem ergeben, daß z. B. ein mit 3 Tonnen 
(60 Zentner) beladener Wagen, der von fünf Pferden ge¬ 
zogen worden und in dem Gelände bis an die Achsen einge¬ 
sunken w'ar, so daß die Pferde ihn nicht mehr fortbringen 
konnten, von einem Last-Automobil mit 30 Pferdestärken 
mit Leichtigkeit weiterbefördert wurde. Es hat eben das 
Automobil den kolossalen Vorteil, daß in einem Fahrzeug 
gleich eine große Summe von Pferdekräften untergebracht 
werden kann. 

Wohnt nun dem Hafermotor die weitere von einem 
Motor zu fordernde Eigenschaft g r o ß e r Widerstands¬ 
fähigkeit inne? Besitzt das Pferd vor dem Automobil 
den Vorzug, leichter und länger äußeren Einflüssen zu 
trotzen ? 

Die Vergleiche fallen hier eher zugunsten des Auto¬ 
mobils, eines leblosen mechanischen Verkehrsmittels, als zu¬ 
gunsten des Pferdes aus. Denn starke Beschädigungen des 
Automobils und Störungen schwereren Grades des Auto¬ 
mobil-Mechanismus, die eine langwierige und teuere Repa¬ 
ratur erheischen, kommen heutzutage — vernünftiges 
Fahren, ein gutes Fabrikat und eine regelmäßige, sach¬ 
gemäße Pflege des Fahrzeuges vorausgesetzt — in weit ge¬ 
ringerem Grade zur Beobachtung als dies noch vor einigen 
Jahren der Fall war, zu einer Zeit als die Automobil- 
Industrie erst aufzublühen begann und Fabrikate ganz 
minderwertiger Qualität auf den Markt kamen. 



59 


Wenn auch das Pferd bei richtiger Pflege und guter 
Fütterung als ziemlich ( widerstandsfähig angesehen werden 
muß, gegen ein großes Heer oft tödlicher Krankheiten ist 
es trotz der modernsten therapeutischen Maßnahmen doch 
nicht gefeit. Am Automobil sind eben auch im Gegensatz 
zum Pferde alle Teile zu ersetzen. 

Ein Motor soll ferner im Betriebe sicher und voll¬ 
ständig ungefährlich sein. Was die Betriebssicher¬ 
heit und Ungefährlichkeit zunächst des Hafermotors anbe¬ 
langt, so vergeht doch eigentlich in der Großstadt kaum ein 
Tag, an dem nicht irgend ein größeres oder kleineres Un¬ 
glück durch ein Pferdefuhrwerk verursacht wurde, sei es, 
»laß die Pferde scheuten und durchgingen, sei es, daß aus 
Unachtsamkeit der Kutscher ein Zusammenstoß, insbeson¬ 
dere mit der elektrischen Trambahn, stattgefunden hat. Die 
Fälle gar nicht zu zählen, in denen die Pferde auf dem für 
sie weniger geeigneten, vor allem glatten Asphaltboden 
stürzten, wie wir es in der Winterszeit und bei Tau- und 
Regenwetter täglich dutzendemale hier erleben können, 
trotzdem die Pferde mit den modernsten Beschlägen ver¬ 
sehen sind. Das Asphaltpflaster ist eben meiner Ansicht nach 
für Pferde die ungünstigste Pflasterart, wenn sie auch beim 
Publikum und zwar nicht mit Unrecht wegen des geringen 
Lärmes, den der Fuhrwerksverkehr auf diesem Pflaster ver¬ 
ursacht, äußerst beliebt ist und deshalb in Großstädten immer 
mehr und mehr an Ausdehnung gewinnt. 

Das Automobil fordert gewiß auch zahlreiche'Opfer 
und liefert sogenannte „schädigende Ereignisse“ in Hülle 
und Fülle, insbesondere in Großstädten. Aus einem statisti¬ 
schen Bericht des Jahrganges 1906/07 ist zu entnehmen, 
daß bei einem Bestand von 36 022 Kraftfahrzeugen in Deutsch¬ 
land 4 864 „schädigende Ereignisse“ vorkamen, was einem 
Prozentsatz von 13,5 entspricht. 

Auf Berlin allein kommen bei einem damaligen Be¬ 
stände von 2414 Kraftfahrzeugen 2174 dieser schädigenden 
Ereignisse; das sind fast 50 Proz. aller überhaupt im Reiche 
durch das Automobil vorgekommenen Unfälle. Für die üb¬ 
rigen 33 608 Kraftwagen bleiben 2 690 Unfälle, was 8 Proz. 
ausmacht. Auf Großstädte entfallen 3427Unfälle, auf Städte 
his zu 100000 Einwohnern 368, auf Dorfstraßen 357 und auf 
Landstraßen und Chausseen 712. 

Die Unfälle waren weniger durch Fehler in der Ma¬ 
schinerie, sondern durch Fehler des Fahrers, wie durch zu 
schnelles, ungeschicktes Fahren oder Nichtanhalten, insbe¬ 
sondere jedoch durch Fehler des Publikums, das sich an das 



60 


moderne Fahrzeug noch nicht zu gewöhnen scheint und un¬ 
achtsam und sorglos auf den Fahrwegen dahinbummelt, zu¬ 
letzt durch die allgemeinen Verkehrsverhältnisse, die zur 
Zeit noch nicht so geordnet sind, wie es im Zeitalter des 
Automobils, wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf, not¬ 
wendig wäre. Dazu möchte ich noch bemerken, daß Auto¬ 
mobil-Unfälle, wenn sie auch nur geringfügiger Natur sind, 
ähnlich wie leichte Eisenbahn-Unfälle, zur Zeit noch ganze 
Spalten in einem Teil der Tagespresse ausfüllen, während 
selbst bei den schwersten Unfällen durch das Pferdefuhr¬ 
werk nur mit einigen Worten die Tatsache ohne weiteren 
Kommentar beschrieben ist. 

Durch das Automobil erhöhen sich übrigens auch die 
Unfälle bei Tieren, insbesondere bei Hunden in großen 
Städten, was wohl eine öftere Inanspruchnahme der tier¬ 
ärztlichen Hilfe zur Folge hat, aber viele frühere Hunde¬ 
besitzer abhält, sich wieder einen Hund anzuschaffen. 

Abgesehen von dem Scheuen und Durchgehen der Pferde 
— der Charakter der mechanischen Motore neigt glücklicher 
Weise eher zum Stehenbleiben als zum Durchgehen, und 
wenn letzteres der Fall sein sollte, mit der Schließung des 
Zufuhrhahnes oder der Einstellung der Zündung bringt der 
Fahrer das Automobil fast gleich in Ruhe — lassen noch 
Untugenden, wie z. B. das Ausschlagen und Beißen, den 
Hafermotor als gefährlich gelten. Dazu kommt noch, daß 
Infektionskrankheiten, wie Rotz und Milzbrand, auf den 
Menschen übertragen werden können und deshalb die ganze 
Strenge des Gesetzes zu ihrer Bekämpfung erfordern. Durch 
diese unnachsichtige, jedoch berechtigte Härte des Gesetzes 
wird oft ein Pferdebetrieb für kürzere oder längere Zeit 
lahmgelegt. In neuerer Zeit erfordert die Bekämpfung der 
Influenza der Pferde gleichfalls eine mehrwöchentliche Kon- 
tumazierung und Außerbetriebstellung der mit dieser In¬ 
fektionskrankheit behafteten Tiere: mit der Anschaffung 
eines Automobils sind mit einem Schlage diese von den ehe¬ 
maligen Pferdebesitzern sehr unangenehm empfundenen und 
sie oft schwer schädigenden gesetzlichen Bestimmungen um¬ 
gangen, vielleicht nicht zum größten Leidwesen der mit amt¬ 
lichen Funktionen betrauten Tierärzte. 

Bevor ich noch auf die Rentabilitätsfrage — zweifel¬ 
los die wichtigste, wenigstens für eine bestimmte Art von 
Kraftfahrzeugen — eingehe, möchte ich noch kurz vom 
hygienischen Standpunkt und dem Gesichts¬ 
punkte der Reinlichkeit aus einen kleinen Ver¬ 
gleich zwischen dem Hafermotor und dem Benzin- u. Elektro¬ 
motor ziehen. 



61 


Hygienisch am einwandfreiesten ist unbedingt das 
Elektromobil, denn der elektrische Strom ist geruchlos. 

Wenn sich auch die Geruchsnerven, speziell derjenigen 
Menschen, die viel mit Pferden umgehen, mit der Zeit mehr 
oder minder an den von den Exkrementen der Pferde stam¬ 
menden Geruch, sicherlich nicht ein Duft von Rosen und 
Vergißmeinnicht, gewöhnt haben, die Ausdünstungen uud 
Ammoniakentwicklungen in einem nicht gut gelüfteten, 
schlecht gehaltenen und noch dazu mit zahlreichen Pferden 
besetzten Stall können oft geradezu gesundheitsschädigend 
wirken. Gewiß ist auch der Geruch der Auspuffgase des 
Automobils, der sich übrigens durch entsprechende Vorrich¬ 
tungen auf ein Minimum reduzieren läßt, ein äußerst lästiger ; 
ich glaube jedoch, daß derselbe als bakterienfreier Mineral¬ 
ölgeruch in hygienischer Beziehung weniger zu verdammen 
ist als der von den Pferde-Exkrementen stammende. Dabei 
ist zu berücksichtigen, daß beim Pferdefuhrwerk der Lenker 
des Wagens und die Insassen den vom Pferde stammenden 
Geruch aus erster Quelle erhalten, während beim Automobil 
nur das in dessen Nähe befindliche Publikum von dem oft 
lästigen Geruch gequält wird. 

Endlich gewinnen die Städte mit elektrischem und 
Automobilbetrieb doch in ganz erhöhtem Maße an Reinlich¬ 
keit, wenn die Fahrbahnen nicht mehr Schritt für Schritt 
mit Pferdekot, der allerdings — vor allem, wenn viel un¬ 
verdaute Haberkörner darin enthalten sind — ein Manna 
für die Spatzen ist, bedeckt wird. Bei vielen Passanten be¬ 
lebter oder weniger verkehrsreicher Straßen gerät z. B. auch 
das ästhetische Empfinden bei dem Anblick zweier harnender 
kräftiger Brauerhengste, ganz abgesehen von der Verunrei¬ 
nigung der Straßen, die diese Prozedur zur Folge hat. in 
eine mehr oder minder heftige Rebellion. 

Unbestritten wird die Gesundheit am schwersten ge¬ 
schädigt durch die kolossale S t a u b e n t w i c k e 1 u n g. 
welche durch ein rasch fahrendes Kraftfahrzeug bei trocke¬ 
nem Wetter hervorgerufen wird. Dabei werden wiederum 
viel weniger der Fahrer und die Insassen des Automobils, 
sondern vor allen Dingen das Publikum in weit höherem 
Maße belästigt. In neuester Zeit rückt man jedoch der Be¬ 
kämpfung der Staubplage auf den Staatsstraßen, insbeson¬ 
dere in der Nähe von Villenorten, in Bädern und in Gro߬ 
städten mehr als sonst auf den Leib und hofft in dem Teer- 
Makadam ein wenn auch etwas teures Mittel gefunden zu 
haben, um den gesundheitsschädlichen Staub, der natürlich 
auch bei starkem Wind uud trockenem Wetter auftritt. 



62 


wenn nicht ganz zu bekämpfen, so doch auf ein bescheidenes 
Maß zu reduzieren. 

Nun zum Schlüsse die Rentabilität! 

Dieselbe kommt bei Luxus-Automobilen, den Fahr¬ 
zeugen der begüterten Klasse von Menschen, nicht in Frage. 
Anders liegen dieVerhältnisse schon bei den Motordroschken, 
die der Personenbeförderung in der Stadt dienen. Wenn auch 
die Kosten der Unterhaltung ziemlich bedeutende sind und 
die Benützung der Fahrzeuge naturgemäß nicht jeden Tag 
gleich stark ist, im großen und ganzen kommen die meisten 
Motordroschkenbesitzer, die mit einer täglichen Ausgabe 
von zirka 25 Mark ihre reinen Unkosten einschließlich des 
Lohnes für zwei Chauffeure, d. i. je 2 Mark pro Tag und 
10 Prozent von den täglichen Einnahmen bestreiten, ganz 
gut auf ihre Rechnung, was ja unter anderem durch die An¬ 
schaffung immer neuer Fahrzeuge bewiesen wird. Auch die 
Motor-Omnibus-Betriebe zählen im allgemeinen zu den ren- 
tierlichen Unternehmen, soweit sich dies aus den Jahres¬ 
abschlüssen entnehmen läßt. 

Die größte Rolle spielt, die Rentabilität bei den Motor- 
Lastwagen. Da jedoch die Rentabilitätsziffern infolge meist 
noch unzulänglicher und nicht ganz einwandfreier Berech¬ 
nungen kolossale Schwankungen aufweisen — nach der einen 
Herechnung würde sich der Automobilbetrieb z. B. um 35 fh 
Pfennig pro Kilometer teurer stellen wie der Pferdebetrieb, 
nach der anderen würde der Betrieb mit Motor-Lastwagen 
pro Tonnenkilometer, d. i. der Beförderung von 20 Zentnern 
Nutzlast einen Kilometer weit, um 12—15 Pfennige billiger 
kommen als beim Pferdebetrieb etc. —, so läßt sich bis jetzt, 
zumal die Motor-Lastwagen-Fabrikation noch ziemlich jung 
ist, kein sicheres Bild über die Rentabilität gewinnen. So¬ 
viel hat jedoch die bisherige Erfahrung im Lastwagenbetrieb 
ergeben, daß der Motor-Lastwagen, der allerdings zirka 0 
und mehr Pferde zu ersetzen vermag, für bestimmte Fälle 
des Warentranspörtes, z. B. bei zu kurzen Entfernungen, zu 
häufigem Anhalten, unvollständiger Belastung, ungünstigen 
Bodenverhältnissen und zu dichtem Verkehr, teuerer ist als 
das Pferdegespann, in vielen Fällen aber wesentlich billiger 
arbeitet und eine bedeutend größere Rentabilität als der 
Pferdebetrieb, bei dem man mit entsprechend großen Stal¬ 
lungen undFutteraufbewahrungsräumen und einem größeren 
Personal rechnen muß, gewährleistet. 

Wenn der Betrieb mit hohen, die Leistungsfähigkeit 
des gewöhnlichen Pferdegespannes iibert reifenden Transport¬ 
leistungen zu rechnen hat und damit eine volle Ausnützung 



63 


des Motorwagens ermöglicht, wenn gute und feste Fahrwegc 
vorhanden sind, so wird zweifellos durch die Einführung des 
Motor-Lastwagens eine wesentlich günstigere Rentabilität 
des Transportbetriebes dem Pferdefuhrwerk gegenüber er¬ 
zielt werden. Diese Voraussetzungen treffen, leider möchte 
ich sagen, für eine Reihe industrieller Großbetriebe, vor¬ 
nehmlich in Großstädten, zu, während für zahlreiche klei¬ 
nere Betriebe, insbesondere auf dem Lande und in kleinen 
Städten sich das Pferdefuhrwerk vorläufig noch als die ge¬ 
eignetere und rationellere Form des Lasttransportes er¬ 
weisen wird. 

Nachdem ich nun in kurzen Zügen das Pro und Contra 
für den Motor- und Pferdebetrieb angeführt und die Gründe 
aufgezählt habe, warum in unserer modernen Zeit der Auto¬ 
mobilismus, dem — abgesehen von der höchsten Aristokratie 
— unter Anderen auch Tierärzte huldigen, schon in den 
wenigen Jahren seines Bestehens sehr in Blüte steht, so ist 
es, entgegen der Ansicht des Herrn Kollegen S t ö d t e r 3 ), 
meine feste Überzeugung — ich wünschte, ich wäre zu 
pessimistisch —, daß der Automobilismus nicht 
eine vorübergehende Modesache ist, son¬ 
dern daß er immer mehr und mehr, vor allem 
in Großstädten, allerdings bis zu einer gewissen Grenze, 
festen Fuß faßt und die Pferde zu ver¬ 
drängen und dadurch die Pferde-Praxis 
wesentlich zu gefährden vermag. 

Das Organisationsedikt für die K. Zentral-Veterlnär- 
schnle München vom 1. Februar 1810. 

(Fortsetzung statt Schluß.) 

Unter der Regierung des Königs Maximilian Joseph 
erschien das organische Edikt, datiert Paris, 1. Februar 1810, 
das Veterinärwesen und die Errichtung einer Zentral¬ 
veterinärschule betreffend, welches die völlige Umgestaltung 
der bisherigen Münchner Veterinärschule und die Regelung 
des bayerischen Veterinärwesens zum Ziele hatte. 

Das Edikt bezeichnet als Leitmotive zu dessen Erlaß: Hebung 
der Viehzucht, Heilung der gewöhnlichen Viehkrankheiten und 
Verhütung von Seuchen zum Besten der Untertanen, des Handels 
und der Armee. 

Der Inhalt des Ediktes, dessen wörtliche Wiedergabe der 
Kaum der „Wochenschrift“ nicht erlaubt, zerfällt in 4 Abschnitte: 

Der I. Abschnitt behandelt B e s t i in in u n g, V e rhült- 
ii i s s e und Zweck der Zentral -Veterinär sc hule 

s ) Berl. Tierärztl. Wochenschr., Nr. 40, p. 742, 1909. 



64 


und besagt zunächst, daß an Stelle der bisherigen Tierarzneischule 
eine Zentral -V eterinärschule errichtet werde, die un¬ 
mittelbar unter den geheimen Ministerien und zwar in Bezug auf 
das Wissenschaftliche und Polizeiliche unter demjenigen des Innern 
und in Hinsicht auf das ökonomische unter dem der Finanzen 
stehen soll. 

Damit die Professoren sich ausschließlich dem Lehrfache 
widmen können, soll ein Ökonom aufgestellt werden und zur Auf¬ 
rechterhaltung der inneren Ordnung ein Präfekt in der Person 
eines gedienten Kavallerie-Offiziers. Professoren, Zöglinge, Öko¬ 
nom, Präfekt und Dienstpersonal stehen unter einem Chef, zu wel¬ 
chem der Oberststallmeister ernannt wird. Die Schule soll eine 
Ausdehnung insoweit erhalten, daß jeder Gerichtsbezirk mit wenig¬ 
stens einem Tierarzte und das Militär mit der nötigen Anzahl 
Pferdeärzte versehen w r erden kann. 

Abschnitt II führt den Titel: Professoren und L e li r - 
personal, Lehrplan und Attribute der Zentral- 
V eterinärschule. 

Es werden 3 Professoren und 1 Schmiedlehrer angestellt. Die 
Ernennung geschieht durch Seine Majestät auf Vorschlag des Mini¬ 
steriums. Dabei wird in Anregung gebracht, daß sich die Profes¬ 
soren der Anatomie, Pharmacie und der Schmiedlehrer von Zeit zu 
Zeit Gehilfen aus den Eleven auswählen. Zur Direktion des Unter¬ 
richtes wird einer der Professoren bestimmt. Die Anzahl der zu 
dozierenden Fächer beträgt 14. 

Zur Förderung des theoretischen und insbesondere des prak¬ 
tischen Unterrichtes ist Vorsorge zu treffen, daß die Schule fol¬ 
gende Attribute erhalte: a) ein anatomisches Theater, dem zur Dis- 
sektion und zu Versuchen die nötige Anzahl von Tieren zu Gebote 
stehen, b) eine anatomische u. pathologische Präparatensammlung, 
c) einen botanischen Garten, d) ein pharmazeutisches Laboratorium 
und eine Apotheke, e) eine Bücher- und Instrumentensammlung, 
f) ein Tierspital und eine Hufbeschlagschmiede. 

Titel III lautet: Klassen der Hörer, Au s w a h 1 d e r 
Veterinär -Eleven und ihre A u f n a h m e, D a u e r d e s 
Unterrichtes, Prüfungen, Zeugnisse und Abso- 
1 u t ö r i u m. 

Der erste Paragraph dieses Abschnittes enthält die Erklärung, 
daß das Veterinärwesen als höhere Heilkunst- und Polizeianstalt 
den Gerichtsärzten Vorbehalten bleibt, die sich im Bedarfsfälle, so¬ 
wie die Gerichts- und Polizeistellen auf Veranlassung der Ärzte 
zur Ausführung der Polizeimaßregeln bei Epizootien der in der 
Schule auszubildenden Tierärzte und Kursehmiede zu bedienen 
haben. 

Die Hörer der Schule teilen sich in 3 Klassen: a) Ärzte, welche 
sich zur Anstellung als Gerichtsärzte qualifizieren wollen, 1. Klasse: 
h) die sich zu eigentlichen Tierärzten bildenden Eleven, 2. Klasse: 
c) die Huf- oder Kursehmiede, 3. Klasse. Die Hörer der 1. Klasse, 
absolvierte Ärzte, haben an der Zentral-Veterinärschule einen Kur¬ 
sus derjenigen Fächer zu hören, welche an den Universitäten nicht 
genügend und vollständig gegeben werden können, wozu vorzugs¬ 
weise Zootomie, Oporationslelire, Seuchenlehre. die Praxis im Tier- 
spitale gehören. 

Kür die Hörer der 2. Klasse, die auszubildenden Tierärzte, 
zugleich Gehilfen der (Jerichtsiirzto bei der Behandlung von Epi- 
zootien werden als Aufnahmsbediiiguiigen festgesetzt: 



65 


a) zurückgelegtes 17. und nicht überschrittenes 24. Lebensjahr, 
fehlerfreier, starker Körperbau, vollkommene Sinnesorgane 
und gute Sittenzeugnisse; 

b) als Vorbildung: Zurücklegung der Unter- und Oberprimär¬ 
schulen und von der Secundärschule die Realklasse. 

Das bisherige Verfahren, nur gelernte Schmiede, Schmiede¬ 
söhne oder Personen aufzunehmen, welchen die Übernahme einer 
eigenen Schmiede offen war, wurde also aufgegeben. 

Die erste Auswahl der zu Tierärzten auszubildenden Per¬ 
sonen nach den vorstehenden Normen steht den Gerichtsärzten zu. 
Eine zweite, die eigentliche Auswahl, findet an der Schule statt, 
an welcher sich die von den Gerichtsärzten ausgewählten Schüler 
im Oktober des jeweiligen Jahres zu stellen haben. Daselbst ist 
dann von sämtlichen Professoren noch eine Art Konkursprüfung 
aus den Vorbereitungswissenschaften vorzunehmen, worauf unter 
Beachtung der angegebenen Normen die Auswahl zu erfolgen hat. 
Die Zahl der aufzunehmenden Eleven wurde im Ganzen auf 60 fest¬ 
gesetzt, wobei man davon ausging, daß jedes Jahr Vs absolvieren 
und abgehen, welche durch 20 Aufzunehmende ersetzt werden. 

In diese Zahl waren die vom Militär zur Schule beorderten 
Personen nicht inbegriffen. Die Eleven — und zwar, wenn je mög¬ 
lich, alle — sollen in einem einzurichtenden Lokale an der Schule 
wohnen. Arme und durch vorzügliche Eigenschaften Qualifizierte 
sollen mit allem Erforderlichen unentgeltlich verpflegt werden. 
Weniger Arme bezahlen die Hälfte der Unterhaltungskosten im 
Betrage von 12 Gulden monatlich; der Rest der Eleven hat den 
ganzen Betrag zu bezahlen. Ein Drittteil der Eleven soll ganz und 
ein Drittteil halb frei unterhalten werden. Die ganz oder halb frei 
aufgenommenen Eleven müssen sich durch Revers verpflichten für 
üen Fall der Auswanderung die für sie aus Staatsmitteln verwen¬ 
deten Kosten zu refundieren. 

Jeder Lehrer hat über den von ihm behandelten Gegenstand 
jede Woche eine Privatprüfung abzuhalten. Nach Beendigung von 
je 2 Semestern findet eine öffentliche Prüfung unter Beisein des 
Oherststallmeisters, sämtlicher Professoren, der Kreismedizinalräte 
und eines Ministerialkommissärs statt. 

Die Eleven, welche den 3jährigen Kurs durchgemacht, haben 
sieh einer mündlichen und schriftlichen Finalprüfung zu unterziehen 
und erhalten, wenn sie die Prüfung bestanden, ein mit dem Siegel 
der Schule versehenes, von dem Chef und den Professoren unter¬ 
schriebenes Absolutorialzeugnis. 

Dieser Prüfung haben sich auch die vor dem Erlasse des 
Ediktes von der Schule abgegangenen Tierärzte noch zu unter¬ 
ziehen. wenn sie angestellt werden wollen. 

Die zu Unterrichtenden der 3. Klasse an der Zentral-Vete- 
rinärschule waren, wie schon angegeben, die Beschlag- oder Kur- 
Schmiede. Diese Kategorie anbetreffend, ordnete das Edikt an, daß 
jeder Schmied, welcher den Hufbeschlag als Meister ausüben oder 
einer Beschlagbrücke vorstehen wolle, an der Zentral-Veterinär- 
schule eine Prüfung abzulegen habe. Wer sich hiezu nicht be¬ 
fähigt erachtete, hatte an der Schule Unterricht zu nehmen. Ver¬ 
gütung fiir den Unterricht brauchte nicht geleistet zu werden. Die 
Unterrichtszeit konnte in die Wanderjahre eingerechnet werden. 

Jeden Monat hatte nach dem Edikt unter Beisein des Chefs 
eine Konferenz der Professoren stattzufinden, bei welcher Ange¬ 
legenheiten der Schule beraten und allenfalls Vorschläge zu machen 



66 


f 


waren. Ein Hauptbericht mußte dem Regenten jedes Jahr nach Be¬ 
endigung der Prüfungen vorgelegt werden. tSchluß folge".i 


Referate. 

Schimmel: Mitteilungen aus der chirurgischen 
Klinik der Reichs-Tierarzneischule in Utrecht. (Österreich. 
Monatsschrift für Tierheilkunde, 1901), Nr. 10.) 

T. Fraktur des rechten Os i n c i s i v u m 
hei einem Pferde. 

Eine 2)^jährige Stute wurde wegen einer Fraktur am 
Maule in Behandlung gegeben. 

Die Untersuchung lieferte folgendes Resultat: Außer- 
1 ich erschien die Oberlippe an der rechten Seite etwas auf¬ 
gezogen. Aus dem Maule floß blutiger Schleim. In der Me- 
dian-Linie waren die Ossa incisiva auseinandergewichen, wo¬ 
durch die Gingiva eingerissen war. Linker innerer Zahn 
nach vorne gestellt. Rechter Processus maxillaris am Inter- 
alveolarrand einer Seite hinter dem Eckzahn frakturiert. 
Der frakturierte Teil des Schneidezahnbeines nach oben und 
außen gewichen, die Lippe zur Seite drängend. Gingiva am 
Interalveolarrand gequetscht, geschwollen und hyperämisch. 
Palatum durum angeschwollen mit einer Schälwunde. 

Therapie: Am niedergelegten Pferde Wundreinigung 
und Reposition des seitwärts ausgewichenen Teiles durch 
kräftiges Beugen. Zur Erhaltung des frakturierten Stückes 
in seiner Lage Fixation der Zähne dieses Teiles mittelst 
Kupferdrahtnaht an diejenigen des linken Os incisivum. 
Um dem Kupferdraht eine feste Lage geben zu können, 
wurden die Eckzähne und die labiale Fläche der übrigen 
Zähne mit einer dreieckigen Feile mit Rinnen versehen. 

I >urch diese Naht wurde zugleich der linke innere Zahn re- 
poniert. Die Schälwundc im harten Gaumen wurde mit Seide 
genäht. Hierauf wurde das Pferd umgekehrt in den Stand 
gestellt und der Kopf beiderseits an den Türpfosten fixiert, 
um Stoßen und Reiben zu verhindern. Tägliches Ausspritzen 
des Maules mit 3 r /c iger Alaunlösung. Das Futter bestand 
anfangs aus Milch und Eiern, später aus Hafer, feingeschnit¬ 
tenem Heu, Gras und schwarzem Brot. Durch diese Behand¬ 
lung heilten die Wunden sehr rasch, auch verschwanden die 
Anschwellungen von Gingiva und Palatum in kurzer Zeit. 
Da die Drahtnaht nach einiger Zeit lose wurde, wurde die¬ 
selbe durch eine neue ersetzt. Der frakturierte Teil heilte 
vollständig; von Kallusbildung war wenig zu sehen. Die 
zweite Naht wurde nach 10 Tagen entfernt. Dauer der 



67 


ganzen Behandlung bis zur Entlassung aus der Klinik: 
1 Monat. 

II. Habituelle Luxation der Patella, 
geheilt durch die Operation nach Bassi. 

Ein 31 / 2 jähriger Wallach zeigte hauptsächlich beim 
Wenden im Stall und beim Rückwärtsgehen, hie und da auch 
im Schritt, am rechten Hinterfuß Luxation der Patella nach 
obeu, gefolgt von den charakteristischen, plötzlich auftreten¬ 
den Hyperflexionserscheinungen, welche im folgenden Mo¬ 
ment schnell wieder verschwanden. 

Therapie: Verbringen des Patienten in den Notstall, 
Rasieren und Desinfektion des Operationsfeldes und sub¬ 
kutanes Durchschneiden des medialen rechten Patellarbandes 
von innen nach außen. Verschluß der Wunde mit Jodoform¬ 
gaze und Kollodium. — Heilung. 

III. Operative Behandlung k o n d y 1 o m a - 
loser M a u k e. 

Eine 8jährige Fuchsstute zeigte die Erscheinungen 
einer chronischen Dermatitis infolge Mauke an den beiden 
Hinterfüßen. Hier waren Kutis und Subkutis oberhalb des 
Kötengelenkes bis an den Kronrand des Hufes stark ver¬ 
dickt und verhärtet. Haut hyperämiseli, uneben, mit einer 
Menge gestielter, haselnußgroßer, blutreicher Wucherungen. 
Haare größtenteils verschwunden; die noch gebliebenen 
waren verdickt und standen aufrecht. Absonderung eines 
klebrigen, stinkenden Sekretes auf der Oberfläche. 

Da nur das Wegschneiden der kranken Haut bis in die 
kapillarschichte einen Heilerfolg erwarten ließ, wurde das 
Pferd zu diesem Zwecke abgeworfen, chloroformiert und 
an beiden Hinterfüßen am Schienbein die Esmarch’sche 
Schlinge angelegt. Nach gründlicher Reinigung Entfernen 
einer t/o—1 cm dicken Schichte mit dem Skalpell. Zur Ver¬ 
hütung starker Blutungen Anlage von stark komprimieren¬ 
denden Sublimatverbänden. Nach Abnahme der ersten Ver¬ 
bände nach 2 Tagen war die Hyperämie fast verschwunden, 
die Sekretion geringer und die Haut viel weicher. Zum 
desodorisieren der Wund fläche wurden später die operierten 
Stellen mit Ungt. Aegypticum eingerieben, wodurch eine 
gleichmäßige, feste Kruste entstand. Als dieselbe nach einer 
Woche abfiel, zeigte sich die darunter liegende Haut geheilt. 
Sekretion und Hyperämie waren ganz verschwunden, die 
Haare wuchsen schnell nach und nach zirka fiinfwüehent- 
lieher Behandlung wurde Patient als geheilt entlassen. 

(Schluß folgt.) R a b u s. 



68 


Eber: Weitere Beobachtungen über das Behring’sche 
Tuberkulose - Schutzimpf verfahren und über Tauruman- 
Impfungen in der Praxis. (Deutsche Tierärztl.Wochensclir., 
1909, Nr. 49.) 

Verf. hat bereits im Jahre 1907 auf Gruud von Ver¬ 
suchen, die in einem Zeitraum von 3 Jahren auf 8 Gütern 
mit verschiedenen wirtschaftlichen Verhältnissen und im 
Veterinär-Institut der Universität Leipzig durchgeführt wor¬ 
den waren, die Auffassung vertreten, daß durch das Beh- 
ring’sche Verfahren ein ausreichender Schutz gegen die na¬ 
türliche Tuberkuloseansteckung nicht verliehen werde. Seit¬ 
dem wurde eine Anzahl der geimpften Rinder einer erneuten 
Tuberkulinprobe unterzogen; auch kamen manche zur 
Schlachtung. 

Bezüglich der Tuberkulinreaktion hat die Erfahrung 
ergeben, daß der positive Ausfall einer mindestens % Jahre 
nach der letzten Schutzimpfung ausgeführten Probe mit der 
gleichen Sicherheit für das Vorliegen einer tuberkulösen 
Herderkrankung spricht wie bei nicht schutzgeimpftenTieren, 
während der negative Ausfall nicht ohne weiteres als Beweis 
der Tuberkulosefreiheit angesehen werden darf. 

Von insgesamt 90, bis 5(4 Jahre alten, vorschrifts¬ 
mäßig immunisierten Rindern, bei denen mindestens 1 Jahr 
seit Ausführung der letzten Schutzimpfung verflossen war, 
reagierten nur 52,2 Proz. auf Tuberkulin und zwar von den 
jüngeren Jahrgängen 40—45 Proz., von denen im Alter von 
—5t/o Jahren aber 68,8 Proz. 

55 Rinder wurden einer zweimaligen Tuberkulinprobe 
unterworfen, wobei bei der ersten 30,9 Proz., bei der zAveiten 
(2 Jahre später vorgenommenen) alter bereits 58,2 Proz. 
reagierten. Legt man der vergleichenden Betrachtung nur 
die 38 bei der ersten Probe nicht reagierenden Tiere zu¬ 
grunde, so ergibt sich, daß von diesen 2 Jahre später bereit* 
42,1 Proz. reagierten. 

Aus diesen Feststellungen geht unzweifelhaft hervor, 
daß die Bovovaccination ohne wesentlichen Einfluß auf die 
ja stets Hand in Hand mit zunehmendem Alter und erhöhter 
wirtschaftlicher Ausnutzung steigende Tuberkuloseverseu¬ 
chung geblieben ist. Auf einzelnen Gütern konnte allerdings 
ein bescheidener Rückgang der Verseuchung verzeichnet 
werden. Es waren dies jedoch nur solche, auf denen neben 
der Schutzimpfung noch andere prophylaktisch-hygienische 
Maßnahmen in Anwendung kamen; hiebei stand Umfang 
und sachgemäße Durchführung der letzteren in direktem 
Verhältnis zum Grade der erzielten Besserung. 



69 


Durch Obduktion bezw. Schlachtung konnten in einem 
Zeitraum von 5 Jahren nunmehr 36 nach Behring immu¬ 
nisierte Rinder untersucht werden. Von diesen waren 44,4 
Prozent tuberkulös und zwar fand sich generalisierte Tuber¬ 
kulose Tmal, Lungen- und Brustfelltuberkulose 4mal, Bron¬ 
chial- und Mediastinaldr.üsentuberkulose Brual, Mesenterial - 
drüsen- bezw. Bauchfelltuberkulose je lmal. 

Bei sorgfältigster Ausschaltung aller der Fälle, in 
denen auch nur der geringste Verdacht besteht, daß bereits 
zur Zeit der Vornahme der Schutzimpfung t uberkulöse Herd¬ 
erkrankungen vorhanden waren, verbleiben noch insgesamt, 
4 Fälle, in denen ein Versagen der Immunisierung einwand¬ 
frei auch durch die Sektion bestätigt worden ist, und 2 Fälle, 
in denen die allerdings erst im Alter von 8 Monaten ausge¬ 
führte Schutzimpfung die auf Tuberkulin nicht reagierenden 
Tiere vor einer schweren Tuberkulose-Infektion nicht be¬ 
wahrt hat. 

Taurumau-Impfungen — möglichst frühzeitige, ein¬ 
malige intravenöse Injektion virulenter Menschen-Tuberkel- 
bazillen — wurden seit 1906 auf 4 Gütern an 48 Kälbern 
vorgenommeu, von denen 2 im Anschluß an die Impfung 
starben. Die verhältnismäßig kleine Anzahl der Versuche 
gestattet noch kein abschließendes Urteil. Immerhin gebt 
aus dem Umstand, daß bereits einige geimpfte Tiere auf 
Tuberkulin positiv reagierten und daß 1 vor der Impfung 
nicht reagierendes Rind sich bei der 11 Monate danach vor¬ 
genommenen Schlachtung mit generalisierter Tuberkulose 
behaftet erwies, doch hervor, daß auch dieser Impfstoff einen 
ausreichenden Schutz gegen die natürliche Tuberkulose¬ 
ansteckung nicht unbedingt verleiht. 

Seit 1908 wendet Prof. Eber auch die Heymans'sche 
Schilfsäckchenmethode und das Dresdener Schutzimpfver¬ 
fahren in der Praxis an; über die Ergebnisse kann natürlich 
erst später berichtet werden. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Über Blutsverwandtschaft und Serumreaktion 
bei Salmoniden etc. 

berichtet Eugen Neresheimer-Wien in Band II der von 
Professor Dr. Bruno Hofer herausgegebenen Berichte aus 
der Kgl. biologischen Versuchsstation in München. Durch 
V errvendung der bekannten serologischen Methode zur Fest¬ 
stellung der Blutsverwandschaft versuchte N. eine solche 
der Salmoniden untereinander, sowie zwischen Salmoniden 
und anderen Fischarten nachzuweisen. Zur Untersuchung 



70 


kamen Bach-, Regenbogen- und Seeforelle, Lachs, Huchen, 
Saibling, Barsch, Bachsaibling, Äsche, Peipusseemaränen, 
Karpfen, Schleie, Barbe, Döbel, Rotauge, Forellenbarsch, 
Hecht, Wels und Aal. Das Serum dieser 19 Sorten wurde 
in Uhlenhut’schen Röhrchen aufgestellt und demselben je 
10 Tropfen des betreffenden Antiserums beigegeben. Nach 
48 Stunden zeigten volle Reaktion Bach- und Seeforelle 
und Lachs, starke Reaktion Bach- und Seesaibling, mäßige 
Reaktion Huchen, mittlere Reaktion Regenbogenforelle, 
schwäche Reaktion Asche und Maräne, sehr schwache 
Reaktion der Hecht. Bei den übrigen war das Versuchs¬ 
ergebnis negativ. Hierdurch ist die Blutverwandschaft der 
Salmoniden unter einander erwiesen. Das auffallendste 
und merkwürdigste Resultat bleibt jedenfalls der Umstand, 
daß die Regenbogenforelle so weit von den übrigen Trutta- 
Arten abrückt, trotzdem sie in dem bisher maßgebendsten 
Merkmale, der Bildung des Voiners sich eng an die ein¬ 
heimischen Forellenarten anschließt. Interessant ist auch 
die Tatsache, daß unter allen Süßwasserfischen nur der 
Hecht Verwandschaftsbeziehungen zu den Salmoniden zeigt, 
(Illustr. landw. Zeitung, Nr. 104, 1909.) M. 

Pferdeschutz. 

Ein Alttierhaus. 

Nach dem Vorbilde der Altmännerhäuser ist in dem 
Schlosse Bel-Ain bei Paris ein Alttierhaus eröffnet worden. 
In demselben sollen alt und schwach gewordene Tiere ihr 
Dasein bei entsprechender Fütterung und Pflege in Ruhe 
beschließen. (Der Pferdefreund, Nr. 1, 1910.) 

Einrichtung eines s t ä d t is c he n Pf e rd e- 
sch lach thofes in B e r 1 i n. 

In Berlin wird ein städtischer Pferdeschlachthof er¬ 
richtet. Bis jetzt fanden die Pferdeschlachtungen daselbst 
in rund 70 Roßschlächtereien statt. Die Roßschlächter be¬ 
grüßen die Einrichtung eines gemeinsamen Pferdeschlacht¬ 
hofes sehr und erwarten, daß durch dieselbe das dem Konsum 
von Pferdefleisch entgegengebrachte Vorurteil allmählich 
verschwinden wird. (Ibidem.) 

Verschiedenes. 

Ehrung. 

Dem I\. Bezirkstierarzt a. P. Seiber t in Pirmasens 
wurde auf Grund einstimmigen Beschlusses des Stadtrates 



71 


von Pirmasens der wärmste Pank der Stadtverwaltung; für 
sein langjähriges, ersprießliches Wirken als Fleischbeschauer 
mittelst Schreiben des Bürgermeisteramtes zum Ausdrucke 
gebracht. 

Ballfest des S.C. der Tierärztlichen Hochschule in München. 

In den Festräumen des Hotels „Bayerischer Hof“ in 
München fand am 17. Januar 1910 der Ball der im S. (’. ver¬ 
einigten Korps „Vandalia“ und „ Normannia “ statt, der 
sich wie auch in den Vorjahren eines starken Besuches aus 
allen Gesellschaftskreisen Münchens erfreute. Unter den 
Erschienenen bemerkten wir Ministerialrat v. P r a c* h e r, 
Polizeidirektor v. d. Heydte, Oberregierungsrat Pr. Vogel, 
Vertreter des Professoren-Kollegiums der Tierärztl. Hoch¬ 
schule, an ihrer Spitze Hofrat Pr. A 1 b r e c h t, sowie die 
Professoren Pr. Stoß, Pr. Mayr und Pr. Moser, ferner 
Hofstabsveterinär Wille, zahlreiche Offiziere und Militär¬ 
veterinäre. Pie Polonaise eröffnete der Senior des Korps 
„Xormannia“, cand. jur. Kallenbach, mit Frln. II e u - 
t h e r, der Tochter des K. Gestütsdirektors Reuther — 
A. H. „Vandalia“; ihnen schlossen sich zirka 90 Paare an. 
Während des Rundganges wurden den Damen prächtige 
Rosen überreicht. Nach dem ersten Walzer erschien Seine 
Königliche Hoheit Prinz Ludwig mit seinem Adju¬ 
tanten, Herrn Baron von H o f e n f e 1 s, im Saale. Seine 
Königliche Hoheit ließ sich verschiedene Herren vorstellen 
und unterhielt sich während der 1 •/.ständigen Anwesenheit 
in der bekannten leutseligen Weise mit seiner Umgebung. Pie 
Jugend huldigte unterdessen dem Tanzvergnügen, das gegen 
11 Uhr durch ein vorzügliches Souper angenehm unter¬ 
brochen wurde. Nach demselben trat wieder der Tanz in 
seine Rechte, und erst in früher Morgenstunde trennte man 
sich mit dem Bewußtsein, ein schönes und insbesondere für 
die Veranstalter äußerst repräsentativ verlaufenes Fest ver¬ 
lebt zu haben. M. 

Frequenz der Tierärztlichen Hochschulen im Winter¬ 
semester 1909/10. 

Pie „Berliner Tierärztliche Wochenschrift“ äußert in 
Nr. 2. 1910, die Meinung, daß unter den 50 Studierenden, 
welche an der Tierärztlichen Hochschule München in das 
I. Semester eingetreten sind, solche von anderen hoben 
Schulen inbegriffen seien, da eine so hohe rein tierärztliche 
Frequenz mit derjenigen der übrigen Semester nicht liarmo- 



72 


nieren würde. Diese Vermutung ist nicht zutreffend. Die 
50 in das I. Semester eingetretenen Studenten sind aus¬ 
schließlich Studierende der Tierheilkunde, welche das Stu¬ 
dium beginnen. Der Zugang ist dahier bei Anfang des 
Wintersemesters deswegen ein weitaus höherer als im 
Sommersemester, weil bei uns das Studienjahr mit dem 
W intersemester und nicht, wie an manchen anderen 
Tierärztlichen Hochschulen, im S o m m e r s e in e s t e r be¬ 
ginnt. Im übrigen ist der Zugang bedeutend zurückge¬ 
gangen. Bei Beginn des Wintersemesters 1908/09 betrug 
die Zahl der an der hiesigen Tierärztlichen Hochschule 
in das I. Semester Eingetretenen 78, also um 28 mehr als 
in diesem Jahre. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Ludwig Georg, Assistent an der tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Hannover zum Repetitor daselbst; Ta n g 
Dr. Richard zum Assistenten daselbst; Zeller Dr., Assistent am 
(iesundheitsamt in Züllichow, zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter 
beim Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin. 

Approbationen: In München die Herren: B a y r 1 e Karl 
aus Uirschbrunn und Kiefer Anton aus Herrieden. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern: die Tierärzte 
H eigenlech ner Joseph in Holzkirchen und Loewe Artur 
in Hamburg. 


Bels:sirLn.trria,cii“CLr^gr- 

Am 1. April nächsthin ist dahier die Stelle des 

Sclilaclithof-Direktors, 

womit der Genuß einer Dienstwohnung verbunden ist, zu besetzen. 

Die Anstellung erfolgt zunächst für die Dauer eines Probe- 
dienstjahres und auf gegenseitige dreimonatliche Kündigung. Nach 
Ablauf des Provisoriums kann definitive Regelung der Anstellungs¬ 
verhältnisse erfolgen. 

Für die Gewährung von Ruhegehalt und Hinterbliebenen- 
Yersorgung sind die Satzungen der städtischen Pensionsanstalt 
maßgebend. 

Privatpraxis ist nicht gestattet. 

Bewerber, welche bereits in der Leitung größerer Schlachthof- 
Anlagen tätig gewesen, wollen ihre Meldungen nebst Lebenslauf. 
Nachweis der Befähigung zum beamteten Tierarzte, sowie sonstigen 
Zeugnissen über seitherige Tätigkeit und einem amtsärztlichen 
Gesundheits-Zeugnisse unter Angabe der (iohaltsanspriiehe bis 
längstens 10. Februar lfd. Jrs. beim unterfertigten Biirgernieister- 
amte einreichen. 

L u d w i g s h a f e n am Rhein, den 15. Januar 1010. 

Das Bürgermeisteramt. 

Dr in k von I (i o 11 e s w i n 1 1 » r , München. — Kommiss onsverla^ : M. Kiejccrsche 
CniversiUUshnehhiimlluiitf, München, Orlennsplatz 2 



Münchener 



((rüber: Wochenschrift (ür Tierheilfcnnüe und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

heran »gegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 1. Februar 1910. Nr. 5. 


Inhalt: 0 r i g i n a I a r t i k e I: Pfab: Trepanation beim Rinde. — 
Das Organisationsedikt für die Kgl. Zentral - Veterinärschule 
München vom l. Februar 1810. (Schluß.) — Referat: Schim¬ 
mel: Mitteilungen aus der chirurgischen Klinik der Reichs- 
Tierarzneischule in Utrecht. (Schluß.) — Verschiedenes: 
Etat für Tierzucht in der bayerischen Kammer der Abgeord¬ 
neten. Etat der Tierärzte in der bayerischen Kammer der 
Abgeordneten. Pferdemarkt in Wels. Standesangelegenheiten. 
Besoldung der Tierärzte in den deutschen Kolonien. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Trepanation beim Rinde. 

Von Distriktstierarzt A. Pfab, Rottalmünster. 

Einleitung. 

Unter Trepanation versteht man beim Rinde die opera¬ 
tive Öffnung der Sehädeldecke durch Wegnahme der Schädel- 
knoehen in beliebiger Form und Größe. 

Die Trepanation ist eine uralte Operation. Schon in 
der Steinzeit wurde, wie Schädelfunde beweisen, die Trepa¬ 
nation an Menschen mit Erfolg ausgeführt. Es geschah dies 
wohl mit Steinmessern, mit denen auch, heute noch die in der 
Steinzeit lebenden Bewohner der Südsee-(Tahiti-l’omatu-) 
Inseln diese Operation bei Gehirnverletzungen und gegen 
gewisse Krankheiten vornehmen. 

Hippokrates beschreibt die Trepanation als etwas 
längst bekanntes. Schon damals waren Trepaukronen im 
Gebrauch. Ein Trepanationsbesteck damaliger Zeit be¬ 
stand aus: 



74 


T. Radiereisen [SvOrrjg), 

II. dem hohlen und gezähnten Bohrer {nqimv xagaxTog, 

TQV/tUl’OY, TQV/hjtljQIOV ), 

III. dem Periorationstropan [igvrcavov), 

IV. Sonden. 

Was lag näher, als daß bei so weit vorgeschrittener 
Technik diese Operation auch bei Tieren versucht wurde Ü 
Mußte doch die Drehkrankheit der Wiederkäuer geradezu 
gelockt haben, den Krankheitskeim im Gehirn zu suchen. 
Allerdings linden wir aus dem ganzen Altertum keine Nach¬ 
richt über eine Trepanation bei Tieren. Auch aus den spä¬ 
teren Zeiten wird nichts erwähnt. Zum erstenmal beschrieben 
wird die Operation erst im Jahre 1658 von W i p f e r als 
„Dippelbohren“ und wurde damals wie auch heute noch von 
Kurpfuschern mit dem Holzbohrer ausgeführt. Um die da¬ 
malige Zeit muß aber die Trepanation schon etwas einge¬ 
bürgert gewesen sein. Sonst fände sich für selbe kein so gut 
deutscher Terminus technicus. 

Im 19. Jahrhundert erst hören wir häufiger von der 
Operation. Zunächst lenkte die Drehkrankheit der Schafe 
das Augenmerk des neugeschaffenen tierärztlichen Standes 
auf sich (Doubenton 1795, Dupuy 1817 etc.). Erst 
wesentlich später kamen Nachrichten über die Trepanation 
des Kinderschädels (Malliet 1836, Sigg 1846 und be¬ 
reits 1850 Merkt). 

Hering berichtet in seiner „Pathologie u. Therapie“ 
(1869), daß die Troicarierung der Schafe mit geringem 
Nutzen häufig, beim Rind dagegen Krankheit und Operation 
selten seien. „R e 1 p h habe an Kälbern und zweijährigen 
Kalbinnnen mit nicht besonders günstigem Erfolge operiert 
(Vet. 1846).“ „Einen Bauern sah dieser mit einem Taschen¬ 
messer, einer Ahle und einem Federkiel die Blase aus dem 
Schädel nehmen. Empiriker sollen durch Klopfen mit einem 
hölzernen Hammer den Sitz der Blase auffinden und daselbst 
trepanieren. Sie bedienen sich dabei eines Trepans.“ 

Die Operation scheint also damals von den Tierärzten 
noch nicht besonders gepflegt worden zu sein. In den folgen¬ 
den Jahrzehnten wurde scheinbar die Trepanation fleißiger 
ausgeführt, bis sie in den 80 er und der ersten Hälfte der 
90 er Jahre eiuzuschlafen schien. Der Hauptgrund hiefür 
mag darin gelegen sein, daß ihr um diese Zeit die Mehrzahl 
der Chirurgen den Stab brachen (M öller, Hahn etc.). 

In Niederbayern wurde die Operation besonders von 
K e s 11 - Griesbach hauptsächlich in den 70er Jahren, M a r- 
t i n - Passau und M ü n i c h - Straubing in vielen Fällen mit 



75 


Erfolg betätigt. Jedoch hat nur der Letztere über seine Er¬ 
fahrungen etwas publiziert (Wochenschr. f. Tierheilkunde 
u. Viehzucht, 1895). Erst 1894 kam wieder frisches Leben 
in diese wichtige Operation durch eine sehr lehrreiche und 
ausführliche Arbeit von Prof. Albrecht (Monatsschr. f. 
Tierheilkunde, 1894). 1895 erschien M ü n i c h’s erwähnter 
Artikel. 1896 sorgte Merkt durch seinen Vortrag auf der 
Generalversammlung des Kreisvereins für Schwaben und 
Keuburg durch dessen Publikation in der „Wochenschrift 
für Tierheilkunde und Viehzucht“ für weitere Aufklärung 
und Aneiferung. Diese 3 Arbeiten muß man als den Grund¬ 
stock der neuzeitlichen Coenurus-Literatur bezeichnen. 

Als sehr beachtenswert möchte ich auch den Aufsatz 
von D i e m (Wochenschr.f.Tierheilkunde u.Viehzucht, 1906, 
Nrn. 45 u. 46) anführen. 

Entstehungsgeschichte. 

Hering glaubte 1849 noch die Ursache der Dreh¬ 
krankheit in „Hitze, Erhitzung im Stalle, beim Treiben, 
nachheriger Erkältung, starker und besonders ungleicher 
Fütterung, vielleicht auch dem Genuß spezifisch wirkender 
Pflanzen, z. B. der Zeitlose, des Feldknoblauchs etc.“ suchen 
zu müssen. Daß der Gehirnblasen wurm (Coenurus cerebral is) 
durch die Einwanderung der Amme oder Finne des Hunde¬ 
bandwurms (Taenia coenurus) entsteht, wies Küchen¬ 
meister 1853 experimentell nach. 

Die Proglottiden kommen irgendwie mit dem Futter 
in den Magen der Wirte. Dort entwickeln sich aus den Eiern 
Embryonen. Diese durchbohren die Magenwandung und ein¬ 
zelne derselben gelangen auf ihrer Wanderung durch das 
Foramen lacerum in’s Gehirn oder Bückenmark, wo allein 
sie die ihnen zum Weiterwachstum günstigen Bedingungen 
finden. Ich nehme diese Art der Invasion in’s Gehirn und 
nicht die der Verschleppung durch die Blutbahn an, weil 
man in der Begel bei sehr jungen Tieren, bei denen also die 
Dura noch weich, eineVielzahl vonAmmen im Gehirn findet, 
w r ährend bei älteren Tieren die Einzahl in den Blasen vor¬ 
herrscht, entsprechend dem größeren Widerstand, den die 
kräftigeren Meningen dem wandernden Embryo in den Weg 
legen. Die Einwanderung der Embryonen durch die Gehirn¬ 
häute gibt sich bei dem für mein Beobaehtimgsgcbict fast 
allein in Frage kommenden Fleckvieh, wie auch D i e m an¬ 
führt, häufig durch Erscheinungen der Meningitis zu er¬ 
kennen. Meiner Ansicht nach ist dies dann der Fall, wenn 
mehrere bis viele Embryonen die Meningen zu gleicher Zeit 



76 


durchbohren und so einen intensiven Reiz ausüben. Ich sah 
derartige Meningitiden besonders häufig bei Kälbern im 
Alter von 2—3 Monaten. Die Tiere zeigen meist Manege¬ 
bewegungen oder Pendeln des Kopfes bei stark eingenom¬ 
mener Psyche. In 2 Ställen sah ich die Vernichtung je eines 
ganzen Jahrganges, einmal 8 und einmal 12 Tiere auf diese 
Weise. Kaum abgespähnt erkrankten die Kälber an heftiger 
Meningitis und.wurden meist sofort geschlachtet. In einigen 
Wochen war der ganze Bestand vernichtet. In mehreren 
Fällen hatte ich Gelegenheit, die Gehirnsektion vorzu¬ 
nehmen. Hiebei zeigten sich schmale, blutige Streifen in 
den Gehirnhäuten und an der Außenfläche des Gehirns meist 
an der Basis. Der mit Haken bewaffnete Embryo saß am 
zentralen Ende. 

Wurde in diesem Stadium nicht geschlachtet, so ver¬ 
zogen sich gewöhnlich unter Anwendung von Kälte die Ge¬ 
hirnreizungserscheinungen auf die Dauer von 3—4, ja 6 Mo¬ 
naten. Dann traten Symptome der Drehkrankheit auf. Ich 
habe 3 derartige Jungrinder operiert (Fall 13, 40 und 40). 
Stets waren mehrere Blasen vorhanden. Gehirnsektionen in 
diesem Entwicklungsalter ergaben mehrere bis viele, einmal 
(iO Blasen, variierend von Erbsen- bis Haselnußgröße. Bei 
älteren Tieren ist das Auftreten der ersten Symptome häufig 
nicht synchron mit der Einwanderung, sondern stellt die 
Reaktion der Gehirnsubstanz auf den allmählich stärker 
werdenden Druck der Blase dar. Mehrere Fälle aus meiner 
Statistik (Nrn. 2, 23, 42, 47, 49, 52, 55 und 59) zeigten nur 
bis 2 Wochen Zwischenzeit von dem Auftreten der ersten 
Erscheinungen bis zur Operation; und doch w r ar in den 
meisten Fällen die Stirnhöhle bereits verschwunden und in 
jedem Falle eine große Blase (80—200 g) vorhanden, deren 
Fntstehen sicherlich nicht in so kurzer Zeit möglich ge¬ 
wesen wäre. Bei anderen Patienten dagegen vergingen von 
der Zeit der ersten Beobachtung einer Funktionsanomalie 
des Gehirns bis zur Operation viele Monate, ja in einem Falle 
(Nr. 34) mehr als ein Jahr. Es ist eben auch dieser Krank¬ 
heit gegenüber eine große individuelle Verschiedenheit der 
einzelnen Tiere bemerkbar. 

F riudberger und F r ö h n e r geben an, nach 14 
bis 19 Tagen sei die Blase hirse- bis hanfsamengroß, nach 
20—42 Tagen erbsengroß: diese Beobachtung möchte ich 
ausdrücklich bestätigen. Wenn aber die gleichen Autoren 
schreiben, nach 2—3 Monaten sei mit Tauben- bis Hühnerei- 
Größe die organische Entwicklung der Quesse vollendet, so 
scheint mir nicht nur die letzte Entwicklungssphäre kurz 



77 


bemessen, sondern auch die Maximalgröße zu gering ange¬ 
geben. Ich habe nicht selten Blasen von 200 ccm und mehr 
Inhalt gemessen. 

Während die Blase zu diesen Höchstmaßen der Ent¬ 
wicklung gelangt, wird der intrakraniale Druck ein derartig 
hoher, daß die Tabula interna erst gegen die Stirnhöhle zu 
ausgebuchtet wird und so diese verdrängt. Im weiteren Ver¬ 
laufe dieses pathologischen Prozesses wird die Tabula interna 
eingeschmolzen; teilweise atrophiert auch durch den Druck 
die Tabula externa. In einem einzigen Falle (Nr. 36) war 
auch diese in der Medianlinie vollkommen geschwunden, so 
daß nach dem Entfernen des Periostes die Blase durch¬ 
schimmerte. Die Dura mater war, wie in allen anderen 
Fällen so auch hier, erhalten. 

Über die Diagnose mich zu verbreiten halte ich 
für unnötig, da hierüber alles Wissenswerte durch M ö 11 e r, 
II o f f m a n n etc. gebracht ist. 

Wichtiger dagegen ist das Kapitel der Auswahl 
der Tiere zur Operation. 

Merkt sagt hierüber: 

,,1. Man versuche dieOperation nur bei mageren und außer¬ 
dem ziemlichen Nutzen in Aussicht stellenden Tieren, 

2. bei solchen Tieren, die noch sehr gut fressen und keine 
außerordentlichen Kopfschmerzen zeigen, 

3. nur bei solchen Tieren, welche beim Freilaufen stets 
in kleinem Kreise nach derselben Seite drehen, niemals 
nach der entgegengesetzten Richtung gehen oder mit 
ziemlich erhobenem Kopfe in gerader Richtung tau¬ 
melnd tappen, 

4. nur bei solchen Tieren, bei denen der Sitz der Blase 
genau festgestellt werden kann und diese Tatsache mit 
der Richtung, nach welcher das Tier dreht, überein¬ 
stimmt. 

Ziffer 2 und 3 sind hier die wichtigsten/ 1 
Ich möchte Ziffer 4 als die mit Abstand wichtigste 
nennen, denn Hauptmoment ist und bleibt bei der Prognose 
die Perkussion; alles andere sind nur mehr oder minder 
wertvolle Hilfen. 

Punkt 1 wird bei dem heutigen hohen Zuchtwert vieler 
Tiere auch gut genährte mit einschließen müssen, bei denen 
Zucht- und Fleischwert eben in keinem Verhältnis stehen. 

Punkt 2 kann ich nicht akzeptieren, weil mindestens 
die Hälfte der von mir operierten Tiere schlecht fraßen, 
ohne daß deswegen eine ungünstige Prognose sich bestätigt 
hätte. 



78 


Punkt 3 muß sich im Werte ebenfalls vor 4 beugen; 
ich habe manche Tiere operiert, die vollkommen die Merk¬ 
male sub 3 trugen, dagegen mittelmäßige oder schlechte 
Perkussion zeigten. Immer saß die Blase tief, meist un¬ 
erreichbar. Umgekehrt habe ich mit weit günstigerem Re¬ 
sultat Tiere operiert, die kein Drehen, aber einwandfreie 
Perkussion zeigten; hier saß die Blase, wo sie der Klang 
anzeigte. 

Zur Perkussion habe ich mir von II a u p t n e r eigens 
einen Hatnmer anfertigen lassen; er hat ungefähr die 
Schwere eines Dengelhammers. Der Hammerkörper selbst 
verjüngt sich seitlich gegen die Aufschlagfläche zu auf einer 
Hälfte, die andere ist abgestumpft. Der ganze Metallteil ist 
vernickelt, der Stiel ist aus Ebenholz. Mir hat zwar der von 
Merkt empfohlene Dengelhammer wertvolle Dienste ge¬ 
leistet ; doch habe ich ihn sofort verlassen, als ich bei einer 
derartigen Perkussion einen Arzt als Zuschauer hatte. Ich 
fühlte mich von meinem historischen Werkzeug sehr be¬ 
drückt. Der von mir konstruierte Hammer hat den Vorteil, 
daß er bei erheblicher Schwere auf einem verhältnismäßig 
kleinen Platz aufschlägt und daher die Auffindung der atro¬ 
phischen Knochenstelle wesentlich erleichtert; in seiner 
schmucken Ausführung ist er wirklich ein modernes Instru¬ 
ment, das auch als Hufuntersuchungshammer gute Dienste 
leistet. 

Die Perkussion nehme ich wie M e r k t zu Beginn der 
Untersuchung vor und zwar im Freien - bei geschorener 
Stirne. 

Als „einwandfreier Perkussionsschall“ kommt nur ein¬ 
gedämpft leerer Ton in Betracht, wie Merkt sagt, „als ob 
man auf ein Tuch klopfe“. Nur dieser Ton bürgt dafür, daß 
die Stirnhöhle verschwunden und die Tabula interna, wenn 
nicht eingeschmolzen, wenigstens der Tabula externa an¬ 
liegt. Geringgradigerer Klangunterschied, etwa gedämpft 
tympanitischer Ton, deutet nur an, daß die Stirnhöhle an 
dieser Stelle weniger tief, also die Tabula interna etwas 
gegen die Tabula externa vorgerückt ist. 

Nach der Perkussion lasse ich den Patienten in einem 
umzäunten Raum frei gehen. Etwa herabhängende Kette 
oder Strick ist aufzubinden. Eine Person treibt, nach. An¬ 
genommen, die Perkussion war einwandfrei. Macht nun das 
Tier einen Kreis, womöglich einen kleinen, dann werden die 
Aussichten günstige sein. Taumelt das Tier nach vorwärts, 
ist es auch gut. Tn beiden Fällen ist sofortige Operation 
empfehlenswert. Zeigt es noch genügenden Orientierungs- 



79 


sinn, so hat man die Wahl, ob inan die Operation vornehmen 
oder noch etwas zuwarten will. Ungünstig ist auch dieses 
Prognostikon nicht. Stürzt aber der Patient öfters bei er¬ 
hobenem Kopfe ganz oder nur im Hinterteile, so lasse man 
die Operation auf alle Fälle. Denn mag auch gegen die 
Stirne eine noch so große Blase vorgedrungen sein, es sitzt 
sicher auch eine am verlängerten Mark und richtet nach der 
Operation Malheur an. 

Wenig Geübte mögen daher nur Tiere mit einwand¬ 
freier Perkussion trepanieren; sie werden ein günstiges 
Trepanationsfeld finden und Liebe zur Trepanation ge¬ 
winnen. Warnen möchte ich dagegen Kollegen, die nicht 
bereits über volle Sicherheit in der Technik verfügen, Tiere 
ohne positive Perkussion zu operieren. Fs ist in solchen 
Fällen ratsam, abzuwärten, ob nicht eine Einschmelzung der 
Stirnhöhle in den nächsten Wochen ein tritt; man empfehle 
dem Besitzer „die Blase reifen zu lassen“ (Di ein). Ohne 
positive Perkussion nehme ich die Operation nur vor, wenn 
der Besitzer selbst sie eindringlich verlangt, lasse aber dann 
stets nur die Möglichkeit eines Erfolges offen. Nur wenig 
Tiere sind bei diesem ungünstigen Prognostikon zu reiten, 
selbst wenn sie einen noch so schönen Kreis gehen (Nr. 14). 

(Fortsetzung folgt.) 


Das Organlsationsedikt für die K. Zentral-Veterinär- 
schule München vom 1. Febrnar 1810. 

(Schluß.) 

Der Abschnitt IV des Ediktes betrifft die ökonomische 
und polizeiliche Einrichtung der Zentral -Vete¬ 
rinärschule und ordnet an, daß die Exigenzsumme auf den 
Etat des Oberststallmeisterstabes genommen, bestimmt das Rech¬ 
nungswesen und handelt von der Aufstellung eines Präfekten, 
dessen Pflichten und Befugnissen. 

Der Titel des Schluß-Abschnittes heißt: Obliegenheiten 
und Rechte der Tierärzte, ihr e l] m o I u m e n t e, T a x e 
für ihre Verrichtungen, Instruktion, Verhältnis 
zu den Gerichtsärzten, zu den Polizei- und Ge¬ 
richtsstellen. 

Nach den Bestimmungen dieses Abschnittes sollen die appro¬ 
bierten Tierärzte in die Gerichtsbezirke Bayerns verteilt werden. 
Vor dem Antritte ihrer Funktion haben sie der ihnen Vorgesetzten 
Gerichts- oder Polizeistelle, sowie dem Gerichtsarzte das Absolu- 
toriurn vorzuzeigen und den Weisungen und Aufträgen dieser 
Stellen jederzeit nachzukommen. Es steht ihnen das Recht zu. 
Tierkrankheiten zu behandeln und sie werden von der Obrigkeit 
gegen Beeinträchtigung durch Pfuscher geschützt: sie sind die 
Beschaumänner, wenn bei Krankheiten oder Gebrechen von Tieren 
die Zuträglichkeit des Fleisches derselben zum Genüsse für den 
Menschen in Frage kommt; bei Streitigkeiten müssen sie zuerst 



80 


gehört werden. In weiterer Instanz gehen dergleichen Gegen¬ 
stände, insoferne sie wissenschaftliche Entscheidung erfordern, an 
die Gerichtsärzte bezw. Kreisinedizinalräte, welche bei verwickel¬ 
ten Fällen ein Gutachten der Zontral-Veterinnrschule erheben. 
Durch die Tierärzte sollen auch die zukünftigen Anordnungen hin¬ 
sichtlich des Landboschähvesens in's Werk gesetzt werden. Die 
Behandlung kranker Menschen ist den Tierärzten bei empfindlicher 
Bestrafung und Entziehung der Rechte verboten. 

Die Remuneration der Tierärzte für ihre Leistungen betreffend 
wird eine Taxordn-ng erlassen, für ihre Arbeiten bei Kpizooten 
erhalten sie Tagesdiäten, auch soll für sie ein Beitrag von den Ge¬ 
meinden des Geriehtsbezirkes ihres Wirkungskreises ermittelt und 
ausbezahlt werden. 

Wenn zur Besorgung einer großen Anzahl seuclienkranker 
Tiere der Tierarzt eines Gerichtsbezirkes nicht ausreicht, so sind 
zur Mitbehandlung die nüchstwohncndcn Tierärzte oder auch ge¬ 
prüfte Hufschmiede der betreffenden Gegend zu verwenden, und 
wenn auch diese nicht genügen würden/ so können einige Eleven 
oder ein Professor der Zentral-Veterinärscliule abgeordnet werden. 

Es liegt im Wirkungskreise der Gerichtsärzte, die Ersuche 
einer abgebrochenen Seuche aufzusuchen, Anzeige an das General- 
kommissariat und an die Zentral-Veterinärscliule zu machen, den 
Heilplan und die Polizeimaßregeln zu entwarfen und sich zur Aus¬ 
führung derselben der Tierärzte zu bedienen, die Tätigkeit der¬ 
selben zu überwachen, deren Fleiß und Geschicklichkeit in den 
Berichten zu würdigen. 

Nach dem Inhalte der vorstehend im Auszüge mitge¬ 
teilten Bestimmungen des sogenannten organischen Ediktes 
wurde am 1. Februar 1810, also vor 100 Jahren, die im 
Jahre 1790 gegründete Tierarzneisclmle völlig u m ge¬ 
staltet, man könnte sagen : n e u g e s r li a f f e n 

Wie angeführt, bestand vom Jahre 1790—91 das Lehrpersonal 
der Tierarzneischule (Veterinärschule) nur aus einem Professor; von 
da ab wurde ein zweiter Professor und ein Schmiedlehrer aufgestellt. 
Diese Hilfskräfte wechselten beständig und vom Jahre 1805 ist in 
der Geschichte der Münchener Vetorinärse.liule von einem zweiten 
Professor nichts mehr erwähnt, sondern die Hilfskraft führte den 
Titel Prosektor und Repetitor. Der erste Professor Dr. W i 11 war 
zugleich Mitglied der medizinischen Universitätsfakultät, behandeln¬ 
der Arzt und Landestierarzt und hatte als solcher beim Herrschen 
von Seuchen oft längere Zeit von der Schule abwesend zu sein. Das 
Dienstpersonal an der Schule bestand aus einem Unteroffizier als 
Elevenaufseher, einem Hausknechte und einer Hausmeisterin. Die 
Vorbildung der Zöglinge anhetroffend, wurde erst in dem Reskripte 
vom Jahre 1800 gefordert, daß dies*» des Lesens und Schreibens 
kundig sein müssen. Trotzdem, und obgleich die Eleven an der 
Schule freie Verpflegung genossen, war der Zugang von solchen ein 
sehr geringer. Höchst mangelhaft in Bezug auf Wissen und Können 
waren unter diesem Verhältnissen natürlich auch die von der Schule 
abgegangenen Tierärzte». Die geringen Leistungen dieser Tierärzte 
veranlaßen denn auch die oben mitgeteilten verschiedenen Ver¬ 
handlungen und Versuche, Besserung zu erzielen. Zu den letzteren 
gehörte insbesondere auch der Versuch, die Yeterinärschule mit der 
chirurgischen Schuh» zu verbinden und Wundärzte etc. zu Tierärzten 
auszubilden. Das Endergebnis der eingangs angeführten Verband- 



81 


lungen, welches im organischen Edikte zum Ausdrucke und dann 
zur Ausführung gelangte, war ein glückliches. 

Die wesentlichsten Punkte der Reorganisation, der 
jetzt Zentral-Veterinärschule genannten Anstalt, zusammen- 
gefaßt, lauteten: Aufstellung von 3 Professoren, Beibehal¬ 
tung cles Schmiedelehrers, Entlastung des dirigierenden 
Professors durch Aufstellung eines eigenen Ökonomen. Die 
Vermehrung der Lehrattribute und Vervollkommnung der 
vorhandenen Attribute, Erweiterung des Unterrichtes, die 
Bestimmung, daß die Aufnahme der Eleven nicht mehr an 
die Erlernung des Hufschmiedgewerbes, wohl aber an den 
Nachweis einer b e s t i m m t e n Vo r b i 1 d u n g gebunden 
sei; endlich Vermehrung des Dienstpersonals. 

Die Bestimmungen des Ediktes brachten den aus der Schule 
hervorg*\gangenen Tierärzten auch Einiges zur Sicherung ihrer Exi¬ 
stenz. Wie mitgeteilt, wurde ihnen ein bestimmter Wirkungskreis mit 
der Befugnis Tierkrankheiten zu behandeln, zugewiesen und bewerk¬ 
stelligt, daß sie von den Gemeinden der jeweiligen Gerichtsbe/.irke 
Susfentationsbeiträge ausbezahlt erhielten; es wurde ihnen Schutz 
vor Pfuschern gewährt. Ferner bestimmte das Edikt, daß die Tier¬ 
ärzte in erster Linie als Besohaumänner herangezogen werden sollen, 
wenn es sich um die Frage handle, ob Fleisch von Tieren für den 
menschlichen Genuß tauglich sei oder nicht, außerdem erklärte das 
Edikt, daß durch die Tierärzte die künftigen Anordnungen hin¬ 
sichtlich des Landbeschälwesens in Kraft gesetzt werden sollen, 
endlich wurden die Tierärzte als Organe zur Bekämpfung der 
Seuchen bestimmt. 

Man darf wohl sagen, daß mit den letzten 3 An¬ 
ordnungen des Ediktes das staatliche Veterinärwesen 
in Bayern seinen Anfang nahm. Dieser war allerdings, soweit 
es sich um die Bekämpfung von Seuchen handelte, für die Tierärzte 
kein idealer, da ihnen hiebei nur die Rolle von Gehilfen der 
Gerichtsärzte zugewiesen wurde." 

Sicherlich ist abe r d er 1. F e b r u a r d e s 
Jahres 1810 als der erste w i c h t i g e günstige 
We n d e pu n k t de r E n t wicklnng der bayeri¬ 
schen tierärztli c h e n B i 1 d u n g s s t ä 11 e, ferner 
als erste Eta pp e des staatlichen bayeri- 
s c h e n V eterinärw e s e n s z u b e z e i c h n e n und 
es war daher gewiß angezeigt, an das 100jährige Jubiläum 
des Erlasses des organischen Ediktes zu erinnern. A. 


Referat. 

Schimmel: Mitteilungen aus der chirurgischen 
Klinik der Reichs-Tierarzneischule in Utrecht. (Österreich. 
Monatsschrift für Tierheilkunde, 1909, Nr. 10.) [Schluß.] 
IV. Entropium der o h e r e n A u g e n 1 i d c r 
mit d i f f u s e r b i 1 a t e r a 1 e r K e r a t i ti s be i e i n c m 
P f e r d e. 



82 


Die Untersuchung eines schon länger mit einem Augen¬ 
leiden behafteten 7jährigen Ponyhengstes ergab folgendes: 
Die oberen Augenlider waren so stark nach innen gerichtet, 
daß die Zilien des linken oberen Augenlides zum Teil, die¬ 
jenigen des rechten ganz unsichtbar waren. Die Zilien und 
auch die Lidränder scheuerten deshalb immer über die Cor¬ 
nea, diese fortwährend stark reizend, wodurch heftiges 
Tränen, große Lichtscheu und chronische Keratitis ent¬ 
stand. Die Cornea war blauweiß verfärbt mit punkt¬ 
förmigen Substanzverlusten an vielen Stellen. Conjunktiva, 
Sklera, Palpebra ebenfalls beiderseits stark chronisch ent¬ 
zündet; Absonderung eines mukopurulenten Produktes, das 
in den inneren Augenwinkeln zu festen Krusten eintrock¬ 
nete. Visus stark gestört. Auch die unteren Augenlider 
waren in der Nähe der lateralen Augenwinkel geringgradig 
entropioniert. Fortwährendes Blinzeln; Lichtscheue bei 
stark einfallendem Lichte. 

Therapie: Rasieren der Haare am oberen linken Augen¬ 
lid, Reinigung, Desinfektion und Anästhesierung desselben 
durch Injektion einer 5%igen Alypinlösung. Ausschneiden 
eines halbmondförmigen Teiles der Haut und Nähen der so 
entstandenen Wundränder mit steriler Seide (Knopfnaht). 

Nach der Operation wurde Patient in einen Laufstand 
gestellt. Anlegen einer Augenmaske oder Verbandes wegen 
Kopfscheue unmöglich. Auch mußten deshalb nach 3 Tagen 
die Instillationen einer l%igen Atropinlösung in die beiden 
Augen, um eine Pellucidität der Cornea herzustellen, einge¬ 
stellt werden. 

Nach 14 Tagen konnten die Nähte bereits entfernt 
werden; Entropium vollständig, Photophobie nahezu ver¬ 
schwunden. Keratitis bedeutend besser. 

Hierauf wurde am rechten Auge die gleiche Entro¬ 
pium-Operation mit ebenfalls günstigem Erfolge ausgeführt. 

Vollständige Heilung nach kaum monatlicher Be¬ 
handlung. 

V. K o m p 1 i z i e rte Fraktur der Nasen- 
b e i n e b ei eine m P f e r d e. 

Eine 3jährige Stute war durchgegangen, gegen eint* 
Mauer gerannt und hatte sich bei dieser Gelegenheit eine 
schwere Kopfverletzung zugezogen. 

Untersuchungsbefund: Auf dem Nasenrücken V-för¬ 
mige Hautwunde mit herabhängendem Hautlappen, wodurch 
eine dreieckige Fläche des knöchernen Nasendaches bloßlag. 
Ein Teil davon war des Periostes beraubt. Nasenbeine frak- 
turiert, rechts von der Medianlinie nach innen gedrückt. Die 



83 


Impression dehnte sich soweit nach unten aus, daß die Haut 
von der knöchernen Unterlage losgetrennt und ein taschen¬ 
förmiger Raum entstanden war. Besonders in der Bewegung 
dyspnoisches Geräusch; Ausfluß von wenig blutiger Flüssig¬ 
keit aus beiden Nasenlöchern. 

Therapie: Im Notstalle Abrasieren der Haare in der 
Nähe der Wunde; Reinigung und Desinfektion derselben 
mit lVooiger Sol- Sublimat. Nach Entfernen eines Knochen¬ 
splitters wurde durch die auf diese Weise entstandene Öff¬ 
nung versucht, die Knochenstücke aufzuheben, was aber 
mißlang. Anlage eines 4 cm langen Längsschnittes am un¬ 
teren Ende des Hautlappens, wodurch nun die Impression 
der frakturierten Nasenbeine mittelst einer gebogenen 
Schere bequem aufgehoben wurde. Entfernen eines Teiles 
des linken und rechten Nasenbeines, wodurch der breite 
obere Rand des Septums in einer Ausbreitung von einigen 
Zentimetern bloßlag, während an beiden Seiten die oberen 
Conchae sichtbar waren. Umschlagen des Hautlappens nach 
oben und Vereinigung der Wundränder durch Knopfnähte. 
Tägliches Ausspritzen der Wunde mit l°/ 00 iger Sol. Subli¬ 
mat., wobei ein Teil der in die Öffnung im Nasenbein ein¬ 
geführten Flüssigkeit durch das rechte Nasenloch heraus¬ 
kam. Trotzdem aus Wunde und Nasenlöchern eine große 
Menge Eiter abfloß und ein nekrotisiertes Hautstück ent¬ 
fernt werden mußte, trat nach dreiwöchentlicher Behand¬ 
lung Heilung ein. R a b u s. 

Verschiedenes. 

Etat für Tierzucht in der bayerischen Kammer der Ab¬ 
geordneten. 

Vom Regierungstische wurde beantragt, der Landtag 
wolle sich damit einverstanden erklären, daß diejenigen Tier¬ 
zucht-Inspektoren, welche nach Dienstalter und Qualifikation 
vor der Anstellung zum Bezirkstierarzt stehen, zu Bezirks¬ 
tierärzten außer dem Status in etatsmäßiger Eigenschaft er¬ 
nannt und ihre Pensionen auf die Staatskasse übernommen 
werden. Während der Zeit ihrer Verwendung als Tierzucht- 
Inspektor soll der Gehalt aus der Staatskasse ruhen. Dieser 
Antrag bezweckt, tüchtige Tierzucht-Inspektoren der Hebung 
der Tierzucht zu erhalten. — Im Etat ist der Posten für 
Hebung der Tierzucht überhaupt gegenüber dem letzten 
Etat um 20 000 Mk. gekürzt (von 500 000 auf 480 000 Mk.), 
was mit der mißlichen Finanzlage begründet wird. Der Refe¬ 
rent beantragt, die Position in der alten Höhe mit 500 000 
Mark einzusetzen. In der vorigen Session war dieser Posten 



84 


voii 430 000 auf 500 00 Mk. erhöht worden. Die Kedner aller 
Parteien sprachen sich für die Wiedereinsetzung von 500 000 
Mark aus. — Gegen den Regierungsantrag, betreffend die 
Zucht-Inspektoren, erheben sich formelle Bedenken, da 
das Beamtengesetz ein „Ruhen“ des Gehalts eines etats- 
mäßigen Beamten nicht kennt. Zwecks Behebung dieser 
Schwierigkeiten wird der Antrag vorläufig zu rück gestellt, 
um ihn eventuell im Plenum wieder einzubringen. — Ein 
Abgeordneter will auch praktische Landwirte als Zucht- 
Inspektoren zugelassen wissen, wie die jetzigen Zucht-In¬ 
spektoren mit tierärztlicher Vorbildung. (Tagespresse.) 


Etat der Tierärzte in der bayerischen Kammer der Ab¬ 
geordneten. 

Bei der Beratung des Etats der Tierärzte in der Kam¬ 
mer der Abgeordneten gab der Posten „Reisekosten“ mit 
102 000 Mk. Veranlassung zu einer längeren Debatte. Der 
Minister bezeichnet diese Summe als hinter dem tatsäch¬ 
lichen Bedarf noch zurückbleibend *). — In Zugang kommt 
ein bisher nicht mitgezählter Bezirkstierarzt bei der Polizei¬ 
direktion, dessen Gehalt nach wie vor auf Hundegebühren¬ 
fonds verrechnet wird. Dieser Bezirkstierarzt wird jedoch 
nach dem neuen Hundesteuergesetz ab 1. Januar 1911 vor¬ 
aussichtlich entbehrlich. — Der Staatszuschuß an den Unter¬ 
stützungsverein für die Hinterbliebenen bayerischer Tier¬ 
ärzte gibt Veranlassung zur wiederholten Aufrollung der 
Frage einer Zentralisierung der verschiedenen TJnter- 
stützungsvereine. — Der Etat mit 787 310 Mk. wird ge¬ 
nehmigt. (Tagespresse.) 


Pferdemarkt ln Wels. 

Der diesjährige erste Pferdemarkt der Stadt Wels in 
Ober-Österreich wird am Donnerstag den 10. Feb¬ 
ruar in den Vormittagsstunden abgehalten werden. Der 
Auftrieb ist ein ganz bedeutender, da regelmäßig über 1000 
Pferde besserer Gattung und besonders schweren Schlages, 
als Pinzgauer, Kärntner, aber auch böhmischer und unga¬ 
rischer Rasse zu Markte gelangen; auch ist die Beteiligung 
der Käufer stets eine sehr rege. 


*) Die fraglichen Kosten wurden bisher aus dein Etatsansatz 
„Auf Vorkehrungen gegen Epidemien und Viehseuchen“ gedeckt 
und werden diesmal gesondert angefordert. 



8d 


Standesangelegenheiten. 

Nr. 1 und 2, 1910, der „Berliner Tierärztlichen Wochen¬ 
schrift“ bringen Mitteilungen über bedauerliche Vorkomm¬ 
nisse, betr. Kollegialität und die Wahrung der Standes¬ 
interessen seitens einzelner Tierärzte. Unter dem Titel „Berner 
Doktoren“ berichtet Tierarzt Dr. N i colaus-Glogau in 
Nr. 1 über einen in der viel gelesenen „Deutschen Tages¬ 
zeitung“ aus tierärztlichen Kreisen veröffentlichten Schmäh¬ 
artikel, welche sich mit der Promotion von Tierärzten an 
der Universität Bern befaßt. Die Berner tierärztliche Fa¬ 
kultät nennt der betreffende Einsender des Artikels „Doktor¬ 
fabrik“, welche Tierärzte promoviert, die es nur bis zum 
Einjährigen- oder Primanerzeugnis gebracht haben, er be¬ 
zeichnet es als erfreulich, daß die deutschen Regierungen 
die Führung dieses im Auslande erworbenen Titels nicht 
gestatten. Die deutschen Universitäten würden, so sagt er, 
den Ast absägen, auf dem sie sitzen, wenn sie diesen Doktor¬ 
titel mit dem in Deutschland erworbenen gleichstellen wollten. 

Dr. Nicolaus brandmarkt den bewußte Unwahrheiten 
auftischenden Artikel, dessen Verfertigung, die unedle 
neidische Gesinnung besonders noch dadurch markiert, 
daß die Publikation gerade in eine Zeit fällt, zu welcher 
das Promotionsrecht der tierärztlichen Hochschulen einen 
Gegenstand der Verhandlungen der deutschen Regierungen 
bildet. Tatsächlich kann die verwerfliche Tendenz des 
Artikelschreibers nur die sein, durch öffentliche Herab¬ 
würdigung des Berner Doktortitels dessen Anerkennung in 
Deutschland zu hintertreiben. 

Professor Dr. Schmaltz weist in Nr. 2 der „Deutschen 
Tierärztlichen Wochenschrift“ die Unrichtigkeiten nach, 
auf deren Grundlage der Verfasser die Schlüsse in seiner 
Schmähschrift konstruiert hat und äußert sich zum Schluß: 
..Wie man auch den Artikel betrachtet, es bleibt nichts 
übrig, als ein Angriff aus dem Hinterhalte, der einer 
hämischen, frivolen Gesinnung entspricht.“ Dieser 
Charakteristik muß jeder objektiv denkende und urteilende 
Kollege beistimmen. Professor Dr. Schmaltz hat der 
Deutschen Tageszeitung Antwort auf das Pamphlet zugehen 
lassen, in welcher die Unrichtigkeiten, die der Einsender 
der Schmähschrift in derselben auftischt, gekennzeichnet, 
der gegen die Berner Fakultät gemachte Vorwurf widerlegt 
und dargelegt ist, daß die Bedingungen, unter welchen in 
Bern der veterinärmedizinische Doktorgrad erworben wird, 
denjenigen gleich sind, welche auch in Deutschland an die 
Erwerbung der Doktorwürde gestellt werden. 



Nr. 2, 1910, der „BerlinerTierärztlichen Wochenschrift“ 
enthält noch eine weitere die Außerachtlassung der Kolle¬ 
gialität bekundende Mitteilung von Professor Pr. Schmaltz, 
laut welcher ein Tierarzt einen Kollegen aus Mecklenburg 
dem Staatsanwalt zur Anzeige brachte, weil dieser den in 
Bern rite erworbenen veterinärmedizinischen Doktortitel 
ohne Befugnis führe. Diesen seinen Schritt brachte der 
erstgenannte Tierarzt in einem Schreiben der Tierärzteschaft 
Mecklenburgs zur Kenntnis und motivierte sein Vorgehen 
mit der merkwürdigen Angabe, er habe die Anzeige des¬ 
wegen erstattet, weil er sich nicht denken könne, daß sich 
sein Kollege contra legem Doktor nenne; um hier Klarheit 
zu erlangen, sei von ihm als der beste Weg erachtet worden, 
den Spruch der Gerichte zu provozieren. 

Das Verfahren des in Rede stellenden Tierarztes er¬ 
fuhr selbstverständlich im Vereine der mecklenburgischen 
Tierärzte Mißbilligung und wurde der tierärztlichen Fach¬ 
presse zur Beurteilung übergeben. Professor Dr. Schmaltz 
erklärt in dem angezogenen Artikel, daß er sich dem Urteile 
der mecklenburgischen Tierärzte vollkommen anschließe. 
Dem Ankläger sei weder Legitimation noch Berechtigung 
zugekommen, einen Kollegen, welcher in der Schweiz 
promoviert habe, zu denunzieren und müsse sich der 
Kläger den Vorwurf, eine Standespflicht verletzt zu haben, 
gefallen lassen. Wenn derselbe in dem Glauben gewesen, 
der Berner Doktor begehe mit der Führung des Titels ein 
Unrecht, oder etwas (lern Stande nicht Würdiges, so wäre 
der Weg angezeigt gewesen, sich an den tierärztlichen 
Landesverein zu wenden. Dieser Beurteilung ist nichts 
beizufügen. 

Die beiden Vorkommnisse, besonders das erste, sind 
dazu angetan, das Ansehen des tierärztlichen Standes, zu 
dessen Hebung sich jeder Tierarzt als verpflichtet erachtet 
halten muß, schwer zu schädigen. Das Heraustreten mit 
solchen, der Kollegialität hohnsprechenden Auswüchsen un¬ 
edler Gesinnung in die Öffentlichkeit ist um so bedauer¬ 
licher und verwerflicher, als wir, wie Kollege Nicolaus ganz 
richtig sagt, gerade jetzt vor für unsere Standesverhältnisse 
einschneidenden Entscheidungen (Promotionsrecht, Ve- 
terinäroffizierskorps) stehen. Das Standesbewußtsein, das 
Standesinteresse und die Kollegialität erheischen gebieterisch, 
Angelegenheiten, die der Ehre des tierärztlichen Standes 
und derjenigen des Einzelnen innerhall» desselben Nachteile 
bringen könnten, als streng innere zu betrachten und dem¬ 
gemäß zu behandeln. Wege hierzu sind Einholung des 



87 


Urteiles anderer Kollegen oder Überweisung zur Beurteilung 
an die zuständigen tierärztlichen Vereine. A. 


Besoldung der Tierärzte in den deutschen Kolonien. 

Nach dem Reichstage zugegangenen Anträgen soll 
der Gehalt der Kolonialtierärzte künftighin 3300—6000 Mk. 
betragen; dazu kommt eine Zulage von 3600 Mk., so daß sich 
dann die Gesamteinnahme auf 6900—9600 Mk. stellt; weiter 
werden Alterszulagen von je 400 Mk. nach 9, 12 und 15 
Dienstjahren gewährt. Die höchste Einnahme beträgt dann 
10 800 Mk. Bisher betrug der Gehalt der Tierärzte in den 
Kolonien 3300—5400 Mk. und 3600 Mk. Kolonialzulage, 
also im Ganzen 6900—9000 Mk. 

Bttcherschan. 

Handlexikon der tierärztlichen Praxis. Von Dr. med. vet. 
Gustav U e b e 1 e, ordentlicher Professor für Pharma¬ 
kologie und Therapie, Vorstand der Klinik für kleine 
Haustiere und des Institutes für Hufkunde an der Kgl. 
'tierärztlichen Hochschule, außerordentliches Mitglied des 
Kgl. Württ. Medizinalkollegiums in Stuttgart. Mit zwei 
Orientierungstafeln. Ulm 1910. Verlag von Ebner. 
Preis 10 Mk. 

Verfasser hat den Inhalt des Werkes in folgende Abschnitte 
gegliedert: 1 Heilmittelgruppe, nach Indikationen alphabetisch zu- 
sainniengestellt; 2. alphabetisches Heilmittelverzeichnis; 3. Diagnose 
und Therapie der wichtigsten Krankheitszuständo; 4. Rezepten- 
sammluitg. 

Im Abschnitte 1 bespricht der Verfasser die Art der Wirkung 
der Heilmittel der betreffenden Gruppe, die Indikationen, die Mittel 
zur Erfüllung der Indikationen, sowie deren Kontraindikationen; in 
Abschnit 2 werden die einzelnen Heilmittel nach Zusammensetzung, 
physikalischem Charakter und Wirkung behandelt und im 3. Ab¬ 
schnitte wird zuerst die Diagnose der wichtigsten Krankheiten, dann 
die Prophylaxe und Therapie derselben erörtert. Dem Inhalt dieser 
3 Abschnitte, besonders aber demjenigen der Abschnitte 1 und 3 des 
Werkes werden Tierärzte und Studenten das meiste Interesse ent¬ 
gegenbringen. Verf. hat im I. Abschnitte die Wirkung der einzelnen 
Heilrnittelgruppen nicht lediglich trocken aufgeführt, sondern diese 
ist unter strikter Berücksichtigung der Physiologie und allgemeinen 
Pathologie besprochen. Im 3. Abschnitte findet der Leser Diagnose 
und Therapie der einzelnen Krankheiten, trotz der Kürze, deren 
sich der Verfasser befließ, recht gründlich dargestellt. In Bezug 
auf die Diagnose hat sich Verfasser wiederum nicht auf die An¬ 
führung der einzelnen Symptome beschränkt, sondern beschäftigt 
sich hier auch mit den kausalen Momenten und ihre Beziehungen 
zu den Symptomen, so daß schon aus dem jeweiligen Absätze 
.Diagnose“ auf die Prophylaxe, welche Verfasser in je einem be¬ 
sonderen Absätze behandelt, geschlossen werden kann. 



88 


Diese Abteilung des Buches gibt dem Tierarzte die Möglichkeit, 
sich in Zweifelsfallen mühelos und rasch die nötigen Anhaltspunkte 
zur Diagnosestellung und zum therapeut. Wirken zu erholen und er 
wird, vorausgesetzt, daß ihm der erforderliche Fond von Kenntnissen 
über Diagnostik im allgemeinen und allgemeine Therapie zu Gebote 
steht, selten benötigt sein, sich noch in Werken über spezielle 
Pathologie und Therapie Rat zu suchen. Tierärzte, welche in die 
Apotheke rezeptieren, finden in dem Werke eine Sammlung von 
945 nach Organ- und Indikationsgruppen geordneten Rezeptformeln 
mit Augabe der Preise für die zubereiteten Arzneien. Ein genaues 
Gesamtregister erleichtert den Gebrauch des jedem Kollegen nicht 
nur zur Verwendung für die Praxis, sondern auch zum Studium 
höchst empfehlenswerten Lexikons. A. 


Personalien. 

Auszeichnung: Dem Kgl. Professor an der Tierärztlichen 
Hochschule in Hannover, Fr ick Hermann, wurde der Preuß. Rote 
Adlerorden IV. Klasse verliehen. 

Er n eiln unge n: K no 11 Gust. in Wangen (Alg.) zum Distrikts¬ 
tierarzt daselbst: Dr. Walter, Assistent in Nordhausen zum Assi¬ 
stenten an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. Dr. Zeh aus 
Mainbernheim zum Assistenten der Landwirtsehaftskammer in Halle. 

Approbationen: in München die Herren Danner Alfons 
aus Pillkofen (Ndby.) und Sehiestl Otto aus Preising. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt Otto Preuß 
in Kottbus. 

Gestorben: 8 e li w i n gh a m ui er Nikolaus, Kgl. Oberstabs¬ 
veterinär in Saargemünd (1878). 


ZBel^SLr^rLtrnLa.ctLU.rLg:- 

Am 1 . April nächsthin ist dahier die Stelle des 

Sclilaclithot-IMrektors, 

womit der Genuß einer Dienstwohnung verbunden ist, zu besetzen. 

Die Anstellung erfolgt zunächst für die Dauer eines Probe¬ 
dienstjahres und auf gegenseitige dreimonatliche Kündigung. Nach 
Ablauf des Provisoriums kann definitive Regelung der Anstellungs- 
Verhältnisse erfolgen. 

Für die Gewährung von Ruhegehalt und llinterbliebenen- 
Versorguug sind die Satzungen der städtischen Pensionsanstalt 
maßgebend. 

Privatpraxis ist nicht gestattet. 

Bewerber, welche bereits in der Leitung größerer Schlaehthof- 
Anlagcn tätig gewesen, wollen ihre Meldungen nebst Lebenslauf, 
Nachweis der Befähigung zum beamteten Tierärzte, sowie sonstigen 
Zeugnissen über seitherige Tätigkeit und einem amtsärztlichen 
Gesundheits-Zeugnisse unter Angabe der Gehnltsanspniche bis 
längstens 10. Februar lfd. Jrs. beim unterfertigten Bürgermeister- 
amte einreichen. 

Ludwigshafen am Rhein, den 15. Januar 1010. 

Das Bürgermeisteramt. 

Oruck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. K i ege r sehe 
Universitfttsbuehhandhing, München. OdeoiiHplatz ‘2. 




Münchener 



(frMier: WocHenscHrilt für Tierheilkunle und Viebzncbt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jalirg. München, den 8. Februar 1910. Nr. 6. 


Inhalt: Originalartikel: Pfab: Trepanation beim Rinde. 
(Fortsetzung.) — Schmitt: Hochgradige Harninfiltration bei 
einem Ochsen. — Haag: Mastdarmvorfall bei Schweinen. — 
Referate: Worbs: Aus der Praxis. Damm^nn und Freese: 
Der Milzbrand beim Schweine. Bogdan: Modifizierung der 
Hautdesinfektion des Operationsfeldes nach Grossich. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Kartoffeltrockenverfahren „Pap- 
ka“ mit Eiweißgewinnung. Herabsetzung der Verdaulichkeit 
der Milch durch zu hohes Erhitzen. Generalversammlung des 
Vereins zur Förderung der Pferdezucht in Bayern (e. V.). 
Ankauf von Deckhengsten. Pferdeschutz. — Verschie¬ 
denes: Das Veterinär-Offizierskorps. Ehrung. Frequenz der 
Tierärztlichen Hochschule Lemberg. Viehseuchen-Nachrichten. 
— Böcherschau. — Personalien. 


Trepanation beim Rinde. 

Von Distriktstierarzt A. Pfab, Rottalmünster. 

(Fortsetzung.) 

An Instrumenten verwende ich: 1. Schüdel-Per- 
kussiönshammer, 2. Injektionsspritze, 3. Sicherheits-Rasier¬ 
messer, 4. geballtes Bistouri, 5. Nadeln und Ramie-Zwirn, 
fi. Periostschaber, 7. Arterienklemme (Unterbindungs-Pin¬ 
zette), 8. zwei Trepankronen (2 und 2 1 /o cm Durchmesser), 
!>. Knoehenschraube, 10. Knochenmeißel, 11. kurzen, starken, 
scharfen Löffel, 12. Kornzange, 13. Dura mater-Messerchen, 
14. 100 Gramm-Spritze; alles natürlich steril. 






90 


Außerdem sind 6—10 Liter abgekochtes, körperwarmes 
Wasser bereit, genügend Therapogen und 1 Ampulle 1: 15 
Novocain. Die Operation nehme ich an möglichst staub¬ 
freiem Platze vor. Kann ieh den Standplatz des Tieres be¬ 
nützen, tue ich es; doch ist es nicht allzuoft möglich, da — 
zumal in der Winterszeit — die Lichtverhältnisse im Stalle 
nicht besonders günstig sind. Im Sommer operiere ich am 
liebsten im Freien, im Winter muß der Futtergang des 
Stalles oder die Tenne als Operationsraum dienen. 

Das Tier erhält eine knapp sitzende Strickhalfter. Die 
Vorder- und Hinterfüße werden mit je einem dünnen Seile 
an den Metakarpalien bezw. -tarsalien mit zwei Achtertouren 
umschlungen; das Strick-Ende geht zwischen den Beinen 
durch. Zwei Mann versorgen den Kopf. Unter langsamem 
Zug gleitet nun das Tier sachte zu Boden. Das Ende des 
Vorderfußseiles wird nun über den Touren zwischen den 
Hinterfüßen durchgezogen und umgekehrt. Die beiden 
Enden werden gut zusammengedreht und entweder von zwei 
Mann gehalten oder an einem Ringe, Balken etc. festge¬ 
bunden. Mir ist diese Niederlegungsmethode bei Rindvieh 
die liebste, weil man die Tiere ruhig zu Boden bringen kann 
und keinen Fessel- oder sonstigen Wurfzeug benötigt. Liegt 
das Tier, so kniet je ein Gehilfe zu Seiten des Kopfes, eine 
Hand am Horngrund, eine im Halfter. Ein gut gebundener 
dicker Strohbund kommt unter Hals und Kopf (Merkt). 
Der Kopf ist nun leicht nach vorne geneigt, berührt aber 
nicht mit der Nase den Boden; ist letzteres der Fall, so 
sprühen die Tiere bei heftiger Exspiration von der Reini¬ 
gung und Operation ablaufende Flüssigkeit über Operateur 
und Operationsfeld. Ein dritter Gehilfe sitzt, rittlings auf 
der Schulter und drängt, mit den Händen die Hornansätze 
umfassend, den Kopf nach vorwärts. Ein Mann sucht am 
Schweife dem Zug an den Füßen das Gleichgewicht zu 
halten. Der Operateur kniet vor dem Kopf des Patienten. 
Nunmehr erfolgt gründliche Reinigung des geschorenen 
Oberkopfes mit warmem Wasser und Seife. Hat man nicht 
schon bei der Perkussion die Operationsstelle durch einen 
kleinen Hautschnitt markiert, so perkutiere man jetzt noch 
einmal und mache sich eine Marke. Die Operationsstelle 
etwas tiefer zu wählen als die Perkussion ergibt, wie D i e m 
empfiehlt, widerrate ich, da gerade bei einem Aufsägen der 
Nasenhöhle bei der Exspiration nicht selten ein Spray von 
Blut und Nasenschleim das Operationsfeld verunreinigt. 
Nach erfolgter gründlicher Desinfektion der ganzen Stirne 
inklusiveHornwulst injiziere ich je nach Größe des Patienten 



91 


0,5—lg Novocain, gelöst in 10—15 g Aq., im Umkreis der 
ausgewählten Stelle. In der ganzen Literatur sucht nur der 
einzige M ü n i eh durch Beträufeln des Periostes mit Cocain 
dem Tiere den Schmerz zu erleichtern. Albrecht. ver¬ 
suchte die Chloroformnarkose, gab sie jedoch wieder auf. 

Bei dem heutigen Stand der Lokalanästhesie halte ich 
deren Anwendung bei jeder Trepanation für eine Pflicht des 
Tierarztes und ich bin fest überzeugt, daß, wer einmal bei 
Anästhesie trepaniert hat, diese Methode nicht mehr aufgibt. 
Erst nach der Instillation des Novocains rasiere ich das 
Operationsfeld. Währenddessen kann das Mittel zur Wir¬ 
kung kommen und ich brauche auf diese nicht eigens zu 
warten. 

Nochmalige Desinfektion und nun zur eigentlichen 
Operation. Den Schnitt lege ich V-förmig an, nicht 
zu klein, jeden Schenkel mindestens 6 cm lang. Der Haut¬ 
lappen wird zurückpräpariert und mit einer Naht auf den 
Stirnwulst geheftet; hier ist er gut und bequem versorgt. 
Periost wird zurückgeschabt und entfernt, doch lege ich 
auf letzteres kein besonderes Gewicht. Ich habe in vielen 
Fällen das Periost auch erhalten. Irgend einen Unterschied 
in der Wundheilung habe ich hiebei nicht gefunden. — 
Spritzende Gefäße unterbinde man. Jedoch braucht man 
nicht zu ängstlich hiebei zu sein und etwa Vi Stunde oder 
noch länger zu warten, bis auf der Operationsstelle kein 
Tropfen Blut mehr auf tritt. Es entsteht aus ein paar Blut¬ 
tropfen kein Schaden, wie aus dem Weiteren hervorgeht. 

Beim Ansetzen des Trepans achte man darauf, daß man 
genau die beabsichtigte Stelle treffe. Zum Entfernen der 
Knochenplatte verwende ich den gewöhnlichen Handtrepan 
mit einem Durchmesser von 21/2 cm. Während des Aus¬ 
bohrens stützt sich die linke Hand fest auf den Nasenrücken 
des Tieres. Man hat hiedurch einen sicheren Halt und be¬ 
freit die operierende Hand von dem Gewicht des Körpers. 
So habe ich noch stets verhindert, daß bei unerwartet frühem 
Durchschneiden des Knochens der Trepan in’s Gehirn ein¬ 
drang. Trepan und Knochenwunde reinige man mehrmals 
von Knochenspähnen, am besten mit Watte. Den Dorn 
schiebe man erst zurück, wenn er ein zum Ansetzen der 
Knochenschraube genügendes Loch gebohrt hat. Nach einiger 
Zeit versuche man, ob man mit der Knochenschraube die 
Platte unter wiegenden Bewegungen heben kann. Doch 
hüte man sich, zuviel Kraft anzuwenden, weil sonst das Loch 
im Knochen sich zu stark erweitert und die Schraube ferner 



92 


keinen Halt mehr findet. Während des Durchsägens der 
Knochenplatte verrät der Patient keinen Schmerz, jedoch 
tritt dieser sofort ein, so bald die Sägezähne die Auskleidung 
der Stirnhöhle oder die Gehirnhäute berühren. Ist dies der 
Fall, so suche man abermals die Knochenplatte mit der 
Schraube, event. unter Mithilfe eines Meißels, auszubrechen. 
Gelingt dies nicht, so säge man mit dem Trepan auf der 
starren Seite weiter, jedoch mit größter Vorsicht, damit man 
die Meningen nicht verletze. Ärgerlichen Aufenthalt können 
Knochenspangen der Stirnhöhle bieten. Leicht tritt dieser 
Fall ein, wenn man die vorgewölbte Tabula interna seitlich 
oder zu tief trifft. Langsames Ausbohren bei etwas seitlich 
angesetztem Trepan führt auch hier zum Ziele. Ist die 
Knochenplatte entfernt, so drängt sich im günstigen Falle 
das Gehirn kugelförmig vor. 

Man lasse sich nun nicht verführen, sogleich die Dura 
zu öffnen, sondern sorge 1. für eine frische körperwarme 
Desinfektionsflüssigkeit, 2. entferne man am besten mit 
scharfem Löffel und Kornzange alle prominenten Knochen¬ 
teile, Spitzen, Reste der Tabula interna etc. 

Ist dieTabula interna nicht vollkommen eingeschmolzen, 
so liegt sie manchmal als dünne Lamelle der Dura auf und 
ist mit der Kornzange leicht auszubrechen. 

Ist die Stirnhöhle noch erhalten, was stets der Fall ist, 
wenn die Perkussion nicht einwandfrei war, so entferne man 
die T. interna mit der kleinereu Trepankrone. Für das Auf- 
meißeln bin ich aus dem Grunde nicht eingenommen, weil 
dazu meist eine größere Öffming des Stirnknochens, als 
meine 2,5 cm-Trepankrone ergibt, nötig ist. Das Entfernen 
der T. interna mittels Trepans ist mir noch stets gelungen, 
natürlich muß man der Knochenwölbung entsprechend even¬ 
tuell etwas schief ansetzen und zum Ausheben die Knochen¬ 
schraube und Ivornzange sehr vorsichtig gebrauchen. 

Ist die Schädelöffnung sorgfältigst von Knochenspitzen 
und -spähnen etc. gereinigt, so mache man sich erst an die 
Öffnung der Dura mater. Iliezu benütze ich ein eigenes In¬ 
strument. Ich möchte es Dura - Messerchen nennen. Das¬ 
selbe hat folgende Gestalt (siehe Figur) : 



Der Teil a b hat oben eine Schneide, unten ist er 
stumpf, die Spitze sehr scharf. Die Klinge nicht stärker als 



eine große Heftnadel nach de Hagedorn. Hauptner 
stellt es her. Ein eigenes Instrument zur Öffnung der Dura 
mir zu verschaffen, wurde ich dadurch veranlaßt, daß die 
Öffnung mit einem spitzen Bistouri in allen Fällen, in denen 
das Gehirn nicht bis an den äußeren Knochenrand vordringt, 
seine Schwierigkeiten bietet. Man muß die Klinge steil 
halten und verletzt dabei nicht selten die gefäßführende 
Pia mater. Bei oberflächlicher Lage kann auch die Blase 
selbst angestochen werden. Diese Eventualitäten sind mit 
dem Dura - Messerchen zu vermeiden. Die Biegung der 
Klinge gestattet selbst bei ziemlicher Entfernung zwischen 
Deckknochen und Dura diese in der Wagrechten anzu- 
schneiden. Da es außerdem klein und handlich ist, 
kann es ohne Mühe jedem Trepanationsbesteck einverleibt 
werden. 

Ist die Dura durchschnitten, so wölbt sich, wenn auf 
dieser Gehirnseite eine größere Blase vorhanden, das Gehirn 
auf alle Fälle vor. Wölbt es sich nicht vor, so kann man 
als bestimmt annehmen, daß in dieser Hemisphäre überhaupt 
keine Blase oder diese nur klein und in den hintersten Par¬ 
tien des Gehirns gelegen ist. Will man nicht sein Glück auf 
der anderen Seite versuchen, was ich aber empfehle, so kann 
inan die Operation ohne Skrupel abbrechen. Als ein sehr 
ungünstiges Omen fasse ich auch das Abfließen von etwas 
Flüssigkeit aus dem Subduralraum bei der Eröffnung der 
Dura auf. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß in solchen 
Fällen immer eine Vielzahl von Blasen vorhanden war. 

Von solchen Zwischenfällen abgesehen, lasse ich nach 
der kreuzweisen Durchschneidung der Dura den Strohbund 
entfernen und den Kopf des Tieres senkrecht, also auf das 
Flotzmaul und zwar auf ein am Boden ausgebreitete's Leinen¬ 
tuch stellen. Liegt die Blase oberflächlich, so dringt sie jetzt 
aus der Öffnung. Man ziehe nicht, zu früh an derselben, 
sondern lasse sie durch ihr eigenes Gewicht so weit, als mög¬ 
lich austreten. Platzt die Blase, was meist vorkommt, so 
fasse man sofort zu und entbinde sie mit leichtem Zuge. 
Beim Platzen der Blase entleert sich ein Teil der Flüssig¬ 
keit. sprudelnd aus der Öffnung. Meist wird auch ein Teil 
in’s Gehirn zurückfließen. Dringt die Blase nicht vor, so ist 
das Aufsuchen derselben im Gehirn nötig. Davon, daß dies 
richtig geschieht, hängt großenteils der Erfolg der Ope¬ 
ration ab. 



1 







F' 


95 




4 . 






96 


Hochgradige Harninfiltratlon bei einem Ochsen. 

Von Distriktstierarzt Schmitt, Auerbach. 

Ein Ochse hatte eine Entzündung der Vorhaut, die 
sich durch eine längliche, schmerzhafte Anschwellung vom 
Vorhaut-Ende bis zum Hodensacke bemerkbar machte; der 
Harnabsatz war nicht behindert. Durch Einreibungen, ver¬ 
bunden mit feuchtwarmen Umschlägen, wurde die Schwel¬ 
lung weich. Es entleerte sich nach innen eine größere Menge 
von Eiter und jaucheähnlicher Flüssigkeit. Ein abgestor¬ 
benes Hautstück verlegte die Ausflußöffnung der Vorhaut. 
Der Harn bahnte sich deshalb im Unterhautzellgewebe einen 
Weg zwischen den Hinterschenkeln hindurch an der linken 
Bauch- und Brustwand entlang. Diese Infiltration endigte 
zwischen den Vorderfüßen in einer rundlichen, kegelkugel¬ 
großen Anschwellung. An 9 Stellen wurden Einschnitte ge¬ 
macht, aus denen sich der Harn ergoß. Aus den Inzisionen 
hing nach einiger Zeit abgestorbenes Unterhautzellgewebe, 
das einen hochgradigen Gestank verbreitete. Die Behand¬ 
lung desTieres dauerte 3Monate, bis es als geheilt bezeichnet 
werden konnte. 

Bemerkt sei, daß während der ganzen Krankheitsdauer 
die Temperatur nur an einem einzigen Tage fieberhaft (40,5) 
erhöht war, dagegen die Freßlust zeitweise zu wünschen 
übrig ließ. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 

Hastdarmvorfall bei Schweinen. 

Von Distriktstierarzt Haag, Wörth. 

Bei 5 hochträchtigen Schweinen hatte ich Gelegenheit. 
Prolapsus recti festzustellen. In den meisten Fällen bestand 
außerdem noch Blasenuberfiillung und hochgradige Ver¬ 
stopfung, weshalb die Behandlung sich zuerst gegen diese 
letzteren Leiden richtete. Mit einem Katheter entleerte ich 
die Blase (in einem Falle wurden zirka 8 Liter Urin ent¬ 
leert), reponierte darauf den Darm, was durch Emporziehen¬ 
lassen der Hinterfüße derTiere wesentlich erleichtert wurde, 
und führte dann ein Mastdarmpessar nach Bebele ein. 
Das Instrument wurde durch Nähte in seiner Lage fest ge¬ 
halten. Tags darauf entfernte ich es und machte ein aus¬ 
giebiges Klystier mit lauwarmem Therapogenwasser, wobei 
sich aufgestauter Kot in großen Massen entleerte. — Die 
Tiere erholten sich rasch wieder; ein Schwein brachte am 
l äge nach der Beposition 15 gesunde Ferkel zur Welt. 
Tage nach der Beposition 15 gesunde Ferkel zur Welt. 

(Ibidem.) 



97 


Referate. 

Worbs: Aus der Praxis. (Tierärztl. Zentralblatt, 
1909, Nr. 30.) 

Verf. bestätigt die gute Wirkung des von Wohl- 
in u t h empfohlenen Thigenolspiritus bei Rheu¬ 
matismen, macht aber noch weiter darauf aufmerksam, 
daß derselbe bei nervösen Affektionen von nicht 
zu unterschätzender Bedeutung sei. So erzielte Autor bei 
der Behandlung von Facialislähmung bei einem Pferde, bei 
aktiver Gehirnhyperämie bei einem Pferde und Rinde, bei 
einem Tobsuchtsanfall bei einem Schweine und Nachhand¬ 
lähmungen bei Hunden überraschend schnelle Heilerfolge. 
Folgende Zusammensetzung ist empfehlenswert: Spirit, 
c-amph. 140,0, Thigenol 10,0, Acid. salicyl. 5,0. 

R a b u s. 

D a m m a n n und Freese: Der Milzbrand beim 
Schweine. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 38.) 

Der früher von einigen Autoren vertretene Stand¬ 
punkt, daß Milzbrand beim Schweine überhaupt nicht vor¬ 
komme, ist nunmehr einwandfrei mehrfach widerlegt. In 
den letzten Jahren haben sich die Mitteilungen über den 
Schweinemilzbrand so gehäuft, daß die Erkrankung nicht 
einmal mehr als große Seltenheit bezeichnet werden kann. 
Nach der Feststellung der Autoren, die die Krankheit seit. 
Jahren studiert haben, tritt sie in zwei Hauptformen, näm¬ 
lich als Rachen- und Darmmilzbrand auf, die ihrerseits 
wieder vom pathologisch-anatomischen Gesichtspunkt aus 
in je drei Variationen eingeteilt werden können. 

I. Rachenmilzbrand, a) Gewöhnliche Form: 
Neben den Veränderungen am Pharynx beobachtet man 
auch die für Milzbrand sonst charakteristischen Merkmale: 
akuten hyperämischen Milztumor, teerartige Beschaffenheit 
des Blutes, Petechien, Trübung und Schwellung der großen 
Körperparenchyme. Verlauf meist akut. — b) Außer den 
Veränderungen am Pharynx treten eigenartige Knoten in 
der Milz auf; diese ist im übrigen von normaler Beschaffen¬ 
heit oder höchstens leicht hyperplastisch geschwollen. Auch 
das Blut zeigt keine wesentlichen Abweichungen von der 
Norm. — c) Es finden sich nur Pharynxveränderungen. (Bei 
b und c Krankheitsdauer meist etwas länger. 

Die Anthraxbräune erstreckt sich auf die ganze Rachen- 
und vielfach auch auf die hinteren Partien der Maulschleim¬ 
haut. Oft besteht Mandeldiphtherie. Die retropharyngealen 



98 


Lymphdrüsen sind bei akutem Verlauf stark geschwollen, 
sehr feucht und auf der Schnittfläche dunkel- oder braunrot 
verfärbt; bei mehr chronischem Verlauf zeigen sie auch noch 
Nekroseerscheinungen, besitzen jedoch immer noch einen ge¬ 
wissen Feuchtigkeitsgehalt. 

Bei Form a sind die Bazillen, wenn der Kadaver nicht 
sehr faul ist, ohne besondere Schwierigkeit in Milz oder Blut 
bakterioskopisch zu ermitteln, wenn sie sich auch beim 
Schwein gewöhnlich nicht in so großen Mengen vorfinden 
wie beim Rind. Bei Form b führt allein die Untersuchung 
eines Ausstriches aus den retropharyngealen Lymphdrüsen 
oder aus den Milzkarbunkeln zu einem sicheren Ergebnis, 
während die der eigentlichen Milzpulpa und des Blutes unter 
Umständen kein Resultat ergibt. Die Karbunkel sitzen als 
linsen- bis haselnußgroße Knoten von schwarzroter bis grauer 
Farbe im Milzgewebe, sind von derberer Konsistenz als 
dieses, grenzen sich von der Umgebung deutlich ab und sind 
auf der Schnittfläche verhältnismäßig trocken; sie stellen 
das Produkt einer zirkumskripten, hämorrhagischen Ent¬ 
zündung dar, an die sich Nekrose angeschlossen hat. Bei 
Form c eignen sich nur die geschwollenen retropharyngealen 
Lymphdrüsen zum Nachweis der Bazillen. 

An den bei b und c gefertigten Präparaten fällt neben 
der ungewöhnlich großen Zahl der vorhandenen Milzbrand¬ 
bazillen vielfach auch ein eigentümliches Aussehen auf, das 
sich von dem der Erreger des Rinderinilzbrandes unter¬ 
scheidet. Man findet nämlich neben Bazillen von gewöhn¬ 
licher Form auch solche von eminenter, über das ganze Ge¬ 
sichtsfeld hinziehender Länge, mit stark ausgeprägten Kap¬ 
seln, dagegen schwacherFärbbarkeit des eigentlichen Leibes; 
es handelt sich hier um eine Degenerationserscheinung. Die 
Milzkai'bunkel und retropharyngealen Lymphdrüsen ent¬ 
halten hochvirulente Bazillen in großer Menge. 

II. Darmmilzbran d. Pharynx und Umgebung 
sind vollständig frei von Veränderungen, so daß man an¬ 
nehmen muß. daß der Erreger vom Darm aus in den Körper 
gelangt ist. 

a) Es besteht, ähnlich der beim Rind gewöhnlich vor¬ 
kommenden Form, ausgesprochene Milzbrandseptikämie mit 
akutem hyperämiscliem Milztumor, teerartiger Besehaflen- 
heit des Blutes etc. — b) Neben mehr oder weniger stark 
ausgeprägten Veränderungen am Darm und den zugehörigen 
Lymphdrüsen kann man nur die Karbunkeln in der sonst 
normal aussehenden oder höchstens hyperplastisch geschwol- 



99 


lenen Milz nachweisen. Form b verläuft etwas chronischer 
als a. — c) Eine dritte Form mit ausschließlicher Verände¬ 
rung des Darmes bei normaler Milz- und Blutbeschaffenheit 
wie denkbar, ist jedoch noch nicht bekannt. 

Bei Darmmilzbrand des Schweines ist der Dickdarm 
unverändert, die Dünndarmentzündung oft nur gering und 
nur auf einzelne Teile beschränkt. Man sieht fast aus¬ 
schließlich lediglich Schwellung und Rötung der Darm¬ 
schleimhaut und nur sehr selten eine ausgesprochen hämor¬ 
rhagische oder bei längerer Krankheitsdauer eine hämor¬ 
rhagisch-diphtherische Entzündung. Die Darmdrüsen zeigen 
die gleichen Veränderungen wie die Retropharyngealdrüsen; 
es sind stets nur die Lymphdrüsen im Bezirk des erkrankten 
Dünndarmabschnittes erheblich ergriffen. 

Bei Form a sind die Bazillen wieder leicht in Milz 
und Blut nachzuweisen, bei Form b in den Milzkarbunkeln 
oder auch wohl in einer der veränderten Darmlymphdrüsen. 

IH. AndereFormen. Zschokke hat einen Fall 
von Hautmilzbrand beschrieben, während die Verf. einmal 
Lungenmilzbrand beobachteten. Es fanden sich hier außer 
schlechter Blutgerinnung, Ansammlung von Flüssigkeit in 
den Pleurasäcken und einem Entzündungsherd in der Lunge 
keine Abweichungen; insbesondere waren Milz und Pha¬ 
rynx ohne Veränderung. In dem erkrankten Lungenherde 
waren bakterioskopisch und kulturell zahlreiche Milzbrand¬ 
bazillen nachzuweisen, während sie in den Ausstrichen aus 
Milz und Blut mikroskopisch nicht ermittelt werden konnten. 

L i n d n e r. 


AladärBogdän: Modifizierung der Hautdesinfek¬ 
tion des Operationsfeldes nach Grossich. (Zentralblatt für 
Chirurgie, Nr. 3, 1910.) 

Da die Seifenwaschung des Operationsfeldes die nacli- 
lierige Desinfektion mit Jodtinktur beeinträchtigt, ersetzt 
Verf. diese durch mehrmaliges 1—2 Minuten dauerndes Ab¬ 
reiben mit Jodbenzin. Sodann wird das Operationsfeld mit 
Jodtinktur bepinselt, nachdem diese in eine künstlich er¬ 
zeugte Ilautdelle gegossen wurde; die Haut soll einige Mi¬ 
nuten mit der Jodtinktur feucht gehalten werden, damit das 
Desinfizienz in die Poren gut eindringen kann und auch die 
Alkoholwirkung zur Geltung kommt. Bei 800 Operationen 
bediente sich der Verf. dieser Methode mit dem vorzüg¬ 
lichsten Erfolge. L i e h t c n s t e r n. 



luo 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Kartoffeltrockenverfahren „Papka“ mit Eiweißgewinnung. 

Die Überführung der Kartoffel in eine haltbare und 
preiswerte Dauerware ist vom volkswirtschaftlichen Stand¬ 
punkt aus äußerst wichtig. Von der Gesamtkartoffelernte 
des Jahres 1908 wurden nach Dr. Kehrend rund 465 Mil¬ 
lionen Doppelzentner verbraucht und zwar 130 Millionen 
für menschliche Nahrung, 15 Millionen in der Stärke-Indu¬ 
strie, 190 Millionen zur Verfütteruug, 55 Millionen zur 
Saat, 25 Millionen in der Spiritus-Industrie, während der 
Rest, d. h. 50 Millionen Doppelzentner, durch Fäulnis, Frost 
u. s. w. verloren ging. Dieses verloren gehende Quantum, 
das einem Nationalwert von zirka 120 Millionen Mark ent¬ 
spricht, ließe sich durch geeignete technische Verfahren er¬ 
halten und würde dann, als Futtermittel verwendet, die bis 
heute noch sehr hohe Einfuhr fremder Futtermittel (300 
Millionen Mark) wesentlich reduzieren. 

Die bis heute bekannten Kartoffeltrocknungsverfahren 
unterscheiden in der Hauptsache zwei Arten der Trocknung, 
nämlich die mit direkten Feuergasen und die indirekteTrock- 
nung durch künstliche Wärme (Dampf etc.). Beiden Sy¬ 
stemen haften aber noch Mängel an; denn während das letz¬ 
tere, die sogenannten Kartoffelflocken liefernde System, ins¬ 
besondere in wirtschaftlicher Beziehung verbesserungsbe¬ 
dürftig ist, besitzt das die Kartoffelschnitzel liefernde erste 
Verfahren hauptsächlich den Fehler, ein bezüglich seiner 
Beschaffenheit und Verwendung als Futtermittel ungeeig¬ 
netes Produkt zu liefern. 

Beide Übelstände beseitigt das auf Grund langer 
Versuche als bewährt erwiesene Kartoffeltrockenverfahren 
,,Papka“, welches auf dem Prinzip beruht, zunächst durch 
Vakuum und Pressen der Kartoffel Wasser zu entziehen 
und das Produkt durch künstliche Wärme zu trocknen. Aus 
dem Feuchtwasser wird dabei außerdem noch Fflweiß ge¬ 
wonnen. Mit diesem Verfahren erzielt man ein wohlriechen¬ 
des, an Geschmack und Geruch dem frischen Brot etwas 
ähnelndes, körniges Material, das entweder direkt zur Ver¬ 
bitterung gelangen kann oder zum Aufbewahren und fin¬ 
den Versandt zu Platten beliebiger Form gepreßt wird. Die 
Analyse der gepreßten und ungepreßten Trockenkartoffeln 
ergibt folgende Zusammenstellung; Wasser 11,50%, Fett 
0,31 %, Rohprotein 3,73 % (davon 2,21 % Eiweiß), Asche 
2,0(5%, Rohfaser 1,71 %, stickstoffreie Extraktstoffe 80,69% . 
Das Preßgut wird zum Verfüttern zerkleinert, was leicht mit 
der Hand gemacht werden kann, und je nach der Tierart mit 



101 


anderem Futter gemischt und angefeuchtet bezw. aufge¬ 
weicht. Die Fütterung mit diesen Trockenkartoffeln hat 
bis jetzt sehr gute Resultate ergeben. (Aus: Teehn. Rund¬ 
schau, Nr. 45, 1909.) Jakob. 

Herabsetzung der Verdaulichkeit der Milch durch zu hohes 

Erhitzen. 

Der japanische Forscher K i d a stellte Untersuchungen 
über die Veränderung der Eiweißverdaulichkeit und des 
Lezithingehaltes der Milch beim Erwärmen auf verschiedene 
Temperaturen an und fand hiebei folgendes: Bei nicht er¬ 
wärmter Milch betrug die Menge des verdauten Eiweißes 
78,0 %, beim Erwärmen auf 80° 06,7 %, beim Erwärmen 
auf 90° 59,0 % und beim Erwärmen auf 100° 50,4 c /c. Die 
Verdaulichkeit des Proteins nimmt also mit zunehmender 
Erhitzung ständig ab. 

Da Untersuchungen ergeben haben, daß Verdauungs¬ 
und Ernährungsstörungen bei Säuglingen, die ausschlie߬ 
lich mit sterilisierter Milch ernährt wurden, zum Teil auf 
die durch das Erhitzen der Milch bedingte Abnahme im 
Lezithingehalt zurückzuführen seien, hat K. diese Abnahme 
näher bestimmt. Bei Erwärmung der Milch auf 80 0 nahm 
der Lezithingehalt um 11,39 %, bei Erwärmung auf 100 0 
um 21,22 % und beim Erwärmen über 100 0 um 22,17 0 ab. 
Aus den Tabellen geht hervor, daß eine geringe Erwärmung 
den ursprünglichen Lezithingehalt nur wenig vermindert, 
daß dieser aber bis auf drei Viertel der ursprünglichen 
Menge herabsinkt, wenn die Temperatur höher als 80° ge¬ 
nommen wird. (Aus: Mitteilungen d. Deutschen Landwirt¬ 
schafts-Gesellschaft, 1909, Stück 44.) M. 

Generalversammlung des Vereins zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in Bayern (e.V.). 

Im großen Saale des Bayer. Landwirtschaftsrates fand 
vor kurzem die Generalversammlung des Vereins zur Förde¬ 
rung der Pferdezucht unter dem Vorsitze des Präsidenten, 
Grafen Max v. D r e c h s e 1, statt. Nach dem Jahres¬ 
berichte kann der Verein auf gute Ergebnisse der 
Vereinstätigkeit zurückblicken. Der 2 7. M ii nchenc r 
Pferdemarkt lieferte ein günstiges Resultat. Zu ge¬ 
führt wurden 1353 Pferde, hiervon 970 bayerische Pferde. 
Das Geschäft auf dem Markte war so rege, daß fast sämt¬ 
liche Pferde verkauft werden konnten; 1190 wechselten den 
Besitzer, hierunter 830 bayerische Pferde. Der Gesamt¬ 
umsatz betrug 1 530 000 Mark. Zur Prämiierung der bayc- 



102 


rischen Pferde wurden insgesamt 8 Hengste und 95 Stuten 
vorgeführt und 4 Hengste und 54 Stuten prämiiert. An 
Geldpreisen kamen für bayerische Pferde 9 315 Mark und 
für Pferde aller Länder 5 050 Mark zur Verteilung. Die 
Qualität des vorgeführten Materiales war sehr gut. Die 
FohlenaufzuchtsanataltRitterswörth weist 
einen Bestand von 158 Fohlen auf. Von diesen gehören dem 
Verein 137 Stück und Privaten 21 Stück; die Sommerweide 
Karlshof wurde am 10. Mai mit 64 Fohlen des Vereins 
bezogen, welche bis Ende September auf der Weide ver¬ 
blieben. Der Durchschnittspreis für ein Vereinsfohlen be¬ 
trug 242 Mark. Der Remontean.kauf nahm einen 
außerordentlich befriedigenden Verlauf. Es wurden im 
ganzen 44 Vereins- und 10 Privatpferde vorgestellt und 41 
Vereins- und 6 Privatpferde angekauft. Der Durchschnitts¬ 
preis betrug 982,4 Mark. Die Fohlenaufzuchts¬ 
anstalt Gammerhof weist einen Bestand von 65 
Fohlen auf. Von diesen gehören dem Vereine 58 Stück 
und Privaten 7 Stück. Die Weiden wurden am 1. Iuni be¬ 
zogen und am 23. September verlassen. Zum ersten Male 
wurden am 5. April am Gammerhof aufgezogene Zucht¬ 
stuten an Züchter abgegeben. Es waren dies 14 dreijährige 
Stuten, die gegen Revers zu einem Durchschnittspreise von 
725 Mark an ebensoviele Züchter gingen. Die Rechnung 
d e s Ve r e i n s schließt mit 157 765 Mark 27 Pfg. Ein¬ 
nahmen und 139 883 Mark 13 Pfg. Ausgaben. Dem Vereins¬ 
vorstand wurde Decharge erteilt. Der Etat pro 19 10 
bilanziert mit 147 000 Mark in Einnahmen und Ausgaben; 
er wurde genehmigt. 


Ankauf von Deckhengsten. 

Für das bayerische Landgestüt wurden jüngst in Ost¬ 
friesland durch den Landstallmeister Frhrn. v. Mähen 
34 Deckhengste angekauft. 

Pferdeschutz. 

Gesetz gegen das Kupieren der Pferde 
in Massachusetts. 

Der Union-Staat Massachusetts in Nordamerika ver¬ 
bietet in seinem Strafgesetzbuche schon seit Jahren das Ku¬ 
pieren der Pferde. § 72 des Gesetzes lautet : Wer zum Zwecke 
des Schwanzstutzens den Schwanzknochen eines Pferdes ab¬ 
schneidet, oder wer dieses veranlaßt, oder wissentlich auf 
«lern Grundstück erlaubt, dessen Eigentümer, Pächter oder 
Beniitzer er ist. oder wer bei solchem Beschneiden behilflich 



103 


oder anwesend ist, wird mit Gefängnis bestraft nicht über 
1 Jahr oder mit einer Geldstrafe nicht unter 100 und nicht 
über 300 Dollars. Wird auf dem Grundstück oder unter der 
Aufsicht oder Obhut einer Person ein Pferd mit einem der¬ 
artig beschnittenen Schwanz, dessen ungeheilte Wunde von 
solchem Schneiden herrührt, angetroffen, so soll diese Tat¬ 
sache als Augenscheinbeweis einer Zuwiderhandlung gegen 
die vorstehende Bestimmung gelten. (Der Pferdefreund, 
Nr. 21, 1909.) A. 


Verschiedenes. 

Das Veterinär-Offizierskorps. 

Am 1. Februar verhandelte im Reichstage die Budget- 
Kommission unter anderem auch über das Veterinär-Offi¬ 
zierskorps. Ganz und gar unerwartet wurde von mehreren 
Seiten Bedenken gegen die Schaffung eines Veterinär-Offi¬ 
zierskorps geäußert. Zunächst wurde auf die Mehrbelastung 
des Militär-Etats,welche dieUmwandlung veranlasse, und die 
eine halbe Million betrage, hingewiesen. Der Korreferent 
glaubt ferner, daß die Veterinär-Offiziere seitens der andern 
Offiziere doch nicht als ebenbürtige Offiziere angesehen 
werden; auch befürchtet er Reibungen zwischen beiden, 
man solle — so erklärt er — den Stand auf andere Weise 
heben etc. Ein Mitglied der Reichspartei schließt sich den 
Ausführungen des Korreferenten an und fügt noch bei, daß 
es die Konsequenzen fürchte; andere Stände würden auch 
kommen. In ähnlicher Weise spricht sich ein nationallibe¬ 
rales Mitglied der Kommission aus, während ein anderer 
Nationalliberaler die Umwandlung warm befürwortet und 
die Meinung kundgibt, es könne die Veterinärreform auch aus 
defn Grunde nicht mehr abgelehnt werden, weil hei allen 
Anfragen über diesen Punkt im Reichstage nie ein Wider¬ 
spruch aufgetaucht sei. Ähnlich äußert sich ein konserva¬ 
tives Mitglied der Kommission. Der Kriegsminister, sowie 
der bayerische Militärbevollmächtigte sprechen sich für die 
Bildung des Veterinär-Offizierskorps aus. Die Abstimmung 
über die Frage wird bis zum Schlüsse der Verhandlungen 
über den Militär-Etat ausgesetzt. 

Die Ablehnung der nunmehr bis in's Einzelne ausge¬ 
reiften Veterinärreform würde, eine gewaltige Enttäuschung 
nicht nur bei den Militärtierärzten, sondern bei allen deut¬ 
schen Tierärzten hervorrufen. Hoffen wir, daß dem nicht so 
werde und daß insbesondere auch bayerische Reichstags- 
Abgeordnete für die Sache eintreten! A. 



104 


Ehrung. 

Zum zwölften Male w i e d e r g c w ä li 1 t. 

Als Vorsitzender des Kriegervereins ehemaliger 
Kameraden der Großherzogi. Hessischen (25.) Division 
wurde der Herausgeber der ,,Tierärztl. Rundschau“, Kol¬ 
lege Dr. S c h ä f e r - Friedenau, zum 12. Male wieder¬ 
gewählt. 


Frequenz der Tierärztlichen Hochschule Lemberg. 

Für das Wintersemester 1909/10 sind an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Lemberg 114 Studierende immatrikuliert. 
Dazu kommen 23 Examens-Kandidaten. (Tierärztl. Rund¬ 
schau.) 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 15. Januar 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 8 Gmd. (8 Geh.); Niederbayern: 
12 Gmd. (12 Geh.); Mittelfranken: 3 Gmd. (3 Geh.); 
Schwaben: 2 Gmd. (2 Geh.). 

Bttcherschan. 

Neubildungen der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen 
des Pferdes. Von Dr. Kurt Kärnbach, Professor 
an der K. Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Mit 11 
Tafeln und 4 Abbildungen im Text. Berlin 1909, Ver¬ 
lagsbuchhandlung von R. Schütz. Preis brosch. 10 JL 
geb. 11 c M 50 

Auf 209 Seiten behandelt Verfasser die Neubildungen der 
Nasenhöhlen und deren Nebenhöhlen in folgenden Abschnitten: 
1. Statistisches, 2. die gutartigen Neubildungen der Nasenhöhle, (echte 
Naseupolypen, polypoide Wucherungen der Nasenschleiinhaut, das 
Angiom, das Lipom, das Osteom und Echondrom), 3. die bösartigen 
Neubildungen der Nasenhöhle, 4. die gutartigen Neubildungen der 
Nebenhöhlen der Nase (Polypen, Osteome), 5 die bösartigen Neu¬ 
bildungen der Nebenhöhlen der Nase. 

Zur Ausführung der Arbeit stand dem Verfasser reiches Ma¬ 
terial aus der von ihm geleiteten Poliklinik an der tierärztl. Hoch¬ 
schule Berlin, ferner aus der chirurg. Klinik dieser Hochschule und 
aus der Berliner Zentralroßschlächterei zur Verfügung. Dazu hat 
K. das Verwendbare in der Literatur und besonders die Kasuistik 
eingehend verwertet. 

Auf dieser Grundlage behandelt Verf. die Neubildungen im 
Einzelnen nach Vorkommnis, Entstehung, anatom. Einrichtung, den 
klinischen Erscheinungen, den differentialdiagnostischen Merkmalen; 
daran schließt sich die Therapie. 

In den Lehrbüchern der Chirurgie und pathologischen Ana¬ 
tomie sind die Neubildungen in den Kopfhöhlen sehr gewürdigt; der 
Kaum dieser Werke läßt aber nicht zu, diesen Gegenstand in roono- 
graphistischer Weise darzulegen. Bei der Wichtigkeit, welchen 



105 


gerade die Neubildungen in den Nasenhöhlen und deren Neben¬ 
höhlen in Bezug auf ihre Entstehung, die Diagnose, dann dif¬ 
ferentialdiagnostisch und insbesondere auch betreffs der Therapie 
speziell für die Chirurgie, gerichtliche und polizeiliche Tierheilkunde 
haben, muß die gründliche Arbeit des Verf., die der Wissenschaft 
und Praxis in gleicher Weise Rechnung trägt und die vorhandenen 
Lücken auf den angeführten Gebieten beseitigt, von den Faeh- 
genossen höchlichst begrüßt werden. 

Das Buch wird Nutzen schaffen und insbesondere dem Prak¬ 
tiker, bei den in der Praxis oft schwierig zu diagnostizierenden und 
behandelnden Erkrankungen der Kopfhöhlen ein wertvoller, zu¬ 
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Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 15. Februar 1910. Nr. 7. 

Inhalt: O r i g i ii a l a r t i k e I: Pfab : Trepanation beim Kinde. 
(Fortsetzung.) — Haag: Schlundlähmung. — Referate: Dr. 
Freitag: Einige neuere für den Menschen angegebene Augenheil* 
mittel. Wolffer: Das Cheyne-Stockes’sche Atmungs-Phänomen 
bei einem Pferde. Pohl: Durch eiterigen Katarrh des äußeren 
Gehörganges entstandene einseitige Lähmung des Angesichts¬ 
nerven. Kettner: Perhydrol. — Tierzucht und Tierhal¬ 
tung: Die Zahl der Pferde, Maultiere bezw. Maulesel und Esel 
auf der Welt. Die Feststellung der absoluten Milchleistung. — 
V erschiedenes: Die Militärveterinärreform. Das Promo¬ 
tionsrecht für die Tierärztlichen Hochschulen. Kaisergeburts¬ 
tagfeier an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. Kaisergeburts¬ 
tagfeier an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Promo¬ 
tionen an der veterinär-medizinischen Fakultät der Universität 
Bern. Viehseuchen-Nachrichten. — ßücherscha u. — Per¬ 
sonalien. 


Trepanation beim Rinde. 

Von Distriktstierarzt A. Pfab, Kottalmünster. 

(Fortsetzung.) 

Das Gehirn ist weder ein Noli nie tangere, noch darf 
in demselben mit Instrumenten herumgestochert (B r a u n) 
oder gar dasselbe auf gut Glück mit schneidendem Instru¬ 
mente durchtrennt werden (Hoff mann). Der richtige 
Weg liegt auch hier in der Mitte. Das beste Instrument zum 
tastenden stumpfen Durchtrennen von Weichteilen war 
wohl stets und wird es auch bleiben, der Finger. Es wundert 
mich direkt, daß in der ganzen Literatur nur ein Fall, zu 
finden ist, in dem der Operateur zum Aufsuchen der Blase 





110 


mit dem Finger sich in’s Gehirn wagt (Dütsch)**. Ich habe 
nur die ersten drei Male mich bemüht, mit einer Draht¬ 
schlinge die Gehirnsubstanz zu zerteilen. Dann habe ich 
diese Methode verlassen. Freilich will ich nicht leugnen, daß 
in Merkt’s geübter Meisterhand die Drahtschlinge ein gutes 
Instrument sein mag; die meisten anderen werden sich mit 
dem Finger leichter zu helfen wissen. Nach Die m’s Artikel 
probierte ich auch in verschiedenen Fällen die empfohlene 
Hirnmassage. Ich hatte jedoch niemals damit Glück, halte 
dies auch bei einiger Tiefenlage der Blase nicht für möglich. 
Seit 1904 übe ich folgendes Verfahren: Wenn die Blase nicht 
freiwillig erscheint, gehe ich mit dem wohldesinfizierten 
Zeigefinger unter leichtem Druck — nicht bohrend — in das 
Gehirn ein. Der vordringende Finger fühlt gewöhnlich einen 
auffallend großen Druck im Gehirn. Nach mehr oder minder 
weitem Vordringen tritt an der Fingerspitze das Gefühl auf, 
als ob man im leeren Raum sei. Dies ist das Zeichen, daß 
man die Blase erreicht hat. Nun ziehe man den Finger lang¬ 
sam zurück und man wird zu seiner Freude die Blase dem 
Finger folgen sehen, die nun, wie oben beschrieben, ent¬ 
bunden wird. War die Blase nur klein (unter Hühnerei¬ 
größe), so kann man nochmals in die gleiche Hemisphäre 
eingehen oder auch die andere Seite trepanieren. Die Aus¬ 
sichten sind jedoch fast immer schlechte, üble Folgen des 
Eindringens in’s Gehirn entstehen nicht, wenn man die 
Anatomie in Betracht zieht und den Gehirnstamm mit In¬ 
sulten verschont. Es empfiehlt sich daher, mit dem Finger 
möglichst wagrecht vorzugehen; man scheue sich aber nicht, 
wenn nötig, den Finger in seiner ganzen Länge einzuführen. 

Hat die Blase das Gehirn verlassen, so sauge ich die 
noch zurückgebliebene Flüssigkeit mit der Spritze ab; hiezu 
empfiehlt sich, eine solche zu wählen, welche leicht des¬ 
infizierbar ist und mindestens 100 g Inhalt faßt. Das Mund¬ 
stück sei rundlich und zirka 6 cm lang. Ich benütze eine 
100 Gramm-Standard-Spritze von Evens <fc Pistor-Kassel. 
Sie ist vollkommen aus Metall, daher leicht keimfrei zu 
halten. Macht man sich die kleine Mühe, die abgesaugte 
Flüssigkeit in ein Glasgefäß zu spritzen, so wird man er¬ 
staunt sein über die Beimengungen; Seolices, kleine verkäste 
Eiterpartikelchen, kleinste Gehirnteile etc. zeigen uns an, 
daß das Aussaugen keine überflüssige Handlung war. Nun- 


*) A1 b r e c h t untersucht nach Entbindung der Blase die 
Höhle mit dem Finger nach fluktuierenden Stellen, um so eventuell 
eine zweite Blase aufzufinden. 



111 


mehr spüle man den Hohlraum im Gehirn mit einer 3 bis 
5 prozentigen körperwarmen Therapogenlösung ergiebig aus. 
Auf keinen Fall darf hiebei ein nennenswerter Druck ange¬ 
wendet werden. Es sei mehr ein Ausrieseln als ein Aus¬ 
spritzen. Die Spülflüssigkeit wird wieder abgesaugt und so 
Berieseln und Absaugen 4—5 mal wiederholt. Ist ein ver¬ 
käster Eiterstock im Hohlraum gelegen, so wird er bei dieser 
Behandlung sicherlich abgeschwemmt und sein Sitz gründ¬ 
lich gereinigt. Ich habe mehrmals solche Gebilde, eines von 
der Größe einer Haselnuß, ausgeschwemmt, ohne daß irgend¬ 
welche Komplikationen bei der Heilung sich ergeben hätten. 
Sicher von gleicher Wichtigkeit ist die Ausspülung bei Blu¬ 
tungen, sei es der Pia, sei es der Gehirnsubstanz selbst. 
Eine langandauernde Berieselung mit der empfohlenen Lö¬ 
sung wird die Blutung stets zum Stehen bringen. Geduld 
ist allerdings erforderlich. Ich habe in einigen Fällen (Num¬ 
mern 8, 50, 58) —% Stunden ausgespült. Der Erfolg war 
in allen Fällen ein eklatanter. Die Blutung stand voll¬ 
kommen. Der größte Teil der Coagula konnte abgeschwemmt 
werden und es trat überall dauernde Heilung ein. Das Aus¬ 
spülen halte ich für eine der allerwichtigsten Maßnahmen 
der ganzen Trepanation und sollte man selbe nie unterlassen. 
Jedenfalls wird ein großer Prozentsatz von Tieren gerettet, 
welche man sonst wegen Meningitis schlachten lassen muß, 
speziell bei Vorhandensein von Käsestöcken oder Blutungen. 
Sagt doch Merkt „sogar ganz geringe Blutungen sind in 
der Hegel tö<yich“. Anfangs verwendete ich leichteste Liq. 
Cresol.-Lösung, dann 2t/2 Proz. Aq. borica, seit 1907 ver¬ 
wende ich Therapogen als Spülmittel, weil es die Eigenart 
des Präparates gestattet, ziemlich starke Konzentrationen 
anzuwenden, welche dann auch eine bedeutende blutstillende 
Wirkung entfalten. 

Wie sehr ein richtiges Ausspülen geeignet ist, die Ver¬ 
luste durch Meningitis herabzusetzen, dürfte mit ziemlicher 
Klarheit aus meiner Statistik hervorgehen. In den ersten 
7 Fällen wurde nicht ausgespült, von da ab in jedem Falle. 

Verlust ohne Ausspülen unter 7 Stück 2 an Meningitis, 
also 29 Proz., Verlust mit Ausspülen unter 51 Stück 1 an 
Meningitis, also 2 Proz. Bedingung des Erfolges ist natürlich 
kunstgerechte Ausführung der Gehirnspülung. Hiezu ist not¬ 
wendig, daß man abgekochtes, körperwarmes Wasser zur 
Lösung verwendet, kein Druck beim Spülen ausgeübt und 
durch das Spritzenmundstück keine Verletzung des Gehirnes 
verursacht wird. 



112 


Nach dem Ausspülen sehe man nochmal die Schädel¬ 
wunde genau nach, ob kein loser Gehirnteil sich vor die 
Höhlung legt. Derartige Teile kleben in der Wunde und 
verhindern den Abfluß des Wundsekretes; man entferne sie 
daher kurzerhand durch Abquetschen mit dem Finger am 
Knochenrand. Nachteil entsteht hieraus keiner, eine event. 
kleine Blutung stille man durch Spülen. 

Nunmehr reinige ich nochmals die ganze Wunde, be¬ 
sonders die Unterseite des Hautlappens, bringe diesen in 
seine ursprüngliche Lage und hefte ihn mit einer Naht an 
der Spitze au, eine zweite Naht setze ich auf die Seite des 
Lappens, auf welcher die Knochenwunde dem Hautrande zu¬ 
nächst liegt. Dann lege ich eine mit Therapogenlösung ge¬ 
tränkte Wattelage doppelt von den Augenbögen bis zu den 
Hornzapfen. Zwischen den beiden Wattelagen lasse ich eine 
Schnur durch- und beiderseits von oben her um die Hörner 
gehen und knüpfe sie auf der Stirne. Hierüber kommt in 
der gleichen Weise ein zusammengelegtes reines Handtuch. 
Einen Schaden hat in meinen Fällen der Verband nie ge¬ 
bracht. Dabei schützt er die Wunde gut. .letzt wird das Tier 
bei möglichster Vermeidung jeden Geräusches entfesselt. 
Zwei Mann bleiben als Wache bei ihm, um es bei etwaigen 
Auf steh versuchen zu unterstützen. Das Tier darf sich er¬ 
heben, so bald es Lust dazu verrät. Aber zum Apfstehen 
animiert darf es nicht werden. Ich habe viele Fälle erlebt, 
in denen sich der Fatient unmittelbar nach dem Entfesseln 
aufsetzte und vollkommen freie Psyche zeigte. 17 Tiere er¬ 
hoben sich bald darauf und zwar innerhalb je einer halben 
Stunde. Fs ist kein Unterschied in der Ausheilung, ob ein 
Tier sich bald erhebt oder längere Zeit liegen bleibt. Ich sah 
die gleich gute Heilung bei Tieren, die sofort nach der Ope¬ 
ration aufstanden, und bei solchen, die lange — bis zu 3b 
Stunden — auf dem Operationsplatz lagen. 



Statistik über die operierten Tiere. 


113 








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115 


Schlundlähmimg. 

Von Distriktstierarzt Haag, Wörth. 

Die Erkrankung betraf 2 Kühe und bewirkte, daß die 
Tiere 8 Tage lang kein Futter aufnehmen bezw. abschlucken 
konnten; dabei bestand fortwährender Speichelfluß. Durch 
Applikation heißer Wickel um den Hals, verbunden mit rei¬ 
zenden Einreibungen, konnte die Lähmung innerhalb vier¬ 
zehn Tagen zum Verschwinden gebracht werden. Die Tiere 
erholten sich wieder vollständig. Ursache der Erkrankung 
dürfte vielleicht die Verfütterung von angefaulten Kar¬ 
toffeln und Rüben gewesen sein. (Jahresber. bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

Dr. Gustav Freitag: Einige neuere für den 
Menschen angegebene Augenheilmittel. Bericht für 
Tierärzte. (Sonderabdruck aus dem Archiv für ver¬ 
gleichende Ophthalmologie, Bd. I, H. 7.) 

Verf., Herausgeber der neu erschienenen, vorstehend 
genannten Zeitschrift, auf die ich die Herren Kollegen hie- 
mit aufmerksam mache, drückt den Wunsch aus, es möchte 
in dem Archiv für vergleichende Ophthalmologie ein reger 
\Ieinung8- und Erfahrungsaustausch zwischen den Kollegen 
der Tier-Augenheilkunde stattfinden. 

Zuerst weist Verf. im Inhalt des Separatabdruckes auf 
die Schwierigkeit länger auszuführender Wärmeapplikation 
bei der Augentherapie hin, da Termophore oder Breie ver¬ 
hältnismäßig bald erkalten und einen raschen Wechsel er¬ 
fordern, welcher sich namentlich hei Tieren umständlich ge¬ 
staltet. Diesem Übelstande kann in Stallungen mit elek¬ 
trischer Leitung (Kliniken etc.) mit Anwendung der elek¬ 
trischen Wärmeplatte nach Schlösser begegnet werden; 
sie besteht aus zwei mit Stoff überzogenen Asbestplatten 
von ovaler Form, wie sie zur Bedeckung der Augengegend 
zweckmäßig ist. Zwischen den Platten befindet sich ein ge¬ 
wundener Draht, welcher sich in einen mit jedem Steck¬ 
kontakt zu verbindenden doppelten Leitungsdraht fortsetzt. 
In den Verlauf der Schnur ist eine auswechselbare Glüh¬ 
birne eingeschaltet, durch deren verschiedene Kerzenstärke 
die Wärme innerhalb zweckmäßiger Grenzen (von 40° auf¬ 
wärts) reguliert werden kann. Durch Unterlagen von Watte 
kann man noch weiter regulieren. Für die Dauer der An¬ 
wendung braucht die Platte nur ein einziges Mal aufgelegt 
zu werden. Zur Kontrolle des Auges ist lediglich zeitweises 
Verschieben der Platte notwendig. Die Befestigung der 



116 


Platte kann mittels drei oder vier an derselben angebrachten 
Bändern an der Halfter etc. erzielt werden; außerdem ist 
angezeigt, den Patienten (Pferden) eine Halfter mit Schutz¬ 
gitter anzulegen. 

Bezüglich Anwendung der B i e r’schen Saug- und 
Stauungshyperämie liegen in der Tier-Augenheilkunde ge¬ 
nügende Erfahrungen zu deren Beurteilung nicht vor. Verf. 
ist überzeugt, daß Halsstauung kaum je schädlich sein würde, 
Saugung sich aber bei entzündlichen Prozessen, Abszessen 
u. s. w. empfehlen würde, „weniger aus Gründen geringerer 
Schmerzhaftigkeit gegenüber der Inzision bezw. Expression, 
als wegen der bei wertvollen Tieren (Luxuspferden,Hunden) 
bei dem blutigen Verfahren zu befürchtenden Entstellung 
durch Narbenbildung. 

Die Lichttherapie, besonders die Uviol-Lichtbehand- 
lung, hat in der Human-Ophthalmologie vielfach mit Erfolg 
Anwendung gefunden, so bei Ulcus rodens, Lupus, Ektro- 
pium, Skleritis, Hornhauttrübungen, namentlich bei Ulcus 
corneae serpens. Ob die Lichttherapie in der Tier-Augenheil¬ 
kunde mit Rücksicht auf das teuere Instrumentarium und 
die zuweilen längere Dauer der Behandlung eine weiter¬ 
gehende Verwendung linden wird, läßt Verf. dahingestellt. 

Von der großen Zahl neuerer Medikamente nennt Fr. 
die Blenno-Lenizetsalbe; sie besteht aus Euvaselin und Lenizet, 
einem essigsauren Tonerde-Präparat. Beim Menschen hat 
sich die Salbe besonders gegen die Augengonorrhoe bewährt. 
Das Fett der Salbe bildet eine Schutzdecke für die Horn¬ 
haut,das Lenizet koaguliert dasSekret und beschränkt dessen 
Absonderung. Man streicht zuerst 10 %ige, später 5 %ige 
Salbe in die Lidspalte. Mit Fr. ist. anzunehmen, daß sich die 
Anwendung der Salbe bei Tieren, wenn auch nicht gegen 
Augengonorrhoe, welche bei diesen nicht vorkommt, so doch 
gegen stark sezernierende, die Hornhaut bedrohenden Binde¬ 
haut-Entzündungen empfehlen dürfte. 

Die Serumtherapie kommt auch in der Augenheilkunde 
zur Anwendung. Das Pneumokokkenserum brachte bei Ul¬ 
cus serpens corneae Nutzen. Ferner wurden bei infektiösen 
Prozessen des Auges durch Benützung des Roux’schen Bipli- 
iherie-Serums von Darier, bei der Verwendung des Beh- 
ring’schcn von Mayweg und bei Anwendung des Deutseh- 
mann’schen Hefe-Serums von H i p p e 1 Erfolge konstatiert. 

Über günstige Erfolge mit Behring’sehein Diphtherie- 
Sckuui bei beginnender Panophthalmitis, bei schwerer tran- 
malischer Iridozyklitis und bei Kopf - Erysipel berichte) 
M a y vv eg; S e h e u e r m a u n sah Erfolge nach Anwen- 



117 


duug dieses Serums bei eiteriger Iritis und Ulcus serpens. 
Fr. ist der Ansicht, daß die periodische Augenentzündung 
der Pferde ein Objekt zu Versuchen mit Seris wäre. Dieser 
Meinung pflichtet der Referent bei. A. 

Wölffer: Das Cheyne-Stockes’sche Atmungs-Phä- 
nomen bei einem Pferde. (Tierärztliche Rundschau, 1910, 
Nr. 1.) 

Ein Kutschpferd erkrankte plötzlich ohne nachweis¬ 
bare Ursache an akuter Gehirnhautentzündung. Reim 
llerausführen aiis dem Stalle traten anfänglich nur kurz¬ 
dauernde Schwindelanfälle auf, die aber gegen Abend stärker 
wurden, verbunden mit Rückwärtsdrängen und Zusammen¬ 
stürzen. Das Pferd konnte sich jedoch nach Aderlaß etc. 
wieder erheben. Am nächsten Morgen Auftreten starker 
Depressionserscheinungen, gesenkte Kopfhaltung, Aussetzen 
des Kauens und Erweiterung der Pupille. Am Nachmittag 
abermaliges Zusammenstürzen. Kein Fieber; 30 Pulsschläge; 
Atmung (rasch) 20—40 Atemzüge, wobei das Phänomen des 
Aussetzens der Atmung zu beobachten war. 40 Sekunden 
lag das Tier wie leblos da, dann erfolgten in 20 Sekunden 
20 Atemzüge. In den nächsten Minuten atmete es 40—50mal 
pro Minute; dann erfolgte nach 5 Minuten Zwischenzeit 
wieder ein Aussetzen von 30—40 Sekunden. Später wurde 
der Zwischenraum noch kürzer. Schlachtung des Tieres. 

Obduktionsbefund: Verdickung der harten 
Hirnhaut; ödem der Pia mater und des Gehirns: verruköse 
Entzündung des Ependyms und ('holesleafome an den Ader¬ 
geflechten. Rahn s. 

Pohl: Durch eiterigen Katarrh des äußeren Gehör¬ 
ganges entstandene einseitige Lähmung des Angesichts¬ 
nerven. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1909, XI.) 

Hei einem Pferd war die rechte Oberlippe stark nach 
links verzogen und der rechte Augapfel durch das schlaff 
herabhängende obere Augenlid vollkommen bedeckt. Pal¬ 
pation der Ohrdrüsengegend löste heftige Schmerzen ans. 
S Tage später machte sich nach einer inzwischen vorge- 
nominenen scharfen Einreibung Ausfluß von rahmartigem 
Fiter aus dem rechten Ohr bemerkbar. Di«* Behandlung be¬ 
stand nun in täglichen Ausspritzungen des Gehörganges 
mit lauwarmem Eichenrindentee. Heilung nach 4 Wochen: 
<*s war nunmehr nur noch die Oberlippe ein wenig verzogen. 



118 


Kettner: Perhydrol. (Zeitschr. f. Veterinärkunde. 
1909, XI.) 

Eine mit Sublimat, Lysol und essigsaurer Tonerde be¬ 
handelte Sprunggelenkswunde zeigte keine Heiltendenz. Es 
machte sich dagegen auf Einspritzungen von 3 proz. Per- 
hydrollösung hin rasche Besserung bemerkbar. 

L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Zahl der Pferde, Maultiere bezw. Maulesel und Esel 

auf der Welt. 

Nach dem Jahrbuch 1908 des Ackerbauministeriuins 
der Vereinigten Staaten Nordamerikas besaß im Berichts¬ 
jahre Europa die meisten Pferde, nämlich 43 536 225 Stück, 
Amerika 37 400 525, Asien 11 630 302, Australien 2 232 408 
und Afrika 885 113 Stück; somit waren im ganzen auf der 
Erde 95 711 573 Pferde vorhanden. Von den einzelnen 
Staaten weist Rußland die meisten Pferde, nämlich 30 729165 
Stück, davon in Europa rund 20 935 000 Stück, dann folgt 
Deutschland mit 4 345 043, Österreich-Ungarn mit 4 264 561, 
Frankreich mit 3 094 698 und Großbritannien und Irland 
mit 2 151 371 Pferden. Am wenigsten von allen Erdteilen 
hat Afrika Pferde, da hier fast jede Weidegelegenheit fehlt, 
große Strecken Wüstenland sind und verheerende Infek¬ 
tionskrankheiten unter den Pferden herrschen. Dagegen 
besitzt Afrika viele Esel und Maultiere, deren Gesamtzahl 
auf zirka 855 000 Stück geschätzt wird. — Was die Zahl der 
Maultiere bezw. Maulesel anlangt, so steht hier Nordamerika 
mit zirka 4 656 000 Stück an der Spitze der Staaten. In Süd¬ 
amerika finden sich rund 865 800, in Europa 1 617 000, in 
Asien nur 56 200, in Afrika 296 300 und in Australien bloß 
1 900 Stück. Es werden somit auf der ganzen Welt rund 
7 500 000 Maulesel bezw. Maultiere vorhanden sein. Unter 
den europäischen Staaten wird in Spanien am meisten Maul¬ 
tierzucht getrieben; hier dürften rund 900 000 vorhanden 
sein. Auch in Frankreich und in Italien sind viele Maultiere 
zu finden, dagegen wenig in Deutschland (zirka 1000 Stück). 
— I )er Eselbestand der Erde soll zirka 8 520 000 Stück be- 
tragen. Unter den europäischen Ländern hat Italien die 
meisten Esel, nämlich 849 000 Stück, nur um 105 000 Stück 
weniger als Pferde; dann folgt. Spanien und Frankreich. 

Wenn man Pferde, Maultiere und Esel zusammenzählt, 
so erhält man 111 320 000 Stück dieser den Menschen dienst¬ 
baren Einhufer. 



119 


Selbstverständlich stellen diese Zahlen keine genauen 
Angaben dar, da nur in wenigen Kulturstaaten eingehende 
Zählungen der Haustiere stattfinden. Immerhin gestatten 
sie aber einen ungefähren Überblick über die Zahl der vor¬ 
handenen zahmen Einhuferarten in den einzelnen Welt¬ 
teilen und Staaten. (Illustr. landwirtschaftl. Zeitung, 1910, 
Nr. 6.) M. 


Die Feststellung der absoluten Milchleistung. 

In der Oktober-Sitzung nahm der Sonderausschuß für 
Kinderleistungsprüfungen auf Grund der eingehenden Be¬ 
richte der Herren ökonomierat Jürgens- Hohenkirchen, 
Landwirtschaftsinspektor K e i s e r -Wiesbaden und Profes¬ 
sor Dr. Vicht- Hameln, die sich mit der Frage nach der 
zweckmäßigsten Art der Feststellung der absoluten Milch¬ 
leistung beschäftigten, folgende Leitsätze an: 

1. Die Leistungsprüfungen, die bisher in Deutschland 
durchgeführt wurden, haben sich als ein ungemein wert¬ 
volles Mittel erwiesen, um den Tierhaltern die erforderlichen 
Aufschlüsse über den wirtschaftlichen Wert der Einzeltiere 
der Wirtschaft und die dadurch bedingte Rentabilität des 
gesamten Viehbestandes zu geben. 

2. Die Leistungsprüfungen sind aber auch in besonderer 
Weise geeignet, die systematische Tierzucht zu fördern, wenn 
die erforderlichen Feststellungen überall einwandfrei durch¬ 
geführt werden und wenn die Prüfungen nicht als Selbst¬ 
zweck, sondern nur als Hilfsmittel neben der genauen Be¬ 
obachtung aller anderen Zuchtfaktoren (Konstitution, Ge¬ 
sundheit, Fruchtbarkeit etc.) in Betracht gezogen werden. 

3. Als eine der fundamentalsten Grundlagen der Tier¬ 
zucht ist die Leistungsprüfung ferner ganz besonders ge¬ 
eignet, eine Reihe wichtiger Fragen der Tierzucht und Tier¬ 
haltung auf den verschiedensten Gebieten zu klären und da¬ 
bei besonders Rücksicht auf die landwirtschaftliche Praxis 
zu nehmen. 

4. Die Art der Durchführung der Leistungsprüfungen 
ist in den einzelnen Gebieten durch die bestehenden ört¬ 
lichen, sehr verschiedenartigen Verhältnisse gegeben und 
läßt sich nicht generalisieren. Daneben aber erscheint es 
zu einer weiteren Festigung der wissenschaftlichen Grund¬ 
lagen der Zuchtlehre, sowie der diesbezüglich zu erwarten¬ 
den Literatur und zur Erreichung gleichartiger fl rundlagen 
bei der Förderung der Tierzucht, geboten, daß bei denjenigen 
Feststellungen, von welchen das Ergebnis in der Hauptsache 
abhängt und die bei allen Leistungsprüfungen so wie so ähn- 



120 


lieh gemacht werden müssen, eine Verabredung bezüglich 
der jeweilig zu befolgenden Übung getroffen wird. (Mit¬ 
teilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, 1910, 
Stück 3 und 4.) Tierzuchtinspektor R a b u s. 


Verschiedenes. 

Die Militärveterinärreform. 

Brachten auch die letzten Nachrichten über das Schick¬ 
sal der die Neuorganisation des Militärveterinärwesens 
betreffenden Vorlage nach den Verhandlungen in der Budget¬ 
kommission Überraschung und Enttäuschung, so waren sie 
doch keineswegs ganz entmutigend. 

Man konnte in dem Bewußtsein, daß viele Abgeord¬ 
nete für die Angelegenheit sind und mit Rücksicht auf die 
umfassenden Darlegungen des Kriegsministers, nach welcher 
die Bildung eines Veterinäroffizierskorps im Interesse 
des Dienstes nicht nur zweckmäßig, sondern notwendig 
sei, nicht daran glauben, daß die Vorlage in der Budget¬ 
konimission und später im Plenum des Reichstages einfach 
abgewiesen werde, zumal, als Abgeordnete informiert waren, 
daß die Stellung der Veterinäre, wie sie die Vorlage für 
die deutsche Armee verlangt, in anderen europäischen 
Staaten längst besteht und sich b ewährt ha t. In der 
englischen Armee sind die Veterinäre schon seit dem Jahre 
1797 Offiziere, in der französischen seit dem Jahre 1884. 
Was sich aber für die englische und französische Armee 
und wir wollen weiter gehen, für die belgische, nieder¬ 
ländische, italienische, spanische, griecliische etc.*) bewährt 
hat, ist doch’ gewiß für die hervorragende deutsche höchst 
wünschenswert. Es war daher als sehr wahrscheinlich zu 
erachten, daß für diese schließlich in Bezug auf das Veterinär¬ 
wesen nicht Rückständigkeit votiert werden wird. 

Und nun sind die Würfel gefallen. Die Tagespresse 
bringt die hocherfreuliche Kunde, daß die Budgetkommission 
die Bildung eines V e t e r i n ä r o f f i z i e r s k o r p s 
mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der 
Sozial d e m o k r a t <* n a n g e n o m m e n h a b e. 

Die Genehmigung der Reform und damit die Hebung 
der dienstlichen und sozialen Stellung der Militärkollegen, 
zu welchen wir diesen herzliehst gratulieren, bedeutet einen 
gewichtigen Markstein, einen Eckstein in der Entwicklung 

*) Dr. Goldbeck: Das Militürvetorinärweson aller Kultur- 
staaten. 



der tierärztlichen Standesverhältnisse im Allgemeinen. Dank 
allen, welche für die Sache tätig waren! A. 

Das Promotionsrecht für die Tierärztlichen Hochschulen. 

Nr. 6, 1910, der „Deutschen Tierärztl. Wochenschrift'“ 
enthält eine Mitteilung von Prof. Dr. M a 1 k in u s, nach 
welcher der preußische Landwirtschaftsminister v. A r m i n 
auf die Anfrage eines Abgeordneten über den Stand der 
Promotionsangelegenheit der Tierärzte die erfreuliche Ant¬ 
wort erteilte, die seitens des Ministeriums für Landwirt¬ 
schaft mit dem Kultusministerium gepflogenen Verhand¬ 
lungen seien zu einem befriedigenden Abschlüsse 
gelangt; es seien aber noch Verhandlungen mit den außer¬ 
preußischen Staaten, die auch Tierärztliche Hochschulen 
haben, zu pflegen, um eine Gleichmäßigkeit zu erzielen. Der 
Wortlaut dieser ministeriellen Erklärung berechtigt zu dem 
Schlüsse, daß den Tierärztlichen Hochschulen das Pro¬ 
motionsrecht als selbst ä n d i g e s, also ohne Mitwirkung 
der Universitäten verliehen wird *). 

Prof. Malkmus ist, ausgehend von den besprochenen 
sicher zur Tatsache werdenden Verhältnissen, der Ansicht, 
daß sich die Promotionsordnung an den Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen im Prinzip an diejenige der Universität Gießen an¬ 
schließen müsse, speziell aber bezüglich des Titels, so daß 
derselbe laute: „Dr. med. vet.“. Veranlassung zu dieser For¬ 
derung gibt M. die Möglichkeit, daß die Universitäten wie 
damals als den Technischen Hochschulen das Promotions¬ 
recht verliehen wurde, zu bewirken versuchen werden, daß 
der tierärztliche Doktortitel sich recht auffällig von den¬ 
jenigen unterscheide, welche von den Universitäten ver¬ 
liehen werden, den Tierärztlichen Hochschulen, einen — wie 
sich M. ausdrückt — verstümmelten Doktortitel zuzu¬ 
schieben, vielleicht den Titel „Viehdoktor“. Mit Recht be¬ 
tont er, daß gegen diese Art der Verleihung des Promotions- 
rechtes von Seite der Hochschulen und der deutschen Tier¬ 
ärzte Protest erhoben werden müßte. 

Im weiteren ist M. der Ansicht, daß die Hochschulen 
den berechtigten Wunsch der Tierärzte, 
fl i e Zulassung zur Promotion auch den¬ 
jenigen Tierärzten zu ermöglichen, die 


*) In der Tagespresse ist zu lesen, daß der preuß. Minister die 
Bedenken, den Tierärztlichen Hochschulen das Promotionsrecht zu 
verleihen, aufgegeben habe. Die Bedenken waren darauf gegründet, 
daß unter Umständen auch andere Fachschulen das Promotions¬ 
recht beanspruchen könnten. 



122 


nicht im Besitze der Maturität sind, unter¬ 
stützen sollten. Die Befugnis, zu promovieren, wäre 
den Tierärzten etwa auf eine Zeitdauer von #—o Jahren 
zuzugestehen. — Der Meinung des Prof. M a 1 k m u s kann 
nur beigestimmt werden. A. 


Kaisergeburtstagfeier an der Tierärztlichen Hochschule 

Berlin. 

Bei der diesmaligen Feier des Geburtstages Seiner 
Majestät des Kaisers an der Berliner Tierärztlichen Hoch¬ 
schule fand auch der Antritt der Führung des Rektorates 
durch den neuen Rektor Prof. Dr. E b e r 1 e i n statt. Hie¬ 
bei erstattete der bisherige Rektor, Prof. Dr. S c h m a 1 t. z, 
ausführlichen Bericht über die wichtigsten Vorkommnisse 
während der verflossenen dreijährigen Amtsperiode und 
übergab dann das Rektorat an seinen Nachfolger. Nach 
Übernahme desselben hielt der nunmehrige Rektor, Profes¬ 
sor Eberlein, eine Ansprache, welche sich auf die mit 
dem Amte verbundenen Aufgaben, die Rechte und Pflichten 
bezog; an die Ansprache schloß sich die Antritts- und Fest¬ 
rede. Diese hatte zum Thema : „Aufgaben der Tierärztlichen 
Hochschule Berlin in Unterricht und Forschung“. 


Kaisergeburtstagfeier an der Tierärztlichen Hochschule 

Hannover. 

An der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurde 
der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers in der Aula der 
Hochschule wiederum feierlich begangen. Die Festrede 
hielt der Geheime Regierungsrat Prof. Dr. T e r e g. Das Thema 
lautete: „über die Entwicklung der Elektrophysiologie“. 


Promotionen an der veterinär-medizinischen Fakultät der 

Universität Bern. 

Nach einer der „Wochenschrift “ zugekommenen Mit¬ 
teilung hat die veterinär-medizinische Fakultät der Univer¬ 
sität Bern an die schweizerische Unterrichtsdirektion das 
Gesuch gerichtet, in das Reglement zur Erlangung der vete¬ 
rinär-medizinischen Doktorwürde die Bestimmung aufzu- 
nehrnen, daß in der Folge die Zulassung zur Promotion von 
der Vorlage des schweizerischen Maturitätszeugnisses bezw. 
des Reifezeugnisses des Heimatlandes des Kandidaten ab¬ 
hängig zu machen sei. 



123 


Stand der Tiersenctaen in Bayern am 3L Januar 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 

Oberbayern: 6 Gmd. (8 Geh.); Niederbayern: 
18 Gmd. (20 Geh.); Mittelfranken: 4 Gmd. (4 Geh.); 
Unterfranken: 1 Gmd. (1 Geh.); Schwaben: 9 Gmd. 
(9 Geh.). 


Bticberschau. 

Die Versorgung der Städte mit Milch. Von Dr. A. Clevisch, 
städt. Tierarzt und Leiter der Säuglingsmilchanstalt der 
Stadt Köln. Hannover 1909, Verlagsbuchhandlung von 
M . und H. Schaper. Preis geh. 3 dl. 

Verf. liefert in der % Seiten umfassenden Abhandlung einen 
sehr schätzenswerten Beitrag zur Lösung des schwierigen Problems 
der Versorgung großer Städte mit Kuhmilch. Wenn vom Verf in 
erster Linie auf Grund größtenteils selbstgesammelten statistischen 
Materiales die Verhältnisse in Cöln geschildert und eingehend be¬ 
schrieben sind, so hat er es doch auch verstanden, eine größere 
Reihe von Beobachtungen und Erfahrungen in dieser Arbeit nieder¬ 
zulegen, die für diese wichtige Frage der Milchversorgung von 
Städten und Gemeinden von so allgemeinem Interesse sind, 
daß das kleine, mit großem Fleiße geschaffene Werk in der Biblio¬ 
thek des Tierarztes, der ja häufig in die Lage kommt, bezüglich der 
Milchversorgung von Städten etc. gutachtlich sich äußern zu müssen, 
nicht fehlen sollte. Jakob. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Professor Dr. Reinh. Sc h maltz 
wurde der Charakter als Geheimer Regierungsrat verliehen. Dr. 
Ströse August, Regierungsrat, Mitglied des Kaiserlichen Gesund¬ 
heitsamtes erhielt den Preußischen Roten Adlerorden IV. Klasse. 

Ernennungen: Düll Adam, städt. Bezirkstierarzt und 
Schlachthofverwalter in Würzburg zum Schlachthofdirektor; Pro¬ 
fessor Schimmel in Utrecht zum Direktor der Tierarzneischule 
daselbst; Eckardt Julius, Veterinärrat, Kreistierarzt in Neuß 
(Rheinprovinz) zum kom. Departementstierarzt in Erfurt (Provinz 
Sachsen); Weber Gustav aus Jerzyce zum Assistenten am Kaiser 
Wilhelmsinstitut in Bromberg. 

Wohnsitz-Ver Änderungen: Beer Friedrich von 
Schwabmünchen als Vertreter nach Seefeld (Ammersee); Dr. Eh i n - 
ger, städt. Tierarzt in Stuttgart nach Neuulm. 

Approbationen: in Hannover: die Herren Büche Karl 
aus Blasiwald und Ny man Theodor aus Urdiale (Finnland); in 
München die Herren Brixner Ludwig aus Aign (Oberbayern), 
Renner Waldemar aus Neunburg (Oberpfalz) und Sorg Kurt 
aus Schweinfurt. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen: die Tierärzte 
Meier Friedrich in Hollfeld, Wind Karl in Hannover; in Zürich: 
die Tierärzte Liebrecht Kurt in Zörbig und Pöschmann Georg 
in Neukirchen; in Bern: Tierarzt Heller Bernhard in Willich. 



infektiösen Scheidenkatarrh 

hat sich nach den zahlreichen Erfahrungen von 
über 100 Tierärzten, die das Präparat begutachtet 
haben, das „ßissulin“ als geruchloses, einfach und 
bequem anzuwendendes Heilmittel vorzüglich bewährt. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorflf, ehern. Fabrik, Aachen Hl. 







Münchener 4 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Yiehzncht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 22 Februar 1910. Nr. 8. 


Inhalt: Originalartikel: Pfab: Trepanation beim Rinde. 
(Schluß.) — Maier: Verletzung der Gehirnkapsel. — Referate: 
Hörmann: Erfahrungen mit Narkosen mit künstlich verkleinertem 
Kreislauf. Dexler: Uber endemischen Kretinismus bei Tieren. 
Hoehne: Zur Prophylaxe der postoperativen Peritonitis. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Münchener Trabrenn- 
und Zuchtverein. Generalversammlung des Vereins zur Förde¬ 
rung der Traberzucht in Bayern. Münchener Pferdemarkt 1910. 
Die Azididät der Milch tuberkulöser Kühe. Preisverteilung. — 
Verschiedenes: Veterinärreform. Die Gehalts- und Pen- 
sionsfrage der Oberamtstierärzte in Württemberg. Medizinische 
Veterinärklinik an der Universität Gießen. Führung des in 
Bern erworbenen Titels „Dr. philos. k . — B ü cherscha u. — 
Personalien. 


Trepanation beim Rinde. 

Von Distriktstierarzt A. Pfab, Rottalmünster. 

(Schluß.) 

Erhebt sich das Tier, so ist es Aufgabe der Wärter, 
dasselbe zunächst zu unterstützen. Wurde nicht am Stand¬ 
platz operiert, so wird der Patient behutsam mehrmals einige 
Schritte bewegt und erst nach einiger Zeit der Weg zum 
Stalle angetreten. Hier wird das Tier an der Striekhalfter, 
welche es schon hei der Operation trug, beiderseits kurz am 
Barren angebunden. 24 Stunden bleibt Wache hei dem Tiere. 
Die Anbindemethode Merk t’s kann trotz ihrer Vorzüge 
bei den hiesigen Stallverhältnissen, meist Zementhoden, nicht 
angewendet werden. Was die Nachbehandlung anlangt, so 




126 


hat hierüber jeder Autor seine eigene Ansicht, auch ich. 
Ich besuche den Patienten am Tage nach der Operation, 
reinige die Wunde durch vollkommenes Aufweichen der ver¬ 
klebten lliinder mit Therapogenlösung und Watte und lerne 
den Besitzer zur Vornahme der gleichen Manipulation an. 
Hierauf wird neue Watte und ein frisches Handtuch aufge¬ 
legt, wie nach der Operation. Der Verbandwechsel samt der 
Wundreinigung wird nun vom Besitzer täglich vorgenommen. 
Nach 8 Tagen entferne ich die Nähte und nochmals den 
Wundschorf. Die Gefahrzeit für eine Meningitis oder Ex¬ 
sudat-Stauung ist nun vorüber. Der Verbandwechsel wird 
vom Besitzer bis zur Verheilung der Hautwunde täglich vor¬ 
genommen. Der Knochendefekt ersetzt sich je nach dem 
Alter der Tiere in 5—8 Wochen. 

Um die ganze Wundbehandlung dem Besitzer zu über¬ 
lassen oder gar diesen den Lappen aufheben und darunter 
mit warmem Wasser reinigen zu lassen, habe ich nicht das 
genügende Vertrauen zur Asepsis rusticana. Meine Me¬ 
thode der Wundbehandlung hat den Vorteil, daß der Patient 
unter der Kontrolle des Operateurs bleibt. Es kann dabei 
manche einsetzende Komplikation des Heilverlaufes zur 
rechten Zeit erkannt und dann noch behoben werden. Zeigt 
der Patient ernste Störung der Nahrungsaufnahme, trübt 
sich die Psyche wieder stark, treten epileptiforme Anfälle 
oder starkes Drängen nach der Seite auf, so ist der Haut¬ 
lappen aufzuheben und die Schädelwunde frisch zu öffnen. 
Ich mache dies ebenfalls mit dem Zeigefinger. Man wird 
meist finden, daß die Schädelwunde durch Fibringerinnsel, 
seltener durch einen'vorgedrängten Gehirnteil verschlossen 
und dahinter Exsudat gestaut ist. Tst. dieses abgetlossen, ver¬ 
lieren sich die Beizerscheinungen wieder. Fall 43 habe ich 
auf diese Weise dreimal geöffnet und das Tier heilte aus. 
Ist kein Exsudat vorhanden, so sind gewöhnlich noch weitere 
Blasen im Gehirn. Dann ist Schlachtung das Richtigste. 

Von Fall 10 und 20 konnte ich nach 2 resp. 1 Jahr 
die Gehirnsektion machen. Es war auffallend, daß der ganze 
einstige Ilohlraum im Gehirnschädel wieder mit Hirn-Sub¬ 
stanz ausgefüllt war. Der Deekknoehcn war etwas weniger 
glatt, als normal, sonst aber gut ersetzt und stark. Zur Bil¬ 
dung einer Stirnhöhle an der Operationsstelle war es natür¬ 
lich nicht mehr gekommen. 

Wie die beigefügte Statistik ergibt, habe ich bei 58 
Tieren die Trepanation ausgeführt. Hievon heilten dauernd 
34, also nahe an 50 Proz. Dabei ist zu bedenken, daß ich 
anfangs hohe Verluste hatte. Meine Technik mußte ich selbst 



127 


mir erst bilden. Hatte ich doch nie eine Trepanation von 
einem Andern ausführen sehen. Die Patienten Nrn. 30, 31, 
32, 38, 39, 42 wurden alle ohne positive Perkussion, nur auf 
besonderes Drängen der Besitzer operiert. Da sie ausnahms- 
losVerluste ergaben, drückten sie mit auf die Erfolgprozente. 

Von den Operierten waren der Basse nach: 44 Stück 
reines Fleckvieh, 13 Stück Fleckviehkreuzungen mit starker 
Hinneigung zu diesem, 1 Algäuer und 1 Pinzgauer. 

Wenn trotz des starken Vorwiegens von Fleckvieh 
unter Einrechnung oben erwähnter ungünstiger Momente 
sich 59 Proz. dauernde Heilung erzielen ließen, so ist damit 
sowohl Imminger’s als auch Brau n’s Warnung vor 
der Operation am Fleckvieh hinfällig. Zuzugeben ist frei¬ 
lich, daß eine sehr große Anzahl der Coenurusblasen bei 
meinen Patienten ihren Sitz in der ITirnsubstanz selbst 
hatten. Jedoch glaube ich bewiesen zu haben, daß dies bei 
Beobachtung meiner Technik kein schweres Hemmnis der 
Operation bedeutet. Daß die von B r a u n so sehr gefürch¬ 
teten mörteligen, krümmeligen Massen, Käsestöcke habe ich 
sie genannt, die Ausheilung vereiteln können, bezweifle ich 
nicht. Ich hoffe aber, gezeigt zu haben, wie man durch Aus¬ 
spülen dieser Gefahr begegnen kann. Warum gerade beim 
Fleckvieh häufiger als beim Braunvieh mehrere Blasen vor¬ 
handen sein sollen, weiß ich nicht. Dies hängt doch sicher¬ 
lich -weniger von der Basse als von der Menge der aufge¬ 
nommenen Proglottiden und dem Alter der Erkrankten ah. 

Nach dem Ausgeführten dürfte kein Zweifel sein, daß 
im Kampf gegen die Coenurus-Krankheit beim Binde neben 
der Bekämpfung der Taenia coenurus die Trepanation auch 
in Gegenden mit reiner Fleckviehzucht ein empfehlenswertes 
Hilfsmittel darbietet. Mag die Operation am Braunvieh 
leichter und noch aussichtsreicher sein, nrn so besser für die 
Kollegen solcher Zuchtgebiete. 

Wollten aber wir, mit den Waffen der A- und Anti¬ 
sepsis ausgestattet, uns vor Operationen scheuen, die unsere 
Vorfahren ohne diese Hilfsmittel mit Geschick und Erfolg 
auszuführen wußten, so wäre das ein Eüekwärtskriechen, 
statt ein Vorwärtsschreiten! 

Literatur: 

1. Hering: Pathologie und Therapie, 1849, 

2. Ti Hinan n’s Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 

3. Tillmann’s und v. Langen heck’s Archiv für kl. Chirur¬ 
gie, XXVm über prähistorische Chirurgie. 

4. Friedbergerund Fröhner: Spezielle Pathologie und 
Therapie, I. Band. 



Statistik über die operierten Tiere. 


128 


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130 

5. (i ott es winter: VVochensclir. f. Tierheilkd. u. Viehzucht, 
1894, Nr. 8(3, p. 378. 

(3. Aibrecht: Monatssehr. f. Tierheilkd., 1894. 

7. Miin ich: Wochenschr. f. Tierheilkd. u. Viehzucht, 1895. 
Nr. 33, p. 314 ff. 

8. Merkt: Ibidem. 1896, Nr. 30 und 31. 

9. Vollrath: Ibidem, 1905, Nr. 50, p. 791. 

10. Braun: Ibidem, 1906, Nr. 23 u. 24, p. 441 ff. 

11. Diem: Ibidem, 1906, Nr. 45 u. 46, p 881 ff. 

12. Probst: Ibidem, 1907, Nr. 8, p. 73 ff. 

13. Zimmermann: Ibidem, 1907, p. 11, p. 201. 

14. Duetsch: Ibidem, 1907, Nr. 28, p. 543. 

15. Berliner Tierarzt!. Wochenschrift, 1907, Nr. 22, p. 439. 

Verletzung der Gehlrnkapsel. 

Von prakt. Tierarzt Maier, Süncliing. 

Ein halbjähriges Fohlen, das sieh nachts losgemaeht 
hatte, erhielt von eitlem Pferde einen Hufschlag auf den 
Hinterkopf, wodurch es betäubt wurde. Nach einiger Zeit 
erhob es sieh und blieb regungslos mit gestrecktem Halse 
vor dem Barren stehen, mit der Brust an diesen gelehnt. 
Die Untersuchung ergab, daß der Griff des Eisens den 
oberen Teil der Squama ossis occipitis weggesprengt und 
die Trümmer unter der darüber liegenden Muskelschicht 
kaudalwärts gegen den Atlas zu geschoben hatte. 

Da infolge der großen Empfindlichkeit des Tieres 
gegen Druck ein Ausspritzen der Wunde nicht möglich war 
und ich auch bei operativem Eingreifen eine Gehirnläsion 
befürchten mußte, beschränkte ich mich auf wiederholte 
Desinfektion der Wunde durch einfaches Übergießen mit 
Kreolinwasser und legte seitlich eine Drainage ein. 

Nach zwei Tagen war die Psyche freier und das Fohlen 
nahm etwas Futter zu sich. Die Behandlung blieb die gleiche, 
doch trat in der Folge starke Eiterung auf. Die Brücke über 
dem defekten Teil der Gehirnkapsel nahm allmählich an 
Festigkeit zu, so daß ich 10 Wochen nach dem Unfall die 
Knochensplitter zum gi'ößten Teile entfernen konnte. Plötz¬ 
lich stürzte das Fohlen besinnungslos zu Boden, als ich den 
am tiefsten sitzenden und größten Splitter herausziehen 
wollte. Wah rschcinlieh war beim Droben der Pinzette ein 
zu starker Druck auf die noch nicht besonders widerstands¬ 
fähige Knochenplatte ausgeübt worden. Das Fohlen erholte 
sich rasch wieder. Zwölf Tage später gelang die Entfernung 
des Knochenstückes ohne jeden Zwischenfall. Der Defekt 
batte sieb mit einer barten vollständig gleichmäßigen 
Knoehcnplatte gosehlo>son. Mit der bald eintretenden völ¬ 
ligen Heilung verschwand auch die gestreckte Kopfhaltung 
des Tieres. 



131 


Referate. 

Hör mann: Erfahrungen mit Narkosen mit künst¬ 
lich verkleinertem Kreislauf. (Münch. Mediz. Wochenschr., 
1909, S. 2157.) 

Verf. ist der Ansicht, daß unter allen Vorschlägen, die 
mit den einfachsten Mitteln eine Verbesserung der Inha¬ 
lations-Narkose zum Zwecke haben, die von lv lapp in An¬ 
wendung gebrachte Narkose bei künstlich verkleinertem 
Kreislauf eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Man 
bewirkt die Verkleinerung des Kreislaufes in der Weise, 
daß man das Blut in den unteren Extremitäten in dem Maße 
abschnürt, daß der Kreislauf mit Blutleerbinden nach K s - 
march fast völlig aufgehoben wird. 

H. konstatierte bei 50 nach dieser Methode ausge¬ 
führten Narkosen einen viel geringeren Chloroformver¬ 
brauch; dieser betrug nur die Hälfte der sonst erforder¬ 
lichen Menge, und der Verbrauch an Äther stellte sich um 
1 / 3 geringer. Die Binden wurden sofort nach Sistierung 
der Narkose gelöst und man konnte sehen, daß die meisten 
Narkotisierten alsbald nach dem Einströmen des abge¬ 
schnürten Blutes aus der Narkose erwachten. Ungefähr 
die Hälfte der Patienten erwachte nach 5 Minuten, die 
übrigen nach 10—20 Minuten und nur 4 schliefen noch 
V*> Stunde. Bei den Kontroll-Narkosen ohne Abschnürung 
erfolgte das Erwachen in der Regel nach t/o Stunde; einige 
Patienten schliefen : )4—2 Stunden nach der Narkose und 
nur ganz selten trat rasches Erwachen ein. 

Nun kommt nach dem Verf. noch ein weiterer wich¬ 
tiger Vorteil des besprochenen Verfahrens in Betracht; 
dieser besteht darin, daß das stark kohlensäurehaltige, ab¬ 
gesperrt gewesene Blut für das durch übermäßigen Chloro¬ 
formverbrauch allenfalls gelähmte Atemzentrum ein mächtig 
reizendes Autotransfusiohsmittel darstellt, welches in Fällen 
von Atemstillstand im Momente zur Verfügung steht, ferner 
ist durch dieVerdünnung des Chloroformgehaltes des Körper¬ 
blutes durch die Blutmenge aus der abgeschnürten Extremi¬ 
tät eine günstige Wirkung zu erwarten. 

Als Kontra-Indikationen gegen die Anwendung der 
Methode bezeichnet Verf. Varikositäten an den unteren 
Cliedmaßen und Arteriosklerose. A. 


D e x 1 e r: Über endemischen Kretinismus bei Tieren. 

(Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 21—24.) 

Während noch bis vor kurzem in der Tierheilkunde 
der Kretinismus von verschiedenen Erkrankungen des 



132 


Knochensystems so wenig unterschieden wurde, daß die 
Frage berechtigt war, ob es bei Tieren überhaupt echten 
Kretinismus gibt, sind neuerdings einige Fälle bei Hunden 
und einer beim Schakal näher untersucht und beschrieben 
worden, die eine Bejahung rechtfertigen. 

Prof. D e x 1 e r unterzieht die einschlägigen Mittei¬ 
lungen, die in der Hauptsache von Prof, von Wagner 
stammen, der anläßlich seiner Untersuchungen über den 
endemischen Kretinismus des Menschen in Obersteiermark 
auch den kretinischen Hunden sein Augenmerk zuwandte, 
einer kritischen Würdigung und beschreibt auf das Ein¬ 
gehendste das psychische Verhalten und die anatomischen 
Anomalien bei 2 aus Steiermark stammenden Hundekretins, 
die er selbst längere Zeit beobachtete. 

In allen für echten Kretinismus anzusprechenden 
Fällen wurde zunächst der anamnestischen Hauptforderung 
der Herkunft aus Gegenden, in denen die Krankheit ende¬ 
misch ist, Genüge geleistet. Keiner dürfte als kongenital 
angesehen werden, weil zurZeit der Geburt merkliche Unter¬ 
schiede in Gestalt und Gebaren den Geschwistern gegenüber 
nicht vorhanden waren; das krankmachende Agens setzte 
vielmehr überall erst in einer sehr frühen Entwieklungs- 
epoehe des extrauterinen Lebens ein. 

Tn allen Fällen bestand ferner auch das am meisten 
auffallende Kennzeichen des Kretinismus, das Zurückbleiben 
des Längenwachstums von Kopf, Rumpf und Extremitäten. 
Gelenksverdickungen fehlen, Röhrenknochen normal ge¬ 
streckt. Die durch den Skelettbau bestimmte Habitus-Ände¬ 
rung erfährt durch die Hypertrophie der Weichteile des 
Kopfes und die Struma noch eine verschärfte Ausprägung. 
Der dicke, kurze Schädel, der starke, meist kropfige Hals, 
die breite und tiefe Brust, die plumpen Arme und die dicke, 
namentlich an Kopf und Hals gleichsam zu große Haut er¬ 
zeugen ein Vorderteil, das zu dem schmächtigen Hinterteil 
schlecht paßt. Der Bauch ist häutig meteoritisch aufge¬ 
trieben, der Schweif dick und kurz, das Becken schmal und 
meist abschüssig. 

Die Vergrößerung der Thyreoidea erreicht in der Regel 
nur einen mäßigen Grad, so daß sie, da sehr viele normale 
Hunde auch mit Kröpfen behaftet sind, differential-diagno¬ 
stisch nicht in’s Gewicht fällt. Die infolge der gestörten 
Schilddrüsen funktion auftretende myxomatöse Degeneration 
der Halshaut war in einem Fall noch nicht zur Entwicklung 
gelangt. 



133 


Gelegentlich kommen auch noch andere anatomische 
Anomalien zur Beobachtung, wie Stellungsfehler der Augen, 
stärker ausgeprägte Asymetrien des Körperbaues, Kleinheit 
des äußeren Genitales, schlecht entwickelte Muskulatur, 
Anomalien der Behaarung. Lindne r. 

(Schluß folgt.) 


Hoehne: Zur Prophylaxe der postoperativen Peri¬ 
tonitis. (Münch. Mediz. Wochenschr., Kr. 49, 1909.) 

Grimm erreichte durch intraperitoneale Öl-Injek¬ 
tionen bei Kaninchen eine wesentliche Verringerung oder 
gar Aufhebung der Bakterienresorption aus der Bauchhöhle 
und erklärte dieses Phänomen damit, daß eine bakterien¬ 
dichte Ölverlegung der aus dem Peritoneal-Kavum abführen¬ 
den Lymphwege stattfinde. 

Um die Frage nach der Richtigkeit einer Fettembolie 
zu lösen, unternahm Hoehne Versuche mit intraperito- 
nealen Kampheröl-Injektionen und konnte bei den getöteten 
Versuchstieren anatomisch nachweisbare Schädigungen, spe¬ 
ziell im Bereiche des Lungenkreislaufes, nicht erkennen. 
Nachdem so die Unschädlichkeit dieses Eingriffes nachge¬ 
wiesen war, stand noch die Frage offen, ob so vorbehandelte 
Tiere eine intraperitoneale Bakterieninfektion leichter über¬ 
stehen. Bei gleichzeitiger intraperitonealer Injektion von 
Kamj)heröl und von virulenten Bakterien erfolgt die Bak- 
terien-Resorption bei geölten und nicht geölten Tieren gleich 
rasch. Wird jedoch die Öl-Injektion der Bakterien-Injektion 
längere Zeit (mindestens 20—24 Stunden) vorausgeschickt, 
so ist, tatsächlich die Bakterien-Resorption aufgehoben oder 
nur ganz minimal; das auf diese aseptische Weise erzielte 
peritoneale Exsudat hat einen bedeutenden Gebalt von bak¬ 
teriziden und bak'teriolytischen Substanzen. Der praktische 
Wert dieser Versuche besteht darin, daß man bei Kranken, 
bei denen infolge septischer Prozesse oder anderer Neben¬ 
umstände eine sterile Bauchoperation in Frage gestellt ist, 
durch vorausgehende intraperitoneale Kampheröl-Injektionen 
(10—30 ccm, 10 %ige Kampheröl-Injektion 4—1 Tag ante 
operationem) die Gefahr einer bakteriellen Peritonitis sehr 
verringern kann. Lichte n s t e r n. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Münchener Trabrenn- und Zuchtverein. 

Der „Münchener Trabrenn- und Zuehtverein (e. V.)“ 
hielt vor kurzem unter Leitung des Vorstandes Distrikts- 



134 


tierarzt Settel e-Pasing die o r d e » 1 1 i eh eGeneral- 
versa in m lung ab. Dem J ahresberieht ist zu ent¬ 
nehmen, daß das abgelaufene Vereinsjahr abermals als ein 
günstiges bezeichnet werden darf. Der Mitglieder¬ 
stand zählte am Schlüsse des Jahres zwei Ehrenmitglieder 
— Prinz Alfons und Prinz Franz —, 57 ordentliche und 
1374 außerordentliche Mitglieder. Es wurden im Jahre 1909 
vier Meetings (Frühjahrs-, Sommer-, September- u. Herbst- 
Meeting) abgehalten; die Anzahl der Renntage wurde von 
15 auf 17 erhöht, um den Ställen reichlichere Arbeit für 
ihre Pferde und besonders den Züchtern weitgehendere 
Chancen zu eröffnen. An den 17 Renntagen wurden 102 
Rennen, darunter das 500. Rennen, gelaufen. Da die 17 
Renntage im Jahre 1909 vom Ministerium des Innern nur 
ausnahmsweise genehmigt, worden sind und für die Folge 
nur eine Genehmigung von 15 Renntagen mit Totalisator¬ 
betrieb als Maximum in Aussicht gestellt wurde, ist der 
Verein gezwungen, seine nächstjährigen Veranstaltungen 
auf 15 Renntage zu beschränken. Im Jahre 1909 wurden 
dem Verein folgende Subventionen zugewendet: 4000 
Mark Staatspreis von der K. Landgestütsverwaltung, 2000 
Mark vom Magistrat der K. Haupt- und Residenzstadt 
München, 3000 Mark von der Technischen Kommission für 
Trabrennen in Berlin. Von den abgehaltenen 102 Rennen 
waren 20 Rennen ausschließlich den bayerischen Pferden 
reserviert, während die übrigen 82 Rennen denselben eben¬ 
falls offen waren und ihnen gegenüber den anderen konkur¬ 
rierenden Pferden sogar Erleichterungen boten, so daß von 
den zur Auszahlung gelangten Preisen von 162 830 Mark 
allein 106 240 Mark von bayerischen Pferden gewonnen 
werden konnten. Für siegende bayerische Pferde wurden 
43 Züchterprämien im Betrage von 1710 Mark aufgeweudet, 
außerdem ein Ehrenpreis dem Züchter des Siegers im baye¬ 
rischen Züchterrennen gegeben. Zur Distanzfahrt 
W i e n—B e r 1 i n wurde vom Verein ein wertvoller Ehren¬ 
preis gespendet, der von Frlirn. v. Senfft-Pilsach- 
Rudolstadt gewonnen wurde. Auf dem Gebiete der Zuch t 
kann in diesem Jahre ein erfreulicher Aufschwung kon¬ 
statiert werden, der vor allem in den bei den Leistungs- 
priitungen erzielten guten Rekords zwei- und dreijähriger 
Pferde zum Ausdruck kam. Der vom Landgestüt vor kurzem 
betätigte Ankauf des Deckhengstes Reserve»“, 5jähriger 
ungarischer Rapphengst von Deck Miller aus der Alice L., 
bisher im Besitze des Gestütes Shurova, dürfte für die baye¬ 
rische Traherzueht von hoher Bedeutung sein. Tn der Deck- 



135 


Station Zarudorf waren im Jahre 1909 vom K. Landgestüt 
Erding wiederum die Traberhengste „Vyceoff“ und „Nord¬ 
stern I“ aufgestellt, denen 44 Stuten zugeführt wurden, und 
zwar 5 dem ersteren, 39 dem letzteren Hengste. Von den 
auf tfcer Deckstation Zamdorf 1909 gedeckten Stuten wurden 
13 Produkte in die Geburtsregister der Technischen Kom¬ 
mission für Trabrennen in Berlin eingetragen. Für das 
bayerische Zuchtrennen 1911 wurden 34 und für den Mün¬ 
chener Traberpreis 1911 43 Unterschriften abgegeben. Es 
starteten im Jahre 1909 134 Pferde gegen 152 im Jahre 
1908. Als Sieger gingen hervor bayerische Pferde in 60, 
deutsche in 14, österreichisch-ungarische in 9, internationale 
in 11, Zweispänner in 3 Rennen. Der Umsatz am Totalisator 
stieg im Jahre 1909 auf 1 333 965 Mark, wofür an das Rent¬ 
amt 111 163 Mark 70 Pfg. an Steuern abzuführen waren. 
(Tagespresse.) 


Generalversammlung des Vereins zur Förderung der Traber¬ 
zucht in Bayern. 

Mitte vorigen Monats fand in Pfarrkirchen die 16. 
Generalversammlung des „Vereins zurFörderung der Traber- 
zueht in Bayern“ statt. Der erste Vorsitzende, Herr Bezirks¬ 
tierarzt Horn, eröffnete die Versammlung und führte aus, 
daß der Verein innerhalb der 15 Jahre seines Bestehens stets 
seinem Grundprinzip getreu geblieben ist: der Züchtung 
eines leistungsfähigen, gut gängigen Gebrauchspferdes. 
Dank der Unterstützung der K. Staatsregierung und der 
K. Landesgestütsverwaltung, die teils in Zuschüssen, teils 
in der Aufstellung erstklassiger Traberhengste bestand, war 
die Durchführung dieses Grundsatzes möglich. Die züch¬ 
terischen Erfolge innerhalb dieser 15 Jahre waren äußerst 
günstig, wenn sich der Verein auch fernerhin das Wohl¬ 
wollen dieser hohen Stellen erhalten könne;, so lasse sich mit 
froher Hoffnung in die Zukunft blicken. Pie Rennen des 
verflossenen Vereinsjahres wurden genau nach den ent¬ 
worfenen Propositionen durchgeführt und trugen daher 
durchwegs züchterischen, nicht sportlichen Charakter. An 
diesem Grundsatz müsse festgehalten werden, unbeschadet 
der Tendenz der in neuerer Zeit entstandenen vielen Renn¬ 
vereine, die rein für den Sport zugeschnitten seien, nur 
örtlichen Interessen und ausschließlich der Geldmacherei 
dienen. Das hohe Interesse, welches unsere Bevölkerung 
den züchterischen Rennen entgegenbringe, beweise 
der außerordentliche Besuch derselben trotz der ungünstigen 
Witterungsverhältnisse des verflossenen Jahres. Pen Glanz- 



136 


punkt bildete auch im Jahre 1909 wieder das Große Zucht¬ 
rennen, welchem Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent 
in bekannter Huld wieder einen prachtvollen Pokal gestiftet 
hat. An Geldpreisen kamen 26 330 Mark, sowie 6 wertvolle 
Ehrengaben zur Verteilung. Dabei sei auch des Geschenkes 
zu gedenken, das der Präsident des Vereins zur Hebung der 
Pferdezucht in Bayern, Herr Graf Drechsel, gelegent¬ 
lich seines Besuches zu den Rennen gab. Seit Bestehen des 
Vereins kamen im ganzen 287 000 Mark an Preisen zur Ver¬ 
teilung. Durch kluge Finanzwirtschaft war der Verein auch 
in der Lage, neben Deckung der laufenden Ausgaben, Ab¬ 
schreibungen und Admassierungen die Rennpreise von Jahr 
zu Jahr zu erhöhen. Die Anstalt wurde durch Errichtung 
von 6 neuen Box erweitert. Die Frequenz der Anstalt war 
im abgelaufenen Jahre sehr gut. Es befanden sich während 
des Sommers 94 Stück teils zu Zuchtzwecken, teils zum Trai¬ 
ning, während des Winters 40 Stück dortselbst. 29 Fohlen 
wurden in der Anstalt geboren. Der Gesundheitszustand 
sämtlicher Tiere war sehr gut. Innerhalb 3 Monaten wurden 
132 Stuten gedeckt. Im bayerischen Trabergrundbuch sind 
alle von Pfarrkirchen stammenden Fohlen registriert. Die 
von den hier aufgestellten Traberherigsten stammenden 
Pferde haben bis jetzt 216 950 Mark an Geldpreisen ver¬ 
dient, um 13 000 Mark wieder mehr gegen das Vorjahr. 
Mit der Aufforderung, an den bisherigen Grundsätzen fest¬ 
zuhalten, schloß der Herr Vorsitzende seinen ausführlichen 
Jahresbericht. Die Jahresrechnung schließt mit 
84 450 Mark 41 Pfg. Einnahmen und 78 893 Mark 89 Pfg. 
Ausgaben, somit mit einem Aktivrest von 5556 Mark 52 Pfg. 
Der Etat für das Jahr 1910 bilanziert mit 81 000 
Mark Einnahmen und Ausgaben. Es erfolgte nun die Fest¬ 
setzung der Renntage, der Propositionen und Preise. Mit 
Rücksicht auf besondere Verhältnisse des heurigen Jahres 
werden statt der bisherigen 4 Rennen nur 3 abgehalten, da¬ 
gegen die Preise des 4. Rennens auf die übrigen 3 verteilt, 
so daß diese mit höheren Preisen dotiert sind. 


Münchener Pferdemarkt 1910. 

Der vom ,,Verein zur Förderung der Pferdezucht in 
Bayern“ alljährlich in München veranstaltete Markt für 
Luxus-, Zucht- und Arbeitspferde mit Verlosung und Prä¬ 
miierung findet in diesem Jahre am 14. und 15. April statt. 
Zur Prämiierung sind 14 310 Mark an Geldpreisen ausge¬ 
setzt; zur Verlosung kommen 5 vollständige Equipagen, da- 



137 


runter 1 Viererzug, 46 Pferde und 4000 Mark Geldgewinne 
im Gesamtwert von 100 000 Mark. Für unverkauft ge¬ 
bliebene Pferde ist frachtfreie Rückbeförderung auf den 
K. Staatsbahnen bewilligt. 

Die Azididät der Milch tuberkulöser Kühe. 

M onvoisin teilte der französischen Aeademie des 
Sciences in Paris mit, daß die Azidität der Milch tuberku¬ 
löser Kühe unmittelbar nach dem Melken viel geringer ist 
als die Azidität der Milch gesunder Kühe; nach ihm sollte 
daher jede Milch, die unmittelbar nach dem Melken Unter¬ 
azidität zeigt, als unzulässig für die Säuglingsernährung be¬ 
zeichnet werden. M. behauptet, daß selbst dann, wenn die 
bakteriologische Untersuchung noch keine Tuberkulose er¬ 
kennen lasse, gleichwohl aus der Unterazidität auf Infek¬ 
tion des Euters durch Koch’sche Bazillen zu schließen sei. 
(Therapeut. Monatsberichte, I. Heft, 1910.) A. 

Preisverteilung. 

Der „Ziegenzuchtverein Dortmund“ hatte ein Preis¬ 
ausschreiben zur Bearbeitung des Themas „D ie Ziegen¬ 
krankheit en und deren Verhütung“ erlassen. 
Die Arbeiten sollten nur 13—14 auf Konzept-Papier ge¬ 
schriebene Seiten umfassen. Das Preisrichterkollegium hat 
die Preise wie folgt verteilt: I. Preis und 60 Mk. erhielt 
die Arbeit mit dem Motto „Wissen ist Macht“, Verfasser: 
Stadttierarzt Dr. W. N i c 1 a u s in Glogau a. O.; II. Preis 
und 50 Mk. erhielt die Arbeit mit dem Motto „Delta“, Ver¬ 
fasser : Distriktstierarzt C. G. Dommerhold in Ryko- 
veerarzts Hengelo (Niederlande); III. Preis und 20 Mk. er¬ 
hielt die Arbeit mit dem Motto „Hygiene“, Verfasser: Tier¬ 
arzt M u 1 z e r in Nürnberg. 


Verschiedenes. 

Veterinärreform. 

Die V o r 1 a g e über die Militärveterinär- 
reform wurde vom Reichstage in zweiter Le¬ 
sung mit großer Stimmenmehrheit ange¬ 
nommen. 

Die Gehalts- und Pensionsfrage der Oberamtstierärzte 

in Württemberg. 

Der Bericht über die ordentliche Mitgliederversamm¬ 
lung des Tierärztl. Landesvereins in Württemberg (Deutsche 



138 


Tierärztl. Wochenschrift, Nr. 4, 1910) bringt neben verschie¬ 
denem anderen die Mitteilung, daß der württembergische 
Staatsminister, Dr. v. P i s ch e k, gelegentlich einer Audienz 
erklärte, er beabsichtige noch in diesem Jahre den Gesetz¬ 
entwurf bezüglich der Ärzte an die Kammer zu bringen und 
im unmittelbaren Anschluß daran den Entwurf eines Ge¬ 
setzes, betreffend die Regelung der Gehalts - und 
Pen sions Verhältnisse der Oberamtstier¬ 
ärzte. Ein Ministerialbeamter sprach sich dafür aus: der 
Oberamtstierarzt müsse vollständig unabhängig von der 
Privatpraxis sein; angezeigt wäre aber aus den zur Zeit 
zu kleinen Bezirken größere zu bilden; es werde sich dieses 
besonders notwendig erweisen, wenn das Tuberkulose-Til¬ 
gungsverfahren eingeführt sei; im übrigen müsse die Rege¬ 
lung der Anstellungsverhältnisse der Oberamtstierärzte mit 
dem Inkrafttreten des neuen Reichsviehseuchengesetzes er¬ 
folgen. (Der pensionsfähige Gehalt der württembergischen 
Oberamtstierärzte beträgt gegenwärtig 1300 Mark, dazu 
kommen 100 Mk. nicht pensionsfähiger Gehalt und ein 
Wohnungsgeldzuschuß von 140—200 Mark.) 

Medizinische Veterinärklinik an der Universität Gießen. 

Der Neubau der internen Veterinärklinik an der Uni¬ 
versität Gießen ist nunmehr vollendet. Nach Fertigstellung 
der inneren Einrichtung, spätestens Ende des Sommer- 
Semesters werden die neuen Räume bezogen werden. 

Führung des in Bern erworbenen Titels „Dr. philos.“. 

Dem Schlachthofdirektor Becker in Hanau wurde 
seitens des preußischen Kultusministeriums die Erlaubnis 
zur Führung des an der Universität Bern erworbenen Titels 
„Dr. philos.“ erteilt. B. arbeitete zwei Semester an der ge¬ 
nannten Universität und lieferte eine vorzügliche Disser¬ 
tation. 

Zum Dekan an der veterinär-medizinischen Fakultät 
der Universität Zürich wurde für die nächste Amtsperiode 
(Beginn: Sommer-Semester 1910) Professor Biirgi ge¬ 
wählt. 


Bücherschan. 

Schaper’s Taschenbuch der Tierärztlichen Hochschulen des 
Deutschen Reiches. IX. Jahrgang, 1909—1910. Mit den 



139 


Porträts der Herren Geh. Reg.-Rat Prof. Pr. S <• h ü t z - 
Berlin und Prof. Pr. R i e v e 1 - Hannover. Herausge¬ 
geben von M. und H. Schaper, Verlagsbuchhandlung in 
Hannover. 

Dieses Taschenbuch gibt Aufschluß über die akademischen 
Vereinigungen an den Tierärztlichen Hochschulen, die Erwerbung 
der Approbation als Tierarzt, die Promotionsordnungen von Gießen, 
Leipzig, Dresden, Bern und Zürich, die Aufnahmebedingungen, Vor¬ 
lesungsverzeichnisse, Bibliotheken, akademische Verbindungen au 
sämtlichen deutschen Tierärztlichen Hochschulen mit Einschluß der 
veterinärmedizinischen Fakultät der Universität zu Gießen; ferner 
enthält das Büchlein noch Mitteilungen über den preußischen Be- 
amten-Verein und ein ausführliches Verzeichnis veterinärmedizi¬ 
nischer Werke. Das Taschenbuch kann allen Studierenden bestens 
empfohlen werden. Jakob. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dr. Csokor, Hofrat, em. Professor an 
der Tierärztlichen Hochschule in Wien den Titel ordentlicher Uni¬ 
versitätsprofessor, Dr. Schindelka Hugo, Professor an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Wien den Titel Kais. Hofrat, Dr. Struska 
Johann, Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Wien den 
Orden der Eisernen Krone III. Klasse. 

Ernennungen: Kreistierarzt Dr. Müller, Assistent am 
Institut für Hygiene und Bakteriologie in Straßburg zum Abteilungs- 
yorsteher des Hygienischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule 
in Berlin mit Lehrauftrag für Fleischbeschau und Milchhygiene. Dr. 
Fe Iber Wilhelm, Assistent an der Tierärztlichen Hochschule in 
Dresden zum städt. Tierarzt in Stettin. Dr. Jauss August, Unter- 
veterinär im 3. Chev.-Regt. in Dieuze zum Oberveterinär. 

Wohnsitzveränderung: Zinsmeister Otto in Stüli- 
lingen (Baden) als bezirkstierärztlicher Assistent nach Pforzheim. 

Approbationen: in München die Herren Löffler Albert 
aus Zangberg, Münzhuber Ignaz aus Manching, Rauch Rupert 
aus Altötting und Rudolph Rudolf aus Behlingen; in Hannover 
Herr Gnorz Erich aus Hannover. 

Promotionen:- Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
Da hm Kurt in Bernkastel und Kollmeyer Friedrich in Osnabrück. 


Verein Münchener Tierärzte (e. V.). 


Einladung zur Monatsvergammlung am Donners¬ 
tag, den £4. .Februar 1910 im Restaurant „Herzog Hein¬ 
rich“ (Speisesaal), Ecke der Landwehr- und Mathildenstraße, Tram¬ 
bahnhaltestelle. 


Tagescrdnung-: 

1. Herr Dr. H. Jakob: „Die Paraplegie bezw. Paraparese der 
Nachhand beim Dachshund — die Folge seiner ungünstigen 
Bauart ". 

2. Herr Prosektor Den k: „Neuere Hilfsmittel zur topographischen 
Anatomie mit Demonstrationen 




140 



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Druck von J. Gottes Winter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegcrsche 
Universitätsbuchhandlung, München. Odeonsplatz 2. 






Münchener 



(früier: Wochenschrift für Tierltiimii nsd TUkndt). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 1. März 1910. Nr. 9. 


Inhalt: Originalartikel: Dr. Reissinger: Chronische Hüft- 
lahmheit beim Pferd. — Mattem: Aus der Praxis. — Mulzer: 
Arzneimittel. — Referate: Steinitz: Über ein Ersatzmittel 
für Yeronal. Dexler: Über endemischen Kretinismus bei Tieren. 
(Schluß.) Wyßmann: Ein Fall von Epulis myxomatosa beim 
Rind. — Tierzucht und Tierhaltung: Bekämpfung 
der Dasselfliege. Tierzuchtinspektoren. — Verschiedenes: 
Tierärztliche Hochschule München. Veterinär - Offizierskorps. 
Die Militär-Veterinärreform in der Plenarsitzung des Reichs¬ 
tags. Promotionen in Bern. Viehseuchen - Nachrichten. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Chronische Httltlahmheit beim Pferd. 

Von Distriktstierarzt Dr. Reissinger, Amorbach. 

Im Sommer vorigen Jahres wurde mir ein Sjähriges 
Pferd aus Baden vorgestellt mit dein Vorbericht, daß das¬ 
selbe seit etwa 8 Monaten am rechten Hinterfuß lahm gehe 
und schon verschiedentlich tierärztlich untersucht und be¬ 
handelt worden sei. 

Das Pferd sei 5 Tage, nachdem es in den Besitz des 
Eigentümers gekommen war, im Stalle ausgerutscht, auf 
die rechte Seite gefallen und wieder aufgesprungen. Vom 
nächsten Tag ab sei das Pferd bereits lahm gegangen. Die 
Behandlung habe in Einreibungen von Kainpherspiritus 
und Umschlägen mit Lehmessigbrei auf die Hüftgegend 
bestanden; in letzter Zeit sei das Pferd immer zu leichter 
Arbeit verwendet worden. 






142 


Untersuchungsbefund: Das Tier lahmt, im 
Schritt, noch mehr im Trab, die Extremität wird nicht flek¬ 
tiert, sie bleibt so starr als wenn sie hölzern wäre. Krepi¬ 
tationsgeräusche sind nicht wahrzunehmen. In der Hüft¬ 
gelenksgegend besteht Anschwellung, die Huf t rnusku- 
1 a t u r zeigt bedeutende Atrophie und aus einer 
in der Nähe des Gelenks befindlichen pfenniggroßen Wunde 
fließt etwas gelblich-weißer geruchloser Eiter. — 

Ich legte das Pferd, da im Stehen wenig zu machen 
war, vorsichtig auf die linke Seite und versuchte die Wunde 
nach Tiefe, Richtung, Verzweigung und Inhalt näher zu 



prüfen. Mit der Sonde bekam ich wenig Aufschlüsse und 
erweiterte deswegen die Wundpforte, drang dann mit dem 
Finger ein; die Richtung ging gerade auf das Hüftgelenk 
zu und am Ende des untersuchenden Fingers war ein kleiner 
Hohlraum wahrzunehmen. Beim Irrigieren kamen einige 
linsen- und erbsengroße weiße Bröckelchen zum Vorschein, 
die sich zwischen den Fingern zerdrücken ließen und als 
osteophytische Neubildungen angesprochen 
wurden. 

Ich machte nun etwa 15 cm unterhalb der ersten Öff¬ 
nung eine zweite, stellte die Verbindung her, legte ein ge- 









143 


fenstertes Gummirohr ein und irrigierte ausgiebig mit 
großen Mengen desinfizierender Flüssigkeit. 

Die Prognose mußte in anbetraeht der langen Dauer 
der Lahmheit und der bedeutenden Muskelatrophie un¬ 
günstig lauten. 

Die weitere Behandlung, die vom Besitzer viele Wochen 
fortgesetzt wurde, bestand in täglichen desinfizierenden Irri¬ 
gationen und Eingießen von Jodoformäther in den Wund¬ 
kanal. Da der Zustand sich nicht besserte, ließ der Besitzer 
das Pferd töten und übermittelte mir das obere Ende des 
Femur. 



Der pathologische Befund ist interessant: 

An Stelle des Trochanter sitzt hutförmig neben dem 
Gelenkskopf eine kindskopfgroße, einem Waschschwamm 
ähnliche osteophytische Neubildung, welche die merkwür¬ 
digsten Figuren, Brücken und Löcher aufweist; die Wuche¬ 
rung überragt den Femurkopf um zirka 10 cm und umgibt 
ringförmig unterhalb des Trochanter das obere Femurende. 
(Fig. lau. b.) 

Der Femurkopf ist an seiner Oberfläche von seichten 
Rissen durchzogen. (Fig. I b.) 






144 


Ob die Gelenkpfanne an dem Prozeß beteiligt war, 
vermag ich nicht anzugeben, da ich trotz nachträglicher Be¬ 
mühungen den entsprechenden Beckenteil leider nicht er¬ 
halten konnte; doch war auch wahrscheinlich sie in Mit¬ 
leidenschaft gezogen. 

Es handelte sich im vorliegenden Fall um eine chro¬ 
nische Coxitis mit partiellen Störungen 
des Knorpelüberzugs am Femurkopf und 
um osteophytische periartikuläre Knochen¬ 
neubildungen (Coxitis ulcerosa purulenta). 

Die Ursache hiezu war eine durch den Sturz bedingte 
schwere Quetschung mit Distorsion bezw. inkomplette Lu¬ 
xation. 

Eine Heilung bezw. operative Beseitigung des Leidens 
war unter den obwaltenden Verhältnissen unmöglich. 

Ans der Praxis. 

Von Bezirkstierarzt Mattem, Rockenhausen. 

Koprostase und subkutane Zellgewebs¬ 
entzündung. 

Ein Tjähriges Arbeitspferd erkrankte infolge Ver¬ 
stopfung unter ziemlich heftigen Kolikerscheinungen. Trotz 
entsprechender Behandlung erschien erst am 4. Tage Kot, 
worauf dieünruheerscheinungen nachließen. Durch heftiges 
Anschlägen beim Fallenlassen in dem etwas engen Stande 
veranlaßt, entstand am Widerrist eine etwa fünf markstück- 
große Hautnekrose, sowie eine äußerst umfangreiche eiterig- 
jauchige Zellgewebsentzündung rechts und links vom Wider¬ 
rist, sowie an den Brustwandungen. Beiderseits wurden 
zahlreiche Öffnungen zur Entleerung des Sekretes angelegt. 
Die anfänglich drohende allgemeine Sepsis trat nicht ein, 
der Heilungsprozeß verlief unter desinfizierender Behand¬ 
lung normal. 


Nervöse Störungen. 

Ein 12jähriges Wagen- und Ackerpferd zeigte ein 
schreckhaftes aufgeregtes Wesen sowohl im Stalle wie wäh¬ 
rend der Arbeit und schüttelte fast unaufhörlich mit dem 
Kopfe. Krankhafte Veränderungen am Kopfe und insbe¬ 
sondere in oder an den Ohren konnten nicht konstatiert 
werden. Das Tier erhielt einige Zeit Natr. bromat. in wässe¬ 
riger Lösung verabreicht, worauf bald wieder normale Ver¬ 
hältnisse eintraten. — 



14b 


Ein Mutterschwein erkrankte nach dem Abspähnen 
der Ferkel an heftigen Krämpfen und Zuckungen des ganzen 
Körpers und war kaum im Stande, sich zu erheben und 
einige Schritte zu machen. Auch hier führte Natr. bromat. 
Heilung herbei. 

Dampf. 

Drei Pferde eines Stalles erkrankten nach Verfütte- 
rung von mit Schimmelpilzen befallenem Kleeheu an mittel¬ 
hochgradigen Erscheinungen des Dampfes. Sistieryng der 
Heufütterung und Gaben von Liq. Kal. arsenic. brachten 
nach einigen Wochen Genesung. 


Herzveränderungen. 

Eine 6jährige Kuh zeigte während einiger Tage ver¬ 
minderten Appetit; an der Vorder- und Unterbrust, sowie 
am Triele war eine sehr umfangreiche, ödematöse Schwel¬ 
lung aufgetreten. Die Herztöne waren fast unhörbar, der 
Puls klein und frequent. Da Pericarditis traumatica ver¬ 
mutet wurde, fand alsbald die Schlachtung des Tieres statt. 
Hiebei erwies sich das Perikard völlig intakt, das Herz etwas 
hypertrophisch, die Trikuspidalklappen waren zu einem 
schwammartigen, zottigen Gebilde verändert, das an der 
einen Klappe die Größe eines Hühnereies erreichte. — 

Ein etwa % jähriges Jungrind sollte zu Fuß nach einem 
3 Kilometer entfernten Dorfe verbracht werden. Unterwegs 
blieb es des öfteren stehen und stürzte, nachdem es etwa 
1 Kilometer zurückgelegt hatte, plötzlich zusammen, worauf 
der Treiber sofort den Halsschnitt vornahm. Nach der Aus¬ 
schlachtung zeigte sich das Herz ungemein hypertrophisch, 
es hatte die Größe eines Ochsenherzens. Der Herzmuskel 
war sehr derb und fest. Sonstige Veränderungen wurden 
nicht gefunden. 

Eintritt von Laktation ohne T r ä c li t i g k t- i t. 

Von einem Viehbesitzer wurde mir ein ganz eigentüm¬ 
liches Verhalten einer Kuh mitgeteilt. Diese, sie wurde für 
trächtig gehalten, ließ etwa 6 Wochen vor der erwarteten 
Geburt sehr rasch in der Milchsekretion nach und stand 
schließlich trocken. Die Trächtigkeitsdauer lief ab, die Kuh 
benahm sich wie eine tragende. Eines Tages trat Milch- 
sekretion ein, welche sich allmählich steigerte, und das Tier 
gab, ohne gekalbt zu haben, wieder 18 Liter Milch pro Tag. 



146 


Kreuzßchwäche. 

Ein Pferd war beim Ziehen einer schweren Last auf 
eine Anhöhe ausgeglitten und zusainmengestürzt. Es erhob 
sich wieder, zeigte zwar sofort etwas gespreizten Gang an 
den Hinterbeinen, zog aber seine Last noch 10 Kilometer 
weit nach Hause. Das Ziehen fiel ihm in der Folge etwas 
schwer, die auffallendsten Erscheinungen jedoch konnte 
man im Stalle und auf der Beschlagbrücke beobachten. 
Veranlaßte man das Tier zum Seitwärtstreten, so schob es 
die gespreizten Hinterbeine weit nach vorwärts, ebenso 
stellte es die Vorderbeine und bewegte sich mühsam und 
mit deutlichen Zeichen der Angst und des Schmerzes seit¬ 
wärts, wobei man alle Augenblicke befürchten mußte, es 
werde zu Boden stürzen. Ganz ähnlich erging es beim Be¬ 
schlagen. Die Stellung, die es beim Aufheben eines Fußes 
einnahm, war geradezu grotesk. Während der Bewegung 
sah man an dem Tiere nichts Besonderes, nur ging es etwas 
langsam und konnte nur mäßige Lasten fortbewegen. Trotz 
guter Futteraufnahme trat ziemlich starke Abmagerung ein. 
Der Zustand bestand, ohne sich zu bessern, etwa % Jahre, 
worauf das Pferd wegen fortschreitender Abmagerung und 
erheblich beschränkter Gebrauchsfähigkeit an den Metzger 
verkauft wurde. 

0 t o r r hoe bei m Pfer d. 

Bei einem Pferde beobachtete ich einen Fall von beider¬ 
seitiger Otorrhoe mit ziemlich starkem Ausfluß. Aus¬ 
waschungen mit Borwasser und Einstreuen von Tannoforin 
führten rasch zu Heilung. 

B 1 a s e n v o r f a 1 1. 

Eine 4jährige Kuh kam zum zweitenmale zum Kalben. 
Die Geburt verlief normal, ebenso der Abgang der Nach¬ 
geburt; es zeigte sieh aber nach Aussage des Besitzers zur 
Zeit des Blasensprunges ein kugelförmiges Gebilde von 
dunkelroter Farbe und über Mannsfaustgröße zwischen den 
Schamlippen, was für einen Scheidenvorfall gehalten wurde. 
Deshalb legte man eine Bandage um. Das Tier äußerte fort¬ 
während, auch nach dem Abgang der Nachgeburt, heftige 
Kolikerscheinungen. Erst am nächsten Tage, etwa 18 Stunden 
post partum, wurde ich gerufen und konstatierte, daß die 
nunmehr schwarzrot und ödematös gewordene in der Scheide 
sichtbare Blase die durch die Harnröhre vorgefallene Harn¬ 
blase war. Nach ziemlicher Anstrengung gelang es, sie zu 
reponieren, wobei ich fast mit drei Fingern durch die er- 



147 


weiterte Harnröhre eingehen konnte. Die Blase blieb zwar 
in ihrer Lage, das Tier zeigte aber ein so schlechtes Allge 
raeinbefinden, daß es notgeschlachtet werden mußte. Die 
Fleischbeschau ergab akute Peritonitis. Ich glaube, daß die 
Kuh bei früherer Hilfeleistung gerettet worden wäre. 

Morbus maculosus mit Muskelschwund. 

Ein älteres, sehr edles Pferd war an Petechialfieber 
erkrankt. Es wurde mit intravenösen Kollargoliujektionen 
behandelt und genas. In der Folge stellte sich aber starker 
Muskelschwund am linken Hinte,rschenkel, verbunden mit 
hochgradiger Lahmheit, ein. Trotz mehrwöchiger Behand¬ 
lung änderte sich der Zustand nicht, weshalb das Pferd 
schließlich zu Schlachtzwecken nach auswärts verkauft 
wurde. 


Arzneimittel. 

Von Tierarzt Mulzer, Nürnberg. 

1. Plasmase bei Erkrankung der Leber. Ein Pferd 
magerte allmählich ab, versagte lange Zeit das Futter und 
hatte langes struppiges Haar. Die sichtbaren Schleimhäute 
zeigten eine gelbe Verfärbung. Nach einmaliger subkutaner 
Injektion von 15 ccm Plasmase und gleichzeitiger Verab¬ 
reichung von Sal. Carol. factit; 400,0, Pulv. Rad. Rhei 50,0 
(auf jedes Futter 1 Eßlöffel voll) besserte sich nicht nur zu¬ 
sehends der Appetit, sondern innerhalb 12 bis 14 Tagen 
hatte das Pferd auch seine Körperfülle wie vorher, so daß 
es wieder in den Dienst gestellt werden konnte. Seit fünf 
Monaten ist kein Rezidiv eingetreten. 

2. Septoform bei verschiedenen Hautkrankheiten. 
S. eignet sich hinsichtlich seiner heilenden Wirkung und 
auch billigen Preises (da es meist verdünnt anzuwenden ist) 
sehr gut zur Behandlung von mit Juckreiz und Haarausfall 
einhergehenden Hautkrankheiten, so besonders von Alo¬ 
pecia areata. Auch zur Behandlung parasitärer Hautkrank¬ 
heiten leistet S. als Desinfektionsmittel vorzügliche Dienste. 
Am besten läßt man S. mit der 5—10 fachen Menge Wasser 
verdünnen und damit dann die erkrankten Stellen täglich 
2—3 mal einreiben. 


Referate. 

Steinltz: Über ein Ersatzmittel für Veronal. (Mün¬ 
chener Mediz. Wochenschr., Nr. 3, 1909.) 

St. empfiehlt als Ersatzmittel für Veronal das Mono- 
uatriumsalz der Diaethylorbitursäure. Das Präparat wird 




148 


von der Chemischen Fabrik S c h e r i n g - Berlin in Tab¬ 
letten- und Pulverform in den Handel gebracht. Es löst 
sich leicht in Wasser von 20° C. im Verhältnis von 1: 5 gegen¬ 
über demVeronal mit einem Löslichkeitsverhältnis von 1: 45. 
Infolge seiner leichten Löslichkeit soll das Präparat nach St. 
schneller und sicherer wirken als Veronal. Den langsamen 
Eintritt der Wirkung des Veronals, sowie die oft un¬ 
erwünschte Nachwirkung desselben führt St. auf dessen 
schwere Löslichkeit zurück. Ludwig Ebstein bestätigt 
diese Vorzüge des „Medinal“ genannten Mittels gegenüber 
dem Veronal. Beim Menschen kommen Dosen des erstge¬ 
nannten Präparates von 0,5 g per os, per rectum und sub¬ 
kutan zur Anwendung. Es wird dessen Benützung als Schlaf¬ 
mittel, sowie zur Linderung stenokardischer und asthmati¬ 
scher Zustände besonders deswegen empfohlen, weil es keine 
unangenehmen Nach- und Nebenwirkungen ausübt. A. 


D e x 1 e r: Über endemischen Kretinismus bei Tieren. 

(Berl. Tierärztl. Wochensehr., 1909, Nr. 21—24.) [Schluß.] 

Hinsichtlich der physiologischen Funktionen fällt vor 
allem das langsame Fortschreiten des Wachstums auf; in 
manchen Fällen mögen hiezu neben der verringerten Schild¬ 
drüsentätigkeit auch die häufigen Darmstörungen beitragen. 
Fast alle kretinischen Hunde nähren sich schlecht; manche 
lernen erst nach Monaten ordentlich fressen. 

Die psychischen Abnormitäten kennzeichnen sich im 
allgemeinen als stark ausgeprägte Apathie. Die Reizperzep¬ 
tion ist oft gut erhalten, doch besteht ein solcher Mangel 
an Gefühlsbetonung, daß es zu weitgehender Gleichgültig¬ 
keit gegen vieles, aber nicht alles kommt. Ein Stimmungs¬ 
wechsel mangelt fast ganz. Die geringe Affektivität, die 
Stimmungslosigkeit und Gleichgültigkeit bei mehr oder 
weniger erhaltener Sinnesperzeption bilden die hervor¬ 
stechendsten Merkmale. Weil die Aufmerksamkeit nur 
schwer zu fesseln ist, bleiben auch Merkfähigkeit und Asso¬ 
ziationen bedeutend zurück; sie sind ungemein langsam, 
mangelhaft und das ganze Gebaren der Tiere wird dadurch 
stumpf, schläfrig und träge. 

Eine wichtige Erscheinung ist die, daß eine Korrek¬ 
tion des Körperwachstums und auch des allgemeinen Ver¬ 
haltens bei längerer Fütterung mit Thyreoidintabletten er¬ 
zielt wird; v. Wagner konnte hiedurch aus einem Hund, 
den er einen Ausbund von Stumpfsinn nennt, einen brauch¬ 
baren, sehr anhänglichen Stubengenossen machen. 



149 


Stellt man den psychischen Defektzustand bei Kre¬ 
tinismus den sonst bei Hunden beobachteten Verblödungs¬ 
zuständen gegenüber — nach experimenteller Entrindung, 
nach chronischer Staupe-Encephalitis, bei Hirntumoren —, 
so fallen wohl einige Differenzpunkte auf. Der so sehr her¬ 
vorstechende apathische Zug bei mehr oder weniger erhal¬ 
tener Instinktbetätigung und den darauf beruhenden ele¬ 
mentaren Assoziationen, sowie der Erfolg nach Thyreoidin- 
fütterung sind in erster Linie als typisch für Kretinismus 
anzusprechen. Da wir aber zur Zeit die symptomatischen 
Verblödungszustände und andere, äußerlich ähnliche Pro¬ 
zesse beim Hund noch zu wenig kennen, werden wir die 
psychischen Anomalien wenigstens vorläufig noch im Zu¬ 
sammenhang mit den somatischen und unter Berücksich¬ 
tigung der Herkunft des Patienten in Erwägung zu ziehen 
haben, ehe wir die Diagnose „Kretinismus“ stellen. 

L i n d n e r. 


Wyßmann: Ein Pall von Epulis myxomatosa beim 
Rind. (Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 1909, Nr. 3.) 

Die vom Zahnfleisch und den Zahnalveolen ausgehen¬ 
den verschiedenartigen Tumoren werden Epulis genannt. 
Dieselben sind beim Rinde meistens aktinomykotischer Na¬ 
tur, doch kommen — wenn auch selten — bei dieser Tier¬ 
art anderweitige Tumoren vor, wie nachstehender Fall be¬ 
weisen dürfte: 

Ein 2l4jähriges Simmentaler Rind zeigte nach Aus¬ 
sage des Besitzers ganz plötzlich eine von dem Zahnfleisch 
der linken Zahnschaufel (J 1) ausgehende starke Blutung, 
die nicht gestillt werden konnte, weshalb das Tier nach 
12 Stunden wegen Hinfälligkeit und Dyspnoe geschlachtet 
werden mußte. Bei der Schlachtung floß nur wenig Blut. 

Sektion durch Verfasser: Sämtliche Eingeweide 
normal; am Unterkiefer Vorhandensein einer auf der ven¬ 
tralen Seite der linken Schaufelzange (J1) befindlichen, 
über das Zahnfleisch vorstehenden, kleinhaselnußgroßen, 
rundlichen, fleischartigen, hämorrhagischen, an der Ober¬ 
fläche nekrotisch-ulzerierenden Geschwulst von fein kaver¬ 
nösem Aussehen. Dieselbe entsprang aus der Zahnalveole 
des etwas gelockerten Schneidezahnes, so daß derselbe auf 
der ventralen und lateralen Seite in seiner ganzen Länge 
von rötlichem, weichem Tumorgewebe umfaßt war. Die 
.Masse haftete dem normalen Schneidezahn ziemlich fest an 
und war peripheriewärts durch eine 1 mm dicke, weißliche 
und derbe Membran scharf abgegrenzt. 



150 


Mikroskopisch fand man neben schlanken Spindel¬ 
zellen und elastischen Faserzügen viele rundliche und ver¬ 
ästelte Bindegewebszellen. 

Nach Mitteilung des Herrn Prof. Dr. Guillebeau 
handelt es sich um ein vom Alveolarperiost ausgehendes 
Myxom. 

Nach Mazeration des Unterkiefers fand man in der 
Lippenfläche des linken Kieferastes eine 3 cm breite und 
3 cm lange Höhle als den einstigen Sitz des Tumors. 

Resume: Myxome, die sonst allgemein zu den gut¬ 
artigen Geschwülsten zählen, können ausnahmsweise einmal 
durch Blutungsgefahr verhängnisvoll werden. Die eigent¬ 
liche Veranlassung zur Blutung bleibt hier dunkel. Rabus, 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Bekämpfung der Dasselfliege. 

In Nr. 50, 1909, der „Wochenschrift“ wurde berichtet, 
daß im Großherzogtum Oldenburg die Absicht bestehe, zur 
Bekämpfung der Dasselplage durch Ministerialverfügung 
Zwangsabdasselung anzuordnen. In diesem Jahre soll vom 
Zentralvereiu der deutschen Lederindustrie die Einberufung 
einer Konferenz in Aussicht genommen sein, welche sich mit 
Beseitigung der von der Dasselfliege ausgehenden Schädi¬ 
gungen befassen w r ird. 

Das 5. Heft der „Zeitschrift für Fleisch- und Milch¬ 
hygiene“ bringt eine Mitteilung von Niels Villemoes 
in Skiaerum Melle, laut welcher man im Meiereibezirk 
Skiaerum Meile bei Yemb (Jütland) seit dem Jahre 1900 
fleißig an der Vernichtung der Dasselfliege arbeitet und hie¬ 
bei bedeutende Erfolge erzielte. Nach V. nimmt in Däne¬ 
mark das Interesse für die Vernichtung der Dasselfliege 
stetig zu; ein Bezirk nach dem andern beginnt mit der 
systematischen Bekämpfung der Larven. Verf. glaubt, daß 
es bald gelänge, das Vorkommen der Dasselfliege auf ein 
geringes Maß zu beschränken, wenn der Kampf gegen dieses 
lästige Insekt allseitig aufgenommen wei’den würde. Diese 
Ansicht deckt sich mit dem auf diesen Punkt bezüglichen 
Inhalt eines vom Kaiser!. Gesundheitsamte ausgegebenen 
Merkblattes (Dasselfliegen-Merkblatt) ; in demselben heißt 
es: „Nur durch ein geschlossenes energisches Vorgehen aller 
Viehbesitzer einer Gegend zur Bekämpfung der Dasselfliege 
ist ein Erfolg zu erzielen. Darum empfiehlt es sich, daß Ver¬ 
einigungen von Viehbesitzern, Gemeinden oder Kreisen die 
Angelegenheit in die Hand nehmen, geeignete Personen als 
Abdassler anstellen, diese von Tierärzten unterweisen lassen 



151 


und die richtige Durchführung des Abdasselns durch alljähr¬ 
lich im Frühjahre stattfindende „Dasselschauen“ sichern.“ 
Da das hier angeführte Merkblatt nicht in den Händen 
aller Kollegen sein dürfte, bringe ich nachstehend Mehrere» 
über dessen Inhalt im Auszuge und flechte einige Zusätze ein : 

Das Merkblatt verbreitet sich zunächst über die Natur¬ 
geschichte der Dasselfliege. In Bezug auf diesen Gegenstand 
sei das Folgende angeführt: Die Fliegen legen die Eier auf 
die Haut. Vor noch nicht langer Zeit wurde gelehrt, daß die 
Larven, welche aus den von den Weibchen auf die Haut ge¬ 
legten Eiern hervorgehen, diese in ihrer ganzen Dicke durch¬ 
bohren, in dieSubkutis gelangen, sich daselbst während einer 
Dauer von 9 Monaten unter Hervorrufung von Entzündung, 
Eiterung bezw. der sogenannten Dasselbeulen zur Reife ent¬ 
wickeln etc. 

Es hat sich nun herausgestellt, daß diese Annahme 
falsch war. Die aus den Eiern kommenden Larven durch¬ 
bohren die Haut nicht, gelangen nicht auf diesem, sondern 
auf einem ganz anderen Wege in das Unterhautbindegewebe. 
Die Sache verhält sich nach Heinrichsen, Koor- 
waan, Schneidemühl u. A. w T ie folgt: Die aus den 
Eiern ausgeschlüpften Larven werden von den Rindern mit 
der Zunge abgeleckt, zumTeil indem sie sich selbst, zumTeil 
indem sie sich gegenseitig belecken, kommen in die Maul¬ 
höhle, von da aus in den Schlund bezw. in den Darm, wan¬ 
dern von diesen Organen aus meistens in den Rückenmarks¬ 
kanal und gelangen schließlich in dasUnterhautbindegewebe, 
woselbst sie dann während ihrer weiteren Entwicklung die 
umschriebenen Beulen von Wallnuß- bis Hühnereigröße, die 
Dasselbeulen verursachen. Der Weg, den die Larven nehmen, 
führt also nicht von außen durch die Haut, sondern vom 
Innern des Körpers in die Subkutis. 

Die Schädigung, welche die Dasselfliegen veranlassen, 
ist eine mehrseitige: sie beunruhigen die Tiere, halten sie 
vom Fressen ab und beeinträchtigen durch beides die Milch¬ 
ergiebigkeit ; wenn sie in größerer Anzahl vorhanden sind, 
können durch den Schmerz etc., welchen sie durch ihre 
Weiterentwicklung in der Haut verursachen, Störungen des 
Allgemeinbefindens, Rückgang der Ernährung eintreten. 
Bei zahlreichem Vorkommen verursachen die Dassellarven 
ferner eine mehr oder weniger bedeutende Wertverminde¬ 
rung des Fleisches; es entstehen nämlich in der Umgebung 
der Beulen wässerige, gallertartige oder blutig-eiterige Er¬ 
güsse, welche die Entfernung von mitunter umfangreichen 
Fleischteilen erforderlich macht; der meiste Schaden aber 



152 


entsteht an der Haut. Das aus dieser hergestellte Leder 
weist an den Stellen, wo die Larven ihren Sitz haben und 
schließlich aus der Haut austreten, Löcher auf. Das Aus¬ 
treten findet aber gerade an jenen Hautpartien statt, welche 
das wertvollste Leder liefern, nämlich am Rücken, der Lende 
und am Kreuze. Der von den Schmarotzern veranlaßt« 
Schaden wird im Durchschnitt für jede Haut auf 3 Mark 
angeschlagen. A. 

(Schluß folgt.) 

Tierzuchtinspektoren. 

In der bayerischen Kammer der Abgeordneten wurde 
bei der Beratung des Etats für Landwirtschaft beim Kapitel 
„Hebung der Tierzucht“ den Leistungen der Tierzucht¬ 
inspektoren warme Anerkennung gezollt und in Anregung 
gebracht, die Stellung derselben in einer die Bedeutung 
ihrer Tätigkeit zur Hebung der Tierzucht entsprechenden 
Weise zu gestalten. Hiebeiwurde seitens eines Abgeordneten 
der Wunsch zum Ausdrucke gebracht, es sollten auch tüch¬ 
tige Landwirte zu Tierzuchtinspektoren herangezogen wer¬ 
den können, wo die Verhältnisse dieses verlangen. 

Verschiedenes. 

Tierärztliche Hochschule München. 

Seit Langem hat das K. B. Staatsministerium des 
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten den Ausbau 
der Tierärztlichen Hochschule in Aussicht genommen. Ver¬ 
schiedene Umstände verzögerten die projektierten Ma߬ 
nahmen. Nunmehr sind wichtige Teile derselben zum Aus¬ 
trage gekommen. 

Seine Königliche Hoheit der Prinzregent haben ge¬ 
nehmigt, daß die Satzungen der Tierärztlichen Hochschule 
nach dem Vorbilde der Universität und Technischen Hoch¬ 
schule umgestaltet und daß dabei zunächst Kollegiengelder 
und Zulassung von Privatdozenten an der Hochschule zur 
Einführung gelangen. 

Die Verleihung des von der Hochschule erbetenen 
Promotionsrechtes ist vorläufig aus dem Grunde zurückge¬ 
stellt, weil noch Verhandlungen über den Gleichlaut des 
von deutschen Tierärztlichen Hochschulen zur Verleihung 
kommenden Doktortitels in Schwebe sind. 

Dem neuen Gnadenakt Seiner Königlichen Hoheit und 
dem Wohlwollen der hohen Staatsregierung wird von der 
Hochschule und gewiß nicht weniger aus dem Kreise der 
bayerischen Kollegen der innigste Dank entgegengebracht. 



153 


V eierinär-Off Izierskorps. 

Der Bericht über die Sitzung der Kommission für den 
Reichshaushalts-Etat vom 9. Februar 1910 in obigem Be¬ 
treffe lautet wörtlich: 

Der Vorsitzende, Freiherr v. Gamp-Massaune n, 
schlägt vor, über die Frage der Bildung eines Veterinär¬ 
korps abzustimmen. 

Korreferent Abgeordneter Erzberger: Auf die 
Frage, ob man ein Offizierkorps schaffen wolle oder nicht, 
wolle er nicht eingehen. Er wolle nur auf einige Konse¬ 
quenzen hinweisen. Es frage sich, wie man die Veterinäre 
bezüglich der Rationen und des Pferdegeldes stellen solle. 
Er schlage vor, ihnen Dienstpferde wie bisher zu stellen. 
Redner bemängelt weiter, daß an der Spitze des Veterinär¬ 
wesens ein Oberst stehe, und tritt dafür ein, an die Stelle 
dieses Offiziers einen Veterinär zu setzen. Auch die Be¬ 
setzung der Stellen bei den Lehrschmieden mit Kavallerie- 
Offizieren könne nicht beibehalten werden. Es erscheine ihm 
auch fraglich, ob den Remonte-Ankaufskommissionen in Zu¬ 
kunft noch Leutnants anzugehören brauchen. Er bitte die 
Heeresverwaltung, sich über die angeführten Punkte zu 
äußern. 

Bevollmächtigter zum Bundesrat Oberst Wandel: 
Für die Veterinäre seien Rationen nur für die Stabsveteri¬ 
näre und die Korpsstabsveterinäre angefordert, nicht auch 
für die unteren Chargen. Um den älteren Veterinären die 
Reitfähigkeit zu erhalten, sei die Forderung eingestellt. Er 
bitte um Bewilligung auch mit Rücksicht darauf, daß die 
Stellung von Pferden für die einzelnen Truppen außer¬ 
ordentlich schwierig sei. Bezüglich der Besetzung der In¬ 
spekteur-Stelle teilt. Redner mit, daß die Heeresverwaltung 
beabsichtige, später einen Veterinär an die Spitze zu stellen, 
falls sich keine besonderen Schwierigkeiten ergeben. Von 
einer Änderung bei den Lehrschmieden bitte er zunächst 
abzusehen, die Heeresverwaltung müsse erst abwarten, wie 
die jetzige Einrichtung sich bewähre. Was die Zusammen¬ 
setzung der Remontekommissionen anlange, bei denen die 
Abordnung von Leutnants beanstandet sei, so werde die 
Heeresverwaltung auch hier prüfen, wieweit eine Vermin¬ 
derung der Zahl der Offiziere angängig sei. 

Korreferent Abgeordneter Erzberger hält die Be¬ 
setzung der Lehrschmiede mit Offizieren nicht für notwendig 
und beantragt deren Streichung. 

Bevollmächtigter zum Bundesrat, Kriegsminister, 
General der Infanterie v. Heeringen: Durch Annahme 
des Antrages würde der Heeresverwaltung eine Fessel an- 



154 


gelegt, die für den Dienst von außerordentlichem Nachteile 
werden könnte. Die Umwandlung des Veterinärkorps bedeute 
eine Organisationsänderung, die bei ihrer Eigenart und 
ihrem Umfange nicht mit einem Schlage und in allen ihren 
Folgen sich vollziehen würde. Man denke doch an die all¬ 
mähliche, durch viele Jahre fortgeschrittene Entwicklung 
des Sanitäts-Offizierkorps auf den jetzigen Stand dieser Or¬ 
ganisation; auch da sei nicht alles mit einemal gemacht 
worden. Man warte doch ein Jahr ab, dann könne die Heeres¬ 
verwaltung auf Grund von Erfahrungen sich zu solchen Vor¬ 
schlägen äußern. Ohne solche Erfahrungen einschneidende 
Änderungen vorzunehmen, entspreche nicht den dienstlichen 
Interessen, und diese wolle man doch allseitig fördern. 

Korreferent Abgeordneter Erzberger bittet, daß 
die Erklärung des Kriegsministers dem Protokoll beigefügt 
werde und zieht seinen Antrag zurück. — 

Hierauf wird das Veterinär-Offizierkorps bewilligt. 


Die Militär-Veterinär reform in der Plenarsitzung des 

Reichstags. 

Bei der Verhandlung über die Veterinärreform im 
Reichstage am 10. Februar, bei welcher — wie bereits be¬ 
richtet — die Vorlage über die Militär-Veterinärreform mit 
außergewöhnlicher Stimmenmehrheit zur Annahme gelangte, 
sprachen die Abgeordneten von Eier n, Dr. Osann, von 
L i e b e r t und Dr. S o m m e r zur Vorlage und für dieselbe. 
Am eingehendsten vertrat der Abgeordnete Sommer nicht 
nur das Prinzipielle der Reform, sondern auch alle jene 
Punkte, welche zur vollkommenen Ausgestaltung derselben 
zur Durchführung hätten gelangen sollen. So äußerte er 
den Wunsch, es möchte die Direktion der Militär-Veterinär- 
Akademie einem Veterinär-Offizier übertragen werden; 
außerdem regt er an, die Korpsstabsveterinäre den General¬ 
oberärzten des Sanitätskorps gleichzustellen und einer An¬ 
zahl der Stabsveterinäre, etwa der Hälfte derselben, die 
Kompetenzen der Stabsoffiziere zu verleihen; er vertrat also 
die Forderungen, welche die bayerischen Abgeordneten 
Dr. Günther und Loibl mit so beredten Worten in 
der bayerischen Kammer der Abgeordneten zum Ausdrucke 
gebracht hatten. Sommer wünschte ferner, daß den Vete¬ 
rinär-Offizieren Feldbinde und Schärpe verliehen werde und 
daß sie Pferderationen erhalten. S. kam auch auf die mit¬ 
unter unerquicklichen Verhältnisse zu sprechen, welchen die 
Veterinäre an den Militärfohlenhöfen ausgesetzt sind, und 
macht Vorschläge zur llemedur. 



155 


Bedauerlicherweise ist die Reform bezüglich dieser 
von dem Abgeordneten Sommer angeregten und wohl¬ 
motivierten Wünsche im Rückstände geblieben. Wie die 
Dinge stehen, darf man aber mit Zuversicht erwarten, daß 
dieser Rückstand nur ein temporärer sein und daß die wei¬ 
tere Entwicklung des Veterinär-Offizierskorps denselben 
Gang gehen wird, wie diejenige des Militär-Sanitätskorps. 

Möge dieser Gang eine recht kurze Zeit iu Anspruch 
nehmen! A. 


Promotionen in Bern. 

Auf Grund der in der politischen Presse über die Er¬ 
werbung des veterinär-medizinischen Doktortitels in Bern 
erhobenen abfälligen Kritiken hat die schweizerische Unter- 
richts-Direktipn eine Untersuchung angeordnet. Diese lie¬ 
ferte das Ergebnis, daß die Promotionen an der 
genannten Fakultät nach jeder Richtung 
vorschriftsmäßig erfolgten. Das Resultat der 
gepflogenen Erhebungen wird dem preußischen Kultus¬ 
ministerium mitgeteilt werden. 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 15. Februar 1910. 

a) Maul- und Klauenseuohe: 
Schwaben: 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayeru: 8 Gmd. (12 Geh.); Niederbayern; 
19 Gmd. (21 Geh.); Oberpfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); Mittel¬ 
franken: 1 Gmd. (1 Geh.); Unterfranken: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Schwaben: 4 Gmd. (4 Geh.). 

Bttcherschan. 

Ratschläge zur Gesunderhaltung der Pferde und zur Ver¬ 
meidung von Pferdeverlusten für die Mitglieder von 
Pferdeversicherungsvereinen. Herausgegeben auf Veran¬ 
lassung der K. B. Versicherungskammer von Ludwig 
Himmelstoß, K. Bezirkstierarzt in Dachau. Druck 
und Verlag von J. Gotteswinter, München, Theatiner¬ 
straße 18. 

Es ist zunächst des wichtigen Einflusses von Luft, Wasser und 
Stall gedacht; nahezu die Hälfte des Büchleins beschäftigt sich mit 
Futtermitteln und Fütterung; der übrige Teil handelt von der Pflege 
der Haut, der Gliedmaßen und der Hufe, von einigen öfters zur 
Beobachtung kommenden inneren Krankheiten und Seuchen und 
von der trächtigen Stute. An den Schluß ist eine sehr berechtigte 
Warnung vor Viehpulvern und Geheimmitteln gestellt. 


156 


Der als Amtstierarzt und erfahrener Praktiker allseits geschätzte 
Yerf. hat es verstanden, in knapper und klarer Sprache den Stotf 
zu bewältigen und ihn dem Pferdebesitzer verständlich zu machen. 
Das 64 Seiten starke, um den billigen Preis von 30 Pfennig aus dem 
Verlage von J. G o 11 e s w i n t e r - München erhältliche Büchlein 
erfüllt den angekündigten Zweck vollständig und wird sich unter 
den Pferdebesitzern wie gewiß auch unter Tierärzten viele Freunde 
erwerben. G. 


Personalien. 

t 

A u s z e i c h n u n g: Dr. Sticker Anton, Oberassistenzarzt 
an der Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin erhielt den Titel 
Professor. 

Ernennungen: Oller Alois, prakt. Tierarzt in Holz¬ 
kirchen zum Oberveterinär d. R.; Dr. Frei Walter, Assistent in 
Pretoria zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter am Physiologischen 
Institut der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin; Fritsch Philipp 
aus München zum Tierzuchtinspektorassistent in Traunstein. 

Niederlassung: J. Alefeld als praktischer Tierarzt in 
Eschenau bei Nürnberg. 

Wohnsitz-Veränderungen: Lehn e'r Thomas aus 
Oberviechtach als Vertreter nach Wiesentheid (Unterfranken); 
Löffler Albert aus Zangberg als Vertreter nach Weißenhorn 
(Schwaben). 

Approbationen: in München die Herren H o f m a n n 
Karl aus Wollmetshofen, Patsch eff Wasil aus Werbitza (Bul¬ 
garien) und Wen off Russi aus Araplar (Bulgarien). 




& 

Der ansteckende 


Scheidenkatarrh 

wird in kurzer Zeit durch das geruchlose „Bissulin“ 
geheilt. Anwendung einfach und bequem. Weit 
über 100 Gutachten von Tierärzten bezeugen die 
vorzügliche Wirkung. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 31. 


Druck von J. Gottes Winter, München. — Kommissionsverlag. M. Ri ege r sehe 
Universitätsbuchhandlung, München. Odeonsplatz 2. 





Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 8. März 1910. Nr. 10. 


Inhalt: O r i g i n a 1 a r t i k e I: Jöhnk: Torsio testiculi bei Kryp- 
torchiden (Eber und Stier). — Bayer: Aus der Praxis. — 
Referate: Bahr: Kälberseuchen und Kälberaufzucht. HofF- 
mann: Leberverletzung bei einem Pferd. Ublacker: Die Serum¬ 
therapie der Hundestaupe. Madlener: Catgut oder unresorbier- 
bares Fadenmaterial? — Tierzucht und Tierhaltung: 
Bekämpfung der Dasselfliege. (Schluß.) Förderung der Vieh¬ 
zucht und Viehverwertung in Österreich. — Verschiedenes: 
Tierärztliche Hochschule Dresden. Die Remontierung der deut¬ 
schen Armee im Jahre 1909. — Bücherschau. — Per¬ 
sonalien. 


Torsio testiculi bei Kryptorchiden (Eber und Stier). 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Der Hausmann J. B. in Fünfhausen wünschte Kastra¬ 
tion zweier, je etwa 75 kg schwerer Eber (Kryptorchiden) 
um bei späterem Verkauf keine Unannehmlichkeiten zu 
haben. Die Laparotomie fand nach den Regeln der Anti¬ 
sepsis in der rechten Flankengegend statt. Die in der Bauch¬ 
höhle befindlichen Testikel wurden hervorgezogen und nach 
Unterbindung des Samenstranges abgesetzt. 

Bei einem Eber fand ich den rechten Hoden erheblich 
vergrößert und schwarz-rot verfärbt, die Tunica vaginalis 
propria war leicht getrübt und mit feinem Fibrinbelag ver¬ 
sehen. Hoden einschließlich Nebenhoden hatten die Größe 
eines Kinderkopfes. Der Samenstrang war ebenfalls schwarz¬ 
rot verfärbt und eine kurze Strecke oberhalb des Hodens zu 
einem Strange zusammengedreht. Die Drehung war eine 
mehrfache und um die Längsachse des Samenstranges er¬ 
folgt. Oberhalb der Torsion hatte derFunieulus spcrmaticus 





158 


normalen Umfang und Aussehen, während er unterhalb die 
vorerwähnte Schwellung und Verfärbung auf wies. Nach 
Unterbindung der zusammengedrehten Stelle setzte ich den 
Hoden ab. Der linke Testikel wies keine Veränderungen 
auf. Die Bauchwunde wurde in Etagen vernäht und heilte 
auf erstem Wege. 

Auf dem Durchschnitt wiesen Hoden und Nebenhoden 
schwarz - rote Verfärlmng auf infolge ausgedehnter Durch¬ 
setzung mit Blutungen; die Struktur der Organe war dabei 
noch deutlich zu erkennen. Durch die Drehung um die 
Längsachse des Samenstranges wurde hämorrhagische In¬ 
filtration der unterhalb der Torsion gelegenen Teile erzeugt. 

Wenige Monate später (November 1909) fand ich eine 
ähnliche Veränderung eines Hodens bei einem ca. D/g Jahre 
alten Stier, der während des Weideganges lebhafte Ge¬ 
schlechtsäußerungen durch Auf springen auf weibliche Tiere 
bekundet hatte. 

Bezüglich der Ausführung der Kastration von Kryp- 
torchiden sei folgendes erwähnt: Durch vorherige Unter¬ 
suchung überzeuge ich mich, daß es sich nicht um verirrte 
Testikel handelt (Innenfläche der Oberschenkel, Nähe des 
Schlauches). Durch 24stiindiges Hungern wird der Stier 
vorbereitet, dann erfolgt die Laparotomie am liegendenTiere 
in der linken oberen Flankengegend. Die Ausführung 
des Bauchschnittes auf der linken Seite ist vorteilhafter, 
weil hier keine Behinderung durch Dünndarmschlingen er¬ 
folgt. Andererseits ist Hungernlassen unbedingt nötig, da 
der prall gefüllte Wanst die Aufsuchung bezw. das Hervor¬ 
ziehen der Testikel verhindern kann. Die Schnittrichtung 
erfolgt dorsoventral, parallel dem Verlauf des Muse, trans- 
vers. abdom. Die Laparotomiewunde wird in 3 Etagen ver¬ 
schlossen. Ein besonderer Hinweis auf gehörige Asepsis 
dürfte sich erübrigen. 

Nach Eröffnung der Bauchhöhle wurde der linke Ho¬ 
den kaudal vom dorsalen Pansenblindsack aufgefunden. 
Beim Versuch, ihn hervorzuziehen, riß der Samenstrang 
zu meinem größten Erstaunen ab, trotzdem die angewandte 
Zugkraft ganz außerordentlich gering war. Aus dem in der 
Bauchhöhle verbliebenen Stumpfe des Samenstranges er¬ 
folgte keine Blutung. Der am Testikel sitzende liest des 
Stieles war zu einem streichholzdicken Strange zusammen- 
gedreht. 

Da die Auffindung des rechten Hodens nicht gelang, 
so tastete ich an dem leicht erkennbaren Samenstrange ent¬ 
lang und ermittelte den Teslikel an der Harnblase und mit 



15Ö 


ihr verwachsen. Durch vorsichtiges Zupfen und Stoßen mit 
den Fingern löste ich den sehr kleinen Hoden aus seiner 
Verwachsung mit der Blase und versuchte ihn durch die 
Laparotomiewunde hervorzuziehen. Wegen der Kürze des 
Hodengekröses gelang dies jedoch nicht. Unter Spannung 
des Samenstranges fixierte ich nun den Testikel mit der 
linken Hand, führte dann eine geschlossene Schere mit der 
rechten Hand in die Bauchhöhle ein und setzte den Hoden 
ab. Bei Ausführung des Scherenschnittes trug ich Sorge, 
daß andere Organe nicht verletzt wurden. Eine Unterbin¬ 
dung des Samenstranges erschien nicht erforderlich, da eine 
etwa auf tretende Blutung bei der geringen Größe des Ho¬ 
dens ohne Bedeutung sein mußte. 

Die Untersuchung der Testikel ergab folgenden Be¬ 
fund: Linker Hoden und Nebenhoden mit einander vex*- 
wachsen, Gewicht 41 g, der Hoden ist schmutzig-grau ge¬ 
färbt, trübe und trocken, läßt auf dem Durchschnitt noch 
die Struktur erkennen. Der Nebenhoden ist grau-rot ge¬ 
färbt, feucht und glänzend. Der Samenstrang ist, wie schon 
erwähnt, fest zu einem Strange zusammengedreht. — Am 
2,5 g schweren rechten Hoden ist der Nebenhoden nur 
undeutlich abgesetzt. Der gelblich-weiß gefärbte Testikel 
läßt auf dem Durchschnitt eine Kapsel erkennen, die mit 
schmierigem, bröckeligem Inhalt angefüllt ist. 

Zur näheren Untersuchung sandte ich beide Hoden an 
das pathologische Institut der Tierärztlichen Hochschule in 
Hannover. Herr Prof. Dr. II i e v e 1, dem ich auch an dieser 
Stelle meinen Dank aussprechen möchte, teilte mir mit, daß 
der größere Hoden histologisch das Bild der reinen Nekrose 
zeige, wie sie nach Unterbindung von Ernährungsgefäßen 
aufzutreten pflege; dabei sei das Gewebe zum Teil noch als 
solches erkennbar. Der kleinere Hoden lasse normales 
Hodenparenchym nicht mehr erkennen, er bestände nur aus 
reichlichem Bindegewebe. 

Während im I. Falle durch die Drehung um die Längs¬ 
achse des Samenstranges hämorrhagische Infiltration des 
Testikels erzeugt wurde, kam es im Falle II zur völligen 
Nekrose des Organs, so daß es nur einer sehr geringen 
äußeren Einwirkung bedurfte, um eine Trennung des 
Samenstranges zu bewirken. Vermutlich würde die Tren¬ 
nung atich ohne Operation nach kurzer Zeit erfolgt sein. 
Die Drehung des Stranges dürfte somit e i n e Ursache für 
die Entstehung frei in der Bauchhöhle befindlicher Hoden 
bilden. Als wahrscheinliche Ursache für das Abreißen der 
retinierten Testikel vom Stiel sieht K i t t ( Pathol. Anatom. 



160 


1906, Bd. II, pag. 554) eine Verschiebung durch die Bauch¬ 
eingeweide an. Über die Veranlassung der Torsion konnte 
ich keinen Aufschluß erlangen, vielleicht äußert sich einer 
der Herren Kollegen dazu. 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Bayer, Abenaherg. 

I. Über Schlafsucht. 

(Seuchenhafte Gehirn- und Bückenmarkshautentzüudung.) 

In einer äußerst beängstigenden Weise trat im dies¬ 
seitigen Distrikte Mitte des Frühjahrs und im Laufe des 
Sommers, vereinzelt auch im Herbste 1908, die Schlafsucht 
(subakute Gehirnentzündung) unter den Pferden auf. Im 
ganzen kamen 17 Fälle zur Behandlung, von welchen 15 = 
88 % einen tödlichen Verlauf nahmen (1907: von 8 Fällen 
6 letal). 

Die von der Krankheit ergriffenen Tiere waren ver¬ 
schiedenen Alters, von % bis zu 15 Jahren, die Mehrzahl 
jedoch war 4 bis 6 Jahre alt. Auftreten, Erscheinungen und 
Verlauf waren mannigfacher Art. So ereigneten sich in 
einem Gehöfte 3, in zwei anderen je 2 Fälle, während die 
übrigen sporadisch auftraten. — Teil gebe nachstehend eine 
kurze Beschreibung des wiederholt in je einer Stallung auf¬ 
getretenen Leidens: 

Fälle I. Eine Mutterstute, die vor 3 Wochen ge¬ 
fohlt hatte, erkrankte nach kurzer Bewegung plötzlich an 
leichter Kolik mit Fieber (39,5 °) und Depressionserschei¬ 
nungen, die stündlich deutlicher hervortraten: Taumeln, 
schwankender Gang und anfangs leichtes, später sich stei¬ 
gerndes Knirschen mit den Zähnen bei starker Depression. 
Einige Stunden später treten bei einem anderen Pferd des 
gleichen Stalles, abgesehen von Kolik, dieselben Erschei¬ 
nungen auf; allerdings nicht in so stark ausgeprägter Weise. 
Alsbald erhielt nun jedes der Pferde therapeutisch Sublimat 
0,1—0,15 zu 10—15 Wasser intravenös. Das 1. Pferd war Tags 
darauf zu Boden gestürzt und unfiihig.sich wieder zu erheben. 
Völlig apathisch verendete es nach 15ständiger Krankheits¬ 
dauer. Das 2. Pferd erhielt am zweiten Krankheitstage noch¬ 
mals eine intravenöse Sublimat-Injektion und dazu Jodkali 
in's Trinkwasser, ebenso am dritten Tage, ohne daß eine 
Änderung im Befinden des Patienten eintrat. Da der Be¬ 
sitzer einen Pfuscher beizog, wurde die Behandlung am 
vierten l äge, an welchem neuerdings in dieser Stallung ein 
Pferd erkrankte, aufgegeben. (Der Pfuscher zog jo ein 



161 


starkes Haarseil über Stirne, Hals und Vorderbrust, rieb 
den ganzen Tierkörper mit Essig ein und goß dem Pferde 
eine Flüssigkeit, vermutlich Wasser, in die Ohren mit dem 
Bemerken, daß nach einiger Zeit braunes Wasser heraus¬ 
laufen müsse!!) Beide Pferde gingen nach 2 Tagen ein. 

Fälle II. Das betreffende Pferd war angeblich seit 
2 Tagen traurig und versagte das Futter. Der Besitzer ver¬ 
mutete Druse und bezog von einem Pfuscher ein sogen. 
Kehlpulver. Da sich der Zustand des Tieres verschlimmerte, 
wurde ich beigezogen. Das Tferd zeigt bei der Untersuchung 
trauriges, stumpfsinniges Benehmen, gesenkte Kopfhaltung, 
Taumeln, fad - süßlichen Geruch aus dem Maule, Zähne¬ 
knirschen, wulstartige Spannung der Halsmuskulatur, tau¬ 
melnden Gang, 39,3 0 Temperatur. Am nächsten Morgen 
injizierte ich Sublimat. Die Erscheinungen hatten sich 
unterdessen verschlimmert. Bei meiner Ankunft am 3. Tage 
lag das Pferd, das Tags vorher gegen Abend niedergestürzt 
war, und konnte sich nicht mehr erheben; es verendete nach 
fünftägiger Krankheitsdauer. 

6 Wochen später traten im gleichen Stalle bei einem 
Pferde nachts plötzlich hochgradige Erregungserscheinungen 
im Wechsel mit Depressionssymptomen auf, nachdem das 
Tier noch nachmittags zur Arbeit verwendet worden war. 
Zirka 4 Stunden später war bereits Exitus letalis einge¬ 
treten. 

Fälle III. Ein Pferd vermochte sich bei der Morgen¬ 
fütterung mit den Hinterbeinen nicht mehr zu erheben. 
Außer völliger Bewegungs- und Empfindungslosigkeit des 
Hinterteils förderte die Untersuchung nur mäßige Störung 
der sensoriellen Funktionen zuTage; dieTemperatur betrug 
39,1°. Da ich Coffein, natr. salicyl. zur Verfügung hatte, in¬ 
jizierte ich davon 10 Gramm und verordnete spirituöse Ein¬ 
reibungen auf Lenden und Kreuz. Am nächsten Morgen 
lag das Pferd tot im Stalle. Einige Monate später er¬ 
krankte ein anderes Pferd unter Kolikerscheinungen, an 
welche sich die Symptome der Schlafsucht anschlossen. Die 
Mastdarmtemperatur betrug 39,8°. Therapie: Sublimat-In¬ 
jektion und Jodkali wie oben. Am 2. Tag leichte Besserung, 
ebenso am 3. Tag nach jeweiliger Sublimat-Injektion; am 
4. Tag schlagaufallähnlicher Tod. — 

Die übrigen tödlichen Erkrankungen zeigten fast alle 
das gleiche Bild der Schlafsucht (Mattigkeit, Stumpfsinn, 
schläfriges Benehmen, Schwanken, Taumeln, zuweilen 
Kiederstürzen, Fieber, charakteristisches Zähneknirschen). 
Der Tod trat jeweils nach 2, 3, 5, 0, 12 oder 14 Tagen ein. 



162 


Von den zwei geheilten Fällen verlief der eine unter 
den hauptsächlichen Erscheinungen der Gehirnkongestion 
mit hochgradiger Aufregung; Depressionssymptome waren 
weniger ausgeprägt. Behandlung: Zweimalige Injektion 
von 0,08 Arecolin und Sal. Carol. fact. in großen Gaben. 
Der andere sich als typische Schlafkrankheit erweisende 
Fall ging nach 14 Tagen bei Behandlung mit Sublimat und 
Jodkali in vollständige Heilung über. 

Die fast in allen Fällen eingeleitete Sublimattherapie 
hat sich leider nicht so bewährt, wie ich mit Bezug auf den 
Inhalt einzelner Berichte erwartete. Selten wurde über¬ 
haupt eine Veränderung des Krankheitsbildes hervorge¬ 
rufen und nur einmal Heilung erzielt. Da ich auch ohne 
Sublimat spontane Heilung der Schlafsucht beobachtet habe, 
halte ich fiir fraglich, ob die oben angeführte Heilung auf 
die Behandlung mit Sublimat zurückzuführen war. Nach¬ 
dem der K. Bezirkstierarzt Diera mit dem Sublimat so aus¬ 
nehmend günstige Erfolge erzielt hat, mag vielleicht die 
Annahme gerechtfertigt erscheinen, daß in den von ihm be¬ 
richteten Fällen die von den hiesigen verschiedenen örtlichen 
Verhältnisse und die damit vielleicht in Verbindung stellen¬ 
den verschiedenen Ursachen, ferner der Grad des Leidens 
eine Bolle spielten. 

II. M a s t d a r m dreh u n g bei ei n er Stuf e. 

Eine hochträchtige Stute erkrankte plötzlich unter 
großen Schiherzensäußerungen an Kolik. Der Hinterleib 
war stark aufgetrieben, das Tier drängte unaufhörlich gegen 
den Mastdarm und zwar so heftig, daß einige Stunden nach 
Eintritt der Krankheit ein zirka 20 cm langes Stück des 
Kektums vorgefallen war. Der explorierende Arm konnte 
kaum bis zum Ellenbogen eingeführt werden, ein trichter¬ 
förmiger Verschluß des Darmes machte jedes weitere Vor¬ 
dringen unmöglich. Trotz .Massage, Infusionen in den Mast¬ 
darm, Wälzen etc. konnte eine Änderung des Zustandes nicht 
erzielt werden. Nach Verlauf von zirka 17 Stunden ging 
das Pferd ein. 


Referate. 

Bahr: Kälberseuchen und Kälberaufzucht. (Zeitsehr. 
d. Landwirtschaftskammer f. d. Provinz Westpreußen, 1000, 
Nr. 51.) 

Verf. bespricht zuerst die hygienischen Maßnahmen 
zur Verhinderung von Kälberseuchen und empfiehlt hiebei 
in erster Linie die Behandlung des Nabelstranges mit Alko- 



163 


hol, Anlegung einer mit Alkohol getränkten Walte und 
Befestigung derselben mittelst einer Gummihülse nach 
Pfeiffer (Referat in der „Wochenschr. f. Tierheilkunde 
u. Viehzucht 1907). Die Behandlung des Muttertieres 
vor und bei der Geburt und des geborenen Kalbes geschieht 
nach den bekannten Vorschriften von Pols. 

Trotz Durchführung dieser vorsorglichen Maßnahmen 
kann die Kälberruhr in einer Anzahl von Fällen, wie Verf. 
glaubt, wohl dadurch bedingt sein, daß die Kälber schon im 
Mutterleibe infiziert waren. 

Hiegegen hat sich in der Provinz Westpreußen die 
Impfung der Muttertiere mit Kälberruhrbazillenextrakt 
(G ans) gut bewährt. Die Impfung geschieht das erste Mal 
ü Wochen vor dem Kalben mit 10 ccm Kälberruhrextrakt 
und nach weiteren 10 Tagen mit 20 ccm des Extraktes. 

Über die Ergebnisse der Impfung von Kälberrulir- 
serum in der Provinz Westpreußen liegen günstige Gut¬ 
achten von Tierärzten und Landwirten vor; endlich be¬ 
richtet Verf. über die Schutzimpfung der Kälber in West¬ 
preußen gegen die infektiöse Kälberpneumonie mit dem 
Pneumoniebazillenextrakt (Gans). Diese Schutzimpfung 
hat sich fast überall sehr gut bewährt und infolgedessen 
großen Anklang gefunden. Verf. hebt übrigens hervor, daß 
man auf einen Erfolg im allgemeinen nur rechnen darf, 
wenn die Impfung alsbald nach der Geburt vorgenommen 
wird, öfters gelang es auch, mittelst der Heillymphe an 
septischer Pneumonie bereits erkrankte Tiere zu retten. 

A. 


Hoffmann: Leberverletzung bei einem Pferd. 

(Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 42.) 

Verf. wurde zu einem Pferd gerufen, das in Schweiß 
gebadet und hochgradig aufgeregt war; es zitterte am 
ganzen Körper und ließ rhythmisch etwa jede Sekunde 
einen eigenartig schluchzenden Ton hören. Puls 100, Tem¬ 
peratur, Lungen- und Darmgeräusche normal. Der Kutscher 
gestand, dem Tier Fußtritte gegen den Bauch versetzt zu 
haben, weil es ihn beißen wollte. Spuren der Tritte waren 
nicht mehr zu sehen. 

In den nächsten Tagen war Patient sehr matt und 
niedergeschlagen, der Durst war immer sehr groß, doch er¬ 
folgte keine Futteraufnahme. Der entleerte Kot war schlie߬ 
lich nichts als schmutziges, sehr übelriechendes Wasser, das 
einige wenige Futterteilchen enthielt. Puls bei normaler 



164 


Temperatur stets sehr schlecht. Gang gespannt und äußerst 
mühsam. 

Ein inzwischen noch zugezogener Kollege glaubte mit 
einer Vergiftung rechnen zu sollen, nachdem er bei Unter¬ 
suchung des Futters einige verdorbene und gefrorene Mohr¬ 
rüben gefunden hatte. Tatsächlich wurde dann hierauf und 
endlich noch auf Hufrehe behandelt. 

Am 7. Tag trat der Tod ein. Von Magendarmentzün¬ 
dung fand sich nicht die geringste Spur. Alle Organe waren 
unverändert mit Ausnahme der Leber. Diese wies eine etwa 
handtellerbreite Fläche von grau-weißlicher Farbe auf. Das 
Parenchym war hier gänzlich verschwunden; auf leichten 
Fingerdruek entstand eine dünnbreiige Masse. Die übrigen 
Leberteile hatten bei blutleerer Schnittfläche ein gelb¬ 
schmutziges Aussehen. Lindner. 


Üblacker: Die Serumtherapie der Hundestaupe. 

(Tierärztl. Rundschau, 1910, Nr. 3.) 

Verfasser erzielte mit der Anwendung des von der 
Deutschen Schutz- und Heilserum-Gesellschaft Berlin her¬ 
gestellten Hundestaupeserum Dr. Piorkowski in einer großen 
Anzahl von Fällen intestinaler, pektoraler und nervöser 
Staupe in 80—90 c /o geradezu glänzende Erfolge und keine 
einzige üble Nebenwirkung. 

a) Anwendung des Staupeserum als Schutzserum 
in der Dosis von 5 ccm bei Hunden der kleinen Rassen, in 
der Dosis von 10 ccm bei Hunden der mittleren und großen 
Rassen in einem Alter von 8—10 Wochen. Nach 3—6 Mo¬ 
naten hat unbedingt eine zweite Injektion von 10 ccm des 
Serum zu erfolgen. Vor der Serum-Injektion lasse man die 
jungen Hunde eine Spulwurmkur durchmachen, da wieder¬ 
holt die Beobachtung gemacht wurde, daß Hunde, die mit 
einer großen Anzahl von Spulwürmern behaftet waren, In¬ 
toxikationen zeigten. 

b) Als Heilseru m hat sich das Staupeserum bei 
gastrischer Staupe mit Gastroenteritis, bei pektoraler Staupe 
mit Laryngitis, Bronchitis und katarrhalischer Pneumonie, 
bei nervöser Staupe mit heftigen Zuckungen im Bereiche 
der Kau-, Nacken- und Extremitätenmuskulatur sowie Pa¬ 
rese und Paralyse der Nachhand sehr gut bewährt. Dosen 
von 10—20—30 ccm sind öfters notwendig. 

Manchmal läßt aber die Behandlung mit Heilserum 
deshalb im Stiche, weil entweder die Applikation viel zu 
spät erfolgte oder weil es sich gar nicht um Staupe ge¬ 
handelt hat. Bekanntlich verlaufen bei Hunden im jugend- 



165 


liehen Alter viele Erkrankungen unter «lein seheinbaren 
Bilde der Staupe, so z. B. Stomatitis mit Zahnfraisen, manehe 
Magen- und Darmkatarrhe, Entzündungen der oberen und 
tieferen Luftwege, verschiedene Wurmleiden mit ihren ner¬ 
vösen Begleiterscheinungen, Stuttgarter llundeseuehe eie. 

R a b u s. 


M. Madlener: Catgut oder unresorbierbares Faden¬ 
material? (Zentralblatt für Chirurgie, Nr. 1 , 1910.) 

Die Beantwortung dieser Frage hangt sehr davon ab, 
ob Catgut einwandsfrei steril dargestellt werden kann. — 
K u h n tritt neuerdings für die keimfreie Herstellung des 
Catgut ein, immerhin ist aber „ein Hammeldarm ein sehr 
verdächtiges Objekt“. Obwohl unresorbierbares Fadenmate¬ 
rial vollständig steril geliefert werden kann, haben viele 
Chirurgen einen Horror vor diesem Material, da in vielen 
Fällen langer Rekonvaleszenz ein versenkter Zwirnfaden 
nach dem andern allmählich herauseitert. Diesem Übel kann 
man abhelfen,wenn man zwei Forderungen, die von Kocher 
aufgestellt sind, erfüllt: 1. nur antiseptisch imprägnierten 
und 2. möglichst kleinkalibrigen Faden zu gebrauchen, da 
nur ein sehr feiner Fremdkörper anstandslos einheilt. M a d- 
lener benützt bei seinen Operationen vornehmlich Subli- 
mat-Rarninzwirn, ein aus indischer Nesselfaser gewonnenes 
Nähmaterial von außerordentlicher Zugfestigkeit; bei 757 
Operationen kam nur Sublimatzwirn in Anwendung, da¬ 
runter bei 124 Radikaloperationen des Leisteubruchs; auch 
bei infizierten Wunden verwendet M. Sublimat-Raminzwirn 
mit bestem Erfolg. Her Raminzwirn gestattet eine bessere 
Bemessung der aufzuwendenden Zugkraft, außerdem braucht 
man keine Quellung zu befürchten. M. verwendet Catgut 
dann, wenn er Fremdkörperbildung um den nichtresorbier- 
ten Faden befürchtet oder seine eventuelle Entfernung aus 
Hohlorganen Schwierigkeiten bereitet. 

L i c h t e u s l e r n. 

Tierzucht and Tierhaitang. 

Bekämpfung der Dasselfliege. 

(»Schluß.) 

Was nun die Bekämpfung der Dasselfliegen bet rillt, 
so wurde prophylaktisch empfohlen, die Haut der Weide¬ 
tiere während der Schwärmezeit (Juni bis September) mit 
einer den Bremsen unangenehmen Flüssigkeit entlang des 



Rücken* zu bestreichen, um dadurch zu bewirken, daß sie 
sieh auf der Haut nicht niederlassen. Man bezeichnet« als 
geeignet zu diesem Zwecke Kreolin, Karbolsäure. Oleum 
Lauri, Oleum Petrae, Asa foetida, dann eine Abkochung 
von Wallnußblättern in Essig etc.; ferner wurde angeraten, 
die Weidetiere zur Zeit des Austrittes der Larven aus der 
Haut früh bis ungefähr um 10 Uhr im Stalle zu lassen, weil 
die Larven hauptsächlich während der Morgenstunden ihre 
Wohnstätten in der Haut verlassen und im Stalle zugrunde 
gehen; endlich wird eine gute Hautpflege angeregt, beson¬ 
ders eingehende Behandlung der Haut mit einer Bürste, 
um die auf den Haaren der letzteren befindlichen Eier zu 
beseitigen. 

Um die Bremsen von der Haut abzuhalten, habe ich 
vor Jahren einige Versuche angestellt; sie bestanden darin, 
daß ich Ökonomen veranlaßt«, am Rücken und Kreuz, dann 
an der Schulter und Brust verdünntes Kreolin aufzutragen; 
später empfahl ich, verdünnte rohe Karbolsäure zu ver¬ 
wenden. Die Beobachtung zeigte, daß durch dieses Ver¬ 
fahren das Entfernthalten der Bremsen von der Haut nur 
in geringem Grade erzielt wurde; anders verhielt es sich, 
als Einreibungen von verdünntem Ol. cornu cervi in 
Anwendung kamen. Die Landwirte und ich selbst beob¬ 
achteten, daß die Tiere nach Anwendung dieses Mittels 
durch die Bremsen sehr wenig beunruhigt wurden, beson¬ 
ders wenn es täglich benützt wurde. Die Verwendung des 
stinkenden Hirschhornöles hatte allerdings auch ihre Kehr¬ 
seite: die Haare an den bestrichenen Stellen wurden braun, 
was bei Tieren mit heller Haarfarbe sehr unschön aussah, 
der unangenehme Geruch des Hirschhornöles übertrug sich 
nach dem Einreiben des Viehes auf die Stall-Luft, brachte 
den Tieren aber nicht den mindesten Nachteil, und das 
Wartepersonal gewöhnte sich alsbald an den üblen Geruch. 

Man kann diesem Präventivverfahren einigen Wert 
nicht absprechen und ich darf soviel behaupten, daß man 
mittels Anstreichen der Körperoberfläche mit Hirschhornöl 
an den angegebenen Stellen die Rinderbremse von der Haut 
der Tiere in bedeutendem Grade abzuhalten vermochte, 
selbst wenn das Anstreichen nicht jeden Tag, sondern nur 
jeden 2. Tag geschah. Die Tiere wurden während des Weiden* 
wenig beunruhigt und bei konsequenter Durchführung des 
Verfahrens konnte man die Entstehung der Beulen auf ein 
äußerst geringes Maß beschränken. Mit Verwendung von 
lv r e o 1 i n oder K a r b o 1 s ii u r e war das Gleiche nicht 
zu erzielen. 



167 


I hiß durch Aust reichen der Haut weder mit Ol. corim 
cervi noch, mit einem der andern obengenannten Medika¬ 
mente irgend ein Einfluß auf die in der Subkutis befind- 
lichen Larven ausgeübt werden kann, braucht nicht bemerkt 
zu werden. 

Was die anderen erwähnten Vorbeugungsinittel be¬ 
trifft, so muß einer sorgfältigen Hautpflege das Wort ge¬ 
redet werden; es wird durch eine solche möglich sein auf 
den Haaren befindliche Eier abzustreifen, dagegen läßt sich 
die weiter empfohlene prophylaktische Maßnahme, die Tiere 
morgens längere Zeit im Stalle zu behalten, praktisch kaum 
durchführen. 

Aus dem Gesagten erhellt, daß eine erfolgreiche Be¬ 
kämpfung der Dasselfliege nur durch die eingangs ange¬ 
führte durch das Kaiser!. Gesundheitsamt angeregte Me¬ 
thode möglich ist. 

Über die Art der Ausführung des Abdassel ns enthält 
das mehrerwähnte Merkblatt des Kaiserl. Gesundheitsamtes 
die nachstehende Anweisung: 

1. Der richtige Zeitpunkt für das A b - 
il a s s e 1 n ist dann eingetreten, wenn di e 
Schmarotzer noch nicht so w eit entwickelt 
sind, daß sie aus den Hautbeulen auszu- 
schlüpfen vermögen, die natürliche kleine 
Hautöffnung an der überwiegenden Mehr¬ 
zahl der 1) a s s e 1 b e u 1 e n jedoch bereits v o r - 
h a n d e.n i s t und die Lar v e n a u s g e d r ü ek t oder 
mit einemgeeigneten lnstrume n t e e r r e i c h t 
werden können. Demnach muß das Abdasseln von 
Ende April bis Anfang Mai besorgt werden, als« kurz 
bevor der Weidegang begin n t. Es ist streng 
d a r a u f zu achten, daß die de n S fall v e r - 
lassenden Rinder von allen e r reic hbaren 
Dassellarven befreit sind. Bei Vieh, welches 
den Sommer über im Stall verbleibt, ist das Abdasseln nicht 
erforderlich. 

2. Das Ab d a s s e 1 n geschieht z w e c k ui ii ß i g 
in folgender Weise: Die in den größeren Beulen 
steckenden Larven versuche man mit den hingen» auszu¬ 
drücken. Wenn dies wegen ungenügender Entwicklung der 
Schmarotzer nicht gelingt, so empfiehlt es sich, eine Steck¬ 
nadel, in die kleine Hautöffnung der Dasselheule einzuführen 
und die Larve, deren schwarzes Hinter-Ende meist dicht 
hinter der Öffnung zu sehen ist, anzustechen, so daß ihr 



168 


Körper-Inhalt austließt. Durch kräftigen Druck mit den 
Fingern suche man nun die Beule zu entleeren. Die nicht 
entfernbaren angestochenen Larven sterben ab und eitern 
allmählich heraus. Schädigungen der Gesundheit des Viehs 
sind dadurch nicht zu befürchten. Zum Anstechen und 
gleichzeitigen Hervorziehen der Larven kann man sich 
einer mit kleinen Widerhaken versehenen Nadel, etwa nach 
Art der Iläckelnadeln, bedienen; auch erweist sich zur Ent¬ 
fernung der angestochenen oder unverletzten Larven die 
Verwendung einer kleinen Greifzange oft als zweckmäßig. 
Die richtige Benutzung solcher Hilfsmittel setzt aber größere 
Geschicklichkeit voraus. Die Entfernung der Dassellarven 
durch Anschneiden der Beulen sollte nur vom Tierärzte vor¬ 
genommen werden. 

Während des Weideganges muß in Zwischenräumen 
von höchstens 14 Tagen eine Untersuchung des Viehs vor¬ 
genommen werden. Hierbei sind auch die später zur Ent¬ 
wicklung gelangten Larven in der beschriebenen Weise un¬ 
schädlich zu machen. Wo auf den Weiden oder in deren 
Nähe Ställe oder Stände zum Einstellen des Viehs vor¬ 
handen sind, empfiehlt es sich, die Abdasselung darin vor¬ 
zunehmen. A. 


Förderung der Viehzucht und Viehverwertung in Öster¬ 
reich. 

Mit Gesetz vom 30. Dezember 1909 wird in Österreich 
zur Bildung eines Fonds zur Förderung der Viehzucht und 
Viehverwertung in den Jahren 1910 bis einschließlich 191S 
aus Staatsmitteln ein Betrag von je 6 Millionen Kronen 
ausgesetzt. Die zu demselben Zwecke im ordentlichen Etat 
des Ackerbauministeriums eingestellten Beträge kommen 
hiebei nicht in Betracht. Aus dem Fond ist jährlich der 
Betrag von 1 Million, zur Förderung der Vieh Verwertung, 
insbesondere auch zur Förderung der Schlachtviehverwer¬ 
tung in Verbindung mit der Fleischversorgung der Städte, 
des Viehexportes, der Errichtung von Schlacht-, Zucht- und 
Nutzviehmärkten, sowie der Förderung der Verwertung von 
Vieh Produkten zuzuwenden. 

Ein Betrag von 5 Millionen Kronen hat zur Förderung 
der Viehzucht und Hebung des Viehstandes in Verwendung 
zu kommen. 

Die in einem Jahre nicht verwendeten Beträge bleiben 
dem Fond erhalten und sind bis zu ihrer Verwendung frucht¬ 
bringend anzulegcn. (Tierärztl. Zentralblatt. Nr. 4, 1910.) 



169 


Verschiedenes. 

Tierärztliche Hochschule Dresden. 

Die Titularprofessoren der Tierärztlichen Hochschule 
Dresden DDr. Naumann und S c h e u n c r t wurden zu 
außerordentlichen Professoren an der genannten Hoch¬ 
schule befördert. 


Die Remontierung der deutschen Armee im Jahre 1909. 

Nach maßgebendem Urteile, schreibt Generalmajor z. 1). 
Zobel in Nr. 9 der „Illustr. Landw. Zeitung“, ist die Re¬ 
montierung 1909 sehr gut ausgefallen, d. h. die Remonten 
waren sorgfältig eingekauft und zeigten bereits nach den 
ersten Monaten der Einstellung in die Depots treffliche Ent¬ 
wicklung. 

Preußen deckte seinen Bedarf im eigenen Lande. 
Von den 23 964 vorgeführten Pferden kamen 10880 = 46 ( '/c 
zum Ankauf. Der Durchschnittspreis war 1065 Mk. (20 Mk. 
höher als im Vorjahre). 

In Bayern wurden 612 Remonten vorgestellt und 
350 Stück = 57 % angekauft. Ihrem Ursprungsort nach 
kamen 116 von Gestüten, 183 von Aufzuchtsanstalten, 48 
von kleinen Besitzern und 3 von Händlern. 84 Tiere stam¬ 
men von Vollblutvätern ab. Außerdem kaufte die Kom¬ 
mission in Ostpreußen von 939 vorgeführten 791 = 84 c /r 
und in Holstein von 291 vorgestellten 248 = 86 c /c. Dazu 
kommen noch 120 volljährige Artilleriepferde (von Ham¬ 
burger Händlern) und 80 Pferde für die Maschinengewehr¬ 
kompagnien (28 aus Bayern, 58 aus Holstein). Die Preise 
der Tiere sind gegen das Vorjahr nicht unerheblich ge¬ 
stiegen. Sie betrugen durchschnittlich: für 3jährige Re¬ 
monten bis 1000 Mk., für Artilleriepferde zirka 1300 Mk. 
und für Pferde der Maschinengewehrkompagnien 1430 Mk. 

Die sächsischen Remonte n stammen teils aus 
dem eigenen Lande, teils aus Ost- und Westpreußen, Han¬ 
nover, Holstein und Posen. Im ganzen wurden 1423 minder¬ 
jährige Remonten vorgestellt und 970 = 76 % zu einem 
Durchschnittspreis von 1037 Mk. angekauft. Von den 636 
vorgeführten volljährigen Pferden gelangten 510 — 86 ( /< 
zürn Ankauf. Unter diesen befanden sich auch kaltblütige 
Pferde, die durchschnittlich 1350 Mk. kosteten, während für 
volljährige Warmblüter 1135 Mk. verlangt wurden. 

Die württembergische Ko m m i s s i o n über¬ 
wies demRemontedepot Breithülen von 413 ihr vorgestellten 
Pferden 252 = 61 c /c (179 Stück aus Norddeutschland, 73 



170 


aus Württemberg). Dazu kamen noch 255 volljährige Re- 
monten aus preußischen Depots. Der Durchschnittspreis 
betrug 1069 Mk. — 

Demnach gelangten 1909 im ganzen deutschen Reich 
27 278 Remonten zur Vorstellung und 14 047 zum Ankauf. 

Die gesamte Kavallerie ist mit wenigen Ausnahmen 
mit ostpreußischen und hannoverschen Pferden beritten, 
desgleichen in Preußen die Feld^Artillerie bespannt, wozu 
noch ein Teil Holsteiner und Oldenburger, sowie Ostfriesen 
kommen. In Bayern, Sachsen und Württemberg finden sich 
bei der Feld-Artillerie außer Pferden der betreffenden 
Staaten viele Holsteiner. Die Fuß-Artillerie ist in Preußen 
und Sachsen mit Rheinländern bezw. Schleswigern, in 
Bayern zum Teil mit Schleswigern, zum Teil mit schweren 
Kreuzungsprodukten aus Pinzgauern und Oldenburgern be¬ 
spannt. • M. 

Bücherschaii. 

Zur Einführung in das akademische Leben. Herausgegeben 
vom Präsidium der freien Studentenschaft der K. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin. 

Die 48 Seiten starke Broschüre enthält bemerkens¬ 
werte Aufsätze über die akademische Freiheit, die Duell¬ 
frage, studentischen Ehrenschutz, Selbsterziehung, sexuelle 
Frage, freie Studentenschaft etc. Sie will dem jungen Stu¬ 
denten, insbesondere dem in’s erste Semester tretenden, ein 
Führer und Berater in allen Angelegenheiten, besonders 
auch bei der Immatrikulation und Wohnungssuche in Berlin 
sein. — Das Schriftchen vertritt die Interessen der freien 
Studentenschaft; doch bietet es auch für Nichtangehörige 
derselben Interessantes. M. 

Personalien. 

Ernennungen: Dr. O s c h in a n n Franz aus Hammel bürg 
zum Assistenten an der Tierärztlichen Hochschule in München, Iustitut 
für Hufkunde; Volkmar Fritz aus München zum Assistenten am 
Veterinär-Institut in Gießen (med. Klinik); Frank Georg in Ah- 
bach (Ndby.) zum Distriktstierarzt dortselbst: zu Oberveterinären 
die Unterveterinäre: II e r z e r Franz in Dillingen , K 1 i ngle r 
Joseph in Nürnberg, Krämer Job. in Regensburg: zu Oberveteri¬ 
nären d. R. die Unterveterinüre: Dietz Artur in Frankfurt a. M.. 
Dolch Rudolf in Schweinflirt. Falken ha eh Jos. in Burgbrohl. 
II eiseier Georg in Greifenberg a. A., Heek mann Michael in 
Wörth a. I , II e I I m u t h Hermann in Ihirghaßlach, J äge r Otto in 
Mindelheim, Karl Hans in Miesbach. K irner Pius in Lechhausen, 
K I i n g e Emil in Leipzig. K ö I I i s c h Peter in Nürnberg. L i n d n o r 
Florian in Xeukirehen hl Dl, M e n n e 1 Eugen in München, Dr. 



171 


Ott Xaver in Unterthingau, Oeller Alois in Holzkirchen, Dr. 
P ö s c h e 1 Karl in Volkach, P a i n t n e r Anton in Mengkofen, Dr. 
Poppe Kurt in Berlin, R e gl e r Georg in Landshut, Schnei¬ 
der Alfred in Siegen, Dr. Spann Joseph in Kempten, Sporer 
Karl in Eichstätt und Zettl August in Wolfratshausen. 

Versetzungen: Die Oberveterinäre Grießmeyer Karl 
von München nach Neu-Ulm, Lang Franz von Würzburg zum 
Remontedepot Fürstenfeldbruck und Rau Joseph vom 18. Feld- 
artillerie-Rgt. zum 1. Cbev.-Rgt. in Nürnberg. 

Approbationen: in Berlin die Herren Breuer Rein- 
hold aus Fürstl.-Langenau, D i k o f f Grosen aus Ortschi und Tabor 
Hans aus Wehnig-Mohnau; in Dresden Herr Reichel Kurt aus 
Callnberg; in Gießen die Herren R u pp er t Fritz aus Wiesbaden 
und Schüttle Fritz aus Mötzingen; in Hannover die Herren 
Ha ge na Hermann aus Buterhausen, Rheder Thies aus Deich¬ 
reihe, Van gen Embret Nilsen aus Tönset (Norw.) und Wahn- 
h o f f Ferd. aus Rulle. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt Häring 
Otto in Helbra. 


An der K. Tierärztlichen Hochschule in Manchen 
beginnt das Sommer-Semester 1910 am 15. April. 

Inskription vom 15.—£3. April; Anfang der Vorlesungen: 

£5. April 1910. 

Lehrplan, Prüfungsvorschriften und Jahresbericht können gegen 
Einsendung von 90 Pfennig durch das Sekretariat der Hochschule 
bezogen, die Satzungen aber erst später verabfolgt werden. 

München, den 2. März 1910'. 


K. Tierärztliche Hochschule. 

* Derz. Direktor: 

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(frfther: wochensclirilt für TierbeilKunde mü Yienzncbt). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 15 März 1910. Nr. 1L 


Inhalt: Originalartikel: Prof. Albrecht: Amorphus glo- 
bosus. — Dr. Ott: Mitteilungen aus der Praxis. — Breß: 
Schlundkopflähmung bei einer Stute. — Scheidt: Aus der 
Praxis. — Referate: Hennemann: Über eine hauthornähn- 
liehe Verbildung der Federn bei einem Kanarienvogel. Saaß: 
Beobachtungen über den Erfolg der v. Behring’schen Immuni¬ 
sierungs-Impfungen gegen Tuberkulose bei Rindern und über 
die daraus geschöpften Erfahrungen bezüglich der Dauer einer 
Immunität. Otto: Impfungen gegen Druse mit Serum und Ex¬ 
trakt nach Jeß-Piorkowski — Tierzucht und Tierhal¬ 
tung: Landes - Pferdeversicherungsanstalt. Cryptorchidie et 
hermaphrodisme externe chez plusiers descendants d’un meme 
cheval entier. — Verschiedenes: Konfiskaten-Gefäß. Be¬ 
kämpfung der Hämoglobinurie des Rindes. Kursus für Milch¬ 
hygiene. Schütz-Stiftung. Stiftung. Ehrung. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Amorphus globosus. 

Von Prof. Albrecht, München. 

Vor kurzem wurde mir ein Amorphus globosus beim 
Rinde zugesandt. 

G u r 11 *) hat eine Anzahl Fälle dieser Art beobachtet. 
10 dieser Mißbildungen wurden als Zwillinge, 1 als Drilling 
beim Rinde und 1 allein von einer Ziege geboren. Bei der 
Mehrzahl derselben fehlten alle Eingeweide. Eine der Mi߬ 
bildungen wies eine kleine Milz und einen einfachen Sack 
auf, in dessen Schleimhaut aber alle Abteilungen des Wiede r- 
käuerinagens erkennbar waren; statt des Schlundes war ein 
in der Milz blind endigender Kanal vorhanden; die Schlund¬ 
rinne präsentierte sich deutlich, dagegen fehlte der Pförtner: 
der vorhandene Darm war am Anfangs- und Endteil ge¬ 
schlossen. 


Über tierische Mißgeburten, 1877. 






174 


Kitt 2 ) sagt von dieser Mißbildung: „Sie repräsen¬ 
tiert als untergegangene Keimblase oder zerstörte Embryo¬ 
nal-Anlage einen kugeligen, eiförmigen, abgeplatteten Klum¬ 
pen, der nur aus behaarter Haut, Fett und lockerem Binde¬ 
gewebe besteht, allenfalls Knochen und Knorpelstückchen 
enthält, sackartig geformt ist und einen rudimentären Nabel¬ 
strang mit Arterie und Vene an sich hängen hat.“ 

Birnbaum 3 ), Verfasser eines Werkes über Mi߬ 
bildungen und kongenitale Erkrankungen des menschlichen 
Fötus, behandelt diese Mißgeburten unter dem Kapitel 
„Acardiacus, Acardius“. Er schreibt über dieselben im all¬ 
gemeinen : „Sie sind selten. Die Mißbildung findet sich 
immer bei von einander getrennten Zwillingen, die inner¬ 
halb eines gemeinsamen Chorion liegen, also bei homologen, 
eineiigen Zwillingen und gemeinsamer Flazenta. Der eine 
dieser Zwillinge ist in der Regel durchaus wohlgebildet. In 
der Mehrzahl der Fälle wird zuerst der normal gebildete 
Zwilling geboren.“ 

Das Letztere wurde auch bei Tieren beobachtet. Über 
die Entwicklung der Mißbildungen äußert Prof.. B i r n - 
bäum: „Die Mißbildung kommt durch die ausgedehnten 
breiten Anastomosen des Gefäßsystems der beiden Früchte 
zustande; der Blutdruck überwiegt in dem Gefäßsystem des 
einen der Zwillinge derart, daß das Herz dieses kräftigeren 
Zwillings die Blutzirkulation allein übernimmt und die Rich¬ 
tung des Blutstromes in dem anderen, schwächeren, sich um¬ 
kehrt, das arterielle Blut also zentripetal (zum Acardiacus 
verlaufend) in den Nabelarterien strömt. Dabei kommt es 
zu einer mehr oder minder vollständigen Verödung des 
Herzens, der Lungen, des Rumpfes etc. Der mißgebildete 
Zwilling wird also von dem normal entwickelten weiter er¬ 
nährt.“ 

Kitt (1. c.) sagt unter Hinweis auf die Beobachtungen 
von Claudius über die Entwicklung der in Rede stehen¬ 
den Monstra: „Wenn von Zwillingen die Allantois des einen 
Embryos etwas früher auswächst als bei dem anderen, so 
breitet sie sich uneingeschränkt und rapid auf der Innen¬ 
fläche des gemeinsamen Prochorions aus, so daß die Allantois 
des anderen Zwillings nur mehr beschränkten oder gar 
keinen Platz findet, damit wenig oder gar keinen Kontakt 


2 ) Klinik der Mißbildungen. Kitt: Lehrbuch der patholog. 
Anatomie der Haustiere, 1905. 

3 ) Klinik der Mißbildungen und kongenitalen Erkrankungen 
des Fötus. 



175 


mit der Uterusschleimhaut gewinnt und sieh der Innenfläche 
des bereits entwickelten Chorions anlagert. Beide Chorions 
verwachsen miteinander und es entstehen Gefäßanastomosen. 
Der Fötus, dessen Allantois später auftritt, steht ganz oder 
teilweise außer Verkehr mit der mütterlichen Plazenta, seine 
Ernährung wird beeinträchtigt und er stirbt daher ab oder 
entwickelt sich nur beschränkt.“ 

Birnbaum gibt der eingangs „Amorphus globosus“ 
bezeichneten Mißgeburt die Namen Acardiaeus amorphus 
und beschreibt die beim Menschen vorkommende wie folgt: 
„Sie stellt einen meist runden, oft faustgroßen, von der Haut 
überzogenen Klumpen dar, an welchen sich eine Nabel¬ 
schnur mit häufig velamentöser Insertion und mit. nur einer 
Nabelarterie ansetzt ; in seltenen Fällen sind die Extremi¬ 
täten durch kleine Höcker angedeutet; auf dem Durch¬ 
schnitte des manchmal behaarten Klumpens kann man neben 
Bindegewebe und Fett makro- oder doch mikroskopisch Ru¬ 
dimente von Organen nachweisen.“ (Schluß folgt.) 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Ott, Unterthingau. 

1. Starke Eiterung am Klauenbein. 

Eine sehr lebhafte Kuh hatte sich auf der Berg-Vieh¬ 
weide die Spitze des lateralen Klauenbeines am rechten 
Hinterfuße abgesprengt und ging seit 14 Tagen hochgradig 
lahm. Erst als Futteraufnähme und Milchsekretion sistierten 
und der Fuß nicht mehr belastet werden konnte, wurde tier¬ 
ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Einige Kreolin¬ 
bäder und feuchtwarme Umschläge schafften Besserung und 
übersieht über das Krankheitsfeld. Am 3. Tage nahm ich 
am niedergelegten Tiere unter Lokalanästhesie mit Alypin 
einen Teil der Zehenwand und Sohle nebst den Weichteilen 
weg und löste zwei abgeeiterte Stückchen des Klauenbeines 
mit der Sequesterzange. Die Wunde wurde mit Verbänden 
und Lugol’seher’ Lösung weiterbehandelt. Nach 8 Tagen 
konnte das Tier mit einem Klauenschuh versehen auf die 
Weide getrieben werden. Bis zur vollständigen Heilung 
vergingen noch 3 Wochen. 


2. Nagel tritt. Operation bei e incr h o c h - 
trächtigen K u h. 

Infolge eines Nageltrittes in der Richtung gegen das 
Strahlbein belastete eine Kuh den linken Hinterfuß nicht 



m 


mehr. Freilegen und Auskratzen der Wunde, verbunden 
mit Kreolinbädern, brachte wohl Besserung des Allgemein¬ 
befindens, nicht aber Wundheilung, weshalb die Amputation 
der Klaue nach Dr. Pfeiffer vorgenommen wurde. Da 
sich der Eiter innerhalb der Sehnenscheiden schon über den 
Sägequerschnitt gestaut hatte, machte die Vernarbung des 
Stumpfes größere Schwierigkeiten, doch konnte die Kuh 
bereits 14 Tage nach der Operation auf die Weide gebracht 
und nach weiteren 4 Wochen als geheilt aus der Behandlung 
entlassen werden. 

Da viele Tierbesitzer das Abwerfen oder Nieder¬ 
schnüren hochträchtiger Kühe wegen eventueller Frühge¬ 
burt fürchten, möchte ich hier noch anführen, daß obige 
Kuh, obwohl sie viermal — allerdings sehr vorsichtig — 
niedergeschnürt worden war, am fünften Tage nach der 
Operation ein gesundes, ausgetragenes Kalb gebar, nach¬ 
dem Tags zuvor die normale Trächtigkeitsdauer abge¬ 
laufen war. 


3. Ein sonderbarer Fall von Zuckfuß. 

Wegen Lahmheit kam ein Kutschenpferd, das vor 
einiger Zeit einen angeblich tiefgehenden Kronentritt er¬ 
halten hatte, der aber nicht weiter beachtet worden war, 
zur Behandlung. Die Verletzung befand sich im mittleren 
Zehenteil des rechten Hinterfußes und sezernierte grau- 
schwärzlichen Eiter in geringer Menge. Nach Einleitung 
der üblichen Behandlung (Abschwächen des Horues mit 
Freilegen der Wunde, desinfizierende Bäder etc.) trat lang¬ 
same Besserung ein; die Lahmheit war nur mehr im Trabe 
zu erkennen, auch die Eitersekretion hatte aufgehört. Einige 
Tage später zeigte das Pferd neben erhöhter Schmerzhaftig¬ 
keit an der Zehenwand beim Vorführen die typischen Be¬ 
wegungen des sogen. Hahnentrittes. Es beugte bei jedem 
Schritt das Bein plötzlich stark und zog es schnell in die 
Höhe. Die durch die Widerspenstigkeit des Tieres er¬ 
schwerte eingehende Untersuchung ergab auch jetzt nur 
Kinpfindlichkeit in der Umgebung der Läsion. Es mußte 
also angenommen werden, daß die bei der Bewegung des 
Fußes zustande kommende Lageveränderung der gemein¬ 
schaftlichen Strecksehne dem Pferde plötzlich Schmerzen 
bereite und es veranlasse, dieselbe möglichst zu entspannen. 
Ob nun die Strecksehne selbst oder die Huf- bezw. Fleisch- 
bliittchcn im Bereiche dieser Sehne afi'iziert waren, das sollte 
die Operation erschließen. 



177 


Am niedergelegten Tier wurde im Bereich der Schmerz¬ 
haftigkeit ein halbmondförmiges Hornstück freigelegt und 
abgezogen. Darunter zeigte sich nun eine über haselnu߬ 
große, dattelförmige derb-feste Neubildung, die durch eine 
kleine Brücke mit dem Horn produzierenden Teil der Krone, 
den Papillen, in Zusammenhang gestanden hatte. Am Kron- 
bein war eine deutlich fühlbare Druckusur in Form einer 
Delle aufgetreten. Die eigentümliche Vorwärtsbewegung 
des Fußes verschwand und die nach den Regeln der Chirurgie 
behandelte Wunde heilte per primam, so daß das Pferd schon 
nach 16 Tagen den gewohnten Dienst wieder leisten konnte. 


4. Ein Fall von einseitiger Gehirnreiz¬ 
erscheinung. 

Eine 7 Jahre alte nichtträchtige Milchkuh erkrankte 
angeblich plötzlich an Kolik, nachdem sie einige Stunden 
vorher ihr Frühfutter normal aufgenommen hatte, das aus 
den letzten Überresten des Heustockes und ganz neu ein- 
gebrachtern Kleeheu bestand. Bei meiner Ankunft nach 
1 Stunde hatte sich das Krankheitsbild dahin geändert, daß 
die Kuh in der Hinterhand schwankte. Der Blick war stupid, 
manchmal ängstlich, Atmung, Temperatur, Pulsfrequenz 
und Pulsstärke zeigten keine Abweichung von der Norm. 
Die Rumination sistierte vollständig. Im Freien wollte 
das Tier mehrmals unter starkem Muskelzittern zusammen¬ 
sinken, es ging im Kreise nach der linken Seite und hielt 
auch den Kopf während des Fressens nach links, holte sich 
aber doch durch entsprechende, langsame, freiwillige Hals¬ 
wendung nach rechts jedesmal das dorthin gelegte Futter. 

Durch Eisbeutel, Chloralhydrat per anum und ein Ru- 
minatorium, das zur Entfernung einer etwaigen Futterschäd¬ 
lichkeit und zur Ableitung des Blutdruckes auf den Darm 
dienen sollte, war die Kuh nach 6 Stunden vollständig her¬ 
gestellt. 

Man muß daran denken, daß in diesem Falle Toxine 
aus dem Traktus in den Kreislauf gelangt sein könnten; 
anfangs lag die Vermutung einer Coenurusinvasion in das 
Gehirn nahe. 


5. Heil m i 11 e 1. 

Zur Lokalanästhesie möchte ich 3 %iges A 1 y p i n, 
dem bei Operationen pro 2 ccm ein Tropfen Paranephrin 
zugesetzt wird, nicht mehr missen. 



Therapogen habe ich bei Erkrankungen der Ge¬ 
burtswege und im täglichen Gebrauch schätzen gelernt. Bei 
sehr schmerzhaften Euterentzündungen infundiere ich bis 
250 g einer 0,5 %igen Lösung lauwarm in das Euter und 
konnte in den meisten Fällen das betreffende Viertel retten, 
wenn auch die Milchergiebigkeit stets eine herabgesetzte 
blieb. Das von Wolf rum angebotene Ersatzpräparat „Miti- 
sol“ wurde durch verschiedene Versuche als nicht gleich¬ 
wertig erkannt. 

Bei Otitis externa der Hunde hatte ich überraschende 
Erfolge durch Vorbehandlung und Reinigung der Ohren 
mit einer 2 %igen Höllensteinlösung nebst jedes¬ 
maliger Einstäubung von Dymal. Selbst schwere, vorher 
oft wochenlang anderwärts erfolglos behandelteFälle heilten 
in zirka 10 Tagen ab. 


Schlundkopflähnmiig bei einer Stute. 

Von Distriktstierarzt Breß, Schöneberg. 

Eine 11 Jahre alte braune Mutterstute des mittel- 
schweren Arbeitsschlages, die 6 Wochen vorher gefohlt hatte 
und bei guter Milchergiebigkeit seit etwa 3 Wochen zu land¬ 
wirtschaftlichen Arbeiten verwendet wurde, wodurch sie in 
ihrem Ernährungszustand ziemlich stark herunterkam, fuhr 
beim Trinken von etwas kaltem Wasser mit dem Kopfe 
plötzlich zurück, hustete und war von dem Momente an 
nicht mehr imstande, flüssige oder feste Nahrung abzu¬ 
schlucken. Merkwürdigerweise war die Stute beim letzten 
Fohlen zwei Jahre vorher und zwar damals 10 Wochen nach 
der Geburt ebenso plötzlich und in ganz ähnlicher Weise er¬ 
krankt. Während sie jedoch damals noch flüssige Nahrung 
zu sich nehmen konnte und bei einer Dauer von fast vier 
Monaten bis zur völligen Heilung die Krankheitsanfälle 
1—2 Tage lang anhielten, um dann Perioden von mehreren 
Tagen Platz zu machen, in denen das Pferd wieder feste 
Nahrung zu sich nehmen konnte, dauerte der vorgenannte 
Zustand diesmal in gleicher Intensität bis zum Verenden 
des Tieres nach 7 Tagen. 

Die Temperatur war stets normal, anfänglich auch 
Puls und Atmung. Zwei Tage nach Beginn der Erkrankung 
wurde eine subkutane Injektion von Arecolin. hydrobrom. 
0,4 vorgenommen, worauf, etwa 4 Stunden lang. Speicheln 
und Husten erfolgte und nachher eine Art nervöser Zwerch- 
t'ellskrämpfe auftrat, indem bei jedem Atemzug ein Schluch¬ 
zen erfolgte und zwar 75 mal in der Minute bei 60 Puls¬ 
schlägen. Zirka 5 Stunden später hörten auch diese Er- 



179 


seheinungen auf, jedoch konnte man noch etwa l 1 /*» Tage 
lang eine dem Pulse synchrone hörbare Erschütterung des 
Körpers (sogen, abdominelle Pulsation) wahrnehmen. 

Bei der Sektion konnte ich außer einem 2 mm breiten 
ringförmigen Defekt des Epithels an der Schleimhaut direkt 
am Übergang des Schlundkopfes in den Schlund nichts Ab¬ 
normes feststellen. Man dürfte deshalb vielleicht in der An¬ 
nahme nicht irre gehen, daß es sich um eine „mit, dem Säuge- 
geschäft in ursächlichem Zusammenhänge stehende Neurose 
gehandelt hat. 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Scheidt, Hermersberg. 

1. Blasenkarzinom bei einer Kuh. 

Eine Kuh setzte seit 2 Jahren zeitweise leicht blutigen 
Harn ab. Allmählich nahm der Blutgehalt des Urins immer 
mehr zu, bis schließlich sogar größere und kleinere Blut¬ 
klumpen abgesetzt wurden. Eine Untersuchung der Nieren 
ergab nichts Abnormes; die Vorhof- und Scheidenschleim¬ 
haut war leicht gerötet, in der Blase ließ sich aber eine feste 
Masse fühlen. Das Tier w r urde geschlachtet. Bei der einige 
Tage später vorgenommenen Fleischbeschau zeigte sich im 
Innern der Blase ein über faustgroßes Karzinom, das ge- 
schwürig zerfallen war und wie Froschlaich aussah. 


2. Kälberpneumonie. 

In einem Stalle, in dem sich 6 Kälber befanden, kam 
durch Zukauf ein weiteres hinzu, das gleich vom Anfang an 
hustete und im Ernährungszustand bald zurückging. Nach 
zirka 6 Tagen waren alle anderen Kälber ebenfalls unter 
den Erscheinungen der Pneumonie erkrankt, die kleineren 
mehr, die größeren weniger. Ich impfte nun sämtliche Tiere 
mit dem „Serum gegen septische Pneumonie der Kälber 14 
von der Deutschen Schutz- und Heilserum-Genossenschaft 
in Berlin mit dem Erfolge, daß alle Impflinge in einigen 
Tagen genasen und sich weiterhin gut entwickelten. 


3. Kückenmarks tuberkulöse. 

Ein zirka 1 Mi jähriges Rind zeigte eines Morgens 
Lähmungserscheinungen, hauptsächlich in der Hinterhand. 
Es hatte sich Nachts losgemacht und man nahm an, daß es 
gefallen sei und sich dabei eine Zerrung oder Quetschung 
des Rückenmarks zugezogen habe; eine bestimmte schmerz¬ 
hafte Stelle ließ sich jedoch nicht nachweisen. Da keine 



180 


Besserung eintrat, wurde das Tier, das im Nährzustande ab- 
genommen hatte, nach 6 Wochen geschlachtet. Außer Rücken¬ 
markstuberkulose in Brombeerenform fand sich Serosen- 
tuberkulose auf dem Brust-, Zwerch- und Bauchfell vor. 

Referate. 

Hennemann: Uber eine hauthornähnliche Ver¬ 
bildung der Federn bei einem Kanarienvogel. (Österreich. 
Monatsschrift für Tierheilkunde, 1909, Nr. 9.) 

Ein 8 Jahre alter Kanarienvogel zeigte am linken 
Flügel in der Gegend des Oberarmbeingelenkes eine zirka 
12 mm lange und 25 mm breite zylindrische Neubildung, die 
mit der Haut verbunden und nach vorn und außen gerichtet 
war. Die Oberfläche des seidenglänzenden, w r eißlich-gelben. 
derben Gebildes war der Länge nach deutlich gefasert und 
durch drei das Gebilde ringförmig umfassende Rinnen in 
vier gleiche Abschnitte geteilt. Das Ende war geringgradig 
zerfasert. Beim Durchschneiden des im Innern recht bröcke¬ 
ligen weißlichen Gebildes sah man einige gelbliche Stellen, 
die anfänglich für tuberkulöser Natur gehalten wurden, 
was aber die bakteriologische Untersuchung nicht be¬ 
stätigte. Die Neubildung war nur lose mit der Haut ver¬ 
bunden und wies an der Verbindungsstelle eine ziemlich 
tiefe taschenartige Vertiefung auf, die einen zapfenartigen 
Vorsprung der Neubildung in sich aufnahm. Die Ausklei¬ 
dung derselben zeigte das Epithel der Federbälge, von dem 
aus kleine stachelförmige Fortsätze in den Boden der Neu¬ 
bildung hineinragten. Korium mäßig verdickt; Subkutis 
stark verdickt mit weiten Blutgefäßen und kleinzelliger In¬ 
filtration. Die Neubildung ist sehr schwer schneidbar. Sie 
ging an der Basis unvermittelt in den zapfenartigen Vor¬ 
sprung über. Die ganze Masse besteht aus Gebilden, die 
einer sich entwickelnden Feder entsprechen. Von den breiten, 
unregelmäßig entwickelten Papillen gingen sehr zell reiche 
Kiele mit eingelagertem gelbem Pigment aus. Ferner konnte 
man weiter oben eine beiderseits vom Schaft abgehende 
Strahlung bemerken, die dem Federbart entsprach. Alle 
diese einzelnen Gebilde waren außen von einer struktur¬ 
losen Membran umgeben, während im Innern keine Ver¬ 
bindung zwischen den einzelnen federartigen Gebilden be¬ 
stand. Alle entsprangen gemeinsam in der schon oben er¬ 
wähnten llauttasehe. 

Gegenüber den anderen bei Vögeln beobachteten C'or- 
nua cutanea unterscheidet sich obiges Gebilde durch Fol¬ 
gendes: Die beobachtete Neubildung besteht aus rudimen- 



181 


tären Federn, während da» sonst beim Geflügel beobachtete 
Hauthorn aus lebenden und teilweise verhornten Epithel¬ 
zellen besteht. 

In unserem Falle zeigt das Stratum Malpighi nur 
eine geringe Veränderung, während es sonst stark hyper- 
plasiert ist. 

Saafi: Beobachtungen über den Erfolg der v. Beh- 
ring’schen Immunisierungs-Impfungen gegen Tuberkulose 
bei Rindern und über die daraus geschöpften Erfahrungen 
bezüglich der Dauer einer Immunität. (Tierärztl. Zentral¬ 
blatt, 1909, Nrn. 33—36.) 

Zur Erprobung der v. Behring’schen Rinder-Immuni- 
sierungs-Methode gegen Tuberkulose wurde vom k. k. öster¬ 
reichischen Ministerium des Innern und k. k. Ackerbau- 
ministerium im Jahre 1903 eine Kommission zusammenge¬ 
stellt, die in Niederösterreich in verschiedenen Stallungen 
die Tuberkulose-Immunisierungs-lmpfungen an 162 Tieren 
probierten und welcher Kommission auch Yerf. angehörte. 
Auf Grund dieser Versuche und der Ergebnisse von nach- 
herigen Tuberkulinproben bei 143 vorschriftsmäßig schutz¬ 
geimpften Rindern stellte S a a ß folgende Schlußfolge¬ 
rungen auf: 

1. Das v. Behring’sche Impfverfahren kann von jedem 
Tierarzte leicht ausgeführt werden und bietet hei Beobach¬ 
tung der gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln für den Impf¬ 
tierarzt keine nennenswerten Gefahren. 

2. Die Einverleibung des Bovovaccius wird von den 
Impflingen in den meisten Fällen anstandslos vertragen; 
bei einem größeren Teil der Tiere jedoch wird durch die 
Bovovac-cination eine ziemlich bedeutende Störung des All¬ 
gemeinbefindens hervorgerufen, welche oft zu einer länger 
wirkenden schädlichen Beeinflussung der Gesundheit und 
der Nutzungseigenschaften (Wachstum) führt. 

3. Durch die Bovovaceination kann bei einzelnen Tieren 
selbst eine künstlicheTuberkulose-Infektion bewirkt werden. 

4. Die Impfungen können bei den Impflingen eine be¬ 
schränkt andauernde größere Widerstandsfähigkeit gegen 
k ii nstliche Infektionen mit Tuberkulose-Virus hervor- 
rufen. 

5. Sie bieten keinen andauernden Schutz gegen natür¬ 
liche Infektionen mit Tuberkulose. 

(>. Die Schutzimpfungen sind in bisher von Tuberkulose 
unverseucht gebliebenen Rinderbeständen wegen der Mög¬ 
lichkeit einer künstlichen Ilervorrnfung der Tuberkulose 
bei den Impflingen nicht zu empfehlen. 



182 


7. Zur Bekämpfung der Rindertuberkulose genügt das 
v. Behring'sche Schutzimpfungsverfahren allein nicht und 
ist bei versuchsweiser Anwendung desselben unbedingt auch 
die Mitberücksichtigung von prophylaktisch - hygienischen 
Maßnahmen (Bang’sche Tuberkulose-Bekämpfungsmethode) 
notwendig. R a b u s. 


Otto: Impfungen gegen Druse mit Serum und Ex¬ 
trakt nach Jeß-Piorkowski. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 
1909, Nr. 50.) 

Verf. hat in l 1 /^ Jahren 124 Pferde mit Druse-Serum 
und 694 mit Druse-Extrakt behandelt. Ersteres wurde wegen 
des hohen Preises fast nur in den Fällen angewendet, in 
denen bedrohlichere Erscheinungen, wie Schwellung der 
retropharyngealen und subparotidealen Lymphdrüsen auf¬ 
traten. Lagen bereits Abszedierungen vor, so ließ sich keine 
augenfällige Wirkung erkennen. Andernfalls kam es da¬ 
gegen in etwa 40 Prozent der Fälle zu Rückgang der Schwel¬ 
lung und der Atembeschwerden innerhalb 2—3 Tagen. In 
einem Bestand bewährte sich die Kombination von Serum 
und Extrakt. 

In der Hauptsache, gelangte der billigere Extrakt zur 
Anwendung,.dem eine geringe Heilwirkung, aber eine ganz 
bedeutende Schutzwirkung innewohnt, die etwa 4—5 Tage 
nach der Impfung beginnt und mindestens 8 Monate lang 
anhält. Wenn z. B. die Absatzfohlen im Stall an Druse er¬ 
krankt sind und man die älteren Fohlen auf der Weide eine 
Woche vor der Aufstallung impft, so erkranken diese nicht, 
auch wenn sie später nur durch eine Sproßenwand von den 
erkrankten.Tieren getrennt sind, wie Verf. in 20—30 Fällen 
beobachten konnte. 

14 Fälle von Petechialfieber, die mit Druse-Serum be¬ 
handelt wurden, sind sämtlich geheilt. Die Einspritzung er¬ 
folgte stets am 1. oder 2. Krankheitstage. Tn 3 Fällen war 
eine einmalige, in 1 Fall eine zweimalige Wiederholung 
nötig. 

Weiter hat sich das Druse-Serum bewährt, wenn nach 
Brustseuche Sehnenscheidenentzündungen auftraten und da¬ 
bei die Sehnenseheidenil iissigkeit Streptokokken enthält. 
Nach Injektion von dreimal 3 Dosen zu 10 ccm des Druse- 
Streptokokken-Serums in Zwischenräumen von 3 Tagen hat 
Verf. in 25 Fällen innerhalb 14 Tagen Verschwinden der 
Lahmheit bei nur 1 Mißerfolg gesehen. Lind n e r, 



183 


Tierzucht nnd Tierhaltung. 

Landes-Pferdeversicherungsanstalt. 

Unter dem Vorsitze des Präsidenten der Kgl. Ver¬ 
sicherungskammer, Exzellenz Dr. von Haag, hat am 
28* Februar 1. J. der Landesausschuß für die bayerische 
Pferdeversicherungsanstalt seine Sitzung abgehalten. 

Der Vorsitzende, Präsident Dr. von Haag, eröft'nete 
die Versammlung mit folgender Ansprache: 

„Die bayerische Landes-Pferdeversieherungsanstalt ist 
nunmehr in ihr zehntes Geschäftsjahr eingetreten. Auch 
der Abschluß des neunten Geschäftsjahres hat sich befrie¬ 
digend gestaltet. 

Die Pferdeversicherung umfaßt schon 477 Vereine 
mit 80 811 Pferden nnd einer Versicherungssumme von 
55 440 090 Mk. und hat bis jetzt 25 977 Schadensfälle mit 
einer Entschädigung von 9 939 134 Mk. geregelt. Sie nimmt 
dem gesamten Versicherungsstande nach die erste Stelle 
unter den Versicherungseinrichtungen in Deutschland ein, 
die sich ausschließlich mit Pferdeversicherung befassen, und 
umfaßt schon 21,41 Proz. des vorhandenen Pferdebestandes. 

Der durchschnittliche Beitrag betrug im abgelaufenen 
Jahre 2,68 Proz. der beitragspflichtigen Versicherungs¬ 
summe. Es wird Aufgabe der Verwaltung der Landes¬ 
anstalt und der Veieinsausschiisse sein, mit/ allen Mitteln 
auf Minderung der Beiträge hinzuwirken. Zu diesem Zwecke 
müssen die Vereinsausschüsse schon bei der Aufnahme von 
Pferden Vorsicht walten lassen. Auch viele Schadensfälle 
könnten bei richtiger Haltung und Fütterung der Pferde 
vermieden werden. Anleitung hiezu gibt die auf Veran¬ 
lassung der Kgl. Versicherungskammer von dem K. Bezirks¬ 
tierarzt Himmel stoß verfaßte und in allen Vereinen 
verbreitete Schrift „Ratschläge zur Gesunderhaltung der 
Pferde und zur Vermeidung von Pferdeverlusten“, die der 
Beachtung der Vereinsausschüsse nochmals besonders em¬ 
pfohlen wird. 

Als erfreuliche Tatsache darf besonders hervorgehoben 
werden, daß die Anstalt jetzt schon eine Reihe von vorzüg¬ 
lich verwalteten Vereinen in Stadt und Land besitzt, denen 
es gelungen ist, durch vorsichtige Geschäftsbehandlung den 
Beitragssatz günstig zu beeinflussen. Auf diesen nimmt all¬ 
mählich der Reservefonds einen günstigen Einfluß, der schon 
auf nahezu 400 000 Mk. angewachsen ist und seine Zinsen 
für die Entschädigungen zu verwenden hat. 



184 


Die Anstaltsverwaltung wurde durch alle staatlichen 
Verwaltungsorgane, durch die Gemeindebehörden, dann 
durch die Herren Tierärzte und Landwirtschaftslehrer in 
dankenswerter Weise unterstützt. Auch der Förderung aller 
Anstaltsgeschäfte durch die K. Verkehrsanstalten und durch 
die K. Bank, von welcher die Kassengeschäfte der Anstalt 
besorgt werden, möchte dankbar zu gedenken sein. 

Dem Landesausschusse werden mehrere inzwischen 
aufgetauchte grundsätzliche Fragen, namentlich bezüglich 
der Entschädigung der relativen Untauglichkeit und bezüg¬ 
lich der Verwertung abzuschaffender Pferde zur Äußerung 
unterbreitet werden. 

Außerdem wird der Ausschuß um seine Zustimmung 
zu dem nach den vorjährigen Beschlüssen umgearbeiteten 
Normalstatut ersucht.“ — 

Oberregierungsrat Burkhardt berichtete: „Die 
Pferdeversicherung ist in Stadt und Land gleichmäßig gut 
eingeführt; die Vereine zählen schon 34 991 Mitglieder. 
Im Jahre 1908/09 ereigneten sich 4148 Schäden = 5,13 Proz. 
der versicherten Pferde; sie wurden mit 1 071440 Mk. ent¬ 
schädigt. An Zuschüssen des Staates sind 100 000 Mk. ver¬ 
einnahmt worden. Im ganzen haben bisher die Mitglieder 
in der Entschädigung um 537 947 Mk. über den Beitrag 
dafür erhalten. Mit Einrechnung des Erlöses aus der Ver¬ 
wertung getöteter Pferde von 4398 877 Mk. stellt sich der 
Vorteil, welcher aus der Anteilnahme an der Pferdeversiche¬ 
rung den Versicherten zugegangen ist, auf 1 236 824 Mk.“ — 

In den Debatten fanden die Angelegenheiten der 
Pferdeversicherung, insbesondere der Antrag auf Abände¬ 
rung von Bestimmungen des Normalstatuts eingehende Be¬ 
sprechung. 


Cryptorchidie et hermaphrodisme externe chez plusiers 
descendants d’un mente cheval entier. 

E. Lienanx untersuchte ein 2jähriges Fohlen, dessen 
äußere Genitalien denjenigen einer Stute glichen: die Hoden 
fehlten, in der Inguinalgegend befanden sich 2 Milchdrüsen, 
unterhalb des Afters war eine Art Scheide, in der man einen 
rudimentären Penis bemerkte. Das Fohlen hatte im allge¬ 
meinen ein ruhiges Temperament, jedoch bei Annäherung 
an Stuten zeigte es Hengstmanieren. Bei der von L. vor- 
gonommenen Kastration fanden sich die Hoden in den 
Leistenkanälen.— Der Vater des Fohlens hatte einen kleinen 
und dünnen Penis, sowie eine wenig entwickelte und nach 



185 


rückwärts geschlagene Vorhaut. Seine Nachkommen zeigten 
folgende Mißbildungen: Fohlen Nr. 1: Penis und Vorhaut 
gut entwickelt, jedoch nach rückwärts verlagert, ein normal 
entwickeltes Euter, die Hoden im Leistenkanal. Fohlen 
Nr. 2: Der rudimentäre Penis ist nach rückwärts gerichtet, 
gut entwickelte Zitzen, die Hoden sind im Leistenkanale. 
Fohlen Nr. 3: Penis und Vorhaut rudimentär und nach 
rückwärts verlagert, rudimentäre Zitzen, Kryptorchismus. 
(E. Lienanx in Annal. de med. vet., Januar 1910.) M. 

Verschiedenes. 

Konfiskaten-Gefäß. 

Durch die in den verschiedenen Regierungsbezirken 
geltenden Vorschriften über Schlächtereien und Nahrungs 
mittelkontrolle wird angeordnet, daß die gelegentlich der 
Fleischbeschau beschlagnahmten Teile in sicheren Behält¬ 
nissen so aufbewahrt sein müssen, daß eine Verwendung als 
Nahrungsmittel ausgeschlossen erscheint. Diese Behälter 
müssen allen sanitäts-polizeilichen Anforderungen ent¬ 
sprechen, absolut wasserdicht sein, dicht schließen, um mit 
Lysollösung etc. gefüllt werden zu können, ferner rostschutz¬ 
sicheren Anstrich haben und sollen nicht teuer sein. (Die in 
Schlachthöfen üblichen kleinsten solchen Gefäße kosten 
50—70 Mk., sind also für kleine Metzgereien auf dem Lande 
zu teuer.) 

Ich habe ein solches Gefäß mit Sicherheitsverschluß 
und zwangsläufige Verschlußführung angegeben (D. R. M.). 
Dasselbe wird in autogenem Schweißverfahreu hergestellt, 
ist also fugenlos, hat flachgerundeten Boden mit Schutzleiste 
gegen Durchscheuern und ist in grauer Platinfarbe ge¬ 
strichen. Das Gefäß ist durch.ein am Öffnungshebel ein- 
hängbares Vorhängsehloß versperrbar, zu welchem der 
Fleischbeschauer, dessen »Stellvertreter und der Wasen¬ 
meister den Schlüssel hat. Dasselbe faßt eine komplette 
Innerei eines Stückes Großvieh bei geleerten Baucheinge- 
weiden. Um demselben möglichst allgemeine Einführung 
zu verschaffen, wurde der Preis so billig als nur möglich 
niedergeschraubt (16 Mk. 50 Pfg.) und das Herstellungs¬ 
recht der Eisenwarenfabrik Mitterer & Söhne in Straubing 
übertragen, woher dasselbe zu beziehen ist. II e i ß. 

Bekämpfung der Hämoglobinurie des Rindes. 

Die Schutzimpfung gegen das Weiderot der Rinder hat 
sich bewährt. Der Impfstoff wird auch in diesem Jahre vom 



m 


Gesundheitsamte der pommerschen Landwirtschaftskammer 
in Züllchow-Stettin (Direktor: Dr. F. Schmitt) herge¬ 
stellt tind abgegeben. 

Kursus für Milchhygiene. 

Wie im Vorjahre, so findet auch in diesem Jahre in 
Düsseldorf ein Kursus in der Milchhygiene für Tierärzte 
statt. Der Kursus dauert vom 4.—9. Juli und wird von 
Prof. Dr. Sch loßmann geleitet. 

Schütz-Stiftung. 

Infolge eines von einem Komitee an alle deutschen 
Tierärzte ergangenen Aufrufes sind für die Schütz- 
Stiftung bisher erfreulicherweise 11000 Mk. gezeichnet 
worden. Eine Quittung über die einzelnen Beträge wird 
später veröffentlicht werden. Die Herren Kollegen, welche 
bisher noch nicht gezeichnet bezw. versehentlich eine Auf¬ 
forderung nicht erhalten haben, werden gebeten, einen Bei¬ 
trag bis spätestens 1. April an den Unterzeichneten ein¬ 
zusenden. 

Die festlichen Veranstaltungen anläßlich des 50jährigen 
Berufsjubiläums des Herrn Geheimrat Schütz werden 
mit Rücksicht auf die Osterferien erst am 29. und 30. April 
stattfinden, während derTag des Jubiläums auf den 16. April 
trifft. Nähere Mitteilungen erfolgen später. 

Breslau X, Matthiasplatz 21, den 6. März 1910. 

I tu Aufträge des Komitees: 

Prof. Dr. M. Casper. 

Stiftung. 

Geheimrat Dr. Elleriberger, Rektor der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Dresden, hat der Hochschule aus Anlaß 
der Bildung eines Veterinär-Offizierskorps für die deutsche 
Armee und der der Dresdener Hochschule jüngst gewordenen 
Rektoratsverfassung 5000 Mk. für eine neue Stiftung, resp. 
zur Erhöhung der an der Hochschule bereits bestehenden 
Stiftungen, schenkungsweise zugewendet. 


Ehrung. 

Der Rektor der Tierärztlichen Hochschule Berlin, 
Prof. Dr. E b e r 1 e i n, erhielt von Sr.Exzellenz dem Reichs¬ 
kanzler Einladung zu einer Abendunterhaltung im Reichs¬ 
kanzler-Palais. 



18 t 


Bttcherschau. 

Aus dem Physiolog. Institute der Kgl., Landwirtschaftlichen Hoch¬ 
schule Berlin. (Vorstand: Geheiuirat Prof. Dr. Zun tz.) 

Respiratorische Stoffwechselforschung und ihre Bedeutung 
für Nutztierhaltung und Tierheilkunde. Mit einem Bei¬ 
trag zur Kenntnis des Lungengaswechsels beim Rinde. 

Von Dr. P a s c h t n e r, Assistent atn tierphysiologischen 
Institute. Mit 4 Tafeln. Berlin 1909, Verlagsbuchhand¬ 
lung von R. Schötz. Preis 2 <M-. 

Verf. behandelt nach einer historischen Einleitung über 
die allmähliche Entwicklung der Kenntnisse über den At¬ 
mungs-Prozeß im 1. Abschnitte der Arbeit die Methodik 
zum Studium der Atmungsvorgänge und schließt daran Er¬ 
örterungen über die volkswirtschaftliche Bedeutung der 
Respirationsforschung und deren Wichtigkeit für die Tier¬ 
heilkunde. Im 2. Abschnitte bespricht Verf. die von ihm 
angestellten Versuche und deren Ergebnisse. Die letzteren, 
sie beziehen sich hauptsächlich auf das Rind, liefern wich¬ 
tige Anhaltspunkte zur Bemessung des Stoff- und Euergie- 
umsatzes und damit Grundlagen zur Nutzwertfestsetzung 
verschiedener Futtermittel bezw. der Bestimmung des Geld¬ 
wertes der Futtermittel im Verhältnis zu ihrer Leistung. 

Die anregend geschriebene Broschüre deren Inhalt als 
wissenschaftlich einwandfrei und für die Praxis bedeutsam 
bezeichnet werden muß, verdient Anerkennung und Ver¬ 
breitung. A. 


Personalien. 

Wohnsitzveränderungen: Burger Joseph von Speyer 
als bezirkstierärztlicher Assistent nach Dachau (Oberbayern); Wald¬ 
mann Otto von Pforzheim als Assistent nach Trebbin. 

Niederlassung: Eisele Otto, Schlachthoftierarzt in Bremen 
in Stuttgart-Ostheim. 

Approbationen: in Berlin die Herren Glas Johannes aus 
Bischofsburg, Kästner Johann aus Lyck, Naumann Erich aus 
Marienwerder, Schlemmer Kurt aus Gröbzig und Wolff Edwin 
aus Körlin; in Dresden die Herren Find eisen Gotthold aus Dres¬ 
den, Frenzei Hermann aus St. Michaelis und Meyer Emil aus 
Dresden. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet.: in Leipzig die Tierärzte 
Brücklmayer Franz in Zörbig (Pr. Sa ), Ho 11 atz Artur in Michel¬ 
au, Lanzl Friedrich in Dillingen, Seitz Gustav in Karlsruhe, Sem¬ 
per Artur in Leipzig; in Gießen die Tierärzte Erhardt Hans in 
Nürnberg und Fischer Walter in Gießen; in Bern die Tierärzte 
Greggers Klaus in Apolda, Thiro Robert in Lafferde; in Zürich 
die Tierärzte Beier Johann in Mainz und Möllmann Heinrich 
in Hannover. 

Ruhestandsversetzung: Feist Gg., Geh. Regierungsrat, 
Landestierarzt in Straßburg (Elsaß). 




188 


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hat sich nach den Gutachten von über 100 Tier¬ 
ärzten „Bissu 1 in“ glänzend bewährt. Anwendung 
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Druck von J. (5otteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
rniversitiilsluieliluindlung. München, Odeonsplatz 2. 










Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(früher: Wochenschrift für Tierheiltude und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 22. März 1910. Nr. 12. 

Inhalt: Originu lartikel: Dr. Musterle: Schlempemauke. — 
Prof. Albrecht: Amorphus globosus. (Schluß.) — Referate: 
Fischer und Gallia: Ein Beitrag zur Untersuchung auf Dampf. 
Zehl: Die Blutfleckenkrankheit des Rindes. — Tierzucht 
und Tierhaltung: Jahresbericht des Verbandes für Rein¬ 
zucht des Pinzgauer Rindes in Oberbayern pro 1909. Schweine¬ 
mästereien. Bedingungen zur Aufnahme der Rinder in das 
Herdebuch der Insel Jersey. — Verschiedenes: Veterinär- 
offizierskorps. Informationskurs. Verzeichnis der Vorlesungen 
und Übungen an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule München 
im Sommer-Semester 1910. 82. Versammlung deutscher Natur¬ 
forscher und Ärzte in Königsberg i. Pr. 1910. — Bücher¬ 
schau. — Druckfehlerberichtigung. — Personalien. 


Schlempemanke. 

Von Distriktstierarzt Dr. Musterle, Göllheim. 

Das häufige Auftreten der Mauke in den Stallungen 
der Mitglieder einer Genossenschaftsbrennerei veranlaßte 
mich, die Ursache der Erkrankung, die Schlempe, unter¬ 
suchen zu lassen, um vielleicht so einen Weg finden zu 
können, das Übel zu bekämpfen oder einzudämmen. Es wur¬ 
den daher 3 Schlempeproben an das Brennereitechnische In¬ 
stitut für Bayern (Vorstand : Ürof. I)r. B ü c h e 1 e r), Aka¬ 
demie Weihenstephan, eingesandt und zur 1. Probe Schlempe 
direkt aus dem Mofitejus, zur 2. Probe Schlempe verdünnt 
und zur 3. Probe Schlempe mit Rauhfutter gemischt nach 
12stündigem Stehenlassen verwendet. 

Zur Fütterung wurde nämlich bisher die verdünnte 
Schlempe mit Rauhfutter gemischt und nach ungefähr 
12stiindigem Stehen verabreicht, weil man mit Recht an- 






190 


nahm, daß nach dieser Zeit Verbrennungen der Tiere nicht 
mehr Vorkommen können. 

Ich lasse hier nun die Untersuchungsbefunde des Herrn 
Prof. B ü c h e 1 e r folgen, da ich annehme, daß sie manches 
Interessante bieten. Gleich im Voraus will ich bemerken, 
daß mir bekannt ist, daß die Ansichten über das Wesen der 
Schlempemauke noch sehr geteilt sind und man geneigt 
ist, sie als ein toxisches Exanthem zu bezeichnen, hervor¬ 
gerufen durch einen schon in der Kartoffelpflanze ent¬ 
haltenen giftigen’ Stoff. Die Säuerung der Schlempe soll 
sogar für die Entstehung der Krankheit ohne Belang sein. 
Aber in dem beschriebenen Falle haben die für die Fütte¬ 
rung der Schlempe angegebenen Vorsichtsmaßregeln ge¬ 
zeigt, daß auch darauf viel ankommt, auf welche Art und 
Weise die Schlempe verfüttert wird. 

Prof. Bücheier teilte mir mit: „Die Untersuchung 
der von Ihnen eingesandten Proben ergab folgendes Re- 
sultat: 

Nr. 12830. Schlempe aus dem M o n t e j u s. Die 
ursprüngliche Schlempe aus dem Montejus war bei einem 
Alkoholgehalt von 0,0 Vol.-Proz. und einem Säuregehalt von 
0,35° reichlich mit Hefezellen, weniger initBakterien durch¬ 
setzt. Doch befanden sich die beiden nicht mehr in lebens¬ 
fähigem Zustande. 

Nr. 12831. S ch 1 e m p e verdünnt zur Abgabe. 
Die verdünnte Schlempe zeigte einen Säuregehalt von 0,3 0 
bei 0,0 Vol.-Proz. Alkohol. Hefe und Bakterien waren auch 
hier abgetötet. 

Nr. 12832. Sehlem p e m i t R a u h f u t t e r, n a ch 
12s t ii n d i g e m Stehen vor der F ii t t e r u n g. Das 
Gemisch mit Rauhfutter hat eine Säuerung von 1,45 0 auf¬ 
gewiesen, zeigte leblose Hefezellen, sowie eine Unmenge 
gut entwickelter lebender Bakterien, hauptsächlich Milch¬ 
säurestäbchen. 

Aus vorstehenden Notizen ergibt sich, daß die Funk¬ 
tion des Destillierapparates eine gute ist: die Schlempe ist 
alkoholfrei. 

Der Säuregehalt der Schlempe aus dem Montejus und 
in verdünntem Zustande ist außerordentlich niedrig und der 
günstige Habitus dieser beiden Schlempeproben gibt mir 
eine Gewähr, daß die Schlempe als solche das Auftreten der 
beklagenswerten Störung in Ihrem Viehstalle nun und 
nimmer hat verschulden können. 

Itagegen betrachte ich die mit Rauhfutter versetzte 
Schlempe nach 12stiindigem Stehen mit außerordentlichem 



191 


Mißtrauen. Die betreffende Probe kam in starker Gärung 
begriffen hier an. Der Säuregehalt betrug bereits 1,45 
der Geschmack der Schlempe war ein häßlicher, geradezu 
abscheulicher im Vergleich zu dem milden, angenehmen Ge¬ 
schmack der beiden anderen Proben. Das mikroskopische 
Bild endlich zeigte eine Unmenge in üppigster Entwicklung 
befindlicher Spaltpilze. 

Hier glaube ich die Ursache für die auf tretende Er¬ 
krankung der Tiere nachgewiesen zu haben. 

Wenn man Schlempe über Rauhfutter gießt und das 
Gemisch stundenlang bis zur Verfütterung stehen läßt, ist 
die Gefahr, daß sich säurebildende Mikroorganismen an¬ 
siedeln und lebhaft entwickeln,‘unter allen Umständen vor¬ 
handen. Man wird diese Gefahr dadurch vermindern, daß 
man das Rauhfutter mit siedend heißer Schlempe anbrüht, 
um dadurch die am Rauhfutter haftenden Mikroorganismen 
unschädlich zu machen. Verstreicht aber eine längere Frist, 
ehe das angebrühte Rauhfutter verfüttert wird und geht 
während dieser Zeit die Temperatur des Brühfutters unter 
45° oder gar 40° R. herunter, so sollte nach meinem Erachten 
ein solches Futter vor seiner Verfütterung noch einmal 
auf gedämpft werden, um dadurch die Spaltpilze unschädlich 
zu machen. 

Ich bin der Überzeugung, daß die Erkrankung in Ihrem 
Viehstalle aufhören wird, so bald, was Konservierung der 
Schlempe anbelangt, obige Punkte eingehalten werden.“ — 

Der Ökonom R. in B. machte nun zuerst den Versuch, 
die Schlempe mit Rauhfutter gemischt bei einer Temperatur 
von über 45° R. zu füttern; die andern Mitglieder wagten 
aus Furcht vor Verbrennungen ihrer Tiere nicht, das Früh¬ 
futter so heiß zu verabreichen, obwohl es ihnen einleuchtete, 
daß bei dieser Temperatur eine Entwicklung der Spaltpilze 
hintangehalten werde. Verbrennungen kamen aber nicht 
vor; denn die Tiere gehen nicht eher an das Futter, als es 
die Temperatur von zirka 50—55 0 R. hat. Zum Beweise 
hiefür habe ich selbst siedend heiße Schlempe in die 
Krippe schütten lassen und konnte feststellen, daß kein Tier 
der ganzen Stallreihe an die Schlempe gegangen ist. Die 
Kühe haben das Futtermittel wohl beschnuppert, es fiel 
aber keiner ein, sich das Maul verbrennen zu lassen. Die 
Futteraufnahme fand erst statt, als sich die Schlempe ge¬ 
nügend abgekühlt hatte. Verbrennungen kommen nur dann 
vor, wenn in das Brühfutter größere Rübenstücke geworfen 
werden; diese kühlen sich dann im Innern nicht ab, sondern 
bleiben hier siedend heiß.Wenn nun die Außentemperatur den 



192 


Tieren entsprechend erscheint, werden derartige heißeRiiben- 
schnitzel nach Rinderart einfach gierig hinuntergeschluckt. 

Seitdem die Schlempefütterung bei der oben ange¬ 
gebenen Temperatur stattfindet, was nun seit 2 Jahren ge¬ 
schieht, ist tatsächlich die Mauke nur mehr selten und auch 
dann nur in geringen Graden in den erwähnten Stallungen 
aufgetreten. 

Amorphus globosns. 

Von Prof“. Al brecht, München. 

(Schluß.) 

Ich gebe nachstehend eine kurze Beschreibung des 
mir durch den Herrn Kollegen S c h a f f e r - Dietmannsried 
übermittelten Amorphus globosns (Gurlt), Acardiacus amor¬ 
phus (Birnbaum) : 



Hie Mißgeburt ging nach der Geburt eines gesunden 
und normal entwickelten Kalbes gleichzeitig mit den Ei¬ 
häuten ab. Sie stellt eine mannskopfgroße, kugelige, 
10 Pfund schwere Masse von glatter Oberfläche dar, die 
nahezu vollständig feine, graue, gekräuselte Haare trägt. 
Auf der einen Seite sind einige zirka 1 A cm tiefe Rinneu 


193 


sichtbar; außerdem finden sich an der Monstrosität zwei 
aufrecht stehende Zipfel, die auf ihrer äußeren Seite dichte 
ungekräuselte Behaarung aufweisen. Während die innere 
Seite des rechten Zipfels aus haarloser, von einigen Falten 
durchzogener Haut besteht, ähnelt die innere Seite des 
rechten Zipfels einer Ohrmuschel, deren Rand durch Ober¬ 
haut, auf der Haare nicht sichtbar sind, gebildet wird, und 
deren Inneres eine von zahlreichen Falten und Furchen 
durchzogene, weichknorpelige Masse ist. Eine sichtbare 
Verbindung mit dem Innern des Monstrums besteht hier 
nicht. 

Auf der Mitte der anderen Seite des Gebildes siebt 
man einen zirka bohnengroßen, haarlosen, ovalen Fleck, der 
einer Narbe nicht unähnlich ist. Ihm gleicht ein am oberen 
Rande befindlicher, der die Form eines mit der Spitze nach 
abwärts gekehrten Dreieckes hat. 

Zwischen den beiden ohrähnlichen Fortsätzen befindet 
sich eine zirka dreimarkstückgroße Öffnung, aus welcher 
ein ungefähr zweifingerdickes, nabelstrangähnliches Gebilde 
von 7,5 cm Länge hervorgeht. An seinem unteren Ende ver¬ 
breitert es sich und teilt sich in drei Äste, an deren Ende 
sieh Darmschlingen befinden. Dieselben sind von hochroter 
Farbe und weisen ein deutliches Gekröse auf. Die beiden 
äußeren Teile sind mehrfach gewundene Darmsehlingen, die 
auf beiden Seiten blind endigen. Das mittlere Stück ist mit 
einem Sack vergleichbar; es trägt auf der Außenseite einige 
Furchen. 

Die ganze Darmscheibe ist von einer dünnen serösen 
Haut überzogen (zur besseren Sichtbarmachung wurde sie 
wegpräpariert und nur der den erwähnten Strang über¬ 
ziehende Teil stehen gelassen). 

Beim Durchtasten der Mißgeburt läßt sich im oberen 
Ende des nabelstrangähnlichen Gebildes ein harter, knochen- 
ähnlicher Körper und in den Darmschlingen eine harte Masse 
durchfühlen. 

Die Sektion der Monstrosität ließ erkennen, daß eine 
zirka 1,5 cm dicke, mit Haaren besetzte Cutis die hauptsäch¬ 
lich aus Bindegewebsfasern bestehende, homogene, beim 
Durchschneiden knirschende Grundsubstanz umhüllte. In 
derselben finden sich Blutgefäße, sowie vereinzelte, zirka 
erbsengroße Lymphdrüsen, jedoch keine festen Bestandteile. 

Die oben beschriebene, zwischen den Fortsätzen be¬ 
findliche Öffnung stellt einen blind endigenden, runden 
Hohlraum dar, der von einer Serosa ausgekleidet ist. Die¬ 
selbe geht auf den Strang (Nabelstrang 0 über, dessen 



194 


Grundsubstanz gallertig und embryonalem Gewebe ähnlich 
ist. Einzelne ihn durchziehende Bindegewebszüge enthalten 
Blutgefäße, von welchen besonders eine Arterie stärker ent¬ 
wickelt ist. Eine makroskopisch sichtbare Verbindung dieser 
Blutgefäße mit den Darmteilen bezw. dem kugeligen Teil 
der Mißgeburt konnte nicht gefunden werden. Die Gefäße 
wurden in ihrem Verlaufe immer dünner und verloren sich 
in dem sie umgebenden Gewebe. 

Der im oberen Teile des Nabelstranges befindliche feste 
Körper stellt eine zirka *4 cm dicke Knochenplatte von drei¬ 
eckiger Form (4 cm Länge und 3 bezw. 3,5 cm Seitenlänge) 
dar. Sie hat die Gestalt eines Darmbeines und trägt an 
einem Eck, das eventuell als hinterer Darmbeinwinkel zu 
bezeichnen wäre, eine bohnengroße, kugelige, sich hart an¬ 
fühlende Masse. Dieselbe zeigt auf dem Durchschnitt keine 
besondere Struktur; sie ist von roter Farbe und einem caver- 
nÖsen Körper nicht unähnlich. Die mikroskopische Unter¬ 
suchung ließ das Vorhandensein zahlreicher Gefäße und 
vereinzelter Muskelfasern erkennen, ein Befund, der die An¬ 
nahme, es handle sich hier um einen rudimentären Schwell¬ 
körper, erhärten kann. 

Die Darmschlingen sind nach der Ansicht des Herrn 
Kollegen Dr. S t o ß, dem ich die genauere Untersuchung 
des Baues derselben verdanke, Teile des Duodenums. Nor¬ 
mal entwickelte Dünndarmzotten, deren Gefäße im unge¬ 
färbten Präparat wie injiziert aussehen, sind unter dem 
Mikroskop deutlich zu erkennen. 

Die sehr blutgefäßreichen Darmpartien enthalten eine 
braungelbe, wachsartige Masse von eigenartigem, dem Anal¬ 
drüsensekret ähnlichem Gerüche. Mikroskopisch sieht man 
Fettröpfehen und Epithelien neben scholligen ungeformten 
Klumpen von deutlich gelber Farbe. — 

Vor einiger Zeit berichtete Distriktstierarzt Kränzle- 
Mering 4 ) über einen Amorphus, def in Bezug auf Größe 
und Beschaffenheit der Oberfläche, Mangel an Adnexen etc. 
von dein beschriebenen abwich: Eine Kuh warf ein wohl- 
gebildetes Kalb und nach einiger Zeit einen formlosen 
Klumpen im Gewichte von 30 Pfund mit fleischähnlicher 
Oberfläche. Das pathologisch-anatomische Institut der Mün¬ 
chener Tierärztlichen Hochschule bezeichnet© das Gebilde 
als einen aus Haut und der Hauptsache nach aus Fettgewebe 
bestehenden Amorphus. 


4 ) Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht, 1907. 



195 


Referate. 

Fischer und Gallia: Hin Beitrag zur Unter¬ 
suchung auf Dampf. (Tierärztl. Zentralblatt, 1910, Nr. 1.) 

Auf Grund von Untersuchungen, die die beiden Ver¬ 
fasser auf dem Gestüte des Gutsbesitzers F ranz G r a f 
Seilern in Gr. Lukow an 1% bis 2 Jahre alten Weide¬ 
pferden (Hengsten und Stuten) und an 3 Jahre und darüber 
alten, eingebaferten Pferden (Deckhengsten und Mutter¬ 
stuten) vorgenommen hatten, kamen dieselben zu folgenden 
Resultaten: 

1. Bei Weidepferden zeigten Junghengste in der Regel 
eine um mindestens 0,6 0 niedrigere Körperwärme als Jung¬ 
stuten. Auch die Atmungsfrequenz ist bei den Hengsten 
im allgemeinen eine geringere als bei den Stuten. 

2. Die Zahl der Pulsschläge ist bei Junghengsten höher 
als bei Jungstuten, ferner ist die Pulswelle stärker an die 
Arterienwand anschlagend, infolgedessen der Puls voller 
und kräftiger. 

3. Im analogen Verhältnisse steigern sich während 
und nach der Bewegung Körpertemperatur und Atmen, 
während im verkehrten Verhältnisse die Pulszahl bei den 
Hengsten während der Bewegung im Vergleich zu jener 
bei den Jungstuten zurückbleibt. 

4. Die Temperatur der Weidepferde stieg während der 
Vostündigen Trabbewegung bezw. nach derselben um 1" und 
ging während der Schrittbewegung nach 15—30 Minuten 
zur Norm zurück. 

5. Eine mit 38,9° angegebene Temperatur ist für die 
Beurteilung des Leidens „Dampf“ nichtssagend, weil — wie 
durch zahlreiche Messungen erwiesen — die Temperatur 
von 38,9 0 in den meisten Fällen bei Jungpferden kaum die 
Norm übersteigt, wenn auch zugegeben werden muß, daß 
bei Vorhandensein von Dämpfigkeit Anhalten' einer höheren 
Körpertemperatur über die Norm nach der Bewegung ver¬ 
kommt. 

6. Bei Pferden, bei welchen Schweißausbruch eintrat, 
war die Körper-Innentemperatur gewöhnlich bis um 0,7 bis 
1,5 ° und darüber gestiegen, die Atmung auf’s doppelte ver¬ 
mehrt, während die Pulszahl oft nicht von der Norm abwicli. 

7. Die Atmung der im Trabe bewegten Tiere erfolgte 
mit deutlich sichtbarem Flankenschlage und entsprechender 
Bewegung der Nasenflügel in gleichmäßigen Intervallen 
ohne jedwede Anstrengung bei der In- und Exspiration. 
Als Begleiterscheinung trat vereinzelt Schweißausbruch, nie 
Husten auf. 



196 


8. Puls der meisten Tiere war vor der Bewegung kräf¬ 
tig, rhythmisch in gespannter Gefäßwandung, nach der Be¬ 
wegung Pulsschläge nicht oder nur wenig vermehrt, ohne 
wesentliche Änderung seiner Qualität. 

9. Allgemeinbefinden nach der Bewegung bei allen 

Tieren ein gutes, ohne Spuren von Müdigkeit, jedoch mit 
gutem Appetit. R a b u s. 


Zehl: Die Blutfleckenkrankheit des Rindes. (Berl. 
Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 39.) 

Das Vorkommen des typischen Morbus maculosus beim 
Rind konnte erst Ende der achtziger bezw. anfangs der 
neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einwandfrei fest¬ 
gestellt werden. Im Gegensatz zum Pferd entsteht er beim 
Rind in den weitaus meisten Fällen primär; sekundär wurde 
die Krankheit nur vereinzelt im Anschluß an Gebärmutter- 
und Eutererkrankungen beobachtet und Verf. sah sie bei 
einer Kuh in Verbindung mit echtem Gelenkrheumatismus 
auftreten. 

Man kann drei Formen der Infektion unterscheiden: 
1. durch den Erreger der Primärinfektion; 2. ist anzu¬ 
nehmen, daß in allen Fällen, in denen die Blutfleckenkrank¬ 
heit als Stallseuche in Erscheinung tritt, der Infektionsstoff 
dem Tiere mit dem Futter oder Getränk zugeführt wird: 
3. lassen sich die sporadischen Krankheitsfälle nur so deuten, 
daß unter gewissen Bedingungen — vielleicht durch Ent¬ 
stehen einer Indigestion, weil die Anfangssymptome des 
idiopathischen Morbus maculosus hiefür sprechen — Darm¬ 
bakterien Toxine bilden, welche die Kapillaren schädigen. 

Die Stellung einer Diagnose ist im Anfangsstadium 
der idiopathischen Erkrankung unmöglich; sie kann erst 
erfolgen beim Erscheinen der Petechien und Anschwellungen. 
Zunächst besteht nur Indigestion bei unveränderter Höhe 
des Pulses und der Temperatur. Nach 24—48 Stunden er¬ 
scheinen Petechien auf der Nasenschleimhaut, seltener auch 
auf der Maul- und Scheidenschleimhaut. Die Konjunktiven 
schwellen an und sind dunkel rot gefärbt. An verschiedenen 
Körpergegenden treten Ödeme auf. Oft besteht starke Nei¬ 
gung zum Belecken des Körpers. Unter Steigerung der 
Temperatur und Verschlechterung des Pulses kommt es nun 
zu allgemeiner Schwäche, blutig-schleimigem Nasenausfluß, 
röchelndem Atmen und Husten. 

Meist geht die Krankheit innerhalb 4—7 Tagen mit 
Tod aus. Kommt es dagegen zu Heilung, so erstreckt sich 
der Verlauf über mehrere Wochen, während deren immer 



197 


wieder Rezidiven erscheinen, oft, nachdem das Tier 8 Tage 
und länger anscheinend schon völlig wiederhergestellt war. 

Die Sektion bietet das Bild einer Septikämie mit Blu¬ 
tungen in fast allen Organen. Im Magen und Darm be¬ 
schränken sich die Hämorrhagien, so weit nicht eine Ver¬ 
blutung in letzteren stattgefunden hat, auf die Serosa und 
Muskularis, während sich auf der Schleimhaut nur ganz ver¬ 
einzelt Ekchymosen zeigen. 

Die Behandlung ist ziemlich aussichtslos; beim Rind 
hat sich kein einziges der innerlich oder subkutan gegebenen 
Mittel als auch nur einigermaßen wirksam erwiesen. 

L i n d n e r. 

Tierzucht and Tierhaltung. 

Jahresbericht des Verbandes für Reinzucht des Pinzgauer 
Rindes in Oberbayern pro 1909. 

[Auszug aus dem Berichte.] 

Auch im Berichtsjahre hat der Verband und das Zucht¬ 
gebiet des Pinzgauer Rindes wieder eine Ausdehnung er¬ 
fahren : 10 Ortsvereine wurden neugegründet und 226 Land¬ 
wirte traten dem Verband als Mitglieder bei. Die Gesamt- 
mitgliederzahl betrug am Jahresschluß in 6 Zuchtgenossen¬ 
schaften 1565, denen 3788 Herdebuchtiere gehören. — Neben 
verschiedenen Bezirkstierschauen u. Jungviehprämiierungen 
beteiligte sich der Verband insbesonders bei der Rinder¬ 
ausstellung beim Zentral-Landwirtschaftsfest und an der 
II. bayerischen Mastviehausstellung, beide Male mit sehr 
gutem Erfolge. Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest, bei 
dem der Verband 4 Ehrenpreise, 12 erste, 16 zweite und 7 
dritte Preise zuerkannt erhielt, hat er von allen Verbänden, 
die dort vertreten waren, das beste Prämiierungsresultat er¬ 
zielt. Von den zur Mastviehausstellung gebrachten Tieren 
gehörten 61 % dem Pinzgauer Schlag an. Sie zeichneten 
sich insbesondere durch Größe und Gewicht aus, vor allem 
in den Klassen der Ochsen, Kühe und Kalbinnen, bei denen 
jeweils die größten bezw. schwersten Tiere Pinzgauer waren. 

Der in engster Verbindung mit der Viehzucht stehen¬ 
den Alp- und Weidewirtschaft wurde seitens des Verbandes 
größte Beachtung geschenkt und versucht, die Alp- und 
Weidewirtschaft durch Bildung von Genossenschaften zu 
fördern. 338 Stück Großvieh, sowie 38 Ziegen waren in 
diesem Jahre auf den Genossenschaftsalpen, deren gesamte 
Weideflächen 213,058 Hektar umfassen, aufgetrieben. 

Auf der neuen Bullenaufzuchtstation „Wartberg “ 
konnten mit den dort aufgestellten Tieren recht günstige 



198 


Erfolge erzielt werden. Die Probe-Wägungen haben bei 
Kälbern eine Durchschnittszunahme von 2,1 Pfund pro Tag 
und bei über 1 Jahr alten Stieren eine solche von 2,2 Pfund 
(gegen 1,1 Pfund im Jahre 1908) ergeben. Die Station war 
zu Beginn des Jahres mit 9 Stieren bestellt, angekauft wur¬ 
den 41 Stiere, verkauft 39, so daß am Jahresschluß ein Be¬ 
stand von 11 Tieren verblieb. Auch die in Wartberg auf- 
gestellten Ziegen entwickelten sich vorzüglich und erhielten 
auf der Ausstellung in Haßloch 3 Ehrenpreise und 4 erste 
Preise. 

Sehr rege war der Absatz von Zucht- und Nutzvieh, 
insbesondere von Jungvieh nach Norddeutschland, deren 
Verkauf die Geschäftsstelle des Verbandes vermittelte. 

Das vergangene Jahr hat bewiesen, daß das Interesse 
für die Verbandsbestrebungen ein sehr reges ist und daß 
insbesondere die Züchter des Verbandsbezirkes an der Zucht, 
des Pinzgauer Kindes festhalten werden. M. 


Schweinemästereien. 

In K ö t z t i n g wurde auf Anteile zu je (500 Mark eine 
Genossenschaftsmästerei zur Mast von Schweinen gegründet. 
Vorläufig sollen 60 Schweine gemästet werden. Mastdauer 
4 Monate. Die technische Leitung soll, vorbehaltlich mini¬ 
sterieller Genehmigung, dem Gründer der Genossenschaft. 
K. Bezirkstierarzt Rücker übertragen werden. 

Am Viehhofe in Karlsruhe werden seit längerem 
Schweine mit Abfällen aus städtischen Betrieben gemästet 
und die gemästeten Tiere verkauft. Tn der Folge sollen 
diese geschlachtet und das Fleisch an das Publikum abge¬ 
geben werden. 


Bedingungen zur Aufnahme der Rinder in das Herdebuch 

der Insel Jersey. 

Tn das Herdebuch der Insel Jersey werden nur Tiere 
aufgenommen, die vorher geprüft wurden; das Pedigree, 
auch wenn es noch so vorzüglich lautet, ist für sich nicht 
maßgebend. Einzelne wichtige Aufnahmsbedingungen heißen : 
Eine Kalbin kann, auch wenn sie von Herdebuch-Eltern ab¬ 
stammt, in das Herdebuch erst dann aufgenommen werden, 
wenn sie ein Kalb gebracht hat. Man will mit dieser Vor¬ 
schrift die Leistung des bei reifenden Tieres als Milchnerin 
kennen lernen und die Aufnahme schlechter Milchnerinnen 
verhüten ; ferner muß jeder zur Aufnahme in das llerdebuch 
beantragte Stier zur Musterung mit. seiner Mutter vorge- 



199 


führt werden. Vorzüge der letzteren können dann allenfalls 
hei der Prüfung in Betracht gezogen werden. .Jedes zur 
Aufnahme begutachtete Tier wird zum Einträge in das 
Herdebuch qualifiziert. Die Qualifikation lautet : commend 
= empfohlen, oder highly eommended = hochempfohlen. 
(Adametz in Österreich. Molkerei-Zeitung, Nr. 4, 1910.) 

A. 


Verschiedenes. 

V eter inäroff izierskorps. 

In der Plenarsitzung der bayerischen Kammer der Ab¬ 
geordneten am 11. März, in welcher die Beratung eines Nach¬ 
trages zumEtat. der Militärverwaltung auf der Tagesordnung 
stand, nahm der Abgeordnete Dr. G ü n t h e r, der schon so 
vielfach und erst jüngst wieder (Münch. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, Nr. 1, 1910) für die Interessen der Tierärzte einge- 
tieten ist, und dem wir daher zu großem Dank verpflichtet 
sind, das Wort und gab seiner Freude darüber Ausdruck, 
daß die Wünsche der Militärveterinäre wenigstens 
bis zu einem gewissen Grade erfüllt werden. „Allerdings*', 
so fährt der Abgeordnete weiter, „bleiben noch eine Anzahl 
von Wünschen des Veterinäroffizierskorps unerfüllt, was ja 
dem Kriegsministerium selbst am besten bekannt ist. Einer 
dieser Wünsche ist die Gewährung der M a j o r s - K o m - 
I> e t e n z e n, und es wäre sehr wünschenswert, wenn eine 
Ergänzung des Standes des Veterinäroffizierskorps in dem 
angedeuteten Sinn erfolgen würde. Ein zweiter Wunsch, 
der allerdings schwerer erfüllbar ist, ist die Aufstellung 
eines besonderen Referenten im K r i e g s m i ni¬ 
ste r i u m für diese Angelegenheit. Man ist in den Kreisen 
der Militärveterinäre der Meinung, daß es dem betreffenden 
Referenten an Beschäftigung nicht fehlen und daß der ganze 
Stand des Korps dadurch gehoben würde. Vielleicht könnte 
mit der Zeit doch auch dieser Wunsch erfüllt werden.“ — 
Der Kriegsminister, Freiherr von Horn, bemerkte auf 
die Anregung des Abgeordneten Dr. Günther, daß sich 
die Militärveterinärreform (Schaffung des Vetcrinäroffizi<,*rs- 
korps) ganz der preußischen anschließen werde. Den Wunsch 
des Abgeordneten Dr. Günther auf S eh a f f u n g ei n e r 
Spitze des V e t e r i n ä r - O f f i z i e r s k o r p s im 
Kriegsministerium wolle er s i ch a d n o tarn 
nehmen; er fürchte aber, daß die Wünsche vorerst — 
man stehe am Anfänge der Organisation — nicht berück¬ 
sichtigt werden können; in einem späteren Zeitraum werde 
die Frage wieder zur Behandlung kommen. A. 



200 


Informationskurs. 

ln der Zeit vom 29. März mit 9. April findet in München 
ein Informationskurs für Amtstierärzte mit folgendem 
Arbeitsplan statt: 

1. Vortragende, Vertragsgegenstände, Vor¬ 
trags- und Übungslokale: 

1. Dr. Kitt, o. Professor: Ausgewählte Kapitel aus 
der Seuchenkunde, Bakteriologie und Serumtherapie mit 
Demonstrationen und praktischen Übungen. — Im Mikro- 
skopier-Saale des pathologisch-bakteriologischen Instituts 
und im Hör-Saale des Instituts für Huf künde der K. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule. 

2. Dr. Mayr, o. Professor der K. Tierärztl. Hoch¬ 
schule: Chirurgische Demonstrationen. — In der chirurgi¬ 
schen Klinik der K. Tierärztl. Hochschule. 

3. Dr. Mose r, a. o. Professor der K. Tierärztl. Hoch¬ 
schule: Hufkraukheiten und Hufbeschlag mit Demonstra¬ 
tionen. — Im Institut für Hufkunde der K. Tierärztl. Hoch¬ 
schule. 

4. M ö 11 e r, Obertierarzt des Schlacht- u. Viehhofes : 
Demonstrationen aus der Fleischbeschau. — Im städtischen 
Schlachthofe. 

5. Schneider, städt. Bezirks- und Obertierarzt und 
Dr. Ernst, städt. Amtstierarzt: Untersuchung von Milch, 
Fleischwaren und dergleichen. — Im tierärztlichen Bureau, 
Sendlingerstraße 64. 

6. Dr. Vogel, Oberregierungsrat: Besprechung ein¬ 
zelner Gebiete der amtstierärztlichen Geschäftsführung, der 
Veterinärpolizei und der Tierzucht. — Im Hör-Saal Nr. 1 
(Klinik-Mittelbau) der K. Tierärztl. Hochschule. 




II. S t u n d e n e i 

n t e i 1 

ung 




1. 

Tag, 

Dienstag, den 29. März : 

Punkt 

8- 

10: 

Df. \ 

°ge 1, 


a 

V 

10—11 :} 
3— 5 :J 

| Dr. 

Kitt. 

2. 

Tag, 

Mittwoch, den 30. März : 

» 

8— 

-10: 

Dr. Voge 1, 




10— 

3— 

11:1 

- 5:j 

Dr. 

Kitt. 

3. 

Tag, 

Donnerstag den 30. März: 

V 

8- 

-10: 

Dr. ^ 

r ogel, 




» 

n 

10— 

3— 

11 :\ 

5:J 

Dr. 

Kitt. 

4. 

Tag, 

Freitag den 1. Agril: 


8— 

10: 

Dr. V 

ogel, 





10— 

3— 


Dr. 

Kitt. 


Tag, 

Samstag den 2. April: 

u 

V 

M 

8— 

3— 

11:1 

- 5:j 

► Dr. 

Kitt. 



201 


6. Tag, 

Montag den 4. 

April: 

Punkt 

n 

8—11:' 
3— 5 :J 

| Dr. Kitt. 

7. Tag, 

Dienstag den 5. April: 


8—10: 

Dr. Mayr, 





2— 5: 

Dr. Moser. 

8. Tag, 

Mittwoch den 6. April: 


8—10: 

Dr. Mayr, 




ii 

2— 5: 

Dr. Mose r. 

9. Tag, 

Donnerstag den 7. April: 

» 

8—11: 

M ö 11 e r, 




n 

3— 5: 

Schneider 





und Dr. Ernst. 

10. Tag, 

Freitag den 8. 

April: 

w 

8—11:] 

[Schneider 



» 

3— 5:J 

I und 






Dr. Ernst. 

11. Tag, 

Samstag, den 9. April: 

n 

8—11:1 

Schneider 




n 

2— 4 :j 

und 


Dr. Ernst. 

Innerhalb der einzelnen Vor- und Nachmittage bleibt 
die Wahl anderer Stunden den Vortragenden im Benehmen 
mit den Kursteilnehmern Vorbehalten. 

gez. Dr. Vogel. 

Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen 

an der 

Königlich Tierärztlichen Hochschnle München 

im Sommer-Semester 1910. 

Beginn: 15. April; Inskription: 15. bis 23. April. 
Giesenhagen: Systematische Botanik, 4 Std. u. botan. Ex¬ 
kursionen; Pharmakognosie, 1 Std. — Hofer: Allgem. Zoologie 
und Naturgeschichte der Wirbeltiere, 4 Std.; Fischkrankheiten, 
1 Std.; Fischerei-Exkursionen. — E bert: Physik II, 4 Std. — Lip p: 
Organische Chemie, 5 Std. — Stoß: Anatomie und Histologie II, 
3 Std.; Embryologie, 1 Std.; Mikroskopische Uebungen, je 4 Std.; 
histolog.-embryologische Arbeiten für Geübtere, nach Uebereinkunft. 
— E. Voit: Physiologie I, 4*/* Std.; Physiologische Chemie, 1 Std.; 
Diätetik, 3 Std.; Physiologisches Laboratorium für Geübtere, nach 
Uebereinkunft. — Krummacher: Milch und Milchuntersuchung, 

1 Std. — Brandt: Arzneimittellehre und Toxikologie I, 3 Std.; 
Chemische Uebungen I, je 3 Std.; Pharmazeutische Uebungen I, 
gruppenweise; Pharmakologisches Laboratorium für Geübtere, nach 
Uebereinkunft- — Zur Zeit Kitt stellv.: Allgemeine Patho¬ 
logie mit allgem. pathol. Anatomie, 4 Std.; Seuchenlehre, 8 Std.; 
Pathol.-mikroskop. Uebungen und Sektionen, je 2 Std.; Bakteriolog. 
Laboratorium für Geübtere, nach Uebereinkunft. — Al brecht: 
Spezielle Tierzuchtlehre, einschließlich Geflügelzucht, 6 Std.; Geburts¬ 
hilfe, 4 Std.; Embryotomische Uebungen, 2 Std. — Schlampp: 
Spezielle Pathologie und Therapie II, 3 Std.; Allgemeine Therapie, 

2 Std.; Klinische Propädeutik, je 2 Std.; Medizin. Klinik, je 6 Std.; 
Ophtlialmolog. Kurs II, 1 Std.; Arbeiten in den Laboratorien der 
medizin. Klinik für Geübtere, nach Uebereinkunft. — Mayr: All¬ 
gemeine Chirurgie und Operationslehre, 6 Std.; Operations-Uebungen, 



202 


6 Std.; Chirurgische Klinik je 6 Std., Geschichte der Tierheilkunde, 

1 Std.; von Vaerst: Gerichtl. Tierazneikunde, 3 Std.; Ambula¬ 
torische Klinik, Untersuchung von Tieren in Sachen der Mängel¬ 
gewähr. — Moser: Beschirrungslehre, 1 Std.; Uebungen am Hufe, 
je 4 Std.; Übungen für Geübtere im Institute für Hufkunde nach 
Uebereinkunft. 

Satzungen, Lehrplan, Prüfungsvorschriften und Jahresbericht 
können gegen Einsendung von 90 Pfennig durch das Sekretariat 
bezogen werden. 

82. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Königsberg i. Pr. 1910. 

Die 82. Versammlung der Naturforscher uud Ärzte 
findet vom Sonntag den 18. bis Sonnabend den 24. Sep¬ 
tember in Königsberg in Preußen statt. Die Veterinärmedizin 
ist in einer Abteilung vertreten. Der Herr Einführende, 
Veterinärrat Dr. Wehrdorf, erteilt über Anmeldungen 
und Vorbereitungen von Vorträgen bereitwilligst Auskunft. 

Bttcherschan. 

Die Sterilität der Kühe. Von Tierarzt J. Albrechtsen 
in Aakirkeby. Deutsch von Tierarzt Holzmann in 
Großainmensleben. Mit 21 Abbildungen. Verlag von 
R. Schütz, Berlin 1910. Preis 3 Mk. 

Verf. behandelt auf 96 Druckseiten die Arten der Un¬ 
fruchtbarkeit, deren Verbreitung in wirtschaftlicher Bedeu¬ 
tung, die Diagnose und Differential-Diagnose der Trächtigkeit, 
die ansteckenden Scheidenkatarrhe, die speziellen Ursachen 
der Sterilität, die Behandlung derselben, das Ergebnis der 
letzteren u. a. Wie der Inhalt der Broschüre zeigt, stehen 
dem Verf. reiche Erfahrungen über die Unfruchtbarkeit 
des Rindes zu geböte, sowohl in Bezug auf die Entstehung 
derselben als hinsichtlich der Behandlung. Nach beiden 
Seiten, besonders aber nach der letzteren, enthält seine Ar¬ 
beit neue Gesichtspunkte, die für dio Prophylaxis und 
Therapie der Sterilität volle Würdigung verdienen, zu Be¬ 
obachtungen, und, die Therapie anbelangend, zu Versuchen 
im Sinne des Verfassers auffordern. A. 

Druckfehlerberichtigung. 

Auf Seite 187 der vorigen Nummer der Wochenschrift Zeile 7 
von oben soll es heißen: „Dr. Paeehtnor“ statt „Dr. Paschtner“. 

Personalien. 

Auszeichnungen: Prof. Dr. vonPflugh, Privatdozent an 
der Tierärztlichen Hochschule in Dresden wurde von Sr Majestät 
dem Kaiser zum Ehrenritter des Ordens St. Johannis vom Spital zu 



203 


Jerusalem ernannt. Hofstabsveterinär Wille in München erhielt 
Titel und Rang eines Kgl. Yeterinärrates. 

Ernennung: Dr. Boden, Assistent an der Tierärztlichen 
Hochschule in Dresden zum Kais. Regierungstierarzt in Swakopmund 
(Deutsch-Süd westafrika). 

Wohnsitz Veränderungen: Behr Friedrich von München 
als Vertreter nach Straubing, Holterbach Heinrich in Offenburg 
als techn. Mitarbeiter an dem Institut für Seuchenbekämpfung in 
Frankfurt a. M 

Approbationen: in Dresden die Herren: Brenner Richard 
aus Mehlteuer, Kliem Max aus Sorau, Merzdorf Emil aus Stro- 
eken. Schild Wächter Joh. aus Bernsfeld und Stauffer Christian 
aus Mantsala (Finnland); in Gießen: Herr Faistel Kurt aus Plauen; 
in Hannover: die Herren Bennewitz Willi, aus Doversen, Dencker 
Erich aus Hohenwarthe, Eggers Joh aus Suderau, Holthöfer W. 
aus Raddestorf und Si eck mann Erich aus Blomberg; in München: 
die Herren Berger Karl aus Kietersfelden, Förster Franz aus 
Mühldorf und Krieger Rudolf aus Simbach a. Inn. 

Promotionen: Zu I)I)r. med. vet. in Gießen: die Tierärzte 
Bocksteger Gerhard in Kempen, Butta Alfred in Heidelberg, 
Hagen Hermann in Gießen, Lasch Paul in Gießen, Meßenzehl 
Karl in Aschaffenburg-Dahm, Mühleck Jul. in Gießen, Suckrow 
Frdr. in Bonn, Zirker Otto in Hammelburg; in Leipzig: die Tier¬ 
ärzte Franke Hermann in Bunzlau, Illing Paul in Dresden, Mar¬ 
tin Frd. in Dresden, Schwabe Felix in Zwickau, Uhlmann Paul 
in Cranzahl; in Bern bezw. Zürich: die Tierärzte Fra uzen Joh. 
in Haaren und Gottschalk Artur in Dresden. 

Ruhestands-V ersetzung: Oberstabs - V eterinärr A ugust. 
Schwarz in Fürstenfeldbruck. 


Sublamin 

Geruchloses, leicht und klar lösliches Desinfektionsmittel 
in Pastilleuform von höchster Wirksamkeit. 

Wirkt reizlos und ruft keine Erscheinungen von 
Merkurialismus hervor. 

Erprobt als Desinflziens bei Wunden, Operationen, 
Abszessen, Metritis, Pauaritien, Scheidenrißwunden, 
prolabiertem Uterus und zurückgebliebener Nachgeburt. 

Erhältlich in Röhrchen ä 10 und 20 Pastillen ä 1 gr 
und auch in größeren losen Packungen in Apotheken 

und Großdrogenhandlungen. 3[12| 

Man verlange „Originalpackung Schering 44 . 

Chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) 


BEKLO X. »9, Mülleratraße 170/171. 









204 



Chem. Fabrik □ Darmstadt 

empfiehlt alle Drogen und Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismuthverbindungen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotnberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


JODIPIN 

pro usu veterinario 10°/“ und 
25 °/°- Vorzüglicher Ersatz für 
Jodalkalien. 
Bewährt bei: 

Dämpfigkeit, Lebercirrhose, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
maculostis der Pferde, Akti- 
liomykose, Tuberkulose der 
Kinder. 


TAMOFORM 

Äußerlich: 

Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

Innerlich: 

Wirksames Antidiarrhoicum, 

besonders bei Kälberruhr 
empfohlen. 


PERHYDROL PYOKTANIN 

Chemisch reines,30°/o Wasser- Geruchloses, starkes Antisep- 
stoffsuperoxyd. ticum. 

Wertvolles Specificum gegen 

Desinflciens für die Chirurgie. Maul- und Klauenseuche. 

YOHIMBIN-MERCK T f'ff n 

gegen sexuelle Impotenz der Zuchttiere. 

iw* Literatur über die Spezialpräparate gratis und franko. 


Suptol-Burow. 


Milzbrand-Serum 


Erprobtes, vielfach bewährtes nach Prof. Sobernheim. 

Heilmittel gegen akute und Für Schutz- und Heilzwecke 
chronische Schweineseuche. empfohlen. 

Beide Präparate sind direkt zu beziehen durch 

E. MERCK, Serum-Abteilung, HALLE a. S., 

Sagisdorf erstraüe 1. 


Druck von J. (i ottes w i nie r, München. — Kommissionsverlag : M. Ri egersche 
l T nivereitatsbuchbandlung, München, Odeonsplatz 2. 




Münchener 



(früer: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 29. März 1910. Nr. 13. 


Inhalt: Originalartikel: Frank: Einiges über Starrkrampf. 
— Mulzer: Hochgradige Gehirnhyperämie mit Hyperästhesie und 
Konvulsionen bei einem Hunde. — Induration der Hirnsub¬ 
stanz. — Hyperästhesie (?) bei einem Pferde. — Referate: 
Eloire: Über eine neue Form des Kalbefiebers. Zedek: Über 
den therapeutischen Wert des Fibrolysin. Leukofermantin. 
— Tierzucht und Tierhaltung: Wirkung geringer 
Mengen Rauhfutters und die Entbehrlichkeit desselben bei der 
Fütterung des Melkviehes. — Verschiedenes: Promotions¬ 
recht. Fleischbeschau. Obligatorische Trichinenschau in Bayern. 
Vertretung der Professur für pathologische Anatomie etc. an 
der Tierärztlichen Hochschule München. Senat der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Dresden. Viehseuchen-Nachrichten. Ver¬ 
zeichnis der Vorlesungen und Übungen an der Kgl. Tierärzt¬ 
lichen Hochschule München im Sommer - Semester 1910. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Einiges über Starrkrampf. 

Von Bezirkstierarzt Frank, Kusel. 

Abgesehen von einer größeren Zahl in früheren .Jahren 
beobachteten und zum Teil auch mit mehr oder weniger 
Glück behandelten Starrkrampferkrankungen in ihren ver¬ 
schiedenen Formen sind in den letzten Jahren noch einige 
hinzugekommen, welche vielleicht eines allgemeineren Inter¬ 
esses würdig sind. Von den hiebei besonders iu’s Auge ge¬ 
faßten 7 Fällen betreffen 6 Pferde und 1 einen G/hjährigen 
Stier. Bei letzterem trat die Genesung spontan nach zirka 
6 Wochen ein, während in 2 von den ersteren infolge des 
höchst akuten Verlaufes schon nach 48 Stunden ein töd¬ 
licher Ausgang erfolgte. Die übrigen 4 sind genesen. 

Die Behandlung bestand bei allen diesen Pferden im 
allgemeinen in der Applikation von täglich bis zu 100 g 





206 


Chloralhydrat, das in heißer Milch gelöst per rectum in¬ 
fundiert wurde. Außerdem wurden noch alle 1—2 Tage 
sich wiederholende subkutane Injektionen von 50—70 g 
25 %igen Jodipins vorgenommen, das in der Regel mit 
25—30 %igem Aeth. sulf. leichtflüssiger gemacht war. Die 
Mischung wurde, abgesehen von einer vorübergehenden 
Aufregung kurz nach der Applikation, stets gut ertragen, 
doch traten bei einem der Pferde nachträglich mehrfach 
umfangreichere Hautabszesse ein, die im übrigen rasch 
wieder abheilten. Diese glaube ich auf eine Infektion der 
Einstichstellen durch die ständige Reibung an den Riemen 
und Gurten des Hängeapparates zurückführen zu sollen. 

Schon lange vor den Veröffentlichungen D i f f i n e’s 
über seine Erfolge mit Jodipin-Injektionen hatte ich durch 
lokale Behandlung der Infektionsstelle eine Hinderung 
der Giftproduktion und der Weiterverbreitung durch die 
Ly mph- und Nervenbahnen beabsichtigt, indem ich rings 
um den Wundherd, insbesondere zentripetal, oberflächliche 
und tiefgehende Injektionen von 5—10 %igem Jodvasogen, 
Collargol u. s. w. anbrachte. Der Erfolg war indessen kein 
in die Augen springender. In weiterem Verfolg dieser Ab¬ 
sicht war eben zu erwägen, daß die Tetanusbazillen nur bei 
einer bestimmten Reife und wahrscheinlich nur in Gegen¬ 
wart von anderen Spaltpilzen (auch Saprophyten) Tetauus- 
toxine (Tetanin, Spasmin u. s. w.) entwickeln, daß diese 
weder Alkaloide noch labile Eiweißstoft'e oder N-haltige 
tlmsetzungsprodukte der Bakterien und deren Nährboden, 
sondern lediglich ziemlich haltbare Kohlenwasserstoffver- 
bindungen darstellen, die in ihrer Gesamtheit eine starke 
negative chemotaktische Wirkung ausüben. 

Nach meinen Beobachtungen bleibt entgegen den 
Wahrnehmungen bei Impf Starrkrampf die Krampfwirkung 
des Giftes in klinischen Fällen auch anfangs nicht nur auf 
die Umgebung des verletzten Teiles beschränkt, das Virus 
wird vielmehr von da fortgeführt und in den zunächst ge¬ 
legenen Zentralorganen verankert, wobei nicht einseitige, 
sondern gleichzeitige Muskelkrämpfe auch bei der ent¬ 
sprechenden Gegenseite ausgelöst werden. Einige Nerven- 
zentren mit Ausbreitungsgebieten, so besonders jene des 
Üculomotorius, Trochlearis, Facialis, sodann des Trigeminus 
scheinen für das Gift besonders empfänglich zu sein, wäh¬ 
rend die Zungenmuskeln (N. hypoglossus) und die Kau¬ 
muskeln des öfteren von der Starre befreil bleiben. Nie¬ 
mals aber habe ich eine nur auf eine Seite beschränkte 
Gift Wirkung beobachten können. 



207 


Mit Rücksicht auf diese Wahrnehmungen und die bis¬ 
herigen Ansichten über das Wesen dieser Krankheit wieder¬ 
holte ich nur bei einem infolge Nageltrittes erkrankten Pferde 
den Versuch, die Giftzuführbahnen vermittelst subkutaner 
25 %iger Jodipin-Injektionen in der Nähe der Nerven, 
Blut- und Lymphgefäße zu unterbrechen, indem ich beider¬ 
seits vom Schienbein Einspritzungen applizierte. Dem Jo- 
dipin waren 20 % Aeth. sulf. und 1 c /o Karbolsäure zuge¬ 
setzt. Nach der alsbald eintretenden Unruhe zu schließen, 
scheint ein Teil hievon in die Sehnenscheiden gelangt zu 
sein. Die folgenden Entzündungserscheinungen verliefen 
unter lebhaften Schmerzensäußerungen und starker Schwel¬ 
lung, doch trat schon 48 Stunden nach der Injektion eine 
sehr wesentliche Besserung ein, so daß die hinteren Extremi¬ 
täten zur Betätigung einiger Untugenden ziemlich aus¬ 
giebig wieder Verwendung fanden. Nach 5 Tagen war 
Patient außer aller Gefahr; die lokalen Erscheinungen 
gingen allmählich zurück und nur an der Stichstelle blieb 
eine lokale beulenartige Verdickung zurück, welche den 
nach zirka 10 Tagen auf genommenen Dienst nicht beein¬ 
flußte und sich allmählich zurückbildete. 

Bei einem weiteren, sehr schwer erkrankten Pferde 
mußte, da sich die Ursprungsstelle nicht ermitteln ließ, von 
dieser lokalen Umwallung der Giftquelle abgesehen werden. 
Die übrige Behandlung war die bereits geschilderte und 
führte trotz mancherlei Zwischenfällen nach 10 Tagen zu 
einer sichtlichen Besserung und nach 6 Wochen zur Ge¬ 
nesung. Die an den Injektionsstellen mehrfach auf getre¬ 
tenen kalten Hautabszesse heilten bald ab, waren also trotz 
ihres zuweilen ziemlich bedeutenden Umfanges gutartiger 
Natur. 

Ein mittelschweres Händler-Pferd wurde infolge einer 
durch Koppelstricke veranlaßten beträchtlichen Haut-Ab¬ 
schürfung an der Schweifwurzel oberhalb des Afters vom 
Starrkrampf befallen. Die sämtlichen Muskelpartien mit 
Ausnahme der Zunge und Kiefermuskeln lagen bereits in 
ziemlich hochgradiger Starre, die Maulsperre hingegen war 
nur mäßig, so daß die Futter- und Getränkeaufnahme ver¬ 
hältnismäßig gut von statten ging. Außer der mitgeteilten 
inneren Behandlungsweise wurden auch hier behufs Ver¬ 
legung der Giftabfuhrbahnen mehrmalige subkutane Injek¬ 
tionen oberhalb des Afters und der Wunde mit durch Äther 
verdünntem Jodipin, dem noch außerdem behufs Erzielung 
einer kräftigen positiven Chemotaxis den an sich negativen 
Toxinen gegenüber l%iges Ol. terebinth. zugesetzt war, vor- 



208 


genommen. Es bildete sich allerdings an der Injektions¬ 
stelle ein ziemlich tiefgehender Abszeß, eine etwa rasch ein¬ 
setzende erhebliche Besserung könnte aber nur in dem an¬ 
fänglichen Stillstand und der allmählichen Abnahme der 
Krampferscheinungen gefunden werden. Bei der den Te¬ 
tanustoxinen eigentümlichen, spät einsetzenden und lange 
anhaltenden Giftwirkung konnte übrigens auch ein rascher 
Nachlaß der letzteren ohnedies nicht erwartet werden, nach¬ 
dem bereits der ganze Tierkörper mit den Toxinen geschwän¬ 
gert war. Ob die Krankheit auch ohne diese lokale Behand¬ 
lung nicht den gleichen Verlauf gezeigt hätte, lasse ich dahin¬ 
gestellt, zumal während derselben drusenähnliche Erschei¬ 
nungen in den inneren und äußeren Luftwegen von einem 
vorübergehenden Nasenfluß begleitet auf traten, die ebenso¬ 
wohl auf einen akuten Jodismus als auf sonstige Krankheits¬ 
erreger zurückgeführt w r erden können. Auf ersterem scheint 
wohl die günstige Wirkung des Jodipins bei gewissen Atmungs¬ 
beschwerden hauptsächlich zu beruhen. Daß er tatsächlich 
bei jungen Pferden vorkommt, werde ich späterhin noch 
darzutun Gelegenheit nehmen. Auch dieser Patient ist also 
nach mancherlei Zwischenfällen genesen. 

Wieviel die Behandlung bei diesen 4 günstig ver¬ 
laufenen Fällen überhaupt beigetragen hat und welcher 
Anteil der allgemeinen Jodzufuhr einerseits, und der lokalen 
Hemmung der Toxinabfuhr bezw. Paralysierung der Toxine 
und Aufzehrung der verschiedenen Bakterien durch Phago¬ 
zytose zukommt, das zu prüfen wäre ein dankbarer Stoff 
zu den Vorarbeiten unserer zukünftigen Doktoranden. 

Wenn also aus dem Berichteten sichere Schlußfolge¬ 
rungen nicht gezogen werden dürfen, so wird doch durch 
die geschilderten Fälle wiederum die Zahl der bereits be¬ 
kannten vermehrt, so daß mit der Zeit immer mehr Klarheit 
gewonnen werden kann. 

Im übrigen sind die subkutanen Einspritzungen bei 
dem letztgenannten Pferde ohne nachteilige lokale Folgen 
geblieben und nur an einer Stelle, an welcher terpentinöl- 
haltiges Jodipin appliziert war, bildete sich ein unbedeu¬ 
tender Eiterherd. 

Hochgradige Gehlrnhyperämie mit Hyperästhesie und 
Konvulsionen bei einem Hunde. 

Von Tierarzt Mulzer, Nürnberg. 

An Weihnachten wurde ich zu einem Hund (öjähriger 
Spaniel) gerufen. Der Eigentümer gab mir die folgende 
Anamnese: „Ich ging mit dem Hund um die Stadt spazieren. 



209 


Das Tier bekundete große Freude, tummelte sich in den An¬ 
lagen, sprang zwischen Sträuchern hindurch, als es ganz 
plötzlich unter heftigem Schreien und Quieksen um mich 
herumtaumelte und einigemale hinfiel. Ich habe den Hund 
dann sofort heimgetragen. Ich glaube, er hat sich in dem 
Gesträuch etwas eingetreten.“ 

Untersuchungsbefund: Der Hund ist sehr 
unruhig, ängstlich, aufgeregt und läßt sich unter ständigem 
Aufschreien — so daß die Leute vor dem Hause zusaminen- 
laufen — kaum anfassen. Die sofortige Untersuchung der 
vier Extremitäten ergibt außer einer kleinen Verletzung an 
einem Zehenglied, das nur wenig blutet, nichts wesentliches, 
so daß ich damit die durch heftiges Aufschreien und Heulen 
vorgetäuschten Schmerzensäußerungen nicht in Einklang 
bringen konnte. Der Hund zeigte ferner krampfhafte Kau¬ 
bewegungen, Neigung zum Beißen seines Herrn, speichelte 
und suchte zu entweichen. Ich ließ nun das Tier frei. Kaum 
freigelassen, läuft es mehrere Schritte, macht in einer Ecke 
Halt, kauert zusammen, schreit ab und zu und stiert uns 
mit großer Pupille an. Plötzlich hüpft es blitzschnell in die 
Höhe, taumelt ein paar Schritte, läuft einmal im Kreise 
herum, flüchtet in eine Ecke und zeigt konvulsivische Zuck¬ 
ungen am Kopfe. 

Therapie: Ich ließ den Hund in einen abgegrenzten 
Raum bringen, der mit vielen Decken ausgekleidet war, um 
bei einem neuerdings auftretenden Anfall ernsteren Ver¬ 
letzungen vorzubeugen. Ferner verordnete ich: Kal. bro- 
mat. 5,0, Ammon. 2,0, Sirup. Rub. Id. 10,0, Aq. ad 100,0; 
zweistündlich % Eßlöffel! 

Da ich gegen Abend zufällig Kenntnis erhielt, daß 
vor meinem Eintreffen eine Tochter des Hundebesitzers 
heftig gebissen wurde, und ich mich selbst von dem aggres¬ 
siven Vorgehen seitens des Hundes überzeugte, wurde in 
mir der Gedanke an Wutverdacht wachgerufen. Bei meinem 
nächsten Besuch aber konnte ich — mir zur Beruhigung 
und zur größten Freude des Besitzers — feststellen, daß der 
Hund, wie man sich auszudrücken pflegt: wieder „kern¬ 
gesund“ war. 

Bisher ist kein weiterer Anfall aufgetreten: ebenso 
hat der Hund nach Aussage seines Herrn vorher an einer 
ähnlichen Krankheit nicht gelitten. 

Induration der Hirnsubstanz. 

Ein Pferd ging mit der Anamnese zu, daß es seit 
einiger Zeit schlecht bezw. gar nichts fresse, beim Reiten 



Mattigkeit zeige, sich im Stall zweimal überschlagen und 
hiebei den Kopf heftig an die Standsäule gestoßen habe. 
Bei der Untersuchung des in sehr schlechtem Nährzustand 
befindlichen Tieres fanden sich Puls, Temperatur und At¬ 
mung normal. Im Laufstand hielt es den Kopf stets tief ge¬ 
senkt, wobei es am Boden suchte. Der Blick war stier, das 
Ohrenspiel unphysiologisch und wechselvoll. Oft ging das 
Tier längere Zeit im Kreis herum und zwar ausschließlich 
nach rechts, wobei es häufig an den Wänden des Stalles an¬ 
stieß, ohne sich dessen bewußt zu werden; auch trat es sich 
bei diesen Bewegungen öfters auf die Kronen. Auf Ein¬ 
greifen in die Ohren und Betreten des Kronrandes reagierte 
es sofort. Futter wurde nur in sehr kleinen Quantitäten 
aufgenommen; hiebei öffnete das Pferd kaum das Maul und 
stampfte mit den Füßen. Bei Nacht zeigte Patient öfters 
Unruheerscheinungen und starken Schweißausbruch, was 
vermutlich auf stattgehabte Erregungszustände infolge ein¬ 
getretener Geräusche zurückgeführt werden dürfte. 

Diese Erscheinungen verschlimmerten sich von Tag 
zu Tag; das Pferd stürzte oft plötzlich zusammen und drohte 
zuletzt bei jeder Berührung des Kopfes sich zu überschlagen. 
Dabei kam es infolge der mangelhaften Futter auf nähme im 
Nährzustande stark herunter. In Anbetracht der durch diese 
Zustände bedingten Aussichtslosigkeit auf Wiederherstellung 
des Tieres wurde die Tötung beantragt. 

Die Obduktion ergab eine geringe Menge blutig-seröser 
Flüssigkeit in den Gehirnkammern, sowie eine derbe gummi¬ 
ähnliche Konsistenz der Gehirn- und Rückenmarksubstanz 
in allen Teilen. Es handelte sich wohl um eine zuerst lang¬ 
sam, später allmählich fortschreitende Induration der Ge¬ 
hirnsubstanz, die voraussichtlich in kurzer Zeit den Tod des 
Tieres zur Folge gehabt hätte. (Statist. Veterinär-Sanitäts- 
bericht über die bayer. Armee.) 


Hyperästhesie (?) bei einem Pferde. 

Ein 12jährige8, sehr temperamentvolles Pferd fing 
kurze Zeit nach einem lstündigen Ritt stark zu zittern an. 
Beim Vorführen zeigte es eine unsichere, tappende Be¬ 
wegung, wobei Hals lind Kopf eigentümlich seitwärts 
wackelten; in der Hinterhand knickte das Tier mehrmals 
zusammen; fernerwar das Pferd sehr aufgeregt, zeigte ängst¬ 
lichen Blick und vermehrte Atmung. Temp. 37,9, Puls 70, 
Atmung 25. Im Laufe des Tages bemerkte man noch einige 
stoßende, den ganzen Körper erschütternde Bewegungen des 
Rumpfes, die besonders stark hervortraten, wenn Rücken 



211 


oder Lende mit der Hand berührt wurden. Am nächsten 
Tage bestand nur noch diese Hyperästhesie und am 3. Tage 
waren wieder alle Krankheitserscheinungen verschwunden. 
Eine medikamentöse Behandlung wurde nicht eingeleitet. 
(Ibidem.) 


Referate. 

El oi re: Über eine neue Form des Kalbefiebers. 

(Österreich. Monatsschrift für Tierheilkunde, 1909, Nr. 9.) 

Verf. beobachtete bei einer Kuh, die 5 Monate vorher 
gekalbt hatte, Kalbefieber, das eine gewisse Ähnlichkeit mit 
der Eisenbahnkrankheit aufzuweisen hatte. 

Ein Besitzer erhielt am 18. August 1908 einen Trans¬ 
port trächtiger und milchender Normander Kühe, die auf 
eine zirka 3 Kilometer entfernte Weide getrieben wurden. 
3 Tage später erkrankte eine Kuh, stürzte zusammen und 
konnte sich nicht wieder erheben. 

Am 22. August 1908 untersuchte Verf. die Kuh und 
fand folgendes: Das Tier liegt aufgetrieben mit rechtsseiti¬ 
gem Dekubitus auf der Weide; Kopf wackelt wie eine ge¬ 
brochene Sprungfeder am Widerrist; es hat das Bestreben, 
den Kopf auf die linke Seite zu stützen; 38,5° Temperatur; 
leichte Verstopfung; Euter leer, schlaff und welk, trotzdem 
Patient an den Tagen vorher Milch gegeben hat. Da alle 
Anstrengungen, das Tier auf die Beine zu bringen, erfolglos 
waren, mußte man es trotz des schlechten Wetters auf der 
Weide liegen lassen. 

Diagnose: Kalbefieber. 

Therapie: Luftinfusion in’s Euter; Abwaschen 
und Desinfektion des ganzen Euters; ölklystiere und rek¬ 
tale Irrigation mit kaltem Wasser; Einschütten von einigen 
Litern heißen Bieres. 

An den folgenden Tagen war der Zustand des Patienten 
wenig verändert, wenn auch der Kopf besser getragen wird, 
spontan Exkremente ausgestoßen werden und der Meteoris¬ 
mus verschwunden ist. Da das Unwetter (Kegen u. Sturm) 
anhielt, wurde das Tier auf einen Karren geladen, in den 
Stall gebracht, abgetrocknet und erwärmt. Auch blieb die 
Temperatur normal und nahm das Tier etwas warmen 
Kleienbrei und trockenen Klee zu sich, jedoch erheben 
konnte es sich immer noch nicht. 

Da die Appetitlosigkeit anhielt und auch der Kopf 
seine auf die linke Schulter geneigte Lage beibehielt, wurde 
am 25. August eine abermalige Luftinfusion in’s Euter 
appliziert. Am 26. August wurde nun eine Lösung von 



212 


0,05 Veratrin. et Strychnin, sulfuric. verabreicht und in das 
vollständig milchleere Euter eine Injektion von warmem 
Wasser, das 8,5 Meersalz auf den Liter enthielt, gemacht. 
Das Tier nahm die dargebotene Tränke, sowie trockenes 
Kleeheu und geringe Mengen Stroh auf und machte am 
nächsten Tage (27. August) Aufstehversuche, die jedoch 
noch mißlangen. Der Kopf wird nun schon besser ge¬ 
tragen, Appetit ziemlich gut, Meteorismus vollständig ver¬ 
schwunden. Fortsetzen der Behandlung wie am 26. August, 
daneben 3mal tägliche Gaben von 0,05 Veratrin. und Strych¬ 
nin. sulfuric. in lauem Bier. Gegen Mittag des 28. August 
spazierte die Kuh nun allein im Stalle herum und fraß alles 
auf, was sie erreichen konnte. Diese Besserung hielt an 
und die Behandlung beschränkte sich in der Folgezeit nur 
auf mehrmaliges Massieren und sorgfältiges Entleeren des 
Euters. Mit dem Wiederauftreten des Appetits stellte 
sich auch wieder die Milchabsonderung ein und am 7. Sep¬ 
tember konnte das Tier geheilt auf die Weide zurück¬ 
transportiert werden, wo es täglich 12 Liter Milch gab. 

R e s u m e: Das plötzliche Ausbleiben der Milch ist 
die einzige entscheidende Ursache des Kalbefiebers. In 
obigem Falle ist die Einblasung von Luft nicht die Ur¬ 
sache der Heilung gewesen, sondern dieselbe ist einzig und 
allein den wiederholten Auswaschungen der milchführen¬ 
den Wege, den fortgesetzten Massagen und dem Entfernen 
der geronnenen Milchsekrete zuzuschreiben. In allen vom 
Verf. beobachteten Kalbefieberfällen "war nie die geringste 
Temperatursteigerung vorhanden, ein Beweis dafür, daß 
auch keine Infektion der Milchdrüse vorhanden ist. Ver¬ 
fasser benützt bei der Diagnose in allen zweifelhaften 
Fällen von Kalbefieber stets das Thermometer als richtiges, 
nie versagendes Hilfsmittel; denn wenn die Quecksilber¬ 
säule steigt und das Normale überschreitet, so ist Diagnose 
,,Kalbefieber“ stets auszuschließen. 


Zedek: Über den therapeutischen Wert des Fibro- 
lysin. (Tierärztl. Zentralblatt, 1909, Nr. 30.) 

Ein ßjähriges Wagenpferd, das an einer Gleichbein¬ 
bandentzündung vorne links mit hochgradigem Lahmgehen 
erkrankt war und bei welchem alle Mittel — Kälte, feucht- 
warme Bandagierungen, Dermasan, Blister — nur vorüber¬ 
gehende Heilung erzielten, wurde durch Gebrauch von 
Fibrolvsin wieder vollständig hergestellt. 

Es wurden dem Tiere drei ganze Ampullen ä 11,5 
Fibrolysin an der linken resp. rechten Halsseite innerhalb 



213 


5 Tagen injiziert; daneben wurde die krankhafte Partie am 
Fuße, die stark geschwollen, höher temperiert und schmerz¬ 
haft war, 3mal täglich eine Viertelstunde unter Anwendung 
von Schmierseife massiert, ferner wurde das Pferd hoch 
aufgebunden, nicht bewegt und auf ^ Ration Hafer ge¬ 
stellt. Am 6. Tage der Behandlung war die Geschwulst 
vollständig verschwunden und von Lahmheit war sowohl 
im Schritt als im Trab keine Spur mehr zu sehen. Rezidiven 
traten nicht auf. 

Ebenso günstige Erfolge erzielte Verf. bei der Behand¬ 
lung eines schweren Ackerpferdes, das sich infolge Aus¬ 
schlagens gegen die Wagenstange eine Quetschung der Sehnen 
und Beinhaut am linken hinteren Schienbein oberhalb des 
Fesselgelenkes zugezogen hatte. Bedeutende Anschwellung, 
große Schmerzhaftigkeit, höhere Temperatur und bedeu¬ 
tende Funktionsstörung. Nach dreimonatlicher Behandlung 
durch den Besitzer selbst wurde Verf. konsultiert, der so¬ 
fort 3 Ampullen Fibrolysin am 1., 3. und 6. Tage am Hals 
injizierte und Massage verordnete, worauf nach kurzer Zeit 
ebenfalls vollständige Wiederherstellung eintrat. 

ßesume: Das Mittel ist überall dort zu versuchen,- 
wo Erweichungsprozesse und Resorption der erweichten 
und verflüssigten Bestandteile angestrebt wird, wo früher 
Widerstandsfähigkeit und Elastizität erreicht werden will, 
wo weitere Einkerbungen, Einschnürungen, Schrumpfungen 
verhütet werden, wo ältere Infiltrate, schwartenförmige 
Auflagerungen zur Aufsaugung gelangen sollen. Solche 
Versuche wären durchzuführen bei frischen Anchylosen, 
frischen Exostosen, Sklerosierungen der verschiedenen 
Gewebe, Kontrakturen, Strikturen, Stenosen, Drüsen¬ 
tumoren, Lymphknoten und Sarkomen, Adhäsionen, Ver¬ 
wachsungen von Eingeweiden oder serösen Häuten unter¬ 
einander, bei Herzanomalien narbiger Natur, bei Trübungen 
der Kornea, Synechien, Exsudationen, Präsudationen da¬ 
selbst und Chorioditiden. R a b u s. 


Leukofermantin. (K r a n i c h in Berl. Tierärztlliehe 
Wochenschrift, 1909, Nr. 43, und Zeitschr. f. Veterinär¬ 
kunde, 1909, XI; Siegesmund in Zeitschr. f. Veterinär¬ 
kunde, 1909, XI.) 

Die eiterige Gewebseinschmelzung wird hervorgerufen 
durch ein eiweißlösendes Ferment, das beim Zerfall der ge¬ 
lapptkernigen Leukozyten frei wird. Gegen dieses Leuko¬ 
zytenferment sucht sich nun der Körper durch Bildung 



214 


eines Antiferments zu wehren, das den weiteren Eiwei߬ 
abbau verhindert. 

Das Antiferment läßt sich aus dem Blutserum und 
dem Transsudat der serösen Häute gewinnen. Merkwürdiger 
Weise zeigt das Serum unserer Haustiere eine viel geringere 
Ilemmungskraft als menschliches Serum. Trotzdem ist die 
fabrikmäßige Herstellung eines hochwertigen tierischen 
Antifermentserums gelungen. Es wurde von Jochmann 
und Kantorowicz experimentell festgestellt, daß wie¬ 
derholte Fermentzufuhr bei Tieren eine reaktive Steigerung 
des Antifermentgehaltes im Serum hervorruft. Unabhängig 
davon wurde durch systematische Immunisierung von Pfer¬ 
den gegenüber dem Eiterferment durch E. Merck- Darm¬ 
stadt ein tierisches Antifermentserum gewonnen, dessen 
Hemmungskraft derjenigen des menschlichen Blutserums 
entspricht. Da hiebei die Beschaffung ausreichender Eiter¬ 
mengen auf Schwierigkeiten stieß und da ferner das sep¬ 
tische Eitermaterial zur Herstellung eines für den mensch¬ 
lichen Gebrauch bestimmten Serums immerhin Bedenken 
hervorrief, wurde schließlich die Immunisierung mit dem 
dem Eiterferment in seiner Wirkung durchaus ähnlichen 
Pankreasferment, dem Trypsin vorgenommen. Das dann 
weiter gewonnene antifermentreiche Serum wird als „Leuko- 
fermantin - Merck“ steril in den Handel gebracht und zwar 
in flüssiger und in Pulverform. 

Vor kurzem von Müller und P r i s e r in die Human¬ 
medizin eingeführt, hat die physiologische Wundbehandlung 
mit Antifermentserum dort bereits die besten Erfolge ge¬ 
zeitigt. Die Autoren stimmen in ihrem Urteil darin überein, 
daß eine Verringerung, wenn nicht gänzliche Sistierung der 
Eiterung, Bildung frischer Granulationen und Verkürzung 
der Ileilungsdauer in allen Fällen zu beobachten ist. Als 
ungeeignet für diese Art der Behandlung werden nur 
Knocheneiterungen erklärt. Der Eiterherd wird mit Koch¬ 
salzlösung ausgespült, worauf man das Leukofermantin in 
alle Höhlungen der Wunde bringt und einen Verband 
anlegt. 

Die oben angeführten Verfasser teilen einige Fälle 
aus der Veterinärpraxis mit, in denen das Mittel sieh sehr 
gut bewährt hat, so bei zwei schweren Vorderfußwurzel¬ 
wunden, bei Sommerwunden, bei Naekenbandnekrose usw. 
Bei dem noch ziemlich hohen Preis des Präparates dürfte 
seine allgemeinere Anwendung zunächst nur dann zu em¬ 
pfehlen sein, wenn andere Mittel im Stich lassen oder Eiter¬ 
senkung zu befürchten steht. L i n d n e r. 



215 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Wirkung geringer Mengen Rauhfutters und die Entbehrlich¬ 
keit desselben bei der Fütterung des Melkviehes. 

Bekanntlich ist zur richtigen Ernährung besonders der 
Pflanzenfresser ein gewisses Volumen der gereichten Futter¬ 
ration erforderlich. Erhalten die Tiere hauptsächlich wenig 
Volumen aufweisende Futtermittel, so nehmen die zur Sätti¬ 
gung resp. zur Erreichung bestimmter Nutzungszwecke ge¬ 
nügenden Futtermöngen einen zu kleinen Raum ein; die 
Verdauungsvorgänge und damit auch die Ernährung leiden 
infolge der zu geringen Ausfüllung des Verdauungskanales. 
Als Füllmasse eignen sich besonders die Rauhfuttermittel. 

Nach einer Mitteilung der „Österreich. Molkerei- 
Zeitung“, Nr. 4,1910, hat Davenport vor einigen Jahren 
den Versuch gemacht, Kälber ohne Rauhfutter aufzuziehen. 
Ein Kalb erhielt an Stelle des Heues Mais und Haferkörner; 
4 Monate lang gedieh es, zeigte aber eine solche Gier nach 
massigem Futter, daß es ihm vorgelegte Hobelspäne fraß. 
Im 5. Monat traten Verdauungsstörungen ein und das Kalb 
mußte geschlachtet werden. Die Gelenke waren steif und 
die Muskeln mehr oder weniger starr und plump. Fettansatz 
hatte nicht stattgefunden. Ein zweites Kalb wurde vom 
sechsten Tage an 7 Monate lang ausschließlich mit Mager¬ 
milch ernährt. Während der ersten Monate entwickelte sich 
das Tier gut; im Laufe der letzten traten aber die gleichen 
Erscheinungen ein, wie bei dem mit Körnerfutter ernährten 
Kalbe. Nachdem bei dem Kalbe schließlich Steifigkeit in 
dem Grade eingetreten war, daß es kaum mehr aufzustehen 
vermochte, erhielt das Tier Heu und Stroh. Kurze Zeit nach 
Aufnahme von Rauhfutter trat Wiederkauen ein, das Kalb 
erholte sich bei weiterer Verabreichung von Heu und Stroh 
alsbald und gedieh wie ein von Jugend auf normal ernährtes. 

Kälber, mit welchen die gleichen Versuche angestellt 
wurden, zeigten ein den vorgenannten ähnliches Verhalten; 
es war also nicht möglich, Kälber ohne Rauhfutter aufzu¬ 
ziehen. 

Das Ergebnis dieser Versuche gab Dr. Mülle r-Halle 
Veranlassung zu Untersuchungen über die Frage, wie weit, 
man bei der Fütterung ausgewachsener Rinder mit der 
Rauhfuttergabe herabgehen kann, und ob es angehe, solche 
Rinder eine gewisse Zeit ohne Rauhfutter zu ernähren, 
ohne daß Gesundheit und Leistungsfähigkeit Schaden 
nehmen. Es hat sich hiebei herausgestellt, daß man bei der 
Fütterung des Melkviehes die Rauhfuttergabe ohne Nach¬ 
teil viel mehr reduzieren darf als bisher angenommen wurde. 



216 


M. stellte mit zwei Kühen, einer Angler- und einer 
Oldenburger-Kuh, Verbuche an. Die Tiere erhielten in der 
Ration Rüben-Kraftfutter und als Rauhfutter zuerst Roggen¬ 
stroh und später Heu. Das Ergebnis der Versuche lautet: 
1. Man kann bei der Fütterung von Milchkühen die Rauh¬ 
futtergabe unbedenklich auf 1*4 Kilo pro 500 Kilo Gewicht 
herabsetzen; man kann die Tiere sogar kürzere Zeit ganz 
ohne Rauhfutter ernähren, ohne daß die Gesundheit der¬ 
selben Schaden nimmt; 2. auch die Milchmenge wird bei 
einer solchen Fütterung nicht verringert; 3. der prozentige 
Fettgehalt der Milch zeigt eine geringe Abnahme; 4. die 
Verdauung leidet bei dieser Fütterung nicht, sondern er¬ 
weist sich im wesentlichen, wie bei Verabreichung von 
5 Kilo Stroh auf 500 Kilo Lebendgewicht. (Nach Verminde¬ 
rung der Rauhfuttermenge in der Ration bekundeten die 
Kühe eine unvollkommene Sättigung, waren anfangs un¬ 
ruhig und zu der Zeit, zu welcher ihnen das Rauhfutter 
ganz entzogen wurde, sistierte das Wiederkauen fast ganz; 
Krankheitssymptome traten aber nicht auf.) 5. Das Heu 
erwies sich bei den Versuchen als spezifisch gutes Milch¬ 
futter, die von den Tieren sezernierte Milchmenge erfuhr 
eine Steigerung, die prozentige Fettmenge steigerte sich 
im Vergleich zu den Perioden, während welchen Stroh ver¬ 
abreicht wurde, nicht; die Produktionskosten stellten sich 
bei Heufütterung niedriger als bei Strohfütterung, (öster¬ 
reichische Molkerei-Zeitung, 1910, Nr. 4.) A. 

Verschiedenes. 

Promotionsrecht. 

Wie bekannt, besteht von Seite der zuständigen Bundes¬ 
regierungen die Geneigtheit, den deutschen Tierärztlichen 
Hochschulen das Promotionsrecht zu verleihen. 

Nun soll aber in Erfüllung eines Wunsches der Uni¬ 
versitäten beabsichtigt werden, den Tierärztlichen Hoch¬ 
schulen wohl die Erlaubnis zu erteilen, den akademischen 
Grad „Doctor veterinarius“ oder einen anderen Titel, nicht 
aber den Titel „Dr. med. vet.“ zu verleihen. 

Man darf annehmen, und es wurde in der Fachpresse 
auch ausgesprochen, daß die eventuelle Durchführung dieser 
Absicht den Wünschen sämtlicher deutschen Tierärzte und 
der beteiligten deutschen Tierärztlichen Hochschulen — 
Dresden und Gießen besitzen bereits das Recht, den Titel 
„Dr. med. vet.“ zu verleihen — zuwiderlaufen würde. 

Das Professorenkollegium der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Hannover ist einstimmig der Auffassung, daß ein 



217 


Promotionsrecht, welches irgend eine Änderung des Titels 
„Dr. med. vet.“ enthalte, unannehmbar und gegenstandslos 
sei; diese Auffassung wurde auch dem Vorgesetzten preuß. 
Ministerium zur Kenntnis gebracht. 

Das Lehrerkollegium der Münchener Tierärztlichen 
Hochschule spricht sich ebenfalls einstimmig dahin aus, es 
sei unbedingt daran festzuhalten, daß den Tierärztlichen 
Hochschulen bei der in Aussicht stehenden Verleihung des 
Promotionsrechtes die Befugnis erteilt werde, den Titel 
„Dr. med. vet.“ zu verleihen. Zur Erlangung dieser Be¬ 
fugnis wurden Schritte getan. 

Die vereinigte medizinische Fakultät der Universität 
Gießen und die Dresdener Tierärztliche Hochschule würden 
sicher auf das Recht, die akademische Würde „Dr. med. vet.“ 
zu verleihen, nicht verzichten, wenn eine diesbezügliche Zu¬ 
mutung an sie herantreten würde. Dieser Umstand hätte 
aber, wenn die Absicht zur Ausführung käme, den anderen 
deutschen Hochschulen die Befugnis, den Titel „Dr. med. 
vet.“ zu erteilen, nicht zu gewähren, die Folge, daß die 
meisten oder alle Doktoranden in Gießen bezw. Dresden 
promovieren und sich nicht einen verstümmelten Titel an 
einer der anderen Hochschulen erwerben würden. Damit 
wäre das Promotionsrecht für die anderen Tierärztlichen 
Hochschulen mehr oder weniger bedeutungslos gemacht. 

Ferner kommt in Betracht, daß auch die ausländischen 
Hochschulen, welche das Recht haben, Tierärzte zu promo¬ 
vieren, die veterinär-medizinischen Fakultäten in Bern und 
Zürich, dann die Tierärztl. Hochschulen Wien und Budapest, 
den Titel „Dr. med. vet.“ verleihen. Da nun weder Gründe 
der Zweckmäßigkeit noch auch — und viel weniger — 
Gründe der Notwendigkeit vorliegen, verschiedene sich 
auf die gleiche Wissenschaft beziehende Doktortitel in An¬ 
wendung zu bringen, so ist absolut nicht einzusehen, warum 
dieses gleichwohl geschehen sollte. 

Die Verleihung verschieden lautender Doktortitel, 
z. B. des Titels „Dr. vet.“ seitens 4 deutscher Hochschulen 
gegenüber 2 anderen deutschen Hochschulen und 4 aus¬ 
ländischen Tierärztlichen Hochschulen, welche den Titel 
„Dr. med. vet.“ verleihen, müßte als unmotivierbare, un¬ 
angebrachte Zersplitterung eine höchst ungünstige Kritik 
bei anderen akademischen Behörden und im Publikum er¬ 
fahren. Mit Rücksicht auf das Vorstehende muß man fast 
für unglaublich erachten, daß die angebliche eingangs an¬ 
geführte Absicht ausgeführt werde. A. 



218 


Fleischbeschau. 

[Offene Korespondenz.] 

Anfrage: Wie ist das Fleisch eines infolge eines Un¬ 
falles (Genick-Halswirbelbruches) umgestandenen 3jährigen 
Zuchtstieres zu bewerten, bei welchem die Blutentziehung 
noch notdürftig nach zirka 10—15 Minuten vorgenommen 
worden war und wobei sich bei der sofortigen Entweidung 
resp. Ausschlachtung an den inneren Organen sonst keine 
weiteren krankhaften Zustände zeigten ? 

W., den 20. März 1910. F. 

Antwort: Das Fleisch eines Tieres, dessen Tod 
durch äußere Einwirkung, wie Schädel- oder Halswirbel¬ 
bruch, Erschießen in Notfällen usw., ohne vorherige Krank¬ 
heit plötzlich eintrat, ist sanitätspolizeilich anders zu beur¬ 
teilen als das Fleisch eines wegen schwerer innerer Er¬ 
krankung notgeschlachteten oder eines natürlichen Todes 
(infolge einer Krankheit) gestorbenen Tieres. [§ 2 Ziff. 1 
der Ausführungs-Bestimmungen A.] 

In der Regel wird solches Fleisch, wenn das Tier un¬ 
unmittelbar nach dem Tode ausgeweidet wurde, nach § 40 
Ziff. 6 der Ausf.-Best. A „wegen unvollkommenen Ausblu¬ 
tens“ als erheblich im Nahrungs- und Genußwerte herab¬ 
gesetzt (minderwertig) zu erklären sein, soferne nicht Ver¬ 
änderungen vorliegen, welche eine Behandlung desselben 
nach Maßgabe der Bestimmungen der §§ 33 und 34 erforder¬ 
lich machen. 

Grundbedingung für dessen Tauglichkeit zum Genüsse 
für Menschen bleibt indes, daß das betreffende Tier unmittel¬ 
bar nach dem Tode ausgeweidet wurde. [§§ 29 u. 33 Ziff. II 
der Ausf.-Best. A.] 

Es empfiehlt sich überdies in solchen Fällen die 
Beschaffenheit der Muskulatur in Bezug auf Konsistenz 
(Muskelstarre), Farbe und Geruch bei der Beurteilung be¬ 
sonders in Betracht zu ziehen. 

[Siehe auch Ausführungs-Bestimmungen C Ziff. 38 und 
Ministerial-Entscliließung von 11. Nov. 1905 Nr. 23195.] 

M., den 23. März 1910. M. 


Obligatorische Trichinenschau in Bayern. 

In der Sitzung der bayerischen Abgeordnetenkammer 
am 14. März trat der Abgeordnete Dr. Günther für die 



219 


baldige Einführung der obligatorischen Trichinenschau ein. 
Er schilderte auf dem Boden der so dankenswerten Er¬ 
hebungen und Veröffentlichungen des Herrn Amtstierarztes 
Dr. Böhm in Nürnberg das Vorkommen der Trichinose 
in Bayern und die Schädigungen an Gesundheit und Leben 
einer Anzahl Personen, welche trichinöses Schweinefleisch 
verzehrt hatten. Der Minister des Innern, von Brett¬ 
reich, erklärte, das Ministerium habe die Einführung 
der obligatorischen Trichinenschau für 
gewerbliches Schlachten neuerdings in 
Erwägunggezogen. 


Vertretung der Professur für pathologische Anatomie etc. 
an der Tierärztlichen Hochschule München. 

Die Vertretung der Professur für allgemeine Patho¬ 
logie, pathologische Anatomie und Seuehenlehre, dann die 
Leitung der Seuchenversuchstation an der Tierärztlichen 
Hochschule München wurde auf die Dauer der beiden 
nächsten Semester dem Professor a. D. Dr. Th. Kitt über¬ 
tragen. 

Senat der Tierärztlichen Hochschule Dresden. 

In den Senat der Tierärztlichen Hochschule Dresden 
sind vom Professorenkollegium der Hochschule für die 
Amtsperiode 1910/11 gewählt und vom Ministerium be¬ 
stätigt worden die Professoren DDr. Müller, Röder 
und Schmidt. 


Stand dar Tierseuchen in Bayern am 15. März 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 

Oberbayern: 17 Gmd. (23 Geh.); Niederbayern: 
16 Gmd. (19 Geh.); Oberfranken: 1 Gmd. (1 Geh.). 

Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen 

an der 

Königlich Tierärztlichen Hochschule Hannover 

im Sommer-Semester 1910. Beginn: 15. April 1910. 

Dr. Dammann: Seuchenlehre and Veterinärpolizei; Bak¬ 
teriologie; Bakteriologische Uebungen. — Dr. Kaiser: Geburtshilfe; 
Ambulatorische Klinik; Uebungen in der Beurteilung der Tiere. — 
Tereg: Physiologie 1; Physiologische Chemie; Geschichte der 
Tierheilkunde. — Dr. Arnold: Organische Chemie; Uebungen im 
chemischen Laboratorium. — Boether: Allgemeine Anatomie, 
Osteologie und Syndesmologie; Embryologie; Histologie; Histologische 



220 


Uebungen. — Dr. Malkmus: Gerichtliche Tierheilkunde; Uebungen 
im Anfertigen von schriftlichen Gutachten uud Berichten j Unter¬ 
suchungsmethoden; Propädeutische Klinik und Spitalklinik für 
größere Haustiere (Medizinische Klinik). — Fr ick: Allgemeine 
Chirurgie: Operationslehre; Ophthalmoskopische Uebungen; Propä¬ 
deutische Klinik und Spitalklinik für größere Haustiere (Chirur¬ 
gische Klinik); Uebungen am Hufe; Diagnostik der äußeren Krank¬ 
heiten. — Dr. Rievel: Allgemeine Pathologie und allgemeine 
pathologische Anatomie; Pathologisch-anatomische und pathologisch¬ 
histologische Uebungen: Obduktionen und pathologisch-anatomische 
Demonstrationen. — Dr. Künnemann: Allgemeine Therapie; 
Rezeptierkunde; Toxikologie; Spitalklinik für kleinere Haustiere. — 
Koch: Fleischbeschau-Kurse auf dem Schlachthofe zu Hannover. — 
Dr. Behrens: Botanik; Botanische Exkursionen; Pharmazeutische 
Uebungen. 


Bücherschau. 

Die Embryotomie des Brust- und Beckengürtels. Von 

Dr. Julius Pflanz, K. Kreis- und Grenztierarzt in 
Kreuzburg. Verlag von R. Schütz. Berlin 1910. Preis 
3 4. 

Der auf dem Gebiete der Geburtshilfe sehr erfahrene, 
durch die Erfindung mehrerer geburtshilflicher Instrumente 
in tierärztlichen Kreisen allenthalben bekannte Autor be¬ 
handelt in der vorgenannten 46 Druckseiten umfassenden 
Broschüre die beiden obengenannten wichtigsten Kapitel der 
Embryotomie. Im 1. Abschnitte gibt Verf. beachtenswerte 
Anweisungen über die Ausrüstung des Geburtshelfers und 
die Vorbereitungen für die Geburt; im 2. Abschnitte be¬ 
spricht er unter kritischer Beleuchtung vom Standpunkte 
des Praktikers aus das Instrumentarium und im 3. u. 4. Ab¬ 
schnitte die Verkleinerung des Brust- und Beckengürtels. 
Unter Darlegung der hiebei ausgeführten verschiedenen Ver¬ 
fahren teilt Verf. seine eigenen Erfahrungen mit, deren Be¬ 
achtung gute Erfolge bringen wird. — Die Arbeit kann sehr 
empfohlen werden. A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dr. K1 e11 Richard, Professor an des 
Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart das Ritterkreuz I. Klasse der 
Württembergisehen Friedrichs-Ordens; Dr. Keller Karl, Privat¬ 
dozent an der Tierärztlichen Hochschule in Wien den Titel und 
Charakter als a. o. Professor. 

Ernennungen: Bongert Jakob, stellv. Obertierarzt für 
Berlin zum Abteilungsvorsteher für Nahrungsmittelhygiene an der 
Tierärztlichen Hochschule in Berlin; Lehmeyer Bernhard aus 
Forchheim zum Distriktstierarzt in Rohr (Niederbayern). 

A p p r o 1) a t i o non: in Berlin die Herren: II i in m e 1 Leo¬ 
pold aus Bauerwitz, Lenzen Heinrich aus Inden, Löffler Hein- 



221 


rieh aus Darmstadt, Meyer Otto aus Wanzleben, Saar Ernst 
aus Neustettin, Tarnowski Otto aus Königsberg und Wey¬ 
gold Heinrich aus Mors. 

Promotionen: Zu DDr. ined. vet.: in Gießen die Tierärzte 
B a i 1 e r Rudolf in Gießen, Bub Max in Stuttgart, Jansse n Aug. 
in Ostercappeln, K u s c h el Max in Berlin, R i e d n e r Heinrich aus 
Nürnberg, Veit Rudolf in Berlin, Waldmann Otto in Trebbin; 
in Bern die Tierärzte Levens Hermann in Goch, Löwe Hubert 
in Hamburg und Taubert Franz in Eisleben. 

Todesfälle: Jäger h über Joseph in Garmisch (1901), 
Schaflitzel Jakob in Mittelstetten bei Schwabmünchen (1908). 



Wie die Erfahrungen und Gutachten von mehr 
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Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

heraußgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 5. April 1910. Nr. 14. 

Inhalt: Originalartikel: Frank: Jodtberapie bei Fohlen¬ 
lähme. — Wörner: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — 
Braun: Aus der Praxis. — Schilffarth: Neubildung am Darm. — 
Referate: Wyßmann: Über Leber-Adenome bei Rindern. 
Evers: Prophylaktische und medikamentöse Behandlung der 
Kälberpneumonie. Broll: Vorkommen und Nachweis von Tu¬ 
berkelbazillen im strömenden Blut lungentuberkulöser Rinder. — 
Tierzucht undTierhaltung: Landes-Viehversiclierungs- 
anstalt. Das Tränken der Pferde. — Verschiedenes: Prinz 
Ludwig von Bayern. Audienz bei Seiner Königlichen Hoheit dem 
Prinzregenten. Tollwutstation in München. Bericht über die 
Verwaltung des städt. Schlacht- und Viehhofes zu Augsburg. 
Ein Plebiszit. Vieheinluhr aus Dänemark nach Deutschland. — 
Berichtigung. — Personalien. 


Jodtherapie bei Fohlenlähme. 

Von Bezirkstierarzt Frank, Kusel. 

Während man das Jod gegen die Anschwellung der 
Gelenke, Knochen und Sehnen bei der Fohlenlähme schon 
längst zur Anwendung brachte, hat man erst in neuerer Zeit 
teils durch innerliche Verabreichung von Jodkali an die 
Stuten, teils durch direkte Jodkaligaben an die Fohlen der 
Lähme vorzubeugen oder Heilung zu erzielen gesucht. Die 
hiebei erzielten Erfolge sind keineswegs so durchschlagend, 
daß diese Therapie allgemeinere Verbreitung gefunden 
hätte. Auch meine hiemit gemachten Erfahrungen bezüg¬ 
lich des Jodkaliums — als Heilmittel den Stuten verab¬ 
reicht — erschienen mir für weitere Versuche nicht ein¬ 
ladend genug und so habe ich vom Jahre 190(5 bis 1909 ab 

durch direkte Jodzufuhr in Form von Jodinin innerlich mul , 

'”•? U 



äußerlich, dieser so heimtückischen Krankheit zu begegnen 
gesucht. Im ganzen kamen innerhalb dieser Zeit 7 typische 
Fälle von Fohlenlähme zur Beobachtung, bei welchen die 
Behandlung versuchsweise eingeleitet wurde. Hievon schei¬ 
den 2 Fälle aus, welche bei ihrer hochgradigen Entwicklung 
wegen des aussichtslosen Erfolges der teueren Jodipin- 
behandlung nicht unterzogen wurden. Das erste der mit 
Erfolg behandelten Fohlen zeigte seit etwa 2—3 Tagen die 
ersten Erscheinungen der Fohlenlähme in Form starker An¬ 
schwellungen verschiedener Gelenke. Es wurde täglich drei¬ 
mal 1 Kaffeelöffel 25 %iges Jodipin per os verabreicht und auf 
dieGeschwulst eine Mischung von 25%igem Jodipin, dem ein 
Viertel Ol. terebinth. zugesetzt war, appliziert. Der Erfolg 
war ein überraschender, denn nach 4 Tagen war das Fohlen 
genesen. Wenn auch der zweite Fall schon (um etwa 
5—6 Tage) weit hochgradiger vorgeschritten war, so wurde 
durch obige Behandlung innerhalb 3 Wochen dauernde Hei¬ 
lung erzielt, indem Anschwellungen nicht mehr auftraten 
und die vorhandenen allmählich zurückgingen. Gleichzeitig 
erhielt auch die Stute täglich dreimal 1 Eßlöffel 25 %iges 
Jodipin verabreicht, um eine möglichst rasche Anreicherung 
von Jodeiweiß und Jodfetten im Fohlenkörper zu erzielen. 
Irgend welche störenden Nachwirkungen haben sich hiebei 
nicht bemerkbar gemacht. Anders hingegen gestaltete sich 
der Verlauf bei dem dritten mit dieser Lähme seit zirka 
2—3 Tagen behafteten Saugfohlen. Die Anschwellungen er¬ 
schienen zuerst am Hüft- und Ellenbogengelenk ziemlich 
stark, an je einem Fessel- und Sprunggelenk weniger stark. 
Natürlich mußte der Patient von der ungeschickten Mutter 
getreten worden sein. Die Behandlung war die gleiche wie 
oben. Nach 2—3 Tagen auffälliger Rückgang der Auf¬ 
treibungen und größere Beweglichkeit und Munterkeit; 
Appetitstörungen unwesentlich. Etwa 5—6 Tage nach der 
Behandlung stellten sich bei dem Fohlen dem menschlichen 
Schlucksen ähnliche Krampfbewegungen ein, welche nach 
dem Aussetzen der Jodgaben an Mutter und Kind innerhalb 
30—48 Stunden wieder verschwanden. Irgend eine katarrha¬ 
lische sichtbare Affektion der Schleimhäute des Darmes und 
der Luftwege ließ sich nicht wahrnehmen. Ob diese Zwerch¬ 
fel lkrämpfe als Erscheinungen eines akuten Jodismus zu 
deuten seien, ließ ich damals dahingestellt. Nachdem mit 
der innerlichen Jodipinzufuhr, wie bemerkt, auch diese Zu¬ 
fälle sistierten. besserte sich das Beiinden des Fohlens sicht¬ 
lich täglich mehr und wurde dasselbe später um hohen Preis 
verkauft. 



221 


In dem gleichen Gehöfte erkrankte 1908/09 aufs neue 
ein Fohlen an Fohlenlähme. Der von dem ängstlichen Be¬ 
sitzer alsbald eingeholte Rat lief auf die geschilderte Be¬ 
handlung hinaus. Das Leiden trat gleich anfangs sehr heftig 
und abwechselnd an fast allen Gelenken auf, so daß das all¬ 
gemeine Befinden und der Nährzustand sichtlich zurückging. 
Doch schon nach 2 Tagen trat eine wesentliche Wendung 
zum Besseren ein, die so standhielt, daß nach 14 Tagen 
wenigstens die Gefahr für das Leben vorüber zu sein schien. 
Allerdings gingen einzelne Knochen- und Gelenkauftrei¬ 
bungen trotz intensiver äußerer Behandlung nur langsam 
zurück. Nunmehr hörte man bei dem Tierchen ein öfteres 
Pustern durch die Nase, das allmählich in einen anfangs 
kurzen und trockenen Husten sich umwandelte, der später¬ 
hin zu einem kräftigen und lockeren sieh ausbildete. Bald 
stellte sich auch leicht schleimiger, später etwas konsisten¬ 
terer Nasenfluß mit leichter Rötung der Respirations¬ 
schleimhäute ein, so daß das Bild eines Luftwegekatarrhes 
ziemlich vollkommen erschien. Nach Aufhebung der inner¬ 
lichen und äußerlichen Jodipinbehandlung gingen die Be¬ 
gleiterscheinungen wieder langsam zurück, so daß das All¬ 
gemeinbefinden durchwegs befriedigte, doch war inzwischen 
bemerkt worden, daß die genannten Erscheinungen mit jedei 
neuen Jodzufuhr gesteigert wurden. Entgegen meinem Rate 
hatte nun der Besitzer nach anscheinend nahezu abgeschlos- 
sener Heilung angeblich behufs Blutreinigung Abführmittel 
mit dem Erfolge verabreicht, daß alsbald die Anschwellungen 
sogar an vorher nicht ergriffen gewesenen Körperstellen, so¬ 
wie ausgebildete hochgradige Rezidive sich einstellten, die 
anfangs von einem recht intensiven Durchfall begleitet, das 
Allgemeinbefinden sehr herabsetzten. Durch die trotz aller 
Bedenken wiederholt eingeleitete Behandlung mit Jodipin 
wurde auch dieser Rückfall mit Erfolg bekämpft, so zwar, 
daß, obwohl gleichgroße Gaben verabreicht, diesmal nur ein 
Jodkatarrh ausgelöst wurde, der von Husten und Ausfluß 
begleitet das Allgemeinbefinden etwas herabsetzte, aber nach 
Einstellung der innerlichen Jodverabreichung sich bald 
wieder verloren hat. 

Der Säugling erholte sich rasch wieder und blieb dessen 
Nährzustand im allgemeinen immer ein sehr guter, während 
sein Wachstum allerdings dem Anschein nach etwas zu¬ 
rückblieb. Im Alter von 4 Monaten wurde das Fohlen um 
einen hohen Preis an den Händler abgesetzt. 

Bei einem inzwischen ebenfalls an Fohlenlähme er¬ 
krankten 2—3 Tage alten Fohlen traten an den hinteren 



228 


Fesselgelenken die charakteristischen Gelenk- u. Epiphysen¬ 
anschwellungen ein. Die von meinem Assistenten, Herrn 
Dr. R o t h a r, alsbald ordinierten Jodipingaben — täglich 
dreimal einen kleinen Kaffeelöffel — bewirkten einen Rück¬ 
gang der Gelenkanschwellungen innerhalb 4 Tagen, ohne 
daß Nebenerscheinungen sich bemerkbar machten. 

Schlußfolgerungen: 

Das Ergebnis meiner in den bezeichneten Fällen ge¬ 
machten Erfahrungen resümiere ich dahin: 

1. daß in den mit Jodipin innerlich und äußerlich be¬ 
handelten 5 Fällen von Fohlenlähme sämtliche ein¬ 
wandfrei in Genesung übergingen; 

2. daß auch Jodipin in fortgesetzten größeren Dosen ent¬ 
gegen den bisherigen Erfahrungen besonders bei Saug¬ 
fohlen einen akuten Jodipismus zu erzeugen vermag; 

3. daß dieser Jodipismus aber beim Nachlaß der inner¬ 
lichen Jodzufuhr alsbald wieder in Abnahme und zum 
Verschwinden kommt; 

4. daß derselbe aber bei neuerlichen Gaben wiederholt 
auftreten kann; ferner 

5. daß Jodipin selbst in ziemlich hochgradigen Fällen 
anscheinend als ein spezifisches Heilmittel gegen 
Fohlenlähme sich gezeigt hat, durch das 

6. das Allgemeinbefinden trotz des Jodipismus nicht 
wesentlich beeinflußt wird, wenn die Verabreichung 
rechtzeitig unterbrochen wird. 


Karze Mitteilungen aas der Praxis. 

Von Bezirkstierarzt Wörner, Miltenberg. 

Quecksilbervergiftung. 

Zur Desinfektion und zum Verbände einer Stichwunde 
eines Pferdes wurde Sublimatlösung verwendet. Nach drei 
Tagen traf ich den Patienten unter den ausgesprochenen 
Erscheinungen der Quecksilbervergiftung. Das Pferd zeigte 
starkes Speicheln, Geschwüre am Zahnfleisch, Blutungen 
daselbst, profuse Diarrhoe bei blutigem und faulig riechen¬ 
dem Kote, Husten, Hautakne und starken Kollaps etc. Da 
eine Wiederherstellung ausgeschlossen erschien, wurde zur 
Tötung geraten. Das Tier hatte eine bereitgestellte Sub¬ 
limatlösung, zu der es infolge der Unachtsamkeit des Wär¬ 
ters, der die Giftigkeit des Mittels kannte, gelangen konnte, 
getrunken. 



229 


Tartarusvergiftung. 

Einem mit Darmwürmern behafteten unter den Sym¬ 
ptomen eines Darmkatarrhes stark heruntergekommenen 
Pferde war Brechweinstein verabreicht worden. Zirka 36 
Stunden nach Aufnahme des Mittels ging das sich traurig 
und eingenommen zeigende Pferd unter Unruheerschei¬ 
nungen zugrunde. Die von mir vorgenommene Sektion er¬ 
gab eine dunkle Verfärbung der Zungenschleimhaut und 
eine starke Rötung der Rachenhöhle, der Schlundschleim¬ 
haut und des Magens; letzterer war stark erweitert und 
lufthaltig. Die Schleimhaut des Grimmdarraes zeigte sich 
besonders an der Beckenflexur streifig entzündet. In den 
Herzhohlräumen fand sich schwarzes schlecht, geronnenes 
Blut. Der Tartarus war dem kranken Tiere ungenügend ge¬ 
löst und in zu wenig Wasser verabreicht worden, wodurch 
der letale Ausgang herbeigeführt wurde. 


Durch Kunstdünger veranlaßte Entzün¬ 
dungssymptome bei Schafen. 

An einer zur Untersuchung zugeführten Schafherde 
fiel zunächst auf, daß zirka ein Fünftel aller Tiere die Nase 
ungewöhnlich hoch hob und mit derselben fortwährend 
zuckte. Auf letzterer zeigten sich bei näherer Untersuchung 
ein oder mehrere schwärzliche Schorfe, nach deren Ent¬ 
fernung sich Eiter entleerte, während die Wundränder stark 
ausgezackt erschienen. Die Maulhöhlenschleimhaut und die 
Klauenspalte waren intakt. Der Schäfer hatte beim Behüten 
größerer Flächen seine Schafe über Felder zu bringen, auf 
welchen Kunstdünger ausgestreut war. Von diesem hatten 
sich beim Weiden während des Treibens kleine Mengen an 
das untere Kopfende angelegt und die Entzündung ver¬ 
ursacht. 


Septikämie im Anschluß an Kinnladen¬ 
entzündung. 

Ein kräftiger Bulle versagte plötzlich jegliche Futter¬ 
aufnahme. Bei der Untersuchung fiel mir sofort eine hand¬ 
große Schwellung des linken Unterkiefers und der Parotis- 
gegend auf. Aus der Maulhöhle floß zäher Schleim; beim 
Herausziehen der Zunge entleerte sich zirka i/> Liter einer 
höchst übelriechenden chokoladefarbigen Flüssigkeit. 

Behandlung: Die Maulhöhle wurde mit Alaun¬ 
lösung ausgespritzt und die geschwollene Partie mit Engt. 
Crede unter Applikation von feuchtwarmen Umschlägen he- 



230 


handelt. Nach 24 Stunden hatte sich die Geschwulst über 
die linke Kopfseite, am Halse und am Triele ausgebreitet. 
Wiederkauen und Futteraufnahme nicht vorhanden. Das 
Bewußtsein des Tieres war stark eingenommen, Innenwärme 
aber nicht gesteigert.. Gegen Mitternacht ging der Bulle 
unter kurzem Todeskampfe ein. Die Sektion ergab folgen¬ 
den Befund: Die Knochenhaut der äußeren Kinnlade ist 
messerrückenstark verdickt und von der Unterlage nur 
schwer ablösbar. Auf der KinnladenoberHäche sind schwarze 
Punkte sichtbar. Die umliegenden Drüsen sind stark ver¬ 
größert, die oberen Halsdrüsen zeigen mißfarbiges graues 
Aussehen und lassen beim Durchschneiden eine bräunliche 
höchst übelriechende Flüssigkeit ausdriieken. Das Unter- 
hautzellgewebe längs des Trieles und der linken Halsseite 
ist schiefergrau verfärbt; die umliegenden Halsmuskeln 
sind mit gelb-sulzigen Auflagerungen bedeckt. Sämtliche 
Körperlymphdriisen zeigen septikämische Erscheinungen. 

Die hier vorliegende jauchige Blutvergiftung hatte 
von der Kinnladenentzündung, über deren Entstehungs¬ 
möglichkeit Sicheres nicht eruiert werden konnte, ihren 
Ursprung genommen. 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Braun, Blieskastel. 

1. Bösartige Anämie bei Pferden. 

Von 10 Pferden, die ich wegen besagter Krankheit in 
Behandlung bekam, verendeten 4, die übrigen wurden wegen 
Aussichtslosigkeit einer Behandlung getötet. In sämtlichen 
Fällen waren die Erscheinungen fast übereinstimmend. Die 
Anamnese lautete gewöhnlich, daß die Tiere sehr matt seien, 
bei der Arbeit leicht schwitzen, ungern auf stehen, den Kopf 
im Stalle sehr tief halten und wechselnden Appetit zeigen. 

Bei der Untersuchung fand ich 4—0jährige Pferde 
vor, die sich in guter Kondition befanden, jedoch hoch¬ 
gradige Mattigkeit, Senken des Kopfes und trüben Blick 
zeigten. Die Conjunctiva selerae war schmutzig-gelb ver¬ 
färbt, die Temperatur schwankte zwischen 39,5 und 41,0° C. 
und die Zahl der Puls- und Herzschläge, je nach der Fieber¬ 
höhe, zwischen 50 und 120 pro Minute. Eine Organverände¬ 
rung konnte nicht gefunden werden. 

Die Durchführung eines in Bezug auf Ernährung, 
Aufenthalt und Bewegung rationellen Kegimes und die 
innerliche Verabreichung von Aeetanilid, später Liq. Kal. 
arsenicos. und Kal. jodat. neben Spiritus im Trinkwasser 
brachten keine Besserung. 



231 


Gegen das Ende der Krankheit, die sich bei den ver¬ 
endeten Tieren 2—3 Monate hinzog, magerten die Tiere ab, 
es traten Stauungsödeme am Unterbauche und Schlauch auf, 
die sichtbaren Schleimhäute wurden blaß, die Pulsfrequenz 
betrug 80—100 Schläge pro Minute, die Temperatur stieg 
auf 41,0° C. 

In zwei Fällen färbte sich der Harn rot und konnte 
nur unter starken Schmerzen abgesetzt werden. 

Die Sektion ergab als Hauptveränderung eine wässe¬ 
rige Beschaffenheit des Blutes, das nicht geronnen war. 
Regelmäßig zeigte sich der Herzmuskel fettig degeneriert. 
Leber, Milz und Nieren waren mehr oder weniger stark 
geschwollen; letztere wiesen Hämorrhagien auf. 


2. Durchschneidung der Beugesehnen. 

Einem 5jährigen Rappwallachen schweren Schlages 
wurde beim Heimfahren von den Zähnen einer Mähmaschine 
am linken Hinterfuße die Kronbeinbeugesehne vollständig 
und von der Hufbeinbeugesehne der mediale Teil durch¬ 
schnitten; ebenso war die mediale Zwischenmittelfußarterie 
durchtrennt. 

Nachdem die Blutung durch Druckverband gestillt 
war, wurde ein feuchter Sublimatverband angelegt. Die 
Wunde heilte unter Anwendung weiterer antiseptischer 
Verbände per primam. Nach 3 Wochen suchte das Pferd 
den Fuß zu belasten, trat aber noch viel zu stark durch, 
weshalb es mit einem sogen. Schenkeleisen beschlagen 
wurde. Da das Tier aber den rechten Fuß allmählich immer 
mehr zu schonen suchte und mit dem linken zu stark durch¬ 
trat, ließ ich an dem Eisen noch aufstrebende Schenkel an¬ 
bringen, die an der Stelle, an der sie dem Fesselgelenke an- 
lagen, mit Watte gepolstert und mit Binden fixiert wurden. 
Von da ab belastete das Pferd den Fuß ganz gut. Nach 
8 Wochen erfolgte die Abnahme des Eisens. Die Senkung 
des Kötengelenkes beim Fußen hatte sich ganz bedeutend 
vermindert. Allmählich verschwand das Durchtreten mehr 
und mehr, so daß das Tier nach weiteren 14 Tagen, ohne 
Lahmheit zu zeigen, ging. 


Neubildung am Darm. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Schilffarth, Ochsenflirt. 

Ein zirka löjähriges Pferd erkrankte angeblich unter 
kolikartigen Erscheinungen und verendete nach 3 ständiger 
Krankheitsdauer. 





232 


Bei der Sektion fand sich ungefähr im Mittelstück 
des Hüftdarmes eine ringförmige, das Darmlumen bis auf 
eine markstückgroße Öffnung abschließende Neubildung mit 
ulzerierter Oberfläche und anscheinend karzinomatösem 
Charakter. Unmittelbar vor derselben war der stark er¬ 
weiterte Darmteil gangränös und wies hier eine Durch¬ 
bruchstelle auf, in deren Gefolge eine rasch tödlich ver¬ 
laufene Perforationsperitonitis auf getreten war. (Jahres¬ 
berichte bayer. Tierärzte.) 

Referate. 

Wyßmann: Über Leberadenome bei Rindern. (Schweiz. 
Archiv für Tierheilkunde, 1909, Heft 1.) 

Nachdem unsere gegenwärtigen Kenntnisse über Leber¬ 
adenome noch recht lückenhaft sind, erachtet es Verf. für 
angezeigt, nachstehende zwei Fälle näher zu beschreiben: 

I. Bei der Fleischbeschau einer stark abgemagerten 
9jährigen Simmentaler Kuh, die angeblich mehrere Wochen 
an Durchfall gelitten hatte und tierärztlicherseits für tuber¬ 
kulös gehalten wurde, fand man in der stark vergrößerten 
Leber einen eigenartigen, mannskopfgroßen Tumor, der an¬ 
fänglich den Eindruck eines Karzinoms machte. Gewicht 
der Leber 32 Pfund. Auf der Eingeweidefläche des rechten 
Lappens befand sich der vom übrigen Lebergewebe scharf ab¬ 
gesetzte, teilweise mit dem Pankreas verwachsene, rundliche, 
grau-weiße Tumor. Auf dem Durchschnitte sah man groß- 
lappiges, weißliches, zum Teil grünliches, im Zentrum nekro¬ 
tisches Gewebe von weicher, leicht schneidbarer Konsistenz. 
Gefäße an vielen Stellen sehr weit; Gallenblase durch den 
Tumor nach rückwärts verschoben; in mehreren stark er¬ 
weiterten Gallengängen des linken Lappens Vorhandensein 
einer trüben, schmierigen Masse und einiger Distomen. Die 
Untersuchung des Präparates am veterinär-pathologischen 
Institut Bern (Prof. Dr. Guillebeau) ergab, daß der 
Tumor aus Driisenepithelien besteht, die von den Leber¬ 
zellen her rühren und daß derselbe als Adenom mit Gallen¬ 
sekretion zu deuten sei. 

II. Ein Landwirt konsultierte anfangs Januar Verf. 
wegen einer Kuh, die er im November gekauft hatte. Das 
Tier, das sich anfänglich in mittelmäßigem Ernährungs¬ 
zustand befunden, stets aber gut gefressen und 10 Liter 
Milch pro Tag gegeben hatte, ging nach Beginn der Winter¬ 
fütterung in der Milchleistung stark zurück (bis 2 Liter 
pro Tag) und magerte trotz vorzüglichen Appetits nach und 
nach immer mehr ab. Nach der Anamnese wurde Husten 



233 


nie wahrgenommen, sondern nur „Schwäche im Kreuz“ und 
Mühe beim Aufstehen. — 

Resultat der ersten Untersuchung völlig negativ; 
anders aber Resultat einer nochmaligen Untersuchung nach 
15 Tagen: Lederbündige, den Rippen anliegende Haut; kalte 
Ohren und Hörner; trockenes Flotzmaul; Magen- u. Darm¬ 
peristaltik stark herabgesetzt, zeitweise ganz aufgehoben; 
38,1° Temperatur, 44—48 Pulse, 14 Atemzüge; bei starker 
Perkussion der Lebergegend auffällige, starke Schmerz¬ 
empfindung ohne Nachweis einer Lebervergrößerung. 

Diagnose: Leberaffektion unbestimmter Natur mit 
Ausschluß von Tuberkulose. Rat zur Schlachtung. 

Obduktionsbefund: Veränderungen zeigten 
sich nur an Leber und Milz. Letztere war groß und blut¬ 
reich. Leber wog 12 Pfund, zeigte normale Konsistenz und 
dunkelbraune Farbe. Ungefähr in der Mitte der Zwerch¬ 
fellsfläche Vorhandensein einer rundlichen, vom Leberge¬ 
webe scharf abgesetzten, 8—10cm im Durchmesser betragen¬ 
den, gelblich-rötlichen Hervorwölbung, in deren Mitte eine 
rundliche, schalenförmige Einsenkung sich befand. Die 
glatte Oberfläche des Tumors war von einer feinen Kapsel 
überzogen und zeigte in der zentralen und mittleren Zone 
eine gelb-grüne Farbe mit feinen, dunkelroten, ästigen Ge¬ 
fäß-Injektionen, während die äußere Zone sehr zart violett 
und stellenweise weißlich-bläulich war. Gewebe war von 
feiner Konsistenz und erschien infolge der von der zentralen 
Zone radiär ausstrahlenden seichten Furchen undeutlich 
segmentiert. Beim Durchschneiden sah man gelb-braunes, 
stark glänzendes, deutlich gelapptes, stellenweise einen Stich 
in’s Grünliche zeigendes und von vielen Hohlräumen durch¬ 
setztes Gewebe. Rundliche, sattgelbe Felder wechselten mit 
hellgelb gefärbten Stellen ab. Das wenig Blutgefäße zei¬ 
gende Gewebe hatte einen weichen, fast matschigen Cha¬ 
rakter. 

Diagnose: Adenoma hepatis flavum. 

Mikroskopischer Befund der mit Hämato- 
xylin-Eosin gefärbten Schnittpräparate: 

Fall I: Die Leberzellen resp. Leherepithelien waren 
stellenweise zu parallelen Längszügen angeordnet. Kerne 
enthielten mehrere Kernkörperchen. Zellgrenzen ver¬ 
schwommen. An anderen Stellen Anordnung der Leber- 
epithelien sehr unregelmäßig; dazwischen vereinzelte Binde- 
gewebszüge und weite Gefäße. 

Fall II: Unregelmäßige Anordnung des Lebergewebes; 
Leberparenchym völlig zerrissen und zu regellosen Zell- 



234 


gruppen und Haufen vereinigt. Zellgrenzen meist ver¬ 
wischt. 

Eesume: In beiden Fällen waren die Adenome An¬ 
laß zu klinisch deutlich wahrnehmbaren krankhaften Stö¬ 
rungen mit schleichendem Charakter. 

Ferner war beiden Fällen gemeinsam die gleichzeitig 
bestehende geringgradige Distomatose der Leber, die bei 
Adenombildung von fast allen Autoren beobachtet wurde. 

R a b u s. 


E v e r s: Prophylaktische und medikamentöse Be¬ 
handlung der Kalberpneumonie. (Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, 1909, Nr. 51.) 

Die Kälberpneumonie kommt genau wie die chronische 
Schweineseuche in alten, trockenen, warmen und zugfreien 
Stallungen nicht vor, ist dagegen ständiger Gast in den 
anderen Stallungen, die anscheinend den Forderungen der 
Hygiene viel mehr entsprechen. Tatsächlich schädigen sie 
aber, weil in ihnen fast stets Zugluft herrscht und weil sie 
infolge der vielen Fenster und Ventilationsvorrichtungen 
und des häufigen Durchspülens mit Wasser oder Desinfek¬ 
tionsmitteln häufig feucht und kalt sind, insbesondere den 
jugendlichen Organismus und rauben ihm so seine natür¬ 
liche Widerstandsfähigkeit gegen Infektionserreger. 

Die beste Prophylaxe der Kälberruhr besteht darin, 
daß man den Tieren einen trockenen, warmen und zugfreien 
Stall gibt. Bei der Serumbehandlung hat Verf. gerade in 
den letzten Jahren viele Mißerfolge gehabt und zwar sowohl 
bei Schutz- wie bei Heilimpfung. Besonders im Beginne der 
Krankheit konnte er aber überraschende Resultate erzielen 
durch Einspritzung von 10 g Ol. Terebinth. rectificat. unter 
die Haut der Vorderbrust. 24 Stunden nach der Injektion 
soll eine starke Schwellung eintreten, die nur ausnahms¬ 
weise abszediert und in 8—14 Tagen bis auf einen walnu߬ 
großen Knoten verschwindet. Mit dem Einsetzen der Schwel¬ 
lung geht eine bedeutende Besserung des Allgemeinbefindens 
einher. Bleibt die Schwellung aus oder ist sie nur gering, 
so muß die Prognose zweifelhaft lauten und eventuell eine 
Wiederholung der Einspritzung vorgenommen werden. 

Die Injektion des Ol. Terebinth. hat nichts anderes 
zur Folge als das Legen des früher hochgeschätzten Fon- 
tanells. E v e r s hat mit der Terpentinöl-Einspritzung auch 
bei der Brustseuche der Pferde — hier entsteht neben großer 
Schwellung fast stets ein großer Abszeß — vorzügliche Er- 



235 


folge erzielt; die Prognose ließ sich stets günstig stellen, 
wenn starke Schwellung und Eiterung eintrat. 

Br oll: Vorkommen und Nachweis von Tuberkel¬ 
bazillen im strömenden Blut lungentuberkulöser Rinder. 

(Berl. Tierärztl. Wochensehr., 1909, Nr. 49.) 

Verf. entnahm zwei Kühen mit beginnender, offener 
Lungentuberkulose, die bei täglich vorgenommenen Tempe¬ 
raturmessungen niemals Fieber gezeigt hatten, sehr guten 
Appetit hatten, in gutem Nährzustand sich befanden und 
während der Untersuchungszeit sogar an Gewicht zuge¬ 
nommen hatten, so daß das Vorhandensein von akuter Mi¬ 
liartuberkulose nicht wohl anzunehmen war, mehrmals Blut 
und untersuchte dies nach besonderen Methoden auf das 
Vorkommen von Tuberkelbazillen. Solche wurden nun in 
an 5 verschiedenen Tagen aus dem Blut von Kuh I angefer¬ 
tigten Präparaten jedesmal und in ebensoviel aus dem Blut 
von Kuh II hergestellten zweimal gefunden. Da einzelne 
Bakterien in Leukozyten eingeschlossen zu sein schienen, 
hat es den Anschein, als ob der Übertritt der Bazillen in's 
Blut durch Phagozyten vermittelt wird. 

Der Nachweis von Tuberkelbazillen im strömenden 
Blut bei Abwesenheit von Fieber und von miliaren Knöt¬ 
chen ist für die Fleischbeschau insoferne von Interesse, als 
dann auch in diesem Falle beim Vorhandensein tuberkulöser 
Organerkrankungen ein Übertreten der Bazillen in’s Blut 
und ihr Vorkommen im ganzen Tierkörper angenommen 
werden müßte. Lind n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Landes-Viehversicherungsanstalt. 

Unter dem Vorsitze des Präsidenten der Kgl. Ver¬ 
sicherungskammer, Exzellenz Pr. von Haag, hat am 
14. ds. Mts. der Landesausschuß für die Bayerische Vieh¬ 
versicherungsanstalt seine Sitzung abgehalten. 

Der Vorsitzende, Präsident Dr. v o n II a a g, berichtet 
das Folgende: 

„Die Bayerische Landes-Viehversicherungsanstalt setzt 
sich zusammen aus 1689 Ortsviehversicherungsvereinen mil 
einem versicherten Viehwert von 85 426 (590 Mk. Die Landes¬ 
anstalt hat bisher 122 064 Schadensfälle mit einer Entschä¬ 
digung von 19 953 343 Mk. reguliert. Die Versicherten 
haben in der Entschädigung um 1 251 701 Mk. mehr er¬ 
halten, als ihr Beitrag dafür ausmacht. Die Schäden be¬ 
trugen im letzten Jahre 3,81 Prozent der versicherten Tiere. 



236 


Bei den großen Anforderungen, welche die Aufbringung 
der Entschädigungen an die Anstalt stellt, mußte im Jahre 
1908/09 ein durchschnittlicher Beitrag von 1,79 Prozent der 
beitragspflichtigen Versicherungssumme erhoben werden. 

Der Durchschnittssatz des Beitrages in den ersten 13 
Geschäftsjahren war 1,34 Prozent der Versicherungssumme. 
Es wäre zu wünschen, daß es dem Zusammenwirken der 
Landesanstalt mit den Vereinsausschüssen gelingen möchte, 
durch Vermeidung von Viehverlusten und durch bessere 
Verwertung des Fleisches bei den Notschlachtungen dem 
Beitragsdurchschnittssatze von 1,34 Prozent wieder näher zu 
kommen. In den landwirtschaftlichen Kreisen macht sich 
eine Bewegung zu Gunsten des Weideganges bemerklich; 
diese Bewegung ist nach Kräften zu fördern. Viele Vieh¬ 
verluste hätten vermieden werden können, wenn den Tieren 
Bewegung im Freien vergönnt gewesen wäre. 

Die Viehversicherung gehört ohne Zweifel zu den 
schwierigsten Versicherungszweigen und verlangt sorgfäl¬ 
tigste Pflege, weil es sich um die Wohlfahrt zahlreicher 
wirtschaftlicher Existenzen handelt, die bei der Vieh Ver¬ 
sicherung Schutz suchen.“ 

Oberregierungsrat Burkhardt besprach die beson¬ 
deren Vorkommnisse in der Viehversicherung und die Ge¬ 
schäftsergebnisse : 

„Wie in der Zahl der Ortsvereine, so ist auch in der 
Beteiligung der Viehbesitzer eine namhafte Zunahme zu 
verzeichnen; den Vereinen gehören 85 117 Mitglieder mit. 
329774 Tieren an. Im Jahre 1908/09 wurden 12 550 Schäden 
mit 2 400 673 Mk. entschädigt, aus der Verwertung der Tiere 
760 524 Mk. erlöst, dann 1 540 871 Mk. an Beiträgen er¬ 
hoben. Die Ortsvereine haben sohin im letzten Jahre in der 
Entschädigung um 99 278 Mk. über den Beitrag dafür er¬ 
halten. Aus der Staatskasse wurden 125 000 Mk. zuge¬ 
schossen. Der Reservefonds ist gestiegen auf 474 518 Mk.; 
seine Zinsen wirken mit zur Ermäßigung des Beitrages.“ 

In den Debatten fanden die Angelegenheiten der Vieh¬ 
versicherung, insbesondere der Antrag auf Abänderung von 
Bestimmungen des Normalstatuts eingehende Besprechung. 


Das Tränken der Pferde. 

Um festzustellen, ob vor, nach oder zwischen dem 
Füttern getränkt werden soll, wurden Versuche angestellt, 
worüber die „Deutsche Landwirtschaftliche Zeitung“ be¬ 
richtet. Bei den Versuchen erfolgte das Tränken: 1. un- 



237 


mittelbar vor dem Füttern, 2. unmittelbar nach demselben, 
3. während der Mahlzeit und zwar zwischen Körner- und 
Rauhfutter, wobei abwechslungsweise das Wasser nach dem 
Rauhfutter bezw. Körnerfutter gereicht wurde. Von vorne- 
herein sei bemerkt, daß jede Tränkart dem Pferde 
gleich gut bekömmlich, jede Veränderung 
derselben aber dem Pferde nicht ganz gleich giltig 
ist. Es sind manche Umstände zu berücksichtigen. So wird 
man z. B. nach einer lange dauernden Körperbewegung, wo¬ 
bei ein erheblicher Wasserverlust stattfindet, vor dem Füt¬ 
tern erst tränken müssen, da die Tiere erst normal fressen, 
wenn sie ihren Durst gelöscht haben. Die Versuche lehrten, 
daß die Freßlust jedesmal einige Tage eine geringere war, 
wenn man vom Nachtränken zum Vortränken überging. 
Jede andere Änderung hatte keinen Einfluß ausgeübt. — 
Tange nimmt an, daß das Vortränken ein gewisses Sätti¬ 
gungsgefühl verursacht, an das sich das Pferd erst gewöhnen 
muß. Es spielt also auch hier die Macht der Gewohnheit 
eine Rolle. Die einmal gewählte Tränkart soll man eben 
beibehalten! Das hastige Einnehmen großer Wassermengen 
nach dem Füttern schwemmt einen Futterteil noch unver¬ 
daut wieder vom Magen in den Darm. Sonst wird die Futter¬ 
ausnützung durch die Art des Tränkens nicht beeinträchtigt. 
(Deutsche Landwirtschaft!. Zeitung.) M u 1 z e r. 


Verschiedenes. 

Prinz Ludwig von Bayern 

haben in der Finanzausschußsitzung der Reichsratskammer 
Ende März d. Js. Stellung genommen zum Veterinär¬ 
offizierkorps und die Tatsache mit Freuden begrüßt, 
daß in Zukunft die Militärveterinäre ebenso den Offiziers¬ 
rang erhalten sollen, wie ihn die Militärärzte seit 1872 
besitzen, da sie jetzt eine ähnliche Vorbildung aufweisen 
müßten wie die letzteren, nämlich den erfolgreichen Besuch 
einer Mittelschule und der einschlägigen Hochschule; hie¬ 
durch würde jedenfalls dieser wichtige Stand wesentlich 
gehoben zum Vorteile der Armee. — 

Diese trefflichen Worte, welche mit goldenen Lettern 
in der Geschichte der Tierärzte zu verzeichnen sind, werden 
freudigen Widerhall finden in den deutschen Landen ; sie 
gewähren einen hoffnungsfrohen Ausblick in die künftige 
Entwickelung des jungen Offizierskorps; sie rufen nicht 
minder das Gefühl der wieder erlangten Sicherheit und der 
untertänigsten herzlichsten Dankbarkeit unter den Tierärzten 



238 


Deutschlands hervor als wie seinerzeit das glückliche 
Eintreten desselben erlauchten Sprossen aus dem edlen 
Geschlechte der Wittelsbacher, für die Einfülirung der 
Maturität. 

Wir erinnern uns dabei wieder lebhaft an die Tagung 
des Deutschen Veterinärrates zu München 1902, welcher 
durch die Anwesenheit Sr. K. H. des Prinzen Ludwig 
von Bayern und durch Höclistdessen überwältigende Rede 
das besondere Gepräge und hoher Glanz verliehen wurde. 


Audienz bei Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzregenten. 

Seine Königliche Hoheit der Prinzregent empfingen 
am 29. März eine Deputation des Lehrkörpers der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule München, bestehend aus den Professoren 
DDr. Albrecht und Vo i t in Audienz. Die Deputation 
erstattete Seiner Königlichen Hoheit den Dank der Hoch¬ 
schule für Verleihung akademischer Rechte. Nach der 
Audienz wurden die beiden Professoren zur Tafel zuge¬ 
zogen. 


Tollwutstation in München. 

In der bayerischen Kammer der Abgeordneten regte 
der Abgeordnete Klimmer und in der Reichsratskammer 
der Reichsrat Freiherr von Soden die Errichtung einer 
Tollwutstation in München an. Das in den letzten Jahren, 
besonders 1907 und 1909, ziemlich verbreitete Vorkommen 
der Tollwut in Bayern gab zu diesen Anregungen Veran¬ 
lassung. Der Minister von Brettreich erklärte, daß 
die Errichtung eines solchen Institutes schon erwogen 
worden sei. Die Schaffung eines solchen könne jedoch vor¬ 
läufig mit Rücksicht auf die hohen Kosten, welche erwachsen 
würden, vorerst nicht in Aussicht gestellt werden. Wahr¬ 
scheinlich werde in absehbarer Zeit in München ein t ier- 
hygienisches Institut (Seuchenversuehstation) er¬ 
richtet werden und komme dann auch die in Anregung 
gebrachte Einrichtung zur Beachtung. 


Bericht über die Verwaltung des städt. Schlacht- und Vieh¬ 
hofes zu Augsburg. 

Im Jahre 1908 wurden im ganzen 83 876 Tiere (gegen 
SU 254 im Vorjahre) geschlachtet, nämlich: 13 441 Stück 
Großvieh, 24 023 Kälber, 40 301 Schweine und Ferkel, 5 503 
Schafe, Lämmer, Ziegen und Kitze, sowie 308 Pferde. Dazu 
kommen noch 1 702 auswärts geschlachtete und eingeführte 



239 


Tiere, so daß sich eine Gesamtzahl von 85 578 Schlachttieren 
gegen 71 558 des Vorjahres ergibt. Interessant ist die auf¬ 
fallende Abnahme der Pferdeschlachtungen. Während diese 
bis zum Jahre 1902 in ständiger Zunahme begriffen waren 
und ,in diesem Jahre 735 Stück betrugen, ist in den letzten 
Jahren eine kontinuierliche Abnahme zu verzeichnen, die im 
Berichtsjahre mehr als die Hälfte der Höchstziffer von 1908 
ausmacht. 

15 971 der geschlachteten Tiere = 19,04 % zeigten 
bei der Beschau Erkrankungszustände; 140 Stück = 0,88 c /b 
der beanstandeten und 0,17 % der überhaupt geschlachteten 
Tiere wurden untauglich erklärt und zur Vernichtung be¬ 
stimmt. 

Der Fleischkonsum betrug im Berichtsjahre 77,51 kg 
pro Kopf; er ist um 2,67 kg pro Kopf gegen das Vorjahr 
gestiegen. — 

In einem Anhang ist der Tuberkulose und den Finnen¬ 
funden bei den Schlachttieren noch besonders Erwähnung 
getan. Aus den Tabellen ist zu ersehen, daß die Tuberkulose- 
Prozentsätze pro 1908 fast keinen Unterschied 1907 gegen¬ 
über zeigen. Nur bei den Kälbern ist eine Steigerung von 
0,67 auf 0,80 % zu verzeichnen. — 13 Großviehstücke = 
0,1 c /o und außerdem 14 Kälber wurden mit Rinderfinnen 
behaftet vorgefunden. Die seit dem Inkrafttreten des Fleisch¬ 
beschaugesetzes aufgestellte Statistik ergibt einen ständigen 
Rückgang der Finnenfunde. Von den finnigen Tieren war 
der größte Teil (77 %) mehrfinnig. M. 


Ein Plebiszit. 

In norddeutschen Zeitungen (Berliner Tagblatt, Ber¬ 
liner Neueste Nachrichten etc.) war in letzter Zeit zu lesen, 
daß die Mehrzahl der Militärveterinäre die Errichtung eines 
Veterinäroffizierskorps nicht wünsche. Um völlige Klarheit 
in dieser Sache zu schaffen, hat Geheimrat Dr. Schmaltz 
eine Abstimmung der Militärveterinäre in der Weise ver¬ 
anstaltet, daß er an sämtliche aktive Militärveterinäre die 
schriftliche Anfrage richtete, ob sie für oder gegen das 
Veterinäroffizierskorps seien. Es wurde von ihm ersucht, 
die Antworten schleunigst auf eine der Zuschrift beige¬ 
gebene Postkarte zu erteilen.— Da nämlich die dritte Lesung 
des Etats, dessen Annahme bekanntlich endgiltig erfolgt ist, 
unmittelbar bevorstand, hätte das Ergebnis der eingeleiteten 
Abstimmung allenfalls noch Verwendung finden können. 
Dieses war nun das Folgende: Von den 688 Militärveteri¬ 
nären, welche die Rangliste aufweist, sprachen sich 6 3 7, 




240 


also etwas mehr als 90Prozent, bedingungs¬ 
los für das Veterinär-Offizierskorps aus. 
Professor Dr. Schmaltz sagt angesichts dieses Resul¬ 
tates mit Recht: Die Behauptung, der größte 
oder auch nur ein größerer Teil der Mili¬ 
tär-Veterinäre seien innerlich Gegner des 
Veterinär-Offizierskorps, widerspricht 
direkt den tatsächlichen Verhältnissen. 
(Berl. Tierärztl. Wochenschr., Nr. 12, 1910.) 


Vieheinfuhr aus Dänemark nach Deutschland. 

Nach Mitteilung der Tageszeitungen ergaben die Tuber¬ 
kulin-Impfungen, welche im Verlaufe der vergangenen 
Woche an zur Einfuhr nach Deutschland bestimmtem däni¬ 
schem Vieh in Schleswig-Holstein vorgenommen wurden, 
sehr ungünstige Resultate. Von den nach Kiel gebrachten 
Rindern reagierten 25 Prozent auf die Tuberkulin-Impfung, 
in Apenrade 89 von 180 und in Altona 118 von 358 Rindern. 
Eine von Berlin entsandte Kommission hat diese Angaben 
bestätigt gefunden. Infolge der verschärften Kontrolle ver¬ 
weigern die Versicherungsgesellschaften den finanziellen Er¬ 
satz für das als tuberkulös bezeichnete Rindvieh, so daß 
die dänischen Exporteure den Ve rsand nach 
Deutschland eingestellt haben. Der Vorgang 
hat in Kopenhagen das größte Aufsehen erregt und der 
Direktor des dortigen tierärztlichen Gesundheitsamtes, Pro¬ 
fessor Lang, äußerte die Meinung, die Entsendung der 
deutschen Kommission habe einen gewissen politischen 
Charakter. Das Vorgehen gegen das dänische Vieh scheine 
ihm etwas gesucht. Ferner bemühte er sich, die Ergebnisse 
der deutschen Tuberkulin-Impfungen als unzuverlässig hin¬ 
zustellen. _ 

Berichtigung. 

Der Preis der Broschüre von Dr. Pflanz über Erabryotomie 
beträgt nicht 3 Mark, wie in Nummer 13 der Wochenschrift an¬ 
gegeben, sondern 1 Mk. 20 Pfg. 

Personalien. 

Auszeichnungen: Hofrat Dr. Gustav von Vaerst, 
o. Professor an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule in München wurde 
in erblicher Weise der Adelsmatrikel einverleibt. 

Niederlassung: Schweiger Rudolf aus Lam in Am¬ 
berg. 

Approbationen: in Hannover die Herren: von der 
F ö h r Fritz aus Quedlinburg, Hansen August aus Maasbüllhof, 
Kellner Joseph aus Grafenwiesen, K e 111 e r Julius aus Benning- 



Hofen, Kutschbach Richard aus Biebiach, Lüth Fritz aus 
Bochholt, Müller Hermann aus Hösseringen. Ohlenbusch Her¬ 
mann aus Hengslage, Schwedesky Paul aus Falkenhagen und 
Welling Wilhelm aus Paderborn. 

Promotion: Zum Dr. phil. in Rostock Tierarzt Preßler 
Kurt in Schwerin. 


K. Staatsministerinm des Innen. 

Be3sa,rLrLt32CLSLc3n.-u.r^gr- 

Die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst betr. 

Die Prüfung nach Ziff. X der Kgl. Verordnung vom 21. De¬ 
zember 1908 (Ges. u. V.O. Bl. S. 1141) für das Jahr 1910 beginnt 

Montag, den 3. Oktober. 

Gesuche um Zulassung sind mit dem tierärztlichen Appro¬ 
bationsschein in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift 
bis zum 1. Juni beim Kgl- Staatsministerium des Innern ein¬ 
zureichen. 

München, den 11. März 1910. 


I. A.: Ministerialrat Heule. 


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Tierärztliche Wochenschrift 

(Irflher: Wocbenscbrift lör Tterbeilknnde und VietaacM). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 12. April 1910. Nr. 15. 

Inhalt: Original-Artikel: Prof. Albrecht: Einige Beob¬ 
achtungen in der Geburtshilfe bei Pferden. — Bauer: Massen¬ 
haftes Vorkommen von Askariden. Verwachsung der Cervix 
nach Torsio uteri. — Referate: Holty: Untersuchungen über 
die Evolution und Involution der Uterusmukosa vom Rind. 
Rickmann: Beitrag zur spezifischen Behandlung des Tetanus. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Die Pferde-Einfuhr nach 
Deutschland. Bedecken der Zugtiere. — Verschiedenes: 
Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen bayerischer Tier¬ 
ärzte (V. a. G.) in München. Veterinär-Offiizierskorps. Ver¬ 
legung der württembergisclien Tierärztlichen Hochschule nach 
Tübingen. Schütz-Feier. Einladung zur Schütz-Feier. — Per¬ 
sonalien. 


Einige Beobachtungen in der Geburtshilfe bei 

Pferden. 

Von Prof. Albrecht, München. 

Die Berichtigungen von Vertikal- und Querlagen bei 
Pferdegeburten, sowohl der Rücken- als Bauch-Verlikal- 
und Querlagen ist in der Regel mit großen Schwierigkeiten 
verknüpft, besonders bei verschleppten Geburten. 

Von den genannten Lagen macht dem Geburtshelfer 
öfters die Bauch-Vertikallage, Vertikallage mit vorderer 
Stellung, bei welcher die Vorhand des Fötus und die Hinter¬ 
beine mehr oder weniger weit in das mütterliche Beeken 
eingetreten sind, die sogenannte hundesitzige Lage nach 
Harm s 1 ), zu schäften. Die Riicken-Vertikallage, Vertikal- 


l ) Harms: Tierärztl. Geburtshilfe, II. Teil, S. 480. 






246 


läge mit hinterer Stellung, kommt bei Pferden äußerst 
selten vor. 

Zur Behebung der erstgenannten Lage handelt es sieh 
um Herstellung der Kopf- oder Beckenendlage; daran 
schließt sich die Entwicklung des Jungen in der einen oder 
anderen dieser Normallagen. Im ersten Falle ist Aufgabe 
des Geburtshelfers Zurüekschieben der Hinterbeine, im 
zweiten Zurückbeförderung der Vorhand des Fötus. Als 
weitere Behandlungsarten der Bauch-Vertikallage sind be¬ 
kannt geworden: Verfahren von C a n u, Dietrich und 
G i e r e r, ferner eine Methode von 0 b i c h und Donna- 
r i e i x. 

Ich hatte wiederholt bei Vertikallage von Pferde- 
Föten, bei welchen Vorhand und Hinterbeine weit in die 
Geburtswege eingetreten waren, Geburtshilfe zu leisten und 
bemühte mich hiebei zuerst jedesmal schulgemäß zu ver¬ 
fahren, d. h. durch Zurückschieben der Vorhand mit und 
ohne Krücke 2 ) die Beckenendlage, oder umgekehrt, durch 
Zurückbefördern der Hinterbeine die Kopfendlage zu ge¬ 
winnen. Weder das eine noch das andere war mir möglich; 
aber auch das von Canu 3 ) empfohlene Herausziehen der 
Frucht, Halbierung derselben und Zurückschieben des 
Stumpfes behufs Herstellung der Beckenendlage gelingt 
nicht in jedem Falle. Tapken 4 ) entwickelte zweimal 
ein in der hundesitzigen Lage befindliches Fohlen nach der 
Methode von Canu. Ich habe das Verfahren in einem 
Falle ebenfalls in Anwendung gebracht, konnte aber die 
Frucht trotz Benützung einer Zugkraft von 3 starken Per¬ 
sonen nur bis zur Mitte des Halses hinter die Scham 
bringen. Eine größere Zugkraft in Anwendung zu bringen 
hielt ich nicht für angezeigt. Vorerst bin ich überhaupt der 
Ansicht, daß es in den meisten Fällen, bei welchen die 
Hinterbeine eines stärkeren Pferde-Fötus weit in das Becken 
eingedrungen sind, schwer fallen wird, die Frucht genügend 
weit herauszuziehen, um die Halbierung auszuführeu. 


*) Die Anwendung der Krücke muß bei Stutengeburten mit 
der größten Vorsicht geschehen; bei jüngeren, sehr unruhigen, stark 
drängenden Stuten rnit der Krücke eine bedeutendere Verschiebung 
erzielen zu wollen, getraute ich mir bis beute nicht. \ iellcieht ist 
der Itepositor von Kaiser, Seohausen, eine Art Krücke, welche sich 
an der Ansatzstelle am Fötus fixieren läßt, ein guter Ersatz für die 
Krücke. Nach von mir am Phantom gemachten Versuchen dürfte 
dieses der Fall sein. 

*) Kec. de möd. vet., 1837, S. 444. 

4 ) Monatshefte für prakt. Tierheilkunde. XVIII. Bd., S. 160. 



Bei dem angegebenen Mißerfolge hatte die geschehene 
Arbeit immerhin ihr Gutes. Die Auslösung der weit aus¬ 
gezogenen Vorderbeine, die nunmehr mit dem von mir und 
Lindhorst geübten Verfahren mittelst der Kettensäge 
ausgeführt wurde, war leicht, und selbstverständlich ebenso 
die nachherige Abtrennung des ausgezogenen Halses und 
Kopfes. Nun gelang unschwer die Zurückschiebung des 
Stumpfes des Fötus. Halbierung war also nicht erforderlich. 

Die Methode von D i e t r i c h 5 ) besteht darin, die Ex¬ 
enteration der Eingeweide der Frucht vorzunehmen, dann 
in die Bauchhöhlenwand, den Hintergliedmaßen des Fötus 
zu, je eine Öffnung zu schneiden und von dieser aus die 
Hinterfüße zurückzuschieben oder, wenn dieses unmöglich, 
dieselben in die Bauchhöhle des Jungen zu ziehen und nun 
die Frucht zu entwickeln. 

G i e r e r 6 ) ist es in einem Falle gelungen, nach dem 
Verfahren von Dietrich die Lage der Hinterschenkel 
zu korrigieren. Ich habe die Haltungsberichtigung der Hinter¬ 
beine nach Dietrich nicht versucht. In den von mir be¬ 
obachteten Fällen hätte sicher weder das eine noch das andere 
der beiden Verfahren zum Ziele geführt. Beide sind jeden¬ 
falls kompliziert und man darf annehmen, daß, wenn nach 
geschehener Exenteration das Zurückschieben der Hinter¬ 
beine mit der Hand durch in die Bauchwandung gemachte 
Öffnungen möglich ist, dieses ebensogut durch die außerhalb 
der Bauchwand der Frucht tätige Hand geschehen kann; 
theoretisch muß man sogar schließen, daß die Arbeit an den 
Hinterbeinen in schiefer Richtung von der Bauchhöhle der 
Frucht aus beschwerlicher und im Effekt weniger zweck¬ 
entsprechend ist, als die Tätigkeit der Hand in gerader Rich¬ 
tung unter dem Leibe des Fohlens oder zur Seite desselben. 

Wenn die Hinterbeine soweit in das Becken getreten 
sind, daß sie nicht zurückgeschoben werden können, ist nach 
meinen Beobachtungen das zweckmäßigste Verfahren, die 
beiden Vorderbeine auszulösen, daran allenfalls die Ab¬ 
trennung des Kopfes mit einem Teile des Halses zu 
schließen. Wenn ich sage „allenfalls“, so will ich damit an¬ 
deuten, daß es mir gelang, den Fötus ohne vorherige Ent¬ 
fernung des Kopfes zurückzuschieben. Im übrigen läßt sich 
der Kopf mit der vorderen Abteilung des Halses nach Aus¬ 
lösung der Vordergliedmaßen zur Abtrennung unschwer 

*) Cit. nach Frank-Go ring-Al brecht: Tierärztliche 
Geburtshilfe, S. 447. 

6 ) Cit. nach Harms: Geburtshilfe II. Teil, S. 489. 



248 


hinter die Scham bringen. Ich brauche nicht zu sagen, daß 
die Entfernung des Kopfes mit der Säge auch intravaginal 
geschehen könnte. Vielleicht würde zum Zurückschieben 
des Vorderteiles der Frucht ausnahmsweise genügen, die 
Vorderbeine im Karpalgelenke mit der Säge abzuschneiden 
und daran noch die intra- oder extravaginale Beseitigung 
des Kopfes bezw. Halses anzuschließen. Es steht mir be¬ 
züglich dieses Punktes eine Erfahrung nicht zu Gebote; von 
einem Kollegen wurde mir aber mitgeteilt, daß er bei der 
Bauch-Vertikallage eines Fohlens die Vorhand desselben 
zurückzuschieben vermochte, nachdem er die Vorderbeine 
in den Kniegelenken abgetrennt hatte. 

Beim Zurückschieben der Vorhand der Frucht, gleich- 
giltig auf welche Weise sie vorher behandelt wurde, ist nun 
so zu verfahren, daß man während des Zurückschiebens an 
den in Schlingen genommenen Hinterbeinen anziehen läßt. 
Mittelst dieses Verfahrens wird die Zurückbeförderung der 
Vorhand des Fohlens außerordentlich erleichtert. Angezeigt 
ist vor Beginn der Prozedur eine größere Menge warmen 
Wassers in den Uterus zu infundieren. 

Die Entwicklung der nunmehr in der unteren Stellung 
der Beckenendlage befindlichen Frucht ist nicht schwierig. 
Selten wird erforderlich sein, die Stellung zu korrigieren. 
Ich konnte die Fohlen jedesmal in der unteren Stellung 
ausziehen lassen. Würden Hindernisse auf treten, so wäre 
Aufgabe, die obere Stellung des Fötus, die normale Becken¬ 
endlage zu erzeugen, eine im allgemeinen keineswegs 
schwere geburtshilfliche Leistung. 

Es sei nun noch des Verfahrens von 0 b i c h 7 ) bezw. 
Donnarieix 8 ) gedacht. 

Bei Stuten mit geräumigen Becken, deren Fohlen im 
Verhältnis zum Beckenraum nicht sehr groß sind, dürfte 
man ohne Embryotomie nach der von Fr a n ck und S. C y r 
empfohlenen Methode von O b i ch 7 ) resp. Donnariei x 8 ) 
zurecht kommen. 

Das Verfahren gipfelt darin, daß man zunächst die 
Hinterbeine in Schlingen bringt und an diesen anzieht, da¬ 
mit sie im Backbeingelenke stark gebeugt, im Knie- und 
Sprunggelenke gestreckt werden; alsdann wird auch an den 
Vorderfüßen gezogen, so daß nunmehr Zug an allen vier 
Beinen erfolgt. 

7 ) Cit. nach Frank-Göring- Alb recht: Tierärztliche 
Geburtshilfe, S. 446. 

8 ) Citiert nach S. Cyr et Viole t: Trait6 d’ Obstetrique 
vetörinaire, pag. 638. 



249 


Donnarieix exenterierte vor Beginn des Zuges 
behufs Raumgewinnung die Brust- und Bauchhöhle des 
Fötus. Die Möglichkeit der Entwicklung der Frucht nach 
dem Verfahren von O b i c h und Donnarieix gründet 
sich auf das Folgende: Wird zur Entwicklung eines in der 
hundesitzigen Lage (Bauch-Vertikallage) befindlichen Foh¬ 
lens an den Vorderbeinen und am Kopfe allein gezogen, 
so stellt sich der Hinterschenkel mehr oder weniger steil 
und spreizt sich am Becken ein; dazu kommt dann Ver¬ 
engerung der Hinterknie- und Sprunggelenkswinkel, welche 
hemmend wirken kann. 

Werden aber nach der Methode von Ob ich etc. zu¬ 
erst die Hinterbeine möglichst weit in das Becken gezogen; 
so hat dieses eine starke Beugung der Backbeingelenke und 
Erweiterung der Knie- und Sprunggelenkswinkel zur Folge 
und die Beine liegen dann dem Rumpfe gestreckt an; damit 
wird der Tiefendurchmesser des Hinterleibes verkürzt und 
der Durchgang der Frucht durch das mütterliche Becken 
bei nunmehr gleichzeitigem Zuge an Vorder- und Hinter¬ 
beinen sehr erleichtert, so daß die Frucht bei dieser Haltung 
der Hinterfüße (Hüftbeugehaltung) in der Kopfendlage 
geboren werden kann. 

Ich habe die Obich’sche Methode in einem Falle versucht; 
es blieb jedoch beimVersuche, nachdem die Anwendung einer 
Zugkraft von 4 Personen nicht zum Ziele führte. Die oben 
angegebenen Voraussetzungen zum Gelingen (geräumiges 
Becken etc.) waren eben nicht vorhanden. Vielleicht wäre 
es doch möglich gewesen, den Fötus nach Verstärkung des 
Zuges durch die Kraft von einer oder zwei Personen zu ent¬ 
wickeln; ich hielt es jedoch nicht für angebracht, den Ver¬ 
such zu forcieren und wandte mich zu dem Verfahren, 
welches mich bisher nicht im Stiche gelassen hatte, nämlich 
zum Auslösen beider Vorderbeine. Wenn ich nun auch im 
angeführten Falle mit der Methode von Obi eh nicht 
reüssierte, so halte ich sie doch für rationell und werde sie 
gegebenen Falles wieder in Anwendung bringen. Ich hin 
der Meinung, daß sie in jedem Falle zunächst versucht 
werden sollte, wenn das Fohlen lebt, ein Vorkommnis, 
welches tierärztliche Geburtshelfer bei der besprochenen 
Vertikallage allerdings äußerst selten beobachten werden. 
In den mir zur Hilfeleistung überwiesenen Fällen waren 
die Fohlen jedesmal schon stundenlang tot. 

(Schluß folgt.) 



250 


Massenhaftes Vorkommen von Askariden. 

Yon Distriktstierarzt Bauer, Dettelbach. 

Ein stark abgemagertes Pferd war an Grimmdarm¬ 
verlagerung zu Grunde gegangen. Bei der Sektion fanden 
sieh als Nebenbefund 5 Pfund Askariden im Dünndarm, 
was der Grund zu der trotz bester Fütterung erfolgten 
starken Abmagerung gewesen sein dürfte. (Jahresberichte 
bayer. Tierärzte.) 


Verwachsung der Cervix nach Torsio nteri. 

Von demselben. 

Eine Kuh, bei der im Vorjahre wegen Tragsackdrehung 
Geburtshilfe geleistet worden war — die Lösung der Tor¬ 
sion und die Entwicklung des Kalbes hatte sich sehr schwie¬ 
rig gestaltet —, w r ar wieder trächtig geworden und stellte 
sich im 6. Monat der Tragezeit zum Abortus an. Die Unter¬ 
suchung ergab eine vollständige narbige Verwachsung des 
Muttermundes. Nach operativer Eröffnung wurde der Fötus 
mit Leichtigkeit entwickelt. Die Kuh war nach 14 Tagen 
geheilt. (Ibidem.) 

Referate. 

H o 11 y: Untersuchungen über die Evolution und In¬ 
volution der Uterusmukosa vom Rind. (Schweizer Archiv 
für Tierheilkunde, 1908, Heft 6.) 

Auf Grund sehr eingehender Versuche kommt Verf. 
zu folgenden Resultaten: 

I. Juveniler U t er u s: Die Mukosa ist hier, von 
innen nach außen folgend, aufgebaut: aus Stratum epithe¬ 
liale, Stratum subepitheliale sive cellulare, Stratum reti- 
culare, Stratum fibrilläre, Museularis mucosae und Stratum 
vasculare. Charakteristisch für den Karunkelbezirk sind 
das erweiterte Stratum vasculare, womit eine Schwächung 
der Museularis mucosae verbunden ist, <1 ie viel bedeutenden» 
Zahl und Größe der Blutgefäße und der an der Innenfläche 
der Mukosa vorhandene, drüsenfreie, sanduhrförmige, mehr 
oder weniger senkrecht aufsteigende Abschnitt, der Ka- 
runkelstiel genannt. Der juvenile Karunkcl besteht aus 
einer Verdickung bezw. Verstärkung des Stratum cellulare. 
Die Ausiiihrungsgiinge der Drüsen steigen im Karunkel¬ 
bezirk senkrecht und wenig gewunden, im Karunkelzwisehen- 
bezirk in schiefer Richtung, sowie unter sich parallel zur 
Oberfläche. Sie sind weiter als die Drüsenschläuche. Der 
eigentliche Karunkcl enthält keine Drüsentubuli. Die Ge- 



251 


fäße verlaufen im Karunkelbezirk senkrecht zur Karunkel- 
innenfläehe. 

II. Gravider Ute.rus: liier hat man vor allem 
Veränderungen, die an den Drüsen unter dem Einfluß der 
Fnicht vor sich gehen. Die Drüsenwucherungen in der Tiefe 
der Propria mucosa sind für bestehende Gravidität charak¬ 
teristisch. Ihr Hauptmerkmal besteht darin, daß sich in der 
Lichtung der Tubuli Epithelerhebungen bilden, die meist 
mit schmaler Basis von der Wand entspringen, oft ziemlich 
hoch sind und häufig an ihrem freien Ende verbreitert, et¬ 
was abgeplattet erscheinen. Am Querschnitt einer solchen 
Drüse hat daher die Lichtung eine bliitenförmige Gestalt. 
Die Tubuli haben einschichtiges oder aber auch mehrschich¬ 
tiges Epithel. Die Enden und Fundusteile der Tubuli sehen 
auf dem Querschnitt wie traubenartige Gebilde aus. Bei 
starker Ausdehnung dieser Drüsenwucherungen ist die ganze 
tiefe Schicht in ein lockeres Maschenwerk, bestehend aus 
sehr feinen gefäßhaltigen Bindegewebszügen, umgewandelt. 
Die gewundenen Schläuche der Uterindrüsen verlaufen nun¬ 
mehr in den verschiedensten Richtungen; Tubuli sind be¬ 
deutend weiter geworden. Die sanduhrförmige, drüsenfreie 
Zone geht verloren, da sich in dem Proprialabschnitt zu¬ 
nächst der Muscularis mucosae auch Drüsentubuli vorfinden. 

Der Karunkel des trächtigen Rinderuterus entsteht 
durch eine intensiv einsetzende Wucherung bezw. Vermeh¬ 
rung der den juvenilen Karunkel aufbauenden Elemente; 
infolge aktiven Eingreifens der fötalen Plazenta entstellt 
eine mannigfaltige Krypten- und Zottenbildung durch die 
Elemente des Stratum cellulare et epitheliale. Damit geht 
eine Einschränkung des juvenilen Karunkelbezirkos, ver¬ 
bunden mit einer Lockerung seiner Elemente einher. Der 
vorgebildete Karunkel, das verdichtete Stratum subepithe¬ 
liale des Karunkelbezirkes, in Verbindung mit dem anliegen¬ 
den Epithel, bildet das Zellreservoir des wuchernden Ka- 
runkels. Im Karunkel sind keine Muskelzellen. Der Ka- 
runkelstiel gehört der Propria mucosa und speziell dem 
Stratum fibrilläre an. Weiter ist der starke Gefäßreichtum, 
besonders des Karunkelbezirkes der Mukosa, auffallend. 

HI. Puerperaler Uterus; Mit dem Aufhören 
der Blutzirkulation in der Placenta materna und foetalis, 
dem Zeitpunkte der Loslösung der Secundinae, bildet sich 
die Uterusmukosa mit den Karunkeln zurück. Der Karunkel 
erfährt in seiner ganzen Ausdehnung eine an dessen Peri¬ 
pherie einsetzende fettige Degeneration. Balken und Krypten 
verschwinden. Placenta materna geht in eine kompakte. 



252 


strukturlose Zelltrümmermasse über, die zwischen dem 10. 
bis 14. Tage post partum ganz verschwindet resp. einen 
wesentlichen Bestandteil der aus Uterusepithelien, Leuko¬ 
zyten und Fetttröpfchen bestehenden Lochien bildet. Ka- 
runkelstiel wird kürzer, dicker und verliert sich ganz. 14 
Tage nach der Geburt findet man in beiden Hörnern nur 
Karunkeln mit breiter Basis auf der Mukosa-Innenfläche 
sitzen. An seiner Oberfläche bildet sich das Stratum cellu¬ 
lare sive subepitheliale durch intensive Zellvermehrung zum 
kappenförmigen, melonenartig über die Mukosa hervor¬ 
ragenden, puerperalen Karunkel aus. Derselbe zeigt an 
seiner Oberfläche eine wesentliche Veränderung — nämlich 
die anfänglich rötlich-gelb und marmoriert, später mehr 
dunkel-gelblich-braun aussehenden Karunkelnarben. Die¬ 
selben haben ihre Entstehung in den Blutextravasaten an 
der peripheren Randzone des Karunkels resp. der Basis des 
rückgebildeten Karunkels und der daran anschließenden 
Pigmentbildungen. Diese Narben, die im puerperalen Uterus 
nach Rückbildung des Karunkels stets vorhanden sind, lassen 
sich auch im unträchtigen Horne in etwas abgeblaßter Form 
nach weisen. Diese typische Verfärbung unterscheidet den 
puerperalen Karbunkel von dem mehr w r eißlich aussehenden 
juvenilen hinlänglich. Für eine Geburt bilden also die zahl¬ 
reichen Hämatoidinablagerungen stets ein konstantes Zeichen. 
Daneben bilden eigentümliche Veränderungen an den Uterus¬ 
gefäßen weiters ein untrügliches Zeichen einer stattgehabten 
Geburt. Ein großer Teil der Blutgefäße in allen Schichten 
der Uteruswand obliteriert post partum durch Wucherungen 
der Intima, während ein anderer Teil hierdurch nur sehr 
verengert wird, aber fortbesteht. Dieser Obliterationsprozeß 
findet sich hauptsächlich und am vorgeschrittensten in der 
Ausdehnung des puerperalen Karunkels, deutlich auch in 
den äußeren Schichten, dem Stratum vasculare. Diese puer¬ 
peralen Vorgänge an den Gefäßen erreichen mit der vierten 
Woche post partum ihren Höhepunkt. Auch das Drüsen¬ 
system der Uterusmukosa macht bedeutende regressive Ver¬ 
änderungen durch. Die Regeneration beginnt in der Mus- 
cularis mucosae zunächst gelegenen Schläuchen nach innen 
fortschreitend. Der größte Teil des Drüsen- und Uterus¬ 
epithels degeneriert durch Amylose, Verfettung und Kary- 
ol.vse, während der Rest sich durch mitotische Teilung ver¬ 
mehrt und als neues Epithel die Drüsenräume, sowie die 
Iterus-Tnnenfliichc auskleidet. Diese neuen Tubuli sind 
kleiner, verlaufen mehr in gestreckter Richtung und ihr 
Epithel ist bedeutend niedriger. Die Regeneration der 
Drüsenschläuche, welcher Vorgang mehr oder weniger die 



253 


Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Form und Richtung 
bedeutet, erreicht in der vierten bis fünften Woche post 
partum ihr Ende. 

TV. Makroskopische Erscheinungen an 
einemUterus bovis post partum: Uterus länger, 
schwererund voluminöser, seine Wandungen rigider. Hörner 
behalten dauernd eine geringere Konvexität, ihre Wandungen 
sind stärker. An Querschnitten beobachtet man das ver¬ 
stärkte Stratum vasculare. Ligamenta lata stärker ausge¬ 
bildet. Innenfläche der Mukosa bis gegen die 3. Woche post 
partum von einer grau-rötlichen Detritusmasse bedeckt; 
später erhält die Mukosa-Innenfläche eine schmutzig-grau¬ 
rötliche 1 mm in die Tiefe reichende Verfärbung. Die inten¬ 
siver verfärbten Karunkeln erheben sich napfförmig über 
die Mukosa-Innenfläche. Auftreten der oben beschriebenen 
Narben. Die Involution wickelt sich bei robusten jüngeren 
Tieren schneller ab als bei schwächeren älteren. Die Regene¬ 
ration ist in der Regel schon in der dritten und vierten 
Woche, sicher nach Verlauf von sechs Wochen, vollendet, 
wofür auch die Fälle sprechen, wo schon mit sechs Wochen 
post partum eine neue Konzeption eingetreten ist. 

R a b u s. 

Rickmann: Beitrag zur spezifischen Behandlung 
des Tetanus. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 44.) 

Sehr wahrscheinlich wurden bisher für die Heilung 
des Tetanus viel zu geringe Serumdosen in Anwendung ge¬ 
bracht. Neuerdings mitgeteilte Fälle zeigen, daß selbst hoch¬ 
gradiger allgemeiner Tetanus durch Injektion hoher Serum¬ 
dosen (100—200 ccm) geheilt werden kann. Dies wird auch 
durch die Erfolge in der Humanmedizin (lumbale Injektion) 
und durch einen vom Verf. beschriebenen Fall von Tetanus 
partialis bewiesen. Sehr schöne Erfolge hat die Schutz¬ 
impfung gegen Tetanus aufzuweisen. 

Eine Schutzdosis (4 ccm = 20 A.-E.) kostet bei direk¬ 
tem Bezug von den Höchster Farbwerken 2,50 Mk., beim 
Bezug durch die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tier¬ 
ärzte in Posen aber nur 1,85 Mk. Die Preise der Heildosis 
(20 ccm = 100 A.-E.) stellen sich auf 10 bezw. 7 Mk. 

L i n d u c r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Pferde-Einfuhr nach Deutschland. 

Veterinärrat Mieckley bringt in Nr. 1 , 1910, der 
„Zeitschrift für Gestütkunde“ auf Grundlage der Handels- 



254 


Statistik eine Mitteilung über die Pferde-Einfuhr nach 
Deutschland im Jahre 1908. Diese stellt sich nach dem Be¬ 
richte auf 119 000 Stück im Werte von fast 85 Millionen 
Mark. — 

Im weiteren teilt M. mit: An Arbeitspferden wurden 
eingeführt 43 000 mit 18 Millionen Mark, au schweren 
Pferden 48 500 mit 52 Millionen Mark. Der Durchschnitts¬ 
preis für das leichte Arbeitspferd stellte sich auf 440 Mark, 
der des schweren auf 1070 Mark. Beteiligt sind an dieser 
Lieferung: 

Rußland.mit 30 225 Pferden, 

(leichter Schlag) 


Niederlande . . . 

.... „ 9 024 


Österreich-Ungarn 

.... „ 2 523 


Dänemark .... 

. . . . „ 467 


Belgien. 

. . . . „ 343 



Der Rest verteilt sich auf England und Frankreich. 


Für die schweren Schläge steht an der Spitze: 
Belgien mit fast 20 000 Pferden im Werte von 25 Mil¬ 
lionen Mark, 


Dänemark.mit 16 309 Pferden, 

Frankreich.„ 5 847 „ 

Österreich.„ 3 369 „ 

Rußland.,, 2 051 „ 

Niederlande.„ 664 „ 

England.. 125 „ 

Zuchthengste wurden 267 eingeführt im Durchschnitts¬ 
wert von 4 080 Mark, davon über die Hälfte aus Belgien. 

An Kutsch-, Reit- und Rennpferden sind eingeführt 
5 562 Stück mit 7*4 Millionen Mark, davon entfallen auf 

Österreich-Ungarn. 2 946 Stück, 

England. 1 227 „ 

16 888 Pferde im Werte bis zu 300 Mark, wovon sämt¬ 
liche bis auf 600 Stück von Rußland stammen, kamen zur 
Einfuhr; Fohlen dagegen 4 480 Stück für 1% Millionen 
Mark. 


Bedecken der Zugtiere. 

Zugtieren, welche länger im Freien stehen müssen, 
werden meistens Schutzdecken übergebreitet. So lange diese 
Decken trocken sind, ist diese Fürsorge nur zu empfehlen. 
Werden die Decken aber naß oder nur halbfeucht, dann 
wärmen sie nicht mehr, sondern entziehen noch Wärme und. 















255 


können Erkältungen mit ihren Folgen veranlassen. Es wäre 
deshalb sehr zu empfehlen, daß die Fuhrwerksbesitzer sich 
für je ein Pferd zwei Decken anschaffen, damit immer ge¬ 
wechselt und die nassen Decken wieder gut durchtrocknet 
werden können, ehe sie wieder in Gebrauch genommen 
werden. (Tierfreund.) A. 

- /+? 

Verschiedenes. jg ^ c 

Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen bayerisch«! 

Tierärzte (V. a. G.) in München. 

Die gemäß § 35 Absatz 3 der Vereinssatzungen a 
lieh vorzunehmende Revision des Kassen- und Rechnungs¬ 
wesens, sowie des Vermögensstandes obengenannten Vereins 
erfolgte am 22. März 1. Jrs. durch den Vorsitzenden des 
Aufsichtsrates Stabsveterinär a. D. Büchner im Beisein 
des Vereinsdirektors Bezirkstierarzt Dr. Nopitsch und 
des Kassiers Stabsveterinär Dr. S i g 1. 

Nach Öffnung des unter dreifachem Verschlüsse stehen¬ 
den Wertbehälters wurden die vorhandenen Wertpapiere 
einzeln vorgezählt und als Bestand 445 Stücke an bayer. 
Staatsobligationen, Pfandbriefen der Bayer. Hypotheken- 
und Wechselbank und der Süddeutschen Bodenkreditbank 
im Gesamtnennwerte zu 915 700 Mark konstatiert. Die 
Wertpapiere sind als Eigentum des Vereins umgeschrieben 
und entsprechen in ihrer Qualität den Vorschriften des § 9 
der Vereinssatzungen, auch waren die dazu gehörigen Zins- 
Coupons und Talons vollzählig vorhanden. 

In dem Kassenschrank des Vereins, der im Kassen¬ 
lokale der Tierärztlichen Hochschule aufgestellt ist, fand 
sich ein Barbestand von 1 849 Mark 99 Pfennig. 

Demnach betrug das Gesamtvermögen des Vereins 
917 549 Mark 99 Pfennig. 

Zur Feststellung dieses Vermögensstandes nahm der 
Vorsitzende des Aufsichtsrates die Revision der vorgelegten 
Rechnung und der Kassenbücher für 1909, sowie der bis 
zum heutigen Tage geführten Kassenbücher für 1910 vor 
und überzeugte sich, daß die Vorgefundenen Bestände an 
Wertpapieren und an Bargeld mit den Ausweisen der Rech¬ 
nung für 1909 und der Kassenbücher für 1910 vollständig 
übereinstimmen. Der verfügbare Aktivrest wird nunmehr 
mit den fälligen Kapitalzinsen verzinslich angelegt. 

Die Rechnung für das Jahr 1909, die der nächsten 
Generalversammlung zur Einsichtnahme und Erinnerungs¬ 
abgabe und hierauf der K. Regierung von Oberbayern zur 



256 


Revision vorgelegt werden wird, liegt in der Wohnung des 
Vereinsdirektors, Giselastraße 13, zur Einsichtnahme auf. 
Die Vorjahrsrechnung hat die Revision ohne Beanstandung 
passiert. 

Die Herren Vereinsmitglieder wollen 
ihre Beiträge nur unter folgender Adresse 
einsenden: „An die Kasse des tierärztlichen 
Unterstützungs-Vereins für die Hinter¬ 
bliebenen bayerischer Tierärzte, München, 
Veterinärstraße 6.“ 

Büchner, Stabsveterinär a. D. 

Dr. Nopit sch, K. Bezirkstierarzt. Dr. Sigl, Stabsveterinär. 


V eterinäroff izierskorps. 

Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold haben 
verfügt, daß das Veterinärpersonal der Armee vom 1. April 
1910 ab nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen in ein 
Veterinäroffizierskorps umgewandelt wird: 


1 . 


2 . 


3 . 


Die Dienstgradeinteilung des Veterinär-Offizierskorps ist folgende: 
Korpsstabsveterinäre — Majorsrang, Gebührnisse wie für Ober¬ 
stabsärzte, 1 Ration —. 

Ist der technische Vorstand der Militär-Lehrschmiede ein 
Korpsstabsveterinär, dem der Oberstleutnantsrang verliehen 
ist, so empfängt er eine pensionsfähige Stellenzulage von 1150.H 
Oberstabsveterinäre — Rang der charakterisierten 1 Gebührnisse 
Majore —, I wie für Stabs- 

Stabsveterinäre — Rang der Hauptleute (Ritt- I ärzte, 
meister) —, f 1 Ration, 


Oberveterinäre — Rang der Oberleutnants —, 
Veterinäre — Rang der Leutnants —, 

Sämtliche Veterinäroffiziere haben Anspruc 
Stellung eines Burschen. 


Gebührnisse 
( wie für Ober- 
’ und Assistenz¬ 
ärzte. 

i auf die Ge- 


Sämtliclie Veterinärbeamte des aktiven Dienststandes werden 
hiemit zu Veterinäroffizieren des entsprechenden Dienstgrades 
ernannt. 

Diejenigen Veterinäroffiziere, denen schon als Beamte der 
Titel „Oberstabsveterinär“ mit dem Range der V. Klasse der 
höheren Beamten der Militärverwaltung verliehen worden ist, 
führen diesen Titel weiter und erhalten den Rang der charak¬ 
terisierten Majore. 

Die für Offiziere geltenden Gesetze, Verordnungen und Be¬ 
stimmungen finden, soweit nicht anders verfügt wird, auf die 
Yeterinäroffiziere Anwendung. 

Betreffs der dienstlichen Unterstellung der Veterinäroffiziere 
und deren dienstlichen Tätigkeit gelten bis zur Herausgabe einer 
neuen Militär-Veterinärordnung sinngemäß die bisherigen Be¬ 
stimmungen für die Militärveterinärbeamten. 



257 


4. Zur Verehelichung bedürfen die Veterinäroffiziere der Aller¬ 
höchsten Genehmigung. Für das hiebei nachzuweisende außer¬ 
dienstliche Einkommen gelten die Bestimmungen wie für Sanitäts¬ 
offiziere. 

5. Veterinäroffiziere und Unterveterinäre tragen die in der Anlage 
beschriebene Uniform. 

6. Wegen der Ernennung von geeigneten und bereiten Veterinär¬ 
beamten des Beurlaubtenstandes zu Veterinäroffizieren des ent¬ 
sprechenden Dienstgrades und der Beförderung von geeigneten 
Unterveterinären des Beurlaubtenstandes zu Veterinären bleibt 
Verfügung Vorbehalten. 

7. Eine Ernennung von Unterveterinären zu Veterinärbeamten und 
ein Autrücken von Veterinärbeamten in höhere Dienstgradstellen 
findet auch im Beurlaubtenstande nicht mehr statt. 

8. Die zur Überführung in das Veterinär-Offizierskorps des Be¬ 
urlaubtenstandes geeigneten und bereiten Veterinärbeamten 
unterliegen der Wahl zum Veterinäroffizier nicht. Künftig ist die 
Wahl zum Veterinäroffizier jedoch Vorbed ingung der Beförderung. 
Nähere Bestimmungen enthält die neue Militär-Veterinärordnung. 

9. Die Etatsstellen für 76 Veterinärbeamte bei den Truppen und 
Anstalten fallen fort. 

10. Der Etat erhöht sich um 

4 Korpsstabsveterinäre (3 bei den Generalkommandos und 1 
bei der Militär-Lehrschmiede), 

40 Oberstabs- oder Stabsveterinäre (18 bei der Kavallerie, 1*) bei 
der Militär-Reitschule, 12 bei der Feldartillerie, 3 beim Train, 
1 bei der Militär-Lehrschmiede und 5 bei den Remorite-Depots) 3 
40 Oberveterinäre oder Veterinäre (18 bei der Kavallerie, 1 bei 
der Militär-Reitschule, 13 bei der Feldartillerie, 2 bei der 
Fußartillerie, 3 beim Train, 1 bei der Militär-Lehrschmiede 
und 2 bei den Remonte-Depots). 

Für die Verteilung der Veterinäre sind nicht die einzelnen 
Etatszahlen maßgebend; die Überweisung der Veterinäroffiziere 
an die verschiedenen Dienststellen erfolgt vielmehr innerhalb 
der etatmäßigen Gesamtzahl nach dem jeweiligen Bedarf. 

11. Für Veterinäroffiziere und Unterveterinäre des Friedensstandes 
und des Beurlaubtenstandes wird ein eigener Unterstützungsfonds 
gebildet. Nähere Bestimmung bleibt Vorbehalten. 

12. An Stipendien werden jährlich für drei Stabsveterinäre je 250dt 
gewährt. 

13. Unterveterinären, die vom 1. April 1910 ab in den aktiven Dienst 
übertreten, kann für jedes Jahr ihrer Studienzeit (bis zu 4 Jahren) 
der Betrag von 360dt als Studienkostenentschädigung genehmigt 
werden, wenn sie sich verflichten, 4 Jahre im aktiven Stande 
zu dienen. Nähere Bestimmungen enthält die neue Militär¬ 
veterinärordnung. 

Diese Allerhöchste Verfügung wird mit nachstehenden Vollzugs- 
bestimmungen bekanntgegeben. 

Vollzugsbestimmungen. 

a) Die neue Militärveterinärordnung wird voraussichtlich im Mai 
1910 zur Ausgabe gelangen. 

b) Proben des Abzeichens für die Epauletten und Achselstücke 
werden vom Kriegsministerium ausgegeben. 

*) Kann bei entsprechendem IHemdaltcr zum Korpsstabsveterinilr befördert 
werden. 



258 


c) Das Besoldungsdienstalter der Veterinäroffizierc wird vom Kriegs¬ 
ministerium festgesetzt. 

Sämtliche Veterinäroffiziere vom Stabsveterinär aufwärts sind 
rations- und pferdegeldberechtigt. Die regimentierten Veterinär¬ 
offiziere beziehen den Rationssatz ihres Truppenteils; die übrigen 
erhalten Rationen nach Satz IV. 

d) Den in das Veterinär-Offizierskorps übergeführten Oberveterinären 
wird der Mehrbetrag des bisher bezogenen höheren Beamten¬ 
gehalts und des Wohnungsgeldzuschusses nach Tarifklasse V bis 
zum Aufrücken in ein höheres Diensteinkommen über den Etat 
gewährt. 

e) Für die Einweisung der Veterinäroffiziere vom Oberstabsveterinär 
abwärts in die Besoldungsklassen wird vorbehaltlich einer ander¬ 
weitigen Regelung zunächst bestimmt: 

1. Die Oberstabs-und Stabsveterinäre beziehen als Veterinär¬ 
offiziere den bis 31. März 1910 als Beamte zuständigen 
Gehaltssatz von 5100 — 4600—4000— 3400 .M vorläufig un¬ 
verändert weiter; die vom April 1910 ab beförderten Stabs¬ 
veterinäre beziehen das Mindestgehalt von 3400 ^t. 

2. Die Oberveterinäre — ausschließlich der vom April 1910 
ab hiezu Beförderten — beziehen bis auf weiteres ein etats¬ 
mäßiges Dienstgradsgehalt von 2400 M und den etwaigen 
Mehrbetrag des bisher bezogenenen Beamtengehalts über 
den Etat. 

3. Die vom April 1910 ab beförderten Veterinäre und Ober- 
veterinäre beziehen bis auf weiteres sämtlich das Mindest¬ 
gehalt von 1700 M. 

f) Mit Wahrnehmung offener Veterinäroffizierstellen beauftragte 
Unterveterinäre beziehen aus dem ersparten Gehalt als Selbst¬ 
mieter 1700 .M», als Kasernenquartierinhaber 1535 M Gehalt jährlich. 
Im übrigen erhalten Unterveterinäre in offenen Oberveterinär¬ 
oder Veterinärstellon aus diesen eine Löhnung von 745 M 20 
neben dom Servis A 4a des Tarifs, freier Verpflegung und 
Kleidergeld von 126 M jährlich. 

g) Stellenzulagen für Mitwahrnehmung der Stellen fehlender usw. 
Veterinäroffiziere sind beim Kriogsministerium zu beantragen. 

h) Die zu den Fortbildungskursen kommandierten Veterinäroffiziere 
beziehen die vorschriftsmäßigen Reisekosten und Tagegelder. 
Sämtliche Kosten für diese Kurse — einschließlich für Hin- und 
Rückreise der Teilnehmer — werden beim Kapitel 21 verrechnet. 

i) Die Reisegebührnisse, Umzugskosten und Mietsentschädigungen 
aus Anlaß der Versetzungen, die im ursächlichen Zusammen¬ 
hänge mit der Bildung des Veterinär-Offizierskorps verfügt 
werden, sind beim Kriegsministerium zum 1 März 1911 anzu¬ 
fordern. Die in Betracht kommenden Versetzungen werden 
vom Kriegsministerium als solche besonders bezeichnet werden. 

Anlage, 

Uniform der Veterinäroffiziere*) and Unterveterinäre. 

1. Für Veterinäroffiziere wird die Uniform der bisherigen Veterinär¬ 
beamten mit folgenden x^nderungen beibehalten: 


*) Auf clio YelerinürolViziere linden die AuzuK.sl>estimmungen für Sanitäts- 
oili ziere (vgl. O. 15kl. V.) Anwendung. 



259 


Waffenrock: Kragen und Ärmelaufschläge mit Litzen- 
Stickerei wie für Sanitätsoffiziere; Epauletthalter mit hell¬ 
blauen Seidenfäden durchzogen und mit karmoisinrotem Tuch 
gefüttert; Knöpfe vergoldet. 

Überrock: Knöpfe vergoldet. 

Mantel: Kragen nach innen von dunkelblauem Tuch; Knöpfe 
vergoldet. 

Epauletten: Glatte vergoldete Halbmonde mit Feldern und 
Unterfutter von karmoisinrotem Tuch; als Abzeichen eine 
Sachlange aus vergoldetem Metall; als Dienstgradabzeichen 
Sterne; Schiebertresse mit hellblauen Seidenfaden durchzogen. 

Veterinäroffiziere mit Stabsoffiziersrang silberne Fransen. 

Achselstücke: Für Veterinäroffiziere mit Stabsoffiziersrang 
wie für Sanitätsoffiziere mit Stabsoffiziersrang; für die übrigen 
Veterinäroffiziere wie für Hauptleute (Rittmeister) und 
Leutnants, Unterfutter aus karmoisinrotem Tuch; Abzeichen 
wie bei den Epauletten. 

Helm: Wappen usw. vergoldet; gewölbte Schuppenketten. 

Portepee: Silber mit hellblauer Seide. 

Säbelkoppel: Mit silbernem Tressenbesatz, hellblauseidenem 
Längsstreifen in der Mitte und versilberten Metallteilen. 

2. Für Unterveterinäre bleibt die Uniform bis auf folgende Ab¬ 
weichungen unverändert: 

Waffenrockund Überrock: Schulterklappen aus karmoisin¬ 
rotem Tuch; auf den Schulterklappen Abzeichen wie für 
Veterinäroffiziere und Einfassungstresse mit hellblauen Seiden¬ 
fäden durchzogen; Knöpfe vergoldet. 

Mantel: wie für Veterinäroffiziere; Schulterklappen mit Ab¬ 
zeichen wie am Waffenrock; Knöpfe vergoldet. 

Helm: wie für berittene Truppen mit gelben Beschlag und 
Offizierskokarden. 

Säbelkoppel: wie für Veterinäroffiziere. 

Ein Tischgeld von 72 A jährlich wird gewährt für die 
unverheirateten Oberärzte und Assistenzärzte und für die 
unverheirateten Oberveterinäre und Veterinäre mit Wirkung 
vom l. April 1910 ab. 

Verlegung der württembergischen Tierärztlichen Hochschule 

nach Tübingen. 

Die Denkschrift der württembergischen Regierung, 
betreffend die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule von 
Stuttgart nach'Tübingen, wurde jüngst in der Finanz-Kom¬ 
mission des württembergischen Landtags beraten. Die 
Kommission kam aber zu keinem endgiltigen Beschluß, 
sondern es wurde die Regierung um weitere Erhebungen 
in dieser Sache ersucht. Diese dürfte daher in nächster /y 
noch nicht zum Austrage kommen. 

Schütz-Feier. 

Die Festlichkeiten anläßlich des 50j ährige.. Be¬ 
ruf sj u b i lä u m s des Herrn Geheimrat Professor Dr. S c h ü t z , 
finden am 29. und 30. April in Berlin mit folgendem Pro¬ 
gramm statt: 



260 


Freitag , den 29. April Mittage 12 Uhr Festakt in der Aula der 
Tierärztlichen Hochschule. Hierzu ergehen später Ein¬ 
ladungen seitens Sr. Magnifizenz, des Herrn Rektors. 

Nachmittags 6 Uhr Festmahl (Preis des trockenen Gedeckes , 
einschliesslich der Unkosten Mk 10.—). Anmeldungen hier 
zu werden bis spätestens 15. April an den Unterzeich¬ 
neten erbeten. 

Sonn bend, den 30. April Abends 8 Uhr Studentischer Festkommers 
im Zoologischen Garten. 

Die näheren Mitteilungen erfolgen später. 

ln Aufträge des Fest-Komitees: 

Professor Dr. Caspar, 

Breslau X, Matthiasplatz 17. 


Der Ausschuß der Studierenden an der 

Königlichen Tierärztlichen Hochschule 

und der Ausschuß der Studierenden an der 

Königlichen Militär-Veterinär-Akademie 

geben sich die Ehre, die Herren Kollegen, Verehrer und ehemaligen 
Schüler des Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Schütz zu ihrem an¬ 
läßlich der 

Feier des 50 Jährigen Bernfsjnbiläums 

des Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Schütz 

am Sonnabend, den 30. April d. J. Abends 8 Uhr c. t. im Restaurant 
..Zoologischer Garten“ (Zugang bis 11 Uhr Kurfürstendannn, 
Zufahrt Lichtenstein-Allee) stattfindenden 



geziemend einzuladen. 

Berlin NW. 6, Luisenstr. 56, im April 1910. 


Der Ausschuß der Studierenden 

an der 


Kgl, Tierärztlichen Hochschule 

I. A.: 

Arthur Müller, Ferieuprisids. 


Der Ausschuß der Studierenden 

an der 


Kgl. Militär-Veterittär-Akademie 

I. A.: 

Rodolt Nuieu, Prätide. 


Personalien. 

Auszeichnung: Dem Korpsstabsveterinär v. Wolf in 
München wurde der Rang als Oberstleutnant verliehen. 

lieförderungen: Zum Korpsstabsveterinär der Oberstabs¬ 
veterinär Wirsing an der Militärreitschuh 4 ; zum Oberstabsveterinär 
der »Stabsveterinär Dr. Vogt des 2. Schweren Reiter-Regt ; zu 
Stabsveterinären die Oberveterinäre Dr. Backmund im 2. Train- 
Bataillon, Br on old vom 6. Chev.-Regt. im 3. Train-Bat., Costa 
im 2. Schweren Reiter-Regt., Dorn im 4. Chev.-Regt., Göbel im 
1. Chev.-Regt, Jäger im 1. Train-Bat., Lang vom 2. Feld-Art-Regt, 
am Remontedepot Fürstenfeldbruck, Dr. Maier, Assistent an der 
Militär Lehrschmiede, Dr. Meyer im 1. Schweren Reiter-Regt., 
Meyer vom 2. Uhuien-Regt. zum 5. Chev.-Rcg und Dr. Lippe! 




261 


im 3. Feld-Art.-Regt. Zu Unterveterinären des Friedensstandes die 
Unterveterinäre d. R. Gebhardt im 4., Gau der im 9., Hock 
im 11., Lang im 5. Feld-Art-Reg., Lanzl im 2., Mulzer im 

I. Schweren Reiter-Regt., Schleich im 6. und Zeh et er im 
7. Chev.-Regt. 

Wohnsitzveränderungen: Versetzt wurden die Ober¬ 
veterinäre Dick vom 3. Chev.-Regt. zum Remontedepot Benedikt¬ 
beuren, Dörfler vom 9. Feld-Art.-Regt. zum 2. Train-Bat., Lindner 
vom 7. Chev.-Regt. zum Remontedepot Fürstenfeldbruck, Reisender 
vom 1. Schweren-Reiter-Regt. zum 1. Train-Bat., Schmid vom 

II. Feld-Art.-Reg. zum 2. Fuß-Art.-Reg., Dr. Stark vom 4. Feld- 
Art.-Regt. zur Militärreitschule, Wildhagen vom 5. Feld-Art.-Regt. 
zum 3. Chev.-Regt. 

Ernennung: Seiderer Georg städt. Bezirktstierarzt in 
Rosenheim zum Schlachthofdirektor dortselbst. 

Niederlassungen: Atzinger Anton aus Landau a. I. in 
Hermsdorf (Schics.), HammerSchmidt Willi, aus Regensburg in 
Königshofen (Ufr)., Dr. Schwäbel Frz. aus Dillingen in Ermers- 
hausen (B. A. Hofheim). 

Approbationen: In Dresden die Herren H e m m a n n 
Georg aus Schönau und Lang Viktor aus Falkenstein; in Stutt¬ 
gart Herr Theurer aus Berni. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern: die Tierärzte 
Knolle Heinrich in Löhne, Marsch all Otto in Dresden, Neu¬ 
mann Max in Wartenburg, Preller Alfred in Frankfurt a. M. 


1908 approbiert, Dr. med. vet, sucht Assi- 

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(früHer: focbensclrifl für TierleilKnulB unä Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 19. April 1910. Nr. 16. 


Inhalt : Original-Artikel: Prof. Albrecht: Einige Beob¬ 
achtungen in der Geburtshilfe bei Pferden. (Schluß.) — Bauer: 
Abszeß an der Bauchwand infolge Fremdkörpers. — Bayer: 
Nesselfieber. Erkrankungen infolge des Genusses von verdorbenem 
Futter. Gebärparese. — Pantzer: Behandlung des Ekzems. — Re¬ 
ferate: Guhrauer: Benzinvergiftung bei einem Hunde. Blaha: 
Ansteckender Scheidenkatarrh der Rinder und Trachomkörper¬ 
chen bezw. Prowazek’sche Körpör bei demselben. Holterbach: 
Aus der Praxis. Deyke: Zur Biochemie der Tuberkelbazillen. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Jahresbericht des Zucht¬ 
verbandes für gelbes Frankenvieh, Abteilung Unterfranken, pro 
1909. Bestrahlung der Milch mit ultraviolettem Licht. — Ver¬ 
schiedenes: Geheimrat Professor Dr. Schütz. Habilitations- 
Ordnung für die Kgl. Tierärztliche Hochschule München. Tagung 
des Veterinärbeirates in Österreich. Schutzimpfung gegen die 
Hämoglobinurie der Rinder. — Bücherschau. — Druck¬ 
fehlerberichtigung. — Personalien. 


Einige Beobachtungen in der Geburtshilfe bei 

Pferden. 

Von Prof. Albrecht, München. 

(Schluß.) 

Was mich besonders veranlaßt bei der nach meiner 
Ansicht bei der hundesitzigen Lage der Fohlen unter den 
angegebenen Voraussetzungen sehr praktikablen und em¬ 
pfehlenswerten Methode länger zu verweilen, ist der Um¬ 
stand, daß ich in meiner geburtshilflichen Praxis zwei Fälle 
von Querlagen beobachtete, bei welchen nach Herstellung 
der Beckenendlage bei der darauffolgenden Extraktion der 
Föten die in die Beckenhöhle eingetretenen Vorderbeine ein 
Geburtshindernis darstellten, zu dessen Beseitigung im Prin- 
zipe ebenso verfahren wurde, wie von O b i c h und 1 > o n - 
narieix bei der hundesitzigen Lage der Fohlen. 






266 


Ich gebe nachstehend eine kurze Beschreibung dieser* 
gewiß selten auftretenden Geburtsschwierigkeiten. 

F a 11 I. Es handelte sich um eine Querlage des Foh¬ 
lens mit hinterer Stellung (Rückenquerlage) bei einer acht¬ 
jährigen Pinzgauer Stute, III. Para. Die Frucht war schon 
stundenlang tot, das Fruchtwasser abgeflossen. Bekanntlich 
ist bei Querlagen angezeigt, zur Hilfeleistung, wenn je mög¬ 
lich, zunächst eine Beckenendlage und nicht eine Kopf¬ 
endlage aus dem Grunde zu erzeugen, um sich mit der oft 
äußerst mühevollen Berichtigung der unregelmäßigen Hal¬ 
tung des Halses und Kopfes des Fohlens, welche nach Um¬ 
wandlung der Querlagen in die Kopfendlage öfters vor¬ 
handen sind, nicht befassen zu müssen. 

Nach Raumschaffung im Tragsacke durch Infusion 
großer Mengen Wassers, die übrigens wegen starken Drän¬ 
gens der Stute nur unvollkommen erzielt werden konnte, 
vermochte man nach Fesselung, Hochlagerung des Hinter¬ 
teiles des Tieres — die Stute war nämlich nur auf Augen¬ 
blicke stehend zu erhalten — die oben gelagerte Gliedmaße 
am Sprunggelenke beizuziehen und zu strecken; das gleiche 
gelang mit dem untern Hinterfuße, aber erst, nachdem die 
Stute auf die andere Seite gelegt und damit dieser Fuß 
besser zugänglich gemacht worden war. 

Die Umlagerung der Stute auf die entgegengesetzte 
Seite erwies sich als äußerst zweckmäßig, ohne deren Aus¬ 
führung wäre es mir nicht gelungen, den unten gelagerten 
Hinterfuß zu strecken und in das Becken einzuführen. Die 
Streckung der Gelenke geschah nach vorhergegangener 
stärkster Beugung derselben, wie bei der Korrektur der vor¬ 
getretenen Sprunggelenkshaltung. Nachdem nun die Her¬ 
stellung der Beckenendlage geglückt war, wurden die Hinter¬ 
gliedmaßen in Schlingen genommen und an diesen ange¬ 
zogen. Die bei Beginn des Zuges noch vorhanden gewesene 
Seitenstellung war zum Teil schon während der Haltungs¬ 
berichtigung der Hinterbeine beseitigt; sie verschwand voll¬ 
ständig ohne weitere Maßnahmen im Momente des Eintrittes 
des fötalen Beckens in das mütterliche (Akkommodation). 
Nachdem die Hintergliedmaßen und der kaudale Teil des 
Beckens der Frucht bereits ausgetreten waren, stockte die 
Geburt plötzlich und bei der Suche nach der Ursache der 
Sistierung des Geburtsvorganges zeigte sich, daß die beiden 
Vorderbeine in das mütterliche Becken eingetreten und am 
Knie- und wahrscheinlich auch am Buggelenk gestaut 
waren. Bei dem starken Drängen der Stute konnte ich 



267 


dieses durch die manuelle Untersuchung nicht mit Sicher¬ 
heit feststellen. 

Es wurde nun selbstverständlich der Versuch gemacht, 
die Vorderbeine zurückzuschieben, hiebei jedoch konstatiert, 
daß dieses Verfahren, auch wenn es zum Ziele führte, bei den 
hochgradigen Wehen der Stute große Schwierigkeiten be¬ 
reiten würde. Auf der andern Seite glaubte ich annehmen 
zu dürfen, daß das Becken der Stute genügend Raum zum 
Durchgänge der, wenn auch relativ großen Frucht bei unter¬ 
geschlagenen Vorderbeinen biete, sobald die unter dem 
Leibe befindlichen Vorderfüße in den Gelenken dem Rumpfe 
gestreckt anliegen. Ich ließ daher an den Fesseln der 
Gliedmaßen Stränge anlegen und den einen Vorderfuß so 
weit als möglich in das Becken ziehen; nachdem dieses be¬ 
werkstelligt war, wurde mit der anderen Gliedmaße ebenso 
verfahren. Nunmehr ließ ich, nachdem die Innenfläche der 
Beckenhöhle durch Infusion von öl schlüpfrig gemacht 
worden, an jedem der vorliegenden Hinterfüße und jedem 
der unter dem Leibe befindlichen Vorderfüße je eine Person 
langsam anziehen, zuerst abwechselnd in schiefer Richtung 
(schiefer Zug) und als der Fötus dem Zuge folgte, stetig 
in der Richtung der Beckenachse, wodurch es unschwer ge¬ 
lang, das Fohlen ohne Schaden für die Stute zu entwickeln. 

Fall II: Er betraf eine siebenjährige Normänner- 
Stute, II. Para, die nicht gebären konnte. 

Die ersten Unruheerscheinungen, die Symptome der 
Eröffnungswehen, waren nach Angabe des Besitzers abends 
8 Uhr, Abfluß einer kleinen Menge Fruchtwassers ohne aus¬ 
gesprochenes Drängen um 11 Uhr nachts erfolgt; außer 
wiederholtem Niederlegen und Wiederauf stehen, wobei im 
Liegen jeweils größere Mengen Fruchtwassers abgingen, 
zeigte die Stute bis morgens 3 Uhr des nächsten Tages nichts 
auffälliges; erst jetzt fing sie an, erfolglos zu drängen. 
Morgens 6 Uhr wurde ich gerufen; eingetretener Hinder¬ 
nisse wegen konnte die Geburtshilfe aber erst um 11 Uhr 
mittags stattfinden. 

Die Untersuchung ergab Querlage einer toten Frucht 
in vorderer Stellung (Bauchquerlage); die Beine waren in 
das Becken nicht eingetreten. 

Nach Infusion von warmem Wasser zum Ersätze des 
fast gänzlich abgegangenen Fruchtwassers war es nicht be¬ 
sonders schwer, jedenfalls viel w r eniger schwierig als im 
ersten Falle, und zwar ohne daß die Vorhand zurückge¬ 
schoben worden, die beiden Hintergliedmaßen des Fohlens 



268 


im liegenden Zustande der Stute in das mütterliche Becken 
zu bekommen. 

Wie im vorigen Falle kamen beide in Schlingen und 
darauf erfolgte Zug. Nachdem die Schenkel des Fohlens 
fast ausgetreten waren, stockte die Geburt und bei der 
Untersuchung zur Eruierung der Ursache, welche zunächst 
in zu bedeutender Querausdrehung der Darrabeinpartie ver¬ 
mutet wurde, fand sich, daß die beiden Vorderfüße unter 
dem Leibe des Fötus gelagert waren. Versuche, dieselben 
zurückzuschieben, waren wie im ersten Falle fruchtlos, zu¬ 
mal.die Stute unter starkem Stöhnen heftig drängte. Er¬ 
wähnt sei übrigens, daß der Versuch, die Vorderbeine zurück¬ 
zuschieben, keineswegs mit großer Energie und Nachhaltig¬ 
keit zur Ausführung kam, da ich der Ansicht war, in der 
gleichen Weise wie im ersten Falle zum Ziele zu gelangen. 
Wie damals legte man Stränge an die Fessel der Beine, ließ 
zuerst an dem einen und hierauf am andern Fuß anziehen 
und als die Vordergliedmaßen gestreckt unter der Frucht 
lagen, geschah die Vollendung der Geburt nach vorherge¬ 
gangener Sch lüpf rigmachung der Beckenhöhlen wände, durch 
zuerst schiefen und hierauf geraden Zug an den vier Glied¬ 
maßen. In diesem Falle war ein Kraftaufwand von 6 Per¬ 
sonen erforderlich; aber auch diese Geburt brachte der Stute 
keine Nachteile. — 

Es wäre nun die Frage zu beantworten, wie gelangten 
die Vorderfüße unter dem Leibe der Föten in das mütter¬ 
liche Becken? Ich habe keine befriedigende Erklärung da¬ 
für. Jedenfalls w-aren die Beine schon vor dem Eintritte 
der Hinter- bezw. Mittelhand der Fohlen in das Stuten¬ 
becken gestreckt, an den Leib der Frucht mehr oder weniger 
stramm angedrückt. Angenommen, es hätte in diesem Sta¬ 
dium der Geburt noch die intrauterine Beugehaltung der 
Vorderfüße bestanden, so hätten bei den Wehen die Fu߬ 
enden am Pekten anstemmen müssen und wären oralwärts 
des Muttertieres geführt worden. 

Davon ausgehend, daß die Tragsackkontraktionen peri¬ 
staltische, von der Hornspitze kaudalwärts des Muttertieres 
verlaufende sind, kann man vermuten, daß während hoch¬ 
gradiger Wehen die in den Knieen gebeugten Vorderbeine 
an den Leib angedrückt werden und beim Vorhandensein 
eines geräumigen mütterlichen Beckens in dieses eintreten. 
Wahrscheinlich wird diese Haltung (»Schulterbeugehaltung) 
noch durch Mangel an Fruchtwasser begünstigt. In den be¬ 
sprochenen Fällen war der größte Teil des Fruchtwassers 
und das vor Beginn der Hilfeleistung in den Tragsack in- 



269 


fundierte Wasser infolge der hochgradigen Wehen abge¬ 
gangen. Nun ist wohl anzunehmen, daß die Schulterbeuge¬ 
haltung, nachdem sie im Tragsacke einmal hergestellt, nur 
bei toten Fohlen bleibt, nicht aber bei lebenden. Ich halte 
es für unwahrscheinlich, daß derlei Geburtsfälle bei leben¬ 
den Früchten, deren Beinhaltung im Uterus nicht stabil ist, 
sondern sich aus innerem Antrieb (Reflexe) ändern kann 
und ändert, Vorkommen. 

Die mitgeteilten Beobachtungen sollen darauf auf¬ 
merksam machen, daß man nach der Überführung von Quer¬ 
lagen in Beckenendlagen vor Beginn des Zuges untersuchen 
sollte, ob nicht auch die Vorderfüße oder ein Vorderfuß am 
Eingang in das mütterliche Becken oder bereits in dem¬ 
selben sich befinden; wenn dieses der Fall, so wären die Beine 
zurückzuschieben. Leider habe ich in beiden Fällen diese 
Vorsicht nicht geübt. Wird der Eintritt der Vorderbeine 
in das mütterliche Becken während des Zuges nach Stockung 
des Geburtsvorganges der Frucht wahrgenommen, so ist zu¬ 
nächst der Versuch zu machen, die Beine zurückzuschieben. 
Gelingt dieses nicht und darf man annehmen, daß die Frucht 
bei erlaubtem Zuge das mütterliche Becken auch in der 
Schulterbeugehaltung passieren kann, so ist der Fötus in 
der von mir ausgeführteri Weise zu entwickeln. Sollte das 
geschilderte Verhalten bei einer lebenden Frucht Vorkommen 
— es dürfte dies aus den angeführten Gründen, wenn über¬ 
haupt, so doch ganz selten der Fall sein —, so müßte der 
Versuch natürlich der als letztes Mittel zu erachtenden 
Embryotomie unbedingt vorangehen. 

Diese betreffend, würde es sich in erster Linie darum 
handeln, von der leicht zugänglichen Bauchhöhle aus diese 
und die Brusthöhle zu exenterieren und jetzt, nachdem der 
Brustkorb nachgiebiger geworden, dürfte es leichter möglich 
sein, die Vorderbeine zurückzuschieben oder den Fötus nach 
dem von mir ausgeführten Verfahren zu entwickeln. 

Würde die Exenteration nicht ausreichend sein, wäre 
es aber nun möglich, das Fohlen so weit hinter die Scham 
zu ziehen, daß die ausgezogene Partie in der Lendengegend 
abgetrennt werden könnte, so sollte dies geschehen. Die 
einfachste, weitere Maßnahme bestünde jetzt darin, den 
Stumpf zurückzuschieben, die Kopfendlage herzustellen und 
das Fohlen zu entwickeln. Man hätte aber bei dieser 
Prozedur daran zu denken, daß dann die Berichtigung der 
etwa, man darf sagen, wahrscheinlich vorhandenen unregel¬ 
mäßigen Haltung des Kopfes und Halses der Frucht große 
Schwierigkeit machen könnte. 



270 


Ein weiteres Verfahren wäre das folgende: Man könnte 
nach geschehener Abtrennung den Versuch machen, eine 
Vordergliedmaße nach der von mir und Lind hörst 9 ) 
zur Verkleinerung des Brustgürtels bei in der Beckenend¬ 
lage befindlichen Kälbern geübte Methode mittels der 
Kettensäge auszulösen. Ich verhehle mir allerdings nicht, 
daß in solchen Fällen die Anbringung und Fixierung der 
Säge bei Fohlen stark drängender, unruhiger Stuten un¬ 
gleich schwieriger sein möchte, als bei Kälbern. Man darf 
auch für möglich halten, eine oder beide bei der Beckenlage 
unter den Leib geschlagenen Vorderfüße nach geschehener 
Halbierung der Frucht nach der Methode von Franck aus¬ 
zulösen; daß dieses Verfahren am Phantom unschwer aus¬ 
führbar ist, davon habe ich mich bei den Übungen mit 
Studierenden häufig überzeugt. 

Wäre die Auslösung von Vorderbeinen nicht durch¬ 
führbar, so könnte allenfalls die von Wdiesen 10 ) zur Ver¬ 
kleinerung des Brustgürtels praktizierte Methode zum Ziele 
führen. Man bahnt sich mittels des Spatels entlang der 
Seitenwand des Brustkorbes submuskular einen Weg zur 
ersten Rippe, bringt durch denselben den langen scharfen 
Haken vor die erste Rippe, wendet hierauf die Schneide des 
Hakens nach der Rippe und durchreißt mittels Zug an der 
Handhabe des Hakens diese und die folgenden Rippen. 
Im Bedarfsfälle verfährt man auch an der anderen Seite 
des Brustkorbes in dieser Weise; damit würde der Brust¬ 
korb in hohem Grade zusammendrückbar und ich glaube 
nicht, daß jetzt noch ein bedeutenderes Hindernis bestünde, 
die Beine zurückzuschieben oder das Fohlen durch Zug an 
den Vorder- und Hinterbeinen auszuziehen. 

Die vorstehenden embryotomischen Erörterungen sind 
rein theoretische Erwägungen; ich hatte weder das eine 
noch das andere der besprochenen Verfahren bei Becken¬ 
endlagen der Fohlen mit zu umfangreichem Brustgürtel 
in Anwendung zu bringen. Sie dürften aber vielleicht ge¬ 
gebenen Falles in Betracht kommen. 


Abszeß an der Banchwand infolge Fremdkörpers. 

Yon Distriktstierarzt Bauer, Dettelbaeh. 

Eine Kuh, die vor einiger Zeit an Indigestion erkrankt 
war, zeigte eine täglich an Umfang zunehmende, feste, 
schmerzhafte Geschwulst an der linken unteren Bauch- 

a ) L i n d h o r s t: Dissertation 1906, S. 62. 

10 ) Monatshefte für prakt. Tierheilkunde 1902, S. 419. 



271 


wand. Nach 8 Tagen wurde die Schwellung geöffnet und 
aus der Abszeßhöhle eine Stecknadel entfernt. Die vorher¬ 
gegangene Indigestion war demnach durch diesen Fremd¬ 
körper verursacht worden. Das Tier genas vollständig. 
(Jahresber. bayer. Tierärzte.) 


Nesselfieber. 

Yon Distriktstierarzt Bayer, Abensberg. 

In einer Ortschaft kamen 5 Fälle von Nesselfieber vor. 
Die erkrankten Rinder versagten plötzlich das Futter und 
schwollen am Kopf (besonders in der Nasen- und Augen¬ 
gegend) ganz unförmlich an, wobei sich die Schwellung 
zuweilen über den ganzen Hals erstreckte. Dazu starkes 
Tränen und Zittern über den ganzen Körper. Atmung be¬ 
schleunigt und erschwert, geschieht unter lautem, hörbarem 
Röcheln und Rohren und verleiht der Erkrankung einen 
geradezu beängstigenden Charakter. Der Kotabsatz war 
verzögert, die Milchsekretion aufgehoben. Diese Erschei¬ 
nungen waren nach 6—8 Stunden, längstens nach 1 Tage, 
ohne besondere Behandlung wieder verschwunden. (Ibidem.) 


Erkrankungen infolge des Genusses von verdorbenem 

Futter. 

Von demselben. 

In einem Stalle konnte ich 5 Fälle von Indigestion be¬ 
obachten, die nach Verfütterung vermutlich verschimmelter 
oder in Gärung übergegangener Runkelrübenblätter ein¬ 
traten. Auffallend waren dabei der stürmische Verlauf und 
die Krankheitssymptome: leichtes Speicheln, allgemeines 
Muskelzittern, Röcheln und weit vernehmbares Stöhnen, 
mäßige Auftreibung und vollständige Untätigkeit des Pan¬ 
sens, träge Kotentleerung. Nach Gabe von Ruminantien 
und Entziehung des Futters trat meist schon nach 1 Tage 
Heilung ein. 

Bei 2 halbjährigen Jungrindern trat nach mehrtägiger 
Verfütterung von Kleie folgendes ein: Speicheln und 
Schäumen, leichter Trismus, geringgradige Lähmung der 
Zunge, Stöhnen, Pansenlähmung, Schwanken in der Nach¬ 
hand und häufiges Liegen infolge allgemeiner Mattigkeit, 
übelriechender, mäßiger Durchfall. Nach Entziehung der 
sich verdorben erweisenden Kleie und Gaben von Tanno- 
form und Salizylsäure trat nach 8 Tagen Genesung ein. 
(Ibidem.) 



272 


"TP 


Gebärparese. 

Yon demselben. 

Bei zwei sehr gut genährten Kühen, die bereits fiinf- 
bezw. achtmal gekalbt hatten, zeigten sich die bekannten 
Erscheinungen der Gebärparese noch 20 bezw. 36 Stunden 
post partum. Sie verschwanden nach Behandlung des Euters 
mit Jodkali-Infusionen in Verbindung mit Luftinfiltration 
und Massage innerhalb 6 bezw. 10 Stunden wieder voll¬ 
ständig. (Ibidem.) 

Behandlung des Ekzems. 

Von Distriktstierarzt Pantzer, Kipfenberg. 

Als ein vorzügliches Heilmittel gegen Ekzeme hat 
sich in wiederholten Fällen 2%iges Py oktanin-Vasoliment- 
Bengen bewährt. Speziell Pferdemauke konnte damit rasch 
und gründlich zur Abheilung gebracht werden'. (Ibidem.) 

Referate. 

Guhrauer: Benzinvergiftung bei einem Hunde. 

(Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1909, XI.) 

Ein Terrier wurde in der Absicht, ihn gründlich zu 
reinigen, mit Benzin gewaschen mit der Folge, daß das Tier 
alsbald bewußtlos umsank und bedrohliche Herzschwäche 
zeigte. Es wurde zunächst schwarzer Kaffee mit Kognak 
eingeflößt und eine Kampheröleinspritzuug gemacht, worauf 
die schwere Bewußtlosigkeit nachließ und die Gliedmaßen 
wieder bewegt wurden. Nachdem nach 2 Stunden noch ein¬ 
mal Kaffee mit Kognak gegeben worden war, versuchte 
Patient bereits, aufzustehen. Am nächsten Tag erholte er 
sich vollkommen. 


B 1 a h a: Ansteckender Scheidenkatarrh der Rinder 
und Trachomkörperchen bezw. Prowazek’sche Körper bei 
demselben. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 48.) 

Seit dem Jahre 1907 erschienen mehrere Veröffent¬ 
lichungen, nach denen bei Trachom, der egyptischen Augen¬ 
krankheit des Menschen, eigenartige Gebilde im Sekret und 
Epithel der Konjunktiva gefunden wurden, deren Natur 
noch ebenso unklar ist wie die der Negri’schen Körperchen 
bei Wut oder die der Guarnari’schen Körperchen bei den 
Blattern; wahrscheinlich handelt es sich um Protozoen. Eis 
sind Zelleinschlüsse, die gehäuft im Protoplasma liegen, 
etwa Yi Mikra groß sind und bei Giemsafärbung sich als 
scharf umschriebene, rote Körnchen darstellen; die Zelle 



273 


antwortet auf ihre Gegenwart mit Hyperplasie von Plastin 
und Nuklearsubstanz. 

Im Hinblick darauf, daß Trachom und die Colpitis 
granulosa infectiosa bovum mehrfache Ähnlichkeiten auf¬ 
weisen, nahm Bl. bei letzterer Krankheit Untersuchungen 
über das Vorkommen der betreffenden Gebilde vor. Tat¬ 
sächlich fand er die charakteristischen Körperchen bald 
zahlreicher, bald spärlicher, teils als Zelleinschlüsse, teils 
auch frei in großen Massen in jedem der bisher untersuchten 
Fälle. — Die Technik der Untersuchung ist in der Abhand¬ 
lung, die auch instruktive Abbildungen enthält, näher an¬ 
gegeben. 

Holterbach: Aus der Praxis. (Berl. Tierärztl. 
Wochenschrift, 1909, Nr. 44.) 

1. A k u J; e Kornradevergiftung bei einem 
Kalb. Ein 8 Wochen altes, vorzüglich entwickeltes Kalb 

■ hatte Roggen erhalten, dem sehr viel Rade beigemengt war. 
Es besteht große Körperschwäche, Polyurie, Rötung der 
Schleimhäute und eigenartige Haltung des Kopfes; das Tier 
liegt auf der Seitenbrustwand und läßt sich in jede andere 
Lage bringen, ohne daß der Versuch gemacht wird, diese zu 
ändern. Wird es aufgestellt, so trägt es den Kopf tief und 
läßt ihn bei jeder Bewegung hin und her pendeln. Futter¬ 
aufnahme erfolgt in geringem Maß. — Die Behandlung be¬ 
stand zunächst in der Anwendung eines energischen Abführ¬ 
mittels (Arecolin) und in absoluter Ruhe. Am nächsten Tage 
leichte Verschlimmerung. Nun wurden als Excitans 5 Dosen 
Yohimvetol zu 0,01 in zweistündigen Pausen im Trank ver¬ 
abreicht. Der Erfolg war ein ganz überraschender. Nach¬ 
dem die erste Dosis um 10 Uhr vormittags gegeben war, 
trat eine sichtliche Besserung ein. Um 1 Uhr stand das Kalb 
von selbst auf und entleerte eine große Menge wasserhellen 
Urins. Um 4 Uhr trug es den Kopf wieder hoch und am 
Abend war jede Krankheitserscheinung geschwunden. 

2. Wird altes Eserin unwirksam? Verf. 
verwendete 5 Dosen Eserin, die 6 Jahre lang in zugeschmol¬ 
zenen braunen Glasröhrchen mannigfachen Licht- und Tem¬ 
peraturschwankungen ausgesetzt waren, bei 1 Rind und 
5 Pferden. Das Präparat war schwach rosarot gefärbt. Die 
Wirkung ließ nichts zu wünschen übrig. 

3. Unguentum Caseini Beiersdorf. Unter 
vorstehender Bezeichnung bringt die Chemische Fabrik 
Beiersdorf-Hamburg eine Salbengrundlage in den Handel, 
die den großen Vorzug besitzt, daß man durch Aufträgen in 



274 


ganz dünner Schicht einen sehr rasch trocknenden, firnis¬ 
artigen, elastischen Überzug erzielt, der mit warmem Wasser 
sich wieder entfernen läßt. Das Präparat, eine Emulsion 
von Vaselin mit einer Lösung von Natriumcaseinat in Gly¬ 
zerin und Wasser, läßt sich mit Ausnahme von Säuren und 
sauren Salzen leicht mit allen Arzneimitteln mischen. Eine 
Tube von 50 Gramm kostet 70 Pfennig. L i n d n e r. 

Deyke: Zur Biochemie der Tuberkelbazillen. (Mün¬ 
chener Mediz. Wochenschr., Nr. 12, 1910.) 

Der von Much geführte Nachweis einer granulären 
Form des Tuberkelbazillus (entsprechend der Kokothrix- 
form von Lutz und Unna, den S p 1 e n g e r’schen Split¬ 
tern) ist nicht so sehr von morphologischer Bedeutung, als 
besonders deshalb von prinzipieller Wichtigkeit, weil wir 
durch ihn einige Einsicht in die biochemischen Verhältnisse 
der Tuberkelbazillen wie der M u c h’schen Granula ge¬ 
winnen. Die granuläre Form des Tuberkelbazillus stellt 
wahrscheinlich phylogenetisch die Urform dar und ist seiner 
Vitalität und Virulenz nach dem säurefesten Tuberkel¬ 
bazillus in nichts unterlegen. Es ist wahrscheinlich, daß 
nicht nur aus der granulären Form der Tuberkelbazillus 
entstehen kann, sondern umgekehrt der Tuberkelbazillus 
unter den verschiedensten bakteriolytischen, dem tierischen 
Organismus zur Verfügung stehenden Einflüssen auf die 
primitive und resistente Wuchsform zurückgeht. Die gleiche 
Widerstandsfähigkeit zeigen die von Much beschriebenen 
Granula in färberischer und in chemischer Beziehung. Die 
Tuberkelbazillen sind säurefest; sie verdanken diese Säure¬ 
festigkeit dem Gehalt an freien Fettsäuren. Die Mxich- 
schen Granula sind nicht säurefest infolge vollständigen 
Mangels an freien Fettsäuren. Beide Formen werden aber 
durch Antiformin-Uhlenhut nicht aufgelöst; dies beruht 
auf dem Gehalt von Neutralfett (Tuberkulonastin), mit 
dem die M u c h’schen Granula gleichsam imprägniert sind 
und dem Tuberkelbazillen, wie die M. Granula, die schwere 
Färbbarkeit verdanken; außerdem ist das Neutralfett der 
Hauptträger der außerordentlichen Resistenz der säure¬ 
festen Bakterien. 

Erhöhtes Interesse gewinnen die Forschungen des 
Verf. durch die Tatsache, daß es gelingt durch Injektion 
von Tuberkelbazilleneiweiß und Neutralfett, sowie durch 
Auflösungen von Tuberkelbazillen, die diese beiden Stoffe 
in unveränderter Form enthalten, gegen Tuberkulose zu 
immunisieren. Lichtenstern. 



275 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Jahresbericht des Zuchtverbandes für gelbes Prankenvieh, 
Abteilung Unterfranken, pro 1909. 

[Auszug aus dem Berichte.] 

Der Verband umfaßte am Schlüsse des Jahres 37 Zucht¬ 
genossenschaften mit 1212 Mitgliedern, 82 Zuchtstier-Ge- 
nossenschaften mit 5864 Mitgliedern, dazu 9 Einzelzüchter 
und 2 Freunde der Tierzucht; sohin im ganzen 7087 Mit¬ 
glieder (gegen 5645 im Vorjahre). 14 Gemeinden sind dem 
Verbände als Zuchtstiergenossenschaften beigetreten und 
2 Zuchtstiergenossenschaften wurden in Zuchtgenossen¬ 
schaften umgewandelt. Am Jahresschlüsse waren in die 
Zuchtregister 85 Bullen und 2010 Herdbuchkühe einge¬ 
tragen und 964 Geburten (davon 521 Bullen- und 424 Kuh¬ 
kälber) angemeldet. Zur besonderen Kennzeichnung der 
jungen Tiere wird auf den Ohrmarken außer der Nummer 
der Mutter auch Tag und Monat der Geburt aufgeprägt, 
sehr zum Vorteil einer einwandfreien Beurteilung der Ent¬ 
wicklung der Tiere und eines reellen Handels, jedoch un¬ 
gern von den Händlern gesehen, denen dadurch die so oft 
beliebte Verjüngung eines Tieres sehr erschwert ist. — Um 
die Züchter anzueifern, zuchttaugliche Bullenkälber gut 
aufzuziehen und sie zu veranlassen, das Vorkaufsrecht dann 
dem Verbände zu gewähren, wurde 1909 die Einführung von 
Aufzuchtprämien ä 50 Mark beschlossen. 

Die Jungviehweide Pilsterhof war während 140 Tagen 
mit 61 Kalbinnen beschickt. Die Gewichtszunahme betrug 
durchschnittlich 111 Pfund, mehr als 1 Pfund pro Weide¬ 
tag nahmen 21 Tiere zu. Ganz besonders befriedigend war 
aber die körperliche Entwicklung der Weidetiere, nament¬ 
lich in Brust- und Beckenbreite, Länge und Schienbein¬ 
stärke. Während beim Auftrieb nur 8 Tiere eine Brust¬ 
breite == 1 / 3 der Widerristhöhe, nur 7 eine Brusttiefe = 
v, der Widerristhöhe und nur 2 eine Beckenbreite = 1 / ;1 
der Widerristhöhe hatten, stieg die Zahl solcher Tiere beim 
Abtrieb auf 19 bezw. 24 bezw. 51. 

Der Verband beteiligte sich an allen größeren Kinder¬ 
ausstellungen des vergangenen Jahres mit durchwegs sehr 
gutem Erfolge. Bei der Mastviehausstellung standen die 
Frankenbullen mit 1929 Pfund Durchschnittsgewicht an der 
Spitze aller anderen Schläge. 

1908 und 1909 wurden von verschiedenen Züchtern 
bei 89 Herdebuchkühen die Jahres-Milcherträge ermittelt; 
dieselben schwankten zwischen 1343 und 4038 Litern und 
betrugen im Durchschnitt 2488 Liter. Auch die im Berichts- 



276 


jahre angestellten Erhebungen über Gewichts- und Größen¬ 
verhältnisse der Verbands-Tiere haben sehr gute Resultate 
gezeitigt und deutlich bewiesen, daß in der Zucht des gelben 
Frankenviehes ein bedeutender Fortschritt seit der Grün¬ 
dung des Verbandes zu erkennen ist. 

Dies ist um so anerkennenswerter, wenn man bedenkt, 
daß der Verband in einem Zuchtgebiete sich befindet, in dem 
fruchtbare Weiden fehlen, die Kuh das geplagte Arbeits¬ 
tier ist und die Kalbinnen bereits mit D/2 Jahren zur Zucht 
verwendet werden. M. 

Bestrahlung der Milch mit ultraviolettem Licht. 

Über dieses Thema brachten wir in Nr. 21 des vorigen 
Jahrganges der „Wochenschrift“ ein Referat, betreffend die 
von Billon-Daguerre ausgeführte Bestrahlung der 
Milch mit ultravioletten und violetten Strahlen behufs 
Sterilisierung derselben. Nach einer Mitteilung der „Milch¬ 
zeitung“, Nr. 12, 1910, hat sich auch der Leiter des milch¬ 
hygienischen Institutes der Universität Leipzig, Privatdozent 
Dr. Seiffert, seit längerer Zeit eingehend mit diesem 
Gegenstände beschäftigt und seine Beobachtungen gelegent¬ 
lich eines Vortrages bei der Hauptversammlung des Deut¬ 
schen Milchwirtschaftlichen Vereins bekannt gegeben. — 
S. stellte fest, daß die ultravioletten Strahlen die Eigenschaft 
besitzen, die lebende Substanz von Tier- und Pflanzenzellen 
im Wachstum zu hemmen und bei geeigneter Intensität zu 
zerstören. Diese Wirkung tritt besonders gegenüber den 
durch ihre Empfindlichkeit gegen das Licht ausgezeichneten 
Bakterien, insbesondere den Tuberkelbazillen und Eiter¬ 
erregern, ein. Es wurde von ihm weiter festgestellt, daß die 
Milch infolge der Bestrahlung keine physiologische oder 
chemische Veränderung erleidet. Bis jetzt kamen 17 000 
Liter Uviolmilch zur Ernährung von mehr als 300 Kindern 
mit bestem Erfolge zur Anwendung. S. ist überzeugt, daß 
das Uviolverfahren insbesondere auch für die Behandlung 
der technisch zu Molkereiprodukten verarbeiteten und zur 
.lungtiererniihrung benutzten Magermilch brauchbar sein 
wird. Da das neue Viehseuchengesetz die Erhitzung der 
von tuberkuloseverdiiehtigen Kühen stammenden Milch vor¬ 
schreibt, die erhitzte Milch aber zu Aufzuchtszwecken 
minderwertig, zur technischen Verwertung aber überhaupt 
unbrauchbar ist. so würde die technische Ausgestaltung des 
I violverfahrens nicht nur für die Gesundheitspflege, son¬ 
dern auch für das Molkereigewerbe einen Fortschritt von 
großer wirtschaftlicher Bedeutung bilden. A. 



277 


Verschiedenes. 

Geheimrat Professor Dr. Schutz. 

Geheimrat, Professor Dr. Schütz feiert am 16. April 
das 50 jährige Jubiläum als Tierarzt. Nach Absolvierung 
des Gymnasiums bezog S. die Tierarzneischule Berlin und 
approbierte daselbst im Jahre 1860. Im Jahre 1864 wurde 
er zum Kreistierarzt in Fischhausen ernannt und im 
Jahre 1867 kam er als Repetitor an die Berliner Tierarznei¬ 
schule. Nunmehr beschäftigte er sich auch mit medizinischen 
Studien, besonders mit demjenigen der pathologischen Ana¬ 
tomie und wurde im Jahre 1868 zum Dr. med. promo¬ 
viert. Im Jahre 1870 erfolgte seine Ernennung zum Lehrer 
und im Jahre 1875 zum Professor an der Tierarznei schule 
Berlin. Seit dem Jahre 1873 ist S. auch wissenschaftlicher 
Konsulent bei der Inspektion des Militärveterinärwesens, 
seit dem Jahre 1875 Mitglied der technischen Deputation 
für das Veterinärwesen in Preußen und seit dem Jahre 1878 
Veterinärassessor beim Medizinalkollegium der Provinz 
Brandenburg. 

Gleich hervorragend war Schütz als Lehrer, als den 
ihn eine Reihe begeisterter Schüler verehren, wie als 
Forscher und Gelehrter. Die Ergebnisse seiner Forscher¬ 
tätigkeit, besonders diejenigen auf dem Gebiete der patho¬ 
logischen Anatomie und Bakteriologie haben verschiedene 
Gebiete, vor allem dasjenige der Seuchenlehre und 
Seuchenbekämpfung so günstig und maßgebend beeinflußt, 
daß sie jedem Tierarzte bekannt sind und jeder Tierarzt 
wird dem Jubilar für die Förderung, welche seine so erfolg¬ 
reichen Forschungen unserer Wissenschaft brachten, Ver¬ 
ehrung, größte Hochachtung und Dankbarkeit zollen. Möge 
der allseits hochgeschätzte Gelehrte unserer Wissenschaft und 
unserem Stande noch recht lange erhalten bleiben! A. 


Habilitations-Ordnung für die Kgl. Tierärztliche 
Hochschule München. 

Für die Zulassung als Privatdozent an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in München gilt Folgendes: 

a) Vorbedingungen: 

Der Kandidat hat einzureichen: 

1. das Zeugnis der Reife eines humanistischen oder 
Realgymnasiums oder einer Oberrealschule, 



278 


2. ein ordnungsmäßig und auf Grund einer gehaltvollen 
Dissertation von einer Deutschen Hochschule erlangtes 
Doktor-Diplom mit gedruckter Dissertation, 

3. eine Lebensbeschreibung, 

4. die Bezeichnung des Faches, für welches er sich zu 
habilitieren wünscht, 

5. den Nachweis über die besondere Vorbereitung für 
das Fach, über welches der Kandidat Vorlesungen 
zu halten gedenkt unter Vorlage etwaiger früherer 
wissenschaftlicher Veröffentlichungen, 

6. eine zum Zwecke der Zulassung als Privatdozent ver 
faßte wissenschaftliche Abhandlung, entweder gedruckt 
oder handschriftlich. 

Die Habilitationsschrift wird von Seite der Direktion 
dem Fachprofessor als Referenten und einem Korreferenten 
zur Beurteilung übergeben und sodann mit den Referaten 
bei allen Mitgliedern des Professorenkollegiums in Rundlauf 
gesetzt. Über die Zulassung als Probeschrift wird mit 
Stimmenmehrheit in einer Sitzung des Lehrerrates ent¬ 
schieden. Ist die Probeschrift für genügend erachtet worden, 
so wird der Kandidat nach Drucklegung seiner Habilitations¬ 
schrift zu dem Habilitationsakte zugelassen. 

b) Habilitationsakt: 

1. Der Kandidat hat einen freien, ungefähr halbstündigen 
öffentlichen Vortrag vor versammeltem Lehrerkollegium 
zu halten. 

Das Thema hat der Kandidat 3 Tage vorher aus 
3 von dem Referenten der Probeschrift gestellten 
Thematas durch das Los zu ziehen. 

2. An den Probevortrag wird eine Diskussion über die 
Probeschrift, den Vortrag, sowie die von dem Kandi¬ 
daten zu diesem Zwecke aufgestellten und im Drucke 
aufliegenden Thesen angeschlossen. 

3. Unmittelbar nach Beendigung des Habilitationsaktes 
entscheidet das Professorenkollegium über die Wür¬ 
digkeit des Kandidaten mit Stimmenmehrheit, wobei 
der Referent über den Ausfall der Vorlesung, wie der 
Diskussion zu referieren und seinen Antrag bezüglich der 
Zulassung des Kandidaten zur Dozentur zu stellen hat. 

Ausnahmen von den Vorbedingungen Ziffer 1 und 2 
können nur bei wissenschaftlich besonders hochstehenden 



279 


Kandidaten in der Übergangszeit von 5 Jahren auf Antrag 
des Professorenkollegiums durch das Kgl. Staatsministerium 
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten zugelassen 
werden. 

Für Kandidaten, welche auf einer anderen Hoch¬ 
schule schon habilitiert waren, gelten die gleichen Bedin¬ 
gungen, vorbehaltlich einer etwa in besonderen Fällen vom 
Kgl. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul¬ 
angelegenheiten auf gutachtlichen Vorschlag des Lehrer¬ 
rates zu gewährenden Dispensation. 

Der Direktor der Hochschule, dem die Leitung des 
ganzen Geschäftes obliegt, hat den Zulassungsbeschluß des 
Lehrerkollegiums mit den von dem Kandidaten eingereichten 
Vorlagen und einem Berichte über den Gang der Ver¬ 
handlungen au das Kgl. Staatsministerium des Innern für 
Kirchen- und Schulangelegenheiten einzusenden. 

Die endgültige Zulassung eines Kandidaten als Privat¬ 
dozent wird vom Kgl. Staatsministerium verfügt. 


Tagung des Veterinärbeirates in Österreich. 

Wie früher mitgeteilt, besteht im österreichischen 
Ackerbauministerium ein Veterinärbeirat. 

Bei einer jüngst im Ackerbauministerium abgehal¬ 
tenen Sitzung des ständigen Ausschusses des Veterinär¬ 
beirates kam an erster Stelle die Frage der Ausübung der 
tierärztlichen Praxis, sowie der ersten Hilfeleistungen bei 
erkrankten Haustieren zur Beratung. Nach dem Ergebnis 
derselben wurde die Berechtigung des Schutzes der Aus¬ 
übung der tierärztlichen Praxis anerkannt, aber auch die 
Notwendigkeit sogenannter Tierhelfer mit eingeschränktem 
W irkungskreise. 

Die tierärztliche Kommission des Veterinärbeirates 
war früher zu anderen Beschlüssen gekommen und es wurde 
daher eine nochmalige gemeinsame Sitzung des ständigen 
Ausschusses des Veterinärbeirates und der tierärztlichen 
Kommission des Veterinärbeirates auf den 16. März an¬ 
beraumt. In dieser Sitzung wurde die Vertagung der Be¬ 
ratung über diesen Gegenstand beschlossen. Es sollen vor¬ 
erst noch Gutachten tierärztlicher Fachkorporationen ein¬ 
geholt werden. (Tierärztl. Zentralblatt.) 


Schutzimpfung gegen die Hämoglobinurie der Rinder. 

Wie in dieser „Wochenschrift“ früher mitgeteilt, er¬ 
gaben die prophylaktischen Impfungen mit dem im Gesund- 



280 


heitsamte der Pommer’schen Landwirtscbaftskaminer her¬ 
gestellten Schütz’schen Impfstoffe sehr gute Erfolge. 

Der Direktor des Gesundheitsamtes, Dr. Schmitt, 
referierte jüngst in einer Sitzung des Deutschen Landwirt¬ 
schaftsrates über die günstigen Resultate der vorgenom¬ 
menen Impfungen und empfahl die Anstellung weiterer Be¬ 
obachtungen und Versuche. Der Landwirtschaftsrat erklärte 
die Schutzimpfung gegen Hämoglobinurie der Rinder als 
gutes Mittel zur wirksamen Bekämpfung dieser Seuche und 
stellt an die Staatsregierung das Ersuchen, Beihilfe zur Be¬ 
kämpfung des Leidens und zu weiteren Forschungen über 
die Ätiologie und das Wesen desselben zu gewähren. A. 

Bücherschau. 

Lebensbilder aus der Tierwelt. Herausgegeben von G. Meer¬ 
warth. Leipzig, Verlag von Voigtländer. 

Von dem vorstehend bezeichneten großartig angelegten Werke 
liegt uns eine Lieferung aus dem Band „Säugetiere“ und eine solche 
aus dem Bande „Vögel“ vor. 

Bekanntlich hat Schillings in seinen epochemachenden Werken 
zuerst unretuschierte Photographien freilebender Tiere Afrikas ver¬ 
öffentlicht und es machte sich schon damals der Wunsch geltend, 
ein gleiches Werk über die Tierwelt Europas zu besitzen. Die 
Aufgabe, ein solches zu beschaffen, hat sich nun der bekannte 
Verlag von Voigtländer-Leipzig gestellt und unter großen Schwierig¬ 
keiten ausgeführt. 

Das Buch ist eigenartig. Von den Schilling’schen Werken 
abgesehen, brachten bis jetzt zoologische Werke nur durch Künstler 
hergestellte Abbildungen von Tieren. Wer die Schwierigkeiten 
kennt, welche mit der Herstellung naturgetreuer Bilder der Tiere 
verknüpft sind und weiß, wie sehr hier subjektive Auffassung und 
Darstellung maßgebend sind, findet es begreiflich, daß Tierbilder in 
zoologischen Werken Naturtreue so häufig vermissen lassen. Nach 
den Bildern der beiden uns zur Ansicht gestellten Lieferungen zu 
schließen, werden die Tierbilder in dem M eerwarth ’schen Werke, 
so wie die Tiere wirklich sind, also in tadelloser Naturtreue auf die 
photographische Platte gebracht. Wie das Tier selbst, so ist auch 
die natürliche Umgebung desselben in überraschender Schönheit und 
Schärfe dargestellt. 

Ebenso eigenartig, wie die vorzüglichen Bilder ist der bio¬ 
logische Text des Werkes. Die den Leser in der Regel wenig an¬ 
regende, auf der anderen Seite aber ermüdende trockene Beschreibung 
des Körperbaues der Tiere findet in dem Werke nur eingeschränkt, 
und soweit absolut erforderlich, Anwendung. Die textlichen Be¬ 
sprechungen gravitieren vielmehr in der anmutenden Schilderung 
der Tiere in ihrem Verhältnis zur Umgebung im Leben und Treiben 
des Alltags vom Werden bis zum Vergehen. 

Der Plan der Verlagsbuchhandlung von dem besprochenen 
Ciesichtspunkte aus, ein Werk zu schaffen, welches die Tierwelt aller 
vier Tierklassen der gemäßigten Zone umfassen soll, muß lebhaft 
begrüßt werden. Wir behalten uns vor, die einzelnen Bände, ge¬ 
sondert zu besprechen. A. 



281 


Druckiehlerberichtigiing. 

ln Nummer 15 soll es auf Seite 260 letzte Zeile „Dr. Sippe 1“ 
statt Dr. Lippel und auf Seite 261 9. Zeile von oben „Reisen- 
eder“ statt Reisender heißen. 


Personalien. 

Ernennungen: Volkmar Friedrich, II. Assistent an 
der Veterinärklinik in Gießen zum I. Assistenten. 

Niederlassung: Simon Karl aus Feuchtwangen in 
Nürnberg. 

Wohnsitz-Veränderung: Dr. W i 11 i e s, Polizeitier¬ 
arzt in Hamburg als Tierarzt für die Werke der Liebiggesellschaft 
nach Fray Bento9 (Uraguay). 


^ 4 - • Approbierter Vertreter 

n. • während der Monate Mai, Juni 
■■■■■■■■■■■■ und Juli für hiesigen Schlachthof. 
Näheres Städt. Schlacht- und Viehhof Verwaltung Frei¬ 
barg im Breisgau (Baden). 1(2) 


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Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 26. April 1910. Nr. 17. 

Inhalt: Originalartikel: Engel: Endemische Schlundlähme 
als Wasenmeisterkrankheit. — Bichlmaier: Aus der Praxis. — 
Lindner: Zur Ätiologie und Behandlung des Koppens. — Meier: 
Plötzlicher Tod infolge Thrombose der linken Herzkammer bei 
einem Hund. — Haas: Tod durch Herzruptur. — Referate: 
Barnick: Durchtrennung der Achillessehne. Barnick: Mißerfolg 
beim Brennen mit Dechery-Autokauter. Jähnichen: Osteomalacie 
des Pferdes. Rindfleisch: Infektion mit Distomuin felinum. 
Stadelmann: Erfahrungen über Schutzimpfungen. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Die Verwendung von Trocken¬ 
kartoffeln. — Verschiedenes: Professor Dr. Kühn-Ilalle f. 
Die Gehalts- und Pensionsfrage der württembergischen Ober¬ 
amtstierärzte. Einladung zur Schütz-Feier. — Bücherschau. 
— Personalien. 


Endemische Schlnndlähme als Wasenmeisterkrankheit. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Engel, Kaufbeuren. 

In der Wasenmeisterei L. kommt oben genannte Er¬ 
krankung schon seit Anfang der 80 er Jahre des vorigen 
•Jahrhunderts sehr häufig vor und sind derselben schon eine 
Menge Pferde und Rindviehstücke dieses Gehöftes zum 
Opfer gefallen. Von dem jetzigen Besitzer wurde mir be¬ 
richtet, daß bei seinem Vorgänger die Krankheit ungefähr 
alle 3 Jahre aufgetreten sei. Ich selbst habe sie in diesem 
Anwesen vor 10 Jahren beobachtet. Damals mußten sämt¬ 
liche 5 Kühe des Besitzers geschlachtet werden, während die 
Pferde gesund blieben. Gefüttert wurde Heu und Grummet, 
sowie Wasser. Das Futter war gut eingebracht worden und 
zeigte keine Veränderung, insbesondere keinen Befall von 
Pilzen etc. Ich glaubte damals dem Wasser die Schuld bei¬ 
messen zu müssen, da dasselbe aus einem Pumpbrunnen 





286 


gewonnen wurde, der sich dicht neben der Jauchegrube 
befand, und das Wasser durch Jauche verunreinigt erschien. 
Der Besitzer verlegte auf meinen Rat den Brunnen und es 
hatte den Anschein, als ob die Krankheit nunmehr erloschen 
wäre, denn es verstrichen volle 10 Jahre, ohne daß irgend 
ein Tier erkrankte. Vor zwei Jahren wurde dieser Brunnen 
aufgelassen und eine neue vorzügliche Quellwasserleitung 
eingerichtet. Aber diese Neuerung und die daran geknüpfte 
Hoffnung erwies sich als trügerisch; denn die Krankheit 
trat wieder auf und nahm einen so stürmischen Verlauf, 
daß sämtliche 5 Kühe des Besitzers geschlachtet werden 
mußten. 

Das Krankheitsbild glich dem schon oft beschriebenen, 
nur war es mir in diesem Falle auffallend, daß bei den er¬ 
krankten Tieren schon zu Beginn der Krankheit das Schluck¬ 
vermögen sowohl für feste als für flüssige Nahrungsmittel 
vollkommen aufgehoben war und daß sie die Zunge aus 
dem Maule heraushängen ließen, unvermögend, sie zurück¬ 
zuziehen. Im weiteren Verlaufe stellte sich häufiges Husten 
ein, ohne daß Lungenveränderungen im Leben bezw. 
nach der Schlachtung nachweisbar waren. Die Sektion 
der 5 Tiere ergab ein völlig negatives Resultat. Auch der 
beigezogene Professor Dr. Mayr- München konnte keine 
pathologische Veränderung an den Organen etc. nach weisen. 
Die Untersuchung des Futters, sowie die Verbitterung des 
Mageninhaltes lieferte kein Resultat. 

Es dürfte sich auch in diesem Falle wieder um eine 
Vergiftung durch Ptoma'ine handeln, die jedenfalls durch 
Zwischenträger — Ratten — aus der nahe gelegenen Fall- 
liiitte in die Stallung verschleppt wurden. 

Während die Pferde des Wasenmeisters zur Zeit der 
Erkrankung der Kühe gesund waren, traten bei ihnen 14 
Tage später plötzlich folgende Erscheinungen auf: Die Tiere 
waren sehr teilnahmslos, ließen die Köpfe hängen, versagten 
anfangs nur den Haber, später auch das Heu. Die Haltung 
der Tiere war sehr steif, sie waren insbesondere im Hinter¬ 
teil schwer von der Stelle zu bringen. Wie bei den Kühen 
breitete sieh auch bei den Pferden die Lähmung des Schlun¬ 
des allmählich aus. Sic begannen zu speicheln, wobei unter 
fortwährenden Kaubewegungen der Speichel in zähen 
Strängen aus den Maulwinkeln floß. Husten bestand nicht, 
wohl aber Fieber (3fl,7—40.3° 0.). Das Haarkleid verlor 
seinen (ilanz, die Haare waren gesträubt. Mehrmals im 
Laufe des Tages trat Zittern am ganzen Körper auf. Der 



287 


Puls war erhöht (auf 60 Schläge pro Minute) und klein, 
jedoch regelmäßig und gleichmäßig. 

Die Atmung geschah zirka 30 mal pro Minute; die 
Schleimhäute zeigten nichts Besonderes. Der Harn soll nach 
Aussage des Besitzers grünlich, wie mit Galle verfärbt, aus¬ 
gesehen haben. 

Beide Pferde, von denen das eine trächtig war, erhielten 
subkutan Oleum camphorat. Hierauf trat starkes Zittern 
und Schweißausbruch ein. Es wurde ein zweites Mal Oleum 
camphorat. mit demselben Effekt gegeben. Nun begannen 
beide Tiere sich langsam zu erholen und wieder Futter auf¬ 
zunehmen. Tägliche Bewegung im Freien tat ihnen sicht¬ 
lich gut, so daß nach Verlauf von 14 Tagen der anfänglich 
gespannte schleppende Gang ganz verschwand und sich das 
Wohlbefinden sogar in Sprüngen kundgab. Der Appetit 
wurde besser, die Pferde fraßen Heu und Hafer sogar 
gierig. Desgleichen legten sie sich nieder, was während der 
Erkrankung nie geschehen war. 

So unangenehm einerseits die nach Kampheröl-Injek- 
tionen auftretenden Schwellungen sind, so dürfte anderer¬ 
seits die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen sein, daß 
vielleicht die hiedurch hervorgerufene Hyperleukozytose das 
heilende Prinzip war. 

Von Interesse ist, daß bei den Pferden ein Rückfall 
nicht eintrat und daß die Erkrankung keinen Einfluß auf 
den Fötus des trächtigen Tieres ausübte. 


Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Bichlmaier, Weiler. 

1. Nekrose des Uterus. 

Zu dem Ökonomen L. in R. gerufen, fand ich eine Kuh, 
die vor zwei Tagen gekalbt hatte, heftig drängend vor. Die 
Untersuchung ergab Inversio uteri und Retentio secundi- 
narum. Der Tragsack hatte sich soweit aus- und eingestülpt, 
daß beim Drängen einzelne Karunkeln im Scheidenvorhof 
sichtbar wurden. Ich löste die Nachgeburt, die schon zu 
zwei Dritteln aus der Scheide hing, vollends ab und begann 
nach Ausspülungen mit Septoformalösung den Uterus lang¬ 
sam durch die ziemlich enge Zervix zurückzumassieren, was 
auch nach zirka *4 Stunde gelang, freilich unter Verlust 
einer Karunkel, die mir trotz größter Vorsicht in der Hand 
blieb. Das Tier zeigte in den folgenden Tagen bei gutem 
Appetit wenig Störungen des Allgemeinbefindens. Der 
Uterus kontrahierte sich gut und der gelbe eiterige Ausfluß 



wurde von Tag zu Tag spärlicher. 15 Tage post partuni 
machte ich eine Ausspülung und schätzte das Fassungsver¬ 
mögen des Tragsackes auf zirka 1 Liter. Zwei Tage später 
wiederholte ich die Ausspülung. Wie gewöhnlich schob ich 
das Ende eines weichen Gummischlauches durch die fast 
geschlossene Zervix und infundierte die Lösung. Ich goß 
zirka 3 Liter in den Trichter und war sehr erstaunt, als bei 
und nach der Infusion in den Uterus nichts mehr dtireh die 
Scheide abfloß. Eine sofortige Untersuchung per rectum 
überzeugte mich, daß der Tragsack leer war und ich mußte 
schließen, daß sich durch einen Kiß in demselben die infun¬ 
dierte Lösung in die Bauchhöhle ergossen hatte, weshalb ich 
das Tier sofort schlachten ließ. — Die Sektion ergab nekro¬ 
tischen Zerfall des Uteruskörpers. Die 2 cm große Zer¬ 
reißung war durch die Ausdehnung des Tragsackes bei der 
Infusion entstanden. 

2. Uterusruptur intra vitam. 

Eine 5jährige Kuh des B. in U., die vor der Geburt 
stand, war derart aufgetrieben, daß sich erhebliche Atem¬ 
beschwerden einstellten. Als ich das Tier untersuchte, 
glaubte ich einen Fall von Eihautwassersucht vor mir zu 
haben und riet daher dem Besitzer, durch manuelle Eröff¬ 
nung der Zervix den Geburtsvorgang einleiten zu lassen. 
Nach 20 Minuten w'ar der Muttermund für meine Hand 
passierbar. Ich w r ar aber nicht wenig erstaunt, als ich im 
Uterus kein Kalb vorfand, aber während der Untersuchung 
Bewegungen außerhalb des Tragsackes spürte. Bei der 
Schlachtung stellte sich nun heraus, daß intra vitam eine 
zirka 40 cm lange Uterusruptur entstanden war, durch die 
der ganze Fötus in die Bauchhöhle gelangte. Ursache war 
eine mächtige Ansammlung von Fruchtwasser im Tragsack. 

3. Operation zäh melken der Kühe. 

Im verflossenen Jahre operierte ich 18 zähmelkende 
Kühe mit dem dänischen Zitzenräumer von Hauptner 
(Katalog Nr. 3008) mit ausgezeichnetem Erfolg. Nach voraus¬ 
gegangener Keinigung und Desinfektion der Zitze, sow'ie Er¬ 
weiterung des Strichkanales mit einem Infusionskatheter 
führe ich das erwähnte sterilisierte Instrument ein und öffne 
operativ den Kanal. Dies läßt sich sehr schnell vollziehen, 
da die Operation beim Ilerausziehen des Instrumentes er¬ 
folgt. Um ein Zuheilen des aufgeschnittenen Kanales mög¬ 
lichst zu verhindern, lasse ich einen halben Tag stündlich 
und einen weiteren ganzen Tag alle 2—3 Stunden den ope¬ 
rierten Strich so lange ausmelken, bis der durchtretende 



289 


Milchstrahl den Strichkanal wieder ganz geöffnet hat. Die 
Zitze ist ebenso wie die Hand des Melkers vorher zu reinigen 
und zu desinfizieren. 


4. Kastration von Kühen mit dem Ekraseur- 
Emaskulator nach Blunk. 

Das erwähnte Instrument ist meiner Ansicht nach das 
geeignetste und verlässigste zur Kastration von Kühen. 
Man ist gänzlich gegen Blutungen aus der Eierstocksarterie 
gesichert und kann das Instrument gut reinigen und des¬ 
infizieren. Die Operation geht bedeutend rascher vor siöh 
als mit dem Ekraseur, da die Ovarien mit einem Drucke ( ab¬ 
gequetscht werden. Der Apparat ist ausreichend für 
längsten Scheiden und für Abnahme der Ovarien in ck^ 
Bauchhöhle bei kurzen Eierstocksbändern. — Da das uiV 
sprüngliche Instrument ausschließlich zum Zwecke der 
Kastration der Kühe etwas schwerfällig war, ließ ich mir 
durch Hauptner ein Exemplar mit schwächer gearbei¬ 
tetem Rahmen anfertigen, mit dem ich seit zirka t/> Jahre 
mit bestem Erfolg kastriere. 


5. Neuere sogen. Ersatzpräparate. 

Lithyol ist ein neueres Ersatzpräparat für Ammonium 
sulfoichthyolicum. Es ist fast um die Hälfte billiger und 
steht in seiner Wirkung letzterem wenig nach. Ich ver¬ 
wende es mit sehr gutem Erfolge in Salbenform 1: 10 bei 
Mastitis, Ekzemen, Einschuß und bei Scheidenwunden unter 
Benützung einer Salbenspritze. 

Tannisol, ein sehr verlässiges Stypticum, besitzt 
bei Durchfällen der Rinder und Kälber die gleiche Wirkung 
wie Tannoform. 

An Stelle von Dermatol fand M e d i t a n n o s i n bei 
nässenden Ekzemen und Mauken, sowie zur Wundbehand¬ 
lung erfolgreiche Anwendung, insbesondere ist die trock¬ 
nende Wirkung des Präparates hervorragend. 


Zur Ätiologie and Behandlung des Koppens. 

Von Oberveterinär L i n d n e r. 

Eine Remonte wurde wegen einer Verletzung in eine 
Boxe gestellt, die eine Ecke des gemeinschaftlichen Lauf¬ 
stalles einnahm. Die trennende Bretterwand, in der sich 
das Türchen befand, hatte etwa Widerristhöhe der Pferde. 
Patient fühlte sich in seiner Abgeschlossenheit in den ersten 
Stunden sehr ungemütlich und zeigte durch beständiges 



290 


Hinausstrecken des Kopfes über die Wand und durch 
Drücken gegen diese das Bestreben, wieder in die Abteilung 
zu kommen. In seiner Aufregung und Unruhe biß er auch 
mehrfach in die obere Kante der Boxe und ihres Türchens. 
Letzteres wurde lediglich durch Einfallen eines Schnabels 
in einen ziemlich weiten Schlitz des Türpfostens geschlossen 
und hatte dadurch ein paar Zentimeter Spielraum nach 
beiden Seiten. Sei es nun, daß das Pferd anfangs durch 
Rütteln die Türe zu öffnen versuchte — was allerdings der 
Intelligenz des Pferdes zu viel zugemutet sein dürfte —, 
sei es, daß ihm das damit verbundene Geräusch Vergnügen 
machte, Tatsache ist, daß es sich schon am 1. Tag mit einer 
wahren Leidenschaft an dem Türchen beschäftigte, indem es 
dieses mit den Zähnen packte und dann unter nickenden Be¬ 
wegungen des Kopfes hin und her bewegte und dies Spiel 
oft 5—10 Minuten lang ausübte, um es dann nach kurzer 
Unterbrechung wieder aufzunehmen. 

Nach 10 Tagen wieder in die Abteilung verbracht, 
wurde die Remonte, wie dies ja in der Regel der Fall ist, 
von ihren Kameraden zunächst als fremder Eindringling an¬ 
gesehen und demgemäß nicht gerade freundlich empfangen, 
zumal das sehr ängstliche Tier sich nicht zu wehren getraute 
und bei jeder verdächtigen Annäherung eines anderen Pfer¬ 
des gleich davonlief. Es flüchtete dann in die Ecke zur Boxe, 
streckte den Kopf in letztere hinein und hätte sich gerne 
in ihr geborgen. Auch, nachdem es im Laufe eines Tages 
wieder in seine Abteilung eingewöhnt war, blieb der Eck¬ 
platz an der Boxe sein Lieblingsaufenthalt und schon am 
2. Tag setzte das alte Spiel mit der Türe, diesmal von außen, 
wieder ein. Tags darauf war daraus kunstgerechtes Koppen 
entstanden. Bald gab das Pferd das Rütteln an der Tür 
überhaupt auf und koppte bloß mehr und zwar jetzt nicht 
nur an der Oberkante des Türchens — wenn auch hier noch 
mit Vorliebe —, sondern auch auf allen zum Auf setzen be¬ 
quem erreichbaren Stangen und Pfosten in Stall und Tum¬ 
melplatz. — 

In einem zweiten Fall fiel eine Remonte gleich nach 
der Verbringung auf’s Depot dadurch auf, daß sie die 
Tummelplatz-Umzäunung fast ständig beleckte. Nach drei 
Wochen war das Tier ein leidenschaftlicher Köpper. 

Daß übrigens der zuweilen als Gelegenheitsursache 
des Koppens angesprochene Nachahmungstrieb auch unter 
günstigen Verhältnissen die ihm zugeschriebene Rolle nicht 
auszuüben braucht, zeigte sich auch hier wieder. Denn beide 
Male waren je 30 durch Arbeit nicht abgelenkte Pferde 



291 


über 1 Jahr mit den Köppern in der gleichen Abteilung 
und hätten so reichlich Gelegenheit gehabt, das Koppen ab¬ 
zulernen, doch griff keines der anderen Tiere die Un¬ 
tugend auf. 

Zur Beseitigung leistete in dem einen Falle der Gold- 
beck’sche Koppriemen gute Dienste, jedoch nur solange, als 
er angelegt blieb. Mäßiges Zusammenziehen des Riemens 
verhinderte das Koppen unbedingt; sofort nach Abnahme 
jedoch wurde die Untugend wieder ausgeführt. 

Bei dem zweiten Pferd konnte auf gleiche Weise das 
Koppen 14 Tage lang verhindert werden, bis dann das Tier 
unter großen Anstrengungen wieder Koppversuche machte, 
die alsbald gelangen. Sie konnten durch sehr starkes An¬ 
ziehen des Riemens zwar unterdrückt werden, doch schnitt 
nun der Metallbügel in die Haut ein und erzeugte Gangrän. 
Infolgedessen mußte schließlich nach mehrmaliger Wieder¬ 
holung des Versuches von der Anwendung des Koppriemens 
überhaupt Abstand genommen werden. Bei diesem Pferd 
erwies sich dann das Anlegen eines Maulkorbes mit steifem 
Boden (Hauptner-Katalog Nr. 6877) als probates Mittel, 
während mit einem gewöhnlichen weichen Ledermaulkorb 
nur 2 Tage lang ein Erfolg erzielt wurde. 

Beide Remonten waren schon nach etwa 14tägiger 
Ausübung des Koppens beträchtlich im Nährzustand zurück¬ 
gekommen. Das erste Pferd war nach 4 Wochen — ein 
Koppriemen war erst von da ab zur Stelle — soweit abge¬ 
magert, daß der Brustumfang um 11 cm weniger betrug als 
vorher; nachher besserte sich das Aussehen wieder. Das 
zweite Pferd, das jede Gelegenheit benutzte, um bei abge¬ 
nommenem Maulkorb der Untugend zu fröhnen, so manch¬ 
mal sogar zu diesem Zweck im Fressen innehielt, blieb 
ständig sehr mager und erkrankte auch mehrfach an Bläh¬ 
kolik. 


Plötzlicher Tod infolge Thrombose der linken Herz¬ 
kammer bei einem Hnnd. 

Yon Assistent Meier, München. 

Der Besitzer eines 5jährigen männlichen Gordon- 
Setters hatte diesen im Wagen zur Jagd mitgenommen. 
Kurze Zeit nach dem Verlassen des Wagens — der Hund 
hatte zirka 100 Meter im Schritt zurückgelegt — fiel er 
plötzlich zu Boden und war nicht mehr im Stande sich zu 
erheben, weshalb er zur Untersuchung gebracht wurde. 

Während der Fahrt zur Hochschule hatte sich das Be¬ 
finden des Tieres etwas gebessert. Bei Ankunft dahier lag 



292 


der Hund, angestrengt und keuchend atmend, am Boden des 
Coupes. Auf Anruf hob er schwerfällig den Kopf und blickte 
teilnahmslos mit trüben Augen um sich. Dann erhob er sich 
sehr langsam und verließ ohne Hilfe den Wagen. Hin und 
her schwankend ging’s zum Untersuchungszimmer. 

Der äußerst frequente Puls des Tieres war Behr klein 
und schwach, der Herzschlag pochend. Während der Unter¬ 
suchung fiel der Hund plötzlich zur Seite und verendete in 
wenigen Sekunden. 

Die Sektion ergab Stauungsödem der Lunge und das 
Vorhandensein eines großen Thrombus in der linken Herz¬ 
kammer. 

Auf der Außenfläche der linken Herzkammer fand sich 
zirka 3 cm von der Herzspitze entfernt ein erbsengroßer, 
grau-weißer Fleck. An derselben Stelle war eine deutliche 
Einbuchtung des Herzmuskels zu fühlen. Nach dem Durch¬ 
schneiden der Kammerwand konnte man sehen, daß an dieser 
Stelle die Wandung des Herzens bedeutend dünner als in 
der Umgebung der Schwiele war. Während die durchschnitt¬ 
liche Dicke der Wand 8 mm betrug, wies sie an der bezeich- 
neten Stelle eine solche von 2 mm auf. Hier hatte sich ein 
der Wand adhärenter, grau-weißer, speckiger Thrombus von 
Kleinapfelgröße gebildet, der die linke Kammer nahezu voll¬ 
ständig ausfüllte. 

Die Atrioventrikularklappen waren verdickt und 
zeigten an der Oberfläche Rauhigkeiten. Zur Thromben¬ 
bildung war es hier nicht gekommen. 

Die übrigen Organe zeigten, abgesehen von venösen 
Stauungs - Erscheinungen, keine pathologischen Verände¬ 
rungen; insbesondere war die Bauchhöhle frei von seröser 
Flüssigkeit. 

Auffallend ist, daß der Besitzer des Hundes bis zur 
plötzlichen Erkrankung niemals irgend welche Störungen 
im Allgemeinbefinden des Tieres beobachtet hatte. 


Tod durch Herzruptnr. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Haas, Fürth. 

Infolge hochgradiger Aufregung durch in der Nähe 
abgegebene Kanonenschüsse und dadurch bedingte heftige 
Bewegung verendete ein zirka 10—18 Jahre altes Pferd 
plötzlich. Bei der Sektion fand sich die Wand der rechten 
Herzkammer um die Hälfte der normalen Wandstärke ver¬ 
dünnt und an der dünnsten Stelle ein zirka 5 cm langer Riß. 
(.lahresber. bayer. Tierärzte.) 



293 


Referate. 

Barnick: Durchtrennung der Achillessehne. (Zeit¬ 
schrift für Veterinärkunde, 1909, X.) 

Eine umfallende Pflugschar durchschnitt einem Pferd 
Haut und Achillessehne 8 cm oberhalb des Sprungbein¬ 
höckers. Während die durchschnittenen Sehnenstümpfe im 
Stande der Ruhe 5—6 cm von einander entfernt waren, 
klafften sie bei Bewegung um mehr als das Doppelte aus¬ 
einander. Ein Heftversuch mit sehr starken Seidenfäden 
mißlang, da es nicht möglich war, die Sehnenränder näher 
als auf 3 cm aneinander zu bringen. Es wurde deshalb’ vom 
oberen und unteren Sehnenende ein etwa 4 cm langes Stück 
lospräpariert und durch Zusammennähen der beiden Stücke 
eine Vereinigung erzielt. 

Patient kam in eine Hängematte, aus der er jedoch 
nach 8 Tagen infolge Auftretens von Dekubitus wieder ent¬ 
fernt wurde, nachdem auch die inzwischen ausgerissenen 
Nähte nochmals erneuert werden mußten. Trotz antisep¬ 
tischer Verbände vergrößerte sich die Wundfläche immer 
mehr und sonderte übelriechendes Sekret ab. Schließlich 
hatte das Tier sich auch angewöhnt, die Hinterhand derart 
zu senken, daß das betreffende Sprunggelenk den Boden be¬ 
rührte, wobei die Sehnenstümpfe ständig auseinandergezerrt 
wurden. TJnter diesen Umständen wurde nach 3 Wochen zur 
Tötung geraten, doch führte der Besitzer die antiseptische 
Behandlung weiter mit dem Erfolg, daß das Tier nach 
neunwöchiger Krankheitsdauer wieder eingespannt werden 
konnte. Es war nur eine Verdickung der Sehne ohne Lahm¬ 
heit zurückgeblieben. 

Barnick: Mißerfolg beim Brennen mit Dechery- 
Autokauter. (Ebenda.) 

Verf. nahm bei einem 5jährigen Rennpferd das per¬ 
forierende Brennen der Beugesehnen beider Vorderfüße mit 
Autokauter genau nach Vorschrift vor; auf jeder Seite wur¬ 
den nur 15 Punkte gebrannt. Hiebei entstand durch An¬ 
stechen der Art. dig. ext. des linken Fußes eine erhebliche 
Blutung, die erst durch Anlegen eines Esmarch-Schlauches 
gestillt werden konnte. 

5 Tage später war eine schwere Allgemeinerkrankung 
mit Fieber und Unvermögen, zu stellen, eingetreten; vorne 
links berührte die hintere Fläche des Fessels den Erdboden. 
Nach 2 weiteren Tagen Exitus. — Sektionsbefund: Das 
linke Schienbein hat die Haut in der Gegend des Fessel¬ 
gelenks perforiert; Unterfuß stark geschwollen, aus den 



294 


Stichöffnungen sickert jauchiges Sekret. Nach Entfernung 
der Haut sind Brennstiche in Sehnen und Sehnenscheide 
kaum bemerkbar. Nur an der Stelle der Arterienperforation 
befindet sich ein in fauliger Zersetzung übergegangener 
Thrombus, der auch Nekrotisierung und Zerreißung des 
Krön- und Fesselbeinbeugers und damit auch das bei Leb¬ 
zeiten beobachtete Durchtreten verursacht hatte. Im übrigen 
bestanden die Erscheinungen der Pyämie. 


J ähnichen: Osteomalacie des Pferdes. (Zeitschr. 
f. Veterinärkunde, 1909, XI.) 

Ein 7jähriges Pferd zeigte schon seit seiner Ein¬ 
stellung als Remonte einen sehr klammerigen Gang, war 
häufig schulterlahm und wechselte auffallend im Nähr¬ 
zustand. Eines Tages war es unter den Standbaum geraten 
und beim Versuch, hochzukommen, schwer lahm geworden. 
Es konnte den rechten Hinterfuß, der bald stark gebeugt, 
bald übermäßig gestreckt wurde, überhaupt nicht mehr be¬ 
lasten ; das Aufstehen erfolgte nach Art der Rinder. Krank¬ 
hafte Veränderungen der Gelenke konnten mit Ausnahme 
eines etwas stärkeren Füllungszustandes des rechten Knie¬ 
gelenkes nicht festgestellt werden. Die Haut der rechten 
Kruppe war gegen Nadelstiche wenig empfindlich. Beider¬ 
seits bestand Mydriasis. Die Futter- und Getränkeaufnahme 
war mangelhaft, der Kotabsatz verzögert. Temperatur und 
Puls etwas erhöht. Nach ungefähr 14 Tagen traten am 
Unterkiefer knollige Verdickungen auf und auch heiße, 
schmerzhafte Anschwellungen an den Rippen. Patient lag 
sehr viel und wurde schließlich so schwach, daß er nicht 
mehr aufstehen konnte. Es erfolgte deshalb Tötung nach 
einer Krankheitsdauer von 4 Wochen. 

Obduktionsbefund: Magendarmschleimhaut 
verdickt, in leicht gerötete Falten gelegt. Auf beiden 
Seiten sind die drei letzten Rippen in halber Höhe ge¬ 
brochen, die Umgebung der Bruchstellen ist blutig durch¬ 
tränkt. An den Außenflächen des Unterkiefers sitzen 
hühnereigroße Knochenauftreibungen. Mit Ausnahme der 
Krön- und Hufgelenke sind sämtliche Gelenke der Glied¬ 
maßen verändert; die Gelenkflächen sind teils tief zerklüftet, 
teils mit schwammigen Auflagerungen bedeckt. Einige Ge¬ 
lenkkapseln sind prall gefüllt mit einer rötlich-klaren, faden¬ 
ziehenden Flüssigkeit. Die Knochen lassen sich leicht 
schneiden, sägen und brechen; ihre Rinde ist dünn, ihre 
Markhöhle fast bis zu den Gelenk-Enden erweitert. In dem 
gallertigen Knochenmark sitzen zahlreiche Blutungspunkte. 



295 


| 

' Das Muskelgewebe des rechten mittleren Gesäßmuskels ist 
fast völlig durch derbes, gelb-graues Bindegewebe verdrängt. 

Die Behandlung hatte in der Verabreichung von Calc. 
phosphoric., Sal. Carolin., Rad. Gentian. und Aloe, sowie in 
erregenden Einreibungen bestanden. L i n d n e r. 


W. Rindfleisch: Infektion mit Distomum felinum. 

(Fortschritte der Medizin, Nr. 13, 1910.) 

Distomum felinum, der Katzenleberegel, wurde beim 
Menschen zuerst von Winogradoffin Tomsk (Sibirien) 
festgestellt. In Europa konstatierte den ersten Fall A s - 
k a n a z y in Königsberg. Dieser wies auch nach, daß der 
Parasit roh genossenem Fischfleisch entstammt. Unter den 
Fischen kommen hauptsächlich der Nerfling, die Zehrbe, die 
Plötze in Betracht. Alle bisher beobachteten Distomen- 
träger kamen von der Landseite der Kurischen Haffs. In 
der Königsberger Klinik wurden in 40 Fällen die Diagnosen 
„Distomatose“ gestellt, wobei der Nachweis der Eier in den 
Fäzes maßgebend war. Bei 3 Obduktionen fand man bös¬ 
artige Neubildungen der Leber bezw. der Gallengänge, pri¬ 
märes Karzinom des Ductus choledochus mit enormer Er¬ 
weiterung der Gallenwege und mehreren Tausend Exem¬ 
plaren von Distomen. Die Therapie vermag nichts zu leisten. 
Prophylaktisch hat der gewohnheitsmäßige Genuß rohen 
Fischfleisches zu unterbleiben. 

Stadelmann: Erfahrungen über Schutzimpfungen. 

(Süddeutsche Landwirtschaft. Tierzucht, Nr. 29, 1910.) 

Verf. war Verwalter auf dem Schloßgute Wallenburg 
bei Miesbach. In der Herde des Gutes (Simmentaler Hoch¬ 
zucht) herrschte die Kälberruhr. Von fachkundiger Seite 
wurde Verschiedenes zur Heilung der erkrankten Kälber 
und überhaupt zur Bekämpfung der Seuche in Anwendung 
gebracht, jedoch ohne Erfolg. Schließlich transferierte man 
die tragenden Kühe in eine mehrere Stunden vom Haupt¬ 
hofe entfernte Stallung; aber auch hier trat die Krankheit 
auf. Nunmehr impfte der Bezirkstierarzt Rotzer- Mies¬ 
bach jedes Kalb am ersten Tage nach der Geburt mit dem 
Kälberruhrserum von Gans - Frankfurt mit dem Erfolge, 
daß das Kälbersterben von jetzt ab aufhörte. Die Diarrhoe 
trat zwar in einzelnen Fällen in gutartigem Grade noch auf, 
aber die betroffenen Tiere gesundeten. Für die Wirkung 
des Serums sprach insbesondere auch der folgende Versuch: 
Eine Kuh brachte Zwillingskälber; das eine derselben wurde 



296 


geimpft, das andere nicht. Das erste blieb gesund, das zweite 
dagegen erkrankte an Ruhr. Es konnte durch nachträgliche 
Impfung mit der doppelten Dosis Serum gerettet werden. 

St. berichtet weiter, daß zwei Jahre früher in der 
Stallung zu Wallenburg die infektiöse Pneumonie bei Käl¬ 
bern herrschte; auch diesem Leiden wurde mittelst Impfung 
mit dem Serum gegen septische Kälberpneumonie von Gans- 
Frankfurt Einhalt getan. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Verwendung von Trockenkartoffeln. 

F ü h 1 i n g’s „Landwirtschaftl. Zeitung“ bringt im 
6. Heft des 59. Jahrgangs den Inhalt eines Vortrages von 
Prof. Dr. Pfeiffer - Breslau über die Verwendung der 
Trockenkartoffeln, dem ich referierend das Folgende ent¬ 
nehme : 

Es gibt zwei Hauptarten der Trockenkartoffeln, die 
Flocken einerseits und die Schnitzel und Scheiben ander¬ 
seits; die ersteren werden aus vorher gedämpften Kartoffeln 
durch Trocknen auf mit Dampf geheizten Walzenapparaten 
gewonnen, während die Schnitzel und Scheiben wie die 
Rübenschnitzel unter Anwendung von mit Luft gemischten 
Feuergasen hoher Temperatur hergestellt werden. Diese 
haben eine mehr oder weniger hornartige Beschaffenheit 
und weisen häufig eine graue, wenig ansehnliche Färbung 
auf. — 

Man war nun vielfach der Ansicht, die Trocknung 
werde dieVerwertung der Nährstoffe ungünstig beeinflussen, 
namentlich die Trocknung bei direkter Verwendung von 
Feuergasen. Es wurde vermutet, daß die Futterbestandteile 
schwerer verdaulich und geringer leistungsfähig werden. 
Beide Befürchtungen sind unrichtig. Man stellte fest, daß 
die Verdauungs - Koeffizienten für Kartoffelschnitzel und 
Flocken bei Wiederkäuern und Schweinen nur ganz un¬ 
wesentlich von den entsprechenden für rohe bezw. gedämpfte 
Kartoffeln gefundenen Werten abweichen; ferner ergab sich, 
daß die verdaulichen Nährstoffe derTrockenkartoffeln, sowie 
diejenigen der rohen und gedämpften Kartoffeln als voll¬ 
wertig bezeichnet werden dürfen. 

Die Trockenkartoffeln sind demnach ein vortreffliches 
Futtermittel. Ihre Bedeutung basiert sich auf den Gehalt 
an Stärke; der Eiweißgehalt ist gering. Rechnet man 88 % 
Trockensubstanz, so ergibt sich ein Gehalt von 68,1 % ver¬ 
daulicher Stärke und von nur 0,7 ( /c verdaulichem Eiweiß. 



Beachtet man nun die Ergebnisse der Fütterungsver- 
suche mit Trockenkartoffeln, so lauten diese sehr günstig. 
Unter den mit Wiederkäuern gemachten Versuchen werden 
besonders zwei erwähnt: Es wurde die Maisschrotgabe in 
der Futterration für Mastochsen durch die gleiche Menge 
Nährstoffe in Form von Trockenkartoffelschnitzeln ersetzt 
und der Fütterungseffekt war derselbe wie mit Mais; einen 
ebenso günstigen Erfolg erzielte man durch Ersatz hoher 
Gaben Rohkartoffeln mit Kartoffeltrockenschnitzeln bei dem 
gleichen Nährstoffgehalte. 

Versuche bei Pferden wurden von vier landwirtschaft¬ 
lichen Versuchsstationen während eines Zeitraums von 85 
bis 107 Tagen zur Hälfte bei Militärpferden, zur anderen 
in Pferdebeständen einer Brauerei und einer Straßenreini- 
gungs-Gesellschaft ausgeführt. Die Beobachtungen erstreck¬ 
ten sich auf 156 Pferde. Aus den Versuchen resultiert, daß 
man den Pferden einen großen Teil des Körnerfutters, min¬ 
destens ein Drittel, durch Trockenkartoffeln in Verbindung 
mit einer kleinen Gabe eines eiweißreichen Futtermittels 
vollwertig ersetzen kann. 

Der Ernährungs- und Gesundheitszustand, sowie die 
Leistungsfähigkeit der Pferde litten bei Ersatz von Hafer 
und Mais in der Ration durch Trockenkartoffeln in keiner 
Weise. Im Gegenteil wurde in zwei Fällen ein günstigerer 
Verlauf des Haarwechsels wahrgenommen. Auch konnte 
man einen Unterschied in Bezug auf die Nährwirkung der 
Kartoffelschnitzel und Flocken nicht beobachten; sie war 
bei beiden gleich. Pfeiffer ist der Ansicht, daß diese 
Feststellung dahin verallgemeinert werden darf, daß man 
sie auf Wiederkäuer ausdehnt. Macht das Pferd keinen 
Unterschied in der Verwertung der Flocken und Schnitzel, 
so ist ein solcher für das Rind und Schaf noch weniger an¬ 
zunehmen. 

Bei Mastversuchen mit Schweinen handelte es sich zu¬ 
nächst um die Beantwortung der Frage, welcher Masterfolg 
durch gleiche Nährstoffmengen in der Form von Maisschrot 
bezw. Kartoffelflocken oder -Schnitzel erzielt werden kann, 
wobei die tägliche Ration der Trockenkartoffeln auf 15 Kilo 
pro 1000 Kilo Lebendgewicht festgesetzt wurde. An den 
Versuchen beteiligten sich 8 Versuchsstationen mit 218 
Schweinen. Die Mastdauer erstreckte sich im Durchschnitl 
auf 105 Tage. Der Nährstoffausgleich geschah durch Fisch¬ 
oder Fleischfuttermehl. Es stellte sich heraus, daß sich bei 
der Schweinemast Maisschrot und Kartoffelflocken ihren 
‘Stärkewerten entsprechend vertreten können. Weniger gut 



298 


haben die Kartoffelschnitzel abgeschnitten. Der Unterschied 
war jedoch ein sehr geringer. 

Erwähnt sei, daß bei Verwendung von Trockenkartof¬ 
feln an Stelle von Mais die Qualität der Schlachtprodukte 
eine sehr gute war, während die Maisfütterung allein mehr¬ 
fach einen weichen Speck und ein zur Herstellung von 
Dauerwaren ungeeignetes Fleisch ergab. 

Bei weiteren Versuchen wurde auch die Frage venti¬ 
liert, in welchen Gaben Trockenkartoffeln bei der Mast der 
Schweine an diese verabreicht werden dürfen. Die diesbezüg¬ 
lichen Versuche wurden mit 172 Schweinen in 8 Versuchs¬ 
reihen angestellt. Die Mastdauer umfaßte im Durchschnitt 
94 Tage. Es ergab sich, daß die Tiere auf 1000 Kilo Lebend¬ 
gewicht im ungünstigsten Falle 22 Kilo Flocken neben 
Magermilch, im günstigsten Falle 29,6 Kilo Flocken, gleich¬ 
falls mit Magermilch verzehrten. 

Kartoffelschnitzel nehmen die Tiere weniger gerne auf. 
Der geringste Verzehr stellte sich auf 16 Kilo pro 1000 Kilo 
Lebendgewicht, der höchste auf 25 Kilo. 

Als sehr wertvolles Ergebnis dieser Versuche kommt 
insbesondere der Umstand in Betracht, daß die den üblichen 
Normen entsprechenden Nähr Stoff mengen ausschließlich in 
der Form von Kartoffelflocken unter Zusatz von Magermilch 
oder Fleischmehl unbedenklich verabreicht werden können. 

Kartoffelflocken und -Schnitzel, so erklärt Professor 
Pfeiffer am Schlüsse, sind ausgezeichnete Futtermittel, 
die unter Beigabe von eiweißreichen Futtermitteln in viel¬ 
seitigster Weise zum Ersatz von Hafer, Gerste, Mais, Reis¬ 
mehl, Kleie etc. Verwendung finden können. Die Flocken 
verdienen nur bei der Schweinemast den Vorzug. A. 


Verschiedenes. 

Professor Dr. Kühn- Halle f. 

Am 15. April verschied in Halle der Wirkliche Ge¬ 
heime Rat, Exzellenz, Professor Dr. Kühn im 85. Lebens¬ 
jahre. Kühn war ordentlicher Professor an der Universität 
Halle und Direktor des dortigen landwirtschaftlichen In¬ 
stitutes, einer Muster-Anstalt ersten Ranges, welche von 
Kühn auch gegründet worden war. 

In tierärztlichen Kreisen ist Kühn besonders durch 
die Schöpfung seines berühmten Tiergarten an der Univer¬ 
sität Halle, durch Züchtungsversuche daselbst und die Lö¬ 
sung tierzüchterischer Probleme von großer Bedeutung be¬ 
kannt geworden. 



299 


Die Gehalts- und Pensionsfrage der württem^ergischen 
Oberamtstierärzte. 

In Nr. 8 der „Wochenschrift“ wurde mitgeteilt, daß 
in Württemberg beabsichtigt werde, die pekuniären Ver¬ 
hältnisse der Oberamtstierärzte zu heben. Um dieses zu be¬ 
werkstelligen erachte die Regierung für angezeigt, die Ober- 
amtstierarztensstellen zu vermindern und, wo es angängig, 
durch Vereinigung kleinerer Bezirke größere zu bilden. 

Die diesbezügliche Regierungsvorlage kam jüngst im 
württembergischen Landtage zur Besprechung, fand aber 
bei den Abgeordneten keine Zustimmung. 

Dieser Art der Reorganisation des Veterinärwesens 
traten besonders die konservative Partei und der Bauern¬ 
bund mit der Bemerkung entgegen, daß die Einziehung von 
Oberamtstierarztstellen und die Bildung größerer tierärzt¬ 
licher Amtsbezirke den Bedürfnissen zuwiderlaufe und nicht 
der richtige Weg sei, die Stellung der Oberamtstierärzte zu 
verbessern. 


Einladung zur Schütz-Feier. 

(Statt besonderer Einladungen.) 

Das definitive Programm der Schütz-Feier, zu der wir alle 
Freunde, Verehrer und Schüler des Jubilars hierdurch nochmals 
ergebenst einladen, ist nunmehr folgendes: 

1. Festakt 

veranstaltet vom Professoren-Kollegium der Kgl. Tierärztlichen 

Hochschule zu Berlin 

Freilag, den 29. April, mittags 12 Uhr 

in der Aula der Hochschule, Luisenstrasse 56. 

Eintrittskarten sind durch das Sekretariat der Hochschule zu 
beziehen, sonst ist der Zutritt nur gestattet, soweit der Platz reicht. 

Anzug: Frack bezw. Waffenrock mit Orden. 

2. Festessen (nur für Herren) 

Freitag, den 29. April, nachmittags 6 Uhr 

im Hotel Adlon, Unter den Linden, Eingang Wilhelmstrasse 50a. 

Der Preis des trockenen Gedeckes (einschl. der Unkosten) 
ist auf 10 Mark festgesetzt. Anmeldungen werden bis spätestens 
25. April an Professor Dr. Casper, Breslau X, Matthiasplatz 17 
erbeten. 

Ohne vorherige Anmeldung kann auf einen Platz an dem 
Festmahl nicht sicher gerechnet werden, die rechtzeitig bestellten 
Karten sind am Saaleingange zu erhalten. 

Anzug: Frack bezw. Waffenrock mit Orden. 

Für die Damen ist am Freitag Nachmittag eine gesellige Zu¬ 
sammenkunft vorgesehen, worüber noch Näheres mitgeteilt wird. 



& Festkommers • 

veranstaltet von dem Ausschüsse der Studierenden der Kgl. Tier- 
ärztlichen Hochschule und 

dem Ausschüsse der Studierenden der Kgl. Militär-Veterinär- 
Akademie zu Berlin 

Sonnabend, den 30. April, abends 8 Uhr 

im Festsaal des Zoologischen Gartens, Berlin W., Kurfürstendamm. 
Zugang: Kurfürstendamm, Zufahrt: Lichtenstein-Allee. Die 
Tribünen sind für die Damen reserviert. 

Der Festansschufi: 

Casper. Eberlein. Hell. Mießner. Nevermann. 


Bticherschan. 

Zur Sichtbarkeit des Schweinepesterregers. Von Dr. R. 

Rüther. Verlag M. u. H. Schaper, Hannover. 63 Seiten. 
Preis 1 dt 50 

Verf. erörtert nicht nur die im Titel enthaltene Frage, 
sondern bespricht auch des näheren die Veränderungen, die 
die Bakterien überhaupt bei Färbung, Züchtung u. s. w. er¬ 
leiden. Als Erreger der Schweinepest sieht er eine von ihm 
gefundene Spirochäte an. 

Das Schriftchen ist flott und anregend geschrieben 
und enthält manche interessanten Gedanken und Beobach¬ 
tungen. L i n d n e r. 

Bericht über die Tätigkeit des Bakteriologischen Institutes 
für die Provinz Sachsen zu Halle pro 1908/09. Erstattet 
von Dr. Raebiger, Leiter des bakteriolog. Institutes. 
Halle a. S. 1909. Buchdruckerei von O. Thiele. 

Im bakteriologischen Institute der Provihz Sachsen 
zu Halle wurde, wie der Inhalt des vorgenannten Berichtes 
zeigt, eine emsige Tätigkeit entwickelt, die im Berichts¬ 
jahre ausgeführten Arbeiten betrafen Seuchenbekämpfung, 
bakteriologische Untersuchungen und Bekämpfung tierischer 
Schädlinge der Landwirtschaft ; ferner gibt der Bericht Mit¬ 
teilung über die am Institute vorgenommenen zahlreichen 
Prüfungen von Impfstoffen, Bakterienextrakten, Medika¬ 
menten, sowie über die publizistische Tätigkeit derMitglieder 
des Institutes. Der reiche Inhalt bringt manches Neue zur 
Klärung über bereits Vorhandenes, besonders in dem Ab¬ 
schnitte „Seuchenbekämpfung“. 

Die Broschüre wird von Kollegen mit _Jnteres.se und 
Nutzen gelesen werden. A. 



Personalien. 

Ernennungen: IDr. Karl N e u m a n n , Hilfsarbeiter am 
tierhygienischen Institut der Universität Freiburg im Breisgau zum 
Repetitor am pathologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule 
Berlin. 

Niederlassung: Die Tierärzte Rudolf Schweiger aus 
Lam in Amberg, Franz Rotlauf aus Weismain in Rott am Inn. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen: die Tierärzte 
Rudolf B a i 1 e s in Gießen, Max Bub in Stuttgart, Aug. J an n s e n 
in Ostercappeln, Max Kuschel in Berlin, Heinrich R i e d n e r aus 
Nürnberg, Rudolf V e r t aus Berlin, Otto Waldmann in Trebbin. 




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(trüber: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 3. Mai 1910. Nr. 18. 


Inhalt : Originalartikel: Dr. Jakob: Die Paraplegie resp. 
Parese der Nachhand beim Dachshunde — eine Folge seiner 
ungünstigen Bauart. — Hock: Ein Fall von Lymphomatöse 
bei einer Kuh. — Referate: Riehlein: Starke Scheiden¬ 
blutung bei einer Kuh. Holterbach: Neues aus der Phar¬ 
makologie. Peter: Die Neurektomie in der Praxis. Hen- 
trick: Kolik infolge Aufnahme von mennigehaltigem Wasser. 
Breitenreiter: Vergiftungserscheinungen bei Kühen nach Yerfüt- 
terung von weißem Senf. Storch: Torsio Uteri praecervicalis. 
Zimmermann: Straubfuß und Hufkrebs. — Tierzucht und 
Tierhaltung: Beitrag zur Kenntnis des Gesundheitszustandes 
der Augen unserer Militärpferde. Erfolge bayerischer Traber. 
Atrichie beim Kalb. Förderung der Bienenzucht durch die preus- 
sische Staatsbahnvorwaltung. — Verschiedenes: Beschick¬ 
ung der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaftsgesell¬ 
schaft zu Hamburg im Juni 1910. Deutsche Beschickung der 
internationalen Ausstellung für Landwirtschaft in Buenos-Aires. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Die Paraplegie resp. Parese der Nachhand beim Dachs¬ 
hunde — eine Folge seiner ungünstigen Bauart. 

Von Dr. H. Jakob, München, f) 

Es wird kaum eine Erkrankung geben, die bei einer 
bestimmten Hunderasse so häufig zu beobachten ist, als die 
komplette eventuell auch unvollständige Lähmung der Nach¬ 
band, d. h. vor allem der beiden hinteren Extremitäten, beim 
1 Dachshunde. Bei keiner anderen Hunderasse tritt diese ofl 
blitzähnliche, spontane, meist schwere Erkrankung mit einer 
solchen Häufigkeit auf als gerade bei dieser Hunderasse. 
Ja es ist diese Erkrankung geradezu typisch für den Dachs¬ 
hund und es stellt derselbe gleichsam den Repräsentanten 


f ) Vortrag, gehalten im Verein Münchener Tierärzte. 





306 


für diese Krankheitsform dar. Man findet deshalb auch in 
den neuesten Lehrbüchern bei dem Kapitel der Krankheiten 
des Rückenmarkes und seiner Häute das Bild eines ver¬ 
schiedenartig gelähmten Dachshundes vor, allerdings ohne 
nähere Begründung. 

Von den bei einer plötzlichen, mehr oder weniger 
starken doppelseitigen Lähmung der hinteren Extremitäten 
(Paraplegie und Paraparese), die auf einem entzündlichen 
Prozeß des Rückenmarkes oder seiner Häute zurückgeführt 
wird, für gewöhnlich in’s Feld geführten ätiologischen Mo¬ 
menten, wie heftige traumatische Einwirkungen (Schläge, 
Stöße), Ausbreitung entzündlicher Prozesse von der Um¬ 
gebung aus auf das Rückenmark, insbesondere Infektions¬ 
und Intoxikationskrankheiten, intensive Erkältung, kommen 
meiner Ansicht nach hei dieser dem Geschlechte des Dachs¬ 
hundes eigentümlichen Erkrankung, die meistens plötzlich, 
oft ohne besonders auffallende Vorboten einzutreten pflegt, 
keine in Betracht und können auch nicht einer schärferen 
Kritik standhalten. 

Bei dieser apoplektischen und akuten Paraplegie resp. 
Paraparese der Nachhand beim Dachshunde müssen zweifel¬ 
los andere Ursachen mitspielen, die sicherlich mit der leich¬ 
ten Beweglichkeit, der Wirbelsäule, speziell der Lenden¬ 
wirbelsäule, und der relativ langen Lende, die nicht ge¬ 
nügend gestützt erscheint, im Zusammenhang stehen. 

Durch zahlreiche Messungen der Höhe und Länge einer 
großen Reihe auch anderer Hunderassen, wie aus nach¬ 
stehender Übersichtstabelle ersichtlich ist, fand ich die Tat¬ 
sache, daß der Dachshund stets länger als hoch ist, wenn 
man nur die fast gerade verlaufende Rückenlinie von der 
Schulter bis zum Becken in Betracht zieht. Dieses un¬ 
günstige Verhältnis zwischen der Höhe einerseits und der 
Länge andererseits bedingt, wenigstens an einer bestimmten 
Stelle, während der Bewegung eine ganz ungenügende und 
mangelhafte Unterstützung des Rückgrates. 


Hunderasse 

Sch ul Er¬ 
höhe 
in cm 

Becken¬ 
höhe 
in cm 

Riicken- 
länge 
in cm 

Verhältnis der Länge 
zur Hohe 

Dogge . 

84 

80 

54 

1 : 1,« 

Bernhardiner .... 

78 

79 

i 53 

1 : 1,5» 

Russischer Windhund . 

76 

76,5 

| 50 

1:1,5* 

Deutscher Vorstehhund 

69 

70 ' 

46 

1 :1,5» 

Ghrnl onset ter .... 

66 

66 

48 

1 : 1,*7 

Dobermann Pinscher 

65 

65 

i 

40 

1 : 1,8» 







307 


Hunderasse 

Schulter- 

höbe 

Becken - 
höhe 

Rücken- 

Jänge 

Verhältnis der Länge 
zur Höhe 


in cm 

in cm 

in cm 

Deutscher Schäferhund 

59 

59 

39 

1: l,5i 

Pudel . 

53 

52 

36 

1:1,44 

Bulldogge . 

52 

51 

40 

1:1,« 

Schnauzer . 

41 

41 

30 

1 : 1,8« 

Spaniel . 

38 

38 

28,5 

1:1,88 

Foxterrier . 

34 

33 

23 

1 :1,4» 

King Charles .... 

25 

26 

22 

1: l,i8 

Rehpinscher .... 

23 

24 

19 

1:1,8« 

Aberdeen Terrier . . 

27 

27 j 

25 

1 : l,o8 

Dachshund If) . . . 

31 

32 

36 

1 : 0,89 

* n . . . 

26 

26 

29,5 

1:0,w 

Tir (Zwerg- 
" •*■■*■* dackel) 

23 

23 

24,5 

1:0,»4 

IV . . . 

28 

28 

30 1 

1:0,8» 

„ V . . . 

30 

30 

33,6 

1:0,8o 

VI . . . 

24 

24 

27,6 

1 : 0,87 

„ vn . . . 

26 

29 

30,5 

1:0,85 


t) Alle hier angeführten rassereinen Dachshunde bis auf Nr. VII waren 
gelähmt. 


Aus dieser Tabelle kann man ferner entnehmen, daß 
alle anderen Hunderassen, selbst solche, die sich in ihrer 
Gestalt dem Dachshunde etwas nähern, wie z. B. der King 
Charles-Hund oder insbesondere der Aberdeen Terrier, stets 
höher als lang sind, wodurch der gesamte Rücken bei den 
verschiedenen Aktionen des Körpers genügend gestützt ist. 

Beim Dachshunde läßt sich auch schon im Schritt die 
Beobachtung machen, daß die kurzen Beine nie so weit vor¬ 
gesetzt oder unter den Leib gestellt werden, daß die hinteren 
Extremitäten nur annähernd in die Spur der vorderen ein- 
greifen. Stets ist ein größerer Abstand zwischen der vor¬ 
deren und hinteren Fußspur vorhanden, der durchschnittlich 
im Schritt 8—10 cm beträgt, was ich durch Messungen, 
die im Winter nach leichtem Schneefall gemacht wurden, 
weisen konnte. Durch dieses Nichtineinandergreifen der 
Fußspuren wird für den Augenblick der betreffende Teil 
des Rückens nicht genügend unterstützt sein. 

Noch deutlicher tritt dieses Mißverhältnis der Länge 
zur Höhe beim Dachshunde hervor, wenn man die Ver¬ 
hältnisse auch anderer Hunderassen graphisch zur Darstel¬ 
lung bringt. Während hier der Dobermann Pinscher das 
beste Verhältnis der Länge zur Höhe aufweist (1 : 1,62), 
zeigen sämtliche angeführten Dachshunde ein äußerst un¬ 
günstiges Verhältnis der Länge zur Höhe (von 1 :0,9o bis 








308 


1 :0,87) und marschieren somit im Vergleich mit anderen 
Hunderassen an letzter Stelle. 
















309 


günstigt wird, kann es gar zu leicht Vorkommen, 
daß aus diversen Gründen die Lendenwirbelsäule in 
der genannten Gegend und deren Umgebung mitunter 
übermäßig starken spontanen Biegungen ausgesetzt wird, 
wobei es allerdings in keinem Falle zu einer direkten 
Luxation der Wirbel kommt, sondern schlimmsten Falles 
zu einer mäßigen Diastase (Verstauchung) derselben, 
bei welcher die Bänderverbindung zweier nebeneinander 
gelegener Wirbel durch eine vorausgehende verschieden 
starke Zerrung gelockert wird, ohne daß es dabei jedesmal 
zu einer gegenseitigen Verschiebung der Wirbel zu kommen 
braucht. Mit dieser Bänderzerrung geht auch eine ver- 
schiedengradige Zerrung der peripheren Nerven insbeson¬ 
dere an den Stellen, an welchen sie aus den Intervertebral- 
löehern ausmünden, zweifellos Hand in Hand. 

Da bei solchen gelegentlichen intensiven Biegungen 
der Lendenwirbelsäule, z. B. nach abwärts (ventralwärts,) 
und nach aufwärts (dorsal), der Bandapparat der Wirbel 
beiderseitig in Anspruch genommen und gezerrt wird, so 
unterliegen notwendigerweise auch die aus den beider¬ 
seitigen Intervertebrallöchern austretenden peripheren 
Nervenstämme einer bilateralen Zerrung. Höchstens bei 
einer übermäßigen seitlichen Deviation der Lendenwirbel¬ 
säule kann sowohl die Zerrung des Bandapparates der in 
Mitleidenschaft gezogenen Wirbel als auch die der ent¬ 
sprechenden peripheren Nerven eine mehr einseitige und 
ungleiche sein. 

Die hier in Betracht kommenden peripheren Nervei», 
welche den verschieden starken Zerrungen unterliegen, ge¬ 
hören der Hauptsache nach dem Lumbalgeflechte an. Zweifel¬ 
los partizipiert daran, jedoch auch der Bauchteil des Nervus 
sympathicus, der an den Körpern der Lendenwirbel entlang 
läuft und dessen Rami communicantes 1 ) mit den Rami ven¬ 
trales der Nerven des Plexus lumbalis in Verbindung stehen. 

Auch der Nervus ischiadicus des Sakralgeflechtes, der 
drei Wurzeln noch aus dem Lumbalgeflechte (5., 6. und 7. 
Lendennerv.) erhält, kann bei diesen Zerrungen in Mit¬ 
leidenschaft. gezogen werden. Ob noch andere Nerven¬ 
stämme des Sakralgeflechtes miterkranken, hängt wohl von 
der Dauer der Wirkung und von dem Grade der Zerrung ab. 


*) El len herber u. Baum: Systematische und topographische 
Anatomie des Hundes. P. 551. 



310 


Der Plexus lumbalis, der durch schlingenartige Ver¬ 
bindung der ventralen Äste des 1.—7. Lendennerven ge¬ 
bildet wird, innerviert nach Ellenberger und Bau in 
(1. c.) die Vorwärtsführer der hinteren Extremitäten, die 
Feststeller derselben und diejenigen Muskeln, welche das 
Gleichgewicht herstellen. Die beiden ersten Lendennerven, 
der Nervus ileo-hypogastrieus und der Nervus ileo-ingui- 
nalis, versorgen mit ihren Fasern auch noch die Bauch¬ 
muskulatur (Musculus transversus abdominis, Muse, obliquus 
internus et externus und Muse, rectus abdominis). Der 
4. Lendennerv (Nervus cutaneus femoris anterior externus), 
der eine Wurzel aus dem 3. Lendennerven — dem Nervus 
lumbo-inguinalis — erhält, versieht gleichfalls noch mit 
einigen Fasern die Bauchmuskulatur, sonst innerviert er die 
Lendenmuskeln und Muskelgruppen der hinteren Extremi¬ 
täten. Die übrigen Lendennerven, insbesondere der Nervus 
femoralis, versorgen mit ihren Fasern die Lenden- und 
Beckenmuskeln und zahlreiche Muskelgruppen der hinteren 
Extremitäten. Mit den benachbarten Nerven in dem Ge¬ 
flechte stehen sie mit verschiedenen Ästen in Verbindung. 

Aus diesem Grunde kann bei einer übermäßig starken 
Biegung der Lendenwirbelsäule nie ein Nerv des Lenden¬ 
geflechtes allein gedehnt oder gezerrt werden; es wird sich 
diese Dehnung oder Zerrung stets bei den in der Nähe 
liegenden Nerven in verschiedenem Grade geltend machen 
und sich auf dieselben fortpflanzen. 

Nun fragt, es sich, ob durch einen solchen mechanischen 
Reiz, wie ihn die Dehnung oder Zerrung einzelner hier in 
Betracht kommender Nerven darstellt, eine so hochgradige 
Störung, vor allen Dingen der Motilität der hinteren Ex¬ 
tremitäten, hervorgerufen werden kann. 

Nach Landois 2 ) und anderen Autoren ist dies 
zweifellos der Fall. Wenn auch nach schwacher Dehnung 
eines Nerven zunächst nur eine Steigerung der Reflexerreg¬ 
barkeit eint ritt, so ruft eine stärkere Dehnung desselben 
zeitweise eine Abnahme der Reizbarkeit, sowie der Reflex¬ 
erregbarkeit, ja selbst vorübergehende Lähmung hervor. 
Die höchsten Dehnungsgrade haben schließlich dauernde 
Lähmung und selbst Zerreißungen der Nervenfäden zur 
Folge. Die Wirkung des Zuges kann sich auch auf das 
Zentralorgan erstrecken. 

Je nachdem es sich nun um einen motorischen oder 
sensiblen Nerven handelt, den der bet reifende Reiz trifft. 


*) Lehrbuch der Physiologie des Menschen, 6. Auflage, nag. 6ö7. 



311 


treten ganz verschiedenartige Symptome von Seiten der 
Motilität und Sensibilität auf. 

Während bei einer schwachen oder stärkeren Dehnung 
eines motorisc he n Nerven deür Muskel zunächst in 
leichte Zuckungen, später in Krämpfe von verschiedener 
Dauer und Intensität gerät, die sogar schmerzhaft sein 
können — denn auch der motorische Spinalnerv enthält 
nach L a n d o i s (1. c.) u. A. sensible Fasern — und bei 
starker Dehnung oder Zerrung die Lähmung der zuge¬ 
hörigen Muskeln, bei welchen das Gefühl völlig erhalten 
bleibt, das Finale bildet, tritt nach einem kürzeren oder 
längeren Reiz sensibler Nerven mit der Steigerung der 
Reflexerregbarkeit eine erhöhte Empfindlichkeit des be¬ 
treffenden Körperteiles, dann lebhafter Schmerz und später¬ 
hin Gefühllosigkeit ein, ohne daß es dabei, z. B. in den Ex¬ 
tremitäten, zu einem Sistieren der Bewegung kommt. 

Da der bis zu den Intervertebrallöchern tretende Nerven¬ 
stamm noch eine Vereinigung von ventraler und dorsaler 
Wurzel darstellt, also motorische und sensible Nerven ent¬ 
hält, so wird, wenn der Reiz den Stamm selbst trifft, sowohl 
die Motilität der von dem betreffenden Nerven versorgten 
Muskelgruppe als auch gleichzeitig die Sensibilität des ent¬ 
sprechenden Haut- und Muskelrayons darunter leiden. Gleich 
nach dem Austritt aus den Intervertebrallöchern erfolgt je¬ 
doch bei allen Spinalnerven eine Teilung des Stammes in 
zwei Äste und zwar in den ventralen (motorischen) und 
in den dorsalen (sensiblen) Ast. 

Während nun die ventralen Äste der hier in Betracht 
kommenden Lendennerven (eventuell der Sakralnerven) 
kaudalwärts an Stärke zunehmen und deshalb auch besser 
in den von ihnen versorgten Muskeln fixiert zu sein scheinen, 
nehmen die dorsalen Äste an Stärke derart ab, daß z. B. die 
letzten dorsalen Aste der Lendennerven keine Zweige mehr 
bis zur Haut abgeben, wodurch eine weniger gute Fixierung 
zustande kommen wird. Dies dürfte meines Erachtens wohl 
auch der Grund sein, daß bei starker Spontanbiegung der 
Lendenwirbelsäule, z. B. nach abwärts, die ventralen Äste 
der Lumbal- resp. Sakralnerven (Plexus lumbalis sive sacra- 
lis) an der Zerrung oder Dehnung in höherem Grade parti¬ 
zipieren als die dorsalen. Die Folge davon wird, wenigstens 
in vielen Fällen, deshalb, eine größere Motilitäts- als Sensi¬ 
bilitätsstörung sein, die zunächst durch eine komplette oder 
unvollständige Lähmung der hinteren Extremitäten zum 
Ausdruck kommt, wobei die Sensibilität, wie erwähnt, nicht 
wesentlich verändert zu sein braucht. 



312 


Den ventralen Ästen der Lendennerven, wie der Spinal¬ 
nerven überhaupt, fällt noch die Aufgabe zu, Bewegungs¬ 
fasern für eine Anzahl mit glatten Muskelfasern versehener 
Organe, z. B. der Harnblase, des Uterus etc., abzugeben; 
auch die glatten Muskeln der Gefäßwandungen erhalten von 
ihnen motorische Fasern (Vasomotoren). Auf die Kontrak¬ 
tion der Gefäßmuskeln können sie durch Hemmungsfasern 
regulierend einwirken (Vasodilatatoren). Alle diese Organe 
werden mehr oder minder durch einen solchen mechanischen 
Reiz, wie ihn die Dehnung oder Zerrung als Folge einer ex¬ 
tremen Biegung der Lendenwirbelsäule mit sich bringt, in 
ihren Funktionen gestört sein. 

Weitere Funktionsstörungen können meiner Ansicht 
nach in allen denjenigen Organen noch auftreten, die von 
dem Bauchteil des Sympatliicus innerviert werden, der ja 
mit einem jeden Lendennerven durch einen Ast verbunden 
ist und infolge seiner anatomischen Lage entlang derWirbel- 
körper ebenfalls die das Lumbalgefiecht treffenden mecha¬ 
nischen Reize der Hauptsache nach teilt. Insbesondere wird 
davon der Darmtrakfus, vornehmlich der Dickdarm, aber 
auch das uropoetische System betroffen. 

(Fortsetzung folgt.) 

— 

Ein Fall von Lymphomatöse bei einer Kuh. > 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Hock, Kissingen. ... N 

Auf einem Gute kam eine Kuh zur Behandlung, lief 
der das eine Auge erheblich aus der Augenhöhle hervortrat; 
dasselbe war entzündet, blutig infiltriert, getrübt, das Seh¬ 
vermögen gestört. Im übrigen zeigte sich das Tier fieberlos 
und munter und hatte gute Freßlust. Ich stellte die Dia¬ 
gnose auf eine Neubildung in der Augenhöhle. Nach zirka 
3 Wochen traten die gleichen Erscheinungen am anderen 
Auge auf. Da sich inzwischen auch Störungen des Allge¬ 
meinbefindens einstellten, ordnete ich Schlachtung an. Die 
Sektion ergab progressive Lymphomatöse. An verschiedenen 
Körperstellen und Organen fanden sich Neubildungen, 
ebenso in beiden Augenhöhlen, bis zu Kindskopfgröße vor. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

R i e h 1 e i n: Starke Scheidenblutung bei einer Kuh. 

(Tierärztl. Rundschau, 1910, Nr. 8.) 

Eine Erstlingskalbin, die ohne tierärztliche Hilfe ge¬ 
kalbt hatte und sich dann vollständig gesund zeigte, bekam 



313 


nach drei Wochen plötzlich starke Blutungen aus der 
Scheide. Der Besitzer beobachtete hierbei mehrere kinds¬ 
kopfgroße Blutklumpen hinter dem Tiere und ferner Ab¬ 
gang flüssigen Blutes. Bei der sofort vorgenommenen Unter¬ 
suchung fand Verf. 140 pochende Herzschläge, beschleunigte 
Atmung und Appetitmangel; die Blutung hatte bereits auf¬ 
gehört. Die Untersuchung der Scheide ergab mit Ausnahme 
eines faustgroßen Blutgerinnsels keine gröbere'Verletzung. 
Infolge dieses negativen Befundes erschien die Herkunft 
des Blutes rätselhaft. Therapie: Innerlich 3 Gaben von 
flüssigem 10,0 Chlorcalcium und wiederholte Kochsalzinfu¬ 
sionen in den Mastdarm, worauf eine weitere Blutung nicht 
mehr eintrat und das Tier sich wieder vollständig erholte. 

Aber schon nach 10 Tagen zeigte das Tier wieder Ab¬ 
gang von viel flüssigem Blut aus der Scheide. Bei der Ent¬ 
fernung eines faustgroßen Blutklumpens aus der Scheide 
sprudelte dem Autor aus der linken Scheidenwandung ein 
-Blutstrahl in die Hand und bei genauerem Absuchen mit 
dem Finger fand derselbe oralwärts und links über der Harn¬ 
röhrenmündung eine rundliche 1 cm tiefe Verletzung in der 
Scheidenwand, aus der das Blut herausquoll, welches von der 
verletzten hinteren Scheidenarterie herrührte. Nachdem die 
blutende Stelle der Scheidenwandung rpit einer Hakenzange 
gefaßt war, wurden mit der Gerlach’schen Heftnadel 3 tiefe 
Nähte durch die Wundränder gelegt, wodurch die Blutung 
vollständig gestillt wurde. Daneben wurden täglich zwei¬ 
malige Scheidenspülungen verordnet. Vollständige Heilung 
ohne Auftreten jeder Nachblutung. 

Über die Entstehung der Verletzung vermag Verf. 
keine bestimmte Erklärung zu geben, doch dürfte ein Zu¬ 
sammenhang mit dem Geburtsakte oder ein sadistisches 
Attentat auszuschließen sein. 


Holterbach: Neues aus der Pharmakologie. (Tier¬ 
ärztliche Bundschau, 1910, Nr. 7.) 

1. Peristaltin ist ein aus der Kaskararinde iso¬ 
lierter Stoff, der bei Kaninchen, Hunden, Katzen und Pfer¬ 
den innerlich und bei Hund und Katze, subkutan verabreicht, 
abführend wirkt ohne Beizung der Nieren. Innerliche Dosis 
bei Hunden 0,1—1,0, bei Katzen 0,5, bei Pferden 5—30,0. 
Subkutane Dosis bei Hunden 0,5, bei Katzen 0,3. 

2. E u s e m i n ist eine sterilisierte Kokainadrenalin¬ 
lösung. 

3. A s u r o 1 ist ein Doppelsalz aus Quecksilbersalizylat 
und amidooxyisobuttersaurem Natron und enthält 40,3 % 



314 


Quecksilber. Es unterscheidet sich von den anderen Queck¬ 
silbersalzen dadurch, daß es löslich ist, kein Eiweiß fällt, 
rasch resorbiert wird und in größeren Einzeldosen verab¬ 
reicht werden kann. Wird bei Syphilis gerne gebraucht. In 
der Tierheilkunde wäre es bei Infektionskrankheiten und 
besonders bei den durch Protozoen verursachten Krankheiten 
der Hunde und Pferde zu versuchen. 

4. Josorptol ist ein syrupartiger, brauner Salben¬ 
körper neutraler Reaktion von eigentümlichem scharfem 
Geruch mit einem Gehalt von 10 % Jod. Ist ein neues vor¬ 
zügliches Resorbens und wurde bei Sehnen- und Sehnen - 
scheiden-Entzündungen, Phlegmonen und Nageltritten em¬ 
pfohlen. 

5. Arecovetrol sind luftdicht abgeschlossene Ge¬ 

latinekapseln, die teils je 0,1 Arecolin. hydrobromic., teils 
0,1 Veratrin. sulfuric., gemischt mit Strychninsamen, ent¬ 
halten und von Holterbach bei den Magenleiden des 
Rindes angewandt werden. R a b u s. 


Peter: Die Neurektomie in der Praxis. (Berliner 
Tierärztl. Wochenschrift, 1909, Nr. 32.) 

Verf. hat im Laufe vieler Jahre eine große Anzahl von 
Neurektomien ausgeführt. Nach ihm ergibt die besten Er¬ 
folge die Doppelneurektomie der Volar- und Plantarnerven 
bei Podotrochlitis chronica, chronischen Arthritiden und Peri¬ 
arthritiden des Krongelenkes und bei chronischen Huflahm- 
heiten. Es ist hiebei jedoch Voraussetzung, daß weder chro¬ 
nische noch akute Entzündungszustände der Huflederhaut 
vorhanden sind. 

Durch Vornahme des Nervenschnittes wird letztere in 
einen entzündungsartigen Zustand versetzt, indem Crefäß- 
erweiterung mit Neigung zu Transsudatiou und Emigration 
weißer Blutkörperchen und damit die Gefahr der Exungu- 
lation eintritt. Diese ist jedoch nicht nur durch die künst¬ 
lich erzeugten Zirkulations- und Ernährungsstörungen, son¬ 
dern offenbar auch noch durch andere Einflüsse veranlaßt. 
Häufig wird der Vorgang durch eine zufällige äußere Ver¬ 
letzung, so durch Nageltritt, Vernagelung, Quetschung ein¬ 
geleitet ; im übrigen muß aber die konstante Mitwirkung 
einer inneren Ursache angenommen werden. Sie dürfte in 
den meisten Fällen in chronischen Entzündungsprozessen 
der Huflederhaut zu suchen sein, die mit krankhaften Ver¬ 
änderungen der Hornkapsel Zusammenhängen. Schon längst 
wußte man, daß der Eingriff bei gewissen Hufformen und 



315 


bei akuter Entzündung der Huflederhaut nicht zulässig ist. 
Die Grenzen dürften jedoch noch erheblich enger zu ziehen 
sein; so ist von der Operation abzusehen auch bei Zwangs¬ 
hufen, die in allen Arten mit Ernährungsstörungen der Huf¬ 
matrix verbunden sind, sowie bei Hornsäulen, hohler und 
getrennter Wand, inveterierten Hornspalten und Steingallen, 
die der Regel nach mit chronischer Entzündung verbunden 
sind. Einmal sah Verf. den Anstoß zum Ausschuhen von 
einer durch Greifen entstandenen Ballenwunde ausgehen; 
es sind also auch Pferde, die sich streichen oder in die Ballen 
greifen, unter Umständen von der Neurektomie auszu¬ 
schließen. In dem betreffenden Fall konnte übrigens das 
seltene Ergebnis erzielt werden, daß eine Wiederanheilung 
des Hornschuhes eintrat, nachdem sich Trachten, Eckstreben 
und der hintere Teil des Strahles bereits abgelöst hatten. 

Die Doppelneurektomie des Tibialis und Peroneus 
gegen Spat hat verhältnismäßig günstige Resultate aufzu¬ 
weisen; immerhin ist der Erfolg wechselnd und der Regel 
nach nicht von Dauer. Zu empfehlen ist diese Art der Neur¬ 
ektomie im allgemeinen gegen alle chronischen Entzün¬ 
dungen der Sprung- und der Fesselgelenke, sowie gegen 
Periostitiden an den Metatarsalknochen. Annähernd gleich 1 
zti beurteilen ist die Doppelneurektomie des Medianus un<$ * 
Ülnaris inBezug auf die entsprechenden Krankheitszustände < 
des Vorderfußes. Recht zweifelhafte Ergebnisse liefert die 
Doppelneurektomie bei Sehnenleiden; das erkrankte Sehnen¬ 
gewebe ist anscheinend für die veränderten Ernährungs¬ 
verhältnisse ebenso empfindlich wie die chronisch entzün¬ 
dete Hufmatrix. 

H e n t r i c k: Kolik infolge Aufnahme von mennige¬ 
haltigem Wasser. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1909, XI.) 

Bei 2 Batterien trateu innerhalb kurzer Zeit mehrere 
Kolikfälle auf, die zum Teil nebeneinander stehende Pferde 
betrafen, so daß zunächst an eine Infektion gedacht wurde, 
bis die Untersuchung des Wassers in den Tränkbottichen 
auf die wirkliche Ursache führte. Die Bottiche, in denen 
das Wasser durch die Stallwärme etwas vorgewärmt werden 
soll, bestehen aus Eisenblech und sind innen mit dem be¬ 
kannten roten Anstrich von Mennige (Pb 3 0 4 ) versehen. 

I )ie Einflußöffnung ist am oberen Rande, die Abflußöffnung 
15 cm über dem Boden, so daß sich abgesetzter Schmutz und 
abgefallene Mennigeteilchen hier ansammeln. Beim Ab¬ 
lassen der Bottiche hatte der letzte Eimer schmutzig-rote 
Farbe. Durch chemische Untersuchung des Bodensatzes 



316 


wurde Pb 3 0 4 leicht nachgewiesen. Sobald die Bottiche 
außer Gebrauch gesetzt waren, hörten die Kolikfälle auf. 

Die Krankheitserscheinungen waren verschieden. Meist 
standen die Patienten mit gesenktem Kopf ruhig da. Die 
Beine wurden untergestellt und die Bauchdecken zusammen¬ 
gezogen. Futter- und Wasseraufnahme erfolgte nicht. Der 
Puls war klein, die Arterie hart, die Atmung erschwert., das 
Sensorium eingenommen. Die Darmgeräusche waren unter¬ 
drückt., abgesetzte Kotballen von rot-brauner Farbe; es be¬ 
stand Verstopfung. Zwei Fälle endigten mit dem Tode; bei 
zweien ergab die Sektion katarrhalische Entzündung der 
Magenschleimhaut und des Dickdarmes bezw. hämorrha¬ 
gische Entzündung des Dickdarmes und Futterschoppung. 
Im dritten Fall lag Darmentzündung mit stinkendem Durch¬ 
fall vor. Patient drängte heftig nach vorwärts, zeigte 
schwankenden Gang und schließlich im Liegen krampf¬ 
artige Zuckungen der Gliedmaßen- und Rumpfmuskulatur. 
Sektionsergebnis: Enteritis haemorrhagica, Peritonitis sero- 
fibrinosa. 

Breitenreiter: Vergiftungserscheinungen bei 
Kühen nach Verfütterung von weißem Senf. (Zeitschrift 
für Veterinärkunde, 1909, XI.) 

Ein Besitzer, der bereits seit vielen Jahren Sinapis alba 
ohne jeden Nachteil als milchtreibendes Grünfutter ver¬ 
wendete, hatte seine Kühe den ganzen Tag in jungem Senf 
weiden lassen und ihnen im Stall dann noch abgeblühten 
Senf gegeben. Zwei Stunden danach trat bei sämtlichen 11 
Kühen krampfartiger Husten auf. der ungefähr 1 Stunde 
anhielt. 3 Kühe zeigten auch Kolikerscheinungen, Rötung 
der Augenschleimhäute, kleinen, beschleunigten Puls und 
eine Temperatursteigerung etwas über 40°. Am anderen 
Morgen waren sämtliche Tiere wieder völlig gesund. 

Da der abends verfütterte Senf bereits Schoten ange¬ 
setzt hatte, so dürfte die Erkrankung auf das in den Samen 
enthaltene Senföl zurückzuführen sein. 

Storch: Torsio uteri praecervicalis. (Berl. Tierärztl. 
Wochensehr., 1909, Nr. 37.) 

Bei einer Kuh, die bereits seit 2 Tagen Wehen zeigte, 
war der mit der Hand leicht erreichbare Muttermund ge¬ 
schlossen. In der Scheide fühlte man keine Falten. Erst 
durch rektale Exploration ließ sich eine Drehung desllterus- 
körpers feststellen. Wälzen blieb ohne Erfolg, so daß die 
Schlachtung erfolgen mußte. 



317 


Zimmermann: Straubfuß und Hufkrebs. (Berl. 
Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 32.) 

Die von Möller vertretene Anschauung, daß der so¬ 
genannte Hufkrebs ein dem Straubfuß, d. h. der Dermatitis 
verrucosa identischer Prozeß sei, hat noch nicht allgemein 
Anklang gefunden. Gutenäcker teilte 2 Fälle mit, in 
denen beide Leiden am gleichen Fuß vorhanden waren. 
Einen gleichartigen Fall hat nun auch Z. beobachtet. Bei 
einem älteren Pferd war der linke hintere Unterfuß stark 
angeschwollen und mit nässenden, warzigen Erhabenheiten 
bedeckt, zwischen denen sich eine stinkende, käsige Masse 
angesammelt hatte. Dieser Prozeß ging ohne merklichen 
Unterschied über die Ballen auf den Strahl über. 

L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Beitrag zur Kenntnis des Gesundheitszustandes der Augen 
unserer Militärpferde. 

Kirsten hat genaue Augenuntersuchungen bei sämt¬ 
lichen Pferden des 2. bayerischen Ulanen-Regiments vor¬ 
genommen. Es ergab sich hiebei die überraschende Tat¬ 
sache, daß 58 % der Pferde Augenveränderungen der ver¬ 
schiedensten Art — Ametropien jedoch nicht mitgerechnet 
— aufwiesen und daß ein Drittel der Pferde des Regiments 
in forensischer Hinsicht als mit periodischer Augenentzün¬ 
dung behaftet anzusehen wäre. 

Refraktionsbestimmungen erstreckten sich auf 300 
Pferde. 54 % hievon zeigten Myopie-Grade von 1—7 D. 
Hypermetropie dagegen war ein seltener Befund; in keinem 
Fall überschritt sie 0,5 D. Hiebei konnte auch die Richtig¬ 
keit der Angabe, daß die Pferde während der Untersuchung 
nicht akkommodieren, bestätigt werden. Häufig waren die 
höheren Grade von Myopie mit schwerwiegenden Verände¬ 
rungen der Linse oder des Glaskörpers verbunden. 

Eine besondere Beachtung wurde den bodenscheuen 
und den schlecht springenden Pferden zuteil; unter 58 der¬ 
artigen Pferden fanden sich 22 mit Myopie über 2 D., 20 
mit, Linsensklerose, 14 mit Verflüssigung und Trübung des 
Glaskörpers, 12 mit Starbildung und 1 mit akuter perio¬ 
discher Augenentzündung. Nachdem Linsentrübungen bei 
scheuenden Pferden verhältnismäßig nicht sehr häufig Vor¬ 
kommen und auch zu beobachten ist, daß Pferde mit erheb¬ 
lichen, oft doppelseitigen Starbildungen nicht scheuen, hält 



318 


Verf. dafür, daß hochgradige Ametropie und besonders die 
Sklerose — diese vielleicht infolge Beeinträchtigung der 
Akkommodationsfähigkeit — beim Scheuen der Pferde die 
Hauptrolle spielen. (Kirsten in Zeitschr. f. Veterinär¬ 
kunde, 1909, X.) L i n d n e r. 


Erfolge bayerischer Traber. 

Bei dem diesjährigen Eröffnungstage (Ostersonntag) 
in Altona-Bahrenfeld erzielten 3 bayerische Traber nennens¬ 
werte Erfolge. „Quasia“ v. Dr. Sphinx—Queen Patchen ge¬ 
wann den Preis von Lurup (2000 Mk.), 2200 Meter, Rekord 
1:38 3 , „Anny Wilkes“ v. Dr. Sphinx—Shedd Wilkes den 
Frühjahrspreis der Inländer (2500 Mk.), 2000 Meter, Re¬ 
kord 1:36 3 und „Simbacherin“ von King Vasko—Legvär 
den ,Bruder Straubinger‘-Preis für Dreijährige (1800 Mk.), 
1800 Meter. Am Ostermontag konnte „Messi Sphinx“ von 
Dr. Sphinx—Fanny den Preis von Lochstadt (1700 Mk.), 
2200 Meter, gewinnen. (Zeitschr. f. Pferdekunde u. Pferde¬ 
zucht, Nr. 7, 1910.) 


Atrichie beim Kalb. 

Eine 4jährige Kuh (Kreuzungsprodukt einer Ellinger 
Kuh mit einem Bullen vom Schlage des gelben Franken¬ 
viehes) gebar nach normaler Trächtigkeitszeit ein gesundes, 
jedoch vollkommen unbehaartes Kalb. In den ersten Tagen 
nach der Geburt war an dem ganzen Tier kein Härchen zu 
entdecken, nicht einmal an der Innenseite der Ohren oder 
am Schweif-Ende. Die Haut war semmelfarben, glatt und 
glänzend; sie hatte fast widriges, lackiertes Aussehen. Das 
Kalb blieb vollkommen gesund, entwickelte sich normal 
und wurde im Alter von 3 Wochen an den Metzger ver¬ 
kauft. Die Haut, hatte nunmehr ein mattes, stellenweise 
sammtartiges, stellenweise aber auch schieferiges, schuppiges 
Aussehen bekommen. Nur dem Rücken entlang konnten 
einzelne flaumartige Haare entdeckt, werden. 


Förderung der Bienenzucht durch die preußische Staats¬ 
bahnverwaltung. 

Die Eisenbahndirektionen sind schon vor längerer Zeit 
angewiesen worden, bei Bepflanzung der Böschungen und 
Trennstücke an den Eisenbalmkörpern nicht nur auf die 
Förderung der O b s t b a u m z u c h t und auf den Schutz 
der einheimischen V ö g e 1, sondern auch auf die Förderung 



319 


der Bienenzucht Bedacht zu nehmen und das Interesse 
der Bediensteten für Bienenzucht durch Belehrung und 
Verbreitung geeigneter Schriften wachzurufen. Sie sind 
ferner ermächtigt worden, die Bediensteten in der An¬ 
schaffung von Bienen zu unterstützen und ihnen den Be¬ 
such von Lehrkursen und Ausstellungen durch Gewährung 
von Urlaub zu erleichtern. 

Dieser Anregung ist nach dem Betriebsbericht der 
preußisch-hessischen Staatseisenbahnen für das Rechnungs¬ 
jahr 1908/09 im Berichtsjahr in weitem Umfange ent¬ 
sprochen worden. Mit Aufwendung von rund 11 200 Mark 
(11600 Mark im Vorjahre) sind 165 Bediensteten bei An¬ 
schaffung von Bienen Unterstützungen gewährt, während 
208 Bediensteten der Besuch von Lehrkursen und Aus¬ 
stellungen erleichtert worden ist. Durch diese Maßnahmen 
ist das Interesse der Bediensteten für Bienenzucht geweckt 
und gesteigert worden. Am Ende des Berichtsjahrs be¬ 
trieben 2409 (gegen 2343 Ende 1907) Bedienstete Bienen¬ 
zucht. (L. Z.) 


Verschiedenes. 

Beschickung der Wanderausstellung der Deutschen Land- 

Wirtschafts-Gesellschaft zu Hamburg im Juni 1910. 

Zur diesjährigen Wanderausstellung der Deutschen 
Landwirtschafts-Gesellschaft, welche vom 2.—7. Juni in 
Hamburg stattfindet, sind 670 Pferde, 1332 Rinder, 816 
Schafe, 815 Schweine und 228 Ziegen angemeldet. 

Deutsche Beschickung der internationalen Ausstellung für 
Landwirtschaft in Buenos-Aires. 

Zu der in Buenos - Aires aus Anlaß der Jahrhundert¬ 
feier der Unabhängigkeit Argentiniens in Buenos - Aires 
stattfindenden landwirtschaftlichen Ausstellung bringen 
deutsche Züchtervereinigungen an Pferden 20 Hengste und 
zwar 8 Holsteiner, 5 Oldenburger und 7 Ostfriesen. 

Rinder werden von deutschen Züchtervereinigungen 
46 Stück ausgestellt; sie gehören zu gleichen Teilen dem 
schwarz-bunten und rot-bunten norddeutschen Schlage an 
und kommen aus Ostfriesland, Oldenburg, Ostpreußen, Hol¬ 
stein und aus der Rheinprovinz. 

Bttcherschan. 

Physiologie des Menschen und der Säugetiere. Von Prof. 
Dr. Rene du Bois-Reymond, Abteilungsvorsteher 



320 


am physiologischen Institut der Universität zu Berlin. 
Zweite Auflage. Mit 139 Textfiguren. Berlin 1910, Ver¬ 
lag von Hirschwald. 

Vor knapp 2 Jahren erschien die erste Auflage des 
vorstehend bezeichneten Werkes und schon wieder war eine 
neue Ausgabe erforderlich, ein Beweis für die Zweckmäßig¬ 
keit und Nützlichkeit des Buches. Die Einteilung des Stoffes 
ist die gleiche geblieben wie in der ersten Auflage. Der 
erste Teil handelt vom Stoffwechsel und der zweite von den 
Leistungen des tierischen Organismus. Eingehende Ände¬ 
rungen am Inhalte, wie ihn die erste Auflage bot, waren 
nicht erforderlich. Verf. hat aber gleichwohl da, wo es 
zweckmäßig erschien, Abänderungen getroffen, ferner eine 
Reihe von Absätzen eingefügt und außerdem zur Förderung 
der Übersichtlichkeit einen Teil des Textes in Kleindruck 
gegeben. Die gedrängte Darstellung des Inhaltes des 
Buches, die leichte" Verständlichkeit desselben sowohl im 
einzelnen als im Zusammenhalte stempeln das Werk zu 
einem vorzüglichen Lehrbuche für die Studierenden und 
zu einem sehr erwünschten Nachschlagewerke für die Fach¬ 
genossen. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Dr. Seeberger Adolf, städt. Tjernrzt 
in Freiberg (Sa.) als solcher in Zwickau (Sa.). Dr. Öliger, 
bezirkstierärztlicher Assistent in Engen (Baden) zum Assistenten 
des Landesinspektors für Tierzucht in Straßburg (Elsaß). 

Wohnsitz-Veränderung: Behr Fritz aus München 
als Vertreter nach Abensberg. 


Zentralinstitut für Tierzucht. 



Liter 32,00 Mk. — Kulturen kostenlos. 

Entschädigung lt. Bedingungen. 31 [52] 



polyv. keimfreier Impfstoff gegen Kälberruhr und Pneumonie. 
Zur Impfung tragender Sauen. 

Dosis 20 ccm = 1,75 Mk. 25 °/° Rabatt. 

Versand ohne Nachnahme. — Abrechnung vierteljährlich. 

Berlin S.W. 48. Dr. Kirstein, Wilhelmstr. 12$. 


Druck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersehe 
Universitätsbuchhandlung. München, Odeonspl&tz 2. 








Münchener 



(Mber: WocMsclrilt Ifir TlerheilKande und Tiebzaclit). 

Unter Mitwirkung bewahrter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 10. Mai 1910. Nr. 19. 


Inhalt : Originalartikel: Dr. Böhm: Wert der Trichinen¬ 
schau. — Dr. Jakob: Die Paraplegie resp. Parese der Nachhand 
beim Dachshunde — eine Folge seiner ungünstigen Bauart. 
(Fortsetzung.) — Referate: Krüger: Hyperämie als Heil¬ 
mittel in der Tierheilkunde. Holterbach: Neues vom Yohim- 
vetol. — Tierzucht und Tierhaltung: Das Zungen¬ 
löffeln des Rindes. Ersatz von Vollmilch durch Magermilch 
mit und ohne Surrogate bei Saugkälbern. — Verschie¬ 
denes: Ehrung des Geheimrates Dr. Schütz. Fortbildungskurs 
für Tierärzte in der Milchhygiene. Viehseuchen-Nachrichten. — 
Literatur. — Personalien. 


Wert der Trichinenschau. 

Von Amtstierarzt Dr. Joseph Böhm, Nürnberg. 

In den norddeutschen Staaten, in welchen seit vielen 
Jahren die obligatorische Trichinenschau besteht, ist eine 
erfolgreiche Wirkung derselben auch nach der Richtung 
hin bemerkbar, daß die Zahl der trichinösen Tiere konti¬ 
nuierlich abnimmt. Das Gegenteil ist in Bayern zu beob¬ 
achten, wo mangels einer allgemeinen solchen Untersuchung 
die Infektionsherde nicht genügend aufgefimden und beseitigt 
werden können. 

In einem 1907 abgegebenen Gutachten erklärte ich, 
daß in Bayern die Trichinose bei Schweinen immer häufiger 
werde. Wenn auch in letzterer Zeit in mehr Gemeinden 
als früher die Beschau vorgenommen wird und hiedurch 
die Möglichkeit von Trichinenfunden größer wurde, so ist 




322 


doch beachtenswert, daß für die neun Jahre 1884—1902 von 
den trichinösen Schweinen, welche in Bayern geschlachtet 
wurden, nur 33°/o, für die fünf Jahre 1903—1907 57°/o in 
Bayern selbst gezüchtet und gemästet waren, während nach 
einer Mitteilung Seiner Exzellenz des Herrn 
Staats mini stcrs von Brettreich, in der Plenar¬ 
sitzung der Bayer. Abgeordnetenkammer vom 16. März 1910 
diese Ziffer in den zwei Jahren 1908 und 1909 auf 67°/o ge¬ 
stiegen ist. 

Hinsichtlich der geographischen Lage der Gegenden, 
wo Trichinen bei Schweinen oder Ratten gefunden wurden 
bezw. die betreffenden Schweine gezüchtet waren, kann nicht 
mehr behauptet werden, daß die fränkischen Kreise allein 
in Betracht kommen. Man wolle nur an der Hand einer Land¬ 
karte von Bayern die bezüglichen Orte aufsuchen, wie: Bad 
Kissingen, Steinbach bei Probstzella, Hof, Weiden, Regen 
und Freyung im bayerischen Wald, Passau, Schärding, 
München, Augsburg, Biessenhofen im Algäu, Gunzenhausen, 
Rothenburg o. T., Hammelburg, Markt Erlbach, Bamberg, 
Erlangen, Nürnberg, Bayreuth, Amberg, Neumarkt in Ober¬ 
pfalz, Ellingen, Treuchtlingen, Eichstätt, Ingolstadt, Regens¬ 
burg, Landshut, Straubing, Dingolfing, Vilshofen etc. Man 
muß wohl zu der Überzeugung kommen, daß eine An¬ 
steckungsmöglichkeit auch für den Menschen in den ver¬ 
schiedensten Teilen, an der Peripherie und in der Mitte 
des Landes vorhanden ist. 

Die meisten Gemeinden, welche bereits Trichinenschau 
eingeführt haben, besitzt Mittelfranken mit der Zahl 20. 
Für eine Reihe weiterer Orte ist das Beschaupersonal bereits 
ausgebildet. Dieser Fortschritt ist in erster Linie auch dem 
unermüdlichen und energischen Eintreten seitens der Kgl. Re¬ 
gierung dieses Kreises zu danken, die immer wiederauf 
die Gefahr von Trichinenerkrankungen durch den Genuß 
nicht untersuchten Fleisches hinweist. 

Einsichtsvolle Gemeindeverwaltungen haben aus diesen 
berechtigten Mahnungen der Behörde die Konsequenz 
gezogen und die üntersuchung ortspolizeilich angeordnet. 
Leider aber gibt es auch Gemeindevertreter, welche in 
starrer Nichtbeachtung des wohlgemeinten Ratschlages klüger 
sein wollen, als diejenigen welche genauen Einblick in die 
Verhältnisse haben. Zu solchem Städten gehört auch Eich¬ 
stätt, wosell>st Bürgermeister und auch Magistratsmitglieder 
sowie der Kgl. Bezirkstierarzt schon wiederholt für die Ein¬ 
führung der obligatorischen Trichinenschau eingetreten sind, 
bezw. dafür gestimmt haben; die Mehrheit des Gemeinde- 



323 


koUegiums aber glaubte nicht daran, daß auch in der Um¬ 
gebung Eichstätts Trichinen Vorkommen und verhält sich 
ablehnend. Am 18- April ds. Js. nun fanden wir in Nürn¬ 
berg 2 Schweine hochgradig trichinös, die in einem Gehöfte 
nahe bei der Stadt Eichstätt gezüchtet und gemästet 
waren. Seihst jetzt noch zweifelte man dort an der Richtig¬ 
keit der amtlich gestellten Diagnose und ließ sich erst über¬ 
zeugen , als ein drittes Schwein des gleichen Stalles am 
23. April in Eichstätt selbst geschlachtet und ebenfalls stark 
mit Trichinen durchsetzt befunden wurde. Möchten, doch 
jetzt endlich die Zweifler dies Vorkommnis als ernste War¬ 
nung des Schicksals betrachten, ehe es zu spät ist. Die 
traurigen Folgen einer nicht rechtzeitigen Erkenntnis inner¬ 
halb der Gemeindeverwaltung mußten die Rothenburger 
am eigenen Leibe erfahren. Wenn auch seitens des Kgl. 
Staatsministeriums erklärt wurde, daß der Einführung der 
obligatorischen Trichinenschau für gewerbliche Schlach¬ 
tungen näher getreten werden wird, so besteht hiedurch 
m. E. für besonders gefährdete Städte mit großem Fremden¬ 
verkehr kein Anlaß, mit dem Beginn der Untersuchung 
noch zuzuwarten. 

Einige Trichinenfunde im Jahre 1910 verdienen wegen 
der Begleitumstände, unter welchen sie gemacht wurden, 
besonders hervorgehoben zu werden. 

Am 18. Februar mußten in Augsburg und am 2. März 
in Passau je ein Schwein als sehr stark trichinös erklärt 
werden; beide Schweine stammten aus Niederbavern und 
würden nicht gefunden worden sein, wenn nicht den be¬ 
treffenden Metzgern die Fleischlieferungen für die dortige 
Garnison übertragen wäre, da die Militärverwaltungen die 
vorgenommene Trichinenschau zur Bedingung gemacht 
haben. Die Trichinenfunde waren somit rein vom Zufall 
abhängig und wären die Schweine von andern Metzgern 
geschlaclitet worden — weder in Augsburg noch in Passau 
besteht obligatorische Trichinenschau — so hätten sie leicht 
eine Massenerkrankung hervorrufen können. 

Am 18. April wurde in Treuchtlingen ein daselbst 
geschlachtetes Schwein von dem Beschauer als trichinös 
befunden und dieser Befund vom zuständigen Tierarzt be¬ 
stätigt. Der Schlächter dieses Schweines liefert die be¬ 
rühmten Bratwürste, welche während des meist kurzen 
Aufenthaltes der Züge am Treuehtlinger Bahnhof- • 
perron in Eile von den Reisenden gekauft und verzehrt 
werden. Außerdem liefert dieser Metzger auch solche Würste 
nach München an die Hoftafel Seiner Königlichen 



324 


Hoheitdes Prinz-Regenten. Ich glaube, es wird keinen 
Menschen geben, der in Kenntnis dieser Umstände nicht 
beruhigt ist, zu wissen, daß nunmehr, allerdings erst seit 
8 Wochen, alle Schweine dieses Treuchtlinger Metzgers auf 
Trichinen untersucht werden. 

Zum Schlüsse seien die Worte des Landtagsabge¬ 
ordneten Dr. S. Günther, Professor an der Technischen 
Hochschule in München angefügt, welche derselbe am Schlüsse 
seiner trefflichen Rede über die Notwendigkeit der Trichinen¬ 
schau in Bayern in der Kammer gesprochen hat: „Ich bin fest 
überzeugt, wenn von derjenigen Seite, die auf das Landvolk 
einzuwirken Gelegenheit hat, demselben klar vorgeführt 
wird, wie groß die Gefahr sein kann, wie groß sie nicht 
nur in Norddeutschland, sondern auch in Bayern tatsächlich 
ist, dann wird auch allmählich die Abneigung gegen die 
ja unzweifelhaften Unbequemlichkeiten, die mit jeder der¬ 
artigen Neugestaltung der Dinge verknüpft sind, sehr ins 
Schwinden kommen und alle klugen Leute auf dem 
platten Lande werden einsehen, dass der Staat 
das Recht, ja sogar die Pflicht hat, derartige 
Vorkehrungen in die Wege zu leiten.“ 

In diesem Sinne sollten jetzt auch die Tierärzte ge¬ 
legentlich aufklärend wirken und so beihelfen, den staat¬ 
lichen und städtischen Behörden die seinerzeitige Einführung 
der Trichinenschau zu erleichtern. Dann wird auch 
Dr. Günther Recht behalten, wenn er sagt : „Ich glaube, 
daß die Kgl. Staatsregierung nicht mehr mit den Schwierig¬ 
keiten, die vielleicht noch vor einiger Zeit sich geltend 
gemacht haben, zu rechnen haben würde.“ 


Die Paraplegie resp. Parese der Nachhand beim Dachs¬ 
hunde — eine Folge seiner ungünstigen Bauart 

Von Dr. II. Jakob, München, f) 

(Fortsetzung.) 

Eine solche plötzlich auftretende, durch irgend eine 
ungewöhnlich starke, blitzschnelle Biegung der Lenden- 
wirbelsiiule zustande gekommene Dehnung oder Zerrung, 
vornehmlich der Lumbalnerven, bedingt eine verschieden- 
gradige entzündliche Veränderung nicht nur der Nerven 
selbst, sondern auch der dieselben umgebenden Scheiden. 
Die Folgen davon worden demnach n e u r i t i s c h e und 
p e r i n e u r i t i s c he Prozesse sein. Daß es dabei 

■j*) Vortrag, gehalten im Verein Münchener Tierärzte. 



325 


zu schweren degenerativen Veränderungen im Nerven 
kommt, glaube ich nach dem in der Regel nicht bös 
artigen Verlauf der Erkrankung nicht annehmen zu dürfen. 
Meistens scheinen nur niedergradige entzündliche Ver¬ 
änderungen sich im Nerven und dem Perineurium ab¬ 
zuspielen, die nicht unwahrscheinlich bei den leichteren 
Erkrankungen auf enges Gebiet lokalisiert sind, bei den 
schweren und lange dauernden sich auf eine größere 
Strecke nicht nur der primär stärker gezerrten peripheren 
Nerven, sondern auch auf die den Nervenstamm noch im 
Wirbelkanal einscheidende weiche und harte Rückenmarks¬ 
haut fortpflanzen können. 

Auf das Rückenmark selbst wird, da der Verlauf bei 
entsprechender Therapie und auch häufig ohne besondere 
therapeutische Maßnahmen im allgemeinen als günstig zu 
bezeichnen ist, die primäre Entzündung einzelner peripherer 
Nerven nur in den schlimmsten und dann meist aussichts¬ 
losen Fällen übergreifen. 

Bei dieser dem Geschlechte der Dachshunde eigenen 
Lähmung der Nachhand handelt es sich meines Erachtens 
im großen und ganzen um eine peripherische Para¬ 
plegie resp. Paraparese, die im wesentlichen durch 
neuritische Prozesse bedingt wird. Denn eine paraplegiscbe 
Lähmung braucht nicht allein auf reinen myelitischen Ver¬ 
änderungen oder Gehirnerkrankungen beruhen, sondern es 
kann dieselbe auch durch peripherische Affektionen, wie sic 
z. B. durch Zerrungen des Lumbalgeflechtes hervorgerufen 
werden, veranlaßt sein 3 ). 

Mit diesen ne uritischen Prozessen werden auch 
entzündliche Veränderungen in denjenigen 
Bandverbindungen einzelner Wirbel auftreten, die 
am stärksten gezerrt und gedehnt wurden. Je nach dem 
Grade imd der Art der Biegung werden daran neben den 
gemeinschaftlichen Bändern der W irbelsäule, speziell des 
Ligamentum longitudinale anterius und posterius, noch die 
besonderen Bänder, vor allem die Ligamenta interverte- 
bralia (Zwischenwirbelscheiben), die sich mit dem Periost 
der Wirbelkörper und dem Ligamentum longitudinale ant. 
et post verbinden, partizipieren. 

Diese knorpelig - fibrösen Zwischenwirbelscheiben der 
Lendenwirbel, die zweifellos je nach der Intensität der Bie¬ 
gung verschieden starken Quetschungen ausgesetzt sind, 

’) von Leyden und Goldscheider: Erkrankungen des 
Rückenmarks und der Medull. oblong (Nothnagel: Spezielle 
Pathologie und Therapie. Band X ) 



326 


werden im großen und ganzen bei dieser Erkrankung, die in 
vielen Fällen wie ein Blitz aus dem heiteren Himmel kommt, 
nicht jedesmal eine entzündliche Veränderung aufweisen 
müssen. Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, daß sie 
allerdings, speziell beim Dachshunde infolge seiner ungün¬ 
stigen Bauart und der leichteren Beweglichkeit der Wirbel¬ 
säule, vom 10. Rückenwirbel an nur allzuhäufig übermäßigem 
Drucke ausgesetzt sind und mit entzündlichen Verände¬ 
rungen reagieren können, die infolge eintretender Ent¬ 
artung der Zwischenwirbelscheiben, eine Dimensions¬ 
zunahme derselben bedingend, zunächst als knochenharte 
verkalkte kreissegmentartige Protuberanzen zu einer Steno- 
sierung des Wirbelkanales und dann zu einer Kompression 
des Rückenmarkes mit allen ihren üblen Folgen führen. 

Im übrigen werden mit der Zeit die Zwischen wirbel¬ 
scheiben aller derjenigen Wirbelgelenke, die leicht beweg¬ 
lich und daher häufigen Quetschungen ausgesetzt sind, auch 
bei den anderen Hunderassen entzündliche Veränderungen 
aufweisen können. Neben den 4 letzten Rückenwirbel- und 
den Lumbalgelenken werden insbesondere die Halswirbel¬ 
gelenke davon betroffen werden. Ob die Entartung der 
Zwischenwirbelscheiben in diesem oder jenem leicht beweg¬ 
lichen Wirbelgelenk öfter am Sektionstisch zu finden ist 
oder weniger häufig, hängt ganz von den dasselbe treffenden 
mechanischen Insulten ab. Eine strikte Regel bezüglich der 
Lokalisation wird sich hier meines Erachtens wohl nie auf¬ 
stellen lassen. 

Nach Marek 4 ) findet sich z. B. diese Entartung der 
Zwischenwirbelscheiben (Enchondrosis intervertebralis) bei 
diversen Hunderassen meistens im 10. —13. dorsalen, 1 . —4. 
lumbalen, seltener im 2.—4. zervikalen intervertebralen Ge¬ 
lenke vor, während Dexler (ibid.), der bahnbrechende 
Forscher auf dem Gebiete der gesamten Neurologie, die Be¬ 
obachtung machte, daß die Halswirbel ebenso häufig wie die 
kaudal liegenden Rücken- und die Lendenwirbel von dieser 
Entartung der Zwischenwirbelscheiben ergriffen werden. 
Nach C a d e a c (ibid.) hinwiederum werden vorwiegend die 
Halswirbelgelenke von dieser Krankheit befallen. 

Diese Entartung der Zwischen»-irbelseheiben spielt 
primär meiner Ansicht nach bei dieser peripherischen Para¬ 
plegie des Dachshundes nicht die geringste Rolle. Daß sie 
ab und zu sekundär auftreten kann, nehme ich in einzelnen 

',) Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie 
der Haustiere. II. Auflage, pag. 734. 1909. 



327 


von mir beobachteten Fällen mit protrahiertem Verlaufe 
und unvollständiger Heilung allerdings an. 

Während nun die lange, ungenügend gestützte und 
leicht bewegliche Lende, hauptsächlich in ihrer oralen Partie, 
das prädisponierende Moment für die peripherische Para¬ 
plegie beim Dachshunde abgibt, kann alles, was zu einer 
übermäßigen Biegung der Lendenwirbelsäule führt, mit 
dieser Erkrankung in ursächlichen Zusammenhang gebracht, 
werden: z. B. ein ungeschickter Sprung, selbst von 
geringer Höhe, eine extreme Seitwärts-Bewegung der 
Wirbelsäule, eine rasch erfolgte Wendung des Körpers 
nach dieser oder jener Seite, wobei starke Bewegungen 
des kräftig bemuskelten und langen Schweifes ein ab¬ 
normes Abbiegen der Lendenwirbelsäule begünstigen, eine 
zu starke Krümmung des Rückens — z. B. bei über¬ 
mäßiger Inanspruchnahme der Bauchpresse bei vorhan¬ 
dener Verstopfung —, intensiver Tenesmus infolge einer 
Prostatahypertrophie oder vorausgehender heftiger Durch¬ 
fälle, bestehender Harnzwang, häufig liintereinander erfol¬ 
gende, oft stürmisch ausgeführte Biegungen der Lende 
bei abnormer sexueller Erregung, vor allem bei lebhaftem, 
ungestümem Coitus, bei der Onanie und endlich der ver¬ 
suchten Päderastie, einer geschlechtlichen Perversität meist 
gut ernährter, faulenzender Hunde, die allerdings nach ver¬ 
geblichen Anstrengungen in den seltensten Fällen mit Er¬ 
folg ausgeführt wird; wenigstens habe ich bis jetzt noch 
keinen Fall von echter vollendeter Päderastie bei Hunden 
beobachten können, auch aus der Literatur ist mir kein Fall 
von echter Päderastie des Hundes bekannt. 

Der peripherischen Paraplegie des Dachshundes fehlt 
es demnach sicherlich nicht an mannigfachen plausiblen 
Gründen und Ursachen. 

Wenn hauptsächlich, wie ich an einem Beobachtungs- 
material von mehr als 40 typischen Fällen in einem Zeit¬ 
raum von 10 Jahren konstatieren konnte, kräftige und gut 
genährte, fette Hunde im Alter von 4 bis 7 Jahren (am 
meisten im Alter von 6 Jahren) an dieser Krankheit labo¬ 
rieren, während jüngere Tiere fast ganz verschont bleiben, 
so wird daran neben der körperlichen Schwere und deshalb 
größeren Unbeholfenheit bei einzelnen forcierten Beweg¬ 
ungen vor allen Dingen die mit dem zunehmenden Alter 
eintretende geringere Elastizität der einzelnen Wirbelgelenk¬ 
verbindungen schuld sein, die dann nicht mehr so rasch und 
geschickt den verschiedensten Biegungen der Wirbelsäule 
folgen und momentan bedeutend leichter, zumal noch die 



328 


eigene Körperschwere mithilft, geringgradige, sich bald 
wieder ausgleichende, Verschiebungen erleiden können, die 
sowohl mit Zerrungen verschiedenen Grades der entsprechen¬ 
den Bandapparate und der betreffenden Nerven verknüpft 
sind, als dies bei jungen, gelenkigen Tieren der Fall ist. 

Der V erlauf der Erkrankung mit Ausgang 
in Heilung kann ein akuter und chronischer sein. 
Es kommen Fälle leichteren Grades, besonders wenn die 
Lähmung keine komplette war und es sich nur um 
eine Paraparese handelte, vor, die schon in 6—8 Tagen 
geheilt sind; nun gibt es aber auch solche, vor allem bei 
vorhandener Paraplegie, mit höhergradigen Sensibilitäts¬ 
störungen, mit Harn- und Kotverhaltungen und äußerst 
schmerzhaften Anfällen im Bereich der oft in tetanischem 
Krampfe befindlichen gesamten Bauchmuskulatur, die sich 
sogar 3—4 Monate und noch länger hinziehen können. 
(Diese zeitweise mit hochgradigen Schmerzen verbundenen, 
in Aufällen auftretenden tetanischen Krämpfe der gesamten 
Bauchmuskulatur, die ich als die Folgen einer Abdominal¬ 
neuralgie auffasse, kommen im übrigen auch ganz selbst¬ 
ständig bei Hunden, vornehmlich den Dachshunden, vor, 
wahrscheinlich hervorgerufen durch leichtere Zerrungen 
der peripheren ersten Lumbalnerven; sie unterliegen jedoch 
nur gar zu häufig, obwohl die fieberlosen Tiere in der anfalls¬ 
freien Zeit relativ munter und bei Appetit sind, der Ver¬ 
wechslung mit einer akuten Peritonitis und dem Rheumatis¬ 
mus musculorum.) 

Bei einem protrahierten Verlaufe der Erkrankung 
ist dann auch mitunter die Heilung keine vollständige. 
Solche Hunde sind bei weitem nicht mehr so gelenkig; 
man merkt den Hunden gleichsam eine gewisse Vorsicht 
beim Gehen und bei jeder sonstigen Körperaktion an; der 
Rücken, speziell die Lendenpartie, erscheint leicht nach auf¬ 
wärts gekrümmt und ist viel weniger beweglich als früher, 
ja fast steif. Das übrige Befinden dieser Tiere ist gegen 
früher in nichts gestört; nur läßt sich bei einzelnen Hunden, 
die sonst auf das Wort folgten und bis zum höchsten Grade 
gutmütig waren, eine mehr oder minder große Wider¬ 
spenstigkeit und ein mürrisches, oft grandiges Benehmen 
beobachten. Rezidiven sind bei dieser Erkrankung sehr 
selten. 

Der übrige Symptomenkomplex bei der peripherischen 
Paraplegie res]). Paraparese zeigt im Anfangsstadium der 
Erkrankung die größte Ähnlichkeit und häufige Pberein- 
stimmung mit einer ausgesprochenen Rüekenmarksentzün- 



329 


düng, vor allem mit einer apoplektischen oder akuten Mye¬ 
litis, weshalb ich mir das Aufzählen der einzelnen Symptome 
ersparen kann. (Schluß folgt.) 


Referate. 

Krüger: Hyperämie als Heilmittel in der Tierheil¬ 
kunde. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1910, III.) 

Nach eingehender Besprechung der Wirkungs- und 
Anwendungsweise der Hyperämie, worüber Verfasser in 
Biers Klinik Studien zu machen Gelegenheit hatte, werden 
mehrere mit Stauung behandelte Fälle (eitrige Hufentzündung, 
Sehnenscheideneiterung etc.) beim Pferd beschrieben, deren 
Prognose beim Zugang zweifelhaft zu stellen war. Faststets 
war eine günstige Beeinflussung nicht nur der 
Örtlichen, sondern auch der allgemeinen Er¬ 
krankung unverkennbar. Die Stauung unterstützte 
die gewöhnhche chirurgische Behandlung ganz wesentlich 
und hatte meist einen raschen Rückgang der fieberhaft er¬ 
höhten Temperatur zur Folge. 

Während gegen nichtbakterielle Krankheiten die aktive 
Hyperämie (mittels Wärme, Massage, Elektrizität etc.) den 
Vorzug verdient, ist gegen solche bakterieller Art die passive 
oder Stauungshyperämie anzuwenden. Hiezu darf die Binde 
nur so fest angelegt werden, daß sie die dünnwandigen 
Venen zusammendrückt, die arterielle Blutzufuhr aber nicht 
stört. „Kalte Stauung“ ist zu vermeiden, der Arterienpuls 
zeitweise zu kontrollieren. Verfasser hat die Gummibinde 
ohne Nachteil 4—14 Stunden lang ununterbrochen liegen 
lassen; auch die anfängliche, sehr naheliegende Befürch¬ 
tung, daß bei brandiger Entzündung der Huflederhaut in¬ 
folge der Hyperämie das Ausschuhen begünstigt werde, hat 
sich nicht bewahrheitet. Lindner. 


Holterbach: Neues vom Yohimvetol. (Tierärztl. 

Rundschau, Nr. 8, 1910.) 

Auf der Zuchtfarm Shibuya wurden vom japanischen 
Departement für Ackerbau und Handel zur Behandlung 
impotenter Zuchthähne interessante Versuche mit Yohimbin 
gemacht und dabei recht befriedigende Resultate erzielt. 
Van gab impotenten Hähnen täglich 0,005 Yohimvetol mit 
dem Resultate, daß nach kurzer Zeit sämtliche von denselben 
getretenen Hühner nur befruchtete Eier legten. Verf. hat 
durch eine Reihe von Versuchen an Kanarienhähnehen sich 
überzeugt, daß Yohimvetol in der Zucht feiner Stubenvögel 



330 


in dieser Richtung einen großen Wert besitzt. Aber noch 
größer ist sein Wert zur Herbeiführung einer rasch und 
gut verlaufenden Mauser; besonders wird die Herbstmause- 
rung, die die Tiere stark mitnimmt, sehr günstig beeinflußt, 
eine Erscheinung, die auf den vasodilatatorischen Effekt auf 
die Hautgefäße, welche nach wenigen kleinen Dosen stark 
und dauernd erweitert werden, zurückzuführen ist. Bei 
Hühnern und Kanarienvögeln, bei welchen die Mauserung 
gefürchtet ist, lief dieselbe nach Yohimbinisierung glatt ab. 
Bei Hühnern wurde ferner bemerkt, daß sie .viel früher 
Eier legten, wenn sie mit Yohimvetol behandelt worden 
waren. Man verabreiche zu diesem Zwecke 8—10 Tage laug 
täglich je 3 gelbe Tabletten, eine Auslage, die Jeder sich 
leisten kann (10 gelbe Tabletten kosten 50 Pfg.) und die 
durch das früher einsetzende Eierlegen auch bald einge¬ 
bracht wird. R a b u s. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Zungenlöffeln des Rindes. 

Bezüglich der Ätiologie des Koppens (Zungenlöffelns) 
des Rindes wurde im vorigen Jahre die vom züchterischen 
Standpunkte sehr beachtenswerte Tatsache der Vererbung 
dieser Untugend festgestellt. In der Gemeinde O. ist der 
Zuchtstier mit diesem Leiden behaftet. Von einem Züchter 
dortselbst wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß seine 
von diesem Bullen stammenden Kälber kurz nach dem Ab¬ 
gewöhnen (8—10 Wochen alt) zu koppen anfingen, ohne 
daß ihnen von anderen Tieren zur Nachahmung Gelegenheit 
gegeben war. Durch diese Wahrnehmung zur Nachforschung 
angeregt, konnte ich eruieren, daß noch weitere 10 von 
diesem Bullen stammende Kälber im gleichen Alter unter 
den gleichen Verhältnissen diese Untugend ausübten. Dem¬ 
zufolge ist nicht nur das Koppen der Pferde, wie Fried - 
berger und Fröhner in seiner Pathologie erwähnt, 
eine vererbliche Untugend, sondern auch das des Rindes. 
Die nach Dieckerhoff und F r ö h u e r (Gerichtliche 
Tierheilkunde) vertretene Ansicht, daß das Koppen der 
Kinder in der Regel für die ordentliche Nutzung der Tiere 
unwesentlich sei tind den Kaufwert nicht beeinträchtige, 
wird von unseren Landwirten nicht geteilt. Dieselben be¬ 
trachten vielmehr diese Untugend bei Zuchttieren als einen 
nicht unwesentlichen Mangel und lassen sich beim Einkauf 
von Zuchtrindern die Zusicherung „frei von Koppen“ be¬ 
sonders geben. Nachdem im gegebenen Falle die Vererbbar- 



331 


keit einwandfrei nachgewiesen, sollte bei Einkauf von 
Zuchtbullen diesem Mangel besondere Aufmerksamkeit ge¬ 
schenkt werden. (D ü d e r 1 e i n, Jaliresber. bäyer. Tierärzte.) 

Ersatz von Vollmilch durch Magermilch mit und ohne 
Surrogate bei Saugkälbern. 

Prof. F i n g e r 1 i n g machte mit vier wenige Wochen 
alten Bullenkälbern Fütterungsversuche, indem er ihnen 
au Stelle der Vollmilch Magermilch und Magermilch mit 
Surrogaten verabreichte. An jedem Kalbe wurden die 
Versuche nach entsprechender Vorfütterung in drei Perio¬ 
den durchgeführt. Während der ersten und dritten Periode 
wurde Vollmilch gereicht; während der zweiten Periode 
erhielt das Bullenkalb Nr. I Magermilch, das Kalb Nr. II 
Magermilch mit Erdölemulsion, Nr. III Magermilch und 
Leinsamen, Nr. IV Magermilch mit Stärke. Die Versuchs¬ 
tiere kamen in Zwangsställe; Kot und Urin wurden sorg¬ 
fältig gesammelt ; man bestimmte nicht nur die Lebend¬ 
gewichtsveränderung, sondern auch den Stickstoff-Um- und 
Ansatz. Die verabreichte Milch war Mischmilch von ziem¬ 
lich konstanter Zusammensetzung. Das spezifische Gewicht, 
der Fett- und N-Gehalt der Milch wurde jeden Tag bestimmt 
und aus dem Fettgehalte und dem spezifischen Gewichte 
mit Hilfe der Fleischmann’schen Formel der Trockensub¬ 
stanzgehalt berechnet. Die hauptsächlichsten Resultate der 
Versuche waren folgende: Magermilch bewirkte ungefähr 
den gleichen N-Ansatz und dieselbe Gewichtszunahme wie 
Vollmilch; es wurde jedoch die Magermilch nicht so gut 
vertragen wie Vollmilch, indem bei dem Versuchstiere 
Diarrhoe eintrat; der diätetische günstige Einfluß des 
Milchfettes der Vollmilch war unverkennbar. Von den 
Surrogaten kam der Fütterungseffekt bei Ersatz des Milch¬ 
fettes durch Leinsamen der Wirkung der Vollmilch am 
nächsten, sowohl bezüglich des N-Ansatzes als der Gewichts¬ 
zunahme ; Erdnußöl wirkte in mäßigen Gaben ebenfalls 
günstig; dagegen konnte die in diätetischer Hinsicht un¬ 
günstige Wirkung der Magermilch durch Stärkekleister 
nicht aufgehoben werden. (Landwirtschaft]. Versuchst., 
II. 68.) A. 


Verschiedenes. 

Ehrung des Geheimrates Dr. Schütz. 

Am 29. April fand in der festlich geschmückten Aula 
der Tierärztlichen Hochschule Berlin die Feier zum oOjäh- 



332 


rigen Jubiläum des Herrn Geheimrates Dr. Schütz statt. 
Die Feier begann mit einem Quartettgesang. Diesen folgte 
die Festrede des Rektors der Berliner Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Professor Dr. E b e r 1 e i n, welcher den Lebenslauf 
des Jubilars und dessen große Verdienste um die Wissen¬ 
schaft schilderte. Unterstaatssekretär K ü st er, Vertreter 
des Landwirtschaftsministeriums, betonte speziell die Ver¬ 
dienste des Jubilars um die Staatstierheilkunde und über¬ 
reichte demselben den ihm von Seiner Majestät dem König 
von Preußen verliehenen Roten Adlerorden 11. Klasse mit 
Eichenlaub. Die Glückwünsche des Kaiserlichen Gesund¬ 
heitsamtes und des Reichsgesundheitsamtes überbrachte 
Geheimrat Dr. Bumm. Hierauf folgten Ansprachen des 
Vertreters der Militärveterinäre, des Direktors der Militär¬ 
veterinärakademie Korpsstabsveterinärs Hell, des Vertreters 
der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Geh. Medizinalrates 
Dr. Dam mann und des Vertreters der Landwirtschaft¬ 
lichen Hochschule Berlin, Professor Dr. W i 11 m a k. Hofrat 
Professor Dr. H u t y r a-Budapest beglückwünschte den Jubilar 
namens der Tierärztlichen Hochschule Budapest und über¬ 
brachte ihm das Diplom der Ernennung zum Dr. med. 
vet. h. c. der dortigen Tierärztlichen Hochschule. 

Nun kamen Ansprachen der früheren Assistenten 
des Jubilars. Professor Dr. C a s p e r - Breslau machte 
hiebei Mitteilung, daß zur Ehrung des Herrn Geheim¬ 
rates ein Fond im Betrage von 15 000 Mark gestiftet 
worden sei und zu dessen Verfügung stehe. Professor 
Miesner-Bromberg überreichte dem Gefeierten eine von 
den früheren Assistenten und anderen Verehrern desselben 
verfaßte Festschrift. Nachdem eine Anzahl von Glück¬ 
wunschtelegrammen , Glückwunschschreiben Tierärztlicher 
Hochschulen, Tierärztlicher Körperschaften etc. zur Ver¬ 
lesung gekommen, feierten den Jubilar noch Vertreter der 
Studentenschaft und der Studierenden der Veterinärakademie. 
Der Inhalt der verschiedenen ehrenden Kundgaben gipfelte 
in der allseitigen Anerkennung der großen Verdienste des 
Jubilars um die tierärztliche Wissenschaft, für welche ihm 
die gebührende Verehrung und Dankbarkeit gezollt wurde. 
Der Jubilar brachte jeder der zahlreichen Beglückwünsch¬ 
ungen tiefempfundene sinnige Dankesworte entgegen. Er¬ 
wähnt sei noch, daß der Herr Geheimrat erklärte, der von 
den deutschen Tierärzten gesammelte Fond werde zu Stipen¬ 
dien für Studierende der Tierärztlichen Hochschule Berlin 
in Verwendung kommen. Mit einem Gesangsvortrag schloß 
die erhebende Feier. 



333 


Dem Festakte folgte abends ein glänzendes Festmahl, 
an welchem sich außer den angeführten Vertretern von 
Behörden, Hochschulen etc. etwa 200 Tierärzte und eine 
Anzahl Studenten beteiligten. 

Am nächsten Tage fand zu Ehren des Jubilars noch 
ein drittes Fest, ein von der Studentenschaft der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Berlin und der Veterinär-Akademie ver¬ 
anstalteter solenner Kommers statt, zu welchem wieder 
eine Anzahl Ehrengäste, unter diesen die Vertreter des 
Landwirtschafts- und Kriegsministeriums, erschienen waren ; 
außerdem w’ohnten dem Kommerse viele Ziviltierärzte und 
Veterinäroffiziere an. 


Fortbildungskurs für Tierärzte in der Milchhygiene. 

Wir weisen nochmals hin auf den vom Verein für 
Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf veran¬ 
stalteten Ausbildungskursus für Tierärzte in 
der Milchhygiene, der in der Zeit vom 4.—9. Juli 
an der akademischen Kinderklinik Düsseldorf und dem 
Muster- und Lehrstall des Vereins für Säuglingsfürsorge 
unter Leitung von Prof. Dr. Schloßmann stattfindet. 

Die Teilnahme ist unentgeltlich. Eine Einschreibgebühr 
von Mk. 10.— ist zu entrichten. Es ist erwünscht, daß die 
Anmeldungen (an die Geschäftsstelle des Vereins für Säug¬ 
lingsfürsorge Düsseldorf, Werstenerstraße 150) möglichst 
frühzeitig erfolgen. Die Listen werden am 15. Juni ge¬ 
schlossen. 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 20. April 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 14 Gmd. (16 Geh.); N i e d e r b ay e r n : 
12 Gmd. (13 Geh.); Pfalz: 2 Gmd. (2 Geh.); Mittel- 
franken: 2 Gmd. (2 Geh.); Unter franken: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Schwaben: 2 Gmd. (2 Geh.). 


Literatnr. 

Inaugural-Dissertationen. Bei der Redaktion sind folgende 
Arbeiten eingelaufen : 

Gießen: Aus der med. Veterinärklinik (Professor Dr. 
Gmeiner): Bartenbach Karl: Über die Resorptionsfähig¬ 
keit der tierischen Haut für Jodkalium in verschiedenen 
Salbengrundlagen. Beiz Erich: Physiologische und klinische 
Beobachtungen über die Rumination. Bockh Hans: Unter- 





334 

Buchungen über die Hauttemperatur der Tiere. Bübler 
Karl: Experimentelle und klinische Untersuchungen über 
Wert und Wirkung des Kreolinlinimentes bei Ektoparasiten 
der Haut. Ehinger Joseph: Beiträge zur Resorptions¬ 
fähigkeit der tierischen Haut für Salizylpräparate. Haiduk 
Joseph: Die Fußräude des Geflügels. Reichert Alfons: 
Klinische Untersuchungen über die normale Pulsfrequenz 
unserer Haustiere. Reichert Gustav: Uber Linimente 
(Kreolin-, Kresol- und Wiener Teerliniment) und deren kli¬ 
nische Bedeutung. Ruckeishausen Ludwig: Klinische 
und experimentelle Studien über das Arekolin. Seibert 
Rudolf: Experimentelle und klinische Untersuchungen über 
die Kreuzdornbeeren. Wurth Albert: Das Jodkalium und 
seine Ausscheidung im Harne der Haustiere. 

Leipzig: Aus dem anatomischen Institut zu Dresden 
(Professor Dr. Baum): Huber Friedrich: Der Ductus 
thoraciens von Pferd, Rind, Hund und Schwein. 

Bern: Servatius Max: Untersuchungen über die 
Involution des Rinderuterus vom klinischen Standpunkte aus. 

Über Blutlinien und Verwandtschaftszuchten nach Er¬ 
hebungen der ostpreußischen Holländer - Herdebuch¬ 
gesellschaft. Von J. Peters, Tierzuchtinstruktor, Königs¬ 
berg in Preußen. Hannover 1909. Verlag von Schaper. 
Preis 3,60 Mk. 

In der Vollblutzucht sind die Stammbäume der in das 
Generalstutbuch aulgeführten hervorragenden Vater- und 
Muttertiere schon seit 200 Jahren bearbeitet, während in 
der Rindviehzucht die Unterlagen zur Herstellung solcher 
Stammtafeln erst seit etwa 20-30 Jahren bestehen. Verf. 
hat sich der äußerst schwierigen Arbeit unterzogen, aus dem 
Material dei Ostpreußischen Holländer Herdebuchgesellschaft 
die Blutlinien derjenigen männlichen und weiblichen Stamm- 
tiero, welche für die Zuchterfolge innerhalb des Rahmens 
der Hordebuchtiere der genannten Gesellschaft am einflu߬ 
reichsten waren, zu verfolgen und zur Kenntnis zu bringen. 
Bei der Bewertung der einzelnen Blutlinien zog Verf. in 
erster Linie die Beurteilung der Konstitution und des 
Körperbaues in Betracht. Die Milchleistung als Bewertungs¬ 
faktor der Tiere der Blutlinien maßgebend sein zu lassen, 
war, so sagt der Verf. mit Rocht, bei einem so ausgedehnten 
Zuchtgebiete, wie es die Ostpreußische Herdebuchgesell- 
scliaft darstellt, nicht durchführbar, zumal als es sich bei 
den Bewertungsobjekten um kombinierte Leistung han¬ 
delte und als Fütterung und Pflege etc., die Milchleistung 



335 


der Tiere in hohem Grade beeinflußten. Höchst interessant 
gestaltete der Verf. den Inhalt der Stammtafeln durch bild¬ 
liche Vorführung besonders erfolgreicher Stammtiere und 
solcher Nachkommen derselben. P. bringt, in dem Buche 
auch Mitteilungen über im engsten, engeren und weiteren 
Sinne ausgeführte Inzucht seitens der Züchter der Herde¬ 
buchgesellschaft. 

Inzestzucht kam nur vereinzelnt vor, dagegen öfters 
Paarung in einer freien Generation; die so ingezüchteten 
Tiere haben sich mehrfach durch hohe Zuchtleistungen 
hervorgetan. Auf Grund der von Verf. gemachten Beob¬ 
achtungen konnte er wieder bestätigen, was uns die Ge¬ 
schichte der Tierzucht sagt: Inzucht kann in der Tierzucht 
von balmbrechender günstiger Bedeutung sein; auf der 
anderen Seite kann mit ihr aber auch außerordentlich ge¬ 
schadet werden; .unter allen Umständen, so schließt P, ist 
eine nachlässige unkontrollierbare Inzucht zu verwerfen. 
Gerade zu einer Kontrolle der Folgen der Inzucht sind aber 
die Stammtafeln vom größten Werte. 

Die fleißige Arbeit wird den Mitgliedern der mehr¬ 
genannten Ostpreußischen Herdebuchgesellschaft ein höchst 
willkommener züchterischer Behelf, anderen Herdebuch¬ 
gesellschaften aber ein Prototyp bei Arbeiten in der gleichen 
Richtung sein. A. 

Personalien. 

Auszeichnung: Dr. Schütz Wilhelm, Geh. Regierungs- 
rat, Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin den Preuß. 
Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und von der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Budapest Promotion zum Dr. med. vet. h. c. 

Approbationen: in Dresden: Herr P ü c k e r t Wilhelm 
aus Zeulenroda: in Hannover: die Herren Kortmann Gustav aus 
Neu-Asseln, Schachtner Franz aus Laukupönen und Sonnen- 
Herg Oskar aus Ostrowo. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern die Tierärzte: 
Rheinländer Albin in Verden a. Aller und Z ö r n e r Alfred in 
Dühringsdorf. 


-A-pproloierter Herr D^olleg'e 

zum alsbaldigen Eintritt als Assistent gesucht. Gefl. Offert, an 
Wilhelm Krempl, Kgl. Bezirkstierarzt und Schlaelit- 
hofdirektor, I*arteiikirclieii. 

TuLrxgfer Tiera-xzt, 

bereits einige Zeit praktisch tätig, sucht zum 1. Juni bezahlte 

Assistenten- bezw. Praktikantenstelle bei einem Bezirks¬ 
tierarzte. Offerten mit näheren Angaben erbittet: 112] 

B. Rudolph, Tierarzt, Speyer a. Rh., Wormserstr. 20. 





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Chemische Fabrik von Heyden, Radebeul-Dresden. 

~~ (j[ 

Druck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersehe 
l’niversitiitsbuehhandlung. München, Odeonsplalz 2 . 



Münchener 



(Mler: Wochenschrift für TierheiHmnde nid Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 


heransgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 17. Mai 1910. Nr. 20. 

Inhalt : Originalartikel: R&km: Ein Fall von Mißbildung 
der Geschlechtsorgane beim Rind. — Dr. Jakob: Die Paraplegie 
resp. Parese der Nachhand beim Dachshunde — eine Folge 
seiner ungünstigen Bauart. (Schluß.) — Heiß: Konfiskatgef&ß. — 
Vicari: Klauen-Amputation bei einem Ochsen. — Referate: 
Riehlein: Kastration der Hündinnen. Holterbach: Das Vergiften 
der kleineren Haustiere. Liepe: Taubheit beim Pferde. Sust- 
mann: Versuche mit einigen pharmazeutischen Präparaten. 
Braun: Synthetisches Suprarenin. Heidenhain: Berichtigung 
über die Verwendung von Adrenalin. — Tierzucht und 
Tierhaltung: Training von Jungvieh. Zur Kenntnis des 
Einflusses der Geschlechtsfunktionen auf den Stoffwechsel. — 
Verschiedenes: Promotionsrecht. Trichinenschau. Pferde¬ 
markt in Wels. — Bücherschau. — Personalien. 


Ein Fall von Mißbildung der Geschlechtsorgane beim 

Rind. 

Von städt. Tierarzt G. Rühm, München. 

Vor kurzer Zeit wurde in München ein aus Österreich 
stammendes, etwa 15 Zentner schweres Rind, welches wegen 
Mißbildung der Geschlechtsorgane auffiel, zu Markt gebracht. 

Das seinem Körperbau nach als Ochse zu bezeich¬ 
nende Tier zeigte nämlich an Stelle der äußeren männlichen 
Geschlechtsorgane etwa 30 cm unterhalb des Afters, tief 
versenkt in dem stark entwickelten Mittelfleisch, eine zirka 
10 cm lange, von einer blaßroten Schleimhaut überzogene, 
Öffnung in der Haut. Schamlippen waren nicht ausgebildet, 
jedoch war im untern Winkel dieser Öffnung ein gelappter 
Höcker, welcher das Vorhandensein einer Clitoris vortäuschte, 
zu sehen. 





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Die nach der Schlachtung des Tieres vorgenommene 
Untersuchung der im Becken gelegenen Organe ergab fol¬ 
genden Befund: 

Von der Hautöffnung aus führte ein etwa 20 cm 
langer, blindendigender, eine Art Scheide vortäuschender, 
häutiger Kanal im stark entwickelten Fettgewebe oraiwärts. 
Kurz hinter seinem blinden Ende mündete die normal ent¬ 
wickelte Harnblase so ein, daß ihr Hals allmählich in 
diesen Kanal überging. 

Ferner konnten aus dem Fettgewebe zwei lappige 
etwa bohnengroße Keimdrüsen präpariert werden. Aus 
der äußeren Gestalt dieser Gebilde konnte nicht auf ihre 
Natur, ob Eierstock oder Hoden, geschlossen werden. Aus 
jeder dieser Drüsen führte je ein, mit einem Eileiter zu ver¬ 
gleichender, etwa 15 cm langer, röhrenförmiger Gang in 
das blinde Ende des oben beschriebenen Kanals, welch 
letzterer bei näherer Untersuchung als das Becken stück 
der m ä n n 1 i c h e n H a r n r ö h r e zu diagnostizieren war. 

An der ventralen Seite der Harnröhre, welche wie 
gesagt mit der Scheide verwechselt werden konnte, ließ 
sich etwa 8—10 cm vor ihrem kaudalen Ende, welches die 
schon erwähnte schamähnliche Hautöffnüng darstellte, der 
normal entwickelte kavernöse Körper des Penis 
freiregen. Das kaudale Ende des kavernösen Körpers, stellte 
einen im unteren Winkel der Hautöffnung gelegenen, einen 
Kitzler vortäuschenden, faltigen Höcker dar. 

Weiterhin fanden sich genau in der Medianlinie ge¬ 
legen, zwei nebeneinander laufende, röhrenförmige Gänge 
vor, welche kaudalwärts in das blinde Ende der scheiden- 
ähnlichen, männlichen Harnröhre einmündeten. Schon der 
Lage wegen sind diese Gänge als Reste der Müller sehen 
Gänge zu bezeichnen, welche aber in diesem Falle nicht 
zum Uterus masculinus verschmolzen waren, sondern ge¬ 
trennt blieben. Das orale Ende dieser Gänge war nicht 
zu bestimmen, da sie bei der Exenteration vom Metzger 
durchschnitten wurden. 

Waren diese Gänge als restierende Müllersche Gänge 
sicher zu deuten, so war auch kein Zweifel zu hegen, daß 
die aus den Keimdrüsen führenden Kanäle als Samen¬ 
leiter, welcher sich bekanntlich aus dem Urnierengang 
bildet, aufzufassen sind. 

Um die Natur der schon erwähnten Keimdrüsen 
feststellon zu können, wurden im Laboratorium des Münchner 
Schlachthofs mit dem Gefriermikrotom Schnitte angelegt. 



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Zur Färbung wurde Hämatoxylin verwendet. Die Schnitte 
brachten folgendes mikroskopisches Bild: 

Im überaus reichlich entwickelten bindegewebigen 
Stroma waren solide Epithelschläuche zu sehen. Einzelne 
dieser Schläuche zeigten bei ‘starker Vergrößerung ein 
mehrschichtiges Epithel, ähnlich, wie es die Tubuli des 
Hodens aufweisen. Demzufolge dürften die Keimdrüsen mit 
großer Wahrscheinlichkeit als auf früher embryonaler Stufe 
.stehengebliebene Hoden zu erklären sein. 

Auf diese Weise konnte die Natur dieser Mißbildung 
der Geschlechtsorgane Erklärung finden. Es handelte sich 
somit um ein männliches Tier mit Hypoplasie der 
Geschlechtsorgane (und Retentio testis) bei gleich¬ 
zeitigem Vorhandensein einer H y p o s p a d i e. Der Um¬ 
stand, daß die äußere schamähnliche Öffnung sich 30 cm 
unterhalb des Afters befand, daß ferner in ihrem unteren 
Winkel jederseits der Afterrutenmuskel an dem kitzlerähn¬ 
lichen Ende des kavernösen Körpers ausstrahlte, läßt mit 
Sicherheit schließen, daß es sich hier um einen Spalt der 
männlichen Harnröhre handelte. 

Die beschriebene, sicher nicht häufig vorkommende 
Mißbildung dürfte somit kurz als Pseudoh e r ma p hro - 
dismus masculinus zu titulieren sein. 


Die Paraplegie resp. Parese der Nachhand beim Dachs¬ 
hunde — eine Folge seiner ungünstigen Bauart. 

Von Dr. H. Jakob, München, f) 

(Schluß.) 

In differentialdiagnostischer Beziehung kommt 
in erster Linie die Rücken marksblutung, die Apo¬ 
plexia s p i n a 1 i s, in Betracht, die gleichfalls plötzlich 
und spontan, meistens jedoch nach traumatischen Ein¬ 
wirkungen, auftritt und, wenn diese Blutung im Lenden¬ 
mark erfolgte, zu einer kompletten Lähmung der Nachhand 
führen kann. Nun ist aber diese Rückenmarksblutung nicht 
nur fast ausschließlich auf das Geschlecht der Dachshunde 
wie die peripherische Paraplegie der Nachhand beschränkt, 
sondern kann bei allen anderen Hunderassen sowohl spontan 
durch Degeneration, embolisehe und entzündliche Gefä߬ 
wandveränderungen als auch, wie es meistens der Fall ist, 
durch heftige traumatische Einwirkungen (wie Schläge, 
Stöße etc.) in der gleichen Häufigkeit Vorkommen. 

f ) Vortrag, gehalten im Verein Münchener Tierärzte. 



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Kleine kapillare Spontanblutungen in dieRüekenmarks- 
häute eventuell das Rückenmark, die sich klinisch nie nach- 
weisen lassen, ziemlich selten Vorkommen und auch gar 
keine auffallenden klinischen Symptome, wenigstens keine 
ausgesprochenen Lähmungserscheinungen, mit sich zu 
bringen brauchen, können bei allen Hunderassen auftreten 
und ohne weiteren Nachteil wieder resorbiert werden. 
Handelt es sich jedoch um einen größeren Bluterguß in 
die Rückenmarkssubstanz, z. B. infolge einer heftigen Kon¬ 
tusion im Bereich des Lendenmarkes, welcher — abgesehen 
von einer möglicheh Falles vorhandenen, leicht diagnosti¬ 
zierbaren Wirbelfraktur — mit der Zertrümmerung der be¬ 
treffenden Rückenmarkssubstanz, einer roten Rückenmarks¬ 
erweichung (Myelomalacia rubra) und endlich einer apo- 
plektischen Narben- oder Zystenbildung 6 ) einhergeht, so wird, 
wenn nicht sofort oder in ganz kurzer Zeit der Tod des betref¬ 
fenden Hundes eintritt, eine unheilbare dauernde Paraplegie 
der Nachhand mit Atrophie der gesamten Extremitäten¬ 
muskulatur Testieren, bei der sowohl die Motilität wie die 
Sensibilität vollständig erloschen ist und trotz aller ange¬ 
wandten therapeutischen Maßnahmen auch nicht nennens¬ 
wert gebessert werden kann, während dies bei der peri¬ 
pherischen Paraplegie der Dachshunde, wenn man in den 
ersten Tagen des Bestehens, speziell in den schwereren 
Fällen, für eine entsprechende Harn- und Kotentleerung 
durch manuelle Blasenentleerung oder Katheterisation und 
rektale Infusionen Sorge trägt, stets beobachtet wird. 

Die plötzlich auftretende entzündliche 
Veränderung des. Rückenmarkes, die Mye¬ 
litis äpoplectica, welche mehr infektiösen oder toxi¬ 
schen Ursprungs ist, könnte in zweiter Linie differential- 
diagnostisch in Betracht gezogen werden. Sie geht gleich¬ 
falls mit einer Paraplegie der Nachhand einher, besonders 
wenn es sich um eine Myelitis luinbalis handelt. Ganz ab¬ 
gesehen davon, daß jedoch diese Rückenmarkserkrankung 
bei allen anderen Hunderassen ebenfalls vorkommt und 
nicht der Dachshund der bevorzugte und fast ausschlie߬ 
liche Träger eines bestimmten, eine Rückenmarksentzündung 
erzeugenden Bakteriums oder Toxins ist, tritt diese infek¬ 
tiöse oder toxische Myelitis, insbesondere im Verlauf der 
Staupe auf, befällt demnach hauptsächlich jüngere Hunde, 
während beim Dachshunde die peripherische Paraplegie nur 
bei älteren Tieren zur Beobachtung gelangt. Besteht zum 

s ) Kitt: Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haus¬ 
tiere. 111. Auflage. II. Band, pag. G13. 1900. 



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Beispiel eine akute diffuse Myelitis, so ist dieselbe außerdem 
unheilbar und führt in der Mehrzahl der Fälle in ganz 
kurzer Zeit zum Tode der betreffenden Tiere. Zudem treten 
bei einer akuten Myelitis starke sensorielle Störungen auf, 
die bei der peripherischen Paraplegie des Dachshundes stets 
vermißt werden. 

Traumatische Einwirkungen auf das 
Rückenmark, speziell das Lendenmark, die mit einer 
Wirbelfraktur und Quetschung der Rückenmarkssubstanz 
einhergehen und plötzlich eine totale schlaffe Querlähmung 
der Nachhand mit vollständig erloschener Motilität und 
Sensibilität bedingen, können, ganz abgesehen von dem 
sonstigen klinischen Befunde, wegen ihrer Unheilbarkeit, 
dem stets tödlichen Verlaufe und infolge Vorkommens bei 
allen Hunderassen mit der peripherischen Paraplegie des 
Dachshundes nicht verwechselt werden. 

Die durch traumatische Insulte hervorgerufene 
Rückenmarkserschütterung, die C o m m o t i o 
medullae spinalis, kann, selbst wenn sie nicht hoch¬ 
gradig war und in einigen Tagen in Heilung ausgeht — 
schwerere Fälle enden ja stets tödlich —, aus dem Grunde 
nicht in den Bereich der Differentialdiagnose gezogen 
werden, weil dabei neben anfänglich schweren psychischen 
Depressionen und vollständiger Bewußtlosigkeit die Läh¬ 
mung nicht ausschließlich die beiden hinteren Extremitäten 
umfaßt, sondern eine universale ist. 

Die bereits erwähnte Entzündung der Zwischen¬ 
wirbelscheiben (Enchondrosis intervertebra- 
1 i s), die chronisch verläuft, mit der Zeit zu einer 
Kompression des Rückenmarkes führt und von D e x - 
ler 6 ) eingehend beschrieben wurde, kommt ebensowenig 
differentialdiagnostisch in Betracht als interverte¬ 
brale Ve rknöcherungen oder Neubildungen 
im Wirbelkanal, da sie nicht fast ausschließlich auf 
den Dachshund beschränkt sind, sondern bei einer Reihe 
auch anderer Hunderassen ebenfalls in der gleichen Häufig¬ 
keit beobachtet wurden und, wenn sie endlich infolge einer 
Kompressionsmyelitis zu einer Paraplegie der Nachhand 
führen, einen stets unheilbaren und chronischen Verlauf 
nehmen. 

Die ossifizierende chronische Entzün¬ 
dung der harten R ü ck e n m a r k s h a u t (Pa c-h v - 

6 ) Dexler, Beiträge zur Kompressionsmyelitis des Hundes. 
1896. Verlag W. Braunmüller, Wien und Leipzig. 


342 


meningitis s p i n a 1 i s ossif icans), welche unter 
anderen Autoren von Kitt und Stoß 7 ) bei einem 3jährigen 
Pinscher gründlich beobachtet und von D e x 1 e r (1. c.) auf 
Grund sehr erschöpfender klinischer Befunde und histo¬ 
logischer Untersuchungen einer größeren Anzahl von Fällen 
(9) als selbstständige Krankheitsform in einer äußerst inter¬ 
essanten Abhandlung beschrieben und spezialisiert wurde 
und die ihrer Wirkung nach primär nichts anderes als eine 
Wurzelerkrankung darstellt — denn die degenerativen Ver¬ 
änderungen im Rückenmark infolge Druckwirkung sind 
sekundärer Natur —, kann endlich ebenfalls kaum einer 
Verwechslung mit der akut auf tretenden peripherischen 
Paraplegie des Dachshundes unterliegen. Denn ganz ab¬ 
gesehen davon, daß diese ossifizierende spinale Pachvnjenin- 
gitis bei allen anderen Hunderassen vorkommt, ja sogar die 
größeren Hunderassen mehr dazu disponiert zu sein scheinen 
als die kleineren, tritt dieser Ossifikationsprozeß nicht aus¬ 
schließlich in dem für gewöhnlich allerdings bevorzugten 
Lendenteil der harten Rückenmarkshaut auf, sondern es 
kommen diese verschieden großen Knochenplättcheneinlage¬ 
rungen auch im übrigen Abschnitt der Dura mater, vor 
allem auch im Bereiche des leicht beweglichen Halses, vor. 
Sie führen allmählich, besonders wenn der Ossifikations¬ 
prozeß einen sehr hohen und ausgedehnten Grad erreicht 
hat, nicht nur zu einer unheilbaren Paraplegie der 
Nachhand, sondern auch zu paraparetischen und paraplegi- 
schen Störungen der vorderen Extremitäten und der Hals¬ 
muskulatur, verbunden mit Muskelatrophie und verschieden 
starkem Dekubitus, der schließlich den Tod des betreffenden 
Hundes an Sepsis zur Folge haben kann. 

Wenn bis jetzt bei dieser meines Erachtens peripheri¬ 
schen Paraplegie resp. Paraparese der Nachhand, welche die 
Dachshunde in erster Linie befällt, noch keine pathologisch- 
anatomischen Veränderungen, insbesondere des Lumbalge¬ 
flechtes, gefunden wurden, so mag dies zunächst daran ge¬ 
legen sein, daß die meisten Fälle in Heilung ausgehen und 
deshalb nicht zur Sektion gelangen, in zweiter Linie aber 
auch daran, weil die grob-anatomisch nicht diagnostizier¬ 
baren Läsionen der Lumbalnerven und die neuritischen resp. 
perineuritischcn Prozesse noch nicht die histologische Wür¬ 
digung erfahren, die ihnen ohne allen Zweifel gebührt. 


7 ) Kitt und Stuß, Deutsche Zeitschrift für Tiermedizin und 
vergleichende Pathologie. IX. Band. 3. lieft. 1883. pag. 142. 



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Konfiskatgefäß. 

Von Schlachthofdirektor Heiß, Straubing. 

Die Fleischbeschau hat die Verpflichtung, kranke oder 
gesundheitsschädliche Teile 7,11 beschlagnahmen. In Schlacht¬ 
höfen sind zu diesem Behufe stets große, verschließbare 
Konfiskatgefäße aufgestellt, welche eine Verwendung solcher 
Teile unbedingt verhindern. Anders verhält es sich in den 
Privatschlachtstätten. Meist sind dort verschließbare Be¬ 
hälter zum Aufbewahren der Konfiskate nicht vorhanden und 
nur zu leicht kommt der Fleischbeschauer in Versuchung, 
kranke Teile, wie z. B. tuberkulöse Lungen im Düngerhaufen 
vergraben zu lassen oder sie in Jauchegruben zu werfen. 
Das entspricht den gesetzlichen Vorschriften nicht. Ver¬ 
schiedene ’ Kgl. Regierungen haben Oberpolizeiliche Vor¬ 
schriften erlassen über die Verbesserung der Privatschlacht¬ 
stätten und diese verlangen, daß für die einstweilige Aufbe¬ 
wahrung von unbrauchbaren Abfällen und beschlagnahmten 
Tierteilen aus der Fleischbeschau besondere, mit gut schlies- 
senden Deckeln versehene, entsprechend dichte und leicht 
zu reinigende Behältnisse bereit gehalten werden müssen, 
welche außerhalb der Betriebsräume aufzustellen und täglich 
zu entleeren und zu reinigen sei. Jedenfalls ist es auch Zweck 
dieser Bestimmungen, die beschlagnahmten Teile so zu ver¬ 
wahren, daß Niemand, außer dem Fleischbeschauer und 
eventuell dem Wasenmeister diese Behältnisse öffnen kann. 
Da die allgemein in Schlachthöfen in Benützung befindlichen 
Kontiskatgefäße mit rotierenden Einwurftrommeln zu groß 
und zu teuer für Metzgereien sind, war ich bestrebt, hiefür 
einen möglichst billigen Ersatz zu schaffen, der die not¬ 
wendigen Eigenschaften: 1. Wasserundurchlässigkeit, also 
Einbringungsmöglichkeit von Desinfektionsflüssigkeiten, 
2. leichte Reinigungsmöglichkeit, 3. sicheren, von Dritten 
nicht zu öffnenden Verschluß, 4. absolut fliegensichere Auf¬ 
bewahrung besitzt. Unter I). R. CI. M. 403392 erhielt ich 
Schutz auf dieses Konfiskatgefäß, das aus Eisenblech in 
autogenem Schweißverfahren fugenlos hergestellt innen mit 
Rostschutzfarbe gestrichen ist und durch einen Deckel 
mittels zweier gabelartiger Hebel, die durch Anlegung eines 
Vorhängschlosses festgestellt werden, dicht geschlossen wird. 
Es faßt 50 L. Cb. Inhalt, reicht also für Privatschlächtereien 
leicht für einen Tagesanfall an Konfiskaten aus. Dieses 
.Sammelgefäß kann nur durch den Fleischboschauer und 
den Wasenmeister, von welchen jeder einen Schlüssel hat, 
geöffnet werden. Ein dritter Schlüssel kann auf der Ce- 



344 


meindekanzlei hinterlegt werden. Das Herstellungsreeht 
des gesetzlich geschützten Sammelget'äßes wurde der Eisen¬ 
warenfabrik Mitterer & Söhne in Straubing übertragen, 





Vorsc/t njfitJmissiges 

CMflseaten/efits 

System 

Schliththofdirekttr /feist 

J/nt/fray 



welche gehalten ist, dasselbe zum Preise von 16 Mk. 50 Pfg. 
lierzustellen, ein Preis der es jedem Metzger ermöglicht, 
dasselbe anzuschaffen, um den Vorschriften zu genügen. 
Vielleicht haben die verehrlichen Herren Kollegen die 
Freundlichheit, gegebenen Falles die Interessenten hierauf 
hinzuweisen. 


Klanen-Ampntattön bei einem Ocbsen. 

Von Distriktstierarzt V i c a r i, Schillingsfürst. 

Die Untersuchung eines lahmen Ochsen, der nur drei 
Füße belastete und den rechten Vorderfuß schonte, ergab, 
daß die äußere Klaue bis über die Hälfte im Klauengelenk 
durchgerissen war und stark geblutet hatte. Da an eine 
Heilung ohne Amputation nicht zu denken war, riet ich zur 
Operation und nahm dieselbe am stehenden Tier vor. Die 
Klaue wurde unter möglichster Schonung des Hornsaumes 
entfernt und die Operationswunde mit einem feuchten Ver¬ 
bände versehen. Nach zirka 3 Wochen machte sich vorn 
Ilornsaume aus eine Hornbildung bemerkbar, die zusehends 
allmählich das ganze Granulationsgewebe umzog, so daß 
im Laufe der Zeit eine kleine Klaue entstand, die aber den 
Boden nicht berührte. Die Bewegungsfähigkeit der Ex¬ 
tremität war nie besonders gestört. 14 Tage nach der Ope¬ 
ration konnte die ganze Gliedmaße schon fest belastet 
werden. Die Wundfläche wurde teils mit Ilöllensteinlösunjr, 
teils mit Pix liquida bestrichen und haben sich besonders 
die Toerverhünde bei der Behandlung sehr bewährt. 

Dieser Fall dürfte insoferne von Interesse sein, als 
die Operation ohne Bildung eines Hautlappens zur Be- 
deckung des offenen lvrongclenkes vorgenommen werden 



345 


mußte. Lediglich die Schonung des Ilornsaumes und die 
von hier aus entstandene Überhornung des Granulations¬ 
gewebes führten die Heilung herbei. 


Referate. 

Riehlein: Kastration der Hündinnen. (Tierärztl. 
Rundschau, Nr. 11, 1910.) 

Hündinnen kastriert man am besten, wenn sie *4 Jahr 
alt sind; doch kann man auch in jedem späteren Lebensalter 
die Operation, die aber bei Läufigkeit vermieden werden 
soll, ausführen. Die Operation ist wie folgt vorzunehmen: 
Vor der Kastration gebe man dem Tiere einen Tag lang 
kein Futter, sondern nur etwas Milch oder Wasser; 20—30 
Minuten vor der Operation Morphiuminjektion (0,03—0,15): 
hierauf' Verbringen des Tieres in die Rückenlage mit ent¬ 
sprechender Befestigung der Füße und des Kopfes. Ab¬ 
rasieren des Bauches zwischen Becken und Schaufelknorpel, 
Abreiben der Operationsstelle mit Jodbenzin oder reinem 
Benzin. Hautschnitt entlang der Linea alba in einer Länge 
von 4—5 cm; hierauf nach Einsetzen des selbstspannenden 
Wundhakens und Abtupfen des Blutes Anlegen des 2 1 /-» bis 
3cm langen Muskelschnittes; nach abermaligem Einsetzen 
des Wundhakens und Abtupfen des Blutes mache man einen 
1 cm langen Einschnitt in das nun sichtbare Bauchfell und 
gehe nach Entfernen der Wundhaken mit dem rechten Zeige¬ 
finger ein und ziehe mit dem gebogenen Zeigefinger den 
Uterus zur Wunde heraus. Das Auffinden desselben kann 
man sich erleichtern, wenn mau'durch die Scham an der 
dorsalen Scheidenwand entlang eine Sonde einführt; auch 
ist es empfehlenswert, den Hund an den Hinterbeinen in die 
Höhe heben zu lassen. Hat man dann den Uterus bis zur 
Bifurkation heraus und sich vorher genau überzeugt, daß 
man wirklich den Tragsack hat, so bebe man zunächst das 
rechte, dem Operateur zugewendete Uterusborn nach vor¬ 
wärts heraus, bis es am Ovarium sieh spannt. An diesem 
gespannten Hörne geht man dann mit dem rechten Zeige¬ 
finger zum Ovarium, umfaßt es von rückwärts und zieht es 
mit der linken Iland am Uterushorne zur Bauchwunde 
heraus. Hierauf faßt man mit. einer kleinen Kornzange oder 
Pean’schen Arterienklemme den unter dem Ovarium in die 
Bauchhöhle ziehenden Strang (Eierstocksband mit Gefäßen), 
macht mit dem Skalpell einen Einschnitt in die Eierstocks- 
tasche, faßt das nun herausspringende rotbraune Ovarium 
mit einer Arterienpinzette und schneidet es mit der Schere 



346 


weg. Bei eventuell aus dem Stumpfe auf tretenden Blutungen 
torquiert man das Gefäß mit einer Arterienpinzette oder 
unterbindet es mit einem feinen Seidenfaden. Beim Ab¬ 
schneiden ist strengstens darauf zu achten, daß vom Ovarium 
nichts zurückbleibt. Nach Offnen der Pean’schen Klemme 
und Zurückschieben des Ovarialstumpfes wird die Operation 
in derselben Weise am anderen Ovarium ausgeführt. Nach 
dem Versenken des Uterus, Eierstockstumpfes und .sonstiger 
vorgefallener Teile in die Bauchhöhle und Zurückhalten 
der andrängenden Bauch ei nge weide legt man durch die 
ganze Bauchwand zwei tiefe Knopfnähte an, knüpft die¬ 
selben und vernäht dann noch besonders die vorderen und 
hinteren Wundwinkel der Hautwunde; Abtupfen der Ope¬ 
rationsstelle mit Watte, Übergießen mit Jodoformkollodium 
und Aufkleben eines Blattes Watte. Knappes Futter am 
nächsten Tage; Entfernen der Nähte nach 5 Tagen. 


Holterbach: Das Vergiften der kleineren Haus¬ 
tiere. (Tierärztl. Rundschau, Nr. 13, 1910.) 

Verf. verwendet an Stelle der allgemein üblichen Me¬ 
thoden seit längerer Zeit reine Blausäure zum Vergiften von 
Hunden, Katzen, Alfen, ja sogar Pferden. Er bedient sich 
hierzu einer 10 %igen sterilen Lösung, die von der Firma 
Beugen & Co., Hannover, in zugeschmolzenen Glasröhrchen 
von 10 ccm Inhalt erhältlich ist und in dieser Form in einem 
Etui von jedem Praktiker sicher überallhin mitgenommen 
werden kann. Das Vergiften geschieht nun durch Injektion 
des Inhalts der Glasröhm mittelst der Lorenz’sclien Impf¬ 
spritze mit Schlauchgarnitur intrapleural über dem Herzen. 
Dieses Tötungsmitte] hat niemals versagt, die Anwendung 
ist leicht, einfach, rasch durchzuführen und der Tod tritt 
fast schmerzlos und blitzartig ein. Rabus. 


Liepe: Taubheit beim Pferde. (Berliner Tierärztl. 
Wochenschr., 1909, Nr. 40.) 

Ein Pferd wurde mit dem Verlangen vorgestellt, ein Attest 
auf Dummkoller für dasselbe auszustellen. Zu beobachten 
waren nur gesenkte Kopfhaltung, Trägheit beim Fahren mit 
»Scheuklappen und vollständige Taubheit. Sobald es die Be¬ 
wegungen der Peitsche nicht sehen konnte, verhielt es sich 
gegen Knallen und sonstige Geräusche völlig teilnahmslos. 
Schon nach einigen Tagen trat Besserung und nach einer 
Woche Heilung ein. Wie sich herausstellte, war die Taub¬ 
heit dadurch entstanden, daß das Tier beim Ausladen aus 



347 


der Bahn mit dem Kopf gegen einen Schuppen angerannt 
war. — 

In einem anderen Fall wurden durch einen kalten Blitz, 
der an der Wand des Stalles entlang ging, 5 Pferde zu Boden 
geworfen, die sich indes slsbald wieder erheben konnten. 
Eines der Tiere zeigte nun einseitiges Schielen und erheb¬ 
liche Schwerhörigkeit; beide Krankheitszustände hielten 
4 Wochen lang an. 


Sustmann: Versuche mit einigen pharmazeutischen 
Präparaten. (Berl. Tierärtl. Wochenschrift, 1910, Nr. 1 und 2.) 

La Giracorne, eine resorzinhaltige Harzsalbe, wurde 
hei etwa 100 Pferden angewendet. Sie kann als ein das 
Hornwachstum förderndes Mittel empfohlen werden. 400 gr 
kosten 4 Mk. 

Pond re du Pin, ein besonders in Sportkreisen 
beliebtes Mittel zur Behandlung von Gallen, Sehnenent¬ 
zündungen etc. entfaltet lediglich eine schwach kühlende und 
adstrigierende Wirkung. Es wäre ev. als ästhetische Form 
des Lehmanstriches zu verwenden, wenn es ihn auch nicht 
voll ersetzen kann. 

R e d u c i n e, eine Scharfsalbe, die der Anpreisung 
nach selbst die schlimmsten Sehnenleiden, Spat etc. heilen 
und das Brennen überflüssig machen soll, hat in chronischen 
Fällen vollständig versagt. Bei akuten Prozessen war eine 
Wirkung zwar bemerkbar, doch entspricht der Erfolg nicht 
dem Aufwand an Zeit und Geld. Eine Büchse mit etwa 
400 gr kostet 16 Mk.! 

Elliwans Royal Emhrokation, ein in der 
Humanmedizin zuweilen angewandtes Liniment, hat auch 
in der Pferdepraxis hei Gelenks- und Sehnenentzündungen, 
Rheumatismus und Gallen befriedigend gewirkt.. Preis einer 
200 gr-Flasche 2—3 Mk. L i n d n e r. 

Braun: Synthetisches Suprarenin. (Zentralblatt für 
Chirurgie, Nr. 16, 1910.) 

Die Feststellung der chemischen Konstitution des 
Organsuprarenins gelang A1 d r i c h, P a u 1 v, Stolz, F r i e d - 
mann; die technische Darstellung von suprareninähnlichen 
Substanzen aus Brenzkatechien glückte S t o 1 z und Flacher; 
die Produkte besaßen die physiologischen und pharma¬ 
kologischen Eigenschaften des Organsuprarenins in erheb¬ 
lich geringerer Intensität. 



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F lächer gelang es nun, dieses optisch inaktive künst¬ 
liche Suprarenin in eine optisch rechts drehende (deutrogyre) 
und in eine gleich dem Organsuprarenin linksdrehende 
(lävogyre) Komponente zu zerlegen (D-Suprarenin und 
L-Suprarenin). L-Suprarenin ist mit dem Organ¬ 
suprarenin identisch. Es ist gegen Alkali ebenso 
empfindlich wie Organsuprarenin, und es empfiehlt sich 
zur Herstellung von Lösungen der Zusatz einer Spur Salz¬ 
säure (2—3 guttae ad 1000 ccm). 

Dieses sogenannte synthetische Suprarenin wird in 
Zukunft statt des borsauren Organsuprarenins den ent¬ 
sprechenden Bestandteil der Novokaintabletten als wein¬ 
saures synthetisches Suprarenin vertreten. 

Heidenhain: Berichtigung über die Verwendung von 
Adrenalin. (Zentralblatt für Chirurgie, Nr. 10, 1910.) 

Die rektale Infusion von Adrenalin empfiehlt sich 
nicht, da dieses Präparat gegen die geringsten Spuren von 
Alkali sehr empfindlich ist und eventuell schwere Nekrosen 
der Mastdarmschleimhaut verursachen kann; ähnlich ver¬ 
hält es sich mit der subkutanen Injektion. Die intramus¬ 
kuläre Injektion wäre zu versuchen; Verfasser hat nur 
intravenöse Infusionen verwendet mit fortgesetzt gutem 
Ergebnis. (Referent hat verschiedentlich bei Herz- und 
Gefäßkollaps die intramuskuläre Einverleibung von Adre¬ 
nalin bei Tieren in Anwendung gebracht ; die Erfolge er¬ 
muntern mich neben der intravenösen Injektion bei Gebär¬ 
parese zu weiteren Versuchen mit der intramuskulären 
Injektion). Lichten steril. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Training von Jungvieh. 

Seit Jahren wird in der Fachpresse auf die große Be¬ 
deutung der Bewegung speziell des Weideganges während 
der Entwicklungsperiode des Jungrindes für die Ausbildung 
des Skelettes, der Muskulatur, der Zirkulations- und Atmungs¬ 
organe hingewiesen. In einem Artikel der Illustrierten 
Landwirtschaftlichen Zeitung (Nr. 32, 1910) wird außer¬ 
dem empfohlen, die Jungtiere, soweit es sich um Bewegung 
handelt, zu trainieren. Es wird angeregt im Sommer die 
Stierkälber schon einige Tage nach der Geburt mit den 
Müttern täglich in den Auslauf oder auf den Hof zu bringen, 
woselbst sic sieh schon in diesem Alter lebhaft herum 
tummeln. Nachdem die Kälber einige Wochen alt geworden, 



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soll die Bewegung überwacht und geleitet werden. Sind 
mehrere Jungstiere vorhanden, so empfiehlt sich, dieselben 
zu einer bestimmten Tagesstunde, am besten mittags zur 
Bewegung, in schneller Gangart anzutreiben, aber nicht 
lange, nur während der Dauer von etwa fünf Minuten; all¬ 
mählich verlängere man die Dauer der Bewegung, so daß 
die Tiere mit zunehmendem Alter während der Dauer 
einer halben Stunde mit kurzen Ruhepausen in scharfer 
Gangart gehen müssen. Bei Beginn des sprungfähigen 
Alters sollen die Stiere nicht mehr gruppenweise zum Laufen 
getrieben, sondern nur einzeln in dem Tummelplatz bewegt, 
oder auf der Weide an einer langen festen Kette getüdert 
werden. 

Mit weiblichen Rindern soll, nachdem sie drei bis 
vier Monate alt geworden, ähnlich verfahren werden. Auch 
diese sollen bei warmer Jahreszeit täglich */4 bis l la Stunde 
mit kurzen Ruhepausen in schneller Gangart bewegt werden. 
Dieses Training soll jedoch nur bis zum Alter von einem 
Jahr fortgesetzt werden. 

Diese Vorschläge können gewiß als empfehlenswert 
bezeichnet werden, besonders dann, wenn die Möglichkeit 
fehlt, die Jungtiere bei Weidegang aufzuziehen. Der Durch¬ 
führung dieser Art Training werden sich aber speziell bei 
Kleinzüchtern manche Hindernisse entgegenstellen, z. B. 
ein geeigneter Raum zum Treiben, Dienstbotenmangel etc. 
(D. Ref.) _ 

Zur Kenntnis des Einflusses der Geschlechtsfunktionen 
auf den Stoffwechsel. 

Professor Tangl stellte über diesen Punkt einen 
Versuch mit einem 23/4 jährigen kaltblütigen Hengste an ; 
der Versuch erstreckte sich auf eine 34 tägige Fütterungs¬ 
periode. Schon 3 Wochen vor Beginn des Versuches erhielt 
das Pferd dasselbe Futter, welches ihm während der Ver¬ 
suchsperiode verabreicht wurde, nämlich 4 kg Wiesenheu, 
1 kg Haber, 1 kg Mais und 1 kg Strohhäcksel. An 
sechs Tagen, die je durch einen oder zwei Zwischentage 
getrennt waren, deckte der Hengst täglich je einmal und 
am 7. Tage dreimal. T. bestimmte die Harn- und Kot¬ 
menge, sowie den N- und P-Gehalt der Exkrete. Wasser 
konnte das Tier zunächst nach Belieben aufnehmen, später 
erhielt es 17 Liter pro die. Das Ergebnis des Versuches 
lautet: Der Begattungsakt beeinflußt die Menge des Harnes 
und des in ihm ausgeschieden N. und P., also den N. und 
P.-Umsatz des männlichen Tieres nicht. (Landwirtschaft¬ 
liche Jahrbücher, Jahrgang 37.) A. 



350 


Verschiedenes. 

Promotionsrecht. 

Bei der Beratung der Etats des Kultus- und Landwirt- 
schaftsministeriums in der Abgeordnetenkammer Preußens 
kam die Frage der Verleihung des Promotionsrechtes an 
die Preußischen Tierärztl. Hochschulen, sowie die Erteilung 
der Berechtigung des seitens Reichsangehöriger in Bern 
und Zürich erworbenen Doktortitels der Veterinärmedizin 
zur Sprache. Die Abgeordneten Dr. Eickhoff, Heissig 
und Hintzmann befürworteten unter treffllicher Be¬ 
gründung lebhaft die Genehmigung zur Führung des in 
der Schweiz erworbenen Titels Dr. med. vet., während sich 
der Abgeordnete Dr. R e w o 1 d t entschieden dagegen aus¬ 
sprach. Dr. H e i s s i g empfahl außerdem warm die Ver¬ 
leihung des Promotionsrechtes an die preußischen Tier¬ 
ärztlichen Hochschulen. 

Der Landwirtschaftsminister von Armin gab die 
Erklärung ab, daß er bezüglich des den Preußischen Hoch¬ 
schulen zu verleihenden Promotionsrechtes mit dem Kultus¬ 
minister in Verhandlung stehe und glaube, daß diese zu 
einem günstigen Resultate führen werde. 

Ob er in der Lage sei, die Genehmigung zur Führung 
des in der Schweiz erworbenen veterinärmedizinischen 
Doktortitels zu erteilen, sei zweifelhaft; es seien die in 
Bern und Zürich promovierten Tierärzte fast ausschlie߬ 
lich solche, welche nicht im Besitze der Maturität seien; 
prinzipielle Gründe sprechen aber dagegen diese Promo¬ 
tionen anzuerkennen und damit die in der Schweiz promo¬ 
vierten immaturen Tierärzte gegenüber den in Deutschland 
promovierten, von welchen Maturität verlangt werde, ge¬ 
wissermaßen zu begünstigen. 


Trichinenschau. 

Der Inhalt des Artikels des Kollegen Dr. B ö li m - 
Nürnberg enthält die Mitteilung, daß das Gemeindekollegium 
Eichstätt die Einführung der vom Magistrat beantragten 
Trichinenschau ablehnte, trotzdem daselbst in der letzten 
Zeit Fälle von Trichinose bei Schweinen aufgetreten 
sind. Ähnlich liegen die Verhältnisse in dem Städtchen 
Dinkelsbühl, einer Gegend des westlichen Bayerns, in 
welcher schon so häutig Trichinen bei Schweinen gefunden 
wurden und wo alljährlich das besuchte Festspiel „Die 
Kinderzeche“ aufgeführt wird. Eine Zeitungsnotiz mehlet 
soeben : Das G e m e i n d e k o 11 e g i u m Dinkelsbühl 



351 


hat die von der K. K r e i s r e g i e r u n g angeregte 
Einführung der obligatorisch e n Trichinen¬ 
schau mit 18 gegen 2 Stimmen wiederholt ab¬ 
gewiesen. 

Anderwärts scheint erfreulicherweise die Überzeugung 
von der Notwendigkeit der Trichinenschau in Laienkreisen 
Platz zu greifen; dafür spricht unter anderem der Umstand, 
daß sich in letzter Zeit Privatpersonen von auswärts bei 
dem Trichinenamte in Nürnberg wiederholt in der Trichinen¬ 
schau unterrichten lassen wollten, um die für den eigenen 
Verbrauch geschlachteten Schweine auf Trichinose selbst 
zu untersuchen, da die Trichinenschau in ihrer Gegend 
noch nicht eingeführt sei. A. 

Pferdemarkt in Wels. 

Der diesjährige Pferdemarkt der Stadt Wels in Ober¬ 
österreich wird am 23. Mai in den Vormittagsstunden ab¬ 
gehalten werden. 

Der Auftrieb ist ein ganz bedeutender, da regelmäßig 
über 1000 Pferde besserer Gattung und besonders schweren 
Schlages, als Pinzgauer, Kärntner, aber auch böhmischer 
und ungarischer Hasse zu Markte gelangen, auch ist die 
Beteiligung der Käufer stets eine sehr rege. 

Bttcherschan. 

Liederbuch für deutsche Tierärzte. Herausgegeben von 
Dr. Püts und Fr. Koch. Berlin 1910. Verlag von 
Rieh. Schretz. Preis 1,25 Mk. 

Das Werkchen, ein Analogon des Liederbuches für 
deutsche Arzte und Naturforscher, stellt eine Sammlung 
von Fest- und Kommersliedern, von Tafelgesängen und 
Gelegenheitsdichtungen dar, die sich ob ihres Inhaltes zum 
Vortrag in rein tierärztlichen Kreisen wohl eignen und ihm 
auch hier Freunde erwerben werden. Sicherlich werden 
sich auch andere Kreise für das Büchlein interessieren. 
Ob diese aber die manchmal stark t i e r ärztlichen Dich¬ 
tungen richtig verstehen werden, ist eine andere Frage. 

Schapers Taschenbuch für landwirtschaftliche Tierzucht. 

Herausgegeben von M. & H. Schaper. Hannover 1910. 

Die im 3. Jahrgang erscheinende Broschüre enthält ein 
ausführliches Verzeichnis der Züchtervereinigungen im 
Deutschen Reiche mit Angaben über Sitz der Vereinigungen, 
\ orstandschaft, Zahl der eingetragenen Tiere, Zuchtmärkte, 



352 


Auktionen, Ausstellungen etc., sowie eine ausführliche Schil¬ 
derung der Zuchtziele der einzelnen Verbände. Dieses 
Kapitel, sowie die übersieht über die gesamte neuere Literatur, 
soweit sie Tierzucht und Tierhaltung betrifft, machen es 
zu einem brauchbaren Nachschlagebuch für den Züchter. 
Ein Bildnis des Geh. Oberregierungsrates Dr. Ly dt in ist 
als Buchschmuck beigegeben. M. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dr. Binder Anton, Hofrat, K. K. 
Ministerialrat in Wien den Bayer. Verdienstorden vom hl. Michael 
II. Klasse; llanka Karl, K K. Landesveterinärreferent und öster¬ 
reichischer Kommissär für Veterinär-Angelegenheiten in München 
den Verdienstorden vom hl. Michael III. Klasse. 

Ernennung: Dr. O. Guth, Zuchtinspektor in Weiden 
wurde zum Professor am landwirtschaftlichen Institute der Univer¬ 
sität Montevideo ernannt. 

Wohnsitzveränderung: Kremp 1 Wilhelm, Kgl. Bezirks¬ 
tierarzt in Garmisch als solcher nach Partenkirchen. 

Veränderungen bei den Mi li tärveter in är en: Eckart 
Albert, Unterveterinär d. R zum Unterveterinär im 2. Ul.-Regt. in 
Ansbach, Geuder Georg, Unterveterinär im 9. Feld-Arb-Regt. zur 
Reserve beurlaubt, Heel Hermann, praktischer Tierarzt in Frei¬ 
sing, Oberveterinär d. L. und Semmler Jakob, Schlachthofdirektor 
in Zweibrücken, Oberveterinär d. L. der Abschied bewilligt. Schnei¬ 
der Oskar, Unterveterinär d. R. zum Unterveterinär im 9. Feld- 
Art.-Regt. in Landsberg. 

Approbationen in München die Herren: Breindl Joseph 
aus Katzberg, Fischer Karl aus Ludwigsburg, Poehlmann 
Hermann aus Zell und Stöckl Ignaz aus Rohrbach. 


I n Bad Nassau a. d. L ahn (2400 Einwohner ) ist die 
baldige Niederlassung eines T i er a rat es er¬ 

wünscht. Dem kürzlich verzogenen Tierarzt war die ordent¬ 
liche Fleischbeschau in der Stadt Nassau und die Ergänzungstieisch- 
beschau in 17 Landgemeinden der nächsten Umgebung übertragen. 
In der näheren und weiteren Umgebung vorwiegend ackerbau¬ 
treibende Bevölkerung. — Nähere Auskunft erteilt der Magistrat. 



(approbiert Juni 1909, Dr. med. vet.). wünscht Stellung als Assi¬ 
stent bei Bezirkstierarzt (möglichst (Nordbayern). Offerten mit 
Gehaltsangabe erbeten unter W. Ci. an die Exped. des Blattes. 

MT Mikroskop "^1 

n e u mul vorzüglich, mit 0 e 1 i m in e r s i o n, Beleuchtun^s- 
apparat, Okularmikrometer etc. Vergrößerung 36—1200; komplett 
im Schrank Mk. 185,—. W. Tarun, Berlin N. 184, Linienstr. 131. 
Mikroskope neu und a n t i q u a r i s c h. 

Druck von .1 . ( i o 11 cs w i n lc r, München. — Kommissionsverlag : M. Ki cgersche 
l’ni\crsinitshuchhumllung. München, Otleonsplalz 2. 



I. 


Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgogeben von 

Dr. ,M. Aibrecht. 


54 Jahrg. München, den 24. Mai 1910. Nr. 21. 


Inhalt: Originalartikel: öller: Antiruhr. — ööpfert: Zwei 
Fälle aus der Geburtshilfe. — Hatzold: Aus der Praxis. — Dr. 
Wucher: Behandlung der Aktinomykose. -r Pantzer: Fremd¬ 
körper im Schlunde einer Kuh. — Referate: Holterbach: 
Genickstarre und Genickfisteln. I.othes: Zur Pathogenese und 
Diagnose der Rotzkrankheit. Radiumtherapie. — Tierzucht 
und Tierhaltung: Versuche über die Verwendung der 
Kartoffeln für die Pferde. Vergleichende Versuche über die 
Wirkung des Eiweißes und einiger N-Verbindungen auf den 
Fleischersatz beim Wiederkäuer. Scheuklappenreform in Ham¬ 
burg. Schlacht- und Mastvieh-Ausstellung in Frankfurt a. M. — 
Verschiedenes: Danksagung. Promotionsrecht. Militär¬ 
veterinärreform in Preußen. Zum Andenken an Prof. Galtier. — 
Bücherschau. — Personalien. 



Antiruhr. 

Von prakt. Tierarzt Oller, Holzkirchen. 

Der Name Dr. N ü e s c h - Flawil hat in der Veterinär¬ 
medizin bereits einen guten Klang. Welcher moderne Tier¬ 
arzt kennt nicht seine verschiedenen Verbesserungen an tier¬ 
ärztlichen Instrumenten, von welchen ich insbesondere seine 
praktischen Scheidenverschlüsse gerne an wende. Aber auch 
in Bezug auf den Arzneischatz hat uns unser Schweizer 
Kollege ein äußerst wertvolles Präparat an die Hand ge¬ 
geben. 

Im Jahre 1908 ist er mit dem von ihm hergestellten 
„Antiruhr“ an die Öffentlichkeit getreten, wohl dem besten 
der Unzahl von Heilmitteln, die gegenwärtig gegen die Kulir 
der Kälber, sowie gegen Durchfall der Schweine exislieren. 

Das Präparat ist eine trübe, grüne Flüssigkeit, die in 
auigeschütteltem Zustand ihrem Aussehen nach dem Oleum 






354 


hyoscyami ähnelt und sich beim Stehenlassen in eine untere, 
klardurchsichtige und eine obere trübe Schicht trennt. Es 
ist hergestellt aus einer Mischung von Labmagensaft ruhr¬ 
fester Kälber, Salzsäure und einem Auszug aus Speichel¬ 
und Pankreasdrüsen von Rindern und Schweinen. 

Bei Zugabe von Milch gerinnt diese fast momentan 
feinflockig. 

Dr. N ii e s c h empfiehlt, für Kälber und Rinder sein 
„Antiruhr“ sowohl als Prophylaktikum als auch als Heil¬ 
mittel bei schon bestehenden Durchfällen. 

Als Prophylaktikum insbesondere in Ställen, wo ver¬ 
mutlich die Kälberruhr herrscht, sdll jedem Kalb zweimal 
täglich je 1 Eßlöffel voll, in Milch geschüttelt, gegeben 
werden. Bei Ferkeln wird der Durchfall dadurch verhindert, 
daß man dem Mutterschwein selbst täglich dreimal 1 E߬ 
löffel voll „Antiruhr“ in’s Futter schüttet. Sollen schon be¬ 
stehende Durchfälle geheilt werden, so schreibt der Erfinder 
für Kälber die täglich dreimalige Verabreichung von 1—1 \A 
Eßlöffel voll in abgekühlter Milch vor, während beim Durch¬ 
fall der Ferkel das Mutterschwein 2-—3 Eßlöffel voll pro 
Mahlzeit erhält. 

Besonders einfach ist somit die Anwendung des Mittels 
bei Schweinen, wo nicht jedes Ferkel mit der Arznei trak¬ 
tiert. werden muß, sondern lediglich das Muttertier dieselbe 
erhält. Auch hier handelt es sich nicht um eigentliches „Ein¬ 
gehen“ der Arznei, welches bei Schweinen wegen der stets 
zu befürchtenden Schluckpneumonien sehr unangenehm ist, 
sondern das Präparat wird einfach in’s Futter geschüttet 
und von dem Tiere anstandslos auf genommen. 

Leider reichen speziell bei Schweinen meine eigenen 
Erfahrungen nicht weit, da in hiesiger Gegend nahezu keine 
Sehweinezucht getrieben wird. Wohl aber habe ich reichlich 
Versuche mit „Antiruhr“ bei Kälbern angestellt und die da¬ 
bei erzielten Erfolge lassen den therapeutischen Wert des 
Präparates im besten Licht erscheinen. Die Schnelligkeit, 
mit der der Erfolg zuweilen auftritt, ist tatsächlich über¬ 
raschend. überraschend nicht nur für den Besitzer, sondern 
auch für den Tierarzt. 

Ich habe eine große Anzahl junger 2—8 Tage alter 
Kälber, die zum Teil schon seit der Geburt au starkem 
Durchfall lilten und alle Symptome der gefürchteten Kälber¬ 
ruhr deutlich präsentierten, mit Antiruhr behandelt und ge¬ 
heilt. Nur in Fällen, wo der letale Ausgang schon bei 
meinem erstmaligen ITinzukommen stündlich zu erwarten 
war und gewöhnlich auch noch am selben läge eintrat, wo 



355 


also das Mittel sozusagen keine Zeit, mehr hatte, seine Wir¬ 
kung zu entfalten, war der Erfolg ein negativer. 

Es seien hier nur einige markante Beispiele genauer 
angeführt: 

Eiue Kuh hatte Zwillinge geboren, die beide am ersten 
l>ezw. zweiten Tag nach der Geburt an heftigem Durchfall 
erkrankten. Ara Morgen des vierten Tages nach der Geburt 
wurde tierärztliche Hilfe in Anspruch genommen und die 
Anamnese ergab, daß seit geraumer Zeit die meisten neu¬ 
geborenen Kälber an Durchfall erkrankten und vor kurzem 
auch 2 derselben verendet waren. Beide Zwillinge lagen 
matt und hilflos am Boden und waren sehr mager. Die 
• ganze Umgebung des Afters war mit gelb-grauem, dünn¬ 
flüssigem, äußerst übelriechendem Kot verunreinigt. Die 
Temperatur betrug 38,0 " bezw. 38,7 0 und der nur undeut¬ 
lich fühlbare Puls mochte bei jedem der beiden Kälber 
zwischen 65 und 70 Schläge in der Minute betragen. 

Gemäß der Gebrauchsanweisung, wie sie Dr. Nüesch 
vorschreibt, erhielt jeder Patient morgens, mittags und 
abends je 1 Eßlöffel voll „Antiruhr“ in l /> Liter abgekühltcr 
Milch, wobei ich die Milch des Muttertieres verwenden und 
außerdem keine andere Nahrung geben ließ. Das eine Kalb 
hatte bereits nach zirka 24stündiger Behandlung nicht nur 
wieder normale Kotentleerung, sondern verriet auch hin¬ 
sichtlich des Allgemeinbefindens eine erhebliche Besserung 
und am Nachmittag des zweiten Behandlungstages trat auch 
bei dem 2. Kalb eine sichtliche Besserung ein. Beide wurden 
geheilt. 

Ein anderer Besitzer klagte gleichfalls darüber, daß 
seine Kälber seit zirka 2 Monaten bald nach der Geburt an 
Durchfall erkrankten und häutig eingingen. Zur Zeit habe 
er wieder eine Kalb im Stalle, das. seiner Ansicht nach ver¬ 
loren sei. Ich untersuchte das. Kalb und diagnostizierte 
hochgradige Kälberruhr. Es wurden nunmehr morgens 
1 Eßlöffel, mittags und abends aber 1*4 Eßlöffel voll „Anti¬ 
ruhr“ gegeben und zwar in je Vi> Liter der Milch des Mutter¬ 
tieres, der jedesmal noch l / 2 Liter gekochtes, abgekühltes 
Wasser mit 2 rohen Ehern versehüttelt beigemischt war. 
Auch dieses Kalb war bis zum Abend des zweiten Behand¬ 
lungstages geheilt. 

Bei diesen und einer großen Anzahl anderer Fälle, die 
ich fast durchwegs mit Erfolg mittels „Antiruhr“ behan¬ 
delte, bemerkte ich, daß der Appetit der Patienten stark an¬ 
geregt wird, ein Umstand, den besonders der Besitzer gerne 
sieht. 



356 


Als Prophylaktikum habe ich „Antiruhr“ bisher in drei 
Stallungen, wo seither Kälberruhr herrschte, angewandt. 

I)r. N ii e s c h schreibt hier Gaben von täglich zweimal 
bis zu 1 Eßlöffel voll vor. Per Billigkeit des Versuches 
halber verordnete ich nur V 2 Eßlöffel voll dreimal täglich 
während der ersten 3—4 Tage nach der Geburt und konnte 
bei dieser Behandlung ein Neuauftreten der Ruhr in den 
betreffenden Stallungen bis jetzt noch nicht konstatieren. 

Zwei Fälle ans der Geburtshilfe. 

Von Bezirkstierarzt (töpfert, Pirmasens. 

Doppel mißbildung. 

Zur Entwicklung eines Kalbes gerufen, fand ich, daß • 
schon schwere geburtshilfliche Eingriffe von Seite eines 
Pfuschers gemacht und die Extraktion des Fötus durch Zug 
von 8 Männern versucht worden war. Pie Kuh lag auf dem 
Boden, nicht mehr im Stande, sich zu erheben; Ohren und 
Beine waren kalt, der Nasenspiegel trocken. Aus der stark 
geschwollenen Scheide hingen zwei Hinterbeine und die 
Kruppe eines Kalbes heraus. Beim Eingang in die Geburts¬ 
wege fühlte die Hand einen seitlich der ausgetretenen 
Kruppe anliegenden zweiten Fuß, der aber nicht in die 
Geburtswege zurückgeschoben werden konnte, so daß offen¬ 
bar eine Mißbildung vorlag. Ich nahm daher die zwei vor¬ 
liegenden Beine im Hüftgelenk ab und schob das Hinterteil 
in die Geburtswege. Bei der weiteren Untersuchung fand 
ich zwei andere Hinterbeine, an welchen ich nach Anlage 
von Stricken ziehen ließ. Es kamen alsbald die zugehörige 
Kruppe und die Lende zum Vorschein, worauf Stockung 
eintrat. Deshalb nahm ich das zweite Hinterteil, das mit 
dem vorher zurückgeschobenen verwachsen war, möglichst 
nahe an der Teilungsstelle der Wirbelsäule subkutan al>, 
was wohl der schwierigste Teil dieser Geburtshilfeleistung 
war. Nunmehr fühlte ich in den Geburtswegen zwei Vorder¬ 
füße und einen Kopf. Durch entsprechenden Zug konnte 
die Mißbildung jetzt unschwer entwickelt werden. Nun 
zeigte sich, daß diese auch 4 Vorderbeine und ein doppeltes 
Angesicht hatte, also als Pipygus bilumbis diprosopus oeto- 
pus, eine Poppelmißbildung mit Poppelsteiß, doppelten 
Lenden, doppeltem Angesicht und acht Beinen anzusprechen 
war. — 

B a u c h -Ve r t i k a 1 1 a g c. 

her zweite Fall betraf die Entwicklung eines KalV>c*s 
in hundesitziger Stellung. Pie Untersuchung der stark 



357 


drängenden, am Boden liegenden Kuh ließ erkennen, daß 
4 Füße und der Kopf im Beckeneingang eingekeilt waren. 
l)a ein Vordringen der Hand bis zum Knie- resp. Sprung- 
gelenk unmöglich war, konnten Hinter- oder Vorderbeine 
nicht unterschieden werden. Ich ließ nun das Hinterteil 
der auf den Rücken gelegten Kuh durch Fesseln am Sprung¬ 
gelenke hochheben und gleichzeitig mehrere Bund Stroh 
unter die Kruppe schieben. Sodann zog ich den Kopf mittelst 
einer Unterkieferschlinge und mit eingesetztem Augenhaken 
etwas an, wobei ich an der Bewegung eines Beinpaares 
dieses als Vorderextremität erkennen konnte. Diese Füße 
wurden in die Schlinge genommen und die Hinterfüße zu- 
riiekgeschoben. Nun gelang die Entwicklung des Fötus 
ohne Schwierigkeiten. Kuh und Kalb blieben gesund. 


Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Hatzold, Scheßlitz. 

I. Schimmelpilzvergiftung. 

Nach dreitägiger Verfütterung von Melasse, die von 
einer Berliner Firma stammte, erkrankten die zwei Pferde 
eines Ökonomen an geringgradiger Kolik. Daneben bestand 
etwas Kotverhaltung und schlechte Freßlust. Einige Tage 
später traten bei dem älteren Pferde Schluckbeschwerden 
auf, die sich schließlich derart steigerten, daß das Tier auch 
Wasser nicht mehr abschlucken konnte. Der Kräftezerfall 
war infolge dessen ein rapider und als ich ungefähr 10 Tage 
nach dem Auftreten der ersten Symptome gerufen wurde, 
lag das Pferd bereits in vollständiger Agonie im Stalle. 
Wenige Stunden später war es verendet. Die Sektion war 
negativ, nur die Erscheinungen eines geringgradigen Magen- 
darinkatarrhes waren vorhanden. Das andere Pferd war 
einige Tage später als sein Kamerad erkrankt und zeigte 
zur Zeit meines ersten Besuches Folgendes: starke Abmage¬ 
rung, Teilnahmslosigkeit, Lähmung des Hörzentrums, Amau¬ 
rose, schwankenden Gang und mäßige Schluckbeschwerden. 
Ich hatte sofort Verdacht auf Futtervergiftung und hielt 
nach Vernehmung des Besitzers die Melasse für die mut¬ 
maßliche K rankheitsu rsache. 

Die Untersuchung der der K. agrikultur-botanischen 
Anstalt in München eingesandten Proben bestätigte den 
Verdacht vollauf. Die Grundsubstanz der Melasse bestand 
aus wertlosen Abfallprodukten, war durch Milben und 
Milbeneier verunreinigt und vollständig verschimmelt. 



358 


Das /weite Pferd verendete ebenfalls, ungefähr 8 Tage 
nach dem ersten; die Sektion verlief ebenso negativ als bei 
diesem. 

In dem zur Zeit in dieser Sache schwebenden Prozesse 
mußte ich ein Gutachten dahin abgeben, ob eine Vergiftung 
durch Schimmelpilze den Tod der Pferde verursacht habe 
und ob diese Vergiftung durch die Melasse hervorgerufen 
worden sei. — Beide Fragen wurden bejaht. 

II. Harnsteine bei einem Ochse n. 

Bei einem Ochsen wurde die Harnsteinoperation vor¬ 
genommen und der Stein auch prompt hinter dem Hoden¬ 
sack gefunden und entfernt. Trotzdem trat keine Entleerung 
der prall gefüllten Blase ein. Aus der Wunde tröpfelte nur 
etwas Harn und mit diesem gingen kleine Steinchen ab. 
Da das Tier in gutem Nährzustande war, riet ich zur 
Schlachtung. Dabei zeigte sich dann, daß die hochgradig 
entzündete, mit blutigem Urin prall gefüllte Blase eine 
große Menge stecknadelkopf- bis haselnußkerngroße Steine 
enthielt. 

Einem anderen Ochsen, zu dem ich nachts gerufen 
wurde, und der denselben Befund zeigte, ließ ich ebenfalls 
schlachten. Auch hier wurden außer dem in der Harnröhre 
sitzenden Steine noch eine Menge kleinerer in der gleich¬ 
falls hochgradig entzündeten Blase gefunden. 


Behandlung der Aktinomykose. 

Von Distriktstierarzt Dr. Wucher, Pappenheini. 

Mit zweimaliger Jodipin-Injektion konnte bei einer 
Kalbin ein schöner Erfolg erzielt werden. Das Tier wies 
faustgroße Tumoren in der Parotisgegend auf, atmete an¬ 
gestrengt und laut röchelnd, so daß Erstickung befürchtet 
wurde. Penetranter Fötor ex ore et naribus deutete auf 
aktinomykotische Geschwüre im Kaehenraum hin. Die Hei¬ 
lung war eine vollkommene und anscheinend dauernde; denn 
während der seither vergangenen Zeit (% Jahre) sind Rezi¬ 
dive nicht aufgetreten. (Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 

Fremdkörper im Schlunde einer Kuh. 

Von Distriktstierarzt l’antzer, Kipfenberg. 

Fine Kuh hatte einen Apfel verschluckt, der dann in 
der Brustportion des Schlundes stecken geblieben war. Da 
der Fremdkörper mit der Sonde nicht in den Magen gestoßen 



359 


werden konnte, wurde in Hinsicht auf drohende Tympanitis 
der Wanststich ausgeführt und die Kanüle liegen gelassen. 
Als nach 24 Stunden der Apfel noch ebenso unbeweglich 
festsaß, injizierte ich zweimal innerhalb 3 Stunden subkutan 
je 0,1 Eserin, sulfur. mit dem Erfolge, daß der Fremdkörper 
plötzlich in den Magen glitt. (Ibidem.) 


Referate. 

Holterbach: Genickstarre und Genickfisteln. (Tier¬ 
ärztliche Rundschau, Nr. 9, 1910.) 

Die Nackenfistel stellt in ihrer leichtesten Form eine 
oberflächliche, auf traumatischer Ursache beruhende Ver¬ 
letzung dar in Form einer eiternden Wunde; man trifft hier 
teilweise Hautnekrose und Ansammlung von Eiter in dem 
lockeren subkutanen Bindegewebe, unter Umständen kann 
es hier zur Eitersenkung und Ergriffenwerden des Nacken¬ 
bandes kommen. Der zweite Grad in der Entwicklung der 
Nackenfistel ist die Bildung einer serösen Zyste in Form 
einer weichen, schmerzlosen, fluktuierenden Schwellung an 
einer oder beiden Seiten des Nackens oder seltener im Ver¬ 
lauf der Mittellinie. Die in der Zyste enthaltene Flüssigkeit 
ist klar, strohgelb und keimfrei und so lange die Keim¬ 
freiheit besteht, bildet nur Steifheit des Nackens den ein¬ 
zigen Nachteil einer solchen serösen Zyste. Durch Zutritt 
von Mikroorganismen in diese keimfreie Zyste entsteht nun 
das dritte Stadium, nämlich der Abszeß, und falls derselbe 
nicht sofort chirurgisch behandelt wird, das vierte Stadium, 
nämlich die eigentliche Fistel, der infizierte blind endigende 
Eitergang, der fast immer das Nackenband in den Krank¬ 
heitsprozeß mit hineinzieht. Auch entsteht dieselbe stets 
dann, wenn die keimfreie seröse Zyste unvorsichtigerweise 
gespalten wird. 

Als Ursache der Genickfistel nimmt man allge¬ 
mein mechanische Insulte an, die direkt auf die Nacken¬ 
gegend wirken und mehr oder minder tiefe Verletzungen 
erzeugen (Quetschungen). Doch muß es außer dem Trauma 
noch eine endogene Entstehung der Genickbeule geben, der 
die sicher konstatierten Fälle enzootischen Auftretens des 
Leidens zur Last gelegt werden müssen, wobei man aber 
noch lange nicht an eine direkte Ansteckung zu denken 
braucht. Sagte doch kürzlich Kollege Wo o 1 d r i ge in der 
tierärztlichen Gesellschaft zu Lincolnsbire, daß die Nacken¬ 
fistel viel häufiger auf dem Lande als in den Städten vor¬ 
kommt, in manchen ländlichen Bezirken häufiger als in 



360 


anderen ist und manchmal unter den Pferden eines be¬ 
stimmten Gutes in einer Weise auftritt, daß der Gedanke 
an eine „Ansteckung“ zum mindensten berechtigt ist. 

Bei der Behandlung der Genickbeule merke man 
sich vor allen Dingen, daß man bei Zeiten zum Messer und 
scharfen Löffel greifen muß. Leicht zu behandeln sind die 
o b e r f 1 ä c blichen Verletzungen, die Nekrose der .Haut 
und der Subkutis. Gründliche Entfernung aller ne¬ 
krotischen Teile; Sorge für guten Abfluß der Wundsekrete 
und Behandlung der Wunden nach den allgemeinen Hegeln. 
Einfache Kontusionen der Genickgegend beseitige man mit 
Bähungen. Um jede Spannung der kranken Nackengegend 
zu vermeiden, verabreiche man das Futter vom Boden; auch 
lasse man den Patienten ohne Kopfbefestigung frei im Lauf¬ 
stande herumlaufen. 

Kalte, plötzlich auftretende Schwel¬ 
lungen dürfen niemals ohne weiteres ge¬ 
spalten werden, sondern man prüfe nach 
A brasieren der Haare, Reinigung der Stel 1 e 
mit Seife und Desinfektionsmitteln, Trock¬ 
ne n mit Äther und starker Einpinselung 
mit Jodtinktur mit eine m möglichst dünne n 
sterilen Probetrokar t den Inhalt! Ist derselbe 
klar, d. h. keimfrei, so versuche man den Inhalt zur Re¬ 
sorption zu bringen durch Jodblister (Hydrargyr. bijodat. 
rubr.) und kleine innerliche Jodgaben (je 1 Kaffeelölfel 
3—6 % iges Jodozoniment dreimal täglich). Nach 14 Tagen 
eventuell Wiederholen des Blisters. Hat aber die Probe¬ 
punktion gleich von vorneherein den Inhalt als eiterig er¬ 
wiesen oder tritt nachträglich Eiterung in dem Abszeß ein. 
dann m u ß so f o r t der Abszeß gespalten werden durch 
Anlage eines in der Medianlinie verlaufenden, vom hinteren 
Ende der Genickbeule bis zur Crista occipitalis reichenden 
Längsschnittes. Gründliche Reinigung der Höhle. Bei in¬ 
taktem Nackenbande und Abwesenheit von Nekrose und 
Eitersenkung behandle man die Wunde mit Desinfektions¬ 
mitteln, tamponiere dieselbe mit Jodoformgaze oder mit 
steriler, mit 1 '/< iger Tinct. jodi durchtränkten Gaze fest aus. 
wobei der Tampon durch Nähte durch die Wundränder in 
seiner Lage gehalten wird. Tägliches Erneuern des Tam¬ 
pons in der ersten Woche nach peinlichster Reinigung der 
Wunde. Bestreuen der ganzen äußeren Operationsstelle mit 
Borcreolin (Acid. borin. 5)4,0, Creolin. 6,0) zwecks Hint¬ 
anhaltung von bakteriellen Infektionen. Ist es aber schon 
zur Ausbildung von Eistelgängcn gekommen, ist also Ne- 



361 


krose des Nackenbandes bereits tatsächlich vorlianden, so 
muß unbedingt zur Radikaloperation geschritten werden, 
die Entfernung aller nekrotischen und der Nekrose auch 
nur iin geringsten verdächtigen Partien bis auf unzweifel¬ 
haft gesundes bakterienfreies Gewebe lind Sorge für glatten 
Abiiuß der Wundsekrete bezwecken soll. Diese Radikal¬ 
operation, die nach Prof. Williams (Professor der Chi¬ 
rurgie und Geburtshilfe im New-York State Veterinary Col¬ 
lege der Cornell University zu Ithaka) stets dann zu machen 
ist, wenn die Genickverletzung nicht mehr oberflächlich ist, 
bei allen tiefer sitzenden serösen Abszessen, soll stets in der 
Xarkose ausgeführt werden. 

Der Verlauf der Operation ist folgender: Abscheren 
der Mähne und Stirnhaare des chloroformierten Tieres;- 
Rasieren und Desinfektion des Operationsfeldes; Anlage 
eines Längsschnittes in der Medianlinie über die erkrankte 
»Stelle derart, daß er 10 cm dahinter beginnt und über das 
Oeciput hinaus auf die Stirne verlängert wird. Der Ein¬ 
schnitt muß durch Kutis, Subkutis, Tunica adiposa und Liga¬ 
mentum nuchae gehen. Letzteres wird entweder der Länge 
nach gespalten oder es wird von dem anliegenden Gewebe 
vom Occiput beginnend soweit nach rückwärts abgetrennt, 
als an ihm Krankheitsmerkmale zu erkennen sind oder die 
Genickbeule oder der seröse Abszeß reicht; nun wird das 
Nackenband in seiner ganzen Breite von unten nach oben 
und rückwärts durchschnitten, man durchschneidet es dann 
an seiner Insertionsstelle am Occiput und entfernt die ausge¬ 
schnittene Partie. Die Wundränder sind durch einen Assi¬ 
stenten mit Wundhaken auseinander zu halten, damit jeder 
Rest des Nackenbandes und alle anderen krankhaft ver¬ 
änderten Gewebe mit Schere, Skalpell und scharfem Löffel 
entfernt werden können. Stillung der oftmals sehr starken 
Blutung mit Unterbindungspinzetten. Besonders vorsichtig 
hat man bei der Abtragung des Nackenbandes an seinen 
Ansetzstellen an den Wirbeln zu sein, damit das Gelenk 
nicht geöffnet wird. Hat man nun auf diese Weise die ganze 
Wnndstelle und alle Fistelgänge frcigelegt und alles krank¬ 
haft Veränderte sorgfältigst entfernt, dann wird die Wunde 
desinfiziert (1 : 1000,0 Sol. Sublimat), mit Jodtinktur im¬ 
prägniert (Jod ist eines der wirksamsten Mittel gegen den 
Nekrosebazillus) und mit in Jodtinktur getränkter Gaze fest 
austamponiert. Schließen der Wundränder durch einige 
Nähte zwecks Sicherung des Haltes des eingelegten Tam¬ 
pons. Am nächsten Tag ohne Entfernung der Nähte Heraus¬ 
ziehen des Tampons, gründlichste Desinfektion der Wund- 



362 


höhle mit Sublimatlösung, Einspritzen von etwas Jodtinktur 
und Bepinseln der Wundränder mit dem gleichen Mittel. 
Am nächsten Tage Entfernen der Nähte, offene Wundbe¬ 
handlung, Ausspülen mit Sol. Sublimat; Behandlung der 
Wundränder mit Tinct. jodi. Heilung erfolgt rasch und 
fast ohne Narbenbildung. Nach der Operation kann die 
Wundheilung durch innerliche Gaben von Jodfett (6 %iges 
Jodozoniment) wirksam unterstützt werden. II a b u s. 


Lothes: Zur Pathogenese und Diagnose der Rotz¬ 
krankheit. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 33.) 

Die Pferdebestände von Cöln und Umgebung wurden 
im laufenden Jahrzehnt in ungewöhnlich hohem Maße von 
der Rotzkrankheit heimgesucht; von einer größeren Anzahl 
getöteter Pferde erwiesen sich insgesamt 92 als rotzig. Ver¬ 
fasser hat in allen Fällen sein besonderes Augenmerk auf 
Erforschung der Pathogenese gerichtet. Entgegen den bis¬ 
herigen Anschauungen zeigen seine Feststellungen, daß 
Haut und Nasenschleimhaut unter gewöhnlichen Verhält¬ 
nissen als Eintrittspforte des Erregers nur sehr selten in 
Betracht kommen, während die intestinale Infektion, die 
man bis vor kurzem noch vielfach leugnete bezw. nur nach 
Fütterung mit besonders virulentem Material für möglich 
hielt, die Regel bildete. 

Die Cölner Rotzepidemie vom Jahre 1907 stellt einen 
Fütterungsversuch großen Stiles dar. Sie ging aus von 
einem mit starkem Nasenausfluß behafteten Pferd, das 
gleich anderen Pferden regelmäßig aus dem Brunnentrog 
eines Güterbahnhofes getränkt wtirde; die Seuche verbrei¬ 
tete sich dadurch in kurzer Zeit auf eine große Anzahl von 
Pferdebeständen. Trotzdem die intestinale Infektion außer 
Zweifel stand, konnte eine Erkrankung der Darmsehleim¬ 
haut nur vereinzelt und eine solche der Gekröslymphdriisen 
sogar nur in einem einzigen der zahlreichen Fälle nachge¬ 
wiesen werden. Dagegen wurde mehrfach beobachtet, daß 
bei völlig intakter Respirations- und Digestionsschleimhaut 
und frischen Veränderungen in anderen Organen sieh 
a 1 t e R o t z p r o z e s s e in den Mittelfell-, n a - 
in e n t 1 i c h a b e r i n den oberen u n d untere n 
Ti u f t r ö h r e n 1 y m p h k n o t c n vorfan de n. Da nun 
das Wurzelgebiet der letzteren im unteren Teil des Pharynx 
liegt, so dürfte die Eintrittspforte“ des Rotzvirus in diesem 
Teil des Verdauungsapparates zu suchen sein: besonders ge¬ 
eignet hiezu erscheinen die Tonsillen, die selbst allerdings 
nur ausnahmsweis«; erkranken. Längere Zeit verweilen die 



363 


Erreger in den erwähnten Lymphknoten, um von da aus 
schließlich eine allgemeine Infektion herbeizuführen. Die 
Länge des Aufenthalts in den Lymphknoten kommt der 
Hegel nach irn Grad der daselbst geschaffenen Verände¬ 
rungen zum Ausdruck. 

Bei der Beurteilung des Alters rotziger Prozesse ist 
Vorsicht geboten und nicht nur der anatomische, sondern 
auch der klinische Befund zu verwerten. Besonders gewagt 
erscheint es, aus der Größe von Knoten und Geschwüren 
bestimmte Schlüsse zu ziehen, da deren Entwicklung je nach 
Virulenz des Erregers und Beschaffenheit des betroffenen 
Organismus sehr verschieden ist. Gewisse Anhaltspunkte 
liefern dagegen die Bindegewebsneubildungen, die nament¬ 
lich in den Lymphdrüsen und Lungen in der Nachbarschaft 
rotziger Prozesse entstehen. Nicht spezifische Entzündungs¬ 
prozesse mit makroskopisch sichtbarer Gewebszubildung 
kommen in den Lymphdrüsen überhaupt nicht und in den 
Lungen nur sehr selten vor, was zahlreiche Beobachtungen 
bei Pferdeschlachtungen ergeben haben. L i n d n e r. 


Radiumtherapie. (Therapeut. Monatshefte, Heft 3, 
1910.) 

Prof. H i s - Berlin äußerte gelegentlich des in Berlin 
abgehaltenen Balneologen-Kongresses die Ansicht, daß der 
Radiumtherapie eine große Zukunft bevorstehe. Die von 
II. bisher gemachten Beobachtungen berechtigen zu dem 
Schlüsse, daß der Stoffwechsel durch Radium stark beein¬ 
flußt wird; eine besondere Beeinflussung erfährt die Harn¬ 
säure, indem diese unter Wirkung des Radiums aus der 
schwer löslichen Form in eine leicht lösliche übergeführt, 
wird. II. glaubt, daß sich später aus dieser Tatsache eine 
Behandlungsweise der Gicht ableiten lassen werde. Leider 
sei bis jetzt die Emanationsdosis noch nicht genügend dosier¬ 
bar, so daß nach dieser Richtung noch eingehende Forsch¬ 
ungen angestellt werden müssen. Soweit gegenwärtig be¬ 
kannt, scheine sich die Trink- und Inhalationsbehandlung 
besser bewährt zu haben, als die Bäderanwendung. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Versuche über die Verwendung der Kartoffeln für die 

Pferde. 

In sämtlichen deutschen Armeekorps werden gegen¬ 
wärtig bei einzelnen berittenen Truppenteilen Versuche zu 
dem Zwecke ausgeführt, um festzustellen, in welchem Maße 



3G4 


sich der Haber in der Ration der Militärpferde durch 
Trockenkartoffeln unter Beigabe von Leinkuchen und Erd¬ 
nußmehl ersetzen lasse. Die Versuche sollen während der 
Dauer von 4 Monaten fortgesetzt werden. Während dieser 
Versuchszeit sollen die Versuchstiere genau auf die Ver¬ 
änderungen im Ernährungszustände, des Temperamentes, 
der Arbeitsfreudigkeit, Haarbeschaffenheit, Ermüdung bei 
der Arbeit, auf etwa sich auffällig einstellendem Schwei߬ 
ausbruch und allenfallsige Verdauungsstörungen beobachtet 
werden. (Landwirtschaft.!. Presse.) 


Vergleichende Versuche über die Wirkung des Eiweißes und 
einiger N-Verbindungen auf den Fleischersatz beim Wieder¬ 
käuer. 

Jarolav - Just fand bei Versuchen mit 2 Lämmern, 
daß die Fähigkeit des jugendlichen noch wachsenden Orga¬ 
nismus, das ihm dargebotene verdauliche Eiweiß zum Auf¬ 
bau des Körpers zu verwenden, außerordentlich stark ist. 
Obgleich die Versuchstiere bereits 8 Monate alt waren, ver¬ 
wendeten sie noch fast die ganze Menge des ihnen über den 
Erhaltungsbedarf gereichten Eiweißes zum Ansätze, ln Be¬ 
zug auf die nicht eiweißartigen Stoffe zeigten sich Unter¬ 
schiede, indem die Nichteiweißstoffe der Melasse und der 
Malzkeime kaum einen Nährwert aufwiesen, während die 
aus jungen Gräsern und Leguminosen, sowie aus Kartoffeln 
stammenden amidartigen Stoffe eine beschränkte Eiwei߬ 
ersparnis zu bewirken vermochten, (.lahresbericht über Tier¬ 
chemie, 1908.) A. 


Scheuklappenreform in Hamburg. 

In Hamburg ist nach einer Mitteilung der Zeitschrift 
„Der Pferdefreund‘‘ vom 1. Januar 1910 ab die Verwendung 
von Kopfgestellen mit Scheuklappen nur mehr dann erlaubt, 
wenn diese weit vom Kopfe abstehen, ln Berlin dürfen 
Scheuklappen nicht benützt werden, ebenso nicht in Düssel¬ 
dorf, Aachen, Königsberg und Kassel; in Darmstadt ist die 
Verwendung von Scheuklappen nur für den Notfall ge¬ 
stattet. (Pf e r def r eu nd.) 


Schlacht- und Mastvieh-Ausstellung in Frankfurt a. M. 

Die Ausstellung fand in den Hallen des städtischen 
Schlachthofes statt und begann am 5. Mai. Zur Ausstellung 
kamen mehr als 800 Tiere; 215 Ochsen, 20 Bullen, 58 Kühe, 
41 Rinder, 158 Kälber (darunter 40 sogenannte Doppel¬ 
lender), 288 Schweine und 33 Schafe. Unter den Ochsen 




365 


sind die Höhenschläge und dabei besonders die Simmentaler 
in erdrückender Mehrheit. Vortreffliche Exemplare sah man 
unter den Rindern (Kalbinnen).- Hier hat besonders auch 
die ,,Geschäftsstelle des Bayerischen Landwirtschaftsrates 
für Schlachtviehverkauf, München“ sehr gutes geleistet.. Den 
Kaiser-Preis, eine silberne Medaille, erhielt eine von Ritter¬ 
gutsbesitzer Freiherrn von R o t e n h a n, Eyriclishof bei 
Ebern, ausgestellte Ivalbin der rot-gelben Franken-Rasse. 
Ganz hervorragend war die Kälber-Abteilung. Nach dem 
Ausspruch von Fachleuten war diese Ausstellungsabteilung 
überhaupt noch nicht überboten werden. Auf dem Ochsen¬ 
markt wurde für das Pfund Lebendgewicht bis zu 63 Pfg. 
bezahlt, an Stückpreisen wurden bis zu 1400 Mark erzielt. 
Die wenigen Hämmel waren von guter Qualität. Bei den 
Schweinen dominierte der Zuchtrichtung nach das veredelte 
Landschwein, meistens hannoverscher Rasse. — Der Tier¬ 
schau war auch eine recht reichhaltige Ausstellung von 
Maschinen, Geräten und Produkten für Viehzucht und das 
Metzgereigewerbe angegliedert. Von hohem Interesse war 
dabei die Sammelausstellung des städtischen Schlachthof¬ 
laboratoriums. — Vom preußischen Landwirtschaftsministe- 
riuin war Ministerialdirektor Schröter und Landes¬ 
ökonomierat T h o m s e n, von München der Landesinspektor 
für Tierzucht, Regierungsrat Dr. A 11 i n g e r, zur Er¬ 
öffnungsfeier anwesend. Diese und die übrigen Vertreter 
der Staats- und städtischen Behörden, der Landwirtschaf ts- 
kammern und sonstiger Korporationen sprachen sich höchst 
lobend über das ganze Arrangement und die Qualität der 
Tiere aus. (Tagespresse.) 


Verschiedenes. 

Danksagung. 

Ehrende und herzliche Zuschriften und Glückwünsche 
von der Königlichen Staatsregierung, Behörden, Gönnern 
und Freunden sind mir bei meiner Jubiläumsfeier in un¬ 
geahntem Maße zuteil geworden und haben mich tief ge¬ 
rührt. Ich empfinde es deshalb schwer, daß ich außer Stande 
bin, jedem Einzelnen die Freude, die ich empfunden habe, 
zum Ausdruck zu bringen. Deshalb bitte ich hiermit, meinen 
innigsten und herzlichsten Dank für die mir bewiesene wohl¬ 
wollende Gesinnung annehmen und mir ein treues Gedenken 
fernerhin bew'ahren zu wollen. 

Es ist mir auch ein Bedürfnis, für die wahrhaft gro߬ 
mütige Spende, die mir als „Schütz-Stiftung“ zugewiesen 



366 


worden ist, innigsten Herzensdank zu sagen mit der Ver¬ 
sicherung, daß dieser Beweis großer idealer Gesinnung für 
alle Zeiten in der Geschichte unserer Hochschule unver¬ 
gessen bleihen wird. 

Berlin, den 15. Mai 1010. 

Behüt z. 


Promotionsrecht. 

Nach einer Mitteilung der „Berl. Tierarzt]. Wochen¬ 
schrift“ ist die .Entscheidung über das Proniotionsrecht des¬ 
wegen noch nicht erfolgt, weil die Schwierigkeiten wegen 
der Form des Doktor-Prädikates fortbestehen. 


Militärveterinärreform in Preußen. 

In Preußen wurden ernannt: 1 Generalveterinär, 8 
Korpsstabsveterinäre und 69 Oberstabsveterinäre. Von 
diesen erhielten 10 den Ilang von charakterisierten Majoren, 
während den übrigen nur der Titel zuerkannt wurde. Be¬ 
fördert wurden 75 Oberveterinäre zu Stabsveterinären. 
2 Unterveterinäre zu Oberveterinären und 1*20 Untervete¬ 
rinäre zu Veterinären. 


Zum Andenken an Prof. G a 11 i e r. 

Dem Andenken des Professors G a 11 i e r an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule Lyon soll ein Denkmal errichtet 
werden und hat sich zur Ausführung des Projektes ein 
Komitee gebildet, welchem von deutschen Tierärzten die 
Geheimräte Dr. O s t e r t a g und Dr. Schütz in Berlin 
angehören. Die Stadt Lyon hat zum ehrenden Gedächtnis an 
G a 1 t i e r eine Straße „la rue Galtier“ bezeichnet. 

Bttcherscbau. 

Lage der Eingeweide bei den Haussäugetieren nebst An¬ 
leitung zur Exenteration für anatomische und patho¬ 
logisch-anatomische Zwecke. Für Studierende und Tier¬ 
ärzte bearbeitet von Dr. G. Schneide m ii h 1, Professor 
für vergleichende Pathologie an der Universität Kiel. 
Dritte, umgearbeitete und vermehrte Auflage. Berlin, 
Verlag von Parey, 1910. Preis 4 dt 50 A- 

Der Inhalt der drilten Auflage des hier bezeichneten 
Buches von Prof. S e h n e i d c m ii h 1 über den Situs vis- 
<erum hat eine vollständige Umarbeitung erfahren, wobei 
(he neue anatomische Nomenklatur und mannigfache Färb- 



abschnite in der Anatomie der Haustiere volle Beachtung 
fanden; ferner hat der Verfasser bei den Abschnitten über 
die Exenteration der Organe für pathologisch-anatomische 
Zwecke entsprechende Zusätze eingeschaltet; sie beziehen 
Och besonders auf wichtige Tatsachen aus dem Gebiete der 
pathologisch-anatomischen Diagnostik. 

Die neue, sehr vervollkommnete Ausgabe des Schneide- 
mühFschen Werkes wird den Studierenden ein sehr nütz¬ 
licher Leitfaden bei den Präparierübungen und den in der 
Praxis stehenden Kollegen ein sehr erwünschter Behelf bei 
der Ausführung gerichtlicher und gelegentlicher Sektionen 
sein. — A. 


Die Zucht eines edlen Pferdes im Großherzogtum Baden, 
besonders in Mittelbaden. Von A. Hin k, Großherzogi. 
Zuchtinspektor in Freiburg i. Br. Mit 2 Abbildungen. 
Hannover, Verlag von Schaper. Preis 30-$. 

Verf. bespricht in der vorstehenden Arbeit zunächst 
die historische Entwicklung der Pferdezucht und die ver¬ 
schiedenen Wandlungen, welche sie im Laufe der Zeit in 
Baden erfahren hat. Im weiteren behandelt H. die Beding¬ 
ungen zur Zucht des Schrittpferdes und des schweren Lauf¬ 
pferdes und beweist einwandfrei, daß die Futter- und 
landwirtschaftlichen Betriebsverhältnisse, sowie die Absatz¬ 
verhältnisse in Mittelbaden zur Züchtung des veredelten 
schweren Laufpferdes vom Typ der Oldenburger, Ostfriesen, 
schweren Holsteiner und schweren Anglonormannen inkli¬ 
nieren. Die anregend geschriebene Broschüre bietet Pferde¬ 
züchtern manches wissenschaftlich sehr Interessante und 
praktisch sehr Beachtenswerte. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Zündel Johannes, Kreistierarzt in Mühl¬ 
hausen in Elsaß zum komm. Lamlestierarzt von Elsaß-Lothringen. 
Ziere r Rupert, Stadttierarzt in Pforzheim (Baden) zum Schlacht¬ 
hofdirektor in Ludwigshafen'a. Rh. 

Approbationen: in Gießen die Herren: Bruder Kuno 
aus Uuterrombach und Mcents Johann aus Esens (Ostfriesland); 
in Hannover die Herren: Arfmann-Knübcl Heinrich aus Asch¬ 
warden, Neuerburg Karl aus Wittlich, Dr. jur. R e 1 o t i u s Wiard 
aus Landschaftspolder und Stahl Ernst aus Yelgast. 

Pr o m o ti one n: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte: 
G r e i m Wilhelm in Hof, Hungerbühler Mathias in Wekingen, 
Jahn Ernst in Ludwigsburg, Sarpe Otto in Nouen, Seibold 
Emst in Stuttgart und Vanselow Paul in Gößnitz; in Bern die 
Tierärzte: Scheel Robert in Berlin und Siegismund Karl in 
Darmstadt. 


368 


Tierärztlicher Kreisverein von Schwaben und Neuburg. 


Die diesjährige, nun 65. Generalversammlung findet ^w^oaa.- 
ta.g-, d.e». 2 '7 . Tu ui 3.S3.0, ■voma.itte.g^s © TTlxr im 
Xjsiaa.<ä.ra,tssa,a,le zu -A-Mg-sTöTirgr statt, wozu liiemit freund¬ 
liche Einladung an die Herren Ehren- und Vereinsmitglieder und 
sonstige Kollegen ergeht. 

Ta.gresoxclxiiaja.gr: 

1. Vereinsangelegenheiten. 

2. Besprechung praktischer Fälle. 

Tags vorher ankonnnende Herren treffen sieh im Hotel 

„Velsses Lamm“. 

Kempten, im Mai 1910. 

Der I. Vorstand: E. Junglnger. 

Die -A-ssistexrtexxstelle am ©psoxs.isc2a.exi 

IjaTsora,tori\im. (Abteilung des Pathologischen Instituts) der 
Königl. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden ist xien zu Toe- 
setzexx. Bewerbungen werden (unter der Adresse der Hochschul¬ 
kanzlei) baldigst erbeten. Bakteriologisch vorgebildete Bewerber 
bevorzugt. 



Scheidenkatarrh 

der Rinder wird sicher und dauernd geheilt mit 



von Dr. Pomayer 

Preis der 1 Pfd.-Dose (für 2 Tiere reichend) Mk. 2,50 

KälbercRuhr ! 


wird mit unbedingtem Erfolg bekämpft mit 



Preis pro Satz (3 Pulver) Mk. 1,70. 


:: Die Propria-Präparate werden von einer :: 
großen Anzahl Tierärzte verwendet und liegen 
:: zahlreiche glänzende Anerkennungen vor. :: 

General-Depot: Julius Vogel, Regensburg. 



Druck von J. (■ o 1 Los \v i n lur, Mim<hc:i. Kommissionsverlag : M.Riogersche 
Universitütsbuohhandlung, München, Odeonsplata 2. 








(früher: Wochenschrift für Tierheilhnnie nnd Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 31. Mai 1910. Nr. 22. 

Inhalt: Originalartikel: Dr. Lichtenstern: Die Lumbal-Punk- 
tion und -Injektion und ihr Anwendungsgebiet beim Pferd und 
Rind. — Günther: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Interes¬ 
sante Obduktionsbefunde. — Mennacher: Aktinomykose der 
Nasengänge. —Referate: Walther: Ein Fall von periodischer 
Augenentzündung. Dr. Böhm: Zur Geschichte der Trichine und 
der Triehinosis. — Die Trichineninvasion bei Tieren und die 
Trichinosis hominis. — Die praktische Verwendung des Trichino- 
skops bei der Ausübung der Trichinenschau. Phosphor im Or¬ 
ganismus. — Tierzucht und Tierhaltung: Fütterungs¬ 
versuche mit Melasse. Laktation der Büffelkühe. Über den 
Einfluß der Körperbewegung auf die Verdauung und Nährstoff¬ 
absorption des Pferdes. — Verschiedenes: Ausführungs¬ 
gesetz zum Reichsviehseuchengesetz. Antiperiostin contra Can- 
tharidol. Tierärztliche Hochschule in Wien. Viehseuchen- 
Nachrichten. — Literatur. 


Die Lnmbal-Punktion nnd -Injektion nnd ihr An¬ 
wendungsgebiet beim Pferd nnd Rind, 

Von Dr. G. Lichtenstern, Rottalmünster. 

Unter Lumbalpunktion versteht man die Einführung 
einer Iujektionsnadel durch das Foramen interspinosum der 
Lendenwirbel oder das Foramen lumbosacrale zwischen letz¬ 
tem Lendenwirbel und Kreuzbein in den Wirbelkanal in der 
Medianebene der Regio lumbalis bezw. Regio sacralis. de 
nachdem man den zwischen periostaler Auskleidung des 
Wirhelkanals und der Dura mater des Rückenmarks ge¬ 
legenen Raum (Theca vertebralis n. Ziehen) oder den sub- 
araelinoidealen Raum punktiert, unterscheidet man eine 
ckdurale und subarachnoideale (nicht subdurale) Funktion 
nnd dementsprechend eine ckdurale und subarachnoideale 
Injektion. 






370 


Die maßgebendsten literarischen Erscheinungen über 
die Lumbalpunktion, die zuerst hauptsächlich zur Lumbal¬ 
anästhesie ausgeführt wurde, und die geschichtlich inter¬ 
essantesten Daten habe ich ausführlich in meiner Arbeit 
über Lumbalanästhesie beim Pferd und Rind 1 ) behandelt, 
so daß ich füglich hier auf meine Arbeit verweisen darf. 
Über das Instrumentarium, die Technik beim Hunde u. s. w. 
hat Pfeiffer in der 4. Auflage seines Operationskursus 
ein eigenes Kapitel geschrieben und hier die Rückenmarks¬ 
anästhesie beim Hunde in der gewohnten exakten und präg¬ 
nanten Weise behandelt. 

Bei meinen Versuchen beim Pferd und Rind gebrauchte 
ich zur Punktion des Subarachnoidealraumes bezw. derTheca 
vertebralis die Bier’sche Lumbalnadel in einer Länge von 
11 und 13 cm und in einer Dicke von 1,0 und 1,6 mm. Das 
Material, aus dem die Nadel verfertigt ist, soll widerstands¬ 
fähig und nicht zu spröde sein, um ein Abbrechen während 
der Operation zu verhüten. Die Nadel soll mit einem gut 
schließenden Mandrin versehen sein, der dieselbe an der 
Spitze vollständig ausgleicht. Der Mandrin ist aus dem ein¬ 
fachen Grunde notwendig, weil ohne ihn beim Durchstechen 
der Haut oder des Sehnengewebes größere oder kleinere Ge¬ 
websteilchen im Innern der Nadel hängen bleiben, die dann 
bei der Injektion des Anästhetikums in die Umgebung des 
Rückenmarks abgeschwemmt werden und hier zu allen mög¬ 
lichen entzündlichen Veränderungen führen können. Ein 
Nachteil des Mandrin besteht darin, daß nach Durchstechen 
der Arachnoidea die Spinalflüssigkeit (wenn es sich um eine 
subarachnoidealePunktion handelt) nicht abfließen kann und 
den Operateur von der richtigen Lage der Nadel verständigt. 
Der Narkologe muß sich auf feinere Details verstehen 
(Widerstand beim Durchstechen der periostalen Auskleidung 
des Wirbelkanals und der Dura mater, Zucken des Tieres). 
Sobald man den Mandrin entfernt, soll Spinalflüssigkeit am 
liegenden Tiere erscheinen. Dann besteht ein Nachteil in 
seiner schwierigen Sterilisierung; ebenso verhält es sich mit 
der Lumbalnadel; bei der Sterilisierung im Dampfbad kommt 
es zum Einrosten der Nadel und zum Rostbelag im Innern 
derselben. Durch die Sterilisation im Sterilisationsrohr 
von Grosse lassen sich auch die gewöhnlichen Lumbal¬ 
nadeln sterilisieren, ohne daß wir ein Einrosten der Nadel 
befürchten müssen. Man hat Lumbalnadeln aus Platiniri- 
dium dargestellt, die zwar nicht rosten, aber recht teuer sind. 

'.) Lumbalanästhesie beim Pferd und ltind. Verlag von M. & 
11. Sehaper. 1,50 Mk. 



371 



Als Injektionsspritze verwende ich eine von Evens 
und P i s t o r in den Handel gebrachte 10 ccm fassende mit 
Metallversteifung versehene Glasporzellanspritze mit Por¬ 
zellankolben, die dreierlei Vorzüge aufweist: 1. sie ist sehr 
leicht, ohne zerlegt werden zu müssen, zu sterilisieren; 2. der 
Kolben schließt absolut dicht ab, so daß niemals Inhalt hinter 
den Kolben tritt; 3. die Flüssigkeit geht bei der Lumbal¬ 
injektion sehr leicht weg. Wenn män am stehenden Tier das 
Anästhetikum oder eine andere Flüssigkeit, z. B. Heilserum, 
injizieren will, so ist das Eigengewicht des Kolbens imstande 
diesen Druck zu überwinden. Dieser letzterwähnte Punkt 
ist mir ebenfalls sehr maßgebend gewesen zur Beurteilung 
der richtigen Lage der Nadel: wenn die Nadel im Sehnen¬ 
gewebe sich befindet oder am Knochen aufsteht, ist ein be¬ 
deutender Druck nötig, um das Anästhetikum zu injizieren. 

Endlich gebrauche ich noch einen Hautperforator zu 
dem Zwecke, dieHaut an der entsprechenden Stelle zu durch¬ 
bohren; erst dann wird durch diese Öffnung die Lumbal¬ 
nadel eingestochen; während die Haut durch ihre beträcht¬ 
liche Dicke und Zähigkeit das Einstechen mit der Lumbal- 
nadel erschwert und gefährdet, bietet das Sehnengewebe und 
die entsprechenden Bänder der Lumbalnadel keinen nennens¬ 
werten Widerstand. 

Es ist in der tierärztlichen Praxis außerordentlich 
schwer, das Instrumentarium aseptisch an den Operations¬ 
ort zu verbringen; in der ersten Zeit verbrachte ich das ge¬ 
samte peinlich sterilisierte Instrumentarium samt Phiolen 
in sterile Watte verpackt an den jeweiligen Operationsplatz. 
Um das Mißliche dieser Verhältnisse zu umgehen, ließ ich 
mir ein Spinalbesteck konstruieren 2 ), das dem Grosse’schen 
Spinalbesteck nachgebildet ist. Auf der Metallagerung be¬ 
findet sich die Injektionsspritze, Saugkanüle, die mit der zu 
injizierenden Flüssigkeit versehenen Phiolen, auf der Rück¬ 
seite der Lagerung die Lumbalnadel mit Mandrin und der 
Hautperforator. Diese Metallagerung kann bequem aus dem 
Metall-Etrui ausgehoben und zum Zwecke der Sterilisierung 
und des Transportes in ein passendes Sterilisationsrohr ver¬ 
bracht werden, wie es Grosse zu dem Zwecke einge- 
geführt hat. 

Auf diese Weise gelingt es, das Instrumentarium voll¬ 
kommen aseptisch beliebig weite Strecken zu transportieren. 

*> Geliefert von Firma Stiefenhofer- München und mit 
einigen Modifikationen von H au p t n e r - Berlin (das Ilauptner’sche 
Besteck ist auch für endovenöse Injektionen zu gebrauchen). 


L 



372 


Die Operation kann am liegenden und stehenden Tiere 
ausgeführt werden; im letzteren Falle wird dem Pferde die 
Nasenbremse angelegt und der entsprechende Vorderfuß 
von einem Gehilfen aufgehoben; Rinder werden an den 
Hörnern und dem Flotzmaul kräftig von Männern gehalten. 
Am stehenden Tiere läßt sich die Punktion und Injektion 
auf diese Weise bequem ausführen. Diese Methode wird 
stets dann einzuhalten sein, wenn es, wie es bei Tetanus und 
infektiöser Rückenmarksentzündung der Fall ist, nicht mög¬ 
lich ist die Tiere niederzulegen, da man eben froh ist, wenn 
die Tiere stehen. Anders, wenn man die Punktion zum 
Zwecke der Lumbalanästhesie ausführt; in diesem Falle soll 
man die Lumbalinjektion nur am liegenden Tiere ausführen 
und am stehenden Pferd oder Rind nur im Notfälle ope¬ 
rieren, oder dann, wenn es sich um Versuchstiere handelt; 
es ist sehr schwierig und verlangt eine vielerprobte Technik, 
zu entscheiden, ob die Nadel im Subarachnoidealraum sitzt, 
der bei der Lumbalanästhesie der geeignetste Injektionsort 
ist (doch läßt sich auch bei der ekduralen Injektion bei Ver¬ 
wendung von größeren Dosen eine brauchbare Anästhesie 
erzeugen). Am liegenden Tiere muß, wenn die Nadel richtig 
sitzt, in den meisten Fällen Spinalflüssigkeit kommen; Aus¬ 
nahmsfälle können allerdings dadurch bedingt sein, daß die 
Nadel am Rückenmark ansteht. 

Betrachten wir die Folgeerscheinungen, die auf die 
Injektion eines Anästhetikums eintreten: Gleich nach der 
Injektion bemerkt man einen feinen Muskeltremor in der 
Nachhand; die Tiere fangen in der Hinterhand zu pendeln 
an, werden plötzlich unruhig, erschrecken über ihre j)are- 
tischen Zustände in der Nachhand, stürzen zusammen, suchen 
zu entrinnen und arbeiten sich mit den vorderen intakten 
Gliedmaßen müde. Sind diese Erscheinungen an und für sich 
unästhetisch und inhuman, insofern dem Zwecke gerade ent¬ 
gegengesetzt, so sind sie, und das ist die reale Seite, für die 
betreffenden Tiere deshalb gefährlich, weil sie sich durch 
den Sturz sehr leicht lebensgefährliche Verletzungen zu¬ 
ziehen können. 

Es sind mir von autoritativer Seite Einwände gegen 
das vorherige Abwerfen zugegangen mit der Argumentation, 
es würde auf diese Weise nicht das Sträuben der Pferde, 
sowie Wirbelbrüche, die bis zum Eintreten der Lumbal¬ 
anästhesie längst eingetreten sein können, vermieden; diesen 
Kinwänden kann ich mich heute noch nicht beugen. Die Un¬ 
fälle, die sich durch Abwerfen ereignen, sind glücklicher¬ 
weise sehr selten und es ist kaum wahrscheinlich, daß am 



373 


gutgefesselten Tiere während der Vornahme der Lumbal¬ 
punktion und des Eintrittes der Lumbalanästhesie einWirbel- 
bruch eintreten kann; die prozentuale Möglichkeit einerVer- 
letzung, wenn am stehenden Pferde die Operation gemacht 
wird, ist eine ungleich höhere; zudem ergibt sich ausnahms¬ 
los hernach die Notwendigkeit zur exakten Ausübung der 
größeren Operation — deshalb wird doch die Lumbalanästhe¬ 
sie ausgeführt — das Pferd oder Rind zu fesseln und ent¬ 
sprechend zu lagern. 

Am abgeworfenen Tiere verhält sich die Sache wesent¬ 
lich günstiger; das Tier merkt die allmählich eintretende 
Parese in der Nachhand nicht, und selbst bei schweren opera¬ 
tiven Eingriffen in nervenreiche Gebiete sind die Tiere so 
ruhig, daß sie manchmal vorgelegtes Futter verzehren (vid. 
Operationsfall); ich hatte nie Gelegenheit, ähnliche Vor¬ 
gänge zu beobachten, wie sie eintreten, wenn man am stehen¬ 
den Tiere operiert; außerdem wird beim liegenden Tiere 
durch Krümmung der Wirbelsäule der Zugang zum Sub- 
arachnoidealraum durch die Erweiterung des jeweiligen 
Foramen interspinosum bezw. Foramen lumbosacrale wesent¬ 
lich erleichtert. 

Für die Anwendung der Lumbalanästhesie beim Men¬ 
schen hat K r ö n i g - Freiburg in der Versammlung der Ge¬ 
sellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte empfohlen, 
der Lumbalpunktion eine Stunde vorher eine Morphium- 
Skopolamin-Injektion vorauszuschicken. Dadurch gerät der 
Patient in einen Schlafzustand, der ihm das Unerträgliche, 
die Operation mitsehen und mithören zu müssen, benimmt. 
Dieser Zweck fällt beim Tiere natürlicherweise weg; immer¬ 
hin ist diese Methode am Platze, wenn es gilt, augenblick¬ 
lich große Schmerzen zu beheben, z. B. bei schmerzhaften 
Verletzungen, in der Geburtshilfe, oder wenn es sich um 
sehr aufgeregte Tiere handelt. (Fortsetzung folgt.) 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Günther, Arnsdorf. 

I. Die C h 1 o r o f o r m n a r k o s e bei Schweinen. 

Zur operativen Behandlung narkotisierte ich 6 Schweine 
mit Chloroform und fand diese Art der Betäubung einfach, 
praktisch und ungefährlich. 3 in Rücksicht auf die Ver¬ 
schiedenheit des Alters und der physiologischen Begleit¬ 
umstände interessante Fälle sollen in Nachfolgendem be¬ 
schrieben werden; 




374 


Bei einem mäßig gut genährten, 1 Jahre alten, träch¬ 
tigen Mutterschwein, das vor 4 Tagen eine Kartoffel ver¬ 
schluckt hatte, mußte der steckengebliebene Fremdkörper 
durch Operation entfernt werden. Zu diesem Zwecke wurde 
das Tier in der linken Seitenlage auf einem Tisch befestigt 
und durch langsame allmähliche Zugabe von 60,0 Chloro¬ 
form in mäßig tiefe Narkose versetzt, worauf dem sich ruhig 
verhaltenden Tiere mittels Schlundschnitt der Fremdkörper 
entfernt werden konnte. Das Tier erhob sich gleich nach dev 
Entfesselung und suchte, wenn auch schwankend, seinen 
Stall auf. Üble Nachwirkungen traten nicht ein, die Wunde 
heilte per primam. 

Im zweiten Falle handelte es sich um die Kastration 
eines gut genährten, zirka 3 Jahre alten, 370 Pfund schweren 
Zuchtebers, der ein einseitiger Kryptorchide war. Das Tier 
wurde gefesselt, in die linke Seitenlage gebracht, mittels 
40,0 Chloroform eingeschläfert, sodann konnte der vor¬ 
liegende linke Hoden mit demEmaskulator, der rechte mittels 
Laparotomie entfernt werden. Der regungslos verharrende 
Eber schlief noch 1^2 Stunde nach Anlage der Nähte und 
Entfernung der Fesseln. 2 Tage nach der Operation war die 
Futteraufnähme mangelhaft, dann fraß das Tier wie zuvor. 
Die Heilung der Operationswunde erfolgte per primam. 

Ein zirka 30 Pfund schweres Läuferschweinchen hatte 
eine Kartoffel verschluckt, die nun seit 24 Stunden in der 
Brustportion des Schlundes steckte. Wie die anderen Tiere 
wurde auch dieses festgelegt und mittels 60 g Chloroform 
narkotisiert. Der Fremdkörper glitt vor der mühelos appli¬ 
zierten Schlundsonde auf mäßigen Druck hin in den Magen. 
Bereits 3 Stunden später nahm das Schwein wieder Nahrung 
auf. — 


II. Maligne Neubildung im vorderen 
Media stinalraum eines Pferdes. 

Ein 5 Jahre alter brauner Wallach kam wegen einer 
angeblichen Brustbeule, die dem Tiere beim Arbeiten hinder¬ 
lich sei und gelegentlich Atembeschwerden verursache, zur 
Behandlung. Zu finden war am Brusteingang, etwas nach 
links liegend, eine ziemlich tief sitzende, rundliche, zirka 
zweifaustgroße, harte, wenig druckempfindliche Geschwulst. 
Ernährungszustand und Allgemeinbefinden des Tieres waren 
recht gut. Die Behandlung mit Kataplasmen und Jodkali¬ 
salbe blieb erfolglos. Nach Verlauf von 8 Tagen hatte die 
Geschwulst zugenommen und man glaubte eine Fortsetzung 
derselben in's Cavum thoraeis fühlen zu können. Rechter- 



375 


seit» war ein kleinerer Knoten in der Tiefe nachweisbar ge¬ 
worden. Es kamen weiter zur Verwendung Fibrolysin, dann 
Jodipin, ohne daß der Tumor kleiner wurde. Ein operativer 
Eingriff bot prognostisch sehr ungünstige Aussichten. Nach 
dreiwöchentlicher Dauer wurde die Atmung auch in der 
Ruhe schnarchend und die Futteraufnahme erschwert. Am 
26. Behandlungstage verendete das Tier plötzlich. Bei der 
Sektion fand sich ein zirka 4 kg schweres, umfangreiches 
Neoplasma im vorderen Mediastinalraum, das an der Herz- 
basis beginnend (Gefäße, Schlund und Luftröhre umfassend) 
bis zur Brustapertur reichte und dort in den beiden er¬ 
wähnten Protuberanzen zutage trat. 

Die Neubildung war knotig, fühlte sich ziemlich derb 
an; unter dem Messer boten die Knoten eine ähnliche For¬ 
mation wie der Querschnitt eines Rinderkleinhirns. Eine 
mikroskopische Untersuchung war leider nicht möglich, doch 
möchte ich den Tumor nach Lage, Konsistenz und Aufbau 
als Fibrosarkom, dessen Entwicklung vielleicht schon im 
jugendlichen Alter des Tieres begann und von der damals 
noch vorhandenen Thymusdrüse ausging, ansprechen. 


Interessante Obduktionsbefunde. 

Ein Pferd, das 4 Tage wegen eines schweren Nagel¬ 
trittes gestanden hatte, erkrankte unter hochgradigen Un¬ 
ruheerscheinungen an Kolik. Peristaltik war vollkommen 
unterdrückt, bei der Exploration erwies sich der flaschen¬ 
förmige Teil des Mastdarms vollkommen leer, der Mastdarm 
selbst an einer mit den Fingern noch erreichbaren Stelle 
scharf nach abwärts gebogen. 

Trotzdem durch wiederholte Injektionen von Eserin, 
sowie Arecolin am 8. Tage nach der Erkrankung selbsttätig 
Kot abgesetzt wurde, blieb die Futteraufnahme und das All¬ 
gemeinbefinden immer unverändert schlecht. Nach zehn¬ 
tägiger Krankheitsdauer verendete das Pferd plötzlich. Die 
Sektion ergab Verwachsung des geknickten Mastdarmes und 
seines Gekröses unter sich, sowie mit Hüftdarm, Grimm¬ 
darm und Bauchfell, Abszeßbildung an den Verwachsungs¬ 
stellen und eiterige Bauchfellentzündung. 

Am 29. Juli, abends, erkrankte ein 23jähriges Kriimper- 
pferd mit leichten Unruheerscheinungen, erhöhter Puls- und 
Atemfrequenz, Minderung der Peristaltik, mäßigem Kot¬ 
absatz und 40,0 0 Mastdarmtemperatur. 

Am 30. Juli besserte sich das Befinden, die Temperatur 
ging auf 39,0° zurück. Vom 2.—5. August wieder leichte 



376 


Unruhe und Absetzen von kleinen, harten, übelriechenden 
Kotballen; Temperatur 38,8—39,5°; bei der Exploration, 
die dem Pferd große Schmerzen machte, wurde starke 
Schwellung der Mastdarmschleimhaut und derbe Konsistenz 
des den Mastdarm umgebenden Gewebes festgestellt. Vom 
( 5 .— 9. August trat Herzschwäche und allgemeiner Kräfte¬ 
verfall ein, der Kotabsatz erfolgte unter starkem Drängen 
und bereitete dem Tier große Schmerzen. Temperatur 39,0 0 
bis 39,5 °. 

Am 9. August wurde das Tier mit .Rücksicht auf sein 
hohes Alter und die ungünstige Prognose getötet. Der Ob¬ 
duktionsbefund ergab: Entzündung des Mastdarmes mit 
partieller Sklerosierung der Wand; zwischen Mastdarm, 
Tragsack und Scheide ein ungefähr kleinkindskopfgroßer 
Abszeß; ferner kleinere und kleinste Abszesse in dem um¬ 
liegenden geschwellten und verhärteten Beckenzellgewebe. 
(Statist. Veterinärsanitätsbericht über die bayer. Armee.) 


Aktinomykose der Nasengänge. 

Von prakt. Tierarzt Mennacher, Seeg. 

Eine Kuh ging zu mit der Anamnese, sie zeige eine 
an Erstickungsgefahr mahnende Atemnot. Die Unter¬ 
suchung ergab neben hochnormaler Temperatur eine Auf¬ 
treibung der linken Kieferhöhle, eine Volumenzunahme des 
Kehlkopfes, bei dessen Palpation die Dyspnoe noch gestei¬ 
gert wurde, sowie äußerst rauhes und röchelndes tracheales 
und Lungengeräusch. Wasser und teilweise auch Rauhfutter 
wurde regurgitiert und durch die Nasengänge nach außen 
befördert. Die Behandlung des als aktinomykotischer Pro¬ 
zeß angesprochenen Leidens bestand in Anwendung Prieß- 
nitz’scher Wickel um den Hals und der Inhalation heißer 
Kochsalzwasserschwaden. 2 Tage nach der Einleitung dieser 
Behandlungsmethode wurden angeblich ziemlich reichliche, 
eiterig-blutige Massen ausgehustet, worauf nach Angabe des 
Besitzers die auf’s höchste gestiegene Atemnot sich sofort 
besserte. Leider war es nicht möglich, Teile dieses Sputums 
zur Untersuchung zu erhalten; jedenfalls dürfte indeß die 
spontane Entleerung eines aktinomykotischen Abszesses im 
gegebenen Falle als sicher angenommen werden. Durch Ver¬ 
abreichung von Jodkaliumdosen ließ sich der Zustand hei 
dem in guter Kondition stehenden Tiere noch weiter bessern, 
so daß die bedeutende Milchergiebigkeit der Kuh nunmehr 
wieder den früheren Stand erreicht hat. (Jahresberichte 
bayer. Tieriirzte.) 



377 


Referate. 

Walther: Ein Fall von periodischer Augenentzün¬ 
dung. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1910, Nr. 6.) 

Ein Pferd, das an einem akuten Anfall der periodischen 
Augenentzündung litt, zeigte die rasch zunehmenden Er¬ 
scheinungen einer schweren Intoxikation: Bewußtseins¬ 
minderung, Schwanken der Hinterhand und schließlich 
Lähmung der Unterlippe. Tod nach ltägiger Kiankheits- 
dauer. Wahrscheinlich hat die Augenerkrankung auf dem 
Weg der Sehnerven auf das Gehirn übergegriffen, wenn sich 
auch bei der Sektion diesbezügliche Veränderungen nicht 
feststellen ließen. L i n d n e r. 


Dr. J. Böhm: Zur Geschichte der Trichine und der 
Trichinosis. — Die Trichineninvasion bei Tieren und die 
Trichinosis hominis. — Die praktische Verwendung des 
Trichinoskops bei der Ausübung der Trichinenschau. (Zeit¬ 
schrift für Fleisch- u. Milchhygiene, 1910, Heft 5.) 

Im ersten Artikel teilt B. mit, daß nunmehr 50 Jahre 
verflossen sind, seitdem die Trichine zum ersten Male von 
Zenker in der Muskulatur eines unter Typhuserschei¬ 
nungen verstorbenen Mädchens gefunden und als Krank¬ 
heit«- und Todesursache festgestellt wurde. Über die Ent¬ 
wicklung der Triehinella spiralis, wie sie Zenker nannte, 
war man lange im Unklaren. Obwohl schon kurze Zeit nach 
ihrer Entdeckung Thudichum die Blut- und Ly mph - 
bahnen als Verbreitungsweg der Embryonen bezeichnet 
hatte, dauerte es doch 25 Jahre, bis man auf Grund neuer 
Untersuchungen die Richtigkeit der Annahme einer passiven 
Verschleppung der Embryonen in die Muskulatur erkannte. 

Die Tatsache, daß der Genuß trichinösen Fleisches 
beim Menschen eine mehr oder weniger schwere Allgemein¬ 
erkrankung hervorrufen kann, während dagegen bei Schwei¬ 
nen, Katzen, Kaninchen, Mäusen und anderen Tieren ledig¬ 
lich das Eindringen der Darmtrichinen in die Drüsen der 
Darmschleimhaut und das Einbohren der sogen. Wander¬ 
trichinen in die Muskelfasern örtliche Störungen infolge 
der heftigen Gew r ebsreizung zur Folge hat, veranlaßt^ B. 
zu Versuchen und Literaturstudien hierüber. Er verfütterte 
stark trichinöses Fleisch an Mäuse, Kaninchen und Katzen 
und konnte feststellen, daß bei der Mehrzahl der Tiere 
keinerlei Störungen des Gesundheitszustandes auftraten. 
Lediglich eine Katze und eine Maus zeigten am dritten bezw. 
in den ersten 6 Tagen starken Durchfall, der sich aber bald 



378 


wieder besserte. Vom 20. Tage ab bemerkte B. bei der Katze 
verminderte Lebhaftigkeit, was sich insbesondere durch 
Unterlassung von Springen und Klettern kenntlich machte. 
Im übrigen war aber das Tier munter und bei gutem Appetit. 
Bei der Sektion sämtlicher Tiere fanden sich in allen mög¬ 
lichen Muskelgruppen große Mengen von Trichinen, aber 
niemals Veränderungen am Darmkanal, Fleisch- und Gekrös- 
lymphdrüsen und den anderen Organen. 

Ganz anders sind die Erscheinungen der Trichinosis 
des Menschen, die B. und Andere gelegentlich der Trichinen¬ 
epidemie in Markt-Erlbach beobachten konnten*). Zieht man 
ferners die Beobachtungen von Strümpell und Anderen 
in Betracht, die hohes intermittierendes Fieber, Nasenbluten, 
roseolaartigen Ausschlag, Erscheinungen einer parenchyma¬ 
tösen Nephritis, Meningitis, hypostatische Pneumonie, dann 
Anämie und Exitus letalis unter suffokatorischen Erschei¬ 
nungen feststellen konnten, so erhält man einen Symptomen- 
komplex, wie er sich neben einigen Charakteristiken auch 
bei Abdominaltyphus, Piroplasmus, Trypanosomenkrank¬ 
heiten, überhaupt bei schweren Bluterkrankungen vorfindet. 
Auch die Sektionsbefunde — Schwellung der Gekröslymph- 
driisen, fettige Degeneration des Leberparenchyms, des Her¬ 
zens, der Nieren und der Muskulatur — gleichen den Ver¬ 
änderungen, wie sie bei schweren Infektionskrankheiten und 
Intoxikationeil Vorkommen. B. glaubt daher annehmen zu 
dürfen, „daß auch bei der Trichinosis gewisse Giftstoffe im 
Blut auftreten und wirken. Da die Embryonen durch den 
Blutstrom in alle Teile des Körpers gelangen, aber nur in 
der willkürlichen Muskulatur am Leben bleiben, müssen die 
in anderen Körperteilen befindlichen absterben und zer¬ 
fallen“. „Die bei diesem Zugrundegehen der Trichinenbrut 
entstehenden Stoffe werden wahrscheinlich dem Blute bei¬ 
gemengt und verursachen beim Menschen eine intensive Ver¬ 
änderung in seiner zelligen und chemischen Zusammen¬ 
setzung.“ 

Die Frage, warum bei den Tieren derartige Intoxi¬ 
kationserscheinungen nicht beobachtet wurden, läßt B. noch 
offen. Vergleichende hämatologische Untersuchungen könn¬ 
ten hier Aufklärung bringen. 

B. faßt seine Darlegungen und Folgerungen in fol¬ 
gende Thesen zusammen: „Beim Menschen ist die Trichi- 
nosis in schweren Fällen eine toxische Blutkrankheit; cs 
lassen sich bei derselben 4 Stadien unterscheiden: 1. das 

*) Referat in Münch. Tieriirztl. Wochensehr., 1909, S. 924. 



379 


Prodromalstadium, beginnend am Tage nach dem Genuß 
trichinösen Fleisches, 2. das intestinale Stadium, beginnend 
nach dem vierten Tag, 3. das Intoxikationsstadium, begin¬ 
nend in der zweiten Woche, 4. das intramuskuläre Stadium, 
beginnend in der dritten bis vierten Woche. Bei Trichinen¬ 
invasionen bei den Tieren fehlt in der Regel das 3. und 
wahrscheinlich auch das 1. Stadium, das 4. Stadium zeigt 
meistens leichten Verlauf.“ — 

Anschließend hieran ist eine Beschreibung der Auf¬ 
stellung und Inbetriebsetzung eines Trichinoskops gegeben. 
Die bisherigen guten Resultate bei Untersuchungen mit dem¬ 
selben dürften ein Beweis dafür sein, daß der Apparat gleich 
dem Mikroskop zur amtlichen Untersuchung auf Trichinen 
verwendet werden kann. M. 


Phosphor im Organismus. 

Das 3. Heft der „Therapeutischen Monatshefte“, 1910, 
enthält einen Artikel über die Bedeutung des Phosphors 
zum Aufbau des Körpers. „Ohne Phosphor kein Leben!“ 
(Bürchner). Nach physiologischen Erörterungen, welche 
sich auf diesen Satz beziehen, behandelt der Artikel die Phos¬ 
phor-Zufuhr zum Organismus mittelst der bekannten Gly- 
zerinphosphate, der Lezithine und Nukleine, wobei gesagt 
wird: Die früher so geschätzten Glyzerinphosphate sind ver¬ 
lassen worden, weil sie nicht absorbiert werden. Die Lezi¬ 
thine und Nukleine, welche als Phosphorzuführmittel einen 
gewissen Wert haben, sind darum nicht empfehlenswert, 
weil sie im Magendarmkanal toxische Basen bilden, wie Xan¬ 
thin, Hypoxanthin, Kreatin, Kreatinin und andere Alloxur- 
säurederivate. Die Nukleinsäure ist von diesen Neben¬ 
wirkungen frei und hat einen bedeutend höheren Phosphor¬ 
gehalt als die vorstehend genannten Verbindungen; sie 
wurde zuerst von A s c o 1 i im Jahre 1900 empfohlen und 
hat sich seitdem bewährt. Eine Schwierigkeit machte nur 
ihre Reindarstellung. Diese Schwierigkeit ist überwunden. 
Man besitzt jetzt ein vorzügliches Nukleinsäurepräparat, das 
Rhomnol, welches einen Gehalt von 9,63 % organisch ge¬ 
bundenem Phosphor aufweist. Das Präparat ist ein direktes 
Rekonstituens von tadelloser Assimmilierbarkeit und kann 
zuverlässig dosiert werden. 

Dr. 1 e G r i x - Paris bezeichnet es als ein vielvermögen¬ 
des wertvolles Nervinum bei Gleichgewichtsstörungen des 
Nervensystems; die Neuronen scheinen infolge seiner Wir¬ 
kung ihre physiologischen Funktionen wieder aufzunehmen, 
Wirkungen, welche man nach Dr. II e n n a r t von der Kola, 



380 


den Glyzerinphosphaten und dem Lezithin vergebens er¬ 
wartet. 

Man glaubt die günstige Wirkung des Rhainnols zum 
Teil auf den blutbildenden Einfluß desselben schreiben zu 
müssen; so hat Dr. T a p o z z i - Neapel gezeigt, daß nach 
Anwendung des Rhamnols die Zahl der roten Blutkörper¬ 
chen bei Schwäche und Anämie eines Patienten alsbald be¬ 
deutend anstieg. 

Diese Beobachtungen dürften in der Tierheilkunde, in 
welcher speziell das Lezithin als Nervinum (subakute Ge¬ 
hirnentzündung), ferner als Plastikum und Ilämatoplasti- 
kuni in der Rekonvaleszenz (Druse, Staupe) Verwendung 
findet, Beachtung verdienen. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Fütterungsversuche mit Melasse. 

Stephan Weiser und Arthur Zaitschek 
stellten mit Ochsen und Pferden Fütterungsversuche über 
die Verwertung der Melasse an. Ochsen bekamen als Grund- 
futter 4 Kilo Luzerneheu, 2 Kilo Wiesenheu, 3 Kilo Waizen- 
spreu und 5 Kilo Kleesamen- bezw. Luzernesamenausputz. 
Die Melassegaben variierten zwischen 1 und 4 Kilo. Bei 
einer Gruppe der Versuche wurde der resorbierbare Anteil 
der sämtlichen Nährstoffe und der Energieansatz, bei der 
anderen Gruppe der N-Ansatz, die Ausnutzung der Trocken¬ 
substanz, des Rohprote'ins und die Energie bestimmt. Hie¬ 
bei fand man, daß Melassezufuhr den N-Ansatz begünstigt 
und daß das Futter selbst bei Gaben von 8 Kilo Melasse auf 
1000 Kilogramm Lebendgewicht gut verwertet wird. Bei 
den Versuchen mit einer größeren Anzahl Pferden wurde 
Melasse mit Kleie gemischt zu dem übrigen aus Gerste, Mais¬ 
schrot und Wiesenheu bestehenden Futter gegeben. Bei den 
Konstatierungen der Fiittcrungsergebnisse beschränkte man 
sich auf die Wägung des Futters und Bestimmung des 
Körpergewichtes der Pferde. Die Resultate wiesen auf eine 
gute Verwertung der Melasse auch bei Pferden. 4 Kilo 
Mel asse auf 1000 Kilogramm Lebendgewicht wurden aus¬ 
gezeichnet vertragen und selbst Mengen von 5 und 5,5 Kilo 
beeinträchtigten selbst bei lang andauernder Fütterung die 
Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden der Versuchstiere 
nicht im mindesten. (Maly’s Jahresberichte, 1900.) 

Laktation der Büffelkühe. 

Tierarzt D i a e o n u - Budapest hat neuerdings Unter¬ 
suchungen über die Laktation der Büffelkühe angestellt. 




381 


.Nach ihm schwanken die Milchmengen innerhalb einer Lak¬ 
tations-Periode zwischen 149 und 2131 Litern, die täglichen 
Milchmengen zwischen 1 und 8 Litern. Die Dauer der Milch¬ 
sekretion erstreckt sich im Minimum auf 5, im Maximum 
auf 14 Monate. Als Durchschnittsgesamtdauer gibt D. 10 
Monate, als Durchschnittsgesamtmenge Milch 1100 Liter an. 
Die Milch ist sehr reich an Fett (7—8 %) und auch erheb¬ 
lich reicher an Fett als Kuhmilch. (Mitteilungen der Deut¬ 
schen Landwirtschafts-Gesellschaft, Stück 21, 1910.) 


Über den Einfluß der Körperbewegung auf die Verdauung 
und Nährstoffabsorption des Pferdes. 

Über diese Fragen stellte Prof. Dr. Scheunertan 
der Tierärztlichen Hochschule Dresden eingehende Unter¬ 
suchungen an. Die Versuchstiere wuirden sofort nach der 
Futte tauf nähme bewegt und konnte Sch. folgende Einflüsse 
auf die oben genannten Vorgänge konstatieren: 

Durch während der Verdauung stattfindende Körper¬ 
bewegung wird die Beförderung des Mageninhaltes nach 
dem Dünndarm verzögert. Der Inhalt des Magens bewegter 
Pferde ist reicher an Wasser, als derjenige ruhender. Sch. 
führt diese Erscheinung auf eine erhöhte Sekretion der 
Magenschleimhaut zurück. Die Kohlehydrat-Verdauung, 
welche im Magen in ziemlich bedeutendem Grade stattfindet, 
wi,rd durch die Bewegung gesteigert, dagegen wird die Ver¬ 
dauung der N-haltigen Nährstoffe des Futters in den ersten 
Stunden nach der Fütterung durch Bewegung vermindert, 
im Verlaufe der späteren Verdauungszeit aber erhöht. Durch 
die Körperbewegung wird die Sekretion der Enzyme und 
der HCl des Magens angeregt; außerdem erfolgt eine Steige¬ 
rung der Resorption der verdauten Nährstoffe im Magen. 
Sch. fand ferner, daß die Verdauung und Resorption im 
Magen viel bedeutender ist, als bisher angenommen wurde. 
Die Hauptmenge des Futters bleibt bis zu 6 Stunden im 
Magen und zwar länger bei bewegten als bei nicht bewegten 
Pferden. Der Übertritt von Mageninhalt aus dem Magen 
in den Darm geschieht zwar frühzeitig, jedoch nur in kleinen 
Mengen. Die Verdauung des in den Dünndarm übergetre¬ 
tenen Chymus und die Resorption erfahren durch die Be¬ 
wegung nur eine geringe Beeinflussung. In der zweiten bis 
dritten Verdauungsstunde sind die in.der Ration enthal¬ 
tenen Kohlehydrate zu 35—50 %, die N-haltigen Nährstoffe 
zu 33—55 % verdaut, je nachdem die Verdauung bei Ruhe 
oder Bewegung der Pferde stattfand. Die Gesamtaufsaugung 



382 


wurde durch die Bewegung gesteigert; sie betrug in der 
zweiten bis dritten Stunde von den verdauten C-hydraten 
und den verdauten N-baltigen Nährstoffen je 20—30 c /c. 
Nach 5 Stunden waren ungefähr 50—60 % resorbiert. ])ie 
höheren Zahlen beziehen sich auf die Absorptionsmenge hei 
der Bewegung. (Pflüger’s Archiv.) A. 


Verschiedenes. 

Ausführungsgesetz zum Reichsviehseuchengesetz. 

Nach dem Entwürfe eines Ausführungsgesetzes zum 
Reichsviehseuchengesetze, welches dem Landtage zugegangen 
ist, soll die Entschädigung für Verluste durch Seuchen, so¬ 
weit sie bislang vom Staate geleistet wurde, fortbestehen. 
Die Maul- und Klauenseuche und die Tuberkulose anbe¬ 
langend, ist aber der Staat mit Rücksicht auf die ungünstige 
Finanzlage außerstande, die ganze Entschädigung zu leisten 
und es soll daher die Entschädigungsleistung auf das reichs¬ 
gesetzlich vorgeschriebene Maß der Hälfte des Schadens be¬ 
schränkt bleiben; bei Tuberkulose hätte der Staat nach den 
reichsgesetzlichen Bestimmungen ein Drittel des Schadens 
zu entschädigen; indes soll darüber hinausgegangen und die 
Hälfte des Schadens ersetzt werden. 

Der Entwurf behandelt auch das Verfahren zur Fest¬ 
stellung der Verluste bezw. der Entschädigungen, sowie die 
Verteilung der Kosten des Verfahrens auf den Staat, die Be¬ 
sitzer und die Gemeinden. 


Antiperiostin contra Cantharidol. 

Nr. 21 der „Deutsch. Tierärztl. Wochenschrift“ ent¬ 
hält einen für Tierärzte sehr beachtenswerten Artikel des 
Herrn Prof. F r i c k - Hannover mit obiger Aufschrift, dem 
wir das Folgende entnehmen: 

Die Firma Bengen & Co. in Hannover brachte be¬ 
kanntlich ein Präparat „Cantharidol“ in den Handel, wel¬ 
ches als Ersatz für Ossoline und Antiperiostin empfohlen 
wurde. 

Die beiden Präparate Antiperiostin und Cantharidol 
unterscheiden sich in erster Linie durch ganz wesentliche 
Preisunterschiede. Die Flasche Antiperiostin kostet 4 Mk., 
während die Flasche Cantharidol um den Preis von nur 
1,50 \Ik. abgesetzt wird, ein Punkt, der für den Tierarzt 
unter gewissen Voraussetzungen sehr beachtenswert ist. 

Nun bat aber Prof. F r i c k vor kurzem vergleichende 
Versuche mit Antiperiostin und Cantharidol angestellt und 



383 


diese ergaben, daß das Cantbaridol von Bengen 
&Co. dem Antiperiostin Klein in Bezug auf 
seine Wirkung mindestens gleichwertig 
ist und daß sich die Wirkung des ersteren 
dauerhafter erweist als diejenige des Anti¬ 
periostin s. 

Daraus folgt unmittelbar, daß für Kollegen kein Grund 
besteht, das teuere Antiperiostin dem billigen Cantharidol- 
Bengen vorzuziehen, sondern daß rechnerische Erwägung 
vielmehr zu dem gegenteiligen Verfahren gravitiert. 

Tierärztliche Hochschule in Wien. 

Am 13. Mai veranstalteten die Hörer einen Demon¬ 
strations-Umzug, der sich von der Hochschule zum Acker¬ 
ban-Ministerium bewegte. Sie wollten damit ihrer Erregung 
über den immer noch nicht in Angriff genommenen Aushau 
der Hochschule besonderen Ausdruck verleihen. Während 
die Studentenschaft vor dem Ministeriumsgebäude auf und 
ab spazierte, überbrachte eine Deputation dem Vorsitzenden 
des Veterinärbeirates eine Denkschrift, in der die „traurige“ 
Lage der Studierenden dargelegt war. Außerdem legten die 
Studierenden Protest ein gegen die von den österreichischen 
Agrariern beabsichtigte Einführung von sogenannten Tier¬ 
helferkursen. — Nach der Rückkehr der Deputation aus 
dem Ministerium zogen die Demonstranten wieder ruhig ab. 

Stand der Tierseuchen In Bayern am 15. Mal 1910. 

a) Rotz (Wurm): 

0 b e r p f a 1 z: Cham 1 Gmd. (1 Geh.); Waldmünchen 1 Gmd. 
(1 Geh.). 

b) Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 20 Gmd. (26 Geh.); Niederbayern: 
12Gmd.(12 Geh.); Pfal z: 1 Gmd. (1 Geh.); Oberfranken : 
2 Gmd. (2 Geh.); Mittelfranken: 1 Gmd. (1 Geh.); 
Schwaben: 2 Gmd. (2 Geh.). 


Literatur. 

Bei der Redaktion sind nachstehende Dissertationen 
eingelaufen: 

Gießen: Aus der medizinischen Veterinärklinik (Vor¬ 
stand Prof. Dr. Gmeiner): BrunsWilhelm: Über 
die Anwendung des Oleum Ricini bei den Haustieren; 
Friedmann Artur: Beiträge zur Resorption der 
Analschleimhaut; H e n n Wa 11 e r: Die Albuminurie 



384 


und ihr klinischer Nachweis bei den Haustieren; Krebs 
Alfons: Die Verfärbung des Harns durch pflanzliche 
Laxantien und ihre klinische Bedeutung; Mayer Paul: 
Die klinische Diagnostik der Hämoglobinurie; Müller 
Ernst: Untersuchungen über die normalen Tages¬ 
temperaturen der Haustiere; Schreck Hans: Der 
klinische Nachweis der Gallenfarbstolfe im Hundeharn 
und dessen Bedeutung; Trautmann Jakob: Kli¬ 
nische und experimentelle Untersuchungen über die 
Auskultation der Lungen; Walther August: Kli¬ 
nische Untersuchungen über die Salizylsäure und ihre 
Derivate; Weber Josef: Die Cortex trangulae und 
ihre klinische Anwendung; Wilke Richard: Die 
Dünndarmkapseln und ihre klinische Verwendbarkeit: 
WolfsteinLeo: Das spezifische Gewicht des Harns 
der Haustiere und seine klinische Bedeutung. 

Leipzig-Dresden: Aus dem pathologischen Institut 
(Direktor Prof. Dr. Joest): Lanzl Fritz: Unter¬ 
suchungen über die nichtparasitären Leberzirrhosen des 
Schweines mit besonderer Berücksichtigung des Ver¬ 
haltens der Gitterfasern. 



1907 approbiert, in allen Disziplinen bewandert, übernimmt für die 
Monate Juni, Juli und August Vertretung. Offert, gef. erbet, 
sab F. B. 300 an die Exped. des Blattes. 


Im Verlag von T. EToaaer, TTlna ist erschienen: 

Handlexikon der tierärztlichen Praxis 

von Dr. med. vet. Gustav Uebele, 
ord. Professor an der Kgl. Tierarzt!. Hochschule in Stuttgart. 

Preis gebündelt Hk. 10.—. 

Das Bnch enthält in praktischer Anordnung alles, was der 
Tierarzt nnd Studierende über Eigenschaften, Preis, Bezugsquelle, 
Wirkung und Auwendungsweise der Arzneimittel, über allgemeine 
Therapie, über Erkennung und Heilung von Tierkrankbeiten zu 
wissen braucht und oft selbst in den Spezialwerken vergeblich 
sucht; es wird ln vielen Fällen das zeitraubende Nachschlagen 
in größeren Werken ersparen. 2[2] 

Inhalt: 1. Nach Indikationen alphabetisch geordnete Heilmittelgruppen. 
2i Alphabetisches IleilmittelVerzeichnis. 3. Diagnose und Therapie der wich¬ 
tigsten Krankheitszustände. 4. Rezeptsammlung (1G60 Rezepte mit Preisen nach 
der deutschen Arzneitaxe bezw. der Ergflnzungstaxe 190U). 5. Sachregister. 


Druck von J. G ottes wi n ter, München. — Kommissionsverlag: M. Ri ege räche 
Universitütsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 





Münchener 



(Hfller: Wocleflscbrilt fflr TierbeilKnndo Mi Yiebxucht). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 7. Juni 1910. Nr. 23. 


Inhalt: Originalartikel: Markert: Mitteilungen aus der 
Praxis. — Dr. Lie.htenstern: Die Lumbal-Punktion und -Injek¬ 
tion und ihr Anwendungsgebiet beim Pferd und Rind. (Fort¬ 
setzung.— Referate: Wunsch-Gaß: Vergiftung mit Oleum 
Terebinthinae. Noack: Worauf beruht das „Rotkochen“ frischen 
Fleisches? — Tierzucht und Tierhaltung: Die Ab¬ 
änderung des Pferde- und Viehversicherungsgesetzes. Propa¬ 
ganda in der Geflügelzucht. Düstere Bilder aus dem Leben 
unseres Hausrindes. Pferdezucht. Körgesetz. — Verschie¬ 
denes: Robert Koch f. Deutscher Veterinärrat. 40jähriges 
Dienstjubiläum. — Bücherschau. — Druckfehlerberichtigung. 
— Personalien. 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Markert, Neustadt a. II. 

Keuchhusten der Hunde. 

Ein Wurf 2 Monate alter Boxer und die Mutter der¬ 
selben erkrankten unter den nämlichen Erscheinungen, wie 
sie beim Keuchhusten der Kinder zur Beobachtung kommen. 
Die possierlichen Hunde tummelten munter herum, als plötz¬ 
lich ein Hündchen und hierauf ein zweites etc. einen Krampf¬ 
anfall bekamen, wobei das durch Zurückziehen der Luft ent¬ 
stehende pfeifende Geräusch, wie es für den Keuchhusten 
der Kinder typisch ist, wahrgenommen werden konnte. Es 
kam hiebei regelmäßig zum Erbrechen. Nach dem Krampf¬ 
husten waren die Tierchen momentan erschöpft, gingen je¬ 
doch taumelnd zur Futterschüssel und nahmen mit Appetit 
Nahrung auf. 






386 


Ein anderes Mal beobachtete ich ein in der Hütte 
schlafendes Junges. Es sprang plötzlich unter einem Er¬ 
stickungsanfall zur Hütte hinaus und hustete unter Er¬ 
brechen in derselben Weise wie die oben erwähnten. 

Nachdem Morphium, Honig etc. einige Wochen hin¬ 
durch erfolglos angewandt worden waren, ließ ich die jungen 
Hunde einzeln in verschiedenen Landgemeinden zwecks 
Luftveränderung unterbringen. Ohne weitere medikamen¬ 
töse Behandlung trat bald Besserung ein; immerhin hielten 
die Hustenanfälle auch auf dem Land noch zirka 4 Wochen 
an, jedoch sollen sie in nicht so heftiger Weise erfolgt sein. 
Bemerkenswert ist, daß damals in Neustadt der Keuch¬ 
husten unter den Kindern herrschte, so daß eine Über¬ 
tragung auf die Hunde nicht auszuschließen war. 


Eindringende Bauch wunden mit Darm¬ 
vorfall bei einem Hunde. 

Ein 2jähriger Rattenfänger war von einem mit 6 Per¬ 
sonen besetzten Automobil überfahren worden. t An zwei 
Stellen zeigte die Haut Verletzungen, durch die die Baueh- 
eingeweide hervorquollen. Bei meinem Eintreffen war der 
vorgefallene Darm durch Staub und Schmutz über und über 
verunreinigt. Nach sorgfältiger Reinigung des Darmes mit 
warmem Wasser (ohne desinfizierende Zutaten, da solche 
nicht vorhanden waren) suchte ich denselben in die Bauch¬ 
höhle zurückzuschieben. Da dies jedoch wegen der kleinen 
Wundöffnung nicht gelang, erweiterte ich dieselbe so hin¬ 
länglich, daß der Darm zurückfiel. Das Vernähen der Wunde 
war mit großen Schwierigkeiten verknüpft, da immer wieder 
neue Darmteile hervordrängten. Es dauerte lange, bis die 
Vereinigung der Wundränder so wie es die chirurgische 
Technik verlangt, gelungen war. Auf die gleiche Weise er¬ 
folgte die Reposition des Darmes an der zweiten Quetsch¬ 
wunde. Die Verletzungen wurden mit Jodoformkollodium 
bestrichen und mit Gaze gut verklebt. Am 4. Tage zernagte 
der Hund die Nähte; es entstanden zwei klaffende Plaut¬ 
wunden mit gut granulierendem Grund. Der befürchtete 
erneute Vorfall trat nicht ein, trotzdem die erneut zuge¬ 
nähten Wunden von dem Hunde schon nach kurzer Zeit 
wieder aufgerissen wurden. Nach 14 Tagen war das Tier 
vollständig geheilt. 

Eine ähnliche Widerstandskraft gegen Eingriffe in die 
Bauchhöhle zeigte ein %jähriger Hühnerhund. Als dieser 
vorgeiiihrt wurde, hingen mehrere Darmschlingen aus einer 
zirka :5 cm langen Hautwunde in der Nabelgegend bis auf 



387 



den Boden. Anamnestisch wurde mir mitgeteilt, daß der 
Hund vor einigen Wochen eine hühnereigroße Geschwulst 
am Nabel bekommen habe; dieselbe sei für einen Abszeß 
gehalten und geöffnet worden. Nach der Spaltung seien 
Därme ausgetreten, die reponiert wurden. Die angelegten 
Nähte habe der Hund nach wenigen Stunden wieder aufge¬ 
bissen, worauf der Prolaps neuerdings eintrat. Nach sorg¬ 
fältiger Peinigung des Darmes etc. suchte ich denselben in 
die Bauchhöhle zurückzubringen. Dies gelang jedoch erst 
nach ergiebiger Erweiterung der zu engen Bauchöffnung. 
Die vernähte Wunde wurde wie im ersten Falle mit Jodo¬ 
formkollodium und Gaze verklebt. Nach wenigen Tagen 
trat vollständige Heilung ein; auch der Bruchsack ist voll¬ 
ständig verschwunden. 

Ve r1e t z u n g des M a s t d a r m e s durch eine 
Wagendeich sei. 

Einem durchgehenden Pferde war die abgebrochene 
Wagendeichsel in die Scheide eingedrungen und hatte die 
obere Scheidenwand und die untere Mastdarmwand durch¬ 
bohrt, so daß der Kot durch die Scheide abgesetzt wurde. 
Das Loch im Mastdarm wurde von der Scheide aus mit Jodo¬ 
formgaze austamponiert und die Gaze mit einigen Quer- 
nähten festgehalten. Täglich wurde der Tampon entfernt 
und erneuert. Die Öffnung verengerte sich von Tag zu Tag 
und die Heiltendenz war eine so günstige, daß die Tampo¬ 
nade schon am 7. Tage weggelassen werden konnte, weil der 
Kot wieder auf natürlichem Wege abgesetzt wurde. 

Schlagverletzung des Sprunggelenkes. 

Ein im Stall losgekommenes Pferd wurde von einem 
andern an das Sprunggelenk geschlagen. Eine äußere Ver¬ 
letzung war nicht nachzuweisen. Der Fuß konnte in den 
ersten Tagen noch belastet werden, doch verschlimmerte 
sich trotz der Bemühungen des zur Behandlung herbeige¬ 
rufenen Tierarztes der Zustand so, daß der Fuß nicht mehr 
belastet wurde. Als nun noch zwei Öffnungen oberhalb und 
unterhalb des Sprunggelenkes entstanden, aus welchen 
höchst übelriechender Eiter abfloß, wurde ich zum Ent¬ 
scheid darüber zu Rate gezogen, ob das zum Skelett abge¬ 
magerte Tier zu töten sei. 

Ich schlug dem Besitzer die Operation vor und wurde 
zu diesem Zwecke das Pferd sofort abgeworfen und chloro¬ 
formiert. Hierauf erweiterte ich durch ausgiebigen Schnitt 
die Fistelöffnungen, öffnete die Gelenkkapsel, kratzte die 



388 


Fistelkanäle mit dem scharfen Löffel aus und durchspülte 
das Gelenk mit Sublimatwasser. Hierauf vereinigte ich 
beide Fisteln, indem ich ein schmales Leinwandband mit der 
llaarseilnadel durch beide Öffnungen zog. 

Nach der Operation besserte sich der Appetit, der Fuß 
wurde wieder auf den Boden gesetzt und allmählich auch 
belastet. Nach 6 Tagen entfernte ich das Eiterband, worauf 
die Heilung der Wunde rasch erfolgte. 4 Wochen nach der 
Operation konnte das Pferd erstmals im Freien bewegt 
werden und weitere 4 Wochen später war es wieder ge¬ 
brauchsfähig. Nur blieb eine bedeutende Verdickung des 
Sprunggelenkes zurück. 

Die Lumbal-Punktion und -Injektion und ihr An¬ 
wendungsgebiet beim Pferd nnd Rind. 

Von Dr. G. Lichtenstcrn, Rottalmünster. 

(Fortsetzung.) 

Die Lage des Tieres bei der Lumbalanästhesie (Hori¬ 
zontallagerung, Beckenhochlagerung, Vorderteilhochlage¬ 
rung) richtet sieh nach der jeweiligen Operation und dem 
gebrauchten Anästhetikum; die große Bedeutung der spezi¬ 
fischen Gewichtsverhältnisse der gebrauchten Anästhetika 
in Beziehung zu den spezifischen Gewichtsverhältnissen des 
Liquor cerebrospinalis habe ich in meiner Abhandlung in 
der notwendigen Ausführlichkeit an Hand der wissenschaft¬ 
lichen Untersuchungen von Krönigu. Gauß eingehend 
behandelt. Das Tier ist dazu so zu lagern, daß man bequem 
an der Regio lumbalis arbeiten kann. Es folgt zunächst die 
Reinigung der Regio lumbalis und der angrenzenden Ge¬ 
biete mit Seife und warmem Wasser; dann wird die Ein¬ 
stichstelle im Umkreis von 5cm abrasiert; wenn man im 
Zweifel ist, zwischen welchem Lendenwirbel man einstechen 
will, tut man gut, in der Medianlinie der Regio lumbalis 
einen zirka 15 cm langen und zirka 5 cm breiten Streifen 
abzurasieren. Diese Prozedur halte ich für sehr wichtig; 
dadurch werden auch die tiefer gelegenen Zellschichten ent¬ 
fernt und dem jeweilig angewandten Desintiziens zugänglich 
gemacht ; in diesen tiefer liegenden verhornten Epidermis- 
zellen sitzen die gefährlichsten Bakterien. Nach dem Ab¬ 
rasieren erfolgt die Desinfektion des Operationsfeldes; ich 
gebrauchte unverdünntes Therapogen oder unverdünntes 
Parisol. Bei diesen beiden Mitteln habe ich besonders bei 
Anwendung in unverdünnter Form eine ausgeprägt starke 
desinfektorische Tiefenwirkung beobachtet. Im übrigen 



389 


richtet sich die Desinfektionswei.se nach dein jeweilig herr¬ 
schenden System. 

Der Desinfektion folgt das Einstechen des Hautperfo¬ 
rators bei großen Tieren mit dicker und zäher Haut oder 
der Lumbalnadel bei kleinen oder jugendlichen Tieren mit 
verhältnismäßig zarter Haut. Mit Chloräthylspray läßt sich 
die Einstiehstelle günstig anästhesieren. 

Die Einstichstelle richtet sich nach der Tiergattuug, 
sodann nach der Anästhesiezone, die man erreichen will. 
Beim Kinde läßt sich zwischen sämtlichen Lendenwirbeln 
und zwischen letztem Lendenwirbel und Kreuzbein der Sub- 
arachnoidealraum bequem punktieren; bei alten Kindern 
kommt es zu einer Verknöcherung der Ligg. supraspinal. 
Deshalb empfiehlt es sich, seitlich von der Medianebene und 
seitlich etwa der Mitte des nächstfolgenden Dornfortsatzes 
einzustechen und die Nadel schräg nach vorn in die Median¬ 
ebene zu führen. Die Tiefe der Nadel beträgt bei der Punk¬ 
tion zwischen den Lendenwirbeln bei Kälbern 4 1 /*»—6 cm, 
hei Kühen, Jungrindern, Ochsen 6—10 cm. Bei der Punk¬ 
tion zwischen letztem Lendenwirbel und Kreuzbein 11 bis 
13 cm. 

Beim Pferde läßt sich ebenfalls zwischen den Lenden¬ 
wirbeln punktieren, besonders bei Fohlen; immerhin habe 
ich es ungern versucht, zumal der relativ weite und bequem 
zugängliche Raum zwischen letztem Lendenwirbel und 
Kreuzbein einen idealen Injektionsort darstellt. Die Tiefe 
der Nadel beträgt hier bei Fohlen 9—11 cm, bei Pferden 
von 1 Jahr ab 11—13 cm. Man sticht beim Pferd 1 cm hinter 
dem letzten Lendenwirbel genau in der Medianebene senk¬ 
recht zur Längsachse des Tierkörpers in die Tiefe. Man 
fühlt an der Nadel den Widerstand der periostalen Ausklei¬ 
dung des Wirbelkanals und der Dura mater. Der Subarach- 
noidealraum ist in diesem Teile des Kückenmarks infolge 
der zahlreichen, innerhalb des Subarachnoidealraums ver¬ 
laufenden, austretenden Nervenstämme sehr geräumig. Da¬ 
durch wird auch die Dura mater sehr an die periostale Aus¬ 
kleidung des Wirbelkanals angerückt. Aus diesem Grunde 
hält es hier nicht schwer, den Subarachnoidealraum zu punk¬ 
tieren. Beim Durchstechen der Dura mater zuckt das Tier. 
Wenn man glaubt im Subarachnoidealraum angekommen 
zu sein, entferne man den Mandrin. 

Die Injektion der in Körperwärme gehaltenen Lösung 
ist nur dann vorzunehinen, wenn der Liquor klar und in 
rascher Tropfenfolge oder im Strahl abtließt. Ist er getrübt, 
so läßt man soviel abfließen, bis er klar wird; erscheint er 



390 


nicht oder nur in träger Tropfenfolge, so ist ein neuer Ein¬ 
stich vorzunehmen. Bei Tieren, die an einer Rückenmarks- 
läsion erkrankt sind, ist von einer Lumbalanästhesie abze 
sehen. 

Bei einigen Tieren habe ich Liquor nicht gewinnen 
können; auf die Injektion trat eine unvollkommene Anästhe¬ 
sie ein; auf eine Erscheinung muß ich hier hinweisen, auf 
die mich Prof. Pfeiffer zuerst aufmerksam machte und 
die ich ebenfalls zu sehen Gelegenheit hatte (Fall 23 meiner 
Abhandlung) : Die linke untere Seite, auf der das Tier lag, 
war intensiver anästhesiert. Der Grund liegt wohl darin, 
daß Novocain ekdural injiziert hier die Nervenscheiden der 
linken Körperhälfte inniger und länger umspült; als Schlu߬ 
folgerung resümieren wir daraus, daß wir zweckmäßiger¬ 
weise das Tier auf die Seite legen, an der die erkrankte Ex¬ 
tremität sich befindet, wenn die Operation eben diese Lage¬ 
rung zuläßt. 

Die Injektion der in Körperwärme gehaltenen Lösung 
geschieht sehr langsam (in 1—2 Minuten), um plötzliche 
Druckschwankungen der Spinalflüssigkeit zu vermeiden. 

Bei der Lumbalanästhesie tritt die Anästhesie inner¬ 
halb 3—15 Minuten ein und zwar um so schneller, je größer 
die Dosis und je konzentrierter die Lösung ist; auf die Kon¬ 
zentration und Größe der Dosis ist ein entscheidendes Ge¬ 
wicht zu legen. In der ersten Zeit ist es mir trotz richtiger 
Injektion nicht gelungen eine brauchbare Anästhesie zu er¬ 
reichen und, wie ich mich aus brieflichen Mitteilungen über¬ 
zeugen konnte, ist es Anderen ebenso gegangen; die Ursache 
erblicke ich — abgesehen von einer nicht einwandfreien 
Technik — vielfach in dem Gebrauch von zu geringprozen¬ 
tigen und zu geringen Dosen. Bei Zusatz von Adrenalin. 
Gummi arabicum oder von ölen zu der Lösung wird die 
Absorption etwas verzögert; es tritt deshalb die Anästhesie 
etwas später ein. Die Dauer der Empfindungslosigkeit ist 
wiederum von der Dosis des Anästhetikums und von der 
Konzentration der Lösung abhängig; sie schwankt zwischen 
\A —2(4 Stunden. Durch Zusatz von Gummi arabicum oder 
Adrenalin läßt sich die L>auer wesentlich verlängern (Maaß, 
E r h a r d t, eigene Beobachtungen). Der Übergang in den 
Zustand der Anästhesie ist am liegenden Tiere ein allmäh¬ 
licher; das Tier merkt den Eintritt der Anästhesie nicht, 
lland in Hand mit der Anästhesie geht notwendigerweise 
eine vollständige Parese in der Nachhand, die etwa (4—3 
Stunden nach Aufhören der Anästhesie ebenfalls schwindet. 
Bei Zusatz von Adrenalin konnte ich eine 8 Stunden dauernde 



391 


Bewegungsunfähigkeit konstatieren. Die Intensität der An¬ 
ästhesie hängt — abgesehen von individuellen, nicht zu be¬ 
stimmenden Umständen — wiederum von der Dosis und der 
Konzentration der Lösung ab. Die Ausdehnung der Anästhe¬ 
sie-Zone kann beliebig durch eine entsprechende Lagerung 
des Tierkörpers begrenzt werden; eine übermäßig kranial 
ausgedehnte Anästhesiezone wird nicht ohne Schaden vom 
Organismus vertragen werden können; aus diesem einfachen 
Grunde ist die Lumbalanästhesie nur zum Zwecke von chi¬ 
rurgischen Eingriffen in die kaudal vom Rippenbogen ge¬ 
legenen Körperpartien anzuwenden. 

Nach dem Schwinden der Anästhesie und der Wieder¬ 
kehr der Bewegungsfähigkeit stehen die Tiere auf, manch¬ 
mal ohne jede Unterstützung; Störungen wesentlicher Na¬ 
tur in der Bewegungsfähigkeit konnte ich in den folgenden 
Tagen nicht beobachten; in dem auch hier geschilderten 
Fall 8 wurde die betreffende Stute 14 Tage später bereits 
ohne Unterbrechung zu schweren landwirtschaftlichen Ar¬ 
beiten verwendet. 

Im Folgenden erwähne ich von meiner Versuchsreihe 
den Fall 8, den ich für den instruktivsten halte: 

Fall 8. Pferd, Zuchtstute, zirka 51/2 Jahre alt, hat 
am 10. März 1909 gefohlt und sich dabei einen Riß der dor¬ 
salen Scheidenwand und der ventralen Mastdarmwand zu¬ 
gezogen. Der Riß konfluierte innerhalb des Sphincter ani 
in einer Länge von zirka 6 cm. Das Pferd wurde zum ersten 
Male im Mai 1909 an dieser Verletzung erfolglos operiert; 
die Narkose mittels Kombination von Morphium (0,5 sub¬ 
kutan) und Veronal (50,0 per os) war so wenig genügend, 
daß nur mangelhaft gearbeitet werden konnte. I)a dadurch 
eine Heilung nicht erzielt wurde, schritten wir am 9. Juli 
zu einer zweiten Operation. 

Das Pferd wird in Rechtslage abgeworfen, vom vierten 
Lendenwirbel bis zur Mitte des Kreuzbeines abrasiert, mit 
Seife, Wasser und Bürste mehrmals gründlich abgebürstet 
und zum Schlüsse mit konzentriertem Therapogen dreimal 
abgerieben. In die so vorbereitete Haut wurde zwischen 
letztem Lendenwirbel und Kreuzbein die Lumbalnadel 12 cm 
tief eingestochen; man merkte den Widerstand der Dura 
uiater; von der beim ersten Einstich erscheinenden Lumbal¬ 
flüssigkeit ließ ich 10 ccm abfließen und injizierte dann 1,0 
Novocain in 10 %iger wässeriger Lösung; die Novocain¬ 
lösung war erwärmt und wurde sehr langsam injiziert. 

10 Uhr 50 Min.: Injektion; 

10 Uhr 55 Min.: Eintritt der Anästhesie; 



392 


11 Uhr: vollkommene Anästhesie in den kaudal vom 

Rippenbogen gelegenen Körperpartien; 

12 Uhr: Ende der Operation; 

12 Uhr 30 Min.: Schwinden der Anästhesie; 

2 Uhr: das Tier steht ohne Unterstützung auf; es läßt 
sich nichts mehr anmerken. 

In Übereinstimmung mit dem Besitzer konnte ich kon¬ 
statieren, daß an der Bewegungsfähigkeit auch nicht das 
Mindeste auszusetzen war. — 

Die Operation 3 ) bestand darin, daß, um den Kotabsatz 
zu verhindern, nach manueller Entleerung des Mastdarmes 
und der Scheide mit lauwarmer 2 %iger Therapogenlösung 
ein Wergbausch und als Abschluß ein Leinwandballen in den 
kranial vom Riß gelegenen Mastdarmteil eingeführt wurde. 
Nach nochmaliger Reinigung wurde die Mastdarmschleim¬ 
haut im Umkreise des Risses von der Muskelschicht und dem 
Granulationsgewebe abpräpariert und die Rißräuder skari- 
fiziert; hierauf Vernähen der Mastdarmschleimhaut, des 
Muskel- und Granulationsgewebes und der Scheidenselileim- 
haut. Ausgang in Heilung. Nachteile der Lumbalanästhesie 
bestehen nicht; nach 14 Tagen wurde das Pferd zu schweren 
landwirtschaftlichen Arbeiten verwendet. Die ohne Narkose 
recht schmerzhafte Operation wurde mit Lumbalanästhesie 
reaktionslos vom Pferd vertragen; während der Operation 
verzehrte das Pferd vorgelcgtes Gras. — 

Die Lumbalanästhesie stellt eine in der tierärztlichen 
Landpraxis nicht minder als in der Universität»- bezw. Iloch- 
schulklinik verwendbare Methode dar, um am Tiere schmerz¬ 
los wuchtige Operationen ausführen zu können. Die An¬ 
ästhesiezone der Lumbalanästhesie beherrscht Körperteile, 
die bei der Mannigfaltigkeit und Häufigkeit von pathologi¬ 
schen Veränderungen, die in ihnen Vorkommen (Geschlechts¬ 
und Harnapparat, Mastdarm, Extremitäten u. s. w\) in be¬ 
sonders ausgedehntem Maße die Kunst des Chirurgen be¬ 
anspruchen. 

Dosis der Anästhetika, die in wässeriger (5—10 r /< iger) 
Lösung gebraucht werden: 


Novocain 

Kalb .0,25 

Kind.0,5—1,0 

Fohlen (— 1 Jahr) . 0,25 
Pferd.0,5—1,0 


»Stovain Suprarenin 

0,15 

0.3 

0,5—1,0 (1:1000) guttac N. X. 


s j Im Verein mit Distriktstierarzt A. Pfab ausgeführt. 
(Schluß folgt.) 






393 


Referate. 

Wunsch-Gaß: Vergiftung mit Oleum Terebin- 
thinae. (Tierärztl. Zentralblatt, 1910, Nr. 12.) 

Ein Landwirt wollte durch seine Magd in einem Kauf¬ 
laden Leinöl für ein mit Hartleibigkeit behaftetes Jungrind 
holen lassen. Aus Versehen erhielt dieselbe aber dort Ter¬ 
pentinöl, das nun dem Tiere eingeschüttet wurde. Die Folge 
davon w r ar, daß das Tier in heftige Atemnot und Zuckungen 
verfiel und schon nach 2 Minuten verendete, wobei Schaum 
aus den Nasenlöchern trat. 

Sektionsbefund: Sichtbare Schleimhäute bla߬ 
rosarot; starke Erstickungsblutungen in der Lunge; blutig¬ 
seröse Schleimmassen in den Bronchien und Trachea ; starke 
Rötung der Tracheal- und Nasenhöhlenauskleidung; Lunge 
stark hyperämisch; Pansenschleimhaut mit den Fingern in 
größeren Flächen leicht abziehbar. Von allen Teilen des 
Kadavers Ausströmen des auf etliche Schritte bereits wahr¬ 
nehmbaren Terpentingeruches. Urin von eigentümlichem, 
nicht gerade widerlichem Gerüche, der jedoch dem viel- 
erwähnten Veilchengeruche nicht glich. 

Zu bemerken wäre, daß eine Dosis von zirka 150,0 Ol. 
terebinth. den Tod des 8 Monate alten Jungrindes herbeizu¬ 
führen im Stande war. Auch ist anzunehmen, daß ein Teil des 
Eingusses aspiriert wurde. R a b u s. 

Noack: Worauf beruht das „Rotkochen“ frischen 
Fleisches? (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., 1910, Nr. 0.) 

Eine befriedigende Erklärung über die Erscheinung 
des „Rotkochens“ konnte bisher nicht gegeben werden. Ohne 
Beweise hiefür zu haben, nahm man als Ursachen unmittel¬ 
bare Lagerung auf Eis, Herkunft von trächtigen Tieren, die 
Anwesenheit salpetriger Säure im Wasser u. s. w. an. Daß 
die beiden ersterenHypothesen jeder Begründung entbehren, 
hat Verf. durch zahlreiche Kochversuche festgestellt. 

Er konnte hingegen „Rotkochen“ regelmäßig dann be¬ 
obachten, wenn das Wasser einem schon seit 8 Jahren in 
Gebrauch befindlichen Bottich entnommen war, der, als Re¬ 
servoir für heißes Wasser verwendet, täglich mehrmals ge¬ 
füllt wurde; seine Wandungen waren mit „Kesselstein“ 
reichlich besetzt. Auch in alten eisernen, zur Wasser¬ 
kochung viel benutzten Töpfen trat „Rotkochung“ ein. 
Zum Beweise, daß „Kesselstein“ tatsächlich ein Rotbleiben 
frischen Fleisches beim Sieden zu bedingen vermag, wurden 
weiterhin Kochversuche unter Zusatz von „Kesselstein“, 



394 


teils in Stücken, teils zerkleinert, zu dem der Leitung un¬ 
mittelbar entnommenen Kochwasser mit und ohne Koehsalz- 
heigabe angestellt mit dem Ergebnis, daß stets „Kotkochen“ 
erfolgte. 

l>ie Erklärung für die chemischen Vorgänge bei der 
Erscheinung kann noch nicht gegeben werden; wahrschein¬ 
lich handelt es sich um eine Wirkung der im „Kesselstein“ 
enthaltenen salpetrigen Säure oder schweflig-sauren Salze. 

L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Abänderung des Pferde- und Viehversicherungsgesetzes. 

Das Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 23, 1910, ent¬ 
hält das geänderte Normalstatut für die Pferde- und Vieh¬ 
versicherungsvereine. Im großen und ganzen sind einschnei¬ 
dende Veränderungen nicht zu verzeichnen, weshalb es ge¬ 
nügen dürfte, die wichtigsten Unterschiede zwischen den 
alten und neuen Bestimmungen hier anzuführen. 

a) Pferdeversicherung: 

Zusatz zu § 2: Dem Vereine können auch genossenschaft¬ 
liche Vereinigungen zum Unterhalte von Fohlenweiden 
und zur Zucht und Pflege von Pferden beitreten. 

Zusatz zu § 5: Mitglieder, über deren Vermögen der Kon¬ 
kurs oder die Zwangsverwaltung verhängt wurde, 
können ausgeschlossen werden. Das Versicherungs¬ 
verhältnis endet in diesem Falle 4 Wochen nach dem 
Ausschließungsbeschluß. 

Zusatz zu § 17 (als § 18 4 ): Endigt bei ausgetretenen 
Vereinsmitgliedern das Versicherungsverhältnis, nach¬ 
dem ein versichertes Pferd erkrankt ist oder einen Un¬ 
fall erlitten hat, so haftet die Versicherung für Ent¬ 
schädigung dann, wenn die Erkrankung oder der Un¬ 
fall den Tod des Pferdes binnen 7 Tagen nach Beendi¬ 
gung der Versicherung herbeiführt. 

Zusatz zu § 19 (als § 22 4 ): Die Kosten der Fütterung 
und Pflege, dann die der ersten Beiziehung eines Tier¬ 
arztes fallen dem Versicherten zur Last. Die Kosten 
der vom Ausschuß angeordneten tierärztlichen Behänd 
lung trägt der Verein. Die Generalversammlung ist 
jedoch berechtigt, anderweitig zu beschließen. 

Zusatz zu $ 23 (als § 20) : Gegen den Beschluß der An¬ 
staltsverwaltung in Kntschädigungsfällen steht dem 
Verein bezw. dem Versicherten das Hecht der Be- 



395 


sch werde an das Schiedsgericht innerhalb einer FrLt 
von 2 Wochen zu. 

b) Viehversicherung: 

Zusatz zu § 3: Auch genossenschaftliche Vereinigungen 
zum Unterhalte von Viehweiden, zur Aufzucht und 
Pflege von Tieren können beitreten. 

Zu § 5 wurde der gleiche Zusatz wie bei den Pferdever¬ 
sicherungen gemacht. 

Xach § 22 trägt, falls die Generalversammlung nicht 
anders beschließt, der Versicherungsnehmer die Kosten 
der tierärztlichen Behandlung. 

Bei Notschlachtungen (§ 28) beträgt die Entschädigung 
Vu», wenn der Reinerlös weniger als ’/e des Schätzungs¬ 
wertes ausmacht. Für die mit der Schätzung und Auf¬ 
nahme verbundene Tätigkeit können Ortsvereine (nach 
§ 30 6 ) eine Verwaltungsgebühr von 10 von je 100 dl 
Versicherungssumme erheben. 

§ 35 bestimmt, daß für Ziegen der Beitrag sich um 5 / ll( 
erhöht; diese Tiere werden mit dem D/Gfachen Be¬ 
trage des Wertes in die beitragspflichtige Versiche¬ 
rungssumme eingerechnet. M. 

Propaganda in der Geflügelzucht. 

Die „Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts- 
Gesellschaft“, Stück 21, 1910, berichten über folgendes Ver¬ 
fahren zur Förderung der Geflügelzucht in England: Es 
wurde ein Extrazug zusammengestellt, welcher mit Wander¬ 
lehrern, mit allem Demonstrationsmatcrial zu Vorträgen 
über Geflügelzucht ausgerüstet war. Der Zug kursierte 
Ende April mit großem Erfolge in Wales. Lernbegierige 
strömten aus allen Gegenden auf Entfernungen von 20—30 
Kilometern herbei, um sich auf dem Gebiete der Geflügel¬ 
zucht Kenntnisse zu erwerben bezw. solche zu erweitern. 

Düstere Bilder aus dem Leben unseres Hausrindes. 

In einem Flugblatte des Berliner Tierschutzvereins 
schildert Herr Stabsveterinär F ö h r i n g e r, Vorstand der 
Ilufbeschlagschule in Regensburg, in Wort und Bild recht 
anschaulich und eindringend die unzweckmäßigen und tier- 
«piälerischen Verfahren, welche beim Treiben von Zucht¬ 
stieren stattfinden, insbesondere jenes, bei welchem die Tiere, 
um Angriffe auf die Führer oder Durchgehen zu verhiilen, 
durch Anziehen an um die Vorderfessel angebrachten dünnen 
Seilen, die durch einen um die Brust gelegten Strang laufen, 
zu Fall gebracht werden. 



396 


Durch die dünnen Seile und den über den Rücken 
laufenden Strang wird bei Mangel irgendwelcher weiterer 
Schutzvorrichtungen dieHaut an denFesseln und am Rücken 
wundgeriehen und der Bulle zieht sich beim Sturze auf die 
unbeschützten Vorderknie mehr oder weniger tiefe Wunden 
zu. Die hiebei dem Tiere verursachten Schmerzen und die 
Nachteile für den Besitzer könnten leicht verhindert werden : 
dazu wäre nur erforderlich, daß sich die Viehhändler und 
Metzger etc. Riemen zum Anbringen an den Fesseln, Schutz¬ 
kappen für die Knie und eine Brustgurte mit einem kleinen 
Schutzkissen an der Stelle, an welcher die Gurte auf dem 
Rückgrate liegt, beschaffen würden. 

Mit dieser billigen Ausrüstung könnten den Tieren 
Läsionen der Haut, beim Transporte Verwundungen der 
Kniee, beim zufälligen Stürzen oder beim not wendigen 
Niederbringen auf die Kniee und damit Pein und Schmerz 
erspart bleiben. Es wäre damit einer humanitären Forde¬ 
rung des Tierschutzes, die jeder Tierfreund stellen muß, 
Folge geleistet. 

Im weiteren demonstriert Föhrin ger au Ab¬ 
bildungen die Folgen, welche die unterlassene Klauen¬ 
pflege bedingt, die Qual, welche denTieren schon beim Stehen 
im Stalle, besonders aber bei der Bewegung durch Nicht¬ 
beachtung der Klauenpflege veranlaßt wird; es werden in 
diesem Aufsatze ferner die Nachteile, welche die unter¬ 
lassene Klauenpflege für die Nutzung im Gefolge hat, ge¬ 
schildert und endlich gibt dessen Inhalt Anweisung, wie 
durch periodisches Verkürzen und Beschneiden der Klauen 
humanitäre wirtschaftliche Aufgaben erfüllt werden können. 

Bei dieser Gelegenheit kam F ö h ringe r besondere 
auch auf das verschiedene tierquiilerisehe Verfahren beim 
Aufhalten der Hinterbeine des Rindes, sei es zu operativen 
Zwecken, sei es zur Klauenpflege; er verkennt hiebei nicht, 
daß man zur Zeit häufig auf andere Weise nicht zum Ziele 
kommt und fährt weiter wörtlich fort: „Die ganze Quälerei 
wäre überflüssig, wenn das Rind allgemein zum Aufheben 
bezw. Beschlagen etc. erzogen werden würde. Wie leicht 
ließe sich dieses erreichen! Man brauchte nur alle Kälber, 
die zur Aufzucht bestimmt sind, wie die Fohlen von klein 
auf an das Aufheben und Aufhalten der Füße zu gewöhnen, 
was spielend gelingen würde! Daß dieses möglich ist. zeigen 
in erfreulicher Weise die wohlerzogenen Ochsen größerer 
Güter und ab und zu auch Tiere aus kleineren Ställen, in 
welchen ein humanes vernünftiges Walten herrscht.“ Am 
Schlüsse fügt F. den Wunsch an, es möchten alle Tierschutz- 



397 


vereine durch Wort und Tat erstreben, daß auch beim Rinde 
die Beschlagdressur immer mehr eingeführt werde und zu 
diesem Zwecke gelegentlich der Tierschauen und bei ähn¬ 
lichen Anlässen auch Prämien an solche Viehbesitzer ver¬ 
liehen w r erden, deren Tiere sich freiwillig die Füße aufheben 
und beschlagen lassen. Die Durchführung dieser Anregung 
Föhringer’s würde gewiß großen Nutzen bringen. 


Pferdezucht. 

Die Pferdezüchter des Verwaltungsbezirkes Freising 
haben sich in jedem der beiden Distrikte Freising und Moos¬ 
burg zu einer Pferdezuchtgenossenschaft vereinigt, um das 
einheimische kräftige Arbeitspferd durch Aufstellung von 
starken und gängigen Hengsten des oberbayerischen Schlages 
in Form und Gang zu verbessern und dadurch ein starkes 
und entsprechend breites und tiefes Pferd mit guten, ausge¬ 
glichenen Körperformen, starken Knochen und freien, räu¬ 
menden Gängen zu erzüchten. 

Die zuerst gegründete Genossenschaft Moosburg zählte 
gleich bei ihrer Gründung 62 Mitglieder. Als Vorstand 
wurde Landrat und Gutsbesitzer Schwaiger in Feld¬ 
kirchen gewählt. Die Genossenschaft Freising erstand her¬ 
nach mit 34 Mitgliedern, von welchen der Iv. Bezirkstierarzt 
Notz in Freising zum Vorsitzenden ernannt wurde. 


Körgesetz. 

Die bayerische Kammer der Abgeordneten hat in der 
am 28. Mai stattgehabten Sitzung das neue Körgesetz bei 
namentlicher Abstimmung mit 100 gegen 11 Stimmen an¬ 
genommen. A. 


Verschiedenes. 

Robert Koch f. 

Am 28. Mai verschied in Baden-Baden infolge eines 
Herzleidens der in allen Weltteilen bekannte und berühmte 
Bakteriologe, Wirklicher Geheimrat, Geheimer Medizinal¬ 
rat, Professor und Direktor des Hygienischen Institutes in 
Berlin, Exzellenz Dr. Robert Koc h. 

Die großartigen Entdeckungen dieses illustren For¬ 
schers auf dem Gebiete der Bakterienkunde, ihre bahn¬ 
brechende und wegweisende Bedeutung für das Studium 
und die Bekämpfung der Infektionskrankheiten sind allen 
Tierärzten geläufig. Dem Andenken an R o b e r t K o c h 



398 


werden die Vertreter der Tierheilkunde für alle Zeiten Ver¬ 
ehrung und Dankbarkeit weihen! 


Robert Koch f. 

Anläßlich des am 28. Mai 1910 in Baden-Baden er¬ 
folgten Todes des Wirklichen Geheimrates Prof. Dr. Ro¬ 
bert Koch, Exzellenz, Ehrenmitgliedes der Internatio¬ 
nalen Tierärztlichen Kongresse seit 1895, hat der Vor¬ 
sitzende des Ständigen Ausschusses nicht versäumt, der 
Frau Gemahlin des Verstorbenen ein Beileidsschreiben zu 
übersenden und an der Bahre des großen Toten ein Pflanzen¬ 
gebinde als erstes Zeichen der tiefen Verehrung niederzu¬ 
legen, welche die tierärztliche Welt dem fruchtbaren For¬ 
scher und Gelehrten stets bezeigt hat. 

Deutscher Veterinärrat. 

Im Hinblick auf § 22 b der Satzung beehrt sich der 
Unterzeichnete in vorläufiger Weise bekannt zu machen, 
daß der Ausschuß beschlossen hat, die nach den Stuttgarter 
Beschlüssen in Hamburg abzuhaltende nächste Plenar¬ 
versammlung auf September dieses Jahres ein¬ 
zuberufen. 

Den Hauptgegenstand der Beratung soll die „Stellung¬ 
nahme zu dem vorläufigen Entwurf einer Bundesrats¬ 
instruktion zum Viehseuchengesetz“ bilden. Ferner sind 
laut Beschlusses der letzten Plenarversammlung auf die 
Tagesordnung zu setzen: „Privatdozententum und Profes- 
soren-Ersatz“, „Revision der Ilauptmängelliste“, „Betäti¬ 
gung des Tierarztes auf dem Gebiet der Tierzucht“, „Ein¬ 
führung der außerordentlichen Fleischbeschau und der 
übrigen animalischen Nahrungsmittelkunde in den Lehr¬ 
plan der Tierärztlichen Hochschulen“. 

Außerdem beantragt der Verein Schlesischer Tierärzte 
das Thema „Besteht eine Überfüllung des tierärztlichen Be¬ 
rufes';“ als dringendes Referat zu behandeln. 

Stuttgart, den 28. Mai 1910. 

Dr. v. Beiß w ä n g e r. 


40jähriges Dienstjubiläum. 

Am 14. v. Mts. feierte Herr Veterinärrat Ostertag 
in Schwiibisch-Gmünd das 40jährige Jubiläum als Oberamts¬ 
tierarzt dieses Bezirkes. Wir senden dem verehrten Kol¬ 
legen zu dieser Feier auf diesem Wege die herzlichsten 
Glückwünsche. Möge er den Seimigen und unserem Stande, 



399 


in welchem er so erfolgreich wirkt, noch recht lange gesund 
und froh erhalten bleiben! (1). Red.) 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der vergleichenden Physiologie, bearbeitet von Professor 
Dr. Abderhalden-Berlin, Professor Dr. Dex ler-Prag, Pro¬ 
fessor Durig-Wien, Geheixnrat Professor Ellenberger-Dresden, 
Professor G m e 1 i n - Stuttgart, Dr. Gr i mm er-Greifswald, Privat¬ 
dozent Dr. Kolme r-Wien, Professor Krummacher-München, 
Privatdozent Hausmann-Wien, Professor Dr. Lahmann-Mar- 
burg, Professor Dr. v. Pflugk-Dresden, Professor Dr. Raucher- 
Lyon, Geheimrat Professor Dr. R i e v e 1-Hannover, Professor Dr. 
Scheunert-Dresden, Geheimrat Professor Dr. Tereg-Hannover, 
Professor Dr. Tschermak-Wien, Professor Dr. Zangger, Pro¬ 
fessor Dr. Zietzschmann-Zürich. Herausgegeben von Dr. W. 
Ellenberger und Dr. A. Scheunert, Professoren an der 
Tierärztlichen Hochschule in Dresden. Mit 4J5 Textabbildungen. 
Berlin. Verlag von Paul Parey. 1910. Preis 24 Mk. 

Wie aus dem vorstehenden Namensverzeichnis ersichtlich, be¬ 
teiligten sich an der Bearbeitung des von Ellenbergerund Scheu¬ 
nert herausgegebenen Werkes der vergleichenden Physiologie 
18 Autoren. 

Im Jahre 1891 war das bekannte zweibändige, klassische Werk 
über vergleichende Physiologie der Haustiere von Ellenberger 
erschienen. Das vorliegende Buch soll nicht die zweite Auflage des 
damals erschienenen Eli enberger’schen Werkes, sondern ein 
weniger umfangreiches Lehrbuch über vergleichende Physiologie der 
Haustiere für Studierende und zugleich ein Nachschlagebuch für 
Tierärzte sein. Um das Werk für Anfänger sehr geeignet zu machen, 
haben die Herausgeber verschiedene Druckarten in Anwendung 
bringen lassen, wobei das für Anfänger Wesentlichste und Wichtigste 
durch Groß- bezw. Fettdruck besonders hervorgehoben wird. Da¬ 
durch war es möglich, das gewaltige Gebiet der Physiologie für 
Studenten und Tierärzte in einem nicht zu weit gesteckten Rahmen 
übersichtlich und in einer das Studium außerordentlich erleichternden, 
den didaktischen Anforderungen entsprechenden Weise darzustellen. 

In der Tat, welches Kapitel des Buches man studieren mag, 
überall findet man die Hauptlehren über den betreffenden Gegen¬ 
stand für denjenigen, welcher das Studium der Physiologie beginnt 
mehr oder weniger umgrenzt und leicht faßlich bearbeitet; der Vor¬ 
geschrittene aber erhält allseitige eingehende Belehrung über die 
Wege und Ziele, welche die Forschung zur Feststellung physiolo¬ 
gischer Gesetze verfolgen mußte. Besonders eingehende Darstellung 
fanden die Kapitel der Nervenphysiologie und Fortpflanzung. Von 
großem Interesse wird für den Leser auch der Inhalt der Kapitel 
über Elektrophysiologie und innere Sekretion sein. 

Alles in Allem: wir haben in dem phänomenalen neuen Werke 
von Ellenberger undScheunert über vergleichende Physiologie 
der Haustiere ein für Veterinärstudenten zum Studium der Physio¬ 
logie in jeder Richtung ausgezeichnetes Lehrbuch; aber auch für 
Tierärzte ist das Buch nicht nur Nachschlagebuch sondern Lehr¬ 
buch, in dessen Inhalt er Erklärung über das „Warum“ der verschie¬ 
densten pathologischen Vorgänge bei Krankheiten unserer Haustiere, 
Auskunft über manche biologische Fragen, welche sich auf die 



400 


Züchtung und Hygiene der Haustiere beziehen, finden wird. Stm 
dierenden und Tierärzten sei das Werk warm empfohlen. A. 


Drnckfehlerberichtigtmg. 

Auf Seite 381 Zeile 8 von oben soll es heißen: „Casein“ statt 
„Fett“. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Den Dozenten der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Dresden: Obermedizinalrat Professor Dr. Müller das 
Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens, Medizinalrat Professor 
Dr. Kunz-Krause der Titel und Rang als Obermedizinal rat, 
ökonomierat Dr. R a u b o 1 d und Privatdozent Dr. S t r u b e 11 der 
Titel Professor. 

Ernennung: Tierarzt Kraus aus Würzburg zum Assi¬ 
stenztierarzt am Schlacht- und Viehhof daselbst. 

Approbationen: in Berlin die Herren: Aschen¬ 
brenner Eugen aus Nürnberg, Ehlers Rudolf aus Jaeglack, 
Ehrlich Kurt aus Illeben, Lassen Peter aus Groß-Berbel, M a r - 
t{i n Wilhelm aus Cöpenik, Tanz Artur aus Apfelstädt, Tauer 
Joseph aus Neisse, Wilengowski August aus Neu-Maraunen und 
Zapp Erich aus Neisse. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen: die Tierärzte 
Berg Gustav in Brunen, Marioth Wilhelm in Arolsen, Meyer 
Paul in Zöberitz und Peters Franz in Posen; in Bern: die Tierärzte 
A s c h o f f Hermann in Herzberg und Heine Otto in Claustal. 

Todesfall: T e p 1 y Fritz, prakt. Tierarzt in Feldkirchen 
bei Westerham (Oberbayern), [1889]. 


• Die Stelle des Bezirkstierarztes von 
£jrieuigt. Zwei brücken. 

Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Be¬ 
werbers zuständigen Regierung, Kammer des Innern, bis tum 
IO. Juni einzureichen. 

An der medizinischen Veterinärklinik der Uni¬ 
versität Gießen ist die Stelle eines Assistenten ab 1. Juli 
zu besetzen. Gehalt 1200 Mark, freie Wohnung, Heizung. 

Bewerbungen sind mit Lebenslauf u. s. w. an die Direktion 
zu richten. 

Großherzogliche Direktion der medizinischen Veterinärklinik. 

Professor Dr. Gmeiner. 


Tierarzt, 1908 approbiert, promoviert, sucht ab 20. Juni 


weitere "W U- ■ ■ ■ ■ zu übernehmen. 

GeH. Offerten unter E. I>. an die Expedition des Blattes. 


“Vertreter 

vom 1. August ab auf 8 Wochen gesucht. Offert, mit Gehalts- 
anspriichcn sub HI. N. an die Expedition des Blattes. 


Druck von J. li ottc .sw int er, München. — Kommissionsverlag: M. Riegorsclie 
rniversiUltsbuchhamUiing, München, Odeonsplatz 2. 







r- 


Münchener 



(IrfHer: Wocieasctirilt für Tierbeilfcuade und Tiedznclit). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 14. Juni 1910. Nr. 24. 


Inhalt :Originalartikei: Dr. Hellmuth: Zum Kapitel „Lebens¬ 
mittel-Kontrolle“. — Ade: Zwei Fälle aus der Praxis. — Lechle: 
Kurze Mitteilungen aus der Praxis — Dr. Liehtenstern: Die 
Lumbal - Punktion und -Injektion und ihr Anwendungsgebiet 
beim Pferd und Rind. (Schluß.) — Referate: Hauptmann: 
Die medikamentöse Behandlung der Samenstrang-Fistel des 
Pferdes. Steinbrück: a) Darmstich mittels Hohlnadel: b) Zur 
Therapie der Darmverlagerungen. — Tierzucht undT i er¬ 
halt ung: Bestimmungen über die Vornahme von Milch¬ 
leistungsprüfungen in Bayern. Deutsche Pferdezucht auf der land¬ 
wirtschaftlichen Ausstellung in Buenos Aires. — Verschie¬ 
denes: Eine neue Art der Fleischkonservierung. Die Errich¬ 
tung eines Landesveterinäramtes und eines ständigen Beirates 
für das Veterinärwesen in Preußen. Verlegung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Stuttgart nach Tübingen. Inskriptionsergebnis 
an der Tierärztlichen Hochschule München pro Sommer-Semester 
1910. Trichinenschau. — Personalien. 


Zum Kapitel „Lebensmittel-Kontrolle“. 

Von städt. Bezirkstierarzt Dr. Hellmuth, Nürnberg. 

Gegen Ende März hatte eine aus 5 Personen bestehende 
Familie eine lebende Barbe gekauft und nach Zubereitung 
gegessen. Darauf erkrankten 3 Personen unter den Er¬ 
scheinungen einer Fischvergiftung, weshalb Anzeige er¬ 
stattet wurde. Eine genaue Untersuchung ergab, daß der 
Fisch frisch und unverdorben war und daß nur die 3 Per¬ 
sonen erkrankt waren, die vom Bogen des Fisches gegessen 
hatten, während die anderen Familienmitglieder, die nur 
das Fleisch der Barbe verzehrt hatten, gesund geblieben 
waren. Es ist bekannt, daß der Bogen der Barbe zur Laich¬ 
zeit giftig sein kann. Da die Laichzeit der Barbe aber erst 
in den Monat Mai fällt, ergibt sich aus obigem Vorkommnis, 
daß der Bogen dieses Fisches unter Umständen schon vor¬ 
her giftige Wirkungen äußern kann. (In Italien ist der 





Verkauf der Barben während der Monate März bis Mai ver¬ 
boten.) 

In einem anderen Falle erkrankte eine Arbeiterfamilie 
nach dem Genuß eines Stückes Frankfurter Leberwurst an 
einer ziemlich schweren Wurstvergiftung, während Erkran¬ 
kungen anderer Personen nicht bekannt wurden, obwohl 
ein Teil der in größerer Menge hergestellten Wurst bereits 
verkauft war. Eine auf ärztliche Veranlassung von anderer 
Seite vorgenommene bakteriologische Untersuchung ergab 
eine üppige Bakterienflora, insbesondere Erdbakterien und 
Streptococcus pyogenes. Bei der von mir vorgenommeuen 
Prüfung erwies sich die Wurst von weicherer Konsistenz 
als sie gewöhnlich hergestellt wird, und von sehr heller 
Farbe, was zunächst auf einen sehr hohen Fettgehalt 
schließen ließ. Abweichungen im Geruch und Zersetzungs¬ 
erscheinungen waren nicht vorhanden, die Reaktion war 
neutral; fremde Zusätze, wie Stärkemehl oder Brot, fanden 
sich in der Wurstmasse nicht vor. Es wurden Wurststücke 
in Formalin gehärtet, mit Celloidin durchtränkt, in zirka 
30 Mikra dicke Schnitte zerlegt, gefärbt und mikroskopisch 
untersucht. Hiebei ergab sich, daß die Wurst aus Fleisch, 
sehr wenig Leber, Kuttelwaren und sehr viel Fett zusammen¬ 
gesetzt und mit Bakterien — rasenbildenden Kokken und 
einem feinen stäbchenbildenden Bakterium — durchsetzt 
war. Es ist dies wieder ein Beweis dafür, daß eine Wurst 
Bakterien in Menge beherbergen kann, ohne daß das äußere 
Aussehen gelitten hat und ohne daß sich sonstige sinnlich 
wahrnehmbare Produkte, wie Riechstoffe u. dergl., bilden. 
Über die Ursachen solcher bakterieller Verunreinigungen 
kann man nur Vermutungen haben. 

Umgekehrt kann eine Wurst den Anschein hoch¬ 
gradiger Verdorbenheit erwecken und der Zersetzungs¬ 
prozeß sich doch nur auf die Wursthaut beschränken. Ein 
eingeliefertes Stück Gelbwurst zeigte stark schmierig- 
kleberige Haut und war übelriechend, wobei sich der üble 
Geruch auf die ganze Wurstmasse zu erstrecken schien. 
Wurde die Wurst mit der Schnittfläche auf rotes Lakmus- 
papier gelegt, so bildete sich entsprechend der Wursthaut 
ein durch Blaufärbung kenntlicher Ring alkalischer Re¬ 
aktion. Auf Schnitten ergab sich wider Erwarten, daß die 
Wurst im Innern nahezu keimfrei war, während auf der 
Haut dicke Bakteriennester saßen, die nur an einigen Stellen 
durch feine Spalten in die äußere Wurstmasse eingedrungen 
waren. Die Wurst war an sich gut zubereitet, jedoch durch 
zu langes Liegen im Laden angelaufen. 



403 


Zwei Fälle ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Ade, Weismain. 

I. Starkes Herzklopfen bei einer Kuh. 

Eine 5jährige Kuh hatte so starken Herzschlag, daß 

derselbe sogar auf mehrere Schritte Abstand zu hören war. 
Synchron damit ging ein sehr heftiges Pulsieren der Aorta, 
so daß man beim Auskultieren am Kücken einen Ton ver¬ 
nehmen konnte, der einem dumpfen entfernten Trommel¬ 
geräusch glich. Dabei erfolgten 105 Pulsschläge in der Mi¬ 
nute und bei jedem Stoß durchlief ein ruckweises Zittern 
den ganzen Körper. Die Mastdarmtemperatur betrug 38,5°, 
der Rumpf des Tieres war warm, Extremitäten und Ohren 
fühlten sich kalt an. Schmerzensäußerungen konnten nicht 
wahrgenommen werden, auch verriet der Blick des Tieres 
nichts Ängstliches. Der Kotabsatz war gering, Rumination 
und Peristaltik unterdrückt, der Kot zähe, schwarz und 
teerartig. Da obendrein die Schleimhäute des Maules und 
das Flotzmaul auffallend blaß erschienen, nahm ich an, daß 
das Herzklopfen durch innere Blutung in einen der Mägen 
verursacht sei, daß eventuell Anämie oder Vergiftung vor¬ 
liege. Die Kuh abortierte am gleichen Tage einen 30 Wochen 
alten Fötus, dessen Extraktion einige Schwierigkeiten 
machte. 

Bemerkenswert ist noch, daß die Kuh trotz des 2 Tage 
lang bestehenden Herzklopfens keine Schwäche zeigte, son¬ 
dern stets, auch während der Geburt, stehen blieb. 

Die Behandlung bestand in Verabreichung von Kxtr. 
hvdrastis fluid, und Roborantien neben kalten Umschlägen 
in der Herzgegend. 

Tags darauf wurde der Kotabsatz normal, das Herz¬ 
klopfen bestand jedoch noch 2 Tage lang fort. Hierauf trat 
vollständige Genesung ein. 

Über die eigentliche Ursache der Erkrankung konnle 
ich nichts ermitteln. 

II. Ein interessanter Fall von Aktino- 

m y k o s e. 

Eine 4jährige Kuh, die an einem immer größer werden¬ 
den ödem der Unterbrust litt, wurde, da sich auch Freß- 
unlust einstellte, geschlachtet. Bei der Fleischbeschau fand 
ich auf der Innenseite des Brustbeins angewachsen und auf 
die Spitze des Herzbeutels drückend eine zirka kindskopf¬ 
große bindegewebige fibröse Neubildung, die mit eiterigen 
aktinomykotisehen Herden durchsetzt war. 



404 


t 


tf 


Kurze Mitteilnngen ans der Praxis. 

Yon Distriktstierarzt Lee hie, Aub. 


Zwei abnorm verlaufene Fälle von Tetanus. 

Ein Pferd des Müllers L. in Ii. wurde mir mit der 
Anamnese, es speichle seit einem Tage, zur Behandlung 
übergeben. Das Tier ließ sich leicht aus dem Stalle führen, 
doch zeigte sich bei der näheren Untersuchung starker Tris¬ 
mus, so daß die Zahnreihen nur noch 2 cm weit auseinander 
gezogen werden konnten. Sogleich applizierte ich per rectum 
Chloral. hydrat. und bestellte telegraphisch Tetanusantitoxin. 
Am folgenden Tage war der Trismus bereits vollständig, die 
Zahnreihen konnten überhaupt nicht mehr aus ihrer Be¬ 
rührungsstellung gebracht werden. Mit Ausnahme der Kau¬ 
muskulatur waren alle anderen Körpermuskeln frei von 
Tetanie. Die weitere Behandlung des Tieres bestand in 
Seruminjektion und Klysmen von Chloralhydrat und Nähr¬ 
lösungen, wobei das Allgemeinbefinden ein relativ gutes 
blieb. Am 4. Krankheitstage traten plötzlich Erscheinungen 
des Zwerchfellkrampfes auf, dem das Pferd erlag. 

Viel rapider, aber dem ersteren doch ähnlich, weil der 
Tetanus sich auch nur auf ein kleines Muskelgebiet er¬ 
streckte, verlief folgender Fall: Das erkrankte Pferd war 
anscheinend bei gutem Allgemeinbefinden, zeigte aber 41,9 " 
Fieber; die linksseitige Halsmuskulatur fühlte sich stark ge¬ 
spannt, wie aus Erz gegossen, an. Der tetanische Zustand er¬ 
st reckte sich auch auf die Muskulatur des linken Ohres, so 
daß dieses nur mit Gewalt umgelegt werden konnte, um so¬ 
fort wieder in seine unnatürliche steife Stellung zurückzu- 
selinellen. Trismus fehlte vollständig. 

Die Behandlung war die gleiche wie im ersten Falle; 
sie konnte jedoch nur einmal durchgeführt werden, da das 
Tier sechs Stunden nach meiner Untersuchung plötzlich 
verendete. — 


Tn beiden Fällen muß eine ganz besondere Virulenz 
des Tetanustoxins angenommen werden, um bei der ge¬ 
ringen Ausdehnung der ergrilTenen Muskelpartien für den 
raschen Eintritt des Todes des Tieres eine Erklärung zu 
haben. 


A us der G c b u r t s h i 1 f e. 

Die Untersuchung einer erfolglos drängenden Kuh 
ergab Torsio ulcri. Die halbe Drehung wurde durch Wälzen 
grins), doch ging trotzdem die Gehurt nicht von statten, da 



405 


vom oberen zum unteren Rande des Orificiuni externum 
eine Fleischspange von der Dicke eines starken Spazier¬ 
stockes zog, die den Austritt der Frucht verhinderte. Die 
Spange wurde durchschnitten und wäre damit auch das 
zweite Hindernis zur Vollendung der Geburt beseitigt ge¬ 
wesen, wenn nicht Lage und Größe des Fötus die Embrvo- 
tom ie erforderlich gemacht hätten. Erst nach Abtrennung 
des Kopfes und einer Vorderextremität gelang die Extrak¬ 
tion des Kalbes. Die Kuh überstand die geburtshilflichen 
Eingriffe gut und ohne Nacherkrankung. 

Versuche mit Yo h i m b i n. 

Eine 2 Jahre alte, sehr gut genährte Frankenkalbin 
wurde mit der Anamnese vorgeführt, sie habe noch nie ge¬ 
rindert. Ich injizierte daher eine der von Bengen & Co. 
in zugeschmolzenen Glaskölbchen in den Verkehr gebrach¬ 
ten Yohirabindosen morgens 8 Uhr. Gegen Abend zeigte 
das Tier Brunsterscheinungen. Es wurde zum Bullen ge¬ 
bracht und mit Erfolg gedeckt. Die Geburt eines gesunden 
Kalbes ist mittlerweile erfolgt. 

In einem zweiten Falle, der auch eine sehr gut ge¬ 
nährte, noch nie rinderig gewesene Frankenkalbin betraf, 
trat am ersten Tag nach der Injektion keine Reaktion ein, 
weshalb die Einspritzung am folgenden Morgen wiederholt 
wurde. Am Abend dieses Tages waren schwache Brunst¬ 
erscheinungen zu bemerken. Die Kalbin nahm den Bullen 
an, rinderte von da ab in regelmäßigen Zwischenräumen 
noch dreimal und ist zur Zeit hochträchtig. 

Der dritte Fall war im Erfolg wie der erstangeführte. 
Hier hatte der Besitzer vorher schon verschiedene Pulver 
und Mixturen aus der Apotheke erfolglos in Anwendung 
gebracht. 

Mastdarmdivertikel des Pferdes. 

Zu einem Pferde mit Mastdarmblutung gerufen, er¬ 
fuhr ich vom Besitzer, daß das Tier schon seit längerer Zeit 
nur unter großen Anstrengungen Kot absetzen könne. Die 
Untersuchung ergab an der ventralen Wand des Mastdarmes 
etwa 20 cm vor dem After ein zur Hälfte mit trockenen Kot¬ 
ballen, die teilweise blutigen Überzug hatten, gefülltes Di¬ 
vertikel von der Größe und Form eines sehr großen Pferde¬ 
magens. Das Tier wurde später wegen Altersschwäche ge¬ 
tötet. 



406 


Die Lombal-Pnnktion and -Injektion and ihr An¬ 
wendungsgebiet beim Pferd and Rind. 

Von Dr. G. Lichtenstern, Rottalmünster. 

(Schluß.) 

Eine weitere aussichtsvolle Verwendung scheint der 
Lumbalinjektion bei der Therapie des Tetanus bevorzu¬ 
stehen; das versprechen gerade die jüngst erfolgten Ver¬ 
öffentlichungen in der „Münch. Mediz. Wochenschrift“, aus 
denen hervorgeht, daß der Verlauf der prognostisch stets 
infausten Fälle von Tetanus acutissimus nach intralumbaler 
und endovenöser Tetanus-Antitoxin-Einverleibung eine auf¬ 
fallend günstige Wendung nahm. (Bei Starrkrampf, der 
eine Inkubationszeit von 14 Tagen und darüber hat, kommen 
die Patienten recht oft auch ohne Behandlung zurGenesung.) 
Bei dem perakuten Tetanus, der in der Regel bei kurzer In¬ 
kubationszeit auftritt, wird der jeweilige Organismus plötz¬ 
lich von einer solchen Unzahl von Toxinen überrumpelt, 
daß er nicht Zeit gewinnt durch Abstoßung von Rezeptoren 
sich der Toxine zu erwehren. Hier ist es nur möglich, durch 
intravenöse oder intraneurale oder intralumbale Einverlei¬ 
bung von Tetanus-Antitoxin (oder durch eine zweckmäßige 
Koalition der intravenösen mit der intralumbalen [Simon]) 
die Toxine abzufangen und zwar durch größtmögliche und 
längere Zeit hindurch gebrauchte Dosen. Wenn wir be¬ 
denken, daß gerade die bei Tetanus gefährlichsten Toxine 
eine besondere Affinität zu den motorischen Ganglienzellen 
des Zentralnervensystems, die die willkürliche quergestreifte 
Muskulatur innervieren, haben und daß diese Toxine eben 
deshalb in der Umgebung des Rückenmarks in besonderer 
Anzahl Vorkommen, so ist es nur zweckmäßig, diese Toxine 
hier kurz vor ihrer Verankerung zu binden; bei dem kristal- 
loidcn Charakter, den die Toxine gerade in ihrer Dialysier- 
barkeit (Zangger) haben, ist es wahrscheinlich, daß die 
Tetanustoxine im Liquor spinalis sich reichlicher aufhalten; 
eben deshalb empfiehlt sich die intralumbale Einverleibung 
von Antitoxin; durch die innerhalb des Liquor herrschende 
Strömung in kranialer Richtung (Key und R e t z i u s) 
werden die Antitoxine von selbst zu den mehr kranial ge¬ 
legenen Rückenmarksabsehnitten gelangen. Die intralum¬ 
bale Einverleibung von Antitoxin ist keine einmalige; nach 
zirka f> —7 Stunden wird kein freies Antitoxinmolekül sich 
mehr im Liquor spinalis vorfinden. (Auch die Resorption 
der Xeutralisationsprodukte wird bei dem Kolloidzustande 
der Antiluxine |Z a n g g e r| eine verzögerte sein [M a a ßj.) 



407 


Es ist also eine mehrmalige Injektion von nöten, bis der 
Körper selbst genügend Antitoxine produziert oder der Er¬ 
reger beseitigt ist. Die Antitoxinmenge wird sieh dem je¬ 
weiligen Kraukenfall anpassen. Beim Pferd dürften 5 I.-E. 
pro Körper-Kilogramm vollauf genügen; das gäbe bei einem 
Gewichte von 600 kg 3000 I.-E. oder 600 ccm Tetanus-Anti¬ 
toxin-Höchst pro die. Bei dem hohen Werte des Antitoxins 
dürften diese Mengen kaum je angewandt werden und sich 
selbst bei wertvollen Pferden im Höchstfälle auf 250 bis 
300 ccm des Tetanusantitoxinserums beschränken; von dieser 
Dosis würde die eine Hälfte intravenös, die andere Hälfte 
intralumbal auf dreimal in 8stündiger Pause dem Patienten 
beigebracht werden. In der Tat werden eben von Holter- 
b a c h - Frankfurt Versuche über diese Starrkrampfbehand¬ 
lung ausgeführt, wobei besonderes Gewicht auf die oftmalige 
Verwendung von großen Dosen gelegt wird; Holter¬ 
bach verwendet nur Fälle voft Tetanus acutissimus, das 
Serum stammt von Höchst. 

Über zwei Fälle von Parese der Nachhand beim Pferd, 
die durch intralumbale Strychnin-Injektion in einem Falle 
behoben, in dem anderen Falle doch einige Stunden wesent¬ 
lich gebessert wurde, sei mir gestattet kurz zu berichten : 
Eine 6jährige braune Rottaler Stute war am Morgen des 
2. Februar 1910 nicht mehr in der Lage aufzustehen; drei 
Stunden nach Erkennen der Krankheit wurde um tierärzt¬ 
liche Hilfe geschickt. Das Pferd lag auf der linken Seite 
und bot das Bild eines vor dem letalen Ende stehenden 
Tieres; totaler Schweißausbruch; Temperatur 39,8 mit sein- 
beschleunigtem und schwachem Puls; sehr angestrengtes, 
dyspnoisches Atmen; in der Nachhand totale Anästhesie. 
Das Pferd kann sich nur in der Vorhand aufrichten; der 
Harn dunkel (die Untersuchung ergab Eiweiß, kein Hämo¬ 
globin). Es wurde ein Gerüst möglichst schnell zusammen¬ 
gezimmert, um das Pferd aufzuwinden. Während des Auf- 
windens brach ein Balken und das ganze Bauwerk fiel auf 
das Pferd und Kopf und Rücken der sich flüchtenden Leute 
herab; angesichts der so trostlosen Dinge und des moribun¬ 
den Pferdes wollte der Besitzer das Tier töten lassen; auf 
Zureden entschloß er sich die Rückenmarksinjektion vor¬ 
nehmen zu lassen. Herr Distriktstierarzt P f a b injizierte 
nun 0,025 Strychnin, nitric. ad 10,0 Aq. destill. zwischen 
letztem Lendenwirbel und Kreuzbein (nach der erwähnten 
Technik). Als wir nach 5 Minuten Zuwarten aus dem Stalle 
gingen, um Material für ein neues Gerüst auszuwählen, 
stand das Pferd von selbst plötzlich mit den typischen Er- 



408 


scheinungen der Stryehninwirkung auf. Die weitere Be¬ 
handlung bestand in Frottieren, Anwendung von Herz¬ 
mitteln und täglicher Bewegung. Nach 14 Tageu war die 
Stute vollständig gesund und heute ist sie in einer so aus¬ 
gezeichneten Verfassung, daß der Besitzer sie zur Zucht 
verwenden möchte. 

Den zweiten Fall hatte ich nicht Gelegenheit zu be¬ 
obachten; ich bringe hiemit die Schilderung des Falles, wie 
sie mir von Herrn Distriktstierarzt P f a b gütigst zu dem 
Zwecke zur Verfügung gestellt wurde: 

5jährige gutgenährte Stute des Kottaler lvutschschlages, 
14 Tage post partum. Das Tier liegt auf der Streu und 
schlägt ständig um sich; starker Schweißausbruch am ganzen 
Körper. 85 Pulse; 40,2° Temperatur; hochbeschleunigte 
Atmung. Schleimhäute ziegelrot. Laut Anamnese liegt das 
Tier seit 20 Stunden, unfähig sich zu erheben; es ist 
bereits anderweitig mit Laxantien und Apomorphin vorbe¬ 
handelt; alle Aufstellungsversuche nutzlos. Die ganze Nach¬ 
hand und der hintere Teil der Bauchdecke bis in die Nabel- 
gegend ist völlig empfindungslos; das Tier reagiert an diesen 
Körperteilen auf gar keine Insulte. Trotz des aussichtslosen 
Zustandes wurde eine Lumbalinjektion von Strychnin, ni- 
tric. 0,05 ad 20,0 Aq. dest. vorgenommen. Nach 10 Minuten 
war die Anästhesie der Nachhand verschwunden und es trat 
an allen Stellen eine deutliche Schmerzempfindung auf 
Nadelstiche ein. Nebenbei zeigt sich ein geringer Krampf 
der Gesichtsmuskeln. Ein weiteres Zurückgehen der Parese 
bis zu der Möglichkeit, das Pferd aufzustellen, trat nicht 
ein (möglicherweise infolge der langen Dauer des Falles). 
Nach 3 Stunden Exitus letalis. — 

Im Hinblick auf die Arbeit von Schlegel über die 
infektiöse Rückenmarksentzündung sind diese Fälle recht 
interessant. — 

Wenn ich in dieser Abhandlung die Technik der 
Lumbalpunktion, die Anwendung der Lumbalinjektion zu 
chirurgischen Zwecken (Lumbalanästhesie), zur Tetanusbe- 
liandlung, zur Behandlung der akuten Parese (infektiöse 
Bückenmarksentzündung) beim Pferde beschrieben habe, 
so wollte ich damit weder eine vollkommene noch eine ab¬ 
schließende Arbeit liefern: mein Zweck war hauptsächlich 
der, die Möglichkeit der Lumbalpunktion und Lumbalinjek 
tion weiteren tierärztlichen Kreisen bekannt zu geben und 
sie au f diese Weise zum weiteren Ausbau der experimentellen 
rorsclmng zu veranlassen. 



Referate. 

Hauptmann: Die medikamentöse Behandlung der 
Samenstrangfistel des Pferdes. (Tierärztliches Zentralblatt, 
1910, Nr. 5.) 

Neben der Verabreichung von Jodnatrium (Darkauer 
Jodsalz) gebraucht Verf. folgende Lokalbehandlung der 
JSainenstrangfistel: Etwa vorhandene Wucherungen sind mit 
der Schere zu entfernen, damit der Fisteleingang völlig frei 
ist. Dann ist Sorge zu tragen, daß die Medikamente bis zum 
Grunde des Kanales gebracht werden, da sonst die Gefahr 
besteht, daß sich der Ausgang schließt, bevor das zur Aus¬ 
stoßung bestimmte Gewebe eliminiert worden ist, wodurch 
sich oberhalb der Narbe Abszesse oder Gewebszubildungen 
entwickeln können. Man bedient sich hiezu eines kleinen 
Pinsels oder einer Sondenkanüle zur Injektion des Arznei¬ 
mittels. Als Heilmittel gebrauche man Jodtinktur oder, wo 
solche nicht zum Ziele führen sollte, Wasserstoffsuperoxyd. 
Führt der Fistelkanal in stark ausgebildete Granulome, so 
genügen natürlich obige Mittel nicht, ebensowenig Injek¬ 
tionen von 01. terebinth. oder Balsam, peruv. oder konzen¬ 
trierten Lösungen von Ac-id. picronitric. in Glyzerin. Man 
muß hier das Zentrum des Granuloms ausätzen und zwar 
mit Formalin oder, was noch besser ist, mit reinem Bacillol. 
Oft genügt eine einmalige Injektion zum dauernden 
Verschlüsse der Fistel. In anderen Fällen bemerkt man 
einige Tage nach der Injektion nekrotische Gewebsfetzen 
aus der Fistelöffnung herausragend, die leicht mit einer 
Pinzette entfernt werden können. Nachbehandeln mit heißem 
Wasser oder Wasserstoffsuperoxyd führen stets zu rascher 
Heilung. 

Die Bacillol-Therapie hat sich ferner bewährt bei 
anderen fistulösen Prozessen, bei Knochen- und Zahnfisteln 
am Unterkiefer und bei Nageltritten. B a b u s. 

Steinbrück: a) Darmstich mittels Hohlnadel; 
b) Zur Therapie der Darmverlagerungen. (Berl. Tieriirztl. 
Wochensehr., 1910, Nr. G.) 

a) Verf. macht in jedem Fall von nur einigermaßen 
starker Tympanitis beim Pferd vorn Darmstich Gebrauch, 
ohne jemals nachteilige Folgen beobachtet zu haben. Seit¬ 
dem er einmal in Ermanglung eines Troikars eine Aderla߬ 
hohlnadel hiezu verwendet hat, zieht er letztere der klei¬ 
neren Wunde halber dem ersteren vor. Eine zur Darm¬ 
punktion besonders geeignete längere Hohlnadel bringt 


410 


H a u p I n c r unter (1er Bezeichnung „Darmkanüle“ in den 
Handel. — 

b) Bei einem schon 24 Stunden an schwerer Kolik 
leidenden Pferd, die verschiedenen Mitteln trotzte, wurde 
Längsachsendrehung der linken Kolonlagen festgestellt, 
nachdem die angesammelten Gasmassen durch die Darm- 
Itaniile entfernt waren. Der Versuch, die Verlagerung nach 
der Jelkmann’schen Methode zu beseitigen, mißlang. Nun 
wurde nach Einspritzung von 0,5 Morphium der vollständig 
erschöpfte und mit hochgradiger Atemnot kämpfende Pa¬ 
tient gefesselt und mittels eines Flaschenzuges hinten etwa 
1 Meter hoch gehoben und durch untergeschobene Häcksel¬ 
säcke etwa % Stunden in schräger Rückenlage erhalten. 
In dieser Zeit erhielt das Tier nach und nach 36 Liter warmes 
Wasser in den Mastdarm infundiert. Als man es dann auf- 
stehen ließ, "war es geheilt. L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Bestimmungen über die Vornahme von Milchleistungs¬ 
prüfungen in Bayern. 

Bereits mit Beginn des Jahres 1909 wurde seitens des 
bayerischen Ministeriums die Durchführung sachgemäßer 
Milchleistungsprüfungen angeordnet und hiebei verfügt, 
daß dieselben im Benehmen mit dem Landesinspektor für 
Tierzucht alsbald in Angriff genommen werden sollen. Zur 
Förderung dieser Prüfungen wurde ein Melkinstruktor mit 
dem Sitze in München aufgestellt. 

Die Milchleistungsprüfungen werden selbstverständ¬ 
lich nur bei Kühen vorgenommen, welche voraussichtlich 
auf Jahre hinaus zur Zucht verwendet werden. Abmelk- 
wirtschaften und solche, in welchen wenig oder gar keine 
Zucht getrieben wird, kommen nicht in Betracht. 

Die Gesamtergebnisse der Milchleistungsprüfungen 
werden nach Abschluß eines Nutzungsjahres vom Melk¬ 
instruktor bearbeitet und von Zeit zu Zeit veröffentlicht. 

Für die Vornahme der Prüfungen sind die folgenden 
Bestimmungen maßgebend: 

1. Die Milchleistungsprüfungen haben den Zweck, das Milcli- 
leistungsvermögen der verschiedenen Viehschläge, einzelner Be¬ 
stände oder Tiere hinsichtlich Menge und Fettgehalt genau fest¬ 
zustellen. 

2. Durch genaue Milchleistungsprüfungen sollen zahlenmäßige 
Grundlagen dafür gewonnen werden, wie weit die einzelnen Vieh¬ 
schläge in der „Milchleistung“ vorgeschritten sind und wie weit 
unter Berücksichtigung des jeweiligen Zuchtzieles, sowie der ein- 



411 


sehlägigen Betriebs- und Fütterungsverhältnisse in der Hebung 
der Milchleistung gegangen werden kann, ohne daß die Grundlage 
jeder Zucht, d. i. die Gesundheit der Viehbestände, 
durch zu einseitiges Streben nach Milchleistung geschädigt wird. 

3. Die Teilnahme an den Milchleistungsprüfungen ist eine 
freiwillige. Berechtigt hierzu sind in der Regel nur Mitglieder 
eines Zuchtverbandes oder einer Herdbuchgesellschaft und zwar 
sowohl ganze Zuchtgenossenschaften (Ortsvereine) wie auch ein¬ 
zelne Mitglieder derselben oder Einzelzüchter. 

4. Die Anmeldungen zur Teilnahme an den Milchleistungs¬ 
prüfungen sind an den einschlägigen Tierzuchtinspektor zu richten, 
welcher hiervon den Landesinspektor für Tierzucht zu verstän¬ 
digen hat. 

5. Bei Durchführung der Milchleistungsprüfungen innerhalb 
einer ganzen Zuchtgenossenschaft hat diese für Aufstellung eines 
verlässigen Melkaufsehers zu sorgen, welchem die praktische Durch¬ 
führung übertragen werden kann. 

6. Einzelne Mitglieder einer Zuchtgenossenschaft oder Einzel¬ 
züchter, die sich an den Milchleistungsprüfungen beteiligen, haben 
den praktischen Teil derselben selbst zu leiten. 

Die rechnerische Verarbeitung der anfallenden Melk- und 
Untersuchungsergebnisse und Eintragung in die vorgeschriebenen 
Verzeichnisse obliegt dem Besitzer des unter Beobachtung stehen¬ 
den Viehbestandes. Die Unterweisung in der Führung der Ver¬ 
zeichnisse erfolgt durch den Melkinsjruktor. 

7. Die Durchführung der Milchleistungsprüfungen geschieht 
in der Weise, daß monatlich zweimal, in Abständen von etwa zwei 
Wochen, die ermolkene Morgen- und Abendmilch, wo dreimal täg¬ 
lich gemolken wird, auch die Mittagsmilch, von jeder ein¬ 
zelnen Kuh genau nach dem Gewichte ermittelt wird. Die ge¬ 
fundenen Werte sind in das Stallbuch einzutragen. 

Zur Ermittlung des Fettgehalts der Milch sind von jeder Kuh 
Durchschnittsproben zu entnehmen. 

Bei zweimaligem Melken können die gleichen Mengen von 
Morgen- und Abendmilch zu einer Probe vereinigt werden; bei drei¬ 
maligem Melken wird die Milchmenge mitberechnet, der Fettgehalt 
dagegen nur bei der Morgen- und Abendmilch bestimmt. Die Probe¬ 
gläser sind in deutlicher Aufschrift mit den Nummern derjenigen 
Kühe zu bezeichnen, deren Milch die Probe entstammt. Die Melk¬ 
proben sind nebst einem Verzeichnis der Kühe, von welchen die 
Proben stammen, an die hierfür bestimmte Untersuchungsstelle 
einzusenden. (Bis jetzt haben sich bereit erklärt die Milchproben 
zu untersuchen: das Milchwirtschaftliche Institut der K. Akademie 
in Weihenstephan, der Milchwirtschaftliche Verein in Niederbayern, 
die K. Kreisackerbauschule in Triesdorf und die Milchwirtschaft¬ 
liche Untersuchungsanstalt in Memmingen.) 

8. Von der einwandfreien Feststellung der 
Milchmenge wie von der richtigen Probe-Ent¬ 
nahme hängt derWert der ganzen Milchleistungs- 
p r ü f u n g ab. Es ist deshalb Pflicht der Beteiligten, hier die 
größte Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit walten zu lassen. 

9. Die zur Vornahme der Milchleistungsprüfungen notwen¬ 
digen Geräte und Listen werden den Teilnehmern von den Zucht- 



412 


verbänden überlassen; für deren richtige Instandhaltung und Auf¬ 
bewahrung ist der jeweilige Inhaber haftbar. 

Die zum Versandt der Milchproben nötigen Probegläser,er¬ 
halten die Besitzer der der Leistungsprüfung unterstellten Tiere 
gleichfalls von den Zuchtverbänden. Es bleibt den Zuchtverbänden 
überlassen, mit den Interessenten über die Aufstellung von Melk- 
aufsehem und die Beschaffung der erforderlichen Geräte und Ver¬ 
zeichnisse besondere Abmachungen zu treffen. 

10. Um zwischen den Milchleistungen der verschiedenen Vieh¬ 
schläge brauchbare Vergleiche ziehen zu können, ist eine einheit¬ 
liche Art der Durchführung wie des bezüglichen Rechnungswesens 
erforderlich. Die Unterweisung hierin obliegt dem Melkinstruktor, 
w-elcher bei Einführung der Milchleistungsprüfungen stets beizu¬ 
ziehen ist. 


Deutsche Pferdezucht auf der landwirtschaftlichen Aus¬ 
stellung in Buenos Aires. 

Bei der in der landwirtschaftlichen Ausstellung er¬ 
folgten Preisverteilung erzielten die deutschen 
Pferde glänzende Resultate. Die Oldenburger 
Pferde erhielten einen Championpreis, drei erste und drei 
zweite Preise, die ostfriesischen Pferde einen Champion¬ 
preis, einen ersten und zwei vierte Preise, die holsteinischen 
Pferde einen Championpreis, sowie zwei erste und zwei 
zweite Preise. 


Verschiedenes. 

Eine neue Art der Fleischkonservierung. 

Dem Professor Dr. Emmerich am hiesigen Hygienischen 
Institute scheint es gelungen zu sein, mittelst eines einfachen, bil¬ 
ligen Verfahrens Fleisch bei jeder Temperatur zu konservieren. — 
Die Tagespresse teilt das Folgende mit: Dr. Emmerich demon¬ 
strierte jüngst sein Verfahren vor einer großen Zahl Sachverstän¬ 
diger. Er entnahm einem Holzfasse Schweinefleisch, das seit dem 
15. Februar d. Js., also 3% Monate, im geheizten Zimmer und am 
11. und 12. Mai bei 36° C. gestanden hatte. Das Fleisch war völlig 
frisch, von soeben geschlachtetem kaum zu unterscheiden und — 
wie die bakteriologische Untersuchung ergab — keimfrei. Blut. 
Knochen und Knochenmark hatten genau das Aussehen wie beim 
frisch geschlachteten Tier. Die Kostprobe ergab, daß das so lange 
nufbewahrte Fleisch vorzüglich schmeckte. Das Verfahren, welches 
keine besonderen kostspieligen Anlagen oder Maschinen erfordert 
und in jedem größeren modernenMetzgereibetrieb ausgeübt werden 
kann, w r ird, wie nachstehend angegeben ausgeführt: 

Das durch Schlachten betäubte und dann geschachtete Tier 
wird nach Entfernung des Kopfes, der unteren Extremitäten 
und der Eingeweide, einer leicht und rasch ausführbaren Aus¬ 
spülung der Blutgefäße unterzogen; dadurch werden die Haupt- 
blutgefüßwpge, durch die sonst das Eindringen der Fäulnisbakterien 
in das Fleisch erfolgt, für diese ungangbar gemacht. Diese Aus¬ 
spülungs-Flüssigkeit besteht aus gewöhnlicher verdünnter Essig¬ 
säure-Lösung, wie sie täglich im Haushalt verwendet wird. Die 



413 


Lösung bleibt nicht in den Blutgefäßen, sondern entleert sich wieder 
aus ihnen. 

Das so behandelte Tier bleibt dann bis zur Auskühlung einige 
Zeit — je nach der herrschenden Temperatur bis 24 Stunden — im 
Schlachtraum hängen. In reiner, trockener Luft, durch Fliegen¬ 
netze wirksam geschützt, hält sich jetzt das Fleisch' auch unter 
höheren Temperaturen einwandfrei vier Wochen und länger. 

Für monatelange Aufbewahrung, ohne jeden Gewichtsverlust, 
empfiehlt sich aber folgende Behandlung: Die Tierhälften werden 
in noch kleinere Stücke (Schlegel, Rücken, Bug) zerteilt und in 
passende Gefäße (öldichte Holzfässer, verzinnte Tanks oder dergl.) 
verpackt, die mit Dampf gereinigt worden sind. Die entstehenden 
größeren Hohlräume können durch Beipackung von Stücken von 
Kleintieren (Hammeln, Schweinen) ausgenützt werden. Die noch 
verbleibenden Zwischenräume werden zum Schutze der Fleisch¬ 
oberflächen mit Sesamöl oder anderen geeigneten ölen oder Fetten 
ausgegossen. Eine einwandfreie Substanz, die in ganz geringem 
Verhältnis dem öl oder Fett zugesetzt wird, schützt dieses sowohl 
als die Fleischoberflächen vor Zersetzung. 

Von den der Verpackung zur Verwendung entnommenen 
Fleischstücken läßt man das öl ablaufen und entfernt die dann 
noch daran haftenden ölspuren sorgfältig mit dem Messer, mit 
einem trockenen Tuch oder mit Saugpapier. Das so aufbewahrte 
Fleisch ist auch nach Monaten im Geruch, Geschmack, Gewicht und 
Aussehen von frisch geschlachtetem Fleisch kaum zu unter¬ 
scheiden. — 


Von anderer Seite wird zur Fleischkonservierung das nach¬ 
stehende Verfahren empfohlen: Man legt die von blutigen Sehnen 
befreiten, ungewaschenen Fleischstücke, geputzt und zum Ge¬ 
brauch zugeschnitten, in gut gesäuberte Emaille- oder Tongefäße 
und zwar große und kleine Stücke nebeneinander, um den Platz 
möglichst auszufüllen, oder schichtenweise in der Reihenfolge wie 
man sie nacheinander für den Speisezettel verwenden will. Dieses 
Fleisch begießt 1 man nun mit ausgelassenem, aber ausgekühltem 
Rindertalg, der sich um das Fleisch herumlegt und, hart geworden, 
die Stücke luftdicht umschließt. Dadurch wird das Fleisch vor dem 
Verwesen geschützt und lange Zeit frisch erhalten. Sauber und 
sorgfältig eingetalgt, gleicht es noch nach einem Monat im Ge¬ 
schmack, Geruch und Aussehen durchaus dem frischen Fleisch. 
Zu beachten ist nur, daß, sobald man ein Stück herausniramt, auch 
nicht das geringste Stückchen vom zurückbleibenden Fleisch der 
Luft ausgesetzt werde; deshalb deckt man die etwa bloßliegenden 
Stückchen sofort mit flüssigem Talg wieder zu. (Münch. Neueste 
Nachrichten.) 


Die Errichtung eines Landesveterinäramtes und eines stän¬ 
digen Beirates für das Veterinärwesen in Preußen. 

Die bisherige „Technische Deputation für das Vete¬ 
rinärwesen in Preußen“ wird vom 1. Juli dieses Jahres an 
in die zwei oben genannten Körperschaften getrennt werden. 
Die Aufgaben für das Landesveterinäranit sind die gleichen 
wie sie früher der Deputation zugewiesen waren. Neu dazu¬ 
gekommen ist: Tierärztliches Unterriehtswesen, Heilkunde, 



414 


Seuchenbekämpfung und Fleischbeschau. Der ständige Iiei- 
rat, in den auch Nicht-Tierärzte einberufen werden können, 
hat Fragen aus dem Gebiete der Veterinärverwaltung, 
namentlich die über Anwendung und Ausführung des Vieh¬ 
seuchengesetzes zu erlassenden Vorschriften zu erörtern und 
zu begutachten. 

Verlegung der Tierärztlichen Hochschule Stuttgart nach 

Tübingen. 

Im Finanzausschüsse der zweiten württeinbergischen 
Kammer kam jüngst die geplante Verlegung der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule nach Tübingen zur Verhandlung. Der 
Finanzausschuß erklärte sich für die Verlegung der Hoch¬ 
schule nach Tübingen und Angliederung derselben an die 
dortige Universität. 

Inskriptions-Ergebnis an der Tierärztlichen Hochschule 
München pro Sommer-Semester 1910. 

Für das laufende Semester wurden 267 Studierende 
(hierunter 33 Fachprüfungs-Kandidaten) und 60 Hörer 
(50 Studierende der Universität und Technischen Hoch¬ 
schule und 10 selbständige Personen), sohin in Summa 327 
immatrikuliert. Neu eingetreten sind 47 Studierende und 
zwar 15, die das Fachstudium beginnen, und 32, die von 
anderen Tierärztlichen Hochschulen hieher übergetreten 
sind. — Nach Nationalitäten ausgeschiedeu entfallen auf 
Bayern 220, Preußen 53, Württemberg 5, Königreich 
Sachsen 4, Baden 12, Hessen 3, Sachsen-Meiningen und 
Oldenburg je 2, Braunschweig und Mecklenburg-Schwerin 
je 3, Sachsen-Koburg, Anhalt, Reuß j. L. und Elsaß-Loth¬ 
ringen je 1; ferner auf Österreich-Ungarn 3, Bulgarien 7, 
Rußland und Serbien je 2, Nordamerika und Rumänien je 1. 
Von den bayerischen Studierenden besitzen 160 das Reife¬ 
zeugnis eines humanistischen oder Realgymnasiums, 11 das 
einer Oberrealschule; aus den übrigen deutschen Staaten 
63 das Reifezeugnis eines Gymnasiums und 14 das einer 
Oberrealschule. 

T richinenschau. 

Nunmehr hat am 23. Mai das Gemeindekollegium in 
E i c h s 1 ä 11 dem Magistratsbeschlusse, die obligatorische 
Trichinenschau einzuführen, z u g e s t i m m t. 

Nachdem der Stadtmagistrat Dinkelsbühl die 
Lieferung von ununtersuchlem Schweinefleisch für das 
städtische Krankenhaus und Spital untersagt und dem 
liefernden Metzger gekündigt hat, erklärte sich dieser he- 



41b 


reit, die Trichinenschau bei seinen Schweinen vornehmen 
zu lassen. Böhm. 


Personalien. 

Wohnsitzveränderung: Hoerning Martin aus 
München als Assistent nach Prien am Chiemsee. 

Approbationen: In Dresden: die Herren F r o e b e 1 
Paul aus Schnellbach, Haupt Herbert aus Dresden und Kohl 
Julius aus Fürnried; in München: die Herreu B o b e f f Christo aus 
Sewliewo (Bulgarien), Buchmiller Julius aus Riedensheim, 
D e m m e 1 Karl aus Wunsiedel, E k 1 u n d Karl aus Aggebygut 
(Finnland), H i 1 z Karl aus München, Kießewetter Hans aus 
Freudenberg a. M., Wagner Hans aus München, Wörthmüller 
Joseph aus Gundelfingen. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern: die Tierärzte 
Grebe Friedrich in Bonn, Otto Hermann in Neubrandenburg; 
in Zürich: die Tierärzte Becker Wilhelm in Elberfeld, S e i 11 e r 
Max in Stuttgart. 


Gegen 

infektiösen Scheidenkatarrh 

hat .sich nach den Gutachten von über 100 Tier¬ 
ärzten „Bissulin“ glänzend bewährt. Anwendung 
einfach und billig, Wirkung schnell. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorff, ehern. Fabrik, Aachen 31. 


Tiai'ai*?! bisher im Algäu als Assistent bei einem 
Ö Uilgtvl J. 1x31 dl h 1; Bezirkstierarzt tätig (gr. Fleischbeschau 
in Schlachthof und Bezirk), sucht bis anfangs August bleibende 
Stellung an einem Schlachthof oder Assistentenposteu bei 
einem Tierzuchtinspektor. Offert, unter A. K. 1ÖO befördert die 
Expedition des Blattes. 

Ab 1. Juli 

stänud.ig'er -Assistent 

von einem Bezirkstierarzt gesucht. Off. unter X. an die Exped. 


416 



Chem. Fabrik ° Darmstadt 

empfiehlt alle Drogen und Chemikalien Ihr die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismnthverbindnngen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotnberknlol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


JODIP1N 

pro usu veterinario 10°/® und 
25 %• Vorzüglicher Ersatz für 
Jodaikalien. 
Bewährt bei: 

Dämpfigkeit, Lebercirrhosc, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
maculosiis der Pferde, Akti- 
noniykose, Tuberkulose der 
Kinder. 


TANNOFORM 

Äußerlich: 

Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

Innerlich: 

Wi rksames Antidiarrlioicu m, 

besonders bei Kälber rühr 
empfohlen. 


PERHYDROL PYOKTANIN 


Chemisch reines, 30°/o Wasser- Geruchloses, starkes Antiscp- 
stoflfsuperoxyd. ticum. 

Wertvolles Specificum gegen 

Desinficicus für die Chirurgie. Maul- und Klauenseuche. 

T ft!“r YOHIMBIN-MERCK T f 0 T n 

gegen sexuelle Impotenz der Zuchttiere. 

Literatur über die Spezialpräparate gratis und franko. 


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Heilmittel gegen akute und Für Schutz- und Heilzwecke 
chronische Sdiweineseuche. empfohlen. 

Beide Präparate sind direkt zu beziehen durch 

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Sagisdorierstraße 1. 


Druck von J. Ootteswi nter, München. — Kommissionsverlag: M. Hiegersche 
rniversiUiUsbuchhandlunK. München, Odeonsplatz 2. 







lIÖKmK • 


Münchener 



SJ V 



[früher: Wochenschrift für Tierheiltnmie und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 21. Juni 1910. Nr. 25. 


Inhalt: Orieinalartikel: Jölink: Anteflexio uteri bei einer 
Stute. — Wöhner: Mitteilungen aus der Praxis. — Schwind: 
Verfahren bei der Reposition des vorgefallenen Uterus. — 
Schaffer: Ein interessanter Fall von Kalbefieber. — Referate: 
Dr. Reuß: Die Wirkung der Kohlensäure auf die Atmung der 
niederen Wirbeltiere, insbesondere der Fische. Haase: Zur 
chirurgischen Behandlung der Aktinomykose des Rindes. Kry- 
nitz: Ist die Poikilozytose ein pathognostisches Merkmal der 
perniziösen Anämie? Hauptmann: Uber die thermische Tuber¬ 
kulin-Injektion bei Rindern, welche wiederholt und gleichartig 
tuherkulinisiert werden. Koppitz: Vergiftung durch Chilisal¬ 
peter. Schnöller: Uber Neogen-Präparate. — Tierzucht und 
Tierhaltung: Fütterungsversuche mit Milchkühen. Vieh¬ 
verwertung. — Verschiedenes: Promotionsrecht. Anstel¬ 
lungsverhältnisse der Schlachthoftierärzte. Rheinische Pferde- 
und Vieh-Versicherungsgesellschaft a. G. in Köln a. Rh. Frequenz 
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover pro Sommersemester 
1910. — Bücherschau. — Personalien. 


Anteflexio nteri bei einer Stnte. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Ein in den Lehrbüchern derGeburtshilfe meines Wissens 
bisher nicht erwähntes Geburtshindernis beim Pferde bildet 
die Anteflexio Uteri (Versio uteri nach Tapken). Einen 
von mir behandelten Fall veröffentliche ich, weil nach dem 
von mir geübten Verfahren die Entwicklung des Fötus 
ohne Schaden für die Mutter gelang. 

Vom Hausmann 1). II. in Hiddigwarden wurde ich zur 
Hilfeleistung bei einer drittgebärenden Oldenburger Stute 
mit der Anamnese ersucht, das Fruchtwasser sei schon vor 
13 Stunden abgegangen, ein Fohlen könne aber nicht gefühlt 
werden. 

Untersuchung: Das Muttertier zeigte nur wenig 
Wehen, die Vulva erschien relativ klein, Eihautteilo waren 
außerhalb derselben nicht sichtbar. Bei der internen I nter- 





418 


suchung fühlte die bis zur Hälfte des Unterarms eingeführte 
Hand außerhalb der rechten Scheidenwandung einen harten 
Körper. Die Scheide selbst erscheint enger als erwartet 
werden konnte, vom Fötus ist nichts zu fühlen. Der außer¬ 
halb der rechten Vaginalwand fühlbare Körper stellt sich 
bei näherer Untersuchung als Huf heraus. Bei weiterer 
Einführung der Hand werden energische Bewegungen des 
Fötus und die Karpalgelenke ermittelt. Es handelte sich 
somit um Vorderbeine. Im Uteruskörper, an seiner Schleim¬ 
haut deutlich vom Zervix zu unterscheiden, befindet sich ein 
geringer Teil der Eihäute, vom Fohlen ist aber immer noch 
nichts zu fühlen. Vagina und Uteruskörper scheinen dorso- 
ventral etwas zusammengedrückt zu sein. Nach Einführung 
des ganzen Armes wird ermittelt, daß die untere Uterus¬ 
wand mit einem scharfen Rand abschneidet, während die 
obere Wandung der Gebärmutter hier gerade mit den Finger¬ 
spitzen zu erreichen ist. An dem erwähnten scharfen Rande 
setzt sich die Uteruswandung in ventraler bezw. kaudaler 
Richtung fort, gleichsam als ob die Gebärmutter an dieser 
Stelle nach unten und nach hinten (ventralwärts) umge¬ 
knickt wäre. Unmittelbar vor und unter dem scharfen Rande 
ist ein Ellbogen des Fohlens zu palpieren; trotz genauester 
Untersuchung konnte ich nichts über die Lage des Kopfes 
bezw. der Hintergliedmaßen ermitteln. 

Aus diesem Befunde schloß ich folgendes: Da außer¬ 
halb der rechten Scheidenwandung beide Hufe bezw. Kar- 
pal-Gclenke abzutasten waren, so wird ventral von dem 
einen palpierten Olekranon der zweite gelagert sein. Es 
muß sieh somit um Bauchquerlage mit Anteflexion des 
Uterus handeln. 

Aller Wahrscheinlichkeit nach mußte eine Entwick¬ 
lung des Fohlens unmöglich erscheinen. Ein Versuch, die 
Geburt zu bewerkstelligen, sollte nach Narkotisierung der 
Stute und nachdem der Hinterteil hochgehoben worden war 
(diese „Wochenschrift“, 1909, Nr. 30) vorgenominen werden. 
I >em Besitzer der wertvollen Stute erklärte ich aber aus¬ 
drücklich, daß es sich nur um den Versuch, die Geburt 
zu beenden, handeln könne. 

Um die Verantwortung für den voraussichtlichen Mi߬ 
erfolg nicht allein tragen zu müssen, wurde auf meine Ver¬ 
anlassung von Wahl de sen.-Berne, ein in der Pferde- 
gehurtshilfe sehr erfahrener Kollege, zugezogen. Herr Kol¬ 
leg»* v o n Wa h 1 <1 e bestätigte den oben beschriebenen Be¬ 
fund bezüglich der Lagerung der Vordergliedmaßen außer¬ 
halb der rechten Scheidenwandung, vom Fötus selbst ver- 



419 


mochte er jedoch überhaupt nichts zu fühlen. Eine 
Geburt des Fohlens hielt er nicht für möglich. 

Die Ausführung der Narkose fand nach der mir von 
Herrn Prof. Dr. Albrecht empfohlenen kombinierten 
Morphium - Chloroform - Methode statt, dergestalt, daß 0,G 
Morph, mur. subkutan injiziert wurden. Die Stute wurde 
auf die linke Seite niedergelegt und dann durch Chloro¬ 
form-Inhalation soweit betäubt, bis eine allgemeine Er¬ 
schlaffung der Muskulatur bei noch vorhandenem Korneal- 
reflex eingetreten war. Erst dann wurde die Stute mit dem 
Hinterteil hochgezogen, in der Weise, wie ich es bereits 
einmal (1. c.) beschrieben habe. Die Leitung der Narkose 
übernahm Herr Kollege von Wahlde. Erwähnen möchte 
ich, daß das Exzitationsstadium heftig, aber sehr kurz war. 

Nachdem die Hinterhand des Pferdes hochgehoben 
war, ging ich in die Geburtswege ein und drückte mit den 
Händen die außerhalb der Scheide befindlichen Gliedmaßen 
soweit als möglich in der Richtung nach der Bauchhöhle 
zurück. Es gelang dies verhältnismäßig leicht, weil die 
Wehen aufgehoben waren und weil der Druck der Hand 
durch die Schwere des Fötus wesentlich unterstützt wurde. 
An der umgeknickten Uteruswand konnte jetzt der Unterarm 
des Fohlens bis zu seinem unteren Drittel und außerdem der 
Angesichtsteil des Kopfes palpiert werden. Da die von mir 
bei Geburtshilfen benützte Schutzkleidung eine genügend 
weite Einführung des Armes verhinderte, legte ich sie ab. 

Mit dem linken Arm ging ich in die Geburtswege ein 
und suchte den Kopf unter der vorspringenden Uteruswand 
hervorzuziehen. Nach einigen Versuchen gelang es mir, die 
Hand über Nase und Kinn zu legen und diese Partie all¬ 
mählich über die umgeknickte Stelle hinüberzuschieben. Der 
Unterkiefer kam damit gerade auf den scharfen Uterusrand 
zu liegen. Der Versuch, einen langen Haken in den Kinn¬ 
winkel einzusetzen mißlang, weil der Unterkiefer mit dem 
Instrument nicht zu erreichen war. Dagegen bereitete es 
nur geringe Schwierigkeiten, einen kurzen mit einem Strick 
versehenen Haken im Kinnwinkel anzubringen. Durch lang¬ 
samen Zug wurde der ganze Kopf und ein kleiner Teil des 
Halses über den vorspringenden Gebärmutterrand gezogen, 
der infolge dessen etwas weiter kaudalwärts verschoben er¬ 
schien. 

Ich suchte nun die zunächstgelegene (rechte) Vorder¬ 
gliedmaße, deren Karpalgelenk jetzt an der Knickungsstelle 
zu fühlen war, auf und drückte sie zurück, um zugleich die 
Hand am Schenkel abwärtsgleiten zu lassen. Dieses Spiel 



420 


wiederholte ich solange, bis das Fesselgelenk erreicht war: 
unter Zusammendrückung der ganzen Extremität konnte 
schließlich der Zehenteil des Fußes über den vorspringenden 
Uterusteil gehoben bezw. gezogen werden. Ich ließ den Kopf 
jetzt etwas anziehen und leitete dann den anderen (linken) 
Vorderschenkel in der gleichen Weise in’s Becken ein; diese 
Arbeit bereitete weit größere Schwierigkeiten als die Hal¬ 
tungsberichtigung des rechten Schenkels. Kopf und Beine 
wurden dann durch Zug völlig in’s Becken eingeleitet. Hie 
Stute wurde hinten niedergelassen und die Chloroform-In¬ 
halation ausgesetzt. Durch die Zugkraft von 5 Männern 
konnte jetzt das tote Fohlen entwickelt werden. 

Trotz genauester Untersuchung konnte eine Ver¬ 
letzung der Geburtswege nicht nachgewiesen werden. Eine 
halbe Stunde nach Beendigung der Geburt erhob sich die 
Stute. Sie nahm in den nächsten Stunden außer Hafer und 
Brot viel Wasser zu sich. 10 Stunden post partum entfernte 
ich manuell die nicht ausgestoßenen Eihäute und irrigierte 
die ganze Uterushöhle mit warmer Therapogenlösung. Der 
Uterus hatte jetzt normale Lage. 

In den nächsten Tagen ließ das Tier keinerlei Krank 
heitserscheinungen erkennen; da die Futter- und Getränk- 
aufnahme fortgesetzt gut war, wurde das Tier am 6. Tage 
auf die Weide gebracht. Als sich dasselbe am 12. Tage rossig 
zeigte, wurde es einem Hengste zugeführt. 

Die Menge des verbrauchten Chloroforms betrug 
150 ccm, das Exzitationsstadium war — wie schon erwähnt 
— heftig, aber auffallend kurz, wahrscheinlich infolge der 
vorausgegangenen Morphium-Injektion. Das Fohlen hatte 
anfänglich noch Lebenszeichen von sich gegeben, bei Aus¬ 
führung der Lageberichtigung war es aber schon tot. 

In der Literatur fand ich die gleiche Lageveränderung 
von Tapken beschrieben (Monatshefte f. prakt. Tierheil¬ 
kunde, Bd. XVIII, pag. 151). Von 5 beobachteten Fällen 
endigten alle letal für Muttertier und Fohlen. In 2 Fällen 
vermochte Tapken die Föten zu entwickeln, während dies 
in 2 anderen Fällen nicht möglich war. über den 5. Fall 
fehlen diesbezügliche genaue Angaben. Aus dem Umstande, 
dajl nur der eine Metakarpus mit den Fingerspitzen erreicht 
werden konnte, ist zu schließen, daß die Entwicklung des 
Füllens ebenfalls nicht möglich war, um so mehr, als bereil' 
vor T a p k c n's Eintreffen zwei Kollegen vergeblich die 
Geburt zu vollenden versucht hatten. 

Erwähnenswert dürfte cs noch sein, daß v. Wall 1 d e- 
Berne (mündliche Mitteilung) in 48jähriger Praxis achtmal 




421 


die vorwürfige Lageveränderung beobachtete. In einem Falle 
vermochte v. W. die Geburt ohne Schaden für das Mutter¬ 
tier zu vollenden. In zwei Fällen wurden die betreffenden 
Stuten, nach vergeblichen Versuchen die Fohlen zu ent¬ 
wickeln, geschlachtet; in den übrigen Fällen wurde auf 
jeden Versuch verzichtet und die Muttertiere der Schlacht¬ 
bank zugeführt. 

Bezüglich der Entstehung dieses eigenartigen Geburts¬ 
hindernisses habe ich mir folgende Ansicht gebildet: Das 
im graviden rechten Uterushorn befindliche Fohlen befand 
sich in hinterer Geradlage und in unterer Stellung (intra¬ 
uterine Lage und Stellung), dabei die Vorderbeine bis in’s 
Eierstocksende des Hornes steckend. Durch die Wehen ging 
die gebeugte Haltung der Frucht allmählich in eine ge¬ 
streckte über, gleichzeitig erfolgte auch eine Rotation des 
Fötus um seine Längsachse. Das Moment der Streckung 
und der Rotation in Verbindung mit einer weiteren, unbe¬ 
kannten Ursache bedingten eine Annäherung des Eierstocks¬ 
endes an das Becken, aus der dann schließlich die Ante- 
tlexion um zirka 180 0 hervorging, die ihrerseits die Bauch¬ 
querlage bedingte. — 

Ob meine Anschauung zutreffend ist, möge ein Be¬ 
rufenerer entscheiden. 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Wohn er, Hornbach. 

1. Torsio uteri der Kuh infolge eines Stoßes. 

Eine 38 Wochen tragende Kuh war an der Tränke von 
einer anderen heftig in die Flanke gestoßen und zu Boden 
geworfen worden. Die Kuh bekam kurz darauf leichte und 
nach einigen Tagen starke kolikähnliehe Anfälle. Inner¬ 
liche Gaben von Chloralhydrat verschafften Linderung, 
doch blieb die Freßlust eine geringe. Die manuelle Unter¬ 
suchung durch den Mastdarm und die Scheide wurde.zwei¬ 
mal vorgenommen, doch konnte eine Gebärmutterdrehung 
nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Nach 5 Tagen trat 
bedeutende Umfangsvermehrung und Druckempfindlichkeit 
des Hinterleibes neben geringgradiger Blähsucht ein; der 
Kotabgang sistierte vollständig, die Futteraufnahme war 
sehr gering. Die Kuh wurde jetzt geschlachtet und ergab 
die Fleischbeschau eine einmalige Drehung des Gebärmutter¬ 
halses mit ausgebreiteter Entzündung der Gebärmutter¬ 
wandungen und des Bauchfells. In der Bauchhöhle waren 
zirka 10 Liter blutig-seröser Flüssigkeit. 



422 


2. Zerreißung der S ch e i d e mit Darmvorfall. 

Die fragliche Kuh war mit habituellem Prolapsus va- 
ginae behaftet. Da eine böswillige Verletzung durch Men¬ 
schen nach Aussage des Besitzers ausgeschlossen war, dürfte 
wohl nachts ein nebenstehendes Tier durch Treten auf die 
Scheide die Zerreißung herbeigeführt haben. Bei meiner 
Ankunft w r ar die Kuh bereits verendet. Aus der Scheide 
hing, ähnlich einem Uterusvorfall, der Dünndarm, blutig 
durchtränkt. Die Gedärme waren stark verschwollen und 
das Gekröse von daumendicken Blutsträngen durchzogen. 


3. Chirurgisches. 

Bei einer Kuh entfernte ich mit der Drahtsäge aus 
der Scheide ein am Muttermund sitzendes Myofibrom im 
Gewicht von 8 Pfund, 32 cm Länge und 36 cm Umfang. 
Nachdem die ungefähr handbreite Basis der Geschwulst 
ohne besondere Blutung durchsägt w'ar, konnte man den 
Tumor erst nach erfolgter Halbierung aus dem eng anlie¬ 
genden Scheidenrohr entfernen. — 


Ein Pferd verletzte sich an der Pflugschar den rechten 
Hinterfuß hart unter dem Kötenschopf. Die Wunde war 
8 cm lang und hatte die Sehnenscheide des Kronbeinbeugers 
sowie einen Ast der Schienbeinarterie durchschnitten. Be¬ 
handlung: Desinfektion, Unterbindung des Gefäßes, Tan no¬ 
formverband, Naht; tägliche Waschungen mit l%igcr Sub¬ 
limatlösung. 14 Tage lang war am abgenommenen Verbände 
jeden Tag noch zirka 2 Eßlöffel voll eingedickter Sehnen¬ 
scheidenflüssigkeit zu bemerken. Nach weiteren 14 Tagen 
sistierte die Absonderung und trat Wundverschluß ein. 
10 Tage später brach die Narbe wieder auf, auch bildete 
sich über dem Kötengelenk ein talergroßer Abszeß. Das 
Pferd zeigte stärkeres Lahmen als zu Beginn der Erkran¬ 
kung. Jetzt wurde Ungt. cantharid. cingerieben und nach 
3 Wochen Schließung der Verletzung und des Abszesses mit 
vollkommener Bewegungsfähigkeit des Fußes erzielt. 

Verfahren bei der Reposition des vorgefallenen Uterus. 

Von Distriktstierarzt Schwind, Gcssertshausen. 

Während meiner persönlichen Vorbereitung zur Hilfe¬ 
leistung (Umziehen, Desinfizieren etc.) lasse ich bei Platz¬ 
mangel die Nachbarkühe entfernen, den vorgefallenen frag- 



423 


sack vor Beschmutzung und Verletzungen schützen und mit 
kaltem Wasser begießen, sowie für das Herbeisehaffen eines 
fast in jedem Haushalte vorhandenen Back- oder Mörtel¬ 
troges, eventuell eines Schweine-Brühtroges Sorge tragen. 

Ist der Stallboden sehr abschüssig, so wird das Tier 
verkehrt aufgestellt. Liegt die Kuh, so suche ich sie durch 
irgend eines der zu Gebote stehenden Mittel zum Aufstehen 
zu bringen. Für einen Moment habe ich sie noch stets zum 
Stehen gebracht. Dann lasse ich rasch den umgestürzten 
Trog quer unter den Bauch schieben und erhöhe ihn — 
wenn es erforderlich ist — durch daraufgelegte Strohbündel. 
Die Kuh legt sich dann gewöhnlich von selbst oder ich 
zwinge sie dazu durch Abbiegen der Vorderfüße und Nieder¬ 
drücken des Kopfes. 

Die Reposition des mit öl schlüpfrig gemachten Trag¬ 
sackes gelingt nun äußerst leicht. Die eigentliche Desinfek¬ 
tion nehme ich erst vor, wenn der Uterus zurückgestülpt ist. 
Ich habe gefunden, daß das Repositionsgeschäft dann viel 
leichter vor sich geht; denn alle Desinfizientien reizen und 
erzeugen infolge dessen unbequeme Wehen. 

Durch diese Maßnahmen — erhöhte Lagerung des 
Hinterteiles, Einölen und Nichtgebrauch der reizenden Des¬ 
infizientien — fällt die sonst erforderlicheGewaltanwendung 
und dadurch bedingte Quetschung der Karunkeln und der 
Gebärmutterschleimhaut fort, gegen die besonders Primi¬ 
parae sehr empfindlich sind. — 


Ein Interessanter Fall von Kalbefieber. 

Von Distriktstierarzt Schaffer, Dietramsried. 

Eine Kuh kalbte morgens um 4 Uhr; um 8 Uhr be¬ 
obachtete der Besitzer die ersten Anzeichen des Milchfiebers 
und ließ mich holen. 1 Stunde später lag die Kuh bereits 
regungslos auf dem Boden und war, als ich um 1 Uhr ein¬ 
traf, anscheinend dem Verenden nahe, weshalb sofort eine 
Behandlung in der bekannten Weise eingeleitet wurde. Um 
4 L hr erhob sich das Tier und suchte im Barren nach Futter; 
während der Nacht wurde Wiederkauen beobachtet. Am 
andern Tag morgens 5 Uhr abermalige Erkrankung, um 
8 Uhr vollständige Parese, um 10 Uhr Jodkali-Luft-Behaml- 
lung, um 12 Uhr erhob sich die Kuh, begann zu fressen und 
kaute sehr" häufig wieder. Die Besserung hielt bis zum 
Morgen des dritten Tages an, dann erfolgte plötzlich wieder 
ein Rückfall. Um 7 Uhr früh Luft-.lodkali-Therapie, wo¬ 
rauf das Tier im Laufe des Vormittags aufstand und Futter 



424 


zu sich nahin. Diese anscheinende Genesung: hielt nur bis 
nachmittags 4 Uhr an, dann trat rasche Verschlimmerung 
ein. Um 6 Uhr Behandlung wie bisher; sehr rasche Besse¬ 
rung; Wasser- und Futteraufnahme: Am vierten Tage vor¬ 
mittags abermalige Lufteinblasungen, da wiederum voll¬ 
ständige Lähmung eingetreten war. Nachmittags war das 
Tier wieder hergestellt. Am fünften Krankheitstage er¬ 
folgte mittags der (5. Rückfall; nachmittags 4 Uhr Behand¬ 
lung mit Luft. Nachts 9 Uhr erhob sich das Tier und war 
munter; plötzlich gegen 11 Uhr begann es zu schwanken, 
fiel zu Boden und mußte sofort notgeschlachtet werden. 


Referate. 

Dr. H. R e u B: Die Wirkung der Kohlensäure auf die 
Atmung der niederen Wirbeltiere, insbesondere der Fische. 

(Aus dem biolog. Institute der Tierärztl. Hochschule.) 

Verfasser, wissenschaftliches Mitglied der K. B. Bio¬ 
logischen Versuchsstation in München, machte an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule umfassende Untersuchungen über den 
im Titel genannten Gegenstand. 

Aus den Ergebnissen der Versuche konnte R. die fol¬ 
genden Schlüsse ziehen: 

1. Die Kohlensäure ist wie bei den höheren Wirbel¬ 
tieren in größeren Konzentrationen auch für die Fische 
ein Gift. 

2. Das Bild der Kohlensäure-Einwirkung ist bei allen 
Wirbeltieren gleich, es tritt als erstes Symptom eine Er¬ 
höhung der Atemgröße ein; dieAtmung nimmt dyspnoisehen 
Charakter an. 

3. Diese Kohlensäurewirkung läßt sich auch am narko¬ 
tisierten Fisch dartun. 

4. Unter der Einwirkung erhöhter Sauerstoffzufuhr 
läßt sich auch beim Fisch Apnoe erzielen. 

5. Bei allen Wirbeltieren wird die Atmung in gleicher 
Weise durch das Atemzentrum reguliert und zwar nicht auf 
reflektorischem Wege durch periphere, sondern durch che¬ 
mische Reize mittelst der durch das Blut zugeführten Stoffe. 

A. 

Haase: Zur chirurgischen Behandlung der Aktino- 

mykose des Rindes. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift, Nr. «, 
191«,) 

Die Entwicklung der Aktinom vkes-Kolonien in den 
Hohl räumen und Lücken des Gewebes erfolgt um so aus- 



425 


giebiger und rascher, je weniger die Gewebsstruktur infolge 
ihres lockeren Gefüges ein Hindernis bildet. So kommt es 
in den Kehlgangsdrüsen und in der Lunge zu exzessiver 
Wucherung, während z. B. in straffer Muskulatur die Herde 
oft nur erbsengroß werden und frühzeitig der Nekrose an¬ 
heimfallen. 

Die Möglichkeit, das Wachstum mechanisch behindern 
zu können, ist für die Therapie von Wichtigkeit. Soweit es 
der Sitz der Krankheitsherde zuläßt, wird durch häufige Ein¬ 
reibung mit zusammenziehenden Mitteln eine Gewebsver- 
dichtung herbeigeführt. Am einfachsten ist dies zu er¬ 
reichen durch mehrfach wiederholte Anwendung von Ungt. 
Cantharid.; langsamer wirken Ol. Lauri und Jodsalben. 
Scharfe Einreibung führt fast immer zum Schwund der 
Tumoren ohne Eiterung, wenn die Geschwülste noch frisch 
und höchstens apfelgroß sind. Sind sie älter und weisen sie 
vielleicht schon Fistelkanäle auf, so erzielt man mit der 
Applikation von Arsenik in Stückchen noch gute Erfolge. 
Verf. verwendete früher stets Stückchen von 2 g. l)a es je¬ 
doch in einzelnen Fällen zu Abmagerung und in einem Fall 
zu Sterilität kam, begnügt er sich jetzt mit solchen von 
0,5—1,5 g, die gut vertragen werden. Die Applikation ge¬ 
schieht in der Weise, daß hinter der Geschwulst ein Ein¬ 
stich gemacht und das Arsenikstück in den Stichkanal ein¬ 
geführt wird. Binnen 8—14 Tagen bildet sich dann zwischen 
Tumor und gesundem Gewebe eine demarkierende Entzün¬ 
dung aus. Das Entzündungsgewebe ist von feuerschwamm¬ 
ähnlicher Konsistenz und weiß-gelber Farbe; cs verfällt 
schließlich samt dem cingeschlossenen Aktinomykom der 
Nekrose und so kommt nach 3—1 Monaten die ganze Masse 
zur Abstoßung. Die zurückbleibende Wunde heilt ohne wei¬ 
teres Zutun. Arseniksalbe (1:3) und x /> —l%iger Arsenik¬ 
essig — dieser wird in die Fistelkanäle bezw. in die gespal- 
tenenTumoren eingespritzt — wirken wesentlich unsicherer. 
Innerliche und äußerliche Jodbehandlung hat Verf. voll¬ 
ständig verlassen, weil die Heilresultate nicht befriedigten, 
das Verfahren zu teuer war und zuweilen unangenehme 
Nebenwirkungen auftraten. 


Krynitz: Ist die Poikilozytose ein pathognostisches 
Merkmal der perniziösen Anämie? (Zeitsehr. f. Veterinär¬ 
kunde, 1910, I.) 

Verf. hatte ein Pferd in Behandlung, das klinisch die 
typischen Erscheinungen der in der betreffenden Gegend 
häufig vorkommenden perniziösen Anämie zeigte. Gegen die 



426 


Sicherheit der Diagnose sprach nur der Umstand, daß mehr¬ 
fach vorgenommene Blutuntersuchungen nur eine hoch¬ 
gradige Anämie, aber keine Form Veränderung der Erythro¬ 
zyten erkennen ließen; erst eine 6 Stunden vor dem Tode 
entnommene Blutprobe zeigte ausgesprochene Poikilozytose. 
Es ist deshalb die Frage berechtigt, ob bei perniziöser An¬ 
ämie der Pferde die Gestaltsveränderung der roten Blut¬ 
körperchen difi’erentialdiagnostisch von Bedeutung ist und 
geradezu als pathognostisch angesehen werden darf, wie dies 
von verschiedenen Autoren behauptet wird. L i n d n e r. 


Hauptmann: Über die thermische Tuberkulin- 
Injektion bei Rindern, welche wiederholt und gleichartig 
tuberkulinisiert werden. (Tierärztliches Zentralblatt, 1910, 
Nrn. 9—12.) 

Auf Grund eingehender, sehr interessanter Unter¬ 
suchungen kommt Verf. zu folgenden Schlüssen: 

1. Die bisher aufgestellten Regeln für die Beurteilung 
der Temperaturveränderungen nach der Injektion des Koch- 
schen Tuberkulins gelten nur für Rinder, welche der dia¬ 
gnostischen Prüfung mittelst Tuberkulin noch nicht unter¬ 
worfen wurden. 

2. Bei mehrfachen Wiederholungen der Tuberkulin¬ 
probe in Intervallen von 2—10 Monaten ist die Wahrschein¬ 
lichkeit des allmählichen Erlöschens der Reaktionsfähigkeit 
größer als die stete oder auch nur zeitweise Wiederkehr des 
ursprünglichen Reaktionsvermögens. 

3. Tuberkulinempfindlichkeit ist nach Ablauf von mehr 
als 7—10 Monaten nach einer positiven Reaktionsimpfung 
eher zu gewärtigen als nach kurzfristigerenWiederholungen. 

4. Die Zahl der reagierenden Rinder vermindert sich 
in der Regel mit der Zahl der Tuberkulin-Injektionen und 
zwar im geraden Verhältnisse zu der Zahl der erfolgten In¬ 
jektionen. 

5. Auch die Stärke der thermischen Reaktion ver¬ 
ringert sich mit der Zahl der Injektionen. Verstärkte Re¬ 
aktionen treten zwar auf; ihre Zahl reduziert sich jedoch 
nach wiederholten Injektionen. 

(). Das Ausbleiben einer erwarteten Reaktion besagt 
noch nicht den dauernden Verlust der Tuberkulinempfind- 
lichkeit, besonders wenn die Verabreichung des Tuberkulins 
einer typischen Reaktion in kurzer Frist gefolgt war. 

7. Die dauernde Unempfindlichkeit gegen Tuberkulin 
tritt meist nach 3—4 Injektionen ein, wenn dieselben in 
kürzeren Zwischenräumen einander folgten und wenn mit 



427 


den Injektionen nach erlangter Unempfindlichkeit in der 
gleichen Weise fortgefahren wurde. 

8. Tuberkulin ist diagnostisch wertvoll, wenn es nur 
selten und in längeren Zwischenräumen als 10 Monate be¬ 
nützt wird,Tuberkulin wirkt dagegen reaktionsabstumpfend, 
wenn man es in kürzeren Pausen (2—6 Monate) häufiger 
wiederholt. Das Verschwinden der Reaktion begünstigen 
kleinere Dosen (0,4) von Tuberkulin, während für die 
Sicherheit der Reaktion größere Gaben vorteilhafter sind. 

9. Für das Verhalten der Tiere gegen wiederholte 
kleinere Dosen scheint die Ernährung nicht ohne Bedeutung 
zu sein, während die Rassenunterschiede kaum in Betracht 
kommen. 


Koppitz: Vergiftung durch Chilisalpeter. (Tier¬ 
arzt]. Zentralblatt, 1910, Nr. 3.) 

Bei einer aus 56 Köpfen bestehenden Milchherde, die 
in einem etwas niedrigen, aber sonst hygienisch beschaffenen 
Stalle untergebracht war und mit steirischem Rotklee und 
zirka 2 kg Biertrebern mit Wasser versetzt gefüttert wurde, 
traten am 8. August gegen 3 Uhr nachmittags ganz plötzlich 
Erkrankungen und Todesfälle auf. In allen Stallabteilungen 
taumelten gleichzeitig einzelne Tiere, stürzten zusammen 
und verendeten rasch. Im ganzen erkrankten zwischen 3 Uhr 
und nachts U^»1Ö Uhr 20 Rinder, hievon 15 Stück schwer, 
5 Stück leicht; hievon fielen 12 Stück unter zumeist apoplek- 
tischen Erscheinungen. Mit Rücksicht auf die vorwiegen¬ 
den Erscheinungen einer akuten Gehirn-Krankheit, auf 
die hohe Außentemperatur und die im Stalle herrschende 
Schwüle wurden bei Ankunft des Autors sämtliche Rinder 
mit Ausnahme des Stieres in’s Freie gebracht und andauernd 
kalte Begießungen auf den Kopf appliziert. Bei näherer 
Untersuchung fand man noch ein pralles Heraustreten der 
Drosselvenen, ein Umstand, der auf Zirkulationsstörungen 
hinwies und einen Aderlaß bei den Tieren mit weniger stür¬ 
mischem Krankheitsverlauf als geboten erscheinen ließ. Hie¬ 
bei strömte das Blut in großem Bogen aus, zeigte ein voll¬ 
kommen schokoladefarbiges Aussehen und eine auffallend 
wässerige Beschaffenheit, so daß eine Gerinnung nur als 
griesartige Masse auftrat. 

Um die Ursache dieser so plötzlich einsetzenden Krank- 
beit zu erforschen, wurden schleunigst einige Obduktionen 
vorgenommen, die aber mit Ausnahme der veränderten Blut¬ 
beschaffenheit ein vollständig n e g a ti ve s Bild an s ii m l - 
liehen Organen etc. zeigten. Auch die mikroskopische 



428 


Untersuchung verlief resultatlos, so daß Milzbrand resp. 
andere Infektionskrankheiten von vorneherein auszuschließen 
waren. Wenn auch die Untersuchung des Futters auf Bei¬ 
mengung von Giftpflanzen, die Untersuchung des Wassers 
und der verfütterten Treber absolut keine Anhaltspunkte er¬ 
gaben, so mußte doch mit Bestimmtheit der Verdacht auf 
eine Vergiftung aufrecht erhalten bleiben. Und wie gerecht¬ 
fertigt dieser erschien, sollte noch am gleichen Tage aufge¬ 
klärt werden. Als nämlich am Abend dieTiere in den mittler¬ 
weile desinfizierten Stall zurückgebracht worden waren, er¬ 
hielten dieselben als Abendfutter Heu, als Tränke klares 
Wasser reichlich mit Milch versetzt und die kranken Rinder 
in kurzen Zwischenräumen große Hosen starken schwarzen 
Kaffees. Mit Rücksicht auf den fieberhaften Zustand wurde 
die Verabreichung eines kühlenden Mittels in Gestalt von 
Glaubersalz in der Tränke als geboten erachtet. Hiebei 
machte aber der Oberschweizer die.Mitteilung, daß er solches 
schon bei der Mittagfütterung, bei welcher sämtliche Tiere 
noch vollkommen gesund waren, verabreicht und dasselbe 
aus einem Sacke in der Scheune geholt habe. Bei der sofort 
vorgenommenen Untersuchung des Sackinhaltes mußte man 
nun leider konstatieren, daß nicht Glaubersalz, son¬ 
dern Chilisalpeter im Sacke war und den Tieren ge¬ 
geben wurde. Damit w r ar die Krankheitsursache vollständig 
geklärt; die Tiere erhielten je 30—40g Chilisalpeter, die 
genügt hatten, die plötzlichen Erkrankungs- und Todesfälle 
herbeizuführen. 

Dank der eingeleiteten Behandlung konnten von den 
20 erkrankten Tieren 8 Stück gerettet werden und wurden 
Nachkrankheiten nicht beobachtet. Die notgeschlachteten 
Tiere wurden in Anbetracht der Todesursache „Vergiftung 4 ' 
unschädlich beseitigt. 


Schnöller: Über Neogen-Präparate. (Tierarzt 1. 
Zentralblatt, 1910, Nr. 7.) 

Die mit dem Neogen, einer eigenartigen Salbengrund¬ 
lage, hergestellten Präparate mit Jod, Bor, Salizyl, Jodo¬ 
form etc. erweisen sich infolge ihrer außerordentlichen Re¬ 
sorbierbarkeit sehr wertvoll bei allen Medikationen, welche 
die Aufgabe haben, möglichst tief in die Haut einzudringen, 
besonders bei Scabies und anderen parasitären Erkrankungen. 
Die Salben sind von unbegrenzter Haltbarkeit, von höchst 
gleichmäßiger Zusammensetzung und werden niemals ranzig: 
im Gegenteil, infolge der hohen Aufnahmefähigkeit für 
Wasser wirken sie noch äußerst kühlend. R a b u s 




429 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Fütterungsversuche mit Milchkühen. 

Im Anschlüsse an verschiedene Versuche suchte Pro¬ 
fessor Hansen festzustellen, ob die Futtermittel, unab¬ 
hängig von dem Gehalt an verdaulichen bezw. ausnutzungs¬ 
fähigen Nährstoffen, noch spezifische Wirkungen auf die 
Milchproduktion des Rindes auszuüben vermögen, und fand 
dabei, daß für den Wert eines Futtermittels neben der Ge¬ 
deihlichkeit und Bekömmlichkeit in erster Linie der Gehalt 
an verdaulichen bezw. ausnutzungsfähigen Nährstoffen ma߬ 
gebend ist. Die Stärkewerte sind für die Futterberechnung 
beim Milchvieh, sofern daneben der Gehalt an N-haltigen 
Nährstoffen berücksichtigt wird, zutreffend. Unabhängig 
vom Gehalt an verdaulichen Nährstoffen bezw. an Stärke¬ 
wert haben nach H. gewisse Futtermittel noch bestimmte 
spezifische Wirkungen auf die Milchergiebigkeit. Diese 
können in erster Linie die Fettproduktion in positivem oder 
negativem Sinne, daneben aber auch die Milchmenge be¬ 
einflussen. Die fettfreie Trockensubstanz wird ähnlich wie 
die Milchmenge verändert. Einzelne Futtermittel (Mais, 
Hafer) erhöhen die Milchmenge, verringern aber den pro¬ 
zentualen Fettgehalt; andere Futtermittel (Palmkernkuchen, 
Kokoskuchen etc.) erhöhen bei wenig veränderter Milch¬ 
menge den Fettgehalt und liefern deshalb eine größere Fett¬ 
menge. Dann gibt es auch noch Futterstoffe, die bei wenig 
veränderter Milchmenge den prozentualen Fettgehalt der 
Milch vermindern, wie z. B. Reisfuttermeh], Mohnkuchen. 
Weiter ergaben die Versuche von H., daß Weizenkleie der 
Roggenkleie und dem Roggen als Viehfutter vorzuziehen ist. 
(M a 1 y’s Jahresber. über d. Fortschritte d. Tierchemie.) 


Viehverwertung. 

In Zell am See wurde jüngst von der K. K. Österreich. 
Landwirtschafts-Gesellschaft eine Vieh verwertungsstelle für 
den Pinzgau gegründet. Außer dieser Stelle werden im Ver¬ 
laufe dieses Sommers noch Verkaufsstellen in den andern 
Gauen: Pongau, Tennegau, Flachgau und Langau in’s Leben 
gerufen werden. Vorerst sind Mitteilungen über verkäuf¬ 
liche Pferde, Ziegen und Schafe, dann über verkäufliches 
Zucht- und Nutzvieh an die Verwertungsstelle Zell am See 
zu richten, an welcher ein eigener Geschäftsleiter und Be¬ 
amter der K. K. Landwirtschafts-Gesellschaft aufgestcllt ist. 
Die Verwertungsstelle untersteht der ständigen Kontrolle 
der K. K. Landwirtschafts-Gesellschaft und liegt in diesem 



430 


Umstande die sicherste Gewähr dafür, daß die Geschäfte auf 
reellster Basis abgewickelt werden. A. 

Verschiedenes. 

Promotionsrecht. 

Seine Königliche Hoheit, Prinz Luitpold, des 
Königreichs Bayern Verweser, haben durch Aller¬ 
höchste Verordnung vom 12. ds. Mts. allergnädigst 
geruht, der Tierärztlichen Hochschule München das 
Promotionsrecht zur Erteilung der Würde eines 
Dr. med. vet. zu verleihen. 

Anstellungsverhältnisse der Schlachthoftierärzte. 

Der Deutsche Veterinärrat hat eine Eingabe an die 
deutschen Gemeindeverwaltungen gerichtet, in welcher die 
Anforderungen, die an die Schlachthofleiter u. Schlachthof¬ 
tierärzte gestellt werden und werden müssen, eingehend ge¬ 
schildert sind, und in welcher ebenso eingehend motiviert 
wird, daß die Gehalts- und die Anstellungsverhältnisse der 
städtischen Schlachthofleiter und Schlachthoftierärzte an 
vielen Orten mit der akademischen Ausbildung und dem ver¬ 
antwortungsvollen anstrengenden Dienste dieser Beamten 
nicht im Einklänge stehen. — Mit Bezug hierauf wird den 
Gemeinden nahegelegt, daß Billigkeitsgründe dringend 
dafür sprechen, die tierärztlichen Schlachthofleiter und 
Schlachthoftierärzte den anderen akademisch gebildeten 
Beamten gehaltlich und ranglich gleichzustellen und ihnen 
lebenslängliche Anstellung mit Pensionsberechtigung zu ge¬ 
währen. 

Rheinische Pferde- und Vieh-Versicherungs-Gesellschaft 
auf Gegenseitigkeit in Köln a. Rh. 

Die genannte Gesellschaft steht seit ihrem Bestehen 
in engster Fühlung mit den Tierärzten und ist bestrebt, 
allen berechtigten Wünschen der Versicherten sowohl als 
den Tierärzten entgegen zu kommen. Der Inhalt des letzten 
und durch den stellvertretenden Direktor, Herrn Tierarzt 
Dr. P 1 a t h uns zugekommenen .Jahresberichtes zeigt neben 
verschiedenem anderen Beachtenswerten, daß die Gesell¬ 
schaft die Verwaltung in einer Weise betätigt, welche die 
Mitglieder möglichst wenig belastet. Diesbezüglich sei er¬ 
wähnt, daß die Gesamt Unkosten der Gesellschaft im Jahre 
l'.MMi nur ltl 2 / ;! G der Prämien betrugen, so daß die Lei¬ 
stungen an die Versicherten sehr hohe sind. 



431 


Der dem Jahresberichte beigegebene Prospekt zeigt, 
daß die Gesellschaft von Behörden, Vereinen und Ver¬ 
bänden, die mit ihr im Vertragsverhältnis stehen, bestens 
empfohlen wird. 

Ferner sei angeführt, daß die Gesellschaft nicht nur 
für Huf- und Beinschäden, sondern für jeden Minderwert, 
der durch Krankheiten und Unfälle entsteht und die Pferde 
zum versicherten Zweck dauernd unbrauchbar macht, 75 c /c 
Entschädigung leistet und nicht nur 50 %, wie andere Ver¬ 
sicherungen. 


Frequenz an der Tierärztlichen Hochschule Hannover 
pro Sommersemester 1910. 

Die Tierärztl. Hochschule Hannover wird im Sommer¬ 
semester 1910 von 235 Studierenden, 18 Hospitanten und 

47 Examen-Kandidaten besucht. Von den Studierenden sind 

48 neu in das Studium eingetreten. 


Bttcfaerschau. 

Der Lehrmeister im Hufbeschlag. Ein Leitfaden für 
die Praxis, und die Prüfung. Neu bearbeitet 
von Prof. Dr. L u n g w i t z, Direktor des Instituts für 
Huf künde und Vorstand der Lehrschmiede der K. Tier- 
ärztliehen Hochschule in Dresden. Mit 100 Abbildungen. 
12. Auflage mit 2 Anhängen, betreffend „Die Haftpflicht 
des Schmiedes“ und „Die gegenwärtig im deutschen Reiche 
geltenden, die Ausübung des nufbcschlages betreffenden 
gesetzlichen Bestimmungen“. — Hannover, Verlag von 
Sehaper, 1910. Preis 2 dt 50 

Der Leitfaden soll in erster Linie dem Unterricht 
an Schmiede-Hochschulen dienen und denjenigen jungen 
Schmieden ein Hilfsmittel sein, welche sich durch Selbst¬ 
studium die erforderlichen Kenntnisse zur Ablegung der 
Hufbeschlagsprüfung erwerben wollen. Für beide Zwecke 
war notwendig, den Inhalt den Bedürfnissen der Lernenden 
entsprechend zu umgrenzen und denselben dem Fassungs¬ 
vermögen derselben anzupassen. 

Verf. hat denn auch in den Leitfaden nur das für 
junge Schmiede Notwendigste aus der Hufbeschlagkunde, 
selbstverständlich unter Beachtung der Fortschritte in der 
Beschlaglehre, aufgenommen und die Materie in einfacher, 
leicht verständlicher Weise dargestellt. 

Die vorliegende 12., mit vorzüglichen Abbildungen 
illustrierte, billige Ausgabe des Leitfadens wird von den 



432 


Interessenten wieder so günstig aufgenommen werden, wie 
die früheren, und ebenso wie diese die Verbreitung eines 
guten Hufbeschlages fördern. A. 

Personalien. 

Ernennung: Eckardt Julius, Veterinärrat zum Departe¬ 
mentstierarzt in Erfurt. 

Wohnsitzveranderungen: Gressel Max, Assistent 
am Tierphysiologischen Institut der landwirtschaftlichen Akademie 
in Bonn als Assistent an die Landwirtschaftskammer dortselbst; 
Rauch Rupert aus Altötting und R o ß w o g Fritz aus Herbolzheim 
als bezirkstierärztlichen Assistenten nach Engen bezw. Pforzheim. 

Approbationen: in Hannover die Herren: Barrel- 
meyer Hugo aus Kölkebeck, G ö r d e s Willi, aus Bottorf, Koch 
Willi, aus Werl und W i 1 k e n s Rudolf aus Altona; in München die 
Herren: Fischer August aus München, H e i n i c h e u Walter aus 
Kamenz, T a y I e r Friedrich aus Landshut und Ziegler Math, aus 
Augsburg. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern der städt. 
Bezirkstierarzt B I a i in Theodor in München, ferner die Tierärzte 
Griesbach Adolf in Lauenau und H e i n d 1 Klemens in Sauer¬ 
lach (Oberbtiyern). 

Ruhestandsversetzung: Weigand Friedrich, Kgl. 
Bezirkstierarzt in Zweibrücken unter Anerkennung seiner Dienst¬ 
leistung. 

Gestorben: Anzen hofer Adolf, prakt. Tierarzt in 
Braes (t907). 


Tierärztlicher Kreisverein von Mittelfranken. 


Die ordentliche Oeneralversaiumlniig für 1910 
findet am y D onnerstag, den 93. J uni, vormittags 
lO'/s Uhr, in den Räumen des Industrie- und Kultur¬ 
vereins in Httrnberg statt. Hiezu ergeht hiermit freundlichste 
Einladung. 

Ta.g-esoi^n'u.n.gr: 

1. " Rechenschaftsbericht, Rechnungsablage und Aufstellung 

des Voranschlages für 1910/11. 

2. Vortrag des städtischen Bezirkstierarztes Dr. Hellmuth 
in Nürnberg: „über Fleischvergiftungen 11 . 

3. Mitteilungen aus der Praxis. 

4. Wünsche und Anträge (§ 21, h. 7 der Satzungen). 

Die ankonunenden Kollegen treffen sich von 9 Uhr ab 
ini Verhandiungsgebäude, woselbst auch für Urühstücksgelegen- 
lieit gesorgt ist. 

Nach den Verhandlungen findet um 1 '/* Uhr gemeinschaft¬ 
liches Mittagessen (Gedeck zu 4 Mk.) statt. Mitteilungen über 
ilie voraussichtliche Beteiligung an demselben wollen bis 21. Juni 
an Bezirkstierarzt Dr. Hellmuth in Nürnberg, Königstraße 12, 
gerichtet werden. 

Der I. Vorstand: San er. 


Drink von J. ot tes w* i nie r, München. — Kommissionsverlag: M. Ri eg ersehe 
rniversiliUsbuehhandlaiiff, München, Odeonsplatz 2. 




Münchener 



(früber: Wochenschrift (Ar TierheilkoMs and Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 28. Juni 1910. Nr. 26. 


Inhalt: Abonnements-Einladung. — Originalartikel: Dr. 
Kreutzer: Septifugin — ein Spezifikum? — Dr. Schenkl: Mit¬ 
teilungen aus der Praxis. — Referate: Holterbach: Sapo 
Creolini liquidus. Ochmann: Die Tsetsekrankheit in Deutsch- 
Ostafrika. — Tierzucht und Tierhaltung: Die Fohlen¬ 
aufzuchtsanstalten des Vereins zur Förderung der Pferdezucht 
in Bayern. Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom 
26. Juni 190;) in der bayerischen Kammer der Abgeordneten. — 
Verschiedenes: Promotion. Zahl der Tierärzte in Deutsch¬ 
land. Frequenz an Tierärztlichen Hochschulen pro Sommer- 
Semester 1910. — Bücherschau. — Druckfehlerberichtigung. 
— Personalien. 


-Ä^bonnements-E in.la-d.uuag'. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochen¬ 
schrift durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das II. Semester 1910 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeituugskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
4 M. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Ri eg er¬ 
sehe Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 







434 

Septtfugln — ein Spezifikum? 

Von Distriktstierarzt Dr. M. Kreutzer, Murnau. 

Nach gründlichen Vorversuchen halte ich es für an¬ 
gezeigt., auf ein Medikament aufmerksam zu machen, das 
berufen zu sein scheint, bei Behandlung septischer Krank¬ 
heiten, wie sie besonders nach der Geburt auftreten, in Zu¬ 
kunft eine Iiolle zu spielen. 

Jedem Praktiker ist bekannt, welch’ großer Schaden 
den Tierbesitzern infolge der Verluste durch Schwerge¬ 
burten und deren Nachkrankheiten erwächst. Ich erinnere 
nur an die prekären Verhältnisse beim Pferde: Stunden¬ 
langer, angestrengtester Arbeit gelingt wohl meistens die 
Entwicklung der Frucht; aber oft genug sind die Aus¬ 
sichten quoad vitam des Muttertieres trotz aller Mühen 
schlechte; wie oft bringt der mit Becht gefürchtete 
dritte Tag nach der Geburt den tödlichen Ausgang? Selbst 
bei anscheinend leichteren Fällen und bei peinlichster Be¬ 
achtung aller Vorsichtsmaßregeln kann bei dem so eminent 
zur Infektion disponierten Pferde-Uterus ein Mißerfolg ein- 
treten. Biese meine Erfahrungen finden laut persönlicher 
Mitteilung vieler Kollegen volle Bestätigung. 

Nicht ganz so ungünstig liegen zwar die Verhältnisse 
beim Binde; aber immerhin ist die Häufigkeit der an die 
Geburt sich anschließenden Krankheiten infektiöser Natur 
wirtschaftlich tief einschneidend. Bas beweist ein Blick in 
den Geschäftsbericht der Bayerischen Landes-ViehVersiche¬ 
rungsanstalt : Als Schadensursache wurden beispielsweise 
im Geschäftsjahre 1908/09 027 Fälle von Krankheiten der 
Gebärmutter und 1384 Fälle von fehlerhaften Geburten und 
Krankheiten nach der Geburt vorgetragen. — 

Die bisher übliche Therapie bei diesen Leiden, sowie 
bei anderen Infektionskrankheiten, sowie ihr Erfolg muß 
als bescheiden bezeichnet werden; frühzeitige Schlachtung 
wird wohl in der Begel einer ungewissen Behandlung vor¬ 
gezogen. Biesige Summen werden dadurch alljährlich dem 
Xationalvermögen entzogen. 

Ein neues, von mir hergestelltes und „Septifugin“ ge¬ 
nanntes Mittel soll nun diese empfindsame Lücke im thera¬ 
peutischen Begister ausfüllen. Es hat nach meinen Beob¬ 
achtungen eine spezifische Wirkung bei den Erkrankungen 
der Geburtswege; sein Indikationsgebiet erstreckt sich auch 
auf das Petechialfieber, bösartige Katarrhaliieber des Bindes 
und Druse des Pferdes. Auch hei Darin-, Nieren- bezw. 
1 »lasen- und Tragsackblut ungen hat es sich den bisher üb¬ 
lichen Mitteln überlegen gezeigt. 



435 



Besonders wirksam erwies sich Septifugin als Prophy- 
laktikum nach schweren Geburten und Uterusrepositionen. 

Bemerkenswert ist, daß außer entsprechend langer 
Verabreichung von Septifugin neben etwaiger lokaler Be¬ 
handlung (z. B. desinfizierende Infusionen in den Uterus) 
bei den allermeisten Fällen eine weitere Therapie unnötig 
ist. Nur bei ganz hohem Fieber ist eine Unterstützung mit 
Antifebrin in mäßigen Dosen empfehlenswert. — 

Septifugin ist ein gelb-braunes, klares, spirituös-wässe- 
riges mit Hilfe des sogen. Trikolationsverfahrens aus meh¬ 
reren (3) Drogen gewonnenes Extrakt, schwach nach Fen¬ 
chel riechend, mit einem nennenswerten Überschuß an 
Spiritus. 

Die Wirkungsweise ist folgendermaßen zu er¬ 
klären: Durch Reizung des Vasomotorenzentrums und durch 
Erregung der peripheren Vasomotoren wirkt Septifugin 
verengernd auf die peripheren Gefäße, spe¬ 
ziell des Hinterleibes (Baucheingeweide und Uterus), 
dadurch blutdrucksteigernd und die Herz¬ 
tätigkeit anregend. Zugleich findet durch spezi¬ 
fische Schädigung der Mikroorganismen eine innerliche 
Desinfektion statt. Appetit und Verdauung 
werden durch sekretionsfördernden Reiz auf die Schleim¬ 
häute günstig beeinflußt. Die Körpertemperatur 
wird herabgesetzt. 

Bezüglich der Anwendung sei bemerkt, daß es 
sich empfiehlt, alle 8 Stunden (in schwereren Fällen alle 
(i Stunden) den 6. Teil mit zirka 1 Schoppen lauwarmen 
Kamillentees einzuschütten. Pferden gibt man das Mittel 
zweckmäßig in Latwergenform (mit Mehl, Zucker, Honig 
etc.); in dieser Zubereitung nehmen die Pferde das Mittel 
gerne an; manche Pferde zeigen wohl beim ersten Eingehen 
Widerwillen; dieser wird aber stets rasch überwunden. 

Der Preis: 4 Mk. 50 Pfg. (Verkaufspreis G Mk.) pro 
Flasche mit 500 ccm Inhalt in hübscher Aufmachung ist 
äußerst kalkuliert, um eine möglichst vielseitige Anwendung 
zu ermöglichen und dem event. Verdacht einer geschäft¬ 
lichen Reklame von vorneherein die Spitze zu bieten. Der 
Apothekerpreis beträgt zirka 12 Alk. Ich habe mich nicht 
entschließen können, den Vertrieb des Mittels einer Groll- 
Firma zu übertragen, da ich unter allen Umständen die Ver¬ 
abreichung desselben an Privatpersonen vermeiden möchte. 
In der Regel genügt 1 Flasche; nur in den wenigsten Fällen 
ist eine weitere Flasche nötig. — 



436 


Ich führe nun die bisher behandelten Fälle an, um 
den Beweis der Brauchbarkeit des Septifugins in der 
Praxis zu liefern. Die meisten der beschriebenen Fälle habe 
ich gemeinsam mit meinem derzeitigen Assistenten, Herrn 
Tierarzt Ernst Grundier, behandelt. Ich lege auf 
diese Konstatierung besonderes Gewicht, um dem eventuellen 
Einwand einer subjektiven Auffassung vorzubeugen. 

I. Krankheiten der Geburtswege, 
a) Pferd. 

Fall I: Ein Pferd zeigte zirka 20 Stunden post par¬ 
tum 40,9 0 Fieber, 72 Herzschläge p. m., völlige Appetit¬ 
losigkeit und Apathie. Therapie: Septifugin in Latwergeu- 
form, alle 6 Stunden den 6. Teil, Uterusinfusionen mit 
3 %iger Therapogenlösung. Bereits nach zirka 15 Stunden 
ist Besserung des Allgemeinbefindens eingetreten; Tempe¬ 
ratur 40,1° C., 60 Herzschläge, etwas Freßlust. Die Besse¬ 
rung hielt an; nach zirka 4 Tagen war völlige Heilung 
erfolgt. 

Fall II: Bei einem Pferd, das wegen seitlicher Kopf¬ 
haltung des Jungen nicht fohlen konnte, leistete ein be¬ 
trunkener Pfuscher Geburtshilfe; er hielt das Brustbein 
des Fohlens für den Kopf und bearbeitete laut Mitteilung 
des Nachbarn in sinnlos roher Weise das Muttertier. Da 
die Geburt nicht vorwärts ging, wurde ich gerufen. Ich 
traf die Stute in bedenklichem Zustande an: Starke Schwel¬ 
lung der Scheide, 90 Pulsschläge, absolutes Verweigern der 
Nahrung, auch des sonst so gerne genommenen Zuckers. 
Die Entwicklung der Frucht gelang mir mit Hilfe der 
Embryotomie. Dem Pferde wurde sofort prophylaktisch 
Septifugin (in Intervallen von 6 Stunden) gegeben und in 
die Geburtswege eine 3 %ige Therapogenlösung infundiert. 
Der Erfolg war eklatant : Wiederkehr der Freßlust, Zurück¬ 
kehren der Pulszahl auf zirka 52 Schläge, geringgradiges 
l ieber (39,2°C.); letzteres stieg bei sonst anhaltender Besse¬ 
rung am 3. Tage auf 40,1° C., am 4. Tage fiel das Fieber auf 
39,3° C.; auch die Geschwulst war völlig zurückgegangen. 
Nach weiteren drei Tagen zeigte sich das Pferd u'ieder 
normal. 

Fall III: Nach einer harten Geburt bei einem Pferde 
wollte die Nachgeburt nicht abgehen. Der Besitzer befestigte 
daher einen Stein an dem bereits vorliegenden Teile. Das 
Pferd trat beim Aufstehen auf den Stein und riß sich so die 
Nachgeburt, die inzwischen bis auf ein Drittel abgegaugen 
war, gewaltsam aus dem Tragsack. Eine tödliche Blutung 



437 


war zwar nicht eingetreten, doch erfolgte durch die zurück¬ 
gehaltenen Blutmengen (vielleicht auch infolge der Geburts¬ 
hilfeleistung) eine Infektion, die eine hochgradige Metritis 
auslöste: Hohes Fieber (41,2°C.), hoher Puls (ca. 97 pro Mi¬ 
nute), angestrengtes Atmen. Therapie: Septifugin und Uterus¬ 
infusionen mit Therapogen. Da das Fieber nicht zurück¬ 
gehen wollte, wurden noch einige Gaben Antifebrin (ä 20 g) 
verabreicht. Am 3. Tage langsame Besserung: Mäßiger 
Appetit, wechselndes Fieber (39,2—40,3° C.), kräftiger 
Puls (zirka 64 Schläge); am 4. Tage keine Änderung; vom 
5. Tage an stete Besserung. Nach zirka 8 Tagen Heilung. 

Fall IV: Prophylaktisch wurde einem Pferde, das 
eine langdauernde, nur mit Embryotomie zu beendigende 
Geburt überstanden hatte, Septifugin verabfolgt. Außer ge¬ 
ringer Temperatursteigerung am 2. Tage und Pulserhöhung 
waren auch in der Folge keinerlei Krankheitserscheinungen 
zu beobachten. 

F a 11 V: Ebenfalls prophylaktisch nach einer schweren 
Geburt, die mit bedenklichen Verletzungen der äußeren Ge¬ 
burtswege endete, erhielt eine Stute Septifugin. Am 4. Tage 
zeigte dieselbe 58 Herzschläge, befriedigenden Appetit* nur 
ganz leichtes Fieber. Die angeordneten Einläufe in die 
Scheide waren infolge eines Mißverständnisses unterlassen 
worden. Nach Mitteilung des Besitzers zeigt sich das Pferd 
heute (10 Tage nach der Geburt) völlig gesund. 

Fall VI: Eine Stute zeigte sich sofort nach dem Ab¬ 
fohlen schwer krank (große Hinfälligkeit, völlige Appetit¬ 
losigkeit). Nach zirka 14 Stunden fand ich das Tier hoch¬ 
gradig fiebernd und völlig apathisch. Ich verordnete Septi¬ 
fugin; 3 Stunden später war das Tier tot. Über die Todes¬ 
ursache konnte ich Bestimmtes nicht erfahren; es soll ein 
Tragsackriß vorhanden gewesen sein. 

b) Bind. 

Fall VII: Bei einer Kalbin entwickelte ich einWasser- 
kalb; da ich unmittelbar vorher eine zehnstündige Geburts¬ 
hilfe bei einem Pferde vorgenommen hatte, war ich ziemlich 
erschöpft. Es passierte mir das Malheur, infolge der pelzig 
gewordenen Finger mit dem zur Embryotomie dienenden 
Messer beim Durchschneiden des im hinteren taschenförmig 
erweiterten Teile des Tragsackes steckenden, mächtig ent¬ 
wickelten Kopfes einen zirka 5 cm langen, glücklicherweise 
nicht durchgehenden Schnitt in die obere Tragsackwandung 
zu machen. Ich gab daher prophylaktisch Septifugin. Das 
Tier zeigte sich niemals krank. 



438 


Fall VIII: Bei einer Kuh mußte durch Embryotomie 
eine emphysematose Frucht entfernt werden. Die Geburts¬ 
hilfe nahm zirka 6 Stunden in Anspruch. Die äußeren Ge¬ 
burtswege wiesen wesentliche Verletzungen auf. Therapie: 
Septifugin und Therapogen-Infusionen. Das Tier zeigte 
zwar laut Mitteilung des Besitzers am 2. Tage weniger 
Appetit und vermehrtes Atmen, doch waren am 3. Tage 
diese beunruhigenden Symptome wieder verschwunden. 
Nach zirka 8 Tagen gab die Kuh bereits das gleiche Quan¬ 
tum Milch wie in früheren Jahren. 

Fall IX: Eine Kuh zeigte kurz nach der Geburt 
einen Tragsackvorfall. Der Besitzer schob denselben nach 
Reinigung mit Wasser in die Geburtswege zurück. Am 
2. Tag trat, hohes Fieber, heftiges Atmen und Appetitlosig¬ 
keit ein. Bei der Untersuchung fand ich, daß der Tragsack 
unvollständig reponiert in der Scheide war. Ich versuchte 
denselben zurückzubringen; die bedeutend verdickte Wand 
des Uterus erschwerte infolge ihrer abnormen Zerreißlicli- 
keit dieses Vorhaben. Innerlich ließ ich alle 6 Stunden 
Septifugin verabreichen; desgleichen wurden Therapogen- 
Spülungen vorgenommen. Am nächsten Tage waren die be¬ 
drohlichen Erscheinungen etwas zurückgegangen. Die The¬ 
rapie wurde fortgesetzt mit dem Erfolge, daß am 7. Tage 
das Tier als genesen aus der Behandlung entlassen wurde. 

Fall X: Nahezu derselbe Fall ereignete sich wenige 
Tage später bei einer anderen Kuh. Die Behandlung war 
die gleiche. Vom Besitzer erfuhr ich nach einiger Zeit, daß 
sich das Tier schon nach wenigen Tagen wieder gesund 
zeigte; nur trat eine rapide Abmagerung desselben ein, die 
aber in einigen Wochen wieder ausgeglichen war. 

Fall XI: Eine Kalbin hatte in der Nacht ohne Bei¬ 
hilfe gekalbt und einen vollständigen Tragsack Vorfall er¬ 
litten. Als in der Frühe die Magd in den Stall kam, lag 
die Kalbin am unbestreuten Boden, der Vorfall fühlte sich 
bereits kalt an und war total mit Schmutz und Kot behaftet. 
Ich war, da in der Nachbarschaft wohnend, schnell zur 
Stelle. Die vorgeschlagene Amputation des Vorfalles wurde 
vom Besitzer nicht bewilligt. Ich reponierte also lege artis 
den Vorfall und verordnetc Septifugin. Die nächsten fünf 
Tage brachten abwechselnd Besserung und Verschlimme¬ 
rung. Erst vom 0. Tage an trat dauernde Besserung ein. 
(Mielriechender Ausiiuß aus der Scheide war noch zirka drei 
Wochen vorhanden. Das Tier wurde etliche Wochen später 
mit Erfolg zum Stier geführt. 



439 


Fall XII: Bei einer Kuh reponierte ich nach Ent¬ 
fernung der Nachgeburt den vor zirka einer Viertelstunde 
vollständig vorgefallenen Tragsack. Vorsorglich gab ich, 
da der Tragsack Verletzungen (nicht tiefgehende) zeigte, 
Septifugin. Am 4. Tage fing das Tier, das sich vorher ganz 
gesund zeigte, plötzlich an heftig zu atmen und zu zittern, 
verweigerte die Nahrung und zeigte sich sehr, hinfällig. 
Nach mehrmaliger Darreichung von Septifugin und Durch¬ 
lüftung des schwülen Stalles trat bald völlige Heilung ein. 

Fall XIII: Zu einer Kuh mit vollständigem Tragsack¬ 
vorfall kam ich nach zirka 1 Stunde und reponierte den 
Uterus; prophylaktisch wurde Septifugin gegeben. Das 
Tier zeigte sich stets gesund. (Schluß folgt.) 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Schenk l, Geiselhöring. 

Ranula beim Rind. 

Im Vorjahre behandelte ich () Fälle von Ranula bei 
Rindern. Bei 3 Patienten konstatierte ich neben der Zunge 
und den ersten Backzähnen eine zwei- bis dreifingerdicke 
und fingerlange Schwellung von derber Beschaffenheit. 
Durch Druck auf dieselbe konnte bei den stark speichelnden 
Tieren geringgradiger Schmerz ausgelöst werden. Die 
Futteraufnahme war wesentlich beeinträchtigt. Die Fälle 
heilten unter 3%igen Alaunbetuschungen in 0—8 Tagen ab. 

Bei einem schweren Ochsen fand ich eine faustgroße, 
die Zunge beiseite drängende, stark gespannte Geschwulst. 
Ich machte in dieselbe mit dem Explorativtroikar einen 
Einstich, jedoch ohne Erfolg. Nun spaltete ich die An¬ 
schwellung mit dem Messer, wobei sich das Innere der Ge¬ 
schwulst als eine gelatineartige Masse präsentierte. Spü¬ 
lungen mit Alaunlösung führten bald Verkleinerung der 
Schwellung und nach 10 Tagen vollständige Heilung herbei. 

Bei zwei Kühen sah ich den gleichen Zustand, dabei 
starkes Fieber, Freßlust aufgehoben, Kehlgang und Lippen 
stark geschwollen und schmcrzcmpfindlich. Die Mukosa der 
Maulhöhle ist zu beiden Seiten der Zunge stark gerötet 
und geschwollen. Auf Probepunktion an den nachgiebigsten 
Stellen der Kehlgangsschwellung entleerte sich bei einer 
Kuh tropfenweise braun-rote Flüssigkeit von aashaftem 
Geruch. Verschiedene Inzisionen und Einspritzungen von 
Lugol’scher Lösung führten keine Resserung herbei. Nach- 



440 


dem sich in den nächsten Tagen eine kopfgroße teigige An¬ 
schwellung am Triel entwickelt hatte, ging die Kuh zu 
Clruude. — Bei der anderen Kuh entleerte sich nach In¬ 
zision an zwei Stellen aus der Kehlgangsschwellung eine 
dünne, grau-braune Jauche. Die Untersuchung der Höh¬ 
lungen ergab, daß durch den jauchigen Prozeß das Gewebe 
unter der Haut nach aufwärts bis zu den Seitenflächen der 
Unterkieferäste unterminiert war. Bei Irrigation der Ab¬ 
szeßhöhle mit 2 %iger Lösung von Liq. Cresol. sap. wurden 
zahlreiche größere Gewebsfetzcn herausgespült. Zu gleicher 
Zeit hatte sich spontan die rechts der Zunge befindliche Ge¬ 
schwulst geöffnet und es trat hier ebenfalls grau-braune mit 
Gewebstcilen gemischte Jauche aus. Die Behandlung be¬ 
stand in desinfizierenden Spülungen. Nachdem sich noch 
zwei Abszesse auf dem linken Masseter gebildet hatten, die 
geöffnet werden mußten, trat nach fl Wochen Heilung ein. 


F remdkö r p e r i m Maul e. 

Bei einem Ochsen, der seit einigen Tagen stark spei¬ 
chelte und mit der Zunge eigentümliche Bewegungen machte, 
fand ich bei Untersuchung der Maulhöhle links seitlich der 
Zunge ein halbfingerlanges mit grau-grünem Grunde ver¬ 
sehenes Geschwür. Als dieses behufs Reinigung von Futter- 
resten abgespült wurde, stieß die untersuchende Hand auf 
einen spitzen Gegenstand, der sich nach der Extraktion als 
Stopfnadel entpuppte. Die Wunde wurde täglich mit Bor¬ 
säurelösung gereinigt und heilte rasch. 

T y m p a n i t i s bei eine m P f e r d e. 

Ein kolikkranker Wallach zeigte heftige Schmerzen, 
kleinen Puls (DO Schläge pro Minute), sehr beschleunigte 
Atmung mit starker Ausweitung der Nüstern, vollkommen 
unterdrückte Peristaltik. Da hei dem Zustand des Tieres 
von Arzneimitteln eine rasche Hilfe nicht zu erwarten war. 
nahm ich die Punktion des Blinddarmes und zwar in Er¬ 
mangelung eines Troikars mit der Hohlnadel einer Injek¬ 
tionsspritzt' vor. Ich stieß die Nadel bis zum Ansätze in die 
rechte Flanke und sofort entleerten sich laut zischend Gase, 
worauf das Pferd ruhig wurde. In den folgenden Tagen 
war die Freßlust gering und große Mattigkeit vorhanden. 
Her Puls blieb anfangs bei “0—SO Schlägen pro Minute: 
nach 10 Tagen war das Tier wieder vollkommen hergestellt. 



441 


Referate. 

Holterbach: Sapo Creolini liquidus. (Tierarzt 1. 
Rundschau, 1910, Nr. 16.) 

Der Tierarzt kommt sehr oft in die Lage, Geburtshilfe 
leisten zu müssen bei Tieren, bei welchen infolge vorheriger 
Eingriffe durch Pfuscher die Uterus- und Scheidenschleim¬ 
haut geschwollen, der Fötus tot war, die Oberfläche des¬ 
selben trocken, Verletzungen der Geburtswege nachweisbar 
und an der explorierenden Hand leichter Fäulnisgeruch von 
in Zersetzung befindlichen Lochien bemerkbar war. ln 
solchen Fällen ist die Schlüpfrigmachung der Geburtswege 
und des Fötus zur glücklichen Vollendung einer Geburt ein 
dringendes Bedürfnis. Diese Schlüpfrigkeit muß aber, um 
auch ihren Zweck zu erfüllen, festhaften, das dazu ge¬ 
brauchte Mittel darf nicht abfließen, es muß zu gleicher Zeit 
auch sicher desinfizieren und desodorisieren. 

Verf. hat nun hiefür eine flüssige Kreolinseife (5- oder 
10^ ig) hergestellt, die eine sparsame Verwendung gestattet, 
billig ist und von der Firma Bengen & Co. fabriziert wird. 
Die Anwendung dieser flüssigen Seife geschieht folgender¬ 
maßen: Vor jedem Eingriff und namentlich vor jedem Zug 
lasse man mit einem Irrigator 100 ccm von der Lösung in 
den Uterus einlaufen; die auslaufende Flüssigkeit verteile 
man auf eine möglichst große Oberfläche auf der Haut des 
Fötus wie auf der Schleimhaut der Mutter. Es bildet sich 
nun die bekannte Schlüpfrigkeit der Seife, die an dem Orte, 
wo sie aufgetragen wird, auch haften bleibt. Ein Abgleiten 
der Hände und Finger, wie bei Ölanwendung, findet nicht 
statt. Ist das Kalb entwickelt, so mache man sofort eine 
Uterusausspülung mit lauwarmem Wasser. Diese Methode 
bewährt, sich hauptsächlich bei schweren Fällen, in welchen 
Verletzungen vorhanden sind. 

Auch ad usum proprium zur Reinigung und Desinfek¬ 
tion der Hände, sowie zur Reinigung und Desinfektion des 
Operationsfeldes bei Operationen und zur Behandlung von 
Dermatitiden hat sich die flüssige Kreolinscife bestens be¬ 
währt und kann deren Anwendung wohl empfohlen werden. 

R a b u s. 

Ochmann: Die Tsetsekrankheit in Deutsch-Ostafrika. 

(Zeitsclir. f. Veterinärkunde, 1910, I.) 

Die Tsetsekrankheit kommt häufig vor hei Rindern, 
Pferden, Eseln, Maultieren, Hunden, Schweinen, Kamelen; 
schwer empfänglich sind Schafe, Ziegen und die Wildarten. 
Die Zwischenträger der Krankheit stellen die Glossinen, 



442 


Fliegen mit gerade nach vorwärts gerichtetem Stechrüssel, 
dar. Sie halten sich besonders gerne in feuchten Niede¬ 
rungen mit buschartigem Charakter auf und schwärmen nur 
am Tage und in ganz klaren Vollmondnächten. Erreger ist 
das im Blut sich lebhaft bewegende Trypanosoma Bruc-ei; 
man nimmt an, daß die Fliegen sich damit am Großwild 
infizieren. 

Die Erkrankung setzt mit hohem Fieber ein, das ent¬ 
weder anhält und dann rasch den Tod herbeifiihrt oder mit 
fieberlosen Intervallen abwechselt. Dabei stellen sich die 
Erscheinungen der perniziösen Anämie ein und die meisten 
Patienten gehen nach einer Krankheitsdauer von längstens 
5 Monaten an Erschöpfung zugrunde. Genesung ist, sehr 
selten; diese Tiere sind dann zwar gegen weitere Infektion 
immun, können aber für andere Tiere eine Infektionsquelle 
abgeben und ferner selbst einem Rückfälle erliegen. 

Das Obduktionsbild ist sehr wenig charakteristisch. 
Die Diagnose kann einwandfrei nur durch den Nachweis 
der Trypanosomen gestellt werden. Sie sind jedoch schon 
etwa 12 Stunden nach dem Tode nicht mehr zu finden und 
auch im übrigen oft so spärlich vorhanden, daß die mikro¬ 
skopische Blutuntersuchung resultatlos verläuft und Über¬ 
impfungen notwendig werden. 

Die Bekämpfung der Seuche durch Chemikalien und 
Sera hat bisher noch keine nennenswerten Erfolge gezeitigt. 
Man hat jetzt inOstafrika dieGlossinenhcrde kartographisch 
festgclegt, damit man sie entweder umgehen oder bei Nacht 
in Eile passieren kann. Lind n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Fohlenaufzuchtsanstalten des Vereins zur Förderung 
der Pferdezucht in Bayern. 

Der Verein zur Förderung der Pferdezucht in Bayern 
besitzt 2 Fohlenaufzuchtanstalten: „Ritterswörth“ (Vor¬ 
stand: Distriktstierarzt Wucherer in Geisenfeid) und 
„Gammerhof“ (Vorstand: Distriktstierarzt Pschorr in 
Tegernsee). Zweck der Anstalten ist, die Pferdezucht da¬ 
durch zu fördern, daß sie Fohlen um tunlichst billigen Preis 
zur rationellen Aufzucht übernehmen, um Remonten oder 
zur Zucht verwendbare Pferde heranzuziehen. Die Be¬ 
nützung der Anstalten ist, soweit es die Verhältnisse ge¬ 
statten, jedem Fohlenbesitzer ermöglicht. Fohlen im Be¬ 
sitze von Vereinsmitgliedern haben bezüglich der Aufnahme 
das Vorzugsrecht. Aufgenommen werden gesunde Hengst- 



443 


und Stutfohlen im Alter von 4 Monaten bis zu 1 Jahre; sie 
müssen bis zum dritten Jahre in der Anstalt verbleiben. 
Fohlen, welche sich voraussichtlich wegen unheilbarer 
Krankheit oder ungünstiger Entwicklung später weder als 
Armeepferde noch zur Zucht eignen, können entweder frei¬ 
willig vom Besitzer oder auf Anordnung des Vereinspräsi¬ 
denten aus der Anstalt entfernt werden. Zur Zucht nicht 
geeignete Hengstfohlen, die aber voraussichtlich Remonten 
werden, können nach spätestens im Herbste des 2. Lebens¬ 
jahres vorgenommener Kastration bis zum erreichten 
3. Lebensjahre in der Anstalt verbleiben, soferne sich der 
Besitzer verpflichtet, die Fohlen beim nächsten Remonte- 
ankauf vorzuführen und um einen Preis abzulassen, der für 
Remonten bezahlt wird. Fohlen von Hof-, Staats- und 
Privat-Gestüten können vorübergehend in die Anstalten auf¬ 
genommen werden. Soweit die Räumlichkeiten gestatten, 
können in die Anstalten auch im Besitze von Vereinsmit¬ 
gliedern befindliche Stuten zum Abfohlen auf genommen 
werden. Wenn die Weideverhältnisse es gestatten, können 
auch Fohlen zur Sommerweide aufgenommen werden. Der 
Verkauf eines Fohlens der Anstalt kann stattfinden, wenn 
sich der Käufer verpflichtet, dasselbe bis zum dritten Jahre 
in der Anstalt zu belassen. Gegen Feuersgefahr und Blitz¬ 
schlag übernimmt der Verein die Versicherung der Fohlen; 
gegen Verlust durch sonstige Unglücksfälle sind die Fohlen, 
sobald sie 8 Monate alt geworden, bei einem staatlichen 
Versicherungsvereine zu versichern. Die Verpflegungskosten 
betragen bei Stallfütterung täglich 80 Pfg. und während des 
Weideganges täglich 50 Pfg. Bei Entlassung eines Fohlens 
aus der Anstalt sind 3 Mk., bei Abgang eines Weidefohlens 
1 Mk. für das Wartepersonal zu entrichten. Die Fohlen er¬ 
halten bei Stallfütterung ausreichend Haber und Heu und 
werden gut gepflegt. Während des Weideganges bekommen 
die Fohlen Haber und Heu nach Bedarf. Bei Stallfütterung 
werden die Tiere auf Tummelplätzen entsprechend bewegt. 
Die Behandlung bei Erkrankungen geschieht unentgeltlich. 
Fohlen, bezüglich welcher anzunehmen ist, daß sie bei Land¬ 
gestütspreiseverteilungen prämiiert werden könnten, werden 
im Einverständnis und auf Kosten der Besitzer von der An¬ 
stalt zur betreffenden Musterung gebracht. 

Wie aus dem vorstehenden Auszuge aus den Satzungen 
der genanntenFohlenaufzuchtanstalten zu ersehen ist, tragen 
rliesc den Interessen der Pferdezüchter in weitgehenderWeise 
Rechnung. Erfreulich ist, daß die beiden Fohlenaufzuchl- 
anstalten von Kollegen geleitet werden. 



Ausführungsgesetz zum Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 
in der bayerischen Kammer der Abgeordneten. 

Am 14. Juni kam in der bayerischen Kammer der Ab¬ 
geordneten das Ausführungsgesetz zum Reichs-Viehseuchen- 
gesetz zur Verhandlung. Hiebei beschloß die Kammer Ab¬ 
änderungen der Regierungsvorlage, welche sich auf Art. 1 
dieser Vorlage beziehen. 

Art. 1 der Regierungsvorlage lautet: 

„I. Die nach dem Viehseuchengesetze vom 20. Juni 
11)09 zu gewährende Entschädigung für Vieh Verluste wird 
vom Staate geleistet. II. Von der Entschädigung, die nach 
§ 66 Nr. 1 des Viehseuchengesetzes bei Maul- und Klauen¬ 
seuche und bei Tuberkulose geleistet wird, hat die Gesamt¬ 
heit der Besitzer von Vieh der entsprechenden Gattung dem 
Staate die Hälfte zu ersetzen. Den Maßstab für die Ersatz¬ 
leistung bildet der im Lande vorhandene Bestand an Vieh 
der betreffenden Gattung. Das Verfahren bei der Fest¬ 
stellung, Einhebung und Beitreibung der Ersatzleistung, so¬ 
wie die Mitwirkung der Gemeinden hierbei regelt die Staats¬ 
regierung. III. In den Fällen des § 71 des Viehseuchen¬ 
gesetzes wird keine Entschädigung gewährt.“ 

Der Ausschuß beantragte, den Absätzen I und 111 
zuzustimmen, dagegen den Absatz II zu streichen, 
während die Regierung die Wiedereinsetzung des Ab¬ 
satzes II forderte, jedoch mit der Einschränkung, daß die 
Viehbesitzer bei Maul- und Klauenseuche einen Ersatz der 
vom Staate zu leistenden Entschädigung nicht zu tragen 
haben. 

Es wurde nun seitens einer Reihe von Abgeordneten 
dahin plädiert, daß auch für Tuberkulose der Staat die zu 
leistende Entschädigung allein trage, so, wie der Ausschuß 
beantragt hatte. Nach längerer Debatte kam auch dieser 
Antrag des Ausschusses, entgegen dem Vorschläge der Re¬ 
gierung, zur Annahme. 

Art. 8 handelt von den Kosten, welche den Gemeinden 
und den ausmärkischen Bezirken aus dem Vollzug des Ge¬ 
setzes erwachsen. Ein Abgeordneter beantragte, daß diese 
Kosten vom Staate den Gemeinden zu ersetzen seien. Auch 
dieser Antrag wurde von mehreren Abgeordneten unter¬ 
stützt, dagegen von der Regierung durch längere Ausfüh¬ 
rungen des Ministers bekämpft. Schließlich kam der Regie¬ 
rungs-Antrag zur Annahme. 

Weitere Beanstandungen der Regierungsvorlage er¬ 
folgten nicht und wurde jetzt das Gesetz einstimmig an¬ 
genommen. A. 



445 


Verschiedenes. 

Promotion. 

Es sind an mich eine größere Zahl Anfragen, be¬ 
treffend die Promotion an der Münchener Tierärztlichen 
Hochschule ohne Reifezeugnis, ferner die Nostrifikation 
der von Kollegen in der Schweiz erworbenen Würde eines 
„Dr. med. vet.“, gelangt. 

Leider bin ich zur Zeit noch nicht in der Lage, die ge¬ 
stellten Anfragen zu beantworten. Hierauf bezügliche Mit¬ 
teilungen werden später in dieser Wochenschrift erfolgen, 

Albrecht. 


Zahl der Tierärzte in Deutschland. 

Nach einer Mitteilung der „Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“, Nr. 24, 1910, beträgt die Zahl der Tierärzte in 
Deutschland 5051 (Zählung vom 1. Mai 1909), darunter be¬ 
finden sich 4392 Zivil- und 659 Militär-Tierärzte. Im Jahre 
1898 stellte sich die Gesamtzahl der deutschen Tierärzte auf 
3813. Seit dieser Zeit ist demnach eine Vermehrung um 
25 Prozent eingetreten. 

Die Zahl der Ärzte hat im Laufe dieser Zeit eine ge¬ 
ringere Steigerung, nämlich eine solche von nur 20 Prozent, 
erfahren. 

Von den zur Zeit in Deutschland vorhandenen Tier¬ 
ärzten kommen auf die einzelnen deutschen Staaten je 
folgende Zahlen: Preußen 2914, Bayern 650, Sachsen 382, 
Württemberg 224, Baden 186, Hessen 110, Mecklenburg- 
Schwerin 83, Sachsen-Weimar 31, Mecklenburg-Strelitz 13, 
Oldenburg 53, Braunschweig 54, Sachsen-Meiningen 15, 
Sachsen-Altenburg 12, Sachsen-Koburg-Gotha 13, Anhalt 29, 
Schwarzburg-Sondershausen 6, Schwarzburg-Rudolstadt 6, 
Waldeck 5, Reuß ältere Linie 3, Reuß jüngere Linie 10, 
Schaumburg-Lippe 4, Lippe 13, Lübeck 7, Bremen 15, Ham¬ 
burg 55 und Elsaß-Lothringen 158. 


Frequenz an Tierärztlichen Hochschulen pro Sommer- 

Semester 1910. 

An der Tierärztl. Hochschule in Berlin sind pro 
Sommer-Semester 1910 185 Studierende immatrikuliert; 
an der Tierärztl. Hochschule in S t u 11 g a r t 114 inklusive 
Examens-Kandidaten (neu eingetreten sind 16 Studenten, 
darunter 3, welche das Studium beginnen) ; an der Univer¬ 
sität Gießen wurden pro Sommer-Semester 1910 141 Stu- 



446 


dierende der Veterinärmedizin immatrikuliert (in das erste 
Semester sind IG neu eingetreten). 

Bttcherschan. 

Die Vererbung der Körperteile und des Geschlechtes. Von 

Dr. Max Müller, Privatdozent für Tierzucht an der 
Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit 8 Tafeln 
und 1 Doppeltafel. Hannover 1910, Verlag von Schaper. 
Preis 5 <M. 

In der Einleitung gibt Verf. zunächst seinen Stand¬ 
punkt zu der Frage über die Vererbung oder Nichtvererbung 
erworbener Eigenschaften darin kund, daß er annimmt, es 
können sich Abänderungen der Eigenschaften des Soma 
vererben. Der weitere Inhalt der 167 Seiten umfassen¬ 
den Broschüre bezieht sich im 1. Teile auf Vererbungs¬ 
studien "bei Kreuzungen zwischen Warm- und Kaltblut, Ver¬ 
erbungsstudien bei Kreuzungen zwischen Pferd und Esel, 
sowie zwischen Bison und Hausrind; im 2. Teile berichtet 
Verf. über Vererbungsstudien am Gestüte Beberbeck; im 
3. Teile über solche Studien an der Nachzucht einzelner 
Graditzer Gestütshengste; im 4. Teile faßt M. die Gesamt¬ 
ergebnisse seiner Studien über die Vererbung der Farben 
und Körperteile zusammen und das Schluß-Kapitel handelt 
noch über die Vererbung der Geschlechter. 

Verf. zieht aus seinen Untersuchungen und Beobach¬ 
tungen eine Reihe von Schlüssen über die Vererbung von 
Körperteilen, Farben und sogen. Erbfehlern, welche Be¬ 
achtung verdienen. 

Wir behalten uns vor, über einen Teil des Inhaltes 
der Arbeit in der „Wochenschrift“ zu referieren, empfehlen 
aber den Kollegen, die Schrift nach ihrem vollen Inhalte zu 
studieren. Kein Leser wird die Broschüre unbefriedigt aus 
der Hand legen. A. 


Druckfehlerberichtigung. 

ln Nr. 2'> der Wochenschrift muß es auf Seite 431, Zeile 14 
von unten statt Hochschulen „Fachschulen“ 1 heißen. 


Personalien. 

A u s /. o i <• li n u n g: Obermedizinalrat Prof. Dr. Ii a u 111 in 
Dresden wurde zum Mitglied der Kaiser!. Leopoldinischen Caro- 
linisrlien Akademie der Naturforscher ernannt. 

K r n e n n u n g: Dr. \Y e 1) e r Joseph, II. Assistent der Chi¬ 
rurgischen Klinik in Stuttgart zum I. Assistenten. 




447 


Niederlassung: Perazin Franz aus Weiden in Pöcking 
(Niederbayern). 

Approbationen: in München die Herren Weh Adolf 
aus Aufheim und Weyland Heinrich aus Pirmasens. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte: 
Braun Johannes in Horchheim, G 1 öser Karl in Metzingen, IIof- 
lierr Otto in Stuttgart, Löffler Heinrich in Berlin, Müller 
Wilhelm und Sigwart Hans in Stuttgart; in Bern die Tierärzte: 
Bock Franz in Wiesbaden, Bornhauser Heinrich in Wein- 
felden, Ehrensberger Emil in Zwei brücken, Wenner Franz 
in Mühlheim und Zier Max in Achselschwang. 


mr Cavete Pfaffenberg “ns 

(Bezirksamt Mallersdorf). 

Auskunft über die in Nr. 164 der Augsburger Abendzeitung aus¬ 
geschriebenen Tierarztstelle erteilen: 

Leipold, Kgl. Bezirkstierarzt, Dr. Schenkl, Distriktstierarzt, 
Mallersdorf. Geiselhöring. 

Eder, prakt. Tierarzt, Kühler, prakt. Tierarzt, 

Ergoldsbach. Schierling. 

wm -A.pprcTbiexter "Vertreter m 

vom 15. Juli ab auf 3—4 Wochen gesucht. Honorar nach Über¬ 
einkunft. Distriktstierarzt Scharr, Aindling. 

Vom 1. August an ist ständige Assistenten- bezw. be¬ 
zahlte Praktikantenstelle in Kempten — über 15 000 Ein¬ 
wohner, somit Schlachthofpraxis gleichzeitig zu erledigen — neu 
zu besetzen. Bewerbung sofort zu richten an Kgl. Bezirkstierarzt 

E. J unginger* 

Ab 1. August tüchtiger, energischer 1(2) 

W"* “^7"extxetex 

für Praxis und Fleischbeschau auf ca. 4 Wochen gesucht. Rad¬ 
fahrer. Ged. Offert, unter B. 89 an die Expedition des Blattes. 


Zentralinstitut für Tierzucht 

:: Dr. Kirstein. :: 


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Berlin S.W. 48. 


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448 




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empfiehlt alle Drogen and Chemikalien ihr die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismnthverbindnngen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotuberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


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pro usu veteritiario 10% und 
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Bewährt bei: 

Dämpfigkeit, Leberci rrhose, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
maciilosus der Pferde, Akti- 
nomykose, Tuberkulose der 
Rinder. 


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Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

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Druck von J. G otteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Universitätsbuchhandluug, München, Odeonsplatz 2. 






Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(frfflier: Woctieasckrift für TiertreilKaade md Yietizacbt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 5. Juli 1910. Nr. 27. 

Inhalt : Originalartikel: Dr. Kreutzer: Septitugin — ein 
Spezifikum? (Schluß.) — Goldmann: Vergiftung durch Herbst¬ 
zeitlose. — Förg: Aktinomykose des Samenstranges. Durch¬ 
schneidung des Kronbeinbeugers. — Englert: Ein Fall von 
Rhachitis beim Schwein. — Referate: Dr. Ließ: Ein Beitrag 
zur Kenntnis der Wirkung der Formäthrolpräparate. Koppitz: 
Zystoide Geschwulst in der Schilddrüsengegend bei einem Hunde. 
Oppenheim: Septisches Fleisch mit Medikamentengeruch. Joseph: 
Die diagnostische Bedeutung der intrakutanen Tuberkulinreak¬ 
tion. Statistischer Veterinär-Sanitätsbericht über die K. B. 
Armee für das Rapportjahr 1908. — Tierzucht und Tier¬ 
haltung: Der Geschlechtsgeruch bei unkastrierten Ziegen¬ 
böcken. — Verschiedenes: Kgl. Allerhöchste Verordnung: 
Verleihung des Doktortitels betr. Frequenz an Tierärztlichen 
Hochschulen pro Sommer - Semester 1910. Viehseuchennach¬ 
richten. — Bücherschau. — Personalien. 


Sepüfugin — ein Spezifikum? 

Von Distriktstierarzt Dr. M. Kreutzer, Murnau. 

(Schluß.) 

II. Andere Infektionskrankheiten, 
a) Morbus maculosus. 

Fall XIV: Ein 5jübriges Pferd war schwer an Pe¬ 
techialfieber erkrankt. Auf der geschwollenen dunkelroten 
Nasenschleimhaut, desgleichen im Maule waren zahllose 
Petechien vorhanden; die vier Beine, Bauch, Vorderbrust 
und Vorderkopf zeigten bedeutende teigige Schwellungen; 
daneben bestand Dyspnoe, Appetitlosigkeit, mäßiges Fieber 
(39,6° C.), erhöhter Puls (54 in der Minute). Das Pferd 
hatte etwa 4 Wochen vorher eine leichte Druse durchge- 
rnacht, die ohne Beachtung geblieben war. Die Behandlung 
bestand in Verabreichung von Septifugin (alle 10 Stunden 






450 


den 7. Teil) und in täglich öfters wiederholten Einreibungen 
mit meiner Salbe „Eucutin“. Die Wirkung war frappierend: 
Schon nach 24 Stunden gingen die Schwellungen erheblich 
zurück, die Dyspnoe verschwand und das Allgemeinbefinden 
besserte sich wesentlich. Nach weiteren 2 Tagen waren 
nahezu sämtliche Krankheitssymptome verschwunden; die 
Petechien waren zwar noch vorhanden, doch bedeutend ab¬ 
geblaßt. Nachteilige Folgen sind bei dem Pferde nicht ent¬ 
standen. 

Fall XV: Ein zirka 14 Jahre altes Pferd zeigte plötz¬ 
lich erhebliche Anschwellungen am Kopfe, Bauch und an 
den Beinen; die mächtig angeschwollenen Lippen und Nase 
verliehen "dem angestrengt atmenden Pferd ein häßliches 
Aussehen. In der Nasenschleimhaut waren Petechien. 
Aus den Fesselgelenken der Hinterfüße sickerte gelbe, 
blutig-wässerige Flüssigkeit. Diagnose: Petechialfieber. — 
Therapie: Wie bei Fall XIV. Der Erfolg der Therapie trat 
zwar nicht so rasch ein, wie im vorhergehenden Fall, doch 
war immerhin bereits am zweiten Behandluugstage Besse¬ 
rung zu konstatieren, die anhielt und nach zirka 5 Tagen 
zur Heilung führte. 

Fall XVI: Ein weiterer Fall von Morbus maculosus 
betraf ein 2jähriges Pferd. Dasselbe zeigte alle Symptome: 
Petechien in der Nase, die bekannten ödematösen Anschwel¬ 
lungen, Appetitlosigkeit, mäßiges Fieber; gleichzeitig wurde 
blutiger Urin abgesetzt. Dieses quoad Prognose ungünstige 
Symptom macht den Fall besonders instruktiv. Die Behand¬ 
lung bestand in innerlichen Gaben von Septifugin und Ein¬ 
reibungen mit Eucutin. Auch dieser Fall endete nach kurzer 
Zeit (8 Tagen) mit dauernder Genesung. Besonders erwähnt 
sei, daß bereits nach der dritten Gabe der Urin wieder nor¬ 
male Farbe zeigte. 

b) Bösartiges Katarrhalfieber. 

Fall XVII: Eine Kalbin erkrankte plötzlich an bös¬ 
artigem Katarrhalfieber: Schüttelfrost, Tränen, Nascnaus- 
fiuß, erschwertes Atmen, Stumpfsinn, Husten. Wenige 
Stunden später wurde ich zugezogen. Ich ließ sofort Septi¬ 
fugin innerlich verabreichen und die Augen und Nase mit 
warmem Kamillentee ausspülen. Der Erfolg war befrie¬ 
digend. Bereits am nächsten Tage ließen obige Erschei¬ 
nungen nach, das Tier wurde wieder lebhafter, aufmerksam 
und nahm wieder etwas Nahrung zu sich. Die Besserung 
hielt an und nach weiteren 3 Tagen war das Tier außer 
Lebensgefahr; die völlige Genesung erfolgte nach zirka 14 



451 


Tagen, ohne daß noch eine weitereBehandlung vorgenommen 
wurde. 

Fall XVIII: Eine zirka 7jährige Kuh war bereits 
seit etwa 4—5 Tagen an bösartigem Katarrhalfieber er¬ 
krankt. Es bestand Fieber (40,7 0 C.), Nasenausfluß, Tränen, 
giemendes Atmen, Husten, stinkender Durchfall, Hinfällig¬ 
keit, völlige Appetitlosigkeit. Die sofort eingeleitete Be¬ 
handlung mit Septifugin brachte Besserung bezüglich des 
Durchfalles und der Appetitlosigkeit. Die übrigen Sym¬ 
ptome blieben unbeeinflußt. Da das Tier abmagerte, ließ 
es der Besitzer schlachten. Ich war damit einverstanden, 
da ich selbst nicht glaubte, daß die Kuh wieder gesunde. 

Fall XIX: Ein ljähriges Stierchen zeigte die gleichen 
Erscheinungen, wie im vorhergehenden Fall beschrieben; 
das Leiden bestand ebenfalls bereits einige Tage. Auch hier 
konnte ich nach Verabreichung von Septifugin offen- 
sichtlicheBesserung konstatieren. Leider ließ sich 
die Besitzerin von einem Händler überreden, ihm das Tier 
zu verkaufen; es war mir bisher unmöglich, über das fernere 
Schicksal des Tieres etwas in Erfahrung zu bringen. 

Auch in diesem Falle möchte ich eine Genesung des 
Jungrindes bezweifeln. Immerhin ist, wie bei Fall XVIII, 
eine günstige Wirkung des Septifugin deutlich zutage 
getreten. Wenn dieselbe nicht durchgreifend genug war, 
so ist dies hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß das 
Mittel in beiden Fällen wegen der zu späten Anwendung 
die erkrankten Tiere nicht mehr retten konnte, da eben das 
Leiden schon zu weit fortgeschritten war. 

c) Druse. 

Fall XX: Ein Sjähriges sehr wertvolles Pferd er¬ 
krankte plötzlich an Druse: 41,5° C. Fieber, beschleunigte 
Puls- und Atemfrequenz, Schwellung der Kehlgangslymph- 
drüsen, Appetitlosigkeit. Da ich keinen Vorrat an Dr. Sehrei- 
ber’scher Druselymphe hatte, die — nebenbei bemerkt — 
nach meinen Erfahrungen hervorragend wirksam ist, ver- 
ordnete ich bis zum Eintreffen der telegraphisch bestellten 
Druselymphe Septifugin. Der Erfolg war du r c h - 
aus befriedigend. Das Fieber fiel bereits nach der 
zweiten Gabe auf 39,7 0 C., die Atmung erfolgte ruhiger, 
die Herztätigkeit besserte sich, auch der Appetit kehrte 
langsam wieder. Septifugin wurde eingeschüttet, wobei ein 
Teil der Medizin daneben ging. Das Pferd hatte also nicht 
einmal die Volldosis erhalten. Nach Eintreffen der Lymphe 
wurde diese intravenös injiziert. 



452 


III. P y ä m i e. 

Fall XXI: Bei einer Kuh, die infolge Zitzenverwach- 
sung nur auf 3 Strichen Milch gab, versuchte der Schweizer 
die Verwachsung mit einer Stricknadel operativ zu besei¬ 
tigen. Die Folge war eine bedenkliche Euterentzündung 
mit Allgemeinerkrankung. Die Therapie bestand neben 
lokaler Behandlung mit Eucutin in Verabreichung von 
Septifugin. Der Besitzer war über den Erfolg dieser Be¬ 
handlungsmethode überaus beglückt, da es sich um die beste 
Milchkuh im ganzen Stalle handelte und der Besitzer mit 
Sicherheit mit einer Notschlachtung rechnete. Nach etwa 
8 Tagen konnte — inzwischen war das Allgemeinbefinden 
wieder ein vorzügliches geworden — ein zirka hühnerei¬ 
großer Abszeß am Euter geöffnet werden. Die Entzündung 
des betreffenden Euterviertels ging nun rasch zurück. Ob¬ 
wohl nunmehr dreistrichig, gibt die Kuh doeh noch eine be¬ 
deutende Menge Milch (zirka 17 Liter pro Tag). 

Fall XXII: Ein Pferd hatte sich einen Mauerhaken 
sehr tief eingetreten. Der Schmied konnte denselben nur 
mit Kraftanstrengung mittels einer Beißzange entfernen. 
Die von mir alsbald eingeleitete Behandlung erfolgte nach 
bekanntem chirurgischem Prinzip. Die ersten 2 Tage zeigte 
sich das Tferd gesund, es ging nicht lahm und belastete den 
kranken Fuß ganz normal. Am 3. Tage aber trat plötzlich 
Schüttelfrost (41,3 0 C ; . Fieber), bedeutende Puls- und Atem¬ 
erhöhung nebst Appetitlosigkeit, lebhafte Schmerzempfin¬ 
dung und Schweißausbruch ein. Ich gab sofort innerlich 
Septifugin; die lokale Behandlung wurde fortgesetzt; an 
der verletzten Stelle zeigte sich starke Eiterung. Die 
q u o a d vitam bedenkliche Allgemein-Er- 
krankung konnte durch „ Septifugin “ in 
zwei Tagen wirksam bekämpft werden. Das 
Pferd war nach zirka 4 Wochen wieder hergestellt. 

IV. Andere Krankheiten. 

Fall XXIII: Ein Stutfohlen entleerte plötzlich 
blutigen Urin; es bestand Fieber und heftiges Atmen. 
Der Harn enthielt Blutzylinder. Diagnose: Nierenblutung, 
vermutlich durch äußere Einwirkung (Schlag, Tritt) ent¬ 
standen. Die sofort eingeleitete Behandlung mittels Septi¬ 
fugin führte in 2 Tagen zur Genesung. 

F a 11 XXIV : Eine Ivub war an Mastdarmentzündung 
(Kücken-Lendenblut) erkrankt: Fieber, Kotdrang, Abgang 
eines festen, mit geronnenen Blutklumpen vermischten 




453 


Kotes. Die Behandlung mit schleimig-öligen Mitteln und 
Glaubersalz, sowie Essigklystieren blieb erfolglos. Die Mast¬ 
darmentzündung machte Fortschritte. Am 4. Tag kam Septi- 
fugin zur Anwendung. Es trat nunmehr rasch Besserung 
und Heilung ein. 

Fall XXV: Eine Kuh litt an heftigem, blutigem 
Durchfall. Die Anwendung von Tannin, Tannoform und 
Plumbum aceticum brachte keine Besserung; das Tier 
magerte, da es jede Nahrung verweigerte, rapid ab und es 
schien die Schlachtung unvermeidlich. Nur versuchsweise 
gab ich noch Septifugin; schon nach der dritten Gabe war 
eine günstige Wirkung auf die Krankheit zu verzeichnen; 
das gewissenhaft fortgesetzte Eingeben von Septifugin 
brachte einen vollen Erfolg. In relativ kurzer Zeit (zirka 
8 Tagen) war das Tier wieder genesen. Die Kuh nahm auch 
wieder an Gewicht zu, konnte gemästet und an den Metzger 
verkauft werden. — 

Die eben niedergelegten Krankengeschichten berech¬ 
tigen zur Behauptung, daß Septifugin einen therapeutischen 
Wert besitzt. Ich kann nicht annehmen, daß die schönen 
Erfolge besonders sub I Zufallsergebnisse sind. Dagegen 
sprechen meine sonstigen Erfahrungen in der Praxis. Es 
wäre zu wünschen, daß das Mittel einer objektiven Nach¬ 
prüfung unterzogen würde, um ein endgültiges Urteil über 
dessen Wert oder Unwert fällen zu können. 

Ich fasse das Ergebnis meiner Versuche mit Septi¬ 
fugin kurz wie folgt zusammen: 

1. Septifugin ist ein gelb-braunes, spirituös-wässeriges, 
schwach nach Fenchel riechendes Extrakt mit einem Über¬ 
schuß an Spiritus. 

2. Septifugin wirkt spezifisch verengernd auf die peri¬ 
pheren Gefäße, speziell des Hinterleibes, ferner herzstärkend, 
innerlich desinfizierend, Appetit und Verdauung anregend, 
antipyretisch. 

3. Der relativ niedrige Preis des Septifugins ermög¬ 
licht seine allgemeine Anwendung. 

4. Septifugin hat günstigen Einfluß auf Entzündungs¬ 
zustände der Geburtswege sowohl beim Pferd als auch beim 
Kinde. 

5. Septifugin kann zur Zeit als bestes Prophvlakti- 
kum nach schweren Geburten und Uterusrepositionen ange¬ 
sprochen werden. 

6. Septifugin hat sich bei Morbus maculosus, bös¬ 
artigem Katarrhalfieber, Druse wirksam gezeigt ; frühzeitige 
Anwendung ist allerdings Voraussetzung. 



454 


7. Septifugin entfaltet auch bei Pyämie entschiedene 
Wirkung. 

8. Septifugin wirkt bei allen Blutungen (Darm-, 
Nieren-, Blasen- und Tragsackblutungen) blutstillend. 


Vergiftung durch Herbstzeitlose. 

Von prakt. Tierarzt Qoldmann, Königshofen. 

Auf einem Gutshofe erkrankten und verendeten im 
Laufe eines Jahres 5 Pferde. Die Erscheinungen intra 
vitam waren folgende: Die tags vorher noch gesunden Tiere 
wurden morgens liegend im Stalle gefunden. Das Allgemein¬ 
befinden war zwar nur teilweise gestört, doch konnten sich 
die Tiere nicht mehr erheben. Im Laufe der nächsten 30 
Stunden trat der Tod ein. Die Sektion lieferte das Bild einer 
hämorrhagischen Enteritis. Da an eine Futtervergiftung 
gedacht werden mußte, wurde das Futter untersucht und 
hiebei gefunden, daß dasHeu stark mit Colchicum autumnale 
durchsetzt war. — Nach dem Futterwechsel traten Neu¬ 
erkrankungen nicht'mehr auf; auch die übrigen, stark ab¬ 
gemagerten Pferde sind jetzt in gutem Ernährungszustand. 
Auffallend ist, daß bei den zirka 40 Rindern des gleichen 
Besitzers keine Krankheitsfälle auftraten, obwohl an diese 
Tiere das gleiche Heu verfüttert worden war. (Jahresber. 
bayer. Tierärzte.) 

(Die Ursache lag vielleicht darin, daß den Pferden ein 
Teil des Heues als Häcksel verabreicht wurde, während die 
Rinder dasselbe ungeschnitten vorgelegt bekamen. Letztere 
nahmen die Herbstzeitlosen nicht auf, sondern schieden sie 
aus; die Pferde aber vermochten dieselben aus dem Häcksel 
nicht auszuscheiden. D. Red.) 

Aktinomykose des Samenstranges. 

Von Kgl. Zuchtinspektor Förg, früher in Schwarzach. 

Zwei Ochsen, die von einem Kastrierer vor einem 
halben Jahre kastriert worden waren, hatten im Leisten¬ 
kanal eine kindskopfgroße Anschwellung, die sie beim 
Gehen hinderte. Bei der Untersuchung zeigte sich die 
Kastrationsnarbe glatt verheilt, die Anschwellung als eine 
verschiebliche Neubildung des Samenstranges im linken 
Leistcnkanal. Die Tiere wurden niedergelegt und operiert. 
Nach Spaltung der Haut löste ich die Geschwulst mit Finger 
und Schere bis zum gesunden Teil des Samenstranges los 
und unterband hier mit einer Sublimatschnur. Heilung trat 
nach 14 Tagen ein, worauf die Tiere wieder zur Arbeit ver- 



455 


wendet werden konnten. Die Geschwülste erwiesen sich als 
Aktinomykome. 


Dnrctaschneidnng des Kronbeinbeugers. 

Von demselben. 

Ein Pferd war in eine Mähmaschine getreten und hatte 
sich den Kronbeinbeuger des rechten Hinterfußes durch¬ 
schnitten. Ich legte einen Verband an und ließ denselben 
mehrere Male täglich mit Sublimatwasser begießen. Nach 
3 Tagen wurde derselbe abgenommen und die Wunde mit 
Phenyforni behandelt. Dieselbe heilte ohne Eiterung, so daß 
das Tier nach 4 Wochen wieder zum Dienst benützt werden 
konnte. (Ibidem.) 

Ein Fall von Rhachltis beim Schwein. 

Yon prakt. Tierarzt E n g 1 e r t, Haarburg. 

Zu einem zirka P/^jährigen Schwein (deutsch-eng¬ 
lische Kreuzung) wegen schlechter Freßlust gerufen, fand 
ich ein für sein Alter sehr schwächliches, verkümmertes 
Tier vor. Der Hinterleib war aufgetrieben, die Bauch¬ 
decken waren gespannt, am rechten Ellenbogengelenk be¬ 
fand sich eine faustgroße Anschwellung von ziemlich derber, 
aber nicht knochenharter Konsistenz. Da seit einem Tage 
der Kotabgang sistierte, lautete meine Diagnose auf Darm¬ 
verschlingung (und Rhachitis), weshalb ich zur Schlachtung 
riet. Bevor jedoch die Schlachtung ausgeführt wurde, ver¬ 
endete das Schwein plötzlich. Die Sektion ergab, daß es 
sich nicht um Darmverschlingung, sondern um Darm-Ein¬ 
schnürung handelte. Und zwar waren die Beckenknochen 
infolge der bestehenden Rhachitis derart verdickt, daß der 
Beckeneingang kaum mehr Platz zum Durchtritte des Mast¬ 
darmes bot. Es kam infolgedessen zu einer Einschnürung 
desselben und zur Kotstauung. (Ibidem.) 

Referate. 

Dr. Otto Ließ: Ein Beitrag zur Kenntnis der Wir¬ 
kung der Pormäthrolpräparate. (Arbeiten aus dem bakterio¬ 
logischen Laboratorium des städtischen Schlachthofes in 
Berlin; Leiter: Obertierarzt J. B o ri g e r t.) 

Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, die von der Firma 
P. N ö r d 1 i n g e r - Flörsheim a. M. hergestellten und in 
den Handel gebrachten Formäthrol präparate dahin zu 
prüfen, ob sie den Anforderungen, welche die Tiermedizin 




456 


an ein desinfizierendes und desodorisierendes Mittel stellen 
muß, vollauf genügen. Den Gang und die Ergebnisse seiner 
eingehenden Untersuchungen hat L. in einer von der Ver¬ 
lagsbuchhandlung Otto Nemnich in Leipzig verlegten 
Broschüre (Preis 1 Mk.) niedergelegt. 

Die für die Praxis bezüglich der Verwendung der 
Formäthrolpräparate, wie anzunehmen ist, grundlegenden 
Schlußfolgerungen, welche V. aus seinen Arbeiten zieht, 
lauten: 

1. Die Formäthrolpräparate und Formlution zeigen in 
2—5 %iger Lösung nur eine mittelmäßige, bakterizide Wir¬ 
kung. Eiterkokken werden erst nach halbstündiger Ein¬ 
wirkung einer 5 %igen Lösung mit Sicherheit abgetötet. 
Auf Tuberkelbazillen in Reinkultur und Gewebsstücken ist 
die bakterizide Wirkung eine noch geringere. Erst nach 
24stündiger Einwirkung einer 5 %igen Lösung werden diese 
mit Sicherheit abgetötet. Wahrscheinlich schützt die Wachs¬ 
hülle der Tuberkelbazillen diese vor der Einwirkung des 
Desinfiziens. Infolgedessen sind die Formäthrolpräparate 
in der Fleischbeschau zum Zwecke der schnellen Abtötung 
von Tuberkelbazillen nicht zu verwenden. Nur bei Sputum- 
Desinfektion — als Desinfektionsflüssigkeit in Spucknäpfen 
— wäre eine Verwendung der Formäthrolpräparate zu em¬ 
pfehlen, da dieselben das tuberkulöse Sputum homogeni¬ 
sieren und desodorisieren und die darin enthaltenen Tu¬ 
berkel-Bazillen nach 24 Stunden abtöten. 

2. Eine bedeutend stärkere ,abtötende Wirkung, wie 
auf Eiterkokken und Tuberkelbazillen, üben die Form- 
äthrole auf die Erreger der Schweineseuche, Schweinepest, 
Geflügelcholera und besonders auf Milzbrandstäbchen und 
Milzbrandsporen aus. Dieselben werden durch eine 3 bis 
5 %ige Lösung innerhalb 15 Minuten abgetötet. Einer Ver¬ 
wendung der Präparate in der Großdesinfektion dürfte aber 
der immerhin hohe Preis hindernd im Wege stehen. 

3. Dahingegen ist die Verwendung der Formäthrole, 
speziell der Formlution in 3—5 %iger Lösung, als Des¬ 
infiziens und Desodorans in der Wundbehandlung zu em¬ 
pfehlen. Die im Experiment als unzureichend erscheinende, 
desinfizierende Wirkung wird hierbei durch die austrock¬ 
nende Wirkung unterstützt. Ihne unangenehme Neben¬ 
wirkung, wie Ätzwirkung auf die Wundfläche oder Hervor¬ 
rufen eines tauben Gefühls und einer Hautentzündung an 
den Händen des Operateurs und Behandelnden —ein Nach¬ 
teil des Formalins — tritt bei den Formäthrolpräparaten 
nicht auf. 



457 


4. Bei der Behandlung des Strahlkrebses ist unver¬ 
dünnte Formlution, die man auf die freigelegten, erkrankten 
Weichteile des Hufes direkt einwirken läßt (Aufpinseln, 
Tamponade) mit Vorteil zu verwenden. A. 


K o p p i t z: Zystoide Geschwulst in der Schilddrüsen¬ 
gegend bei einem Hunde. (Tierärztliches Zentralblatt, 1910, 
Nr. 4.) 

Die Untersuchung eines mit einer Geschwulst 
in der rechten oberen Halsgegend behafteten, sehr wert¬ 
vollen Vorstehhundes ergab folgendes: Faustgroße, schwap¬ 
pende, nicht schmerzhaft und nicht erhöht warm sich an¬ 
fühlende Geschwulst in der Schilddrüsengegend; starkesGei- 
fern aus dem Maule, verursacht durch eine mit der äußeren 
Geschwulst korrespondierende, zwischen Zunge und Unter¬ 
kieferast liegende, vom ersten Backenzahn bis zur Rachen¬ 
wand reichende, zapfenartige, schleimhautüberkleidete, prall 
gespannte Geschwulst, die das Kauen derart behinderte, daß 
nur flüssige Nahrung auf genommen werden konnte. 

Operation: Scheren, Reinigen und Desinfizieren 
der Geschwulst; Anlage eines 5 cm langen Einschnittes auf 
der unteren Peripherie, wodurch eine dickschleimige, glasige 
mit weißen Körnchen vermischte, grützartige Flüssigkeit 
entleert und ein Einsinken der Geschwulst am Halse und 
im Maule hervorgerufen wurde. Bei der anschließenden 
Untersuchung der inneren Höhle mit dem Finger zeigte sich 
dieselbe durch Gewebsstränge überbrückt, mit Ausbuch¬ 
tungen und mit glatter ebener Auskleidung versehen. Beim 
Versuche, diese Auskleidung zu entfernen, stellten sich der¬ 
artig starke Blutungen ein, die eine Beendigung der Ope¬ 
ration und Stillen desBlutes mitTamponade etc. erheischten. 
Die Weiterbehandlung bestand in Auspinselungen mit Jod¬ 
tinktur und Anlage eines entsprechenden Verbandes. Es 
schien nun die Geschwulst behoben, jedoch nach 3 Monaten 
kehrte dieselbe wieder, so daß sich der Besitzer zu einer 
Radikaloperation in einer Tierklinik entschloß. Aber auch 
diese war nicht von dauerndem Bestand; schon nach kurzer 
Zeit stellte sich die Geschwulst abermals ein. Nun legte 
Verfasser, da derselbe sich durch bloßes Aufschneiden der 
Geschwulst keine dauernde Beseitigung versprach, ein star¬ 
kes Eiterband durch dieselbe und erweiterte die Ein- und 
Ausgangsöffnungen derart, daß desinfizierende Ausspülungen 
mit Kreolin vorgenommen werden konnten: daneben täg¬ 
liches Befeuchten des Eiterbandes mit Tinct. Jodi und später 



458 


zeitweise mit 01. terebinth. Liegenlassen desselben so lange, 
bis die Eiterung nachgelassen und die Geschwulst zusammen¬ 
geschrumpft war. Nach Entfernen des Eiterbandes Ab¬ 
narbung des Kanales. Seit dieser Zeit sind keine Rezidiven 
mehr aufgetreten, so daß die dauernde Beseitigung der Ge¬ 
schwulst anzunehmen ist. 


Oppenheim: Septisches Fleisch mit Medikamenten¬ 
geruch. (Tierärztl. Zentralblatt, 1910, Nr. 4.) 

Die Untersuchung einer Eleischprobe, herrührend von 
einem mit Enteritis behaftet gewesenen, notgeschlachteten 
Ochsen, ergab das Vorhandensein eines sehr starken, wider¬ 
lichen, auf größere Entfernung wahrnehmbaren, den ganzen 
Raum durchdringenden Geruches. Weiters konnten alle 
Kennzeichen für eine in der Agonie vorgenommene Schlach¬ 
tung und das Vorhandensein einer Sepsis festgestellt werden. 
Hier fiel jedoch auf, daß auch beim Kochen der Geruch viel 
aufdringlicher und widerlicher war wie bei anderem sep¬ 
tischen Fleisch. Dies rührte davon her, daß dem Ochsen 
stark riechende Medikamente — Koliktinktur, enthaltend 
Äther und Asa foetida — gegeben worden, deren Geruch 
sich dem Fleisch mitgeteilt hatte. Wegen der schweren Ver¬ 
änderungen der Sepsis und des vorhandenen Geruches war 
das Fleisch absolut ungenießbar. R a b u s. 

Joseph: Die diagnostische Bedeutung der intra¬ 
kutanen Tuberkulinreaktion. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 
1909, Nr. 46.) 

Verf. hat 126 Schlachtrinder der intrakutanen Tuber¬ 
kulinprobe unterworfen. 47 nicht reagierende Tiere wurden 
bei sorgfältiger Aufnahme des Schlachtbefundes als tuber¬ 
kulosefrei befunden; von den 79 reagierenden Tieren waren 
dagegen alle bis auf 1 mit Tuberkuloseherden behaftet. 

Die Vorteile der intrakutanen Methode liegen in fol¬ 
gendem: Die ganze Technik der Tuberkulinanwendung und 
namentlich die Kontrolle des Impfergebnisses sind sehr ver¬ 
einfacht; man ist insbesondere aller Temperaturmessungen 
enthoben und zur Feststellung der Reaktion nicht an be¬ 
stimmte Stunden gebunden, da sie länger bestehen bleibt. 
Weiter tritt bei intrakutanen Impfungen Milchverlust, wie 
er häutig bei positiver Subkutanreaktion beobachtet wird, 
nicht ein. Endlich ist es ökonomisch nicht bedeutungslos, 
daß für die Tntrakutanimpfung schon der 10. Teil der sonst 
benötigten Tuberkulinmenge genügt. 




459 


Verf. empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen: Intra¬ 
kutane Einspritzung von 0,05 ccm staatlich geprüftem Tu¬ 
berkulin an der seitlichen Halsfläche, Messung einer Haut¬ 
falte an der Impfstelle vor der Impfung und 3—4 Tage 
nach dieser mittels eines eigenen Meßinstrumentes. Schwel¬ 
lung von 0,3 cm und mehr auf 5 cm Länge ist als positive 
Reaktion anzusehen. Besteht eine Schwellung von nur 
0,2 cm, so wiederholt man die Impfung mit 0,1 ccm Tuber¬ 
kulin auf der anderen Halsseite. 


Statistischer Veterinär-Sanitätsbericht über die K. B. 
Armee für das Rapportjahr 1908. 

Im Jahre 1908 hatte die bayerische Armee bei einem 
Durchschnittsbestand von 12 565 Pferden, von denen 71% 
wegen Erkrankungen auf Rapport genommen wurden, 
durch Tod oder Tötung einen Abgang von 180 Pferden. 
Die meisten Todesfälle trafen auf Kolik (42) und Brust¬ 
seuche (24); den häufigsten Tötungsgrund gaben Knochen¬ 
brüche (27) ab. 

Von ansteckenden Krankheiten herrschte in größerem 
Umfang nur die Brustseuche in verschiedenen Standorten. 
Trotz genauer Beachtung der einschlägigen Vorschriften 
gelang es oft nicht, die Weiterverbreitung zu verhindern 
oder den Verlauf abzukürzen, namentlich wenn es an ge¬ 
eigneten Absonderungsräumen fehlte. Während des Herr- 
schens der Seuche sollte die Dienstleistung der gesunden 
Pferde möglichst eingeschränkt werden, da beobachtet 
w r urde, daß besonders nach anstrengendem Exerzieren 
immer wieder neue Zugänge erfolgten. Auch wird em¬ 
pfohlen, die Rekonvaleszenten erst nach möglichst langer 
Zeit — mindestens nicht vor Ablauf von 6 Wochen seit voll¬ 
ständiger Genesung — wieder in die Abteilungen zurück¬ 
zustellen. 

Verschiedentlich vorgenommene bakteriologische Unter¬ 
suchungen förderten Diplokokken zutage. 

Stabsarzt Dr. M e y e r-Würzburg hält es auf Grund 
seiner Forschungen nicht für unmöglich, daß ähnlich wie 
bei der Pneumonie oder Genickstarre des Menschen auch 
bei der Brustseuche der Pferde verschiedene Erreger in Be¬ 
tracht kommen; damit wäre dann auch das unbefriedigende 
Ergebnis mancher Schutzimpfungsversuche erklärt. 

Wiederholt vorgenommene Desinfektion der Stallungen 
erwies sich im allgemeinen als wirkungslos. Das 12. Feld- 
Ar tillerie-Regiment wendete das seiner Einfachheit und 
Dilligkeit halber zu empfehlende Desinfektionsverfahren 



460 


nach Dr. Huber an: Nach gründlicher Reinigung des 
Stalles und Verstopfung aller Öffnungen werden in einen 
etwa 40—50 Liter fassenden Zinkblech- oder Holzbottich 
der Reihe nach ungelöschter Kalk in Brocken, kochendes 
Wasser und rohes Formalin verbracht. Sofort entwickeln 
sich explosionsartig Dämpfe, die den Raum in 5 Minuten 
undurchsichtig machen. Nach 6—7 Stunden öffnet man 
Fenster und Türen und läßt bis zum nächsten Tag auslüften. 
Will man die Stallung früher benützen, so kann man den 
Formalingeruch durch Ammouiakentwicklung mittels des 
gleichen Verfahrens, indem an Stelle von Formalin Am¬ 
moniak tritt, in 1 Stunde entfernen. Der im Bottich ge¬ 
bildete Kalk - Formalinbrei ist nach entsprechender Ver¬ 
dünnung zum Bestreichen des Stallbodens und der Dung¬ 
gruben zu verwenden. Auf einen Raum von 350 cbm werden 
10 kg Kalk, 15 Liter Wasser und 6 Liter Roh-Formalin ver¬ 
wendet. L i n d n e r. 

(Fortsetzung folgt.) 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Der Geschlechtsgeruch bei unkastrierten Ziegenböcken. 

In Nr. 35 des vorigen Jahrganges dieser „Wochen¬ 
schrift“ brachte ich eine kurze Abhandlung über den Ge¬ 
schlechtsgeruch bei Ziegenböcken. Hiebei wurde besonders 
eine Beobachtung des Schlachthofdirektors Betscher in 
Ansbach besprochen, welcher am Schlachthofe in Rothen¬ 
burg o. T. konstatiert hatte, daß das Fleisch von Ziegen¬ 
böcken den Bockgeruch nicht aufweise, wenn bei der 
Schlachtung die Berührung des Felles mit dem Fleische 
bezw. die Berührung des Fleisches mit den Händen, welche 
mit dem Felle in Kontakt waren, sorgfältig vermieden 
werde. 

Inzwischen berichtete auch Zuchtinspektor Viel- 
hauer-Halle in Nr. 8—10 der Zeitschrift „Der Ziegen¬ 
züchter“ über die Schlachtung eines unkastrierten Ziegen¬ 
bockes: Die Schlachtung und das Herrichten des 3jährigen 
Bockes wurde mit der größten Sorgfalt ausgeführt, so daß 
Hände und Messer des Schlächters mit der Außenhaut nicht 
in Berührung kamen. Der Erfolg war, daß weder am 
frischen, noch am zubereiteten Fleische auch nur eine Spur 
des Bockgeruches, welcher bei dem geschlachteten Bocke 
im Leben sehr stark aufgetreten war, bemerkt werden 
konnte. 

Kollege Betscher bringt nun in Nr. 20 der vor¬ 
genannten Zeitschrift zwei weitere Fälle zur Kenntnis: 





461 


Im vergangenen Winter kamen zwei Ziegenböcke zur 
Schlachtung. B. veranlaßte, daß eine Berührung des 
Fleisches mit dem Felle oder den verunreinigten Händen 
des Schlächters absolut ausgeschlossen war. Als Ergebnis 
konstatierte man wiederum, daß weder das frische noch das 
gekochte oder gebratene Fleisch irgendwelchen Geschlechts* 
geruch aufwies. B. schreibt: „Der Schlächter muß ver¬ 
meiden, das Fell des Tieres, die Haare an das Fleisch zu 
bringen, er muß Hände und Arme nach dem Abziehen des 
Felles gründlich reinigen, das Messer und den Arbeitsschurz 
wechseln. Das Fell wird sofort nach dem Abziehen aus der 
Nähe des Fleisches gebracht; erst dann darf das Ausweiden 
des Tieres erfolgen.“ 

Nach einer Privatmitteilung des Dr. K r i m m e von 
der Heilanstalt Zwieseltingen wurde an dieser Anstalt 
jüngst ein Ziegenbock unter Einhaltung der von B. em¬ 
pfohlenen Maßnahmen geschlachtet und das Fleisch hatte 
auch in diesem Falle nicht den geringsten Bockgeruch. 

Die von B. gemachten und nunmehr auch von anderer 
Seite bestätigten Feststellungen bezüglich der Beschaffen¬ 
heit des Fleisches unkastrierter Ziegenböcke, welche unter 
Beachtung der angegebenen Vorsicht geschlachtet werden, 
sind für Ziegenzüchter, Bockhalter und züchterische Ver¬ 
einigungen höchst beachtenswert, insbesondere auch für das 
Fleischergewerbe. 

Den letzteren Punkt anbelangend führt der Kollege 
Betscher das Folgende aus: 

„Das Reichsgesetz, betreffend die Schlachtvieh- und 
Fleischbeschau, vom 3. Juni 1900 schreibt vor, daß das mit 
Geschlechtsgeruch behaftete Fleisch nach § 40, Absatz 3, der 
Ausführungsbestimmungen als minderwertig oder bei hoch¬ 
gradigem Geschlechtsgeruch nach § 33, Absatz 16, genannter 
Bestimmungen sogar als untauglich zum Genüsse für Men¬ 
schen zu beanstanden sei. Wurde somit das Fleisch der 
Ziegen bocke bisher von der Fleischbeschau als untauglich 
oder besten Falles als minderwertig befunden und vom Pub¬ 
likum wegen seines Geruches, wenn auch auf der Freibank, 
mit Recht ungern gekauft, war somit oft gar kein oder 
immer nur ein geringer Erlös zu bekommen, so ist nunmehr 
bei sachgemäßer sorgfältiger Schlachtung ein Freigeben des 
Fleisches von Seiten der Fleischbeschau und vor allem auch 
ein wesentlich höherer Preis zu erzielen. Bei den von mir 
angeführten Fällen wurden Preise von 35—45 Mk. pro ge¬ 
schlachtetem Bock erzielt, während man früher höchstens 
10—12 Mk. bei einem solchen Verkaufe erzielen konnte. 



462 


insofern das Fleisch des Tieres überhaupt tauglich zum Ge¬ 
nüsse für Menschen war. Im Haushaltspläne des kleinen 
Mannes oder auch in dem der Ziegenzuchtvereine spielen 
solche Mehrerlöse jedenfalls eine gewisse Rolle. 

Ich halte diese Art der Schlachtung älterer oder etwa 
zuchtuntauglicher Böcke für vorteilhafter als die Kastration 
und später folgende Schlachtung derselben. Man wird zwar 
kastrierte Böcke noch mästen, hat aber auch während einiger 
Monate mit einem weiteren Futterverbauch zu rechnen, ganz 
abgesehen von den mancherlei Gefahren, die eine Kastration 
für das Tier bedingt.“ 

Man kann dem Inhalte der vorstehenden Sätze nur 
beipflichten. A. 


Verschiedenes. 

Königliche Allerhöchste Verordnung, die Ver¬ 
leihung des Doktortitels durch die K. Tierärztliche Hoch¬ 
schule in München betreffend. 

Im Namen Seiner Majestät des Königs. 

Lnitpold, 

von Gottes Gnaden Königlicher Prinz von Bayern, 

Regent. 

Wir finden Uns bewogen der K. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in München das Recht zu gewähren, die Würde eines 
Doktors und eines Ehrendoktors der veterinär-medizinischen 
Wissenschaft — Doctor medicinae veterinariae — zu ver¬ 
leihen. 

Die Promotions-Ordnung ist vom Staatsministerium 
des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten festzu¬ 
setzen. 

M ü n c h e u, den 12. Juni 1910. 

Luitpold, 

Prinz von Bayern, 

des Königreichs Bayern Verweser. 

Dr. von Wehner. 

Auf Allerhöchsten Befehl 
Der Generalsekretär: 

von Steiner, 

Kgl. Ministerialrat. 



463 


In Nr. 9 dieser „Wochenschrift “ wurde mitgeteilt, 
daß das K. B. Staatsministerium für Kirchen- und Schul¬ 
angelegenheiten den Ausbau der Tierärztlichen Hochschule 
schon seit langem in Aussicht genommen hatte, daß sich 
aber die Ausführung der projektierten Maßnahmen durch 
verschiedene Umstände verzögerte. 

Nun wurden unserer Hochschule durch die Gnade 
Seiner Königlichen Hoheit die von Seite unseres K. Staats¬ 
ministeriums überaus wohlwollend vertretenen akademischen 
Rechte in rascher Folge verliehen. 

Besonders erfreulich ist der letzte allerhöchste Gnaden¬ 
akt Seiner Königlichen Hoheit, die Verleihung des Pro¬ 
motionsrech t'es. 

Zur Vollendung des akademischen Ausbaues unserer 
Hochschule fehlt nur mehr die Rektoratsverfassung. 

Selbstverständlich — so darf man wohl sagen — strebt 
der derzeitige Direktor mit seinen Herrn Kollegen auch 
die Erlangung dieses Rechtes an und bei dem Wohlwollen, 
welches Seine Exzellenz der Herr Staatsminister Dr. Ritter 
von Wehner unserer Hochschule fortlaufend angedeihen 
läßt, darf wohl auch die Gewährung dieses Rechtes erhofft 
werden. 

Mögen die für die Münchener Tierärztliche Hoch¬ 
schule und die Tierärzte so hocherfreulichen Geschehnisse, 
welche beide zum tiefsten steten Danke gegenüber Seiner 
Königlichen Hoheit und dem K. Staatsministerium ver¬ 
pflichten, dazu beitragen, daß unseren beiden Schwester-An¬ 
stalten in Preußen recht bald das Gleiche werde! A. 


Tierärztliche Hochschule Stuttgart. 

Nach einer mir soeben zugegangenen Mitteilung* ist 
die Tierärztliche Hochschule Stuttgart leider aufgelassen 
worden. 


Frequenz an Tierärztlichen Hochschulen pro Sommer- 

Semester 1910. 

Die Frequenz der Tierärztl. Hochschule Berlin be¬ 
trägt pro Sommer-Semester 1910 19(5 Zivil- und 118 Militär- 
Studierende, im ganzen also 314 und nicht 185, welche Zahl 
in Nr. 24 der „Berl. Tierärztl. Wochenschr.“ wohl aus Ver¬ 
sehen angegeben war. 

An der Tierärztl. Hochschule Dresden studieren im 
Sommer-Semester 1910 inklusive der Examens-Kandidaten 
219 Studierende; in das I. Semester sind 20 Studierende 
eingetreten. 



464 


Stand der Tierseuchen in Bayern am 15. Juni 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 29 Gmd. (40 Geh.); Niederbayern: 
15 Gmd. (17 Geh.); Mittelfranken: 4 Gmd. (4 Geh.); 
Unterfranken: 2 Gmd. (2 Geh.); Schwaben: 6 Gmd. 
(6 Geh.). 


Die Maul- and Klauenseuche ist neu ansgebrochen in Preußen 

am 24. Juni 1910 in Staw, Kreis Thorn Land, Regierungsbezirks 
Marienwerder und in Orlowen, Kreis Loetzen, Regierungsbezirk 
Allenstein. 

Die Hanl- und Klauenseuche ist neu ansgebrochen in Preußen 

am 25. Juni 1910 in Yreblsfelde, Kreis Culm, Regierungsbezirk 
Marienwerder, Provinz Westpreußen. 


Bttcherschan. 

Kompendium der angewandten Bakteriologie für Tierarzte. 

Von Prof. F. Glage, Obertierarzt beim hamburgischen 
Veterinärwesen. Mit 60 Abbildungen. Berlin 1910, Ver¬ 
lag von Richard Schoetz. Preis geb. 7 c H 50 

Verf. behandelt in dem 272 Druckseiten fassenden 
Buche die angewandte Bakteriologie in folgenden 8 Ab¬ 
schnitten: 1. Ausrüstung, 2. Hilfsmittel für die Unter¬ 
suchung, 3. Untersuchungsmethoden, 4. niedere Mikro¬ 
organismen, 5. Anwendung der Bakteriologie in der tier¬ 
ärztlichen Praxis, 6. a) Krankheiten der Tiere, b) Krank¬ 
heiten der einzelnen Haustiere, 7. Fleischbeschau, und zwar: 
a) Inlands - Fleischbeschau, b) Auslands - Fleischbeschau, 
c) außerordentliche Fleischbeschau und 8. Milchkontrolle. 

Der Inhalt des Buches gibt in Kürze über alles Aus¬ 
kunft, was für die beamteten und praktischen Tierärzte, 
sowie für die Tierärzte bei der Fleischbeschau und Nah¬ 
rungsmittelkontrolle bei Ausübung des Berufes in Bezug 
auf die Bakteriologie in Frage kommt. 

Die berufliche Tätigkeit des Verfassers befaßt sich 
ausschließlich mit dem in dem Werke behandelten Gegen¬ 
stände. Dieser Umstand war ihm die Basis zu eingehender 
Kenntnis der Bedürfnisse ständig oder vielfach in der 
gleichen Richtung tätiger Kollegen und ermöglichte ihm, 
das Werk zu dem vollkommenen Ratgeber zu gestalten, als 
welcher dasselbe oben bezeichnet wurde. 

Das praktische Buch, welches sich auch zum Studium 
behufs Vorbereitung zum Staatsexamen eignet, verdient 
wärmste Empfehlung. A. 



465 


Personalien. 

Auszeichnung: Avril Adolf, Kgl. Bezirkstierarzt in 
Speyer aus Anlaß seiner Ruhestandsversetzung Titel und Rang eines 
Kgl. Yeterinärrates. 

Ernennungen: Göbel Otto, Stabsveterinär im 1. Chev.- 
Rgt. in Nürnberg zum Regimentsveterinär im 8. Feld-Art.-Rgt. dort- 
selbst; Mensch Peter aus Rheinhausen zum Assistenten an der 
medizinischen Yeterinärklinik in Gießen; Dr. Osch mann Franz, 
Assistent an der Tierärztlichen Hochschule in München zum Unter¬ 
veterinär im 5. Chev.-Rgt. in Saargemünd; P r e c h t e 1 Lorenz, Ober¬ 
stabsveterinär im 8. Feld-Art.-Rgt. in Nürnberg zum Korpsveterinär 
des II. Armeekorps in Würzburg; Dr. E. Roßmüller, Ober¬ 
veterinär im 1. Ulanen-Rgt. in Bamberg zum Stabsveterinär; Buckl- 
Landshut zum Unterveterinär im 2. Feld-Art.-Rgt. in Würzburg; Dr. 
'I b e 1, Oberveterinär vom 5. Chev.-Rgt. in Saargemünd zum 1. Chev.- 
Regt. nach Nürnberg; Tay ler Frd. und Zettl August von München 
als Vertreter nach Welzheim bezw. Stockach. 

Approbation: in Dresden Herr Heinzmann Kurt aus 
Mulda; in München Herr Joseph Frick aus München und Joseph 
Radberger aus Rosenheim. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Leipzig die Tierärzte: 
Hemmann Erhardt in Grimma, Köhler Paul und Schmitz 
Arnold in Dresden, Schweinhuber Edmund in Dettelbach 
(Unterfranken), T sc her ne Ludwig in Neustadt bei Chemnitz, 
W a 11 h e r Adolf in Berlin; in Bern Tierarzt Uhlenbrock Ber- 
nard in Oberhausen (Rheinpr.). 

Ruhestandsversetzungen: Die Kgl. Bezirkstierärzte 
A v r i 1 in Speyer (s. o.) und Jakob Schi 11er in Eichstätt; Nieder- 
mayr Emil, Korpsstabsveterinär des II. Armeekorps in Würzburg 
mit der Erlaubnis zum Forttragen der bisherigen Uniform. 

Todesfall: Uebler Andreas, Kgl. Bezirkstierarzt in 
Neunburg v. W. (Oberpfalz), [1875]. 



| Zur gefl. Beachtung! 

Herr Kgl. Bayer. Oberveterinär d. L. I C. Huß, prakt. Tier¬ 
arzt in Nandlstadt O./B. hat die Vertretung unserer Firma für 
das Königreich Bayern übernommen. — Wir bitten die bayerischen 
Herren Tierärzte höflichst, gefl. Bestellungen dorthin zu richten. 
! Plasmase wird nur an Tierärzte als die berufenen Sach¬ 
verständigen zur eigenen Verwendung abgegeben und ist 
durch obige Vertretung zu beziehen! 

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Münchener 



(früher: Wochenschrifi für TierüeilKnnie Md Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

berausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 26. Juli 1910. Nr. 30. 


Inhalt: Originalartikel: Prof. Albrecht: Fütterungsversuche 
mit gelben Hüben (Daucus earota). [Schluß.] — Mennacher: 
Ein Fall von Mastdarmverdrehung. — Referate: Grimm: Die 
Räude des Frettchens. Mießner: Die Beschälseuche. Zwick 
und Fischer: Zur Ätiologie der Beschälseuche. — Tierzucht 
und Tierhaltung: Ober Vererbung sogenannter Erb¬ 
fehler. — Verschiedenes: Deutscher Veterinärrat. Stu¬ 
dentin der Tierheilkunde. Ernennung. Weltausstellung in 
Brüssel 1910. Promotionsordnung für die veterinär-medizinische 
Fakultät der Hochschule Zürich. — Personalien. 


Ftttterungsversuche mit gelben Rüben (Dancns earota). 

Von Prof. Albrecht, München. 

(Schluß.) 

Zu den von mir im verflossenen Winter unbestellten 
Fütterungsversuehen benützte ich drei hochtnichtige Ziegen 
Nummer I, II und III. 

Es sollte durch den Versuch lediglich geprüft werden, 
oh die längere Zeit dauernde Verabreichung gröberer Mengen 
von Gelbrühen einen ungünstigen Einfluß auf die Ge¬ 
sundheitsverhältnisse der Ziegen ausübe, insbesondere aber 
ob die Rüben nicht Abortus verursachen. 

Das Gewicht der Tiere (Landziegen) betrug vor Beginn 
des Versuches hei 

Ziege I und II 62 Pfund, 

Ziege III 79 

Gefüttert wurden die Tiere mit Heu und Weizenkleie. 
Das Heu war von mittelmäßiger Beschaffenheit. Die täglich 
von jeder aufgenommenc Menge betrug ungefähr 2 Pfund. 
An Kleie gab man ;, /i Pfund pro Stück und Tug. 





506 


Während des Versuches wurde den Ziegen die gleiche 
Menge Kleie verabreicht, ferner erhielten sie zu Anfang 
des Versuches die gleiche Menge Heu. Von diesem nahmen 
sie aber innerhalb der Fütterungsperiode, zu welcher große 
Mengen Gelbrüben verabreicht wurden, nicht mehr die 
ganze Ration sondern um etwa ein Drittel weniger auf. 

Da an die Ziegen noch nie Wurzelwerk gefüttert worden 
war, erhielten zwei Ziegen zunächst kleine Mengen Gelb¬ 
rüben, um bei etwaigem Eintritt schädlicher Wirkungen den 
plötzlichen Übergang der bisherigen Fütterung zur Fütterung 
großer Gaben Gelbrüben als Ursache der Schädigung aus¬ 
schließen zu können. Der Versuch mit Ziege III (siehe 
unten) scheint übrigens dafür zu sprechen, daß den Ziegen 
die plötzliche Verabreichung großer Mengen Gelbrüben 
keinen Schaden bringt. Das Tier erhielt schon am ersten 
Tage des Versuches sechs Pfund der Wurzeln; allmählich 
steigerte man die Ration bis auf 10 bezw. 12 Pfund pro die. 

Die im Herbst eingebrachten Rüben waren bis Februar 
im Freien unter Stroh und Erde gelagert. Es wurden ab¬ 
sichtlich bereits länger gelagerte Rüben zum Versuche be¬ 
nützt; für den Fall, daß die Rübenfütterung Störungen be¬ 
dingen sollte, wollte dann durch einen späteren Kontroll- 
versuch mit frischen Gelbrüben eruiert werden, ob sich in 
denselben nicht etwa durch längere Lagerung schädliche 
Stoffe gebildet haben könnten. 

Die Art der Verabreichung der Gelbrüben betreffend, 
sei bemerkt, daß diese jedesmal vor der Fütterung von 
Erde befreit, rein gewaschen und hierauf in kleine Stücke 
geschnitten für sich gegeben wurden. 

Die Ziegen nahmen die Rüben sehr gerne auf. Nur 
bei Verabreichung der großen Gaben konnte man bemerken, 
daß sich die Lust zum Fressen der Rüben verminderte, 
so daß die Tiere die volle Rübenration (10 bezw. 12 Pfund) 
erst im Verlaufe mehrerer Stunden allmählich fraßen. 

Aus den nachstellenden Aufzeichnungen ist zu ersehen, 
welche Mengen die hochtragenden Tiere im Verlaufe des 
letzten Monats der Trächtigkeit und noch einige Zeit nach 
der Geburt erhielten. 


4. 

II. mit 

5. 

11. 

pro die 250 g~ 

500 g 

G. 

II. „ 

8. 

II. 

„ „ 500 g — 

1500 g 

9. 

11. „ 

11. 

II. 

„ „ 1000 g = 

3000 g 

12. 

II. „ 

18. 

11. 

„ „ 1500 g - 

3000 g 

14. 

II. „ 

IG. 

TT. 

„ „ 2000 g - 

6000 g 


am 

17. 

II. 

„ ., 2500 g =. 

2500 g 

IS. 

11. mit 

20. 

11. 

„ „ 3000g--- 

9000 g 



507 


Ziege I vom 21. II. mit 27. II. pro die 3500 g = 24500 g 

am 28. II. „ 4000 g =x 4000 g 

„ 1. III. mit 2. III. „ „ 4500 g = 9000 g 

„ 3. III. mit 7. III. „ „ 5000g — 25000g 

88000 g 

am 7. III. Partus 

„ 8. III. mit 20. III . pro die 5000 g - 65000 g 

sohin in Summe 153000 g = 306 Pfd. 
Dieselbe Menge erhielt eine zweite Ziege (Nummer II), 
die am 8. III., also einen Tag später als Ziege I warf. 
Dieses Tier bekam demnach vor der Geburt um 10 Pfund 
mehr gelbe Rüben als Ziege I, dagegen um 10 Pfund weniger 
nach der Geburt, da der Versuch bei beiden Tieren am 
20. III. abgeschlossen wurde. Die Gesamtmenge der ver¬ 
fütterten Rüben wird hierdurch nicht verändert, da die 
Tiere sowohl vor als nach der Geburt 10 Pfund Rüben pro 
die erhielten. 

Ziege IM vom 26. II. mit 27. II. pro die 3000 g= 6000 g 
„ 28. II. „ l.IU. „ „ 5000 g= 10000 g 

„ 2 III. „ 11. III. „ „ 6000 g— 60000 g 

76000 g 

am 11. III. Partus. 

vom 12. III. mit 20. III. pro die 6000 g— 54000 g 

sohin in Summe 130000g —260 Pfd. 

Es erhielt somit: 

Ziege I bis zur Geburt (innerhalb 32 Tagen) 176 Pfund 

nach d er Geburt ( _ 13 „ ) 130 „ 

sohin im ganzen (innerhalb 45 Tagen) 306 Pfund 

Ziege II bis zur Geburt (innerhalb 33 Tagen) 186 Pfund 
nach d er Geburt ( „ _ 12 „ ) 120 „ 

sohin im ganzen (innerhalb 45 Tagen) 306 Pfund 

Ziege III bis zur Geburt (innerhalb 14 Tagen) 152 Pfund 

nach der Geburt ( „ _ 9 „ ) 108 „ 

sohin im ganzen (innerhalb 23 Tagen) 260Pfund. 

Es sei nun erwähnt, daß das Allgemeinbefinden der 
Ziegen während der ganzen Dauer des Versuches normal 
war. Speziell ließen die Untersuchungen der Zirkulations¬ 
und Respirationsapparate, dann die Untersuchungen der 
Innenwärme nur physiologische Verhältnisse erkennen. 
Den Verdauungsapparat betreffend, wurde nur beobachtet, 
daß die Ziege 11J, welche schon bei Beginn des Versuches 
6 Pfund und vom 5. Versuchstage an 12 Pfund Gelbrüben 
pro Tag erhielt, nicht die bekannte kleingeballte Beschaffen¬ 
heit des Kotes aufwies, sondern die Faeces wurden zusammen- 



508 


hängend mehr oder weniger weich abgesetzt. Urin entleerten 
die Ziegen während der Zeit des Versuches, zu welcher große 
Gaben Rüben verfüttert wurden, öfter und je in größeren 
Mengen. Diese Tatsache ist natürlich zurüekzuführeu auf 
die mit den Rüben dem Körper einverleibten großen Wasser¬ 
mengen. Die Gelbrüben enthalten 87 °/o Wasser. Mit 
12 Pfund Gelbrüben nahmen die Tiere demnach mehr als 
5 Liter Wasser auf, während der tägliche Wasserbedarf 
einer Ziege ungefähr 2 Liter beträgt. Die Farbe des Harnes 
war heller als die der nicht mit Rüben gefütterten Tiere, 
die Reaktion deutlich alkalisch, stets fehlte Eiweiß und Zucker. 
Das spezifische Gewicht schwankte zwischen 1,009—1,011, 
es war etwas niederer als dasjenige des Urins von Kontroll- 
tieren. Nach Friedberger und Fröhner 8 ) beträgt das 
durchschnittliche spezifische Gewicht des Harnes von Schaf 
und Ziege 1040 (1015—1065). Dagegen haben die Messungen 
am geburtshilflichen Institut der Tierärztlichen Hochschule 
München ein spezifisches Gewicht von 1,015—1,030, also im 
Mittel um 1,020 ergeben. 

Auch die Milch der Tiere wurde durch die Rüben¬ 
fütterung nicht ungünstig beeinflußt. Die während der 
ganzen Dauer des Versuches, sowohl vor der Geburt (bei 
Ziege I während 7 Tagen, bei Ziege II und III 1 Tag 
ante partum) als auch nach der Geburt (bei Ziege I 13 Tage 
lang, bei Ziege II 9 Tage lang, bei Ziege III 12 Tage lang) 
ausgeführten Milchuntersuchungen ergaben keinen Unter¬ 
schied gegenüber den bei anderen Ziegen erhaltenen 
Resultaten. Im einzelnen ergaben die Milchprüfungen: 


Ziepe I 

Farbe: leicht gelb 
Reaktion: amphoter 

spez. Gew. 1,046—1,083 
Fettgehalt 6,0%—2,8% 


Ziege II 
Farbe: graugelb 
Reaktion: schwach 
alkalisch 

spez. Gewicht 1,057 
Fettgehalt 6,0% 


Ziege III 
Farbe: gelblich 
Reaktion: schwach 
alkalisch 

spez. Gewicht 1,068 
Fettgehalt 6,4% 


b) Nach der Geburt. 

Ziege I Ziege II Ziege III 

Farbe: Während der Farbe: Während der Farbe: Während der 
ersten Tage weißgelb, ersten Tage weißgelb, ersten Tage weißgelb, 
dann weiß dann weiß dann weiß 

Reaktion: alkalisch Reaktion: alkalisch Reaktion: alkalisch 
spez. <iew. 1.034—1.025 spez. Gew. 1,036—1.028 spez. Gew. 1,038- 1,032 
Fettgehalt8,0%—2,3"/» Fettgehalt9,8%—4.3% Fettgehalt9,5%—3.7% 
Die Kolostralkugeln .. am 4. Tage nach der 

verseil wanden am 5., ‘ Geburt. 


H J Untcrsuchungsmcthoden. 3. Auflage, 8. 376. 



509 


c) Nach Beendigung des Versuches. 

Die täglich vorgenommenen Prüfungen ergaben keine 
Abweichungen von den bei den übrigen Ziegen des Stalles 
erhaltenen Zahlen. Die Farbe der Milch war stets rein 
weiß, die Reaktion alkalisch; das spezifische Gewicht be¬ 
trug durchschnittlich 1,030 bei einem mittleren Fettgehalt 
von 3,3 9 /o. 

Eine genaue Aufmerksamkeit wurde besonders während 
der Verabreichung großer Mengen Gelbrüben auf den Genital- 
apparat, auf die Bewegungen der Föten, das etwaige Vor¬ 
handensein von Drängen gerichtet. Es konnte nicht die 
Spur einer Unregelmäßigkeit wahrgenommen werden. Die 
Geburten selbst inklusive des Abganges dqr Secundinae 
verliefen nach Ablauf der normalen Trächtigkeitsdauer — 
sie hatte bei Ziege 1 150, bei 11 151 und bei III 150 Tage 
betragen —- vollkommen regelmäßig. Die geborenen Kitzen 
entsprachen in Bezug auf Gewicht, Gesundheit normalen 
Verhältnissen und entwickelten sich gut. 

Erwähnt sei weiter, daß der Ernährungszustand der 
Versuchstiere im Verlaufe des Versuches fast gleich blieb. 

Die Gewichte der Ziegen betrugen: 

Ziege I: Zu Beginn des Versuchs: 62 Pfd. 

Vor der Geburt: 65 Pfd. 

= -J- 3 Pfd. in 35 Tagen 
Nach der Geburt: 59 Pfd. 

Ziege II: Zu Beginn des Versuchs: 62 Pfd. 

Vor der Geburt: 65 Pfd. 

= -j- 3 Pfd. in 35 Tagen 
Nach der Geburt: 59 Pfd. 

Ziege III: Zu Beginn des Versuchs: 79 Pfd. 

Vor der Geburt: 76 Pfd. 

= — 3 Pfd. in 13 Tagen 
Nach der Geburt: 63 Pfd. 

Wie aus den Versuchen zu ersehen, bewirkte die 
Fütterung größerer Mengen längere Zeit gelagerter un¬ 
verdorbener Gelbrüben an hochträchtige Ziegen keine Unter¬ 
brechung der Trächtigkeit oder Parese bezw. Paralyse der 
Hinterhand wie bei Pferden (Holterbuch), auch keine 
anderen gesundheitlichen Störungen; ein schädlicher Einfluß 
auf den Fötus, mangelhafte Entwicklung während des 
intra-uterinen Lebens und später während der Säugezeit 
fehlte ehenfalls. Die Versuche beweisen natürlich noch 
keineswegs, daß das eine oder andere unter anderen Ver¬ 
hältnissen nicht hätte der Fall sein können, z. B. bei der 



510 


Fütterung ganz frischer, oder noch länger wie im konkreten 
Falle gelagerter Rüben, oder bei der Fütterung von Rüben, 
welche von bestimmten Standorten gekommen wären oder 
von einem Standort, auf welchem die Rüben bei Beginn oder 
während der Vegetation eine bestimmte Düngung erfaliren 
hätten. Es sind dieses Fragen, die noch zu lösen w'ären. 

Was die Fütterung des Pferdes mit Gelbrüben an¬ 
belangt, so muß man nach den Beobachtungen von Lehn¬ 
dorff, Holterbach und Suckow zu der Annahme hin¬ 
neigen, daß Gelbrüben an Pferde längere Zeit und in 
größeren Mengen verfüttert, diesen Nachteil bringen können. 
Die von Thomassen und holländischen Tierärzten ge¬ 
machten Wahrnehmungen sprechen ferner dafür, daß für 
Pferde auch die länger andauernde Fütterung größerer 
Quantitäten weißer Rüben Schädigung bringen kann. 


Ein Fall von Mastdarmverdrehnng. 

Von Distriktstierarzt Mennacher, Seeg (Füssen). 

Ein 22 Jahre altes Pferd zeigte mittelgradige Kolik¬ 
erscheinungen und Schweißausbruch an der Nachhand; die 
Temperatur war normal, die Zahl der mittel kräftigen Pulse 
betrug 60 Schläge per Minute. Bei der rektalen Unter¬ 
suchung konnte der Arm nur bis zum Ellenbogen ein¬ 
geführt werden, da eine rechtsläufige Verdrehung des Mast¬ 
darmes den Handkegel nicht weiter Vordringen ließ. Nur 
mit einem Finger vermochte ich, den Windungen der ver¬ 
drehten Darmpartie folgend, nach vorwärts zu gelangen und 
hinter der eingeschnürten Stelle eine Kotstauung zu konsta¬ 
tieren. Da Einläufe mit nachfolgendem Bergauf- und 
Bergabführen resultatlos verblieben, wurde das Pferd vor¬ 
sichtig niedergelegt und wie bei Torsio uteri nach rechts 
gedreht, wobei der eingeführte Arm den Mastdarm zu 
fixieren suchte. Nach einstündigem Bemühen war die ein- 
gesclmürte Stelle so weit erweitert, daß die Hand bequem 
durchgeführt und der durch Einläufe erweichte Kot entfernt 
werden konnte. Gleichwohl bestanden die Kolikerschei¬ 
nungen weiter fort. Am anderen Tage trat geringgradiges 
Fieber auf, Puls und Atmung stiegen rasch an und es 
stellte sich große Mattigkeit ein. Bei der rektalen Unter¬ 
suchung fühlte sich an der tags vorher gedrehten Mastdarm¬ 
stelle die Sehleimhaut ödematös verschwollen an; der 
Darm war auf Armslänge leer, Kotabgang hatte nicht statt¬ 
gefunden. Das infundierte Wasser kam infolge Beimischung 
ganz geringer Kot- und Blutmengen mißfarbig wieder zum 



511 


Vorschein. Ich vermutete daher einen zweiten, weiter nach 
vorn gelegenen Darm Verschluß und riet deshalb zur Schlach¬ 
tung des Tieres; leider konnte ich die Sektion nicht vor¬ 
nehmen. 


Referate. 

Grimm: Die Räude des Frettchens. (Tierärztliches 
Zentralblatt, 1910, Nr. 17.) 

Ein Frettchenpaar (Marderalbinos) zeigte seit längerer 
Zeit starken Juckreiz, Unruhe, Bildung ganzer Klumpen 
von dunkelbraunen Krusten und Zurückgehen im Ernäh¬ 
rungszustand. An den Extremitäten bis zum oberen Ende 
der Fußwurzelknochen starke Verkrustung der Haut, Ent¬ 
zündung und Schwellung der Krallenmatrix, eminente 
Wucherung der gebogenen Krallen, ebensolche Erschei¬ 
nungen ferner an den Fußballen. Nach Ablösung einer 
Kruste bemerkt man eine heftig gerötete, stark sezernie- 
rende, der Oberhaut entblößte Partie. Am schmutzig-gelben 
Körper finden sich zahlreiche, stark verfilzte Haarstellen 
mit kleinen Kratzwunden am Grunde. Krusten befinden sich 
ferner noch beiderseits am Ohrgrunde und der Stirne. 

Diagnose: Räude. 

Behandlung: Aufweichen der Krusten mit Sapo 
virid. und Glyzerin, Fußbäder mit verdünnter Holzlauge, 
Aufträgen von Sclrwefelsalbe, Perubalsam, Septoforma- 
.spiritus und 10 %iger Borodatsalbe. 

Da aber wohl Besserung, aber keine Heilung erzielt, 
wurde, erschoß der Besitzer das am ganzen Körper mit 
Krusten bedeckte Weibchen als unheilbar, während das 
Männchen auf Ersuchen des Verfassers demselben zu einem 
letzten Heilversuch überlassen wurde. Neben gründlicher 
Desinfektion des Käfigs Einpinseln eines Körperdrittels 
um das andere in mehrtägigen Pausen mit Wiener Teer- 
liniment, dem statt Pix liquid. Ol. cadin. in gleicher Menge 
beigesetzt wurde. Vollbäder mit warmem 2 %igem Natr. 
carbonic.- und Kreolinwasser nach vorherigem Bestreichen 
der Haut mit Sap. virid. Nach zweimaliger Einpinselung 
jeden Körperdrittels vollkommene Heilung. Tntoxikations- 
erscheinungen infolge Gebrauchs des Ol. cadin. wurden nicht, 
beobachtet. R a b u s. 

Mießner: Die Beschälseuche. (Berliner Tierärztl- 
Wochenschr., 1909, Nr. 34.) 

Anläßlich des Auftretens der Beschälseuche in Ost¬ 
preußen im Herbst 1908 stellte Verfasser eingehende 





U *»-. 


512 

Untersuchungen über diese Seuche an. Von 9 Pferden 
wurden Ausstriche von Blut, Scheidenschleim, Harn-z^T 
röhrenschleim und von den talergroßen Flecken uut( v 
Quaddeln untersucht, wobei nur im Seheidensclileim einer 
einzigen Stute vereinzelte Trypanosomen ermittelt wer (Öen 
konnten. Nach einigen Tagen waren diese jedoch schon 
wieder verschwunden und erst 14 Tage später erschienen ', 
wieder sehr lebhaft sich bewegende Trypanosomen im L 
Scheidenschleim; ein zu dieser Zeit vorgenommener über¬ 
tragungsversuch auf andere Tiere blieb eiiolglos. Die 
Trypanosomen konnten 6 Tage lang nachgewiesen werden, 
um dann nicht mehr aufzutreten. 

Durch Impfungen von Hunden, Meerschweinchen, 
Kaninchen, Mäusen, Ratten mit Blut, Scheidenschleim 
und dein Quaddelsekret kam in keinem Falle eine Über¬ 
tragung zustande; dagegen konnte bei einem Pferd durch 
überimpfung von Blut die Krankheit erzeugt werden. 

Bei einer Stute wurde ein Heilversuch mit Arseno- 
phenylglvcin, einem Präparat, das sich nach den Unter¬ 
suchungen Ehrlich s und seiner Mitarbeiter als ein 
Spezifikum gegen Trypanosomen erwiesen hat, mit bestem 
Erfolg vorgenommen. Das Tier war bereits so schwach, 
daß es sich nicht mehr allein erheben konnte. Der zwei¬ 
maligen Einspritzung des Mittels folgte nun eine ganz 
wesentliche Besserung: die Schwellungen der Schamlippen, 
des Euters und die am Bauche gingen zurück und Nähr¬ 
und Kräftezustand besserten sich soweit, daß das Pferd 
schließlich wieder zum Zug verwendbar war. 

Ob die in Deutschland vorkommende Beschälseuche 
identisch ist mit der in Algier herrschenden sogenannten 
Drusine, muß als zweifelhaft bezeichnet werden; bei letzterer 
lassen sich nämlich die Trypanosomen verhältnismäßig leicht 
nachweisen, auch ist die Übertragung auf Mäuse und 
Hunde ohne Schwierigkeit möglich. Dazu kommt noch, 
daß es Marek gelang, beschälkranke Pferde mit Drusine- 
material zu infizieren, wobei diese genau so schnell und 
ebenso schwer an Drusine erkrankten, wie vorher, gesunde 
Pferde. 


Zwick und Fischer: Zur Ätiologie der Beschäl¬ 
seuche. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 37.) 

Die Verfasser haben sich im Kaiser!. (Jesundheitsamt 
3 Monate lang vergeblich bemüht, bei 3 beschälseuche- 



513 


kranken Pferden Trypanosomen festzuztellen. Erst als bei 
einem Patient 'n ein über den ganzen Körper verbreiteter 
Quaddelaussehlag auftrat, konnten die Protozoen im 
Quaddelinhalt leicht und in großer Zahl gefunden werden. 
Ebenso glückte schließlich auch bei einem 2. Pferd der 
Trypanosomennachweis im Blut während eines Fieber¬ 
anfalles und in den Quaddeln ohne Schwierigkeit. 

Mit dem so gewonnenen Material gelang es nun zum 
ersten Mal, die Beschälseuche auf die verschiedensten 
Versuchstiere zu übertragen und die künstlich erzeugte 
Krankheit generationsweise fortzupflanzen. 

Am leichtesten lassen sich die Trypanosomen offenbar 
dann nach weisen, wenn die Untersuchungen bald nach dem 
Aufschießen von Quaddeln mit Quaddelflüssigkeit oder beim 
Auftreten von Fieberanfällen mit Blutzentrifugat vorgenom¬ 
men werden. L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Über Vererbung sogenannter Erbfehler. 

In (len letzten zwei Nummern der Wochenschrift wurde über 
Untersuchungen und Beobachtungen des E^rivatdozenten Dr. Müller- 
Berlin berichtet, welche er in bezug auf die Vererbung von Körper¬ 
teilen speziell des Pferdes machte und in einer Monographie ver¬ 
öffentlichte. Die bisherigen auszugweisen Berichte betreffen die 
Vererbung der Haarfarbe und gewisser Körperteile. Müller machte 
nun auch Studien über die Vererbung der sogen. Erbfehler des Pfer¬ 
des. Nachstehend folgen seine diesbezüglichen Urteile und Schlüsse. 

Was die Vererbung des „Duinmkollers“ betrifft, äußert Müller, 
daß man zwei Formen zu unterscheiden habe. Das Leiden könne 
seinen Grund in einer groben Konstitution und mangelhaft ent¬ 
wickelten Schädelhöhle haben, wie dieses bei langen, schmalen 
Kopfformen der Fall: außerdem könne der Dummkoller durch äußere 
Schädlichkeiten verursacht sein. Ein ersten Falle werde sich das 
Leiden in der Anlage mit Wahrscheinlichkeit vererben und es sei 
dann angezeigt, das betreffende Pferd nicht wegen des Dummkollers, 
sondern mit Eiücksicht auf den fehlerhaften Schädelbau von der 
Zucht auszuschließen. Dagegen sei kein Grund vorhanden, ein mit 
Dummkoller behaftetes Pferd von der Zucht auszuschließen, wenn 
die Krankheit nachweisbar nach dem dritten oder vierten Lebens¬ 
jahre durch äußere Schädlichkeiten entstanden sei. Verfasser wollte 
hier wohl sagen, daß es zulässig sei, Pferde, die an nachweislich 
durah äußere Schädlichkeiten bedingtem E)ummkoller gelitten haben, 
aber geheilt worden sind, zur Zucht zu verwenden. Es wird 
Niemand ein Pferd, welches zu der Zeit, zu welcher es zur Zucht 
verwendet werden soll, an Dummkoller leidet, zur Zucht benutzen, 
selbst wenn seine sexuelle Fähigkeit während des Herrschens der 
Krankheit nicht beeinträchtigt wäre. Man hätte nämlich daran zu 
denken, daß die Beschaffenheit der Spermatosomen oder der Oeula 
während und infolge der Krankheit wahrscheinlich eine nicht nor¬ 
male sei. 



514 


Bezüglich des Erbfehlers „Dämpfigkeit“ erklärt Möller, daß 
kein Grund bestehe, dieses Leiden in der Liste der Erbfehler zu 
führen, da, wie auch Di eck erhoff sagt, pathologische Zustände, 
welche die Dämpfigkeit meist verursachen (krankhafte Veränderungen 
des Herzens oder der Lunge) weder direkt noch indirekt auf die Nach¬ 
kommen übertragen werden. Ob diese Sentenz in ihrer Ausschlie߬ 
lichkeit zutreffend ist, mußten nach meiner Ansicht weitere Beobach¬ 
tungen lehren. Es ist z. B- nicht recht einzusehen, warum sich Herz¬ 
fehler nicht vererben können sollten, sei es auch nur inder Anlage. 

Das Roaven anbelangend, sagt Müller, daß die Vererbung des¬ 
selben nicht anzunehraen sei, Wenn es infolge der Druse, Brustseuche, 
oder großer Anstrengung, oder wollen wir noch beifügen, im Gefolge 
eines vernachläßigten ßronchiaikatarrhes entstanden sei. Dagegen 
seien Rohrer dann von der Zucht auszuschließen, wenn der Zustand 
ohne besondere Anstrengung oder ohne daß eine der genannten 
Krankheiten vorhergegangen, schon vor «lern zweiten oder dritten 
Lebensjahre auftrete. In diesem Falle habe man eine gewisse Kon¬ 
stitutionsschwäche des betreffenden Tieres als Grundlage der Ent¬ 
stehung des Fehlers vorauszusetzen, die sich wahrscheinlich vererbe. 

Mehrfach hat die Ansicht Platz gegriffen, daß die die perio¬ 
dische Augenentzündung veranlassende Noxe mit dem Futter und 
Getränk aufgenommen werde. Die Vererbung des Leidens sei daher 
sehr zweifelhaft. Müller warnt vor einer Verallgemeinerung dieses 
Schlusses und drückt die Meinung aus, daß sich die periodische 
Augenentzündung in der Anlage sehr wohl vererben könne, wenn 
das Auge der betreffenden Elterntiere eine gewisse Konstitutions¬ 
schwäche besitze. Er weist darauf hin, daß gewisse Augenmängel, 
wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, ferner gewisse Dispositionen 
zu gänzlicher Erblindung sich oft mehrere Generationen erhalten. 
Der graue und schwarze Staar, Krankheiten, die bei Pferden oft 
Folge der periodischen Augenentzündnng oder traumatischen Ur¬ 
sprunges sind, sind nach Müller an sich nicht als Erbschaften zu 
bezeichnen. Hat man aber Grund, diese Augenleiden auch auf eine 
Konstitutionsschwäche des Auges zurückzuführen, dann allerdings 
ist Mißtrauen gegenüber solchen Tieren als Zuchtobjekte am Platze, 
da derartige Schwächen erfahrungsgemäß während vieler Generationen 
fortbestehen. 

Den Erbfehler Spat anbelangend, akzeptiert Müller die all¬ 
gemeine Ansicht, die bekanntlich auch Sc hwarz enecke r in seinem 
Briefe über Pferdezucht vertritt, daß sich dieser pathologische Zu¬ 
stand des Sprunggelenkes, wenn er an einem gut gebauten Sprung- 
gelenk auf traumatische Weise entstanden, als Erbfehler nicht zu 
scheuen ist, wohl aber der Spat an einem mangelhaft entwickelten 
Torsalgelenke; allerdings vererbt sich auch in diesem Falle der 
Spat als solcher selten oder nie, wohl aber der fehlerhafte Bau des 
genannten Gelenkes und damit die Dispation zum Spate. 

Mit Recht erklärt Müller, es fehle jeder Anhaltspunkt, die 
Schale — er hätte beifügen können, der Leist, und das Ringbein — 
als Erbfehler zu bezeichnen, wenn dieser Knochenfehler traumatischen 
Ursprungs sei. Vorsicht sei aber erforderlich, wenn das genannte 
Knochenieiden Folge einer fehlerhaften Stellung — Bodenenge, 
Boden weite oder steile Fesselstellung etc. sei. Hier komme in Be¬ 
tracht. tlaß sich die Abnormitäten der Stellung, welche zur Ent¬ 
stehung der Schale veranlagen, vererben. 

Da der Strahlkrebs eine äußere durch spezifische Schädlich¬ 
keiten bedingte Krankheit der Huflederhaut darstellt, so ist nicht 



515 


gerechtfertigt, dieses Leiden als Erbfehler au betrachten. In bezug 
auf die Vererbung mangelhafter Hufbildungen stimmt Müller der 
allgemeinen Annahme zu, nach welcher sich diese vererben können, 
soferne sie nicht erst durch Erkrankungen herbeigeführt wurden. 

Den Erörterungen über die Vererbung der sogenannten Erb¬ 
fehler schließt Müller noch eine Mitteilung über die von ihm ge¬ 
machte Wahrnehmung an, daß linksseitige Abzeichen am Körper 
eines Elterntieres bei den Deszendenten oft rechtsseitig an der 
korrespondierenden Stelle des Körpers auftreten, auch der sich mit 
großer Wahrscheinlichkeit vererbende Einschuß ist zuweilen beim 
Elterntiere rechts, beim Fohlen links und umgekehrt, es hat daher 
nach Müller den Anschein, als ob die gleichartigen rechts- und 
linksseitigen Körperteile keine besonderen, ganz getrennten Deter¬ 
minanten haben. A. 


Verschiedenes. 

Deutscher Veterinärrat. 

Nach einer der Wochenschrift vom Präsidenten des 
Deutschen Veterinärrates zugekommenen Mitteilung, deren 
Inhalt in der nächsten Nummer vollinhaltlich veröffent¬ 
licht werden wird, findet die XII. Plenarversammlung des 
Deutschen Veterinärrates nicht, wie ursprünglich geplant 
worden, im September lfd. Js., sondern später, voraus¬ 
sichtlich im Januar des kommenden Jahres statt. Ort und 
Tagesordnung der Versammlung werden später bekannt 
gegeben werden. 

Studentin der Tierheilkunde. 

Die vorige Nummer der Wochenschrift brachte eino 
der Rundschau entnommene Notiz, laut welcher an der 
Tierärztlichen Hochschule Hannover eine Studentin der 
Tierheilkunde immatrikuliert worden sei. In Nummer 29 der 
Rundschau wird berichtigend mitgeteilt, daß die betreffende 
an der Tierärztlichen Hochschule inskribierte Dame nicht 
Studierende der Veterinär-, sondern der Humanmedizin ist, 
welche an der genannten Hochschule die ersten natur¬ 
wissenschaftlichen Fächer studiert und demnächst ihre 
Studien an der Universität fortsetzen wird. 


Ernennung. 

Der Eandestierarzt von Sachsen, Obermedizinal rat Dr. 
Edelmann wurde zum ordentlichen Honorarprofessor an 
der Tierärztlichen Hochschule Dresden ernannt. 

Weltausstellung in Brüssel 1910. 

In das internationale Preisgericht der Weltausstellung 
sind vom Deutschen Reich für die Abteilung „Chirurgie- 



Mechanik“ die Herren Geheimer Medizinalrat Professor Dr. 
Wassermann lind Fabrikant Rudolf Haupt n er 
in Firma H. Hauptner, Berlin, als Jury-Mitglieder be¬ 
rufen worden. 


Promotionsordnung für die veterinär-medizinische 
Fakultät der Hochschule Zürich. 

(Vom 29. Juni 1910.) 

§ 1 Wer den Grad eines Doctor medicin® veterinari® erwerben 
will, hat sich durch ein schriftliches Gesuch bei dem Dekan an¬ 
zumelden. Der Anmeldung sind beizulegen: 

a) Der Ausweis über die bestandene Staatsprüfung als Tierarzt ; 

b) das Reifezeugnis eines Gymnasiums, Realgymnasiums oder 
einer andern gleichwertigen Mittelschule, z. B. einer Industrie¬ 
schule mit Ergänzungsprüfung in Latein; 

c) eine selbständig verfaßte wissenschaftliche Abhandlung (Disser¬ 
tation) aus dem Gebiete der Veterinärmedizin, welcher eigene 
Forschungen zu Grunde liegen müssen; 

d) die Bestätigung eines Hochschulprofessors über die selb¬ 
ständige Ausführung der Arbeit durch den Bewerber; 

e) eine schriftliche Erklärung darüber, ob die Arbeit schon einer 
anderen Fakultät zwecks Promotion vorgelegt wurde; 

f) eine vollständige Schilderung des Lebens- und Bildungsganges 
(curriculum vit®). 

§ 2. Der Dekan prüft die Akten und übermittelt die Disser¬ 
tation mit dem vollständigen Aktenmaterial dem Vertreter des¬ 
jenigen Faches zur Prüfung und zum Referate, aus dessen Gebiet 
sie gewählt ist. 

Die Arbeit ist mit dem schriftlich motivierten Antrag des 
Referenten in Zirkulation zu setzen; die übrigen Mitglieder der 
Fakultät fügen ihre Voten bei. 

§ 3. Sofern der Antrag des Referenten beanstandet wird, voll¬ 
zieht sich die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung in einer 
besonderen Sitzung der Fakultät. Dabei entscheidet bei geteilter 
Ansicht das Stimmenmehr, bei Stimmengleichheit der Dekan. Der 
Entscheid der Fakultät ist endgültig. 

§ 4. Mit der Annahme der Dissertation ist die Zulassung zur 
Doktorprüfung ausgesprochen. 

Die Prüfung besteht aus zwei Teilen: 

a) Der schriftlichen Prüfung, d. h. der Anfertigung einer 
Klausurarbeit, für welche dem Kandidaten eine Zeit von 
vier Stunden eingeräumt wird. Das Thema wird durch das 
Los bestimmt und zwar aus Aufgaben, die den Gebieten der 
Anatomie, Physiologie, Pathologie, Chirurgie und der Geburts¬ 
hilfe entnommen sind. Die Aufgaben werden von den be¬ 
treffenden Fachvertretern gestellt, welche auch die Arbeit 
zu prüfen und zu begutachten haben. 

b) Der m ü n d 1 i c h e n Prüfung, in welcher der Kandidat während 
wenigstens je 20 Minuten in den Gebieten der Anatomie, 
Physiologie, Pathologie, Chirurgie, Pharmakologie, Tierzucht 
und Hygiene geprüft wird. 

§ 5. Die Prüfung wird vom Dekan geleitet. Als Examinatoren 
funktionieren die Fakultätsmitglieder. Der Prüfung in jedem ein- 



517 


zelnen Fache hat überdies mindestens ein weiterer Examinator 
beizuwohnen. 

Die Noten werden schriftlich erteilt und in ganzen Zahlen von 1 
bis 6 ausgedrückt, wobei 1 die geringste, 6 die beste Note darstellt. 

Bei Beurteilung des Prüfungsergebnisses zählt die Note der 
schriftlichen Arbeit doppelt. 

Erreicht die Durchschnittszensur nicht die Zahl 4,5, so ist das 
Resultat der Prüfung ungenügend. 

Eine Wiederholung derselben ist nur einmal zulässig, und zwar 
nicht vor Ablauf von sechs Monaten. 

§ 6. Die Erteilung der Doktorwürde erfolgt durch Mehrheits¬ 
beschluß der Fakultät (§ 3). 

Der Titel wird als „Doctor inedieinse veterinarise“ erteilt. Das 
Diplom wird im übrigen in deutscher Sprache abgefaßt; es trägt 
den Titel der Dissertation, sowie die Unterschrift des Rektors und 
des Dekans, ferner das Siegel der Hochschule und dasjenige der 
Fakultät. 

Zensuren werden auf dem Diplom nicht ausgesetzt; dagegen 
behält sich die Fakultät vor, besonders tüchtiger Leistungen, in der 
Dissertation oder bei der Prüfung im Diplome entsprechende Er¬ 
wähnung zu tun. 

§ 7. Die Dissertation darf erst nach Ablegung der mündlichen 
Prüfung publiziert werden. 

Die Korrekturbogen sind dem Referenten und das Titelblatt 
dem Dekan zur Einsicht und Unterschrift einzusenden. 

Die Arbeit soll auf dem Titelblatt den Namen des Referenten 
enthalten und darf erst mit der Signatur des Dekans endgültig 
gedruckt werden. 

Sie ist innerhalb Jahresfrist von der Prüfung an in 200 Pflicht¬ 
exemplaren an die Kanzlei der Universität zu adressieren, worauf 
erst die offizielle Publikation erfolgen kann und das Diplom dem 
Promovierten zugestellt wird. Der Titel darf vorher nicht geführt 
werden. 

§ 8. Denjenigen Kandidaten, welche die eidgenössische Staats¬ 
prüfung als Tierärzte bestanden haben, kann die mündliche Prüfung 
erlassen werden. 

Über die Erlassung derselben entscheidet die Fakultät auf 
Grundlage der bezüglichen Prüfungsausweisc. 

§ 9. Männern, welche sich um die Veterinärmedizin besondere 
und hervorragende Verdienste erworben haben, kann die Fakultät 
durch einstimmigen Beschluß die Doktorwürde „honoris causa“ 
erteilen. 

Der Staat übernimmt die Kosten der Ehrendiplome. 

§ 10. Die Fakultät kann einem von ihr Promovierten bei dem 
50jährigen Doktorjubiläum das Diploift erneuern. 

§ 11. Die Promotionsgebühren betragen Fr. 350, nämlich: 

a) Für die Prüfung der Dissertation Fr. 80, welchen Betrag der 
Bewerber mit den in § 1 angeführten Akten dem Dekan 
einzureichen hat. 

b) Für die mündliche Prüfung Fr. 270, welche der Examinand 
vor Beginn derselben dem Pedell der Universität zu ent¬ 
richten hat. 

Beim Ausfall der mündlichen Prüfung reduzieren sich die 
Gesamtgebühren auf Fr. 250, wovon wiederum Fr. 80 mit 
den Akten dem Dekan und Fr. 170 dem Universitätspedell 
zu übermitteln sind. 



518 


Der Betrag von Fr. 80 wird bei Abweisung der Dissertation 
nicht zurückerstattet. 

Findet nach erfolgter mündlicher Prüfung Abweisung statt, 
so wird die Hälfte der Gesamtgebühren (Fr. 175) zurück¬ 
vergütet. 

Für eine Wiederholung der mündlichen Prüfung ist eine 
Gebühr von Fr. 175 zu entrichten. 

§ 12. Diese Promotionsordnung tritt mit ihrer Genehmigung 
durch den Erziehungsrat in Kraft. Durch dieselbe wird die Pro¬ 
motionsordnung vom 30. Dezember 1901 aufgehoben. 

Übergangsbestimmung. 

§ 13. Promotionsbegehren nach der Promotionsordnung vom 
30. Dezember 1901 können noch Berücksichtigung finden, wenn die 
Akten im Sinne von § 1, exklusive lemma b, bis am 5. August 1910 
eingereicht sind. 

Zürich, den 29. Juni 1910. 

Namens des Erziehungsrates, 

Der Direktor des Erziehungswesens: 
H. Ernst. 

Der Sekretär: Dr. F. Z o 11 i n g e r. 


Personalien. 

Ernennungen: Dr. Edelmann, Obermedizinalrat, a. o. Pro¬ 
fessor an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden zum o. Honorar¬ 
professor. Dr. Probst Georg, Zuchtinspektor in Mühldorf als solcher 
nach Weiden, Riedel Max, Zuchtinspektorsassistent in Immenstadt 
zum stellv. Zuchtinspektor in Mühldorf, Dr. Scher in er Sigmund 
und Dr. Wald mann Otto zu Assistenten an der Tierärztlichen 
Hochschule in Hannover bezw. Berlin. — Buekl August, Unter¬ 
veterinär d. R. mit Wahrnehmung einer Veterinärstelle im 2. Feld- 
Art.-Regt. in Würzburg beauftragt. 

Niederlassung: Bergschicker Adolf aus Langen in 
Kirchardt (Baden). 

Approbationen: in München die Herren: Eichelsdörfer 
Hermann aus Bamberg, Fischer Max aus Haldenwang, Hofer 
Hermann ans Buehloe, Kleeberg Ernst aus Wurzen und Zi m mer- 
inann Rudolf aus Schweinersdorf. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern die Tierärzte: 
Grossenbaeher Hans in Burgdorf (Bern), IIaffinanns Heinrich 
in Kempen, Hieronymi Erich in Breslau und Sch neiderh ei nze 
Johann in Dresden: die Zürich die Tierärzte: Hartmann Ernst in 
Crimmitschau und Zahn Georg in Straßburg (Elsaß). 


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vom 1. August bis 15. Oktober gesucht. Wohnung, Frühstück und 
täglich 6— Mark. Fuhrwerk zur Verfügung. 

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silber-, Wismnthverbindnngen etc., ferner Tuberkulin 
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Leberkoller, Tetanns, Morbus 
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UniversiUttsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 












Münchener 



(IrlUier: WocMsckrifl für TierheilKnide uni Yiebzucbt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 2. August 1910. Nr. 31. 

Inhalt: Mitteilungen aus <1 er Praxis: R.Eisenbarth, Erding. 
Dr. öttle, Lindau: Desgl. Albrecht: Eine neue Klauenzange. 
— Referate: Schütt und Warringsholz: über die Temperatur 
rauschbrandkranker Rinder. Steinbrück: Desgleichen. Kunze: 
Bewertung der Temperatur bei der Milzbranddiagnose am leben¬ 
den Tier. Martens, Jöhnk, Zieger: Die Körpertemperatur bei 
Milzbrand. — Tierzucht und Tierhaltung: Bericht über 
den Stand der Pferdezucht in Bayern im Jahre 1909. Pferde¬ 
versicherungsverein für die Stadt München. Ankauf von Land¬ 
beschälern. — Verschiedenes: 50jähriges Jubiläum als Tier*e 
arzt. Den Manen Brüllers. Abgang studentischer Corps voh 
der Münchener Tierärztl. Hochschule. Die Tierärztliche Hoclj 1 ' 
schule in Stuttgart. — Bücherschau. — DruckfehlerbericH» 
tigung. — Personalien. \ 

Mitteilungen aus der Praxis. 

Von prakt. Tierarzt R. Eisenbarth, Erding. 

I. Behandlung von Stollbeule n. 

Anlehnend an die von Kollegen Eder- Ergoldsbach 
veröffentlichte Behandlungsweise von Stollbeulen (cf. Jahr¬ 
gang 1909, Nr. 13 dieser Wochenschrift) wandte ich bis¬ 
her dasselbe Verfahren in mehreren Fällen an: Nach voraus¬ 
gegangener Punktion injizierte ich 20 g Jodtinktur in die 
Bursa und gleich darauf wurde die ganze Stollbeule unter 
gleichzeitiger Applikation einer Scharfsalbe tüchtig durch¬ 
gewalkt. Ergab eine nach 6—8 Tagen vorgenommene Probe¬ 
punktion noch keinen eiterigen Inhalt, wiederholte ich die 
Injektion mit 20 g Tinct. Jodi und ließ nochmals mit Ungt. 
aer. nachreiben. Wenn es sich um rein seröse Bursitiden 
handelte, so konnte in allen diesen Fällen die Stollbeule 
mittelst dieser Art Behandlung zum vollständigen Schwinden 
gebracht werden, indem, wie auch E d e r angibt, die zu einer 
krümeligen Masse zerfallene Bursa unter Einwirkung der 
durch die Scharisalbe bedingten Hyperämie resorbiert wird. 



522 


In einigen anderen Fällen jedoch, in welchen es sich 
um keine rein serösen Bursitiden handelte, sondern bei wel¬ 
chen die Wand der Bursa eine ziemliche bindegewebige Ent¬ 
artung erfahren hatte, konnte mit dem erwähnten Verfahren 
keine gänzliche Beseitigung des Zustandes erzielt werden. 
Es erwies sich dann jedesmal die Spaltung als notwendig 
und die durch die vorausgegangene Injektion von Tinct. Jodi 
größtenteils nekrotisch zerfallene Bursa konnte dann leicht 
stumpf mit dem Finger entfernt werden. Die resultierende 
Wundfläche heilte durch Granulation. 

Eine über zweifaustgroße alte Stollbeule war durch 
letztere Art der Behandlung nach 5 Wochen dauernd be¬ 
seitigt. 


II. Verschluckter Fremdkörper. 

Am 27. Mai wurde ich zu einer im 8. Monate der Träch¬ 
tigkeit sich befindenden sehr wohlgenährten Kuh geholt mit 
der Anamnese, daß selbige an der rechten Brustseite einen 
großen „Binkel“ habe. Die vorgenommene Untersuchung 
ergab, daß unmittelbar hinter dem rechten Olekranon eine 
über faustgroße Geschwulst saß, die deutliche Fluktuation 
aufwies. Auf die sogleich vorgenommene Inzision hin ent¬ 
leerte sich eine größere Menge übelriechender Jauche. Nach 
Eingehen mit zwei Fingern in die Abszeßhöhle drängte sich 
mir ein spitzer Körper entgegen, der sich nach seiner Ent¬ 
fernung als ein ca. 12 cm langes Stück einer abgebrochenen 
Haarnadel entpuppte. Nach Aussage des Besitzers hat die 
Kuh seit mehr als 2 Monaten öfters gehustet; seit einigen 
Tagen habe er sie seltener husten hören. Nach Beseitigung 
des Fremdkörpers hörte der Husten gänzlich auf. 

Der spitze Körper hatte sich wohl längere Zeit zwischen 
Haube und Zwerchfell eingekeilt und dadurch Reizzustände 
geschaffen, die den Husten bedingten. Durch die Kontrak¬ 
tionen der Haube im Verein mit den exspiratorischen Be¬ 
wegungen des Diaphragmas wurde ihm dann ein Ausweg 
nach der rechten Seite des Thorax zu gebahnt. 


III. Ein Fall von schwerer Hämoglobinäm i e 
mit Ausgang in Genesung. 

Im November vorigen Jahres wurde ich zu einem Pferde 
((»jähriger Schiinmelwallach, Normänner) gerufen, da er an 
Kolik erkrankt sein soll. Das Tier soll angeblich im Stall 
sehr unruhig geworden sein und starken Schweißausbruch 
gezeigt haben. Hierauf wurde es im Hofe herumgeführt. 



523 


wobei sich jedoch sein Zustand rasch verschlechterte, es fing 
zu zittern und in der Nachhand zu schwanken an und wollte 
sich legen. Es konnte jedoch noch rechtzeitig in seinen Stand 
verbracht werden. Gleich darauf brach es zusammen und so 
liegend fand ich das Pferd bei meinem Eintreffen vor. Das 
sogleich vorgenommene Katheterisieren förderte eine grö¬ 
ßere Menge schmutzig-braunen blutigen Urins zu Tage. Un¬ 
erwarteter Weise glückte es dem Pferde nach mehreren ver¬ 
geblichen Versuchen, sich nochmals zu erheben. Das Tier 
konnte sogar noch in einen größeren Laufstand verbracht 
werden, woselbst es sich, unterstützt von mehreren Per¬ 
sonen, noch so lange auf den Beinen zu erhalten vermochte, 
bis es in eine aus großen Säcken improvisierte Hängematte 
verbracht war. Ein ausgiebiger Aderlaß, Verabreichung von 
Natr. bicarbonic. (200—300 g) und reichlich Zuckerwasser 
vervollständigten die Therapie für diesen Tag. Als ich am 
andern Morgen nach meinem Patienten sah, lag das Tier 
in der Streu, alle vier Füße von sich streckend. Uber Nacht 
war die Hängematte gerissen und alle Versuche, das Pferd 
wieder in die Höhe zu bringen, waren gescheitert. 

Der nachtsüber entleerte und aufgefangene Harn zeigte 
nahezu tintenschwarze Färbung. Die Pulsfrequenz war ge¬ 
steigert: 68 Schläge pro Minute; der Puls selbst hart und 
schnellend. Diese angeführten Erscheinungen, sowie die 
ausgeprägte Paralyse ließen baldigen Exitus letalis erwarten. 
Zu meinem nicht geringen Erstaunen erhielt ich jedoch im 
Laufe des Nachmittags die Mitteilung, daß das Pferd sich 
erhoben habe, seit 2 Stunden stehe und Heu fresse. Durch 
die nunmehr eingeleitete ausschließlich diätetische Behand¬ 
lung war das Pferd nach 14 Tagen wieder soweit hergestellt, 
daß es zu Dienstleistungen herangezogen werden konnte. 

Dieser Fall möge illustrieren, daß selbst in ganz 
schweren Fällen von Hämoglobinämie sehr rasch restitutio 
ad integrum eintreten kann. 


IV. Versuche mit P 1 a s m a s e. 

Angeregt durch die in verschiedenen Nummern der 
„Berl. Tierärztl. Woehenschr.“ publizierten günstigen Er¬ 
folge mit Plasmase wandte auch ich diesem Mittel mein 
Augenmerk zu und habe mit demselben bereits Versuche 
angestellt. Soweit dieselben abgeschlossen sind, lieferten 
sämtliche die nachfolgend aufgeführten günstigen Resultate. 

Plasmase, im wesentlichen ein arsen - eiweißhaltiges 
Plastikum, wird zwecks schnellerer und gesteigerter Wir¬ 
kung subkutan appliziert. Über die genauere Zusammen- 



524 


Setzung Und Art der Wirkung dieses Mittels ist Ausführ¬ 
licheres in einigen Nummern der „Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“ enthalten (cf. Nr. 27, 1909, und Nrn. 9 u. 14, 1910). 
Die Anwendung des Mittels geschieht hauptsächlich bei 
Tieren, welche im Ernährungszustände herabgekommen sind 
und eignet sich so besonders auch für solche Tiere, die 
sich nach Überstehen einer schweren Krankheit (wie Druse 
u. a.) im Rekonvaleszenzstadium befinden. Das Mittel wird 
von der Plasmase-Gesellschaft in Halle a. d. Saale herge¬ 
stellt und in Verkehr gebracht. Für Bayern ist Herr Kol¬ 
lege Huß in Nandlstadt Vertreter dieses Präparats. 

1. V ersuch: Zwei schwere Arbeitspferde des gleichen 
Stalles (5jähriger dunkelbrauner Wallach, Pinzgauer, und 
7jähriger Schimmel-Wallach, Normänner). Beide in ganz 
gleichem Futter stehende Pferde waren seit über einem 
halben Jahre in ihrem Nährzustande erheblich zurückge¬ 
gangen, obwohl sie immer ziemlich gut gefressen hatten. 
Bei meiner ersten Untersuchung anfangs April war kein 
direktes Krankheitssymptom an den Tieren zu erkennen; 
außer dem wenig guten Ernährungszustände war nur eine 
schwache Gelbfärbung der Konjunktivalschleimhaut zu be¬ 
obachten. Beide Tiere erhielten 15 g Plasmase injiziert, acht 
Tage darauf die gleiche Dosis. Schon 14 Tage nach der 
zweiten Injektion berichtete mir der Eigentümer, daß bei 
beiden Tieren eine Besserung des Nährzustandes deutlich 
zu erkennen sei. Vor einigen Tagen nun, weitere 3 Wochen 
später, bekam ich wieder Nachricht, daß sich die zwei Pferde 
„großartig machen“, wovon ich mich selbst nochmals über¬ 
zeugen konnte: Der Nährzustand der beiden Pferde ist voll¬ 
kommen befriedigend; sie zeigen sich auch frischer und 
munterer als vordem; der Schimmel hat besonders gut am 
Leib zugenommen. Die Gelbfärbung der Lidbindehäute ist 
gänzlich verschwunden. 

2. Versuch: In einem größeren Pferdebestande (meist 
1-, 2- und 3jährige Tiere) waren seit Herbst vorigen Jahres 
drei Pferde umgestanden. Als ich Ende März dieses Jahres 
konsultiert wurde, ergab sich bei der ersten Untersuchung 
der Pferde dieses Stalles nachfolgender Befund: Sämtliche 
Pferde machten einen etwas müden Eindruck und besonders 
drei Tiere (ein 2jähriges und zwei Jährlinge) zeigten ein 
schlechtes Aussehen und nach Angabe des Besitzers ähnliche 
Krankheitssymptome wie die bereits Verendeten: struppiges, 
glanzloses Haar, große Mattigkeit und Hinfälligkeit, stark 
auf geschürzten Hinterleib. Die sichtbaren Schleimhäute 
wiesen bei sämtlichen Tieren eine ziemliche Blaßfärbung 




525 


auf. Bei den drei erwähnten schwerer erkrankten Tieren 
waren sie in hohem Maße anämisch. Auffallenderweise war 
jedoch bei sämtlichen Tieren die Futter auf nähme nicht be¬ 
sonders gestört. Eine an Ort und Stelle vorgenommene 
mikroskopische Blutuntersuchung von verschiedenen Pfer¬ 
den zeitigte den Verdacht auf perniziöse Anämie (Befund der 
Poikilozytose). Die drei erwähnten Pferde, deren Ernäh¬ 
rungszustand am meisten zu wünschen übrig ließ, erhielten 
nun in 8 tägigem Zwischenraum eine zweimalige Plasmase- 
Injektion. Bereits 3 Wochen nach der zweiten Einspritzung 
bekam ich vom Besitzer die Botschaft, daß sich seine sämt¬ 
lichen Pferde erholten und selbst die drei, welche schlechter 
daran waren, bekämen ein besseres Aussehen. Bei einer 
persönlichen Inaugenscheinnahme nach weiteren 14 Tagen 
war ich über den Erfolg der Behandlung (Eisen-Therapie 
inklusive Plasmase) äußerst befriedigt: Das anämische Aus¬ 
sehen der sichtbaren Schleimhäute war bei allen Tieren ge¬ 
schwunden und hatte selbst hei den schlechtesten bereits 
einer Rotfärbung Platz gemacht. Die Mattigkeit war ge¬ 
wichen und dieTiere scherzten und sprangen lustig im Freien 
herum. 

3. Versuch: Bei zwei Pferden, die im Anschluß an 
schwere Druse erhebliche Einbuße ihres Nährzustandes er¬ 
litten hatten, wandte ich ebenfalls eine zweimalige Plasmase- 
Injektion an und war auch hier der Erfolg ein überraschen¬ 
der, insoferne als beide Tiere bereits 2—3 Wochen nach der 
zweiten Injektion ein wesentlich gebessertes Aussehen be¬ 
kamen. — 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt ö 111 e, Lindau. 

Ausgebreitetes Ekzem bei einer Kuh. 

Eine Kuh litt an einem über den ganzen Körper 
verbreiteten Hautausschlag, der zu handgroßen, dicken, 
schildpattähnlichen harten Auflagerungen auf der Haut 
führte. Die Ohrmuscheln waren in die Erkrankung mit- 
einbezogen und erschienen als derbe, harte, lederartige 
Gebilde, die beim Beklopfen einen Klang gaben, als wenn 
sie von Holz wären. Der Schweif war bis zu 10 cm unter¬ 
halb des Schwanzansatzes abgestorben und hing als gerin¬ 
gelter, mummifizierter Körper an der Schwanzwurzel. Das 
Tier verbreitete einen penetranten Geruch. Jeglicher Juck¬ 
reiz fehlte, die nebenstehenden Kühe blieben trotz wochen¬ 
langer Berührung mit der erkrankten gesund. Die Schlach- 



526 


tung ergab mit Ausnahme von Anämie und hydropischer 
Blutbeschaffenheit vollkommen normale Verhältnisse. Die 
beschriebene Erkrankung dürfte vielleicht dadurch ent¬ 
standen sein, daß der Schwanz infolge einer mechanischen 
Einwirkung nekrotisierte und die hiebei entstehenden Fäulnis¬ 
produkte langsam aber ständig resorbiert wurden. Sie ver¬ 
ursachten möglicherweise den Hautausschlag dadurch, daß 
der Körper die Giftstoffe wieder auszuscheiden versuchte. 

Innere Verblutung infolge eines Fremd¬ 
körpers. 

Eine Kuh erkrankte unter den Erscheinungen einer 
Indigestion; die Exploration förderte schwarzgefärbten, teer- 
artigen Kot zu Tage. Wenige Stunden nach dem Auftreten 
der ersten Krankheitsanzeichen mußte das Tier not¬ 
geschlachtet werden. Hiebei fand sich die Haube fast voll¬ 
ständig mit Blutgerinnseln, und der Darm mit schwarz 
verfärbtem ungeronnenem Blute angefüllt. Ein großer Nagel 
hatte ein Gefäß in der Haube angestochen und dadurch die 
Verblutung herbeigeführt. 

Scheiden Vorfall ante partum beiein er Kuh. 

Bei einer Kuh, die in 14 Tagen kalben sollte, trat 
plötzlich ein sehr starker Scheidenvorfall fast von der Größe 
eines Melkeimers auf. Trotz Aufziehens des Tieres an 
den Hinterbeinen mißlang jeder Repositionsversuch. Bei 
nochmaliger Untersuchung ergab sich, daß die Harnröhre 
in den Vorfall einmündete. Es wurde nun in dieselbe 
ein gewöhnlicher dünner Gummischlauch eingeführt, worauf 
einige große Schüsseln voll Harn abfloßen, der Vorfall sieb 
verkleinerte! und nun mit Leichtigkeit zurückzubringen war. 
Das Tier genas und kalbte nach ca. 14 Tagen normal ab. 

Einige Zeit nach der Geburt erkrankte die Kuh wieder 
und wurde geschlachtet. Hiebei zeigte sich eine eitrige 
Nieren-und Nierenbeckenentzündung. (Jahresbericht bayer. 
Tierärzte). 

Eine nene Klauenzange. 

Die Notwendigkeit einer sachgemäßen Klauenpflege 
beim Rinde wird allgemein anerkannt und in tierärztlichen, 
sowie landwirtschaftlichen Fachschriften betont. Die prak¬ 
tische Betätigung der Klauenpflege findet erfreulicherweise 
besonders innerhalb der Genossenschaften seitens deren 
Mitgliedern fortlaufend mehr und mehr Beachtung. Die 
Miesbaeher Genossenschaft hat einen eigenen fahrbaren 



527 


sehr zweckmäßigen Notstand als Behelf zur Ausführung der 
Beschneidung und Zurichtung der Klauen hergestellt. Der¬ 
selbe kann leicht von Ort zu Ort transportiert werden. 

Sehr beachtenswert wäre dio Anregung des Vor¬ 
standes der Hufbeschlagschule Regensburg, des Herrn Stabs¬ 
veterinärs Föh ring er 1 ), die zur Zucht bestimmten Kälber 
alsbald so, wie die Fohlen, an das Aufhalten der Beine zu 
gewöhnen, ebenso die weitere Anregung des Genannten bei 
Prämierungen Viehbesitzern, deren Tiere sich die Füße 
freiwillig aufheben lassen, Prämien zu verleihen. 

In neuerer Zeit wurden bekanntlich mehrere zweck¬ 
mäßige Instrumente speziell zum Verkürzen der Klauen 
in den Verkehr gebracht, während dies vor Jahren in 
primitiver Weise so zur Ausführung kam, daß man die be¬ 
treffenden Tiere auf eine hölzerne Unterlage (Brett usw.) 
stellte, den Vorderfuß der Seite, an welcher die Klauen des 
Hinterfußes korrigiert werden sollten, aufhob, spannte und 
hierauf die Klauen mittelst eines Stemmeisens mit ovaler 
Schneide (Baieisen) von oben an der Spitze und seitlich 
verkürzte. 

Jetzt bedient man sich einer sehr zweckmäßigen 
Klauenschere (siehe Hauptner Katalog Nr. 4264 S. 128) und 
zur Beschneidung respektive zur Verkürzung des Tragrandes 
der auf der gleichen Seito des Hauptnerschen Kataloges 
unter Nr. 4270 mit 4272 angegebenen Instrumente. 

Vor Kurzem ist nun eine Klauenzango aufgetaucht, 
die mir zum Verkürzen der Klauen äußerst brauchbar zu 
sein scheint. Zweck dieser Zeilen ist hauptsächlich auf 
dieses Instrument aufmerksam zu machen. Die Zange wird 
von dem Schmiedmeister Schütz in Straubing hergestellt. 



Die beiden Backen sind wie diejenigen einer Bei߬ 
zange mit scharfer Schneide beschaffen und durch ein 
Charniergelenk mit einander verbunden; die beiden langen 
Hebelarme bestehen aus jo zwei Teilen, einem vorderen 
kürzeren und hinteren längeren, welche stumpfwinklig durch 
ein Charniergelenk mit einander verbunden sind (stumpf- 

l ) Münchener Tierärztliche Wochenschrift Nr. 23, 1910. 








528 


winklige Übersetzung) und hinter diesen beiden Gelenken 
vereinigt wieder ein viertes Charniergelenk die beiden 
längeren Teile der beiden Hebelarme mit einander. 

Diese Einrichtung erlaubt, die Abtrennung von Horn¬ 
teilen mit nur ganz geringem Kraftaufwande auszuführen. 

Bei Versuchen mit der Zange konnte konstatiert 
werden, daß die Durchschneidung des Klauenhorns so¬ 
wohl der Quere nach als auch in der Richtung der Hom- 
fasern sehr leicht ausgeführt werden kann. Zu wünschen 
wäre allenfalls noch, daß die Hebelarme um 20—30 cm länger 
hergestellt werden würden, damit wäre die Bearbeitung 
der Klauen insoferne bequemer gemacht, als man sich bei 
derselben weniger zu bücken hätte; endlich dürfte sich, 
ebenfalls zu einer bequemeren Führung der Zange, die An¬ 
bringung von Handhaben am Ende der Hebelarme so, wie 
an oben erwähnter Hauptnerschen Klauenschere empfehlen, 
natürlich vorausgesetzt, daß damit der Preis der Zange 
nicht sehr bedeutend erhöht würde. 

Soweit meine wenigen Versuche ein Urteil über die 
Zange gestatten, darf ich sie als sehr zweckmäßiges Instru¬ 
ment zur Klauenpflege beim Rinde bezeichnen und möchte 
ich zu weiterer Prüfung derselben anregen. A. 


Referate. 

Schütt und Warringsholz: Über die Temperatur 
rauschbrandkranker Rinder. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 
1909, Nr. 45.) 

Bei insgesamt 12 Lebenduntersuchungen rauschbrand¬ 
kranker Rinder wurde jedesmal eine Temperatur von 
38—39,5° festgesetzt. Die Temperaturabnahme erfolgte zu 
den verschiedensten Zeiten sowohl im Anfangs- wie im 
Endstadium der Krankheit. 

Das Fehlen des erwarteten Fiebers hat sicher schon 
oft zu Fehldiagnosen geführt. Da die Angaben über hoch- 
fieberhafte Temperaturen bei Rauschbrand auch in die 
Lehrbücher über Fleischbeschau und in die „gemeinfaßliche 
Belehrung für Fleischbeschauer“ übergegangen sind, so 
wurde auch schon oft die Erlaubnis zum Schlachten rausch- 
brandkranker Tiere anstandslos erteilt. Den Verfassern sind 
allein 3 derartige Fälle bekannt. 


Steinbrück: Desgleichen. (B. T. W., 1909, Nr. 52.) 
Verfasser hat 10 rauschbrandkranke Rinder in ver¬ 
schiedenen Stadien der Krankheit untersucht; immer 



529 


schwankte die Temperatur zwischen 37,8° und 39,3°. Bei 
einem Kalb hatte die Krankheit die ungewöhnlich lange 
Dauer von 5 Tagen; die Temperatur betrug am 2. Tag 
38,2°, 9 Stunden vor dem Tode 38,0°. 


Kunze: Bewertung der Temperatur bei der MHz- 
branddiagnose am lebenden Tier. (B.T. W., 1909, Nr. 41.) 

In allen Lehrbüchern wird behauptet, daß bei Milzbrand 
ein hohes Infektionsfieber bestehe. Verfasser hat nun Gelegen¬ 
heit gehabt, in mehreren Fällen von Milzbrand beim Rind 
das völlige Fehlen jedweder Temperaturerhöhung mit Hilfe 
sogar mehrerer Thermometer einwandfrei festzustellen und 
zwar ohne daß es sich um sogenannte Collapstemperaturen 
gehandelt hätte. 

Ferner fand ein Fleischbeschauer bei einem Schwein 
normale Temperatur; nach der Schlachtung stellte sich eine 
Vergrößerung und Erweichung der Milz und das Vorliegen 
von Milzbrand heraus. 14 Tage später erkrankte der beim 
Schlachten des Schweins mittätig gewesene Gutsvogt. Da 
er vollkommen fieberfrei war, wollten die Ärzte zunächst 
nicht an Milzbrand glauben, bis die Sektion hieran keinen 
Zweifel mehr ließ. 


Martens, Jöhnk, Zieger: Die Körpertemperatur 
bei Milzbrand. (Berlin. Tierärztl. Wochenschr., 1909, Nr. 51.) 

Alle drei Autoren führen im Hinblick auf den Artikel 
Kunzes eine Anzahl von Fällen an, die unter hohem Fieber 
verliefen. Nach den beiden ersten fehlt das hohe Initialfieber 
in keinem Falle; gerade die hohe Mastdarmtemperatur, die in 
keinem Verhältnis zu den sonstigen Erscheinungen steht, ist 
das hervorragendste Symptom des Anthrax. Allerdings kann 
infolge von Blutungen in den Darmkanal etc., sonne bei 
Kollaps oft stundenlang vor dem letalen Ausgang ein 
Sinken der Temperatur eintreten. Bei bereits gesunkener 
Temperatur werden dann der schlechte Puls und andere 
bedenkliche Symptome zur richtigen Diagnose führen. 
Zieger beobachtete eine Milzbrandendemie in einem 
16 Stück starken Rinderbestand. Alle erkrankten Tiere 
hatten Infektionsfieber von 40°—42°, das allerdings nur 
kurze Zeit, 5—14 Stunden, zugegen war; der Rückgang 
der Temperatur war jedoch zum Teil wohl eine Folge der 
inzwischen vorgenommenen Impfung. L i n d n e r. 



530 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Bericht über den Stand der Pferdezucht in Bayern im 
Jahre 1909. (Aus dem Bericht der Landgestütsverwaltung.) 
I. Ergebnis der Stutenbedeckung im Jahre 1908. 
Im Jahre 1908 haben gedeckt 

a) 479 Landgestütshengste ... 23 169 Stuten 

b) 314 angekörte Privatbeschäler 17 826 ,, 

= 793 Hengste. 40995 Stuten 

Von den 23169 durch Landgestütshengste gedeckten 
Stuten sind 11623 galt geblieben, 11476 wurden trächtig und 
bei 70 Stuten konnte das Deckergebnis nicht ermittelt werden. 

Von den 17826 durch die angekörten Privatbeschäler 
gedeckten Stuten sind 10662 trächtig geworden, 5948 gält 
geblieben und bei 1218 Stuten sind die bezüglichen Nach¬ 
forschungen erfolglos geblieben. 

Die im Jahre 1908 gedeckten Stuten brachten 
von Landgestütehengsten . 5447 j 101 ^ Hengstfohlen 

von Landgestütshengsten . 6076 t 107g8 stutfohlen 

„ angekorten Pnvatbeschalern 4712 J 

Von den in der sogenannten II. Sprungserie — Ziff. 1 
Abs. 9 und 10 der K. Verordnung vom 7. November 1898 — 
im Jahre 1908 gedeckten Stuten wurden 34 trächtig. 

II. Deckgeschäft im Jahre 1909. 

A. Mit Landgestütshengsten. 

Im Jahre 1909 standen auf 128 Deckstationen 490 
Landgestütshengste, darunter 4 vom K. Stammgestüte 
Achselschwang zur Bedeckung fremder Stuten zur Verfügung 
gestellte Hengste in Verwendung, d. s. 11 Stück mehr als 
im Vorjahre. Diese Hengste haben 24604 (= ä Hengst 50, 2 ) 
Stuten gedeckt d. i. gegen das Vorjahr (23 169 Stuten) eine 
Zunahme von 1436 Stuten. 

78 Hengste des Schlages I und II deckten 2898 Stuten 
412 „ „ „ III „ IV „ 21707 „ 

Durchschnittlich berechnen sich auf 1 Landgestüts¬ 
hengst des Schlages I =- 32,6 

II = 39,2 

III = 51,2 

IV = 53,6 

An der Mehrung der Frequenz der Beschälstationen 
haben alle Landgestütsbezirke mit Ausnahme von Landshut 
Anteil. Dieselbe betrug im Landgestütsbezirk Erding mit 
Achselsehwang 636, Augsburg 536, Ansbach 363 und Zwei- 
brücken 93 Stuten. Der Rückgang der Stutenbedeckung 


Stuten 




531 


in Niederbayern (um 191 Stück) ist auf die infolge Aus¬ 
bruchs der Brustseuche unter den Gestütshengsten längere 
Zeit andauernde Sperrung einzelner Beschälstationen zu- 
zückzuführen. 

B. Mit Privathengsten. 

Im Jahre 1909 wurden 306 Privathengste angekört. 
Von diesen kamen zum Deckgeschäfte 300 zur Verwendung. 
Dieselben deckten 17 546 Stuten und zwar: 


1 . 

8 Hengste des Schlages 

I 

140] 


2. 

3. 

4 ,, ,, ,» 

17 

II 

III 

113 

1064 

" Stuten 

4. 

271 

IV 

16229 



= 300 Hengste der Schläge I m. IV —17546 Stuten 

Gegen das Vorjahr wurden von den Privatbeschälern 
im Berichtsjahre 280 Stuten weniger gedeckt. Verwendet 
wurden im Jahre 1908 14 Hengste mehr als im Jahre 1909 
(314: 300). 

Das Deckgeschäft vollzog sich größtenteils auf festen 
Platten, nur im Kreise Schwaben besteht noch der Gau¬ 
ritt, der für einzelne Hengste in Rücksicht auf die örtlichen 
Verhältnisse gestattet wird. 

Die Förderung des Privatbeschälwesens wurde im 
Jahre 1909 durch billige Abgabe von 7 Hengsten der 
Schläge III und IV, ferner durch Zuwendung zum Unter¬ 
halte von Privatbeschälern betätigt. 

_ W * # 

Pferdeversicherungsverein für die Stadt München. 

Der an die staatlich geleitete Landes-Pferdeversicher- V 
ungsanstalt angeschlossene Verein hat am 10. d. Mts. seine 
9. Generalversammlung abgehalten. Der Verein zählt 
zurzeit 235Mitglieder mit 759 Pferden und einerVersicherungs- 
summe von 628000 Mk., und ist hiernach der zweitgrößte 
Verein in Bayern. Die Versicherungssumme ist gegenüber 
dem Vorjahre um über 50000 Mk. gestiegen. Entschädigt 
wurden im Geschäftsjahre 1908/09 63 Pferde mit 23849 Mk., 
seit Bestehen des Vereins im Jahre 1900 zusammen 420 Pferde 
mit 152474 Mk. Der Beitrag zur Deckung der Ent¬ 
schädigungen, der tierärztlichen und sonstigen Kosten des 
Vereins betrug wie im Vorjahre 2,80 Prozent der Ver¬ 
sicherungssumme. Für Pferde, die in Bierbrauereien, zur 
Spedition, im Lohnkutschergewerbe, zu Holz- und »Steinfuhren 
verwendet werden, erhöht sich der Beitrag um 2 bis 8 Zehntel. 

Die Landes-Pferdeversicberungsanstalt erhält aus Staats¬ 
mitteln zurzeit Zuschüsse im Betrage von 100000 Mk. Im 



532 


Aufträge der Kgl. Versicherungskammer nahm Regierungs- 
assessor Schmitt an der Versammlung teil. Dem Verein 
können alle Pferdebesitzer der Stadt München beitreten. 
Statuten und Anmeldeformulare hält die Geschäftsstelle des 
Vereins, Prielmayerstraße 14/0 R., bereit. 

Ankauf von Landbeschälern. 

Im Aufträge der Kgl. bayerischen Landgestüts verwaltung 
kaufte jüngst der Landstallmeister Freiherr von Aufseß 
in Oldenburg 15 Hengste an, welche als bayerische Land¬ 
beschäler in Verwendung kommen. A. 


Verschiedenes. 

50 jähriges Jubiläum als Tierarzt. 

Am 1. August feierte der Kgl. Kreistierarzt a. D. 
Georg Zippelius in Würzburg das 50jährige Jubiläum 
als Tierarzt. 

Der Jubilar wurde geboren am 13. April 1839. Ln 
Jahre 1860 kam er als Studierender an die damalige Zen¬ 
traltierarzneischule München, welche er anfangs August 
des Jahres 1860, gleichzeitig mit den längst verstorbenen 
Professoren Feser und Friedberger absolvierte. Er er¬ 
hielt hiebei die erste Note. Nachdem Zippelius einige Zeit 
an der Zentraltierarzneischule als Assistent tätig gewesen, 
wurde ihm die Bezirkstierarztensstelle in Obernburg (Unter¬ 
franken) übertragen. Von da kam er als Kreistierarzt an 
die Kgl. Kreisregierung, Kammer des Innern nach Würzburg. 
Auch wurde ihm die Vorstandschaft der Huf beschlagschule 
Würzburg im Nebenamte übertragen. 

In all diesen Stellungen entfaltete der Jubilar eine um¬ 
fassende, erfolgreiche Tätigkeit. Im Speziellen erwarb er 
sich große Verdienste um die Hebung der Tierzucht im 
Kreise Unterfranken. Seine vorzügliche Wirksamkeit als 
Vorstand der Hufbeschlagschule Würzburg ist allseits be¬ 
kannt. Die Schaffung der vortrefflichen Lehrmittelsammlung 
an der Würzburger Hufbeschlagschule ist sein Werk. Was 
der verstorbene Professor Gutenäcker für die Ausgestal¬ 
tung der Lehrmittelsammlung an der größeren Münchener 
Hufbeschlagschule war, war Zippelius für die kleinere Würz¬ 
burger Ilufbcschlaglehranstalt. Für seine Verdienste als 
Vorstand der Hufbeschlagschule Würzburg wurde ihm bei 
Niederlegung dieser Stelle im Vorjahre die Anerkennung 
beider Staatsministerien des Innern zuteil. Besondere Er¬ 
wähnung verdient auch seine literarische Tätigkeit. Es liegen 



533 


von ihm mehrere Schriften, sowie eine Anzahl Fachartikel auf 
dem Gebiete der Landwirtschaft und des Hufbeschlages vor. 
Die Letzteren anbelangend seien betont seine auf Quellen¬ 
studien beruhenden historischen Arbeiten über die Ent¬ 
wicklung des Hufbeschlages. 

Wir gratulieren dem Jubilar zu seinem 50jährigen 
Berufsjubiläum herzlichst; möge ihm das Bewußtsein treuer 
Pflichterfüllung, die allgemeine Anerkennung, welche ihm 
von Tierärzten und Landwirten für seine erfolgreiche Berufs¬ 
tätigkeit entgegengebracht wird, Belohnung sein für sein 
vieljähriges gemeinnütziges Schaffen und möge er sich der 
allseitigen Würdigung seiner Verdienste noch recht lange 
in Gesundheit und Wohlergehen erfreuen! D. R. 

Den Manen Brüllers. 

Die Tierärzte Bayerns, ja Deutschlands betrauern in 
Max Brüller einen Mann, der es in den langen Jahren 
seiner tierärztlichen Tätigkeit, wie selten einer, verstanden 
hat, die höchste Achtung aller Kreise zu erringen. 

Geboren zu Freising am 27. November 1838 als Sohn 
einer sehr kinderreichen Familie war er von Anfang an 
nicht auf Rosen gebettet, des Lebens Annehmlichkeiten 
waren ihm, wie so manchen von uns, lange Zeit nur „vom 
Hörensagen“ bekannt. Nachdem er sich die früher erforder¬ 
liche Vorbildung zum Studium der Tierheilkunde erworben 
hatte, bezog er die Münchener „Centraltierarzneischule“ 
und erlangte dortselbst im Jahre 1858 die Approbation 
als Tierarzt. Nach einem praktischen Jahre wandte er 
sich der militärischen Laufbahn zu, in der er als Veterinär 
acht Jahre in Dillingen und zwei Jahre in Würzburg 
tätig war, wo er seine dienstfreie Zeit durch den Besuch 
von Vorlesungen an der Universität über Pathologie, patho¬ 
logische Anatomie, Mikroskopie und verwandte Fächer 
ausnützte. Das Jahr 1866 sah ihn als Militärveterinär im 
Felde. 1869 trat er in den bayerischen Zivildienst über, 
als Bezirkstierarzt in Lindau, wo er dann ununterbrochen 
bis 1907 aktiv wirkte. Wegen körperlichen Leidens, das 
ihm in den letzten Jahren seiner amtlichen Tätigkeit schon 
die Bürde des Amtes hatte doppelt schwer fühlen lassen, 
suchte er Ende dieses Jahres um Versetzung in den Ruhe¬ 
stand nach, der ihm unter allergnädigster Verleihung des 
Verdienstkreuzes des Ordens vom heiligen Michael huldvollst 
gewährt wurde, welcher ihm aber die ersehnte körperliche Er¬ 
holung nicht mehr in gehoffterWeise bringen sollte. Am 13. 
d. M. erfolgte Erlösung von seinem Leiden. Seinem Wunsche 



534 


gemäß wurde seine Leiche in der nahen Schweiz, im 
Krematorium zu St. Gallen, eingeäschert. 

Es hieße, allgemein Bekanntes nur wiederholen, wollte 
das sehr ersprießliche Wirken unseres Brüller genau be¬ 
schrieben werden. Der ruhige, zielbewußte, ernste Mann 
imponierte jedem, der mit ihm zusammentraf. Ohne jeg¬ 
lichen Stolz auf eigenes Wissen und Können gab er seine 
Erfahrungen jungen Kollegen zum Frommen der Allgemein¬ 
heit kund und freute sich über Erfolge der Jungen ebenso 
herzlich, wie über seine eigenen; mit einem Worte mag 
alles gesagt sein: Brüller war ein nobler CharakterI 

Im höchsten Grade eigen war B. das Streben sich fortzu¬ 
bilden. Er trieb mit Vorliebe naturwissenschaftliche Studien, 
als deren Grundlage er sich insonderheit die Darwinschen 
Lehren zu eigen machte; er war ein vorzüglicher Kenner von 
Fauna, Flora und der geologischen Beschaffenheit der Lin- 
dauer Gegend, wie des Bodenseebeckens und dessen ganzer 
Umgebung. 

Daß ein solcher Mann auch schöngeistigen Studien 
nicht abhold sein konnte, ist wohl klar. Seine wenigen 
Musestunden füllte er durch Eindringen in die Schriften 
Schopenhauers, Spinozas, Kants usw. aus; sein ganzes Herz 
aber gehörte dem größten aller Geister, seinem Goethe, in 
dem er den Inbegriff höchsten Menschentums verehrte und 
der ihm ein Ratgeber und Tröster in allen Lebenslagen bis 
an sein Ende war; was von Goethe und über Goethe ge¬ 
schrieben ward, suchte er mit einem wahren geistigen 
Heißhunger sich zu eigen zu machen. 

Wie fast jeder Gemütsmensch, so liebte auch Brüller 
edle Musik, pflegte sie selbst eifrig und verschönte sich und 
anderen, insonderheit den lieben Seinen, mit ihr und durch 
sie so manche Stunde. 

Für seinen Bildungstrieb und seine Bildungsfähigkeit 
dürfte die Tatsache sprechen, daß er sich im reifen Alter 
noch die englische Sprache aneignete, um die führenden 
Geister des Inselvolkes in ihrer eigenen Sprache verstehen 
zu lernen. 

Fs kann uns nicht wundern, daß der allseitig tätige, 
für alles Gute und Schöne empfängliche Mann auch Sinn 
für das öffentliche Leben, für Wohl und Wehe seiner Mit¬ 
menschen hatte und deshalb von seinen Mitbürgern gewählt 
über 10 Jahre lang dem Kollegium der Gemein debevoll- 
mächtigten Lindaus zur Zierde gereichte. 

Nach den: Gesagten ist es selbstverständlich, daß 
Brüller ein herzensguter Familienvater war, und daß sein 



535 


Verlust für die Seinigen ein äußerst herber und schmerz¬ 
licher sein mußte. Mögen sie einigen Trost darin finden, 
daß Brüllers in jeder Richtung so ersprießliches Wirken 
weit über den Kreis, in welchem sich seine Tätigkeit ab- 
wickelte, die größte Anerkennung fand und jedem Kollegen 
ein leuchtendes Beispiel sein wird. 

So ist nun mit Max Brüller ein durch und durch 
charaktervoller Kollege dahingegangen, dessen wir Tierärzte 
mit Stolz, aber auch innigen Dankes voll gedenken werden 
immerdar. 

Kempten im Juli 1910 

E. Junginger 

Bezirkstierarzt. 


Abgang studentischer Corps von der Münchener Tierärztl. 

Hochschule. 

Die beiden Corps Normannia und Vandalia der 
Tierärztlichen Hochschule München, welche bisher den S. C. 
dieser Hochschule bildeten, haben aufgehört Corps der 
Tierärztlichen Hochschule zu sein. Das Corps Normannia 
ist in den Weinheimer S. C. und das Corps Vandalia in 
den S. C. der technischen Hochschule übergetreten. Es 
sind diese Vorkommnisse gerade jetzt, wo die Tierärztliche 
Hochschule im Aufblühen begriffen ist, bedauerlich. Den 
8. C. der Tierärztlichen Hochschule bilden nunmehr die 
beiden Corps Salingia und Saxo-Thuringia. 


Die Tierärztliche Hochschule in Stuttgart. 

Wie in dieser Wochenschrift berichtet wurde, stellte der 
Präsident der ersten württeinbergischen Kammer von Sand berge r 
in der Sitzung dieser Kammer am 15. Juli den Antrag, die Beschlu߬ 
fassung über die Forderung des Finanzausschusses, die Aufhebung 
der Hochschule zu votieren, so lange aufzuschieben, bis eine Ver¬ 
besserung der Finanzlage eingetreten sei. Die Annahme dieses 
Antrages, welche bedauerlicher Weise nicht erfolgte, hätte zu einer 
nochmaligen reiflichen Überlegung des „Für und Wider“ der Auf¬ 
lassung der Hochschule seitens der maßgebenden Faktoren geführt 
und man muß fast annehmen, daß in dieser Zwischenzeit der Fehler, 
die Hochschule aufzulösen, erkannt worden wäre, übrigens kann 
diese Einsicht doch noch Platz greifen. Die Hochschule besteht 
vorläufig noch fort. Nach einem Erlasse des württeinbergischen 
.Staatsministeriums des Kirchen- und Schulwesens an den Ausschuß 
der Studensenschaft, welchen ich nachstehend wörtlich folgen lasse, 
wird die Stuttgarter tierärztliche Hochschule allenfalls bis zur Etats¬ 
periode 1913/15 fortbestehen. Im Laufe dieser Zeit können noch 
recht wohl Verhältnisse eintreten, welche die württeinbergischen 
Abgeordneten veranlassen werden, den gegenwärtigen Beschluß ab¬ 
zuändern. A. 



536 


Stuttgart, den 15. Juli 191Ö. 

Kgl. Staatsministerium 
des Kirchen- und Schulwesens. 

Dem Ausschuß der Studentenschaft beehre ich mich auf die 
Eingabe vom 13. d. Mts. im Aufträge des Herrn Staatsministers des 
Kirchen- und Schulwesens zu erwidern, daß es sich, wie der Herr 
Staatsminister schon bei den ständischen Verhandlungen ausgeführt 
hat, und wie sich aus dem ständischen Beschluß „die zur Aufhebung 
der Hochschule erforderlichen Einleitungen zu treffen“ ergibt, nicht 
um eine sofortige, sondern um eine allmähliche Aufhebung der Hoch¬ 
schule handeln kann. Die Unterrichts Verwaltung wird daher die 
Belassung der Tierärztlicheü Hochschule für die nächste Finanz¬ 
periode (1. April 1911/31. März 1913) beantragen und, wenn dann 
noch eine genügende Anzahl von Studierenden vorhanden sein sollte, 
auch die Belassung für die Etatsperiode 1913/15 in Erwägung ziehen, 
so daß in diesem Falle die Hochschule erst auf 31. März 1915 ge¬ 
schlossen würde. 

Hienach wird zur Zeit für die Studierenden kein Grund vor¬ 
liegen, diese zu verlassen, und ebenso könnten in den nächsten Jahren 
Studierende neu eintreten, zumal da bei der ejnheitliehen Regelung 
der tierärztlichen Prüfungen für das ganze Reich der Übertritt von 
einer Tierärztlichen Hochschule zu einer anderen ohne jeden Zeit¬ 
verlust erfolgen kann. Die Dauer der Zeit, in der die hiesige Tier¬ 
ärztliche Hochschule noch fortbestehen wird, hängt wesentlich von 
ihrem Besuch durch Studierende ab. 

Dem Ausschuß der Studentenschaft möchte ich anheimgeben, 
Vorstehendes in möglichst umfassender Weise zur Kenntnis der 
Studierenden der Tierheilkunde zu bringen. 

Regierungsrat 
gez. Sto 11. 


Bttcherschau. 

Der Fuß des Pferdes in Rücksicht auf Bau, Verrichtungen, 
Hufbeschlag und Hufkrankheiten. Elfte verbesserte Auf¬ 
lage von Leisering und Hartmann. Der Fuß des 
Pferdes. Mit 428 Abbildungen. Neu bearbeitet von Prof. 
Dr. M. Lungwitz, Direktor des Institutes für Hufkunde 
und Vorstand der Lehrschmiede an der Kgl. Tierärztlichen 
Hochschule zu Dresden. Hannover. 1910. Verlag von 
S c h a p e r, Preis 10 Mk. 

Der Inhalt des hier aufgeführten 522 Druckseiten umfassenden 
Werkes von Lungwitz ist in zwei Abschnitten niedergelegt. Der 
erste Abschnitt behandelt in 9 Kapiteln auf 162 Seiten den Fuß des 
Pferdes in Rücksicht auf Bau und Verrichtungen: der zweite (306 
Druckseiten) Abschnitt umfaßt in 3 Kapiteln den Desching kranker 
Hufe und lahmer Pferde. Daran schließt sich je ein Anhang über 
den Klauenbeschlag, dann über den Hufbeschlag an der Militär¬ 
schmiede der Schweizerischen Armee und über die Haftpflicht des 
Hufschmiedes nach den Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches 
für das Deutsche Reich. 

In der neuen Auflage wurden von L. fast alle Kapitel des 
Inhaltes der früheren Ausgaben abgeändert und ergänzt. Die Kapitel 
über das Handwerkszeug zur Anfertigung von Hufeisen, über das 



537 


Eisen für schleifenden Gang, über den Beschlag für hodenenge Stellurig 
sind neu eingefügt worden. Interessant sind für die Kollegen die 
ergänzten Kapitel über die Geschichte des Hufbeschlags und den 
Beschlag für Jagd-, Kenn- und Traberpferde. Eine sehr eingehende 
sorgsame Bearbeitung hat derjenige Teil des Inhaltes erfahren, 
welcher über die Beschläge kranker Hufe und lahmer Pferde handelt. 
Dieser Umstand macht das Buch — das derzeitig beste über Huf¬ 
beschlag — besonders wertvoll. Wir empfehlen das auch aD vorzüg¬ 
lichen Abbildungen reiche und buchhändlerisch sehr gut ausgestattete 
Werk aufs Wärmste. A. 


Drackfehlerberichtigimg. 

In Nr. 30 der Wochenschrift soll es auf Seite 514 in Zeile 10 
von oben „Roaren“ statt „Roaven“, in Zeile 13 von unten „Tarsal¬ 
gelenk 4 * statt „Torsalgelenk 44 und in Zeile 11 von unten „Disposition 44 
statt „Dispation 44 heißen. 


Personalien. 

Ernennungen: Zu Kgl. Bezirkstierärzten und zwar in Speyer 
Distriktstierarzt Dr. Geisendörfer in Windsheim, in Neunburg v. W. 
Distriktstierarzt Loesmeister August in Dorfen, in Oberviechtach 
Distriktstierarzt Schuester Otto in Monheim, in Hilpoltstein Di¬ 
striktstierarzt Set tele Sigmund in Pasing, in Hammelburg Distrikts¬ 
tierarzt W i t z i gm a n n Heinrich in Haßloch ;Servatius Max, Großh. 
Bezirkstierarzt in Lahr (Baden) zum Zuchtinspektor in Freiburg. 

Wohnsitzveränderungen: Mayer Sebastian, K. Bezirks¬ 
tierarzt in Hilpoltstein auf Ansuchen nach Eichstätt, ebenso Scheuing 
Georg, K. Bezirkstierarzt in Oberviechtach nach Zweibrücken, Zeh 
Oskar, Assistent am bakt. Institut der Landwirtschaftskanuner in 
Halle als Tierarzt am Institut für physiol. Chemie, G. m. b. H. in 
Nowawes nach Potsdam. 

Niederlassungen: Hammerschmidt Wilhelm und Rieger 
Max aus Regensburg in Pasing, Hösl Joseph aus Eitlbrunn in 
Mönchberg (Ufr.). 

Approbationen: in München die Herren: Breinbauer 
Hans aus Lebersberg, Eberl Georg aus Regensburg, Engel Hans 
aus Yolkach, Fischer August aus München, Gudjeff Gent sehe 
aus Streltscha (Bulgar.) Lützkendorf Frdr. aus Augsburg, Peglow 
Otto aus Berent, Schrödel Eugen aus München, Steckenbiller 
Franz aus Geroldsbach und Wandinger Xaver aus Buchbach; 
in Dresden die Herren: Rampoldt Fritz aus Pleß und Schwalbe 
Georg aus Pime; in Gießen die Herren: Hoelt Renö aus Tann (Eis.), 
Miller Ernst aus Aulendorf und Rau Karl aus Leopoldshafen; 
in Hannover die Herren: Hoffmann Alfred aus Neuenfelde, Mun- 
sterhjelm aus Tammersfors (Finnland), Robben Anton aus Ba¬ 
winkel, Siefke Rudolf aus Kellinghusen, Soenneby Torstein aus 
Enebak (Norwegen) Willmes Paul aus Elberfeld und Wusthoff 
Frdr. aus Niederelfringhausen. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte: 
Barnowski Oskar in Boxhagen, Binz Peter in Gießen, Blüm 
Philipp in Darmstadt, 111 ig Heinrich in Tübingen, Rieken Her¬ 
mann in Göttingen, Schwedesky Paul in Angermünde, Uhland 
Gust. in Rottweil; zum Dr. phil. in Jena Dr. med. vet. Reinecke 
Julius in Berlin; in Bern die Tierärzte: Haarstick Ernst in Hildes¬ 
heim, Hösl Jos. in Mönchsberg und Rottke Georg in Tessin (Meckl.). 



Ruhestands Versetzung: Krug Heinrich, K. Bezirks¬ 
tierarzt in Hammelburg auf Ansuchen unter Anerkennung seiner 
Dienstleistung, Hink August, Zuchtinspektor in Freiburg im Breisg. 

Todesfall: Dupre Hermann, Distriktstierarzt in Grünstadt 
(Pfalz), |1886l. _ 


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(Mher: WocMscMn für TierhelltnndB and Viehzucht). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 9. August 1910. Nr. 32. 

Inhalt: Originalartikel: Jöhnk: Über Bauchvertikallage. — 
Prof. Albrecht: Zur Behandlung des infektiösen Scheidenkatarrhs 
beim Rinde. — Referate: Pospischil: Schweißekzem unserer 
Militärreitpferde. Erber: Über die Behandlung der chronischen 
Entzündung des Fleischsaumes und der Fleischkrone. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Bericht über den Stand der 
Pferdezucht in Bayern im Jahre 1909. (Fortsetzung.) Vieh¬ 
zählung in Preußen. — Verschiedenes: Einweihung der 
neuerbauten Tierärztlichen Hochschule in Brüssel. Versammlung 
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Königsberg i. Pr. Tier¬ 
ärztliche Hochschule Hannover. Deutscher Veterinärrat. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Ober Bauchverükallage. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Alle bei der Entwicklung von Vertikallagen in Be¬ 
tracht kommenden Behandlungsarten hat Herr Professor 
Dr. Albrecht in Nr. 15 und 16 dieser „Wochenschrift“ 
eingehend gewürdigt. Wenn ich dies Thema nochmals an¬ 
schneide, so geschieht dies, weil ich die Berichtigung in einer 
von den bisher bekannten Verfahren abweichenden Weise 
vornahm. Ich habe bislang drei Bauch- und eine Riicken- 
vertikallage beim Pferde beobachtet. 

I. Oldenburger Stute, I. Para; Besitzer G. O. in Para¬ 
dies. Nach Angabe soll der Hinterteil des Fohlens fest¬ 
sitzen und trotz Anwendung einer sehr großen Zugkraft 
nicht geboren werden können. (Um die Hinterhand der 
Stute war das Brustblatt eines Sielengeschirres gelegt 
worden, die Zugstränge dienten zur Befestigung an einer 
Wand. An der so festgelegten Stute hatten 15 bis 16 Männer 
Zugkraft ausgeübt.) 




542 


Ich fand das Muttertier auf der rechten Seite liegend; 
das Füllen war soweit geboren, daß der größere Teil des 
Brustkorbes sich außerhalb der Scham befand. Die Scham¬ 
lippen waren infolge ausgedehnter Quetschungen ganz er¬ 
heblich geschwollen. Wegen Einkeilung des Fötus in die Ge¬ 
burtswege war es mir zunächst nicht möglich, festzustellen, 
wodurch die Geburtsstockung bedingt wurde. Ich führte 
deshalb einen Zirkelschnitt durch die Haut des Fohlens in 
der Höhe des hinteren Thoraxdrittels, löste die Haut von 
der Unterlage bis über die letzten Rippen los und setzte den 
Vorderteil zwischen letztem Brust- und erstem Lendenwirbel 
ab. Die Amputation der anderen Hälfte ging leicht von 
statten,(weil die Wirbelsäule und ein Teil der Muskulatur 
hinter dem letzten Brustwirbel infolge der übergroßen Zug¬ 
kraft bereits zersprengt war. Es war jetzt ein Leichtes, den 
Hinterteil etwas zurückzuschieben und mit der Hand 
zwischen Scheidenwand und Fohlen vorzudringen. 

Als Ursache der Geburtsstockung ermittelte ich, daß 
der rechte Hinterfuß des Fohlens soweit in’s Becken ein¬ 
getreten war, daß das untere Drittel des Metatarsus der 
Darmbeinsäule der Stute anlag. Der Huf der linken 
Hintergliedmaße befand sich unmittelbar auf dem Scham¬ 
bein der Mutter; durch geringen Druck konnte er in den 
Uterus zurückgeschoben werden. Dagegen war es mir nicht 
möglich, den ziemlich weit in’s Becken eingetretenen rechten 
Hinterfuß zurückzubringen. Ich beschloß deshalb, den 
Hinterteil in der Längsrichtung durchzusägen. 

An dem mit der Kettensäge verbundenen Seil be¬ 
festigte ich den Sand’schen Sehlingenleiter, führte ihn dem 
Rücken des Fohlens entlang bis zum Sitzbeinausschnitt und 
drückte ihn hier soweit als irgend möglich zwischen die 
Hinterschenkel. Nach mehreren vergeblichen Versuchen 
konnte ich den Sehlingenleiter von der ventralen Seite aus 
zwischen den Hinterextremitäten fassen und hervorziehen. 
Schon während des Hervorholens des Seiles sorgte die eine 
Hand dafür, daß die Säge unmittelbar neben dem Schwanz 
im Sitzbeinausschnitt zu liegen kam. Die richtige An¬ 
bringung der Kettensäge gestaltete sich deshalb schwierig, 
weil der stark gebeugte Hinterfuß eine wesentliche Be¬ 
engung des Raumes verursachte und eine entsprechend weite 
Einführung des Armes verhinderte. 

Nach Durehsiigung des Hinterteiles bot sowohl die 
Zuriickschiebung der einzelnen Hälften als auch die 
Streckung der gebeugten Gliedmaßen keine Schwierigkeit 
mehr: die Extraktion ging leicht von statten. Die Eihäute 
wurden mit der zweiten Hälfte zusammen ausgestoßen. 



543 


Bei der manuellen Untersuchung der Geburtswege ver¬ 
mochte ich zwar eine perforierende Uterusverletzung nicht 
nachzuweisen, dafür war jedoch die gesamte Scheide vom 
Orificium externum bis zur Vulva total zerfetzt und mit 
Blutungen durchsetzt, dergestalt, daß fast keine Spur von 
Scheidenschleimhaut mehr nachzuweisen war. Das Rektum 
hing bogenförmig in die Scheide hinein und konnte mit der 
Hand umfaßt werden. Die Labien waren hochgradig ge¬ 
schwollen und schwarz-rot verfärbt. 

Die Prognose mußte mit Rücksicht auf diese Ver¬ 
letzungen schlecht lauten. Etwa 20 Stunden post partum 
fand ich die Stute stehend; Spannung der Bauchdecken, 
Muskelzittern, Rotfärbung der Konjunktiven; Temperatur 
40,4°, Puls 96 per Minute. 

Der Tod des Tieres erfolgte zirka 36 Stunden nach der 
Geburt. Die Sektion konnte ich leider nicht vornehmen. 

II. 11jährige englische Vollblutstute, II. Para; Besitzer 
R. und G. S. in Hohenböken. Etwa 4 Stunden nach Beginn 
der Austreibungsperiode ermittelte ich folgende Lage: Der 
Kopf und ein kleinerer Teil des Halses, beide Vorderbeine 
und der Huf einer Hinterextremität ragen aus dem Wurf 
heraus. Die vordere Brustapertur des Fohlens wird bei den 
einzelnen sehr heftigen Wehen gerade in der Schamspalte 
sichtbar. Der hervorragende Huf gehört der linken 
Hintergliedmaße an. Der rechte Hinterschenkel kann nicht 
ermittelt werden, weil es nicht gelingt, die Hand zwischen 
Fötus und Scheide vorzubringen. Die Stute war während 
der ganzen Dauer der Geburt stehend erhalten worden, auch 
die von mir vorgenommenen Eingriffe fanden am stehenden 
Tiere statt. 

Die Berichtigung nahm ich in der Weise vor, daß ich 
beide Vorderschenkel entfernte und zwar nach der allge¬ 
mein bekannten subkutanen Methode. Den aus dem Wurf 
heraushängenden Kopf ließ ich von einem Gehilfen hoch¬ 
heben. Nach Verkleinerung des Brustumfanges suchte ich 
das rechte Hinterbein auf, es war gerade in’s Becken einge¬ 
treten, das fötale Fesselgelenk ruhte dabei auf dem maternen 
Schambein. Nach Anschleifung beider Hinterschenkel ließ 
ich zuerst an der rechten, am meisten gebeugten Extremität 
so lange ziehen, bis die Gliedmaße völlig gestreckt dem 
Rumpfe anlag. In derselben Weise wurde mit dem linken 
Schenkel verfahren. Unter gleichzeitigem Zug am Kopf 
und den Hinterbeinen konnte das Fohlen entwickelt werden. 
Zur Extraktion genügten drei Männer. 



544 


Die nur noch in einem Horn festsitzenden Eihäute 
entfernte ich manuell. Die Gehurt wurde ohne Schaden 
von der Stute überstanden. 

III. Nach einer Trächtigkeitsdauer von 322 Tagen er¬ 
krankte eine 8jährige Prämienstute, IV. Para, an Kolik. 
Etwa 16 Stunden nach Beginn der Unruheerscheinungen 
untersuchte ich das Tier. Außer geringen Koliksymptomen 
und einer Pulsfrequenz von 76—80 per Minute war nichts 
nachzuweisen und bestand insbesondere noch Appetit und 
lebhafte Peristaltik. Die vermutete Lageveränderung des 
Uterus fehlte, die Vagina war zum Teil mit Schleim belegt, 
das Collum uteri konnte von einem Finger passiert werden 
und enthielt ebenfalls zähen, klebrigen Schleim. 

Etwa 7 Stunden nach der ersten Untersuchung waren 
die Unruheerscheinungen verschwunden. Die Stute zeigte 
angestrengte Atmung, Zittern, nahm keine Nahrung mehr 
auf und hatte eine Pulsfrequenz von 106—110 Schlägen. 
Der Puls war dabei klein und gerade fühlbar. Die Augen¬ 
bindehäute waren verwaschen rot verfärbt. Durch rektale 
und vaginale Exploration konnte weder eine Lageverände¬ 
rung des Darmes bezw. des Uterus, noch Anzeichen der be¬ 
vorstehenden Geburt ermittelt werden. 

Die Prognose lautete schlecht, die Therapie bestand 
in der subkutanen Verabreichung von Coffein. Auf meine 
Veranlassung zog der Besitzer der sehr wertvollen Stute 
(Preis 3500 Mark) Kollegen vonWahldezu Rate. Letz¬ 
terer konnte nach 3 weiteren Stunden meinen Befund be¬ 
stätigen ; das Muskelzittern hatte inzwischen aufgehört, die 
Pulsfrequenz war jedoch die gleiche geblieben. Eine Ur¬ 
sache für die stürmische Herztätigkeit fand v o n Wa h 1 d e 
nicht; Anzeichen der bevorstehenden Geburt bezw. einer 
Lageveränderung des Uterus oder des Darmes konnten 
gleichfalls nicht ermittelt werden. 

Etwa 11 Stunden nach meiner letzten Untersuchung 
wurde ich zur Geburtshilfe zugezogen. Bei meiner An¬ 
kunft fand ich die Stute bereits verendet vor. Das Fohlen 
befand sich in Bauchvertikallage, der Kopf und ein Teil 
des Halses, beide Vorderbeine und ein Hinterhuf waren 
außerhalb der Vulva sichtbar, der zweite Hinterschenkel 
befand sich etwas weiter zurück in der Scheide. 

Die Sektion hatte folgendes Ergebnis: Alle Organe 
des Hinterleibes, mit alleiniger Ausnahme des Magens, 
waren frei von pathologischen Veränderungen, soweit solche 
makroskopisch zu erkennen sind. Insbesondere fehlten Zer¬ 
reißungen, Blutungen und Lageveränderungen des Dann- 




545 


kanales, des Uterus und der Vagina. Die Organe der Brust¬ 
höhle waren ebenfalls frei von krankhaften Veränderungen. 
Unter dem Epikard waren vereinzelte Blutungen (punkt¬ 
förmig) sichtbar, die linke Herzkammer war mit schlecht 
geronnenem Blute prall gefüllt; die rechte Herzkammer 
war fast leer. 

Auf der Magenschleimhaut befanden sich zahlreiche 
linsengroße Substanzverluste (Erosionsgeschwüre) und in 
deren Umgebung Hämorrhagien. Vom pathologischen In¬ 
stitut der Tierärztlichen Hochschule in Hannover wurde 
mein Befund bezüglich der Veränderungen des Magens be¬ 
stätigt. 

Die Ätiologie der Herzerkrankung konnte ich nicht 
aufklären. 

Die Entwicklung des Fohlens im Falle I erfolgte im 
Prinzip nach dem Verfahren von C a n n, mit der Änderung, 
daß der hintere Stumpf nicht gewendet und in der Becken¬ 
endlage entwickelt wurde, sondern daß er mit Hilfe der 
Kettensäge in der Längsrichtung halbiert wurde. Im 
II. Falle wurde die von O b i c h bezw. Donnarieix em¬ 
pfohlene Methode insofern abgeändert, als die Extraktion 
erst nach Auslösung beider Vorderbeine, 
welche zur Kaumgewinnung erfolgte, bei unter dem Leibe 
des Füllens gelagerten gestreckten Hintergliedmaßen durch 
Zug an diesen und am Kopfe ausgeführt wurde. 


Zur Behandlung des infektiösen Scheidenkatarrhs 

beim Rinde. 

Herr Kollege Dr. Nopitsch, K. Bezirkstierarzt in 
München, behandelt den ansteckenden Scheidenkatarrh mit¬ 
telst, eines Verfahrens, welches — wie ich von mehreren 
Seiten erfahre — vorzügliche Erfolge zeitigt. Dasselbe be¬ 
steht im Prinzipe wie die auch anderwärts ausgeübte The¬ 
rapie in sogenannter Köpfung der geschwellten Ly mph- 
follikel, resp. der durch eingelagerte Follikel kolbenförmig 
verdickten Papillen (T h o m s) und darauffolgender Be¬ 
handlung der Scheidenschleimhaut mit einem Desinüziens. 

Die Technik des Verfahrens anbelangend, bestehen nach 
der Methode von N. Abweichungen, speziell bezüglich der 
Ausführung des Köpfcns und der Behandlung der Sprung- 
stiere. 

Im Einverständnis mit dem Herrn Kollegen Nopitsch 
teile ich sein Verfahren nachstehend mit: 



546 


Zum Köpfen bedient sieh N. eines von ihm erfundenen 
bei Hauptner - Berlin erhältlichen Instrumentes. 



Dasselbe stellt, wie die Abbildung zeigt, eine halbkreis¬ 
förmig gebogene Klinge mit scharfer Schneide dar, an welche 
sich rechtwinkelig ein Stiel mit Handhabe anschließt. 

Das Verfahren bei der Behandlung ist nun das 
folgende: 

Die Tiere werden in’s Freie geführt und, wenn ein 
Sprungstand vorhanden, in diesen gestellt, oder anderweitig 
so fixiert, z. B. durch Andrücken des Tieres an einen Pfosten 
oder an eine Wand, daß ergiebigere Bewegungen mit dem 
Hinterleibe nicht ausgeführt werden können. 

Nach gründlicher Desinfektion der Umgebung der 
Scham und insbesondere der Innenfläche des Schwanzes hält 
eine Person den Schwanz der Kuh nach vorwärts und zieht 
mit der anderen Hand die linke Schamlippe zur Seite. Der 
Operateur spannt dann mit Daumen und Mittelfinger der 
linken Hand die Scheidenschleimhaut der linken Scham¬ 
lippe, geht hierauf mit dem Instrument (Schaber) in die 
Scheide ein und schabt, unter mäßigem Druck von innen 
nach außen ziehend, die Scheidenschleimhaut ab. An der 
hinteren Partie der Vorhofschleimhaut, wo viele Knötchen 
sitzen, wird auch von oben nach unten, d. h. gegen die Kli¬ 
toris zu und bis an dieselbe gestrichen. An den Stellen, wo 
die Knötchen überragten, sicht man nach dem Abschaben 
kleine, bedeutungslose, punktförmige Blutungen. Hierauf 
wird die Oberfläche mit einem Wattebausch soweit möglich 
vom Blute gereinigt. Falls noch Follikel vorhanden sind 
wird nochmals abgekratzt. Gewöhnlich genügt einmaliges 
Absehabcn. 

Jetzt folgt eine einmalige Ausspülung der Scheide 
mit 1 /l»°/ooigcr Sublimatlösung unter Zuhilfenahme einer 
Keindrschen Birnballonspritze. Das Gleiche hat der Be¬ 
sitzer in den nächsten 4 Tagen je einmal täglich zu tun. 
Nach Utnfluß von 4 Tagen findet eine Nachkontrolle eben¬ 
falls außerhalb des Stalles statt, um eventuell noch vor¬ 
handene Follikel nachträglich zu köpfen. Bisher war diese 
Wiederholung der Operation in keinem Falle nötig. Hierauf 





547 


wird die Ausspülung nur mehr jeden 2. Tag während der 
nächsten 10 Tage vorgenommen. Nach Verlauf dieser Zeit 
— mithin nach 14 Tagen vom ersten Behandlungstage an 
gerechnet — erfolgt die Schlußkontrolle. In fast sämtlichen 
bisher behandelten Fällen war dann der Katarrh abgeheilt. 

Selbstverständlich muß beim jedesmaligen Ausspülen 
auch eine gründliche Desinfektion der Scham und ihrer Um¬ 
gebung stattfinden. 

Tiere, die nach 14 Tagen noch Ausfluß zeigen, werden 
ausgemustert, da in diesem Falle das Vorhandensein einer 
unheilbaren Infektion des Uterus anzunehmen ist. 

Was die Behandlung des Stieres betrifft, so wird zuerst 
der Haarpinsel entfernt und hierauf der Schlauch etc. griind- 
lich desinfiziert ; dann läßt man den Stier auf eine Kuh auf-, 
mit der Rute jedoch nicht einspringen; diese wird vielmehr 
gefaßt und mit einem in V*>°/oo>g e Sublimatlösung ge¬ 
tauchten Wattebausch abgewischt; ein Verfahren, welches 
man nach 4 Tagen wiederholt. 

Erwähnt sei noch, daß das Abschaben der Knötcheij 
in keinem Falle irgendwelche in die Augen fallende Ent¬ 
zündungssymptome (Schwellung der Scham bezw. Schleim¬ 
haut etc.) veranlaßte. Die Tiere halten nach der Operation 
lediglich den Schwanz einige Zeit im Bogen in die Höhe. 

Rezidive bei abgeheilten Tieren wurden bis jetzt nicht 
wahrgenommen. 

Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß die Stallung 
der kranken Tiere wiederholt desinfiziert wird. Das Ver¬ 
fahren besteht im wesentlichen darin, daß man den Stall¬ 
boden mit siedend heißer Sodalauge abbürstet und alsdann 
mit dicker Kalkmilch übergießt. A. 

Referate. 

Pospischil: Schweißekzem unserer Militärreit¬ 
pferde. (Tierärztl. Zentralblatt, 1910, Nr. 8.) 

Definition: Schweißekzem ist eine einfache Ent¬ 
zündung der Haut in der Lendengegend gerade an der Stelle, 
wo die Pferdedecke frei vom Sattel liegt. 

Symptome und Verl a u f: Haut in der Lenden¬ 
gegend empfindlich und höher temperiert; nach 2—4 Tagen 
Auftreten von hirse- bis graupengroßen Knötchen, Haare 
teilweise gesträubt; Haut, äußerst schmerzhaft; nach wei¬ 
teren 2—3 Tagen linsengroße Bläschen, die aufplatzen und 
aus welchen eine gelblich-klebrige Flüssigkeit herausquillt. 
Deckhaare verklebt; bei weiterer Dienstleistung fallen die 
Haare aus und die Haut wird wundgerieben. Ekzem von 



548 


Handtellergroße, erstreckt sich nach abwärts bis in die 
Flanken, nach vorne bis in die Rückengegend; am stärksten 
ist die Hautentzündung an der Wirbelsäule. Bei Außer¬ 
dienststellen des Pferdes Heilung der leichten Fälle inner¬ 
halb 8 Tagen mit Verlust kleiner, linsengroßer Haarstellen, 
der schweren Fälle in 3—4 Wochen, wobei die Haare un¬ 
regelmäßig bis handtellergroß ausfallen. Das Deckhaar 
wächst in beiden Fällen wieder nach. 

Ätiologie: Durch Schmutz und Staub werden die 
Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verstopft. Die von 
Schweiß durchtränkte Pferdedecke scheuert die Haut fort¬ 
während und durch das Reiben der Pferdedecke gegen die 
Haut der Lendenpartie entsteht das Schweißekzem. Tritt 
nur in den Sommermonaten bei anstrengenden Dienst¬ 
leistungen auf, ferner bei Pferden, welche mit Bocksattel 
gesattelt sind; magere Pferde, solche mit wackeligen, zäp- 
pelnden Gängen und mit feiner Haut sind für die Krankheit 
besonders disponiert. Endlich spielen schlechte Stallungen 
zur Manöverzeit, Reiten in gebirgigem Terrain, rauhe, alte 
Pferdedecken und nicht genügendes oder zu reichliches Rei¬ 
nigen der Pferderücken eine begünstigende Rolle. 

Therapie: In leichten Fällen ist es nicht nötig, die 
Tiere außer Dienst zu stellen, sondern es sind nur Vor¬ 
kehrungen zu treffen, wodurch das Reiben der Pferdedecke 
verhindert wird. Nach jeder Ausrückung reinige man die 
erkrankte Hautfläche mit lauwarmem Kreolin-, Lysoform- 
oder Lysolwasser mit nachfolgenden Essigsauretonerde-TTm- 
schlägen oder Waschungen; bei schweren Fällen als Deck- 
mittel Tannoform. 

Prophylaxis: Reinigen der Pferderücken, Rei¬ 
nigen und Trocknen der Pferdedecken und eine öfters vor¬ 
zunehmende Untersuchung der Lendenpartie bei den Pferden. 

Kabus. 

Erber: Über die Behandlung der chronischen Ent¬ 
zündung des Fleischsaumes und der Fleischkrone. (Zeit 
schrift für Veterinärkunde, 1909, Nr. 8.) 

Das Leiden ist charakterisiert durch glasartige, hornige 
Auflagerungen mit zahlreichen Längs- und Querrissen. Die 
Fleischkrone ist dabei verdickt und in ausgeprägten Fällen 
zeigt auch die angrenzende Haut Verdickung, Haarausfall 
und Epidermisabschuppung; die Haare stehen gesträubt. 
Die Behandlung führt nur hei noch nicht zu veralteten 
Leiden zum Ziel; am besten hat sich nachstehendes Ver¬ 
fahren bewährt: Nach Abscheren der Haare an der Krone, 
gründlichster Reinigung mit Seife und Bürste und Ab- 




549 


trocknen des Hufes und der Krone wird eine 20prozentige 
Salizylsalbe — schwächere Konzentrationen wirken nicht 
befriedigend — aufgetragen und ein Okklusivverband ange¬ 
legt. Lahmheit oder blöder Gang sind dann in wenigen 
Tagen beseitigt. Sobald sich wesentliche Besserung einge¬ 
stellt hat, die sich durch das Schwinden der Borkenauf¬ 
lagerung anzeigt, wird der Verband weggelassen und die 
Salbe nur noch leicht in die Krone eingerieben. Um Rück¬ 
fällen vorzubeugen, ist es zweckmäßig, nach erfolgter Ab¬ 
heilung noch öfters eine schwächere Salizylsalbe (5— 10°/o) 
auf die Krone aufzutragen. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltnng. 

Bericht über den Stand der Pferdezucht in Bayern im 
Jahre 1909. (Aus dem Bericht der Landgestütsverwaltung.) 

Nach dem Berichte der K. Landgestütsverwaltung 
über den Stand der Pferdezucht in Bayern im Jahre 190!) 
bestehen im Kreise Oberbayern folgende die Hebung 
der Pferdezucht bezweckende Vereinigungen: 

1. DerVerein zur Förderung der Pferde¬ 
zucht in Bayern mit dem Sitze in München zählt am 
Schlüsse des Berichtsjahres 620 Mitglieder. Die beiden vom 
Verein betriebenen Fohlenaufzuchtsanstalten Ritterswörth 
bei Geisenfeid und Gammerbof bei Gmund erfreuen sich 
des regsten Interesses der benachbarten Züchter. Ritters¬ 
wörth ist mit 157 Fohlen und 1 Zuchtstute bestellt ; hievon 
gehören 137 dem Pferdezuchtverein und 20 Fohlen, sowie 
1 Zuchtstute Privaten. In Gammerbof befinden sich 65 
Fohlen, davon gehören 58 dem Pferdezuchtverein, 7 Pri¬ 
vaten. Die 195 Fohlen, welche Eigentum des Pferdezucht¬ 
vereins sind, lassen sich auf 75 619 Mk. bewerten. 

2. Dem R e m o n t e z u c li t v e r e i n F ii r s t e n - 
feldbruck gehörten am Schlüsse des Berichtsjahres 
113 Mitglieder an. Die Zahl der Vereinsstuten betrug 56, 
nämlich 38 Remontedepot- und 18 eigene Stuten. In der 
Fohlenaufzuchtsanstalt des Vereins waren während des 
Sommers 32 Fohlen untergebracht; für den Winter ver¬ 
blieben dortselbst 28 Stück. Von den aus Vereinsstufen 
stammenden Pferden wurden im Jahre 1909 9 Stück als 
Remonten angekauft. 

3. Der Re m o n t e z u e h t v c rein G e i s e n f e 1 d 
zählte 224 Mitglieder mit 97 Vereinsstuten — 53 Remonte- 



550 


depot- und 44 eigenen Stuten. Beim Remonteankauf wurden 
von 32 gemusterten Vereinsfohlen 20 angekauft. 

4. Der Zucht verband für das veredelte 
starke Pferd im bayerischen Oberlande. 
Die Gründung des Verbandes erfolgte im Juni des Berichts¬ 
jahres, nachdem dieselbe im Laufe des Jahres 1908 durch 
Gründung von Pferdezuchtgenossenschaften in den Be¬ 
zirken Tölz, Miesbach und Aibling vorbereitet war. Dem 
Verbände gehören am Schlüsse des Berichtsjahres an: 

a) die Pferdezuchtgenossenschaft Tölz—Lenggries mit 
51 Mitgliedern und 67 Stutbuchstuten; 

b) die Pferdezuchtgenossenschaft Miesbach—Tegernsee 
mit 48 Mitgliedern und 56 Stutbuchstuten: 

e) die Pferdezuchtgenossenschaft Aibling und Umgebung, 
bestehend aus den Sektionen Wiechs—Feilnbach mit 
47 Mitgliedern und Feldkirchen mit 80 Mitgliedern: 

d) die Pferdezuchtgenossenschaft Garmisch mit 213 Mit¬ 
gliedern und 79 Stutbuchstuten; 

e) der Pferdezuchtverein Schongau, bestehend aus der 
Pferdezuchtgenossenschaft Pciting mit 63 Mitgliedern 
und 59 Stutbuchstuten und der Pferdezuehtgenossen- 
seliaft Altenstädt, mit 80 Mitgliedern und 52 Stutbuch¬ 
stuten ; 

f) die Pferdezuchtgciiossensehaft Murnau—Weilheim mit 
95 Mitgliedern. 

5. Die Pf c r d e z u ch tgennssens eh a f t T r a u ti - 
stein und Umgebung zählt 237 Mitglieder mit 126 
Stutbuchstuten. Die Genossenschaft bezweckt, das im Be¬ 
zirk vorhandene kräftige Arbeitspferd norischer (Pinz¬ 
gauer) Abstammung durch ausschließliche Verwendung von 
Hengsten norischen Blutes zu verbessern. 

6. Die P f e r d e z u ch t g e n o s s e n s ch a f t M ii h I - 
d o r f und II nt g e b u n g verfolgt den gleichen Zweck und 
zählt am Jahresschlüsse 146 Mitglieder mit 58 Stutbuch¬ 
stuten. 

7. Die n e u g e g r ii n d e t e P f e r d e z u c h t g e - 
n o s s e n s c h a f t M o o s b u r g bezweckt das im I Mstrikte 
vorliand(Mte kräftige Arbeitspferd durch Aufstellung von 
starken und gängigen Hengsten des oberbayer. Schlages 
in Form und Gang zu verbessern. 

8. I >ie Pf e r d e z u ch t g e n o s s e n s ch a f t Fr i e d- 
berg mit über KM) Mitgliedern strebt die Pferdezucht im 
Yereiusbozirke durch Verwendung von Hengsten des 
schweren Oldenburger Kutsclischlages und nach Olden- 



551 


burger Blut in Oberbayern gezogenen Hengsten zu ver¬ 
bessern. 

9. Die Weidegenossenschaft Uebersee, 
welche seit Jahren die am Chiemsee gelegenen Niederungen 
verbessert und zu Weideflächen verwendet, hatte im Be¬ 
richtsjahre dortselbst 49 Fohlen, 49 Mutterstuten und 59 
ältere Pferde untergehracht. 

Ferner wirken für die Förderung der Pferdezucht die 
Bayerische Campagne-Reiter-Gesellschaft,. der Münchener 
Kennverein und der Münchener Trabrenn- und Zuchtverein. 

_ A. 

Viehzählung in Preußen. 

Nach einem Berichte des preußischen statistischen 
Landesamtes hatte das Königreich Preußen am 1. Dezember 
1909 folgenden Bestand an Haustieren: a) Pferde ein¬ 
schließlich der Fohlen 3 007 946, b) Rindvieh inkl. Kälber 
11 763 161, c) Schafe inkl. Lämmer 4 975 632, d) Schweine 
inkl. Ferkel 14 162 367 Stück. 

Verschiedenes. 

Einweihung der neuerbauten Tierärztlichen Hochschule 

in Brüssel. 

Die neuerbaute Tierärztliche Hochschule in Brüssel 
wird am 14. August unter dem Präsidium des Ministers des 
Innern feierlich eingeweiht werden. 

Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte 
in Königsberg i. Pr. 

Bei der Versammlung Deutscher Naturforscher und 
Arzte in Königsberg sind für die Abteilung Tierheilkunde 
folgende Vorträge angesagt: Burow-IIalle a. S.: über 
Tuberkulose-Immunisierung; F r e i t a g - Bern : a) Lehens¬ 
lauftheorie und Universalpathologie, b) Beiträge zur Ge¬ 
schichte der Tierheilkunde, c) Einiges aus der Immunitäts¬ 
lehre; Fischöder - Königsberg: Die Milzbrandkapsel; 
M i e ß n e r - Bromberg: a) Der chronische infektiöse Darm¬ 
katarrh des Rindes, b) Die Anaphylaxe und ihre Bedeutung 
in der Veterinärmedizin; P i 11 - Königsberg: Ist durch die 
Kulturimpfung bei der Immunisierung gegen Rotlauf die 
Gefahr einer Weiterverbreitung dieser Seuche verbunden (\ 
Raebiger - Halle a.S.: Über Bekämpfung der Trichinen¬ 
krankheit mit besonderer Berücksichtigung der Infektions¬ 
wege der Trichinen; R i c k m a n n - Höchst a. M.: Über 
Tuberkulose-Immunstoffe; S c h m i d t - Dresden : Ein Bei¬ 
trag zum Morbus maculosus der liaussäugetierc; Schrei- 



552 


b e r - Landsberg a. W.: a) über Kälberruhr und Kälber- 
pneumonie, b) Über infektiösen Abortus; W i e m a n n - 
Königsberg: Über Schlafkrankheiten. 

Tierärztliche Hochschule Hannover. 

An der Tierärztlichen Hochschule Hannover findet 
vom 1.—13. August ein Fortbildungskurs für Tierärzte statt. 

Deutscher Veterinärrat. 

Die für den Monat September in vorläufiger Weise angekündigte 
XII. Plenarversammlung muß leider verschoben werden, da der Ent¬ 
wurf von Ausführungsvorschriften zum neuen Viehseuchengesetze 
dem Deutschen Veterinärrat wider Erwarten voraussichtlich erst 
Ende November ds. Js. zur Begutachtung zugehen wird. 

Auf die Nachricht, daß der vorläufige Entwurf demnächst 
ausgegeben werde, richtete der Unterzeichnete unterm 10. Mai 1910 
an das Reichsamt des Innern eine Eingabe, in der gebeten wurde, 
den Entwurf auch dem Deutschen Veterinärrat zur Stellungnahme 
vom Standpunkt der Praxis aus zu überlassen. Gleichzeitig waren 
in Hinblick auf die Umständlichkeit der Vorbereitung einer Plenar¬ 
versammlung sowie auf die Bestimmung unserer Satzung, daß die 
Einberufung drei Monate vor der Versammlung bekanntzumachen 
ist, die erforderlichen weiteren Schritte zu tun, um eine so zeitige 
Tagung zu sichern, daß deren Beschlüsse noch rechtzeitig an ma߬ 
gebender Stellung hätten angebracht werden können. 

Unter dem 16. Juni 1910 erwiderte der Herr Staatssekretär 
des Innern, daß der vorläufige Entwurf zunächst den Bundes¬ 
regierungen zur Äußerung zugehe und auf Grund dieser Äußerungen 
voraussichtlich noch eine Überarbeitung erfahren werde; alsdann sei 
in Aussicht genommen, ihn den im § 79 des Viehseuchengesetzes 
erwähnten Vertretungen der beteiligten Berufsstände und auch dem 
Deutschen Veterinärrate zur Begutachtung zugehen zu lassen. 

Daraufhin wurde nach Anhörung des Ausschusses in einer 
weiteren Eingabe vom 27. Juni 1910 um Überlassung des vorläufigen 
Entwurfs gebeten, damit die für den Monat September in vorsorg¬ 
licher Weise vorbereitere Versammlung abgehalten werden könne. 
Diese Versammlung werde zweifellos besser besucht werden als eine 
Winterversammlung; auch lege der Deutsche Veterinärrat weniger 
Wert darauf, im Sinne des § 79 Absatz 3 des Viehseuchengesetzes 
die tierärztlichen Interessen zu vertreten, als vielmehr darauf, die 
Erfahrungen, welche von den in der Praxis stehenden beamteten 
und nichtbeamteten Tierärzten im ganzen Reichsgebiet gemacht 
wurden sind, dienstbar zu machen. 

Der Herr Staatssekretär des Innern antwortete unterm 1. Juli, 
daß er mit dem Unterzeichneten der Ansicht sei, die sachliche Be¬ 
deutung der Anhörung des Deutschen Veterinärrats werde nicht so 
sehr in der diesen zufallenden Wahrnehmung der tierärztlichen 
Interessen als vielmehr in der Verwertung der in dessen Mitgliedern 
vereinigten Sachkunde und praktischen Erfahrungen liegen. Seine 
Exzellenz gab jedoch weiterhin der Meinung Ausdruck, daß der 
Bundesrat auch die Anhörung aus dein ersteren Gesichtspunkt auf 
Grund des $ 79 Absatz 3 des Viehseuchengesetzes für erforderlich 
halten werde. Zum Zwecke einer solchen, in Erfüllung dieser ge¬ 
setzlichen Vorschrift erfolgenden Anhörung erscheine aber ein nur 



vorläufiger Entwurf, der möglicherweise in wichtigen Punkten noch 
Änderungen erfahre, bevor er der Beschlußfassung des Bundesrats 
unterbreitet werde, weniger geeignet. Es könne sogar in Zweifel 
gezogen werden, ob durch seine Mitteilung der gedachten Gesetzes- 
Vorschrift genügt werde. Unter diesen Umständen, schreibt der 
Herr Staatssekretär weiter, möchte er die Mitteilung des Entwurfs 
erst in der Fassung, wie sie sich auf Grund der Stellungnahme der 
einzelnen Bundesregierungen ergeben wird, um so mehr für angezeigt 
erachten, als ein gleiches Verfahren auch gegenüber den übrigen 
nach $ 79 eit anzuhörenden Interessentenvertretungen aus ähn¬ 
lichen Gründen beabsichtigt werde Eine gleichmäßige Behandlung 
der einzelnen Intoreressentenvertretungen in dieser Hinsicht möchte 
er aber, schon um Berufungen zu vermeiden, für geboten halten. 
Da die Äußerungen der Bundesregierungen bis Anlang Oktober 
eingehen dürften, so hoffe er, den endgültigen Entwurf noch im 
Laufe des November den Unterzeichneten mitteilcn zu können. 
Eine zweimonatige Frist für die Begutachtung, bis etwa Anfang 
Februar 1911, würde wohl gewährt werden können. 

Bei dieser Sachlage beschloß der Ausschuß einstimmig, in 
Rücksicht auf die Wichtigkeit der Beratung einer Bundesrats¬ 
instruktion die XII. Plenarversammlung zu verschieben. Als Zeit¬ 
punkt für deren Abhaltung ist vorläufig Mitte Januar nächsten 
Jahres in Aussicht genommen; die genaue Festsetzung wird erst 
nach Einlauf des Entwurfs erfolgen können. Cher den Ort der Ver¬ 
sammlung und die Tagesordnung sind endgültige Beschlüsse noch 
nicht gefaßt. 

Stuttgart, den 9. Juli 1910. Dr. v# Beißwänger. 

Bezirkstierarzt II u e k e r in Kötzting zog sich gelegent¬ 
lich der Sektion eines wutkranken Hundes eine Verletzung 
zu und befindet- sich gegenwärtig zur Wutschutzirnpfung in 
Berlin. 

Bttchersctaan. 

Die Bearteilungslehre des Rindes. F ii r Tier z ii c li t e r, 

Tierärzte und praktische La n d w i r t e. Be¬ 
arbeitet von Dr. Cr. Pusch, K. Sachs. Obermedizinal rat, 
ordentl. Professor für Tierzucht an der Tierärztl. Hoch¬ 
schule in Dresden und Landestierzuchtdirektor. Zweite, 
neubearbeitete Auflage. Mit BDI Textabbildungen. Ber¬ 
lin 1910. Verlag bei Parey. Preis geh. IM dl. 

In der neuen Auflage hat Vorf. die Gliederung des Inhaltes 
der ersten Auflage beibclmlten. Der 1. Abschnitt handelt von der 
Einteilung der Boviden und der Abstammung und Einteilung der 
Hausrinder, der 2. von der Beurteilung des Kindes in Rücksicht 
auf die Rasse, der 3. und 4. behandeln die Beurteilung des Rindes 
nach der Abstammung und nach seiner individuellen Körperbe- 
sohaffenheit und der 5. die Beurteilung nach den Leistungen, ln 
einem Anhänge bespricht I*. die Gebrauchsstörungen. Untugenden 
und abnormen Gelüste des Rindes. Bcfestigungsvorriehtungcn, Zwangs¬ 
mittel und Eesselungsarten. gibt Winke für den Ankauf. Transport 
und die Behandlung der Tiere nach der Einstellung, sowie die Be¬ 
handlung neueingestellter Tiere. 



554 


Trotz Vermehrung des Inhaltes weist die Seitenzahl des Werkes 
nur ein Mehr von 8 Seiten auf. Es wurde dieses durch Anwendung 
eines etwas engeren, sich mehr nach der Breite ausdehnenden 
Druckes, dann dadurch möglich, daß Verf. da, wo es möglich war, 
kürzte. Neu wurde dem Buche eingefügt das Kapitel „Winke für 
den Ankauf und die Behandlung der Rinder nach der Einstellung“, 
in welchem auch die Gewährsmängel Berücksichtigung fanden. 

Die Anzahl der Textabbildungen beträgt 391 gegen 327 in der 
ersten Auflage. 172 Abbildungen dieser Auflage sind in der zweiten 
Ausgabe durch neue, bessere ersetzt, so daß die nunmehrige Be¬ 
arbeitung des Werkes 236 neue Illustrationen zeigt. Diese sowohl 
als die aus der ersten Auflage in das Werk übergegangenen früheren 
Abbildungen sind sehr gut. 

Die Bearbeitung des Werkes von Pusch ist in jeder Hinsicht 
eine vorzügliche. Ganz besonders hervorzuheben ist der Inhalt des 
3. und 4. Abschnittes, in welchen die Beurteilung des Rindes me¬ 
thodisch vom Standpunkte eigener praktischer Beobachtung und Er¬ 
fahrung des Verf., also aus der Praxis und für die Praxis geschildert 
ist. Das Buch muß Tierzüchtern und Tierärzten, sowie Studierenden 
warm empfohlen werden; auch die Lehrer der Tierzucht werden dem 
Werke volle Anerkennung zollen. 

Die buchhändlerische Ausstattung ist vorzüglich, Erwähnung 
verdient hier auch die Anwendung lateinischer Lettern an Stelle 
der in der ersten Auflage gebrauchten deutschen. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Zu Veterinären die Unterveterinäre Geb¬ 
hardt Adolf im 4., Hock Franz im 11. und Lang Friedrich im 
5. Feld-Art.-Regt., Dr. Lanzl im 2. und M u 1 z e r August im 1. Schw. 
Reiter-Regt., Schleich Adolf im 6. Chev.-Regt., Schneider Oskar 
im 9. Feld-Art.-Regt. und Zehnter Max im 7. Chev.-Regt.; Dr. Man- 
leitner Karl in Berlin zum Regierungstierarzt in Deutsch-Ostafrika. 

Approbationen: In Dresden die Herren: Dörrer Hein¬ 
rich aus Oberplanitz, Horn Johann aus Freiberg (Sachsen), Nie¬ 
meyer Wilhelm aus Müden und Siegert Georg aus öderau; in 
Hannover die Herren: Athanassoff Nedeltscho aus Saraniewo. 
Albacht Josef aus Greven, Eggeli ng Wilhelm aus Braunschweig 
und Prill Otto aus Neuhaldensleben. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen: Tierarzt Möll- 
hoff Wilhelm in Essen: in Bern: die Tierärzte Schlicker Franz 
in Engelskirchen und Sehr um Eggert aus Rendsburg. 

Der a. o. Universitätsprofessor Dr. Kr um in ach er wurde auf 
Ansuchen von der Stelle eines Assistenten am physiologischen Institut 
der Tierärztlichen Hochschule München unter Anerkennung seiner 
Dienstleistung enthoben. 


Oberregierungsrat Dr. Vogel 

ist bis 19. September d. J. in Urlaub. 



mit zurückgelegtem praktischen Jahr sacht ab September Ver- 
tretnng oder Assisten». Offert, an die Exped. unter Nr. 8. 


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insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismnthverbindnngen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotuberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 

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Jodalkalien. 
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Dämpfigkeit, Lebercirrhosc, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
macnlosus der Pferde, Akti- 
nomykose, Tuberkulose der 
Rinder. 


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Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. 


München, den 16. August 1910. 



Inhalt: Originalartikel: Dr. Reissinger: Chronische Erk 
ungen des Karpalgelenks bei Rindern. — Reinhardt: Botry 
kose. — Hermaphrodisie. — Referate: Dr. Rösler: Über 
Resorptionsfähigkeit der Haut und des Unterhautzellgewebes 
ein Casein-Präparat. Train: Plasmase — Yohimbin. Baß: Neues 
aus der Pharmakologie. Eber: Die Umwandlung von Menschen 
stammender Tuberkelbazillen des Typus humanus in solche des 
Typus bovinus. Brühlmeyer: Räude bei Kamelen. —Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Uber die Schwankungen der 
Trächtigkeitsdauer nach Jahreszeiten. — Verschiedenes: 
60jähriges Jubiläum als Tierarzt. Beratung des Etats der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule München im Plenum der Kammer der 
Abgeordneten. —Bücherschau. —Literatur. — Personalien. 


Chronische Erkrankungen des Karpalgelenks bei 

Rindern. 

Von Distrikstierarzt Dr. Reissinger, Amorbach. 

Das Karpalgelenk der Rinder ist häufig Sitz von 
Läsionen und art,britischen Prozessen, die im Gegensatz zu 
denen beim Pferd fast ausschließlich chronischer Natur 
sind. 

Am häufigsten kommen bekanntlich Quetschungen 
(Kontusionen) an der Streckseite des Karpus vor, die als 
K n i e b e u 1 e oder Kniescliff am in angesprochen werden, 
Bezeichnungen, die für die Unterscheidung der pathologisch¬ 
anatomischen Veränderungen unklar sind. 

Die Ursachen dieser Kontusionen sind in Folge der 
Art des Liegens und Aufstehens der Rinder in erster Linie 
in dem langsamen und kontinuierlichen Druck des Bodens 
zu suchen, dem der Karpus passiv ausgesetzt ist, nament¬ 
lich, wenn nicht oder nur ungenügend eingestreut wird. 
G uillebeau-Bern meint, daß es sich bei Kontusionen 
des Karpus bei Rindern stets um eine Invasion des Tuberkel- 



558 


bazillus handle; von dieser Ansicht sagt Lanzillotti- 
Buonsanti-Mailand in seiner Arbeit über die Erkran-. 
kungen der Gelenke (Handbuch der tierärztlichen Chirurgie 
von Bayer und Flöhner, IV. Band, 1. Teil) „daß sie 
zu absolut sei, als daß man sie olme Weiteres gelten lassen 
könne.“ Die anatomischen Krankheitsformen kennzeichnen 
sich entweder als Hydrops der Sehnenscheide des Muscul. 
extensor carpi radiaiis oder als Tendo vaginitis serosa 
mit Ektasie der Sehnenscheide, wobei die Menge der sich 
ansammelnden Flüssigkeit und damit die Erweiterung der 
Sehnenscheide und der Haut eine ganz enorme sein kann, 
oder aber es besteht ein Hygrom mit mehr oder weniger 
verdickten, fluktuierenden Wänden und verschieden großer 
Flüssigkeitsmenge (bis zu 10 Litern), wobei die Haut horn¬ 
artig verdickt, das Unterhautzellgewebe in Knochengewebe 
umgewandelt und eine zentrale Höhle mit vielen Kammern 
vorhanden sein kann, je nach der Dauer der Erkrankung. 

Eine weitere Krankheitsform der sogenannten Knie¬ 
beule kann in fibröser Verhärtung und Sklerose 
des Unterhautbindegewebes bestehen vorn und an 
den Seiten des Karpalgelenks, hervorgerufen durch eine 
Periarthritis, wobei die Sehnenscheiden, auch die Sehne 
selbst und die Gelenkskapsel mit der Verdickung ein und 
dieselbe Masse bilden können (sogenannter Tumor albus); 
an den Knochen können sich osteophytische Auflagerungen 
vorfinden. 

Diese anatomischen Formen der Kontusionen ver¬ 
größern das Volumen des Gelenkes mehr oder weniger und 
verunstalten dasselbe. 

Die Tendovaginitis serosa erkennt man an der 
Spannung des Tumors, der eine breite Basis hat, die sich 
über das von der Sehne des musc. extensor carpi radiaiis 
bedeckte Gebiet hinaus erstreckt; eine unter aseptischen 
Ivautelen vorgenommene Punktion kann die Diagnose sichern. 

Das Hygrom fühlt sich im Anfangsstadium schwammig 
an, später ist die Fluktuation nicht i.umer deutlich zu er¬ 
kennen; durch die Verdickung der Wände kann dasselbe 
eine solche Härte annehmen, daß eine Verwechslung mit 
jener Form nicht ausgeschlossen ist, die durch fibröse Ver¬ 
härtung und Sklerose des subkutanen Bindegewebes in Folge 
von Periarthritis gekennzeichnet ist; der größere Umfang 
der Basis und die Ausdehnung auf die laterale und mediale 
Seite sprechen jedoch für diese Krankheitsform. 

Die funktionelle Störung ist eine Folge der mehr oder 
weniger behinderten Beugung des Karpalgelenks und steht 



559 


in Beziehung mit der anatomischen Form der Kontusion, 
sowie mit der Entwicklung des Tumors und dem relativen 
Gewicht desselben. Die Bedeutung der Kniebeule der 
Rinder ist meist gering; im Allgemeinen werden sie nur 
als Schönheitsfehler erachtet; die Beseitigung gelingt nicht 
immer und wird deshalb oft unterlassen. 

Frisch entstandene Kniebeulen werden durch Kälte, 
Massage mittelst zerteilender Salben, Anstrich von Teer¬ 
seifenmischung oder der Mischung von Weber (Teer, grüne 
Seife und Gerberlohe) bekämpft, veraltete werden geöffnet 
oder nach dem Verfahren von March operiert. Bei fibröser 
Verhärtung und Sklerose des subkutanen Bindegewebes 
kann die Ignipunktur oder das Strichfeuer versucht werden; 
bei alter und ausgedehnter Verhärtung ist es besser, nichts 
zu tun. — Die arthritischen Prozesse am Karpus sind 
entweder traumatischer oder infektiöser Natur. 

Zu den traumatischen gehört die Periarthritis, bei 
der bedeutende Gelenkverdickung, Knochenauflagerungen 
und Steifigkeit die Folge sein können und die durch Wuche¬ 
rung und fibröse Induration des periartikulären Bindegewebes 
zur Entwicklung eines bedeutenden Tumor albus Anlaß 
geben kann. Zu den infektiösen Formen gehört die Arthritis 
serosa, die rheumatischer Natur ist und Bewegungen des 
Gelenks ermöglicht und die Arthritis fungosa, die 
nach den Beobachtungen Guillebeaus als tuberkulöser 
Natur betrachtet werden muß — und bei der durch peri- 
artikuläre osteophytische Neubildungen das Gelenk defor¬ 
miert sein und in Folge von Ankylose Unbeweglichkeit 
desselben eintreten kann; sie kennzeichnet sich gleich von 
vornherein durch die Form und Ausdehnung der An¬ 
schwellung, welche das ganze obere Gelenk, nicht bloß die 
vordere Fläche umgibt, durch die Härte der Geschwulst, durch 
die Schmerzhaftigkeit beim Aufstehen, Gehen und künst¬ 
lichen Beugen, sowie durch das Auftreten der Muskelatrophie; 
auch hier kommt es zur Entwicklung eines bedeutenden 
Tumor albus. 

Eine solch schleichende Gelenksentzündung der Vorder¬ 
fußwurzel konnte ich kürzlich bei einer achtjährigen Kuh 
beobachten, die dadurch charakterisiert war, daß nicht nur 
eine vollständige Ankylose des Gelenks eingetreten, sondern 
daß dasselbe von seiner normalen Richtung abgelenkt war 
und die ganze Extremität krumm gebogen erschien (Figur I). 
Der Verdickung des Gelenks sowie der vorbiegigen Stellung 
des Beines hatte der Besitzer keine Aufmerksamkeit ge¬ 
schenkt, weil derselbe diese Erscheinungen als Schonen 



560 


des Fußes auffaßte und auf ein früher bestandenes Klauen- 
leiden zurückführte, bis schließlich doch die zunehmende 
Verdickung und fortschreitende Verbiegung der ganzen 
Extremität denselben veranlaßten, die Kuh meiner Be¬ 
urteilung zu unterstellen. 



Die Schwellung des Vorderknies war eine ganz be¬ 
deutende, fühlte sich derb und knochenhart an und zeigte 
sich schmerzhaft; der Versuch das gebogene Knie zu strecken, 
verursachte dem 'Pier große Schmerzen, bezw. gelang über¬ 
haupt nicht. Der Gang des Tieres war ein jämmerlicher 
und machte einen fast komischen 'Eindruck, indem das¬ 
selbe das Bein, in der in Figur I wiedergegebenen Stellung 






561 


vorwärts schleifte mit der Klauenspitze den Hoden streifend. 
Die Kuh, deren Ernährungszustand bereits durch das be¬ 
stehende Übel gelitten hatte, wurde geschlachtet, da eine Be¬ 
handlung zwecklos und das Weiterlebenlassen dieses krüppel¬ 
haften Tieres inhuman gewesen wäre. Das Gelenk ließ 
ich mir vom Besitzer zur Verfügung stellen, um diese 



Kuriosität nach ihrer ätiologischen und anatomischen Seite 
hin näher kennen zu lernen. 

Das ganze Gelenk erscheint stark aufgetrieben und 
von einem festen fibrösen Bindegewebe umhüllt, welches 
nach oben und unten allmählich in die normalen Aponeu- 
rosen übergeht. Die Sehnen gehen etwas verschoben durch 


L 











562 


ihre Sehnenscheiden, an einzelnen Stellen finden sieh ge¬ 
ringe Injektionen und Adhäsionen. Das Periost erscheint 
in großer Ausdehnung stark verdickt und geht unmittelbar 
in die fibröse Umhülluugsmasse des Gelenks über. Auf 
der Oberfläche der Gelenksknochen und zwar vom untern 
Ende des Radius über die erste und zweite Reihe der 
Karpalknochen hinweg bis zum oberen Ende des Meta- 
karpus finden sich massige, vielgestaltige, höckerige, spitze 
und kammartige Knochenauflagerungen; an einzelnen Stellen 
(Figur II a) finden sich brückenartige Verwachsungen der 
aufgelagerten Knochenmassen über die Gelenkflächen hin¬ 
weg. Die Knochenneubildungen erstrecken sich auch auf 
die Rückseite und die Seitenflächen des Gelenks. Die auf¬ 
fallendsten Veränderungen zeigt das untere Ende des Radius; 
dort finden sich nicht nur mächtige periostale Neubildungen, 
die die mannigfachsten Formen auf weisen (Figur II b), sondern 
es ist zwischen denselben zum Schwund des Knochens 
gekommen; der Knorpelüberzug fehlt an einzelnen Stellen 
und es haben sich tiefe buchtig begrenzte Defekte gebildet, 
die von einer schwammigen Masse bedeckt sind, und mit 
der Knochenoberfläche in Verbindung stehen. 

Der Knochen selbst sieht aus w T ie angenagt und zeigt 
kariöse Defekte in der Ausdehnung eines Zweimarkstückes. 
(Figur II c.) 

Die ganze Veränderung des Karpalgelenks hat überaus 
große Ähnlichkeit mit einer von Siedamgrotzky im Schweizer 
Archiv für Tierheilkunde Band 24 (1873) beschriebenen 
Arthritis fungosa des Vorderfußwurzelgelenks eines 
Rindes, woselbst auch die mikroskopischen Veränderungen 
eingehend geschildert sind; sie dürfte auch als solche 
diagnostiziert werden. Die Veränderungen des Gelenks 
kamen offenbar zu Stande durch eine fungöse Arthritis, 
bei der sich von der Synovialmembran, dem Knochen und 
Knorpel aus eine fungöse Granulationsmasse bildete; be¬ 
gleitet wurde dieselbe von den periarthritischen Binde- 
gewebshyperplasien und den periostalen und osteophytischen 
Knochenneubildungen. Die Ursache dieser Gelenkserkran¬ 
kung wird wohl auf eine tuberkulöse Infektion zurückzu¬ 
führen sein und zwar auf eine primäre, da die Kuh 
keinerlei sonstige tuberkulöse Krankheitsherde zeigte. 

Die Prognose für einen solchen arthritisehen Prozeß 
kann naturgemäß nur ungünstig lauten und eine Behandlung 
muß erfolglos sein bozw. darf überhaupt nicht eingeleitet 
werden. 



563 


Botryomykose. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Reinhardt, Germersheim. 

Ein sonderbarer Fall von Botriomykose gelangte am 
14. April 1 . Jrs. bei einem aus Württemberg bezogenen 
5jährigen Ochsen während dessen Abschlachtung zur Be¬ 
obachtung. 

Auf der Schleimhaut des rechten Nasenganges fanden 
sich zahlreiche hirsekorngroße und an dem Nasenspiegel 
rechts bohnengroße, gelbe, griesig aussehende, eiterfreie 
Knötchen; dieselben waren von runder oder länglicher 
Form. Sie ragten etwa 10 cm in den Nasengang hinein. 
Am rechten wie auch am linken Lippenwinkel fanden sich 
ebensolche Knoten in der Größe einer Kirsche. Die Backen 
waren mit zahlreichen kirschgroßen, im Unterhautzellgewebe 
und Fettgewebe sitzenden. Knoten besetzt; letztere hatten 
eiterigen Inhalt. An der linken Wange unter dem Haut¬ 
muskel lagen 4 taubeneigroße fluktuierende Knoten, deren 
Inhalt aus gelbem, zähem, eingedicktem Eiter bestand. 
Am Gaumen, besonders den Staffeln, fanden sich linsen- bis 
erbsengroße gelblich-weiße Knoten mit schwach eiterigem 
Inhalt. Gegen die Rachenpartie lagerten linsenförmige über¬ 
einanderhängende Gebilde, jedoch ohne eiterigen oder grie- 
sigen Inhalt. Die linke Kehlgangsdrüse erschien hühnerei¬ 
groß mit gelb-griesigen Einlagerungen. Die rechte Kehl¬ 
gangsdrüse war kleiner, jedoch mit gleichem Inhalt. Unter 
den Ohrspeicheldrüsen und Kinnbackendrüsen fanden sich 
sulzige, wässerige Ergießungen; die Drüsen selbst erschienen 
normal. — Im übrigen Körper fehlten solche Veränderungen. 

Die mikroskopische Untersuchung ergab ungemein 
zahlreiche brombeerartig angeordnete Coccen, die sich als 
die Erreger des bezeichneten Leidens erwiesen. 

Hermaphrodisie. 

Am Freiburger Schlachthofe zeigte sich unter fünf 
Schweinen eines Schlächters eines, dessen Tragsack dem 
Metzger aufgefallen war, von ihm angeschnitten und dann 
beiseite geworfen wurde. Auf Meldung des Hallenmeisters 
wurde fraglicher Tragsack beigeschafft, es war folgendes zu 
konstatieren: Der Uterus ist abnorm weit (10cm) — sein 
Inhalt wurde vom Metzger als Eiter angesprochen —, statt 
der Ovarien finden sich zwei etwa kastaniengroße Testikel 
mit Nebenhoden und Samenleitern. Nach der Schilderung 
des Schlächters zu schließen, hatte auch Hypertrophie der 
Clitoris bestanden. Es ergab sich somit das Bild von 



564 


Hermaphrodisie, wie es Kitt in seinem Lehrbuch entwirft 
mit der Bezeichnung „Pseudohermaphrodismus masculinus 
kryptorchis mikrophallus et epispadiacus megalomastos cum 
utero“. Es fanden sich am ausgeschlachteten Schwein noch 
Reste wie von einem After - Rutenband. Am fraglichen 
Schwein war vor der Untersuchung des Uterus lediglich 
das Peritoneum wegen entzündlicher Verwachsung entfernt 
worden. Bei der Tags darauf vorgenommenen Kochprobe, 
— es bestanden Meinungsverschiedenheiten betr. fleisch¬ 
beschaulicher Beurteilung — war so starker Geschlechts¬ 
geruch bemerkbar, daß das Schwein beanstandet werden 
mußte. Das Fleisch wurde der Freibank überwiesen. Lex. 


Referate. 

Dr. Röster: Über die Resorptionsfähigkeit der Haut 
und des Unterhautzellgewebes für ein Casein-Präparat. 

(Wiener Mediz. Wochenschr., Nr. 20, 1910.) 

Verf. hat Sanatogen mit Wasser oder Vaseline zu 
einem dicken Brei angerührt und auf die Haut ohne Mas¬ 
sage aufgetragen. Hiebei fand er, daß von der Haut inner¬ 
halb 6 Stunden 20—46 % Eiweiß aufgesaugt wurden. 
Ferner injizierte R. 20 g einer sterilen 2 %igen Casein¬ 
lösung in die Subkutis und konstatierte vollständige Re¬ 
sorption derselben innerhalb einer Zeit von 6—7 Stunden 
und zwar ohne jegliche Störung des physiologischen Ver¬ 
haltens der Versuchsobjekte. 10 %ige Caseinsalben, herge¬ 
stellt mit Vaseline, Lanolin, besonders mit Mitin wurden 
von der ILmt, — auf diese unter Anwendung von Massage 
aufgetragen — vollständig resorbiert. Mit vorzüglichem Er¬ 
folge benützte R. 10 %ige Sanatogen-Mitin-Salbe gegen 
rissige Haut. 

Die Ergebnisse der Versuche von R. dürften für die 
Therapeutik Beachtung verdienen. A. 

Train: Plasmase — Yohimbin. (Tierarzt!. Rund¬ 
schau, 1910, Nr. 24.) 

1. Plasmase: In 8 Fällen von „Mäkelstaupe“, 
deren Symptome den Anfangserscheinungen der Leeksuchr 
gleichen und bei welcher dieTiere mäkelig im Futter werden 
und mit der Zeit stark abmagern, erzielte Verf. mit der sub¬ 
kutanen Anwendung von Plasmase geradezu überraschende 
Kr folge bezüglich Besserung des Körperzustandes, während 
die frühere Behandlung mit subkutanen Apomorphingaben 
(0,1), mit innerlicher Verabreichung von Acid. muriat. und 
I inet. dentian. aa, ferner mit Arsen fast ganz wirkungslos 



565 


war, weshalb die Tierbesitzer Tiere mit „Mäkelstaupe“ nicht 
mehr behandeln ließen. Weiter wurde l'lasmase zur Besse¬ 
rung des Körperzustandes im Rekonvaleszenzstadium mit 
Erfolg angewandt nach starken Nierenblutungen, 
chronischen Magen- und Darmkatarrhen 
und Lungenentzündungen. 

II. Yohimbin: Bei 11 Kühen, die seit 4—9 Mo¬ 
naten nicht brünstig geworden waren, bei 1 Hündin und 
1 Sau erzielte Verf. mit der Yohimbinbehandlung stets 
vollen Erfolg; die Tiere wurden brünstig und warfen Junge. 
Stets Anwendung per os. Kühe: Rp.! Yohimbin pro us. 
veterin. 0,6: 250,0; sechsmal täglich 1 Eßlöffel. II ü n d i n: 
Rp.! Yohimbin pro us. veterin. 0,02: 100,0; fünfmal täglich 
1 Eßlöffel. — Versagt hat die Yohimbinbehandlung in zwei 
Fällen zur Anregung der Milchsekretion und in einem Falle 
spinaler Lähmung eines Hundes. 


B/aß: Neues aus der Pharmakologie. (Tierärztliche 
'‘"Rundschau, 1910, Nr. 24.) 

Novo jodin: Lockeres, hellbraunes, geruchloses 
RulVef; •ist eine Mischung von Ilexamethylentetramindijodid 
(C' ti H J2 N 4 J 2 ) und Talcum; vereinigt die Wirkung des Jods 
undi'Formälins. Empfehlenswert in der Wundbehandlung, 
ferner, c als Globuli vaginales beim ansteckenden Scheiden- 
katarrh und der Behandlung anderer Erkrankungen der 
Geschlechtswege. 

T h i 1 a v e n: Auflösung von Linalvlacetatthiozonid 
in Alkalithiozonat. Enthält 5 % Schwefel und hiervon 15 % 
organisch gebundenen resorbierbaren Thiozonid-Schwefel. 
In Gestalt von Salben und Bädern bei Hautkrankheiten zu 
versuchen. 

Gelodurat -Kapseln: Werden vom Magensaft 
nicht angegriffen, sondern lösen sich erst im alkalischen 
Darmsaft. Zur Anfertigung von Aloepillen empfehlenswert. 

E u p h i 1 i n : Verbindung von Theoein mit Äthylen¬ 
diamin. Hervorragendes Diuretikum. 

Hygienol S.: Dicke, syrupartige, schwach rötlich 
gefärbte Flüssigkeit von saurer Reaktion; enthält Kresole 
mit Schwefel und schwefliger Säure. Besitzt stark des¬ 
infizierende und desodorisierende Eigenschaften. Geeignet 
als Stalldesinfiziens und Wundheilmittel fiir infizierte, übel¬ 
riechende und stark granulierende Wunden. 

T a n n y 1 - G e h e : Bräunlich-gelbes, beinahe geruch¬ 
loses, in II 2 0 fast unlösliches, indifferent schmeckendes 

Pulver, bestehend aus Oxychlomjasein und Gallusgerbsäure. 

f I 


H : r.; •/ 

* 




566 


Entfaltet erst im Darmkanal seine Wirkung. Ausgezeich¬ 
netes Mittel bei den verschiedenartigsten Magen-Darm-Er- 
krankungen der Hunde. R a b u s. 

Eber: Die Umwandlung von Menschen stammender 
Tuberkelbazillen des Typus humanus in solche des Typus 
bovinus. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1910, Nr. 15.) 

Verf. hat schon früher darauf hingewiesen, daß eine 
strenge Scheidung der beim Menschen vorkommenden Tu¬ 
berkulosefälle in rindervirulente und nicht rindervirulente 
auf Schwierigkeiten stößt, indem zwischen den beiden Ex¬ 
tremen der hochgradigen Virulenz und der völligen Aviru- 
lenz für Rinder Übergänge Vorkommen. Nun hat er durch 
eine Reihe von Versuchen dargetan, daß es bei geeigneter 
Versuchsanordnung — Infektion von Meerschweinchen mit 
menschlichem Virus, intraperitoneale Impfung von Rindern 
mit tuberkulösen Organstückchen dieser Meerschweinchen 
— möglich ist, mit Tuberkelmaterial des Typus humanus 
bei Rindern Veränderungen hervorzurufen, aus denen Ba¬ 
zillen isoliert werden können, die sich bei Weiterimpfung 
auf Rinder für diese hochgradig virulent erweisen und auch 
im Kultur- und Kaninchenversuch wie Bazillen des Typus 
bovinus verhalten. Es ist damit ein weiterer Beweis für die 
nahe Verwandtschaft (Arteinheit) der beim Menschen und 
beim Rind vorkommenden Tuberkuloseformen geliefert. 

Brühl meyer: Räude bei Kamelen. (Zeitschr. f. 
Veterinärkunde, 1910, IV.) 

Unter den im südwestafrikanischen Feldzug verwen¬ 
deten Kamelen trat häufig Sarkoptesräude auf. Das Krank¬ 
heitsbild glich im wesentlichen dem bei den übrigen Haus¬ 
tieren. Soferne eine Behandlung gründlich durchgeführt 
werden konnte, war die Prognose günstig zu stellen; ein¬ 
zelne Fälle führten infolge Abmagerung und Erschöpfung 
zum Tode. 

Die Behandlung bestand in gründlicher Reinigung der 
Ilaut mit Seifenwasser und Waschungen des ganzen Tieres 
mit 3 ( /ciger Kresolseifenlösung und hierauf in Einreibung 
einer Mischung von 2:1 Schmieröl und Petroleum. Nach 
:>—T Tagen wurde dieselbe Prozedur noch 4—5 mal bis zur 
völligen Wiederherstellung wiederholt. Waschungen mit 
Kresolseifenlösung allein führten namentlich bei veralteter 
und ausgebreiteter Räude fast nie zum Ziel, erzeugten viel¬ 
mehr sehr bald Haarausfall, Sprödigkeit und Rissigkeit der 
Haut. Bei leichter Erkrankung und scharfer Abgrenzung 
der Räudeherde fand mit gutem Erfolg ein Teerliniment — 



567 


Pic. liquid., Sapon. kalin. aa 500.0, Spirit. 250,0 — Ver¬ 
wendung, das 7 Tage liegen blieb, dann abgewaschen und 
noch 2—3 mal auf getragen wurde. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Über die Schwankungen der Trächtigkeitsdauer nach 

Jahreszeiten. 

Bekanntlich haben auf die Dauer der Trächtigkeit 
unserer Haustiere verschiedene Umstände Einfluß z. B. 
Rasse, Ernährung, Haltung, Alter der Mütter etc. 

Über den Einfluß der Frühreife auf die Zeit der 
Trächtigkeit, die Dauer der Tragezeit je nach dem Ge- 
schlechte und der Anzahl der Föten, sowie über die Trächtig¬ 
keitsdauer bei Erstgebärenden hat Dr. Sabatini im 
Jahre 1908 eine schöne Arbeit veröffentlicht, über die ich 
in der Wochenschrift referierte. Die eingehende Arbeit 
bezog sich auf Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. 

Vor Kurzem hat nun Dr. Wellmann auch Unter¬ 
suchungen über die Schwankungen der Trächtigkeitsdauer 
nach Jahreszeiten angestellt und das Ergebnis seiner an 
ungarischen Gestüten ausgeführten Studien in der Zeit¬ 
schrift „Landwirtschaftliche Jahrbücher“ 39. Bd., 1910, ver¬ 
öffentlicht. 

Der Raum der Wochenschrift erlaubt nicht, über die 
Resultate der Einzelnuntersuchungen zu berichten und be¬ 
schränke ich mich daher, die Hauptergebnisse der von 
Dr. Wellmann ausgeführten Studien hier anzuführen; 
sie lauten: 

1. Die Trächtigkeitsdauer solcher Stuten, die während einer 
bestimmter Deckperiode belegt werden, zeigt den Jahreszeiten ent¬ 
sprechende regelmäßige Schwankungen, nämlich sie ist bei den am 
allerersten, im Frühherbst abfohlenden Stuten von kürzester Zeit; 
von da an wächst sie monatlich nachweisbar, so, daß sie bei den am 
spätesten, im Spätfrühjahr abfohlenden Stuten die längste ist. Die 
äußerste Differenz der monatsdurchschnittlichen Werte beträgt 24 bis 
37 Tage, der Durchschnittswert der ersten drei und der letzten drei 
Monate dagegen 17—20 Tage. 

2. Bei Kühen, die während einer bestimmter Deckperiode belegt 
werden, ist diese Schwankung in der Tragezeit auch wahrnehmbar, 
obwohl die Differenz bei den im Frühherbst und im Spätfrühjahr 
abkalbenden Kühen kleiner ist, sie beträgt nur 7,66 resp. 5,89 Tage. 

3 An der Trächtigkeitsdauer solcher Kühe, die das ganze Jahr 
hindurch belegt werden, können wir ähnliche Schwankungen nicht 
feststellen. 

4. Die Trächtigkeitsdauer der verschiedenen Pferde- und 
Rinderrassen schwankt; die im Gestüt Mezöhegyes gezüchteten eng¬ 
lischen Halbblüter und im Gestüte Fogaras gezüchteten Lippizaner 
besitzen die längste, dagegen die Mezöhegyescher Groß-Nonius-Stuten 
die kürzeste Tragezeit. Die Trächtigkeitsdauer der in Mezöhegyes 



568 


gezüchteten SiinmentalerkUhe ist, um 6,6 Tage länger, als bei den 
ungarischen Kühen. 

5. Bei Arbeit leistenden und zugleich zur Zucht benutzten Stuten 
ist die Tragezeit um einige Tage kürzer als bei jenen, die bloß 
zur Fohlenaufzucht gehalten werden. 

6. Die Trächtigkeitsdauer ist im Gestüt Mezöhegyes heutzutage 

kürzer als sie einst war. A. 


Verschiedenes. 

öOjähriges Jubiläum als Tierarzt. 

Am 10. August feierte der Kgl. Kreistierarzt a. D. 
Paulus Ott in Ansbach sein 60jähriges Tierarztjubiläum. 
Der Jubilar ist geboren am 12. Juli 1830, er konnte also 
vor Kurzem den 80. Geburtstag feiern. Im Jahre 1847 
trat er an die damalige Zentraltierarzneischule, welche er 
am 10. August vor 60 Jahren absolvierte. Hierauf wurde 
er städtischer Tierarzt der Stadt Ansbach und später Bezirks¬ 
tierarzt für den Verwaltungsbezirk Ansbach; im Jahre 1872 
erfolgte seine Ernennung zum IvgL Kreistierarzt bei der 
Regierung von Mittelfranken in Ansbach. In all diesen 
Stellungen entwickelte der Jubilar eine umfassende, höchst 
ersprießliche Tätigkeit, für die ihm allseitige Anerkennung 
und Ehrungen zu teil wurden. Der Kreisausschuß und 
der Landwirtschaftliche Verein von Mittelfranken und der 
mittelfränkische Tierärztliche Kreisverein ernannten ihn zum 
Ehrenmitgliedo; der Bayerische Landwirtschaftsrat verlieh 
ihm die große silberne und die goldene Vereinsmedaille und 
von höchster Stelle wurde er durch Verleihung des Ver¬ 
dienstordens vom heiligen Michael geehrt. Möge der fernere 
Lebensabend des verehrten Kollegen ein durch Gesundheit 
und Wohlergehen verschönter sein. A. 

Beratung des Etats der Tierärztlichen Hochschule München 
im Plenum der Kammer der Abgeordneten. 

Die Verhandlungen über den Etat der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule im Plenum der Kammer der Abgeordneten waren rasch er¬ 
ledigt. Der in der Wochenschrift bereits mitgeteilte, im Finanz¬ 
ausschüsse gestellte Antrag zur Genehmigung des Etats wurde in 
der Sitzung der Kammer wiederholt und von dieser genehmigt. 

Erwähnt sei nur, daß der Abgeordnete Dr. Giinth e r, wie im 
Finanzausschüsse, so auch bei den Verhandlungen in der Kammer 
wieder für den vollständigen Ausbau der Tierärztlichen Hochschule 
wann eingetreten ist, desgleichen für die Anerkennung des von 
einer Anzahl bayerischer Tierärzte in der Schweiz erworbenen 
Doktortitels der Veterinärmedizin. Den ersten Punkt anhelnngcnd. 
befürwortete er die Einführung der Rektoratsverfassung an der 
Tierärztlichen Hochschule und bekämpfte das Argument gegen die 
freie Wahl des Rektors, die Zahl der Professoren des Kollegiums 
•sei zu klein, als daß die Schaffung der gleichen Verhältnisse, wie 



569 


an der Universität angezeigt erscheine. G. machte darauf auf¬ 
merksam, daß an den Abteilungen der Technischen Hochschule ein 
ähnliches Verhältnis bestehe, gleichwohl habe sich die freie Wahl 
bewährt. Als noch treffenderes Beispiel hätten von ihm die Ver¬ 
hältnisse an Tierärztlichen Hochschulen (Berlin, Dresden, Wien etc.) 
angeführt werden können, an welchen die Anzahl der Professoren 
ungefähr die gleiche ist wie an der Tierärztlichen Hochschule München 
(D. Ref.). Zur Petition bayerischer Tierärzte, die Führung des in 
der Schweiz erworbenen Doktortitels betreffend, führte G. nach dem 
stenographischen Berichte aus: Es herrschte im Finanzausschüsse 
eine weitgehende Übereinstimmung dafür, daß es dringend erwünscht 
wäre, für die bayerischen Tierärzte den Doktor der Veterinär¬ 
medizin, welchen sie in der Schweiz erworben, nachträglich in 
Bayern anzuerkennen. Als sehr erfreulich muß bezeichnet werden, 
daß sich unsere jungen Tierärzte nunmehr den Doktortitel in ihrem 
Fache an der Tierärztlichen Hochschule in München erwerben 
können. Aber wenn man zugibt, daß einem größeren Teile der 
Tierärzte der Doktortitel wünschenswert ist und andererseits sieht, 
daß sich eine Anzahl Tierärzte diesen Titel aus eigenem Antriebe 
auswärts erworben haben, auswärts nur deswegen, weil ihnen das 
eigene Vaterland die Möglichkeit hiezu verweigerte, so würde man 
nach meiner Ansicht ein Unrecht begehen, wenn man diesen Männern 
das Recht absprechen würde, den Titel zu führen. Man darf sich 
nicht hinter dem formalistischen Standpunkt verschanzen, daß jetzt 
bei uns das Abitucientenexamen zur Promotion gefordert wird. Man 
darf die Arbeit, wefche sie unentwegter Weise geleistet haben, 
nachträglich nicht so gering anschlagen, als daß man diese mit Recht 
erworbene Titulatur von Staatswegen einfach als ungiltig erklären 
sollte. 

Man erwähnte, die sämtlichen deutschen Bundesstaaten müßten 
in dieser Sache gemeinschaftlich vorgehen. Dieses ist schon 
bisher nicht geschehen, indem einzelne Bundesstaaten den 
Titel anerkannten und andere nicht. Wäre es denn ein Unglück, 
wenn Bayern bei dieser Gelegenheit einmal an der Spitze marschierte 
und im Bundesrate erklärte: Wir machen es so, wir haben dazu das 
Recht und wenn wir von diesem Rechte Gebrauch machen, können 
wir nur den Wunsch ausdrücken, daß Sie uns auf dem betretenen 
Wege naehfolgen. Ich meine, das könnte Bayern niemand übel 
nehmen, wenn es dazu beitragen würde, einem Zustande ein Ende 
zu machen, der als höchst unerquicklich angesehen werden muß. 
Wenn auch die Anzahl der Tierärzte, die in Betracht kommen, in 
Bayern keine große ist, so kommen doch im ganzen Reiche m ehr 
als 600 Männer in Frage, welche sich Zeit, Mühe und ein 
großes Maß geistiger Anstrengung kosten ließen, um sich auswärts 
den Doktor der Veterinärmedizin zu verschaffen. Nach meiner Mei¬ 
nung wäre es ein großes Unrecht, wenn wir wegen der äußerlich 
fehlenden Parität mit anderen Bundesstaaten deren Verfahren zu 
«lern unsrigen machen wollten. 

Wenn man sich so sehr auf das Abiturientenexamen versteift, 
läßt man außer Betracht, daß unsere Hochschulen in ihren Statuten 
einen Paragraphen haben, nach welchem dem Betreffenden eine 
ungewöhnlich tüchtige Dissertation so angerechnet werden kann, als 
habe er das Abiturientenexamen gemacht. Der Abgeordnete teilte 
dann einen speziellen Fall mit, bei welchem an der Universität 
Erlangen so verfahren wurde, und fährt fort: Ich meine, was in 
solchen Einzelnfällen geschah, könnte hier einigermaßen verall- 



570 


gemeinert werden,- weil alle tierärztlichen Fachschriften darüber 
einig sind, daß die betreffende Fakultät Bern ungewöhnlich hohe 
Anforderungen an diejenigen stellt, welche bei ihr um Gewährung 
des Doktortitels nachsuchen. Man darf wohl behaupten, daß diese 
Dissertationen auf einer höheren Stufe stehen als andere, weil in 
der Schweiz zu den Bedingungen, welche bei uns erfüllt werden 
müssen, noch andere treten, die in Deutschland durchschnittlich 
nicht verlangt werden. 

Wenn man sich alle die Verhältnisse vergegenwärtigt, so 
glaube ich, könnte man sich gegen die Berechtigung, welche die 
Leute für sich in Anspruch nehmen, wirklich nicht mehr wehren, 
sondern müßte zugeben, der bayerische Staat solle in einer kurzen 
Erklärung, die doch wahrhaftig keine große Mühe macht und den 
Staat gewiß nicht in staatsrechtliche Verwicklung bringt, sich dahin 
aussprechen, daß für diejenigen bayerischen Tierärzte, die bereits 
den Doktortitel besitzen, derselbe nunmehr auch vom Staate 
anerkannt werde. Welch’ große Befriedigung in allen Teilen im 
Lande draußen und bei allen Beteiligten erzielt würde, darüber 
kann die Königliche Staatsregierung sich nicht im Unklaren befinden. 
Ich möchte also, wie auch bereits der Herr Referent andeutete, 
indem er die allgemeine Meinung des Ausschusses zum Ausdruck 
brachte, noch die dringliche Bitte an die Königliche Staatsregierung 
stellen, in diesem Sinne eine Entscheidung treffen zu wollen. 

Die Petition um Genehmigung zur Führung des in der Schweiz 
erworbenen veterinär - medizinischen Doktortitels wurde hierauf 
seitens der Kammer zur Würdigung beantragt. 

Dem Abgeordneten Professor Dr. Günther, welcher die 
Interessen der Tierärzte schon bei verschiedenen Anlässen warm 
vertreten hat, gebührt für die im Vorstehenden mitgeteilte neuer¬ 
liche wohlwollende energische Befürwortung einer Bitte bayerischer 
Kollegen der größte Dank! A. 

Bttcberschau. 

Das Haus- und NutZgeflfigel. Ein praktischer Ratgeber 
für (len ländlichen Geflügelhalter. Von Dr. A. C. Ed. 
B a 1 d a m u s. Vierte erheblich erweiterte Auflage. Be¬ 
arbeitet von Otto Grünhaidt. Mit 61 Abbildungen. 
Hannover, Verlag von M. & H. Schaper, 1910. Preis 
geb. 4 Mark. 

Der Inhalt der vierten Auflage des Buches bringt in 
neun Kapiteln auf 219 Druckseiten die Beschreibung der 
wirtschaftlich wichtigsten Geflügelrassen, die Aufzucht, 
Pflege, Ernährung und Verwertung des Geflügels; ferner 
behandelt das Buch die Krankheiten des Geflügels und 
deren Heilung. Alle Kapitel der neuen Auflage sind wesent¬ 
lich vermehrt worden. Neu eingefügt wurde die Besprech¬ 
ung jener neu aufgetauchten Geflügelrassen, deren Züchtung 
und Haltung von wirtschaftlicher Bedeutung ist, ferner ist 
dem Buche neu beigegeben eine Zusammenstellung der 
für gewinnbringende Nutzgeflügelzucht wichtigsten Betriebs¬ 
angaben. 



571 


Das populär geschriebene mit sehr guten Abbildungen 
versehene Buch wird dem Zweck, den das Titelblatt angibt, 
entsprechen, es wird ländlichen Geflügelzüchtern ein sehr 
guter Berater sein. A. 


Literatur. 

Bei der Redaktion sind nachstehende Dissertationen 
eingelaufen: 

Brücklmayer Franz: Untersuchungen über die Nierenzysten 
beim Schwein (Dresden-Leipzig); JeanFranzen: Untersuchungen 
über die Wirkung von Digipuratum Knoll und seine Verwend¬ 
barkeit in der Veterinärmedizin (Bern); öttle Xaver: Studien 
über die Geschichte, die Entwicklung und den heutigen Stand des 
Allgäuer Rindes und seiner Zucht unter besonderer Berücksichtigung 
der neuzeitlichen Zuchtbestrebungen (Bern); Zirker Otto: Die 
nichtorganisierten Sedimente im Harn gesunder Haustiere (Gießen); 
Zisterer Josef: Bedingt die verschiedene Zusammensetzung der 
Eiweißkörper auch einen Unterschied in ihrem Nährwerte? (München- 
Gießen). _ 


Personalien. 

Ernennungen: Zu Assistenten an der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in München die Tierärzte Fischer Karl aus Ludwigsburg 
an der chirurgischen Klinik und Löffler Albert aus Zangberg am 
Institut für Hufkunde; Dr. Greim Wilhelm aus Hof zum Schlacht¬ 
hoftierarzt in Erfurt; Welte Joseph, Stadttierarzt in Isny (Wttbg.) 
zum Distrikts- und Stadttierarzt in Brackenheim (Wttbg.). 

Approbationen: in Berlin die Herren Achenbach Oskar 
aus Eydtkuhnen, Burghardt Rud. aus Mühlhausen (Eis.), Klinge- 
mann Wilh. aus Wölpinghausen, Neven Rud. aus Marxen, Sing¬ 
ton James aus Leipzig und Wen dt Georg; in Dresden die Herren 
Carlsdn Aug. Wilhelm aus Uleäberg (Finnland), Freudenreich 
Leo aus Egisheim, Jaeckel Hellmuth aus Bromberg, Ismireff 
Athanas aus Slivno (Bulg.), Pampel Franz aus Ruppertsgrün, 
Sachse Arno aus Erfurt, Schwarz Joh. aus Meissen und Winkler 
Max aus Zuschendorf; in Stuttgart die Herren Kollo frath Al- 
brecht, Mögle Erich, Philipp Frdr., Schenk Rudolf, Schock 
Karl und Stemmer Eugen. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
Benkendörfer Albert in Reutlingen, Gl aß Hans in Berlin, Müller 
Otto in Berlin, Sachs Ludwig in Gießen und Schock Karl in 
Göppingen; in Leipzig die Tierärzte Adam Joh. in Leipzig, Knie- 
ling Kurt in Breslau, Meyer Walter in Witzenhausen, Pins Leo¬ 
pold in Dümen, Röber Otto in Dresden, Schneider Hugo in 
Dresden und Tauber Benno in Dresden; in Bern die Tierärzte 
Kelly Frd. in St. Gallen, Plattner Em. in Basel und Rast Adal¬ 
bert in Zielenzig (Brdbg.). 

Enthebung: Assistent Paulus Wilhelm aus Pfarrkirchen 
wurde auf Ansuchen seiner Funktion als Assistent der chirurgischen 
Klinik der Tierärztlichen Hochschule in München enthoben. 

Todesfall: Rogg Kaspar, Kgl. Bezirkstierarzt in Burg¬ 
lengenfeld (Oberpfalz), [1884]. 



572 



Mehr als 100 tierärztliche Gutachten bezeugen 
die gute und schnelle Wirkung des geruchlosen 
„ B i s s u 1 i n “ gegen den 


infektiösen Scheidenkatarrh. 

Kurze Behandlung, einfache und bequeme An¬ 
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Auftrag. 

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Druck von J. Gottcswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
l’niversitiltsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 










Münchener 



(frftber: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 23. August 1910. Nr. 34. 

Inhalt: Originalartikel: Orth: Beobachtungen über Ver¬ 
letzungen des Darmkanales bei Pferden. — Jöhnk: Uber die Ent¬ 
wicklung von Steißlagen beim Rinde. — Marggraff: Das akute 
Lungeneniphysem beim Rinde. Uber Kehlkopftuberkulose. — 
Referate: Baß: Neues aus der Pharmakologie. Reinhardt: 
Gibt es einen sogenannten KälberhustenV — Tierzucht und 
Tierhaltung: Englands Pferdehandel im Jahre 1909. Pferde¬ 
bestand an den bayerischen Gestütsanstalten. — Verschie¬ 
denes: General-Versammlung des Tierärztlichen Vereins von 
Niederbayern pro 1910. Die Anerkennung des in der Schweiz 
erworbenen veterinär-medizinischen Doktortitels. Studium von 
Tierseuchen in Deutsch-Südwestafrika. — Bücherschau. — 
Personalien. 


Beobachtungen über Verletzungen des Darmkanales 

bei Pferden. 

Von Distriktstierarzt Oskar Orth, Arnstein (Unterfranken). 

1. Mein 13jähriges Hannoveraner Wagenpferd war ge¬ 
legentlich eines Besuches in der Stallung eines Ökonomen, 
der längere Zeit in Anspruch nahm, von dem betreffenden 
Bauern mit sehr dürrem, grobstengeligem Luzerneheu ge¬ 
füttert worden. l)as Pferd hatte vorher bei mir niemals 
solches Futter bekommen und wohl deshalb sehr gierig ge¬ 
fressen; kurz vor der Rückfahrt wurde es getränkt. Es war 
damals Ende September. Ungefähr 14 Tage später fiel mir 
auf, daß dasTier rauhes Haarkleid bekam und matter wurde. 
Ich schrieb dies dem Haarwechsel zu und ließ es schließlich, 
als die Haare rauher und dichter wurden, scheren. Anfangs 
November zog sich das Pferd infolge einer Erkältung 
eine Blinddarmentzündung zu, die innerhalb 48 Stunden 
zum Tode führte. 

Die Sektion ergab nun neben der Bestätigung der Dia¬ 
gnose den überraschenden Befund, daß sich durch den Leer- 




574 


darm ein 15 cm langer, . schief abgeschnittener starker 
Luzernestengel derart hindurchgebohrt hatte, daß er 
zwischen die beiden Gekrösblätter zu liegen kam und 
1 i/i cm weit in das Darmlumen hineinragte. 

Die Durchbruch stelle wies eine schwielige grau-blaue 
Verdickung auf, während die Gekrösblätter leicht verdickt, 
waren und um den Fremdkörper diffuse Eiterung zeigten. 
Da ich die Fütterung des Pferdes stets überwachte und nie¬ 
mals sonst Kleeheu verfüttert worden war, so kann diese 
Verletzung nur im September, also 5 Wochen vor dem Tode, 
cingetreten sein. Eine Erklärung für den Durchtritt des 
ziemlich langen Stengelstückes durch den Schlund und den 
Magen glaube ich in der Annahme zu finden, daß das Pferd 
den Stengel beim Tränken im Maule hatte und ihn mit dem 
Wasser, das es infolge der Hitze gierig auf nahm, hinunter¬ 
spülte. 

2. Einige Zeit später wurde ich zu einem angeblich an 
Kolik erkrankten Pferde des Bauern St. in .Sch. gerufen. 
Bei der Untersuchung konstatierte ich Bauchfellentzündung. 
Eine Ursache war nicht zu finden. Das Tier ging ein. 

Bei der Sektion fand sich ein 20 cm langes Stück eines 
groben, spitz zulaufend abgeschnittenen Luzerneheustengels 
vor, das den Dünndarm, nachdem es einigemale leichte 
Sehlciinhautverletzungen verursacht hatte, perforiert hatte. 
Im Anschluß daran war die tödliche Peritonitis aufgetreten. 

Der Besitzer erzählte, er habe viel zu fahren gehabt und 
deshalb die Fferde mittags, bevor sie aufgefressen hatten, 
getränkt. Gleich darauf, als er einspannen wollte, habe sich 
das Pferd krank gezeigt. Auch hier dürfte der Stengel hei 
hastiger Wasseraufnahme durch Schlund und Magen ge¬ 
schwemmt worden sein. 

Beide Fälle bildeten seither für mich eine Veran¬ 
lassung zur Mahnung, bei Verfütterung von grobem, lmrt- 
stieligem Kleeheu mit dem Tränken vorsichtig zu sein bezw. 
solches Heu am besten geschnitten zu verabreichen. 

3. Ein ungarisches Wagenpferd, das bei ganz schlechtem 
Wetter den ganzen Tag Dienst tun mußte, bekam unterwegs 
Kolikanfälle. Tch ließ es in den nächsten Stall schaffen. 
Die Untersuchung ergab beginnende Darmentzündung. Da 
slurker Drang zum Urinieren vorhanden war, entleerte ich 
die Blase durch Druck vom Ilektum aus. Die Mastdarm- 
Icmpcralur betrug 30,5, das Pferd drängte bei der Abnahme 
sehr stark. Ich schaffte das Tier heim und behandelte die 
Krankheit lege artis. Bei der Exploration am 3. Tage maclitt» 
ich nun die unliebsame Entdeckung, daß der Mastdarm in 



575 


der linken unteren Hälfte (den Querschnitt genommen) 
zirka 20 cm vom After entfernt, eine Perforation in der 
Größe eines Zehnpfennigstückes auf wies. 

Diese Verletzung konnte nur bei dem heftigen Drängen 
gegen das ziemlich spitze Thermometer entstanden sein. 
Ich behandelte nun mit warmen Sublimatspülungen 1: 2000, 
dreimal täglich und mit Einstreichen von 5%iger Jodoform¬ 
salbe. Das Loch wurde aber allmählich größer. Ringsherum 
traten nuß- bis eigroße Schwellungen im anliegenden Becken¬ 
gewebe auf. Die Öffnung wurde nach Ablauf von 3 Wochen 
über Fünfmarkstückgroß und es entleerte sich viel Eiter. 
Nach und nach stießen sich Gewebsfetzen ab, die Schwel¬ 
lungen gingen zurück, es trat Narbenbildung ein. Nach 
5 Wochen ließ sich nur mehr eine kleiue Narbe feststellen; 
das Tier war wieder diensttauglich. Störungen in der De- 
fäkation traten nicht auf, obwohl die Narbe mit der Becken¬ 
wand verwachsen ist. 

4. Das Ackerpferd des Bauern M. in Th. war gelegent¬ 
lich des Deckaktes im Mastdarm verletzt worden. Bei der 
Untersuchung konstatierte ich einen 25 cm langen Riß in 
der oberen Mastdarmwand mit einer sackförmigen Aus¬ 
buchtung des Beckenzellgewebes nach vorne und oben. Man 
konnte durch das Bauchfell deutlich Darmteile fühlen. Der 
Riß war durch eine Darmtänie gegangen, so daß die ein¬ 
zelnen Fasern in das Lumen hineinhingen. Das vordere 
Ende der Verletzung war zirka 40 cm vom After entfernt. 

Die Behandlung bestand in Irrigation mit Sublimat¬ 
lösung 1:3000, dreimal täglich, die das Pferd aber vom 
2. Tage an nicht mehr duldete. Einstreichen von Jodoform¬ 
salbe ließ es ruhig geschehen. Es traten am Wundrande 
starke entzündliche Schwellungen auf, so daß die Fäzes 
kaum mehr abgehen konnten. Am 6. Tage duldete das Pferd 
wieder die Sublimatausspülungen. Die Wunde wurde mit 
20 %iger Jodoformgaze tamponiert. Sie reinigte sich rasch 
von großen Gewebsfetzen. Nach 10 Tagen ließ ich wieder 
Dürrfutter geben, nach 14 Tagen das Pferd zum leichten 
Zug einspannen. Nach Ablauf von 4 Wochen ergab die 
Untersuchung nur eine fünfpfennigstückgroße Narbe. 


Über die Entwicklung von Steißlagen beim Rinde. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Die Berichtigung von ein- oder beiderseitiger Sprung- 
gelenkshaltung bei Beckenendlage bezw. von reiner Stei߬ 
lage ist ein häufiges Vorkommnis. Ich möchte die Herren 
Kollegen auf die Anwendung einer Schlinge aufmerksam 



576 


machen, die mir seit etwa 3 Jahren sehr ersprießliche Dienste 
bei der Entwicklung der genannten fehlerhaften Haltungen 
leistete. Meines Wissens ist die Anwendung dieser Schlinge 
bisher noch nicht beschrieben worden, wenigstens enthalten 
die mir zugänglichen Lehrbücher der Geburtshilfe, sowohl 
die älteren (G ii n t h e r, Har m s) als auch die neueren 
(De Bruin, Franck-Göring-Albrecht) keine 
entsprechenden Angaben. 

Aus der reinen Steißlage stelle ich durch Heranziehen 
der Hinterschenkel bis auf’s materne Schambein die ein- 
bezw. beiderseitige Sprunggelenkshaltung her. Die Berich¬ 
tigung der letztgenannten Gliedmaßenhaltung vermochte ich 
in mehr als der Hälfte aller behandelten Fälle ohne Ver¬ 
wendung von Stricken nur mit meinen beiden Händen aus¬ 
zuführen. Waren die Geburtswege jedoch eng oder der 
Uterus bereits stärker kontrahiert, so kam die Schlinge in 
Anwendung. Die Anlegung geschieht in der Weise, daß die 
Schlinge entweder von unten her über die Klauen oder vom 
Metatarsus aus bis in die Gegend des Fessels geschoben wird, 
dergestalt, daß die Schlingen-Üse der Dorsalfläche der Zehen 
anliegt; das fortlaufende Seil der Schlinge wird dann in den 
Zwischenklauenspalt eingelegt und von dort nach außen ge¬ 
leitet. 

Die weitere Haltungsberichtigung geht in der be¬ 
kannten Weise vor sich: Zurückschieben der Frucht, 
Beugung des Knie- und Hüftgelenks durch Druck auf das 
Sprunggelenk. Die andere Hand zieht die Schlinge nach 
oben und bewirkt Berichtigung der Gliedmaße, die infolge 
maximaler Beugung der Zehengelenke relativ leicht vor sich 
geht. Wiederholt vermochte ich die Haltung der Hinter¬ 
schenkel mit dieser Schlinge zu berichtigen, während sie bei 
der gewöhnlichen Anlegung (Schlingen-Üse auf der Plantar¬ 
fläche) nicht möglich war. 

Einen Berichtigungsversuch habe ich dann nicht mehr 
unternommen, wenn der Uterus stark kontrahiert und die 
Frucht bereits tot war. in diesen Fällen führte die Embryo- 
tomie nach der perkutanen Methode schneller, sicherer und 
gefahrloser für das Muttertier zum Ziele. 

Das akute Lnngenemphysem beim Rinde. 

Von Distriktstierarzt Marggraff, Selb. 

Verhältnismäßig häufig habe ich in der Praxis eine 
Erkrankung des Kindes beobachtet, von der in der Literatur 
nicht gerade oft die Bede ist: ich meine das akute Lungen- 
emphysem beim Kinde. Während die tierärztliche Literatur 



577 


reich ist an Veröffentlichungen über das chronische Lungen¬ 
emphysem des Pferdes, das als Dampf bezeichnet wird, ist 
in den verschiedenen Werken über Pathologie der Haustiere 
obiges Leiden nur kurz oder nebenbei erwähnt, obwohl es 
nicht selten zur Beobachtung kommt. In den Jahren 1904 
bis 1908 habe ich 19 Fälle zur Untersuchung bekommen, 
ln 11 Fällen kam das Leiden als selbständige Erkrankung 
vor, während es in 8 Fällen mit anderen vergesellschaftet 
war und zwar je einmal mit Echinokokkosis der Lunge, mit 
Tuberkulose, mit zirkumskripter Pleuritis, mit Intussnscep- 
tion des Dünndarms, mit Metritis purulenta und dreimal im 
Anschluß an Mastitiden. 

In einem Falle, bei welchem das Leiden selbständig 
auftrat, war gleichzeitig Emphysem des Unterhautbinde¬ 
gewebes in der Umgebung der Luftröhre und auf dem 
Kücken vorhanden; in diesem Falle war vor meiner An¬ 
kunft von einem Pfuscher die Diagnose auf Itauschbrand 
gestellt worden. 

Die Erkrankung kam vor bei 18 erwachsenen Tieren 
und zwar bei 2 Ochsen im Alter von 2 Y> und 4 Jahren, bei 
15 Kühen im Alter von 4—14 Jahren, bei einem 1 ^jährigen 
Jungrind und bei einem 4 Wochen alten Kalbe. 

Der Ernährungszustand der erkrankten Tiere war ganz 
verschieden; es waren sowohl sehr gut genährte als auch 
mittelmäßig und schlecht genährte unter den erkrankten. 

11 Erkrankungen kamen in den Monaten November, 
Dezember, Januar, April und Mai vor, während die übrigen 
sich auf die Monate Juni bis September verteilten. 

Bei den 11 Fällen, die sich als selbständiges Leiden 
darstellten, waren die Erscheinungen diejenigen einer hoch¬ 
gradigen Dyspnoe mit geringgradiger Temperaturerhöhung, 
hoher Zahl der Atemzüge (50—120 pro Minute) mit Auf¬ 
blähen der Nasenflügel, stark geröteten Schleimhäuten, 
schwachem Pulsschlag und ungleich verteilter Körper¬ 
temperatur. Die Perkussion ergab überlauten Schall, der 
sich weit nach den hinteren Lungenpartien ausdelmte, durch 
die Auskultation waren über der ganzen Lunge unbestimmte 
Atmungsgeräusche oder abgeschwächtes Vesikuläratmen 
nachzuweisen. 

Die Krankheit entstand in diesen 11 Fällen fast plötz¬ 
lich, ohne daß irgend welche Erscheinungen, wie Nachlassen 
des Appetits oder Husten, vorhergegangen wären. 

Charakteristisch für die Erkrankung ist das weithin 
hörbare exspiratorischeOeräusch, das mit ständigem Stöhnen 
verbunden und manchmal so stark ist, daß man es schon 



578 


außerhalb des Stalles hören und infolgedessen die Diagnose 
par distance stellen kann. Dabei wagen die Tiere nur selten 
sich niederzulegen; sie stehen mit gespreizten Gliedmaßen 
da und zeigen starkes Flankenschlagen und Afteratinen. 
Legten sich Kühe vor Erschöpfung nieder, so drohten sie 
zu ersticken und mußten sich sofort wieder erheben. 

Von den Besitzern wurde stets Eindringen eines Fremd¬ 
körpers in irgend ein Organ vermutet, was sich jedoch bei 
der Schlachtung stets als irrig erwies. Sämtliche Tiere 
mußten nach Ablauf von 1—2 Tagen geschlachtet werden, 
da bei den beängstigenden, geschilderten Erscheinungen ein 
suffokatorisches Ende durch Lungen- oder Herzschlag zu 
befürchten war. 

Bei der Fleischbeschau fanden sich stets beide Lungen 
stumpfrandig ad maximum vergrößert, jedoch keine Ver¬ 
wachsungen der Lungen mit dem Rippenfelle, keine Hepati- 
sationen und keine Ödembildungen, vielmehr war hoch¬ 
gradige Exspirationsstellung der Lungen zugegen. Dieselben 
fielen nach der Eröffnung der Brusthöhle nicht zusammen 
und lagen den Brustwänden prall an (vesikuläres Em¬ 
physem). Die Farbe der Lungen war nicht wie sonst beim 
geschlachteten Tiere rosarot, sondern blaß, das Lungenge¬ 
webe knisterte stark; Herzfehler wurden nicht gefunden. 

Bei den übrigen 7 Fällen trat das Lungenleiden mit 
exspiratorischer Dyspnoe so stark in den Vordergrund, daß 
wegen der vorhandenen Atemnot die Schlachtung vorge¬ 
nommen werden mußte. 

Prof. Dr. Albrecht erwähnt in Nr. 20 der ..Münch. 
Tieriirztl. Wochenschrift“ vom Jahre 1900 das Lungen¬ 
emphysem beim Rind als Nachkrankheit der Gebärparese 
und erklärt das Auftreten dieser Erkrankung durch die 
heftige Inanspruchnahme des Respirationsapparates infolge 
der häufigen Aufstehversuche der Tiere im Beginne des so¬ 
porösen Leidens. Ähnliche Ursachen lassen sich auch bei 
den 8 Fällen, bei denen gleichzeitig eine andere Erkrankung 
vorlag, annehmen, z. B. in dem Falle, wo Echinokokkosis der 
Lunge vorlag. drangen einzelne Blasen bis in die Lunge und 
bedingten durch das häufige angestrengte Husten eine Er¬ 
weiterung der Lunge; in dem oben erwähnten Falle von 
Intussusception des Dünndarmes dürfte vielleicht die oft 
versuchte Defiikalion durch die Drucksteigerung in der 
Bauchhöhle Lungenblähung erzeugt haben. 

\V;is die Ursachen des selbständigen Auftretens des 
Leidens anbelungt, so habe ich dafür keine stichhaltige Er¬ 
klärung. Vielleicht kommen die ungünstigen Stallverhält- 



579 


nisse in hiesiger Gegend in Betracht. Die Tiere sind den 
ganzen Winter über in schlecht bezw. überhaupt nicht ven¬ 
tilierten Stallungen untergebracht und hiedurch gezwungen 
andauernd schlechte Luft einzuatmen; möglicherweise 
spielen hoher Kohlensäuregehalt des Blutes bezw. Sauerstoff¬ 
hunger als kausale Momente eine Rolle? Auffallend ist, 
daß die meisten Erkrankungen im Winter Vorkommen. 

Über Kehlkopftaberkalose. 

Von demselben. 

öfters habe ich in meinem Distrikt Gelegenheit, larvn- 
geale Dyspnoe infolge von Kehl köpf tuberkulöse zu beob¬ 
achten. Sie kommt vor als inspiratorische Atemnot, bedingt 
durch mechanische Verengung des Pharynx und Larynx in¬ 
folge des Vorhandenseins tuberkulöser Neubildungen im 
Kehlkopf selbst, die so stark sein können, daß fast der ganze 
Kehlkopf davon ausgefüllt ist. Ich habe einen Fall beob¬ 
achtet, in dem der Innenraum des Kehlkopfes durch tuber¬ 
kulöse Neubildungen so verengert war, daß er nur für einen 
Bleistift durchgängig war. Andererseits sah ich Dyspnoe 
auch durch Vergrößerung der retropharyngealen Lympli- 
drüsen veranlaßt; diese waren über faustgroß und zeigten 
im Innern kalkige Struktur, teilweise auch geschwürige Ent¬ 
artung. Die Erscheinungen im Leben sind in beiden Fällen 
Schweratmigkeit mit pfeifenden, giemenden oder rasselnden 
Geräuschen, die oft schon von weitem zu hören sind, dann 
Schlingbeschwerden, Geifern, Nachlassen des Appetits und 
rasche Abnahme des Ernährungszustandes. Meist tritt die 
Krankheit sekundär auf; doch habe ich auch sclion einmal 
primäre Kehlkopftuberkulose, und zwar bei einem 2jährigen 
Zuchtstiere, konstatieren können. 


Referate. 

Baß: Neues aus der Pharmakologie. (Tierärztliche 
Rundschau, 1910, Nr. 21.) 

1. Aperitol oder Isovaleryl-Acetyl-Phonophtalei'n; 
weißes, völlig geruch- und geschmackloses Pulver, das erst 
vom Darmsaft in den unteren Darmschnitten in seine Be¬ 
standteile zerlegt wird und infolge seines Gehaltes an Jso- 
valeriansäure eine schmerzlose Stuhlentleerung hervor¬ 
ruft. Ware bei habitueller Obstipation in der Hunde- und 
Katzen-Praxis zu versuchen. 

2. Jot hion: Leicht gelbliche, klare Flüssigkeit mit 
zirka 80 °/o Jod; in Glyzerin, Öl, Alkohol, Chloroform lös¬ 
lich und leicht verseifbar. Wird von der Haut leicht resor- 



580 


biert. In der Tierheilkunde wären mit dem Mittel überall 
dort Versuche anzustellen, wo bisher Jodkali innerlich ver¬ 
abreicht wurde, ferner als Jothion-Glyzerin bei nässenden 
Ekzemen der Hunde und in Gestalt von Jothion-Globuli bei 
ansteckendem Scheidenkatarrh. 

3. Scharlachrot (Rubrum scarlatinum) bringt 
große Wundflächen schnell zur Überhäutung. Anwendung 
in Salbenform. Rp.! Scharlachrot 0,5—1,0, Ungt. Parafl. 
Lanolin, aa ad 10,0; M. f. ungt. — Rp.! Scharlachrot, Tere 
cum Ol. Chloroform, usque ad solut. adde Vaselin. 100,0. 

4. A r s a c e t i n ist acetylparamidophenylarsinsaures 
Natron, eine Acetylverbindung des Atoxyls; weißes, von 
arseniger und Arsensäure freies Pulver; leicht löslich in 
kaltem und heißem Wasser. Wirkt kräftiger als Atoxyl 
gegen Trypanosomen. Anwendung subkutan in 10—15%iger 
Lösung. Wäre beim Blutharnen der Rinder und der Borna¬ 
schen Krankheit der Pferde zu versuchen. 

5. Arsenophenylglyzin oder Arsenophenyl- 
glyzinnatrium; hellgelbes, in Wasser sehr leicht lösliches 
Pulver, welches nicht luftbeständig ist, sondern sich nur 
im Vakuumröhrchen hält. Wirkt sicher bei schlafkranken 
Tieren. 

6. Perubalsam wirkt außerordentlich günstig in 
der Wundbehandlung bei Fisteln, Schußwunden und sehr 
tiefgehenden, mit jauchiger Sekretion und starker Nekrosen¬ 
bildung verbundenen Wunden; weiters wird Perubalsam in 
Verbindung mit Cholesterin als Ersatzmittel für Tetanus- 
antitoxin bei Starrkrampf empfohlen. 

7. Pantopon enthält die Chlorhydrate der Gesamt - 
alkaloide des Opiums. Ist eine makroskopisch amorphe, 
bräunlich gefärbte, in Wasser sehr leicht lösliche Substanz. 
Lösungen sind haltbar und braun gefärbt. Das Mittel eignet 
sich zur subkutanen Injektion. 1 g Pantopon = 5 g Opium 
= 0,5 Morphium. Wirkt als Narkotikum, Hypnotikum und 
Antiperistaltikum rascher und zuverlässiger wie Opium. 

R a b u s. 

Reinhardt: Gibt es einen sogenannten Kälber¬ 
husten? (Berl. Tierärztl. Wocliensehr., 1910, Nr. 25.) 

Mit dem Ausdruck „Kälberhusten“ bezeichnen die 
Landwirte einen Husten bei Kühen, der lediglich durch die 
gerade vorhandene Trächtigkeit verursacht sein und nach 
Ablauf der Geburt wieder verschwinden soll. Die tierärzt¬ 
liche Literatur schweigt sich über diese Erscheinung voll¬ 
kommen aus und die meisten Tierärzte stehen ihr skeptisch 



581 


» 


gegenüber. Verf. bejaht die in der Übersieht gestellte Frage 
ganz entschieden und zwar auf Grund teils eigener Beob¬ 
achtungen, teils theoretischer Erwägungen. Er verweist liier 
unter Schilderung mehrerer Fälle namentlich auf die Ver¬ 
hältnisse beim Menschen, bei dem Larynxaffektionen zu¬ 
weilen im Zusammenhang mit Uteruserkrankungen oder 
Schwangerschaft stehen und chronische Bronchitiden intra 
graviditatem oft sehr hartnäckig sind, aber nach der Geburt 
schwinden. Aus der Veterinärmedizin ist nur 1 Fall krampf¬ 
haften Hustens bei einer Hündin beschrieben, der durch 
Fibrome im Uterus hervorgerufen war. 

Die Ursache des fraglichen Hustens läßt sich in reflek¬ 
torischen Beizen suchen, die von dem in seiner Struktur 
veränderten graviden Uterus auf den sympathischen Bahnen 
ausgehen. Auch ist es möglich, daß Stoffwechselprodukte 
oder Sekrete (innere Sekretion des Ovariums!), deren Ab¬ 
scheidung durch die Gravidität veranlaßt wird, in’s Blut ge¬ 
langen und nun das Hustenzentrum unmittelbar beein¬ 
flussen. L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Englands Pferdehandel im Jahre 1909. 

Nach einer Mitteilung der „Zeitschrift für Gestüts: 
künde“ belief sich die Zahl der im verflossenen Jahre ex¬ 
portierten Pferde auf 55 910 gegen 58 094 im Jahre 1908. 
Von denselben gingen 28 374 nach Belgien, 19 009 nach 
Holland, 3 004 nach Frankreich und 5 403 nach anderen 
Ländern. Der Wert dieser Tiere betrug 1 078 484 Pfund 
Sterling gegen 935 945 im Jahre 1908. Der durchschnitt¬ 
liche Wert dieser exportierten Pferde war 17 Pfund 4 Shil¬ 
ling (1908: 17 Pfund 2 Shilling). Die nach Holland und 
Belgien hauptsächlich zu Schlachtzwecken verkauften üferde 
hatten nur einen mittleren Wert von 13 Pfund 5 Shilling, 
während der Durchschnittswert der von Frankreich und 
anderen Ländern bezogenen Pferch' sich auf 03 Pfund belief. 

Importiert wurden während des verflossenen .Iahres 

10 774 gegen 13 210 im Jahre 1900. Von denselben kamen 
aus den Vereinigten Staaten 004 (gegen 1340), aus Kanada 
125 (gegen 107) und aus anderem Ländern 15 985 (gegen 

11 703). Der Gesamtwert dieser Piere* war 580 024 Üfund 
gegen 412 007 Pfund im .Iahre 190K. Der Durchschnittswert 
dieser Tiere betrug indessen .'54 üfund J0 Shilling gegen 
31 Pfund 4 Shilling. 



582 


Pferdebestand an den bayerischen Gestütsanstalten. 

Bei den Landgestüten waren am Schlüsse des Jahres 
1909 498 Hengste vorhanden und zwar an den Landgestüten: 
Ansbach 88, Augsburg 98, Erding 120, Landshut 135 und 
Zweibrücken 51 Hengste. Im ganzen standen am 3. De¬ 
zember 1909 an den Landgestüten und den beiden Stamm- 
.gestüten Achselschwang und Zweibrücken; 511 Deckhengste 
(darunter 7 Hengstbeschäler), 131 Zuchtstuten, 125 Hengst¬ 
fohlen, 120 Stutfohlen, 137 Remontefohlen der Anstalt 
Stillerhof, 37 Ökonomiepferde; zusammen 1061 Pferde. 
(Aus dem Berichte der K. Landgestütsverwaltung.) A. 


Verschiedenes. 


Generalversammlung des Tierärztlichen Vereins von Nieder¬ 
bayern pro 1910. 

Die diesjährige Generalversammlung wurde am 24. Juli 
im kleinen Rathaussaale zu Straubing abgehalten. Der¬ 
selben wohnten 36 Mitglieder an. 

Nach herzlicher Begrüßung der Anwesenden, insbe¬ 
sondere des von der K. Regierung abgeordneten Kommissärs 
Herrn K. Regierungs- und Veterinärrates H e i c h 1 i n g e r 
durch den Vorstand, K. Bezirkstierarzt H o r n - Pfarr¬ 
kirchen, wurde durch Letzteren eingehender Bericht über 
die Tätigkeit des Vereins im abgelaufenen Vereinsjahre 
erstattet. 


Dem Aufrufe des Vereins der Tierärzte des Regierungs¬ 
bezirkes Wiesbaden über die praktische Ausbildung des tier¬ 
ärztlichen Nachwuchses wurde unter Hinweis auf das bereits 
bestehende praktische Jahr beigestimmt. 

Beschlossen wurde, mit dem Allgemeinen Deutschen 
Versicherungsverein in Stuttgart bezüglich des Abschlusses 
einer Haft- und Unfallversicherung unter den gleichen Vor¬ 
aussetzungen, wie dies vom oberbayerischen Kreisvereine 
geschehen, iirs Benehmen zu treten. 

Die Vorlage der Jahresrechnung ergab einen Aktiv¬ 
bestand von 328 Mk. 50 Pfg. Die Rechnung wurde nach er¬ 
innerungsloser Revision genehmigt. Der vorgelegte Etat 
pro 1911 zu 628 Mk. in Einnahmen und Ausgaben fand all¬ 
gemeine Zustimmung. 

Die Wahl der Vorstandschaft ergab, nachdem der bis¬ 
herige Vorstand, K. Bezirkstierarzt Horn, trotz wieder¬ 
holten Ersuchens ausdrücklich erklärte, eine Wiederwahl 
unter keinen Umständen mehr anzunehmen und auch der 


bisherige Kassier, Zuchtinspektor Ee s e r, eine weitereWahl 



583 


ablehnen ließ, folgendes Resultat: Vorstand: Dr. 0? a - 
Steiger, K. Bezirkstierarzt in Deggendorf; Sekretär: 
Saurer, städt. Bezirkstierarzt in Landshut; Kassier: 
F ö r g, Zuchtinspektor in Passau; Ausschußmitglieder : 
Buhmann, K. Bezirkstierarzt in Landshut, und P f a b, 
Distriktstierarzt in Rotthalmünster; Abgeordneter zum 
Obermedizinalausschuß: Heichlinger, K. Regierungs¬ 
und Veterinärrat; Stellvertreter: Dr. G a s t e i g e r, K. Be¬ 
zirkstierarzt in Deggendorf; Delegierter zum Deutschen 
Veterinärrat: Heichlinger, K. Regierungs- und Vete¬ 
rinärrat; Stellvertreter: Dr. G a s t e i g e r, K. Bezirkstier¬ 
arzt in Deggendorf. Die genannten Herren erklärten die 
Wahl anzunehmen. 

Der neuernannte Vorstand, welcher statutengemäß so¬ 
fort den Vorsitz übernahm, dankte zunächst mit warmen 
Worten der Anerkennung dem abtretenden, bisherigen Vor¬ 
stande für seine langjährige ersprießliche Leitung und Ver¬ 
tretung des Vereins unter lautem Beifalle der Versammlung. 

In hohem Grade wurde sodann die Aufmerksamkeit 
der Versammlung durch den außerordentlich anregenden 
interessanten Vortrag des Herrn Dr. Lichtenstern- 
Rottalmünster über „Lurnbal-Anästhesie“ gefesselt. Reicher 
Beifall wurde dem Vortragenden zuteil. Der Wunsch, es 
möge gelegentlich der nächstjährigen Versammlung eine 
praktische Vorführung dieser neuesten interessanten An¬ 
ästhesierungs-Methode erfolgen, wurde von Herrn Dr. Lich- 
tenstern bereitwilligst akzeptiert. 

Der Anregung des Herrn Vorstandes und des Herrn 
Regierungsvertreters, es möge die nächstjährige General¬ 
versammlung des Zuchtverbandes ebenso zahlreich wie in 
diesem Jahre besucht werden, wurde allgemeine Zustimmung 
zuteil. 

Anschließend an die Versammlung vereinigte die Kol¬ 
legen in dem Weinrestaurant Ilafeneder ein kleines Diner, 
zu welchem erfreulicherweise auch mehrere Damen er¬ 
schienen w’aren. Infolge der ungünstigen Zugverbindungen 
mußte sich leider die größere Zahl der Teilnehmer früher, 
als dies sonst der Fall war, verabschieden. 

Dr. Gasteige r, Vorstand. Saure r, Schriftführer. 

Die Anerkennung des in der Schweiz erworbenen veterinär¬ 
medizinischen Doktortitels. 

Seine Königliche Hoheit Prinz Ludwig von Bayern 
befürwortete im Finanzausschüsse der Kammer der Reichs- 
riitc das Gesuch von Tierärzten um Anerkennung des von 



584 


ihnen im Auslande erworbenen Titels „Dr. ined. vet.‘* Seine 
Königliche Hoheit wies darauf hin, daß früher für die Tier¬ 
ärzte, welche sich im Ausland den veterinär-medizinischen 
Doktortitel erworben hatten, die Berechtigung bestand, den¬ 
selben zu führen und bezeichnete es als Härte, wenn jetzt 
die Genehmigung zur Führung versagt würde, zumal als 
diese Befugnis in Bayern an nur 15 Tierärzte zu erteilen 
wäre. Der Kultusminister Dr. von Wehner äußerte sich 
dahin, daß die K. Staatsregierung auf dem Standpunkte 
stehe, den im Auslande erworbenen Doktortitel überhaupt 
nur mehr dann anzuerkennen, wenn das Absolutorium einer 
neunklassigen Mittelschule erworben worden sei. Der An¬ 
regung zur Anerkennung der von Immaturen im Auslande 
erworbenen Doktortitel steht. Preußen nicht günstig gegen¬ 
über. Es werde sich wohl auf dem nächsten Hochschultage 
Gelegenheit ergeben, die Sache zur Sprache zu bringen. 

Aus der Erklärung des Ministers zu schließen, dürfte 
die Verbescheidung des Gesuches noch einige Zeit auf sich 
warten lassen. A. 

Studium von Tierseuchen in Deutsch-Südwestafrika. 

Zum Zwecke des Studiums der Tierseuchen in Süd west- 
afrika sendet daslleichskolonialamt den Direktor des Reichs¬ 
gesundheitsamtes, Geheimrat Prof. Dr. Oster tag, dahin 
ab. Derselbe wird an Ort und Stelle Untersuchungen über 
den Stand und die Bekämpfung der Tierseuchen, insbeson¬ 
dere auch über die in letzter Zeit beobachteten Schafseuchen 
anstellen. Ostertag soll dann auf Grund im Lande ge¬ 
machter Feststellungen Vorschläge machen, auf welche 
Weise die wissenschaftliche Erforschung der Tierseuchen 
durch Schaffung geeigneter Einrichtungen, vor allem durch 
den Ausbau der bestehenden bakteriologischen Station, am 
besten zur Ausführung gelangen kann. 

Bttcherscfaan. 

Grundriß der klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten der 
Haustiere. Von Dr. L. Malkmus, Professor der Pathologie und 
Dirigent der medizinischen Klinik an der Tierärztlichen Hochschule 
Hannover. IV. vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 61 in 
den Text gedruckten Abbildungen und einer Farbentafel. Preis 
geh. 5 Mk. 60 Pfg. Hannover 1910. Verlag von Dr. Jänecke. 

Verf. gliedert den Inhalt des seit dem Jahre 1898 schon in 
IV. Auflage erschienenen Buches in folgende Abschnitte: 1. Anam¬ 
nese und 2. Aufnahme des status praesens; dieser Abschnitt zerfallt 
in a) einen allgemeinen, b) einen speziellen Teil und c) in spezifische 
Untersuchungen. 

Vor Allem regt Verf. an, die diagnostischen Untersuchungen 
nach einer bestimmten Reihenfolge vorzunehmen und gibt dann bei 



585 


den einzelnen Körperteilen Anweisung zu methodischer Untersuchung 
von Organgruppen und Organen. Die Prüfung der biologischen 
Verhältnisse im Sinne des Verf. sichert eine, soweit überhaupt mög¬ 
lich, gründliche Erkenntnis krankhafter Zustände des Körpers und 
schließt Übersehen fast vollkommen aus. Die Untersuchung aller 
oder fast aller Apparate auch hei Krankheiten, bei welchen die 
Diagnose durch bestimmte charakteristische Symptome von vorn¬ 
herein gesichert erscheint, ist deswegen wichtig, weil sie die Schätzung 
der vom Krankheitsherde ausgehenden Beeinflußung des Gesarat- 
organismus und damit den -Grad des Leidens, sowie die Prognose¬ 
stellung ermöglicht. Der Betrachtung der pathologischen Erschei¬ 
nungen zur Konstruierung der Diagnose schickt Verf. je eine Angabe 
der physiologischen Symptome voraus und erleichtert damit die 
Abwiegung des Pathologischen vom Physiologischen, was besonders 
dann von Bedeutung, wenn die Grenzen zwischen beiden enge 
gezogen sind. 

Verf. war nach dem Vorstehenden bestrebt, auf der Basis 
langjähriger Erfahrung als interner Kliniker in dem Buche nicht 
lediglich dasjenige niederzulegen, was zur Erkennung innerer Krank¬ 
heiten unserer Haustiere erforderlich ist, sondern auch zu zeigen, 
wie die Hilfsmittel zu einer raschen sicheren Diagnosestellung am 
zweckmäßigsten verwertet werden und dieses ist ihm vollkommen 
gelungen, lrn Übrigen ist der Inhalt der vorliegenden IV. Auflage 
in allen Kapiteln verbessert und ergänzt worden: außerdem erhielt 
das Buch mehrere neue Abbildungen. Das auch buchhändlerisch 
vorzüglich ausgestattete Werk ist bei Studierenden und Tierärzten 
als Lehrbuch bezw. als Ratgeber so bekannt und beliebt, daß es 
keiner Empfehlung bedarf. A. 

Personalien. 

Wohnsitzveränderungen: Greif Karl von Forohheim 
nach Dorfen (Oberbayern), Hofmiller Lothar von Augsburg nach 
Thannhausen (Schwaben), Hoerning Martin von Prien nach Neu¬ 
brunn (Unterfranken), Wichera Albert von Eggenfelden nach 
Postau (Niederbayern). Zimmer mann Rudolf aus Unterhaching 
als Assistent des Kgl. Bezirkstierarzt nach Kaufbeuren. 

Approbationen: in Berlin die Herren Buchal Werner aus 
Wehrse, Liebhold Willi, aus Hattingen und Roose Gg. aus Pyritz: 
in Gießen die Herren Kram er Jos. aus Reckental, Schlaghecken 
Frz. aus Rees und Trennert Karl aus Koschmin, in Hannover die 
Herren Beutz Werner aus Wismar, Castren Elis aus Haapavesi 
(Finnland), Kienberg Gotthelm aus Abo, Krag Christ, aus Bars- 
mark, Rauma Joh. aus Kaustinen (Finnland), Rode Willi, aus — 
Wiedensahl, Schmidt Willi, aus Langenberg und Wolter Christ: \ 

aus Lethmathe. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern: Joseph Blieber L 
aus Passau. 

Todesfall: Dr. K 1 ee Robert, Medizinalassessor, Dozent uhd \ 

Leiter der Yeterinärklinik in Jena (1891). V 


A | lf1 ICQ über die in der Augsburger Abendzeitung 
**^1^^* llUöö ausgeschriebene neu zu gründende Praxis 
in dem Dorfe E r i n g a. J. erteilt 

Distriktstierarzt Anctr. Pfab in Rottalmünster. 


58 ' 



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empfiehlt alle Drogen nnd Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismuthverbindnngen etc., ferner Tuberknlin 
nnd Bovotnberknlol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


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Jodalkalien. 
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Dämpfigkeit, Lebercirrhose, 
Leborkoller, Tetanus, Morbus 
maculosus der Pferde, Akti- 
noniykose, Tuberkulose der 
Rinder. 


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odorierend. 

Innerlich: 

Wirksames Antidiarrlioicnm, 

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587 


T7“©xei3?fcilzex Tlexäxzt©- 


Elnladung. 

Die 68. ordentliche GeneralTeraammlanx findet am 
Samstag, Ä7. Aacaat vormittags 11 Uhr in den Lokalitäten der 
Kasinogesellschaft in Kaiserslautern (Museumstraße 18) statt, 
woza die Herren Yereinsmitglieder ergebenst eingeladen werden. 
Gäste sind willkommen! 

Ta.grescrdjn.Tüig-: 

1. Vereinsangelegenheiten: 

a) Geschäftsbericht des Vorsitzenden; 

b) Kassenbericht des Rechners; 

c) Wahl des Ortes für die nächste Generalversammlung; 

d) Wahl eines Abgeordneten zum Obermedizinalaus¬ 
schuß ; 

e) Wahl eines Vertreters zum Deutschen Veterinärrat. 

2. Vortrag des Herrn Kgl. Bezirkstierarztes Sauer über 

.Standesangelegenheiten“. 

3. Vortrag des Herrn Distriktstierarztes M a h 1 a über 

„Erfahrungen mit neueren Arzneimitteln“. 

4. Wünsche und Anträge. 

Die ankommenden Kollegen treffen sich von 9 Uhr ab in den 
Raunten der Kasinogesellschaft. Während der Sitzung wird nicht 
serviert. 

Nach den Verhandlungen findet im Kasinosaal ein gemein- 
sehaftliches Mittagsmahl statt, wozu Anmeldungen an Herrn 
Veterinärrat Engel bis 20. August erbeten werden. 

Kirchheimbolanden, 10. August 1910. 

Hevu'bexgrex, I. Vorstand. 


Für Praxis und Fleischbeschau wird sofort auf 8 Wochen 

approbierter Vertreter gesucht. 

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(früher: Wochenschrift für Tierheilhnnde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

her&usgegebea von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 30. August 1910. Nr. 35. 

Inhalt: Originalartikel: 0. Meyer: Kurze Mitteilungen aus 
dem Institut für Geburtshilfe. — Schmid: Aus der Praxis. — 
Referate: Hauptmann: Nabelbruch-Therapie — ohne opera¬ 
tives Verfahren — bei Fohlen und Kälbern. Arnold: Fremd¬ 
körper-Indigestion. — Tierzucht und Tierhaltung: 
Dr. "W. Meyer: Das Pferd als Handelsobjekt. — Verschie¬ 
denes: 62. ordentliche Generalversammlung des Tierärzt¬ 
lichen Kreisvereins von Unterfranken. Fleisch- und Trichinen¬ 
beschauer Deutschlands. — Personalien. 


Kurze Mitteilungen aus dem Institut fttr Geburtshilfe. 

Von Assistent Oscar Meyer, München. 

Blasenlähmung beim Hund infolge ver¬ 
zögerter Geburt. 

Eine 4jährige schottische Terrierhündin, I. Para, 64Tage 
trächtig, zeigte seit zirka 24 Stunden erfolglose Wehen. Die 
Untersuchung ergab, daß der Muttermund wohl geöffnet 
war, dagegen Fötusteile noch nicht in das Becken einge¬ 
treten waren. Nur mit der Fingerkuppe konnte der Fötus 
erreicht und hiebei festgestellt werden, daß sich die Frucht 
in reiner Steißlage (beiderseitige Hüftgelenksbeugehaltung) 
befand; weiters ergab die Palpation des Bauches, daß es sich 
um eine sehr große Frucht handelte. Versuche, den Fötus 
mittels der Zange oder des Hakens in das Becken zu bringen, 
mißlangen, weshalb zur Sectio caesarea geschritten wurde. 

Die Operation wurde in der bekannten Weise in 
Morphiumnarkose vorgenommen. Die Eröffnung der Bauch¬ 
höhle erfolgte in der Linea alba; sofort nach Durchtrennung 
des Bauchfells wölbte sich die Harnblase in sehr stark ge¬ 
fülltem Zustande, ungefähr apfelgroß, in die Wunde. Die 






Blasenwandung war so stark gespannt, daß man eine Ruptur 
befürchten «mußte. Eine Entleerung mittels des Katheters 
war momentan nicht möglich, den Harn durch Einstich in 
die Blase mit einer Hohlnadel zum Abfluß zu bringen schien 
nicht ratsam, auch brachte ein leichter Druck auf die Wan¬ 
dung keinen Erfolg. Es wurde daher die Harnblase ledig¬ 
lich nach rückwärts und aufwärts geschoben und von einem 
Gehilfen mit sterilen Tupfern in dieser Lage gehalten. Der 
nach der Operation mittels des Katheters entleerte Urin 
hatte bereits süßlich-fauligen Geruch. Aüeh am nächsten 
Tage war die Hündin trotz sehr guten Allgemeinbetindcns 
und Fieberlosigkeit nicht imstande, selbständig Harn abzu¬ 
setzen. Erst am dritten Tage erfolgte spontaner Urinabsatz. 

Die Annahme dürfte wohl richtig sein, daß der sehr 
große Fötus (er wog 525 g und hatte eine Rückenlänge von 
17 cm), der mindestens 20 Stunden im Beckeneingang 
steckte, einen starken Druck auf die Harnröhre ausübte 
und so den Abfluß des Urins verhinderte. Daß dann trotz 
der Entfernung des Fötus eine spontane Entleerung auch 
am 2. Tage nicht eintrat, hat wohl seinen Grund darin, daß 
die überdehnte Blase ihre normale Kontraktionsfähigkeit 
noch nicht wiedererlangt hatte. 

Es dürfte sich daher immer empfehlen, vor derartigen 
Operationen eine Entleerung der Harnblase vorzunehmen, 
um unangenehme Zufälle durch Blasenberstung etc. zu ver¬ 
hüten. 


Über eine Kalbsmißgeburt. 

Der Abteilung wurde kürzlich von Herrn Kollegen 
K ii i 11 - Neumarkt eine Kalbsmißgeburt zugesandt, die 
einem Schistosoma reflexum ähnlich war, sich jedoch in 
manchem von den gewöhnlichen Monstrositäten dieser Art 
unterschied. 

Die Mißgeburt war normal entwickelt, ausgetragen und 
am ganzen Körper mit Haaren bedeckt. Der Kopf lag der 
linken Beckenwand an, die Bauchhöhle war geschlossen, 
Darmteile waren nicht ausgetreten. Die Wirbelsäule verlief 
bis zum Widerrist gerade, hier bog sie sich in der Horizon¬ 
talen rechtwinkelig ab, verlief 20 cm wieder gerade und bog 
sich dann wieder ab, um in einem spitzen Winkel zum Kopf 
des Tieres zu ziehen. 

Diese hochgradige, nahezu ringförmige Verkrümmung 
der Wirbelsäule in der Horizontalen hatte natürlich Dis¬ 
lokationen und Verschiebungen an den anderen Körper- 



591 


teilen zur Folge. Die rechte vordere und hintere Extremität, 
die auf der Außenseite des Monstrums lagen, waren normal 
entwickelt; der Femur der letzteren frakturiert, was bei den 
Extraktionsversuchen geschehen war; sämtliche Gelenke be¬ 
weglich, an der Muskulatur weder Atrophie noch Kontrak¬ 
turen. 

Die linke hintere Extremität zeigte deutlich die Druck¬ 
wirkung seitens des auf dem Oberschenkel gelegenen Kopfes. 
Die lateralen Teile der Schenkelmuskulatur waren atrophisch, 
sämtliche Gelenke mit Ausnahme des Hüftgelenkes anky- 
losiert. Der Femur verlief S - förmig, der Unterschenkel 
war um 180 0 gedreht, so daß die hintere Fläche des Sprung¬ 
gelenkes der Bauchwand zugekehrt war. Auch der Meta¬ 
tarsus war stark nach abwärts und rückwärts verkrümmt. 

Infolge der starken Krümmung der Wirbelsäule w'ar 
die auf der Innenseite liegende vordere Extremität aus ihrer 
normalen Lage gedrängt. Das Schulterblatt hatte sich von 
der Brustwandung abgehoben, es war nach rückwärts ge¬ 
schoben und um seine Achse gedreht, so daß die laterale 
Fläche desselben der linken Rippenwand des Fötus anlag; 
der Cartilago scapulae war eingerollt. Der Ellenbogen¬ 
höcker stand nach aufwärts; er berührte das Kniegelenk 
des linken Hinterfußes. Die vordere Fläche des Metakarpus 
lag nach abwärts und rückwärts. Sämtliche Gelenke waren 
ankylosiert, die Muskulatur nicht atrophisch. 

Entsprechend der Krümmung der Wirbelsäule war die 
außen befindliche rechte Rippenwandung auf eine Länge von 
18 cm auseinander gezogen worden. Drei wahre Rippen bil¬ 
deten mit denen der anderen Seite den Brusteingang; sie 
standen in direkter Verbindung mit dem Brustbein. Am 
hinteren Rande der dritten rechten Rippe setzte sich ein 
seröses Häutchen fest, das zur vierten Rippe zog und so die 
Öffnung in der Brusthöhlenwandung überdeckte. Durch 
dasselbe schimmerten die Eingeweide der Brusthöhle durch. 
Infolge der Verbiegung hatte sich das Brustbein quer zur 
Längsachse des Körpers gestellt. Die rechte Brustwandung, 
die konkav ausgehöhlt war, bestand aus 11 Rippen; von 
diesen standen 8 mit dem Brustbein in direkter Verbindung; 
3 waren als falsche zu bezeichnen. Die Rippen lagen teils 
dicht ohne Interkostalraum nebeneinander; teils waren sie 
vollständig oder teilweise miteinander verwachsen. 

Auch das Becken des Tieres hatte durch den Druck 
des zum Teil auf ihm liegenden Kopfes gelitten. Zwar waren 
die einzelnen Knochen unverändert, dagegen war die linke 



592 


Beckenhälfte so stark an die rechte angedrückt, daß die 
Beckenhöhle kaum mehr für einen Finger passierbar war. 

An den Brust- und Baucheingeweiden konnten Ver¬ 
änderungen nicht festgestellt werden. 

Ähnlich wie der Verschluß der Brusthöhle auf der 
rechten Rippenwandung war der der Bauchhöhle. Vom 
Sternum ausgehend breitete sich eine dünne seröse Platte, 
wohl das Peritoneum, über die Darmteile und umschloß die¬ 
selben ähnlich wie die Bauchdecke. Von der Bauchmuskulatur 
waren noch Reste vorhanden, die von der Wirbelsäule und 
vom Kreuzbein nach abwärts zogen und sich mit der serösen 
Platte vereinigten. 

Die Serosa ging auf der Innenseite der Bauchmusku¬ 
latur weiter und bildete die Auskleidung des oberen Teiles 
der Bauchhöhle. 

Es handelte sich also im vorliegenden Fall um eine 
Monstrosität mit Bauchspalte, Verwachsung mehrerer Ge¬ 
lenke und sehr starker Verkrümmung der Wirbelsäule, der¬ 
gestalt, daß die linke Kopf- und Beckenseite des Fötus sich 
berührten. Diese Veränderungen wären technisch als Sko- 
liosis, Fissura abdominalis und multiple Ankylose zu be¬ 
zeichnen. Einen ähnlichen Fall beschrieb G u r 11 unter dem 
Namen Campylorrhachis scoliosa. 

Über die Entstehungsursache solcher Verkrümmungen 
sind genaue Untersuchungen noch nicht angestellt worden. 
Pichi 1 ) und Perl 2 ) nehmen an, daß es sich bei der¬ 
artigen Verbiegungen um rhachitische Prozesse handelt. Im 
gegenwärtigen Falle waren an den Knochen und Gelenken 
keine Anzeichen für das genannte Leideu zu konstatieren. 
Haase 3 ) dagegen glaubt, daß solche Verkrümmungen 
nicht eine Folge der Rhachitis, sondern auf mechanische Ein¬ 
wirkungen auf den Uterus während der Trächtigkeit zurück¬ 
zuführen seien. Weiters kämen in Betracht Veränderungen 
des Uterus selbst, wie z. B. in dem von Haase (1. c.) be¬ 
schriebenen Falle von einem rhachitischen Kalbe, bei dem 
Torsio uteri die Verbiegung bewirkt hatte. Rainard 4 ) 
glaubt, daß derartige Einwirkungen vom Verdauungsappa¬ 
rate ausgehen können. Dareste 5 ) ist der Ansicht, daß 
Krankheiten, infolge deren ein besonderer Druck auf den 
Fötus ausgeübt wird, Verkrümmungen verursachen können. 

*) Pichi, II nuovo Ercolani 1905, pag. 72. 

-1 Perl, Bcrl. Tieriirztl. Wochenschr., 1906. 

3 ) Haase, Ibidem. 

\> und Ä ) Bournay, Obsbötrique veter., 1900. 



593 


A 1 b r e c h t e ) vermutet, daß vielleicht auch Mangel an 
Fruchtwasser oder eine im Verhältnis zur Umfangsvermeh¬ 
rung des sich entwickelnden Fötus zu geringe Nachgiebig¬ 
keit der Uteruswandung die Ursache sein könnte, eventuell 
auch Fehler im anatomischen Bau des Tragsackes oder Dis¬ 
lokationen desselben, wie Anteflexio, Retroversio u. dergl. 

Über den unvollkommenen Verschluß der Bauchhöhle 
sind u. A. von Stoß Untersuchungen angestellt worden, 
die ergeben haben, daß eine Fissura ventralis entsteht, wenn 
die auswachsende Allantois sich nicht genügend vom Rande 
des Hautnabels isoliert, sondern am Amnionsnabelstrang 
entlang wachsend und mit diesem verlötend das Amnion ver¬ 
zerrt und es vom Nabelstrang abzieht. Im vorliegenden 
Falle dürfte auch die Verkrümmung der Wirbelsäule ein 
gleichmäßiges Zusammenwachsen der beiden Körperseiten¬ 
platten verhindert und damit zum unvollständigen Verschluß 
der Peritonealhöhle beigetragen haben. 

Fälle von Steinfrucht. 

Ein Schaf zeigte nach Angabe des Besitzers bereits 
seit 2 Jahren Anzeichen von Trächtigkeit, ohne daß eine 
Geburt erfolgte. Das Tier wurde deshalb geschlachtet und 
der Uterus der geburtshilflichen Abteilung durch Herrn 
K. Bezirkstierarzt Schmutterer übersandt. Der Trag¬ 
sack war vor dem Orificium abgeschnitten worden und ließ 
den noch fest verschlossenen Zervikalkanal deutlich er¬ 
kennen ; letzterer konnte mit einer dünnen Sonde passiert 
werden. Der Uterus war mannskopfgroß, fast kugelrund 
und fühlte sich bretthart an. Man glaubte deshalb, daß sich 
im Innern ein Lithotherion vorfinden werde und war sehr 
erstaunt, als nach Durchschneidung der sehr dünnen Uterus¬ 
wandung ein normal entwickelter Schafs-Fötus sich zeigte, 
der am ganzen Körper noch vollständige Behaarung und 
nicht die geringste Spur von beginnender Mumifikation 
aufwies. Die Frucht lag so zusammengerollt, wie es Dachs¬ 
hunde zuweilen tun: die Vorderextremitäten im Karpal- 
gelenk, die Hinterbeine im Knie- und Sprunggelenk ge¬ 
beugt unter den Leib geschlagen, der Kopf lag der Seiten¬ 
brustwand an; sämtliche Gelenke waren beweglich. Auf der 
Oberfläche des Fötus lagen bräunliche, krümelige Massen; 
die Frucht ließ keinen Verwesungsgeruch erkennen, auch 
hafteten die Haare noch fest in der Haut. 

Der Fall ist insoferne interessant, als trotz der langen 
Retention des Fötus in utero keine Mumifikation einge- 

9 ) A 1 b r e c li t, Münch. Ticrärztl. Woclienschr, 1909, pag. 644. 



594 


treten ist. Man wäre fast geneigt, anzunehmen, daß die 
Angaben des Besitzers des Tieres bezüglich der Trächtigkeit 
unrichtige sind; denn es ist nicht zu erklären, warum in 
der Zeit von 2 Jahren nur eine Aufsaugung des Frucht¬ 
wassers und nicht auch eine solche der Gewebsflüssigkeit 
stattgefunden hat. — 

Eine vollkommene Steinfrucht entwickelte Herr 
Assistent Kreiner in Neustadt a. H. bei einer 7jährigen 
fetten Kuh. Das Tier, das schon 6 Wochen über die Zeit 
trächtig ging, gab täglich zirka 9 Liter sehr fette Milch. 
Niemals waren Wehen oder blutige oder wässerige Abgänge 
aus der Scheide beobachtet worden. Bei der Untersuchung 
per vaginam fand sich im Muttermund das Lithotherion fest 
eingekeilt. Durch leichten Zug an demselben wurden Wehen 
ausgelöst und dadurch die Entfernung der Mißbildung leicht 
möglich gemacht. Die Secundinae hatten keinen faulen Ge¬ 
ruch, obwohl die Zervix jedenfalls schon längere Zeit ge¬ 
öffnet war. 

Das Präparat zeigte das bekannte Mumienbild der 
Steinfrüchte: die Haut lederartig und fest den Knochen 
anliegend, der Körper biegsam und von brauner Farbe. 
Auch die Eihäute zeigten die gleiche Beschaffenheit und 
Färbung; eigenartig hoben sich die fast weißen Kotyledonen 
der fötalen Plazenta von dem dunkelbraunen Kolorit der 
Secundinae ab. — 

Bei einem Rehpinscher konnte ich ein Lithotherion 
konstatieren; dasselbe ging mit den Eihäuten einer mittels 
Zange entwickelten lebenden Frucht ab und war ganz in 
den Eihäuten eingeschlossen. Es hatte dunkelgrau-grüne 
Färbung und lederartige Beschaffenheit; äußerlich war es 
vollkommen normal entwickelt. Auffallend war in diesem 
Falle, daß die beiden nächsten Jungen, die spontan geboren 
wurden, lebend waren. 

Ans der Praxis. 

Von Bezirkstierarzt Schmid, Zusmarsbausen. 

1. Malignes Odem. 

Zu einem Ochsen in P. gerufen, fand ich bei demselben 
eine ziemlich feste, mittelmäßig prominente, enorme Schwel¬ 
lung an der rechten Gesichtshälfte in der Gegend des Kau¬ 
muskels und des Backens. Die Futteraufnahme war eine 
mangelhafte (etwas Gras und Trank wurden genommen), 
Kotabsatz verzögert, Körpertemperatur 39,9°. Ich vorord¬ 
nete Bähungen mit Liq. Alum. subacet. nebst Einreibungen 



595 


von Salizylvasogen (mit etwas Oampher.). Um über den 
Erfolg der Behandlung, besonders über die Temperatur¬ 
schwankungen unterrichtet zu sein, übergab ich dem Be¬ 
sitzer einen Thermometer zu Messungen. 

Am 4. Tage nach eingeleiteter Behandlung wurde mir 
der Bericht, daß die Temperatur gestiegen sei, die Schwel¬ 
lung zunehme und das Allgemeinbefinden sich verschlechtert 
habe. Bei der am 5. Tage vorgenommenen Untersuchung 
fand ich den Kopf hochgradig angeschwollen (die Schwel¬ 
lung erstreckte sich über das ganze Flotzmaul und zurück 
bis hinter den Kieferwinkel, der Kopf war auf dieser Seite 
dem eines Nilpferdes nicht unähnlich). Die Lippen bildeten 
dicke Wülste und waren infolge der starken Infiltration un¬ 
empfindlich. Das Tier war ganz apathisch, nahm keine Art 
von Futter oder Getränk zu sich und zeigte 41,2 0 Mastdarm¬ 
temperatur. Da der Ausgang höchst ungünstig zu beurteilen 
und das Tier fast vollständig gemästet war, riet ich zur so¬ 
fortigen Schlachtung. 

Die Fleischbeschau ergab, abgesehen vom pathologi¬ 
schen Befunde am Kopfe und Halse, gesunde Organe. Am 
Kopfe zeigte das Unterhautzellgewebe, sowie das zwischen 
den oberflächlich gelegenen Muskelbündeln befindliche 
Bindegewebe eine graue bis schwärzliche Verfärbung und 
war mit Gasblasen und Serum durchsetzt; die Verände¬ 
rungen erstreckten sich vom Kopf über den Hals bis zur 
Schulter. 

Mit Hinsicht auf die normale Beschaffenheit der sämt¬ 
lichen Organe, besonders des Herzens und der Lymphdrüsen, 
ließ ich nur den Kopf und das rechte vordere Fleischviertel 
vernichten, das übrige Fleisch als minderwertig verkaufen. 

2. Eine dem Geburtsrauschbrand ähnliche 
Erkrankung bei einer Kuh. 

Eine Kuh in V., welche vor 3 Tagen leicht gekalbt 
hatte, zeigte die Erscheinungen einer Indigestion bei mäßiger 
Obstipation. Da der Besitzer einen Besuch nicht wünschte, 
gab ich ihm ein evakuierendes Mittel, sowie einen Irrigator 
nebst Therapogen zur Ausspülung des Uterus mit. Am 
nächsten Tage erschien der Besitzer wieder und berichtete, 
daß die Verstopfung wohl gehoben sei, doch mangle der 
Appetit noch vollständig, ferner sei in der Gegend der 
Schulter links eine bedeutende, nässende, schmerzhafte, 
knisternde Geschwulst entstanden. 

Die hierauf vorgenommene Untersuchung ergab, daß 
die knisternde Schwellung sich vom unteren Teile der 



596 


Schulter über den Oberarm nach vorne bis zur Brustspitze 
erstreckte. Hinter dem Buggelenk fand sich eine nässende 
Haut.stelle von Markstückgröße, welche bei genauer Be¬ 
trachtung eine sezernierende kleine Öffnung zeigte. Das 
spärliche Sekret hatte einen sehr üblen Geruch. Die Tempe¬ 
raturabnahme ergab Fieber von 41,0 °. Die Behandlung be¬ 
stand in desinfizierenden Ausspritzungen der Fistelöffnung, 
feuchten Packungen mit essigsaurer Tonerde und Ein¬ 
reibungen von Salizylvasogen, letztere abwechselnd ange¬ 
wandt. 

Bei dem am 3. Tage wiederholten Besuche war die 
Schwellung etwas zurückgegangen, die Fistelöffnung hatte 
sich auf Fingerdicke erweitert, das mißfarbene Sekret floß 
reichlich und konnte ich mit dem Finger und dem scharfen 
Löffel gestorbenes Gewebe von Apfelgröße entfernen; die 
Höhle wurde mit Sol. Lugoli tamponiert. 

Nach 5 Tagen war ein handtellergroßes Stück Haut 
nekrotisch abgestoßen, so daß eine stark eiternde Fläche 
zurückblieb. Die Haut in der Umgebung dieser Stelle war 
auf 5 cm unterminiert und ließ sich aus den taschenförmigen 
Vertiefungen Eiter in reichlicher Menge herausdrücken. 
Nach Entfernung aller nekrotischen Teile verlor sich all¬ 
mählich das Fieber, das Allgemeinbefinden besserte sich, 
Appetit und Milchsekretion stellte sich ein. Nach Ab¬ 
stoßung und Beseitigung des abgestorbenen Gewebes be¬ 
stand die weitere Behandlung in fleißigen Irrigationen der 
Wundhöhle, Waschungen, Einlage von Glutolstiften, An¬ 
wendung von Streupulvern und Ichthyolsalbe mit Peru¬ 
balsam. Nach Ablauf von 4 Wochen war fast vollständige 
Heilung der Defekte erzielt. Der beschriebene Fall hatte 
Ähnlichkeit mit Geburtsrauschbrand. 

3. Arzneimittel. 

Tannisol für sich allein und in Verbindung mit Tannin 
album. ist ein gutes Mittel bei Durchfällen, ebenso empfiehlt 
es sich als Streupulver in der offenen Wundbehandlung; es 
scheint das Tannoform vollständig ersetzen zu können und 
ist dabei billiger. Bei leichteren Indigestionen ist Bar. chlo- 
rat. im Infus von Fruct. Carvi, «Tuniperi etc. ein sehr be¬ 
währtes Mittel. Bei schweren Fällen benützte ich öfter nach 
vergeblicher Anwendung des Bar. chlorat. Veratrin im 
Wechsel mit Arecolin nach II olterbach und fand die 
Methode sehr gut, wenn die klinische Untersuchung auf 
Fremdkörper, Peritonitis etc. im Stiche ließ. 



597 


Ein empfehlenswertes Mittel (auch in der Veterinär¬ 
praxis) ist das Chinosol für verschiedene Zwecke. Seine 
blutstillende Eigenschaft benutzte ich bei Verlusten der 
Hornscheide der Rinder mit Erfolg. Die Defekte heilten 
am schönsten ohne Verband; unter fleißiger Bepuderung 
mit Streupulver bildete sich gewöhnlich ein ziemlich gut 
geformtes Narbenhorn, während durch Verbände häufige 
Nachblutungen veranlaßt werden, weil die empfindliche 
Hornmatrix zerrissen wird. Eiterungen können bei offener 
Behandlung auch viel leichter bekämpft werden. 

Die äußerliche Anwendung des Thigenol lieferte mir 
recht zufriedenstellende Resultate. Innerlich benutzte ich 
das Präparat unter anderem gegen hartnäckigen Darm¬ 
katarrh beim Pferde mit günstigem Erfolge. 

Ester-Dermasan und die Vasogen-(Sapovaseline-) Prä¬ 
parate sind Mittel, welche wohl kein Praktiker mehr ent¬ 
behren möchte. 


Referate. 

Hauptmann: Nabelbruch-Therapie — ohne opera¬ 
tives Verfahren — bei Pohlen und Kälbern. (Tierärztliches 
Zentralblatt, 1910, Nr. 17.) 

An Stelle der verschiedenen Ätzmittel und Scharf- 
salhen — Chromsäure, doppeltchromsaures Kali, Schwefel¬ 
säure, Formalin, Bazillol —, des Abbindens, Abnähens und 
Abkluppens, sowie der Radikaloperation gebraucht Verf. 
seit längerer Zeit folgende einfache, leicht zu verfertigende 
und billige Bruchbinde mit bestem Erfolge. Nach Repo¬ 
sition des Bruches wird auf die Bruchstelle im Stehen des 
Tieres mittelst Heftpflaster der Deckel eines Zigarren- 
kistchens aufgeklebt. Durch Klebestreifen, die man stern¬ 
förmig über das Brettchen anbringt, wird dasselbe unbeweg¬ 
lich auf seiner Unterlage festgehalten; ein breiter Gürtel, 
darüber und um den Leib des Tieres genäht, vervollständigt 
die Haltbarkeit des Ganzen. Später modifizierte Verf. die 
Bandage dahingehend, daß an die Schmalseiten des Brett¬ 
chens je ein Stück Gurtenzeug genagelt wurde, um die 
freien Enden nach Aufleimen des Brettchens mittelst 
Tischlerleim, der eine vorzügliche Verbindung herstellt 
und wodurch jedes Verschieben sicher vermieden wird, 
über der Lende zusammenzunähen. Durch Anlage eines 
Hinter- und Vordergeschirres wird diese Rückengurte un¬ 
verrückbar festgehalten. Entfernt man den Verband nach 
4 Wochen, dann ist in der Regel der Bruch verschwunden. 



598 


widrigenfalls man den vorhandenen Verband nochmals an- 
legen kann. R a b u s. 


Arnold: Fremdkörper-Indigestion. (Herl. Tierärztl. 
Wochenschrift, 1910, Nr. 20.) 

Eine Form der Indigestion äußert sich namentlich 
durch verzögerte Entleerung des meist trockenen Mistes, 
Anfüllung des Wanstes mit festem Futter, Auftreibung der 
linken Flanke durch Gase. Wenn man die linke Flanke be¬ 
tastet, bemerkt man entweder eine Schlaffheit der Bauch¬ 
wand oder einen mitGasen gefüllten Zwischenraum zwischen 
der Bauchwand und dem oft erst in handbreiter Entfernung 
fühlbaren festen Wanst. Es besteht also keine Aufblähung 
in gewöhnlichem Sinne; sondern eine Gasansammlung in der 
freien Bauchhöhle. Einführung des Schlundrohres und Ver¬ 
abreichung von Laxantien ist daher nutzlos. 

Bei der Schlachtung solcher Tiere findet man in der 
Regel an der Haube, seltener am Wanste, eine kleine Wunde, 
in der zuweilen noch ein spitzer Metallgegenstand steckt. 
Ist letzteres noch der Fall, so erzielt Verf. fast regelmäßig 
völlige Wiederherstellung, wenn seine Anordnungen richtig 
befolgt werden. Diese bezwecken in der Hauptsache, den 
von hinten her auf den Fremdkörper wirkenden Druck auf¬ 
zuheben, indem man das Tier mit den Vorderfüßen mög¬ 
lichst hoch stellt, am besten auf eine Pritsche. Durch die 
Hochstellung hört die Schmerzäußerung oft sofort auf; der 
Fremdkörper fällt infolge des Zurücktretens der Mägen 
vom Zwerchfell wieder in die Haube zurück. Ferner muß 
das Rauhfutter gänzlich entzogen werden, bis der Wanst 
sich wieder mehr oder weniger leer und weich anfühlt; 
Anlegen eines Maulkorbes ist empfehlenswert. Dagegen 
erhalten die Patienten möglichst viel lauwarmes schleimiges 
Getränk (Haferschrot, Leinsamenmehl). Reizende Laxantien 
sind schädlich. Lindner. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von Dr. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

Die Bestrebungen der Tierärzte, zu erreichen, daß ihre 
Stimme auch in Fragen der Pferdezucht und bei ärariali- 
sclien Pferdekäufen gehört werden möge, wurzeln in der 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in der 
Kebruarsitznng 1‘JIO gehaltenen Vortrage. 



599 


Erkenntnis einer bisherigen unberechtigten Zurücksetzung 
auf diesen Gebieten. Da, was letztere betrifft, solche Han¬ 
dels-Abschlüsse regelmäßig kommissarisch vor sich gehen, 
verstand man es von jeher, dem Fachmann dahei eine unter¬ 
geordnete Bolle einzuräumen, man hat ihn nur nach Gut¬ 
dünken zu einer Urteilsabgabe über den Wert der Ware 
herangezogen oder ihn völlig ausgeschaltet. So kommt es, 
daß der Tierarzt his zur Stunde bei den Kommissionen zum 
Ankauf von Zuchtpferden, bei den fiskalischen Prüfungen 
von Schnelligkeits- oder Kraftleistungen der Pferde, auch 
bei der Kemontierung der Armee nicht diejenige Stellung 
einnimmt, die ihm auf Grund seiner technischen Ausbildung 
und als berufenem Hüter großer nationalökonomischer Werte 
zukommen sollte. Nicht selten ist die Präsenz eines tech¬ 
nischen Organes bei solchen Konsilien der verschiedensten 
Art nur deshalb erwünscht, um für den Fall des Nicht¬ 
einschlagens zu dem beabsichtigten Zwecke oder des Auf¬ 
kommens irgend eines Fehlers an dem Kaufsobjekte Je¬ 
manden zu haben, dem man die Schuld hieran zuschieben 
kann. 

Gleichzeitig besteht die Gefahr, daß das Interesse des 
Technikers an solchen amtlichen Verhandlungen, die er sehr 
wirksam unterstützen könnte, ein sehr geringes wird und 
daß seine unbefriedigende Stellung ihn indifferent macht. 
Vom staatswirtschaftlichen Standpunkte aus betrachtet ist 
es zu beklagen, daß so manche gute Kraft für diese Zwecke 
latent bleibt. 

Offiziere und Landwirte sind es, die uns den Anspruch 
und das Kecht, als beratende oder leitende Organe hier mit¬ 
zuwirken, aberkennen mit dem gesuchten Hinweis darauf, 
daß die Sphäre unserer praktischen Wirksamkeit, in der es 
nur mit schadhaften Objekten zu tun gebe, die Bedingungen 
einer kompetenten Erfahrung ausschlösse. Es ist eben eine 
traditionelle Bevormundung, deren Ursache teils in, teils 
außer uns selbst gelegen ist und welche zu betrachten zu 
weit führen würde, auch nicht in den Grenzen dieser Er¬ 
örterungen gelegen ist. 

Ganz im Gegensätze zu dieser geringen Wertschätzung 
der fachmännischen Kenntnisse von gewissermaßen offi¬ 
zieller Seite sind die Tierärzte bei privaten Pferdekäufen 
sehr beliebt, sei es, weil der Käufer die Annahme vertritt, 
dem Verkäufer gegenüber eine gewisse Versicherung zu 
besitzen, sei es, weil ihn die Gesetzesvorschrift zum Bei¬ 
ziehen eines Fachmannes zwingt oder weil er vertrauensvoll 
der sachverständigen Anschauung seine eigene anpaßt oder 
unterordnet. 



600 


Da ist es nun eine wenig erfreuliche Tatsache, daß die 
Fachgenossen so ungerne derartigen Requisitionen folgen, 
angeblich, weil die Entlohnung hiefür der Bemühung nicht 
entspräche oder sie gebrauchen die selbsttäuschende Ent¬ 
schuldigung, derTierarzt sei dazu da, krankeTiere zu heilen, 
aber zu Handelschaften sich herbeizugeben sei seine Sache 
nicht, schädige sein Ansehen, seine Würde. Die Versuchung, 
eine derartige Auffassung, die namentlich im Lager unserer 
Widersacher Verbreitung hat, zu vertreten, besteht nament¬ 
lich bei jungen Kollegen, die in ihrer praktischen Tätigkeit 
gerne eine Analogie mit der des Humanmediziners suchen 
und diese Bestrebung stößt den Gedanken, in einer oft 
zweifelhaften Gesellschaft zu markten, zurück. Die meisten 
der Tierärzte müssen jedoch gestehen, daß von Jahr zu Jahr 
die Überzeugung in ihnen mächtiger geworden ist, daß es 
sich um eine vornehme Aufgabe handelt und eine gewisse 
ästhetische Befriedigung gewährt, die Zuwendung des Ver¬ 
trauens eines Rat Suchenden zu rechtfertigen und wer soll 
den arglosen Käufer vor der Übervorteilung gewissenloser 
Leute schützen, wenn es der Tierarzt nicht tut? 

Wir suchen so gerne nach den ethischen Seiten unseres 
Berufslebens, hier ist eine solche, hier kann der Fachmann 
auch auf das Schlagendste beweisen, daß er Herr der Ma¬ 
terie ist, die man ihm so gerne streitig macht. Und ein 
guter Ratschlag bringt auch ein gutes Urteil über die tech¬ 
nische Fähigkeit des Einzelnen und aus vielen solchen Wür¬ 
digungen persönlicher Tüchtigkeit bildet sich die Gesamt- 
stimmung. Wie soll außerdem die gewiß nur auf Grund prak¬ 
tischer Erfahrungen geschärfte Urteilskraft gehoben werden, 
wenn man der dieses bewirkenden Möglichkeit aus dem 
Wege geht/? 

Gewiß ist auch die Gegenleistung eine ernste Ge¬ 
wissenssache und erfordert die Aufbietung unseres ganzen 
Könnens. Da genügt nicht ein Blick über die Profillinie des 
Tieres, ein Durchtasten der vier Beine, vielleicht noch die 
flüchtige Musterung der Augen, um zum Kaufabschlüsse 
seine Stimme zu gehen oder umgekehrt, die Ware zurück¬ 
zustoßen, weil sie aus Gefühlseingebungen nicht entspricht, 
den Typus nicht besitzt, auf den das Auge eingerichtet ist. 
Damit ist einerseits dem Käufer nichts gedient, der ent¬ 
weder unzuverlässig bedient ist oder dessen Vorhaben durch 
solches rigoroses Gebühren unnötig verzögert wird, und der 
Verkäufer verliert die Achtung vor der technischen Hand¬ 
lungsweise oder wird ungerecht benachteiligt, seine Ware 
oft grundlos heruntergesetzt. 



601 


Wer kann es dem Verkäufer verdenken, wenn er den 
Handelsgegenstand möglichst wertvoll zu gestalten und ihn 
zu diesem Zwecke in bestem Lichte zu präsentieren sucht, 
das macht jeder Händler so, aber dem Fachmann gegenüber 
dürfen eben derartige kaufmännische Finessen nicht die be¬ 
absichtigte Wirkung tun, er muß den Schein von der Wirk¬ 
lichkeit zu trennen verstehen und das gewandte Mustern 
eines minderwertigen Objektes wirkt auf ihn so wenig wie 
die Geschicklichkeit eines Reiters auf einem solchen. 

Man hört so häufig die Klage, daß gerade im Pferde¬ 
handel die Ehrlichkeit und Rechtlichkeit auf so schwachen 
Füßen stehe und die Gewissen so weite Grenzen haben. Mit 
Freuden haben deshalb alle Tierärzte, die viel bei Käufen 
zu tun haben, im Bürgerlichen Gesetzbuch den Paragraphen 
des absichtlichen Verschweigens begrüßt, der viel dazu bei¬ 
trägt., diese Handelschaften in solidere Bahnen zu lenken, 
aber noch viel mehr als alle Gesetzesvorschriften vermag das 
in reicher Erfahrung gereifte, auf gewissenhafter Unter¬ 
suchung basierende Urteil des Fachmannes. 

Da will es uns dünken als ob die erwähnte Unlust 
mancher Kollegen, bei Käufen sich zu betätigen, trotz aller 
möglichen Einwendungen im Grunde auf der beliebten Ver¬ 
meidung einer Verantwortung beruhe. Man weiß, wie häufig 
schlechte Ware für fehlerfrei angeboten wird, vielleicht hat 
man sich schon selbst vergessen und in wohlmeinender Ab¬ 
sicht den Rat gegeben, Schadhaftes für Gutes zu verkaufen 
und nicht bedacht, daß mit der Übertragung auf einen An¬ 
deren die Abwendung eines befürchteten Nachteiles nicht 
verbunden ist. Ein solcher Rat schließt eine Aufforderung 
zum Betrüge in sich. Nun braucht aber auch der Techniker 
das Interesse am Handel nicht bis zu dem Grade zu ver¬ 
treten, daß er immer eine Liste kaufbarer und verkäuflicher 
Pferde im Kopfe hat und jeden Moment damit dienen kann, 
die Suche nach der Ware überlasse man getrost den Anderen, 
soferne man nicht den Verdacht einer geschäftlichen Anteil¬ 
nahme erwecken will. Und schließlich ist nichts unschöner 
als in politischen Tagesblättern durch einen Fachmann die 
Vorzüge irgend einer „Rosinante“ gepriesen zu lesen. 

Wie bei allen anderen Dingen gibt es auch hier einen 
goldenen Mittelweg. — 

Nach diesen einleitenden Betrachtungen allgemeiner 
Natur lohnt es sich, die Frage zu besprechen, ob denn 
dem Staat, den Kommunen und dem Privat¬ 
mann aus der Mitwirkung des Fachman n e s 
bei Pferdekäufen ein Vo r t e i 1 erwächst? 



602 


Die allererste Bedingung beim Erwerb eines lebenden 
Handelsobjektes ist dasYorhandensein desjenigen Zustandes, 
in dem sich die Lebensäußerungen derart ungestört ab¬ 
wickeln, daß die Möglichkeit der gewünschten sofortigen 
Verwendung gegeben ist. Die Beurteilung, ob diese Forde¬ 
rung erfüllt ist, verlangt eine sorgfältige Untersuchung der 
animalischen Funktionen, wie sie nur derjenige auszu¬ 
führen vermag, der mit den physiologischen Vorgängen im 
tierischen Körper und ihren Schwankungen vertraut ist* Daß 
über solche Kenntnisse lediglich der Fachmann verfügt, hat 
noch Niemand streitig gemacht und sie sind der Grund, 
warum man ihn nicht entbehren konnte und kann, wenn 
Pferde gekauft werden. Bedenklicher gestaltet sich die 
Sache, wenn es sich um Störungen des Organismus handelt, 
die auf der Basis von Infektionen ihre Entwicklung nehmen. 
Hier stellen sich leider auch dem Techniker bei der Ent¬ 
scheidung, ob gesund oder krank, hin und wieder die größten 
Schwierigkeiten entgegen. Die alljährlichen Verseuchungen 
unserer Remontedepots reden eine deutliche Sprache über 
den Mangel positiver Anhaltspunkte zum Erkennen des¬ 
jenigen Krankheitszustandes, den wir als Inkubation an¬ 
sprechen. Alle Pferde werden auf den Märkten scheinbar 
gesund gekauft und doch muß das eine oder andere okkult 
krank gewesen sein, will man nicht annehmen, daß ein ge¬ 
heimnisvolles Stall-Miasma die Erkrankungen erzeugt. 

Abgesehen jedoch von dieser Unmöglichkeit, ohne früh¬ 
zeitige Offenbarungsmerkmale sich entwickelnde Krank¬ 
heiten zu erkennen, bürgt die tierärztliche Untersuchung 
dem Käufer für die Erwerbung einer gesundheitlich ein¬ 
wandfreien Ware. 

Allein damit, daß das Pferd gesund — im Sinne des 
Allgemeinbefindens — ist, ist der Handel noch nicht abge¬ 
schlossen, denn nun kommt die Entscheidung, ob dasselbe 
den beabsichtigten Zweck erfüllen wird und kann. 

(Fortsetzung folgt.) 

Verschiedenes. 

62 . ordentliche Generalversammlung des Tierärztlichen 
Kreisvereins von Unterfranken. 

Am 30. Juli dieses Jahres tagte im Landratssaale der 
K. Regierung zu W ü r z b u r g die 02. ordentliche General¬ 
versammlung des Tierärztlichen Kreisvereins von Unter¬ 
franken, wozu 3(5 Tierärzte erschienen waren. Als Ver¬ 
treter der K. Regierung war Herr Regierungs- und Yete- 



603 


rinärrat Schneider abgeordnet, welcher in seiner Be¬ 
grüßungsansprache auf die großen Erfolge und Fortschritte 
des tierärztlichen Standes hinwies, einem Zeichen des Wohl¬ 
wollens, dessen er sich bei der Staatsregierung erfreue. Der 
1. Vorstand, K. Bezirkstierarzt S t e n g e r -Würzburg, wid¬ 
mete dem verstorbenen Reichsrat v. Buhl, als einem stets 
aufrichtigen Freunde des Standes, einen herzlichen Nach¬ 
ruf. Nach Erledigung des ersten Punktes der Tagesordnung, 
Rechenschaftsbericht desVorstandes und des Kassiers, schritt 
man auf Grund der Statuten zur Vornahme der Wahlen. Da 
die bisherige Vorstandschaft eine Wiederwahl entschieden 
ablehnte, gingen aus der Neuwahl hervor: als 1.Vorsitzender 
K. Bezirkstierarzt G a r r e c h t s - Karlstadt, als 2. Vor¬ 
sitzender und Schriftführer K. Bezirkstierarzt Hu ß - Ge- 
münden und als Kassier Distriktstierarzt Orth- Arnstein. 
Die beiden erstgenannten Herren wurden auch in den ver¬ 
stärkten Obermedizinalausschuß und in den deutschen Vete¬ 
rinärrat delegiert. Nach längeren Verhandlungen nahmen 
die Neugewählten, nachdem der nunmehrige 1. Vorsitzende 
schon zuvor die außergewöhnlichen Verdienste des bisherigen 

1. Vorstandes um den Verein zu schwierigen Zeiten rühmend 
hervorgehoben hatte und nach einem Appell an alle Mit¬ 
glieder, dem Verein treu zu bleiben, die Vorstandschaft an. 
Beschlossen wurde die Erhöhung des Jahresbeitrages von 
3 Mk. auf 5 Mk., die Zustimmung zu einem Antrag des Tier¬ 
ärztlichen Kreisvereins von Schleswig-Holstein „Maßregeln 
zur Sicherung des tierärztlichen Erwerbes“ in fast allen 
Punkten, bezw. Vorschlägen und zu einem Anträge des Tier¬ 
ärztlichen Vereins in Wiesbaden „Die Einführung des prak¬ 
tischen Jahres“. Den Mittelpunkt der Tagesordnung bildete 
ein vorzüglich ausgearbeiteter Vortrag des K. Bezirkstier¬ 
arztes H u ß - Gemünden über „Die Tuberkulose im neuen 
Reichs-Tierseuchengesetz, deren Bekämpfung und Diagnose“. 
Referent erörterte namentlich in der zweiten Hälfte seines 
umfang- und inhaltreichen Vortrages die verschiedenen und 
speziell in letzter Zeit angewandten Arten der Tuberkulin¬ 
impfung und insbesondere die Konjunktival- bezw. Augen¬ 
impfung. Die neuen Erkennungsniethoden, wie kutane und 
perkutane, sowie die erwähnte Ophthalmo-Einimpfung und 
die Frage der Säuglingsmilchgewinnung riefen in der an¬ 
schließenden Diskussion eine lebhafte Debatte unter den 
Mitgliedern hervor. Die Tagung schloß mit einem gemein¬ 
samen Mahl im Bahnhofhotel, bei welchem der bisherige 

2. Vorsitzende, Tierzuchtinspektor (1 u t b r o d - Schwein- 
furt, mit warmen Worten der neunjährigen verdienstvollen 



^ 604 

und erfolgreichen ^Tätigkeit des bisherigen 1. Vorstandes, 
K. Bezirkstierarztesf-S t e n g e r -Würzburg, gedachte. 

>* H. 


Fleisch- und Trichinenbeschauer Deutschlands. 

Der vor zwei Jahren in Eisenach gegründete Reichs¬ 
verband der deutschen Fleisch- und Trichinenbeschauer, dem 
bereits 10 000 Mitglieder angehören, veranstaltet in Offen¬ 
bach a. M. eine zwei Tage in Anspruch nehmende Versamm¬ 
lung. Im deutschen Reiche bestehen zur Zeit 657 Fleisch- 
und Trichinenbeschauerverbände, von welchen nunmehr 375 
zu einem Reichsverbande vereinigt sind. Dieser hat sich zur 
Aufgabe gemacht, auch die übrigen 282 Verbände zum Ein¬ 
tritte in den Reichsverband zu gewinnen. Der neugegrün¬ 
dete bayerische Landesverband konnte sich dem Reichsver¬ 
bande angeblich deswegen noch nicht anschließen, weil seine 
eigene Stellung noch nicht genügend fixiert ist. 

Personalien. 

Ernennung: Kliem Max aus Sorau zum Assistenten am 
Kaiser Wilhelmsinstitut in Bromberg; Welte Joseph, Stadttierarzt 
in Isny zum Oberamtstierarzt in Brakenheim. 

Niederlassung: Dr. Arnold aus Winnweiler (Pfalz) in 
Haßloch (Pfalz). 

Approbationen: in Berlin die Herren Kramm Fried¬ 
rich aus Dietfurt, M a n g e 1 o w Paul aus Frankfurt a. O., Papen- 
h u s e n Theodor aus Güstrow, P r e i b i s c h Fritz aus Neurode, 
Sürder Hugo aus Schiefbahn, Wegen er Willi, aus Börstel und 
Weil Artur aus Braunschweig; in Hannover Herr Romanowski 
Georg aus Heilsberg; in Stuttgart Herr Hesse Max aus Obern- 
kirchen. 

Promotionen: Zu DDr. ined. yet. in Gießen die Tierärzte 
Arnold Alfred in Haßloch und Kleinert Arthur in Thiergart; 
in Bern Tierarzt Greif Karl aus Forchheim. 

Berichtigung: Dr. Karl Greif ist nicht nach Dorfen 
verzogen (Münch. Tierärztl. Wochenschr. Nr. 84), sondern als bezirks¬ 
tierärztlicher Vertreter nach Neumarkt (Oberpfalz). 


}BSW ^UrlecLigrt: 

Die Stelle des Bezirkstierarztes tiir den Ver¬ 
waltungsbezirk Ingolstadt. 

Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Be¬ 
werbers zuständigen Regierung, Kammer des Innern, bis znns 
•IO. August ds. JTs. einzureichen. 


Druck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Rlegersche 
UniversiÜUsbuchhandlunK, München, Odeonsplatz 2. 







Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Yiehzncht). 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 


herausgegeben von / 0’ 

Dr. M. Albrecht. X 

_ > v 

54. Jahrg. München, den 6. September 1910. Nfcd36. 

1 

Inhalt: Uriginalartikel: Dr. Luginger: Kurze Mitteilungen 
aus der Praxis. — Huber: Aus der Praxis. — Hub: Spontane 
Ruptur des Uterus bei einer Stute. Eklampsia puerperalis bei 
einer Kuh. Mitisol-Wolfrum. — Referate: Dietz: Glutamin. 
Grimm: Tödliche Blutung aus der Scheide nach der Geburt. 
Sustmann: Kohlefressen bei einem Hund. Friedrich: Dassel¬ 
beulenerkrankung. — Tierzucht und Tierhaltung: 
Dr. W. Meyer: Das Pferd als Handelsobjekt. (Fortsetzung.) — 
Verschiedenes: Uniyersitätsstudium in Deutschland im 
Sommersemester 1910. Röntgenkiuematographische Aufnahmen 
der Bewegung innerer Organe des menschlichen Körpers. Zur 
Fleischteuerung. Deutscher Veterinärrat. —Bücherschau. — 
Personalien. 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Luginger, Seßlach. 

Herpes tonsurans. 

Diese Flechte kommt im hiesigen Distrikte nicht selten 
vor; in einigen Fällen konstatierte ich auch Übertragung 
auf Hände, Arme, Nacken und Gesicht des Stallpersonals. 
Die Erkrankung ist hier unter dem Namen „Teigmaul“ be¬ 
kannt. Als bestes und einfachstes Mittel zur Erreichung 
der Abheilung erwies sich heim Rindvieh eine zweimal täg¬ 
lich vorzunehmende Bepinselung der kranken Hautstellen 
mit 1—2 %igem Sublimatspiritus. 


Unheilbare Augenentzündung bei einer 
tuberkulösen Kuh. 

Bei einer Kuh wurde eine traumatisch entstandene 
Augenentzündung mit den Erscheinungen einer Konjunkti¬ 
vitis und Iridochorioidit.is mit Bluterguß in die Augen¬ 
kammer ein halbes Jahr lang unter Anwendung der ärztlich 



606 


üblichen Mittel ohne sichtbare Besserung behandelt. Da 
sich allmählich auch Appetitminderung, schiefe Haltung 
des Kopfes und Muskelschwäche einstellten, mußte an ein 
Übergreifen des Prozesses auf das Großhirn gedacht werden, 
weshalb ich zur Schlachtung riet. Die Sektion ergab gene¬ 
ralisierte Tuberkulose, Miliartuberkulose des Großhirns und 
ein Tuberkulom im erkrankten Auge. 


Falsch eingerichteter Uterus Vorfall bei 

einer Kuh. 

Von einem Laiengeburtshelfer war ein Tragsackvorfall 
in der Weise in das Becken zurückgebracht worden, daß 
nach der Reposition eine Viertelsdrehung des Uterus und 
noch eine mannskopfgroße Umstülpung desselben in den 
Scheidenvorhof bestand. Der Versuch, ein nochmaliges 
Prolabieren herbeizuführen, gelang nicht, ebensowenig eine 
vollständige Reposition des Uterus von der Vagina aus. Es 
wurde daher lediglich eine Bandage angelegt und der Uterus 
in seiner falschen Lage belassen. 

Auf täglich mehrmaliges Einführen von Bazillol- 
kapseln und Vornahme ergiebiger Ausspülungen mit Ad- 
stringentien und l%iger Kochsalzlösung nahm der umge¬ 
stülpte Teil des Uterus in zirka 8 Tagen von selbst wieder 
normale Form und Lage an. Die zugleich vorhandene Me- 
tritis und Vaginitis heilten ohne Nachteil in weiteren drei 
Wochen ab. 


Rippenbruch und Hämatom bei einer Kuh. 

Eine Kuh hatte von einer anderen durch einen Horn¬ 
stoß einen Bruch zweier Rippen der linken Seite akquiriert. 
Im Anschlüsse hieran bildete sich ein umfangreiches sub¬ 
kutanes Hämatom, das sich von der Schultergegend über 
die ganze Seitenbrustwand bis zum Bauche hinzog. Durch 
Punktion und nachheriges wiederholtes Einreiben mit 
Scharf salbe, wodurch die entstandene Blutgeschwulst in 
einigen Wochen zur Abszedierung gebracht wurde. Nach 
Eröffnung des Abszesses durch einen Einschnitt gelang es, 
in 3 Wochen vollständige Heilung zu erzielen. 


Zur Behandlung des Volvulus coli. 

Die Kolondrehung als Ursache von Kolik wurde bei 
2 Pferden durch Wälzen der Tiere um ihre Längsachse nach 
der der Darmverdrehung entgegengesetzten Richtung be¬ 
seitigt. 



607 


In dem einen Falle stellte ich durch rektale Unter¬ 
suchung eine Achsendrehung des Grimmdarmes von rechts 
nach links fest. Durch den bei der Wälzung in den Mast¬ 
darm eingeführten linken Arm ließ sich die rechte untere 
Grimmdarmlage fixieren. 

Die Korrektion der Darmverlagerung gelang schon 
nach der dritten Umwälzung unter fühlbarer Verschiebung 
der Darmteile. Der Erfolg war verblüffend: Unmittelbar 
nachBehebung desVolvulus stellte sich deutliche Peristaltik, 
rascher Abfall der Pulszahl (von 100 auf 60—70 pro Minute) 
und Aufhören der heftigen Schmerzen ein. Das Pferd blieb 
ruhig liegen, atmete gleichmäßig und regelmäßig und wollte 
sogar wieder Futter auf nehmen. Zur Anregung der Magen- 
und Darmtätigkeit und Erzielung ergiebiger Entleerung 
bekam das Pferd noch eine Pille aus Aloe-Extrakt. — 

Im zweiten Falle war die genaue Orientierung über 
die Art der Verdrehung infolge Tympanitis der verlagerten 
Gedärme unmöglich; soviel jedoch ließ sich durch rektale 
Untersuchung und in Hinsicht auf die vorhandene hohe 
Pulszahl (120 pro Minute) fast mit Bestimmtheit konsta¬ 
tieren, daß eine Dickdarmverdrehung vorlag. 

Zuerst wurden Wälzungsversuche von rechts nach 
links gemacht, wonach das Pferd mehr Schmerzen, eine 
stärkere Spannung des Hinterleibes und des fühlbaren 
Darmgekröses, sowie eine Verschlimmerung der Pulsbe¬ 
schaffenheit zeigte. Deshalb wurde nun das Tier konstant 
von links nach rechts gedreht; eine Fixation der rechten 
unteren Grimmdarmlagen gelang jedoch nicht. 

Nach zirka 20 Wälzungen war das Tier merklich 
ruhiger. Der Schweißausbruch hatte aufgehört und die 
Atmung ging ruhiger. Nur die Darmperistaltik blieb aus 
und der Puls schwankend, aber kräftiger (zwischen 100 bis 
120 Schlägen pro Minute). 

Das Pferd wurde nun in den Stall gebracht, zeigte 
noch einigemale Schmerzen, erholte sich aber in 2(4 Stunden 
vollständig. 


Über neuere Arzneimittel. 

Zur Anwendung gelangten die folgenden: 

Medol (Creolinliniment) der Firma Pearson-lTam- 
burg wurde bei Pferdemauke pur und in Form von 5 c /c iger 
Salbe mit gutem Erfolge angewendet. 

Morbicid (Formaldebydseifenpräparat) der Firma 
Sehülke & Mayr-Hamburg bewährte sich bei Mastitis paren- 
chymatosa als 3 %ige Salbe, dann bei traumatischer Augen- 



608 


entzündung und Korneaverletzungen beim Rinde als l%ige 
Salbe. 

Jodtbionol (25 %iges Jodthionvasoliment) von 
Bayer & Cie.-Elberfeld erwies sich gut als pure oder ver¬ 
dünnte Einreibung bei Sehnenscheidenentzündungen des 
Pferdes und bei Phlegmone, ebenso auch zur Behandlung 
der rheumatischen und traumatischen Gelenksentzündungen. 

Jodlenicet (Pulver) von Dr. Reis-Berlin benützte 
ich mit günstigem Erfolge bei Mastitis parenchymatosa in 
Form der 3 %igen Salbe. 

Phenostal (Diphenyl-o-Oxalester) = Karbolsäure¬ 
tabletten von Schülke & Mayr-Hamburg brachte bei paren¬ 
chymatöser Mastitis als l%ige wässerige Lösung zur In¬ 
fusion in’s kranke Euter (zweimal innerhalb 3 Tagen jedes¬ 
mal 1 Liter Lösung auf 2 Euterviertel) Heilung. 

Dy mal von Zimmer & Cie.-Frankfurt ist ein sehr 
gutes Mittel bei Scheidenverletzungen und Scheidenrissen 
der Kühe. Ich habe es als Pulver (unverdünnt) und als 
Mixtur mit Paraffin, liquid, oder Ol. lini zum Einpinseln 
verwendet. 

Mit Filmaron (Bandwurmkapseln von Boehringer 
& Söhne-Mannheim) habe ich wenig günstige Erfahrungen 
gemacht. Die Kapseln, welche nicht leicht einzugeben sind, 
brachten jedesmal unangenehme Nebenwirkungen (tage¬ 
lange Traurigkeit und herabgestimmte Freßlust) bei den 
Patienten. 

Antigourmine (Trockenhefepräparat) bei bron¬ 
chialer und gastrischer Staupe des Hundes, sowie bei febriler 
Mastitis der Kühe; in Pulverform mit gutem Erfolge. 

Digitalis-Dialysat tropfenweise bei einem 
Pferde mit Herzschwäche; Erfolg günstig. 

Tannismut (doppelgerbsaures Wismut) bei Kälber¬ 
durchfall mit gutem Erfolg. 

Collargol 0,25: 100 Aq. dest. auf zweimal pro die 
innerlich bei febriler akuter Metritis des Rindes als aus¬ 
gezeichnetes Fiebermittel. 

Chinosol (Oxychinolinalaun), Isarol, Ich- 
thyanat, Itrol, Collargol äußerlich in der Chi¬ 
rurgie und zu Ausspülungen der Gebärmutter, teils in Form 
wässeriger Lösungen oder öliger Emulsionen oder Salben ; 
Erfolg meist gut, den Vorzug verdienen Collargol um! 
(’h inosol. 

Zur Zimmer- und Stalldesinfektion wurde versuchs¬ 
weise angewandt: Au tan (selbsttätiger Formaldehyd- 
entwickler durch Wasserzusatz). Die Entwicklung der 



609 


Dämpfe ist eine sehr rasche und plötzliche, weshalb die 
Manipulation mit dem Autanpulver (Wasserzugießen und 
Umrühren) dem Atmungsorgane des Beteiligten sogar ge¬ 
fährlich werden kann. Trotzdem ist Autan wegen seiner 
raschen und intensiven Wirkung auch in der Veterinär¬ 
praxis zur Desinfektion verseuchter Stallungen zu em¬ 
pfehlen. _ 


Ans der Praxis. 

Von prakt. Tierarzt C. Huber, Köfering. 

Abszeß der Brustwand bei einem Stier 
infolge Fremdkörpers. 

Ein Bulle hatte seit zirka 4 Wochen an der rechten 
Seitenbrustwand unmittelbar hinter dem Ellenbogen eine 
harte Geschwulst von der Größe einer Runkelrübe, die trotz 
Behandlung mit Kataplasmen und scharfen Einreibungen 
nicht weich wurde. Das Allgemeinbefinden des Tieres soll 
stets gut gewesen sein. Da ich bei einer Probepunktion in 
einer Tiefe von zirka 10 cm dickflüssigen Eiter fand, machte 
ich einen entsprechenden Einschnitt und konnte aus der 
Wunde einen großen verbogenen Drahtstift entfernen. 
Interessant war, daß beim Ausspülen und Auskratzen der 
Höhle mehrere Knochen Sequester in der Größe einer Hasel¬ 
nuß aus der Höhlung herausgespült wurden, die die Be¬ 
schaffenheit eines porösen, sich sandig anfühlenden Kalk¬ 
stückes hatten. Es ist unzweifelhaft, daß der Fremdkörper 
seinen Weg durch den Anfang des Verdauungstraktus nach 
der Fundstelle genommen hatte und daß dabei durch Ver 7 , 
letzung des Rippenperiostes Knochenzubildurigen verursacht 
wurden, die in Gestalt obiger Sequester abgestoßen wurden. 


Mastdarmtorsion bei einer Stute. 

Die Untersuchung eines seit 14 Stunden unter Kolik¬ 
erscheinungen erkrankten Tieres ergab das Vorhandensein 
von Torsio recti. Nach einer Pilocarpin-Injektion ließ ich 
das Pferd vorne tiefstellen und versuchte mittels Wasser¬ 
infusionen in das Rektum die normale Lage dieses Darm¬ 
teiles wieder herzustellen. Nachdem dies in 1 (/»ständigen 
Bemühungen nicht gelungen war, ließ ich die Stute wieder 
in den Stall zurückbringen. Hier legte sich dieselbe sofort 
nieder und wälzte sich nun dutzendmal hin und her, bis sie 
schließlich ermattet liegen blieb. Nach einiger Zeit wurde 
das Pferd, da es allein nicht gut aufzustehen vermochte, 
aufgehoben, wobei ein starker Flatus abging. Dadurch 



610 


hoffnungsfreudiger gemacht, infundierte ich nochmals grö¬ 
ßere Mengen Wasser in’s Rektum, wobei das Pferd mit den 
Vorderfüßen in der Düngergrube stand, so daß sich das 
Hinterteil um einen halben Meter höher als das Vorderteil 
befand. Die nun vorgenommene Exploration förderte einige 
schleimige Kotballen heraus, die Drehung war gelöst. Nach 
einer zirka ^stiindigen Bewegung und darauffolgender 
Massage der Bauch wände setzte die Stute normal Kot ab. 


Eaumschlauch beim Ochsen. 

In hiesiger Gegend tritt das genannte Leiden ziemlich 
häufig auf. Da ich nach einfacher Reinigung des Schlauches 
fast nie Heilung habe eintreten sehen, behandle ich das 
Leiden, dessen Veranlassung fast immer eine Verengerung 
der Vorhaut ist, folgendermaßen: Am niedergelegten Tiere 
werden die Haare um das Präputium kurz abgeschoren; 
hierauf reinige ich noch den Schlauch und desinfiziere ihn. 
Das Ausräumen geschieht mittels einer Kürette. Das an 
dem einen Ende löffelförmige Instrument hat einen hohlen 
Stiel mit Handgriff, so daß vermittels eines am Handgriff 
befestigten Gummischlauches, der mit einer amerikanischen 
Spritze in Verbindung steht, gleichzeitig eine Reinigung 
und eine gründliche Ausspülung vorgenommen werden kann. 
Im Anschluß daran infundiere ich lauwarmes Leinöl mit 
Creolin. Zur Beseitigung der Vorhautverengerung exzidiere 
ich am oberen Präputialwinkel ein keilförmiges Stück. Die 
Wunde wird mit dem Glüheisen gebrannt und einige Tage 
lang mit Carbolöl betupft. Rezidive traten bei dieser Be¬ 
handlungsart nie mehr auf. 


Spontane Ruptur des üterns bei einer Stnte. 

Von Distriktstierarzt Hub, Buchloe. 

Bei einer hochträchtigen Stute waren nachts 12 Uhr 
Lei der Besichtigung durch den Besitzer noch keine An¬ 
zeichen der nahen Geburt zu bemerken. Morgens gegen 
4 Uhr hörte der Knecht lautes Poltern im Stalle. Er sah 
nach und fand das Tier heftig schlagend am Boden liegen. 
Aus der Scheide hing eine dunkle, umfangreiche Masse 
heraus. Ehe noch Hilfe geleistet werden konnte, war das 
l’lerd verendet. Die Sektion ergab, daß durch einen arm¬ 
langen Riß im Uterus sämtliche Dickdärme — beide Grinnn- 
darmlagen und der Blinddarm — durch die Scheide nach 
außen gepreßt worden waren. Das Fohlen lag in Kopf¬ 
endlage in den Eihäuten eingeschlossen im Tragsacke. 



611 


Eklampsia puerperalis bei einer Kuh. 

Von demselben. 

Zu dem Ökonomen Z. in K. wurde ich mit dem Be¬ 
richte gerufen, eine Kuh, die vor 14 Tagen normal gekalbt 
habe, sei plötzlich hochgradig aufgeregt geworden. Bei 
meiner Ankunft fand ich das Tier mit Ketten und Heu¬ 
seilen am Stande befestigt vor. Die Augen stier und aus 
den Höhlen herausgetrieben, zeigte die Kuh bei jeder Be¬ 
rührung zum Zwecke der Untersuchung die hochgradigsten 
Aufregungs- und Krampferscheinungen. Das Tier wurde 
unter Gefahr für die sich mit ihm beschäftigenden Personen 
in einen dunklen Schuppen gebracht und gut befestigt. 
Ich injizierte Arekolin-Eserin und ließ Eisbeutel auf den 
Kopf legen. Am andern Tago war das Befinden wesentlich 
gebessert und nach weiteren vier Tagen völlige Heilung 
eingetreten. 


Mfflsol-Wolfrnm. 

Von demselben. 

Das Präparat hat sich als ein empfehlenswertes Des- 
infiziens sowohl für die geburtshilfliche Praxis als für die 
Wundbehandlung im allgemeinen erwiesen. Neben seinem 
angenehmen Geruch besitzt es stark desodorisierende und 
bakterizide Wirkung. Auch bei der Behandlung der Ek¬ 
zeme der Hunde und des Pferdes hat es sich gut bewährt. 
(Jahresberichte bayer. Tierärzte.) 


Referate. 

Dietz: Glutamin. (Tierärztliche Rundschau, 1910, 
Nr. 30.) 

Glutamin ist eine Tannin-Pflanzeneiweißverbindung 
und zwar des zu 2 %. im Weizenmehl enthaltenen wasser¬ 
löslichen Albumins mit Tannin. Es passiert den Magen un- 
zersetzt und da seine Zerlegung im Darm keine so weit¬ 
gehende wie beim tierischen Eiweiß ist, das besonders in 
den hinteren Darmabschnitten komplizierte Zersetzungen 
durchmacht, wirkt dasselbe nicht reizend auf den Darm. 
Das Präparat eignet sich vorzüglich zur Behandlung der 
Darmkatarrhe bei Hunden, insbesondere bei den nicht infek¬ 
tiösen Darmkatarrhen der Welpen und bei älteren Hunden 
als wertvolles und sicher wirkendes Antidiarrhoikum. Auch 
in der Humanmedizin, speziell in der Kinderpraxis, wurden 
äußerst günstige Erfahrungen mit Glutamin gemacht. 



612 


Grimm: Tödliche Blutung aus der Scheide nach der 
Geburt. (Tierärztl. Zentralblatt, 1910, Nr. 16.) 

Wenn auch kleine Blutungen nach Scheidenverletzungen 
öfters Vorkommen und fast immer selbständig aufhören, so 
konnte Verf. doch einen Fall beobachten, der durch Ver¬ 
letzung der Scheide resp. Gefäßruptur die Schlachtung des 
Tieres bedingte. 

Eine 3jährige Kalbin zeigte nach einer leichten Geburt 
starke Blutung aus der Scheide. Beim Eintreffen des Be¬ 
richterstatters war das Tier schon sehr stark anämisch und 
erschöpft. Bei der Untersuchung per vaginam fand man 
ein fingerbeerengroßes Loch an der linken Seitenwand des 
hinteren Scheidengewölbes an der Umbiegungsstelle zum 
Orificium externum. Trotzdem durch Tamponade und Alaun¬ 
eiswasser eine Blutstillung gelang, zeigte das Tier doch Er¬ 
scheinungen des herannahenden Todes, weshalb schleunigst 
Notschlachtung angeordnet wurde. Man fand dabei voll¬ 
kommene Intaktheit des Uterus, an der linken Scheidenwand 
kreisrundes, fingerdickes Loch in der zickzackförmig ver¬ 
laufenden Hauptvene des Scheidengeflechtes der Vena utero- 
vesicalis; Scheidenschleimhaut abnorm dünn; die sehr ober¬ 
flächlich gelagerten Gefäße der Scheide sehr stark erweitert. 
Durch die bei der Geburt entstandene Spannung dürften die 
abnorm dünne Scheidenschleimhaut und die sehr stark ge¬ 
füllte Vene gleichzeitig geplatzt sein. Rabus. 


Sustmann: Kohlefressen bei einem Hund. (Deutsche 
Tierärztl. Wochenschrift, 1910, Nr. 14.) 

Bei einem Hund wurde als Ursache häufigen Erbrechens 
der Umstand festgestellt, daß das Tier Steinkohlenstückelien 
verzehrte; das Erbrochene war mit schwarzen, an Kaviar er¬ 
innernden Körperchen durchsetzt. 

Friedrich: Dasselbeulenerkrankung. (Zeitsclir. f. 
Veterinärkunde, 1910, V.) 

Verf. wurde zu einem Kalbe gerufen, weil es nicht 
aufstehen könne. Das hochgradig abgemagerte Tier lag 
völlig entkräftet in seinem Kote; das Haarkleid war strup¬ 
pig, verfilzt und mit Läusen dicht besetzt; Allgemeinbefinden 
und Freßlust gut. Den ganzen Rücken entlang war die Haut 
ödematös geschwollen; beim Betasten vernahm man rau¬ 
schende, knisternde und quatschende Geräusche. Beim Ab¬ 
scheren der Haare auf dem Rücken wurden unerwartet 
kleine Öffnungen freigelegt, die in Höhlen führten, in denen 



613 


sieh Larven der Dasselfliegen und Eiter befanden. Die 
charakteristischen Dasselbeulen fehlten, wohl infolge der 
allgemeinen ödematösen Schwellung. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von Dr. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

(Fortsetzung.) 

Aus dem Gang des Pferdes wollen wir Nutzen ziehen, 
teils gebrauchen wir denselben zur Fortbewegung von Hori- 
zontal-Lasten, die es zieht, teils zur Fortbewegung von Ver- 
tikal-Lasten, die es trägt; letztere können leblos, totes Ge¬ 
wicht, sein oder es sind lebende Lasten, beim Reitpferd. 
Auch die Reitverwendung ist eine vielseitige und das Renn- 
und Schulpferd sind die entgegengesetzten Pole in der 
langen Reihe der Verwendungsmöglichkeiten. Die Reit¬ 
pferde für den praktischen Gebrauch heißen Kompagnie¬ 
pferde. 

Die kommerzielle Bewertung einzig 
und allein dieser Spezies von Reitpferden 
soll an dieser Stelle Erörterung finden. 

Hinsichtlich der Beurteilung ihrer Kraftverhältnisse, 
mittelst deren der Gang der Maschine sich abwickelt, sind 
nicht zwei Individuen sich völlig gleich. Verschiedenheiten 
im Körperbau sind es, welche am meisten über die Ver¬ 
teilung der Kräfte und dadurch über deren Befähigung zu 
wechselnden Gebrauchszwecken entscheiden; so kann sich 
nach den mechanischen Verhältnissen des Gebäudes ein 
Pferd vorzüglich zur Arbeit im Gelände eignen, wird aber 
niemals ein gewandtes Schul- oder Paradepferd. Auch 
innerhalb der Grenzen der Verwendbarkeit zu einem be¬ 
stimmten Gebrauchszweck kann wiederum die Leistungs¬ 
fähigkeit des einzelnen Individuums unendlich variieren. 
Disharmonieen in den Proportionen des Körpers, welche die 
Kräfte nicht gleichmäßig oder unvorteilhaft zur Wirkung 
gelangen lassen, begründen die Schwankungen der Be¬ 
wertung. 

Aber nicht allein die Ausnützung der physikalischen 
Gesetze, welche bei guter anatomischer Konstruktion des 
Individuums rein zur Entfaltung kommen, muß gewürdigt 
werden, sondern es sind auch psychische Eigenschaften zu 
berücksichtigen, kraft deren sich Fähigkeiten äußern, die 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in der 
Februarsitzung 1910 gehaltenen Vortrage. 






614 

ermöglichen, daß die Leistungen quantitativ und qualitativ 
sich steigern. Wir wissen nicht, auf welcher substantiellen 
Grundlage sich solche automatisch funktionierende Willens¬ 
impulse entwickeln und suchen die Energie und Ausdauer, 
mit der in solchen Fällen die Arbeit geschieht, im Adel des 
Tieres. Derselbe vermag sogar Mängel der Bauart auszu¬ 
gleichen. 

Da man jedoch das Maß der dem Pferde innewohnenden 
Kraft nicht durch das bloße Ansehen bestimmen kann, muß 
der Untersuchung im Zustande der Ruhe unbedingt eine 
solche in der Bewegung folgen und es wird dieselbe sich 
verschieden gestalten, ob sie mit oder ohne Gewicht des 
Reiters erfolgt und welcher Qualität er angehört; das beste 
Pferd, schlecht geritten, verliert. 

Der Besitz der günstigsten Kraftverhältnisse nützt 
jedoch nur dann,wenn nicht mechanische oder physiologische 
Hemmnisse vorhanden sind. Die Prüfung beim Bestehen 
ebensolcher erfordert gründliche Kenntnisse, die nur durch 
Studium und Erfahrung gesammelt werden können. 

Über eine gewisse Summe von praktischen Beobach¬ 
tungen kann, je nach der Begabung, auch der Nichtfach¬ 
mann verfügen, aber die Abwägung des Grades der Benach¬ 
teiligung, ihre Konsequenzen und die Erklärung der Ent¬ 
stehung eines Gebrauchsfehlers aus äußeren oder inneren 
Gründen kann allein der geschulte Techniker ermitteln, der 
hier im wahren Sinne des Wortes den Künstler zeigen kann. 

Da es aber der Pferde, welche vorübergehende oder 
bleibende Nutzungsschäden besitzen, weit mehr gibt als 
solche, die nach der gedachten Richtung einwandfrei sind, 
so ist es ein Gebot der Notwendigkeit, beim Kaufe den tier¬ 
ärztlichen Ratschlag zu hören und von ihm die Entscheidung 
abhängig zu machen. 

Das gesundheitliche Wohlbefinden des Tieres in Über¬ 
einstimmung mit der voraussichtlichen, zeitlich möglichst 
langen, nutzbringenden Verwendungsmöglichkeit bestimmen 
den Preis der Ware. Besteht zwischen diesen drei Kompo¬ 
nenten des Handelsgeschäftes eine Kongruenz, dann ist die 
Bürgschaft gegeben, daß der Handel reell ist. 

Zuweilen stößt man in Iländlerkreisen auf die irrige 
Anschauung, der Treis gehe den Tierarzt nichts an, er ent¬ 
scheidet lediglich, ob die Ware dem Zwecke dienlich ist, die 
Kaufsumme vereinbaren die Handelnden. Ja sogar unter 
uns hat dieser Irrtum seine Vertreter; hierüber sind gar 
keine Worte zu verlieren, im ersteren Falle ist die Auf¬ 
fassung von unlauteren, egoistischen Motiven getragen, im 



615 


letzteren soll für Entschuldigungen bei nicht entsprechen¬ 
dem Ausgange des Handels ein Hintertürchen geschaffen 
werden. 

Alle angedeuteten Gebrauchsschwankungen müssen 
sich naturgemäß im Preise wiederspiegeln. 

Um diese rechtlich, ihrem Grade nach, abzustufen und 
zu taxieren, muß, wie bei der Untersuchung des kranken 
Tieres, methodisch zu Werke gegangen werden. Der Fach¬ 
mann muß sich im Kopfe ein Schema schaffen, mittelst 
dessen er das Objekt in toto und nach den einzelnen Re¬ 
gionen abschätzt; nur so kommt ein gewissenhaftes Urteil 
zu Stande. Doch hievon vielleicht ein anderes Mal. 

Tatsache ist, daß in der Abschätzung des fraglichen 
Handelsgegenstandes — gerade von fachmännischer Seite 
— eine bedauernsw r erte Ungleichheit besteht; nur selten 
decken sich die Angaben von zwei Schätzenden, vielmehr 
gehen sie oft himmelweit auseinander. 

Derartige Unsicherheiten unseres Urteilsvermögens 
müssen dazu führen, daß man uns als kompetente Organe 
anzweifelt oder, was noch schlimmer ist, gegen uns mi߬ 
trauisch wird. 

Namentlich der junge, im Pferdehandel noch wenig 
erfahrene Kollege vermißt Richtlinien, die man sich auch 
sonst in der Praxis geschaffen, so das Punktierverfahren bei 
Prämiierungen, nach denen er seine Schätzung abmessen 
kann, und er muß rasch erkennen, daß hier ein Tummel¬ 
platz für Willkürlichkeiten sondersgleichen besteht. Solche 
Erkenntnis dient sicherlich nicht dazu, die Achtung vor 
dieser Art seiner Berufstätigkeit zu wecken oder zu steigern, 
vielmehr birgt sie die Gefahr in sich, solche Weitherzigkeit 
nachzuahmen und sie auf andere Sparten der Wirksamkeit 
zu übertragen. < Fortsetzung folgt.) 


Verschiedenes. 

Universitätsstudium in Deutschland im Sommersemester 

1910. 

Die Anzahl der im Sominersemoster 1010 an den 21 deutschen 
Universitäten immatrikulierten Studierenden betrug 54847, 0147 
mehr als im Vorjahre. Von der genannten Gesamtzahl trafen 52 878 
auf das männliche und 2169 auf das weibliche Geschlecht. Nach 
den Mitteilungen der Tagespresso entwickelte sich die Verteilung 
der Studierenden auf den einzelnen Universitäten hinnen Jahresfrist 
wie folgt: 

Sehr erheblich ist die Steigerung bei Berlin, Kiel, Münster 
und Jena, gering bei Leipzig und Stralihurg, während die übrigen 
Universitäten, ausgenommen Krlangen. das allein zuriiekging, 
an der Steigerung normalen Anteil haben. Hinsichtlich der ab- 



616 


soluten Besucherzahl steht die reichshauptstädtische Universität 
diesen Sommer, wie auch in den Winterhalbjahren, an der Spitze; 
an ihr befindet sich etwa ein Siebentel der Gesamtstudentenschaft 
Deutschlands, nämlich 7902 gegen 7194 im Vorjahr; ihr reiht sich 
mit nur geringem Abstand, der sich gegenüber den Vorjahren neue- 
stens wieder vergrößert hat, München an mit 6890 gegen 6547. 
Leipzig steht mit 4592 (gegen 4581 i. V.) an 3. Stölle, dann folgen 
Bonn mit 4070 (3801), Freiburg mit 2884 (2760); Halle hat 2451 (2310) 
Studierende, Breslau 2432 (2347), Heidelberg 2413 (2171). Göttingen 
2355 (2239), Marburg 2192 (2134), Tübingen 2061 (1921), Münster 2007 
(1760), Straßburg 1964 (1935), Jena 1817 (1606), Kiel 1760 (1593), 
Würzburg 1429 (1369), Königsberg 1381 (1293), Gießen 1334 (1271), 
Erlangen 1050 (1158), Greifswald 1029 (967) und Rostock 834 (743). 


Röntgenkinematographische Aufnahmen der Bewegung 
innerer Organe des menschlichen Körpers. 

Die beiden Münchner Ärzte Dr. C. Kästle und Professor 
Dr. H. Rieder im Verein mit dem Münchner Diplomingenieur 
Dr. J. Rosenthal machen seit geraumer Zeit röntgenkine¬ 
matographische Aufnahmen in Bewegung befind¬ 
licher innerer Organe des Me n s c h e n. Das scharfe 
Momentröntgenograinm zeigt Details, die bei einer Durchleuch¬ 
tung am Leuchtschirm unmöglich beobachtet werden können. In 
erster Linie hat man kinematographische Magenuntersuch¬ 
ungen vorgenommen und ist hier zu einem Ergebnis gekommen, 
das von der bisherigen Ansicht über die mechanischen Bewegungen 
des Magens während der Verdauungstätigkeit vollkommen abweicht. 

Bisher hat man eine sich rhythmisch lösende Kontraktion des 
Sphincter antri, der 3—4 Querfinger vor dem Ausgang, angenommen, 
die den Magen vollständig in zwei gesonderte Teile trennen sollte, 
sowie eine periodische Kontraktion und Erschlaffung eines streng 
lokalisierten Antrum pylori (Endteil des Magens). Die „bioröntgeno- 
graphische Untersuchung hat aber gezeigt, daß eine völlige Tren¬ 
nung des Magens in zwei Teile im Verlauf der Verdauungstätigkeit 
nicht vorkommt, und daß es ein streng lokalisiertes Antrum pylori 
nicht gibt. In demselben Maße, in dem die letzte Ausbuchtung des 
Magens (Antrum) gegen den Darm zu verschwindet, entwickelt sich 
das neue Antrum von Seite des Magenkörpers her und rückt schlie߬ 
lich vollständig an Stelle des alten. Wie eine Schaufel greift eine 
Einschnürung in den Mageninhalt ein und schiebt diesen vor sich 
her in die pyloruswärts gelegene Magenregion. Unmittelbar vor dem 
Magenausgang strömt ein Teil des Mageninhaltes wieder in den 
Magensack zurück und macht neuerdings die Bewegungen mit. Eine 
solche Magenbewegung dauert beim normalen Menschen 22 Sekunden. 
In dieser Zeit wurden mit einem sinnreich konstruierten Apparat 
12—13 Bioröntgenogramme aufgenommen. Die Expositionszeit für 
jedes einzelne Bild beträgt einen kleinen Bruchteil einer Sekunde; 
die Aufnahmen erfolgen in einer Atempause des zu Untersuchen¬ 
den, damit die Bilder vollkommen rein, d. h. unbeeinflußt von der 
Atembewogung sind. 

Cm den Magen für die Strahlen undurchlässig zu machen und 
auf die photographische Platte zu bekommen, wird dem Speisebrei 
vorher Zirkonoxyd zugesetzt, das vollkommen unschädlich ist. Mit 
Hilfe der biorüntgenogrnphischen Aufnahmen des Magens können 
natürlich auch Abweichungen von der Norm, d. h. Erkrankungen 



617 


des Magens, festgestellt werden. Die diagnostische Medizin hat durch 
die neue Methode eine Förderung erfahren, die von weittragender 
Bedeutung ist. 

Für kinematographische Herzaufnahnien ist ein schnellerer 
Plattenwechsel im Apparat notwendig, als er bis jetzt erreicht 
werden konnte. (Tagespresse.) 

Zur Fleischteuerung. 

Nach einer Mitteilung der „Deutschen Fleische rzeitung“ 
wandten sich die vereinigten Fleischervereine der Stadt 
Breslau mit einer ausführlichen Resolution direkt an den 
Kaiser, in welcher zur Verhütung weiterer Steigerung der 
Fleischpreise zollfreie Einführung von Nutz- und Zuchtvieh 
aus den Nachbarländern, unter Berücksichtigung der not¬ 
wendigen Vorsichtsmaßregeln, sowie Wegfall der Tuber¬ 
kulin-Impfung für das aus dem Auslande eingeführte 
Schlachtvieh, ferner zollfreie Einfuhr von Futtergetreide 
und Abschaffung der Ausfuhrprämien für Getreide ge¬ 
fordert wird. _ 

Deutscher Veterinärrat. 

Namens des ständigen Ausschusses gebe ich bekannt, 
daß der „Bericht über die XI. Plenarversamm¬ 
lung des Deutschen Veterinärrates (Stutt¬ 
gart 1909)“ durch Vermittlung der Verlagsbuchhandlung 
von Richard Schoetz in Berlin (SW. 48, Wilhelm- 
straße 10) gegen Erhebung einer Gebühr von 1 Mark zu 
beziehen ist. 

Straßburg (Elsaß), den 28. August 1910. 

Der I. Schriftführer: Zündel. 


0 b e r r e g i e r u n g s r a t D r. L. Vogel wurde für 
die Dauer seiner Lehrtätigkeit zum Honorar-Professor der 
Technischen Hochschule in München ernannt. 


Bttcherschau. 

Die Altersbestimmung bei Kälbern nach den Merkmalen 
an den Zähnen, am Zahnfleisch, am Nabel, an den Klauen 

und an den Hornanlagen. Von Dr. August Schul t z e, 
Tierarzt in Storkow (Mark). Mit 12 Abbildungen auf 
3 Tafeln. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, 
Berlin SW 48, Wilhelmstr. 10. Preis broschiert 1 Ji 50 Ty 
Oft tritt an den Tierarzt die Aufgabe heran, das Alter 
von Kälbern mit annähernder Genauigkeit feststellen zu 
müssen, so z. B. geben die Vorschriften der Fleischbeschau 
über das Mindestalter der Schlachtkälber oder der Nach- 



618 


weis der Identität geschlachteter Kälber bei Schadenersatz¬ 
ansprüchen oder gerichtliche Streitfälle oder endlich die 
Feststellung des Alters bei Viehausstellungen hiezu reich¬ 
lich Anlaß. Verf. hat nun nach gründlicher Würdigung 
der bisherigen Untersuchungsresultate an 49 neugeborenen 
Kälbern und 100 Kälbern im Alter bis zu 6 Wochen ein¬ 
gehende Untersuchungen an den Zähnen, ain Zahnfleisch, 
am Nabel, an den Klauen und den Hornanlagen ausgeführt, 
deren Ergebnisse derselbe in der vorliegenden, 52 Seiten 
fassenden und mit 12 gut ausgeführten Bildern ausge¬ 
statteten Broschüre sehr anschaulich und instruktiv ver¬ 
öffentlicht, weshalb das Büchelchen allen Kollegen zum An¬ 
kauf wiirmstens empfohlen werden kann. 

Tierzuchtinspektor K a b u. s. 

Personalien. 

Auszeichnung: Dem Kgl. Bezirkstierarzt Jakob Ehren- 
Hardt in Ingolstadt wurde anläßlich seiner auf Ansuchen erfolgten 
Ruhestandsversetzung in Anerkennung seiner Dienstleistung Titel 
und Rang eines Kgl. Veterinärrates verliehen. 

Ernennungen: Zu Kgl. Bezirkstierärzten extra statum 
mit dem Titel Kgl. Zuchtinspektor die Zuchtinspektoren D ö 111 
Robert in Bamberg, Groll Eugen in Traunstein, G u t b r o d Hans 
in Sehweinfurt, Kürschner Karl in Miesbach. Lenz Georg in 
Aschaffenburg, Dr. Probst Georg in Weiden, Rabus Fritz in 
Kaiserslautern und S ü ß k i n d Paul in Weilheim; zum Kgl. Bezirks¬ 
tierarzt in Burglengenfeld (Oberbayern) der Distriktstierarzt Dr. 
Kirchmann Joseph in Lauringen. 

Niederlassung: Rudolph Rudolf aus Behlingen in 
Reichertshofen (Oberbayern). 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern die Tierärzte 
Andreas Karl und Krautwald Fritz in Hamburg. 


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immun zu machen. 

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Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 13. September 1910. Nr. 37. 

Inhalt: Originalartikel: Dr. Kreutzer: Neue Gedanken 
über die ätiologischen Momente der Gebärparese. — Schmitt: 
Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate: Hutschen- 
reiter: Über die Behandlung des Nasenblutens der Rennpferde 
mit Adrenalin. Simänek: Amputatio pteri. Skiba: Arsenik¬ 
vergiftung beim Geflügel. Holterbach: Eine neue Indikation 
für das Yohimbin-Spiegel. Bächstädt: Versuche mit Josorptol 
„Schürholz“. — Tierzucht und Tierhaltung: Dr. W.Meyer: 
Das Pferd als Handelsobjekt. (Fortsetzung.) — Verschiedenes: 
Verwaltungsbericht über den Schlacht- und Viehhof der K. Haupt- 
und Residenzstadt München für das Jahr 1909. Vorlesungs¬ 
verzeichnis der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Winter¬ 
semester 1910/11. — Personalien. 


Nene Gedanken über die ätiologischen Momente der 

Gebärparese. 

Von Distriktstierarzt Dr. M. Kreutzer, Murnau. 

Eine der rätselhaftesten Krankheiten des Rindes ist 
zweifelsohne dieGebärparese. Über die Entstehungsursachen 
sind die Ansichten sehr geteilt. Bekanntlich stehen zur Zeit 
3 bedeutende Theorien sich gegenüber, welche nach F r ü h - 
ner 1 ) als 1. Intoxikatious-, 2. Infektions- und 3. Fluxions- 
theorie unterschieden werden. 

Ehe ich auf dieselben kritisch eingehe, möchte ich die 
Ilauptsymptome der Krankheit kurz skizzieren, da dieselben 
den nachstehenden Ausführungen zu Grunde liegen: 

1. Die Krankheit beginnt mit Verdauungsstörungen, 
nach kurzer Zeit tritt 2. Schwäche der hinteren Extremität 
ein, die Tiere schwanken hin und her. Die Nachhand ver¬ 
fällt in den Zustand der Parese; dieselbe breitet sich auch 

‘) Friedberger und Früh ner: Spezielle Pathologie und 
Therapie der Haustiere. 7. Auflage. 1908. 





622 


3. auf die Vorhand aus, die Tiere vermögen sich nicht mehr 
auf den Beinen zu halten, sie brechen zusammen, werden 

4. apathisch und liegen in Somnolenz da; 5, die Herztätig¬ 
keit ist vermehrt und steigt im Verlauf der Krankheit be¬ 
deutend an; 6. die Innentemperatur ist normal, selbst sub¬ 
normal ; 7. die Atmung erfolgt langsam, tief, angestrengt, 
röchelnd. 

Die Krankheit tritt sowohl yor als nach der Geburt 
auf; am relativ häufigsten wird sie am zweiten Tag nach 
der Geburt beobachtet. Es werden nur sehr gute Milchkühe 
von der Krankheit betroffen und solche, bei denen die Ge¬ 
burt leicht von statten ging. 

Das Sektionsbild bietet: seröse Durchfeuchtung, 
Ansammlung von Flüssigkeit im Gehirn und Rückenmark 
oder gar keine pathologischen Erscheinungen. 

Betreffs der ätiologischen Momente sind, wie bereits 
ausgeführt, die Ansichten divergierend. Die Intoxi¬ 
kationstheorie hat zur Zeit die meisten Anhänger. 
Der Begründer dieser Hypothese, Schmidt - Mühlheim 2 ), 
stellte zuerst den Satz auf: „Das Wesen des Kalbefiebers 
rücke unserem Verständnis näher, sobald man die Ursache 
in einer schädlichen Substanz erblicke, welche eine läh¬ 
mungsartige Wirkung sowohl auf die quergestreifte als 
auch auf die glatte Muskulatur auszuüben vermag. Diese 
Substanz würde demnach am einfachsten als ein Muskelgift 
zu bet rachten sein, welches seine Wirkung vom Zirkulations¬ 
strome aus geltend macht.“ 

Albrecht 3 ) und ebenso Ostertag 4 ) suchen die 
Ursache der Gebärparese in physiologischen Ptomai'nen, so¬ 
genannten Leucomai'nen. 

Über den Ort der Giftbildung bestehen verschiedene 
Meinungen: Schmidt- Mühlheim nimmt den Uterus, 
Schmidt- Kolding, W alter etc. das Euter, Kaiser 
den Darm, Ehrhardt das Blut bezw. den ganzen Körper 
als Bildungsstätte der toxischen Substanz an. Betreffs cter 
Begründung dieser einzelnen Auffassungen muß ich aus 
Raummangel auf die diesbezügliche Literatur verweisen. 

Die Intoxikationstheorie hat zweifelsohne etwas für 
sich und vermag manche Krankheitssymptome zu erklären. 
Doch kann eine Reihe von Gegengründen angeführt werden. 
Vor allem spricht die frappante Wirkungsweise der Luft¬ 
behandlung gegen die Richtigkeit der Theorie. Es wäre un- 

2 ) Zeitschrift für Tiermedizin. 1885. 

:l ) Planck: Handbuch der tierärztl. Geburtshilfe. 4. Aufl. 1901. 

'.) Ibidem. 



623 


erklärlich, wie durch Zufuhr von normaler, selbst von verun¬ 
reinigter, von mit Stallgasen geschwängerter Luft zum Euter 
die sich bereits im Innern des Körpers befindenden Giftstoffe 
unschädlich gemacht werden könnten. In der therapeu¬ 
tischen Technik findet sich kein einziges Analogon hierfür. 
Diese Luftinfusion mit ihrer geradezu spezifischen Wirkung 
kann unmöglich mit anderen therapeutischen Methoden, wie 
z. B. mit Eserin-, Morphiuminjektionen, verglichen werden, 
da letztere Mittel eine typische, bekannte Wirkung ent¬ 
falten, während der Luft bislang eine spezifische Wirkung 
gegen Intoxikationsstoffe niemals nachgewiesen wurde. Ein 
weiteres Moment, das gegen die Richtigkeit obiger Theorie 
spricht, ist der Umstand, daß weder durch intensives Aus¬ 
melken, noch durch Desinfektion des Darmes bezw. des 
Uterus die Krankheit behoben werden kann; ja im Gegen¬ 
teil, intensives Ausmelken verschlimmert geradezu das 
Leiden. Auch ist unerklärlich, warum das Leiden nicht auch 
bei schlechten Milchkühen, warum es selbst vor der Ge¬ 
burt auftritt und warum die Milch' der erkrankten Tiere 
keine schädigende Wirkung ausübt. Endlich ist es bislang 
noch keinem Anhänger der Therapie gelungen, diese Intoxi¬ 
kationsstoffe nachzuweisen. Und das dürfte bei dem heutigen 
Stande der Wissenschaft doch nicht allzuschwierig sein. — 
Die Infektionstheorie hat besonders in Frank¬ 
reich, Belgien und in der Schweiz namhafte Anhänger; 
Nocard, van de Velde, Zschocke, Heß, Guille- 
b e a u sind die Hauptverteidiger dieser Hypothese und be¬ 
gründen dieselbe durch die Möglichkeit der Reinzucht von 
Kulturen, besonders von Staphylokokken, welche von der 
Scheiden- bezw. Uterusschleimhaut von Kühen, die an Ge¬ 
bärparese litten, stammten. Dieser Annahme steht entgegen, 
daß auch bei gesunden Tieren Staphylokokken in den ge¬ 
nannten Organen aufgefunden wurden 6 ), daß die Gebär¬ 
parese ohne Fieber verläuft und daß auch hier der Luft¬ 
behandlung unmöglich dieser spezifische bakterizide Einfluß 
eingeräumt wurden kann. Schließlich müßte es ja nicht un¬ 
möglich sein, durch Infektion mit diesen reingezüchteten 
Staphylokokken bei Kühen Gebärparese künstlich hervor¬ 
zurufen. Die Literatur berichtet jedoch nichts über derlei 
Versuche. 

Eine dritte Theorie sucht das Bild der Gebärparese 
durch mechanische Störungen im Blutkreis- 


6 ) Albrecht: Die Hypothese von Nocurd über die Patho¬ 
genese der Geburtslälune des Kindes. Woehensehr. f. Tierheilk. u. 
Viehzucht, 1896, Nr. 19. 



624 


lauf, vor allem im Gehirn, zu erklären. Bekanntlich hat 
Franck 6 ) in wohldurchdachter Begründung das Wesen 
der Gebärparese dahin erklärt, daß dieselbe in einer akuten 
Anämie und hierdurch bedingten plötzlichen Ernährungs¬ 
störungen des Gehirnes bestehe. Als Ursache spricht er das 
Ausfallen des großen Uterusgefäßgebietes nach der Ge¬ 
burt an. Auch andere Autoren, wie Aronson, Meier, 
T e e t z etc. verteidigen diese Theorie; nur nehmen sie als 
Ursache der Gebärparese die durch den Blutzufluß zum 
Euter bedingte Gehirnanämie an. 

Wie bei den vorhergehenden Theorien wichtige Sym¬ 
ptome der Krankheit unerklärt bleiben, so kann auch dieser 
dritten Hypothese gar mancher Gegenbeweis gegenüberge¬ 
stellt werden. Insbesondere ist weder durch den klinischen 
Verlauf noch durch die Sektionsergebnisse diese Annahme 
genügend gestützt. Vor allem bleiben die Verteidiger dieser 
Theorie die Erklärung darüber schuldig, warum die Gebär¬ 
parese auch vor der Geburt oder lange nach der Geburt auf- 
tritt. Ferner zeigt die Erfahrung, daß sich physiologische 
Störungen in der Blutbahn leicht kompensieren. So tritt 
selbst nach einem ergiebigen Aderlaß nichts augenfälliges 
auf. Der relativ geringe Überschuß an Blut im Uterus und 
Euter zur Zeit der Geburt kann zweifelsohne keinen so 
folgenschweren Einfluß auf den Organismus ausüben, auch 
nicht in den Zentrainervenorganen. Der Stoffwechsel ist in 
denselben ja infolge der fortwährenden Tätigkeit ein außer¬ 
ordentlich lebhafter und muß deshalb auch eine sehr reich¬ 
liche Blutzufuhr ununterbrochen stattfinden. Damit aber 
durch diese Tätigkeit der Blutgefäße die Tätigkeit der so 
außerordentlich feinen Gewebe nicht gestört werden kann, 
bilden sowohl die Arterien als auch die Venen ganz be¬ 
sonders feine Gefäßnetze, um das Schwanken der zirkulie¬ 
renden Blutmenge, wie es in größeren Blutgefäßen leicht 
vorkommt, zu verhüten oder auszugleichen, so daß von diesen 
Gefäßen ein Druck auf diese so zarten Organe nicht statt¬ 
finden und somit keine Störung in ihrer Funktion veranlaßt 
werden kann 7 ). Dann — und dies ist der springende Punkt 
— ist absolut unverständlich, warum das Leiden in der Regel 
erst 2 Tage post partum auftritt. Dasselbe würde doch un¬ 
möglich so lange zu seiner Entwicklung brauchen, da ja be¬ 
kanntlich der ganze Blutkreislauf sich in Minute voll¬ 
zieht. Wie könnte ferner durch diese Theorie die Tatsache 

,! l Franck: Handbuch der tierärztl. Geburtshilfe. 4. Aufl. 190L 

7 » Kaiser: Genieinverst. Leitfaden der Anatomie und Phy¬ 
siologie der llaussäugetiere. 4. Auflage. 1905. 



625 


Erklärung finden, daß zuerst motorische Lähmungserschei¬ 
nungen der Nachhand, dann der Vorhand, dann des Halses 
und dann erst die Erscheinungen von seiten des Gehirns 
auftreten (Bewußtlosigkeit etc.) und zwar immer und regel¬ 
mäßig in dieser Reihenfolge ? Es müßte doch dann der um¬ 
gekehrte Weg eingehalten werden, da zweifelsohne unter 
dieser angenommenen Störung das empfindlichste Organ, 
das Gehirn, zuerst ergriffen würde. Des weiteren ist es un¬ 
erklärlich, wie durch einfache Kompression des Euters mit 
Luft solch’ schwere Zirkulationsstörungen behoben werden 
könnten, nachdem sich noch dazu das Euter ganz programm¬ 
widrig nicht in einem besonderen Zustande der Entzündung 
befindet. Unerklärlich ferner ist, warum die Gebärparese 
nicht auch schlechte Milchkühe befällt, warum das 
Leiden durch das Ausmelken eine Verschlimmerung erfährt, 
warum endlich nicht durch innerliche oder subkutane Be¬ 
handlung mit Digitalis, Secale cornutum etc. diese Zirku¬ 
lationsstörung beseitigt werden kann. 

Die ganze Theorie ist eben in dieser Form und Fassung 
ebensowenig haltbar wie die Intoxikations- bezw. Infektions¬ 
theorie. 

Leicht verständlich dagegen wird die ganze Situation, 
wenn man die Zirkulationsstörungen nicht in die Blutbahn, 
sondern in die Lymphbahn verlegt und zwar als Aus¬ 
gangspunkt der Gebärparese das Lymphgefäßsystem 
des Euters annimmt: 

Das Euter des Rindes ist aus physiologischen Gründen 
sehr reich an Lymphgefäßen, die zur Laktationszeit eine 
rege Tätigkeit entfalten. Einige Zeit vor der Geburt 
stellen die Milchdrüsen in der Regel ihre Arbeit ein; gleich¬ 
zeitig damit ist naturgemäß auch ein Stillstand der Funktion 
der zugehörigen Lymphdrüsen verbunden. Zur Zeit der Ge¬ 
burt nun entfalten die Milchdrüsen besonders guter Milch¬ 
tiere plötzlich eine intensive Tätigkeit. Je größer die produ¬ 
zierte Milchmenge, desto größer ist auch die Lymphmenge 
im Euter; denn die Lymphgefäße besitzen bekanntlich ein 
sehr starkes Aufsaugungsvermögen. Die Aufsaugung, Ein¬ 
saugung, Resorption der in den permeablen tierischen Ge¬ 
weben vorkommenden Gase, Flüssigkeiten und gelösten 
festen Körper von gesunden und kranken Stoffen wird 
durch die Lymphgefäße bewirkt 8 ). — Die Lymphgefäße der 
Milchdrüsen werden eine ganz bedeutende Lymphmenge 

8 ) Kaiser: Gemeinverst. Leitfaden der Anatomie und Phy¬ 
siologie der Haussäugetiere. 4. Auflage. 1905. 



626 


dem Ductus thoracicus zuführen. Dieser muß seinerseits 
durch schnellere Abfuhr dieser ungewohnten Menge und 
durch höchstmögliches Erweitern des Gefäßlumens reagieren. 
Dadurch erfahren die zufließenden Nebengefäße an ihrer Ein¬ 
mündungsstelle eine gewaltige Stauung, die nach rück¬ 
wärts verlaufend selbst bis in’s Ursprungsgebiet fort¬ 
schreitet. Durch den dadurch entstehenden Druck müssen 
die dort vorhandenen, meist überaus empfindlichen Nerven 
in ihrer Wirkungsweise gehemmt werden. Denn ist irgendwo 
die Kontinuität des Faserverlaufes unterbrochen, ist der 
Nerv durchschnitten, unterbunden oder auch nur in 
seinem normalen Verhalten geschädigt, so 
ist die Durchgängigkeit der Erregung durch diese Stelle 
von allen oberhalb angebrachten Reizungen aus unmög¬ 
lich 0 ). Infolge dessen werden die von den geschädigten 
Nerven innervierten Muskeln funktionslos. Es tritt Parese 
ein. — (Schluß folgt.) 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Ludwig Schmitt, Auerbach. 

Tod einer Kuh durch Verblutung in den 

T r a g s a c k. 

Zu einer zirka 3 Monate trächtigen Kuh wurde ich mit 
der Anamnese gerufen, daß sie in der Kette gehangen und 
zusammengestürzt sei. Sie versage das Futter und könne 
sich mit den Hinterextremitäten nicht mehr gut erheben. 
Bei meiner Ankunft stand die Kuh, Fieber war nicht vor¬ 
handen, Puls klein und schwach, Atemzüge nicht vermehrt; 
Ohren, Hörner und Körperoberfläche kalt, Freßlust nicht 
vorhanden. Das Herumtreten geschah nur mit Unter¬ 
stützung. Am folgenden Tage mußte das Tier geschlachtet 
werden. Hiebei ergab nun die Sektion, daß sich die Kuh 
bei dem Sturze eine Zerreißung der Blutgefäße und dadurch 
eine tödliche Verblutung zugezogen hatte. Der Uterus war 
mit einer großen Menge zum Teil geronnenen Blutes an¬ 
gefüllt. 

Infektion dur c h F ruclitwasse r. 

Zur Geburtshilfe bei einer Kuh gerufen, die in der 
37. Woche verkalhte, entwickelte ich nach entsprechender 
Lageberichtigung das Kalb. Trotz mehrmaliger Reinigung 
der Hände und Arme während und nach der Geburt mit 

") Munk: Lehrbuch der Physiologie des Menschen und der 
Säugetiere. 7. Auflage. 1905. 



627 


Bazillollösung stellte sich schon nach 5 Stunden ein heftiger 
Juckreiz ein. Bis zum folgenden Tage waren beide Arme, 
namentlich in der Ellenbogenbeuge, mit vielen roten Flecken 
wie übersät, die sich bald in Bläschen mit eiterigem Inhalt 
umwandelten. Der Heilungsprozeß dauerte 10 Wochen. 
Ehe ich zu diesem Falle beigezogen worden war, hatten 
bereits zwei Laien versucht, den Fötus zu entwickeln; außer¬ 
dem war noch ein dritter Mann anwesend, der nur nach dem 
Anseilen des Kalbes bei der Extraktion behilflich war. Auch 
bei diesen drei Personen bildete sich das nämliche pustulöse 
Exanthem aus. 

Eine rätselhafte Erkrankung. 

Die sämtlichen Tiere eines Stalles mit Ausnahme eines 
Kalbes versagten plötzlich die Futteraufnahme; Fieber war 
nicht vorhanden. Die Tiere gingen auf den beiden Vorder¬ 
füßen lahm. Tagsüber lagen sie meistens und fraßen 
nur wenig. Dagegen war am Morgen das abends vorgelegte 
Futter stets aufgezehrt. Die Erkrankung dauerte zirka 
8 Wochen; dann besserte sich der Zustand der Tiere all¬ 
mählich. Während dieser Zeit kalbte eine Kuh; das Kalb 
war tot. Die Kuh verendete an Septicaemia puerperalis. 
Der Besitzer kaufte ein neues Stück hinzu, welches nicht 
erkrankte. Eine Ursache für diese Erkrankungen konnte 
nicht ermittelt werden. Alle angewandten Mittel ließen im 
Stich. — Der Besitzer glaubte an „Verhextsein“ (er wendete 
auch dementsprechende Sympathiemittel an), weil er die 
während der Erkrankung verendete Kuh trotz vielen Bittens 
einem Händler nicht verkauft hatte und weil dann sämt¬ 
liche Ochsen und Kühe am Tage nach dem versagten Ver¬ 
kaufe erkrankten. 


Referate. 

Hutschenreiter: Über die Behandlung des Nasen¬ 
blutens der Rennpferde mit Adrenalin. (Tierärztl. Zentral¬ 
blatt, 1910, Nr. 8.) 

Beim englischen Vollblut kommt Nasenbluten ziemlich 
häufig vor und hat für den Vollblutzucht- und Rennbetrieb 
eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Nasenbluten ist 
keine selbständige Krankheit, sondern nur das Symptom 
gewisser, auf äußere oder innere Ursachen zurückzuführen¬ 
der Krankheiten. Zu den äußeren Ursachen zählen in erster 
Linie Verletzungen der Nase und Nasenschleimhaut, Lä¬ 
sionen gewisser Blutgefäße des Kopfes bei Stürzen und 


628 


Schlägen auf denselben; zu den inneren Ursachen sind zu 
rechnen die angeborene Anlage — Hämophilie —, Gehirn¬ 
kongestion, Blutstauungen, Gefäßneubildungen (Angionie), 
Gefäßgeschwüre und endlich kommt Nasenbluten vor als 
Begleiterscheinung bei Pferdetyphus und Botz. 

Gegen diese bei Rennpferden manchmal sehr unange¬ 
nehme Erscheinung gebrauchte Yerf. das von Dr. J o k i c h i 
Takamine entdeckte Adrenalin, ein aus der Nebenniere 
der Schlachttiere gewonnenes Alkaloid. Es wird von Parke 
Davis & Co. in Detroit (Amerika) hergestellt und kommt 
als Pulver (Adrenalin Takamine) und als Lösung (Sol. 
Adrenal. hydrochloric. Takamine 1: 1000,0) in den Handel. 
Es hat eine hervorragend stark gefäßzusammenziehende und 
deshalb blutstillende Wirkung, ist ferner ein Exzitans für 
Herz und Drüsen, jedoch kontraindiziert bei Herzkrank¬ 
heiten, hohem Blutdruck und Trächtigkeit. Dosis der In¬ 
jektion 5cm 3 . Injektionsstelle: die unmittelbar vor der 
Schulter gelegene Partie des Halses. Injektionstechnik: 
Reinigen der Stelle mit Karbolwasser und Äther; Injektion 
mit sterilisierter Pravaz’scher Spritze; hierauf Massage der 
Stelle und Umgebung mit einem in Äther getauchten Watte- 
bäuschchen. Hoehbinden des Pferdes zwecks Verhinderung 
der Verunreinigung der Injektionsstelle durch Bekneipen 
oder Reiben seitens des Pferdes; Weichfutter; nach zirka 
24 Stunden Wiederverwendung des Tieres zu regelmäßiger 
Arbeit. 

Schon geringe Dosen rufen das für Adrenalin charak¬ 
teristische Schwitzen an der Injektionsstelle in Form und 
Größe eines Handtellers unmittelbar nach der Injektion her¬ 
vor, manchmal zeigt sich diese gesteigerte Schweißsekretion 
auch an anderen Körperpartien in Gestalt von einzelnen, 
zerstreut liegenden mit Schweiß bedeckten Stellen; häutig 
kommt, es aber auch zu allgemeinem Schweißausbruch. Dauer 
der Schweißsekretion im Durchschnitt 6 Stunden. Andere 
unangenehme Nebenerscheinungen sind nicht zu beobachten. 

Verf. hat nun bei 17 Pferden Adrenalin-Injektionen 
gegen Nasenbluten gemacht und dabei gefunden, daß bei 
115 Tieren während der Rennsaison Nasenbluten nicht auf- 
getreton ist; in 4 Fällen trat jedoch auch nach der Injektion 
wieder Nasenbluten auf, der Erfolg des Adrenalin war also 
negativ, ln einem Falle davon wurde weiter gefunden, daß 
wiederholte Injektionen eine Abnahme der Intensität des 
Nasenblutens bei manchen Individuen herbeiführen können, 
wodurch ('s vielleicht möglich wird, bei Pferden, welche 
notorische Bluter sind, durch Prävcntiv-Injektionen dem 


629 


Auftreten des Übels vorzubeugen. Fortgesetzte Adrenalin¬ 
zufuhren sind aber ohne weiteres deshalb nicht empfehlens¬ 
wert, weil durch eingehende Untersuchungen noch nicht 
klargestellt ist, ob hiedurch nicht Arteriosklerose, wie bei 
Kaninchen, hervorgerufen werden kann. 


S i m ä n e k: Amputatio uteri. (Tierärztl. Zentralblatt, 
1910, Nr. 15.) 

Die am Abend vorgenommene Untersuchung 
einer 6jährigen Kuh, die bereits seit Vormittag an einem 
Prolapsus uteri erkrankt war, ergab folgendes: 40° C. 
Rektaltemperatur; 60 Pulse; 20 oberflächliche Atemzüge 
mit costo - abdominalem Typus; Gebärmutter ganz ver- 
schwollen, blau-rot, stellenweise schwarz gefärbt, kalt; an 
der linken Seite des Gebärmutterkörpers Vorhandensein 
einer 10 cm langen, durchgehenden Wunde mit ganz zer¬ 
fetzten Rändern; außerdem noch einige kleinere Ver¬ 
letzungen verschiedener Form und Größe. 

Da septische Infektion befürchtet wurde, Vornahme 
der Uterusamputation. Gründliche Reinigung vpj^r^ r 
Uterus, Vagina und Schweif mit 5%iger SeptoformalösuSg. <7 
Zwecks Verhinderung des Einschiebens von Darmteile^in '■ 
den prolabierten Uterus Hochlagern des Hinterteil/? dep^r,.- 
Kuh. Verbringen der Gebärmutter in eine wagrechte (Lage. 
Binden einer festen Gummischnur unter den Gebärmträber- 
hals und Anlage der Ligatur dreifingerbreit vor Palma 
cata und Harnröhre. Abschneiden der Gebärmutter mittelst, 
Skalpell zirka dreifingerbreit vom umwundenen Gebär¬ 
mutterhals. Infusion von 3% iger Septoformalösung; Anlage 
eines Bruchbandes; tägliche Ausspritzungen der Scheide. 

In den folgenden Tagen versuchte die Kuh zeitweise 
anfänglich öfters den Gebärmutterstumpf aus der Scheide 
hinauszudrängen, aus der eine grünlich-gelbe, rahmartige, 
verschleimte Flüssigkeit herausrann. Doch nach Ab¬ 
stoßung des nekrotischen Teiles und Verwachsung resp. 
Vernarbung des Stumpfes (ca. 14 Tage nach der Operation) 
erholte sich die Kuh derart rasch, daß dieselbe nach einigen 
Monaten als ausgemästet verkauft werden konnte. 

R a b u s. 

Skiba: Arsenikvergiftung beim Geflügel. (Deutsche 
Tierärztl. Wochensclir., 1910, Nr. 15.) 

Eine größere Anzahl von Hühnern verschiedener Be¬ 
sitzer ging infolge Aufnahme von Rattengift an akuter 
Arsenikvergiftung ein. Das Sektionsbild ergab überein- 



630 


stimmend Veränderungen, auf die bisher noch nicht hin¬ 
gewiesen war. Neben allgemeiner entzündlicher Affektion 
des Darmtraktus war als Charakteristikum eine hochgradige 
Entzündung des Muskelmagens mit Ausscheidung reichlicher 
Mengen von sero-fibrinösem, sulzigem Exsudat zwischen 
Schleimhaut und Muskelwand hauptsächlich in der Gegend 
des Musculus intermedius zu beobachten. Es ist dies beim 
stehenden Tier die tiefste Stelle des Magens, in der das 
Futter leicht Stauungen unterliegt. Das Entziindungs- 
prodiikt drängt die Magenwandschichten bedeutend aus¬ 
einander und springt beim Abziehen der Hornschicht von 
der Innenfläche des Magens deutlich in’s Auge. Die gefä߬ 
losen dicken Hornschichten der Schleimhaut können ent¬ 
zündliche Veränderungen nicht eingehen und so bemerkt 
man die durch die Ätzwirkung entstandenen Schäden natür¬ 
lich erst nach Entfernung der oberen Schicht. Entzündungs¬ 
erscheinungen an Schlund und Drüsenmagen fanden sich 
nur in 1 Fall; diese Teile werden von dem Gift schnell 
passiert und sind außerdem durch eine reichliche Schleim¬ 
schicht vor Anätzung geschützt. Das Blut war stets choko- 
ladefarbig und ungeronnen. 

Etwas hievon abweichend war der Sektionsbefund in 
einem Fall von künstlich herbeigeführter chronischer 
Arsenikvergiftung. Eigentümlich war hier die hochgradige 
diphtherische Entzündung des Kropfes, die bei den akut 
verlaufenen Fällen niemals zu beobachten war, und der 
Umstand, daß sich in der geschwürig veränderten Muskel¬ 
schicht des Magens an Stelle der serös-fibrinösen Massen 
nur eine geringe Menge seröser klarer Flüssigkeit befand. 


Holterbach: Eine neue Indikation für das Yohim¬ 
bin-Spiegel. (Deutsche Tierärztl.Wochenschr., 1910, Nr. 24.) 

Yohimbin ist keineswegs nur ein Sexualmittel, sondern 
führt allgemeine Hyperämie herbei. So eignet es sich denn 
auch zur Bekämpfung von Hautentzündungen, zur Beförde¬ 
rung des Ersatzes ausgefallener Haare, gegen Magendarm¬ 
katarrh u. s. w. Gegen Arteriosklerose wird eine Kombi¬ 
nation von Yohimbin und Urethan unter dem Namen „Vaso¬ 
tonin“ empfohlen. Besonders gute Erfolge erzielte Verf. 
durch Verbitterung von Yohimbin an junge Kanarienvögel. 
Die jungen Hähnchen entwickelten sich stets ganz unge¬ 
wöhnlich kräftig und hatten eine auffallend volle und kräf¬ 
tige Stimme. 

Verf. weist noch besonders darauf hin, daß das Mittel 
nicht subkutan gegeben werden soll. Letztere Art der Ver- 



631 


abreichung hat ihn schon oft die Wirkung vermissen lassen, 
während die Gaben per os fast stets von Erfolg waren. 


Bächstädt: Versuche mit Josorptol „Schürholz“, 

(Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1910, IV.) 

Verf. beschreibt den Verlauf einer größeren Anzahl 
von Fällen (Phlegmonen, Sehnenscheidenentzündungen, 
Wunden, Ekzemen, Gewebsverdickungen etc.), die er mit 
Josorptol behandelt hat. Es ist dies ein in der Human¬ 
medizin mit Erfolg angewandtes, nicht zu teures Resorbens, 
das 10 % Jod enthält und Honigkonsistenz besitzt. Die 
Wirkung war eine sehr befriedigende. Bei Gallen und 
älteren Sehnenverdickungen ist eine Verbindung mit Ungt. 
Hg. einer, aa oder mit Ungt. Hg. bijodat. 6:1 zu empfehlen ; 
hiebei entsteht eine ausgezeichnete Tiefenwirkung. 

L i n d n e r. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von Dr. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

(Fortsetzung.) 

Halten wir nun Umschau nach Anhaltspunkten für 
die Bewertung des Pferdes, so finden sich solche und zwar 
einmal in der Stufe der Ausbildung und 
zum anderen in dem Grade der Abnützung 
durch das Alter oder Leistung. Selbstverständ¬ 
lich sind die mechanischen Verhältnisse und der Stand der 
Veredelung des Objektes jederzeit dabei im Auge zu be¬ 
halten. 

Im allgemeinen sind die Preise nicht stabil, sondern 
zeigen, der Zunahme der Produktions- und Unterhaltungs¬ 
kosten folgend, eine Steigerung. Beispielsweise kostete im 
Jahre 1885 die 3jährige Militär-Remonte mittelschweren 
Reitschlages 700—720 Mk., im Jahre 1897 war diese Summe 
bereits auf 800—820 Mk. erhöht und heute bezahlt die Mili¬ 
tär-Verwaltung 950—980 Mk. für die gleiche Sorte von 
Pferden. Die regionären Preisschwankungen hingegen sind 
gering, am Orte der Produktion ist die Ware so teuer als 
anderswo, da die Verkehrsmittel eine bedeutende Verbilli¬ 
gung gegenüber früher erfuhren. 

Anders natürlich liegen die Verhältnisse bei ausländi¬ 
schen Zuchtprodukten, deren Import durch Zollerhöhung 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in der 
Februarsitzung 1910 gehaltenen Vortrage. 



632 


zurückgehalten werden muß. Glücklicherweise haben wir 
uns auch nach dieser Richtung vom Auslande ziemlich unab¬ 
hängig gemacht und, um ein gutes Reitpferd zu bekommen, 
brauchen wir weder England noch Ungarn. Durch die 
mannigfaltigen Blutmischungen haben sich auch die typi¬ 
schen Rasseformen der genannten Länder derart verwischt, 
daß die Sicherheit der Bestimmung der Herkunft immer ge¬ 
ringer wird. Beim Händler ist natürlich jedes besser ge¬ 
machte Pferd importiert und ist seine Hosentasche die Zoll¬ 
schranke. 

Berücksichtigt man die Stufe der reiterlichen Aus¬ 
bildung des Pferdes für seine Bewertung, so handelt es sich 
um rohe, angerittene und durchgerittene 
Tiere. 

Roh ist das Pferd bis zu seinem dritten Lebensjahre. 
In diesem Alter ist dasselbe hinsichtlich seiner späteren 
Kraftentfaltung am schwersten zu würdigen. Die Armee¬ 
verwaltung kauft ihre Pferde 3 jährig, bei der nötigen großen 
Menge derselben liegt es auf der Hand, daß sie hinsichtlich 
ihres Gebäudes, Adels und Temperaments nicht derart ho¬ 
mogen sind, daß sie alle gleich gute Dienstpferde werden. 
Um nun keine zu großen Verschiedenheiten bei den ein¬ 
zelnen Regimentern in Bezug auf Güte des Materiales zu 
bekommen, besteht die Gepflogenheit, vor der Abgabe an die 
Truppenteile eine wiederholte Filtration vorzunehmen; diese 
geschieht in periodischen Musterungen, wobei die Pferde 
klassifiziert werden. 

Es ist nun ein interessantes Studium diese jungen Re- 
monten bei der Truppe im Laufe der Dressur mit Bezug 
auf ihre ursprüngliche Tauglichkeitseinschätzung zu ver¬ 
folgen und zu beobachten, wie in den einzelnen Stadien der 
Ausbildung Umformungen eintreten können, so daß es vor¬ 
kommt, daß erstklassig taxierte Pferde nach Erledigung der 
Dressur an der Stufe der Mittelmäßigkeit stehen. Dabei hat 
das Zu- und Durchreiten mit System, unter geschulten Rei¬ 
tern und mit Vermeidung einer Schablone stattgefunden. 
Gute, aber versteckte Eigenschaften sind zum Durchbruche 
gekommen, wie umgekehrt unbedeutende Formfehler auf 
das ganze Gebäude nachteilig eingewirkt haben. 

Es ist deshalb hier die Frage zu streifen, ob man zum 
Kaufe von rohen Pferden raten soll? Meist sind es reit¬ 
lustige, junge Käufer, die mit solchem Ansuchen an Einen 
berantreten, häufig fehlt ihnen jedoch der nötige Ernst und 
das Verständnis, eine geregelte Dressur auszuführen, die 



633 




unfertigen Tiere werden leicht überanstrengt und kommen 
zu Schaden, der Reiter sucht die Ursache, statt in sich, in 
einer mangelhaften Beschaffenheit der Ware und ist geneigt, 
vorwurfsvoll zu werden. Anders gestaltet sich die Beant¬ 
wortung einer solchen Frage, wenn man die reiterliche Be¬ 
gabung des Käufers genau kennt. 

Was nun die finanzielle Bewertung solcher Pferde be¬ 
trifft, hat man einen sicheren Anhalt an dem Werte der 
Remonten der Armee; sie kosten in diesem Alter vom Typus 
des leichten Reitschlages 850—900 Mk., vom mittelschweren 
Reitschlage 950—980 Mk.; durchschnittlich repräsentiert 
demnach das edel gezogene 3jährige Halbblutpferd einen 
reellen Wert von 920—950 Mk. 

Jünger werden wohl Pferde mit der Absicht, sie zum 
Reitzwecke auszubilden, nicht gekauft, denn — es sei wieder¬ 
holt — daß hier von Renn- oder Zuchtpferden abgesehen 
wird. Es dürfte indessen das edel gezogene 2jährige Fohlen 
auf 550—600 Mk. anzuschlagen sein, der Jährling unter 
der gleichen Voraussetzung auf 250—300 Mk. 

Vorgreifend möchte ich noch sagen, daß nachweisbare 
Ausländer und tatsächliche Vollblüter die skizierten Preis¬ 
anschläge bis zu 300 Mk. erhöhen können, aber nicht müssen. 

Im vierten Lebensjahre wird das Pferd an- und zu¬ 
geritten. Es ist diese Handlung die Vorstufe jener syste¬ 
matischen Muskelgymnastik, auf Grund welcher Haltung, 
Biegsamkeit, Gehorsam und Ausdauer gewonnen wird. Es 
lernt zunächst Sattel, Zäumung, Gewicht des Reiters kennen, 
respektiert Zügel- und Schenkelwirkung und vermag dabei 
den natürlichen Schwerpunkt soweit nach rückwärts zu ver¬ 
legen, daß es unter dem Reiter im Gleichgewichte steht und 
geht. Die zeitraubenden und geduldfordernden Bemühungen, 
solche vielseitige Kenntnisse beizubringen, sind je nach der 
Begabung des Pferdes verschieden, doch werden sie auch 
bei aller Geschicklichkeit des Tieres und Reiters ein volles 
Jahr ausfüllen, denn sie dürfen unter keinem Umstande 
übereilt werden, soll das noch nicht vollständig entwickelte 
Tier nicht darunter leiden. 

Jetzt läßt sich auch schon beurteilen, was in dem 
Pferde steckt und wie es sich für seinen zukünftigen Zweck 
machen wird. Daher kommt es, daß der materielle Wert sieh 
innerhalb weiterer Grenzen bewegen muß als beim rohen 
Pferde. Unter Berücksichtigung des Grades der körper¬ 
lichen und reiterlichen Ausbildung bewegt sich der Preis 
des 4jährigen gut gebauten Pferdes zwischen 1500—1700 
Mark, vereinzelte Exemplare übersteigen diese Summe; eine 





634 

hervorragende Figur, außergewöhnliche Bewegungen, vor¬ 
zügliches Sprungvermögen kann dies bewirken. 

Mit dem Abschluß des fünften Jahres hat bekanntlich 
die Entwicklung des Pferdes ihre Grenze gefunden, für ge¬ 
wöhnlich ist auch die Dressur, die im letzten Jahre vervoll¬ 
kommnet wurde, beendet, das Pferd ist durchgeritten und 
marktreif. Dementsprechend ist auch der Kulminations¬ 
punkt seiner Bewertung erreicht. (Fortsetzung folgt.) 


Verschiedenes. 

Verwaltungsbericht über den Schlacht- und Viehhof der 
K. Haupt- und Residenzstadt München für das Jahr 1909. 

Dem Berichte über das 31. Betriebsjahr entnehmen 
wir folgende Mitteilungen: Der Fleischkonsum ging im 
Jahre 1909 in München um 0,54 kg pro Kopf zurück. Die 
Gesamtzufuhr zum Schlachtviehmarkt mit 807 328 Stück 
ist um 19 492 Stück, die Zahl der Schlachtungen mit 
596 781 Stück um 19 554 Stück geringer gewesen als im 
Vorjahre. Von der Gesamtzufuhr von 111 547 Stück Gro߬ 
vieh waren 87 987 Stück aus Bayern und 22 787 Stück aus 
Österreich. Aus einer Tabelle ist zu entnehmen, daß die 
Zufuhr bayerischen Viehes aller Gattungen bedeutend zu¬ 
genommen, dagegen die aus Österreich-Ungarn ziemlich ab¬ 
genommen hat. Trotzdem waren noch 64,51 % aller ge¬ 
schlachteten Ochsen österreichisch - ungarischer Herkunft. 
Dies rührt daher, daß diese Tiere sich durch gleichmäßige 
Mästung vor den inländischen auszeichnen, so daß ihre Zu¬ 
fuhr ein dringendes Bedürfnis für die Käufer guter Mast¬ 
ware ist. Sehr beträchtlich (um 8852 Stück) sind die Kälber¬ 
schlachtungen gestiegen, da während des größten Teiles des 
Jahres Schweinemangel (um 32523 Stück weniger als 1908) 
entsprechend der erheblichen Abnahme der Zufuhr aus 
Norddeutschland herrschte. Die Schlachtungen von Pferden 
(2 754) und von Hunden (114) zeigen eine geringe Steige¬ 
rung. — Was die Beanstandungen anlangt, so war es in der 
Mehrzahl der Fälle die Tuberkulose, die zu ganzer oder teil- 
weiser Untauglichkeitserklärung Anlaß gab. Von der Ge¬ 
samtmenge der Schlachttiere waren mit Tuberkulose be¬ 
haftet : Pferde 0,11, Ochsen 17,35, Bullen 11,37, Kühe 33,20, 
Jungrinder 3,98 °/o — Binder insgesamt 19,44 % ; ferner 
Kälber 0,56, Schweine und Hunde 0,88, Schafe 0,007 und 
Ziegen 0,06 %. Die Tuberkulose zeigte bei fast allen Tier¬ 
gattungen im Vergleiche zum Vorjahre eine merkliche Zu¬ 
nahme. 0,36 ( /c aller geschlachteten Binder erwiesen sich 



635 


als mit Finnen behaftet. Auffallend erscheinen in der Zu¬ 
sammenstellung die gegen 1908 häufigeren Funde von Mehr- 
finnigkeit. M. 

Vorlesungsverzeichnis der Tierärztlichen Hochschule 
Hannover im Wintersemester 1910/11. 

Sem ester-Beginn: 15. Oktober 1910. 

Dr. Dam mann: Enzyklopädie und Methodologie der Tier¬ 
heilkunde; Diätetik (Hygiene); Uber Tropenkrankheiten; Hygie¬ 
nische und seuchenklinische Übungen; Übungen im Anfertigen von 
Berichten. — Dr. Kaiser: Exterieur des Pferdes und der übrigen 
Arbeitstiere; Tierzuchtlehre und Gestütskunde; Beurteilung der 
Futtermittel nebst Übungen; Bujatrik; Ambulatorische Klinik. — 
Tereg: Physiologie II; Physiologische Chemie. — Dr. Arnold: 
Anorganische Chemie. — Boether: Anatomie der Haustiere; Ana¬ 
tomische Übungen. — Dr. Malkmus: Spezielle Pathologie und Thera¬ 
pie; Propädeutische Klinik und Medizinische Klinik für große 
Haustiere. — Frick: Theorie des Hutbeschlages; Spezielle Chi¬ 
rurgie; Chirurgische Klinik für große Haustiere; Operationsübungen. 

— Dr. Rievel: Fleischbeschau mit Demonstrationen; Spezielle 
pathologische Anatomie; Milch und Milchkontrolle; Pathologisch¬ 
anatomische Demonstrationen und Sektionen. — Dr. Künnemann: 
Arzneimittellehre; Spitalklinik für kleine Haustiere. — Haeseler: 
Physik; Physikalische Übungen. — Dr. Otto: Über das Wesen und 
die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten des Menschen und 
sonstige hygienische Fragen. — Dr. Sch äff: Zoologie. — Koch: 
Fleischbeschaukurse. — Dr. Behrens: Über Befallungen von Futter¬ 
pflanzen und sonstige Futterverderbnisse; Pharmazeutische Übungen. 

— Dr. Her big: Anatomisches Repetitorium. — Dr. Wolff: Che¬ 
mische Repetitorien. — Lorscheid: Übungen in der chemischen 
und mikroskopischen Diagnostik. — Ludwig: Repetitorium der 
Chirurgie. — Gläßer: Repetitorium der pathologischen Anatomie. 


Personalien. 

Auszeichnung:‘Dr. Ostertag, Geh. Regierungsrat, Direk¬ 
tor im Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin den Roten Adlerorden 
IV. Klasse. 

Wohnsitzveränderung: Hilz Karl aus München als Ver¬ 
treter nach Offenbach a. Q. (Pfalz). 

Approbatione n: in Stuttgart die Herren: Binder Wil¬ 
helm aus Ebingen, Dihlmann Wilhelm aus Wimsheim, Eberlein 
Friedrich aus Stuttgart, Fees er Albert aus Ludwigsburg, Geiger 
Wilhelm aus Stebbach, Gmin der Adolf aus Thann, Hofstadt 
Walter aus Stuttgart, Hugo Robert aus Klingemünster, Knorrp 
Karl aus Murr, Laur fAlbert aus Schemmerberg, Linge Edgar 
aus Stuttgart, Padberg Eduard aus Barop, Rocke lein Franz aus 
Nürnberg, Schiele Otto aus Bettenreute, Schlenker Rudolf aus 
Schwenningen, Stengel Richard aus Dorfgütingen und Stützle 
Albert aus Marbach. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Bern: Libon Georg 
in Breslau; in Zürich Bürgi Oskar, o. Professor der Universität 
Zürich. 


636 



Gegen 


infektiösen Scheidenkatarrh 

hat sich nach den zahlreichen Erf;ihrungen von 
über 100 Tierärzten, die das Präparat begutachtet 
haben, das „ßissulin“ als geruchloses, einfach und 
be< juem anzuwendendes Heilmittel vorzüglich bewährt. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorff, ehern. Fabrik, Aachen 31. 


Gegen Scheidenkatarrh. 



MAN VERWENOt Nu „ 





BflCiLLOL 





wenn ohne Originalverschluss. 


Alleinige Fabrikanten : Bacillolwerke Hamborg. 


Druck von J. Gotteswi nter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegerschc 
(Jniversitätsbuclihandlung, München, OdeonsplaU 2. 




Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 20. September 1910. Nr. 38. 

Inhalt: Originalartikel: Dr. Kreutzer: Neue Gedanken 
über die ätiologischen Momente der Gebärparese. (Fortsetzung.) — 
Engel: Harnstein im linken Harnleiter. Vergiftung durch Chili¬ 
salpeter. — Meidinger: Aus der Praxis. — Staudinger: Hitz- 
schlag. Verblutung. — Referate: Minder: Chronische Strahl¬ 
beinlähme der Hintergliedmaßen. Berchar: Seltene Lokalisation 
von Strongylus armatus. Fraenzel: Ischias bei einein Wagen¬ 
pferd. — Tierzucht und Tierhaltung: Dr. W. Meyer: 
Das Pferd als Handelsobjekt. (Fortsetzung.) Pferde-Museum. — 
Verschiedenes: Promotion. Aufruf! „Tierheilkundiger“. 
Fleischbeschau und praktische Tierärzte. Deutsche Gesellschaft 
für Züchtungskunde. Viehseuchen-Nachrichten. — Personalien. 


Nene Gedanken über die ätiologischen Momente der 

Gebärparese. 

Von Distriktstierarzt Dr. M. Kreutzer, Murnau. 

(Fortsetzung statt Schluß.) 

Diese eben entwickelte Theorie findet festen Stütz¬ 
punkt in den Krankheitssymptomen der Gebärpnrese: 

Der Lymphstrom des Euters führt beim Rinde durch 
eine größere platte Lymphdrüse, die dein hinteren Euter¬ 
viertel dicht anliegt. Von hier aus geht er zu den Lenden¬ 
drüsen, um sich dann in die Zysterne des Milchbrustganges 
zu ergießen. In diese Zysterne münden nun auch der hintere 
und vordere Eingeweidestamm ein, welch' letzterer sich aus 
den Lymphgefäßen des Dünndarmes, Dickdarmes, Magens, 
der Leber und Milz zusammensetzt. Wenn nun in diesen 
Stämmen Stauungen entstehen, so wird dadurch auf die an¬ 
liegenden Teile des Sympaticus ( Plexus gastrieus und Plexus 
mesentericus superior) und des mit diesem in Verbindung 
stehenden Vagus (Magongeilecht) ein Druck ausgeübt und 
durch Aufhebung der vasomotorischen hozw. sekretorischen 





638 


Wirkung dieser Nerven die normale Tätigkeit der Einge¬ 
weide und des Magens sistiert; es treten Verdauungs¬ 
störungen ein: 1. Symptom der Gebärparese! 

Von der Zysterne des Milchbrustganges aus geht der 
Lymphstrom in den eigentlichen M ilchbrustgang über. Dieser 
erhält Zufuhr von Seitengefäßen; unter anderen auch vom 
Truncus lumbalis, welcher die Lymphe des Rückens und des 
Rückgrates in den Ductus thoracicus führt. Staut sich die 
Lymphe in dem Rückenmarkskanal, so wird dadurch ein 
Druck auf die vom Rückenmark durch den Rückenmarks¬ 
kanal abgehenden Rückenmarksnerven (Nervi lumbales und 
Nervi sacrales) ausgeübt, Die Folge davon ist, daß sowohl 
die zum Plexus lumbalis als auch zum Plexus sacralis und 
Plexus ischiadicus gehörenden Nerven außer Tätigkeit ge¬ 
setzt werden; es entsteht Parese der Nachhand: 
2. Sy mptom! 

Der Ductus thoracicus erfährt in seinem weiteren Ver¬ 
laufe noch Verstärkung durch die Lymphgefäße der Brust 
und des Halses. Durch die dort entstandene Stauung ver¬ 
liert auch der Plexus brachialis, der von den ventralen Wur- 
zeln des 6., 7. und 8. Halsnerven, sowie von Ästen aus der 
Wurzel des 1. und 2. Rückennerven gebildet wird und sich 
in den Nervus medianus, Nervus ulnaris und Nervus radialis 
auflöst, in gleicher Weise wie die Nervi lumbales u. sacrales 
seine Funktionsfähigkeit. Dadurch ist das erkrankte Tier 
unfähig, auf den Vorderfüßen zu stehen und stürzt, da 
auch die Nachhand sich bereits im Zustande der Parese be¬ 
findet, z u s a m m e n: 3. Sy m p t o m! 

Durch die andauernde Stauung der Halslymphgefäße, 
die linkerseits meist ganz in den Milchbrustgang und rechter- 
seits in den rechten Luftröhrenstamm (Truncus trachealis) 
einmünden, welch’ letzterer dicht bei dem Milchbrustgang 
in die Vena axillaris dextra und von da in die vordere Hohl¬ 
vene mündet oder sich vor seiner Mündung mit dem Ductus 
thoracicus vereinigt und in diesem Falle eine besondere Dis¬ 
position zur Erkrankung an Gebärparese darstellt, werden 
auch die Lymphgefäße des Kopfes m i t be¬ 
troffen. Diese Lymphgefäße haben die Aufgabe, die 
Lymphe von der Kopfhaut, von der Kopfmuskulatur, aus 
den Knochen, aus den Organen der Maul- und Nasenhöhle, 
aus dem Auge, Gehörorgane und dem Gehirn abzu¬ 
führen 1 "). Bekanntlich stehen die Ly mph räume des Ge¬ 
hirnes und Rückenmarkes (Subduralraum und Subaraeh- 

10 > Fra iick: Handbuch der Anatomie der Haustiere. 3. Auf¬ 
lage. 



639 


noidalraum) mit den Lymphgefäßen der Nasenschleimhaut 
in Verbindung. Die angestauten Lymphgefäße der Nasen¬ 
schleimhaut üben ihrerseits wiederum eine Stauwirkung auf 
das Lymphsystem des Gehirnes und Rückenmarkes aus. 
Natürlich ist bei diesen eminent subtilen Organen nur ein 
relativ geringer Druck nötig, um Funktionsstörungen aus¬ 
zulösen. Diese treten denn auch naturgemäß auf und äußern 
sich in Bewußt- und Empfindungslosigkeit: 4. Symptom! 

Das Herz wird durch die von der vorderen Hohl¬ 
vene zugeführte ungewöhnlich große Blut- bezw. Lymph- 
menge zur vermehrten Tätigkeit veranlaßt werden. Doch 
muß es bei dieser plötzlich gestellten Aufgabe, die Schwan¬ 
kung des Blutdruckes zu regulieren, enormes leisten, durch 
schließlich einsetzende Vaguslähmung an Kraft mehr und 
mehr verlieren und zuletzt seine Tätigkeit gänzlich ein¬ 
stellen. Dieser eben geschilderte Vorgang kann bei den an 
Gebärparese erkrankten Tieren klinisch verfolgt werden: 
anfangs beträgt der Puls 50—70 Schläge in der Minute, 
später 70—90 und schließlich 120 und darüber; zuletzt wird 
er überhaupt unfühlbar, was den baldigen Tod des Tieres 
erwarten läßt: 5. Symptom! 

Bei der Gebärparese handelt es sich um keinerlei Ent¬ 
zündungsvorgänge; es ist nur die Tätigkeit der Nerven auf¬ 
gehoben; deshalb ist auch die Temperatur normal. Nach 
physiologischen Gesetzen hat die Muskeltätigkeit einen 
wesentlichen Einfluß auf die Eigenwärme: Körperliche 
Arbeit erhöht die Temperatur; umgekehrt sinkt dieselbe 
während des Schlafes, also bei möglichster Muskelruhe. 
Da bei der Gebärparese infolge des Lähmungszustandes 
keine Muskelarbeit geleistet wird, kann die Temperatur des 
Körpers selbst subnormal werden. Diese Erscheinung wird 
naturgemäß auch äußerlich, besonders an den Extremitäten, 
Ohren etc., auf fallen: 6. Symptom! 

Die Atmung erfolgt bei Vaguslähmung verlang¬ 
samt; die Zahl der Atemzüge sinkt hiebei so bedeutend, 
daß sie nur etwa den 4.—6. Teil der Norm beträgt. Dabei 
erfolgen die Atembewegungen mit der äußersten An¬ 
strengung, hochgradig dyspnoisch. Der Nervus recurrens 
— ein Ast des Nervus vagus — verläuft neben dem starken 
Lymphgefäß, welches die Kopflymphe am Halse entlang 
führt. Dieses Lymphgefäß kann, gestaut, die Tätigkeit des 
Nervus recurrens alterieren. Die Folge davon ist, daß sich 
die Stimmbänder nicht mehr genügend spannen und heim 
Einatmen ein schnarchendes, röchelndes Geräusch ensteht: 
7. Symptom! — 



640 


Hält, die Stauung im Subdural- bezw. Subaracbnoidal- 
rauin des Gehirnes und Rückenmarkes an, so muß dieser 
Vorgang, abgesehen von den physiologischen, bereits be¬ 
sprochenen Folgen, sich auch anatomisch-pathologisch nach- 
weisen lassen. Tatsächlich bietet die Sektion bei den 
letal endenden Fällen seröse Durchfeuchtung, sowie An¬ 
sammlung von Flüssigkeit im Gehirn und Rückenmark. Bei 
hochsensiblen Tieren ist letzterer Befund gar nicht nötig, 
da ja schließlich der leiseste Stauungsdruck genügen kann, 
um die allerschwersten Störungen im Zentralnervensystem 
hervorzurufen. Der Sektionsbefund ist als typisches 
Stauungsbild auzusprechen und stützt die ganze eben 
entwickelte Theorie auf’s beste. — (Schluß folgt.) 

Harnstein im linken Harnleiter. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Engel, Kaufbeuren. 

Eine Kuh des Landwirts M. in W. litt seit einem halben 
Jahre wiederholt an Harnbeschwerden; auf entsprechende 
Behandlung trat stets nach einigen Tagen so erhebliche 
Besserung ein, daß der Appetit wieder normal wurde, die 
reichliche Milchergiebigkeit zurückkehrte und die Harn- 
beschwerden verschwanden. Bei einer neuerdings aufge¬ 
tretenen Erkrankung hatte ich Gelegenheit, die zirka fünf 
Jahre alte Kuh genauer zu untersuchen. Veränderungen 
an der Harnblase und der Harnröhre waren nicht vor¬ 
handen, dagegen konnte ich im linken Harnleiter, 1 dm 
von der Mündung in die Blase entfernt, einen festen Gegen¬ 
stand mit unebener Oberfläche feststellen, der sich weder 
vor- noch rückwärts verschieben ließ. Daß es sich hier um 
einen verschleppten Nierenbeckenstein handelte, war nach 
Form und Konsistenz desselben klar. Der Harnleiter selbst 
war stark mit Urin gefüllt und bis zum Nierenbecken zu 
verfolgen, er zeigte eine Dicke von mindestens 5 cm; auch 
Nierenbecken und Niere schienen erheblich vergrößert, die 
angeordnete Schlachtung bestätigte die Diagnose. 


Vergütung durch Chilisalpeter. 

Von demselben. 

Der Landwirt 0. in Pf. gab seinen Kühen kleine Gaben 
von angeblichem Glaubersalz, das er einem kurz vorher ge¬ 
kauften Sacke entnommen hatte. Kurze Zeit darauf be¬ 
merkte er auf der Weide, daß einige Tiere nicht recht 
fressen wollten und öfters Kot und Harn absetzten. Dabei 
zeigten sie Teilnahmslosigkeit und Schwäche in solchem 



641 


Grade, daß drei Kühe und ein Stier notgeschlachtet 
werden mußten. Bei meiner Ankunft wiesen noch zwei 
Rinder die beschriebenen Erscheinungen auf; die anderen 
18 Stück der Herde waren gesund. Die erkrankten Tiere er¬ 
holten sich nach Gaben von Tinct. Opii in Leinsamen¬ 
schleim verhältnismäßig rasch wieder. Die Sektionsbefunde 
bei den geschlachteten Tieren waren: schlecht oder fast gar 
nicht geronnenes Blut, und auffallend helle Farbe des 
Muskelfleisches; weitere Veränderungen besonders an den 
Schleimhäuten der Mägen und der Gedärme wurden nicht 
gefunden. Das Fleisch soll nach Angabe der Konsumenten 
beim Kochen auffallend rot geworden sein. — Die Unter¬ 
suchung des Salzes ergab, daß bei dem Verkäufer eine Ver¬ 
wechslung mit Chilisalpeter stattgefunden hatte. (Jahres¬ 
berichte bayer. Tierärzte.) 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt O. Meidinger, Leutershausen. 

Ein Pferd war durch einen Stoß mit einem Gabelstiel 
im After verletzt worden. Das ungefähr 50 cm lange ab¬ 
gebrochene Stielende hatte der Besitzer vor meiner Ankunft 
bereits aus dem Mastdaru: entfernt. Beim Vorführen zeigte 
das Pferd nur etwas gespannten Gang. Die rektale Unter¬ 
suchung ergab, daß die Schleimhaut des Darmes etwa hand¬ 
breit vor dem After links seitwärts durchgerissen war und 
daß sich von hier aus ein weiter Kanal nach links oben 
und vorne hinzog. Die Behandlung beschränkte sich vor¬ 
läufig auf Verabreichung von Laxantien und antiseptischen 
Ausspülungen. Acht Tage nach der Verletzung wurde der 
linke Hinterfuß fast gar nicht mehr belastet. Auf der Höhe 
der Krugge handbreit von der Mittellinie hatte sich eine/i'. 
heiße, fluktuierende, sehr schmerzhafte Geschwulst gebildet/- 0 
Bei einem kräftigen Druck auf dieselbe entleerte sich au<s 
dem After eine reichliche Menge äußerst übelriechenden ; 
Eiters; mit Hilfe von Finger und Pinzette konnten aus der 
Abszeßhöhle wurstförmige abgestorbene Gewebsmassen ent¬ 
fernt werden. Die Behandlung wurde energisch fortgesetzt 
und schon nach zwei Tagen belastete das Pferd den Fuß 
wieder. Die Eitersekretion hörte allmählich auf und die 
Wunde kam zum Verschluß, sodaß das Tier nach 3 Wochen 
wieder zum Zuge verwendet werden konnte. 

In einem andern Falle gelangte ein aus Altersschwäche 
verendetes Pferd, ein Hengst, zur Sektion. Dabei fand sich 
der rechte Hode zu Kindskopfgröße entartet; der Samen- 



642 


sträng ging in Armsdicke nach oben und verlor sich in 
einer frei in der Bauchhöhle hegenden Neubildung von der 
Größe und Form eines Futterkorbes. Auf Grund ihrer zer¬ 
klüfteten schmierigen Schnittfläche und Struktur hielt ich die 
Geschwulst für ein Karzinom. Merkwürdig ist, daß das 
Pferd niemals irgendwelche nennenswerte Krankheitser¬ 
scheinungen gezeigt hatte. (Ibidem.) 


Hitzschlag. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Staudinger, Lohr. 

Ein sechsjähriges Arbeitspferd war bei starker Sonnen¬ 
hitze im schweren Zuge eingespannt worden und erlitt 
einen Hitzschlag. Das taumelnde Tier stürzte zusammen 
und blieb ruhig liegen. Man brachte es in einen hohen 
und luftigen Stall. Der Kopf wurde anhaltend mit kaltem 
Wasser begossen, Hals, Brust und insbesondere die Herz¬ 
gegend und den Hinterleib feuchtete man mit Terpentin¬ 
spiritus und frottierte diese Partien längere Zeit, worauf das 
Tier aufgerichtet und gestützt, stehend gehalten werden 
konnte. Im Laufe der nächsten Stunden schritt die Bes¬ 
serung rasch vorwärts. Das Pferd konnte allein stehen, es 
nahm Futter zu sich und wurde noch am gleichen Tage 
in seinen Stall überführt. Schon am nächsten Morgen 
spannte es der Besitzer entgegen meinem Rat wieder ein. 


Verblutung. 

Yon demselben. 

Ein Schweineschneider schüttete bei einem ca. 1 l jt jäh¬ 
rigen 3 Zentner schweren Eber Leinöl in die Kastrationswunde, 
um eine vorzeitige Verklebung der Wundränder zu ver¬ 
hindern. Nach der Operation war, nach Aussage des Tier¬ 
besitzers, eine mäßige Blutung aufgetreten. Dieser hatte vom 
„Operateur“ auch den Auftrag erhalten, täglich mit dem 
Finger die eventuell verklebte Schnittwunde wieder zu öffnen. 
Mag nun durch die letztere Manipulation Infektionsmaterial 
in die Wunde gelangt sein, oder mag sich das Blut im 
Skrotalsack zersetzt haben, es trat Verweigerung der Futter- 
aufnalime ein; zehn Tage post operat. verendete das Tier 
unter plötzlich einsetzender heftiger Atemnot und starkem 
Bluterguß aus Nase und Maul. 

Die Obduktion ergab das Vorhandensein eitrig jauchiger, 
schokoladefarbenor, stinkender Flüssigkeit im Skrotalraum, 
Verdickung der Samenstrangstümpfe und Vereiterung 
bezw. blutige Anschwellung von mehrerer Gekrösdrüsen. 



643 


Im Brustraum befand sich Blut; die Lungen erschienen hoch¬ 
gradig blutreich und entleerte sich aus der linken Lunge 
beim Einschnitt viel Blut. Berstung von Lungengefäßen 
hatte unter Entleerung von Blut durch Nase und Maul den 
plötzlichen Tod herbeigeführt. (Ibidem.) 


Referate. 

Minder: Chronische Strahlbeinlahme der Hinter¬ 
gliedmaßen. (Schweizer Archiv für Tierheilkunde, 1908, 
Heft 5.) 

Anamnese: Eine 8 Jahre alte Stute schont seit 
einiger Zeit hinten rechts und schildert bei der Stallruhe 
meistens mit der rechten Hintergliedmaße. Beim Gebrauch 
am Wagen ist die Bewegungsstörung weniger deutlich be¬ 
merkbar als unter dem Reiter. 

Untersuchung: Ausgesprochene Stützbeinlahm¬ 
heit hinten rechts mit erhöhtem Schmerz beim Wenden auf 
der kranken Gliedmaße. Im Beginne der Bewegung nur 
Belasten der Zehenpartie des Hufes hinten rechts und erst 
dann allmähliches Auftreten mit der ganzen Bodenfläche; 
erhöhte Schmerzäußerung bei Druck auf die Beugesehnen, 
besonders in der Ballengrube und bei seitlichem Zusammen- 
pressen des Hufes mit der Hufzange in den Seitentrachten¬ 
partien, ferner bei Torsion im Hufkronbeingelenke. Nach 
Kokainisierung der Plantarnerven hinten rechts Verschwin¬ 
den der Lahmheit. Beim versuchsweisen Fahren und Reiten 
beim Angehen deutliches Lahmen hinten rechts, das nach 
einiger Bewegung verschwand, um dann nach der Ruhe 
wieder verstärkt aufzutreten. Nach mehrtägiger Stallruhe 
Vorhandensein eines nur leicht unregelmäßigen Ganges. 

Diagnose: Arthritis im Hufkronbeingelenk mit 
auf den Beugeapparat sich fortpflanzenden Entzündungs¬ 
erscheinungen. 

Therapie: Berieselung, hierauf scharfe Ein¬ 
reibung. 

Verlauf: Wenn auch anfänglich die Lahmheit 
verschwunden war, so stellte sich besonders nach einigen 
Tagen intensiverer Arbeit das alte Leiden wieder ein; auch 
schilderte das Pferd immer mehr mit der rechten Hinter¬ 
gliedmaße. Infolge der anhaltenden unvollständigen Be¬ 
lastung des Hufes hinten rechts wurde derselbe in seiner 
hinterenHälfte verengert, der Strahl atrophierte, die Sohlen¬ 
wölbung nach oben wurde immer ausgesprochener und die 
Lahmheit immer stärker. Wegen Aussichtslosigkeit der Be¬ 
handlung Schlachtung des Tieres. 



644 


Obduktion: Rechte Hintergliedmaße: Starke 
Verdünnung des Faserknorpels auf der Sehnengleitlläche 
des Strahlbeines; zu beiden Seiten des Sagittalkainmes nadel¬ 
stichähnliche, bis in dieKnochenspongiose reichende Knorpel- 
defekte. Hufbeinbeugesehne zu beiden Seiten des Sagittal- 
kammeindruckes aufgefasert und eingerissen. Schleimhaut 
der Bursa podotrochlearis geschwellt. Geringer Synovial¬ 
gehalt der Bursa. — Linker Hinterunterfuß: Leichter 
Faserknorpelschwund am Strahlbein; dunkelgelb verfärbte 
Impressionsstellen an der Strahlbeingleitfläche der Hufbein¬ 
beugesehne mit leichten Kontinuitätstrennungen im Sehnen¬ 
gewebe selbst. Ähnliche geringgradige Veränderungen waren 
auch am rechten Vorderstrahlbein zu bemerken. 

Diagnose: Chronische Strahlbeinlähme, besonders 
hinten rechts. 


Berchar: Seltene Lokalisation von Strongylus 
armatus. (Österreich. Monatsschrift für Tierheilkunde, 
1910, Nr. 4.) 

Verfasser fand in einem Kryptorehidenhoden sowohl 
die Jugendform als auch geschlechtsreife Individuen des 
gemeinen Pallisadenwurmes (Strongylus armatus), der sonst 
ziemlich häufig auf der Schleimhaut des Blind- und Grimm¬ 
darmes, seltener in der Leber, Lunge und Milz beim Pferde 
anzutreffen ist. R a b u s. 


Fraenzel: Ischias bei einem Wagenpferd. (Zeit¬ 
schrift für Veterinärkunde, 1910, IV.) 

Fin Pferd wurde 3 Tage hintereinander morgens auf 
dem Rücken liegend und mit den Beinen um sich schlagend 
angetroffen. Nach dem Aufstehen und Anführen fielen 
hahnentrittartige Bewegungen der Hinterfüße auf, ver¬ 
schwanden indes nach kurzer Zeit. Beiderseits löste schon 
leichter Druck auf den Hüftnerv vor dem Sitzbeinhöcker 
Schmerz aus. 

Trotz Behandlung mit reizenden Einreibungen und 
feuchtwarmen Umschlägen kehrten die Anfälle immer 
wieder. Bei Eintritt naßkalter Witterung mußten die 
starken Schmerzen, die das Tier zu Niederwerfen und zu 
heftigem Ausschlagen veranlaßten, durch Morphium ge¬ 
lindert werden. Schließlich war bei Atrophie der Kruppen¬ 
muskulatur steile Stellung der Hintergliedmaßen infolge 
Miterkrankung der Sprunggelenke aufgetreten. 

Lindne r. 



645 



Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von Dr. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

(Fortsetzung.) 

Um nun beurteilen zu können, wie weit die Aus¬ 
bildung eines Reitpferdes fortgeschritten ist. gebrauchen 
wir bekanntlich als Gradmesser die Form, wie es sich trägt 
und bewegt. 

Dabei ist zunächst die Art der Bezäumung bestimmend, 
bei welcher das Genick der höchste Punkt des gewölbten, 
hoch aufgerichteten Halses sein soll, die Nase soll heran¬ 
genommen sein, der Kopf senkrecht in Hüftenhöhe stehen. 
Unter diesen Voraussetzungen geben Hals und Genick dem 
leisesten Zügelzug nach. 

Sodann kommt bei dieser Hals- und Kopfhaltung 
der Rücken, und zwar seine Wölbung, in Betracht; der 
Rücken soll weder gespannt, noch durchgebogen sein und 
eine federnde Verbindung zwischen Vor- und Nachhand 
bilden. Jede Zügelwirkung muß deshalb durch ihn sofort 
auf die Hinterbeine übertragen werden. 

Und schließlich ist maßgebend die Sicherheit und 
Energie der Bewegungen der Gliedmaßen. Ein freier, ent¬ 
schlossener, räumiger Vortritt, schwungvolles Untertreten 
der Hinterbeine, sichere Stützung bei Schräggängen mit 
wechselnder Kopfstellung verraten die Elastizität, mit der 
das Pferd durch Hals, Rücken und Nachhand, wie mit Feder¬ 
kraft, sich selbst arbeitet. 

Sind nun solche Bedingungen erfüllt, dann ist die 
Dressur perfekt. Es liegt in der Natur der Sache, daß nicht 
alle Pferde auf die gleiche Höhe der Biegsamkeit und Wend- 
samkeit, somit der Verwendbarkeit kommen. Mechanische 
Hindernisse machen beispielsweise die Beizäumung in dem 
erwähnten Sinne unmöglich oder ein schwacher Rücken 
macht ein regelrechtes Versammeln auf die Nachhand un¬ 
ausführbar. 

Bei Würdigung solch’ variabler Umstände kann auch 
hier kein einheitlicher Preis festgesetzt werden, es bleibt 
eben Sache der Gewissenhaftigkeit, von Fall zu Fall zu 
schätzen; aber es müssen namhafle, in die Augen fallende 
Vorzüge sein, die eine Preissteigerung von 100 zu 100 Mk., 
von dem folgenden untersten Grenzwerte beginnend, er¬ 
fordern. 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in der 
Februarsitzung 1910 gehaltenen Vortrage. 







646 

Natürlich verlangt auch das durchgerittene verlässige 
Pferd einen gewandten Reiter. Begreiflicherweise möchte 
jeder Käufer ein möglichst junges Pferd. Namentlich solche, 
die schon ältere, sichere Pferde geritten haben, oder solche, 
die noch nie auf einem Pferde gesessen waren, haben oder 
bekommen zuweilen die irrtümliche Vorstellung, daß die 
Bearbeitung eines jungen Pferdes ein Leichtes sei. Nach 
der Akquisition eines solchen sehen sie sich dann häutig ent¬ 
täuscht, denn sie verlieren in kurzer Zeit die Herrschaft 
über dasselbe und werden vor die Entscheidung gestellt, 
einen Bereiter zu bezahlen, sich selbst mit dem Tiere herum¬ 
zukämpfen und es zu Grunde zu richten oder dasselbe oft 
weit unter dem Erwerbspreis loszuschlagen. Verrittene 
Pferde verlieren bekanntlich an Leistung und sind nur 
mühsam zu korrigieren. Infolge dessen ist es kein guter 
Rat, einem schwachen Reiter ein Pferd zu empfehlen, dein 
er nicht gewachsen ist. 

Fragen wir nun nach der Taxierung des durchgerit¬ 
tenen Pferdes zu Beginn seines sechsten Lebensjahres, so 
kommen wir, je nach der Güte seiner Bauart und Rittigkeit, 
zu dem Resultate, daß dasselbe eine Wertsumme von 2200 
bis 2500 AI k. repräsentiert. 

Auch hier wieder verdanken einzelne Individuen ihren 
spezifischen Vorzüglichkeiten eine höhere Bewertung; nach 
meinem Dafürhalten gibt es jedoch überhaupt kein Cam¬ 
pagne-Pferd, das den reellen Wert von 2800 Mk. übersteigt. 

(Fortsetzung folgt.) 

Pferde-Museum. 

In S a u m u r, einer französischen Stadt an der Loire. 
Sitz einer Reitschule für Kavallerie, soll ein Pferde-Museum 
errichtet werden. Die Stadt hat zu diesem Zweck ein auf 
einer Anhöhe liegendes altes Kastell zur Verfügung gestellt. 
Zur Vorbereitung und Förderung des Planes hat sich ein 
aus Offizieren, Senatoren und Deputierten bestehendes Ko¬ 
mitee gebildet. Für das Museum soll alles gesammelt und 
svslemaiisch geordnet werden, was an zoologischen, hippo- 
logisehen, ethnographischen, militärischen und künstleri¬ 
schen Darstellungen des Pferdes, sowie an equestristischen 
Ausrüstungen und Darstellungen früherer berühmter Pferde 
erhältlich ist. 


Verschiedenes. 

Promotion. 

Die Tagesp r e s se b ri n gt die e r f re u 1 i c li e 
Nachricht, daß durch Königliche Verord- 



647 


nung den beiden preußischen Tierärztlichen 
Hochschulen das Recht zuerkannt wurde, die 
Würde eines Doktors der Tierheilkunde zu 
verleihen. 


Alle noch nicht selbständigen Herren Tierärzte, die 
im Verlauf der letzten Jahre an der Münchener Hochschule 
approbiert haben, werden dringend ersucht, ihre Adressen 
baldmöglichst dem Unterzeichneten Verbände mitteilen zu 
wollen. Der Verband möchte noch vor dem Neueintritt 
von Studierenden genaues Material darüber sammeln, ob 
und in wie weit gerade durch die jüngsten Jahrgänge eine 
starke Überfüllung des bayerischen Tierärztestandes gegeben 
ist. Ferner soll bei Beginn des nächsten Semesters eine 
Organisation gegründet werden, über deren gedachte Form 
und deren Zweck (Regelung der Honorierung und Stellen¬ 
vermittlung, .) ihnen noch eine ausführliche Zuschrift 

zugehen soll. 

Allgemeiner Verband der Studierenden der Kgl. Tierärztlichen 

Hochschule München. 

I. A.: J. Kolb. 


„Tierheilkundiger“. 

In der Gemeinde H. ließ sich der Pfuscher St. nieder. 
Die Ortspolizeibehörde H. zeigte dies dem Bezirksamtc an 
mit dem Bemerken, daß St. sich zwecks Ausübung seiner 
tierärztlichen Praxis in IT. niedergelassen habe. 
Der Anzeige lag die Mitteilung des St. bei, welche mit „Tier- 
lieilkundiger“ unterzeichnet war. An seiner Wohnungstüre 
hatte St. ein Schild mit der gleichen Aufschrift. 

Das Bezirksamt leitete den Bericht dem Unterzeich¬ 
neten zur gutachtlichen Äußerung zu, welche dahin lautete, 
daß gegen die Niederlassung des St. keine Erinnerung be¬ 
stehe, dagegen sei in der Bezeichnung „Tierheilkundiger“ 
ein arztähnlieher Titel zu erblicken, weshalb Strafeinschrei- 
tung beantragt werde. St. wurde vom Arntsanwalte zu 
10 Mark Geldstrafe verurteilt, lliegegen legte St. Be¬ 
rufung zum Amtsgerichte L. ein. Zur ITauptverhandlung 
wurde ich als Sachverständiger geladen und führte aus, 
daß die Bezeichnung „Tierheilkundiger“ geeignet sei die 
Anschauung hervorzurufen, man habe es mit einer ge¬ 
prüften Medizinalperson zu tun. Daß dies tatsächlich auch 
der Fall sei, gehe daraus hervor, daß die Gemeindeverwal- 




648 


tung II. in ihrer Anzeige an das Bezirksamt mit Bezug auf 
!St. von der Eröffnung der tierärztlichen Praxis sprach, 
ferner daraus, daß sich in den Akten ein Leumundszeugnis 
des St. vorfinde, welches denselben sogar als Tierarzt be¬ 
zeichne. Auch hätten sich mehrere Personen schon geäußert, 
daß in II. nun ein Tierarzt sei. Der als Zeuge vernommene 
Bürgermeister in II. gab an, daß er auch der Meinung zu¬ 
neigte, man habe es mit einem Tierarzte zu tun, wenn auch 
nicht mit einem vollständig geprüften. Des weiteren führte 
ich aus, daß die Bezeichnung „tierheilkundig“ ein bestimmtes 
Maß von Kenntnissen in der Tierheilkunde voraussetze, wel¬ 
ches jedoch nur durch Studium zu erlangen und durch Prü¬ 
fung nachzuweisen sei. Die Tierheilkunde sei ebenso wie 
die Menschenheilkunde, die Rechtskunde, eine Wissenschaft, 
und ebensowenig wie Jemand sich als rechtskundig 
bezeichnen darf, ohne es zu sein, ebensowenig dürfe sich 
Jemand nach meiner Ansicht als tierheilkundig nennen, ohne 
die Vorbedingungen hiefür erfüllt zu haben. 

Die Berufung des Angeklagten wurde verworfen und 
derselbe wegen unbefugter Titelführung in eine Geldstrafe 
von 5 Mark verurteilt. 

8t. bezeichnet sich nun in öffentlichen Empfehlungen 
als „B e r e c h t i g t e r zur Vieh- und T f e r d e b e - 
h a ii d 1 u n g“, ein Titel, den man ihm nicht mehr streitig 
macht. * 

8t. befaßt sich auch mit Abgabe von Medikamenten, 
weshalb auf Anordnung der Distriktspolizeibehörde der Ge¬ 
schäftsbetrieb desselben einer Besichtigung durch den Amts¬ 
tierarzt unterstellt wurde, welche jedoch zu keiner Bean¬ 
standung Anlaß gab. O e t 11 e. 


Fleischbeschau und praktische Tierärzte. 

Vor einigen Wochen habe ich mich in X. als prak¬ 
tischer Tierarzt niedergelassen. Da die umliegenden Ort¬ 
schaften alle zwei und noch mehr Stunden vom bisherigen 
tierärztlichen Ergänzungsbeschauer (Herr K.Bezirkstierarzt 
in Z.) entfernt sind, so bewarb ich mich in den einzelnen 
Gemeinden um die Ergänzungsbeschau. Anfangs wollten 
die Vertreter der Gemeinden nicht recht einverstanden sein, 
„denn — so lautete der Bescheid — das Bezirksamt und der 
Herr Bezirkstierarzt worden es ja doch nicht genehmigen“. 
Als ich sie jedoch auf die Ministerial-Entschließung vom 
'■). November verwies, sagten Alle aus dem einfachen 

Grunde zu, weil sie mich viel schneller erreichen können 
und weil die Auslagen bedeutend kleinere seien. Der Bürger- 



649 


meister von N. wollte jedoch der Sache .sicher sein. Er er¬ 
kundigte sich zuerst beim Bezirksamte, das ihn aber an den 
K. Bezirkstierarzt verwies. Dieser regte sich sehr auf 
und sagte, er werde dies nie zugeben; dabei soll er, wie mir 
der betreffende Bürgermeister erzählte, bemerkt haben, er 
könne dies schon im Interesse seines Amtsnachfolgers nicht 
gestatten! Das ist recht bezeichnend ! Entweder kennt sich 
der Herr Bezirkstierarzt in den Bestimmungen über die 
Fleischbeschau nicht aus, was man doch nicht annehmen 
kann, oder aber er hat den Bürgermeister absichtlich falsch 
belehrt. Warum, das ist sehr naheliegend! 

Ich übergebe dies der Öffentlichkeit, um die Lage der 
praktischen Tierärzte etwas zu illustrieren. Dem Herrn Be¬ 
zirkstierarzt gegenüber möchte ich jedoch noch die betr. 
Ministerial-Entschließung betonen: Ziffer 3 Absatz 2 lautet: 
In Bayern bildet die Fleischbeschau einen 
Gegenstand der örtlichen Polizeiverwal- 
t u n g und es sind deshalb die F 1 e i s c h be¬ 
st* h a u e r v o n den Ge m e i n d e ve r w a1t u n gen 
a u f z u s t e 11 e n. R. 

Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde. 

Die genannte Gesellschaft hält gelegentlich der 100- 
jährigen Jubiläumsfeier am 24. September in München (im 
Bavaria-Keller) eine Versammlung. Auf der Tages¬ 
ordnung stehen neben anderem: 1 Vortrag des Professors 
Dr. I) u e r s t an der Universität Berlin : „Die Vererbung 
von Krankheiten als Ursache vieler Gattungs-, Art- und 
Rassenmerkmale in der Tierwelt und ihre Bedeutung für 
die praktische Tierzucht“; 2. Vortrag des Regierungsrates 
Dr. A 11 i n g e r - München : „Die rassengeschichtliche Ent¬ 
wicklung der Viehzucht in Bayern“. 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 31. August 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 22 Gmd. (22 Geh.); Niederbayern: 
25 Gmd. (31 Geh.); Oberpfalz: 2 Gmd. (2 Geh.); Ob er¬ 
tranken: 2 Gmd. (2 Geh.); Mittelfranken: 3 Gmd. 
(5 Geh.); Unterfranken: 5 Gmd. (5 Geh.); Schwaben: 
2 Gmd. (2 Geh.). 


Personalien. 

Auszeichnung: Dr. Schütz Wilhelm, Geh. Regierungsrat, 
Professor an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin die Komtur- 
Insignien II. Klasse des Herzoglich Anhaitischen Hausovdens Al- 
breclits des Bären. 



650 


Ernennungen: Lufferseder Franz, Distriktstlerarzt in 
Wartenberg zum Distriktstierarzt in Dorfen (Oberbayern); Sepp 
Anton, prakt. Tierarzt in Ismaning bei München zum Distriktstierarzt 
in Pasing; Dr. John Karl in Erfurt zum Assistenten a. d. Veterinär¬ 
klinik der Universität Leipzig. 

Niederlassung: Dr. Ehrhardt Hans aus Seitendorf (Mittel¬ 
franken) in Nürnberg. 

Wohnsitzveränderung: Kiefer Konrad aus Herrieden 
als bezirkstierärztlicher Assistent nach Stockach (Baden; Dr. Mayer 
Paul aus Meissenheitn (Pfalz) nach Langenbrücken. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern: Tierarzt En gier 
Alfred in St. öeorgen. 


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(früher: Wocheaschrift für TierheiUtimüe und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jabrg. München, den 27. September 1910. Nr. 39. 


Inhalt: Or iginalartikel: Dr. Stölzle: Die Mangelanzeige im 
Gewährscliaftsrecbt. — Dr. Kreutzer: Neue Gedanken über die 
ätiologischen Momente der Gebärparese. (Schluß.) — Referate: 
Tantos: Petechialfieber — Morbus maculosus beim Pferde. 
Grimm: Metrorrhagie beim Rinde. Jaeger: Tuberkulose-Misch¬ 
infektion bei einem Vollblutfohlen. Dr. Müller: Über die Aus¬ 
scheidung virulenter Hühnercholerabakterien bei durchgeseuchten 
Tieren. — Tierzucht und Tierhaltung: Dr. W. Meyer: Das 
Pferd als Handelsobjekt. (Fortsetzung.) — Verschiedenes: 
Promotionsrecht. Deutscher Veterinärrat. Verzeichnis der Vor¬ 
lesungen und Übungen an der Kgl. Tierärztlichen Hochschule 
München im Wintersemester 1910/11. Viehseuchen-Nachrichten. 
— Bücherschau. — Personalien. 


Die Mängelanzeige im Gewährscliaftsrecbt. 

Von Rechtsanwalt Dr. Hans Stölzle, Kempten (Bayern). 

I. 

Herr Bezirkstierarzt Broh m teilt im Jahrgang 1909 
S. 414 dieser „Wochenschrift“ ein gerichtliches Urteil mit, 
das seiner Ansicht nach deshalb nicht zutreffend ist, weil 
der Hauptmangel nicht innerhalb der 14tägigen Gewähr¬ 
frist festgestellt worden sei. Auf die Unrichtigkeit 
dieser Ansicht hat zutreffend Herr Dr. Eisen m a n n in 
der gleichen Zeitschrift S. 517 ff. hingewiesen. Das Gesetz 
verlangt in § 482 B. G.-B. nur, daß der Hauptmangel inner¬ 
halb der Gewährfrist sich gezeigt hat, d. h. der Haupt¬ 
mangel muß innerhalb der Gewährfrist in die äußere Er¬ 
scheinung getreten und von irgend einer dritten Person 
wahrgenommen worden sein. Es ist, w'ie allgemein aner¬ 
kannt ist 1 ), nicht notwendig, daß der Charakter der Krank- 

*) Stölzle: Viehkauf (Viehgewährschaft). 4. Aufl. Berlin 
1909 S. 115 






654 


lieit. als Hauptmangel innerhalb der Gewährfrist erkannt 
wird; es genügt, daß innerhalb der Gewährfrist solche Sym¬ 
ptome an dem Tiere beobachtet" wurden, auf Grund deren 
dann festgestellt werden kann, daß der Hauptmangel schon 
innerhalb der Gewährfrist bei dem Tiere in die Erscheinung 
getreten ist. Es kann also während der Gewährfrist der 
Hauptmangel sich zeigen, die Feststellung aber, daß das, 
was sich gezeigt hat, ein Hauptmangel ist, kann erst nach 
Ablauf der Gewährfrist erfolgen. 

H. 

Nun teilt Herr Bezirkstierarzt Brohm in dieser 
„Wochenschrift“, Jahrgang 1909, S. 435, einen Fall mit, 
in welchem ein Käufer seinem Vorbesitzer die Anzeige 
macht, daß das Pferd an sämtlichen 6 Hauptmängeln (jeder 
einzelne mit Namen aufgeführt) leide. .Herr Bezirkstierarzt 
B roh m und mit ihm Herr Dr. Eisenmann — S. 418 ff. 
— verurteilen ein derartiges Gebahren entschieden als 
unreell. 

Nun kann es ja in manchen Fällen zutreffen, daß der 
Händler durch eine derartige Massenanzeige seinen Ver¬ 
käufer einschüchtert und einen Preisnachlaß erreicht, allein 
dieses Motiv muß nicht immer für eine derartige Massen¬ 
anzeige zutreffend sein. 


III. 

Der tiefere Grund für eine derartige Massenanzeige 
liegt in Folgendem: 

1. In der Literatur und Rechtsprechung besteht noch 
keine vollständige Einigkeit, welches eigentlich der In¬ 
halt der Mangelanzeige sein müsse. Nach der 
einen Ansicht muß der Mangel, aus welchem der Käufer 
seine Rechte ableiten will, von dem Käufer in einer Weise 
bestimmt bezeichnet werden, daß der Verkäufer in der Lage 
ist, zu erkennen, welcher Mangel vorhanden und welcher 
gerügt sein soll. Nach der anderen Ansicht dagegen genügt 
eine bloße Anzeige gewisser Krankheitserscheinungen. Ge¬ 
richtliche Entscheidungen finden sieh für die eine, finden 
sich für die andere Ansicht 2 ). 

Icli verweise hier auf mein eben erschienenes, neuestes 
lhicli: „G e r i c h 11 i cli e Entscheidungen des ersten Jahrzehntes 
des bürgerlichen Gesetzbuches über den Vieh kauf. Gesammelt 
und herausgegeben von Dr. II a n s 8 töl z 1 e, Rechtsanwalt in Kempten. 
Mainz l'.UO. Zentralbuchhandlung deutscher Rechtsanwälte“, wo 
S. TS ff. eine ganze Reihe von gerichtlichen Entscheidungen über 
die .Mangelanzeige abgedruckt ist. 



655 


a) Nun sagt sich der Käufer eines Tieres mit Recht: 
Ich gehe den sicheren Weg: Wenn ich alle Hauptmängel, 
an welchen das Tier leiden kann, namentlich be¬ 
zeichne, dann bin ich wenigstens sicher, daß mir im Prozesse 
eine nicht korrekte Mängelanzeige nicht vorgeworfen werden 
kann. Denn, wenn ich z. B. Dummkoller anzeige, während 
das Pferd an Dampf leidet, dann habe ich eben meine Rechte 
verloren. Habe ich aber Dummkoller und Dampf ange¬ 
zeigt, dann sind meine Rechte gewahrt. 

b) Es kann aber auch der Käufer sagen: Die Sym¬ 
ptome, welche an dem Tiere sich gezeigt haben, machen es 
mir wahrscheinlich, daß dasTier an dem und dem bestimmten 
Hauptmangel, z. R. Dummkoller, leidet. Allein sicher weiß 
ich das noch nicht und ich zeige deshalb alle Mängel an, 
weil es nicht sicher ist, ob das Gericht die Anzeige nur der 
Symptome der Krankheit für eine genügende Mängelanzeige 
erachtet, und weil ich selbst nicht weiß, ob diese Symptome 
wirklich unter den Begriff des Dummkollers fallen. Es kann 
auch Vorkommen, daß die Symptome derart sind, daß auch 
der tierärztliche Sachverständige eine absolut sichere Dia¬ 
gnose nicht zu stellen wagt. 

2. In der Praxis sind aber, wie es in der Natur der 
menschlichen Dinge liegt, auch tierärztliche Fehl¬ 
diagnosen nicht ausgeschlossen, ich erinnere nur an das 
umstrittene und unsichere Gebiet des Dummkollers. 

Es ist mir in der Praxis vorgekommen, daß die tier¬ 
ärztliche Diagnose auf Dummkoller lautete. Das Obergut¬ 
achten aber, das eben bei Gericht den Ausschlag gibt, kam 
zu der Diagnose: Kehlkopfpfeifen. Wenn ich nun inner¬ 
halb der 2 tägigen Frist des § 485 B. G.-B. nur den Haupt¬ 
mangel Dummkoller angezeigt habe, nicht aber Kehlkopf¬ 
pfeifen, dann verliere ich den Prozeß, weil eben eine kor¬ 
rekte Mängelanzeige nicht erstattet wurde. 

Diese Erfahrung in der Praxis hat mich veranlaßt, in 
einer Reihe von Gewährschaftsklagen einfach die Behaup¬ 
tung aufzustellen: Das Pferd leidet an Rotz, Dummkoller, 
Dämpfigkeit, Kehlkopfpfeifen, periodischer Augenentziin- 
dung, Koppen, und diese sämtlichen Mängel hat mein Man¬ 
dant auf meine Veranlassung angezeigt! Hier fehlt gewiß 
jede dolose Absicht. Der Zweck war nur der, einmal eine 
vollständig korrekte Mangelanzeige herbeizuführen und so¬ 
dann Vorsorge zu treffen für den Fall, daß ein Obergut¬ 
achten einen andern Fehler diagnostizieren sollte 1 , als der 
begutachtende Tierarzt erster Instanz. 



656 


Es ist das gewiß kein idealer Zustand, allein die juri¬ 
stische Unsicherheit bezüglich der Mangelanzeige, die in 
manchen Fällen vorhandene Unmöglichkeit, eine absolut 
bestimmte Diagnose zu stellen, und die Möglichkeit einer 
tierärztlichen Fehldiagnose bringen Einen auf eine derartige 
Massenanzeige. 

Ein Schaden erwächst durch eine derartige Massen¬ 
anzeige nicht, denn, wie Herr Dr. Eisenmann voll¬ 
ständig zutreffend bemerkt, muß der Käufer immer den 
Beweis liefern, daß innerhalb der 14tägigen Gewährfrist 
Erscheinungen, z. B. des Dummkollers, aufgetreten und 
von dritten Personen wahrgenommen worden sind. Und 
wenn ein Verkäufer durch eine solche Massenanzeige sich 
einschüchtern läßt und sofort ain Kaufpreise etwas nach- 
läßt, dann ist ihm eben nicht zu helfen, denn würde er einen 
praktischen Tierarzt und einen Kechtsanwalt um Rat fragen, 
dann könnte er sich leicht vor Schaden bewahren. Allein 
Tierärzte und Rechtsanwälte machen leider oft die Erfah¬ 
rung, daß man sie erst dann befragt, wenn es zu spät ist 3 ). 

Nene Gedanken über die ätiologischen Momente der 

Gebärparese. 

Von Distriktstierarzt Dr. M. Kreutzer, Murnau. 

(Schluß.) 

Diese meine Ausführungen berechtigen zweifelsohne 
zu der Annahme, daß als ätiologisches Moment der Gebär¬ 
parese tatsächlich die durch die beginnende Laktations¬ 
periode sich bildende Lymphe des Euters anzunehmen 
ist. Der Uterus hat gar keine Mitbeteiligung; lediglich 
durch den Umstand, daß mit dem Geburtsakte gleichzeitig 
die Milchlieferung einsetzt, ist der kausale Zusammenhang 
der Gebärparese mit dem Uterus gegeben. Der Name „Ge¬ 
bärparese“ ist nicht ganz richtig, da dieses Leiden auch ganz 
unabhängig vom Geburtsakte eintreten kann. — 

Nachdem ich die wichtigsten Krankheitssymptome, so¬ 
wie das Sektionsbild der Gebärparese in anatomischer, patho¬ 
logischer und physiologischer Beziehung ungezwungen er¬ 
klärt habe, erübrigt mir zum Beweise der Richtigkeit meiner 
Theorie nur noch die Beantwortung der von Thomas.se n 

8 ) leli darf wohl bei dieser Gelegenheit an die Herren Tier¬ 
ärzte die bitte richten, mir interessante Fälle und insbesondere 
Urteile aus der Praxis mitzuteilen, damit ich Gelegenheit habe, itn 
Interesse der Einheit der Rechtsprechung meine Entscheidungon¬ 
sammlung zu vervollständigen. 



657 


im Jahre 1889 gestellten, nachstehend vorgetragenen und 
von mir selbst erweiterten Fragen: 

1. Warum kommt diese Krankheit ausschließlich beim 
Kinde vor ? 

2. Warum gerade in einem bestimmten Alter, d. h. nach 
der Geburt des 3. Kalbes? 

3. Warum ausschließlich bei gutgenährten Tieren (guten 
Milchrassen), die leicht gekalbt haben? 

4. Warum tritt die Krankheit bisweilen vor der Geburt 
und nach der Geburt meistens binnen 48 Stunden auf? 

5. Wie ist die Wirkung der Behandlung mit Infusionen 
in’s Euter zu erklären? 

6. Warum verschlimmert häufiges Ausmelken das Leiden? 
Desgleichen ein Aderlaß, besonders während des sopo¬ 
rösen Zustandes? 

7. Warum entwickelt sich die Krankheit plötzlich und ver¬ 
schwindet ebenso schnell, ohne Rekonvaleszenz? 

ad 1. Das Rind hat unter den Haustieren die relativ 
größte Milchproduktion zu leisten. Dieselbe kann sich pro 
Tag bis auf zirka 25 Liter belaufen. Es ist ohne weiteres 
verständlich, daß diese enorme Sekretion nur durch ent¬ 
sprechend anatomischen Ausbau des Rindoreuters besonder^ 
hinsichtlich des Gefäßsystems (Blut und Lymphe) ermög¬ 
licht ist. Im Gegensätze zu anderen Tierarien 
fällt beim Rinde auf, daß die Lymphgefäße des Euters 
besonders zahlreich vorhanden sind. Und nach meiner An¬ 
nahme entwickelt sich ja die Gebärparese von diesen Ge¬ 
fäßen aus. 

ad 2. Bei den ersten Geburten des Rindes ist der Ge¬ 
burtsakt infolge der engen Raumverhältnisse in den Ge¬ 
burtswegen ein verzögerter; damit hält gleichen Schritt die 
mit der Geburt einsetzende Tätigkeit des Euters. Es treten 
die Zirkulationsapparate der Milchdrüsen nicht plötzlich 
und unvorbereitet in Aktion; sie haben folglich genügend 
Zeit, ihre Funktion in Einklang mit dem übrigen Zirku¬ 
lationssystem des Körpers zu bringen. Überdies erreicht 
die Milchleistung des Rindereuters erst von der 3. oder 4. 
Geburt an ihr Maximum. Damit auch die L y m p h t ä t i g - 
k e i t. Dies ist bei meiner Theorie Vo r a u s s e t z u n g. 

ad 3. Hervoiragende Milchleistung kommt nur bei 
äußerst intensiver Tätigkeit des Euters zu stände; 
infolge der rasch erfolgten Ausstoßung des Kalbes tritt nun 
diese Tätigkeit unvermittelt ein. Und gleichzeitig 
damit die der Lymphgefäße, die plötzlich mit einer enormen 



658 

Lymphmenge angefüllt werden und dann die bekannten 
Störungen im Lyinpli- bezw. Nervensystem des Körpers zur 
Folge haben. 

Bei Rindern, die wenig Milch liefern oder bei denen 
der Geburtsakt verzögert verläuft, kann auch nur wenig 
Lymphe im Euter und im letzteren Falle nur allmählich 
entstehen; deshalb ist bei solchen Tieren auch die Gebär¬ 
parese undenkbar. 

ad 4. Die Milchtätigkeit entwickelt sich bei manchen 
Tieren bereits einige Tage vor der Geburt. Dies ist be¬ 
sonders bei hervorragend gutmilchenden Kühen der Fall. 
Da nach meiner Hypothese die Gebärparese keinerlei Be¬ 
ziehungen zu den Geburtsorganen hat, sondern nur an die 
Vorgänge der Laktationsperiode gebunden ist, so muß bei 
Richtigkeit der Theorie das Leiden in diesem Falle sich auch 
bereits vor der Geburt einstellen. Die von mir beobachteten 
diesbezüglichen Fälle (2) bestätigten voll und ganz meine 
Annahme. 

Plötzliche wesentliche Quantitätsschwankungen in der 
Milchproduktion können auch längere Zeit post partum eine 
wesentliche Ab- bezw. Zunahme der Lymphmenge im Euter 
auslösen. So wird, um nur ein Beispiel von den vielen denk¬ 
baren Möglichkeiten anzuführen, bei bestehender Indigestion 
die Milchmenge infolge der sistierten Nahrungsaufnahme 
bedeutend abnehmen; nimmt nun das Tier nach seiner Ge¬ 
nesung wieder viel Nahrung zu sich, so wird dadurch die 
Milchdrüsentätigkeit wieder rasch eine rege werden. Dies 
bedingt gleichzeitig plötzlich vermehrte Lymphbildung und 
damit die Möglichkeit für die Entstehung der Gebärparese, 
selbst längere Zeit nach der G e b u r t. 

Die von mir als Krankheitsursache angesprochene be¬ 
deutende Lymphmenge des Euters wird bekanntlich in den 
1 Hictus thoracicus abgeführt. Doch erfolgt dies 
nicht in einem glatten Gefäßsyste m. 1 >ie 
Lymphe muß vielmehr vor ihrem Eintritt in den eigent¬ 
lichen Milchbrustgang einige Hindernisse, nämlich die 
Euter- und Lendendrüsen passieren. In diesen Drüsen wird 
sie längere Zeit bis zur Filtration a u f g e h a 1 t e n. 
Nur diesemUmstande ist dasAuftreten der 
Gebärparese nach etwa 48 Stunden post 
partum zuzuschreiben. Wären obige lnufhemnien- 
den Lymphdrüsen nicht vorhanden, so müßten die Symptome 
der Gebärparese viel früher einsetzen, auch dann, wenn 
man die ausgleichend vermehrte Tätigkeit des Herzens in 
Betracht zieht. 




659 


ad 5. Die zur Zeit beste Behandlungsmethode, das 
Einpumpen von Luft, hat die Sterblichkeitsziffer bei Gebär¬ 
parese auf nahezu 1 % herabgedrückt. Durch das gewalt¬ 
same Einpressen von Luft bis in die kleinsten Zellen des 
Euters wird dessen Tätigkeit (und damit auch die des 
Lymphstromes) völlig aufgehoben. Also rein mecha¬ 
nische Wirkung erzielt! Die frühere Behandlung 
des Euters mit Flüssigkeiten hatte keinen so durchgreifen¬ 
den Erfolg, weil eben das Wasser nicht so intensiv in das 
feine Eutergewebe eindringen konnte wie die Luft. M i t 
der gewaltsamen U nterdrückung der Euter¬ 
tätigkeit hört die Ursache der Krankheit 
a u f. Es wird wohl die bereits vorhandene Stauung in den 
Lymphgefäßen noch kurze Zeit bestehen; da aber kein Zu¬ 
fluß mehr vom Euter stattfindet, kann der Hauptlymph- 
strom allmählich zu seiner früheren Norm zurückkehren, 
die gestauten kleineren Lymphgefäße können wieder wie 
vor der Erkrankung ihren Lauf aufnehmen, der Druck auf 
das Nervensystem hört dadurch auf und die Nerven, deren 
unterbrochene Leitungsfähigkeit wieder hergestellt, treten 
neuerdings in Tätigkeit. Das Bewußtsein kehrt zurück, die 
Lähmungserscheinungen verschwinden und die inneren Or¬ 
gane (Herz, Lunge, Eingeweide) nehmen ihre normalen 
Funktionen wieder auf; der schwerkranke Patient ist ge¬ 
nesen. 

ad 6. Durch kräftiges Ausmelken wird das Euter zur 
vermehrten Arbeitsleistung angeregt. Und damit auch zur 
Vermehrung der Lymphmenge. Deshalb kann häufiges Aus¬ 
melken keineswegs Besserung, sondern nur Verschlimme¬ 
rung des Leidens zur Folge haben. 

Im Anfangsstadium der Gebärparese wird ein Ader¬ 
laß durch Verminderung der Blutmenge auf das durch die 
bedeutende Blutzufuhr von der vorderen Uohlvene stark 
engagierte Herz entlastend einwirken. Doch ist dieser 
Effekt kein dauernder, wenn die eben genannte Blutzufuhr 
an Stärke nicht abnimmt. Ist nun das erkrankte Tier be¬ 
reits in einen soporösen Zustand verfallen, so liegt die Herz¬ 
tätigkeit schon bedenklich darnieder. Nimmt man in diesem 
Momente einen Aderlaß vor, so wird durch das Sinken des 
Blutdruckes das Herz noch weniger in der Lage sein, das 
Blut aus den venösen Gefäßen anzusaugen. Die natürliche 
Folge ist, daß dadurch die bestehende lymphatische Störung 
eine Vergrößerung erfährt. Die Wirkung des Aderlasses 
kann deshalb in diesem Stadium der Erkrankung keine 
heilende, sondern nur eine verschlimmernde sein. 



660 


ad 7. Wenn die Stauung im Ductus thoracicus ge¬ 
nügend vorgeschritten, tritt das Krankheitsbild der Gebär- 
parese in Erscheinung. Der Zeitpunkt dieses Stadiums ist 
natürlich individuell verschieden; es kommen hier subjek¬ 
tive, anatomische und physiologische Momente in Betracht. 
Während der Entwicklungszeit dieser Stauung sind auf¬ 
fallende Krankheitssymptome wohl nicht, zu erwarten. 

Wird die Ursache der Stauung — die Lymphbildung 
im Euter — abgestellt, so wird in der sub 5 beschriebenen 
Weise das ganze Krankheitsbild zum Verschwinden ge¬ 
bracht. Da bei den Nerven keinerlei Läsionen stattgefunden 
haben, sondern nur deren Leitungsvermögen durch den 
Stauungsdruck sistiert war, geht die Krankheit ohne jede 
Kekonvaleszenz in Genesung über. — 

Ich habe in vorliegender Arbeit versucht, die wich¬ 
tigsten Momente der Gebärparese wissenschaftlich zu er¬ 
klären und glaube, für alle Symptome eine plausible Be¬ 
gründung angegeben zu haben. Das eine ist sicher, daß 
durch meine Lymphtheorie, das Ergebnis einer 10jährigen 
Beobachtung, manche Erscheinung der Gebärparese unserem 
Verständnis näher gerückt ist, für welche die Verfechter 
der Intoxikations-, Infektions- und Fluxionstheorie die Er¬ 
klärung bislang schuldig geblieben. 


Referate. 

T antos: Petechialfieber — Morbus maculosus beim 
Pferde. (Österreich. Monatsschrift f. Tierheilkunde, 1910, 
Nr. 2.) - 

Verfasser, der während seiner mehrjährigen Tätigkeit 
zirka 20 Fälle von Petechialfieber beobachten konnte, die 
in überwiegender Zahl während der kälteren Jahreszeit auf¬ 
getreten sind und stets nach phlegmonösen Halsentzün¬ 
dungen, Druse oder aber nach fieberhaftem Darmkatarrh 
einsetzten, erzielte mit der subkutanen Applikation von 
20—50,0 10%igem Jodipin pro die, während mehrerer Tage 
fortgesetzt, wohlbefriedigende Resultate. Vor der Injektion 
muß das Jodipin und die Injektionsspritze erwärmt werden, 
weil es sonst wegen seiner zähen Konsistenz schwer einzu¬ 
spritzen ist. Durch wiederholte oder fortgesetzte Jodipin- 
dosen, bei Körperwärme subkutan injiziert, wird dem Körper 
ein Stoff zugeführt, welcher, wenn frühzeitig angewandt, 
die opsonische Kraft des Blutes erhöht und den Organismus 
befähigt, mit den das Petechialfieber verursachenden To¬ 
xinen den Kampf erfolgreich aufzunehmen. 




661 


Grimm: Metrorrhagie beim Rinde. (Tierärztliches 
Zentralblatt, 1910, Nr. 16.) 

Beim Weibe kommen sehr häufig Metrorrhagien nach 
der Geburt vor, weil hier nach Trennung der fötalen von 
der uterinen Plazenta, ähnlich wie im trächtigen Uterus der 
Karnivoren, eine große Wundfläche mit offenen Venen¬ 
mündungen entsteht. 

Bei Wiederkäuern und Pferd können stärkere Blu¬ 
tungen post partum nur infolge größerer Verletzungen 
während des Geburtsaktes bei unzweckmäßiger Geburts¬ 
hilfe entstehen. Verf. konnte aber einen Fall von Metror¬ 
rhagie beim Rinde beobachten, bei welchem makroskopisch 
eine Verletzung des Uterus nicht nachweisbar war. Be¬ 
sagtes Tier zeigte nach Abgang der Secundinae starken 
Bluterguß aus der Scheide, der trotz Eisumschlägen auf das 
Kreuz und die Scham doch eine Notschlachtung vor Ein¬ 
treffen des Tierarztes notwendig machte. Bei der Obduktion 
wurde folgendes gefunden: Vollkommene Blutleere sämt- 
licherOrgane; Uterus vollständig unkontrahiert; am rechten, 
trächtig gewesenen Horn Inversion der Spitze; fast weiße 
Färbung der Uterusmukosa; gelb-braune Tinktion der wie 
Zunder mürben Kotyledonen; Horn ganz mit geronnenem 
Blut erfüllt; Verletzungen nirgends nachweisbar. Nach 
Ansicht des Verfassers stammte diese starke Blutung aus 
den abnorm mürben Karunkeln. R a b u s. 


J a e g e r: Tuberkulose-Mischinfektion bei einem Voll¬ 
blutfohlen. (Zeitschrift für Gestütkunde und Pferdezucht, 
1910, III.) 

Ein 2jähriges Vollblutpferd litt schon seit 1 1 •> Jahren 
an einem über den ganzen Körper verbreiteten Ekzem. Das 
stark abgemagerte Tier war fast ganz mit nässenden und 
verschorften Quaddeln bedeckt; der Putzstaub fühlte sich 
fettig an und ließ sich leicht zu einer Pille kneten. Puls 
und Temperatur waren leicht erhöht. Auf der Cornea des 
rechten Auges saßen einige kleine, gelbweiße Knötchen. 
Venenpuls, leichte Schwellung der Kehlgangsdrüsen und 
der Gliedmaßen, sowie verminderter Appetit vervollstän¬ 
digten das Bild. 

Im Putzstaub fanden sich zahlreiche Staphylokokken, 
desgleichen auch in cxzidierten Ilautstiickchen, in denen 
außerdem noch bei Färbung mit Gram-Weigert und Much 11 
einzelne Stäbchen zum Vorschein kamen, die Tuberkel¬ 
bazillen vollkommen glichen. 



662 


Einige Wochen nach Inangriffnahme der Behandlung 
— Kleie-Glyzerinabreibungeu, Quecksilbersalben, Lysol¬ 
salben, Formalinwaschungen, Thioform in Verbindung mit 
Alaun und Amylum — verendete Patient nach rascher Zu¬ 
nahme der Abmagerung und Schwäche. 

Bei der Obduktion stellte sich als Haupterkrankung 
generalisierte Tuberkulose heraus, die namentlich in der 
Bauchhöhle hochgradige Veränderungen hervorgerufen 
hatte; so waren die Lymphdrüsen der vorderen Gekrös- 
wurzel in ein 2 l /o kg schweres Paket verwandelt. Bas 
tuberkulöse Leber- und Lungenmaterial enthielt zahlreiche 
Streptokokken. 

Das Tier war in frühester Jugend zur Förderung 
seiner Entwicklung reichlich mit Kuhmilch ernährt worden. 
Da die Gekrösdrüsen sehr alte Veränderungen aufwiesen, 
so liegt die Annahme nahe, daß die tuberkulöse Infektion 
durch die Kuhmilch erfolgte. Bezüglich der Kokken bleibt 
noch die Möglichkeit offen, daß sie von außen, etwa durch 
die Haarbälge, einwanderten oder nach Aufnahme vom 
tuberkulösen Darm aus auf dem Blutwege in die Haut 
übertragen wurden. L i n d n e r. 


Dr. Müller- München : Über die Ausscheidung viru¬ 
lenter Hühnercholerabakterien bei durchgeseuchten Tieren. 

(Monatshefte für prakt. Tierheilkd., XXI. Bd., 9./10. Heft.) 

M. hat über den vorstehenden Gegenstand an der 
Seuchenversuchsstation der Münchener Tierärztlichen Hoch¬ 
schule 9 eingehende Untersuchungen und Versuche ange¬ 
stellt und deren Ergebnis in einer umfassenden Arbeit 
(Dissertation) niedergelegt. Die Schlußfolgerungen aus den 
Versuchsergebnissen lauten: 

1. Die Fütterung der größten Mengen von hochviru¬ 
lentem Hühnercholeramaterial wurde von dem Geflügel mit 
ganz geringer Ausnahme überstanden. Insbesondere ging 
keines von den vielen Tieren zu Grunde, denen das infek¬ 
tiöse Material in der Weise appliziert wurde, daß es sofort 
abgeschluckt wurde. 

2. Bei diesen Tieren war es möglich, fünfmal virulente 
Ilühnereholerabazillen nachzuweisen in den Exkrementen, 
welche innerhalb 24 Stunden nach der Fütterung abgesetzt 
wurden. 

8. Nach 24—80 Stunden waren die verfütterten hoch- 
virulenten Ilühnereholerabazillen im Verdauungstraktus 
nicht mehr nachweisbar. 



663 


Von der dritten Woehe nach der Verabreichung de* 
infektiösen Materiales an erfolgt bei einzelnen Tieren noch 
4 Monate nach der Fütterung und aller Wahrscheinlichkeit 
nach auch noch länger eine Ausscheidung von virulenten 
Ilühnercholerabazillen durch den Harn. 

In den Organen dieser Tiere waren noch 0 Monate 
nach der Fütterung des Ilühnercholeraniaterials infektions¬ 
tüchtige Ilühnercholerabazillen nachweisbar. 

5. Bei denjenigen Tieren, welche der Fütterungs¬ 
infektion erlagen, waren zum Teil virulente Bazillen nach¬ 
weisbar, in denjenigen Exkrementen, welche vor dem Tode 
abgesetzt wurden, und zwar in den Fällen, in welchen es zu 
einer Enteritis haemorrhagica gekommen war. Die Hühner¬ 
cholerakadaver enthielten im Darminhalt virulente Ilühner¬ 
cholerabazillen, wenn eine Enteritis haemorrhagica ge¬ 
geben war. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von I)r. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

(Fortsetzung.) 

Als zweiter Fingerzeig zu reeller finanzieller Bewer¬ 
tung läßt sich vorteilhaft der jeweilige Zustand 
d er Abnützung d u r ch Alter oder Arbeit u n d 
Leistung gebrauchen. 

Die Höhe der Ausbildung im reiterlichen Sinne behält 
selbstredend auch hiebei ihre ausschlaggebende Bedeutung. 

Was das erstere Hilfsmittel, den naturgemäßen Ver¬ 
brauch des Individuums betrifft, ist die verlässigste .Hand¬ 
habe, den Handelswert, abzuwägen, die Kunde des Sehneide¬ 
zahnes im Unterkiefer, also die Zeit vom 5.—9. Lebens¬ 
jahre. Innerhalb dieser Zeit sind auch, einen sachgemäßen 
Gebrauch des Pferdes vorausgesetzt, die Schätzungswerte, 
nur kleinen Schwankungen unterworfen, oft ist es einzig 
und allein der Zahn, der einen Altersunterschied mit Sicher¬ 
heit erkennen läßt. 

Pferde in diesem „KundeiP-Alter, wie man sagen kann, 
sind größtenteils in Händen von geschickten Heitern, die 
nicht ungern an einen vorteilhaften Wiederverkauf denken. 
Mit Vorliebe suchen diese daher auch in der Dressur zurück¬ 
gebliebene oder unter einem schwachen Heiter aus Haltung 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in (1er 
Februarsitzung 1010 gehaltenen Vortrage. 



664 


und Gang gekommene Pferde und steigern den hiedurch oft 
gesunkenen Preis der Tiere. Es lassen sich bei manchen, 
meist edlen, aber difficilen Pferden nach dieser Richtung 
ganz eigentümliche zeitliche Einschätzungsschwankungen 
im Laufe ihres Lebens verfolgen. 

Immerhin wird in dieser Periode der „Kundenreibung“ 
vom vollwertigen Pferde schon weggeritten, denn mit jedem 
abgelaufenen Lebensjahre verringern sich die Chancen der 
Nutzungsdauer. Wenn man diesen Verbrauch numerisch 
ausdrücken will, kann man ihn im Jahre auf etwa 100 Alk. 
veranschlagen. 

Um Mißverständnissen vorzubeugen möchte ich er¬ 
wähnen, daß natürlich auch einmal ein 8- oder Ojähriges 
Pferd mehr wert sein kann als ein 5- oder Ojähriges, wenn 
eben die gedachten Eventualitäten eintreten; ebenso kann 
ein ungewandter Reiter die Abnützung maßlos forcieren. 

Mit dem Verschwinden der Kunden soll nun die Sicher¬ 
heit der Pessiua’schen Zahnlehre bedeutend nachlassen und 
es gibt manche, die ihr mißtrauend, überhaupt nur von 
einem Markieren des Zahnes sprechen, wobei sie diesem 
Worte den Begriff des Ungefähren, Unberechenbaren unter¬ 
schieben. Ich möchte diesem Brauche nicht das Wort reden, 
denn solche Einführungen sind ein zweischneidiges Schwert ; 
wenn sie auch mehrdeutige Fälle bemänteln, gefährden sie 
andererseits das Ansehen des Standes in den Augen der 
Händler überaus, diese müssen vom Fachmann ganz positive 
Aussagen erhalten. Umschreibungen, welcher Art nur 
immer, sind ihrer Ansicht nach Zeichen der Unsicherheit, 
die sie dann nicht nur hinter den Angaben der Zahn¬ 
schätzung, sondern hinter jedem anderen technischen Urteil 
vermuten. 

Die sorgfältige Untersuchung der Zahnform, die Stel¬ 
lung im Kiefer, die Beschaffenheit des Zahnfleisches, unge¬ 
hörige Auflagerungen, seine Reibungsfläche, lassen — von 
ganz vereinzelten Vorkommnissen bei fehlerhaften Gebissen 
abgesehen — auch nach dem ,,Kunden‘‘-Alter, das Alter von 
.Jahr zu .Jahr ablesen. Mit der Errechnung des Alters aus 
der Abnützung des Zahnes sagen wir ja immer nur, durch 
das momentane Aussehen steht der Zahn erfahrungsgemäß 
so und so lange im Gebrauch, die Qualität der Zahnsubstanz 
oder des Lutters bleiben eben unberechenbare Faktoren. 

Das Pferd ohne Kunde im Unterkiefer, also im neunten 
Jahre, dürfte noch einen reellen IIandelswert von 2000 _Mk., 
nach aufwärts bis 2200 Alk., nach abwärts bis 1800 Alk. auf- 
weisen. 



665 


Ein großer Mißbrauch wird zuweilen mit den „Kunden“- 
Spuren, jenen bekannten dunkeln Fleckchen, welche bis 
zum zwölften Jahre vorhanden sein können, getrieben, die 
nicht selten noch als echte Kunden angesehen werden. 
Diesen weiten Spielraum von 400 Mk. lasse ich in diesem 
Alter deshalb offen, -weil in ihm die spezifische Mehr¬ 
schätzung bei ausländischen Pferden und Vollblütern all¬ 
mählich zu verschwinden beginnt. Von jetzt ab mehren sich 
auch die Schwierigkeiten eines profitablen Weiterverkaufes, 
der ja bei jedem Pferdehandel als Hintergedanke steht. 

Im weiteren Verbrauche der Zahnsubstanz ist die 
Periode der quer-ovalen Reibfläehenform im Unterkiefer 
bezw. des Kundenverlustes im Oberkiefer im Gange; das 
Pferd steht im 9., 10. und 11. Jahre. 

Die normale Konsumption des Organismus vorausge¬ 
setzt, nützt sich in diesen Jahren das Pferd um die Wert¬ 
summe von zirka 200 Mk. jährlich ab. Dabei beginnen in 
der Regel die Grenzen des Schätzungswertes wieder enger 
zu werden, da die Vorzüge der Ware nicht mehr so diffe¬ 
rieren und die Konsequenzen des Älterwerdens sind außer 
am Zahne auch an den Beinen sichtbar und verwischen 
größere Bonitätsunterschiede. 

Mit Beginn der rundlichen Form der Reibfläche an 
den Zangen des Unterkiefers, im zwölften Jahre, steht so¬ 
nach der reelle Wert des Reitpferdes noch zwischen 1500 
und 1700 Mk. 

Mit dem Ende des vierzehnten Jahres ist bekanntlich 
der Verbrauch des Zahnes schon so weit vorgeschritten, daß 
das Verhältnis zwischen Breite und Tiefe desselben sich wie 
4Mi: 41/2 an den Zangen gestaltet, ebenso erscheinen am 
Kopfe nunmehr die ersten grauen Haare. 

Der Handelswert beträgt nur mehr 1000 Mk. Leichtes 
Ermüden, geringe Ausdauer, häufiges Stolpern, unsicheres 
Treten verraten den allmählichen Niedergang der vitalen 
Kräfte, den einzelne harte oder zeitlebens zum leichten Reit¬ 
dienste verwendete Pferde verschieden lange Zeit später 
erst bemerken lassen können, doch sind sie immerhin Aus¬ 
nahmen. 

In der Zeit vom rundlichen bis dreieckigen Zahn, also 
vom zwölften bis siebzehnten Jahre, sind die Pferde die 
häufigsten und beliebtesten Spekulationsobjekte, da die 
Altersschätzung eine genauere Untersuchung erfordert als 
sie der Laie in der Kegel vorzunehmen im Stande ist. 

Was man da oder dort liest und hört, daß nämlich 
beim Pferde die Zeit der Kraftfülle bis zum sechzehnten 


666 


Lebensjahre reiche, stimmt für die Truppenreitpferde nicht, 
denn wenn wir daraufhin die Bestände unserer Kavallerie- 
Regimenter mustern, ist dieses Lebensalter zu hoch gegriffen. 
Genannte Truppenteile geben in diesem Alter auch ihre 
Pferde ab und wer einmal einer Herbstausmusterung bei¬ 
gewohnt hat, wird von einer Kraftfülle der dabei abge¬ 
gebenen Pferde nicht gut reden können. Vielleicht ist die 
Erfahrung bei den Pferden der Zivilbevölkerung nach dieser 
Seite eine bessere. 

Mit achtzehn Jahren ist der Zahn dreieckig geworden 
und der Gebrauchswert in der Regel auf 500 Mk. gesunken, 
von da ab treten beim Rechnen im Handelsgeschäfte auch 
wieder Bruchzahlen von 100 auf. Ältere Pferde werden 
wohl nur selten so leistungsfähig sein, daß sie als Reitpferde 
im Gelände nutzbringende Verwendung finden können. 

(Schluß folgt.) 


Verschiedenes. 

Promotionsrecht. 

In der vorigen Nummer der „Wochenschrift“ wurde 
die Meldung der Tagespresse über das den preußischen tier¬ 
ärztlichen Hochschulen .zuerteilte Recht, die tierärztliche 
Doktorwürde zu verleihen, mitgeteilt. Über den Doktor¬ 
titel selbst war noch nichts bekannt. Nach dem diesen Punkt 
betreffenden Vorgänge in Bayern, woselbst sich das Lehr¬ 
kollegium in einem Gutachten mit Entschiedenheit gegen 
jeglichen anderen Titel als „Dr. med. vet.“ aussprach, durfte 
jedoch erwartet werden, daß der Titel „Dr. med. vet.“ lauten 
werde. Die Berliner und die Deutsche Tierärztl. Wochen¬ 
schrift geben denn auch bekannt, daß den beiden Hoch¬ 
schulen die Genehmigung zur Verleihung dieses Titels er¬ 
teilt wurde. Über die Bedingungen zur Erlangung der 
Doktorwürde an den preußischen Hochschulen soll nach 
Mitteilung der Berliner Tierärztl. Wochenschrift demnächst 
Näheres bekannt gegeben werden. 


Deutscher Veterinärrat. 

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 
9. Juli ds. Jrs. beehre ich mich in vorläufiger Weise mitzu¬ 
teilen, daß der Ausschuß nunmehr beschlossen hat, die 
XII. Plenarversammlung unter der Voraussetzung, daß der 
Kniwurf von Ausführungsbestimmungen zum neuen Vieh- 
seuchengesetz dem Unterzeichneten, wie angekündigt, im 
Laufe des November zugeht, in der Zeit vom 13.—10. Ja- 



667 


nuar 1911 in Hamburg mit folgender Tagesordnung ab¬ 
zuhalten : 

1. Geschäftsbericht des Präsidenten; 

2. Kassenbericht; 

3. Privatdozentum und Professorenersatz; 

4. Entwurf einer Bundesrats-Instruktion zum Viehseuchen¬ 
gesetz vom 26. Juni 1909; 

5. Revision der Hauptmängelliste; 

6. Betätigung des Tierarztes auf dem Gebiet derTierzucht; 

7. Einfügung der außerordentlichen Fleischbeschau und 
der übrigen animalischen Nahrungsmittelkunde in den 
Lehrplan der Tierärztlichen Hochschulen; 

8. Besteht eine Überfüllung des tierärztlichen Berufs ? 
(Auf Antrag des Vereins Schlesischer Tierärzte); 

9. Antrag S c h m a 11 z zu der Revision der Prüfungs¬ 
ordnung für Tierärzte; 

10. Antrag der Tierärztlichen Gesellschaft von Berlin, be¬ 
treffend Nachprüfung der Bongert’schen Tuberkulose- 
Untersuchungen ; 

11. Mitwirkung der Tierärzte in den Gesundheits-Kom¬ 
missionen. 

Stuttgart, den 7. September 1910. 

Dr. von Beißwänger. 

Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen an der Kgl. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule München im Wintersemester 1910/11. 

Seruester-Beginn: 15. Oktober 1910. 

Giesenhagen: Allgemeine Botanik, 4 stündig; Futter¬ 
pflanzen, 1 ständig. — Hofer: Allgemeine Zoologie und Natur¬ 
geschichte der Wirbellosen, 4 ständig; Fischkunde, 2 V* ständig. — 
Ebert: Physik, östündig. — Muthmann: Anorganische Experi¬ 
mental-Chemie, 6stündig. — Stoß: Anatomie und Histologie I, 
77* ständig; Zootomische Übungen lOstündig; Arbeiten im Labora¬ 
torium für Geübtere. — Voit: Physiologie II, 6stündig; Physio¬ 
logische Übungen, 4stündig; Arbeiten im Laboratorium für Ge¬ 
übtere.— Brandt: Arzneimittellehre und Toxikologie II, 8 stündig; 
Rezeptierkunde, 1 ständig; Chemische Übungen, 4ständig'; Phar¬ 
mazeutische Übungen täglich; Pharmakologisches Laboratorium für 
Geübtere. — Kitt (stellv.): Spezielle pathologische Anatomie, 5stün- 
dig; Sektionsübungen und patholog.-anatomische Demonstrationen, 
2 stündig; Arbeiten im Laboratorium für Geübtere. — Albrecht: 
Allgemeine Tierzuchtslehre, Pferdezucht, Schweinezucht, Ziegen¬ 
zucht, 7stündig; Exterieur des Pferdes und der übrigen Haustiere, 
2 stündig. — Schlampp: Spezielle Pathologie und Therapie, 3stün- 
dig; Medizinische Klinik, 6 stündig; Augenheilkunde, 1 stündig; Poli¬ 
klinik, täglich; Arbeiten im Laboratorium für Geübtere. — Mayr: 
Chirurgische Klinik, 6stündig; Spezielle Chirurgie, 5stündig; Poli¬ 
klinik, täglich; Arbeiten im Laboratorium für Geübtere. — von 
Vaerst: Yeterinärpolizei, 3stündig; Praktikum der Staatstierheil- 



668 


künde, 2ständig; Untersuchungen auf Gewährsfehler, 2ständig; 
Ambulatorische Klinik. — Moser: liufbeschlag, 2stündig; Iluf- 
krankheiten, 2ständig; Praktikum in der Hufkunde, 2ständig; Ar¬ 
beiten im Laboratorium. — Mö Iter: Animalische Viktualienbeschau, 
2 ständig. _ 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 15. September 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 
Oberbayern: 13 Gmd. (13 Geh.); Niederbayern: 
26 Gmd. (39 Geh.); Pfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); Oberpfalz. 
5 Gmd. (5 Geh.); Mittelfranken: 2 Gmd. (6 Geh.); 
Unterfranken: 3 Gmd. (3 Geh.); Schwaben: 1 Gmd. 
(I Geh.). 


Bttcherscban. 

Kompendium der speziellen Chirurgie für Tierärzte. Von 

Dr. med. Eugen F r ö h n e r, Geh. Regierungsrat und 
Professor an der K. Tierärztlichen Hochschule in Berlin. 
4., neubearbeitete Auflage. Mit 8G Abbildungen. Stutt¬ 
gart, Verlag von Eerd. Enke, 1910. Preis 9 t/#'. 

Verf. behandelt in dem Kompendium die chirurgischen 
Krankheiten nach den einzelnen Körperregionen wie folgt: 
Krankheiten des Kopfes, Halses, Krankheiten der Brust, des 
Bauches, der weiblichen Geschlechtsorgane, der Vorderglied¬ 
maßen, der Wirbelsäule, des Beckens und Schweifes, Krank¬ 
heiten der Hintergliedmaßen, endlich Krankheiten des Hufes 
und der Klauen. 

Bei der Ausarbeitung der’l. Auflage des Kompendiums 
leitete den Verf. die Tendenz, Tierärzten und Studierenden 
das wissenschaftlich und praktisch Wichtigste aus dem 
ganzen großen Gebiete der speziellen Chirurgie zu bieten. 
Wie alle Besprechungen der 1. Ausgabe des Buches be¬ 
kunden, ist ihm dieses vollkommen gelungen. Die weiteren 
zwei Auflagen brachten das in den jeweiligen Zwischenzeiten 
neu Aufgetretene unterkritischer Beleuchtung auf Grundlage 
eigener Beobachtungen und Erfahrungen des Verf. In 
der vorliegenden 4. Auflage wurde von Fr. besonders auch 
der Inhalt der auf dem Gebiete der Chirurgie erschienenen 
.Dissertationen zur Ergänzung des Kompendiums verwertet. 
Noch mehr wie die früheren Auflagen stellt die gegen¬ 
wärtige einen äußerst wertvollen Behelf nicht nur zur 
schnellen Orientierung über Fragen chirurgischen Inhaltes, 
sondern auch zur Belehrung nach verschiedener Richtung 
dar und muß zu beiden Zwecken Tierärzten und Studenten 
warm empfohlen werden. A. 



66 9 


Personalien. 

Ernennungen: Solleder Joseph, städt. Bezirkstierarzt 
in Günzburg zum Distriktstierarzt in Lauingen (Schwaben); Dr. 
Klunzinger Gustav, München zum Assistenten am botanischen 
Institute der Tierärztlichen Hochschule München. 

Beförderung: (Jnterveterinär Eckart Albert des 2. Ul.- 
Rgt. zum Veterinär. 

Wohnsitz Veränderungen: Garrecht V alent., Kgl. 
Bezirkstierarzt in Karlstadt in gleicher Eigenschaft nach Ingolstadt; 
Klaiber Rudolf in Allershausen bei Freising nach Ismaning bei 
München. 

Niederlassung: Hofmiller Lothar aus Augsburg in 
Weßling am Ammersee (Oberbayern). 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern: Tierarzt K ö 1 - 
lisch Peter in Nürnberg. 


Brled-igrt: 

Die Stelle des Bezirkstierarztes für den Ver¬ 
waltungsbezirk Karlstadt. 

Bewerbungsgesnche sind bei der für den Wohnsitzjles Be¬ 
werbers zuständigen Regierung, Kammer des Innern, bis zuho 

ST. September lfd. Js. einzureichen. 

Im Verlag der Buchdruckerei J. Gotteswinter, München 
erscheint Ende Oktober: 

Tierärztlicher Taschenkalender 19113S 

(ZV. Jahrgang) 

herausgegeben von K. Hofrat Dr. M. Albrecht und K. Bezirkstierarzt H. Bürchncr. 
Drei Teile. (I. Teil als Taschenbuch gebunden.) Preis 4 Mark. 

■ 1 

Xeroform 

Völlig ungiftiges Wundstreupuiver. 

Reizlos, sterilisierbar. Desodorisiert jauchige Sekrete. 

Schnellst wirkendes Überhäutungsmittel. Spezifikum bei 
Qässenden Ekzemen und Brandwunden. 

■ 

Ichthynat 

(Ammonium ichthynatum Heyden). 

Wie Ichthyol aus Tiroler Fischkohle, aber viel billiger. 
Anzuwenden wie Ichthyol. 


Proben und Literatur kostenfrei. 

Chemische Fabrik von Heyden, Radebeul-Dresden. 

■ 

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(trüber: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 4. Oktober 1910. Nr. 40. 


Inhalt: O r i gin a 1 a rt i k e 1: Dr. Biendinger: „Ein Stück Buja- 
trik“. — A. Mayr: Kurze Mitteilungen au9 der Praxis. — 
Referate: Weber: Beobachtungen über die Rektaltemperatur 
des gesunden Rindes, zugleich ein Beitrag zur Vorausbestini- 
mung der Zeit der Geburt, üasak: Yohimbin. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Dr. W. Meyer: Das Pferd als 
Handelsobjekt. (Schluß.) — Verschiedenes: Fleisch¬ 
beschau und praktische Tierärzte. — B ü c h e r s e h a u. — 
Personalien. 


„Ein Stack Bniatrik“. 

Von Distriktstierarzt Dr. Biendinger, Nennslingen. 

Der praktische Tierarzt braucht schon eines kräftigen 
Anstoßes, um die Feder zu ergreifen; er liest wohl mit 
großem Interesse mehrere Fachzeitschriften, aber doch fehlt 
ihm in manchen Teilen der Überblick, mittels dessen er ur¬ 
teilen könnte, wie weit Anschauungen, die er vertreten 
möchte, schon bei seinen Kollegen verbreitet sind. So 
drängte es mich schon seit einigen Jahren, über ein Kapitel 
aus der Bujatrik zu berichten, doch wußte ich nicht, wie weit 
diese Anschauungen schon Gemeingut der sich dafür inter¬ 
essierenden praktischen Tierärzte sind. 

Seit vier Jahren in selbständiger Praxis stehend, habe 
ich das Glück, mit meinem hochverehrten früheren Lehr¬ 
meister, Herrn Kreistierarzt a. D. Bolz in Weißenburgi. B., in 
regem nachbarlichem Verkehr zu stehen. Schon als Assistent 
w r andte ich unter seiner Leitung mein ganzes Interesse der 
Fremdkörperindigestion des Rindviehs zu und durch regen 
mündlichen Austausch unserer Erfahrungen seit 5 Jahren 
sind wir zu Resultaten gekommen, die sich in hohem Grade 
mit denen von A r n o 1 d und B a ß decken (Herl. Tierärztl. 





674 


Wochenschrift, Nr. 20, und Tierärztl. Rundschau, Nr. 37, 
Leitartikel). Da wir jedoch in einigen Kleinigkeiten andere 
Anschauungen haben, erlaube ich mir, die beiden Artikel 
zu besprechen, empfehle aber dieselben zum Vergleich 
nochmals durchzulesen. 

Vorausschicken will ich, daß, wenn B a ß - Görlitz zu- 
gibt, weniger als 90 %> Heilungen erzielt zu haben, wie 
Arnold angibt, wir mindestens das Resultat von letzterem 
auf weisen können. So mußte ich in einem Jahr von 72 Tieren 
mit Fremdkörperindigestion 3 bezw. 5 schlachten lassen 
(2 kamen schon mit hochgradiger Pericarditis traumatica 
in Behandlung, kommen also statistisch nicht in Betracht) ; 
außerdem hatte ich 97 Indigestionen anderer Ätiologie zu 
behandeln. 

Zu A r n o 1 d’s vorzüglich beschriebenem Symptomen- 
komplex möchte ich folgendes bemerken: Arnold findet 
„vorläufig keine, später leichte, zunehmende Schmerzens- 
äußerungen“. Ich möchte vorausschicken, daß wir gewöhnt 
sind, bei jederUntersuchung eines kranken Rindes mit einem 
Griff über der Schulter eine nautfalte zu schlagen und auf 
Stöhnen, eventuell auch Husten u. a. zu achten. Nun be¬ 
haupte ich, daß gerade in den ersten zwei bis drei Tagen die 
Schmerzensäußerungen am typischsten sind, während die 
späteren, zunehmenden und meist nicht mehr typischen erst 
bei beginnender allgemeiner Peritonitis auftreten. Denn nur 
in der frisch entstandenen Wunde löst der Fremdkörper 
Schmerzen aus, in der eiternden, granulierenden viel 
weniger. 

Was die mir sehr interessante Beobachtung von Gas¬ 
ansammlung in der Bauchhöhle über dem Wanst betrifft, 
so muß ich sagen, daß ich sie seit A r u o 1 d’s Veröffent¬ 
lichung noch nicht konstatieren konnte. Ich hielt bisher 
das Aufblähen immer für Gasansammlung im Wanst infolge 
Wanstparese. Wenn die Beobachtung von A. richtig ist, so sollte 
man meinen, es müßte die Gasauftreibung auch in der rechten 
Flanke bemerkbar sein, wenn eben der Austritt von Gas aus 
der Haube erfolgt. Eine Verletzung bezw. Entzündung des 
visceralen wie parietalen Bauchfell Überzuges ruft sofort eine 
mehr oder weniger starke Parese sämtlicher Eingeweide her¬ 
vor, z. B. sogar manchmal beim Überwurf des Ochsen. Die 
Parese bedingt einmal den festen Wanstinhalt mit dariiber- 
stehender Gasansammlung im Wanst, andererseits den 
manchmal, nicht immer, trockenen Ivot. Eine solche voll¬ 
ständige Parese tritt allerdings nur selten bei Fremdkörper- 
anwosonheit im Anfang ein. Baß-Görlitz sagt mit Recht. 



675 


wie auch Arnold zugibt, daß gerade häufig die linke 
Flanke nicht aufgebläht, sondern geradezu eingefallen ist, 
und ich füge hinzu, daß die Konsistenz des Wanstinhaltes 
oft normal ist, wenn auch kein oder wenigstens kein nor¬ 
males Wiederkauen und Wanstbewegungen stattfinden. 
Nach meiner Erfahrung verläuft die Fremdkörper-Indi¬ 
gestion sehr häufig mit so geringen Krankheitserschei¬ 
nungen, daß sie nicht nur oft vom Besitzer und Stallpersonal 
übersehen, sondern auch vom kundigen Tierarzte nicht als 
solche erkannt wird. 

Noch möchte ich anfügen, daß ich das von Arnold 
erwähnte Kratzen der Fremdkörper am Herzen noch nicht 
gehört habe, wenn man den Ausdruck nicht bildlich auf- 
fassen soll, was ich dann zugebe. Ich habe aber schon zwei 
Fälle gesehen, wo der Herzbeutel zum großen Teil am Peri¬ 
kard angewachsen war, ohne daß noch Entzündungserschei¬ 
nungen bestanden hätten, die mit der Notwendigkeit der 
Schlachtung in ursächlichem Zusammenhang gestanden 
hätten. 

A r n o 1 d’s Bemerkungen über die Folgen der lokalen 
Peritonitis sind sehr zutreffend. Hervorheben möchte ich 
nur, daß Verletzungen der Milz und der Leber sehr gern 
perakut verlaufen bezw. zu allgemeiner Peritonitis Veran¬ 
lassung geben. Zu wenig betont er die nach l U —2 Jahren 
auftretenden Allgemeinstörungen, welche durch die Verwach¬ 
sungen der Mägen mit dem Bauchfell und die häufig 
damit verbundenen Abszesse entstehen und zu wiederkeh¬ 
renden Indigestionen oder Kachexie führen, welche BaßJ 
Görlitz in seinem Bericht andeutet. Bei diesen Indigestionen, 
die oft schwererer oder leichterer Natur, aber häufig 
sehr hartnäckig sind, tut Holterbach’s Arec. verat. 
wunderbare Dienste entweder -als Heilmittel oder als Dia- 
gnostikum. Die Zahl dieser nach der ersten Behandlung 
scheinbar geheilten Tiere, welche später (nach Vt—2 Jahren) 
infolge der Abszesse und Verwachsungen doch wieder er¬ 
kranken, schätze ich auf 10 % der Geheilten. 

Was nun die Therapie der neu entstandenen Fremd¬ 
körper-Indigestion betrifft, so sind wir im Prinzip ganz 
einer Meinung. Zu der als erste und wichtigste Maßregel 
notwendigen Hochstellung der Vorhand um etwa 15 cm be¬ 
merke ich, daß hiezu am geeignetsten sich einige Karren ge¬ 
brauchter Schafstreu erwiesen haben. Mit dieser kann man 
eine sehr feste, trockene, gleichmäßig schiefe Ebene her- 
stellen; auch hat sie den Vorteil, vom Tier nicht als Futter 
benützt zu werden. Eine Pritsche hat den Nachteil, daß die 
Streu rutscht und dadurch l’iir das Tier ein glattes oder un- 



676 


bequemes Lager wird. Bedingung ist weiter, das Tier allein 
zu stellen; dann bedarf es auch keines Maulkorbs, der das 
Wiederkauen (liier Indruek genannt) erschwert und wäh¬ 
rend dreier Wochen dem Tier zur Qual werden muß. 

Die übrige Behandlung bestellt in 1—2 tägigem voll¬ 
ständigem Hungern ohne Wasserentzug, darauf in 8 Tage 
langem Füttern in der Weise, daß zu jeder Mahlzeit dem 
Tier eine kräftige Suppe (Brot, gesottenes Getreide, Lein 
u. s. w.) nebst einer Handvoll (hier „Gax“ oder „Gaux“ voll 
genannt) Heu oder dergleichen gereicht wird; erst in den 
leigenden 14 Tagen steigert man die Ration aufs normale Quan¬ 
tum. Doch muß das Tier schon nach einigen Tagen den Ein¬ 
druck eines gesunden machen, öfter als dreimal am Tage 
dem Tier Futter zu verabreichen, wie Baß- Görlitz anrät. 
halte ich für unnötig, ja schädlich, da dadurch leicht das 
Wiederkauen unterdrückt wird. Denn bekanntlich veran¬ 
laßt man ein Rind am leichtesten zum Unterbrechen des 
Wiederkauens, wenn man ihm eine Handvoll Futter gibt 
(z. B. beim Auskultieren der Lunge). Im übrigen sind die 
Angaben von Baß- Görlitz über seine Behandlung und ihre 
Wirkung sehr zutreffend, doch halte ich ein mehr als drei¬ 
wöchiges Hochstellen nur sehr selten für notwendig. Die 
Anwendung von Arzneien wird aufs äußerste beschränkt. 
Höchstens gebe ich bei allzu trockenem Kot einige Dosen 
Glaubersalz, nicht etwa um Verstopfung (s. später) zu ver¬ 
hüten, sondern um das schmerzerzeugende Drängen auf den 
Kot zu vermeiden. Ganz falsch wäre veratrinum, rhizoma 
ueratri, od n r Salzsäure Wenn zu Beginn der Krankheit 
die Schmerzen stark sind, tun im Gegensatz zu obigen Arz¬ 
neien zirka 30—■40 g Tinct. op. sehr gute Dienste. 

Was Baß von Magenparese sagt, ist sehr richtig. Wir 
beobachtet“» sie eigentlich nur hei ausschließlicher Stroh¬ 
fütterung in Futternotjabren und bei Indigestion infolge 
allzu reichlicher Fütterung von Getreide oder Getreideabfall 
(sog. „Überkehr“). Doch habe ich speziell seit zwei Jabren 
(bessere Futterjahre einerseits, Anwendung von Arec. verat. 
andererseits) keinen Fall mehr gesehen. 

Zum Schlüsse möchte ich die „alten Praktiker“ bitten, 
doch recht oft uns „Jungen“ solche Stückchen, besonders 
aus der Bujatrik. zu bringen, und den beiden Autoren in 
Idstein und Görlitz hiemit meinen Dank aussprechen! 

A n h a n g. 

„Verstopfung.“ Über das von Laien, aber auch 
von vielen Tierärzten häufig gebrauchte Wort ,,Verstopfung 



677 


beim Kindvieh“ möchte ich hier gerne einige Bemerkungen 
anknüpfen. Unter Verstopfung verstehe ich eine Anschop¬ 
pung bezw. Verhärtung von Kot im Darm, wie sie bei Mensch, 
Ilund, Pferd und anderen Tieren vorkommt, beim Rind aber 
von mir in diesem Sinn noch nicht beobachtet wurde. Meine 
Ansicht ist, daß, wenn die Mägen funktionieren, der Darm 
beim Kind ohne weiteres in Tätigkeit tritt. Das Wort Ver¬ 
stopfung aufzugeben hat den praktischen Wert, daß 
der Besitzer bei Vorhandensein von Indigestion oder Ver¬ 
dauungsstörung (also nicht Verstopfung) nicht einen großen 
Kotabgang nach Arzneigaben erwarten darf, wie z. B. bei 
der Anschoppungskolik des Pferdes. Tritt derselbe trotz 
Appetit und Wiederkauen nicht ein, so glaubt er, die Arznei 
habe nicht gewirkt und die Verdauungsstörung sei von selbst 
geheilt. 

Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Schlachthofdirektor A. Mayr, Erlangen. 

Augenanomalie. 

Die Augäpfel eines blindgeborenen, sonst aber völlig 
normalen Fohlens hatten die Form eines Kegels, dessen 
Spitze weit aus der Lidspalte herausragte. Diese an Stelle 
der Augen herausstehenden blutroten Zapfen gaben dem 
Kopfe ein höchst unschönes Aussehen. Der Augapfel stellte 
ein derbes, reichlich von Blutgefäßen durchzogenes Gewebe 
dar; versuchshalber trug ich die Kegelspitzen schichtweise 
langsam ab und kam schließlich auf eine bläuliche, gefäl¬ 
telte Haut — Andeutungen der Iris — Linse und Glaskörper 
waren ebenfalls vorhanden. Die Glaskörpersubstanz war 
dicklich und schmutzig-gelb. Das Tier wurde getötet. 

Papillome a m E u t e r. 

Das Euter einer Kuh war dermaßen mit Papilloni- 
niassen überwuchert, daß die Zitzen in dieselben wie 
eingebettet waren. Das Euter mußte förmlich geschält 
werden, heilte aber in verhältnismäßig kurzer Zeit ab. 


11 a r n s t e i n. 

Ich nahm einen Ochsen in Behandlung, bei dem die 
Diagnose Harnstein gestellt werden mußte. Die vorgenom¬ 
mene Operation führte ein Resultat nicht herbei, da der 
Stein nicht aufzufinden war. Bei der Schlachtung fand sich 
nun am Blasenhalseingang ein kegelförmiger Pfropf (Basis 
gegen die Blase, Spitze gegen Blasenhalslumen) von der 



678 


Größe einer Walnuß. Derselbe war von teigiger Konsistenz, 
außen von schwarzer und auf dem Durchschnitte dunkel- 
roter Farbe und hatte sich genau den umgebenden Blasen¬ 
halswandungen angefügt, so daß er einen vollkommenen 
Verschluß bildete. Dem Wesen nach bestand der Pfropf in 
der Hauptsache aus mit Blutfarbstoff durchtränktem Fibrin. 

Uterustorsion. 

In einem Falle gelang mir die Lageberichtigung durch 
Wälzen nicht, so daß ich, trotz einiger schlechter Erfah¬ 
rungen, zur Operation schritt, die diesmal vorzüglich gelang. 
Ganz ausgezeichnet fand ich die Unterstützung durch einen 
Gehilfen, den ich anwies, sich unter dem Tiere auf den' 
Rücken zu legen, die Beine hochzunehmen, mit den unbe¬ 
kleideten Fußsohlen an einer bezeichneten Stelle anzusetzen 
und auf Kommando langsam nach aufwärts zu drücken. 
Ich ließ ihn die Füße genau an der Stelle ansetzen, an wel¬ 
cher der konvexe Rand des trächtigen Uterushorns, also der 
Schwerpunkt des überschlagenen Uterus ruhte. Nachdem 
ich mit Unterarm und flacher Hand den Tragsack unterfaßt 
hatte, fingen wir gleichzeitig an, langsam emporzuheben 
und der Uterus legte sich prächtig in seine Lage zurück. 
Darauf entwickelte ich das Kalb, um dann erst die Ope¬ 
rationswunde zu vernähen, deren Heilung einen raschen 
Verlauf nahm. 


Mastdarmzerreißung. 

Einen Fall möchte ich erwähnen, der die unbedingte 
Notwendigkeit der rektalen Untersuchung wiederum deut¬ 
lich illustriert. Zu einer schwerkranken Kuh gerufen, die 
jede Futteraufnahme versagte, hochfieberhaft war, zitternd 
und mit gestrecktem Kopfe dastand, konnte ich nichts Posi¬ 
tives feststellen, bis mit der rektalen Untersuchung das 
Rätsel gelöst wurde. Zirka 30 cm vom After entfernt be¬ 
fand sich im Mastdarm ein Riß, durch den bequem die ganze 
Hand hindurchgeführt werden konnte. Auf Befragen er¬ 
fuhr ich nun, daß ein Pfuscher die Kuh einige Tage zuvor 
auf Trächtigkeit untersucht hatte, daß das Tier bei dieser 
Manipulation sehr unruhig gewesen sei, daß es nach der 
Untersuchung aus dein Mastdarm geblutet und von da an 
sich sehr krank gezeigt habe. 


Referate. 

Weber: Beobachtungen über die Rektaltemperatur 
des gesunden Rindes, zugleich ein Beitrag zur Voraus- 



679 


besiimmung der Zeit der Geburt. (Deutsche Tierärztliche 
Wochenschrift, 1910, Nrn. 10,11,12.) 

Verfasser unterzieht die große Anzahl der hier ein¬ 
schlägigen Publikationen einer eingehenden Besprechung 
und teilt die Ergebnisse seiner eigenen Beobachtungen mit. 
Als wesentlich ergibt sich: 

Infolge der Nahrungsaufnahme steigt die Temperatur 
um durchschnittlich 0,25 0 ; der Grad der Erhebung im 
Einzelfalle wird in der Hauptsache durch die während des 
Fressens geleistete Muskelarbeit bedingt. Das Tränken mit 
kaltem Wasser vermag beim Rind die Körperwärme nicht 
zu beeinflussen. 

Die Rektaltemperatur steigt während der Trächtigkeits¬ 
periode anfangs ganz unbedeutend, im Monat vor der Ge¬ 
burt aber sehr deutlich an und zwar, w r enn man die 
Abendtemperatur zugrunde legt, im Mittel um 0,9 °. 12 bis 
52 Stunden vor dem Kalben beginnt sich plötzlich und deut¬ 
lich ein dauernder Abfall der Körperwärme bemerkbar zu 
machen, der spätestens nach 24 Stunden den Durchschnitts- 
Anstiegwert wieder erreicht. Während der letzten Trächtig¬ 
keitsperiode ist zudem die Herzfrequenz der Kuh stark be¬ 
schleunigt. 

In den Stunden und Tagen nach der Ausstoßung des 
Kalbes zeigt die Körperwärme unter normalen Verhält¬ 
nissen eine leicht wellenförmige Bewegung. 

Die tägliche Schwankung der Körperwärme ist in 
frischmilchendem Zustand geringer als in hochtragendem; 
sie beträgt durchschnittlich 0,54 bezw. 0,78 °. 

Die mittlere Körpertemperatur des nicht hochtragen¬ 
den Rindes ist 38,0—39,5 0 ; eine beständige Bewegung in 
lebhaftem Schritt bewirkt eine Erhöhung von etwa 0,5 °. 

Bei hochtragenden Rindern sind Temperaturen von 
39,5—40,5 °, soferne krankhafte Erscheinungen fehlen, phy¬ 
siologisch. Unter t/a Jahr alte, gesunde Tiere können in 
seltenen Fällen Temperaturen bis 40,0 0 zeigen. 

Temperaturermittelungen vom Rind wären zur Ver¬ 
meidung von Irrtümern mit Angabe der Zeit und der 
näheren Umstände der Messung zu versehen, 
v«. '<■ L i n d n e r. 


H a s a k : Yohimbin. (Ö sterrcich. Monatsschrift für 
Tierheilkunde, 1910, Nr. 3.) 

Verfasser probierte Yohimbin bei 3 Kühen, die einen 
auffallend geringen Milchertrag lieferten und zwar erhielten 
dieselben täglich dreimal je 0,1 Yohimbin in Tablettcnforin 



680 


mit zweitägiger Pause nach je 3 Tagen; im ganzen erhielt 
also jede Kuh 54 Tabletten, das ist 5,4 Yohimbin. Dabei be¬ 
obachtete Verf. eine leichte Steigerung der Körpertempe¬ 
ratur, des Pulses und der Atemzüge, ferner sichtbare Schwel¬ 
lung der äußeren Geschlechtsteile, hochgerötete Scheiden¬ 
schleimhaut mit reichlicher Sekretion eines zügigen, gelb¬ 
lich-weißen Schleimes; diese Erscheinungen steigerten sich 
nicht weiter und wollte auch keine der gelten Kühe den 
Stier annehmen. Eine vermehrte Milchabsonderung konnte 
nur in sehr minimaler Menge verzeichnet werden, die jedoch 
in keinem Verhältnis zu dem hohen Preise des Mittels steht, 
so daß dasselbe nicht als ein TJniversalmittel zur Erreichung 
höherer Milcherträge angesehen werden darf. Auch zur Er¬ 
zeugung von Brunsterscheinungen bei weiblichen Bindern 
und Hündinnen hat das Mittel versagt, während in 2 Fällen 
von Impotenz von Zuchtbullen recht befriedigende Besultate 
erzielt wurden. Hier leisteten zweimalige tägliche Gaben 
von Yohimbin- resp. Yohimvetoltabletten im Kleientrank 
vorzügliche Dienste. B a b u s. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Das Pferd als Handelsobjekt.*) 

Von Dr. Wilhelm Meyer, Stabsveterinär. 

(Schluß.) 

Es bliebe nun noch der dritte Stützpunkt bei der Ta¬ 
xierung einer kurzen Beobachtung zu unterziehen, nämlich 
der jeweilige Grad der Abnützung durch 
Zufälligkeiten, Arbeit oder Leistung. 

Unvorhergesehene Ereignisse, gänzlich unabhängig von 
dem Dienstgebräuche, können den Vollwert des Pferdes oft 
zeitlich stören, sogar dauernden Minderwert verschulden, 
so kann ein einziger Anfall einer Iridochorioiditis Verände¬ 
rungen im Auge hinterlassen, die irreparabel zeitlebens 
bleiben; oder eine überstandene croupöse Pneumonie infek¬ 
tiöser Natur hat metastatische Sehnenscheiden- oder Gelenk¬ 
entzündungen im Gefolge, deren Überbleibsel dauernde 
Konturunterschiede an den beschädigten Stellen hinter- 
lassen, die bei der Ungewißheit ihrer Entstehung von Seite 
des Käufers eine regionäre Schwäche befürchten lassen und 
den Preis nicht wenig drücken. Auch der Gegensatz zwischen 
Arbeit und Leistung ist absichtlich gewählt, denn es kann 
schon in der Dressur, wo noch von keiner besonderen Lei- 

*) Nach einem im Vereine „Münchener Tierärzte“ in der 
Februarsitzung 11*10 gehaltenen Vorträge. 



681 


stung die Kode ist, eine Beeinträchtigung des Handelswerl es 
erfolgen; bei Gebrechen an noch jungen Tieren hat man aber 
allen Grund, die Ursache derselben in mechanischen un¬ 
günstigen Verhältnissen, in Formfehlern, wie man sagt, zu 
suchen; hingegen kann das beste Gebäude unter unsinnigen 
Gewaltleistungen oder Überanstrengungen zu Schaden 
kommen. Bekn Vorhandensein irgend eines den Gebrauch 
benachteiligenden Gebrechens treten die bereits angedeu¬ 
teten Schwierigkeiten für den Fachmann ein. 

Schon das Auffinden eines Schadens erfordert tech¬ 
nische Fertigkeiten mannigfacher Art, um Gewebsschwel¬ 
lungen, die sich in Konturunterschieden kleinster Form an 
den Beinen offenbaren, zu entdecken, die kleinsten Trü¬ 
bungen in den lichtbrechenden Medien des Auges nicht zu 
übersehen, Atem- oder Herzstörungen im Stadium der Ent¬ 
stehung zu erkennen. Der Verkäufer hinwiederum ist mit 
List bemüht, das kleinste Übel zu verbergen oder zu be¬ 
schönigen. 

Beim Bestehen eines Schadens ist man in der Kegel 
berechtigt anzunehmen, daß derselbe nicht vorübergehender 
Art ist, denn es wird nicht leicht Jemanden geben, der mit 
einer akuten Wertstörung einen Verkauf beabsichtigt, zu¬ 
mal wenn er die Zuziehung eines Technikers vermutet. 

Das große Chaos von Gebrechen erfordert natürlich 
hinsichtlich der Beurteilung und des Einflusses auf den 
Handelswert eine Würdigung von Fall zu Fall; doch muß 
auch hier ein System, nicht willkürliche Laune, dieselbe 
leiten. — 

Praktisch verwendbar zur Differenzierung der Ge¬ 
wichtigkeit von Gebrechen auf das kommerzielle Verhalten 
dürften folgende Punkte sein: 

1. Wertminderung o h n e m o m e n t a n e 
N u t z u n g s b e e i n t r ä c h t i g u n g. 

Hieher gehören auch alle bedeutenden Schönheits¬ 
fehler, ferner Augenfehler und zwar hauptsächlich solche, 
bei denen die Wahrscheinlichkeit eines traumatischen Ur¬ 
sprunges besteht, ebenso Pferde mit dem verufenen Vitium 
animi des Koppen». Übernimmt, in solchen h üllen der Käufer 
das Risiko, so kann er unter Umständen in den Besitz einer 
scheinbar vollwertigen Ware gelangen: doch haben solche 
Pferde natürlich niemals den ganzen llandelswert, vielmehr 
ist der Grad der Wertbeschränkung so zu bemessen, daß eine 
Gleichachtung mit dem an Jahren vorgeschrittenen Tiere 
eintreten muß. Das 6-, T- oder 8jährige Pferd ist bei allen 
sonstigen Vorzügen dem 12jährigen gleichwertig, über- 



682 


schreitet also unmöglich einen maximalen Wert von 1700 
Mark, der mit jedem höheren Lebensjahr um 200 Mk. sinkt. 

2. Wertminderung mit relativer Nut¬ 
zungsstörung. 

Für bestimmte Zwecke können Pferde dieser Kategorie 
noch gut verwendbar sein, so z. B. mit Herzfehlern geringen 
Grades, die noch keine derartigen zirkulatorisehen Effekte 
gezeitigt haben, daß deutliche Atemstörungen auftreten oder 
mit Lungenemphysem, das für Luxusreitpferde ohne größere 
Tragweite bleiben wird, mit leichtem Kehlkopf ton, der nur 
in langem Galopp bei herangenommenem Kopfe hörbar wird, 
mit Trübungen im lichtbrechenden System des Auges inten¬ 
siver Art, mit Verdickungen an den Stützapparaten der 
Sehnen, den Sehnen selbst, mit Gallenbildung u. s. w. Der¬ 
artige Pferde besitzeu eben nur bedingten Wert und stehen 
auf gleicher Stufe mit dem 15jährigen Tiere, soferne sie 
jünger sind, und sind auf höchstens 1000 Mk. anzuschlagen. 

3. Wertminderung mit absoluter Nut¬ 
zungsbeeinträchtigung. 

Die Zeichen vorzeitigen Verbrauchs sind deutlich sicht¬ 
bar oder andere organische Fehler gesetzlicher oder unge¬ 
setzlicher Art manifestieren sich in dem Grade, daß bei er¬ 
höhten Dienstesanforderungen ein Versagen eintreten muß. 
Hier ist entsprechend der Preis auf das Niveau des abge¬ 
nützten Pferdes herabgesunken. Immerhin sind solche Tiere 
mitunter noch zum leichten Zuge zu verwenden; aber nur 
ausnahmsweise sind sie noch 500 Mk. wert. 

Tiere solcher Beschaffenheit werden mit Vorliebe noch 
zu betrügerischen Manipulationen gebraucht. Gewissenlose 
Händler, die nicht leicht die Beiziehung eines Fachmannes 
von Seite der Käufer befürchten müssen, suchen harmlosen 
Leuten, die den Grad der Arbeitsbesehränkung nicht zu 
schätzen verstehen, solche Pferde teuer aufzureden. 

Zweifelsohne kann es in allen A 11, e r s s t u f e n 
des P f e r d e s K i g e n s eh affen g e b e n, die sein e n 
reellen Wert erhöhen. Wie andere Arten von 
Handelsgegenständen zuweilen in einer bestimmten Iland 
eine höhere Bedeutung, einen ästimatorischen Besitzwert, 
bekommen können, so auch das Pferd. Der schwache, ängst¬ 
liche Heiter schätzt die Frömmigkeit und Verlässigkeit am 
Objekte weit mehr als Räumigkeit des Ganges oder Schön¬ 
heit der Form und bezahlt sie auch gern. Wieder ein anderer 
bevorzugt die Sicherheit, heim Springen, ein anderer die 
Eleganz der Formen; kurzum, es ließen sich noch manche 
spezifische Vorzüge anführen, die den materiellen Nutzungs- 



683 


wert übersteigen. Dabei ist für uns von Wichtigkeit, zu ent¬ 
scheiden, ob der Fachmann berufen oder befugt ist, einen 
solchen imaginären Wert der Ware beim Preise mitzu¬ 
taxieren. Da derselbe keine sicht- und greifbare Form be¬ 
sitzt, hat man für seine Feststellung keinen sicheren Ma߬ 
stab und es wäre gegen jede Art der bisher gepflogenen 
Schätzungsbräuche, wollte man diese individuell variablen 
Vorzüge in bestimmte Grenzwerte zwingen. Im gegebenen 
Falle muß lediglich der reelle Handelswert taxiert werden, 
das Plus für die spezifische Eigenschaft kann der Käufer 
seinen Vermögensverhältnissen anpassen. — 

Sind wir uns, m. H., des Ernstes der Aufgabe, jedes 
Ilandelskonsilium möglichst reell zu gestalten, stets bewußt, 
dann wird auch die Überzeugung allgemein Wurzel fassen, 
daß unser mit größter Sachkenntnis gefälltes Urteil dem 
Rechtsempfinden der Menge entspricht und der Erkenntnis 
von der Notwendigkeit unserer Beihilfe müssen alle, auch 
durch ihr Alter sanktionierten Vorurteile weichen! 

Verschiedenes. 

Fleischbeschau und praktische Tierärzte. 

[In anderer Lesart.] 

Auf den unter obiger Überschrift von dem prakt. Tier¬ 
arzt R. in Nr. 38 der „Münch. Tierärztl. Wochenschr.“ ein¬ 
gesandten und zum Abdruck gebrachten Artikel gestatte ich 
mir, und zwar unter Namensnennung, da einmal absolut 
kein Grund zu einem Versteckspiel meinerseits vor¬ 
liegt, und daun, weil mir der „Anonymus 4 *' ohnehin un¬ 
sympathisch ist, folgendes berichtigend zu erwidern: 

Der Herr Verfasser spricht in fraglichem Artikel ein 
kategorisches Out-Out aus; entweder, sagt er, liegt eine 
— anscheinend auch ihm unbegreifliche — Gesetzesunkennt¬ 
nis vor, oder aber eine gesetz- resp. pflichtwidrige Hand¬ 
lungsweise, ein Drittes gibt es nicht. leb frage, bat der 
junge, neugebackene Herr Collega, bevor er mit dem einen 
oder anderen gleich schweren und beleidigenden Vorwurfe 
einem alten Kollegen gegenüber an die breite Öffentlichkeit 
getreten ist, nicht bedacht, daß es auch noch weitere Mög¬ 
lichkeiten geben kann, z. B. die, daß er selbst durch den frag¬ 
lichen Herrn Landbürgermeister — den ich übrigens für 
einen Ehrenmann halte — unrichtig informiert worden ist { 
Ich frage weiter, wäre es nicht vielleicht doch am Platze 
gewesen, wenn der Herr R., den ich persönlich gar nicht 
kenne und von dessen Ansüssigmaehung in einer Gemeinde 



684 


meine» benachbarten Bezirke» icli nur durch Zu¬ 
fall Kenntnis erhalten, mit mir persönlich Rücksprache ge¬ 
nommen hätte, wenn er beabsichtigt hat, amtliche Funk¬ 
tionen — und dazu gehört doch wohl auch die Ergänzungs- 
Fleischbeschau — in m e i n e m Bezirke vorzunehmen \ Der 
Herr R. hat eine Vorstellung nicht für nötig erachtet und 
das ist in gewisser Hinsicht nach meinem Dafürhalten auch 
„bezeichnend“. 

Zur Sache selbst führe ich nur an: Aus den Gemeinden 
meines Bezirkes, in welchen der Herr R. sich um die Er¬ 
gänzungs-Fleischbeschau beworben haben soll, ist bei mir 
nur ein Bürgermeister erschienen, der mir die Frage vor¬ 
legte, ob es mir recht wäre, wenn dem Herrn Tierarzt R. 
in R. auf sein Ansuchen die Ergänzungs-Fleischbeschau 
übertragen würde, die ich zunächst mit der Gegenfrage be¬ 
antwortete, welche Gründe hiefür vorlägen. Der Herr 
Bürgermeister erwiderte - wörtlich: „Gründe liegen nicht 
vor, die Frage habe ich nur gestellt, weil ich mir gedacht 
habe, es ist dem Herrn Bezirkstierarzt vielleicht lieber, 
wenn er gegebenen Falles den immerhin weiten Weg nicht 
zu machen braucht.“ Ich gab darauf die Erklärung ab, daß 
ich bei ständiger Assistenten- und Fuhrwerkshaltung wohl 
in der Lage wäre, die Ergänzungs-Fleischbeschau auch in 
den übrigens nur 10—12 Kilometer entfernten Gemeinden 
auszuführen und setzte nur hinzu, daß mir eine Abtrennung 
mehrerer Gemeinden meines Bezirkes nicht gerade ange¬ 
nehm wäre und zwar weniger in meinem als im Interesse 
meines Amtsnachfolgers und auch der übrigen Tierärzte 
meines Bezirkes, von denen wenigstens einer gleichfalls in 
Mitleidenschaft gezogen wird, da wohl auch Gemeinden der 
dortigen Gegend in Betracht kommen. 

Der Herr Bürgermeister empfahl sich mit dem Be¬ 
merken, ,,es bleibt beim Alten“, worauf ich nur noch er¬ 
widerte, daß, falls doch ein gegenteiliger Beschluß gefaßt 
würde, dieser dem Bezirksamte und auch mir vorzulegen 
wäre und das ist doch wohl mein gutes Recht, wenn ich 
wissen will, wer in meinem Bezirke die Fleischbeschau vor¬ 
nimmt ! 

Hei diesem im hon ton in Gegenwart meines Herrn 
Assistenten geführten Zwiegespräche kann selbstverständ¬ 
lich von einer „Aufregung” nicht die Rede sein. Ich bin 
jederzeit in den - Lage für die Richtigkeit vorstehender Dar¬ 
legung einwandfrei Hewcis zu liefern und weise daher »len 
mir gemachten Vorwurf als völlig unbegründet und unge¬ 
recht auf das Entschiedenste zurück. 



685 


Ich kann übrigens nicht unterlassen, noch zu be¬ 
merken, daß ich den fraglichen Bürgermeister nach Er¬ 
scheinen des Artikels zur Rede gestellt habe und daß mir 
derselbe in höchst glaubwürdiger Weise versichert hat, daß 
er den Herrn R. lediglich dahin berichtigt hat, daß mir die 
Abgabe der fraglichen Funktion nicht recht, i. e. nicht an¬ 
genehm sei nicht aber, daß ich von Unzulässigkeit u. dergl. 
gesprochen habe. Bei dieser Gelegenheit äußerte sich der 
Herr Bürgermeister noch, daß das Gesuch des Herrn R. nun 
wahrscheinlich doch im bejahenden Sinne ausfallen werde, 
nachdem derselbe im gut besetzten Dorf-Wirtshause die 
bindende Erklärung abgegeben habe, daß er für die einzelne 
Ergänzungsbeschau nur drei Mark verlange. (Die betr. 
Gemeinde ist zirka 5 Kilometer vom Wohnsitze des Tier¬ 
arztes entfernt.) 

Diffieile est satyram non scribere! Doch „Sapienti sa't!“ 

Für weitere Aufklärungen und Belehrungen danke ich 
übrigens dem Herrn Kollegen R. K. in R. 

Pfaffenhofen, 27. September 1910. 

A. Huber, K. Bezirkstierarzt. 

Bttcherschau. 

Die Geburtshilfe beim Rinde. Von M. G. de Bruin, 
weiland Professor für Geburtshilfe an der Staatsveterinär¬ 
schule in Utrecht. Dritte neubearbeitete Auflage von 
Anton Tapken, Amtstiorarzt in Varel (Oldenburg). 
Mit 90 Abbildungen. Wien 1910. Verlag von W. Brau¬ 
müller. 

Die vorliegende dritte Auflage der Geburtshilfe von 
Bruin wurde von Tapken-Varel neu bearbeitet. Verf. 
hat die Einteilung des Stoffes nach der zweiten Auflage 
beibehalten. Der erste Abschnitt handelt von der normalen 
Trächtigkeit, der zweite von der normalen Geburt, der 
dritte von der abnormalen Trächtigkeit, der vierte und 
fünfte von den geburtshilflichen Operationen, der Pathologie 
und Therapie der Geburt und der Schlußabschnitt behandelt 
die Krankheiten während und nach der Geburt. 

Tapken verfügt über eine selten reiche Erfahrung 
in der Geburtshilfe und verdankt ihm die tierärztliche 
Geburtshilfe bereits mehrere schätzenswerte Mitteilungen 
auf diesem Gebiete. Seine in der Praxis gemachten Beob¬ 
achtungen und Erfahrungen sind besonders in den letzten 
drei Abschnitten des Buches niedergelegt. Dieser wichtigste 



686 


Teil des Werkes ist von T. vollständig umgearbeitet und 
ergänzt worden. Damit hat das Werk ganz bedeutend an 
Wert gewonnen, zumal als der Verl - , bei der Bearbeitung 
auch der wissenschaftlichen Motivierung des praktischen 
Handelns volle Beachtung zollte. Eine besondere Em¬ 
pfehlung des vorzüglichen Buches in seinem neuen Ge¬ 
wände ist überflüssig. A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Anläßlich der Centenarfeier des Land¬ 
wirtschaftlichen Vereins in Bayern wurde von Sr. Kgl. Hoheit dem 
Prinzregenten verliehen: 

Die landwirtschaftliche Jubiläumsmedaille in Silber: den 
landwirtschaftlichen Fachberatern des Staatsministeriums des Innern, 
ferner dem Direktor der Tierärztlichen Hochschule; in Bronze: 
den landwirtschaftlichen Referenten der Kgl. Regierungen, den Pro¬ 
fessoren der Akademie Weihenstephan, den Kreiswanderlehrern für 
landwirtschaftliche Betriebszweige, den Kgl. Bezirkstierärzten und 
den. Tierzuchtinspektoren. 

Vom Bayer. Landwirtschaftsrate erhielten: die goldene 
Vereinsdenkmünze: Kgl. Regierungsrat Dr. A 11 i n g e r , 
Landesinspektor für Tierzucht und Walilmann Lucian, Kgl. Be¬ 
zirkstierarzt in Laufen; die große silberneVereinsdenk - . 
münze: Dr. D o r n Cornelius, Distriktstierarzt in Markterlbach’ 
Dennhardt Karl, Kgl. Bezirkstierarzt in Traunstein, Dr. F e s er, 
Armin, Tierzuchtinspektor in Landshut, Krug Heinrich. Kgl. Be¬ 
zirkstierarzt a. D. in Hammelburg, Miller Mathäus, Tierzucht¬ 
inspektor in Bayreuth und P1 e t z e r Hugo, Kgl. Bezirkstierarzt in 
Schwabmünchen: die kleine silberne Vereinsdenk¬ 
münze: die Distriktstierärzte Dr. Kreutzer in Murnau und 
Vicari Florian in Schillingsfürst. 

Ernennungen: Bomhard, Tierzuchtinspektor-Assistent 
in Schweinfurt zum Distriktstierarzt in Weidenberg; Gast Robert 
in Weidenberg zum Distriktstierarzt in Monheim. 

Niederlassung: Krieger Ludwig aus Reisbach (Nieder¬ 
bayern) dortselbst. 

Gestorben: Schneider Stephan, KgL Korpsstabs- 
vetcrinär a. D. in München (1848). 


Nor auf Verordnung des Tierarztes anzuwenden. 

Keine Dämpfigkeit 

kein Hasten, keine Bronchitis 

^^^^be^^PferÄerL^nehG™" , ^ 

Heilung erfolgt in 1 Monat bei Gebrauch von 

VERGOTIN1NE. Tausende von Anerkeanongon. 

Fabrikant: C. Vclpry, Reims. 

Alleinverkauf für Deutschland: Krewel 6 Go.« G. m. b. H., 
chemische Fabrik, Odin a. Rhein, Eifelstraße 33. 

Bestandteile: Veratrin. sulfuric. 3gr, Strychnin, sulfuric. 2gT, 

Ergotinin, cryst. 0,10gr, Glyceriu. purissim. 150 gr. 12[13] 






68 ' 



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empfiehlt alle Drogen nnd Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismuthverbindungen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotuberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


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25 °/V Vorzüglicher Ersatz für 
Jodalkalien. 
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Dämpfigkeit, Leberci rrliose, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
niaculosus der Pferde, Akti- 
nomy kose, Tuberkulose der 
Rinder. 


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Äußerlich: 

Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

Innerlich: 

Wirksames Antidiarrlioicnm, 

besonders bei Käl borruh r 
empfohlen. 


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stoffsuperoxyd. 
Wertvolles 

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ticum. 

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Maul- und Klauenseuche. 

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I»ruck von J. (iottos\v i n ter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersohe 
rniversitiilsbuchhandlung, München, Odconsplatz 2. 










Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilhnnde nnd Yiehzncht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 11. Oktober 1910. Nr. 41. 


Inhalt :Originalartikel: Korpsstabsveterinär Stephan Schnei¬ 
der +. — Dr. Schenkl: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — 
Referate: Rüther: Zur Behandlung einiger Kolikfälle nach 
Theorie und Praxis. Schweizer: Apoplexie der Leber und 
myxomatöse Entartung der Gallenblase bei einem Schwein. 
Bambauer: Uber das Erbrechen bei Pferd und Rind. Bircher: 
Experimentelle Erzeugung von Strumen. Addis: Uber die 
Pathogenese der angeborenen Hämophilie- — Tierzucht 
und Tierhaltung: Die Tierzuchtausstellung anläßlich des 
Oktoberfestes. Die Bedeutung des Experimentes in der Patho¬ 
logie und Tierzucht. — Verschiedenes: 50jähriges Jubiläum. 
Tierärztliche Hochschule Stuttgart. Deutscher Veterinärrat. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Korpsstabsveterlnär Stephan Schneider +. 

Ein Mann mit goldenem Humor und solchen Vor¬ 
zügen des Geistes und Gemütes, daß sich Jeder zu ihm hin¬ 
gezogen fühlte, schied zu München am 16. September d. J. 
im gottbegnadeten Alter von 83 Jahren aus diesem Leben — 
der K. Korpsstabsveterinär Stephan Schneider, zu¬ 
letzt aktiv beim Generalkommando des K. B. I. Armeekorps 
in München. 

Er war geboren am 16. Oktober 1827 zu Ansbach und 
widmete sich nach Absolvierung der damaligen Münchener 
Zentral-Tierarzneischule dem Veterinärdienste im baye¬ 
rischen Heere, woselbst er im Jahre 1848 beim 3. Chevau- 
legers-Regimente eintrat und 1851 zum veterinärärztlichen 
Praktikanten beim 2. Artillerie-Regimente ernannt wurde. 
1852 erfolgte seine Versetzung zum Militärfohlenhof Bene¬ 
diktbeuern und daselbst seine Beförderung zum Unter¬ 
veterinärarzt. Unter Beförderung zum Divisions-Veterinär- 
arzt wurde er 1859 zum Militärfohlenhof Fürsteufeld und 
1864 zum 3. Artillerie-Regiment versetzt. 






690 


1872 wurde er zum Stabsveterinär im 5. Chevaulegers- 
Regiment befördert und als solcher 1873 zum. 2. Kürassier- 
Regiment versetzt. Vom Jahre 1874—1876 fand er im Zivil¬ 
staatsdienste beim K. Landgestüte Achselschwang Verwen¬ 
dung. 1876 wurde er wieder angestellt als Stabsveterinär 
im 1. Kürassier-Regiment und 1889 zum Korpsstabsveterinär 
beim Generalkommando des I. Armeekorps befördert, wo er 
bis zu der am 10. März 1897 unter Allerhöchster Aner¬ 
kennung seiner treu geleisteten Dienste erfolgten Ruhe¬ 
standsversetzung wirkte. 

Von 1882—1889 war er im Nebenamte als 2. veterinär- 
ärztlicher Konsulent der Kavallerie-Inspektion zugeteilt: 
von 1885—1888 Mitglied der Kommission für Prüfung be¬ 
hufs Erlangung der Funktion eines amtlichen Tierarztes. 

Seine Brust schmückten der Verdienstorden vom hei¬ 
ligen Michael IV. Klasse, das Ehrenkreuz des Ludwigs¬ 
ordens für ehrenvoll zurückgelegte 50jährige Dienstzeit, 
die Kriegsdenkmünze für 1870/71, das Armeedenkzeichen 
für 1866, die Erinnerungs- und die Jubiläums-Medaille. 

Schneider genoß den Ruf eines ausgezeichneten 
Hippologen; als solcher war er 1864—1887 zum Remonten- 
ankauf in Bayern u. Norddeutschland und 1872 zum Pferde¬ 
ankauf in Norddeutschland, Galizien und Ungarn komman¬ 
diert. Auch die K. Landgestütsverwaltung war auf ihn auf¬ 
merksam geworden und suchte ihn 1874 für sich zu ge¬ 
winnen; er wäre zum künftigen Direktor des K. Landgestüts 
Achselschwang ausersehen gewesen, welchen Posten jetzt 
seit 6 Jahren sein Schwiegersohn einnimmt. Wenn auch 
Schneider seinerzeit es vorgezogen hatte, den ehren¬ 
vollen Ruf auszuschlagen und wieder zu dem ihm lieb ge¬ 
wordenen Militärdienste zurückzukehren, so hat er doch 
zeitlebens für die Pferdezucht geschwärmt und ist. vielen 
Pferdezüchtern, hauptsächlich unter den Angehörigen der 
Aristokratie ihr eifriger Berater geblieben. Dem idyllisch 
gelegenen Achselschwang aber hat er bis zu seinem Tode 
treue Anhänglichkeit bewahrt; er hatte es gerne gesehen, 
daß vor 23 Jahren sein Schwiegersohn die Gestütslaufbahn 
ergriffen und in Achselschwang begonnen hatte. Nicht nur 
die landschaftlichen Reize waren es, die Schneider seine 
Museslunden Jahr für Jahr hier im Kreise seiner Lieben, 
umgeben von den übermütigen, von Gesundheit strotzenden 
Enkelkindern, verbringen ließen; das Interesse für die hei¬ 
mische Pferdezucht, die Freude am Pferde zog ihn in glei¬ 
chem Maße hin an diese Stätte; seinen Freunden und Be- 



691 


kannten machte er dann gerne den beredten Führer durch 
die Ställe und Koppeln und wußte auf Abstammung, Ver¬ 
erbung, Fehler und Vorzüge der einzelnen Pferde in treffen¬ 
den Bemerkungen hinzuweisen. 

Schneide r’s dienstliche Tätigkeit fiel in eine Zeit, 
zu welcher die Armee und das ganze Land von einer sehr 
gefürchteten Seuche heimgesucht war — dem Rotze. 
Schneider gehörte mit zu jenen Tierärzten, welche es als ihr 
Verdienst beanspruchen dürfen, diese schreckliche Seuche 
soweit getilgt zu haben, daß sie heute nur mehr selten und 
vereinzelt in die Erscheinung tritt. 

Schneider genoß in all’ seinen Stellungen das 
Vertrauen der Offiziere in hohem Maße und war auch sonst 
ein viel gesuchter und unermüdlicher Veterinär. Bei seinen 
Standesgenossen war er wegen seiner biederen, herzlichen 
und freundlichen Art beliebt und verehrt; die Untergebenen 
sahen in ihm den väterlichen, alle Zeit mit Rat und Tat bei¬ 
stehenden, liebevollen Vorgesetzten. Die Zahl seiner Freunde 
aus allen Kreisen der Gesellschaft ist groß. 

Seiner Familie war er der beste Vater und mit seiner, 
vor Jahren ihm im Tode vorausgegangenen Gattin auf die 
sorgfältige Erziehung seiner Kinder bedacht. Das große 
Glück, dieselben alle in angesehenen Lebensstellungen zu 
wissen — ein Sohn ist Artillerie-Major, der zweite Sohn 
Artillerie-Hauptmann, der dritte Sohn steht an der Beför¬ 
derung zum Stabsveterinär, der Schwiegersohn ist Gestüts¬ 
direktor —, sowie die zärtliche Liebe und innige Verehrung, 
welche ihm von seinen Angehörigen erwiesen wurde, ge¬ 
stalteten seinen Lebensabend zu einem heiteren und friedlich 
schönen. 

Ein großes Interesse hat er jederzeit an der Hebung 
des eigenen Standes genommen und hieran nach Kräften 
und in unerschrockener Weise gearbeitet. Ihn, der mit gei¬ 
stiger Frische noch alle Ereignisse auf diesem Gebiete ver¬ 
folgte, hat im letzten Jahre seines Daseins die Kunde von 
der Errichtung des deutschen Veterinär-Offiziers-Korps mit 
besonderer Freude erfüllt. 

Indem wir den Hingang dieses hervorragend tüchtigen, 
verdienten und allgemein geachteten Mannes tief beklagen, 
werden wir ihm treu und allezeit ein ehrendes Gedenken be¬ 
wahren. 


R. i. p.! 


G ö b e 1. 



692 


Karze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Schenkt, Geiselhöring. 

1. Verwachsung der Vagina bezw. der Cervix 

uteri. 

Bei der Untersuchung einer vor der Geburt stehenden 
Kuh fand ich, daß die Scheide oralwärts blindsackartig ge¬ 
schlossen war. In der abschließenden Scheidenwand war an 
der Stelle des Orificium externum eine ebenfalls blind endi¬ 
gende Vertiefung, die nur ein Eindringen mit der Finger¬ 
kuppe gestattete. Durch die Wand konnten Teile des Fötus 
gefühlt werden. Es handelte sich somit um eine vollständige 
Verwachsung der Scheide bezw. des Muttermundes. Da der 
Besitzer des Tieres eine operative Eröffnung mit dem Messer 
möglichst zu vermeiden wdinschte, versuchte ich unter boh¬ 
renden Bewegungen einen Finger in den blindgeschlossenen 
Muttermund einzuführen, was allmählich gelang. Schlie߬ 
lich hatte ich eine für 3 Finger passierbare Öffnung herge¬ 
stellt, als bei einer kräftigen Wehe des Tieres der Rest der 
Verwachsung zerriß. Alsbald floß zäher dicker Schleim ab. 
Das Kalb befand sich in normaler Kopfendlage. Durch Heran¬ 
ziehen des Fötus an den Beinen erweiterte sich die Öffnung 
noch mehr. Etwas schwieriger gestaltete sich der Durch¬ 
tritt des Kopfes, doch gelang es nach Anlegung zweier 
Augenhaken, die sich nun als eine ringförmige, senkrecht 
zum Geburtswege gestellte Falte präsentierenden Reste der 
Scheidenwand über den Kopf des Kalbes zu streifen, worauf 
die Entwicklung des Fötus von statten ging. 


2. Rigidität der Cervix uteri. 

Bei einer Kuh stockte die Geburt, nachdem der Eihaut¬ 
sack außerhalb der Scham geborsten war, da sich der Mutter¬ 
mund nur soweit öffnete, daß die beiden Vorderbeine des 
Kalbes durchtreten konnten. Ich legte nun am Kopfe des 
Fötus Augenhaken an und versuchte durch Hereinziehen 
desselben das Orificium zu erweitern, was jedoch nicht ge¬ 
lang; es schob sich lediglich das Orificium mehr in die 
Scheide herein, ohne daß eine Erweiterung erfolgte. Des¬ 
halb machte ich nun an der dorsalen Wand der Cervix einen 
Einschnitt., worauf die Extraktion des Kalbes leicht gelang. 

Infolge Xichtabgangs der Secundinae erkrankte die Kuh 
an Metrilis. Trotz manueller Ahnahme der Eihäute und er¬ 
giebigen Therapogenspülungen konnte Heilung nicht erzielt 
werden und mußte das Tier notgeschlachtet werden. 



693 


3. Uterusruptur bei einer E m b r y o t o in i e. — 

Heilung. 

Bei einer Kalbin mußte wegen zu bedeutender Größe 
der Frucht die Embryotomie ausgeführt werden. Nach 
Auslösen der beiden Vordergliedmaßen gelang die Geburt. 
Die darauffolgende Untersuchung ergab links oben eine 
Perforation der Uteruswandung in einer Länge von 5 cm; 
durch die Verletzung konnte man Pansenoberfläche, sowie 
die Nieren palpieren. Da der Fötus bereits Fäulniserschei¬ 
nungen zeigte und die sichtbaren Schleimhäute des Mutter¬ 
tieres stark gerötet waren, stellte ich die Prognose sehr 
ungünstig. Die Behandlung bestand im Einfuhren von Li- 
thiol-Stiften (täglich 2 Stück) in den Uterus, nachdem die 
Secundinae spontan abgegangen waren. Innerlich wurde 
Acetanilid in kleinen Dosen verabreicht. Die Kuh genas, 
doch ließ der Nährzustand lange Zeit zu wünschen übrig. 

4. Dunstkälber. — Maeeratio foeti. 

Drei Kühe einer Stallung, die im 4. bezw. 6. Monat der 
Trächtigkeit standen, zeigten plötzlich Wehen, ohne daß Abor- 
tus erfolgte. Erst als Freßunlust und Schwellung der Scham ein¬ 
trat, wurde ich gerufen. Die Cervix war noch ungenügend 
eröffnet, die Kälber stark aufgetrieben, weshalb die Geburt 
ziemliche Schwierigkeiten bereitete. Zwei Kühe verendeten 
an septischer Metritis, ein Tier genas. Über die Ursache 
des Abortus konnte ich nichts eruieren. 

Bei einer Kuh, die angeblich trächtig war, entleerte 
sich aus der Scheide sehr übelriechender eiteriger Schleim. 
Die Untersuchung bestätigte die Trächtigkeit, doch fand 
sich der Muttermund geöffnet und der Fötus bereits in Ma- 
ceration begriffen; ich konnte einzelne Knochen der Ex¬ 
tremitäten, des Beckens und der Wirbelsäule, sowie einige 
Rippen entfernen. Weitere Extraktionsversuche verhinderte 
die Enge, da der Uterus die Reste des Fötus fest umschloß. Ich 
ordnete Irrigationen mit 3 °/o iger Liquor Creoli saponat.- 
Lösung an. Die Kuh genas und wurde nach einigen Monaten 
fett zum Schlachten verkauft. 

Bei einem erstferkelnden S c h w ein mußte wegen 
Enge der Geburtswege Hilfe geleistet werden. Da infolge 
bestehender Maceration des Fötus mit Haken und Zange 
nur Teile des Ferkels entfernt werden konnten, stand ich 
von weiteren Versuchen ab und ließ täglich mehrmals 3%ige 
Septoformaspiilungen vornehmen; allmählich gingen die 
Föten stückweise aus der Scheide ab. Das Schwein blieb 




694 


am Leben, es befand sieh aber lange in sehr mäßigem Nähr¬ 
zustande. 


5. Bauchvertikallage bei einem Fohlen. 

Bei der Untersuchung einer Fohlenstute, bei der die 
Fruchtwässer seit einer Stunde abgelaufen waren, stellte 
ich folgendes fest: Zwei Hufe des Fohlens lagen in der 
Scham, die Sohlenfläche zeigte nach aufwärts, der Kopf des 
Fötus war nicht zu fühlen; er mußte der Richtung des 
Halses nach tief nach abwärts gegen das Euter zu liegen. An 
der dorsalen Uteruswand anstehend befanden sich die ab¬ 
gebeugten Hinterbeine. Es handelte sich also um eine Bauch¬ 
vertikallage mit nach abwärts verlagertem Kopfe. Da das 
Fohlen bereits tot war, nahm ich sofort die Embryotomie 
vor. Ich entfernte die beiden Vorderbeine, legte hierauf 
um die Fessel der Hinterextremitäten Schlingen und extra¬ 
hierte so den Fötus; derselbe zeigte auch eine Verkrümmung 
des Halses und des Kopfes. Die Stute blieb gesund. 

6. Tod durch Herzlähmung nach behobener 
Uterustorsion bei einer Kuh. 

Bei einer Kuh hatte ich durch dreimaliges Wälzen eine 
Tragsackverdrehung behoben. Kurze Zeit darauf erschien 
die Eihautblase und in ihr ein totes Kalb in Kopfendlage, 
das durch Zug von 3 Personen extrahiert wurde. Während 
des Durchtrittes des fötalen Beckens brüllte die Kuh 
mehrere Male. Plötzlich legte sie sich zur Seite, erhob dann 
noch einmal den Kopf und verendete. Der Uterus war, wie 
die Sektion ergab, nicht verletzt. Im Herzbeutel fand sich 
zirka *4 Liter klare, bernsteingelbe Flüssigkeit; auch in der 
Brusthöhle war gleichartiges Serum. Die Herzklappen 
waren unverändert und nicht verdickt, das Myokard hatte 
blaßrote bis graue Farbe und war weich, das Endokard gelb¬ 
lich-rot verfärbt. — Als Todesursache dürfte Herzlähmung 
anzunehmen sein. 

7. Weben bei einer Kuh. 

Eine Kuh wurde zur Untersuchung auf Fehlerfreiheit 
vorgeführt; an den Barren gestellt vollführte sie diejenige 
Untugend, die beim Pferde unter der Bezeichnung „Weben“ 
oder „Webern“ oder „Leinewebern“ bekannt ist. Sie trat 
mit dem einen Vorderfuße etwas zur Seite und neigte, hie¬ 
rauf den Vorderkörper nach der gleichen Richtung, worauf 
dann diese Bewegung nach der andern Seite ausgeführt 
wurde. Dies wiederholte sie vielmals, so daß es den An- 



695 


schein hatte, als ob der Vorderkörper auf den Beinen liin- 
und herschaukle. 


8. Ruptur des Musculus tibialis anticus 
bei einer Kuh. 

Eine Kuh ging hinten rechts stark lahm. Das Vor¬ 
führen des Fußes geschah zögernd unter starker Streckung 
im Sprunggelenke. Die vordere Fläche des Unterschenkels 
war im Bereiche des Musculus tibialis anticus bedeutend 
geschwollen, jedoch nicht besonders schmerzempfindlich. _ 
Die Achillessehne war bei der Belastung nicht so gespannt 
wie am anderen Fuße. Es konnte die aufgehobene Extreijü.* 
tät abnorm stark im Sprunggelenke gestreckt werden. J)ie 
Diagnose lautete daher: Zerreißung des Schienbeinbeugers. • 
Vermutlich hatte sie sich das Tier infolge Ausgleitens beim 
Springen über einen Graben zugezogen. Ich ließ die Schwel¬ 
lung mit Oleum Hyoseyami einreiben und erzielte damit 
in 4 Wochen Heilung; eine geringe Bewegungsstörung ist 
allerdings zurückgeblieben. 


9. Harnstein bei einem Fohlen. 

Ein lt/4 Jahre altes Hengstfohlen litt seit seinem 
4. Lebensmonate an Harnbeschwerden. Der Urin ging zeit¬ 
weise unter starkem Drängen nur in Tropfen ab, dann 
wieder normal, wenn auch in dünnem Strahle. Manchmal 
blieben die Beschwerden beim Harnabsatz eine Woche und 
länger aus. Ich vermutete einen Blasenstein und beobach¬ 
tete das Fohlen längere Zeit. Allmählich traten anämische 
Erscheinungen auf und der Appetit wurde mäßig. Das Tier 
ging zu Grunde. Die Sektion ergab: Mäßige (’/t Liter) 
Füllung der Blase, Wand verdickt, Mukosa schieferig grau 
verfärbt, in der Blase ein eiförmiger, gelblich-weißer, glatter 
Stein von 6 cm Länge, 3,5 cm Dicke und 53,5 g Gewicht. 

Referate. 

Rüther: Zur Behandlung einiger Kolikfälle nach 
Theorie und Praxis. (Tierärztl. Rundschau, 1910, Nr. 25.) 

Außer der subkutanen Injektion und der raschen Ein¬ 
gabe kleingeformter Pillen mittelst, des Pillenstockes lege 
man mehr Gewicht auf die Applikation von Medikamenten 
per rectum. Mit Rücksicht auf Schluckpneumonien vermeide 
man möglichst Eingüsse. Feuchtwarme und wollene Be¬ 
deckungen, Abreibungen sind ebenfalls recht gut; der 
Prießnitz’sche Umschlag muß aber ordentlich dicht anliegen 



696 


und die Abreibung wirksam und schonend ausgefükrt 
werden. Besonders zweckdienlich hat sich die Massage der 
Perinealgegend erwiesen, die aber nur wegen ihrer Empfind¬ 
lichkeit mit den Händen unter Zuhilfenahme von öl oder 
ganz leichten Reizmitteln vorgenommen werden darf. Wei¬ 
ters ist rektale Massage und Lageberichtigungen zu ver¬ 
suchen; auch auf Untersuchung und den Versuch zur Ent¬ 
leerung der Blase ist mehr zu achten. In manchen Fällen 
leistet die Applikation des Magenkatheters und die äußere 
Punktion der Darmwand bei präziser Diagnose recht gute 
Dienste; sehr skeptisch steht Verf. der Verwendung des 
Trokars vom Rektum aus gegenüber. Von innerlichen Mit¬ 
teln werden als sehr bewährte Krampfmittel Valeriana, 
Asant, Cortex Zinnamonii, Karyophyllae und andere Allvl- 
sulfid enthaltende Substanzen empfohlen; Opium und Chlo- 
ral leisten natürlich das Meiste, doch hat ersteres eine stark 
stopfende Wirkung, während bei letzterem öfters Schleim- 
hautreizung beobachtet werden kann. In einigen Fällen hat 
energisches Berieseln der Bauchwandungen mit kaltem 
Leitungsstrahl und nachfolgende warme Umhüllung recht 
günstig gewirkt; auch ergiebiger Aderlaß in Fällen starker 
Belastung des Darmes mit Blut ist empfehlenswert. Bei 
Vorkommen öfterer Koliken mit Verdacht auf Aneurysmen 
oder Strikturen wäre im ersteren Falle Atoxyl, in letzterem 
Falle Fibrolysin oder Jodkali mehrfach zu probieren. 


Schweizer: Apoplexie der Leber und myxomatöse 
Entartung der Gallenblase bei einem Schwein. (Tierärztl. 
Zentralblatt, 1910, Nr. 19.) 

Ein 7 Monate alter Yorkshire-Eber zeigte sehr be¬ 
schleunigtes, stoßendes Atmen; Maulschleimhaut, Rüssel¬ 
scheibe und die sonstigen sichtbaren Schleimhäute auffallend 
bleich; Zittern am Körper; Knirschen mit den Zähnen; 
Verkriechen in die Streu; Schwanken mit dem Hinterteile; 
Körperoberfiäche eisig kalt; 36° Temperatur, 120 schwache 
Pulse. 

Wahrscheinlichkeitsdiagnose: Innere V er- 
blutung. Rat zur Schlachtung. 

Obduktion« b e f u n d: Nach Eröffnung der Bauch¬ 
höhle ergießt sich eine größere Menge teils flüssigen, teils 
geronnenen schwarz-roten Blutes. Bauchfell in den unteren 
Partien dunkelrot irnbibiert; Leber auf das Dreifache ver¬ 
größert, an den Rändern stark verdickt und abgerundet. An 
verschiedenen Stellen der Leberoberfläche kleinere und 
größere dunkelschwarz-rote Blasen; Leber dunkelrot ver- 



697 


färbt; am unteren Rande des rechten mittleren Leberlappens 
befindet sich eine senkrecht nach oben verlaufende durch¬ 
gehende Zusammenhangstrennung, an deren Rändern stellen¬ 
weise geronnenes schwarz-rotes Blut anhaftet. Gallenblase 
sehr stark vergrößert und erweitert, ebenso Lebergallen¬ 
gänge. Blasenwandung milchglasähnlich durchscheinend 
und das Ganze wie Gallertmasse sich anfühlend. Beim 
Durchschneiden der Gallenblase Entleeren von wenig dick¬ 
lichem gelblich-weißem Schleim. Wandungen auf das Sechs¬ 
fache verdickt und von gallertigem Aussehen. R a b u s. 

Bambauer: Über das Erbrechen bei Pferd und 
Rind. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., 1910, Nr. 22.) 

Die häufigste und fast ausschließliche Ursache des Er¬ 
brechens bildet beim Pferd die Überdehnung der Magen¬ 
muskulatur, die sogar durch überreichliche Wasseraufnahme 
hervorgerufen werden kann. So sah Verf. ein Pferd an 
heftiger Kolik unter Rülpsen und Gluckern im Schlund 
erkrankt, das 3 Eimer Wasser zu sich genommen hatte. 
Mittels des Schlundrohres wurde das Wasser entleert und 
die Kolik beseitigt. 

Beim Rind scheint die primäre Pansenüberladung nur 
selten Veranlassung zum Erbrechen zu geben, denn sonst 
müßte es häufiger beobachtet werden. Nach den Erfahrungen 
des Verf. spielen hier die durch Fremdkörper erzeugten 
traumatischen Bauchfellentzündungen die Hauptrolle, außer¬ 
dem kommen noch in Betracht die Ansammlung von Sand¬ 
massen im Magen, befallenes Futter, Giftpflanzen, ätzende 
und reizende Arzneimittel, wie Salmiakgeist und Salzsäure. 

Die Menge des Erbrochenen beim Pferd wechselt 
zwischen ^ Liter und y> Eimer voll; es hat intensiv sauren 
Geruch und saure Reaktion. Die vom Rind erbrochene 
Menge ist eine sehr große; sie beträgt oft mehrere Eimer 
voll. Freie Salzsäure ist nie nachweisbar. 

Schwere Magenkoliken beim Pferd gehen oft mit 
einem dem Rülpsen ähnlichen Aufstoßen von Gasen einher. 
Es ist dies ein Vorzeichen des Erbrechens lind fordert zu 
schleuniger Magenentleerung mit der Schlundsonde auf. Die 
Annahme, daß Erbrechen und Magen ruptur stets miteinander 
verbunden seien, trifft nicht zu. Verf. konnte in mehreren 
Fällen noch *4 Stunde und später nach dem Erbrechen 
Futtermassen aus dem Magen entleeren und Heilung er¬ 
zielen. 

Beim Rind läßt sich das Erbrechen bei einfacher Dys¬ 
pepsie therapeutisch verwerten, indem man große Gaben 



698 


von Veratr. alb. und Tartar, stibiat. verabreicht. Der Heil¬ 
erfolg ist auffallend gut. 

Die Behandlung des Erbrechens beim Rind ist in der 
Mehrzahl der Fälle wegen des fatalen Charakters der Grund¬ 
krankheit aussichtslos. Beim Pferd ist für baldige Magen¬ 
entleerung zu sorgen. Nach Einführung der weiten Marek- 
schen Sonde fließt meist schon dünnflüssiger Inhalt unter 
starkem Druck ab; eventuell ist Wasserspülung anzuwenden. 
Recht häutig, auch in verzweifelten Fällen hatte Verf. gute 
Erfolge nach Anwendung großer Dosen (150—200 g) Tinct. 
Opii. Die Würgbewegungen ließen unter der Opiumwirkung 
bald nach und es trat zusehends Besserung ein. Auch bei 
Magenkolik ohne Erbrechen leisten große Opiuragaben vor¬ 
zügliche Dienste. Beim einfachen Rülpsen genügt auch 
schon die einmalige und wenn nötig wiederholte Einführung 
einer gewöhnlichen Magensonde oder im Notfälle die eines 
umgekehrten Peitschenstieles zur Eröffnung der Cardia und 
Entfernung der im Magen angesammelten Gase. 

L i n d n e r. 


E. Bircher: Experimentelle Erzeugung von Strumen. 

(Arztl. Rundschau, Nr. 24, 1910.) 

Durch Verfütterung von Wasser aus anerkannten 
Kropfgegenden an Ratten, welche sonst zur Kropferkran¬ 
kung nicht inklinieren, konnte Verf. in relativ kurzer Zeit 
große Kröpfe bei denselben erzielen. Da nach den bisherigen 
Erfahrungen die geologischen Formationen einen Einfluß 
auf die Verbreitung des Kropfes zu besitzen scheinen, so lag 
die Hypothese nahe, daß es sich beim Kropf um eine chro¬ 
nische Intoxikation durch das Wasser handeln könne. Wel¬ 
cher Art das Toxin ist, läßt sich bis heute nicht sagen. Das 
Kropfwasser zeigt außer eventuell vermehrtem Ammoniak¬ 
gehalt keine besonderen chemischen Eigenschaften. Da die 
Filtration des Wassers keinen Einfluß auf seine kröpf- 
erzeugende Eigenschaft ausiibt, so dürfte wohl das schäd¬ 
liche Agens kein Bakterium sein. Für die Existenz eines 
Toxins spricht der Umstand, daß die Erhitzung des Wassers 
auf 70 0 die Kropfbildung verhindert. Jakob. 


Addis: Über die Pathogenese der angeborenen 
Hämophilie. (Münch. Mediz. Wochenschr., Nr. 39, 1910.) 

A. bezeichnet als einzigen stets vorhandenen Faktor 
bei dieser Krankheit verminderte Gerinnbarkeit des Blutes. 
Es scheint sich nach ihm um das Fehlen einer Substanz zu 
handeln, die das Thrombin bildet. Das Fibrin ist in normaler 



699 


Menge vorhanden und es gelingt nicht, durch große Mengen 
von Kalzium die Zeit zu verringern, die nötig ist, um hämo- 
philes Plasma zum Gerinnen zu bringen; auch konnte A. 
nachweisen, daß es nicht am Fehlen der Thrombokinase liegt. 
Wahrscheinlich kommen Anomalien der Blutkörperchen und 
der Endothelzellen in Betracht. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Tierzuchtausstellnng anläßlich des Oktoberfestes. 

Die Jubiläums-Ausstellung des Landwirtschaftlichen 
Vereins in Bayern war im großen und ganzen mit fast durch¬ 
weg erstklassigem Material aus sämtlichen bayerischen 
Zuchten beschickt. 

Die Pferde entstammten zum größten Teile dem Rot¬ 
tale, doch waren auch Tiere aus Oberbayern und Mittel- 
franken vorhanden. 

Unter den Rindern befanden sich 59 Tiere des All¬ 
gäuer Gebirgsviehs und der Murnau-Werdenfelser Rasse, 
22 Stück bayerisches Rotvieh, 70 Stück gelbes Frankenvieh, 
10 Stück Glan-Donnersberger, 223 Stück oberbayerisches 
Alpenfleckvieh und Fleckvieh mit Simmentalerblut aus baye¬ 
rischen Zuchtgebieten, sowie 30 Stück Ansbach-Triesdorfer. 

Weniger zahlreich, aber nicht minder vorzüglich in 
der Qualität präsentierte sich die Sehweine-Abteilung. Sie 
umfaßte 42 deutsche Edelschweine, 93 Tiere des veredelten 
Landschweins und 13 Stück bayerisches Landschwein. 

In der Abteilung für Schafe und Ziegen waren die in 
Bayern hauptsächlich vertretenen Schläge in sehr guten 
Exemplaren zu sehen. Wir bemerkten 29 Rhönschafe, 7 
Bastardschafe und 38 Frankenschafe, sowie 16 graue, horn¬ 
lose Rhönziegen, 31 weiße, hornlose Ziegen und 31 reh¬ 
farbige hornlose Tiere. 

In der Geflügel-Ausstellung überwogen an Zahl die 
Italiener in allen vorkommenden Farben, außerdem waren 
gute Exemplare von Wyandottes, Orpingtons, Minorkas, 
Plymouth-Rocks, sowie einzelne Rammelsloher und Augs¬ 
burger Hühner vorhanden. In der gleichen Abteilung be¬ 
fanden sich auch-die Enten (Rouen-, Peking- u. Laufenten) 
und die Gänse (Pommern, Emdener und Landgänse). 

Mit der Ausstellung war auch eine Kaninchenschau 
verbunden, die die Besucher sowohl mit den Fleisch-Kanin¬ 
chen als auch den Sport-Kaninchen bekannt machte. 

Die Tierschau legte ein beredtes Zeugnis für den 
gegenwärtigen hohen Stand der baverischen Tierzucht ab. 

M. 



700 


Die Bedeutung des Experimentes in der Pathologie und 

Tierzucht. 

In der 82. Naturforscherversammlung zu Königsberg 
besprach Prof. Tornier -Berlin die Bedeutung des 
Experiments in Pathologie und Tierzucht. 
Erst durch das Experiment, so erklärte T., ist die Tierbiologie 
aus der Vorstufe der Philosophie zur exakten Forschung 
geworden. Tornier ist es gelungen mit Axolotlen und 
Fröschen durch Aufzucht ihrer Embryonen in plasma¬ 
schwächenden chemischen Lösungen und in Wasser mit 
Luftmangel alle jene Verbildungen hervorzurufen, welche 
als angeborene Mißbildungen in ganz genau derselben Form 
bei allen Wirbeltieren, also auch bei den Säugetieren und 
deshalb auch beim Menschen, von Natur auf treten, so daß 
nach T. zweifellos auch bei diesem die gleichartigen Verbil¬ 
dungen unter gleichen Bedingungen entstehen. Die plasma¬ 
schwächenden Lösungen wirken dabei, indem sie die Be¬ 
wegungs-Energie des Embryo schwächen und zugleich auch 
dessen Aufbauzellen und vor allem seinen Nährdotter vor¬ 
quellen lassen. Dadurch werden z. B. in der aufgetriebenen 
Leibeshöhle alle Organe in der Entwicklung stark gehemmt 
und dadurch verkleinert, so Herz, Nieren, Lunge, und die 
Tiere werden in extremen Fällen teilweise oder ganz un¬ 
fruchtbar. Durch zu langes Offenbleiben der embryonalen 
Afteranlage wird der Schwanz entweder für immer aufge¬ 
richtet oder durch Spitzenverlust zum Stummelschwanz oder 
kommt gar nicht zur Entwicklung. Indem sich ferner der 
vorquellende Nährdotter vor die wachsende Kopfanlage legt 
und in die entstehende Mundhöhle eindringt, wird unter 
anderem zuerst die Schnauze des Tieres verkümmert, dann 
auch der Unterkiefer. Die Mundhöhle erweitert sich stark 
und der Mund erhält die Neigung oder den Zwang zum 
Offenbleiben u. s. w. Unter solcher Nährdottervorquellung 
konnten experimentell erzielt werden: Zyklopen, Hasen¬ 
scharte, Albinismus, Augenlosigkeit, angeborene Kurz- und 
Weitsichtigkeit u.s. w. Es wurde dann von T. an dem Beispiel 
der Goldfische und Hausschweine nachgewiesen, daß die Haus¬ 
oder „Kulturcharaktere“ der Tiere zumeist auch aus ver¬ 
hältnismäßig geringerer embyonaler Plasmaschwäche ihren 
Ursprung haben, so z. B. die Schnauzenverkürzung und die 
Stirnauftreibung der Tiere, das Hochtragen des Schwanzes, 
die Vergrößerung des Leibumfanges und die Verkleinerung 
der Uliedmaßcn, die Anlage zur Fettsucht und die Zahmheit. 
Diese Plasmasehwiiehe aber entstand durch Luftmangel in 
schlecht ventilierten Ställen und Aufzuchtbehältern. — 



701 


Nachdem Tornier dann darauf eingegangen war, daß 
auch bei dem Menschen die angeborenen Mißbildungen wie 
die experimentell erzielten entstehen, betonte er, daß es nun¬ 
mehr möglich werde, ihr Entstehen beim Menschen zu ver¬ 
hindern. 


Verschiedenes. 

50jähriges Jubiläum. 

Der Kgl. Bezirkstierarzt a. D. H e i c h 1 i n g e r in 
Netiburg a. K. feierte vor kurzem das 50 jährige Berufs- 
Jubiläum. Wir beglückwünschen den geehrten Jubilar herz¬ 
lickst zu dieser Feier. Mögen ihm noch viele glückliche 
Lebensjahre beschieden sein! I). Red. 

Tierärztliche Hochschule Stuttgart. 

In der Antwort, welche das Kgl. Württembergische Staats¬ 
ministerium der Studentenschaft auf eine Anfrage erteilte, heißt es: 
Die Unterrichtsverwaltung wird die Belassung der Tierärztlichen 
Hochschule für die nächste Finanzperiode 1. April 1911—31. März 1913 
beantragen; wenn dann noch eine genügende Anzahl von Studieren¬ 
den vorhanden sein sollte, wird auch die Belassung der Hochschule 
für die Etatsperiode 1913/15 in Erwägung gezogen. 

Ich habe in der Wochenschrift wiederholt die Meinung zum 
Ausdruck gebracht, daß im Laufe dieser Zeit noch recht wohl Ver¬ 
hältnisse eintreten können, welche später die württembergischen 
Kammern zu bestimmen vermögen, den Beschluß, durch welche 
die Aufhebung der Hochschule votiert wurde, aufzuheben. Als ein 
solches Vorkommnis, das von Bedeutung für die Zukunft der Hoch¬ 
schule sein kann, darf vielleicht der Umstand bezeichnet werden, 
daß die württembergischen Landtagswahlen alsbald erfolgen. Neue 
in die Kammer eintretende Abgeordnete haben möglicherweise eine 
ganz andere Auffassung von der die Württembergische Tierärztliche 
Hochschule betr. Sachlage, als die Mehrheit der bisherigen Kammer. 

Seit dem Beschlüsse der Kammer, welcher die Aufhebung der 
Hochschule bestimmte, wurde diese Angelegenheit in der Fachpresse, 
in der Tagespresse und in der landwirtschaftlichen Presse besprochen 
und die Quintessenz der verschiedenen Preßerörterungen ist das 
Urteil, daß mit der Auflassung der Hochschule ein großer Fehler 
gemacht worden sei und daß wenigstens zunächst Vertagung oder 
Aussetzung des Beschlusses hätte erfolgen sollen. 

Es dürfte nicht verfehlt sein anzunehmen, daß gerade durch 
die Beleuchtung der Sache in der Presse in der Zwischenzeit manche 
Abgeordnete, die für den Beschluß gestimmt, anderer Meinung ge¬ 
worden sein können und daß zukünftige neuzuwählende Abgeordnete 
die Angelegenheit in anderer, für den Fortbestand der Hochschule 
günstigerer Weise besehen und beurteilen. Weitere Information der 
Landboten durch das Wort und die Presse dürften das Ihrige zu 
Aufklärungen und bezw. Sinnesänderungen der letzteren beitragen. 

Nach dem Inhalte der eingangs erwähnten Erlasse des württem¬ 
bergischen Ministeriums darf jedoch der Fortbestand der Hoch¬ 
schule nur dann erhofft werden, wenn die Frequenz derselben eine 
entsprechende ist. 


702 


Um diese zu erreichen wäre vor Allem erforderlich, daß die 
jungen Herren, welche im letzten Semester an der Stuttgarter Hoch¬ 
schule studierten, daselbst verbleiben und nicht, wie von einzelnen 
Korporationen beabsichtigt war, an andere Hochschulen übersiedeln. 
Auf der einen Seite besteht für die Herren kein Grund, Stuttgart 
zu verlassen und auf der anderen vollführen sie durch Verbleiben 
eine Tat, für die ihnen der Dank der Tierärzte wird; endlich haben 
sie das Bewußtsein, für eine gute Sache gewirkt zu haben. 

Weiter aber wäre zweckmäßig, wenn die Frequenz der Stutt¬ 
garter Schule noch gesteigert werden würde. Hiezu könnte die 
Anregung von Studierenden anderer Hochschulen auf Grundlage 
idealer Gesinnung selbst ausgehen; außerdem aber könnten hiezu 
Anregungen von Kollegen aus der Praxis dienlich sein. Den letzteren 
Punkt betreffend, würde es sich insbesonders um solche junge 
Herren handeln, die das Studium der Tierheilkunde beginnen. Diese 
fragen vor der Berufswahl — und wenn sie erfolgte — vor dem 
Bezug einer Hochschule, in der Regel einen Tierarzt um Rat nach 
verschiedenen Seiten. Die Anregung zum Besuche der Stuttgarter 
Hochschule würde dem Zwecke, die Erhaltung derselben zu ermög¬ 
lichen, dienlich sein. 

Die Devise für Veterinärstudenten, welche für die Erhaltung 
der altehrwürdigen Stuttgarter Hochschule das Ihrige beitragen 
wollen, muß lauten: „Treue für Stuttgart“ und „Nach Stutt¬ 
gart!“ A. 


Deutscher Veterinärrat. 

Auf Anregung des Herrn Kollegen Dr. Ellinger in 
Neustadt (Orla) wurde an den Herrn Reichskanzler folgende 
Eingabe gerichtet: 

Stuttgart/Straßburg, den 6. Juli 1910. 

Betreff: Abänderung des 
Reichsstempelgesetzes 
vom 3. Juni 1906. 

Die Petitionskommission des Deutschen Reichstags verhandelte 
in ihrer Sitzung vom 15. April 1910 über eine Eingabe der Kraft¬ 
fahrer-Vereinigung Deutscher Ärzte, worin letztere bittet, das Reichs¬ 
stempelgesetz vom 3. Juni 1906, Tarifnummer 8, abzuändern, wie folgt: 

„Für Kraftfahrzeuge, welche von Ärzten hauptsächlich 
in Ausübung ihres Berufs verwendet werden, ist nur die 
Hälfte der Abgabe zu entrichten. 

Für Ärzte, die in Ausübung ihres Berufs zwei Kraft¬ 
fahrzeuge verwenden, von den zu gleicher Zeit immer nur 
eins läuft, bleibt das zweite Kraftfahrzeug von der Abgabe 
befreit.“ 

Entsprechend dem Beschluß der Kommission wurde Eurer 
Exzellenz vom Reichstage die Petition II Nr. 578 der Kraftfahrer- 
Vereinigung Deutscher Ärzte um Ermäßigung der Reichsstempel¬ 
abgabe für Kraftfahrzeuge der Ärzte zur Berücksichtigung überwiesen. 

Unter Bezugnahme hierauf erlauben sich die Unterzeichneten 
im Namen des Deutschen Veterinärrates Eurer Exzellenz die ehr¬ 
erbietigste Bitte zu unterbreiten, bei etwaiger Abänderung des 
erwähnten Gesetzes im Sinne der Wünsche der Kraftfahrer-Vereini¬ 
gung Deutseher Ärzte die gedachte Vergünstigung auch hochgeneigtest 
auf die kraftfahrenden Tierärzte ausdehnen zu wollen. 



703 


Ebenso wie der Arzt ist auch der Tierarzt zur Ausübung 
seines Berufs auf die Benützung der modernsten Beförderungsmittel 
angewiesen, so daß auch beim Kraftfahrzeug des Tierarztes die Vor¬ 
aussetzungen der Rubrizierung als Luxusfahrzeug fehlen. Das Kraft¬ 
fahrzeug des Tierarztes dürfte gleichwie das des Arztes als „Geschäfts¬ 
wagen zu gewerblichen Zwecken“ anzusehen sein. Auch die übrigen, 
von der Kraftfahrer-Vereinigung Deutscher Ärzte geltend gemachten 
Punkte sind bei den Tierärzten ähnlich gelagert wie bei den Ärzten. 
Durch das infolge Verwendung des Kraftwagens ermöglichte, schnelle 
Erscheinen des Tierarztes zur Hilfeleistung bei schweren Erkrankungen 
oder Unglücksfällen ist schon manches wertvolle Zucht- oder Arbeits¬ 
tier am Leben und damit im Wert erhalten worden, wodurch der 
Besitzer und die Allgemeinheit vor Vermögensschädigung bewahrt 
worden sind. Ferner kann der Tierarzt, wenn er rasch zur Stelle 
ist, selbst bei tödlichen Krankheiten durch Anraten der sofortigen 
Abschlachtung oft noch erhebliche Fleischwerte retten. Schließlich 
kommt das Auto des Tierarztes häufig genug auch der Seuchen¬ 
bekämpfung und der Verhütung von Übertragungen gewisser Tier¬ 
krankheiten auf den Menschen sehr zu statten. 

In größter Ehrerbietung 

Oberregierungsrat (gez.) Landestierarzt (gez.) 

Dr. v. Belßwänger Zündel 

Präsident I. Schriftführer 

des Deutschen Veterinärrats. 


Bttcherschau. 

Jahrbuch für wissenschaftliche und praktische Tierzucht. 

Ile rausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Züch¬ 
tungskunde; bearbeitet von Dr. G. W i 1 s d o r f - Berlin 
und Prof. Dr. R. Müller - Tetschen a. E. Fünfter Jahr¬ 
gang. Verlag von Schaper, Hannover 1910. Preis 13 Ji. 
Für Mitglieder der Gesellschaft 9 <M 75 *3- 

Die fünfte Ausgabe des Jahrbuchs der Deutschen Ge¬ 
sellschaft für Züchtungskunde bringt in der ersten Abtei¬ 
lung des Inhaltes Original-Aufsätze; die zweite Abteilung 
enthält Auszüge aus den seit Jahresfrist erschienenen Ar¬ 
beiten und Hinweise auf diese. Es sind berücksichtigt: 
Anatomie, Physiologie, Psychologie, Biologie, Hygiene, Füt¬ 
terung, Geschichte u. Geographie der Haustiere und Volks¬ 
wirtschaftliches; die dritte Abteilung behandelt Beobach¬ 
tungen und Erfahrungen in praktischen Zuchtbetrieben. 

Von den Original-Artikeln interessieren besonders die 
Arbeiten von Schüttler „Wachstumsmessungen beim 
Pferde“ und von Hilzheimer „Wie hat der Ur aus¬ 
gesehen?“. Die Auszüge aus den oben genannten Gebieten 
sind sorgfältig gegeben und die Leser werden gerade auch 
für diesen Teil des Jahrbuchs, dessen Inhalt ihnen ihre 
literarischen Studien der Zeitschriften über Tierzucht und 
verwandte Gebiete vereinfacht, dankbar sein. 



704 


Als sehr zweckmäßig muß die meines Wissens in dem 
fünften Jahrbuche zum erstenmale getroffene Einrichtung 
bezeichnet werden, Beobachtungen und Erfahrungen im 
praktischen Zuchtbetriebe mitzuteilen. Diese Einrichtung 
wird anregend und befruchtend auf publizistische Arbeiten 
der Praktiker wirken und dadurch Material zur Klärung 
tierzüchterischer Fragen bringen. 

Nach dem Gesagten ist das Jahrbuch für Tierzüchter 
ein vorzügliches Mittel, sich auf dem Gebiet der Tierzucht 
auf dem Laufenden zu erhalten und daher sehr zu empfehlen. 

A. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Oberregierungsrat Hafner Franz 
in Karlsruhe das Ritterkreuz I. Klasse mit Eichenlaub des Ordens 
vom Zähringer Löwen; zu Veterinärräten wurden ernannt: die Gro߬ 
herzoglichen Bezirkstierärzte Berger Max in Bühl, Dotter Emil 
in Lörrach, Kohlhepp Karl in Bretten, Merkle Friedrich in 
Offenburg und die Zuchtinspektoren Mül ler Wilhelm in Radolfzell 
und Servatius Max in Freiburg i. Br. 

Ernennung: Dr. Fritz Franz, Prosektor an der Tierärztl. 
Hochschule in Stuttgart zum Schlachthoftierarzt in Zürich. 

Approbationen: in Berlin die Herren v. Böhm Max aus 
Breslau, Friede 1 Friedrich aus Mosbach, Hock Richard aus 
Acliern, Mandelkow Fritz aus Zossen und Weber Lukas aus 
Neckargemünd. 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt Bischofs¬ 
werder Norbert in Dortmund. 


JBtjStJSSEfft. 

Der ansteckende 

Scheidenkatarrh 

wird in kurzer Zeit durch das geruchlose „Bissulin“ 
geheilt. Anwendung einfach und bequem. Weit 
über 100 Gutachten von Tierärzten bezeugen die 
vorzügliche Wirkung. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorff, chem. Fabrik, Aachen 31. 


Druck vou J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Universitiltsbuchhandliing, München, Odeonsplatz 2. 




Münchener 



((rlllier: Wochenschrift für Tierheilkunde nid Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 18. Oktober 1910. Nr. 42. 


Inhalt : Originalartikel: Weiß: Einige seltene Sektions¬ 
ergebnisse. — Lechle: Zur Operation des Nabelbruches der 
Fohlen. — Referate: Trevisan: Über Akarusräude. Voßhage: 
Die intratracheale Injektion mit dem Sprayapparat. Reynolds: 
Der Einfluß der Narkotica auf die Phagozytose. Wagner: Be¬ 
handlung der Adipositas mit Schilddrüsenpräparaten. — Tier¬ 
zucht undTierhaltung: Die Bierhefe als Futtermittel. — 
Verschiedenes: 65. Generalversammlung des tierärztlichen 
Kreisvereins von Schwaben und Neuburg. Promotionsrecht. 
Landesverband der bayerischen Fleischbeschauer und Tricbmen- 
scbauer. Yiehseuchen-Nachrichten. — Bücherschau. —Per¬ 
sonalien. : 


Einige seltene Sektionsergebnisse. 

Yon Stabsveterinär Weiß, Dillingen. 

1. Euptura splenis. 

Bei einer 3jährigen Holsteiner Stute, die ihr Mittags¬ 
futter noch gut aufgenommen hatte, traten nachmittags 
4 Uhr Unruheerscheinungen mit Schweißausbruch an den 
Flanken auf. Rektaltemperatur 39,1 0 C., peristaltische Ge¬ 
räusche anfänglich noch wahrnehmbar, sistieren alsbald. 
Bald dampft das in Schweiß gebadete Pferd, während Ex¬ 
tremitäten, Ohren und Vorkopf sich kalt anfühlen. Puls 
hart, 86 pro Minute, kaum fühlbar, Herztöne hellklingend, 
Atmung geschieht angestrengt in 36 Zügen. Hinterleib 
schwach aufgetrieben. Bei Exploration des Mastdarmes 
findet man ihn und die Blase leer, bei weiterem Vordringen 
mit der Hand wird lebhaftes Schmerzgefühl ausgelöst, so 
daß sich Patient während dieser Untersuchung zweimal zu 
Boden fallen läßt. Sonst ist dabei nichts besonderes zu kon¬ 
statieren. 3 Stunden später liegt das Pferd ruhig im Stande, 
Schweißausbruch besteht nicht mehr; Peristaltik zeitweise 
schwach und klingend hörbar. Atmung geschieht in 24 
Zügen, doch ist der Puls unfühlbar geworden und die Herz- 




?06 


tätigkeit pochend auf 94 Schläge gestiegen. Bald steht das 
Pferd wieder auf, zeigt lebhaftes Durstgefühl und unter zu¬ 
nehmender Schwäche verendet es gegen 2 Uhr morgens. 

12 Stunden später findet die Obduktion statt; sie 
ergibt: 

Kadaver aufgetrieben, Muskeln hellrot. Beim Offnen 
der Bauchhöhle fließt mit Gerinnsel vermischtes Blut in er¬ 
heblicher Menge ab; ein Gerinnsel von Pferde-Lebergröße 
rutscht bei Herausnahme der Eingeweide mit heraus. Leber 
hell-gelblich-grün. Ungefähr in der Mitte der Milz klebt 
ihr, parallel zu ihrem hinteren Bande, ein schwach ge¬ 
bogener Streifen geronnenen Blutes auf, unter welchem sieh 
zwei in die Milzpulpa hinein ragende Zusammenhangst ren¬ 
nungen der Milzkapsel vorfinden, im ganzen zirka 15 cm 
lang. Die eine bildet gleichsam die Fortsetzung der anderen, 
doch verläuft sie l A /h cm tiefer und dabei 1 cm lang neben 
der anderen. Wundränder unglatt. Pulpa im übrigen fest. 
Zwerchfellsspiegel auf der Bauchseite schwarz-rot verfärbt, 
die korrespondierende Stelle auf der Brustfläche heller. 

An der Gekröswurzel zeigt sich die Wand der Bauch¬ 
aorta hart und auf der Innenfläche rauh. Im Innern findet 
sich dort ein filigranartiger, rosa-roter Thrombus vor, der 
ein das Lumen durchkreuzendes Netzwerk darstellt und als¬ 
bald zerfällt. Linke Niere hell-gelblich-grüu, matsch, stark 
durchsaftet, an einzelnen Stellen keilförmig; Binden- und 
Marksubstanz sulzig infiltriert, gequollen und nicht mehr 
von einander unterscheidbar; rechte Niere hell-lehmfarbig 
mit Furchen oder Falten in der Nierenhaut, in welchen sich 
zum Teil verästelnde rote Streifen vorfinden, so daß sie ganz 
das Aussehen von Hirn bekommen hat. Sie fühlt sich 
schwappelig an und zeigt beim Durchschneiden sulzig-gallert- 
artigen Inhalt. Linker Eierstock durch eine hühnereigroße 
Blase, die gelblich-wässerige Flüssigkeit enthält, vergrößert. 

Pathologisch-anatomische Diagnose: Hydrops follicul. 
ovarii sin., Thrombose und Arteriosklerose der hinteren Aorta. 
Narbenniere. Anaemische Infarkte der Nieren. Milzruptur. 
Haematoeele. 

Das Pferd hat wahrscheinlich einen Pferdeschlag oder 
Tritt auf die Milzgegend zur Zeit besonderen Blutreichtums 
der Milz und damit verbundener erhöhter Milzkapselspan- 
nung erlitten, was eine Milzberstung mit Verblutung in die 
Bauchhöhle zur Folge hatte. 

Von der Arterienverkalkung und Thrombose der Baueh- 
aorta ausgehend scheint eine Embolie der beiden Nieren 
stattgefunden und besonders die rechte krankhaft verändert 



707 


zu haben, wenn auch ein großer Teil des gallertartigen Zer¬ 
falles noch auf die letzten Lebensstunden als eine Folge 
mangelnder Blutzufuhr zu setzen ist. 

2. Haematoma ilei. 

Eine 4jährige Holsteiner Stute, welche nach iiber- 
standener Druse wegen nicht entsprechender Nahrungs¬ 
aufnahme weiterer Beobachtung unterstellt blieb, zeigte 
stets wechselndes Befinden; bald war sie ruhig, bald wieder 
sehr lebhaft und rauflustig und die Rektaltemperatur 
schwankte fortwährend zwischen 38,6 und 39,6 0 C. Kot 
war stets kleingeballt, Herztätigkeit immer etwas frequent, 
dabei arythmisch, bald dikrotisch, bald aussetzend, zweiter 
Herzton etwas hell, Puls immer klein. 

Eines Tages liegt das Pferd, das sich am Vormittage 
bei 38,6 0 C. Rektaltemperatur noch recht munter gezeigt, 
und das Mittagfutter und später noch Brot mit gutem 
Appetit zu sich genommen hatte, nachmittags 4 Uhr apa¬ 
thisch in seinem Stande; nur dann und wann wendet es den 
Kopf nach der rechten Flanke. 1 Stunde später ist Bewußt¬ 
losigkeit eingetreten. Puls kaum fühlbar, 84 Schläge pro 
Minute. Mastdarmtemperatur 39,4 0 C., 36 Atemzüge. Ex¬ 
tremitäten, Ohren, Lippen kalt, Zunge schlaff. Palpation 
der etwas voll erscheinenden Flanken ohne Ergebnis. Nach 
1 1 /2 Stunden erhebt sich das Pferd wieder, Herzschlag 
pochend, Puls außerordentlich schwach, Schweißausbruch 
tritt in heftigem Grade ein, Patient sehr schwach, droht be¬ 
ständig umzufallen, bis er 11 Uhr nachts tot kopfüber zu¬ 
sammenstürzt. 

17 Stunden später erfolgt die Obduktion; sie ergibt: 

Kadaver eines mäßig genährten Tieres; wenig auf- 
getrieben. Beim öffnen der Bauchhöhle fließt Blut in be¬ 
deutenden Mengen ab, zum Teil mit Gerinnsel vermischt. 
Ein handflächengroßes Coagulum liegt einer unförmigen 
Masse, die sich zwischen dem Hüftdarm vorfindet, unten auf, 
Auflagerungsstelle schieferfarbig. Nach Herausnahme der 
Eingeweide zeigt sich der Magen mäßig gefüllt, Zwölffinger¬ 
darm, Leerdarm, Grimm-, Blind- und Mastdarm ohne Be¬ 
sonderheit, desgleichen Hüftdarm am Anfangs- und Endteil. 
Im zweiten Dritteil ist er an zwei Stellen mit der schon er¬ 
wähnten unförmigen Masse leicht verlötet, an einer dritten 
»Stelle in spannenlanger Ausdehnung mit ihr innig ver¬ 
wachsen und nur mit dem Messer von ihr zu trennen, wobei 
ein Teil der Darmwand an ihr verbleibt. An den verlöteten 
oder verklebten Stellen ist der Hüftdarm gerötet, etwas vor- 



708 


dickt und sein Inhalt rötlich bis hell-chokoladefarben ver¬ 
färbt; in stärkerem Grade sind diese Verhältnisse bei der 
verwachsenen Stelle gegeben. 

Während der Herausnahme der Gedärme und der un¬ 
förmigen Hasse, die stellenweise auch mit dem Netz ver¬ 
wachsen ist, war aus der Neubildung an 2 Stellen in dünnem 
Strahle hier Blut, dort mehr chokoladefarbene Flüssigkeit 
ausgeflossen. Die Geschwulst, größer als ein Straußen-Ei, 
zeigte verschiedene Farbe, meist braun bis dunkelrot, hier 
völlig weiß, dort schieferfarbig. Nach Auf schneiden der 
Neubildung zeigt sich ihr Zwischenmaschenwerk hauptsäch¬ 
lich mit Blut und Blutgerinnsel gefüllt. Ihre Wandung ist 
von verschiedener Dicke und Konsistenz: hier dünn, wie 
dünner Pappdeckel und weich und matsch, dort über zwei¬ 
fingerbreit, dick, teilweise knorpelhart, kaum zu durch- 
schneiden und weiß auf der Schnittfläche, dort wieder rot¬ 
braun und weich. Das Gewicht der entleerten Neubildung 
zirka 5 Pfund. An zwei Stellen wird die Wandung 1 dm 
lang von rabenfederkieldicken Blutgefäßen durchzogen. 

Es hat somit das Tier an einem früher entstandenen 
Darmhämatom, d. h. einem Bluterguß zwischen Serosa und 
Muskelschicht des Hüftdarmes, gelitten. Die ausgedehnte 
Serosa führte zu Verdickungen und zu Verklebungen mit 
Partien des Netzes und Hüftdarmes. Ein Durchbruch der 
Geschwulstwandung an dünner Stelle — durch Zerrung bei 
der Peristaltik entstanden —, verbunden mit erneuter Ge¬ 
fäßblutung, hat dann durch langsames Verbluten in die 
Bauchhöhle den Tod innerhalb 7—8 Stunden herbeigeführt. 

Die Entstehung der Blutgeschwulst selbst dürfte höchst 
wahrscheinlich auf ein Gefäß-Aneurysma zurückzuführen 
sein; leider konnten aber hiefür Beweise nicht beigebraclit 
werden, zumal die Sektion auf der betreffenden, sehr mangel¬ 
haften Wasenstätte und bei mangelnder entsprechender 
Unterstützung nur mit Schwierigkeiten vorzunehmen war. 

Die überstandene Druse ist meines Erachtens mit der 
Neubildung in keinerlei ursächliche Beziehung zu bringen, 
wohl aber können infolge der mit ihr verbundenen Allge- 
mein-Erkrankung die Wandung der Neubildung und die be¬ 
treffenden pathologisch veränderten Blut-Gefäße weniger 
widerstandsfähig gegen Druck und Zerrung geworden sein. 


3. Zystenbildung am Zungengrund. 

Ein 8jähriger, ostpreußischer Wallach stand längere 
Zeit unter Beobachtung, weil er zuweilen beim Galopxneren 



709 


rasch vorübergehende hochgradige Atembeschwerden und 
einmal einen heftigen Erstickungsanfall zeigte. Trotz ein¬ 
gehender Untersuchung der Lunge, des Herzens und Kehl¬ 
kopfes konnte nichts Krankhaftes festgestellt werden. Die 
Futteraufnahme war eine langsame, zuweilen wurde auch 
vom Wärter Husten bei der Nahrungsaufnahme beobachtet. 
Eines Abends wurde ich gerufen, weil das Pferd während 
des Fütterns plötzlich umgefallen und am Verenden sei. 
Ich fand das Pferd tot vor. 

22 Stunden nach Eintritt des Todes fand die Obduk¬ 
tion statt; sie ergab: 

Kadaver eines mäßig bis gut genährten Tieres, blut¬ 
reich, Venen gefüllt, Blut schwarz-rot, schlecht geronnen. 
Bauchhöhle und ihre Organe ergeben nichts besonderes. 
Linke Lunge dunkler als rechte, puffig; besonders gegen 
den Rand zu sind die Lungen mit schiefergrauen Punkten 
übersät. Schnittflächen saftreich; es läßt sich schaumige 
Flüssigkeit abstreifen. Die tieferen Bronchien mit teilweise 
gerötetem Schaume gefüllt. Herz im Zustande der Systole, 
nahezu blutleer. Sonst ohne Ergebnis. 

Am Zungengrund findet sich unmittelbar dem Kehl¬ 
deckel aufsitzend eine sich elastisch-derb anfühlende, etwas 
verschiebbare Ausbuchtung der Schleimhaut vor von der 
Größe und Gestalt eines Enten-Eies. Links und rechts der¬ 
selben, sowie noch zwischen den Zähnen zerkautes Heu. 
Bei Auf schneiden des Kehlkopfes zeigen sich solche Futter¬ 
massen in denselben förmlich hineingepreßt, die sein Lumen 
vollständig verstopfen. Nach Anschneiden der enteneigroßen 
Neubildung, die aus der ausgedehnten Schleimhaut und 
einem sich ihr anschließenden und mit ihr locker verwach¬ 
senen dünnen Balg besteht, entleert sich spritzend eine gelb¬ 
liche Flüssigkeit. 

Es fanden sich somit an pathologisch - anatomischen 
Veränderungen vor: Lungenödem, Erstickungsblutungen 
am Lungenfell, Zystenbildung am Zungengrund, Ein¬ 
dringen eines Futterbissens in den Kehlkopf und Kohlen¬ 
säureüberladung des Blutes. 

Die Zyste hat wiederholt Veranlassung zum Ver¬ 
schlucken gegeben, bis sie schließlich den tödlich ver¬ 
laufenen Erstickungsfall veranlaßt hatte. 


4. Hernia diaphragmatica. 

Ein lßjähriges Pferd war nach lßstündiger Krankheits¬ 
dauer an Kolik gestorben. Die 9 Stunden nach Eintritt des 
Todes vorgenommene Obduktion ergab: 



710 


Kadaver eines mäßig genährten Tieres, nur wenig auf- 
getrieben. Die Gedärme werden nach Öffnung der Bauch¬ 
höhle mäßig aufgetrieben in normaler Lage vorgefunden; 
sie sind blaß. Nach ihrer Herausnahme ergibt sich, daß der 
Magen im Zwerchfell eingekeilt ist. Auf geringen Anzug 
hin hört man ein zischendes Geräusch von entweichenden 
Gasen, dem sofort ein mächtiger Erguß schwarz-roten Blutes 
aus der Brusthöhle folgt, wodurch sofort das ganze Bild ge¬ 
trübt wird. Während der weiteren Herausnahme des Magens 
fallen aus demselben Futtermassen in die Blutmenge. An 
der großen Kurvatur des Magens ist der seröse Überzug in 
einer Ausdehnung von 35 cm geplatzt, desgleichen auch die 
darunter liegende Muskelschicht, während in der Schleim¬ 
haut eine nur 8 cm lange Zusammenhangstrennung vor¬ 
handen ist. Wundränder zerfranst und durch Einlagerungen 
schwarz-roten Blutes schwarz-rot verfärbt. Magenschleim¬ 
haut blaß, längs des Bisses bis zu dreifingerbreit grünlich¬ 
braun, die dazu gehörige Zwischenmuskelschicht schwarz¬ 
blau verfärbt; die im Magen noch vorhandenen Futterreste 
sind gut gekaut und nur spärlich mit ganzen Haferköruern 
vermischt. Leber braun-rot, etwas brüchig; beide Nieren 
stark durchsaftet, linke Niere dunkel-purpurrot, rechte 
lehmfarbig. Das Zwerchfell zeigt im linken Pfeiler einen 
weit klaffenden Riß von 25 cm Höhe; Wundränder zerfasert 
und blutig durchtränkt. Nach vollständiger Entleerung der 
mit schwarz-rotem, ungeronnenem Blute gefüllten Brust¬ 
höhle werden die blaß-rosa-gelben Lungen herausgenommen 
und es zeigt sich am medialen Teile des scharfen Bandes 
der linken Lungenspitze die Pleura streifig losgerissen, die 
betreffende Stelle und Umgebung schwurz-rot verfärbt. 
Lungenschnittflächen saftreich, von blasser bis dunkel roter 
Farbe; Fingereindrücke bleiben. Herzbeutel an der Spitze 
blutig unterlaufen und an der Innenfläche mit kleinen Blut- 
koagulas belegt. Das seröse Blatt ist an der Spitze des Herz¬ 
beutels streifenförmig in geringer Ausdehnung weggerissen. 
Herzmuskel sieht wie gekocht aus. Herzbeutel, Brustfell 
und Lungen mit Futterpartikelchen überstreut. 

Es wurde somit an pathologisch-anatomischen Ver¬ 
änderungen vorgefunden: Zwerchfell- und Magenriß, Ein¬ 
bruch des Magens in die Brusthöhle, akute seröse Durch- 
tränkung der Lunge und teilweise beginnende Entzündung, 
Abreißen des linken Lungen-Zwerchfellbandes, teil weises 
Abreißen dos Herzbeutels vom Brustfell, Bluterguß in die 
Brusthöhle, fettige Entartung des Herzmuskels und Blut¬ 
zersetzung. 




711 


Das Pferd, das nie vorher Kolik hatte und stets lang¬ 
sam zu fressen pflegte, gleichwohl aber nie einen besonders 
guten Futterzustand zeigte, war an einem Magenleiden 
erkrankt ohne nachweisbare direkte Ursache. Im weiteren 
Verlaufe kam es infolge heftigen Wälzens und Werfens auf 
den Rücken durch Druck des Magens auf das Zwerchfell 
zur Zwerchfellruptur. Der Magen preßte sich bis zur Hälfte 
durch die geschaffene Wundspalte, wo er festgeklemmt, 
wurde. Fortschreitende Gasentwicklung im eingeklemmten 
Magenteil brachte diesen zum Platzen. Gleichzeitig mit dem 
explosiven Durchbrechen des Zwerchfells dürften auch die 
durch Zerrung entstandenen Zerreißungen am linken Lungen- 
Zwerchfellbande und Herzbeutel entstanden sein. 

Zar Operation des Nabelbrnches der Foblen. 

Von Distriktstierarzt Lechle, Aub. 

Ein sehr wertvolles % jähriges Fohlen hatte einen 
Nabelbruch vom Umfange einer ziemlich großen Kegel¬ 
kugel. Da eine Behandlung aussichtslos erschien, ließ 
ich das Tier auf den Rücken legen und reponierte den 
Bruchinhalt. Der Bruchsack wurde nun flach zusammen¬ 
gelegt und am Grunde mittels Flessa’scher Hohlnadel quer 
durchstochen und hierauf einFlessa’schesScheidenverschluß- 
stück durchgezogen. Nach Aufschrauben der Holzkugel zog 
ich eine doppeltgelegte Kastrierschnur zwischen Bauchwand 
und Draht durch, vereinigte die Enden zu einem chirur¬ 
gischen Knoten und ließ denselben so fest als möglich zu¬ 
sammenziehen. Damit war die Operation beendet. Nach 
8 Tagen war der abgebundene Bruchsack zu einer harten, 
zweifaustgroßen Kugel geworden, die ohne weiteres Zutun 
nach zirka 2 Wochen abfiel. Die entstandene Wundfläche 
wurde mit Tannoform bepudert, bis vollständige Heilung 
eingetreten war. (Jahresber. bayer. Tierärzte.) 

Referate. 

Trevisan: Über Akarusräude. (Tierärztl. Zentral¬ 
blatt, 1910, Nr. 21.) 

Nachdem in neuerer Zeit gegen Räude eine große An¬ 
zahl von Arzneimitteln angepriesen wird, glaubt Verfasser 
auf Grund seiner Erfahrungen auf seine Heilmethode auf¬ 
merksam machen zu müssen, die selbst in den verzweifeltsten 
Fällen stets gelingt, und dort, wo die Krankheit schon die 
größte Ausbreitung erlangt hat und die Hautoberfläche ganz 
von Pusteln und Krusten bedeckt erscheint, sich immer 
unfehlbar bewährt hat. Es handelt sich um Vollbäder in 



712 


warmer Sublimatlösung. Nach mikroskopischer Konstatie¬ 
rung der Räudeform zunächst ein oder zwei Vollbäder mit 
Seifenwasser oder einer leichten, lauen Lösung von Soda 
und Karbolsäure zur Entfettung der Haut und Erweichung 
der Krusten, hierauf Eintauchen des Hundes während 8 bis 
höchstens 10 Minuten in eine l%ige Lösung von ätzendem 
Quecksilbersublimat bei 36—37 0 C. In ernsten Fällen 
Wiederholen dieses Bades einige Tage hintereinander, sonst 
alle 8 Tage, bis Heilung eintritt, die am Aufhören des 
Juckens und Nachwachsen der Haare an den entblößten 
Stellen wahrzunehmen ist. Dieses Vollbad ist in einer höl¬ 
zernen Wanne auszuführen und ist darauf zu achten, daß 
der Kopf nicht in die Flüssigkeit getaucht, sondern nur be¬ 
netzt und mit einer Bürste gut abgerieben wird. Nach dem 
Bade Anlegen eines Maulkorbes zur Verhinderung des Ab- 
leckens. Der einzige Übelstand, der der Kur anhaftet, ist 
eine allgemeine Abmagerung, die um so stärker wird, je 
häufiger die Kurbäder gebraucht werden und die aber weiter 
gar keine Folgen hat. Schon nach dem ersten Bade kann 
man die heilende Wirkung sofort erkennen; der Hund gilt 
als geheilt, wenn er sich nicht mehr kratzt, wenn alle Pusteln 
und Krusten verschwunden sind und die Hautteile, die früher 
enthaart waren, wieder behaart erscheinen; doch muß auch 
dann noch die Kur einige Wochen fortgesetzt werden, weil 
sonst leicht Rückfälle auftreten können. R a b u s. 


Voßhage: Die intratracheale Injektion mit dem 
Sprayapparat. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1910, 
Nrn. 25 u. 26.) 

Die Wirkung der in der Praxis üblichen Inhalationen 
ohne besondere Apparate ist nach Freund’s Untersuchungen 
nur eine minimale, da sich der größte Teil der Dämpfe schon 
gleich hinter den Nasenöffnungen niederschlägt. Die Be¬ 
handlung der tieferen Luftwege erfordert die Anwendung 
teurer, sehr fein zerstäubender Apparate, wie der nach 
B u 11 i n g und W a s m u t h. Bei großen Tieren können 
damit auch nur Rachen, Kehlkopf und Luftröhre beeinflußt 
werden. Um Medikamente in die ja ausgezeichnet resor¬ 
bierende Lunge selbst zu bringen, bedient man sich seit 1883 
der intralaryngealen Injektion. Sie hat jedoch den Nach¬ 
teil, daß von ihr nur kleine Teilbezirke der Lunge und zwar 
vorwiegend der Bezirk des ersten Bronchialastes und die 
Spitzenlappen betroffen werden. 

Um nun die Arzneien in gelöster, flüssiger Form mit 
dem Inspirationsstrom fortführen und so in die feinsten 



713 


Verzweigungen der Lunge gelangen zu lassen, hat Professor 
M a 1 k m u s einen Apparat konstruiert, der einen Spray¬ 
kegel von fast 1 Meter Länge erzeugt. Die Spraykanüle 
wird durch eine Troikarhülse, die bei Bedarf mehrere Tage 
liegen bleiben kann, in die Trachea eingeführt. 

Verf. hat mit dem Apparat eine größere Anzahl von 
Versuchen ausgeführt. Ergebnisse: Die in der Trachea 
spray artig zerstäubte Flüssigkeit wird von der gesunden 
Lunge sofort resorbiert. Eine selbst 40 Minuten lang 
dauernde Zerstäubung von 250 g Flüssigkeit verursacht 
dem Pferde kein Unbehagen. Die zerstäubte Flüssigkeit 
verteilt sich in der ganzen Lunge, doch ungleichmäßig über 
die verschiedenen Abschnitte. Durch entsprechende Rich¬ 
tung der Kanüle ist es möglich, eine Lunge mehr zu treffen 
als die andere. Kehlkopf und Trachea werden in allen 
Fällen gleichmäßig vom Spray benetzt. Ein Teil der 
Flüssigkeit gelangt schon während der Applikation teils 
mit der Exspirationsluft, teils durch die Flimmerbewegung 
der Epithelien in den Pharynx und wird abgeschluckt. Aus 
diesem Grund ist auch die für die intratracheale Ein¬ 
spritzung angegebene Arzneidosis von Vto bis V20 der 
stomachalen für die Zerstäubung zu gering. Die Tiere 
reagieren während der Zerstäubung in der Regel nicht; 
nur in ein paar Fällen erfolgten einige wenige Husten¬ 
stöße, meist im Anschluß an Schluckbewegungen. Husten 
wurde dagegen niemals bemerkt, wenn die Applikation 
während der Futteraufnahme erfolgte. Die Ausführung 
des Verfahrens ist nicht schwierig; sie kann ohne Assistenz 
erfolgen. L i n d n e r. 


Reynolds: Der Einfluß der Narkotica auf die 
Phagozytose. (Lancet, 1910, und Münch. Mediz. Wochen¬ 
schrift, Nr. 22, 1910.) 

Verf. studierte an Hunden und mehreren Meerschwein¬ 
chen den Einfluß subkutaner Morphiuminjektionen auf die 
Phagozytose. Er fand, daß Morphium einen deutlichen Ein¬ 
fluß auf die Leukozyten ausübt : es bringt die Diapedese zum 
Stillstand und vermindert die phagozytische Tätigkeit der 
Zellen. Das Wachstum von Bakterien (in Kulturen) wird 
durch Zusatz von Morphium nicht beeinträchtigt. 

Die Resultate beweisen, daß Morphiuminjektionen vor 
Operationen, bei Pneumonien, Appendizitiden etc. von nach¬ 
teiliger Wirkung sein können. Sic lähmen die Leukozyten 
und leisten dadurch der Ansiedelung und Vermehrung der 
Bakterien Vorschub. Jakob. 



714 


Wagner: Behandlung der Adipositas mit Schild¬ 
drüsenpräparaten. (Mediz. Klinik, Nr. 38, 1910.) 

Wagner hat beim Menschen 149 Fälle von Fettsucht 
mit dem Merek'schen Präparat Thyreoidinum siecum mit 
vorzüglichem Erfolge behandelt. Er gab täglich zweimal 
0,12 g. Die Gewichtsabnahme betrug 0,5 Pfund pro Tag. 
Nebenerscheinungen, welche hie und da eine Unterbrechung 
der Behandlung nötig machten, wurden lTmal beobachtet: 
sie bestanden vor allem in einer gewissen Müdigkeit. Un¬ 
lust zu Bewegungen, in Erregung des Nervensystems und 
Steigerung der Pulsfrequenz. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Bierhefe als Futtermittel. 

Prof. Dr. Delbrück (Berlin) hielt im Juli d. Js. in 
Brüssel über die Hefe, ein Edelpilz, einen beachtens¬ 
werten Vortrag, der unter anderem auch die Frage der 
Verbitterung von Hefe und der Verwendung derselben als 
Nahrungsmittel für unsere Haustiere streifte. Die unmittel¬ 
bare Verbitterung von Bierhefe, die in großen Quantitäten 
(ca. 775 000 Doppelzentner nasser Abfallhefe im Deutschen 
Reich) im Brauereil»etriebe anfällt, ist nicht empfehlenswert. 
Die Hefe führt nämlich, wenn die Zellen nicht mit Sicherheit 
durch den Säuregehalt der Verdauungssäfte abgetötet wer¬ 
den, in größeren Mengen aufgenommen, zu Verdauungs¬ 
störungen. In gekochter Form ist eine Verwendung als 
Futtermittel nur dann möglich, wenn mit dem Brauerei¬ 
gewerbe gleichzeitig eine Tierhaltung verbunden ist. 

Die Trockenhefe hingegen ist durchaus bekömmlich. 
Durch das Trocknen sterben sämtliche Zellen ab. Die 
Entbitterung der Bierhefe zwecks Verbitterung ist nicht 
notwendig. Die Tiere gewöhnen sich leicht selbst an 
größer«' Mcmgen ziemlich bitterer liefe. 

An der von Delbrück geleiteten Anstalt sind bisher 
Versuche mit d<>r Verbitterung von Trockenhefe an Pferden, 
Schweinen und Schafen durchgeführt, die ein gutes Resultat 
zeitigten. Die Tiere haben die Hefe gern aufgenonnnen. 
Es darf auch nach den Versuchen von Kellner (Land¬ 
wirtschaftliche Versuchsstation Möckern), angenommen 
werden, daß die Hefe fast vollkommen verdaulich ist. Zu 
den Versuchen ist sowohl in Deutschland wie in England 
hergestellte Trockenhefc benützt worden. Auch der Futter¬ 
mittelbandel hat das neu« 1 Futtermittel freudig begrüßt. 
100 Kilo Trockenhefe werden zu Fütterungszwecken zum 



715 


Preise von 16 Mark abgegeben. Bei vollständiger Aus¬ 
bildung des Trockenhefeverfahrens werden an Trockenhefe 
von 100 Kilo ausgepreßter Frischhefe 30 Kilo Trockenhefe 
erhalten. Die Trockenkosten belaufen sich voraussichtlich 
nicht höher als 1 Mark pro Doppelzentner gepreßter Frisch¬ 
hefe. Besonders gut hat sich der Ersatz des Hafers durch 
Hefe und Trockenkartoft'eln bewährt. Die zu den Ver¬ 
suchen benützten Pferde erhielten statt 8 Kilo Hafer und 
2 Kilo Trockenkartoffeln 3 Kilo Hafer, 0,64 Kilo Hefe und 
6,35 Kilo Trockenkartoffeln. Jakob. 

Verschiedenes. 

65. General-Versammlung des tierärztlichen Kreisvereins 
von Schwaben und Neuburg. 

Am 27. Juni 1910 fand in Augsburg im Regierungs¬ 
gebäude die 65. Generalversammlung des tierärztlichen 
Kreisvereins von Schwaben und Neuburg statt. Es hatten 
sich hiezu 38 Tierärzte eingefunden. Als Kommissär der 
K. Kreisregierung war Herr K. Regierungs- und Veterinär¬ 
rat Weis köpf abgeordnet. Der I. Vorstand, K. Bezirks¬ 
tierarzt Junginger-Kempten, begrüßte den Herrn Re¬ 
gierungskommissär und die zahlreich erschienenen Kollegen ; 
auffallender Weise waren gerade die K. Bezirkstierärzte in 
geringer Zahl vertreten. Der Vorstand gedachte der aus 
dem Vereine ausgeschiedenen Mitglieder, insbesondere des 
durch Tod abgegangenen K. Bezirkstierarztes Fritz Steger 
von Zusmarshausen, welchem auch noch der Herr Regierungs¬ 
rat Weiskopf einen äußerst warm gehaltenen und dessen 
Tätigkeit anerkennenden Nachruf widmete. Der Verein 
zählt nunmehr 7 Ehren- und 66 ordentliche Mitglieder. 
Entschuldigt hatten ihr Ausbleiben 23 Mitglieder. 

Der Vorstand machte aufmerksam auf den Fortschritt, 
den der Stand wieder errungen hat durch Verleihung des 
Promotionsrechtes an die tierärztliche Hochschule München 
und es wird beschlossen, ein Danktelegramm an S. Exzellenz 
den Herrn Staatsminister des Innern für Kirchen- und 
Schulangelegenheiten Dr. von Wehn er in München alt¬ 
zusenden. 

Der Vorstand erstattet dann noch ein ausführliches 
Referat über Standesangelegenheiten, welches zu einer leb¬ 
haften Debatte Anlaß gibt. 

Die Rechnungsablage des Vereinskassiers, K. Bezirks¬ 
tierarztes e. st. und Zuchtinspektors Dr. Greither-Donau- 
wörth gab zu Erinnerungen keinen Anlaß. Junginger 



716 


berichtet dann noch über den Verlauf der Verhandlungen 
des deutschen Veterinärrats zu Stuttgart 1909 und des 
internationalen tierärztlichen Kongresses zu Haag in Holland, 
derselbe hält heuer beim deutschen Veterinärrat in Ham¬ 
burg einen Vortrag über Molkereien und genossenschaft¬ 
liche Viehverwertung. Stadt. Bezirkstierarzt und Schlacht¬ 
hofdirektor Schneider vertritt den Verein auf der All¬ 
gemeinen Hygiene-Ausstellung in Dresden. 

Es fand dann eine Besprechung praktischer Fälle 
statt, worauf zur Neuwahl der Vorstandschaft geschritten 
wurde. Aus derselben gingen hervor als I. Vorstand 
K. Bezirkstierarzt Emil Junginger Kempten, als II. Vor¬ 
stand K. Bezirkstierarzt Karl E n g e 1 - Kaufbeuren, als 
I. Schriftführer K. Bezirkstierarzt Otto Schwenk-Augs¬ 
burg, als II. Schriftführer K. Bezirkstierarzt Hugo Pletzer- 
Schwabmünchen, als Kassier K. Bezirkstierarzt e. st. und 
Zuchtinspektor Dr. Heinrich Greither-Donauwörth, als 
Ersatzmänner städt. Bezirkstierarzt Dr. Georg Stroh- 
Augsburg und Distriktstierarzt Ludwig Freyberger- 
Immenstadt. 

Als Vertreter des Vereines zum Obermedizinal-Aus- 
schuß wird Herr K. Regierungsrat Weiskopf, als dessen 
Stellvertreter Vorstand Junginger gewählt, zum deutschen 
Veterinärrat werden Junginger und Freyberger ge¬ 
wählt. Herr Schlachthofdirektor Schneider verspricht 
dann noch, das bei Durchführung der obligatorischen 
Trichinenschau in der Stadt Augsburg zur Einführung 
gelangende Trichinoskop der nächsten Versammlung vor¬ 
führen zu wollen. 

Ein gemeinschaftliches Diner im Hotel „Weißes Lamm“ 
beschloß die diesjährige Tagung. Schwenk. 

Promotionsrecht. 

Der Königliche Erlaß, nach welchem den beiden 
preußischen Tierärztlichen Hochschulen das Promotionsrecht 
verliehen wird, lautet: 

Auf den Bericht vom 22. August d. J. will Ich den 
Tierärztlichen Hochschulen in Anerkennung der wissen¬ 
schaftlichen Bedeutung, die sie im Laufe der Jahre, nament¬ 
lich seit ihrer Umwandlung aus Tierarzneischulen in Hoch¬ 
schulen, erlangt, haben, das Recht einräumen, nach Ma߬ 
gabe der in der Promotionsordnung festgesetzten Bedin¬ 
gungen approbierte Tierärzte sowie Ausländer, die die tier¬ 
ärztliche Fachprüfung in Deutschland bestanden haben, auf 
Grund einer Prüfung zum doctor medicinae veterinariae 



717 


(abgekürzte Schreibweise: Dr. med. vet.) zu promovieren 
und die Würde eines doctor medicinae veterinariae auch 
ehrenhalber als seltene Auszeichnung an Männer zu ver¬ 
leihen, die sich um die Förderung der Veterinärwissenschaft 
hervorragende Verdienste erworben haben. 

Stolp, den 5. September 1910. 

Wilhelm. 

t 

von Trott zu Solz. Freiherr von Schorlemer. 


Landesverband der bayerischen Fleischbeschauer und 
T richinenschauer. 

Der erst im Vorjahre gegründete Landesverband der bayer¬ 
ischen Fleischbeschauer- und Trichinenschauer-Vereine hielt am 
25 . September in München im Hotel Union seinen ersten ordent¬ 
lichen Verbandstag ab. Der I. Vorsitzende Schäffer-Nürnberg 
begrüßte die Gäste und Kollegen und schloß mit einem Hoch auf 
das Königshaus. Hierauf hielt der Oberinspektor und Gemeinde¬ 
bevollmächtigte Je hie ein Referat über das Thema: „Sind die 
Bestrebungen der bayerischen Fleischbeschauer und Trichinenschauer 
berechtigt?“ Seit seinem kurzen Bestehen habe sich der Verband 
die Sympathie der Regierung zu erringen gewußt, weil seine An¬ 
gehörigen ihre Bestrebungen unter dem Gesichtspunkte von Beamten¬ 
eigenschaft und Beamtenpflicht geltend machten. Es sei bis jetzt 
schon sehr gut im Verband gearbeitet worden. Bedauerlich seien 
manche Meinungsverschiedenheiten mit den Tierärzten, wenn auch 
konstatiert werden müsse, daß die Mehrzahl der Tierärzte den Fleisch¬ 
beschauern und Triehinenschauern günstig gesinnt sei. Das Haupt¬ 
bestreben sei dahin zu richten, daß den Fleischbeschauern, die doch 
einen für die Allgemeinheit so wichtigen Dienst tun, die Beamten¬ 
eigenschaft im Sinne des öffentlichen Rechtes verliehen werde. Es 
müsse ihnen eine definitive Anstellung und Pensionsberechtigung 
verliehen werden. "Wichtig sei ferner, daß die Fleischbeschauer in 
jeder Beziehung unabhängig von einflußreichen Personen der Ge¬ 
meinde gemacht würden. Das Selbsteinkassieren ihrer Gebühren, 
die oft unglaublich niedrig sind, nehme den Fleischbeschauern 
die Beamteneigeuschaft, es müsste ihnen daher fester Gehalt ge¬ 
währt werden. Wenn der Zentralverband der Fleischbeschauer 
und Trichinenschauer seine Interressen weiter in der bisherigen 
Ruhe, Sachlichkeit und Vornehmheit wahrnehme, könne er der 
Achtung und Sympathie der weitesten Kreise sicher sein. Hierauf 
hielt Distriktstierarzt Dr. Kreutzer (Murnau) einen Vortrag über 
den „Wert der Fleichbeschau und Trichinenschau für 
das Volkswohl“. Viele Gefahren könne der Fleischgenuß den 
Menschen bringen, häufig seien Schlachttiere krank. Parasiten, die nur 
andere Tiere heimsuchen und solche, die auf Menschen übertragbar 
sind, wie Bandwürmer, Augenfinnen, Trichinen usw. hätten schon 
viel Unheil angerichtet Dazu komme das Heer der auf bakterieller 
Ansteckung beruhenden Krankheiten, die wie z. B. Milzbrand, Rotz, 
Tuberkulose für die Menschen höchst gefährlich sind. Angesichts 
solcher Gefahren sei eine genaue und strikte Fleischbeschau ein ab¬ 
solutes Bedürfnis. Das Gleiche gelte von der Trichinenschau, durch 
welche schon schwere Fälle von Trichinosis, wie in Rothenburg o T. 


718 


und Markt-Erlbach verhindert wurden. Es müsse die Einführung 
der obligatorischen Trichinenschau gefordert werden. Die Wirkung 
einer genauen Fleischbeschau beweise deutlich die Statistik seit der 
Einfülirung des neuen Fleischbeschaugesetzes. So seien B. Er¬ 
krankungen durch Augenfinnen, Bandwürmer ganz bedeutend in 
der Zahl gefallen. — Am nächsten Tag vormittag fand im Hotel 
Union die Hauptversammlung statt, in der die Verbandsangelegen¬ 
heiten erledigt wurden. 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 30. September 1910. 

Schweineseuche (Schweinepest): 

Ober Bayern: 24 Gmd. (24 Geh.); Niederbayern: 
20 Gmd. (26 Geh.); Pfalz: 1 Gmd. (1 Geh.); Oberpfalz: 
4 Gmd. (4 Geh.); Mittelfranken: 3 Gmd. (7 Geh.); 
Unterfranken: 3 Gmd. (3 Geh.); Schwaben: 3 Gmd. 
(3 Geh.). 


Bttclierscliaii. 

Handbuch der Milchkunde. Von Dr. phil. et med. vet. H. Rievel, 
Professor an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Zweite 
neubearbeitete Auflage. Hannover. Verlag von Scbaper 1910. 
Preis 11,50 Mk., geb. 13 Mk. 

Der Inhalt des Buches behandelt im I. Abschnitte die Milch 
und ihre Eigenschaften; im II. die gesundheitsschädliche Beschaffen¬ 
heit der Milch; im III. sind die Maßregeln zur Verhütung der durch 
den Milchgenuß drohenden Gefahren besprochen; der IV. und V. 
handeln von der Kinderinilch als Säuglingsnahrung und von der 
Milchkontrolle. 

Erfreute sich schon die erste Ausgabe des Rievel’sehen 
Werkes über Milchkunde allseits einer sehr günstigen Aufnahme, so 
wird dieses bezüglich der gegenwärtigen noch mehr der Fall sein. 
Diese ist zum Teil neu bearbeitet und dabei hat der Verf. eine 
besondere Rücksicht auf die Behandlung der praktischen Seite der 
Milchkunde genommen. Die Kapitel über Enzyme, Bakterien, Ver¬ 
sorgung der Städte mit Milch, Milchhandel, sowie die praktische 
Untersuchung der Milch unter Anwendung der Enzyminethode sind 
in der vorliegenden Ausgabe vollständig umgearbeitet und ergänzt 
worden; dabei haben alle wissenschaftlich und praktisch bedeut¬ 
samen Errungenschaften, welche seit dem Erscheinen der ersten Auf¬ 
lage des Buches aufgetaucht sind, volle Beachtung gefunden. Für die 
weitgehende günstige Würdigung des hervorragenden Buches möge 
auch der Umstand sprechen, daß das Werk bereits in die ungarische 
und russische Sprache übersetzt wurde. A. 


Personalien. 

Ernennungen: Dr. Oelimke Paul, Hof- und Kreistierarzt 
in Praunscliweitf zum Landestierarzt dortselbst. Dr. Hall aus 
Donauesehiiigeii zum ständigen Mitarbeiter im Kaiserl. Gesundheits¬ 
amt. Karl Hans, Zuehtinspektorsassistent zum Distriktstierarzt in 
Windsheim. 

Approbationen: in Hannover die Herren Koller Albert 
und Kropp itudolf aus Hannover. 





Chem. Fabrik ° Darmstadt 

empfiehlt alle Drogen nnd Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismnthverbindnngen etc., ferner Tuberknlin 
nnd Bovotnberknlol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 


JODIPIN 

pro usu veterinario 10°/° und 
25 °/'o. Vorzüglicher Ersatz für 
Jodalkalien. 

B e w ä li r t bei: 

Dämpfigkeit, Lebercirrhose, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
maculosus der Pferde, Akti- 
nomykose, Tuberkulose der 
Kinder. 


TAMOFORM 

Äußerlich : 

Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

Innerlich: 

Wirksames Antidiarrhoicum, 

besonders bei Kälber rühr 
empfohlen. 


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Chemisch reines, BO°/o Wasser- Geruchloses, starkes Antisep- 
stofisuperoxyd. ticum. 

Wertvolles Specificum gegen 

Desiuftcieiis für die Chirurgie. Maul- und Klauenseuche. 

YOHIMBIN-MERCK T tT" 

gegen sexuelle Impotenz der Zuchttiere. 

Literatur über die Spezialpräparate gratis und franko. “W 


Suptol-Burow. Milzbrand-Serum 

Erprobtes, vielfach bewährtes nach Prof. Sobernheim. 
Heilmittel gegen akute und Für Schutz- und Heilzwecke 
chronische Schweineseuche. empfohlen. 

Beide Präparate sind direkt zu beziehen durch 

E. MERCK, Serum-Abteilung, HALLE U. S., 

Sagisdorferstraße 1. 






720 



Bekanntmachung. 


Mit Fertigstellung des Viehhofes, die im Laufe des 
Dezember 1910 erfolgen soll, ist die Stelle eines städtischen 
Amtstierarxtes zu besetzen. 

Das Gehalt beträgt 3000 Mark pro Jahr, steigend von 
3—3 Jahren um je öOO Mark bis zu einem Höchstbezug von 
6000 Mark. Hiezu wird freie Wohnung nebst Heizung und 
Beleuchtung gewährt. Neben bezöge irgend welcher Art be¬ 
stehen nicht, auch Privatpraxis ist ausgeschlossen. 

Den Gesuchen, welche längstens bis 10. Xovember er. 
an den Stadtmagistrat Bamberg eingereicht sein müssen, sind 
beizufügen: 

1. Der Nachweis über erfolgreich bestandene amts¬ 
tierärztliche Prüfung; 

2. Belege über längere tierärztliche Tätigkeit; 

3. ein amtsärztliches Gesundheitszeugnis. 

B a m b erg, den 8. Oktober 1910. 



Stadtniagistrai 

Lutz. 


Müller. 



Gegen Scheidenkatarrh. 


( 



man verwende 





BflCiLLOL 





wenn ohne Originalverschluss. 


Alleinige Fabrikanten : Bacillolwerke Hamburg. 

Druck von .1. (Jotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
rniversiUUsbuchlmmllung. München, Odeonsplatz 2. 










Münchener 



(rrtber: wochensclrifl für TierleillMde und Viebzncbt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Al brecht. 

54. Jahrg. München, den 25. Oktober 1910. Nr. 43. 

Inhalt: Originalartikel: Schricker: Schlachtbefunde bei 
mit Behrings Tuberkuloseschlitzimpfstoff (Bovovaccin) geimpften 
Tieren. — Schrüfer: Die Ophthalmoreaktion mit Phymatin. — 
Settele: Die Mangelanzeige im Gewährschaftsrecht. — Re¬ 
ferate: Hoffmann: Per priraam geheilte Ausmeißelung einer 
250 g schweren Knochenmasse aus dem Karpalgelenk eines Pfer¬ 
des. Möller: Doppelseitige Stauungspapille bei einem neu¬ 
geborenen Fohlen. Ulrich: Weitere Mitteilungen über die prak¬ 
tische Verwendung des Kochsalzes in der Behandlung der 
Epilepsie. Dr. Pinkus: Tierische Parasiten der Haut. — Tier¬ 
zucht und Tierhaltung: Über den Wert des Büffel¬ 
fleisches als Nahrungsmittel. — V erschiedenes: Promotions¬ 
ordnung für die Kgl. Tierärztliche Hochschule München. Mini¬ 
sterialrat Dr. Vogel. Exzellenz von Haag. Prof. Dr. Förster f. — 
Personalien. 


Schlachtbefunde bei mit Behrings Tnberhnloseschntz- 
Impfstoff (Bovovaccin) geimpften Tieren. 

Von Distriktstierarzt Schricker. Grönenbach. 

Vom Jahre 1904 ab bis zum Jahre 1908 wurden von 
mir in mehreren, meist stark tuberkulöse verseuchten aber 
auch in leicht und mittelgradig verseuchten und ganz 
tuberkulosefreien Viehbeständen die gesamte Nachzucht, 
durchwegs edle Tiere Allgäuer Rasse, im ganzen ca. 
150 Stück, der vorgeschriebenen zweimaligen Tuberkulose¬ 
schutzimpfung unterworfen. 

Nachdem nun seit Beginn der Impfungen ein Zeit¬ 
raum von über 6 Jahren verflossen, kamen schon mehrere 
dieser Tiere wegen der verschiedensten Krankheiten, und 
auch ordnungsgemäß beim Metzger zur Schlachtung. 

In nachfolgender Tabelle habe ich das Schlacht¬ 
resultat von 20 geimpften Tieren, das zu kontrollieren ich 
bis jetzt Gelegenheit hatte, niedergelegt und zwar sind in 
der Tabelle zum Vergleiche der Immunitätsdauer die 
Schlachttiere nach der Impfdauer geordnet aufgeführt, die 





722 


mit kurzer Impfdauer voran, später die mit längerer Impf¬ 
dauer. 

Nr. 1. Viehbestand: C. mittelmäßig verseucht; Gattung, Alter: Jung¬ 
rind, 3 Monat; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung 
und Schlachtung): 3 Monat; Schlachtursache: akute Tym- 
panitis; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 2. Viehbestand: B. nicht verseucht; Gattung, Alter: Jungrind, 

7 Monat; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 4*/* Monat; Schlachtursache: Labmagenabs¬ 
zeß ; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 3. Viehbestand: B. nicht verseucht; Gattung, Alter: Jungstier, 

8 Monat; Irapfdauer .(Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung) : 4 1 /* Monat; Schlachtursache : Gelenkent¬ 
zündung; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 4. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Jungrind, 
8 1 /* Monat; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung: 
und Schlachtung): 8 Monat; Schlachtursache: akute Tyra- 
panitis; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 5. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Jung¬ 
rind, 1 Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung 
und Schlachtung): 9 Monat; Schlachtursache: akute Tvm- 
panitis; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 6. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
2 l /s Jahre; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 10 Monat; Schlachtursache: Metritis; Befund: 
nicht tuberkulös; Bemerkungen: l 8 /« jährig auf Tuberkulin 
nicht reagiert. 

Nr. 7. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
2 1 /* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 11 Monat; Schlachtursache: Metritis; Befund: 
geringgradige Bronchialdrüsentuberkulose, 1 kleiner ver¬ 
kalkter Tuberkuloseherd in der Lunge; Bemerkungen: 
aut Tuberkulin l 1 /*jährig nicht reagiert. 

Nr. 8. Viehbestand: C. mittelmäßig verseucht; Gattung, Alter: 

Stier, l 1 /* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung 
und Schlachtung): 1 Jahr 5 Monat; Schlachtursache: ordent¬ 
liche Schlachtung; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 9. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
3 Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen I. Impfung und 
Schlachtung): 1 Jahr 6 Monat; Schlachtursache: akute 
Tympanitis; Befund: nicht tuberkulös; Bemerkungen: 
1*/* jährig auf Tuberkulin nicht reagiert. 

Nr. 10. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Stier, 

1 */< Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): L Jahr 7 Monat; Schlachtursache: ordent¬ 
liche Schlachtung; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 11. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter Kuh. 

3 3 I* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 2 Jahr 4 Monat; Schlachtursache: ordent¬ 
liche Schlachtung; Befund: nicht tuberkulös; Bemerkungen: 
l 1 / 2 jährig auf Tuberkulin nicht reagiert. 

Nr. 12. Viehbestand: D. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh. 

2 l /t Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 2 Jahr 4 Monat; Schlachtursache: Tuberkulose 



723 


(chronischer Durchfall); Befund: hochgradige Tuberkulose 
der Lunge, Milz und Gekröslymphdrüsen. 

Nr. 13. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Rind. 

2*/•* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 2 Jahr 7 Monat: Schlachtursache: Tuber¬ 
kulose; Befund: hochgradige Tuberkulose der Lunge und 
Leber. 

Nr. 14. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Rind, 

3 Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung); 2 Jahr 11 Monat; Schlachtursache: ordent¬ 
liche Schlachtung; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 15. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung. Alter: Stier, 
37« Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 3 Jahr l Monat; Schlachtursache: ordentliche 
Schlachtung; Befund: geringgradige Lungentuberkulose. 

Nr. 16. Viehbestand: E. mittelmäßig verseucht; Gattung, Alter: 

Rind. 3 7* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1 Impfung 
und Schlachtung): 3 Jahr 5 Monat; Schlachtursache: Tuber¬ 
kulose; Befund: hochgradige Lungentuberkulose. 

Nr. 17. Viehbestand: D. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
37* Jahr: Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 3 Jahr 5 Monat; Schlachtursache: Tuberkulose 
(chronische Tympanitis); Befund: starke Tuberkulose der 
Mediastinal'Und Bronchialdrüsen, der Lunge, Leberund Milz. 
Nr. 18. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
3*/* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 3 Jahr 8 Monat; Schlachtursache: Poly¬ 
arthritis; Befund: raitteigradige Lungentuberkulose, gering¬ 
gradige Lebertuberkulose. 

Nr. 19. Viehbestand: B. nicht verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 

4 7* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 4 Jahr 1 Monat; Schlachtursache: Pyelo 
nephritis; Befund: nicht tuberkulös. 

Nr. 20. Viehbestand: A. stark verseucht; Gattung, Alter: Kuh, 
47* Jahr; Impfdauer (Zeitdauer zwischen 1. Impfung und 
Schlachtung): 4 Jahr 2 Monat; Schlachtursache: Tuber¬ 
kulose (chronische Tympanitis); Befund: starke Tuberkulose 
der Mediastinal- und Bronchialdrüsen, der Lunge und Leber. 

Wie aus der Tabelle ersichtlich, sind von den ersten 
10 Tieren mit einer Impfdauer bis zu 2 Jahren 9 tuberku¬ 
losefrei, 1 ganz schwach tuberkulös befunden worden. Ob 
dieses günstige Resultat in dem Impfschutz zu suchen ist, 
oder aber in der Tatsache, daß jüngere Tiere weniger 
tuberkulös werden, da sie den schwächenden Einflüssen 
der Trächtigkeit und der Laktation noch nicht oder noch 
nicht in dem Maße ausgesetzt sind als ältere Tiere, dürfte 
schwer zu entscheiden sein; zu Gunsten der Schutzimpfung 
spricht, daß faßt alle diese Tiere einer starken natürlichen 
Infektion ausgesetzt waren. 

Desto ungünstiger für die Schutzimpfung ist die 
Betrachtung der Schlachtresultate der letzten 10 Tiere mit 



724 


einer Impfdauer von über 2 Jahren bis über 4 Jahren; 
von diesen 10 Tieren wurden 7 mehr oder weniger stark 
tuberkulös befunden, 3 tuberkulosefrei; von den tuber¬ 
kulosefreien stand überdies eines, Nr. 19, in einem tuber¬ 
kulosefreien Bestand und hatte keine oder wenig Gelegen¬ 
heit zur Infektion. 

Die übergroße Mehrzahl der Impftiere mit einer Impf¬ 
dauer von über 2 Jahren, = 70°/o dieser Tiere, haben 
also der allerdings größtenteils starken natürlichen Infektion 
nicht stand gehalten und sind trotz Schutzimpfung von 
Tuberkulose befallen worden, während von den Tieren mit 
einer Impfdauer von unter 2 Jahren 10°/o tuberkulös 
wurden. 

Als Resultat der Impfversuche mit Bovovaccin betrachte 
ich, daß die Tuberkuloseschutzimpfung in tuberkulosefreien 
Beständen, in welchen die Schutzimpfung den Zweck ver¬ 
folgen soll, die Impflinge für lange Zeit, womöglich für s 
ganze Leben zu schützen, überflüssig ist, da sie nur zeit¬ 
lich sehr beschränkten Impfschutz verleiht. Aber auch in 
schwach und mittelgradig verseuchten Beständen wird die 
Schutzimpfung allein, ohne andere Tilgungsmaßnahmen 
angewandt, wegen des nur beschränkt anhaltenden Impf¬ 
schutzes keinen dauernden Erfolg gewährleisten. 

Zu versuchen wäre die Schutzimpfung nur in stark 
verseuchten Beständen, besonders in solchen, in welchen 
die Kälber am Muttertier ernährt werden und künstliche 
Aufzucht derselben mit gekochter Milch wirtschaftlich 
schwer durchführbar ist. Aber auch hier kann die Schutz¬ 
impfung bei der beschränkten Dauer des Impfschutzes nur 
im Verein mit anderen hygienischen Tilgungsmaßnakmen, 
besonders der baldmöglichsten Ausmerzung der Tiere mit 
offener Lungentuberkulose, einen Erfolg in der Tuberkulose¬ 
tilgung herbeiführen. 

Die Ophthalmoreaktion mit Phymaün. 

Von Distriktstierarzt Schrüfer, Schöllkrippen. 

Während ich früher ausschließlich Tiere zum Zwecke 
der Untersuchung auf Tuberkulose mit verdünntem Tuber¬ 
kulin subkutan impfte, verwende ich seit zirka 1 Jahr den 
von der Firma Humann & Teisler in Dohna i. S. herge¬ 
stellten Impfstoff Phymatin. Von demselben werden 2—4 
Tropfen in den Konjunktivalsack eingeträufelt. Bisher 
habe ich mit dem sehr einfachen Verfahren mindestens 
ebenso sichere Resultate wie früher bei der Tuberkulin¬ 
probe erhalten. 



725 


Die Vorteile der Phymatin-Verwendung sind folgende: 

1. Es kann zu jeder Tageszeit geimpft werden. Bei der 
Subkutanmethode muß abends geimpft werden, was be 
sonders im Winter sehr unangenehm ist. 

2. Es genügt eine einmalige Untersuchung innerhalb 
12—24 Stunden, während bei der Impfung unter die Haut 
nach 12 Stunden mindestens dreimal Temperaturmessungen 
vorgenommen werden müssen. 

3. Die Impfung selbst ist sehr einfach vorzunehmen, 
da ja nur einige Tropfen mittels eines Tropfglases ins Auge 
gebracht werden, während die früher geübte Methode eine 
Operation ist, zu der Desinfektion und Impfbesteck ge¬ 
hören. 

4. Die Reaktion ist durch eine einfache Betrachtung 
des Auges zu erkennen. 

5. Der Impfstoff ist wesentlich billiger: 1 ccm Phy¬ 
matin kostet zur Zeit 40 Pfg., 1 Dose Tuberkulin 35 Pfg.; 
mit 1 ccm Phymatin können drei Tiere geimpft werden. 

6. Fällt eine Reaktion zweifelhaft aus, so kann am 
gleichen Tage das andere Auge benutzt werden, während 
man beim Tuberkulin mindestens 4 Wochen zu warten hat. 

7. Da Phymatin also keine Toleranz hinterläßt, kann 
in Zw r eifelsfällen sofort auf die Ophthalmoreaktion eine 
subkutane Tuberkulinimpfung erfolgen. 

8. Die Methode kann auch bei hochträchtigen Kühen 
ohne Gefahr angewandt werden, da Temperatursteigerungen, 
die eventuell ungünstige Wirkungen haben können, nicht 
eintreten. 

9. Ein wesentlicher Vorteil ist aber der, daß der Händ¬ 
ler, der ein Tier in betrügerischer Weise vorimpfen ließ, 
um einen negativen Ausfall der zweiten Impfung zu er¬ 
halten, seine Absicht — zu schädigen — nicht erreicht, da 
auch tuberkulöse Tiere, die geimpft wurden, trotzdem auf 
die Instillation reagieren. Auch wenn eine Impfung ins 
Auge vorher gemacht worden war, kann dies auch nicht 
verheimlicht werden, da in diesem Falle das Auge eine noch 
stärkere Reaktion zeigt. Es ist nämlich Regel, die erste 
Impfung immer ins rechte Auge zu machen. Fällt bei einem 
frisch gekauften Tiere die Reaktion im rechten Auge sehr 
stark aus, so kann der Verdacht vorliegen, daß schon ge¬ 
impft wurde; man nimmt in solchen Fällen immer eine 
Nachprüfung im linken Auge vor. 

Was die Resultate dieser Ophthalmoreaktion betrifft, 
so habe ich bis jetzt an zirka 120 Tieren die Erfahrung ge¬ 
macht, daß die Methode zuverlässig ist. Sie ist zum min- 



726 


desten ebenso sicher wie die Tuberkulinreaktion, doch weist 
sie dieser gegenüber solche Vorteile auf, daß sie jedem Kol¬ 
legen empfohlen werden kann. 


Die Mfingelanzeige im Gewährschaftsrecht 

Von Bezirkstierarzt Settele-Hilpoltstein. 

In Nr. 39 dieser Wochenschrift führt Herr Rechts¬ 
anwalt Dr. Hans Stölzle (Kempten) aus, daß er in einer 
Reihe von Gewährschaftsklagen seine Mandanten veranlaßt 
hat, um absolut sicher zu gehen, sämtliche Gewährmängel 
als vorhanden anzuzeigen, demnach beim Pferde: Rotz, 
Dummkoller, Dämpfigkeit, Kehlkopfpfeifen, Periodische 
Augenentzündung und Koppen. 

Mit dieser Klagsangabe behauptet also der Kläger, 
daß er Symptome beobachtet habe, welche bei ihm 
den Verdacht des Vorhandenseins dieser Hauptmängel er¬ 
weckt haben und ihn zur Klage gegen den Verkäufer brachten. 

Da aber unter diesen Gewährmängeln auch eine 
Krankheit (Rotz) mitangegeben ist, welche dem Tierbesitzer 
die polizeiliche Anzeigepflicht auferlegt, so könnte dieser, 
falls er der Anzeigepflicht nicht nachkommt, durch die 
Mängelklage unter Umständen in eine unangenehme Lage 
kommen. 

Nach § 9 des Reichsgesetzes betreffend die Abwehr 

und Unterdrückung von Viehseuchen vom ~ 

ist der Besitzer von Haustieren verpflichtet, von dem Aus¬ 
bruch der in § 10 näher aufgeführten Seuchen unter seinem 
Viehstande und von allen verdächtigen Erscheinungen bei 
demselben, welche den Ausbruch einer solchen Krankheit 
befürchten lassen, der Polizeibehörde sofort Anzeige zu 
machen, auch das Tier von Orten, an welchen die Gefahr 
der Ansteckung fremder Tiere besteht, fern zu halten. Nun 
wdrd aber kaum einer derjenigen, welche die ganze Liste 
der Gewährmängel als vorhanden bei Gericht angegeben 
haben, seiner Anzeigepflicht nachgekommen sein, da er 
eben selbst nicht an das Vorhandensein des Rotzes, dachte 
und glaubte. Außerdem aber könnte es zu einer Anzeige 
durch einen Dritten gegen den Kläger kommen (also 
hier, w'egen Unterlassung der polizeilichen Anzeige des 
Rotzes oder des Rotzverdachtes), da doch unter allen 
Umständen die Abgabe der Klage mit namentlicher 
Mängelaufführung als direkter Beweis gegen ihn vorgebracht 
werden könnte und müßte. 




727 


Würden hingegen bei den Gewährschaftsklagen häufig 
sämtliche Gewährmängel als vorhanden angegeben und in 
den einzelnen Fällen dem Gesetze gemäß, auch dann 
polizeilich angezeigt, so würde damit den mit der Seuchen¬ 
polizei betrauten Ämtern und Organen eine absolut unbe¬ 
gründete ziellose Arbeit bereitet. 

Es dürfte also der Wunsch wohl berechtigt sein, bei 
Stellung der Klage nur solche Mängel als vorhanden an¬ 
zuzeigen, die nach den beobachteten Symptomen als wirklich 
vorhanden angenommen werden können. 


Referate. 

Hoffman n: Per primam geheilte Ausmeißelung 
einer 250 g schweren Knochenmasse aus dem Karpalgelenk 
eines Pferdes. (Österreich. Monatsschrift für Tierheilkunde, 
1910, Nr. 4.) 

Ein Pferd war infolge einer Knochenveränderung des 
rechten Karpalgelenkes, das einen Umfang von 40 cm hatte, 
außen, hinten und innen knollige, knochenharte Auswüchse 
zeigte und dessen allgemeine Decke über der Geschwulst ver¬ 
schiebbar war, total arbeitsunfähig geworden. In der Be¬ 
wegung wird der Fuß nachgezogen, nicht genügend gehoben 
und die Zehe am Boden geschleift. 

Operation: Niederlegen und Befestigen am hydrau¬ 
lischen Operationstisch; Narkose; Rasieren und Abwaschen 
des Operationsfeldes; Anlegen des Esmarch’schen Schlau¬ 
ches; Einhüllen der Umgebung mit aseptischen Tüchern; 
Abreiben des Operationsfeldes mit Spiritus; Durchschneiden 
der Haut und Freilegen der Knochenneubildung; Abtragung 
der an der Oberfläche glatten, rundlichen, gleichmäßig harten 
Hervorragung an ihrer breiten Basis mit Flachmeißel und 
Hammer, wodurch die oberen und unteren Gelenke zwischen 
den kleinen Knochen des Karpalgelenkes freigelegt -wurden. 
Glätten und Abrunden der stehenbleibenden Ränder; hierauf 
wurde das zurückgedrängte Periost -wieder übergclegt und 
die Wunde folgendermaßen verschlossen: Austupfen mit 
großen in 2 %iges Formalin getauchten und ausgedrückten 
Stieltupfern; Abtupfen der Innenflächen und Ränder der 
Hautlappen; Bepudern mit Jodoform und Einreiben der¬ 
selben mit kleinen in Formalin getauchten und ausge¬ 
drückten Stieltupfern; Überlegen der Hautlappen über die 
Wunde, Zusammenklemmen der Hautränder durch scharfe, 
breitmäulige Hackenzangen und sorgsamste Anlage einer 
gestuften und teils fortlaufenden Naht. Reichliche Epithol- 
bedeckung und Einreiben des Epithols (aseptisches Metall- 



728 


pulver) an den Wundrand und in die Stichkanäle; Auflegen 
eines 20 cm langen und 10 cm breiten, achtfach zusammen¬ 
gelegten, in Formalin getauchten Gazebauschens über Gelenk 
und Wunde; darüber lockere Jodoformbinde; Einpacken 
des Gelenkes mit aseptischer Wundwatte, über das Ganze 
Zirkelbinden aus Gaze und über diese eine solche aus Lein¬ 
wand; hierauf vollständiges Bandagieren des Fußes vom 
Fessel bis über das Karpalgelenk mit Flanellbinden. Dann 
Verbringen des Pferdes in den Stall, Verkehrt-Einstellen 
in den Stand, Anlegen der Hängegurte und der Rinn- 
maschine. 

11 Tage post operationem Abnahme des Verbandes; 
Wunde vollkommen geheilt. R a b u 8. 


Möller: Doppelseitige Stauungspapille bei einem 
neugeborenen Fohlen. (Deutsche Tierärztliche Wochen¬ 
schrift, 1910, Nr. 33.) 

Bald nach der Geburt eines wertvollen Vollblutfohlens 
zeigte sich, daß es blind war. An den im übrigen normalen 
Augen wurde durch die ophtalmoskopische Untersuchung 
starke Schwellung der Papillen und erhebliche Füllung 
ihrer Blutgefäße festgestellt. Ein Heilversuch mit Jodkali, 
das man dem Tierchen mit Kuhmilch täglich einflößte, 
führte im Laufe einiger Wochen zu vollständiger Heilung. 

Das Leiden war jedenfalls durch den Geburtsakt, 
wenngleich dieser ohne auffällige Störungen verlief, hervor¬ 
gerufen , indem Druckwirkungen auf den noch weichen 
Schädel intrakraniale Drucksteigerung und Stauung hervor¬ 
riefen. Der Fall zeigt, daß sich unter Umständen eine 
genaue Untersuchung und Behandlung blindgeborener 
Fohlen, die in der Regel ohne weiteres getötet werden, 
lohnt. L i n d n e r. 


A. Ulrich: Weitere Mitteilungen über die praktische 
Verwendung des Kochsalzes in der Behandlung der Epilepsie. 

(Münch, mediz. Wochenschr., Nr. 22, 1910.) 

Verf. verwendete Kochsalz sowohl als Gegenmittel des 
akuten Bromismus und der Brom-Ilautaffektionen als auch 
bei alten bromisierten Epileptikern, um bei denselben eine 
motorische Entladung zu erzielen, wodurch die Stadien von 
Erregungen, Gereiztheit, vermehrten hypochondrischen 
Klagen etc. wesentlich abgekürzt werden. 

Seine bisherigen Erfahrungen mit dieser Kochsalz- 
verabreichung faßt Verf. in folgenden Sätzen zusammen: 



729 


1. Na CI beseitigt rasch und sicher die motorischen, 
sensiblen und psychischen Erscheinungen des akuten Bro¬ 
mismus. 

2. Die Brom-Hautaffektionen werden durch Na CI, 
namentlich innerlich gegeben (bis zu 20,0 g), zum Ver¬ 
schwinden gebracht. 

3. Na CI muß als einziges Gegenmittel des Bromis¬ 
mus gelten, indem es den durch die Bromsalze künstlich er¬ 
zeugten Chlorhunger sofort stillt. Na CI ist somit allen bis¬ 
her gegen Bromismus empfohlenen Mitteln vorzuziehen. 

4. Bei bromisierten, im Ladungszustande befindlichen 
Epileptikern lassen sich mit Na CI Anfälle provozieren. 

Jakob. 

Dr. Pinkus: Tierische Parasiten der Haut. (Mediz. 
Klinik, Nr. 38, 1910.) 

Verf. teilt in einem Artikel über das vorstehende 
Thema eine neue Behandlung der Krätze beim Menschen 
mit, die sich sehr gut bewähren soll. Das Mittel wurde vom 
japanischen Generaloberarzte Yamada in die Therapie 
eingeführt und besteht aus einer Schwefelstärkekleister¬ 
mischung. Der Stärkekleister wird aus 40—45 g Reismehl 
in i /2 Liter Wasser bereitet, dazu kommen 2,5 Salizylsäure 
oder 5,0 Benzoesäure und 30,0 Schwefel. Die juckreiz¬ 
mildernde Wirkung dieses Mittels, welches man zu Pulver 
eintrocknen läßt, soll sehr stark sein. Zwei- bis fünfmalige 
Einreibung, täglich einmal, soll zur Heilung führen. Wäre 
vielleicht bei Kleintieren zu versuchen? A. 


Tierzucht nnd Tierhaltung. 

Uber den Wert des Büffelfleisches als Nahrungsmittel. 

Nachdem in neuerer Zeit in die größeren Konsum¬ 
zentren Büffelfleisch gebracht und dasselbe gerne zur Wurst¬ 
bereitung verwendet oder aber auch als Kochfleisch unter 
der Bezeichnung „Rindfleisch“ verkauft wird, so muß der 
fleischbeschauausübende Tierarzt in der Lage sein, diejenigen 
Eigenschaften, welche das Büffelfleisch von dem Rindfleisch 
unterscheiden, deswegen genauestens zu kennen, weil Büffel¬ 
fleisch unter allen Umständen gegenüber dem Rindfleische 
minderwertig ist. 

Büffelfleisch ist im frischgeschlachteten Zustande dunk¬ 
ler, mehr rot-braun gefärbt als das Rindfleisch. Nach dem 
Erkalten zeigt es eine blaß-rote, der Farbe des Jungvieh¬ 
fleisches ähnelnde Färbung und besitzt an frischen Schnitt¬ 
flächen einen lebhaften, violett schillernden Glanz. Es ist 



730 


grobfaserig, seine breiten und flachen Muskelbündel sind 
nur durch lockeres Bindegewebe aneinandergebalten, hat 
einen moschusähnlichen Geruch. Im gekochten Zustande 
ist es zähe und läßt sich leichter zerfasern als zerschneiden. 
Kocht man je eine Probe Rindfleisch und Büffelfleisch für 
sich in mit englischer Schwefelsäure stark angesäuertem 
Wasser, so tritt bei ersterem der bekannte, nicht unange¬ 
nehme Geruch der heißen Rindsbrühe auf, während bei letz¬ 
terem ein starker, übler, an den Dünger der Rinderstallungen 
erinnernder Geruch bemerkbar wird. Büffelfett ist auffallend 
weiß, von moschusähnlichem Gerüche, fühlt sich zwischen 
den Fingern zerrieben trocken und ein wenig klebrig an, 
ohne daß die Finger, wie beim Zerreiben des Rindsfettes, 
fettig würden. Das Fett ist nicht in die Muskulatur einge¬ 
lagert, sondern befindet sich in dem lockeren Bindegewebe 
zwischen den einzelnen Muskeln. Nierenfett wenig ent¬ 
wickelt, von mattem Glanze und schrumpft nach dem Er¬ 
kalten der geschlachteten Tiere sehr rasch. Nieren lassen 
sich schwer aus der Kapsel lösen; Nierenbecken sehr er¬ 
weitert. Knochen feiner und spröder als beim Hausrind. 
Knochenmark weiß und erstarrt sehr leicht. Die 13 Rippen 
des Büffels sind breiter und weniger gewölbt. Zwischen¬ 
rippenräume auffallend eng. Das Büffelfett besteht der 
Hauptsache nach aus dem Glyzerid der Stearinsäure, besitzt 
einen sehr hohen Schmelzpunkt, ein hohes Molekulargewicht 
und einen geringen Gehalt an ungesättigten Verbindungen. 

Oben genannte Eigenschaften lassen das Büffelfleisch 
gegenüber dem Rindfleische unter allen Umständen minder¬ 
wertig erscheinen. Die Unterschiebung des Büffelfleisches 
statt Rindfleisches stellt eine Übertretung des Lebensmittel¬ 
gesetzes dar und es ist deshalb die Einführung des Dekla¬ 
rationszwanges für dasselbe zu empfehlen. (P u n t i g a m 
in: Tierärztliches Zentralblatt, 1910, Nrn. 13 u. 14.) 

_ R a b u s. 

Verschiedenes. 

Promotionsordnung für die Kgl. Tierärztliche Hochschule 

München. 

A. A llgemei nes: 

§ 1. Der Doktorgrad wird nur auf Grund einer durch 
den Druck veröffentlichten Dissertation aus dem Gebiete 
der theoretischen oder praktischen Tiermedizin und einer 
mündlichen Prüfung verliehen. 

§ 2. Die Dissertation soll eine wissenschaftliche Lei¬ 
stung darstellen und zur Veröffentlichung in einer als wissen- 



731 


schaftlicli anerkannten Zeitschrift geeignet sein. Sie soll den 
Beweis erbringen, daß der Verfasser die Befähigung zu selb¬ 
ständiger wissenschaftlicher Arbeit besitzt. 

Die Dissertation ist in deutscher Sprache abzufassen ; 
die Anwendung einer anderen Sprache ist mit Genehmigung 
des Kollegiums zulässig. Am Schlüsse der Dissertation 
ist der Lebenslauf des Kandidaten anzufügen. 

Die Dissertation ist vom Bewerber mit einer an die 
Direktion der Hochschule zu richtenden schriftlichen Ein¬ 
gabe unter Beifügung der zur Promotion nötigen Zeug¬ 
nisse (§ 4, § 12, § 13) vorzulegen. Dabei ist von dem 
Kandidaten anzugeben, wo und mit welchen Hilfsmitteln 
er die Dissertation ausgearbeitet und in wieweit er sich 
etwa sonst noch fremden Rates bedient hat. Dieser Angabe 
ist die eidesstattliche Versicherung hinzuzufügen, daß darüber 
hinaus keine weitere Beihilfe stattgefunden hat. 

An Stelle der zur Genehmigung ungedruckt vorzulegen¬ 
den Dissertation kann nach Ermessen des Kollegiums auch 
eine bereits durch den Druck veröffentlichte wissenschaft¬ 
liche Arbeit des Kandidaten treten, wobei die übrigen 
Vorschriften des § 2 entsprechende Anwendung finden. 

Die Dissertation wird von dem Direktor einem Mit- 
gliede des Professorenkollegiums, in der Regel dem Fach¬ 
professor, zum Referate übergeben und alsdann mit dessen 
Urteil bei allen Mitgliedern in Umlauf gesetzt. Werden von 
einem Mitgliede sachliche Bedenken gegen den Inhalt der 
Dissertation geltend gemacht, so ist die Dissertation mit 
den abgegebenen Urteilen nochmals beim gesamten Kolle¬ 
gium in Umlauf zu setzen. Der Referent hat dem Kollegium 
vorzuschlagen, welche Zensur der Dissertation zu erteilen 
wäre, ob genügend oder gut oder sehr gut. Fällt die Ent¬ 
scheidung ungünstig aus, so bleibt es dem Kandidaten über¬ 
lassen, dasselbe Thema nochmals zu bearbeiten oder eine 
neue Dissertation vorzulegen. 

Entspricht die umgearbeitete oder neue Dissertation 
den Anforderungen ebenfalls nicht, so ist der Kandidat 
zur mündlichen Prüfung nicht zuzulassen und erhält die 
von ihm bei der Meldung eingezahlten Gebühren bis auf 
80 Mark zurück. 

Nach Annahme der Dissertation durch das Kollegium 
hat der Kandidat die Drucklegung auf eigene Kosten zu 
besorgen und 200 Exemplare an die Hochschule abzuliefern. 
Dabei ist auf dem Titelblatt die Genehmigung des Kollegiums 
unter namentlicher Bezeichnung des Referenten in folgender 
Art zu erwähnen: „Als Dissertation zur Erlangung der 



732 


Doktorwürde von dem Professorenkollegium der K. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule München angenommen; Referent: 
Professor etc. etc.“. 

§ 3. Nach Genehmigung der Dissertation hat sich der 
Kandidat einer mündlichen Prüfung zu unterziehen. Sie 
besteht für den im Reichsgebiet approbierten Tierarzt in 
einem einfachen Kolloquium, im Übrigen in einem Examen 
rigorosum. 

B. Die Pro m o t i o n von Inländern. 

(Angehörige des Deutschen Reiches.) 

§ 4. Die Zulassung von Inländern darf in der Regel 
erst erfolgen, nachdem sie die tierärztliche Approbations- 
Prüfung für das Deutsche Reich bestanden haben. Mit dem 
Gesuche sind zu überreichen: 

1. Das Reifezeugnis eines Gymnasiums oder einer 
Oberrealschule, 

2. der Nachweis der bestandenen Approbations-Prüfung, 

3. die Dissertation mit den in § 2 weiter aufgeführten 
Beilagen, 

4. die Quittung über die entrichtete Gebühr. 

§ 5. Durch einstimmigen Beschluß des Kollegiums 
und mit Genehmigung des K. B. Staatsministeriums kann 
die Zulassung von Inländern zur Promotion auch ohne 
Ablegung der Approbations-Prüfung gewährt werden, wenn 
der Bewerber eine hervorragende wissenschaftliche Leistung 
in einem Gebiete der Veterinärmedizin nachzuweisen vermag 
und aus gewichtigen Gründen sich der Approbations-Prüfung 
nicht zu unterziehen beabsichtigt, ihm also die Erfüllung 
jener Vorbedingung nicht zuzumuten ist. 

Dabei haben hinsichtlich der Vorbildung und der 
sonst beizubringendeu Ausweise die gleichen Bestimmungen 
zu gelten, wie für den approbierten Tierarzt. 

§ 6. Die mündliche Prüfung beschränkt sich für 
approbierte Tierärzte (§ 4) auf ein Kolloquium vor dem 
Direktor oder seinem Vertreter als Vorsitzenden und 3 
vom Professorenkollegium dazu gewählten Mitgliedern des 
Kollegiums, unter denen in der Regel der Referent sein 
soll. Jeder der drei Examinatoren hat den einzelnen Kan¬ 
didaten mindestens eine Viertelstunde zu prüfen. Dabei 
soll die wissenschaftliche mehr als die praktische Seite der 
Veterinärmedizin betont werden. 

i? 7. In den Ausnahmefällen des § 5 ist das Examen 
rigorosum abzulegen. Die Prüfungskommission besteht ans 
dem Direktor oder seinem Vertreter als Vorsitzenden und 



733 


mindestens sieben weiteren von dem Kollegium aus seiner 
Mitte gewählten Mitgliedern. Die Prüfung zerfällt in einen 
praktisch-klinischen und einen theoretischen Teil. 

Der praktisch-klinische Teil besteht aus einer Prüfung 
in der inneren Medizin und in der Chirurgie. Die Prüfung 
umfaßt die Stellung einer oder zweier Diagnosen, welche, 
wie bei der tierärztlichen Approbationsprüfung zum Aus¬ 
gangspunkt einer mündlichen theoretischen Prüfung ge¬ 
nommen werden. 

Eine Woche nach der praktischen findet die theo¬ 
retische Prüfung statt. Sie hat sich neben dem Hauptfache, 
aus welchem die Dissertation gefertigt ist, auf folgende 
Fächer zu erstrecken: 1. Anatomie, 2. Physiologie, 3. patho¬ 
logische Anatomie mit Einschluß der allgemeinen Patho¬ 
logie, 4. Pharmakologie, 5. Hygiene, 6. Tierzucht, soweit sie 
nicht das Hauptfach bilden. In Anatomie und Physiologie 
wird der Kandidat, wie in dem Hauptfache, mindestens 
je eine Stunde, in jedem der übrigen Fächer mindestens eine 
halbe Stunde geprüft, und es muß dabei außerdem Examinator 
noch der Vorsitzende oder im Behinderungsfalle ein anderes 
Mitglied der Prüfungskommission zugegen sein. Die Prüfung 
ist insoweit öffentlich, daß jedem Professor an einer 
deutschen Hochschule und jedem für das Deutsche Reich 
approbierten Tierarzte der Zutritt freisteht. 

§ 8. Sowohl beim Kolloquium (§ 6), wie beim Rigo- 
rosum (§ 7) erfolgt die Feststellung des Ergebnisses durch 
mündliche oder schriftliche Abstimmung. Jedes Mitglied der 
Prüfungskommission stimmt mit „bestanden“ oder „nicht 
bestanden“ ab. Sowohl im Kolloquium als auch im Rigo- 
rosum kann die Gesamtnote „bestanden“ nur dann gegeben 
werden, wenn der Kandidat in sämtlichen Fächern die * 
Prüfung bestanden hat. 

Die Noten „gut“ und „sehr gut“ dürfen nur erteilt 
werden, wenn die Dissertation als besonders tüchtige 
Leistung anzuerkennen ist; die Kommission entscheidet 
darüber mit einfacher Majorität. Ausnahmsweise kann auch, 
aber nur durch einstimmigen und von dem Kollegium 
genehmigten Beschluß der Kommission, die Note „aus¬ 
gezeichnet“ erteilt werden. 

Das Diplom ist vom Direktor und vom Sekretär zu 
unterzeichnen und mit dem großen Siegel der Hochschule 
zu versehen. 

§ 9. Hat der Kandidat die mündliche Prüfung nicht 
bestanden, so kann er die Prüfung in denjenigen Fächern, 
in welchen er die Note „nicht bestanden“ erhalten hat, 



734 


je nach der Anzahl der nicht bestandenen Fächer in 3—5 
Monaten wiederholen. 

§ 10. Die Aushändigung des Doktordiplom9 durch 
den Direktor darf erst nach der durch den Druck erfolgten 
Veröffentlichung der Dissertation und nach bestandener 
mündlicher Prüfung erfolgen. 

§ 11. Von Inländern, welche den Approbationsschein 
als Tierarzt für das Reichsgebiet beigebracht haben (§ 4), ist 
bei der Meldung eine Gebühr von 300 Mark zu entrichten. 
Bei Abhaltung des Examen rigorosum (§ 5 und 7) betragen 
die Gebühren 450 Mark. 

C. Die Promotion von Ausländern. 
(Nichtangehörige des Deutschen Reiches.) 

§ 12. Auf Ausländer, welche die tierärztliche Ap¬ 
probationsprüfung für das Deutsche Reich bestanden haben, 
finden dieselben Vorschriften Anwendung, wie auf die einen 
Approbationsschein für das Deutsche Reich besitzenden 
Inländer. 

§ 13. Von Ausländern, welche die tierärztliche Ap¬ 
probationsprüfung für das Deutsche Reich nicht bestanden 
haben, ist bei der Direktion der Hochschule behufs ihrer Zu¬ 
lassung zur Promotion erforderlich: 

1. der Nachweis, daß sie das Absolutorium einer 
dem humanistischen, dem Realgymnasium oder der 
Oberrealschule Deutschlands gleichwertigen Anstalt 
ihrer Heimat erworben haben — falls in ihrem 
Heimatlande diesen gleichwertige Anstalten nicht 
bestehen, noch auch Absolutorien erteilt werden, 
haben sie sich durch vorgelegte Reifezeugnisse 
(nötigenfalls unter Beifügung inländischer Er¬ 
gänzungszeugnisse) mindestens über eine den An¬ 
forderungen der Reife an einer der genannten 
Anstalten entsprechende Vorbildung auszuweisen — ; 

2. der Nachweis, daß sie nach Erlangung dieser Vor¬ 
bildung 

a) soviele Semester, als in Deutschland für die Zu¬ 
lassung zur tierärztlichen Prüfung vorgeschrieben 
sind, an einer staatlich anerkannten Tierärztlichen 
Hochschule oder veterinärmedizinischen Fakultät 
ein geordnetes naturwissenschaftlich - veterinär¬ 
medizinisches Studium, ähnlich dem in Deutsch¬ 
land üblichen, geführt und 

b) mindestens eines dieser Semester an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule M ünchen zugebracht 



735 


haben. Von letzterem Erfordernis kann, wenn 
der Kandidat dem Kollegium genauer bekannt 
ist, mit Genehmigung des K. B. Staatsministeriums 
ausnahmsweise abgesehen werden. 

Im übrigen finden auf diese Ausländer diejenigen 
Vorschriften Anwendung, welche für die in gleicher Lage 
befindlichen Inländer (gemäß der Ausnahmebestimmungen 
des § 7) gelten. 

§ 14. Auf die Ehrenpromotion (Promotio honoris 
causa) finden vorstehende Vorschriften keine Anwendung. 
Die Verleihung des Ehrendoktortitels findet nur statt als 
Anerkennung ausgezeichneter Verdienste, wenn ein Antrag 
darauf von 2 Mitgliedern des Kollegiums gestellt und von 
dem Kollegium mit mindestens 3 j* Majorität gutgeheißen 
wird. 


Ministerialrat Dr. Vogel. 

Der bayer. Landestierarzt, Oberregierungsrat Dr. Bern¬ 
hard Vogel wurde zum Ministerialrat befördert. 

Mit dieser Beförderung erhielt der hochverdiente 
Tierarzt eine Rangstufe, welche bis jetzt noch keinem 
bayer. Tierarzte verliehen wurde. 

Mit Freude und Stolz begrüßen die bayer. Tierärzte 
die dem Beförderten gewordene Anerkennung und Ehrung, 
durch welche nicht nur dieser, sondern auch der Stand der 
Tierärzte geehrt ist. A. 


Exzellenz von Haag. 

Mit Beginn des Monats November tritt der Präsident 
der Versicherungskammer, Exzellenz Dr. Ritter von Haag 
in den Ruhestand. 

Exzellenz Dr. von Haag gedachte bei verschiedenen 
Anlässen mit Wärme der großen Bedeutung des tierärzt¬ 
lichen Wirkens für die Landwirtschaft und der Dienste, 
welche die Tierärzte der Versicherungskammer in der Sparte 
für Vieh- und Pferdeversicherung leisten. Er bekundete 
fortwährend ein besonderes Wohlwollen für die Tierärzte. 
Für dieses sowohl, als für die dem tierärztlichen Stande 
gezollte Anerkennung gebührt Seiner Exzellenz der Dank 
der Tierärzte. Mögen dem verehrten Präsidenten noch 
viele Jahre eines recht glücklichen Daseins im Ruhestände 
gegönnt sein. A. 



736 


Professor Dr. Förster *f\ 

Ara 12. Oktober verschied der Professor am Hygie¬ 
nischen Institute der Universität Straßburg, Dr. J. Förster. 
Der Verlebte wirkte 1877 auch kurze Zeit als Physiologe 
an der damaligen Zentraltierarzneischule München und steht 
seine Tätigkeit daselbst noch im besten Andenken. A. 


Personalien. 

Ernennung: Oberregierungsrat, Professor Dr. Vogel, 
Landestierarzt im K. Staatsministerium des Innern, wurde zum 
Ministerialrat ernannt. 

Auszeichnung: Dr. Eberlein Rieh., Professor, Rektor 
Magn. der Tierärztl. Hochschule in Berlin wurde das Fürstl. Sclnvarz- 
burg’sche Ehrenkreuz III. Klasse verliehen. 

Versetzung: Trommsdorf Ad., Kgl. Bezirkstierarzt in 
Wolfstein auf Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Karlstadt (Ufr.). 

Niederlassung: Roppelt Anton aus Oberweilersbach in 
Bring (Ndby.). 

Approbationen: in Berlin die Herren Kaselow Max aus 
Penkum, Schulze Ernst aus Soldin und Steinhoff Kurt aus 
Hildesheim. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt Kuppel- 
mayer Hans in Metz. 


Gegen 

infektiösen Scheidenkatarrh 

hat sich nach den Gutachten von über 100 Tier¬ 
ärzten „Bissulin“ glänzend bewährt. Anwendung 
einfach und billig, Wirkung schnell. 

Lieferung nur an Tierärzte oder in deren 
Auftrag. 

Alleiniger Fabrikant: 

H. Trommsdorff, ehern. Fabrik, Aachen 31. 


Druck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
Universitiitsbuchliandlung, München, Odeonsplatz 2. 



Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(frttmr: wocbenscbritt Kr Tierheilbnadfi und Vienziicbt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegoben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 1. November 1910. Nr. 44. 

Inhalt: Originalartikel: Oskar: Ein Fall von Morbus 
maculosus beim Rind. — Heiß: Utopistische Betrachtungen über 
den Stand der Fleischbeschauer. — Referate: Keller: Mit¬ 
teilungen aus der Praxis. Laabs: Vergleichende Untersuchungen 
über den Streptokokkus equi und andere pathogene Strepto¬ 
kokken. Zatti: Präoperatives Sterilisieren der Haut mit Petro¬ 
leum und Benzin. — Tierzucht und Tierhaltung: 
Neue Untersuchungen über den Einfluß «1er Bewegung auf die 
Entwicklung und Zusammensetzung der inneren Organe. Uber 
die Variabilität der Milch. — V erschienenes: Verein Pfälzer 
Tierärzte. Gegen das rituelle Schächten. Maßnahmen gegen die 
Maul- und Klauenseuche. Die Maul- und Klauenseuche am 
Münchener Schlacht- und Viehhof. Beförderung. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Ein Fall von Morbns macnlosns beim Rind. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Oskar, Rehau. 

Ich wurde zu einem erkrankten Zuchtstiere gerufen 
mit der Mitteilung, daß der Besitzer das Tier in der Frühe 
in seinem Stande liegend und unfähig sich zu erheben ge¬ 
funden habe. Freßlust und Rumination sei vollständig 
sistiert, die Atmung gehe sehr beschleunigt. In der voraus¬ 
gegangenen Nacht habe der Besitzer im Stalle Nachschau 
gehalten und an dem Stiere nichts auffälliges wahrge¬ 
nommen. Leider konnte ich das Tier nicht sofort unter¬ 
suchen. Bei meiner Ankunft am Nachmittage war der Stier 
bereits geschlachtet. Gegen Mittag — so lautete die weitere 
Mitteilung — sei eine bedrohliche Verschlimmerung einge¬ 
treten, die Atmung fortlaufend beschleunigter und er¬ 
schwerter geworden, es sei starkes Muskelzittern, besonders 
an den Hinterextremitäten, und starke Schwellung an der 
rechten Kopf- und Halsseite, sowie an beiden Hinterschen¬ 
keln vorhanden gewesen. Die Autopsie ergab nun folgenden 
Befund: Die Haut zeigte zahlreiche Blutungsherde, teils punkt- 






738 


förmig, teils flächenartig ausgebreitet, besonders in den 
Oberschenkelpartien. Hier waren auch in der Subkutis und 
in der Muskulatur blutig-sulzige Infiltrationen vorhanden, 
ebenso in der geschwellten Kopf- Tind Halspartie. Die Skelet t¬ 
muskulatur zeigte beim Durchschneiden zahlreiche Blu¬ 
tungen. Weiterhin waren kleinere und größere Petechien 
auf der Schleimhaut der Trachea und der Bronchien, sowie 
in den Lungen zu sehen. Das Herz wies so zahlreiche 
und große Blutungen sowohl unter dem Epikard, wie unter 
dem Endokard auf, daß es wie in Blut getaucht aussah. Die 
Mägen xind die Gedärme, namentlich die Dünndärme zeigten 
mehr oder weniger große subseröse Blutungen, die diesen 
Organen ein Aussehen gaben, als wären sie mit Blut be¬ 
spritzt. Auch die Schleimhäute waren teilweise blutig ver- 
schwollen, die Gekröslymphdrüsen vergrößert und blutig 
durchsaftet. Die Leber zeigte sich ebenfalls geschwollen 
und ließ auf dem Durchschnitte zahlreiche parenchymatöse 
Blutungen erkennen. Farbe und Konsistenz des Organs 
waren unverändert. Auch an der Gallenblase fanden sich 
zahlreiche Petechien. Das Bindegewebe im Becken und die 
Blase erschienen sulzig verquollen, Auch in den Hoden 
waren kleine Blutungen in großer Anzahl aufgetreten. 

über die Ätiologie der Erkrankung konnte ich nichts 
Positives ermitteln. Das Futter war nicht zu beanstanden, 
die Stallverhältnisse sind einwandfrei; anderweitige Er¬ 
krankungen sind nicht vorgekommen, so daß es sich nur 
um ein idiopathisches Leiden handeln konnte. 

In differentialdiagnostischer Hinsicht kam Hinder- 
seuche in Betracht; doch hatte die bakteriologische Unter¬ 
suchung und die Impfung von zwei Kaninchen ein negatives 
Ergebnis. 

Utopistische Betrachtungen über den Stand der 
Flelschbeschaner. 

Yon Schlachthofdirektor Heiß, Straubing, 

Wir unterscheiden wissenschaftliche und Laienbeschauer. 
Die ersteren sind durch ihre fachwissenschaftliche Vorbildung 
ohne weiteres in der Lage, die Fleischbeschau in allen Fällen 
vornehmen zu können, den letzteren sind besondere Fälle Vorbe¬ 
halten. Die Tierärzte haben das Absolutorium einer Mittelschule 
und einer Hochschule nachzuweisen, um nicht nur als tierärztliche 
Fleischbeschauer in allen Sparten derselben, wie z. B. in Auslands- 
tleisch beschau, wirken zu können sondern auch solche Personen aus dem 
Laienstande, die sich dem Berufe eines Fleischbeschauers widmen 
wollen, unterrichten zu können. Und auch dieses Recht ist nicht 
ohne weiteres jedem Tierarzte freigegeben, sondern an eigens be¬ 
stimmte Ausbildungsschlachthöfe gebunden, weil nur da genügend 
Material für die Ausbildung zur Verfügung steht. 



739 


Die knappe, uns zur Ausbildung zur Verfügung stehende Zeit 
von Männern aus bürgerlichen und bäuerlichen Berufen, die ledig¬ 
lich die verschiedenen Schlachttiergattungen auseinander kennen, 
die aber von Anatomie, von Tierkrankheiten, Seuchen etc. keinen 
oder höchstens nur ganz unzulängliche Begriffe haben, muß fleißig 
benützt werden, um diesen nicht nur Theorie, sondern — was weit 
wertvoller ist — ein praktisches Wissen beizubringen. Jeder 
von uns, der schon eine Reihe von solchen Kursen geleitet, hunderte 
von Laienbeschauern ausgebildet hat, weiß, welche enorme Mühen 
die Abhaltung solcher Kurse verursacht, wie unendlich schwer es 
oft ist, bis die einfachsten technischen Ausdrücke, die unvermeid¬ 
lich sind, eingeprägt w r erden, zum allermindesten bis zur Ablegung 
der Prüfung, wenn nicht dauernd. Wer hat sich nicht schon weid¬ 
lich geärgert, wenn stets mit konsequenter Bosheit die dünnhalsige 
Finne den Menschen-Bandwurm erzeugte, wenn Schweineseuche 
und -pest fortwährend miteinander verwechselt wurden! Wie viel 
Mühe und Arbeit, aber auch Geduld fordert es nicht, bis endlich die 
Grenzen der Zuständigkeit eingeprägt werden, und wie enttäuscht, 
wie erbittert ist man nicht, wenn bei der Prüfung der Kandidat mit 
Seelenruhe sich bei Miliartuberkulose als zuständig bezeichnet! 
Wie immer und immer wieder die Stempel für „minderwertig“ und 
„bedingt tauglich“ miteinander verwechselt werden! Dazu kommt 
noch, daß Leute, die vor der Prüfung tadellos geantwortet haben, 
b e i der Prüfung in einer Weise verdattert sind, als hätten sie n i e 
ihr Lehrbuch aufgeschlagen! 

Es ist leicht gesagt: „Hier habt ihr solche, die sich dem 
Fleischbeschauerberufe widmen wollen, bildet sie in vier Wochen 
dazu aus!“ Zweifellos war man sich bei Fassung dieser Bestim¬ 
mung nicht ganz darüber klar, welch’ enorm minderwertiges Ma¬ 
terial oft von Seite der Gemeinden zur Teilnahme an den Kursen 
abgeordnet wird. Ich sage oft, gottlob nicht immer! Man hat 
auch vielfach draußen in den Gemeinden noch immer nicht ein- 
sehen gelernt, daß nicht der Dorfdümmste für den Beruf als 
Fleischbeschauer noch gut genug ist! Daß der Kandidat der Be¬ 
mitteltste nicht ist, ist männiglich bekannt und ist es ein Wunder 
zu nehmen, wenn bei den wirklich kärglichen Entlohnungen für 
Fleischbeschau, insbesondere in Bayern, sich gerade solche auf¬ 
stellen und ausbilden lassen, denen das geringste Einkommen eben 
ein Einkommen ist. Oft und Oft wird sich der Lehrer in Fleisch¬ 
beschau die Frage vorlegen, ob dieser oder jener Kursteilnehmer 
überhaupt ausgebildet werden kann! Ich glaube, daß eine Reihe 
von Kollegen, die auf eine jahrelange Ausbildungstätigkeit zurück¬ 
blicken können, es unweigerlich sofort unterschreiben werden, daß 
nicht 40 Prozent der zum Kurse geschickten Teilnehmer auch wirk¬ 
lich die Anwartschaft geben, daß sie tüchtige, energische und - 
soweit sie zuständig sind — fachkundige Fleischbeschauer abgeben 
werden! 

Man nimmt die Leute mit zu Sektionen auf Wasenmeistereien, 
erklärt ihnen die Unterschiede zwischen geschlachteten und ver¬ 
endeten Tieren bis in’s Kleinste, zeigt ihnen unmittelbar darauf die 
Unterschiede am geschlachteten Tiere eingehend, was hier fehlt, 
was dort vorhanden war, und mit tödlicher Sicherheit kann man 
erwarten, daß man wenige Monate oder Jahre später seitens der 
Staatsanwaltschaft die Akten in einer Untersucliungssache gegen 
den Fleischbeschauer X. überschickt bekommt, aus welchen er¬ 
sichtlich ist, daß der Betreffende eine an hochgradiger Bauch¬ 
wassersucht verendete Kuh mit tuberkulösen Erweichungsherden 



740 


als-tauglich ohne Einschränkung erklärt hat! Daß ein An¬ 

derer das Fleisch einer Kuh, welche wegen Torsio uteri nach Zer¬ 
schneidung der Cervix durch irgend einen Pfuscher an Blutvergif¬ 
tung verendet oder in Agonie geschlachtet worden war, ohne wei¬ 
teres als tauglich abstempelt! Es sind das Fälle, die wirklich vor¬ 
gekommen sind und eine Reihe von solchen lassen sich anführen, 
und wem sind solche Erfahrungen mit geprüften Fleischbeschauern 
noch nicht vorgekommen? Es wäre vielleicht von großem Interesse, 
hierüber eine Kasuistik anzulegen und bin ich dankbar, wenn mir 
seitens der Kollegen solche kurz skizzierte Fälle zu den meinigen 
mitgeteilt werden. Es ist oft recht wertvoll, solche Fälle in ge¬ 
nügender Zahl an der Hand zu haben, um darauf hinweisen zu 
können, wie recht unbegründet es ist, wenn oft das Ei klüger sein 
will ais die Henne! 

Gottlob gibt es unter den ausgebildeten Fleischbeschauern 
eine Reihe von Leuten, die ein rasches Fassungsvermögen besitzen, 
die einen Bienenfleiß während der Kurse entwickeln, die gut me¬ 
morieren und auch rasch alle Handgriffe erfaßt haben, die draußen 
bei Ausübung der Beschau notwendig sind. Wäre das nicht der 
Fall, so würden wir zu einer Sisyphusarbeit verurteilt sein und da¬ 
für w ürde sich Mancher von uns gerne bedanken. Wir haben Leute 
draußen in der Praxis als Fleischbeschauer, die als vorbildlich be¬ 
zeichnet werden können, die dankbar an dem hängen, der ihnen ihr 
notwendiges Wissen beigebracht hat, die das Bestreben besitzen, 
durch eigenes Studium von guten Fachzeitschriften, die von Tier¬ 
ärzten, die mitten im Schlachthofbetrieb stehen, geleitet werden, 
die also in der Lage sind, hierin fortbilden zu können, ihr Wissen 
zu erweitern, die sich populär geschriebene fachwissenschaftliche 
Handbücher kaufen, um aus ihnen zu lernen. 

Betrachten wir einmal, w i e der Fleischbeschauer, besser 
gesagt, der, welcher es werden soll, aufgestellt w r ird: Die Vorge¬ 
setzte Behörde bestimmt auf Antrag des beamteten Tierarztes, daß 
dieser oder jener Fleischbeschauer wegen hohen Alters, körper¬ 
licher Gebrechen oder aber, was auch nicht allzuselten vorkoramt, 
wegen absoluter Unfähigkeit für seinen Beruf durch einen neu¬ 
zeitlich ausgebildeten zu ersetzen ist. Dieser Wink von oben w’ird 
meist rasch in den Gemeinden verstanden, er erregt zwar Unwillen, 
aber man fügt sich und nun ist guter Rat teuer! Wer soll der 
w r ürdige Nachfolger dieses unwürdigen Vorgängers werden? Es 
findet eine Gemeindeberatung statt, dieser und jener wird als 
[lassend vorgeschlagen. Diesem oder jenem fällt es aber gar nicht 
ein, diese ehrenvolle Berufung anzunehmen. Endlich findet man 
irgend einen, seines Zeichens ein Gemeindediener, Nachtwächter, 
Dorfhirte oder einen Angehörigen eines anderen Berufszweiges, 
der sich nach vielem Zureden bereit erklärt, den nächsten Fleisch- 
beschauerkurs da oder dort mitzumachen. Nicht aus Liebe zur 
Sache, nur aus Zwang. Es werden ihm goldene Berge versprochen, 
meist nur mündlich (vorsichtshalber!), denn die wenigsten haben 
den Mut oder die praktische Erfahrung, zu verlangen, daß ihnen 
vorher durch Beschluß der Gemeinde sichergestellt wird, w'elche 
Entlohnung sie für die Teilnahme am Kurse erhalten und welche 
Gebühren ihnen fernerhin zugebilligt werden. Meist sind diese 
schüchternen Männer später die Geleimten! Kommen sie noch 
seufzend unter der Last der Ausbildung nach abgelegtem Rigo¬ 
ros um zurück in ihre Heimat, so kann man sich oft wirklich nicht 
erinnern, ihnen irgend etwas Bestimmtes zugesagt zu haben oder 
aber sie w erden vertröstet, daß in allernächster Zeit (meist zwischen 




741 


10 und 20 Jahren!) einer Regelung der Gebührenfrage näher ge¬ 
treten werden wird, ja es sind mir Gemeinden bekannt, die nicht 
nur Schandgebühren dem geprüften Beschauer bezahlen, sondern 
auch noch verlangten, daß dieser aus eigenen Mitteln die Kurs¬ 
und Ausbildungskosten, die Kosten für den Aufenthalt im Aus¬ 
bildungsorte und die Lehrmittel selbst zu bezahlen hat, so daß 
der Ärmste bei einem Jahreseinkommen von 30—40 Mark Methu¬ 
salems Alter erreichen müßte, um von seinen Renten leben zu 
können. Gegen eine solche „Schmutzigkeit“ richtig aufzutreten 
getrauen sich die von dieser Zumutung Betroffenen meist nicht, 
denn sie rechnen noch immer, daß vielleicht doch noch ein Strahl 
der Erleuchtung die Gemeindevertreter trifft und sie ihm die Aus¬ 
lagen, die sich auf rund 100 Mark anschlagen lassen zurückersetzen, 
und werden ihm später wirklich die Kosten ersetzt oder sind sie 
ihm vorher schon bezahlt worden, dann getraut er sich meist wieder 
nicht, um materielle Besserstellung nachzusuchen. 

Statt daß der Anwärter von vorneherein bei seiner Auf¬ 
stellung verlangt: Die Gemeinde hat mir die Ausbildungs- und 
Aufenthaltskosten, sowie die Lehrmittel zu ersetzen, sonst ver¬ 
zichte ich auf die Ehre, überläßt er das meist dem „Wohlwollen“ 
und damit ist bei den jetzigen „sparsamen“ Zeitläuften meist nicht 
viel zu erreichen. Er muß sich aber auch vorher erkundigen: 
Was wird bezahlt für die Vornahme der Fleischbeschau?, und nur 
dann, wenn ihm Gebühren zugebilligt werden, seien es nun Einzel¬ 
gebühren oder ein Jahrespauschale, die im Verhältnis zur Dienst¬ 
leistung stehen, wird er mit sicherer Gewähr dafür, daß seine Arbeit 
auch gebührend bezahlt wird, am Kurse teilnehmen könne. Der 
Grundsatz: „Wer anschafft, bezahlt!“ soll auch hier Geltung haben. 
Ich bin auch fest überzeugt, hätten die Aufsichtsbehörden Kenntnis 
von solchen Fällen, sie würden gewiß nicht dulden, daß einem un¬ 
bemittelten Ortsangehörigen solche finanzielle Zumutungen gestellt 
würden und würden ein energisches „Quos ego“ solchen Gemeinden 
zurufen! Und das mit Fug und Recht, denn Null von Null hebt sich 
auf und Manchem gestatten eben einfach seine Verhältnisse nicht, 
ein Freund und Inhaber unbezahlter Ehrenstellen zu sein. 

Gesetzt den Fall: Die Gemeinde würde auf eigene Kosten 
den Fleischbeschauer ausbilden lassen, sie würde ihm anständige 
Gebühren zuerkennen, würde die Beschaustunden zeitlich be¬ 
schränken, so daß er auch seinem Privatberufe noch nachgehen 
und aus demselben verdienen kann, kurz ihm alle Vorteile bieten, 
die er überhaupt verlangen kann, eines läßt sich unter den 
jetzigen Verhältnissen nicht von der Hand weisen: der Fleisch¬ 
beschauer ist und bleibt in den ländlichen Bezirken von dem Wohl¬ 
wollen des Gemeindekörpers abhängig. 

Und wenn ihm in den Kursen hundertmal der gerade Weg, 
welchen er zu gehen hat, vorgezeigt und dargelegt wurde, wenn 
ihm genau die Grenzen seiner Kompetenz angegeben wurden, die 
Verhältnisse draußen im Leben sind oft mächtiger als er. 

Und das ist eben das traurige in dieser Stellung! Ich möchte 
den P’leischbeschauer kennen, der sich ungestraft erkühnen wird, 
in dem engen Rayon eines Dorfes, wo die Menschen seit Gene¬ 
rationen miteinander verwandt und verschwägert sind, ein ge¬ 
schlachtetes Tier eines „Großmächtigen“ als untauglich zu be-. 
zeichnen! Und gesetzt den Fall, daß er pflichtgemäß handelt, so 
wird ihm mit tödlicher Sicherheit ein solcher „Fall“ des strammen 
und energischen Vorgehens schwer angekreidet und ihm alle nur 



742 


erdenklichen Schwierigkeiten gemacht werden, um ihn mürbe zu 
machen! Und: Menschen sind wir alle, oft recht schwache 
Menschen! Insbesondere aber dann, wenn es uns an dem nötigen 
Hinterhalte fehlt, wenn wir durch die Verhältnisse gezwungen 
sind, den berühmten Eiertanz aufzuführen. Niemand zu schädigen! 

Die Fleischbeschauer haben das Pflichtgefühl, so und nicht 
anders handeln zu sollen und doch mehren sich die Fälle, die 
glatt gegen die Bestimmung des Gesetzes verstoßen. Doch es ist 
nichts so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen! Die Tücke 
des Zufalles, die den zuständigen Tierarzt in die Nähe bringt, ein 
Streit, ein entstandener Haß unter den Einzelnen tragen zur Ent¬ 
hüllung dieser Pflichtvergessenheiten das Ihre bei und wenn der 
Fleischbeschauer nicht schon vorher wegen zu strammen Auf¬ 
tretens „abgesägt“ worden ist, so besorgt das später eine höhere 
Instanz mit Sicherheit und Gründlichkeit! Und der Mann steht 
mit seinem vierwöchentlichen Wissen, mit Kind und Kegel dem 
Nichts gegenüber. (Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Keller: Mitteilungen aus der Praxis. (Schweizer 
Archiv für Tierheilkunde, 1910, Heft 1.) 

1. Zwei Fälle von Uterustorsion beim 
Schwein. 

Ein das dritte Mal trächtiges Schwein hatte die ganze 
Nacht hindurch Wehen, ohne etwas zutage zu fördern. Hei 
der Untersuchung konnte man mit der Hand bis an den der 
Schamspalte am nächsten gelegenen Teil der Scheide leicht 
eindringen; gegen das Collum uteri zu endete aber die 
Scheide trichterförmig, mau fand spiralige Faltenbildung. 
Folgte man den nach rechts verlaufenden Falten, so konnte 
man mit der Fingerspitze den Kopf eines Fötus erreichen, 
der unter dem Schambeinrande in einer taschenförmigen 
Höhle des Uterus lag Da ein Wälzen des Tieres ohne jeg¬ 
lichen Erfolg war, so wurde am anderen Morgen die Not¬ 
schlachtung vorgenommen, bei welcher eine halbe Drehung 
nach rechts konstatiert wurde. An derselben waren Scheide 
und Collum uteri beteiligt; das rechte Gebärmutterhorn 
war auf die linke Seite hiuiibergeglitten. 

Hei einem anderen Schweine, das dieselben- Erschei¬ 
nungen zeigte und bei welchem die Verschnürungen noch 
stärker waren, so daß kein Fötus erreicht werden konnte, 
halte das Wälzen den gleichen negativen Erfolg. 

Diese ungünstigen Resultate der Wälzung zwecks 
Lösung der Verdrehung beruhen teils auf der geringen Ge¬ 
räumigkeit der Bauchhöhle, dann aber auch auf der unge¬ 
wöhnlichen Größe des mit mehreren düngen angefüllten 
U terus. 



743 


2. Ein Fall von Leberadenom des Rindes. 

Die Untersuchung einer neunjährigen Kuh, die laut, 
Anamnese in letzter Zeit Störungen des Appetits zeigte, 
stark im Milchertrag und Nährzustand zurückgegangen war, 
ergab nicht viel Krankhaftes: mäßigen Ernährungszustand, 
leichte Mattigkeit; Puls, Atmung, Temperatur, Pansentätig¬ 
keit und Kotabgang normal, weshalb dem Besitzer geraten 
wurde, die Kuh weiter zu beobachten und später wieder 
Meldung zu machen. Nach 17 Tagen wurde wieder eine 
Untersuchung verlangt, da die Kuh immer weniger munter 
und der Appetit und Milchertrag ganz minimal sei. Be¬ 
fund : Fortschreitende Abmagerung, Tier steht apathisch da 
mit leeren Hungergruben und etwas struppigem Haarkleid; 
vorgehaltenes Futter wird verschmäht; die Kuh sucht fort¬ 
während die Stirne an die Schulter oder an den Hals eines 
neben ihr stehenden Rindes anzulegen und steht längere Zeit 
in dieser Haltung, wenn das Rind sich willfährig zeigte. 
37,8° Temperatur. — Da ein Leiden kachektischer Natur 
in der Leber oder Milz vermutet wurde und der Zustand 
des Tieres ein hoffnungsloser war, wurde Notschlachtung 
angeordnet. 

Obduktionsbefund: Leber um die Hälfte ver¬ 
größert ; in der Mitte derselben mannskopfgroße Geschwulst 
von gelb-weißer Farbe mit radiär verlaufenden Streifen und 
fest-weicher Konsistenz ohne Fluktuation. Beim Durch¬ 
schneiden der Geschwulst zentral gelegene Höhle mit braun- 
grüner, schleimiger Flüssigkeit, vermischt mit Detritus¬ 
massen. Ränder der Höhle imregelmäßig ausgezackt, wie 
angefressen. Geschwulst vom normalen Lebergewebe durch 
eine bindegewebige Kapsel getrennt. In den etwas erwei¬ 
terten Gallengängen in der Umgebung der Geschwulst Vor¬ 
handensein einiger Exemplare von Distom. hepat. — Dia¬ 
gnose : Leberadenom. R a b u s. 


L a a b s: Vergleichende Untersuchungen über den 
Streptokokkus equi und andere pathogene Streptokokken. 

(Zeitschrift für Veterinärkunde, 1910, VIII/1X.) 

Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben sich eine große 
Reihe von Forschern mit der Differenzierung der Strepto¬ 
kokken befaßt, doch stehen sich die Befunde der einzelnen 
Autoren oft diametral gegenüber. Vielfach wurde die Ein¬ 
teilung nach Schottmüller angenommen, der nach dem 
Wachstum auf Blutagarnährböden 3 Typen — Streptokokkus 
longus seu erysipelatos, Str. mitior seu viridans, Str. mu¬ 
cosus — unterschied, die durch Farbstoffbildung und 



744 


Formen von einander abwichen. Versuche, die Aggluti¬ 
nation zur Sonderung der einzelnen Streptokokkenarten 
heranzuziehen, sind bisher noch nicht gelungen. 

Verf. hat nun die morphologischen, kulturellen und 
pathogenen Eigenschaften namentlich der Drusestrepto¬ 
kokken eingehend geprüft. Letztere ließen hiebei bei 
Züchtung auf den gebräuchlichen, festen Nährböden zwar 
gewisse Merkmale erkennen, die den übrigen, zum Vergleich 
herangezogenen Streptokokken fehlen, doch waren sie nicht 
so prägnant, daß durch sie allein eine genaue Unterschei¬ 
dung möglich wäre. L i n d n e r. 

Z a 111: Präoperatives Sterilisieren der Haut mit 
Petroleum und Benzin. (Münch. Med. Wochenschr., Nr. 38, 
1910.) 

Das Verfahren soll vor den bisher zur Sterilisierung 
mit Sublimat, Alkohol und Jodtinktur geübten große Vor¬ 
züge bieten, weil die Haut unverändert Bleibt. Das Ope¬ 
rationsfeld wird rasiert; vor der Operation wird dann mit¬ 
telst eines Wattebausches, welcher mit Petroleum getränkt 
worden ist, die Haut 1 Minute lang abgewischt; hierauf 
wischt man die Haut mit einem mit, Benzin getränkten 
Wattebausch (4 Minute lang; nun wird das Operationsfeld 
mit sterilisierten Tüchern abgerieben. Verf. hat bei dieser 
Sterilisierungsmethode im Verlaufe der letzten drei Jahre 
700 große Operationen, darunter 24 Laparotomien, 193 
Hernienradikaloperationen, ausgeführt. In allen Fällen ist 
Heilung per primam erfolgt. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Neue Untersuchungen über den Einfluß der Bewegung auf 
die Entwicklung und Zusammensetzung der inneren Organe. 

Privatdozent Dr. K ü 1 b s hat bekanntlich vor einiger 
Zeit bei Hunden Versuche über den Einfluß der Bewegung 
auf die Entwicklung innerer Organe angestellt. Die Ver¬ 
suche ergaben, daß bei gleichalterigen Hunden durch Be¬ 
wegung höhere Gewichte innerer Organe erzielt werden 
können als beim Ruhe-Tier. 

Neuerdings stellten K ii 1 b s und B e r b e r i e h weitere 
Versuche mit. Hunden und Schweinen über die Fragen an, 
1. ob es auch bei N u t z t i e r e n gelingt, eine verschieden 
große Entwicklung der inneren Organe und der Skelett¬ 
muskulatur hervorzurufen und 2. ob quantitativ-chemische 
Unterschiede in der Zusammensetzung der inneren Organe 




745 


und der Skelettmuskulatur bei Schweinen und Hunden vor¬ 
handen sind, wenn diese längere Zeit größere Bewegungs- 
Übungen gemacht haben, im Gegensätze zu Kontrolltieren, 
die in Ruhe waren. 

Das Ergebnis der Versuche, zu welchen zwei männ¬ 
liche und zwei weibliche, D/4 bezw. V/U Jahre alte, rasse¬ 
echte, kurzhaarige deutsche Hühnerhunde und fünf weib¬ 
liche veredelte Landschweine benützt wurden, lautet: 

1. Bei Hunden von demselben Wurf und Geschlecht 
kann man durch eine bestimmte Form körperlicher Arbeit 
beim Arbeitstier erheblich höhere Gewichte der inneren 
Organe (besonders Herz und Leber) erzielen, gegenüber 
dem Ruhetier. 

2. Diese Differenzen sind besonders ausgesprochen bei 
jungen Tieren, sind aber auch bei fast ausgewachsenen in 
geringerem Maße vorhanden. 

3. Die Skelettmuskulatur nimmt bei den Arbeitstieren 
an Gewicht zu, doch nicht in demselben Maße wie das Herz, 
verglichen mit Muskulatur und Herz des Ruhetieres. 

4. In den Röhrenknochen können ausgesprochene 
Unterschiede des Knochenmarks sich finden, rotes Mark 
beim Arbeitstier, gelbes, verfettetes beim Kontrolltier. 

5. Bei jungen Schweinen scheinen ähnliche Unter¬ 
schiede in den Gewichten der inneren Organe aufzutreten, 
wenn die Tiere ein genügendes Maß von Arbeit verrichten. 

Die Resultate der chemischen Untersuchung sind: 

1. In drei Versuchsreihen war der N-Gehalt von Leber 
und Skelettmuskulatur bei den Kontrolltieren höher als 
beim Arbeitstier; in einem Versuche (ungenügende Lauf¬ 
zeit des Arbeitstieres, temperamentvolles Kontrolltier) war 
der N-Gehalt beim Arbeitstier höher. 

2. Der Fettgehalt des Herzmuskels war in drei 
Versuchsreihen vermehrt beim Kontrolltier, in einem Ver¬ 
suche vermehrt beim Arbeitstier. Skelettmuskulatur und 
Leber hatten in zwei Versuchen beim Kontrolltier und in 
zwei Versuchen beim Arbeitstier mehr Fett. 

3. Der Lezithin gehalt des Herzfettes und des 
Leberfettes war in allen 4 Versuchsreihen beim Arbeitstier 
wesentlich erhöht; der des Skelettmuskels zeigte in zwei 
Versuchen beim Arbeitstier und in zwei Versuchen beim 
Kontrolltier höhere Werte. 

4. Der Glykogengehalt der Leber war in drei 
Versuchen bei den Arbeitstieren erhöht. 

(Aus der 13. Flugschrift der Deutschen Gesellschaft 
für Züchtungskunde. A. 





746 

Über die Variabilität der Milch. 

v. Wen dt prüfte den Einfluß verschiedener Salze als 
Beigabe zum Fette der Kühe auf die Menge und Zu¬ 
sammensetzung der Milch. Die Versuche ergaben folgende 
Resultate: 

1. Das Futter übt, bestimmte Verhältnisse voraus¬ 
gesetzt, nur einen sehr beschränkten Einfluß auf die Zu¬ 
sammensetzung der Milch aus. 

2. Ein gesetzmäßiger Einfluß von dem Futter bei¬ 
gegebenen Salzen als Kochsalz, Kalziumkarbonat, Natrium¬ 
phosphat, Magnesiumbromid, glyzerin - phosphorsauerem 
Kalzium konnte nicht wahrgenommen werden. 

3. Das saure Kalziumphosphat scheint, wenn auch 
nicht in jedem Falle, die Fettmenge der Milch günstig zu 
beeinflussen; ferner war unter Beigabe dieses Salzes eine 
geringe Steigerung der relativen Menge des Kalziums in 
der Milch 2u beobachten. 

4. Die Verschiedenheit der Zusammensetzung der Milch 
von Kühen verschiedener Rassen in den verschiedenen 
Laktationsperioden ist in der Hauptsache gleich groß. 

5. Die Albuminmenge nimmt im Gegensätze zu den 
anderen Bestandteilen der Milch im Laufe der Laktation 
nicht zu; auch ist die prozentuale Menge des Albumins in 
der Milch des Höhenviehes ungefähr dieselbe, wie in der 
Milch des Niederungsviehes. 

6. Von den Milchbestandteilen sind Phosphor, Stick¬ 
stoff und Kasein, am wenigsten Kalzium, Fett und Milch¬ 
zucker mehr, Chlor, Alkalimetalle und Albumin am meisten 
variabel, (v. Wen dt in: Mitteilungen des landwirtschaft¬ 
lichen Institutes der Universität Leipzig, 9. Heft.) A. 

Verschiedenes. 

Verein Pfälzer Tierärzte. 

Am 27. August 1910 fand in Kaiserslautern die 
(58. ordentliche Generalversammlung des Vereines statt. 

Erschienen waren: K. Regierungs- und Veterinärrat 
Marggraff als Regierungskommissar, die Ehrenmit¬ 
glieder : Louis und Thomas und 40 Mitglieder: 
d 'Alle u x, I)r. Arnold, Braun, B r e s s, Eckart, 
Engel, Frank, F r i c k, G a b e r d a n, G e r g e r, 

1 >r. (i c i s s e n d ö r f e r, G ö p f e r t, G o 1 d m a n n, lf a r- 
<1 er, lleubc r g e r, 11 ö f 1 c, H e r f e 1, K ö h 1, M a h 1 e r. 
M alle r n, M a r k e r t, M ey er, Müller, Pr. M u - 
s t e r 1 e, () c h 1, R a b u s, R e u sehe 1, R o h r, R o t - 
liaa r, Sauer, S e m mler, Scheidt, Sch e r m e r. 



747 


Scheuing, Steinbrenner, Sterger, Weigand 
Otto, Weigand W ilhelm, Ziere r, Zimmer und end¬ 
lich als Gäste: Engel und Schebler. 

Die Versammlung, welche in den schönen Räumen des 
Kasino-Vereins tagte, wurde um 11 Uhr durch Vorstand 
Heuberger mit herzlichen Worten der Begrüßung an 
alle Teilnehmer, insbesondere an den Herrn Regierungs¬ 
kommissär eröffnet. 

Vor Eintritt in die Tagesordnung widmete der Vor¬ 
sitzende dem verstorbenen Reichsrate l)r. Eugen von 
Buhl, dem eifrigen und überzeugten Förderer des tierärzt¬ 
lichen Standes, einen warmen Nachruf. Die Versammlung 
erhob sich zu dessen Ehren von den Sitzen. 

Nach dem Geschäftsberichte des Vorstandes sind im 
Vereinsjahre 2 Mitglieder (Schmidt und Witzig- 
m a n n) durch Wegzug aus dem Vereine ausgetreten. 

Leider hat der Verein durch den Tod eines beliebten 
Mitgliedes, des Distriktstierarztes D u p r e in Grünstadt, 
einen schmerzlichen Verlust erlitten. Zu dessen Gedenken 
erhoben sich die Anwesenden von den Sitzen. 

Der Mitgliederstand war am Schlüsse des Vereins¬ 
jahres (1. August) : 53 ordentliche, 2 außerordentliche und 
5 Ehrenmitglieder. 

Seit 1. August sind dem Vereine 6 Herren beigetreten, 
sodaß zur Zeit dem Vereine 59 ordentliche Mitglieder an¬ 
gehören. 

Dem im Vorjahr im Haag stattgehabten internationalen 
tierärztlichen Kongresse hat zufolge Beschlusses der 66. Ge¬ 
neral-Versammlung als Vertreter des Vereines Vorstand 
Heuberger beigewohnt. 

An einer im Januar stattgefundenen Sitzung der Kreis¬ 
vereinsvorstände nahm der 2. Vorsitzende Müller teil. 

Zum Schlüsse berührte der Vorstand noch einige im 
letzten Jahre eingetretene Begebenheiten, insbesondere die 
Bildung des Veterinär-Offiziers-Korps, die Verleihung des 
Promotionsrechtes an die Tierärztl. Hochschule in München 
und das neue bayerische Körgesetz. 

Laut einer Zuschrift des Deutschen Veterinärrates 
sollen die in der Sitzung in Stuttgart im Jahre 1909 be¬ 
schlossenen Satzungen angenommen werden, insbesondere 
die Bestimmung, daß die Beiträge jeweils von den einzelnen 
Plenarversammlungen des Veterinärrates bestimmt werden, 
ln Stuttgart wurde nun der Beitrag pro Jahr und pro Mit¬ 
glied auf 2 Mk. festgesetzt. 

Die Generalversammlung stimmt obigen Beschlüssen zu. 



748 


Einem Beschlüsse des Tierärzte-Vereins für Schleswig- 
Holstein, betreffend die Standesinteressen, wird im allge¬ 
meinen beigetreten. 

Einer Anregung des Vereins der Tierärzte des Regie¬ 
rungsbezirkes Wiesbaden, betreffs Ausbildung der Tierärzte, 
wird nicht beigestimmt. 

Einladungen zur Naturforscherversammlung in Königs¬ 
berg, sowie eine Anregung des tierärztlichen Provinzial¬ 
vereins für Posen zwecks Beteiligung an der Internationalen 
Hygiene-Ausstellung in Dresden 1911 werden zur Kenntnis 
genommen. 

Zu einem Angebot der Nürnberger Lebensversiche¬ 
rungsbank nimmt nach lebhafter Debatte die Generalver¬ 
sammlung vorerst keine Stellung und überläßt dies den Mit¬ 
gliedern. 

Endlich macht der Vorstand noch auf eine im Neben¬ 
zimmer ausgestellte reichhaltige Instrumentensammlung der 
Firma Stiefenhofer in München aufmerksam. 

Nach dem vom Rechner Rohr erstatteten Kassen¬ 
bericht wird demselben Entlastung erteilt. 

Als Ort für die nächste Generalversammlung wird 
Landau bestimmt. 

Als Abgeordnete zum Obermedizinalausschuß werden 
Regierungsrat Marggraff und als Stellvertreter der 
Vereinsvorstand bestimmt. 

Als Vertreter des Vereins beim Deutschen Veterinär¬ 
rat wird Kollege Feil aufgestellt. 

Nach einem eingehenden mit Interesse verfolgtem 
Referate Saue r’s über „Standes-Interessen“ schloß der 
Vorsitzende um 2*4 Uhr die Versammlung. 

Ein gemeinsames Mahl hielt die Kollegen noch einige 
Stunden in fröhlicher Stimmung beisammen. 

Auf Wiedersehen im nächsten Jahre in Landau! 

Verein Pfälzer Tierärzte. 


Gegen das rituelle Schächten. 

Der Verein rheinpreußischer Tierärzte hat in seiner 
am 11. September 1. J. in Koblenz abgehaltenen Versamm¬ 
lung den Beschluß gefaßt, an die gesetzgebenden Körper¬ 
schaften des deutschen Reiches in einer Eingabe die Bitte 
zu richten, dem Beschlüsse der Justizkommission, das rituelle 
Schächten der Juden unter reichsgesetzlichen Schutz zu 
nehmen, nicht beizutreten; ferner hat der Verein sämt¬ 
liche tierärztlichen Vereine Deutschlands ersucht, sich 
dieser Fingabe anzuschließen. 



749 


Maßnahmen gegen die Maul- und Klauenseuche. 

Das Staatsministerium des Innern hat die Regierüngs- 
und Veterinärräte der Regierungen, Kammern des Innern, 
für Mittwoch den 26. Oktober d. Js. zu einer Sitzung im 
Staatsministerium des Innern einberufen. Bei der Sitzung 
wurden die Maßregeln zur Abwehr und Unterdrückung der 
Maul- und Klauenseuche sowie sonstige Fragen des amts¬ 
tierärztlichen Dienstbetriebs besprochen. 

Die Maul- und Klauenseuche am Münchener Schlacht- und 

Viehhof 

hat dank der von der Schlachthofdirektion getroffenen um¬ 
fassenden Vorsichtsmaßregeln keinen weiteren Fall ge¬ 
zeitigt. Der bereits berichtete Fall wurde an einem 105 Tiere 
umfassenden Transport von Schweinen aus Thorn in West¬ 
preußen bereits an der Laderampe konstatiert. Sämtliche 
_ Tiere wurden auf eigenen Wagen sofort in den Schlachthof 
transportiert, geschlachtet und sämtliche Einstellhallen des 
Viehhofes einer gründlichen Desinfektion unterzogen. Diese 
Desinfektion wurde wiederholt und es mußten sämtliche 
noch vorhandenen Restbestände entweder geschlachtet 
oder in den Reservestallungen untergebracht werden. 
Außerdem wurde bis auf weiteres für alles lebend in 
den Viehhof gelangende Vieh eine viertägige Schlacht¬ 
frist angeordnet. Unter diesen umfassenden Sicherheits¬ 
maßregeln und angesichts der Tatsache, daß in den Ein¬ 
stellstallungen selbst, weder bei den Schweinen, noch beim 
Großvieh oder anderen Klauentieren ein Seuchenfall noch 
nicht vorgekommen ist, besteht Aussicht, daß die Viehhof¬ 
sperre in den allernächsten Tagen wieder 
aufgehoben werden kann*). Für aus Norddeutsch¬ 
land einlangende Viehtransporte sind bereits bedeutend ver¬ 
schärfte Sicherheitsmaßregeln getroffen. 

Bemerkenswert für den fortwährenden Vorwand der 
heimischen Landwirte, daß durch leichtere Einfuhrbestim¬ 
mungen für Auslandsvieh die Seucheneinschleppungsgefahr 
vermehrt werden würde, ist dieTatsache, daß seit dem nahezu 
32jährigen Bestände des Münchener Schlachtviehmarktes 
unter dem aus Österreich zugeführten Vieh auch nicht 
ein einziger Seuchenfall vorkam, während 
sämtliche Einschleppungen der letzten Jahre ausschließlich 
auf die norddeutschen Schweine zurückzuführen waren. 
(Tagespresse.) 


*) Die Aufhebung der Sperre ist bereits erfolgt. 



750 


Beförderung. 

Der außerordentliche Professor an der vereinigten 
medizinischen Fakultät der Universität Gießen und Vorstand 
der veterinär-medizinischen Klinik daselbst, Dr. med. et 
med. vet. H. Gmeiner wurde zum ordentlichen Professor 
befördert. 


Bttcherschau. 

Gerichtliche Entscheidungen des ersten Jahrzehnts des Bürgerlichen 
Gesetzbuches über Viehkauf. Gesammelt und herausgegeben 
von Dr. Hans Stölzle, Rechtsanwalt in Kempten (Bayern). 
Mainz 1910. Zentral-Buchhandlung deutscher Rechtsanwälte, 
G. in. b. H., Mainz. Preis 4,50 Mark. 

Juristen, Tierärzte und Landwirte haben das größte Interesse 
daran, über diese oder jene Frage des Yiehverkaufsrechtes Kenntnis 
von etwa vorhandenen gerichtlichen Entscheidungen zu haben, um 
zur Beurteilung der in bestimmten Fällen wahrscheinlich erfolgenden 
Rechtssprechung der darauf fußenden Ratserteilung Anhaltspunkte 
zu gewinnen. Verf. hat nun eine große Zahl wichtiger gerichtlicher 
Entscheidungen, welche im Verlauf der zehn Jahre des Bestandes 
des Bürgerlichen Gesetzbuches erfolgt sind, in dem oben genannten 
Werke zusammengestellt und bietet diese Sammlung einen überblick 
über die Rechtssprechung der deutschen Gerichte innerhalb dieser 
Zeit. Der in der Praxis stehende Tierarzt ist nicht in der Lage, 
von solchep Entscheidungen, die in verschiedenen juristischen Zeit¬ 
schriften veröffentlicht sind, Einsicht zu nehmen und wird daher 
gerade in tierärztlichen Kreisen die Sammlung des durch seine 
literarischen Arbeiten auf dem Gebiete des Gewährschaftsgesetzes 
wohlbekannten Yerf. sehr begrüßt werden. A. 


Personalien. 

Der außerordentl. Professor an der vereinigten medizinischen 
Fakultät der Universität Gießen, Dr. med. et vet. H. Gmeiner 
wurde zum ordentl. Professor befördert. 

Auszeichnung: Dr. Günther Adolf, Kreistierarzt in 
Rotenburg i. Hessen-Nassau die bayer. Landwehrdienst-Auszeichnung 
I. Klasse. 

Ernennungen: Braun Kuno in Bechhofen (Mittelfr.), 
K ö r b e r Karl in Triesdorf und Schmitt Johannes in Herrieden 
(Mittelfr.) zu Distriktstierärzten dortselbst, Riedel Max, stell¬ 
vertretender Tierzuchtinspektor zum Zuchtinspektor in Mühldorf, 
S p i e g 1 Anton aus München zum Assistenten am Physiologischen 
Institut der Tierärztlichen Hochschule in München. 

Wohn sitz-Veränderungen: Alefeld Julius von 
Eschenau nach Neuötting, Dr. Fuchs Matthias von Altenburg 
(Sachsen) nach Neustadt a. D. Rothlauf Franz als prakt. Tier¬ 
arzt von Itott am Inn nach Ismaning bei München. Fischer Max 
von Ingolstadt als bezirkstierärztlicher Assistent nach Hilpoltstein. 

Approbationen: in Berlin die Herren Berger Kurt aus 
Blomberg. Kunke Alfred aus Stendal, Martin Franz aus Tlial- 
fang und R a t h e m a n n Erich aus Wesel. 

Der A b schied wurde bewilligt dem Oberveterinär der 
I,arulwehr I. Klasse Dr. Schreiber Oswald in Landsberg a. W. 




751 



Chem. Fabrik ° Darmstadt 

empfiehlt alle Drogen nnd Chemikalien für die Veterinärpralls, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismnthverbindnngen etc., ierner Tuberkulin 
nnd Bovotuberknlol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 

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iTniversitätsbuchhandlung. München. Odeonsplatz ‘2. 













Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(frther: Wochenschrift für Tierheilhinde Md Tiehzicht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herauagegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 8. November 1910. Nr. 45. 

Inkmlt : Originalartikel: Braun: Mitteilungen aus der Pra¬ 
xis. — Heiß: Utopistiscbe Betrachtungen über den Stand der 
Fleischbeschauer. (Fortsetzung.) — Referate: Schlesinger: 
Vollkommene Heilung von Fisteln durch Paliativoperation. 
Marek: Interessantes aus der Rinderpraxis. Perrucci: Uber die 
Ätiologie der infektiösen Paraplegie des Pferdes. Hentrich: 
Behandlung der Arthritis metastatica mit Jodipin. Pamperin: 
Über 3 % ige Formalinlösung. Dodahl: Über die Autoserotherapie 
bei exsudativer Pleuritis. — Tierzucht und Tierhal¬ 
tung: Die Dauer der Trächtigkeit der Stuten. Viehzählung iu 
München. — Verschiedenes: Generalversammlung des 
Tierärztlichen Kreisvereins von Oberfranken pro 1910. Prof. 
Jensen. — Ehrung. Corps Suevo-Salingia. Preis-Zuerkennung. 
Viehseuchen-Nachrichten. — Bücherschau. — Personalien. 


Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Philipp Braun, Blieskastel. 

Fremdkörper im Herzen einer Kuh. 

Eine gutgenährte Fahrkuh sollte einen Wagen Klee 
nach Hause ziehen. Vom Stall weg ging der Weg steil 
bergan zu dem Kleeacker. Während gemäht und auf ge¬ 
laden wurde, fraß die Kuh mit gutem Appetit. Beim Berg¬ 
abfahren sprang sie plötzlich zur Seite, fiel zu Boden und 
machte zuckende Bewegungen mit den Extremitäten. Der 
Besitzer nahm rasch den Halsschnitt vor, es entleerte sich 
aber kein Blut aus den durchschnittenen Gefäßen. Bei der 
Sektion waren die sichtbaren Schleimhäute vollständig 
anämisch, ebenso die Eingeweide. Dagegen fand sich die 
Brusthöhle fast vollständig mit Blut gefüllt. Quer durch 
das Herz hatte sich ein zirka 25 cm langes Stück eines 
Schirmgestelles gebohrt, wodurch die Verblutung veran¬ 
laßt wurde. 





754 


Eihautwassersucht beim Rind. 

Eine Kuh, die in der 37. Woche trächtig war, zeigte 
einen außergewöhnlich umfangreichen Hinterleib, der nach 
der Anamnese sich ziemlich rasch entwickelt hatte. Der 
Mastdarm war stark nach rückwärts getreten, die Scham¬ 
lippen klafften weit auseinander und die obere Scheiden¬ 
wand war vorgefallen. 

Der Appetit des Tieres war vermindert, der Blick 
ängstlich, die Atmung angestrengt und stöhnend. Die Ex¬ 
ploration per rectum ließ sich nur schwer durchführen. 
Man fühlte den prall gefüllten Uterus, aber kein Kalb. Bei 
der Untersuchung per vaginam konnte ich eine deutliche 
Verschiebung der Scheide nach oben und rückwärts fest¬ 
stellen, ebenso war der passierbare Muttermund nach oben 
und rückwärts verlagert. Nachdem er in seine normale Lage 
zurückgebracht worden war, wurde alsbald die Allantois vor¬ 
gedrängt; sie platzte unter starkem Druck, wobei sich aus 
ihr eine große Menge Flüssigkeit entleerte; der Amnion¬ 
sack war noch intakt. Nach Eröffnung des letzteren floß 
wieder sehr viel Amnionflüssigkeit ab und es konnte jetzt 
ein kleines totes Kalb extrahiert werden. 

Am nächsten Tage entfernte ich die Secundinae; die 
Kuh wurde vollständig gesund. 


ödem des Eihautsackes. 

In einem zweiten Falle bestanden vor meiner Ankunft 
schon längere Zeit kräftige Wehen, wobei sich die Blase 
schon zwischen der Schamspalte zeigte, ohne daß es jedoch 
zum Blasensprung kam. Bei der Untersuchung fand ich 
den Muttermund verstrichen, die vorgetretene Blase fühlte 
sich teigig an und ließ beim Betasten Fingereindrücke zu¬ 
rück. Die Zerreißung des Eihautsackes mit den Fingern 
war erschwert, da die Wandung aus einer sulzig verquol¬ 
lenen Masse von 5—8 cm Dicke bestand. Nach dem Er¬ 
öffnen floß eine nur mäßige Menge seröser Flüssigkeit ab. 
Das normal entwickelte, aber tote Kalb konnte leicht ex¬ 
trahiert werden. Die Nachgeburt ging nicht spontan ab, 
sondern mußte am nächsten Tage abgelöst werden. Sie 
präsentierte sich zum größten Teile als ödematöse, wei߬ 
graue dicke Schwarte; die Dicke nahm gegen das Orificium 
zu. Besonders stark trat die ödematöse Beschaffenheit des 
Fruchtsackes an den zottenfreien Partien des Chorions her¬ 
vor. An der mit der Hand zugänglichen Wand des Uterus 
konnte eine bedeutende Schwellung der Karunkeln fest- 
gestellt werden. 



755 


Utoplstische Betrachtungen über den Stand der 
Fleischbeschaner. 

Yon Schlachthofdirektor Heiß, Straubing. 

(Fortsetzung.) 

Mit diesem soll daraufhingewiesen werden, daß das System, 
welches heute für die Anstellung von Fleischbeschauern üblich ist, 
durchaus nicht das richtige ist ! Niemand in der Gemeinde braucht 
größere Unabhängigkeit und Selbständigkeit als gerade der Fleischbe¬ 
schauer, soweit das Gesetz ihm eine solche überhaupt zubilligt. 
Durch sein Verschulden, Versehen, durch übergroße, dem höheren 
Zwang und der öffentlichen Meinung gehorchende Lässigkeit im 
Dienst wird er nicht nur Menschenleben gefährden können, sondern 
sich selbst dem Strafrichter gegenüber zu verantworten haben, 
wenn auch „nur“ wegen Nichterfüllung seiner Pflichten. Er sitzt 
draußen zwischen zwei Stühlen! Und wie häßlich wird oft ein 
braver, rechtlich denkender und pflichtgemäß handelnder Fleisch¬ 
beschauer nicht von allen Seiten verfolgt, gehetzt, angefeindet, ja 
förmlich boykottiert, wenn er sich erkühnt}, in irgend einem 
Falle, der außer seiner Zuständigkeit liegt, die Zuziehung des 
Tierarztes zu verlangen! Damit allein ist oft der „casus belli“ ge¬ 
geben, der Anstoß, diesen Herrn, der „da sich erkühnt, neue Ein¬ 
führungen zu treffen“ in Bälde unmöglich zu machen. Und doch 
handelt der Mann voll und ganz pflichtgemäß. Er verdient den 
Schutz der Behörden gegen solche Anfeindungen, aber leider ge¬ 
traut er sich meist nicht, diesen Schutz anzurufen, denn „das 
könnte ihm erst recht übel ausgelegt werden“ und nur zu oft be¬ 
kommt die Behörde eben leider keine Kenntnis von solchen Vor¬ 
fällen und dann kann es ihr wohl auch Niemand verübeln, wenn 
sie nicht einschreitet. Daß sie das tun würde, wenn sie ein Wissen 
hätte, liegt auf flacher Hand. Diese Angaben können durch zahl¬ 
reiche derartige Vorkommnisse illustriert werden. Dem Fleisch¬ 
beschauer bleibt, will er sein karges Brot nicht verlieren, eben 
meist nichts übrig, als „die Kirche beim Dorfe zu lassen“ und oft 
gegen seine Überzeugung zu handeln! 

Es braucht keiner besonderen Erwähnung, daß eine der¬ 
artige Pflichterfüllung keineswegs die Regel ist; doch schon die 
Tatsache, daß solche Fälle vielfach beobachtet werden, gibt zu 
denken. Was folgt aber aus solchen Beobachtungen, die vielleicht 
Jeder von uns schon gemacht hat? Nicht mehr und nicht weniger, 
als daß es als Übel bezeichnet werden muß, daß der Fleisch - 
beschauer gemeindlicher Angestellter ist, und so 
lange das der Fall ist, wird eben das Reichs-Fleischbeschaugesetz 
n i e in der Weise durchgeführt werden können, wie es der Gesetz¬ 
geber gewollt hat. 

Hinc illae lacrimae! Hier drückt der Schuh, hier ist aber 
auch fundamentale Abhilfe dringend vonnöten! Ünd wie kann 
hierin Besserung geschaffen werden? Der einfachste und vielleicht 
leicht gehbare Weg ist der, den man in Frankreich zu gehen be¬ 
absichtigt : Den empirischen Fleischbeschauer di¬ 
rekt den Aufsichtsbehörden zu unterstellen! Er 
kann gut Bürger eines Dorfes sein, aber als Fleischbeschauer ist 
er in Ausübung seiner dienstlichen Tätigkeit Beamter und als 
solcher sollte er nicht unter der Oberhoheit des Gemeinde- 
beherrschers, sondern ausschließlich nur unter der der Behörde 
stehen! 



756 


Würde dieser Gedanke zur Tatsache werden, so würde man 
überrascht sein, welche Erfolge das hinsichtlich der Ausübung der 
Fleischbeschau zeitigen würde! Mit einem Schlage werden die 
Statistiken der Krankheiten in außerordentlichem Maße auch auf 
dem Lande draußen zunehmen, „plötzlich“ wird man sich nun ver¬ 
pflichtet fühlen, den Tierarzt als Ergänzungsbeschauer beizuziehen 
auch in Gemeinden, in denen lange Jahre keine tierärztliche Be¬ 
schau vonnöten war! Warum das nun plötzlich? Weil er — der 
in vielen Fällen eben einfach, wollte er sich nicht selbst schaden, 
sein Einkommen nicht verlieren, keine Krankheitserscheinungen 
finden durfte! — nunmehr einem höheren Willen untersteht, 
als dem seines Gemeindevorgesetzten! Und daß nichts fehlen 
durfte, das wollte einfach der Volkswille! 

Man hat es in manchen Bezirken den Gemeinden nahe gelegt, 
mit den Tierärzten Jahres-Aversa abzuschließen, gegen welche 
diese jede vorkommende Beschau vornehmen sollen. Die Sache 
hat zwar entschieden für die Gemeinden etwas für sich und auch 
die Tierärzte, denen die Ergänzungsbeschau übertragen ist, können 
schließlich mit einem sicheren Jahres-Einkommen für Ergänzungs¬ 
beschau rechnen, doch hat sie gewiß auch ihre Schattenseiten: 
überängstliche Fleischbeschauer — und auch deren gibt es genug — 
werden wegen jeder Kleinigkeit nunmehr einfach den pauschaliter 
bezahlten Tierarzt rufen und dieser wird gar bald sehen, daß er 
wegen der übergroßen Inanspruchnahme in vielen Fällen Beschau¬ 
gebühr bekommt, die die des Laien nicht übersteigen, w-enn er 
auch sonst seine Zeit gar anders in Anrechnung bringen kann als 
jener. Aversa pflegen eben so denkbar knapp als nur möglich fest¬ 
gesetzt zu sein und ein Blick auf die staatlichen Seuchen-Aversa 
wird das beweisen! Und wenn man bei diesen am Ende des Jahres 
fast regelmäßig aus eigener Tasche draufbezahlt, so wird man eben 
gerade aus diesem Grunde beim Abschluß von Aversen, die eigent¬ 
lich nur reine Gefälligkeitssache sind, wohl recht vorsichtig zu 
Werke gehen. Wir wollen uns aber auch nicht der Hoffnung hin¬ 
geben, daß der Staat die Differenz übernehmen wird, wenn wir 
auch gleich in unseren utopistischen Betrachtungen den Gedanken 
an eine Verstaatlichung der Fleischbeschau zu ventilieren nicht 
unterlassen können. 

Neben der Unterstellung der Fleischbeschauer unter die Auf¬ 
sichtsbehörden würde beste Erfolge zeitigen, wenn prinzipiell ver¬ 
langt werden könnte, daß Fleischbeschauer nicht in den Gemeinden 
als solche tätig sein können, in welchen sie beheimatet sind. 

Daß das bei der jetzigen Bezahlung aber als vollkommen aus¬ 
geschlossen bezeichnet werden muß, steht fest. 

Wie könnte man sich aber eine Verstaatlichung der Fleisch¬ 
beschauer vorstellen? So utopistisch das klingen mag, so einwand¬ 
frei ließe sich das durchführen. Ist bei den gebildeten Ständen 
das nach Noten bewertete Examen vorgeschrieben, so findet man 
auch in bürgerlichen Berufen den sogen. Befähigungsnachweis: 
richtige Prüfungen sind vor Werksmeistern abzulegen, über deren 
Ausfall genaue Zensuren erteilt werden. Es ist gar keine Frage, 
daß es möglich gemacht und vorgeschrieben werden könnte, daß 
auch die Fleischbeschauer-Kandidaten, die die Prüfung ahlegon. 
legen, bei dieser genau nach Verdienst und Wissen durch Noten 
bewertet, werden. Das schon heute einzuführen, würde Niemanden 
den geringsten Schaden bringen und nur anregend auf den Fleiß 
wirken. Jeder Prüfung steht aber auch als häßliche Beigabe der 
Durchfall gegenüber und es müßte ernste Pflicht jeder Prüfungs- 



757 


Kommission sein, solche, die sich weder durch Fleiß noch durch 
Wissen und Begabung zu dem Berufe als Fleischbeschauer eignen, 
ohne jene Rücksicht darauf, o b den Gemeinden dadurch Kosten 
erwachsen, zurückzuweisen, weil nicht befähigt. Man kann 
sich nicht damit zufrieden geben, zu hoffen, daß der Mann 
nach der Prüfung seine Zeit zum weiteren Studium verwenden 
werde, — denn das tut er meist nicht! —, sondern: kann der¬ 
selbe bei der Prüfung nichts, dann wiederholt er sie eben, und hat 
er bei einer zweiten Prüfung wieder keine Leistungen nachzu¬ 
weisen oder nur ganz ungenügende, dann ist er eben als Fleisch¬ 
beschauer unbrauchbar. Setzen wir nun den Fall, die Noten werden 
in den Berechtigungsschein eingetragen, auch die in den Nach¬ 
prüfungen erworbenen Noten, so werden wir gar bald, nötigenfalls, 
käme es früher oder später zu einer Verstaatlichung der Fleisch¬ 
beschau, in der Lage sein, zu wissen, welches die besten Fleisch¬ 
beschauer des betreffenden Bezirkes sind. Wie beim Staate die 
Beamten und Bediensteten qualifiziert werden — auch über ihre 
praktischen Leistungen —, genau so gut könnte verlangt werden, 
daß auch über die Fleischbeschauer von Seiten der Amtstierärzte 
Qualifikationsbogen angelegt und geführt werden. Doch so lange 
die Leute eben immer wieder nur in die Heimatsgemeinden kommen, 
obwohl sie ihr Berechtigungsschein befähigt, sich im ganzen Ge¬ 
biete des Deutschen Reiches als Fleischbeschauer beschäftigen zu 
lassen, eine Bemerkung, die unter heutigen Verhältnissen in vielen 
Fällen komisch klingt, haben die Noten und Qualifikationen auch 
nicht den Wert, den sie haben könnten! 

Ein anderer Punkt, der vielleicht Beachtung verdient: Wir 
besitzen in unseren Regimentern eine große Zahl von Militär¬ 
anwärtern, deren Unterbringung allmählich Schwierigkeiten macht. 
Den Wenigsten fällt es heute ein, sich durch Ablegung der Fleisch¬ 
beschauerprüfung Anwartschaft auf Hallenmeisterposten u. Fleisch¬ 
beschauerposten in Schlachthöfen zu sichern. Wäre es nicht ein 
der Überlegung werter Gedanke, gerade diese Militäranwärter, die 
soldatische Disziplin besitzen, fernerhin als Fleischbeschauer zu 
bevorzugen? Wäre es nicht möglich zu machen, daß solchen Leuten 
während oder am Ende ihrer Dienstzeit Gelegenheit geboten 
w/ürde, Fleischbeschauerkurse besuchen zu können? Aufenthalts¬ 
kosten würden dadurch den Gemeinden erspart bleiben. Es würden 
damit zwei Fliegen auf einen Schlag getroffen: Es würden auch im 
Regiment ausgebildete Laien-Fleischbeschauer vorhanden sein, die 
im Ernstfälle sofort als Fleischbeschauer tätig sein könnten. Für 
diesen Fall ist eigentlich bisher keine Fürsorge getroffen worden 
und doch wäre das so leicht durchzuführen! Die Beschäftigung des 
Militärveterinärs im Kriegsfälle ist eine so angestrengte, daß er 
wohl schwerlich zur Vornahme der Fleischbeschau Verwendung 
finden wird. Ihm würde damit zum mindesten eine Arbeitserleich¬ 
terung geschaffen. Gerade so gut, wie heute Offiziere zu Fleisch¬ 
beschaukursen abkommandiert werden, um im Notfall über die An¬ 
nahme oder Ablehnung eines Schlachttieres entscheiden zu können, 
genau so gut kann man im langen Frieden einen Stamm von tüch¬ 
tigen Militär-Fleischbeschauern heranziehen, die periodisch in 
Schlachthöfe abkommandiert, ihre Kenntnisse auf dem Laufenden 
erhalten können. 

Gesetzt den Fall, es könnte auf diese Weise etwas für die 
Militäranwärter geschehen, so stünden gar bald eine große Zahl 
von solchen Fleischbeschauern zur Verfügung, deren Kenntnisse 
natürlich durch Noten zu bewerten wären. Was ist naheliegender. 



758 


als solche Leute zu Fleischbeschauern zu ernennen? Ich spreche 
das Wort „ernennen“ aus und zwar mit Absicht. Doch zum Er¬ 
nennen gehören Mittel und solche könnten beschafft werden und 
zwar in erster Linie nicht aus der Staatskasse, sondern durch 
Einführung und Erhebung von einheitlichen Fleischbeschau¬ 
gebühren, die nicht dem Einzelnen gehören würden, sondern die 
in die Staatskasse abgeführt werden würden. Nehmen wir an, im 
ganzen Deutschen Reich würde für alle Urte ohne Schlachthöfe 
ein einheitlicher Gebührensatz eingeführt für Untersuchung der 
verschiedenen Tiergattungen einschließlich von Gebühren bei 
größerer Entfernung. Der Fleischbeschauer wäre lediglich der 
Einnehmer dieser Gebühren, hat diese zu verrechnen und allmonat¬ 
lich an das nächste Rentamt abzuführen. Schon unter Zugrunde¬ 
legung der monatlichen und jährlichen Schlachtungsnachweise wäre 
heute eine Berechnung möglich, welche Summe unter Zugrunde¬ 
legung eines bestimmten Normal-Satzes vereinnahmt werden 
könnte. Und aus diesen Einnahmen sollten die Fleischbeschauer, 
seien sie nun Militäranwärter oder nicht, bezahlt werden und zwar 
genau in dem Verhältnisse ihrer Qualifikation. 

Nun wird also wohl mit Recht eingewendet werden, daß ein 
Beschaubezirk besser ist als der andere. Zugegeben! Es würde 
aber auch notwendig sein, würde diese Art der Verstaatlichung 
durchgeführt werden, größere Beschaubezirke zu bilden durch 
Zusammenziehung von Ortschaften zu einem Beschaubezirke. 
Im Zeitalter des Rades, Telephons, Motorrades wird das wenig 
oder keine Schwierigkeiten bieten. Es würde in jedem Falle 
die Möglichkeit bestehen, solche Bezirke zu schaffen, daß ein 
Fleischbeschauer genügend beschäftigt ist, die Schlachtenden aber 
können sich mit dem Beschauer verständigen und müßten sich eben 
die Schlachtungen so einteilen, wie das heute bei beschränkten Be¬ 
triebsstunden in Schlachthöfen genau so verlangt wird. 

Wir lesen Ausschreibungen in Tagesblättern, daß Militär¬ 
anwärter mit einem Gehalte von 720 Mark Anstellungen als Straßen¬ 
wärter etc. finden können. Setzen wir den Fall, es würde eine 
solche Bezahlung die Mindestentlohnung für einen weniger guten 
Beschaubezirk darstellen, dann wären solche Posten eben mit 
solchen Anwärtern zu besetzen, die weniger gut ihre Prüfung be¬ 
standen haben oder aber, es wären diese als Anfangsstellen zu be¬ 
zeichnen und der Inhaber mit Wahrnehmung einer besser dotierten 
Stelle zu beauftragen, sei es, daß er heute schon gut qualifiziert ist 
oder aber sich im Laufe seiner Anfangstätigkeit ein schlechtes 
Prüfungsresultat durch gute Dienstleistung ausgleicht. Für solche 
jedoch, die die besten Noten haben, sollen die besten Beschau¬ 
bezirke reserviert bleiben. 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch ein solches Ver¬ 
fahren nicht nur die Kandidaten für diesen Beruf zu den größten 
Leistungen angespornt würden, nicht nur vor der Prüfung, son¬ 
dern auch draußen im praktischen Leben, daß aber auch in Rück¬ 
sicht auf eine gewisse Strenge, die dann bei den Prüfungen Gel¬ 
tung haben müßte, von vorneherein solche Leute von dem Berufe 
ferne gehalten werden, die heute vielleicht als „Auch-Fleischbe- 
schauer“ tätig sind und denen nichts mangelt, als der Ehrgeiz. 

(Schluß folgt.) 



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Referate. 

Schlesinger: Vollkommene Heilung von Fisteln 
durch Paliativoperation. (Tierärztl. Zentralbl., 1910, Nr. 17.) 

Bei 2 Pferden, die seit längerer Zeit an Fisteln er¬ 
krankt waren und bei welchen alle Operationen erfolglos 
blieben, erzielte Verf. durch Verlegung der Fistelöffnung 
einen vollen Erfolg. 

I. Fall: Eine Stute hatte in der rechten Flanke, an 
der Grenze des oberen Drittels der 16. und 17. Kippe eine 
sich über die drei letzten Kippen erstreckende, flache, sich 
derb anfühlende, schmerzlose Geschwulst, in deren Mitte 
sich eine 3 mm weite Fistelöffnung mit einwärts gerollten 
Rändern befand. Da trotz aller Behandlung und Opera¬ 
tionen die Fistel fast 3 Jahre ununterbrochen fortbestehen 
blieb, so versuchte Verf., falls es auch diesmal nicht ge¬ 
lingen sollte, bis zum Fistelgrund vorzudringen, durch Ver¬ 
legung der Fistelöffnung eine Heilung zu erzielen. Die 
Fistel, die im 16. Zwischenrippenraum sich befand, führte 
41/) cm senkrecht in die Tiefe. Da mit der eingeführten 
Sonde am Grunde nichts nachweisbar war, wurde ange¬ 
nommen, daß der Kanal sich fortsetzte, jedoch infolge einer 
etwaigen scharfen Biegung nicht weiter verfolgt werden 
konnte. Um die Verfolgung des Kanales zu erleichtern, 
um denselben zu erweitern und seine Wand zu färben, 
wurde unter möglichst hohem Drucke zweimal in 8 Tagen 
eine 10 %ige Sublimatlösung eingespritzt, welche nach 
5 Minuten mit kohlensaurer Natronlösung ausgespült wurde, 
und dann knapp vor der Operation eine l%ige Pikrinsäure¬ 
lösung. Nach dem das Tier in die linke Seitenlage gebracht, 
die Operationsstelle rasiert und desinfiziert worden war, 
wurde in die Fistel eine Sonde eingeführt und die Haut 
4 cm auf- und abwärts durchschnitten. Nach Torsion der 
Gefäße konnte, dem deutlich sichtbaren Fistelkanal folgend, 
bis zum hinteren Rand der 16. Rippe vorgedrungen w T erden. 
Unter demselben bog der Fistelkanal gegen die innere 
Fläche nach vor- und abwärts und konnte trotz der sehr 
biegsamen Bleisonde bloß auf 2 cm verfolgt werden. Erst 
nach Freilegen der 16. Rippe und Entfernen mittels Tre¬ 
panation von 2 / 3 der Breite dieser Rippe konnte man die 
Bleisonde 6 cm nach vor- und abwärts einführen, ohne aber 
den Fistelgrund ermitteln zu können. Da ein weiteres Vor¬ 
dringen zu gewagt erschien, wurde beschlossen, hier die 
Verlegung der Fistelmündung auf den Unterbauch auszu¬ 
führen. Nach Lospräparieren der sklerosierten Haut im 
unterenWundwinkel wurde eine eigens konstruierte, scharfe, 



760 


sehr schmiegsame, 50 cm lange, dünne, spatelförmige, an der 
Spitze mit einem Köpfchen versehene Eiterbandnadel, an 
deren Öse ein dickwandiges, 56 cm langes Gummirohr von 
8 mm Durchmesser sich befand, im Unterhauthindegewebe 
bis zur Linea alba geführt. Nachdem über der Nadelspitze 
ein Einschnitt in die rasierte Haut gemacht worden war, 
wurde das Drainrohr in den 44 cm langen Wundkanal ge¬ 
zogen. Schieben des oberen gefensterten Endes 4 cm unter 
die trepanierte Rippe; Befestigen des unteren Endes mit 
zwei Knopfnähten an die Haut; Auskratzen der alten Fistel¬ 
mündung mit dem scharfen Löffel; Vereinigen der Wund¬ 
ränder mit Knopf- und Entspannungsnähten. Ausspritzen 
der Wunde mit 2°/oiger Karbollösung und Jodoformbepude- 
rung, wobei peinlichst darauf geachtet wurde, daß keine 
Luft eingespritzt wurde. Entfernen der Knopfnähte nach 
10, der Entspannungsnähte nach 14 und des Drainrohres 
nach 18 Tagen post operationem. Vollständige Heilung 
nach zirka 2 Monaten. 

II. F a 11: Eine 4jährige Remonte hatte in der Hinter¬ 
hauptgegend eine hühnereigroße, derbe, sehr schmerzhafte 
Geschwulst, deren Kuppe eine 2 mm große, runde Öffnung 
aufwies, durch welche man mittelst der Sonde in einen unter 
dem Nackenband gelegenen, wallnußgroßen Hohlraum ge¬ 
langte und aus dem sich bei Druck wenig trübe, synoviale, 
mit Eiterklümpchen gemischte Flüssigkeit entleerte. — 
Diagnose: Genickfistel. Da auch hier eine mehrwöchent¬ 
liche Behandlung nach Schlitzen des Fistelkanales mit Sub¬ 
limattamponaden und Einspritzen von Perhydrol, Chinosol- 
lösung und Jodoformglyzerin und hierauf eine Radikal¬ 
operation durch Exstirpation der Bursa nicht zum Ziele 
führten, wurde ebenfalls die Verlegung der Fistelmündung 
versucht. Nach Abwerfen des Tieres, Spalten des Fistel¬ 
kanales in einem 6 cm langen, senkrecht über den Quer¬ 
fortsatz des Hinterhauptbeines laufenden Schnitt und Aus¬ 
kratzen der rauhen Stelle des Knochens mit dem scharfen 
Löffel wurde die Haut im vorderen Wundwinkel lospräpa¬ 
riert und mit Hilfe einer eigens konstruierten Eiterband¬ 
nadel ein 35 cm langer Gummischlauch eingezogen, dessen 
gefenstertes Ende zur kranken Knochenpartie gegen das 
rechte Ohr führte. Auch hier, trat vollkommene Heilung 
ein. — 

Wie erklärt man sich nun die vorteilhafte Wirkung 
eines so eingeschalteten Kanales, dessen Mündung weit unter 
das Niveau des Eiterherdes verlegt wurde? Der neue Wund¬ 
kanal wirkt physikalisch gleichsam wie ein krummer Heber 



761 


und saugt das Wundsekret aus der Tiefe des Fistelgrundes 
an. Es werden hiedurch die am Fistelgrund befindlichen 
Entzündungserreger leichter und vollkommener herausge¬ 
schwemmt, während eine Neuinfektion dadurch unmöglich 
erscheint, daß von außen, durch den langen Kanal, gegen 
den Strom des abfließenden Wundsekretes, Keime bis zum 
Fistelgrund nicht gelangen können. Wird nun einmal in¬ 
folge andauernder und gründlicher Desinfektion ein solches 
Hohlgeschwür aseptisch, so werden sich die etwa in dem¬ 
selben befindlichen Fremdkörper, wenn sie nicht resorbiert 
werden, einkapseln und der Prozeß kommt zum Abschluß. 


Marek: Interessantes aus der Rinderpraxis. (Tier¬ 
ärztliches Zentralblatt, 1910, Nri 20.) 

I. Mumifikation der Kopfhaut. Bei einer 
Kuh trat auf der mittleren Nasenpartie eine derartige 
Schwellung auf, daß in kürzester Zeit eine enorme ödematöse 
Verschwellung des ganzen Kopfes sich ausbildete und die 
Augen aus den hochverschwol lenen Lidern wie aus tiefen 
Gruben nur matt noch hervorlugten. Am meisten ver- 
schwollen waren Stirne und die obere Nasenpartie, am 
wenigsten das Kinn. Die Schwellung war an der zarten 
Knochenunterlage ziemlich hart. Da die Schwellung beim 
Einstich schmerzlos war und man beim Palpieren den Ein¬ 
druck der kalten gegerbten Haut hatte, so war sofort offen¬ 
kundig, daß eine Nekrose der Haut an der Stirne bis in die 
Subkutis eintreten mußte. Nachdem durch Jodipin-Injektion 
die Verschwellung des Gesichtes verschwunden war, stellte 
sich an der Stirne und Nase bald Mumifikation ein; die Haut 
trocknete langsam ein, so daß innerhalb einer Woche die 
ganze mittlere Partie der Stirn und das obere Viertel der 
Nase mumifiziert waren. Nach Abtrennung des abgestor¬ 
benen Hautbezirkes trat langsam von der Mitte aus be¬ 
ginnend Vernarbung der runden Stelle ein. 

Die Ursache konnte nicht ermittelt werden, doch ist 
eine Vergiftung durch Mutterkorn ausgeschlossen. 

II. Massenvergiftungen durch Opium. 
Bei 12 Mastkalbinnen, denen als Futter frisches Mohnstroh 
verabreicht worden war, wurden folgende Vergiftungs¬ 
erscheinungen beobachtet: Unruhe, Zähneknirschen, Spei¬ 
cheln, Hin- und Hertreten, aufgeregtes Herumspringen, 
Taumeln, Verstopfung und Aufblähen. Durch Applikation 
von Sturzbädern auf die somnolent darniederliegenden Tiere, 
dann Frottierungen mit Kampherspiritus, kalte Seifen-Irri- 



762 


gationen, Applikation der Schlundröhre und Gaben von 
Leinsamenabkochungen gegen die hartnäckige Verstopfung 
trat bei allen Tieren nach 24 Stunden Heilung ein. 

III. Massenvergiftungen durch Nikotin. 
Gelegentlich der Kalbinnen- und Ochsenschur wurden Läuse 
bei diesen Tieren gefunden, weshalb dieselben mit einer 
Waschflüssigkeit, bestehend aus einer Lösung von 1 / 2 Kilo 
Soda, 1 / 8 Liter Leinöl auf 25 Kilo Wasser unter Zusatz von 
3 % Tabakabsud abgewaschen wurden. Schon nach einer 
Stunde zeigten alle so behandelten Rinder Speicheln, Auf¬ 
blähung, Muskelzittern, Schweißausbruch, Herzklopfen, Be¬ 
täubung, Schwäche in den Füßen und Schielen; freigelassene 
Tiere Rückwärtstaumeln und komische, wackelnde Kopf¬ 
bewegungen. — Therapie: Waschungen der Haut, kalte 
Bäder, Bewegung in frischer Luft und Verabreichung von 
schwarzem Kaffee. Genesung sämtlicher Tiere. — Diese 
Tabakvergiftung kam sicherlich daher, weil sofort nach der 
Schur die Tabakextraktwaschungen vorgenommen wurden 
zu einer Zeit, als sich in der Haut noch ganz frische, mit 
der Schere verursachte Wunden befanden. 

IV. Beweglichkeit der Schlapphörner 
bei Montavoner Kühen. Bei 6 Kühen eines aus 
58 Stück Montavonern bestehenden Stalles fand Verf. auffal¬ 
lende Beweglichkeit der Hörner, verbunden mit einem auffal¬ 
lend stark entwickelten und auf die Stirne herab wall enden 
rostfarbigen Stirnbehang, während bei den übrigen Kühen, 
die ein normales, kurzes, grau-braunes Stirnhaar zeigten, 
die Hörner festsaßen. Die 6 stirnbehängten und horn¬ 
klappernden Kühe zeigten keinen besonders guten Nähr¬ 
zustand, noch eine besondere Milchergiebigkeit. Da Verf. 
eine Untersuchung dieses abnormen Zustandes nur am leben¬ 
den Tiere vornehmen konnte, weil von diesen Kühen noch 
keine geschlachtet wurde, so zieht derselbe die Schlußfolge¬ 
rung, daß die Beweglichkeit der Hörner in einem gewiß 
nicht zu bezweifelnden Zusammenhänge mit dem rost¬ 
braunen, großen herabhängenden Stirnbehange steht. Neben 
dieser Haaranomalie war ferner die Haut ziemlich stark und 
derb und das Haar schuppig. Letztere Eigenschaften der 
Haut und Haare mögen vielleicht Schuld tragen, daß dem 
Hornknoehenfortsatz Nährstoffe entzogen wurden; infolge 
dessen entwickelte sich letzterer nur rudimentär, so daß die 
stark produzierende Haut ein derart großes Horn bildete, 
daß selbiges auf den rudimentären Knochenfortsätzen 
wackelte. R a b u s. 



763 


Perrucci: Über die Ätiologie der infektiösen Para¬ 
plegie des Pferdes. (Deutsche Tierärztl. Wochenschr., 1910, 
Nrn. 28—30.) 

Yerf. unterscheidet 3 Formen der Krankheit. Bei der 
perakuten Form fallen die Patienten ohne Vorboten unter 
Lähmung des Hinterteils plötzlich zu Boden. Die Sensibi¬ 
lität im Bereich der Hinterhand ist fast völlig aufgehoben, 
die Patienten vermögen sich auch in der Hängematte nicht 
zu stützen, Kot und Urin werden nicht abgesetzt. Bald 
werden die Tiere unruhig, beginnen zu toben und machen 
mit den Hinterbeinen ungeordnete Bewegungen; den Kopf 
heben sie ruckhaft, um ihn gleich wieder fallen' zu lassen. 
Schließlich schreitet die Lähmung kopfwärts fort und führt 
in kurzer Zeit den Tod herbei. 

Bei der akuten Form zeigen die Tiere anfangs nur eine 
gewisse Steifigkeit und erst nach 2—3 Tagen vollständige 
Lähmung der Hinterhand. Nach durchschnittlich 14 Tagen 
können die Patienten schließlich aufstehen, doch bleibt noch 
längere Zeit eine Schwäche der Hinterhand zurück. In 
anderen Fällen kommt es aber nach ungefähr 6 Tagen zu 
Fortschreiten der Lähmung, so daß bald der Tod eintritt. 

Die subakuten, gutartigen Fälle zeichnen sich fast nur 
durch schwankenden Gang der Hinterhand aus. 

Die pathologisch - anatomischen Veränderungen sind 
stets dieselben und schwanken nur in der Intensität. Charak¬ 
teristisch ist die gelatinöse Beschaffenheit des Bindegewebes, 
welches den Harn- und Geschlechtsapparat umgibt ; die In¬ 
filtration setzt sich bis zu den Nieren und zum Teil auch auf 
den Mastdarm fort. Harnblasen- und Scheidenschleimhaut 
sind hyperämisch und mit kleinen Blutungen besetzt. Die 
Schamlippen sind ödematös, zuweilen auch das Perineum. 
Die Gefäße der Pia mater spinalis weisen namentlich im 
Bereich der Lendenanschwellung starke Füllung auf. 

Bei der Erforschung der Ätiologie des Leidens wurde 
bisher insbesondere der Beschaffenheit der Futtermittel zu 
viel Bedeutung beigelegt. Verf. hat durch seine im Original 
ausführlich geschilderten Untersuchungen dargetan, daß der 
Erreger einen kapsellosen Streptokokkus darstellt, der sich 
aus dem Blut, dem Harn und dem Exsudat im Beckenbinde¬ 
gewebe züchten läßt. Er wirkt ausgesprochen pathogen auf 
Pferde und Kaninchen, während er für die sonst benutzten 
Laboratoriums-Tiere unschädlich ist. Durch geeignete Kul¬ 
tur-Verfahren ist es nun möglich, die Paraplegie von ähn¬ 
lichen Leiden, mit denen sie verwechselt werden könnte — 
Lähmungen bei Piroplasmose, Lumbago — zu trennen. Die 



764 


gewöhnlichen Antistreptokokkensera haben in Bezug auf 
das beschriebene Leiden zwar nur eine geringe immuni¬ 
sierende Kraft, können aber doch bei epizootischem Auf¬ 
treten bis zu einem gewissen Grade nützlich werden. 

Hentrich: Behandlung der Arthritis metastatica 
mit Jodipin. (Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1910, VII.) 

Ein Pferd litt unter schwerer Beeinträchtigung des 
Allgemeinbefindens an heftiger septischer Entzündung des 
Ellbogen- und Buggelenks. Burow, Kampher, Ichthyolsalbe 
hatten keinen Erfolg. An 2 Tagen erhielt nun Patient früh 
und abends je 50,0 10 %iges Jodipin unter die Haut. Die 
Temperatur ging hier zwar nach jeder Einspritzung etwas 
zurück, auch stellte sich Freßlust,, doch keine nennenswerte 
Besserung in den Gelenken selbst ein. Deshalb wurde an 
2 Tagen je 50,0 25 %iges Jodipin eingespritzt. Der Erfolg 
war ausgezeichnet. Die Bewegung wurde schon nach der 
ersten Einspritzung freier und nach 1 Woche war Patient 
gesund. Dem Jodipin muß eine antitoxische Wirkung bei 
Entzündungen septischer Natur zugesprochen werden. 

Pamperin: Über 3 %ige Formalinlösung. (Zeit¬ 
schrift f. Veterinärkunde, 1910, VII.) 

Verf. wollte einige erbsengroße, harte Knötchen in 
der Sattellage operativ entfernen, stand jedoch hievon ab, 
als sich zeigte, daß sie sehr tief saßen. In die durch Kreuz¬ 
schnitte gespaltenen Knoten wurden täglich einige Tropfen 
der angeführten Lösung eingeträufelt. Nach dem 4. Tage 
begann bereits die Ablösung und am 8. Tage ließen sich die 
Knoten mit der Pinzette stückweise entfernen. Die Lücken 
wurden mit Jodoformkollodium gefüllt. Heilung. 

Auf gleiche Weise wurde eine zweimarkstückgroße, 
knorpelharte Geschwulst am Ellbogen eines Llundes be¬ 
seitigt. L i n d n e r. 

Joseph Dodahl: Über die Autoserotherapie bei 
exsudativer Pleuritis. (Mediz. Klinik, Nr. 39, 1910.) 

Vor einiger Zeit haben G u i 1 b e r t und Fehde eine 
Behandlungsweise der vorgenannten Krankheit angegeben, 
welche unter Steigerung der Harnausscheidung rasche Ke- 
sorption des Exsudates, gleichviel ob dasselbe hämorrhagisch 
oder nur serös ist, bewirkt. Das Verfahren besteht darin, 
daß man mittels der Pravaz-Spritzc 1 ccm des Exsudates 
aspiriert und hierauf unmittelbar am Bücken unter die Haut 
des Kranken injiziert. Dodahl nun hat dieses Verfahren 
der Autoserotherapie in 17 Fällen angewandt und in 14 der- 




765 


selben eine günstige Beeinflussung konstatiert. Es wurde 
mittels dieser Behandlung die Diurese gesteigert, die Körper¬ 
temperatur und das Allgemeinbefinden sehr günstig beein¬ 
flußt, das Exsudat zum Sinken und zur schnellen Resorption 
gebracht. In manchen Fällen genügte eine einzige Injek¬ 
tion, um das Exsudat zum Schwinden zu bringen und Hei¬ 
lung zu erzielen. _ A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Dauer der Trächtigkeit der Stuten. 

Als Durchschnittsträchtigkeitszeit bei Stuten werden all¬ 
gemein 336—340 Tage angenommen. Als kürzeste Dauer 
werden 310, als längste 410 Tage genannt. Mieckley hat 
für die Abfohlungsperiode 1910 im Hauptgestüte Beberbeck 
folgende Tragezeiten notiert: Die Durchschnittsdauer der 
Trächtigkeit von 72 Stuten des Gestütes, vrelche gesunde 
Fohlen brachten, stellte sich auf 329 Tage; die kürzeste be¬ 
trug 314; zwei Fohlen wurden 315, zwei 317 und zwei 318 
Tage getragen. Von diesen 7 Fohlen waren 6 Stutfohlen 
und eines, dasjenige, welches 317 Tage getragen worden, ein 
Hengstfohlen ; die längste Tragezeit betrug 347; drei weitere 
Fohlen wurden je 346, 345 und 342 Tage getragen. Diese 
vier Fohlen waren Stutfohlen. Die Ansicht, daß Hengst¬ 
fohlen länger als Stutfohlen getragen werden, wurde durch 
das vorstehende Geschlechtsverhältnis der lange getragenen 
Fohlen in Beberbeck nicht bestätigt. Die Differenz zwischen 
der kürzesten und längsten Trächtigkeitsdauer betrug 33 
Tage. 

Mieckley hat sich auch Mitteilungen über die Träch¬ 
tigkeitsdauer der Stuten im Jahre 1910 an anderen Gestüten 
verschafft. Diese lauten: Von den am Halbblutgestüt Repitz 
des Hauptgestütes Graditz gefallenen 103 Fohlen waren 
49 Hengste und 54 Stuten; Durchschnittstragezeit 338 Tage, 
kürzeste Dauer 319, längste 367 Tage; Differenz zwischen 
beiden 49 Tage. An den vier Muttergestüten des Haupt¬ 
gestütes Trakehnen stellte sich die Dauer der Tragezeit wie 
folgt: 1. Herde in Trakehnen: Durchschnittsträchtigkeits¬ 
dauer 329 Tage, kürzeste 305, längste 347 Tage, Differenz 
42 Tage; 2. Herde in Bajohrgallen: Durchschnittsträchtig¬ 
keitsdauer 329, kürzeste 311, längste 347 Tage, Differenz 
36 Tage; 3. Danzkehmen-Herde: Durchschnitt 331 Tage, 
längste Dauer 343, kürzeste 308 Tage, Differenz 35 Tage; 
4. Herde in Gurezen: Durchschnittsdauer 329, kürzeste 306, 
längste 346 Tage, Differenz 40 Tage; 5. Fuchs-Herde in 
Jonasthal: Durchschnittsdauer 327 Tage, kürzeste 315, 



766 


längste 344 Tage, Differenz 29 Tage; 6. Zuchtgestüt 
Georgenburg: Durchschnittsdauer 331, kürzeste 311, längste 
360 Tage, Differenz 49 Tage; 7. Friedrich-Wilhelm-Gestüt 
in Neustadt a. d. D.: Mittlere Tragezeit 326 Tage, kürzeste 
313, längste 343 Tage, Differenz 30 Tage. Die Stuten dieses 
Gestüts wiesen gegenüber denjenigen an den anderen preußi¬ 
schen Gestüten die kürzeste Tragezeit auf. 

Aus den vorstehenden Mitteilungen von M i e c k 1 e v 
ergeben sich für die Mutter-Herden der 9 preußischen Ge¬ 
stüte bezüglich der kürzesten, längsten, mittleren Trage¬ 
zeiten der Stuten und der Differenz zwischen der längsten 
und kürzesten Trächtigkeitsdauer folgende Durchschnitts¬ 
zahlen: Die kürzeste Tragezeit betrug 311,3, die längste 
349,3, die mittlere 329,8 Tage und die durchschnittliche 
Differenz stellte sich auf 38,1 Tage. (Zeitschr. f. Gestüts¬ 
kunde, 8. Heft, 1910.) A. 

Viehzählung in München. 

Das vorliegende vorläufige Ergebnis der am 10. Ok¬ 
tober in München vorgenommenen Viehzählung hat 
folgenden Bestand ergeben: In 472 Haushaltungen mit 
Viehhaltung wurden zusammen 2692 Stück Rindvieh, 3270 
Schweine, 4611 Schafe und 548 Ziegen gezählt. Weitaus 
den höchsten Viehstand weist selbstverständlich das Schlacht¬ 
haus-Viertel auf, woselbst 1164 (darunter 1054 im Schlacht- 
und Viehhof selbst) Stück Großvieh, 1075 (1040) Schweine, 
127 Schafe und 4 Ziegen gezählt wurden. Gegenüber der 
letzten Zählung (1907) hat die Zahl der sämtlichen ge¬ 
nannten Haustierarten abgenommen mit Ausnahme der 
Schafe, welche seitdem um 1200 Stück gestiegen ist. 

Verschiedenes. 

Generalversammlung des Tierärztlichen Kreisvereins 
von Oberfranken pro 1910. 

Am 16. Oktober ds. Jrs. hielt der Tierärztliche Kreis¬ 
verein von Oberfranken zu Bamberg im Hotel „Drei 
Kronen“ seine diesjährige Generalversammlung ab, wozu 
sieh eine stattliche Anzahl von Mitgliedern und Gästen ein¬ 
gefunden hatte; die Herren Bezirkstierärzte Braun- 
Kronach, Engel- Bayreuth, K r i t z e r - Naila, Oskar- 
Keliau und Z i m m er- Münchberg waren wegen Krankheit 
bezw. dienstlicher Unabkömmlichkeit am Erscheinen ver¬ 
hindert. 

Als Vertreter der Iv. Regierung von Oberfranken 
nahm Herr K. Regierungs- und Veterinärrat H o h e n - 
1 e i t n e r an der Versammlung teil, welchem zu Beginn 



767 


der Versammlung seitens des 1. Vorstandes, Herrn K. Be¬ 
zirkstierarzt Schmidt- Kulmbach, eine besondere Ehrung 
zuteil wurde. 20 Jahre nämlich waren mit dem heutigen 
Jahre verflossen, seit Herr K. Regierungsrat Hohen- 
1 e i t n e r als seinerzeitiger Kreisvereinsvorstand neben den 
bestandenen vierteljährigen Gauversammlungen die General¬ 
versammlung in’s Leben rief. Sowohl als aktives Mitglied 
des Vereins, während welcher Zeit er eine lange Reihe von 
Jahren auch die Vorstandschaft inne hatte, wie auch später 
als Ehrenmitglied des Vereins hat Herr K. Regierungsrat 
Hohenleitner die Interessen desselben jederzeit in 
hervorragender Weise vertreten. — Dem tiefen Gefühl 
der Dankbarkeit aller Anwesenden wurde Ausdruck ge¬ 
geben durch Überreichung einer prächtigen Pferde-Statue, 
was den Gefeierten hocherfreute. Mit warmen Worten 
dankte der Ehrengast für die herzliche Ovation. 

Den Vortrag zur diesjährigen Generalversammlung 
hatte Herr K. Bezirkstierarzt Fäustle -Eberrnannstadt 
übernommen, wobei es der Genannte verstand, das ungemein 
schwierige Referat über „Biologische Reaktionen“ äußerst 
klar und verständlich in leicht faßlicher Weise zum Vor¬ 
trag zu bringen. Dem Herrn Redner war es daran gelegen, 
ein Referat über genanntes Thema in der Weise auszu¬ 
arbeiten, daß die Aufklärungen über die Vorgänge, welche 
sich beim Zustandekommen der Immunität abspielen, nicht 
nur unser theoretisches Wissen bereichern, sondern daß sie 
auch mannigfache Nutzanwendungen im Gefolge haben 
möchten für praktische Fragen, so z. B. bei Schutz¬ 
impfungen, bei der Diagnose von Infektionskrankheiten, 
wie von frischem Fleisch oder Blut u. s. w. — Stürmischer 
Beifall der Anwesenden und Worte des Dankes seitens des 
Herrn Vorsitzenden entlohnten den Herrn Referenten für 
seine außerordentlich große Mühe. 

Die internen Vereinsangelegenheiten bezogen sich auf 
Neuwahlen einzelner Ausschüsse und Vorlage des Kassen¬ 
berichtes. Nachdem die bisherigen Mitglieder der einzelnen 
Ausschüsse die Wiederwahl angenommen hatten und die 
Kassenberichte auch in jeder Weise richtig befunden waren, 
konnte man zu Punkt 3: „Wünsche und Anträge“ über¬ 
gehen. Hier entspann sich eine längere Diskussion über 
verschiedene tierärztliche Tagesfragen, insbesondere über 
die Schwierigkeiten, die sich mitunter dem gemeinsamen 
Vorgehen zur Bekämpfung des infektiösen Scheidenkatarrhs 
entgegenstellen, über Tuberkulosebekämpfung nach dem 
neuen Reichs-Viehseuchengesetz u. a. m. 



768 


Mit einem ausgezeichneten Diner wurde die sehr an¬ 
regend verlaufene Generalversammlung geschlossen. 

Dr. Huß. 


Prof. Jensen. — Ehrung. 

Dem rühmliehst bekannten Bakteriologen und Sero¬ 
logen Prof. Karl Jensen, Direktor des Serum-Labora¬ 
toriums an der Tierärztl. Hochschule in Kopenhagen, wurde 
von der medizinischen Fakultät der Universität Kopenhagen 
die Würde eines Doktors der Medizin honoris causa ver¬ 
liehen. 

Corps Suevo-Salingia. 

Das bisher der Tierärztl. Hochschule Stuttgart un¬ 
gehörige K. S. 0.-Corps „Suevia“ (Farben: schwarz-wei߬ 
grün) ist an die Tierärztl. Hochschule München übersiedelt 
und hat sich daselbst mit seinem Kartell-Corps „Salingia“ 
(Farben: violett-weiß-grün) vereinigt. Das neue Corps führt 
jetzt den Namen „Suevo-Salingia“ (Farben: schwarz-wei߬ 
grün). Das Cafe und die Briefablage befinden sich im Cafe 
Prinz-Regent, der Ex-Tisch im Paulanerbräu. Außerdem 
hat das Corps ein eigenes Corpshaus in der Cuvilliestr. 15 
bezogen. 

Preis-Zuerkennung. 

Auf der Internationalen landwirtschaftlichen Aus¬ 
stellung in Buenos Aires 1910 wurde der Instrumenten¬ 
fabrik H. Hauptner, Berlin, deren Inhaber auf der Welt¬ 
ausstellung in B r ü s s c 1 als Mitglied des Internationalen 
Preisgerichtes „hors Concours“ stand, der Grand Prix 
zuerkannt. 

Es ist gemeldet: Der Ausbrach der Maul* und 
Klauenseuche am Viehhofe in Manchen, in Albers¬ 
weiler, Bezirksamt Bergzabern, in Duttweiler, Bezirksamt Neu¬ 
stadt a. Haardt, in Forst, Bezirksamt Dürkheim. 


Bticherschan. 

Lehrbuch der Toxikologie für Tierärzte. Von Dr. med. 
Eugen F r ö h n e r, Geh. Regierungsrat und Professor 
an der Tierärztl. Hochschule zu Berlin. Dritte, umge¬ 
arbeitete Auflage. Stuttgart, Verlag von Ferd. Enke, 
1910. Preis 9 dl GO *$. 

Der Inhalt des Werkes behandelt im Inhalt des I. Abschnittes 
die allgemeine und im II. Abschnitte die spezielle Toxikologie Der 
Abschnitt „spezielle Toxikologie“ ist in drei Unterabteilungen: 
„mineralische, pHanzliehe und tierische Gifte“ gegliedert. 



769 


Die einzelnen Abschnitte der neuen Ausgabe des Lehrbuches 
über Toxikologie sind vom Yerf. vollständig umgearbeitet und ergänzt 
worden. Im Inhalte des I. Abschnittes haben besonders die neu¬ 
zeitigen Anschauungen über Giftwirkung, die feineren Veränderungen 
der Ganglienzellen bei der Narkose, die Wirkung der Blutgifte 
(Hämolysine), die toxische Leukozytose und Glykosurie eingehende 
Bearbeitung gefunden. 

In den speziellen Teil sind zahlreiche Experimentalunter¬ 
suchungen über Mineral- und Pflanzengifte, sowie eine große Zahl 
kasuistischer Mitteilungen über Vergiftungen bei Haustieren auf¬ 
genommen worden. Der Verf. hat also in der neuen Auflage Alles, 
was seit der Zeit der letzten Ausgabe des Werkes vor zehn Jahren 
durch das Experiment und Beobachtung bei Vergiftungen der Tiere 
festgcstellt wurde, berücksichtigt. Die hiebei notwendigen Er¬ 
weiterungen und Zugaben bedingten eine Umfangs Vermehrung des 
Werkes um mehr als zwei Druckbogen. 

Abgesehen von seiner Vollkommenheit ist das Lehrbuch so 
recht eigentlich den praktischen Bedürfnissen der Tierheilkunde an- 
gegaßt und eignet sich daher als vorzüglicher Ratgeber bei den in 
der tierärztlichen Praxis so häufig auftauchenden Frage: liegt Ver¬ 
giftung vor oder nicht; es eignet sich aber insbesondere auch zum 
Studium der Toxikologie für Studierende. A. 


Personalien. 

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54. Jahrg. München, den 15. November 1910. Nr. 46. 

Inhalt: 0 r i gi n a 1 a r t i k e 1: Voltz: Mitteilungen aus der Pra¬ 
xis. — Heiß: Utopistisclie Betrachtungen über den Stand der 
Fleischbeschauer. (Schluß.) — Referate: Sticker: Uber Patho¬ 
genese und Ätiologie der bösartigen Tumoren. Bochberg: Be¬ 
handlung der Brustseuche mit Atoxyl. Schulze: Einige Bemerk¬ 
ungen zum Impfstoff gegen Schweineseuche des Herrn Dr. Krafft- 
München. — Tierzucht und Tierhaltung: Getrocknete 
Hefe als Futtermittel. — Verschiedenes: Promotionsord¬ 
nung für die preußischen Tierärztlichen Hochschulen. Tierärzt¬ 
liche Hochschule Stuttgart. Maul- und Klauenseuche. Studenten- 
Konflikte. — Personalien. 


Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Voltz, Nürnberg. 

Eine der Maul- und Klauenseuche ähnliche 

Erkrankung. 

In der Gemeinde U. zeigten mehrere Kühe eines Stalles 
der Maul- und Klauenseuche ähnliche Krankheitssymptome, 
weshalb Anzeige erstattet wurde. Nach dem telephonischen 
Vorberichte war in dem betreffenden Gehöfte eine Handels¬ 
kuh 8 Tage zur Probe gestanden. Das Tier war während 
dieser Zeit gesund und wurde ebenso an den Händler 
zurückgegeben. 6 Tage nach dem Abgang der Kuh be¬ 
gannen nun 6 Kühe des 15 Haupt starken Bestandes mäßig 
zu speicheln, weshalb der Besitzer Verdacht schöpfte. Die 
Untersuchung ergab folgendes: Sämtliche im besten Nähr¬ 
zustand befindliche Kühe sind fieberlos. Das Futter — es 
ist gerade Futterzeit — wird in normaler Weise aufge¬ 
nommen, ebenso ist hinsichtlich des Milchertrages keine 
Änderung ('ingetreten. F> Kühe, die jedoch nicht nebenein- 






774 


ander stehen, auch nicht mit der Händlerkuh in Berührung 
gekommen sind, zeigen Speichelfluß; bei ihnen ist die Maul¬ 
schleimhaut höher gerötet, zwischen den Papillen der Backen¬ 
schleimhaut sind hunderte derber Gerstengrannen einge¬ 
spießt. Wo die Grannen abgebrochen waren und die Spitze 
in der Schleimhaut festsaß, erfolgte Abstoßung durch Ge¬ 
schwürsbildung in der Weise, daß sich erbsengroße Bläs¬ 
chen bezw. Geschwüre mit gelbrotem Grunde bildeten, aus 
welchem sich die abgebrochene Spitze leicht ausdrücken 
oder mit einer Pinzette ausziehen ließ. Die Geschwüre 
konfluierten nicht, auch war die Bewegung der Kühe frei und 
ungehindert. Bei diesem Befunde war der Verdacht natür¬ 
lich als unbegründet zu bezeichnen. — Der Besitzer hatte 
nach Abgang der Händlerkuh Gerstenkaff eingestreut, das 
die Tiere gierig aufgenommen hatten. 

Endemische Schlundkopflähmung bei Kühen? 

In der Gemeinde A. waren in kurzer Zeit zwei Pferde 
verendet, ohne intra vitarn länger dauernde erhebliche 
Krankheitserscheinungen gezeigt zu haben. Soviel nach¬ 
träglich festzustellen war, soll plötzlich Lähmung der Nach¬ 
hand, die auch auf die Vorhand Übergriff, eingetreten sein. 
Das Sensorium sei vollständig frei gewesen, ferner habe 
Temperatursteigerung nicht konstatiert werden können, nur 
soll gegen das Ende zu der Herzschlag pochend und der 
Puls klein geworden sein. Erscheinungen, die auf eine 
Erkrankung des Magendarmkanals hätten schließen lassen, 
seien nicht beobachtet worden. Die verspätet — 36 bezw. 
48 Stunden post morten — vorgenommenen Sektionen sollen 
in beiden Fällen Magendarmentzündung (trotz des nega¬ 
tiven Befundes im Leben) ergeben haben, auch habe sich 
im ,,Hals- und Rückenmark“ Flüssigkeit vorgefunden. 

Nun erkrankten gleichzeitig mit den Pferden die beiden 
im gleichen Stalle stehenden Kühe. Der Besitzer beobach¬ 
tete Appetitlosigkeit, Speichelausfluß aus dem Maule und 
Schwanken bei der Bewegung. Er glaubte, beängstigt durch 
die Vorkommnisse bei den Pferden, die Kühe notschlachten 
zu müssen und zog mich deshalb zu Rate, ferner auch deswegen, 
weil der Fachmann, der die Kühe behandelt hatte, etwas vom 
Vorhandensein der Wild- und Rinderseuche hatte durchblicken 
lassen. Das Resultat der Untersuchung war: beide Kühe sind 
sehr gut genährt, Temperaturerhöhung liegt nicht vor, derHerz- 
schlag ist schwach, derPuls klein, jedoch anZahl nicht vermehrt. 
Die Milclisekretion ist geringer geworden. Vorgehaltenes 
Futter wird angenommen, langsam gekaut aber nicht voll- 



775 


ständig abgeschluckt; es bestehen Schlingbeschwerden, die 
Maulhöhle ist mit Futterpartikeln angefüllt. Der Kot ist 
fest und mit zähem Schleim überzogen. Beim Vorführen 
schwanken die Tiere sehr stark. Wild- und Rinderseuche 
schied aus; ich hielt den Fall für sog. endemische Schlund¬ 
kopflähmung (Bulbärparalyse). Der vorher beigezogene 
Kollege hatte auch an Futtervergiftung gedacht, da das 
verfütterte Heu stark mit Herbstzeitlosem durchsetzt war. 
Doch, schien dies nicht die Ursache zu sein, weil auch die 
neuangeschafften Pferde das gleiche Heu bekamen, ohne 
daß Vergiftungserscheinungen auftraten. Dagegen ergab 
die Untersuchung des Stalluntergrundes und der Stallum¬ 
gebung vollständige Verjauchung. Ich halte diese schlechte 
Beschaffenheit des Bodens für die mittelbare Ursache der Er¬ 
krankung, da ich in einem anderen Bezirke Vorjahren mehr¬ 
fach nachgewiesen habe, daß die Krankheit durch Sanierung 
des Stalluntergrundes vollständig zum Verschwinden ge¬ 
bracht werden konnte. Die sofort in Angriff genommenen 
Bodenaushubarbeiten förderten erst nach l 8 /*m Tiefe reinen 
Untergrund zu Tage; infolge der Grundaushebung war die 
Luft in der ganzen Umgebung tagelang wie verpestet. 

Die erkrankten Kühe kamen sofort in eine andere 
Stallung; sie genasen bei entsprechender, im wesentlichen 
symptomatischer Behandlung in drei Wochen; als sie mit zwei 
neuangekauften Pferden später in die sanierte Stallung zurück¬ 
kamen, blieben sie bei der gleichen Fütterung gesund. 

Leuchtgas Vergiftung bei klei nen Hau s ti eren. 

Ein Artist eines hiesigen Varietös hatte seine dressierten 
Hunde, Katzen, Enten und Tauben in einem Zimmer unter¬ 
gebracht, durch das Gasrohre geleitet waren. Infolge Schad- 
baftwerdens der Leitung fand eine Gasausströmung statt, 
so daß die Tiere die gasgeschwängerte Luft nahezu 3 Stunden 
lang einatmen mußten. Die Erscheinungen bei den der Vergif¬ 
tung ausgesetzt gewesenen und erkrankten Tieren waren ver¬ 
schieden. Die Enten und Tauben erholten sich, an die frische 
Luft gebracht, innerhalb weniger Stunden wieder; sie hatten bei 
der Untersuchung lediglich Eingenommenheit des Sensori- 
ums gezeigt. 2 Katzen waren asphyktisch; sie verendeten ; 
vier andere Katzen waren vollständig bewußtlos; sie er¬ 
holten sich insoferne, als die Bewußtlosigkeit nach 5—6 
Stunden schwand; doch blieben Bewegungs- und Seh¬ 
störungen zurück, die eine weitere Verwendung der Tiere 
zu artistischen Darstellungen unmöglich machten. Die 
Hunde, die ebenso wie die Katzen betäubt waren, wurden 



776 


vollständig wieder hergestellt, bis auf einen kleinen Pinscher, 
bei dem eine Lähmung der Nachhand zurückblieb. Die 
Behandlung der Hunde und Kaizen bestand in Verbringung 
an die frische Luft, kaltenBetuschungen undCoffei'ninjektionen. 

Starke Verletzung der Kruppe bei einem Pferde. 

Ein sehr wertvoller russischer Traber war bei einem 
Zusammenstoß mit der Trambahn unter den Dachkranz 
des eigenen Wagens gekommen. Hiebei wurde dessen 
gesamte Kruppenmuskulatur der linken Seite teils zerrissen, 
teils zerschnitten oder gequetscht. Die Haut über - der 
Muskulatur war förmlich skalpiert. Die Zusammenhangs¬ 
trennung reichte bis zu den Beckenknochen, bezw. auf das 
Kreuzbein und den Schwanzansatz. Von oben gesehen 
hatte die Verletzung die Form einer großen Triangel. Der 
äußere linke Darmbeinwinkel war gebrochen und selbst¬ 
verständlich der Blutverlust ein bedeutender. Auf Veran¬ 
lassung der Versicherungsgesellschaft, die das Tier entgegen 
dem Wunsche des Besitzers nicht töten ließ, übernahm ich 
die Behandlung. Durch Einlage von Drainagen, Anlage 
von Entspannungsnähten — an eine glatte Wundheilung war 
wegen der Quetschungen nicht zu denken — kurz, durch 
ein entsprechendes chirurgisches Verfahren gelang es, das 
Pferd nach 9 wöchentlicher Behandlung so herzustellen, daß 
es wieder vollständig gebrauchsfähig wurde, nur ist es in¬ 
folge des Darmbeinwinkelbruches einhüftig geworden. 

Utopistische Betrachtungen ttber den Stand der 
Flelschbesehaner. 

Von Sehlaehthofdirektor Heiß, Straubing. 

(Schluß.) 

Was von den Fleischbeschaugebühren erwähnt wurde, soll 
natürlich in gleicher Weise auf die Trichinenschaugebühren An¬ 
wendung finden und auch die Trichinenschauer, die doch meist 
nebenbei andere bürgerliche Berufe ausüben, eine ihrer Qualifi¬ 
kation entsprechende Bezahlung erhalten. Welche Summe von 
Schaffensfreude liegt nicht in diesem System? Jeder kann sich 
durch eigenen Fleiß, durch eigene Verdienste zu der Stellung 
einporarbeiten, die er verdient! Nicht eine Vettern- und Ba*en- 
wirtschaft mehr hätten wir fortan, sondern eine Reihe von berufs¬ 
fähigen und berufsfreudigen Leuten, für die stramme Pflicht¬ 
erfüllung, unabhängig von Anfeindungen aller Art, die oberste 
Richtschnur sein würde. 

Man wird ja mit Recht einwenden können, daß die Fin¬ 
na Innen, wären sie wirklich einmal einheitlich geregelt, nicht hin¬ 
reichend sein würden zur Besoldung der Fleischbeschauer ..neuen 
Stils“. Zugegeben! Recht bedeutend aber kann diese Differenz 
nicht sein: 1. weil zur Zeit vielfach niedrige Beschaugebühren be- 



777 


stehen; 2. weil ganz kleine Beschaubezirke vorhanden sind; 3. weil 
künftig die Zahl der Beschaubezirke wesentlich verringert und die 
Gebühren erhöht werden sollten. Aber es hat doch auch der Staat 
die Verpflichtung, für die Gesunderhaltung seiner — Steuerzahler 
zu sorgen und es wird sich, guten Willen vorausgesetzt, dann ein 
Weg finden lassen, wenn ein Wille hiezu vorhanden ist. Viele 
Wenig machen ein Viel und die höheren Gebühren und die Zu¬ 
sammenziehung der Bezirke werden einigermaßen ausgleichend 
wirken können. 

Den städtischen Fleischbeschauern aus Laienkreisen geht es 
wohl oft nicht viel besser als den gemeindlichen. Soweit nicht 
Tierärzte ausschließlich in Schlachthöfen die Beschau ausüben, 
sind sie auch recht der Gunst und Mißgunst preisgegeben, und ver¬ 
langt «in Reichs-Fleischbeschaugesetz die Durchführung der Be¬ 
schau, so wird auch die Forderung nicht ungerechtfertigt er¬ 
scheinen, daß alle Fleischbeschauer, ob in Stadt oder Land, unter 
des Staates und nicht der Gemeinden Oberhoheit stehen. Als 
Analogon sei angeführt, daß auch der Schlachthof-Leiter in seiner 
Eigenschaft als Amtstierarzt direkt dem Staate und nicht der Stadt 
unterstellt ist. (Bayern!) Auch der Fleischbeschauer ist in Aus¬ 
übung seines Berufes Beamter, also sollte auch er nicht der Stadt 
unterstellt sein, sondern dem Staate! 

Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei eigens erwähnt, daß 
nicht der Militäranwärter ausschließlich der zur Ausübung des Be¬ 
schauerberufes Befähigte sein soll! Wir haben eine Reihe von 
jungen, tüchtigen Fleischbeschauern, die wenig oder nichts an die 
Scholle bindet, die irgend einen Beruf ausüben. Auch diesen wird 
es nicht viel ausraachen, ob sie hier oder dort als Beschauer er¬ 
nannt werden, nur müßten sie sich eben von der Aufsichtsbehörde 
an den Platz setzen lassen, der ihrer Qualifikation entspricht. 
Aber auch die den Militäranwärtern zu bezahlenden „Gehälter 4 * 
würden in Zukunft nur einen Teil ihres Gesamt-Einkommens 
bilden, da auch diese sich durch Ausübung des von ihnen er¬ 
lernten Zivilberufes Nebeneinnahmen schaffen können. 

Wäre dieses oder ein ähnliches System einmal durchgeführt, 
so würde dadurch die Gewähr geleistet, daß die Fleischbeschau 
in einer genau dem Gesetz entsprechenden Weise durchgeführt 
wird. Wie keineswegs behauptet werden soll, daß wir nicht heute 
auch Fleischbeschauer in großer Zahl besitzen, die den geraden 
Weg gehen, den das Gesetz von ihnen verlangt, so ist damit auch 
nicht gemeint, daß — käme ein derartiges System zur Geltung — 
sofort alle bisherigen Fleischbeschauer ihres Dienstes entsetzt 
werden sollen oder müssen! Weit entfernt! Aber die Blut¬ 
auffrischung, die ich vorgeschlagen habe, wird dazu beitragen, 
daß auch die minderwertigen Kräfte das Damoklesschwert über 
ihrem Haupte hängen sehen und sich nach Kräften bemühen werden 
gesetzmäßig zu arbeiten, dann als unabhängige Fleischbeschauer, 
wenn sie direkt der Aufsichtsbehörde unterstellt sind. Sie wissen 
dann, daß es ihnen einerlei sein kann, ob man über sie schimpft. 
Ja, sie können um so mehr stolz sein, je mehr man über sie 
schimpft, weil das eben nur ein Beweis ist, daß sie ihre Pflicht 
voll und ganz erfüllen! Auch diesen ist Gelegenheit geboten, sich 
durch einwandsfreie Leitungen bald über das allgemeine Niveau 
zu erheben und sich um eine gleiche Stelle mit besserem Ein¬ 
kommen bewerben zu können. 

Noch ein anderer Gedanke: Der Staat hat für eine Reihe 
von öffentlichen Dienstleistungen Anerkennungen, Ehren-, ja selbst 



778 


Ordensauszeichnungen geschaffen. Man denke nur an die Aus¬ 
zeichnungen für Feuerwehrleute, für Sanitätsmannschaften etc., die 
auf eine einwandfreie langjährige Dienstzeit zurückblicken können. 
Sie dienen dem öffentlichen Wohl, sie retten den Nächsten oder 
sein bedrängtes Gut. Ist das Verdienst eines tüchtigen, gewissen¬ 
haften Fleischbeschauers, der doch gewiß bei Ausübung seines 
nichts weniger als rosigen Berufes bei knappstem Verdienste mit 
einer Unsumme von Mühseligkeiten und Verdrießlichkeiten zu 
kämpfen hat, der durch seine Aufmerksamkeit, sein strammes Vor¬ 
gehen Leben und Gesundheit seiner Mitmenschen schützt, gewissen¬ 
losen Manipulationen oft gewiß tüchtiger Schlächter in furchtloser 
Weise entgegenarbeitet, eigentlich im Grunde genommen ein viel 
geringeres? Ist der Gedanke so ferne liegend, daß die einschlägigen 
Ministerien auch für eine tadellos zurückgelegte 10- und 25jährige 
Dienstzeit als Fleischbeschauer eine ähnliche Auszeichnung an¬ 
regen könnten, wie solche Feuerwehrmännern verliehen wird!? 
Es würde ein solches sicherlich zur gewissenhaftesten Dienst¬ 
leistung anregen und den damit Geschmückten einen Ersatz bilden 
für Ärger und Verdrießlichkeiten im Dienste, insbesondere wenn 
damit die Anwartschaft auf die besten Beschaubezirke verbunden 
wäre. — Den Staatsregierungen würde es gewiß keine sonderlichen 
Schwierigkeiten bereiten, ein Land und dessen Provinzen in solche 
Beschaubezirke zu teilen, wie sie den Verhältnissen entsprechen. 

Würde eine derartige Verstaatlichung der Fleischbeschau 
durchgeführt, so würden den Gemeinden die Kosten für Ausbildung 
und Aufenthalt im Ausbildungsorte erspart bleiben, da dann die 
Bestreitung dieser Ausgaben Aufgabe der Anwärter für solche 
Posten sein würde. Den Staatsbehörden aber würde gar bald eine 
Liste von Bewerbern zur Verfügung stehen, bewertet nach ihren 
Kenntnissen, welche sofort auf vacant werdende Posten resp. in 
Beschaubezirken, die ihrer Note entsprechen, ernannt werden 
könnten. Es würden um so mehr Anwärter angestellt werden 
können, je mehr draußen in den Gemeinden nach dem Rechten 
gesehen würde, und ohne Rücksicht solche Beschauer beseitigt 
w r ürden, die 1. nicht nach den neuen Prüfungsvorschriften ausge¬ 
bildet sind, 2. durch mangelhafte Pflichterfüllung, hohes Alter oder 
körperliche Gebrechlichkeit sich als untauglich zum Fleischbe¬ 
schauerdienste zeigen. Sie gefährden das allgemeine Wohl und 
reiches Material könnten sich die Regierungen verschaffen, wenn 
sie von den Amtstierärzten verlangen würden, daß jeder Fall von 
Pflichtüberschreitung dienstlich ge?neldet werden sollte. Gar bald 
würden diese Nullen unter den Fleischbeschauern dann beseitigt 
sein und an deren Stelle ein junger Nachwuchs treten, der wirklich 
den Namen „Fleischbeschauer 1,4 verdient. Daß dann solchen die 
Ausbildungsstellen in jeder Weise an die Hand gehen werden, 
braucht wohl nicht besonders erw r ähnt zu werden, und Fortbildungs¬ 
kurse für solche, die vielleicht drei- bis viermal im Jahre abge¬ 
halten werden könnten, würden sicherlich dazu beitragen, daß das 
in wenig Wochen Erlernte gefestigt wird. Für eine Altersver¬ 
sorgung Sorge zu tragen, würde w r ohl zu weit führen, doch bietet 
die staatliche Altersversicherung die Möglichkeit, daß die Ein¬ 
zelnen durch Selbstversicherung sich eine Pension im Falle der 
Dienstuntauglichkeit und Krankheit sichern können. -- 

Die Hauptpunkte der obigen utopistischen Vorschläge sind 
also folgende: 

1. Bewertung der Kenntnisse durch Noten; 

2. Bildung von größeren Beschaubezirken; 



779 


3. Schaffung einheitlicher Gebühren; 

4. Einbezahlung der Gebühren an die Staatskassen; 

5. Schaffung von verschieden gut dotierten Posten, je nach 
Leistung und Verdienst; 

6. Verstaatlichung der Fleischbeschau; 

7. Bezahlung derselben aus der Staatskasse; 

8. Schaffung von öffentlichen Anerkennungen für fleißige und 
bewährte, pflichtgetreue Beschauer. 

Ich bin mir wohl bewußt, Utopien erörtert zu haben, aber viel¬ 
leicht verdienen doch manche der Vorschläge Beachtung, und wenn 
nur ein Teil derselben gewürdigt wird, ist damit ein guter Schritt 
nach vorwärts gemacht, und wenn auch das Ideal: Verstaatlichung 
der Fleischbeschau in weiter Ferne liegt, früher oder später wird 
sie vielleicht doch kommen und wir werden damit im Deutschen 
Reiche ein Fleischbeschauerpersonal haben, um das uns die andern 
zivilisierten Staaten beneiden können! 


Referate. 

Sticker: Über Pathogenese und Ätiologie der bös¬ 
artigen Tumoren. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., Nr. 29, 
1910,) 

Die Anschauung, daß einzelne Zellen eines größeren 
tierischen Organismus parasitäre Eigenschaften annehmen, 
auf einen anderen Organismus übertragen in diesem weiter 
wuchern und eine Krankheit hervorbringen können, er¬ 
schien uns bis vor kurzem als eine unmögliche. Im Laufe 
der letzten Jahre ist sie zur Tatsache geworden, denn zahl¬ 
reiche Übertragungsversuche gelangen. Wie die Zellen para¬ 
sitär geworden sind, ist allerdings noch nicht geklärt; es 
muß sich hier um die Wirkung eigenartiger Reize handeln. 
Daß unter Mäusen und Ratten Krebs-Endemien auftreten, 
ist mehrfach beschrieben, der „Ehegattenkrebs“ schon längst 
bekannt. Übertragung von Sarkomen durch den Deckakt. 
bei Hunden wurde einigemale beobachtet. Jedem Fall von 
Tierkrebs sollte zur Unterstützung der Forschung hinsicht¬ 
lich seiner Entstehungsmöglichkeit nachgegangen werden, 
wie auch die Zentren der experimentellen Forschung durch 
Zusendung von Geschwulstmaterial unterstützt werden 
sollten. 


Bochberg: Behandlung der Brustseudie mit Atoxyl. 

(Zeitschrift für Veterinärkunde, 1910, Vn.) 

Verfasser hat in 3 Beständen, in denen schwere Brust¬ 
seuche herrschte, einen' Teil der Patienten mit Atoxyl 
behandelt. Begonnen wurde mit 0,3 : 10, dann kamen etwa 
8 Tage lang täglich steigende Dosen bis 0,75 : 15 in Ver¬ 
wendung, ohne daß Nebemvirkungen auftraten. Während 
bei den symptomatisch behandelten Pferden das Allgemein- 



780 


befinden längere Zeit zu wünschen übrig ließ, ließ sich bei 
Atoxylbehandlung das Gegenteil feststellen. Selbst bei schwer 
kranken Tieren war nach wenigen Tagen schon Freßlust 
vorhanden. L i n d n e r. 


Schulze-Starkow: Einige Bemerkungen zum Impf¬ 
stoff gegen Schweineseuche des Herrn Dr. Krafft-München. 

(Berliner Tierärztliche Wochenschrift Nr. 45, 1910.) 

Dr. Krafft-München hat bekanntlich einen Impf¬ 
stoff gegen Schweineseuche und Schweinepest hergestellt. 
Räbiger erzielte mit dem Impfstoffe gute Erfolge (Berlin. 
Tierärztl. Wochenschr. Nr. 30, 1909). Das Ergebnis seiner 
Beobachtungen und Versuche lautete dahin, daß der Krafft- 
sche Impfstoff gegen Schweineseuche und Schweinepest bei 
rechtzeitiger Anwendung in der weitaus größeren Zahl der 
Fälle derart seuchekranke Schweine zu heilen vermöge und 
daß diese Impfstoffe, prophylaktisch angewandt, eine zweck¬ 
entsprechend lange Immunitätsdauer bei Schweinen zu 
erzeugen scheinen. 

Dr. Poppe- Berlin stellte im Aufträge des Geheim¬ 
rates Professor Ostertag-Berlin eine experimentelle Nach¬ 
prüfung des Krafft’schen Impfstoffes bei kleinen Versuchs¬ 
tieren gegen Schweineseuche an, konnte aber im Versuche 
an Kaninchen, Meerschweinchen und Mäusen eine Schutz¬ 
wirkung des Impfstoffes gegenüber dem Bac. suisepticus 
nicht feststellen (Berl. Tierärztl. Wochenschr. Nr. 26, 1910.) 

Schulze, früher Hilfsarbeiter an der Veterinär¬ 
abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes, hatte nun 
Gelegenheit, die prophylaktische, bezw. Schutzimpfung mit 
dem Krafft’schen Impfstoff in zwei Schweinebeständen aus¬ 
zuführen, in welchen die Schweineseuche herrschte. 

In dem einen Bestände impfte er 94 Läufer und be¬ 
richtet über das Ergebnis das Folgende: „Die Tiere waren 
zur Zeit der Impfung noch recht munter, fraßen gut und 
zeigten klinisch keine hochgradigen Krankheitssymptome. 
Irgendwelcher Erfolg der Impfung war nicht zu verzeichnen. 
Einige Tiere bekamen Schwellungen am Halse, so daß sie 
den Kopf schief hielten. Von diesen Erscheinungen, welche 
nach der Gebrauchsanweisung Immunitätserscheinung seien 
und eine lange andauernde Immunität verheißen sollen, 
kann ich nach meinen Erfahrungen nur sagen, daß sie 
gerade das Gegenteil ankündigten, denn die damit behafteten 
Schweine starben alle viel schneller an Schweineseuche als 
die anderen“. 14 Tage nach der ersten Impfung impfte 



781 


S. das zweite Mal. Es waren nur mehr 48 Tiere zu impfen. 
Auch diese Impfung war erfolglos. Die Tiere gingen weiter 
zu Grunde. Es blieben dann noch 30 Läufer, die durch 
gute Pflege gerettet wurden. In dem zweiten Schweine- 
bestande, in welchem das Herrschen der chronischen 
Schweineseuche ebenfalls mit Sicherheit festgestellt worden 
war, hatte S. mit dem K r a f f t 'sehen Impfstoffe ebenfalls 
keine Erfolge. Von einer Anzahl Läufer suchte er sich die 
zehn kräftigsten aus. Zwei der Geimpften starben kurz 
nach der Impfung, die anderen acht erholten sich jedoch 
genau so, wie sich eine Anzahl anderer ungeimpfter Kon- 
trollschweine in derselben Zeit erholten. 

S. spricht am Schlüsse der Abhandlung den Wunsch 
aus, es möchten auch andere Kollegen ihre Erfahrungen 
mit dem Kr afft'sehen Impfstoffe behufs Beurteilung des¬ 
selben veröffentlichen. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Getrocknete Hefe als Futtermittel. 

Nach einem Berichte des Geh. Hofrates, Professor 
Dr. Kellner läßt sich mittels eines patentierten Trock¬ 
nungsverfahrens aus Hefe ohne jeden Zusatz ein schwach 
bräunlich gefärbtes Produkt erhalten, welches, ähnlich wie 
die Kartoffelflocken, aus dünnen Blättchen besteht und 
einen angenehmen, an Brod erinnernden Geruch besitzt. 
Versuche ergaben, daß die Plefezellen in dieser Trocken¬ 
hefe soweit abgetötet sind, daß sie in einer 10°/oigen Zucker¬ 
lösung innerhalb 24 Stunden keinerlei Gährungserscheinungen 
hervorrufen. 

Zwei Muster Trockenhefe, von welcher das eine (Nr. I) 
Blättchen, das andere (Nr. II) ein hellbräunliches Pulver dar¬ 
stellte, zeigten folgende Zusammensetzung: 



I 

II 

W asser. 

• 7,7 °/o 

11,8 °/o 

Rohprotein. 

. o2,o ,, 

43,1 „ 

Fett. 

• 0,8 „ 

0,5 ,, 

N = fein Extraktstoff 

. 26,1 „ 

36,3 „ 

Rohfaser . 

. 5,3 „ 

0,2 „ 

Asche. 

7,6 „ 

8,1 „ 

Zur Feststellung der Ve 

rdaulichkeit 

der Hefe wurde 


mit der Trockenhefe II an 2 Hammeln Ausnützungsversuche 
ausgeführt. Diese erhielten auf Tag und Kopf 750 g 
Wiesenheu und 300 g Hefe. Die Hefe wurde von den Tieren 
sehr gerne aul'genommen. Der Versuch dauerte 18 Tage. 








782 


Es ergab sich, daß aus 100 Teilen Hefe 91 Teile der 
organischen Substanz und aus 100 Teilen Rohprotein 
90,9 Teile verdaut wurden. 

Demnach stellt die Trockenhefe ein hochverdauliches, 
wegen ihres Proteinreichtums besonders wertvolles Futter¬ 
mittel dar. 

Nimmt man als durchschnittlichen Gehalt der Hefe 
52,5 °/o Rohprotein, 47°/o Eiweiß und 26°/o stickstofffreie 
Extraktivstoffe an, so würden in 100 Teilen Trockenhefe 
42,2 °/o verdaul. Eiweiß 
26,0 „ „ Kohlehydrat 

enthalten sein und der Stärkevorrat sich auf 66°/o stellen. 

Erwähnt sei noch, daß die Versuchstiere die Trocken¬ 
hefe in Gaben von 200 bis 300 g pro Tag und Kopf ohne 
jegliche Schädigung der Gesmidheit vertrugen und daß sich 
das Futtermittel auch bei der Fütterung von Schweinen 
gut bewährte. (Milchzeitung, Wochenschrift für das Molkerei¬ 
wesen und die gesamte Viehhaltung, Nr. 26, 10.) A. 


Verschiedenes. 

Promotionsordnung für die preußischen Tierärztlichen 

Hochschulen. 

Nachdem durch Allerhöchsten Erlaß vom 5. September 
1910 (Gesetzsamml. S. 222) den Tierärztlichen Hochschulen 
das Recht beigelegt worden ist, die Würde eines doctor 
medicinae veterinariae (abgekürzte Schreibweise: Dr. med. 
vet.) zu verleihen, wird in Ausführung dieses Erlasses für 
die Königl. Tierärztliche Hochschule in Berlin nachstehende 
Promotionsordnung festgesetzt: *) 

§ 1. Die Promotion zum doctor medicinae veterina¬ 
riae (Dr. med. vet.) durch die Königl. Tierärztliche Hoch¬ 
schule zu Berlin ist an folgende vom Erwerber zu erfüllende 
Bedingungen geknüpft: 1. die Beibringung des Reifezeug¬ 
nisses eines deutschen Gymnasiums oder Realgymnasiums 
oder einer deutschen Oberrealschule. Die Zulassung auf 
Grund des Reifezeugnisses einer ausländischen höheren 
Lehranstalt bedarf der Genehmigung des Ministers; 2. den 
Ausweis über die Erlangung der Approbation als Tierarzt 
für das Deutsche Reich oder bei Ausländern den Ausweis 
über das Bestehen der für die Erlangung der Approbation 
vorgeschriebenen Fachprüfung an einer deutschen Tierärzt- 

*) Der Inhalt der Promotionsordnug für die Tierarztliehe Hoch¬ 
schule Hannover stimmt mit der für die Hochschule Berlin erlassenen 
überein, nur ist in der Promotionsordnung für Hannover statt der 
Bezeichnung „Rektorat 1 * das Wort „Direktorat“ gebraucht. 



783 


liehen Hochschule oder an einer veterinärmedizinischen 
Fakultät (Fakultätsabteilung) einer deutschen Universität; 
3. die Einreichung einer in deutscher Sprache abgefaßten 
wissenschaftlichen Abhandlung (Dissertation), die einem 
Zweige der tierärztlichen Wissenschaft angehört und die 
Befähigung des Bewerbers zum selbständigen wissenschaft¬ 
lichen Arbeiten dartut; 4. die Ablegung einer mündlichen 
Prüfung; 5. die Entrichtung einer Prüfungsgebühr von 
300 Mk., bei Ausländern von 500 Mk. 

§ 2. Das Gesuch um Verleihung der Doktorwürde 
ist schriftlich an den Rektor und das Professorenkollegium 
der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin zu richten. Dem 
Gesuche sind beizufügen: 1. ein Abriss des Lebens- und 
Bildungsganges des Bewerbers; 2. die Schriftstücke in Ur¬ 
schrift, durch die der Nachweis der Erfüllung der in § 1 
ZifE. 1 und 2 genannten Bedinguugeu erbracht wird; 3. die 
Dissertation mit der eigenhändig geschriebenen und unter¬ 
schriebenen Erklärung des Bewerbers, daß er sie, abgesehen 
von den von ihm zu bezeichnenden Hilfsmitteln, selbständig 
verfaßt habe, ferner mit einer gleichen Erklärung darüber, 
ob er die Dissertation in einer wissenschaftlichen Anstalt 
und in welcher er sie ausgearbeitet, sowie ob und wo er 
sie bereits für eine Prüfung oder Promotion oder für einen 
ähnlichen Zweck zur Beurteilung eingereicht hat; 4. ein 
amtliches Prüfungszeugnis. Gleichzeitig ist die Hälfte der 
Prüfungsgebühr an die Kasse der Hochschule zu entrichten. 

§ 3. Der Rektor überweist das Gesuch, falls sich 
keine Bedenken ergeben, einem Referenten, der das Lehr¬ 
fach vertreten muß, in das der in der Dissersation behan¬ 
delte Gegenstand ausschließlich oder vorzugsweise fällt, zur 
schriftlichen Begutachtung. 

§ 4. Die Dissertation und das von dem Referenten 
erstattete begründete Gutachten sind bei sämtlichen Mit¬ 
gliedern des Professorenkollegiums in Umlauf zu setzen. 
Hierauf entscheidet das Professorenkollegium in einer Sitzung 
über die Annahme der Dissertation und bestimmt bei gün¬ 
stigem Ausfälle die Zeit der mündlichen Prüfung. Der 
Restbetrag der Prüfungsgebühr ist vor der mündlichen 
Prüfung zu entrichten. 

§ 5. Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf drei 
Prüfungsfächer, die der Bewerber aus den an der Hoch¬ 
schule durch Professoren im Hauptamt vertretenen Lehr¬ 
fächern zu wählen hat. Sie wird unter Vorsitz des Rektors 
vor einer Prüfungskommission abgelegt, die aus drei Mit¬ 
gliedern des Professorenkollegiums besteht, und der in der 



784 


Regel der Referent für die Dissertation sowie Lehrer der 
gewählten Prüfungsfächer angehöreu sollen. Zu der münd¬ 
lichen Prüfung sind die an der Prüfung nicht beteiligten 
Mitglieder des Professorenkollegiums und die sonst mit Ab¬ 
haltung von Vorlesungen an der Hochschule betrauten 
Lehrer einzuladen. Außerdem hat jeder Lehrer einer 
deutschen Tierärztlichen Hochschule oder veterinärmedi¬ 
zinischen Fakultät oder Fakultätsabteilung einer deutschen 
Universität zu der Prüfung Zutritt. 

§ 6. Nach beendeter mündlicher Prüfung entscheidet 
die Prüfungskommission über deren Ausfall und unter Be¬ 
rücksichtigung der Beurteilung der Dissertation (§ 4) darüber, 
ob und mit welchem der drei Urteile: „Bestanden“, „Gut 
bestanden“, „MitAuszeichnungbestanden“,dieGesamtprüfung 
als bestanden zu erklären ist. 

§ 7. Der Beschluß der Prüfungskommission wird dem 
Bewerber durch den Rektor mitgeteilt. Das Doktordiplom 
wird ihm jedoch erst ausgehändigt, nachdem er 200 Ab¬ 
drucke der als Dissertation anerkannten Schrift bei dem 
Rektor eingereicht hat. Vor der Aushändigung des Diploms 
hat der Bewerber nicht das Recht, sich Doktor zu nennen. 
Die eingereichten Abdrucke müssen ein besonderes Titel¬ 
blatt haben, auf dem die Abhandlung ausdrücklich als von 
der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin zur Erlangung der 
Würde eines doctor medicinae veterinariae genehmigte 
Dissertation bezeichnet und auf dessen Rückseite der Name 
des Referenten angegeben ist. Zu dem Titelblatt hat der 
Rektor die Druckgenehmigung zu erteilen, auch kann er 
auf Antrag des Referenten verlangen, daß vor der Ver¬ 
öffentlichung Änderungen des Textes der Dissertation vor- 
genonnnen werden. 

§ 8. Das Doktordiplom wird nach dem in der Anlage 
angegebenem Muster vom Rektor und dem Professoren¬ 
kollegium ausgestellt und vom Rektor eigenhändig unter¬ 
zeichnet. Ein Abdruck des Diploms wird vierzehn Tage 
lang am schwarzen Brett der Hochschule ausgehängt. Die 
Vor- und Zunamen, der Geburtsort und der derzeitigeWohnort 
der neu ernannten Doktoren werden halbjährlich im Reichs¬ 
anzeiger veröffentlicht. Eine für denselben Zeitraum auf¬ 
zustellende Liste ist dem Minister einzureichen. 

$ 9. Die Hälfte der Prüfungsgebühren wird nach 
Abzug der erwachsenen sächlichen und Verwaltungskosten 
zu einer Kasse für allgemeine Zwecke der Hochschule ver¬ 
einnahmt, die andere Hälfte wird unter die Mitglieder des 
Professorenkollegiums verteilt, über die für die Verwendung 



785 


und Verteilung maßgebenden Grundsätze wird von dem 
Minister eine Anweisung erlassen. 

§ 10. Bedürftigen und besonders würdigen Bewerbern 
kann die Prüfungsgebühr ganz oder teilweise vom Professoren- 
kollegium erlassen werden. 

§ 11. Von der Abweisung eines Bewerbers oder dem 
Nichtbestehen der Prüfung ist sämtlichen deutschen Tier¬ 
ärztlichen Hochschulen und veterinärmedizinischen Fakul¬ 
täten (Fakultätsabteilungen) deutscher Universitäten Mit¬ 
teilung zu machen. Eine abermalige Bewerbung oder Prü¬ 
fung ist nur einmal, und zwar bei Nichtannahme der 
Dissertation nach einem Jahr,' bei Nichtbestehen der Prü¬ 
fung nach Ablauf von sechs Monaten, zulässig. Dies gilt 
auch, wenn die erste erfolglose Bewerbung oder Prüfung 
an einer anderen deutschen Tierärztlichen Hochschule oder 
veterinärmedizinischen Fakultät (Fakultätsabteilung) einer 
deutschen Universität stattgefunden hat. War die erste 
Bewerbung an derselben Hochschule erfolgt und nach 
Annahme' der Dissertation die mündliche Prüfung nicht 
bestanden, so ist nur diese Prüfung zu wiederholen und 
nur die Hälfte der Prüfungsgebühr nochmals zu entrichten. 

§ 12. In Anerkennung hervorragender Verdienste um 
die Förderung der Veterinärwissenschaft kann auf einstim¬ 
migen Beschluß des Professorenkollegiums unter Benach¬ 
richtigung der übrigen deutschen Tierärztlichen Hochschulen 
und veterinärmedizinischen Fakultäten(Fakidtätsabteiluugen) 
deutscher Universitäten die Würde eines doctor medicinae 
veterinariae (Dr. med. vet.) ehrenhalber als seltene Aus¬ 
nahme verliehen werden; bei der Verleihung an Ausländer 
ist die Genehmigung des Ministers erforderlich. 

Berlin, den 22. Oktober 1910. 

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. 

Freiherr von Sehorleiner. 

Tierärztliche Hochschule Stuttgart. 

Von »Seite des Kgl. Württembergischen Kultusministeri¬ 
ums wurde dem Professorenkollegium der Württembergischen 
Tierärztlichen Hochschule der Auftrag erteilt, sich zur 
Frage des Promotionsrechtes für die Hochschule zu äußern. 
Laut erfreulicher Nachricht dürfte auch der württember¬ 
gischen Hochschule das Promotionsrecht in Bälde verliehen 
werden. Damit besteht ein Grund mehr für die in der 
Wochenschrift wiederholt geäußerte Hoffnung, daß die zweite 
süddeutsche Tierärztliche Hochschule fortbestehen werde. 



786 


Maul- und Klauenseuche. 

Die Regierung von Oberbayern hat mit Rücksicht auf die 
zunehmende Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche und auf den 
Umstand, daß diese Beuche mehrfach durch Schweine nord- 
deutscherflerkunft in Bayern eingeschleppt worden ist, soeben 
folgendes angeordnet: Aus den preußischen Provinzen Ostpreußen, 
Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen 
dürfen bis auf weiteres Schweine in den Regierungsbezirk Oberbayern 
nur dann eingeführt werden, wenn sie spätestens am dritten Tag 
nach der Ankunft am Bestimmungsort abgeschlachtet werden. 
Schweinesendungen aus den genannten Provinzen, sowie aus anderen 
Bezirken, in denen die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, 
müssen bei der Einfuhr nach Oberbayern mit der Bescheinigung 
eines beamteten Tierarztes des Inhalts versehen sein, daß die Tiere 
unmittelbar vor ihrer Verladung bezw. vor ihrem Abgänge vom 
Herkunftsorte untersucht und gesund befunden worden sind. Der¬ 
artige Schweine dürfen von den Entladestationen nach dem Be¬ 
stimmungsort nicht getrieben werden, sondern müssen zu Wagen 
befördert werden. Zuwiderhandlungen unterliegen der Strafverfolgung. 

Studenten-Konflikte. 

Bei der Rektor-Inauguration an der Wiener Tierärztlichen 
Hochschule kam es am 5. November zu heftigen Konflikten zwischen 
den deutschnationalen und den klerikalen Studenten. 
Die Deutschnationalen wollten den Klerikalen den Zutritt in den 
Festsaal und das Vestibül der Tierärztlichen Hochschule nicht ge¬ 
statten. Es kam infolgedessen zu einer großen Rauferei, wobei 
einige Klerikale blutig geschlagen wurden. Die Polizei verdrängte 
dann aus dem Vestibül die deutschnationalen Studenten, die auch 
mit der Polizei ins Geraufe kamen, wobei mehrere Wachleute 
verletzt wurden. Schließlich drohte der Krawall sich in den Festsaal 
fortzupflanzen. Der Rektor veranlaßte hierauf, daß die Polizei das 
Gebäude räumte. Die deutschnationalen Studenten besetzten wiederum 
das Vestibül, es kam abermals zu einer Rauferei, bis die Polizei die 
Streitenden trennte. (Tagespresse.) 


Personalien. 

Der Professor für vergleichende Pathologie an der Universität 
Leyden, Dr. A. d e J o n g wurde zum Professor für Infektionskrank¬ 
heiten und parasitäre Krankheiten an der Staats-Tierarzneischule 
Utrecht ernannt. Professor Jong behält die Professur an der 
Universität Leyden bei. 

Wohnsitz-Veränderungen: Ehrenhard Jakob, 

Veterinärrat, K. Bezirkstierarzt a. D. von Ingolstadt nach München. 
Gründler Ernst von München nach Augsburg, Hammer Karl 
von Würzburg nach Lohr i. B., Lehmeyer Bern!)., Distriktstierarzt 
in Rohr (Niederb.) als solcher nach Wartenberg (Oberb.), Schmitt 
Ottmar von Reisbach (Niederb.) nach Frontenhausen (Niederb.». 
Seemann Georg in Weilheim nach Rohr (Niederb.). 

Approbat ionen: in München die Herren Bart mann 
Alfons aus Augsburg, lleusler Joseph aus Hofheim und Nicklas 
Wilhelm aus Traunstein: in Hannover die Herren Biecker Rudolf 
aus Altemlorn und Uh de Rudolf aus Gandersheim. 

Pro in o t i o n: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt S t r e p p e 1 
Paul in Frankfurt a. Main. 



787 



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empfiehlt alle Drogen nnd Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismut hVerbindungen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotuberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpräparate: 

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odorierend. 

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788 


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Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(früer: wocMscürift ntr TieiMlfiuäe uni Vietzactt). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 22. November 1910. Nr. 47. 

Inhalt : Originalartikel: Jöhnk: Ruptura uteri beim Rinde; 
Heilung. — Dr. Poeschel: Aus der Praxis. — Sporer: Zwerch¬ 
fellshernie bei einem Schwein. — Besteck zur Prüfung der Milch 
mittels Guajaktinktur. — Referate: Eidheri': Eine Pfahl- 
wunde. Wirth: Aus der medizinischen Klinik an der K. K. Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Wien. Neumann: Die Leukämie des 
Rindes und ihre Beziehungen zur Tuberkulose. — Tierzucht 
und Tierhaltung: Merkblatt über die Behandlung schlecht 
eingebrachten oder verdorbenen Futters. Außerordentliche Vieh¬ 
zählung in Bayern. — Verschiedenes: Anmeldung tier¬ 
ärztlicher Deservitenforderungen im Konkursverfahren. Ver¬ 
sammlung der niederbayerischen Amtstierärzte. Inaugurations¬ 
feier an der Tierärztlichen Hochschule in Wien. Stand der 
Maul- und Klauenseuche in Bayern. — Bücherschau. - 
Personalien. 


Ruptura uteri beim Rinde; Heilung. 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Uterusrupturen sind beim Rinde nicht selten, sie pflegen 
relativ leicht bei Uterustorsionen einzutreten, wenn bei un¬ 
vollständig eröffnetem Collum die Geburt durch Extraktion 
vorgenommen wird. Fälle, in denen komplette Uterus-Rup¬ 
turen heilten, sind von vielen Praktikern beobachtet worden. 
Prognostisch günstig sind durchgehende Verletzungen des 
oberen Uterinsegmentes zu beurteilen, solche des unteren 
Segmentes pflegen in der Regel letal zu verlaufen. 

Von entscheidender Bedeutung für die Beurteilung 
der Verletzung ist die Infektion, w r eniger die Blutung. Es 
ist bekannt, daß die Schleimhaut der Vagina während der 
Geburt nicht keimfrei ist, doch dürften die gewöhnlichen 
Keime der Scheide relativ ungefährlich sein. Bei zahlreichen 
internen Explorationen, insbesondere wenn sie von Laien 
mit unreinen Händen vorgenommen werden, ist mit Sicher¬ 
heit zu erwarten, daß pathogene Keime in großer Zahl in die 
Uterushöhle gelangen. Daß gewöhnlich keine Gesundheits- 





790 


Schädigung des Tieres daraus resultiert, erklärt sich da¬ 
durch, daß die Keime in die „Eihöhle“ und nicht in die 
eigentliche Uterushöhle gelangen. Bei einer kompletten 
Ruptur des unteren Uterinsegmentes fließt der infizierte 
flüssige Inhalt der „Eihöhle“ in das Abdomen und erzeugt 
dort eine Infektion des Peritoneums. Tritt die Verletzung 
an der oberen Wand ein, so ist eine Infektion des Bauch¬ 
felles durch das Fruchtwasser weniger zu befürchten. 

Die Bedeutung der Blutung ist von der Größe der zer¬ 
rissenen Gefäße abhängig. Verletzungen des Uteruskörpers 
pflegen in der Regel nur relativ wenig zu bluten, bei Ver¬ 
letzungen des Cervix sah T a p k e n gefahrdrohende Blu¬ 
tungen eintreten. 

Nach dem Gesagten hängt der Ausgang einer kom¬ 
pletten Uterusruptur davon ab, ob der flüssige Inhalt der 
Eihöhle mit pathogenen Keimen reich beladen ist oder nicht. 
Die Anwesenheit weniger Krankheitskeime dürfte ohne be¬ 
sonderen Einfluß sein, weil, wie dies aus den experimentellen 
Untersuchungen von W e g n e r und Grawitz hervorgeht, 
das tierische Peritoneum befähigt ist, größere Mengen patho¬ 
gener Keime unschädlich zu machen. Die Beseitigung der 
Infektionsstoffe erfolgt dabei teils durch intensive Resorp¬ 
tion in die Lymphräume, teils durch die bakterizide Wirkung 
seines Sekretes. Wird das Bauchfell dagegen mit einer 
großen Menge von Krankheitserregern bedeckt, so versagen 
die natürlichen Schutzvorrichtungen des Körpers und es 
entsteht Peritonitis. 

Der folgende Fall dürfte die theoretischen Erwägungen 
bestätigen; er betrifft eine gut genährte Kuh, II. Para, bei 
der ich wegen Torsio uteri Geburtshilfe leistete und ein 
lebendes Kalb entwickeln konnte. Vor meiner Untersuchung 
war keine vaginale Exploration erfolgt, die von mir vorge¬ 
nommenen Eingriffe fanden erst nach Reinigung und Des¬ 
infektion der Schamgegend und des Afters statt. Daß die 
Hände und Arme desinfiziert waren, braucht wohl nicht be¬ 
sonders hervorgehoben zu werden. 

Nach Behebung der Drehung zerrissen die Eihüllen 
und ein Teil des Fruchtwassers floß ab. Da das Collum uteri 
hinreichend erweitert schien, so schritt ich zur Extraktion 
des in Kopfendlage befindlichen Kalbes, die relativ leicht 
von statten ging; das Muttertier lag dabei auf der rechten 
Seite. Nach der Geburt ging eine geringe Menge Blut aus 
der Scheide ab. Vulva und Hände wurden desinfiziert und 
zu der gewohnten inneren Nachuntersuchung geschritten: 
die Lage der Mutter war bislang unverändert geblieben. 



791 


Zu meinem größten Erstaunen gelangte die explo- 
rierende Hand nicht in den Uterus, sondern sie fiel gewisser¬ 
maßen sofort in die Bauchhöhle ein und palpierte hier Dünn¬ 
darmschlingen, Coecum etc. Erst bei erneuter, aufmerk¬ 
samer Untersuchung stellte ich den Sitz der Buptur im 
rechten oberen Quadranten (am stehenden Tier gedacht) 
fest; bei der erwähnten Lagerung der Mutter fand er sich 
unten, er klaffte weit und Fruchtwasser mußte unbedingt 
in ? s Abdomen geflossen sein. 

Ich ließ das Muttertier aufrichten und eine hinten er¬ 
höhte Lagerung geben. Den Besitzer machte ich auf die 
Verletzung aufmerksam; die Prognose lautete sehr zweifel¬ 
haft, da bei einer so großen Ruptur, deren Länge ich auf 
20—25 cm schätzte, schwerlich ein günstiger Ausgang zu 
erwarten sein durfte. Da der Besitzer sich noch nicht sofort 
zur Schlachtung entschließen konnte, so wurde die Ent¬ 
scheidung auf den folgenden Tag verlegt. 

Die Behandlung beschränkte sich auf die interne Ver¬ 
abreichung von 4 Dosen Kal. jodat. 10,0. Die noch nicht 
ausgestoßenen Eihäute wurden ein wenig hervorgezogen, 
im übrigen aber nicht weiter beachtet. Besonders verboten 
wurde die Applikation jeglicher vaginaler Ausspülung. 
Zwei Stunden nach Beendigung der Geburt wurden die Ei¬ 
häute spontan ausgestoßen. 

Am Tage nach der Geburt, die mittags erfolgt war, fand 
ich das Tier liegend und wiederkäuend, Temperatur 38,9 °. 
Nach, Angabe des Besitzers hatte die Kuh am Tage der Ge¬ 
burt nur Wasser aufgenommen, am folgenden Tage aber 
regen Appetit gehabt. Ohne jede weitere Reaktion von 
Seiten des Tieres erfolgte Heilung. Nach Verlauf von etwa 
3 Monaten wurde die Kuh einem Stiere zugeführt. Der 
Nährzustand war und blieb fortgesetzt ein guter. 

i. 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Poeschel, Heilsbronn. 

Epitheliom. 

Ein Fohlen zeigte bereits zwei Monate nach der Geburt 
an der inneren Seite des linken Sprunggelenkes eine apfel¬ 
große Geschwulst von fleischroter Farbe, derber Konsistenz 
und fast glatter 1 Oberfläche. In ihrer ganzen Breite war die¬ 
selbe mit der Unterhaut und der Sehnenplatte fest ver¬ 
bunden. Die Extremität war bis zum Sprunggelenke stark 
geschwollen. Da nur eine Radikalbehandlung der Wuche¬ 
rung Erfolg versprach, wurde die Neubildung von ihrer 



792 


Unterlage mit dem Messer abgetrennt und hierauf alles 
krankhafte Gewebe mit Schere und scharfem Löffel ent¬ 
fernt. Trotzdem war die Geschwulst nach 6 Wochen wieder 
so groß wie vor der Behandlung. Bei der notwendig gewor¬ 
denen zweiten Operation legte ich oberhalb und unterhalb 
der Wucherung zwei je 5 cm lange Hautschnitte an, nahm 
das verdickte Unterhautbindegewebe gründlichst weg, so daß 
die Sehnenplatte freigelegt wurde. Nunmehr — nach 11 
Wochen — hat sich gesundes Granulationsgewebe gebildet 
und vernarbt die Wunde sehr schön. Zur postoperativen Be¬ 
handlung wurden feuchte Sublimatverbände, Tinct. Jodi 
und Jodcollodium (2:30) verwendet. 

Die Geschwulst erwies sich als Epitheliom. 

Entfernung eines Blasensteius bei eine in 

Wallachen. 

Ein Wallach erkrankte unter leichten Kolikerschei¬ 
nungen. Bei genauer Beobachtung bemerkte man, daß das 
Tier sehr häufig Urin teils tropfenweise, teils in größerer 
Menge absetzte; nach der Bewegung war der Harn stets 
blutig; beider mikroskopischen Untersuchung fanden sich in 
ihm Blasenepithelien, Streptokokken und Krystalle von 
phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia. In der Harnblase 
konnte vom Mastdarm aus ein Stein von der Größe eines 
Taubeneies festgestellt w r erden, der durch eine Operation 
entfernt werden sollte. 

Da auf Grund des mikroskopischen Befundes mit einer 
Cystitis zu rechnen war, erhielt das Pferd drei Tage lang 
vor der Operation zweimal täglich je 25,0 Urotropin in einer 
Flasche Wasser gelöst. Am 4. Tage wurde am narkotisierten 
Tier die Harnröhre am Sitzbeinausschnitt geöffnet. Mit der 
in die Blase eingeführten Steinzange zerdrückte ich hierauf 
den Stein und entfernte denselben stückweise, teils ver¬ 
mochte ich Fragmente desselben durch Ausspülungen der 
Blase mit Borwasser herauszuspülen. Die ungefähr 6 cm 
lange Wunde ließ ich offen und zur Nachbehandlung ledig¬ 
lich zweimal täglich mit Borwasser abspülen und mit Jodo¬ 
form bestreuen. Eine tägliche Ausspülung der Blase hielt 
ich nicht für angezeigt, da ich annahm, daß durch das öftere 
Einführen eines Gummischlauches trotz peinlichster Rein¬ 
lichkeit Infektionserreger in die Blase gebracht werden 
könnten. 

Weiter erhielt das Pferd täglich 25,0 Urotropin mit 
dem Erfolge, daß keine Temperaturerhöhung eintrat und die 
vor der Operation bestandene Cystitis alsbald verschwand. 



793 


Der Harn wurde teils in normaler Weise, teils durch 
die Operationswunde entleert, bis sich letztere nach Umfluß 
von 10 Tagen geschlossen hatte. 

Der gute Ausgang dieser Operation, sowie zweier wei¬ 
terer Fälle von Cystitis bei Kühen, die ebenfalls mit Uro¬ 
tropin behandelt wurden, geben mir zu der Annahme Ver¬ 
anlassung, daß das Urotropin — wohl vermöge seines Form¬ 
aldehyd-Gehaltes — ein vorzügliches Mittel zur Behandlung 
der Erkrankungen der Harnwege darstellt. 


Fütterungs-Rehe. 

In einer Brauerei waren nach Verabreichung von 
größeren Mengen Gerste 6 Kühe leicht und 1 Pferd schwer 
an Rehe erkrankt. Bei den Kühen verschwanden die krank¬ 
haften Erscheinungen (sehr schmerzhafter, klammer Gang, 
Appetitlosigkeit, vermehrte Atmung) nach 24 Stunden. 
Anders hei dem Pferde. Dasselbe erkrankte an sämtlichen 
vier Hufen, die Füße waren bis zum Karpal- bezw. Sprung¬ 
gelenk geschwollen, heiß und sehr schmerzhaft. Die 
Anschwellungen verloren sich nach 8 Tagen, doch war die 
Entwicklung von Rehhufen an beiden Vorderfüßen, wohl 
begünstigt durch die bedeutende Körperschwere des Tieres, 
nicht zu verhindern. 


Fibrosarkom. 

Ein 16jähriges schweres Pferd hatte eine hühnerei¬ 
große Wucherung in der linken Ohrmuschel. Die Neu¬ 
bildung wurde am niedergelegten Tier operativ entfernt 
und die Wunde mit Höllensteinbepinselungen nachbehandelt. 
5y 2 Monate später wurde ich abermals zu dem Pferde ge¬ 
rufen mit der Bemerkung, daß das Tier seit ungefähr acht 
Tagen linkerseits ziemlich starken, höchst widerlich riechen¬ 
den Nasenausfluß habe. Bei der nun vorgenommenen Trepa¬ 
nation der linken Stirn- und Kieferhöhle zeigte sich, daß 
beide voll von Wucherungen waren, die im Aussehen voll¬ 
ständig der am Ohre entfernten glichen. Wegen Aussichts¬ 
losigkeit einer Operation wurde das Pferd getötet. 

Die Untersuchung genannter Neubildungen ergab 
Fibrosarkom. 

Zwerchfellshernie bei einem Schwein. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt Sporer, Marktheidenfeld. 

Die Sektion eines vorher gesunden, nachts plötzlich ver¬ 
endeten, zirka 6 Monate alten Schweines ergab folgenden 



f94 


Befund: In der Brusthöhle zirka 1 Liter blutiger Flüssig¬ 
keit. Der Zwölffingerdarm ist in der Länge eines Meters 
dureh ein zirka dreimarkstückgroßes Loch im Zwerchfell in 
die Brusthöhle vorgefallen. Die prolabierten, blau-rot ver¬ 
färbten Dünndarmsehlingen enthalten blutigen Futterbrei. 
Die Schleimhaut der abgeschnürten Partie des Zwölffinger¬ 
darmes ist geschwollen und blutig verfärbt. Die Ränder des 
ovalen neben dem Schlundeingang befindlichen Zwerchfell¬ 
loches sind vernarbt und ohne entzündliche Erscheinungen. 
Der Magen erscheint um das Doppelte erweitert. Die übrigen 
Organe zeigen keine Veränderung. (Jahresber. bayer. Tier¬ 
ärzte.) 


Besteck zur Prüfung der Milch mittels Guajaktiiiktur. 

(Prüfung auf Erhitzung zwecks Bekämpfung der Maul- und 

Klauenseuche.) 

Zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche ist es 
von Wichtigkeit, eine sichere Kontrolle darüber ausüben zu 
können, ob die Milch in Sammelmolkereien oder in ver¬ 
seuchten Gehöften erhitzt worden ist. Die Abtötung des 
Erregers der Maul- und Klauenseuche ist durch eine Er¬ 
hitzung der Milch auf 85 0 C. sichergestellt. Milch, die bis 
zu dieser Temperatur erhitzt worden ist, läßt sich als solche 
mit Hilfe der Guajaktinktur unschwer von, nicht erhitzter 
Milch unterscheiden. Die Prüfung ist so einfach, daß sie 
auch durch Beamte der Polizei ausgeübt werden kann. 

In den östlichen Grenzgebieten, in denen die Gefahr 
der Einschleppung der Maul- und Klauenseuche besonders 
groß ist, ist für die Sammelmolkereien allgemein vorge¬ 
schrieben, daß sie Magermilch oder sonstige Milchrückstände 
nur nach Erhitzung abgeben dürfen. Zur Kontrolle der Er¬ 
hitzung sind die Gendarmen mit Guajaktinktur und einigen 
Reagensröhrchen ausgerüstet worden. 

Die Firma H. Hauptner, Berlin NW 6, Luisen¬ 
straße 53, hat die zur Guajaktinktur-Probe notwendigen 
Hilfsmittel in einem Besteck zusammengestellt, dem eine 
Gebrauchsanweisung beigegeben ist. 

Das Besteck enthält ein Fläschchen mit Guajaktinktur, 
2 graduierte Reagensgläschen aus Jenaer Glas mit Marken 
für die einzufüllenden 'Mengen von Milch und Guajak¬ 
tinktur. 

Das Besteck wird in zwei Ausführungen geliefert: 
in Papp-Etui zum Preise von Mk. 1.35, 
Leder-Etui „ „ „ Mk. 2.50. 



795 


Nach den Berichten der Regierungspräsidenten, in 
deren Bezirk diese Kontrolle ausgeführt worden ist, haben 
sich sowohl die Art der Kontrolle wie auch die Etuis der 



Firma II a u p tner bewährt. Sie können demnach allge¬ 
mein zur Verwendung empfohlen werden. 


Referate. 

Eidherr: Eine Pfahlwunde. (Tierärztl. Zentral¬ 
blatt, 1910, Nr. 19.) 

Beim Durchgehen stieß ein 4jähriger Pinzgauerhengst 
, mit voller Wucht auf eine neben der Straße befindliche, zur 

























































































796 


Einfriedigung dienende Stange imd zwar so stark, daß sie ihm 
auf der rechten Seite an der Vorderbrust oberhalb der 
inneren Seite des Ellbogengelenkes in den Leib eindrang, 
sich weiter neben den Rippen und dem Bauchfelle einen 
Weg bahnte und an der Kruppe neben dem Sch weif ansatz 
zum Vorschein kam. Obwohl der Anblick des Tieres ein 
gräßlicher und dasselbe vollständig aufgespießt war, kam 
Verf. bei näherer Besichtigung des Verlaufes der einge¬ 
drungenen Stange doch zur Anschauung, daß ein Heilver¬ 
such nicht ganz aussichtslos sei. 

Nach Entfernung der Stange, was erst nach größter 
Anstrengung durch 5 Mann bewerkstelligt werden konnte, 
wurde zunächst der Wundkanal mit 14 % iger Formalin¬ 
lösung gründlichst desinfiziert; hierauf Entfernen der aus 
der vorderen kraterförmigen Öffnung heraushängenden Ge- 
websfetzen, Nerven und Blutgefäße unter mehrmaligem An¬ 
legen einer Ligatur. Anbringen von senkrechten Inzisionen 
auf den Wundkanal hinter dem Ellenbogen, au der Seiten¬ 
brust, an der Flanke und an der Kruppe, da infolge eines 
später auf tretenden Ödems ein Verschluß des Wundkanales 
befürchtet wurde. Manuelles Entfernen vieler Splitter und 
Rindenstücke der Stange. Hierauf Irrigation des Wund- 
kanales mit 2 %iger lauer Bazillollösung, Drainage der ein¬ 
zelnen Abteilungen mit Jodoformgaze, Bestäuben der vor¬ 
deren großen Öffnung mit Jodoform und leichte Tamponade 
mit steriler Watte. 

Im Verlaufe der Weiterbehandlung, die vom 
20. Februar bis zum 26. Mai dauerte und hauptsächlich 
aus Irrigationen mit Bazillollösung und Drainage mit 
Jodoformgaze bestand, trat in der ersten Zeit ein umfang¬ 
reiches ödem der ganzen rechten Körperhälfte auf. Später 
entstanden einige schmerzhafte fluktuierende Stellen, aus 
welchen beim Aufschneiden große Mengen Eiters entleert 
wurden. Jedoch nach Abstoßung und Entfernen vieler Ge- 
websfetzen zeigte die Umgebung des Wundkanales bereits 
Mitte April wuchernde Granulationen, so daß man nach 
außen längs der Seitenbrust einen armdicken harten Wulst 
bemerkte. Unter täglicher Irrigation mit l%iger Bazillol¬ 
lösung und Ausspritzen des Wundkanales mit l%iger Lapis¬ 
lösung und nach Spalten eines in der rechten Flanke zurück¬ 
gebliebenen Fistelganges, wobei ein 25 cm langes, abgestor¬ 
benes, spindelförmiges Ge websstück entfernt wurde, trat 
nach Bestäubung der Wunden mit Jodoform vollkommene 
Heilung ein, so daß das Pferd zur Erntezeit zu allen land- 



797 


wirtschaftlichen Arbeiten ohne jeden Nachteil verwendet 
werden konnte. 


W i r t h: Aus der medizinischen Klinik an der K. K. 
Tierärztlichen Hochschule in Wien. (Österreich. Monats¬ 
schrift für Tierheilkunde, 1910, Nr. 7.) 

Die Tracheaiperkussion. 

Unter Tracheaiperkussion, die bereits vor einigen 
Jahren von Hofrat Prof. Dr. Schindelka eingeführt 
wurde, versteht man eine physikalische Untersuchungs¬ 
methode, deren Wesen darin besteht, daß die beim Be¬ 
klopfen eines auf die Trachea gelegten Plessimeters ent¬ 
stehenden Schläge über den Lungen auskultiert werden. 

Zur Ausführung dieser Methode sind 2 Personen not¬ 
wendig. Eine Person, die ein ungefähr in der Mitte der 
Trachea fest adaptiertes Plessimeter perkutiert, und eine 
zweite Person, der untersuchende Tierarzt, der über den 
Lungen auskultiert und die Qualität des Schalles bestimmt, 
der am Plessimeter durch die Perkussion entsteht, der jedoch 
durch das fortleitende Medium modifiziert wird und zwar 
je nach Beschaffenheit des schallleitenden Mediums, der 
Lunge, in einer besonderen Weise modifiziert wird, so daß 
dann aus dem Auskultationsbefunde der letzteren ein dia¬ 
gnostisch wichtiger Rückschluß gezogen werden kann. 

Da die normale Lunge ein schlechter Schallleiter ist, 
so wird der durch die Perkussion auf der Trachea ent¬ 
stehende Schall bei der Auskultation mehr oder weniger 
abgeschwächt, undeutlich, verschwommen, aus der Ferne 
kommend, sich präsentieren. Bei reiner Hepatisation der 
Lunge, wo dieselbe durch Infiltration des Lungenparenchyms 
zu einem derben, dichten, homogenen Gewebe, also zu einem 
guten Schallleiter geworden ist, wird man den Perkussions¬ 
schall sehr deutlich, knapp und kurz, direkt unter dem Ohre 
hören; es scheint hier, als würde der Schall direkt unter der 
Auskultationsstelle entstehen. 

Bei Ansammlung von Flüssigkeit im Thorax hört man 
einen deutlichen, kurzen Schall, der sich jedoch nicht wie 
bei der Hepatisation unter dem Ohre lokalisieren läßt, son¬ 
dern aus der Ferne zu kommen scheint. 

An der Wiener Klinik wird die Tracheaiperkussion 
hauptsächlich dann verwendet, wenn unterschieden werden 
soll, ob eine Dämpfung allein durch Lungeninfiltration oder 
durch pleuritisches Exsudat resp. Transsudat hervorgerufen 
wird, ferner in all’ den Fällen, in denen aus irgend einem 


798 


Grunde die Perkussionsergebnisse der Lunge nicht aus¬ 
reichende waren, z. B. bei Pferden mit sehr dicker Mus¬ 
kularis. ß a b u s. 


Nenmann: Die Leukämie des Rindes und ihre Be¬ 
ziehungen zur Tuberkulose. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 
1910, Nr. 29.) 

Verf. fand bei guten Milchtieren nicht selten Ver¬ 
größerung und Abblassen der meisten Lymphdrüsen, ge¬ 
schwulstartige Neubildungen unter den Serösen und Schleim¬ 
häuten, hühnerfleischähnliche Infarkte in den drüsigen Or¬ 
ganen der großen Körperhöhlen, sowie entsprechende Infil¬ 
trate in der Muskulatur der Bauchwandungen und des 
Herzens. Die einzelnen Formen werden getrennt durch 
variable Blutbeschaffenheit und die wechselnde Beteiligung 
von Milz und Knochenmark. 

Durch jahrelange Beobachtungen hat nun Verf. ge¬ 
funden, daß leukämische Rinder nur in durchaus gesunden, 
tuberkulosefreien Familien anzutreffen sind. Er zieht daraus 
die Folgerung, daß sich Tuberkulose und Leukämie unbe¬ 
dingt ausschließen und erklärt dies mit nachstehenden Er¬ 
wägungen: Wenn inmitten einer tuberkulösen Herde ein 
einzelnes Rind allen Infektionsmöglichkeiten erfolgreich 
widersteht, so liegt dem hauptsächlich eine bevorzugte Ein¬ 
richtung seiner Lymphapparate zu Grunde. Diese in steter 
Dienstbereitschaft erhaltenen Abwehrmittel kommen jeder 
folgenden Generation in gesteigertem Maße zugute, bis 
schließlich auf einem gewissen Punkt die Defensive gegen 
die Tuberkelbazillen keine ernste Aufgabe für den Orga¬ 
nismus mehr darstellt. Dafür macht sich der mit der leb¬ 
haften Zellproliferation einhergehende vermehrte Stoff¬ 
umsatz in der Milchproduktion geltend: unter den Vor¬ 
fahren tuberkulose-immuner Tiere finden sich regelmäßig 
ausgezeichnete Milchkühe. Gerade die lebhafte Milch¬ 
sekretion wirkt nun immer wieder als starker Reiz auf die 
Zelltätigkeit, so daß immer neue Reserven nachgezogen 
werden müssen und schließlich Milz und Knochenmark und 
die feinsten Quellen der Lymphapparate, die wandungslosen 
Spalten in den Ivürperdrüsen, unter der Serosa, im lockeren 
Bindegewebe u. s. w. in Mitleidenschaft, gezogen werden. 

Leukämie kommt auch bei Kälbern jeden Alters vor. 
Hier kann natürlich die Laktation als Neubildungsreiz noch 
nicht beschuldigt werden; an ihre Stelle tritt in der Regel 
eine lebhafte Tendenz zur Frühreife. 



799 


In leukämischen Lebern findet sich häufig das Bild der 
kapillären Angiomatose. Nach der herrschenden Ansicht 
soll diese Erscheinung auf eine embryonale Hemmungs-Mi߬ 
bildung zurückzuführen sein. Verf. ist anderer Meinung. 
Bei Kälbern ist nämlich oft die Vorstufe dieser Anomalie 
nachweisbar, indem erweiterte Kapillaren noch vollkommen 
gesunde Zellkomplexe einschließen; offenbar werden diese 
später für Zwecke der Blutneubildung verbraucht. Auf 
jeden Fall weist Angiomatose bei gesunden, wie bei leu¬ 
kämischen Tieren darauf hin, daß ernste Stoffwechsel¬ 
störungen vorliegen. L i n d n e r. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Merkblatt über die Behandlung schlecht eingebrachten 
oder verdorbenen Futters. 

Herausgegeben vom Kgl. Staatsministerium des Innern. 

Infolge der Überschwemmungen des vergangenen Sommers und 
der starken Niederschläge sind heuer grosse Mengen Futters schlecht 
oder verdorben eingebracht worden. Es besteht daher die Befürch¬ 
tung, daß durch Verabreichung solchen Futters die Gesundheit der 
landwirtschaftlichen Haustiere beschädigt würde. Um diesen Gefahren 
möglichst zu begegnen, werden folgende Maßnahmen empfohlen: 

I. Maßnahmen zur Abhilfe. 

1. Ist Heu oder Grummet in nicht vollständig aus¬ 
getrocknetem Zustande eingebracht worden oder hat es 
schon auf der Wiese durch lang anhaltenden Regen ge¬ 
litten, so empfiehlt es sich, um einer Selbsterhitzung oder einem 
weiteren Verderben vorzubeugen, trockenes Stroh zwischen das Heu 
zu schichten. Sehr nützlich ist es auch, solches Heu oder Grummet 
schichtenweise mit feingepulvertem, gut getrocknetem Viehsalze zu 
bestreuen, damit möglichst wenig Lufträume bleiben. Auf einen Zentner 
Heu rechnet man ‘/*—1 Pfund Salz. Besteht Gefahr, daß der Heustock 
sich erhitzt, so kann dem dadurch vorgebeugt werden, daß sehr starke 
(konzentrierte) Kochsalzlösung mittels Röhren in‘die Mitte des Heu¬ 
haufens geleitet wird. Beim Fortschreiten der Selbsterhitzung empfiehlt 
es sieh, das Heu unter möglichster Behinderung des Luftzutrittes ganz 
zu Braunheu zu verarbeiten. 

2. Heu oder Grummet, das durch die Überschwemmung 
nur verunreinigt, versandet oder verschlammt, sonst aber 
gut eingebracht wurde, ist verhältnismäßig am wenigsten gefährlich. 
Da aber die Verabreichung solchen Futters in grösseren Mengen zu 
Verdauungsstörungen (Koliken, Magen- und Darmkatarrhen) führen 
kann, ist es durch Ausklopfen oder Ausschütteln oder durch Dreschen 
mit dem Flegel oder mit der Dreschmaschine von dem anhaftenden 
Schlamme oder Sande möglichst zu befrejen. Wo durchführbar, können 
Schmutz und Staub auch durch Absaugen mit Ventilatoren entfernt 
werden. 

3. Sind bei dem überschwemmten oder versandeten 
Heu bereits Schimmelpilze oder die Heumilbe aufgetreten, 



800 


so soll das Heu nur nach vorherigem Dämpfen (nicht blos Einbrühen) 
zur Fütterung verwendet werden. In Wirtschaften mit Brennereien 
oder Brauereien, wo Dampf zur Verfügung steht, empfehlen sich zum 
Dämpfen geräumige, zementierte Behälter mit sog. Senkböden. Die 
Senkböden müssen eine entsprechende Neigung haben, damit etwa 
zurückhleibende, leicht schimmelnde Reste des gedämpften Futters 
nach dem Dämpfen bei der Reinigung der Apparate möglichst voll¬ 
kommen entfernt werden können. Beim Dämpfen sind Hitzegrade von 
über 105 und eine Dämpfdauer von über einer Stunde zu vermeiden, 
da sonst Nährwert und Bekömmlichkeit des Futters leiden. Zur Be¬ 
schleunigung des Verfahrens empfiehlt es sich, das Trockenfutter vor 
dem Dämpfen etwas anzufeuchten. 

In kleinen Betrieben kommen für das Dämpfen wohl nur ge¬ 
räumige Futterdämpfer in Betracht. 

Das Dämpfen eignet sich auch für alle Futterarten, die 9tark 
mit Rost-, Brand- oder anderen Pilzen befallen sind, z. B. für stark 
mit Blatttieckenpilzen befallenes Kleeheu. Durch das Dämpfen 
oder Kochen werd'en jedoch nur die Pilze, nicht aber deren 
Erzeugnisse, die Futtergifte, unschädlich gemacht. 

4. Stark verschimmeltes, übelriechendes Heu oder 
Grummet soll weder als Futter noch als Streu verwendet, sondern 
auf den Düngerhaufen verbracht werden. 

5. Bestehen Zweifel darüber, ob verdorbenes Futter für die Tiere 
gesundheitsschädlich ist oder nicht, so empfiehlt es sich, zunächst mit 
geringwertigeren Tieren oder mit solchen, die zur Schlachtung bestimmt 
sind, Fütterungsversuche anzustellen. Zeigen sich keine Ge¬ 
sundheitsstörungen, so kann das Futter für sich allein oder mit besserem 
vermengt auch anderen Tieren verabreicht werden. 

Dem Jungvieh oder trächtigen Tieren sollte verdorbenes Futter 
überhaupt nicht oder doch nur mit grösster Vorsicht gereicht werden. 

6. Durch die stark riechenden Vieh- und Fresspulver kann 
verdorbenes Futter’nicht verbessert werden. Durch den starken Ge¬ 
ruch dieser Pulver werden die Tiere nur ihrer natürlichen Abwehrkraft 
gegen die Aufnahme verdorbenen Futters beraubt. 

7. KrankeKart offein sollen nur in gekochtem oder gedämpften 
Zustand unter Beigabe von Salz verfüttert oder in Gruben eingesäuert 
werden. Auch das Trocknen der Kartoffeln ist sehr zu empfehlen. Na߬ 
faule Kartoffel sind gesundheitsschädlich und sollten nicht verfüttert 
werden. 

8. Der Ausfall an Heu und Grummet kann durch Ver- 
fütterung von Stroh einigermassen ausgeglichen werden. 
Gutes Stroh ist besser als verdorbenes Heu. Stroh ist aber nur bei 
angemessener Beifütterung von Kraftfutter ein erträglicher Ersatz für 
Heu. Wer Stroh kaufen muß, wähle besser Kraftfuttermittel, wie 
Malzkeiine und Trockentreber, die auch den Magen füllen. Sonst sind 
Ölkuchen am besten. Das Leinmehl gehört nur dem Jungvieh, für 
andere Nutzungszwecke ist es zu teuer. Für diese genügen Reps-, 
Sesam-, Mohn-, Erdnuß-, Baumwollsaat- und Sojnbohnenkuchen. Auch 
Palm- und Kokoskuchen, sonst ausgezeichnete Kraftfuttermittel, sind 
für denjenigen zu teuer, der wenig Ileu und viel Stroh verfüttern muß. 
Ganze Kuchen sind seltener verfälscht als Kuchenmehl. Die Gefahr 
der Verfütternng schlecht eingebrachten Heues darf durch Beigabe 
verdorbenen Kraftfutters nicht noch gesteigert werden. Deshalb 
sollte man die Futtermittel vor dem Kaufabschluß untersuchen lassen, 
nicht nachher, wenn es zu spät ist. 



801 


Die Verfütterung von selbstgebautem Getreide wird 
bei dem Anziehen der Preise für Kraftfuttermittel vielfach lohnend 
sein, besonders wenn es durch Lagerung gelitten hat. Jedenfalls wird 
das schärfere Ausputzen der Verkaufsfrucht vorteilhaft sein. 

An Stelle des zur Fütterung verwendeten Strohes sollen Sägmehl, 
Torfstreu, Laub, Moos, Schilf, Hobelspäne und dgl. eingestreut werden. 
Auch trockenes Kartoffellaub kann verwendet werden. 

Vor der Verschleuderung von Vieh und vor der Ein¬ 
schränkung der Schweinezucht und der Schweinemast muß 
dringend gewarnt werden. Bei richtiger Einteilung der 
Futtervorräte und bei Befolgung der erteilten Ratschläge 
können die vorhandenen Viehbestände größtenteils über¬ 
wintert werden. 


n. Maßnahmen zur Vorbeuge. 

Zur Hintanhaltung oder Milderung der durch anhaltenden Regen 
bedingten Ernteschäden werden folgende Maßnahmen empfohlen: 

1. Ausgiebige und allseitige Verwendung vonTrocken- 
gerüsten (Kleeböcken, Kleeharfen, Heinzen) bei der Gewinnung von 
Dürrfutter. 

Selbst in guten Jahren sollte ein Teil des Grünfutters auf 
Heinzen getrocknet werden, da hierdurch wertvolle Pflanzenteile 
dem Futter erhalten bleiben. Die Heinzen können in den Winter¬ 
monaten im eigenen Betriebe billig hcrgestellt werden. 

2. Das Einsäuern von Grünfutter aller Art in Gruben 
(auch von Rübenblättern mit Köpfen uud von Kartoffeln, die zu ver¬ 
derben drohen) ist bei andauernder Näße das beste Aushilfemittel. 
Trotz der grossen Gärverluste (meist */ 4 ) verdient Sauerfutter weitaus 
den Vorzug vor verdorbenem Dürrfutter. Auch in guten Jahren 
sollte ein kleiner Teil des Grünfutters eingesäuert werden. Es bietet 
alsdann im Winter einen guten Ersatz für Grünfutter bei der Milch¬ 
gewinnung, ist ein Vorratsfutter für das zeitige Frühjahr und vor 
allem gewinnt man so Erfahruug für den Fall, daß die ganze Ernte 
bei andauernder Ungunst des Erntewetters zu Sauerfutter verar¬ 
beitet werden muß. Für wärmere Lagen ist der eingesäuerte Grün¬ 
mais das beste Reservefutter. 

3. Feucht eingebrachtes Heu unterliegt der Gefahr der Selbst¬ 
entzündung. Gut eingebrachtes Heu erhitzt sich im Innern des 
Stockes nicht über 50° Celsius; stärkere Erhitzungertordert Lockern 
und Lüften. Beim Erhitzen entweicht Wasserdampf, der sich in der 
oberen kalten Schicht des Heustockes als Wasser niederschlägt und 
dort Verderbnis hervorruft. Das Aufsetzen einer Strohkappe schafft 
Abhilfe. Auch das Salzen hält die Zersetzung auf (s. Abschn. I 
Ziff. 1). 

4. Durch die Ausdehnung des Feldfutterbaues (Frucht¬ 
folge, Stoppel- und Zwischenfruchtbau) wird der Betrieb von deu 
Witterungsverhältnissen unabhängiger, auch schafft der Feldfutter¬ 
bau mit seiner grösseren Beweglichkeit am leichtesten Ersatz für 
die Verluste auf der Wiese und erleichtert die Anlegung von Fut¬ 
tervorräten. Auch der Gründüngung sollte mehr Beachtung ge¬ 
schenkt werden; die Gründüngungspflanzen könneu in der Zeit der 
Not Grünfutter, Dürr- oder Sauerheu liefern. 

5. In Gegenden mit starkem Kartoffclbau sollte der Errichtung 
von Trocknungsanlagen auf genossenschaftlicher Grundlage näher 
getreten werden. 



802 


Außerordentliche Viehzählung in Bayern. 

Die im Aufträge dea Staatsministeriums des Innern am 10. Okt. 
vorgenommene außerordentliche Viehzählung hatte folgendes Er¬ 
gebnis: Es wurden gezählt: 3 485 737 Rinder, 2235 431 Schweine, 
638 132 Schafe und 312 937 Ziegen. Bei der Zählung am 2. Dez. 1907 
waren vorhanden: 3725430 Rinder, 2056222 Schweine, 735113 Schafe 
und 308150 Ziegen. Gegen 1907 haben demnach die Rinder um 
239693 Stück oderum 6,4 Proz. abgenommen, die Schafe um 96 981 Stück 
(13,2 Proz.), während die Schweine um 179209 Stück = 8,7 Proz. und 
die Ziegen um 4787 Stück = 1,6 Proz. zugenommen haben. 

Die Abnahme der Rinder ist am stärksten in der Pfalz 
110,4 Proz.), dann folgen Schwaben (7,5 Proz.), Oberfranken (7,1 Proz.), 
Oberbayern (6,1 Proz.), die Oberpfalz (6,0 Proz.), Unterfranken (5,7 Proz.), 
Niederbayern (5,5 Proz.), Mittelfrankcn (4,8 Proz.) 

Die größte Abnahme hat das Jungvieh von drei Monaten bis 
zu zwei Jahren zu verzeichnen. Es hat in der Oberpfalz um 21,9 Proz. 
abgenommen, in Niederbayern um 21,1 Proz., in der Pfalz um 
18,9 Proz., in Oberbayern um 17,5 Proz., in Schwaben um 16,4 Proz., 
in Mittelfranken um 15,7 Proz., in Oberfranken um 14,4 Proz. und 
in Unterfranken um 13,1 Proz., im Königreich um 17,7 Proz. Die 
Kälber im Alter bis zu drei Monaten haben um 5,9 Proz., die zwei 
Jahre alten und älteren Bullen, Stiere und Ochsen, um 3,8 Proz. und 
die zwei Jahre alten und älteren Kühe und Kalbinnen um 7,4 Proz. 
abgenommen. Die Abnahme der Kühe und Kalbinnen betrifft nur 
Oberbayern (1,8 Proz ), Niederbayern (1,3 Proz.), die Pfalz (3,7 Proz.) 
und Schwaben (0,6 Proz.). während sie in der Oberpfalz um 0,4 Proz., 
in Oberfranken um 0,3 Proz., in Mittelfranken um 1,2 Proz. und in 
Unterfranken um 0,9 Proz. zugenommen haben. 


Verschiedenes. 

Anmeldung 'tierärztlicher Deservitenforderungen im 
Konkursverfahren. 

Durch die Abänderung der Reichskonkursordnung 
vom 17. Mai 1898 wurde in § 61 Ziff. 4 c. 1. den Tierärzten 
für ihre Deservitenforderungen ein Vorrecht vor anderen 
Konkursgläubigern ausdrücklich zugebilligt und damit ein 
vorher vielfach bestrittener Anspruch (vergl. Fitting. 
K.-O. § 11 Nr. 12) zweifelsfrei festgestellt. Diese Sonder¬ 
stellung unter den Konkursgläubigern ist auch aus Gründen 
der Billigkeit durchaus gerechtfertigt. 

Die Kenntnis von dem Anspruch auf bevorrechtigte 
Befriedigung im Konkursverfahren darf wohl vorausgesetzt 
werden. Dagegen wird vielfach bei Anmeldung von De¬ 
servitenforderungen durch die Tierärzte übersehen, daß das 
Vorrecht ausdrücklich geltend gemacht werden muß und 
daß eine Berücksichtigung des Vorrechts von Amtswegen 
nicht stattfindet. (§ 139 R.-K.-O.). Fehlt also bei einer An¬ 
meldung die Erklärung: „Ich beanspruche das Vorrecht 
des § 61 Zitl. 4“ oder ein ähnlicher Beisatz, der die Bean- 



803 


spruchung des Vorrechtes erkennen läßt, so wird die Forde¬ 
rung unter den nichtbevorrechtigten Konkursforderungen 
eingetragen und der Tierarzt erhält nicht volle, sondern nur 
quotenmäßige Befriedigung seiner Forderung. Ist die For¬ 
derung einmal als nichtbevorrechtigt in der Tabelle fest- 
gestellt, so kann das Vorrecht nachträglich nicht mehr gel¬ 
tend gemacht werden. Manche Gerichte pflegen ja vor Ein¬ 
tragung in die Konkurstabellen unvollständige Anmeldungen 
zur Ergänzung (Beanspruchung des Vorrechts) an den An¬ 
tragsteller zurückzugeben, doch ist das stets nur ein beson¬ 
deres Entgegenkommen der betreffenden Behörde. Es dürfte 
sich daher in allen Fällen empfehlen, das Vorrecht ausdrück¬ 
lich geltend zu machen, wenn man sich vor finanzieller Schä¬ 
digung nach dieser Richtung bewahren will. 

K. H. B r e t z f e 1 d. 


Versammlung der niederbayerischen Amtstierärzte. 

Am Sonntag den 6. er. waren sämtliche niederbayeri¬ 
schen Amtstierärzte behufs Erzielung eines einheitlichen, nach¬ 
drücklichen und erfolgreichen Vorgehens gegen die drohende 
Maul- und Klauenseuche sowie zu Verhandlungen über andere 
wichtige Angelegenheiten des amtstierärztlichen Dienstes zu 
einer Besprechung in die Kgl. Regierung einberufen. 

Die Kollegen durften sich dort der hohen Auszeichnung 
der Begrüßung durch Se. Exzellenz Herrn Regierungs¬ 
präsident Frhr. von Andrian erfreuen, welcher die Be¬ 
sprechung mit einer sehr warmen, von den Anwesenden 
wärmst empfundenen Ansprache eröffnete. In schönen, Jeden 
aus dem Herzen gesprochenen Worten entbot Herr Re¬ 
gierungs- und Veterinärrat He ich lin ge r Sr. Exzellenz den 
ehrerbietigsten Dank für diese hohe Ehre, die Bitte mit 
einflechtend, solches Wohlwollen dem tierärztlichen Stande 
auch fernerhin schenken zu wollen. In weiterer Erwiderung 
hatte Se. Exzellenz zur größten Ehre und Freude der Ver¬ 
sammlung die Güte, dies zuzusagen und ersprießlichen Ver¬ 
lauf der Beratung zu wünschen. 

In der nun folgenden unter Leitung des Herrn tier- 
ärztl. Regierungsreferenten stehenden Besprechung erörterte 
und detaillierte Herr Kgl. Regierungs- und Veterinärrat 
Heichlinger alle nur erdenklichen in Frage tretenden 
Momente und Möglichkeiten und gab in einer am Schlüsse 
sich auslösenden allgemeinen Debatte auf alle aus dem Ge¬ 
samtgebiete des amtstierärztlichen Dienstes herausgestellten 
Fragen bereitwilligste und klärendste Antwort. Möge es 



804 


gestattet sein, an dieser Stelle Herrn Kgl. Regierungs- und 
Veterinärrat Heiclilinger für die 4stündige Belehrung und 
Aufklärung den ganz ergebenen Dank der niederbayerischen 
Bezirkstierärzte zum Ausdruck zu bringen. 

Dr. Gasteiger. 

Inaugurationsfeier an der Tierärztlichen Hochschule 

in Wien. 

Bei der am 5. November 1. J. an der Tierärztl. Hoch¬ 
schule in Wien stattgehabten Inauguration des Rektors, 
welcher Vertreter des Kriegsministeriums, sowie des Kultur- 
und Ackerbauministeriums anwohnten, hielt der Rektor 
Dr. Tschermak, Edler von Seisenegg, eine Rede 
über das Thema: „Das Sehen der Wirbeltiere, speziell der 
Haustiere.“ 

Bei dieser ersten Rektors-Inauguration fand auch die 
Übergabe einer goldenen Amtskette an den Rektor statt. 
Diese ist von Prof. Cansiano hergestellt und trägt die 
Insignien des goldenen Vließes, sowie die Reliefbilder des 
Kaisers Joseph und der Kaiserin Maria Theresia. Die feier¬ 
liche Überreichung der Ehrenkette geschah durch den Vor¬ 
stand des Komitees zur Beschaffung einer Rektors-Kette. 
Veterinär-Inspektor Max Führer. 

Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern. 

Die Seuche ist neu ausgebrochen am 31. Oktober in 
Edenkoben und Venningen, B.-A. Landau (Pfalz), 
in Schmölz, B.-A. Ivronach, in Albersweiler, B.-A. 
Bergzabern, in Duttweiler, B.-A. Neustadt a. H., in den 
Schlachthöfen München und Neustadt a. H.; am 
1 . November in Speyer und Oberhochstadt, B.-A. 
Landau (Pfalz); am 2. November in Wildensorg, B.-A. 
Bamberg II, im Schlachthof Ludwigshafen a. Rh., in 
Böchingen, B.-A. Landau (Pfalz); am 3. November in 
Bamberg - Stadt; am 6. November in S t o c k h e i m. 
B.-A. Kronach; am 7. November in Niederluststadt, 
B.-A. Germersheim, in Diedesfeld und Godram¬ 
stein, B.-A. Landau (Pfalz), in Pirmasens, in Kal¬ 
tenbrunn, B.-A. Staffelstein, in Röthenbach, B.-A. 
Schwabach, und am Viehhofe zu Nürnberg; am 8. No¬ 
vember in Offenbach a. d. Queich und in H a i n f e 1 d. 
B.-A. Landau (Pfalz), in Gaustadt, B.-A. Bamberg II. 
in G undelsdorf, B.-A. Kronach, in Hambach, B.-A. 
Neustadt a. H., und in der Stadt München; am 9. No¬ 
vember in Ober r ö s 1 a u, B.-A. Wunsiedel. 



805 


Bücherschau. 

Die staatlichen Maßnahmen zur Förderung der Rindviehzucht in 
der Schweiz von Tierarzt I)r. Daniel Rehsteiner in Speicher. 
Verlag des Art. Institutes Orell Füßli. Zürich 1910. Preis 4 A 
Verfasser behandelt in der 268 Druckseiten umfassenden Arbeit 
zunächst die Ziele und Leistungen der Tierzucht in der Schweiz; 
daran schließt er Mitteilungen über die historische Entwicklung der 
vom Staate im Interesse der Viehzucht geleisteten Hilfe; ferner 
geht Verfasser ein auf die seitens des Bundes und der Kantone zur 
Hebung der Rindviehzucht eingeführten Maßnahmen. Den Schluß 
des Werkes bilden von ihm selbst ausgehende Vorschläge zur weiteren 
Förderung der Viehzucht in der Schweiz. 

Bei der Bedeutung, welche die Viehzucht der Schweiz besitzt, 
von der eine große Zahl der Zuchtgebiete verschiedener Länder und 
zwar zu einem nicht unbedeutenden Prozentsatz ausschlaggebend 
beeinflußt wurden, dürfte die Kenntnis der staatlichen und korporativen 
Maßnahmen, auf die der hohe Stand der Viehzucht in der Schweiz 
hauptsächlich zurückzuführen ist, nicht nur von großem Interesse, 
sondern auch von Nutzen sein. Zur Beschaffung dieser Kenntnisse 
eignet sich das Werk ganz vorzüglich. A. 


Personalien. 

Ernennung: Breindl Joseph aus Grünwald zum II. Assi¬ 
stenten an der mediz.-vet. Klinik in Gießen. Dr. B üh ler Karl 
in Emmendingen zum Assistenten am Tierhygienischen Institut in 
Freiburg i. Br. Goebel Friedrich in Pappenhauseu (Ufr.) zum 
Distriktstierarzt in Euerdorf (Ufr.). Lex J. aus Gsprait zum Pro¬ 
sektor am veterinär-anatomischen Institut der Universität Zürich. 

Wohnsitzveränderungen: Frick Joseph von München 
und Go et her Ernst von Freiburg als bezirkstierärztliche Assistenten 
nach Emmendingen, bzw. Villingen. 

Niederlassung: Dr. Zirker als prakt. Tierarzt in Kandel 
(Pfalz). 

Approbationen: in München die Herren: Bundschuh 
Karl aus Lengfeld, Krug Friedrich aus Hornbach, Iläutle Christian 
und Wolf Hans aus München. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen: die Tierärzte 
Berger Karl und von Böhm Max in Berlin, Ehlers Rudolf in 
Bressellen (Ostpr.), Gärt ner Wilhelm in Rastatt, H o c k Richard in 
Berlin und Schmidt Bernhard in Löningen; in Bern: Tierarzt 
Meyer Wilhelm in Lippstadt. 








806 



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808 



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mester. 

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Der Ausschuß 1910/11: 

Vorstand: Herr Professor Dr. E. Moser, Tierärztliche Hochschule. 
Schriftführer: Herr prakt. Tierarzt Dr. H. Jakob, Arcostr. 14. 
Kassier: Herr städt. Amtstierarzt Dr. Roth, Nymphenburgerstr. 88/11. 




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Den Herren Tierärzten stellen wir neben Literatur auch Muster zur Verfügg. 

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Druck von J. Gotteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegcrsche 
Üuiversitätsbuchhandlung. München, Odeousplatz 2. 



Münchener 



(frtbsr: Wochenschrift für Tierheilkunde and Yiehzocht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

heratisgeKoben voü 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 29. November 1910. Nr. 48. 


Inhalt: Originalartikel: Jölmk: Durch Bildungsanomalie 
des fötalen Darmes veranlaßtes Geburtshindernis (Rind). — 
Dr. Münich: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate: 
Wirth: Kasuistische Mitteilungen aus der medizinischen Klinik 
an der K. K. Tierärztlichen Hochschule in Wien. Baß: Neues 
aus der Pharmakologie. — Tierzucht und Tierhal¬ 
tung: Privatgestüte in Bayern nach dem Stande am Ende des 
Jahres 1909. — Verschiedenes: Folgen der Nichtbeach¬ 
tung seuchenpolizeilicher Bestimmungen. Beseitigung von Tier¬ 
kadavern. Maul- und Klauenseuche. Viehseuchen-Nachrichten. — 
Bücherschau. — Personalien. 


Durch Bildungsanomalie des fötalen Darmes ver¬ 
anlaßtes Geburtshindernis (Rind). 

Von M. Jöhnk, Berne (Oldenburg). 

Der folgende Fall dürfte von Interesse sein, weil in 
der Veterinärliteratur ein entsprechendes Vorkommnis bis¬ 
her nicht beschrieben wurde. Auch in der mir zugänglichen 
Literatur über humane Geburtshilfe und pathologische Ana¬ 
tomie fand ich keine Angaben über einen analogen Fall. 

Gut genährte Kuh des schwarz-bunten Tieflandschlages, 
VII. Para, hatte seit einigen Stunden Wehen gezeigt; als 
nach Abfluß des Fruchtwassers die Gehurt nicht tori¬ 
sch reiten wollte, wurde ich zugezogen. 

B e f u n d : Das breitbockige Tier stand auf der llaus- 
diele und verzehrte die Streu. Aus der geschwellten Vulva 
hängen Eihautfetzen heraus. Hei der vaginalen Kxploration 
ermittelte ich, daß der Fötus sich in Kopfendlage in unterer 






810 


seitlicher Stellung befand, beide Vorderschenkel waren über 
dem Nacken gekreuzt. Die am stehenden Tiere vorgenom¬ 
menen Haltungs- bezw. Stellungsberichtigungen gingen 
ohne Schwierigkeit in kurzer Zeit vor sich. Die Kuh wurde 
dann niedergeschnürt und zur Entwicklung des Kalbes 
durch Extraktion geschritten. Der Kopf schnitt mit einer 
gewissen Leichtigkeit durch, die beiderseitigen Ellbogen waren 
gerade in der Vulva sichtbar, als die Geburt stockte. Trotz¬ 
dem 6 Männer ihre volle Kraft anwandten, rückte der Fötus 
keinen Zoll weiter. Die zwischen Kalb und Vagina einge¬ 
führte Hand drang mit geringer Anstrengung über die Li¬ 
nea innominata bis in den Beckeneingang vor, dadurch be¬ 
weisend, daß der Brustgürtel nicht die Geburtsstockung ver¬ 
anlassen konnte. Die Palpation des Hinterleibes konnte nur 
eine beschränkte Strecke weit erfolgen, dennoch vermochte 
die untersuchende Hand deutlich eine Umfangsvermehrung 
des Bauches zu erkennen. Ich glaubte einen Fall von As¬ 
cites vor mir zu haben. 

Nach Entfernung einer Vordergliedmaße eröffnete ich 
die Bauchhöhle durch einen ergiebigen Längs- und einen 
Querschnitt und versuchte nochmals die Entwicklung durch 
Extraktion. Das Kalb rückte zwar eine Handbreit vor. 
dann stockte die Geburt jedoch von neuem. Durch noch¬ 
malige Untersuchung konnte ich feststellen, daß die Därme 
des Kalbes auffallend groß erschienen. Ich zerschnitt sie 
daher so weit als möglich mit dem Fingermesser und ex- 
enterierte sie. 

Bei einem abermaligen Zuge wurde eine beträchtliche 
Menge trüber, gelb-grüner Flüssigkeit hervorgepreßt, zu¬ 
gleich folgte das Kalb. 

Die Kuh hatte keine Verletzungen davongetragen, sie 
überstand die Geburt ohne Schaden. Die Eihäute gingen 
alsbald spontan ab, Veränderungen an ihnen konnte ich 
nicht linden. 

Das weibliche Kalb hatte eine Größe, wie sie einem 
ausgetragenen Fötus zukommt und erschien etwas mager, 
Maeerationserscheinungen fehlten. Die Bauchdecken waren 
bedeutend größer als bei anderen neugeborenen Tieren. 
Leber, Nieren, Uterus, Harnblase, Herz und Lungen wiesen 
keine makroskopisch erkennbaren Veränderungen auf. um 
um so bemerkenswerter war der Befund des Darmk anales. 

Die Mägen waren maximal erweitert und mit dünn¬ 
flüssigem, trübem, gelb-grünem Inhalt zum Teil prall ge¬ 
füllt. Die gleiche Ausweitung und Anfüllung zeigten die 
Dünndärme bis etwa zur Hälfte der gesamten Länge, an 



811 


welcher Stelle das Darmlumen völlig verschlossen war. 
Analwärts von der Verschlußstelle war das Jejunum auf¬ 
fallend eng, auch Coecum, Colon und Rektum waren in der 
Entwicklung zurückgeblieben; sie enthielten nur spärlichen 
Schleimbelag. Der verengte Teil des Leerdarmes ging etwas 
oral und seitlich aus dem ausgeweiteten Jejunum hervor. 
Bei oberflächlicher Betrachtung gewann man den Eindruck, 
als handle es sich um ein Coecum mit langem Process. vermi- 
form. Der ausgeweitete Dünndarm hatte am Duodenum 
einen Umfang von 20,2 cm, kurz vor der Verschlußstelle 
maß er 23,8 cm. 



a) erweiterter, b) verengter Dann. 


Zur näheren Untersuchung sandte ich den Teil des 
Leerdarmes, der die Verschlußstelle enthielt, an das Patho¬ 
logische Institut der Tierarzt!. Hochschule in Hannover. 
Herr Prof. Dr. Ii i e v e 1, dem ich auch an dieser Stelle 
meinen verbindlichsten Dank aussprechen möchte, teilte 
mir mit, daß es sich bei dem seltenen Präparate um eine 
Bildungsanomalie handle, die vielleicht durch Störung im 
Verschluß des Darmnabels oder durch Umschlingung von 
Nabelblasenresten etc. entstanden sei. Aus dem Präparat 
allein sei die Ursache nicht festzustellen, man sei vielmehr 
auf Vermutungen angewiesen, allein die Lage der Stelle 
am Dünndarm spreche dafür, (laß die oben angeführten Ur¬ 
sachen Vorgelegen haben könnten. 

Meine Annahme, es liege ein Fall von Ascites vor, 
wurde nicht bestätigt Die Bauchauftreibung war viel¬ 
mehr durch die maximal erweiterten und mit Flüssigkeit, 
gefüllten Mägen und den Dünndarm hervorgerufen worden. 



812 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von prakt. Tierarzt Dr. M ü n i c h , Straubing. 

S tark o Schwellung des K o p f e s ei u e s 
Pferdes nach L y s o 1 a u f n a h m e. 

Teil wurde zur Behandlung eines Pferdes gerufen, 
welches angeblich plötzlich während der Nacht kolossale 
Anschwellungen am Kopfe bekommen hatte. Der Kopf 
des Tieres glich in Bezug auf Umfang und Form dem eines 
Nilpferdes, die Lippen waren bis zu den Lippenwinkeln etwa 
armsdick geschwellt, die Maulschleimhaut war bräunlich 
verfärbt, die Zunge vollkommen steif, walzenförmig und 
ungefähr um das Doppelte verdickt. 

Da ich eine Verätzung vermutete, richtete ich an 
den Besitzer des Tieres entsprechende Fragen, ohne aber 
etwas in Erfahrung zu bringen. Zufällig sah ich auf dem 
Stallfenster — ich möchte jedem Kollegen raten, immer 
einen Blick dorthin zu werfen, weil hier der Bauer fast 
regelmäßig die im Staile angewandten Medikamente auf- 
hewahrt — eine Flasche mit der Aufschrift „Bergöl“ stehen, 
deren Inhalt Lysolum purum war. Jetzt erst bequemte sich 
der Besitzer zu der Mitteilung, daß das Pferd am Tage vor¬ 
her Kolik gehabt habe. Ein Pfuscher, der zufällig vorbei¬ 
gegangen sei — dieselben pflegen meistens zufällig vorbei¬ 
zukommen — habe ihm das Glas gegeben und ihm geraten, 
de m Pferde alle fl Stunden 5 Eßlöffel von dem Inhalte in 
einem Quart Wasser zu verabreichen; im ganzen habe das 
Pferd 10 Eßlöffel voll erhalten. 

Ich ließ die Maulhöhle mit Ilonigwasser ausspritzen 
und weiches Futter verabreichen; nach einer Woche war 
das Pferd wieder hergestellt. 

E n t f e r n u n g e i n e s e r r a t i s c h c n Z a h n e s 
b e i ein e m Pf e r d e. 

Ein 4-jähriges Pferd wurde wegen einer Ohrflstel 
operiert und hiebei ein gut welschnußgroßer erratischer 
Zahn im Gewichte von 25 g entfernt. Zu diesem Zwecke 
spaltete ich die Fistel, trennte den Zahn von seiner Um¬ 
gebung. in welcher er ziemlich stark haftete, mit einem 
scharfen Löffel los und entfernte ihn mittels einer Zange. 
Hie Wände der Alveole wurden einander durch Andrücken 
möglichst genähert, der Fistelkanal gründlich ausgekratzt 
und hierauf die Wunde his auf eine kleine Stelle für den 
Sekretahtluß mit Nähten gut geschlossen. Heilung trat 



813 


per primain in 14 Tilgen ein. Vor der Operation hatte ieh 
das Ohr des Pferdes mit Watte austamponiert. 


Hufknorpelfistel. 

Eine veraltete Hufknorpelfistel wurde am stehenden 
Pferde durch mehrmaliges Auskratzen des operativ erwei¬ 
terten Fistelkanales mittels des scharfen Löffels und mit 
Injektionen von Liquor Villati innerhalb 14 Tagen geheilt, 
nachdem alle anderen Mittel versagt hatten. 

Phlegmone des Ballens infolge Ver¬ 
na g e 1 u n g. 

Bei einem Pferde, das vernagelt und hierauf von dem 
Schmiede behandelt worden war, konstatierte ich hoch¬ 
gradige Phlegmone des Ballens. Ich spaltete letzteren und 
machte im zugehörigen Eckstrebenwinkel eine entsprechend 
große Gegenöffnung. Nachdem ich den ganzen nekrotischen, 
etwa hühnereigroßen Herd mit dem scharfen Löffel ent¬ 
fernt hatte, lag das Hufknorpelfesselbeinband vollständig 
frei da. — Lysolbäder, sowie Verbände mit Lysolum purum 
und mehrmaliges Ätzen mit Höllenstein brachten ohne 
Hinterlassung einer Narbe nach 3 Wochen Heilung. 

Verletzung hei einem Fohle n. 

Ein Fohlen war gestürzt und hatte sich eine Eisen¬ 
stange durch den Hals gerannt, derart, daß dieselbe genau 
in der Mitte des Viborg’schen Dreiecks ein- und auf der 
anderen Seite hinter der Ohrspeicheldrüse herausgetreten 
war. Am Hals hatte sich ein leichtes Hautemphysem ge¬ 
bildet. Aus den beiden je pfennigstückgroßen Wund-ÖlT- 
nungen traten vereinzelte kleine Blutblasen ans. — Aus¬ 
spritzungen mit Therapogenwasser und LugoLseher Lösung 
brachten nach 3 Wochen völlige Heilung. 

Metastatischer Abszeß nach Druse. 

Bei einem Vjjährigen Fohlen hatte sich im Anschluß 
an Druse ein metastatischer Abszeß am Oberschenkel ge¬ 
bildet, der stark fluktuierte und dem Tier jode Bewegung 
unmöglich machte. Teil eröffnete die Geschwulsl durch je 
einen 10 cm langen Schnitt an der Hanke und einen solchen 
in der Nähe der Kniescheibe, worauf sich etwa 2 Liter 
dünnflüssigen gelben Eiters entleerten. Die Nachbehand¬ 
lung bestand in täglich dreimaligen Ausspülungen der 
Abszeßhöhle mit 2 f /c iger Therapogenlösung. Ohne Hinter- 



814 


lassung irgend eines Nachteiles für das Tier oder einer 
sichtbaren Narbe war nach 3 Wochen Heilung eingetreten. 

Erbrechen bei einem Pferde. 

Ein Pferd, das sich überfressen hatte, erkrankte unter 
heftigen Kolikerscheinungen. Per Hinterleib war stark auf- 
getrieben, die Atmung sehr beschleunigt und oberflächlich, 
der Puls pochend und schnell, die Temperatur betrug 39,5 °. 
Ich injizierte 0,3 Morphium. Nach 10 Minuten erbrach das 
Pferd in mehreren Absätzen einige Liter Futterbrei. Ohne 
besondere Weiterbehandlung war das Tier in 5 Stunden 
genesen. 

Tartarus s t i b i a t u s gegen Spulwürmer. 

Zur Behandlung von mit Spulwürmern behafteten 
Pferden verwende ich stets den BrechWeinstein in Dosen 
von 10,0—15,0 g. Ich habe hiebei beobachtet, daß die Wir¬ 
kung des Medikamentes nicht in allen Fällen die gleiche ist. 
öfters gehen auf eine Dosis innerhalb 1—3 Tagen bis zu 
000 Stück Askariden ab, manchmal bleibt aber jede Wirkung 
aus. In solchen Fällen gelingt es meistens, durch Wieder¬ 
holung der Tartarusgabe nach 14 Tagen den Zweck zu er¬ 
reichen. 

Erfahrungen bei Verwendung des Tetanus 

a n t i t o x i n. 

Häufig hatte ich Gelegenheit, Tetanusantitoxin als 
Prophylaktikum in Fällen zu verwenden, bei welchen In 
fcktion durch den Tetanuserreger als höchst wahrscheinlich 
vermutet w'erden mußte. Hiebei machte ich die Erfahrung, 
daß fast ausnahmslos jede Wunde besser heilte, als in den 
Fällen, bei welchen kein Antitoxin in Anwendung gekommen 
war. Ich habe zirka 150 Dosen der Höchster Farbwerke 
bezw. des Behring-Werkes in Marburg vorsorglich injiziert 
und — von einem Falle abgesehen — keine Mißerfolge be¬ 
obachtet, d. h. Starrkrampf trat nicht ein, obwohl das Prä¬ 
parat, wie erwähnt, nur bei sehr verdächtigen Verletzungen 
zur Anwendung gelangte. 

ln dem erwähnten Falle war der Ausgang ein letaler. 
Es handelte sich hiebei um ein sehr wertvolles Pferd, das 
3 Wochen nach einer Vernagelung an Starrkrampf er- 
krankte. Trotz der Injektion von 12 Dosen Tetanus-Anti¬ 
toxin verendete das Tier am 4. Behandlungstage. 

In einem Falle war die Wirkung des Antitoxins eine 
besonders eklatante. Ein Besitzer ließ von zwei Pferden, 



815 


die sich bei einem Sturze Verletzungen zugezogen hatten, 
nur das am meisten beschädigte mit Antitoxin behandeln. 
Dieses Pferd blieb gesund, während das nichtgeimpfte sechs 
Wochen später an Starrkrampf erkrankte und zu Grunde 
ging- 

() b s t i p a t i o n bei eine m Hunde infolge eine s 
verschluckten Fremdkörper s. 

Ein Jagdhund zeigte seit einigen Tagen starke Ver¬ 
stopfung, die ich mit Leinöl-Klystieren zu beseitigen suchte. 
Zwei Tage später brachte mir der Besitzer des Tieres die 
inzwischen konstatierte „Ursache“ des Darmverschlusses, näm¬ 
lich einen etwa 2 m langen dünnen Strang, der zum Reinigen 
des Gewehres gedient hatte und während des Nichtgebrauchs 
zu einem etwa eigroßen Knoten zusammengelegt war. Nach 
Angabe des Besitzers war eine Schlinge des Strickes aus 
dem Rektum getreten, an welcher der Knäuel leicht heraus¬ 
gezogen werden konnte. Die Passage des Fremdkörpers 
durch den Darmkanal brachte dem Hunde keine weiteren 
N achteile. 


G e b ä r p a r e s e beim Rind. 

Das Schmidt-Kolding’sche Verfahren gegen Gebär¬ 
parese hat sich mir in der letzten Zeit in zirka 30 Fällen 
wieder bewährt. Die Genesung der Tiere trat in der Regel 
nach 1—3 Stunden ein, insbesondere wenn im Anschluß an 
die Infusion das Euter längere Zeit geknetet wurde. Außer¬ 
dem injizierte ich stets Theobromin und entleerte jedesmal 
die Harnblase mittels des Katheters. 

Ich habe, wie dieses auch anderwärts geschehen, die 
Beobachtung gemacht, daß Milchfieber hauptsächlich bei 
solchen Kühen auftrat, bei welchen der Besitzer die Kolo- 
stral-Milch unmittelbar nach der Geburt vollständig abge¬ 
molken hatte. 


Referate. 

W i r t h: Kasuistische Mitteilungen aus der medi¬ 
zinischen Klinik an der K. K. Tierärztlichen Hochschule 
in Wien. (Österreich. Monatsschrift f. Tierheilkunde, 1910, 
Nr. 3.) 

I. Ein Fall von Zwerch felis nerv e n - 
krampf auf traumatischer G r u n d 1 a g e. 

Ein 16jähriges Pferd, das auf der Straße gestürzt war 
und mittelst Wagens in die Klinik gebracht wurde, zeigte 



816 


sehr hochgradige inspiratorische Ateniheschwerden, so daß 
sofort dieTraoheotomie ausgeführt werden mußte. Das Pferd 
lag nahezu bewußtlos am Boden; Empfindlichkeit der Haut 
scheinbar erloschen; 35,8—35,6° Temperatur. Das Tier fühlte 
sich direkt kalt an; ruckartige Erschütterungen, die den 
ganzen Körper in Mitleidenschaft zogen; diese Zuckungen 
•waren entlang den Rippenenden am deutlichsten wahrnehm¬ 
bar; über den Rippenenden konnten mit der Iland stoßweise 
erfolgende Kontraktionen gefühlt werden, deren Intensität 
gegen die hintere und vordere Extremität zu ahnahm. Bei 
der Auskultation hörte man über den Rippenenden ein 
dumpfes, dem Muskelton des Herzens vergleichbares (le- 
räuscli. Die Zahl dieser Zuckungen schwankte zwischen 
(>K—SO—92 in der Minute. Die einzelnen Stöße erfolgten 
nicht regelmäßig, sondern häufig folgten einige Stöße in 
kürzeren Intervallen aufeinander. Außer diesen Zwerch¬ 
fells-Kontraktionen bemerkte man auch am Kopfe (Lippen, 
Nasenflügel, Ohren) regellos erfolgende Zuckungen, die aber 
mit den oben beschriebenen stoßweisen Erschütterungen in 
keinen Zusammenhang gebracht werden konnten. 

Morphium-Injektion von 0,4 und Einhüllen des Tieres 
in warme Decken bewirkten nur minimale Verminderung 
dieser Erscheinungen; schon nach 30 Stunden verendete 
das Tier. 

O b d u k t i o n s h e f u n <1; In der Brusthöhle be¬ 
merkte man am Brusteingange eine große Menge geron¬ 
nenen Blutes, welche von einer gänzlichen Zertrümmerung 
der ersten drei Brustwirbel herrührte, deren Quer-, Gelenks- 
und Dornfortsätze total abgebrochen waren, so daß die Ver¬ 
bindung zwischen den entsprechenden Rippen und Wirbeln 
aufgehoben war. Rückenmark in einer Länge von 5 cm 
vollkommen zerquetscht: Blutungen in den Rückenmarks¬ 
häuten. Von der oben erwähnten Blutung waren auch die 
Gewebe um die Aorta, Speiseröhre und Luftröhre an den 
dem Brusteingang zunächst gelegenen Stellen stark in Mit¬ 
leidenschaft gezogen. Nervus phrenieus und recurrens waren 
auch von dem von Blut total durchsetzten Gewebe einge¬ 
schlossen, im Epineurium derselben allenthalben Blutungen. 

Man hatte es hier mit Zwerchi'ellsncrvenkräinpfen zu 
Im:, die früher unter dem Namen der abdominellen Pul¬ 
sation beschrieben wurden und deren Ätiologie derzeit noch 
nicht definitiv l'estgeshdlt ist. In diesem Falle rief die in¬ 
folge des Wirbelbruches entstandene mächtige intrathora¬ 
kale Blutung eine Alteration des Nerv, phrenieus und recur¬ 
rens hervor, indem dieser Blutungsbezirk, in dem die ge- 



817 


nannten Nerven eingeschlossen waren, auf dieselben einen 
Druck ansübte, wodurch es dann zu einem Verschluß des 
Kehlkopfes (Nerv, recurrens) und zu einem Zwerchfells¬ 
krampf (Nerv, plirenicus) kam. (Schluß folgt.) 

Baß: Neues aus der Pharmakologie. (Tierärztl. Kund¬ 
schau, 1910, Nr. 38.) 

D igistrophan u. Digistrophandiuretiku in. 

Digistrophan, eine Verbindung des Digitalis und der 
Strophantustinktur und hergestellt aus titriertem Fol. Digi¬ 
tal. und Sem.Strophant., hat gegenüber den Digitalisblättern 
den Vorzug, daß es gleichmäßig wirksam, genau dosier- und 
dauernd haltbar ist, die kumulative Wirkung des Digitalis 
abschwächt, die Heilwirkung schnell eintreten läßt und ver¬ 
stärkt. Das Präparat steigert den Blutdruck, erhöht die Schlag- 
tiefe des Herzens, vermindert seine Schlagzahl und übt auf den 
Verdauungsapparat keine nachteilige Wirkung aus. A n - 
wendung: Bei allen Störungen des Kreislaufes infolge 
von Herzinsuffizienz. 

Digistrophandiuretikum besteht aus Digistrophan und 
Natr. acetat. oder aus Digistrophan, Natr. aceticum und 
Coffein. Die Präparate kommen in Tablettenform in den 
Handel. 

1 Tablette Digistrophan entspricht 0,10 Fol. Digital, 
und 0,05 Sem. Strophant. 

Indikation in der Tierheilkunde: Bei 
allen Schwächezuständen des Herzens infolge von Klappen¬ 
fehlern und Infektionskrankheiten; bei Ascites, Pneumonie, 
Nephritis chronica. K a b u s. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Privatgestüte in Bayern nach dem Stande am Ende des 

Jahres 1909. 

a) Oberbayer n. 

1. 1 )as V o 1 1 b 1 u t g e s t ü t L e u t s t e t t e n, im Be¬ 
sitze Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen L u d w i g v o n B a y e r n, 
verfügt am dahresschluß über einen Bestand von 10 Mutter¬ 
stuten, unter welchen neben einigen in der Zucht bewährten 
älteren Stuten meist jüngeres, nach Blut, Exterieur und 
Leistung versprechendes Material vorhanden ist. 

2. Das (1 e s t ü t K a n z 1 e r h o f bei Cmund, im Be¬ 
sitze des Herrn K. Kämmerers und Kittmeisters a. D. M a x 
Grafen von D reell sei, verfügt über einen Bestand 
von 41 Pferden und zwar 9 Mutterstuten und 32 Fohlen 
verschiedener J ahrgänge. 



818 


Von den Mutterstuten gehören 7 dem edlen ungarischen 
Halbblut und 2 dem veredelten oberbayerischen Wagen¬ 
schlage an. 

3. Das Gestüt Sonnenhausen bei Glonn, im 
Besitze des Herrn Freiherrn von Büsing-Orville, 
strebt die Zucht eines starken Jagdpferdes unter Verwen¬ 
dung importierter Hunterstuten an. Der Bestand beträgt 
18 Mutterstuten und 40 Fohlen verschiedener Jahrgänge. 

4. Das Gestüt Scheuerhof bei Geisenfeid im 
Besitze des Gutsbesitzers und Landrates Herrn Jakob 
G r a b m a i r, betreibt Remontezucht und verfügt über 
einen Bestand von 10 Halbblut-Mutterstuten und 8 Fohlen 
verschiedener Jahrgänge. 

5. Auf der Besitzung K r a i h o f bei Gmund, im 
Besitze des Herrn Gutsbesitzers II i e r 1 - München, befinden 
sich 4 Mutterstuten u. 5 jüngere Pferde des oberbayerischen 
starken Wagenschlages. 

6. Das im Besitze des Herrn N. L. Löbstein befind¬ 
liche Gestüt Ludwigsfeld hat einen Bestand von 

4 Deckhengsten und zwar zwei englische Vollbluthengste, 
ein Lippizaner- und ein Traberhengst, ferner 14 Voll¬ 
blutstuten, drei dem Halbblut ungehörige Stuten, sowie 
zwei Traberstuten. 

b) Niederbaycr n. 

1. Im Gestüte P u c h h o f des Herrn Reichsrats 
Pr. Karl von L a n g - P u e h h o f sind 18 Vollblutstuten 
vorhanden. An Jährlingen besitzt das Gestüt G Hengste und 

5 »Stuten. Von 2 vierjährigen, 1 dreijährigen und 4 zwei¬ 
jährigen Gestütsprodukten wurden im Berichtsjahre auf der 
Rennbahn 70 320 Mark gewonnen. 

2. Im Gestüte des Herrn Schloßgutsbesitzers Pr. A. 
v o n S c h m i e d e r in Steinach befanden sich im Berichts¬ 
jahre 20 Stuten, von denen eine („Work Girl‘‘) zu Grunde 
ging; von den übrigen 19 »Stuten wurden 6 Hengst- und 

7 Stutfohlen gebracht. Ende des Jahres hat das Gestüt in 
England einen eigenen Vollbluthengst, den schönen und 
mächtigen Goldfuchshengst „Malua“ erworben, den es nebst 
dem selbstgezogenen Vollbluthengst „Rojeswenskv“ zur 
Deckung eines Teiles der eigenen und einiger fremder 
Stuten verwenden wird. 

3. In dem Gestüte des Herrn Grafen Arco von 
Z i n n e b e r g a u f S c li ö n b u r g befanden sich 1909 

8 Vollblutstuten, die 3 Hengst- und 3 Stutfohlen brachten. 



819 


Die Produkte haben 1909 gewonnen: in Österreich-Ungarn 
01 670 Kronen, in Deutschland 14 335 Mark. 

c) Unterfranken. 

Im Gestüte des Freiherrn von Rotenhan in Rent,- 
weinsdorf waren ein Vollbluthengst „Vulkan“ und zwei 
Halbbluthengste in Verwendung, welche 75 Stuten deckten. 
Ende 1908 besaß das Gestüt 30 Stuten; von diesen stammen 
3 aus Vollblut- und 27 aus Halbblutpferden. Vom Jahr¬ 
gang 1909 sind 20 Fohlen vorhanden, ebensoviele Zwei¬ 
jährige. Die Zahl der drei- und vierjährigen Fohlen beträgt 
29 Stück. 

d) Schwaben und Neu bürg. 

Das Gestüt des Herrn Reichsrates Ernst G r a f e n 
von Moy in Steppberg besteht aus 1 englischen Vollblut¬ 
hengst „Nomentano“ von Little Duck 13—Witchcrafft; 
1 Halbbluthengst v. Nomentano a. d. Alexandra; 8 Voll¬ 
blutstuten und 8 Halbblutstuten. Aus verschiedenen Jahr¬ 
gängen stehen dort 29 Fohlen, wovon 10 Vollblut sind. — 
(Bericht der Kgl. Landgestütsverwaltung über den Stand 
der Pferdezucht in Bayern im Jahre 1909.) A. 


Verschiedenes. 

Folgen der Nichtbeachtung seuchenpolizeilicher Bestim¬ 
mungen. 

Am Sonntag den 10. Mai 1908 wurde auf dem Schlaeht- 
und Viehhofe zu Nürnberg bei einem Berliner Schweine¬ 
transport Maul- und Klauenseuche festgestellt. Der da¬ 
malige Direktor Rogner ordnete deshalb die Sperre dieser 
Abteilung des Viehhofes an, erstattete jedoch wegen des 
Feiertages erst am darauffolgenden Montag beim Magistrat 
Anzeige. Deshalb unterblieb auch ein Verbot der Abhaltung 
des Montags-Marktes. Als zufällig der Regierungs-Referent 
zur Visitation kam, hatte die Seuche bereits auf den übrigen 
Viehbestand übergegriffen, weshalb der Kreistierarzt sofort 
die Sperre des gesamten Schlacht- und Viehhofes anordnete. 
Dadurch erwuchs den Händlern, die bereits Käufe abge¬ 
schlossen hatten, ein bedeutender Schaden, den sie — als 
durch ein Verschulden Rogners entstanden — in Höhe 
von 20 000 Mark geltend gemacht haben. Der zur Ent¬ 
scheidung angerufene Verwaltungs-Gerichtshof hat nun 
unterm 4. November 1910 erkannt : ..Der nunmehr ver¬ 
storbene Schlachthofdirektor Rogner hat sich der fahr¬ 
lässigen Unterlassung einer ihm obliegenden Amtspflicht 



820 


dadurch schuldig gemacht, daß er es am 10. Mai 1908 unter¬ 
ließ, bei Ausbruch der Maul- und Klauenseuche die Vorge¬ 
setzte Behörde zu verständigen und die Abhaltung des Vieh¬ 
marktes zu verbieten.“ 


Beseitigung von Tierkadavern. 

Auf der Tagesordnung für die erste Sitzung des Deutschen 
Reichstages stand auch: „Die Beseitigung von Tierkadavern“ und 
es erfolgte in dieser Sitzung die erste Lesung des dem Reichstage 
über die Beseitigung von Tierkadavern vorgelegten Gesetzentwurfes. 
Der Staatssekretär Delbrück empfahl die Annahme des Entwurfes, 
indem er ausführte: 

Mit der fortschreitenden Erkenntnis des Wesens der Tier¬ 
seuchen und der Bedeutung der ungenügenden Beseitigung der 
Tierkadaver für die Tierseuchenverbreitung hat sich immer mehr 
die Überzeugung Bahn gebrochen, daß die Gesetzgebung des Reiches 
und der Einzelstaaten den Anforderungen nicht genügt, die in 
sanitäts- und veterinärpolizeilichem Interesse gestellt werden müssen. 
Im Interesse aller Bundesstaaten muß von Reichswegen der Grund¬ 
satz aufgestellt werden, daß eine unschädliche Beseitigung der 
Kadaver zu erfolgen hat. Ferner müssen die Mindestanforderungen 
in dieser Hinsicht vorgeschrieben werden. Alles übrige kann den 
Bundesstaaten überlassen bleiben, damit sie die Regelung den ört¬ 
lichen Bedürfnissen und Verhältnissen anpassen. Etwa schon er¬ 
lassene Vorschriften und getroffene Einrichtungen, die sich als 
zweckmäßig erwiesen haben, und den Mindestforderungen genügen, 
können beibehalten werden. Die privatwirtschaftliche Rücksicht 
muß hinter dem höheren Gesichtspunkte des Schutzes der mensch¬ 
lichen und tierischen Gesundheit zurücktreten. Es soll daher den 
Einzelstaaten die Möglichkeit eröffnet werden, das Abdeckerei¬ 
gewerbe in Abweichung von der Gewerbeordnung zu regeln. Der 
vorgesehene Beseitigungszwang für die Tierkadaver soll nur insoweit 
Platz greifen, als nicht eine Verwertung der Kadaver usw. zugelassen 
werden kann. Neben Vergraben an geeigneten Stellen, die auf 
dem Hachen Lande wohl die Regel bilden wird, ist die Beseitigung 
durch hohe Hitzegrade oder auf chemischem Wege unter Zulassung 
einer hygienisch und ästhetisch unbedenklichen Verwendung der 
dabei gewonnenen Erzeugnisse vorgesehen. Dem Landesrechte 
soll Vorbehalten bleiben, für die Beseitigung weitergehende Vor¬ 
schriften zu erlassen. 


Maul- und Klauenseuche. 

Die Seuelie ist neu ausgebrochen: arn 15. November 
in II o <• h s p e y e r, B.-A. Kaiserslautern, in (1 e r s b a c li. 
B.-A. Pirmasens: am 10. November in Schniegling. 
IL-A. Nürnberg, in F r o s e h k e r n, B.-A. Ebersberg: am 
17. November im Stadtbezirke F r e i s i n g, in L u d \v i g > - 
f e 1 d, B.-A. Wunsiedel; am 18. November in Föching. 
B.-A. Wieshaeh, in T r o nt m e t s h e i m, B.-A. YVeißen- 
hurg i. B.. in F 1 m s t c i n und K ß t h a 1, B.-A. Neustadt 
a. <1. llaanlt. 



821 


Am 12. November waren in 4 Regierungsbezirken 
(Oberbayern, Pfalz, Ober- u. Mittelfranken), 16 Distrikts¬ 
verwaltungsbezirken und 43 Gemeinden 215 Gehöfte ver¬ 
seucht. Eine große Anzahl von Großviehstücken ist an der 
Seuche gefallen. 

Stand der Tierseuchen in Bayern am 15. November 1910. 

a) Rotz (Wurm): 

Sch w a 1) e n: Lindau 1 Gmd. (1 Geh.). 

b) Maul- und Klauenseuche: 
Oberbayern: 2 Gmd. (8 Geh.); Pfalz: 18 Gmd. (53 Geh.); 
Oberfranken: 25 Gmd. (174 Geh.); Mittelfranken: 
4 Gmd. (6 Geh.). 

c) Schweineseuche (Schweinepest): 

Oberbayern: 25 Gmd. (30 Geh.); Niederbayern: 
24 Gmd. (27 Geh.); Oberpfalz: 2 Gmd. (2 Geh.); Mittel¬ 
franken: 1 Gmd. (7 Geh.); Unterfranken: 1 Gmd. 
(1 Geh.); Schwaben: 4 Gmd. (4 Geh.). 


Bttcherschan. 

Veterinärkalender für das Jahr 1911. Unter Mitwirkung 
von Geheimrat Prof. Dr. D a m in a n n, Geh. Rechnungs¬ 
rat D a m m a n n, Geh. Medizinalrat Prof. Dr. J o h n e. 
Obermedizinalrat Prof. Dr. Edelmann, Veterinärrat 
Holtzhauer, Prof. Dr. U e b e 1 e herausgegeben von 
Stabsveterinär Dr. Rauten her g. Verlag von Hirsch¬ 
wald in Berlin. Preis 4 eil. 

Der nach dem Tode des Korpsstabsveterinärs König 
von dem Stabsveterinär Dr. R autenberg herausge¬ 
gebene Veterinärkalender erscheint, statt wie bisher in 2 
Abteilungen, nunmehr in 3. Die erste Abteilung enthält in 
mehreren Kapiteln das Folgende: Symptome und Behand¬ 
lung der wichtigsten Krankheiten,Veterinärpolizei, Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau, gerichtliche Tierheilkunde, Unter¬ 
suchung von Futtermitteln, Hilfs-Tabellen, Brandzeichen, 
Übersicht über die Beurteilung des Fleisches; die zweite Ab¬ 
teilung handelt in 3 Abschnitten von den Dienstbezügen und 
ärztlichen Honoraren, von Verwaltungs-Angelegenheiten, 
Gesetzen und Bestimmungen, welche auf den tierärztlichen 
Stand Bezug haben, und ein 4. Abschnitt bringt wissen¬ 
schaftliche Beiträge: die dritte Abteilung bringt das Ver¬ 
zeichnis des tierärztlichen Personals im Deutschen Reiche. 



822 


Der Inhalt des Veterinärkalenders pro 1911 weist ver¬ 
schiedene neue Zugaben auf und ist mit derselben Sorgfalt 
bearbeitet worden, wie derjenige der früheren Ausgaben: 
es bezieht sich dies insbesondere auch auf das Personal¬ 
verzeichnis, welches als musterhaft gelten kann. Wie die 
früheren, so wird auch die neue Ausgabe des Kompendiums 
allseitig günstige Aufnahme finden. A. 


Die Diagnostik der anzeigepflichtigen Formen der Rinder¬ 
tuberkulose. Von Dr. H. Rautmann. Halle a. 8. Ver¬ 
lag der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen. 
1910. Preis 1 vfO. 

Das neue Viehseuchengesetz sieht bekanntlich die An¬ 
zeigepflicht für gewisse Formen der Rindertuberkulose vor. 
deren einwandfreie Feststellung ja manchmal erheblichen 
►Schwierigkeiten begegnet. In Hinblick darauf dürfte es 
mancher Praktiker begrüßen, in dem Schriftchen in knapper 
und doch klarer Form die Erfahrungen eines Spezialisten 
auf dem Gebiet der Tuberkulose-Diagnostik — Verfasser 
widmet sich seit 6 Jahren dem Ostertag’schen Tuberkulose¬ 
bekämpfungsverfahren in der Provinz Sachsen — nieder¬ 
gelegt zu finden. L i n d n e r. 


Personalien. 

Auszeichnung: Dem Oberstabsveterinär a. D. Oers¬ 
heim wurde anläßlich seiner Versetzung in den Ruhestand der 
Militärverdienstorden IV. Klasse verliehen. 

Ernennungen: Halter Otto, Distriktstierarzt in Rotten¬ 
buch zum Kgl. Bezirkstierarzt in Wolfstein; Dr. Richter Hans, 
Prosektor in Zürich in gleicher Eigenschaft am vet.-anat. Institut 
der Universität Bern. — Bei den Militärveterinären: ßuckl Franz, 
Unterveterinär im 2. Feld-Art.-Rgt. in Würzburg zuin Kgl. Veterinär 
dortselbst; Dr. Meyer, Stabsveterinär im 1. Schweren Reiter-Rgt. 
zum Regimentsveterinär im 1. B’eld-Art.-Rgt. in München; Stein- 
b r ü c h e 1 Christian, Oberveterinär im 7. Feld-Art.-Rgt. in München 
zufn Stabsveterinär daselbst. — Dr. Kuhn Emil, Oberveterinär im 
10. Feld-Art.-Rgt. in Erlangen wurde zum 1. Schweren Reiter-Rgt. 
nach München versetzt. 

Wohnsitzveränderungen: Roth Friedrich, Stadt¬ 
tierarzt in Erlangen nach Nürnberg, Strößenreuther Karl in 
Bayreuth als Vertreter nach Benediktbeuren. 

Approbationen: in Gießen die Herren Hepke Hans aus 
Apolda, Ohl Albert aus Schlotheim und Wenz Bernhard aus 
Wiesbaden; in München Herr Baumeister Wilhelm aus Wittis- 
lingen. 

P r o m o t i o n: Zum Dr. med. vet. in Bern Tierarzt B e r g i e n 
Waller in Sterbfritz. 

Gestorben: Tierarzt Au in er Hans in Benediktbeuren 

( 1000 ). 



823 



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empfiehlt alle Drogen nud Chemikalien für die Veterinärpraxis, 

insbesondere: 

Arecolin, Atropin, Cocain, Eserin, Morphin, Pilocarpin, 
Podophyllin, Strychnin, Veratrin, Blei-, Jod-, Queck¬ 
silber-, Wismuthverbindnngen etc., ferner Tuberkulin 
und Bovotuberkulol für diagnostische Zwecke, 

sowie die Spezialpr'äparate: 


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Jodalkalien. 
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Dämpfigkeit, Lebercirrhose, 
Leberkoller, Tetanus, Morbus 
inaciilosus der Pferde, Akti- 
nouiy kose, Tuberkulose der 
Kinder. 


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Ausgezeichnetes Antiseptikum. 

Völlig ungiftig, stark des¬ 
odorierend. 

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824 


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Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(trüber: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 6. Dezember 1910. Nr. 49. 

Inhalt: Originalartikel: Gangloff: Mitteilungen aus der 
Praxis. — Böhme: Mastdarmlipom als Kolikursache bei einem 
Pferde. Pyometra nach Schwergeburt bei einer Stute. — Deisen- 
hofer: Erwähnenswerte Fleischbeschaubefunde. — Referate: 
Wirth: Kasuistische Mitteilungen aus der medizinischen Klinik 
an der K. K. Tierärztlichen Hochschule in Wien. (Fortsetzung.) 
Meißner: Bisherige Beobachtungen bei Kamelen. Dr. Buhler: 
Experimentelle und klinische Untersuchungen über Wert und 
Wirkung des Creolinlinimentes bei Ektoparasiten der Haut. — 
Tierzucht und Tierhaltung: Die Lage des Schulter¬ 
blattes und ihr Einfluß auf die Stellung und Bewegung der 
Pferde. 3. Bayerische Mastviehausstellung. Die Milchwirtschaft 
in Bayern. Original-H-Stollen. — Verschiedenes: Haft¬ 
pflicht des Tierhalters bei Verletzung des Tierarztes. InskriptionB- 
Ergebnis an der Tierärztlichen Hochschule in München pro 
Winter-Semester 1910/11. Maul-und Klauenseuche. — Bücher¬ 
schau. — Personalien. 


Hlttellimgen aas der Praxis. 

Von prakt. Tierarzt Gangloff, Waging. 

Exstirpation des verknöcherten Huf¬ 
knorpels. 

Ein schwerer, 5 Jahre alter, Pinzgauer lahmte be¬ 
reits mehrere Monate lang infolge Verknöcherung des 
lateralen Hufknorpels. Eines Tages trat phlegmonöse An¬ 
schwellung der Krone ein, worauf nach einigen Tagen 
Durchbruch nach außen erfolgte. Da Fieber und Appetit¬ 
losigkeit bestand, wurde mir das Pferd zur Behandlung 
übergeben. 

Nachdem die Phlegmone abgeheilt war, operierte ich 
dasselbe in Chloroformnarkose auf folgende Weise: Nach 
sorgfältiger Desinfektion wurde die ganze linke Seitenhorn¬ 
wand abgezogen, da sich infolge des Leidens ein Kronen¬ 
zwang und eine hohle Wand gebildet hatten. Die Frei¬ 
legung des Hufknorpels erfolgte nach der Imminger’sehcn 





826 


Methode. Hierauf entfernte ich den verknöcherten Huf¬ 
knorpel allmählich in kleinen Stücken mit der Nuersch’schen 
Zange und dem Lorbeerblattmesser. Die Wundhöhle wurde 
mit 3 prozentigen Protargoltupfern austamponiert; der Ver¬ 
band blieb drei Tage liegen. Beim Verbandwechsel ent¬ 
fernte ich die Blutkoagula mit der Pinzette unter Warm¬ 
wasserberieselung des Operationsfeldes. Von da ab kon¬ 
trollierte ich alle 8—10 Tage den Heilungsverlauf, bis die 
Vereinigung des neugebildeten Hornes erfolgt war. I)ic 
Nachbehandlutig dauerte 7 Wochen. Während derselben 
war der Patient stets fieberfrei und belastete den Fuß. 

Ich ließ das Pferd mit Stegeisen und Ledersohle be¬ 
schlagen und legte zum Schutze des Neuhorns einen Dauer- 
Teerverband an. 


Behandlung des Stelzfußes bei jungen 

Pferden. 

Wegen des genannten Leidens mußten innerhalb eines 
Jahres 6 junge Pferde des schweren Arbeitsschlages ge¬ 
schlachtet werden. Ich habe beobachtet, daß sich das Leiden 
sehr langsam entwickelt. Gewöhnlich bildet sich zuerst an 
einem oder an beiden Vorderfüßen eine steile Fesselstellung 
aus. Dann überkötet das Tier zuweilen. Allmählich wird 
der Gang des Pferdes unsicher und vorsichtig. Das Auf¬ 
stehen fällt dem Tiere schwer; wenn es endlich steht, zittert 
es mitunter am ganzen Körper. Beim Gehen sucht es die 
Vorhand zu entlasten, indem es die Hinterbeine möglichst 
xveit unter den Leib setzt. Trotz verhältnismäßig guter Freß- 
lust magern die Tiere stark ab. Endlich wird den Pferden 
das Aufstehen ganz unmöglich; in diesem Zustande kommen 
sie dann gewöhnlich zur Schlachtung. Krankhafte Ver¬ 
änderungen besonderer Art lassen sich weder an den Mus¬ 
keln noch an den Sehnen feststellen; letztere fühlen sich 
hart, gespannt und trocken an. 

Ein 3jähriger Pinzgauer, der zwar noch nicht lahmte, 
jedoch vorne rechts steile Fesselstellung hatte und nach der 
Bewegung überkötete, wurde mir zur Behandlung über¬ 
geben. Ich korrigierte zuerst den Beschlag, ordnete völlige 
Schonung des Tieres an und ließ es in einen Laufstand 
bringen. Die Beugesebnen an beiden Extremitäten — es 
zeigten sich am linken Fuß auch bereits die gleichen Er¬ 
scheinungen — wurden täglich zweimal mit Sapo Kalinus 
massiert. Außerdem injizierte ich dem Pferde jeden zweiten 
Tag an verschiedenen Körperstellen eine Dosis Fibrolvsin- 
Mcrck. Nach Verbrauch von 5 Ampullen sistierte ich mit 



den Injektionen 14 Tage läng und gab darauf nochmals in 
der gleichen Weise 5 Ampullen Fibrolysin. Während der 
ganzen Behandlungsdauer wurde das Tier ausgiebig im 
Laufstand oder in der Koppel bewegt. Bereits nach 14 
Tagen war nicht nur das Allgemeinbefinden des Pferdes 
bedeutend besser, der Patient trat auch besser durch, über- 
kötete nicht mehr und stand leicht auf; er konnte nach 
5 Wochen bereits wieder zu jeder Arbeit verwendet werden. 

Denselben Erfolg hatte ich in zwei weiteren Fällen 
zu verzeichnen, von denen der eine leichternder andere so¬ 
gar schwerer als der beschriebene war. 

Behandlung des Stelzfußes bei älteren 

Pferden. 

Ein 8 Jahre alter Pinzgauer von etwa 18 Zentner 
Gewicht hatte auf der bergigen Straße beim Ziehen schwerer 
Holzfuhrwerke ein Sehnenleiden akquiriert und war acht 
Monate lang mit Heublumenbähungen behandelt worden. 
Der Sitz der Erkrankung lag im Bereiche des Verstärkungs¬ 
astes der Hufbeinbeugesehne: starke Sehnenverdickung mit 
steiler Fesselstellung kennzeichneten das Leiden schon von 
ferne. 

Es gelang mir allmählich den Besitzer zur Operation 
zu bewegen. Das Pferd wurde zuerst glatt beschlagen und 
das Operationsfeld einige Tage lang mittels Sublimatver¬ 
bänden desinfiziert. Mit dem Autocautere Dechery brannte 
ich am niedergelegten chloroformierten Tiere 60 Punkte 
in die kranke Sehne und deckte die Öffnungen mit Jodo- 
form-Collodium. Über das Operationsfeld wurde ein trocke¬ 
ner Verband gelegt, den ich von Zeit zu Zeit erneuerte. 
Das schwere Pferd ertrug die Operation und das an¬ 
schließende Hochbinden sehr gut. Der Heilungsprozeß ver¬ 
lief ganz normal, die Verdickung wurde allmählich kleiner 
und nach 6 Wochen konnte ich das Pferd geheilt aus der 
Behandlung entlassen. 

Verblutung eines Pferdes infolge Ruptur 

der Aorta. 

Ein 18 Jahre altes Laufpferd war von der Schmiede 
weg einen Berg hinan in den Stall geführt worden. In den 
Stand eingestellt, schwankte es einige Male hin und her, 
fiel um und verendete rasch. 

Die Sektion ergab Zerreißung der Aorta abdominalis 
in der Nähe der rechten Niere. Die Aorta war starrwandig 
und wies an der Intima stellenweise weißliehe, schüppchen- 
förmige, verkalkte Einlagerungen auf. 



m 


t)as Pferd war am Tage vorher en pleine carriere nach 
dem 2 Stunden entfernten Bahnhof bergauf bergab gehetzt 
worden. 


Zahnanomalie bei einem Ochsen. 

Ein Ochse zeigte eigentümliche Kaubewegungen. Die 
Untersuchung ergab, daß Molar III im rechten Unterkiefer 
erheblich verlängert war. Zur Operation schnürte ich das 
Tier nieder, öffnete das Maul mit dem Dominik’sehen Maul¬ 
gatter und schnitt mit der Zahnschere den fast um 4 cm zu 
langen Backzahn ab. Der Zahn wies mehrere Spitzen auf, 
die sich in die Weichteile eingebohrt hatten. 

Bösartiges Katarrhalfieber der Rinder. 

Die Erkrankung kam in 3 Fällen zur Behandlung. 
Begünstigend für die Entstehung der Erkrankung war in 
den beiden ersten Fällen, daß die Kühe am zweiten Tage 
nach der Geburt aus dem überwarmen Stalle an regnerischen 
Tagen auf die naßkalte Weide getrieben worden waren. Die 
Tiere zeigten Temperatursteigerungen bis 42 0 C., doch blieb 
die Erkrankung auf die Kopfschleimhäute und die Augen 
beschränkt. In einem Falle entwickelte sich eine Rhinitis 
crouposa mit Gangrän des Naseneinganges. Die Behand¬ 
lung richtete sich nach den jeweiligen lokalen Verände¬ 
rungen ; daneben wurde innerlich Kalium jodatum gegeben. 
Beide Tiere genasen. — Der 3. Fall betraf einen Ochsen 
eines Stalles, in dem alle 3—4 Jahre ein Rind an bösartigem 
Katarrhalfieber erkrankt war. Auch hier blieb das Leiden 
anfangs auf den Kopf beschränkt; bereits am 6. Tage war 
erhebliche Besserung und leidliche Freßlust vorhanden. 
Am 10. Tage trat plötzlich große Atemnot ein. Gegen Abend 
entstand ein ausgedehntes Hautemphysem im Bereiche der 
linken Schulter und Seitenbrustwand. Die Auskultation der 
linken Lunge ergab feuchte Rasselgeräusche. Nach der 
Schlachtung fand ich, daß ein etwa faustgroßer tuberku¬ 
löser Abszeß der linken Lunge sich geöffnet und dessen 
Inhalt sich in die Brusthöhle ergossen hatte. 

Behandlung der Karpalbeule beim Rind. 

Die Untersuchung einer Pinzgauerkuh mit Karpal¬ 
beule ergab, daß zwar eine accessorische subkutane Bursa 
nicht vorhanden war, dagegen aber eine akute seröse Ent¬ 
zündung der Sehnenscheide des Zehenstreckers, die sich 
durch ihre längliche Form auszeichnete. Die Kuh wurde 
niedergeschnürt und die Beule und ihre Umgebung gründ- 



829 


lieh desinfiziert. An der tiefsten Stelle erfolgte ein Ein¬ 
stich, worauf der seröse Inhalt der Beule durch Druck¬ 
massage entleert und hierauf Sol. Lugol. 30,0 injiziert wurde. 
Über das Ganze legte ich einen Kompressiv-Teerverband mit 
Wattepolsterung. Nach 8 Tagen wiederholte ich die Ein¬ 
spritzung und entfernte 14 Tage nachher den zweiten Ver¬ 
band. Die Beide verschwand vollkommen, ohne irgend 
welche Residuen zu hinterlassen. 


ZurBehandlung des ansteck enden S ph e i d e n- 

katarrhes. 

Zur schnellen gründlichen Heilung des Leidens erwies 
sich das Verfahren nach Prof. Dr. May r-München als sehr 
zweckmäßig. Die Scheide wird zuerst mit 2 proz. Therapogen- 
wasser gründlich gereinigt und hierauf mit einem in Thera- 
pogen-Lösung getauchten Tuche ausgerieben, dann werden 
dicke Wolken von 2 proz. Pyoktaninstreupulver in die mit 
dem Scheidenspanner geöffnete Scheide eingeblasen. Nach 
mehrtägiger Pause folgt dann das Kapselverfahren nach 
Bezirkstierarzt Ritzer. 


Hastdarmlipom als Kollkursache bei einem Pferde. 

Yon städt. Bezirkstierarzt Böhme, Landsberg. 

Die rektale Untersuchung eines unter hochgradigen 
Kolikerscheinungen erkrankten 15jährigen Wallachen er¬ 
gab, daß der Mastdarm nur auf eine halbe Armlänge passier¬ 
bar war. Unmittelbar vor dem Becken verengerte er sich 
derart, daß nur mit Mühe 2 Finger eingeführt werden 
konnten. Trotz beständiger Wasserinfusionen und Erwei¬ 
terungsversuchen durch drehende und bohrende Bewegungen 
der eingeführten Finger gelang es nicht, die Striktur zu be¬ 
seitigen. Auch ein Einschnitt in die Darmschleimhaut 
brachte keine Erweiterung des Darmlumens. Die Sektion 
des am nächsten Tage verendeten Tieres ergab als Ursache 
der Verengerung ein gestieltes Lipom von Hühnereigröße, 
dessen etwa 15 cm langer Stiel sich um das Rektum ge¬ 
schlungen und dadurch die Verengerung bezw. Abschnürung 
verursacht hatte. 


Pyometra nach Scbwergebort bei einer State. 

Von demselben. 

Bei einer Stute war die Entwicklung des toten Fötus 
nur mit Iiilfc der Embryotomie möglich gewesen. Das Tier 



830 


überständ den Eingriff trotz einiger leichter Verletzungen 
gut, ein sich einstellender Gebärmutterausfluß verschwand in 
kurzer Zeit unter Anwendung Yon Therapogenausspülungen. 
Die Stute wurde nicht mehr gedeckt und zeigte nahezu 2 Jahre 
lang keine Krankheitserscheinungen, bis plötzlich anfangs 
geringgradiges, später stärker werdendes Drängen beim 
Urinieren beobachtet wurde, weshalb der Besitzer tierärzt¬ 
liche Hilfe in Anspruch nahm. Auch war eine zunehmende 
Umfangsvermehrung des Hinterleibes wie bei einem träch¬ 
tigen Tiere zu beobachten. Bei der rektalen Untersuchung 
fühlte sich der Uterus stark mit Flüssigkeit gefüllt an. Die 
vaginale Untersuchung zeigte, daß die Cervix fest ver¬ 
schlossen war, beim Eingehen in dieselbe fand man weiter, 
daß die orale Abteilung des Cervixkanales sogar verwachsen 
war. Oberhalb des Gebärmutterhalses war in der Uterus¬ 
wandung eine dünne Stelle zu fühlen, die ich mit dem Finger 
leicht durchbohren konnte. Hierauf entleerten sich zirka 
25 Liter einer etwas übelriechenden, trüben, gelblichen Flüssig¬ 
keit. Mittels eines in die künstliche Tragsacköffnung einge¬ 
führten Schlauches wurde der Uterus der Stute mehrmals aus¬ 
gespült, worauf bald Heilung eintrat. Bis jetzt sind neuer¬ 
liche Krankheitserscheinungen bei dem Tiere nicht auf¬ 
getreten. 


Erwähnenswerte Fleischbesehanbefunde. 

Von städt. Bezirkstierarzt Deisenhofer, Freising. 

1. Ein in vorzüglichem Ernährungszustand befindliches 
hochträchtiges Jungrind war plötzlich, ohne vorher Krank¬ 
heitserscheinungen gezeigt zu haben, nicht mehr im Stande, 
sich zu erheben, weshalb es notgeschlachtet wurde. Bei der 
Beschau erwiesen sich sämtliche inneren Organe gesund mit 
Ausnahme der linken Bronchialdrüse, die tuberkulös befunden 
wurde. Nach der Spaltung der Wirbelsäule fand sich die 
Ursache des Festliegens: ein wie zerfressen aussehender 
Lendenwirbel war dicht mit Tuberkeln besetzt. 

2. Eine in voller Milchnutzung stehende Kuh konnte 
sich plötzlich nicht mehr von ihrem Lager erheben; außer 
einem schon länger bestehenden Husten w r aren Krankheits¬ 
zeichen nicht zu konstatieren. Die Sektion des notgeschlach- 
teten Tieres ergab ausgebreitete Lungentuberkulose ohne 
sonstige Organveränderungen. Nach der Spaltung der 
Wirbelsäule sah man im Bereiche des Lendenmarkes so¬ 
wohl an den Bückenmarkshäuten als an der Marksubstanz 
zahlreiche hirse- und linsengroße weiche Tuberkeln. 



831 


3. Infolge tuberkulöser Erkrankung war das Gewicht 
einer Kuhleber auf 50 Pfund erhöht. 

Referate. 

Wirth: Kasuistische Mitteilungen aus der medi¬ 
zinischen Klinik an der K. K. Tierärztlichen Hochschule 
in Wien. (Österreich. Monatsschrift f. Tierheilkunde, 1910, 
Nr. 3.) [Fortsetzung statt Schluß.] 

II. EinBeitrag zur Kasuistik bösartiger 
Neubildungen im Rachen des Pferdes. 

Die Untersuchung eines 8 Jahre alten mittelschweren 
Zugpferdes, das seit zirka 14 Tagen schlecht gefressen hatte, 
ergab folgendes: 37,9° Temperatur; Kehlgangslymphdrüsen 
nicht geschwollen; Mäßiger, glasig - schleimiger, beider¬ 
seitiger Nasenausfluß; Nasenschleimhaut höher gerötet; 
16 Atemzüge mit kostoabdominalem Typus; Maulhöhle 
höher temperiert, Schleimhaut gerötet; im Maule größere 
Menge zügigen Schleimes; Futteraufnahme schlecht; gering¬ 
gradige Schlingbeschwerden; Zunge etwas weniger beweg¬ 
lich; Allgemeinbefinden etwas gestört. Diagnose: Chro¬ 
nische Rhinitis und Angina. Im Verlaufe der Behandlung, 
die sich auf Anbringung eines Kehlkopfpolsters, Inhala¬ 
tionen und Bestäubungen der Nasen- und Rachenschleim¬ 
haut mit einem Pulver (Rp.! Acid. boric., Menthol, aa 2,0, 
Sacch. lact. 5,0) mit Hilfe eines Frick’schen Pulverbläsers 
erstreckte, traten die Erscheinungen einer chronischen 
Nasen- und Rachenerkrankung noch deutlicher in den 
Vordergrund. Vom 10. Tage ab trat eine ausgesprochene 
Verschlechterung des Krankheitszustandes ein: Schlechte 
Freßlust, sichtliche Schlingbeschwerden, gelblicher Nasen- 
aüsfluß, stark beschleunigter Puls, 7—8 Atemzüge inspira¬ 
torisch deutlich erschwert; vom 19. Tage ab zeigte das Pferd 
ausgesprochene gestreckte Haltung des Kopfes und Halses; 
obere Halsgegend nicht geschwollen, nicht druckempfind¬ 
lich; Veränderungen in dieser Region durch Palpation nicht 
nachweisbar. Kein Husten; Ausatmungsluft übelriechend, 
was auf eine infolge des erschwerten Abschlingens sich ent¬ 
wickelnde Fremdkörperpneumonie zurückzuführen ist, die 
auch am 20. Tage beiderseits nachweisbar war. Am 22. Tage 
Tod des Pferdes. 

Sektionsbefund: Beiderseitige sehr ausgebrei¬ 
tete Fremdkörperpneumonie, die die Folge eines chronischen 
Prozesses in der Rachenhöhle war; linke retropharyngeale 
Lymphdrüse gänseeigroß vergrößert und seitlich über den 
Kehlkopf ragend, in Verbindung stehend mit einer auf dem 



832 


Zungenbeinast aufsitzenden, wenig beweglichen, nach vorn 
entlang der inneren Seite des linken großen Zungenbein¬ 
astes bis zur Zungenwurzel reichenden Neubildung, die die 
Zungenwurzel ganz ausfüllte und sich zirka 10 cm weit 
gegen die Zungenspitze erstreckte. Neubildung von derber 
Konsistenz, unter dem Messer knirschend mit vereinzelt 
kleinen Eiterherden auf der Schnittfläche. Es handelte sich 
um ein Plattenepithelkarzinom, das vielleicht seinen Aus¬ 
gang vom Plattenepithel der Zungenwurzel genommen hat. 
Metastasen sind im Körper nirgends auffindbar. 

R e s u m e: Die primäre Erkrankung, der karzinoma- 
töse Prozeß im Zungengrunde und in der retropharyngealen 
linken Lymphdrüse, führte zur Produktion eines stets als 
Nasenausfluß nachweisbaren, links in etwas größerer Menge 
vorhandenen glasig-schleimigen Sekrets und einer größeren 
Menge von Mundspeichel, wodurch das Bild einer chro¬ 
nischen Rhinitis und Angina vorgetäuscht wurde. Mit der 
allmählich fortschreitenden Ausbreitung dieses Prozesses 
kam es zu einer Druckwirkung auf den Kehlkopf und Ver¬ 
schiebung des Kehldeckels, wodurch zunächst eine er¬ 
schwerte Atmung, weiters Schlingbeschwerden und ge¬ 
streckte Kopf- und Halshaltung sich bemerkbar machten. 
Die zunehmende Insuffizienz des Kehldeckels war endlich 
das veranlassende Moment zur Ausbildung der Fremdkörper¬ 
pneumonie, an welcher auch das Pferd verendete. 

Der oben beschriebene karzinomatöse Prozeß verlief 
also in Form einer fieberlosen, chronischen, allmählich zu¬ 
nehmenden Atem- und Schlingbeschwerde, an die sich eine 
tödlich endigende Fremdkörperpneumonie anschloß, welches 
Krankheitsbild bei Tumoren in der Rachenhöhle wohl ge¬ 
wöhnlich auftreten dürfte. Rabu s. 

(Schluß folgt.) 


Meißner: Bisherige Beobachtungen bei Kamelen. 

(Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1910, VI u. VII.) 

Verf. gibt eine anatomische und physiologische Be¬ 
schreibung des Kameles, schildert Fütterung, Pflege, Satte¬ 
lung, Verwendungsweise und Krankheiten dieser Tiere 
namentlich unter Bezugnahme auf südwestafrikanische Ver¬ 
hältnisse. 

Das Kamel ist seinem ganzen Wesen nach und wegen 
der ihm eigenen geringen Heiltendenz ein undankbarer und 
schwer zu behandelnder Patient. Störrisch, eigensinnig, 
furchtsam und wehleidig, sträubt es sich schon gegen die 
kleinsten Eingriffe. Die gefürchtetste Krankheit stellt die 



833 


sehr häufige Räude dar. Sie muß möglichst früh und ener¬ 
gisch behandelt werden, sonst verursacht sie Abmagerung, 
tiefgehende Hautveränderungen, subkutane Eiterungen und 
führt schließlich zum Tode. Zuweilen ist prophylaktische 
Behandlung angezeigt. Die Araber bekämpfen die Räude 
durch Auf streichen von erwärmtem Teer. 

Die Haut ist dünn, straff anliegend, blutgefäßarm und 
neigt infolgedessen leicht zu Nekrose. Im Organismus be¬ 
steht besondere Neigung zu Metastasenbildung. KeineWunde 
heilt ohne Eiterung, keine Wunde mit Naht; Nähen ist des¬ 
halb zwecklos. Vernachlässigte Wunden heilen sehr schwer 
und führen unter Umständen zu Sepsis; besonders unange¬ 
nehm sind Wunden in dem leicht verjauchenden Fettgewebe 
des Hökers. Als bestes Mittel zur Beschränkung starker 
Eiterung erwies sich Balsam. Peruvian., der nach vorher¬ 
gegangener Desinfektion mit dem Pinsel in dünner Schicht 
aufgetragen wurde; er hat dabei noch den Vorzug, Insekten 
fernzuhalten. Quetschwunden am Widerrist ziehen sehr oft 
die Dornfortsätze in Mitleidenschaft. Abszesse, die häufig 
metastatischer Natur sind, stellen beim Kamel eine alltäg¬ 
liche Erscheinung dar. Nicht selten sind chronische, indu- 
rierende und eitrige Entzündungen der Hals-, Bug-, Leisten- 
und Wadendrüsen. 

Auf nicht parasitärer Grundlage beruhende Ekzeme 
gibt es oft am Genick durch Ansammlung des Sekretes der 
dort sitzenden Hautdrüsen, sowie an den Hinterschenkeln 
durch Beschmutzung mit Urin. Bedingt durch die eigen¬ 
artige Lage des Penis, der durch die Präputialöffnung nach 
hinten austritt, werden nämlich die Schenkel beim Stallen 
häufig benetzt, zumal während des Marsches. Es empfiehlt 
sich deshalb die Einlegung besonderer Stallpausen. Stärkere 
Ekzeme wurden besonders bei schlechten Futter- u. Wasser¬ 
verhältnissen beobachtet und auf eine größere Konzentration 
des Harnes zurückgeführt. 

Bei Durchfällen war durch Verabreichung von Tinct. 
Opii in Rinderdosis ein nennenswerter Erfolg nicht zu er¬ 
zielen, wohl aber bei zweimaligem Einscliiitten von je 4 g 
Plumb. acetie. in % Liter Wasser. 

Verhältnismäßig zahlreich sind Brüche des Armbeines. 
Infolge ihrer Häufigkeit und des scheinbar ganz unmoti¬ 
vierten Auftretens herrscht allgemein die Ansicht, daß die 
Ursache in der Zusammensetzung der Knochen zu suchen sei. 
Verf. führt jedoch nachstehende Gründe an: Die Armbein¬ 
brüche zeigten die Übereinstimmung, daß sie sich fast nur 
auf hartem, wenn auch ebenem Boden ereigneten. Die 



834 


Knochenwinkelung ist eine stumpfe, die Richtung der 
Knochenachse keine gerade — Radius und Ulna sind, von 
vorne und von der Seite gesehen, stark gebogen —, die Arm¬ 
beine selbst sind meist schmal und lang, die Vorderfüße 
landen nicht schräg, wie beim Einhufer, sondern senkrecht, 
so daß also der Gegenstoß vom Erdboden sehr stark ein¬ 
wirkt. Da Vorarm und Schienbein beim Kanal sehr lang 
sind und sich somit das Verhältnis von Beinhöhe zur Wider¬ 
risthöhe sehr ungünstig gestaltet, so ist zum Überheben der 
Last durch die Länge der Hebelarme ein stärkerer Kraft¬ 
aufwand erforderlich. Zieht man außerdem in Betracht, daß 
die Vorhand durch den Körper, den Hals, den Kopf, den 
Sattel, die großen Packtaschen und den Reiter sehr stark 
belastet ist, daß der Schwerpunkt abwechselnd von rechts 
nach links und umgekehrt verlegt wird, die Schwerpunkt¬ 
linie etwa durch das Querbein fällt, daß die Struktur dieses 
Knochens sich abweichend verhalten kann,daß nach längeren 
Märschen Übermüdung einzelner Muskelgruppen eintritt, 
daß endlich viele der bei der Schutztruppe verwendeten Ka¬ 
mele schon sehr alt und nicht trainiert waren, so dürfte die 
auffallende Erscheinung hinreichend erklärt sein. 

Auch Augenerkrankxingen kamen häufig vor. Solche 
traumatischer Natur entstanden meist bei der Aufnahme 
von Laub dorniger Sträucher oder Bäume. Außerdem leiden 
viele Kamele an einer ätiologisch ebenfalls noch nicht ge¬ 
klärten inneren Augenentzündung, die in ihrem ganzen 
Verlauf große Ähnlichkeit mit der Mondblindheit des 
Pferdes hat. Verf. glaubt, daß es sich hier um sekundäre 
Symptome einer früher einmal überstandeuen Infektion 
handelt. Er sah nämlich bei einigen Tieren neben den 
Augenaffektionen auch ohne nachweisbare Ursache Ödeme 
am Bauch entstehen, ferner vorübergehende Lähmungs¬ 
erscheinungen, Steifheit der Hinterhand und Blutarmut. 

Perniziöse Anämie und Malaria scheinen bei Kamelen 
ebenfalls aufzutreten, wie auch nach Angabe anderer 
Autoren Rotz und Lungenseuche auf sie übertragen werden 
können. L i n d n e r. 


Dr. Bühler: Experimentelle und klinische Unter¬ 
suchungen über Wert und Wirkung des Creolinlinimentes 
bei Ektoparasiten der Haut. (Dissertation aus der veterinär¬ 
medizinischen Klinik in Gießen.) 

B. stellte über die vorgenannte Frage Versuche an 
Kaninchen, Katzen und Hunden an und zog die Behandlung 



835 


klinischer Fälle mit Creolinliniment in der medizinischen 
Veterinärklinik mit in Betracht. 

Aus seinen Versuchen und Beobachtungen zieht er 
folgende Schlüsse: 

1. Zur Tilgung der Ektoparasiten: Haarlinge, Läuse 
und Flöhe eignen sich die aromatischen Verbindungen am 
besten; Federlinge hingegen sind mit ätherischen ölen zu 
behandeln. 

2. Die Anwendung der Antiparasitika in Pulverform 
und wässeriger Lösung ist wegen der unsicheren Wirkung 
tunlichst zu vermeiden. 

3. Die Applikation in Form von Linimenten, die für 
eine sichere Wirkung bürgt, sollte weit mehr gewürdigt 
werden. 

4. Nach den therapeutischen Erfolgen, die sich auf 
zehn prägnante klinische Fälle erstrecken, muß das Creolin¬ 
liniment als ein hervorragendes und absolut sicheres Mittel 
gegen Ektoparasiten der Haut betrachtet werden. 

5. Die Anwendung des Creolinlinimentes (Zusammen¬ 
setzung: Creolin, Sap. kalin. venal. aa 50,0, Spiritus 350,0) 
geschehe drittelweise, wobei am 1. Tag das hintere Drittel, 
am 2. Tag das mittlere Drittel, am 3. Tag das vordere Drittel 
des Körpers mit einer Haarbürste tüchtig eingerieben wird. 
Hunde können in leichteren Fällen auf einmal einge¬ 
rieben werden. 

6. Der dreitägigen Durchreibung hat ein Bad oder Ab¬ 

waschung mit einer x /> —lproz. Lösung von Kal. sulfuratum 
und eine gründliche Hautpflege zu folgen. Endlich ist bei 
schweren Fällen der Aufenthaltsort der Patienten griind- 
lichst zu reinigen. A. 

Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Lage des Schulterblattes und ihr Einfluß auf die 
Stellung und Bewegung der Pferde. 

Bekanntlich besteht die Ansicht, die Lage der Schulter 
des Pferdes sei nur dann eine ideale, wenn sie zur Ver¬ 
tikalen einen Winkel von 45° bilde, v. Nathusius ist 
dieser Meinung zuerst entgegengetreten; nach seinen Prü¬ 
fungen der Schulterlage des Pferdes besteht eine derartige 
schiefe Lage der Schulter des Pferdes überhaupt nicht; 
auch Müller kam bei seinen Beobachtungen der Schulter¬ 
lage der Pferde zu dem Schlüsse, daß bei Pferden ein 
Winkel der Schulter von 45° zur Vertikalen äußerst selten 
ist; er beträgt nach ihm — auch wenn die Schulter stark 
schief hegt — im Durchschnitte 40 bis 42°; de Gaste 



836 


konstatierte bei Renntrabern einen Winkel von nur 20 bis 
33°; er ist der Meinung, daß die Schnelligkeit durch diese 
Lagerung der Schulter gefördert werde. Müller äußerte 
die Meinung, daß Pferde mit steiler Schulter einen längeren 
Schritt haben als solche mit schiefer. 

Müller hat zur Klärung dieser diversen Meinungen 
und Behauptungen eingehende Untersuchungen angestellt 
und kam zu folgenden Schlüssen: 

a) Für einen räumenden, sichern und bequemen Schritt¬ 
gang ist eine schräge Lage der Schulter unbedingt erfor¬ 
derlich und bei Reitpferden in erster Linie notwendig; 

b) für schnellere Gangarten wie Trab und Galopp, so¬ 
wie bei Lastpferden ko mm t es auf eine schräge Lage 
des Schulterblattes und dessen Länge weniger an; 
unter Umständen kann solchen Pferden eine steilere 
Lage von Vorteil sein und die Schnelligkeit begünstigen. 
(Müller-Karlshorst in: Landw. Jahrb., 38 B.) A. 

3. Bayerische MastviehaussteUung. 

Die 3. Bayerische Mastviehausstellung dürfte nach 
den vorläufigen Beratungen in der Kommission der Geschäfts¬ 
stellen für Schlachtviehverkauf des Bayer. Landwirtschafts¬ 
rates in den ersten April-Tagen 1911 stattfinden und zwar 
wenn irgend möglich, in etwas größerem Umfange, als die 
früheren Veranstaltungen. Besonderen Wünschen soll bei 
der nächstjährigen Veranstaltung Rechnung getragen werden, 
indem geplant ist, zwei Abteilungen unter den Ausstellungs¬ 
tieren (Großvieh) zu schaffen, nämlich eine erste, bei der 
die Tiere aus Wirtschaften mit landwirtsch. Nebenbetrieben 
(Brauerei, Brennerei) kommen und eine zweite mit Tieren 
aus rein landwirtsch. Betrieben (mittel- und kleinbäuerlichen). 
Außer dem bisherigen Schlachtwettbewerb sind auch spe¬ 
zielle Ausstellungsabteilungen für Fleisch, sowie Fleisch- 
und Charkutierwaren geplant eventl. auch die Abhaltung 
einer Schinkenkostprobe u. a. m. Für die Prämiierung 
werden namhafte Mittel ausgeworfen. Das spezielle Programm 
wird in einer Beratung Ende November, zu der alle beteiligten 
Kreise geladen werden sollen, definitiv festgesetzt werden. 

Die Milchwirtschaft in Bayern. 

Dem unter diesem Titel vom K. Statistischen Laiulos- 
amte herausgegebenen Berichte entnehmen wir Folgendes: 

Die Zahl der Kühe, die im rechtsrheinischen Bayern 
840 000 im dahre 1810 betrug, hat sich im Laufe des Jahr¬ 
hunderts nahezu verdoppelt; nach der Viehzählung vom 



«37 


Jahre 1907 gibt es in Bayern 1,9 Millionen Kühe. Auch die 
Zahl der Ziegen ist gegen 1810 um das Vierfache gestiegen; 
1907 fanden sich in Bayern 308 000 Stück, darunter 77 Proz; 
erwachsene weibliche Tiere. 

Der Gesamtmilchertrag darf in Bayern schätzungs¬ 
weise auf ca. 40 Millionen Hektoliter veranschlagt werden. 
Nach Abzug von 5 Millionen Hektolitern für die Zwecke der 
Tierzucht stehen noch ca. 35 Millionen Hektoliter zum 
menschlichen Konsum zur Verfügung; dazu kommen noch 
ca. 895 000 Liter Ziegenmilch. 

Interessant ist auch die Mitteilung, daß die Milch¬ 
verarbeitung fast ausschließlich mittels Maschinen erfolgt. 
Wie rasch diese Hilfsmittel Eingang gefunden haben, er¬ 
gibt die Tatsache, daß im Jahre 1908 mehr als 49 000 Zentri¬ 
fugen in Gebrauch waren gegen 6 000 im Jahre 1903. M. 

Original - H-Stollen. 

Ein sehr zweckmäßiges Winterbeschläg läßt sich mit 
Verwendung der von der Firma Leonhardt & Cie. in 
Berlin fabrizierten Original-H-Stollen hersteilen. Nach Be¬ 
richten von Pferdebesitzern verhindern diese Stollen in vor¬ 
züglicher Weise das Ausgleiten der Pferde auf den glatten 
vereisten Straßen; auch sind etwaige Verletzungen der Ex¬ 
tremitäten, Kronentritte etc. meistens nur oberflächlich, nie 
so tiefgehend und gefährlich wie diejenigen mit den son¬ 
stigen spitzen Stollen. M. 


Verschiedenes. 

Haftpflicht des Tierhalters bei Verletzung des Tierarztes. 

Ein hierher gehöriger Fall spielte sich vor kurzem in 
Begensburg ab. Ein Tierarzt wurde bei Behandlung eines 
kplikkranken Pferdes von diesem verletzt. Nach Lage der 
Sache stand dem Tierärzte zu, den Tierhalter haftpflichtig 
zu machen, was auch geschah. In dem anhängig gemachten 
Prozesse lauteten die Urteile des Landgerichtes und des 
Oberlandesgerichtes zu Gunsten des Tierarztes und auch die 
vom Tierhalter schließlich beim Reichsgerichte eingelegte 
Revision wurde zurückgewiesen. — Herr Stabsveterinär 
Föringer - Regensburg wird über den interessanten Fall 
in der „Wochenschrift “ referieren. A. 

Inskriptions-Ergebnis an der Tierärztlichen Hochschule in 
München pro Winter-Semester 1910/11. 

Für das laufende Semester wurden 282 Studierende — 
darunter 14 Fachprüfungskandidaten — und 47Hörer (mim- 



838 


lieh 36 Studierende der Universität und Technischen Hoch¬ 
schule, sowie 11 selbständige Personen), sohin in Summa 
329 Herren immatrikuliert. Ins I. Semester sind 88 deutsche 
Reichsangehörige, sowie 3 Ausländer eingetreten; von den 
ersteren besitzen 69 das Reifezeugnis eines humanistischen 
oder Real-Gymnasiums und 19 das einer Oberrealschule. — 
Nach Nationalitäten ausgeschieden treffen auf Bayern 237, 
Preußen 17, Württemberg 12, Baden 28, Braunschweig 1, 
Oldenburg 1, Sachsen-Meiningen 1, Sachsen-Koburg-Gotha 2, 
Sachsen-Weimar 1, SachsenAltenburg 1, Mecklenburg- 
Schwerin 2, Elsaß-Lothringen 5, Herzogtum Anhalt 1, Ham¬ 
burg 2, Bremen 1, Lübeck 1, Österreich-Ungarn 4, Finn¬ 
land 2, Schweiz 1, Luxemburg 1, Bulgarien 7, Serbien 1. 


Maul- und Klauenseuche. 

Die Seuche ist neu ausgebrochen: am 18. November 
in Dierbach, B.-A. Bergzabern; am 19. November in 
Schottenstein, B.-A. Staffelstein, in Landstuhl, 
B.-A. Homburg; am 20. November in Gallenhaus, B.- 
A. Kaiserslautern; am 21. November in Börrstadt, B.-A. 
Rockenhausen, im Viehhofe zu Nürnberg, in Dorf¬ 
haus, B.-A. Forchheim, in Enkenbach,' B.-A. Kaisers¬ 
lautern ; am 22. November in Willmers weile r, B.-A. 
Germersheim, in Barbelroth u. Oberhausen, B.-A. 
Bergzabern; am 23. November in Hesselbach, B.-A. 
Kronach, in Kapsweyer, B.-A. Bergzabern; am 24. No¬ 
vember in Eppstein, B.-A. Frankenthal, in Ober¬ 
lang e n s t a d t, B.-A. Kronach, in Otterstadt, B.-A. 
Speyer, Kapfham, B.-A. Griesbach; am 25. November in 
Winden, B.-A. Germersheim, im Schlacht- und Viehhof 
Nürnberg; am 26. November in Prosselsheim, B.-A. 
Kitzingen; am 28. November in Unterfarrnbach, B.-A. 
Fürth. 

Am 19. November waren in 4 Regierungsbezirken 
(Oberbayern, Pfalz, Oberfranken und Mittelfranken), 24 
Distriktsverwaltungsbezirken und 60 Gemeinden 294 Ge¬ 
höfte verseucht. 


Bttcherschau. 

Deutscher Veterinär-Kalender für das Jahr 1910—1911. 

XXII. Jahrgang. Herausgegeben in 3 Teilen von Prof. 
Pr. R. Schmält z, Geh. Regierungsrat. Mit Beiträgen 
von Veterinärrat Dr. Arndt, Bezirkstierarzt Dr. El- 
1 i n g e r, Bezirkstierarzt Hartenstein, Sohlachthof- 
dircktor Koch, Professor Regenbogen, Obervete¬ 
rinär S c h a d e, Prof. Pr. Schlegel, Veterinärrat 



Dr. Steinbach und Professor T a p p e r. Berlin 1910. 

Verlagsbuchhandlung von R. Schötz. 

Der Inhalt des Deutschen Veterinär-Kalenders für das 
Jahr 1910/11 weist gegenüber demjenigen der letzten Aus¬ 
gabe verschiedene Erweiterungen und Ergänzungen auf, 
besonders im zweiten Teile. So wurde in diesen Teil ein¬ 
gefügt das neue preußische Reichskassengesetz, die neue 
Prüfungsordnung für preußische Kreistierärzte, die Militär¬ 
veterinärordnung, ein Muster einer tierärztlichen Standes¬ 
ordnung, Satzung der Braunschweigischen Tierärztekammer 
u. s.w. Die Kapitel über Behandlung der wichtigsten Krank¬ 
heiten, das Verzeichnis der Arzneimittel, sowie das Kapitel 
„Bakteriologische Diagnostik“ im 1. Teile des Kalenders 
wurden zum Teil ergänzt, zum Teil wesentlich bereichert, 
außerdem wurde in diesen Teil eine neu vervollständigte 
Tabelle der Pferdezuchtsbrandzeichen eingefügt. 

Die XXII. Ausgabe des allseitig beliebten Kalenders 
hat durch die voraufgeführten Zugaben und Ergänzungen 
für den Zweck, bei den verschiedensten Anlässen des tier¬ 
ärztlichen Berufes ein Ratgeber zu sein, an Wert gewonnen 
und es wird das Kompendium den Kollegen höchst will¬ 
kommen sein. A. 


Schaper’s Taschenbuch der Tierärztlichen Hochschulen des 
Deutschen Reiches. X. Jahrgang 1910. 

Die stets zum Semesteranfang erscheinende Gratis¬ 
gabe der bekannten Verlagsbuchhandlung stellt ein prak¬ 
tisches Nachschlagewerk über die gesamten Einrichtungen 
und Verhältnisse an den Hochschulen und den tierärztlichen 
Abteilungen an den Universitäten dar. Als Buchschmuck 
sind Porträts der Professoren Dr. v. Sußdorf - Stuttgart 
und Dr. K ü nnemann - Hannover beigegeben. M. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dem Regierungstierarzt, Tierzucht¬ 
inspektor Probst wurde der Preußische Kronorden IV. Klasse 
verliehen; Professor Dr. G. Lorenz, Obermedizinalrat in Darmstadt 
den Charakter als Geheimer Obermedizinalrat; Professor Dr. W. 
Pfeiffer in Gießen das Ritterkreuz I. Klasse des Großh. Hes¬ 
sischen Verdienstordens Philipps des Großmütigen. 

Ernennungen: Knapp Georg, Distriktstierarzt in Wald- 
kirchen (Niederbayern) zum Grenztierarzt dortselbst; Eder Franz 
in Ergoldsbach und Wirt hl Wolfgang in Gangkofen zu Distrikts¬ 
tierärzten dortselbst. 

Wohnsitzveränderungen: Herold Franz von Ham¬ 
melburg als Vertreter nach Weißenhorn; Hoerning Martin von 
München als prakt. Tierarzt nach Endorf bei Prien; P r o n a t h 
Joseph von München als bezirkstierärztlicher Assistent nach Neu¬ 
stadt a. H. 



840 


Approbationen: in Berlin die Herren B 1 ü m e 1 Gustav 
aus Schroda, Blume Adolf aus Göthen, Grommelt Rudolf aus 
Schlodien, Hofman n Georg aus Nürnberg, 0 s i n s k y Bronislaus 
aus Stuhui-Abban, Plötner Willy aus Ottendorf und Rave Her¬ 
mann aus Kaiser Wilhelmskoog; in Hannover die Herren Hammer¬ 
mann Dietrich aus Nordtrup, Keune Heinrich aus Hagen, Pi- 
gulla Heinrich aus Laband, Tr ei Harms aus Neermoor und 
W i 11 m s Harms aus Heerenland. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
A s c h e n b r e n n e r Eugen in Fürth, Frank Wilhelm in Murr¬ 
hardt, Miller Ernst in Syke, Schneeberger Richard in Idar 
und Wolff Erwin in Göthen. 



Auf Grund neuerer Untersuchungen nach Vorschrift 
-von Tierarzt Dr. Jüterbock hergestellt. - 


Alleinige Fabrikanten: Bacillolwerke Hamburg. 



Prunk von .1. o 11e k w i n t c r , München. — Kommissionsverlag: M. Rfeger*ohe 
rnivcrsiUttubuchhAndlung. München, Odoonsplfttj? 2 











Münchener 



(frlllier: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 

54. Jahrg. München, den 13. Dezember 1910. Nr. 50. 


Inhalt: Originalartikel: Kränzle: Kurze Mitteilungen aus 
der Praxis. — Dr. Liohtenstern: Uber Syngamus trachealis bei 
Gänsen. — Bittner: Mitteilungen aus der Praxis. — Eichner: 
Gebärpareseähnliche Erkrankung bei einer Kuh. — Geyer: Ein 
Fall von Gebärneurose beim Riud. — Schiller: Gasphlegmone 
bei einer Kuh. — Referate: Wirth: Kasuistische Mitteilungen 
aus der medizinischen Klinik an der K. K. Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Wien. (Schluß.) Bächstädt: Resultate der Behandlung 
mit Josorptol. Dr. Ehinger: Beiträge zur Resorptionsfähigkeit 
der tierischen Haut für Salicylpräparate. — Tierzucht und 
Tierhaltung: Über das Belegen der Stuten vor dem neunten 
Tage der Rosse. Deckhengste für das bayerische Landgestüt. — 
Verschiedenes: Professor Johne f. Beseitigung von Tier¬ 
kadavern. Margarinevergiftungen. Stand der Maul- und Klauen¬ 
seuche. — Bücherschau. — Druckfehlerberichtigung. — 
Personalien. 


Kurze Mitteilungen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt K r ä n z 1 e, Mering. 

Zur Wirkung des Jodipins. 

1. Eine Stute erkrankte im Anschluß an Druse an 
einer sehr heftigen metastatischen Pneumonie. Nach einigen 
Tagen trat stinkender Nasenausfluß auf; das Exspirium 
wurde hochgradig fötid. Das Tier hatte ziemlich hohes 
Fieber und war hei sehr geringer Freßlust äußerst matt. 
Bei Perkussion der Brusthöhle zeigte sich beiderseits an 
mehreren Stellen ein deutlich tvmpanitischer Ton, in der 
Mitte der linken Seite konnte man eine etwa mannsfaust¬ 
große Lungenkaverne nachweisen; an dieser Stelle war 
nämlich der Ton der olla rupta zu konstatieren. Die 
Auskultation ergab überall klein- bis großblasige feuchte 
Rasselgeräusche, die im Bereiche der Taverne brodelnd und 
zischend waren. Versuchsweise injicierte ich dem als un¬ 
heilbar eraehteteten Pferde 50 g einer 25°/oigen Jodipin- 




842 


lösung. Überraschender Weise war bereits nach einigen 
Tagen eine deutliche Besserung zu konstatieren, indem 
sowohl der üble Geruch der Exspirationsluft geringer wurde, 
als auch die Perkussion und Auskultation günstigere Re¬ 
sultate ergaben. Nun gab ich nochmals die gleiche Dosis 
Jodipins mit der Absicht, die Injektion nach zwei Tagen 
zu wiederholen. Die Besserung schritt jedoch so fort, daß 
das geplante Verfahren nicht mehr nötig war und das Pferd 
nach weiteren 14 Tagen geheilt aus der Behandlung ent¬ 
lassen werden konnte. 

2. Eine nicht minder frappante Wirkung des Jodipins 
hatte ich in folgendem Falle zu konstatieren: Ein Pferd 
war unter hochgradig ikterischen Erscheinungen erkrankt: 
Die Sklera des Auges war orangegelb verfärbt, die Blut¬ 
gefäße erwiesen sich sehr stark injiciert; dabei bestand 
leichtes Fieber und Appetitlosigkeit. Das Tier war äußerst 
matt und ging schwankend. Das Sensorium war getrübt, 
ähnlich wie bei Schlafsucht. Nach zwei Injektionen von 
Jodipin war das Pferd in kurzer Zeit wieder hergestells. 


Neubildungen in der Bauchhöhle im Anschluß 

an Druse. 

Bei einem Pferde des Gutsbesitzers G. inTh. das sehr 
stark an Druse erkrankt war, stellte sich trotz aller Behand¬ 
lung kein Appetit ein, so daß das Tier fort und fort mehr ab¬ 
magerte. Bei der rektalen Untersuchung desselben stellte 
ich in der Bauchhöhle eine sehr große Neubildung fest, 
deren gesamter Umfang nicht abgetastet werden konnte. 
Ein kleinerer, etwa hühnereigroßer Tumor lag weiter nach 
rückwärts gegen die Beckenhöhle zu. Das Tier wurde ge¬ 
schlachtet; leider war es mir nicht möglich zu erfahren, 
welcher Art die Neubildungen waren. 

Ein ähnliches Vorkommnis war bei einem zweijährigen 
Pferde zu beobachten, das vom Kgl. Stammgestüt Achsel¬ 
schwang nach überstandener Druse abgegeben worden war, 
weil es sich dort nicht erholte, sondern im Nährzustand 
zurückblieb. Auch hier stellte ich intra vitam eine über 
mannskopfgroße, viellappige Neubildung fest, die von der 
Leber ausging. 

Einen dritten leichteren Fall im Anschluß an Druse 
bekam ich bei einem Pferde des \\ irtes L. in B. zur Be¬ 
handlung. Es handelte sich hier um eine halbhühner- 
eigrobe Neubildung am Darm, die auf innerliche Verab¬ 
reichung von Jodkali wieder verschwand. 



843 


Intermittierendes Hinken. 

Ein Pferd zeigte kurz nach dem Kaufe am rechten 
Hinterfuß Symptome des intermittierenden Hinkens, die 
bald so stark auftraten, daß das Tier nach einer Bewegung 
von nur 10 Minuten Dauer zusammenstürzte und nur mit 
Unterstützung wieder in den Stall zurückgebracht werden 
konnte. 

Die betreffende Extremität war nach der Bewegung 
vollständig gelähmt und fühlte sich kalt an; Diagnose: 
Thrombose der Schenkelarterie. Da durch Behandlung 
Heilung nicht zu erwarten stand und da zudem nach einigen 
Tagen auch am linken Hinterfüße Lähmungserscheinungen 
auftraten, wurde das Tier geschlachtete Bei der Fleisch¬ 
beschau erwies sich die Muskulatur des rechten Hinterfußes 
hochgradig anämisch, fast wie gekocht; beide Beckenarterien 
waren mit alten, schmutziggrauen, krümeligen Thromben 
wie ausgegossen; die rechte Darmbeinschenkelarterie war 
durch einen frischen hellroten Thrombus in großer Aus¬ 
dehnung fast vollständig verstopft. Auch in der linken 
Darmbeinarterie fanden sich bereits mehrere frische, kleine 
Thromben. 


Bauchbruch bei einem Pferde. 

Ein Pferd wurde während des Liegens von dem da¬ 
nebenstehenden auf den Bauch getreten. Im Anschluß 
daran entstand ein Bauchbruch von so riesigen Dimensionen, 
daß das Tier geschlachtet werden mußte. 


Morbus maculosus nach Hämoglobinämie. 

Ein achtjähriges Pferd des Bauern S. in H. war beim 
Durchgehen auf eine Egge gestürzt und hatte sich hiebei 
eine ziemlich große Verletzung an der Stirne zugezogen. 
14 Tage später wurde das Tier wieder eingespannt und er¬ 
krankte jetzt an Hämoglobinämie, obwohl es täglich etwas 
bewegt worden war. Patient befand sich bereits wieder auf 
dem Wege der Besserung, als am 4. Krankheitstage Er¬ 
scheinungen des Petechialfiebers auftraten, dem das Pferd 
nach weiteren drei Tagen erlag. Morbus maculosus im Ge¬ 
folge bezw. als Begleiterscheinung vonHämoglobinämie dürfte 
zu den Seltenheiten gehören. Vielleicht war die Blutflecken¬ 
krankheit durch eine toxische Substanz bedingt, die sieh 
in den noch nicht vollständig verheilten Wundstellen an 
der Stirne bildete? 



844 


Parotitis gangraenosa bei einer Kuh. 

Eine Kuli erkrankte an septischer Ohrspeicheldrüsen- 
entzündung, die hochfieberhaft verlief und wegen der durch 
starke Anschwellung des ganzenKopfes bedingten Erstickungs¬ 
gefahr zur Notschlachtung des Tieres führte. Die Parotis 
und die stark geschwollene Umgebung derselben zeigte sich 
mit zahlreichen, stinkenden und jauchigen Eiterherden 
durchsetzt. 


Coenurusblase im verlängerten Mark eines 

Rindes. 

Ein Jungrind des Bauern W. in M. hielt den Kopf eigen¬ 
tümlich stets nach der rechten Seite geneigt. Dabei war 
es bei gutem Appetit und zeigte keine Depressionserschei¬ 
nungen. Das gut genährte Tier wurde an den Metzger ver¬ 
kauft. Bei der Fleischbeschau fand ich in der Medulla 
oblongata eine Blase des Coenurus cerebralis. 

Über Syngamns trachealls bei Gänsen. 

Von Dr. Georg Lichtenstern. 

Syngamns trachealis zur Familie der Strongyliden 
und damit zur Ordnung der Nematoden gehörig verursacht 
durch sein Vorkommen in der Trachea der jungen Hühner, 
Gänse, Fasanen u. s. w. eine epizootische Krankheit des 
Junggeflügels, die fast ausnahmslos letal für die erkrankten 
Tiere endet. Begünstigt durch die zahlreichen Nieder¬ 
schläge des Sommers trat diese Krankheit in Höfen auf, 
deren Gänsewciden häutigen Überschwemmungen ausgesetzt 
waren. Die Erscheinungen bieten nichts Typisches; ins- 
besonders holen Erscheinungen von seiten des Respirations- 
aj»parates weg. Auffallend ist die rasch eintretende be¬ 
deutende Kachexie, die verursacht werden kann entweder 
durch .Stoffwechselprodukte der Endoparasiten oder durch 
den Blutentzug seitens derselben. Eine Heilung der er¬ 
krankten jungen Gänse konnte ich nicht beobachten. 
Die Anzahl der in der Trachea vorhandenen Rundwürmer 
war ohne Einfluß auf. die Schwere der Krankheit. Die 
Krankheit trat im Sommer auf ; eine Disposition bestimmter 
Rassen liegt nicht vor, dagegen erkranken mit Vorliebe 
jugendliche Tiere. Über die Entstehung der Krankheit 
konnte ich positive Anhaltspunkte nicht gewinnen. Die 
Diagnose intra vitam läßt sich auf folgende Weise bequem 
steilen: Wenn man bei seitlicher Beleuchtung des gestreckten 
Gänsehalses den Schnabel öffnet, kann man tief hinab in 



845 


die Trachea sehen und es ist die Belichtung, die durch 
Federn, Haut und Trachea eindringt, ausreichend, um 
eventuell vorhandene Endoparasiten direkt beobachten zu 
können. Man kann auf diese Weise durch die Stimm¬ 
ritzen mittels langer Kanülen Medikamente eiubringen; 
ich versuchte es mit Kaliumpikronitikumlösungen, ohne 
einen Erfolg zu haben. Am wirksamsten erwies sich die 
räumliche Trennung der gesunden von den kranken Tieren, 
die Vermeidung von überschwemmten Laufplätzen und 
sorgfältige Vernichtung der verendeten Tiere. 


HUtteilnngen ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Bittner, Leeder. 

Sarkom der Düten bei einer Kuh. 

Eine gut genährte Kuh des einfarbigen Gebirgsvieh- 
sehlages zeigte Erscheinungen wie sie bei Coenurus- 
erkrankungen beobachtet werden. Die Perkussion des 
Schädels ergab namentlich im oberen Teil der Nase leeren 
Schall. Nach der Schlachtung fand sich hier eine ca. 
2 Pfund schwere mit der Umgebung fest verwachsene Neu¬ 
bildung, die in der Tierärztlichen Hochschule in München 
als Sarkom erklärt wurde. 


Botryomykotischer Abszeß im Netz einer Stute 
Bei einem 5jährigen Pferd entfernte ich operativ ein 
Botryomykom im Kehlgange. Nach einiger Zeit zeigten 
sich neue Wucherungen, die jedoch wieder verschwanden. 
2 Monate später erkrankte das Tier unter den Symptomen 
einer Bauchfellentzündung und verendete. Bei der Sektion 
fand sich neben Peritonitis im großen Netz ein Abszeß, in 
w r elehem die Erreger des Botryomvkoms nachgewiesen 
werden konnten. 


K r a m p f z u s t ä n d e v T ährend der Rosse. 

Eine rossige Stute zeigte hochgradige Erregungs¬ 
zustände, verbunden mit tetanischen Krämpfen. Beim 
geringsten Geräusche schreckte das Pferd zusammen, 
spreizte die Beine wie beim Starrkrampf und geriet am 
ganzen Körper in Sclnveiß. Nach Verabreichung von 
Bromkalium verschwanden die Krämpfe; Recidive ist 
nicht eingetreten. 

Lähmung des N. facia 1 is. 

Im Juli d. J. wurde mir eine siebenjährige gut ge¬ 
nährte Fuchsstute zugeführt bei deren Untersuchung sich 



846 


der folgende Befund ergab: Die Ohrenmuschel der linken 
Seite steht horizontal, die Augenlidspalte dieser Seite ist 
schmal, die Nasenflügel sind schlaff, < die Oberlippe ist 
nach rechts verzogen. Futter wird langsam aufgenommen; 
das Kauen erfolgt schwer. Die Behandlung bestand in 
kalten Duschen. Das Wasser wurde mittels Schlauch aus 
einer Wasserleitung zugeleitet. Nach 14 Tagen verschwand 
die Schiefstellung des Ohres und der Oberüppe, desgleichen 
die Parese des Augenlides. 

Gebärpareseähnliche Erkrankung bei einer Kuh. 

Von Distriktstierarzt Eichner, Nesselwang. 

Ich wurde zu einer Kuh, die vor 7 Monaten gekalbt 
hatte und wieder trächtig war, gerufen mit dem Berichte, 
das Tier könne sich nicht mehr erheben und schlafe fort- 
wälirend. Am Abend vorher, so wurde mir weiter mit¬ 
geteilt, war eine ziemlich bedeutende Schwellung eines 
Euterviertels aufgetreten, doch war die Futteraufnähme 
noch gut. Nach mehrmaligem Einreiben mit einer Euter¬ 
salbe verschwand diese Anschwellung bis zum nächsten 
Morgen wieder. Dagegen nahm das Tier bei der Morgen¬ 
fütterung nur mehr wenig Futter auf; auch die Milch¬ 
sekretion war fast vollständig sistiert. Im Laufe des Vor¬ 
mittags begann die Kuh plötzlich zu schwanken, legte 
sich mittags nieder, ohne wieder aufzustehen. Die De¬ 
pressionserscheinungen nahmen allmählich zu, der Kopf 
wurde in die Seite gelegt und die Augen ständig ge¬ 
schlossen gehalten. — Die Untersuchung ergab: 37° Tem¬ 
peratur, Puls 100, klein, doch regel- und gleichmäßig, 
Atmung etwas verlangsamt. Die nicht bedeckten Körper¬ 
teile fühlen sich kalt an; Peristaltik auf beiden Seiten 
gut hörbar; Kot trocken, Blase mäßig gefüllt. Das Euter 
ist sddaff, die Milchsekretion sistiert, Entzündungs¬ 
erscheinungen sind am Euter nicht wahrnehmbar. Das 
Tier erhielt eine Coffeininjektion. Nach einiger Zeit trat 
Wiederkauen ein und vorgehalteues Futter wurde langsam 
aufgenommen. 4 Stunden später erhob sich die Kuh ohne 
Hilfe und zeigte fast keine Schwäche mehr. Nach einigen 
Tagen gab sie auch die gleiche Milchmenge wie vor der 
Erkrankung. 

Ein Fall von Gebärnenrose beim Rind. 

Von Distriktstierarzt Geyer, Mitterfels. 

Bei einer Kuh traten am 3. Tage nach der Geburt 
eigenartige Erscheinungen auf, die den Besitzer veranlaßten, 




tierärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Kuh 
begann plötzlich in den Barren zu beißen und das Nach¬ 
bartier zu belecken. Nach einiger Zeit beleckt sie sich 
selbst ununterbrochen in der rechten Ellenbogengegend. 
Die Kuh mußte zu diesem Zwecke fortwährend auf 3 Beinen 
stehen und sich so stark abbiegen, daß sie jeden Augen¬ 
blick umzufallen drohte; aus dem Stalle geführt, schwankte 
sie hin und her. Ich ließ dem Tiere Eis auf den Kopf 
legen und machte Luftinfusionen ins Euter wie bei Gebär¬ 
parese. Nach einigen Stunden waren die genannten Er¬ 
scheinungen vollständig verschwunden und das Tier wieder 
genesen. 

Gasphlegmone bei einer Kuh. 

Von Kgl. Bezirkstierarzt a. D. Schiller, Eichstätt. 

Ich wurde zu einer Kuh gerufen, die angeblich seit 
drei Tagen mäßigen und wählerischen Appetit gezeigt hatte 
und bei welcher plötzlich Anschwellungen am rechten Hinter¬ 
schenkel aufgetreten waren. Die Untersuchung ergab, daß 
die wohlgenährte, zirka 6 Monate trächtige Kuh vom rechten 
Hinterschenkel bis zur Lende hinziehend beim Darüber¬ 
streichen knisternde Anschwellungen aufwies. Die Tempe¬ 
ratur betrug 39,5 0 C. Das Tier wurde vorläufig separiert 
und von weiteren Maßnahmen abgesehen. Am nächsten Tag 
hatte diese Gasphlegmone riesig zugenommen und sich auf 
beiden Seiten über Rücken, Bauch und Brustwandungen 
ausgedehnt, so daß die Haut stellenweise fausthoch von der 
Unterlage abgehoben war. Da Appetit und Kotabgang mäßig 
unterdrückt waren, wurde ein Abführmittel verabreicht. In 
die Schwellungen machte ich an verschiedenen Stellen etwa 
8 cm lange Hautschnitte und ließ diese öfters mit Wasser¬ 
stoffsuperoxydlösung gründlich durchtränken. Nach 5 Tagen 
waren die Anschwellungen wieder völlig verschwunden. 
(Jahresber. baver. Tierärzte.) 


Referate. 

W i r t h: Kasuistische Mitteilungen aus der medi¬ 
zinischen Klinik an der K. K. Tierärztlichen Hochschule 
in Wien. (Österreich. Monatsschrift f. Tierheilkunde, 1910, 
Nr. 3.) [Schluß.] 

III. Stille Wut. — Genuine Kiefer- 

1 ä h m u n g. 

1. Die Untersuchung eines Foxterriers, der plötzlich 
tags zuvor eine ausgesprochene Lähmung des Unterkiefers 



848 


bekam, ergab nichtiges törtes Allgemeinbefinden, Aufmerk¬ 
samkeit auf die Umgebung, keine Schreckhaftigkeit, keine 
Bissigkeit, wohl aber etwas weniger Lebhaftigkeit. Maul 
wird otfen gehalten; Unterkiefer hängt schlaff herab: Em¬ 
pfindlichkeit der Kopfhaut deutlich herabgesetzt; "Reflex¬ 
bewegungen am Kopfe und den vorderen Extremitäten in 
verstärktem Grade auslösbar; spontane Nahrungsaufnahme 
unmöglich, weshalb dem Tiere Milch mit der Magensonde 
eingeflößt wurde. Am folgenden Tage schien es, als ob die 
Lähmung gegen die vordere Extremität weiter vorgeschritten 
wäre. Tags darauf lag der Hund ohne jedwede Erregungs¬ 
zustände apathisch im Käfig; erst als man ihn herausnehmen 
wollte, stieß derselbe plötzlich ein hohes, langgezogenes, 
gellendes Geheul aus und versuchte zu schnappen. Am 
ti. Tage trat der Tod ein, ohne daß der Hund weitere auf¬ 
fallende Erscheinungen gezeigt hätte. Obduktionsbef und: 
Akute hämorrhagische Magendarmentzündung; chronische 
Endokarditis der Klappen; in den Rückenmarkshäuten Ge¬ 
fäße sehr stark mit Blut gefüllt; im Rückenmark, besonders 
in der grauen Substanz, zahlreiche, kleine, punktförmige 
Blutungen, die besonders im Bereich des zweiten Hals¬ 
wirbels sehr zahlreich und ausgeprägt waren. In den Ammons¬ 
hörnern wenig kleine Negri’sche Körperchen. Die mit Ge¬ 
hirn-Emulsion geimpften Versuchstiere gingen binnen 20 
Tagen an Wut ein. 

2. Im Gegensalze zu obigem Ealle konnten bei einem 
mit Lähmung des Unterkiefers der Klinik übergebenen 
Hunde am 3.Krankheitstage folgende Symptome konstatiert 
werden: Tier lebhaft, zutraulich und aufmerksam; häufiges 
Winseln und Bellen bei unveränderter Stimme; Empfind¬ 
lichkeit der Kopfhaut überall erhalten, nur geringgradig 
herabgesetzt; Steigerung von normal nachweisbaren Re¬ 
flexen nicht vorhanden. Am 8. Krankheitstage Besserung 
der Lähmung, so daß der Hund selbst Nahrung aufnehmen 
konnte. 


Bächstädt: Resultate der Behandlung mit Josorp- 
tol. (Tienirztl. Rundschau, 1910, Nr. 38.) 

1. Zwei Pferde, die einen sehr starken Nageltritt 
sich zugezogen hatten, so daß sehr heftige Lahmheit bestand, 
wurden nach Ereilegen des jeweiligen Stichkanales. anti- 
septischem Ilufbad und täglichem Verband mit Josorptol 
1:3. Ol. Terebinth. in verhältnismäßig kui*zer Zeit voll¬ 
ständig hergestellt. Das .Josorptol-Terpentiuöl wirkte hier 



849 


erweichend auf das in der Umgebung der Verletzung be¬ 
findliche Horn, so daß letzteres, soweit es durch Sekret und 
Eiter unterminiert und losgelöst ist, leicht entfernt werden 
kann. Außerdem wirkte es in hohem Grade desinfizierend 
und förderte bei eingetretener Eiterung diese, sowie die 
Demarkation und Bildung eines gesunden Granulations¬ 
gewebes. 

2. Bei akuter S e h n e n e n t z ü n d u n g ist eine 
Einreibung von 15,0 Josorptol 3 Minuten lang zu empfehlen. 
24 Stunden nach erfolgter Einreibung lege man einen Wat fe¬ 
verband mäßig fest an und entferne denselben nach 0 bis 8 
Tagen wieder. 

3. Gegen Pi u tore n t z ii n d u n g einer Stute leistete 
eine einmalige Einreibung von Josorptol 12,0, Lanolin 15,0 
recht befriedigende Dienste. 

4. Austamponieren der Hauttasche mit Josorptol 1,0, 
Ol. Terebinth. 3,0 bei einer p e n e t r i e r e n d e n Wu n d e 
des Vorder f n ß w u r z e 1 g e 1 e n k e s bewirkte äußerst 
rasche Heilung. 

Resu me: Josorptol wirkt sowohl als scharfes wie 
auch als resorbierendes Mittel und ist dem Üngt. cantharid. 
ac-re. vorzuziehen. Wirkt gleichmäßig, sicher und ist stets 
vollständiger Haarersatz nach Abstoßung der Punreibungs- 
sehorfe zu erwarten. Bei Schleimbeutel- und Sehnenscheiden¬ 
verletzungen, sowie Wunden mit Taschenbildung hat sich 
die Verbindung mit Ol. Terebinth. 1: 3 als desinfizierendes 
und granulationsbeförderndes Mittel brillant bewährt. 

Kabu s. 


Dr. Ehinger: Beiträge zur Resorptionsfähigkeit der 
tierischen Haut für Salicylpräparate. (Dissertation aus der 
vet.-med. Klinik der Universität Gießen.) 

Über den vorstehenden Gegenstand stellte E. Versuche 
am Pferd, Rind, Sclmf, Hund und Kaninchen an. Er be¬ 
nutzte hierzu die zwei neuen Salicylpräparate: Saposalicylat- 
Bengen und Salenuni purum. Die Einreibung der Medika¬ 
mente geschah an verschiedenen Stellen der Körperober¬ 
fläche, jedoch stets so, daß Ablecken oder Abstreifen der¬ 
selben seitens der Versuchstiere nicht stattfinden konnte. 
Zur P'eststellung der Aufnahme der Salicylsäure durch die Maut 
oder des Gegenteiles wurde das Vorhandensein oder Fehlen 
der Salicylsäurereaktion im Harm* der Versuchstiere mittels 
der Päsenchloridreaktion geprüft. Diese Prüfung ermöglichte 



850 


auch den Nachweis der Dauer der Ausscheidung der Salicyl- 
säure durch den Urin, und die Intensität dieser Reaktion 
gab annähernden Aufschluß über die Menge der resorbierten 
Salicylsäure. Dabei beobachtete man ferner, ob und wann, 
und in welchem Grade die zu prüfenden Medikamente eine 
schädigende Wirkung auf die Haut ausüben. 

Die Eisenchloridreaktion anbelangend, führt E. nach 
Walther aus: Der Harn wird gekocht, mit einigen Tropfen 
konzentrierter Salzsäure versetzt, filtriert, zur Hälfte mit 
Wasser verdünnt. Hierauf setzt man einen Tropfen einer 
10prozentigen Eisenchloridlösung bei, worauf eine mehr 
oder weniger blau-violette Färbung eintritt. Die Resultate 
faßt E. in folgenden Sätzen zusammen: 

1. Von der intakten Haut des Pferdes, Rindes, Schafes, 
Hundes und Kaninchens wird sowohl Saposalicvlat 
als auch das Salenum purum resorbiert. 

2. Saposalicylat hat dem Salenum purum gegenüber den 
Vorzug der schnelleren und intensiveren Resorption 
von Seiten der Haut. 

3. Die Ausscheidung der Salicylsäure durch den Harn 
bei mittleren und höheren Dosen ist durchschnittlich 
in 30 Stunden beendet. 

4. Die geringste Menge der eingeriebenen Präparate, 
welche sich noch im Harn nachweisen läßt, beträgt 
bei den Versuchen 



mit Sa 

posalicylat und mit S 

alenum p 

beim 

Pferd 

0,016 g 

0,06 g 


Rind 

0,013 g 

0,05 g 

»t 

Schaf 

0,008 g 

0,25 g 

N 

Hund 

0,017 g 

0,55 g 


Kaninchen 

0,04 g 

0,2 g 


pro Kilo Körpergewicht berechnet. 

5. Hautschädigende Einwirkung auf die Applikations¬ 
stellen hatte keines der beiden Präparate. A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Über das Belegen der Stuten vor dem neunten Tage 

der Rosse. 

Lehndorff 1 ) sagt in seinem Werke ,Handbuch für 
Pferdezüchter 1 : „Die Rossigkeit bei Fohlenstuten äußert sich 
in der Regel am siebten oder achten Tage nach dem Ab¬ 
fohlen und pflegt dann bis zum 9. oder zehnten Tage an- 

') .Handbuch für l*ferdezücliter‘, 1909, S. 16. 



851 


zuhalten, weshalb sich die große Mehrzahl solcher Stuten 
am achten oder neunten Tage wieder decken läßt; es gibt 
aber auch Stuten, welche nur am vierten oder fünften Tage 
nach dem Fohlen rossen und dann monatelang auf Wieder¬ 
kehr der Rosse warten lassen; da es erfahrungsgemäß fest- 
stelit, daß die Stuten während der ersten Zeit nach dem 
Abfohlen am leichtesten befruchtet werden und daß die 
Rossigkeit während des Säugens seltener wiederkehrt, als 
bei güsten Stuten wird man gut daran tun, solche Stuten 
schon am fünften Tage nach dem Abfohlen zu decken.“ 

Schwarzen ecke r 8 ) äußert sich über die Rosse und 
das Belegen von Stuten wie folgt: „Am geeignetsten zur 
Wiederbedeckung von Fohlenstuten gilt fast allgemein der 
neunte Tag nach dem Gebären, doch kann man auch, 
wenn Zeichen von Rossigkeit vorhanden sind, einen früheren 
Tag z. B. den fünften oder siebten nach dem Abfohlen 
wählen“ ; und an einer anderen Stelle 3 ) sagt S.: „Man kann 
als durchschnittliche Dauer der Rossigkeit acht Tage an¬ 
nehmen.“ 

Nach Franck 4 * ) dauert die Rossigkeit der Stute im 
Mittel acht Tage. „Es ist Tatsache, so äußert Franck, daß 
die Stute 5—9 Tage nach der Geburt, selbst ohne daß sie 
ausgesprochene Zeichen der Brünstigkeit zeigt, den Hengst 
annimmt und befruchtet wird; die Befruchtung findet sogar 
sicherer statt, wenn die Begattung am fünften Tage nach 
der Geburt stattgefunden hat, als wenn dieses später ge¬ 
schieht.“ 

Nach Epple 6 ) währt die Rosse nur bis fünf und nach 
Fiedler 6 ) 5—7 Tage. Ersterer erklärt, daß die Stuten 
am sichersten am 7.—8. Tage nach dem Abfohlen conci- 
pieren. In Marbach kommen die Fohlenstuten am achten 
Tage zum Hengste. 

v. Nathusius 7 ) sagt: „Die Dauer der Rosse beträgt 
1—2 Tage.“ Übrigens, so fügt er bei, können die Samen¬ 
fäden Stunden und Tage nach dem Begattungsakte noch 
befruchten. N. rät, die Stute schleunigst dem Hengste zuzu¬ 
führen , sobald die Brunst sicher erkannt wird. Wenn 

4 ) Schwärzenecker: ,Pferdezucht., Rassen, Züchtung und 
Haltung der Pferde 1 , 1902, S. 407. 

s ) Ibidem, S. 408. 

*) .Handbuch der tierärztlichen Geburtshilfe 1 , 1901, S. 66 und 67. 

s ) Zitiert nach Francks .Geburtshilfe 1 , S. 67. 

6 ) Ibidem S. 68. 

’) ,Die Pferdezucht unter besonderer Berücksichtigung des 
betriebswirtschaftlichen Standpunktes 4 , 1902, S. 151. 



852 


Nathusius von nur zweitägiger Dauer der Brunst spricht, 
so .meint er wohl nur diejenige Zeit, zu welcher sich die 
Symptome der Brunst am auffälligsten äußern. 

In demselben Sinne ist auch die Angabe von Hoff¬ 
man n 8 ) aufzufassen, nach welcher die einmalige Dauer der 
Rosse nur 12—36 Stunden währt. Im Weitern erwähnt 
Hoff mann bezüglich derZeit, zu welcher die Stuten auf¬ 
nehmen das Folgende: Im Allgemeinen gilt, daß die Stute 
am neunten Tage nach der Geburt wieder aufnehme. Es 
herrschen hierüber aber verschiedene Ansichten. Bei ein¬ 
zelnen Stuten tritt die Rosse schon 5—7 Tage nach der 
Geburt ein. 

v. öttingen 9 ) ist der Ansicht, daß die Rosse bei der 
Stute neun Tage dauert und bezeichnet als den günstigsten 
Tag zur Bedeckung den neunten Tag nach der Geburt ; in 
Ausnahmefällen läßt v. öttingen Stuten schon am siebten 
oder achten Tage, zuweilen schon am dritten Tag nach dem 
Abfohlen decken, v. 0. beobachtete, daß Stuten am dritten, 
vierten und fünften Tage nach der Geburt deutlich roßten, 
aber nicht mehr als sie gedeckt werden sollten. Weiter 
konstatierte er, daß viele Stuten erst am zehnten, elften 
Tag nach dem Fohlen roßten; daß ferner die Rosse nach 
Frühgeburten (319 Tagen) erst 15—20 Tage nach der Ge¬ 
burt eintrat. Es gibt nach ihm auch Stuten, die nur 
1,2 oder 3 Tage rossen; solche werden nach dem Eintritte 
der Brunst sofort gedeckt und an einem der folgenden 
Tage nochmal, v. Öttingen empfiehlt Stuten, die nicht auf¬ 
nehmen wollen, mit zwei Hengsten unmittelbar nacheinander 
decken und hierbei den gewünschten Hengst als zweiten 
verwenden zu lassen. Solche Stuten läßt von öttingen vor 
dem Decken eine halbe Stunde abtraben. Wenn säugende 
Stuten nicht aufgenommen haben, oder nicht gedeckt wurden, 
so empfielilt es sich nach v. ö. diesen bei der zweiten Rosse 
zwei oder drei Sprünge zu geben und zwar den zweiten 
Sprung am dritten Tag der Rosse, oder, wenn kein Hengst 
frei ist, am vierten oder fünften Tage. 

Die zweite Rosse dauert nach ö. nicht so lange als die 
erste; es ist deshalb der zweite Sprung früher zu geben und 
für den Fall, daß die Stute doch noch weiter roßt, erhält sie 
den dritten Sprung am achten oder neunten Tage. A. 

(Schluß folgt.) 

"I .Spezielle Pferdezucht 4 , 1902, S. 96. 

41 ) ,l)ie Zucht des edlen Pferdes 4 , 1908, 8. 311 und folgende. 



853 


Deckhengste für das bayerische Landgestut. 

Der Kgl. Landstallmeister Freiherr von Aufseß und 
der Landesgestütstierarzt, Kgl. Regierungsrat Pröls über¬ 
nahmen jüngst in Leer (Ostfriesland) 30 im Juni für das 
bayerische Landgestüt angekaufte Hengste. Die Preise für 
Beschäler schwankten zwischen 2000—3600 Mk. 


Verschiedenes. 

Professor Johne f. 

Am 5. Dezember verschied in Kleinsedlitz bei Pirra 
unerwartet, ohne vorgängiges Krankenlager der Geheime 
Medizinalrat, Professor Dr. Johne. 

Beseitigung von Tierkadavern. 

Der dem Reichstage vorgelegte Gesetzentwurf, betr. 
die Beseitigung von Tierkadavern lautet: 

§ 1. Die Kadaver oder Kadaverteile aller gefallenen 
oder getöteten Pferde, Esel, Maultiere, Maulesel, Tiere des 
Rindgeschlechts, Schweine, Schafe und Ziegen sind, soweit 
nicht ihre Verwertung zugelassen wird, unschädlich zu be¬ 
seitigen. 

Inwieweit und in welcher Weise eine Verwertung von 
Kadavern imd Kadaverteilen zulässig ist, bestimmt der 
Bundesrat. 

§ 2. Die unschädliche Beseitigung hat durch Ver¬ 
graben an geeigneten Stellen zu erfolgen, soweit sie nicht 
durch hohe Hitzegrade (Kochen oder Dämpfen bis zum 
Zerfall der Weich teile, trockene Destillation, Verbrennen) 
oder auf chemischem Wege bis zur Auflösung der Weich¬ 
teile geschieht. In letzteren Fällen können die gewonnenen 
Erzeugnisse als Futtermittel für Tiere, Düngermittel oder 
in anderer Weise, jedoch nicht zum Genüsse für Menschen 
verwendet werden. 

§ 3. Dem Landesrechte bleibt Vorbehalten für die 
unschädliche Beseitigung weitergehende Vorschriften als im 
§ 1 Absatz I und im § 2 enthalten sind, zu erlassen, sowie 
das Abdeckereiwesen einschließlich des Betriebs der An¬ 
lagen zur gewerbsmäßigen Beseitigung oder Verarbeitung 
von Kadavern und tierischen Teilen in Abweichung von 
der Gewerbeordnung zu regeln. 

§ 4. Die Landesregierungen sind befugt, Vorschriften 
zur Ausführung der §§ 1 und 2 zu erlassen. Dabei können 
sie bestimmen, daß die Vorschriften dieses Gesetzes auch 
auf die Kadaver totgeborener Tiere und anderer Tierarten 
als der im § 1 genannten Anwendung finden. 



854 


§ 5. Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz sowie 
gegen die auf Grund der §§ 1, 3, 4 dieses Gesetzes erlassenen 
Vorschriften werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder 
mit Haft bestraft. 

§ 6. Die Vorschriften über die Beseitigung von Tier¬ 
kadavern, die in den Reichsgesetzen über die Bekämpfung 
der Rinderpest und anderer Viehseuchen sowie über die 
Schlachtvieh - und Fleischbeschau und in den dazu er¬ 
lassenen oder noch zu erlassenden Ausführungsbestimmungen 
enthalten sind, bleiben unberührt. 


Margarinevergiftungen. 

In Hamburg und in der weiteren Umgebung Ham¬ 
burgs, in Altona, Elmshorn, Neumünster und den südlichen 
Teilen Schleswig-Holsteins, sind eine Anzahl Vergiftungen 
infolge des Genusses von Margarine vorgekommen. In Ham¬ 
burg belief sich am 2. Dezember die Zahl der Erkrankungen 
auf 175. 4 Personen sind gestorben. Auch in Düsseldorf 

und Dortmund sind Margarinevergiftungen vorgekommen. 
Die Vergiftungen sollen durch ein von der Hamburger 
Firma Molir & Cie. hergestelltes Margarine-Präparat „Backa“ 
verursacht worden sein. Es sind eingehende Untersuchungen 
zur Feststellung im Gauge, ob bei der Herstellung der Backa- 
Margarine giftiges Material verwendet wurde, oder ob Fehler 
bei der Fabrikation der Margarine vorgekommen sind. 

Stand der Maul- und Klauenseuche. 

Die Seuche ist neu ausgebrochen am 29. November 
in Altheim, B.-A. Landshut, in Bruckhof, B.-A. 
Griesbach, in Hergersweiler, B.-A. Bergzabern; am 
30. November in S t e i n w e i 1 e r, B.-A. Germersheim. 

Bttcherschau. 

Jahresbericht über die Leistungen auf dem Gebiete der 
Veterinärmedizin. Herausgegeben von Professor Dr. med. 
und phil. Ellenberger, Dresden und Dr. med. et med. 
vet. W. Schütz, Berlin. Redigiert von Ellenberger und 
Otto Zietschmann. Neunundzwanzigster Jahrgang (Jahr 
1909). Berlin 1910. Verlag von Aug. Hirschw r ald. 

Der Bericht für das Jahr 1909 umfaßt in 20 Abtei¬ 
lungen 436 Seiten, w r ol>ei erwähnt werden muß, daß der 
größere Teil des Inhaltes in Kleindruck gegeben ist. 

Wie die früheren Berichte, so bringt auch die gegen¬ 
wärtige Mitteilung über alle im Verlaufe des Berichtsjahres 
in der Literatur der einzelnen Kulturstaaten aufgeführten 



855 


Leistungen auf dem Gebiete der Veterinärmedizin und den 
verwandten Gebieten. 

Der Ellenberger-Schütz’sche Jahresbericht muß als 
eine hochschätzbare Erscheinung auf dem Gebiete unserer 
Literatur bezeichnet werden. Nur mittels des Studiums 
dieses Berichtes wird es dem in der Praxis vielbeschäftigten 
Tierarzte möglich, sich über den Stand unserer Wissen¬ 
schaft auf den einzelnen Gebieten zu unterrichten und so 
auf dem Laufenden zu bleiben. Der Inhalt der Berichte 
dient ihm aber auch als Ratgeber in den verschiedensten 
Fragen der beruflichen Tätigkeit; den literarisch tätigen 
Kollegen sind die Berichte ein ausgezeichnetes unentbehr¬ 
liches Hilfsmittel zur Orientierung über die Anzahl und 
den Inhalt der über einen bestimmten Gegenstand vor¬ 
handenen literarischen Arbeiten. Die Benutzung der Jahres¬ 
berichte erspart außerordentlich viel Zeit und Mühe. Die 
Berichte sind daher für den Tierarzt ein unersetzbarer Weg¬ 
weiser sowohl für das wissenschaftliche als praktische Wirken 
und können nicht genug empfohlen werden. A. 


Vademecum für die tierärztliche Geburtshilfe. Von Dr. 

Albert Scheibel, Kreisveterinärarzt. Hannover 
1910. Verlag von M. u. H. Sehaper. Preis geb. 2,25 dl. 

Das Büchlein enthält auf 93 Seiten Taschenbuchformat 
in gedrängter Kürze so ziemlich alles, was zum Gebiete der 
Geburtshilfe gehört. Trotzdem dürfte der Wunsch des Ver¬ 
fassers im Vorwort, „das Vademecum soll dem jungen Tier¬ 
arzt, der zur Geburtshilfe gerufen wird, als 
kurzer Ratgeber dienen, o b und wie er eingreifen soll“, 
nicht wörtlich zu nehmen sein. 

Im übrigen kann das Werkchen Studierenden als Repe¬ 
titorium oder zur Einführung für die praktischen Übungen 
empfohlen werden, da der Text klar und leicht verständlich 
ist und durch einfache, aber instruktive Abbildungen er¬ 
läutert wird. M. 


Drnckiehlerberichtignng, 

ln Nr. 49 Seite 836 Zeile 6 und Zeile 17 von oben soll es 
lauten „Möller“ statt „Müller“ 

Personalien. 

Auszeichnung: Dem Kgl. Ministerialrat, Professor Dr. 
Vogel wurde das Oftizierskreuz des Sächsischen Albrechtsordens 
verliehen. Professor Dr. Pfeiffer-Gießen erhielt das Ritterkreuz 
I. Klasse des Großh. Hessischen Verdienstordens Philipp des Gro߬ 
mütigen. 



856 


Wohnsitz verän derung: Dr. Meßcnzell Karl von 
Königshofen nach I laßflirt (Unterfr.) 

Nieder lasung: Mayr Hermann aus Miesbach in Feldkirchen 
bei Westerham (Obby.) 

Approbationen: in Dresden die Herren Greyer Walter 
aus Chemnitz und Heinke Pani aus Dresden. 



Auf Grund neuerer Untersuchungen nach Vorschrift 
-von Tierarzt Dr. Jüterbock hergestellt. - 


Alleinige Fabrikanten: Bacillolwerke Hamburg. 


Zentralinstitut für Tierzucht 



Enthält Heilstoffe (Agressine und SchutzstofFe (Toxine), womit 
eine langanhaltende Immunität erreicht- wird. 

Bewährt hat sich die Impfung tragender Sauen, um die 
Ferkel zu immunisieren. 

Dosis: Ferkel 2— 4 ccm. Sauen 10ccm. — Preis: 10 ccm 1.20 Mk., 
30 = 3.20 Mk., 50 = 5.30 Mk., 100 ccm = 10.50 Mk. u.s.w. 
Besondere Herstellung auf Grund der Einsendung von Organen. 

Zeugnisse auf Anfrage gerne zu Diensten. 47 [52] 

Berlin S.W. 48, Wilhelmstr. 128. Dr. Kirstein. 


Druck von I ^otteswinter, München. — Kommissionsverlag: M. R leger sehe 
i’niversiüUsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 











Münchener 



(früher: Wochenschrift für Tierheilknnie und Viehzucht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. M. Albrecht. 


54. Jahrg. München, den 20. Dezember 1910. Nr. 51. 

Inhalt: Abonnementseinladung. —Originalartikel: Speiser: 
Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Referate: Barnick: 
Die Verrenkung der Kniescheibe. Dr. Poppe: Zur Frage der 
Übertragung von Krankheitserregern durch Hühnereier. Zugleich 
Beitrag zur Bakteriologie des normalen Eies. — Tierzucht 
und Tierhaltung: Über das Belegen der Stuten vor dem 
neunten Tage der Rosse. (Schluß.) Welcher Milchertrag ist für 
die Rentabilität der Milchviehhaltung notwendig? — Ver¬ 
schiedenes: Professor Johne f. Kgl. Tierärztliche Hoch¬ 
schule Stuttgart. Frequenz an der Tierärztlichen Hochschule 
in Berlin. Deutscher Veterinärrat. Dr. med. dent. Vermächtnis. 
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 3. Dezember 
1910. — Personalien. 


-A-Tooaaxiements-E in-lad/cm-gr. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochen¬ 
schrift durch die Post beziehen, geht mit nächster Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Züsendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das I. Semester 1911 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863 2 in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
4 M. Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Rieger- 
sche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 


Karze Mitteilungen aas der Praxis. 

Von prakt. Tierarzt Speiser, Nürnberg. 

Das bronchiale Asthma des Pferdes. 

In fünf Fällen konnte ich im vorigen Jahre bronchiales 
Asthma infolge chronischer Bronchitis und Lungenemphysenis 
bei Pferden beobachten. Die Erscheinungen waren: Erhöhte 
Atmungsfrequenz (20—24 Züge pro Minute in der Ruhe 






858 


unter .starker Beteiligung der Flanken und Erweiterung der 
Nüstern), 42—46 Pulse und nur in einem Falle während 
einiger Tage mäßiges Fieber (39,5° (I). Pie Perkussion 
ergab beiderseits leicht tympanitischen Schall, die Auskul¬ 
tation verschärftes Vesikuläratmen, über den ganzen Brust¬ 
korb verteilt, hauptsächlich aber im oberen Drittel pfeifende, 
giemende und knisternde Geräusche. Der leicht auslösbare 
Husten war matt. Schleim wurde teils nur spärlich, teils in 
großen Mengen in Gestalt von geballtem, weißlich-grauem 
Sputum mit den Hustenstößen durch die Nase ausgeworfen. 
Bei zwei Pferden bestand so hochgradige Atemnot, daß schon 
nach wenigen Schritten Bewegung auf ebenem Terrain deut¬ 
licher Lufthunger auftrat. Bei sämtlichen Pferden konnte 
auch eine deutlich ausgeprägte Nervosität beobachtet werden. 
Die Tiere waren ängstlich und schreckhaft, ein Pferd biß 
während oder nach den häufigen Hustenanfälleu in den 
Barren. Es wäre interessant zu eruieren, ob diese Nervosität 
auch bei Tieren eine Folge oder die Ursache des hoch¬ 
gradigen Asthmas ist, nachdem beim Menschen Nervosität 
und Asthma in ursächlichen Zusammenhang gebracht werden 
konnten *). Beziehungen zwischen beiden sind nicht so ohne 
weiteres von der Hand zu weisen, wenn man bedenkt, daß 
die Sektiousergebnisse (mäßige Volumenzunahme der 
Lungen, oft nur in den Vorderlappen Erscheinungen des 
vesikulären Emphysems, nur relativ spärliche oder gar 
keine Exsudatmassen in den Bronchien) eigentlich in gar 
keinem Verhältnis zu der intra vitam aufgetretenen hoch¬ 
gradigen Atembeschwerde stehen. 

Die Behandlung bestand neben Verabreichung 
von großen Dosen der üblichen Expektorantien in sub¬ 
kutanen Injektionen von 10 %igem Jodipin (1—3 Dosen 
von je 100 g). Während ich in früheren Jahren mit dieser 
Therapie verschiedene sehr befriedigende, anhaltende Er¬ 
folge erzielte, konnte im vergangenen Jahre nur bei zwei 
Pferden eine erhebliche Besserung konstatiert werden, 
während drei andere geschlachtet werden mußten. 

B ii e k e n m arkserschiitterung bei eine m 

Pferde. 

Ein Pferd zog sieh durch einen heftigen Sturz infolge 
Stolpern* über die Schwelle der Stalltüre eine Ersehütte- 

*) Ich konnte auch beobachten, daß die Schwankungen des 
Luftdruckes (gemessen am jeweiligen Barometerstand) einen Einfluß 
auf das bronchiale Asthma halten ; wenn ich mehr Material gesammelt 
habe, werde ich darüber berichten. 



859 


rung des Rückenmarkes zu. Es wurde aufgehoben und mit 
großer Mühe in den Stall zurückgebracht. Hier blieb es 
drei Tage lang unbeweglich stehen; es rührte weder spontan 
ein Bein, noch konnte ein Fuß mit Gewalt aufgehoben 
werden, das Pferd stand vielmehr wie an den Boden ge¬ 
nagelt da. Habei war das Bewußtsein ungetrübt, der Appetit 
gut, Futter- und Getränkaufnahme erfolgten in normaler 
Weise. Nach 3 Tagen gelang es, das Pferd etwas zur Seite 
zu drängen und mit Mühe einen Vorderfuß aufzuheben. 
Nach weiteren zwei Tagen konnte das Tier bei sorfältigster 
Unterstützung aus dem Stalle geführt werden. Es ging 
stark taumelnd, daneben bestand völlige Ataxie. Nadel¬ 
stiche wurden auf der rechten Seite mehr gefühlt wie links. 
Der Zustand besserte sich allmählich dergestalt, daß 18 Tage 
nach dem Unfall die Bewegung ziemlich flott, von statten 
ging. Die Ataxie war noch nicht vollständig geschwunden: 
das Pferd gebrauchte wiederholt die Extremitäten der einen 
Seite gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander. Einen 
Monat nach dem Unfall konnte das Tier wieder zu leichter 
Arbeit auf hartem Boden verwendet werden. Erst jetzt 
legte sich das Pferd auch nachts wieder nieder. 

Beitrag zur Kasuistik der Anwendung der 
elastischen Ligatur bei der Behandlung 

der Stollbeule. 

Ein 9 Jahre alter Rappwallach war bereits 1908 von 
einem Kollegen und mir wegen Stollbeule behandelt worden. 
Es gelang, sie zur Resorption zu bringen; später trat jedoch 
Rezidive mit Fluktuation auf, sowie nach einer Inzision 
starke Sekretion; doch bildete sich die Geschwulst nach 
längerer Behandlung auch diesmal wieder zurück. Nach¬ 
dem im heurigen Frühjahr wieder starke Schwellung und 
Eiterung entstand, band ich die nunmehr fast doppelfaust¬ 
große Stollbeule, da der Besitzer einer Radikaloperatioti 
nicht zustimmte, mittels elastischer Ligatur ab, was ver¬ 
hältnismäßig leicht gelang, da die Beule von ihrer Um¬ 
gebung' durch einen deutlichen Hals abgesetzt war. Nach 
8 Tagen nekrotisierte nicht nur die abgebundene Stollbeule, 
sondern auch die Haut rings um die Ligatur herum durch¬ 
schnittlich 2—3 Finger breit, offenbar infolge zu starker 
Spannung durch die Ligatur, so daß nach dem Abfallen 
bezw. Abschneidm der Stollbeulenreste eine doppelthand¬ 
große Wundfläche im Durchmesser von 25: 30 cm vorhanden 
war. Die noch restiorenden Teile des Stoffbeutels konnten 



860 


mit dem scharfen Löffel und Höllenstein leicht entfernt 
werden. Die Überhäutung dieser großen Wundfläche er¬ 
folgte unter austrocknender Behandlung mit 5 feigem 
Pyoktaninstreupulver bezw. Pyoktaniuspirituslösung in Alt¬ 
wechslung mit Xeroformpulver und 20 %iger Tannoform- 
salbe glatt in 4 Monaten, so daß nur mehr über dem Ellen¬ 
bogenhöcker eine zirka fünfmarkstückgroße haarlose Narbe 
bestehen blieb. 

Die gesamte übrige ehemalige Wundfläche ist mit 
normaler Haut und normalem Haarkleid bedeckt und in 
geradezu idealer Weise verheilt, so daß das erzielte Resultat 
befriedigte. 

Zerreißung der Achillessehne bei einem 

Hunde. 

Ein 11 jähriger Jagdhund lahmte plötzlich nach dem 
Apportieren eines Hasen hochgradig auf dem rechten Hinter¬ 
füße. Er hielt die Extremität im Sprunggelenke stark ge¬ 
beugt, beim Auftreten berührte sie fast bis zum Fersenbein¬ 
höcker den Boden. Die Untersuchung ergab eine Zerreißung 
der Achillessehne an ihrer Übergangsstelle aus dem Mus- 
eulus gastroenemius. Das Sprunggelenk wurde ad maximuni 
gestreckt und ein Streckverband angelegt, den ich aus 
Stärkegaze, Schienen und Drahtgipsbinden herstellte. Nach 
der Erhärtung konnte der Hund den Fuß belasten und be¬ 
nützen. Der Verband blieb 4 Wochen liegen. Nach seiner 
Abnahme zeigte sich die Ruptur geheilt und jegliche Lahm¬ 
heit verschwunden. Die Sehne war jedoch doppelt so stark 
als die des anderen Fußes, außerdem bestand eine erhebliche 
Verdickung des Sprunggelenkshöckers. Auf Massage mit 
Obigem Jodvasogen verschwanden auch diese Verände¬ 
rungen. 


Z w e i Fälle von Tuberkulose bei Papagei e n. 

Ich hatte Gelegenheit zweimal die genannte Erkran¬ 
kung bei Papageien zu konstatieren. Bei dem einen sehr 
traurigen, stark abgemagerten Tiere bestand mäßige Atem¬ 
not; außerdem waren in- und exspiratorische, pfeifende, 
schnurrende, rasselnde Geräusche schon auf Entfernung 
festzusteilen. Der zweite Vogel hot bei der Untersuchung 
einen sehr grotesken Anblick. Bei ihm bestand sowohl am 
Kopf, Hals und Kumpf, insbesondere aber um den Schulter¬ 
gürtel ein bullöses Emphysem der Epidermis, dergestalt, 
daß dieselbe an diesen Partien vom Körper bezw. “Von der 
Üntis in inner seidenpapierdünnen, mehrfach abgesetzten 



861 


Blase, die sehr lichtdurchlässig war, sich abgehoben hatte. 
Die Federn waren größtenteils, namentlich an den Kuppen 
der Blase, ausgefallen, oder sie steckten stark gesträubt in 
der Haut. Nach Angabe des Besitzers soll diese klrschei- 
nung in den letzten Monaten in mehrwöchentlichen Perioden 
aufgetreten und wieder verschwunden sein. In der Zwischen¬ 
zeit bot der Papagei angeblich stets ein normales Aussehen 
und war relativ munter und bei Appetit, während er mit 
dem Auftreten des Emphysems hinfällig wurde. Der bullöse 
Zustand der Haut dauerte stets einige Tage. Die Erschei¬ 
nung, die offenbar zu den Luftsäcken in Beziehung stand, 
konnte als vikariierendes Emphysem bezeichnet werden. 
Der Papagei ging zu Grunde; bei der Sektion wurde das 
Vorhandensein von Tuberkulose festgestellt. 

Ve rwendung der Bierhefe in der T h e r a p i e. 

Aus der Brauerei bezogene flüssige Bierhefe, welche 
täglich frisch erhalten werden konnte, wurde bei verschie¬ 
denen Erkrankungen mit wechselndem Erfolge versuchs¬ 
weise angewendet. Da sie Pferde wegen des schlechten Ge¬ 
schmackes freiwillig nicht nahmen, ließ ich die liefe ent¬ 
weder als Einguß oder als Latwergeform mit Syrup in täg-. 
liehen Dosen von 250—400 g geben. Bei eintretendein Durch¬ 
fall setzte ich mit der Verabreichung kurze Zeit aus. 

Während bei Staupe der II u n d e die Erfolge 
zweifelhaft waren, konnte in mehreren Drusefällen, 
insbesondere bei einer sehr schweren P h a r v n x a ti g i n a, 
lediglich nach Verabreichung dieses Mittels als Latwerge 
alsbaldige Besserung und in zirka 10 Tagen völlige Heilung 
beobachtet werden. Außerdem gelangte ein Fall von echtem 
Pruritus beiin Pferd nach mehrwöchentlicher Hefe¬ 
kur zu vollständiger Abheilung. Das betreffende Pferd, 
ein 12 Jahre alter Rappwallach, stand bereits in den Jahren 
1907 und 1908 wegen eines vermeintlichen Ekzems mit hoch¬ 
gradigem Juckreiz in meiner Behandlung. An verschiedenen 
Körperstellen, hauptsächlich an den Ganaschen, dann in der 
Schultergegend, am Rücken, an der Kruppe, am Vorarm 
und an den Oberschenkeln bestanden ausgedehnte Substanz¬ 
verluste, sowie starke Sekretion. Die entzündeten Haut- 
steilen heilten trotz der Anwendung der verschiedensten 
Medikamente (Naphthalan, Ichthyol, Dermatol, Xeroform 
etc.) in Salbenform oder als Streupulver nur sehr langsam 
ab. Dabei bestand sowohl bei Tage, besonders aber während 
der Nacht hochgradiger Juckreiz. Das Pferd rieb sieb an 
allen nur erreichbaren Gegenständen und benagte sich an 



862 


allen ihm zugänglichen Körperstellen, so daß es infolge der 
fortgesetzten Unruhe auch im Ernährungszustände zurück¬ 
ging. Eine im Vorjahre systematisch durchgeführte Arsenik¬ 
kur brachte nur vorübergehende Besserung. In diesem 
Jahre machte ich nun die Beobachtung, daß das Pferd leiden¬ 
schaftlich die völlig intakte, nicht entzündete Haut an den 
verschiedensten Stellen benagte, daß also der Juckreiz die 
primäre und die Hautentzündung eine sekundäre Erschei¬ 
nung war. Das Pferd erhielt nun bei Unterlassung jeder 
weiteren Behandlung 6 Wochen lang täglich einen Schoppen 
flüssiger frischer Bierhefe mit dem Erfolge, daß schon nach 
3 Wochen der Pruritus völlig verschwunden war. Nach 
weiteren 4 Wochen waren auch die entzündeten Hautstellen 
abgeheilt und mit glänzend schwarzen Haaren bedeckt. 


Referate. 

B a r n i c k: Die Verrenkung der Kniescheibe. (Tier¬ 
ärztliche Rundschau, 1910, Nr. 39.) 

Folgende Methoden des Einrenkens von verrenkten 
Kniescheiben haben sich bewährt und können deshalb em¬ 
pfohlen werden: 

1. Bei jüngeren Tieren und kurzer Dauer der be¬ 
stehenden Verrenkung hat p 1 ö t z 1 i c h e s Zurücktreten 
oder plötzliches Herüberrücken des Hinterteiles von 
der gesunden nach der kranken Seite Zurückspringen der 
dislocierten Patella bewirkt. 

2. Man lege einen Beigurt um das Kötengelenk der 
kranken Gliedmaße, führe denselben über den Widerrist, 
lasse von 2—3 auf der gesunden Seite des Pferdes stehenden 
Männern den kranken Fuß nach vorn und oben ziehen, 
während der Operateur durch kräftiges Abheben der Knie¬ 
scheibe zu Hilfe kommt. Diese Methode gelingt nur bei 
ruhigen Pferden. 

3. Als Ultima ratio bleibt nur die Einrenkung am 
liegenden Pferde übrig, dem man Stunde vor der Ope¬ 
ration 0,5 Morphium subkutan und 50,0 Chloralhydrat rektal 
verabreichen soll. Anseilen des oben liegenden kranken 
Fußes und Beugeversuche von 2—3 am Widerrist liegenden 
Männern, wobei der Operateur gleichzeitig Abheben der 
Patella versucht. Manchmal springt dieselbe schon mit 
knackendem («eräuseh ein, wenn der Huf kaum bis zur 
Fnterhrust gelangt ist; manchmal aber bleibt der Fuß pfahl¬ 
artig >teif. auch wenn er lös zur Seitenbrust hochgezogen ist. 
Dringend Ft von einem verstärkten Hochziehen abzuraten 



863 


(Gefahr einer Obersehenkelfraktur!). In solchen Fällen 
lasse man den bis zur Unterbrust wieder nachgelassenen Fuß 
fixieren und gebe dem Tiere einen kräftigen, wohlge¬ 
zielten Peitschenhieb auf den Unterschenkel; durch die 
hierauf folgende Abwehrbewegung wird der Fuß gebeugt 
und die Kniescheibe springt mit deutlichem Knacken ein. 
Beim Auf stehen muß der Fuß angespannt nach vorn ge¬ 
halten werden, da sonst leicht Rezidive eintritt. R a b u s. 

Dr. Poppe: Zur Frage der Übertragung von Krank¬ 
heitserregern durch Hühnereier. Zugleich Beitrag zur Bak¬ 
teriologie des normalen Eies. (Sonderabdruck aus „Arbeiten 
aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte“.) 

Verf. stellte auf Veranlassung des Geheimrates 
Dr. Ostertag eine Reihe Untersuchungen über diesen 
Gegenstand an. Zunächst bezogen sich dieselben auf 
das Vorkommen von Bakterien im Eiweiß und Dotter 
von Eiern gesunder Tiere; dann prüfte P. die Beziehungen 
der Darmbakterien des Huhnes zu der Bakterienflora des 
Hühnereies; die dritte Reihe der Versuche befaßte sich mit 
der Möglichkeit der Verbreitung von Krankheitserregern 
durch Hühnereier. Im speziellen studierte P. hier die Ver- 
schleppbarkeit der Geflügelcholera durch Eier und außei’dem 
wurden auf die Verschleppbarkeit bezügliche Versuche mit 
Rotlaufbazillen und mit Paratyphusbazillen angestellt. 

Die für den Pathologen und Hygieniker gleich inter¬ 
essanten und wichtigen Ergebnisse der Arbeit faßt Verf. 
wie folgt zusammen: 

1. Das normale Hühnerei kann unter gewöhnlichen 
Verhältnissen Keime enthalten. Die Infektion des Hühner¬ 
eies mit Keimen kann durch Beschmutzung der Schale des 
fertigen Eies und durch Eindringen in das in der Bildung 
begriffene Ei erfolgen. Bewegliche Luft- und Fäzeskeime 
können durch die unversehrte Schale des fertig gebildeten 
Eies hindurchwandern. Mikrokokken und unbeweglichen 
Bakterien scheint diese Fähigkeit unter gewöhnlichen Ver¬ 
hältnissen (unverletzte Schale, trockene Aufbewahrung) 
picht zuzukommen. 

Die Ilauptquelle des Keimgehaltes normaler Eier liegt 
in einer Infektion während ihrer Bildung. Namentlich bei 
der Begattung können Bakterien aus dem Kloakeninhalt in 
den Eileiter übertreten, wodurch eine Infektion des Eiweißes 
und Dotters möglich ist. Hierdurch erklärt es sich, daß 
frisch gelegte Eier unbegatteter Tiere sich überwiegend als 



864 


keimfrei erwiesen, während Eier begatteter Tiere in der 
Regel keimhaltig sind. 

Im Eiweiß und Dotter der keimhaltigen frischen, so¬ 
wie der nachträglich infizierten älteren Eier kommen Sta¬ 
phylo- und Streptokokken, sowie Bazillen vor. 54 c /( der 
von mir untersuchten Eier waren keimhaltig. Was das 
Häufigkeitsverhältnis der in den Eiern gefundenen Bak¬ 
terien anbelangt, so betrugen die Staphylokokken 60—70 >r, 
die Streptokokken und Bazillen je 14—20 % der Gesamt¬ 
zahl der gefundenen Keime. 

Pathogene Bakterien waren im Eiweiß und Dotter 
der von mir untersuchten normalen Hühnereier nicht nach¬ 
zuweisen. 

2. Im Hühnerdarm sind außer zahlreichen Kokken¬ 
arten und Bazillen der Subtilis- und Proteusgruppe, sowie 
dem obligaten B. coli besonders häufig Spielarten dieses 
Bakteriums zugegen, die von dem typischen B. coli durch 
das Fehlen einer oder mehrerer kultureller Eigenschaften 
abweichen. Im Eileiter fanden sich von den vorgenannten 
Darmbakterien nur die Kokken und das Bakterium putriduin 
non liquefaciens. 

3. Die Verbreitung von Krankheitserregern durch 
Hühnereier kann durch Eier, die den Infektionsstoff auf 
ihrer Schale tragen, und durch solche Eier erfolgen, die in 
ihrem Inhalte pathogene Keime enthalten. In letzterem 
Falle kann es sien wieder um eine Infektion von der Ei¬ 
schale aus oder bei der Bildung des Eies handeln. 

Für die Verschleppbarkeit von Krankheitserregern 
durch Bakterien, die mit Kot, Blut und anderen Ausschei¬ 
dungen kranker Tiere auf die Schale gelangt sind und dieser 
anhaften, ist ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren 
Einflüssen, namentlich gegenüber der Austrocknung, von 
entscheidender Bedeutung. Für die Erreger der Geflügel¬ 
cholera kommt diese Verbreitungsart nur in beschränktem 
Maße, in Frage, weil die Geflügelcholerabazillen in Kot auf 
Eiern bald zu Grunde gehen, ln den geschilderten Ver¬ 
suchen war dies binnen 5 Tagen der Fall (Rotlaufbazillen 
büßten innerhalb von 4 Tagen ihre Virulenz ein). Para¬ 
typhus B - Bazillen blieben auf Eiern 10 Tage und länger 
lebensfähig; in vollkommen trockenem Hühnerkot waren 
sie noch nach 35 Tagen entwicklungsfähig. Außerdem 
können die Paratyphus B - Bazillen auch durch die Schale 
hindurch in die Eier ein wandern. Deshalb ist die Möglich¬ 
keit nicht ausgeschlossen, daß Hühnereier ausnahmsweise, 
wenn sie durch Paratyphusbazillen beschmutzt wurden, ein- 



865 


mal zu einer Paratyphusinfektion des Menschen Veran¬ 
lassung geben. 

In den Eiern von Hühnern, die mit Gefliigeleholera-, 
Kotlauf- und Paratyphusbazillen künstlich infiziert wurden 
und hiernach entweder gar nicht (Gefliigeleholera, Rotlauf) 
oder nur vorübergehend erkrankten (Paratyphus B), waren 
die pathogenen Keime nicht festzustellen. Wenn auch 
Celli und March ifava, sowie Barthelemy in 
den Eiern natürlich erkrankter Hühner Gefliigelcholera- 
bazillen haben nachweisen können, so dürfte doch dieser 
Verbreitungsart der Gefliigeleholera schon deshalb, weil au 
Infektionskrankheiten leidende Hühner das Legegeschäft 
alsbald einstdien, keine praktische Bedeutung zukommen. 

A. 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Über das Belegen der Stuten vor dem neunten Tage 

der Rosse. 

(Schluß.) 

Im 8. Ilel’te 1910 der Zeitschrift für ( Gestütkunde bringt 
der Veterinärrat Mieckley einen interessanten Artikel in 
dem unter Anderem das Beschälen der Stuten am 
9. Tage behandelt ist. Mieckley erwähnt zuerst, daß im 
Beschälgeschäft dem 9. als dem Tage, an welchem das 
Decken erfolgen solle, eine besondere Bedeutung zugemessen 
werde, ohne daß eine tiefere Begründung hiefür vorliege. 
Tatsache sei lediglich, daß die Rossigkeit der Stuten, d. li. 
das Loslösen des Eies vom Ovarium und der Vorgang des 
Eintrittes desselben in den Geschlechtskanal innerhalb einer 
Zeit von 7—9 Tagen stattfinde. Welcher Tag, oder welche 
Tage innerhalb der Rossezeit zum Belegen der Stuten die 
günstigsten seien, darüber liegen wissenschaftliche Erfah¬ 
rungen überhaupt nicht vor. M. hält dafür, daß eine schwer 
aufnehmende Stute am 2. oder 3. Tage der Rosse gedeckt 
werden sollte, weil zu dieser Zeit heftig rossende Stuten 
ruhiger, laue dagegen lebhafter werden, Umstände, welche 
dem Zustandekommen der Befruchtung günstig seien. Am 
5. und eventuell am 7. Tage sollte der Sprung wiederholt 
werden. Es ist nach M. angezeigt, die Rosse bis zum 
7. oder 9. Tage auszunützen, dann aber die Stute bis 
zum allenfalsigen Auftreten einer neuen Brunst 20—30 
Tage) in Ruhe zu lassen. Stellt sieh eine neue Brunst 
ein, so soll die angegebene intensive Art der Bedeckung 
wiederholt werden. Verfehlt nennt M. das Verfahren 



866 


eine unsichere Stute, die am 2. oder 5. Tage gedeckt 
wurde, aber gleichwohl am 7. Tage noch roßt nicht zu 
decken, mit der Begründung man wolle den 9. Tag, welcher 
sich am besten zum Decken eigne, abwarten. Regelmäßig 
hört die Rosse zwischen dem 7. bis 9. Tage auf, die Stute 
schlägt ab und dennoch ist sie güst geblieben. Es ist sicherer 
die Rosse bis zum siebenten oder neunten Tage gründlich 
auszunützen. Unphysiologisch und daher unverständlich 
ist nach M. das Verfahren, die Stute nach dem neunten 
Tage des Sprunges dem Hengste zum Probieren und even¬ 
tuell zum Decken wieder zuzuführen. Es führe dieses Vor¬ 
gehen zu gesclilechtlichen Störungen und Aborten. M. hält 
nicht für unmöglich, daß die vielfachen Klagen über mangel¬ 
hafte Befruchtung der Landbeschäler diesem Verfahren 
zuzuschreiben sind. 

M. verurteilt ferner den Hengstwechsel bei unsicheren 
Stuten und bezeichnet den Wechsel nur dann als am Platze, 
wenn der betreffende Hengst unfruchtbar ist; auch für 
wiederholtes Bedecken schwer konzipierende Stuten durch 
verschiedene Hengste unmittelbar nacheinander kann sich 
M. nicht erwärmen; er glaubt hierin nur eine Verschwen¬ 
dung von Zeugungsmaterial erblicken zu müssen. 

Ich möchte nun diesen Mitteilungen von Miekley an¬ 
fügen, daß ich einer Anzahl Pferdezüchter, welche mich wegen 
Nichtkonzeption schwer konzipierende Stuten um Rat fragten 
stets empfalil, die Stuten alsbald nach dem ersten Auftreten 
der Erscheinungen der Rosse und zwei Tage nach dem Sprunge 
nochmal beschälen zu lassen. Hierbei hatte ich Gelegenheit 
zu beobachten, daß durch dieses Verfahren welches im 
Prinzip mit dem von Miekley empfohlenen gleich lautet, 
der Zweck in der Regel erreicht wurde. Im Gegensätze 
hierzu führte das Decken solcher Stuten erst am 9. Tage 
der Brunst, auch wenn sie an diesem Tage zwei Sprünge 
erhielten, oder wenn Hengstwechsel stattfand, meistens nicht 
zum Ziele. 

Aber auch bei Stuten die nicht schwer beziehen, ist 
es nach meinen Wahrnehmungen kein Fehler, wenn zum 
Decken derselben nicht der neunte Tag der Rosse zum 
Beschälen abgewartet wird, sondern wenn das Belegen als¬ 
bald nach dem Eintritt der Brunst erfolgt. Wie aus obigen 
Literaturangaben ersichtlich, empfiehlt auch Lehndorff, 
Stuten, die am 4. oder 5. Tage nach der Geburt rossen, zu 
decken, desgleichen Franck; Nathusiusgibt den Rat, die 
Stute sofort beschälen zu lassen, wenn die Rosse erkannt wird. 
Auch v. Otlingen läßt unter Umständen Stuten am 7. oder 



867 


8., selbst schon am 3. Tage belegen und Fohlen-Stuten, 
die bei der ersten Borne nach der Geburt nicht aufge¬ 
nommen haben, erhalten bei der zweiten Rosse 2—3 Sprünge: 
den ersten am dritten den zweiten am vierten oder fünften 
Tage und allenfalls noch einen Sprung am achten Tage. Stuten, 
von welchen man weiß, daß sie nur 1—3 Tage rossen, 
werden sofort nach dem Eintritt der Brunst gedeckt. 
Interessant sind die mitgeteilten Beobachtungen von 
öttingen, daß viele Stuten erst in 10—11 Tagen nach dem 
Abfohlen rossen und nach Frühgeburten mitunter erst 
in 15—20 Tagen nach der Geburt. A. 

Welcher Milchertrag ist für die Rentabilität der Milch¬ 
viehhaltung notwendig? 

Auf diese Frage wird in der „Schweiz, landw. Zeit¬ 
schrift“ folgende Antwort erteilt: Der Milchertrag von 
einer Kuh ist, wenn er pro Jahr beträgt: - 

vom Lebend- Von der Futtertrocken¬ 
gewicht Substanz 


gering.das 4 fache 0,4 

mittelmäßig.„ 5 „ 0,5 

gut. * 6 * 0,6 

sehr gut.„ 7 „ 0,7 


außerordentlich gut . . . . „ 8 „ 0,8 

Demnach ist der jährliche Milchertrag gut, wenn auf 
5,5 Doppelzentner Lebendgewicht 5,5 X 6 = 33 Doppel¬ 
zentner = 3300 Kilogramm oder ebensoviel Liter Milch 
gewonnen werden. (Mitteil. d. Vereins bad. Tierärzte, 1910, 
Nr. 12.) 


Verschiedenes. 

Professor Johne f. 

Am 5. d. M. verschied in Kleinsedlitz bei Pirna der 
Geheime Medizinalrat Prof. Dr. med. h. c. et med. vet. h. c. 
Dr. phil. Albert Johne. 

Als Sohn eines Tierarztes am 10. Dezember 1839 ge¬ 
boren, erhielt er das Diplom als Tierarzt im Jahre 1859. 
Vom Jahre 1866 bis zum Jahre 1876 war Johne K. Bezirks¬ 
tierarzt in Rochlitz. Im Jahre 1876 wurde er an die Tier¬ 
arzneischule, nachmalige Tierärztliche Hochschule Dresden 
berufen, an welcher er bis zum Jahre 1905 als hervorragen¬ 
der Forscher und Lehrer wirkte. 

Als Forscher lieferte er eine Anzahl grundlegender 
Bausteine zum Ausbau der pathologischen Anatomie und 
Bakteriologie. Besondere Verdienste hat er sieh um die Er- 







868 


forschung der Tuberkulose, des Milzbrandes, der Tollwut, 
der Aktinomykose, der Botriomvkose etc. erworben. All¬ 
seitig bekannt ist auch sein fruchtbringendes Wirken auf 
dem Gebiete der Hygiene, seine ersprießliche Tätigkeit für 
die Einführung der Trichinenschau und die Durchführung 
einer sachgemäßen Fleischbeschau. Nicht unerwähnt dürfen 
ferner'bleiben seine großen Verdienste um die Hebung des 
sächsischen Veterinärwesens und der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Dresden. 

Daß dem hervorragenden Manne eine Anzahl von 
Ehrungen zu Teil wurden, ist selbstverständlich. Von der 
sächsischen Stäatsregierung wurde er zum Geheimen Medi¬ 
zinalrate und Mitglied der Kgl. Kommission für das Vete¬ 
rinärwesen, sowie durch Verleihung hoher Orden ausge¬ 
zeichnet;- eine Reihe von Ordensauszeichnungen wurden ihm 
auch von ausländischen Regierungen zu Teil. Die medizi¬ 
nische Fakultät der Universität Leipzig verlieh ihm das 
Ehrendoktorat der Medizin und von der Tierärztlichen 
Hochschule Wien wurde er zum Ehrendoktor der Veterinär¬ 
medizin ernannt. Zahlreiche medizinische, veterinärmedi¬ 
zinische und andere Vereine ernannten J. zum Ehren- 
mitgliede. 

Auch bei der Beerdigung kamen die Liebe und Ver¬ 
ehrung, welche der Verstorbene im Leben verdient hatte, 
zum vollen Ausdruck. Eine große Menge Leidtragender 
folgte dem durch Kränze reich gezierten Sarge. An die 
Familienangehörigen und Verwandten reihten sich die Pro¬ 
fessoren und Dozenten der Tierärztlichen Hochschule, Arzte 
und Tierärzte, letztere aus ganz Sachsen, ferner Veterinär- 
Offiziere, Beamte, Vorstände verschiedener Vereine etc. Die 
studentischen Korporationen der Tierärztlichen Hochschule 
waren durch ihre Chargierten mit den Fahnen vertreten. 

Namens des erkrankten Rektors und des Lehrkörpers 
der Tierärztlichen Hochschule widmete dem Verstorbenen 
Medizinalrat Dr. J o e s t einen warm empfundenen Nach¬ 
ruf. Außerdem sprachen am Grabe der Geheime Sanitätsrat 
Dr. Osterloh im Namen der Gesellschaft für Natur- und 
Heilkunde, Prof. Dr. Richter als Vertreter des Vereins 
sächsischer Bezirkstierärzte und des Tierärztlichen Bezirks¬ 
vereins Dresden, Amtstierarzt Dr. Weißflog für den Tier¬ 
ärztlichen Landesverein im Königreich Sachsen und Prof. 
Dr. Lnngwitz im Namen der Lehrkörper der Tierärzt¬ 
lichen Hochschulen München und Stuttgart; endlich der 
Geheime Sanitiitsrat Dr. G a n s e r namens der Freunde des 
Verewigten. 



869 


Die Nachrufe gipfelten in Hervorhebung der großen 
unvergeßlichen Verdienste des Verstorbenen und in Kund¬ 
gabe bleibender Dankbarkeit, Verehrung und Hochachtung 
für denselben. 

Die gleiche Anerkennung zollen den unvergänglichen 
Verdiensten des Dahingeschiedenen alle Tierärzte. Sein An¬ 
denken wird stets in Ehren gehalten werden! A. 

Kgl. Tierärztliche Hochschule Stuttgart. 

Seine Majestät der König von Württemberg 
haben am 14. Dezember der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Stuttgart das Promotionsrecht verliehen. 

Die „Deutsche Tierärztliche Wochenschrift“ teilt mit, 
daß der Direktor der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, 
Geheim rat Dr. Dammann vom Direktorat zurücktrete und 
daß von Seite des Lehrkörpers der Hochschule Antrag um 
Einführung der Rektoratsverfassung an das Ministerium 
ergangen sei. 

Frequenz an der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. 

Es wurden für das Wintersemester 1910/11 231 Stu¬ 
dierende immatrikuliert, in das erste Semester sind 23 Herren 
neu eingetreten. Die Zahl der Studierenden der Militär¬ 
veterinärakademie beträgt 135, sodaß sich die Gesamtfrequenz 
der Tierärztlichen Hochschule in Berlin auf 366 beläuft. 


Deutscher Veterinärrat. 

Da der Entwurf von Ausfiihrungsbestimmungen zum 
neuen Viehseuchengesetze, der den Hauptberatungsgegen¬ 
stand der nächsten Tagung bilden soll, dem Deutschen 
Veterinärrat bis jetzt noch nicht zugegangen, und da auch 
noch nicht bekannt ist, bis wann der Entwurf erwartet 
werden darf, so muß die in der Bekanntmachung vom 7. Sep¬ 
tember ds. Js. in vorläufiger Weise für den Monat Januar 
angekündigte XII. Plenarversammlung auf unbestimmte 
Zeit verschoben werden. 

Stuttgart, den 10. Dezember 11)10. 

I )r. v. Beiß w äuge r. 

Dr. med. dent. 

Die Vereinigung der Dozenten für Zahnheilkunde hat 
durch ihren Vorsitzenden, Prof. Dr. Wal k h o f f, Fühlung 



870 


mit den medizinischen Fakultäten der deutschen Universi¬ 
täten zu dem Zwecke genommen, deren Stellung zu der Ab¬ 
sicht kennen zu lernen, das Promotionsrecht für Zahnärzte 
zu erlangen. Mehrere Fakultäten haben sich in dieser An¬ 
gelegenheit bereits wohlwollend, bezw. im Prinzipe zu- 
stimmend, ausgesprochen. 

Vermächtnis. 

Der verstorbene Bezirkstierarzt a. I). Büttel hat 
sein Gesamtvermögen im Betrage von 100 000 Mark seinen 
Vaterstadt Orb vermacht. Die Zinsen des Kapitals sollen 
zum Teil zu Stipendien für studierende Söhne von Bürgern 
der Stadt Orb, zum Teil zu Lehrgeldern behufs Erlernung 
eines Handwerks für Bürgerssöhne der genannten Stadt in 
Verwendung kommen. 

Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern am 
3. Dezember 1910. 

Verseucht in den Bezirken 

1. Ebersberg: 2 Gehöfte in Anzing; 

2. Freising-Stadt: 14Gehöfte in Freising (davon 8 neu); 

3. M iesbach: 1 Gehöft in Eöching: 

4. München-S:adt: 3 Gehöfte in München; 

5. Weilheim: 18 Gehöfte in Weilheim (davon 7 neu); 

6. Griesbach: 2 Gehöfte in 2 Gemeinden (Hart¬ 

kirchen [1], Indling [1 neu]); 

7. Landshut-Bezirksamt: 1 Gehöft in Altheim (neu); 

8. Bergzabern: 65 Gemeinden (Barbelrotli 4); 

(B i 11 i gh ei m 1 neu), (Dierbach 54, davon 10 neu); 

• (He rgersweiler 1 neu), (Kapsweyer 1); (Ober¬ 

hausen 4, davon 1 neu); 

9. Frankenthal: 4 Gehöfte in 2 Gemeinden (Epp¬ 
stein 1), (Flomersheim 3); 

10. Germersheim: 7 Gehöfte in 3 Gemeinden (Stein¬ 

weiler 1 neu), (Völlers weil er 3, davon 1 neu), 
(Winden 3); 

11. Kaiserslautern: 4 Gehöfte in 3 Gemeinden (Enke n- 

bach 1), Ga 11 enhaus (Kaiserslautern) 1, (Hoch- 
spever 2); 

12. Lind au i. Pf.:50Gehöfte 11 Gemeinden (Böchingen 2), 

(1) i e d e s f e 1 d 8, davon 1 neu), (E d e n k o b e n 3), 
(Godramstein 6), Hainfeld 1), (Mörlheim 1), 
(Niederhochstadt 20), (Oberhochstadt 4), 
(Offenhach 1), (Rhodt 2), (Venningen 2); 



871 


13. Neustadt a. H.: 10 Gehöfte in 4 Gemeinden (Dutt¬ 

weiler 4, Elmstein 1, Esthal 1, Hambach 4, 
davon 1 neu); 

14. Pirmasens: 10 Gehöfte in 2 Gemeinden (Gers- 

baeh 2), (Pirmasens 8); 

15. Rockenhausen: 1 Gehöft in Börrstadt; 

16. Speyer: 6 Gehöfte in 2 Gemeinden (Otterstadt 1), 

(Speyer 5, davon 1 neu); 

17. Bamberg-Stadt: 10 Gehöfte in Bamberg (davon 

1 neu); 

18. Bamberg II: 9 Gehöfte in 3 Gemeinden (Dörfleins2, 

davon 1 neu), (Gaustadt 3), (Wildensorg 4); 

19. Forchheim - Bezirksamt: 1 Gehöff in Weis- 

senohe; 

20. Hof-Bezirksamt: 25 Gehöfte in 2 Gemeinden 

(Joditz 15, davon 1 neu), (Cberkotzau 10, davon 
3 neu); 

21. Krön ach: 78 Gehöfte in 12 Gemeinden (Au 5, da¬ 

von 1 neu), (Gundelsdorf 1), (Hesselbach 3), 
(Knellendorf 2), (Kronach 1), (Küps 2), (Neu- 
f a n g 35), (Oberlangenstadt 2), (Schmölz 8, 
davon 1 neu), (Steinberg 1), (Stockheim 4), 
(W e i s s e n b r u n n 14); 

22. S t a ff e 1 s t ei n: 37 Gehöfte in 3 Gemeinden (G1 eu s s e n 

27, davon 1 neu), (Kaltenbrunn 9, davon 1 neu), 
(S c h o 11 e n s t e i n 1); 

23. Teuschnitz: 23 Gehöfte in Birnbaum; 

24. Wunsiedel: 18 Gehöfte in 5 Gemeinden (Fisehern 

1), (Ludwigsfeld 1), (Oberröslau 3), (Rei¬ 
ch o 1 d s gr ü n 10, davon 1 neu), (W e i ß e n s t a d t 3); 

25. Fürth-Bezirksamt: 1 Gehöft in Unterfarrn¬ 

bach (neu); 

26. N ii r nb e r g - S t a d t: 15 Gehöl’te in N ii r n borg (davon 

6 neu) ; 

27. Sch waliach-Bezirk samt: 5 Gehöfte in 3 Gemein¬ 

den (Eibach 3), (Röthenbach b. Schwab. 1), 
(W orzeldorf 1); 

28. Wei ßenb u r g i. B. - B ez irks am t: 4 Gehöfte in Trom- 

metsheim (davon 3 neu); 

29. Kitzin gen: 1 Gehöft in Pros s eis heim. 

Im ganzen sind verseucht in 6 Regierungsbezirken 
(Ober- und Niederbayern, Pfalz, Ober- und Mittelfranken, 
Unterfranken) 29 Distriktsverwaltungsbezirken und 77 Ge¬ 
meinden: 431 Gehöfte. 



872 


Personalien. 

Ernennung: Dr. Joseph Karl, Assistent am Hygienischen 
Institut der Universität Marburg zum Mitarbeiter am Seruminstitut 
der Höchster Farbwerke. 

Niederlassung: Dr. Kot haar Emil aus Rammelsbach in 
Haßloch (Pfalz). 

Approbationen: iu Gießen die Herren Becker Hermann 
aus Bleiwäsche und Brandt Walter aus Nakel. 


SBNF 1 * 


Der heutigen Nummer liegt eine Beilage bei der 

lnstranientenfabrik für Tiermedizin und 
Tierzucht von H. H AU PTN ER. BERLIN 

NW. 6, Luisenstraße 53, betreffend: Neuheiten- 
Blatt Nr. 17. Wir empfehlen dieselbe unseren 
"Lesern zu geneigter Beachtung. 



schon 1 s /4 Jahre als Assistent in Praxis und Fleischbeschau tätig, 
sucht bei Kollegen oder in Schlachthaus in einer Stadt von mehr 
als 20 000 Einwohnern Stellung. Gefl. Offerten unter Nr. lOO 
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Tierarzt. Näheres durch die Expedition. 



Auf Grund neuerer Untersuchungen nach Vorschrift 
-von Tierarzt Dr. Jüterbock hergestellt. - 

Alleinige Fabrikanten: Bacillolwerke Hamburg. 


Druck von J. (I o tte swi n ter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersobe 
Kniversitütsbuchhandlnng, München, Odeonsplatz 2. 










Münchener 

Tierärztliche Wochenschrift 

(frittier: voctrenscbrUt für Tierbeillnniie md yieMicht). 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herau»gegeben von 

Dr. M. AI brecht. 

54. Jahrg. München, den 27. Dezember 1910. Nr. 52. 


Inhalt: Abonnements-Einladung. — Originalartikel: Dr. 
Kreutzer: Kurze Mitteilungen aus der Praxis. — Günther: Eine 
dem Starrkrampf ähnliche Erkrankung bei einem Pferde. — Rem- 
mele: Spontane Uterusruptur bei einer Kuh. Gelenkrheumatismus 
bei Pferden und Rindern. — Hellmuth: Aus der Praxis. — Refe¬ 
rate: Baß: Neues aus der Pharmakologie. Hajnal: Die Heil¬ 
wirkung des Tuberkulins. Thies: Zur Ätiologie der Eklampsie. — 
TierzuchtundTierhaltung: Die Verwertung der Haus¬ 
tiere Deutsch-Ostafrikas als Verkehrsmittel und die Bedeutung 
der Halbmaskatzucht. Die Remontierung der Schut2truppe in 
Deutsch-Südwestafrika. — Verschiedenes: Ehrung eines 
Tierarztes durch Landwirte. Erste Promotion an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Berlin. Jubiläumsfeier der Deutschen Land¬ 
wirtschaftsgesellschaft in Berlin. Frequenz der Tierärztlichen 
Hochschulen im Wintersemester 1910/11. Stand der Maul- und 
Klauenseuche. Zum Jahreswechsel! — Bücherschau. — 
Personalien. 


^.'boxiiaemexits-IE] ixila.d.'CLTLgr. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochen¬ 
schrift durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer 
das Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unter¬ 
brechungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonne¬ 
ment für das I. Semester 1911 bei der nächsten Postanstalt 
baldigst zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amt¬ 
lichen Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern 
unter Nr. 863, in der Preisliste des Reichsgebietes unter 
Nr. 8252, für Österreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 
Abonnementspreis bei Bezug durch die Post halbjährig 
4 Ä Im Buchhandel zu beziehen durch die M. Rieger- 
sche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2. 






874 


Kurze Mitteilungen aus der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Dr. Kreutzer, Murnau. 

Ophthalmoreaktion. 

Die Ophthalmoreaktion nach Kl immer hat sich 
mir bisher sehr bewährt. Ich hatte in vielen Fällen Ge¬ 
legenheit, durch die Schlachtung den Wert oder Unwert 
des Diagnostikums zu prüfen. Bei sämtlichen von 
mir beobachteten Fällen positiver Reaktion war nach der 
Schlachtung die angezeigte Tuberkulose zu konstatieren. 
Da ich in keinem Falle ein Fehlresultat zu verzeichnen 
hatte, glaube ich behaupten zu dürfen, daß diese Methode 
die Erkennung der Tuberkulose am lebenden Tier in be- 
quemer und einfacher Weise ermöglicht. 

1 m m u n i s i e r u n g s v e r f a h r e n nach Klimme r. 

In zirka 60 Fällen hatte ich Gelegenheit dieses Im¬ 
munisierungsverfahren durchzuführen. Die Zahl der Fälle 
ist keine große und läßt sich daher ein maßgebendes Urteil 
über den Wert der Methode nicht fällen. Nach meinen bis¬ 
herigen Erfahrungen halte ich sie für zweckmäßig. So be¬ 
obachtete ich, um nur einen Fall anzuführen, in einem 
bäuerlichen Betriebe, in dem bisher alljährlich 3—5 Rinder 
wegen Tuberkulose geschlachtet werden mußten, daß in 
diesem Jahre keine Schlachtung nötig war. Daß die Klim- 
mer’sche Methode auch therapeutischen Wert besitzt, glaube 
ich mit Bezug auf die Tatsache annehmen zu dürfen, daß der 
bei den Rindern dieses Gehöftes herrschende, fast uner¬ 
träglich gewordene Husten bei sämtlichen Tieren schon 
nach der ersten Injektion nachließ und nach der etwa ein 
halbes Jahr später vorgenommenen zweiten verschwand. 

Ich vermute, daß bei konsequenter Durchführung des 
Immunisierungsverfahrens der Besitzer obigen Anwesens 
in nicht zu ferner Zeit einen tuberkulosefreien Viehstand 
haben wird. 

T uberkulosa n. 

Das Tuberkulosan - Burow wurde in 0 Fällen mit 
gutem Erfolge verwendet. Es konnte ein sichtlicher Still¬ 
stand in der Weiterentwicklung der Tuberkulose konstatiert 
werden. Auch selbst in vorgeschrittenen Fällen sistierte be¬ 
reits nach der zweiten Injektion die vorher rapide Gewichts¬ 
abnahme; in einigen Fällen trat sogar Gewichtszunahme 
ein. Es scheint, daß dem Tuberkulosan eine spezifisch hei¬ 
lende Wirkung zugeschrieben werden darf, dafür spricht 



875 


das in allen Fällen beobachtete Zurückgehen der Krankheits¬ 
symptome. 

Tiefgehende Verletzung des Stirnbeines 
bei einem Pferde. 

Ein Deckhengst zog sich, als er beim Deckakte einer 
durchgehenden Stute blindlings nachrannte, an einem vor¬ 
stehenden Holzstumpfe eine sehr schwere Schädelverletzung 
zu. Das Stirnbein war teilweise zertrümmert und zeigte 
eine etwa kinderfaustgroße klaffende Wunde. Nach gründ¬ 
licher Entfernung der Hautfetzen und Knochensplitter 
wurde die Hundhöhle mit Mitisol (3 %ig) ausgespült und 
hierauf mit Sublimatgaze austamponiert. Diese Behand¬ 
lung geschah täglich dreimal, wobei öfter ziemlich beträcht¬ 
liche, nekrotische Knochenstücke entfernt werden mußten. 
Trotz des hohen Alters des Tieres ging die Heilung so über¬ 
raschend schnell vor sich, daß der Hengst bereits nach 
14 Tagen wieder in Dienst gestellt werden konnte. 

Hochgradige Ve rletzung einer Stute. 

Beim Übersetzen eines Zaunes hatte sich eine Stute 
einen etwa kinderarmdicken Zaunstecken so tief zwischen 
Euter und innere Schenkelfläche gerannt, daß der Pfahl 
nur mit Mühe herausgezogen werden konnte. Die Behand¬ 
lung der tiefgehenden Wunde bestand in Ausspülungen 
mit 5 %iger Therapogenlösung und Tamponade mit Thera- 
pogengaze. Bald traten im Bereiche der Verletzung be¬ 
deutende Anschwellungen auf, die sich bis zum Brustbein 
ausdehnten. Am zweiten Tage der Behandlung setzte hohes 
Fieber ein. Es wurden nun die Wundränder und die Ge¬ 
schwulst mit 10 %igem Jodvasogen eingerieben und der 
Wundkanal alle 3 Stunden gründlich mit Therapogenlösung 
(5 %ig) ausgespritzt. Innerlich gab ich einige Dosen Anti- 
febrin und Digitalis. Am nächsten Tage war das Pferd 
wieder munterer, nahezu fieberfrei und bei verhältnismäßig 
gutem Appetit. Die Schwellungen gingen bei dieser Be¬ 
handlung allmählich zurück und die Wunde granulierte sehr 
gut. Nach 14 Tagen konnte die Stute wieder auf die Weide 
gebracht werden und nach weiteren 4 Wochen war völlige 
Heilung eingetreten. 

Zur Behandlung der L e ck sucht der Kälber. 

Bei genanntem Leiden habe ich die „Nährsalzmischung 
nach Bezirkstierarzt Öppel in Arnstadt/' mit überraschen¬ 
dem Erfolge angewandt. Während die von mir bisher be¬ 
nützten Medikamente gegen die Lecksucht in der Hauptsache 



aus phosphorsaurem Kalk bestanden, enthält die Oppel’sche 
Mischung, wie dies aus der Zusammensetzung hervorgeht, 
alle Nährsalze, die der Organismus zu seinem Aufbau 
braucht. Das Präparat erweckt also schon vom theoreti¬ 
schen Standpunkte aus beurteilt, als Heilmittel gegen die 
Lecksucht Vertrauen; ich habe dasselbe in der Praxis sehr 
schätzen gelernt. 

Eine dem Starrkrampf ähnliche Erkrankung bei 

einem Pferde. 

Von Distriktstierarzt Günther, Arnsdorf. 

Ein 4jähriges kräftiges Wagenpferd des Rottaler¬ 
schlages erkrankte heftig nach einer forcierten Wagen¬ 
fahrt. Die Untersuchung ergab starken partiellen Schwei߬ 
ausbruch, angestrengtes Atmen mit aufgeblähten Nüstern 
und stark aufgezogenem Hinterleib; Hals und Ohren waren 
steif und gestreckt, der Schweif wurde starr etwas nach 
links gehoben, er kehrte, aus dieser Haltung gebracht, lang¬ 
sam und zitternd wieder in dieselbe zurück. Die Gliedmaßen 
standen sägebockartig, die Muskulatur am Hals trat scharf 
markiert hervor, es bestand Trismus und bedeutende Schreck¬ 
haftigkeit. Die Temperatur betrug 39,0, Verletzungen waren 
nicht zu finden. Das Gesamtbild sprach zunächst für die 
Diagnose „perakuter Tetanus“ und für eine sehr ungünstige 
Prognose. Das Pferd erhielt eine Morphiuminjektion und 
wurde warm gedeckt. Wider Erwarten war es bereits am 
anderen Morgen im Stande, Futter aufzunehmen; die ab¬ 
norme Schreckhaftigkeit hatte sich vollständig, die übrigen 
Erscheinungen bereits größtenteils verloren. Mittags wurde 
das noch etwas steif gehende Pferd im Hofe bewegt; es ver¬ 
richtete tags darauf wieder anstandslos seine Arbeit. (Jahres¬ 
berichte bayer. Tierärzte.) 


Spontane Uternsrnptnr bei einer Knh. 

Von Distriktstierarzt Kemmele, Seefeld. 

Bei einer trächtigen Kalbin gingen plötzlich reichlich 
Schleim und Fruchtwasser aus der Scheide ab. Da das Tier 
jedoch erst 33 Wochen trächtig war, dachte man nicht an 
die Geburt, auch nicht der beigezogene „Orts-Weise“, der 
erklärte, „man könne nichts machen, es sei keine Öffnung 
da“. Als das Tier atu nächsten Tage jegliche Nahrungs¬ 
aufnahme verweigerte und stark aufgebläht war, wurde ich 
beigezogen: bei meiner Ankunft fand ich das Rind bereits 
nolgeschlaehtet. — Nach Eröffnung des Hinterleibes floß 



877 


blutig-seröse, äußerst übelriechende Flüssigkeit ab; der 
Tragsack war hochgradig vergrößert und zeigte einen Riß 
von zirka 20 cm Länge. Das Kalb hatte das Aussehen eines 
sogenannten Speckkalbes; beim Einschneiden bemerkte man 
jedoch, daß es sich nicht um ein Wasserkalb handelte, son¬ 
dern daß die Frucht, welche infolge von Fäulnis einen rie¬ 
sigen Umfang angenommen hatte, ein Luftkalb war, das zur 
Zerreißung des Tragsackes führte. 


Ctelentobeumatismiis bei Pferden und Rindern. 

Von demselben. 

Ein wertvolles Pferd, das sich infolge längeren Stehens 
im kalten Seewasser akuten Gelenkrheumatismus zugezogen 
hatte, zeigte mittelhochgradiges Fieber (40,1 0 C.); sämt¬ 
liche Koten- sowie die Karpal- und Sprunggelenke waren 
vermehrt warm, in bedeutendem Maße verdickt und bei 
Berührung außerordentlich schmerzhaft. Ich ließ die 
Sprunggelenke mit Ung. Hydrarg. einreiben und an den 
anderen Gelenken feuchtwarme Umschläge mit Burow- 
scher Mischung (Plumb. acetic. 100,0, Alum. caud. 60,0, 
Camphor. trit. 30,0 in 5 Liter Wasser gelöst) machen; da¬ 
neben wurden innerlich öfters Gaben von Natr. salicylic. 
verabreicht. Nach Verlauf von 3 Tagen waren die mit der 
Burow’schen Mischung behandelten Gelenke nicht mehr ge¬ 
schwollen und schmerzhaft, während die mit Ungt. Hydr. 
ein. eingeriebenen Gelenke keine nennenswerte Besserung 
aufwiesen. Ich ordnete deshalb die vorgenannten Über¬ 
schläge auch auf die Sprunggelenke an, mit dem Erfolge, 
daß diese nach 3 Tagen ebenfalls ohne Schwellung waren. 
Zur Nachbehandlung erhielt das Pferd noch 8 Tage lang 
innerlich Kalium jodatum. Rezidive ist bis jetzt (es ist ein 
Jahr verflossen) nicht eingetreten. 

Einen ähnlichen Erfolg erzielte ich mit dieser Be¬ 
handlungsmethode bei einem 1jährigen Jungrind, bei dem 
jedoch die Erkrankung nach 8 Wochen zum zweiten Male 
auftrat, dann aber nicht mehr rezidivierte. (Ibidem.) 

Ans der Praxis. 

Von Distriktstierarzt Hellmuth, Burghaslach. 

Vererb ung der Anlage zur Gebärparese. 

Ein Ökonom in X. mußte Ende 1905 eine Kuh wegen 
Milchfiebers notschlachten. 4 Kühe, teils direkte, teils in¬ 
direkte Nachkommen der erwähnten Kuh, sämtliche gute 
Milchtiere, erkrankten fast nach jeder Geburt an Gebär- 



878 


paiese. Durch die üblichen Vorsichtsmaßregeln ante partum 
(knappe Fütterung etc.) konnte lediglich erreicht werden, 
daß einzelne Erkrankungen leichter verliefen, jedoch in 
keinem Falle unterblieb das Auftreten der Krankheit. 
Nebenbei möchte ich erwähnen, daß sonst in der hiesigen 
Gegend das Milchfieber nur ganz vereinzelt vorkommt. 

Todesfälle bei Gänsen infolge Aufnahme 

von Ätzkalk. 

Im Juni verendeten einem Ökonomen innerhall) 
weniger Tage fünf Gänse und drei Enten. Da ihm ungefähr 
zur selben Zeit im Vorjahre ebenfalls mehrere Geflügel¬ 
stücke plötzlich zu Grunde gegangen waren, vermutete er 
eine Vergiftung uud ersuchte mich um Vornahme einer 
Sektion. Hiebei fand ich, daß die sonst derbe Cuticula des 
Magens schmierig und leicht zerreißbar war, auch fanden 
sich Anätzungen der Magenwandung, sowie Darmentzün¬ 
dung. Die Nachforscliungen ergaben, daß einige Tage vor¬ 
her Kalk zu llüngezwecken angefahren uud in der Nähe 
des Hofes gelagert worden war, ebenso wie im Vorjahre 
zur gleichen Zeit. — Die Tiere dürften daher wohl von 
dem Kalk aufgenommen haben und daran verendet sein. 


Referate. 

Baß: Neues aus der Pharmakologie. (Tierärztl. Rund¬ 
schau, 1910, Nr. 35.) 

Extractum Digitalis depuratum. 

Digipuratum ist ein gleichmäßig wirkendes, haltbares 
Digitalispräparat, das von Digitonin, welches bekanntlich 
nachteilig auf die Magentätigkeit einwirkt und Veranlassung 
zur Entstehung eines Magenkatarrhs geben kann, sowie an¬ 
dern unwirksamen Stoffen befreit ist. Es ist ein gelblich- 
grünes, mit Milchzucker eingestelltes Pulver von charak¬ 
teristischem Digitalisgeschmack, unlöslich in Alkohol, Äther 
und Säuren, schwer löslich in H 2 0, sehr leicht löslieh in 
verdünnten Alkalien. Kommt in Pulver- und Tablettenform 
in den Handel. Wirkung: Erhöhung des Blutdruckes; 
Verlangsamung der Pulsfrequenz mit gleichzeitiger Steige¬ 
rung der Herztätigkeit; Anregung der Harnabsonderung 
und Vermehrung der Urinmenge. Anwendung: Bei 
Schwäche der Herzmuskulatur; Diuretikum bei kardialer 
Wassersucht. Dosis für Hunde: 3—4 Tabletten. 

R a b u s. 



879 


H a j n a 1: Die Heilwirkung des Tuberkulins. (Herl. 
Tierärztl. Wochensehr., 1910, Nr. 39.) 

In ddr letzten Zeit wurde von Humanmedizinern das 
Tuberkulin wieder mehrfach als Heilmittel in Anwendung 
gebracht und zwar mit befriedigendem Erfolg. Verf. hat 
nun in größeren Binderbeständen in Ungarn Tiere, die auf 
die diagnostische Impfung reagierten, der Tuberkulinbe¬ 
handlung unterzogen. Die Ergebnisse führten ihn zu der 
Überzeugung, daß das Tuberkulin im Anfangsstadium des 
Leidens Heilung durch Abkapselung der Tuberkel herbei¬ 
führt. Wegen der Angewöhnung des Organismus an das 
Mittel wurden die Impfungen in Zwischenräumen von min¬ 
destens 100 Tagen vorgenommen. Ein großer Teil der vor¬ 
her positiv reagierenden Tiere zeigte nach 3—6 Einspritz¬ 
ungen keine Reaktion mehr und war auch klinisch gesund. 
Hei Tieren, die auf mehrmaliges Impfen stets reagierten, 
ergab die Sektion meistens ausgebreitete Tuberkulose. 

Tn wirtschaftlicher Hinsicht ist der Versuch der Tuber¬ 
kulinheilung in der Regel allerdings nicht zu empfehlen, 
weil die Behandlung kostspielig und langwierig ist, nur 
etwa ein Drittel der Tiere geheilt wird und so die Patienten, 
bei denen es nicht zur Heilung kommt, lange Zeit hindurch 
gehalten werden müssen, bis der Versuch abgeschlossen ist. 

Lindner. 

Thies: Zur Ätiologie der Eklampsie. (Med. Klinik, 
Nr. 47, 1910.) 

Eiweiß kann nach dem Verf. stark toxisch wirken. 
Trächtige Kaninchen erwiesen sich gegen fötales Kaninchen¬ 
serum schon bei der ersten Injektion kleiner Mengen fötalen 
Serums anaphylaktisch. Es ist nach Th. anznnehmen, daß 
die während der Schwangerschaft vom Fötus zur Mutter 
übergehenden Stoffe eine Reaktion des mütterlichen Orga¬ 
nismus veranlassen, daß also die Schwangerschaft an sich 
das Kaninchen anaphylaktisch macht. Als schwerste Sym¬ 
ptome der Anaphylaxie zeigten sich Lähmungen, Krämpfe. 
Hei nicht tragenden Tieren tritt dieselbe Reaktion erst nach 
der zweiten Injektion auf. 

Verf. ist der Ansicht, daß die Eklampsie durch Über¬ 
gang von fötalem Kiweiß in den Organismus der Mutter 
bedingt ist. Die Eklampsie ist nach Th. als anaphylak¬ 
tisches Symptom, durch das fötale Eiweiß verursacht, auf¬ 
zufassen. A. 



880 


Tierzucht und Tierhaltung. 

Die Verwertung der Haustiere Deutsch-Ostafrikas als Ver¬ 
kehrsmittel und die Bedeutung der Halbmaskatzucht. 

Das Kamel ist in Ostafrika nicht heimisch. Es wird 
meist von Indern eingeführt und nur an der Küste in ge¬ 
ringer Anzahl gehalten. Als Zug- undReittier auf weite 
Entfernungen hat es sich nicht bewährt, da der harte Boden 
viel Klauenleiden und die Tsetsekrankheit große Verluste 
hervorrief. 

Ebenfalls der Tsetsekrankheit halber muß von der 
Verwendung der einheimischen Rinder zum Zugdienst ab¬ 
gesehen werden. In den seuchefreien Gegenden sollte man 
aus Rücksicht auf die ständige Gefahr der Seuchen Verbrei¬ 
tung den Verkehr mit Ochsengespannen nicht zulassen. 

Das Pferd wird lediglich in den Küstengebieten ge¬ 
halten und zwar als Luxustier; sein Kaufpreis beträgt 300 
bis 1000 Mark. Angesichts der Pferdesterbe und der Tsetse¬ 
krankheit bildet das Halten von Pferden stets ein großes 
Risiko. Ein Versuch, auf einer Staatsdomäne Pferdezucht 
zu treiben, mußte wieder aufgegeben werden, da kein ge¬ 
nügender Absatz zu erzielen war. 

Das Maultier, der Nachkomme von Eselhengst und 
Pferdestute, ist an der Küste wie im Innern ein gutes Ge¬ 
brauchstier, zäh, ausdauernd, genügsam und widerstands- 
fäig gegen die Pferdesterbe, einigermaßen auch gegen die 
Tsetsekrankheit. Der größte Teil der Schutztruppentiere 
besteht aus Maultieren. Leider wird ihre Haltung auf die 
Dauer kostspielig, weil sie sich nicht vermehren, sondern 
immer wieder neu eingeführt werden müssen. Ihr Preis ist 
allmählich bis auf 600 Mark gestiegen. 

Eine Gesellschaft am Kilimandjaro befaßte sieh damit, 
das wild lebende Zebra einzufangen und zu zähmen. Es 
gelang auch, einen Teil der Tiere zum Fahr- und Reitdienst 
zu verwenden. Als Haustier wird sich das Zebra jedoch 
nicht einbürgern. Der hohe Preis (700 Mark), die zweifel¬ 
hafte Fortpflanzung in der Gefangenschaft, die sehr schwie¬ 
rigen und oft erfolglosen Erziehungsversuche werden un¬ 
geachtet seiner leichten Akklimatisation der Einführung ein 
Hindernis sein. Ganz neu ist die Produktion von Zebroiden, 
die aus Kreuzungen von Zebrastuten mit Pferde- bezw. 
Maskathengsten entstehen. 

Von den Eseln finden sich die eingeführten arabischen 
und die einheimischen Schensi-Esel (schensi=Eingeborner). 
Unter den arabischen sind die Maskat-Esel sehr häufig, die 
Berber-Esel selten anzutreffen. Erstere erfreuen sich all- 



881 


gemeiner Beliebtheit. Von der Größe eines starken Maul¬ 
tieres, schneeweiß von Farbe, gelehrig, temperamentvoll, 
tätig, eignen sie sich in gleicher Weise zum Reit- wie zum 
Zugdienst. Die Tsetsekrankheit befällt sie nur selten. Der 
Kaufpreis schwankt zwischen 300—700 Mark. 

Der Schensi-Esel, eine Naturrasse Deutsch-Ostafrikas, 
wird von den Eingeborenen in Herden gehalten. Charakte¬ 
ristisch sind der schwarze Aalstreif, sowie die Schulter¬ 
streifen auf der meist grauen Grundfarbe. Sie eignen sich 
nicht zum Reiten, dagegen gut zum Lastentragen, allerdings 
nur in Trupps, da der einzelne Esel nur sehr langsam oder 
überhaupt nicht fortzubringen ist. Preis 40—50 Mark, 

Eine Verbesserung der Schensi-Esel finden wir in den 
Halbmaskat-Eseln, einer Kreuzung zwischen Maskat-Hengst 
und Schensi-Stute. Der Maskat-Esel besitzt eine große Ver¬ 
erbungsfähigkeit, nur höchst selten schlägt der Halbblut- 
Esel der Stute nach. Der gute Halbmaskat ist sehr beliebt 
und wird meist als Reit-, nicht selten aber auch als Zugtier 
verwendet. Er hat den Vorzug des Ersatzes aus der Kolonie 
selbst. Der Preis des Halbmaskats ist etwas billiger als der 
des Maskat-Esels. Da die Halbmaskat-Esel gute Zugtiere 
darstellen und als Reittiere den unbequemen Maultieren 
weit vorzuziehen, da sie ferner billiger und einfacher zu 
beschaffen sind als die arabischen Esel, ist die Halbblut- 
Eselzucht in Deutsch-Ostafrika von größter Bedeutung. Die 
Regierung hat daher auch Prämien auf die Einführung von 
Maskatzuchthengsten ausgesetzt, doch läßt die allgemeine Or¬ 
ganisation der Zucht noch zu wünschen übrig. (Ochmann 
in Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1910, XI.) L i n d n e r. 

Die Remontierung der Schutztruppe in Deutsch-Südwest¬ 
afrika. 

Bei dem Aufstande in Südwestafrika wurden Pferde 
aus Europa, Amerika und Afrika bezogen. Der Verlust aus 
der Gruppe der afrikanischen Pferde war der größte, wäh¬ 
rend die deutschen Pferde den geringsten Verlust aufwiesen. 
Zwischen beiden Gruppen standen in Bezug auf die Verlust¬ 
prozente die argentinischen Pferde. Von den argentinischen 
Pferden war ein großer und ein kleiner Schlag eingeführt 
w r orden; die Tiere des ersteren waren weich, fielen sehr bald 
ab und waren nicht mehr hoch zu bekommen; die kleineren 
Pferde waren besser, aber auch sie versagten bei stärkeren 
Anstrengungen und wenn die Futterverhältnisse mangel¬ 
hafte waren. Am besten hat sich das deutsche (ostpreußische) 
Pferd bewährt; es zeigte Ausdauer und Zähigkeit, selbst bei 
schlechter Ernährung. 



882 


Seit Beendigung der Unruhen ist man bestrebt, das 
beste Material an Pferden und Maultieren zu beschaffen und 
die Erfahrungen zu verwerten, welche man während des 
Kriegszustandes machte. 

Was den oben berührten bedeutenden Verlust an afri¬ 
kanischen Pferden anbelaugt, so darf nach dem Urteile der 
Sachverständigen nicht geschlossen werden, daß sich die 
afrikanischen Pferde für den Dienst daselbst nicht eignen, 
sondern es ist das Gegenteil anzunehmen. Die große Verlust¬ 
ziffer ist damit zu erklären, daß die afrikanischen Pferde 
zu Beginn des Ausbruches des Aufstandes nur in geringer 
Zahl vorhanden waren und deshalb übermäßig in Anspruch 
genommen werden mußten. 

Nach dem Ende des Aufstandes wurden nun die besten 
Pferde behalten, außerdem ist man bedacht, gute afrika¬ 
nische Pferde aus dem eigenen Lande und aus der Ivap- 
kolonie einzustellen. Da zur Zeit geeignetes Material noch 
schwer zu bekommen ist, hat man australische Pferde ein¬ 
geführt; dies besonders auch mit Rücksicht darauf, daß die 
klimatischen und Bodenverhältnisse in Australien denjenigen 
von Südwestafrika ähnlich und die Preise der australischen 
Pferde mäßige sind. Die besten australischen Pferde finden 
sich in Queensland und Neusüdwales. Im ganzen wurden 
022 Pferde gekauft. 

Zur Verbesserung des Pferdematerials und in erster 
Linie zu dem Zwecke, geeignete Zuchtprodukte zur Remon¬ 
tierung der Schutztruppe zu erhalten, dient das Haupt- und 
Landgestüt Nauchos. In dem Gestüte stehen 3 Hauptbe¬ 
schäler (1 Vollblut, 2 Halbblut; letztere aus Afrikaner¬ 
stuten) und 128 Stuten; außerdem die Nachzucht. Mit Ein¬ 
schluß von 10 Landbeschälern und den im Gestütsdepot Arcb 
befindlichen jungen Hengsten und Stuten, sowie von Dienst¬ 
pferden besitzt die Gestütsverwaltung 448 Pferde. 

Die Maultierzucht anbelangend, werden vorerst noch 
Maultiere eingeführt. Die besten stammen aus Argentinien. 

Neu ist die Zucht von Reit-Dromedaren. Von Ilagen- 
beek wurden in den letzten Jahren solche aus Afrika ein¬ 
geführt. Diese haben sich sehr gut bewährt; dagegen be¬ 
währten sich nicht von den kanarischen Inseln eingeführte 
I Iromedare. 

Vergangenen Sommer hat die Schutztruppe den An¬ 
kauf von Dromedaren im Sudan selbst in Angriff genommen 
und hierbei 133 Tiere — sämtlich Hengste, darunter zwei 
Zuchthengste — um den Durchschnittspreis von 490 Mark 
pro Stück angekauft. 



883 


Gegenwärtig besitzt die Schutztruppe 614 kriegsdienst- 
taugliche und 308 nichtkriegsdiensttaugliche Dromedare, 
2508 Pferde, 2562 Maultiere, 1836 Esel und 1657 Ochsen. 
In Aminuis befindet sich das Kamel-Gestüt mit 45 Stuten. 
(Der Pferdefreund, Nr. 22, 1910.) A. 

Verschiedenes. 

Ehrung eines Tierarztes durch Landwirte. 

Vom 8. bis 14. Dezember 1910 fand ip. Berlin die Jubi¬ 
läums-Versammlung der Deutschen Landwirtschaftsgesell¬ 
schaft statt, die in einer Fest-Sitzung in Anwesenheit Seiner 
Majestät des Kaisers und des Herrn Reichskanzlers im Ab¬ 
geordnetenhause ihren Höhenpunkt erreichte. Am 13. De¬ 
zember tagte unter dem Vorsitze des Herrn Grafen von 
Schimmelmann, Exzellenz, die von Hunderten besuchte 
Tierzucht-Abteilung. Diese beschloß einstimmig nachstehen¬ 
des Telegramm an den durch Unwohlsein und hohes 
Alter von der Jubiläums-Versammlung zurückgehaltenen 
Dr. L y d t i n - Baden-Baden zu senden: 

„Die zur 73. Versammlung vereinigten Mitglieder 
der Tierzuchtabteilung der Deutschen Landwirtscbafts- 
gesellschaft senden Ihrem verehrten Senior mit dem 
Wunsche für baldige Wiederherstellung herzlichste Grüße 
und bedauern lebhaft, daß Ihr Gesundheitszustand es 
Ihnen nicht gestattet, an der Jubelfeier der Gesellschaft 
teilzunehmen. Wenngleich Sie mit Rücksicht auf Ihr 
hohes Alter den Vorsitz in den Sonderausschüssen für 
Rinderzucht und zur Bekämpfung der Tierkrankheiten 
niederzulegen gewillt sind, so hoffen wir doch, daß Sie 
uns mit Ihrem bewährten Rat noch lange zur Seite stehen 
möchten. Die Versammlung hat soeben einstimmig be¬ 
schlossen, Sie in dankbarer Anerkennung Ihrer unver¬ 
gänglichen Verdienste um die deutsche Tierzucht zum 
Ehrenmitgliede zu ernennen. 

Graf Schimmel mann, Vorsitzender.“ 


Erste Promotion an der Tierärztlichen Hochschule Berlin. 

An der Tierärztlichen Hochschule Berlin wurden am 
10. Dezember die nachfolgend aufgeführten Tierärzte zu 
I )Dr. med. vet. promoviert: Oberveterinär a. D. Dudzns, 
die Militärveterinäre R o o s e und S i n g t. o n, ferner die 
Tierärzte Walter Bayreuth er, Otto Meyer, Kurt 
Schlemmer und Heinrich We y g o 1 d. Sington, 
Du dz us und Roose bestanden mit Auszeichnung, die 
anderen mit gut. 




884 


Dem in feierlicher Weise vorgenommenen Promotions¬ 
akte wohnten eine Anzahl geladener Gäste bei, darunter 
vom Ministerium für Landwirtschaft der Dezernent Geheim¬ 
rat Hesse und der Regierungsrat N evermann; ferner 
war anwesend der Direktor der Militärakademie, General¬ 
veterinär Hell. Nach Verkündigung des Ergebnisses hielt 
der Rector magnificus eine Ansprache; daran schloß sich 
ein Doktorschmaus. 

Jubiläumsfeier der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft 

in Berlin. 

In den Tagen vom 8. bis 14. Dezember fand in Berlin 
die Feier des 25jährigen Jubiläums der Deutschen Land¬ 
wirtschaftsgesellschaft statt. Bei der am 12. Dezember ab¬ 
gehaltenen großen Fest-Sitzung war Se. Majestät der Kaiser 
von Anfang bis zu Ende anwesend. 

Gelegentlich der Feier fanden seitens der verschie¬ 
denen Ausschüsse der Gesellschaft Sitzungen statt; hiebei 
wurde der Ministerialrat Dr. V o g e 1 - München als Vor¬ 
sitzender des Ausschusses für Rindviehzucht und der Ge¬ 
heimrat E g g e 1 i n g - Berlin als Vorsitzender des Tier- 
seuchen-Ausschusses gewählt. 

Frequenz der Tierärztlichen Hochschulen im Winter- 
Semester 1910/11. 

Die Gesamtfrequenz in Dresden beträgt 214 Herren, 
nämlich 155 Studierende, 46 Kandidaten und 13 Hospi¬ 
tanten; in’s I. Semester sind neu eingetreten 9 Studierende. 
An der Universität Gießen sind im ganzen 141 Veterinär¬ 
mediziner immatrikuliert; davon stehen 6 im I. Semester. 
In Hannover beläuft sich die Zahl der immatrikulierten 
Studierenden auf 235; von diesen beginnen 28 mit dem 
Fachstudium. Das Inskriptionsverzeichnis in Stuttgart 
schließt mit 94 Studierenden ab. 

Zusammenstellung: 


Berlin 

Frequenz 

366 

I. Semester 
23 

Dresden 

201 

9 

Gießen 

141 

6 

Hannover 

235 

28 

München 

284 

88 

Stuttgart 

94 

? 


Stand der Maul- und Klauenseuche. 

Die Seuche ist neu ausgebrochen: am 12. Dez. 1910 in 
F a li 1 e n b a c h, B.-A. Pfaffenhofen a. I., im Viehhofe zu 



885 


Hof und zu Nürnberg; am 13. Dez. in Holzham, 
B.-A. Pfarrkirchen, im Schlachthofe zu Regensburg; 
am 15. Dez. in Fürstenried, B.-A. München. 

Am 10. Dezember waren verseucht: in 6 Regierungs¬ 
bezirken (Ober- und Niederbayern, Pfalz, Ober-, Mittel- und 
Unterfranken), 33 Distriktsverwaltungsbezirken und 71 Ge¬ 
meinden: 404 Gehöfte. 

Ministerialrat Dp. Vogel 

nimmt die ihm zugedachten Glückwünsche zum Jahres¬ 
wechsel dankend für empfangen an und erwidert sie auf 
diesem Wege bestens. 

Zum Jahreswechsel! 

Den Herren Lesern und Mitarbeitern der Wochen¬ 
schrift sende ich die 

herzlichsten (Ülückwünsdje 
zum Jahreswechsel 

mit der Bitte, das Blatt auch im neuen Jahre unter¬ 
stützen zu 'wollen. Albrecht. 


Bttcherschan. 

Das bayerische Pferdeversicherungsgesetz in der Fassung 
des Gesetzes vom 4. April 1910 samt dem Normalstatut 
vom 18. April 1910. Mit Erläuterungen und Vollzugs¬ 
vorschriften herausgegeben von Dr. Heinrich von 
Haag, Präsident der Kgl. Versicherungskammer. Zweite 
Auflage. München 1911. C. H. Beck’sche Verlagsbuch¬ 
handlung (Oskar Beck). 

Die Pferdeversicherungsanstalt blickt auf das erste 
Jahrzehnt ihres Bestehens zurück. Gleich ihrer um 4 Jahre 
älteren Schwester, der Viehversicherungsanstalt, hat sie sich 
unter der Leitung des Präsidenten der Kgl. Versicherungs¬ 
kammer, Exzellenz Dr. Ritter v o n H a a g, als eine segens¬ 
reiche Wohlfahrtseinrichtung des bayerischen Staates er¬ 
wiesen, welche immer mehr an Verbreitung gewinnt in Stadt 
und Land, bei Landwirten, Gewerbetreibenden und sonstigen 
Pferdebesitzern; es sind ihr z. Zt. 480 Pferdeversicherungs¬ 
vereine mit 83 500 Pferden im Werte von 58 Millionen Mark 
angeschlossen. 



886 


Au8 mehr äußeren Gründen war es zweckmäßig, das 
bisher bestehende Gesetz über die Pferdeversicherung dem 
am 1. Januar 1910 in Kraft getretenen Reichsgesetze über 
den Versicherungsvertrag vom 30. Mai 1908 anzupassen; 
gleichzeitig wurde eine Revision des Normalstatuts vorge- 
nommeu, welches bekanntlich die wichtigsten Bestimmungen 
über die Pferdeversicherung enthält; auf diese Weise ist das 
neue Gesetz der PferdeversicheTungsanstalt vom 4. April 
1910 und das mit 1. Mai 1910 in Wirksamkeit getretene 
neue Norinalstatut entstanden, mit welch’ beiden uns das 
vorliegende, auch buchhändlerisch sehr gut ausgestattete 
Werkclien bekannt macht. 

Der Verfasser bietet in der Einleitung einen inter¬ 
essanten und zahlenmäßigen überblick über Bayerns Pferde¬ 
haltung, Pferdezucht und den Wert seines Nationalwohl¬ 
standes an Pferden, sowie in den umfassenden Erläuterungen 
zu den einzelnen Artikeln des Gesetzes und zu den Para¬ 
graphen des Normalstatuts eine Fundgrube schätzbaren 
Aktenmaterials und reicher Belehrung. 

Das Büchlein wird den bayerischen Landwirten, den 
Mitgliedern von Pferdeversicherungsvereinen, den Distrikts- 
verwaltungs- und Gemeindebehörden, den Tierärzten und 
allen sonstigen Interessenten ein willkommener zuverlässiger 
Berater sein. Der Autor hat damit seiner einstigen Schöpfung 
das väterliche Geleitwort mit auf den ferneren Weg gegeben. 

G ö b e 1. 


Personalien. 

Auszeichnungen: Dr. Dumuunn Karl, Geh. Regierungs- 
rat, Direktor der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Eggeling 
Albert, Professor an der tierärztlichen Hochschule in Berlin. Dr. 
Ostertag Roh., Direktor im kaiserlichen Gesundheitsamt, Dr. Peter 
Staatstierarzt in Hamburg, Dr. Pusch, Professor an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Dresden, Dr. Vogel, Ministerialrat in München 
erhielten die silberne Denkmünze der D. L.-G.; Dr. Lydtin, Geh. 
Oberregierungsrat in Baden-Baden die silbervergoldete Denkmünze 
der D. L.-G.; Dr. Lydtin wurde außerdem zum Ehrenmitgliede 
der D. L.-G. ernannt. 

Ernennung: Roth Fritz in Nürnberg zum Stadttierarzt 
in Langenburg (Württemberg). 

M i 1 i t ä r d i e n s t n a c h r i c h t e n: 

Dr. Osch mann Franz, Unter-veterinär in Saargemünd zum 
Kgl. V cterinär dortsei bst (5. Chev.-Regt.). Im Beurlaubten¬ 
stande: Zu den Yeterinäroffizieren des Beurlaubtenstandes wurden 
übergeführt: die Oberveterinäre Tro mmsdorff Alfred (Würzburg), 
l)r. Sehmitt Franz dlof) und Franeke Georg (Kaiserslautern) in 
der Reserve, II uß Karl (Aschaffenburg), Sauer Karl (Ansbach), 
Dr. Attingor Johann (I. München), Dr. Meyer Oskar (Kaisers¬ 
lautern!, Bl ui m Theodor und Dr. Roth Ludwig (I. München) in der 



887 


Landwehr 1. Aufg., Sporer Martin (Aschaffenburg), Hochstein 
Itarl (Nürnberg), Dr. Oettle Franz (Kempten) und Dr. Klimmer 
Martin (Fof) in der Landwehr 2. Aufg., sämtliche unter Beförderung 
zu Stabsveterinären, ferner mit Patent vom Tage ihrer Beförderung 
zum Stabsveterinär die Stabsveterinäre Wille Karl (I. München), 
Dr. Günther Adolf (Aschaffenburg) und I)r. Preuße Franz (Kaisers¬ 
lautern) in der Landwehr 1. Aufg., dann mit Patent vom Tage ihrer 
Ernennung zum Oberveterinär die Oberveterinäre Heymann 
Hermann (Hof), Dr. Värst Karl und Dr. Hohni ann Hugo (Kissingeri), 
Schöpperl Georg (Regensburg), Müller August (Weiden), Dr. 
Promnitz Bruno (Bamberg), Dr. Guth Oskar (Weiden), Ziesehänk 
Maximilian (Hof), Schmidt Nikolaus (Kaiserslautern), Dr. Pomayer 
Karl (Kempten), Kürschner Karl (II. München), Dr. Georgi 
Albert und Klemm Johannes (Hof), Strauß Jakob (Aschaffenburg)( 
Nagler August (I. München), Köhl Hermann (Kaiserslautern)^ 
Dr. Schmidt Kurt und Dr. Pröscho 1 dt Oskar (Hof), Dr. Kraut¬ 
strunk Tilhnann (Kaiserslautern), Dornheim Fridolin (Hof), 
Dr. BI endi nge r Wilhelm, und Keller Martin (Gunzenhausen), 
Burger Johann (Deggendorf), Lang Leo (Aschaffenbürg), Borst 
Gottlob (Gunzenhausen), Born Heinrich (Ludwigshafen), Greiner 
Karl (Amberg), Schuh Friedrich (I. München), Wagner Georg 
(Ansbach), Kühn Otto (Kaiserslautern), Kulow Richard und Trott 
Johannes (Hof). Dr. E rnst Wilhelm (I. München), Roßbach Friedrich 
ünd Klein Wilhelm (Hof), Dr. Walther August (Ludwigshafen), 
Wein hart Anton (Mindelheim), Schmitt Franz (Aschaffenburg). 
Dr. Zell hübe r August (I. München), Küster Ernst (Hof), S ko bei 
Hieronymus (Bamberg), Scheidt Michael (Zweibrücken), Strauß 
Joseph (Regensburg), Dr. Schneider Karl (Kissingen), Lutzen¬ 
berger Hermann (Augsburg), Dr. Schmidt Otto (Mindelheim)( 
Hoffmann Joseph (Kitzingen), Reimann Karl (Rosenheim),' 
Dr. Clevisch Anton (Kaiserslautern), Sprater Wilhelm (Neu¬ 
stadt a. II.) Sch rem s Simon (Nürnberg), Lüek ing Julius (Aschaffen¬ 
burg), Hohenner Hans (Bayreuth), So 11 eder Joseph (Dillingen), 
Strauß Friedrich (Hof), H aag Alexander (Regensburg), Keyßner 
Karl (Hof), Heck m ann Michael, (Gunzenhausen), Dr. Spann Joseph 
(Kempten), Hellmuth Hermann (Kitzingen), Dr. Ott Xaver (Kemp¬ 
ten), Mennel Eugen (I. München), Falkenbach Joseph und 
Regler Georg (Kaiserslautern), Dr. Schneider Alfred (Aschaffen¬ 
burg), Kirner Pius (Augsburg), Dr. Poppe Kurt (Hof), Dietz 
Artur (Aschaffenburg), Heiserer Georg (Weilheim), Dolch Rudolf 
(Würzburg), Spor rer Karl (Augsburg), Dr. Posch el Karl (Ans¬ 
bach), Paintner Anton (Landshut), Kolli sch Peter (Nürnberg), 
Dr. Schwäbel Franz (Kissingen), Dr. Klinge Emil (Hof), Jäger 
Otto (Gunzenhausen), Zettl August (II. München) und Karl Hans 
(Ansbach), sämtliche in der Reserve. (Fortsetzung folgt.) 

Approbationen: in München die Herren: Bai er August 
aus Horgau, Jungwirth Michael aus Dingolfing und Wimmer 
Max aus Aichach; in Berlin die Herren: Dönges Emil aus Gosen¬ 
bach, Küzt Dietrich aus Vehs und Linde Kurt aus Neuschönsee. 

Promotionen: Zu DDr. med. vet. in Gießen die Tierärzte 
Gründler Ernst in Augsburg, Kindler Ludwig in Karlsruhe, 
Laur Albert in Wald, O’Gilvie Hanns in Insterburg, Schenk 
Rudolf in Waldsee; in Leipzig die Tierärzte Beck Eugen in Nakel, 
Brenner Kurt in Halle, Kliein Willy in Bromberg, Lohr Joseph 
in Preuß. Holland, Tabor Hans in Wehnig-Mohnau, Wehrs Hans 
in Hamburg. 



888 


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wird vom 27. März mit 8. April 1911 in München 
abgehalten. Zulassungsgesuche sind bis zum 20. Ja¬ 
nuar 1911 beim K. Staatsministerium des Innern einzu¬ 
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54. Jahrgang 


4. Januar 1910, 


(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde nnd Viehzucht). 

Redaktion und Verlag: 

Professor Dr. M. Albrecht-München 


Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Ahonnements- 
preis halbj. 4 Mk. excl. Zustellgebühr. — In den amtlichen auf jeder Poststation 
aufliogenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863, für 
das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 

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CtlUUyUCUC Saposalicylar. Bengen) 

cf. Bert. TIerkrztl. Wochenschr. 06 Nr. 86. Tierltrzl. Rundlich. 00 J 
Nr. 41. MUnch. Tlerfcrztl. Wochenschr. OS Nr. 84 u. 44, Deutliche ■ 
Tlerfcrstl WoeJunaehr. 00 Nr 8. m 

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Fabrikant: C. Velpry, Reims. 

Alleinverkauf für Deutschland: Krewel <fc Co., G. m. b. II., 
chemische Fabrik, Cö n a. Rhein, Ei fei straße 33. 

Bestandteile: Veratrin. sulfuric. 3gr, Strychnin, sulfnric. 2 gr, 

Ergotinin, cryst. 0,10 gr, Glycerin, purissim. 150 gr. 24[26] 


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Literatur und Probe gratis und franko. 
Verkauf nur an oder durch Tierärzte. 

Dr. Plate, Tierarzt, Brügge i. W. 

Alleinvertrieb: 

fürOesterreich-Ungarn: Adler-Apotheke, k.u.k. 

Hoflieferant, Komotau in Böhmen, 

die Schweiz: Apotheker Dr. Eisenhut, Feuer- 
thalen bei Schaft'hausen, 

Holland: Kappelhof & Hovingh, Schiedam. 


1[52] 




25 Niederlagen im Auslände 

unterhalten umfangreiche Lager von Hauptner-Instrumenten 
^ und bewirken den Verkauf der verzollten Fabrikate; nur 
> an die deutschen Tierärzte liefert die Fabrik direkt. 

Nasengangdilatator 

nach Professor Dr. Mayr, 
j (Münchener Modell.f 



Der Günthcr’sclie Luftsackkatheter ist ohne weitere Abände¬ 
rung zum Zwecke der Dilatation des unteren Nasenganges modifi¬ 
ziert durch eine Gummigarnitur, deren aufblähburc Hülle e ne 
Länge von ungefähr 20 cm hat. Die Hülle ist einfach über den 
Katheter geschoben, die Enden in geeigneter Weise luftdicht 
verbunden. Ein von ihr abgezweigter Gummisehlauch stellt in 
Verbindung mit einem Gebläse, jedoch in der Art, daß zwischen 
Schlauch und Gebläse eine kurze Kanüle geselmltet ist, damit 
durch Abstreifen des Gebläses ein sofortiges Entweichen der Luft 
aus dem aufgeblähten Dilatator ermöglicht werden kann. 

( Vergl. Prof. Dr. Sclila mp p’s Therapeutische Technik. 

Schlußlieferung 1909.) 

Preis des kompletten Instrumentes. Hk. 15,50 

Gummigarnitur ohne Luftsackkatheter. Hk. 4,80 


München, Königinstrasse 4! a 

Niederlage und Vertretung für die Schweiz: 

Sanitätsgeschäft Hausmann, Akt.-Ges., St. Gallen. 

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in 3^1‘ü.n.cTien, ISZönig-instrasse *41 

wird den Herren Tierärzten in Bayern und Württemberg zur 

schnellen AuMführnng von Reparaturen und Ver¬ 
nickelungen empfohlen. 

T elegramm-Adresse: „V ete rinaria-München“. 








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‘•'Ai 


54. Jahrgang. Nr. 52. 27. Dezember 1910. 



(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde und Viehzucht). 

Redaktion und Verlag: 

Professor Dr. M. Albrecht-München. 


Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Abonnements 
preis halb]. 4 Mk. excl. Zustellgebühr. — In den amtlichen auf jeder Poststation 
aufliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 868, für 
das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich-Ungarn unter Nr. 4203 eingetragen. 

Anzeigen: 50 Pfg. die einspaltige Nonpareillezeile oder deren Raum. — Beilagen nach 
Vereinbarung. — Betröge für kleinere Inserate werden durch Nachnahme erhoben. 

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Depot für Bayern: Dr. Ziegenspeck & Gothmann, München, Häberlstraße 12. 


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Cf. Artikel in Nr. 23 der Berliner 
Ticrärztl. Wochenschrift 1909: 

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von 

Stabsveterinär Veit 

in Köllmen-Christburg. 


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Literatur: Rheinheimer, Einiges 
über die Vasolimente Bengen. 
B. T. W. 07, S. 80. Nielsen, 
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Heilmittel bei Kälberpneumonie. 
B. T. W. 07, S. 502. Dorn, 
Kreosotvasoliment Bengen. B. 
T. W. 07, S. 929. 










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Das Instrument bestellt aus einem Kähmen, der mit Gläsern verschiedener 
Stärke beschickt oder ausgestattet ist. Vorhanden sind folgende Nummern . 
Konkav 3—1, dann kouimt eine Öffnung ohne Glas, daran schließen sich die 
Konvexgläser 1—6. Durch einfaches lieben und Senken des Kähmens kann 
man die Gläser vor das Auge des Pferdes bringen. 

Ein Kettchen von f>0 cm Länge, an Sebrahmen und Spiegel befestigt, sorgt 
dafür, daß während der Untersuchung die Distanz die gleiche bleibt und 
man das Instrument fest und sicher genug in der Hand hat, um jeder Be¬ 
wegung des Pferdekopfes zu folgen, ohne aufregend zu wirken. 

Das Instrument wird mit oder ohne Spiegel in Etui geliefert. 

- Literatur auf Wunsch. - 

Sehrahmen nach Dr. med K1 i n gelh o ff er und Tierarzt H. Holterbach, 


komplett mit Kette und Konkavspiegel. D. K. G. M. — In Etui Mk. 25,00 

Derselbe, mit Kette ohne Spiegel und Etui. Mk. 17,50 

ln Etui. Mk. 21,00 

Azetylen-Handlaterne, mit gewölbter Glasscheibe. (Siehe Abbildg. 

Seite l des Hauptner-Kataloges 1007.). Mk. 7,50 

Prima staubfreies Kalzium-Karbid in Dosen zu 500g, pro Dose Mk 0,75 


Vergl. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1910, Nr. 18: 

Eine leichte uml einfache Methode der 
Bestimmung des ßrecliungszustandes 
des Pferdeauges durch die Skiaskopie. 

Von H. Holterbach, Frankfurt a M. 

Narh Überwindung zahlreicher Schwier gkeiten ist die Finna H. Hauptner 
nun imstande, den Herren Tierärzten ein Instrument vorzulegen, das leicht 
zu handhaben ist und eine rasche und sichere Untersuchung der brechenden 
Medien des Pfcrdeauges ohne besondere wissenschaftliche Voraussetzung 
ermöglicht uml für die Zwecke der Praxis vollständig ausreicht: den 


„Sehrahmen nach Dr. med. Klingelhöffer und Tierarzt Holterbach“. 



Druck von .1. Gotteswi nter, München. — Kommissionsverlag: M. Riegersche 
luiversitätshucbhaudlung, München, Odeonsplatz 2.