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Full text of "Münchener Tierärztliche Wochenschrift 72.1921"

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CORNELL UNIVERSITY 
THE 

Jffloroer Urtmnary Cibrarg 

FOUNDED BY 

ROSWELL P. FLOWER 

for the use of the 

N. Y. State Veterinary College 

1897 




CORMELL UHIVERSIT'M.IBRARY 







Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner 

herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Prof, an der Tierärztl. Fakultät der Universität München. 


.\ 


Zweiundsiebzigster Jahrgang (Jahrgang 1921). 


■ofTTte- 


München 1922. 

Expedition und Druck von «T. Gotteswinter, München. 

8S 








v Alphabetische Inhalts-Übersicht. 


' (Die Ziffern zeigen die Seiten an. Bei Originalen ist die Zahl 

fett gedruckt). 


Sach-Register. 

A. 

' Abortin, Immunität und Antikörperbildung 1095. 
Abortus infektiöser — Bildung von Antikörpern 804. 
Akademiker, Berufslage 537. 

' : Aktinomykose der Zunge 870. 

-v Anämie, infektiöse 170, 195. 

CC Anämie, posthämorrhagische beim Pferde 916. 

5; Ankonaeen, Entzündung 729. 

~'r'- Anti- und Aseptik, Begründer der 513. 
Anthropoidenstation 270. 

C<‘ Aolan, Behandlung des Schweinerotlaufs 658. 

; Aphthenlymphe, Versuch zur Züchtung 57. 
iAusfuhr von Zuchthengsten 766. 

Augenerkrankungen, Heilung durch Fontanelle 2009. 
'•£ Arzneitaxe von 1921 1083. 

Ärztetag, Deutscher 972. 


vtr- 1 ’ 

jg£ Bauchbruch 947. 

^' Bericht der Pferde-Kuranstalt 219. 

'0. Bericht des bakteriol. Instituts der Landw.-Kammer Sachsen 761. 
|k Beruf des Tierarztes 518. 

gH- Beschälseuche, Behandlung mit „Bayer 205“ 310. 

S? Beschälseuche, zur Diagnostik der 753. 

Beschälseuche in Polen 387. 

Bienenzucht, Bekanntmachung 955. 
fß: Blausäurederivate gegen Schädlingsbekämpfung 1063. 

Blutbild des Schafes 852. 

Blutbild, rotes bei Infektionskrankheiten des Pferdes 852. 
Bluttrocknungsverfahren, Sgalitzer 760. 
ki: Broncho-Pneumonie, infektiöse 170, 195. 

j£v: Brüsseler Krankheit (infektiöse Bronchopneumonie) d. Pferdes 145. 

r-; Bruch, innerer 307. 



IV 


Bncberschau: 

Altersbestimmung des Gemswildes von Stroh 177. 
Arzneipflanzen-Taschenbuch von Gehe 450. 
Arzneipflanzen-Karten von Gehe 958. 

Beruf des Tierarztes von Richter 925. 

Bericht über die Tierärztl. Hochschule Dresden 1919 v. Rek¬ 
tor u. Senat 570. 

Bekämpfung der Dasselfliege von Stegmann 274. 

Das Geschlechtsleben d. Haussäugetiere v. Schraaltz 250, 593. 
Der Tabak, sein Anbau und seine Zubereitung von ürsi 450. 
Die unspez. Eiweißtherapie im Lichte neuerer Forschung von 
Zschiesche 428. 

Das Schandelaher Schieferrohöl, Inaug.-Diss. v. Ludloff 836. 
Dienstaltersliste der Veterinär-Offiziere des Reichsheeres 
von Müller 620. 

Deutscher Veterinär-Kalender von Schmaltz 1,055. 

Die Erkennung der Haare unserer Hausääugetiere u. einiger 
Wildarten von Litterscheid und Lambardt 939. 

Die Lehre vom Hufbeschlag von Gutenäcker und Moser 977. 
Die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- u. Klauenseuche 
von Hoffmann 996. 

Eierstock und Ei von Wester 924. 

Fleischhygiene von Edelmann 17. 

Fleisch- u. Nahrungsmittelkontrolle v. Möller u. Rievel 896. 
Festschrift d. tierärztl. Fakultät d. Universität Zürich 620. 
Fütterungslehre d. landwirtschaftl. Nutztiere v. Klimmer 250. 
Gesundheitspflege der landwirtsch. Nutztiere v. Klimmer 228. 
Grundriß der klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten 
der Haustiere von Malkmus 229. 

Geburtshilfe von Tapken 957. 

Handlexikon der Praxis von Uebele 769. 

Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde von Malkmus 448. 
Kompendium der. spez. Pathologie u. Therapie für Tierärzte 
von Fröhner 547. 

Klinische Diagnostik d. äußeren Krankheiten d. Haustiere 
von Möller 569. 

Kastration der Hähne und anderen männlichen Hausgeflügels 
von Mittag 473. 

Lehrbuch der gerichtlichen Tierheilkunde von Fröhner 345. 

„ „ Rinderzucht von Hansen 177, 369. 

.. „ patholog. Anatomie d. Haustiere von Kitt 427. 

., allgem. Therapie f. Tierärzte von Fröhner 525. 

.. „ tierärztl. Geburtshilfe (Harms) von Richter. 

Schmidt und Reinhardt 546. 

„ Chirurgie lür Tierärzte von Möller 201. 

„ Arzneiverordnungslehre' f. Tierärzte v. Fröh¬ 
ner 896. 

„ „ Arzneimittellehre f. Tierärzte v. Fröhner 568. 

Leitfaden des Hufbeschlages von Eberlein 786. 

„ der Trichinenschau von Edelmann 35. 

Menschliche Wundinfektionen u. Tierseuchen v. Zeißler 473. 
Pathologie und Therapie für Tierärzte von Fröhner 547. 
Prophylaxis der Tierseuchen durch Immunität von Frei 392. 
Rat und erste Hilfe bei Unfällen der Pferde 525. 

Spezielle Pathologie u. Therapie d. Haustiere von Hutyra 
und Marek 97. 



V 


Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere v. Joest 497. 
Sterilität des Rindes, Erkennung u. Behandlung v. Heß 426. 
Tierärztliche Operationslehre von Frick 524. 

Tierärztliche Augenheilkunde von Jacob 323. 

Tierärztlicher Taschenkalender von Mayr 72, 1037. 
Taschenbuch der Wiener Börse von Straßer 641. 
Taschenwörterbuch der medizin. Fachausdrücke für Nicht- 
* ärzte von Marie 1017. 

Vqlk'sernährung und Tierzuchtförderung von Probst 668. 
Verband in der Kleintierpraxis von Hinz 811. 
Veterinär-Taschenbuch von Train 133. 

Zerreißung des Ligament, teres von Heinrich 426. 

C. 

Caporit bei Behandlung der Maul- und Klauenseuche 185. 

Caporit, verbesserte Dakinsche Methode 553. 

Capsella Bursa pastoris L. (Hirtentäschel) 439. 

• Caseosanbehandlung 585. 

Cellocresol, Versuche mit 1005. 

Chromogallin bei Augenerkrankungen 891. 

Coccidiose der Schafe 632. 

Coenurus cerebralis bei der Gemse 607. 

Colpitis infectiosa 702. 

D. 

Dasselplage. Bekämpfung 466. . 

Darmnähte bei den Haustieren 7%. 

Deckepithel der Haut. Aufbau 1029. 

Dispensierrecht der Tierärzte 440. 

Druselymphe, Erfahrungen damit 915. 

E. 

Echiuokokkenkrankheit, Beitrag zur Serodiagnose 760. 

Eierstock, innere Sekretion 412. 

Eigenblut, Behandlung der Phlegmone 584. 

E. 

Fischzucht, Verein 1054. 

Fleischvergiftung 113. 

Fohlenlähme, Mutterblut-Behandlung 10. 

Fohlenlähme, Verfohlen und Güstbleiben der Stuten 613. 
Fontanelle, Heilung bei Augenentzündung 2009. 

Foramen ovale persistens beim Schaf 609. 

Freiberufstierärzte 48, 112, 221 , 463, 679, 935, 990. 

G. 

Gallengangs-Adenom beim Huhn 706. 

Gasbrand, experimentelle Untersuchungen 46. 

Gastruslarven in der Haut 852. 

Gebärmutterverdrehungen, Lösung durch Flankenschnitt 1039. 
Geburtshilfe beim Pferde 625, 824, 961. 

Gebühren für Untersuchung von Handelsvieh 518. 

Geflügel, Heilung bei Verletzung 11. 

Geflügelzucht, über 147. . 

Gehirn-Rückenmarksentzündung, Anzeigepflicht 337. 

S 





VI 


Gelenkentzündung, Behandlung mit Phenolkampher 581 , 2007 . 
Gelenkentzündung, chronische, Behandlung mit Sanarthrit 1091 . 
Gerichtswesen 1088. 

Gerichtsentscheidung, Röntgenbestrahlung 712. 
Gerichtsentscheidung, wildernde Hunde 713. 

Gerichtsentscheidung, Übertretung des Viehseuchengesetzes 781. 
Gerichtsgebühren 1050. 

Gestüt Leutstetten 591, 954. x 

Gestüt Trakehnen 1065. 

Gestüt Weil 937. 


Haftpflicht 663, 833. 

Häutepreise 227. 

Heilmittelschwindel 33. 

Hochschulnachrichten 15, 34, 51, 70, 96, 114, 131, 154, 175, 227, 249, 
318, 344, 391, 424, 447, 469, 496, 522, 543, 591, 617, 640, 666, 
686. 713, 747, 768, 785, 893, 922, 937, 957, 974, 994. 1016. 1035. 
1087, 2023. 

Homblau, Verwendung in der Tierheilkunde 905. 

Hufrehe, Behandlung 889. 


1 . 

Immunität, Antikörperbildung nach Impfung 1095. 
Incarbon, intravenöse Behandlung 62. 

Incarbon, Beitrag zur Diskussion 88. 

Incarbon 88, 89. 101. 

Internationale Tierseuchen-Konferenz 637. 
Jodkalium bei periodischer Augenentzündung 513. 

K. 

Kälberruhr, Ursache 146, 170. 

Kastration beim Eber 979. 

Kastration von Hähnen 25. 

Keuchhustenmittel 560. 

König Ludwig III., Nekrolog 959. 

Kolik, Beiträge zur Differentialdiagnose der — 931. 
Koppen des Pferdes, Beitrag zum — 969. 

Kreuzen der Vorderfüße, spontanes 506. 

L. 

Lahmheit beim Rinde 949. 

Leukämie beim Hund 831. 

Lupinen, Fütterung 897. 

Lvmphangitis epizootica 505. 


91 . 

Maul- und Klauenseuche, Eisentherapie 81 , 233 , 457 . 
Maul- und Klauenseuche, passive Immunisierung 481 . 
Maul- und Klauenseuche, bösartige, Notimpfung 510, 707. 
Maul- und Klauenseuche und Variola 529 . 

Maul- und Klauenseuche, Trockenblutimpfung 601. 

Maul- und Klauenseuche, zur Behandlung 632. 



VII 


Maul- und Klauenseuche, Opfer in Sachsen 665. 

Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur Schutzimpfung 777. 

Maul- und Klauenseuche, Behandlung beim Menschen 870. 

Maul- und Klauenseuche beim Menschen 1062. 

Maul- und Klauenseuche, Behandlung mit M K 8 — 2013. 

Maul- und Klauenseuche, Ursache von Verlammen 1077. 

Maul- und Klauenseuche beim Pferde 8. 

Maul- und Klauenseuche, Chemotherapie 58. 

Maul- und Klauenseuche, Verbot der Märkte 69. 

Maul- und Klauenseuche, Blutimpfung 69. 

Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur Prophylaxe u. Therapie 85. 
Maul- und Klauenseuche, Milchübertragung 127. 

Maul- und Klauenseuche, Über 140 . 

Maul- und Klauenseuche, Übertragung auf den Menschen 173; 
Maul- und-Klauenseuche, Caporit-Behandlung 185 . 

Maul- und Klauenseuche, Bemerkungen zur 305, 329. 

Maul- und Klauenseuche, Bekämpfung durch Impfung 353. 

Maul- und Klauenseuche, zur Frage der Schutzimpfung 355. 

Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur chemischen Therapie 377. 
Maul- und Klauenseuche, Entwurf eines Preisausschreibens 390. 
Maul- und Klauenseuche, Behandlung mit Trypaflavin 439. 
Merkaffin. Staupebehandlung 953. ' 

Methylenblau, Wundtheraoie 881. 

Milchüberwachung, tierärztliche 414. 

Milcherhitzungseinrichtung 469. 

Milchinjektionen 609. 

Milchkonservierung durch Soda 638. 

Milchversorgung 682. 

Milchschaf 682, 971. 

Milchleistung der Allgäuer Kühe 1096. 

Milchnachweis von Kuh- und Frauenmilch 2017. 
Milzbrandvergiftung beim Menschen 1063. 

Milzbranderkrankung beim Menschen 542. 

Morbus maculosus, sanitätspolizeiliche Beurteilung 851. 
Muskulatur, Keimgehalt derselben 62. 

' M. 

Nachblutung bei Kastration, Therapie der 1009. 

O. 

Opium-, Morphium-, Cocain-Bezug 953. 

Orientierungssinn der Ameise 853. 


Pallidafärbung 1008. 

Panaritium beim Schaf 1059. 

Parapsychologische Forschung bei Tieren 721. 
Paratyphusepidemie in einer Hammelherdö 487. 

Periodische Augenentzündung, Behandlung mit Jodkalium 513. 
Periodische Augenentzündung, Proteinkörpertherapie 535. 
Periodische Augenentzündung. 963. 

Pferdemarkt, München 313, 367, 388. 

Pferderennen 956. 

Pferdezucht 224, 492. 562, 662, 832, 890. 920, 993. 1098. 2017. 
Pferdezuchtverein 150; 



Phenolkampher bei Gelenkentzündungen 581. 2008. 
Phlegmone, Eigenblutbehandlung 584. 
Phosphorvergiftung beim Rind 629. 

Phragnjites communis 96. 

Pocken bei Ziegen 831. 

Polydaktylie, Operation 41. 

Praxisvorkommnisse, interessante 929. 
Proteinkörpertherapie, zur Kenntnis der 487. 
Protest gegen Kommunalisierungsbestrebungen 130. 
Protoplasmaaktivierung 1. 


n. 

Räude der Pferde 241. 

Räude beim Schafe 1071 . 

Rangoonbohnen-Fütterung 834. , 

Raumschlauch, Auftreten des 930. 

Rattenräude, Infektion beim Menschen 830. 

Reichsverband der Gemeindetierärzte 11. 89. 338, 489, 1009. 
Renoval 241. 

Rinderpest in Belgien 33, 50, 200, 521. 

Rindertuberkulose, offene, klinische Feststellung 463. • 

Rotlauf der Schweine. Aolanbehandlung 658. 

Rotz beim Menschen 559. 

Rotzkrankheit, Bekämpfung mit Mallem 741. 

Rotzkrankheit, Differentialdiagnose 888. 

Ruhr, Behandlung mit Thürpil 266. 

: 

Sarkosporidienfunde in Rinderherzeu 725. 

Schädlingsbekämpfung mit Blausäure 1063. 

Schaf (Rhön-), Erhaltung? 2011. 

Schafzucht, Belicht des Landesverbandes der Züchter 2012. 
Schafes, zur Geschichte des 401 . 

Schächtschnitt 590. 

Schlachtviehversicherung 857, 1099. 

Schweinerotlauf 2018. 

Schulbeginn, einheitlicher 16. 

Seuchenstand 49, 51, 70, 153, 173, 226, 248, 267, 315, 343, 366, 391, 
423, 495, 541, 565, 639, 685, 746, 784, 858. 917, 972 , 992. 1053. 
Scheidenkatarrh, therapeutische Verwertung der Protargol-Harn- 
stoff-Desinfektionsstifte 577. 

Seuchengesetz § 174 — 659. 

Staatstierärzte, Verein der 146, 338. 

Sterilität, Behandlung der Rinder 236. 

Staupe, nervöse, neue Behandlungsweise 779. 

Staupe, Behandlung mit Merkaffin 953. 

Staupe, Behandlung mit Kynodal 1078. 

Sträuclier, giftige 521. 

Strychnin, Töten kleiner Tiere mit 761. 

Studienreform, tierärztliche 389. 


T. 

Tagung der veterinär-medizinischen Fachgruppe 610, 1049. 
Tebelon, Behandlung der Tuberkulose 1048. 

Texasfieber bei amerikanischen Kühen 1081. 



IX 


Thymipin, Keuchhustenraittel 560. 

Tierärzte und Apotheker 916. 

Tierärzte, Landtag 196, 585, 636, 666. 1079. 

Tierärzte, Versammlung der 66, 172, 364. 488. 516, 658, 970, 1030, 
1079, 2016. 

Tierzuchtbearate 418, 464, 561, 586. 

Todesursache, akute, heim Pferd 829. , ■ 

Tolid, Versuche mit 209. 

Föten kleiner Tiere 761. 

Trächtigkeitsnachweis, neuer 989. 

Trächtigkeits - Diagnostikum, Sedimentierungsgesehwindigkeit der 
roten Blutkörperchen 841. 

Trichinöses Fleisch, Übertragung 780. 

Trocknung der Kartoffeln 677. 

Tuberkulose 462. 

Tuberkulose, Feststellung d. subkonjunktivalen Probe 649. 
Tuberkulose, Erfahrung mit Friedmann-Impfstoff 887. 

Tuberkulose, Behandlung mit Tebelon 1048. 

C. 

Unspezifische Leistungssteigerung 1. 
ünterkiefergeschwülste 137. 


V. 

Vakzinetherapie 934. 

Variola humana und Maul- und Klauenseuche 529. 

Vergiftung durch Abwässer 834. 

Vergiftung durch Milzbrand 1063. 

Vergiftung durch Pilze 745. 

Verschluckte Kugel, Entfernung derselben 676. 

Versicherung für Tiere 708, 807, 1011. 

Verblutung nach Kastration 929. 

Veterinär-Offizier-Ergänzung 743. 

Veterinärrat, Deutscher 31, -47, 129. 222, 244, 269, 294, 368, 417, 
743, 871. 

Viehablieferung 420. , 

Viehwirtschaft, Leistungsfähigkeit derselben 809 v 
Vollblutzucht, Aussichten 661. 


W. 

Wanderschafherden 342. 

Wassersinn 853. 

W6chs6lficbßr 533» 

Wirtschaftsgenos.senschaft deutsch. Tierärzte 63. 128, 491, 709, 2013. 
Wollkurs 247. 

Wundex 871. 

¥. 

Yohimbin, Übergang in die Milch 1049. 

Z. 

Zähne, anatomisshe Betrachtung beim Säugetier 656. 

Zebroid, ein seltener 608. 

Ziegenzucht, Erfahrungen 806, 891. 

Zwerchfellkrämpfo, ^Beiträge zur Kenntnis der 697. 



X 




Alphabetisches Autorenverzeichnis. 

(Die fett gedruckten Ziffern bedeuten Originale.) 


A. 

Abelein. 481. 

Ackerknecht 111. 

Althof 743, 871. 

Arnous 128, 2013. 

Assel 2012, 

B. 

Bach 31, 47, 128, 222, 244, 245, i 
269, 294. 

Baensch 1048. 

Baum 656. 

Bayer 793. | 

Becker 535, 805. 

Beichold 835. | 

Beier 241. 

Berger 697. 

Bertschy 57, 81. 

Biendinger 702. 

Böhm 707, 721. 

Braun 58, 881. 

Brixner 1039. 

Bruck 513. 

Bruns 487. 

Bürchner 77. 

Bugge 62. 

C. 

Casparius 887. 

Claußen 706. 

Collier 852. 

D 

Deckart 915. 

Denzer 810. 

Ditthorn 113. 

Diirrbeok 414. 


E. 

Eberbeck 888. 

Ebert 764. 

Eder 48, 113, 268, 869, 990, 
Eichinger 171, 172. 

Englert 89. 

Erhardt 219. 

Ernst 329, 355, 777. 

Ertl 185, 266, 905. 

E. 

Feuereisen 780. 

Flury 1063. 

Franquö 412. 

Franz 609. 

Frick 128, 2013. 

Frieboes 1029. 

Friedrich Otto 171, 584. 
Friess 796. 

Fromm 851. 

Funk 916. 

€>. 

Garth 90, 92, 338. 

Gasters 487. 

Gessler 764. 

Geyer 1035. 

Giese 741. 

Goebel 1035. 

Goetsch 390. 

Götz 171. 

Gottfried 2011. 

Grawert 487. 

Groll 146, 970. 

Gutbrod 200, 1079, 2011. 





H. 

Hafeiuann 92. 

Hase 1063. 

Heinz &60. 

Hildebrand 1009. 

Hilz 649 . 

Hörning 679. 

Hoffmann 566. 

Holzwarth 389. 

Hueber 390. 

I. 

Jahn 760. 

Hling 871. 

Junack 830. 

H. - 

■ Kappeller 2021. 
Kennerknecht 1096. 
Klein 707. 

Klarenbeck 761. 

Kirner 510. 

Kießig 62. 

Kitt 11, 353. 

Knopf 1062. 

Kockel 870. 

Köstlbacher 807. 

Kolb 488, 935. 

Kolle 2018. 

Kränzle 835. 

Krell 171, 2016. 

Krieger 581 , 1091 , 2008 . 
Kröber 439. 

Kroncke 870. 

Küst 609. 

Kuppelmayr 803. 

li. 

Lang 1074. 

Lauff 632. 

Lerche 632. , 

Liebscher 1005 . 
Lichtenstern 625 , 779 . 
Lindner 1079. 

I Loibl 506. 

| Lührs 533. 


XI 

j M. ■ 

j Magnussen 29. 
j Marks 63, 129, 491, 709, 2013. 

! Marteil 401. 

Martens 146. 

Matt 418. 

Mayer-Pullmann 439. ' 

Mayr 72, 147, 150, 270, 465, 566, 
567, 656, 713,1037,1065, 2002. 
Meidenbauer 633. 

Meifort 170. 

Meßner 760. 

Meyer Wilhelm 140. 
Middelsdorf 62. 

Mießner 127. 

Möller 387, 567. 

Mölter 989. 

Much 934. 
i Mühler 463. 

Müller 2013. 

Müller Friedrich 804. 

Mulzer 513. 

HL 

Neudel 171. 

Neumann 667, 768, 872, 936, 
1051, 1086. 

Nicki 457. 

Nörr 989. 
j Nußhag 753. 

O. 

Oppermann 1077. 

1P. 

Pellkofer 88. 

Pfeiffer 113, 221. 

Pfeiler 310. 
i Pöhlmann 171. 

I Pospiech 41. 

| Preller 851. 

| Pschorr 85, 358, 781/83. 

R. 

Räbiger 761. 
i Reinhardt 195. 





XII 


Reuther 963. 

Richter 553, 895. 

Rieger 440. 

Riethus 889. 

Rievel 593. 

Roth 1078. 

Rühm 601. 

Rudolph 242. 

S. 

Sachweh 10. 

Saphir 1008. 

Sauer 209. 

Schäfer 171. 

Schaffer 462. 

Schanz 852. 

Schermer 336. 

Scheuring 607. 
Schloßberger 2018. 
Schmähling 658. 
Schmidt 94, 2009. 
Schneider A. 1052. 
Schneider J. 11. 
Schottenheim 560. 
Schulz 88. 

Schwab 377. 
Schwarzmaier 443. 
Schweinhuber 171. 

Sch weyer 118. 

Schwind 929, 979, 1071. 
Seuberling 171, 
Sochtkemper 852. 
Sokolowsky 608. 
Sonderhauser 137. 
Speidel 307. 

Steen 953. 

Stickdorn 1095. 


Stietenroth 890. 

Stoß 841, 961. 

Stroh 233, 725. 

Stünipfler 629. 

T. 

Taege 585. 

Tietze 145, 305. 

Topol 1049. 

Train 297. 

IJ. 

Ulrich 147. 

V. 

Velasco 824. 

Vermeulen 829. 

Vogg 1050. 

H. 

Waldmann 529. 

Warnecke 172. 

Weichardt 1. 

Weil 46. 

Wendler 677. 

Wenger 25, 676. 

Wichera 1059. 

Wildsfeuer 8, 66, 516, 1030. 
Wildt 505. 

Wirth 170, 831. 

Wirthl 577. 

Wolf 1096. 

Wutzlhofer 418, 561, 955. 

Z. 

Zeller 89, 831. 

Zimmerer 1049. 

Zsckokke 729. . 


oDo- 




(frthtr: Tierlrztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tlorhellkando o. Viehzncht) 

*• Unlor Mitwirk uug von: 

Ministerialrat Dr. Attlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung iui 
B. Staatsministerium Jür Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med ct phil. Brandt, 
ordentlicher Universitätsprofessor in Müncheu; Dr. Ernst, Direktorder B. Veterinär- 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬ 
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Generalveterinär a. D. Hochstetter; 
Dr. Kitt, Honorar-Professor an der Universität und an der Technischen Hochschule iu 
Mönchen; Kürschner, Bezirnstierarzt bei der B. Versicherungskammer; Dr. Moser, 
außerordentlicher Universitätsprofessor in Müncheu; Dr. Niklas, Regierungsrat im 
Reichswirtschaftsminist.; Dr. Opel, Direktor deäSchlacht-und Viehhofs in München; 
Dr. Schmitt, ordentl. Universitätsprofessor in München; Veterinärrat Schneider, 
städtischer Bezirks- umj Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungs- und 
Veterinärrat in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirtschaft¬ 
lichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberländstallmeister in München; 
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 4. Januar 1921. Nr. 1. 


Inhalt: 

Originalartikel: Weich ardt. — Wildsfeuer. — Referate. — Tierärztliche 
Standes- und Wirtschaftslagen. — Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — 
Personalien. — Bücherschau. 

Über nnspeziflscbe Leistungssteigerung (Protoplasma- 

aktivierung). 

Vpn Prof. Wolfgang Weichardt, Erlangen. 

Die Proteinkörpertherapie, die Behandlung infektiöser 
Prozesse durch Einspritzung von Eiweißen, spielt in den 
letzten Jahren in der medizinischen Literatur eine recht, 
erhebliche Rolle. Den Ausgang nahm diese Richtung von 
der Vakzinetherapie. Es hatte sich herausgestellt, daß nicht 
nur spezifische Impfstoffe bei bestimmten infektiösen Pro¬ 
zessen Nutzen stiften, sondern auch unspezifische. So wur¬ 
den beim Menschen typhöse Prozesse mit Erfolg nicht nur 
mit aus Typhusbazillen hergestelltem Impfstoff, sondern 
auch mit Colivakzine, die aus Oolikulturen gewonnen war, 
behandelt (Kraus u. A.). Der Verlauf der Infektions¬ 
krankheit war bei richtiger Anwendung einer solchen 
„Heterovakzine“ (Kraus) gewöhnlich der, daß nach Tem¬ 
peratursturz erhebliche Besserung eintrat. Statt der Hetero¬ 
vakzine verwandten schließlich manche Autoren Eiwei߬ 
präparate überhaupt, so Deuteroalbumose Merck (L ü d k e), 
Milch (R. Schmidt). Der Erfolg war bei richtiger Dosie¬ 
rung der gleiche: günstige Beeinflussung des infektiösen 
Prozesses, Niedergang des Fiebers, oft unter plötzlichem 
Sturz. 











2 


R. Schm i d tzog ältere Untersuchungen W. We i - 
chardt’s zur Erklärung dieser Resultate heran. W. Wei¬ 
ch a r d t 2) hatte gefunden, daß nach Einspritzung von Ei¬ 
weißen und Eiweißspaltprodukten bei Tieren, je naeh der 
Dosierung, charakteristische Erscheinungen ’ zu beobachten 
sind: spritzt man größere Mengen höhermolekularer Eiwei߬ 
spaltprodukte ein, so geraten die Tiere in einen charakte¬ 
ristischen Zustand: die Temperatur geht herab, die Atmung 
wird verlangsamt, die Tiere werden benommen, sie bleiben 
auf der Seite liegen. Nach einiger Zeit tritt der Tod. unter 
Atemlähmung ein. ■öffnet man sofort den^Thorax, so sieht 
man das Herz noch schlagen. Spritzt man dag eg e n 
g er ingeMengen höher m o lekularerEiweiß- 
spaltprodukte ein, so ist die Leistungs¬ 
fähigkeit der Tiere erhöht, wie man mittels 
dosierter elektrischer Reizung von Muskeln an der Kymo- 
graphionkurve nach weisen kann. Auch andere Zellfunk¬ 
tionen sind vermehrt, so die Antikörperbildung, die Drüsen¬ 
sekretion, auch ist die Tätigkeit der weißen Blutkörperchen 
erhöht, ü. a. m. Die Tiere sind im ganzen munterer als gleich¬ 
große Kontrolliere. 

Weichardt stellte deshalb schon vor langem die 
Theorie auf, daß die vermehrte Leistung, welche nach erst¬ 
maliger kurzer Inanspruchnahme eines Organes zu be¬ 
merken ist, auf den Reiz'*derartiger Spaltprodukte, die sich 
bei der Arbeit abspalten, zurückzuführen sei. *Er nannte 
diese durch mannigfache Spaltprodukte zu erzielende Lei¬ 
stungssteigerung der verschiedensten Zellkomplexe „Proto¬ 
plasmaaktivierung“. Natürlich kann eine derartige Lei¬ 
stungssteigerung der verschiedensten Zellarten nur so quan¬ 
titativ bemessen werden, daß man die spezifische Leistung 
jeder Zellart zur Maßmethode heranzieht. So kann die Lei¬ 
stung der Drüsenzellen nur aus der Steigerung der Produk¬ 
tion des Sekretes, die des Muskels an seiner mechanischen 
Wirkung, die bei dosierter elektrischer Reizung im Kymo- 
graphionbild festgehalten wird, gemessen werden. Ein 
guter Maßstab ist auch die quantitativ bestimmbare Anti¬ 
körperproduktion. 

Allerd ings reagiert der infizierte Organismus auf un- 

*) R. Schmidt und Kaznelson: ^ammelref. B. kl. W. 1917, 
S. 406 und Ther. Mh., 1917, S. 437. Ergebnisse der Hygiene etc. 
4. 1920. Lindig: M-. M. W., 1919, S. 921. Schittenhelm: 
M. M. W., 1919, S. 1403 u. a. 

" *) Literatur s. Ermüdungsstoffe, Hb. d. patb. Mikroorganismen 

v. KoIle-Wassermann, 2. Aufl. 2. S. 1499, Jena, G. Fischer. 
Über Protetnkörpertherapie M. M. W., 1915, 8.1525, 1918, 8, 581, 
1919, 8. 289, 1920, S. 91 und 1085. 



3 




spezifische Proteinkörpertherapie anders wie der normale. 
Der infizierte Organismus ist als teilweise immunisiert oder 
als überempfindlich anzusehen ; denn nach den neueren For¬ 
schungen wissen wir, daßdie Überempfindlichkeit im Prin¬ 
zip von der Immunität nicht getrennt werden kann. Die 
Überempfindlichkeit wirkt zwar auf den Organismus meist 
schädlich, während bei Immunität der Körper geschützt ist, 
aber es zeigt sich doch, daß die Überempfindlichkeit einen 
Versuch des Körpers darstellt, sich rasch des Infektions¬ 
stoffes zu entledigen, wobei es häufig zu Reaktionen kommt, 
die den Körper zugrunde richten können. Die Überempfind¬ 
lichkeit ist also gleichsam ein Versuch des Körpers mit un¬ 
tauglichen Mitteln sich des Infektionsstoffes zu erwehren. 

Beim bereits immunisierten Organismus wird immer 
nach Einverleibung unspezifischer Eiweißpräparate 
auch die Produktion spezifischer Antikörper stark 
erhöht, \He aus Untersuchungen der verschiedensten For¬ 
scher, die hauptsächlich den Agglutinintiter maßen, hervor¬ 
geht. 

Wird nun der infizierte Organismus mit Prote’in- 
körpern behandelt, so treten gerade die Leistungen in den 
Vordergrund, welche als Abwehrprozesse in erster 
Linie in Frage kommen. 

Wir sehen vor allen Dingen hochgradige örtliche Re¬ 
aktionen, ferner Erhöhte spezifische Antikörperproduktion, 
Vermehrung der weißen Blutkörperchen u. s. f. Allen diesen 
Reaktionen folgt bei richtiger Dosierung des leistungs¬ 
steigernden Präparates nach einer gewissen Latenzzeit er¬ 
hebliche Besserung. 

Derartige Besserungen lassen sich nun nicht nur nach 
Injektionen von Eiweißspaltprodukten, sondern auch von 
chemisch definierbaren Stoffen nichteiweißartiger Natur 
feststellen und es ist in den letzten Jahren vielfach die 
Frage ventiliert worden, ob es sich nicht auch hier um eine 
Protoplasmaaktivierung handelt, die direkt oder aber auch 
indirekt dadurch zustande kommt, daß sekundäre Spaltpro¬ 
dukte, vor allem Eiweißspaltprodukte, nach Injektionen 
eines chemisch nicht indifferenten Mittels im Körper ent¬ 
stehen. Ja man kann sich vorstellen, daß auch nach Ein¬ 
wirkung physikalisch wirkender Energiearten, wie elek- 
trischeStröme oder Lichtstrahlen, derartige Spaltprodukte im 
Körper entstehen und zur Protoplasmaaktivierung führen. 

Weichardt 3) versuchte vor Jahren diese Vorstellung 

*) Weichardt und Schwenk: Hoppe-Seylers Zeitschrift für 
physiol. Chemie, 83, S. 381 und Zeitsclir. f. Immun. Forsch., 19, S. 528. 



4 


experimentell durch Absättigung6versuche zu beweisen. 
Auf die Einzelheiten sei hier nicht eingegangen und auf 
die betreffende Literatur verwiesen. 

Dieser unspezifischen Leistungssteigerung, die nach In¬ 
jektion von Eiweißen und Eiweißspaltprodukten aber auch 
nach Einverleibung der verschiedensten Chemikalien in der 
richtigen Dosierung entstehen kann und als aktive 
Leistungssteigerung, als Protoplaama- 
aktivierung bezeichnet wird, steht die passive 
gegenüber, welche darauf beruht, daß lähmend wir¬ 
kende Spaltprodukte entfernt werden, da¬ 
durch tritt ebenfalls Leistungssteigerung ein, die Er¬ 
müdungsgrenzen werden hinausgeschoben. 

Eine derartige Form der Leistungssteigerung kann 
praktisch nur beobachtet werden, wenn ein gewisser Er¬ 
müdungszustand und damit absättigbare Spaltprodukte be¬ 
reist vorhanden sind. Weichardt sah schon vor Jahren, 
daß gewisse Verbindungen, die zunächst in den Dialysäten 
vom Serum zu finden waren, das Fortschreiten der Er¬ 
müdung bei Tieren, die einer lang dauernden elektrisch ge¬ 
nau dosierten Reizung unterliegen, hintanhalten. In neuerer 
Zeit haben H. M ü 11 e r 4 > und del Campo B) ähnliche 
Stoffe als Produkte der inneren Sekretion nachgewiesen. 

Während die Wirkungen, welche zur aktiven Leistungs¬ 
steigerung führen, durch organotrope Mittel, das sind 
solche, welche in den Zellen ihren Angriffspunkt haben, her- 
vorgeruffenwerden, beeinflussen die zur passiven Leistungs¬ 
steigerung geeigneten Mittel lediglich die lähmenden Spalt¬ 
produkte, nicht die Körperzellen, genau so wie z. B. das 
Diphtherieantitoxin, das nur zum Diphtherietoxin Ver¬ 
wandtschaft hat, für die Körperzellen ganz indifferent ist, 
dagegen die giftigen Stoffwechselprodukte des Diphtherie¬ 
bazillus bindet. 

Die beiden Begriffe der aktiven u. passiven Leistungs¬ 
steigerung sind für dieses Gebiet neu, sie schjeinen sich zu 
bewähren. Durch sie werden zwei Arten der Leistungsstei¬ 
gerung schärfer gefaßt als das früher möglich war. Daß die 
Natur, wie überall, so auch hier mit einem großen Überfluß 
von Möglichkeiten arbeitet, geht aus der am Schluß ange¬ 
führten schematischen Übersicht einiger bisher bekannter 
Arten von Leistungssteigerung hervor. 

Für die ärztliche und tierärztliche 
Praxis wird in den nächsten Jahren der 

4 ) H. Mftller: Zeitschr. f. Biol., 67, S. 489. 

*) del Campo: Zeitschr. f. Biol., 68, 8. 285. 



1 


5 


Ausbau der'unspezifischen Therapie, vor 
allem bei infizierten Tieren, eine beson¬ 
ders wichtige Aufgabe sein. Möge die Anregung 
durch chemische oder physikalische Mittel (Licht, Elektri¬ 
zität u. a.) nun direkt leistungssteigernd auf die Zelle 
wirken oder indirekt durch Abspaltung leistungssteigernder 
Produkte im Körper ausgelöst werden. Hauptsache 
für eine gute Wirkung ist die Dosierung, 
die nicht ein für allemal festgelegt werden kann. Sie hängt 
von verschiedenen nicht immer genau im Voraus bestimm¬ 
baren Faktoren ab. So zeigte Weichardt 6 ), daß kleine 
Mengen von Eiweißspaltprodukten anregen, große lähmen; 
das „klein“ und „groß“ sind jedoch sehr relative Begriffe, 
so wirkt für ein geschwächtes Organ eine Dosis bereits läh¬ 
mend, die für ein anderes anregend ist. 

Es wird also gerade auf diesem Gebiete die ärztliche Er¬ 
fahrung für die Dosierung in allererster Linie wegleitend 
sein müssen. Der erfahrene Arzt wird die anregende Dosis 
meist treffen. Zu kleine Mengen sind wirkungslos, zu große 
führen zu Lähmung, nicht zum gewollten therapeutischen 
Effekt. 

Was die praktische Seite anbetrifft, so 
gibt es wohl kein Gebiet der Medizin, auf welchem die In¬ 
jektion von Eiweißen und Eiweißspaltprodukten nicht ver¬ 
sucht worden wäre. 

Zunächst wurden typhöse Prozesse so behandelt und 
zwar schon vor länger Zeit. Es sahen bereits vor Jahr¬ 
zehnten R. Fraenkel und Rumpf Erfolge bei Typhus 
nach Injektion von Pyocyaneus-Eiweiß. Neuerdings ge¬ 
brauchte Kraus Impfstoffe, die von Kolibazillen herge¬ 
stellt worden waren, L ü d k e Deuteroalbumose Merck; 
R. S c h m i d t injizierte Milch. 

Auffällig ist der meist kritische Abfall der Temperatur 
und die nach der Injektion einsetzende Rekonvaleszenz. 

von denVelden 7 * studierte auch die günstige Be¬ 
einflussung lokaler Prozesse (beschleunigte Abstoßung von 
Membranen etc.). So ließ sich eine günstige Wirkung auf 
Diphtherie, Dysenterie, Gelbkreuzerkrankung und gewisse 
Formen von Grippepneumonieen feststellen. Am auffällig¬ 
sten sind oft die Erfolge parenteraler Eiweißinjektionen bei 
der Beeinflussung lokaler entzündlicher Prozesse, z. B. auf 
gonorrhoischer Basis. Von Erfolgen bei den verschiedensten 
Conjunctivitisformen wird berichtet. 


6 ) Weichardt: Zeitschr. f. d. ges. Neuroh u. Payeh., 22, S. 586. 

7 ) von den Velden: I?. Kl. W., 1919, Nr. 21. 





6 


Die beschleunigte Blutgerinnung nach Protemkorper- 
injektionen wird wohl am besten als Ausdruck der Mehr¬ 
leistung der die Gerinnung fördernde^ Fermente aufgefaßt. 
Gute Resultate wurden nach richtiger Anwendung bei Blu¬ 
tungen verschiedenster Art erhalten, besonders bei Lungen¬ 
blutungen infolge tuberkulöser Prozesse (von den Vel¬ 
den und R. Schmidt). Überhaupt wurde der Blut¬ 
apparat, besonders die blutbildenden Organe im Sinne 
der Leistungssteigerung beeinflußt, was bei anämischen Pro¬ 
zessen von günstiger Wirkung war. 

Eine Reihe von Autoren hatte gute Erfolge mit Protein¬ 
körperinjektionen bei septischen und pyämischen Erkran¬ 
kungen, bei Lymphangitis, Furunkulose, Erysipel, auch bei 
septischen Prozessen hach Puerperium und Abort. 

Endlich sei noch auf die Anregung der Milchsekretion 
hingewiesen, die L i h d i g 8) nach Einspritzung von 5%iger 
Kaseinlösung bei Wöchnerinnen feststellen konnte. 

Weichardt hatte bereits gesteigerte Milchproduktion 
bei Ziegen, die eine Zeit lang konstante Milchmengen ge¬ 
liefert hatten, nach Eiweißinjektionen gesehen. 

Allerdings ist diese Art der Anregung sehr von der in¬ 
dividuellen Geeignetheit abhängig, während einzelne Tiere 
ausgezeichnet mit einer Steigerung der Milchmenge nach 
parenteraler Proteinkörpertherapie reagierten, blieb die 
Reaktion anderer Individuen ganz aus. 

In der tierärztlichen Praxis dürfte für 
Versuche mit parenteraler Pro teinkör per- 
therap.ie am geeignetsten die gekochte 
Milch sein, die sich ja auch in der Humanmedizin bei 
den verschiedensten Affektionen bereits bewährt hat. 

Die Betrachtung der Proteinkörpertherapie unter dem 
Gesichtswinkel der Leistungssteigerung und die Einführung 
der hier gebräuchlichen Maßmethoden hat sich für die ein¬ 
heitliche Beurteilung und die exakte Weiterforschung als 
sehr praktisch erwiesen, der Ausdruck „Protoplasma- 
aktivierun g“, der diese Richtung kennzeichnet, hat 
sich bewährt. Für die Erforschung mannigfacher Erschei¬ 
nungen nach parenteraler Einverleibung von Vakzinen, Ei¬ 
weißarten und anderen ganz verschiedenartigen Stoffen, ja 
auch nach bestimmter physikalischer Beeinflussung ist eine 
einheitliche Basis geschaffen. 

Zum Schluß sei noch ein Schema verschiedener Arten 
von Leistungssteigerungen angefügt. 

8 ) Lindig: M. M. W., 1919, Nr.' 33, S. 921.' 



Leistungssteigerung ist möglich: 


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Hanl- and Klaaensenche beim Pferd. 

Von Dr. H. Wildsfeuer, prakt. Tierarzt in Ingolstadt. 

Der Artikel „Das Pferd in seiner Beziehung 
zur Maul - und Klauenseuche“ von M. Reuter 
im „Bayer. Sport-Echo“, 1920, Nr, 34, gibt mir Veranlassung, 
von mir beobachtete Erkrankungsfälle zu berichten. 

Nach Reuter können andere als Klauentiere auf 
flüchtigem Wege durch Maul- und Klauenseuche nie¬ 
mals infiziert werden und können Übertragungen lediglich 
auf festem Wege stattfinden, z. B. durch Genuß von 
roher Milch oder von Butter, die von seuchekranken 
Tieren stammt, oder dadurch, daß Personen, die seucheü- 
kranke Tiere zu behandeln haben, von dem Inhalt der 
Blasengeschwüre etwas anderen Tieren in eine wunde Stelle 
oder in die Maulhöhle bringen. Übertragungen auf diese 
Weise sind beim Geflügel, bei Hunden und Pferden in Form 
einer geschwürigen Entzündung der Maulschleimhaut be¬ 
obachtet worden, Welche ganz unter den gleichen Erschei¬ 
nungen wie die Maulseuche des Rindes verläuft, gutartiger 
Natur ist und nach 8—10 Tagen von selbst in Heilung über¬ 
geht. Das Pferd besitzt gegen das Maul- und Klauenseuche- 
Kontagium sehr weitgehende Widerstandskraft und gehören 
daher Erkrankungen infolge dieser Seuche bei Pferden zur 
größten Seltenheit. 

Ich konnte in diesem Seuchenjahre in 3 Gehöften bei 
4 Pferden Erkrankung durch Maul- und Klauenseuche fest¬ 
stellen. Die einzelnen Fälle will ich kurz beschreiben: 

1. Fall bei F. in J. Im Stall stehen 6 Rinder und 2 
zirka 18—20 Jahre alte Pferde nebeneinander. Die Seuche 
verlief hier beim Rind bösartig, *2 Kühe mußten notge¬ 
schlachtet werden. Das neben den Rindern stehende Pferd, 
ein Schimmel, frißt mit jenen zusammen Klee. Am 5. Tage 
nach Ausbruch der Seuche erkrankt der Schimmel: furcht¬ 
bar starkes Speicheln, stärker als bar starkes Speicheln, 
stärker als bei den Rindern, geringe Futteraufnahme, 
Schluckbeschwerden. Am nächsten Tag zeigte das Pferd 
Fieber (40,2), 60 Pulse, 28 Atemzüge, leichte Schwellung 
der Kehlgangslymphdrüsen, stark verschärftes Vesikulär¬ 
atmen; aus dem Maul fließt Speichel, zähflüssig, fast wie 
Gummi arabicum, in langen Strähnen, Maulschleimhaut 
und Zunge sind stark geschwollen, auf der Maulschleimhaut 
sind mehrere Bläschen sichtbar. Bei der zweiten Besich¬ 
tigung, am 5. Tage, hatte das Pferd 39,6 0 Temperatur, 56 
Pulse, 28 Atemzüge; Speicheln noch gleich stark; in der. 



9 


Manlböble an Stelle der Blasen Erosionen; die noch stärker 
angeschwollene Zunge zeigt große Epithelverluste. Das 
Fieber geht sehr langsam zurück, Speichelfluß dauert über 
3 Wecken, normale Futteraufnahme erst nach der 4.Woche. 
Das zweite Pferd erkrankte nicht. 

2. Fall bei H. in G. Die Maul- und Klauenseuche 
verlief unter dem Viehbestand äußerst bösartig, 14 Stück 
= Sh Prozent würden notgeschlachtet. Pferde- und Rinder¬ 
stall sind durch einen Hof von zirka 20 Meter Breite ge¬ 
trennt, das Personal des einen Stalles kommt mit den 
Tieren des anderen nicht in Berührung. Im Pferdestall 
stehen lö Pferde (1 Jährling, die übrigen im Alter von 8 
bis 20 Jahren). Am 16. Tag nach Ausbruch der Maul- und 
Klauenseuche erkrankt ein Pferd, ein zirka 15 Jahre alter 
Schimmel: 39,8° Temperatur, 55 Pulse, 25 Atemzüge, ge¬ 
ringer Appetit; ziemlich starkes Speicheln, in der Maul¬ 
höhle Bläschen. Verlauf wesentlich milder als bei Fall 1; 
Heilung nach 10 Tagen. 

3. und 4. F a 11 bei Z. in L. Zwecks einer Nachbehand¬ 
lung zufällig in das Gehöft kommend sagt mir die Be¬ 
sitzerin: „Wir haben seit heute die Seuche, ferner frißt seit 
gestern ein Pferd nicht recht“. Im Rinderstall stellte ich 
bei 3 Kühen Maul- und Klauenseuche fest; es sei gleich 
hier erwähnt, daß die Seuche ohne jegliche Behandlung 
gutartigen Verlauf nahm. Der Pferdestall ist vom Kuhstall 
zirka 40 Meter entfernt, durch eine Scheune getrennt; jeder 
Stall hat eigenes Pflegepersonal. Im Pferdestall stehen 5 
Pferde und zwar von links nach rechts: eine 2jährige Stute, 
3jähriger Wallach, 4jährige Stute und zwei zirka 12jährige 
Stuten. Erkrankt war der 3jährige Wallach mit folgenden 
Symptomen: äußerst schlappe Körperhaltung; Barren und 
Stand vor den Vorderfüßen sind mit Speichel bedeckt; beim 
Herausführen schwankt das Pferd in der Hinterhand; 40,8 0 
Temperatur, 68 Pulse, 30 Atemzüge; Kehlgangslymphdrüsen 
leicht geschhollen; aus dem Maule fließt Speichel; Maul¬ 
schleimhaut und Zunge geschwollen, in der Maulhöhle 
Bläschen. Bei der zweiten Besichtigung, nach 4 Tagen, 
leichte Besserung, 38,9° Temperatur, 62 Pulse, 30 Atem¬ 
züge; Speicheln, in der Maulhöhle Erosionen; Futterauf¬ 
nahme gering. „Seit gestern hat auch die 4jährige Stute 
die Seuche“, bemerkt die Besitzerin. Die Erscheinungen 
sind dieselben, jedoch nicht so hochgradig. Bei der dritten 
Besichtigung, nach weiteren 6 Tagen, waren beide Pferde 
wieder normal. 




V 


10 

Meine Beobachtungen möchte ich kurz dahin zuaammen- 
fassen: 

Die Maul- und Klauenseuche kann von kranken Rin¬ 
dern auf Pferde sowohl unmittelbar als mittelbar über¬ 
tragen werden. Die Erscheinungen sind dieselben wie bei 
der Maulseuche der Klauentiere: hohes Fieber, Appetit¬ 
mangel, Speicheln, Auftreten von Bläschen in der Maul¬ 
höhle, Schwellung der Maülschleimhaüt und Zunge, Schwel¬ 
lung der Kehlgangslymphdrüsen, erhöhte Atemzahl, ver¬ 
schärftes Vesikuläratmen. Der Verlauf ist gutartig., Eine 
eigentliche Behandlung ist nicht erforderlich; ich habe nur 
geraten weiches Futter, Kleienschlapp zu geben und event. 
das Maul mit Essigwasser auszuspülen. 

Meines Erachtens kommen Erkrankungen infolge Maul¬ 
und Klauenseuche bpi Pferden viel häufiger vor als bis jetzt 
angenommen wird. Bei Verdacht ziehen nämlich die Pferde¬ 
besitzer nicht gerne einen Tierarzt bei, weil sie fürchten, 
es könnten veterinärpolizeiliche Maßnahmen auch für den 
Pferdestall .angeordnet werden. Ob das Viehseuchengesetz 
betreffs Gebrauch der Pferde in Seuchengehöften eine Ab¬ 
änderung erfahren soll, will ich einer berufeneren Stelle 
überlassen. 


Referate. 

tafekttoBi- ul bbstoBSkraiUMttm. 

Dr. Sachweh- Münster i. W.: Über eine bequeme 
Modifikation in der Anwendung des Mutterblutes bei der 
Behandlung der Pohlenlähme. (Berl. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift, 1920, Nr. 23, S. 259.) 

Um die Gewinnung von Impfserum aus dem Mutterblute zu 
vereinfachen, defibriniert S. das aus der Vene strömende Blut in 
einer gereinigten Flasche durch Schütteln mit 50 Glasperlen, etwa 
5 Minuten lang. Zur Vermeidung der Emboligefahr verimpft der 
Autor 500 ccm nicht intravenös, sondern intrar 
peritoneal. Wer die endovenöse Verwendung des Serums be¬ 
vorzugt, muß das defibrinierte Blut vorher durch Watte filtrieren. 
Die Resorption der immunisierenden Blutbestandteile erfolgt vom 
Peritoneum so rasch wie aus der Blutbahn, die mühsame Prozedur 
der Erwärmung auf die Bluttemperatur bleibt erspart. S. hat sein 
Verfahren bei Kälberruhr, Ferkelruhr und auch bei .Fohlenlähme 
mit Erfolg durchgeführt. Besonders vorteilhaft ist, daß 
man bei diileser Methode mit. einer viel geringeren 
Menge Blut als bei reiner Serumimpfung a u sr eicht, statt 
des sonstigen Quantums von 1—2 Liter Blut benötigt man 600 bis 
700 ccm. Bisher wurde trotz der Empfindlichkeit des Peritoneum 
beim Pferde eine Schädigung sekundär-baktenileller Natur nicht 
beobachtet, die gewöhnlichen Regeln der Sauberkeit müssen natür¬ 
lich befolgt werden. Die Technik der Ausführung der Injektion 
gestaltet sich folgendermaßen; Eine 8—4 cm lange Nadel wird nach 



11 


/ 


vorherigem Abscheren und Desinfizieren in der rechten oder linken 
Hungergrubengegend, dreifingerbreit unterhalb der Querfortsatz¬ 
leiste und ebensoweit oral vom Hüfthöcker entfernt, senkrecht 
durch Haut und Muskulatur gestochen. Am Aufhören des Wider¬ 
standes erkennt man, daß man in der Bauchhöhle ist. Die Nadel 
wird sodann parallel zur Bauchwand unter sondierender Bewegung 
vorgeführt. Bei vorsichtigem Vorgehen ist eine Verletzung der 
Darmwand ausgeschlossen. Vor der allgemein gebräuchlichen 
subkutanen Injektion hat die neue Methode den Vor¬ 
zug, daß die Resorption der Immunstoffe schnell 
und vollständig erfolgt, weshalb S. dieselbe zur Nach¬ 
prüfung empfiehlt. Me. 


Chirurgie und Geburtshilfe. 

Prof. Dr. Kitt- München: Die Heilung von Verlet¬ 
zungen beim Geflügel. (Süddeutsche Geflügel-Zeitung, 1919, 
Nr. 42.) 

Das Geflügel verhält sich bei Verwundungen aller Art im 
Gegensätze zu den anderen Haustieren, und auch dem Menschen 
gegen Infektionserreger auffallend unempfindlich. Nur ganz be¬ 
sondere Bakterilenarten vermögen Eiterungen und Blutvergiftungen 
zu bewirken. Der Grund für das Ausbleiben von Eiterung und für 
den gesteigerten Heiltrieb des Vogelkörpers liegt in dem starken 
Gerinnungsvermögen des Vogelblutes. Durch den Wegfall lang¬ 
wieriger Eiterung gestaltet sich der Heilungsprozeß sehr einfach; 
düe Wunde verklebt sich mit Blut und Sekret, das in wenigen 
Stunden zur Kruste eingetrocknet, eine Schutzdecke gegen weitere 
Störungen des Heilverlaufes bildet. So gehen alle Arten der Ver¬ 
wundung je nach Größe und Tiefe in 2—14 Tagen in Heilung über. 
Selbst Sehnenwunden besitzen ein großes Heilvermögen, so daß 
Tauben und Hühner, denen Strecksehnen der Füße oder Flügel 
durchschnitten wurden, dieselben schon nach 3 Wochen wieder zu 
benützen vermögen. Auch Knochenbrüche, selbst komplizierte, 
heilen auffallend rasch und haben die Knochen schon nach 14 
Tagen bis 4 Wochen ihre Gebrauchsfähigkeit wieder erlangt. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte. 

Landesgruppe Bayern. 

(Abschrift.) 

Augsburg, den 29, November 1920. 

An den Bayerischen Stftdteverband. 

Betreff; Besetzung von Schlachthofleiiter-Stellen. 

Die jüngst erfolgten Besetzungen der Schlachthofdirektor¬ 
in zwei größeren bayerischen Städten durch je einen prakti¬ 
schen Tierarzt zwingen die Unterzeichnete Landesgruppe im 
Verfolg der Ziele des Reichsverbandes der Gemeindetierärzte zur 
nachstehenden Vorstellung: 

Die Gliederung des tierärztlichem Standes ,ilst im Laufe der 
Jahre naturnotwendig in 3 Gruppen erfolgt: die Staatstier¬ 
ärzte, die Schlachthlofti'erärzte (Gemeindetierärzte) 
und die praktischen Tierärzte (Freiberufstilerärzte). 


V 


r. Ft 

Sf“ LIBRARY 




12 


Wenn auch jeder Tierarzt vermöge seines Studiengänges in der 
Lage ist, die Fleischbeschau im ^lgemeinen aus zuüben, so kann 
doch nur der spezialistisch durchgebildete Schlachthoftierarzt den 
Anforderungen der Fleischbeschau im Großen, dazu in exakter 
Form und nach neuzeitlichen Gesichtspunkten gerecht werden und 
hauptsächlich den zur Leitung eines Schlachthofes bezw. Schlacht- 
und Viehhofes, zumal einer größeren Stadt, nötigen Befähigungs¬ 
nachweis erbringen. So wenig, wie den Interessen de9 Viehbe- 
sitzers gedient ist, wenn er zur Behandlung eines kranken Tieres 
qinen in der Praxis nicht tätigen uhd- auf diesem Gebiete unerfah¬ 
renen Schlachthoftierarzt zuzieht, zumal wenn tüchtige praktische 
Tierärzte zur Dienstleistung vorhanden sind, ebensowenig kann 
den Interessen der Städte gedient sein, wenn sie ihre Schlaehthof- 
leiter aus den Reihen der Praxis ausübenden Tierärzte unter Bei¬ 
seitesetzung der erprobten Schlachthoffachmänner wählen. 

Von den Dienstesaufgaben eines Schlachthofdirektors hat sich 
die Fleischbeschau zu einer eigenen Wissenschaft ent¬ 
wickelt mit den Spezialgebieten der bakteriologischen usw. Unter¬ 
suchung. Der Schlachthofleiter hat je nach örtlichen Verhältnissen 
nicht nur bei der Untersuchung der geschlachteten und insbeson¬ 
dere der wegen Krankheit beanstandeten Tiere — sei es fort¬ 
laufend, -sei es vertretungsweise — selbst tätig zu sein, sondern es 
obliegt ihm, da er in Bayern in der Regel zugleich städtischer Be¬ 
zirkstierarzt ist, auch die dienstliche Oberaufsicht über dieses viel¬ 
gestaltige Gebiet und außerdem ist er Obergutachter bei schwie¬ 
rigen und strittigen Beurteilungsfällen kranker Tiere, muß dem¬ 
nach in der Fleischbeschau ein besonders erfahrener Fachmann 
sein. 

Zur Leitung einer Schlachthof- .bezw. Schlacht- und Vieh¬ 
hofanlage gehören heutigen Tages zudem solide Kenntnisse und 
Erfahrungen wnWerwaltungswesen, in der Komunal- 
wirtschaft und in einer Reihe von spezialtechnischen 
Gebieten. In diesem Zusammenhänge muß auf den jetzigen 
hohen Wert aller in Betracht kommenden Objekte und auf die 
heutige Bedeutung der Schlachthöfe für die Emährungswirtschaft 
hingewiesen werden. Endlich hat je nach Größe des Platzes der 
Schlachthofdirektor als städtischer Bezirkstierarzt die Geschäfte 
der tierischen Nahrungsmittelpolizei einschließlich Milchunter¬ 
suchung wahrzunehmen. 

Tierärzte, welche über die zu vorstehend skizziertem Aufgaben¬ 
kreis eines Schlachthofleiters erforderlichen Kenntnisse und Er¬ 
fahrungen nicht verfügen, werden notwendigerweise 
zumindest für eine beträchtliche Zeit ver¬ 
sagen. Es werden sich Fehlurteile in der Fleischbegutachtung 
ergeben, welche u. a. unerwünschte kollegiale Zwistigkeiten her- 
vorrufen und die Autorität des neuen Direktors sogar erfahrenen 
Gewerbetreibenden gegenüber schädigen. Ganz besonders aber 
leiden die Interessen der Stadt und' der Allgemeinheit darunter, 
wenn sich der Anfänger erst in die Aufgaben .seiner Stelle ein- 
arbeiten muß. Viele Experimente werden auf allgemeine Kosten 
gemacht werden und manche Möglichkeit, wirklich Zweckdienliches 
leisten, dürfte ungenützt bleiben. 

Bei unseren Bestrebungen leiten uns auch schwerwiegende 
Standesinteressen. Wenn nämlich ein Tierarzt, der nicht 
aus den Reihen bewährter Schlachthoffachmänner gewählt wurde, 
9 für längere Zeit oder ganz als Leiter versagt, so ist zu befürchten. 



13 


daß die Schuld diese« Versagens au,f den ganzen Stand, nicht aber 
auf die getroffene Wahl zurückfällt. Es bestehen aber gewichtige, 
nicht zuletzt auch im Interesse der Städte gelegene Gründe, daß 
als Schlachthofdirektoren nur Tierärzte, allerdings solche mit ent¬ 
sprechender Ausbildung, berufen werden. 

Als wichtiger Punkt ist hierbei die zweckentsprechende 
öffentliche Ausschreibung hervorzuheben und gerade 
in dieser Hinsicht muß abermals auf das Vorgehen der beiden 
Städte verwiesen 'werden, deren Art der Stellenausschreibung nach 
unserem Wissen eine Reihe tüchtiger und geeigneter Schlachthof¬ 
tierärzte von der Bewerbung abgehalten hat. Die bezügliche Be- 
kamntmachurig soll in erster Linie so gehalten sein, daß sie nilcht 
den Anschein einer leeren Formsache erweckt und den Kundigen 
unschwer erkennen läßt, daß bereits ein bevorzugter Kandidat im 
Hintergründe steht. Es soll darin ferner die grundsätzliche 
Beschränkung auf Bewerber aus Schlachthof- bezw. Gemeinde¬ 
tierärztekreisen ausgesprochen sein. Sie muß das Anerbieten eines 
festen Gehaltssatzes enthalten, der je nach Größe des 
Platzes außerdem derart bemessen sein muß, daß er tüchtige Spe- 
zialfachleute veranlassen kann, ihren bisherigen, oft ruhigeren 
Wirkungskreis mit einem größeren arbeits- und verantwortungß- 
reicheren zu vertauschen. Eine etwaige Probezeit muüßte kurz, 
nur nach Monaten, bemessen sein und dadurch wie auf dem Wege 
der Vereinbarung unter den Städten dile Rücktrittsmöglichkeit in 
die alte Stellung gewahrt werden. Außerdem sind Dienstwohnungen 
und sonstige Vergünstigungen nach Wert und Gegenleistung kor¬ 
rekt anzugeben. Wenn endlich im Ausschreiben Spezialkenntnisse 
ausdrücklich gefordert werden, so müßte darai$ auch festgehalten 
werden. Beispielsweise mußte es befremden, daß trotz der von 
der Stadt geforderten Kenntnisse in bakteriologischen Untersuch¬ 
ungen und im Schlachthofbetrieb die Wahl auf einen aus der kura¬ 
tiven Tätigkeit kommenden Praktiker, der auf dem fraglichen Ge¬ 
biete kaum erfahren und am allerwenigsten geübt sein konnte, fiel. 

Gestützt auf die vorstehenden Darlegungen, welche zugleich 
die auch in der Fachpresse mehrfach niedergelegte Überzeugung 
der gesamten deutschen Gemeindetierärzte wiedergeben, ersucht 
die unterfertigte Landesgruppe den Bayerischen Städteverband, 
dahin zu wirken, daß künftighin bei der Besetzung 
der genannten Stellen die Auswahl nur unter 
den Schlachthoftierärzten bezw. -leitern ge¬ 
troffen wird und daß die bezüglichen Aus¬ 
schreibungen unseren billigen Forderungen 
entsprechen. Es liegt uns als Gemeindetierärzten besonders 
ferne, damit der Selbstverwaltung der Städte nahe treten zu 
wollen. Es soll lediglich eine berechtigte Standesfotderung zur 
Geltung gebracht werden, die zugleich in besonderem Maße im 
eigenen Interesse der Städte und der Allgemeinheit gelegen ist. 

Reichs verband der deutschen Gemeinde¬ 
tierärzte (Landes gruppe Bayern). 

gez. J. Schneider, I. Vorsitzender. 



14 


Verschiedenes. 

Tierauofct, Tisrhaltuig, Diätetik. 

310 000 Mark für einen 2 Ya jährigen Hengst! 

Die Hengstaufzüchter G ä t i n g und Müller in Esens¬ 
hammer-Oberdeich im Freistaat Oldenburg verkauften dieser Tage 
an die Hengsthaltungs-Genossenschaft zu Eutin (Lübeck) einen 
jungen 2 % jährigen Hengst, abstammmd von „Gido“ (Züehter: 
Landwdlrt Thiele in Knappenburg), für den bislang noch nicht 
gezahlten Preis von 310 000 Mark. S. M. 

Staatsvaterlnärwesra, Auslands tlesst and VersiekerugsvesM. 

Vorkehrungen der sfichsischen Regierung gegen die Rinderpest 

aus Polen. 

Nach zuverlässigen Mitteilungen ist die Rinderpest auch in 
Polen ausgebrochen und zwar in den Gegenden von Bialystock 
und Wolhynien,. Über die Ausdehnung der Seuche ist bis jetzt 
näheres nicht bekannt geworden. Verdachtmöglichkeit liegt auch 
hinsichtlich Litauens und des Memellandes vor. Die Einschleppung 
der Seuche ist wahrscheinlich infolge der kriegerischen Wirren in 
Polen und durch Vieh aus dem Osten erfolgt, das von den Bolsche¬ 
wistentruppen zur Verpflegung mitgeführt worden ist. Die zunächst 
beteiligte preußische Regierung hat alle Schritte getan, um der 
den heimischen Viehbeständen drohenden ganz außerordentlichen 
Gefahr zu begegnen. Auch das sächsische Wirtschaftsministerium 
hat die Veterinärbehörden zu besonderer Wachsamkeit angehalten. 
Der Schwerpunkt hegt aber in der Aufmerksamkeit und Sachkunde 
der Tierärzte, die, so führt das sächsische Ministerium aus, mit 
der Ausübung der Schlachtvieh- und Fleischbeschau beauftragt 
sind. Es werde nichts unterlassen werden, was zur Verhütung der 
Einschleppung der Rinderpest nach Sachsen nötig erscheine. Dem¬ 
nach dürften bei der ganzen Lage der Verhältnisse im Osten die 
deutschen Viehbesitzer darüber nicht im Zweifel sein, daß die aus 
Polen drohende Rinderpestgefahr viel größer und daß ihr viel 
schwerer mit Erfolg entgegengetreten werden könne, als der Ein¬ 
schleppung der Seuche aus Belgien, die bis jetzt glücklicherweise 
habe verhütet werden können. S. M. 


Landwirtschaft and Futtermittelkande. 

Das Schicksal der von Deutschland an Frankreich und Belgien 

abgelieferten Kühe. 

Die in Holland erscheinende angesehene Tageszeitung „Nieuwe 
Courant“ weist in einem Artikel unter der Überschrift: „Die bol- 
schewistischeGefahr“ auf die bedenklicheWirkung auf das deutsche 
Volk hin, wenn es höre, daß Frankreich mehr Kohlen habe als es 
brauche, während in Deutschland den Privaten uod der Industrie 
die Kohlen entzogen werden, um das Abkommen von Spaa zu er¬ 
füllen, wenn es höre, daß die Franzosen und Belgier größere 
Mengen dieser Kohlen nach Deutschland zurückveTkaufen, und 
wenn es erfahre, daß ein großer Teil des bisher abgelieferten 
besten Zuchtviehs in Frankreich und Belgien abgeschlachtet wor¬ 
den sei, und daß trotzdem noch die Ablieferung von 800 000 Milch¬ 
kühen trotz der Entbehrungen der' Frauen und Kinder gefordert 



15 


werde. Letztere Nachricht würde kaum glaublich erscheinen, wenn 
nicht der belgische Tierarzt Brödo- in Mecheln in einer belgischen 
Zeitung eine ganz ähnMche Angabe gemacht hätte. 

Hochschulnachrichten. 

Zu tierärztlichen Ehrendoktoren hat die Universität Leipzig 
auf Antrag der Dresdener Tierärztlichen Hochschule den Regie¬ 
rungsveterinärrat A u g s t in Kamenz und den früheren Dozenten 
Veterinärrat Lungwitz in Kleinzechawitz ernannt. (M. N. N. 
11712.12.20.) '_ 

Deutsches Korrespondenzbüro für ausländische Universitäts¬ 
und Studentenangelegenhelten. Das „Deutsche Korrespondenzbüro“ 
ist eine selbständig entstandene und unabhängige Einrichtung, die 
als Zentralstelle für Deutschland’ mit den offiziellen Behörden der 
deutschen Universitäten und der Studentenschaft arbeitet. Es ent¬ 
hält sich grundsätzlich jeder parteipolitischen Stellungnahme. Seine 
Tätigkeit richtet sich nach folgenden von den deutschen Universi¬ 
täten und der deutschen Studentenschaft auf dem zweiten deutschen 
Studententage grundsätzlich angenommenen Richtlinien: 1. Zur 
Vermittlung p r a k t i s ch e r Au s 1 a n d s k u n d e den deut¬ 
schen Studenten Gelegenheit zu geben, die sozialen, wirtschaft¬ 
lichen und akademischen Einrichtungen der Universitäten des Aus¬ 
landes kennen zu lernen. Dies soll erreicht werden durch : a) Wie¬ 
deraufnahme der Verbindung mit den Studentenorganisatiionen des 
Auslandes, b) Vermittlung von Paß- und Reiseerleichterungen nach 
dem Auslande und Hilfe bei der Zurechtlegung von Studienreisen 
und Paßamfertigung, c) Einrichtung gemeinsamer Studienreisen 
nach dem Auslande für. Studenten; hierbei soll durch besondere 
Vorlesungen und Exkursionen die Kenntnis der für das betreffende 
Land eigentümlichen Knlturgrundlagen vermittelt und so den deut¬ 
schen Studentem eine breitere Lebensbasis verschafft werden; durch 
diese Erweiterung seines Gesichtskreises soll der Akadenfiker be¬ 
fähigt werden, seine zukünftige Stellung, welche es auch sei, in 
seinem. Vaterlande besser auszfufüllen, als es bisher möglich ge¬ 
wesen ist, d) Einrichtung von Filialbüros an allen Universitäts¬ 
zentren des Auslandes, die nach den gleichen Prinzipien wie das 
Deutsche Korrespondenzbüro arbeiten und als Zwischenglieder 
zwischen den ausländischen und deutschen Studenten dilenen sollen. 
2. Zur Unterstützung der deutschen Wissen¬ 
schaft die Verbindung mit den Universitäten und wissenschaft¬ 
lichen Instituten des Auslandes wieder aufzunehmen, um dadurch 
auf dem Wege des Austausches die Ergänzung der deutschen 
wissenschaftlichen Bibliotheken mit der. wissenschaftlichen Lite¬ 
ratur des Auslandes zu erleichtern. N&ch dem Grundsatz der 
Gegenseitigkeit: a) zureisenden ausländischen Studenten 
behilflich zu sein, sie in Professoren- und. Studentenkreise einzu¬ 
führen, um Ihnen einen vollgültigen Eindruck vom deutschen Stu¬ 
dentenleben zu vermitteln, b) in Deutschland ähnliche allgemein- 
bildende Ferienkurse für Ausländer wie unter Punkt lc zu er¬ 
richten. Die Vorbereitung zur Herausgabe einer „Universitäts¬ 
weltschau“ zu betreiben, deren Zweck sein soll, den Studenten 
aller Länder Einblick za gewähren in die geistigen Strömungen, 
die an den ^Uniersitäten fremder Nationen herrschen. 



16 


EtaheltHcher Prflb)äM^Sdwibe(iad im gamemi Rakhe «n 4m 

hMieren Schulen. 

München, 3. Dezember 1920. 

Bei der Erledigung' Kurzer Anfragen wurde vom Kultusmini¬ 
sterium betreffend die Verlegung der Reifeprüfung 
an den höheren Lehranstalten vom Schuljahrsende 
auf Ostern mitgeteilt, daß 1921/22 sich voraussichtlich auch für 
Bayern eine solche Maßregel als notwendig erweisen wird, wie sie 
Württemberg und Baden bereits getroffen haben. Das Reichsmini¬ 
sterium des Innern habe Ende Oktober die Vertreter sämtlicher 
Landesregierungen veranlaßt, zur Frage eines einheitlichen Schul¬ 
jahrsbeginns Stellung zu nehmen. Hierbei stimmten alle Vertreter, 
ausgenommen die bayerischen, für einen einheitlichen 
Schuljahrsbeginn im Frühjahr. Nach diesem Ab¬ 
stimmungsergebnis werde Bayern auch nicht umhin können, zum 
Schuljahrsbeginn im Frühjahr überzugehen. Demnach werde das 
nächste Schuljahr 1921/22 als Ubergangsjahr -zu behandeln und 
demgemäß dieses {Schuljahr an Ostern 1922 zu schließen sein, wo¬ 
mit dann auch eine Verlegung der Reife vom Sommer 1922 auf 
Ostern desselben Jahres verbunden sein wird. Die Ferienordnung 
soll nicht einheitlich geregelt werden, sondern nur die bis zu einem 
Monat differierende Feriendauer. Es wurde ausdrücklich in der 
Reichsschulkonferenz darauf hingewiesen, daß es bei der klimati¬ 
schen Verschiedenheit der Länder und den wirtschaftlichen Ver¬ 
hältnissen nicht angeht, die Ferien im ganzen Reiche ganz gleich- 
heitliich zu regeln. Infolge dessen wird voraussichtlich an der 
Ferienordnung in Bayern nichts geändert werden, wenn auch die 
Feriendauer gleichheitlich geregelt werden soll. 

M ü n c h e n, 17. Dezember 1920. 

Eine außerordentliche Sitzung des Staatshaushalts« 
auaschuasea fand am Freitag vormittag über die Frage der 
Schulj&brsordnung in Bayern bezw. des Schuljahrsschlus- 
8e« statt. Anträge (Dr.Hilpert und Eisenbeis) verlangen 
Beibehaltung des bisherigen Schuljahres, ein pfälzischer Antrag 
verlangt Verlegung des Schulbeginns schon auf April 1921, wenn 
das bayerische Schuljahr nicht aufrecht erhalten bleiben kann. 
a Berichterstatter Abgeordneter Dr. Wo h 1 m u t h betont, daß 
Bayern die beste Schuljahrsordnung hatte; es dreht sich darum: 
Wird Bayern durchdringen oder nicht? Betrachtet man die Reichs- 
Verfassung genau, so muß man zu dem Urteil kommen, daß sie ein 
Raubzug gegen Bayern ist. Das spreche ich mit voller 
Überzeugung und allem Nachdruck au«. Die Reichsverfässung gibt 
dem Reiche das Recht, die Ferien zu regeln. Wenn Bayern allem 
bleibt, kann es seine Schuljahrsordnung aufrecht erhalten oder 
nicht? Besteht keine Aussicht, die bayerische Schuljahrsordnung 
zu retten, so sollte es gleich zu Ostern gemacht werden. 

Abg. Dr. Hilpert führt aus, daß wir vor einem furchtbaren 
Dilemma stehen, es ist darin zu suchen: Legfen wir uns auf die 
bayerische Verordnung fest, dann müssen wir wissen, daß uns 
vom Reiche keine Schwierigkeiten erwachsen. Müssen wir aber 
das Schuljahr verlegen, so entstehen für die bayerischen Absol¬ 
venten Nachteile. Abg. Dr 1 . Hilpert bringt einen Eventualantrag 
ein, der verlangt, daß wenn die preußische Schuljahrsordnung 
Bayern aufgezwungen werden sollte, die bayerischen Mittelschul- 



1 ? 


absofveaten schon im April 1921 ihre Reifeprüfung machen dürfen, 
um triebt Boden and Wüttemberg gegenüber geschädigt zu sein. 

Im Sinne der Anträge sprechen auch die Abgeordneten 
Dr. Hammer,schmldt und Dr. Schlittenbauer. 

Kultusminister Dr. Matt: Ein allgemein gleicher Schul¬ 
beginn für alle Schulen ist nach der Vereinheitlichung und zu¬ 
nehmenden Freizügigkeit ein Bedürfnis. Zu diesem Grund¬ 
sätze ist das Reich verfassungsmäßig berechtigt. Der Weg güt¬ 
licher Vereinbarung innerhalb der Länder ist vom Reiche aus ein- 
ges&hlagen worden. Die gütliche Vereinbarung ist t zu ungunsten 
Bayerns ausgefallen, alle Länder haben sich für den preußi¬ 
schen Schuljahrsbeginn ausgesprochen. Wir können, so lange 
feeln Reichsgesetz vorhanden ist, bei unserem bisherigen Schuljahr 
bleiben. Nachdem sich aber Baden und Württemberg für die 
preußische Schuljahrsordnung ausgesprochen haben, steht Bayern 
isoliert. Die übrigen Staaten haben sich bereits auf den Früh¬ 
jahrsbeginn festgelegt. Die bayerische Regierung kann wohl noch 
einen Versuch machen^ aber Aussicht auf Erfolg ist nicht vor¬ 
handen. Baden und Württemberg haben den Beschluß vom Be¬ 
ginn de« Schuljahres gefaßt und daher den Lehrplan so verteilt, 
daß da« Schuljahr 1921 im April schließen kann. Bayern, hat das 
nicht getan, das Kultusministerium kann daher die neue Schul- 
jahttordnung erst ab April 1922 gutheißen. Die Änderung des 
Schuljahres würde aber Bayern nicht hindern, die Ferien nach 
Gutdünken zu legen. 

ln der weiteren Aussprache ist Abg. Burger (B. Mp. und 
D. Vp.) für einheitlichen Schuljahrsbeginn für alle Schulen und 
für das ganze Reich, das neue Schuljahr sollte in Bayern mit be¬ 
sonderer Berücksichtigung der Pfalz bereits Ostern 1921 be¬ 
ginnen 

Der Minister erklärte schließlich, daß, wenn Bayern mit 
seiner neuerlichen Vorstellung nicht durchdringen würde, auch in 
Bayern das neue Schuljahr bereits im April. 1921 be¬ 
ginnen würde. 

Insgesamt lagen fünf Anträge zur Abstimmung vor. An¬ 
genommen wurde der ursprüngliche Antrag Dr. Hilpert in 
folgendem Wortlaut: 

Der bisherige Schuljahrsanfang und die 
bisherige Ferienordnung in Bayern sollen 
einheitlich für das ganze Reich Geltung be¬ 
kommen. Für den Fall des Scheiterns dieser 
Versuche soll an der bayerischen Ferienord¬ 
nung festgehalten werden. 

: Mit der Annahme dieses Antrages sind die übrigen Anträge 
erledigt. _ 

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Schlachtvieh- und Fleischbeschau für Studierende der 
Veterinärmedizin, Tierärzte, Ärzte und Ver¬ 
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et pbül. Richard Edelmann, Vortrag. Rat f. Veterinärsachen 
(Landes tieräfzt) im sächs. Wirtschaftsministerium, o. Honorar¬ 
professor a. d. TierärztL Hochschule in Dresden. Vierte, umge¬ 
arbeitete, Auflage. Mit 4 Farbentafeln und 228 Textabbildungen. 
Jena, Verlag von Gustav Fischer 1920. Preis brosch. 86 Mark; 
geh. 42 Mark. 



18 


Mit dem Erscheinen dieser 4. Auflage hat der Verlag ein ge» 
wisses Risiko übernommen. Bricht sich doch mehr und mehr tiie 
Überzeugung Bahn, daß eine mehr oder weniger gründliche Um¬ 
gestaltung unserer Fleischbeschaugesetzgebung am Platze sei. 
Wenn der Herausgeber die Bearbeitung dieser 4. Auflage nun 
trotzdem übernommen und der Verlag sich zur Herausgabe ent¬ 
schlossen hat, so müssen die hiefür interessierten Kreise biefür 
Dank wissen. Natürlich blieb der Abschnitt über die „Gesetz¬ 
lichen Grundlagen zur Durchführung von Maßnahmen auf dem Ge¬ 
biete der Fleischhygiene“ (Kap. IV) in der alten Fassung bestehen. 
Der übrige Teil des Werkes stellt aber eine teilweise Umarbeitung 
der früheren Auflagen dar und es ist in Aussicht genommen, daß 
nach Bekanntgabe der beabsichtigten Abänderungen der Fleisch¬ 
beschauvorschriften diese jetzige Auflage durch Herausgabe eines 
Anhanges entsprechend ergänzt werde. — Das vorliegende Buch 
weist an verschiedenen Stellen die sorgfältige Hand des Verfassers 
auf, der bestrebt war, den Fortschritten iin der Wissenschaft und 
auch gewissen Bedürfnissen in der Praxis nach Tunlichkeit Rech¬ 
nung zu tragen. Einige Abbildungen, darunter zwei größere, 
prächtig gelungen, ergänzen den textlichen Teil in wünschens¬ 
werter Weise. Nikht vergessen werden darf die vorzügliche Aus¬ 
stattung des Buches durch den Verlag, der in Papier, Buchdruck 
und Abbildungen Musterhaftes geboten hat. Ma, 


Vorschriften Ober Krankheitserreger. 

Unter dem 4. September 1. J. sind 2 Bekanntmachungen der 
Staatsministerien des Innern, für Unterricht und Kultus und der 
Finanzen, sowie eine Entschließung des Staatsministeriums des Innern 
erschienen, welche das Arbeiten und den Verkehr mit Krankheits¬ 
erregern und die Versendung solcher zum Betreffe haben und für 
alle Tierärzte von Belang sind. 

Es ist nicht möglich, sie hier wiederzugeben und es sei deshalb 
darauf verwiesen, daß sie mit der Verordnung des Reichskanzlers 
v. 21. 11. 17 über Vorschriften über Krankheitserreger in Baud 
XVIII der Vorschriften für das Veterinärwesen in 
Bayern abgedruckt sind. _ 


PersonaMen. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. R, Reu sc hl in 
Pfaffenberg (B.-A. Mallersdorf). Adalbert Uffinger von München 
in Egglham (B.-A. Pfarrkirchen). 

Verzogen: Dr. Schütz von Pfaffenberg nach Schwandorf. 


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Bände XII und XIII, 7.— Mk. für Band XIY, 0,25 Mk. für Band XV, 

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>Ti it; ff! iTmThTi jT^tti tTi it. ifim *Tt iti *Ti «Tt «Tuti Iti m !Ti iT ( JTt !Ti m !fu?i JTi JTi iti i?i JTr ?Ti ffi Jti 1T1 Jti JTi ITi ffi h i iT ( ?Ti JTi Jti Jfi ITi m i ff i it« ITi 1T1 JTi m !Ti iti Iti Iti JT» ?ti ITi !Ti JTuTi Jti ^ iti Jti iti !ti iti iti iTi 

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währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬ 
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬ 
wechsels in den kranken Geweben. Keine 
unliebsamen Nebenerscheinungen. 

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Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬ 
seuche, Niercnverschlag, Haeinoglobinämie, Anämie 
äpez. perniciöse Anämie, Morbus maculosus. 

b) Kinder: 

Gebärmutterentzündungen, alle septikämischen Er¬ 
krankungen im Anschluß an die Gehurt, bösartiges 
Katarrhalfieber. 

c) Hunde: 

Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬ 
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen. 

Literatur gerne zur Verfügung. 

cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914. 

M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916. 

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Schriftleiter- Dr. Josef Mayr, München, Veterin&rstr. 6. — Druck von J. Öotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegerache Universltätsbuchhandliing. München, Odeouspl. 2. 



(IrUer: Tloräntllches Wochenblatt n. Wochenschritt ittr Tierheilkunde u. Viehzncht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor &n der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jabrg. München, den 25. Januar 1921. Nr. 4. 

Inhalt: 

Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn). — Braun. — 
Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes (Hoch- 
Bcbulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Ein Versack zar Züchtung von Aphthenlymphe. 

(Vorläufige Mitteilung.) 

M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Elans Bertschy, Sohn, 
Düdingen (Schweiz). 

Die vorliegenden Versuchsergebnisse wurden durch 
den überaus interessanten Artikel von Herrn Professor 
Dr. Kitt in Nr. 34 und 35 der „Münch. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“ angeregt. 

Unsere Versuche weichen aber insofern ab, daß sie 
nicht an totem, sondern an lebendem Material ausgeführt 
wurden. Bis wir zu einem positiven Resultate gelangten, 
hatten wir die Züchtungsversuche an über 500 Kühen und 
Rindern gemacht, die an Maul- und Klauenseuche erkrankt 
waren. 

Wir geben hier nur das prinzipiell Notwendige der 
Versuchsanordnung bekannt. Die Technik der Impfung ist 
genau die gleiche wie bei der Pockenimpfung (Epidermis) 
ebenfalls die Wegnahme des sich bildenden Pustelexanthems 
am 4.—6. Tage. a 

Den Kühen und Rindern, die an Maul- und Klauen¬ 
seuche erkrankten, wurde an der Schulterblattgegend eine 
handtellergroße Haarstelle rasiert und die freigelegte Epi¬ 
dermis mit humanisierter Vaccine skarifiziert. 
Nach Ablauf von 4—6 Tagen waren die Pockenpusteln aus¬ 
gebildet. Diese erste Passage humanisierter Vaccine auf 
den maul- und klauenseuchekranken Rindern wird abge¬ 
kratzt und in ein Gefäß mit physiologischer Na CI- plus 
0,5 °/ 00 iger Phenollösung gelegt. Das so gewonnene Pocken¬ 
exanthem wird in einem Mörser zerrieben und auf ein 
anderes Rind überimpft (skarifiziert). Auf diese Weise 
wird die zweite Passage Pockenlymphe auf maul- und 
klauenseuchekrankeh Rindern gewonnen. 



Die auf diese Weise gewonnene dritte Pockenlymph- 
passage wurde mit dem Blaseninhalt sprung- 
reifer Aphthen vermischt und verrieben. Dieses 
Aphthen- und Vaccine-Gemisch wurde wieder durch weitere 
Passagen fortgezüchtet. 

Nach der fünften, sechsten usw. Passage dieser ver¬ 
einigten humanisierten Vaccine plus Aphthenlymphe trat 
folgende merkwürdige Erscheinung in der Pustelbildung 
auf: die den Pockenpusteln typische Lisiereu. Delle 
verschwanden. Es entwickelte sich in der Folge ein 
typisches Exanthem, das den Aphthen sehr ähnlich ist und 
je nach der Größe der Skarifikation in beliebiger Menge 
auf tritt und den Aphthen der Euterzitzen nicht unähnlich 
sieht. 

Als Kontrollversuch, ob wir es hier wirklich mit viru¬ 
lentem Aphthenvirus zu tun haben, wurde folgendes Ex¬ 
periment gemacht: In einem Bestand von 24 Kühen wurden 
14 Kühen mit der sechsten Passage von vereinigter Aph¬ 
then- und Vaccinelymphe geimpft (skarifiziert); diese 14 
Kühe erkrankten alle nach dem fünften Tag gemeinsam 
an Maul- und Klauenseuche. Während die 8 Kühe, welche 
allein mit der humanisierten Vaccine der ersten Passage 
geimpft wurden, erst allmählich erkrankten, d. h. eine nach 
der anderen. 

Wir teilen diese neuen Versuche mit, damit sie weiter 
geprüft werden, denn wir glauben, sie bieten die Möglich¬ 
keit einen gangbaren Weg zu beschreiten zur Gewin¬ 
nung von genügend Lymph material für 
Versuchszwecke, die zu einer möglichen 
aktiven Immunisierung führen. 


Etwas über Chemotherapie bei Hanl- und Klauenseuche. 

Von K. Braun, Distrikts-Tierarzt in Roth bei Nürnberg. 

Es ist Erfahrungstatsache, daß Weidetiere von der 
apoplektischen Form der Maul- und Klauenseuche selten 
betroffen werden und Binder, die viel Bewegung und reich¬ 
liche, aber mäßige Arbeit finden, die Seuche in milderem 
Maße überstehen, als Tiere, die dauernd im Stall gehalten 
werden. Zudem habe ich die Beobachtung gemacht, daß 
der Seuchengang dort besonders gutartig verlief, wo die 
Binder im Beginne der Erkrankung in gesetzwidriger und 
strafbarer Weise zur Weide getrieben oder gar noch zum 
Zuge verwendet wurden. Solche Wahrnehmungen geben 



59 


Veranlassung, nachzusuchen, welche Momente hier begün¬ 
stigend mit eingreifen. 

Zunächst steht außer Zweifel, daß Bewegung den Stoff¬ 
wechsel erhöht, intensivere Aufnahme von Sauerstoff ver¬ 
anlaßt,- den Herzim.sV.-l si ? »\k.i und die gesamte Körper¬ 
muskulatur, wie die Kops:A ul og kräuigt, so daß die Lei¬ 
stungsfähigkeit und Whiev-1and-kra;i H..s Organismus ge¬ 
steigert wird. Außerdem sind Arber,-riete infolge der Des¬ 
infektionskraft des Lichte-, und der Luft und aus manch 
anderen Gründen den Gefahren einer Infektion weit we¬ 
niger ausgesetzt als Sfalitiere. Allein derartige Vorteile, 
wie sie mäßige körperliche Ansi i engung mit sich bringt, 
möchten nach meiner Auffassung nicht einzig und allein 
bewirken, daß die Seuche gutartiger in Erscheinung tritt. 
Hier dürfte nach meinem Ermessen ein weiteres Moment 
mit hereinspielen, etwas Wesentliche-, das mit der Mus¬ 
kelarbeit in direktem Zusammenhang steht. Zunächst 
könnte man an die Einwirkung dm: M h hhiure denken, die 
bei der Tätigkeit des Muskels aus Gi.vkogen und Zucker 
übergeführt wird. Allein die entstandene Milchsäure wird 
durch basische Salze sofort gebunden, es entstehen milch¬ 
saure Salze ^milehsau i Ka ! l und andere) und diesen kann 
nach den bisherigen f : ungeu desinfizierende Eigen¬ 

schaft nicht beigcmcs.seii worden. 

So käme denn ein anderes che mix-her Vorgang bei der 
Muskelarbeit in Betracht, an den ich brn meinen Versuchen 
zur Bekämpfung der Maul- um! K u-nsvuche bezw. deren 
Intoxikation zurüekerinnert woohm hin. 

Weichardt hat, in seht •••>'! A i' : u fest gelegt, daß 
hei Muskeltätigkeit warmbiöliger I n .Muskeleiweiß zer¬ 
setzt wird, so daß giftige Stoff.- < ■ j-tehen. die sogenannten 
Ivenotoxine, Spaltungsprodukte, die imstande sind Atem¬ 
verlangsamung, Schlafsucht und Ermüdung herbeizuführen 
(Ermüdungsstoffe). Diese veranlassen — in geringem Grade 
vorhanden — reichliche Bildung von Immunkörpern, wo¬ 
durch allgemein erhöhte Leistungsfähigkeit wachgerufen 
wird. Nach W eichardt werden dann ,.allgemeine so¬ 
wohl als abgestimmte Immunkörper gegen die Erreger ge¬ 
bildet. Da war mir nun von Interesse, daß auch durch 
Chemikalien jene ermüdenden Eiweißstoffe abgespalten 
werden, und ich möchte glauben in meinen Versuchen sol¬ 
ches bewirkt zu haben. 

Ausgehend von jener Anschauung, die ich in Nr. 40 
der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ kurz klarzulegen 
versuchte, daß der bösartigen Maul- und Klauenseuche 



eine Intoxikation zugrunde liegt und zwar vermutlich mit 
dem Eiweißabbauprodukte Schwefelwasserstoff (dessen Ge¬ 
ruch beim öffnen der Maulhöhle erkrankter Tiere sofort 
^zu erkennen ist), habe ich versucht, die Seuche durch intra¬ 
venöse Injektion von Chlorpräparaten in günstigem Sinne 
zu beeinflussen. Während ich, wie erwähnt, anfangs Chlor¬ 
natrium und Chlorkalzium verwendete, habe ich mich später 
entschlossen, Einverleibungen von Chlorwasserstoffsäure 
(Salzsäure) in die Blutbahn zu erproben. Es erscheint zu¬ 
nächst geradezu unverständlich und verfehlt, eine stark¬ 
wirkende ätzende Säure in die Blutbahn einzulassen und 
ich gehe gerne zu, daß ich nicht mit Angst und Bedenken, 
aber mit spannender Erwartung an den ersten Versuch 
herangegangen bin. Da wurde ich am 5. August 1920 zu 
dem Besitzer M. in W. gerufen, der vor meiner Ankunft 
und während meines Eintretens in den Stall ein Stück Gro߬ 
vieh notschlachten mußte. 

Ein weiteres Rind, zirka 1 Jahr alt, zeigte gleichfalls 
Erscheinungen des tödlichen Ausgangs: Große Schwäche 
und Mattigkeit, die sich in Schwanken und Zittern bemerk¬ 
bar machte, hochgradige Atemnot, hohe Pulszahl, starkes 
Fieber, angstvoller Blick, schmutzig-rote Verfärbung der 
Lidbindehaut. Ich injizierte Acid. hydrochl. dilut. 5,0 mit 
1*4 Liter abgekochten, blutwarmem Wasser und mahnte 
den Besitzer zuzusehen und das Tier nicht eher zu schlach¬ 
ten, als unbedingt erforderlich wäre. Am anderen Morgen 
war das Allgemeinbefinden des Tieres erheblich gebessert, 
Atemnot und Fieber waren fast vollständig geschwunden, 
der Pulsschlag kräftiger und ruhiger, das Sensorium freier. 
Leider habe ich diesen günstigen Fall, den der Besitzer als 
ein „Wunder “ betrachtete und weitere, ebenso über¬ 
raschende nicht genau zur Notiz genommen, allein sie for¬ 
derten geradezu zu weiteren Versuchen auf. Die jüngsten 
bringe ich im Nachstehenden ganz kurz zur Kenntnis, um 
hieraus jene Verlangsamung der Atmung, Herabsetzung 
der Pulse und Temperatur ersehen zu können, die auf Er¬ 
müdung hindeuten, Vorgänge, die Weichardt auf die 
Bildung von Kenotoxinen, M u ch (Immunitätswissenschaft) 
auf Zellzerfall zurückführt. 

Versuche: 

1. Kuh, 5 Jahre; 72 Pulse, 24 Atemzüge, 41,0° Tem¬ 
peratur ; Therapie: 10 Acid. hydrocl. dilut., 1000 Aq. intra¬ 
venös, nach 12 Stunden 60 Pulse, kräftigeren und reinen 
Herzschlag, 16 Atemzüge, 39,0° Temperatur. 



2: Kuh; 60 Pulse, 20 Atemzüge, 40,5 0 Temperatur; 
Therapie wie.oben, nach 12 Stunden hatte das Tier 56 Pulse, 
16 Atemzüge, die gegen Vorabend langsamer und tiefer 
wairen; Temperatur auf 38,0 0 gefallen. i 

3. Jungbulle, 1 Jahr; 80 Pulse,,20 Atemzüge, 39,6° 
Temperatur; Therapie 5 ccm Acid. hydrocl. dilut.: 500 Aqu. 
Nach 12 Stunden 70 Pulse, 12 Atemzüge, 38,2 0 Temperatur 
(Kräftigung des Herzmuskels, Beruhigung der Atmung);‘ 
nach weiteren 24 Stunden: 64 Pulse, 12 Atemzüge, 38,6 0 
Temperatur. 

4. Jungrind, 1 Jahr;* 60 Pulse, 18 Atemzüge, 40,4° 
Temperatur; Therapie wie oben, Hach 12 Stunden: 60 Pulse, 
.14 Atemzüge, 39,0° Temperatur. (Kräftigung des Pulses; 
und Vertiefung der Atmung.) Hach weiteren 24 Stunden: 
60 Pulse, 16 Atemzüge, 39,8° Temperatur. 

5. Kuh, 6 Jahre; am 4. Tage erkrankt, Herschlag sehr 
unregelmäßig, aussetzend und hüpfend, 100 Pulset 28 Atem¬ 
züge, 39,2 0 Temperatur, piagnose: Myocarditis infectiosa! 
Patient ist das gefährdetste Tier des Stalles; Therapie: 10: 
1000 Acid. hydrochl. dilut. intravenös. Hach 12 Stunden 
16 Atemzüge, Herz wie am Vorabend schlecht, Pulse ir¬ 
regulär und inäqual, Temperatur 38,0°. Patient wird not¬ 
geschlachtet! Befund: Myokarditis parenchymatosa. 

6. Jungrind, 1 Jahr; 100 Pulse, Herzschlag unregel¬ 
mäßig, 16 Atemzüge, 39,8° Temperatur; Therapie: 5:500 
Acid. hydrochl. dilut. Aqu. Hach 12 Stunden 80 Pulse noch 
unregelmäßig, jedoch merklich gebessert, Herzschlag kräf¬ 
tiger, 12 ruhige gleichmäßige Atemzüge, Temperatu|r auf 
38,7° gefallen. Hach weiteren 24 Stunden zeigt das Tier 
82 kräftige und regelmäßige Pulse, Atmung und Tempera¬ 
tur ist wie am Tage vorher. 

7. Kuh, 9 Jahre; 60 etwas unreine Herztöne, 16 be¬ 

schleunigte Atemzüge, 40,9° Temperatur; Therapie: 10: 
1000 Acid. hydrochl. dilut. Hach 12 Stunden: 60 Pulse, 
kräftiger als vorher, 12 ruhigere Atemzüge, 39,0 0 Tempe¬ 
ratur; nach weiteren 24 Stunden: 40 Pulse, 10 Aetmzüge, 
37,8° Temperatur, — ' 

Aus vorstehenden Versuchen wäre ersichtlich, daß die 
intravenöse Einverleibung verdünnter Salzsäurelösung 10: 
1000 Aqu. (bezw. 5: 500—1000) (langsame, abgesetzte In¬ 
jektion!) Beruhigung der Atmung, Herabsetzung der Puls¬ 
schläge und d$s Fiebers zu bewirken vermag, so daß der 
.Organismus in den fieberfreien Intervallen Zeit zur Kräf¬ 
tigung und Erholung findet. Hach der Theorie Weichardt’s 
käme es also hier durch Einwirkung eines chemischen Mit- 




tels auf Eiweiß, der Salzsäure auf die Eiweißstoffe des 
Blutes, zur Abspaltung jener Kenotoxine, die zur Steige¬ 
rung der Leistungsfähigkeit des Organismus führen. 


Referate. 

Pathotoglsehe Antonio, Fleisekbesefcn iri lhkrnafiatttoftiide. 

I)r. B u g g e und Dr. KieBig: Weitere Untersuch¬ 
ungen über den Keimgehalt der Muskulatur normaler 
Schlachttiere. (Aus dem Tierseucheninstitut der Landwirt- 
. schaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein zu Kiel. 
— Zcitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., Heft 2, 
S. 17 ff.) ' . 

Die bisherigen Ergebnisse der Forschung ließen es unent¬ 
schieden, ob die im Fleische gesunder, geschlachteter Tiere ge¬ 
fundenen Bakterien von einer postmortalen Infektion herstammen 
oder auf das Vorkommen von Mikroorganismen im Körper ge¬ 
sunder, lebender Tiere zurückzuführen sind. Zur Lösung dieser 
hygienisch wichtigen Frage nahmen die Verfasser unter Beibe¬ 
haltung der üblichen technischen Hilfsmittel erneut die darauf ge¬ 
richteten Versuche in Angriff. Aus ihnen geht hervor, daß 
Muskel stücke gesunder, normal geschlachteter 
Tiere trotz peinlichster Sterilisierungsmethoden bei ihrer Ent¬ 
nahme und Verarbeitung in einem gewissen Prozentsatz keim- 
haltig sind. Die Zahl der mikroben haltigen 
Muskelstücke ist um so größer, je oberfläch¬ 
licher die.Muskeln g ei legen sind, denen sie ent¬ 
nommen sind und je weniger sie Faszien umhüllen; 
am stärksten ist die Infektion von Halsmuskelteilen, am schwäch¬ 
sten von solchen aus den an Radius und Tibia gelegenen Streckern 
und Beugern, welche letztere deshalb zur bakteriologischen 
Untersuchung notgeschlachteter Tiere sehr geeignet sind. Die 
Z-a hl der keim haltigem Proben wächst mit der 
Zeit, die zw il sehen Schlachtung, Probe-Ent¬ 
nahme undüntersuchung verstreicht. Finden sieh 
in einem Teile der Muskelstücke Keime verschiedener 
A r t, so ist mit dem postmortalen Eindringen derselben 
zu rechnen. Werden in allen oder einem großen Teil 
der Fleisch proben hauptsächlich Keime der glei¬ 
chen Art angetroffen, so hat eine Infektion des. scheinbar 
gesundesten Tieres stattgefunden. Die Verfasser sind der 
Ansicht, daß der endgültige Beweis für die intravitale Infektion 
des Körpergewebes gesunder Tiere mit den jetzigen Unter¬ 
suchungsmethoden an gewerbsmäßig geschlachteten Tieren über¬ 
haupt nicht erbracht werden kann, daß hiezu gesunde Versuchs¬ 
tiere unter sterilen Kautelen zu töten und zu verarbeiten sind. 

_ f Me. 

Innere Medizin und Hygienie. 

Tierarzt Dr. Richard Middeisdorf: Intravenöse 
Adsorptionsbehandlung mit Incarbon. (Berl. Tierärztliche 
Wochenschrift, 1920, Nr. 3, S. 25.) 

In Krankheitsfällen, die aus Bakteriämie und Toxinämie Ur- 





§ 


m von 


ea 

8prang nehmen, soll di® Tierkahle, in' fernster Suspension in die 
Blntb&hn gebracht, das Vermögen haben, kristallozide Und kol¬ 
loide Gifte zu adsorbieren und unschädlich zu machen. Für die 
intravenöse Adsorptionsbehandlung hat die Firma Merck das Tier- 
blut-Eohlepräparat Incarbon in steriler Lösung in Dosen zu 40 ccm 
(5 Dosen 9 Mk. 50 Pfg.) hergestellt ; Diie günstigen Mitteilungen 
beim Gebrauch dieses Mittels veranlaßten M. in geeigneten Fällen 
dasselbe ebenfalls zu versuchen. In 15 Fällen der Brüsseler 
Krankheit, einer infektiöseh Bronchitis mit Neigung zu Pneu¬ 
monie, bei denen Neosalvarsan und Collargol-Infusionen versagt 
hatten, war apf .3. Dosen Incarbon 9 mal am folgenden, 5 mal auf 
5 Dosen am 3. Tage Temperaturrückgang erfolgt, das Allgemein¬ 
befinden war besser, die Freßlüst reger geworden. Auch in 15 
16 L u m b a g o - Erkrankungen beobachtete M. ein gutes 




Resultat, es waren am 1. Tage 3 Dosen, am 2. und 3. je 2, am 
A. Tage eine Dosis Incarbon verwendet und täglich ein Aderlaß 
gemacht worden. - 4 von 5 Tetanus fällen kamen mit 3 Dosen 
jeden 2. Tag viermal. repetiert und Aderlässen jeden 2. Tag zur 
Genesung. 3Urticaria- Exantheme gingen nach zweimaligen 
Gaben- von je 3 Dsen und ergiebigem Aderlaß in Heilung über. 
In der Bujatrik behandelte M. 5 Erkrankungen an heftiger L u - 
pinose und zwar am 1. Tage mit 3, am 2. und 3. Tage mit je 
2 Dosen Incarbon, 3 Tiere zeigten'darauf Fieberabfall, Appetit¬ 
rückkehr und Abflauen der übrigen Krankheitserscheinungen, bei 
2 Tieren verzögerte sich die Heilung, die am 5., 6. und 7. Behand¬ 
lungstage nochmals je 3 Dosen erforderte. 2 Fälle von Hämo¬ 
globinurie, die mit intravenösen Infusionen von Argent. col- 
■ loidal. und lchthargan sich nicht besserten, gingen auf 9 Infusionen 
von Incarbon innerhalb 3 Tagen in Genesung über. 

Ohne ein abschließendes Urteil über den therapeutischen Wert 
des Incaxbon zu fällen, registriert M. den .günstigen Ein- 
fluß des Mittels auf Erkrankungen, bei denen 
Toxine im Blute kreisen; derselbe äußert sich in prompter 
Herabdrückung der F.iebertcmperatur, rascher 
Be sserung des Allgemeinbefindens und 
t i t s. Die Zahl der zu infundierenden Dosen hängt 
Schwere und dem Verlaufe des einzelnen Falles ab. 


Appe- 
von der.^ 


. ohne 

denken kann man 3 Dosen auf einmal verwenden. Je fr#her$|t(tfo' 
Incarbontherapie beginnt und je energischer sie durchgeführt ■ 
um so sicherer führt sie zum Ziele. 


; Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfrage^-j 

Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte e. G. m. b.i 

Hannover. 

Am 12. Dez. 1920 tagte in der Tierärztlichen Hochschule if ^ 
nover die von 76 Kollegen besuchte ordentliche Generalversamr 
lung unter dem Vorsitz des Präsidenten des Aufsichtsrats; Herrn 1 
Tierarzt Martens^ Kiel. 

Nach dem seitens des Vorstandes zu erstattenden Geschäfts¬ 
bericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 1919/20 betrug der Zu¬ 
gang an neuen Genossen 498, der Abgang 30, davon 2 durch Auf¬ 
kündigung, 1 durch Ausschluß und 1 durch Übertragung des Ge¬ 
schäftsanteils, 23 durch Tod. Die Zahl der eingetragenen Genossen 
betrug am 30. September 1920 2875,. zu denen inzwischen noch 
146 bis jetzt hinzutraten, so daß das dritte Tausend überschritten 


LIBRa r 



64 


wurde. Die Zahl der Geschäftsanteile betrug 26 524 Mark, die 
Haftsumme 3 978 600 Mark. Der Geschäftsumsatz war derart, daß 
nur mit Mühe die vorhandenen Betriebsrüume und Kräfte den An¬ 
sprüchen genügen konnten. Trotz den Schwierigkeiten aller Art 
ist die Entwicklung der WÜrtschaftsgenossenschaft deutscher Tier¬ 
ärzte in aufsteigender Linie. Leider wurde im Berichtsjahr der 
Geschäftsleitung die ersprießliche Tätigkeit durch Treibereien 
seitens eines Teils der Genossen sehr erschwert, insbesondere 
durch Benutzung einseitiger und mangelhafter Informationen 
schwere Beunruhigungen herbeigeführt, dile im Interesse der Soli¬ 
darität und des ersprießlichen Zusammenarbeiten« zwischen der 
Leitung und den Genossen besser vermieden werden konnten. Daß 
auch mit nicht einwandfreien Mitteln gegen die Wirtschaftsgenos¬ 
senschaft deutscher Tierärzte gearbeitet worden ist, kam im Ge¬ 
schäftsbericht und der sich daran anspinnenden eingehenden, sehr 
notwendigen Aussprache, zum Ausdruck. Nach einem Beschluß 
der Generalversammlung wird Ort und Zeit der Generalversamm¬ 
lung vom Vorstand im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat festge¬ 
setzt, jedoch muß jede zweite ordentliche Generalversammlung in 
Hannover stattfinden. 

Ein Antrag des Vorstandes und Aufsichtsrats die Sterbekasse 
erheblich auszubauen fand widerspruchslose Annahme. Die ent¬ 
sprechende Änderung der Satzungen und der Geschäftsordnung 
brachte die folgende Fassung: 

Neuer § 44a der Satzungen: 

Zur Sicherstellung der Angehörigen der Genossen, im Falle 
des Todes, wird eine Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) gebildet, 
die sich zusammensetzt: 

1. aus den Beträgen, die ihr durch die Generalversammlung nach 

§ 45 überwiesen sind oder werde«!, 

2. aus Gutschriften, die für jeden Genossen jährlich in Höhe von 

10—20 % seines Warenumsatzes gemacht werden dürfen. 

Aus diesem Fonds erhalten die Erben eines jeden Genossen, 
die sich ordnungsgemäß zu legitimieren haben: 

a) ein Sterbegeld von 500 Mark, 

b) denjenigen Betrag, der aus dem Warenumsätze des verstor¬ 
benen Genossen der Wohlfahrtskasse gutgeschrieben ist. 

Die Gutschriften sollen für das Sterbegeld nur angegriffen 
werden, wenn solches aus dem sonstigen. Teile des Fonds nicht 
entnommen werden kann. 

Der Anspruch steht den Personen, welche nach letztwilliger 
Verfügung bezw. Gesetz Erben sind, als dritten Personen zu. 
Rechte der Erben bestehen vor demi Tode der Genossen nicht. 
Über den Nachweis der Legitimation entscheidet der Vorstand. 
Zahlungen an dile von ihm als nachgewiesene Erben angesehenen 
Personen befreit die Genossenschaft in jedem Falle, 

Dieser Fonds kann von jedem Genossen schon vor seinem Ab¬ 
leben gemäß den Bestimmungen der Geschäftsordnung in Anspruch 
genommen werden, derart, daß er die Umsatzrücklage bezw. einen 
Teil davon jeweils nach Ablauf des vierten Jahres seiner Mitglied¬ 
gliedschaft nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung anfor- 
dem kann, dern kann. 

Für die Art der Bildung und Verwendung; des Fonds sind im 
übrigen die jeweiligen Bestimmungen der Geschäftsordnung ma߬ 
gebend. Ein Anspruch auf Sterbegeld entsteht itn der Höhe nicht, 




65 


bene Genosse Schuldner der Genossenschaft 
ist, 

!t ist unbeschadet von bei Todesfällen und 
en Rechten zu Abänderung der vorstehen- 
üngen befugt. 

§ 45. ' ' 

|Satz 2 wird durch folgenden Satz ersetzt: 

_ dann verbleibenden Reingewinne kann ein be- 
jetrag nach Beschluß der Generalversammlung für 
te der Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) abgeführt 

^tdes § 45 ist zu Streichern. 

► uer §18 der Geschäftsordnung: 
rstand ist verpflichtet, alljährlich der gemäß § 44 a der 
[gebildeten Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) für jeden 
Ende jedes Geschäftsjahres 10—20 % des Umsatzes 
jissen an Medikamenten und Impfstoffen nach folgendem 
tubringen: 

meiste Gutschrift erfolgt mit Beginn desjenigen Geschäfts- 
Ires. in welchem der Genosse im vierten Jahr der Genossen- 
0 angehört, wobei das Geschäftsjahr des Eintritts in die 
jrssenschaft als volles Jahr zu rechnen ist. 

^Gutschrift ist zu berechnen nach dem Jahresumsatz des 

E ossen an Medikamenten und Impfstoffen, beginnend vom 
ten Jahr der Mitgliedschaft gemäß 1. Es ist dabei gleicli- 
ig, ob der Betreffende den oder die Aufträge für eigene 
lung oder für Rechnung^ Dritter aufgiebt. 
dem Warenumsatz sind im vierten Jahr 10 %, im fünften 
11 % usw. alljährlich um 1 % bis zu 20 % im elften Jahr 
ligend zurückzulegen, jedoch sind bei der Berechnung dieser 
|eklagen 10 % von der Gesamtumsatzsumme abzusetzen für 
B jackung, Versanidspesen usw. 
itschrilft hat nur dann zu erfolgen, wenn der Genosse min- 
ptens für 100 Mark Bezüge gemäß den vorstehenden Bestim¬ 
men gemacht hat. 

Ji der Berechnung sind nur volle H^xnderte in Rechnung zu 
"hen. Bei Teilbeträgen unter 50 Mark ist nach unten, bei 
chen über 50 Mark nach oben auf Hunderte abzurunden. 

Vorstand hat Üiese gutgeschriebenen Beträge jeweils am 
iluß des Geschäftsjahres auf dem dem Genossen zug\jhendeu 
(ntoauszug und sonst auf Anfordern zur Kenntnis zu geben, 
rbt ein Genosse, so hat der Vorstand die für ihn gemachten 
|ckstellungen an die Erbberechtigten gemäß § 44 a der Sat- 
igen nebst dem satzungsmäßigen Sterbegeld vom 500 Mark 
Euführen- bezw. mit den Erben auf dessen etwaige Schuld 
laufender Rechnung zu verrechnen. 

|r Vorstand hat jedem Genossen auf Antrag nach erfolgtem 
Iresabschluß und Genehmigung der Bilanz die festgestellte 
eklage, falls innerhalb 11 Jahren Rücklagen gemacht worden 
|d, auszuzahlen bezw. mit dem laufenden Konto des Genossen 
verrechnen. Der Überschuß der Rücklage über die Schuld 
Genossen ist auszuzahlen, 
inscht ein Genosse vor Abschluß des 11. Jahres seine Rück- 
fe verrechnet zu sehen, dann stehen ihm von dem Umsätze 




66 


eines joden Jahres nur 10 % zu. Eiueil Anspruch auf den über 
10 % hinausgehenden Betrag hat er in diesem Falle nicht. 

Bei Abhebung der Rücklage vor Ablauf des 11. Jahres be¬ 
ginnt die Neubildung der Rücklage wiederum mit 10 % des 
Warenumsatzes und steigt nach den Bestimmungen unter 3. 

JO. Einen Anspruch auf Verzinsung der Rücklagen haben die Ge¬ 
nossen in tfeinem Falb. 

Der durch diesen Beschluß bedingte Rechtsanspruch der Ge¬ 
nossen an die Wohlfahrtskasse dürfte als ein Kitt zu betrachten 
sein, welcher sie-stark an die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher 
Tierärzte fesselt. Es ist , dilese Wohlfahrtskasse gleichsam eine 
Zwangssparkasse, in welche die Genossen ihre Einlagen fast un- 
megddich machen. Daß damit zweifellos Segen gestiftet werden 
wird,- war sich die Generalversammlung einig. Mit diesem Ausbau 
der Wohlfahrtskasse dürfte wieder ein Baustein dem festen Fun¬ 
dament der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte einge¬ 
fügt sein, der das Gebäude größer werden läßt, der Zement der 
genossenschaftlich-kollegialen Zusammengehörigkeit u. Zusammen¬ 
arbeit gehört unerläßlich dazu. Jeder uns feindlichen Beeinflus¬ 
sung. die sich aus -Kreisern der Nichtgenossen oder gar uns nicht 
Wohlgesinnter an die Genossen geheim oder offen heranwagt, kann 
nicht scharf genug von den Genossen zurückgewiesen werden. 
Auch hierin war sich die Generalversammlung einig. 

Die vorgelegte Jahresrechnung und Bilahz wurde einstimmig 
genehmigt. Dem Vorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt. 
Von dem Gewinn wurden 25000 Mark den Reserven zugeschrieben, 
15 000 Mark der Wohlfahrtsrücklage, 3000 Mark Stipendienfonds 
zur Verfügung des Herrn Gell. Oberregierungsrats Dr. Never- 
m a n n gestellt und ein erheblicher Btrag zum Bezüge der Eilen- 
berger-Schütz’schen Jahresberichte für die Genossen für das kom¬ 
mende Jahr. 

Das satzungsmäßitg ausscheidende Vorstandsmitglied Arnous- 
Berlin wird wiedergewählt, von den ebenfalls satzungsgemäß aus¬ 
scheidenden Aufsichtsratsmitgliedern M a r t e n s - Kiel, Dr. Si¬ 
ma d e r - Regensburg und Wilde- Berlin, werden die beiden 
ersteren durch Zuruf wiedergewählt und für Herrn Generalober¬ 
veterinär W i 1 d e - Berlin Herr Friese- Hannover neu in den 
Aufsichtsrat gewählt. 

Diese Generalversammlung wird wohl in weiten Kreisen zum 
festen Zusammenschluß der Mitglieder beitragen. Ein treues Zu¬ 
sammenhalten in den wirtschaftlichen Fragen, die die Wirtschafts¬ 
genossenschaft deutscher Tierärzte zu lösen hat, kann nur Gutes 
stiften. Einigkeit macht stark! 

Marks- Hannover. - 

Tierärztliche Versammlung in Ingolstadt am 19. Dezember 1920. 

Auf Einladung durch Oberveterinärrat Garrecht - Ingol¬ 
stadt, fanden sich am 19. Dezember 1920 in Inolstadt 22 Tierärzte 
(6 Amts- und 16 Freiberufstierärzte) aus den Bezirken Aichach, 
Eichstätt, Friedberg, Ingolstadt, Kelheim, Mainburg, Neuburg, 
Pfaffenhofen. Riiedenburg und Schrobenhausen zusammen. > 

Der Einberufer der Versammlung wies auf die Notwendigkeit 
von periodischen Zusammenkünften der Kollegen größerer Bezirke 
hin, um Berufsfragen — besonders die der wirtschaftlichen Seite — 
besprechen zu können. Zum Schlüsse seiner mit großem Beifall 
ftufgenommenen Begrüßungswoche betonte derselbe, daß von uns 



67 


Tierärzten hoch eingeschätzt wird, daß an die Spitze der Land¬ 
gestütsverwaltung wiederum ein Tierarzt gekommen ist; möge 
dies für alle ^Tierärzte ein neuer Ansporn sein, auf dem Gebiete 
der gesamten Tierzucht fördernd mitzuarbeiten. 

Die Zusammenkünfte in Ingolstadt sollen ganz zwanglosen 
Charakter tragen — von einer besonderen Namensbezeichnung 
wurde extra abgesehen, damit dile inzwischen entstandenen ein¬ 
zelnen Gruppenbildungen nicht berührt werden — und finden regel¬ 
mäßig am 2. Sonntag des 1. Monats jeden Vierteljahres in Ingol¬ 
stadt, „Cafö Ludwig“, — nächste am 10. April 1921 „■—statt. Durch 
'' vorherige Bekanntgabe in der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ 
wird auf die'einzelnen Versammlungen aufmerksam gemacht; eine 
Tagesordnung wird hiebei nicht bekannt gegeben; sollten aber 
Kollegen besondere Punkte zur Sprache bringen wollen, so wäre 
rechtzeitige Mitteilung — 8 Tage vorher ••— an den Leiter der 
Versammlungen, Oberveteripärrat Garrecht in Ingolstadt, an¬ 
gezeigt. Es ist nur zu wünschen, daß auch bei den künftigen Ver¬ 
sammlungen, wenn die allgemein interessierende Gebührenfrage 
nicht mehr in dem Umfange wie heute besprochen wird, die Be¬ 
teiligung eine ebenso zahlreiche werde; es sollen schon deswegen 
tunlichst alle Kollegen der vorgenannten Bezirke erscheinen, um 
bei solchen Zusammenkünften persönliche Differenzen, die mitunter 
zum Schaden des ganzen Standes in die Öffentlichkeit kommen, ( 
zum Aüsgleich zu bringen. 

Auf der Tagessordnung standen Gebührenfrage — Gebühren 
für amtliche Verrichtungen, z. B. Hundevisitation, Körung —, Re¬ 
gelung der Ergänzungsfleischbeschau, Merkblatt „Tierärztliche 
Nothilfe“ von Oberveterinär a. D. Dr. S c h m i tt-Wolfratshausen, 
Kadaververwertungsanstalt, Wahl von Tierärzten in di'e Bauern¬ 
kammer, Vieh verkehr. / 

Die Festlegung der Mindest-Gebühren beanspruchte so viel 
Zeit, daß die übrigen Punkte zum Schluß rasch abgetan wurden. 
Folgende Mindest-Gebühren wurden einstiünmig angenommen: 


1. Beratung jeder Art . ... . . ., . 5.00 Mk. 

2. Zeugnis . . . . . . . . . . .... .' . 20.00 „ 

• 3. Besuch im Hause des Tierarztes 

% mit Großvieh ..10.00 ,. 

„ Kleinvieh.- . 5.00 „ 

4. Besuch am Wohnort ..10.00 „ 

5. Besuch außerhalb des Wohnortes 

a) normale Ortsgebühr 

b) Weggebühr'pro Doppelkiloraeter . . . . . 5.00 .. 

6. Subkutane Injektion excl. Arznei. 5.00 ,, 

6 a. Rotlaufimpfung '. 5.00 .. 

+ Impfstoff + Weggebühr 

öb.Blutimpfün’g bei Maul- und Klauenseuche . . . 20.00, „ 

8. Kastration ' 

Hengst . x . . . . .. 100.00 

Kälber bis zu % Jahr. 10.00 ., 

Bullen über % Jahr. 20.00 „ 

Eber. 50.00 „ 

9. Geburt 

beim Pferd. 150.00 ,, 

„ Rind. . 100.00 

„ Schwein. 50.00 ., 

10. Ablösung der Nachgeburt. 50.00 ., 



















68 



11 . Reposition des Uterus. 

12. Untersuchung auf Trächtigkeit 

beim Pferd.. 

„ Rind . 

18. Einfache chirurgische Eingriffe (z. B. Absze߬ 
öffnen) . i . 

14. Leichtere chirurgische Eingriffe (z. B. Zahn¬ 

raspeln) . 

15. Schwierige chirurgische Eingriffe (bei Wurfzeug¬ 

benützung) . 

16. Gewährschafts-Untersuekung 

a) auftMän'gel allgemein 

beim Pferd. 

„ Rind 

’ b) auf Hauptmängel 

beim Pferd. 

„ Rind . 

17. Sektion von Großvieh. 

„ „ Kleiinvieh. 


50.00 

Mk. 

i 

30.00 

*5 

j 

20.00 

si 

rj 

10.00 

«9 


20.00 


i 

100.00 

99 


50.00 

99 


25.00 

99 


Voo.oo 

99 

1 

50.00 

9* 

j 

50.00 

*9 

i 

30.00 

59 

f 


(Bei den Punkten 7 mit 17 kommt natürlich die Weggebühr ' 

hinzu.) '] 

Wiederholt wurde betont, daß der berufliche Wettbewerb in i 

der lautersten Weise durchzuführen ist, daß es Ehrensache jedes ; 

Kollegen ist, sich an die Miridesttaxe zu halten, und daß endlich 
alle bisherigen Außenseiter verschwinden sollen; lieber umsonst 
arbeiten, als unter die Taxe heruntergehen! Ausnahmen können 
nur gemacht werden., soweit junge Kollegen sich erst eine Praxis ; 

schaffen müssen und hiebei mit Pfuschern zu kämpfen haben. Man 
bedenke nur, daß sich unsere Landwirte auch nicht scheuen, das 
10—20 fache (zum Teil sogar mehr) des vor dem Kriege üblichen 
Preises bei ihren Produkten zu fordern. 


In den einzelnen Lokalblättern wird folgende Notiz bekannt 
gegeben: „In einer am 19. Dezember in Ingolstadt stattgefundenen 
Versammlung von Tierärzten der Bezirksämter Aichach, Eichstätt, 
Friedberg, Kelheim, Mainburg, Neuburg, Pfaffenhofen, Riedenburg, 
Schrobenhausen und Ingolstadt wurde eine den Zeitverhältnissen 
entsprechende Erhöhung der Mindestgebühren festgelegt.“ 

Punkt 2: Ergänzungsfleischbeschau. Dite Regelung im Bezirk 
Kelheim fand allgemeinen Beifall. Dort sind alle Pauschalia längst 
gekündigt; die Gemeinde hat jeden im Ort Praxis ausübenden Tier¬ 
arzt als Ergänzungsbeschauer aufgestellt — die Tierärzte ver¬ 
treten sich gegenseitig (freie Arztwahl!) —; die Gebühr — Be¬ 
schaugebühr pro Großvieh 20 Mk., pro Kleinvieh 10 Mk. -f Weg¬ 
gebühr von 6 Mk. pro Doppelkilometer — bezahlt der Besitzer 
(hiefür haftet die Gemeinde) unmittelbar nach der Beschau, 

Es wäre nur zu wünschen, daß diese mustergültige Regelung 
überall Nachahmung fände. Nur so ist wenigstens eine gewisse 
Kontrolle gegeben, daß jede Notschlachtung tierärztlich beschaut 
wird. 


Punkt 3: Bei Besprechung des von Oberveterinärrat a. D. 
Dr. Schmitt in Wolfratshausen herausgegebenen Merkblattes 
„Tierärztliche Nothilfe“ wurde allgemein zum Ausdruck gebracht, 
daß der Autor dadurch allen Praxis ausübenden Tierärzten enorm 
geschadet hat, daß das Merkblatt nur die Pfuscher unterstützt und 
















pfusch 
Folfratsha 



ieht; man hätte dass vom Herrn Dr. Sch m i 11- 
jht erwartet. 

Dr. Wildsfeuer. 


Verschiedenes. 


jlhilirrtirliliiiinni. Aaslaidsdienst and Versicherungswesen. 

jes Verbot der Abhaltung von Klauenviehmärkten, öffent- 

B TIerschauen und Versteigerungen von Klauenvieh in Sachsen 
Infolge der Maul- und Klauenseuche. 

Se sächsische Regierung hat infolge der immer noch zu- . 
mden Ausbreitung der Maul- u. Klauenseuche mit sofortigem 
ttreten durchgreifende Maßnahmen ergriffen und folgendes > 
rdnet: 1. Es ist verboten die Abhaltung a) von Klauenvieh- * 
en mit Ausnahme der Schlachtviehmärkte in öffentlichen V 
dachtviehhöfen, sowie der Auftrieb von Klauenvieh auf Jahr- 
Wochenmärkte, b) von öffentlichen Tierschauen mit Klauen- 
ß|t, c) von Versteigerungen von Klauenvieh; das Verbot findet 
keine Anwendung auf Tiere, die in nicht gesperrten Gehöften zum 
feÄauf kommen, sofern sie sich mindestens drei Monate im Besitz 
lei Versteigerers befinden, d) von Körungen in Gehöften, wo 
Hdmenvieh gehalten wird, mit Ausnahme von Vorkörungen, die 
nt, von einem Sachverständigen vorgenommen werden. 2. Schutz- 
Heilimpfungen gegen die Maul- und Klauenseuche dürfen nur 
Tierärzte ausgeführt werden. Die Bezirkstierärzte 
rafften an Stelle der Amtshauptmannschaft ermächtigt, die Aus- 
von Ferkeln aus unverseuchten Gebieten des Sperrbezirks 
r ^aus dem Beobachtungsgebiet unter den Bedingungem'des § 163 
gf 1 oder des § 166 Absi. 2 u. 3 der Bundesratsvorschriften zu ge- 
ligen. Zur Erleichterung der Ausfuhr von .Klauenvieh aus 
kt verseuchten Gehöften eines wegen des Auftretens der Maul- 
Klauenseuche gebildeten Sperrgebiets zur sofortigen 
p'-h 1 a c h t u n g wird bils auf weiteres nachgelassen, daß die 
^geschriebene Untersuchung der Klauenviehbestände auch von ■<.:*' , 
jtbeamteten Tierärzten vorgenommen wird. Zur Erleichterung 
Fleisch Versorgung von Städten mit öffentlicheiyp' 
ilachthöfen wird unter Vorbehalt der Erteilung ortspolizeilichde<V 
lehraigung im Eiinzelfalle gestattet, daß Klauenvieh aus unvqj?- % 
ichten Gehöften des Sperrbezirks und aus dem Beobachtung-^» 
Pfbiet ohne bezirkstierärztliche oder tierärztliche UntersuclnijjäJ 
J ^geführt wird. Der leitende Schlachthoftierarzt ist für die 
tige Abschlachtung der zugeführten Tiere verantwortlich, 
am Gemeinden und selbständigen Gutsbezirken des Landes 0 
f zum 15. Januar 1921 eine allgemeine -Rattenvertilgun 
zunehmen. S. M. 


Blutimpfung gegen Maul- und Klauenseuche. 

Das sächsische Landesgesundheitsamt, dem auch die Veterinär- 
zei unterstellt .ist, weist darauf hin, daß als bestes Mittel zur 
ischränkupg der Seuchenverluste der Maul- und Klauenseuche 
seither, ! nach den besonders in Süddeutschland gemachten und 
ßh jetzt vielfach in Sachsen bestätigten Beobachtungen die Blut- 
’ Serumimpfung, die sogenannte Notimpfung gegen die bösartige 
il- und Klauenseuche bewährt. Überall dort, wo sie rechtzeitig 
Anwendung gekommen seil, seien Todesfälle selbst bei den 


4 


• p y 


70 


während des, Seuchenganges von geimpften Müttern geborenen 
^jpren, die bekanntlich meist der Seuche zum Opfer fallen, nicht 
mehr beobachtet worden. Bei keiner der sonst angewandten Be¬ 
handlungsmethoden sei bisher ein derartig durchschlagender Er¬ 
folg zu verzeichnen gewesen. ’ S. M. 

; 

Höchststand der Maul- und Klauenseuche in Deutschland. 

Die Maul- und Klauenseuche scheint ihren Höchststand über¬ 
schritten zu haben und sich in absteigender Linie zu bewegen. Am 
15. November wurde nach amtlichen Ziffern die Seuche im ganzen 
Reiche noch festgestellt itn 910 Kreisen, 23 369 Gemeinden und 
181067 Gehöften, am 30. November dagegetn-nur noch in 922 Krei¬ 
sen, 22 763 Gemeinden und 153 066 Gehöften. S. M. 

Stand der Tierseuchen ln Deutsch-Österreich am 1. Dez. 1920. 

Es waren verseucht: an Maul- ünd Klauenseuche 810 Ge¬ 
meinden und 7348 Gehöfte; an Räude der Einhufer 97 Gemeinden 
und 142 Gehöfte. 


ffodischulnachrichten. 

Die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Gegenüber 
derTeuerung auf allen Gebieten sind die Aufwendungen des Staates 
für die wissenschaftlichen Institute der Forschung, die Laborato¬ 
rien, Kliniken, Bibliotheken, Seminare, Akademien usw. gänzlich 
unzulänglich. Schon seit langem lähmt dpr Mangel an Mitteln die 
Tätigkeit im Forschurigs- und Unterrichtsbetrieb der naturwissen¬ 
schaftlichen und medizinischen Disziplinen. Aber auch die reinen 
Geisteswissenschaften werden immer schwerer betroffen. Schon 
können Gelehrte wie v. Harnack ihre Werke nicht mehr drucken 
lassen. Die preußische Akademie der Wissen¬ 
schaften muß den Druck ihrer Veröffentlichungen einstellen. 
Die Fortführung der Monumenta Germahiae historica und vieler 
anderer Unternehmungen ist gefährdet. Eine wissenschaftliche 
Zeitschrift nach *der anderen stellt ihr Erscheinen ein. Die 
wissenschaftlichen Bibliotheken müssen ihre 
Anschaffungen mehr und mehr ein schränken 
und verringern damit die Absatzmöglichkeiten der buchhändle¬ 
rischen Verlagsartikel. Sie können die erworbenen Werke zum 
Teil überhaupt oder doch nicht so dauerhaft binden lassen, wie es 
für ihre Benutzung und Erhaltung notwendig und wünschenswert 
ist. Der Gelehrte oder der angehende Gelehrte, der von auswär¬ 
tigen Bibliotheken Handschriften oder kostbare Drucke schicken 
lassen muß, erschrickt über die Höhe der Portokosten — kommt 
doch die Versendung zweier Handschriftenbände in Folio von Leip¬ 
zig nach Breslau bei einer Versicherung von 20000 Mark auf nahe¬ 
zu 50 Mark hin und ebensoviel zurück zu stehem. So steht die 
wissenschaftllehe Forschung wie so manches 
andere in Deutschland vor dem Zusammenbruch. 
Sie davor zu retten, soweit es irgend geht, ist das Ziel der in Ber¬ 
lin von den Akademien, Universitäten, Technischen -Hochschulen, 
dem Verband Technisch - wissenschaftlicher Vereine, der Kaiser 
Wilhelm - Gesellschaft und 'der Gesellschaft deutscher Natur¬ 
forscher und Ärzte gegründeten Notgemeinschaft der 
deutschen Wissenschaft. Die Rcichsregierung hat für 



—;di© Noteemeinacliaft 20 -jMißfrnepi in den Haushalt eingestellt, wei¬ 
tere 40 :Millionen erwartet sie Von der Industrie zu erhalten.. Diese 
' Summen reichen aber, bei weitem nicht, um den Bedarf zu decken 
f zur Er haitun g der lebensnotwe/ndSgen Grund- 
/ jage der d eiitschen Wissenschaft. Über den Um- 
.'.X< fang der „lebensnotwendigen Grundlage“ wird manche Meinungs- 
S y Verschiedenheit auftauchemi. Man denke nur an jene zahlreichen 
Instatute, die aus Stiftungskapitalien gegründet und aus ihren und 
änderen Mitteln der früher leistungsfähigen Kommunen unterhalten 
. ./wurden und die Aufgaben des Staates für Forschung und Bildung 
in oft hervorragender Weise ergänzten. Die Erträgnisse 
V der Stiftung^-Kapitalien sind 1 zusammenge- 
- 8.C h m o 1 z e nb i s zur Wirkungslosigkeit und die 

Lei s t u n g s.f ä h i g k e i t der um ihr' Steue-rrecht 
y \jg» brachtenKommunen ist für k u 11u r e II e Z w e bk e 
erschöpft. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, daß nicht 
' i auch die Entfaltung der geistigen Kräfte Deutschlands völlig ver¬ 
kümmert. _ \ j 

Die Zahl der deutschen Studentinnen beträgt zurzeit 8122. Seit 
. 1810 ist der Anteil der Frauen am Universitätsstudium von 4 auf 
fast 11 Prozent gestiegen. Philosophie, Philologie und Geschichte 
studieren etwa 3200 gaffen 2000 vor fünf Jahren. Der Anteil am 
"; Studium dileser Fächer ist stark zurückgegangen, dafür ist der am 
Studium der Volkswirtschaft stark gestiegen. 

Eine deutsche Burschenschaft in Chile. Wie die „Burschen- 
schaftEchenWege“, Monatsschrift der Burschenschaften des A.D. B.. 
’ .. mitteilen, wurde an der chilenischen Universität Santiago von jungen 
/'Chilenen deutscher Abstammung die Burschenschaft „Cheruscia“- 
Chile mit den Färbern schwarz-weiß-rot mit goldener und blauer 
> Perkussion gegründet. Sie hat sich diie Pflege deutschen studenti- 
■' «eben Geistes in Chile zum Ziel gesetzt und verkehrt mit der be¬ 
reits dort bestehenden Burschenschaft „Araucania“. 


Tierärztliche Hochschule Wien. Mit dem Abgänge Professor 
Zwicks wurde der seit der Einführung eines Staatsprüfungs¬ 
gegenstandes „Bujatrik“ liln der Studien- und Prüfungsordnung 
, vom Jahre 1812 vom Professorenkollegium eingenommene Stand- 
• Punkt vollständig durchgeführt, daß nämlich die Seuchenkrank- 
/. heitender Klauentiere vom Vorstand der Lehrkanzel für Bujatrik 
'Torzutragen und zu prüfen sind. 


Personalien. 

Niederlassungen* als praktischer Tierarzt: Michael Apfelbeck 
. aus Plattling in Plattling (B.-A. Deggendorf). Heinrich Glock aus 
. Günz in Pfettrach (B.-A. Landshut). Dr. med. vet. Räder in 
y Gerolsbach (B.-A. Schrobenhausen). 

Als Assistent eingetreten: Johann Bausewein aus Ober- 
’y ,apheinfeld bei Distriktstierarzt Dr. Regn in Volkach (B.-A. Gerolz- 
' hofen). 

•' ‘Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Pius 
V&armann aus München. Dissertation: „Über das Blutbild bei 
's • experimenteller Streptokokkeninfektion des Kaninchens“. (Aus der 
'. Bayer. Landesimpfanetalt; Leiter: Privatdozent Dr. Groth). Tier- 


72 


arzt Andreas Palm, Assistent der ambulatorischen Klinik der Tier¬ 
ärztlichen Fakultät der Universität München. Dissertation: „Ver¬ 
suche über therapeutische Impfungen gegen Maul- und Klauenseuche 
mit spezifischen und unspezifischeu Impfstoffen’ 1 . (Aus dem tier¬ 
pathologischen Institut; Vorstand: Prof. Dr. Kitt, und der ambula¬ 
torischen Klinik, Vorstand: Prof. Dr. v. Vaerst, der Tierärztlichen 
Fakultät der Universität München). Tierarzt Franz Xaver 
Sch niederer aus Eckerding (Opf.). Dissertation: „Klinische Unter¬ 
suchungen über Butolan Bayer, ein neues Mittel gegen Rund¬ 
würmer 1 '. (Aus der medizinischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät, 
Vorstand: Prof. Dr. Schmitt). Stabsveterinär a. D., Otto Paul 
Ja eg er in München. Dissertation: „Beiträge zur Anreicherung 
der Parasiteneier im Kot der Haustiere“. (Aus der Medizinischen 
Tierklinik der Universität München; Vorstand: Prof. Dr. F. S c h m i tt). 

Benachbartes Ausland: Im österreichischen Bundesministerium 
für Land- und Forstwirtschaft haben die Veterinärbeamten: Adalbert 
Rotter den Tittel und Charakter eines Hofrates, Max Führer 
und Max Fischer den Titel von Hofräten, Dr. Karl Hei dl, Adolf 
Fischer und Rudolf Gerstner den Titel und Charakter von 
Regierungsräten, Julius Gerstenberger und Wilhelm Dodell 
den Titel von Staatsveterinäx-Oberinspektoren erhalten, Georg Gaß, 
Dr. Karl Sa aß, Eduard Rezak und Konstantin Walz wurden zu 
Staatsobertierärzten ernannt. Weiters erhielten die nicht staatlichen 
Tierärzte Dr. Paul Stampfls, Dr. Franz Hietel, Max Rapojd, 
Lukas Hochmiller, Johann Dusel, Hermann Beierlein, 
Wilhelm Schmid. Franz Sattlegger, Dr. Karl Faustka, Franz 
Kopolent, Leopold Wanko und Franz Starzinger den Titel 
von Veterinärräten’. Der Veterinärbeamte Joseph Kirschi k wurde 
in die 5. Rangsklasse, die Staatsveterinär-Oberinspektoren Regie¬ 
rungsräte Johann Hawlin, Dr. Emil Hauptmann und Karl 
Kaspar, dann Max Schwammel, Ludwig Kling, Dr. Joseph 
Hummel, und Joseph Zimmermann in die 6. Rangsklassp ein¬ 
gereiht. Regieruugsrat Karl Hanka im Veterinärdepartement 
wurde zum Hofrat ernannt. * 

Bticherschan. 

Tierärztlicher Taschenkalender ffir 1921. Bearbeitet von Dr. J. Ma y r, 
Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München 
und H. Bürchner, Bezirkstierarzt a. D. in Utting a. Ammersee. 
XXV. Jahrgang, Teil I, II, III. Preis 12 Mk. Druck und Verlag 
von J. Gotteswinter, München. Kommissionsverlag für den 
Buchhandel: CI. Attenkofersche Sortimentsbuchhandlung 
(Inhaber W. Pielsticker) in Straubing. 

Vorwort. In diesen 25. Jahrgang wurden verschiedene neue 
Erlasse teils ganz, teils in Auszügen und Notizen aufgenommen, 
wovon hauptsächlich zu bemerken sind Maßnahmen zur Bekämpfung 
des Rotzes, der Lungeuseuche, über Tollwut, über Beseitigung von 
Tierkadavern, über Verkehr mit Nutz- und Zuchtpferden, über 
Fohlenversicheruug, über Reisekosten bei Hundevisitationen, über 
Anstellung und Verwendung im amtstierärztliclien Dienst, über Dienst¬ 
wertzeichen, über Erstattung dev Jahresberichte, über Promotion 
immaturer Tierärzte, über Hebung der landwirtschaftlichen Tier¬ 
zucht, ferner Auszug aus dem neuen bayerischen Beamtenbesol¬ 
dungsgesetz. 

Im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit und zugleich 
einem Wunsche des Verlages, der den 1. Hauptteil entlastet wissen 



73 


e eine Umstellung verschiedener Kapitel von 
fWrgenommen. Dies gab zugleich Veranlassung, 
"TOnachen bezw. dort, wo es notwendig erschien, 
Ügen. Auch wurden einzelne Abhandlungen.aus 
_ ^en hi der Bearbeitung von Al brecht bezw. 
igupoNF Durchsicht und teilweiser Ergänzung derselben 
ömmen und außerdem entsprechend dem im vorigen 
ettten Arbeitsplan für den Kalender, der tierärztlich¬ 
em durch einen neuen Aufsatz über Narkose bei klei- 
len ergänzt. Es sind sodann im Teil I, Abschnitt II 
i Maßnahmen), und vor allem Teil I, Abschnitt II 
der Tierarzneimittel), Umänderungen, Ergänzungen 

E striche bezw. Kürzungen in ansehnlicher Zahl vorge- 
en, um diese für den praktischen Tierarzt besonders 
Abschnitte den neuesten Errungenschaften .mehr und mehr 
ep. ' Die Preise für die Arzneimittel wurden nach der am 
ipber 1920 in 7. Ausgabe -erschienenen Arzneitaxe aufge- 
T^ider dürfte auch diese Aufstellung bald wieder er- 
bedfirftig sein, weshalb auf die amtlichen Preisänderungs- 
beiiehen: Weidmann’sche Buchhandlung, Berlin, Zimmer- 
4, bezw. durch eine andere Buchhandlung hingewiesen sei. 
onalstatistik der deutschen Tierärzte, die dieser Kalender 
Kriege als einziger gleich zu Beginn für das Jahr 1920 
hatte, wurde mit größter Mühe und Sorgfalt zu ergänzen 
Naturgemäß kann und will dieses Namensverzeichnis 
Fehlen amtlicher Quellen auf Vollständigkeit keinen An- 
rheben. Die Listen für die bayerischen Tierärzte wurden 
n ergänzt und durch die Dienstaltersliste auch der staat- 
und nichtstaätlichen amtlichen Tierärzte in der früher üb- 
Weise vervollständigt. Das Verzeichnis wurde mit dem 
ober 1920 abgeschlossen. 

neben — Mayr. Utting a. Ammersee — Bürchner. 


3. Mitgliederversammlung 

eichsverbandes der deutschen Staatstierärzte*) in Hannover 
24. Januar 1921, vormittags 9 Uhr im Hörsaal-des Tier- 
htinstituts der Tierärztlichen Hochschule. 

Tagesordnung. 

ätigkeits- und Kassenbericht für das Jahr 1920. 

tellungnahme der beamteten Tierärzte zu den Standesor- 

anisationen. 

tellungnahme zur Fachpresse, 
ibbau der Amtstierärzte“, 
und höherer Beamter, 
lichswirtschaftsrat. 
eutscher Veterinär rat. 
esoldungsordnung. 

[Verschiedenes. 

ahl des Ortes für die nächte Mitgliederversammlung, 
nträge. 

(Treffpunkt am Vorabend (23. Januar 1921) abends 8 Uhr, Wein- 
urant „Pust“ Theaterplatz 7. 

roll, Bezirkstierarzt, Traunstein (Bayern), I. Vorsitzender. 

*) In der Redaktion leider verspätet, nämlich am Montag 
~anuar 1921 v vormittags, eingelaufen. Die Schriftleitung. 




74 


Einladung. 

Der Gau Regensburg des Verbandes der Freiberufstierfirzte 

erlaubt sich Sie zu seiner nächsten 

Frühjahrshauptversammlung 

einzuladen. Die Versammlung findet am 30. Januar 1921 in 
Plattling im Hotel Yaitl (gegenüber dem Bahnhof) statt und 
beginnt vormittags 7*11 Uhr. 

Die Tagesordnung lautet: 

1 . Tätigkeitsbericht der Vorstandschaft. 

2 . Neuwahl der Vorstandschaft. 

3. Standesbewegung. 

4. Fortbildungskurse. 

5. Tierärztliche Nothilfe. 

6 . Stellung zu den Gemeindetierärzten. 

7. Wünsche und Anträge. 

Wichtigkeit und Umfang ^er Tagesordnung verpflichten zu 
unbedingtem Erscheinen. ' 

I. A.: Dr. Kolb. 


Der ansteckende Scheidenkatarrh 

weicht schnell der „ Bissulin “ -Behandlung! 

„. . Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere Be¬ 
handlungsmethoden im Stiche ließen.“ t, Rundsch. is>09, Nr.2». 

„ . . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit 
„Bissulin“ . . behandelt.“ Münchener T. W. 1911, Nr. 15. 

„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬ 
haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ T.R.i9l2,Nr.44. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
chemische Fabrik, Aachen 25. 

Erfolge des Kollegen. 

. „Ich habe das Mittfel in 18 Fällen ausprobiert uu4 bin zu 
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzÜg- 
t liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem 

andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬ 
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬ 
lich ist hei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt 
Sch lumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen 
Drasticum cps. „E. Bark“ ä 8.— Ml dem 

Tntogen-Laboratorinm, Dresden-Zschachwltz 16. 










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77 


Impfstoffe (Bans 

Die besten Erfolge 

bei 

Schweineseuche 

werden erzielt durch die 

Combinierte Behandlung mit spezifischen 
Impfstoffen und Methylenblau medicinale 

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(IrOher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

■Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 1. Februar 1921. Nr. 5. 

Inhalt: 

Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn) [Forts, folgt.] — 
Pschorr (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — 
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 

Über Wirkungen des Ferrihydroxydes im Organismus 
anf den Erreger der Manl- und Klanensenche. 

Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn, 

Düdingen (Schweiz). 

Zahlreiche und gleichartige Beobachtungen machen uns 
mit Häufigkeitsverhältnissen bekannt. Der Versuch zeigt 
kausale Zusammenhänge. Di$ Summe aus den sich ergeben¬ 
den Erfahrungen führen unser menschliches Stückwerk- 
Wissen, das mit biologischem Denken zu einem annähernd 
Ganzen vereint wird, doch zur Erkenntnis von Dingen, wie 
sie in Wirklichkeit sind, die uns aber die Natur bisher ver¬ 
schleiert und verborgen hielt. 

Das lebende und funktionierende Protoplasma besitzt 
nach Ehrlich einen Leistungskern mit Atomgruppen, die 
Rezeptoren genannt. Gelangen fremde Substanzen, „Hap- 
tine“, in den Organismus und besitzen ihre haptophoren 
Atomgruppen chemische Verwandtschaft zu den Rezeptoren, 
so verankern sie sich gegenseitig. Besitzt das verankerte 
Haptin Gifteigenschaften oder Fermentwirkungen, so wird 
das Protoplasma angegriffen, gereizt, eventuell geschädigt. 
Das Protoplasma ist bestrebt, sich des Angriffes zu er¬ 
wehren und produziert zu den vorhandenen „sessilen Rezep¬ 
toren“ neue und zwar in dem Maße, daß eine Überproduk¬ 
tion von Rezeptoren entsteht (We i g e r t). Diese sind aber 
für die Zelle eine zu große Belastung, werden darum abge- 
stoßen und gelangen als freie Rezeptoren in Zirkulation der 
Körpersäfte (Ehrlich). Wird der gleiche Organismus 
von neuem mit schädigenden Haptinen überschwemmt, so 
werden sie von den freien Rezeptoren in der Blutbahn ver¬ 
ankert, neutralisiert und verhindert, an die Zellen zu treten. 
Diese Schutzvorrichtung bewahrt die Zelle vor pathologi¬ 
scher Läsion. 











82 


Das Blut von Bindern, welche die Maul- und Klauen¬ 
seuche überstanden haben, enthält freie Bezeptoren. Ver- 
,impfen wir solches Blut auf gesunde und infizieren sie 
gleichzeitig, so erkranken sie nicht oder nur leichtgradig. 
Die überimpften, freien Bezeptoren binden und neutrali¬ 
sieren die haptophoren Atomgruppen des Haptins (hier 
gleich dem Virus der Maul- und Klauenseuche). Daher die 
überaus wertvolle Wirkung der Blutimpfjing, die Direktor 
Dr. Ernst für die Praxis herausgegeben hat. Impfen wir 
hingegen Binder, die schon an Maul- und Klauenseuche er¬ 
krankt sind, so ergibt die Impfung ein positives oder, was 
meistens der Fall ist, ein negatives Ergebnis, je nachdem 
der Erreger mit den sessilen Bezeptoren verankert und der 
Grad der dadurch bedingten Schädigung lebenswichtiger 
Funktionen am Protoplasma fortgeschritten ist. 

Die Erkenntnis der chemischen Konstitution des Ferri- 
hydroxydes lehrt uns die Eigenschaften seiner Wirkung. 
Das Fe (OH) 3 gelangt in drei simultanen Formen in den 
Organismus, in der kolloidalen, dissoziierten (Jonen) und 
nicht dissoziierten (kristalloiden, Molekül). Die letztere 
Form kann sich in die beiden ersteren umwandeln. Allge¬ 
mein spielt bei den Kolloiden die gewaltige Oberflächen¬ 
entwicklung die ausschlaggebende Bolle. Damit ist eine 
Haupterscheinung, die Adsorption, verbunden. Daneben 
wickeln sich viele charakteristische Beaktionen chemischer 
und physikalischer Natur ab. 

Von den freien Metalljonen ist allgemein bekannt, daß 
sie als Katalysatoren beschleunigend oder verzögernd in den 
Beaktionsverlauf des Protoplasmas eingreifen. Ferner ist 
wichtig zu wissen, daß die Geschwindigkeit der chemischen 
Beaktion von der Konzentration der freien Jonen abhängt, 
mit deren Änderung infolgedessen die Beaktionsgeschwin- 
digkeit sich ändert. < 

Das Fe (OH) 3 hat die allgemeinen Eigenschaften des 
kolloidalen Zustandes wie die der freien Metalljonen auf 
sich vereinigt. Als neue Eigenschaft kommt ihm die spezi¬ 
fische Wirkung auf den Erreger der Maul- und Klauen¬ 
seuche oder seiner Toxine zu. Es sei gleich hier darauf hin¬ 
gewiesen, daß das Fe(OH) 3 zum allgemeinen Eisenstoff¬ 
wechsel in keiner Beziehung stehen kann und für sich selbst¬ 
ständig im Organismus auftritt. Die Wirkung des Fe(OH) 3 
im Organismus denken wir uns folgendermaßen: Entweder 
wird der Erreger vom kolloidalen Fe(OH) 3 adsorbiert und 
chemisch verändert, analog dem Vorgang bei den freien 
Bezeptoren, oder der andere Fall ist denkbar, wo das Virus 



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sich mit den bös eilen Bezeptoren des Protoplasmas verankert. 
. Hier nun verhindert die Gegenwart von freien Ferrijonen 
di© Gift- oder Fermentwirkungen des verankerten Maul¬ 
und Klauenseuche -Virus. 

Infundieren wif einem gesunden nicht infizierten Bind 
intravenös FeS0 4 resp. das umgewandelte Fe(OH) 3 , so 
wird das keinen weiteren Effekt' ausüben. Bei größeren 
.Mengen aber wird das Wohlbefinden des betreffenden Tieres 
durch die organotrope, Wirkung des Eisens gestört. Die 
intravenöse Injektion von Fe(OH) 3 hat demnach keine im¬ 
munisierenden Eigenschaften. 

/„Impfen“ wir infizierte Binder bei denen aber die Sym¬ 
ptome noch nicht deutlich ausgesprochen sind, so wird hier 
. -das Fe (OH) 3 seine spezifischen Wirkungen auf den Erreger 
entfalten, der in den Körpersäften zirkuliert. Er wird ad¬ 
sorbiert und seine toxophoren Qualitäten werden gehemmt 
oder neutralisiert, analog wie bei den freien Bezeptoren. 

' Injizieren wir Fe S0 4 den Kühen mit schon ausgespro- 
•chenen Krankheitssymptomen, d. h. wo die verankerten Hap- 
tine des Virus bereits pathologische Veränderungen am 
Protoplasma erzeugt haben, können wir ‘keinen großen 
„Impfeffekt“ mehr erwarten (genau wie bei der Blut¬ 
impfung). Gleichwohl empfiehlt es sich, die Injektion zu 
machen, aber mit 4—6 Liter physiologischer Kochsalzlösung 
verdünnt und gleichzeitiger'Verabreichung von Herzmitteln. 

Die von Dr. S c h w a b in Heft 38 der „Münch.Tierärztl. 
Wochenschrift“ (1920) angegebenen Erfahrungen mit Fe 
(OH) 3 sind sehr aufmunternd. . Seine verbesserte intra¬ 
venöse Eisensulfat-Infusion ist ein wertvoller Beitrag für 
die Praxis. (Die FeS0 4 -Lösung mit 10°/oiger Na OH zu 
neutralisieren). Dem Blut bleibt dadurch die Umformung 
des FeS0 4 erspart und das Fe(OH) s kann seine Beak- 
tionswirkung augenblicklich mit ganzer Wucht auf den 
Erreger entfalten. 

Ein erfolgreicher Kampf gegen die Maul- und Klauen¬ 
seuche wird nur durch die prophylaktische Be¬ 
handlung erzielt werden. Das Fe(OH) s kommt mit 
dem Trinkwasser in den Verdauungskanal, wird von den 
•Därmzotteü resorbiert und gelangt in die Blut- und Lymph- 
bahnen. Bei der kontinuierlichen Zufuhr durch das Tränke¬ 
wasser strebt das Fe(OH) 3 im Organismus eine optimal- 
wirksame Verteilung von kolloidalem Ferrihydroxyd 
.und Ferrijonen an. Ist diese erreicht, bleibt bei einer event. 
Infektion mit Maul- und Klauenseuche-Virus das Tier ge¬ 
schützt. Sinkt die Verteilung unter die optimale Norm, so 



erkrankt das Tier. Zwischen der optimalen und minimalen 
Norm der Verteilung finden wir alle Abstufungen der leicht- 
gradigen und bösartigen Form der Maul- und Klauenseuche 
vertreten. ^ 

Das Verteilungsgleichgewicht der Ferrijonen und des 
kolloidalen Fe(OH) 3 im Organismus ist überaus leicht ver¬ 
schiebbar und ist absollit von der täglichen Zufuhr im 
Tränkewasser abhängig. 

An dieser Stelle möchten wir speziell auf die Futterbe¬ 
dingungen der Milchtiere hinweisen, unter denen sie im 
Winter 1918, im Sommer und Herbst 1919 bis zur Grün¬ 
fütterungsperiode 1920 leben müßten. Nur dadurch kann 
* man sich ein klares und objektives Bild von unseren Beob¬ 
achtungen machen. Im Winter 1918 auf 1919 wurden die 
Kühe so gut es ging mit wenig Heu, aber viel Stroh durch¬ 
gewintert. Der Sommer 1919 war übbraus trocken. Ein 
hartes, balbverdorrtes Gras war die Folge dieses regenarmen 
^Sommers. Die Tiere mußten den ganzen Sommer und Herbst 
geweidet werden. Am 18. Oktober 1919 wurde der erste 
Seuchenfall in unserem Bezirk festgestellt. Der Weidegang 
wurde daraufhin von der Behörde allgemein verboten. Die 
Futterverhältnisse des Winters 1919 waren die gleichen 
wie vom Winter 1918. 

Während dem Zeitraum eines Jahres hatten die Kühe 
allgemein ein sehr geringes, minderwertiges und dabei sehr 
trockenes Futter. Die Folge davon war, daß die Tiere große 
Quantitäten Tränkewässer aufnahmen und sich dadurch ein 
wasserreiches Gewebe schafften. Der berühmte Münchener 
Hygieniker Pettenkofer hat die Ansicht ausgespro¬ 
chen, daß Wasserreichtum in den Geweben für ansteckende 
Krankheiten empfänglich mache. In der Tat treten in den 
Schichten die epidemischen Krankheiten auf, die infolge 
ihrer Nährungsweise ein wasserreiches Gewebe besitzen. 

An Hand dieser Tatsachen war es möglich, unsere Beob¬ 
achtungen im Winter und Herbst 1919 zu machen, daß auf 
den Gehöften, wo es den Kühen möglich war, im Tränke¬ 
wasser die optimal wirkende Fe"(OH) 3 -Menge aufzunehmen, 
trotz des wasserreichen Gewebes vgn der Seuche verschont 
blieben. (Vergl. unsern Artikel Heft 10 u. 11 der „Münch. 
Tierärztl. Wochenschrift“, 1920.) 

Vergegenwärtigen wir uns diesen Sommer, resp. die 
Grünfütterungsperiode 1920, so ist sie gerade das Gegen¬ 
teil der letztjährigen. Die Matten lieferten ein kräftiges, 
Vollsaftiges Gras. An Regen fehlte es nicht, und an den 
Morgen war das Gras reichlich mit Tau beschlagen. Im 














87 


t 

\ 

undiszipliniertes Denken“ belegt 4 "). Unter „autistisch undiszipli¬ 
niertem Denken“ versteht Bleuler folgendes: 

i ,... Dieses (das autistische Denken) hat seine .besonderen von 
der (realistischen) Logik abweichenden Gesetze, es sucht nicht 
Wahrheit, sondern Erfüllung von Wünschen ; zufällige Ideenverbin¬ 
dungen, vage Analogien, vor allem aber affektive Bedürfnisse er- 1 
setzen , ihm an Vielen Orten die im streng realistisch - logischen 
Denken zü verwendenden Erfahrungsassoziatiohen, und'wo diese 
zugezogen werden, geschieht es doch in ungenügender, nach¬ 
lässiger Weise «... : 

Man könnte fast glauben, Bleuler habe mit diesen Worten 
besonders den Heilmittelerfindern einen Spiegel zur Selbsterkennt¬ 
nis Vorhalten wUllen. - 

Es wäre nun interessant, nach der psychologischen Seite hin 
Untersuchungen anzustellen, warum die Landwirte so häufig hem« 
mungslos unbekannten Arzneimitteln und Arzneimittelhändlern 
sich hingeben — richtiger gesagt zum Opfer fallen. Es würde den 
Rahmen, der Arbeit weit übersteigen, wenn man dieses unerfreu¬ 
liche Thema weiter beackern wollte. Ich will bloß iln Kürze an¬ 
deuten, daß in erster Linie der Mangel an kritischer Einsicht und 
die ungeheuren Verlustziffern die geängstigten Landwirte den 
Arzneimilttelhändlern in die Arme treiben. Die Geschäftsgewandt- 
heit der letzteren, die nicht beiten mit Aufdringlichkeit und Über« 
redungsgabe gepaart ist, machen diese Kategorie besonders ge¬ 
fährlich. Nicht selten greifen sie, um ihren Absatz, an dem sie 
regelmäßig durch Umsatzprämien beteiligt sind, zu erhöhen, zu 
dem bedenklichen Mittel der falschen Versprechungen oder der 
Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es ist ja eine welthistorische 
Erfahrungstatsache, daß aus Zeitnot geborene Hoffnung apf Er¬ 
lösung immer noch Irrlehrern und falschen Propheten die Wege 
geebnet hat; die Gegenwart ist ein neuerlicher Beweis hiefür. Das 
Ringen nach wirksamer Hilfe gegen die herrschende Tiergeißel 
ist ein Analogon. 

In den harmloseren Fällen werden den angepriesenen Mitteln 
Eigenschaften zugesprochen, die ihnen nicht zukommen. In drasti¬ 
scheren Fällen wird sogar nicht selten mit Worten nicht gegeizt, 
die über die übliche Anpreisung einer Ware hinausgehen und mit 
ihren falschen Versprechungen sogar eine gewisse Gewährleistung 
in sich schließen. Es braucht hier bloß-angedeutet zu werden, daß 
sich aus solchen Versprechungen „unbedingt sicherer“ Arznei¬ 
mittel oder voin „absolut sicheren“ Vorbeugungsmitteln unter Um¬ 
ständen unschwierig Ansprüche zivilrechtlicher Natur ableiten 
lassen, sei.es nun wegen des Ausbleibens der versprochenen Wir¬ 
kung und möglicherweise auch wegen des hiedurch erwachsenen 
Schadens, soferne nicht die Staatsanwaltschaft in besonders ge¬ 
lagerten Fällen wegen vollendeten pder versuchten Betrugs (§§ 48, 
263 des Reichsstrafgesetzbuchs) einzugreifen Veranlassung hat 
bezw. eine Verfolgung wegen Sachbeschädigung (§ 303 RStrGB.) 
möglich wird, wenn nämlich in Präzedenzfällen die schädliche Wir¬ 
kung des betreffenden „Heilmittels“ und die Kenntnis des Händr 
lers von dieser Wirkung festgestellt sein sollte. Eine gerichtliche 
Bestrafung wegen Betrugs herbeizuführen, ist jedoch zweifelsohne 
schwierig. Wie die Erfahrung gelehrt hat, findet meist eine Frei- 


*) „Das autistisch undisziplinierte Denken in der Medizin und 
seine Überwindung“. Berlin (Springer) 1919. 


i. 



88 


sprcchung statt, wenn der Angeklagte behauptet, daß er von der 
Heilwirkung seines Mittels überzeugt sei oder wenn er durch mehr 
oder weniger sachverständige Persönlichkeiten glaubhaft machen 
kann, daß sein Mittel die ihm itn den Anpreisungen beigelegte Wir¬ 
kung besitze. Besonders schwierig wird die Überführung in Erut- 
•fällen sein. Wenn jedoch aus besonderen Umständen die Kenntnis 
des Angeklagten von der Unwirksamkeit oder Schädlichkeit des 
Mittels gefolgert werden kann (z. B. aus dem Umstande, daß er 
wegen des in Frage stehenden Mittels schon einmal rechtskräftig 
verurteilt worden ist), so sind die Voraussetzungen für eine Ver¬ 
urteilung wegen Betrugs bezw. wegen Betrugsversuchs zweifellos 
gegeben. (Foit*««»* nagt.) 


Referate. 

Untre HtdliU ud Hjrgltnie. 

, Tierarzt Pellkofer - Stephansposching: Beitrag nr 

Diskussion über Incarbon Merck. (Tierärztl. Rundschau, 

Nr. 31, S. 461.) - 

In einem hartnäckigen, 10 Tage anhaltenden Falle von 
schwerer Bronchitis beim Pferde, deren Krankheitsbild 
von bedenklichen Herzstörungen und großer Schwäche beherrscht 
wurde, so daß das Tier nicht mehr hochznbringen war, nahm P. 
als alle Kardiaka 3m Stiche ließen, zur endoveuösen Incarbon¬ 
therapie seine Zuflucht. Innerhalb 48 Stunden wurden 5 Dosen 
des Mittels einverleibt, worauf Besserung und Heilung eintrat. 
Auch bei einer mit 41,0 0 Fieberhitze einher gehen den Futter- 
vergiftung bei einem schweren Belgier sank auf 4 Dosen 
Incarbon die Temperatur innerhalb 48 Stunden auf die Norm. 
Eine septische Metritis heil einer Kuh war bereits zu weit 
fortgeschritten, es mußte die Notschlachtung vorgenommen wer¬ 
den, es war jedoch auch hier auf das Mittel eine Besserung der 
Herztätigkeit eingetreten gewesen. Me. 

Tierarzt Dr. Schulz- Prettin: Incarbon. (Berl. Tier¬ 
ärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 30, S. 345.) 

Um ein Urteil über den therapeutischen Wert der intravenösen 
Infusionen von Incarbon zu sammeln, übergibt S. seine bisherigen 
Erfahrungen mit dem Mittel der Öffentlichkeit. Im Anschlüsse an 
eine die Embryotomie erfordernde Schwergeburt bei einer acht¬ 
jährigen belgischen Stute hatte sich eine septische Metri- 
t i s mit bedrohlichen Symptomen entwickelt, gegen welche gleich¬ 
zeitig mit Uterusspülungen (Sublimat 1:2000) 3 Dosen Incarbon 
ä 40 ccm i. v. versucht wurden. Am folgenden Tage war geringe 
Besserung eingetreten, das Fieber von 40,5® auf 39,8® zurüokge- 
gangen; weitere 3 Dosen Incarbon injiziert, setzten Tags darauf 
die Temperatur auf 39,0 0 herunter. Nach einigen Tagen trat völ¬ 
lige Genesung ein. Ein 2%jähriges belgisches Fohlen war an 
Lumbago erkrankt; Aderlaß und Kochsalzinfusion, sowie Di- 
galen 10,5 ccm subkutan blieben auf die Krankheit ohne Wirkung. 
An den zwei nächsten Tagen gab S. je 3 Dosen Incarbon i. v. 
Innerhalb 14 Tagen trat Heilung ein. Eine 3jährige Kuh erkrankte 
von einem Uterusprolaps bei) der Geburt ausgehend, 3 Tage nach 
der Reposition, an Metritis septica. Zwei Tage wurden je 
3 Dosen Incarbon einvexleibt, dazu wurden Spülungen, mit Neurogen- 



86 




Bftnce* vorg»nommen. Am Tage nach den. ersten Infusionen setzte 
bereite Besserung ein, die anhielt und in wenigen Tagen zur Ge¬ 
nesung. führte. S. glaubt, daß iln dem Incarbon ein Mittel 
gegen die wirtschaftlich überaus schädliche 
Met ritis gefunden ist. ' Me.' 


Tierarzt Zeller- Moosham: Ein Beitrag zur Anwen¬ 
dung des Incarbons. (Tierarztl. Rundschau, 1920, Nr. 25, 
S. 366.) 

In einem typischen. Falle von Häinoglobinämie machte 
Z. einen kräftigen Aderlaß und gab 0,05 Arecol. hydrobrom. sub¬ 
kutan. Trotzdem verschlimmerte sich der Zustand und es gelang 
mit «dien Mitteln nicht mehr das Pferd auf den Beinen zu halten. 
Am 2. Tage wurden dem liegenden Tiere 3 Dosen Incarbon i. v. 
appliziert. Tags darauf hatte sich das Pferd selbst aufgerichtet, 
die Kruppenmuskulatur war weicher und die Haut auf Nadelstiche 
sensibel geworden, auch das Allgemeinbefinden hatte sich ge¬ 
bessert. Auf 2 weitere Dosen Incarbon trat innerhalb der nächsten 
T4ge völlige Heilung ein, Die rasche Behebung der 
Parese der Nachhand schreibt Z. der Infusion von Incarbon 
zu, ohne daß er mit diesem Erfolge aus dem einzelnen Falle ein 
abschließendes Urteil über den Wert des Mittels fällen möchte. 

Tierärztliche Standes- imd Wirtschaftsfragen. 

Rrichsverband der Deutschen Gemeindetlerärzte. 

Die Landesgruppe Bayern des Reichsverbandes der Deutschen 
Gemeindetierärzte hat als Ergebnis der im November u. Dezember 
1920 mR der Versicherungskammer gepflogenen Verhandlungen 
und Besprechungen nachstehendes Schriben erhalten, welches den 
Herren Kollegen als Richtschnur dienen mag. 

J. Schneider, I. Vorsitzender. 

München, den 7. Januar 1921. 

Versicberunsg'skammer, Abteilung für Viehversicherung. 

An 1. den Bayerischen Städtebund (München, Rathaus), 

2. den Landesverband Bayerischer Stadt- und Landgemeinden 
(Herrn Sydikus Ertl, Bürgermeister a. D. in Riem), 

3. den Reichsverband der Deutschen Gemeinde- und Schlacht¬ 
hoftierärzte, Landesgruppe Bayern (Herrn Schlacbhof- 
dtoafctor Schneider in* Augsburg), 

4. den Landesverband Bayerischer Fleischbeschauer- und 
Trichinenschauer-Vereine (Sekretariat in Starnberg). ' 

' Betreff: Schbichtviehversicherung. 

Durch Ziffer 8 der vom Staatsmimiisterium des Innern geneh¬ 
migten Allgemeinen Versicherungsbedingungen der Bayerisbhen 
Schfecbtviehversicherung (Staatszeitung v. 28. 9. 20 Nr. 226) wur¬ 
den die Schlachthoftierärzte und Fleischbeschauer als Anstaltsver- 
treter erklärt mit dem Vorbehalte, daß die Versicherungskammer 
andere Vertreter bestellen kann. Durch die hiezu erlassenen Aus- 
führungsbestimmungen wurde den Anstaltsvertretern eiin Zehntel 
der Versicherungsgebühren als Vergütung für ihre gesamte Tätig¬ 
keit überlassen. 

Verschiedene Stadt- und Marktgemeinden, welche die betei¬ 
ligten Schlacht hoftierärzte oder Fleischbeschauer als vollbeschäf¬ 
tigte Gemeindebeamte angestellt haben, nehmen das Gebühren- 


90 


zehnlei für die Gemeiindekasse in Anspruch, weil den festbesol¬ 
deten Beamten ein solches Nebeneinkommen nach der Besoldungs- 
ordmung nicht mehr zugestanden werden könne, und hierüber ent¬ 
standen in den beteiligten Kreisen Meinungsverschiedenheiten — 
eine Folge des Umstandes, daß die ganze Regelung wegen der 
plötzlichen Abschaffung der behördlichen Fleischversorgung binnen 
weniger Tage, ohne vorheriges Benehmen mit den Vertretungen 
der Gemeinden, Schlachthoftierärzte und Fleischbeschauer hatte 
getroffen werden müssen. 

Die Versicherungskammer hat nunmehr die Frage mit den be¬ 
teiligten Vertretungen besprochen und ist dabei zu folgendem Er¬ 
gebnisse gelangt: 

Soweit der Bezug des Gebührenzehntels durch die Schlachthof¬ 
tierärzte und Fleischbeschauer tatsächlich als Mißverhältnis «#zu- 
erkennen wäre, bietet die angeführte Ziffer 8 die Handhabe zur 
Abhilfe; die Gemeindebehörde braucht nur zu erklären, die An¬ 
staltsvertretung selbst zu übernehmen mit der Wirkung, daß das 
Gebührenzehntel in dile Gemeindekasse fließt, und die Versiche¬ 
rungskammer wird ihre Zustimmung erteilen unter der Be¬ 
dingung, daß die mit der Prüfung der Versicherungsfähigkeit 
der Schlachttiere beauftragten Beamten hiefür aus dem Gebühren- 
zehintel eine angemessene Vergütung erhalten, etwa 
1 Mk. für ein Großrind und 50 Pfg. für ein Kleintier (Kalb, Schaf. 
Ziege, Schwein) und zwar für jedes untersuchte Tier, gleichviel 
ob es in die Versicherung aufgenommen wurde oder nicht.- Die 
gleiche Bedingung muß die Versicherungskammer auch' dann 
stellen, wenn eine Metzgerinnung die Anstaltsvertretung über¬ 
nehmen' will. Sie erachtet eine derartige Vergütung deshalb für 
gerechtfertigt, weil die für die Schlachtvüehversicherung unerlä߬ 
liche gewissenhafte Untersuchung über die eigentliche Dienstes¬ 
aufgabe des SchlachthoftieTarztes oder Fleischbeschauers hinaus- 
geht. 

gez. Englert. 


Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte, 

Betreff: I. Der Beitritt zum D. V.-R. — II. Organisation der 
Gemeindetierärzte. 

An die angeschlossenen Vereine und Landesgruppen! 

I. Im Anschluß an die Bekanntmachung in der überschriebenen 
Sache (vergl. D. S. V. Z. Nr. 17 vom 15. IX. 20, Niederschrift für 
die Vorstandssitzung des R.-V. vom 15. VIII. 20) fordere ich die 
mit der Erledigung noch rückständigen Vereine - und Landesgruppen 
auf, mir bis zum 15. Februar dieses Jahres die Zahl, event. 
auch Namen der zum D. V.-R. gewählten Vertreter der Zwanzig- 
schaften mitzuteilen und die Listen dem Wahlkörper einzusenden. 

Es ist untunlich, dem D. V.-R. nur die bereits gewählten Dele¬ 
gierten zu nennen, da der Beschluß gefaßt worden ist, daß unser 
Verband als geschlossenes Ganze beitritt. 

Wenn ich nicht annehmen soll, daß in den säumigen Gruppen 
das Interesse am D. V.-R. völlig geschwunden ist und auf die Mit¬ 
arbeit unseres Verbandes im D. V.-R. kein Wert gelegt wird, muß/ 
ich bitten, den Termin einzuhalten. I 

II. Von verschiedenen Seiten ist die Frage der Organi-* 
sation der Gemeindetierärzte bei dem Unterzeichn, 
neten in Anregung gebracht worden, In der Hauptsache dreht 



91 


sich darum, ob die Gemeindetierärite der Organisation der oberen 
Beamten (Akademiker) usw. sich anschließen sollen. 

Nach meinen Erfahrungen,' die ich im Verkehr mit- Reichs-, 
Staats- und Gemeindebehörden gemacht habe, bestehen Zweifel, 
ob unser Reichsverband als zuständige Berufsorganisation in allen 
Fällen angesehen wird. 

Eine solche überall anerkannt werden müssende 
Organisation ist für die Gemeindetierärzte unerläßlich, und wenn 
ich meine Erfahrungen, die ich gerade in der letzten Zeit gemacht 
habe, zu Rate ziehe, so muß ich sagen, daß nur eine geschlos¬ 
sene gewerkschaftliche Organisation der Ge-^ 
meindetierärzte in Frage kommen kann, die selbstverständlich 
politisch Vollkommen neutral sein muß. Die Bil-^ 
düng dieser Gewerkschaft bietet nicht die geringsten Schwierig¬ 
keiten, da die überwiegende Mehrzahl der Gemeindetierärzte durch 
die Zugehörigkeit zu den örtlichen Beamtenorgamisationen bereits 
gewerkschaftlich organisiert ist. Die Gewerkschaft der Gemeinde^ 
tierärzte hätte sich als gemeindetierärztliche Fach¬ 
gruppe dem R.e ichsgewerkschaftsbund der G e - 
meindebe amten anzuschließen und würde ihre Vertretung 
im Bundesvorstand erhalten. < 

Diese Angliederuhg bedeutet zugleich Anschluß an den Deut¬ 
schen Beamtenbund, der ebenfalls gewerkschaftlich organisiert 
und politisch neutral ist. Die stellenweise behauptete Verschie¬ 
bung nach links ist ein künstlich gezüchtetes Angstprodukt, in 
dessen Bahn nur diejenigen verfallen, die den wahren Charakter 
der neutralen Gewerkschaft nicht kennen oder verstehen wollen. 
Der gewerkschaftliche Zusammenschluß ist nach meiner festen 
Überzeugung und nach den bis jetzt gemachten. Erfahrungen der 
einzige Weg, um den dutchaus berechtigten und einwandfreien Be¬ 
strebungen der Gemeindetierärzte die gebührende Geltung zu ver¬ 
schaffen. 

Der Zusammenschluß zur Gewerkschaft mhß sofort er¬ 
folgen, wenn ein Einfluß auf die Eingruppierung der Gemeinde¬ 
tierärzte \in die Besoldungsordnung ausgeübt werden soll. Die 
Zeit ist außerordentlich kurz, da die Revision der Besoldungsord¬ 
nung bis zum 31. März dieses Jahres zu erledigen ist. 

Die Vorsitzenden der angeschlossenen Vereine und Landes¬ 
gruppen werden ersucht, sofort eine namentliche Ab¬ 
stimmung unter ihren Mitgliedern herbeizuführen und mir 
das Resultat umgehend mitzuteilen. 

Da diese Bekanntmachung in der gesamten Fachpresse ver¬ 
öffentlicht wird, so daß jedem Gemeindetierarzt Gelegenheit ge¬ 
geben ist, sie kennen zu lernen, kann empfohlen werden, die Ab¬ 
stimmung auf einer Postkarte mit der Antwort ja oder nein 
nebst Namensunterschrift erfolgen zu lassen. 

Die Postkarten mit der Abstimmung wären an dem Vorsitzen¬ 
den des Vereins oder der Landesgruppe, dem der Abstimmende • 
angehört, zu richten. 

Die Herren Vorsitzenden werden gebeten, mir auf eingeschrie¬ 
bener Postkarte lediglich das zahlenmäßige Abstimmungsergebnis 
mitzuteilen. Fällt das Abstimmungsergebnis negativ aus, so wird 
alsbald über den Weiterbestand unseres Verbandes Beschluß zu 
fassen sein; hat sie ein positives Ergebnis, so wird der gesamte 
Verbandsvorstamd die weiteren Maßnahmen beschließen, 



92 


Die Kostet! der Gewerkschaft werden nicht höher sein als die 
des Verbands. Die Beiträge zum Reichsbund sind so gering, daß 
sie überhaupt nicht in Betracht kommen. 

Als letzter Termin für die Einsendung des Abstim- 
stimraungsergebnisses an den Unterzeichneten wird der 15. Feb¬ 
ruar dieses Jahres festgesetzt. v 

Von der Einhaltung des Termins hängt für die Gesamtheit der 
Gemeindetierärzte außerordentlich viel ab: sie ist eine Existenz¬ 
frage für jed^n einzelnen Gemeindetierarzt und für unseren Ver¬ 
band als Berufsorganisation. 

Die Beziehungen zu dem D. V.-R. und den anderen Berufs¬ 
gruppen werden durch die Bildung einer Gewerkschaft in keiner 
Weise berührt. 

Darmstadt, den 8. Januar 1921. 

Dr. Gart h. 

Aufruf! 

Reichsverbänd der deutschen Gemeindetierärzte. 

Der Reichsverband tritt für die Errichtung 
von Lehrstühlen für Fleisch-, Milchhygiene 
und Schlachthofwesen in Anlehnung! an die 
Schlacht- und Viehhöfe an allen tierärztlichen 
Lehranstalten exn. 

In Nr. 47 S. 562 (1920) der „Berl. Tierarzt!. Wochenschrift“ hat 
Dr. Hafemann- Leipzig die Frage aufgeworfen, welcher Be¬ 
fähigungsnachweis zur Erreichung 1 einer etatsmäßigen Anstellung 
als Stadttierarzt zu verlangen ist. Ausgehend von dem großen Wert 
einer geregelten Fleischkontrolle für das Volkswohl und der erheb¬ 
lichen Bedeutung, die dem Amte'als gemeindetierärztlicher Sach¬ 
verständiger gerade jetzt in volkswirtschaftlicher Hinsicht zuge¬ 
sprochen werden muß, ist verlangt worden, zur Erlangung eilies 
solchen Amtes einen Befähigungsnachweis zu fordern, der der 
Sachlage entspricht und ihr gerecht wird (mehrjährige praktische 
Eünarbeitungszeit, Besuch von Fortbildungskursen). Aus Bedürf¬ 
nissen der Zeitverhältnisse heraus mußte vom Reichsverband zur 
nächst die Forderung einer geeigneten Qualifikation 
für den Stellenbewerber in den Vordergrund gestellt werden. Dies 
geschah nicht allein aus dem Grunde, die Interessen der Berufs¬ 
gruppe zu fördern, sondern auch aus dem Verlangen heraus, hier¬ 
mit eine sachverständige Pflicht den städtischen Behörden und der 
Allgemeinheit gegenüber zu erfüllen; es sollte durch Schilderung 
der Dinge, wie sie sind, das allgemeine Interesse hierfür wach¬ 
gerufen werden. 

Der Reichsverband ist sich aber klar darüber, daß mit diesen 
Forderungen allein das, was der Reichsverband als erstrebens¬ 
wertes Ziel im Auge hat: für den Stand, Staat und Gemeind^ nutz¬ 
bringend zu wirken, nicht ganz erreicht wird. Die hier vorge- 
schlagenen Maßnahmen würden sich nicht voll auswirken können, 
wenn nicht noch ein anderes Moment mitberücksichtigt würde: Der 
Schwerpunkt unserer Bestrebungen nach erhöhter Leistungsfähig¬ 
keit muß schon in den Werdegang unserer wissen¬ 
schaftlichen Ausbildung an den tierärztlichen 
Lehranstalten gelegt werden. Sie sind und sollen ja der 
lebendige Quell sein, „d’raus alle Weisheit fließt, die siich in uns’re 
Seelen gießt“, sie sollen die Bildungsstätten sein, die uns das 



93 


Rüstzeug für unsere Tätigkeit im Dieriste des Standes uiid der 
Allgemeinheit übermitteln. ' ■ 

Schon vor dem Kriege ist von berufenen und weitsichtigen Tier¬ 
ärzten sowohl in Wort wie in Schrift auf die gänzliche Unzuläng¬ 
lichkeit der Ausbildung des jungen Nachwuchses in dem Fache 
der Fleischbeschau hingewiesen worden, das von über 80 Prozent 
aller in Betracht kommenden Tierärzte ausgeübt wird. 

Die von den Bildungsstätten kommenden Tilerärzte erklären 
denn auch, insbesondere in Bezug auf die Fleischbeschau, daß ihre 
Ausbildung gerade auf diesem Gebiet eine unzureichende geblieben 
ist, und daß sie sich der Verantwortung, die ihnen die Betätigung 
in der 1 Fleischuntersuchung auferlegt, nicht voll gewachsen fühlen. 
Wir alle wissen ja auch", daß wir die Hochschulen mit unzureichen¬ 
den Kenntnissen verlassen mußten, weil eben an allen Hochschulen 
Lehrstühle in Verbindung milt dien Schlachthöfen fehlten, und weil 
die Hochschulen gerade nach dieser Hinsicht im Gegensatz zur 
tierärztlichen Berufstätigkeit nicht genügend w.eiterentwickelt wor¬ 
den sind. 

Jeder, der die Verhältnisse 2m tierärztlichen Stande kennt und 
der sich befleißigt, Voreingenommenheiten gegenüber der Fleisch¬ 
beschau, als der jüngsten den Tierärzten übertragenen Disziplin, 
fallen zu'lassen, wird zugeben müssen, daß gerade diesem Zweig 
der Veterinärmedizin an den Bildungsanstalten nicht überall die 
Pflege zuteil wird, auf die heute unbedingt Anspruch erhoben 
werden kann und muß, nachdem Fleischbeschau und Schlachthof- 
wesen eine so große Bedeutung für den tierärztlichen Beruf er¬ 
langt haben. 

Geheimrat Schmält Z’ hat in Bamberg gelegentlich der Er¬ 
örterung über „Neuorganisation des Deutschen Veterinärrates“ 
treffend gesagt, daß wir uns von der Auffassung freilmachen mü߬ 
ten, als sei der Stand der Tierärzte heute noch das einheitliche Ge¬ 
bilde wie ehedem. „Wir haben drei Stände im Stand: Staatstier¬ 
ärzte, Gempindetierärzte und praktische Tierärzte!“ 

Ist dem so, dann erwächst auch den tierärztlichen Lelufenstalten 
die Pflicht, sich von der Auffassung freizumachen, daß die Hoch¬ 
schule in der Hauptsache eine Bildungsstätte für die kurative 
Praxis sei.' Die Bildungsstätten müssen vielmehr dafür Sorge 
tragen, den Lehr- und Ausbilldungsplan so zu gestalten, daß die 
Studierenden für alle diese drei Sonderabteilungen in gleich¬ 
mäßiger Weise eine gründliche theoretische und praktische 
Durchbildung erfahren, daß 1 also insbesondere nicht der historischen 
Entwicklung der Bildungsstätten zuliebe eine fachliche Ausbildung 
vor der anderen eine Zurücksetzung oder Bevorzugung erfährt. 
Zugeschnitten auf die „drei Stände im Stand“ 
und auf die'Gleichwertig- und Gleichwichtig¬ 
keit dieser drei Glieder für den Ges a m t Orga¬ 
nismus uns eres,Standes, muß auch das wissen¬ 
schaftliche Fundament für die tierärztliche 
Berufstätigkeit auf denBildungsanstalteu. von 
vornherein so gestaltet werden, daß der wei¬ 
tere Aufbau nach den drei Richtungen,hin dem 
Tierarzt von Anfang an ermöglicht wird. 

Schmaltz hat für die Gesamtzahl der Tierärzte in Preußen 
1912 ausgeführt, daß 80 Prozent aller überhaupt in Betracht kom¬ 
menden Tierärzte dauernd an der Ausübung der Fleischbeschau 
beteiligt sind und 1 daß das Verhältnis bei den Staatstierärzten so- 



94 


gar 92 Prozent beträgt. -Eine bessere Ausbildung auf dem öebiete 
der Fleisch- und Milchhygiene käme daher nicht nur den Gemeinde¬ 
tiefärzten, sondern auch dem ganzen'Stande zugute. 

Auf Grund «er wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kultu¬ 
rellen Bedeutung des Gebietes der Fleiisch- ujid Milchhygiene, zum 
anderen aber auch in Rücksicht auf die überaus große Zahl der 
Träger dieses tierärztlichen Wirkungsgebietes im Dienste des 
Staates, der Gemeinde und der Allgemeinheit, sowie im HinblDck 
auf die Notwendigkeit wissenschaftlicher Weiterbildung der Tier¬ 
ärzte erachtet der Reichsverband die Errichtung voll¬ 
wertiger Lehrstühle für Fleisch- und Milch¬ 
hygiene und S c h 1 a c h t h o f w e 8 e n in Anlehnung 
»n die Schlacht- und Viehhöfe an allen tier- 
ä r ztlichen Bildungsstätten für dringend not¬ 
wendig. 

Die Bedeutung, die däe öffentliche Gesundheitspflege gerade 
in wissenschaftlicher Hinsicht für den Staat wie für jedes einzelne 
Mitglied des Volkskörpers hat, gibt dem Reichsverband die feste 
Zuversicht, daß die Landesregierungen silch der Berechtigung un¬ 
serer Bitte um Weiterausbau der tierärztlichen Bildungsstätten 
nicht verschließen werden. Dee Reichsverband bittet aber weiter¬ 
hin auch an dieser Stelle die Körperschaften der tierärztlichen Bil¬ 
dungsstätten, auch ihrerseits ihren weittragenden Einfluß dahin 
geltend zu machen, damit die Leistungsfähigkeit des tierärztlichen 
Standes durch den Ausbau der Tierärztlichen Hochschulen und 
Fakultäten auf den hier in Frage stehenden Gebieten zum Nutzen 
und Segen des deutschen Volkes weiter gesteigert und gehoben 
wird. 

Reichsverband der deutschen Gemeinde* 

tierärzte. - 

Dr. Garth. Dr. Hafemann. 


Verschiedenes. 

Oberveterinärrat Schmidt, Bezirkstierarzt in Kulmbach, t. 

Am 5. Januar dieses Jahres brachte das „Kulmbacher Tagblatt“ 
folgende Mitteilung: 

„Heute morgen durchlief die Trauerkunde unsere Stadt, daß 
ein allseits hochgeschätzter und beliebter Mann, Herr Oberveteri¬ 
närrat Adolf Schmidt, die Augen für 'immer geschlossen hat. 
Mit ihm ist ein Mann von hoher wissenschaftlicher Bildung dahin- 
gegamgen, der, erfüllt von heiligem Lokalpartiotismus, sich große 
Verdienste n'ilcht nur um unsere Stadt, sondern um den ganzen Be¬ 
zirk und weit darüber hinaus erworben hat. Als der Sohn des 
früheren Bezirkstierarztes Erhard Schmidt dahier am 16. Juli 1864 
geboren, ergriff er den Beruf seines Vaters und ließ sich nach Be¬ 
endigung seiner Studien am 28. Mail 1887 als praktischer Tierarzt 
dahier nieder. Mit dem Eintritt der Stadt Kulmbach in die Reihe 
der unmittelbaren Städte wurde er ab 1. Januar 1890 als beamteter 
Stadtbezirkstierarzt aufgestellt und ihm später im Jahre 1900 auch 
die Funktion als Bezirkstierarzt für den Bezirksamtsbezirk über¬ 
tragen. Von allem Anfang an übte er die Kontrolle in der Sauer- 
mannschen Wurstwarenfabrik aus; mit dem Blühen und Wachs¬ 
tum dieser Firma ist sein Name eng verknüpft. Was er im Laufe 
der Jahrzehnte für die Viehzucht, für die Fischzucht usw., insbe¬ 
sondere aber für die Pferdezucht geleistet, wiird ihm unvergessen 
bleiben. Durch Gründung der Fohlenaufzuchtanstalt Waldau, in 
der er vor einigen Jahren auch eine Mustergeflügelzuchtanstalt 



95 


errichtete, hat er sich unvergängliche Verdienste geschaffen und 
den heißen Dank der einschlägigen Kreise erworben. Die Be¬ 
kämpfung der Maul- und Klauenseuche, d'iie in dem letzten halben 
Jahre leider große Ausdehnung nahm, stellte gewaltige Anforde¬ 
rungen an ihn. Obwohl körperlich schon geschwächt, erfüllte er 
seine Pflichten mit vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Den damit 
verbundenen Strapazen war sein Körper nicht mehr gewachsen. 
Das Krankenlager, auf .das ep geworfen ward, wurde ihm zürn' 
Totenbett. 

Sein Wirken und sein Streben aber wird in den Herzen aller, 
die ihq kannten, fortlftben, sein Andenken wird ein gesegnetes 
sein für und für!“ 

Alle, die mit Schmidt dienstlich und außerdienstlich zu 
tun hatten, werden dem ehrenden Nachrufe aus vollem Herzen 
beipflichten. Schmidt ffa.r mit seinem Bezirke aufs innigste 
verwachsen. Mit Ausnahme seiner Militärdienstzeit, die er als ein¬ 
jährig - freiwilliger Veterinär beim 1. Chevauxleger - Regiment in 
Nürnberg ableistete, hat er seine ganze tierärztliche Laufbahn und 
den größten Teil seiner Jugendjahre in Kulmbach verbracht. Trotz¬ 
dem ist er kein engherziger kleinlicher Lokalpatriot gewesen. 

Seine umfassende allgemeine Bildung, seine tüchtige Fort¬ 
bildung auf wissenschaftlichem Gebiet, nicht am wenigsten aber 
seine hervorragende praktische Veranlagung haben ihn davor be¬ 
wahrt. Ejn dauerndes Denkmal seines Wirjcens hat er sich in Kulm - 
bach neben der Fohlenaufzuchtanstalt hauptsächlich im dortigen 
Schlachthof geschaffen, an dessen Entstehung er wesentlichen An¬ 
teil hatte und der als Muster einer derartigen Anlage für kleine 
Städte bezeichnet werden kann. Leider konnte infolge des Krieges 
sein Lieblingsgedanke, den Schlachthof durch eine Kühlhalle aus¬ 
zubauen, nicht mehr zur Ausführung gelangen. 

Das Ansehen und Vertrauen, das Schmidt in allen Kreisen 
besaß, kam in den verschiedenen Ehrenstellen, die er bekleidete, 
zum Ausdruck. Fast zwanzig Jahre leitete er den tierärztlichen 
Kreisverein von Oberfranken als erster Vorsitzender, lange Jahre 
war er auch Vorsitzender der oberfränkischen Fohlenaufzudht- 
anstalt Waldau und des Pferdezuchtvereines .und Fischervereines 
Kulmbach usw. 

Zu einer imposanten Trauerkundgebung gestaltete sich die Ein¬ 
äscherung seiner Leiche in Koburg. Viele seiner Freunde und 
Verehrer hatten dem Verstorbenen auf seiner letzten Fahrt das 
Geleite gegeben. Seine Verdienste wurden bei dem feierlichen 
Akte durch mehrere Redner in geziemender Weise hervorgelioben 
u. a. durch Dr. H u ß - Bamberg als Vertreter des tierärztlichen 
Kreisvereins von Oberfranken, ferner durch einen Vertreter der 
Loge, die in ihm ihren. Meister vom Stuhle verloren hat. 

Eine Reihe von Korporationen ehrten das Andenken Schmidts 
durch Niederlegen von Kränzen an dessen Bahre, so das Korps 
„Normania“, die Fohlenaufzuchtanstalt Waldau, der Pferdezucht¬ 
verein Kulmbach, die Fleischerinnung Kulmbach. Die Sauermann- 
schen Fleischwerke in Kulmbach hatten in pietätvoller Weise von 
der Zeit der. Einäscherung ab ihren Betrieb für diesen Tag still¬ 
gelegt. 

Nun ist sein so beredter Mund für immer verstümmlet. Das 
Andenken an den allzufrüh seiner Familie, seinen Freunden, seinem 
Wirkungskreise Entrissenen aber wird fortleben und gesegnet 

Schmutterer - Oberregierungsrat. 



96 


Entmunmg. 

Der österreichische Delegierte für Ve t e r i n. i r~ 
ängelegenheiten im Deutscheil Reiche, Herr fte- 
gierungsrat Karl Hanka in München, wurde vom Österreichischen 
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zum Hofrate er¬ 
nannt. Gratulamur! 

% * i 

FhamaMogle, Ffeanust«, PkamakogBMle. 

’ Maklasan. 

Unter dieser Bezeichnung bringt die. Firma Schrad'er in 
Kevelaer ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche in den Handel, 
das in zwei getrennten Papierbeuteln Nr. 1 und! 2 versandt wird. 
M. Fritzsche und R. C 1 a u s vom Chemischen Untersuchungs- 
amt in Cleve haben die beiden Mittel untersucht und gefunden, 
daß sie aus Rohrzucker, Milchzucker und Kreide bestehen. Nr. 1 
ist mit Eisenoxyd hellrot, Nr. 2 mit Kohle grau gefärbt. 

Die Untersucher stellen fest, daß Stoffe, denen eine 
Wirkung zukommt, nicht darin enthalten sind. Dabei nehmen die 
Hersteller einen Nutzen von 3000 v. H. Derselbe ist also keines¬ 
wegs — homöopathisch. (D. Pharm. Zentralh.) P. 

gt aa t m tartiirwi—, tatiutaäml Ml VmMmwgnm ü. 

Stand der Tierseuchen ln Deutschösterreichlach -Vorariberg 

vom 31. Dezember 192 0: 

Maul- und Klauenseuche in 3 Bezirken mit 63 Gemeinden und 
241 Gehöften. 


UMhrirtMhalt in Fittsmtttsflaaä*. 

Pbragmltes communis. 

Das 'in .seenreichen Gegenden ungemein verbreitete Schiffrohr 
enthält in «einen Wurzeln 7% Eiweißstoffe, 30% Rohrzucker. 
25 % Pentosane und 30 % Rohfaser. Diese nützlichen Inhaltsetoffe 
ermöglichen die Verarbeitung zu Alkohol und Zucker, noch mehr 
aber zur Herstellung eines Futters für Haustiere (Frag- 
rait). Auch die Rohfaser ist zur Darstellung zu Papier und Ersatz 
für Jute verwendbar. („Süddeutsche Apotheker - Zeitung“ vom 
7. Jan. 1921.) P. 


Hodisctiulnacfarichten. 

Promovierung. Im Aufträge der Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden sind Regierungsveterinärrat Augst von Kamenz und 
der Dozent a. D. Veterinär rat Lungwitz in Kleinschachwitz 
bei Dresden durch die durch die ordentlichen Professoren der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule verstärkte medizinische Fakultät der Uni¬ 
versität Leipzig zu Doctores medicinae veterinariae honoris causa 
promoviert worden. S. M. 


Die erste Zwangs - Emeritierung an der Berliner Universität. 

Das Gesetz über die Zwangspensionierung aller Staats¬ 
beamten in Preußen hat nun Rechtskraft erhalten. Demgemäß hat 
sich jetzt das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und 
Volksbildung an di*e Universitäten mit dem Ersuchen gewandt, die 
Emeritierung der Hochschullehrer nach Vollendung des 
68: Lebensjahres zur Durchführung zu bringen. Zum J. April 



9 ? 


wird danach diese Maßnahme insgesamt 34 Berliner U n i - 
ve rs it ft t s 1 e hr er treffen. Unter den am 1. April zu Emeri¬ 
tierenden sind eine Anzahl der berühmtesten Namen in der Hoch¬ 
schule. Aber sie werden ihr aller Voraussicht nach größtenteils 
in dem Sinne erhalten bleiben, daß sie von dem Rechte zu Vor¬ 
lesungen und Übungen Gebrauch machen, wie sie ja auch 
Sitz und Stimme in der Fakultät behalten. 


Personalien. 

Ernennungen: Dr. Adolf G min der, wissenschaftl. Hilfsarbeiter 
im Beichageaundheitaamt in Berlin, zum wissenschaftl. Hilfsarbeiter 
im tierärztlichen Landesuntersuchungsamt in Stuttgart (Wttbg.). 
Pasl Henkels aus Barmen, zum Assistenten an der chirurgischen 
Klinik der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. 

AU Assistent eingetreten: Dr. Franz Pfaffen zell er ans 
Beebtmehring (B.-A. Wasserburg) bei Distriktstierarzt Dr. 'Wagner 
in Neumarkt a. R. (B.-A. Mühldorf). 

AU Praktikant eingetreten: Dr. Hans E b e rw e in beim Bezirks¬ 
tierarzt von Donauwörth. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. med. vet. Alois 
Dalli aus Winklarn (B.-A. Oberviechtach) in Geisenfeid (B.-A. 
Pfaffenhofen). 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Erich 
Säskind aus Tübingen. Dissertation: „Beitrag zur Frage der 
Jnvasionsfahigkeit der im amerikanischen Specke enthaltenen 
Trichinen nebst Versuchen über den Einfluß der Trockenpöckelung 
aaf die Lebensfähigkeit der Muskeltrichinen“. Distriktstierarzt 
Johann EngleTt in Greding. Dissertation: „Über die Behandlung 
von Gelenkerkrankungen des Rindes mit Sanarthrit „Heilner“. (Aus 
der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät der Universität 
München, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt und Stabsveterinär 
&.E. Paul Caspariua aus Neudamm. Dissertation: „Kriegser- 
fahmngen mit der Hyperämiebehandlung, insbesondere bei Wider¬ 
ristfisteln des Pferdes“. 


Bticherschau. 

Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere. Von Dr. Franz 
v. Hutyra, o, öl. Professor der Seuchenlehre und Dr. Joseph 
Marek, o. ö. Professor der speziellen Pathologie und Therapie 
an der Veterinär-Hochschule zu Budapest. — V. umgearbeitete 
und vermehrte Auflage. I. u. II. Band. — Jena, Verlag von 
Gustav Fischer, 1920. • Preis brosch. 160 Mark, geb. 200 Mark. 

Trotz der gewaltigen weltgeschichtlichen Ereignisse konnte 
nach Aufbrauchuug. der IV. Auflage die zu- einem dringenden Be¬ 
dürfnisse gewordene V. Auflage rechtzeitig erscheinen. Zwar 
konnte, wie im Vorwort vermerkt wird, wegen Unterbindung des 
internationalen Verkehrs die fremdsprachliche Fachliteratur und 
auch die deutschsprachliche nicht in vollem Masse beschafft und 
außerdem auch die Fachliteratur nur bis Ende 1918 berücksichtigt 
werden, da der Text 1918 bereits fertiggestellt war. Allein die 
beiden verdienten Autoren verstadden es, indem sie sich auf ihre 
eigenen Forschungsergebnisse und dile teilweise persönlichen Er¬ 
fahrungen im Weltkriege stützen konnten, diese Auflage iu einer 
Weise umzugestalten, daß man beim Studium des Werkes durch¬ 
aus nicht den Eindruck hat, als ob hier irgend etwas aus der 
neueren Fachliteratur oder dem neuesten Forschungsresultaten 



98 


nicht enthalten wäre. Auf Schritt und Tritt begegnet man Ab¬ 
schnitten und ganzen Kapiteln, die gegenüber der IY. Auflage um- 
gearbeitet und mitunter mit ganz neuem Gesichte versehen wurden. 
Eine Umarbeitung haben erfahren z. B. die Abschnitte über 
Leukämie und Pseudoleukämie und Blutparasiten. Im Abschnitt 
über Lecksucht sind hinsichtlich Ursache und Behandlung ganz 
neue, für die Praxis besonders wichtige Gesichtspunkte gegeben. 
Organerkrankungen, besonders Nierenentzündung, Lungenentzün¬ 
dung, erscheinen ganz neu bearbeitet. Natürlich sind auch die 
Hautparasiten und besonders die Pferderäude nach den neuesten 
Erfahrungen geschildert. 

Sehr interessantes Neues bietet das Kapitel-über die Infektions¬ 
krankheiten, insbesondere bei Rotz, Tuberkulose, Rinderpest, 
seuchenhaftem Verwerfen, sowie beit einigen Geflügelkrankheiten. 
Die Abhandlung über das Gasödem der Schweine ist ganz neu, 
ferner wurde unter Hinweis auf die Forschungsergebnisse über den 
Gasbrand und die Gasphlegmone des Menschen vorläufig ^enig- - 
stens angedeutet, daß wir hinsichtlich der Ätiologie des Rausch- 
brandes, malignen Odems und Gasödems voraussichtlich vor einer 
tiefgreifendem WandlungVier Ansichten stehen dürften. 

Das Werk ist endlich auch vermehrt durch einige ganz neue 
Kapitel, z. B. die Kampfgasvergiftung, die infektiöse Broncho¬ 
pneumonie der Pferde, die Stomatitis vesiculosa der Kaninchen, 
die Magen-Darmversandung u. a. m. Für den Praktiker ist noch 
besonders die Zusammenfassung der Folgeaussehläge bei Infek¬ 
tionskrankheiten für das Studium zu empfehlen. Neu und sehr zeit¬ 
gemäß bearbeitet ist endlich auch der Abschnitt über die Avitami- 
nosen. Der Text ist im ersten Band um 7, im zweiten um 8 Druck¬ 
seiten vermehrt worden. Die Zahl der farbigen Abbildungen hat 
eine Vermehrung um mehr als 50 erfahren. Die Abbildungen sind 
durchweg vorzüglich gelungen und unterstützen das Verständnis 
des Textes wesentlich. Papier und Druck lassen nichts zu wün¬ 
schen übrig. Die stattlichen beiden Bände des gewaltigen Werkes 
müssen in jeder Hinsicht als ein nicht abzuschätzender Gewinn für 
die Wissenschaft und Praxis angesprochen werden. Ma. 


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inei die atuK and chreniscbe Schweiieseache. die cdm. 
Sciweinevesi und das sugeuaime Kinnen der SctweiiL 

Literatur: Professor Dr. H. Kaebiger, Halle a. S„ Deutsche 
Tierärztliche Wochenschrift 1918, Nummer 45, 46, 50, 52. 

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Cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914. 

M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916. 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
4 tierärztlichen Kreisvereine Bayerns ' 
herausgegeben von 

‘ v Dr. Josef Mayr** 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


Jahrg. 


München, den 8. Februar 1921. 


Inhalt: 

i Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn) [Schluß folgt.] — 
Pschorr (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — 
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. 

1 . ■ ■ 

Ober Wirkungen des Ferrihydroxydes im Organismus 
” anf den Erreger der Maul- nnd Klauenseuche. 

Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn, 

Düdingen (Schweiz). (Schluß folgt.) 

Auf Gehöften in total verseuchter Zone, wo die Kühe 
i • bei der Tränke kontinuierlich „Eisenwasser“ aufnehinen 
konnten, blieben sie während der Periode der Trockenfütte- 
rung, wo das tägliche Wasseraufnahmequantüm im Durch- 
schnitt 40—60 Liter betrug, gegenüber den größten An¬ 
steckungsmöglichkeiten verschont. Anders wurde es mit 
dem Einsetzen der Grünfütterung, wo die Wasseraufnahme 
durchschnittlich von 20 Liter Tagesquantum bis herab auf 
0 Liter schwankte, was wieder vom jeweiligen Zustand des 
Grases bedingt wird, von seiner Voll Saftigkeit, oder ob es 
stark mit Tau benetzt oder verregnet ist. Unter diesen Be¬ 
dingungen war es den Kühen nicht mehr möglich, trotz 
Weicheisenleitungen das Fe(OH) 3 im Organismus auf opti¬ 
maler Verteilung zu halten und sie dadurch vor der Seuche 
zu schützen. 

Im Zusammenhang mit dem Verteilungsgesetz im Orga¬ 
nismus konnten wir noch folgende bekannte (vergl. oben 
bei den allgemeinen Eigenschaften der Metalljonen und 
Kolloiden) Gesetzmäßigkeil beobachten und für den spe¬ 
ziellen Fall des EefOH) ;{ dahin modifizieren : Die Geschwin¬ 
de digkeit der chemischen Reaktion hängt ah von der Konzen¬ 
tration, d. h. hier von der optimal wirksamen Verteilung 
der freien Ferrijonen und des kolloidalen Ferrihydroxydes 
im Organismus, mit deren Änderung infolgedessen die Re¬ 
aktionsgeschwindigkeit und die Adsorptionsmöglichkeiten 
auf den Erreger sich ändern, was wieder den jeweiligen 
Grad der Erkrankung zur Folge hat. (Leichte und bös¬ 
artige Seuchengänge stehen damit im Zusammenhänge.) 
















106 


/ 


Verkalkte und versintferte Weicheisenleitungen gewähren 
keinen Schutz. Ein ebenso wichtiges Moment sind die or- 
gan i s qh e n Ve r u n r e i n i g u n g en des Wassers. Nach 
den exakt wissenschaftlichen Untersuchungen, von Professor 
Dr. Süpf le genügen diese allein, um die oligodynamische 
Metallwirkung zu verhindern oder vollständig aufzuheben. 
In diesetn speziellen Fall hier wird sehr wahrscheinlich 
durch die organischen Verbindungen (Lebewesen) im Tränke¬ 
wasser das Ferro- nicht zum wirksamen Ferrihydroxyd oxy¬ 
diert. Ein analoges Beispiel bietet der natürlich vorkom¬ 
mende eisenhaltige Lehm, der blaugrünlich aussieht. Diese 
Farbe wird durch das verwitternde Eisen bedingt, welches 
infolge organischer Beimengung (Lebewesen) nicht zum 
rostfarbigen Ferrihydroxyd oxydieren kann und dadurch in 
der Ferrostufe reduziert bleibt. Die „Rostfarbe“ der roten 
Ziegel tritt erst beim Ziegelbrennen auf, also erst, nachdem 
das Organische verbrannt ist. 

Die Tatsache, daß organisch verunreinigtes Wasser, 
auch wenn es durch Weicheisen ^fließt, keinen Schutz ge¬ 
währt, konnten wir in zahlreichen Fällen beobachten. 
Dieses ganz besonders, während^ddn Sommermonaten, wo 
die organischen Kleinlebewesen und Verunreinigungen in 
viel erhöhterem Maße im Wasser sind als während des Win¬ 
ters. Zudem gibt es zahlreiche Quellen, die nur von Ober¬ 
wasser gespeist werden. Dieses Wasser nimmt gewöhnlich 
die jeweilige Bodentemperatur an, im Sommer warm mit 
viel organischen Beimengungen, im Winter eisig kalr, ohne 
viel organische Vegetation darin. 

Unterwirft man die Tränkebehälter und das Wasser 
einer genaueren Prüfung, so wird man über die Fülle von 
Algen, Infusorien usw., die sich an den Wänden der Be¬ 
hälter und im Wasser selber in Unmenge aufhalten, er¬ 
staunt sein. Auch diese angeführten Tatsachen müssen 
neben der verminderten Aufnahme des Tränkewassers wäh¬ 
rend der Grünfütterungsperiode als eine Hauptursache an¬ 
gesehen werden, daß Weicheisenleitungen den Seuchenschutz 
versagten. 

I. Ve r s u c h : Auf dem Gehöft des Eigentümers B. wur¬ 
den die in Heft 19, 26 u. 27 der „Münch. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“ (1920) von mir skizzierten Eisenapparate an die 
Brunnenröhren angeschraubt und im Wasserbehälter ein¬ 
gestellt. Zudem wurde auf größte Peinlichkeit des Wassers 
im Behälter gehalten, vor allem gegen die organischen Ver¬ 
unreinigungen. Die Fütterung der 14 blutgezüchteten 
Simmentaler Kühe bestand infolge Heumangel zur Haupt- 


107 


saehe aus Stroh, wenig Heu und Obsttrester. Bei dieser 
Fütterung tranken die Kühe durchschnittlich 50—60 Lifer 
Wasser täglich. Acht Wochen nach der Einrichtung der 
Eisenapparate wurden die Kühe der Infektion ausgesetzt. 
Sie erkrankten nicht. 

Mit beginnender Grünfütterung wurde die Eisenzufuhr 
im Wasser abgestellt, die Apparate entfernt. Die Kühe 
tranken! durchschnittlich 20 Liter Wasser täglich. War das 
Gras stark mit Tau belegt oder bei Regentagen, wo verreg¬ 
netes Gras gefüttert wurde, entweder gar kein Wasser oder 
höchstens 8—15 Liier täglich. Zweieinhalb Monate nach 
Sistierung des „Eisenwassers“ wurden die Tiere nach einer 
längeren Regenperiode der Infektion ausgesetzt. Nach sechs 
Tagen zeigte die erste Kuh Symptome von Maul- und 
Klauenseuche. 

H. Ve r s u c h: Der in Heft 11 der „Münch. TierärzfcL 
Wochenschrift“ (1920) unter Stall V beschriebene Fall sei 
dahin berichtigt: Die Jungrinder (Maischen), die im Winter 

1919 trotz künstlicher Infektion verschont blieben, wurden 

1920 während der ganzen Periode der Grünfütterung nicht 
mehr mit „Eisenwasser“ getränkt. Mitte Oktober 1920 er¬ 
krankten sie, während die Kühe, die im Winter 1919 durch¬ 
seuchten, iihmun blieben. 

III. Versuch: In der Ortschaft D. trat am 6. August 
1920 der erste Seuehenfall auf. Daraufhin f wurden die 
Brunnentröge zweier Gehöfte (16 Kühe) gründlich gerei¬ 
nigt, vor allem an den Wänden der Behälter die Algen usw. 
abgekrät^t. Hierauf wurde ein Drittel vom Inhalt des 
Troges mit Weicheisen gefüllt, darüber 500 Gramm NaCl 
gestreut zwecks besserer Rostbildung. Alle Wochen wurde 
der Behälter gereinigt und wieder NaCl über das Eisen ge¬ 
streut. Beide Gehöfte blieben verschont, trotzdem in einem 
Radius von 80 Meter 9 verseuchte Gehöfte sich befanden. 

Als Kontrollversuch. wurde auf zwei benachbarten Ge¬ 
höften (18 Kühe) ebenfalls ein Drittel vom Inhalt des 
Troges mit Weicheisen belegt, die Behälter aber nicht ge¬ 
reinigt und kein NaCl darüber gestreut. Nach etwa zehn 
Tagen war das Eisen mit weichen, fadenartigen organischen 
Gebilden belegt, die Wände ebenfalls mit grünen Algen 
dicht besetzt. Der Viehstand beider Stallungen fiel der 
Seuche zum Opfer. 

TV. Versuch: Hier stellten wir uns die Aufgabe, den 
prophylaktischen Wert von verschiedenen Eisenpräparaten 
zu prüfen und kamen zum Resultat, daß einzig mit dem im 
Wasser suspendierten Ferrihydroxyd sich positive Resultate 



108 


I 


einer Seuchen Verhütung oder milden "Durchseuchung er¬ 
zielen lassen. 

Alle andern Eiseripräparate, die dem Organismus kein 
Fe(OH) ; , zur|Resorption bieten, haben keinen prophylak¬ 
tischen Wert. Anschließend daran sei die Auffassung 
K ö p p e s, dem ersten Begründer der wissenschaftlichen 
Balneotherapie, angeführt. Er lehrt, daß die Wirksamkeit 
der Mineralwässer nicht auf dem durch die chemische Ana¬ 
lyse zu ermittelnden Gehalt an festen Bestandteilen und 
speziell einzelner Salze zurückzuführen sei, sondern auf 
den Gehalt an neutralen, d. h. nicht gespaltenen Molekülen 
einerseits, der Zahl und der Art dissoziierten Jonen ander¬ 
seits beruht. 

Unseres Erachtens liegt der Grund für die Unwirksam¬ 
keit von Eisenpräparaten gerade in obiger Begründung: 
denn sie enthalten quantitativ viel Eisen, verfügen aber 
vor ihrer Resorption über relativ wenig oder gar keine dis¬ 
soziierten Ferrijonen und kolloidalem Ferrihydroxyd. 

Zusammenfassend möchten wir unsere 
Erfahrungen mit Eisen dahin äußern: 
Einen w'irklich vorbeugenden Nutzeffekt 
erhalten wir einzig und allein i\ur von 
solchem Trink wasser, das von organischen 
Ve run reinig ungen befreit und auf künst¬ 
liche oder natürliche Art Fe(OH ) 3 in kon¬ 
tinuierlich konstanter Konzentration zu¬ 
geführt erhält und vom Tier selber im 
Tränkewasser aufgenommen wird. Di-: 
fre'ien Ferrijonen und Ferrikolloide kön¬ 
nen dadurch ihre Wirkung (Ad Sorption und 
als Katalysator) im Organismus auf den 
Erreger ungehemmt, entfalten. 


Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Manl- 

Und KlanenSeaChe. (Fortsetzung) 

Yon Veterinärrat W. Pschorr, München. 

Air das Vorerwähnte findet nicht nur voll und ganz An¬ 
wendung auf den persönlichen Vertrieb und die mündliche An¬ 
preisung, sondern auch auf die schriftliche Anpreisung, besonders 
dje Reklame. Es ist zwar unglaublich, mit welcher Vorsicht, um 
nicht zu sagen List und Schläue, die Lücken und Maschen der Ge¬ 
setzgebung ausgenützt werden; immerhin dürften die falschen oder 
schwindelhaften Anpreisungen schriftlicher (auch gedruckter) Na¬ 
tur unter Umständen leichter dazu führen, die Kriterien einer Ge¬ 
setzesverletzung zu erweisen. - Manche findige Köpfe scheuen 
sich auch nicht, ihren Reklamen einen amtlichen Anstrich zu ver- 





109 




leihen, indem sie die Bürgermeister und Gemeinderäte veianlassen, 
ihre Arzneimittelanpreisungen an den für amtliche Verlautbarungen 
bestimmten Gemeindetafelm anzuschlagen. Der Vertreter einer , 
norddeutschen Heihnittelfabrjk (ein österreichischer Ingenieur) 

■ . ging sogar soweit, seine an die Bürgermeister verschickten Plakate 
mit der gebieterischen fettgedruckten Kopfleiste: „An, den Ge- 
-{• mejndetafeln anzuschlagen!“ zu versehen, eine Aufforderung, der, 

>. wie ich mich selbst überzeugen konnte, feine Reihe von Gemeinde- 
.' raten, ja sogar ein Stadtrat mit einem rechtskundigen Bürger¬ 
meister an der Spiitze prompt naehgekoramen ist. Das Staatsmini¬ 
sterium des Innern hat deshalb Veranlassung genommen, die Be- 
zirksverWaltüngsbehörden durch folgende Entschließung anzu¬ 
weisen: 


,Nr. 401 a 323. 


München, den 31. Juli 1920. 


Es ist zur Kenntnis gekommen, daß verschiedene Heilmittel¬ 
hersteller und Arzneihausierer Landbürgermeister veranlaßten, 
Amireisungen von angeblich sicher wirkenden Mitteln gegen Maul¬ 
una Klauenseuche an den Gemeindetafeln anzuschlagen. Eine Ge¬ 
sellschaft für Arzneimittelvertrieb hat ihre Plakate sogar mit dem 
kategorischen Kopfaufdruck: „Zur Bekanntgabe an der Gemeinde- 
tafel!“ versehen. — Durch Anschläge an den Gemeindetafeln wird 
der Anschein erweckt, als ob es sich um amtlich empfohlene Arznei¬ 
mittel handle und diesen somit eine Eigenschaft zugesprochen, die 
ihnen nicht zukoiumt. Diese Mittel, die 'iln der Regel weder eine 
vorbeugende noch eine heilende Wirkung aufweisen, sind seht 
häufig geeignet, die staatlichen Seuchentilgungsmaßnahmen zu be¬ 
einträchtigen oder fruchtlos zu machen. Dfle Gemeindebehörden 
sind darauf aufmerksam zu machen, daß derartige Anpreisungen 
unter keinen Umständen an den Gemeindetafeln angebracht werden 
dürfen, und anzuweisen, daß ähnliche bereits angeschlagene Pla¬ 
kate sofort zu entfernen sind. Die Bezirksämter haben den Vollzug 
zu überwachen.“ 

Der Schaden, den diese Heilmittelerfinder und -hersteiler ver _ 
üben, lüegt nicht ausschließlich in den Ausgaben für die häufig 
wertlosen, jedoch kostspieligen Mittel, sondern noch mehr darin, 
daß die Anwendung dazu führt, die rechtzeitige Inanspruchnahme 
sachkundiger Hilfe hinauszuschieben, so daß die Schädigungen am 
Viehbestände und der Ausfall an tierischen Erzeugnissen oft un- 
gemein hohe und einschneidende sind, die durch 'irgendwelche 
sachgemäße therapeutische Maßnahmen in der Regel nicht mehr 
ausgeglichen werden können. 



/ Die Verheimlichung anzeigepflichtiger Seuchen ferner ist die 
ständige Begleiterin der illegalen und wilden Heilmittelanwendung. 
r . Bevor der Landwirt bei dem Verdachte eines Seuchenausbruches 
die vorgeschriebene Anzeige erstattet umd die ihm vielfach lästigen 
J und unbequemen Sperrmaßnahmen auf sich nimmt, wird er doch 
* lieber zu 'einem der „absolut sicheren“ Vorbeuge- und Heilmittel 
n greifen. Für was denn auch den Ausbruch der Maul- und Klauen- 
K. seuehe anzeigen, wenn doch - die Anwendung des „unbedingt 
K sicheren“ Heilmittels X die Krankheit in 1—2 Tagen abheilen 
BT läßt? Das schlechte Gewissen, die Scheu vor den Strafbestim- 
j|r mungen des Reichs Viehseuchengesetzes und Vielleicht das Gefühl 
j? der eigenen und des Mittels Unsicherheit veranlassen dann die 
ff Landwirte, das Mittel nur im Geheimen anzuwenden. So habe ich 
A 


V 




110 


z. 6. in den Empfehlungsschreiben einer Heilmilttelfirma u. a. auch 
folgenden bezeichnenden Bestellbrief gefunden: 

... den 2. April 1912. 

Sehr geehrter Herr Apotheker! 

Ich habe Vermutungen, daß bei mir die Maul- und Klauen¬ 
seuche ausbrechen könnte, haben sie die Güte, und schicken 
njir das Mittel dazu 3—3^ Pfund zu 5 Ji nebst Gebrauchs¬ 
anweisung, wen sollte auf dem Paket von Maul- und Klauen¬ 
seuche etwas stehen, so verkleben sie es. 

Grüßt Hochachtungsvoll 

.in , 

Post.. Bahnstation. 

(Oberfranken).“ 

Abschrift dieses Briefes liegt bei den Akten des Staatsministo- 
riums des Innern. ' 

Eine Pressenotiz der Regierung der Oberpfalz vom Jahre 1911 
hat sogar folgenden Fall festgehalten: 

Gegen die Maul- und Klauenseuche empfahl ein Landwirt in 
Westfalen ein Geheimmittel, welches er mit der Behauptung an¬ 
pries, daß es die Verbreitung der Seuche verhindere und damit 
jede Ortschaft vor der allgemeinen Sperre rette. In schriftlicher 
Anpreisung seines Mittels bemerkte dieser Landwirt ferner, daß 
bei sofortiger Anwendung, falls die Seuche schon ausgebrochen ist, 
der Stall unter Garantie in 3 Tagen wieder seuchenfrei sei und 
brauche somit die Seuche gar nicht angemeldet zu werden. Id 
dieser Anpreisung liegt eine Anleitung der Viehbesitzer zur Über¬ 
tretung der im Reichsviehseuchengesetze vorgeschriebenen An¬ 
zeigepflicht. 

Dadurch, daß sich dile Landwirte im Besitze eines'„sicher 
wirkenden“ Vorbeuge- und Heilmittels wähnen, werden sie natur¬ 
gemäß verleitet, die erförderliche Sorgfalt im Verkehr außeracht 
zu lassen, wodurch der Seuchenverbreitung Selbstverständlich 
größter Vorsehub geleistet wird. Wer durch grob fahrlässige 
Außerachtlassung der erforderlichen Sorgfalt zur Seuchenver¬ 
schleppung beiträgt, ist nicht nur nach dem Viehseuchengesetz 
strafbar, der Geschädigte kann auch Ansprüche zivilrechtlicher 
Natur gegenüber dem Seuchenausbreiter geltend machen. — Daß 
durch die infolge des ungezügelten Heilmittelverkehrs vielfach 
geförderte Seuchenverheimlichung'auch die Seuchen Verbreitung 
gefördert wird, bedarf demnach keiner weiteren Auseinander¬ 
setzung. Aber nicht nur mittelbar, sondern auch unmittelbar wird 
die Gefahr der Seuchenausbreitung durch die Heilmittelhändler 
gesteigert. Denn es ist naturgemäß, daß schon durch den gewöhn- 
lilchen Hausierverkehr der Seuchenverschleppung Vorschub ge¬ 
leistet wird, noch mehr aber, wenn Vorbeuge- oder Heilmittel 
gegen Seuchen im Umherziehen angeboten oder verkauft werden. 
Denn es liegt in der Natur der Sache, daß die Verschleißer von 
solchen Mitteln aus Gründen des erhöhten Absatzes verseuchte 
oder zum mindestem gefährdete Gegenden aufsuchen. Zu welcher 
Landplage diese Heihnittelhaus'flerer auswaehsen können, erhellt 
aus folgendem: Eine Münchener Fabrik, die sich bis zum großen 
Seuchengange dieses Jahres nur mit der Herstellung von Vieh¬ 
salben befaßte, erkannte die günstige Konjunktur und brachte 
1920 ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche unter dem 'gleichen 











111 


Namen wie die bisherige Ungeziefersalbe heraus. Sie hat in der 
Oberpfalz allein 30 „Agenten“ laufen, die von Dorf zu Dorf und 
von Haus zu Haus wandern und durch die hiedurch erleichterte 
Seuchenverbreitung mehr schaden als ihre Heilmittel nützen könn¬ 
ten. Wieviele Agenten in den anderen Regierungsbezirken ihre 
Tätigkeit entfalten, entzieht sich meiner Kenntnis. Nehmen wir 
für jeden Regierungsbezirk durchschnittlich nur 20 solcher Com¬ 
mis voyageurs an, so kommen wir auf die runde Summe von 160 
solcher Geschäftsvertreter. Wenn auch den „Agenten“ eine von 
ihnen ierfolgte Seuchenverschleppumg meines Wissens noch nicht 
einwandfrei nachgewiesen ist, so ist doch deren Umhertreiben 
seuchenpolizeilich als im höchsten Grade bedenklich zu bezeichnen. 
Um das vielfach geradezu gemeingefährliche Treiben dieser Leute 
noch näher zu beleuchten, will ich aus dem mir \ zur Verfügung 
stehenden Material nur noch 2 Fälle herausgreifen. Aus Nr. 286 
der „Donau-Zeitung“ vom 22. Juli 1920. 

Polizeibericht. \ 

„.. . . Am 13. und 14. Juli trieb sich in der Gegend von Sonnen 
und Hauzenbetg ein Mann herum, welcher Pulver gegen die Maul¬ 
und Klauenseuche verkaufte. Der Inhalt der Pakete bestand aus 
gebrochenem Mais und Hafer: ein Paket kostete Mk. 3.—. Der 
Mann spiegelte den Leuten vor, von der Regierung geschjckt zu 
sein. Er zeigte eih Schriftstück vor, unterzeichnet von Dr. Eden; 
auch gab er an, Reisender der Firma Gebr. Schecke m München 
zu sein. Ins Fremdenbuch der Gasthäuser hat er sicfy als Hans 
Berger, Vertreter, München - Pfaffenhofen a. d. Ihn eingetragen. 
Er ist 35 Jahre alt, 1,75 Meter groß, hat kleinen Schnurrbart oder 
Anflug, trägt dunklen Anzug, Bergschuhe und schwarze Hand¬ 
tasche. Vor dem Manne und seilnem wertlosen Mittel wird ge¬ 
warnt.“ (Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

luere Medizin nnd Hygienle. 

Dr. Eb. ^ckerknecht - Zürich: Über Iracarbon. 

Zugleich ein Beitrag zur intravenösen Be¬ 
ll a n d lunghochfieherhafterErkrankung,en. 
(Schweiz. Arch. f. Tierheilkunjde, LXlI. Bd., 3. Heft, S. 99.) 

Mit dem Bekanntwerden d^s Ihcarbon kombinierte A. sein bis¬ 
heriges Verfahren bei septikämischen Erkrankungen als Folge von 
Infektionen, die im Felde bei Hranatverwundungeff nicht selten 
waren, dahin, daß er endovenösen Infusionen Von 3—4 Litern blut- 
jvarmer 0,9 %iger Köchsalzlösung nach vorherigem Aderlaß (4 bis 
6 Liter) eih oder 2 Dosen dieses Mittels folgen ließ. Die Wirkung 
war so «verlässig, daß sie A. 4 Kriegsjahre hindurch mit Erfolg 
benützte. Nach Überwindung der technischen Schwierigkeiten s(nd 
die Incärbon-Infusionen durchaus unschädlich und haben 
neben der Herabsetzung der Fieber wärme Besse¬ 
rung des Allgemeinbefindens und Hebung der 
Freßlust zur Folge. Es werden im Blute kursierende Toxine 
rasch gebunden und am Verlaufe der Wirkung ist zu erkennen, 
ob weitere Infusionen notwendig sind. Je frühzeitiger die 
Incarbontherapie einsetzt, je rascher die Infusionen 
einander folgen, desto sicherer ist der Erfolg. Nach der 



112 


heutigen Vorstellung von der Gegenwart von Toxinen im Blut ist 
die Indikation für die Incarbon -Verwendung eine Vielfache, 
vor allem bei Blut- und Futter Vergiftungen, sep¬ 
tischen Phlegmonen, eiterigen Sehnen- und 
Sehnenscheidenentzündungen, Fällen von Lum¬ 
bago, M o r b. maculos., H u f r e h e, Rotlaufseuche. 
Starrkrampf und infektiöser Bronchopneunio- 
n i( e. Bei Lungenbrustfellentzündungen gab A. In¬ 
carbon an Stelle desNeosaivarsan oder zu dessen Unterstützung mit 
bestem Erfolge. Lumbagofälle gingen rasch in Genesung über. 
IIinsichtlilch der perniziösen Anämie, der ansteckenden Blutarmut, 
hat der Autor die Überzeugung gewonnen, daß Incarbon-Infusionen 
ebensowenig Heilung bringen, wie die anderen versuchten Mittel. 

In der Bujatrik liegt die Indikation für den Gebrauch der 
kohle i. v. hauptsächlich auf dem Gebiete der Euter - und Ge- 
b S r m u t t e r y k r a n k hei t e n, wo schon ein anderes ähnliches 
Präparat — Carbovent -- örtlich zur Verwendung kommt. Bei der 
technische^ Ausführung der endovenösen Infusion beim Rinde em¬ 
pfiehlt A. die dicke Haut vor dem Einstich durch einen ca- 2 cm 
langen Schnitt längs der Drosselrinne zu spalten. Auch beim bös¬ 
artigen Katarrhalfieber ist die Kombination der In¬ 
carbon- und Arseninfusion nach vorherigem Aderlaß die beste bis¬ 
her bekannt gewordene Therapie. Bei Maul- und Klauenseuche 
bleibt das gute Allgemeinbefinden auf Incarbon erhalten. 

A. fordert zu Versuchen in geeigneten Fällen beim Hunde und 
den Ziege auf. . Me. 

Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Verband der Freiberufstierärzte Bayerns. 

I. Versorgungsrechte des praktischen Tier¬ 

ärzte s. 

Nach einer uns gewordenen Mitteilung des Zentralverbande.s 
der Gemeindebeamten Bayerns vom 12. Januar 1921 vertritt in Zu¬ 
kunft nicht mehr der Landesausschuß der tierärztlichen Kreisver- 
(ine die tierärztlichen Interessen im GemeindebeamtenverbamL 
sondern die Landesgruppe Bayern des Reichsverbandes deutscher 
Gemeinde- und Schlachthoftierärzte. 

II. Die Gau Versammlung des Gaues Augsburg 
aip 16. Januar 1921 in Buchloe hat unter anderem folgende Be¬ 
schlüsse gefaßt: 

1. Gau Augsburg legt schärfsten Protest ein gegen das Merkblatt 
„Tierärztliche Nothilfe' 6 von Oberveterinärrat Dr. Schmitt: 

2. die Gauversammlung einigt sich auf die Taxe der Gruppe 
Kempten; die Gebührenordnung wird jedem Mitglied zuge¬ 
stellt und ist gültig ab \. Januar 1921; 

3. Gau Augsburg bringt dem Landesausschuß und dem Kreis¬ 
verein für Schwaben zur Kenmtnis, daß er die Aufhebung der 
Verordnung von 1877 und eine provisorische Standes Vertretung 
aus den 8 Berufsgruppen fordere. Diese provisorische Standes¬ 
vertretung hat unverzüglich in die Beratungen über Sehafffung 
einer Tierärztekammer einzutreten. 

Ha ilmhausen, den 27. Januar 1921. 

Dr. E d e r, Schrift Ri li rer. 



113 


Protest Kegen die Auslieferung der Milchkühe. 

Der Verband der Fr^iberufstierärzte Bayerns hat 'sich dem 
Protest gegen die' Ablieferung der deutschen Milchkühe an den 
Feindbund mit folgendem Schreiben an den Vorsitzende^ des Vor¬ 
bereitenden Ausschusses, Staatsminister a. D. Dr. Müller unterm 
19. Januar 1921 angeschlossen: 

„Durch öffentlichen Anschlag wird das deutsche Volk in Kennt¬ 
nis gesetzt von dem furchtbaren Verlangen, von der unersättlichen 
Forderung, die der Feind an unser zu Tode gehetztes Land stellt. 
Nicht genug, daß er durch den Schmachvertrag von Versailles 
unser Wirtschaftsleben vernichtet hat, versucht er nun unser Hei-: 
ligstes, die Zukunft unseres Volkes in wohl überlegtem Haß und 
Rachegefühl zu zerstören. ^ 

Nächst den Ärzten vermögen wir Tierärzte zu ermessen, welch 
ungeheuren Schaden, welch großes Unheil unserm Stande droht, 
wenn die Landwirtschaft, der Grundpfeiler jeder gedeihlichen 
Volkswirtschaft, ihrer Milchkühe beraubt wird. 

Hat schon die Maul- und Klauenseuche so unermeßlichen 
Schaden in unserer Viehzucht angerichtet, nimmt ferner die Un¬ 
fruchtbarkeit der Rinder und der dadurch entstehende Mangel an 
Nachzucht in erschreckender Weise zu, so können katastrophale 
Wirkungen in der Volksernährung nicht ausbleiben, wenn auch 
noch unsere besten Milchkühe der Auslieferung verfallen. 

Der Verband schließt sich deshalb dem Protest gegen die 
Auslieferung der Milchkühe hiemit an. 

D e r V e r b a n d der Freiberufstiorärzte Bayerns, 
gez. Dr. Öder, gez. Ditthorn, gez. Dr. Pfeiffer, 
Schriftführer. I.Vorsitzender. II.Vorsitzender. 


Verschiedenes. - 

Staatsveterinärwesen, Anslandsdiennt und Versicherungswesen. 

l Fleischvergiftungen vor Gericht. 

Iur August vorigen Jahres verkaufte der Landwirt August 
Engel in Eekensdorf an den Fleischermeister Becker ein Kalb, das 
an der Maul- und Klauenseuche erkrankt war. Das Tier war zwar 
vom Tierarzt untersucht worden, von diesem aber als für den 
menschlichen Genuß nicht verwendbar bezeichnet worden. Von 
dieser Tatsache hatte Becker Kenntnis; er verwertete das Fleisch 
dieses Kalbes zwar nicht selbst, verkaufte aber unter Verschwei¬ 
gung der Tatsache, daß das Fleisch tierärztlich als unverwendbar 
erklärt worden sei, dieses an einen Fleischermeister in Saarau, 
der das Fleisch teils zur Wurstbereitung, teils als 'Hackfleisch be¬ 
nutzte und als solches in den Handel brachte. Die Folge war, daß 
in Saarau mehr als 135 Personen an Fleischvergiftung teils lebens¬ 
gefährlich erkrankten.. Es bemächtigte sich* der Saarauer Ein¬ 
wohnerschaft eine große Erregung und nur dem tatkräftigen Ein¬ 
greifen der gesamten Ärzte ist es zu verdanken, daß Todesfälle 
nicht eintratea. Zu bedauern ist nur, daß jener Fleischermeister, 
der das verdorbene Fleisch verarbeitete, in Verdacht geriet ab¬ 
sichtlich jenes vom Tierarzte als ungenießbar bezeichnete Fleisch 
verwendet zu haben. Die jetzige Gerichtsverhandlung vor dem 
Landgericht zu Schweidnitz klärte aber die Angelegenheit voll¬ 
ständig auf. Es wurde festgestellt, daß sowohl der Viehbesitzer 
als auch der Fleischermeister Becker Kenntnis von der Ungenieß- 



114 


barkeit des erkrankten Kalbes hatten und vom Tierarzt dement¬ 
sprechend in Kenntnis gesetzt worden waren. Es wurde aber auch 
festgestellt, daß Fleischermeister Becker seinen Kollegen gegen¬ 
über verschwiegen hatte, daß das Fleisch von einem seuche¬ 
kranken Kalbe herrührte'. Das Gericht verurteilte Fleischermeister 
Becker zu einem Monat Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe; Land¬ 
wirt Engel erhielt 700 Mark Geldstrafe. S. M. 

Rinderpest in Belgien. 

Nach einem. Telegramm aus Brüssel ist ein neuer Fall von 
Rinderpest, die man erloschen glaubte, zu verzeichnen, und zwar 
in Vollezeele. Das Wiederauftauchen der Krankheit w r ird auf die 
Nachlässigkeit des französischen Veterinärdienstes zurückgefühlt. 
(D. Sch.V. Z. u. Allg. Fl.-Ztg.) 

Hochsdiulnaehrichten. 

Promovierungen. Die tierärztliche Fakultät der Universität 
München hat im Hinblick auf die Entschließung des bayerischen 
Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 28. August 1920 
Nr. 36245 (s. diese Wochenschrift, 1920, S. 741) die Doktor¬ 
arbeiten der nachstehend genannten, an einer Schweizer 
Universität zum D r. m e d. v e t. promovierten baye¬ 
rischen Tierärzte überprüft und die jeweiligen Arbeiten als den 
Bestimmungen dieser Entschließung entsprechend begutach¬ 
te^: Bezirkstierarzt Cornelius Dorn in Ebermannstadt, Gestüts¬ 
tierarzt Emil Ehren'sberger in Zweibriicken und Gestütstier¬ 
arzt Max Zier in Achselschwang. 

Nichtanerkennung eines amerikanischen Doktortitels. In letz¬ 
ter Zeit ist in akademischen Kreisen häufig die Rede von dem 
Doktorgrade der Oriental University in Washington, der nach Ein¬ 
sendung eines namhaften Geldbetrages unter gewissen erleich¬ 
terten Bedingungen, ohne persönliches Erscheinen bei, der Uni¬ 
versität, an Ausländer verliehen werden soll. Von zuständiger 
Seite wird darauf hingewiesem daß der Doktorgrad der Oriental 
University in Deutschland nicht anerkannt wird. 


Personalien. 

Ernennungen: Regierungs- und Veterinärrat Müssemeier, 
Referent im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten, ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landes¬ 
veterinäramtes ernannt worden. Tierarzt Dr. Ott, Assistent au 
der Medizinischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät in München, 
zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter beim württembergischen 
Minister des Innern. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Hans JVi rsch ing 
aus Ochsenfurt in Ochsenfurt, Joseph Schiff mann aus Weiden 
in München, Jakob Steuer in Freinsheim (B.-A. Dürkheim), 
Dr. Rudolf Wagner aus Durlach (Baden) in Reichertshofen (B.-A. 
Ingolstadt), Dr. Ottmar Fischer aus München in Abensberg (B.-A. 
Kehlheim). 

Als Assistenten eingetreten: Michael Ko pp von Reichertshofen 
(B.-A. Ingolstadt) am anatomischen Institut der Tierärztlichen 
Fakultät der Universität München, Dr. Hans Schmidt aus Pfahlen- 
lieim beim prakt. Tierarzt Dr. Baumeister in Au (B.-A. Mainburg). 



115 


Verzogen: Georg Ha über von Dorfen nach Bad Tölz, Franz 
Seitz von Bad Tölz nach Dorfen. 

Approbiert wurden: Edgar Fenzl aus München, Ludwig 
Maurer aus München, Max Miller aus Krumbach. 

Benachbartes Ausland: Dr. Johann Becka, Privatdozent an 
der Tierärztlichen Hochschule in Brünn zum a. o. Professor der 
medizinischen Chemie und Anton Hruza Staatsveterinärinspektor 
zum a. o. Professor der Zootechnik an der genannten Hochschule 
ernannt. 


Einladung. 

Der Gau München des Verbandes der Freiberufstierärzte 

erlaubt sich zu seiner nächsten 

Frühjahrshauptversammlung 

einzuladen. Die Tagung findet am Sonntag, den 13. Februar 1921 
im „Haus der Landwirte“ gegenüber Hauptbahnhof-Südbau statt 
und beginnt vormittags 11 Uhr. 


I 



Tagesordnung: 

1. Tätigkeitsbericht der Yorstandschaft. 

2 . Fortbildungskurse. 

3. "Wissenschaftliche Beratungsstelle nach Dr. Mayer- 
Pu 11 mann, Undenheim. 

4. Standesbewegung, Gebührenfragen und dergl. 

5. Wünsche und Anträge. 

Bei der großen Wichtigkeit der zu besprechenden Punkte ist 
es Pflicht jeden Mitgliedes zu erscheinen und so an unserer Sache 
mitzuarbeiten. 

Besondere schriftliche Einladung ergeht nicht. Freiberufsti 
als Gäste willkommen. 

Verband der Preiberufstierärzte Bayerns. 

\ _]_ I. A.: Müller. ^ 1 


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l T nter Mitwirkung* von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 15. Februar 1921. Nr. 7. 


Inhalt: * 

Originalartikel: Pschorr (Forts, folgt.)— M. Bertschy und Klaus Bertschy 
(Sohn) [Schluß.] —.Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Ver¬ 
schiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul¬ 
end Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Yon Yeterinärrat W. Pschorr, Münehen. 

Ferner entnehme ich der „Bayer. Staatszeitung: 1 ' Nr. 161 vom 
14. Juli 1920 folgende amtliche Pressenotiz: 

„Angebliche Heilmittel gegen Maul- und 
Klauenseuche. 

ln der Hauptversammlung des Bayer. Landesverbandes land¬ 
wirtschaftlicher Genossenschaften in München hat der Vertreter 
des Staatsministeriums des Innern bereits darauf hingewiesen, in 
welch gewissenloser Weise die Not der Landwirtschaft von findigen 
Köpfen ausgenützt wird, um sich auf mühelose Weise zu berei¬ 
chern. Allenthalben werden sogenannte Heilmittel angeboten, di'e 
jegliche Heilwirkung vermissen lassen. Einige besonders krasse 
Fälle, die sich neüerdings im Regierungsbezirk Schwaben ereignet 
haben, sollen der weiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werdem. 
So treiben sich im Bezirke Augsburg Leute umher, welche Arz¬ 
neien mit sich führen, die sie als unbedingt sicher wirkend den 
Bauern anpreisen und die sie zum Teil den Tieren an Ort und 
Stelle selbst eingießen. Hierfür verlangen sie für ein Tier 30^ 
und noch mehr, so daß für einen Stall oft mehrere hundert Mark 
bezahlt werden. Die Gendarmerie ist bereits auf der Spur. Auch 
im oberen Teile des Bezirksamts Zusmarshausen treibt sich ein 
Mann mit zwei Gehilfen herum, der vorgibt, Mittel gegen die 
Maul- und Klauenseuche zu besitzen und mit der Verabreichung 
seiner Tränke bei der Bevölkerung sehr gute Geschäfte macht. 
Er stellt Rechnungen von 2—500 JL für jeden Stall. Untersuchung 
der Heilmittel und weitere Erhebungen über die Beteiligten sind 
eingeleitet.“ 

Die Polizeibehörden werden gerade auf diese Art von Heil- 
mittelvertriieb und Seuchenverschleppungsmöglichkeit ein beson¬ 
deres Augenmerk zu richten haben. 

Aus dem Gesagten drängt sich schon der zwingende Verdacht 
auf, daß es sich bei dem Arzneimittelherstellern und Vertreibern 
sehr häufig um Elemente handelt, denen oft jegliche Kenntnis der 











122 


von ihnen angeblich zu heilenden Krankheit mangelt, die keilne 
Ahnung von der ihren Heilmitteln innewohnenden oder mangeln¬ 
den Wirkung haben und denen aber auch nicht selten die persön¬ 
lichen Voraussetzungen zu einem kaufmännisch einwandfreien Ge¬ 
schäftsbetrieb fehlen. Unter anderem habe ich immer wieder ge¬ 
funden, da& im Gegensatz zu manchen ganz gerissenen Vertretern 
' die Mehrzahl der Arzneimittelfabrikanten und -lieferanten regel¬ 
mäßig über die sie doch zunächst betreffenden Vorschriften über 
den Verkehr mit Arzneimitteln vollkommen ununterrichtet sind. 
Bei diesen Vorschriften handelt es sich aber nicht etwa um eine 
oder mehrere der unübersehbaren Vorschriften, die die harte 
Kriegszeüt geboren hat und die häufig noch nicht sterben können 
uiM deren Kenntnis oft gar nicht oder nur schwer zu erlangen ist 
— nein —, hier kommen Vorschriften in Betracht, die schon ver¬ 
hältnismäßig alt sind und deren Kenntnis unschwer zu erlangen ist. 
Das Staatsministerilum des Innern hat in der Bekanntmachung vom 
19. August 1920 Nr. 5349 a43 („Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 195; 
neuerdings die für den Vertrieb von Arzneimitteln einschlägigen 
Bestimmungen übersichtlich zusammengestellt. Veranlassung hiezu 
gab in erster Linie der zurzeit grassierende Heilmittelunfug in¬ 
folge des Herrsehens der Maul- und Klauenseuche und um den 
Gerichts- und Verwaltungsbehörden bei Bekämpfung des Heil¬ 
mittelunfugs bequemes Rüstzeug in die Hand zu geben. 

Die angezogene Bekanntmachung bringt zunächst folgende 
Einleitung: 

„In Tagesblättern, Druckschriften, insbesondere auch in Druck¬ 
sachen, die an Behörden, Ärzte, Tierärzte und Privatpersonen ver¬ 
schickt, in Geschäften den Kunden behändigt, während Eisenbahn¬ 
fahrten, in Straßenbahnwagen und bei sonstigen Gelegenheiten 
verteilt oder zugesteckt werden, werden häufig unbefugter Weise 
Arzneimittel zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krank¬ 
heiten angekündigt und angepriesen. Es handelt sich hiebei viel¬ 
fach um wertlose Mittel, deren Herkunft und genauere Zusammen¬ 
setzung verschwiegen wird und die unter auffälligen oder fremd¬ 
artig klingenden Namen in den Verkehr gebracht werden. Der 
Arzneimittelschwindel blüht erfahrungsgemäß, wenn ansteckende 
Krankheiten oder Tierseuchen herrschen. 

Zum Schutze der Bevölkerung vor Täuschung, Übervorteilung 

und Schädigung ist daher erhöhte Aufmerksamkeit und unnach- 

sichtliche Einschreiten gegen den ungesetzlichen Arzneimüttel- 

handel dringend geboten.“ 

* 

Die erwähnte Bekanntmachung weist nun in eingehender Dar¬ 
stellung auf die Vorschriftein hip, die hinsichtlich des Handels und 
Verkehrs mit Arzneimitteln ergangen sind.. Als grundlegende Ver¬ 
ordnungen hiefür kommen in Betracht: 

1. Verordnung über den Handel mit Arzneimitteln vom 22. März 
1917 (RGBl. S.270); 

2. Verordnung vom 22. Oktober 1901, betreffend den Verkehr mit 
Arzneimitteln (RGBl. S. 380), ergänzt und abgeändert durch die 
Bekanntmachungen vom 1. Oktober 1903 — RGBl. S. 281 —. 
vom 29. Juli 1907 — RGBl. S. 418 —, vom 17. Dezember 1907 
— RGBl. S. 774 —, vom 11. April 1908 — RGBl. S. 146 —, 
ferner durch die Verordnungen vom 31. März 1911 — RGBl. 
S. 181 — und vom 18. Februar 1920 — RGBl. S. 253 —; 



123 


3 . Verordnung vom 26. Juli 1907 betreffend den Verkehr mit Ge¬ 
heimmitteln und ähnlichen Arzneimitteln (GVB1. S. 593). 

Im Nachfolgenden soll der wesentliche Inhalt der angeführten 
Verordnungen übersichtlich dargestellt werden: 

1. Verordnung vom 22. Marz 1917 (RGBl. S. 270) über den 
Handel mit Arzneimitteln. 

Nach § 1 Abs. 1 dieser Verordnung ist der Handel mit Arznei¬ 
mitteln nur solchen Personen gestattet, denen eine besondere Er¬ 
laubnis zum Betrieb dieses Handels erteilt worden i!st. Dieser be¬ 
sonderen Erlaubnis bedürfen nicht 

1. die Personen, die bereits vor dem 1. August 1914 mit Arznei¬ 
mitteln Handel getrieben haben, der sich nicht auf die unmittel¬ 
bare Abgabe an Verbraucher beschränkt, 

2. Apotheken und sonstige Kleinhandelsbetriebe, die Arzneimittel 
nur unmittelbar an Verbraucher abgeben, 

3. Tierärzte, soweit sie in Ausübung 'ihrer tierärztlichen Tätigkeit 
Arzneimittel unmittelbar an Verbraucher abgeben dürfen. — 
— Das bayerische Dispensierrecht der Tierärzte — (Verordnung 
vom 27. Juni 1913 über das Apothekenwesen [GVB1. S. 343) 
Buchstabe G) — ist durch die vorstehende Reichsverordnung 
nicht beeinträchtigt. 

Abs. 2 des § 3 bemerkt ausdrücklich, daß die Erlaubnis zum 
Arzneimittelhandel versagt werden kann, wenn Bedenken wirt¬ 
schaftlicher Art. oder persönliche oder sonstige Gründe der Er¬ 
teilung entgegenstehen. § 4 bestimmt: Wenn sich nachträglich 
Umstände ergeben, die die Versagung der Erlaubnis rechtfertigen 
würden, so kann eine etwa bereits erteilte Erlaubnis zurückge¬ 
nommen werden (Handelsentzug). Unter den gleichen Voraus¬ 
setzungen kann auch in den Fällen des § 1 Abs. II Ziff. 1 u. 3 (s. o.) 
der Handel untersagt werden (Handelsverbot). Durch letzteren 
Satz können die im § 1 Abs. II bestehenden Lücken wenigstens 
in etwas wieder geschlossen werden. Zu der erwähnten Erteilung 
und Zurücknahme der Handelserlaubnis und zum Handelsverbote 
sind in Bayern die Bezirksverwaltungsbehörden (Bezirksämter und 
Stadträte der kreisunmittelbaren Städte), in München die Polizei¬ 
direktion zuständig (Min.-Bek. v. 19. April 1917 Nr. 5349 a 26 — 
„Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 93 —). 

Das Staatsministerium des Innern weist in 
seiner aus Anlaß der Maul- und Klauenseuche 
ers.tandenen oben erwähnten zusammenfas¬ 
senden Bekanntmachung vom 19. August 1920 
Nr. 5349 a 43 die Regierungen, Bezirksverwal¬ 
tungsbehörden, B e z ir k s p o 1 i z e i b e h Ö r d e n und 
die Polizeidirektion München besonders an, 
von der Befugnis nach §4 (Zurücknahme der 
H a n d e 1 s e r 1 a u b n i s und Handelsverbot unnach- 
sichtlich Gebrauch zu machen, wenn die Vor¬ 
aussetzungen hiezu gegeben sind. 

Die übrigen Paragraphen enthalten keine Vorschriften, die 
hier von technischem Interesse wären. 


(Fortsetzung folgt.) 



124 


Über Wirkungen des Ferribydroxydes Un Organismus 
auf den Erreger der Maul- und Klauenseuche. 

Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn, 

DQdingen (Schweiz). (Schluß.) 

Im Anschluß an die vorausgehenden Versuche seien hier 
noch einige Beobachtungen angeführt: 

A) Gehöft I. B. A. hat 45 Stück Großvieh. Der Brunnen¬ 
behälter wird zur Zeit der Tränke von einem elektrisch be¬ 
triebenen Pumpwerk gespeist. Das Wasser fließt dabei 
durch Weich eisenröhren. Während der Zeit, wo die elek¬ 
trische Pumpe außer Betrieb ist, bleibt das Wasser durch¬ 
schnittlich 10 Stunden in den Röhren gestaut und hat so¬ 
mit Gelegenheit Fe(OH) 3 aufzunehmen. Im Winter 1919 
und Sommer 1920 herrschte in unmittelbarer Nähe auf den 
Nachbargehöften und Ortschaften Maul- und Klauenseuche. 
Gehöft I. B. A. blieb verschont. Im Herbst 1920, wo in 
einem Radius von 3 Kilometer keine Seuche mehr regierte, 
trat dieselbe am 8. November plötzlich auf, nachdem die 
Kühe und Rinder während einer Periode von 5 Wochen 
nicht mehr am Brunnen des Gehöftes, sondern aus dem 
Bach, der durch die Weide floß, das Tränkewasser zu sich 
genommen hatten. 

B) Im Weiler 0. war im Winter 1919 auf zwei Ge¬ 
höften mit hölzernen Sodpumpen die Seuche, während die 
vier Nachbargehöfte, von denen jedes eine durchschnittlich 
800 Meter lange Weicheisenleitung besaß, von der Seuche 
verschont blieben. Im Juni 1920 wurde eine gemeinsame 
Wasserversorgung mit Guß- und galvanisierten Röhren im 
Weiler O. fertiggestellt. Alle Tränkebehälter wurden jetzt 
mit dem Wasser der Wasserversorgung gespeist und die 
Weicheisenleitungen ausgeschaltet. Ende August erkrank¬ 
ten die Kühe und Rinder auf allen Gehöften fast gleich¬ 
zeitig an Maul- und Klauenseuche. 

C) Die Wasserversorgungsverhältnisse in den Ort¬ 
schaften Eg. Bai. sind ein Beispiel für das Auftreten der 
Seuche bei zu kurzen Weicheisenleitungen im Verhältnis 
zum Rindviehbestand einerseits und Kachel- oder galvani¬ 
sierten Röhren anderseits. [Siehe Schema I.] 

D) Anfangs August trat in zwei benachbarten Ort¬ 
schaften N. und E. die Seuche „explosionsartig“ auf und 
zwar nach einer vierzehntägigen Regenperiode. 

In E. ist insgesamt ein Rindviehbestand von 160 Rindern. 
Das Tränkewasser zu den einzelnen Gehöften wird durch 
Kachel- und Zementröhren geleitet. In dieser Ortschaft war 



125 



Schema I der Wasserversorgung von Eg. Bai. 

Erstellt im Jahre 1906. 


14 



I I I I n Gufleisenröhren (unwirksam). 
w—mmm Weicheisenröliren. 

H-H H Verkalkte Weicheisenröhren, 80 Jahre alt. 


■ —— Kachel oder galvanisierte Röhren. 

IZ3 Gehöft 

m V. p. Quellenreservoir und Verteiler. 




Gehöft 

4 

erkrankte 

22. Dez. 1919 

3 Kühe 

11 

3 

11 

31* ii ii 

19 „ ; 

Gehöft 

7 

erkrankte 

12. Juli 1920 

9 Kühe 

H 

8 

11 

20. „ „ 

10 „ 

11 

1 

11 

17. „ „ 

17 ,, 

11 

10 

11 

29. „ 

12 „ 

ii 

14 

11 

4. Aug. „ 

12 „ 


Z 

11 

A ii ii 

15 „ 

Gehöft 

5 

erkrankte 

14. Okt. 1920 

13 Kühe 

11 

9 

11 

7. Nov. „ 

6 „ 

Gehöft 

6 

erkrankte 


5 Kühe 

11 

11 

11 


6 i, 

11 

12 

11 


2 „ 

11 

13 

11. 


Ziegen 


Trockenfütt. 1919 hös- 
art. Form d. M. u. Kl. S. 


Grünfütterung. 1920 
leichte Form der M. 
, und Kl. S. 


} Weidegang. 1920 leichte 
Form d. M. u. Kl. S. 


Trockenfütterung. 1920 
erkrankten nicht an 
M. und Kl. S. 









190 


die Virulenz der Seuche so heftig, daß 30 Binder notge¬ 
schlachtet werden mußten. 

In N. sind 290 Stück Rindvieh. In dieser Ortschaft wird 
das Wasser in Weicheisenleitungen (Gesamtlänge etwa 1200 
Meter — zu kurz!!) zu den Gehöften geleitet. Die Seuche 
verlief hier überaus milde und leichtgradig; Notschlach¬ 
tungen waren keine und die Kühe und Rinder erholten sich 
sehr schnell und ohne Folgekrankheiten. 


Anschließend sei ein Überblick gegeben (s. Tabelle II) 
über das Auftreten der Maul- und Klauenseuche im unteren 
Sensebezirk, Kanton Freiburg, vom 18. Oktober 1919 an 
bis 31. Dezember 1920. 


Tabelle 11. 


1919 

Oktober 

17 ftAhntta am 18 - oktober im» 

H uenoite erster Senehenfisll 

November 

54- Gehöfte 

Dezember 

19 Geh. 

1930 

Januar 

2 Geh. 

Februar 

6 Geh. 

März 

6 Geb. 

April 

2 Geh. 

Mai 

12 Geh. v 

Juni 

13 Geh. 

Juli 

51 Geh. 

August 

62 Geh. 

September 

57 Geh. 

Oktober 

38 Geh. 

bis zum 

21. November 

34 Geh. 

vom 21.—30 
November 

8 Geh. | 

Dezember 

16 Geh. | 




Trocken- 

flltterung 


Grün- 

fütterung 

Weidegang 


Trocken¬ 

fütterung 


Im Oktober und November 1919 wurde auf 50 Gehöften 
sämtliches Klauenvieh geschlachtet. 47 Gehöfte, die man 
mit undurchseuchtem Vieh neubevölkerte, wurden zuih 
zweiten Male von der Seuche heimgesucht. Im Mai und 


i ui 



anfangs Juni 1920 wurden wieder die Bestände von 16 Ge¬ 
höften gekeult. Von diesen letztgenannten wurden 10 
wieder von der Seuche befallen, nachdem undurchseuchte 
Tiere eingestellt worden. Die übrigen hatten ihre Ställe 
mit durchseuchten Kühen besetzt. 

Es sei noch speziell darauf hingewiesen, daß im Herbst 
1920 in unserer Gegend bis gegen den 25. November Grün¬ 
futter verabreicht oder der Weidegang stattfinden konnte. 

Die tägliche Tränkewasseraufnähme während den ver¬ 
schiedenen Fütterungsperioden zeigt interessante Zusammen¬ 
hänge mit der Ausbreitung der Seuche. 
Trockenfütterungsperiode . . 40—60 Liter täglich 

Grünfütterungsperiode . . . Null—20 „ „ 

Weidegangsperiode . . . . 15—30 „ „ 

Zum Schlüsse möchten wir Herrn Prof. Dr. Mayr für 
seine überaus anregende Artikel, mit denen er das wissen¬ 
schaftliche Interesse für unsere Beobachtungen wachge¬ 
rufen hat, ferner Herrn Prof. Dr. S ü p f 1 e für seine exakt 
wissenschaftlichen Vorarbeiten, die es ermöglichten unsern 
empirischen Erfahrungen ein wirkliches Ziel zu geben, an 
dieser Stelle unsern aufrichtigen und herzlichen Dank aus¬ 
sprechen. 

Literatur: 

Ehrlich: Beiträge z. experimentellen Pathologie u. Chemo¬ 
therapie. — Albu-Neuberg: Physiologie und Pathologie des 
Mineralstoffwechsels. — Oppenheimer: Grundriß der Bio¬ 
chemie. — Kitt: Allgemeine Pathologüie. — König: Über 
menschliche Nahrungs- und Genußmittel, Bdl. II. 

Referate. 

hMtteu- ud Iilasionskraakheiten. 

Prof. Dr. H. Mießner: Die bösartige Form der Maul- 
; und Klauenseuche und die Milch. (Deutsche Tierärztliche 
; Wochenschrift, 1920, Nr. 20, S. 321.) 

\ Nach den im hygienischen Institut der Tierärztlichen Hoch- 

{ schule zu Hannover gesammelten Beobachtungen, welche sich mit 

l denen der Praxis decken, ist als Ursache des tödlichen 

| Ausganges bei der bösartigen Form der Maul- 

j und Klauenseuche in den meisten Fällen eine Myocar- 

i ditis acuta multiplex neben schweren Darmkatarrhen zu 

! finden. Die typischen fleck- und strichförmiigen grauen Verände¬ 

rungen sind hauptsächlich am inneren Teile des linken Herz¬ 
muskels nachzuweisen. Zwei- epidemiologisch interessante' Vor¬ 
kommnisse tibergibt M. der öffentlichkeilt. Einem Besitzer waren 
von zwei Würfen 10 etwa 3 Wochen alte Ferkel ganz plötzlich 
verendet. Bei einem dem Institute zur Untersuchung auf etwaige 
Puttervergiftung überwiesenen Kadaver wurden die Veränderungen 


fc 



128 


am Herzmuskel und außerdem zwei erbsengroße frische Blasen 
am Zungenrücken festgestellt. Die daraufhin vorgenommenen 
Erhebungen ergaben, daß die beständig auf der Weide befind¬ 
lichen 3 Rinder des Besitzers etwa 4 Wochen vorher an Maul- und 
Klauenseuche erkrankt gewesen waren und daß die anschei¬ 
nend stets gesunden Mutterschweine die an¬ 
geblich abgekochte' Magermilch erhalten hatten. 
M. nimmt an, daß sich die Ferkel durch Aufnahme der Milch ihrer 
latent kranken Mutter die tödliche Erkrankung zuzogen und daß 
der Erreger durch diePassage über die Milch 
an Virulenz zugenommen hat. In einem anderen Gut 
sind voni 26 bis 4 Monate alten Kälbern 13 ohne vorherige Er¬ 
krankung vere#det oder notgeschlachtet worden. Von den Organen 
von 2 zwecks Feststellung der Todesursache eingeschickten Käl¬ 
bern wies die Herzmuskulatur ausgedehnte streifige und fleckige 
Veränderungen auf, so daß i!hr Querschnitt ein getigertes Aus¬ 
sehen hatte, ferner fanden sich in der Schleimhaut der Pansen¬ 
pfeiler fünf- bis zehnpfennigstückgroße Erosionen. Zweifellos 
waren die tödlichen Erkrankungen die Folge einer schweren Maul¬ 
und Klauenseuche-Infektion. Da der übrige Bestand des Gutes 
frei von Krankheiten war, im Umkreise von 5 Kilometern kein 
Fall von Maul- und Klauenseuche vorgekoramen und neues Vieh 
nicht zugegangen war, wurde die Vermutung auf Einschleppung 
der Seuche mit der Milch höchst wahrscheinlich. Tatsächlich war, 
da die Milch des Gutes an die 10 Kilometer entfernte Molkerei 
geliefert werden mußte, die für die Kälberfütterung benötigte 
Magermilch von dort bezogen worden. Die Sammelmolkerei ver¬ 
arbeitete damals die Milch aus etwa 12 verseuchten Ortschaften. 
9 Tage nach der Milchfütterung begann das Kälbersterben, am 
16. Tage traten die ersten typischen Bläschen an den Schleim¬ 
häuten auf. 2 Zugochsen, Schafe und Schweine des Bestandes 
erkrankten mehrere Tage später. Die Einschleppung der 
Seuche durch Magermilch aus der Molkerei 
war zweifellos. Beachtenswert ist, daß das Virus der 
Maul- und Klauenseuche in der Milch eine Steigerung seiner 
Virulenz zu erfahren scheint. Den Schluß der Abhandlung bildet 
eine kritische Betrachtung derVerordnungen für Sammehnolkereien. 
M. warnt vorder Ve r f ü 11 e r u n g von Milch oder 
deren Rückständen aus nicht einwandfrei ar¬ 
beitenden Betrieben der Milch Verwertung. 

Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte. 


Aktiva. Bilanz vom 30. 

An Bankkonto .... 4017,90,41 

Guthaben beim Post¬ 
scheckamt .... 38891,93 „ 

Wechsel bestand . . . 500,— ,, 

Wertpapiere .... 157150.— ,, 

Forder. i. 1. Rechnung 
einsehl. Beteiligung . 3750457,29 ,, 
Gsch. Gutb. b.d. Landes- 
genossensch.-Bank . 50000,—,, 


September 1920. Passiva. 

Durch Gesch. Guthaben 

d. Genossen. . . . 1324350,— M 

KapPalschulden . , . 308066,50 „ 

Schulden i.l. Rechnung 724196,22 ,, 
Wohlfahrtsrücklage. . 1181919.70,, 
Kriegsnotrücklage . . 51304,12,, 

Reservefonds .... 103500,—,, 

, Betriebsrück]age . . . 10°500,— „ 

Stipendienfonds . . . 3000,—,, 

Rücklage a.zweif. Ford. 50000,—,, 
Pensionsfonds .... 150000,— ,, 

Vortnag a. neue Rechn. 1180,57,, 


4001017,11 Jü 


4001017,11 ü 







129 * 


Zugang an Genossen im Geschäftsjahr 1919/20:- 498 mit 875 
Anteilen, 131 250 Mark Haftsumme. 

Abgang an Genossen im Geschäftsjahr 1919/20: 30 mit 559 
Anteilen, 83 850 Mark Haftsumme. 

Bestand am 30. September 1920: 2875 Genossen mit 26 524 
Anteilen und 3 978 600 Mark Haftsumme. 

Das Gesehäftsguthaben vermehrte sich im Jahre 
1919/20 um 15 800 Mark. 

Die Gesamthaftsumme vermehrte sich im Jahre 1919/20 
um 47400 Mark. 

Hannover, den 12. Dezember 1920. 

Der Vorstand der Wirtschaftsgenossenschaft 
. deutscher Tierärzte e. G. m. b. H. 

Marks. Frick. Arnous. 


Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte 
(Landesgruppe Bayern). 

Ordentliche M itglieder-Versamm lung am Sountag, 
den 6. März 1921, vorm. 11 Uhr in München im Versamm¬ 
lungssaale des Hauses der Landwirte, Mittererstr. 1 im Hofe links. 

Tagesordnung: 

1 . Tätigkeits- und Kassenbericht über das abgelaufene Vereinsjahr 

2. Besprechung von Standesfragen: 

a) Besoldungsordnung, 

b) Schlachtviehversicherung, 

c) Neuzeitliche Besetzung von ScHlachthofleiterstellen. 

3. Vortrag: Finanzierung der Schlachthöfe. Referent: Schlacht- 
und Viehhofdirektor Dr. Opel, München. Korreferent: Schlacht¬ 
hofdirektor Semmler, Zweibrücken. 

4. Wünsche und Anträge. 

Treffpunkt am Vorabend (5. März 1921) abends 8 Uhr im 
Restaurant des Hotels Metropol (Haus der Landwirte), Bayer¬ 
straße 41, gegenüber dem Hauptbahnhof. 

Dr. Blaim, derz. I. Schriftführer. 


Mitteilung der Geschäftssteile des Deutschen Veterinärrates. 

Eingabe für die Remonteamtstierärzte an den 

Reichstag. 

Durch rechtzeitigen Zuruf seitens des Herrn G. M a a k, prak¬ 
tischer Tierarzt in Berlin, wurde die Geschäftsstelle auf eine im 
letzten Augenblick erfolgte Änderung der parlamentarischen Lage 
bezüglich unserer Bemühungen für die Remonteamtstierärzte auf¬ 
merksam gemacht. Es war dadurch möglich, innerhalb 24 Stunden 
folgende Eingabe in die Hände der beteiligten Abgeordneten zu 
bringen: 

„Deutscher Yeterinärrat. 

Berlün-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 9. Dez. 1920. 

An die Herren Mitglieder des Hauptausschusses des Reichs¬ 
tages. 

Zu unserem größten Erstaunen hören wir, daß bei der weiteren 
Beratung der Reichsbesoldunlgsordnung die Remonteamtstierärzte 
und -obertierärzte (bisher Klasse VIII u. IX) entgegen einem An¬ 
trag Morath, der sie nach Klasse X und XI bringen wollte, 
regierungsseitig als künftig wegfallend bezeichnet worden sein 
sollen und wegen angeblich nicht voller Beschäftigung und Ge¬ 
legenheit zur Privatpraxis nach Klasse IX versetzt worden sind. 



um sie später angeblich nach ihrem eigenen Wu nach 
nur noch auf Privatdienstvertraig anzustellen. 

Wir protestieren dagegen, daß es sich hier um eigene Wünsche 
dieser kleinen Beamtengruppe oder der tierärztlichen Organisation 
handelt! Bei anderer Behauptung wäre Beweis zu verlangen. 
Den zuständigenOrganisationen ist nichts da¬ 
von bekannt. Vielmehr bewegen sich dite uns, der Regierung 
und dem Parlament vorgetragenen Wünsche in schnurgerade ent¬ 
gegengesetzter Richtung. Die telegraphische Äußerung des ge¬ 
wählten Vertreters der Remonteamtstierärzte werde ich versuchen, 
noch rechtzeitig herbeizuführen. Wir wünschen die Anstellung 
dieser Tierärzte in der Anstellungsklasse der Akademiker mit Vor¬ 
rückung für obere Stellen, eventuell mit Verbot der Privatpraxis, 
jedenfalls aber unter Beibehaltung des festen Beamtenverhält- 
nisses dieser für das Remontewesen hochwichtigen Stellen. Den 
Bedürfnissen der Veterinärhygiene (Entseuchung der jungen Armee¬ 
pferde) verdankt das ganze Remontewesen seine Beibehaltung trotz 
verringerter Reichswehr, und die hauptamtlichen tierärztlichen 
Stellen wollte man abschaffen!? Hierin liegt ein völliger Wider¬ 
sinn, wie in der Art der Besoldungsre*gelung eine völlige Ungerech¬ 
tigkeit. 

Wir appellieren in letzter Stunde an die parlamentarische Hilfe, 
da uns der unhaltbare Regierungsstandpunkt in seiner ganzen 
Starrsinnigkeit bekannt ist und derselbe mit einer Art Ehrgeiz 
behandelt wifrd, gegen die Wünsche der Tierärzte Recht zu be¬ 
halten. 

Der Geschäftsführer des D. V.-R. 

Dr. Bach.“ 

* * * 

Diese Eingabe sowie persönliche Verhandlungen haben jedoch 
nichts mehr ändern können. Vielmehr sind die endgültigen Be¬ 
schlüsse des Hauptausschusses und des Plenums im Sinne des Re¬ 
gierungsvorschlages gefallen. Immerhin erscheint die Veröffent¬ 
lichung der Eingabe notwendig, um über den Gang der Angelegen¬ 
heit in ihrem letzten Stadium aufzuklären. 

Berlin-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 20. Dezember 1920. 

Dr. Bach. 

Verschiedenes. 

Pathologische Aaatoalo, Flelsehbesfhan nid Nahrugsalttelkiado. 

Protest des sächsischen Handwerks gegen neue Kommunalisle- 
rungsbestrebungen im Fleischergewerbe. 

Der Zentralverband der Fleischer und verwandten Berufs¬ 
gruppen Deutschlands hat an den Stadtrat zu Dresden den Antrag 
auf Kommunalisierung des Fleiischergewerbes gerichtet. Dieser 
Antrag geht davon aus, daß auf dem städtischen Schlacht- uncl 
Viehhof Schlachtgruppen gegründet werden, denen ein Monopol 
für die Ausführung sämtlicher Schlachtungen übertragen, den Vieh¬ 
besitzern und Fleischern also jedes eigenmächtige Schlachten ihrer 
Tiere untersagt wird. Auf diesem Wege soll eine übermäßige Ver¬ 
geudung von Zeit und Arbeitskraft vermieden, die Schlachthofs- 
oinrichtungen zweckmäßiger ausgenützt und den Tierbesitzern 
eine technische gute Ausführung der Arbeiten garantiert werden. 
Nach den besonderen Richtlinien müssen sämtliche Schlachtungen 
auf dem Schlachthof erfolgen und ist die Schlachthofsverwaltung 
für ordnungsmäßige Erledigung der Arbeiten und für Rückgabe 
des Fleisches verantwortlich. Die Zahl der heranzuziehenden 



131 


Fleischergesellen (Schlachtgruppen) richtet sich nach dem Um¬ 
fang der Arbeitslosigkeit und nach der Zahl der vorzunehmenden 
Schlachtungen. Diie Erledigung der Arbeit geschieht gruppenweise 
unter Führung eines Obmannes, der von der Gruppe gewählt wird. 
Die Bezahlung der Gesellen geschieht nach der Zahl der geschlach¬ 
teten Tiere, jedoch wird ein Mindestlohn in Höhe von 70 Prozent 
des ortsüblichen Wochenlohnes von der Schlachthofverwaltung 
garantiert. — Der Landesausschuß des sächsischen Handwerks hat 
gegen die vorstehend skizzierten Pläne des Zentralverbandes der 
Fleischer Stellung genommen und in einer Eingabe an den Stadt¬ 
rat zu Dresden folgendes ausgeführt: Sollten die Pläne des Zentral¬ 
verbandes zur Verwirklichung kommen, so wäre ein erster Schritt 
getan, um die an ihren eigenen unendlichen Fehlern und Mängeln 
zugrunde gegangene behördliche Bewirtschaftung von Vieh und 
Fleisch von neuem dem Zwange zu unterwerfen. Nach allen Er¬ 
fahrungen, die in der Kriegszeit bis auf den heutigen Tag mit der 
behördlichen Fleischbewirtschaftung, sowie der städtischen Wurst¬ 
produktion gemacht sind, können für die Haltung des Zentralver¬ 
bandes unter keinen Umständen wirtschaftliche, sondern allein 
parteipolitische Erwägungen maßgebend gewesen sein. Der Eigen¬ 
art des gesamten Nahrungsmittelgewerbes, welches eine besonders 
sorgsame Behandlung und Aufbewahrung der zum Teil leicht ver¬ 
derblichen Produkte erfordert, kann ein kommunalisierter Betrieb 
niemals gerecht werden. Die enormen Verluste, welche die Be¬ 
hörden gerade auf diesem Gebiete erlitten haben, sollten ein für 
allemal den Gedanken an eine Wiederbelebung der Zwangswirt¬ 
schaft begraben. — Geht man im besonderen auf den Plan des 
Zentralverbandes ein, so muß er vom Standpunkt des selbständigen 
Fleischergewerbes unbedingt abgelehmt werden, da seine Verwirk¬ 
lichung weder dem gesamten Fleischergewerbe, noch auch der 
Volkswirtschaft in Gestalt einer besseren und wohlfeileren Ver¬ 
sorgung der Bevölkerung mit Fleisch dienlich sein kann. Beson¬ 
ders kann die Behauptung des Zentralverbandes, daß mit der Ein¬ 
führung von Schlachtgrupperi eine übermäßige Vergeudung von 
Zeit und Arbeitskraft vermieden und eine bessere technische Aus¬ 
führung der Arbeiten gewährleistet werde unter Berücksichtigung 
der tatsächlichen Verhältnisse in keiner Hinsicht als stichhaltig 
bezeichnet werden. Im Gegenteil werden folgerichtig mit der Ein¬ 
führung von Schlachtgruppen dauernd Unzuträglichkeiten ent¬ 
stehen, die einen geordneten Schlachtbetriteb unmöglich machen. 
Kein Fleischermeister, der mit teurem Geld ein Stück Vieh einge¬ 
kauft und hierbei vielleicht ein kleines Vermögen angelegt hat. 
wird es zulassen, daß eine Schlachtgruppe über sein Eigentum 
verfügt und ihn auf einem Hauptgebiet seiner Tätigkeit ausschaltet, 
so daß er gleichsam zu sehen muß, wie andere nunmehr seine 
frühere Tätigkeit ausüben. Eine Schlachtgruppe bietet dem Tier¬ 
besitzer sodann keine Gewähr, daß er alles, was ihm gehört, auch 
zurückerhält. Im übrigen hat die Erfahrung genugsam gelehrt, 
daß die Selbstschlachtung durch den Meister die größte Schlacht¬ 
ausbeute ergibt und der Meister sein Eigentum besonders pfleglich 
behandelt. Das Eigeninteresse des eMisters entspricht durchaus 
dem allgemein volkswirtschaftlichen Interesse. S. M. 


Hodisdiulnachrichten. 

Richtlinien für das Studium von Ausländern an deutschen Hoch- 
schulen. Das Auswärtige Amt in Berlin hat im Einvernehmen mit 
den beteiligten Landesregierungen Richtsätze für das Studium von 


132 


Ausländern an deutschen Hochschulen ausgearbeitet, die vom 
bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus mit Ent¬ 
schließung vom 18. Januar 1921 bekannt gegeben wurden. Sile lau¬ 
ten wie folgt: 1. An den deutschen Hochschulen können Ausländer 
zum Studium zugelassen werden, soweit die Verhältnisse der ein¬ 
zelnen Hochschulen es gestatten uind Plätze an ihnen verfügbar 
sind. Vorbedingung für die Zulassung jeden Ausländers ist, daß 
sein Heimatstaat Gegenseitigkeit gewährt, d. h. daß in ihm die 
deutschen Reifezeugnisse in gleichem Umfange wie die entspre¬ 
chenden inländischen Zeugnisse als ausreichender Nachweis der 
schulwissenschaftliiichen Vorbildung für -die Zulassung zu seinen 
Hochschulen uneingeschränkt anerkannt und demgemäß Deutsche 
auf Grund solchen Nachweises in gleicher Weise wie Inläder zu 
seinen Hochschulen zugelassen werden. 2. Von den Ausländern 
sind bei Beantragung seiner Zulassung zum Studium an einer 
deutschen Hochschule folgende Nachweise vorzulegen: a) ein Zeug¬ 
nis (erforderlichenfalls nebst beglaubigter deutscher Übersetzung), 
das im Heimatlande des Gesuchstellers für Zulassung zum Hoch¬ 
schulstudium berechtigt; über diese Berechtigung ist eine beson¬ 
dere Bescheinigung beizubringen, soweit sich nicht schon ein ent¬ 
sprechender Vermerk auf dem Zeugnisse selbst befindet. Außerdem 
muß dieses Zeugnis dem Reifezeugnis einer deutschen neunstufigen 
höheren Lehranstalt (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule) 
gleichwertig sein, b) Der Nachweis ausreichender Kenntnisse in 
der deutschen Sprache. Uber das Maß dieser Kenntnisse ist eine 
tunlichst von deutscher fachmännischer Seite ausgestellte Beschei¬ 
nigung vorzulegen. Eine Nachprüfung der Sprachkenmtnisse durch 
die in Frage kommende deutsche Hochschule bleibt Vorbehalten. 
Gegebenenfalls kann die Zulassung an die Bedingung geknüpft 
werden, daß der Ausländer sich die erforderlichen Kenntnisse bal¬ 
digst durch Teilnahme an von der Hochschule eingerichtete® oder 
anerkannten deutschen Sprachkursen aneignet und sich darüber 
answeist, c) Ein selbstgeschriebener Lebenslauf, d) Der Nachweis 
darüber, daß der Studierende die erforderlichen Mittel zum Studium 
besitzt. 3. Die Gesuche um Zulassung zum Hochschulstudium in 
Deutschland sind, sofern der Gesuchsteller seinen Wohnsitz im 
Auslande hat, mit allen erforderlichen Unterlagen bei der zustän¬ 
digen deutschen Auslandsvertretung so frühzeitig wie möglich ein¬ 
zureichen, in der Regel jedenfalls so zeitig, daß mit ihrer Über¬ 
mittelung am die zuständigen deutschen Unterrichtsministerien bei 
Anmeldung zum Sommersemester spätestens zum 1. März, bei An¬ 
meldung zum Wintersemester spätestens zum 1. September zu 
rechnen ist. 


Personalien. 

Charakterisiert als Generaloberveterinär: Die Oberstabsvete¬ 
rinäre a. D. Dr. Wilhelm Sippel, Peter Schneider und Franz 
Brinkmann; als Oberstabsveterinär: ' Stabsveterinär a. D. Dr. 
Heinrich Magerl, Georg Dörfler und August Jauß; als Stabs¬ 
veterinär: die Oberveterinäre a. D. Georg Schwertschlag und 
Joseph Bücher. 

Niederlassungen als prakt. Tierarzt: Dr. Otto Bub aus Augs¬ 
burg in Adelsdorf (B.-A. Höchstadt a. A.); Dr. Kurt Garn in 
Starnberg. 

Verzogen: Dr. Walther Wolligem uth von Starnberg nach 
Günzenhausen. 



133 




Erledigt. 

Die Bezirkstierarztstelle in Memmingen. ßewerbungsgesucho 
sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
K. d. I., bis zum 19. Februar 1921 einzureichen. 

Ehemaliges 7. bayer. Feldartillerie=Regiment. Alle Angehörigen 
im Frieden und im Kriege — Offiziere, Unteroffiziere, Kanoniere 
und Fahrer — werden gebeten, baldigst ihre Anschriften unter 
Beisetzung der Batterie- usw. Nummer dem Offiziersstellvertreter 
Otto Frankl, München, Belgradstraße 36/11, mitzuteilen. Viel¬ 
fachen Anregungen entsprechend findet am 12. Februar 1921 im 
„Haus der Landwirte“ (Hotel Metropol), München, Bayerstraße 41, 
eine Besprechung zwecks Zusammenschlusses statt. Kameraden, 
die nicht erscheinen, aber (Ihre Anschrift mitteilen, geht über das 
Ergebnis schriftliche Benachrichtigung zu. 


Bttcherschan. 


Trains Veterinär-Taschenbuch 1921. ,30. Jahrgang. Herausgegeben 
von Felix Train, Tierarzt. Verlag Otto Teichgräber, Ber¬ 
lin SW 68, Kochstraße 5. Preis: Ausgabe A: 12 Mark, Aus¬ 
gabe B: 16 Mark. 

Das vorliegende Taschenbuch erscheilnt auch in seinem 30. Jahr¬ 
gang noch in gekürzter Form, und zwar einbändig, was bei den 
derzeitigen hohen Papier- und Druckkosten wohl entschuldbar ist. 
Trotzdem nun auch das Tierseuchen- und Reichsfleischbeschau¬ 
gesetz fehlen, ist der übrige Inhalt des Taschenbuches ein so reich¬ 
haltiger und für den Tierarzt brauchbarer, daß dessen Anschaffung 
den Herren Kollegen wohl empfohlen werden kann. Ma. 



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Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬ 
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen. 

Literatur gerne zur Verfügung. 

cif. B. T. w. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914. 

M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916. 

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cienlsciie Fabrik Ününg 

Pharm. Abteilung 

Aubing bei München 


Fernspr.: 

Pasing 158. 


Telegr«: 

Chemische Aubing. 








Maul-ii. Klauenseuche 

wird wirksam vorgebeugt und be¬ 
kämpft durch Desinfektion mit 

BaiCillol 

cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierftrztl. Rundschau 1913 Nr. 16 

Literatur zu Diensteu. 

Bacillolwerke Hamburg 



Schriftleiter: Dr. Jose! Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche nniversftfttsbnohhandlung. München, Odeonspl. 2. 







(Mbar : Tierärztliches Wochenblatt u. Wochen schritt Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztltchep Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der l^uiversität Müutjheu. 


72. Jahrg. München, den 22. Februar 1921. Nr. 8. 


Inhalt: 

Originalartikel: Sonderhauser. (Forts, folgt). - 1 - Mayr. (Forts, folgt). — 
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. — 
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. 


(Aus dem tierpatkologisehen Institut der Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.) 

Beiträge zur Kenntnis der Unterkieiergeschwttlste 
bei Rind und Pferd. 

Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt 

in Massing. 

Die Unterkiefergeschwülste bei Rind und Pferd haben 
in der Literatur der letzten Zeit erhöhte Beachtung ge¬ 
funden. Geschwülste, welche am Unterkiefer ihren Sitz 
haben, besitzen gewöhnlich bei ganz verschiedener Struktur 
eine auffallend äußere Ähnlichkeit, so daß es meist sehr 
schwer fällt, makroskopisch - anatomisch die Natur des Tu¬ 
mors festzustellen. Es gehen solche Geschwülste teils vom 
Integument des Kiefers, der Unterlippe, des Zahnfleisches, 
von deren epithelialen Elementen oder bindegewebigem 
Grundstöcke aus, teils können sie den Knochen und deren 
Marksubstanz entwuchern oder in embryonaler Äülage aus 
den kompliziert gebauten Zahnkeimen und Zahnsäckchen 
sich entwickeln, woraus sich ihre großen inneren Verschie¬ 
denheiten erklären. Auf sehr verschiedener Genese stehend 
(Infektionsgeschwülste, traumatische Granulome, embryo- 
gene oder autoblastische Gewächse) bilden sie mehr oder 
minder massige, rundliche nach außen vorbrechende Tu¬ 
moren; gewöhnlich stellen sie dann eine verschieden große 
Auftreibung des Kiefers mit Zahnverlust vor. Nur die 
Karzinome und Papillome lassen sich leicht diagnostizieren, 
erstere durch ihre große Neigung zum gesehwiirigen Zer¬ 
fall, letztere sind durch lappige Gestalt und glatten Epithel- 
iiberzug gut gekennzeichnet, während es hei den übrigen 
zur Festlegung ihrer Natur gewöhnlich einer mikroskopi¬ 
schen Untersuchung bedarf. 













138 

In älterer tierärztlicher Literatur sind zwar ziemlich 
zahlreich Tumoren auch des Unterkiefers beschrieben; aber 
aus ihr geht bei fehlender histologischer Untersuchung oder 
dem damaligen primitiven Stande derselben nicht immer 
mit Sicherheit die Art der Geschwülste hervor. Die Mehr¬ 
zahl der beim Rind angeführten Geschwülste dürften Ak- 
tinomykome gewesen sein und ich lasse sie im folgenden 
außer Betracht, da meine Untersuchungen nur auf die Auto¬ 
blastome gerichtet sind. Von diesen sind, soweit ich in der 
mir zugänglichen neueren Literatur dies finden konnte, 
beim Rind beschrieben 1 Fibrosarkom, 1 Osteom, 1 Odon- 
tom, 1 Epulis myxomatosa und 3 Adamantinome. 

Ich lasse einige Auszüge aus der Literatur folgen: 

Giovanoli (1* [1911]) erwähnt ein Fibrosarkom am 
Körper des Unterkieferknochens beim Rind. Der Unter¬ 
kiefer war vergrößert, die Zähne in normaler Stellung; 
Verfasser stellt die Diagnose Fibrosarkom, ausgehend vom 
Mark des Unterkieferknochens. 

Poletajew (2[1909]) berichtet über ein Osteom am 
Unterkiefer einer Kuh. Die Geschwulst hatte sich im Verlauf 
von zwei Monaten auf dem linken Unterkieferast bis zur 
Größe eines Kindskopfes entwickelt und war trotz der Be¬ 
handlung mit Jodpräparaten im Wachstum nicht zurück¬ 
geblieben. Sie hatte eine rundliche Form, besaß bimförmige 
Auswüchse und okkupierte fast den ganzen Unterkieferast; 
ihre Oberfläche war mit einer dünnen Knorpelschicht be¬ 
deckt. Die Geschwulst wog 786 g; über ihre Struktur und 
die sonstigen Eigenschaften spricht der Autor sich nur da¬ 
hin aus, daß er ein Stückchen dekalzinierte und auf Grund 
der mikroskopischen Untersuchung Knochengewebe fest¬ 
stellte. 

Von einem 2 Jahre alten Rind berichten G a r t h und 
Grünert (3;[1908]) am J3 ein Odontom. Die ganze 
vordere Fläche des Schneidezahnes war von der Neubildung 
bedeckt, indem dieselbe 24 mm breit, 22 mm lang und 18 mm 
dick war. Das Geschwulstgewebe zeigte auf der Schnitt¬ 
fläche bräunliches Aussehen mit netzförmig verteilten 
weißen Streifen. Die mikroskopische Untersuchung ergab 
das Vorhandensein von Zement und Dentin. 

Einen Fall von Epulis myxomatosa bei einer 2^2 Jahre 
alten Kuh beschreibt Wyßmann (4[1909]). Die hasel¬ 
nußgroße Neubildung saß ventral vom J 1 der linken Seite, 

*) Die in Klammern beigesetzten Ziffern beziehen sich auf die 
am Schlüße angegebenen Literaturangaben. 



139 


ausgehend vom Alveolarperiost. Eine heftige Blutung der 
Geschwulst hatte die Notschlachtung des Tieres verursacht. 

Folger (5 [1913]) beschreibt 3 bei Ochsen gefundene 
Adamantinome. Der Unterkieferkörper mit den nächst- 
liegenden Teilen der Äste war etwa mannsfaustgroß auf- 
getrieben, von rundlicher Form. Die Vorderzähne der lin¬ 
ken Seite waren vorhanden, die drei inneren der rechten 
fehlten, der zurückgebliebene äußere zeigte eine ziemliche 
Verschiebung nach seitwärts. Der Tumor war knorpelähn¬ 
lich, weich, elastisch, wies einen grubenförmig vertieften 
Defekt auf. Beim Durchschneiden kam im Innern eine J 
leere Höhle zum Vorschein mit glatten, spiegelnden Wän¬ 
den, die auch in die linke Hälfte hinüberreichte. Hier nahm 
man deutliche Hervorwölbung der Wand wahr, entsprechend 
den mit einer Schicht Geschwulstgewebe bekleideten Zahn¬ 
wurzeln. Die Höhle schien von einer Zystenbildung herzu¬ 
rühren. Die Schnittfläche war schleimig, weiß-grau bis röt¬ 
lich und zeigte alveoläre Struktur. Ganz vereinzelt fanden 
sich sehr kleine verkalkte Teilchen, nirgends Zerfalls¬ 
prozesse. Bei mikroskopischer Untersuchung fand man 
sternförmige, ein Netzwerk bildende Zellen von ähnlichem 
Bau wie im Schmelzorgan. 

Das zweite Präparat beschreibt er wie folgt: Das Cor¬ 
pus mandibulare war faustgroß aufgetrieben, auf der die • 
Geschwulst bekleidenden Maulschleimhaut war ein etwa 
pfennigstückgroßes, nicht tief gehendes Geschwür vor¬ 
handen. Die Vorderzähne standen bis auf J 3 der rechten 
Seite, der etwas abwärts verschoben war, in regelmäßiger 
Reihe. Die Konsistenz der Geschwulst war etwas weicher 
als Knorpel und leicht schneidbar, die Schnittfläche gelappt 
und von schmalen Bindegewebszügen durchlaufen. Der 
Rand der Läppchen war deutlich markiert durch' feine, 
nicht ganz 1 mm breite reliefartig erhabene Leisten. 

Das dritte Präparat hatte folgendes Aussehen: Auf der 
Geschwulst des Unterkieferkörpers, teilweise von der Maul- • 
Schleimhaut überzogen, saß ein flaches, zweipfennigstück¬ 
großes Geschwür, rechts von der Mittellinie. Die zwei 
äußeren Vorderzähne beider Seiten standen stark seitlich 
disloziert. Das Tumorgewebe war leicht schneidbar, zeigte ' 
gleiche Schnittflächen wie das zweite Präparat, nur mit 
dem Unterschied, daß die Läppchen nicht von reliefartigen 
Linien umrandet waren. 

Über die Unterkiefertumoren der Pferde ist die Lite¬ 
ratur etwas umfangreicher. 





140 


Für das Pferd sind beschrieben: 5 Karzinome, 2 Sar¬ 
kome, 1 Fibrosarkom, 3 Osteosarkome, 3 Osteome, 1 Osteo¬ 
fibrom, 1 Odontom, 1 Lymphangioma eavernosum. 

_ (Fortsetzung folgt.) 


Über die Hanl- und Klauenseuche. 

Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach. 

Unaufhaltsam drang die giftverbreitende Seuchenwelle, nach¬ 
dem sie über die Grenzen nach Deutschland eingebrochen war, 
von Süden nach Nordein und von Westen nach Osten vorwärts. 
Die Nachrichten, die ihrem Erscheinen vorauseilten, brachten 
schlimme Kunde von dem perniziösen Charakter, den die Krank¬ 
heiten da und dort trugen. Der prohibitive Apparat, der gegen 
die Ausdehnung der Seuche seitens der Behörden in Szene gesetzt 
wurde, versagte bei uns wie anderswo. Schutzlos wurden die 
landwirtschaftlichen Tierbestände vom. ihr ergriffen. Angesichts 
der Wirkungslosigkeit aller Isolier- und Absperrversuche suchten 
die Besitzer nach Selbsthilfe und hofften durch Räucherungen mit 
den verschiedensten Mitteln, -durch Desinfektion der Stallungen 
und ihrer Zugangswege mit Kalkmilch, Chlorkalk und dem mo¬ 
dernen Caporit dem Eintritt des Giftstoffes in die Ställe und seiner 
Verbreitung in der Stall-Luft vorzubeugen. Die chemische In¬ 
dustrie wußte diese günstige Konjunktur auszunützen und brachte 
alle möglichen Mittel, deren frühzeitige Anwendung die Ver¬ 
hütung und Heilung der Seuche zusicherte, auf den Markt, keines 
davon hielt jedoch, was es versprach. Immer mehr drang die Er¬ 
kenntnis durch, daß in der Festigung des einzelnen Tierkörpers , 
eine wirksame Abwehr gegen das Seuchengift angestrebt werden 
müsse, die durch Steigerung der Widerstandskraft mittelst natür¬ 
licher, dem Boden und Klima angepaßter Zuchten, natürlicher Auf¬ 
zucht und Haltung erzielt werden kann. In der Stunde der Not 
nützt jedoch solche Einsicht nur insoweit als sie das Interesse für 
seuchenhyglenische Bedürfnisse weckt. Immer wieder beschäftigt 
bei neuen Invasionen der Maul- und Klauenseuche die alte Frage 
die Geister, wie es zu erreichen wäre, die natürlichen Abwehr¬ 
kräfte des Organismus künstlich zu fördern; auf diesem Wege 
suchte bereits Löffler und seine Schule durch die Gewinnung 
eines Schutzserums zum Ziele zu gelangen. Die praktische Aus¬ 
beute dieser Forschungen blieb bislang gering. 

Im weiteren Fortschreiten der Seuche traten bisher unbekannte, 
auffallende epid'emiologischeMerkwürdigkeiten in Erscheinung, ein¬ 
mal liefen gut- und bösartige Formen gleichzeitig und örtlich neben 
einander oder in verschieden umfangreicher räumlicher Trennung 
einher, zum anderen kamen Rezidiven der Seuche vor, derart, daß'in 
verschieden großen Zeiltintervallen erneute Verseuchungen die Ge¬ 
höfte bezw. Tiere trafen. Noch eigentümlicher schein't sich der Ver¬ 
lauf im Auslande gestaltet zu haben. M o u s s u [1*)] berichtet 
u. a., daß die Maul- und Klauenseuche seit 1910 mit verschiedenen 
Pausen bis jetzt in Frankreich herrscht und daß z. B. im März 1919 
eine Stallung mit 30 Stück Arbeitsrindern ergriffen wurde, wobei 

*) Die in eckigen Klammern [ ] beigesetzten Ziffern beziehen 
sich auf die am Schlüsse des Artikels angegebenen Literatur¬ 
angaben. 



141 


«■H o Tiere schwer -erkrankten und schon am 1. November erschien 
die Seuche wieder, alle Insassen erkrankten von neuem in der 
gleich, heftigen Form wie das erstemal. Dasselbe war In einer 
Stallung, mit Milchkühen zu beobachten. Auch aus Belgien teilt 
M. derartige Vorkom mnis se mit und führt als Beispiel an, daß dort 
eine Stallung mit 80 Kühen sogar innerhalb 15 Tagen rezidiv be¬ 
fallen wurde und daß die zweiten Erkrankungen schwerer als die 
ersten waren. H a f n e r [2] beschreibt eine unter dem Bilde der 
septischen Coxitis verlaufende unheilbare Nachkrankheit, deren 
Eigenartigkeit im Zusammenhänge mit den erwähnten Besonder¬ 
heiten des Seuehenverlaufes dazu führen können Zweifel in die 
Unvermischtheit dieser Maul- u. Klauenseuche-Epidemie zu setzen. 

Der früher und auch diesesmal von einem oder anderen der 
Kollegen empfohlenen Methode, der Seuche nach ihrem Einbruch 
in ein Gehöft ihren Lauf nehmen zu lassen, mißtrauten die Be¬ 
sitzer bei dem gegenwärtigen Zuge und drängten auf rasche Be¬ 
handlung ihrer Tiere; heutzutage ist schon der Wert der Mülch 
und ihrer Produkte derart, daß der Landwirt den Ausfall dieser 
Gewinne tunlichst abzukürzen trachtet, daher kam es, daß wohl 
bei keinem Zuge der Maul- und Klauenseuche die tierärztliche 
Hilfe so begehrt war wie diesesmal. 

Die Einzelerkrankungen waren, wenigstens in der hiesigen 
Gegend, durchwegs schwer und endeten nicht selten durch Apo¬ 
plexie . tödlich. Die sonst und anderweitig gemachte Beobachtung, 
daß einzelne Gehöfte inmitten von verseuchten völlig verschont 
bleiben und daß innerhalb des Bestandes eines Anwesens ein¬ 
zelne Tiere nicht ergriffen werden oder daß bei Gliedern einer 
Familie eine erhöhte Giftresistenz besteht, war nirgends zu be¬ 
stätigen, nicht einmal diejenigen Stücke, die beim Herrschen der 
letzten Seuche im Sommer des Jahres 1912 schon diile Krankheit 
durchgemacht hatten, waren entgegen der Erwartung ihrer Be¬ 
sitzer gefeit; man konnte also von einer Panzootie im wahrem 
Sinne des Wortes sprechen, namentlich die meist in Händen kleiner 
Leute befindlichen Ziegenbestände wurden schwer heimgesucht. 
Im auffallenden Gegensatz hflezu ist es mir trotz größter Acht¬ 
samkeit gerade auf diesem Punkt nicht ein einzjgesmal geglückt, 
ein Infektion mit Maul- und Klauenseuche bei Pferden konstatieren 
zu können, obwohl sie zuweilen mit Rindvieh ihn gleichen Raume 
untergebracht waren, und doch muß ein solches Vorkommnis früher 
nicht selten gewesen .sein, da seihe Beschreibung in den älteren 
Lehrbüchern einen breiten Raum einnimmt. 

Es ist kein Wunder, daß angesichts solcher Beobachtungen die 
Suche nach den Gründen für die Schwankungen in der Heftigkeit 
ansteckender Krankheitszüge erneut einsetzte und eine befriedi¬ 
gende Erklärung anstrebte. Wohl ist einleuchtend, daß sich die 
Erkrankungsmöglichkeiten um so mehr häufen, je größer die Zahl 
des ansteckungsfähiiigen Materials ist, je länger also die Pausen 
der Seuchengänge sind. Daß aber die numerische Progression aus¬ 
schließlich die toxischen Eigenschaften erhöhen soll, erscheint des¬ 
halb nicht wahrscheinlich, weil solche Voraussetzungen früher 
schon wiederholt bei Seuchen gegeben waren, ohne daß dadurch 
ihr Charakter im schlimmen Sinne beeinflußt worden wäre. Ferner 
ist bekannt, daß das präsumptive Virus mit Vorliebe in der Mus¬ 
kulatur des Herzens sich etabliert und an ihr degenerative Ver¬ 
änderungen hervorruft, die sehr häufig einen bösartigen Ausgang 
zur Folge haben. Der ursächliche Zusammenhang zwischen zeiten- 



142 


weise schwankender Gifthöhe, Organschwäche und mangelnder 
Schutzkraft ist aber damit nicht aufgedeckt, denn in anderen 
Seuchengängen sind’ doch auch durch alle möglichen Verhältnisse 
alterierte Herzen vorhanden, ohne daß ihr Gewebe und ihre Funk¬ 
tion so leicht gestört wird, ebenso herrscht Sommerhitze und Ge¬ 
witterschwüle und trotzdem gibt es keiiln Massensterben. Einen 
plausiblen Erklärungsversuch macht Reuter [3], der schon 1896 
gelegentlich einer Maul- und Klauenseuche-Epidemie mit maligner 
Tendenz reiche Erfahrungen sammeln konnte. Seine Anschauung 
ist auf die Annahme gegründet, daß die Virulenz pathogener Er¬ 
reger auf dem Wege der natürlichen Passage durch Tier¬ 
körper an Heftigkeit gewinnt. Die Maul- und Klauenseuche - In¬ 
vasionen, bei denen die Erkrankungen leicht verliefen, nahmen 
nach R. stets ihren Weg von Osten nach Westen, in den östlichen 
Ländern findet aber das giftige Prinzip in den widerstandsfähigen 
Körpern des Steppenyiehes keinen geeigneten Mutterboden und 
bleibt gewissermaßen mitigiert, in dieser Form kommt es zu uns; 
anders, wenn die Seuche bei uns eindnimgt, nachdem sie mit hete¬ 
rogenem Blute gekreuzte, ihren (natürlichen Lebensbedingungen 
mehr oder weniger entrückte, zum Teil unterernährte, also erhöht 
empfindliche Zuchten passiert und dadurch eine Potenzierung ihres 
Giftgehaltes erfahren hat. Daß auch diese Deutung nicht allge¬ 
meine Anerkennung und Zustimmung fand, ergibt sich aus dem 
Bestreben nach weiteren Erklärungen. Böhm [4] sucht den Grund 
in Wirkungen der Atmosphäre und zwar besonders in Lichtstrahlen 
spezifischer Natur, deren Dominieren in bestimmten Jahrgängen 
eine Art Nährboden für das hypothetische Miasma oder Kontagium 
bildet. L a. u f f [5] hält es auf Grund seiner Beobachtungen nicht 
fiir ausgeschlossen, daß, wie bei anderen Infektionskrankheiten, 
Stand und Schwankung der Grundwasserverhältnisse yon Einfluß 
auf den Seuchencharakter sind. Inwieweit die genannten oder 
andere noch unbekannte Faktoren einzeln oder im Zusammenhänge 
diese merkwürdige Eigentümlichkeit auslösen, bleibt noch ein 
offenes Problem der Forschung. 

(Fortsetzung folgt») 


Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl- 

und Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Psehorr, München. 

2. Verordnung vom 22. Oktober 1901, den Verkehr mit Arznei¬ 
mitteln betreffend (RGBl. S. 380). 

Diese Verordnung setzt sich aus dem kurzen Textteil und den 
Verzeichnissen A und B zusammen. 

Nach § 1 dürfen die in dem der Verordnung angeschlossenen 
Verzeichnisse A aufgeführten Zubereitungen als Heilmittel außer¬ 
halb der Apotheken nicht feilgehalten oder verkauft werden. Es 
besteht hinsichtlich der Zubereitungen kein Unterschied, ob sie 
heilkräftige Stoffe enthalten oder nicht. Die im dem Verzeich¬ 
nisse A genannten Zubereitungen sind nur als Heilmittel dem freien 
Verkehr entzogen, währemd sie als Genuß- oder Desinfektions¬ 
mittel sowie als kosmetische Mittel frei verkauft werden dürfen. 
Als Heilmittel gelten die im Verzeichnisse A angeführten Mittel 
nur dann, wenn sie als Mittel zur Beseitigung oder Linderung von 
Krankheiten bei! Menschen oder Tieren dienen, angepriesen oder 



143 


verabreicht werdefi. Hieraus geht hervor, daß auch die Heilmittel 
für Tiere (mit Ausnahme der wenigen später benamntem Mittel) 
dem freien Verkehr entzogen sind, soferne sie als „Zubereitungen“ 
im Sinne dieser Verordnung zu gelten haben. Dies gilt auch für 
Mast- und Preßpulver, welche ihrer Zusammensetzung nach als 
Heilmittel dienen *). Hinsichtlich des Begriffes . „Feilhalten“ ist 
zu bemerken, daß das Feilhalten, d. i. das Bereitlegen eines dem 
freien Verkehr entzogenen Arzneimittels zum Verkaufe, in den 
Verkaufsräumen eines Nichtapothekers strafbar ist, nicht aber da¬ 
gegen das Feilbieten, z. B. Annoncieren eines derartigen Mittels *?. 

Hinsichtlich des Begriffes „Verkauf “ *) soll noch bemerkt 
werden, daß nach § 367 Ziff. 3 des Reichsstrafgesetzbuches auch 
die Zubereitung und die Überlassung einer dem freien Verkehr 
entzogenen Arznei an andere als Heilmittel strafbar ist. — Diesen 
Bestimmungen unterliegen Desinfektionsmittel nur dann, wenn sie 
Stoffe enthalten, welche in den Apotheken ohne Anweisung eines 
Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes nicht abgegeben werden dürfen 
(Verordnung v. 22. Juli 1896 betr. die Abgabe stark wirkender 
Arzneien usw. — GVB1. S. 517 —). Auf Verbandstoffe, Gazen, 
Binden, Watten u. dergl., einerlei! ob sie mit Jodoform, Sublimat 
usw. imprägniert sind, auf Zubereitungen zu Herstellungen von 
Bädern, sowie auf Seiifen zum äußerlichen Gebrauche finden vor¬ 
stehende Vorschriften keine Anwendung. 

Es sef hier gleich' eine Übersicht über das mehrfach erwähnte 
Verzeichnis A angeführt. Es dürfen also nach dem Gesagten als 
Heilmittel bei Menschen oder Tieren außerhalb der Apotheken 
nicht feilgehalten oder verkauft werden: 

1. Abkochungen und Aufgüsse (decocta et infusa). 

2. Ätzstifte (styli caustioii). 

3. Auszüge in fester und flüssiger Form (extracta tincturae) mit 
einigen namentlich aufgeführten Ausnahmen, die uns hier nicht 
weiter interessieren. 

4. Trockene Gemenge von Salzen oder zerkleinerten Substanzen 
oder von beiden untereinander, auch wenn die zur Verwendung 
bestimmten Bestandteile gesondert verpackt sind (pulveres, 
salia et species mixta) sowie Verreibungen jeder Art (tritura- 
tiones). 

Hier schließen sich einige Ausnahmen an, für die hier kein 
Interesse besteht. • 

Bemerkt wird, daß trockene Gemenge von nicht zerklei¬ 
nerten Substanzen dem freien Verkehr überlassen sind. 

5. Flüssige Gemische und Lösungen (mixturae et solutiones) ein¬ 
schließlich der gemischten Balsame, Honiiigpräparate u. Sirupe. 

Von den Ausnahmen, die also auch außerhalb der Apo¬ 
theken und zwar auch als Heilmittel feilgehalten und ver¬ 
kauft werden dürfen, kommen für uns in Betracht: 
Bleiwasser mit einem Gehalte von höchstens 2 Gewichts¬ 
teilen Bleiessig in 100 Teilen der Mischung, 
Kalkwasser, auch mit Leinöl, 

Kampherspiritus, 

Seifenspiritus. 

Auch Mischungen von Äthergeist, Kampherspiritus, 
Seiiifenspiritus, Salmiakgeist und Spanischpfeffertinktur oder 


*) Biechele: Die gesetzlichen Bestimmungen für das Apo¬ 
thekenwesen itn Bayern. Halle a. S. 1916. 



144 


von einzelnen dieser Flüssigkeiten untereinander sind dem 
freien Verkehr überlassen, aber nur 

a) zum Gebrauch für Tiere und 

b) wenn die einzelnen Beetandteüe der Mischungen auf 
den Gefäßen, in denen die Abgabe erfolgt, angegeben 
sind. 

In diese Gruppe der freiverkäuflichen Arzneimittel 
fallen demnach alle Fluide und ähnliche Einreibungen. 

' 6. Gefüllte Kapseln von Leim (Gelatine) oder Stärkemehl (cap- 
sulae gelatinoeae et amylaceae repletae). Die Ausnahmen sind 
hier ohne Belang. 

7. Latwergen (electuariilae). 

8. Linimente (linimenta). Freigegeben ist „flüchtiges Liniment“ 
(Linimentum volatile). Flüchtiges Kampher-Liniment (Liniimen- 
tum amraoniato-camphoratum) dagegen ist den Apotheken Vor¬ 
behalten. 

9. Pastillen (pastilli-rotulae et trochisci-tabulettae, pilulae et gra- 
nula). Die Ausnahmen kommen hier nicht in Betracht. 

10. Pflaster und Salben (emplastra et unguenta). * 

Freiverkäuflich außerhalb der Apotheken — auch als 
Heilmittel — sind dagegen: 

Bleisalbe zum Gebrauche für Tiere, 

Borsalbe 

Terpentinsalbe „ „ „ „ 

Zinksalbe „ „ „ „ und 

Pechpflaster, dessen Masse lediglich a.us Pech, Wachs. 
Terpentin und Fett oder einzelnen dieser Stoffe be¬ 
steht. 

11. Supposltorien (suppositoria) in jeder Form (Kugeln, Stäbchen, 
Zäpfchen oder dergl.), sowie Wundstäbchen (cereoli). In diese 
Gruppe der den Apothekern vorbehaltenen Mittel gehören dem¬ 
nach die zahlreichen Varianten votn Scheidenstäbchen, Kegeln 
u. s. w. zur Bekämpfung der Vaginitis inf. granularis. 

Während wir uns bisher bei dem Verz. A mit Zubereitungen 
beschäftigt haben, deren Feilhalten oder Verkauf sich darnach 
richtet, ob si!e als Heilmittel dienen sollen oder nicht, enthält das 
der Verordnung ebenfalls angeschlossene Verzeichnis B nur solche 
Stoffe, die außerhalb der Apotheken überhaupt nicht feilgehalten 
oder verkauft werden dürfen. Dieses Verzeichnis ist zu umfang¬ 
reich und hängt mit dem Zwecke der vorliegenden Arbeit nur ge¬ 
ring zusammen, so daß von dessen Wiedergabe abgesehen werden 
darf. Ob diese Stoffe in den Apotheken ohne weiteres verkauft 
werden dürfen oder ob deren Abgabe nur auf schriftliche, mit 
Datum und Unterschrift versehene Abweisung (Rezept) eines 
Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes — in letzterem Falle jedoch 
nur zum Gebrauche in der Tierheilkunde — abgegeben werden 
dürfen, bemißt sich' nach der Verordnung vom 22. Juli 1896, die 
Abgabe von stark wirkenden Arznejlen usw. betr. (GVB1. S. 517, 
s. oben!). 

Der letzte Abschnitt der Verordnung bestimmt, daß die vor¬ 
stehenden Bestimmungen nicht Geltung haben für den Großhandel 
und hinsichtlich des Verkaufes der im Verzeichnis B angeführten 
Stoffe an Apotheken oder an solche öffentliche Anstalten, welche 
Untersuchungs- oder Lehrzwecken dienen und nicht gleichzeitig 
Heilanstalten sind. (Fortsetzung folgt.) 



145 


Druckfehlerberichtigung. 

In dein Artikel von Bertschy „Ober Wirkungen des Ferri- 
hydroxydes im Organismus auf den Erreger der Maul- und Klauen- 
seuche“, Nr. 7 der M. T. W. 1. Js., hat sich in der Tabelle auf 
Seite 125 ein Druckfehler eingeschlichen der, wie unten ersichtlich 
(versdionte statt erkrankte) zu korrigieren ist. Die Schriftleitung. 


Legenda zum Schema 1 der Wasserversorgung von Eg. Bai. 


Gehöft 

4 

erkrankte 

22. Dez. 1919 

3 Kühe 1 


3 

11 

31- i, i) 

19 „ i 

Gehöft 

7 

erkrankte 

12. Juli 1920 

9 Kühe 

vv 

8 

11 

20. „ „ 

10 „ 

11 

1 

11 

17. „ „ 

17 „ 

11 

10 

11 

29. „ 

12 „ 

91 

14 

11 

4. Aug. „ 

12 „ 

91 

Z 

11 

4 - ™ » 

15 „ J 

Gehöft 

5 

erkrankte 

14. Okt. 1920 

13 Kühe 1 

19 

9 

11 

7. Nov. „ 

6 „ 1 

Gehöft 

6 

vtrsekoBte 


5 Kühe 1 

11 

11 

19 


6 „ 

71 

12 

11 

• 

2 „ 1 

71 

13 

91 


Ziegen j 


Trockenlütt. 1919 bös- 
art. Form d. M. u. Kl. S. 


Grünfütterung. 1920 
} leichte Form der M. 
und Kl. S. 


Trockenfütterung. 1920 
erkrankten nicht an 
M. und Kl. S. 


^Referate. 

tabkfleu- nd talasloBSkraikkeltOB. 

Dr. med. vet. C. T i t z e - Berlin : Einiges über die so¬ 
genannte Brüsseler Krankheit (infektiöse Bronchopneumo¬ 
nie) der Pferde. (Berl. Tierärztliche Wochenschrift, 1920, 
Nr. 10, S. 111.) 

Ein ansteckender Bronchialkatarrh, dem sich nicht selten eine 
Pneumonie anschloß, trat Ende 1914 und vermehrt im Frühjahre 
1915 unter den Pferden des Westheeres auf; er erhielt nach den 
Orten des ersten Auftretens die Bezeichnung „Brüsseler“ oder 
„Genter“ Krankheit. Beim Übergreifen auf die Lunge erkranken die 
vorderen und unteren Abschnitte herdweise, wobei' die befallenen 
Gewebsstellen Neigung zur Erweichung und zum Brandigwerden 
zeigen. Insoweit erinnern die Krankheitserscheinungen an solche, 
wiie sie längst bekannten Pferdeseuchem, die als Katarrh der oberen 
Luftwege. Händlerdruse und Akklimatisationskrankheit kursieren, 
eigen sind. Das Charakteristische der Brüsseler 
Krankheit soll jedoch in der Beimischung von 
Symptomen liegen, dile auch bei der anstecken¬ 
den Blutarmut auftreten: rezidivierendes Fie¬ 
ber, Pulsbeschleunigumg und Herzschwäche, 
Schwanken in der Hinterhand, hohe Mortalität nnd 
lange Genesungsdauer. T. ist der Meinung, daß die wechselnde 
Mannigfaltigkeit der Krankheitssymptome und des Krankheitsver¬ 
laufes kaum für eilne ätiologisch einheitliche Seuche sprechen, und 
stützt sich dabei auf Beobachtungen und Untersuchungen in zahl¬ 
reichen Pferdebeständen, unter denen die Brüsseler Krankheit 
herrschen sollte. Der Autor gewann auf Grund von Impfungen die 
Überzeugung, daß die Fälle vom .Brüsseler Krank¬ 
heiten, die ihm unterkamen, verlarvte anstek- 


... 



146 




kende Blutarmut wa r e n;. e i n e n Fa 11 vonBrüsse- 
ler Krankheit als Seuche suigeneris konnte er 
nilcht eruieren. Erfahrungsgemäß können bei der infektiösen 
Anämie durch Erkältungseinflüsse, Erschöpfung oder Herzschwäche 
leicht bronchopneumonische Zustände entstehen, weiterhin können 
Mischinfektionen von ansteckender Blutarmut mit dem anstecken¬ 
den Katarrh der oberen Luftwege und mit Druse eine ‘spezifische 
Krankheit Vortäuschen. Me. 


Martens- Sangerhausen: Über die Ursachen der 
Kälberruhr. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 15, 
S. 163.) 

M. führt das Auftreten und die Entstehung früher unbekannter 
Krankheitsformen in der Neuzeit auf die intensive Bodenkultur, 
die massenhafte Zufuhr aller Art von Düngermitteln iln den Humus 
und dieVerfütterung von Fabrikationsrückständen aller Art zurück. 
Namentlich seit der Verfütterung von Zuekerriibenblättem und den 
Kuppen der Rüben hat der Autor die schwere, fast stets letal ver¬ 
laufende Form der Kälberruhr, die infektiöse Kälberpneumonie 
und das Verkalben sich immer weiter verbreiten sehen. Inwieweit 
die Art der Düngung und die Qualität des Bodens die Intensität 
dieser Erkrankungen zu beeinflussen vermögen, sollte das Ziel 
planmäßiger Forschung werden. M. machte die Beobachtung, daß 
in einem Bestände, in dem die Ruhr heftig krassierte, 8 neu ein¬ 
gestellte hochträchtige Kühe, mit Heu gefüttert, gesunde Kälber 
brachten, die sich auch gut entwickelten. In einem anderen ver¬ 
seuchten Gehöfte wurde bei einer Anzahl von Kühen Zuckerrüben¬ 
blätter- und Kuppenfütterung ausgesetzt, auch hier blieben die 
Kälber von Ruhr verschont, während die anders gefütterten ver¬ 
endeten. Außerdem vertritt M. die Ansicht, daß es sich bei der 
Ruhr um eine intrauterine Infektion handelt. Alle desinfizierenden 
und adstringierenden Mittel, die Impfung inilt polyvalentem Serum 
und mit Bazillenextrakt verwirft M., nur die Vorbauung in Form 
der Verabreichung gesunder Futtermittel bannt die Seuche. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Verein der Staatstierärzte Bayerns. 

In Nr. 51 der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrilft“ vom 
21. Dezember 1920 findet sich auf Seite 914 eine Mitteilung des 
Verbandes der Freiberufstierärzte Bayerns über eine Besprechung 
der Berufsgruppen wegen Schaffung einer provisorischen Standes¬ 
vertretung, welche nicht unwidersprochen bleiben kann. 

Es wird dort behauptet, der Ministerialreferent (es sollte wohl 
heißen, der technische Referent im Staatsministerium des Innern) 
hätte dem Vorschlag-der Freiberufstierärzte einer paritätisch zu¬ 
sammengesetzten provisorischen Standesvertretung bereits die Zu¬ 
stimmung erteilt, derselbe wurde aber unter Betonung des Fest¬ 
haltens an den Kreisvereinen von den anderen Gruppen abgelehnt. 
Die Schuld, daß ein Zusammenarbeiten für die Zukunft nicht mög¬ 
lich ist, wird von den Freiberufstierärzten den anderen Berufs¬ 
gruppen zugeschoben. 




' 147 


Der Tatbestand ist folgender: 

Das StaatsministerSum des Innern hat am 20. Oktober 1920 
folgende Verfügung erlassen: 

„Betreff:. Tierärztliche Standesvertretung. 

Die Schaffung einer Tierärztekammer kann für die nächste Zeit 
aus verschiedenen, in der Natur der Sache liegenden Gründen nicht 
in Aussicht gestellt werden. ' « 

Als die zur Vertretung der Interessen der Tilerärzte des be¬ 
treffenden Regierungsbezirkes bei der Staatsregierung zuständigen 
Organe sind durch Verordnung vom 11. Februar 1877 (GVB1. S. 89) 
die Tierärztlichen Kreiisvereine und mit Entschließung vom 31. Ok¬ 
tober 1913 Nr. 370c3 betr. Vertretung der Tierärzte, als Vertretung 
der Kreis vereine der Landesausschuß anerkannt worden. 

Unter dem 4. ds. berichtet der Landesausschuß, daß er von 
einer Stellungnahme zur Entschließung vom 30. vorigen Monats 
absehen zu dürfen glaubt, weil der Verband der Freiberufstierärzte 
wiederholt die Kreisvereine und den Landesausschuß als Standes¬ 
vertretung abgelehnt habe. 

Der Verband der Freiberufstierärzte hat auch dem Staatsraini- 
steriium des Innern unter dem 3. lfd. Mts. berichtet, daß er eine 
Auflösung des Lamdesausschusses vorschlage, an dessen Stelle ein 
Ausschuß von je 4 Mitgliedern der in ihren Berufsgruppen organi- • 
sierten Berufsgruppen treten soll. 

Das Staatsministerium hält eine Auflösung der Kreisvereine 
und des Landesausschusses vor Inkrafttreten der Tierärztekammer 
nicht erforderlich. Es würde jedoch keiüne Erinnerung jjagegen 
erhoben werden, wenn der Landesausschuß in der Zusammen¬ 
setzung seiner Mitglieder eine 'Änderung erfahren würde. 

Der Verband der Staatstierärzte Bayerns, der Verband der 
Gemeindetierärzte. sowie der Verband der Freiberufstierärzto 
haben einen Abdruck dieser Entschließung erhalten, letzterer mit 
der Anheimgabe, beim Landesausschuß einen entsprechenden An¬ 
trag einzubringen. ' I.V.: gez. Dr. Sch weyer.“ 

* * * 

Der Verein der Staatstierärzte und die Landesgruppe der Ge¬ 
meindetierärzte haben bei der fraglichen Besprechung zugestftnmt. 
den bereits paritätisch zusammengesetzten Landesausschuß durch 
Zuwahl von Vertretern der drei Berufsgruppen weiter zu ver¬ 
stärken oder Neuwahlen vorzunehmen. 

Der Verband der Freiberufstierärzte wollte aber unter allen 
Umständen die Auflösung der derzeitigen gesetzlichen Vertretung 
erzwingen und lehnte jeden Ausgleichsvorschlag ab. 

Eine derartige Gewaltpolitik mußte natürlich zuriickgewieson 
werden, würde doch durch solches Vorgehen jede gesetzliche Ver¬ 
tretung auch für die Zukunft in Frage gestellt. 

Traunstein, 31. Januar 1921. 

Groll. 


Verschiedenes. 

Tierwelt, Tierhaltaag, Diätetik. 

Über die Geflügelzucht im Wirtschaftsleben 

bringt ökonomierat Dr. R. Ulrich, Vorstand der 
Kreisgeflügelzuchtanstalt in Erding, im Hinblick 



148 


auf die Tagung der bayerischen Landwirte (Landwirtschaftliche 
Woche) und anläßlich der 18. Nationalen Geflügelausstellung vom 
29.—31. Januar 1921 in München sehr beachtenswerte Ausführungen 
in einer Tageszeitung (M. Ztg., 28.1. 21, Nr. 26), denen ich einige 
Daten entnehmen möchte. Zunächst weist Verfasser darauf hin, 
daß man den Geflügelzählungen niemals besondere Erhebungen 
über die Produktion von Geftiigelerzeugnissen 
gefügt habe, und fährt dann ungefähr folgendermaßen fort: 

Erstmals im Jahre 1900 unternahm es Dr. W. Schultze, Ge¬ 
schäftsführer der Hauptstelle Berlin der Deutschen Landwirtschafts- 
gesellsehaft anläßlich der Weltausstellung zu Paris Berechnungen 
anzustellen, um die alljährliche Produktion der verschiedenen land¬ 
wirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und industriellen Zweige fest¬ 
zustellen. Schult ze famd. daß die Geflügelzucht im Deutschen 
Reiche alljährlich Erzeugnisse ihn Werte von 483 Millionen Mark 
hervorbringt. Da die landwirtschaftliche Jahresproduktion ohne¬ 
dem auf 7441 Millionen Mark (ohne Forstwirtschaft) geschätzt wurde, 
so entfallen 6,63 v. H. dieser Produktion auf Geflügelerzeugnisse, 
die an fünfter Stelle stehen, nach 

Molkereierzeugnlssen mit 1626 Millionen Mark 

Brotgetreide „ 1525 

• Schweinefleisch „ 1192 

Rindfleisch ., 832 „ „ 

Sie haben einen größeren Wert als die deutsche Gartein- und Obst¬ 
bauproduktion mit 380 Millionen Mark und Zuckerproduktion mit 
351 Millionen Mark. 

Der Wert der Geflügelproduktion beträgt die Hälfte des Wertes 
der Bergbauerzeugnisse (986 Millionen Mark), zwei Drittel des Pro¬ 
duktionswertes der chemischen Industrie (742 Milli. Mk.) und ist 
größer als die Produktion der Papierindustrie (205 Mill. Mk.) so¬ 
wie der Kartonnagen- und Luxuspapier-Industrie (272 Mill. Mk.) 
zusammen oder als die Leder- (336 Mill. Mk.) und die Glas-Tndustrib 
(115 Mill. Mk.) zusammen. 

Die Summe vom 483 Millionen Mark auf die im Deutschen Reiche 
im Jahre 1895 ermittelten 5 558 307 landwirtschaftlichen Betriebe 
verteilt, ergibt für einen Betrieb eine jährliche Durchschnittspro¬ 
duktion von 87 Mark. 

Angesichts der Unkenntnis der bestehenden Verhältnisse darf 
es nicht wundern, wenn bis vor kurzem hauptsächlich in landwirt¬ 
schaftlichen Kreisen die Geflügelzucht unterschätzt und nur sehr 
vereinzelt als Erwerbsquelle betrachtet wurde. 

Jetzt, wo der Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens to 
ernstester Weise die Kenntnis des Wirkens und Ineinandergreifens 
der Wirtschaftselemente fordert, erscheint es doppelt wichtig auch 
diesem Wirtschaftszweige nachzuspüren bis zum äußersten Wurzel¬ 
system, zur äußersten Saugwurzel. 

Im Hölnblick däräuf sei zur Klarlegung der Verhältnisse auf 
nachstehende graphische Darstellungen verwiesen, die ich einem 
Vortrag des Syndikus des Klubs Deutscher Geflügelzüchter in 
Berlin W 57, Herrn Croce, verdanke, und die wirklich geeignet 
erscheinen, die obengenannten und bewährten Werte zu be¬ 
leuchten. 



149 


Vergleichende igraphisehe Darstelluug der Ge¬ 
flügelzuchtprodukte mit anderen wichtigen 
Bedarfserzeugnissen. 



Steinkohlen- 

Förderuug 


Gesamteinfuhr 


Geflügel 
■ Inlands- 

LT 


Baumwolle 
einschl. Baum- 
woll-Oarne 


Rohkupfer 

Einfuhr ■ Kaffee, roh ““ 

Tabakblätter 

I 




Uohkuf 
ee, roh ■ 

i i 


679 ”969" 290 


722 134 220 335 

Millionen Mark. 


Roheisen- 

Förderung 


1845 110 


Die Zahlen stammen teils aus dem „Statistischen Jahrbuch für 
das Deutsche Reich“, teils aus dem Buche „Die deutsche Land¬ 
wirtschaft“, bearbeitet im Statistischen Reichsamt. 

Doch nicht allein der hohe Wert der Geflügelzucht ist aus der 
Zusammenstellung zu ersehen, sondern auch die außerordentlichen 
Ansprüche, welche das deutsche Volk an eiweißreiche Nahrung 
(Pleiscbnahrung) stellt. 






150 


Allein die Ausgabe für Schweinefleisch übertrifft diejenige für 
Roggen, Weizen und Gerste zusammengenommen, wenn die für 
Viehfutter und technische Zwecke verbrauchten Mengen in Abzug 
gebracht werden und der Verbrauch an Rindfleisch einschließlich 
Jungvieh, abzüglich Saugkälber, übersteigt die Gesamtproduktion 
der Kartoffeln um genau 200 Millionen Mark. Erläuternd sei be¬ 
merkt, daß die Zahlenangaben die! Gesamt-Inlands-Vorräte, d. i. 
dile Gesamternte abzüglich der Aussaat, darstellen. M a y r. 

39. ordentliche Generalversammlung des Vereins zur Förderung 
der Pferdezucht ln Bayern. 

Unter dem Vorsitze des Vereins - Präsidenten Dr. A. von 
Schmie der fand am 27. Januar im großen Saale des Bayer. 
Landwirtschaftsrates die 39. ordentliche Generalversammlung statt. , 

Aus dem Jahresberichte des Vereins, den der Sekretär vor¬ 
trug, ist Nachstehendes entnommen: 

Das abgelaufene Jahr war für den Verein im allgemeinen 
nicht ungünstig, doch brachte es ihm, wie schon die beiden Vor¬ 
jahre, große Schwierigkeiten bei der Durchführung seiner Unter¬ 
nehmungen. So konnte der wohlvorbereitete und in seinen Grund¬ 
zügen fertiggestellte 33. Münchener Pferdemarkt wegen plötz¬ 
lichen Verbotes der Pferdemärkte nicht abgehalten werden. Der 
Verein erlitt dadurch einen finanziellen Schaden von über 22 000 
Mark, die er für Vorarbeiten bereits ausgegeben hatte. Die Durch¬ 
führung der Pferdelotterie wurde glücklicherweise durch das Aus¬ 
fallen des Pferdemarktes nicht geschädigt. Die Lose wurden 
wieder vollständig ausverkauft. Statt der Pferdegewicne mußten 
wieder Geldgewinne gegeben werden. 

Aus den Erträgnissen der Pferdelotterie hat der Verein nach¬ 
stehende Zuschüsse gegeben: 

12 000 Mk. an den Verein zur Förderung der Traber- und starken 
Warmblutzucht im Rottal, 

5 000 „ an den Pferdezuchtverband für das Kaltblut und 
den Zuchtverband für das veredelte Arbeitspferd in 
Mittelfranken, 

4 000 „ an den Pferdezuchtverbaud für Oberfranken, 

3 000 „ an den unterfränkischen Kreis-Pferdezuchtverband, 

2 0Q0 ,, an den Kreisverband oberpfälzischer. Pferdezucht¬ 
verbände. • 

Außerdem wurden dem Regensburger Rennverein zu einer 
Pferdeschau 2000 Mk. bewilligt. 

Ähnlich wie der Pferdemarkt litt auch der Betrieb der Fohlen¬ 
aufzuchtanstalten unter den gegenwärtigem an Zufällen reichen 
Verhältnissen. Wegen der Fourageteuerung mußte der Betrieb 
der Anstalten soweit eingeschränkt werden, daß das selbstgeerntete 
Heu und die eigenen Weiden zur Fohlenfütterung ausreichen. 

Wegen der Fourageteuerung mußten auch die Verpflegskosten 
für die Privatfohlen entsprechend erhöht werden. Das tägliche 
Verpflegsgeld beträgt nunmehr: bei Weidefütterung statt 1 Mk. 

2 Mk. 50 Pfg., bei Stallfütterung statt 3 Mk. die anfallenden Kosten 
für Hafer und Heu; Unterkunft, Streu und Pflege werden für vor¬ 
aussichtlich zuchttaugliche Fohlen nicht berechnet. 

Die Fohlenaufzuchtanstalt Ritterswörth hatte zu Beginn 
des Jahres einen Bestand von 80 Fohlen und 1 Zuchtstute; hievon 
waren 68 Fohlen Eigentum des Vereins. Zugegangen sind 22 Fohlen 
und 3 Zuchtstuten, abgegangen 41 Fohlen und 4 Zuchfcstuten.. Es 
verbleibt somit am 30. September ein Bestand von 61 Fohlen; hie- 



151 


von Sind 50 Fohlen Eigentum des Vereins und zwar 16 dreijährige, 
22 zweijährige und 16 junge Fohlen. Der Gesundheitszustand der 
Fohlen war ein recht befriedigender. Ein Fohlen ging an den 
Folgen von Druse ein. Wegen der Gefahr von Diebstählen wurde 
heuer die Sommerweide Karlshof nicht bezogen. Die Fohlen, be- 
weideten die Wiesen um Ritterswörth. 

Die Ernte in Ritterswörth und Karlshof ergab 2735 Zentner 
Heu, 950 Zentner Grummet. 52 Zentner Getreide, 265 Zentner Stroh, 
80 Zentner Rüben. 280 Zentner Kartoffeln und 24 Zentner Klee.. 
Ein besonderes Augenmerk wurde der Verbesserung der Wiesen 
geschenkt und äst eine nicht unwesentliche Verminderung der 
Feuchtigkeit bereits erreicht worden. Schwierigkeiten bereitet es 
noch, die Kanalisation auf die Angrenzenden auszudehnen. Der 
Verkauf der Remonten, die anfangs Februar versteigert wurden, 
gestaltete sich günstig. Für 23 Dreijährige wurden 163 340 Mark 
erzielt = 7102 Mark für ein Pferd. Eine Zuchtstute ist um den 
Vorzugspreis von 3500 Mark an den Züchter zurückgegeben wor¬ 
den, zwei weitere Stuten wurden zusammen um 30 000 Mark ver¬ 
kauft. Der Ankauf von jungen Absatzfohlen vollzog sich unter 
den ungünstigsten Bedingungen, so daß nur 12 Fohlen'(3 Hengste 
und 9 Stuten) erworben werden konnten. Die Preise schwankten 
zwischen 3000 und 4400 Mk. mit einem Durchschnitt von 3430 Mk. 

Die Fohlenaufzuchta/nstalt Gammerhof hatte zu Beginn des 
Jahres einen Bestand von 57 Fohlen und 3 Zu^ht^tuten: zuge¬ 
gangen sind 10 Fohlen und 4 Zuchtstuten, abgegangen sind 36 
Fohlen und 4 Zuchtstuten, so daß am 30. September ein Bestand 
von 29 Fohlen und 3 Zuchtstuten verblieben ist. Hievon sind 19 
Fohlen Eigentum des Vereins. DeT Gesundheitszustand der Fohlen 
war im allgemeinen zufriedenstellend; 2 Fohlen gingen an Darm¬ 
verschlingung ein. Am 1. Juni wurde die sogenannte Gaberlalm 
als Sommerweide bezogen. Die Weidezeit dauerte bis zum 1. Ok¬ 
tober. Trotzdem Hafer nicht verfüttert wurde, befanden sich die 
Fohlen am Schlusse’der Wiidezeit im besten Futterzustand. Die 
Heuernte lieferte einen sehr guten Ertrag. Von zirka 40 Tagwerk 
Wiesen wurden über 1200 Zentner Heu und von zirka 25 Tagwerk 
Wiesen 380 Zentner Grummet geerntet. Die Versteigerung der 
2%jährigen Zuchtstuten und Wallachen (16 Stück) fand am 22. No¬ 
vember 1919 statt. Sie erbrachte einen Gesamterlös von 84650 Mk.. 
fl. ä’. 5290 Mk. für ein Fohlen. Von einem Ankauf von Absatzfohlen 
wurde heuer inAnbetracht der ungeheuren Preistreiberei 3m Fohlen¬ 
handel abgesehen. Die Anstalt wurde auch im Berichtsjahre als 
Abfohlstätte von Züchtern gerne benützt. 

Die Rechnung des Vereins schließt mit 384*705 Mark 19 Pfg. 
Einnahmen und 299 998 Mark 01 Pfg. Ausgaben sehr günstig ab.. 

Der Voranschlag für 1920(21 bilanziert mit 335 000 Mark 
in Einnahmen und Ausgaben. 

Der Verein beabsichtigt im Jahre 1921 wieder einen Pferde¬ 
markt, verbunden mit Pferdeprämiierungen und einer Verlosung, 
abzuhalten. Für die Pferdeprämiierungen wurden 40 000 Mark an 
Preisen ausgesetzt. Der erste Preis darf nicht mehr als 1000 Mk., 
der letzte nicht weniger als 300 Mk. betragen. Als Termin für den 
Pferdemarkt wurde der 13., 14. und 15. April bestimmt. 

Ziffer 5 der Tagesordnung: Änderung des Namens des Vereins 
und des § 1 der Vereinsstatuten löste eine lebhafte Debatte aus. 
Doch wurde schließlich einstimmig beschlossen, den Namen des 
Vereins wie folgt zu ändern: „Bayerischer Pferdezuchtverein mit 
dem Sitze in Münchem“. 





152 


Eine weitere Abänderung de« § 1 bezüglich des Vereins- 
Zwecke« erledigte sich durch Zurückziehen des Antrages durch 
den Vorstand. 

Der Mitgliederbeitrag für 1921 wurde von 10 Mk. auf 12 Mk. 
erhöht. 

Präsident von Schmieder stellte den Antrag, die hoch¬ 
verdienten langjährigen Vereins- und Vorstandsmitglieder, die 
Herren Landesökonomierat G r o h, Präsident a. D. Exz. Dr. Ritter 
v o n H a a g und Geh. Rat und Oberlandstallmeister a. D. Freiherrn 
vonHofenfels zu Ehrenmitgliedern mit den Rechtem der Vor¬ 
standsmitglieder zu ernennen. Der Antrag fand einstimmige An¬ 
nahme. 

Die Neuwahl desVereinsvorstandes ergab nach¬ 
stehendes Resultat. Es wurden gewählt die Ehrenmitglieder: 
Landesökomomierat Heinrich G r o h, Exz. Dr. Heinrich v. H a a g, 
Präsident a. D., Oberlandstallmeiister a. D. Frhr. v. Hofenfels; 
die Vereinsmitglieder: Gutsbesitzer Beckh jun-. Ratsberg, 
Ministerialrat Dr. Gasteiger, ökonomierat Grabmaier, 
Scheyrerhof, Oberstleutnant Friedrich Frhr. v. H e r 11 i n g, Staats¬ 
rat Lang, Mühlbesitzer Meyer, Rohrenfels, Oberlandstallmeister 
a. D. Proeis, Gutsbesitzer P u t h, Moritzbrunn, Landstallmeister 
Schäfte r, Erding, Gutsbesitzer Dr. A. v. Schmieder, Stei¬ 
nach, Oberregierungsrat S e 11 e 1 e, Oberlandstallmeister Staut- 
n e r. Geh. Hpfrat und Universitätsprofessor Dr. Vo g e 1, Gestüts¬ 
direktor und Oberveterinärrat W i 11 e. 

In der der Generalversammlung angeschlossenen Vorstands¬ 
sitzung wurde das bisherige Präsidium des Vereins, Gutsbesitzer 
Dr. A. von Schmieder und Oberlandstallmeister a. D. Frei¬ 
herr von Hofenfels, wiedergewählt. K. Sp. 

Fortbildungskursus für Tierärzte in Hannover. 

In der Zeit vom 10. bis 12. März d. J. findet an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule Hannover ein Fortbildungskursus für Tierärzte 
statt. Die Gebühren für jede Stunde betragen 2 Mk. Anmeldungen 
sind rechtzeitig an das Sekretariat der Tierärztlichen Hochschule 
zu richten. 


Stundenplan für den Fortbildungskursus. 


Stunden 

Donnerst., 10. März 

Freitag, 11. März 

Samstag, 12. März 

9—10 

Ausgewählte Kapitel aus der patho¬ 
logischen Anatomie. Rievel. 

Der städt. Polizei¬ 
tierarzt. Rievel. 

10-12 

Jungvieh¬ 

krankheiten. 

M i e ß n e r. 

Lymphangitis, 

Beschälseuche. 

Mießner. 

Rinderpest. 

Mießner. 

12-1 

Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiete der Chirurgie. 

Frick. 

4-5 

Wirtschaftsphysiologische Tagesfragen. 
Paechtner. 

5—6 

Wiederaufbau der deutschen Viehzucht. 
Kronacher. 






Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 1. mit 15. Januar 1921. 


153 


Notgeschlachtete Tiere 

Kleinvieh 

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Gefallene Tiere 

Großvieh ! Kleinvieh 

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1231 

8521 

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Verwaltungs¬ 

bezirke 

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* 

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Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

Schwaben 

fiesamlsumme: 

N N N5 ^ ^ ^ 

c © C o 

f-h 00 Hh ö CO CO 05 

CO TH 03 03 


o Vom 19. Dezember mit 31. Dezember 19*20. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 
















154 


Hodischulnachriditen. 

Berufung. Als Nachfolger von Geheimrat Professor 
Dr. Schütz wurde Dr. Wilhelm Nöller, ständiger Mitarbeiter 
am Institut für Schiffs* und Tropenkrankheiten inr Hamburg und 
Privatdozent an der dortigen Universität, auf die Professur der 
allgem. Pathologie und pathologischen Anatomie an 
die Tierärztliche Hachschule nach Berlin berufen. 
Diese Wahl kann als eine überaus glückliche und dem tierärztlichen 
Stande zum Ansehen gereichende bezeichnet werden. Professor 
Dr. Nöller ist am 10. Juni 1890 in Großiiehringeu (Schwarzburg- 
Rud.) geboren. Er hat an der Münchener Tierärztlichen Hochschule 
noch vor dem Kriege (16. Januar 1914) die Approbation erlangt, 
daselbst seine schon in Berlin im Institut für Infektionskrankheiten 
begonnene .Dissertationsarbeit bei Prof. Dr. Kitt vollendet und 
wurde von der Münchener Hochschule am 13. März 1914 mit dem 
Prädikat „ausgezeichnet“ zum Dr. med. vet. promoviert. Als 
Schüler des bekannten Protozoenforschers Hartmann in Berlin 
und mit besonderer Vorliebe der Protozoenkunde sich widmend hat 
er namhafte Studien auf diesem Gebiete veröffentlicht, besonders 
über Trypanosomen, deren Kultur auf festem Nährboden ihm zuerst 
gelungen ist. Vielbekannt ist die schon in seiner Studentenzeit von 
ihm ausgedachte Technik, an Silberdraht befestigte Flöhe zu 
Forschungen über die Ansteckung mit Pest und anderen Krankheiten 
zu verwenden, welche Methode wichtige Kenntnisse vermittelte. 

Dr. Nöller hat den Feldzug zuerst unter der Waffe mitgemacht, 
wurde verwundet, erhielt wegen besonderer Auszeichnung vor dem 
Feinde das eiserne Kreuz I. Klasse, leistete dann als Veterinär im 
Felde durch organisatorisches Talent und bedeutende wissenschaft¬ 
liche Tätigkeit (Schöpfer der Gasbehandlung gegen die Pferderäude 
in Deutschland, Rotzbekämpfung) Hervorragendes. An das Institut 
für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ zurückgekehrt, sodann 
an das Tropeninstitut nach Hamburg berufen, förderte er die Kenntnis 
über krankheitenübertragende Insekten und verschiedene Protozoen 
und hat als Nachfolger Prowazek’s die Bearbeitung des großen 
Handbuchs über die pathogenen Protozoen fortgeführt. Die Wahl 
dieser noch in jungem. Mannesalter stehenden tierärztlichen Lehr¬ 
kraft läßt einen ausgezeichneten Unterricht und förderliche Forscher¬ 
arbeit auf dem Gebiete der Tierseuchen erwarten, wie sie schon 
unter Schütz der Berliner Tierärztlichen Hochschule zum Ruhme 
gereichte. Unmittelbar vor seiner Berufung erhielt Herr, Dr. N ö 11 er 
noch eine Auszeichnung der Tierärztlichen Hochschule Hannover. 

Die D. T. W. Nr. 7, 1921 berichtet hierüber folgendes: 

Verleihung der „D amm a n n-Medaille“. 

„Dem Privatdozenten und Tierarzte Dr. Wilhelm Nöller, Ab¬ 
teilungsvorsteher am Institute für Schiffs- und Tropenhygiene in 
Hamhurg, ist für seine im Verlaufe der letztvergangenen Jahre beste 
in der Literatur bekanntgegebene und praktisch bewährt befundene 
Leistung auf hygienisch-therapeutischem Gebiete vom Rektor und- 
Professorenkollegium der Tierärztlichen Hochschule Hannover die 
„Dammann-Medaille“ verliehen worden. Gemäß einem Wunsche 
des Stifters hat die Überreichung der Auszeichnung an seinem 
nächsten Geburtstage, dem 22. Oktober 1921, zu erfolgen. Hiezu ist 
der Empfänger einzuladen. Die Dammann-Medaille stammt aus 
einer Stiftung, die dem damaligen Direktor der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule Hannover, Geh. Reg.-Rat Dr.. Karl Dam mann, anläßlich 



155 



seines 25jährigen Direktor-Jubiläums am 1. Januar 1906 überreicht 
worden ist. Aus den Zinsen der Stiftung sind nach dem Willen des 
Jubilars Medaillen anzufertigen, die in Zwischenräumen von 3 Jahren 
auf Beschluß des Professorenkollegiums denjenigen Tierärzten zu¬ 
fallen sollen, die in dein verflossenen Triennium eine besonders 
hervorragende Arbeit auf hygienischem oder therapeutischem Gebiet 
aufzuweisen haben. Die erstmalige Verleihung ist an Herrn Nöller 
erfolgt wegen seiner wissenschaftlich, experimentell und praktisch 
so erfolgreich durchgeführte Räudebekämpfung. Wir gratulieren 
dem Empfänger herzlichst. zu der gewordenen Ehrung. Mr.“ 

Und wir schließen uns diesem Glückwünsche wärmstens an. 

Die Schriftleitung. 

Verleihung. Dem Regierungs- und Veterinärrat Augst in 
Kamenz (Sachsen) ist von der Dresdener Tierärztlichen Hochschule 
die Würde eines Dr. med. vet. h. c. verliehen worden. Herr Kol¬ 
lege Augst hat sich durch frühere Veröffentlichungen'auf dem 
Gebiete der Ziegenzucht, insbesondere der Abstammung der Haus¬ 
ziege, und ineuerdings durch Herausgabe seines Werkes: „Ab¬ 
stammung und Herkunft der mitteleuropäischen Hausziegen und 
ihr Zusammenhang mit den Urvölkerstämmen unter Berücksichti¬ 
gung der übrigen Haussäugetiere“ besondere Verdienste er¬ 
worben. _ 

Personalien. 

**-Als Assistent eingetreten: Tierarzt Dr. Willi Geiger (-Bam¬ 
berg) am Bakteriologischen und Serum-Institut (Dr. Schreiber) 
Landsberg a. Warthe. 

Verzogen: Praktischer Tierarzt Dr. Otto Bub von Adelsdorf 
(B.-A. Höchstadt a. A.) nach Sonnefeld (B.-A. Koburg). 

Benachbartes Ausland: (Ernannt.) Felix Schämminger, 
n.-ö. Distriktstierarzt in Gaming zum Bezirkstierarzt, Joseph Z ä r u b a, 
Tierarzt in Brünn zum Veterinärassistenten ernannt. 


Bei Umrindern oder Verkalben 

führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel. 

„. . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben 
•ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal 
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/190H. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36 / 1915 . 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
chemische Fabrik, Aachen 25, 






156 


Einladung. 

Der Gau Wurzburg des Verbandes der Freiberufs- 
tierärzte Bayerns erlaubt sieb zu der am Sonntag, den 
26. Februar 1921 in Würzburg stattfindenden 

Gauversammlung einzuladen. 

Tagesordnung: 

1. Bericht des Vorsitzenden. 4. Gaugruppen. , 

2. Kreisvereine. * 5. Fleischbeschau. 

3. Fortbildungskurse. 6. Verschiedenes. 

Gaukönigshofen, 6. Februar 1921. 

gez.: Seemann. 


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| b) Rinder: 

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krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges 
Katarrbalfieber. 

1 e) Hunde: 

Hundeseuehe, nässende Ekzeme, Staupe. Staupe¬ 
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen. 

Literatur gerne zur Verfügung. 

cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914. 

M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916. 

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Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche nniversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2, 






(frlker: Tierärztlich» Wochenblatt n. WochensohrUt ihr Tierheilkunde n. Viehzncht) 


Unter Mitwirkung vou bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 1. März 1921. Nr. 9. 


Inhalt: 

Originalartikel: Meyer. (Forts, folgt). — Pschorr. (Forts, folgt). — Sonder- 
hauser. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — 
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Über die Vanl- und Klauenseuche. 

Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Röttenbach. 

(Fortsetzung.) 

Mit Freude wurden die Publikationen der Schweizer Tierärzte 
Bertschy (Vater und Sohn) hin-sichtlich der Therapie der Maul- 
und Klauenseuche begrüßt und an sie die größten Erwartungen 
geknüpft. Klein [6] trat, auf physiologisch-chemischen Ergeb¬ 
nissen fußend, als Erster der hypothetischen Annahme einer Eisen- 
verarmung des Organismus infolge Kraftfuttermangel und den 
darauf aufgebauten therapeutischen Vorschlägen B. entgegen, 
denn als in den Jahren des Friedens Kraftfuttermittel in Fülle 
zur Verfügung standen und verabreicht wurden, seien ebenfalls 
verheerende Seuchen durch das Land gezogen, ferner müßten als 
sichtbarer Ausdruck des Eisenmangels klinische Erscheinungen 
der Chlorose bestehen und solche Tiere in erster Linie erkranken. 
Ebenso trat Kreutzer [7] als skeptischer Gegner der Eisen¬ 
behandlung auf; Weidetiere dürften dann nicht oder nur leicht an 
Maul- und Klauenseuche, bleichsüchtige Tiere müßten am schwer¬ 
sten erkranken, auch in die oligodynamische Auffassung der Eisen¬ 
wirkung setzt K.. große Bedenken, da ihm die Art und der Ort 
der Eisenaufstapelung uinverständlich ist. Andererseits gewann die 
Eisentherapie im Laufe des Seuchenzuges eine Reihe von An¬ 
hängern; so wählte D a h 1 e n b u r g [8] %u seinen Versuchen ein 
„Elektroferral“ genanntes Präparat, welches 0,5 % elektrisch zer¬ 
stäubtes kolloidales Bilsen enthält; er infundierte zu prophylakti¬ 
schen Zwecken gesunden 15 und kranken 20 ccm i. v. und war 
damit sehr zufrieden. S c h w a b [9| hatte mit endovenösen In¬ 
fusionen von Ferrihydroxyd bei kranken und in der Inkubation 
befindlichem Tieren gute Erfolge, die Einzelerkrankung verlief 
mild, Nac.hkrankheüten blieben aus. Unangenehm sind jedoch die 
Abszesse an der Infusionsstelle, wenn Teile der Lösung in das 
perivenöse Gewebe gelangen. Holzmay r [10| verlangt für die 
Bewertung der Methode Bertschy’s das richtige Verständnis und 
verlegt das Hauptgewicht der Eisenzufuhr in die Prophylaxe; an¬ 
gelehnt an die Lehre von Hirth von dem normalen Katione,n- 
^ynerget, der Steigerung der elektrischen Zellspannkräfte, ließ TL 
Tabletten zu 5 g herstellen, die er Ferrisal benennt. Dem Präparat 



162 


wohnt eine überaus stärkende Wirkung inne, so daß damit eine 
leichtere Durchseuchung erzielt werden konnte. 

Die bisher vorliegenden Äußerungen über den prophylaktischen 
und therapeutischen Wert der B.-Eisenbehandlung sind leider 
nicht geeigenschaftet sich darüber ein ab¬ 
schließendes Urteil zu bilden. Es bleibt bedauerlich, 
daß die epidemiologisch zweifellos interessanten Beobachtungen 
B.’s nicht weiter wissenschaftlich verfolgt wurden und daß sie in 
der ebenfalls nicht bis zum Entscheid ausgeführten Eisentherapie 
erstarrten. * * 

Eine Reihe von Versuchen schlug im Kampfe mit der Seuche 
eine andere Richtung ein’ indem sie hauptsächlich eine günstige 
Beeinflussung des Einzelfalles zu erzielen strebten. Sie wurden 
von den Lehren der Proteinkörpertherapie geleitet, demzufolge 
unter der Wirkung der Protoplasma-Aktivierung die Summe der 
Abwehrstoffe erhöht werden soll. So benützte T h u n [11] intra¬ 
muskuläre Injektionen von Aolan, einem Milchpräparat in Dosen 
von 10—100 ccm je nach dem Gewichte des Tieres und hatte in 
etwa 200 Fällen einen sehr guten Erfolg, denn diie für das Krank¬ 
heitsbild typischen {Symptome stellten sich bei frühzeitiger An¬ 
wendung des Mittels in einer gewissermaßen rudimentären Form 
ein und verschwanden beschleunigt, so daß die Seuche überaus 
mild und trotz etlicher Komplikationen ohne Verluste verlief. Aus 
den gleichen * Erwägungen entschloß sich Dahlenburg (1. c.) 
zur Wahl einer sterilisierten Kaseinlösung — Kaseosan - , welche 
er teils intramuskulär, teils endovenös gab; auch mit diesem Mittel 
wurde der Verlauf der Krankheit wesentlich abgekürzt und die 
Verlustziffer auf eiln Minimum reduziert; läßt diese Therapie im 
Stich, so trägt nach D. die zu geringe Dosierung des Medikamentes 
die Schuld. Vor allem ist auf der Naturforscher-Versammlung zu 
Nauheim in dem Arzte Dr. M ü 1 1 e r 112] ein Verfechter der un¬ 
spezifischen Immunisierung bei der Behandlung der Maul- u. Klauen¬ 
seuche erstanden. Auch Jod-Incarbon, welches möglichst früh¬ 
zeitig, schon am 1. 3. Erkrankungstag in den Blutstrom gebracht 

werden soll, erleichterte etwa 200 schwere Seuchenfälle, welche 
R oyek[13| auf diese Weise in Angriff nahm. Von einem ähn¬ 
lichen Gesichtspunkte aus verwendete Weitbrecht ein Schwefel¬ 
harzpräparat, Resophan genannt, das ihm wegen seiner phagozy¬ 
tären und chemotaktischen Wirkung sonst schon oft gute Dienste 
geleistet hatte, auch bei Maul- und Klauenseuche, und es heilten 
die Exantheme gegenüber Kontrollieren überraschend schnell. 

Die bisherigen therapeutischen Maßnahmen waren vor¬ 
wiegend symptomatischer Natur und hatten 
die Heilung der Einzelerkrainkung zum Ziele; 
diese Art gefiel und befriedigte deshalb nicht allgemein, weil sie 
nicht auf den Kernpunkt; die Bekämpfung des virulenten Agens 
gerichtet war. Allein auch auf diesem Gebiete der Maul- u. Klauen¬ 
seuche sind die positiven Kenntnisse noch zu gering, um darauf 
eine grundlegende Therapie aufbauen zu können. Deshalb sind 
auch alle diesbezüglichen Bestrebungen nur das Produkt von Ver¬ 
mutungen, wobei die Vorstellung dominiert, daß es sich bei der 
Maul- und Klauenseuche um eine Protozoen - Krankheit handeln 
könne; kein Wunder, daß so ziemlich alle diejenigen Mittel in den 
Kreis der Versuche gezogen wurden, welche auf jenem Gebiete 
vorteilhaft Verwendung finden. Die Avidität der Trypanosomen 
gegen Farbstoffe führte zum versuchsweisen Gebrauche von Trypa- 
flavin, dessen optimale Dosierung F r o e h n e r festgestellt hat. 




163 

M a y e r - P u 1 m a n n [15], A v i e ß [16] und Herberg [17] 
glauben mit endovenösen Infusionen zwar eine raschere Ent¬ 
fieberung und beschleunigtes Abnehmen der Krankheitssymptome 
erzielen zu können, sprechen aber der Therapie eine spezifische 
Wirkung ab. Franz [18] griff, von der Voraussetzung ausgehend, 
daß ähnliche Erreger, wie sie die Tsetse, Dourrine und Surra ver¬ 
schulden, auch der Maul- und Klauenseuche zugrunde liegen, zu 
Infusionen i.v. einerLösung von Tart. stilbiat. 10,0, Natr. chlorat. 8,5, 
Aq. dest. 100,0, die-er in der Menge von 80—100 ccm je nach Schwere 
des Tieres solange gab, bis Besserung eintrat, und erzielte da¬ 
durch eine Herabdrückung der Verlustziffer von 25—30% der un¬ 
behandelten Tiere auf 5 %, noch .nicht erkrankte Tiere blieben bis 
zu 1 Ja von der Krankheit, verschont. Auch beiden Bertschy’s 
schwebte bei ihren späteren Versuchen mit Ferr. cacodylic. die 
deletäre Arsenikwirkung auf Protozoen vor Augen; Atoxyl wurde 
aus dem gleichen Grunde empfohlen. Der Eindruck, den man 
aus allen Mitteilungen über diese Heilversuche gewinnt, ist der, 
daß eine spezifische Wirkung auf die Krank¬ 
heit, wie sie beispielsweise bei Salvarsan auf Brustseuche be¬ 
steht, in keinem einzigen Falle f e s t z u s t e 11 e'n 
war. 

Daß die noch jungen Lelu-en der serologischen Forschungen 
heute Eigentum der Allgemeinheit geworden sind, findet in dem 
vielseitigen Bestreben seinen Ausdruck, den Gedanken in die Tat 
umzusetzen, die natürlichen auf irgend einen Weg in ihrer Wir¬ 
kung zu steigernden Schutzstoffe der Körpersäfte nutzbnilngend zu 
verwerten. Die Idee selbst war ja nicht neu, denn schon 1897 
machte gelegentlich einer schweren Maul- und Klauenseuehever- 
seuchung Kitt gemeinschaftlich mit Hermann [191 diesbezüg¬ 
liche Versuche, wobei sie Blutserum und Milch von durchseuchten 
Tieren bei kranken und lim Prodromalstadium der Krankheit be¬ 
findlichen Tieren subkutan verimpften. Die Inkonstanz der Impf¬ 
ergebnisse ließ jedoch damals einen sicheren Schluß auf die Be¬ 
wertung des Verfahrens nicht zu. ln dem gegenwärtigen Seuchen¬ 
zuge, als namentlich in der Schweiz diie Verluste beängstigend 
Zunahmen und die Mortalität stellenweise bis 60 % anstieg, ent¬ 
schloß sich L u d w i g [20] nach vielen medikamentösen Fehl¬ 
schlägen zu HeElversuchen mittelst subkutaner Einverleibung de- 
fibrinierten Blutes durchseuchter Tiere. Durch die Erfolge er¬ 
mutigt dehnte L. die Impfungen mit Mischblut von 5 Rekonvale¬ 
szenten auch auf noch nicht erkrankte Tiere aus, bei denen sie 
endovenös vorgenommen wurden; die so Behandelten blieben frei 
von sichtbaren Krankheitserscheinungen, während die Kointroll- 
tiere schwer erkrankten. Auch Baum garten [21] hatte mit 
der Impfmethode, die er dahin modifizierte. daß er das Rekon¬ 
valeszentenblut direkt von Tier zu Tier endovenös übertrug, gute 
Ergebnisse. Seherin er [221 impfte mit defibriniertem Rekon- 
yaleszentenmischblut von 2 Kühen in einem Bestand 10 Kälber mit 
öO—200 ccm intraperitoneal; sie genasen rasch, obwohl die Maul- 
und Klauenseuche ringsum äußerst bösartig herrschte. Gänzlich 
unabhängig von den gedachten Tastversuchen verwirklichte auch 
Zink [23] die Vorstellung der Möglichkeit einer spezifischen AntL- 
körperbildung im durchseuchten Tierkörper durch die Anwendung 
von Rekonvaleszentenblutserum und hatte damit ebenfalls befrie¬ 
digende Ergebnisse. 


(Fortsetzung folgt.) 


164 


Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl- 

nnd Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

.1. Verordnung vom 26. Juli 1907, den Verkehr mit Geheim¬ 
mitteln und ähnlichen Arzneimitteln betr. (GVB1. 8. 593.) 

In dieser Verordnung ist der Verkehr mit Geheimmitteln und 
geheimmittelähnlichen Arzneien geregelt. Eine Begriffsbestimmung 
des Ausdruckes „Geheimmittel“ ist nicht gegeben. (Siehe hierüber 
auch später!) Auch hier sind dem Verordnungstexte 2 Verzeich¬ 
nisse (Anlage A und Anlage B) beigefügt, die in namentlicher Auf¬ 
zählung eine Reihe von Geheimmitteln enthalten, für die die Vor¬ 
schriften dieser Verordnung gelten. Da Mittel, die in der Veterin?“- 
medizin Verwendung finden, in den beiden Anlagen meines Er¬ 
achtens nicht enthalten sind, so ist diese Verordnung für die Tier¬ 
ärzte nicht von erheblichem Interesse. Es erübrigt sich deshalb 
auch eine auszugsweise Wiedergabe. 

Zum Schlüsse weist die mehrfach erwähnte zusammenfassende 
Ministerialbekanntmachung vom 19. August 1920 noch auf § 56 
der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich vom 26. Juli 1900 
(RGBl. S. 871) hin. Demgemäß sind vom Ankauf oder Feilbieten 
im Umherziehen ausgeschlossen u. a«: Gift und gifthaltige Waren *), 
Arzneimittel **), Geheimmittel ***>, Futtermittel. 

4. Die mehrfach erwähnte zusammenfassende Ministerial-Ent- 
sehließung vom 19. August 1920 benennt die ebenfalls wiederholt 
angezogene bayerische Verordnung, betreffend die Abgabe von 
starkwirkenden Arzneien usw., nicht. Der Vollständigkeit halber 
seien jedoch die hier einschlägigen Bestimmungen kurz angeführt. 


*) Als „Gifte“ sind alle Körper anzusehen., die, in kleinen 
Dosen genommen, die Gesundheit bezw. das Leben zu zerstören 
vermögen. (Biechele a. a. O. S. 4.) 

**) Für „Arzneimittel“ bestehen folgende Begriffsbestimmungen : 

1. Verordnung, den Verkehr mit Arzneimitteln betr., vom 22. Ok¬ 
tober 1901 (RGBl. S. 380). 

„8 1.als Heilmittel < Mittel zur Beseitigung oder Lin¬ 

derung von Krankheiten bei Menschen oder Tieren) .'. . . .“ 

2. Bekanntmachung über den Handel mit Arzneimitteln vom 
22. März 1917 (RGBl. S. 370). 

„8 2. Arzneimittel im Sinne dieser Verordnung sind solche 
chemische Stoffe, Drogen und Zubereitungen, die zur Beseiti¬ 
gung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten bei Men¬ 
schen und Tieren bestimmt sind.“ 

3. ... und Heilmittel, welche durch ihre chemischen Eigen¬ 

schaften wirken, bezeichnen wir als Arzneimittel.“ 

Tapneiner: „Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arz- 
neiverordinungslehre“. Leipzig 1919. 

4. „Unter Arzneimittel sind nicht nur die in den Verzeichnissen 
A und B der Verordnung über den Verkehr mit Arzneimitteln 
(siehe oben Ziff. 1) aufgezählten Mittel zu verstehen, sondern 
alle Mittel, denen beim Handeln eine Heilwirkung zugeschrie¬ 
ben wird, wenn sie auch vollständig wirkungslos sind. Auch 
die Heilmittel für Tiere sind darunter zu verstehen.“ 

Biechele: „Die gesetzlichen Bestimmungen für das Apo¬ 
thekenwesen in Bayern“. Halle (Saale) 1916. S. 4, Fußnote 5. 

Begriffsbestimmung siehe später. 







165 


Diese Verordnung vom 22. Juli 1896, beir. die Abgabe starkwirken¬ 
der Arzneien, sowie die Beschaffenheit und Bezeichnung der Arz¬ 
neigläser und Standgefäße in den Apotheken (GVB1. Nr. 10 S. 517) 
enthält als wichtigste Bestimmung in § 1: »Die in dem beiliegen¬ 
den Verzeichnis aufgeführten Drogen und Präparate, sowie die 
solche Drogen und Präparate enthaltenden Zubereitungen dürfen 
nur auf schriftliche, mit Datum und Unterschrift versehene An¬ 
weisung (Rezept) eines Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes — in 
letzterem Falle jedoch nur zum Gebrauche in der Tierheilkunde — 
als Heilmittel an das Publikum abgegeben werden.“ Eine tele¬ 
phonische Auweisung eines Arztes usw. berechtigt » en Apotheker 
nicht zur Abgabe einer starkwirkenden Arznei *). Ausgenommen 
sind die durch Verordnung vom 22. Oktober 1901, den Verkehr mit 
Arzneimitteln betr., freigegebenen Arzneien. — Die wiederholte 
Abgabe von Arzneien auf Anweisung der Tierärzte zum Gebrauche 
in der Tierheilkunde ist keinen Beschränkungen unterworfen. (§ 6 
der Verordnung.) — 

Aus den vorstehenden Ausführungen, denen wir absichtlich 
einen größeren Raum eingeräuint haben, geht hervor, djp für die 
Herstellung, die Anpreisung und den Vertrieb eine Reihe ein¬ 
schränkender Bestimmungen erlassen sind, die nicht mehr und 
nicht weniger bezwecken, als das Publikum vor Schädigungen an 
Leib, Leben und Gut zu schützen. Sie sind in der Tat geeignet 
zum mindesten die größten Auswüchse im Verkehr mit Arzneir 
mittein fernzuhalten. Die Vorschriften sind jedoch nicht gerade 
als sehr übersichtlich zu bezeichnen. Sodann sind sowohl im Text 
als auch durch eigene Ausnahme wieder mannigfache Einschrän¬ 
kungen vorgesehen, die die Handhabung in der Praxis nicht er¬ 
leichtern. Wie wir bereits oben ausgeführt haben, bieten sich 
findigen Köpfen genug Maschen und Lücken im Gesetze. Es ist 
deshalb in der Praxis nicht immer leicht, Übertretungen im Ver¬ 
kehre mit Arzneimitteln so einwandfrei nachzuweisen, daß der 
Strafrichter sich mit Erfolg mit ihnen beschäftigen kann. Selbst 
wenn es gelingt, eine Verurteilung heirbeizuführen, so sind die 
ausgesprochenen Strafen regelmäßig derartig gering, daß der ver¬ 
urteilte Händler usw. sich keineswegs durch sie abgeschreckt fühlt, 
denn das leichtgläubige Publikum wird ihm ja die zuerkannte Geld¬ 
strafe vielfach wieder einbringen. Nicht selten wird der Verur¬ 
teilte sogar noch der Ehre eines Märtyrers teilhaftig und gibt sich 
dann als Opfer, einer mißgünstigen und neidvollen Zunft, der Schul¬ 
medizin, aus. Gelingt es dagegen nicht, eine Strafzuerkennung 
herbeizuführen, so hat nicht nur der Angeklagte einen Triumph 
^ davongetragen, für dessen weiteste Bekanntgabe er mit allen Mit- 
\ teln sorgt, er erhilelt durch den Freispruch sogar ,ein£ billige und 

{; wirkungsvolle Reklame; es leidet aber auch das Ansehen dessen, 

• der die Anzeige erstattet oder veranlaßt hat, oft in empfindlichem 
Maße. Es ist deshalb nur zu verständlich, wenn die Wirkung der 
vorhin aufgeführten Verordnungen selbst zu Zeiten des Autoritäts- 
v Staates keine sehr erhebliche war. Daß sie unter den jetzigen Ver- 
' hältnissen noch weiterhin an Bedeutung verloren haben, bedarf 
I keiner weiteren Auseinandersetzung. 

Ob und inwieweit das Umsatzsteuergesetz vom 24. Dezember 
1919 (RGBl. S. 2157) einen Einfluß auf den Verkehr mit Arznei¬ 
mitteln ausüben wird, bleibt abzuwarten. Das genannte Gesetz 
sieht im allg emeinen nämlich 1% vom Hundert jeglichen Umsatzes 

*) B i e c h e 1 e a. a. O. 


i i J . 


166 


als Steuer vor; für die Lieferung 1 einer großen Reihe von Gegen¬ 
ständen erhöht sich dagegen die Umsatzsteuer auf 15 vom Hundert 
(Luxussteuer). § 15 des Gesetzes bemerkt jedoch ausdrücklich, 
daß von der erhöhten Steuer befreit sind Arzneimittel, Verband¬ 
stoffe, Gegenstände der Kranken-, Säuglflngs- und Wochenpflege 
und Vorrichtungen, die zum Ausgleich körperlicher Gebrechen 
dienen. Von der erhöhten Steuer sind dagegen nicht befreit die 
im § 16 Abschn. II Nr. 16 genannten „Geheimmittel“. — Die Aus- 
führungsbestimmungen vom 12. Juni 1020 (Zentralblatt für das 
Deutsche Reich Nr. 35 S. 937 ff.) zum Umsatzsteuergesetz geben 
hinsichtlich des Begriffes „Geheimmittel“ und der steuertechnischen 
Behandlung folgende Anweisungen: 

„§ 62 der Ausführungsbestimmungen. 

Geheimmittel (§ 1511 Nr. 16 des Umsatzsteuergesetzes). 

I. Unter den im § 15 II Nr. 16 des Gesetzes angeführten Ge¬ 
heimmitteln sind solche zur Erkennung, Verhütung, Heilung oder 
Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden aller Art 
oder zur Vermehrung oder Verminderung körperlicher Leistungen 
bei Menschen oder Tieren bestimmte Stoffe oder Zubereitungen zu 
verstehen, hinsichtlich deren die Annahme begründet erscheint, 
daß sie entweder gesundheitsschädlich wirken (insbesondere auch 
dadurch, daß sie von dem Gebrauche geeigneter Heilmittel oder 
ärztlicher H'ilfe abhalten) oder doch nicht gesundheitsfördernd 
wirken oder daß sie zur Ausbeutung oder zur Irreführung durch 
die Art ihrer Ankündigung oder Anpreisung dienen können. 

_ (Fortsetzung folgt.) 


(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.) 

Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschvttlste 
bei Rind nnd Pferd. 

Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt 

in Massing. (Fortsetzung.) 

Gotteswinter (6[1882]) berichtet über folgenden 
Fall: Am Unterkiefer um den linken Hackenzahn, der aber 
weder sichtbar noch fühlbar war, zeigte sich eine rundliche, 
schmerzhafte, fleischrote und unebene Geschwulst von har¬ 
ter Konsistenz. Auf der Höhe der Geschwulst entleerte 
sich aus einer kleinen Öffnung. auf, Druck grauer Eiter. 
Die Geschwulst erstreckte sich nach vorne bis zum Eck¬ 
zahn, nach hinten bis zum ersten Backzahn und war in der 
Gegend des Hackenzahnes auch nach außen hühnereigroß 
vorgewölbt. Hach operativer Entfernung rezidivierte die 
Neubildung nach zirka 7 Wochen. Diagnose: Karzinom, 
ausgehend vom Alveolarfortsatz des Hackenzahnes. 

Nach P i n g e m l n (7 [1908]) hatte am Pferdeunter¬ 
kiefer eine mannskopfgroße Krebsgeschwulst, die rechts 
in der Gegend der beiden letzten Molaren saß, die Backen¬ 
schleimhaut zerrissen, und hätte bald den schon sehr atro- 



167 


phierten Masseter angegriffen, wenn das Pferd nicht an 
einer Entkräftung gestorben wäre. 

Jähnichen(8[1909]) beschreibt einen Plattenepi¬ 
thelkrebs bei einem 14jährigen Fuchswallach. Hinter M 3 
auf dem dorsalen Rande des rechten Unterkieferastes saß 
eine hühnereigroße, gelappte Neubildung von weicher Kon¬ 
sistenz; der Tumor hatte den ganzen Unterkiefer in Form 
eines zwei Finger breiten, stark verästelten Stranges nach 
unten durchwuchert und am unteren Rande durchbrochen. 
Die maxillaren Lymphknoten waren zu faustgroßen Paketen 
vergrößert, eiterig eingeschmolzen und bildeten einzelne 
Zysten. Diagnose: Carcinoma sarcomatodes, da die einzel¬ 
nen Zellnester vom Sarkomgewebe umschlossen wurden. 

P ähr (9[1913]) führt aus: Ein 14jähriges Pferd hatte 
an Stelle des fehlenden ersten und zweiten Backzahnes am 
rechten Unterkieferast eine grau - rötliche, zerklüftete, 
mannsfaustgroße Neubildung, die atis dem aufgetriebenen 
Knochen zu wachsen schien. Schleimhaut und Zahnfleisch 
verdrängend ragte sie über die Backzähne um 3 cm her¬ 
vor. Ihre Konsistenz war elastisch, bei der Palpation sehr 
schmerzhaft, weshalb das Kauen behindert war. Diagnose 
auf Grund mikroskopischer Untersuchung: Plattenepithel- 
krebs. 

C a d i o t (10 [1898]) führt drei Krebsfälle am Unter¬ 
kiefer des Pferdes an. Einen dieser Fälle, der wegen seiner 
großen Zerstörung bemerkenswert ist, beschreibt er aus¬ 
führlich: Bei einem 10jährigen Pferde bemerkte man im 
Kehlgang eine ulzerierende und blutende 20 cm lange, 
10 cm breite und 12 cm aus der Umgebung hervorragende 
Neubildung, die eine metastatische Wucherung in den 
Lymphdrüsen darstellte. Die Geschwulst auf' der Backe 
reichte vom Maulwinkel bis zum mittleren Drittel des Mas¬ 
seter, nach oben bis zur Jochleiste und ging am unteren 
Rande in den Kehlgangstutnor über. In der Mitte befand 
sich eine blumenkohlartig gewucherte Geschwürsfläche, an 
derem Grunde man den erweichten und krepitierenden 
Knochen fühlen konnte. In der Maulhöhle hatte das Kar¬ 
zinom die innere Knochentafel des Kiefers und die Schleim¬ 
haut durchbrochen, den ganzen Raum zwischen Zunge und 
Unterkiefer ausfüllend. Der 1. uncL3. Backzahn saßen lose 
in der Alveole, während der 2. sich noch im Tumor befand. 
Post mortem untersucht wog die Kehlgangsgeschwulst 2 kg, 
die Backengeschwulst 3 kg.“ Verfasser führt die Entstehung 
des Karzinoms auf das Knochenmark zurück. 


I r , . 


168 


Reichlicher ist die Literatur über Sarkome und deren 
Mischgeschwülste: 

Bei einem 15 Jahre alten Rappwallach beschreibt 
P äh r (11 [1913]) folgenden Tumor: Am rechten Unter¬ 
kieferäst saß ein halbkugeliges Gebilde, das dem Gesicht 
ein unförmiges Aussehen gab. Infolge starker Atrophie 
des rechten äußeren Kaumuskels trat der Tumor noch stär¬ 
ker hervor. Bei der Palpation erwies sich die Auftreibung 
knochenhart, die Haut mit der Unterlage verwachsen, die 
Oberfläche zeigte keine Verletzung. Auf der lateralen Seite 
begann die Auftreibung am Unterkieferkörper, erstreckte 
sich bis in die Nähe der Kieferbeule, Länge 26 cm, Höhe 
an ihrer größten Ausdehnung unter dem Jochleistenende 
15 cm. Die mikroskopische Untersuchung ergab das Vor¬ 
handensein eines gemischtzeiligen (Spindel- u. Rundzellen) 
Sarkoms, welches vom Knochenmark ausging. 

Ein polymorphzelliges Sarkom am linken Unterkiefer¬ 
ast, in dem rund-, spindel- und keulenförmige Zellen ge¬ 
funden wurden, hat K i n s 1 e y (12 [1913]) beobachtet und 
unter Erklärung durch 4 Abbildungen beschrieben. Ein 
Pferd hatte an bezeichneter Stelle eine harte Verdickung; 
diese wuchs allmählich nach ungefähr 3 Wochen zur Größe 
einer Kokosnuß an. Post mortem zeigte es sich, daß der 
Tumor die Kieferknochen derart durchfressen hatte, daß 
der 3., 4. und 5. Backzahn ganz locker saßen. Mikroskopisch 
fand man obenbezeichnete Zellen. 

Eberlein (13[1899]) teilt in den „Monatsheften für 
praktische Tierheilkunde“ nachstehenden Fall mit: Ein acht¬ 
jähriger Scheckwallach zeigte in der Gegend der Umschlag* 
stelle der Maxillararterie eine ungefähr hühnereigroße, 
derbe, schmerzlose und gestielte Geschwulst. Die Haut war 
mit dem Tumor verwachsen, ließ auf der Höhe desselben 
eine etwa markstückgroße Exkoriation erkennen. Der Stiel 
der Geschwulst bestand aus einer 3 cm langen und 2 1 /) cm 
breiten Hautfalte. Bei Bewegung des Kopfes machte der 
Tumor pendelnde Bewegung. Nach Entfernung zeigte er 
auf dem Durchschnitt eine gelblich-weiße Farbe .und mikro¬ 
skopisch den Charakter eines Fibrosarkoms. 

Röder (14[1900]) fand bei einem schlecht genährten 
Pferd am rechten Unterkieferast eine kindskopfgroße Neu¬ 
bildung von derber Komsistenz, die mehrere pfenniggroße, 
granulierende Stellen z«gte, so daß eine große Ähnlichkeit 
mit einem Aktinomykom des Rindes bestand. Der 2 : und 
3. Backzahn der rechten Seite waren locker und um etwa 
4 mm in die Tiefe gesunken. An einem exstierpierten Stück 



169 



> r ■‘'•TV ^ 


wurde die Diagnose ,Osteosarkom ‘ auf Grund mikroskopi¬ 
scher Untersuchung gestellt. 

Desgleichen erwähnt Petit (15[1903]), ein Osteo¬ 
sarkom. Der Unterkieferkörper war zweimal mannsfaust¬ 
groß auf getrieben, der Knochen schwammig, die Schneide¬ 
zähne noch erhalten. 

Ein seltener Fall eines Osteosarkoms des Unterkiefer¬ 
körpers beim Pferd wird von S c h u 1 z e (16 [1911]) be¬ 
schrieben. Der Unterkieferkörper eines 8jährigen Wal¬ 
lachs war bis zu Kindskopfgröße aufgetrieben, weshalb die 
Schneidezähne auseinandergedrängt und die Unterlippe 
nach unten verschoben wurde, so daß die Lippenfläche des 
Tumors mit höckeriger Schleimhautoberfläche frei nach 
außen drang. Die ganze Geschwulst war von feinen Knochen¬ 
lamellen durchzogen ünd hatte in ihrem Innern zahlreiche 
Hohlräume, die mit Blutkoagulis gefüllt waren. Mikro¬ 
skopisch untersucht bestand das Sarkom aus Spindelzellen 
und zahlreichen Blutgefäßen. 

Einen anderen Fall berichtet S c h u 1 z e (17 [1899]): 
Ein Pferd zeigte an der Außenfläche des linken Unter¬ 
kiefers eine doppelt faustgroße, derbe, auf ihrer Unterlage 
nicht verschiebbare Geschwulst, welche zunächst für ein 
Fibrom gehalten wurde. Nach fruchtloser Behandlung 
wurde sie operativ entfernt; sie reichte vom Gefäßausschnitt 
der Art. max. ext. nach hinten bis über die Parotis, von der 
Jochbeinleiste bis in den Kehlgang und war von vorne 
nach hinten 53 cm lang und von oben nach unten 47 cm 
breit. Auf ihrer Höhe hatte sie eine mit üppig wuchernden 
Granulationen bedeckte Geschwürsfläche, mit einem Durch¬ 
messer von 12—15 cm. Mit der Geschwulst war die Leder¬ 
haut durch eine 3—4 cm starke, schwartige und teilweise 
verknöcherte Bindegewebsschicht fest verwachsen. Der 
Unterkiefer war nach vorne bis zu den Backzähnen und 
nach oben bis auf eine etwa 2—3 cm breite Knochenleiste 
(der Gelenkfortsatz war noch intakt) zerstört. Die mikro¬ 
skopische Untersuchung ergab außer unzähligen Rund- und 
vielen schlanken Spindelzellen vereinzelte zwei- und mehr¬ 
kernige Riesenzellen. Es fanden sich außerdem kleine Fett¬ 
kügelchen, besonders im zentralen Gewebe, Knochenkörper¬ 
chen, rote Blutzellen und einige Cholestearinkristalle. Die 
Geschwulst war mithin ein Osteosarkom, welches die ver¬ 
schiedensten Zellformen nebeneinander enthielt und in 
seinem Zentrum zu fettiger Entartung neigte. Metastasen 
in anderen Körperteilen konnten nicht nachgewiesen werden. 

_ (Fortsetzung folgt.) 


170 


Referate. 

liMtttons- ud tatafioasknnkhdttML 

Meifort -Lensahn (Holstein): Uber die Ursachen 

der Kalberruhr. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1920, Nr. 29, 
S. 337.) 

Daß schon vor der Fütterung der von Martens als Ursache 
beschuldigten Zuckerrübenblätter verlustreiche Seuchenzüge an 
Kälberruhr vorgekommen sind, beweist M. durch alte Aufzeich¬ 
nungen, die auf nahezu 100 Jahre zurückdatieren. Aus ihnen geht 
hervor, daß in manchen Beständen alljährlich sämtliche Kälber in 
dein ersten Tagen nach der Geburt unter den Erscheinungen der 
Ruhr zugrunde gingen und daß damals wie heute die Seuche am 
heftigsten in den Frühiahrsmonnten herrschte. Rübenblätterfütte¬ 
rung und künstliche Futtermittel kannte man zu jener Zeit noch 
gar nicht. Bis zur Erkenntnis der infektiösen Natur der Kälber¬ 
krankheiten vor 50 Jahren beschuldigte man auch zu reichliche 
und ungeeignete Fütterung der hochträchtigen Kühe, den Genuß 
unzulänglicher Milch bei den neugeborenen Kälbern, den Aufent¬ 
halt kn schlechten Stallungen u. a. m. als Quelle der Krankheiten. 
Mit der Erforschung der Ätiologie fiel neues Licht auf manches 
bis dahin Unerklärliche. Daß aber zu den bisher bekannten 
Seuchen immer noch neue kommen, können die Arbeiten aus 
dem staatlichen Institut zur Erforschung und Bekämpfung der 
Kälberkrankheiten in Lehnsahn, die eibe mit Ruhr, septischer Pneu¬ 
monie und Kälberlähme zum Verwechseln ähnliche Kälberkrank¬ 
heit, als durch Paratyphusbazillen erzeugte Infektionskrankheit 
aufdeckten, lehren. Me. 

Prof. Dr. D. W i r t h, Vorstand d. mediz. Klinik d. Tier¬ 
ärztl. Hochschule in Wien: Infektiöse Bronchopneumonie — 
infektiöse Anämie. (Berl. Tierärztliche Wochenschrift, 1920, 
Nr. 16, S. 173.) 

Von der Voraussetzung ausgehend, daß die in Wien itn den 
Jahren 1914—1915 außerordentlich verbreitet aufgetretene Broncho¬ 
pneumonie mit der „Brüsseler Krankheit“ identisch ist, tritt W. 
auf Grund seiner Untersuchungen von mehr als 500 Fällen dieser 
Krankheit dafür ein. daß es sich um eine eigene In¬ 
fektionskrankheit handelt. Wie wäre es denkbar, 
daß alle beobachteten Fälle Komplikationen von infektiöser Anämie 
waren, wo nicht ein einzigesmal für diese Krankheit typische Er¬ 
scheinungen zugegen waren? Die infektiöse Anämie trat außerdem 
viel später auf und einzelne differentialdiagnostisch zweifelhafte 
Fälle blieben bei! der Verimpfung auf gesunde Pferde ergebnislos. 
Auch fehlen aus Gegenden, wo die ansteckende Blutarmut schon 
lange vor dem Kriege bekannt und stationär war, Mitteilungen 
über besondere Komplikationen der Krankheit; wenn solches 
neuerdings der Fall ist, dann sind Wechselbeziehungen zwischen 
ansteckender Blutarmut und infektiöser Bronchopneumonie denk¬ 
bar. Auch die Art der Ausbreitung der Bronchopneumonie spricht 
für eine Infektionskrankheit sui gemeris, sie ist im Gegensätze zur 
infektiösen Anämie eine exquisite Stallseuche. Die definitive Lösung 
dieser Streitfrage können nur zahlreiche Übertragungsversuche mit 
dem Blute von Pferden bringen, die unter dem reinen Bilde der 



171 


infektiösen Bronchopneumonie erkrankt sind. W. läßt die Präge 
offen, ob die infektiöse Anämie nicht vielfach mit Erscheinungen 
von Seite der Atemwege verläuft, die miii der infektösen Broncho¬ 
pneumonie nichts zu tun haben. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte. 

Ein breiter Strom trennt gegenwärtig wie im Reich so in 
Bayern die gesamte Tierärzteschaft. Während die Gruppe der 
Geraeindetierärzte so ziemlich außerhalb des Streites steht, haben 
sich die Staats- und Freiberufstierärzte in zwei volltsändig ge¬ 
trennte Lager geschieden. Hie Welf, hie Waiblingen! ist die Lo¬ 
sung des Tages geworden, und kein noch so angestrengtes Schauen 
läßt erkennen, daß man gewillt ist, der Versöhnung oder wenig¬ 
stens dem gegenseitigen Verstehen eine wenn auch noch So 
schmale Brücke zu bauen. 

In diesem Kampf der Ansichten und Forderungen stehen die 
bayerischen Distriktstierärzte in ihrer Zwitterstellung, die streng 
genommen zu keiner der bestehenden Gruppen gehören, ungeeinigt, 
zersplittert und unschlüssig, und für die Erreichung ihrer beson¬ 
deren Standesforderungen auf verlorenem Posten. Auch da, wo sie 
sich als aus irgend welchen Gründen mehr oder weniger er¬ 
wünschte und fast stets mit nicht ganz unberechtigtem Mißtrauen 
betrachtete Mitläufer angeschlossen haben. — Ob mit Recht oder 
Unrecht, mag heut^unentschieden bleiben; jedenfalls:sind aber die 
Distriktstierärzte in ihrer großen Mehrzahl wenigstens der Mei¬ 
nung, daß von seiten der praktischen Tierärzte beabsichtigt ilst, 
ihre althergebrachten Rechte nicht zu mehren, sondern zu mindern. 
Dies veranlaßte manche, dem Verbände der Freiberufstierärzte 
nicht beizutreten, verschiedene wieder.auszutreten und sich allein 
zu stellen; einige aber hat diese Meinung dem Lager der Staats¬ 
tierärzte zugeführt, die begonnen haben, auch nicht eigentliche 
Standesaalgehörige als sogen. Staatsdienstanwärter in ihre Reihen 
aufzunehmen. Und heute wissen wir, daß hier die Gründung einer 
Sondergruppe der Distriktstierärzte geplant ist, schon zu einem 
Zeitpunkt, wo unter uns selbst jede Einigung noch fehlt. 

Wo liegt unser Heil? Dieser Ruf ergeht an alle baye¬ 
rischen Distriktstierärzte. 

Die Unterzeichneten maßen sich nicht an, in ihrer Minderheit 
diese für alle bayerischen Distriktstierärzte so schwerwiegende 
Frage nach ihrer positiven Seite zu entscheiden. Aber das er¬ 
kennen und bekennen sie :Nie in diesem gegenwärtigen 
Zustand der vollkommensten Unklarheit und 
Zersplitterung und Unschlüssigkeilt. 

Aus dieser Überzeugung heraus rufen also die Unterzeichneten 
alle bayerischen Distriktstierärzte auf, sich unverzüglich 
unter einer Leitung zu einem festen Verband zu sammeln. Möge 
dieser dann in seiner Allgemeinheit auf einer baldigst zu berufen¬ 
den Versammlung über das weitere Verhalten unserer Gesamtheit 
bindende Entschlüsse fassen. 

Alle bayerischen Distriktstiierärzte oder (falls Besprechungen 
innerhalb einzelner Kreise schon stattge'funden haben) deren auf¬ 
gestellte Vertrauensmänner werden dringend gebeten, hiezu um- 


172 


gehend auf schriftlichem Wege an Herrn Distriktstierarzt Dr. Regn 
(Volkach a. Main) Stellung zu nehmen. 

Eichiinger. Friedrich. Dr. G ö t z. Dr. Krell. Dr. Neu- 
d e 1. Dr. P ö h 1 m a n n. Dr. Regn. Seuberling. Schäfer. 
Dr. Schweinhuber. 


Aufruf zur Spende für die deutsch-österreidiisdie veterinärmedi¬ 
zinische Fachschrift. 

In der Zeit der größten Anstrengungen der Entente, das Deutsch¬ 
tum zu schwächen und zu vernichten durch Abtrennung möglichst 
großer Teile von unserem Vaterlande und durch Unterstatzung 
separatistischer Bewegungen, ist die vornehmste Pflicht eines jeden 
Deutschen, die Stärkung des Deutschtums zu fordern, wo sich ihm 
nur immer die Gelegenheit bietet. Wir wenden uns nun in diesem 
Sinne an die deutschen Tierärzte und bitten sie um eine Spende 
für die deutsch-österreichischen Studenten der Tierheilkunde. Sie 
sind mit uns zur Fachgruppe vereinigt. Um aber ersprießliche 
Arbeit zu leisten, bedarf es nicht nur eines regen Schriftverkehrs — 
der auch schon erhebliche Ausgaben verursacht — sondern auch 
persönlicher Anregungen durch Entsendung von Vertretern zu den 
Fachgruppentagen und das ist ihnen bei dem schlechten Stande 
ihrer Valuta nicht möglich, wenn sie nicht von uns unterstützt 
werden. Darum gebe ein jeder und wenn der Betrag noch so klein 
ist, die Zahl der Geber wird dann doch helfen, und die Deutsch¬ 
österreicher werden es uns zu danken wissen. 

Die Geldspenden bitten wir zu richten an: Die deutsche 
veterinärmedizinische Fachgruppe Hannover, Tierärzt¬ 
liche Hochschule. 

Hannover, 18. Februar 1921. 

I. A. der veterinärmedizinischen Fachgruppe: 

Warnecke. 


Tierarzt als Landtagskandidat. 

Der im politischen Leben und als Kreisleiter der Organisation 
Escherich sich rege betätigende Tierarzt Rudolf Wille in 
Eldena i. M. ist auf der Liste der Deutschen Volkspartei als Kandi¬ 
dat für den Mecklenburg-Schwerilnischen Landtag, dessen Wahlen 
am 13. März dieses Jahres stattfinden, aufgestellt. 

Tierärztlicher Kreisverein von Mittelfranken. 

Versammlung in Nürnberg am 18. Dezember 1920. 

Der Vorsitzende gedenkt unter ehrenden Worten des aus dem 
Kreise scheidenden Regierungsreferenten, Herrn Oberregierungs¬ 
rat S e 11 e 1 e, dann des verstorbenen Mitgliedes, Herrn prak¬ 
tischen Tierarztes Dr. KoHisch in Nürnberg. 

Die Rechnungsablage ergibt eilnen Kassenbestand von 419 Mk. 
94 Pfg. 

Eine lebhafte Aussprache entwickelt sich über den derzeitigen 
Stand der Standesvertretungsfrage. Nach einer einleitenden Über¬ 
sicht des Vorsitzeinden über die Entwicklung innerhalb des zu Ende 
gehenden Jahres und eingehender Aussprache über diie durch die 
erfolglos verlaufene Besphechung der 8 Berufsgruppen geschaffene 
Lage kommt die Versammlung mit großer Mehrheit zu dem Er- 



173 


gebnis, daß es nötig sei, die Standesvertretung der bayerischen 
Tierärzte umzugestalten und die Beratungen wieder aufzunehmen. 

Beschluß: Der Landesausschuß der tierärztlichen Kreis¬ 
vereine wilrd ersucht, an die Staatsregierung den Antrag zu 
stellen, die Allerhöchste Verordnung vom 11. Februar 1877, die 
tierärztlichen Kreisvereine betreffend, dahin abzuändern, daß 
bis zur Errichtung einer berufsständischen Vertretung an Stelle 
der Kreisvereine die 3 Berufsgruppen und an Stelle des aus 
den Kreisvereänen gebildeten Landesausschusses ein aus je 4 
Vertretern der 3 Berufsgruppen gebildeter Landesausschuß die 
zur Vertretung der Interessen der bayerischen Tierärzte zu¬ 
ständigen Organe bilden. 

Dieser Beschluß ist dem Landesausschuß, den übrigen Kreis¬ 
vereinen und den Verbänden der Staats-, Gein^jnde- und Frei¬ 
berufstierärzte zur Stellungnahme zuzuleiten. 

Zur Sprache gebracht wiird ferner das von der B. V. V. ver¬ 
sandte Merkblatt von Oberveterinärrat Dr. Schmitt über „Tier¬ 
ärztliche Nothilfe'”. 

Beschluß: Es soll Mitteilung ergehen an B. V. V., den 
Landesausschuß und an Herrn Oberveterinärrat Dr. Schmitt, 
daß die versammelten Mitglieder des mittelfränkischen Kreis- 
vereins diie Abfassung und Versendung des Merkblattes als 
standesschädigerid tief bedauern und erwarten, daß die weitere 
Ausgabe der Plakate durch die B. V. V. unterbleibt. 

I. A.: Dr. E r h a r d t - HersbruCk, Schriftführer. 


Beamtenbeirat des Staatsministeriums des Innern. 

Als I. Vorsitzender des Beamtenbeirats im Geschäftsbereich 
des bayerischen Staatsministeriums des Innern, welcher alle Or¬ 
ganisationen der bayerischen Verwaltungsbeamten umfaßt, wurde 
iln der letzten Mitgliederversammlung wieder einstimmig Bezirks¬ 
tierarzt Groll- Traunstein gewählt. 


Verschiedenes. 

Stand der Tierseuchen. 

Deutsch-Österreich. 12.—19. Januar verseucht: an Maul- 
a nd Klauenseuche 66 Bezilrke mit 605 Gemeinden und 5148 
Gehöften: an Rotz 2 Bezirke mit 4 Gemeinden und 5 Gehöften; 
an Räude 50 Bezirke mit 108 Gemeinden und 170 Gehöften; an 
Tollwut 2 Bezirke mit 2 Gemeinden und 2 Gehöften. 

Schweiz. 31. Januar bis 6. Februar neu gemeldet: Maul- 
und Klauenseuche 15 Kantone mit 58 Bezirken mit 88 Ge¬ 
meinden und 189 Gehöften; Rauschbrand 3 Kantone mit 4 Be¬ 
zirken mit 4 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl. 
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche) 7 Kantone mit 20 Bezirken 
mit 25 Gemeinden und 27 Gehöfte; Milzbrand 3 Kantone mit 
3 Bezirken mit 3 Gemeinden ;Pferderäudel Kanton mit 1 Be¬ 
zirk mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft. 


InfeUtois* und Invasionskrankheiten. 

Einsetzung einer Kommission von Tierärzten u. Ärzten in Sachsen 
zur Klärung der Frage der Übertragung der Maul- und Klauen¬ 
seuche auf Menschen. 

Die deutschen Klauenviehbestände werden seit Frühjahr dieses 
Jahres von Maul- und Klauenseuche in schlimmster Weise heim- 



174 


gesucht. Dabei) .hat es den Anschein, als sei der Höhepunkt der 
Epidemie noch längst nicht überschritten. Die Zahl der ermittelten 
Gehöfte des Deutschen Reiches betrug im März dieses Jahres 5000 
und wird gegenwärtig auf rund 200 000 zu schätzen sein. Der Frei¬ 
staat Sachsen ist hierbei mit etwa 8000 Gehöften beteiligt. Mit der 
Häufung der Maul- und Klauenseuche bei Tieren ist auch eine Zu¬ 
nahme der Übertragung auf Menschen beobachtet worden, deren 
Zahl aber unbekannt ist, da keine Anzeigepflicht für diese Erkran¬ 
kungen besteht. Außerdem sind in letzter Zeit an vielen Orten 
eigentümliche skorbutähnliche Erkrankungen der Mundschleimhaut 
von Ärzten und Zahnärzten beobachtet worden. — Zur Klärung 
der Frage, wie häufig die Maul- und Klauenseuche auf Menschen 
übertragen wird, auf welchen Wegen dies geschieht und wo die 
Krankheit beinj» Menschen verläuft, hat das sächsische Landesge- 
sundheitsamt eine Kommission von Ärzten u n d 'Tier¬ 
ärzten eingesetzt, welche das Material sammeln und bearbeiten 
soll. Das sächsische Ministerium ersucht, alle zweckdienlichen Be¬ 
obachtungen dem Landesgesundheitsamt zu Dresden zugehen zu 
lassen. — Die hierdurch beabsichtigte Klärung liegt einerseits im 
öffentlichen Interesse, weil die weitere Ausbreitung der Maul- und 
Klauenseuche nach Möglichkeit damit verhütet werden soll, nicht 
minder aber im wechselseitigen Interesse der Ärzte, Zahnärzte 
und Tierärzte selbst, indem eine bessere Vorbereitung und Ver¬ 
tiefung der jetzt noch ziemlich wenig bekannten Verhältnisse der 
Übertragungsarten und -möglichkeiten dieser Krankheit auf Men¬ 
schen und der klinischen Erscheinungen bei letzteren unbedingt 
notwendig ist. S. M. 

Staatsveterlnürlnndo, Anslandsdienst nnd Versichernngsvesei. 

Die Seuchen im viehreichsten deutschen Lande Oldenburg. 

Der Stand der Viehseuchen im vfehreichsten deutschen Landes¬ 
teil Oldenburg ist gegenwärtig folgender: Milzbrand wurde 
einmal bei einem notgeschlachteten Zugochsen amtlich festgestellt: 
die Art der Infektion des Tieres konnte nicht festgestellt werden. 
Rauschbrand ist im Laufe des Monats November in 4 Ämtern, 
10 Gemeinden, 13 Gehöften ermittelt wordeir. Es .sind' ?3 Rinder 
erkrankt und eingegangen. Neuausbrüche von Rotz sind 
nicht zur Anzeige gekommen. Die Maul- und Klauen¬ 
seuche hat bedeutend abgenommen. Am 30. Sep¬ 
tember waren 12 Ämter, 5 Städte, 115 Gemeinden, 6524 Gehöfte 
verseucht. Im Monat Oktober wurden 140 Neuausbrüche gegen 
1004 im September gemeldet. Am Schlüsse des Monats bleiben 
noch verseucht: .4 Städte, 12 Ämter, 115 Gemeinden, 3835 Gehöfte. 
Der Verlauf der Seuche ist ein gelinder, Todesfälle kommen jetzt 
nur selten vor. Die Räude der P f e r d e ist nur wenig zurück¬ 
getreten. 2 Neuausbrüche sind im Amte Oldenburg zur Anzeige 
gekommen. Es handelt sich um von auswärts angekaufte Pferde. 
Die Pferderäude herrscht noch in 5 Ämtern. Zum Teil stehen die 
räudigen Pferde schon lange Monate unter polizeilicher Aufsicht. 
Es ist zu bedauern, daß die Besitzer sich in ihrem und auch dem 
allgemeinen Interesse nicht mehr Mühe geben, ihre Tiere von der 
Krankheit zu befreien. Durch die Begasung mit Schwefeldioxyd 
wird rasche Abheilung erzielt. Aus Rücksicht auf die jetzigen 
schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist bisher von der An¬ 
wendung strengerer veterinärpolizeilicher Maßnahmen abgesehen 
worden. Die Saumseligen haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn 



175 


dieselben angeordnet werden. Schweineseuche herrschte 
am Schlüsse des Monats nur in 2 Ämtern in je 1 Gehöft» Rot¬ 
lauf der Schweine ist für die jetzige Jahreszeit ziemlich 
ausgebreitet und heftig 'aufgetreten. Am Anfang des Monats No¬ 
vember waren 38 Gemeinden, 11 Gehöfte betroffen; Neuausbrüche 
kamen in 15 Gehöften zur Anzeige. Die Schutzimpfung gegen 
Rotlauf ist dringend zu empfehlen. S. M. 

Hochsdiulnachrichten. 

Gießen. Berufung. Als Professor der Tierzucht wurde 
Professor Dr. Krämer in Hohenheim berufen, der früher bereits 
der tierärztlichen Fakultät der Universität Zürich angehört hatte. 


Bern. Frequenz. Die Gesamtzahl der immatrikulierten 
Veterinärstudenten beträgt im laufenden Wintersemester 109 und 
zwar 98 Schweizer und 11 Ausländer. Von den ersteren stammen 
aus dem Kanton Bern 32, Zürich 2, Luzern 6, Schwyz 2, Glarus 2, 
Freiburg 2, Solothurn 9, Basel - Stadt 1, Basel - Land 1, Schaff¬ 
hausen 3, Appenzell A.-Rh. 1, Appenzell I.-Rh. 1, St. Gallen 9, Grau¬ 
bünden 5, Aargau 8 Thurgau 1, Tessin 1, Waadt 4, Wallis 5, Neuen¬ 
burg 1, Genf 2. — Von den Ausländern sind 9 aus Jugoslavien und 
2 aus Südafrika. 


Die tierärztliche Fakultät der Universität München hat im 
Hinblick auf die Entschließung des bayerischen Staatsministeriums 
für Unterricht und Kultus vom 28. August 1920 Nr. 36245 (siiehe 
diese Wochenschrift, 1920, S. 741) die Doktorarbeit des 
nachstehend genannten an einer Schweizer Universi¬ 
tät zum Dr. m e d. vet. p r o.m ovierten bayerischen Tier¬ 
arztes überprüft und die Arbeit als den Bestimmungen diieser Ent¬ 
schließung entsprechend begutachtet: Distriktstierarzt Kurt 
Graf in Geisenfeid. 


Arbeitsplätze für Promoventen. Das württembergische tier¬ 
ärztliche Landesuntersuchungsamt in Stuttgart stellt Arbeitsplätze 
für Tierärzte, die zu promovieren beabsichtigen, zur Verfügung. 


Vom Universitätsstudium der Frau. Die Zahl der studierenden 
Frauen, die im Laufe des Krieges von 4100 auf 8300 emporge- 
schinellt war. ist jetzt auf 8000 zurückgegangen. Es gingen die 
Studentinnen der Philosophie, Philologie und Geschichte inner¬ 
halb des letzten Halbjahres von 3200 auf 3000 zurück, die der 
Mathematik und der Naturwissenschaften von 1300 auf 1200 und 
die Medizinerinnen von 2300 auf 2000. Anderseits steigt der Zu¬ 
strom zum Studium der Staatswissenschaft (Nationalökonomie) 
immer weilter. Ihnen widmen sich heute bereits 950 Frauen gegen 
750 im letzten Winter und erst etwa 100 vor dem Krieg. Zahnheil- 
240 gegen 180 im vorigen Jahre und erst 50 im Sommer 1914; 
Pharmazie 150 wie im vorigen Jahre. — In der Verteilung 
der Studentinnen auf dile einzelnen Hochschulen 
kommt im Vergleich mit der Vorkriegszeit ein starker Zug nach 
den mittleren und ein Abfluß von den größeren zum Ausdruck. 
So geht namentlich der Besuch der Großstadtuniversitäten durch 
trauen verhältnismäßig immer weiter zurück, während die klei¬ 
neren und mittleren Hochschulen immer stärker besucht werden. 




176 


Berlin zählte diesen Sommer 1129 Studentinnen (1914 : 842), Mün¬ 
chen 748 (470), Freiburg 517 (316), Bonn 501 (398). Frankfurt 
439, Heidelberg 408 (266^, Münster 405 (226), Breslau 39£ (193). 
Leipzig 369 (200), Hamburg 361, Göttingen 345 (220), Jena 344 
(111), Köln 334, Marburg 331 (217). Tübingen 202 (78), Würzburg 
199 (40), Halle 198 (101), Kiel 159 (100) Rostock 142 (19). Giteßen 
140 (32), Greifswald 123 (79) Erlangen 69 (33). 

Oie höchste Besuchsziffer der Universität München. Die Uni¬ 
versität München weist im Wintersemester 1920/21 die bisher 
höchste Besuchsziffer seit Bestehen auf. Insgesamt be¬ 
suchen die Hochschule 9565 Studierende gegen 7470 im Winter¬ 
halbjahr 1919/20 und 7857 im Sommerhalbjahr 1920. Die Resuchs- 
ziffer des Winterhalbjahrs 1918/19 mit 9137 Studierenden kann zum 
Vergleich nicht herangezogen werden, weil in diesem über 5600 
Studierende als beurlaubt im Heeres- oder Hilfsdienst geführt 
wurden. # Von den 9565 Studierenden sind 8305 immatrikulierte 
Studierende, um 2092 mehr als im 1 vorangegangenen Winter¬ 
semester, ferner 1030 nicht immatrikulierte Hörer, um 49 mehr, 
und 230 nicht immatrikulierte Hörerinnen, um 46 weniger. 

Von den /immatrikulierten Studierenden obliegen dem Stu¬ 
dium der Theologie 108 Studierende (90 Bayern, 12 übrige Reichs¬ 
deutsche, 6 Ausländer), der Jurisprudenz 1450 (717 bezw. 707 und 
26), der Staatswirtschaft 807 (500 bezw. 287 und 20), der Forst¬ 
wissenschaft 316 (241 bezw. 68 und 7). der Medizin 2092 (994 bezw. 
990 und 108), der Zahmheilkundo 478 (266 bezw. 191 und 9), der 
Tierheilkunde 242 (141 bezw. 92 und 9). der philosophischen Fächer 
I. Sektion 1981 (1198 bezw. 714 und 69), II. Sektion 731 (424 bezw. 
280 und 27) und der Pharmazie 100 Studierende (71 bezw. 28 
und 1). ■ 

Nach der Heimat ausgeschieden sind von den 8305 iinma- 
. trikulierten Studierenden 4642 Bayern (4363 im Wintersemester 
1919/20), 3369 Angehörige der übrigen deutschen Staaten (1610) 
und 294 Ausländer (240). Unter den Ausländern befinden 
sich 42 Studierende aus von Deutschland abgetrennten Gebieten, 
wie Danzig, Elsaß, Posen usw., und 52 Studierende aus von Öster¬ 
reich abgetrennten Gebieten, außerdem 64 Deutsch - Österreicher, 
47 Bulgaren. 20 Schweizer, 17 Deutsch - Balten, 7 Luxemburger, 

5 Dänen, 5 Türken, je 3 Griechen und 3 Amerikaner, je 2 Spanier, 
Holländer und Brasilianer. 

Unter den 8305 immatrikulierten Studierenden sind 897 Frauen 
(699 iim Winterhalbjahr 1919/20), von Jenen 28 Jurisprudenz, 73 
Staatswirtschaft, 282 Medizin, 36 Zahmheilkunde, 401 Philosophie 
I. Sektion, 66 Philosophie II. Sektion und 11 Pharmazie studieren:, 
362 Frauen stammen aus Bayern, 459 aus den übrigen Staaten des 
Deutschen Reiches und 76 aus dem Ausland. 

Die Zahl der Studierenden hat verhältnismäßilg am stärksten 
zu genommen in der Zahnheilkunde, nämlich 73 % (um 202 
Studierende mehr als im Wintersemester 1919/20) dann folgen die 
Jurisprudenz miiit 68 % (586 Studierende mehr), die Forstwissen¬ 
schaft mit 40 % (91 mehr), die philosophischen Fächer II. Sektion 
mit 35% (189 mehr), die Staatswirtschaft mit 33% (203. mehr), 
die Theologie mit 32 % (26 mehr), dde Medizin mit 31 % (495 mehr) 
und die philosophischen Fächer I. Sektion mit 20 % (330 mehr). An 
Besucherzahl hat abgeno m m e n das Studium in der Tierheil¬ 
kunde um 9 % (um 24 Studierende weniger) und in der Pharmazie 
um 6 % (um 6 Studierende weniger). 



177 


\ 

Bemerkenswert ist noch, daß sich der neue Zugang an imma¬ 
trikulierten Studierenden auf allein 3169 beläuft gegen 1570 im 
voraifgegangenen Wintersemester; hievon sind 1191 Bayern, 1882 

Angehörige der übrigen deutschen Staaten und 96 Ausländer. 

* $ * 

Nach einem Beschluß der philosophischen Fakultät an der 
Universität München sollen künftig regelmäßige Vorlesungen 
über Geschichte der verlorenen d e u t s c h e n , Ge¬ 
biete in den Lehrplan aufgenommen werden. 

Personalien. 

Ernennungen : Oberregierungsrat August F e h s e n m e i e r in 
Karlsruhe und Professor Dr. Matthias Schlegel in Freiburg sind 
für die 4 Jahre 1921 — 1924 zu Mitgliedern des Landesgesundheitsräts 
ernannt worden. 

Ehrung: Yeterinärrat Bernhard Schnemacher in Freiburg 
ist in Würdigung seiner großen Verdienste um die Kynologie in 
Baden zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes badischer kynologischer 
Vereine ernannt worden. 

ln den Ruhestand getreten: Auf Ansuchen Veterinärrat Karl 
Ganter, Bezirkstierarzt in Krozingen. 

Versetzt : Bezirkstierarzt Alfred S p a n g von Schönau i. W. 
nach Krozingen. 

Angestellt: Tierarzt Dr. Otto Bossert in Villingen als Bezirks¬ 
tierarzt in Schönau i. W. 

Verzogen: Oberstabsveterinär a. D. Albert Gräbenteich von 
Lahr nach Kürnbach (A. Wolfach). 

Als Assistent eingetreten: Benedikt Buchmiller aus Atten¬ 
hofen bei Distriktstierarzt Zetl in Weißenhorn. 

Gestorben: Bezirkstierarzt a. D. Veterinärrat Daniel Gaßner 
in Ettlingen. 

Benachbartes Ausland: Dr. Gustav Günther und Dr. Joseph 
Schnürer, o. Professoren an der Tierärztlichen Hochschule in 
Wien wurden nach Ablauf der Dauer ihrer Funktion als nicht¬ 
ständige Mitglieder des Patentamtes in Wien zu derselben auf die 
Dauer von fünf Jahren wieder ernannt. — Franz Kral, Adjunkt, 
als Privatdozent für Pathologie und Therapie innerer Erkrankungen 
bei Haustieren an der Tierärztlichen Hochschule in Brünn zugelassen. 

Bttcherschan. 

Lehrbuch der Rinderzucht. Des Rindes Körperbau, 
Schläge, Züchtung, Fütterung und Nutzung. 
Von Dr. J. Hansen, Geh. Regierungsrat, o. ö. Professor und 
Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Kö¬ 
nigsberg i. Pr. Mit 302 Abbildungen. Berlin, Verlagsbuchhand¬ 
lung Paul Parey, S. W. 11, Hedemannstr. 10 u. 11, 1921. Preis 
geb 105 Mk. (Neuzugang. Besprechung Vorbehalten.) 

Die Altersbestimmung des Gemswildes nach Gebiß und Krücke. 

Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung und 
Anatomie der Gemskrucke. Von Dr. G. Stroh, 
städtischem Amtstierarzt in Augsburg. Mit 62 Textabbildungen. 
„Jahrbuch des Instituts für Jagdkunde“. Neudamm und Berlin- 
Zehlendorf. Band 4, 1919/20, Heft 2. Neudamm 1920, Druck 
und Verlag von J. Neumann. Preis geheftet 9 Mark und 30% 
Teuerungszuschlag. 

Verfasser knüpft an die vor mehr als 30 Jahren in der ..Deut- 



178 


schon Jägerzeitung“ (1887, Nm. 37 u. 88) erschienene Abhandlung 
von H. N i t s c h e in Tharandt an und hat damit zugleich das 
Verdienst, diese so ziemlich in Vergessenheit geratene wertvolle 
Abhandlung der Wissenschaft wiederum ins Gedächtnis gerufen 
zu haben. Allein N i t s c h e konnte sich nur oder fast nur auf 
Abschußmaterial stützen, das ihm u. a. aus dem Tegernseer Gebiet, 
sowie aus Steiermark zur Verfügung gestellt worden war (Novem¬ 
ber 1880 und 1882). Hiebei wurde es letzterem zwar möglich, 
grundlegende Angaben über die Altersmerkmale an der Krücke 
zu geben, dagegen konnte die Abnützung des Gebisses nicht hin¬ 
reichend erforscht werden. Wie schwierig die Aufgabe war, die 
sich Stroh gestellt hatte, kann man daraus ermessen, daß er in 
nahezu zehnjährigen vorbereitenden Arbeiten, wobei er natürlich 
auch vornehmlich jugendliche Tiere zu erhalten versuchte, und 
zwar aus jeder Jahreszeit und mit Gebiß und Krücke zusammen, 
trotzdem nur zu sehr bescheidenen Ergebnissen gelangte und viel¬ 
leicht noch 10 Jahre oder länger hätte sammeln müssen, wenn ihm 
nicht das bedauerlicherweise so bösartig aufgetretene seuchen- 
hafte Erblinden, sowie die Kriegsabschußmaßnahmen ganz unver¬ 
hofft ein überaus reichliches Material in den Schoß geworfen hätten. 
Dieses Material rekrutierte sich nun aus Tieren jeden Alters und 
Geschlechtes und vor allem auch aus Tieren jeder Jahreszeit, und 
es fand in dem Verfasser nicht nur den mit Liebe und Verständnis 
an der Sache forschenden Jäger, sondern vor allem auch den die 
Wissenschaft und Technik in meisterhafter Weise beherrschenden 
Gelehrten. Dank dem glücklichen Zusammentreffen dileser beiden 
Eigenschaften in einem Mann ist nun die Frage der Altersbestim¬ 
mung des Gemswildes in einwandfreier Weiilse lückenlos gelöst. 
Wir sehen sowohl die Entwicklung, den Wechsel und die Ab¬ 
nützung der Zähne, als auch die Entwicklung, Jahresringbildung 
der Krücke meisterhaft geschildert und durch geradezu erst¬ 
klassige Abbildungen erläutert. Es ist ein ungeheures Material, 
das hier verwertet wurde und von dem das Beste und Instruktivste 
in den überaus zahlreichen Abbildumgen wiedergegeben ist. Wir 
haben hier eine vorbildliche Abhandlung vor uns, die nicht nur 
von Jagdfreunden überhaupt, sondern auch von. Tierärzten, Tier¬ 
züchtern, sowie vergleichenden Anatomen mit größtem Interesse 
gelesen werden wird. Ma.. 


Arbeit und Wissen schaffen Werte! 

EKe Gesundung unseres Volkes, die Förderung und Vermeh¬ 
rung von Volkswohl sei unser Streben. Nur praktische Arbeit, ge¬ 
stützt. auf das notwendige Wissen, kann uns dies Ziel erreichen 
helfen. Die Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein 
Sonntagsblatt“, welcher es gelang sich in den acht Jahren 
ihres Bestehens Freunde zu gewinnen, ist ein Ratgeber, der es 
sich zur Aufgabe macht, praktisches Wissen in weite Kreise zu 
tragen. Gartenbau und Landwirtschaft finden Berücksichtigung, 
nicht zu vergessen die Kleintierzucht. Ganz besonders aber gilt 
die Zeitschrift als ein anerkannter Führer in allen Fragen der Ge¬ 
flügelzucht, Brut, Aufzucht usw.. aber auch in Hauswirtschaft, Ge- 
sundheirts- und Kinderpflege und Erziehung ist sie ein treuer be¬ 
ratender Helfer. Das Blatt ist bestrebt, die Liebe zur Wirtschaft 
und zur angestammten Scholle zu pflegen. Es ist allen, nicht nur 
dem Gartenfreund, Landwirt, Kleinwirt, Tierhalter, sondern auch 
dem weiten Kreise der Förster, Pfarrherrn und Lehrern, Guts- und 
Landfrauen, ein treuer Berater in den täglichen haus- und land- 




wirtschaftlichen Fragen. Sein guter Einfluß wird von allen Be¬ 
ziehern anerkannt. Es sollte in allen Volksbüchereien aufliegen, 
um auch allen denjenigen, welche es nicht halten können, seinen 
nutzbringenden Einfluß zukoinmen zu lassen. Wer es noch nicht 
kennt, verlange die kostenlose Zusendung einer Probefolge von 
„Mein Sonntagsblatt 4 in Neutitschein. — Die genannte Zeitung gab 
ein wertvolles „M erkblatt für denGemüsebau“ heraus, 
das für alle Gemüsearten, Aussaat, bezw. Pflanzzedlt, Samenbedarf, 
Pflanzweite, Erntezeit, Bodenansprüche, empfehlenswerte Sorten 
nennt. Es lehrt uns aber auch den Dünger und (insbesondere den 
Kunstdünger im Gemüsebau praktisch amwenden, belehrt uns über 
Wechselwirtschaft und faßt die wichtigsten Merksätze in „Goldenen 
Regeln für den Gemüsebauer 44 zusammen. In einem anschaulichen 
Bilde, das durch einen Grundriiß noch ergänzt wird, werden wir 
auf die zweckmäßigste Bewirtschaftung unseres Bodens aufmerk¬ 
sam gemacht. Ein solches Merkblatt versendet „Mein Sömntags- 
blatt“ in Neutitschein gegen Eiinsendung (auch in Briefmarken) 
von 40 Pf. oder 50 ht, 10 Stück Mk. 2.50 oder Kt. 3.—. 


Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen Bayerischer 
Tierärzte (e. V.) in München. 

Die nächste 

ordentliche Generalversammlung 

wird am Samstag, den 2. April 1921, nachmittags 4 Uhr im K linik— 
mittelbau der Tierärztlichen Fakultät der Universität München, 

Veterinärstraße 6 abgehalten, zu welcher die Herren Vereinsmit¬ 
glieder eingeladen werden. 

Tagesordnung: 

1. Kasse- und Rechenschaftsbericht. 

2. Verschiedene Vereinsangelegenheiten. 

3. Anträge, die bis zum 18. März d. J. beim Direktor des Vereines, 
Veterinärrat Dr. W. Pschorr, im Staatsministerium des Innern 

in München, in den Einlauf kommen. 

München, den 15. Februar 1921. 

Vorsitzender des Aufsichtsrates: 



J. Büchner, Oberstabsveterinär. 


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u. a. Bein leiden behaftete Pferde und 
zahle Kollegen für Nachweis 10 v. H. 
der Kaufsummen. o o o 


Angebote unter „Hufkrebs“ an die 
Schriftleitung dieses Blattes erbeten. 


Tierärztliche Landpraxis 

gegen Übernahme von Instrumenten und Medikamenten abzugeben. 
Eilzuschriften unter A. H. an die Schriftleitung dieses Blattes. 


180 


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^ Literatur: Professor Dr. H. Raebiger, Halle a. S., Deutsche 

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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Jose! Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 8. März 1921. Nr. 10. 


Inhalt: 

Originalartil^el: Ertl. — Sonderhauser. (Forts, folgt). — Meyer. (Schluß 
folgt). — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschafts¬ 
fragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Bücherschau. 


Caporit bei Behandlung der Maul- nnd Klauenseuche 
und deren Nachkrankheiten. 

Von Dr. med. vet. Ertl, prakt. Tierarzt, Ziemetshausen. 

Die immer mehr sich ausbreitende Anwendung und 
Beliebtheit des Caporits (modifizierte Dakinsche Lösung) in 
der diesjährigen bösartigen Maul- und Klauenseucheperiode, 
wo es ausgiebigste Verwendung bei der Stalldesinfektion 
und Wundbehandlung fand, veranlaßten mich auch das Prä¬ 
parat einer eingehenden Prüfung bei Nachkrankheiten und 
der Seuche selbst vorzunehmen. 

Zur Zeit tritt die Maul- und Klauenseuche nicht mehr 
in dem Umfange und der Heftigkeit auf wie im verflossenen 
Sommer, was wohl seinen Grund darin haben dürfte, daß 
infolge der nunmehr einsetzenden Winterkälte auch all die 
vielen Übertragungsmöglichkeiten in Wegfall kommen. 
Auch ist in Erwägung zu ziehen, daß in den Stallungen 
nicht mehr diese erdrückende Hitze und Schwüle vorhanden 
ist, der ja sicherlich auch ein hoher Prozentsatz an Vieh 
zum Opfer gefallen ist. 

So ist es auch meinem Dafürhalten nach berechtigt, 
wenn man in der kalten Jahreszeit von der Ernstschen Not- 
inipfung, die sich ja ausgezeichnet bewährt hat, absieht und 
die Maul- und Klauenseuche symptomatisch behandelt. Hie¬ 
zu eignet sich in bester Weise für Stallungen mit wenig 
\ ieh das Capjorit in l°/ 00 iger Lösung. Damit wird dreimal 
täglich das Maul der kranken Tiere mittels Gummischlauch 
und Irrigator ausgespült. Nach meinen Erfahrungen heilen 
die Geschwüre rasch ab und die Tiere bekommen bald wieder 
Appetit. Behandlung ist ungefähr 5 Tage notwendig. Da¬ 
bei sind die Kosten der Behandlung denkbar geringe, da 
10 Gramm Caporit für 10 Liter Lösung ausreichen. 








186 


Ich sagte Verwendung in Stallungen mit wenig Vieh 
aus dem Grunde, weil sich der kleine Söldner nicht scheut, 
die Arbeit des Ausspülens zu übernehmen im Gegensatz 
zum großen Bauern, der auch Viehverlusten ziemlich gleich¬ 
gültig gegenübersteht. 

Der Erfolg, der mit dieser Behandlungsart erreicht wird, 
ist dadurch verbürgt, daß selbst schwache Caporitlösungen 
die größte Desinfektionskraft aufweisen, gegenüber anderen 
Desinfizientien absolut ungiftig und der Ansteckungsstoff 
der Maul- und Klauenseuche nicht sehr widerstandsfähig 
ist. So werden durch 0,15 %ige Caporitlösungen Milzbrand¬ 
sporen schon in kürzester Zeit abgetötet und erst recht das 
in der Maulhöhle vorhandene weniger resistente Virus der 
Maul- und Klauenseuche. 

Wie bei der Notimpfung nach Ernst empfiehlt es sich 
auch möglichst frühzeitig mit der Behandlung anzufangen, 
am geeignetsten, wenn der Speichelfluß bei den Tieren be¬ 
ginnt, also am 1. Tag, wenn äußerlich Zeichen der Seuche 
sich zeigen. 

Bei Nachkrankheiten der Maul- und Klauenseuche be¬ 
währt sich Caporit gleichfalls ausgezeichnet. In meinem 
Praxisbereich gelangten folgende Krankheiten, die mit der 
Maul- und Klauenseuche in Zusammenhang gebracht wer¬ 
den können, zur Behandlung: 

1. Abszesse infolge der Impfung an Hals und Schulter, 

2. Abszesse an den Klauen und Gelenken, 

3. Euterkrankheiten, 

4. Blutungen der Mastdarmschleimhaut. 

Mit der Behandlung der Abszesse, die zum Teil ver¬ 
jaucht und mit nekrotischen Gewebsstücken angefüllt waren, 
kann ich mich kurz fassen. Sie wurden gespalten, nekro¬ 
tische Teile entfernt, täglich mit l 0 / on iger Caporitlösung 
bespült und Caporitstreupulver aufgestreut. 

Etwas ausführlicher will ich die Euterkrankheiten nebst 
ihrer Kasuistik behandeln. 

Blasen — ähnlich wie bei Euterpocken — heilten rasch 
in wenigen Tagen durch Bestreichen der erkrankten Zitze 
mit 10 %iger Caporitsalbe ab. Hartnäckiger zeigten sich 
Verwachsungen des Strichkanales und Bildung von Ab¬ 
szessen am Zitzengrund. Verwachsungen des Strichkanales 
behandelte ich in der Weise, daß ich nach Öffnung und Er¬ 
weiterung des Kanales täglich 100—200 ccm einer lau¬ 
warmen l°/ 00 igen Caporitlösung zur Spülung des Striches 
verwandte. Heilung trat rasch in ungefähr 8—10 Tagen ein. 

Euterabszesse waren schwieriger zu behandeln, da bei 



187 


Spaltung des Abszesses sieb zu leicht Fisteln bilden konnten. 
Im folgenden will ich in Kürze die Krankheitsgeschichte 
eines solchen Falles geben. 

Seit dem Überstehen der Maul- und Klauenseuche hatte 
sich bei einer Kuh am hinteren rechten Strich kaudal vom 
Zitzengrund eine „Verhärtung “ gebildet, die zunehmends 
größer wurde; auch gab die Kuh an diesem Strich keine 
Milch mehr, da der Strichkanal verwachsen war. Nach Er¬ 
öffnung des Strichkanales entleerte sich aus der Zitze beim 
Melken dickrahmiger, gelber, zähflüssiger Eiter. Wie bei 
früherer Behandlung von verwachsenen Strichkanälen mit 
Caporitspülungen leitete ich auch die gleiche Behandlung 
ein. Beim Drücken auf die Geschwulst konnte ich auch 
nach der Spülung durch Melken Eiter entleeren, so daß 
eine Kommunikation meiner Anschauung nach zwischen 
Milchzisterne und dem Abszeß vorhanden sein mußte. Trotz 
wiederholter Spülungen mit Caporitlösung konnte ich keine 
Heilung erzielen, so daß ich schließlich zur Eröffnung des 
Abszesses mit dem Bistouri schreiten mußte, selbst auf die 
Gefahr hin, daß sich eine Milchfistel bildete, da es sich um 
eine frischmelkende Kuh handelte. Nach Inzission entleerte 
sich zirka % Fiter dicker gelber Eiter. Die Wunde und der 
Strichkanal, die eine Kommunikation aufwiesen, wurden 
täglich mit Caporitlösung ausgespült, der Wundrand sowie 
das hintere rechte Euterviertel mit Oaporitpaste bestrichen, 
sowie für peinliche Sauberkeit der Streu gesorgt. Am 4. Tag 
nach Spaltung des Abszesses heilte der Strich aus und aus 
der Abszeßwunde entleerte sich Milch mit Eiter unter¬ 
mischt. Nun wurde die Wunde täglich wie gewöhnlich be¬ 
spült und kräftig mit Caporitstreupulver bepudert, so daß 
ich dank der granulationsanregenden Wirkung des Caporits 
nach 14 Tagen eine sehr schöne Heilung erzielt hatte, rascher 
als ich gedacht hatte. Durch diesen Erfolg ermutigt wandte 
ich nun öfters das Caporit in der Behandlung von Euter- 
erkrankungen an zu meiner und des jeweiligen Besitzers 
größter Zufriedenheit. 

Nun will ich noch kurz eingehen auf Blutungen der 
Mastdarmschleimhaut nach der Maul- und Klauenseuche. 
Ungefähr 8—10 Wochen nach Erlöschen der Seuche kamen 
wiederholt zu mir Viehbesitzer mit der Bitte, ich möchte 
doch gleich kommen, da ein Stück Vieh „aus dem Darm 
blute“ oder „daß Blut mit dem Kot abgehe“. 

Bei der Exploration konnte ich in Armlänge vom Schlie߬ 
muskel des Afters entfernt im Darm jedesmal geronnenes 
Blut, das sich zu Klumpen zusammengeballt hatte, ent- 



188 


fernen. Naeh Bespülen mit l°/ 00 iger Caporitlüsung er¬ 
folgte stets Heilung. Dieser Befund deckt sich mit den 
Sektionsbefunden von geschlachtetem Maul- und Klauen¬ 
seuchevieh auffällig. Auch hier fand sich stets ungefähr 
1 Meter vom Anus entfernt eine entzündete Darmpartie. 

Es kommt einem bei dieser Betrachtung unwillkürlich 
der Gedanke an die Rinderpest, wo ähnliche Erscheinungen 
wie Darmblutungen auftreten und vielleicht besteht hin¬ 
sichtlich der Erreger dieser beiden Seuchen ganz nahe Ver¬ 
wandtschaft, da sie ähnliche Wirkungen auslösen. 

(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.) 

Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschwttlste 
bei Rind nnd Pferd. 

Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt 

in Massing. (Fortsetzung.) 

Fröhner (18[1903]) beschreibt zwei Fälle von 
Osteome: eine 12jährige braune Stute hatte am unteren 
Rand des linken Unterkieferastes eine gänseeigroße, ge¬ 
weihartig in drei stumpfe, rundliche Knoten auslaufende, 
knochenharte Geschwulst, die Haut war darüber ver¬ 
schiebbar. 

An einem 11jährigen Hengst war am unteren Rande 
des Unterkieferastes unmittelbar vor der Umschlagstellc 
der Maxillararterie eine fest aufsitzende, hühnereigroße, 
gestielte, knochenharte, mit der Haut verwachsene Ge¬ 
schwulst. 

A 1 b r e c h t (19 [1889]) schildert ein Osteom eines 
4jährigen Hengstes; die Auftreibung war hühnereigroß, 
saß dem Knochen nicht fest auf, sondern war mit ihm 
durch einen 2 cm langen, elastischen Strang verbunden, 
deshalb nach allen Seiten beweglich. 

Nach S c h i m m c 1 (20 [1907]) bildete sich bei einem 
Saugfohlen vor dem rechten Mittelzahn bis zum Übergang 
des Zahnfleisches in die Lippenschleimhaut eine Geschwulst : 
die Lippe wurde nach unten gedrängt, so daß die Neu¬ 
bildung außen zum Vorschein kam. Der Verfasser sprach 
sie wegen teilweiser Verknöcherung als Osteofibrom an. 

L e v e n s (21 [1917]) veröffentlicht folgenden Fall: 
Am linken Unterkiefer eines 3jährigen Pferdes saß in der 
Gegend des ersten Mittelzahnes eine Art Neubildung; man 
bemerkte eine bimsteinartige Geschwulst am ersten unteren 
Mittelzahn, die anscheinend fest mit demselben verbunden 



189 


/ 


war; sie war knochenhart, rauh, und von grau-grünlicher 
Farbe, von der Größe einer Wallnuß, auf der Oberfläche 
rauh und höckerig; sie war in das Zahnfleisch fest einge¬ 
bettet. Bei dem Versuch, die Neubildung vom Zahn abzu¬ 
meißeln, lockerte sich der Zahn. Der Tumor bestand aus 
Zement und Dentin, weshalb ihn Verfasser als Zement- 
odontom bezeichnete. Die Odontome gehen aus der Zer¬ 
sprengung des normalen Zahnkeimes hervor, wobei es zu 
einer selbständigen Wucherung der Keimfragmente kommt; 
demnach sind sie in histogenetischer Hinsicht mit den 
Adamatinomen verwandt. 

B e r n a r d i (22 [1899]) beobachtete an der Unter¬ 
lippe des Pferdes in der Höhe des Maulwinkels einen 
Tumor, der bei mikroskopischer Untersuchung als Lymph- 
angioma cavernosum erkannt wurde. Nach operativer Ent¬ 
fernung des Tumors trat später wieder ein Bezidivum auf. 
Die Seltenheit des Vorkommens erhellt auch aus den An¬ 
gaben des statistischen Militärveterinärberichtes (23) der 
preußischen, sächsischen und w'ürttembergischen Armee, 
wonach bei 596 Pferden, die in den Jahren 1904, 1909, 
1911 bis 1914 wegen Geschwülsten behandelt wurden, nur 
1 Sarkom, 2 Atherome, 1 Osteosarkom, 3 Osteome am 
Unterkiefer zu ' verzeichnen waren. Eine Beschreibung 
der angeführten Tumoren war nirgends zu finden. 

Nachdem somit innerhalb der letzten 30 Jahre ver¬ 
hältnismäßig spärlich über solche Tumoren berichtet wurde, 
dürfte die Beschreibung einiger Fälle, welche dem tier¬ 
pathologischen Institut zugingen, nicht ohne Interesse 
sein. Meine Ausführungen sollen zur Kenntnis und Fest¬ 
legung der Unterscheidungsmerkmale dienen. Im Folgen¬ 
den reihe ich die Beschreibung neuer Fälle an, die von mir 
untersucht wurden. Es standen mir zurVerfügung 4 Unter¬ 
kiefertumoren vom Bind und 2 vom Pferd und sie er¬ 
wiesen sich auf Grund mikroskopischer Untersuchung als 
2 Adamantinome, 

1 Myelosarkom, 

1 Fibrosarkom vom Bind. 

1 Osteofibrom und 
1 Osteosarkom vom Pferd. 

Auf das Vorkommen von Adamantinomen ist über¬ 
haupt erst in jüngster Zeit durch J o e s t und F ö 1 g e r 
hingewiesen worden und es dürfte die nachstehende Notie¬ 
rung zu weiterem Bekanntwerden dieser Tumorform 
zweckmäßig sein. 

Das Gewebe der Adamantinome zeigt einen ähnlichen 



190 


Bau, wie er bei der normalen Zahnanlage sich findet, näm¬ 
lich epitheliale Stränge und Knospen, die von Zellen ähn¬ 
lich denjenigen des Zahnschmelzes zusammengesetzt sind. 
Zum Verständnis dieser Geschwülste dient die normale 
Zahnentwicklung. Bekanntlich bildet sich etwa in der 
8. Woche bei den größeren Haustieren auf' den Bändern 
der Kiefer eine Verdickung des Maulhöhlenepithels (Zahn¬ 
wulst), von der sich dann eine leisten- oder kammförmige 
Epithelmasse in das unterliegende Bindegewebe hinein¬ 
senkt (Zahnleiste). Von der äußeren, labialen Fläche der 
Zahnleiste wird ferner eine der Anzahl der Milchzähne 
entsprechende Beihe von kolbenförmigen Sprossen gebildet 
und damit die Anlage des Zahnschmelzes. Diese, zunächst 
eine rundliche Kolbenform, bildet dann eine Einstülpung, 
welche eine Bindegewebsmasse umschließt (Zahnpulpa¬ 
anlage). Die äußere Oberfläche des Zahnschmelzes wird 
von einer Bindegewebsschicht begrenzt (Zahnsack s. S. 37). 
Die erwähnten Teile zusammen bilden die Zahnanlage. 
Vom Schmelz wird Email, von der Pulpa Dentin und von 
dem Zahnsack Zement gebildet. Im Zahnwulst, Zahnleiste 
und im jugendlichen Stadium des Emailorgans finden sich 
rundliche oder eckige, kleine, dicht aneinander gelagerte 
Epithelzellen. Durch allmähliche Umbildung letztgenannter 
Zellen entstehen langgestreckte Zylinderzellen (Email¬ 
zellen). Innerhalb derselben nehmen die näehstliegenden 
eine flachere Form an und bilden, indem sie in mehrere 
Schichten angeordnet sind, die intermediären Zellen, die 
wieder die Pulpazellen umschließen. Die Lücken des Netz¬ 
werkes sind durch eine schleimige und eiweißhaltige Flüssig¬ 
keit ansgefüllt. Bei der Bildung der Emailorgane werden 
auch noch überzählige Epithelsprossen und Nebenstränge 
von der Emailleiste nach dem Alveolarperiost getrieben. 
Am Alveorlarperiost des Menschen wies sie M a 1 a s s e z 
nach, auch bei Tieren wurden sie gefunden. Über die Her¬ 
kunft dieser Geschwülste war man verschiedener Meinung; 
doch ist jetzt erwiesen, daß sie durch progressive Wuche¬ 
rung der Epithelsprossen und -stränge der inneren Schmelz 
Schicht entstehen. (Fortsetzung folgt.) 


Ober die Manl- and Klauenseuche. 

Yon Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach. 

(Fortsetzung.) 

Ernst[24l gebührt das Verdienst in die Blutserum-Impfung 
Methode gebracht zu haben, als die Seuche in bayerischen Ge¬ 
bieten in einer äußerst vehementen Gestalt auftrat. Seine Stellung 



191 


als Leiter eines vornehmlich der Seuchentilgung dienenden staat¬ 
lichen Institutes gab der Impfung gewissermaßen eine amtliche 
Sanktion und erleichterte ihre Einführung. Sie fand fasch An¬ 
hänger und hat sich nach den bisherigen Urteilen von StoJJ[25], 
Schuhbauer [26], der nach der Methode Zink impfte, 
Seel [27], Sauer [28], Hafner (I. c.) und Warrings- 
holz[29J, der'siilch ihrer mit geringen Abweichungen bediente, 
gut bewährt, denn auch bei noch nicht sichtbar erkrankten Tieren 
blieb es Wfei nahezu symptomlosem Verlaufe und die Mortalitäts¬ 
ziffer der unvermischten reinen Maul- und Klauenseuche wurde 
fast auf Null herabgedrückt. Die Hauptbetonung wird einheitlich 
auf tunlfchst frühzeitige Vornahme der Impfung gelegt. Dieses 
Impfverfahren, das Ernst als „Nbtimpfung“ empfahl, hat im 
gegenwärtigen Seuchemzuge die ausgedehnteste Prüfung erfahren 
und sie nach den bisherigen Urteilen gut bestanden. 

^Allerdings erheben sich auch Stimmen dagegen, ärztliche 
Kreise [30] hegen die Befürchtung, däß auf diesem Wege eine ge- 
fährülche Verseuchung aller Rindviehbestände erfolgen könne. In¬ 
wieweit solche Bedenken begründet sind, müssen künftige Erfah¬ 
rungen und Beobachtungen lehrem. L a u f f [31] schreibt einige 
an die Maul- und Klauenseuche sich anschließende Störungen in 
der Laktation ebenfalls der Impfung zu. Witte [32] hält ange¬ 
sichts der Tatsache, daß die Intensität der Seuche eine regionär 
überaus wechselnde ist und kurze Zeit nach der Impfung eine 
Seuchenrezidive da und dort auftrat, eine Verallgemeinerung der 
Impfresultate für bedenklich und eine gewisse Zurückhaltung über 
den Impfwert für angezeigt, um so mehr als er überzeugt ist, daß 
durch die Impfung nuT der Seuchengang verzögert wiitd. Daß der 
Impfung vom Anfang an. mehrfach mit Mißtrauen begegnet wurde 
und Zweifel in ihre Verlässigkeit gesetzt wurden, geht aus den Be¬ 
strebungen, sie noch mit chemotherapeutischen Maßnahmen zu 
kombinieren, hervor. So erblickt Pospiech [33] im Digalen 
ein souveränes Unterstützungsmittel, das er vor der Impfung sub¬ 
kutan in die Herzgegend in einer Menge bis zu 15 ccm gibt; auch 
bei zu später Impfung, erst am 5.—7. Tage, waren die Verluste 
verschwindend klein. In schweren Fällen griff P. sogar zur endo- 
venösen Applikation des Digalen. Braun [34], der die Möglich¬ 
keit für gegeben erachtet, daß schon das Blut gesunder Tiere 
wegen seines Gehaltes an Serumglobulin und -albumin einen mifci- 
gierenden Einfluß auf die Seuche äußern kann, hat das Blutimpf¬ 
verfahren mit i. v.-Injektionen von CINa 0,6 %■ und Chlorkalzium 
0,5% verbunden, milden Verlauf der Krankheitem erwirkt und die 
Verluste bedeutend verringert. Es liegt auf der Hand, daß sich 
mit der Vermischung mehrerer Heilmethoden der Blick über die 
Wirksamkeit \d'es einzelnen Verfahrens trübt und man unsicher 
wird, wo man schließlich die hauptsächlich wirksame Komponente 
suchen soll. Mohr [35] hat mit dem M K 3 benannten Impfstoff 
des Behring-Werkes Versuche unternommen und ebenfalls bei 
frühzeitiger Verwendung eine günstige Beeinflussung des Einzel¬ 
falles und damit des Seuchenganges beobachten können. 

Auch in Frankreich hat man siilch,wie Moussu (1. c.) berichtet, 
von der Erkenntnis ausgehend, daßi in der Zeit des Fiebers und 
des Bestehens anderer klinischer Erscheinungen das Blut virulent 
ist, zu Impfungen mit Blut erkrankter Tiere entschlossen. Es 
wurde mit Natr. citrat. flüssig erhaltenes Blut tin einer Menge von 
20 ccm pr. St. in die Jugularis injiziert. Das Resultat solcher Imp- 



192 


funge® berechtigt zu den Schlüssen, daß die Injektion vorsichtig 
ausgeführt, gefahrlos ist, daß sie be5 einer Reihe von Tieren, die 
im Stadium der Inkubation damit behandelt werden, lediglich eine 
fieberhafte Erkrankung ohne sonstige exanthemetiische Erschei¬ 
nungen oder nur mit geringgradigen Eruptionen verursacht und 
daß Tiere, bei denen die typischen Symptome bereits vorhanden 
sind, in keiner Weise auf die Impfung reagiere®. 

Diesen hauptsächlich der therapeutischen Seite der Maul- und 
Klauenseuche gewidmeten Zusammenstellungen möcht# ich zum 
Schlüsse meine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen, die ich 
gelegentlich des heurigen Seuchenzuges mit subkutanen defibri- 
nierten Blut- und Milchserum - Impfungen durchseuchter Tiere 
sammeln konnte, anreilhen. 

Vorweg muß ich bemerken, daß sich die Impfungen fast aus¬ 
schließlich auf Bestände beschränken, iln dienen bereits ein Er¬ 
krankungsfall aufgetreten war. Es ist dies darauf zurückzuführen, 
daß frühere Seuchenzüge, welche die hiesige Gegend berührt 
hatten, durchwegs harmlos waren und ohne Verluste abliefen, da¬ 
bei hatten sie, soweit die Erinnerung der Leute reicht, nur ein¬ 
zelne Gehöfte und in diesen nur einzelne Tiere ergriffen. Jeder. 
Landwirt hegte daher die Hoffnung, daß sein Gehöft auch dieses- 
mal verschont bleiben würde. Erst als sich der bösartige Charakter 
der Seuche offenbarte, die ersten Impfungen gute Erfolge erkennen 
ließen und die Befürchtung hoher Impfkosten verscheucht war, 
verschwand die Abneigung gegen ein unbekanntes, neues, noch 
milcht ausprobiertes Impfverfahren. 

Ferner ist die Zahl der ausgeführten Impfungen im Vergleich 
zu den Mitteilungen von anderer Seite nicht so groß, um ihre Höhe 
aks absoluten Wertmesser benützen zu .können; ' dafür war ich 
bemüht, den klinischen Verlauf der Impfung so gewissenhaft als 
möglich zu verfolge®, um von dem Einzelfalle e.i!n untrügliches 
Bild zu gewinnen. Die Beobachtungen verteilen sich auf die Zeit 
vom 11. 8. 20 bis 2. 10. 20; um den letzten Zeitpunkt herum war die 
Seuchenflut im Abebben. Geimpft waren in 36 Gehöften 107 Ti'ere, 
darunter 1 Zuchtstier, 8 Ochsen, 78 Milchkühe, 87 Jungrinder, 
9 Kälber, 11 Ziegen und 3 Schweine, ungeimpft blieben 24 Milch¬ 
kühe, 36 Jungrinder, 15 Kälber; von den Kühen waren viele hoch¬ 
trächtig und wurden deshalb der Impfung' entzogen. Wie bereits 
angedeutet, konnte ich nicht überall die Zustimmung zur Impfung 
des ganzen Bestandes gewinnen, so daß in einzelnen Gehöften ein 
Teil der Tiere ungeimpft blieb; unerwartet erhielt ich auf diese 
Weise in 15 Stallungen eine Reihe von Konfrontieren; im ganzen 
75 Stück. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch sogleich den 
vielseitig geäußerten Schwierigkeiten beistimmen, die sich einer 
Neueinführung, welche sich noch dazu im Stadium des Experi¬ 
mentes bewegte, seitens der La®dwirte entgegenstellen; ich habe 
den Eindruck, daß gerade die intelligenteren Elemente die größten 
Bedenken gegen diese Impfung hatten. Nicht in allen Gegenden 
erfreut sich der Aderlaß einer historisch gewordenen Beliebtheit, 
zumal an ihre® durch die überstandene Maul- und Klauenseuche 
mehr oder weniger heruntergekommenen Tieren halten die meisten 
Besitzer eilnen solchen Eingriff trotz aller Gegenvorstellungen für 
ein gefährliches Beginnen, noch mehr aber befürchten sie durch 
die Impfung mit Blut fremder Tiere eine Übertragung aller mög¬ 
lichen anderen Krankheiten auf die ihrigen. Dazu kam, daß man 
über persönliche Erfahrungen bezüglich des Erfolges der Imp- 



193 


fungen zunächst milcht verfugte, also mit prognostischen Prophe¬ 
zeiungen vorsichtig sein mußte, um so mehr als Gerüchte über 
Abszeßbildung und üble Folgezustände im Anschluß an die Imp¬ 
fung umgingen. _ (Schluß folgt.) 


Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Manl- 

nnd Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

II. Umstände, nach denen die eine oder andere Annahme (I) 

begründet erscheint, sind insbesondere darin zu erblicken, daß 

1. die Stoffe oder die Bestandteile der Zubereitungen und deren 
Mengenverhältnisse für jedermann geheim gehalten werden 
oder 

2. die Bestandteile der Zubereitungen nach Art und Menge nicht 
bekannt sind oder nicht ohne weiteres feststehen oder 

3. die Verbraucher über wesentliche Eigenschaften .des Mittels im 
Dunkeln gehalten werden oder 

4. die Verbraucher durch Angaben über Herkunft, Ursprung oder 
llersteHungsweise des Mittels in den irrtümlichen Glauben an 
eine im besonderen Maße wirksame geheimnisvolle Heilkraft 
versetzt werden oder daß beim Vertriebe des Mittels täuschende 
oder übertriebene' Angaben über die Heilkraft gemacht werden 
oder 

5. erfahrungsgemäß die Zusammensetzung der Zubereitungen will¬ 
kürlich gewechselt wird oder 

6. von einer Heilwirkung bei den Stoffen oder Zubereitungen 
überhaupt nicht oder doch nicht gegenüber den in den Ankün¬ 
digungen oder Anpreisungen angegebenen Krankheiten düle Rede 
sein kann oder 

7. der Preis der Mittel im Verhältnis zu den Herstellungskosten 
außergewöhnlich hoch ist. 

Der Umstand, daß Zubereitungen starkwirkende Stoffe in nicht 
unbedeutender Menge enthalten, begründet für sich allein noch 
nicht die Behandlung als Geheimmittel. 

III. Dagegen sind nicht als Geheimmittel anzusehen solche Zu¬ 
bereitungen, die in das Arzneibuch für das Deutsche Reich auf¬ 
genommen sind und pnter der dort angewandten Bezeichnung an- 
geboten werden, und ferper diejenigen, die in der medizinischen 
Wissenschaft und Praxis als Heilmittel allgemeine Anerkennung 
gefunden haben.“ 

Es ist meines Erachtens nicht zu erwarten, daß d'ite Belastung 
mit der 15 %igen Luxussteuer die Hersteller von Geheimmitteln 
wesentlich beeinträchtigen wird. Denn tausendfältige Erfahrung 
lehrt, daß letzten Endes alle derartigen Belastungen von Her¬ 
stellern usw. den Verbrauchern aufgebürdet werden. So wird es 
auch mit den zahlreichen Geheimmitteln gegen Maul- und Klauen¬ 
seuche sein. Zu beachten ist, daß es dem „Verbraucher“ meistens 
auf die 15 % Erhöhung gar nicht ankommt. 

Wenn jedoch alle maßgebenden Faktoren einträchtig Zusammen¬ 
wirken, so wird es doch möglich sein, dem illegalen Heilmittel- 
unfug wenigstens in etwas zu steuern, besonders wenn nach¬ 
folgende Richtlinien zielbewußt und unausgesetzt verfolgt werden: 

1. üna. bläss igeAufklärung dur eh Wo r t, Schrift 
und Tat, um das hygienische Verständnis der 
Tierhalter zu vertiefen, 


194 


2. vorsichtige Auswahl der Arzneimittel 
durch die Tierä'rzte; Vermeidung aller unbe¬ 
kannten oder wissenschaftlich zu wenig er¬ 
probten Mittel, besonders Zurückhaltung bei 
Gutachtensabgabe über Heilmfttelwirk u.n gen 
gegenüber den Herstellern usw., Förderung der 
Erkenntnis spezifisch wirkender Mittel und 
deren weiteste Anwendung, Selbstbescheidung 
der Apotheker in der wahllosen Abgabe von 
Arzneimitteln, 

3. Überwachung der Durchführung aller Vo r« 
Schriften über den Verkehr mit Arzneimitteln, 
Anzeige in allen Fällen der Übertretung dieser 
Vor Schriften. Diese Ziff. 3 schließt die Tätig¬ 
keit der privaten und der staatlichen Stellen 
zusammen.' 

Zuletzt, aber nicht am letzten, möge die Einsicht Platz greifen, 
daß bei der Aussichtslosigkeit, die im Deutschen Reiche gewähr¬ 
leistete Kurierfreiheit zu beseitigen, die beste Bekämpfung aller 
Art von Pfuscherei in der restlosen Weiterarbeit der Medizin, hier 
der Veterinärmedizin an sich selbst liegt. Je tüchtiger, 
strebsamer und kenntnisreicher ein Tierarzt 
ist. je restloser er an seiner Berufsfortbildung 
weiter arbeitet, desto weniger hat er d i e Kon¬ 
kurrenz jeglicher Pfuscherei, aus welchem 
Lager sie auch kommen möge, zu scheuen, einen 
desto größeren Nutzen bietet er der Landwirt¬ 
schaft und ein u na so nützlicheres Glied bildet 
er im Staatsganzen. Er dient somit sich, seinem 
Beruf und seinem Vaterland. 

II. Teil. 

Jeglicher heftige Seuchengang hat den Huf nach wirksamen 
Arzneimattein laut werden lassen. So ist es nicht nur bei der 
Maul- und Klauenseuchepanzpotie 1920, sondern so war es auch 
früher. Ich weise nur auf den letzten großen Seuchenzug hin, der 
im Jahre 1911 durch Bayern ging. Aus der Not der Zeit, aber auch 
aus nckten Erwerbsrücksichten tauchten allenthalben Arzneimittel 
auf. Die Anmaßung, mit der sie auf den Markt geworfen wurden 
(und auch heute noch werden), hat das Staatsministerium des 
Innern seinerzeit veranlaßt eine Reihe von angeblichen Vorbeuge- 
und Heilmitteln durch objektiv angcstellte Versuche durch unbe¬ 
einflußte Tierärzte auf ihre Wirkung untersuchen zu lassen, und 
zwar um so mehr, als ihm sehr viele Mittel unmittelbar angeboten 
worden waren. Im Nachstehenden werden nun eine Anzahl von 
Maul- und Klauenseuchemitteln pharmakologisch, toxikologisch und 
auf ihren Heil- und Vorbeugewert näher beleuchtet, wobei den Er¬ 
gebnissen der vom Staatsministerium des Innern veranlaßten Ver¬ 
suchen ein besonderer Platz eingeräumt wurde. Die besprochenen 
Mittel sind bisher nur zum Teil literarisch verarbeitet worden. Es 
dürfte deshalb um so größerem Interesse begegnen, wenn die 
wertvollen Lehren der früheren Versuche dem Aktenstaub ent¬ 
rissen und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht 
werden. Denn abgesehen von dem aktuellen Interesse hiefür, wird 
es gut sein zu erkennen, daß es sich bei verschiedenen angeprie¬ 
senen Mitteln häufig nur um alten Wein in neuen Schläuchen han- 



195 





delt. Ferner möge die Abhandlung auch dazu beitragen, von 
etwaigen neuerlichen ergebnislosen Versuchen abzuhalten. 

Selbstverständlich konnte die Staatsregierung früher und kaum 
auch jetzt nicht alle die unzähligen Mittel gegen Maul- u. Klauen¬ 
seuche ausprobieren lassen; denn gegen diese Seuche ist wohl 
schon so ziemlich Alles und Jedes empfohlen worden, was den 
drei Naturreichen entstammt. Um die Arbeitskräfte der Versuclis- 
ansteller nicht zu zersplittern und sie wertvolleren Aufgaben zu 
erhalten, wurden zunächst alle Geheimmittel ausgeschieden. Das 
Staatsministerium des Innern steht auf dem unangreifbaren Stand¬ 
punkt, daß es sich bloß mit jenen Mitteln befassen kann, deren 
Zusammensetzung wenigstens qualitativ bekannt ist und durch das 
Zeugnis eines amtlichen oder gerichtlich vereidigten Sachverstän¬ 
digen belegt wird. Die Einzelmittel oder deren Mischung müssen 
neuartig sein. Denn es hat keinen Wert, längst bekannte Dinge 
oder Mittel, die bereits anderwärts als unwirksam befunden worden 
sind, immer von neuem zu prüfen. Ferner muß das Mittel seiner 
Art oderZusammensetzung nach auch einen Erfolg erwarten lassen. 
Nach Erfüllung dieser Voraussetzungen wurden nun verschiedene 
Mittel, die nach Anschauung der Erfinder unbedingt wirksam sind, 
unter amtstierärztlicher Überwachung oder durch Tierärzte ver¬ 
suchsweise angewendet. Wenn die Mittel nicht durch Tierärzte 
selbst, sondern durch die Hersteller usw. angewendet werden, ist 
amtstierärztliche Überwachung solcher Versuche unerläßlich, ein¬ 
mal, um ein verlässiges Urteil über die Wirkung des Mittels zu 
gewinnen, dann aber auch, um eine Verschleppung der Seuche 
durch den Versuclisansteller zu verhüten *). 

Im Nachstehenden folgen verschiedene Mittel gegen Maul- und 
Klauenseuche nach einzelnen pharmakologischen Gruppen geord¬ 
net; diese Mittel wurden umfangreichen Nachprüfungen unter¬ 
zogen. Als Anhang sind mehrere Arzneimittel beleuchtet, die zwar 
nicht auf Veranlassung des Staatsministeriums des Innern ange¬ 
wendet wurden, über die aber einwandfreie tierärztliche Gutachten 
vorliegen **). * (Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Ialektiois- ud InvasionskraukheiteB. 

Prof. Dr. A. R e i n h a r d t - Rostock : Infektiöse An¬ 
ämie und infektiöse Bronchopneumonie. (Berl. Tierärztl. 
Wochenschrift, 1920 , Nr. 16 , S. 174 .) 

R. gibt zu, daß die Entscheidung darüber, ob die infektiöse 
Bronchopneumonie der Repräsentant einer eigenen Krankheitsform 
ist oder mit dem Katarrh der oberen Luftwege der Händlerdruse 
und Akklimatisationskrankheit identisch ist, nur durch ätiologische 
Forschungen zu erreichen sei, tritt aber der Behauptung von Titze, 


’ Nach neuerlichen Abmachungen der einzelnen Landesregie¬ 
rungen sollen neuere Arzneimittel (soferne sie beachtlich sind) 
durch diejenigen Landesbehörden einerProbe unterstellt werden, 
innerhalb deren Bereich sie hergestellt werden. 

**) Aus Raumgründen konnten die Kapiteleinleitungen chemi¬ 
scher, pharmakologischer und toxikologischer Natur nicht ver¬ 
öffentlicht werden. Ich verweise vor allem auf diie Lehrbücher von 
Gottlieb-Mayer,' Tappeiner und F r ö h n e r. 



196 


daß die Brüsseler oder Genfer Krankheit ihre Charakteristik in 
Symptomen der infektiösen Anämie finde, entgegen. Die infektiöse 
Bronchopneumonie ist in großem Umfange beobachtet worden, ehe 
von der ansteckenden Blutarmut das Geringste bekannt war, und 
R. hat in den Jahren 1915—1918 über 1000 Fälle von infektiöser 
Bronchopneumonie klinisch untersucht und über 200 Obduktionen 
ausgeführt, ohne ein einzigesmal Erscheinungen oder Verände¬ 
rungen feststellen zu können, die auf ansteckende Blutarmut hin¬ 
gedeutet haben oder auf sie zurückzuführen gewesen waren. Der 
Charakter der anfangs als fieberhafter Katarrh der oberen Luft¬ 
wege verlaufenden Seuche wird erst dadurch ernst, daß im Ge¬ 
folge einer hinzugetretenen, Pneumonie eiterige und jauchige Pro¬ 
zesse in der Lunge sich entwickeln. Was das Auftreten des Wach¬ 
se 1 f i e b e r s anlangt, das man zuweilen lange nach scheinbarem 
Abschlüsse der ursprünglichen Erkrankung beobachtet, so ist das¬ 
selbe septischer Natur und hat seinen Grund in 
den in d e r Lunge zurückgebliebenen kranken 
Herden. Im Vordergrund des ganzen Krankheitsbildes der in¬ 
fektiösen Bronchopneumonie stehen die Erscheinungen von seiten 
des Respirationsapparates, ebenso sind die anatomischen Haupt¬ 
veränderungen in den Lungen zu treffen. Für Anämiekranke ty¬ 
pische Milzschwellungen oder Darmveränderungen fand R. niemals. 
Lungenerscheinungen bei natürlich oder künstlich mit Anämie in¬ 
fizierten Pferden sind bis jetzt unbekannt, andererseits sind durch 
subkutane und stomachikale Übertragungsversuche von Material 
bronchopneumoniekranker Pferde noch nie Erscheinungen der an¬ 
steckenden Blutarmut ausgelöst worden. In den positiven Impf¬ 
erfolgen von Titze muß es sich um mit Anämie verseuchte Be¬ 
stände gehandelt habein, Mischünfektionen von Bronchopneumonie 
und infektiöser Anämie sind natürlich denkbar. Daß die infektiöse 
Bronchopneumonie in den Jahren 1917 und 1918 seltener geworden 
ist, dürfte nach R. zwanglos dadurch erklärt werden, daß der 
Pferdeersatz durch Requisition und Ankauf in Belgien in diesen 
Jahren auf ein Minimum zurückgegängen war. Die Versuchsergeb¬ 
nisse bei den Formationen, die Titze zu Impfungen benützte, be¬ 
rechtigen nach dem Verfasser lediglich zu der Behauptung, daß 
neben der anstecken dcnBlutarmut gleichzeitig 
infektiöse Bronchopneumonie herrschte, da¬ 
gegen fehlt der Annahme, daß die Bronchopneumonie keine selbst¬ 
ständige Krankheit sei, Fälle von dieser Krankheit auf dm infek¬ 
tiöse Anämie zurückzuführen sei und Brüsseler Krankheit eine 
Komplikation katarrhalischer Affektionen mit infektiöser Anämie 
darstelle, jede Beweiskraft. Me. 

Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. 

Die „Tierärzte 44 im Staatshaushaltsausschuß des Bayerischen 

Landtages. 

Der Haushaltsansatz für die Tierärzte kam am Donnerstag 
den 24. Februar im Staatshaushaltsausschuß des Bayerischen Land¬ 
tages zur Besprechung. Der Berichterstatter Dr. v. Knillilng 
(B. V.) ersuchte zunächst um Aufschluß, welche Grenztierarzt¬ 
stellen in den ordentlichen Haushalt übernommen werden sollen, 
fragte dann unter Hinweis auf den Antrag Frhr. von Freyberg, 
Dr. Schiit t e n b a u e i\ wonach die Staatsregierung erwägen 
soll, ob nicht künftig das Veterinärwesen dem Landwirtscbäfts- 




197 


ministeri.um unterstellt werden soll, nach dem Stand der Verhand¬ 
lungen und gab schließlich den wesentlichen Inhalt der Denkschrift 
• der Freiberufstierärzte, namentlich ihre Forderung der Vollbesol¬ 
dung der Amtstierärzte und des Verbotes, Praxis auszuüben, be¬ 
kannt. 

Staatssekretär Dr. Sch weyer gab dahin Aufschluß, daß zu¬ 
nächst die Grenztierarztstellen in Kufsteiln und Lindau auf den 
ordentlichen Haushalt übernommen werden sollen. Die Frage der 
Unterstellung des Veterinärwesens unter das Landwirtschaftsmini¬ 
sterium bedürfe reiflicher Prüfung, der Zusammenhang mit dem 
Medizinalwesen sei sehr eng und sollte ohne Not nicht zerrissen 
werden. Die Amtstierärzte erfüllten mit in erster Linie polizei¬ 
liche Aufgaben. Auf alle Fälle sollte die Neuordnung zurückgestellt 
werden, bis die Frage der Zusammenlegung der Ministerien ent¬ 
schieden ist. Die Vollbesoldung der Amtstierärzte unter Verbot 
der Praxis sei bedenklich, da sie die Beamten zu reinen Polizei- 
organem mache und damilt der Landwirtschaft entfremde. Die 
Landwirtschaft wolle auch kaum auf die Erfahrung und Kenntnisse 
der Amtstierärzte, die vielfach vorzügliche Praktiker seien, ver¬ 
zichten. In dem Vorwurf der Freiberufstierärzte, wonach die Un¬ 
befangenheit der Amtstierärzte unter der Praxis leide einerseits 
und in dem Verlamgen andererseits, selbst amtstierärztliche Ob¬ 
liegenheiten, insbesondere die Ergänzungsfleischbeschau, dann die 
amtstierärztlichen Geschäfte in kleineren Städten übertragen zu er¬ 
halten, liege ein Widerspruch. Im übrigen stehe die Staatsregie- 
rung auf dem Standpunkt,-daß wenn auch die Amtstierärzte nicht 
vollbesoldet seien, sie doch ein solches Einkommen hätten, .daß sie 
ihre Arbeitskraft überwiegend und vorweg den amtstierärztlichen 
Geschäften widmen müßten; wo berechtigte Klagen vorgebracht 
würden, daß Amtstierärzte zu sehr der Praxis nachgehen und dar¬ 
unter den Dienst leiden lassen, würde mit Entschiedenheit ein¬ 
geschritten werden. 

Abgeordneter E i c h n e r (B. V.) spricht sich mit Entschieden¬ 
heit für die Unterstellung des Veterinärwesens unter das Land¬ 
wirtschaftsministerium aus. Eilne große Anzahl von Dienstesauf¬ 
gaben hänge eng mit dem Tätigkeitsbereich des Landwirtschafts¬ 
ministeriums zusammen, so insbesondere die Förderung der ge¬ 
samten Tierzucht. Es müsse auch verlangt werden, daß die Amts¬ 
tierärzte bei Ausübung ihres Dienstes, insbesondere in der Seuchen¬ 
bekämpfung, wirtschaftlich dächten und wirtschaftliche Gesichts¬ 
punkte vornehmlich beachteten und nicht nur den Paragraphen der 
einzelnen Vorschrift. Die Amtstierärzte dürften nicht zu Polizei¬ 
beamten werden, sondern müßten mit der Landwirtschaft in Ver¬ 
bindung und der Landwirtschaft befreundet bleiben. 

Abgeordneter Gutbrod (B. M.) verlangt zunächst, daß als¬ 
bald wieder die Fortbildungskurse für Tierärzte aufgeijommen 
würden und daß bei diesen Kursen außer der eigentlichen Vete¬ 
rinärpolizei auch Fragen aus dem Gebilete der Volkswirtschaft, der 
Landwirtschaftslehre, der Tierzucht usw. besprochen werden. 

Zu diesen Kursen sollte auch der Nachwuchs des Berufes, die 
Freiberufstierärzte, herangezogen werden, der angesetzte Betrag 
für diese Kurse reiche allerdings bei weitem nicht aus und müsse 
wesentlich erhöht werden. 

Dann sei es endlich an der Zeit, daß die Amtstierärzte für den 
Außendienst angemessen wie die anderen Staatsbeamten entschä¬ 
digt würden und nicht immer wieder auf Bittgesuche angewiesen 


198 


würden. Man könne von den Amtstierärzten wahrlich nicht ver¬ 
langen, daß sie wie llatidwerksburschen die Dienstreisen zu Fuß 
machen und man könne auch nicht verlangen, daß sie hunderte, * 
ja tausende von Mark für das notwendige Lohnfuhrwerk aus eigener 
Tasche zahlen. Die Entschädigung soll auch für solche Dienst¬ 
reisen gewährt werden, z. B. zur Teilnahme an landwirtschaftlichen 
Versammlungen, zur Erstattung von Vorträgen usw. Es ist nicht 
gerecht, daß z. B. der Überamtmann, der eine landwirtschaftliche 
Versammlung leitet, Taggeld und Reisekosten erhält, der Amts¬ 
tierarzt, der den, Vortrag erstattet, dagegen nicht. 

Bei der Anstellung zum Amtstierarzt soll endlich mit dem bis¬ 
herigen Hausnummersystem gebrochen werden, daß nahezu jeder 
Tierarzt ohne Rücksicht auf Note und Leistung befördert wird. 
Wenn alle Herren jedes Staatskonkurses zum Zuge kommen, dann 
wird der tüchtige und 'strebsame Nachwuchs bis zur Anstellung 
100 Jahre alt. Mit überalterten Bezirkstierärzten ist aber dem 
Staate nichts gedient. Der Staat soll sich aus den jüngeren Jahr- 
die befähigtsten und tüchtigsten Tierärzte heraussuchen und die 
zum Amtsdienste weniger geeigneten in der Praxis lassen. Bevor¬ 
zugt solleoa vor allem jene Tierärzte werden, die nicht nur für ihre 
Praxis, sondern auch für das Allgemeinwohl, insbesondere auf dem 
Gebiete der Förderung der Landwirtschaft und Tierzucht arbeiten 
und dafür Opfer bringen. Verlangt müsse auch werden, daß auf 
Posten, die in Hochzuchtgebieten liegen, besonders dafür geeignete 
und zur Mitarbeit bereite Tierärzte berufen werden, was in den 
letzten Jahren mehrfach nicht beachtet wurde. 

In der Titelfrage sei wohl dem Kollegen Endres (M. S. P.) 
zuzustimmen, daß die ganze Titelfrage einen Unfug darstelle und 
daß namentlich der sogen. „Ober“-Titel alle Titel lächerlich, ge¬ 
macht habe. Aber so lange nicht alle Titel abgeschafft seien, müsse 
die Verweilgerung des Titels an einen Stand als Kränkung und 
Zurücksetzung betrachtet werden. Wenn die Oberamtmänner in 
jungen Jahren Oberregierungsräte würden, wenn Rechtsanwälte 
Justizräte und Geheime Justizräte würden, könnten auch die Tier¬ 
ärzte verlangen, mit dem Titel „Oberveterinärrat“ ausgezeichnet 
zu werden. Auch dieser Titel sollte nilcht nur als Altersprämie ver¬ 
liehen werden, es sollten vielmehr auch jüngere Tierärzte, die sich 
um die Allgemeinheit, namentlich wieder in der Tierzucht beson¬ 
ders verdient gemacht haben, dann z. B. Herren, die die Referenten 
an den Regierungen zu vertreten haben und dabei große Opfer 
bringen, ohne eine Entschädigung zu bekommen, ausgezeichnet 
werden. Auch bewährte Schlachthofdirektoren und Freiberufs¬ 
tierärzte, von denen sehr viele für die Allgemeinheit arbeiten und 
Opfer bringen, sollten ausgezeichnet werden. 

Endlich müsse dringend verlangt werden, daß baldmöglichst 
die tierärztliche Standesvertretuing auf eine neuzeitliche paritätische 
gesetzliche Grundlage gestellt würde. Der jetzigen Berufsvertre¬ 
tung, dem sogen. Landesausschuß, fehle die gesetzliche Grundlage, 
die Regierung könne ihn hören, müsse ihn aber nicht hören; weite 
Kreise der Tilerärzte erkennen den Landesausschuß als Standesver¬ 
tretung nicht an. Die Arbeit, die ein Kammergesetz mache, könne 
doch nicht so groß sein, zumal ja Vorbilder in Norddeutschland 
schon da seien, deren Fehler lebeht vermieden werden könnten. 
Der Widerstand der Staatsregierung sei nicht verständlich. Das 
Verlangen weiter tierärztlicher Kreise soll endlich erfüllt und da¬ 
mit dem Streit zwischen den einzelnen Fachgruppen ein Ende ge¬ 
macht werden. 



199 


Staatssekretär Dr. Schweyer erklärt, daß die Fortbildungs¬ 
kurse baldigst aufgenommen würden und daß er gerne bereit sei, 
im nächsten Haushalt höhere Mittel anzufordern, um den geäußer- 
tenWünschen gerecht werden zu können. Auch die Staatsregierung 
sei der Ansicht, daß im. Zukunft nur die besten Tierärzte zur An¬ 
stellung kommen könnten, um eine Überalterung zu vermeiden. 
Zu bedenken sei allerdings, daß viele Tierärzte lange Jahre auf 
ganz schlechten, abseits gelegenen Posten aushalten müssen und 
dann wohl auf Beförderung einen gewissen Anspruch hätten. Bei 
der Anstellung würde jetzt schon Rücksicht auf die öffentliche 
Tätigkeit der Tierärzte genommen. Posten in Hochzuchtgebieten 
würden jetzt schon nur im Benehmen mit dem Vorstand der Tier¬ 
zuchtabteilung besetzt. 'Ein Entwurf für ein Tierärztekammergesetz . 
sei ebenso in Ausarbeitung wie ein solcher für die Ärztekammer 
und würde alsbald vorgelegt werden. 

E n d r e s (M. S. P.) spricht sich gegen dile Verleihung weiterer 
Titel aus. stimmt aber den übrigen geäußerten Wünschen zu; da 
die Amtstierärzte doch nicht nur für die Erzeuger angestellt wür¬ 
den, sondern eine Reihe von Dienstesaufgaben hätten, die auch für 
den Städter, für den Verbraucher von großer Bedeutung sei, er¬ 
innert sei an dile Fleischbeschau, Milchkomtrolle, Marktüberwachung 
usw. sei die Unterstellung des Veterinärwesens unter das Land¬ 
wirtschaftsministerium nicht ohne Bedenken. 

Mitberichterstatter J e h 1 e (Dem.) schließt aus der Aussprache, 
daß doch eine Reihe von Wünschen der Freiberufstiterärzte er¬ 
sichtlich Berechtigung hätte und beantragt deshalb, die Denk¬ 
schrift der Regierung zur Würdigung hinüberzugeben 

Mitberichterstatter Dr. von Knilling schließt sileh diesem 
Antrag an, beantragt, die beiden Grenztierärzte zu genehmigen 
und wünscht ebenfalls, daß höhere Mittel für die Fortbildung der 
Tierärzte eingesetzt werden. 

Der Ansatz für 164 Bezirkstierärzte und 2 Grenztierärzte im 
Hauptamt werden sodann genehmigt, ferner für Stellvertretung, 
Geschäftsaushilfe 50 000 Mark (bisher 16 400 Mk.), für Dienstreisen 
300 000 Mark (bisher 102 000 Mk.), für Geschäftsbedürfnisse 100 000 
Mark (bisher 21 510 Mk.), für die Förderung der fachlichen Aus¬ 
bildung 10 000 Mark (wie bisher), Staatszuschuß zum Unterstüt¬ 
zungsverein für dile Hinterbliebenen 5000 Mark (wie bisher), für 
Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst 3000 Mark (bisher 
2500 Mk.). 

Zum Kapitel „Veterinärpolizeiliche Anstalt Schleißhejm“ wurde 
vom Berichterstatter Dr. von Knilling, vom Berichterstatter 
J e h 1 e und von Dr. Spuler (Milttelpartei) die ungleichmäßige 
und ungenügende Bezahlung der wissenschaftlichen Assisteinten 
beanstandet. Die Frage wurde bis zur Beratung des Kultusetats 
zurückgestellt. Gutbrod zollte der ausgezeichneten Arbeit der 
Veterinärpolizeilichen Anstalt vollste Anerkennung, er bedauerte 
nur, daß die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter zu klein und 
die Mittel zu beschränkt seien, so daß eine Reihe von Aufgaben 
nicht so behandelt werden kann, wie es für die Landwirtschaft not¬ 
wendig wäre. Dringend erwünscht seil, daß endlich die Herstellung 
eines Impfstoffes gegen das seuchenhafte Verwerfen aufgenommen 
wird, dann daß eine Arbeitsstätte für die Erforschung und Be¬ 
kämpfung der Schweineseuchen, die der bayerischen Landwirt¬ 
schaft schweren Schaden zufügen, geschaffen würde. Er regt des¬ 
halb an, in den nächsten Haushalt die Mittel für 1—2 Wissenschaft- 


200 


liehe Mitarbeiter einzusetzen, die ausschließlich sich mit diesen 
Fragen beschäftigen sollen. 

Die bisherigen Stellen werden genehmigt, außerdem für zwei 
nichtetatmäßige wissenschaftliche Assistenten 29 800 Mark, für 
Geschäftsaushilfe 30 000 Mark (bisher 5400 Mk.). für Dienstreisen 
10000 Mark (bisher 2000 Mk.). für Geschäftsbedürfnisse 120 000 
Mark (bisher 22 900 Mk.). G u t b r o d. 


Verschiedenes. 

StaatsvateriBlrkude, Auslaidsdieist aid Verslcherufswesea. 

Die Gesellschaft deutscher Naturforscher 
und Ärzte, Pressebüro, schreibt uns: 

Berlin, den 24. Februar 1921. 

Neue Gefahrenquelle für Europa. 

Dem westeuropäischen Wirtschaftsleben, ganz besonders aber 
der Volkserpährung droht neues Unheil. Vielfach hört man schon 
von einer neuen Dezimierung des Rindviehbestandes, der durch 
den Krieg ohnehin in überaus großem Maße gelitten hat. Von 
Osten ist über Südrußland bereits nach einigen Ländern Europas 
eine Tierseuche vorgedrungen, die Rinderpest. Schon im Jahre 
1882 haben einige Staaten Europas mit Erfolg den Kampf gegen 
diese Tierseuche aufgenommen, die nun neuerdings im Laufe des 
Weltkrieges durch den Kaukasus nach Rußland verschleppt wurde 
und nun auf den Spuren des russisch-polnischen Krieges im Jahre 
1920 in Polen und in den von General Zeligowsky besetzten litau¬ 
ischen Gebieten ihren Einzug hielt. Für die litauische Regierung 
ist die Bekämpfung innerhalb des nicht besetzten Litauens durch 
die ungünstige geographische Lage besonders schwierig. Nur dank 
der ganz außerordentlich getroffenen Maßnahmen gelang es bisher, 
die Verbreitung der Seuche zu verhindern. Begünstigt wurde dies 
durch den Winter, in welchem ja das Vieh durch den Stalläufent- 
lialt sich nicht gegenseitig infizieren kann. Die Gefahr wächst 
natürlich im Frühjahr mit dem Bezug der gemeinsamen Weiden 
und Tränken und damit wird nicht nur Litauen, sondern auch die 
benachbarten Staaten Europas bedroht. 

Dies ist für die litauische Regierung Veranlassung gewesen, 
nach Kowno einen Kongreß von Fachleuten einzuberufen, damit 
die Arbeiten zur Bekämpfung der Seuche in Gang kommen. Es 
werden sich daran Veterinäre und Bakteriologen Dänemarks. 
Deutschlands, Estlands, Finnlands, Hollands, Lettlands, Rußlands, 
Schwedens und der Tsehecho-Slowakei beteiligen. 

Es soll auf dem Kongreß ein gemeinsamer Plan zur Bekämp¬ 
fung der Rinderpest ausgearbeitet werden, wobei die Mittel Be¬ 
rücksichtigung finden müssen, die schon früher in Westeuropa zur 
Bekämpfung der Rinderpest angewandt wurden, wie Notschlach¬ 
tung und strenge Quarantäne, besonders aber auch die Mittel, die 
in den letzten 20 Jahren in Afrika, in Transkaukasien und Sibirien 
üblich waren, vor allem die Anfiipest-Impfuingen. Gerade das letz¬ 
tere erscheint noch dadurch besonders Erfolg verheißend, daß der 
bekannte Spezialist für die Herstellung der Antipestsera und Impf¬ 
stoffe, Professor G o g e 1 i s, der jahrelang in Sournabat in Trans- 
kaukasien auf einer Antipeststation gearbeitet hat und der noch 
zuletzt bei der Bekämpfung der Rinderpest an der Wolga im Jahre 
1919/20 tätig mitwirkte, nun nach Litauen zuriiekgekehrt ist und 


201 


dort die Leitung der Arbeiten und ihre Organisation in die Hand 
genommen hat. 

Hoffentlich gelingt es den Bemühungen, die Gefahr von Europa 
icrnzuhalten. 


Personalien.' 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in E bermannstadt. 
Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers 
zuständigen Regierung, K. d. I., bis zum 12. März 1921, einzureichen. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Max Baruch in 
Nürnberg. Theodor Soter aus Kälberau (B.-A. Alzenau) in Bur- 
kardrot (B.-A. Kissingen). 

Versetzung: Bezirkstierarzt Cornelius Dorn von Ebermann¬ 
stadt wurde in gleisher Diensteseigenschaft nach Kulmbach versetzt. 

Verzogen: Dr. phil. Albert Haug von Betzenstein (B.-A. 
Pegnitz) nach Ruhmannsfelden (B.-A. Viechtach). Bartholomäus 
Lachenschmid von Ruhmannsfelden (B.-A. Viechtach) nach 
Nürnberg (Subdirektion der Schweriner (Vieh-Versicherungs-Ge- 
sellschaft). Dr. Franz Yeh, bezirkstierärztlicher Praktikant in 
Vilshofen nach Berlin. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Friedrich 
Meng aus Mannheim. Dissertation: „Beiträge zur Kenntnis der 
Morphologie der Barteln einiger Fische“. (Aus dem Zoologischen 
Institut der Tierärztlichen Fakultät der Universität und der bayer. 
biologischen Versuchsanstalt, für Fischerei, München; Vorstand: 
Prof. Dr. R. Demo 11). Tierarzt Andreas Minges aus Burrweiler 
(Rheinpfalz). Dissertation; „über den Nachweis virulicider Sub¬ 
stanzen im Serum vaccine-immuner Kaninchen“. (Aus der bayer. 
Landes-Impfanstalt, Leiter: Privatdozent Dr. Groth). 

Steiermark. Der Bundespräsjdent hat dem Staats-Veterinär- 
Oberinspektor Tierarzt Adolf Fischer den Titel und Charakter 
eines Regierungsrates, dann den Staatsveterinärinspektoren Tierarzt 
Georg Gaß und Tierarzt Eduard Resac sowie dem Landes-Be- 
zirkstierarzt Hermann Bai er lein den Titel eines Veterinärrates 
verliehen. Der mit dem Titel und Charakter eines Regierungsrates 
bekleidete Staats-Veterinäroberinspektor Tierarzt Maximilian 
Schwammel wurde in die 6. Rangklasse eingereiht. 


Bttcherschan. 

Möllers Lehrbuch der Chirurgie für Tierärzte. Bearbeitet von Dr. 
H. Möller, vorm. Professor an der Tierärztl. Hochschule in 
Berlin, und Dr. H. Prick, o. Professor der Chirurgie und Di¬ 
rektor der chirurg. Klinik an der Tierärztl. Hochschule zu 
Hannover, »Geh: Regierungsrat. Zwei Bände. 1. Band: All¬ 
gemeine Chirurgie. Vierte, gänzlich umgearbeitete Auf¬ 
lage. Mit 38 Textabbiildungen. Stuttgart, Verlag von Ferdinand 
Enke, 1920. Preis 60 Mark. v 

Dieser I. Band des großen Werkes der Chirurgie für Tierärzte 
von Möller-Frick ist von Fr ick allein bearbeitet worden, da 
Möller „aus Opportunitätsrücksichten und wegen überbürduug 
mit anderen Arbeiten“, wie Verfasser uns im Vorwort mitteilt, sich 
an der Herausgabe dieses Bandes nicht mehr beteiligen konnte, 
ratsächlich erwartete auch den Herausgeber dieser neuen Auflage 
keine kleine Arbeit, da naturgemäß die Erfahrungen aus dem Welt- 


202 


kriege wie die Medizin, so auch die Tiermedizin ganz erheblich be¬ 
troffen hatten. Insbesondere dem Umstand, daß im letzten Kriege, 
und zvyar erstmals in dieser Art, Pferdelazarette mit allen Er¬ 
fordernissen für wissenschaftliches und chirurgisches Arbeiten ein¬ 
gerichtet worden waren, iist es zu verdanken, daß unsere Pferde¬ 
chirurgie aus dem verhängnisvollen Kriege mit einem verhältnis¬ 
mäßig gewaltigen Nutzen für die Wissenschaft hervorgegangen ist. 
F r i c k hat seine „Allgemeine Chirurgie“ entsprechend den großen 
Fortschritten teils durch Überarbeitung des Vorhandenen, teils 
durch Neubearbeitung einzelner Kapitel auf die wissenschaftliche 
Höhe emporgehoben, die man von einem solchen Buche erwarten 
udrfte. Die hauptsächlichsten Änderungen haben jene Kapitel er¬ 
fahren, welche sich auf die Wunden beziehen. Die Wundbehand¬ 
lungstechnik hat sich ja gründlich umändern müssen, denn die 
Erfahrungen des Krieges haben viele frühere Ansichten und schein¬ 
bare Grundwahrheiten als nicht mehr stichhaltig erkennen lassen. 
Auch die Abschnitte über die Wundinfektionskrankheiten, über 
Desinfektion usw. mußten neu bearbeitet werden und das Kapitel 
über Synovialsäcke ist in manchem geändert und ergänzt worden. 
Der Abschnitt über Arthritis chronica deformans dürfte u. a. auch 
insofeme bemerkenswert sein als Verfasser sich offenbar nicht ab¬ 
geneigt zeigt (S. 273) sich der Auffassung jener anzuschließen, die 
die Verwandtschaft, wenn nicht die Identität der genannten tieri¬ 
schen Erkrankungen mit den entsprechendem des Menschen be¬ 
tonen. Der Herr Verfasser dürfte hiedurch für die weitere Ent¬ 
wicklung dieser wichtigen Frage sich ein Verdienst erworben 
haben. Erst wenn diese Erkenntnis in weitere Kreise durchge¬ 
drungen sein wird, werden wir uns auch eher die auf diesem Ge¬ 
biete in der Humanmedizin errungenen großen Fortschritte in der 
Erkenntnis und in der Behandlung dieser Erkrankung zunutze 
machen können. Vielleicht entschließt sich der Herr Verfasser 
diesbezüglich die grundlegenden Arbeiten aus der Humanmedizin, 
u. a. von Umber, noch etwas in den Gesichtskreis der späteren 
Bearbeitung seines großartigen Werkes zu ziehen. — Aus dem 
Gesagten, das natürlich mit Rücksicht auf den knappen, zur Ver¬ 
fügung stehenden Raum nur höchst unvollkommen die gewaltige 
Arbeit würdigen kann, die Verfasser mit dieser IV. Auflage ge¬ 
leistet hat, dürfte immerhin hervorgehen, daß in dem vorliegenden 
Werke der Studierende, der praktische Tierarzt und der Wissen¬ 
schaftler gleich gut auf ihre Rechnung kommen. Nicht unerwähnt 
lassen möchte ich die geradezu musterhafte Ausgestaltung des 
Buches durch den Verlag mit erstklassigem Papier, vorzüglichem 
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dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬ 
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208 


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cf. Oberveterinär a. 1). Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. lt> 

Literatur zu Diensten. 

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i 


Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München. Odeonspl. 2. 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor au der Tierärztlichen Fakultät der Universität München., 

1 — 1 . ■ . 

72. Jahrg. - München, den 15. März 1921. ‘Nr. 11. 


Inhalt: > 1 

Originalartikel: Sauer. — Sonderhauser. (Forts, folgt). — Meyer. (Schluß.) 

— Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

— Verschiedenes (Hochschulnachrichten). •— Personalien. — Bücherschau. 


(Aus der chirurgischen Tierklinik dqr Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Mayr.) 

Klinische Versuche über die Verwendbarkeit des nenen 
Wundheilmittels „Tolid“ in der Veterinärchirnrgie. 

Vorl. Mitteilung von Oberveterinärrat Sauer in Rothenburg o. T. 

V on den F arbenfabriken vorm. F riedrich 
, Bayer & C o. i n Leverkusen wurde der chirurgi¬ 
schen Tierklinik an der Universität München -ein neues 
Wundheilmittel „Tolid“ zu Versuchszwecken übergeben. 
Vach einigen Vorversuchen daselbst, die aussichtsreich zu 
sein schienen, ist das Mittel von dem Vorstände der Klinik 
mir zu weiteren Versuchen und zur Prüfung seiner Ver¬ 
wendbarkeit in der Veterinärchirurgie überwiesen worden. 

Die Versuche sind abgeschlossen, jedoch «wird deren end¬ 
gültiges Ergebnis in vollem Umfange erst nach Fertig¬ 
stellung einer in der Bearbeitung begriffenen, umfang¬ 
reicheren Abhandlung veröffentlicht werden können. Eine 
vorläufige Mitteilung erscheint deshalb am Platze, um die 
Vorzüge des Mittels schon jetzt weiteren Kreisen bekannt 
zu gehen; 

Tolid ist ein weißes, lockeres, feines Pulver, das leicht 
nach Chlorgas riecht. An der Luft bleibt es unverändert, 
ballt nicht zusammen und geht durch Pulverzerstäuber 
seihst mit dünner 'Öffnung leicht hindurch. Auf Wund¬ 
flächen oder nässenden Hautstellen kann es in deckender 
Schicht aufgetragen werden, ohne abzufallen. Ein gleich¬ 
mäßiger, vollständiger Verschluß einer Wundfläche ist un¬ 
schwer damit zu erzielen. Das Mittel — der Karne „Tolid“ 
ist willkürlich gewählt .— stellt eine organische 
Chlorve rbindung dar, der eine geringe Menge B o - 
1 u^beigemiseht ist. Seine Wirkung beruht nach 





210 


dem Vorgänge der Dakin’schen Lösung darauf, 
daß es auf Wundflächen ständig kleine 
Mengen Chlor abspaltet und damit eine dau¬ 
ernde Desinfekt ions- und Heilwirkung aus¬ 
übt. Die Beimengung von Bolus setzt es außer¬ 
dem instand, das Wu ndsekret rasch aufzunehmen, 
austrocknend zu wirken und die Scliorfbil- 
d u n g zu fördern. , . 

Die Anwendung des Mittels erfolgt am besten 
rein als Streupulver, gegebenenfalls auch als Salbe 
in Verbindung mit Vaselin, Fett oder Paraffinsalbe im Ver¬ 
hältnis von 1: 5 bis 1:HK 

Die Anwendung erfolgte bis jetzt in 26 Fällen und 
zwar: 

a) bei Pferden als Streupulver 

in 3 Fällen bei Schlagwunden, in 1 Falle bei eiterndem 
Nageltritt, in 1 Falle bei Quetschwunden an beiden 
Karpalgelenkeu, in 1 Falle bei der Nachbehandlung 
einer mit Binzschem Liniment behandelten Stoll- 
beüle, in 1 Falle bei hochgradiger Strahlfäule, in 
3 Fällen von ekzematöser Mauke, in 1 Falle bei der 
Nachbehandlung einer abszedierenden Phlegmone; 

ferner als S a 1 b e mit 1: 5 bis 1:10 Vaselin in 2 Fällen 
von Schrundenmauke (Ekzema crustosum); 

b) bei Rindern als Streupulver . 

in 1 Falle von Eiterung an einem Hornzapfen, in 1 Falle 
von eiteriger Hautentzündung, in 1 Falle bei eiterig¬ 
jauchigen Abszessen als Nachkrankheit der Maul- 
ünd Klauenseuche, in 1 Falle bei einer operierten 
Karpalbeule, in 5 Fällen von Klauengeschwüren bei 
Maul- und Klauenseuche; 

ferner als Salbe mit 1: 5 bis 1 :10 Vaselin in 2 Fällen 
von Euter- bezw. Zitzengeschwüren bei Maul- und 
Klauenseuche; 

c) bei Schweinen als Streupulver 

in 2 Fällen von Klauengeschwüren bei Maul- u. Klauen¬ 
seuche. 

In fallen Fällen von Wunden erwies sich T o 1 i d als ein 
vorzügliches Heilmittel, das die Eiterung 
auffallend rasch zum Stillstand'-bringt, 
die Wundflächen in kurzer Zeit austrocknet 
und einen festweichen, leicht abwaschbaren 
Schorf bildet, unter welchem bei bester Granu¬ 
lation schnell Heilung erzielt wird. 

Es ist ohne irgend welche Nebenwirkungen und 
auf Wunden schmerzlos. 








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ft: aus sternförmigen Zellen, welche 

\f : durch einen Saum von meist einschichtigen Zylinderzellön 
r abgegrenzt sind. Ihre Kerne sind mitunter deutlich basal 
[i gestellt und. die Zellen selbst werden nach außen durch eine 
P .Basalmembran abgegrenzt; streckenweise hat es? den An- 
^r'Bchein, als ob die Zylinderzellen noch mehrschichtig ge¬ 
lagert scheinendes dürfte sich aber nur um schiefe Schnitte 
livmit .gewölbter Oberfläche handeln, wobei mehrere Zell- 
!ß getroffen werden. Wenn an vielen/Stellen diese epi- 
ielialen Wucherungen Fibroblastengewebe einschließen, 
»^ia'wird auch dieser Umstand durch die verschiedenartige 
^>Schnittrichtung bedingt. An anderen Stellen zeigen die 
lsäume* in, ihrem Innenraum nur abgeflachte Epi- 

1i i ^thelien, ein Zetifehen dafüi 4 , daß der Schnitt nahe am Fundus 
|4ines Keimschiauches geführt ist. Bei etwas höherer Schnitt- 
M^riehtung fehlt der Boden des Röhrchens und es muß dann 
Naturgemäß ein Hohlraum entstehen, bezw. sich im Prä- 
j^parat das Stromagewebe präsentieren. Die Epithelinseln 
find demnach Querschnitte von fingerähnlichen Ausläufern 
pines progressiv fortwuchernden Epithelzellkeim schlauche«, 
pfitogenetisch betrachtet handelt es sich offenbar um eine 
progressive Wucherung der inneren Schmelzschicht (Amelo- 
blasten). Wenn an einzelnen Stellen sieh heine innige Be¬ 
rührung der Epithel Wucherung mit dem Fibroblastenge- 
webe zeigt, sondern saumartige Zwischenräume vorhanden 
sind) so liegt vermutlich Schrumpfung bei der Fixierung 
efee sternförmigen Grundgewebes vor. Das netzförmig aus- 
^ sehende Stroma ist yon gleichem Habitus wie die Gewebs- 
^l|4rt der Pulpa bei der Zahnentwicklung und es ist somit 
j|£ aiizunehmen, daß der Grundcharakter des ganzen Gewebes 
feiner Wucherung des Dentinkeimes entspricht, wobei die 
0^h®hmelzschicht mitwuchernd diese fingerähnlichen Aus- 
ft \läufer und Inseih. bildet. Auf Grund der geschilderten 
^mikroskopisch-anatomischen Veränderungen liegt demnach 
gern; Adamantinoma cysticum vor. 

. “ (Fortsetzung folgt.) 

• - 

über die Maul- und Klauenseuche. 

Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach. 

■ : (ScbJ*l) 

>frn.Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß der erste Fall von 
«d- Und Klauenseuche in dör hiesigen Gegend unter dem klini- 
ien -Bfide .-elilnfes Klauenabszesses bei einer 5jährigen Kuh auf- 
iT^mt, welche etwa' 6.Wochen vorher einen Fötus im fünften:. Monat 




214 


der Trächtigkeit abortiert hatte. Noch nie war in dem Stalle des 
Besitzers ein Fall von Abortus vorgekommen; seit dieser Zeit 
kränkelte das Tier. Vielleicht war es ein Zufall, daß sich das spe¬ 
zifische Maul- und Klauenseuchegift zu allererst an einem in seiner 
Gesundheit alterierten Organismus festsetzte und vqn da weiter 
Verbreitete, jedenfalls erinnerte mich das Vorkommnis an ähnliche 
Beobachtungen beim Auftreten der Brustseuche, wo auch in der 
Regel ein suspekter Insasse der Stallung den Anfang machte. Es 
ist im Interesse der epidemiologischen Forschung gelegen, festzu- 
stellen, ob solche Vorkommnisse auch anderweitig zu verzeichnen 
waren. . 

Dief Auswahl der Tiere, die Blutentnahme und die Ausführung 
der Impfungen wurde möglichst nach den Schleißheimer Rieht-' 
_j)unkten vorgenommen, nur standen mir nicht in allen Impffallen 
die dort angegebenen Quantitäten Blut zur Verfügung, so daß ich 
mich in rund 30 % der Impfungen auf etwa die Hälfte der ange¬ 
gebenen Dosis beschränken mußte. In 4 Gehöften war ich bei 32 
'Tieren aus Mangel an Blutserum zur Impfung von Rekonvaleszenten¬ 
milch genötigt, die ich je nach der Schwere des Tieres in einer 
Menge von 50—100 ccm gab. Leider scheiterte meine Absicht, Blut 
von Pferden, die im gleichen Stalle mit Rindvieh untergebracht 
waren und bei dem die Seuche sehr schwer auftrat, zu verimpfen, 
an dem Eigensinn der Besitzer. 

Was den Zeitpunkt der Blutentnahme bei d^n Rekonvaleszenten 
anlangt, so betrug sie 12—19 Tage nach Ausbruch der Seuche 
bezw. 1—3 Tage, nach dem Verschwinden klinischer Symptome, 
und zwar: 12 Tage 6 mal, 13 Tage 2 mal, 14 Tage 5 mal, 15 Tage 
7 mal, 16,’ 17 und 18 Tage je lmal. Rekooavaleszentenmilch wurde 
12 Tage nach Seuchenausbruch 3 mal, 14 Tage lmal benützt. In 
3 Fällen wurde gleichalteriges (13 Tage) Mischblut von 3 Rekon¬ 
valeszenten verimpft. Nur 58 aller Impfungen konnten , mit blut- 
warmem, d. h. unmittelbar nach dem Aderlaß defibriniertem Blute 
vorgenommen werden. Das Ergebnis der Impfungen gestaltete 
sich folgendermaßen: von den geimpften 197 Tieren wurden 3 Jung- 
rinder und 2 Kälber notgeschlachtet, 1 Ziege, dae auf Drängen 
des Besitzers noch moribund geimpft wurde, verendete; Summe* 

6 Verluste = 3,04% der Impflinge. 

Von detni. 75 ungeimpften Kontrolltieren wurden 3 Milchkühe v 
notgeschlachtet, 2 sind verendet, 3 Jungrinder und 6 Kälber not¬ 
geschlachtet, 2 Kälber und S^Ziegen verendet; Summe: 19 Verluste ' 
= 25,33 %. 

Dieser Prozentsatz an Verlusten entspricht, soweit meine 
Kenntnis und Berechnung reicht, ilm allgemeinen den Abgängen 
während der Seuche in der hiesigen Gegend. 

Bei der Untersuchung der geimpften und notgeschlachteten 
Tiere fanden sich durchwegs die anderweitig geschilderten Ver¬ 
änderungen an der Herzmuskulatur. Es war natürlich nicht zu ent¬ 
scheiden, ob sich dieselben bereits zur Zeit der Impfung entwickelt 
hatten oder erst nachher ausbildeten. Nach ihrem Grade und Aus¬ 
sehen schien es höchst wahrscheinlich, daß sie irreparabel ge¬ 
wesen wären und über kurz oder lang zum natürlichen Tode der 
Tieje geführt hätten. 

l)ie Abnahme der rektalen Temperatur besorgte nahezu in 
jedem Gehöfte der Besitzer selbst, ich war die erste Zeit erstaunt, 
überall Thermometer zu finden und! mich überzeugen zu können, 
wie sicher man damit umzugehen verstand. Die Aufzeichnung der 
Innenwärme geschah daher fast allgemein mit Interesse und Ge- 



215 

wissenhaftigkeit. Doch muß ich mich auf Grund von Erfahrungen 
dem Urteil anderer Kollegen anschließen, daß die Mastdarmtempe¬ 
ratur beim Rind nicht annähernd die absolute Verlässigkeit besitzt, 
wie beispielsweise beim Pferde, d. h. in Bezug auf die Beurteilung 
des Krankheiltszustandes, denn sie kann sich innerhalb normaler 
Grenzen .bewegen und trotzdem können die bedrohlichsten klini¬ 
schen Erscheinungen bestehen. Ich erinnere mich, daß mit Er¬ 
staunen Besitzer,; deren genaue Temperaturabnahme ich kannte, 
mir den Thermometer zeigten, der in -einem Falle auf 38,7 Grad, 
in einem anderen auf 88,6 Grad sta^id und dennoch waren diie be¬ 
treffenden Tiere, bei denen der Besitzer wegen des niederen Fieber¬ 
standes keine Lebensgefahr vermutete, über Nacht verendet. So 
befremden mich heute noch manchmal die ganz eigentümlichen 
hizarren Temperaturkurven bei manchen Seuchefällen, von denen 
ich einijge hervorheben will: 2.9.20: 38,8 Grad, 3.9.: 39,8 Grad. 
Impfung: 4. 9-: 37,8, 5.9.: 40,6, 6.9. : 38,3, 7.9.: 40,6, 8.9.: 38,8, 

9.9. : 38,8, 10,9.: 38,7 oder 5. 9. 20 : 40,5 Grad; Impfung: 6. 9.,: 37,9, 

7.9. : 40,8, &9.: 40,9, 9.9.: 38,7,, 10.9.: 38,9, 11,9.: 38,8, 12.9.: 
38,4 oder 18. 9.: 39,0 Grad; Impfung: 19. 9.: 40,6, 20. 9.: 40,8, 21. 9: 
40,0, 22.9.: 39,0, 23.9.: 39,0, 24.9.: 38,2, 25.9.: 38,4 Grad. Es 
bleibt schwer zu entscheiden, ob sich die rektale Temperatur ge¬ 
nau dem Thermometer mitteilt und ob der Analverschluß immer 
So hermetisch ist, daß die im Mastdarm befindliche Wärme keine 
Einbuße erleidet oder ob das Fieber so ganz eigenartige Schwan¬ 
kungen aufweist. In den 3 Fällen die mit reichlichem Exanthem 
und schweren Herzstörungen einhergingen, fiel, die hohe Tempe¬ 
ratursteigerung nach dem der Impfung folgenden Abfall besonders 
auf. Ein künstliche Ansteckung nahm ich dort nicht mehr vor, wo 
die Tiere bereits fieberten oder klinisch anderweitig krank, also 
offenbar schon infiziert waren. 

Wenn ich %jpn Schlüsse den Eindruck des Impfverfahrens 
gegen Maul- und Klauenseuche, soweit ich es in meinem Wirkungs¬ 
kreise verfolgen und beurteilen kann, zusammenfasse und wieder¬ 
gebe, so geht er dahin: Die subkutane Impfung mit defibriniertem 
Rekonvaleszentenblutserum ist, soferne' bei der Gewinnung, Zube¬ 
reitung und Applikation aseptisch zu Werke gegangen wird, un¬ 
gefährlich und soweit sich bis jetzt üb ersehen 
läßt, auch ohne späteren Nachteil, vielmehr 
macht sich in jedem Falle ein Heilerfolg be¬ 
merkbar. Derselbe äußert sich in dem Ver¬ 
hüten und Einschränken von lebenbedrohen¬ 
den klinischen Erscheinungen bei der bösartigen 
Form der Maul- und Klauenseuche, so daß sie diesen Charakter 
verliert. Dadurch wurde die M»o rtalität, welche 
ohne Impf an g hierorts etwa 25% betrug, a.u f 
3 % herab g e drückt. Ein Unterschied, den die Temperatur 
des Impfstoffes bei der Einverleibung ausübte, bestand nur in- 
aoferne, als warmes Material rascher resorbiert wurde, eine sinn¬ 
fälligere Beeinflussung der Erkrankung war deswegen nicht zu 
beobachten.. Was den günstigsten Zeitpunkt zur Gewinnung des 
Impfblutea anlangt, so würde, wollte man als Grund für die Ver¬ 
luste in den Beständen eine unzulängliche Schutzkraft des Impf¬ 
materials annehmen, Blut vom 12. und 15. Tag nach dem Seuchen¬ 
ausbruch weniger wirksam sein. Nebenbei sei angefügt, daß die 
getöteten Tiere ihrem Gewichte entsprechend 100—150 ccm Serum 
injiziert erhielten. Ich halte jedoch dafür und befinde mich damit 
auf dem Standpunkte, den viele Kollegen vertreten, daß es auch 



Sflti 


I 


für Impfstoffe Grenzein der Wirksamkeit gibt, die in der patho- 
logi8ch-anatomischem Beschaffenheit lebenswichtiger Organe ge¬ 
steckt sind. 

Im übrigen war dich bei dem innerhalb der bereits erwähnten 
Zeiträume gewonnenen Blutimpfstoff nicht imstande, c^inen be¬ 
stimmten Unterschied der Wertigkeit aufzufinden. 

Rekonvaleszentenserum vom Rinde erwies sich auch bei Ziegen 
und Schweinen in derselben Richtung wirksam, doch traten bei 
Ziegen d~4 Wochen nach der Impfung am Halse walnußgroße 
Abszesse an den Impfstellen auf. 

Nachkrankheiten im Anschlüsse an die Impfung traten bis jetzt 
nicht auf. 

\ Die Fälle, in denen ich aus bereits erwähnten Gründen nnr 
etwa die Hälfte des im Merkblatte empfohlenen Blutquantums ver- 
impfen konnte, behielt ich besonders im Auge; weder das klinische 
Bild noch die Temperaturkurve zeigten Abnormitäten, in denen 
sich die quantitative, Abweichung von der Impfregel zu erkennen 
gegeben hätte. 

Die mit Rekonvaleszentenmilch geimpften Tiere zeigten in 
gleicher Weise wie blutgeimpfte eine unverkennbare Besserung 
und raschere Heilung der Krankheiten, auch die Bösartigkeit der 
ganzen Seuche war wie gebrochen. Die Impfmenge betrug je nach 
Schwere 50—100 ccm. Einmal trat an einer Impfstelle ein faust¬ 
großer Abszeß auf; außerdem stellte sich unmittelbar nach dem 
Abklingen des Exanthems am 7. Krankheitstage bei einer gelb¬ 
gescheckten fünfjährigen Milchkuh eine sekundäre Mastitis mit 
Abszeßbildung ein, die heute noch nicht ganz geheilt ist. 

Die kleine Zahl meiner Impfungen erlaubt mir nicht einen 
strengen Vergleich der Blut- und Milchimpfungen anzustellen, 
immerhin glaube dich beobachtet zu haben, daß den letzteren nicht 
die gleiche Schutz- bezw. Heilkraft innewohnt. . 

Mischblut, das mit der Vorstellung gesteigerter Wirksamkeit 
polyvalenter Sera, zur Benützung kam, scheint diese Eigenschaft 
nicht in augenfälliger Form zu besitzen, die damit geimpften Be¬ 
stände weichen hinsichtlich des Seuchenverlaufes nicht von anderen 
ab, umfangreichere künftige Beobachtungen müssen auch diese 
Frage klarstellen. Inwieweit dem Impfverfahren rein prophylak¬ 
tische Bedeutung innewohnt, darüber konnte ich, da ich die Über¬ 
zeugung habe, daß alle mir untergekommenen Fälle bereits im 
Prodromalstadium der Erkrankung standen, keine Erfahrungen 
sammeln. 

Mag der zum erstenmale im großen Stile ausgeführten Not¬ 
impfung gegen die bösartige Form der Maul- und Klauenseuche 
der eine oder andere Mangel anhaften, soviel steht fest, daß siiie 
dem einzelnen Krankheitsfall durch die Eindämmung leben¬ 
bedrohender Symptome einen harmloseren Verlauf gibt, so daß 
die Mortalität auf ein Minimum herabgesetzt wird. Aufgabe der 
Forschung ist es, diie Einzelheiten der Impfung wissenschaftlich 
klarzustellen und praktisch zu vervollkommnen, damit sie im 
Kampfe gegen die Maul- und Klauenseuche künftighin eine scharfe 
Waffe wird der Landwirtschaft und damit dem ganzen Volke zum 
Nutzen. 

Literatur: 

1. Schweiz. Arch., 62. Bd., 1920, 10. H., S. 467. — 2. Mittellgn. 
d. Ver. bad. Tierärzte, 1920, Nr. 11, S. 81. — 3. TierärztL Rundsch., 
1920, Nr. 33, S. 494. — 4. D. T. W., 1920, Nr. 34, S. 393. — 5: Ibidem, 



217 


Nr. 31, S. 357. — 6. Ibidem, Nr. 20, S. 228. — 7. M. T. W., Nr. 25, 
S. 458. — 8. B. T. W„ 1920, Nr. 41, S. 478. — 9. M. T. W., 1920, 
Nr. 38, 8. 681. — 10. Tierärztl. Rundsch.;, 1920, Nr. 42, S. 645. — 
11. B. T. W., 1920, Nr. 37, 8. 432. — 12. Tierärztl. Rundsch., 1920, 
Nr. 46, S. 714. - 13. D. T. W., 1920, Nr. 36, S. 461. - 14. B. T. W., 
1920, Nr. 39, S. 453i — 15. D. T. W., 1920, Nr. 25, S. 288, u. Nr. 41, 
8. 480. — 16. B. T. W., 1920, Nr. 35, 8. 409. — 17. D. T. W., 1920, 
Nr. 35, 8.407. — 18. B. T. W., 1920, Nr. 38, S. 443. — 19. M. T. W., 
1920, Nr. 34, 8.609. — 20. Schweiz. Arcli., 62. Bd., 1920, 8.H., 
S; 327. — 21. Ibidem, S. 332. — 22. D. T. W., 1920, Nr. 34, S. 393. — 
23. M.T. W., 1920, Nr. 35, S. 633. — 24. Ibidem, Nr. 33,, 8. 385. — 
25. Ibidem, Nr. 30, 8. 537. — 26. Ibidem, Nr. 30, S. 541. — 27. Ibid., 
Nr. 39, 8. 697. — 28. Ibidem, Nr. 49. 8. 865. — 29. B. T. W., Nr. 42, 
9.489. — 30. Tierärztl. Rundsch., 1920. Nr. 47, S. 736. — 31. D.T.W., 
1920, Nr. 38, S. 448. — 32. Tierärztl. Rundsch., 1921, Nr. 1, 8. 3. — 
33. M. T. W., 1920, Nr. 45, S: 793. — 34. Ibidem, Nr. 40, 8. 713. — 
35. B. T. W., 1920, Nr. 36, 8. 420. 


Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Maul- 

nnd Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Von,Veterinärrat W. Pschorr, München. 

Über kupferhaltige Arzneimittel gegen Maul- und' Klauen¬ 
seuche liegen zwei Gutachten vor. 

1. 8 p a 11 in: 

Die Firma Hamschke & 8 prügel in Leipzig brachte Anfang 
Januar 1912 ein Arzneimittel heraus, das sie mit dem Namen 
„Spaltin“ belegte und das nach Angaben der Firma „zwecks Schutz-' 
nachsuchung dem Kaiserlichen Patentamt in Berlin überwiesen“ 
wurde. Es soll ein „rapid“ wirkendes Heilmittel sein, das in be¬ 
stimmter Mischung und Behandlung den Erreger der Maul- und 
Klauenseuche durch „einfaches Einpinseln der erkrankten Hufe“ 
sofort abtötet. Der Erfolg tritt sofort ein, selbst schwer erkrankte 
Tiere, die nicht mehr fähig zum Stehen und deren Hufe nahe am 
Ausschuhen waren, wurden binnen 3 Tagen soweit zur Gesundung 
gebracht, daß sie stehen und ihr Futter wie üblich zu sich nehmen 

konnten.“ Es ist auch ein Vorbeugemittel, wenn alle auf dem 

Gehöfte vorhandenen Zweihufer gleichzeitig behandelt werden; 
auch eine Verschleppung durch Viehtransporte ist ausgeschlossen, 
wenn die zu transportierenden Tilere vor dem Versand mit Spaltin 
behandelt werden; die Flasche kostete 12 Mk. Die Firma hatte 
1912 dem Staatsministerium des Innern auch vier Zeugnisse über 
den guten Erfolg des Spaltin vorgelegt. Eines davon stammte an¬ 
geblich von einem Tierarzte, der sich eilnes Urteils über die Wir¬ 
kungsweise des Spaltins enthalten hatte. Das Staatsministerium 
des Innern trat nun dem Spaltin näher. Nach dem vorgelegten Be¬ 
richt des „Chem. Laboratoriums für technisch - hygienische und 
Nahrungsmitteluntersuchung, Leipzig, gez. Dr. Wirth“ vom 31. Ja¬ 
nuar 1912 und den eigenen Angaben der Finna handelt es sich bei 
dem Mittel „Spaltin“ um eine stark sauer reagierende Flüssigkeit 
mit dem spezifischen Gewicht 1,032, die einen Gehalt an festen 
Stoffen von 3,83 % und an Mineralstoffen von 1,75 % aufweist. Die 
festem Stoffe enthalten in der Hauptsache Kupfer, gebunden an 
Essigsäure und Schwefelsäure. Außerdem sind vorhanden Eisen 




in geringer Menge, Salpetersäure, SalraiaJc, Kampher, Alkohol und 
Wasser. 

Wir haben es hier demnach in erster Linie mit dem neutralen 
Cupriacetat, mit Cuprisulfat und salpetersaurem Eisen zu tun. 

Das neutrale Cupriacetat (neutrales essigsaures Kupfer — Grün¬ 
span) war früher in diu Pharniacopoea Germ, aufgenommen; es stellt 
ein Kunstprodukt dar, das fao^ mä ßj g durch Auflösen von echtem 
Grünspan (d. 1 . basisches Kupfera^ tat ) in Essigsäure und kristalli¬ 
sieren lassen gewonnen wird. Der ecn^ Grünspan stellt ein a ltesHeil- 
miittel dar. Seine örtlicheWirkung ist * Hllich der des Kupfersulfates. 
In der Veterinärmedizin fand es früher ;ls Ätzmittel (besonders aU 
Kluppenmasse) bei starker Eiterung, u^ iger Granulation häufig 
Verwendung und zwar meist in Form dei sogen Agyptiaksalbe. 
Eiln weiterer Bestandteil des Spaltip ist das Cuprisulfat das auch 
im Deutschen Arzneibuch enthalten ist. Diesej urchsich ’ tig b ia uen 
Kristalle wirken örtlich durch BiMung von Kujlfa., j bum { nat a tzettd 
und in Lösung, wie hier adstringierend, wobei anzdi,_j Cbnen j s ^ 
infolge Vorhandenseins der anorganischen Salpete^ 1 re zu . 
sammenziehende Wirkung keine zu geringe ist. 
bildung.) 

Über die desinfektorische Kraft des Kupferaceta%^ n< j jes 
Kupfersulfat wäre nach den Untersuchungen von Gre^«) 1 ^, 
gendes zu sagen: 


Objekt 

Salzlösung ' 

AbgetöteÄ 

Stundend 

( 

Cholera (Bouillon- 

2V* 0 /« Kupferacetat 

2 

Kultur) 

2 V*®/» „ sulfat 

8 

Typhus (Bouillon- 

2*/»•/• Kupferacetat , 

2 

Kultur) 

2 l /t°/o „ sulfat 

nach einem Tag 

Staphylococcen 

2V* 0 /» Kupferacetat 

5 

(Bouillon-Kultur) 

2 V*% „ sulfat 

1 Tag 


Diese Kupfersalze sind in eiweißreichen Lösungen nicht wirk¬ 
sam, weil unlösliche Eiweißverbindungen entstehen. 

Auf Veranlassung der Regierung von Mittelfranken haben im 
Jahre 1912 Bezirkstierarzt Bernhard in Hilpoltstein u£|d Di¬ 
striktstierarzt Ditthorn in Dilnkelsbühl Versuche mit Smaltin 
angestellt. Wegen des beschränkten Seuchenstandes in den\S®- 
nannten Bezirken blieb die Anwendung auf wenige Bestände ^be¬ 
schränkt. Im Bezirke Erlangen scheiterte die Vornahme von Ver¬ 
suchen an dem Widerstande der Bevölkerung. Neben dem bisher 
besprochenen ,.Spaltin“, das in unverdünntem Zustande zur Be^ 
Pinselung der Klauen Verwendung findet, taucht nun plötzlich ein \ 
zweites, gleichzeitig anzuwendendes innerliches Mittel mit dem 
Namen „Lippol“ auf, das bei Applikation mit Wasser verdünnt ■> 
werden muß. , 

Da über „Lippol“ keine Zusammensetzung angegeben ist, wer- j 
den nur die Versuche mit „Spaltiiin“ näher beleuchtet werden. 1 

Nach Ditthorn setzten die Tiere dem Auspinseln der Klauen j 
mit Spaltin so energischen Widerstand entgegen, daß die betreffen- ; 
den Tierbesitzer die weitere Behandlung aufgaben, Im Bezirke 


Nach C r o n e r a. a, O. 



219 


Hilpoltstein wurde das Spaltin von den Tierbositzem etwas lieber 
ängewendet und wollen 2 Landwirte' eine raschere"Abheilung der 
Klauengeschwüre wie sonst zufolge der Anwendung dieses Mittels 
gesehen haben. Da. jedoch beit keinem der in Behandlung genom¬ 
menen Tiere erhebliche .Defekte oder Entzündungsherde an den 
Klauen sich gebildet hatten, ist auch hier der Erfrlg des Mittels 
nicht sichergestellt. 

Di© Regierung von Mittelfrankeny schließt den an das Staats¬ 
ministerium des Innern gerichteten Bericht mit den Worten: 
.\Trotz der geringen Zahl der angestellten Versuche kann "in An¬ 
betracht des Versuchsergebniisses das Urteil abgegeben werden, 
daß den von der eingangs genannten Firma an gebotenen Mitteln 
eine spezifische Heilwirkung bei Maul- und Klauenseuche nicht zu¬ 
kommt und daß ep schon mit Rücksicht auf den hohen Preis (12 Mk. 
für je eine Flasche „Lippol“ und „Spaltin“) nicht angezeigt er¬ 
scheint, den Landwirten zu diesen in ihrer Wirkung zweifelhaften 
Mitteln zu raten“» Da der hauptsächste Bestandteil dieses angeb¬ 
lichen Heilmittels aus Grünspan besteht, ist zu berücksichtigen, 
daß hier ein giftiges Mittel vorliegt, durch das, sei es durch Lecken 
oder auf resorptivem Wege akute Kupfervergiftungen hervorge¬ 
rufen werden können. Die Erscheinungen sind beim Tiere zu¬ 
nächst düe des Erbrechens, dann einer Gastro-Entcritis, im wei¬ 
teren Verläufe Schwächezustände, Anästhesie und kleiner, draht¬ 
förmiger, verlangsamter Puls. Letzteres Symptom ist im Zusammen¬ 
hang mit der früher erwähnten Beeinflussung der Herzmuskulatur 

f erade bei Maul- und Klauenseuche besonders beachtlich. x Das 
paltin ist demnach auf Grund seiner pharmakologischen und toxi¬ 
kologischen Eigenschaften, sowie im Hinblick auf die negativen 
Versuchsergebnisse als Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche 
nicht nur nicht tu empfehlen, sondern zu widerraten« 

Spaltin darf nur in Apothekecn feilgehalten werden (Verord- 
- nung vom 22. Oktober 1901 — RGBl. S. 380) und ist dem freien 
Verkaufe entzogen. (Fortsetzung folgt.) 

i 

Referate. 

luttMs* and Autaltab#rieht«. 

Oberst Ehrhardt, Kommandant d.Territorial-Pferde- 
kuranstaltKr.2: Generalbericht über die Territorial-Pferde- 

kuranstalt. (Schweizer Archiv f. Tierheilkunde, LXIL Bd., 
1920, Heft 5 u. 6, S. 179.) , 

In dem Berichte, der einen Einblick in die mustergültige Or¬ 
ganisation des Schweizer Militärveterinärwesens, das. frei von jeder 
unberufenen Bevormundung sich entwickelt hat, gibt, wird die 
Tätigkeit der Kuranstalt Nr. 2, die zuerst in Zug, später in Zürich 
etabliert war, in der Zeit vom 9. August 1914 bis 10. Februar 1919 
veröffentlicht. Aus dem reichen wissenschaftlichen Inhalt der Ar- 
beit, die für jeden Kollelgen lehrreich ist, seien nur einzelne Be- 
Sonderheiten herausgegriffen. Im Kapitel, welches die Fütterung 
behandelt, werden bezüglich der Melasse als Haferersatz die glei¬ 
chen. Erfahrungen mitgeteilt, die bei unserer Armee gesammelt 
wurden, daß sie leicht verdirbt und häufig Verdauungsstörungen 
veranlaßt; Johannisbrot, das zu gleichem Zwecke geschrotet dem 
Hafer beigemischt wurde, nahmen die Pferde sehr ungern, sein 
Ifyt?wert war zweifelhaft, Auch alle Arten von Blutfutterpräpa- 



220 


raten erwiesen sich wenig brauchbar, sie werden ungerpe ge¬ 
fressen und zersetzen sich bei nicht ganz trockener Aufbewahrung 
rasch. Hingegen zeigte sich bei einem groß durchgeführten Fütte- 
rungsversuch der getrocknete Süßobsttrester als vorzüglicher Hafer¬ 
ersatz. Bei heruntergekommenen, unterernährten Pferden brachten 
Haferzulagen mit Mais und Leinkuchenmehl — pro Pferd und Tag 
1% Kilo auf 3 -Futterzeiten verteilt — guten und raschen Erfolg. 
Der Gesamt - Patientenbestand betrug 6654 Pferde 
und Maultiere, hiervon wurden 5787 = 87,0 % als gebeilt bezw. 
arbeitsfähig abgegeben, 257 = 3,9 % kamen an das Tierspital Zürich 
‘ zwecks Operation, 372 = 5,6 % wurden geschlachtet, 72 = 1,0 % 
sind utngestaüden und 166 = 2,5 % wurden ausrangiert und' ver¬ 
steigert. 

Aus den Kapiteln über die einzelnen Krankheitsformen 
verdient das eine oder aridere besondere Erwähnung. Bei der 
Brust souche wurde, abgesehen von der seuchenpolizeüichen 
Bekämpfung, die sich in vielen Punkteai mit der unserigen deckt, 
erfolgreicher Gebrauch von endovenöseu Infusionen von Salvarsan 
und Novarsenobenzol gemacht; zu bezweifeln ist nach den Er¬ 
fahrungen mit dieser Therapie, ob die Nachkrankheiten behoben 
werden, denn sowohl Sehnen- wie Augenmetastasen wurden beob¬ 
achtet. In Fällen von Druse, deren Verlauf ein abnormaler war, 
famd das Druseseruin Esurdin mit gutem Erfolg Verwendung. Hin¬ 
sichtlich der Tetanus - Behandlung wird T.-Antitoxin gelobt, 
dem Magnesiumsulfat hingegen jeder therapeutischer Effekt abge¬ 
sprochen. 74 Fälle von perniziöser Anämie, die unserer 
infektiösen Anämie entspricht, endeten letal oder kamen vor dem 
natürlichen Ableben zur Schlachtung, möglicherweise hat die 
Futterknappheit' Ln den Jahren 1917 und 1918 eine Steigerung der 
Krankheit bedingt. In der Mehrzahl der Sektionen wurden keine 
Gastruslarven gefunden, so daß die Seyderhelmsche Hypothese für 
die Entstehung der Erkrankung kaum zutreffend sein kann. Mit 
den Arsenikpräparaten Atoxyl und Salvarsan wurde zweifellos eine 
Erleichterung des Leidens erzielt, ein durchschlagender Heilerfolg 
konnte aber nicht erreicht werden. Die Respirations¬ 
katarrhe, welche besonders im ersten Kriegsjahre geliäuft 
auftraten, geben keinen berechtigten Verdacht auf eine Analogie 
mit der menschlichen Grippe, die Höhe der Grippeepidemie bei den 
Mannschaften fällt mit dem niedrigsten Stand an Respirations- 
katarrhen bei den Pferden zusammen. Beim Lungenemphy- 
s e m, dessen Gesamtzugänge 203 Fälle = 3.05 % betrugen, belief 
sich die durchschnittliche Minderwertsabschätzung, welche aus dem 
Fehler erwuchs, 30 %. Mit der Arsenik- und Strychninbehandlung 
gelang es nach mehrwöchentlicher Durchführung eine Besserung 
des Leidens, nie aber eine Heilung heibeizuführen. Fibrolysin ver¬ 
sagte gänzlich, einige Fälle verschlimmerten sich daraufhin derart, 
daß sie zur Notschlachtung führten. Die besten Erfolge wurden 
durch wochenlangen Heuentzug und Strohfütterung, gute Lüftung 
des Stalles und nicht zu schwere Arbeit erreicht. Bei 102 Fällen 
von Gastro-Enteritis, die hauptsächlich chronischer Natur 
waren und bei denen eine Ursache mit Ausnahme einiger fanatischer 
Köpper fast nicht nachweisbar war, brachte Bolus alba und ent¬ 
sprechende Diät gute Resultate, Kohlepräparate ließen die ange- 
priesene Wirkung nicht feststellein. Unter den Augenkr-ank- 
h e i t e n, die 2,4 % der Gesamterkrankungen ausmachten, war 
eiue beträchtliche Anzahl von Fällen der periodischen Augen- 



tkünduagund des-: graue« Stares, die Mehrzahl der betreffende» 




[beidenAugen mit 30-^-55 % Minderwertsschätzung zac Ausmuste-.' 
5 .rang. Mit-Steigerung der Unterernährung mehrten sieh auch die 

I Fälle von Verla u s an g, insbesondere in der kalten Jahreszeit; 
gut bewährte' sich die wöchentlich einmal vorgenommene Ein¬ 
reibung mit einer-Salbe aus Hydrarg. einer, und Vaseliln 3:1 am. 
'Sehopi, Mähne und, Schweifansatz, am radikalten, gegen das Unge-, 
aiefer erwies sich diq später bekannt gewordene Gasbehandlung 
^ .mit SO»; diese Therapie war auch gegen die Räude milben am 
| ^wirksamsten und einfachsten, natürlich mußte auch das gesamte 
F; /Zubehör und die Stallung entsprechend desinfiziert werden,'''für 
r, -Kopf und Halsteil des Pferdes wurde 5 %ige Schwefelsalbe mit 
f ‘./Vorteil gebraucht. 1 Die operative Behandlung von Widerriat- 
; 4xhäden bleibt nach den Erfahrungeh der Kuranstalt einem 
^ eblchen Institut Vorbehalten, beil der Truppe sollte sie vermieden 
f werden, da sie zu gelten zum Ziele führt. Bei den Gelenk«- 
r .^rund Kno.e h e nerkrankungen ist die Kaltwasserbehandlung fast 
' /-IrnHständig ausgeschaltet worden. In 93 Fällen von Podotrochilitis 
t Wärv.dä die.Neurektomie grundsätzlich verweigert wurde, der Heil- 
’ vÄerfolg gering, ein großer Teil der Patienten wurde mit 10—15 % 

■:: Minderwert ausranlgiert. Me. 


£'± Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

- // ‘ Verband der Freiberufstierärzte Bayerns.*! 

v . In der Verfügung des Staatsministerliums des Innern vom 
• . 9 O. Oktober 1920, welche in der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ 
^‘ Jfr. 8 vom 22. Februar 1921 (Seite 147) wliledergegeben ist, heißt 
es im Abschnitt 5 Satz 2: 

„Es würde jedoch keine Erinnerunlg dagegen erhoben werden, 
>; ; wenn der Landesausschuß in der Zusammensetzung seiner Mit- 
•». > Glieder eine'Änderung erfahren würde.“ 

Dieser Satz birgt mehr in sieh, als der Leser glaubt, und kann 
■ hür in seiner Genese voll erfaßt werden. Diese lilst folgende: 

W \ V Beseelt von dem Willen, den Frieden im Stande herzustellen 
. und eine ordentliche Standes Vertretung zu gewinnen, welche allen 
gerecht werden könnte, haben die zwei Vorsitzenden des Ver¬ 
bandes beim Ministerialreferenten (sic!) Herrn Ministerialrat Dr. 
? Gasteiger und Herrn Veterinärrat Dr. P s c h 0 r r am 3. Sep¬ 
tember 1920 vorgesprochen. Sie. fragten an, ob es möglich wäre, 
y f ein paritätisches Provisorium aus den drei Berufs gruppenörgani- 
ij. «ationen an die Stelle dies Landesausschusses zu setzen. Die ge- 

i »ahnten Herren erklärten dies wohl für möglich unter Belassung 
der Kreisvereine, denn das Staatsministerium des Innern könne 
für sich jede von den Tierärzten präsentierte Standesvertretung 
als solche anerkennen. Es war also noch die Zustimmung der zweS 
anderen Berufsgruppenorganisatiionen zu erholen, was die Ver¬ 
treter dei- Freiberufstierärzte in deir Sitzung vom 21. November 

.. *) Vorstehender Artikel wurde uns unter Berufung auf das 
Pressegesetz als Antwort auf den einschlägigen Artikel des Herrn 
Bezirkstierarzt Groll In Nr. 8 unserer Wochenschrift übersandt. 
Nun ist zwar § 11 des Preßgesetzes hier nicht einschlägig, allein di© 
Schriftleitung hat natürlich keine Verain las s\ing der gewünschten 
■Erwiderung die Aufnahme zu versagen, 

Qtp . ■ 

-j. 




222 


1920 leider vergeblich versuchten unter klarer Darlegung''obigen 
Sachverhaltes. 

Von Seite der Freibeirufstierärzte wurde also nichts behauptet, 
was etwa nicht stimmen könnte, wie man (nach Münch. Tierärztl. 
Wochenschrift Nr*8, S. 146 untern) wohl glauben machen möchte. 
Ja die Idee der etwaigen Substitution des Laodesausschusses durch 
das gesamte paritätische Provisorium ging sogar von Dr. Pschorr 
selbst aus. Von einer „Erzwingung der Auflösung unter allen Um¬ 
ständen“ oder gar von einer „Gewaltpolitik“ kann also gar keine 
Bede sefin. 

Der Forderurig der Vertreter der Staatstierärzte, eine Ände- 
rtfng des Landesaussc-husses durch Eintritt in die Kreisvereine her¬ 
beizuführen, konnten die Freiberufstierärzte allerdings nicht bei¬ 
stimmen, da der Verband seit selibem ersten Verbandstage am 
129. Februar 1920 den Landesausschuß und die Kreisvereine als 
Standes Vertretung öffentlich ablehnt. Es ist dies die 
logische Auswirkung der auf dem Bamberger Tierärztetag aufge¬ 
stellten Forderung der erdrückenden Mehrzahl der bayerischen 
und der übrigen deutschen Tierärzte, daß in Zukunft die Standes- 
polttik aus den „gemischten Vereinen“ genommen und in'die Be¬ 
rufs gruppen Organisationen verlegt werden soll. 

Diese Mehrheitsforderung wird in Bayern seit Jahr und Tag 
von einer Minderheit unterdrückt und man kann diesbezüglich mit 
Fug und Recht von einer „Gewaltpolitik“ sprechen. Sie alledb trägt 
auch letzten Endes die Verantwortung für die Zerfahrenheit und 
Verbitterung in der bayerischen Tierärzteschaft. 'Selbst die Stabi¬ 
lisierung und das Erstarken des Verbandes wird von jener Seite 
gehemmt. Dies beweist am besten die geradezu unfaire Werberei. 
welche aus den Reihen des Vereins der Staatstierärzte heraus bei 
Verbandsmitglüedem betrieben wird. Um die Aufnahme von prak¬ 
tischen und Distriktstierärzten in den Verein der Staatstierärzte 
verständlicher zu machen, bediient man sich ja neuerlich der faz¬ 
inösen Bezeichnung „Staatsdienstanwärter“. Mancher wird wohl 
auc.h dort zeitlebens so ein „Anwärter“ bletiiben. Jedenfalls wird 
man diesseits diesem Punkte besondere Aufmerksamkeit zuwenden. 

Letzten Endes läuft all das hinaus auf den Versuch, den Ver¬ 
band der Freiberufstierärzte zu sprengen. Wer aufmerksam die 
Standespolitülk in der Presse verfolgt hat, dem wird ein gleiches 
Attentat von gleicher Seite auf die Landesgruppe Bayern im Reichs- 
verbande der deutschen Schlachthof- und Gerneindetierärzte nicht 
entgan/gen sein. 

München, de 7. März 1921. * 

Dr. Pfeiffer, II. Vorsitzender. 


Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates. 

Abstimmung in Obers c hlcsien. 

Die Geschäftsstelle hat nachfolgendes Schreiben erhalten, wel¬ 
ches so schnell wie möglich zur Veröffentlichung an die Zeitschriften 
wettergegeben wird: 

„Breslau 1, Graupen« tr. 6/10, den 26. Febrüar 1921. 
An die Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrats, z. Hd. des 
Herrn Tierarzt Bach, Friedenau-Berlin, Südwestkorso 10. 
Eine große Anzahl von Tierärzten, die in Oberschlesien ge¬ 
boren sind, wohnen iw Reiche und würden ihrer vaterländischen 



Pflicht, m Oberschlesien abzustimmfen, gern nachkornmen, wenn 
geeignete und kostenfreie Vertretung für sie gestellt werden 
könnte. Wir ersuchen ergebenst, gefälligst eine generelle Rege¬ 
lung der Vertretung der Herren Tierärzte im dortigen Bereiche 
in die Wege leiten zu. wollen, um das Ziel, möglichst viel deutsche 
Abst imm ungsberechtigte nach Oberschlesien entsenden zu kön¬ 
nen, zu erreichen. 

Der ärztliche Bezirksvereiln. in Nürnberg hat sich auf Er¬ 
suchen unserer Landesgruppe Bayern in dankenswerter Weise 
Weise bereit erklärt, für die zur Abstimmung nach Oberschlesien 
fahrenden Ärzte die unentgeltliche Vertretung zu stellen und 
die eventuellen Inäerate- usw. Kosten zu tragen. 

Für eine gleiche, wohlwollende Behandlung unserer Bitte 
wären wir im Interesse der oberschlesischen Sach# sehr dank¬ 
bar und ersuchen um baldgefällige diesbezügliche Nachricht. 

Mit vorzüglicher Hochachtung 

Vereinigte Verbände heimattreuer Oberschlesüer, Direktion 4. 

Dr. Knauer, Seminardirektor;“ 

Die Geschäftsstelle würde es übernehmen, Angebote und Nach¬ 
fragen für unentgeltliche Vertretung *zu vermitteln. Noch schneller 
und sicherer ist jedoch vielleicht der Weg, im direkten InsertiJons- 
verfähren darauf hinzuweisen, daß es sich um Vertretung wegen 
der Abstimmung handelt. Auch die Vertretung der Ab¬ 
stimmenden innerhalb der einzelnen Bezirke ihrer Ansässigkeit, die 
das Schreiben erwähnt, dürfte ein praktischer Weg sein. Kollegiale 
Denkweise und vaterländische Auffassung werden hier am besten 
Rat für "eine hohe Aufgabe schaffen. 

Berlin-Friedenäu, Südwestkorso 10/11, 28. Februar 1921. 

Dr. B a p h. 


Verschiedenes. 

In der Sitzung der Apothekerkammer von Oberbayern am 

15. Dfezember 1920 wurde bei Besprechung des Punktes 5 bezüg¬ 
lich ärztlicher Handapotheken und Dispensier¬ 
recht der Tierärzte von dem Vorsitzenden folgende Ent¬ 
schließung in Vorlage gebracht und einstimmig angenommen: 
„Ausübung ärztlicher Praxis einerseits und Arzneiversorgung 
andererseits sind in ihrer Art grundverschieden, weshalb t «ine 
strenge Scheidung dieser beiden heterogenen Gebiete im Interesse 
des allgemeinen Volkswohles erforderlich ist. Abgesehen von ver¬ 
einzelten Fällen, in welchen die Abgabe der Arznei durch den Arzt 
offensichtlich geboten erscheint, soll und muß . die Arzneidispen¬ 
sation ein unantastbares Reservat der Apotheke bleiben. Infolge- 
dessen stellen wiir an die Regierung das dringende Ersuchen, neue 
ärztliche Handapotheken nicht mehr zu bewilligen, die vorhan¬ 
denen, allmählich abzubauen und das Dispensierrecht der 
Tierärzte aufzuheben bezw. auf das Mindestmaß absoluter 
Notwendigkeit einzuschränken, jedenfalls aber überall dort zu 
versagen, wo Apotheken bestehen oder leicht erreichbar sind.“ 
(Nr. 103 d..„Südd. Apotheker-Ztg.“) P. 


Wissenschaft In Frankreich. 

Unter welchen Verhältnissen der deutsche wissenschaftliche 
Verlag naeh dem Kriege arbeitet zeigt der folgende, aus dem 
Französischen wörtlich ins Deutsche übersetzte Brief, den der 



224 


Verlag Teubner in Leipzig von seinem Pariser Geschäfts¬ 
freund erhielt: „Mein Herr! Herr Albert Gau thier-Villars ist am 
14. Juli 1918 an der französischen Front gestorben als Artillerie- 
hauptmann, während er nach Mitteln suchte, uni die deutschen" 
Batterien zu zerstören, die auf weite Entfernung so grausam (sau¬ 
vagement) Paris zu zerstören suchten. Indem ich die Leitung des 
Hauses im Oktober 1918 übernommen habe, beabsichtige ich, in 
keine andere Geschäftsverbindung mit Ihnen zu treten als die, die 
Angelegenheit der Enzyklopädie der mathematischen Wissen¬ 
schaften zu liquidieren. Kein französischerGelehrter 
Ls t bereit, mit deutschen Gelehrten zusammen- 
zuarbeilen, und niemand bei uns wünscht die Fortsetzung 
der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, die im üb¬ 
rigen als außerordentlich parteiisch zugunsten der deutschen 
Wissenschaft angesehen wird. Ich bitte Sie daher, mir den ge¬ 
nauen Auszug der Beträge zu senden, die Sie mir schulden, und 
der Beträge, von denen Sie glauben, daß ich Siie Ihnen schulde. 
Ich werde diese Auszüge prüfen, wir werden zweifellos dahin ge¬ 
langen, uns über eine Endziffer zu einigen; wir werden die Rech¬ 
nungen begleichen, und ich werde den Vertrag, der uns vor dem 
Krieg in Betreff der Enzyklopädie verband, als gelöst ansehen. 
Ich betrachte nicht als unmöglich, gegenwärtig mit Ihnen geschäft¬ 
liche Beziehungen zu haben — Sie werden Bücher von mir ver¬ 
kaufen und ich werde Bücher von Ihnen verkaufen, denn ich er¬ 
öffne in Paris eine große Niederlage ausländischer wissenschaft¬ 
licher Literatur, aber ich wünsche, daß es kein Zusammenarbeiten 
zwischen uns für Ausgaben irgendwelcher Art gibt. Um meine Zeit 
zu sparen, bitte ich Siie, Ihre Briefe auf französisch abfassen zu 
lassen, [.jeder auf deutsch geschriebene Brief 
wird ohne Antwort bleiben. Genehmigen Sie usw. ... 
gezeichnet Andre Ducret, Direoteur-Görant de la Maison d’Edition 
Gauthier-Villars et Cie.“ (Aus den „Südd. Monatsheften“.) 


Ernennung« 

. Zum Vorstand des Württembergischen Tierärztlichen L&ndes- 
untersuchungsamts ist Ministerialrat, Geheimrat Prof. Dr. von 
Ostertag ernannt worden. — Veterinär-Inspektor, Generalveterinär 
Br. Gramm lieh ist zum außerordentlichen Mitgliede des Landes¬ 
veterinäramts ernannt worden. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Staatliche oder private Hengsthaltung in der Landeepferdezucht? 

(Stellungnahme des Landesverbandes säch¬ 
sischer Pferdezüchter. r 

Zuchtdirektor Mommsen in Halle a. S. verbreitet sich in 
einer längeren Abhandlung über die die Züchterkreise besonders 
interessierende Frage „Staatliche oder privateHengs.t- 
haltung in der Landespferdezucli t ?“ Der genannte 
Fachmann kommt dabei zu dem Schlüsse, daß die privat- und ge¬ 
nossenschaftliche Hengsthaltung einer staatlichen Hengsthaltung 
vorzuziehen sei. Wenn von Vertretern der staatlichen Hengst¬ 
haltung versichert werde, daß es schon deshalb wünschenswert 
sei, die Hengsthaltung in einer, und zwar in staatlicher Hand zu 
behalten, um die Preise für die Hengste nicht allzu hoch steigen 
zu lassen, so sei das eine Auffassung über die Mittel zur För(le* 




V 


- 4: 


Wag cW Pferdezucht, fffir die mähkönne. 
i Man könne eine Zuchtbestrebung nicht 1 dadurch fördern uiid unter- 
».. stützen, daß mui bestrebt sei, di© Preise für die Produkte dieser 
Zucht. möglichst-niedrig zu halten. Auskömmliche Preise waren 
»och immer das beste und durchgreifendste Förderungsmittel für 
i jede Zuchtbestrdbung. Dieses Förderungsmittel auszuschalten, nur 
in dem Zweck, um für die planlose Produktion Vatertiere mit mög¬ 
lichst niedrigem Deckgeld zur Verfügung stellen zu können« sei 
so abwegig, daß darin für unsere-Zuchtbestrebungen eine wirk- 

[ lache und große Gefahr zu erblicken sei. Wer in der Zujbht, und 
hier insbesondere in der belgischen Pferdezucht, ie zu arbeiten 
gehabt habe, der werde nicht verkennen können, daß gerade in 
der Bewilligung von hohen Deckgeldern seitens der'Züchter die 
größte Überlegenheit des Mutterlandes Belgien und auch anderer 
i.' Linder uns gegenüber gelegen hat. Für den einzelnen sei die 
fi Beckgeldfrage keineswegs irgendwie ausschlaggebend für die 
ji Rentabilität seiner Zucht. Für die Vatertierfrage und damit für 
i, die Landeszucht sei das Deckgeld aber die Lebensfrage,, und jedes 
‘‘' Bestreben, das dahin gehe, möglichst niedriges Deckgeld zu 
v schaffen, werde stets mit dem Übel verbunden sein, geringwertiges 
.. Tatertiermaterial aufzustellen und damit den Fortschritt der Zucht 
s.« untergraben., Es sei deshalb zu überlegen, ob es nicht an* der 
Zeit sei, sich ernstlich mit der Frage zu beschäftigen, ob unter 
? heutigen Verhältnissen, wo die Remontezucht nicht mehr in Frage 
r . kommt, es nicht zweckmäßiger- erscheint, die staatliche Hengst- 
i h&hung einzuschränken, anstatt sie auszudehnen und in ihr dem 
Staate einen sehr kostspieligen Apparat zu schaffen, der dem Fort- 
aphritt* unserer Zeit nichts nütze, sondern schade. — Hierzu hat 
och der Landesverband sächsischer Pferdezüch- 
ter folgendermaßen, geäußert: De!r Kernpunkt der Ausführungen 
£ des- Zuchtdirektors Mommsen, die „Überführung der Kaltblut- 
■* bucht in, die Privatpflege“, ist auch für die sächsischen Verhält- 
hisse, durchaus zutreffend, wenn auch die pferdezüchterischen 
* Grundlagen vielfach anders geartet sind und die, Befolgung von 
l zwei Zuchtzielen im Freistaat Sachsen schwieriger ist als in 1 der 
Provinz Sachsen. Die Nachteile der staatlichen Haltung von Kalt- 
„ fbluthengsten in Sachsen sind von den maßgebenden Stellen längst 
ln ihrer ganzen Tragweite, richtig erkannt worden. Schon seit 
Jahren hat das Landstallamt immer wieder, darauf hingewiesen, 
daß eine Teilung der’Pferdezucht wünschenswert ist, ‘ und auch 
.. das Ministerium und der Landeskulturrat haben dieser Aufassung 
- voll und ganz beigepflichtet. Von einzelnen sächsischen Züchtern 
■ sind auch bereits erfreuliche Anfänge zur Teilung der beiden 
,v Zuchtrichtungen durch Gründung von Genossenschaften für Kalt- 
blutpferde und durch Aufstellung von Kaltbluthengsten gemacht 
'i-, worden. Es kann den Züchtern die zur Kaltblutzucht übergehen 
{^•Wollen, nur geraten werden, auf diesem bereits beschrittenenWege 
'^Weiter fortzuschreiten, um durch den Zusammenschluß mit ver¬ 
einten Kräften das erstrebte Ziel allmählich zu erreichen. Aus 
dem gleichen Grunde ist es auch dringend zu empfehlen, daß sich 
die bereits bestehendenoder noch zu gründenden Zuchtvereini- 
(jgtmgen dem kürzlich beim Landeskultürrat gegründeten „Landes- 
verband sächsischer Pferdjezüchter“ anschließen., Der , ehemalige 
Sächsische Landstallmeister Graf-zu Münster ist als geschäfts- 
... .führendes Vorstandsmitglied gewählt worden. • S. M. 


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— 478 

— 403 

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— 183 

— 276 

— 94 

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Stand der Maul- und Klauenseuche In Bayern vom t. mit 15. Februar 1921. 







Uuhrirtscfcalt Fnttoraittelknid* ud Ernähren giwwsn. 

Häutepreis«. 


Es kostete« im Durchschnitt das Pfund: 



im März - 

Juni 

Juli 

Aug. 

Sept. 


Mk. 

Mk. 

Mk. 

Mk. 

Mk. 

Rinderhäute 

... 36 

8 

10.— 

12 

16.50 

Kalbfelle 

... 70 

9 

11.— 

12 

19.50 

Schaffelle . . 

... 34 

8 

, 8.50 

10 

15.— 

Roßhäute, das 

Stück . 1045 

210 

265.— 

295 

332.—* 

Hierzu ist zu bemerken, daß 

die 

Preise vom 

März 

1920 seit 


Aufhebung der Zwangswirtschaft den höchsten Stand darstellen. 
Vom April bis Juni gingen die Preise rasch zurück und vom Juni 
bis September haben sich die Preise außer beii den Roßhäuten 
geradezu verdoppelt. 

Im Monat Oktober wurden auf dem Rohhäutemarkt für das 
Pfund Haut je nach Gewicht im Durchschnitt erzielt für Ochsen¬ 
häute 16—18.30, Rinderhäute 16—19, Kuhhäute 17—18.50, Fresser¬ 
felle 19—20, Kalbfelle 25 Mk. und für Roßhäute das Stück 350 Mk. 
Die Aufwärtsbewegung für alle Gattungen Häute und Felle hält 
hiernach an und es bleibt abzuwarten, ob wir am Ende der Preis¬ 
steigerung angekommen sind. (Mitteilgn. d. Ver. bad. Tierärzte, 
Nr. 12, 1920.) _ 


Hochsdiulnachrichten. 

Ehrenpromotionen in Hannover. Vom Rektor und Professoren¬ 
kollegium der Tierärztlichen Hochschule Hannöver wurden zum 
Dr.med. v.et. 1 k c. ernannt: der Geh. Oberregierungsrat Dr. jur. 
H e 11 i c h, der jahrelang an der Spitze des preußischen Veterinär¬ 
wesens stand, wegen seilner großen Verdienste, die er um die Ent¬ 
wicklung und den weiteren Ausbau der Tierärztlichen Hochschule 
sich erworben hat; der prakt.'Tierarzt Albert Franzenburg, 
Vorsitzender der preußischen Tierärztekammern, wegen seiner be¬ 
sonderen Verdienste um den tierärztlichen Stand und die tierärzt¬ 
liche Wissenschaft. 

Gießen. Preisaufgabe. Die veterinär-medizinische Fa¬ 
kultät stellt.folgende Preisaufgabe: „Durch bakteriologische Unter¬ 
suchungen ist zu ermitteln, ob der Bacillus pyogenes weiter ver¬ 
breitet ist, als bisher festgestellt wurde.“ Auf dem Titel der Be¬ 
werbungsschrift ist ein Kennwort anzubringen. Dieselbe ist vor 
dem 1. Aprill 1922 unter Beifügung eines verschlossenen, mit dem 
Kennwort der Arbeit versehenen Briefumschlages, der die Auf¬ 
gabe des Verfassers und seine Adresse enthält, an die Fakultät 
einzusenden. 


Gießen. Die Universität Gießen zählte in diesem Winter¬ 
semester 2108 eingeschriebene Studierende, davon 104 in der theo¬ 
logischen, 260 in der juristischen, 389 in der medizinischen, 242 in 
der veterinär - medizinischen und 1113 in der philosophischen 
Fakultät.. 


Die drei bayerischen . Landesuniversitäten und der Landtag. 

Der dem Landtag vom Unterrichtsministerium vorgelegte Stellen- 
ausweis sieht für die Landesuniversitäten an dauernden Stelle« 
935 vor, von denen 22 künftig wegfallen, gegenüber bisher 861 
Stellen. Von der Mehrung mit 74 Stellen beanspruchen besonderes 





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Interesse die neu beantragten Professuren, die eine Auffrischung 
und Erweiterung des akademischen Lehrkörpers bezwecken. Aja 
ordentlichen, Professoren finden sich im Stellenausweis 
203, die in Gruppe; 12 der Besoldungsordnung eingereiht sind. 
Dauernd benötigt sind 184 Professoren, 19 Ersatzprofessoren für 
diie auf Grund des Art. 187 Abs. 3 des Beamtengesetzes von der 
Verpflichtung zur Abhaltung vonVorlesungen befreiten ordentlichen 
Professoren fallen künftig weg. Die bisherige Besetzung betrug 
193. Von den 10 neuen Stellen treffen 7 auf Ersatzprofessoren und 
3 oüf neu angeforderte Stellen, und zwar für Hygiene i n der 
tierärztlichen Fakultät der Universität München, für 
Geologie in der philosophischen Fakultät der Universität München, 
für mittlere und neuere Kunstgeschichte in der _ philosophischen 
Fakultät der Universität Würzburg (statt der seitherigen außer¬ 
ordentlichen Professur). Die Zahl der außerordentlichen 
Professoren- (Gehaltsgnippe 11) betragt 68, von denen 3 Er»- 
satzprofessoren künftig wegfallen. Die neu angeforderten Stellen 
sind: für München: je eine außerordentliche Professur für Straf¬ 
rechtliche Hilfswissenschaften usw. in der juristischen Fakultät; 
für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeographie in der staats- 
wirtschaftliiehen Fakultät, für romanische Philologie in der philo¬ 
sophischen Fakultät, für lateinische Philologie des Mittetylters ^in 
der gleichen Fakultät, für Prähistorie in der nämlichen Fakultät; 
für W ürzburg: 1 a.-o. Professur für Sozialpolitik, Statistik und 
Versicherungswissenschaft: für Erlangen: je .1 a.-o. Professur 
für Haut»- und Geschlechtskrankheiten, füjf Zahnheilkunde und . für 
mittlere und neuere Geschichte. 


Personalien. 

Obertragen: Die amtstierärztlichea Geschäfte im Stadtbezirke 
Cobijurg dem Schlachthofdirektor Hermann Reinhold Roßmann.in 
Coburg. 

Als Assistent eingetreten: Dr. Hans Finkei, bisher Assistent 
beim Bezirkstierarzt in Eggenfelden, beim Distriktstierarzt: in 
Arnstorf. Eugen Hoedl aus Wegscheid beim Bezirkstierarzt in 
Eggenfelden. Erich Köberle aus Karlsruhe beim Bezirkstierarzt 
in Neustadt a. H. 

Als Assistent ausgetreten: Dr: Jakob Wilhelm beim Bezirks¬ 
tierarzt in Neustadt a. H. ' 


Bticherschau. 

Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen Nutztiere. Von Dr. ptorL 
et medi vet; Martin Kl immer, Obermedizinalrat, ord. Pro¬ 
fessor der Gesundheitspflege und Fütterungslehre und- Direktor 
des Hygien, Instituts und der Seuchenversuchsanstalt der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Dresden. Veterinärhygiene: I. Band: 
' Gesundheitspflege und allgemeine Seuchen¬ 
lehre. Driltte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 
270 Textabbildungen. Verlangsbuchhandlung Paul Parey, Ber¬ 
lin SW-, Hedemannstr. 10 u. 11. 1921. 

Diese dritte Auflage der Hygiene erscheint, ohne Fütterungs- 
i’ehre, die in einem eigenen Band (Veterinärhygllene II. Band), der 
gleichzeitig mit diesem I. Band in dritter Auflage herausgekonunen 
ist, behandelt, wird. Es ist hiemit der Zweiteilung der Hygiene 
im Unterricht und 'ihn der Prüfungsordnung, Rechnung. getragen 
Tyoflden. Der Herr Verfasser begrüßt zwar, wie er in seinem?-Vor- 



229 


werte ausführt, diese Zweiteilung in seinem Unterricht nicht, und 
man -wird ihm hierein wohl recht geben dürfen. Allein für sein 
Handbuch der Hygiene bot diese Zweiteilung den großen Vorzug; 
daß clas vorliegende Hauptwerk der Geiundheitspflege und allge¬ 
meinen Seuchenlehre wesentlich entlastet und Platz für sehr dan¬ 
kenswerte Erweiterungen und Vertiefungen seines eigentKehen 
Inhaltes geschaffen w'urde. Das Werk stellt sich uns nunmehr 
unter 8 Abschnitten vor,,.von denen der 8. eigentlich einen Haupt¬ 
abschnitt für sich bildet, indern,er zu einer allgemeinen Seuchen¬ 
lehre ausgestaltet wurde. In der zweiten Auflage war dieser Ab¬ 
schnitt mit „Infektions- und Invasionskrankheiten“ überschrieben'. 
Seine jetzige Ausgestaltung, die besonders durch ausführliche Ab¬ 
handlungen über Immunität, Kadaverbeseitigung und Verwertung, 
sowie über Desinfektion bereichert wurde, ist sehr zu begrüßen. 
Diesem Teil stehen dann die übrigen Abschnitte des Werkes, die 
der Reihe nach die Atmosphäre, den Boden, das Wasser, die Futter¬ 
schädlichkelten, die Haltung und Nutzung der Tiere, die Weide- 
und Tummelplätze, sowie den Stall behandeln, gegenüber. Auch 
diese Gebiete zeigen da und dort erhebliche Bereicherungen. So 
bringt der Abschnitt über „Weide “ willkommene Ausführungen 
über Weidekrankheiten; bei „Stall“ sind nun auch die Ställe für 
Hunde und Geflügel berücksichtigt worden. Außerdem treffen wir 
noch auf zahlreiche kleinere Einfügungen und Umarbeitungen; 
bei „FutterschädKbhkeiten“ sind die giftigen Kryptogamen aufge- 
ftihrt; bei „Hautpflege“ treffen wir auch auf die wichtigsten Haut¬ 
parasiten-mit klaren Abbildungen; über Untugenden erfahren wir 
manches bei den Abschnitten über Nutzung und über Zucht; in 
einem kleinen Kapitelcheri sind in dankenswerter Weise Transport 
und zwar über Land wie über See mit den notwendigen Verha^- 1 
tungsmaßregeln behandelt u. a. m. Das Buch stellt somit eine er¬ 
schöpfende Veterinärhygiene dar. Erwähnen möchte 'ich nochj daß 
die Ätiologie, Diagnostik, Prophylaxis und Therapie der Infektions¬ 
krankheiten ebenfalls, und zwar wohl mit Recht, außerhalb dieses 
Werkes in einem eigenen „Handbuch der t Serumtherapie und 
Serum diagnostik in der Veterinärmedizin von Klimm 6 r und 
W o 1 f f - E i s n e r“ bearbeitet worden sind. Das vorliegende 
Handbuch zeigt außer der textlichen Vermehrung auch noch eine 
solche um nahezu 100 neue Abbildungen. Die Ausstattung des 
Werkes durch den Verlag ist eine direkt musterhafte. Ma. 


Grundriß der Klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten der 
Haustiere. Von Dr. BV Malkmus, ord. Professor der Patho¬ 
logie und Direktor der medizinischen Klinik an der Tierärztl. 
Hochschule in Hannover. 8. u. 9. Auflage. Mit 67 in den Text 
gedruckten Abbildungen,- . Leipzig 1920. Dr. Max Jänecke, Ver¬ 
lagsbuchhandlung. Preis geh. 21.80 Mk. 

Im vorliegenden Werkchen sind die 8. u. 9. Auflage vereinigt, 
der beste Beweis für seine Beliebtheit. Die. gewaltige Fülle des 
Stoffes, die sich durch die Forschungsergebnisse auf dem Gebiete 
der inneren Krankheiten angesammelt hatte, machte eine ziemlich 
scharfe Sichtung notwendig, sollte das Werkchen nicht über den 
Rahmen eii^eS Grundrisses hinausgehen. Man kann aber sagen, 
dafLalle wesentlichen Neuerungen berücksichtigt worden sind, so 
daß das Buch auch mit dieser neuen Auflage seiner riibht leichten 
Aufgabe vollauf gerecht wird. Auch die Ausstattung ist in Papier, 



230 


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Druck und Abbildungen mustergültig, so daß es für den Tierarzt 
und für den Studierenden ein treuer Begleiter bleiben wird. Ma. 


Existenz. 

In einem holsteinischen Badeort mit Amtsgericht usw. Landsitz, 
bestehend aus neuerbautem Haus mit 6 Zimmern und allem Zubehör, 
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(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

♦ ?» * o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. 


München, den 22. März 1921. 


Nr. 12. 


Inhalt: 

Originalartikel: Stroh. (Forts, folgt). — Sonderhauser. (Forts, folgt). — 
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Staatsveterinärwesen. — Tierärztliche Standes- 
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — 
Bücherschau. 


Zar prophylaktischen Eisenbehandlung bei Maul- und 

Klauenseuche. 

(Mit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten 
Rindern und Ziegen.) 

Von Dr. Stroh, Augsburg. 

Die vertrauenerweckenden Mitteilungen von Bertschy 
über den Seuehenschutz, den eisenhaltiges Leitungswasser 
unter gewissen Voraussetzungen gewährt und die daraus 
gezogenen Folgerungen, soweit durch Nachahmung der na¬ 
türlichen Verhältnisse prophylaktisch auf die bös¬ 
artige Form der Maul- und Klauenseuche eingewirkt werden 
zu können schien, haben bei der zur Zeit der ersten Ver¬ 
öffentlichungen ganz üblen Sachlage das lebhafteste Inter¬ 
esse aller tierärztlichen Fachmänner, auch derer, die wie 
Verfasser der Praxis ferne stehen, erregt. In Wort und 
Schrift suchte ich diesen Hoffnungsstrahl den beteiligten 
Kreisen in geeigneter Form zugänglich zu machen und die 
Möglichkeit einer praktischen Erprobung an den hochgradig 
gefährdeten Zugochsen- und Ziegenbeständen unseres 
Schlacht- und Viehhofes wurde jnit Eifer wahrgenommen. 
Darüber will im Nachstehenden berichtet werden. Der Nach¬ 
teil eines der Zahl nach geringen Materials mag durch die 
sachgemäße und dem Zwecke entsprechende Anwendung der 
Eisenpräparate und durch die nach Möglichkeit sorgfältige, 
sozusagen mit den Augen des fachmännischen Besitzers ge¬ 
schehene Beobachtung (die sich auch auf einige weitere, 
außerhalb der eigentlichen Aufgabe liegende Punkte er¬ 
streckte) als teilweise ausgeglichen angesehen werden. Ich 
habe dabei wohl das Gefühl über eine nahezu veraltete und 
überholte Sache zu berichten und will nicht verfehlen anzu- 











führen, daß diese Niederschrift auf Einladung des Herrn 
Schriftleiters der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ er¬ 
folgte. 

A, Zugochsen. 

•Der Schlacht- und Viehhof bezw. die Stadtgemeinde A. 
besaß eine Zeit lang zwei zu Fuhrwerksleistungen benötigte, 
zirka 6jährige, kräftige und gut genährte gelbscheckige 
Ochsen. Zu Beginn der Seuchengefahr wurden diese Ochsen 
in der Pferdestallung untergebracht, wodurch allerdings 
eine absolut sichere Isolierung nicht erzielt werden 
konnte. Überdies wurden die Ochsen vielfach zu Fahrten 
innerhalb des Schlacht- und Viehhofbereiches verwendet. 

Vom 15. Mai 1920 an erhielt jeder der Ochsen regel¬ 
mäßig pro Tag 6 Gramm altes, seit ungefähr 1 Jahr in 
einem einfachen Sacke aufbewahrtes rohes Eisen¬ 
vitriol, das sich größerenteils (weiße und weiß-rote 
Kruste!) anoxydiert zeigte. Das Eisenvitriol wurde in 
Wasser gelöst und auf die Mahlzeiten verteilt in Kleien¬ 
schlapp verabreicht. Außerdem erhielten die Ochsen vom 
selben Tage an nur „E i s e n w a s s e r“ zum Trinken, d. h. 
Wasser, das aus einem innen emailierten, sauberen gu߬ 
eisernen Bottich, in dem in reichlicher Menge alte, zum Teil 
rostige Weicheisenteile, u. a. Ketten usw., lagen. Das Wasser, 
das eine leicht rostbraune Färbung zeigte, wurde nach Be¬ 
darf, efwa jeden zweiten Tag, erneuert und stets rein ge¬ 
halten. Damit, wurden auch die sogen. Tränke bereitet. 
Nachdem verschiedene der eisernen Gegenstände sperrig 
waren, wurde auch eine spätere Forderung Bertschys, das 
teilweise Herausstehen des Eisens aus dem Wasser, von An¬ 
fang an erfüllt. Die zunächst durch rund 6 Wochen fort¬ 
gesetzte Darreichung der Eisenpräparate hatte keinerlei 
Beeinträchtigung der Verdauungs- und sonstigen Körper¬ 
funktionen zur Folge. Es erübrigt noch zu bemerken, daß 
die Ochsen stets nur Trockenfutter (Heu und Grummet), 
niemals Grünfutter erhalten hatten. 

Bei der alsbald einsetzenden starken Überschwemmung 
des Schlachthofes mit Seuchenmaterial aller Art fiel zu¬ 
nächst auf, daß die Ochsen verhältnismäßig lange 
— bis zum 24. Juni — von der Seuche verschont 
blieben. (Auch in anderen mir bekannten Viehbeständen, 
die mit Eisen ähnlich vorbehandelt wurden, konnte die 
Wahrnehmung gemacht werden, daß der Seuchenausbruch 
erheblich später erfolgte, als die Infektionsgelegenheit er¬ 
warten ließ.) 

Am genannten Tage, also 5*4 Wochen nach Beginn der 



2&6 


Eisenbehandlung, wurde gemeldet, daß der Handochse 
(Nr. I) mitten im Fressen zurückgestanden sei. Der Be¬ 
fund und Krankheitsverlauf wird bei den beiden Ochsen 
nachstehend getrennt gegeben. Es wird dazu vorausbemerkt, 
daß, um die Wirkung der Eisendarreichung möglichst un¬ 
beeinflußt prüfen zu können, die therapeutische und nament¬ 
lich medikamentöse Behandlung sich auf das notwendigste 
beschränkte und daß aus diesem Grunde auch die uns da¬ 
mals bereits bekannte Schleißheimer Notimpfung nicht in 
Frage kam. 1 £ 

Ochse Nr. I. ' 

24. 6. Mittags: Temp. 41,6; ganz leichtes Geifern; machm. 5 Uhr: 
Temp. 41,3; Geifern verstärkt, öfteres Heben der Füße, sonst ziem¬ 
lich munter. Futteraufnahme wird verweigert, Wasser etwas er¬ 
schwert abgeschluckt. Patient leckt unter sichtlicher Erschwerung 
den Stallgenossen am Halse. 

25. 6. Über Nacht habe der Ochse angeblich stark gefiebert. 
Morgentemp.: 40,3; liegt ruhig, ständige 'leichte Kaubewegungen 
bei etwas vorliegender Zunge; versagt die Aufnahme von Futter 
vollständig, ebenso die von Wasser (es wird nach wie vor nur 
Eisenwasser angeboten). Abends: Temp. 41,0; sonst o. B. 

26. 6. Bei der Morgenuntersuchung werden in der Maulhöhle 
große geplatzte Blasen gefunden und beim Betasten der Zunge 
löst sich die Schleimhaut in großen Fetzen ab. Temp.: 39,7; Patient 
frißt und sauft nichts, sonst ist er bis auf die örtlichen Beschwer¬ 
den im Maul und an den Füßen (diese gering) ziemlich frisch. 
Abendtempi: 40,7. Seit Morgen erhalten beide Ochsen Prießnitz- 
Wickel im der Art, daß der je 2 Stunden liegende Wickel von 
ein/em Ochsen auf den andern im Wechsel gelegt witrd. Außerdem 
werden mehrere Kaltwasser-Einläufe gemacht. 

27.6. Morgentemp.: 40,2; frißt nichts, minimale Wasserauf¬ 
nahme ; ständige Lippenbewegung und Schmatzen (wie gestern); 
auch die Nasenöffnungen zeigen sich bis weit hilnein wund; Blasen 
zwischen den Klauen ebenfalls geplatzt, vermutlich schon seit dem 
Vortage. Abendtemp.: 40,4; Prießnitz und Einläufe wie gestern. 

_ (Fortsetzung folgt.) 


(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München. 
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.) 

Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschwttlste 
bei Rind and Pferd. 

Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt 

in Massing. (Fortsetzung.) 

II. Singuläres Adamantinom am Unterkiefer eines Rindes. 

(Münchener Sammlung.) 

Es stellt den Körper eines Unterkiefers von einem zirka 
2jährigen Rind vor; derselbe ist bedeutend aufgetrieben, 
die Entfernung der beiden letzten sich gegenüberstehenden 
Milchzähne beträgt 8 cm. Vorhanden sind 7 Milchzähne, 







236 

J 1 fehlt, an dessen Stelle sitzt eine abgeflachte granulom- 
ähnliche, zirka markstückgroße Erhebung, die sich derb¬ 
elastisch anfühlt, von der Maulschleimlfaut nicht überzogen 
wird, sondern in scharfer Linie kreisförmig abschneidet. 
Nach Durchtrennung des Corpus mandibulare dorsoventral 
zeigt sich als Grundlage der Auftreibung an Stelle der Spon¬ 
giosa des Knochens eine Geschwulst, deren Längsdurch¬ 
messer 9 cm, und deren Querdurchmesser 7 cm beträgt. Die 
Schnittflächen weisen höckerigen Bau auf, ähnlich einem 
Blumenkohl von gelbweißer Farbe und sind in der Maul¬ 
höhle von der Schleimhaut, am übrigen Teil des Corpus 
mandibulare neben der äußeren Haut von einer durchsich¬ 
tigen, zirka 3 mm dicken Knochenkapsel umgeben, die 
innerhalb derselben liegenden blumenkohlartigen Ge¬ 
schwülste besitzen ein anscheinend bindegewebiges Grund¬ 
gerüst von etwas derber Beschaffenheit, fühlen sich teil¬ 
weise reibeisenartig rauh oder hart, wie halb verknöchert 
an, während die einzelnen lappigen Knoten von weicherer 
Konsistenz sind und Knötchen enthalten. Zwecks mikro- 
skopischer^ Untersuchung wurden auch hier wie im ersten 
Fall Schnitte angefertigt und in angegebener Weise unter¬ 
sucht : das mikroskopische Bild läßt eine deutliche Unter¬ 
scheidung vom Grundgewebe und Parenchym erkennen; 
als besonders auffallend muß aber hier erwähnt werden, 
daß das Parenchym verschiedene Formen bildet; es erscheint 
teils in fingerförmigen, teils in ovalen oder runden Gewöbs- 
inseln, bald auch in Form von Strängen oder Schläuchen 
im Grundgewebe zerstreut und aus verschiedenartig geform¬ 
ten Epithelzellen zusammengesetzt. Der Saum der verschie¬ 
denen Gewehsinseln wird von einem einschichtigen Zylinder¬ 
zellenepithel gebildet, bestehend aus schlanken, parallel 
nebeneinander gereihten Zylinderzellen mit basalständigen 
Kernen. Diese peripher gelagerten Epithelzellen treten 
fast überall deutlich, hervor, indem ihre Kerne ein dunkles 
Band formen. An dieses einschichtige Zylinderepithel 
schließen sich mehrere Lagen polygonaler Zellen, teils längr 
lieh, teils sternförmig an, ein Netzwerk bildend. Dazwischen 
sind bei Vergrößerung (350: 1) einige Lücken sichtbar, die 
intra vitam wohl mit Flüssigkeit gefüllt waren. Im Grund¬ 
gewebe finden sich auch schmale Kapillaren, deren Endo- 
thelien mit Kernen deutlich erkennbar sind und die im Ge¬ 
webe sich verzweigend die Ernährung besorgen. Da das 
vorliegende Zylinderepithel von gleichem Bau wie die innere 
Schmelzschicht bei der Zahnentwicklung ist und zysten¬ 
artige Hohlräume im Gewebe fehlen, liegt die Annahme 



nahe, daß es sich hier um ein Adamantinoma solidum 
handelt. 

* « 

III. Fibrilläres Myelosarkom am Unterkiefer eines Rindes. 

Es liegt ein frisches 10 cm langes Stück des Unter¬ 
kiefers von einem 2jährigen Rind vor. Das Präparat wurde 
von Herrn Distriktstierarzt Leicht- Isen eingesandt und 
zeigte nachfolgende Veränderungen: Der Schneidezahn¬ 
teil des Unterkiefers wird eingenommen von einer 16 cm 
breiten, 9 cni hohen und 7 cm tiefen weckenförmigen, un¬ 
verschieblichen Geschwulst, deren Fleischfarbe durch feinste 
oberflächliche Kapillarschlingen geädert erscheint *). 
Die weiße Epithelbekleidung der Maulhöhle fehlt 
auf dem Tumor vollständig Seine Konsistenz ist derb, 
auf Druck nicht nachgebend, die Oberfläche spiegelnd, einem 
glatten Granulationsgewebe gleichend; jede geschwürige 
Zerklüftung und Zerfallserscheinung fehlt, ebenso ist kein 
Eiterherd vorhanden. Durch die Neubildung wird die Unter¬ 
lippe zurückgedrängt, so daß sie nach Art eines Becher¬ 
saumes dieselbe umfassend 1—2 cm von der Geschwulst 
überragt wird. Nirgends ist der Tumor von dem gesunden 
Gewebe abgesetzt, sondern geht unmittelbar in letzteres 
über, wobei die Übergangsstellen durch die in solchen Be¬ 
zirken einsetzende Epithelbekleidung kenntlich sind. Be¬ 
sonders auffallend ist die Verlagerung der Schneidezähne 
aus der Mitte nach den Seiten des Maules. So stehen die 
Zangen nicht mehr dicht aneinander, sondern liegen 14 cm 
voneinander entfernt seitlich in das Tumorgewebe einge¬ 
lassen. Daran schließen sich 1 cm weiter nach rückwärts 
und 2 cm darüber die übrigen 3 Schneidezähne in 
geschlossener Reihe an*). Nach innen hinter den 
Incisivi liegend fallen zwei wallnußgroße Höcker auf 
von knochenharter Konsistenz und glatt überzogen von der 
Maulschleimhaut (erweiterte Zahnalveolen). Auf eipem 
medianen Sägeschnitt zeigt die Symphyse der Mandibula 
starke Verknöcherung. Die Kieferäste selbst sind unge¬ 
wöhnlich stark und asymmetrisch und zwar ist der rechte 
wesentlich stärker als der linke (rechter 5 cm lang, 3,2 cm 
breit; linker 4,5cm lang, 2,3 cm breit). Im mittleren Teil 
ist die Knochenmasse elfenbeinhart und glatt, besonders im 
rechten Schenkel etwas gefäßreicher, was sich in Form von 
roten Punkten und Strichen kundgibt. In der Medianebene 
zersägt erweist sich die Oberfläche des Tumorgewebes glatt 
und glänzend, speckig transparent, von eisblumenförmigen 
Bindegewebsstreifen und Knochenbälkchenstrahlen durch- 

*) Siehe Abbildungen am Schlüsse der Arbeit. 



zogen. Die Laden selbst sind mit aufgesasertem, unregel¬ 
mäßigem Band gegen den Tumor hin abgesetzt. Die stark 
aufgetriebenen Kieferäste sind von zahlreichen, wie Borken¬ 
käferfraß aussehenden Iüseln des nach den noch gesunden 
Teilen des Unterkiefers vordringenden Geschwulstgewebes 
durchsetzt. Zur histologischen Bearbeitung wurden 3 Ge¬ 
websstückchen aus Oberfläche, Mitte und Tiefe des Tumors 
entnommen, nach erfolgter Zubereitung in Paraffin einge¬ 
bettet und Schnitte Von 8—15 Mikr'a Dicke in verschiedener 
Färbung tingiert. Da3 mikroskopische Bild zeigt zunächst 
ein breites dichtes Stroma von fibrillärem Bindegewebe, mit 
Kapillaren und Venen durchsetzt. Die Zellkerne dieses 
Stromas sind durchwegs spindelförmig, der Zelleib schlank, 
an beiden Enden fadenförmig auslaufend. Zwischen den 
Bindegewebszellen liegen nur spärlich eingestreut Bund- 
zellen und rundliche Kerne vom Habitus der Leukozyten¬ 
kerne. Als zweiter wesentlicher Bestandteil der Geschwulst 
fallen zahllose, bald größere, bald kleinere Bundzellennester 
auf, die von der Tiefe des Tumors bis hart an die Ober¬ 
fläche fast in gleicher Menge vertreten und so angeordnet 
sind, daß sie nach Art der Drüsenschläuche verlaufend im 
mikroskopischen Bilde je nach der Schnittrichtung eine 
Ähnlichkeit mit einer alveolären Drüse aufweisen oder 
aber als einfache Stränge zutage treten. Die einzelnen Zell¬ 
haufen sind ohne Lumen, zeigen zentral oder peripher kei¬ 
nen Zerfall, geben sich demnach als solide Herde kund. 
Auch eine bindegewebige Durchdringung genannter Zellen 
ist nicht ersichtlich; die hin und wieder auftretenden run¬ 
den bis ovalen Gewebslüeken sind auf das Ausfallen der 
beschriebenen Zellballen zurückzuführen. Die bläschen¬ 
förmigen Zellkerne liegen so dicht aneinander, daß meist 
kein Protoplasma zwischen ihnen sichtbar ist. Wo sie aber 
in großen Ballen auftreten, konfluiert das Protoplasma be¬ 
nachbarter Zellen. In Hämatoxylin (Delafield-) färbung er¬ 
scheinen sie lediglich als dunkelblaue Zellkernhaufen; bei 
stärkerer Vergrößerung (350: 1) läßt sich in den einzelnen 
Bundzellkernen ein Kerngerüst feststellen. Manchmal ist 
auch eine allmähliche Umgestaltung des Kernes sichtbar; 
neben den schon erwähnten runden, bläschenförmigen Ge¬ 
stalten treten hufeisenförmig zusammengekrümmte Kerne 
in Erscheinung. Bei den mehr isoliert liegenden Zellen sind 
manchmal auch 2 Kerne in verschiedener Lage mehr peri¬ 
pher oder zentral angeordnet. Vereinzelt werden mitotische 
Kernfiguren beobachtet; auch multipolare und asymmetri¬ 
sche Gestalten (pathologische Formen), wie sie malignen 




2äfl 

Geschwülsten besonders eigen sind, treten in den Gesichts¬ 
kreis. Was die Vaskularisation betrifft, so ist das Gewebe 
derart arm an Kapillargefäßen, daß die Annahme der Er¬ 
nährung durch Gewebslymphe naheliegt. Tatsächlich treten 
auch um die oben beschriebenen Zellballen sichelförmige 
oder ringförmige leere Räume auf, ähnlich den Lymphsinus 
der Lymphknoten. Die beschriebenen Zellformen haben 
große Ähnlichkeit mit den Knochenmarkszellen oder mono¬ 
nukleären Myelozyten, wie sie bei den von Borst be¬ 
schriebenen Tumoren (Myelosarkomen) des Menschen Vor¬ 
kommen; andere im Knochenmark noch vorkommende Zell¬ 
formen konnten mittels spezifischer Färbemethoden wohl 
nur wegen des Alters der Präparate und ungeeigneter 
früher vorgenommenen Konservierungsmethoden nieht nach¬ 
gewiesen werden. (Fortsetzung folgt.) 

Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Haul¬ 
und KlaUenSeUChe« (Fortsetzung) 

Yon Yeterinärrat W. Pschorr, München. 

B. Silber. 

Amtlich überwachte Versuche wurden mit einem Silberpräparat 
vorgenommen, nämlich mit dem 

A r g a 1 d i n. 

Das Argaldin wurde von Apotheker A. Dering in Fürth her¬ 
gestellt und soll als Heilmittel gegen Maul- und Klauenseuche 
äußerlich als Lösung und Salbe Verwendung finden. Nach den 
Angaben des Herstellers ist Argaldin eine organische Silberverbin¬ 
dung, die mit tierischem Gewebe zusamraengebracht Formaldehyd 
entwickelt. Selbst hochkonzentrierte Argaldinlösungen sollen nur 
eine minimale Reizwirkung äußern. Charakteristische Kennzeichen 
der Wirkungsweise seien: rasches Zunehmen der Freßlust und 
Milchproduktion. Abheilen der Erosionen und Fehlen jeglicher 
Komplikationen. Es sei ein hervorragend wirksames und dabei ab¬ 
solut unschädliches Heilmittel gegen Maul- und Klauenseuche. 

Argaldin ist eiin Silbereiweißpräparat. .Es hat einen Silber¬ 
gehalt von 8,9 % und kommt in 10 %iger Lösung in den Handel *). 
Nach K. Meyer ist die Haltbarkeit größer und die Rieizwirkung 
geringer wie bei Argentum proteinicum. Es löst sich leicht neutral 
mit durchscheinend brauner Färbung im Wasser. Bei der Prüfung 
des Präparates im Tierversuch auf seine Reizwirkung soll nach 
Dering die intravenöse Infusion von 5 ccm einer 2%%igen Lösung 
beim Kaninchen ohne jeglilche Reaktion, wie Fieber, Herzstörung 
u. s. w. geblieben sein. Über die bakteriologische Prüfung’des Ar- 
galdins sind nach Angabe des Herstellers folgende Untersuchungen 
angestellt worden: 

I. Bestimmung des Desinfektionswertes. Hiebei ergab sich, 
daß Argaldin bereiits nach 24 Stunden dem Protargol an Desinfek- 
tionskraft sich überlegen zeigte. 

*) Merck: Jahresbericht. XXX. Jahrgang. 





II. Nährbodenverschlechternde Versuche sollen ergeben haben, 
daß schon in 1 %iger Verdünnung sich eine beträchtliche Differenz 
zugunsten des Argaldins gegenüber dem Protargol zeigt. 

Argaldin wurde 1912 dem Staatsministerium des Innern zu 
Versüchszwecken beil Maul- und Klauenseuche angeboten. Auf 
Veranlassung des genannten Ministeriums hat die Regierung von 
Mittelfranken verschiedene Bezirkstierärzte mit den Versuchen be¬ 
traut, die von den Bezirkstierärzten H a a ß in Fürth, Dr. Hell¬ 
muth in Nürnberg, Döderlein in Gunzenhausen, Zink in 
Feuchtwangen und Meister in Neustadt a. A. vorgenommen 
wurden. DasArgaldin war nachAnweisung des Herstellers Dering 
in flüssiger oder in Salbenform anzuwenden. Der Preis für 400 ccm 
einer 5 %iigen Argaldinlösung betrug bei Einkauf 3,75 Mk., der für 
300,0 5 %ige Argaldinsalbe 2,25 Mk. 

Döderlein, Haaß und Zink sprechen sich übereinstim- 
mernd dahin aus, daß Argaldin als wirksames, den erkrankten Tieren 
Erleichterungen verschaffendes Heilmittel, durch welches zugleich 
eine raschere Abheilung erzielt wird, bei Maul- und Klauenseuche 
empfohlen werden kann. Nach den Berichten der erwähnten drei 
Bezirkstierärzte verloren die mit Argaldinlösung behandelten Ge¬ 
schwürsflächen rasch ihre Schmerzhaftigkeit .und nässende Be¬ 
schaffenheit. 

Die Rötung und Schwellung der Maul- und Rachenschleimhaut 
nahm gleich dem Speichelfluß ab und die behandelten Tiere ver¬ 
mochten meist schon nach ein- bis zweitägiger Anwendung des 
Mittels wieder normal Futter aufzunehmen. Diie Geschwüre zeigten 
eine schöne blaßrote Granulation, zogen sich rasch zusammen, be¬ 
deckten sich unverhältnismäßig rasch mit Epithel und heilten 
schneller ab als bei unbehandelten Tieren. Besonders gut hat sich 
nach diesen Berichten dile Argaldinsalbe bei Behandlung der Ge¬ 
schwüre am Euter, in der Krone, an den Ballen und an der Haut 
des Klauenspaltes durch ihre zusammenziehende, austrocknende 
und zugleich deckende Wirkung berührt. Nach Zink stellen sich 
die Kosten der Behandlung für ein Rind auf 80 Pfg. bis 1 Mk. 

Döderlein berichtet ferner in einem Briefe an den Her¬ 
steller des Argaldins vom 27. Mai 1912, daß er das Mittel in vier 
Seuchengehöften angewendet habe.* Die Behandlung der von der 
Seuche ergriffenen Tiere bestand in täglich dreimaligem Aus¬ 
spritzen der Maulhöhle mit 3 %iger Argaldinlösung und im Ein¬ 
reiben der Klauenspalten mit Argaldinsalbe. Die Tiere hätten be¬ 
reits 3—4 Tage nach Beginn .der Behandlung weiches Futter in 
gleicher Menge wile gesunde Tiere aufgenommien. Bereits 14 Tage 
nach Ausbruch der Seuche hätten sich die Erosionen an der Maul¬ 
schleimhaut und im Klauenspalt mit Epithel überzogen; die Tiere 
seien bereits bei Feststellung der Abheilung — 14 Tage nach dem 
Ausbruch — in ihrer Bewegung iln keiner Weise mehr gestört ge¬ 
wesen. Auch das Körpergewicht der von der Seuche ergriffenen 
Tiere hätte nur 4—5 Tage. eine eeringe Abnahme wahrnehmen 
lassen. Die während des Fieberstadiums in den ersten 4—5 Tagen 
etwa um ein Drittel reduzierte Milchmenge habe nach weiteren 
5 Tagen wieder ihre normale Höhe erreicht. Döderlein be¬ 
merkt allerdings in seinem Schlußsatz, daß der Seuchengang in 
den fraglichen Gehöften einen milden Charakter aufgewilesen habe. 

Zink teilt am 29. Juni 1912 dem Hersteller des Argaldin mit, 
daß er in 6 Beständen 61 Rinder mit Argaldin behandelt habe und 
kommt zu folgendem Urteil: 



241 


Die Wirkung- des Argaldflns äußert sich neben der offenbar 
stark desinfektorischen Wirkung dadurch, daß 

1. die Geschwürsflächen nach Platzen der Blasen sich sehr rasch 
reinigen; 

2. Granulationen selbst bei tiefen Läsionen sehr wenig produktiv 
hervortreten; 

3. die Granulationen durch rasche Umbildung in Narbeingewebe zu¬ 
sammenziehend die Wundränder rasch einander nähern; 

4. daß der Epithelersatz sowohl von den Rändern, als auch von 
etwa stehengebliebenen Epithelnestern aus in der Geschwürs¬ 
fläche rasch erfolgt; 

5. daß Argaldin auf Epitheldefekten und Geschwürsflächen der 
äußeren Haut stark austrocknend und sekretionsbeschränkend 
wirkt; 

6. daß Argaldin auf unverletzter Haut und Schleimhaut reaktilons- 
los in 5 %iger Lösung vertragen wird. 

Aus oben Angeführtem geht hervor, daß Argaldin ein adstrin¬ 
gierendes, sekretionsbeschränkendes, austrocknendes und stark 
desinfizierendes Arzneimittel ist, das zur Behandlung der Maul¬ 
und Klauenseuche recht gut verwendbar und zu empfehlen ist. 

Zu einem wesentlich anderen Ergebnis kommen dagegen die 
Versuchsansteller Meister und Dr. Hellmuth. Diese können 
dem Argaldin eine spezifische und vermehrte Heilwirkung bei 
Maul- und Klauenseuche nicht zuerkennen. Nach Dr. Hellmuth 
heilten die mit Creolin behandelten Kontrolliere sogar etwas früher 
ab als die mit Argaldin behandelten. 

Angesichts der sich teilweise widersprechenden Urteile konnte 
1912 ein abschließendes Urteil über den "Wert des Argaldins als 
Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche nicht abgegeben werden. 
Im Hinblick auf die günstigen Berichte von Döderlein, Haaß 
und Zink war beabsichtigt eine weitere, ausgedehnte Erprobung 
des Argaldin auch in anderen Landesteillen zu veranlassen. Meines 
Wissens hat sie nicht stäftgefunden, da 1912 die Seuche stark im 
Rückgang begriffen war. Bei dem jetzigen Seuchengang dürften 
Silberverbindungen ihres Preis'es wegen kaum in Betracht kommen. 

(Fortsetzung folgt). 


Referate. 

hnri Medlxii and Hygienle. 

, Oberstabsveterinär Dr. Beier- Darmstadt: Renoval 
gegen die Erschöpfung räudekranker Pferde. (Berl. Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, 1920, Nr. 15, S. 161.) 

Nach einleitenden literarischen Betrachtungen über die Therapie 
der Unterernährung als Folgezustand der verschiedenartigsten Er- 
krankunjgen und ihren Erfolgen veröffentlicht B. seine Versuche 
mit einem Kombinationspräparat aus Arsen-Phos¬ 
phor - S t ry c h n i n, welches von der Firma Merck in Darmstadt 
unter dem Namen „Renoval“ hergestellt und in den Handel ge- 
bracht wird. Das Mittel kam ah 11 durch Erkrankung an schwerer 
Verräudung in dem Ernährungs- und Kräftezustand herunterge¬ 
kommenen Pferden in Dosen von 10 ccm subkutan zur Anwendung 
und zwar ih den ersten 2—3 Tagen je 1 Injektion, dann 2—3 Tage 
Pause, sodann folgten auf je 3—4 Injektionstage Pausen von 2 und 
1 Tag. Im ganzen machte B, 270 Einspritzungen, ohne daß irgend 



242 


eine nachteilige Erscheinung auftrat. Die Wirkung auf das All¬ 
gemeinbefinden war sehr befriedigend, denn 
schon am folgenden Tage war das Tier psychisch und körperlich 
mobiler, die Besserung nahm mit der Dauer der Behandlung zu. 
•Auch der Kräftezustand erfuhr eine steigend günstige 
Beeinflussung, so daß Pferde, die nicht imstande waren, sich zu 
erheben, nach 2—5 Einspritzungen ohne Unterstützung aufstehen 
konnten. Der Verfasser hatte den Eindruck als ob „Renoval“ auf 
die hochgradig atrophische Lenden- und Kreuzmuskulatur kräfti¬ 
gend wirke. Auch der Nährzustand der erschöpften Pferde 
wurde gehoben, so zeigten 4 Pferde nach 6 Injektionen 
innerhalb 8 Tagen eine durchschnittliche Gewichtszunahme von 
6 Kilo, ein Vergleichspferd nahm bei gleicher Fütterung in dieser 
Zeit um 7 Kilo ab. Auffallend günstig war auch der Einfluß des 
Mittels auf die Haut und das Haar: Krusten und Schuppen bei 
räudekraoken Tieren stießen sich nach den Begasungen mit SO* 
schneller ab als bei den Kontrollpferden, die Haut erhielt rascher 
ihre ursprüngliche Glätte und Weichheit, der Nachwuchs des Haares 
ging flott vor sich. B. kann auf Grund seiner Erfahrungen „Reno¬ 
val“ als K r ä f t i g u n g s m i 11 e 1 bei räudeerschöpften 
Pferden bestens empfehlen und rät zu Versuchen, 
auch bei jungen Tieren, die durch Druse heruntergekommen sind. 
(Über den Preis des Mittels silnd keine Mitteilungen gemacht. D. R.) 

Me. 


Staatsveterinärwesen. 

Verzeichnis der Tierärzte, welche die Prüfung für den tierärztlichen 
Staatsdienst in Bayern im Jahre 1920 mit Erfolg abgelegt haben. 

(Aus Vorschriften für das Veterinftrwesen in Bayern Band XIX Nr. 1/2.) 

Dr. Heinrich Amelung, prakt. Tierarzt. Salzungen, Dr. Bruno 
Böhm, prakt. Tierarzt, Schwerin (Mecklenburg), Joseph Bücher, 
Oberveterinär, München, Ludwig Burgauer, prakt. Tierarzt, 
München, Dr. Adolf Christ, Tierzuchtinspektor-Assistent, Traun¬ 
stein, Dr. Friedrich Dobbertin, Kreistierarzt, Gadebusch (Meck¬ 
lenburg-Schwerin), Dr. Wilhelm Emig, prakt. Tierarzt, Kaisers¬ 
lautern, Dr. Moritz Ertl, prakt. Tierarzt, Ziemetshausen, Georg 
Gackstetter, Oberveterinär, München, Albert Haug, prakt. 
Tierarzt, Betzenstein (Ofr.), Dr. Franz Haupt, prakt. Tierarzt, 
Burgheim (Schw.), Matthäus Kirchleitner, prakt. Tierarzt, Mün¬ 
chen, Dr. Edmund Koch, prakt. Tierarzt, München, Dr. Joseph 
Loibl, prakt. Tierarzt, Freising (Oby.), Dr. Friedrich Merz, prakt. 
Tierarzt, Fürth i. B., Dr. Romuald Moser, prakt. Tierarzt, Oster¬ 
münchen (Oby.), Dr. Albert Ohl, Oberveterinär, Bamberg, Julius 
Rausch, Oberveterinär, München, Friedrich Rohr, prakt. Tierarzt. 
Frankenthal, Georg Schär fl, Distriktstierarzt, Schongau, Hans 
Sch edel, Distriktstierarzt, Lechbruck, Adolf Schleich, Stabs¬ 
veterinär, Würzburg, Lothar Schram, prakt. Tierarzt, Traunstein, 
Dr. Friedrich Schüttler, Polizeitierarzt, Hamburg, Dr. Gebhard 
Sedlmayer, Oberveterinär, Würzburg, Dr. Heinrich Spranger, 
prakt. Tierarzt, Wallersdorf, Wilhelm Sprater, prakt. Tierarzt, 
München, Dr. Georg Völkel, prakt. Tierarzt, Nürnberg. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Zum Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte. 

In Nummer 9 der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ 
erschien ein „Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte“. Es sei 




243 




mir gestattet im Folgenden auf diesen Aufruf etwas näher einzu¬ 
gehen. 

Daß hei den bayerischen Distriktstierärzten die Absicht be¬ 
steht sich in ©itnem eigenen Verband zu sammeln, erfuhr ich erst 
kürzlich auf der Gauversammlung in Würzburg am 26. Februar. 
Nachdem dort diese Frage angeschnitten worden war, wurde von 
Herrn Kollegen Dr. R e g n (Volkach) Näheres über den Stand der 
Sache mitgeteilt. Ich nahm schon damals die Gelegenheit wahr, 
kurz meine Meinung zu diesen Bestrebungen zu äußern; heute 
möchte ich meine Äußerungen in breiter öffentlichkeilt wiederholen 
und etwas weiter ausführen. 

Wieso es kommt, daß die Distriktstierärzte nicht wissen, zu 
welcher der beiden Gruppen der Staats- und der Freiberufstierärzte 
sie gehören, ist miir und wohl manchem anderen nicht recht ver¬ 
ständlich. Sie sollen doch einmal ihr Jahreseinkommen näher an- 
sehen und vergleichen, welche Tätigkeit, ob die amtliche oder die 
freiberufliche, ihnen mehr eingebracht hat; man sollte meinen, 
dieser Vergleich müßte ihnen einen deutlichen Fingerzeig geben. 
Wenn allerdings in dem vorliegenden Aufruf von besonderen 
„Standes“-Forderungen der Distriktstierärzte gesprochen wird, 
und gesagt wird, daß die StaatstieTänzte „begonnen haben, auch 
nicht eigentliche „Standes“-Angehörige in ihre Reihen aufzu¬ 
nehmen“, dann wird dile Saclilalge klarer. Ich habe bis jetzt immer 
noch geglaubt, daß es nur einen „Tierärztestand“ gibt und inner¬ 
halb dieses Standes verschiedene Berufsgruppen! Wenn es aber 
einen besonderen „DistriktstieTärztestand“ gibt, dann ist es frei¬ 
lich notwendig, daß dieser sich endlich einmal organisiert. Und 
die Organisation der Staatstierärzte wird mächtig anschwellen, 
wenn sie alle „nicht eigentlichen Standesangehörigen als sogen. 
StaatsdienstanwärteT“ in ihre Reihen aufnimmt. Da hat dann viel¬ 
leicht auch mancher Freiberufstierarzt, der die Prüfung für den 
Staatsdienst abgelegt hat, Aussicht aufgenommen zu werden (oder 
sollen künftig nur noch Distriktstierärzte Staatsdienstanwärter 
sein?) und dann ist erreicht, was man will, — der Verband der 
Freiberufstierärzte ist nur noch mit einem starken Vergrößerungs- 
gläse zu sehen. Dem werden dann nur noch die wenigen zufließen, 
die diese Prüfung nicht gemacht haben, und die, welche nach ihrem 
50. Lebensjahre noch nicht im Staatsdienst angestellt sind. Oder 
bleiben letztere dann immer noch Staatsdienstanwärter? Ange¬ 
stellt werden sie ja bekanntlich nicht mehr. 

Weshalb die Distriktstierärzte beim Verband der Freiberufs¬ 
tierärzte als Mitläufer angesehen werden, ist mir nicht recht er¬ 
sichtlich. Die Herren sollen sich nur einmal mit ganzem Herzen 
zum Verband.bekennen, dann wird es kein Mißtrauen mehr geben! 
Aber freilich, das gestatten ja die „althergebrachten Rechte“ nicht. 
„Althergebracht“ — ja, aber „Rechte“? Unter diesen „Rechten“ 
sind doch wohl die amtlichen Funktionen zu verstehen, oder nicht? 
Die K. Allerhöchste Verordnung vom 21. Dezember 1908, „die Tier¬ 
ärzte betr.“ (sie gilt heute noch!), besagt hierüber Folgendes: 
„Entsprechend geeignete Distriktstierärzte, welche die Vorbedin¬ 
gungen für den amtstierärztlichen Dienst gemäß Abschnitt IX 
dieser Verordnung erfüllt haben, können in widerruflicher 
Weise mit der Besorgung einzelner amtstierärztlicher Geschäfte 
für den Bereich eines Distriktes oder von Teilen desselben betraut 
werden.“ Ja, ist denn hier mit einem Wort von „Rechten“ ge¬ 
sprochen? Und wissen die Distriktstierärzte nicht, daß.ganz andere 



V P. Fi 





244 


Leute als die Freiberufstierärzte am Werke sind, diese „Rechte“ 
zu mindern? Beanspruchen z. B. nicht die Landwirte für sich das 
•Recht Körungen etc. vorzunehmem? Und jeder der Distriktstier¬ 
ärzte hat doch wohl auch sein Anstellungsdekret noch nicht in der 
Tasche. Die Herren sollen es sich recht wohl überlegen, sonst 
könnten sie sich am Ende zwischen zwei Stühle setzen. 

Ferner: es gibt meines Wissens in Bayern noch Distriktstier¬ 
ärzte ohne Prüfung für den Staatsdifenst, denen nach der Bekannt¬ 
machung vom 12. November 1911 zum Vollzüge des Gesetzes über 
die Haltung und Körung der Bullen etc. in § 20 Abs. 7 die Mit¬ 
wirkung beim Körgeschäfte widerruflich belassen ist. Wo sollen 
denn die hin? Die können doch die Schwenkung ins Lager deT 
Staats tierärzte als Staatsdienstanwärter nicht mitmachen! Und 
daß die Reise dahin gehen soll, dafür hat sich der Herr Kollege 
Dr. R e g n, unter dessen Leitung sich die ganze Bewegung voll¬ 
zieht, kürzlich in Würzburg deutlich genug ausgesprochen. Auch 
der vorliegende Aufruf läßt das mehr als zwischen den Zeilen 
lesen. Ich will hier die Distriktstierärzte auch noch daran er¬ 
innern, daß es in Bayern auch noch praktische Tierärzte gibt, die 
mit amtlichen Funktionen betraut sind; vielleicht lassen sich diese 
bei einiger Bearbeitung auch noch mit vom Verband der Freibe¬ 
rufstierärzte abziehen und bilden dann aifn besonderes Grüppchen 
unter der „Sondergruppe“ der Distriktstierärzte. Das Bild würde 
dann immer noch schöner. 

Die ganze Sache zeigt ums auch hier wieder eine der üblen 
Eigenschaften der Deutschen, nämlich die Sucht, sich in möglichst 
viele Parteien zu zerklüften. Es ist nun einmal nicht möglich, daß 
jeder seinen eigenen Kopf durchsetzt, sondern jeder muß sich unter 
Zurückstellung kleinlicher Interessen der großenPartei anschließen, 
die in weitgehendstem Maße seine Lebensnotwendigkeiten verficht. 
Man wolle auch milcht vergessen, daß wir deutsche Tierärzte 
s.ind und daß diese ganze große tierärztliche Standesfrage letzten 
Endes in gleichheitlicher Weise in ganz Deutschland geregelt wer¬ 
den wird. Ich glaube nicht, daß sich auf diesem Gebiete wie in 
letzter Zeit auch auf so manchem anderen ein bayerisches Reservat- 
recht wird halten können. Ich hoffe nicht, daß die bayerischen 
Distriktstierärzte eine Kirchturmspolitik treiben wollen, sondern 
daß sid bei Betrachtung unserer Verhältnisse zu der Überzeugung 
kommen werden, daß das Normale innerhalb unseres Standes künf¬ 
tig milcht der beamtete, sondern der praktische Tierarzt sein wird. 
Wer will da abseits stehen, wenn es gilt diesen auf einen festen 
wirtschaftlichen Boden zu stellen? Ist aber der Stamm gesund,' 
warum sollen da die Äste dürr sein? Ich kann mir nicht denken, 
daß Akademiker den Standpunkt vertreten: wenn es nur uns noch 
gut geht, apr&s nous le dfcluge! Wobei ich die Frage offen lassen 
will, ob es den Distriktstilerärzten unter der Ägide der Staatstier¬ 
ärzte besser gehen wird als beim Verband der Freiberufstierärzte. 

* Rudolph, Ermershausen. 


Mitteilnug der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates. 

XVII. Vo II v e r s a m m 1 u n g des D.V.-R. am 14. u. 15. April 

1921 . 

Der Ausschuß des D. V.-R. hat in seiner Sitzung am 19. Feb¬ 
ruar beschlossen, die XVII. Vollversammlung am Donnerstag und 
Freitag den 14. und 15, April 1921 abzuhalten. Als Tagungsort ist 



245 


"-T 




in erster Liinie eine Stadt Mitteldeutschlands in Aussicht genommen. 
Der Ort wird sofort bekannt gegeben werden, sobald die Zusage 
eines Ortsausschusses für die Vorbereitung der Tagung einge¬ 
troffen ist. 

Auf der Tagesordnung werden neben den rein geschäftlichen 
Angelegenheiten (darunter auch Neuwahl des Ausschusses) stehen: 
Ziele, Einrichtungen und Mittel des neuen Deutschen Veterinär¬ 
rates; das tierärztliche Dispensierrecht; die gesundheitliche Über¬ 
wachung des Milchverkehrs; Betätigung der Tierärzte auf dem 
Gebiete der Tierzucht. 

Der Ausschuß'wurde sich ausdrücklich darüber schlüssig, daß 
weitere allgemeine Punkte, an die gedacht worden ist, besser nicht 
auf die Tagesordnung zu stellen seien, um die Verhandlungen n'ilcht 
zu überlasten. 

Der Reichsverband praktischer Tierärzte hat auf Anfrage der 
Geschäftsstelle seine Absicht mitgeteilt, zugleich mit der Vollver¬ 
sammlung bezw. vor dieser ebenfalls eine Tagung abhalten zu 
wollen. Die beiden anderen großen wirtschaftlichen Verbände der 
Staats- und der Gemeindetierärzte haben sich auf die gleiche An¬ 
frage bisher hierüber nicht geäußert. 

Alle weiteren zweckdienlichen Mitteilungen werden durch die 
Fachpresse bekannt gemacht werden. Besondere Einladungen er¬ 
folgen nur gegenüber den Staatsbehörden, besondere Benachrich¬ 
tigungen «nur gegenüber den Vortragenden etc. und (selbstver¬ 
ständlich) gegenüber einzelnen Kollegen auf Anfragen. Anweisungen 
an die Abgeordneten sind Sache der Wahlkörper (Obmänner). 

Die für die Vollversammlung wichtigen Bestimmungen der 
neuen Satzungen (§ 7—10) müssen rechtzeitig nachgelesen und zur 
Vermeidung vom Rechtsverlusten beachtet werden. Die neuen 
Satzungen s'ilnd in den Jahrgängen 1920 der Fachzeitschriften 
(Monat Februar) veröffentlicht, auch ist allen Vereinen und jedem' 
Wahlkörper mindestens ein Exemplar zugesandt worden. 

Berlin-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 20. Februar 1921. 

Dr. Bach. 


Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates. 

Die XVII. Vollversammlung des Deutschen 
Veterinärrates am 14. und 15. April 1921 tagt in 
Weimar. 

Rechtzeitige Anmeldung der Teilnehmer! 

Aus Weimar trifft die Nachricht eiln, daß die dortige Kollegen¬ 
schaft sich gerne der Mühe unterziehen wird, die Tagung des 
D. V.-R. am Orte vorzuljereiten. Der Ausschuß macht von dieser 
erfreulichen Bereitwilligkeit dankend Gebrauch und wird d ; ile Voll¬ 
versammlung in Weimar abhalten. 

Unter allen Vorbereitungen ist die wichtigste die Sicherung 
des Unterkommens für die Teilnehmer. Hierzu teilt der Landes¬ 
tierarzt, Herr Regierungs- und Veterinärrat Dr. Schotte, mit, 
daßl die Anmeldung der Zimmer in den Gasthöfen vier Wochen 
vorher erfolgen muß. Alle Kollegen, die sich über die Reise nach 
Weimar schlüssig sind und d'ie auf zuverlässige Unterbringung 
rechnen, wollen also schon jetzt ihre Anmeldung bei Herrn Regie¬ 
rungs- und Veterinärrat Dr. Schotte, Weimar, Wirtschafts¬ 
ministerium, bewirken. Dabei erapfieklt sich die gleichzeitige An¬ 
gabe besonderer Wünsche. Je nach Ansprüchen sind in Weimar 



246 


m 


Unterkünfte bescheidener Art oder solche bis zur Luxusausstattung 
zu haben. Dementsprechend schwanken die Preise für ein Hotel¬ 
zimmer zwischen 5 und 50 Mark. 

Nach eiper weiteren Mitteilung aus Weimar besteht Aussicht, 
gelegentlich der Tagung des D. V.-R. eine klinische Demonstration 
beschälseuchekranker Pferde zu veranstalten. 

Berlin-Friedenau, Südwestkorso 1Q/II, 26. Februar 1921. 

Dr. Bach. 


Verschiedenes. 

Tiemcht, Tierhaltung, Diätetik. 

Pferdesport. 


Münchener R 

(Daglfing: Trabrennen. 

27. März: 

Daglfing 

28. März: 

Daglfing 

3. April: 

Daglfing 

9. April: 

Daglfing* 

20. April: 

Riem 

22. Mai: 

Riem 

26. Mai: 

Riem 

29. Mai: 

Riem 

4. Juni: 

Daglfing* 

5. Juni: 

Daglfing 

12. Juni: 

Daglfing 

19. Juni: 

Daglfing 

26. Juni: 

Riem 

29. Juni: 

Riem* 

3. Juli: 

Riem 

9. Juli: 

Daglfing* 

10. Juli: 

Daglfing 

16. Juli: 

Daglfing* 


nn-Termiine. . 

Riem: Galopprennen). 

17. Juli: Dagliing 

24. Juli: Riem 

27. Juli: Riem* 

31. Juli: Riem 

3. September: Daglfing* 

4. September: Daglfing 

10. September: Daglfing* 

11. September: Daglfing 

18. September: Riem 
21. September: Riem* 

25. September: Riem 

1. Oktober: Daglfing* 

2. Oktober: Daglfing 

8. Oktober: Daglfing* 

9. Oktober: Daglfing 
16. Oktober: Riem 
20. Oktober: Riem* 

23. Oktober: Riem 


Trabrennen in Daglfing. 

Für die am Ostersonntag beginnenden Trab¬ 
rennen in Daglfing, die am Ostermontag sowie am Sonntag den 

3. April und Samstag den 9. April fortgesetzt werden, sind die Aus¬ 
schreibungen erschienen. Da auch der Trabrennsport eine neue 
Rennordnung erhalten hat, zeigen die Ausschreibungen gegen 
früher ein wesentlich verändertes Bild. U. a. sind Wallachen über 
10 Jahre nicht mehr startberechtigt;*auch Hengste, die über 10 
Jahre alt sind, dürfen nur in einer auf 10 % aller Rennen beschränk¬ 
ten Zahl von Rennen der internationalen Klasse laufen. Dreijährige 
Pferde haben in allen Rennen gegen ältere Pferde 25 Meter er¬ 
laubt. Diie Meetings-Siegeszulage beträgt einheitlich 20 Meter. 
An jedem Tage werden 7 Rennen gelaufen, darunter jeweils ein 
Besitzerfahren. Ausschließlich für bayerische Dreijährige ist nur 
ein Rennen ausgeschrieben, doch haben bayerische Pferde iin den 
Dreijährigen-Rennen 20 Meter erlaubt. Für die vier Renntage sind 
insgesamt 233 500 Mark Preise ausgeworfen; hievon entfallen 
136 500 Mark auf deutsche, 45 000 Mark auf deutsche und öster¬ 
reichisch-ungarische Pferde, 52 000 Mark auf Pferde aller Länder 

* Mit * versehene Termine sind Wochentage. 





7 

> > f7^r r 


Ö4T 


und 8000 Mark auf bayerische Pferde. Die Rennpreise sind gegen 
das Vorjahr wesentlich erhöht worden. Der geringste Wert eines 
Rennens beträgt für den Sieger 6000 Mark. 


Oberste Behörde für Traberzucht und -Rennen. 

Die Neuwahlen werden am 24. März 1921 vorgenoramen 
werden. _ 

Für die Ruhlebener Zuchtrennen 1921 

gibt die Trabrenngesellschaft Berlin-Westend folgenden Termin¬ 
kalender bekannt: 29. Mai: Deutsches Traber-Derby; 1. Juni: 
Derby-Entschädigungspreis; 10. Juni: Jugendpreis; 19. Juni: Ruh¬ 
lebener Pokal; 22. Juni: Präsidentenpreis; 26. Juni: v. Goßler-Er- 
mnerungsrennen; 16. Sept.: Salm-Horstmar-Rennen; 18. Sept.: von 
Gyas-RekowskJ-Rennen. 


I. Bayerischer Wolikurs. 

Der Landesverband Bayerischer Schafzüchter veranstaltete vom 
6.—9. März in. München den I. Bayerischen Wollkurs, zu dem sich 
über 200 Schafzüchter einfanden. Nachdem der I. Vorsitzende des 
Landesverbandes, Herr ökonomierat R e i t z - Schwarzenberg, den 
Kurs eröffnet hatte, beigrüßte Herr Ministerialdirektor Dr. A 11 i n - 
g e r die Teilnehmer seitens der Staatsregierung, versicherte, daß 
die Regierung der Schafzucht die größte Aufmerksamkeit ent¬ 
gegenbringe und verbreitete sich dann über die öffentlichen Ma߬ 
nahmen zur Hebung der Schafzucht in Bayern. Der I. Vorsitzende 
sprach darauf kurz über Ziel und Zweck des Landesverbandes 
Bayerischer Schafzüchter. Das Ziel des Landesverbandes sei: die 
Leistungsfähigkeit der einheimischen Schafrassen durch geeignete 
Züchtungsmaßnahmen zu erhöhen und eine größere Einheitlichkeit 
der Wolle zu erstreben. Das Streben nach beserer und feinerer 
Wolle dürfe aber keineswegs soweit gehen, daß die Genügsam¬ 
keit, Widerstandsfähigkeit und Härte unserer Schafrassen beein¬ 
trächtigt würde, da gerade diese letzteren Eigenschaften die 
größten Vorzüge unserer Schafe bildeten und bei unseren wirt¬ 
schaftlichen Verhältnissen unerläßlich seien. Herr Geheimrat Pro¬ 
fessor Dr.Vogel sprach über die wichtigsten Schafrassen Deutsch¬ 
lands, ihre Leistungen und ihre Stellung im Wirtschaftsbetrieb. 
Beginnend mit allgemeinen Ausführungen über den Zusammenhang 
von Leistung und Haltung gab er einen kurzen Überblick über die 
einzelnen Schafrassen und besprach bei jeder die Voraussetzungen, 
die für ihre gedeihliche Zucht notwendig sind. Er kam zu dem 
Schlüsse, daß für unsere Verhältnisse die Zucht eines nicht zu 
frühreifen und anspruchsvollen, auf Wolle und Fleisch in gleicher 
Weifee gezüchteten Schafes angebracht sei. In dem veredelten 
Württemberger- und Frankenschlag seien diese Voraussetzungen 
gegeben. Der Vortragende kam hier durch züchterische Er¬ 
wägungen zu demselben Schlüsse wie schon vorher Herr R e u f f 
bezüglich der Wolle: daß wir in unseren, süddeutschen Schafrassen 
einen Schatz besitzen, der in Leistungsfähigkeit und Anpassung 
an unsere Verhältnisse das Bestmögliche bietet und den wir sorg- 
fältigst vor Vermischung mit fremden Rassen zu hüten haben. 
Darauf begann der praktische Teil der Wollkunde, in dem der Di¬ 
rektor der Süddeutschen Wollverwertung, Herr R e u f f - Sindel- 
fingen, an der Hand von Wollproben die einzelnen Feinheitsgrade 
der Wolle, ihr Herkommen und ihre Verwendungsmöglichkeit be¬ 
sprach. 



248 


Am Nachmittage des ersten, Tages wurden Vertreter der wich¬ 
tigsten Schafrassen in Deutschland vorgeführt und nach ihren ver¬ 
schiedenen Leistungen beurteilt. Aufsehen erregten ein riesige« 
Blutjadinfger Marschschaf und zwei gute ostfriesische Milchschafe. 
Bei letzteren entspann sich eine Debatte über die Möglichkeit, ob 
sie unter unseren Verhältnissen gezüchtet werden können, was 
von dem Vortragenden bestritten, von einem anwesenden Impor¬ 
teur von Mi'lehschafen energisch bejaht wurde. Hernach fanden 
unter Leitung des Herrn R e u f f praktische Übungen in der Be¬ 
urteilung der Wollen statt. 

Am zweiten Tage sprach Herr Ministerialrat Dr. Gasteiger 
über Schafkrankheiten und Seuchen und deren Bekämpfung. Alle 
wichtigen Schafkrankheiten wurden kurz ihrem Wesen und ihren 
' Erscheinungsformen nach behandelt und schließlich auf die Not¬ 
wendigkeit veterinärpolizeilichen Schufzes hingewiesen. Herr 
ökonomierat F ü 1 b e r t h besprach die bayerischen Stammschäfe- 
reien, ihre Betriebsverhältnisse, Zuchtziele und Zuchtrichtungen 
und ihre Erfolge. Herr Th. Körner vom Süddeutschen Schäferei^ 
verband verbreitete 'sich über Räudebekämpfung durch Bade- und 
Gasverfähren und betonte die Vorzüge des Badeverfahrens gegen¬ 
über dem Gasverfahren. Die Frage nach der besten Bekämpfungs¬ 
art der Räude bedarf aber wohl noch weiterer Klärung. 

Nachmittags wurde die Fabrik des Herrn Kommerzienrates 
Feiler besichtigt, in der die Wolle von deir Schur bis zum nadel¬ 
fertigen Stoffe verarbeitet wird. Die Führung ging durch die Woll- 
Lager, die Wäscherei, Spinnerei, Weberei, Wajkerei bis zum Tuch¬ 
lager. Herr Kommerzienrat Feiler und seine Söhne übernahmen 
in liebenswürdigster Weise persönlich die Führung und erläuterten 
die einzelnen Fabrikationsvorgänge und Maschinen. Staunend 
standen dliie Teilnehmer vor diesen Wunderwerken der Technik, 
die so kunstvoll gebaut sind, daß z. B. zur Bedienung einer Ma¬ 
schine mit 180 Spindeln ein einziges Mädchen genügt. 

Am dritten Tage hielt Herr Kommerzienrat Feiler noch 
einen zusammenfassenden Vortrag über die Verarbeitung der Wolle, 
wobei er besonders die für die Fabrikation wichtigen und wün¬ 
schenswerten Eigenschaften der Wolle hervorhob. Jeder der Kurs¬ 
teilnehmer erhielt von ihm ein Pappkästchen, in dem neben Proben 
verschiedener Wollsortimente die Verarbeitung der Rohwolle bis 
zum fertigen Produkt an Proben vorgeführt ist. 

Nachdem noch Herr ökonomierat Fülb erth seinen Vortrag 
über die bayerischen Stammzuchten beendet hatte, schloß der 
Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes bayerischer Schaf¬ 
züchter die in allen Teilen anregende und interessante Veranstal¬ 
tung, zu deren Verlauf dem Landesverband nur gratuliert werden 
kann. St. 


Stand der Tierseuchen. 

Deutschösterreich. In derWoehe vom 26. Januar bis 2. Februar 
waren verseucht: an Maul - und Klauenseuche 62 Bezirke 
mit 418 Gemeinden und 8529 Gehöften; an Rotz 2 Bezirke mit 
3 Gemeinden und 4 Gehöften; an Räude 60 Bezirke mit 132 Ge¬ 
meinden und 205 Gehöften; an T o 11 w u t 2 Bezirke und 4 Gehöfte. 

* * * 

Schweiz. Neuausbrüche. In der Woche vom 14.—20. 
Februar 1921: Maul -und Klauenseuche; 18 Kantone mit 
54 Bezirken mit 84 Gemeindien u. 161 Gehöften; Raus chbrand: 
2 Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden; Rotlauf der 



240 


Schweine (eiiinschließL Stäbchenrotlauf und Schweinesuche): 
8 Kantone mit 18 Bezirken mit 23 Gemeinden und 25 Gehöften; 
Pferderäude: 2 Kantone miiit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden. 


Hodischulnachrichten. 

Die Neuregelung der Schuljahrordnung an den bayerischen 
Schulen betreffend, erlässt das Staatsministerium für Unterricht und 
Kultus unter dem 14. März 1921, Nr. 10777 (gez. Dr. Matt) folgende 
Bekanntmachung: 

Durch Beschluß des Gesamt-Ministeriums vom 24. Februar 1921 
ist vom Schuljahr 1921/22 an der Schulbeginn an sämtlichen allge¬ 
mein bildenden Schulen Bayerns, einschließlich der Volksschulen 
und Berufsfortbildungsschulen, auf den 1. Mai und der Schuljahr¬ 
schluß auf Ende April festgesetzt worden. Dieser Beschluß hat 
unterm Heutigen die Zustimmung des Landtages gefunden. Dem¬ 
nach werden für den Übergang zu der neuen Einteilung des Schul¬ 
jahres Vollzugsbestimmungen erlassen, bezüglich deren wir auf die 
Bayerische Staatszeitung vom 16. März 1921 Nr. 62 (II. Blatt) ver¬ 
weisen. Die Schrift!. 


Zuerkennung der Eigenschaft ab Kriegsteilnehmer an ehe¬ 
malige aktive Offiziere. Das bayerische Staatsministerium für Unter¬ 
richt und Kultus verfügt unter dem 20. Fehruar 1921 Nr. 4312 Fol¬ 
gendes : „Im Einverständnisse mit den Staatsministerien der Justiz 
und des Innern wiiird dem Vorschläge des Staatsministeriums der 
Finanzen — Ministenial-Forstabteilung — entsprechend den aus 
dem Heere ausgeschiedenen aktiven Offizieren für die Zulassung 
zu den staatlichen Prüfungen die Kriegsteilnehmereigenschaft nur 
noch insoweit zuerkannt, als sie spätestens mit dem Zeitpunkt der 
Abminderung auf das 10UOOO Mann-Heer ausgeschieden sind. 

I. A.: gez. Haupt mann.“ 


Immatrikulation und Studium der Deutsch - Österreicher in 
München. Das bayerische Staatsministerium für Unterricht und 
Kultus hat sich dahin entschieden, daß die Deutsch-Österreicher 
beim Studium an unserer Universität auch weiterhin wie difie Reichs¬ 
angehörigen zu behandeln sind. 


Die Marburger. Rektor und Deputation der Marburger Uni¬ 
versität veröffentlichen eine längere Erklärung über die Angriffe 
gegen die Marburger Studenten wegen der Gefangenenerschießung 
in Bad Thale, welche nun durch die Feststellungen des Kriegs¬ 
und Schwurgerichts gebührend gekennzeichnet worden sei. Am 
Schluß heißt es: „Rektor und Deputation sind stolz darauf, daß 
sich die Marburger Studenten in großer Zahl freiwillig dem Vater¬ 
land zur Erhaltung von Ruhe und Ordnung zur Verfügung gestellt 
haben und wenn den Studenten von den Stellen der jetzigen Regie¬ 
rung der Dank bisher vorenthalten worden ist, so wollen wir, die 
wir den schweren Entschluß der Studentenschaft, von neuem ihr 
Leben für das Vaterland einzusetzen, aus nächster Nähe miterlebt 
haben, ihnen wenigstens den unsern aussprechen.“ 

Personalien. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Franz Schuh¬ 
bauer in Ergoldsbach, Dr. Jakob Wilhelm in Neustadt a. H. 



250 


Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Distriktstierarzt 
Franz Eder in Ergoldsbach. Dissertation: „Untersuchungen über 
die Verwendbarkeit des Holopon zur Allgemeinanästhesie bei 
Fferden“. (Aus der Chirurg. Tierklinik der Universität München, 
Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt Karl Hilz aus München, 
Assistent am pbarmakolog. Institut der Tierärztlichen Fakultät. 
Dissertation: „Experimentelle Untersuchungen über die Einwirkung 
von Oxyphenylaethylamin (Tyramin) und Suprarenin auf den über¬ 
lebenden Darm und Uterus“. (Aus dem pharmakol. Institut der 
Tierärztlichen Fakultät der Universität München, Vorstand: Geh. 
Hofrat Prof. Dr. J. Br an dl). Tierarzt Max Immendörfer aus 
Karlsruhe. Dissertation: „Das Trocknungsverfahren nach Krause 
als Konservierungsmittel für Rotlaufserum“. (Aus der bayerischen 
veterinärpolizeil. Anstalt in Schleißheim, Direktor: Dr. W. Ernst). 
Tierarzt Max Neef aus Wolfach i. B. Dissertation: „Zur Epidemio¬ 
logie der Maul- und Klauenseuche“. (Aus der bayerischen vete¬ 
rinärpolizeil. Anstalt in Schleißheim, Direktor: Dr. W. Ernst). 
Bezirkstierarzt Oskar Orth in Königshofen i. Gr. Dissertation: 
-Uber Uterusnähte beim Rind“. (Aus der Praxis und der Chirurg. 
Tierklinik der Universität München, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). 
Distriktstierarzt Johannes Schmidt in Herrieden bei Ansbach. 
Dissertation: „Schutz- und Heilimpfung bei Maul- und Klauenseuche 
mit Blut- und Blutserum durchseuchter und nichtdurchseuchter 
Rinder“. (Aus der Praxis und dem Tierpatholog. Institut der Uni¬ 
versität München, Vorstand: Prof. Dr. Kitt). Distrikts- und Grenz¬ 
tierarzt Wolfgang Wirthl aus Burghausen. Dissertation: „Unter¬ 
suchungen über die therapeutische Verwertung der Protargol-Harn- 
stoff-Desinfektionsstifte beim akuten ansteckenden Scheidenkatarrh 
des Rindes“. Tierarzt Hugo Ziefle aus Stuttgart. Dissertation: 
„Untersuchungen über die normale Bakterienflora der Scheide des 
Rindes vor und nach der Geburt“. (Aus dem tierärztl. Institut der 
Württembergischen Landwirtschaft!. Hochschule Hohenheim, Vor¬ 
stand: Prof. Dr. Sohnle). 

Benachbartes Ausland. 

Zurückgetreten: Dr. Johann Ganslmayer, als Direktor des 
alpenländischen Impfstoffwerkes in Graz. 

Übernommen: Tierarzt Dr. Angleitner, die Leitung des 
alpen ländischen Impfstoflfwerkes in Graz. 

Tirol. Befördert: Mit Beschluß der Innsbrucker Gemeinderats¬ 
sitzung vom 31. Januar 1921 wurden befördert: Zum Veterinär¬ 
inspektor der 7. Rangklasse der städt. Obertierarzt Richard Stroh¬ 
schneider; zum städt. Tierarzt der 10. Rangklasse der städt. 
Veterinärassistent Heinz Zoller. 


Bticherschan. 

Das Geschlechtsleben der Haussäugetiere. Von Dr. med. vet. R. 
SchmaDtz, Professor der Anatomie und Embryologie an der 
Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Dritte, neubearbeitete Auf¬ 
lage. Mit 67 Abbildungen. Berlin 1921, Verlagsbuchhandlung 
von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Prelis brosch. 62 Mk„ geb. 
75 Mk. — Besprechung Vorbehalten. 


Fütterungslehre der landwirtschaftlichen Nutztiere. Von Dr. phil. 
et med. vet. Martin Klämmer, Obermedizinalrat, ord. Pro¬ 
fessor der Gesundheitspflege und Fütterungslehre, Direktor des 
Hygien. Instituts der Tierärztlichen Hochschule Dresden. Veto- 



251 


rmärhygiene: II. Band: Fü tteruugslohre. Dritte, neu¬ 
bearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 94 Textabbildungen. 
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW., Hedemannstr. 10 
u. 11. 1921. 

Das vorliegende Werk kommt im Grunde genommen der neuen 
Prüfungsordnung für Tierärzte und dem dadurch bedingten neuen 
Stundenplan entgegen, indem es die Füt'terungslehre von der Ge¬ 
sundheitspflege der Haustiere abtrennt und für sich behandelt. Dem 
Herrn Verfasser wird mancher recht geben, wenn er kein Freund 
dieser Zweiteilung der Hygiene in Prüfungs- und Unterrichtswesen 
ist. Auf der anderen Seite darf aber gesagt werden, daß die ge¬ 
sonderte Behandlung der Fütterungslehre selbst auch einige Vor¬ 
teile gebracht hat, da sie das Hygienewerk erheblich entlastete und 
die Möglichkeit gab die Fütterungslehre im vorliegenden schönen 
und übersichtlichen Buche zu behandeln. Diese dritte Auflage 
zeigt überall die fleißige Hand des Herausgebers, indem nicht nur 
kleinere und größere Ergänzungen aufgenommen wurden, sondern 
manche Kapitel in fast ganz neuem Gewände erscheinen. Ich nenne 
hier u. a. jenes über Konservieren und Zubereitung der Futter¬ 
mittel, die Futterarten für Ziegen, Hunde, Geflügel, Kahilnchen 
und Fische. Auch die botanischen Ausführungen bezüglich der An¬ 
leitung zur Bestimmung der wichtigsten Wiesengräser usw. hat 
erheblich gewonnen. Die sehr zahlreichen (94) Abbildungen unter¬ 
stützen den Text wirkungsvoll. Diese dritte Auflage trägt den tier¬ 
ärztlichen und landwirtschaftlichen Bedürfnissen in wünschens¬ 
werter Weise Rechnung und dürfte daher die beiden in Betracht 
kommenden Kreise wohl befriedigen. Der Verlag hat in Papier, 
Druck und Wiedergabe der Abbildungen sein Bestes geleistet, so 
daß auch in dieser Hinsicht kaum etwas auszusetzen sein dürfte. 

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252 


Druckfehlerberichtigung. 

In Nr. 9 vom 1. März 1921 unter Hochschulnachrichten 3. Ab¬ 
satz: Überprüfung der Doktorarbeit an einer Schweizer Universität, 
muß es am Schlüsse statt „Kurt Graf“ heißen „Karl Greif“ in 
Geisenfeid. 


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Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche riniversitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2, 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von : 

Ministerialdirektor Dr. ftttinger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im 
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt, 
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär* 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gastelger, Referent für das Veterinär* 
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Ritt, Honorar-Prof. an der Universität 
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der 
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München; 
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und 
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht- u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt, 
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer 
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge- 
atütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬ 
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München ; 
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 29. März 1921. Nr. 13. 


Inhalt: 

Originalartikel: Stroh. (Schluß folgt). — Sonderhauser. (Forts, folgt). — 
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 
— Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 

Zar prophylaktischen Eisenbehandlung bei Manl- and 

Klanensenche. 

. (Hit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten 
Rindern und Ziegen.) 

Von Dr. Stroh, Augsburg. (Fortseuung.) 

28.6. Morgentemp.: 40,4; Befinden unverändert, geringe 

Wasseraufnahme; Abendtemp.: 39,6; Wasseraufnahme ziemlich 
reichlich; Prießnitz und Einläufe wie vor; sonst o. B. 

29. 6. Morgentemp.: 39,4; abends; 38,8; zeigt «ich munter und 
achtsam auf die Umgebung; Geifern und Schmatzen geringer ge¬ 
worden; Beschwerden an den Klauen nach wie vor unwesentlich 
(dicke Torfmullstreu); Herztätigkeit wie an den vorausgehenden 
Tagen regelmäßig, nur etwas beschleunigt; Futteraufnahme wird 
immer noch verweigert. Prießnitz und Einläufe. 

30. 6. Temp.: 38,6; sauft viel und zeigt etwas Lust zum Heu¬ 
fressen. Noch leichtes Geifern und Schmatzen; nur Einläufe. 

1. 7. Fieberlos, wenig Geifern und Schmatzen; rasch zunehmen¬ 
der Appetit. Letzter Einlauf. 

2.7. Ebenso. Würde mehr Heu fressen als vorgesetzt wird. 
Von da an rapid fortschreitende Besserung, so daß der Ochse am 
übernächsten Tage als vollständig genesen erklärt werden kann. 

Nachtrag: In der Folgezeit entwickelte sich bei diesem Ochsen 
ein langes Haarkleid und beschleunigtes Atmen bei sonst unge¬ 
störtem Wohlbefinden. Die am 16.11. erfolgte Schlachtung ergab 
völlig normalen Befund, im besonderen wurde am Herzen nach 
narbigen Einziehungen und dergleichen vergeblich gesucht. 













258 


0 c h s e Nr. II. 

24-, 6. Zeigt sich völlig gesund bei 38,5 Mastdarmtempter&tur. 
(mittags). 

25. 6. Morgentemperatur auf 39,7 gestiegen; Ochse frißt, kaut 
wieder, ohne alle äußeren Krankheitserscheinungen ; von Nr. I wird 
Speichel auf den zahnlosen Kieferrand und Zunge eingerieben. 
Abends; 41,0. 

26. 6. Morgentemp.: 40,6; frißt und sauft noch etwas, zeigt sich 
aber im allgemeinen teilnahmsloser und matter als Nr. I. In der 
Maulhöhle wenige, bereits zusammengefallene, im Klauenspalt 
noch ungeplatzte Blasen; Abendtemp.: 41,8; Herztätigkeit nur et¬ 
was beschleunigt; der Ochse erhält untertags zweimal je 200 Spir. 
vin. mit Wasser verdünnt. Prießnitz im Wechsel mit Nr. I. 

27.6. Morgentemp.: 40,6; frißt etwas und kaut kurze Zeit 
wieder; von dem (wie immer) angebotenen Eisenwasser wird nur 
wenig aufgenommen. Einmal 100 g Spirit, vin. Prießnitz. Abends: 
39,6. Blasen an den Füßen, soweit sichtbar, geplatzt. 

28. 6. Morgentemp.: 40,4; schmatzt und geifert jetzt stark; ver¬ 
weigert Futter- und Getränkaufnahrae vollständig. Beträchtliche 
Erosionen auch an den Nasenöffnungen. Herztätigkeit nach wie vor 
ohne nennenswerte Störungen. Einmal 100 g Spirit, vin., Prießnitz 
und Einläufe. 

29. 6. Temperatur am Morgen 40,2, am Abend 39,8; der Ochse 
zeigt sich frischer und achtsamer auf diie Umgebung. Beschwerden 
an den Klauen sehr mäßig. Prießnitz und Einläufe. 

(In der Nacht meldet der Stallwärter zeitweise aussetzende 
Atmung. Die kurz darauf folgende Untersuchung ergibt keinen 
positiven Befund; es wird für vermehrte Zufuhr frischer Luft ge- 1 
sorgt und der Stallboden mit Wasser übergossen.) 

30. 6. Temperaturabfall auf 38,9. Geifern und Schmatzen ge¬ 
ringer; Futteraufnahme wird iipmer noch verweigert.. Nur mehr 
Einläufe. 

1. 7. Fieberlos, wenig Geifern und Schmatzen; im Laufe des 
Tages rasch zunehmender Appetit; letzter Einlauf. 

2. u. 3. 7. Rapid fortschreitende Genesung, so daß der Ochse 
am 4. 7. als gesund und frei von Folgekrankheiteh erklärt werden 
kann. 

Bemerkung: Beide Ochsen zeigten mit einigen Schwankungen 
5 Tage lang Temperaturen von über 40° und erst 
am 6. Krankheitstage einen beträchtlichen Abfall, dem rasche Rück¬ 
kehr zur Norm folgte. Das Fiteber bestand, obwohl bei beiden am 

3. (event. 4.) Krankheitstage die sichtbaren Blasen bereits geplatzt 
waren und obwohl therapeutisch dem Fieber entgegengearbeitet 
worden war. Wenn auch Nr. II wegen der (überflüssig gewesenen) 
künstlichen Ansteckung des bereits fiebernden Tieres vorsichts¬ 
halber außer Betracht gelassen wird, so dürfte unsere Beobachtung 
(s. auch bei den Ziegen) geeignet sein die bisherige u. a. von 
Hutyra und Marek vertretene Lehre, daß die Körpertempe¬ 
ratur bei Maul- und Klauenseuche nur „in den ersten 1—2 Tagen 
bis auf 40 bis 41 0 steigt, jedoch, sobald sich die Blasen ent¬ 
wickeln, allenfalls schon nach 6—24 Stunden rasch herab¬ 
sinkt, worauf die Krankheit fieberlos verläuft“ 
einer Nachprüfung wert erscheinen zu lassen. 

Vorausgesetzt, daß dieses längere Anhalten des Fiebers all¬ 
gemein zutrifft, so ist das entweder dadurch zu erklären, daß die 
Blasen doch nicht annähernd gleichzeitig zur Entwicklung ge- 




f 





259 


« 


längen, sondern daß u. a. an wenig oder nifcht der Besichtigung 
zugänglichen Stellen (z. B. auf den Wanstpfeilern) auf mehrere 
Tage verteilte Nachschübe von Blasen erfolgen oder aber es 
könnte in der fraglichen Lehre ein grundsätzlicher Irrtum ent¬ 
halten sein. Immerhin zeigten auch, unsere Ochsen am 1. und 2. 
Krankheitstage die höchsten Temperaturen mit zeitweise 41 0 und 
darüber. (Vor und nach der Erkrankung wurden Normaltempera¬ 
turen von 38,8 bezw. 38,6 0 gemessen.) 

B. Ziegen. 

In der besonders gefährdeten Seuehenhofabteilung des 
Schlachthofes standen 8 Ziegen, die in der Versuchstier¬ 
stallung untergebracht waren. Es handelte sich um 4 aus¬ 
gewachsene Ziegen (1 Bock, 3 Geißen) und 4 damals un¬ 
gefähr 3 Monate alte Kitzen (2 o und 2 °). Mit Ausnahme 
des etwas abseits aufgestallten Bockes standen die sämt¬ 
lichen Ziegen nahe beisammen und benützten eine gemein¬ 
same, von zwei Seiten zugängliche Raufe. Den Ziegen wurde 
Dürr- und Grünfutter, je nach der Jahreszeit, gereicht. 

Die Ziegen erhielten ebenfalls vom 15. Mai ab Eisen 
und zwar als Ferrum pulveratum, gemischt mit Kochsalz 
und Kleie. Zunächst durch 4 Wochen zusammen täglich 
12 Gramm (versehentlich zu viel!), später 6 Gramm im Tag. 
(Dazwischen 8 Tage ausgesetzt.) Außerdem zum Trinken 
nur Eisenwasser, das auch zur Herstellung der Tränke ver¬ 
wendet und in gleicher Weise wie für die Ochsen hergestellt 
und behandelt wurde. Die Tiere vertrugen das Eisen ohne 
jeden gesundheitlichen Nachteil. 

Seit Anfang Juni wurden in den Seuchenhof jeden Tag 
durchschnittlich 2—3 im Stadtbezirke an der bösartigen 
Form der Maul- und Klauenseuche notgeschlachtete Tiere 
eingeliefert, darunter in größerer Zahl auch Ziegen, deren 
Bestände in einigen Vororten nahezu ausstarben*). Dazu 

*) Diese für ans und die Kollegen der Praxis eine Zeit lang 
ungeklärte Ziegenseuche, deren Verbreitungs- usw. Art ebenso 
sehr für Maul- und Klauenseuche sprach, als der in der Hauptsache 
negative und den „offiziellen“ Beschreibungen widersprechende 
Befund dagegen, konnte von uns erst an deoi kleinen, aber deut¬ 
lichen Erosionen auf den Wanstpfeilern genügend 
identifiziert werden. Darauf wurden auch kaum stecknadelkopf¬ 
kleine und meist gehäuft stehende Epitheldefekte am harten 
Gaumen und hauptsächlich vorne an der „Zahnplatte“ gefunden 
und als Maul- und Klauenseucheveränderungen erkannt. Nur 
unser Bock hatte Blasen zwischen den Klauen. 
In allen anderen zur Untersuchung gelangten Fällen waren die 
Fußenden der Ziegen frei von krankhaften Veränderungen. Die 
übrigen, teilweise imi Nachstehenden aufgeführten Merkmale deck¬ 
ten sich ebenfalls vollständig miiit den später von Stoß u. A. be¬ 
schriebenen. 



260 




kam, daß der Wärter der Ziegen als Metzger im Seuchefl- 
schlüchthause beschäftigt war und daß sein Kleider- u.Sehub- 
wechsel strengeren Anforderungen nicht standhalten konnte. 
Bei dieser Sachlage war es wiederum recht auffallend, daß 
erst am 2. Juli die Seuche unter den Ziegen ausbrach. An 
diesem Tage zeigte der Bock unbestimmte Krankheits- 
efscheinungen, Trauern, Versagen des Futters usw. 


3.7. Der Bock steht sehr schlecht und unter sichtlichen 
Schmerzen, hebt fortwährend die Füße, frißt nicht. Blasen an der 
Zwischenklauenhaut sämtlicher 4 Füße. Im Maule werden, soweit 
eine Besichtigung möglich ist, Veränderungen nicht gesehen. An 
diesem Tage versagt auch eine Geiß die Futteraufnahme und d i e 
Milchabsonderung versiegt vollständig. Krank¬ 
hafte Veränderungen können weder im Maule noch zwischen den 
« Klauen und weder an diesem noch an den folgenden Tagen ge¬ 
sehen werden. (Schloß folgt.) 


(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt) 

Beiträge zur Kenntnis der Unterkieiergeschwtllste 
bei Rind nnd Pferd. 

Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt 

in Massing. (Fortsetzung.) 

IV. Ein Fibrosarkom am Unterkiefer eines Ochsen. 

(Münchener Sammlung.) 

Das fragliche, dem tierpathologischen Institut einge¬ 
sandte Präparat ist der linke Unterkieferast eines 
fünfjährigen Ochsen*), der nicht schlank und flach 
wie gewöhnlich, sondern stark aufgetrieben und in 
seinem mittleren Teil vom Hackenzahn bis zum letzten 
Molaren gewölbt ist. Die Verbreiterung des Kieferastes 
zeigt einen senkrechten Durchmesser von zirka 12 cm mit 
einem Querdurchmesser von 6 cm. Die Auftreibung am 
Kieferast selbst ist knochenhart und wird von den Besten 
der Muskulatur glatt umspannt. Nach der Kaufläche zu 
wächst scheinbar aus dem Zahnrande des Kiefers ein etwa 
faustgroßer Tumor hervor, der von dem ganz zum Hacken¬ 
zahn verdrängten Prämolar 3 bis seitwärts zum Molar 2, 
der ganz locker im Kiefer sitzt, reicht. Der Tumor selbst 
hat Farbe und Konsistenz der Zunge, ist oberflächlich glatt, 
zeigt nur zentral einen kleinen etwa daumengroßen Zer¬ 
fallsherd, der grauschieferig verfärbt ist. Dahinter nach 
rückwärts schließt sich eine etwa 3 cm tiefe Furche an, die 
parallel zum Kieferrand verläuft. Die Auskleidung dieses 


*) Siehe Abbildung am Schlüsse der Arbeit. 



261 


Hohlraumes hat durch Anschoppung mit Futterpartikeln 
gelitten und ist mit grau-braunen Belägen überzogen. Auf 
der Kuppe des Tumors nach der Zahnseite hin sind zwei 
stecknadelkopfgroße Mündungen feiner Kanäle feststellbar, 
die 1 cm unterhalb der Oberfläche mit einem erbsengroßen 
Herd enden. In der Umgebung greift sich das Gewebe 
knochenhart an (es scheint noch ein Zahnrudiment einge¬ 
schlossen zu sein). Epithel ist auf dem Tumor selbst nicht, 
erhalten, es umrandet aber als weißer Saum die Seiten¬ 
flächen der Neubildung. Auf dem Durchschnitt zeigt sich 
das Gewebe durchaus homogen, die Oberfläche glatt und 
glänzend, mit parallel faserigem Verlauf nach der Tiefe 
hin. An der Tumorbasis ist eine weite Höhle, welche vom 
Prämolar 1 bis Molar 2 zurückreicht und überall die auf* 
geblähte Knochenseite des (Kieferastes fühlen läßt. Die 
Konsistenz der Tumorbasis ist nicht fest und derb wie nach 
der Maulhöhle zu;', sondern schlapp-sulzig und reich durch¬ 
saftet. Durch Ausbildung der beschriebenen Höhle wird 
erklärlich, daß Molar 2 locker geworden ist. Infolge Aus¬ 
bauchung des Unterkieferastes wurde die Alveole zerstört, 
so daß der Zahn nur mehr vom Bindegewebe und Schleim¬ 
haut festgehalten wird. Neben dem wässerigen Inhalt ent¬ 
hält die Höhlung vereinzelte (4) lose schwimmende Knochen¬ 
splitter, die von spongiösem Charakter mit der Zahnbildung 
(embryogene Ersatzzähne) nichts zu tun haben. Die der 
oberen und tieferen Tumorschicht entnommenen Präparate 
lassen bei mikroskopischer Betrachtung folgendes Bild er¬ 
sehen : Die Hauptmasse des Tumors besteht aus einem Ge¬ 
webe, das im großen und ganzen einem Fibroblastengfanu- 
lationsgewebe ziemlich gleicht, hinsichtlich des Gefäßreich¬ 
tums ist der Vergleich weniger zutreffend. Immerhin ent¬ 
hält der Tumor Gefäßsprossen, die nach den verschiedensten 
Bichtungen ihn durchziehen; vorzugsweise aber finden sich 
Bindegewebsfasern, die in Kreuz- und Querrichtung mehr 
oder minder dicke Balken formen und zwischen denen aller- 
wärts fibroblastenartige Bindegewebszellen in allen Formen 
wie vollsaftig breite, platte, teilweise von besonderer Größe, 
sodann ästige, sternförmige Gestalten, namentlich aber 
spindelförmige anzutreffen sind; bei ersteren sind runde, 
bläschenförmige, bei lezteren längliche Kerne sichtbar. Als 
besonderes Charakteristikum sind die inselförmigen, einem 
Fibrosarkomgewebe entsprechenden, eingelagerten Kanäle 
mit ihrem dunkel gefärbten krümmeligen Inhalt; sie sind 
etwa von der Größe eines Nierenglomerulus. Die Vermeh¬ 
rung der Zellen ist jeweils dadurch angedeutet, daß in einem 



••Zelieib 2 Kerne vorhanden sind; auch einzelne mitotische 
■ Stadien (Spindelfiguren) sind sichtbar. Wir haben es mit 
einem lokalen Fibrosarkom zu tun, das vielleicht auf trau¬ 
matischem Wege entstanden und als Caro luxurians be¬ 
ginnend aus einem Granulationsgewebe hervorgegangen ist. 

V. Ein Osteofibrom am Unterkiefer eines ljährigen Pohlen. 

(Münchener Sammlung.) 

Das hinter Prämolar 3 abgesägte Unterkiefer zeigt am 
, linken Kieferast keine pathologische Veränderung, während 
.am rechten eine übermäßige Auftreibung bemerkbar ist. Der 
Durchschnitt des linken Kieferastes ist zweimal so groß als 
breit, der des rechten Kieferastes aber kommt einem gleich- 
, seitigen Dreieck wegen der starken Auftreibung nahe. Von 
den Zähnen sind nur mehr 3 der linken Seite vorhanden 
(Zange, Mittel- und Eckzahn), davon 2 in vollständig nor¬ 
maler Lage, während die Zange mit aer Krone nach der 
li,nken Seite verschoben ist. Die Schleimhaut des Bodens 
der Maulhohle der linken Seite erscheint intakt, rechts ist 
sie zugrunde gegangen und an ihrer Stelle tritt ein lehm¬ 
farbiges, zerklüftetes Tumorgewebe aus der Tiefe hervor¬ 
wuchernd zutage. Dasselbe fühlt sich elastisch fleischhart 
an und zeigt an verschiedenen Stellen nadelscharfe Knochen¬ 
splitter eingelagert. Im medianen Durchschnitt nach der 
Mitte des rechten Kieferastes zu erscheint der Tumor herz- 
jnuskelfleischähnlich, in lamellösen Platten ablösbar, welche 
zentral weich, nach den Seitenrändern und dem hinteren 
Ende zu hingegen infolge Knocheneinlagerung unelastisch 
sind. Zur mikroskopischen Bearbeitung wurde je ein Prä¬ 
parat nach vorheriger Entkalkung in schwefliger Säure (ge¬ 
sättigte 5 %ige wässerige Lösung) und der schon erwähnten 
Behandlung der Tumoroberfläche und Tiefe entnommen. 
Bei ersterem fällt vor allem der Mangel jeglicher Schleim¬ 
haut auf; vielmehr tritt auch hier in den obersten Schnitten 
des Tumors bei schwacher Vergrößerung ein Gewebe zu¬ 
tage, das folgende Einzelheiten aufweist: Inmitten sich 
' nach allen Seiten durchkreuzenden Bindegewebssträngen, 
die sich nur schwach tingieren und durch langgestreckte 
Kerne gekennzeichnet sind, liegen tiefblaue Herde von ver¬ 
schiedenster Form und Ausdehnung; teils sind dieselben 
schmale Bänder, teils von rundlicher und ovaler Form, 
r andererseits erscheinen sie als gelappte unregelmäßig be¬ 
grenzte Herde; bei stärkerer Vergrößerung zeigt sich in 
der Umgebung eine Anhäufung sternförmiger Zellen mit 
langen Ausläufern und runden, großblasigen, stark gefärb- 




263 


ten Kernen mit hellem, nicht tingiertem Saum, zwischen 
. denen nur vereinzelt spindelförmige Bindegewebszellen her¬ 
vortreten. Soweit die genannten Herde quer getroffen sind, 
zeigen sie eine konzentrische Schichtung der Zellen in der 
Art, daß sich um einen primären Kern immer neue Schich¬ 
ten des Tumorgewebes anlagern. In ihrer Struktur sind die 
Zellen dieser Einlagerungen genau so gebaut, wie die Zellen 
der Umgebung dieser stark tingierten Herde, es sind näm¬ 
lich große Kerne mit hellem Saum; aber sie unterscheiden 
sich dadurch, daß das zwischen den Zellen, gelagerte Ge¬ 
webe sich tiefblau homogen gefärbt hat. Es handelt sich 
demnach um quergetroffene solide Knochenzapfen. Die 
schief oder im Längsverlauf getroffenen Einlagerungen des 
Tumors zeigen lose, aneinander gereihte blasige Zellen mit 
wohlerhaltenen Kernen und gleichen im allgemeinen den 
soeben beschriebenen Formen. Wegen ihres lockeren Ge¬ 
füges machen sie mehr den Eindruck von Bälkchen der 
Spongiosa. Wir hätten demnach bei der Neubildung zwei 
. Gewebsarten zu unterscheiden: nämlich progressiv wuchernde 
Knochenzapfen kompakt oder aufgefasert, dazwischen ein 
reiches Geflecht von Bindegewebssträngen, welche den Tu¬ 
mor nach allen Seiten durchsetzen. Die Diagnose lautet 
demnach Osteofibrom, ausgehend vom Periost des Unter¬ 
kiefers. Über die Entstehung läßt sich auf Grund des makro¬ 
skopischen .und mikroskopischen Befundes nichts näheres 
ermitteln; gewöhnlich werden derartige Neubildungen auf 
. traumatischer Genese stehend gedeutet. 

_ (Fortsetzung folgt.) 

Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl- 

nnd Klauenseuche. (Fortsetzung 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

II. Gruppe der Tonerdesalbe. 

Unter Leitung' des Professors Dr. Krona eher wurden 1912 
an der Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan 
auf Veranlassung des Staatsministeriums d.es Innern exakte Ver¬ 
suche mi!t essigsaurer Tonerde bei Maul- und Klauenseuche vor- 

S enommen. Sie stellten Kontrollyersuche mit der Behandlung von 
[itisol, Euguform, Antiformin und Pyoktanin dar. Kronacher 
berichtete über seine Erfahrungen mit essigsaurer Tonerde wie 
folgt *>; 

Bei 5 Kühen erfolgte nach Erkrankung der Klauen Bestreichen 
der Klauenspalte, Krone und Ballen mit einer dicken Pyoktanin- 
lösung; die Mauthöhle wurde täglich zweimal mittels einer Alfa¬ 
spritze mit 1 Liter essigsaurer Tonerde (essigsaure Tonerde und 
destilliertes Wasser zu gleichen Teilen) gründlich nach allen Rich- 

*)• Zeitschrift für Tiermedizin, 16. Bd. (1912). 



264 


Zungen, teilweise unter leichter Verwendung des Flüssigkeits- 
Strahles und Spritzenmundstückes zur Unterstützung der Ablösung 
größerer Schleimhautbeläge ausgespült (viermal) und die Zitzen 
• wurden mit Thiöformsalbe bestrichen. 

Fieber war nur bei zwei so behandelten Tieren vorhanden, bei 
einem dieser durch 3 Tage auf 40,4 und 40,0* anhaltend. 

(Zunächst ist zu bemerken, daß in dieser Weise eine ganz 
andere Reinigung und Desinfektion der Maulhöhle, falls eine solche 
überhaupt möglich, zu erreichen ist als mit einer gebogenen Druck- 
.spritze nach- Art der Hoffmannschen.) 

Die kühlende, säuerliche Flüssigkeit verursacht den Tieren 
offensichtlich auch Wohlbehagen; 

Auch hier ist zunächst ein starkes Abblassen des Grundes der 
Schleimhautdefekte und etwas weniger eiteriger Belag auffallend 
und sieht es auch hier zunächst aus, als ob eine schnellere Ab¬ 
heilung und Eindeckung der Geschwüre und Defekte vor sieh gehen 
würde. Bei dem Vergleich mit Kontrolltieren und anders behanr 
delten Tieren nach einigen Tagen und auch späterhin zeigte sich 
aber auf Grund genauer Besichtigung mit dem stets zu den Unter¬ 
suchungen verwendeten elektrischen Leuchtstabe sehr deutlich, 
. daß ein irgendwie nennenswerter Unterschied zwischen der Wir¬ 
kung von essigsaurer Tonerde und Mitisol, Antiformin nicht be¬ 
steht. 

Auch bei der essigsauren Tonerde muß also leider konstatiert 
werden, daß ihr eine besondere Wirkung bei der Behandlung der 
Maul- und Klauenseuche nicht zukommt. 

III. Gruppe der Chlorverbindungen.. 

Antiformin. 

Das Antiformin (der Erfinder Axel Sjöo und Viktor Förneil 
iln Stockholm) wird von der Firma Oskar Kühn, Berlin, in Glas- 
gefäßetn, welche mit Gummistopfen verschlossen sind, in den Han¬ 
del gebracht. Der Preis betrug vor dem Kriege 3,50 Mk. das Kilo. 
Das Präparat steht unter Patentschutz. Sein wirksames Prinzip 
ist die unterchlorige Säure bezw. das unterchlorigsaure Natron 
(Natrium hypochlorit oder Eau de Javelle mit einem Uberschuß 
- von Natronlauge), Das Interesse für die Therapie hat sich den 
verschiedenen Chlorlösungen um so mehr zugewandt als eben die 
unterchlorige Säure selbst wenig haltbar ist. Neben dem Anti¬ 
formin wurden deshalb noch eine Reilhe von anderen Chlorlösungen 
zusammengestellt. (Eau de Labarraque z. ß. ist Kalium hypo¬ 
chlorit.) 

(Die Dakinschc Lösung ferner besteht aus 10 Liter Wasser, 
200,0 Chlorkalk, 140,0 Soda und 25,0—40,0 Borsäure. Auch die Car- 
relsche und Duretsche Lösung, die Lösung nach Cordova für intra¬ 
venöse Anwendung, sodann „Sano“, „Eupad“ und „Eusol“ haben 
ähnliche Zusammensetzungen und unterchlorige Säure als wirk¬ 
sames Prinzip.) ■ 

Die Hypochloritlösung Antiformin selbst, die dadurch entsteht, 
daß man dem Hypochlorit Natronlauge im Überschüsse zusetzt, wa- 
: durch man den'unangenehm stechenden Chlorgeruch beseitigt .und 
die Haltbarkeit stark erhöht, enthält etwa 7,5 % freies Natrium¬ 
hydroxyd (Natronlauge) und 5,3% gebundenes Chlor. Es stellt 
eine gelblich-grüne, klare Flüssigkeit von einem nicht unangeneh¬ 
men Laugengeruch dar. Es mischt sich mit Wasser in jedem Ver¬ 
hältnis, wobei die stark alkoholische, klare Lösung ihre .gelblich- 



grüfce Farbe beibehält, jedoch schwachen'Chlorgeruch abgibt. Das 
oben angegebene Verhältnis bleibt auch in den Verdünnungen, im 
Gegensatz zu Eau de Javelle und Eau de Labarraque, unverändert. 
Doch empfiehlt sich Antiformin dunkel in gut verschlossenen 
Flaschen aufzubewahren. Die Böhler sehe*) Forderung für Natrium- 
hypQchloritlösung, daß sie kühl aufzubewahren und nicht älter als 
5 Tage alt fcein soll, trifft für Antiforminlösungen nicht zu, da sie 
sich Monate nach Bereitung noch als wirksam erwiesen. 

Bevor wir die desinfektorische Kraft des Antiformin näher be¬ 
trachten, müssen wir auf eine besondere Eigenschaft hinweisen, die 
dem Antiformin eine besondere Stellung einräumt. Es ist dies sein 
Vermögen organische Verbindungen aufzulösen. So werden z. B. 
WoHe, Federn, Haare usw. völlig vernichtet. Auf Schuhwerk und 
KlfeSder ist beim Arbeiten mit verdünntem Antiformin besonders zu 
achten. Sputum war mehr oder weniger schnell zu einer homo¬ 
genen Masse verflüssigt. Demgemäß werden auch die Eiweißleiber 
der Bakterien nicht nur abgetötet, sondern auch aufgelöst und zwar 
derartig, daß auch unter dem Mikrpskop keine Spur mehr hievon 
nachgewiesen werden kann. Antiformin wird dieser reinigenden 
und vor allem schleimlösendenWirkung halber vielfach im Brauerei¬ 
betriebe zur Reinigung und Desinfektion von Bierleitungen und 
Gärbottichen verwendet. 

Bakterien werden lün der Tat in wässerigen Aufschwemmungen 
schon durch verhältnismäßig schwache Lösungen von Antiformin 
in kurzer Zeit wie Zucker in Wasser restlos aufgelöst, so daß eine 
vollkommen ( wasserklare Flüssigkeit resultiert. Uhlenhuth*) 
ist dfer Ansicht, daß die Auflösung der Effekt einer glücklichen 
Kombination von Chlor und Alkali ist; denn Chlor allein und Kali 
bezw. Natronlauge allein (N e u f e 1 d) haben keine auflösende 
Wirkung. Auch Eau de Javelle (Natrium hypochlorit) löst Bak¬ 
terienleiber auf; aber nicht in dem gleichen Maße wie Antiformin *) 
(G i 1 d e m e i s t e r). 

Nach einer neueren Arbeit von Langer**) ist der Reaktions- 
Prozeß zwischen dem Hypochlorit und den Bakterien nicht in einer 
Oxydation, sondern in einer Chlorresorption zu suchen, die von der 
Konzentration des disponiblen Chlors und nicht von der Dauer der 
Einwirkung abhängig ist. Da auch andere organische Stoffe Chlor 
absorbieren, wird durch Ihre Gegenwart die wirksame Chlor-Kon¬ 
zentration herabgesetzt. Bemerkenswert list, daß säurefeste Bak¬ 
terien <Tb-, Butter-, Smegmabazillen) sich vollständig gegen¬ 
sätzlich verhielten, indem eine Lösung nicht stattfindet. Man 
nimmt an, daß die Fettwachshülle diese Bakterien mit einem 
antiformiinresistenten Panzer umgibt. Das wurde in der Bakterio¬ 
logie praktisch aus'gewertet, indem man durch Antiforminzusatz 
tuberkulöses Material (Urin, Kot, Sputum usw.) von seinen Be¬ 
gleitbakterien befreien und es so für die Meerschweinchenimpfung 
brauchbar machen kann. In eiweißhaltigen Lösungen und Urin ist 
die lösende Wirkung herabgesetzt, weil das Chlor gebunden wird. 

*) Über die Wirkung und Anwendung der unterchlorigsaureu 
Natriumlösung iln der Veterinärmedizin. D. T.W., Jahrg. 25, S. 443. 

*) Uhlenhuth; Zentralbl. f. Bakteriologie, Parasitenkunde. 
und Infektionskrankheiten. Bd. XIII, Beiheft. 

. Uhlenhuth und Xylander: Arbeiten aus d. Kaiserl. 
Gesundheitsamt. Bd. XXXII, Heft 1. — Gildemeister; Ar¬ 
beiten aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. XXXVIII, Heft 2. 

**) Mercks Jahresbericht. XXX. Jahrgang. 




266 


Allerdings ist die Wirkung des Antiformins ungleich stärker -wie- 
die des Sublimat und des Karbol, weil diese im Gegensatz zu Anti- 
formin Eiweißfällungen im Serum verursachen. Besonders ein¬ 
gehende Studien haben in dieser Hinsicht Uhlen huth und 
Gildemeister vorgenommen. (S. Fußnote S. 265.) Er dehnte 
seine Untersuchungen auch auf Trinkwasser, Abwässer, Fäzes und 
Harn aus. Hiebei machte er die für unsere Zwecke besonders wich¬ 
tige Beobachtung, daß alkalisches Urinkotgemisch die deslnfilzie- 
rende Wirkung des Antiformins stark herabsetzt. Überschuß an 
Alkali wirkt nämlich chlorbindend, während z. B. in saurem Ham 
durch die Entw'icklungsmöglichkeit von freiem Chlor in wenigen 
Minuten Typhusbazillen abgetötet werden. Hiebeül ist jedoch zu 
berücksichtigen, daß stark saure Reaktion durch zu rasche Chlor¬ 
entwicklung die desinfizierende Kraft des Antiformins zu schneD 
erschöpft. (Fortsetzung folgt;. 


4 


Referate. 


latekttras* ni IamtoukraikMtra. 

Prakt. Tierarzt Dr. med. vet. M. Er 11 - Ziemetshausen 
(Schwaben): Die Bekämpfung der Ruhr und ruhrartiger 
Durchfälle mit Thfirpil. (Tierärztl. Bundschau, 1920, Nr. 29, 
S. 432.) 

Eine der gefährlichsten Krankheiten, die alljährlich im Früh¬ 
jahr unter den Jungtieren, namentlich Kälbern, anftritt, ist die 
Ruhr. Da zuweilen ganze Bestände daran zugrunde gehen, ist 
man bemüht, sie mit allen möglichen Mitteln zu bekämpfen, von 
denen bisher keines eine spezifische Wirkung entfaltet hat. Unter - 
dem Namen „Thürpil“, einer patentamtlich geschützten Wortbildung 
aus der früheren, vielfach mißbräuchlich nachgeahmten Bezeich¬ 
nung „Thüringer Pillen“, bringt nun die Chemische Fabrik 
CI. Lagemann in Aachen seit Jahren ein Präparat in den Handel, 
das in Gestalt schwarzer, bärenzuckerähnlicher Tabletten verab¬ 
reicht wird. Die Tabletten werden nach folgendem Rezepte her¬ 
gestellt : Cort. Granati 40,0, Aqua dest. 400,0, Mazera p. dies II, 
DJgere p. horas II, Filtra et koq. ad 100,0, Adde, myrobalani 5,0, 
Extract. Rosar. 2,0, Gumm. 1,0, Sacch. 1,0. M. f. past. XXIV. Die 
Verabreichung der Pillen geschieht mit Kamillentee, Mehlbrei oder 
Rotwein. E. verwendete dile „Thürpil“-Tabletten bei Jungtieren 
und auch ausgewachsenen Kühen in 36 Fällen, von denen er 17 
ausführlicher schildert, mit gutem Erfolge, so daß er sein Urteil 
dahin zusammenfaßt: „Thürpil“ stellt ein äußerst brauchbares Mit¬ 
tel dar zur Bekämpfung der Darmkatarrhe, nicht nur bei Jupgvieh 
und Kälbern, sondern auch bei erwachsenen Tieren, es wird im 
allgemeinen von Rindern und Pferden gern genommen und gut . 
vertragen. Heilerfolge treten meist nach etwa 3—8 Tagen ein. 
Die Kosten der Behandlung sind annähernd um y U billiger wie 
mit Tannin-Präparaten, da eine Dose zur Zeit 6 Mk, 90 Pfg., Tanno- 
form aber 100 Gramm 22 Mk. 50 Pfg. kosten. Eine umfangreiche 
Erprobung des Mittels in der Hundepraxis wäre noch am Platze. 



Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 28. Februar 1921. 





267 


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268 


Tierärztliche Standes- und VtrtstiuCtstragen. 


Verband der Frelberulstlerirxte Bayerns. 

Zum „Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte“ in Nr. 9 der 
M.T.W. v. 1. III. 21 und Nr. 8 der T. R. v. 20.11.21. 

Von Dr. Pfeiffer, II. Vorsitzenden des Verbandes. 

In der T. R. Nr. 8 und M. T. W. Nr. 9 ist ein Sammelruf an die- 
Distriktstierärzto ergangen. Acht Verbandsmrtglieder des Ganes 
Unterfranken haben ihn gezeichnet. Die Vorstandschaft des Ver¬ 
bandes und wohl alle Mitglieder begrüßen den Aufruf lebhaft; die- 
ersten deshalb, weil er die Möglichkett in die Nähe rückt, daß man- 
einmal erfährt, wo die Herren der Schuh drückt. Auf deip bis¬ 
herigen Verbands- und Gauversammlungen hat man leider nichts 
erfahren über eine beabsichtigte Schmälerung althergebrachter 
Rechte. Die Mindestforderungen des Verbandes, um welche es sich 
anscheinend hauptsächlich dreht, sind stets allseits gutgeheißen 
worden. Daß die Einberufer „trotz angestrengten Schauens“ die 
in der Fachpresse geschilderten Bemühungen der Vorstandschaft 
mit den Führern der Staatstierärzte zur „Versöhnung“ oder „wenig¬ 
stens zu gegenseitigem Verstehen“ zu kommen, nicht gesehen 
haben, nimmt eigentlich wunder. 

Die Gründung einer Sondergruppe der Distriktstierärzte im 
Verein der Staatstierärzte ist nicht nur geplant, sondern, wie in. 
Nr. 1 vom Januar 1921 der „Mitteilungen“ dieses Vereins zu lesen 
ist, nunmehr endgültig eingerichtet und ein Vertreter im Ausschuß 
genehmigt. 

Man faßt dort die beiden Kategorien der Distrikts- und prak¬ 
tischen Tierärzte unter dem famosen neuen Begriff der „Staats- 
dienstanwärte'r“ zusammen, denn „eben wo Begriffe fehlen, da. 
stellt ein W ort zur rechten Zeit sich ein.“ 


Verbands« und Gauleltungen. 

I. Verbandsvorstandschaft: I. Vorsitzender: D i 11- 
h o r n, Distriktstierarzt, Dinkelsbühl; II. Vorsitzender: Dr. Pfeif¬ 
fer, prakt. Tierarzt, München, Lessimgstraße 10/11; Schriftführerr 
Dr. Eder, prakt. Tierarzt, Haimhausen b. München; Kassier: Dr. 
M ü n n i c h, prakt. Tierarzt, Straubing. 

II. Gauvorstand schäften. 1. Oberbayern: Vor¬ 
sitzender: Müller, prakt. Tierarzt, Fürstenfeldbruck; Schrift¬ 
führer: S e i t z, prakt. Tierarzt, Dorfen; Kassier: Bauer, prakt. 
Tierarzt, Pastetten. — 2. Schwaben: Vorsitzender: H ü t h e r, 
prakt. Tierarzt, Böbingen; Schriftführer: Burkart, Distriktstier¬ 
arzt, Meitingen; Kassier: Hartmann, Distrnktstierarzt, Jettin¬ 
gen. — 3. Niederbayern: Vorsitzender: Wirz, Distriktstier- 
ärzt, Hengersberg; Schriftführer: Dr. Schreiner, prakt. Tier¬ 
arzt, Plattling; Kassier: Dr. MünnJch, prakt. Tierarzt, Strau¬ 
bing. — 4. Oberpfalz: Vorsitzender: Mandler, prakt. Tier¬ 
arzt, Langquaid; Schriftführer: Zeller, prakt.Tierarzt, Mosheim; 
Kassier: Dr. M ü n n i c h, Straubing. — 5. Mittelfranken: 
Vorsitzender: Dr. E r h a r d t, Distriktstierarzt, Hersbruck; Schrift¬ 
führer: Speiser, prakt. Tierarzt*, Nürnberg; Kassler: Dr. Er¬ 
hard, Distriktstierarzt, Weismain (bis auf weiter.) — 6. Ober¬ 
franken: Vorsitzender: Bauriedel, Distriktstierarzt, Kir- 
chenlamitz; stellv. Vorsitzender: Dr. Engel, prakt. Tierarzt, Bay¬ 
reuth; Schriftführer: Dr. Alias, prakt.Tierarzt, Lichtehfels; 
Kassier: Dr. Erhard, Distriktstierarzt, Weismain. — 7. U u t e r- 



269 


frank e;n: Vorsitzender: Seemann, prakt.Tierarzt, Gaukönigs¬ 
hofen ; Schriftführer: E b e r t, prakt. Tierarzt, Würzburg; Kassier: 
Dr. P ö h 1 m a n n, Distriktstierarzt, Aub b. Ochsenfurt. — 8. P fa 1 z: 
Vorsitzender: Dr. Arnold, Distriktstierarzt, Alsenz; Schrift¬ 
führer: Hugo, prakt. Tierarzt, Weingarten; Kassier: We y 1 a n d, 
prakt. Tierarzt, Kirchheimbolanden. 

Die Neueinteilung des Verbandes in 8 Gaue (statt bisher 6) ent¬ 
sprechend den 8 Kreisen ist somit beendet. 

Haimhausen, den 15. März 1921. 

Dr. Eder, Schriftführer. 


Verbandsorgan. 

Der Verband läßt ab 1. März ein eigenes VeTbandsorgan, die > 
„Mitteilungen des Verbands der Freiberufstierärzte Bayerns“ er¬ 
scheinen. Nr. 2 erscheint am 15. März, von da ab kommt die Zeit¬ 
schrift monatlich heraus. Jene Mitglieder, die das Organ nicht er¬ 
halten sollten, werden gebeten, dies dem Verbands Schriftführer 
mitzuteilen. Die Zeitschrift geht den Mitgliedern kostenlos zu. 

Dt. Eder, Schriftführer. 


Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrats. 

X VII. Vo 11 v e rs am m 1 u n g des D. V.-R, am 14. und 
15. April 1921 in Weimar. 

Verschiedene Anfragen und die Fortschritte der örtlichen Vor¬ 
bereitung der Tagung des D. V.-R. in Weimar lassen folgende 
Bekanntmachungen zweckmäßig erscheinen: 

1. Für je 20 Mitglieder der Wahlkörper mußte ein Abgeord¬ 
neter ernannt werden. Dagegen brauchen nicht alle Abge¬ 
ordneten an der Taigung teilzunehmen. Eine Zusammenlegung der 
Mandate ist möglich bis zur Höchstgrenze von 5 Mandaten. Die 
Ausübung des Stimmrechts ist an die Vorweisung der A u s - 
w e i s k a r t e n der nicht erschienenen Abgeordneten gebunden.. 
Die Vereinigung von Mandaten auf einen Abgeordneten und die 
Übermittlung der Ausweiskarten an diesen ist Sache der Wahl¬ 
körper untereinander oder bei großen Wahlkörpern mit mehreren 
Zwanzigschaften Sache des Obmanns. Dfle Kosten der Entsen¬ 
dung von Abgeordneten sind in allen Fällen von den Wahlkörpern 
selbst zu tragen. Es empfiehlt sich, alle diese Vorbereitungen bei¬ 
zeiten durchzuführen, da sie im letzten Altgenblick kaum mehr ge¬ 
lingen werden. 

2. Der Ortsausschuß in Weimar für die Vorbereitung der Ta¬ 
gung des D. V.-R. hat ein Programm für gesellschaftliche 
Veranstaltungen! in Verbindung mit der Tagung für den 
13. bis 16. April 1921 aufgestellt. Hierbei ist u. a. ein Essen am 
Donnerstag den 14. April voraussichtlich abends 6 Uhr vorgesehen. 
Die Anmeldungen zu diesem Essen müssen bis mindestens 8 Tage 
vorher in Händen des Ortsausschusses sein. Der Preis des trok- 
kenen Gedecks beträgt 80 Mark. Auch die Anmeldungen für Unter¬ 
bringung müssen möglichst bald vollzogen werden. Der Ortsaus¬ 
schuß wünscht, tunlichst 4 Wochen vorher darüber unterrichtet zu 
sein. Alle Zuschriften, an den Ortsausschuß sind zu richten ah 
Herrn Regierungs- und Veterinärrat Dr. Schotte in We i m a r, 
Thüringisches Wirt schaff sministeriüm. 



270 


3. Die Veröffentlichung der gesamten Tagesordnung erfolgt 
baldmöglichst, voraussichtlich schon in nächster Woche. 
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10/11, den 11. März 1921. 

Dr. Bach. 


Verschiedenes. 

Soiderfrilat« (Tierfsjrelwlofl# ate.). 

Die ehemalige Deutsche Anthropoiden-Station auf Teneriffa.. 

Über dieselbe berichtet Geheimrat Prof. Dr. R. v. Hertwig- 
München in „M. N. N.“, 1921, Nr. 69, im Anschluß an die Anregung 
über den Bericht des Dr. A. Goldschmidt zum Plane eines 
französischen Dr. Calmette, auf den der Küste von Französisch- 
Guimea vorgelagerten Losinseln eine Affenstation zwecks wissen¬ 
schaftlichen Studien am Menschenaffen zu errichten. R. v. H e r t - 
wlg tritt dem Plane des Herrn Dr. Goldschmidt, die Deutsche 
Regierung möchte auf irgend einer holländischen tropischen Insel 
eine ähnliche Forschungsstation errichten und finanzieren, ent¬ 
gegen mit der Begründung, daß die ungeheure Notlage der deut¬ 
schen Wissenschaft ja zur Zeit nicht einmal zur Sicherstellung 
unseres einheimischen wissenschaftlichen Lebens die nötigen Geld¬ 
mittel aufbringen könne. Bei dieser Gelegenheit berichtet aber 
v. Hertwig zugleich über die hochinteressanten Resultate, die 
im den 6 Jahren des Bestandes der deutschen Teneriffa-Station in 
Orotava erzielt worden waren, jemer Station, die zum Studium der 
Psychologie der Anthropoiden oder menschenähnlichen Affen unter 
dem Protektorate der Berliner Akademie der Wissenschaften und 
auf Betreiben des Professors Roth mann in Berlin aus Mitteln 
der Emil Selenka- und Plaut - Stiftung gegründet und mit den für 
psychologische Untersuchungen bestimmten Geldern der Albert 
Samson - Stiftung 7 Jahre lang unterhalten worden war und über 
die wir hauptsächlich durch die Berichte des Herrn Dr. Köhler 
unterrichtet sind. Die hier gewonnenen Resultate 
gehören wohl zu dem wichtigsten, was auf dem 
Gebiete der Tierpsychologie geleistet worden 
i s t; sie lassen unzweifelhaft erkennen, daß den Schimpansen 
ein wenn auch nicht hoher Grad von menschlicher Intel¬ 
ligenz innewohnt. Bei der Untersuchung wurde jegliche Dressur 
vermieden. Es wurden den Tiieren besondere, außerhalb ihres ge¬ 
wohntem Erfahrungskreises liegende Aufgaben gestellt und die Lö¬ 
sung derselben ihrer eigenen Befähigung überlassen. Aus dem 
reichen, so ermittelten Beobachtungsmaterial seien nur einige 
wenige Ergebnisse mitgeteiilt: 1. Bananen, das Lieblingsfutter der 
Tiere, wurden außerhalb der Umzäunung so weit, daß sie mit den 
Armen nicht erreicht werden konnten, auf den Boden gelegt. Nach 
allerhand vergeblichen Versuchen, holt eines der gelehrigsten eine 
Stange und häkelt die Banane in Greifweilte. 2. Als die Banane 
noch weiter entfernt wird, sucht das Tier zwei Stöcke zusammen¬ 
zufügen; da das nicht gelingt, steckt es ein dünneres und ein 
dickeres Bambusrohr ineinander, und als auch das als unzureichend 
erkannt wird, werden drei) Bambusrohre ineinander gefügt, und 
zwar so, daß das dünnere als Bindeglied zwischen den zwei 
dickeren verwandt wird. 3. Eine Banane wird am Dach des Zwin¬ 
gers aufgehängt; die Tiere suchen sie mit Hilfe einer Springstange, 
die sie meisterhaft benutzen, zu erreichen. Als .das nicht geht, wird 



271 


eine - Kiste herbeigeholt, erst-flach und als das sich als ungenügend 
erweist, auf die Schmalseite gestellt. Da nunmehr der Beobachter 
die Banane höher hängt, wird der Affe veranlaßt, auf die erste 
Kiste eine zweite, später sogar eine dritte und vierte aufzubauen. 
Ein anderes Verfahren ist, daß der Schimpanse einen Artgenossen 
oder den Wärter unter das Ziel führt und auf seine Schultern 
steigt. Als der-Wärter auf Anordnung Köhlers in die Kniebeuge 
heruntergeht, steigt der Schimpanse wieder ab und sucht ihn wie¬ 
der gerade zu richten, indem er unter dem Gesäß angreift. 4. Liegt 
die Banane außerhalb‘des Gitters und ist der Stock am Dach auf¬ 
gehängt, beiide außerhalb der Erreichbarkeit, so holt der Schim¬ 
panse nach, längeren, psychologisch äußerst interessanten Fehl¬ 
versuchen mit Hilfe einer Kiste den Stock und mit Hilfe des Stockes 
die Banane. — Die Fähigkeit zu lernen war bei den einzelnen In¬ 
dividuen ganz verschieden. Einige Tiere waren rasch in der Lösung 
der Aufgabe, andere langsam, dritte völlig unfähig. Auch das Tem¬ 
perament spielte eine große Rolle. Ein Tier, das begabteste der 
Gesellschaft, war im allgemeinen rasch im Lösen der Aufgaben, 
geriet aber bei Mißerfolgen leicht iin Unmut und Zorn, ein anderes, 
weniger, begabt, brachte es schließlich durch Beharrlichkeit zum 
günstigen Ende.. Auch wechselte die Fähigkeit, sich auf die Auf¬ 
gabe, zu konzentrieren beii einem und demselben Tier, und so 
konnte es Vorkommen, daß-ein Tier nach vergeblichen Versuchen 
plötzlich das richtige Mittel anwandte, als es merkte, daß das Ziel, 
die Banane, durch andere Affen bedroht war. — Leider ist die 
Tenferiffa-Station, nachdem sie den Krieg überdauert hatte, ein 
Opfer, des unseligen Friedens geworden. Die ungünstige Valuta 
hat die Erhaltung unmöglich gemacht, da die der Berliner Akademie, 
zur Verfügung stehenden Mittel nicht im entferntesten ausreichten, 
diie für die Station nötigen Ausgaben zu bestreiten. Dü auch die. 
Verbuche, anderweitige Gelder zu gewinnen, keinen Erfolg hatten, 
mußte sich die Akademie entschließen, das so erfolgreich begon¬ 
nene Unternehmen inTeneriffa einzustellen. Im Laufe des Oktobers 
1920 wurden die Schimpansen nach dem .Zoologischen Garten in 
Berlin verbracht, wo Herr Dr. Köhler, wenn auch unter weniger 
günstigen Bedingungen, seine Untersuchungen fortsetzt. Es ist 
Sorge getroffen, daß durch das schaulustige Publikum der Ablauf 
der Experimente nicht gestört wird. 

_ -Frau Professor Se lenk a in München teilt zu obigen Aus¬ 
führungen des Herrn v. Hertwig noch folgendes mit: In diesem 
Artikel ist gesagt, daß infolge des schlechten Valutastandes die der 
Berliner Akademie zur Verfügung stehenden Mittel nicht entfernt 
mehr ausreichen, um die Station zu erhalten und da auch die Ver¬ 
suche.-andepveitfge Mittel zu gewinnen, keinen Erfolg hatten, sich 
die Akademie entschließen mußte, das so erfolgreiche Unternehmen 
in Teneriffa einzustellen. Um keine Mißdeutungen, zumal im Aus¬ 
lände, aufkommen zu lassen, muß kurz die dem Autor jenes Artikels 
bei-dessen-Verfassen offenbar nicht bekannte Tatsache ergänzt 
werden,' daß -im April 1920 von der holländischen Regie¬ 
rung in großzügiger Weise (und ohne weitere Bedingungen als 
die Gewährung eines Arbeitsplatzes auf de,r Station an einen hol¬ 
ländischen Gelehrten daran zu knüpfen) auf V eranlassung 
der holländischen Akademie derWissenschaf- 
t e n eiine jährliche Unterstützungssumme von 2500 Gulden für die 
Teneriffa - Station bewilligt würde. Ferner war von seiten der 
.Janta para ampllacion da estudios“ in Madrid 



272 


(„Vereinigung zur Vertiefung der Studien“) bei dem spanischen 
Ministerium für öffentlichen Unterricht beantragt, die Teneriffa- 
Station mit 5000 Pesetas jährlich zu subventionieren und zwar 
wurde dies yon dem Präsidenten der genannten wissenschaftKclun 
Vereinigung (Professor Rarnon y Cajal) am 10. Juni 1920 mitge¬ 
teilt. Außerdem war noch vom Speyar-Haus ln Frank¬ 
furt ein Jahresbeitrag von 10 000 Mark in Aussicht gestellt. 

Mayr. 


StMtSTCtsrialitnUis, AislutfsdlMst ui VartdokimfswM«. 

Stand der Tierseuchen. 

Deutsch-Österreich. Woche vom 2.-9. Februar: Maul - und 
Klauenseuche: 59 Bezirke mit S89 Gemeinden und 3126 Ge¬ 
höften; Rotz: 2 Bezirke mit 3 Gemeinden und 4 Gehöften; 
Räude: 62 Bezirke mit 137 Gemeinden und 220 Gehöften; T o 11 - 
w u t: 5 Bezirke mit 6 Gemeinden und 6 Gehöften. — Woche vom 
16.—23. Februar: Maul- und Klauenseuche: 57 Bezirke 
mit 334 Gemeinden und 2423 Gehöften; Rotz: 2 Bezirke mit 2 
Gemeinden und 2 Gehöften;Bläschenausschlag: 1 Bezirk 
mit 1 Gemeinde und 6 Gehöften; Räude: 62 Bezirke mit 147 Ger 
meinden und 226 Gehöften; Tollwut: 1 Bezirk mit 1 Gemeinde 
und 1 Gehöft; Schweinepest: 24 Bezirke mit 62 Gemeinden 
und 132 Gehöften; Rotlauf der Schweine: 10 Bezirke mit 
16 Gemeinden und 16 Gehöften; Geflügelcholera: 5 Bezirke 
mit 5 Gemeinden und 6 Gehöften; Rindertuberkulose: 

1 Bezirk mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft. 

Schweiz. Woche vom 21.—27. Februar: Maul - u. Klauen¬ 
seuche: 15 Kantone mit 39 Bezirken mit 62 Gemeinden mit 162 
Gehöften; Rausch brand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 4 Ge¬ 
meinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf 
und Schwedrieseuche): 5 Kantone mit 9 Bezirken mit 11 Gemeinden 
mit 12 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken mit 
4 Gemeinden; Pferderäude: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 

2 Gemeinden; Geflügelcholera: 1 Kanton mit 1 Bezirk mit 

1 Gemeinde. _ 

Trichinenschau. 

Der Stadtrat W u nsie d e1 hat durch ortspolizeiliche yor- 
schrift die obligatorische Trichinenschau (ein¬ 
schließlich der Hausschlachtungen) angeordnet. 

P. 


Das Landesamt für Viehverkehr, gcz. Dr. Attinger, erläßt 
unter dem 11. März 1921, Nr. 10163, eine Bekanntmachung über die 
Ausfuhr von Geflügel, Wild und Kaninchen aus Bayern, 
auf deren Veröffentlichung in der „Bayer! Staatszeitung“, Kr. 59 
lfd. Jahres, verwiesen wird. Als Wesentlichstes sei vermerkt, daß 
die Ausfuhr von lebendem oder totem Geflügel etc., dann^ von 
Fleisch dieser Tiere und Fleischwaren, die Fleisch nur von diesen 
Tieren enthalten, aus Bayern nach anderen deutschen Gebietsteüsn 
aber nicht ins Ausland, Saargebiet und Saarpfalz) keinerlei Er¬ 
laubnis mehr bedarf. 


Kraftfahrwesen. 

Jene Herren, Kollegen, die selbst Kraftfahrer sind, dürfte es 
interessieren, daß Herr Dr. Fritz Krüger, Vertreter der Kraft- 
fahrerverein'igung Deutscher Ärzte in Dresden, unter dem 25. Feb- 




' tau .1921 ais Sachverständiger auf dem Gebiete des Kraftfahr- 
• wesens in den beim Reichsverkehrsministerium, Abteilung für 
- Luft- und Kraftfahrwesen, bestehenden Reichsaus schuß für Luft- 
uud Kraftfahrwesen berufen wurde, (gez. Ebert.) 


Hodischulnachrichten. 

Sächsische Tierärztliche Hochschule in Dresden. Das Sommer¬ 
seroester 1921 beginnt am 18. April. Die Immatrikulationsfrist 
dauert bis 7. Mai. 


Personalien. 

Versetzung: Bezirkstierarzt Schrie kervon Waldmünchen 
. nach Memmingen. 

Versicherungskammer : Vom 1. April 1921 an wird der Distrikts- 
tierarzt Dr. Hermann Köstlbacher in Seeg zum Bezirkstierarzt 
. bei der Versicherungskammer in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt. 

Promotionen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover im 
Jahre 1920: Ambulatorische Klinik, Direktor: Dr. Opper¬ 
mann. Tierarzt Heinrich Röhl aus Hannover. Dissertation: 
„Untersuchungen über den Bakteriengehalt der Cervix uteri gesunder, 
trächtiger Rinder‘\ Tierarzt Willy Beyer in Bückeburg. Disser¬ 
tation: „Über die Geburtshilfe bei hydropischen Feten des Rindes 
und Pferdes“. Tierarzt Adolf Schober in Westerstede. Disser¬ 
tation: „Untersuchungen über Zahnanomalien und Zahnkrankheiten 
bei Rindern“. Tierarzt Felix Kaiser in Bad Harzburg. Dissertation: 
; „Die Hygiene in der geburtshilflichen Praxis und die Verwendung 
‘ eines zweckentsprechenden Instrumentariums“. Tierarzt Reinhard 
Do eh ler in Hannover. Dissertation: „Über das Vorkommen des 
. Diplobazillus capsulatus bei Lämmern und seine Beziehungen zur 
Aetiologie der Lämmerruhr“. Tierarzt Gustav Schiebei aus Oster¬ 
cappeln. Dissertation: „Untersuchungen über die Bakterienflora im 
Uterus steriler Stuten“. — Anatom. Institut, Direktor: Geh. 
Reg.rRat Prof. Dr. Bo et her. Tierarzt Robert Sahling aus Har¬ 
burg (Elbe). Dissertation: „Untersuchungen über die Granulationen 
der Leukozyten des Schweines“. Tierarzt August Meyer aus 
Göttingen. Dissertation: „Beiträge zur vergleichenden Histologie 
der Trachea von Huhn, Gans und Ente. Tierarzt Johann Heinrich 
Grö ttrup aus Wengsel. Dissertation: „Vergleichende histologische 
Untersuchungen der Haare von Ziege, Reh und Hirsch“. — 
Chirurg. Klinik, Direktor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Fr ick. Tier¬ 
arzt Johann Voß aus Heide in Hollstein. Dissertation: „Über das 
V erhallen von metallischem Arsen im Tierkörper“. — Hygienisches 
Institut, Direktor: Prof. Dr. H. Mießner. Tierarzt Wilhelm 
Ro senbruch aus Hannover. Dissertation: „Über den Einfluß des 
konstanten elektrischen Stromes auf Bakterien“. Tierarzt Alois 
B ön ing aus Hilkerode (Harz). Dissertation: „Untersuchungen über 
das Vorkommen von Trypanosomen bei heimischen gesunden 
Schafen und in Schaflausfliegen (Melophagus ovinus)“. Tierarzt 
Bruno Al brecht aus Marienburg i. Westpr. Dissertation: „Die 
Bakterienflora der Nachgeburt beim Rinde“. — Patholog.- ana¬ 
tomisches Institut, Direktor: Prof. Dr. Rievel. Tierarzt 
Georg Ernst Scheele aus Bückeburg. Dissertation: „Epithelloid- 
zellentuberkulöse der Kopfhöhlen einer Katze mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der anatomischen Verhältnisse des Siebbeines“. — 
Pbysiolog. Institut, Direktor: Prof. Dr. J. Paechtner. Tier- 



274 


arzt Wilhelm Wever aus Westhofen i. Westf. Dissertation: ^üher 
die Wirkung von Aethylalkohol auf die Laktation von Ziegen“. >— 
Laboratorium der Akadern. Klin ik für Ri nderhe i lk-ttn.de 
in Düsseldorf, Direktor: Geh. Med. - Rat Prof. Dr. Schloß* 
inann. Tierarzt Heinrich Thomsen aus Neukirchen (Schlesw.) 
Dissertation: ,,Experimenteile Studien über den Einfluß des normalen 
Pferdeseruras und die zeitliche Grenzfrist seiner Wirksamkeit auf 
die Infektion des Meerschweinchens mit lebenden Diphtheriebazillen“. 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Waldmünchen. Bewer- 
bungstermin bis 11. April. 


Bttcherschau. 

Die Bekämpfung der Dasselfliege. Beiträge von Professor Dr. P. 
Stegmann. Berlin 1920. Verlagsbuchhandlung von Paul 
Parey, S. W. 11, Hedemannstr. 10 u. 11. — Preis 2 Mk. 

Das Büchlein enthält alles, was man über die Bekämpfung der 
Dasselplage sagen kann, in übersichtlicher und gründlicher Weise. 
Auch auf die Lebensgeschichte der Dasselfliege wird des näheren 
eingegangen, wobei unter anderem auch die Gläserschen Versuche 
eingehend berücksichtigt werden. Bei dem großen wirtschaftlichen 
Schaden, der in vielen Gegenden durch das Auftreten der Dassel¬ 
fliegen in der Beunruhigung der. Herden und vor allem auch in der 
Entwertung der Haut angerichtet wird, ist das Erscheinen dieser 
Schrift sehr zu begrüßen und allen Interessenten wärmstens zu 
empfehlen. Ma. 

Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß wir in Nürnberg, 
Harmoniestraße 16 eine Bezirks-Direktion für Ober- und Mittel- 
franken errichtet und deren Leitung Herrn praktischen Tierarzt 
B. Lachenschmid in Ruhmannsfelden übertragen haben. 

Im übrigen verweisen wir auf das in der heutigen Nummer 
enthaltene Inserat, 

Die Filial-Direktion für Süddeutschland und Deutsch-Österreich der 


Vieh-Versidierungs-Gesellsdiaft a. G. zu Schwerin i. M. 
in München, Ohmstraße 9. 



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Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 42/1910. 

„. . ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung 
immer den gewünschten Erfolg erzielen.“ M.T.w.im, Nr. 15 . 

„. . Seit s fi Jahren angewandt. . kann ich „Bissulin“ - j 
nur wärmstens empfehlen.“ Tieriirztl. Rundschau 1909, Nr. 28. 

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findet am Sonntag, den 10. April, vormittags 10 Uhr im 
Nebenzimmer des „Cafe Ludwig“ statt. 

Garrecht, Bezirkstierarzt, Ingolstadt. 



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der Überzeugung gekommen, daß es 0111 ganz vorzüg¬ 
liches Abführmittel ist« Bisher hatte ich bei keinem 
andern Mittel den gleich guten nnd raschen Erfolg. Außer- 
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬ 
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt 
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen 
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Schriftleiter; Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersohe r’niversitÄrsbnehhandlung. München, Odeonspl. 2, 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzncht) 

Unter Mitwirkung von: 

Ministerialdirektor I)r. ftttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im 
B. StAatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt, 
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktorder B. Veterinär- 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬ 
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität 
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der 
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordeutl. Universitätsprof. in München; 
I)r. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und 
Land Wirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u.Viehhofs in München ; Dr. Schmitt, 
ordentl. Universitätsprofessor in München ; Oberveterinärrat Schneider, städtischer 
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge¬ 
stütsverwaltung in München; Dr, Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬ 
schaftlichen Akademie in Weihen Stephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München; 
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von * 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 5. April 1921. Nr. 14. 


Inhalt: 

Originalartikel: Stroh. (Schluß). — Sonderhauser. (Schluß). — Pschorr. 
(Forts, folgt). — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — (Hochschulnach¬ 
richten). — Personalien. — Bücherschau. 


Zur prophylaktischen Eisenbehandlnng bei Manl- und 

Klanensenche. 

(Mit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten 
Rindern nnd Ziegen.) 

Von Dr. Stroh, Augsburg. (Schluß.) 

4. 7. Zustand unverändert. In den Klauenspalten des Bockes, 
der viel liegt, macht sich der Austritt wässeriger Flüssigkeit in¬ 
folge Platzens der Blasen bemerkbar. 

5. 7. Die im Drange der übrigen Arbeiten bisher unterlassene 
Temperaturkontrolle ergibt beim Bock: 40,5“ und bei der er¬ 
krankten Geiß: 40,8°. (Normaltemperaturen siebe unten am 11.7.) 
Der Bock beginnt langsam zu fressen, die Geiß frißt nicht, ist trau¬ 
rig und gibt keitnen Tropfen Milch. (Für sämtliche Ziegen wird 
nach wie vor nur Eisenwasser als Trinkwasser und zur Herstellung 
von Tränken verwendet.) 

6. 7. Eine zweite Geiß zeigt sich krank und zwar äußerlich 
durch Schwellung der vorderen Nasen- und Flotzmaulpartie und 
Rötung der Bindehaut beider Augen. Spezifische Maul- u. Klauen¬ 
seucheveränderungen werden nicht gefunden, auch diite Futterauf¬ 
nahme ist fast nicht gestört, jedoch hat die Milchabsonderung voll¬ 
ständig aufgehört. Bei dem Bock, der wieder mehr steht, auch zu¬ 
nehmend besser frißt, wird jetzt eine bisher übersehene Verände¬ 
rung am Skrotum festgestellt, das über und über mit trock¬ 
nenden Schorfen bedeckt ist, offenbar die Folge einer ausgedehnten 
Blaseneruptiion an dieser Körperstelle. 

7. 7. Ohne Besonderheit gegenüber dem Vortage. 












282 


8. 7. Die beiden Geißkitzen stellen die Haare, sind etwas trau¬ 
rig und fressen schlechter, die Köpfchen erscheinen etwas ge¬ 
schwollen und der Gang leicht gespannt. Das Befinden des Bockes 
bessert sich weiter, die ersterkrankte Geiß ist immer noch ohne 
Milchabsonderung, frißt sehr wenig: die zweite Geiß frißt wieder 
normal, gibt aber keine Milch. 

0. u. 10. 7. Bei) sämtlichen Ziegen keine Veränderung gegen¬ 
über dem 8. 7. 

11. 7. Der Bock macht dein Eindruck eines gesunden Tieres, 
hat alle Unarten wieder angenommen, frißt gut; Temp.: 38,3; erst¬ 
erkrankte Geiß: 38,5; frißt immer noch wenig, die zweite sehr gut. 
beide ohne Milchabsonderung. Die Kitzen zeigen sich noch leicht 
krank und sind erst am 13. als genesen zu erklären. 

12. —15.7. Die erste Geiß kommt langsam zum vollen Appetit: 
bei den beiden krank gewesenen Geißen ist die Milchabsonderung 
eine minimale und bessert sich erst im Verlaufe mehrerer weiterer 
Wochen einigermaßen. 

Die dritte Geiß ist völlig gesund und in 
normaler Laktation geblieben, auch die zwei 
Bockkitzen zeigten zu keiner Stunde irgend¬ 
welche Krankheitserscheinungen. 

Bemerkung: Unter Bezugnahme auf das bei den Ochsen 
über das Anhalten der fieberhaften Temperatur¬ 
steigerung gesagte möchte darauf verwiesen werden, daß 
auch bei den Ziegen zumindest noch am 4. bezw. 3. Krankheits¬ 
tage noch Fieber mit 40,5 bezw. 40.8" bestamden hat. (Normal- 
temperatur s. unterm 11. 7.) 

Die bei dem diesmaligen Seueliengange öfter beobach¬ 
teten wiederholten Erkrankungen ließen es angesichts der 
am Schlachthofe fortgesetzt und besonders gegebenen 
Seuchengefahr ratsam erscheinen die Verabreichung der 
Eisenpräparate alsbald nach Überstellen der Seuche wieder 
aufzunehmen; die sämtlichen aufgeführten Tiere erhielten 
das Eisen in der vorstehend beschriebenen Weise durch wei¬ 
tere 5 Wochen zugeführt. Eine erneute Erkrankung an 
Maul- und Klauenseuche ist nicht mehr aufgetreten. 

Zusammenfassung: 

Wird auf der einen Seite die immer geringere Beweis¬ 
kraft des negativen Falles, d. h. des gutartigen Ausganges 
und auch der vielfach beobachtete nicht bösartige Verlaut 
der Seuche bei Ochsen überhaupt in Betracht gezogen, so 
muß in gerechter Würdigung der gegebenen Verhältnisse 
auf der anderen Seite nachdrücklich hervorgehoben werden, 
daß im benannten Zeitpunkte fast nur eine Einschlep¬ 
pung d e r S e u c h e in ihrer bösartipstenForm 
in unseren Schlachthof in Frage kam. 

Der Grad der Erkrankung bei beiden Ochsen auf dem 
Höhepunkt der Seuche schien durch mehrere Tage eine gün¬ 
stige Beeinflussung durch die Eisen-Prophvlaxe nicht er¬ 
kennen zu lassen. Die vom Eintritt der Besserung an aber 
geradezu rapid fortschreitende Genesung und das Ausbleiben 



283 


353 v ^- :* 


von nennenswerten Nachkrankheiten (langes Haar und 
raschere Atmung sah ich auch sonst mehrfach und letzteres 
meist nach mehrmonatlicher Dauer von selbst verschwinden) 
stimmte das Urteil wieder zum Günstigeren um. Der Ver¬ 
lauf der Seuche bei den Ziegen vollends, die im ganzen gut¬ 
artige Erkrankung und das Verschontbleiben von 1 erwach¬ 
senen Tier und 2 Kitzen dürften mit großer Wahrschein¬ 
lichkeit der prophylaktischen Eisenbehandlung zugute zu 
schreiben sein. .Jedenfalls hatten wir, trotz der erhöhten 
Gefahr, keine Verluste zu beklagen und waren solche auch 
zu keiner Stunde ernsthaft zu befürchten. 

Bei Mißerfolgen ist, abgesehen von zu kurzfristiger Ver¬ 
abreichung in erster Linie an mangelhafte Anwendung des 
Präparates zu denken. Tn dieser Hinsicht habe ich an be¬ 
quemem, blinden Vertrauen lediglich auf das Eisen als 
solches, und an — trotz aller Belehrung — oft lächerlich 
unsachgemäßer Präparation und Darbietung mehr gesehen, 
als ich jemals für möglich gehalten hätte. 

Tch . glaube daher abschließend erklären zu können: 
Wäre ich selbst V i e h b e s i t z e r, so w ii r d e n 
mich die gemachten Erfahrungen ermuti¬ 
gen bei neiierdings drohender Maul- und 
Klauenseuche — gleichviel welcher Form 
— das Eisen wiederum in selber Art vor¬ 
beugend zu geben und ich hätte dabei auf 
Grund der mehrfach beobachte tenVer zöge 
r ii ii g i m S e u c h e n a u s b r u c h e die H o f f n u n g, 
daß bei n o r m a 1 e m A u f t r e t e n der Seuche 
meinViehstand überhaupt verschont bliebe. 
Sollten überdies beim derzeitigen Seuchengange gleich zu¬ 
friedenstellende oder noch günstigere Beobachtungell auch 
anderwärts und in größerer Zahl gemacht worden sein, so 
könnte der p r ophylaktis eh e n Eisenbehandlung unter 
den Mitteln zur Bekämpfung der bösartigen Form der Maul¬ 
und Klauenseuche tatsächlich ein bescheidener Platz ein¬ 
geräumt und von ihr wohl in vielen Fällen mit Nutzen Ge¬ 
brauch gemacht werden. (Der Blut-Notimpfung, die ja erst 
nach Ausbruch der Seuche zur Anwendung kommt, bleibt 
damit selbstverständlich ihre überragende Stellung ge¬ 
wahrt.) Es könnte dann auch die geschilderte Art der Eisen¬ 
einverleibung als ausreichender Ersatz für die natürliche 
Eisenanreicherung des Trinkwassers in langen Rohrleitun¬ 
gen angesehen werden. Was über diese Prophy¬ 
laxe und allenfalls noch die innerliche 
Ve r a b r e i c h u n g v <> n E i s e n w a s s c r w ä h r e n d 





284 


der Zeit der Krankheit selbst hinausgeht. 
dem möchte jedoch mit Yo r s t e h ende m das 
Wort nicht geredet sein. 

(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München. 

Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.) 

Beiträge zur Kenntnis der UnterUefergeschwtilste 
bei Rind und Pferd. 

.Von Dr. med. vet. Matthias Sonde rhaus'e r, prakt. Tierarzt 

in Massing. (Schluß.) 

VI. Ein Osteosarkom am Unterkiefer eines Pferdes. 

(Münchener Sammlung.) 

Das Präparat stellt das Corpus mandibulare mit den 
nächstliegenden Ästen des Unterkiefers eines Pferdes dar 
und wurde mir vom tierpathologischen Institut zur Unter¬ 
suchung überlassen. Der Unterkieferkörper ist besonders 
in seiner linken Hälfte um das Doppelte aufgetrieben, so 
daß ein zweimal mannsfaustgroßer Tumor sichtbar wird, der 
von der Maulschleimhaut in einigen fungösen Erhebungen 
über die Unterlippe hervorragt. Als besonders auffallend 
ist, daß die Schneidezähne bis auf den rechten J 3, der aus 
seiner normalen Stellung verschoben ist, fehlen, während 
die beiden Hackenzähne in ihrer gehörigen Lage sitzen. 
Die Schnittfläche des Tumors ist hart, nur mittels Säge 
durchschneidbar, stellt also vermutlich spongiösen Knochen 
dar. Dieser zeigt sich nach außen zu porös, mehr gegen das 
Innere findet man mehrere erbsen- bis haselnußgroße Hohl¬ 
räume, die von weichem elastischem Gewebe ausgefüllt sind. 
Der Längsdurchmesser des Tumors beträgt 10 cm, der Quer- 
durcliinesser 16 cm. Im Längsschnitt (parallel den Unter¬ 
kieferästen) zeigt der Tumor spongiösen Bau, die einzelnen 
Lakünen sind, wie erwähnt, mit Gewebe verschiedener Kon¬ 
sistenz erfüllt. Das zur histologischen Untersuchung der 
Oberfläche des Tumors entnommene Gewebsstiick zeigt nach 
Entkalkung und Zubereitung (wie bei Fall I) folgende Zu¬ 
sammensetzung: Auf eine sehr hohe Papillärschicht mit 
Pflasterepithelüberkleidung der Oberhaut folgt eine stark 
entwickelte Subkutis, reich an straffem Bindegewebe, das 
der Fettzellen ganz ermangelt. Durchsetzt wird sie von 
einzelnen Bindegewebssträngen, die in Längs- und Quer¬ 
schnitten sichtbar sind. An pathologischen Veränderungen 
ist neben kleinzelliger Infiltration das Vorhandensein von 
vereinzelten schmalen Knochenlamellen auffallend. Sie 
sind entweder oval bis kreisförmig, glatt umrandet, oder 
mit vielen Ausläufern nach Art der Polypen versehen. 





(Originalgröße.) 

Ein Doppeladamantinom vom Rind. 

Zu Abschnitt I. S. 211 u. 1. 


Fig. 4- 












Gewebsinaeln 
bestehend ans 
a) verschieden ge 
formten Epithel¬ 
zellen und um- 
säumt von meist 
einschichtigen 
Zylinderzellen, 
die eine dunkle 
Linie markieren. 


b) Stroma besteh¬ 
end aus spindel- 
u. sternförmigen 
Zellen. 


Doppeladamantinom zu Abschnitt I 


b) Parenchym, ge¬ 
bildet von finger= 
förmigen oder 
ovalen Gewebs- 
inseln, die dem 
Grundgewebe 
ein gelagert sind. 


Singuläres Adamantinom zu Abschnitt II, 


Mikrophotographien von Adamantinomen 







287 

Fig. III. 



a) Dorsale Flächenansicht. 



b) Ventrale Flächenansicht. 

Zwei Abbildungen eines fibrillären Myelosarkoms am 
Unterkiefer eines Rindes. Abschnitt III. S. 237. 






2*8 


Fig. IV. 



Ein Fibrosarkom am Unterkiefer eines Ochsen. 

Zu Abschnitt IV. (S. 260.) 



289 


Immer aber sind sie in das Bindegewebe eingelagert und 
heben sich von ihm bei Hämatoxylinfärbung durch ihre 
gleichmäßige, bei Färbung nach van Gieson durch ihre 
rote Tinktion ab; im Innern dieser Knochenblättchen sind 
Knochenzellen von einem ringförmigen hellen Hof (Kno¬ 
chenhöhlen) umgeben deutlich sichtbar. Die Subkutis wird 
von zahlreichen Blutkapillaren durchzogen; am Grund der 
Subkutis (Übergangsstelle) ist eine Anhäufung von grö¬ 
ßeren Gefäßen mit starker Media und Adventitia feststell¬ 
bar, Von hier aus senkt sich ein Ableger tief in das unter 
der Subkutis liegende Gewebe, reich von Gefäßen durch¬ 
zogen, und endet dort schließlich mit einer größeren 
Knochenbildung. Im übrigen ist der Tumor von der Sub¬ 
kutis scharf abgesetzt und besteht aus einem Geflecht in 
verschiedenster Richtung sich verzweigender runder und 
spindelförmiger Zellen und ebensolchen Kernen. Als be¬ 
sonders auffallend ist das häufige Vorkommen mehrerer 
Kerne in einer Zelle. Das Protoplasma ist dabei übermäßig 
groß; es handelt sich hier also um vielkernige Riesenzellen. 
Diese ganze Tumormasse ist, wie aus den der Tiefe ent¬ 
nommenen Gewebsstücken ersichtlich ist, infiltriert mit 
kleinen Knochenlamellen; ferner gewahrt man kleinste 
Herde mit nur ein oder zwei Knochenzellen, an anderen 
Stellen haben dieselben bereits größeren Umfang angenom¬ 
men und strecken ihre Ausläufer polypenartig in die Um¬ 
gebung vor. Die Vaskularisation des Tumorgewebes ist 
wesentlich ärmer als die der Subkutis und scheint nach den 
von dorther sich ein senkenden Gefäßen von dieser zu er¬ 
folgen. Nach dem mikroskopischen Befund handelt es sieh 
demnach um ein Osteosarkom. 


Auf Grund der vorhandenen Literatur und meines 
Untersuchungsbefundes läßt sich folgendes über die Häufig¬ 
keit der einzelnen Tumoren am Unterkiefer bei Rind und 
Pferd feststellen: 


Unter 11 Untersuchungsobjekten waren beiin Rind: 
5 Adamantinome, 2 Fibrosarkome, je 1 Myelosarkom. 
Osteom, Odontom, Epulis myxomatosa. 


Von 26 Präparaten wurden beim Pferd diagnostiziert, 
als: 4 Karzinome, 3 Sarkome, 1 Fibrosarkom, 6 Osteosar¬ 
kome, 6 Osteome, 2 Osteofibrome, 1 Odontom, 1 Ly mph- 
angioma cavernosum, 2 Atherome. w 

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MakroskopiseheDifferentialdiagnos». 

Bei den untersuchten Tumoren dürfte sich makro¬ 
skopisch folgende Differentialdiagnose ergeben: 

Die Adamantinome sitzen als derbe elastische Tumoren 
an einem Zahnfach, und zwar, wie bisher festgestellt, nur 
an dem Schneidezahnfach. An der Backzahnregion sind bis¬ 
her Adamantinome nicht festgestellt worden. Die Zähne 
sind meist disloziert oder fehlen teilweise. Ventral (Unter¬ 
kiefer) ist die Geschwulst meist von einer mehr oder minder 
feinen Knochenkapsel umgeben, der Durchschnitt zeigt 
neben hin und wieder vorhandenen Zahnrudimenten eine 
gallertige Masse. Die Oberfläche ist glatt und eben, nicht 
gelappt, zeigt keinen geschwürigen Zerfall, der Epithel¬ 
überzug kann teilweise vorhanden sein. 

Das Myelosarkom ist durch seine derbe Konsistenz, im 
Querschnitt des Tumorgewebes durch den eisblumenförmigen 
Verlauf der Bindegewebsstreifen und Knochenbälkchen- 
strahlen ausgezeichnet. 

Das Fibrosarkom unterscheidet sich von ersterem durch 
seine fleischartige Konsistenz und durch den parallel fase¬ 
rigen Verlauf des Tumorgewebes. 

Was die Unterscheidungsmerkmale zwischen Osteo¬ 
sarkom und Osteofibrom betrifft, so ist ersteres durch seine 
harte Konsistenz und glatte Oberfläche, letzteres durch seine 
elastisch derbe Konsistenz und zerklüftete Oberfläche aus¬ 
gezeichnet. 

Zum Schluß der Arbeit erlaube ich mir Herrn Prof. 
Dr. Kitt für die gewährten Ratschläge sowie für die 
gütige Überlassung des Untersuchungsmaterials, den Assi¬ 
stenten des Instituts, Herrn Dr. Hobmeier und Dr. 
Kögel, für die Unterweisung bei den mikroskopischen 
Arbeiten meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. 

Literatur: 

1. G iovanoH: Biin Fibrosarkom am Unterkiefer einer Kuh. 

Schweiz. ArcE f. Tierheilkunde, Bd. 53. 1911. 

2. Poletajew: Uber ein Osteom am Unterkiefer bei einer Kuh. 

Journal f. allgem. Veterinärmedizin, 1909 

3. G a r t h und G r ü n e r t: Ein Odonton am Unterkiefer eines 

Rindes. Deutsche Tierärztl. Wochenschrlift, 1908. 

4. Wyßmann: Epulis myxomatosa bei einer Kuh. Schweizer 

Arch. f. Tierheilkunde, Heft 51, 1909. 

5. Folger: Adamantinome am Unterkiefer dieier Ochsen. Mo¬ 

natshefte f s prakt. Tierheilkunde, 1913. 



291 


6. Gotteswinter: Epulis carcinoraatosa bei, einem Pferd. 

Wochenschrift f. Tierheilkunde u. Viehzucht, 1882, Bd. 54. 
Seite 385. 

7. Pingemin: Über eine Krebsgeschwulst am Unterkiefer des 

Pferdes. 

8. J änichen: Ein Fall von Plattenepithelkrebs am Unterkiefer 

des Pferdes. Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1909. Heft 11,S. 481. 

9. Paehr: Beiträge zur Kasuistik der Geschwülste des Unter¬ 

kiefers des Pferdes, Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 
1913, Bd. 24, Heft 11 u. 12. 

10. C a d i o t: Sur le cancer des mächoires chez le cheval. Bull. 

de la soc. centr. de mdd. v6t. 1898, p. 302, und Monatshefte 
f. prakt. Tierheilkunde, 1913, Bd. 24, Heft 11 u. 12. 

11. P a e h r: Wie bei 9. 

12. K i n s 1 e y: Sarcoma of the inferior maxilla of a Horse (Paehr). 

Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 1913. 

13l Eberlein: Ein Fall von Fibrosarkom am Unterkiefer eines 
Pferdes. Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 1899. 

14. R ö d e r: Osteosarkom am Unterkiefer beim Pferd. Bericht 

über das Veterinärwe3en im Königreich Sachsen, 1900, S. 253. 

15. Petit: Les tumeurs des mächoires chez les animaux. Ree. de 

mäd. vät., Jahrg. 1903, p. 161. 

16. Schulze: Ein seltener Fall eines Osteosarkoms des Unter¬ 

kieferkörpers beim Pferd. Berl. Tierärztl. Wochenschrift, 
1911, S. 691. 

17. Schulze: Osteosarkom am Unterkiefer eines Pferdes. Rap¬ 

port-Jahr 1899 des Militär-Sanitätsberichtes über die preuß. 
Armee. 

18. Fröhner: Hundert weitere Geschwülste beim Pferd. Monats¬ 

hefte f. prakt. Tierheilkunde, 1903, Bd. 13, S. 1. 

Derselbe: Sarcoma pendulans am Unterkiefer des Pferdes. 
Monatshefte f. Tierheilkunde, 10, 1899, S. 17. 

19. Albrecht: Osteome beim Pferd. Wochenschr. f. Tierheil¬ 

kunde u. Viehzucht, 1889, Bd. 33, S. 421. 

20. Schimmel: Osteofibrom am Körper des Unterkiefers bei 

einem Saugfohlen. Mitteilgn. a. d. Chirurg. Klinik d. Reichs- 
tierarzneaschule zu Utrecht, 1907, Heft 10, 

21. Levens: Ein Zementodontom am Unterkiefer des Pferdes. 

Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1917, Nr. 18. 

22. Bernardi: Lymphangioma cavernosum an der Unterlippe 

des Pferdes. 1911. 

23. Jahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiete der Vete¬ 

rinärmedizin, 1890—1916. 

24. Borst: Die Lehre von den Geschwülsten. 1902» 

25. Derselbe: Allgemeine pathologische Anatomie. Echte Ge¬ 

schwülste. 1913. 

26. Schmor 1: Die pathologisch - histologische Untersuchungs¬ 

methode. 1907. 

27. St öhr: Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen 

Anatomie des Menschen. 1906. 

28. Folge r: Geschwülste bei Tieren. 1917. 



292 


Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl- 

nnd Klauenseuche. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Pscliorr, München. 

Aber nicht nur desinfizierend und bakterlenauflösend wirkt 
Anttfformin, es ist auch geeignet Gifte (bakteriellen, pflanzlichen 
und tierischen Ursprungs) schon durch verhältnismäßig schwache 
Lösungen vollkommen zu zerstören. Besonders interessante Tat¬ 
sachen hat Gildemeister (a. a. O.) aufgedeckt, der u. a. auch 
nachgewiesen hat, daß Dliiphtherietoxin nach 5 Minuten und Ruhr¬ 
toxin nach 10 Minuten Einwirkung einer 10 %$gen Antiformiu- 
lösumg zerstört wurden. Tetanustoxin wurde nach 10 Minuten Ein¬ 
wirkung einer sogar nur 2,5 %igen Antiforminlösung unwirksam 
gemacht. Ähnliche Verhältnisse ergaben die Untersuchungen mit 
pflanzlichen Giften (Ricin und Pfeilgift) und mit Giften tierischer 
Herkunft (Kobragift und Aalserum). 

Nach dem Vorgesagten ist es deshalb nicht verwunderlich, 
wenn das Antliiformin nicht nur zur reinen Entkeimung, sondern 
überhaupt zur Reinigung und Desinfektion bei jauchigen Wunden, 
schlecht granulierenden Geschwürsflächen, bei der schleimlösenden 
Eigenschaft besonders zur Desinfektion der Mundhöhle empfohlen 
wurde. Es lag deshalb nahe, daß Antiformin zur Behandlung der 
Maul- und Klauenseuche herangezogen wurde. — Bezirkstierarzt 
Ritzer in Liehtenfels hat während des großen Seuchenzuges 
1911 Antiformliin in großem Umfange angewendet, indem er die 
Maulhöhle mit B %iger Antiforminlösung ausspritzen, in dem 
Klauenspalt 10 % ilge Antiforminsalbe einstreichen und mittels Des- 
infektionssprlitze täglich den Stall mit 3 %iger Antiforminlösung 
desinfizieren ließ. Irgend eine interne Behandlung hat nie statt¬ 
gefunden. 

In einem Bericht an den seinerzeitilgen Landestierarzt vom 
Dezember 1912 macht Ritzer nähere Mitteilungen über seine 
Erfahrungen bei 700 mit Antiformin behandelten Rindern. Zu 
Grunde war jeweils die oben angeführte Behandlungsweise gelegt. 
Einige besondere Fälle seien genauer geschildert. In der Wurst¬ 
fabrik R. in W. wurde sofort nach Konstatjiierurig der ersten Er¬ 
krankung die noch im gleichen Stall stehende zweite Kuh infiziert: 
weiter befand sich im Stalle eine Zuchtsau mit 6 drei Wochen alten 
Ferkeln. Am 6. Tage nach dem Seuchenausbruch wurde versehent¬ 
lich eine weitere Kuh in den Stall verbracht. Das Ergebnis der 
Antiforminanwendung war: die kranke Kuh war nach 5 Tagen 
geheilt; die künstlich infizierte Kuh war bei vermehrter Speichel¬ 
sekretion und miilt kleinen rasch abheilenden Geschwürchen im 
Maul 2 Tage traurig, während dlile Klauenspalten rein blieben; die 
nachträglich eingestellte Kuh, die Zuchtsau und die Ferkeln blieben 
gesund. 

In einem zweiten Fall bei Landrat und Gutsbesitzer B. in T. 
war die Maul- und Klauenseuche durch neuzugekaufte Milchkühe 
eingeschleppt worden. BB Kühe wurden sofort künstlich infiziert 
und tags darauf miit der Antiforminbehandlung begonnen. Ergeb¬ 
nis: alle Tiere erkrankten, jedoch so geringfügig, daß schon nach 
2—3 Tagen rege Freßlust eintrat und nach 5 Tagen das volle Milch- 
quantum wie vor der Erkrankung erziilelt wurde. 

Ritzer rühmte dem Antiformin besonders nach, daß es die 
Abheilung stark beschleunige. Leichte Erkrankungsfälle kommen 



293 


innerhalb 2—3 Tagen, mittlere innerhalb 4 Tagen, schwere Fälle 
in ungefähr 8 Tagen zur Abheilung. Eine Wiedererkrankung in¬ 
folge Neuinfektiilon sei ausgeschlossen, da sämtliche Tiere vor Be- 
handlungsbeginn natürlich oder künstlich zu infiziere» sind. Die 
Antiforminbehandlung ist billig und leicht durchführbar, was von 
Atoxyl und Chinarsanil nicht gesagt werden kann, da diiese Mittel 
nur durch Tierärzte angewendet werden können. Im übrigen wird 
vor der fressenden Eigenschaft des unverdünnten Antiformin ge¬ 
wannt und zur Vorsicht beim Hantieren hiemit gemahnt. ALs be¬ 
sonders praktisch beim Desinfiziileren der Stallungen hat sich die 
Platz’sche Baumspritze mit Zerstäuber bewährt, auch die Maul¬ 
höhle, Klauenspalten usw. können hiemit zweckmäßig behandelt 
werden. Ritzer hat mit Antiformin auch eine Versuchsdesinfek¬ 
tion eines Eisenbahnwagens vorgenommen. Hiezu wurden 25 Liter 
einer 4 %4gen Antiforminlösung (also 1 Liter Antiformin) benötigt. 
Der Ölfarbenanstrich des Wagens wurde zwar aufgeweicht, doch 
trocknete die Farbe innerhalb 12 Stunden wieder völlig ein. Diese 
Aufquellung wird als erwünschte Begleiterscheinung bezeichnet, 
weil hiedurch die im den obersten Schichten und Rissen des P^arben- 
anstriches befindlichen Seuchenkelilme, denen mit anderen Mitteln 
nicht beizukommen sei, zur Auflösung gelangen. 

Tndem sich Ritzer derIThlenhuth sehen Beobachtung über die 
Isolierung von Bakterien durch Antiformin anschließt, streift er 
die Möglichkeit zu Immuniilsierungszwecken, die im Speichel der er¬ 
krankten Tiere enthaltenen Erreger der Maul- und Klauenseuche 
durch geringprozentJge Lösungen derartig abzuschwächen, daß die 
Impflinge wohl erkranken, jedoch derartig schwach, daß Schädi¬ 
gungen ausgeschlossen erscheinen. Er regt z.u weiteren Versuchen 
in dieser Richtung an. 

Professor Dr. Kronachor hat auf Veranlassung des Staats- 
miniilsteriums des Innern ebenfalls mit Antiformin auf dem Staats¬ 
gute Weihenstephan Versuche angestellt, über die er in der ..Zeit¬ 
schrift für Tiermedizin“. 15. Bd. (1012), berichtet. 

Von seinen Beobachtungen sei lediglich mitgeteilt, daß sich 
unter dem Eiilnfluß des Antiformins, das mittels Platz scher Baum¬ 
spritze zum Ausspülen der Maulhöhle benützt wurde, alle den Ge¬ 
schwürsflächen aufliegenden Futterteilchen, Borken, Beläge und 
Schleimhautfetzen leicht loslösten. Durch Antiformin, das wie kein 
anderes Mittel die Schleimhäute säubert, ging die Ablösung der 
Schleimhautfetzen zwar rasch von statten, die Eindeckung und Ab¬ 
heilung der Defekte ging nicht erkennbar schneller vor sich wie 
bei un- oder andersbehandelten Tieren. P> bezweifelt, ob eine 
starke Beförderung schneller Entfernung der sich ablösenden 
Schleimhautteile nützlich und empfehlenswert ist; denn er sah bei 
einer ganzen Reihe von nicht behandelten Tieren die schönste und 
schnellste Abheilung unter dem Schutze von noch vorhandenen, 
teilweise auch abgehobenen Schleimhautstücken eintraten. Bei den 
Antiformin-Tieren schien eine leichte Ätzwirkung ganz entschieden 
vorhanden zu sein. Er schließt: 

Ohne selbstverständlich an der Hand der Beobachtungen bei 
den 5 hiesigen Versuchskühen etwa ein endgültiges Urteil über 
den Wert der Antiforminbehandlung im allgemeinen fällen zu 
wollen, muß aber doch festgestellt werden, daß die hiesigen Beob¬ 
achtungen eine Spezialwirkung des Antiformins bei der Behand¬ 
lung der Maul- und Klauenseuche ;i!n keiner Weise erkennen ließen. 
Dagegen ist, von der Stalldesinfektion abgesehen, das Antiformin 



294 


in der vorgeschlagenen Verwendungsart sicher ein — wenn auch 
nach der gegebenen Konzentration etwas stark wirkendes — »ehr 
brauchbares Mittel für gründliche Reinigung und Desinfektion der 
Maulhöhle. Vor allem aber erscheint die hier angewendete Art 
der Spülung mit der Platz selten Spritze eine äußerst praktische 
und es verdient diese Methode der Maulspülung weitgehendste 
Verbreitung und Anwendung dort, wo man durch kühlende und 
desinfizierende Maulwässer sehr stark erkrankten Tieren Linde¬ 
rung verschaffen will, um so mehr als ja diese und ähnliche für 
den Zw'eck brauchbare Spritzen in den Landwirtschaftsbetrieben 
an sich vielfach vorhanden sind. 

Wir sehen also auch hier, daß die Hoffnungen, die sich auf 
Antiformin als ein besonderes Mittel gegen Maul- und Klauenseuche 
bildeten, leilder nicht bestätigten. 

IV. Gruppe der Arsenverbindungen. 

Ilei der Suche nach einem Heil- oder Vorbeugemittel gegen 
Maul- und Klauenseuche war es nicht zu verwundern, daß auch 
das Arsen in die Reihe dieser Mittel einbezogen wurde. So be¬ 
richtet L e i in e r *\ daß er schon im Jahre 1901 den Liqu. kal. 
arsetnicosi innerlich in zahlreichen Fällen mit sehr gutem Erfolge 
angewandt habe. Die Tatsache, daß das Virus der Maul- und 
Klauenseuche iin Blute fiberhaft erkrankter Tiere zirkuliert, hat 
weiterhin dazu geführt, die Idee der Vis sterilisans magna auch 
auf die Bekämpfung der Aphthenseuche auszudehnen, um so mehr 
als bereits die arseniige Säure gegen Trypanosomen im Blut mit 
Erfolg angewandt und im Tierexperiment erprobt w r ar **). Da aber 
die zur Verfügung stehenden Arsenpräparate erhebliche Giftigkeit 
aufwiesen und selbst die eßlöffelweise Einerleibung der Fowler- 
schen Lösung nach Leiiner bei bereits erkrankten Tieren auf¬ 
fallende Reaktionserscheinungen (Schweißausbruch, Unruhe) her¬ 
vorriefen. so griff man erwartungsvoll nach einem neueren, weniger 
giftigen Arsenpräparat, dem A t o x y 1. 

Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Deutscher Veterinärrat. 

Ej n 1 a d u u g z u r XVII. V o 11 v e r s a m m hing am 14. u n <1 
15. April 1921 nebst gesellschaftlichen Veran¬ 
staltungen vom 18. bis 16. April 1921 in Weimar. 

Der Präsident des D. V.-R. hat die Einladung zur XVII. Voll¬ 
versammlung unterzeichnet, die inzwischen an alle Stellen ver¬ 
sandt worden ist, die eine besondere Einladung erhalten. Inner¬ 
halb des tierärztlichen Berufskreises ergeht hiermit im Namen 
des Präsidenten, Herrn Reg.- u. Geh. Vet.-Rates Dr. Lothes, 
die Einladung an alle Herren Kollegen und ihre Angehörigen, vor 
allem auch an die Damen. 

Die Berechtigung zur Teilnahme an den Versammlungen und 
Veranstaltungen ist allgemein. Bei Abstimmungen haben dagegen 
nur die Abgeordneten oder deren Stellvertreter Stimmrecht. 

Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10/11, den 25. März 1921. 

Dr. Bach. 

Wochenblatt d. landw. Vereins i. B., 1901, Nr. 50. und M. 
T. W., 55. Band, 1911, S. 533. 

Laveram und Mesnil (Meyer-Gottlieb a. a. O.). 



295 


T agesordnung: 

A. Geschäftlicher T e i 1. 

1. T a g: Donnerstag den 14. April 1921: Vollversamm- 
des D. V.-R. im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft. 

1. Ab 9 Uhr vorm.: Prüfung der Ausweise der Abgeordneten 

2. 10 Uhr: Eröffnung der Sitzung durch den Präsidenten, Be¬ 
grüßungsansprachen ; 

3. Bericht des Ausschusses: a) Geschäftsbericht (Dr. Bach), 
b) Kassenbericht (Geh.-Rat Heyn e), c) Besprechung der 
Berichte zu a und b, d) Festsetzung der Tagegelder und Reise¬ 
kosten, die gelegentlich der Tagung zu Lasten des D. V.-R. 
gehen; 

4. Wahl des neuen Ausschusses (§§ 9 u. 10 der neuen Satzungen): 
a) Wahl des Präsidenten (Zettelwahl; §§ 9b u. 10b), b) Über¬ 
gabe des Vorsitzes an den neugewählten Präsidenten, c) Prä- 
sentationserklärungen der Abgeordneten der Staats-, Gemeinde- 
und Freiberufstieräi'zte für je drei Ausschußmitglieder und je 
einen Stellvertreter (§§ 9c u. 10c). |.Für den Fall, daß sich die 
Staats-, Gemeinde- und Freiberufstierärzte nicht schon vorher 
über die Namen der in den Ausschuß zu entsendenden Tier¬ 
ärzte geeinigt haben, so hätte hier eine Pause für Verhand¬ 
lungen der Abgeordneten der drei Berufsgruppen unter sich 
einzutreten. 1 d) Wahl dreier Ausschußmitglieder und. eines 
Stellvertreters durch die Vollversammlung (Zettelwahl; §10d); 

5. Aufgaben, Einrichtungen und Mittel des neuen Deutschen Vete- 
rilnärrates; Referent: Dr. Bach. 

Besprechung hierüber; Beschlüsse. 

II. Tag: Freitag den 15. April 1921: Vollversammlung 
des D. V.-R. im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft. 9 IThr Be¬ 
ginn der Verhandlungen: 

1. Das tierärztliche Dispensierrecht; Referent: Dr. Brügge- 
mann. prakt. Tierarzt, Salzkotten, Ober-Vet.-Rat Dr. II. 
Schmitt -Wolfratshausen; 

2. Die Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlichen Über¬ 
wachung des Milchverkehrs; Referenten: Prof. Dr. R i e v e 1 - 
Hannover, Schlachthofdilrektor Dr. H e i n e - Duisburg, Stadt¬ 
tierarzt Dr. Dürbeck - Nürnberg; 

3. Die Beteiligung der Tierärzte am Wiederaufbau der deutschen 
Tierzucht; Referenten: Prof. Dr. S e h ö 11 1 e r - Berlin, Reg.- 
und Vet.-Rat E c k a r d t - Düsseldorf. 

Im Anschluß an die Verhandlungen findet eine Demonstration 
an beschälseuchekranken Pferden im städtischen Schlachthof statt. 

B. G e s e 11 s c h a f t.l i c h e r T e i I. 

Für die Unterhaltung der Damen während der Ver¬ 
sammlungsstunden wird durch den Ortsausschuß nach jeweiliger 
Verabredung gesorgt werden. 

Mittwoch den 13. April, 7 Uhr nachmittags: 
Empfangsabend (zwangloses Beisammensein, Musikvorträge) im 
Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft. 

Donnerstag den 14. April, 5 Uhr nachmittags: 
Gemeinschaftliches Essen im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft 

Für die bereits anwesenden Abgeordneten kann die Prüfung 
der Ausweise voraussichtlich schon gelegentlich des Empfangß- 
abends am Mittwoch, den 13. April, 





296 


(schwarzer Anzug); abends (voraussichtlich 7 Uhr); wahlfreier 
Besuch des Theaters. Es können hierzu 30 Karten bereitgestellt 
werden, die beim Ortsausschuß rechtzeitig anzufordern sind. Preis 
etwa 30 Mk. Am Freitag ist das Theater geschlossen. 

Freitag den 15. April, 7 Uhr nachmittags: Ge¬ 
sellschaftsabend mit Musik Verträgen im Hotel Fürstenhof. 

So n nab em d den 16. April, 9 Uhr vormittags: 
Hundgang durch Weimar mit Besichtigung der Sehenswürdig¬ 
keiten; 3 Uhr nachmittags: Spaziergang durch den Park 
nach dem Lustschloß Belvedere. 

Bestimmunsen übe r* die Vollversammlung 
und AusschuBwahl. 

(Auszug aus den neuen Satzungen.) 

8 7. 

a) Der Ausschuß des D. VL-R. übersendet dem Wahlkörper 
nach Erfüllung der Bestimmungen des § 6 *) eine der Zahl seiner 
Abgeordneten entsprechende Zahl vom Beglaubigungskarten, die 
fortlaufende Nummern erhalten, über die der Ausschuß des D.V.-K. 
eine Liste zu führen hat. 

b) Die Stimmberechtilgung bei der Vollversammlung muß durch 
Vorzeigung der Beglaubigungskarten nachgewiesen werden. 

§ 8 . 

Wenn größere Wahlkörper nur einen Teil ihrer Abgeordneten 
zur Teilnahme an einer Vollversammlung entsenden, so können die 
Anwesenden die Stimmen der Abwesenden unter Vorweisung deren 
Beglaubigungskarten mit vertreten. Jedoch darf niemand mehr 
als fünf Stimmten abgeben. Ebenso können zwei bils fünf Zwanzig- 
schaften, ohne daß sie zu einem Wahlkörper vereinigt sind, bei 
einer Vollversammlung durch einen gemeinsamen Abgeordneten 
vertreten werden. 

Ausschuß. 

§ 9. 

a) Der Ausschuß des D. V.-R. besteht aus dem Präsidenten 
und 12 Mitgliedern. Die Wählbarkeit ist durch 8 2b bestimmt*’'). 

b) Der Präsident wird von der Vollversammlung gewählt; für 
seine Wahl soll nicht seine Stellung, sondern nur seine Eignung 
für das Amt maßgebend sein. 

c) Von den 12 Mitgliedern werden je drei durch die Abgeord¬ 
neten der Staatstierärzte, der Gemeindetierärzte und der Freiibc- 
rufstierärzte präsentiert, drei durch die ganze Vollversammlung 
gewählt. In gleicher Weise wird für je drei Mitglieder ein Stell¬ 
vertreter präsentiert bezw. ge.wählt. 

d) Abgeordnete, deren Zugehörigkeit zu einer der drei ge¬ 
nannten Gruppen zweifelhaft ist, können sich derjenigen Gruppe 
anschließen, die sich mit dem Anschluß einverstanden, erklärt. 

8 10 . 

a) Der Ausschuß führt sein Amt bis zur Bildung des neuen 
Ausschusses. Die Bildung des neuen Ausschusses hat in der ersten 
Vollversammlung der neuen Wahlperiode zu erfolgen, und zwar 
nach Vollzug der Eröffnung und Erstattung des Ausschußberichtes. 

*) Mitgliederlisten. Beitragszahlungen. 

'*) „Wählbar sind nur Wahlberechtigt»*“: (nämlich: iifi deut¬ 
schen Reiche wohnende Tierärzte). 


b) Zuerst ist der Präsident in besonderem Wahfgange durch 
Zettel zu wählen. 

Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit erhält. Ward diese 
nicht erzielt, so findet eine Stichwahl zwischen den zwei Meist¬ 
genannten statt. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. 

c) Der neue Präsident hat nach Übernahme des Amtes die 
Abgeordneten der Staats-, bezw. Gemeinde-, bezw. Freiberufstier¬ 
ärzte zur Präsentation ihrer Ausschußmitglieder aufzufordern. 

d) Nachdem diese Präsentation erfolgt ist, wählt die Vollver¬ 
sammlung die restlichen drei Ausschußmitglieder durch Stimm¬ 
zettel. Gewählt sind diejenigen drei, welche die meisten Stimmen 
erhalten haben; die vierte Stimmenzahl bezeichnet den Stellver¬ 
treter (§ 9c). Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. 


Reichsverband Praktischer Tierärzte. 

Die diesjährige Hauptversammlung findet am 13. April 1921 
in Weimar vor der Tagung des Deutschen Veterinärrats statt. 
Nähere Mitteilungen folgen. F. Train, prakt. Tierarzt. 


Hochschulnachrichten. 

Verzeichnis der Vorlesungen im Sommerhalbjahr 1921 an der tier= 
ärztlichen Fakultät der Universität München. 

Ordentliche öffentliche Professoren: 

Dr. Erwin Voit: 1. Experimental-Physiologie II (Empfindung 
und Bewegung), 5st. priv. -J. Physiolog. Chemie, Ist. priv. 3. Phy- 
süolog. Praktikum, ist. priv.' 4. Ernährungs- und Futtermittellehre, 
2st. priv. 5. Arbeiten f. Geübtere, ganztäg. priv. -- Dr. Joseph 
Br an dl: 1. Chem. Praktikum (gruppenweise), 4st. priv. 2. Arz¬ 
neimittellehre u. Toxikologie II, Bst. priv. 3. Rezeptierkunde, Ist. 
priv. 4. Pharmazeut. Kurs (gruppenweise), 3st. priv. 5. Arbeiten 
im Laboratorium f. Geübtere, priv. — Dr. Karl G i e s e n li a g e n: 
1. Botanik II (Spez. Botanik), 4st. priv. 2. Pharmakognosie, Ist. 
priv. 3. Botan. Exkursionen, Ist. priv. — Dr. Leonhard Vogel: 

1. Tierzucht I (Allg. Tierzucht, Rinderzucht), (ist. priv. 2. Staats¬ 
veterinärkunde T (Polizei!. Tiermedizin), 4st. pri'v. — Dr. Anton 
Stoß: 1. Anatomie u. Histologie d. Haustiere II (Nervensystem 
u. Sinnesorgane), 4st. priv. 2. Embryologie, Ist. priv. 3. Kurs i. d. 
Gewebelehre, 4st. priv. 4. Histolog. u. embryolog. Vorweisungen, 
Ist. priv. u. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere, priv. 
u. gratis. — Dr. Joseph Mayr: 1. Spez. Chirurgie, ßst. priv. 

2. Chirurg. Klinik, ßst. priv. 3. Chirurg. Poliklinik, Ist. priv. 

4. Üperationsübumlgen, ßst. priv. 5. Chirurg. Diagnostik u. Therapie 
durch Röntgenstrahlen, Ist. priv. u. gratis. 6. Klinische Behand¬ 
lung, priv. u. gratis. 7. Arbeiten f. Geübtere, ganz- u. halbtägig, 
priv. 8. Augenheilkunde II, Ist. priv. — Dr. Franz Schmitt: 

1. Allg. Therapie, 2st. priv. 2. Spez. Pathologile u. Therapie T, 5st. 
priv. 3. Medizin. Klinik, ßst. priv. 4. Medizin. Poliklinik, Ist. priv. 

5. Anleitung zu wissenschaftl. Arbeiten, ganz od. halbtägig, priv. — 
Dr. Reinhard Dem o ll: 1. Zoologie II (Systematik), 4st. priv. 

2. Zoolog. Kurs f. An’fän'ger, 4st. priv. 3. Arbeiten im zoolog. u. 
biolog. Institut, ganz. od. halbtägig, priv. 4. Besprechung neuerer 
Arbeiten, zu noch zu bestimmender Zeit, priv. — Dr. v. V aers t: 
1. Geburtshilfe, 3st. priv. 2. Übungen am Phantom, Ist. priv. 




298 


з. Embryotom. Übungen. Ist. priv. 4. Ambulator. Kltoiik (gruppen¬ 
weise), tägl. aiachm., priv. 

Honorarprofessor: 

Ur. Theodor Kitt: 1. Spez. patholog. Antomie d. Haustiere. 
4st. priv. 2. Patholoig.-mikroskop. Übungen, 2st. priv. 3. Ätiologie 

и. Prophylaxis d. Tierseuchen, 2st. priv. 4. Sektionsübungen, tägl.. 
priv. u. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere, priv. 

Etats mäßiger außerordentlicher Professor: 
Dr. Erwin Mosenl. Beschirrungslehre, Ist. priv. 2. Übungen 

1. d. Hufkunde, 4st. priv. 3. Beurteilungsübungen i. cL Hufkunde 
am lebenden Pferde, 3st., priv. u. gratis. 4. Arbeiten f. Geübtere, 
tägl., priv. 

N i c h te tat mäßige außer ordentl. Professoren: 
Dr. Max Müller: Kündigt gegebenenfalls später an. - 
Dr. Karl Süpfle (Medizin. Fakultät): 1. Hygiene II, 3st. priv. 

2. Milchuntersuchungskurs, 2st. priv. 

Privatdozent: 

Dr. Anton 8 t o ßl: Kündigt später an. 

Lehrer: 

Dr. Ferdinand M ölt er: Liest nicht. 


Tierärztliche Fakultät München. Die Inskription im Sommer- 
semester 1921 erfolgt vom 15. A p r i 1 bis 8. M a i. Vorlesungs- 
beginn: 2. Mai; Approbationen vom 18. April ab. 


Personalien. 

Als Assistent eingetreten: Alfons Kr inner aus Straßkirehen 
beim Bezirkstierarzt von Deggendorf, Dr. Joseph Loibl aus 
Passau beim Bezirkstierarzt von Freising. 


Reichsverband der deutsdien Staatstierärzte. 

Einladung 

zur 

außerordentlichen Mitgliederversammlung 

in Weimar am 13. April, abends 8 Uhr im Hause der Stabl- 
armbrustgesellschaft. 

Tagesordnung: 

1. Vorbesprechung für die Tagung des deutschen Veterinärrates. 

2. Antrag Dr. Sonnenbrodt zu 2. Nr. 3 der Tagesordnung „Be¬ 
teiligung der Tierärzte am Wiederaufbau der deutschen Tierzucht“. 

3. Beitritt des Reichsverbandes zum Bund höherer Beamter. 

4. Verschiedene Mitteilungen. 

Alle Mitglieder der Landesvereinigungen deutscher Staats¬ 
tierärzte sind zu der Versammlung eingeladen. 

Traunstein, den 29. März 1921. 

Groll, I. Vorsitzender. 


299 



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durch die Markrelation kaufen wollen, erbittet von den Herren 
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Eigene Transit-Ställe. — Auskünfte über Ausfuhrbestimmungen und 
Preise sofort. (Für Portos bitte 2 Mark beizulegen.) 


Bekanntmachung. 

In der Stadt Neustadt an der Haardt ist die Stelle des 

Schlachthofdirektors 

neu zu besetzen. Besoldung nach Gruppe X — Vorrückungsmög- 
iiclikeit nach Gruppe XI — der Besoldungsordnung. Dienst- und 
Pensionsverhältnisse ergeben sich nach der städt. Beamtensatzung. 
Der Schlachthofdirektor soll städt. Bezirkstierarzt werden. Privat¬ 
praxis nur im Stadtbezirke und in der dienstfreien Zeit gestattet. 

Entsprechend qualifizierte Bewerber wollen ihre mit Zeug¬ 
nissen — auch einem amtsärztlichen Gesundheitsatteste — und 
einem Lebenslaufe belegten Gesuche bis spätestens 15. April 1921 
beim unterfertigten Bürgermeisteramte, woselbst noch Näheres zu 
erfahren, einreichen. 

Neustadt a. d. Haardt, den 24. März 1921. 

Das Bürgermeisteramt: 

Dr. Forthuber, 1. Bürgermeister. 


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(frftkor: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrilt Ihr Tierheilkunde n. Vlehxneht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes 
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu 
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen. 

Die Schriftleitung. 


72. jabrg. München, den 12. April 1921. Nr. 15. 


Inhalt: 

Originalartikel: Titze. — Speidel: — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — 
Staatsveterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. 
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Bemerkungen zu der Veröffentlichung des Herrn Dr. Ernst. 
Ist die bayerische Notimpfang gegen die 
Hanl- and Klauenseuche etwas neues? 

(Diese Zeitschrift Nr. 48, 1920). 

Von Geheimen Regierangsrat Dr. Titze, Berlin-Dahlem. 

Obwohl ich. im allgemeinen den Ansichten des Herrn 
Dr. Ernst beistimme, kann ich mich doch einigen seiner 
Ausführungen im besonderen nicht anschließen und möchte 
mich namentlich gegen den Schlußabsatz derselben wenden. 

Als ich vom 2. bis 11. Juni 1920 auf Wunsch des würt- 
tembergischen Ministeriums des Innern im Aufträge des 
Reichsgesundheitsamtes wegen des gehäuften Auftretens 
von bösartiger Maul- und Klauenseuche eine Dienstreise 
nach Württemberg unternahm, habe ich auf Grund meiner 
Literaturkenntnisse *1 sofort eine Heilimpfung mit defibri- 
niertem Blut von frisch durchseuchten Rindern vorge¬ 
schlagen und angewendet. 

In meinem Reisebericht vom 15. Juni 1920, der alsbald 
allen Regierungen der Einzelstaaten zugesandt wurde, habe 
ich folgendes wörtlich geschrieben: „Dennoch lag ein aus¬ 
gesprochenes Bedürfnis vor, wenigstens versuchsweise Ver¬ 
fahren anzuwenden, die es möglich erscheinen ließen, die 
Bösartigkeit der Seuche zu mildern. Ich habe deshalb 
folgendes versuchsweise vorgeschlagen: Heilimpfung mit 
einem Gemisch zu gleichen Teilen von Löfflerschem Serum 
und defibriniertem Blut von frisch durchseuchten Rindern, 

*) Vergl. u. a. die Arbeiten von Del Bono: Jahresberichte 
von Ellenberger und Schütz, 1901 und 1902, S. 52 u. 46. 









306 


die an bösartiger Maul- und Klauenseuche erkrankt ge¬ 
wesen und gerade genesen waren. Da die Anreicherung von 
Antikörpern im Blut großen individuellen Schwankungen 
unterliegt, habe ich empfohlen, stets defibriniertes Misch¬ 
blut von mehreren Tieren zu verwenden. Die Impfdosis 
entspricht der des Löffler-Serums. Zwecks Demonstration 
habe ich in den Gemeinden Baldern und Dirgesheim des 
Oberamtes Neresheim 10 schwer kranke Rinder geimpft 
und das Verfahren der Gewinnung des defibrinierten Blu¬ 
tes gezeigt.“ Hiermit habe ich die örtliche Behandlung der 
Veränderungen auf der Maulschleimhaut mit 5 %iger Lö¬ 
sung von Kalium permanganicum und der Klauenverände¬ 
rungen mit spirituöser Pyoktaninlösung verbunden. Schlie߬ 
lich innerliche Anwendung von Alkohol und in geeigneten 
Fällen ergiebiger Aderlaß, um das Blut gewissermaßen zu 
entgiften. 

Weiterhin habe ich den Kollegen in Württemberg an¬ 
gegeben, man solle da, wo Löffler-Serum zum Vermischen 
mit defibriniertem Blut nicht zur Verfügung steht, letzteres 
allein verwenden und zwar möglichst frühzeitig. 

Über die Ergebnisse des von mir gezeigten Verfah¬ 
rens glaubte ich erst nach hinreichender Ausprobung Er¬ 
kundigungen einziehen zu sollen. Das geschah unter dem 
27. November 1920. Herr Distriktstierarzt Beck in Bop- 
fingen schreibt mir unter dem 6. Januar: „Mit den nach 
Ihrer Methode vorgenommenen Blutimpfungen habe ich, 
namentlich nachdem die Impfung am ersten und zweiten 
Krankheitstage zur Anwendung gelangte, außerordentlich 
gute Erfolge erzielt. Ich habe genau nach Ihrer Anweisung 
gehandelt und habe in keinem einzigen Fall Schwellungen 
und Abszesse bekommen, über die verschiedene Kollegen 
sehr zu klagen hatten. Vor jeder Impfung machte ich einen 
ergiebigen Aderlaß, ließ täglich 1—2 Liter Bohnenkaffee 
pro Tier verabreichen und die Klauen mit einer l%igen 
wässerigen Pyoktaninlösung behandeln, infolgedessen hatte 
ich auch sehr wenig Nachkrankheiten.“ 

Die Verdienste der bayerischen Notimpfung sind unbe¬ 
streitbar. Es ist aber mit voller Sicherheit zu beweisen, 
daß ganz unabhängig von vorgenannter Methode auf meine 
Veranlassung etwa zu derselben Zeit wie in Bayern auch 
in Württemberg mit gutem Erfolge Heilimpfungen mit de¬ 
fibriniertem Rekonvaleszentenblut bei der bösartigen Maul¬ 
und Klauenseuche ausgeführt worden sind und weiterhin 
ausgeführt wurden und werden, und daß die Regierungen 
der Einzelstaaten mindestens gleichzeitig mit der bayeri- 



307 


schön Bekanntgabe von diesem Verfahren in Kenntnis ge¬ 
setzt worden sind. 

Die Blntimpfungen zum Zwecke der Heilung und Herab¬ 
setzung der zahlreichen Todesfälle sind in diesem Seuchen¬ 
gange völlig unabhängig von einander von Ernst und 
Drescher, Zink und mir in die Praxis eingeführt 
worden. Das Verfahren ist, wie auch Ernst betont, 
nicht neu. 

Die Verdienste hinsichtlich der einheitlichen Organi¬ 
sation und systematischen Durchführung können natur¬ 
gemäß nur den zuständigen Zentralbehörden zufallen, und 
hier ist es bekanntlich Bayern, das zuerst das Verfahren 
im großen organisiert hat. 


Innerer Bruch bei einer Kuh. 

Von Oberamtstierarzt Dr. Speidel, Oberndorf a. N. (Wttbg.). 

Unterzeichneter wurde an einem Nachmittage zu einer 
zirka 6jährigen, nicht trächtigen Kuh der Fleckviehrasse 
mit dem Vorberichte gerufen, daß dieselbe den ganzen Vor¬ 
mittag schon Kolik habe. Appetit und Durst seien gänzlich 
verschwunden, ebenso das Wiederkäuen, außerdem bestehe 
Verstopfung. . 

Befund: Oben anngegebenen Erscheinungen, keine 
Hinterleibsgeräusche. Die manuelle Untersuchung per rec¬ 
tum ergab nur wenig noch unveränderten Kot, sonst nichts 
bemerkenswertes. Auf die Palpation von außen keine 
Schmerzäußerung. Puls gesteigert. 

Wahrscheinlichkeitsdiagnose: Invagination der vorderen 
I )armpartien. 

Zur Laparotomie wurde nicht geschritten, weil die Dia¬ 
gnose nicht sicher war und auch der Besitzer sich ablehnend 
verhielt. Abends stellten sich angeblich wieder Kolikzufälle 
ein. Über Nacht habe sich der Zustand verschlimmert, die 
Kolik habe zwar nachgelassen. 

Ich untersuchte am Nachmittage anderen Tages die Kuh 
wieder. Befund derselbe. Puls sehr gesteigert. Der ein¬ 
geführte Arm wurde mit blutigem, sehr dünnem Kot be¬ 
schmutzt. Die Kuh erhob sich nicht mehr Der Besitzer 
war mit dem Kate der sofortigen Schlachtung einverstanden. f 
Ich wohnte der Schlachtung an. 

Die Obduktion ergab folgendes: Anstatt derUrachus- 
narbe an der Blase war ein 35 cm langer zuckerschnurdicker 
Strang sichtbar, um den eine Leerdarmpartie fest verschnürt, 
war. Um die Verschnürungsstelle war die Serosa und Mu- 



308 


kosa des Darmes in einer Länge von zirka 15—20 cm dunkel¬ 
rot verfärbt. Im Darm blutiger Inhalt, in der Bauchhöhle 
eine geringe Menge seröser, blutiger Flüssigkeit. 

Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul- 

und Klanensenehe. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

Das Atoxyl, das Mononatriumsalz der p - Amidophenylarsin- 
säure *\ enthält 25 % Arsen, ist ein geruchloses weißes kristal¬ 
linisches Pulver, von säuerlichem Geschmack und löst sich in 6 
Teilen kalten Wassers. Es verwittert leicht und zersetzt sich bei 
100 °. Das Arsen ist sehr fest gebunden, so daß relativ große Dosen 
gegeben werden können. Es iist die Muttersubstanz des Salvarsan. 
Die pharmakologischen Untersuchungen mit Atoxyl gehen bis auf 
das Jahr 1901 (Blumental), die experimentellen Versuche bis 
1908 zurück (Rapiport, Neiße r, Uhlen huth, Hoff¬ 
man n, Weidauf usw.*)). In die Veterinärmedizin wurde es 
eingeführt durch Uhlenhut h, Hübener, Bickel und 
W o i t h e bei Spirillosis gallinarum und Dourine, worauf 1910 
durch Bockberg, Dietrich und Skriba die ersten Ver¬ 
öffentlichungen in der veterinärmedizinischen Literatur auf¬ 
tauchten. 

Nach Vorversuchen von Kreutzer**) verwendete L e i in e r 
Atoxyl gegen Maul- und Klauenseuche und stellte sich zunächst 
zwei Fragen: 

1. Läßt sich der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche durch 
rechtzeitige Atoxyleinspritzungen verhindern? 

2. Läßt sich die ausgebrochene Maul- und Klauenseuche durch 
Atoxyl heilen? 

Die Anwendung des Atoxyls gestaltete sich folgendermaßen: 
Großvieh erhielt 1,0, Jungrinder 0,5, Kälber und Ziegen 0,25 Ato¬ 
xyl in je 10 ccm Wasser subkutan. Die Lösung erfolgte in abge¬ 
kochtem und dann abgekühltem Wasser. Nach dreitägiger Pause 
erfolgte die Wiederholung der Applikation in erhöhter Dosis (1,5). 
Die Einspritzungen wurden von allen Tieren ohne jede örtliche 
oder allgemeine Reaktion gut vertragen. Von 6 behandelten Tier¬ 
beständen blieben 5 trotz starker Infektionsgefahr von der Seuche 
verschont; in einem Gehöfte brach jedoch die Seuche aus; doch 
durchseuchten die Tiere dieses Stalles leicht; Klauenerkrankungen 
wurden nicht bemerkt; die Milchergiebigkeit der Kühe ließ ganz 
wenig nach und setzte bald in voller Sekretion wieder ein. In zwei 
Tierbeständen, bei denen die Besitzer die Atoxylbehandlung nicht 
gestatteten, brach die Seuche prompt aus. 

Zur Beantwortung der zweiten Frage wurden in 4 Ställen 10 
seuchenkranke und 6 seuchenverdächtige Tiere je mit 1 mit 1,5 
Atoxyllösung behandelt. Ein schwer kranker Ochse, der sich nicht 
mehr zu erheben vermochte, stand 8 Stunden nach der Einspritzung 
auf und begann zu fressen. Die kranken Tiere heilten rasch und 
leicht ab; d ie verdächtigen erkrankten zwar, aber nur leicht und 

*) Das Natr. arsanilicum der Chem. Fabrik Aubing ist nach 
Kreutzer identisch mit Atoxyl (Kreutzer: M. T. W., 1911, S. 5). 

*) M a y r: M. T. W„ 1911, S. 781. 

**> M. T. W., 1911, S. 765 ff. 



3Ö9 


kurz. Auffallend war auch hier die rasche Abheilung der Klauen¬ 
erkrankungen oder ihr völliges Fehlen, sowile das baldige Ein¬ 
treten der Milchsekretion. Als sehr auffallende Tatsache ist ferner 
zu verzeichnen, daß Atoxyl-Kühe immune Kälber geboren haben. 
Zu ähnlichen Schlußfolgerungen gelangt auch Blum*). 

Die Nachprüfung der Leimerschen Versuche durch Stroh und 
Ehren.s berge r **) kam jedoch zu wesentlich anderen Ergeb¬ 
nissen. Die Genannten fassen ihre Erfahrungen in folgenden Satz 
zusammen: Die Atoxylinjektion i!n den von Leimer angegebenen 
Dosen ist zwar unschädlich, vermag aber die Maul- und Klauen¬ 
seuche in keiner Weise günstig zu beeinflussen. 

Mayr***) machte nun seinerseits Versuche mit Atoxyl bei 
Maul- und Klauenseuche und kam auf Grund einer längeren Ver¬ 
suchsreihe zu nachfolgenden Schlußfolgerungen: 

Das Atoxyl besitzt keine prophylaktische Wirkung gegenüber 
dem Erreger der Maul- und Klauenseuche, es sei denn in toxisch 
wirkenden Dosen. Trotzdem eine vollwertige Prophylaxis gegen 
die Seuche nicht erzielt werden kann, so ist unverkennbar, daß 
bei nachfolgenden Infektionen die Tiere leicht durchseuchen****). 
Das Atoxyl vermag bei maul- und klauenseuchekranken Tieren den 
Verlauf der Seuche ganz bedeutend abzukürzen und sicherlich 
wohnt dem Atoxyl auch ein nicht unbedeutender Grad von Heil¬ 
kraft gegenüber der Maul- und Klauenseuche inne. Aus den Ver¬ 
suchen geht hervor, daß bei rechtzeitiger Impfung mit der jeweils 
anzuwendenden Dosis unter Berücksichtigung der Individualität 
des Tieres, des Alters, des Geschlechtes und des Körpergewichtes* 
Todesfälle mit ziemlicher Sicherheit zu vermeiden sind. 

Bereits vor Erscheinen der Artikel Stroh-Ehrensberger 
und Mayr hatte das bayerische Staatsministerium des Innern eine 
Reihe von Tierärzten anweisen lassen Versuche mit Atoxyl vorzu¬ 
nehmen. Im ganzen wurden die Versuche von 10 Tierärzten vor¬ 
genommen; von 9' Tierärzten steht die Zahl der Versuchstiere 
(.1355) fest. Das Urteil eines Gutachtens über Schutzwirkung des 
Atoxyl ging dahin, daß es den Ausbruch der Seuche bis auf vier 
Wochen zu verhindern imstande sei. In diesem Sinne berichtet 
Bayer, daß 33 Versuchstiere 4 Wochen lang geschützt geblieben 
seien, trotzdem 1 seuchenkrankes Tier im Stalle gestanden sei. 
Aber bei der trotzdem später entstandenen Verseuchung war eine 
günstige Nachwirkung nicht mehr zu beobachten. Die übrigen Be¬ 
richterstatter erkennen eine Schutzwirkung überhaupt nicht an. 

Hinsichtlich der Wirkung des Atoxyls als Heilmittel sind die 
erstatteten Gutachten noch eindeutiger. Die Berichterstatter messen 
auf Grund ihrer Versuche dem Atoxyl keinen Heilwert bei. Ledig¬ 
lich ein Bezirkstierarzt glaubt eine heilende und kräftigende Wir¬ 
kung beobachtet zu haben. Das Gesamturteil war deshalb nach 
den eingehenden Berichten der Versuchstierärzte nicht schwer. 
Das Atoxyl ist zwar möglicherweise geeignet, den Seuchenverlauf 
durch eine etwaige Verlängerung der Inkubationszeit hinauszu¬ 
ziehen. Es vermag jedoch vor der Maul- und Klauenseuche nicht 
zu schützen. Es ist auch nicht imstande in der Mehrzahl der Fälle 
den Verlauf der Krankheit günstig zu beeinflussen. Weitere Nach- 

*) Tierärztl. Rundschau, 1911, S. 481. 

**) M. T. W„ 1911, S. 607. 

***) M. T. W., 1911, S. 781. 

****) Ähnliche Ergebnisse hatte auch Kahn (Die Behandlung der 
Maul- u. Klauenseuche mit Atoxyl; Dissertation, Berlin 1916).’ 



310 


Prüfungen des Atoxyls von anderer Seite haben die Richtigkeit 
der Schlußfolgerungen der bayerischen Versuchstierärzte unab¬ 
hängig von ihnen bestätigt. So berichtet W i d ra e r *), daß dem 
Atoxyl keine spezifische Schutz- und Heilwirkung zugesprochen 
werden kann. Auch Richter**! stellt fest, daß die mit Atoxyl 
behandelten Rinder gegenüber den Kantrolltieren bezüglich des 
Allgemeinbefindens, der Milchmenge und Heilungsdauer keinen 
Unterschied erkennen ließen und ein irgendwie nennenswerter Er¬ 
folg der Atoxylbehandlung somit nicht zu verzeichnen war. 

E g g e 1 i n g, der iiim Aufträge des preußischen Landwirtschafts¬ 
ministers Versuche mit Atoxyl angestellt hatte, konnte ebenfalls 
dem Atoxyl keine spezifische Heil- oder Schutzimpfung zusprechen. 

Die Folgerung der Protozoennatur des Maul- und Klaueo- 
seucheerregerg, die aus etwaigen günstigen Atoxylerfahrungen 
gezogen worden waren, finden durch die Mißerfolge zum mindesten 
keine weitere Stütze. 

Da Kreutzer den Erreger der Maul- und Klauenseuche 
der Protozoengruppe zugehörig rechnet, wandte er sein Augen¬ 
merk auch anderen protozoentötenden Mitteln ((Quecksilber, Jod, 
Arsenik und Chinin) zu. Hinsichtlich seiner Versuche mit Arsen¬ 
präparaten geschah schon Erwähnung. Mit Chinin hydrocbL, von 
dem er anfänglich 0,5 : 10,0 Aqu., später aber 3,0 : 10,0 injizierte, 
machte er günstige Erfahrungen, indem er Abfall der hohen Tem¬ 
peratur, Wiederkehr des Appetites und sichtliche Besserung des 
Allgemeinbefindens feststellen konnte. Dies ist nicht weiter ver¬ 
wunderlich, da die antipyretische Wirkung des Chinin bekannt ist: 
• diese Wirkung tritt milcht nur bei auf Protozoengrundlage beruhen¬ 
dem Wechselfieber, sondern bei allen zu Remissionen geneigten 
Fiebern septischer Natur besonders auffällig zutage; es befördert 
nicht nur rein symptomatisch die Wärmeabgabe durch Herab¬ 
setzung des Eiweißumsatzes, es wird auch die Wärmebildung ein¬ 
geschränkt *). Gegen Malaria wirkt es spezifisch, indem es die 
kramkmachende Ursache (die Parasiten) beseitigt.. Im übrigen 
wirkt Chinin schon in relativ geringen Mengen giftig. Das ist um 
so bemerkenswerter, als Chinin im Körper rasch zerstört wird, so 
daß es geboten ist in der Therapie stets mit maximalen Dosen zu 
arbeiten. Neben Krämpfen ist für Maul- und Klauenseuche be¬ 
sonders zu berücksichtigen, daß nach längerem Gebrauche selbst 
kleiner Gaben Magenkatarrh mit all seinen Folgeerscheinungen 
auftrkt. Auch Hautexantheme sind nicht selten. Der Exitus tritt 
nach Lähmung des Atmungssystems uind des Herzens ein. T a p - 
ps ine r wenlst auch darauf hin, daß die subkutane Injektion Ab¬ 
szesse und Phlegmonen nach sich zieht und rät deshalb nur im 
Notfall von dieser Applikationsweise therapeutischen Gebrauch zu 
machen. 

(Fortsetzung folgt). 


Referate. 

IilftktiOBS* and Invaslonskraikheiten. 

W. Pfeiler: Uber bisher bei der Behandlung der 
Beschälseuche mit „Bayer 205“ gemachte Erfahrungen. 

*) Schweizer Archiv, Band 54, S. 142 ff. 

**i Dresdener Hochschulbericht, 1911, S. 275t 
*! T a p p e i n e r: Lehrb. d. Arzneimittel. 



311 


(Mittlgn. d. Tierseuchenst. d. Thür. Landesanst. f. Viehver¬ 
sicherung, 1. Jahrg., 1920/21, Nrn. 5—8.) 

Das neue Trypanosomen-Heilmi(ttel „Bayer 205“, dessen trypa- 
nocide Eigenschaften an kleinen, künstlich infizierten Versuchs¬ 
tieren auch von anderen Autoren festgestellt worden sind, ist von 
Pfeiler erstmalig auch bei großen, natürlich kran¬ 
ken Tieren angewandt worden. Dazu bot sich bei der augen- 
blicklilch in Thüringen stark verbreiteten Beschälseuche 
ausreichende Gelegenheit. Die von einzelnen Pferden ausführlicher 
mitgeteilten Krankheitsgeschichten, sowie die im allgemeinen bei 
etwa 100 behandelten Tieren*) gemachten Erfahrungen zeigen, daß 
hier zum erstenmal einMittel angewandt wur de, 
das imstande ist, auch bei großen Tieren die 
Trypanosomen sicher abzutöten, den Tierkör¬ 
per dauerhaft zu sterilisieren. Dabei liegt die 
toxische Dosis so weit von der heilenden ent¬ 
fernt, daß die Anwendung eine ungefährliche ist. 

Das Präparat ist von Pfeiler hauptsächlich intravenös, aber 
auch <subkutan angewandt worden; bei letzterer Anwendung in 
größeren Dosen entstanden etwas schmerzhafte Infiltrationen, die 
in wenigen Tagen resorbiert wurden. 1 

Die Dosen betragen, je nach der Größe und dem Allgemeiki- 
befinden der Patienten, 4—7 g ln wöch entlieh en Abstin- 
d en bis zu einer Gesamtdosis von ca. 20 g. Wie die 
neueren Versuche Pfeilers ergeben haben, genügen an¬ 
scheinend auch kleinere Dosen zur Heilung; 
ein Giftfestwerden der Parasiten scheint kaum vorzukommen. — 
Die Anwendung des Präparates bewirkte beii den Patienten in kur¬ 
zer Zeit ein Schwinden der Kränkheitserschei- 
n u n g e n, wie Ringflecke, Quaddeln, Facialislähmungen, gelegent¬ 
lich auch der Krötenflecke etc., und eine merkbare Besserung des 
Allgemeinbefindens. Gleichzeitig mit dem Rückgang der klinischen 
Erscheinungen ist auch ein allmählicher Rückgang der Blutunter¬ 
suchungswerte (Komplementablenkung) zu beobachten gewesen. 

Die bisherigen, sehr zufriedenstellenden Versuchsergebnisse 
Pfeilers lassen es ihm angezeigt erscheinen, „Bayer 205“ auch 
bei anderen Trypanosomenkrankheiten (Nagana, Schlafkrankheit) 
anzuwenden, da auch hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach gute 
Erfolge zu erzielen sein werden. Salomonsohn. 


Staatsveterinärwesen. 

Staatsbeihilfen bei Viehverlusten durch Maul- und Klauenseuche. 

Der bayerische Landtag hat zur Gewährung von nichtrückzahl¬ 
baren Zuschüssen und gering verzinslichen Darlehen bei Viehver¬ 
lusten durch Maul- und Klauenseuche die Summe von 80 000 000 
Mark bewilligt. Diese Summe ist bereits aufgebraucht. Das Staats¬ 
ministerium des Innern wird deshalb demnächst mit einem Nach- 
tragspostulat in entsprechender Höhe an den Landtag herantreten 
und hat inzwischen vom Landtagsausschuß die Genehmigung er¬ 
beten und erhalten, bis auf weiteres eine Summe bis zu 3 000 000 
Mark an die Geschädigten anzuweiilsen. 


*) M i e ß n e r hat in einer im März 1921 erschienenen Arbeit 
(D. T. W.) Erfahrungen an 5 künstlich infizierten und einem natür¬ 
lich kranken Pferde miiltgeteilt, die gleichlautend mit denen Pfei¬ 
lers sind. . ».na'- 


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312 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Ehrung. 

Mit Beschluß des Personalsenates des Stadtrates München vom 
8. März 1921 wurde der städt. Bezirksobertierarzt Herr Obervete¬ 
rinärrat Andreas Schneider mit Wirkung vom 1. April 1920 
unter Anerkennung der langjährigen treu geleisteten Dienste in 
den dauernden Ruhestand versetzt. Gleichzeitig beging der Ge¬ 
nannte sein 40jähriges Dienstjubiläum. Aus diesen Anlässen über¬ 
reichten dem Jubilar die ihm bisher unterstellten Beamten des be- 
zirkstierärztllichen Dienstes und der amtlichen Milchuntersuchungs¬ 
stelle unter Verlesung eines Glückwunsch- und Abschiedsschreibens 
einen Blumenkorb; der Stadtrat München hatte gleichfalls ein 
Blumenarrangement, mit den Farben der Stadt geschmückt, dem 
verdienten Beamten überreichen lassen. Dr. B 1 a i m. 

Auch unsererseits dem Jubilar die aufrichtigstem Wünsche und 
dem aus dem Dienste Scheidenden noch viele Jahre in Glück und 
Gesundheit! Die Schriftleitung. 


Zum Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte. 

Die beiden Artikel von Dr. R e g n in Nr. 9 und Rudolph 
in Nr. 12 der M. T. W. haben ein Gebiet berührt, welches als die 
Achillesferse der Organisation des bayerischen Tierärztewesens 
bezeichnet werden'kann. Man darf den beiden Herren nur dank¬ 
bar dafür sein, daß sie die Anregung dazu gegeben haben diese 
Frage einmal in voller Öffentlichkeit zu besprechen, dabei kann 
aber nur eilne streng sachliche Kritik, ohne gehässige Ausfälle 
nach der einen oder anderen Seite hin zmm Ziele führen und dieses 
ist doch wohl die Verständigung! Den springenden Punkt de« 
Ganzen dürfte die von Dr. R e g n erwähnte Animosität der Prak¬ 
tiker den Distriktstierärzten gegenüber darstellen. Sie besteht, 
das ist »Jeher, aber worauf ist sie zurückzuführen? Ist es Neid 
wegen der amtlichen Funktionen und wegen der Distrikts- und 
Kreiszuschüsse? Beide zusammen machen etwa ein Zehntel der 
Gesamteinnahmen ans, mehr wohl selten, aber vielfach wesentlich 
weniger. In dieser Hinsicht hat also der Distriktstierarzt vor dem 
Praktiker nicht viel voraus. Es ist übrigens sehr zweifelhaft, ob 
die Übertragung amtlicher Geschäfte überhaupt als großer Vorteil 
angesehen werden kann. Sie werdem bekanntlich schlecht be¬ 
zahlt, nehmen aber Zeit in Anspruch und machen den damit Be¬ 
trauten den Behörden gegenüber viel abhängiger als es der rein 
praktische Tierarzt ist. Das, was die Distriktstierarztstellen so 
begehrenswert macht, ist meines Erachtens die Tatsache, daß es 
sich hier in der Regel um die besseren Praxisstellen handelt. Und 
diese werden nicht im freien Spiel der Kräfte erkämpft, sondern 
durch Wahl vergeben. Vom allgemeinen Standpunkt aus gesehen 
kamn man im Zweifel darüber sein, ob mit dieser Einrichtung, 
welche es bekanntlich in Norddeutschland nicht gibt, viel gewonnen 
ist. Jedenfalls müßte dafür Sorge getragen werden, daß die Wahl 
möglichst gerecht und unparteiisch vor sich geht. Daran fehlt es 
noch häufig. Der Praktiker hat jedoch das größte Interesse daran 
zu wissen, daß auch er einmal eine Distriktstierarztstelle erhalten 
kann, wenn er ein entsprechendes Alter und Erfahrungen erlangt 
hat. Es führt zu großer Verbitterung, wenn ein älterer gut quali¬ 
fizierter Kollege einem jüngeren, der vielleicht gerade erst von 
der Hochschule kam, aber über entsprechende Konnexionen und 
Protektionen verfügt, bei der Vergebung einer Distriktstierarzt- 




stelle hintangesetzt wird. Über die wildem. Auswüchse, welche der 
Wettbewerb um solche Posten vielfach zeitigt und welche das 
Ansehen des Standes keineswegs fördern, soll an dieser Stelle 
nicht weiter gesprochen werden. Jedenfalls ii)st es nach meiner 
Ansicht höchste Zeit, daß hier einmal nach dem Rechten gesehen 
wird. 

Wir „Staatsdiensten wärter“ sollten doch bedenken, daß die 
Aussicht, später einmal beamteter Tierafzt zu werden, auch bei 
guter Qualifikation ziemlich gering ilst. Zum größten Teil werden 
wir wohl für immer darauf angewiesen bleiben unser Brot durch 
praktische Betätigung zu verdienen. Dies gilt nicht nur für die 
praktischen Tierärzte, sondern auch für die Distriktstierärzte; des¬ 
halb gehören auch beide Kategorien zusammen und in beider In¬ 
teresse wäre es gelegen sich zu verständigen und über strittige 
Punkte in gegenseitiger Aussprache zu einigen. Nur so läßt sich 
das Standeswohl und damit auch das jedes Einzelnen fördern. 

Dr. Kleeberg, Dilstriktstierarzt, Schillingsfürst. 


Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinarrates. 

Betrifft die Geschäftsstelle des D. Y.-R. selbst. 

Mit der Amtsdauer des derzeitigen Ausschusses des D. V.-R. 
endet gelegentlich der Vollversammlung in Weimar auch meine 
Tätigkeit als Geschäftsführer des D. V.-R. Ich bitte daher, nach 
der Vollversammlung am 14. und 15. ds. Mts. alle für den D. V.-R. 
bestimmten‘Zuschriften und Sendungen einstweilen zu Händen des 
neugewählten Präsidenten, dessen Name sicherlich bald bekannt 
werden wird, gehen zu lassen, bis über die künftige Geschäfts¬ 
führung des neuen D. V.-R. näheres bekannt gegeben wird. 
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10I/II, 1. April 1921. 

Dr. Bach. 


Maul- u. Klauenseuchebekämpfung und Regelung der Anstellungs-. 

Verhältnisse der Oberamtstierärzte in Württemberg. 

Der württembergische Minister des Innern hat anläßlich der 
Beratung des Staatshaushaltsplans im Landtag den Oberamtstier¬ 
ärzten und den zu ihre;r Unterstützung zugezogenen praktischen 
Tierärzten seine volle Anerkennung für ihre aufopfernde und er¬ 
folgreiche Tätigkeit bei der Bekämpfung der Maul- und Klauen¬ 
seuche ausgesprochen. 

Bei der Beratung des württembergischen Staatshaushaltsplans 
ist die Vorlage der Regierung angenommen worden, wonach die 
Oberamtstierärzte in Gruppe X der Besoldungsordnung eingereiht 
werden mit der Maßgabe, daß für je-die Hälfte der Oberamtstier¬ 
ärzte 70 und 80 Prozent der Bezüge der Gruppe X zur Auszahlung 
kommen, so lange ihnen noch die Privatpraxis ohne Beschränkung 
gestattet ist. Das Einrücken in das volle Gehalt der Gruppe X 
und das Vorrücken eines Teils der Oberamtstierärzte in die 
Gruppen XI und' XII ist nach Abschluß der Verhandlungen über 
die Vollbesoldung der Oberamtstierärzte zu erwarten. 


Verschiedenes. 

34. Münchener Pferdemarkt. 

Tagesprogramm für den 34. Münchener Pferde¬ 
mark t v o m 12. m i t 15. A p r i 1 1921. 
Dienstag, 12L April (in der Arena des Ausstellungsparkes): 
Nachmittags 1 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung I A, I B 



314 


Gruppe 3, IIA und II B Gruppe 3. (Bayerische Zuchtprämi- 
ierung: Für alle Hengste sowie für die Stuten des Arbedts- 
schlages.) 

Nachmittags 1% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IA, 
I B Gruppe 3, II A und II B Gruppe 3. (Bayerische Zucht¬ 
prämiierung: Für alle Hengste sowie für die Stuten des Ar¬ 
beitsschlages.) 

(beim Matthias Pschorr - Ring): 

Nachmittags 2 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung III C. 
(Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte bayerische Ar¬ 
beitspferde.) 

Nachmittags 2% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IIIC 
und IV C. (Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte baye¬ 
rische Arbeitspferde und Arbeitspferde aller Länder.) 

Mittwoch, 13. A pr i 1 (in der Arena des Ausstellungsparkes): 

Morgens 7 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung I B Gruppe 1 
und 2 und II B Gruppe 1 und 2. (Bayerische Zuchtprämi¬ 
ierung: Für alle bayerischen Stuten warmblütigen Schlages.) 

Morgens 9Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung I B Gruppe 1 
und 2. (Für selbstgezogene bayerische Stuten warmblütigen 
Schlages.) 

Morgens 11 Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IIB 
Gruppe 1 und 2. (Für nicht selbstgezogene bayerische Stuten 
warmblütigen Schlages im Besitze von bayerischen Züchtern 
und Aufzüchtern.) 

Nachmittags 1 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung III A 
und B. (Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte baye¬ 
rische Wagenpferde und Reitpferde.) 

Nachmittags 1% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung III A 
und B und IV A und B. (Für zum Verkaufe auf den Markt 
gebrachte bayerische Wagenpferde und Reitpferde und 
Wagenpferde und Reitpferde aller Länder.) 

Donnerstag, 14. April: 

Morgens 6—12 Uhr: Fahren und Reiten mit auf den Markt ge¬ 
brachten Pferden in der Arena des Ausstellungsparkes. 

Nachmittags 2—6 Uhr: Fahren und Reiten mit auf den Markt ge¬ 
brachten Pferden in der Arena des Ausstellungsparkes. 

Freitag, 15. Ap riil 1: 

Nachmittags 3 Uhr: Vorreiten einer Abteilung deutscher Reitpferde 
sowie Vorfahren von mit deutschen Pferden bespannten Ge¬ 
schützen und Fahrzeugen der Reichswehr. 

Nachmittags 4 Uhr: Preiseverteilumg unter Vorführen, Vorfahren 
und Vorreiten der prämiierten Pferde in der Arena des Aus¬ 
stellungsparkes. 

Nachmittags 3—5 Uhr: Musik «In der Arena des Ausstellungs¬ 
parkes. 

Nachmittags 1 Uhr: Notarielle Ziehung der Pferdelotterie im 
großen Saale des Kath. Kasino (Hotel Union), Barerstraße. 

Abends 6 Uhr: Schluß des Marktes. 

* * 

Mitglieder der Kommissionen, 

welche auf dem Pferdemarkte in Tätigkeit sind. 

Markt-Kommission: 

Frfrr. v. H e r 11 i n g Friedrich, Oberstleutnant a. D., Vorsitzender: 

Groh Heinrich, Landesökonomierat, Gutsbesitzer, Freimann: 



315 



Dr. Konrad Adolf, rechtste. Stadtrat; 

Lang Karl, Staatsrat im Staatsministerium für Landwirtschaft; 
Niedermayr BWlchard, Rittmeister; 

Schön Ignaz, Kommerzienrat und Stadtrat; 

Wille Karl, Gestütsdirektor, Oberveterinärrat, Rohrehfeld. 
Prämiierungs-Kommission I 
(für selbstgezogene bayer. Pferde): 

Grabmiaier Jakob, ökonomierat und Gutsbesitzer, Scbeyrerhof 
bei Geisenfeid; 

Pirkl Hans, Gutsbesitzer, Wopping; 

Stautner Hans, Oberlandstallmelilster; 

Dr. Yo g e 1 Leo, Geh. Hofrat, ord. Universitätsprofessor; 
v. Weidenbach Julius, Gutsbesitzer, Hexenagger. 

Prämiierungs-Kommission II 
(für nlJcht selbstgezogene bayerische Pferde): 

Dr. Gasteiger Karl, Ministerialrat im Staatsrainisterium des 
Innern; 

Frhr. v. Hofenfels Max, Oberlandstallmeister a. D.; 

Meyer Johann, Mühlbesitzer in Rohrenfels; 

Wa s n e r Joseph, Gutsbesitzer in Wasn; 

Wucherer Hans, Bezirkstierarzt in Vilshofen. 

Prämiierungs-Kom m i s s i o n e n III u. IV 
(für zum Verkauf auf den Markt gebrachte Pferde): 

Fiir Arbeitspferde; 

B e c k h Franz jun., Gutsbesitzer in Rathsberg; 

Heil Georg, Ökonomierat und Gutsbesitzer in Geichsheim; 
Martin Paul, ökonomierat und Gutsbesitzer; 

P u ( h Karl, Gutsbesitzer in Moililtzbrunn; 

8 e 11 e 1 e Sigmund, Obdrregierungsrat bei der Landgestütsverwal- 
tung. 

Für Reit- und Wagenpferde: 

Groh Heinrich, Landesökonomierat und Gutsbesitzer, Freiinann; 
Frhr. v. Hertling Friedrich, Oberstleutnant a. D.; 

Hierl Joseph, ökonomierat; 

Stadlberger Franz, Gutsbesitzer in Eggersham; 

Wille Karl, Gestütsdirektor, Oberveterinärrät in Rohrenfeld. 
Presse-Kommission: 

Dr. Gasteiger Karl, Ministerialrat im Staatsministerium des 
Innern; 

Dr. Ritter v. Haag Heinrich, Exzellenz, Präsident a. I). der Ver¬ 
sicherungskammer, Vorsitzender; 

Dr. Vogel Leo, Geh. Hofrat, ord. Universitätsprofessor; 

Wu c h e r e r Hans, Bezirkstierarzt in Vilshofen. 

Finanz-Kommiss'ilon: 

Groh Heinrich, Landesökonomierat und Gutsbesitzer, Freimann; 
Frhr. v. Hertling Friedrich, Oberstleutnant a. D. 


SUatsveterinärkunde, Auslandsdienst und Versicherungswesen. 

Stand der Tierseuchen. 

Deutsch-Österreich. Woche vom 26. Februar bis 5. März 1921: 
Tirol und Vorarlberg: Maul - und Klauenseuche: 10 Be¬ 
zirke mit 46 Gemeinden und 115 Gehöften ;Pferderäude:2 Be¬ 
zirke mit 9 Gemeinden und 22 Gehöften; Rotz: 1 Gehöft. 




316 


Schweiz. Woche vom 7. bis 15. März 1921 neu gemeldet: 
Maul- und Klauenseuche: 14 Kantone mit 38 Bezirken 
mit 50 Gemeinden und 96 Gehöften; Ra uschbrand: 3 Kantone 
mit 3 Bezirken mit 3 Gemeinden; Rotlauf der .Schweine 
(einschl. Stäbchemrotlauf und Schweineseuche): 9 Kantone mit 19 
Bezirken mit 23 Gemeinden und 23 Gehöften; Milzbrand: 2 
Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden. 


1. Entschließung des Staatsministeriums des Innern vom 7.9.20 

. Nr. 392 a 13 über Rauschbrandschutziinpfung. (Vorschr. f. d. 

Veterinärwesen in Bayern. 18. Band, S. 124.) 

An die Regierungen, K. d. I. 

Im Einverständnisse mit dem Staatsministerium der Finanzen 
wird genehmigt, daß die Impftierärzte um Ersatz nachweisbar 
größerer Auslagen für die Durchführung der Impfung (Beschaffung 
und Reparatur von Impfspritzen und -nadeln, Desinfektionsmittel) 
einkommen können. 

Gesuche sind mit den nötigen Belegen an die Regierungen. 
Kammern des Innern, ei!nzureichen, von diesen zu prüfen und zu 
würdigen und bis 10. Oktober anher vorzulegen. 

* * * 

2. Verkehr mit Tieren u. dergl. zwischen Bayern und dem Aus- 
lande. Bekanntmachung der Staatsministerien des Innern und 
der Finanzen v. 1.10. 20 Nr. 416 c 1 über die Einfuhr aus dem 
Auslande, hier Kosten der .grenztierärztlichen Untersuchung. 
(Vorschr. f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 137, und 

J Staatsanzeiger Nr. 231.) 

An Stelle der in der gemeinsamen Bekanntmachung der Staats¬ 
ministerien des Innern und der Finanzen Nr. 2760 vom 7. Februar 
1906, die Einfuhr von Tieren aus dem Auslande, hier Kosten der 
grenztierärztlichen Untersuchung betreffend (GVB1., Nr. 6, S. 42; 
V. Bd. I, S. 33) enthaltenen Gebührensätzen ist künftighin der 
fünffache Betrag zu entrichten. 

Diese Bekanntmachung tritt am 1. Oktober 1920 in Kraft. 

* * * 

3. Influenza der Pferde. 108 a. Bekanntmachung des Staatsmini¬ 
steriums des Innern v. 18. 10. 20 Nr. 393 a 5 über die Bekämp¬ 
fung der Pferdeinfluenza. (Vorschr. f. d. Veterinärwesen In 
Bayern, 18. Bd., S. 158, und Staatsanzeiger Nr. 245.) 

Auf Grund der Bekanntmachung des Reichsminister,s des Innern 
vom 18. vor. Mts. Nr. 7783 (RGBl. S. 1680) wird die Bekannt¬ 
machung vom 25. September 1908 (GVB1. S. 913) mit sofortiger 
Wirksamkeit aufgehoben. 

* * * 

4. Rinderpest. Bekanntmachung des Staatsministeriums des In¬ 
nern v. 13. 11. 20 Nr. 405 b 26 über Einfuhr von Tieren und 
tierischen Teilen polnischer Herkunft nach Bayern. (Vorschr. 
f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 160, und Staats¬ 
anzeiger Nr. 267.) 

Auf Grund des § 6 der revidierten Instruktionen vom 9. Juni 
1873 zum Gesetz vom 7. April 1869 über Maßregeln gegen die 
Rinderpest („Regierungsblatt“, S. 1270 ff.), sowie des § 1 der Mini¬ 
sterialbekanntmachung vom 8. August 1873 („Regierungsblatt“ 
S. 1257) in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. Februar 1917 
(GVB1. S. 27, V. Bd. XII, S. 92) wird mit Rücksicht auf das 




317 


Herrschen der Rinderpest in Polen die Einfuhr nach und die 
Durchfuhr durch Bayern für polnische Herkünfte, bestimmter Art 
verboten. 

Unter das Verbot fallen: , 

1. alle Arten von Vieh einschließlich der Hunde, der Ka-tzen 
und des Geflügels, jedoch mit Ausnahme der Pferde, Maultiere, 
Maulesel und Esel; 

2. alle von Wiederkäuern stammenden tierischen Teile und 
tierischen Erzeugnisse in frischem oder trockenem Zustande (mit 
Ausnahme von Butter, Milch, Sahne und Käse); 

3. Dünger, Rauhfutter, Stroh und andere Streumaterialien, ge¬ 
brauchte Stallgeräte, Geschirre und Lederzeuge; 

4. Unbearbeitete (bezw. keiner Fabrikwäsche unterworfene) 
Wolle, Haare und Borsten, gebrauchte Kleidungsstücke für den 
Handel und Lumpen. 

Heu und Stroh, soferne es lediglich als Verpackungsmaterial 
verwendet ist, unterliegt dem Einfuhrverbote nicht, ist jedoch am 
Bestimmungsorte zu vernichten. 

* * * 

5. Rinderpest. Bekanntmachung des Staatsministeriums des In¬ 
nern v. 6.12.20 Nr. 385 b 34 1 über Einfuhr von Tieren und 
tierischen Teilen aus dem Gebiete des Freistaats Danzig. (Vor¬ 
schriften f. d. Veterinärwes'en in Bayern, 18. Bd., S. 186, und 
Staatsanzeiger Nr. 289.) 

Das mit Bekanntmachung vom 13. vor. Mts. Nr. 405 b 26 (Staats¬ 
anzeiger Nr. 267) erlassene Ein- und Durchfuhrverbot wird auch 
aufTiere und tierische Teile aus dem Freistaäte Danzig erstreckt. 

* * * 

Entschließung des Staatsministeriums des Innern v. 16.11.20 
Nr. 401 a 649 über Maul- und Klauenseuche, hier Stalldesinfek¬ 
tion. (Vorschr. f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 166.) 
An die Regierungen, K. d. I. 

Die Bayerische Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m.b.H., 
München, Müllerstr. 3, hat ein Desinfektionsverfahren für Ställe 
u. s. w. ausgearbeitet, bei dem als Hauptbestandteil Chlorkalk zur 
Anwendung kommt, wobei durch Zusatz besonderer Mittel die 
Abspaltung des wirksamen Chlorgases erleichtert und beschleunigt 
wird. Die Entkeimung von Räumen (auch Ställen usw.) soll durch 
staatlich geprüfte Desinfektoren (Angestellte der Bayer. Gesell¬ 
schaft f. Schädlingsbekämpfung) vorgenommen werden. 

Die Bezirksverwaltungsbehörden sind auf Grund § 147 Abs. 3 
der Ministerialbekanntmachung über den Vollzug des Viehseuchen¬ 
gesetzes vom 27. April 1912 (GVB1 S. 403 ff.) ermächtigt, den An¬ 
gestellten der Bayerischen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung 
zum Zwecke der Entkeimung das Betreten von gesperrten Stellen 
zu genehmigen. 

Die Bayerische Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung wurde 
angewiesen, sich vor der Entkeimung mit den zuständigen Bezirks- 
Zpolizeibehörden ins Benehmen zu setzen. 


Schweiz. — Einfuhrerleichterungen. 

In teilweiser Abänderung der Verfügung Nr. 212 vom 18. Mai 
1920 wird vom 21. März ds. Jrs. an neuerdings allgemein und ohne 
besondere Bewilligungen die Einfuhr von Milch, Heu, Stroh, Streue 
und Mist längs der gesamten schweizerischen Grenze gestattet. 



Bl 8 


Die gegen die von der Rinderpest verseuchten Länder erlassenen 
Verbote verbleslben indessen unverändert in Kraft. 


Verschmelzung von „Umschau“ und „Prometheus“. 

Wir hören, daß die beiden altbekannten Zeitschriften „Die Um¬ 
schau“, Frankfurt a. M., sowie der von Otto N. Witt begründete 
„Prometheus“ vom 1. April 1921 ab vereinigt werden. — Diese Zeit¬ 
schrift wird unter dem Titel „Die Umschau (vereinigt mit »Prome¬ 
theus 4 ), Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und 
Technik“ in Frankfurt a. M. erscheinen und von Prof. Dr. H. Bech- 
hold herausgegeben werden. Die Verschmelzung erfolgt, - um eine 
Zersplitterung zu vermeiden und eine große deutsche Zeitschrift 
zu schaffen, in welcher die führenden Männer der Wissenschaft, 
Industrie und Technik den Leser in allgemeinverständlichen Auf¬ 
sätzen'an deren Fortschritten teilnehmen lassen. 

• 

Hochschulnachrichten. 

70. Geburtstag eines verdienstvollen Angehörigen der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Dresden. 

Am ersten Osterfeiertage beging unter mancherlei Ehrungen 
der Geheime Medizinalrat Dr. Dr. Georg Müller, bis Ende 1919 
ordentlicher Professor der Pharmakologie und Direktor der Klinik 
für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden 
seinem 70. Geburtstag. Der verdienstvolle Lehrer wurde nach kur¬ 
zer Tätigkeit als Tierarzt in Leipzig und nach sechsjähriger Tätig¬ 
keit als Bezirkstierarzt in Flöha als Professor an die damalige Tier¬ 
arzneischule zu Dresden berufen. 88 Jahre gehörte er dem Lehr¬ 
körper der Hochschule an. bis er aus Gesundheitsrücksichten ge¬ 
zwungen war, kurz nach Beendigung des Weltkrieges in den wohl¬ 
verdienten Ruhestand zu treten. Der verdienstvolle und allseitig 
geschätzte Gelehrte, der sich allgemeiner Beliebtheit auch bei den 
Studierenden erfreute, ist weit über diüe Grenzen Sachsens hinaus 
durch seine zahlreichen Veröffentlichungen und Bücher bekannt 
geworden. Sein Hauptwerk: „Die Krankheiten des Hundes“ ist in 
das Englische übersetzt worden und besonders in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerika verbreitet. Diie Klinik für kleine Haus¬ 
tiere an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden hat Geheimrat 
Dr. Müller zu großem Ansehen gebracht und seine hervor¬ 
ragenden klinischen Kenntnisse veranlaßten viele auswärtige Tier¬ 
besitzer, zu denen auch die ehemaligen Höfe von Oldenburg und 
Mecklenburg gehörten, bei i(hm Rat zu suchen. S. M. 


Ernennung. Zum ordentlichen Professor der Physiologie wurde 
Prof. Dr. Otto Krummacher an der Universität Münster er¬ 
nannt. Kr., der aus Elberfeld gebürtig ist, erwarb in Bonn den 
Doktorgrad, wurde 1893 Assistent am physiologischen Institut der 
Tierärztlichen Hochschule in München, erhielt 1897 die Venia 
legendi an der Münchener Universität, später den Titel und Rang 
eines außerordentlichen Professors und siedelte 1910 nach Münster 
über, wo ihm Michaelis 1914 die neuerrichtete Stelle eines Abtei¬ 
lungsvorstehers für physiologische Chemie am physiologischen In¬ 
stitut übertragen wurde. 1918 erfolgte seiner Ernennung zum 
außerordentlichen Professor. Seine Arbeiten betreffen größtenteils 
das Gebiet des Stoff- und Energiewechsels. P. 




319 


Gießen. ■Habilitation. Der Assistent am Landwirtschaft¬ 
lichen Institut Prof. Dr. Friedrich Parcival Stegmann erhielt 
diiie venia legendi für das Fach der landwirtschaftlichen Tierzucht¬ 
lehre bei der philosophischen Fakultät. 


Dresdener Tierärztliche Hochschule. Die Ausgaben der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Dresden sowie der Physiologisch-chemi¬ 
schen Versuchsstelle und der Physiologischen Anstalt, die im Haus¬ 
haltsplan zunächst mlit 412780 Mark bewilligt worden waren, stetigen 
durch die Nachtraigsforderungen auf 1 104 150 Mark, also um fast 
das Dreifache. 


R. S.-C. Die im Rudolstädter S. C. vereinigten Korps der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Dresden und deren Alte flerrenschaft 
hatten sich im Konzertsaal des Dresdener Ausstellungspalastes zu 
ein paar Stunden geselliger Unterhaltung zusammengefunden. § 

Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Baum hieß zunächst die Erschienenen 
herzlich willkommen und begrüßte insbesondere den Rektor der 
Tierärztlichen Hochschule Magnificenz Prof. Dr. Ellenberger, 
die Vertreter der anderen Korps und die übrigen Gäste. Noch nie 
habe der Gedanke eines Zusammenschlusses im engsten Kreise so 
schnell an Boden gewönnet!, wie gerade jetzt. Wenn auch die Not 
der ZeiJt rauschende Feste verbiete, so sei eine Betätigung des Ge¬ 
meinschaftsgefühls gewissermaßen im Rahmen einer großen Familie 
notwendig und als Ablenkung von den Widerwärtigkeiten des All¬ 
talgs nur zu begrüßen. Magniificenz Prof. Dr. Ellenber ger be¬ 
tonte, in erster Linie sei die akademische Jugend dazu berufen, 
Deutschland wieder emporzuführen. Vorbedingung seiil allerdings 
höchste geistige und körperliche Ausbildung, Charakterstärke und 
Verständnis für alle Volkskreise. Kehre der Geist des August 1914 
wieder, so sei unser Aufstieg sicher. Apotheker Ziegenspeck 
trank namens des Kösener S.-C. auf das Wohl des R. S.-C., Inge¬ 
nieur Bruch vom Weinheimer S.-C. mahnte zum festen Zu¬ 
sammenhalten, während Kand. Halleneich in beredten Worten 
den deutschen Frauen eiln Loblied sang. S. M. 


Vorlesungen für das tierärztliche Studium an der Universität Gießen 
im Sommersemester 1921. 

Küster, Prof. Dr.: Allgem. Botanik. 3. Pharmakognostisches 
Praktikum und Übungen im Untersuchen pflanzl. Nahrungs- u. Ge¬ 
nußmittel. 2. Systematik der Blütenpflanzen (mit besonderer Be¬ 
rücksichtigung der Nutz-, Heil- und Giftpflanzen. 2. Botanische 
Exkursionen und Führungen durch den Botan. Garten. — Spen- 
g e 1, Geh. Hofrat, Prof. Dr.: Zoologie u. vergleichende Anatomie 
I. Teil. 5. — L o o ß. Dr., Assistent: Die Parasiten des Menschen 
und der Haustiere. 3. — König, Geh. Hofrat, Prof. Dr. und die 
Professoren Dr. Uller u. Cermak: Physikalisches Praktikum 
für Mediziner und Veterinärmediziner. 3. — Elbs, Geh. Hofrat. 
Prof. Dr.: Anorganische Experimentalchemie. 5. — Elbs, Geh. 
Hofrat, Prof. Dr. und Prof. Dr. Brand: Chemische Übungen für 
Medizliiner und Veterinärmediziner. 6. — Martin, Geh. Med.-Rat, 
Prof. Dr.: Vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte der 
Haustiere. 5. Histologie mit Kursus der Gewebelehre u. mikroskop. 
Anatomie der Haustiere. 8. Anatomie u. Entwicklung der Eihüllen 
der Haustiere. 1. — Schauder, Privatdozent Dr.: Einleitung in 
das Studium und die Geschichte der Tiermedizin. 1. Knochen- und 





320 


Bänderlehre (Pferd). 3. Einführung in die Mikroskopie. 4. Aus ge¬ 
wählte Teile nus der angewandten Anatomie der Haustiere, I. Teil: 
Anatomie am Lebenden. 1. Bau u. Leistungen des Haustierkörpers, 
für Landwirte. 1. — Bürker, Prof. Dr.: Allgemeine u. vegetative 
Physioloie. 5. Praktikum der allgemeinen u. vegetativen Physio¬ 
logie. 3. Physiolog. Kolloquium. 2. Physiolog. Untersuchungen, 
täglich. — Feulgen, Priivatdozent Dr.: Physiologie des Stoff¬ 
wechsels. 1. Physiolog.-chem. Praktikum, Praktikum der animalen 
Physiologie. 3. — Olt, Geh. Med.-Rat, Prof. Dr.: Kurs der pathol. 
Histologie. 4. Bakteriolog. Kurs. 2. Obduktionsübungen u. patho¬ 
logische Demonstrationen. — Pfeiffer, Geh. Med.-Rat, Prof. Dr.: 
Chirurg. Klinlük. 5. Allgem. Chirurgie. 2. Krankheiten der Hufe 
und Klauen. 1. Operationslehre. 1. Kursus d. Augenkrankheiten. 1. 
— Zwick, Prof. Dr.: Medizin. Klinik. 5. Seuchenlehre. 4. Ge¬ 
sundheitspflege der Haustiere. 2. Allgem'. Therapie. 1. — Kn eil, 
Prof. Dr,: Poliklinik (ambulator. Klinik), tägl. Veterinärpolizei. 2. 
Abdeckereiwesen. 1. Besprechung poliklinisch. Fälle. 1. —K ne 11, 
Prof. Dr. und Krämer, Prof. Dr.: Kurs für praktisch-züchterische 
Beurteilung der Haustiere. — M o d d e, Dr,, Schlaehthofdirektor: 
Kurs in der. Fleischbeschau. 4. Schlachthofkunde mit Demonstra-, 
tionen und Üntersuchungeoi in der Trichinenschau. 1. Demonstra¬ 
tionen in der Fleischbeschau. 2. — Geppert, Geh. Med.-Rat, 
Prof. Dr.: Pharmakologie u. Toxikologie, II. Teil. 3. Rezeptier- 
kunde für Veterinärmediziner. 1. — Krämer, Prof. Dr.: Allgem. 
Tierzucht und Gestütswesen. 4. — Walther, Prof. Dr,: Schaf¬ 
zucht und Wollkunde. 1. Landwirtschaftl. Nutzgeflügelzucht. 1. 
Übungen zur allgem. Tierzuchtlehre f. Fortgeschrittenere. 2. — 
G i s e v i u s. Geh. Hofrat, Prof. Dr.: Enzyklopädie der Landwirt¬ 
schaftslehre. 2. Allgem. Betriebslehre. 4. Wiesenbau und Kultur- 
technSk. 2. — S k a 1 w e i t, Prof. Dr.: Die Haupttheorien d. Volks¬ 
wirtschaftslehre. 1. — Borgmann, Prof. Dr.: Jagdkunde. 1. — 
Helmke, Prof.: Sprachliche Ergänzungskurse: Lateinisch f. Abi¬ 
turienten von Oberrealschulen. 4. — Kiemitz-Gerloff, Univ.- 
Stallroeister; Reiten. 

Außerdem eine Anzahl allgemeinbildender Vorlesungen. 


Übersicht der Vorlesungen und Übungen an der Tierärztt. Hoch¬ 
schule Dresden im Sommersemester 1921. 

(18. IV. bis 6. VIII. — Immatrikulatilon bis 7. V.) 

Dr. Ellenberger, Geh. Rat, o. Prof.: Physiologie,. 7std.; 
Histologie, 2std.; Histolog. Kolloquium (Prof. Dr. Trautmann), 
lstd.; Histolog. Übungen, 10std.; Arbeiten f. Fortgeschrittenere in 
der physiol.-chem., in der histol. und Sin der physiol. Abteilung täg¬ 
lich (priv.). — Dr. Baum, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Systemat. 
Anatomie (Gefäß- u. Nervenlehre, Sinnesorgane), 6std.; Zoologie 
(Wirbeltiere), 3std!.; Anatom, (osteolog.) Übungen, 4std.; Arbeiten 
f. Fortgeschrittenere tägl. (priy.). — Dr. Röder, Geh. Med.-Rat, 
o. Prof.: Allgem. Chirurfgie, 2st.; Operations- u. Instrumentenlehre 
(Akiurgile), 2st.; Physikal. Diagnostik und Propädeutik chirurgi¬ 
scher Krankheiten an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden; 
Augenspiegelkursus, in Gemeinschaft mit Privatdozent Prof. Dr. 
v. P f 1 ü g k, lstd.; Chirurg. Klinik u. Poliklinik f. große Haus¬ 
tiere, tägl. 9—%12 u. 2—4 Uhr;. Arbeiten f. Fortgeschrittenere ihi 
klin. Laboratorium nach Übereinkunft tägl. (priv.). — Dr. Kunz- 
Krause, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Anorganische Experimental- 
Ohemie, 5std.; Angewandte Chemie (Kreislauf der chemischen 



321 


Grundstoffe im Pflanzen- u. Tierkörper, mit besonderer Berück¬ 
sichtigung der Analyse der Bodenarten, Futter- und Düngemittel), 
lstd. • Chem. Praktikum im Laboratorium des chem. Instituts, für 
Anfänger, in Gemeinschaft mit Priyatdozent Dr. M a n i c k e, 9std.; 
Arbeiten f. Fortgeschrittenere täglich, mit Ausnahme des Sonn¬ 
abends (priv.). — Pharmakognost.-warenkundliche Demonstratio¬ 
nen iin der Gehe-Sammlung (Warenkundliches Landesmuseum i. E.) 
an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden, (priv.). — Dr. 
Schmidt, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: Spez. Pathologie u. Therapie, 
4std.; Allgem. Therapie, lstd.; Physik. Diagnostik u. Propädeutik 
innerer Krankheiten, lstd.; Bienenkunde (Anatomie, Biologie und 
Pathologie der Bienen), lstd.; Mediz. Klinik u. Poliklinik f. große 
Haustiere, tägl. 9—11 u. 2—4 Uhr; Arbeiten im klin. Laboratorium 
tägl. (priv.). —- Dr. L u n g w i t z, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: All¬ 
gemeine Pharmakologie u. Arzneiverordnungslehre, 3std.; Allgem. 
Pharmakognosie (gemeinschaftlich mit Privatdozent Dr. Boh- 
ri s c h), lstd.; Kliinik u. Poliklinik f. kleine Haustiere, tägl. 9—11 
u. 2—4 Uhr; Huf- u. Hufbeschlagskunde, 3std.; Prakt. Übungen im 
Hufbeschlag, 4std.; Beurteilung des Beschlages an lebenden Pfer¬ 
den, an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden; Arbeiten im 
klin. Laboratorium u. im Institut f. Hufkunde, tägl. (priv.). — Dr. 
K 1 i m m e r, Ober-Medl-Rat, o. Prof.: Allgem. Seuchetnlehre, 2std.; 
Bakteriologie (Bakterien, Schimmel- und Hefepilze [pflanzliche 
Parasiten], sowie Protozoen), 3std.; Bakteriol. Übungen für An¬ 
fänger, in etwa 14täg. Kursen; Exkursionen u. Demonstrationen 
aus dem Gebiete der Fütterungslehre, Milchkunde u. Gesundheits¬ 
pflege (nach Anschlag); Arbeiten im hygien. Institut u. in der 
Seuchenversuchsanstalt, f. Fortgeschrittenere tägl. (priv.). — Dr. 
J o e s t, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: Allgem. Pathologie u. allgem. 
patholog. Anatomie, 6stdt.; Spez. patholog. Anatomie, 3std.; Kli¬ 
nische Sektionen, an noch zu bestimmenden Tagen; Propädeutische 
Sektionen (in Gemeinschaft mit dem Assistenten Dr. Ziegler), 
2std.; Patholog.-anatom. Demonstrationen, lstd.; Arbeiten im pa¬ 
tholog. Institut (f. Fortgeschrittenere) tägl. (priv.). — Dy. Rich¬ 
ter, Med.-Rat, o. Prof.: Allgem. Tierzucht, 3std.; Geburtshilfe (mit 
Berücksichtigung der Pathologie des Muttertieres), 3std.; Geburts¬ 
hilfliche Übungen am Phantom u. embryotom. Übungen, Ist.; Ge¬ 
burtshilfliche Kliinik, tägl. (nach Material)^ Arbeitenf. Fortgeschrit¬ 
tenere im Institut, tägl. (priv.). — Dr. E d e 1 m a n n, Geh. Med.- 
Rat, o. Hon.-Prof.: Fleifechhygiene, unter teilweiser Vertretung 
durch Dr. Illing, 3std. — Dr. Biedermann, Hofrat, a. o. 
Prof.: Physik (Mechanik, Akustik, Wärmelehre), 3std. — Dr. Nau¬ 
mann, Hofrat, a. o. Prof.: Systemat. Botanik: Phanerogamen, 
3std.; Kryptogamen (Pflanzl. Parasiten, allgem. Teil), lstd.; Ex¬ 
kursionen u. Bestimmungsübungen (nach Anschlag); Botanisch- 
mikroskop. Übungen in noch zu bestimmenden Stunden. - Dr. 
Brandes, a. o. Prof.: Zoologie (wirbellose Tiere mit besonderer 
Berücksichtigung der parasitisch lebenden Formen), 2std.; Zoolog. 
Präparierübungen, einmal wöchentlich, in noch zu bestimmenden 
Stunden. — Dr. W e b e r, a. o. Prof.: Ambulator. Klinik, täglich 
(nach Material); Übungen im Anfertigen von Berichten und Gut¬ 
achten, lstd.; Kursus in der Praxis der Veterinärpolizei, täglich 
(nach Material); Kolloquium über Rinderkrankheiten, an noch zu 
bestimmenden Tagen und Stunden. — Dr. Seeliger, Dozent: 
Pharmazeut. Übungen, in noch zu bestimmenden Stunden, in der 
Apotheke der Hochschule. — D i 11 r i c h, Prof.: Veterinärtechn. 
Zeichnen, l%std. — Dr. Bruck, Geh. Reg.-Rat, Prof.: Englische 



m 

Malerei, lstd. — Dr. W a 1 z e 1, Geh. Hofrat, Prof.: Deutscher 
Hochklassizismus, 3std.; Besprechungen dazu, Vortrag m. Übungen, 
lstd.; Dichtung der Gegenwart: a) Vortrag, lstd., b) Übungen, 
lstd. [Sämtl. Vorlesungen und Übungen der drei letztgenannten 
Herren in der Techn. Hochschule.] — Dr. Steglilch, Reg.-Rat, 
Prof.: Landwirtschaftl. Demonstrationen u. Exkursionen (nach An¬ 
schlag). — Dr. K e 11 i n g, a. o. Prof.: Erste Hilfe bei Unglücks¬ 
fällen, lstd. — Dr. Wandolleck, a. o. Prof.: Fischkunde, mit 
Exkursionen, lstd. — Dr. T r a u t m a n n, a. o. Prof.: Histologie, 
lstd.; Histolog. Übungen (in Gemeinschaft mit Geh. Rat Prof. Dr. 
E 11 e n b e r g e r), s. oben. — Dr. Illing, Dozent: Marktpoliizei- 
liche Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel (nach Anschlag). 
— Dr. Müller, Prof., Privatdozent: Demonstrationen in meinem 
Versuchsstall (nach Übereinkunft). — Dr. Strub eil, Prof., Pri¬ 
vatdozent: Arbeiten über Immunitätsforschung f. Fortgeschritte¬ 
nere, im Laboratorium Pragerstr. 52/11, Stunden nach Besprechung 
(priv. et grat.). — Dr. v. P f 1 u g k, Prof., Privatdozent: Augen¬ 
spiegelkursus, lstd. — Dr. Hecker, Prof., Privatdozent: Um¬ 
risse der Weltgeschichte 1905—1914 (nach Übereinkunft), lstd. — 
Dr. Haupt, Privatdozent: Ausgewählte Kapitel aus der Serologie, 
mit Übungen und Demonstrationen (nach Übereinkunft). — Dr. 
B o h r i s c h, Privatdozent: Allgemeine Pharmakognosie, lstd. — 
Dr. Müller-Lenhartz, Hofrat, Privatdozent: Einführung in 
das Gebiet der Landwirtschaftslehre mit Exkursionen, l%std. — 
Dr,. M a n i c k e, Prilvatdoizent: Die chemischen Prüfungsmethoden 
des deutschen Arzneibuchs in ihrer Anwendung auf die Pharraako- 
chemie (nach Anschlag). 


Vorlesungen und praktische Übungen an der TierarztL Hochschule 
zu Hannover für das Sommerhalbjahr 1921. 

L Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Arnold: Chemische Übungen, 12- 
stündlg in Gemeinschaft mit Oberassistent Dr. Arendt und Assistent 
Tilenlilus. Organische Chemie, 6%stür:dig. — 2. Geh. Reg.-Rat Prof. 
Dr. B oe.t her: Histologie, 2stündig. Osteologie u. Syndesjmologie, 
2stündig. Histolog. Übungen, in Gemeinschaft mit Oberassistent 
N. N., täglich. — 3. Geh. Reg.-Rat. Prof. Dr. Malkmus: Gericht¬ 
liche Tierheilkunde, 3stündi:g. Übungen ilm Anfertigen von schrift¬ 
lichen Gutachten und Berichten, lstündlg. Medizin-propädeutische 
Klinik, 2stündig. Spitalklinik für größere Haustiere (Med. Klinik), 
täglich. — 4. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. F r i c k: Ophthalmoskop. 
Übungen, lstündijgi. Chirurg.-propädeut. Klinik, lstündig. Spital¬ 
klinik f. größere Haustiere (Chir. Klinik), täglich. Operatiionslehre, 
3stündig. Allgemeine Chirurgie, 3stündig. — 5. Prof. Dr. R i e v e 1: 
Allgem. Pathologie u. allgem. patholog. Anatomie, ßstündig. Patho¬ 
logisch-anatomische u. patholog.-histolog. Übungen iin Gemeinschaft 
mit Oberassistent Dr. MedeT, täiglich. Obduktionen u. patholog.- 
anatom. Demonstrationen täglich. — 6. Prof. Dr. Künnemajnn: 
Allgem. Therapie, 2stündig. Toxikologie, 2stündig. Rezeptier- 
kunde, lstündig. Spitalklinik f. kleilne Haustiere, täglich. — 7. Prof. 
Dr. Mießner: Bakteriologie u. Serologie, lstündig. Seuchen¬ 
lehre u. Veterinärpolizei, 4stündig. Bakteriologische, protozoolog. 
hygiilen. Übungen, in Gemeinschaft mit Oberasstistent Lange, täg¬ 
lich. — 8. Prof. Dr. Oppermann: Geburtshilfe, 3stündig. Krank¬ 
heiten der Wiederkäuer, lstündig. Ambulator. Klinik. — 9. Prof. 
Dr. Paechtner: Physiologie, 4stündig. Physiolog. Chemie, 1- 
stündig. Physiolog. Praktikum, für das die Zeit nach Vereinbarung 





323 


noch festgesetzt wiBrd, in Gemeinschaft mit Oberassistent Dipi-Ing. 
Mönkemeyer. — 10. Prof. Dr. Kronacher: Übungen in der Tier¬ 
beurteilung, 2stündig. Aligem. Tierzucht, 2stündiig. Fütterungs¬ 
lehre, 2stündig. Beurteilungslehre, lstündig. — 11. Geh. Studien¬ 
rat Prof. Haeseler: Physik, 2 stündig. — 12. Prof. Dr. Ude: 
Zoologie, Sstündig. — 13. Apotheker Dr. G e r k e: Botanik, östünd. 
Botanische Ausflüge, einmal ! i!n der Woche. Pharmazeut. Übungen, 
tälglich. — 14. Oberarzt Dr. S t ü m p k e: Ausgewählte Kapitel aus 
dem Gebiete der Prostitution. — 15. Direktor Scheibner; Huf¬ 
beschlagkurse nach Vereinbarung.'— 16. Direktor N e u b e r t h: 
Landwirtschaftliche Betriebslehre, 2stündig. Spez. Pflanzenbau, 
1 stündig. — 17. Schlachthofdirektor R e k a t e: Fleischbeschau¬ 
kurse auf dem hiesiiigen Schlachthofe, jeder Kursus von 3wöchiger 
Dauer. 


Personalien. 

Gewählt: Zum Distriktstierarzt in Seeg (B.-A. Füssen) gewählt 
der prakt. Tierarzt Hans Schedel in Lechbruck. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Otto Bub aus 
Augsburg in Sonnefeld (B.-A. Coburg); Dr. Joseph Loibl aus 
München in Lechbruck; Bezirkstierarzt a. D. Georg Reinhardt 
in München. 

Verzogen: Galli von Geisenfeid nach Voll bürg a. D. (B.-A. 
Pfaffenhofen). 

Promotionen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover im 
Jahre 1921: Laboratorium des Fleischbeschauamtes 
Hamburg. Leiter: Obertierarzt Dr. Nieberle. Polizei-Tierarzt 
Friedrich Heyck in Hamburg. Dissertation: „Beiträge zur Histo¬ 
logie und Histogenese der Pyogenesmastitis (chronischen, absze- 
dierenden Euterentzündung) des Rindes“. 


Bttcherschan. 


Tierärztliche Augenheilkunde. Von Heinrich Jakob, Dr. med. vet., 
, Professor am der Tierärztlichen Hochschule zu Utrecht (Hol¬ 
land). Mit 419 zum Teil farbigen Textabbildungen und 8 farbigen 
Tafeln. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, 
S. W. 48, Wilhelmstr. 10. Preis brosch. 62 Mk., geb. 75 Mk. 

Im Gegensatz zu der Menschenmedilzin ist in der Tiermedizin 
die Augenheilkunde immer noch ein Stiefkind geblieben. Das steht 
in keinem Verhältnis zu der Bedeutung, die sie tatsächlich in der 
Praxis besitzt und vor allem in unserer tierärztlichen Wissenschaft 
einnehmen sollte. Im Vorliegenden besitzen wir nun eine auf das 
gesamte Gebiet der Augenheilkunde sich erstreckende Arbeit, die 
zwar in erster Linie jene Augenaffektionen hervorkehrt, mit denen 
man in der Praxis sich am meisten zu beschäftigen hat, die aber 
auf der anderen Seite es in keiner Weitee an wissenschaftlicher 
Tiefe fehlen läßt und auch die seltenen und seltensten Fälle mit 
in das Bereich ihrer Betrachtungen zieht. In letzterer Hinsicht 
darf ich gleich auf das erste Kapitel verweisen, das die Mißbildun¬ 
gen und angeborenen Anomalien des Auges und seiner Adnexe 
ausführlich und unter Beigabe zahlreicher instruktiver Abbildungen 
behandelt, wodurch es über den üblichen Rahmen unserer bereits 
vorhandenen beiden Lehrbücher in deutscher Sprache über Augen¬ 
heilkunde hinausgeht. Die einzelnen Kapitel behandeln erschöp- 





r< gp USRAWY 

V S 




324 


4 


fend zunächst die Erkrankungen der Orbita., der Tränenorgane, 
sowie Lageveränderungen etc. des Bulbus, um sodann auf die 
Schutzorgane (Augenlider und Nickhaut) sehr ausführlich einzu¬ 
gehen. Es folteren weiterhin die einzelnen Organe des Augapfels 
selbst, um schließlich noch Kapitel aus Ophthalmoskopie, Skia- 
skopie und Astigmatismus anzufügen und endlich ip einer Sehluß- 
abhandlung dankenswerte Winke über Konservieren, Färben des 
Bulbus, sowie photographische Aufnahmen zu geben. Bei jedem 
Kapitel werden auch die wichtigsten normal - anatomischen und 
physiologischen Verhältnisse vorausgeschickt und teilweise sogar 
durch Abbildungen erläutert. Manches daraus Sst nicht nur den 
entsprechenden Lehrbüchern entnommen, sondern vom Verfasser 
selbst ergänzend angefügt. Man sieht es dem Buche auf Schritt 
und Tritt an, daß sehr Vieles durchaus auf eigener Erfahrung und 
eigenen Forschungen beruht, was besonders auch von den meisten 
der so zahlreichen (419) Abbildungen gilt. Soweit die vom Ver¬ 
fasser selbst geleitete Klinik das Material nicht stellen konnte, 
jätammt es aus der chirurgischen Pferdeklinik von Prof. Dr. H a r - 
t o g bezw. aus der internen Klinik für große Haustiere von Pro¬ 
fessor Dr. Wester. Und darüber hinaus wurde er unterstützt 
durch das wohlwollende Entgegenkommen des holländischen Mi¬ 
nisteriums für Landwirtschaft. Das gewaltige Material hat Ver¬ 
fasser mit strertgiem Blicke gesichtet und vorzüglich verwertet. 
Das Werk wurde so gegenüber den bereits vorhandenen Lehr¬ 
büchern über Augenheilkunde um Vieles bereichert, so daß es 
fraglos zugleich einen nicht unbedeutenden Fortschritt unserer 
tierärztlichen Wissenschaft darstellt. Manche interessante Fälle 
sind über die Gruppe unserer Haustiere hinaus auch von anderen 
Tieren hergeholt. In der gründlichem Durchforschung des ganzen 
einschlägigen Gebietes und der Bezugnahme auf viele Tiergattungen 
kommt dem Werke geradezu die Bedeuturig einer vergleichenden 
Augenheilkunde zu. Der Verlag hat keine Mühe gescheut, die Aus¬ 
stattung mit Papier, Druck und Abbildungen, darunter prachtvoll 
gelungenen farbigen Tafeln, zu einer erstklassigen zu gestalten. 

Ma. 

Das Kunstgewerbe und die Frau. Das Kunstgewerbe hat in 
unserer Zeit eine große kulturelle Mission zu erfüllen, nicht allein 
der Ausschmückung des Heims soll es dienen, sondern die ganze 
menschliche Wesensgestaltung soll es mit Schönheit durchdringen. 
Daraus entwickelte sich der gewaltige Aufschwung, den das Kunst¬ 
gewerbe in den wenilgen Jahren, in denen es sich von der alten 
Schablone frei'gemacht, genommen hat. Das Bestreben der Frauen¬ 
welt, sich neue Berufe zu erschließen, hat sie natürlich auch in 
den Kreis der Kunstgewerbler geführt und wendet sich das weib¬ 
liche Geschlecht in neuer Zeit mit regem Eifer diesem Berufe zu, 
der neben der Befriedigung der künstlerischen Neigung noch loh¬ 
nenden Erwerb verspricht. Weitere Ausführungen, unterstützt 
durch schöne Bilder, entnehmen Sie der vielgelesenen Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu- 
titschein. Die Bezugsgebühr für die Tschechoslowakei ist Kt 10.50, 
für Deutschösterreich Kö 52,—, für Deutschland M 10.50 für das 
Vierteljahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. 


Die Elektrizität im Haushalt. Unter allen Naturkräften besitzt 
die Elektrizität wohl die vielseitigste Verwendbarkeit im Dienste 
des Menschen. Bewundern wir einerseits ihre große Leistungs- 



325 


fähigkeit im Industriebetrieb und Verkehrswesen, so dürfen wir 
anderseits nicht die wertvolle Kleinarbeit übersehen, die sie im 
Dienste der Hausfrau zu verrichten imstande ist. Über die viel¬ 
seitige Ausnützung und Verwendung der Elektrizität im kleinen 
und großen Hauswesen erzählt ein Artikel mit schönen, anschau¬ 
lichen Bildern in den Folgen 6 und 7 der Wochenschrift für Haus, 
Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Die Bezugs¬ 
gebühr für die Tschechoslowakei ist Kt. 10.50, für Deutsch-Öster¬ 
reich Kö. 52.—, für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 
Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. 

Bekanntmachung. 

In der Stadt Neustadt an der Haardt ist die Stelle des 

Schlachthofdirektors 

neu zu besetzen. Besoldung nach Gruppe X — Vorrückungsmög¬ 
lichkeit nach Gruppe XI — der Besoldungsordnung. Dienst- und 
Pensionsverhältnisse ergeben sich nach der städt. Beamtensatzung. 
Der Schlachthofdirektor soll städt. Bezirkstierarzt werden, Privat¬ 
praxis nur im Stadtbezirke und in der dienstfreien Zeit gestattet. 

Entsprechend qualifizierte Bewerber wollen ihre mit Zeug¬ 
nissen — auch einem amtsärztlichen Gesundheitsatteste — und 
einem Lebenslaufe belegten Gesuche bis spätestens 15. April 1921 
beim unterfertigten Bürgermeisteramte, woselbst noch Näheres zu 
erfahren, einreichen. 

Neustadt a. d. Haardt, den 24. März 1921. 

Das Bürgermeisteramt: 

Dr. Forthuber, 1. Bürgermeister. 



Umrindern oder Verkalben 

führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel. 

„ . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. . . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w.se/1915. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
chemische Fabrik, Aachen 25. 




in Ampullen und Tabletten Jlv 

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Behandlung der 

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Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und 

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bewährt bei Gallen und Überbeinen 
ferner: lose und in abgefertigten Packungen: 


Salunguene vorzügl. wirkend bei 
Schulterlahmheit, Sehnenent¬ 
zündung usw.. 

Ungt. canth. acre, verstärkt mit 
hohem Cantharidingehalt, vor¬ 
züglich wirkend. 


Jodsolvin« JodÖleinreibung, auch 
mit Hydrarg. bijodat. 

Jodsalunguene. 

Restitutionsfluid« mit 01. sinapis. 
besonders verstärkt. 


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327 


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cf. Oberveterimlr a. D. Christian, Tierftrztl. Rundschau 1913 Nr. 1<? 

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Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter 
Kommissionsverlag M. Riegersehe Hniversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2. 







(Irfihar: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochonschritt Ihr TiorhoUknnde u. Tiohincht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 19. April 1921. Nr. 16. 


Inhalt: 

Originalartikel: Ernst. — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Staatsveterinär¬ 
wesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschul¬ 
nachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Ist die Bayerische Notimpfnng gegen die Hanl- und 
Klauenseuche etwas Nenes? 

Von Dr. Wilhelm Ernst. 

Ich stimme den Aufstellungen des Herrn T i t z e in 
dieser Wochenschrift bei, daß die Blut- oder Blutserum¬ 
impfungen mit dem Ziele der Heilung der Maul- u. Klauen¬ 
seuche und der Herabsetzung der zahlreichen Todesfälle in 
dem Seuchenzuge 1919/1920 völlig unabhängig von einander, 
von T i t z e, Drescher, Zink u. A. vorgeschlagen und 
ausgeführt wurden, wie solche Impfungen mit Rekonvales- 
zenteublut, Serum aus solchem Blut und mit hochgetrie¬ 
benem Heilserum nach Hecker oder Löffler auch 
früher seit 1902 schon von zahlreichen Autoren sowohl, um 
gefährdete Tiere zu schützen, wie auch zum Ziele der Hei¬ 
lung erkrankter Tiere bald mit mehr, bald mit weniger Er¬ 
folg durchgeführt und veröffentlicht worden sind. T i t z e 
und ich sind uns einig darin, daß diese Impfverfahren alt 
sind. Von diesen Verfahren ist jedoch meines Erachtens — 
und ich glaube auch darin Titzes Zustimmung zu finden 
— das Schleißheimer Verfahren verschieden. Es ist dieses, 
wie immer wieder betont w’erden will, die zweckdienliche 
Vereinigung der Impfungen mit aktiv und passiv wirkenden 
spezifischen Stoffen, wobei der passive Schutz in der über¬ 
wiegenden Mehrzahl der Fälle nicht ausreicht, um den Ver¬ 
lauf der Impferkrankung völlig oder fast unmerklich zu 
machen, sondern nur sie zu einer relativ milden Erkrankung 
zu ändern. Bei bereits erkrankten Tieren konnte natürlich 
die Ansteckung wegfallen; es blieb bei solchen bei der 
„Heilimpfung“. 

Wie bei anderen kombinierten Impfverfahren scheint 
auch hier ein gewisser Grad der Reaktion (Erkrankung) 







330 


sogar notwendig, um die Tiere tunlich hoch und lange vor 
einer Wiederholung der Erkrankung zu schützen. Eine 
solche Wiederholung war bei der Eigenart der Maul- und 
Klauenseuche und ihrer Immunitätsverhältnisse besonders 
zu befürchten. Wegen der Sonderverhältnisse verbot sich 
auch die Anwendung der kombinierten Methode als Schutz¬ 
impfung in noch gesunden Beständen oder Gegenden, war 
doch die Verbreitung der Seuche aus solchen Impfbeständen 
in bösartiger Weise zu erwarten. 

Die von T i t z e vorgeschlagene Heilimpfung kranker 
Tiere mit Mischungen von Löfflerserum mit Rekonvaleszen- 
ten-Serum oder init Rekonvaleszentenblut oder -blutserum 
allein ist im Prinzip mit der Heilimpfung des Schleißheimer 
Verfahrens gleich, nicht aber mit dem Verfahren selbst. 
Heilimpfungen mit fertig gebildeten spezifischen Immun¬ 
stoffen bilden einen Teil des Schleißheimer Verfahrens, wo¬ 
bei es im Grunde gleichgültig ist, auf welche Art diese Im¬ 
munstoffe gewonnen wurden (Aderlaßschnepper, Aderla߬ 
nadel, Fliete, Entbluten von geeigneten Schlachttieren, 
Blutentnahme von lebenden rekonvaleszenten Tieren), wie 
sie hergestellt sind (Zitratblut, defibriniertes Blut, Blut¬ 
serum, Trockenblut, Trockenserum); ob der Impfstoff 
frisch gewonnen oder geeignet konserviert und wie er ein¬ 
verleibt wird (subkutan, intraperitoneal, intravenös). Das 
Verfahren baut aber auch die Heilimpfung dadurch 
erfolgreich aus, daß es.die erkrankten Tiere nach dem Alter 
der Erkrankung scheidet. Erst diese Unterscheidung macht 
die Heilwirkung der spezifisch antiparasitär wirkenden 
Stoffe offensichtlich. Schon das gedrängte bayerische Merk¬ 
blatt betont die Notwendigkeit dieser Unterscheidung in 
dem Wörtchen „rechtzeitig“ und in der Unterscheidung 
von „bereits fiebernden“ und „nicht fiebernden“ Tieren so¬ 
wie „frisch infizierter“ und „stark und längere Zeit ver¬ 
seuchter“ Bestände. In Referaten über die Ergebnisse des 
Verfahrens habe ich anfangs August bereits aus Versuchen, 
die Dr. Drescher im Aufträge der Anstalt ausführte, 
zahlenmäßige Belege für die Richtigkeit meiner Auffassung 
bringen können. Distriktstierarzt Beck in Bopfingen be¬ 
stätigte, wie Titze hervorhebt, am 27. November 1920 dies 
weiter, wie vorher zahlreiche andere Impftierärzte auch, 
wobei es, wie oben erwähnt, gleichgültig bleiben kann, ob 
er seine Impfstoffe auf diese oder jene Methode herstellte. 
In dem am 23. Juni 1920 unter Nr. IV. 3687 sämtlichen 
Ober amtstier arztstellen zugesandten württembergischen 
Merkblatt, betreffend eine Heilimpfung gegen 



331 


Maul - und Klauenseuche heißt es eingangs: „Die 
Zahl der bislang geimpften Kinder ist noch zu gering, um 
ein abschließendes Urteil über den Wert des Impfverfahrens 
zu erlauben. Immerhin ermutigt das bisherige Ergebnis zur 
Fortsetzung der Versuche, zumal die Impfung durchaus un¬ 
gefährlich ist“. 

In dem württembergischen Merkblatt ist zwar ebenfalls 
auf die Wichtigkeit frühzeitiger Anwendung der Heil¬ 
impfung hingedeutet:" „Am besten wird der Impfstoff den 
Tieren am 1. und 2. Krankheitstage einverleibt, also so 
lange noch keine tödlichen Herzveränderungen eingetreten 
sind“, auch hier ist aber der Begriff 1. und 2. Krankheits¬ 
tag wohl als 1. und 2. Tag der sichtbaren Erkrankung 
verstanden. Das Schleißheimer Verfahren unterscheidet be¬ 
reits im Merkblatt noch nicht erkrankte, schon fiebernde 
und länger erkrankte Tiere. Die Erfolge der Impfungen 
waren zur Zeit der Herausgabe des Merkblattes an der An¬ 
stalt bereits bekannt und das Urteil darüber war abge¬ 
schlossen. Das Verfahren wurde als Notimpfung bezeichnest, 
weil es bei noch gesunden Tieren die Krankheit, wenn auch 
in milder Form, entstehen und ablaufen läßt. Wäre bei der 
raschen Anpassungsfähigkeit des Virus nicht die Gefahr 
der Übertragung in noch gesunde Bestände gegeben, so 
wäre ein brauchbares Schutzimpfungsverfahren gefunden 
gewesen. So wie die Verhältnisse bei Maul- und Klauen¬ 
seuche liegen, mußte es eine Notimpfung im Sinne des § 23 
des Reichsviehseuchengesetzes bleiben. 

Nach diesen Begründungen ist es verständlich, daß der 
„Staatsanzeiger für Württemberg“ vom 11. Februar 1921 
Nr. 34 mit der von „unterrichteter Seite“ eingesandten Mit¬ 
teilung eine unrichtige Auffassung vertritt, wenn er die 
„Heilimpfung“ des württembergischen Merkblattes als „Not¬ 
impfung“ bezeichnet. Die Behauptung, daß es sich bei der 
von Prof. Dr. Schern im Aufträge des preußischen Land¬ 
wirtschaftsministeriums in Husum durchgeführten Bekämp¬ 
fung der Maul- und Klauenseuche um die Anwendung eines 
in Württemberg bereits ausgiebig erprobten Verfahrens 
handle, kann mißdeutet werden, da die weiteren Fort¬ 
führungen den Anschein erwecken, als sei das Impfver¬ 
fahren, das Schern an wandte, mit der Heilimpfung nach 
dem württembergischen Merkblatt vom 23. Juni 1920 gleich. 

Schern war vor seinen Husumer Versuchen zum Stu¬ 
dium des Schleißheimer Verfahrens und seiner Zweckdien¬ 
lichkeit vom preußischen Landwirtschaftsministerium nach 
Schleißheim abgeordnet. 



332 


Wenn die Mitteilung des württembergischen Staatsanzei¬ 
gers davon spricht, daß das in Württemberg bereits ausgiebig 
erprobte Verfahren in der Einspritzung von Blut oder Blut¬ 
serum durchseuchter Rinder unter die Haut erkrankter oder 
noch gesund erscheinender, aber mit Maul- u. Klauenseuche 
angesteckter Tiere besteht und daß die Anregung zur Not¬ 
impfung von T i t z e ausgegangen sei, so erweckt dies 
ferner den durch nichts stützbaren Anschein, als ob die 
.Impfkombination, die Bayern mit Ministerialentschließung 
vom 25. Juni 1920 Nr. 401 a 160 mit dem Merkblatt als 
Beilage empfiehlt, in Württemberg bereits vor Bekannt¬ 
werden des Schleißheimer Verfahrens angeregt und von 
dessen Seuchenkommissar und von T i t z e versuchsweise 
angewandt worden wäre. Das ist nicht der Fall, weil eben 
die H e i 1 impfung erkrankter Tiere nicht gleich ist mit 
der Notimpfung nach dem „Schleißheimer Verfahren“. 

Ist nun dieses Verfahren etwas Neues? Ich habe diese 
Frage in Nr. 48 dieser Wochenschrift auf Seite 841 ff. des 
vorigen Jahrganges mit Ja beantwortet. Bei weiterer Durch¬ 
sicht der Literatur stellt sich nun heraus, daß DelBono 
1901/02 bei Versuchen mit Rekonvaleszentenblut und -serum 
und mit „Heilserum“ (künstlich hochimmunisierter Tiere? 
Ref.) kranke und gesunde Tiere eines Bestandes geimpft 
und die gesunden Tiere gleichzeitig mit dem vor¬ 
handenen bösartigen Virus angesteckt hat. In 
einen Zuchtstall war eine an Maul- und Klauenseuche er¬ 
krankte Kuh gekommen. Diese sowie die übrigen 38 wurden 
'mit Serum geimpft und dann die 38 durch Übertragung des 
Speichels der kranken Kuh infiziert. Von den 38 erkrankten 
nur 11 ganz leicht. Demnach hat DelBono bereits etwa 
18—19 Jahre vor Einführung des „Schleißheimer Verfah¬ 
rens“ einen dem Verfahren im Prinzip völlig gleichwertigen 
Versuch mit bestem Erfolg durchgeführt. Er wies auch auf 
die Notwendigkeit frühzeitiger Anwendung des „Heil¬ 
serums“ hin. 

Diese Arbeit von DelBono war mir bis vor Kurzem 
nicht bekannt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß 
das Schleißheimer Verfahren in Del Bonos Versuch einen 
Vorläufer hatte, den dieser allerdings nicht zu einem Not¬ 
impfungsverfahren ausbaute. 

Trotz dieser Feststellung werden meines Erachtens die 
Verdienste der an der Entwicklung und dem Aufbau eines 
wirksamen und praktisch anwendbaren Verfahrens zur Mil¬ 
derung des Seuchenverlaufes, wie es die Schleißheimer Not¬ 
impfung darstellt, Beteiligten kaum 1 geringer. 



333 


Die Erfolge des Schleißheimer Verfahrens in Bayern 
gehen aus folgenden Zahlen hervor: Die Verluste in Bayern 
an notgeschlaehteten und gefallenen Tieren machen etwa 
1,8 Prozent des Gesamtrinderbestandes im Lande und etwa 
7 Prozent der in befallenen Stallungen befindlichen Rinder 
aus. Sie trennen sich in 1,3 Prozent Gesamtverluste der 
Impflinge und soweit heute schon die Zahl der erkrankten 
und hochgefährdeten Rinder befallener Stallungen geschätzt 
werden kann, etwa 10 Prozent Verluste, also achtmal so 
viel bei den ungeimpften Tieren. Geimpft wurden über 
350 000 Rinder, ungeimpft blieben etwa 650 000 Nach dieser 
Aufstellung dürften, soweit sich bis jetzt überschauen läßt, 
mindestens 30 000 Rinder allein in Bayern durch das 
„Schleißheimer Verfahren“ gerettet worden sein, ganz ab¬ 
gesehen von der höheren Leistung an Arbeit, Futterverwer¬ 
tung und Milch bei den relativ leicht erkrankten Impflingen 
gegenüber der Leistung der nicht not- oder heilgeimpften 
Tiere. _ 

Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul- 

lUld KlaUenSeilChe. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat "W. Pschorr, München. 

Kreutzer glaubte trotz der leicht eintretenden Chinin- 
Nebenwirkungen Arsen und Chinin gleichzeitig zur Anwendung 
zu bringen. Bei seinen ersten Versuchen injizierte er auf der einen 
Halsfläche Natr. arsanilicum - Lösung, auf der anderen Chinin- 
Lösung. Die Versuche, beide Substanzen in einer Lösung zu ver¬ 
einigen, mißlangen, da sich em starker Niederschlag bildete. Der 
Chemischen Fabrik Aubing gelang es, das p-aminophenylarstiinsaure 
Chinin herzustellen, das 33 % Chinin und 67 % Aminophenylarsin- 
säure enthält und den Namen 

Chinarsanil 

erhielt. Das Chinarsanil wird relativ langsam aus dem Tierkörper 
ausgeschieden, wodurch eiln lange dauerndes Kreisen des Mittels 
im Blute und damit ein anhaltender „Anstoß zur Abstoßung von 
Immunkörpern ins Blut“ im Sinne E h r 1 i c h s und S h i g a s ge¬ 
währleistet sein soll *). Kreutzer hat nun Chinarsanil sub¬ 
kutan und zwar sowohl den offensichtlich erkrankten als auch den 
anscheinend noch gesunden Tiileren des jeweiligen Seuchenstalles 
injiziert. Die Dosis betrug 3—5,0 für erwachsene Tiere, 2,0 für 
Jungrinder und 1.0 für Kälber; nach 3—4 Tagen wurde die Ein¬ 
spritzung in gleicher Dosis wiederholt. Die Injektionen verliefen 
reaktionslos; ab und zu entstanden bedeutungslose umschriebene 
Anschwellungen. Kreutzer kam zu folgendem therapeutischen 
Ergebnis; 

.„Chinarsanil hat bei ungefähr 20 % der im Seuchenstall befind¬ 
lichen Impftiere dem Ausbruch der Seuche verhindert, bei ungefähr 


Kreutzer a. a. O. 



76 % eine rasche, milde Durchseuchung bewirkt, welche in nahezu 
unvermiifodertem Fortbestehen der Futteraufnahme, der Milchsekre¬ 
tion und Verhütung von besonderem Gewichtsverlust, Übergreifen 
auf die Klauen und üblen Nachkrankheiten zum Ausdruck kam und 
nur in ungefähr 5 % aller Fälle versagte. Chinarsanil hat sich also 
als vorzügliches Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche erwiesen.“ 

Das bayerische Staatsmiiinisterium des Innern nahm im De¬ 
zember 1911 Veranlassung Versuche mit Chinarsanil in großem 
Umfange vornehmen zu lassen. Das Ergebnis .der amtlichen Ver¬ 
suche war nach den Ministerialakten folgendes: 

Über Versuche mit Chinarsanil berichteten insgesamt 37 Tier¬ 
ärzte. Von 6 liegen keine zahlenmäßigen Nachweise vor. Die üb¬ 
rigen 31 Tierärzte haben 1222 Tiere mit Chinarsanil behandelt. 

Hinsichtlich der Schutzwirkung wird berichtet: 

Schutzwlrkung. Wirklichen Schutzerfolg haben nur die 
Bezirkstierärzte Madel- Bogen, Braun- Kronach und R i e - 
dinger-Weißenburg konstatieren können. Madel konnte bei 3, 
Braun bei 1 Tiere den Ausbruch der Seuche verhüten. Rie¬ 
din g e r hebt besonders hervor, daß von den schutzgeimpften 
Rindern zwar alle bis auf 6 erkrankt sind, daß aber gerade diese 
Tiere es gewesen seien, die aller Wahrscheinlichkeit nach in der 
letzten Zeit nicht durchgeseucht hätten. Huber- Pfaffenhofen 
beobachtete nach der Impfung eine lange Inkubationsdauer (10 bis 
24 Tage). 

Jeden Wert sprechen dem Chinarsanil Guttmayr - Deggen¬ 
dorf, Streitberg - Amberg-Land, H a a g - W örtli a. D. und 
Regn-Volkach ab. Ersterer weist auf den Mißerfolg im Kreis- 
Gute Mainkofen hin, die übrigen Berichterstatter konnten in keinem 
Falle Schutzwirkung erziiielen. Auch Schmitt- Kulmbach ver¬ 
zeichnet einen reinen Mißerfolg. 

Fraglich ist der Erfolg in 3 Fällen geblieben. Nach Birn¬ 
baum- Bamberg II sind in Großmannsdorf zwar 34 schutzgeimpfte 
Rinder gesund geblieben, doch müsse bezweifelt werden, ob es 
«ich um einen Erfolg der Behandlung handle; dile Seuche blieb 
überhaupt auf zwei Gehöfte beschränkt und alle übrigen schutz¬ 
geimpften Tiere seien erkrankt. Hellmuth -Nürnberg und 
H a u s 1 e r - Schwabach sind im Zweifel, ob nicht die ja gesund 
gebliebene eine Kuh nicht schon durchgeseucht habe, da alle 
anderen schutzgeimpften Tiere von der Seuche befallen wurden 
und umgekehrt nicht schutzgeiimpfte Tiere auch gesund geblieben 
sind. 

Allgemeine Beeinflussung des Seuchenverlaufes. Günstige Re¬ 
sultate melden Made 1-Bogen, Streitberg-Amberg, Braun- 
Kronach, Riedinger -Weißenburg, Freyberger - Zusmars- 
hausen, Geuder -Weilheim, Heiserer - Greifenberg u.Pöhl- 
m a n n - Fürstenzell. 'Madel schreibt, daß die schwer erkrankt 
gewesenen Tiere rasch die Freßlust wieder gewannen und daß 
nach zweil Tagen das Zittern aufhörte. Streitberg hat gefun¬ 
den, daß die Impfung rasche und anhaltende Besserung bedingte, 
während ein unbehandeltes Tier verendete. Es handelte sich bei 
den Tieren um sehr schwere Erkrankungen, und insbesondere auch 
in einem Falle um ein Gehöft in dem vor Einleitung einer Behand¬ 
lung schon mehrere Tiere gefallen waren. Eingeschränkt wird die 
Mitteilung Streitbergs dadurch, daß auch eine schwerkranke, inner¬ 
lich nur mit Spirit, dilut. behandelte Kuh sich gleichfalls rasch und 
dauernd erholte. Braun- Kronach schreibt dem Chinarsanil zu. 



m 




daß es, rechtzeitig angewandt, den Seuchenausbruch zu coüpieren 
vermag, die kranken Tiere sehr rasch wieder zu Freßlust bringt 
und den Ernährungszustand der Patienten auf voller Höhe hält. 
Riedinger-Weißenburg gibt an, daß mit einer Ausnahme die 
Tiere rasch wieder fraßen und daß nach kurzer Zeit das „Patschen“ 
aufhörte. Im Anfang der Seuche geimpfte 3 Kühe verloren den 
Appetit überhaupt nicht. 

Keinerlei Erfolg haben Haag, Birnbaum, Vogg, Ritzer, 
Schmitt - Kulmbach, Hellmuth, Hausier, Regn und 
Bayer gesehen. Für Guttmayr gilt das bereits unter der 
Rubrik „Schutzwirkung“ Gesagte. Vogg hebt sogar hervor, daß 
die „nichtgeimpften“ Tiere rascher genasen als die „geimpften“, 
und auch den Appetit im Gegensatz zu diesen nicht verloren. 
Ritzer konstatierte eine Verschlimmerung des Zustandes im An¬ 
schlüsse an die Impfung: Herzschwäche und Ödeme, und meint, es 
sei deshalb Vorsicht nötig. 

Daß Chinarsaniiil nicht mehr und nicht weniger Erfolg habe als 
die anderen Methoden, betont d’A 11 e u x. 

Beeinflussung der Klauenleiden. Während Madel gefunden 
hat, daß auf die Chinarsanilbehandlung hin sich das Wechseln der 
Füße rasch verlor und Klauenaffektionen ausblieben, konstatierten 
Vogg und Bayer, daß ein diesbezüglicher Erfolg ausgeblieben 
ilst. Letzterer hebt hervor, daß 6 Kühe wegen schwerer Panaritien 
operiert werden mußten. 

Beeinflussung der Milchleistung. Auf die Milchleistung der 

Kühe hat Chinarsanil nach den Berichten von 6 Tierärzten günstig 
eingewirkt. Braun, Hellmuth und Riedinger sagen, daß 
die Milchleistung kaum gelitten hat bezw. günstig beeinflußt wor¬ 
den ist. Hausier fand die Milchmenge nach 12 Tagen, d’Al- 
1 e u x schon nach 12 Stunden auf der gewohnten Höhe, während 
nach Madel der Milchertrag am 1. Tage nach der Injektion stieg, 
am 3. Tage die Norm erreichte und in den folgenden Tagen diese 
sogar übertraf. 

Erscheinungen an der Injektionsstelle. Während nach Madel 
mißliche Erscheinungen nicht zur Beobachtung gekommen sind, 
d’A lleux, Birnbaum, Hellmuth, Riedinger umfang¬ 
reiche bis suppentellergroße, schmerzhafte Anschwellungen kon¬ 
statierten, die allerdings ohne weitere Folgen blieben und durch 
sofortige Anwendung von Massage nach der Impfung etwas zurück¬ 
gehalten werden konnten, Haag nur heftige Schmerzen ohne 
Schwellungen feststellte, sagt Braun, daß die heftigen Schmerzen 
das Verfahren schwiilerig gestalten, betonen Hausier und Regn, 
daß die Schwellungen fast 4—5 Wochen lang anhielten; letzterer 
erklärt das Verfahren für ganz ungeeignet, weil die subkutane 
Einverleibung das Gewebe schädigt und weil bei Schweinen das 
mit Chinarsanil infiltrierte Gewebe mortifiziert. Nach Schmiiitt- 
Kulmbach traten faustgroße Schwellungen noch nach 6 Tagen auf, 
heilten aber ohne Abszedierung langsam ab. 


Die Zusammenfassung ergibt Folgendes: 

Ein voll abschließendes Urteil auf Grund der Berichte zu 
fällen, ist nicht tunlich, weill die Seuche zum Teile allgemein mild 
und gutartig verlaufen ist, so daß die nötige Kontrolle für Beur¬ 
teilung der wirklichen Schutz- und Heilkraft fehlte. 

Was die Anwendung des Chinarsanils betrifft, ,so geht düe Er¬ 
fahrung der meisten Beobachter dahin, daß dtile auftretenden 
Schmerzen bei der Injektion diese schwierig .ausführen lassen uhd 



LIBRARY 

N. Y. S. 


I 



336 


daß die meist auftretenden, ziemlich umfangreichen und bis zu 
5 Wochen anhaltenden Schwellungen sehr üble Zutaten darstellen. 
Die Heil- und Schutzkraft wird sehr vorsichtig beurteilt werden 
müssen; einzelnen an sich bemerkenswerten Erfolgen stehen völlig 
gegenteilige Erfahrungen und zum mindesten zweifelhafte Chin- 
arsanilwirkungen gegenüber. Anzuerkennen dürfte höchstens nur 
ein günstiger Einfluß auf dlle Milchleistung sein. Im allgemeinen 
kommt dem Chinarsanll weder eine Schutz- noch Heilwirkung zu. 

(Fortsetzung folgtj. 


Referate. 

CUrnrgifl ud Geburtshilfe. 

Dr. Schermer - Hannover: Die Behandlung der 
Sterilität der Rinder. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 
1920, Nr. 22, S. 2-19.) 

An der Hand einer Versuchsreihe von 100 Fällen der Sterilität 
beim Rinde berichtet Sch. über seine therapeutischen Erfahrungen. 
Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung ist die genaue 
Kenntnis der Untersuchungsmethode, die darauf beruht, den nor¬ 
malen Uterus vom pathologisch veränderten, den nicht trächtigen 
vom graviden in den verschiedenen Stadien klinisch zu unter¬ 
scheiden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Sterilitätsfrage 
erhellt aus der Tatsache, daß etwa 10 Prozent aller geschlachteten 
Kühe als trächtig befunden werden und daß in allen größeren Be¬ 
ständen Kühe monatelang für trächtig gehalten werden, ohne es 
zu sein und keinen Nutzen bringen. 

Da die Diagnose der Trächtigkeit mittelst der 
Palpation des Hinterleibes, aus der Vergrößerung des Euters, dem 
Einfallen der Beckenbänder und dem Ausbleiben der Bhinst un¬ 
zuverlässig ist, auch das Dialysierverfahren nach Abderhalden 
Fehlresultate hat, muß zu der einzig untrügerischen Me¬ 
thode der Untersuchung von Rektum und der 
Vagina aus gegriffen werden. Bezüglich der Technik empfiehlt 
Sch. vor der rektalen Exploration die Vagina und den Zervix ab¬ 
zutasten. etwa vorhandenes Sekret zu entfernen und zu unter¬ 
suchen, der durch diese Manipulation reflektorisch kontrahierte 
Uterus ist dann bei der folgenden rektalen Untersuchung leichter 
zu finden. Je nach dem sich bietenden klinischen Befunde trennt 
Sch. 4 Stadien der Feststellung: 1. St.: Der nicht gravide oder 
VA Monate trächtige Uterus ist ohne besonders wahrnehmbare 
Anschwellung in normaler Lage in der Beckenhöhle zu finden. 
2. St.: von 1^—4 Monate: Nach sechswöchentlicher Trächtigkeit 
ist ein Uterushorn, gewöhnlich das rechte, bis Armdicke vergrößert 
und enthält einen etwa hühnereigroßen, fluktuierenden Körper. 
Schwierig ist die Trächtigkeit von einer Pyometra zu differenzieren, 
meist ist bei letzterer der Muttermund offen und entleert Eiter, 
doch fehlen diese Unterscheidungsmerkmale zuweilen und es bleibt 
nur übrig, ein Monat später, wenn die Uterusvergrößerung unzwei¬ 
deutiger und die Kotyledonen fühlbarer geworden sind, die Ent¬ 
scheidung zu fällen. Im 4. Monat ist der Fetus in der Größe einer 
kleinen Katze fühlbar. So lange sind auch die Ovarien für den 
Arm erreichbar, so daß durch Abdrücken des Corpus luteum ein 
etwaiger künstlicher Abortus möglich ist. 3. St.: 5.—8. Monat: Im 
5. Monat sinkt der Uterus in die Bauchhöhle und ist nur mehr für 
den tief eingeführten Arm greifbar, man fühlt Kotyledonen, Fetus 
und fetale Bewegung. 4. St.: 9. Monat: Der groß gewordene Fetus 



% " * 


337 


ist wieder in der Beckenhöhle der Palpation zugängig. Bei der 
rektalen Untersuchung ist demnach mit absoluter Sicher¬ 
heit festzu stellen, daß die Kuh nicht oder nicht 
länger als 2 Monate trächtig ist. Mit hoher 
Wahrscheinlichkeit läßt sich die erste Hälfte 
'derTrächtigkeit, mit absoluter Sicherheit die 
zweite Hälfte der Trächtigkeit diagnosti¬ 
zieren. 

Die Sterilität manifestiert sich im Umrindern 
nach‘dem Decken oder dem Ausbleiben des Rinderns nach dem 
Kalben, Ausfluß aus dem Genitale, Vergrößerung der Vulva und 
Einfall der Beckenbänder bestehen nur selten. Aufschluß über die 
Ursache der Unfruchtbarkeit gibt der Befund an den Sexualorganen 
bei der Untersuchung, deren technische Beherrschung die aller¬ 
erste Bedingung ist. Veränderungen an den Ovarien in Form von 
persistierenden Corpus luteum oder von Zysten erfordern die ma¬ 
nuelle Beseitigung, welche Sch. genau beschreibt. Der Autor hält 
eine Verblutung im Anschlüsse an diese regelrecht ausgeführte 
Operation für unmöglich. Das Bestehen einer chronischen Metritis, 
die sich durch schleimig-eiteriges Sekret im Muttermund zu er¬ 
kennen gibt, rührt in den meisten Fällen von vorhergegangenon 
Fäulnisprozessen an den Secundinis her und verlangt die restlose 
Entfernung aller die Uterinschleimhaut beschädigender Noxen 
durch Spülungen, zu denen physiologische und Sprozentige Koch¬ 
salzlösung, sowie schwache essigsaure Tonerde-Lösung empfohlen 
wird. Polypöse Wucherungen am Zervix bedürfen keiner beson¬ 
deren Behandlung, sie sind die Folge der Metritis und verschwin¬ 
den mit ihr. Zur Beurteilung der Ergebnisse veröffentlichte Sch. 
seine statistischen Aufzeichnungen vom Jahr 1919: Von 96 behan¬ 
delten Tieren sind 60 wieder tragend geworden (62,5 %), davon 
hatten 56 an eiterigen Katarrhen des Uterus gelitten. 36 (64 3 %) 
wurden wieder fruchtbar, beii 40 Tieren war eine Metritis nicht 
festzustellen, von diesen sind 24 (60 0 %) tragend geworden. Von 
den 60 geheilten Tieren wurden 41 einmal, 15 zweimal, 4 dreimal 
behandelt. Die Trächtigkeit trat durchschnittlich 2 Monate nach 
der Behandlung ein. Der Grund, warum viele Kollegen trotz der 
nachgewiesenen Erfolge sich der Sterilitätsbehandlung nicht zu¬ 
wenden oder sie wieder aufgeben, liegt nach Sch. in unglücklichen 
Zufällen und Mißerfolgen, die jedoch bei Berücksichtigung der 
anatomischen Verhältnisse und achtsamer Vornahme der opera¬ 
tiven Eingriffe zu vermeiden sind. Schließlich streift der. Autor 
die Beziehungen zwischen seuchenhaftem Abortus und Umrindern, 
wobei er sich als Anhänger der Lehre bekennt, nach der die Steri¬ 
lität in Abortusbeständen aus einer Retentio secundinarum resul¬ 
tiert. Ausgerüstet mit der Kenntnis der Untersuchungsmethode 
wird dem Kollegen bei der Behandlung der Sterilität der Erfolg 
nicht ausbleiben. Me. 


Staatsveterinärwesen. 

Anzeigepflicht für die Gehirn- und Rückenmarksentzündung 
bei Pferden ln Württemberg. 

Auf Grund des § 10 Abs. II des Viehseuchengesetzes vom 
26. Juni 1909 (RGBl. S. 519) hat das Reichsministerium des Innern 
mit Wirkung vom 25. März 1921 (RGBl. S. 343) bestimmt, daß für 
den Freistaat Württemberg für die Gehirn- und Rückenmärks¬ 
entzündung — Borna’sche Krankheit — (Köpfkrankheit der Pferde) 



338 


die Anzeigepflicht iüm Sinne des § 9 des Gesetzes mit der Maßgabe 
eingeführt wird, daß die Bestimmnng des Zeitpunktes des Inkraft¬ 
tretens durch das württembergische Staatsministerium erfolgt. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen, 

Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte. 

Den deutschen tierärztlichen Bildungsstätten hat der R.-V. 
eine Eingabe unterbreitet, die den Ausbau der tierärztlichen Hoch¬ 
schulen und Fakultäten durch Errichtung ordentlicher Professuren 
für Fleisch- und Milchhygiene und Schlachthofwesen betrifft. 

Der R.-V. hält diesen Ausbau des tierärztlichen Bildungs¬ 
wesens für außerordentlich dringend und notwendig und glaubt 
sich in dieser Frage zum Sprachrohr des gesamten tierärztlichen 
Standes machen zu dürfen, da die Privattierärzte mit über 80 %, 
die staatlich beamteten Tierärzte mit 90 % und die tierärztlichen 
Gemeindebeamten mit 100 % ausschließlich oder hauptberuflich 
auf dem Gebiete der Fleischbeschau beschäftigt sind. Über die 
Bedeutung der Milchhygiene für den gesamten Stand und für unser 
Volk bedarf es besonderer Ausführungen nicht. 

Die Stärke des titerärztlichen Standes in wirtschaftlicher Hin¬ 
sicht wird ungemein beeinflußt von der Leistungsfähigkeit der Tier¬ 
ärzte als sachverständige Organe auf dem Gebiet der Fleisch- und 
Milchhygieme und des Schlachthofwesens. Das Können kann aber 
nur dann zur vollen Auswirkung kommen, wenn die Ausbildung 
die bestmöglichste ist. 

Daß die tierärztliche Ausbildung nach dieser Hinsicht ver¬ 
besserungsbedürftig ist, ergibt sich aus dem allgemeinen Ver¬ 
langen nach der Weiterentwicklung der tierärztlichen Bildungs¬ 
stätten in der hier in Frage stehenden Weise. Ohne fortschritt¬ 
liche Entwicklung unserer Bildungsstätten gehen wir dem Still¬ 
stand oder der Entfremdung der Berufsgruppen entgegen. 

Die Tierärzte aber sollen insgesamt in ihren Bildungsstätten 
die Alma mater.'die uns zusammenhaltende und uns mit Wissen¬ 
schaft nährende Mutter sehen, weil Wissen, Können und vereüntes 
Können Macht schafft. 

Mögen die Hochschulen und Fakultäten wetteifernd zeigen, 
daß sie der geistige Hort sind, der unserem Stand als geistigen 
Arbeitern die geistige Nahrung zu geben weiß, die der Stand für 
seine gedeihliche Weiterentwicklung dringend benötigt. 

Mögen die deutschen Hochschulen zeigen, daß sie unentwegt 
und unerschütterlich an die Zukunft des tierärztlichen Berufs und 
damit auch an dite unseres Vaterlandes glauben, mögen sie auch 
an ihrem Teil dazu beitragen, daß die deutsche Wissenschaft dem 
alten Wort Geltung verschaffe und erhalte: Deutschland über alles 
in der Welt! 

Darmstadt, den 9. Januar 1921. 

Dr. G a r t h. 


Reichsverband der deutschen Staatstierärzte. *) 

Am 24. Januar 1921 fand die dritte ordentliche Mitgliederver¬ 
sammlung des Reichsverbandes der deutschen Staatstierärzte im 
Tierzuchtinstiltut der Tierärztlichen Hochschule in Hannover statt. 
An der Versammlung nahmen Vertreter aller Landesvereinigungen 
mit Ausnahme der Freistaaten Anhalt, Hamburg, Lübeck u. Bremen 
teil. — 


*) Wegen Raummangels leider verspätet. 


(Die Schriftl.) 



339 


Im Namen der Tierärztlichen Hochschule begrüßte Professor 
Dr. Kronacher die Teilnehmer in herzlicher Weise und über¬ 
brachte die Einladung zum Besuche der Hochschule. Der I. Vor¬ 
sitzende des Reichsverbandes, Bezirkstierarzt Groll- Traunstein 
dankte dem derzeitigen Rektor S. M. Dr. R i e v e 1 und dem ge¬ 
samten Professorenkollegium für das liebenswürdige Entgegen¬ 
kommen. 

An Herrn Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann -Berlin 
wurde folgendes Telegramm nach einstimmigem Beschlüsse ge¬ 
richtet : 

„Die in Hannover versammelten Mitglieder des Reichsver¬ 
bandes der deutschen Staatstierärzte übermitteln Ihnen auf¬ 
richtigste Wünsche Ihrer baldigen Genesung. Gleichzeitig 
spricht Ihnen der Reichsverband sein uneingeschränktes Ver¬ 
trauen aus' und verurteilt aufs schärfste die unqualifizierbaren 
Angriffe, die von gewisser Seite in der verflossenen Zeit gegen 
Ihre Person unternommen wurden.“ 

Nach Beschluß der Mitgliederversammlung werde® in Zukunft 
die Einladungen für die Versammlungen des Reichsverbandes in 
der Berliner, in der Deutschen und in der Münchener Tierärztlichen 
Wochenschrift bekannt gegeben; in diesen Zeitschriften wird auch 
die Veröffentlichung «der Berichte und Mitteilungen des Reichs¬ 
verbandes erfolgen. 

Dem vom I. Vorsitzenden erstatteten Tätigkeitsbericht war in 
der Hauptsache folgendes zu entnehmen: 

Dem Reichsverband gehören nunmehr alle Landesvereinigungen 
der deutschen Staatstierärzte mit Ausnahme der Hansastädte Bre¬ 
men und Lübeck an. Außerdem ist der deutsche Veterinäroffiziers¬ 
bund mit 200 Mitgliedern und die ehemalige Reichs Vereinigung der 
deutschen tierärztlichen Tterzuchtbeamten angeschlossen. Der Ver¬ 
band zählt rund 1200 Mitglieder. 

Die Satzungen wurden durch den Ausschuß auch in redaktio¬ 
neller Beziehung festgesetzt und sind nunmehr endgültig ge¬ 
nehmigt. 

Zur Reichsbesoldungsordnung und soweit erforderlich, auch zu 
den landesgesetzlichen Bestimmungen über die Besoldung der 
Staatstierärzte nahm der Reichsverband in seiner Mitgliederver¬ 
sammlung und Ausschußsitzung Stellung; die gefaßten Beschlüsse 
wurden mit eingehender Begründung an die zuständigen Stellen 
und Ämter geleitet. 

An die Regierung und den Landtag des Freistaates Oldenburg, 
dessen amtliche Tierärzte heute noch durch Vertrag mit einem 
geringen Funktionsbezug angestellt sind, wurde eine Eingabe ge¬ 
richtet, welche die Gleichstellung mit den preußischen Kreistier¬ 
ärzten bezweckte. 

Auch die Bestrebungen des deutschen Veterinäroffiziersbundes 
zugunsten der Remontedepot-Veterinäre wurden durch Vorstel¬ 
lungen bei den zuständigen Stellen unterstützt. 

Die Frage der Titel und Amtsbezeichnungen wurde im Aus¬ 
schuß eingehend beraten. 

In Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in 
den einzelnen Ländern des Deutschem Reiches wurde die Frage 
der Vollbesoldung den Landesorganisationen zur Entscheidung 
überlassen. 

Der von einigen Mitgliedern gestellte Antrag, dem Bund 
höherer Beamter als Mitglied beizutreten, wurde zunächst informa¬ 
torisch behandelt. 



340 


Die Wahlen zum Deutschen Veterinärrat wurden durch den 
Reichsverband eingeleitet und die einzelnen Landesvereinigungen 
als Wahlkörper bestimmt, soweit die Zahl der Mitglieder zu einer 
Zwanzigschaft ausreichte. 

Über die Mitwirkung der Tierärzte auf dem Gebiete der Tier¬ 
zucht und Pferdezucht und der Vorbildung der Tierzuchtbeamten 
wurden Leitsätze aufgestellt und allen Reichs- und Landesmini¬ 
sterien übermittelt. 

Auch die Form des Unterrichts der Tierheilkunde wurde in der 
Mitgliederversammlung behandelt und die Landesorganisationen 
aufgefordert, zu dieser Sache sich gutachtlich zu äußern. 

Wegen Vertretung der Tierärzteschaft im Reichswirtschaftsrat 
wurde eine Eingabe an das zuständige Reichsministerium gerichtet, 
leider waren die Bestrebungen in dieser Hinsicht bis jetzt erfolglos. 

Die Kasse schließt mit einem Aktivrest von 8406 Mk. 15 Pfg. 
ab; da noch größere Aufrechnungen ausstehen, wird diese Summe 
größtenteils aufgebraucht werden. 

Zu den Äußerungen in der Fachpresse: „Abbau der Kreistier¬ 
ärzte und Vollbesoldung“ wurde nach eingehender Besprechung 
zusammenfassend festgestellt: 

„Ein Abbau der Kreistierärzte im Sinne W i 11 e, Dr. Mayer 
und anderer ist nicht möglich; die Einheitlichkeit der seuchenge- 
setzli'chen Bestimmungen erfordert auch die Einheitlichkeit der 
praktischen Durchführung, die nur durch ein vollverantwortliches 
Veterinärbeamtentum gesichert ist. 

Der Abbau würde dem Staate kein Ersparnis bringen, denn 
die Freiberufstierärzte, welche veterinärpolizeiliche Funktionen 
ausführen, müßten in Rücksicht darauf, daß sie keinen Gehalt be¬ 
ziehen, mindestens die Gebühren in der Höhe der privattierärzt- 
li'chen Taxe erhalten. 

Daß die Privattierärzte dauernd für die dem Staat geleisteten 
Dienste geringere Gebühren beanspruchen, ist ausgeschlossen. 

Wenn bei der Frage der Vollbesoldung von den Freiberufs¬ 
tierärzten geltend gemacht wird, daß nur vollbesoldete Amtstier¬ 
ärzte in ihren Amtshandlungen unbeeinflußt sind, wie soll sich 
dieser Standpunkt mit der Forderung, daß die Amtsgeschäfte auf¬ 
geteilt und auch die Freiberufstierärzte amtlich tätig sein sollen, 
vereinbaren lassen? 

Da über die Frage: „Vollbesoldung oder Abbau“ die Anschau¬ 
ungen in den Kreisen der Freiberufstierärzte selbst sehr ausein¬ 
andergehen, wird der innere Friede weder durch die eine poch 
durch die andere Maßnahme gesichert. Überdies wird in keinem 
Falle die Konkurremz in der Privatpraxis ausgeschaltet, denn die 
auf Wartegeld gesetzten Amtstierärzte werden Gelegenheit haben, 
ihre Praxis noch zu erweitern. 

Bei Behandlung der Frage muß auch berücksichtigt werden, 
daß viele Amtstierärzte seinerzeit ihre gute Praxis aufgaben und 
eine gering dotierte amtliche Stelle übernommen haben, in der 
sicheren Voraussetzung, daß sie mit Nebeneinnahmen aus der 
Praxis auch weiter rechnen können. 

Diese Nebeneinnahmen sind heute, auch bei den höheren Ge¬ 
haltssätzen, für viele Amtstierärzte unentbehrlich; es kann jetzt 
um so weniger Verzicht geleistet werden, als noch nicht feststeht, 
ob der Staat in der Lage sein wird, diese Gehaltssätze mit Neben¬ 
bezügen dauernd zu ‘leisten. 

Selbstverständlich darf der Amtstierarzt die Privatpraxis nicht 
als Hauptsache und den amtlichen Dienst als unangenehme Bei- 




341 


gäbe auffassen; gegen eine solche Auffassung muß Stellung ge¬ 
nommen werden. 

* Bei der schlechten Finanzlage des Staates kann die allgemeine 
Durchführung der Vollbesoldung nicht iin Frage kommen.“ 

Zur Frage des Beitritts des Reichsverbandes zum Bund höherer 
Beamter wurde folgender Beschluß gefaßt: 

„Die Mitgliederversammlung erklärt sich grundsätzlich bereit, 
dem Bund höherer Beamter beizutreten. 

Die Mitgliederbeiträge in der Gesamthöhe von 1000 Mk. werden 
vom Reichsverband übernommen; die einmalige Aufnahmegebühr 
von 3 Mk. für das Mitglied ist von den Landesvereinigungen zu 
tragen. Wegen Zahlung dieser Gebühr ist bis längstens 
15. März von den Landesvereinigungen Beschluß zu fassen und 
an den I. Vorsitzenden, Bezirkstierarzt G r o 11 - Traunstein, Mit¬ 
teilung zu geben. 

Voraussetzung zum Beitritt des Reichsverbandes zum Bund 
höherer Beamter ist, daß die direkte oder indirekte Zugehörigkeit 
einiger Landesvereinigungen zum Deutschen Beamtenbund ein 
, Hindernis nicht bietet.“ 

Wegen Vertretung der deutschen Tierärzteschaft im Reichs¬ 
wirtschaftsrat sollen neuerliche Vorstellungen an das zuständige 
Reichsministerium gerichtet werden. 

Als Ort für die Tagung des Deutschen Veterimärrates soll beim 
geschäftsführenden Ausschuß Eisenach in Vorschlag gebracht 
werden. 

Zur Vertretung der Interessen des Reichsverbandes in der 
Presse wurde ein Ausschuß, bestehend aus den Herren Bezirks¬ 
tierarzt G r o 11 -Traunstein, Regierungs- und Veterinärrat Rust- 
Breslau und Geheimrat Dr. Oehmke - Braumschweig, gewählt. 

Die künftige Stellungnahme des Reichsverbandes un,d der 
Landesvereitnigungen zu den Standesorganisationen der Freiberufs¬ 
tierärzte und Gemeindetierärzte wurde nach einem Referat des 
Herrn Regierungs- und Veterinärrates Rust eingehend beraten 
und besehlußmäßig festgelegt. 

Die Mitgliederversammlung nahm einen äußerst harmonischen 
Verlauf und bekundete allgemeine Übereinstimmung in allen ak¬ 
tuellen Standesfragen. Nach Erledigung der Tagesordnung dankte 
Regierungsrat Rust dem I. Vorsitzenden für die geschickte Lei¬ 
tung der Versammlung und für seine aufopfernde Tätigkeit. 


Verschiedenes. 

Inlekttons* and Invaslonskrankheiten. 

Hat die Tuberkulose in Deutschland weiter zugenommen? 

Diese Frage beantwortet das Mitglied des Reichsgesundheits¬ 
amtes Prof. Dr. Möllers nach der ..Deutschen Mediz. Wochen¬ 
schrift“ (1921, Nr. 1) wie folgt: Die Tuberkulösesterblichkeit hat 
seit der zweiten Hälfte des Jahres 1919 in Deutschland langsam 
wieder abgenommen. Eine Abnahme der Tuberkuloseerkrankungen 
steht zu erwarten mit der Besserung der Ernährungs- und Woh- 
nüngisverhältnisse und durch einen weiteren Ausbau der Lungen¬ 
fürsorgebewegung, wie ihn das neue Reichstuberkulosegesetz be¬ 
absichtigt. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene.) 




342 


rftaatsvetortiXrknde, Aisludsdleast and VtrsieherugswssH. 

Treiben von Wanderschafherden. 

Die Winterweiden in der Rheingegend, in der Vorderpfalz und 
zum Teil auch in Württemberg, auf denen sich die Wanderschaf¬ 
herden befunden haben, enden jetzt. Die Schafe werden deshalb 
zum Zwecke des Aufsuchens von Weideflächen wieder in das rechts¬ 
rheinische Bayern zurückkehrein. Da immer noch die Gefahr der 
Verbreiitunlg der Maul- und Slauenseuche durch Wanderschafherden 
besteht, ist es angezeigt, die Wanderschäfer auf die einschlägigen 
Vorschriften eingehendst hinzuweisen. Grundsätzlich ist es nicht¬ 
verboten, daß die Schafherden ihre neuen Weideplätze auf dem 
Land w ege aulsuchen. Es ist aber erforderlich, daß tlie Wanderschäfer 
vor Beginn des Treibens die Genehmigung der Bezirkspolizeibehörde 
einholen, in deren Bezirk das Treiben beginnt. Außerdem ist not¬ 
wendig, daß auch die Genehmigung derjenigen Bezirkspolizeibe- 
börden eingeholt wird, durch deren Be/.irk die Herden getrieben 
werden sollen. Bei der Einholung der Genehmigungen ist von dem 
Führer tot Beginn de s Treibens die Kopfzahl der Herde 
und der Triebweg anzugeben. Diese Genehmigungen erlöschen mit 
der Beendigung des Treibens. Die Regierungen von Oberbayern, 
von Niederbayern, der Pfalz, der Oberpfalz, von Unterfranken und 
von Schwaben haben eine Bestimmung erlassen, daß die Wand e r- 
schafherden alle 10 Tage am stierärztlich zu 
untersuchen sind. Der amtstierärztliche Befund ist in das 
vorgeschriebene Kontfollbuch einzutragen. Dieses Kontrollbuch, in 
das auch die Genehmigungen der einzelnen Bezirkspolizeibehörden 
eingetragen werden, haben die Wanderschäfer stets bei sich zu 
führen und auf Verlangen dem Polizeibeamten und Bezirkstierarzte 
zur Einsicht vorzulegen. Die Beendigung des Treibens hat der 
Führer der Herde binnen 3 Tagen der Bezirkspolizeibehörde des 
/ Bezirkes anzuzeiigen, in dem das Treiben beendigt wird. Das 
Treiben der Wanderschafherden kann auf bestimmte Wege oder 
Triebflächen beschränkt werden. 

Etwaige Gesuche um Genehmigunig von Ausnahmen sind bei 
den einschlägigen Regierungen, Kammern des Innern, einzubringem. 
Es liegt im Interesse der Viehhalter selbst, daß sie diese Bestiün- 
mungen einhalten, weil sie hierdurch nicht nur ihre Schafherden 
seihst vor Ansteckung schützen, sondern auch die Verbreitung der 
Maul- und Klauenseuche in weite Gegenden hintanhalten. 

Die Nichtbeachtung der vorstehend kurz angeführten Vor¬ 
schriften zieht Strafe nach sich. 


Stand der Tierseuchen. 

Deutsch-Österreich. Woche vom 23. Febr. bis 2. März 1921: 
Maul - und Klauenseuche: 57 Bezirke mit 293 Gemeinden 
und 2207 Gehöften; Rotz: 1 Gemeinde; Räude: 65 Bezirke 
mit 150 Gemeinden und 230 Gehöften; Tollwut: 5 Bezirke mit 
7 Gemeinden und 8 Gehöften. 

Schweiz. Woche vom 14.—20. März: Maul-und Klau e n - 
seuche: 14 Kantone mit 38 Bezirken mit 52 Gemeinden und 85 
Gehöften; Rauschbrand: 1 Kanton mit 1 Bezirk mit 1 Ge¬ 
meinde; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf 
und Schweineseuche): 9 Kantone mit 14 Bezirken mit 17 Gemein¬ 
det! und 24 Gehöften; Milzbra'nd: 5 Kantone mit 5 Bezirken 
mit 5 Gemeinden. 




Stand der Maul- und Klauenseuche In Bayern vom 1. mit 15. März 1921. 


343 


Notgeschladitete Tiere 

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28. Febr. 

15. Febr. 

31. Jan. 

15. Jan. 

31. Dez. 

18. Dez. 

4. Dez. 


') Vom 16. mit 28. Februar 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 





344 


Hochschulnachrichten. 

Zum Andenken an den verstorbenen Physiologen Nathan 
Z u n t z, den treuen Tierarztfreund, ist an seinem Geburtshaus in 
Bonn eine Gedächtnistafel angebracht worden. Die Professoren 
P. Krause und M. Ve r w o r n haben bei der Feier Ansprachen 
gehalten. / 


Systematische Übersicht der Vorlesungen und Übungen im Sommer¬ 
semester 1921 an der Tierärztlichen Hochschule Wien. 

Zoologie und Parasitenkunde: ord. Univ.-Prof. Dr. Pint- 
ne r, — Botanik mit besonderer Berücksichtigung der Futter-, 
Medizinal- und Giftpflanzen: Dozent Prof. Dr. Vierhappe r. — 
Exkursionen in der Botanik: Dozent Prof. Dr. Vierhappe r. — 
Exkursionen :än der Landwirtschaftslehre: Dozent Prof. Dr. Ka'- 
serer.— Exkursionen in der Anwartschaft: Dozent Dr.Stampfl. 
Milchhygiene und Lebensmittelkunde: Dozent Dr. Zaribnicky; 
Chemie für Veterinärmedlziner: Hofrat, ord. Prof. Dr. Panzer. 
Chemische Übungen: Hofrat, ord. Prof. Dr. Panzer. — Demon¬ 
strationen zu den chemischen Übungen: Hofrat, ord. Prof. Dr. 
Panzer. — Pharmakologie: ord. Prof. Dr. Günther. — Phar¬ 
mazeutische Übungen: ord. Prof. Dr. G ü n t h’e r. — Praktische 
Rezeptierkunde: ord. Prof. Dr. Günther. — Physikal. Übungen: 
außerord. Umiv.-Prof. Dr. Heß. — Systematische Anatomie der 
Haustiere: ord. Prof. Dr. Skoda. — Ausgewählte Kapitel aus 
der Parasitologie: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Histologie 
und Embryologie: außerord. Prof. Dr. F i e b’i ger. — Histolog. 
Übungen: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Erläuterungen zu 
den histolog. Übungen: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Phy¬ 
siologie : ord. Prof. Dr. Schwarz. — Physiolog. Übungen: ord. 
Prof. Dr. Schwarz. — Allgem. Pathologie u. patholog. Anatomie: 
ord. Prof. Dr. Hartl. — Patholog.-anatom. Sektionsübungen: ord. 
Prof. Dr. Hartl. — Gerichtl. Tierheilkunde u. Übungen: ord. Prof. 
Dr. Hartl. — Klin. Propädeutik samt Übungen in der Kranken- 
untersuchuing: ord. Prof. Dr. W i r t h. — Interne Medizin: ord. 
Prof. Dr. Wirth. — Übungen in der rektalen Untersuchung: 
ord. Prof. Dr. Wirth. — Bakteriologie u. Tierhygiene: ord. Prof. 
Dr. Schnürer. — Blenenwirtschaft u. Bienenpathologie: Dozent 
Muck. — Exkursionen in der Bienenkunde: Dozent Muck. — 
Biologie und Pathologie der Fische: außerord. Prof. Dr. Fie¬ 
biger. — Rujatrik: ord. Prof. Dr. R e i .s i n g e r. — Bujatrische 
Klinik: ord. Prof. Dr. Reisinger. — Ambulator. Klinik: ord. 
Prof. Dr. Reisinger. — Chirurgie, Chirurg. Klinik, Augenheil¬ 
kunde : ord. Prof. Dr. Schmidt — Operationsübungen u. prak¬ 
tische Verbandlehre: ord. Prof. Dr. Schmidt. — Geburtshilfe: 
ord. Prof. Dr. Keller. — Geburtshilfliche Klinik: ord. Prof. Dr. 
Keller. — Tierzucht: ord. Prof. Dr. Keller. — Übungen in 
der Beurteilung der Haustiere: ord. Prof. Dr. Keller. — Ex¬ 
kursionen zur Unterweisung In der Tierzucht: ord. Prof. Dr. Kel¬ 
ler. — Huf- und Klauenkunde: Dozent Dr. Habache r. — De¬ 
monstrationen in Huf- und Klauenkunde: Dozent Dr. Habache r. 
— Beschirrungs- und Sattelungslehre, Pflege und Wartung: Lektor 
Dr. Benc sch.— Fleischhygieniische Demonstrationen u.Übungen: 
außerord. Prof. Dr. Postolk a. — Geschichte der Tierheilkunde: 
außerord. Prof. Dr. Postolk a. — Zootomisches Praktikum: Do¬ 
zent Dr. Böhm. — Kurs über Hundedressur: Dr. Hauck. — 



345 


Kur» über Geflügelzucht: Konsulent Wiening er. — Exponie¬ 
rung in d-ile tierärztliche Praxis: Untor Leitung des Rek¬ 
torates. 


Personalien. 

Bezirkstierärztlicher Dienst im Stadtbezirke München: ln den 

dauernden Ruhestand versetzt Bezirkstierarzt, Ober veterinärrat 
Andreas Schneider. Mit den Dienstesaufgaben des städtischen 
Bezirkstierarztes bis auf weiteres Obertierarzt, Yeterinärrat- Dr. 
Theodor Blaiin und in dessen Vertretung Veterinärrat Dr. Fritz 
Schuh betraut. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Tierarzt Georg Klöble 
aus Wertesheim (Wttbg.) in Boxberg. 

Verzogen: Die Tierärzte Dr. Adolf Bechinger von Radolfzell 
nach Villingen, Dr. Kilian Honold von Homberg nach Radolfzell. 

Benachbartes Ausland. 

Deutsch-Österreich : Steiermark. Die Staatsveterinärinspek¬ 
toren Georg Gaß, Max Graf, Eduard Rezac, Ernst Böhme und 
Emil Bräunlich wurden zu Staatsveterinäroberinspektoren, die 
Staatsobertierärzte Johann Hiemetz, Dr. Karl Berchart und 
Ludwig Härtnagel zu Staatsveterinärinspektoren und der Staats¬ 
tierarzt Dr. Franz Bla im schein zum Staatsobertierarzt ernannt. 
Nieder-Österreich: Die Landesregierung für Niederösterreich- 
Land, selbständiger Wirkungsbereich, hat Herrn Tierarzt Dr. Ernst 
Braun zum niederösterr. Distriktstierarzt ernannt und dem nieder¬ 
österr. Landesinspektorat für Veterinärangelegenheiten zur Dienst¬ 
leistung zugewiesen, ferner die Herren Tierärzte Anton Sch ei bl 
und Karl Blüml zu niederösterr. Distriktstierärzten, ersteren für 
Geras, letzteren für Dobersberg (provisorisch) ernannt. 

Ernannt: Heinrich Kickinger zum Veterinärassistenten bei 
der Kärntner Landesregierung, Rafael Koller zum Assistenten an 
der Tierärztlichen Hochschule in Wien ernannt. 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Gerichtlichen Tierheilkunde. Von Eugen Frohnen 
Dr. med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. Regierungsrat und ord. 
Professor, Direktor der medizinisch-forensischen Kl'inik der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Berlin. Fünfte, neubearbeitete Auflage. 
Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard Schötz, Wil¬ 
helmstraße 10. — Preis geb. 52 Mk. 

Die vorliegende Auflage stellt in sehr vielen Kapiteln eine 
Neubearbeitung dar. Da seit dem Kriege 2 Hauptmängel, die vor¬ 
her eine forensische Bedeutung kaum hatten, eine gewisse Wich¬ 
tigkeit auch in gewährschaftlicher Hinsicht erlangt haben, nämlich 
Rotz und Lungenseuche, sind dieselben nun einer eingehenden und 
erschöpfenden Bearbeitung gewürdigt worden. Bei dem Haupt¬ 
mangel „Koppen“ vertritt das Buch die durch Habersang aus 
der Fröhnerschen Klinik publizierte Ansicht, daß auch Luftschnap¬ 
pen mit Luftabschlucken ohne Kopperton als Hauptmangel anzu¬ 
sehen sei. Letzteres wird kurzweg als „Luftschnappen“ bezeichnet. 
Die neue Definition des Koppens als Sammelbegriff ist wohl der 
Beachtung wert. Bei der Beurteilung des Koppens wird wie in 
früheren Auflagen angegeben, daß das Koppen zwar in der Eigen- 


346 


schaft als Hauptmangel einen erheblichen Fehler darstelle, dies 
entspreche aber den tatsächlichen Verhältnissen nicht, da das 
Koppen in den meisten Fällen keine Krankheitserscheinungen im 
Gefolge habe. Es dürfte hier aber nicht außeracht gelassen wer¬ 
den, daß die Untugend als solche (Unruhe, Kraftver¬ 
schwendung, Futterverschleuderung) und wohl auch die sogenannte 
Ansteckung an sich schon recht erheblich in die Wagschale fällt. 

Beim Abschnitte „Zusage der Trächtigkeit“ könnte vielleicht 
bei den Momenten, die für die forensische Diagnose vor allem ent¬ 
scheidend sind, die rektale Untersuchung als unstreitig Wichtigstes 
vorangestellt werden, da die Praxis am sichersten und schnellsten 
diesen Weg einschlägt. 

Bei dem Kapitel „Haftpflicht“ ist ganz neu diejenige bei der 
Räudegasbehandlung, die des Geburtshelfers, ferner die der Serum¬ 
gesellschaften und endlich die der Vernagelung beim Schuldbe¬ 
kenntnis des Schmiedes. Die betreffenden Bearbeitungen sind sehr 
dankenswert. Auch sonst sind verschiedene Einfügungen und Er¬ 
weiterungen gemacht, so beim Kapitel über Abdeckereiprivilegien 
u. a. m., so daß das Buch auch gegenüber der vierten Auflage eine 
entschiedene Mehrung bedeutet. Als Ganzes genommen haben wir 
eine durch Übersichtlichkeit, prägnante Kürze und erschöpfende 
Darstellung gleichbedeutende gerichtliche Tierheilkunde vor uns, 
die vom Studierendein, wie von dem Manne in der Praxis als 
sicherer Ratgeber angesehen werden darf. Ma. 


Die goldenen Regeln der Milchwirtschaft. Die natürliche Be¬ 
stimmung der Milch besteht darin, den Nachkommen der Menschen 
und Säugetiere eime volle Ernährung zu ermöglichen, so lange, bis 
die zarten Lebewesen andere Stoffe aufnehmen und verdauen 
können. Alle Nährstoffe, welche den Körper bilden, wie Eiweiß. 
Fett, Salze und Wasser, finden sich in der Vollmilch in richtiger 
Mischung und leichtester Verdaulichkeit vereinigt. Erwachsene 
Menschen und Tiere sind nicht mehr unbedingt auf die Vollmilch 
angewiesen, jedoch ist es unter gewissen Umständen und bei leich¬ 
ter Beschaffungsmöglichkeit immerhin vorteilhaft, der Milch und 
ihren Erzeugnissen einen entsprechenden Anteil an der täglichen 
Kost einzuräumen. Dieser Artikel beginnt in Folge 5 der Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu- 
titschein. Die Bezugsgebühr für die Tschecho-Slowakei ist Kt 10.50, 
Deutschösterreich Kö 52.—, für Deutschland M 10.50 für das Viertel¬ 
jahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Vlohznoht) 

Unter Mitwirkung van bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


7?. Jahrg. München, den 26. April 1921. Nr. 17. 


Inhalt: 

Originalartikel: Kitt. (Forts, folgt.) — Emst. — Pschorr. (Forts, folgt in 
nächster Nummer.) — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. 
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und 
Klanensenchebekämpinng durch Impfungen.*) 

Von Professor Dr. Kitt. 

Wenn. Einer läßt den Andern gelten. 
So gibt es nichts zum Schelten. 
Wird aber Einer totgeschwiegen, 
Pflegt er den Andern zu bekriegen. 

In Nr. 48 (1920) dieser Wochenschrift hat Kollege Dr. 
Ernst die Frage behandelt, ob die in Bayern zurzeit ge¬ 
übte Notimpfung etwas Neues sei, und hat einige Priori¬ 
täts-Erörterungen daran geknüpft. Tatsache ist, daß der 
Vorschlag, beim Ausbruch der Seuche die Tiere des Be¬ 
standes mit Blut oder Blutserum oder Milch durchseuchter 
bezw. immuner Tiere zu impfen, schon vor zwei Dezennien 
gemacht und ausgeführt wurde und im Zusammenhänge da¬ 
mit über Beobachtungen milderen Durchseuchens schon 
Veröffentlichungen Vorlagen. 

Insoweit bei der jetzigen als „bayerische Not¬ 
impfung“ bezeichneten Methode, auf welche Dr. Ernst, 
Bezirkstierarzt Zink und in der Schweiz die Tier¬ 
ärzte H. Ludwig und Dr. Baumgartner in 
gegenseitig unabhängiger Weise gekommen sind, die 
seuchekranken bezw. schon angesteckten Tiere gleichfalls 
nur mit Blutserum oder Blut wiedergenesener Tiere ge¬ 
impft werden, ist ein Unterschied gegenüber dem alten 
Vorschlag und Versuch nicht auffindbar. 

Insoferne die nicht fiebernden, also noch nicht kranken 
Tiere zugleich mit Geifer bezw. Blasenlymphe geimpft wer¬ 
den, bezweckt man deren Ansteckung; die alsdann gleich¬ 
zeitig gemachte Blut- bezw. Serumeinspritzung kann den 


*0 Eingereicht am 25. März 1921. Die Schriftleiiftnng. 



354 


Krankheitsausbruch in der Regel nicht verhindern, deshalb 
läuft auch diese Modifikation auf dasselbe hinaus, nämlich 
auf die Milderung des Krankheitsverlaufs durch die Serum¬ 
wirkung. Hier liegt ein Unterschied und eine Verbesserung 
des Verfahrens darin, daß man früher die Ansteckung dem 
Zufall überließ und von dem Zusammensein der Tiere als 
selbstverständlich erwartete, während man jetzt diese Un¬ 
gewißheit ausschaltet und durch eine möglichst frühzeitige 
Serumimpfung dem malignen Verlauf zuvorzukommen 
sucht. 

Ich hatte in Nr. 43 dieser Wochenschrift mir er¬ 
laubt, die alte Veröffentlichung meines bezüglichen Vor¬ 
schlags wieder in Erinnerung zu bringen, ohne damit Priori¬ 
tätsansprüche zu erheben, vielmehr mit dem Hinweise auf 
die ebenfalls im Jahre 1892 und 1893 kundgegebenen glei¬ 
chen Ideen und Versuche von Imminger, David und 
Zernecke, sowie noch anderer späterer, aber auch schon 
mehr als ein Jahrzehnt zurückliegender ähnlicher Publi¬ 
kationen. 

Die Versuche von Koenig und Tröster, welche in 
dieselbe Zeit fielen, waren mir nicht bekannt und konnten 
mir damals um so weniger bekannt sein, da sie erst im 
Märzheft der „Zeitschrift für Veterinärkunde“ (1893) an 
unauffälliger Stelle in kurzer Notiz angegeben wurden, 
während mein Artikel schon im Dezember 1892 im Drucke 
war. Die Bemühung, sie voranzustellen und die Bedeutung 
meines Vorschlages abzumindern, weil ich damals über 
eigene diesbezügliche Versuche noch nichts veröffentlichte, 
hat wenig Halt, da auch Koenig und Tröster nichts 
über den Gang der Versuche veröffentlicht zu haben schei¬ 
nen, denn die März-Notiz besagt nur in 5 Zeilen, daß an¬ 
fangs November 1892 auf einem Rittergute Versuche mit 
Blutimpfung und Milch vorgenommen wurden und „da die 
Ergebnisse noch nicht einwandfrei sind, so werden die Ver¬ 
suche fortgesetzt und es soll, soferne sich praktisch verwert¬ 
bare Resultate ergeben, später über dieselben berichtet wer¬ 
den“. Das klingt nicht viel anders, als die in der Dezember- 
Nummer der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ (1892) ver¬ 
merkte Tatsache, daß ich bereits solche Versuche mit Blut¬ 
serum und Milch eingeleitet habe. 

Um die gleiche Zeit (1. Dezember 1892, Nr. 49 der „Ber¬ 
liner Tierärztl. Wochenschrift“) hat Behla gesagt, „daß 
daran zu denken sei, ob nicht auch dem Blutserum eben, 
durchseuchter Tiere eine immunisierende Kraft innewohne“. 
Versuche hat Behla nur mit Blut von Hühnern an- 




355 


gestellt, von denen er glaubte annehmen zu müssen, daß sie 
die Aphthenseuche durchgemacht hätten. Die Versuche 
hatten nur unsicheren Erfolg und wenig Wahrscheinlich¬ 
keit für bessere, da Hühner, soviel bis jetzt bekannt war 
(Schindelka und eigene Versuche) gegen Maul- und 
Klauenseuche unempfänglich sind. Neuzeitlich ist jedoch 
die Empfänglichkeit der Hühner für die Infektion durch 
Dr. Hobmaier bewahrheitet worden. 

Die Sache liegt also einfach so, daß zu gleicher Zeit von 
mehreren Seiten der gleiche Gedanke ausgesprochen wurde, 
wie ja auch bei der Notimpfung von heutzutage mehrere 
Autoren unabhängig von einander auf die alte Idee ge¬ 
kommen sind. 1 (Fortsetzung folgt). 

Znr Frage der Schutzimpfung bei Hanl- und 
Klauenseuche. 

Vorläufige Mitteilung über Arbeiten an« der Veterinärpollzeilichon Anstalt 

von Direktor Dr. med. vet. W. Ernst. 

Die von dem Tierarzte Hecker zuerst experimentell 
erwiesene Möglichkeit der Übertragung der Maul- u.Klauen¬ 
seuche auf übliche Laboratoriums-Versuchstiere (Hunde, 
Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hatten, Hühner) 
wurde für das Meerschweinchen mit Pässagevirus vom 
Schwein durch Waldmann und Pape bestätigt. 

Experimentalarbeiten an der Veterinärpolizeilichen An¬ 
stalt von Ernst und Drescher haben ergeben, daß die 
Übertragung auf Katzen, Meerschweinchen und Igel un¬ 
schwer gelingt. Zur Übertragung gelangte stets primäres 
Material vom Rinde. Maßgebend für das Gelingen der Über¬ 
tragung auf die genannten Versuchstiere ist die Virulenz 
des Ausgangsmaterials. Dieses muß von ganz frischen, 
akutenVeränderungen eines sehr bösartigen Falles stammen. 
Die letzten Untersuchungen wurden mit dem Inhalte einer 
dem ganzen Kronsaum im Klauenspalt entlang verlaufenden 
Aphthe, die teilweise noch hämorrhagisches Stadium der 
Entwicklung aufwies, eingeleitet. 

Die Übertragung gelingt mit verschiedenen Impfmetho¬ 
den. Es scheinen aber gewisse Unterschiede in der Sicher¬ 
heit des Angehens je nach der Art der Impfung gegeben. 

Die Kleintiere, bei denen die Impfung zur sichtbaren 
Erkrankung führt, erkranken unter Allgemeinerscheinungen 
und mitunter sehr schwer. Wie beim Rinde und den übrigen 
hochempfänglichen Tieren sind die jungen und jüngsten 
Tiere schwerer als die alten durch die Krankheit gefährdet. 



Das Virus paßt sich der VersuchstieraTt außerordentlich 
rusch an und erreicht nach wenigen Passagen bereits in der 
3. und 4. Generation eine solche Virulenz, daß nunmehr 
nicht nur sämtliche Impflinge erkranken, sondern auch die 
jungen Impflinge (Katzen, Meerschweinchen) an der bös¬ 
artigen Maul- und Klauenseuche sterben. 

Der Organbefund an der Seuche gestorbener Meer¬ 
schweinchen ist ein ähnlicher wie der beim Rinde: Maul- 
seuche an bestimmten.Stellen des Gaumens und der Zunge, 
Veränderungen an der Sohle und im Nagelbett, Großgalle 
und häufig streifige Degeneration der Herzmuskulatur. 

Die pathologischen Veränderungen in Magen und Darm 
sind weniger auffällig. Es ist.noch unbestimmt, ob sie nicht 
Inanrtionsveränderungen darstellen. 

Spontanübertragungen von geimpften Meerschweinchen 
zu zugesetzten Kontrollmeerschweinchen haben wir bislang 
nicht beobachtet, ebensowenig Übertragungen von erkrank¬ 
ten Müttern auf gesunde Säuglinge oder von erkrankten 
Säuglingen auf die gesunden Mütter. Fütterungsversuche 
mit mäßigen Virusmengen sind bisher beim Meerschwein¬ 
chen verneinend ausgefallen. 

Bei erkrankten Meerschweinchen werden außer den be¬ 
schriebenen Veränderungen fast stets starker Maulausfluß, 
häufig Nasenansfluß, selten Konjunktivitis und Hornhaut¬ 
trübung, sehr selten Blasenlähmung oder Gehirnreizungs¬ 
erscheinungen beobachtet. 

Bei jungen Katzen entstehen starke Hinfälligkeit, Durch¬ 
fall, sehr starke serös-eiterige Konjunktivitis mit Hornhaut¬ 
trübung, Nasenausfluß, selten mit Aphthen an der Nase, Er¬ 
scheinungen wie bei Staupe, aber ohne Pneumonie. 

Einmaliges Überstehen der Krankheit schafft bei Meer¬ 
schweinchen wie beim Rinde und beim Schweine keine hohe 
Immunität. Erst einmalige schwerere oder zwei- oder mehr¬ 
malige Impferkrankungen schaffen gegen spätere künstliche 
Ansteckung wirksamen Schutz. Die erworbene Immunität 
ist individuell verschieden und nur von relativ kurzer Dauer. 

Durch passive Immunisierung mit bestimmten Mengen 
von Rekonvaleszentenserum oder von Löfflerserum kann die 
Erkrankung der Meerschweinchen mit Sicherheit verhütet 
werden. Hochvirulentes Meerschweinchenvirus tind Säug¬ 
linge von Meerschweinchen eignen sich daher zur Aus¬ 
wertung spezifischer Sera und Arzneimittel. Trotzdem das 
Virus sich bis zur 18. Generation dem Meerschweinchen an¬ 
passen konnte, ist es imstande geblieben, an Rindern und 
Schweinen Allgemeinerkrankungen hervorzurufen, die sich 



spontan auf andere Schweine und Rinder übertrugen. Die 
Anpassungsfähigkeit des Virus ist also trotz langer Passage 
erhalten geblieben. Wenn auch die Stoßkraft des Passage¬ 
virus bei der Rückübertragung scheinbar etwas verringert 
war, ist aus dem Straßenvirus doch kein Virus fixe ent¬ 
standen. Wird die labile Anpassungsfähigkeit durch Wechsel¬ 
passage erhöht, so steigt in gewissem Sinne die allgemeine 
Virulenz. Diese starke und rasche Anpassungsfähigkeit er¬ 
klärt einerseits das rasche Ansteigen der Virulenz des miti¬ 
gierten Ansteckungsstoffes in hochempfänglichen Tieren, die 
mit aktiven Impfstoffen (Hecker a und ß und Löfflers 
Seraphthin) geimpft waren, andrerseits aber auch das rasche 
Bösartigwerden anfänglich oder für die Seuchendauer fast 
allgemein gutartiger Seuchenzüge in einzelnen Stallungen 
oder Gemeinden oder größeren Örtlichkeiten. Die rasche 
Anpassungsfähigkeit des Virus sichert aber auch ein end¬ 
liches Gutartigwerden und Erlöschen bösartiger Seuchen-* 
züge örtlicher und größter Ausbreitung. Hit der absoluten 
Erhöhung der Empfänglichkeit in den Tierbeständen geht 
nach Passage in diesen die absolute Virulenz sprunghaft in 
die Höhe, um wieder rasch zu sinken, wenn das Virus in Be¬ 
stände eindringt, die weniger empfänglich sind. Für die 
höhere und geringere Empfänglichkeit spielt neben der er¬ 
worbenen und angeborenen Immunität auch das Alter und 
Unterschiede in der Haltung eine bestimmende Rolle. In 
diesem Sinne erhöht auch die Passage durch Jungtiere die 
Virulenz und, da die Schwere der Erkrankung im Einzel¬ 
tiere von der relativen Virulenz oder umgekehrt der rela¬ 
tiven Empfänglichkeit ebenso wie die Schwere eines 
Seuchenzuges von der Durchschnittsvirulenz des Seuchen¬ 
giftes und der Durchschnittsempfänglichkeit der Tierbe¬ 
stände abhängig ist, so ist die Tendenz der Seuchenzüge 
zur Bösartigkeit nicht nur von den erworbenen Immuni¬ 
täten der gefährdeten Tierbestände, sondern auch von deren 
Durchschnittsalter abhängig. Mit der Verjüngung der Vieh¬ 
bestände steigt, abgesehen von den mitbestimmenden Ein¬ 
flüssen früherer Seuchenzüge, die Tendenz der Maul- und 
Klauenseuche zur Bösartigkeit. Die außerordentliche Labi¬ 
lität der Virulenz des Erregers und seine Anpassungsfähig¬ 
keit lassen in Verbindung mit der Feststellung, daß auf eine 
milde Erkrankung nur eine geringwertige Immunität von 
kurzer Dauer folgt, die Ansicht Heckers begründet er¬ 
scheinen, daß es kaum gelingen wird, zur Bekämpfung der 
Maul- und Klauenseuche ein praktisch allgemein durchführ¬ 
bares, ungefährliches aktives Impfverfahren auszuarbeiten. 



358 


Die Impf verfahren bei Maul- und Klauenseuche werden 
voraussichtliefr Notimpfungsverfahren bleiben und sich 
zweckmäßig eng an das von Del Bono zuerst 
bei Maul- und Klauenseuche angewandte Verfahren 
der Impfung mit größeren Mengen von spezifisch wirk¬ 
samem Serum (oder Blut) und gleichzeitiger Ansteckung 
mit dem im Stalle vorhandenen Virus anlehnen, welche Ver¬ 
fahren dem Prinzip des Schleißheimer Impf Verfahrens als 
grundlegende Vorläufer entsprechen. 

Werden Schweine mit fertig gebildeten Immunstoffen 
passiv immunisiert und nach verschiedenen Zeiten am Rüssel 
infiziert, so geht die Infektion die ersten Stunden nach der 
passiven Immunisation noch an. 48 Stunden nach der Serum¬ 
eingabe war auch die Haut am Rüssel passiv immun ge¬ 
worden. 

Bei Impfungen am Rüssel des Schweines kann bei mikro¬ 
skopischen Untersuchungen die Krankheitsentwicklung be¬ 
reits von der 4. Stunde an nachgewiesen werden (Ernst 
und Heß). 

Der Prozeß senkt sich den Papillen entlang in die Tiefe 
und verbreitet sich um die Papillen sowie zwischen den 
Papillen im Str. spinosum. Das Str. germinativum und das 
Oorium werden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. 

Die ersten Erscheinungen im Epithel vor der Aphthen¬ 
entwicklung sind solche, wie sie an normalen Schichten der 
Haut gegen das Str. corneum zu als Altersentwicklung der 
Epithelzelle auftreten. Hier sind gleiche Besonderheiten 
in Struktur und färbechemischem Verhalten, wie sie bei 
den ersten Krankheitszeichen durch die sich entwickelnde 
Krankheit der Zelle hervorgerufen werden. 

Einschlußkörperchen spezifischer Art konnten nicht ge¬ 
funden werden. Erst wenn auch starke Degeneration der 
erkrankten Epithelzellen zu beobachten ist und wenn 
Erythrozyten und Leukozyten zugewandert und zerfallen 
sind, werden neben den mehr oder weniger gut erhaltenen 
Kernen im Zelleib runde, verschieden große Einschlüsse 
beobachtet. Körperchen, die den Guarnierischen bei Pocken 
entsprechen, können durch irgendwelche Technik weder in 
den Epithelien noch außerhalb davon zur Darstellung ge¬ 
bracht werden. __ 

Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. 

Deutscher Veterlnirrat ln Weimar. 

Am 14. und 15. April 1921 fand in Weimar die XVII. Vollver¬ 
sammlung des D. V.-R. statt. Im Ganzen nahmen hieran teil-160 
Tierärzte aus dem Deutschen Reiche; von Bayern waren erschie- 



aea: Arnold- Alsenz (Pfalz), D i 11 h o r n - Dinkelsbühl,: D ü r- 
beck-Nürnberg, Eder-Heimhausen, Flessa-Hof, Geissen- 
dörf er-Ansbach, Gö bei-München, Gr oll-Traunstein, Haack- 
Karlstadt, Huß-Bamberg, Pschorr-München, Simader-Regens- 
burg, Schmi tt- Wolf'ratshausen, Wi r z-Hehgersberg. 

Am Donnerstag, 14. April, begrüßte zu Beginn der Tagung der 
Präsident Lothes die Anwesenden. Ferner sprachen Worte der 
Begrüßung ein Vertreter des Staatsministeriums von Thüringen, 
der Bürgermeister von Weimar, W ehr le für das Reichsgesund- 
heitsamt, letzterer gedachte insbesondere des Umstandes, daß Pro¬ 
fessor F e s e r genau vor 47 Jahren auf Anregung des Münchener 
Tierärztlichen Vereins den ersten Veterilnärrat einberufen habe. 
Ferner sprachen Pschorr für die bayerischen Staatsministerien 
des Innern und für Landw;irtschaft, ferner Professor R i e v e 1 für 
die Tierärztliche Hochschule Hannover. Hierauf erstattete der 
bisherige Geschäftsführer Dr. Bach den Geschäftsbericht für das 
abgelaufene Jahr und verbreitete siich eingehend über die Tätig¬ 
keit des V.-R. seit dessen letzter Tagung. Insbesondere verbreitete 
er «ich über die Besoldungsordnung und führte insbesondere die 
Bemühungen wegen Besserstellung der Remonte-Amtsveterinäre 
an, sprach über die Gutachter-Tätigkeit in der Fleischbeschau, 
insbesondere wegen Tuberkulose, Fimnigkeit und hinsichtlich der 
bakteriologischen Fleischbeschau. Auch dem Veterinär-Auslands¬ 
dienste habe der D. V.-R. ebenso sein Augenmerk zugewendet, 
wie der Promotion der Tierärzte ohne Reifezeugnis. Die Anerken¬ 
nung des Schweizer Doktortitels sei nunmehr erlangt, wobei das 
Verdienst der Münchener tierärztlichen Fakultät betont wurde. 
Nachdem sich der Geschäftsbericht über die Fachgruppe der vete¬ 
rinär-medizinischen Studentenschaft, über die Erhaltung der Ellen¬ 
berg - Schütz sehen Jahresberichte über die Leistungen auf dem 
Gebiete der Veterinärmedizin, sowie über das ViehversücherungS- 
wesen und über die Beteiligung der Tierärzte an der Förderung 
der landwirtschaftlichen Tierzucht geäußert hatte, berichtete er 
über die Fühlungnahme des D. V.-R. mit dem Reichswirtschafts¬ 
rat, mlit Parlament und Regierung. Ferner seien einleitende 
Schritte unternommen wegen Schaffung der Reichstierärzt.ekam- 
mern. Sodann seien auf Grund der Ergebnisse der Bamberger 
Tagung neue Satzungen erstellt worden, die ihre Auswirkung in 
der Schaffung der Wahlkörper gefunden hätten. — Die Tätigkeit 
der Geschäftsstelle des D. V.-R. selbst habe durch die Wahrneh¬ 
mung all der vorbenannten Belange einen ungewöhnlichen Um¬ 
fang genommen. Da er selbst durch die Einberufung in das preu¬ 
ßische Ministerium für Landwirtschaft die Geschäftsführung nicht 
mehr weiter führen könne, so müsse sich der neue Veterinärrat- 
Aiisschuß mit dem Gedanken tragen nicht nur einen anderen Ge¬ 
schäftsführer aufzustellen, sondern auch den Ausbau der Geschäfts¬ 
stelle ins Auge zu fassen. Der Geschäftsbericht wurde ohne Gegen¬ 
rede ebenso wie der folgende Kassebericht einstimmig ange¬ 
nommen. 

Zu Punkt „Festsetzung der Tagegelder und Reisekosten“, die 
gelegentlich der Tagung zu Lasten des D. V.-R. gehen, wurde ein 
Vorschlag auf 100 Mk. Tagegeld und II. Klasse Schnellzug als 
Reisekosten ohne Gegenrede eliinstimmig angenommen. 

Wohl den wichtigsten Punkt der ganzen Tagesordnung bildete 
die Wahl des neuen Ausschusses und zwar zunächst die des Präsi¬ 
denten. Der bisherige Präsident Lothes lehnt aus Gesundheit«- 



360 


rucksichten eine Wha.l ab und bittet auch deswegen von seiner 
Person Abstand zu nehmen, weil er im besetzten Gebiet seihen 
Sitz habe, was mit vielerlei Reibungen im Geschäftsverkehr ver¬ 
bunden» sei. Er schlägt der Versammlung vor, den prakt. Tierarzt 
Althof in Betzdorf (Rheinland) zum Präsidenten des D. V.-R. 
zu wählen. Groll- Traunstein erklärt hierauf, daß eine Einigung 
,des Reichsverbandes der beamteten Tierärzte Deutschlands, des 
Reichsverbandes der deutschen Gemeindetierärzte und des Reichs¬ 
verbandes der Freiberufstierärzte erfolgt sei, hinsichtlich der Per¬ 
son des neuen Präsidenten. (Allgemeines Bravo!) Er schlägt, da 
über die Person des Herrn Althof kein Widerspruch bestehe, die 
Wahl durch Zuruf vor. Auf Grumd § 10 der neuen Satzungen ist 
jedoch Zettelwahl vorgeschrieben. Das Ergebnis war, daß A 11 - 
h o f einstimmig gewählt wurde, lediglich 4 Zettel waren unbe¬ 
schrieben. — Der neugewählte Präsident nahm die Wahl an. 

Beim nächsten Punkt der Tagesordnung erfolgten die Präsen¬ 
tationserklärungen der Abgeordneten der Staats-, Gemeinde- und 
FreibeTufstierärzte für je 3 AusschußmitgfPeder und je 1 Stellver¬ 
treter. Von Seiten der Staat9tierärzte wurden präsentiert: Groll- 
Traunstein, Rust- Breslau, Dehne- Pirna und als Stellver¬ 
treter Oberstabsveterinär M ü 11 e r - Berlin; von den Gemeinde¬ 
tierärzten wurden präsentiert: H u ß - Bamberg, Hessen- Bar¬ 
men, G a r t h - Darmstadt und als Stellvertreter J u n a c k - Ber¬ 
lin; von den Freiberufstierärzten wurden präsentiert: Train- 
Baruth, Pfeiffer - München, N i e m a n n - Naunhof (Bez. Leip¬ 
zig) und als Stellvertreter Ditthorn - Dinkelsbühl. 

Bei Punkt 4d: Wahl dreier Ausschußmitglieder und eines 
Stellvertreters durch die Vollversammlung wurde eine Einigung 
der drei Relilchsverbände auf folgende Herren bekannt gegeben: 
Prof. Richter- Dresden, G e ß 1 e r - Bietigheim, Knauer- 
Königsberg und als Stellvertreter Hohmann - Büdingen (Hes¬ 
sen). Die Genannten wurden einstimmig gewählt. 

Zu Punkt 5: Aufgaben. Einrichtungen und Mittel des neuen 
D.V.-R. referierte eingehend der bisherige Geschäftsführer Bach. 
Nach einer Geschäftsordnungsdebatte entwickelte sich eine längere 
Rede und Gegenrede, besonders über die Frage der Mittelbeschaf¬ 
fung. Es war u. a. vorgeschlagen worden, daß jeder Reichsver¬ 
band für jedes Mitglied 20 Mk. in die Kasse des D.V.-R. abführen 
solle. Es wurde jedoch beschlossen, sich zunächst mit einer Kopf- 
quote von 10 Mk. zu begnügen. Der neue Ausschuß wurde er¬ 
mächtigt die weiteren Schritte zu unternehmen. Dem Präsidenten 
wurde ein Dispositionsfonds eingeräumt. 

Der zweite Tag der Vollversammlung des D. V.-R. beschäf¬ 
tigte sich, nachdem am ersten Tag die rein geschäftlichen Ange¬ 
legenheiten Erledigung gefunden hatten, mit einer Reihe zeitge¬ 
mäßer Fragen des tierärztlichen Standes. Zunächst referierte 
Brüggemann - Salzkotten über das tierärztliche Dispensier¬ 
recht. Schmitt-Wolfratshausen, der ursprünglich als Mitbericht¬ 
erstatter benannt war, hatte sein Korreferat zurückgezogen. Da« 
Referat Brüggemanns gipfelte in folgenden Anträgen: 
1. Das Recht zur Selbstabgabe von Arzneien bildet eine wesens^ 
notwendige Voraussetzung der tierärztlichen Berufsarbeit. Seine 
Beibehaltung ist daher unbedingt erforderlich. — 2. Es ist nach 
Möglichkeit einheitlich und reichsgesetzlich zu regeln. Der Erlaß 
des preußischen Landwirtschaftsministers vom 29. Januar 1920 kann 
dabei als Richtschnur dienen. So lange eine reichsgesetzliche Re¬ 
gelung nicht erfolgt ist, ist in den Einzelländern eine Regelung 




361 




wie in Preußen und Oldenburg anzustreben. — 3. Der Deutsche 
Veterinä^*rat verwirft jede mißbräuchliche Ausnutzung des Dispen¬ 
sierrechtes, insbesondere nicht gerechtfertigtem Preisaufschlag, so¬ 
wie den Vertrieb von Arzneimitteln über den Bedarf der eigenen 
Praxis hinaus. Es bestehen keine Bedenken, in den gesetzlichen 
Bestimmungen die Abgabe von Arzneimitteln ausdrücklich auf die 
eigene Praxis zu beschränken. 

In der anschließenden Debatte traten besonders W i 11 e - Ber¬ 
lin, Train- Baruth gegen die Absicht einer Reichsregelung auf. 
Ebenso warnte K n e 11 - Gießen davor. Im allgemeinen wurde 
empfohlen sich den Beschlüssen der Tagung des D. V.-R. in 
Eisenach im Jahre 1912 aus Konsequenzgründen anzupassen. 
M a r k s-Allenstein wendet sich besonders gegen den Arzneimittel- 
handel durch die preußischen Landwirtschaftskammern. — Die 
Anträgq werden im allgemeinen angenommen und die genaue For¬ 
mulierung dem Ausschuß überlassen. 

Der nächste Punkt der Tagesordnung beschäftigte sich mit der 
Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlichen Überwachung 
des Milchverkehrs. Das Referat hatte hierüber Prof. Rievel- 
Hannover übernommen, der in ausführlichen Darlegungen sich 
hiezu äußerte. Ferner waren als Korreferenten beigegebeu: 
Schlachthofdirektor Heine- Duisburg und Stadttierarzt Dü r- 
b e ck-Nürnberg Heine gibt nach einem kurzen Überblick über 
die derzeitigen preußischen Bestimmungen über die Milchkontrolle 
und nach Besprechung der auf dem Gebiete der Milchbelieferung 
nach den Großstädten bestehenden Mißstände eine kurze Dar¬ 
stellung der Maßnahmen, wie sie von den rheinisch-westfälischen 
Städten während des Krieges ins Leben gerufen wurden. Diese 
Maßnahmen, die in der Einteilung der Städte in Milchverteilungs¬ 
bezirke und Bildung von Milchversorgungsgesellschaften bestan¬ 
den, sollen durch einen vom rheinisch-westfälischen Städteausschuß 
in Vorschlag gebrachten Gesetzentwurf zu einer Einrichtung wer¬ 
den, die mindestens bis zur völligen Behebung der Milchnot be¬ 
stehen bleiben soll. Referent hält, falls das Gesetz zur Tat wird, 
die Errichtung von großzügigen Milchhöfen In den Großstädten 
für erforderlich, in denen die gesamte Milch auf ihren Frische¬ 
zustand untersucht wird und auch die biologische Methodik von 
Tierärzten bei der Untersuchung Anwendung findet. Sollte dieses 
Gesetz nicht in Kraft treten, dann sollten die Städte kleinere Milch¬ 
höfe schaffen, um durch Qualität, Preis und Art des Milchvertriebes 
vorbildlich zu wirken. (Auf das Korreferat Dürbecks werden wir 
noch zurückkommen.) 

Zum wichtigen Punkt der „Beteiligung der Tierärzte am 
Wiederaufbau der deutschen Tierzucht“ referierte Prof. Schott le- 
Berlin und Eckardt-Düsseldorf. Scböttle brachte folgenden 
Antrag ein, der von der Versammlung einstimmig gutgeheißen 
wurde: 1. In der staatlichen Tierzucht sollen auch spezialistisch 
ausgebildete und in der Pferdezucht erfahrene Tierärzte als Leiter 
von Gestüten bestellt werden. — 2. Bei Hengstkörungen sollen die 
amtlich beauftragten Tierärzte mit beschließender Stimme zuge¬ 
zogen werden. — 3. Bei Körungen anderer männlicher Zuchttiere 
und bei Tierschauen soll besonders geeigneten, züch¬ 
terisch erfahrenen Tierärzten in den Kommissionen Sitz 
und Stimme zuerkannt werden. — 4. Bei tierzüchterischen Veran¬ 
staltungen soll man züchterisch erfahrenen Tierärzten Gelegenheit 
geben, ihre Kenntnisse durch Übertragung der Funktion als Richter 
zu verwerten. 






362 


E c k a r d t, der die Ausführungen des Referenten, nach man¬ 
cher Hinsicht ergänzte, dankte u. a. auch dem bayerischen. Ministe¬ 
rialdirektor Dr. Attinger, weil er es verstanden habe, den Tier¬ 
ärzten eine besondere Stellung bei der Förderung der landwirt¬ 
schaftlichen Tierzucht einzuräumen (allgemeiijnes Bravo!), insbe¬ 
sondere, daß es ihm gelungen sei für die Prüfung zum Tierzucht¬ 
dienste eine eigene staatliche Kommission zu erwirken. 

An der Debatte beteiligten isich Groll- Traunlstein und 
Grebe I - Aachen, dtile besonderen Wert auf die freiwillige Mit¬ 
arbeit des Tierarztes bei allen Maßnahmen zur Förderung der 
Tierzucht legten. Sonnenbrodt, der als Gestütsdirektor von 
Bad Harzburg sich besonders temperamentvoll äußerte, brachte 
folgenden Antrag ein: „Im Deutschen Veterinärrat ist ein Tierzucht¬ 
ausschuß zu bilden zur planmäßigen Verfolgung unserer Bestre¬ 
bungen und, wenn es sein muß, zur Leitung des Kampfes auf dem 
Gebiete der Tierzucht, mit welchem dileTierzuchtgruppen in engsten 
Beziehungen arbeiten müssen.“ — Dieser Antrag, sowie die Leit¬ 
sätze des Referenten wurden einstimmig angenommen. 

Außer den genannten Referaten und Anträgen waren vom 
Reichsverband der deutschen GemeindetieräTzte noch folgende 
Anträge eingereicht worden, die einstimmig angenommen 
wurden: 

„Der Deutsche Veterinärrat wolle in Unterstützung gleich¬ 
gerichteter Bestrebungen des Reichsverbandes der deutschen Ge¬ 
meindetierärzte die alsbaldige Errichtung ordentlicher Professuren 
für Fleisch- und Milchhygiene und Schlachthofwesen an allen tier¬ 
ärztlichen Lehranstalten befürworten und die erforderlichen 
Schritte sofort unternehmen. Die zu schaffenden Lehrstühle sind 
mit ausreichenden Mitteln für Lehre und Forschung auszustatten 
und mit solchen Tierärztem zu besetzen, die den Vorzug der Eig¬ 
nung besitzen und sich auf dem Gebiete der Fleisch- und Milch¬ 
hygiene und des Schlachthofwesens in hervorragender Weise 
wissenschaftlich und praktisch betätigt haben. 

Gründe: 

Di'e Errichtung der erwähnten Lehrstühle liegt im Interesse 
des Ausbaus der veterinär-medizinischen Wissenschaft zum Wohle 
des Volkes. 

Sie gewährleistet die notwendige Hebung des Ansehens der 
Tierärzte als technische Organe des Staates auf dem Gebiete der 
öffentlichen Gesundheitspflege. 

Der Mangel solcher Lehrstühle an allen tierärztlichen Lehr¬ 
anstalten mit Ausnahme von Berlin steht in auffallendem Gegen¬ 
satz zu der Tatsache, daß Fleischbeschau und Milchhygiene tier¬ 
ärztliche Hauptfächer nach den §§ 45 und 50 der Prüfungsordnung 
vom 24. Dezember 1912 sind und demgemäß in Form ordentlicher 
Professuren auch an allen Lehranstalten vorhanden sein müßten. 

Infolge des Mangels ordentlicher Lehrstühle an den meisten 
tierärztlichen Lehranstalten und infolge der ungenügenden Ver¬ 
bindung der Schlachthöfe mit den tierärztlichen Bildungsstätten 
ist die Ausbildung der Studierenden auf den in Rede stehenden 
Gebieten eine unzureichende und eine nicht überall gleichwertige. 

In Rücksicht auf die hohe Bedeutung der Fleischbeschau und 
Milchkunde hinsichtlich der Erhaltung und Förderung der mensch¬ 
lichen Gesundheit und angesichts des Wertes der Schlacht- und 
Viehhöfe für die Volkswirtschaft und die einwandfreie Fleischver¬ 
sorgung ist es die Pflicht des Staates, dafür Sorge zu tragen, daß 
, * 


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363 


der Tierarzt, der berufen ist auf den einschlägigen Gebieten zu 
wirken, sqhon während seiner Studienzeit theoretisch und prak¬ 
tisch so ausgebildet wird, daß er seiner verantwortungsvollen Auf¬ 
gabe, vor die er oft schon unmittelbar nach der Approbation ge¬ 
stellt wird, auch gewachsen ist. Das gilt nicht nur für die heutige 
Zeit der Not, die zu unzureichenden Experimenten Gelegenheit 
nicht bieten darf, sondern auch für alle Zukunft.“ 

Antrag: Der Deutsche Veterinärrat wolle sich die Ansicht des 
Reichsverbandes der deutschen Gemeindetierärzte zu eigen 
machen und' vor den zuständigen Behörden vertreten: daß 
Schlachthof- und Gemeindetierärzte in Ausübung veterinär¬ 
polizeilicher Funktionen als Assistenten dfer beamteten Tier¬ 
ärzte nicht angesehen werden, sondern selbständig unter 
eigener Verantwortung veterinärpolizeiliche Funktionen er¬ 
füllen. 

Antrag: Im Schlachthof der Stadt Kiel, einer Stadt mit über 
100 000 Einwohnern, wird zugestandenermaßen die Beschau 
durch Laüienbeschauer ausgeübt. Der Zustand entspricht 
nicht den Bestimmungen des § 6 des preußischen Ausfuhr¬ 
gesetzes zum Reichsfleischbeschaugesetz. — Was gedenkt 
der Deutsche Veterinärrat zu tun, um dem ungesetzlichen 
Zustand abzuhelfen? 

Die endgültige Formulierung und die Weiterbehandlung wurde 
dem Ausschuß überlassen. — 

Ferner lagen folgende Anträge des Vereins der städtischen 
Tierärzte der Rheinprovinz vor, die ebenfalls angenommen und 
deren Bearbeitung und Weiterverfolgung ebenfalls dem Ausschüsse 
übertragen wurde: 

„1. Planmäßige Stadttierärzte sind ab 1. April 1920 rückwirkend 
mindestens in die derzeitige Akademikerklasse (Gruppe 10 des Be¬ 
soldungsplanes) einzustufen und ihnen ist ein sofort wirksamer 
Rechtsanspruch auf die nach dieser Einstufung nach zu zahlenden 
Gebühren einzuräumen. 

2. Für planmäßige Stadttierärzte ist ein sofort wirksamer 
Rechtsanspruch auf einmalige automatische Aufrückung an¬ 
zuerkennen, wenn innerhalb der Stadtverwaltung die gleichartige 
Regelung für die mittleren Verwaltungsbeamten bereits durchge¬ 
führt ist. Die beim Staate vorgesehene Drittelumg bezw. Fünfte- 
lung ist unseres Erachtens bei den höheren Kommunalbeamten 

, nicht anwendbar. 

3. Im möglichst großen Umfange sind gemäß den Entschlie¬ 
ßungen der parlamentarischen Besoldungsausschüsse Beförde¬ 
rung s s t e 11 e n als planmäßig einzurichtende und stets zu be¬ 
setzende gehobene Lebensstellen für stellvertretende Betriebsleiter 
und selbständige Abteilungsleiter einzurichten mit gleichartiger 
Aufrückungsmöglichkeit wie unter 2.“ 

* * * 

Im Anschluß an die harmonisch verlaufene Tagung wurden in 
der Stadtbrauerei beschälseuchek'ranke Pferde vorgeführt. 
Die Schilderung der Verbreitung der Seuche in Thüringen, sowie 
der veterinärpolizeilichen Maßnahmen hatte Regierungs- und 
Veterinärrat Dr. Schotte -Weimar übernommen; die Erörte¬ 
rung der Pathologie und Therapie übernahm Dr. Pfeiler -Jena. 
Er verbreitete sich besonders über „Bayer 205“, Atoxyl und Tart. 
staibiat. Die beiden letztgenannten Mittel werden abwechslungs¬ 
weise gegeben, wpbeil Tart. stibiat. alle 14 Tage in einer Lösung 



2,5: 60,0 Wasser gegeben wird. — Die eindringlichen und inter¬ 
essanten Äußerungen Pfeilers brachten zum Ausdruck, daß die 
Beschälseuche vermutlich viel stärker verbreitet «ei a.1« gemein¬ 
hin angenommen wird und daß wir mit einer noch weiteren Ver¬ 
seuchung rechnen müssen. Durch das spezifische Blutuntersuchunge- 
verfahren sei die Erkennung allerdings wesentlich erleichtert. Er 
verspräche sich von der Vis steri'lisans magna sehr große Erfolge 
und zwpr nicht bloß in therapeutischer, sondern auch in prophylak¬ 
tischer Hinsicht — Die äußere Aufmachung der Demonstration 
war leider sehr ungenügend und der Tagung des D. V.-R. nicht 
in allem würdig. (Das Tischchen mit Instrumenten und Arzneien 
stand unmittelbarüneben einem offenen Müllwagen, auf dem lustig 
die Hühner sich breitmachten.) 

* 4t * 

Zum Schlüsse sei noch kurz der gesellschaftlichen Veranstal¬ 
tungen gedacht, die von einem Ortsausschuß (Obmann Schptte- 
Weimar) auf das trefflichste vorbereitet waren. Beilm Empfangs¬ 
abend überraschten uns Musikvorträge und Deklamationen, be¬ 
sonders erfreute der thüringische Kollege Kiemast durch «eine 
sehr guten Geigenvorträge. Das gemeinsame Essen am Donners¬ 
tag verlief sehr feierlich, wobei die obligaten Reden nicht aus¬ 
blieben. — Ein Theaterbesuch brachte uns zum Bewußtsein, daß 
wir an einer alten Kulturstätte weilten, und daß das Weimarer 
Theater nicht umsonst den Titel „Deutsches National-Theater“ 
führt. — Ein gemütliches Beisammensein am Freitag-Abend mit 
Musikvorträgen, sowie ein Rundgang durch Weimar mit Besichti¬ 
gung der Sehenswürdigkeiten am Sonnabend bildeten einen wür¬ 
digen Abschluß der ganzen Veranstaltungen. P s c h o r r. 


Mtndest-Gebührenordnung für tierärztliche Hilfeleistungen. 

Am 13. März lfd. Jrs. fand in Weilheim eine Versamm¬ 
lung aller Im engeren und weiteren Umkreis 
Weilheim s Praxis ausübenden Tlerirzte statt 
zum Zweck der Vereinbarung einer Gebührenordnung. 
Es wurden hiebei einstimmig folgende Taxen beschlossen: 


1. Mündliche Beratung jeder Art . . . . . 5.— JL 

2. Brief . 10.— „ 

3. Bescheinigung. 10.— „ 

4. Atteste ohne Untersuchung. 10.— .. 

5. Gutachten ohne Untersuchung. 30.— „ 

6. Besuch im Hause des Tierarztes: 

mit Großvieh. 10.— „ 

„ Kleinvieh. _ 5.— „ 

7. Besuch am Wohnort bis 2 Kilometer. 10.— „ 

8. Besuch außerhalb des Wohnortes: 

Weggebühr von 5 Ji für den Doppel-Kilometer. 

9. Beil notwendigem längeren Verweilen jede halbe 

Stunde. 5.— ., 


10. Nachtzeit (= von 7 Uhr abends bis 7 Uhr früh): 

das Doppelte. 

11. Bei Gelegenheitsbesuchen normale Ort3gebühr. 

12. Rechnungsstellung V* jährig. 

*- * * 

1. Subkutane Injektion excl. Arznei. 5. —ü 

2. Intravenöse Infusion.10—20.— ,. 

3. Rotlaufimpfung pro Stück ......... 5.— „ 

bei geringer Schweinezahl.+Weggebühr 















365 


4. Augenprobe. —* 

5. Einfache chirurgische Eingriffe. 10.— „ 

(Abszeß-Öffnen etc.) 

6. Leichtere Eingriffe. 10,— „ 

Aderlaß. 5.— „ 

Zahnraspeln.10—20.— „ 

7. Schwierige Eingriffe mit Wurfzeug-Benützung 

8. Kastration (siehe noch unten Nr. 17): 

(excl. Kastration). 100.— „ 

Hengst. 50.— „ 

Kälber. 10.- „ 

Bullen über % Jahr. 20.— 

Eber. 25.— „ 

Bruchferkel . .. 10.— „ 

Ferkel. 5.— „ 

Weibliche Kleintiere. 20.— „ 

9. Geburt: 

bei Stute. 150.— „ 

„ ßiind. 80.— 

10. Nachgeburt ablösen mindestens. 50.— „ 

11. Uterus reponieren . 30—50.— „ 

12. Ringeln . 20.— „ 

13. Untersuchung auf Trächtigkeit .•.. . 20.— „ 

14. Untersuchung auf Fehler vor und nach dem Kauf 10—25.— 

15. Sektion von Großvieh. 20.— „ 

„ „ Kleinvieh. 10.— „ 

16. Chemische bezw. mikroskopische Untersuchung 5.— „ 

17. Kastration von Kühen.. . 100.— „ 

18. Corpus luteum abdrücken. 20.— „ 


Alle anwesenden Kollegen verpflichten sich, nicht unter den 
hier angegebenen Sätzen zu arbeiten. 

An die dieser Versammlung fern gebliebenen Kollegen sei 
neben der persönlichen Verständigung auch an dieser Stelle hie- 
mit die dringende Aufforderung gerichtet, sich an die vereinbarten 
Mindest gebühren zu halten. Dr. Heinrich. 


Verschiedenes. 

Für unsere Herren Mitarbeiter! 

Die Postgebühren für die Versendung von Korrekturbogen. 

Bei den als D r u ck s a ch e n zu versendenden Berichtigungs¬ 
bogen (Korrekturbogen) ist es nach der Postordnung (§8, X, Ziff.4) 
zulässig. Zu ändern und zuzusetzen. Nach der geltenden Auslegung 
sind .inhaltliche Änderungen, die demVerfasser während der Druck¬ 
legung wünschenswert erscheinen und die mit dem ursprünglichen 
Inhalt in Zusammenhang stehen, nicht zu beanstanden. Dagegen 
können Ergänzungen, bei denen die letztere Voraussetzung 
• nicht zutrifft, die also einen selbständigen Inhalt haben, nicht als 
Berichtigungen im Sinne des § 8, X, Ziffe.r4 der Postordnung er¬ 
achtet werden. Derartige Ergänzungen sind als Nachtrag zu der 
Urschrift (Manuskript) anzusehen. Sendungen mit in dieser Weise 
ergänzten Berichtigungsbogen unterliegen bei offener Versendung 
gemäß § 9,1 der Postordnung der Gebühr für Geschäfts- 
papiere (nicht der Briefgebühr). 




























0 Tom 1. mit, 15. Mürz 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 


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Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 31. März 192t. 





3*57 


Tiemeht, Tlarkaltrag, Diätettt. 

34. Münchener Pferdemarkt. 

(12. mit 15. April 1921.) 

Am Mittwoch, 13. April, vormittag begann der volle Marktbe- 
trieb. Die in den Hallen, 4, 5 und 6 des Ausstellungsparks errich¬ 
teten Stallungen silnd sämtlich besetzt. — Der erste Markt seit Be¬ 
ginn des Krieges bietet ein wesentlich anderes Bild als die Fniedens- 
märkte. Die Händler L. Sedlmayr, Reinemann, Gebrüder Steinlein 
(Nürnberg) u. a., die früher stets mit einer großen Zahl edler Reit- 
und Wagenpferde vertreten waren, fehlen heuer ganz, auch die 
Gebr. Löbstein, dlile früher 'ihre ganz schweren belgischen Bräu¬ 
pferde gebracht haben, sind nicht vertreten. Wir sehen, daß der 
Zutrieb sich fast ausschließlich aus Gebrauchs pferden zü- 
sammensetzte, Luxuspferde waren nur wenige zu sehen. — Den 
Hauptanziehungspunkt des Marktes bildete die Ausstellung 
bayerischer Zucht- und Gebrauchspferde« die 
in der Halle 6 untergebracht war und auserlesene, prachtvolle 
Tiere aus dem Rottaler Zuchtgebiet, starke Wagenpferde des baye¬ 
rischen Oberlandes, den leichteren, eleganten Typ der von der 
Pferdezuchtgenossenschaft Fürstenfeldbruck betriebenem Remonte- 
zucht und einen ähnlichen Schlag der vom Fohlenhof Ritterswörth 
unterhaltenen Remontenaufzucht umfaßt. Auch unter den für die 
Prämiierung konkurrierenden Pferden bayerischer Privatzüchter 
sah man vorzügliches Material. — Von den zum Verkauf auf den 
Markt gebrachten Pferden nennen wir die prächtige Kollektion 
Rottaler Pferde von Anton Springer (Pöcking), Gebr. Bauland 
hatten 32 Pferde gebracht, weiter waren vertreten: Ametsbiehler 
mit 12, Billesberger (Moosinning) mit 12, Blindhuber mit 6, Eberl 
mit 15, Eser & Reichold (Augsburg) mit 12, M. Gerbl mit 27, Gebr. 
Hellmann mit 30, Gebr. Holzer (Traunstein) mit 11, Kahlhammer 
mit 10, Krieger (Straubing) mit 8, Kronacker (Traunstein) mit 8, 
J. Kaupper mit 10, Kunkel mit 24, Langlechner (Altötting) mit 18, 
Lechner (Mühldorf) mit 10, Landauer Söhne mit 12, Lindlacher 
(Übersee) mit 8, Maier (Lerchenhub) mit 12, Maurer (Landshut) 
miit 15, Mösl & Sohn mit 19, Pritzl (Högling) mit 15„ Rohrbacher 
mit 16, Sagerer mi't 24, Schönhuber mit 21, Gebr. Sengmüller mit 12 
und Gebr.Wallner (Altötting) mit 12 Pferden.. — Das Marktgeschäft 
hatte sich lebhaft gestaltet, wenn auch natürlich die Umsätze der 
Friedenszeit nicht erreicht werden konnten. Das ist begreiflich, 
wenn man berücksichtigt, daß der heutige Preis der Pferde etwa 
das Zwanzigfache des Friedenswertes beträgt. 


Hunde-Ausstellung aller Rassen in München am 7. und 8. Mat. 

Eine Hundeausstellung allergrößten Stiles, der eine Industrie- 
Ausstellung iln kleinem Rahmen an gegliedert wird, soll München 
in den Hallen 4—6 des Ausstellungsparkes erhalten. Der Ausstel¬ 
lung sind 19 Sonder-Ausstejlungen hiesiger Spezialklubs angeglie¬ 
dert, so daß diese wohl die größte Veranstaltung dieser Art seit 
Jahren zu werden verspricht. Ausgestellt sindHunde allerRassen. 

rfUatsveterlilrkude, Anslaidsdlenst and Venloheraigmsra. 

Erhöhung der Münchener Schlacht- und Viehhofgebühren. 

Da der Münchener Schlacht- und Viehhofbetrieb fortgesetzt 


rechnerische Unterbilanzen aufzuweisen hat, obgleich seit Wieder- 




368 



sich zu einem bedeutenden Umschlageplatz für den Exportverkehr 
entwickelte, wurden die bisherigen Schlachthof-. Markt- und Ein¬ 
stellgebühren für sämtliche Schlachtviehgattungen ab Mittwoch 
den 13. April um durchschnittlich rund 100 Prozent erhöht. Die 
Schlachtgebühren betragen fortab für Ochsen 78 Mk., Bullen und 
Kühe 47 Mk., Jungvieh 27 Mk., Kälber 13 Mk., schwerere Schweine 
21 Mk., Läufer 10 Mk., Ferkel 2,80 Mk., Schafe und Ziegen 6 Mk.. 
Lämmer und Kitze 1,20 Mk., Pferde 46 Mk. und Hunde 4,50 Mk. 
Entsprechend sind auch die neuein, Marktgebühren auf 6 Mk. bis 
0,50 Mk. und die ELnstellgebühren von 0,75—0,10 Mk. abgestuft. 


Die Viehhofsperre aufgehoben. 

Die über den Münchener Schlacht- und Viehhof seit Monaten 
verhängt gewesene Seuchensperre ilst nunmehr wieder aufgehoben. 
Dessenungeachtet bleibt der Schlacht- und Viehhof bis auf weiteres 
noch Beobachtungsgebiet, aus dem Lebendvieh nur mit Eisenbahn 
oder Wagen, nicht aber im Straßentrieb abtransportiert werden 
darf. 


Das Berner Tierseuchenkassengesetz 

wurde nach eingehender Beratung vom Großen Rat des Kantone 
Bern genehmigt. Darnach leistet der Staat an die Kasse einen ein¬ 
maligen Beitrag von 2,5 Millionen Franken; die Tierhalter zahlen 
je nach der Gattung der Tiere jährlich 20 Rappen bis 1 Franken 
für das Stück. Sobald die Kasse einen Bestand von 4 Millionen 
Franken aufweist, wird die Betragszahlung eingestellt 


Tierseuchen in der Schweiz. 

Woche vom 21. bis 27. März. Neu gemeldet: Maul- und 
Klauenseuche: 12 Kantone mit 35 Bezirken mit 46 Gemein¬ 
den und 76 Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Be¬ 
zirken mit 2 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl. 
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche): 7 Kantone mit 7 Bezirken 
mit 8 Gemeinden und 10 Gehöften: Milzbrand: 3 Kantone 
mit 3 Bezirken mit 4 Gemeinden. 


tfodisdiulnachrichten. 

Zahl der Approbationen im Prüfungsjahr 1918/19. Laut Reichs¬ 
anzeiger erhielten im Prüfungsjahr 1918/19 ün Deutschland die 
staatliche Approbation: 1321 Ärzte, 121 Zahnärzte. 161 Tier- 
ii r z t e und 258 Apotheker. 


Bin akademischer Nachtwächter gesucht. Im „Göttinger Tage¬ 
blatt“ suchte kürzlich ein mitteldeutscher Rittergutsbesitzer durch 
folgende Anzeige einen akademisch gebildeten Nachtwächter: „Zur 
Bewachung meines Gutshofes suche ich zuverlässigen jungen Mann, 
der gleichzeitig Gelegenheit 'hat, die Landwirtschaft kennen zu 
lernein. Gegebenenfalls für Studenten geeignet, 
die in Göttingen Kollegien besuchen, da Bahnverbindung vor¬ 
handen.“ (M. N. N., 1921, Nr. 153.) 


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Personalien. 

Anstellung eines Tierarztes als Handelsdiemiker. Der Xahr 
rungsmittelchemiker und Tierarzt Dr. Seel,, Inhaber des bakterio- 
logischen und chemisch-physiologischen und chemisch-technischen 
Laboratoriums in Würzburg, Wolframstraße 1, ist von der Handels¬ 
kammer Würzburg als Handelschemiker und Sachverständiger für 
den Reg.-Bez. Unterfranken und Aschaffenburg angestellt und ver¬ 
eidigt worden. 

Berufen: Dr. J. Stephan, bisher Assistent am veterinär¬ 
pathologischen Institut in Hießen wurde als Leiter der Unter¬ 
suchungsabteilung des Bakteriologischen und Serum-Institutes Dr. 
Schreiber nach Landsberg a. W. berufen. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Andreas Minge? 
aus Burrweiler (B.-A. Laudau Pf.) in Maikammer (B.-A. Landau Pf.); 
Dr. Hugo Wetzel aus Eichstegen (württemb. Oberamt Saulgau) in 
Friedberg. 

Als Praktikant eingetreten: Benedikt Buchmiller aus 
Attenhofen (B.-A. Neu-Ulm) beim Bezirkstierarzt von Günzburg. 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Rinderzucht. Des Rindes Körperbau, 
Schläge, Züchtung, Fütterung und Nutzung. 
Von Dr. J. Hanse n. Geh. Regierungsrat, o. ö. Professor und 
Direktor des landwirtschaftlichen Instituts der Universität in 
Königsberg i. Pr. Mit 302 Abbildungen. Berlin SW. 11, Hede¬ 
mannstraße 10/11, Verlagsbuchhandlung Paul Parey. 1921, — 
Preis geb. 105 Mk. 

Da die deutsche Tierzucht sich mehr und mehr zu einer Ver¬ 
edelung ausländischer Produkte entwickelt hatte, so mußten durch 
die schwierigen Verhältnisse der letzten Jahre und dem dadurch 
bedingten Ausbleiben der Zufuhren des Auslandes eine gewaltige 
Schädigung der deutschen Tierzucht, wenn nicht ein Zusammen¬ 
bruch einzelner Zweige derselben — man darf nur an die Schweine¬ 
zucht erinnern — eintreten. Nach Ansicht des Verfassers muß also 
die deutsche Landwirtschaft aus den Fehlenn der Vergangenheit 
lernen und unsere Tierzucht muß in stärkerem Maße mit dem hei¬ 
mischen Boden verwachsen, als dies vor dem Kriege der Fall ge¬ 
wesen war. Verfasser möchte mit dem vorliegenden Werke dieser 
schweren Aufgabe wenigstens einigermaßen gerecht werden. Das 
Buch umfaßt das gesamte Gebiet der Rinderzucht und gibt nach 
einem Überblick über die Arten des Rindes im I. Abschnitt, 
über den Bau des Rindes im II. Abschnitt, uns im III. Abschnitt 
eine sehr ausführliche Abhandlung über Rassen und Schläge des 
Rindes. Es ist hier wohl keine, auch nur einigermaßen ins Ge¬ 
wicht fallende Rasse oder ein Schlag unberücksichtigt geblieben. 
Aber natürlich haben die bedeutenden Rassen und Schläge auch 
einen entsprechend größeren Raum beanspruchen dürfen. Zu be¬ 
achten ist, daß die detallierten Angaben über Milchabgabe und 
Lebendgewichte den bei ausgiebiger Fütterung aus der Vorkriegs¬ 
zeit erzielten Ergebnissen entsprechen. Der Abschnitt IV behan¬ 
delt die Züchtung des Rindes einschließlich Trächtigkeit, Abkalben 
und Behandlung der Kuh und des Jungen nach dem Abkaibeo. Im 
V. Abschnitt wird die Ernährung des Rindes besprochen, wobei 
zunächst in einer allgemeinen Abhandlung die Nährstoffe und ihre 



370 


Verwendung eingehend behandelt werden. Alsdann werden die 
einzelnen. Futtermittel unter Berücksichtigung ihres Wertes für 
‘die Ernährung des Rindes (Grünfutter, Heu, Stroh, Körnerfrüchte, 
verschiedene Abfälle etc.) besprochen, woran sich dann, die eigent¬ 
liche Fütterung des Rindes reiht. Der VI. Abschnitt endlich ent¬ 
hält alles Wissenswerte über Haltung und Pflege, dabei ist auch 
ein sehr lesenswerter Abschnitt dem Melken gewidmet, in dem zu¬ 
gleich Verschiedene Melkmaschinen beschrieben und abgebildet 
sind. Der Text ist durch eine sehr große Zahl von meist vorzüg¬ 
lich gelungenen Abbildungen ergänzt. Unter diesen Abbildungen 
sind auch über alle jene Gebietsteile Deutschlands, die sich be¬ 
sonders durch Viehzucht und Viehhaltung hervortun, Landkarten 
enthalten, die die Verbreitung der Rinderschläge daselbst in sehr 
übersichtlicher Weise dartun. Abgesehen von den verschiedenen 
Karten aus Norddeutschland erwähne ich hier u. a. solche von 
Sachsen, von Bayern und der Pfalz, von Württemberg und von 
Baden, sowie von den österreichischen Alpenländem. Leider 
haben wir bei der Besprechung der Rinderschläge der Schweiz, 
ferner von Schweden und Norwegen, von Ungarn, von Belgien 
und Frankreich, sowie von Großbritannien und Irland kein solch 
interessantes Kartenmaterial mehr im Buche, allein die betref¬ 
fenden Abhandlungen - sind durch sehr instruktive Bilder 
illustriert. Das Buch ist fraglos ein wesentlicher Gewinn für die 
Wissenschaft und ein wertvoller Ratgeber für die interessierten 
Kreise. Ma. 


Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt 
der Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. ll, Hedemann¬ 
straße 10 und 11 bei, den wir der größten Beachtung empfehlen. 
Zu beziehen durch die Hochschulbuehhandlung, Max Hueber, 
München, Amalienstraße 79. 


Tierärztlicher Kreisverein von Oberfranken. 

Die diesjährige 

Generalversammlung 

findet am 8. Mai ab 10 Uhr zuLichtenfels im HoteI zuni 
Anker statt. 

Dr. Huß, Schriftführer. 


Bekanntmachung. 

Verband der Freiberufstierärzte Bayerns (Gau Augsburg). 

Gauversammlung 

am 8. Mai in Augsburg, Kaffee Schachermaier. 

Tagesordnung. 

1. Die Versorgungsrechte der praktischen Tierärzte und ihre Be¬ 
handlung durch die Anstellungsbehörde. 

2. Verwendung des Fleisches von notgeschlachteten Tieren. 

3. Neuwahl der Vorstandschaft. 

Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten. 

Meitingen, 23. April 1921. 

Die Vorstandschaft. 




371 


Bekanntmachung. 

Verband der Freiberufstierärzte Bayerns (Gau Wfirzburg). 

Gau Versammlung 

am 30. A p r i L in W ü r z b u r g. 
Tagesordnung. 

1. Bericht des Vorsitzenden über die Tagung des R. P. T. 
und D. V. R. in Weimar. 

2. Neuaufstellung einer Taxe. 

3. Gruppeneinteilung 

4. Verschiedenes. 

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haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ t. r. 1912,Nr.44. 

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Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2. 






(früher: Tierärztliches Woehenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Ttehzncht) 

Ünter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tlerftrztltchen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den -3. Mai 1921. Nr. 18. 


Inhalt: 

Originalartikel: Schwab. — Kitt. (Forts, folgt.) — Pschorr. (Forts, folgt.) — 
Referate — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hoch¬ 
schulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Beitrag zur chemotherapeutischen Behandlung der 
Maul- und Klauenseuche. 

Von Dr. Schwab, Diessen a. Amraersee. 

Ergänzend zu meinen Mitteilungen in Nr. 38 dieser 
Zeitschrift möchte ich noch berichten, was ich diesbezüg¬ 
lich bis jetzt beobachten konnte. 

Seit Mai habe ich an eine größere Anzahl von Ställen 
konzentrierte Lösungen von Fe(OH) 3 abgegeben, die in 
zirka 0,l%iger Verdünnung täglich den Rindern, Ziegen, 
Schafen und Schweinen verabreicht «wurden. Im allge¬ 
meinen wurde die Ferrihydroxydlösung gerne aufgenom- 
men; insbesondere zeigten Schweine, Schafe und Ziegen 
gegen eisenhaltiges Trinkwasser oder Trank nicht die ge¬ 
ringste Abneigung. 

Als Endresultat nach monatelanger Beobachtung läßt 
sich unleugbar feststellen, daß alle mit Eisenlösungen vor¬ 
behandelten Tiere wesentlich milder erkrankten oder wenig¬ 
stens nach schwerer Durchseuchung am Leben erhalten 
blieben, ohne die Tiere noch mit Immunserum oder -blut 
behandeln zu müssen. 

Voller Erfolg zeigte sich, wenn die Tiere den präpa¬ 
rierten Trank 6—8 Wochen erhalten konnten. Bei kür¬ 
zerer Zeit der Verabreichung war der Erfolg geringer. So 
konnte auch ferner beobachtet werden, daß das Einlegen 
von rostigen Ketten allein nur weniger gute Resultate er- 
‘zielte, jedenfalls deshalb, weil zu wenig Fe(OH) 3 gebildet 
werden konnte, um in 6-8 Wochen einen gewissen „Schütz“ 
zu bieten. Ich will damit die anderweitig gemachten, guten 
Erfahrungen nicht in Abrede stellen, glaube aber, daß Rost¬ 
ketten nur bei sehr langem Gebrauche von Nutzen sein 
können. 













378 


Zum Unterschiede von nicht behandelten Tieren zeig¬ 
ten ferner die genügend mit Eisen vorbehandelten Patienten 
ein kürzeres Rekonvaleszenzstadium, kamen rascher wieder 
zur Milch und magerten weniger stark ab. Das Verlieren 
von Klauen sowie, schwere Erscheinungen am Euter konnte 
ich auch bei vorbehandelten Kühen in fast gleicher Inten¬ 
sität feststellen, wie bei den Nichtvorbehandelten. 

Kasuistisch noch kurz das Folgende: 

Ein Gutsverwalter teilte mir mit, daß seine mit altem 
FeS0 4 behandelten Kühe wesentlich leichter erkrankten 
als seine Ochsen, bei denen er die Verabreichung des Prä¬ 
parates weniger gut kontrollieren konnte. 

Ein Gutsbesitzer in R. gab ebenfalls Ferrosulfat mit 
NaHC0 3 , somit Ferricarbonat.- Er fand ein recht mildes 
Durchseuchen seiner Tiere, verlor aber 1 Kuh wegen eite¬ 
riger Klauenentzündungen an 4 Füßen, zu der sich noch 
das Abstoßen des Klauenschuhs an 2 Füßen gesellte. Bei 
einem an beiden Hinterfüßen schwer erkrankten Ochsen 
hat Aolan 100,0 intramuskulär gute Dienste erwiesen. Der 
gleiche Gutsbesitzer konnte die gegen andere Ställe ange¬ 
nehme Beobachtung machen, daß seine Kühe fast alle nur 
sehr wenig in der Milch nachließen. 

Ich könnte Berichte wie vorstehend noch in großer An¬ 
zahl erbringen, sie sagen aber nur stets das Gleiche. 

Von Interesse dürfte aber noch sein, was mir von einem 
Schafzüchter mitgeteilt wurde. Seine mit Ferrisalzen vor¬ 
behandelten Tiere erkrankten sehr leicht, dagegen verlor 
ein ihm gut bekannter Schafzüchter, der seine Tiere un¬ 
behandelt ließ, zirka 20 Stück. 

Die gleichguten Erfolge zeigen auch Schweine. Ich 
möchte fast die Behauptung aufstellen, daß die Schweine 
für die Eisentherapie die dankbarsten Tiere sind. Ich habe 
wiederholt und einwandfrei sehen können, daß vorbehan¬ 
delte Schweine gar nicht oder nur 1—2 Tage Krankheits¬ 
erscheinungen zeigten, während in Nachbarställen oder zu 
kurz behandelte Tiere rasch starben. 

So weit die Erfahrungen experimenteller Unter¬ 
suchungen, die 2—3 Monate im Durchschnitt währten. 
Auf Grund dieser Resultate möchte ich fast zu der An¬ 
nahme neigen, daß Tiere, denen auf natürlichem Wege im 
Trinkwasser und durch lange Zeit hindurch Ferripräparate 
einverleibt werden, eine Art Schutz gegen Maul- u. Klauen¬ 
seuche erhalten können. Mögen nachstehende Fälle obige 
Annahme stützen: 

In Nr. 38 (1920) dieser Wochenschrift berichtete ich 



379 


von einem Gehöfte, das niemals die Seuche in den Stall 
bekam und gab auch den mutmaßlichen Grund hiefür an. 
Heute, da die Seuche ringsum erloschen ist, kann ich be¬ 
richten, daß auch heuer wieder das Gehöfte vollkommen 
verschont blieb. 

Ein weiterer Fall wurde mir von einem hier wohnen¬ 
den Major genannt. Derselbe bezeichnete mir ein Gut, 
dessen Trinkwasser auf Grund chemisch-analytischer Unter¬ 
suchung sehr stark eisen- und schwefelhaltig ist. In diesem 
Gute kennt man die Seuche nicht und hat auch in diesem 
Jahre keinen einzigen Seuchenfall zu verzeichnen. 

Die Ferrihydroxydimpfung betreffend habe ich die 
gleichen Erfahrungen wie früher gemacht. Geht man mit 
der Infusionsnadel ziemlich parallel zu den Gefäßwänden 
der Jugularvene zirka 3 cm im Lumen derselben vor und 
läßt, bevor man die Nadel herausnimmt, noch etwas Blut 
aderlaßartig herausfließen, so lassen sich die Abszesse und 
Nekrosen fast gänzlich (2—3 %) vermeiden. 

Zusammenfassung: 

1. Ferrisalzlösungen in mäßiger Konzentration (5,1- bis 
0,2 %ig zirka 8 Wochen verabreicht, haben ohne 
Zweifel eine den Krankheitsverlauf günstig beein¬ 
flussende Wirkung. Die Möglichkeit eines natürlichen 
Schutzes unter günstigen Bedingungen läßt sich nicht 
ohne weiteres leugnen. 

2. Bekonvaleszenz, Milchergiebigkeit und Näbrzustand 
werden günstiger gestaltet als bei nicht behandelten 
Tieren. 

3. Ein günstiger Einfluß auf die Klauenerkrankung 
konnte nicht festgestellt werden. Hier hilft Pix li- 
quida, Trockenpulver, Tolid. 

4. Ferrihydroxydinjektionen werden von Bindern und 
Ziegen gut vertragen, wenn sie am 11—2. Tage aus¬ 
geführt werden. Unter besonderen Vorsichtsmaßregeln 
lassen sich die gefürchteten Nekrosen vermeiden. 

Etwa auftretende Herzschwäche wird mit Atropin 
oder Digalen bekämpft. 


Weitere Hitteilungen zum Problem der Hanl- und 
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen. 

Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung.) 

Es trifft also vollkommen zu, daß, wie ich mich ausge¬ 
drückt habe, „der frühere Vorschlag wieder zu neuem Leben 
erwacht ist“, wobei, wie ich in dem „Wochenblatt des land- 



380 


wirtschaftlichen Vereins in Bayern“ (1920, Nrn. 39 u. 40) 
anerkannt habe, die Richtlinie, welche Direktor Ernst 
gegeben hat, mi {bestimmend für den praktischen Erfolg ist, 
seine planmäßige Anordnung des Verfahrens erst dem Vor¬ 
schlag zum Wert verholfen hat. 

Es kommt öfters vor, daß zwei oder mehrere Wissenschaftler 
denselben Gedanken liefen und gleiche Versuche ausführen, wobei 
es dann vom Zufall oder vom Zögern in der Drucklegung abhängt, 
wer die Priorität beanspruchen darf. Die Sache kann auch schon 
publiziert sein, ohne daß ein Anderer davon weiß, weil bei> der 
Übermenge von Zeitschriften und der jeweils mangelnden Gelegen¬ 
heit von der betreffenden Zeitung Einsicht zu nehmen, dem Einen 
oder Andern die Veröffentlichung entgeht. So ist der Milzbrand¬ 
bazillus von, drei' Forschern (Pollender, Branell und D a - 
v a i n e) getrennten Ortes entdeckt worden und so hat die Beh¬ 
ring sehe Entdeckung der Serumtherapie bei Diphtherie sofort 
viele Forscher veranlaßt, die\ Sache bei anderen Krankheiten zu 
probieren und sind gleichartige Rotlaufschutzimpfungen von Em¬ 
merich und Mastbaum, Lorenz, Vo ges, Leclainche 
und V a 11 6 e i'n fast gleicher Zeit heraus gebracht worden. Ebenso 
hat die Entdeckung des Tuberkulins sofort mehrere Tierärzte in 
verschiedenen Ländern und Instituten (Rußland, Frankreich, Bayern, 
Sachsen und Preußen) auf den Gedanken gebracht die Herstellung 
eines gleichartigen Diagnostikums gegen Rotz in Angriff zu nehmen, 
weshalb das Mallem mehrere Entdecker hat. 

So arbeitet auch jetzt bei den Forschungen über Schutz- 
impfungsmöglichkeiten gegen die Maul- und Klauenseuche in ver¬ 
schiedenen Instituten wohl Mancher in derselben Weise wie ein 
Anderer, weil die Vorbilder der Pockenschutzimpfung, Rimderpest- 
und Schweinepestschutzimpfung, der Tierpassage. Wechselpassage 
und technischen Methoden, welche von Anderen bereits publiziert 
sind, zu gleichartigen Versuchen Anre'gung geben, jeder Fort¬ 
schritt auf einem vorausgegangenen sich aufbaut. 

Über Prioritäts- und andere wissenschaftliche Streitigkeiten 
hat Newton den Satz geprägt: „Die Wissenschaft ist ein ab¬ 
scheulich zanksüchtiges Weib“ (The Science is an impertinently 
litigious lady). Abgeklärte Leute denken an Falstaffs Aus¬ 
spruch: „Der Ruhm ist nur ein gemaltes Wappen auf einem Sarge“, 
oder mit Grillparzer, daß der Rubin nur ein Leben im Atem 
Anderer ist. Aber der Wettbewerb und Ehrgeiz der Gelehrtem 
fördert die Wissenschaft. 

Daß jener in gesperrter Druckschrift gegebene Vorschlag 
seinerzeit von den Kollegen der Praxis nicht weiter be¬ 
achtet wurde, lag zum Teil daran, weil die Bedeutung der 
Serumtherapie damals noch nicht so allgemein erfaßt war 
wie heutzutage und weil die Seuche, wie das immer der Fall 
ist, nach ihrem Durchzug durch das Land von selbst ab¬ 
flaute. 

Während die damaligen Versuche nur im Kleinen bei 
einer geringen Zahl von Tieren unternommen werden konn¬ 
ten und deflhalb in ihrem Werte schwer abgeschätzt werden 
konnten, stand Dr. Ernst der ganze veterinärpoiizeiliche 



Apparat zur Verfügung, die Sache im Großen dürchzu- 
fiihren. Jene alten Unternehmungen sind auf halbem Wege 
stecken geblieben, weil man das Hauptziel einer prophylak¬ 
tischen Immunisierung im Auge hatte, dies aber mit dem 
einfachen Rekonvaleszentenserum nicht erreichen konnte, 
und weil durch das bessere, mittelst Hochtreiben der Im¬ 
munität gewonnene Löfflersche Serum jene uranfänglichen 
Versuche fortzusetzen überflüssig erschien. 

Die Unterlassung weiterer Versuche zu damaliger Zeit 
benimmt dem von mir gemachten Vorschläge nicht den ihm 
innewohnenden Wert, vielmehr ist seine Wiedergeburt und 
heutige Ausführung die beste Anerkennung. 

Das Löffler sehe Serum ist dem einfachen Rekon- 
valeszentenserum darin überlegen, daß es nicht bloß 
den Krankheitsverlauf mildert, sondern tatsächlich prä¬ 
ventiv wirkt, also den Ausbruch der Seuche 
verhindert. Solchen Schutz kann das einfache Rekon¬ 
valeszentenserum nie geben, da sein Gehalt an spezifischen 
Schutzstoffen nur ein geringer zu sein pflegt. Es ist zwar, 
wie ich schon früher erwähnte, zu vermuten, daß bei Tieren, 
welche bei der bösartigen Form der Seuche den gefähr¬ 
licheren Ansteckungsstoff überwunden haben, der Schutz¬ 
stoffgehalt des Blutes ein etwas höherer sein dürfte als bei 
der durchschnittlich milden Durchseuchung, indes so reich¬ 
lich wie bei methodisch hochgetriebener Immunität ist er 
nicht zu erwarten. Wenngleich der Schutz passiver Immu¬ 
nisierung, welcher durch das Löffler-Serum gegeben wird, 
durchschnittlich nur 4—6 Wochen dauert, so ist dies ge¬ 
wöhnlich hinreichend von Nutzen, weil bis zum Ablauf 
dieser Zeit die Seuche in den Nachbargehöften erloschen 
zu sein pflegt und daher die Gefahr der Einschleppung in 
den schutzgeimpften Bestand sich mittlerweile vermindert 
hat. Auch steht zu vermuten, daß Tiere, welche mit Löffler- 
Seruimgeimpft sind und dann einer natürlichen Ansteckung 
ausgesetzt waren, ohne zu erkranken, gleichwie bei einer 
Simultanimpfung in erhöhtem Maße unempfänglich werden. 

Die früheren Erfolge der Anwendung von Löfflerserum 
haben dessen Wert als Prophylaktikum und den Krankheits¬ 
verlauf entschieden milderndes Mittel längst bestätigt. 

Auch neuzeitlich haben Schipp und Schern die 
Brauchbarkeit des Löfflerschen Serums in seiner schützen¬ 
den und heilenden, d. h. klinisch umstimmenden Wirkung 
als unbestreitbar bezeichnet und ist über glänzende Ergeb¬ 
nisse berichtet worden, wenn das Serum in den ersten zwei 
Tagen nach Ausbruch der Erkrankung angewendet wurde 



382 


! 

i 

(plötzliches Aufhören der Todesfälle, rascheste Besserung, : 

während ungeimpfte Kontrolltiere desselben Bestandes j 

starben (Himmel: Berk Tierärztl. Wochenschrift, 1920, 

Nr. 46). . 

Wenn in der jüngsten Zeit Mißerfolge des Löfflerserums 
in Württemberg zu verzeichnen waren, so lagen sie, wie 
E r n 81 schreibt, in der unsachgemäßen, zu späten An¬ 
wendung des Serums. Man hat also tatsächlich in dem Löff- 
lerschen Serum schon das Mittel gegen die Maul- u. Klauen¬ 
seuche besessen, nur war es bei dem vehementen Auftreten 1 

der Seuche nicht in genügender Menge vorrätig. Da man I 

nun durch verschiedene Methoden der Konservierung, be¬ 
sonders durch das Trocknungsverfahren, reichliche Vorräte 
solchen Serums anlegen kann, wird man ein zweites Mal 
nicht so unvorbereitet einem neuen Seuchenausbruche gegen¬ 
überstehen. 

■ Die Herstellung des Löffler sehen Serums 
ist neuzeitlich nach einem in Südamerika von Henrique 
Marquez Lisboa und Armando Alves de 
R-o c h a angegebenen Verfahren praktisch ver¬ 
bessert worden. (Fortsetzung folgt). 

Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul- 

nUd KlaUenSeUChe. (Fortsetzung) 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

y. Gruppe der Verbindung ätherischer öle ;i 

mit Seifen. 

•* Im Jahre 1911 trat Schmitt -Wolfratshausen mit einer neuen 
Behandlungsweise der Maul- und Klauenseuche an die Öffentlich¬ 
keit**). Das wirksame Prinzip war ein Desinfektionsmittel, das von 
der herstellenden Firma (H. Wolfrum & Co., Augsburg) den Namen 

M i t i s o 1 (ges. gesch.) 

erhalten hatte. Nach den Schmitt sehen Angaben besteht es aus 
Kamphenen, Terpenen und Pinen, also aromatischen Kohlenwasser¬ 
stoffen der Formel Cio Hw, „die wirksamen Stoffe vieler ätherischer 
öle“. Sie sind in einer Seifenlösung als Vehikel untergebracht**). 
Schmitt brachte sein Verfahren mit Mitisol Ln 19 Gemeinden 
miiit nahezu 1500 verseuchten Tieren zur Anwendung, ln 14 Ge¬ 
meinden konnten die Neuausbrüche auf die Einschleppungsherde 
beschränkt werden. In 105 Beständen konnte die Seuchentilgung 
innerhalb längstens 20 Tagen nach Feststellung und Behandlungs¬ 
einleitung erfolgen. In 4 Gemeinden konnten 7 Gehöfte mit 42 

*) Profilaxia da febre aftoza, Memorias de Oswaldo Cruz, 1920, 

Tome XII. S. 67 u. 60 (spanisch und englisch). 

**) Wochenblatt des Landwirtschaft!. Vereins i. B., 1911, Nr. 48 
u. 50. — M. T. W„ 1912, Nr. 1 u. Nr. 12. 



383 


Tieren, als Kontrolliere des Verfahrens zur Beobachtung kommen. 

Die Behandlung nach Schmitt besteht in: 1. trockene Reinigung 
der Klauen aller Tilere und Bestreichen mit unverdünntem Mitisol; 

2. hierauf Ansteckungsimpfung aller Tiere des Bestandes; 3. inner¬ 
liche Behandlung: 10 %ige heiße Mitisollösung wird mit Gießkanne 
und Brause über die Barren gegossen; in die Flüssigkeit wird Kurz¬ 
futter und Heu eiingelegt, worauf von allen Tieren die Mischung 
„mit Begierde“ unter starkem Speichelfluß aufgenommen wird. 

Für jedes Tier und für jede Mahlzeit rechnet Schmitt 1 Liter 
10 %iiger Lösung. In den ersten 3—4 Tagen ist bei jeder Mahlzeit 
die innerliche und äußerliche Bearbeitung, später bis zum 7. oder 
8. Tage nur mehr täglich einmalige Behandlung erforderlich. Be¬ 
handlung der Maulhöhle erfolgt nicht. Schwerkranke Tiare er¬ 
halten 50,0 und mehr, Kälber 20,0 und mehr pro die in Leinschleim 
bezw. Rohmilch. Bei diesen Tieren werden Koehsalz-Klystiere ge¬ 
setzt. Veränderungen im Bereiche der Striche der Milchdrüsen 
werden mit unerdünntem Mitisol behandelt. 

4. Nachbehandlung: Gründliches Putzen, Entfernung der Streu. 
Bürsten der Unterfüße und Klauen mit heißer 10 %iger Mitisol¬ 
lösung; letzte Fütterung mit 10 %iger Mitisollösung. 

Schmitt gibt als Ergebnis dieses seines Mitisolverfahrens 
an: Die Erkrankungen äußern sich sehr mild. 1. 8—12stündige Er¬ 
höhung der Innenwärme über 41°; 2. Auftreten vereinzelter bis 
200 Lymphblasen im Bereiche der Milchdrüsenstriche; 3. blasse 
Stellen iiln der Maulhöhle ohne Entzündungsumgebung, nur var- 
einzelt entzündliche Blasenbildung; 4. Klauenweichteile nahezu 
immer ohne Veränderungen; 5. Versagen keiner Mahlzeit; 6. Er- 
krankungsabschluß durchschnittlich mit drei Tagen. S c h m i t « 
schließt aus dem Vorstehenden, daß sein Verfahren, die Zusammaff-^^'* 
setzung und Wirkung des Mitilsol ver hü t et: 1. daß der Blasfemo* 
inhalt der bekannten, bestimmten Stellen in ungeschwächter»’G^ ^ 
tigkeit zur Ausscheidung und zurWiederansteckumg kommt, 2» ^aß tt 
abgeseuchte Tiere erfolgreiche Dauerausscheider werden kijßnen, ^ 
und 3. daß die Muskelfasern des Herzmuskels der Zerst 
unterliegen. 

Das Staatsmilnisterium des Innern nahm bei dem zeitger 
Interesse an der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche 
Gedanken auf und veranlaßte im Dezember 1911 eine umfaf 
reiche Nachprüfung der Schmittschen Behandlungsweise. Vel _ 
suche mit Mitisol wurden von 36 Tierärzten in 604 Viehbeständen” 
uind von 9 Tierärzten ohne Angabe der Gehöftzahl angestellt. 

Die Versuchsergebnisse, die im Nachfolgenden zusammen- 
fassend wiedergegeben sind, haben sehr brauchbare Unterlagen 
für eine genügende Würdigung des Verfahrens gegeben. 

Innerliche Behandlung mit Mitisol. Die Aufnahme von mit 
Mitisol beschicktem Futter erfolgte — in den verschiedensten Ver¬ 
dünnungen bis zu 10 % — im allgemeinen nicht Ln der von 
Schmitt angegebenen Art und Weise. Wie 18 Berichterstatter 
mitteilen, versagten die Tiere die Aufnahme solchen Futters und 
Wassers gänzlich. S ei 11 e 1 e und Rasber.ger berichten, daß 
die Tiere wie auf Kommando bei Vorgabe derselben vom Barren 
zurückstanden, soweit die Ketten reichten. V i c a r i - Schillings¬ 
fürst berichtet, daß die Tiere, welche noch leidlich gefressen hatten, 
mit Verabreichung von mit Mitisol behandeltem Futter gänzlich 
den Appetit verloren und erst dann wieder zu fressen anfingen, 
nachdem der Barren wieder gereinigt worden war. 




384 



Von 5 Tierärzten wird gemeldet, daß die Tiere nur ungern und 
langsam Mitisol-Futter und Getränke annahmen, nachdem Hunger 
und Durst und Beigaben von Salz und anderen Ingredienzien mit¬ 
geholfen hatten. Frank- Abbach meint, die Fieberhitze habe 
die Tiere veranlaßt, das mit Mitisollösungen versetzte Trinkwasser 
aufzunehmen. 

Nur 3 Berichterstatter haben gefunden, daß vorbereitetes 
Futter und Getränke zum Teil von allen, zum Teil von einzelnen 
Tieren ohne Widerstand und gerne zu sich genommen wurde. 

Wo deshalb die Tierbesitzer angesichts des Versagens solchen 
Futters nicht direkt den Versuch abgebrochen haben, mußte Miti¬ 
sol — was in 13 Gehöften geschah — gewaltsam durch Einguß den 
Tieren beigebracht werden. Set tele bezeichnet dieses Ver¬ 
fahren für längere Dauer als direkt gefährlich, da Schluckpneumo¬ 
nien angesichts der Widersetzlichkeit der Tiere zu befürchten sind. 

Äußerliche Behandlung mit Mitisol. Dr. B e e r - Holzkirchen 
bezeichnet diese Behandlung als eine viel Geduld und Anstrengung 
erfordernde Arbeit für Tierarzt und Hilfspersonal, die auch die 
Tiere sehr beunruhige und den Milchertrag herabstilmme. Dem¬ 
gegenüber hebt d’A 11 e u x - Frankenthal hervor, daß die Schmitt- 
sche Methode den Vorzug der leichteren Anwendungsart habe, 
wobei er allerdings seine Aussage im Vergleiche zu den Ver¬ 
fahren Kreutzers und Hoffmanns macht. Döderlein nennt 
die Behandlung für die Tiere schmerzhaft, für das Personal mühe¬ 
voll. Die Leute gehen nicht gerne an die Behandlung, sagt 
Wa g n e r. 

D>iie Anwendung des Mitisols geschah zum Teif in verschieden¬ 
prozentigen Lösungen, zum Teil in unverdünntem Zustande. Wäh¬ 
rend F ä u s 11 e besonders hervorhebt, daß Mitisol. pur. gegen¬ 
über anderen Desinflzientien den Vorzug hat, daß es nicht ätzend 
wirkt, betont Döderlein, daß es den Tiaren weit mehr Schmerz 
bereite, als andere, ähnlich wirkende Mittel und daß die Tiere 
sich erst nach Tagen diese Behandlung gefallen lassen. 

, Erfolg der inneren Behandlung: 

Vorbeuge. F r a n k - Abbach schreibt der Vorbeuge große 
JEr/olge nach der Richtung zu, daß vorbehandelte Tiere die Seuche 
ymiteht bekamen, währetnd die nicht behandelten Tiere der Gehöfte 
f4fn der Umgebung meist von derselben befallen wurden. Er spricht 
»ich aber nicht darüber aus, ob die Tiere das Trank oder Trink¬ 
wasser (mit Mitisol 2 Eßlöffel voll auf 5 Liter Wasser) auch wirk¬ 
lich angenommen haben. Vermutlich haben sie es getan, wenn¬ 
gleich Frank von den kranken Tieren sagt, daß der Fieberdurst 
die Tiere zur Aufnahme des mit Mitisol versetzten Wassers 
„zwang". 

Werkmeister führt einen Fall auf, demzufolge ein Ochse, 
der mehrmals unter Kollapserscheinungen zu verenden drohte, 
jedesmal durch innerliche Anwendung von je 1 Liter 6 %iger Mi- 
tisollösung wieder gerettet werden konnte. Eisen schreibt dem 
Mitisol eine gifttötende und abschwächende Wirkung zu, wobei 
bemerkt sei, daß aber die vorbehandelten Tiere ebenfalls erkrankt 
sind. 

Diesen Ausführungen gegenüber betonen D e i s e n h o f e r. 
Beer, Buhmann, Braun - Kronach, Braun- Stadtsteinach 
und Döderlein, daß Mitisol den Ausbruch der Seuche nicht zu 
verhindern vermag. Auch Rasberger betont dieses. 



385 


2. Heilwirkung. Der oben schon angeführten Beobachtung 
Werkmeisters über die Wiederherstellung des einem, Ochsen 
seien dessen weitere Mitteilungen angefügt, daß vielleicht zwei 
der Seuche erlegene Kühe hätten gerettet werden können, wenn 
mit den Mitisolgaben nicht zu früh ausgesetzt worden wäre, daß 
zufolge der Mitisolbehandlung die Kühe gut im Ernährungszustände 
und in Milch blieben. S e 11 e 1 e schreibt, daß die innere Mitisol¬ 
behandlung unsicher ist, daßAbmagerumg und Versiegen der Milch, 
wie Notschlachtungen nicht haben hintangehalten werden können. 
Hammerschmitt - Pasing nennt Mitisol ein appetitanregendes 
Mittel, das den. Verlauf der Seuche günstig beeinflussen kann. 
Buhmann, derKontrolltiere mitbeobachtete, sagt, daß ein Unter¬ 
schied im Verlaufe der Seuche bei behandelten und nichtbehan- 
delten Tieren nicht zu verzeichnen war; die Seuche verlief in allen 
Fällen gleich milde. Wucherer hebt hervor, daß ein frisch 
infizierter Ochse nach dreimaligen Mitisolgaben den Speichelfluß 
verlor und wieder zu fressen begann. Auch .sonst bessere sich 
nach einigen Tagen der Zustand der kranken Tiere so, daß der 
Ernährungszustand keine Einbuße erleidet und die Milchleistung 
befriedigend bleibt. D’Alleux schreibt, daß Mitisol gleich bei 
Beginn der Erkrankung den Tieren einverleibt in Gemeinschaft 
mit reinlicher Klauenbehandlung leichte Erkrankung zu Gefolge 
habe. S t e n g e r l hatte günstigen Erfolg zu verzeichnen: die 
Tiere waren bald' wieder gesund, ohne wesentliche Veränderungen 
im Nährzustande erlitten zu haben. Eisen hebt hervor, daß Herz¬ 
komplikationen ausblieben, keine Nachkrankheiten, kein Abortus 
auftraten, daß Mitisol purgierend und so eine Ansammlung von 
Giftstoffen iim Körper verhindernd wirkt. F ä u s 11 e konstatiert 
Steigerung des Appetits, der Milchabsonderung und eine Abkürzung 
der Krankheitsdauer. 

Diesen Beobachtungen steht die Aussage Rasbergers gegen¬ 
über, daß Mitisol nicht nur keiin Seuchenschutz ist, sondern auch 
den Seuchenverlauf nicht zu beeinflussen vermag. Braun- 
Kronach konnte keine augenfällige Besserung finden.. D ö d er¬ 
lein verabreichte einem hochfieberhaft erkrankten Ochsen (30 
bis 100 pochende Herzschläge) 50,0 Mitisol in Verdünnung, jedoch 
ohne jeden Erfolg. Wa g n e r-Windsbach fand keine sichtlichen 
Erfolge, und es ist nicht gelungen, 5 erkrankte Kälber durch Mi¬ 
tisolgaben zu retten. Busch- Zirndorf fand die Kontrolltiere 
bei besserem Appetit und besserer Ernährung als die behandelten 
Tiere. 

Zu beachten bleibt bei innerer Anwendung des Mitisols, daß 
Beer berichtet hat, es sei die Milch und die aus dieser gewon¬ 
nene Butter mit einem schwachen Mitisolgeruche behaftet ge¬ 
wesen. 

Erfolg der äußer ein Behandlung: 

Während Niederreuter das Mitisol nicht mehr und nicht 
weniger schätzt, als jedes andere Desinfektionsmittel, sprechen 
dem Medikamente 10 Tierärzte insoferne Lob aus, als es die 
W T undstellen rasch, vielleicht rascher als andere Mittel zum Ver¬ 
narben bringt (Kürschner), Klauenerkrankungen und Kompli¬ 
kationen verhütet (K u g 1 er, s D e i s e n h o f e r), gut desinfiziert 
(Fröhlich), die Abheilung leichter Geschwüre nach 24—48 
Stunden, die tiefer gehenden nach 3—6Tagen bewirkt (d’A 11 e u x), 
Mischinfektionen verhindert (D öderlein), die Schmerzen offen¬ 
sichtlich an allen ergriffenen Körperpartien mindert (F ä u s 11 e), 



886 


Schwellungen an Krone und Fessel in 5 %iigen Umschlägen rasch 
mindert (H ü t h e r). Die rasche Abheilung erregt Staunen 
(Frank). Diesen Erfolgen, welche das Mitisol vielleicht mit den 
meisten modernen Desinfektionsmitteln teilen muß, wemn diese 
unter sachgemäßer Leitung zu energischer Anwendung kommen, 
stehen aber auch schwere Mißerfolge gegenüber: Schwere Klauen¬ 
leiden konnten nicht verhindert werden (S e 11 e 1 e). NachTTagen 
stand die Seuche, statt besser geworden zu sein, erst auf dem 
Höhepunkte und es mußte die bewährte Pyoktaninbehandlung ein- 
setzen (Rasberge r). Die Abheilung erfolgte erst nach 14 Tagen 
(San d). Bei mehreren Kühen konnten schwere Klauenleiden 
nicht vermieden werden (Vicari). Die Behandlung war. ohne 
sichtlichen Erfolg (Wa g n e r). Der Verlauf der Seuche war un¬ 
beeinflußt und völlig gleich dem der Kontrolliere, die ohne Be¬ 
handlung gelassen worden waren; es konnten schwere Klauen¬ 
erkrankungen nicht vermieden werden (Busch). Bayer hatte 
innerlich mit Chinarsanil, äußerlich nach Schmitt gearbeitet. 
Bei 6 Kühen traten schwere Panaritien auf, nach 7 Wochen zeigten 
sich bei verschiedenen Tieren eiterige Gelenksentzündungen und 
v Gangräne. 

Zusammenfassung: 

Bei Anwendung des Mitisols, dessen innere Applikation eine 
wesentliche Einbuße dadurch erfährt, daß in der weitaus größten 
Zahl der Fälle die Tiere die mit Mitisollösungen beschickten 
Futtereien und Getränke zurückweisen und infolgedessen das Me- 
dikameht eingeschüttet werden muß, dessen äußere Applikation 
die Tiere sehr beunruhigt und an den Tierarzt und die Hilfs¬ 
personen große Geduld- und Müheproben stellt, hat sich bisher 
auf Grumd der eingegangenen Berichte gezeigt, daß Erfolge und 
Mißerfolge sich die Wagschale halten; zum mindesten darf Mitisol 
nicht als ein Spezificum und im allgemeinen auch nicht als Vor» 
beugungsmittel bezeichnet werden, wenn auch die Mitteilung 
Franks auffallend ist. Der Wert eines guten Desinfiziens wird 
ihm aber wohl zugestanden werden müssen. Die rasche und glatte 
Anwendungsmöglichkeilt, deren prompter Heilerfolg, wie Schmitt 
diese angibt, haben die Nachprüfungen nicht ergeben. 

Auch Kronacher hat auf Veranlassung des Stautsministe- 
riuins des Innern Kontrollversuche mit Mitisol vorgenommen. Auch 
er kommt zu dem Ergebnis, daß derVergleichsversuch eine Spezial¬ 
wirkung des Mitisols bei äußerlicher Anwendung nicht ergeben 
hat *). Die neuerliche Angabe **), daß Mitisol geeignet sei, die 
bösartige Form der Maul- und Klauenseuche in eine gutartige 
überzuführen, dürfte nach dem Gesagten nicht zutreffend sein. 

VI. Pflanzenpulver. 

Mittel des Brechtier. 

Joseph Brechele'r (München) hatte im Oktober? 1911 und 
März 1912 an die Staatsregierung das Ersuchen gestellte sein Mittel 
gegen Maul- und Klauenseuche auszuprobieren. Das Pulver soll 
nach den Angaben des Brecheier ein unfehlbares Heil- und Vor- 
beugemittel gegen Maul- und Klauenseuche sein und nach einemt 
alten Rezept in der Gemeinde Pfronten des bayerischen Allgäus 

*) Zeitschrift für Tiermedizin. 1912, 

**) Wiederholte Anzeigen der Firma Wolfrum in der tierärzt¬ 
lichen Fachpresse. 1920. 



387 



hauptsächlich aus Alpenkräutern hergestellt werden. Es fand außer 
der genannten Gegend in den Bezirken Buchloe, Ebersberg, Neu¬ 
burg a. D. sowie in und um München von den Landwirten vielfach 
Anwendung. _ 

Die Untersuchung des Brecheier sehen Mittels durch die ehe¬ 
malige bayerische Agrikulturbotanische Anstalt ergab eine Zu¬ 
sammensetzung aus 50 % gequetschten, frischen Wacholderbeeren, 
5 % Weizenkleie, 40 % Kochsalz und einem .nicht genauer be¬ 
stimmbaren, schwach gerbstoffhaltigen Pflanzem-Extrakt (Erle?). 
Stark wirkende und damit schädliche nichtmetallische oder metal¬ 
lische Stoffe oder organische Stoffe, wie z. B. giftige Pflanzen¬ 
basen (Alkaloide) konnten nicht nachgewiesen werden (Gutachten 
des Untersuchungs-Laboratoriums Georg Büchner-München). 

Das Gemisch ist nach Angabe des Herstellers handvollweise 
täglich zweimal einzugeben. Das Kilogramm kostete im Jahre 
1912/13 3 Mark. Nach vorgelegten Zeugnisabschriften bestätigen 
Landwirte, daß die „Hitze“ bald nach Anwendung des Mittels — 
durchschnittlich iiln 5—8 Tagen — gefallen sein soll. Nach mehreren 
Berichten des Bezirkstierarztes von Ebersberg hätten zwar einige 
Tierhalter .die vorbeugende oder heilende Wirkung des Brecheler- 
schen Mittels gelobt, in zahlreichen Tierbeständen sei jedoch trotz 
Anwendung des Mittels die Seuche ausgebrochen und der Seuchen¬ 
verlauf in keinerlei Weise beeinflußt worden. Dem Pulver komme 
lediglich die Eigenschaft eines teueren Futtergewürzes zu. Nach 
protokollarischer Angabe eines Landwirtes Str. zu A. wurde die 
Hälfte seines Yiehstandes (16 Stück) genau nach Vorschrift mit 
dem Brecheier sehen Mittel zur Vorbeuge behandelt; diese Tiere 
erkrankten ebenso wie die anderen 16 niclitvorbehandelten Tiere. 
Auch als Heilmittel erwies es sich als wirkungslos. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Infektlons- ud Invaslonskrankheiteii. 

Kreistierarzt Dr. August Möller - Strasburg (West¬ 
preußen) : Die Beschälseuche in Polen (1917/18). (Monats-, 
hefte f. prakt.Tierheilkunde, 30. Band, 11./12. Heft, S. 481.) 

Das Auftreten der Dourine in dem besetzten Polen in den 
Jahren 1917 und 1918 gab M. die Gelegenheit zu chemotherapeuti¬ 
schen Versuchen. Erkrankt bezw. der Erkrankung verdächtig 
waren 48 Pferde, von denen 15 zugrunde gingen. Die Bekämpfung 
der Seuche wurde nach den Vorschriften des Viehseuchengesetzes 
mit bestem Erfolge durchgeführt. Mit Rücksicht auf die derzeitigen 
liohen Werte des Pferdematerials, dem allgemeinen Mangel an 
Zugtieren und der wirtschaftlichen Lage entschloß sieh der Autor 
Heilversuche anzustellen. Drei schwere Formen der Erkrankung 
bei Stuten wurden hiezu ausgewählt. Sie erhielten Neosal- 
varsan 3 Dosen ä 4,5 Gramm i. v. in Zwischen¬ 
räumen von etwa 10 Tagen, 2 Tiere als Kombi¬ 
nationsmittel nach der 3. Infusion 10 Gramm 
Novasurol intramuskulär. Diese Doppelverbindung von 
oxymercurichlorphenoxylessigsaurein Natron und Diäthylmalonyl- 
harnstoff wird gleichzeitig mit Salvarsan gegen die Syphilis beim 
Menschen wirkungsvoll gerühmt. In den 3 Fällen wurden 
die Wirkungs - Erscheinungen des Beschäl- 



388 


seuchegiftes in der günstigsten Weise beein¬ 
flußt. Kurze Zeit nach den Infusionen war das krampfartige 
Zucken der Hintergliedmaßen und die Hyperästhesie verschwun¬ 
den. Nach Verlauf von 4 Wochen hatte sich der Nähr- und Kräfte¬ 
zustand, sowie die Sicherheit des Ganges schon soweit; gebessert, 
daß die Pferde bewegt werden konnten. 2 Monate später waren 
noch Spuren der Facialislähmung und Krötenflecke sichtbar, die 
sich nach einiger Zeit ebenfalls verloren. M. bringt auf Grund 
seiner sehr guten Erfolge in Vorschlag, statt der Tötung der 
kranken oder gar nur seucheverdächtigen TJere, die Behandlung 
der Beschälseuche gesetzlich anzuordnen, so daß analoge Bestim¬ 
mungen wie für die Räude bestünden. Im Anschlüsse an seine 
Publikation bringt M. einen Anhang über die Chemotherapie der 
Trypanosomen, der, da er die einschlägige Literatur (auch des 
Auslandes) berücksichtilgt, alle Interessenten über die Fortschritte 
auf diesem Gebiete der Heilkunde orientiert. Me. 


34. Münchener Pferdemarkt I92L 

(Vergleiche auch die vorläufige Mitteilung in voriger Nummer S. 367.) 

Nach siebenjähriger durch den Krieg und die Nachkriegflzeit 
veranlaßter Pause veranstaltete der Bayerische Pferdezuchtverein 
am 13., 14. und 15. April wieder seinen weit über Bayerns Grenzen 
hinaus bekannten Münchener Pferdemarkt, verbunden mit' Pferde¬ 
prämiierungen und einer Ausstellung bayerischer Zuchtpferde. Zu 
dem Zwecke hatte der Stadtrat München dem Verein die benötig¬ 
ten Hallen und Plätze, sowie die Arena des Ausstellungsparkes 
überlassen, wodurch es dem Verein möglich wurde, den Pferde¬ 
markt in bester Weise unterzubringen und ein erstklassiges ge¬ 
schlossenes pferdezüchterisches Unternehmen. zu schaffen. 

Der 34. Münchener Pferdemarkt war an den drei Markttagen 
mit insgesamt 1780 Pferden beschickt, von denen 469 in den Hallen 
IV, V und VI, die übrigen auf dem offenen Markte des Ausstellungs¬ 
parkes ausgestellt wurden. Von sämtlichen 1780 Pferden waren 
über 1000 Stück bayerische Pferde. 

. • Das ausgestellte Material kann im allgemeinen als sehr gut 
■•bezeichnet werden, auch bezüglich der Pferde, die von bayerischen 
Züchtern lediglich zur bayerischen Züchterprämiierung ausgestellt 
’* wurden. Die Rottaler beschickten diese Prämiierung mit einer 
Kollektion von 3—5jährigen Zuchtstuten ihres bekannten Kutsch¬ 
schlages, die allgemeine Bewunderung hervorrief und bewiesen 
hat, daß das Rottal es verstand, seine berühmte Zucht sich trotz 
der großen Anforderungen des Krieges zu erhalten. 

Was den Markt selbst anbelangt, so war die Geschäftslage des¬ 
selben sehr günstig. Viele Händler konnten ihre ganzen Bestände 
zu guten Preisen verkaufen. Das Luxusmaterial allerdings, sowohl 
Reit- wie Wagenpferde, kam weniger zur Geltung. Im allgemeinen 
bewegten sich die Pferdepreise zwischen 18 000 bis 30 000 Mark.. 

In der Arena des Ausstellungsparkes spielte sich während der 
ganzen Marktdauer ein ungemein reges Leben ab. Denn unaus¬ 
gesetzt wurden hier Pferde vorgeführt, vorgefahren und vorge¬ 
ritten und nebenbei waltete die Prämiierungskommission ihres 
nicht Ammer leichten Amtes. 

Die bayerische Zuchtprämiierung war von Züchtern aus den 
Kreisen Ober- und Niederbayern und Schwaben nicht allzu reich¬ 
lich beschickt. Die großen Transportkosten waren wohl die Haupt¬ 
ursache von diesem Rückgang, doch dürften auch die verheerenden 



389 


P 


Wirkungen des Krieges hier zum Ausdruck kommen. Insgesamt 
kamen 47 Pferde zur Vorführung (8 Hengste und 39 Stuten). Von 
den Hengsten gehörten 7 dem norischen Schlage an; 3 hiervon 
wurden mit insgesamt 1800 Mark prämiiert. Bei den Zuchtstuten 
des leichten warmblütigen Schlages wurden 14 Pferde vorgeführt 
und 9 hiervon mit 6600 Mark Gesamtpreisen prämiiert, ln der 
Gruppe II (starker warmblütiger Schlag) kamen 16 Pferde zur 
Vorführung; Prämien erhielten 10 Pferde im Gesamtbeträge von 
8060 Mark. Wie schon in der vorigen. Abteilung spielten auch in 
in dieser Gruppe die vorzüglichen Rottaler Pferde die erste Rolle. 

Von den vorgeführten 9 norischen Stuten wurden 5 als preiswürdig 
befunden und insgesamt mit 3600 Mark Preisen ausgezeichnet. 

Die Rottaler erhielten außerdem noch einen Ermunterungs¬ 
preis von 200 Mark für zweil vorgefahrene Rottaler Zuchtstuten des 
Herrn Hießerer in Wangham. 

Bei den Prämiierungen der Händlerpferde, die am Dienstag 
mnd Mittwoch nachmittags .stattfanden, wurde viel gutes Material 
vorgefahren, vorgeritten und vorgeführt, wenn auch der Glanz 
der Vorkriegszeit nicht erreicht wurde. An Wagenpferde, paar¬ 
weise und einzeln, kamen 8200 Mark, an Reitpferde 1000 Mark 
und an Arbeitspferde 11600 Mark Prämien zur Verteilung. 

Am Mittwoch besuchte der Staatsminister für Landwirtschaft, 

Herr Wutzlhofer, den Markt und wohnte mit dem Referenten für 
Landwirtschaft, Herrn Staatsrat Lang, der Prämiierung der baye¬ 
rischen Zuchtstuten an. Der Ministerpräsident,. Herr Dr. Ritter 
v. Kahr, beehrte am Freitag den 15. April nachmittags dem Markt 
mit seinem Besuch und verfolgte mit regem Interesse die Vor¬ 
führungen der Reichswehr und der Landespolizeitruppen sowie das 
Vorführen, Vorfahren und Vorreiten der Prämiierungspferde und 
die Überreichung der Preise durch den Staatsminister für Länd- ^ AV^ 
Wirtschaft. ^ 

Der Besuch des Marktes war sehr lebhaft. Insgesamt wurdejn^*' 
gegen 20 000 Eintrittskarten ausgegeben, von denen wohl zwtfij’ 

Drittel auf auswärtige Gäste fielen. Der Münchener PferdemaÄc4C ~ 
hat sonach seine alte Zugkraft bewahrt und der Bayerische Pferde^ *.~ 
zuchtverein hat sich durch sein Vorgehen, in dem er als ersflp#^ ~ ,• 

wieder ein größeres pferdezüchterisch und wirtschaftlich wüchtiÄKjL 
Unternehmen erstehen ließ, ein großes Verdienst erworben. V^> 

An dem Wiederaufleben des Pferdemarktes und an seiner|Je^ 
Durchführung waren außer dem Präsidium und der Marktkommission^-^ 
besonders beteiligt: die Herren: Ministerialrat Dr. Gasteiger, 
Bezirkstierarzt Dr. Kränzle, Passau, Oberregierungsrat Settele, 
Oberlandstallmeister Stautner, Geheimer Hofrat und Universitäts¬ 
professor Dr. Vogel, Gestütsdirektor "Wille und Bezirkstierarzt 
Wucherer. ' Sp. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftstragen. 

Tierärztliche Studienreform. 

Wir erlauben uns, nachstehenden Fall zu unterbreiten mit der 
Bitte um baldige Stellungnahme: 

Am 20. Mali! 1920 reichte die Deutsche veterinärmedizinische 
Fachgruppe ihre Leitsätze zur Neuordnung des tierärztlichen Stu¬ 
diums an das Reichsministerium des Innern ein. Bis zum 5. Juli 
dieses Jahres war noch kein Bescheid des Reichsministerihms ein¬ 
gelaufen. Da die Fachgruppensitzung vor der Türe stand, schickte 
die Fachgruppe ein Telegramm mit der Bitte um baldige Stellung- 



390 


nähme ab. Dieses wurde am 16. Juli beantwortet, doch ohne end¬ 
gültige Stellungnahme. Es Wurde Prüfung der Leitsätze zuge¬ 
sichert und die Neuregelung des tierärztlichen Prüfungswesens 
versprochen. Zu dieser Zeit waren Verhandlungen über das ärzt¬ 
liche Prüfungswesen schon im Gange, hingegen wurden weitere 
Schritte zur Neuregelung des veterinärmedizinischen Studiums 
nicht bekannt. 

Am 18. Dezember vorigen Jahres richteten wir an das Reichs- 
ministeriium die Bitte um endgültige Stellungnahme zu den Vor¬ 
schlägen der veterinärmedizinischen Fachgruppe. Eine Antwort 
ging uns bis heute nicht zu. 

Wir gestatten uns, unsere Bitte vom 18. Dezember 1920 zu 
wiederholen und «Insbesondere anzufragen, ob das Reichsministe¬ 
rium geneigt ist, den von der veterinärmedizinischen Fachgruppe 
geforderten Ausschuß für die Neuordnung des Studienplanes ein¬ 
zusetzen. 

Die Deutsche Studentenschaft, 
gez. Holzwarth, f. d. Vorsitzer. 


Verschiedenes. 

Praktischer Tierarzt Hans Hueber +. 

Soeben kommt die überaus schmerzliche Nachricht, daß unser 
verehrter junger Kollege, Herr Hans Hueber, praktischer Tierarzt 
in Schrobenhausen, inmitten der treuesten Ausübung seiner Berufs¬ 
pflicht infolge eines Unglücksfalles (Schädelbruch bei Atomobilunfall) 
im Alter von 32 Jahren aus dem Leben geschieden ist. Am Grabe 
trauert seine Witwe mit ihren 2 unmündigen Kindern. — Der tier¬ 
ärztliche Stand verliert in ihm das Muster eines pflichteifrigen, 
fleißigen Kollegen, von vornehmem Charakter, dessen intensives, 
stilles Schalten bei seiner Begabung und seinem Arbeitsdrange ihm 
gewiß nocli zu einer Zierde unseres Standes emporgeboben hätte. 
In aufrichtiger Trauer! _ Diel Schriftleitung. 

Veterinäramt für den Stadtbezirk Nürnberg. 

Für den Stadtbezirk Nürnberg wurde ein Veterinäramt ge- 
.hijdet, welches die Amtsbezeichnung „Vt “ erhält und dem Refe- 
^r^te XII unterstellt ist. 

^y Leiter und Vorsitzender des Vt ist der Direktor des Schlacht- 

und Viehhofes (Vt I). Als weitere Mitglieder gehören dem Vt a*n: 
der Bezirkstierarzt für den Stadtbezirk II, zugleich stellvertreten¬ 
der Leiter und Vorsitzender (Vt II), der jeweilige Leiter der Bak¬ 
teriologischen Fleischuntersuchungsanstalt des Schlachthofes und 
ein rechtskundiger Stadtsyndikus als juristischer Berater. Als ge¬ 
schäftsleitender Beamter und Schriftführer in den Satzungen des 
Vt ist ein Verwaltungsbeamter aufgestellt. 

Staatsveterinär künde, Anslandsdienst nnd Versicherungswesen. 

Der Reichsminister des Innern gibt unter dem 3. März 1921 
11A 1391 einen ihm vom Auswärtigen Amt übermittelten Bericht 
der Deutschen Gesandschaft in Montevideo vom 12. November 
1920. betreffend Entwurf eines Preisausschreibens des Uruguay* 
sehen Senats zur Bekämpfung der Maul« und Klauenseuche be¬ 
kannt: 

Der Landwirtschaftsausschuß des uruguayschen Senats hat zur 
Bekämpfung der Fiebra aftosa (Maul- und Klauenseuche), folgen- 



391 


des Preisausschreiben entworfen, das den gesetzgebenden Körper¬ 
schaften zur Genehmigung unterbreitet werden soll. 

A) 50 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer ein Serum er¬ 
findet, das das geimpfte Vieh mindestens 6 Monate gegen diese 
Seuche immunisiert. 

B) 25 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer den Erreger der 
Fiebra aftosa in Reinkultur züchtet. 

C) 25 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer eine praktische 
Methode nachweist, durch die im Weg der Impfung ein Anfall der 
Krankheit mit harmlosem Verlauf bei der Mehrzahl der behan¬ 
delten Tiere hervorgerufen werden kann. Das Verfahren muß 
leicht und einfach durchzuführen sein und die Herstellung aus¬ 
reichender Mengen eiines gleichmäßig beschaffenen Serums ge¬ 
währleisten. 

Die drei Preise können einem Bewerber zuerteilt werden. 

-10 000 Pesos urug. Gold sollen zur Verfügung gestellt werden, 
um die experimentellen Studien über die Fiebra aftosa an staat¬ 
lichen und privaten Anstalten zu fördern. 

Das Preisausschreiben soll sich an die Forscher der ganzen 
Welt wenden und nach Möglichkeit überall im Ausland bekannt 
gemacht werden. gez. G o e t s c h. 


Stand der Tierseuchen. 

Deutschösterreich. Woche vom 2. bis 9. April: Maul- und 
Klauenseuche: 57 Bezirke mit 271 Gemeinden und 1896 Ge¬ 
höften; Rotz: 2 Gemeinden mit 2 Gehöften; Räude: 61 Bezirke 
iiiilt 143 Gemeinden und 210 Gehöften; Tollwut: 2 Bezirke mit 
2 Gemeinden und 2 Gehöften. 


Schweiz. Woche vom 29. März bis 3. April: Maul- und 
Klauenseuche: 15 Kantone mit 42 Bezirken mit 56 Gemein¬ 
den und 94 Gehöften; Rauschbrand: 4 Kantone mit 6 Be¬ 
zirken mit 6 Gemeinden: Rotlauf der Sei» weine (ei^schl. 
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche): 9 Kantone mit 16 Bezirken 
mit 20 Gemeinden und 21 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone 
mit 4 Bezirken mit 4 Gemeinden; T o 11 w u t: 1 Kanton mit 1 Be¬ 
zirk und 1 Gemeinde. 


Hochschulnachriditen. 

Der Deutsche Hochschulring zum Marburger Fall. Da trotz des 
Urteilsspruches der Kasseler Geschworenen die Parteipresse und 
auch die Preußische Landesversammlung sich veranlaßt sehen, sich 
mit der Angelegenheit der Marburger Zeiitfreiwilliigen weiterhin zu 
beschäftigen, gibt der Deutsche Hochschulring folgende Erklärung 
ab: „Nach langen Verhandlungen haben die Kasseler Geschworenen 
die Marburger Studenten von ihrer Anklage freigesprochen. Alle 
Anwürfe und Verleumdungen, alle Entstellungen und Hetzversuche 
gegen die Marburger Zeitfreiwilligen sind damit widerlegt. Auch 
der Minister Haenisch hat in einem Schreiben an den Vorsitzen 
der Deutschen Studentenschaft seine Beleidigungen geigen die Mar¬ 
burger Kommilitonen zurücknehmen müssen. Unsere Kommili¬ 
tonen, die sich in der Stunde der Gefahr für den Schutz der Ord¬ 
nung einsetzten, haben in schmählicher Weise den Dank einer Re- 



392 



gierung erfahren, die es nicht wagt, dein Geist der Gasse und des 
Aufruhrs festen Willen und straffe Ordnung entgegenzusetzen. In 
hetzerischer Weise ist das Verhalten der Marburger Zeitfreiwilligen 
parteipolitisch ausgenutzt worden. Dadurch erst ist Haß und Zwie¬ 
tracht in die Reihen unseres Volkes gesät worden und Mißtrauen 
gegen die, die nichts taten als ihre Pflicht. Wir deutschen Studen¬ 
ten schließen unsere Reihen nicht gegen den Arbeiter — der ist ein 
Deutscher gleich uns —, sondern gegen den volksfremden Geist der 
Zersetzung und Zerstreuung, bereit zu gemeinsamem Schaffen mit 
jedem Deutschen, der das Heil des Volkes über das eigene Wohl 
zu stellen vermag.“ 


Deutscher Hochschulring und Allgemeiner Deutscher Waffen¬ 
ring. Der Waffenring hat auf der Jenaer Tagung eine enge Zu¬ 
sammenarbeit mit dem Deutschen Hochschulring beschlossen und 
seine örtlichen Verbände in dieser Richtung zur Mitarbeit in den 
Ortsverbänden des Deutschen Hochschulriinges aufgefordert. Über 
die gemeinsamen Aufgaben und die Art ihrer Durchführung fand 
eine eingehende Aussprache zwischen den beiderseitigen Vorsitzern 
in Berlin statt. 


Personalien. 

Ernennung: Der Abteilungsvorsteher der Tropenabteilung am 
Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, 
Professor Dr. Knuth, ist vom 1. April 1921 an zum kommissarischen 
Vorsteher des Instituts für Tierhygiene an den landwirtschaftlichen 
Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg a. W. ernannt 
worden. 

Gewählt: Tierarzt Dr. II. Pö hl mann wurde zum Schlacht¬ 
hofdirektor in Passau gewählt. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Hans Ehrle aus 
Kötztjng in Lechbruck (B.-A. Füssen). Dr. Theodor Heinrich 
Seelus aus Kreuzthal (Utfr.), zuletzt Assistent beim Bezirkstierarzt 
von Coburg, in Roßbach (B.-Ä. Coburg). 

Als Praktikanten eingetreten: Die Assistenten beim Zuchtver¬ 
band für Fleckvieh in Niederbayern, Abteilung Süd, Ludwig 
Maurer und Joseph Weiß, ersterer beim städtischen Bezirks¬ 
tierarzt in Landshut, letzterer beim Direktor des Schlachthofs in 
Landshut. 

Verzogen: Dr. Joseph Loibl von Lechbruck nach Günzburg. 


Bticherschau. 

Prophylaxis der Tierseuchen durch Immunität und Desinfektion. 

Ein Leitfaden fürTierärzte und Studieren de. 
Von Dr. Walter Frei, Professor für allgemeine Pathologie, 
Bakteriologie und Hygiene an der veterinärmedizinischen Fa¬ 
kultät, Direktor des veterilnärpathologisehen Instituts der Uni¬ 
versität Zürich. Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard 
Schoetz, Wilhelmstr. 10. - Preis brosch. 38 Mk. 

Wie die Überschrift zeigt, hat der Herr Verfasser zwei ganz 
auseinander liegende Zweige unserer Wissenschaft, nämlich die 




393 


Lehre von der Desinfektion und der Immunität, auf einem gemein¬ 
samen Boden, dem der Seuchenbekämpfung, zusammen- 
gehracht. Er hat dadurch unsere Werke über Hygiene nach der 
genannten Richtung hin wesentlich ergänzt. Das Buch besteht aus 
4 Hauptabschnitten: eine Einleitung als 1. Abschnitt behandelt die 
grundlegenden Fragen über Pathogenität, Infektionskrankheiten, 
Infektion, Resistenz des Organismus, Ausscheidung der Erreger 
u. s. w. Im 2. Abschnitte wird die Immunodiagnostik besprochen 
und zwar einerseits die serodiagnostische und andererseits die 
allergische (Tuberkulin-, Mallein- etc.) Reaktion. Der 3. Abschnitt 
handelt von der Vernichtung der pathogenen Mikroorganismen 
der Außenwelt und bringt uns hier eine prachtvolle ausführliche 
Abhandlung der Deslnfektionslehre unter gründlichem Eingehen 
auf die physikalisch-chemischen Desinfektionsmittel. Hier ist noch 
ein besonderer Abschnitt über diie in der Praxis am meisten in 
Betracht kommenden Desinfektionsverfahren (Stall, Eisenbahn¬ 
wagen, Schlachthäuser, Straßen und Weiden, Luft, Kleider,Wasser, 
Nahrungsmittel, Jauche und Dünger etc. etc.) angeschlossen. Der 
4. Abschnitt ist der Verhinderung der Entwicklung pathogener 
Mikroorganismen im empfänglichen Tier gewidmet. Hier werden 
Disposition und Resistenz in ihrer Bedeutung gewürdigt, die spezi¬ 
fische Resistenzerhöhung, sowie die aktiive und passive Immuni¬ 
sierung eingehend besprochen, und endlich auch noch im speziellen 
die Immunisierung gegen einzelne Krankheiten erläutert. Das Werk 
legt Zeugnis ab von der außerordentlichen Gründlichkeit und Be¬ 
lesenheit des Herrn Verfassers und muß als eine besonders tief¬ 
gründige Arbeit bezeichnet werden. — Die Prophylaxis der tropi¬ 
schen Tierseuchen wurde nicht mehr miteinbezogen, da, wie Ver¬ 
fasser sagt, „die biologische Bedeutung der Keimüberträger, das 
ist hier der Zwischenwirte, ganz besondere Methoden“ erfordere. 
Damit hat Verfasser unstreitig recht, allein es würde doch gewiß 
Mancher eine solche Abhandlung gerade aus der Feder des Herrn 
Verfassers begrüßt haben. Immerhin enthält ja das Buch alles 
Grundlegende, was man zur Bekämpfung auch der tropischen Tier¬ 
seuchen wissen muß, und so ist das Fehlen eines solchen Kapitels 
nicht als ein Manko anzusprechen. Zum Verständnis des Werkes 
dürfte noch zu erwähnen sein, daß die Vorlesung über Hygiene 
und Seuchenpolizei durch dasselbe nicht ersetzt, sondern nur er¬ 
gänzt werden soll.— Der Verlag hat das Buch mit gutem Papier 
ausgestattet, auch wird zu seiner Empfehlung dienen, daß der 
Preis sich in erschwinglichen Grenzen hält. Ma. 


kleinere Landpraxis In Württem¬ 
berg mit Fleischbeschau und Ergän¬ 
zungsbeschau (noch erweiterungsfähig) 
gegen Anstellung in Manchen. (Anstellung an staatlichem 
oder privatem Institut; würde auch länger dauernde Assistentenstelle 
bei Bezirkstierarzt in München übernehmen). Angebote unter B. L. 1 
an die Schriftleitung dieses Blattes. 



Assistenz oder Vertretung 

sucht tüchtiger, arbeitsfroher Tierarzt.* Angebote unter P. M. an 
die Schriftleitung dieses Blattes. 









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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 10. Mai 1921. Nr. 19. 


Inhalt: 

Originalartikel: Martell. (Schluß folgt.) — Kitt. (Forts, folgt.) — Pschorr. 
(Schluß.) — Referate — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Ver¬ 
schiedenes. (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Zar Stammesgeschichte des Hausschafes. 

Von Dr. Paul Martell, Berlin. 

Das Schaf spielt im menschlichen Haushalt eine in drei¬ 
facher Beziehung wichtige Bolle, zunächst als Wolltier, 
dann als Fleischtier und in manchen Fällen auch als Milch¬ 
tier. Das Schaf darf unter den Haustieren als dasjenige 
bezeichnet werden, welches der künstlichen Züchtung am 
wenigsten Widerstand bot und das demgemäß auch die 
«stärksten züchterischen Wandlungen durchgemacht hat. Die 
Verbreitung des Schafes erstreckt sich über den ganzen 
Erdkreis und verdient bemerkt zu werden, daß die Zahl der 
Rassen heute unter den Schafen größer ist als bei irgend 
einem Haustier. Die stammesgeschichtliche Herkunft des 
Schafes hat den Zoologen lange Zeit ziemliche Schwierig¬ 
keiten bereitet; erst nach und nach gelang es, Licht in das 
Dunkel zu bringen. Mit der Frage nach der Abstammung 
ist auch der Hinweis auf die wilden Verwandten der Schafe 
gegeben. Die Ziegen sind gegenüber den Schafen in der 
Anatomie nicht unwesentlich abweichend; als ein scharfes 
charakteristisches Merkmal der Schafe sind die Tränen¬ 
gruben zu nennen. Letztere fehlen auch bei den sogenann¬ 
ten Halbschafen, welche die Stellung zwischen den Schafen 
und Ziegen ausfüllen. Während Prof. Dr. C. Keller den 
Halbschafen einen stammesgeschichtlichen Anteil an der 
Entwicklung des Hausschafes zuspricht, glaubt M. Hilz- 
h e i m e r dies verneinen zu müssen. 

Durch die prähistorische Forschung sind uns einige 
Fingerzeige gegeben, die sich als Aufschlüsse über die 
stammesgeschichtliche. Herkunft des Hausschafes verwerten 
lassen. In der paläolithischen Zeit läßt sich für Europa das 
Fehlen des zahmen wie wilden Schafes nordwärts der Alpen 










402 


als ziemlich sicher annehmen. Erst in der Pfahlbauzeit tritt 
ein kleines, durch einen eigenartigen Bau ausgezeichnetes 
Schaf auf, das allgemein unter dem Namen „Torfschaf“ be¬ 
kannt ist. Dasselbe läßt sich in den jüngeren Pfahlbauten 
ziemlich häufig nachweisen. Nach Keller besaß das Torf¬ 
schaf in seiner äußeren Form eine gewisse Ähnlichkeit mit 
der Ziege; auf dem langen, fast hirschartigen Kopf saß ein 
zweikantiges Gehörn, das nach außen gebogen war. Der 
Schwanz hing lang herab. Noch zur Römerzeit war das 
Torfschaf in den Vorländern der Alpen ziemlich häufig, 
wurde dann aber durch wertvollere Rassen mehr und mehr 
verdrängt und verblieb schließlich nur noch an einzelnen 
Punkten des Gebirges. Noch vor etwa 60 Jahren fanden 
sich Herden auf den Alpenweiden des bündnerischen Ober¬ 
landes; seit dieser Zeit sind die letzten Reste des Torf- 
schafes im Aussterben begriffen. Immerhin finden sich Ver¬ 
treter des Torf schaf es im Nalpser Tal in Graubünden und 
in Irland. Es handelt sich um kleine, rauhhaarige Tiere 
mit nur mäßigem Wollertrag. Die Verdrängung des Torf- 
schafes vollzog sich im Übergang von der Steinzeit zur 
Bronzezeit, was aus Knochenfunden zu entnehmen ist. Das 
sogenannte Kupferschaf brach sich Bahn; es war eine grö¬ 
ßere, großhörnige Rasse, die auch einen reicheren Woll¬ 
ertrag gewährte. Aus prähistorischen Darstellungen ist dies 
gut zu entnehmen. Das sogenannte Kuperschaf ist als eine 
große, ramsköpfige, kurzschwanzige Rasse anzusprechen, 
die mit ihrem doppelt spiralförmigen Horn auf Argali¬ 
abstammung hinweist. Für die Bronzezeit läßt sich ein 
hornloses Schaf nachweisen, ferner ein schwergehörntes, 
das mit den Merinoschafen eine gewisse Ähnlichkeit hat. 
Vermutlich sind beide Schafrassen aus dem Süden Europas 
nach dem Norden vorgedrungen. 

Finden wir somit das Hausschaf sehr früh in Europa 
vertreten, so ist es anderseits auch für den Boden Asiens 
recht früh nachweisbar. Zunächst ist hier das semitische 
Kulturgebiet hervorzuheben und war den Juden das Haus¬ 
schaf schon zur Zeit der Patriarchen bekannt. Auf einem 
Reliefbild am Südwest-Palast in Nimrüd findet sich eine 
Darstellung von der Eroberung einer jüdischen Stadt durch 
die Assyrer zur Zeit von Tiglatpilesar um 745 v. Chr. Das 
Bild zeigt in Gefangenschaft geratene Juden mit ihren 
Habseligkeiten, die sich unter Bewachung eines assyrische« 
Soldaten befinden. Man sieht ferner eine Herde von Fett¬ 
schwanzschafen, die ein anderer Soldat forttreibt. Die Dar¬ 
stellung der Fettschafe ist außerordentlich naturgetreu. 



m 


Man wird aus diesen alten Funden schließen dürfen, daß 
die Assyrer das Hausschaf von den Juden übernommen 
haben. Hinsichtlich Ägyptens hat man für die Zeit der 
ältesten Dynastien früher mehrfach angenommen — so 
noch Dünichen —, daß das Hausschaf bei den Pharaonen 
fehlte. Diese Annahme ging auf die schönen Tierbilder der 
Grabkammern von Gizeh und Sakkarah zurück, wo unter 
allen Haustieren die Schafe fehlen. Trotz allem hat das 
Hausschaf als eines der ältesten Haustiere des Niltales zu 
gelten. Das beweisen deutlich die in Tonkh auf gefundenen 
Reste der neolithischen Zeit. Eine Schieferplatte der alten 
Negadahzeit zeigt neben Hausrind und Hausesel in roher, 
aber deutlich erkennbarer Form das Hausschaf. Für das 
Zeitalter des mittleren Reiches Ägyptens lassen sich unter 
den Schafen/bereits drei verschiedene Schläge nach weisen. 

Wildmaterial findet sich an Schafen in Asien sehr 
reichlich, sowohl was Halbschafe wie echte Schafe anbe¬ 
trifft. Man kann drei Gruppen unterscheiden und zwar 
mufflonartige Wildschafe, argaliähnliche Wildschafe und 
Vigneisehafe. Unter den mufflonartigen Wildschafen steht 
uns der Mufflon, das Wildschaf Korsikas und Sardiniens, 
geographisch am nächsten. Es handelt sich um kleine Schafe, 
deren Gehörn nach innen gekehrte Spitzen besitzt, das je- 
döch keine volle Spirale annimmt. Die Weibchen sind 
hörnerlos. Teilweise sind die diluvialen Wildschafe Euro¬ 
pas und Nordafrikas hierhin zu rechnen. Auch das Gebiet 
von Kleinasien bis nach Persien ist mit einzuschließen. 
Bei "den argaliähnlichen Wildschafen handelt es sich um 
große Schafe mit einem starken Gehörn, dessen nach außen 
gekehrte Spitze beim Männchen bis zum Anfang einer 
zweiten Spirale ausläuft. Als wichtige Untergruppe sind 
die Dickhornschafe zu nennen, deren Weibchen durch kurze 
aufrecht stehende, nach rückwärts gekrümmte Hürner 
kenntlich sind. Als beherrschendes Gebiet für diese Gruppe 
kommt Nordindieft, Zentralasien, Tibet und'Nordsibirien 
in Betracht. Von Nordsibirien haben die Dickhornschafe 
dann ihren Weg nach Amerika gefunden. Zwischen beiden 
Gruppen stehen in vermittelnder Stellung die Vigneisehafe, 
deren engere Heimat Indien, Persien und Südwesttibet um¬ 
faßt. Das indische Vigneischaf (Ovis vignei) hat mit den 
Mufflonschafen große Ähnlichkeit, besonders durch die 
gegen einander gerichteten Hornspitzen. Andererseits sind 
die Weibchen in Übereinstimmung mit den Argalischafen 
stets gehörnt. An diese Gruppen finden die Hausschafe 
ihren Anschluß. Für die Wildschafe männlichen Geschlechts 





404 


ist noch herorzuheben, daß diese oft starke Mähnen besitzen. 
Über die Veränderungen, welche das Schaf als Haustier 
erlitten hat, sind wir kaum unterrichtet und damit gestaltet 
sich auch die Frage der Abstammung außerordentlich 
schwierig. Die Untersuchungen hierüber werden auch da¬ 
durch erschwert, daß es nicht gelungen ist, Wildschafe in 
der Gefangenschaft zu züchten, da eine solche für längere 
Zeit nicht ertragen wird. Der Mufflon macht als einziger 
eine Ausnahme. Böhm hat die Schafe in kurzschwanzige 
und langschwanzige eingeteilt, wobei der ersten Gruppe 
solche angehören, die 13 Schwanzwirbel oder weniger be¬ 
sitzen. Zur langschwänzigen Gruppe gehören Schafe mit 
mehr als 13 Schwanzwirbeln. Eigenartig ist, daß alle wilden 
Schafe zu den kurzschwänzigen zählen. Man hat daher 
die Langschwänzigkeit als eine im Hausstand erfolgte Ver¬ 
änderung angenommen. Eine Vermehrung der Schwanz¬ 
wirbel ist übrigens bei den Haustieren eine Seltenheit, wäh¬ 
rend umgekehrt eine Verminderung ziemlich häufig ist. 

Schluß folgt.) 

Weitere Mitteilungen zum Problem der Maul- und 
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen. 

, f Von Professor Dl\ Kitt. (Fortsetzung.) 

Die Methode besteht darin, daß man ein durch natürliche 
oder künstliche Ansteckung erkranktes, mit ordentlichem 
Blasenausschlag behaftetes Rind zunächst mit 100 ccm 
gutem vorrätigem Serum behandelt ; 6 Tage später erhält 
es intravenös 2,5 g einer Emulsion, die aus ausgeschabten 
Blasen bereitet wp-d, wieder 6 Tage später 10 g einer sol¬ 
chen Emulsion, weitere 6 Tage später nochmals 10 g, so¬ 
dann nochmals nach 6 Tagen 20 g Aphthen-Emulsion. Zehn 
Tage nach dieser vierten Virusimpfung werden dem hie¬ 
durch hyperimmunisierten Tiere 4 Liter Blut entnommen, 
welches dann zur Schutzimpfung anderer Rinder in anderen 
Stallungen dienlich ist. Zugleich werden dem Immunrinde 
neuerdings 10 g Aphthen-Emulsion injiziert und jedesmal 
10 Tage später kann durch Aderlaß Blut gewonnen werden. 

Auf diese Art kann man schon in einem Monat vom Rinde . 
ein sehr wirksames Schutzserum erhalten. Man benutzt ent¬ 
weder die Rinder des Stalles, in welchem die Seuche zuerst 
ausgebrochen ist, oder macht auf einer isolierten Versuchs¬ 
station Rinder durch Impfung seuchenkrank, um dann unter,; 
Vorimpfung mit 100 ccm Serum das Hochtreiben der Immu- r 
nität einzüleiten. j 

Während man bislang das Hochtreiben nur mit deir/i 

* 



405 


flüssigen Blaseninhalt oder mit Herzbeutel¬ 
flüssigkeit (von schwer erkrankten Schweinen) vor¬ 
genommen hat, welche Methode von Löf f ler ist, verwendeten 
die südamerikanischen Forscher die ganze epitheliale 
genommen hat, welche von Löffler ist, verwendeten die 
südamerikanischen Forscher die ganze epitheliale 
Blassenmasse, wodurch ein reichlicherer und kräfti 
gerer Impfstoff zu gewinnen war. 

Die histologischen Untersuchungen Zschokkes über 
die Beteiligung der tieferen Epithellagen an der Lymphe¬ 
bildung legten den Gedanken nahe, daß in den Epithelien 
der Hauptsitz des Infektionserregers gegeben ist und gleich¬ 
wie zur Herstellung der Pockenvakzine seit langem nicht 
bloß die Lymphe, sondern der ganze Pockenboden ausge¬ 
kratzt wird, schien die Verwendung der gesamten epithe¬ 
lialen Blasenbestandteile zur Virusgewinnung zweckmäßig. 
Auf diese Art Aphthen -Virusbeschaffung ist auch Dr. 
Groth selbständig gekommen, desgleichen habe ich zu¬ 
sammen mit Assistent Dr. Koegel das Virusmaterial in 
der Weise gesammelt, daß wir von der Unterseite der Bla- 
sen-Decke und dem bei der Blasenbildung bloßgelegten Pa¬ 
pillarkörper durch Abschaben des erweichten Epithellagers 
einen breiigen Impfstoff sammelten. Bei entsprechend rein¬ 
licher Entnahme aus geschlossenen Blasen ist solcher Brei 
aseptisch oder enthält nur sparsam unschädliche Bakterien. 
Es genügt deshalb nach dem Beispiel der südamerikanischen 
Forscher, den Epithelbrei mit steriler Kochsalzlösung im 
Mörser zu zerreiben und durch Papier zu filtrieren; bei Fil¬ 
tration durch Tonkerzen ist das Filtrat ärmer an Virus, 
weil selbes zu größerem Teil in den Poren durch Adsorp¬ 
tion festgehalten wird. Die G-efahr septikämischer Erkran¬ 
kung durch zufällig vorhandene pathogene Bakterien ist 
natürlich nicht ausgeschlossen ; sie ergab sich, wie die Süd¬ 
amerikaner berichteten, wenn zu hastig und nicht sorgfältig 
filtriert wird, so daß septische Partikel hei intravenöser 
Impfung in die Lungenkapillaren kommen. Im allgemeinen 
aber ist solche Gefahr gering. Übrigens kann es auch bei 
Serumimpfung passieren, daß Septikämie entsteht. Die süd¬ 
amerikanischen Forscher hatten einmal bei 270 Kindern 
den Mißerfolg, daß Lungenabszesse und Septikämie ein¬ 
traten, weil das Blut einem Ochsen entnommen worden war, 
der zwei Tage nach dem Aderlaß an Septikämie einging. 

Wie schon aus Löfflers Arbeiten bekannt ist, ver¬ 
hält sich die Tenazität und Virulenz sehr ungleichmäßig 
und geht jeweils schon hei Zimmertemperatur in wenigen 
Tagen verloren. 



406 


H e n r i q u e Macques Lisboa und Armando 
Alves da Rocha fanden die Virulenz derart vergäng¬ 
lich, daß beim Transport aiif Reisen der Impfstoff schon 
nach 24 Stunden wirkungslos wurde. 

Herzbeutelflüssigkeit hielt sich bei 30 %igem Glyzerin¬ 
zusatz 5—15 Tage. Die beste Transportart aus einem Seu¬ 
chengehöft ins Laboratorium bestand darin, an Ort und 
Stelle Saugschweine zu impfen (am empfänglichsten 
gilt die Yorkshirerasse) und diese mitzunehmen; die Imp¬ 
fung wurde durch Skarifikation oder Injektion in die Haut, 
durch Fütterung von Milch seuchenkranker Rinder oder 
Zusammenbringen mit letzteren betätigt. 

Schon Löffler hatte zur Forterhaltung des Virus 
für Versuche 'sich namentlich der Ferkel bedient, die bei 
intravenöser Impfung meist tödlich infiziert werden und 
dann außer Blasenlymphe auch virulente Herzbeutelflüssig¬ 
keit liefern. 

Die Versuche der Südamerikaner erstrecken sich über 
6 Jahre; sie gaben die Erfahrung, daß die Immunität je nach 
der Stärke der Erkrankung kürzer oder länger dauert. Bei 
leichter Erkrankung sind die Tiere schon nach 4—6 Mo¬ 
naten wieder empfänglich, nach schwerer Durchseuchung 
dauerte die Immunität bis zu 2 Jahre. 

Das wie oben beschrieben gewonnene Serum konnte mit 
0,5 %igem Karbolsäurezusatz gut konserviert werden und 
genügte in der Dosis von 20 ccm zur Immunisierung junger 
Schweine, 40 ccm waren für ältere Schweine, 80 ccm für 
Rinder (die bis 6 Monate alt waren), 120 ccm für ältere 
Rinder nötig. Die Schutzwirkung war ausgezeichnet, durch¬ 
schnittlich blieben 86 Prozent der serumgeimpften Tiere 
trotz Ansteckungsgelegenheit von der Seuche verschont. In 
einer Farm wurden 39 Tiere, in einer anderen 45 Tiere mit 
seuchekranken Tieren zusammengestellt, ohne zu erkranken; 
in den meisten Farmen trat der Schutz bei 83—98 Prozent 
zu Gesicht. In einem Versuch war bei 22 Tieren, in einem 
Falle unter 90 Tieren bei 50 Prozent der Erfolg negativ. 

Schern (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1920, Nr. 50) 
empfiehlt, bei Seuchenausbruch alle Kälber simultan zu 
impfen, weil diese dann die Seuche sehr leicht überstehen 
und so eine immune Generation herangezogen wird, diese 
Kälber mit einem Kennzeichen zu versehen und bei späteren 
Seuchengängen zu kontrollieren. Es wurde Löfflerserum in 
der Dosis von 2 ccm für 1 Zentner Körpergewicht als zweck¬ 
dienlich befunden; es genügte für ein Kalb die geringe 
Dosis von 5 ccm,’ (Fortsetzung folgt),- 



407 


™m*:*r*x • 


Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Manl- 

nnd Klauenseuche. (Forts, und Schluß.) 

Von Veterinärrat W. Pschorr, München. 

Das Mittel des Brechieler ist als Prototyp näher betrachtet 
worden, weil es iln wenig geänderter Zusammensetzung stets 
wiederkehrt. Diese Pulvermischungen dürfen nach der Verordnung 
vom 22. Oktober 1901 außerhalb der Apotheken nicht feilgehalteu 
werden (siebe oben). 

Die Axt der verwendeten Mittel ließ im Voraus keine Wirkung 
bei Maul- und' Klauenseuche erwarten. Die Versuche haben dem 
recht gegeben. 

VII. Örtlich wirkende Mittel. 

Die Lokalisation der äußeren Symptome der Maul- und Klauen¬ 
seuche an bestimmte Stellen hat vielfach zu rein symptomatischer 
Örtlichen Behandlung geführt. In-dieser Hinsicht wurden imVoraus- 
gehenden schon mehrfache Betrachtungen angestellt. Ich verweise 
hier insbesondere an die örtlichen Wirkungen der Schwermetall¬ 
salze, der essigsauren Tonerde, des Antiformiün und des Mitisol. 

Zu rein örtlicher Behandlung der Erscheinungen an den Klauen 
wurde auch der Teer, und zwar in der Regel der Holzteer (Pix 
liquida), angewendet, der ein inkonstantes Gemenge von Kreosot, 
Kresol, Karbolsäure, Naphthalin und sonstiger Phenole und aro¬ 
matischer Kohlenwasserstoffe ist; Von einer einheitlichen Wirkung 
kann bei einem solchen Gemenge keine Rede sein (Tappeiner). 

Die Desinfektionskraft der genannten Phenole ist bekannt, so 
daß eine längere Auseinandersetzung sich erübrigt. Der Holzteer 
tötet auch bei kurzer Einwirkung die meisten Spaltpilze, sogar die 
Milzbrandsporen und Tuberkelbazillen *). Lewis **) hat für den 
Steinkohlepiteer festgestellt, daß l%Jge Lösungen in der Regel 
und 2%ige stets genügten, um die gewöhnlichen Erreger der Tier¬ 
seuchen abzutöten; er ist dagegen unwirksam gegen Milzbrand¬ 
sporen und Tuberkelbazlilllen. Da Teer in der Tierheilkunde haupt¬ 
sächlich an den verhornten Enden der Extremitäten angewendet 
wird, untersuchte G l a s m e r die Einwirkung des Teers auf Huf¬ 
horn näher und stellte eine austrocknende Wirkung fest ***). 

Toxikologisch ist zu berücksichtigen, daß der größere Gehalt 
an Phenolen Veranlassung zur Karbolvergiftung geben kann, sei 
es nun auf dem Wege der Resorption durch die Haut, besonders' 
wenn sie größere Läsionen aufweist, oder durch dtile Aufnahme in¬ 
folge Ableckens. Da die Ausscheidung durch die Nieren erfolgt, 
so ist die grünschwarze Verfärbung des Harnes (Phemolham) ein 
deutliches Signal. Nierenentzündung und zentrale Lähmung sind 
die Erscheinungen einer Teervergiftung. 

Zur Behandlung der Maul- und Klauenseuche wurde der Holz¬ 
kohlenteer von Oppermann empfohlenf). Er läßt nach Seuchen¬ 
feststellung die 1 noch gesunden Tiere nach Reinigung von der 
Klaue bis zum Fesselgelenk mit Holzteer, dem pro Kilo 2 Eßlöffel 
Bacillol zugesetzt sind, einteeren; nach 2—3 Tagen wurde der 

*) Froh n e r: Arzneimittellehre a. a. O. 

**) Experiment. Station record. Vol. XVI S. 98 (nach Ellen- 
berger-Schütz, Jahr.-Ber. 1905). 

*' Zeitschrift für Vetexinärkunde, 19.14, S. 484. 
t) Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1911, S. 81. 



Vorgang wiederholt. Sodann werden alle noch gesunden Tiere 
künstlich infiziert und 6 Stunden später 2 Eßlöffel Bacillol in einer 
Flasche Wasser eingeschüttet. Oppermann will durch dieses 
Verfahren ein schnelleres und milderes Durchseuchen erzielen. Er 
gibt hiefür unter Berücksichtigung vom Kontrollieren Beispiele. 

Das Oppermann sehe Verfahren wurde von drei bayerischen 
Tierärzten angewendet. Sie haben hierüber an das Staatsroiiniste- 
rium des Innern wie folgt berichtet: 

Knorr- Pöcking glaubt einen günstigen Einfluß auf den 
Seuchenverlauf feststellen zu können. Er gibt allerdings an, daß 
die Seuche an und für sich einen fast durchwegs sehr milden Ver¬ 
lauf genommen habe. d’Alleux - Frankenthal bemerkt ebenfalls, 
daß der Seuchengang in seinem Bezirke milde gewesen sei, daß 
er aber trotzdem bei den von ihm nach Oppermann behandelten 
123 Tieren einen ausnehmend günstigen und raschen Verlauf der 
Seuche feststellen konnte, so daß die Viehbesitzer nicht an das 
Vorhandensein der Maul- und Klauenseuche glaubten. Bei mög¬ 
lichst frühzeitiger einmaliger Verabreichung von Bacillol und bei 
sorgfältigstem Einteeren der Klauen und Fessel beobachtete er 
im allen Fällen wenig Geschwüre im Maul, fast keine am Euter 
und an den Klauen. Die Tiere verweigerten höchstens einen halben 
Tag das Futter. Das sonst so häufig beobachtete Steifwerden der 
Beine blieb aus. Auch Dö der lein, der das Oppermann sehe 
Verfahren in 12 Seuchengehöften anwandte, ist unter Berücksich¬ 
tigung von Kontrollen der Ansicht, daß diese Behandlungsmethode 
bei genauer Ausführung eine raschere und mildere Durchseuchung 
zur Folge hatte, und bemerkt ausdrücklich, daß das Einteeren der 
Klauen in 5 Viehbeständen das Auftreten! der Blasen verhindert 
habe. Er will jedoch die Teerbehandlung nur als PräventiVmittel, 
nicht aber als Heilmittel gelten lassen. Bei Klauenveränderungen 
hat er der l%igen Pyoktaninlösung den Vorzug gegeben, weil Teer 
die Wundflächen zu stark reizt und das Gesichtsfeld zu sehr über¬ 
deckt, so daß sich die Abheilung der Seuche schwieriger feststellen 
läßt. 

Wenn auch die Versuchsansteller über diese Behandlumgsweise 
sich günstig äußern, so ist doch die Zahl der Versuche zu gering 
und der Seuchencharakter bei den Versuchstieren zu harmlos ge¬ 
wesen, um zu einem bestimmten Ergebnis zu gelangen. 

Pyo-Bolipixinsalbe. 

Diese Salbe, deren Zusammensetzung aus Teer und Pyoktanin 
und einem Konstituens von Kreutzer - Mumau angegeben 
wurde, dient zur Behandlung der Klauengeschwüre. Hinsichtlich 
der Teerwirkung gilt das bereits Gesagte. Der Zusatz von Pyok¬ 
tanin scheint bei dem hohen Phenolgehalt des Teers ebenso über¬ 
flüssig wie der Bacillolzusatz bei Oppermann. Von vier Tier¬ 
ärzten Hegen eingehende Gutachten vor: 

d’A 11 e u x - Frankenthal berichtet, daß die Salbe bei Klauen¬ 
geschwüren eine bedeutend günstigere Heilwirkung ausübe ajs 
Euguform und Mitisol. Die Salbe hat den Vorzug, daß ihre intensiv 
färbende Kraft die Anwendung leicht kontrollieren läßt. Birn- 
b a u m - Bamberg dagegen hat mit der Salbe keine Erfolge ge¬ 
sehen. Er gibt an, daß es sich allerdings um sehr schwere bös¬ 
artige Panaritien gehandelt habe. Hellmuth - Nürnberg hält 
die Pyobolipixinsalbe für ein gut austrocknendes, zur Behandlung 
von Geschwüren geeignetes Mittel, das jedoch die sonst gebräuch¬ 
lichen Mittel nicht übertrifft. Hausier - Schwabach drückt sich 



409 


'V: ‘ : W 


weniger bestimmt aus, indem er berichtet, daß die Salbe anschei¬ 
nend gut gewirkt habe. 

Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Kreutzer sehe Pyo- 
bolipixinsalbe eines der tausend anigepriesenen Mittel ist, das 

keinerlei spezifische Wirkung aufweist. 

VIII. Verschiedene Mittel. 

Außer den in den Gruppen I—VII behandelten Mitteln, deren 
Zusammensetzungen wenigstens quantitativ bekannt waren, wurden 
auch noch mit einigen anderen Mitteln, deren Bestandteile nicht 
oder seinerzeliit noch nicht bekannt waren. Versuche angestellt. 
Von diesen sind folgende aufaiuführen: 

1. P h anomal und Aphtyform. 

Beide Mittel wurden von der Chemischen Fabrik Aubing her¬ 
gestellt und vertrieben. Phänomal ist ein Glykosidpräparat, von 
dem jedes Großstück 250 ccm, Jungrinder 150 ccm in % Liter lau¬ 
warmem Wasser aufgelöst als Heil- und Vorbeugemittel erhalten 
soll. Bei Ausbruch der Seuche sollen de Erkrankten eine noch¬ 
malige Gabe erhalten. Die Klauen werden beim Auftreten der 
geringsten verdächtigen. Erscheinungen — wie Trippeln —, auch 
wenn noch keine Aphthenbildung nachweisbar ist, gereinigt und 
täglich dreimal mit Aphtyform eingestreut. Gehe*) hat das Prä¬ 
parat aufgenommen; hienach wäre es einFormaldehyd-Boluspulver, 
das bei Hufkrebs, bösartigen Neubildungen, sezernierenden Wun¬ 
den, Ekzemen und Geschwüren Anwendung finden soll. 

Versuche mit beiden Präparaten wurden, \on S e p p - Pasing 
in einem. Gehöfte mit 20 Stück Großvieh und 2 Jungrindem vor¬ 
genommen und auch Kontrollversuche (11 Großtiere und 7 Jung¬ 
rinder in Anwesenheit und nach Anordnung des Herstellers) an¬ 
gestellt. Das Ergebnis war, daß bei Phänomal eine Schutz- oder 
Heilwirkung nicht zu beobachten war. Dagegen scheint das Aphty¬ 
form die Heilung an den Klauen günstig beeinflußt zu haben. Be!i 
sofortiger Anwendung kamen die Blaseneruptiionen an den Klauen 
nicht zum Platzen. Sie kamen rasch zur Austrocknung und stießen 
sich unter Schorfbildung bald ab. Nachkrankheiten traten nicht auf. 

Settele hat Versuche mit Phänomal in 8 Gehöften ange¬ 
stellt; 2 hievon wurden im Beisein und nach Anordnung des Be¬ 
sitzers aüsgeführt. 

Phänomal hat sich weder als Heil- hoch ab Schutzmittel gegen 
Maul- und Klauenseuche erwiesen. 

2. Saloverol (Verosalit). 

Grobsinnliche Prüfung des Saloverol ergab, daß es ein etwas 
stechend riechendes Gemisch von kristallinischen Salzen ist, das 
sich liln Wasser leicht vollkommen mit der für das hypermangan- 
saure Kali charakteristischen violetten Farbe löst. Es wird von 
dem Hersteller Apotheker 0. Saurer in Leutkirch (Württemberg) 
als ein ausgezeichnetes Desinfektions- und Vorbeugemittel er¬ 
klärt. Es wird für ein Stück Vieh morgens und abends je ein E߬ 
löffel voll in warmem Wasser aufgelöst und dem Trankwasser beiil- 
gemischt. Ferner werden die erkramkten Klauen mit der Lösung 
gewaschen und der Klauenspalt tamponiert. Eingehende Versuchs¬ 
anwendung bei den Tieren der Hofgartenverwaltung in München 


*) Geh es Codex der Bezeichn. usw. Nach¬ 

trag.zur 2. Auflage. Dresden, Mai lÄfcftr, \ p 

l S\ 

LIBRARY i 

X N. Y. S. % 


VPTPRIN 



410 


durch B 1 a i m haben ergeben, daß dem Saloverol Jegliche vör* 
beugende Wirkung mangelt. Gleichzeitig konnte auch nicht fest- 
gestellt werden, daß der Heilungsverlauf bei den miilt Saloverol 
behandelten Tieren wesentlich rascher verlief alß dies bei den mit 
Saloverol nicht behandelten Tieren der Fall war. Da demnach 
auch von einer besonderen- Heilwirkung nicht gesprochen 
werden kann, besteht nach P»laim kein Anlaß, das Saloverol 
anderen bekannten Präparaten vorzuziehen. Auch W eldes- 
Wolnzach kommt zu dem Ergebnis, daß eine günstige Beeinflussung 
der erkrankten Tiere durch „Verosalit “ (so wurde nunmehr das 
ehemalige „Saloverol“ aus unbekannten Gründen genannt) nicht 
konstatiert werden kann. Huber- Pfaffenhofen, der dienstlich 
Gelegenheit hatte die Versuchstiere Weid es das öfteren zu sehen, 
schließt sich diesem Urteil an und fügt sogar bei, daß die mit 
Verosalt innerlich behandelten Tiere einen ziemlich heftigen und 
länger anhaltenden Durchfall bekommen haben. 

8. A n t i a p h t h o 1. 

Es ist unbekannter Zusammensetzung. Es wurde von dem 
Apotheker Strehler und Kaufmann Oehme, beide in München, 
vertrieben und mit Genehmigung der Regierung unter amtstierärzt¬ 
licher Aufsicht unter Berücksichtigung von Kontrollieren von 
diesen bei 25 Rindern vc rsuchsweise angewendet. Die Behandlung 
besteht in Ausspritzungen der Maulhöhle und der Nasenöffnungen 
mit Antiaphthol und in Lehmpackungen der Klauen. Die zeit¬ 
raubende Behandlung, zu deren genauer Durchführung mindestens 
5 Personen erforderlich sind, hat weder auf den Ausbruch noch 
auf den Verlauf der Maul- und Klauenseuche einen günstigen 
Einfluß ausgeübt. 

4. T u r f o 1 und T u r f a 1 i n. 

Apotheker Karl Mayer - München (Chem.-pharm. Labora- 
ratorium für Tierheilmittel) pries in einem Prospekt ohne Datum 
sein Turfol als „Mittel gegen Maul- und Klauenseuche der Pferde, 
Rinder, Schafe usw.“ und zwar als Heil- wie als Vorbeugemittel 
an. Über die Zusammensetzung obigen Präparates ist nichts be¬ 
kannt. Der Hersteller gibt an, daß es „giftfrei“ sei. Die reklame¬ 
haften Redewendungen wiederzugeben erübrigt sich. Erwähnt sei 
nur, daß Apotheker Mayer seinem Mittel zuschreibt, daß es ein 
vollständiges Ahsterben der Krankheitserreger erzeuge und die 
noch niilcht erkrankten Tiere „immun, d. h. widerstandsfähig gegen 
die Ansteckungskeime“ mache. Die Behandlung besteht zunächst 
in einer Reinigung der erkrankten Stellen mit einer 5 %igen Tur- 
falinlösung. Das Turfalin wird als Desinfektionsmittel bezeichnet, 
das in 3—5 %iilger Lösung zur Desinfektion (Waschung) von Wohn- 
und Krankemräumen, Geräten usw\ zurWundbehandlung bei Tieren, 
auch zur Verdampfung Verwendung finden soll. Es soll eine an¬ 
genehme, erfrischende Luft erzeugen. 

Hierauf sind die gewaschenen bezw. aufgeweichten Körper¬ 
stellen vollständig zu trocknen. Sodann erwärmt man das Turfol 
auf 30 °, worauf man es mittels eines Pinsels auf die erkrankten 
oder auch auf die Prädilektionsstellen streicht. Dies muß zur Vor¬ 
beuge jeden zweiten Tag, nach Ausbruch der Erkrankung täglich 
ein- bis zweimal erfolgen. Das Euter muß vor dem Melken mit 
warmer Seifenlösung von dem Mittel gereinigt werden. 

Das Mittel wurde mit Genehmigung der Staatsregierung in 
2 Gehöften mit 18 Stück Rindvieh, mit 3 Kontrollieren unter amts- 



411 


tierärztlicher Aufsicht augewendet. Schneider und S e 11 e 1 e 
berichten übereinstimmend, daß die Abheilung beiii den behandelten 
Tieren sicherlich nicht schneller eintrat als beiii den nicht mit Tur- 
fol und Turfalin behandelten. Die Behandlung ist sehr zeitraubend 
(für 8 Tiere 4 Stunden unter Mitwirkung von 3 Personen), für die 
Tiere sehr schmerzhaft und für die damaligen Verhältnisse sehr 
teuer (Arznei pro Stück und Behandlungstag 10 Mk.). 

* * * 

Wiilr haben nunmehr eine Reihe von Mitteln eingehend be¬ 
trachtet und sind bei jedem zu dem betrüblichen Schlüsse ge¬ 
kommen, daß es kein Spezifikum gegen die Maul- und Klauen¬ 
seuche darstellt. Wohl sind die einen oder anderen Mittel geeignet, 
die Reinigung der Geschwürsflächen zu erleichtern, die Eindeckung 
mit Epdthel zu begünstigen oder die Fieberkurve und Herztätigkeit 
zu beeinflussen. Das sind aber Einwirkungen, die weder für die 
untersuchten Mittel noch für die behandelten Krankheiten eigen¬ 
tümlich, charakteristisch oder spezifisch sind. Wir haben auch hier 
wiederum den Beweis, daß die wirksame Vorbeuge oder Bekämp¬ 
fung der Maul- und Klauenseuche nicht so sehr auf dem Gebiete 
der Pharmako- oder Chemotherapie, als vielmehr auf dem der, 
Serologie liegt. 

Es wird ja vielfach mit Behagen verbreitet, daß die Schul¬ 
medizin bei der Behandlung der Maul- und Klauenseuche versagt 
habe. Dem ist nicht so. Die Veterinärmedizin ist sich noch jeder¬ 
zeit bewußt gewesen, daß gegen die Maul- und Klauenseuche noch 
kein Kräutlein gewachsen ist. Das Pfuschertum dagegen, das Tag 
für Tag neue und unbedingt sichere Maul- und Klauenseuchemittel . 
anpreist, hat ein volles Fiasko erlitten. Denn wenn auch nur eimes 
der „unbedingt sicheren“ Mittel helfen würde, müßte wohl die 
Maul- und Klauenseuche selten geworden, wenn nicht ganz aus¬ 
gestorben seih. 

Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch eine wissenschaftliche 
Kommission des eidgenössischen Volks Wirtschaftsdepartements*). 

Zusammenfassung: 

1. Bei jedem Zuge der Maul- und Klauenseuche taucht eine 
Reihe von Arzneimitteln auf, die gegen die genannte Seuche be¬ 
sonders wirksam sein sollen. 

2. Diese Arzneiilmittel stellen regelmäßig längst bekannte Heil¬ 
mittel in neuer Zusammensetzung, neuer Form, neuer Aufmachung 
oder neuer Bezeichnung dar. 

3. Spaltin, Argaldln, Essigsäure Tonerde, Antiformin, Atoxyl, 
Chinarsanil, Mitlsol,Wacholderbeeren,Teerung nach Oppermann, 
Pyobolipixin, Phänomal und Aphtyform, Saloverol (Verosalit), Anti- 
aphtoi, Turfol und Turfalin haben sich nicht als besonders wirk¬ 
same Mittel gegen Maul- und Klauenseuche erwiesen. Zum min¬ 
desten sind sie nicht wirksamer *als andere, längst bekannte, meist 
im Deutschen Arzneibuch enthaltene Arzneimittel zur symptoma¬ 
tischen Behandlung der Maul- und Klauenseuche. 

4. Bei dem Versagen der Vils sterilisans magna bei Atoxyl, 

Chinarsanil und Mitisol und bei der relativen Wirkungslosigkeit 
anderer symptomatischer Mittel ist die künftige Maul- und Klauen¬ 
seuchebekämpfung nicht auf dem Wege der Pharmakologie (ein¬ 
schließlich Chemotherapie), sondern nur auf dem spezifischen Wege 
der Serologie im weiteren Sinne (Schutz- und Heilimpfung) zu er¬ 
reichen._ 

*) Mitteilungen des Veterinäramts und der Abteilung Landwirt¬ 
schaft vom 30. August 1920. Nr. 35, S. 14. 



412 


Referate. 

Otto v.Franque: Innere Sekretion des Eierstockes. 

(Biolog. Zentralblatt, 1919 (39. Band), Nr. 5, S. 193.) 

Nach der geistreichen Hypothese Pflügers sollte die allmäh¬ 
liche Vergrößerung der Oraaf’schen Follikel einen zunehmenden 
Druck auf die im Eierstock befindlichen Nervenendigungen aus¬ 
üben. Diese andauernden Reize sollten nach dem Rückenmarke 
fortgeleitet und dort bis auf eine bestimmte Höhe aufgespeichert 
werden. Reflektorisch sollte eine Reizung des Gefäßnervenzentrums 
einsetzen, die eine starke Erweiterung der im Ovarium und Uterus 
befindlichen Blutgefäße zur Folge haben und zu Berstungen von 
Gefäßen in der Gebärmutterschleimhaut, zum Platzen eines ei¬ 
haltigen Follikels und Freiwerden eines befruchtungsfähigen Ei- 
chens führen sollte. Nervenbahnen und Reize waren 
bei dem ganzen Vorgänge .des Ausschlaggebende. Die Erkenntnis, 
daß die normale Beeinflussung der Gebärmutter von Seites des 
Eierstockes auf dem Wege der inneren Sekretion erfolgt, hat diese 
bisherige Lehre umgestoßen. Dile Abhängigkeit der Menses von 
Vorgängen im Ovarium bewies die Tatsache, daß nach der opera¬ 
tiven Entfernung dieses Organes die Periode ausblieb und eine 
langsame Rückbildung des Uterus eintrat. Wurden aber die Eier¬ 
stöcke im jugendlichen Alter entfernt, so kam es überhaupt nicht 
zur vollen Ausbildung der inneren, oft auch der äußeren Ge¬ 
schlechtsorgane. Mit dem Jahr 1895 schlug die Forschung neue 
Wege ein. Wurden die herausgenommenen Eierstöcke sofort wie- 
• der an einer anderen Stelle des Körpers eimgepflanzt, wobei der 
Zusammenhang der Nervenbahnen vollständig zerstört werden 
mußte, so stellte sich, sofeme die Gefäßversorgung zu den Or¬ 
ganen sich entwickelte, ihre Funktion wieder her,, daß es sogar 
zur Schwangerschaft kommen konnte. Dieser Effekt ließ sich 
nicht nur bei der Autoplastik, d. h. der Überpflanzung 
der Ovarien an eine andere Stelle desselben Tieres, sondern auch 
bei derHomoioplastik, d. hi. der Transplantation von Ge¬ 
weben! eines Tieres auf ein anderes Tier derselben Gattung er¬ 
zielen. Folgeerscheinungen der nach gelungener Überpflanzung 
wieder einsetzenden inneren Sekretion zeigen sich auch in Fällen, 
bei denen Hoden in weibliche, Eierstöcke in männliche Körper ver¬ 
pflanzt wurden, feminierte Männchen entwickelten sich in mehr 
weiblicher Richtung und umgekehrt maskulierte Weibchen. Ja 
durch dite Überpflanzung je eines Hodens und eines Eierstockes 
auf vorher kastrierte, ganz junge Tiere gelang es, die Erschei¬ 
nung eines somatischen und psychischen Hermaphroditismus her¬ 
vorzurufen. 

Die Schlußfolgerung, daß in den mannigfaltig gestalteten 
Fällen menschlicher Hermaphrodfsie, bei welcher in einer Person 
männliche und weibliche Merkmale iin verschiedenster Abstufung 
Vorkommen, die Keimdrüsen in ihrem sekretorischen Abschnitt 
zwitterig angelegt sind, wenn auch die für die Fortpflanzung be¬ 
stimmten Produkte eingeschlechtlich sind, lag nahe. Trotz der 
großen Zahl von Beobachtungen über Hermaphrodisie ist bislang 
noch niemals gleichzeitig ein Hoden und ein Ovarium gefunden 
worden, dagegen sind einzelne Fälle mit einer allerdings nicht 
doppelt funktionsfähigen Zwitterdrüse. Ovo- 
t e s t i s, festgestellt worden. In den betreffenden Organen waren 
die charakteristischen Bestandteile eines Eierstockes und' eines 



Hodeus mikroskopisch nachweisbar. Die übrigen Genitalien waren 
dabei ebenfalls nicht normal entwickelt, es hatte offenbar die innere 
Sekretion des abnormerweise vorhandenem andersgeschlechtlichen 
Anteils der Keimdrüse einen hemmenden Einfluß auf die Entwick¬ 
lung e i n e 8 Geschlechtes gehabt. Es kann jedoch andererseits 
auch angenommen werden, daß die Anlage der Keimdrüse und die 
der übrigen Genitalien und sekundären Geschlechtsmerkmale von 
vornherein in dem betreffenden Ei gegeben ist, so daß also nur 
die Entwicklung ob männlich, weiblich oder hennaphroditisch in 
verschiedener Richtung verlaufen kann. Die Entfernung der Keim¬ 
drüse bei ausgebildetem Körper hat keinen Einfluß mehr auf die 
sekundären Geschlechtsmerkmale, so zeigen zwar kastrierte Hähne 
eine ausgesprochene Änderung des Wachstums und äußeren Habi¬ 
tus, werden aber keineswegs hennenähmlich. Von therapeutischer 
Wichtigkeit war das Studium der Frage, ob es möglich sei, die im 
Gefolge der Kastration auftretenden sogen. Ausfallerschei¬ 
nungen durch Transplantation zu vermeiden oder zu beseitigen. 
Diese äußern sich außer dem Ausbleiben der Menses und der se¬ 
kundären Atrophie der Genitalorgane oftmals in Störungen auf 
dem Gebiete des Gefäßnervensystems und in der Neigung zu Fett¬ 
ansatz. Namentlich bei jugendlichem Alter und bei Personen mit 
labilem Nervensystem sind die Ausfallerscheinungen nach der 
Kastration oft ernsthaft und quälend. Es hat silch gezeigt, daß die¬ 
selben — sofern es möglich ist, Reste der Ovarien zu erhalten — 
vollkommen vermieden werden können. In neuester Zeit wird die 
Operation überhaupt umgangen: die innere Sekretion der Ovarien 
und damit krankhafte Blutungen werden dadurch beseitigt, daß 
man die sezemilerenden Teile der Eierstöcke mit Röntgenstrahleu 
zerstört. Umgekehrt ist es auch gelungen bei jungen Frauen, die 
infolge Operation, Krankheit oder mangelhafter Anlage fehlende 
Ovarialsekretion durch Einpflanzung gesunder Eierstöcke gesunder 
Frauen herzustellen, dadurch wurde das Bestehenbleiben der Pe¬ 
riode erzielt und das Auftreten von Ausfallserscheinungen ver¬ 
mieden. Weniger erfolgreich waren Autotransplantationen der 
Ovarien in therapeutischer Hinsicht. Alle bisher gemachten Beob¬ 
achtungen und operative Versuche beim Menschen haben außer 
den Wirkungen der inneren Sekretion des Ovarium auf die Ge¬ 
schlechtsorgane noch drei andere den Genitalien nicht angehörige 
Effekte erkennen lassen und zwar 1. auf dem Gebiete des Gefä߬ 
nervensystems, 2. der Knochen und 3. des Stoff¬ 
wechsels. So wurde nachgewiesen, daß nach dem Ausfall der 
Ovarien die Wirkung der Nebenniere bedeutend verstärkt ist. Ihr 
Sekret, das Adrenalin, bewirkt normalerweise eine starke Blut¬ 
drucksteigerung, welche das Ovarialsekret paralisiert und woraus 
die antagonistische Wirkung verschiedener Blutdrüsen hervor¬ 
geht. Es ist wahrscheinlich, daß eine Reihe von Krankheiten auf 
einer Störung im Gleichgewichte zwischen der Funktion zweier, 
vielleicht auch mehrerer Blutdrüsen — wie z. B. Schilddrüse, 
Nebenniere, Eierstock, Nebenschilddrüse, Hypophyse — beruht, es 
erscheint verständlich, daß mit dem Wegfall der Ovarialsekretion 
die Adrenalinwirkung ungehemmt einsetzt und ihre klinischen Er¬ 
scheinungen auslöst. Experimentell wurde mit Preßsaft aus frischen 
menschlichen und. tierischen Ovarien bei Injektion eine blutdruck- 
herabsetzende und gefäßerweiterndeWirkung hervorgerufen, welche 
durch gleichzeitige Anwendung von Adrenalin wieder aufgehoben 
wurde. So wäre das Auftreten der Menstruationsblutung durch 



414 


chemische Einflüsse erklärlich. Es wurden einzelne der in solchem 
Preßsaft enthaltenen Stoffe sogar schon chemisch rein dargestellt 
und zu Heilzwecken angewandt. Die Erfolge bei der Behandlung 
von Ausfallerscheinungen sind bisher wechselnd und wird die 
Sicherheit der Wirkung solcher Präparate darunter leiden, daß sie 
nur von Tieren gewonnen werden können und als körperfremdes 
Material beim Menschen nicht einen verlässigem Effekt garantieren 
können. Ein praktisch bedeutendes Interesse hat der Einfluß von 
Ovarialsekreten auf die Knochen, indem sie bei jugendlichen Indi¬ 
viduen eine hemmende Wirkung auf die Knochembildung ausüben, 
so wird dfe Verknöcherung der knorpeligen Skelettabschnitte an 
den Gliedmaßen und den Knochennähten verzögert; wenn auch die 
vergleichenden Stoffwechseluntersuchungen bei Kastrierten und 
Nichtkastrierten noch zu keinen eindeutigen Ergebnissen geführt 
haben, so hat doch die. Erfahrung gelehrt, daß die Kastration das 
verlässigste Mittel zur Heilung der Osteomalacie bildet. Da man 
charakteristische Veränderungen an den Ovarien an dieser Krank¬ 
heit Leidender noch nie gefunden hat, die Entfernung dieser Or¬ 
gane aber eine Heilung derselben zur Folge hat, kann man eine 
Hyperfunktion der inneren Sekretion als Grundursache der Osteo- 
malacile annehmen. Der Anschauung, daß es sich um eine Dys¬ 
funktion, die Lieferung eines krankhaften Sekretes, handeln könne, 
stehen die anatomischen und histologischem Befunde der Drüse 
entgegen, noch weniger Wahrscheinlichkeit hat die hin und wieder 
vertretene Ansicht eilner Hypofunktion der Drüse für sich. Sicher¬ 
lich spielen allgemeine Stoffwechselstörungen, bei denen eiln Man¬ 
gel an Knochenmineralien mitspielt, eine bedeutende Bolle bei der 
Entstehung der Osteomalacie. Eime nicht zu bestreitende Tatsache 
ist es, daß in vielen Fällen nach der Kastration eine Vermehrung 
des Fettansatzes stattfindet. Trotzdem iist es zweifelhaft, ob die 
innere Sekretton der Eierstöcke die Oxydationsvorgänge im Körper 
direkt beeinflußt. Es ist denkbar und möglich, daß durch die ver¬ 
minderte Lebhaftigkeit und Beweglichkeit der Kastrierten die 
Herabsetzung der Verbrennungsvorgänge veranlaßt wird. Als 
■Quelle der inneren Sekretion des Eierstockes kommt der Follikel¬ 
apparat und seine Abkömmlinge, das Corpus luteum und die aus 
der Theca interna hervorgehenden Thecaluteinzellen in Betracht. 
Inwieweit die einzelnen Derivate spezifische Stoffe produzieren, 
welcher Art und wie die Wirkung derselben ist, dies aufzuklären 
muß der weiteren Forschung überlassen bleiben. (Die geistreiche 
Abhandlung schließt eine solche Fülle gerade für den Tierarzt in¬ 
teressanter Probleme in sich, daß das Studium im Originale emp¬ 
fohlen werden muß. D. Schriftl.) Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Die Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlidien Überwachung 

des Verkehrs mit Milch. 

Von Amtstierarzt Dr. Dürbeck, Nürnberg. 

(Auszug aus dem auf der 17. Vollversammlung des Deutschen 
Veterinärrates in Weimar erstatteten Referate.) 

Die gesundheitliche Überwachung des Verkehrs mit Milch ist 
nicht weniger wichtig, als diejenige des Verkehrs mit Fleisch. Die 
einheitliche Regelung des Verkehrs mit Milch ist aus gesundheit¬ 
lichen und wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich, 

t 


415 


Die vielfach zu beobachtende Erlahmung des Interesses der 
Landwirte in der Produktion von Milch, der außerordentliche Rück¬ 
gang der Milchanlieferung aus günstig gelegenen Produktionsorten, 
die Notwendigkeit des Bezuges der Milch aus übergroßen Ent¬ 
fernungen, die Verderbnis und der Verlust ungeheuerer Mengen 
von Milch usw. war nicht nur eine Folge der durch den Krieg be¬ 
dingten Verhältnisse, sondern zum Großteil bedingt durch die Ein¬ 
führung der Zwangswirtschaft, der Kommunalisierung und durch 
den Mangel einheitlicher Grundsätze, nach denen die Milchversor¬ 
gung geregelt wurde. Sie führten zu übermäßig starker Einschrän¬ 
kung der Milchviehhaltung und Milchproduktion, zu außerordent¬ 
lichen Verschiebungen in der Art der Milchlieferung, zur Einstel¬ 
lung der Beziehungen zwischen dem legitimen Milchhandel und den 
Milchproduzenten, zur Ausschaltung des Milchhandels und der Kon¬ 
kurrenz, zu starker Verteuerung der Milch durch die hohen Trans¬ 
portkosten, durch große Milchverluste, durch teuere bürokratische 
und technische Einrichtungen, zu bedenklicher Behandlung der ver¬ 
dorbenen Milch (Neutralisierung durch Sodalaugc), ganz ungenügen¬ 
der Belieferung der städtischen Bevölkerung mit einem Präparat, 
das eigentlich als Mileh vielfach nicht mehr zu bezeichnen ist, und 
demzufolge zu großer Unzufriedenheit der Landwirte, des Handels 
und der Verbraucher. 

Die Wiederbelebung des Interesses der Landwirte an einer 
normalen Milchversorgung kann nur durch baldigste Aufhebung 
der Zwangswirtschaft erzielt werden. 

Die Milch wird aus einer Unzahl kleiner bis kleinster Produk¬ 
tionsstätten geliefert und kann nur dann in genügender Menge und 
in gutem Zustand in den Städten ankommen, wenn die zahllos be¬ 
teiligten Kreise an der Ablieferung vieler und guter Milch auf das 
lebhafteste interessiert sind. Darum kann der Milchhändler nicht 
entbehrt werden und auf Grund der gemachten Erfahrungen die 
Kommunalisierung, die Monopolstellung der Milchzentralen und die 
Ausschaltung der Konkurrenz als im allgemeinen Interesse gelegen, 
nicht bezeichnet werden. 

Da eine normale Versorgung der Städte nicht ohne neue Ver¬ 
änderungen und Verschiebungen in der jetzigen Art der Versorgung 
möglich ist, so kann zur Zeit der Erlaß eines Reichsmilch- 
gesetzes nicht befürwortet werden. 

Es ist aber nötig, daß für die künftige Regelung allgemein 
gültige und anerkannte „Grundsätze“, die die gesundheit¬ 
lichen und wirtschaftlichen Interessen gleichmäßig wahrnehmeu, 
aufgestellt werden, und das kann um so mehr geschehen, als es im 
Interesse der Landwirtschaft selbst gelegen ist. 

Wir Tierärzte, die auf Grund ihrer Ausbildung und Erfahrungen 
und Kenntnisse wohl am meisten geeignet sind, sowohl die gesund¬ 
heitlichen als auch die wirtschaftlichen Interessen mit Verständnis 


wahr zu nehmen, dürfen nur solche Forderungen stellen, die unbe¬ 
dingt nötig sind, die die Milchproduktion nicht stören oder erheblich 
verteuern, und alle Anforderungen vermeiden, die geeignet sind, 
von vornehercin uns weite Kreise zu erbitterten Gegnern zu machen. 
Der Landwirt soll nicht zu Nachlässigkeit und unrationeller Behand¬ 
lung der Milch erzogen werden. Er soll nicht in unnötige Abhängig¬ 


keit von gewissen Geschäftskreisen geraten, die Milch soll nicht 
durch verkehrte Behandlungsmethoden unnötig verschlechtert oder 
verteuert werdeu und die Verbraucher soll ^jy wieder in den Genuß 
eines vollwertigen Nahrungsmittels Jsrfjhmenr^&ir so kann der 

1 'GS. 


LIBRARY 
N. Y, S, 
VETERINÄRY r 


*S\ 



416 


Landwirt an der Produktion von Milch interessiert und die städtische 
Bevölkerung befriedigt werden. Aber auch der verständige Teil des 
Milchhandels und der Molkereitechniker wird eine derartige Rege¬ 
lung des Milchverkehrs im Interesse der Allgemeinheit begrüßen. 
Der Schwerpunkt der Behandlung der Milch muß an den Produk¬ 
tionsort verlegt werden. Die Grundsätze, nach welchen die Milch¬ 
versorgung zu regeln ist, sind einheitlich von den Bundesstaaten 
zu erlassen. 

Da die polizeilichen Vorschriften ohne Kontrolleinrichtungen 
• erfahrungsgemäß auf dem Papier stehen, so muß die Errichtung 

veterinär-hygienischer Milchuntersuchungsämter in 
den Städten unter eventueller Anlehnung an Schlacbthöfe 
verlangt werden. Dieselben bekommen ihre Weisungen zweckmäßig 
von einer höheren Verwaltungsstelle und dürften am besten geeignet 
sein, eine einheitliche Regelung des Verkehrs mit Milch vorzube¬ 
reiten und den Weg für eine spätere reichsgesetzliche Regelung 
zu bahnen. 

Ihnen obliegt die Untersuchung der Milch auf Frischezustand, 
Geruchs-, Geschmacks-, Konsistenzabweichungen, Schrautzgebalt, 
bakteriologische Beimischung und deren Produkte und die biologische 
und mikroskopische Untersuchung der Milch, ferner die gesund¬ 
heitliche Beaufsichtigung des Verkehrs mit Milch vom Stalle bis 
zum Verbrauche. Sie müssen insbesondere auch berechtigt sein, 
erforderlichenfalls eine tierärztliche Untersuchung und Kontrolle 
des Milchviehbestandes zu beantragen oder zu fordern. 

Eine regelmäßige Untersuchung und Kontrolle aller 
Milchviehbestände kann zunächst nicht befürwortet 
werden. 

Die. Bekämpfung der Rindertuberkulose kann sich 
nicht auf die Milchviehbestände beschränken und sollte aus gesund¬ 
heitlichen und wirtschaftlichen Gründen auf breiterer Grundlage als 
im Reichsviehseuchengesetz vorgesehen, neu organisiert werden. 


Verkehr mit Arzneimitteln. 

Dem Anzeigenteil des „Deutschen Offiziersblattes“ Nr. 7 S. 142 
vom 1. März 1921 entnehmen wir folgende interessante Anzeige: 

„Für Offiziere a. D., die gute Beziehungen zur Land¬ 
wirtschaft haben, bietet sich selten günstige Gelegenheit zu 
einem guten Nebenverdienst. Es handelt sich um den Verkauf 
eines langjährig erprobten und erstklassig begutachteten Mittels 
Maul- und Klauenseuche in STagen zu hellen, 
für welches alle Patentrechte für alle Kulturstaaten erworben 
sind. Eventuell werden Vertretungen bezirksweise vergeben. 
Gefl. Angebote erbeten unter D. O. 332 an die Geschäftsstelle 
dieses Blattes, Berlin W 10.“ 

Den Berufsvertretungen der Apotheker, die so eifersüchtig 
auf das Dispensierrecht der Tierärzte sind, bietet sich hier — wie 
so oft! — Gelegenheit der Sache nachzugehen und zu prüfen, ob 
die Vorschriften über den „Verkehr mit Arzneimitteln außerhalb 
der Apotheken“ eingehalten werden. P. 


Ein Zeichen der Zeit. 

Als Opfer des verhungernden gebildeten Mittelstandes starb 
am 10. März in Budapest der ungarische Obertierarzt K. Er ver¬ 
giftete sich, um dem Hungertode zu entgehen. Als Kriegsflücht- 
ling wohnte er zuletzt mit Frau und 4 Kindern in einem Eisenbahn- 



417 


waggon und hatte nach langem Suchen eine Stellung. gefunden, 
die ihm monatlich 950 Kronen einbrachte. Da er damit aber un¬ 
möglich auskommen konnte, verkaufte er den Rest seiner Hab¬ 
seligkeiten, gab den Erlös seiner Frau und behielt nur soviel für 
silch, um sich Strychnin zu kaufen, mit dem er sich voller Ver¬ 
zweiflung das Leben nahm. (Tierärztl. Rundschau.) 


Aus Weimar erhalten wir nachstehende Zuschrift: 

Aufgaben, Einrichtung und Mittel des neuen Deutschen Veterinär¬ 
rates. 

■ Der neue Deutsche Veterinärrat beruht auf der ausdrücklichen 
Zugehörigkeit der einzelnen .Wähler oder Abgeordneten zu einer 
bestimmten Berufsgruppe, auf dem Prinzip der Parteien und Frak¬ 
tionen. Der Einfluß des einzelnen Wählers auf die Wahl des Ab- 
geprdneten ist verringert, die Entwickelung muß wie die neue 
Form Inhalt, Tätigkeit und Geltung des neuen Deutschen 
Veterinärrates beeinflussen. Auch sachlich ist die Politik de;s 
Deutschen Veterinärrates durch die Behandlung wirtschaftlicher 
Fragen schwieriger. Durch den Ausbau der Organisationen der 
einzelnen Berufs-Untergruppen hat der Deutsche Veterinärrat bis 
zu gewissem Grade auch an Bedeutung verloren. Diese Dezentrali¬ 
sation der Interessenvertretung nötigt erneut zu der Prüfung, 
ob wir eine gemeinsame Standesvertretung noch brauchen- Als 
sidher kann gelten, daß eine Abgrenzung der Arbeitsgebiete der 
einzelnen Körperschaften stattfinden mnuß. Die tierärztliche Or¬ 
ganisation ist noch zu kostspielig und zu kompliziert. Abgesehen 
von der psychologischem Begründung einer gemeinsamen tierärzt- 
licheh Standesvertretung soll der Deutsche Veterinärrat doch bei¬ 
behalten bleiben aus Nützlichkeitsgründen, als Sachwalter des 
tierärztlichen Gesamtstandes, als Schiedsmann .im eigenen Stande, 
als Gutachter des praktischen tierärztlichen Gesamtberufes. 

In vergangenen Zeiten, namentlich in den Zeiten der äußer¬ 
lichen Entwickelung unseres Standes, ist im Deutschen Veterinär¬ 
rat mit bescheidenen Mitteln viel gearbeitet und vieles erreicht 
worden. Diese Epoche verbindet sich vor allem mit den Namen: 
Lydtin, Esser, Schmaltz und Lothes. Erst der letzte 
Präsident hat jedoch mehr technische Hilfe durch einen Geschäfts¬ 
führer erhalten. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Geschäfte de« 
Deutschen Veterinärrates mehr ehrenamtlich vom Präsidenten be¬ 
wältigt oder gar so schnell erledigt und verfolgt werden können, 
•wie es nötig ist. Sofern man eine Geschäftsstelle unterhalten will, 
so muß diese ihren Sitz in Berlin haben. Wenn der Präsident 
sehr viel freie Zeit hat, so braucht man ihm nur die nötige Büro¬ 
hilfe zu stellen Trifft das nicht zu, so muß ein Tierarzt als Ge¬ 
schäftsführer angestellt werden. Die Frage der Geschäftsstelle 
und des Geschäftsführers ist vor allem eine Frage der vorhandenen 
Geldmittel. So billig wie bisher trotz Besoldung eines Geschäfts¬ 
führers gewirtschaftet worden ist, wird es künftig nicht mehr ab- 
gehem. Einem vollbesoldeten Geschäftsführer kann unter 40 000 A. 
' nicht angebotem werden. Voraussetzung für solche Einrichtungen, 
falls sie von der Versammlung für nötig erachtet werden, ist eine 
Erhöhung der Beiträge. Mehr als 20 A. Jahresbeitrag kann man 
nicht vorschlagen, das würde aber immerhin ausreichen, wenn 
mit einer Beteiligung von 4500 Tierärzten vom Deutschen Vete¬ 
rinärrat weiter zu rechnen ist. Die feste Fundierung des neuen 
Deutsche«! Veterinärrates in seinen Einrichtungen möge einher- 



gehen mit seiner Erfüllung, mit dem Geiste der kollegialen Zu¬ 
sammengehörigkeit. In dieser Beziehung kann nur an die mahnen¬ 
den Worte des Nestors des Deutschen Veterinärrates in Eisenach 
1912 erinnert werden: „Bleiben Sie einig und halten Sie fest am 
Deutschen Veterinärrat! “ 

Nr. 6219 a 45. (Amtsblatt d. Staatsm. d. Äußern, d. Innern etc. 

Nr. 1 v. 8. II. 1921.) 

S t a a t s m i u i s t e r i e ai des Innern, für Unterricht 
und Kultus und für Landwirtschaft. 

Bekanntmachung über die Anstellung und Prüfung der Tierzucht¬ 
beamten. 

I. Anstellung und Sitz der Tierzuchtbeamten. 

§ 1. Die Ernennung der staatlichen TÜerzuchtbeamten erfolgt 
durch das Staatsministerium für Landwirtschaft nach Anhörung des 
einschlägigen Tierzuchtverbandes. Der Dienstsitz der Tierzucht¬ 
beamten wird vom Staatsministerium für Landwirtschaft nach Ein¬ 
vernahme der Regierung, Kammer des Innern, und des einschläg¬ 
igen staatlich anerkannten Tierzuchtverbandes bestimmt. Die Tier¬ 
zuchtbeamten sind dem Staatsministerium für Landwirtschaft un¬ 
mittelbar unterstellt. 

§ 2. Die Tierzuchtbeamten werden durch das Staatsmimiste- 
rium für Landwirtschaft verpflichtet. Die Diensteinweisung erfolgt 
durch den Vorstand der Tierzuchtabteilung in diesem Ministerium. 

II. Vorbedingungen für die Anstellung oder 
Verwendung im Staatstierzuchtdienste. 

§ 3. Bewerber für den höheren Tierzuchtdienst müssen: 1. im 
Besitze des Reifezeugnisses eines deutschen humanistischen Gym¬ 
nasiums oder eines Realgymnasiums oder einer Oberrealschule sein, 

2. die Approbation als Tierarzt oder als Diplomlandwirt im Deut¬ 
schen Reiche erlangt haben, 3. die Prüfung für den tierärztlichen 
Staatsdienst oder für den landwirtschaftlichen Staatsdienst ein¬ 
schließlich des landwirtschaftlichen Lehramts in Bayern bestanden 
haben, 4. eine Tätigkeit von mindestens einem Jahre in einem land¬ 
wirtschaftlichen Betriebe mit Tierzucht nachweisen. Die Tätigkeit 
bei einem bayerischen Tierzuchtverbande oder an der Tierzucht¬ 
abteilung einer tierärztlichen oder landwirtschaftlichen Hochschule 
kann bis zur Höchstdauer von 6 Monate« auf den unter II § 3 (4.) 
geforderten Vorbereitungsdienst angerechnet werden. Ferner 
müssen die Bewerber die Prüfung für den staatlichen Tierzucht¬ 
dienst in Bayern bestanden haben. 

III. Prüfung für d en staatlichen Tier zuchtdienst. 

§ 4. Die Prüfung für den Tierzuchtdienst ist vor einer Kom¬ 
mission abzulegen, die aus dem Vorstände der Tierzuchtabteilung 
des Staatsministeriums für Landwirtschaft als Vorsitzenden sowie 
aus einer von diesem Staatsministerium nach Bedarf zu bemessen- 
den und zu berufenden Anzahl von Mitgliedern gebildet wird. 

§ 5. Die Prüfung findet jährlich einmal in der Regel im Monat - 
November statt. Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind mit den 
unter Abschnitt II § 3 verlangten Nachweisen beim Staatsministe¬ 
rium für Landwirtschaft einzureichen. Über die Zulassung zur 
Prüfung entscheidet das Staatsministerium für Landwirtschaft. 

§ 6. Die Prüfung umfaßt in 3 Abschnitten folgende Gegen¬ 
stände: t 



419 


Abschnitt I. Schriftlich^ Prüfung. 

1. Landwirtschaftliche Tierzucht, 2. Gesundheitspflege der land¬ 
wirtschaftlichen Nutztiere, 3. Betriebslehre der Tierzucht. 

Abschnitt II. Mündliche Prüfung. 

1. Seuchenlehre und Seuchengesetzgebung, 2. Gesundheits¬ 
pflege der Haustiere, 3. Allgemeine Tierzucht, 4. Spezielle Tier¬ 
zucht, 5. Milchwirtschaft und Molkereiwesen, 6. Fütterung der land¬ 
wirtschaftlichen Nutztiere (Futtermittel und Futterbau, Anlage von 
Weiden), 7. Herdbuehwesen, 8. Geburtskunde, 9. öffentliche Ma߬ 
nahmen zur Hebung der Tierzucht (Gesetzgebung). 

Abschnitt III. 

Mündliche Beurteilung eines lebenden Tieres, eines Viehbe¬ 
standes oder einer Herde für tierzüchterische Zwecke. Ausarbei¬ 
tung eines schriftlichen Gutachtens über den Gebrauchs- und Zucht¬ 
wert der beurteilten Tiere. 

§ 7. Der Gebrauch gedruckter oder geschriebener Hilfsmittel 
ist nur für die Bearbeitung der Aufgaben des Abschnittes I ge¬ 
stattet, kann jedoch durch das Staatsministerium für Landwirtschaft 
je nach der Art der Aufgaben auf bestimmte Behelfe beschränkt 
oder untersagt werden. ’ 

§ 8. Bei Beurteilung der Leistungen in den einzelnen Prüfungs¬ 
gegenständen, in den Abschnitten und in der Gesamtprüfung haben 
folgende Noten — Fachnoten, Abschnittsnoten, Hauptnote — in 
Anwendung zu kommen: I (1,0—1,5) = „sehr gut“, II (1,6—2,5) = 
„gut“, III (2,6—3,5) = „genügend“, IV (3,6—4) — „ungenügend“. 
Die Fachnote wird gefunden durch Zusammenzählen der Noten 
der einzelnen Examinatoren und Teilen der Summe durch die Zahl 
der Examinatoren. Die Abschnittsnote berechnet sich aus der 
Summe der Fachnoten des Abschnittes, geteilt durch die Zahl der 
Fächer des Abschnittes. Die Hauptnote berechnet sich aus der 
Summe der Abschnittsnoten, geteilt durch drei. Bruchteile eines 
Zehntels werden als ganzes Zehntel angerechnet. Diie Fachnoten, 
die Abschnittsnoten und die Hauptnote werden dem Kandidaten 
nach Festsetzung des Ergebnisses der Gesamtprüfung schriftlich 
mitgeteilt. Über die Prüfung ist eine Niederschrift aufzunehmen 
und dem Staatsministerifum für Landwirtschaft vorzulegen. 

§ 9. Die Prüfung ist bestanden, wenn in jedem Fach mindestens 
die Note II (2,6—3,5) erteilt wird. In diesem Falle wird durch das 
Staatsministerium für Landwirtschaft ein Prüfungszeugnils ausge¬ 
fertigt. 

§ 10. Die Gesamtprüfung kann in der Regel nur einmal wieder¬ 
holt werden. Bei einer Wiederholung sind jeweils die 'im der letz¬ 
ten Prüfung erhaltenen Noten maßgebend. 

§ 11. Wer die Gesamtprüfung nicht bestanden hat, kann die 
Wiederholung auf diejenigen Fächer beschränken, in denen er die 
Note IV (3,6—4) erhalten hat; ist jedoch die Abschnilttsnote IV er¬ 
teilt worden, so muß die Prüfung aus sämtlichen Fächern des Ab¬ 
schnittes wiederholt werden. Diese Vergünstigung kann nur dann 
in Anspruch genommen werden, wenn die Prüfung schon im 
nächsten Jahre wiederholt, wird. 

§ 12. Wer im Laufe einer Prüfung ohne ausreichenden Grund 
zurückgetreten ist, kann sie in der Regel nur einmal und dann nur 
in allen Gegenständen wiederholen. 

§ 13. Die Prüfungsgebühr beträgt für jeden Kandidaten 120 Ä. 




420 


Gesamtprüfung ist die ganze Prüfungsgebühr neuerdings zu ent¬ 
richten, bei teilweiser Wiederholung ein verhältnismäßiger Teil der 
Gebühr, der vom Staatsministerium für Landwirtschaft festgesetzt 
wird. Wilrd die Gesamtprüfumg nicht vollendet, so wird die Prü¬ 
fungsgebühr für diejenigen Prüfungsabschnitte zurückgezahlt, in 
die der Kandidat nicht eingetreten ist. 

§ 14. Das Staatsministerium für Landwirtschaft erläßt die 
Airsführungsbestimmungen zu dieser Verordnung. 

§ 15. Diese Bekanntmachung tritt sofort in Kraft. 

München, den 20. Januar 1921. 

Dr. Matt. Wut-zelhofer. I. V.: Dr. S c h w e y e r. 

Verschiedenes. 

Oberregierungsrat Schwarzmaier f. 

Am 3. Mai nachts 12 V« Uhr verschied nach fast siebenwöchiger 
Krankheit nnd nach zunächst glücklich überstandener schwerer 
Operation der ebenso hochverdiente, wie überaus hochverehrte für 
seine Kollegen allzeit väterlichst besorgte langjährige tierärztliche 
Referent an der Regierung von Oberbayern Herr Oberregierungsrat 
August Schwarzmaier. R. [. P. Wir werden auf die besonderen 
Verdienste des Entschlafenen noch zurückkommen. 

dfutsvatortairkui«, Aaslaadsileist «id Vereiekeraafswesea. 

Stand der Tierseuchen. 

Deutschöaterreicb. Woche vom 26. März bis 2. April 1921: 
in Vorarlberg: Maul- und Klauenseuche: 11 Gemeinden 
und 28 Gehöfte. 

Schweiz. Woche vom 4.—10. April 1921: Maul - u. Klauen¬ 
seuche: 9 Kantone mit 15 Bezirken mit 19 Gemeinden und 27 
Gehöften; Rauschbrand: 4 Kantone mit 5 Bezirken mit 6 Ge¬ 
meinden; Rotlauf der Schweine (eiinschl. Stäbchenrotlauf 
und Schweineseuche): 5 Kantone mit 16 Bezirken mit 19 Gemeinden 
und 21 Gehöften ;Milzbrand: l Kanton mit 1 Bezirk mit l Ge¬ 
meinde. 

Die Viehablieferungen an Frankreich, Belgien, Italien und Serbien. 

Dile „Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene“, Jahrg. XXXI, 
Heft 7, 8. 96 ff., bringt folgende Mitteilung: 

Außer den sehr hohen gemäß § 6 des Anhanges IV zum Frie¬ 
densvertrag an Frankreich und Belgien zu leistendenVorlieferungen 
an Vieh konnten die früher feindlichen Staaten innerhalb einer be¬ 
stimmten Frist ihre endgültigen Viehforderungen anmelden. Dies 
ist durch Belgien, Frankreich, Italien und Serbien geschehen. Auf 
Grund des § 2 der Anlage IV des Vertrages von Versailles sind 
laut „Deutscher Reichsanzeiger“ folgende Tiermengen als Forde¬ 
rungen angemeldet worden: Pferde: Frankreich 51 664, Belgien 
40 000, Italien 5100, Serbien 53 200, zusammen 149 964; RÜnder: 
Frankreich 510 000, Belgien 210 000, Italien 11150, Serbien 157000, 
zusammen 888 150, davon 640 000 Kühe und tragende Färsen; 
Schafe: Frankreich 276 835, Belgien 200 000, Italien —, Serbien 
420 000, zusammen 896 835; Ziegen: Frankreich 25 165, Belgien 
2000, Italien —, Serbien —, zusammen 27165; Geflügel: Frank¬ 
reich 940 000, Belgien 800 000, zusammen 1740 000: Schweine: 
15 250; Kaninchen: 200 000. 



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Nach dem Vertrag hat die Reparationskommission bei ihrer 
Entscheidung über die endgültige Festsetzung der Zahlen die 
Leistungsfähigkeit Deutschlands zu berücksichtigen und diei deut¬ 
sche Regierung hierüber zu hören. Zu den Verhandlungen mit der 
Reparationskommission, die am 15. November 1920 begönnern haben, 
entsandte die deutsche Regierung eine Kommission, die sich aus 
Vertretern des Wiederaufbauministeriumsi des Auswärtigen Amts, 
( des Reichsernährungsministeriums, des Reichsgesundheitsamts, der 
deutschen Vitehablieferungskommission, des des Reichswirtschafts- 
rats, des Reichsausschusses für die deutsche Landwirtschaft und 
des Deutschen Milchwirtschaftlichen Vereins zusammensetzte. Bei 
den Verhandlungen konnte eine Verständigung über eine Herab¬ 
setzung der Gesamtforderungen, wie sie von deutscher Seite an¬ 
gestrebt wurde, nicht erzielt werden. Die Vertreter der Repa¬ 
rationskommission schlugen nunmehr vor, unter zeitlicher Zurück¬ 
stellung der Gesamtforderungen eine Vereinbarung über eine ein¬ 
malige, auf eine Zeit von sechs Monaten berechnete Lieferung her¬ 
beizuführen. Dieser Weg schien die einzige Möglichkeit zu bieten, 
ein schweres, für die deutsche Wirtschaft unerträgliches Diktat, 
mit allen seinen unheilvollen politischen Folgen zu vermeiden. Der 
Vorschlag wurde daher von deutscher Seite grundsätzlich ange¬ 
nommen. Die Verhandlungen über die Einzelheiten des Abkom¬ 
mens, insbesondere über die tragenden Tiere, gestalteten sich 
außerordentlich schwierig. Zwar hatte die Reparationskommission 
im Laufe der Verhandlungen auf Milchkühe vorläufig Verzicht ge¬ 
leistet, sie bestand aber auf der Ablieferung von tragenden Tieren, 
wenn auch in der beschränkten Zahl von 30000 Stück. UnteT diesen 
Umständen mußten erst besondere Vollmachten bei der deutschen 
Regierung eingeholt werden, was eine Unterbrechung der Ver¬ 
handlungen erforderlich machte. Die deutsche Kommission wurde 
ermächtigt, das Abkommen zum Abschluß zu bringen. In einer 
Vollsitzung der Reparationskommission vom 3: Dezember 1920 
wurde nachstehende Vereinbarung einstimmig von beiden Parteien 
abgeschlossen: 

a) Deutschland' wird das Geflügel, die Ziegen und die Schweine 
liefern, welche auf der hier beigefügten Liste A verzeichnet 

. sind, unter den dort angeführten Bedingungen, wodurch es 
allen Anforderungen der Alliierten entspricht, 

b) »Innerhalb einer Frist von sechs Monaten soll Deutschland die 
in der anliegenden Liste B aufgeführten Rinder, Pferde und 
Schafe unter den dort angegebenen Bedingungen liefern. 

Der Wiederherstellungsausschuß beschließt, ferner, daß er vor 
Ablauf der genannten Frist von 6 Monaten eine neue Entscheidung 
treffen wird über die weiteren Mengen an Rindern, Pferden und 
Schafen, die später von Deutschland zu liefern sein werden. 

Note 1. Die in den Listen A und B angegebenen Viehmengen 
lassen die im § 6 der Anlage IV des Teils VIII des Vertrags von 
Versailles vorgesehenen Lieferungen, soweit diese' noch nicht be¬ 
endet sind, unberührt. 

Note 2. Zu den in Liste B aufgeführten Tieren: Die deutsche 
Regierung erklärt, daß sie zwar bereit sei, ihr möglichstes zu tun, 
um die vorgesehenen Lieferungen in der Frist von 6 Monaten zu 
erfüllen, daß sie jedoch die Innehaltung dieser Frist nur für mög¬ 
lich erachtet, wenn bei der Auswahl der zu liefernden Tiere das 
Alter, das Gewicht, die Leistungsfähigkeit und die Durchschnitts- 
Qualität des jetzigen deutschen Viehbestandes berücksichtigt wird 



und ferner dem Vorkommen der einzelnen Gattungen in Deutsch¬ 
land Rechnung getragen wird. Die deutsche Regierung verpflichr 
tet sfch, gesunde Tiere von normaler Beschaffenheit zu liefern. 

Liste A. 

Geflügel: Hähne und Hühner 1 600 000, Enten 100 000, 
Gänse 40 000, Gesamtzahl 1 740 000 Köpfe, welche nach Möglich¬ 
keit in drei Jahren oder spätestens in vier Jahren zu liefern sind, 
grundsätzlich zu gleichen jährlichen Teilern vom Tage an, welcher 
durch die alliierten Sachverständigen festzusetzen sein wird, und 
zwar unter Vorbehalt der Unterbrechungen der Lieferungen, die 
durch eventuelle Epidemien verursacht werden können. 

Ziegen: 165 Böcke, 25 000 Ziegen, zusammen 25 165 Stück, 
in drei Jahren zu liefern, und zwar in gleichen Mengen. Die Liefe¬ 
rungsfrist beginnt mit dem Tage, welcher durch eine Vereinbarung 
der beiderseitigen Sachverständigen unter Berücksichtigung des 
Seuchenstandes festzusetzen ist Falls keine Einigung zwischen 
den Sachverständigen zustande kommt, wird der Wiederherstel¬ 
lungsausschuß den Termin festsetzen. 

Schweiae: Zuchteber 250, Mutterschweine 15000, Gesamt¬ 
zahl 15 250 Köpfe, zu liefern in der in den Listen vorgesehenen 
Frist. Lieferbeginn wird festgesetzt wie bei Ziegen. 

Liste B. 

Pferde: 30000 Stück, zu liefern in einer Frist von 6 Mo¬ 
naten, beginnend sobald die Transport- und Abnahmebestimmungen 
festgesetzt sind. 

Schafe: 125 000 Stück, zu liefern in einer Frist von 6 Mo¬ 
naten. Lieferbegjnn wird festgesetzt wie bei den Ziegen (siehe 
Liste A). 

Rinder: 60000 Stück, Stiere, Zugochsen, Jungrinder männ¬ 
lichen und weiblichen Geschlechts, 30 000 tragende Kühe und 
Färsen, in Summa 90 000 Stück, zu liefern innerhalb einer Frist 
von 6 Monaten. Lieferbeginn wird festgesetzt wie bei Ziegen (siehe 
Liste A). 

Dabei gab die Reparationskommission folgende Erklärung ab: 
Der Wiederherstellungsausschuß hat die Listen geprüft, welche 
ihm durch die alliierten Regierungen übergeben worden sind.* Er 
ist der Ansicht, daß sich die Anforderungen der Alliierten in ver¬ 
nünftigen Grenzen halten, und behält sich das volle Recht vor, 
von Deutschland die Lieferung der gesamten Mengen von Vieh zu 
verlangen, welche von den Alliierten gefordert sind. 

Landwirtschalt, Fottermittelkaade and Ernlhrangswesan. 

Die Schäden der Maul- und Klauenseuche in Württemberg. 

Der württembergischen Zentralkasse ist durch die Entschädi¬ 
gungen für Verluste an Maul- und Klauenseuche eine Schuld von 
90 Millionen Mark entstanden. Im November und Dezember 1920 
mußten 17 bezw. 14 Millionen Mark ausgezahlt werden. Wenn 
auch neuerdings ein erheblicher Rückgang der Seuche zu ver¬ 
zeichnen ist, müssen Summen für weitere Entschädigungen sicher- 
gestellt werden. Es ist daher für 1921 eine Viehseuchenumlage 
von 100 Mark für jedes Rind festgesetzt worden. Der gesamte 
Rinderbestand in Württemberg beträgt nach der amtlichen Zählung 
vom 1. Dezember vor. Jrs. nur noch 987 000 Stück. (Zeitschrift für 
Fleisch- und Milchhygiene.) 



Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom l. mit 15. April 1921. 


424 




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) Vom 16. mH 31. März 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 






424 


Der Konsumrückgang des deutschen Volkes. 

Die deutschen Sachverständigen hatten in ihrem bekannten 
Gutachten zur Londoner Konferenz auch folgende Zahlen über den 
Konsumrückgang je Kopf der Bevölkerung in Kilogramm 
Ln Gegenüberstellung der Jahre 1915 und 1920 angegeben: 


Fleisch .... 

Mehl. 

Verbrauchszucker 
Baumwolle . . 
Wolle .... 
Steinkohle . . 
Eisen .... 


1915 

52 

125 

19,2 

7,2 

7,2 

2870 

233 


1920 etwa 
20 
83 
14,1 
23 
1,0 
1770 
100 


(D. Sch. V. Zt. Nr. 10.) 


Der verflossene Winter war, wie die Landeswetterwarte mit¬ 
teilt, überwarm als zweitwärmster seit 1879, die Mittelzahl für 
Luftwärme um 3 1 /s Grad über vieljährigem Durchschnitt. Er war 
auch sehr niederschlagsarm als einer der zehn trockensten. Von 
den letzten zwölf Monaten seit März 1920 zeigten nur August um 
V. Grad und November um 2 Va Grad tieferes Luftwärme-Mittel 
als durchschnittlich, alle anderen Modlate höheres biis zu fast 
7 Grad darüber im Januar 1921; an Niederschlägen brachten nur 
April, Mai und Januar Überschüsse, die übrigen Monate Fehlbe¬ 
träge, so daß der Gesamtanfall gegenüber dem Durchschnittsbetrag 
um Va bis Va des Jahresanfalles zu gering war. 

Das Februarwetter zeichnete sich durch ungewöhnliche 
Trockenheit aus. Der Monatsanfall erreichte nur ein Viertel 
des Durchschnittlichen. Meßbare Niederschläge fielen an 4 Tagen, 
der kleinsten Februarzahl. Solcher starken Trockenheit entspricht 
das Vorherrschen östlicher Winde mit 53 v. H. gegenüber mittleren 
34, desgleichen das hohe Luftdruckmittel; 17 Tage brachten Über¬ 
druck, nur 3 Unterdrück. Das Luftwärmemittel war um etwa 2 Grad 
höher als durchschnittlich, aber doch um fast 2 Grad kälter als für 
den vorangegangenen Januar, während im Durchschnitt Februar 
um 2 Grad wärmer ist. Dies Verhalten bezeichnet den hohen Stand 
der J anuarwärme, der seit 1 796 noch nie erreicht wurde. 
Das warme und trockene Februarwetter ermöglichte besonders 
frühzeitigen Begiinn der Feldbestellung und damit bessere Ver¬ 
teilung der Frühjahrsarbeit ohne Drängnis oder Hast. — Nun aber 
haben wir das richtige Aprilwetter bekommen. 


tlochschulnachrichten. 

München. Ergebnis der tierärztlichen Prüfung 

neuer Ordnung im verflossenen Studienjahr; 
Aus den Vorjahren wurden 9 Kandidaten übernommen. In die 
Prüfung waren 57 Kandidaten neu eingetreten. Von diesen 66 
Herren haben die Prüfung bestanden mit Note I 6, mit Note II 45, 
mit Note III 3 Herren. Die Prüfung bis 14. Oktober 19(20 niicht 
vollends erledigt haben 11 Herren. — Im Laufe der Prüfung ist 
ein Kandidat mit Tod abgegangen (Oerter Friedrich aus Michels- 
ried). 

Das Ergebnis der ärztlichen Prüfungen im 

Prüfüngsjahr 1919/20 in Bayern war an den drei 
Landesuniversitäten folgendes: Zugelassen waren insgesamt 896 









425 


Kandidaten der Medizin gegen 351 im Vorjahre, und zwar in 
München 453 (2U9 im Vorjahre), iln Würzburg 270 (77) und in Er¬ 
langen 173 (65); hieVon haben die Prüfung bestanden mit „sehr 
gut“ 71 in München (15), 76 in Würzburg (26) und 54 in Erlangen 
(19), mit „gut“ 304 in München (162), 160 in Würzburg (29) und 
106 in Erlangen (42), mit „genügend“ 30 in München (12), 13 in 
Würzburg (6) und 10 in Erlangen, (4). Nicht bestanden bezw. zu¬ 
rückgestellt, zurückgetreten sind 48 in München (20), 21 in Würz¬ 
burg (16) und 3 in Erlangen (0). Die Approbation als Arzt haben 
erhalten 329 Kandidaten der Medizin in München (178 im Vorjahr), 
190 in Würzburg (57) und 150 in Erlangen (55). 


Ferienlänge und Schullahrsbeginn. Beide Fragen beschäftigen 
gegenwärtig weite Kreise derart stark, daß es immerhin von In¬ 
teresse sein dürfte, die Einrichtungen anderer Staa¬ 
ten in beidem Punkten kennen zu lernen. Wir stellen s‘fe daher in 
einer Tabelle zusammen: 



Hauptferien 

Länge 

Schulbeginn 

Frankreich .... 

1. 8.— 1. 10. 

61 Tage 

1.10. 

England .... 

1.8.—15. 9. 

45 

>5 

15. 9. 

Vereinigte Staaten . 

15. 6.— 1. 9. 

77 

55 

1. 9. 

Italien. 

15. 7.— 1.10. 

77 


1. 10. 

Holland. 

15. 7.— 1. 9. 

47 


1. 9. 

Belgien. 

• 1. 8.— 1.10. 

61 

55 

1.10. 

Österreich .... 

16. 7.—15. 9. 

60 

55 

15. 9. 

Ungarn. 

1. 7.— 1. 9. 

61 

55 

1. 9. 

Schweden .... 

1. 6.— 1. 9. 

91 

55 

1. 9. 

In England und' Holland fällt die Ferienlänge aus 

dem euro' 


päischen Typ heraus, dafür haben beide Staaten wesentlich längere 
Vakanzen zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Im übrigen er¬ 
gibt sich eine auffallende Übereinstimmung bezüglich des Schul¬ 
jahrsbeginns: Nicht ein einziger europäischer Staat setzt ihn 
im Frühjahr an, wie bisher Preußen und in Zukunft das Deutsche 
Reich! Dies sollte immerhiib zu denken geben. Auf jede® Fall 
wird die Zwangseinführung eines hygienisch und pädagogisch 
schädlichen Schuljahr,sbeginns im Auslande mit Recht als reaktio¬ 
näres Symptom aufgefaßt werden. Ob es kulturpolitisch klug ist, 
wenn sich das neue Deutschland iln dieser Sache neuerdings völlig 
isoliert? Wir möchten es bezweifeln. 


Personalien. 

Städtischer amtstierärztlicher Dienst: Die amtstierärztlichen 
Geschäfte in den Stadtbezirken Neustadt bei Coburg und Rodach 
werden vom 16. Mai lfd. Js. ab dem Bezirkstierarzt von Coburg 
Dr. Lungershausen übertragen. 

Ernannt: Tierarzt Paul Speiser in Nürnberg zum Bezirks¬ 
tierarzt von Ebermannstadt, Distriktstierarzt Paul Witt mann in 
Regenstauf zum Bezirkstierarzt von Waldmünster, Tierarzt Robert 
Hugo zum Schlachthofdirektor in Neustadt a. H. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Philipp B a-u ui b ac h 
aus Neuulm in Fandelsbrunn, (B.-A. Wolfstein); Xaver Losch- 
huber aus Pförring in Schrobenhausen; Dr. Hans Flesch aus 
München in Obertaufkirchen (B.-A. Mühldorf; Friedrich Roth aus 
Schnaita, in Sachsen, in Nürnberg; Dr. Albert Wetzel in Wein¬ 
garten (B.-A. Germersheim. 




Bttcherschau. 

Die Zerreißung des Ligam. terres. Von Dr. med. vet. Otto Hein¬ 
rich, Garmisch. Erschienen im Selbstverlag. 1921. Druck von 
Karl Raumer, Garmisch. Preis 6.— Mk. und Porto. 

Das Werkehen geht in seinem Inhalt noch weiter als der Titel 
ankündigt, denn außer der Luxation ist auch noch die Distorsiou 
und Subluxation mit hereingezogen. Verfasser schildert ein ganz 
neues Verfahren der Behandlung dieser Erkrankungen. Das Ver¬ 
fahren beruht auf einer besonderen Art der Hautabschnürung, wo¬ 
durch neben kräftiger Anspannung der Haut auch noch eine heftige 
reaktive Entzündung in der nächsten Umgebung erzeugt und so 
die Heilung bewirkt wird. Das Bemerkenswerteste an der Sache 
ist, daß auch Hüftgelenksluxationen, bei denen es zur vollständigen 
Zerreißung des Ligam. tei’res gekommen war, durch die Methode 
des Herrn Verfassei - s wiederum geheilt werden können und zwar 
handelt es sich hier nicht um eiine Scheinheilung unter Ausbildung 
eines falschen Gelenkes, sondern um eine regelrechte Reposition, 
die das Tier selbst durch leichte Bewegung schon nach einigen 
Tagen vollzieht und um eine hieran sich anschließende einwand¬ 
freie Heilung, so daß den geheilten Tieren von den früheren Leiden 
überhaupt nichts mehr angesehen werden kann; eine zeitlang 
höchstens ist noch die Narbe über dem Hüftgelenk, die aus der 
‘Hautabschnürung entstanden war, aber schließlich auch bald ver¬ 
schwindet, zu sehen. — Die im Selbstverlag erschienene Schrift 
ist aufs wärmste zu empfehlen und bedeutet eine wesentliche Er¬ 
gänzung der therapeutischen Behandlung der genannten Hüftge- 
lenkserkrankungen. Ma. 

Die Sterilität des Rindes, ihre Erkennung und Behandlung. Von 

Dr. ErnstHeß, ord. Professor an der Universität in Bern. — 
Mit 36 Abbildungen im Texte.Hannover, Verlag von M. u. H. L 
Schaper, .1920. Preis einschl. Teuerumgszuschlag Mk. 23.80. 

Der .ibzwischen leider verstorbene, weit über die Grenzen 
seines engeren Heimatlandes, der Schweiz, hinaus bekannte Ver¬ 
fasser dieser Arbeit hat mit dieser Schrift geradezu einem Bedürf¬ 
nisse abgeholfen. Zwar haben wir ja aus seiner Feder eine größere 
Anzahl von Publikationen über dieses Kapitel schon erhalten, allem 
es waren Abhandlungen, die jeweils nur Teile behandelten und 
naturgemäß teilweise mit der Zeit ergänzungsbedürftig geworden 
waren. Wie Verfasser angibt, ist die Drucklegung der Arbeit in¬ 
folge des Weltkrieges um volle 5 Jahre verzögert worden. Nun 
aber nehmen wflr mit Dank dieses wertvolle Geschenk an die 
Wissenschaft von dem Herrn Verfasser noch in Empfang, die 
theoretische Wissenschaft nicht weniger wie die Praxis, die schon 
längst auf diese Veröffentlichung gewartet hatte. Die Stellung¬ 
nahme des Herrn Verfassers zu der Ursache und Bekämpfung der 
Sterilität des Riibdes darf im großen und ganzen als bekannt vor¬ 
ausgesetzt werden. Die Schrift gibt uns nun alles, was Verfasser 
in einer förmlichen Lebensarbeit diesbezüglich an Erfahrung an¬ 
gesammelt hatte und was er Wertvolles aus der Erfahrung Anderer 
nach strenger Sichtung herübernehmen durfte. So werden wir nach 
einer kurzen anatomischen Einleitung eingehend über die zystöse 
Degeneration der Eierstöcke nach allen nur denkbaren Seiten hin 
informiert; die Ätiologie dieses Übels wird sehr gründlich be¬ 
sprochen und naturgemäß auch die Therapie, wie siile H e ß form- 



427 


lieh originär aasgearbeitet hat, eingehendst gewürdigt. Dabei er¬ 
leichtern die sehr instruktiven Abbildungen wesentlich das Ver¬ 
ständnis des Textes. Dankbar werden die Leser auch für die Ka¬ 
pitel über Scheidenvorfall usw. sein, sowie für dasjenige über 
Pyometra, deren Therapie durch Abdrücken des gelben Körper.« 
und eventuell vorhandener Zysten, sowie gelinder Massage des 
gefüllten Uterus vom Rektum aus bekanntlich der bei uns im All¬ 
gäu geübten entspricht (vergl. hiezu u. a. die einschlägige Ver¬ 
öffentlichung von O e 11 1 e,. Münch. Tierärztl. Wochenschr., 1915, 
Nr. 24, im Literaturverzeichnis von Heß nicht angegeben). — 
Uber das Albrechtsen’sche Verfahren urteilt H e ß an dieser Stelle 
folgendermaßen; „Das sehr instrumentenreiche und dementspre¬ 
chend teure Behandlungsverfahren nach Albrechtsen hat für die 
mit dem Touchieren des Rindes vertrauten Tierärzte nur theore¬ 
tisches Interesse.“ — Den Schluß bilden diile dankenswerten Aus¬ 
führungen über das Abdrücken des Corpus luteum, sowie über die 
Hypertrophie desselben. Die in den Text eingestreuten Kasuistiken 
über besonders bemerkenswerte Vorkommnisse in der Praxis des 
Verfassers werden aufmerksame Leser finden. Die Zeichnungen 
aus der Hand des Herrn Dr. H. Z w i c k y, zumeist wie Verfasser 
angibt in Farbe hergestellt, konnten der hohen Kosten halber 
natürlich nicht farbig wiedergegeben werden, doch verdienen sie 
durch ihre Klarheit und Instruktivität volles Lob. Der Verlag hat 
das Buch neben diesen gelungenen Abbildungen auch mit vorzüg¬ 
lichem Papier und Druck ausgestattet. Das Buch wird jedem Tier¬ 
arzt hochwillkommen sein und weit über die tierärztlichen Kreise 
hinaus die verdiente Beachtung finden. Ma. 

Lehrbuch der Pathologischen Anatomie der Haustiere. F ü r T i e r- 

ärzte und Studierende der Tiermedizin. Von 
Prof. Dr. Theodor Kitt in München. 5., neubearbeitete Auf¬ 
lage. 3 Bände. I. Band. Mit 382 Textabbildungen. Stuttgart, 
Verlag von Ferdinand Enke, 1921. — Preis geh. 88 Mk. 

Von der 5. Auflage des allbekannten Lehrbuches ist der lange 
erwartete I. Band erschienen. Schon seit 2 Jahren war es ver¬ 
griffen, der Weltkrieg mit seinen Begleit- und Folgezuständen hat 
auch das Buchdruckgewerbe nachteilig beeinflußt und mancherlei 
zeitraubende Hindernisse mußten bis zur Fertigstellung überwunden 
werden. Dadurch kam es, daß die Pause zwischen der 4. und der 
jetzigen Auflage sich auf 10 Jahre erstreckte, während jede der 
ersten Auflagen sich in der Hälfte dieser Zeit folgten. Die Fort¬ 
schritte der veterinärmedizinischen Forschung, die nicht zuletzt 
infolge der emsigen Mitarbeit durch Dissertationen ein lebhafteres 
Tempo einschlugen, erforderten eine mannigfache Umarbeitung und 
Ergänzung zahlreicher Abschnitte, wodurch sich eine Vermehrung 
ihres Inhaltes nicht umgehen ließ, so daß sich der Verfasser zur 
Erweiterung des Werkes von zwei auf drei Bände entschließen 
mußte. Im vorliegenden Bande sind unter Beibehaltung der be¬ 
währten bisherigen Einteilung des Stoffes: Die Technik der Zer¬ 
legung, die Methoden der Konservierung von krankem Material, 
die Mißbildungen, die Anomalien der Haut und Milchdrüse, der 
Muskeln, Schleimbeutel, Sehnenscheiden und Sehneai, Knochen urtd 
Gelenke, Zähne, der Mundschleimhaut, Zunge und Rachenhöhle, 
der Speicheldrüsen und Speichelgänge, Luftsäcke des Pferdes, der 
Speiseröhre und die des Kropfes der Hausvögel untergebracht. 
In jeder Zeile kommt mit überzeugender Klarheit die reiche Er- 



428 


fahVung einer 35jährigen Lehr- und Forschertätigkeit des Autors 
zum Ausdruck, die von dem ernsten Bestreben erfüllt ist, alle Er¬ 
rungenschaften der Wissenschaft für die Bedürfnisse der prak¬ 
tischen Betätigung zu verwerten. Es ist naheliegend einen Ver¬ 
gleich des vorliegenden Werkes mit dem gleichzeitig im Erscheinen 
begriffenen des Dresdener Pathologen Prof. Dr. J o e s t anzu¬ 
stellen. Dadurch, daß dieser Verfasser jedem einzelnen Haupt¬ 
abschnitt normal-anatomische Bemerkungen vorausschickt und mit 
seinen Ausführungen bis ins kleinste Detail geht, wird der Um¬ 
fang des Werkes, soweit sich bis jetzt beurteilen läßt, ein der¬ 
artiger, daß es vielleicht in erster Linie ein unübertroffenes Nach¬ 
schlagewerk werden dürfte. Kitt dagegen flicht nur da und dort 
im Texte Hinweisungen auf das Normale in der Anatomie oder 
Embryologie bezw. Physiologie, wie z. B. S. 272 bei den Anomalien 
des Euters, ein, auch erkennt man in zahlreichen Kapiteln das Be¬ 
streben, nicht unerheblich zu kürzen, um den Rahmen eines Lehr¬ 
buches nicht zu sehr zu erweitern. 

Aus dem „Lückenbüßer“, mit welcher Bezeichnung im Jahre 
1894 der Autor in der ersten Auflage sein Buch der Öffentlichkeit 
übergab, ist seitdem ein vollendetes Werk, ein unentbehrlicher 
Berater für den Tierarzt, ein unübertreffliches Lehrmittel für den 
Studierenden der Tiermedizin geworden; diese Zierde der Litera¬ 
tur darf in keiner tierärztlichen Bücherei fehlen. 

Einen sinnstörenden Schreibfehler, der sich hartnäckig von 
einer Auflage zur anderen forterbt, merzt vielleicht der Verfasser 
bei Neuauflagen aus: S. 122 Fig. 59 bei id muß es statt „Darm¬ 
falten“ „Dammfalten“ heißen. 

Besondere Mühe um das Werk hat sich auch die weit bekannte 
Verlagsbuchhandlung gegeben, es ist ihr trotz aller technischen 
Schwierigkeiten gelungen demselben eine meisterhafte Ausstattung 
zu geben. / _ Me. 

Pflanzenschutzmittel für den Gemüsebauer. Ihre Bereitung, 
Wirkung und zeitgerechte Anwendung. Uber> 
sichtlich zusammengestellt von Dr.Karl Miestinge r, Staats¬ 
anstalt für Pflanzenschutz, Wien. — Ratgeber-Bücherei „Mein 
Sonntagsblatt“ Nr. 10. Druck und Verlag der L. V. Enders sehen 
Kunstanstalt Neutitschein—Wien—Leipzig. 

Das vorliegende Schriftchen ist ein wertvoller Berater für 
jeden Gartenbesitzer, dem daran gelegen ist, das Schädlings¬ 
unwesen in seinem Garten möglichst frühzeitig zu bekämpfen. 
Das Büchlein hat es erstmals unternommen eine übersichtliche Zu¬ 
sammenfassung der einschlägigen Bekämpfungsmittel, sowie deren 
Bereitung und Anwendung zu bringen, was ihm in mustergültiger 
Weilse gelungen ist. Man darf dem Herausgeber der Wochenschrift 
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein 
Dank dafür wissen, daß er einen Fachmann, wie Herrn Dr. Karl 
Miestimger von der Staatsansta.lt für Pflanzenschutz in Wien, 
gewonnen hat, diese wertvolle und gewiß auch mühevolle Zu¬ 
sammenstellung zu machen. Ma. 

Die unspezifische Eiweißtherapie im Lichte neuerer Forschung. 

Von Dr. Martinus Zschiesche. Kommissionsverlag Walter 
Richter, Leipzig, Reitzenhainerstr. 135. 1921. Preis 9 Mk. 

Die Proteintherapie, die vor allem durch die Arbeiten Wei- 
chardts eingeleitet wurde, hat inzwischen ein derartig großes Feld 



429 


sich erobert, daß es in hohem Grade zu begrüßen ist, wenn sich 
eine Arbeit die Aufgabe macht, eine Gesamtdarstellung auf diesem 
Gebiete aus der Human- wie aus der Veterinärmedizin zu geben. 
Im vorliegenden Büchlein ist dieser Versuch gemacht und in einer 
Anzahl von Kapiteln abgehandelt. Ich nenne hier vor allem den 
Abschnitt über Begriff, Geschichte und Grenze der Proteinkörper¬ 
therapie, sodann denjenigen über die Arten der Proteinkörper, der 
sehr ausführlich und interessant geschrieben ist. Es folgen wei¬ 
tere Abschnitte über die Art der Anwendung, die Dosierung, die 
Schicksale der injizierten Proteine, die gemeinsamen Wirkungen 
der Proteine und deren Nebenwirkungen, sodann über die Genese 
der Wirkung, wobei die verschiedenen Theorien zusammenge¬ 
tragen sind, um endlich das Indikationsbereich der Proteinkörper¬ 
therapie noch eingehend zu streifen. Ein besonderer Abschnitt 
(Kapitel 11) ist der Eigenblutbehandlung der chronischen Phleg¬ 
mone des Pferdes nach Weil gewidmet. Es folgen noch: Kontra- 
indikatiionen, Rückblicke und Ausblicke, weitere Indikationsmög¬ 
lichkeiten für die Veterinärmedizin, akute Fragen und eine Schlu߬ 
zusammenfassung. Ein ausführliches Literaturverzeichnis (325 
Nummern) bezeugt uns das intensive Eingehen auf die Sache. Die 
Arbeit verdient entschieden die weiteste Beachtung. Es ist ja 
noch Vieles im Fluß und man wird deshalb nicht verlangen, daß 
jedes Kapitel gleich befriedigend abschließen kann- Allein was 
gegenwärtig über diese wichtige Behandhmgsweise zu sagen ist, 
ist in demWerkchen berücksichtigt, so daß der Inhalt mit 71 Seiten 
von jedem Leser mit Dank begrüßt jwerden wird. Ma. 

Erfahrungen mit der künstlichen Brut in Deutschösterreich. 

Österreich ist das erste Land, welche® eine zielbewußte Organi¬ 
sation auf dem Gebiete der künstlichen Brut und Aufzucht aufzu- 
weisem hat und dem für diesen Zweck gebildeten Verein verdanken 
wir wertvolle Zahlen, da seiine Mitglieder im Jahre 1920 in 19 
Großbrütereien und 190 Brutstationen (mit kleinen Apparaten) ge¬ 
arbeitet haben. In den Großbrütereien wurden aus 140 375 be¬ 
fruchteten Eiern 102 952 Kücken = 73,3 %, von den Stationen aus 
58 946 befruchteten Eiern 40 429 Kücken — 68,5 %■, im Durch¬ 
schnitte 72,0 % erzielt, womit man im allgemeinen zufrieden sein 
kann. Das Ergebnis wäre aber ein entschieden besseres gewesen, 
wenn die vielen Anfänger der künstlichen Brut sich vorher ge¬ 
nügende Aufklärung verschafft hätten, was aber viele unterließen 
in der Meinung, daß die Arbeit ohnehin einfach sei, nachdem ja 
doch die bekannten Plakate besagen „Jedes Kind kann brüten!“ — 
während Sorglosigkeit in der Behandlung des Apparates und oft 
mangelhaftes Bruteilermaterial schon von vorneherein haben jeden 
Erfolg zweifelhaft erscheinen lassen. Weiteres lesen Sie in Folge 8 
der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ 
in Neutitschein. Die Bezugsgebühr ist für Deutschland Mk. 10.50 
für das Vierteljahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. 


35 Eier in 30 Tagen von einem Huhn ist möglich, bei der Ver- 
fütterung der steckengebliebenen Kücken. Wer sich dafür inter¬ 
essiert, lese den Artikel „Die Verwertung der steckengebliebenen 
Kücken“ in Folge 9 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten 
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. 




Bei Knötchenseuche 


hat sich „.Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt. 

. . mit „Bissulin“ ... bei Fällen, in welchen mich 
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“ 

Deutsche Tierärztl. Wochenschr. 42/1910. 

„... ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung immer 
den gewünschten Erfolg erzielen.“ m. t. w. 15 / 1911 . 

„... Seit */« Jahren angewandt... kann ich „Bissulin“ 
nur wärmstens empfehlen.“ Tierärztl. Rundschau 28/1909. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
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Literatur: D. T. W. 1918, Nr. 45, 46, 50 und 52 und 
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Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags n Uhr, Schluß der Inseraten- 

Annahme jeweils Mittwoch vormittags H Uhr für die in der folgenden Woche 
erscheinende Nummer der Wochenschrift. 




432 



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(früher : Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift fttr Tierheilkunde n. Vlehzneht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 17. Mai 1921. Nr. 20. 


Inhalt: 

Originalartikel: Kitt (Forts, folgt.) — Martell, (Schluß.) — Referate — Staats¬ 
veterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. 
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau. 


Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- nnd 
Klanensenchebekämpfnng durch Impfungen. 

Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung.) 

Die von mir aufgeworfene Frage und geäußerte Mei¬ 
nung, daß bei der Impfung mit Rekonvaleszentenserum 
weniger eine spezifische Schutzstoff Wirkung, sondern viel¬ 
mehr eine unspezifische Leistungssteige¬ 
rung die Hauptrolle spielt und daß zur Lösung dieser 
Frage Versuche wünschenswert seien, ist keineswegs belang¬ 
los, sondern für jeden, der wissenschaftlich Immunitäts¬ 
fragen überdenkt, erwägenswert. Denn falls sich heraus¬ 
stellt, daß schon N ormalserum die physiologischen 
Abwehrkräfte des Körpers soweit 'teigern kann, daß der 
maligne Verlauf der Aphthenseuche damit verhütet werden 
kann, dann hätte man für den Notfall jederzeit die erste 
Hilfe zur Hand. Die zur Zeit betriebene Anlage einer Vor¬ 
ratskammer von Rekonvaleszentenblut könnte dann aller¬ 
dings überflüssig erscheinen, um so mehr, als nach Leeb 
auch das Blut altimmuner, schon vor vier Jahren durch¬ 
seuchter Kühe denselben Impferfolg zu haben scheint, wie 
das Blut frisch durchseuchter *\ 

Indes ist sie eine weitschauende Vorsichtsmaßregel 
und von wissenschaftlichem Interesse, weil die Halt¬ 
barkeit der wirksamen, im Rekonvaleszentenserum ent¬ 
haltenen Stoffe hei langzeitiger Konservierung noch zu er¬ 
gründen ist. 

Bekanntlich verhalten sich in dieser Hinsicht die ein¬ 
zelnen Sera etwas verschieden; manche bleiben jahrelang 
bei Trockenaufbewahrung oder Zusätzen von Karbolsäure 

■') Diese Wochenschrift 1920, S. 701. 



434 


oder Diaphtherin wirksam, bpi anderen, frisch hochwertig 
gewesenen tritt eine Wertminderung ein. 

Noch zweckmäßiger dürfte es aber sein, Vorräte von 
gutem Löfflerserum aufzustapeln. 

Als die Anwendung von Rekonvaleszentenserum als 
brauchbar erkannt war, haben einige Tierärzte bei Mangel 
an solchem Blute Impfungen mit Normalserum probiert 
und sind tatsächlich beinahe ebenso gute Erfolge dabei ver¬ 
zeichnet worden, wenn die Impfungen rechtzeitig, d. h. am 
1.—2. Tage der Infektion bezw. des Blasenausbruchs ge¬ 
macht wurden (worüber einige noch nicht gedruckte Disser¬ 
tationen vorliegen). 

Andere Tierärzte sind aber, weil ihr Blick nur auf das 
Durchseuchungsblut gerichtet war, ratlos dagestanden, als 
solches Blut nicht beschafft werden konnte, so daß es vor¬ 
gekommen ist, daß man das Wagnis unternahm, alleinig 
eine Notimpfung mit Virus der malignen Seuche vorzu¬ 
nehmen statt wenigstens zu versuchen, ob nicht durch gleich¬ 
zeitige Impfung von Normalserum die Gefährlichkeit dieses 
Verfahrens abgedämmt werden könne. Wohl haben die be¬ 
treffenden Tierärzte auf das Risiko der Sache den Tierbe¬ 
sitzer aufmerksam gemacht und die Verantwortung für die 
vom Besitzer gewünschte alleinige Virusimpfung abgelehnt, 
indes wäre es naheliegend gewesen auch Normalserum zu 
verabreichen, nachdem bereits viele Erfahrungen über die 
günstige, heilungbefördernde Wirkung von Einspritzungen 
nicht spezifischer kolloidaler Eiweißkörper, speziell von Nor¬ 
malserum, Milch, Aolan etc. in der Behandlung von Infek¬ 
tionskrankheiten seit längerem Vorlagen. Die wissen¬ 
schaftlichen Hinweise von Hans Much, Weichhardt, 
Wal t er Frei über die Bedeutung der Eiweißzerfallspro¬ 
dukte und anderer nicht spezifischer Faktoren für das Zu¬ 
standekommen erhöhter Resistenz, sowie die auch von Tier¬ 
ärzten bereits seit einigen Jahren beschrittenen Versuche 
mit Eigenblutbehandlung lenken darauf hin. 

Die großen Verluste (24—50 Prozent), welche bei bloßer 
Virusimpfung entstanden sind, während bei der kombinier¬ 
ten Virusblut-Serumimpfung die Verluste nur 4—7 Prozent 
betragen haben, lehrten, daß tatsächlich das Rekonvaleszen¬ 
tenblut abmildernden Einfluß hat. 

Der Initiative Dr. Ernst s, solch kombinierte Impfung 
bei den noch nicht fiebernden Tieren zu unternehmen, ver¬ 
danken wir die wichtige neue Erfahrung, daß man sich ge¬ 
trauen darf, sogar mit dem als gefährlich angesehenen Virus 
des malignen Seuchenzuges Tiere absichtlich anzustecken, 



435 


woferne gleichzeitig Rekonvalenszentenblut eingespritzt 
wird. 

Soweit die in kleinem Umfange von Dr. K o e g e 1 und 
mir unternommenen Versuche ergaben, pflegt auch die 
gleichzeitige Impfung von Normalserum oder Aolan und 
hochvirulenter Lymphe die Malignität der letzteren in 
Schranken zu halten. 

Schutzwirkungen können nicht bloß mit dem Blute re¬ 
konvaleszenter Tiere, sondern auch mit Blut frisch seuche¬ 
kranker Tiere erzielt werden. Ich habe 1896 zusammen mit 
Bezirkstierarzt Hermann eine Reihe von Versuchen an 
Rindern ausgeführt *\ welche lehrten, daß merkwürdiger¬ 
weise das Blut mit -frischen Blasen und Geschwüren behaf¬ 
teter Rinder selbst bei intravenöser Impfung bei anderen 
Rindern keine Erkrankung verursachte. Diese Impfungen 
wurden zugleich in der ausgesprochenen Absicht gemacht, 
zu ergründen, ob damit Immunität erzielt werden könne. 
In der Tat sprach das Ergebnis einer größeren Anzahl 
Impfungen für solche Wirkung, doch war ich bei dem Um¬ 
stande, daß in Seuchenstallungen öfter viele Tiere gesund 
bleiben, in der Schlußfolgerung sehr vorsichtig. Nun hat 
voriges Jahr Moussu*** im Einklang mit den Angaben, 
welche C o s c o und Aguzzi über die intermittierende 
Virulenz des Blutes entsprechend dem Auf- und Abstieg 
des Fiebers bei der Erkrankung vorgeschlagen und in praxi 
anscheinend mit Erfolg versucht, durch intravenöse Injek¬ 
tion solch virulenten Blutes in verdünntem Zustande eine 
Abmilderung des Seuchenverlaufes und jeweils Immunität 
zu bewerkstelligen, was auch von Hamoniez bestätigt 
wurde. 

Die allbekannte Tatsache der Abschwächung des 
Variola-Virus durch Tierpassage hat selbstverständ¬ 
lich auch den Gedanken geweckt, ob nicht auch das 
Aphthen -Virus mittelst Verimpfung auf eine nicht dem 
Klauenvieh angehörige Tierart abgeschwächt und in einen 
Schutzimpfungsstoff umgewandelt werden könne. Die Idee, 
welche schon Löffler ausgesprochen hat, wurde zu¬ 
nächst als wenig aussichtsreich betrachtet, da man all¬ 
gemein annahm, daß andere Tiere als Rinder und Schweine 
wenig empfänglich für die Seuche seien. Der Gedanke ge¬ 
wann jedoch an Unternehmungsmöglichkeit, als zuerst durch 
G r o t h bei Kaninchenimpfungen auffallende Ergebnisse 
lokaler Reaktion erzielt wurden, und ist von G r o t h be- 

Jahres ber. d. K. Tierärztl. Hochschule. 1806/5)7. 

Referat im Schweiz. Areh. f. Tierheülkund'e, 1020. S. 468. 



43(> 

sonders gehegt und ausgesprochen worden, mit der Absicht, 
auch andere Tierarten für die Gewinnung eines Passage¬ 
virus heranzuziehen. (Fortsetzung folgt). 

Zur Stammesgeschichte des Hausschafes. 

Von Dr. Paul Mart eil, Berlin. (Schluß.) 

Die Abstammung des Fettsteißschafes dürfte aller Wahr¬ 
scheinlichkeit nach auf das Argaliwildschaf zurückzuführen 
sein. Nach R. M ü 11 e r kann als das Hauptverbreitungs¬ 
gebiet des Fettsteißschafes Mittelasien gelten mit Aus¬ 
läufern nach Ostasien und dem östlichen Bezirk des euro¬ 
päischen Rußlands. Südlich dieser Gebiete ist dann das 
Fettschwanzschaf zur Herrschaft gelangt. 

In stammesgeschichtliciher Hinsicht darf 
für das Schaf wohl der afrikanische Bildung s- 
herd als der älteste betrachtet werden, ohne allerdings 
der bedeutendste zu sein. Im engeren Sinne ist hier Ober¬ 
ägypten zu nennen, wo sich die Spuren des Hausschafes in 
sehr früher Zeit Verfolgen lassen. Für Nordafrika ist ein 
Wildschaf bemerkenswert, das als ein Mittelding zwischen 
Schafen und Ziegen unter dem Namen Mähnenschaf (Ammo- 
tragus Tragelaphus) bekannt ist. Dieses Halbschaf ist in 
den bergigen Gebieten des Nils bis nach Abessinien heimisch. 
Als besonderes Merkmal dieses Halbschafs ist die lange 
Hals- und Brustmähne zu nennen. Das Mähnenschaf, das 
der Zähmung keine Schwierigkeit bereitet, wird vielfach 
in unseren zoologischen Gärten gezeigt. Im allgemeinen 
ist das Mähnenschaf in Afrika durch hauswirtschaftlich vor¬ 
teilhaftere Rassen verdrängt worden. Andere, diesem ähn¬ 
liche Schafrassen Afrikas, ebenfalls der älteren Zeit ange¬ 
hörend, sind das Dinkaschaf mit dem ziegenartigen Kopf 
und das Fezzanschaf, dessen langer Schwanz in einer Quaste 
endigt. Die bei diesen alten Schafen Afrikas zu beobach¬ 
tende Mähne mit ihren langen Gramenhaaren läßt sich nur 
als Vererbung deuten, da eine Anpassung an das Klima 
nicht gegeben ist, denn die Wärme Afrikas würde eher die 
Wollbildung einschränken. 

Asien spielt, wie bei fast allen Haustieren, in stammes¬ 
geschichtlicher Beziehung auch beim Schaf eine bedeutsame 
Rolle. Denn die Hausschafe Asiens sind weit über die 
großen Erdteile bis nach Afrika und Europa vorgedrungen. 
Asien ist reich an Halbschafen und echten Schafen, welch 
letztere auf ausgedehntem Gebiet von Westasien bis nach 
llochasien und Nordasien'in stattlichen Formen anzutreffen 



437 


sind. Wir finden hier neben dem Mufflon die Argalis, das 
Argalis, das große Pamirschaf, das nördliche Eisschaf und 
das Schneeschaf. Nach C. K e 11 e r ist das Steppenschaf 
(Ovis areal) als das Stammschaf der asiatischen Hausschafe 
zu betrachten. Der geographische Geltungsbereich des 
Steppenschafes erstreckt sich vom Kaspisee bis nach Per¬ 
sien. In seiner Schwanzlänge übertrifft das Steppenschaf 
alle übrigen Wildschafe und sind auch sonst alle asiatischen 
Hausschafe vorherrschend langschwanzig. N e h r i n g be¬ 
merkt zutreffend, daß das Steppenschaf als nicht ausschließ- 
siches Hoehgebirgstier sich für die Zähmung und Anpassung 
an den Hausstand besonders eignete. Das Steppenschaf 
nennt ein schön gewundenes Gehörn mit sehr starken Quer¬ 
wülsten sein eigen. Assyrische Skulpturen, so auf einer im 
Berliner Museum befindlichen, das Feldlager des Sanherib 
darstellend, zeigen diese Steppenschafe mit ihren charak¬ 
teristischen Hörnern besonders deutlich. Hilzheimer 
führt die Abstammung der assyrischen Fettschwanzschafe 
auf den Arkal zurück. Das Steppenschaf ist etwas größer 
als das Mufflon und ergibt sich eine starke Übereinstim¬ 
mung im Schädelbau zwischen dem wilden Steppenschaf 
und dem asiatischen Hausschaf. Beide besitzen eine ziem¬ 
lich schmale Stirn, eine tiefe Tränengrube und röhrenartig 
vertretende Augenhöhlen, die vorn etwas verengt sind. Die 
Fettschwanzschafe sind in Asien hauptsächlich im Westen 
heimisch; Kleinasien und Syrien sind Hauptgebiete ihrer 
Zucht. Der bis zum Sprunggelenk herabhängende, lange 
Schwanz ist von erheblicher Breite und beiderseits mit 
starken Fettmassen umkleidet. Das Fettschwanzschaf hat 
von Mesopotamien seinen Weg bis nach Tibet im Osten ge¬ 
nommen, ist aber auch bis nach Afrika und Europa vorge¬ 
drungen. In Europa ist es auf die Balkaninsel, Süditalien 
und Südfrankreich begrenzt geblieben. Dagegen ist ihre 
Verbreitung über Afrika ganz allgemein geworden. Ver¬ 
mutlich hat sich in den Ostgebieten des Mittelländischen 
Meeres aus den Fettschwanzschafen mit mittellangem 
Schwänze das langschwanzige Fettschwanzschaf entwickelt, 
dessen langer Schwanz bis zu den Hacken herabhängt und 
dann in einer Krümmung nach oben strebt. In Syrien 
schützt man diese meist außerordentlich schweren Schwänze 
am unteren Ende durch dünne Brettchen gegenVerletzungen. 
In manchen Fällen erhalten diese Brettchen auch Rädchen, 
worin die Quelle jener Sage von den morgenländischen 
Schafen ruhen dürfte, daß sie ihren Schwänz in einem, 
Karren nachführen-müßten. 



Als zweite Hauptrasse Asiens ist das Fettsteißsehaf zü 
nennen. Hier bildet der verkümmerte Schwanz einen kur¬ 
zen Stummel, während sich die Fettmaasen als zwei runde 
Polster in der Steißgegend ablagern. Unter den Fettstei߬ 
schafen sind sowohl stark gehörnte, wie hornlose Formen 
vertreten. Vermutlich hat sich das Fettsteißschaf aus dem 
Fettschwanzschaf entwickelt. Ein Hauptgebiet der Fett¬ 
steißschafe ist Arabien. Das asiatische Hausschaf, eines der 
glänzendsten Wollschafe, hat sich im Laufe der Zeit fast 
die ganze Welt erobert. 

Das bereits erwähnte altägyptische Mähnenschaf be¬ 
sitzt auch in Europa Nachkommen. Es sind dies die in Un¬ 
garn anzutreffenden Zackeischafe, die auf der Balkanhalb¬ 
insel und auf Kreta Verbreitung gefunden haben. Der 
Körper dieser Schafe ist mit langherabhängender Wolle be¬ 
deckt. Das Mittelmeergebiet mit seinen reichen Steppen 
bot dem asiatischen Schaf als Einwanderer vorzügliche Ge¬ 
legenheit zum Fortkommen. Von den alten Griechen ge¬ 
langte das westasiatische Wollschaf zu den Römern und 
von diesen zu den Spaniern. Die Hochsteppen der spani¬ 
schen Halbinsel gaben für die Schafzucht eine klassische 
Stätte ab und so erreichte Spanien bald den ersten Rang 
in der Schafzucht. Cordova erhob sich zum Mittelpunkt 
einer großartigen Wollindustrie. Aus dem alten spanischen 
Landschaf, dem sogenannten Churra, entwickelte sich dann 
nach und nach das weltberühmte Merinoschaf. Die arabische 
Herrschaft brachte der spanischen Landwirtschaft manche 
wertvolle Anregung und gehört dieser Zeit auch die Ver¬ 
edelung der Schafherden an. Ende des 18. Jahrhunderts 
nahmen fast alle höher stehenden Landwirtschaften Euro¬ 
pas lebhaften Anteil an den spanischen Merinoschafen, die 
insbesonders in Deutschland, Österreich und Frankreich 
durch Edelzuchten verbessert wurden. Gegen 1782 brachten 
Holländer Merinoschafe nach Südafrika und 1788 betritt 
das Schaf australischen Boden, um hier eine Ausdehnung 
zu finden, durch welche die australische Wolle später welt¬ 
beherrschend wurde. Nach Amerika fand das Schaf schon 
durch Kolumbus Eingang; sowohl in den Vereinigten Staaten 
wie in Argentinien hat die Schafzucht eine großzügige Ent¬ 
wicklung genommen. 

Die primitiveren Formen des asiatischen Schafes be¬ 
völkern heute als Landschaf den größten Teil von Europa, 
unter anderem auch England. Es gehören hierher alle lang- 
schwänzigen Schafrassen, so das Rhönschaf, Bergamasker 
Schaf, Walliser Schaf, englische und französische Bergschaf. 



439 


Man hat vielfach, so Julius Kühn, den Mufflon als die 
Stammform aller Hausschafe betrachten wollen, da von 
ihm mit allen Bassen fruchtbare Kreuzungen zu erhalten 
sind. Von anderer Seite wieder glaubt man nur die kleinen, 
kurzschwanzigen Schafe Nordeuropas als Mufflonabkömm¬ 
linge anerkennen zu dürfen. Letzteren ist das deutsche 
Heideschaf, insbesondere die Heidschnuke der Lüneburger 
Heide, das Marschschaf und skandinavische Schaf zuzurech¬ 
nen. Auch das französische Boquefortschaf, dessen Milch 
den bekannten Käse liefert, gehört hierher. • 

So. zeigt uns die vieltausendjährige Stammesgeschichte 
des Hausschafes manches fesselnde Kapitel, und besonders 
alsWolltier ist dem Schaf in dem Kulturkreis des Menschen 
eine einzigartige Stellung von höchstem Werte zugefallen. 


Referate. 

IilokUona- ud Invaslonskraakhoiton. 

Dr. med. vet. Mayer - Pullmann - Undenheim 
(Bheinhessen): Intravenöse Behandlung der Maul- und 
Klauenseuche mit Trypaflavin. (Deutsche Tierärztl.Wochen¬ 
schrift, 1920, Nr. 25, S. 288.) 

M. hat 117 Kühe, 4 Ochsen, 7 Schweine und 50 Ziegen, die 
beim Herrschen der bösartigen Form der Maul- und Klauenseuche 
schwer erkrankt, waren, mit Trypaflavin (Firma L. Cassella & Co. 
in Frankfurt a. M.) 0,25:50,0 bezw. 0,25:5,0 blutwarm intravenös 
behandelt. Ähnlich wie bei den Infusionen von Salvarsan muß man 
sich vor dem Eindringen von Flüssigkeit in die Subkutiis hüten. 
Nach 3—10 Stunden p. i. stellte M. einen Temperaturabfall 
bis zur Norm fest, an den Füßen und am Euter ent¬ 
wickelten sich Blasen nur spärlich und heilten schnell ab, 
Appetit und Freßvermögen höbe® sich rascher, 
daher war auch der Milchrückgang nur gering. Die innerlichen 
Krankheiten, wie Gastroenteritis, Zystitis wurden gemildert Am 
3.-4. Tage erhielten die Tiere, sofeme sich ein Schwächezustand 
bemerkbar machte, eine zweite Infusion. Nach M. ist die Therapie, 
sofeme sie am 2. Krankheitstage eingeleitet wird, am wirksamsten. 
Das kleine Quantum des Mittels, das für die Erzielung eines Heil¬ 
effektes hinreichend ist, gibt für den Verfasser Grund, von seiner 
spezifischen Wirkung zu sprechen. Ziegen werden sofort beim 
Sichtbarwerden der Krankheit behandelt. Me. 


Pharmakologie, Pharmaelo, Pharmakognosie. 

Oberapotheker Ludwig Kroeber - München-Schwa¬ 
bing: Über Capselia Bursa pastoris L. — „Hirtentäschel“. 

(Münch. Med. Wochenschr., 1920, Nr. 26, S. 752.) 

Die ausfallende Zufuhr von Sekale und Hydrastis nötigte zu 
einer Umschau nach Ersatzmitteln aus der heimischen Pflanzen¬ 
welt, dabei fiel die Aufmerksamkeit auf das seit Jahrhunderten 
volkstümlich gebrauchte „Hirtentäschel“ (Caps. Burs. past.). Aus 



440 


den Arbeiten über das wirksame Prinzip geht bis jetzt hervor, daß 
es sich um eine Kombinabilonswirkung mehrerer Stoffe handelt. 
K., der sieh schon länger mit der Herstellung eines Fluid-Extraktes 
und der chemischen Zusammensetzung desselben beschäftigte, teilt 
mit, daß in der I. medizinischen Abteilung des Schwahfager 
Krankenhauses mit von ihm hergestellten Fluid - Extrakt bei 
Menorrhagien und Metrorrhagien, bei/ geeigneten Fällen von Blu¬ 
tungen des Intestinaltraktus, bei Hämoptoe, bei starkem Blutungen 
nach Abortus und normaler Geburt und solchen im Anschlüsse an 
entzündliche Adnexerkrankungen Versuche gemacht wurden. Täg¬ 
lich 20—30 Tropfen dreimal verabreicht hatten eine hämostyp- 
tischeWirkung, die derjenigen von Sekale und 
Hydrastdls in keiner Beziehung nachsteht. Me. 


Staats veterinär wesen. 

Mit Ministerialentschließung v. 6. Mai Nr. 879 b 21 wurde den 
Bezirkstierärzten für die Zeit v. 1 Juli 1919 bis 31. März 1921 eine 
Bausch Vergütung für Amtsunkosten von 450 Mk., ab 1. April 1921 für 
die Dauer der derzeitigen Verhältnisse eine solche von 600 Mk. mit 
der Maßgabe gewährt, daß nun auch der Staatsanzeiger zu halten ist. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Goldenes Tierarzt-Jubiläum. 

Aus Anlaß seines goldenen Tierarzt-Jubiläums wurde der prak¬ 
tische Tierarzt Joseph Engl er in St. Georgen (Baden) von 
seiner Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt. 


Zur Frage des Dispensierrechts der Tierärzte 

verbreitet sich Oberapotheker Dr. Rapp- München (Krankenhaus 
Schwabing) in der „Pharmazeutischen Zeitung“ in längeren Aus¬ 
führungen und kommt dabei zu folgenden Schlußfolgerungen: 

„Die geschichtliche Entwicklung des Arzneiwesens verlangt es, 
daß die Bereitung und Abgabe auch der Tierarzneien allein aus 
der Apotheke erfolge. Die verschieden gelagerten Verhältnisse in 
den deutschen Bundesstaaten legen uns die Aufhebung des Dis¬ 
pensierrechts der Tierärzte zwecks einheitlicher Regelung nahe. 

Die Notlage der Landapotheker, die verhältnismäßig günstigere 
Lage der Tierärzte, die nicht direkt auf den Verdienst der Arznei¬ 
herstellung wie die Apotheker angewiesen sind, der heutige höhere 
Wert der Tiere, schließlich auch die bessere Lage der Tierhalter 
erfordern eine Änderung dahin, daß künftig auch die Anfertigung 
der Tierarzneim'ilttel in die Apotheken verwiesen wird. 

Nur eine derartige Neuregelung gibt die Gewißheit, daß die 
gleichmäßige Beschaffenheit und die Garantie für Qualität und 
Gehalt der Arzneimittel gewährleistet wird, daß di!e tierärztlichen 
Ordinationen wieder ausgedehnter wie bisher individualisiert wer¬ 
den, kurz, daß der Allgemeinheit am besten gedient wird. 

Die ganze Angelegenheit dürfte meiner Meinung nach bei Ge¬ 
legenheit der jetzigen Neuordnung des Apothekenwesens, am 
besten auf reichsgesetzlichem Wege, zu regeln sein. Da bis zu 
diesem Zeitpunkte aber noch eine geraume Zeit veitgehen wird, 
so dürfte der Vorschlag angezeigt erscheinen, daß in Bayern 
künftig alle Tierarzneimittel aus den öffentlichen Apotheken be¬ 
zogen werden müssen und daß den Tierärzten, nur wenn am Orte 


441 



sich kein© Apotheke befindet, sowie den Humanärzten die Führung 
einer Hausapotheke gestattet werdem darf.“ 

Hiezu bemerkt die „Süddeutsche Apotheker-Zeitung“ vom 
11 . Februar 1921 in Nr. 12: 

„Es ist geradezu unbegreiflich, daß die Standesvertretungen 
der bayerischen Apotheker nflcht Sturm gelaufen sind, um bei der 
Neubearbeitung der K. Verordnung über das Apothekenwesen vom 
27. Juni 1913 das SelbstdispCnsiierrecht der Tierärzte und ebenso 
den Unfug der ärztlichen Hausapotheken abzuschaffen oder wenig¬ 
stens auf wirklich zwingende Verhältnisse zu beschränken. Man 
hätte glauben sollen, daß die in Apothekerkreisen vielfach so hoch 
geschätzte Einrichtung der Apothekerkammenn imstande gewesen 
wäre, mit dem unzeitgemäßen Selbstdispensierrecht der Tierärzte 
und den Hausapotheken der Ärzte aufzuräumen und durchzusetzen, 
daß nur für besonders geartete, ausnahmsweise Verhältnisse ärzt¬ 
liche und tierärztliche Hausapotheken zugelassen werden. 

So gut in Württemberg und Baden ohne ärztliche und tier¬ 
ärztliche Hausapotheken die Arzneiversorgung von Menschen und 
Tieren gesichert ist, ebensogut könnte dies auch in Bayern und in 
den. anderen Bundesstaaten der Fall sein und, wie gesagt, in be¬ 
sonders entlegenen Gegenden könnten ja Ausnahmen zugelassen 
werden.“ 


Wir erhalten folgende Zuschrift: 

Warnung! 

In diesen Tagen wandte sich ein Herr K. Aug. B. aus Bremen 
an mich mit einem Brief folgenden Inhalts: 

„Bitte um Offerte folgender Präparate für Hunde: 

1. Impfstoff© Gans (L. W. Gans, Oberursel), 

2. Kynodal, Ampullen u. Tabletten (Chem.-Pharmazeut. Werke, 
Bad Homburg, A.-G.), 

3. Staupeserum Aubing (Chem. Fabrik Aubilng b. München), 

4. Staupeserum uv. Vaccine Biocan (Ges. f. Seuchenbekämpfung 
m. b. H., Frankfurt a. M.). 

Hochachtendl 

K. Aug. B. . . . “ 

Meine sofortige Nachfrage, bei einem Bremer Kollegen hat er¬ 
geben, daß der edle K. Aug. B.ein Möbelhändler ist, der seit 

einigen Wochen versucht, den dort ansässigen, schwer um das täg¬ 
liche Brot kämpfenden Tierärzten Konkurrenz zu machen. 

Anscheinend! hat der edle K. Aug. B.bereits von obigen 

Firmen Absagen erhalten und versucht jetzt auf Umwegen seinen 
Zweck zu erreichen.. Die Kollegen, die sich gleich mir mit Ver¬ 
trieb von Arzneimitteln und Seris befassen, werden dahjer auf 
diesem Wege gewarnt, auf den Herrn K. Aug. B..... hereinzu¬ 
fallen, falls er. sich den Anstrich eines Kollegen geben sollte, viel¬ 
mehr ihn im letzteren Falle dem Strafrichter auszuliefern. Die ge¬ 
naue Anschrift ist auf direkt© Anfrage an mich zu erfahren. — 

Weiterer Abdruck erwünscht! 

Bieger, Uetze (Hannover). 


Fortbildungskursus für Tierärzte in Hannover. 

10.—12. März 1921. 

Der vom 10.—12. März an der Tierärztlichen Hoch- » 
schul© Hannover abgehaltene Fortbildungskursus für Tier- 








442 


ärzte war von über 70 Kollegen besucht, ein Beweis für die Not¬ 
wendigkeilt solcher Kurse jetzt in der Nchkriegszeit. Während 
des langjährigen Kriegsdienstes war es den meisten Tierärzten 
nicht möglich, alle Fortschritte der Wissenschaft zu verfolgen. 
Manche Krankheiten, namentlich Seuchen, sind erst infolge der 
Kriegsverhältnisse in unseren Pferde- und Viehbeständen aufge¬ 
treten und jetzt näher erforscht. Andere Seuchen, wie die Rinder¬ 
pest, sind durch die Kriegswirren in Polen und Rußland stark ver¬ 
breitet und drohen im Frühjahr unsere Ostgrenze zu überschreiten. 
Jeder Tierarzt empfindet die Notwendigkeit, den modernen auf 
Grund neuer Forschungen gewonnenen Standpunkt über Verbrei¬ 
tung, Erscheinungen, pathologisch-anatomische Veränderungen so¬ 
wie eventuelle Bekäinpfungsmaßlnahmein kennen zu lernen. Die 
Praxis muß sich auf der Wissenschaft aufbauen und nur der Prak¬ 
tiker, der den gewaltigen Fortschritten der Veterinärmedizin folgt, 
wird imstande sein, an der Erhaltung resp. dem notwendigen 
Wiederaufbau unserer Tierhaltung und unserer Viehzucht mitzu¬ 
arbeiten. 

Die Vorträge für den Kursus waren sehr glücklich gewählt, 
sie wurden allen Wünschen und den wissenschaftlichen Bedürf¬ 
nissen der beamteten Tierärzte und der Praktiker gerecht. Pro¬ 
fessor Rievel trug wichtige Kapitel aus der pathologischen 
Anatomie vor und bot u. a. an der Hand frischen Materials ein ab¬ 
geschlossenes Bild der Tuberkulose des Pferdes. Professor M i e fi¬ 
ne r hielt außerordentlich interessante und mit ausgezeichnetem, 
reichen Demonstrationsmaterial ausgestattete Vorträge über Jung¬ 
viehkrankheiten, Lymphangitis, Beschälseuche und Rinderpest. Er 
betonte mit Recht, daß ohne eine sichere Diagnose eine Behand¬ 
lung der polybakteriellen Jungviehkrankheiten mehr schaden wie 
nützen kann. Geheimrat F r i c k brachte gerade für die Praxis 
wichtige Operationen zur Demonstration, dabei auch eine erfolg¬ 
reiche operative Behandlung der Lymphangitis. Für größere Ope¬ 
rationen stand leider nicht genügend Zeit zur Verfügung. Pro¬ 
fessor Rievel bot noch in einem einstündigen Vorträge einen 
Überblick über die unter den jetzigen Verhältnissen besonders 
wichtige Tätigkeit des Polizeitäerarztes und ihres weiteren Aus¬ 
baues. Professor Kronacher hielt eine in sich abgeschlossene 
Vortragsfolge über den Wiederaufbau unserer Tierzuchten, über 
die Möglichkeiten umd Bedingungen dafür, über diite in den ein¬ 
zelnen Tierzuchten einzuschlagenden Wege und die Mittel zur 
Durchführung und die Beteiligung des Tierarztes an diesen Auf¬ 
gaben. Für den leider plötzlich verhinderten Professor Paecht- 
ner war Prof. Miileßner eingesprungen, der ein klares Bild über 
die verschiedenen Ursachen des sporadischen Verfohlens gab, um 
dann auf den durch das Bacterium para-typhi abortus equi veran- 
laßten seuchenhaften Abortus der Stuten und seine Bekämpfung 
einzugehen. 

Der Kursus ist für alle Teilnehmer außerordentlich erfolgreich 
gewesen und jeder ist mit dem Bewußtsein geschieden, »In der 
kurzen Zeit reichliche Belehrung und wertvolle Anregungen emp¬ 
fangen zu haben. Die Zusammendrängun g der Vor¬ 
träge auf nur 3 T a g e ermöglichte auch dem vielbeschäftigten 
Praktiker den Besuch. Es ist allseitig der Wunsch geäußert wor¬ 
den, Fortbildungskurse iib ähnlicher Weise in jedem Semester zu 
veranstalten. Die starke Teilnahme a/n dem Kursus hat die Not¬ 
wendigkeit erwiesen. So. 



Landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsanstalten in Lands¬ 
berg a. W. 

Der preußische Landwirtschaftsminister veröffentlicht unter 
dem 1. Februar dieses Jahres die Satzungen der Landwirtschaft¬ 
lichen Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg a. Warthe. 
Ans denselben ergibt sich, daß diese Anstalten dazu bestimmt 
sind als Ersatz für das Kaiser Wilhelm-Institut für Landwirtschaft 
in Bromberg (jetzt Bydgoscsz) zur Förderung der Landwirtschaft 
in den Ostprovinzen, insbesondere in den Restkreisen der Pro¬ 
vinzen Posen und Westpreußen sowie den östlich der Oder liegen¬ 
den Kreisen der Provinz Brandenburg zu diilenen. Die Anstalten 
umfassen folgende, in ihrer wissenschaftlichen und praktischen 
Betätigung selbständigen Institute und Einrichtungen: 

a) ein Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung; 

b) ein Institut für Meliorationswesen und Moorkultur mit einer 
besonderen Abteilung für landwirtschaftl. Maschinenwesen; 

c) ein Institut für Pflanzenkrankheiten; 

d) ein Institut für Pflanzenzüchtung; 

e) ein Institut für Tierhygiene und 

f) ein Versuchsgut. 

Das Institut der Tierhygiene wird gleichzeitig in den Dienst 
der allgemeinen Tierseuchenbekämpfung gestellt, dasjenige für 
Pflanzenkrankheiten in den Dienst der allgemeinen Organisation 
zur Beobachtung und Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. 


Verschiedenes. 

Oberregierungsrat August Schwarzmaier f. 

Am 3. ds. Mts. ist der tierärztliche Referent bei der Regierung 
von Oberbayern, Kammer des Innern, Herr Oberregierungsrat 
August Schwarzmaier, nach l^monatigem Leiden vet- 

Ein Leben, reich an ersprießlichem Wirken ist damit erloschen. 

In herzlichster Trauer stehen wir Tierärzte vor dem frischen 
Hügel, der nun den Verblichenen deckt; denn der Besten einen 
haben wir verloren! Einen, auf den wir stets mit größter Hoch¬ 
achtung, mit herzlichster Verehrung geblickt; einen, den wir mit 
Stolz zu den unseren zählten. 

Es ist schwer, die Striche und Töne zu treffen, welche das Bild 
des Verstorbenen würdig wiedergeben und dem gerecht werden, 
was uns angesichts eines so schweren Verlustes erfüllt und bewegt. 

Geboren am 10. Februar 1857 in Dorfen, B.-A. Erding, als Sohn 
des dortigen praktischen Arztes, nachmaligen Landgerichtsarztes 
und Bezirksarztes von Garmisch, Dr. Franz Siigmund Schwarz- 
maier. bezog der Verblichene nach dem Besuch der Lateinschule 
in Freising und des Realgymnasiums in München im Jahre 1874 
dieJZentraltierarzneischul'e in München, wurde im Jahre 1877 zum 
Tierarzt approbiert und diente dann als Einjährig-Freiwilliger im 
k. 2. Kürassier-Regiment „Erzherzog Rudolf von Österreich“ in 
Landshut. Von Oktober 1878 bis Juli 1879 wirkte er als Assistent 
des Bezirkstierarztes von Bad Tölz, Otto Schwarzmaier, von da ab 
als Assistent bezw. Vertreter des Bezirkstierarztes von Traunstein. 
Im Oktober 1879 ging er aus der Staatsprüfung als der erste mit 
Note 1,4 hervor, wurde 1885 zum Bezirkstierarzt von Traunstein, 
1890 zum Kreistierarzt bei der Regierung der Pfalz, Kammer des 
Tunern, in Speyer ernannt, 1891 auf Ansuchen an die Regierung 
von Oberbayern, Kammer des Innern, versetzt, dort 1909 zum Re- 



444 


gierungs- und Veterinärrat befördert, 1919 mit dem Titel eines 
Oberveterinärrats mit dem Range eines Beamten der Klasse V der 
Rangordnung ausgezeichnet und 1920 zum Oberregierungsrat be¬ 
fördert. 

Neben seiner Tätigkeit als Referent bei der Regierung von 
Oberbayern, Kammer des Innern, wirkte er auch als Mitglied der 
tierärztlichen Abteilung des Obermedizinalausschusses und des 
Landwirtschaftlichen Kreisausschusses von Oberbayern mit immer 
gleicher Arbeitsfreude und entfaltete seine große Begabung, sein 
weites Wissen und seine tiefe Menschenkenntnis zu fruchtbarster 
Tätigkeit. 

Arbeit üst der Zweck eines jeden Lebens. Wohl dem Manne, 
der sich an seinem Lebensabend sagen darf: ich habe meine Pflicht 
getan, noch mehr aber dem, der über das Maß gearbeitet, das die 
Pflicht von ihm gefordert. 

Der Verstorbene durfte das von sich sagen. Wo immer er ge¬ 
standen, wohin die Pflicht, der Dienst ihn gestellt, wohin das Ver¬ 
trauen Ihn gerufen, allüberall erglänzt sein Bild als das des edelsten 
Menschen, des besten Gatten und Vaters — eine Witwe, mit der 
er seit 1880 in glücklichster Ehe gelebt, und zwei Söhne betrauern 
seinen Tod — des getreuen Staatsbürgers, des immer pflichtbe¬ 
wußten, unermüdlichen Beamten, des immer, auch bei gebotener 
Strenge, wohlmeinenden Vorgesetzten, des stets dienstfertigen 
Kollegen. 

Wer das Glück hatte, mit ihm zusammenzukommen, den ge¬ 
wann er durch seine Güte für immer. Keiner von denen, die sich 
an ihn gewandt, sei es dienstlich, sei es außerdienstlich, ist von 
ihm gegangen, ohne Belehrung, Rat oder Trost gefunden zu haben. 
Sedtne väterlich wohlwollende Fürsorge, seine Anteilnahme, sein 
Mitempfinden an Freud und Leid hat ihm nicht nur die Tierärzte, 
sondern auch deren Familien gewonnen und von manchen dieser 
schweren Kummer leichter tragen helfen. 

Aufrichtige Verehrung und Liebe überleben den Toten. Das 
ist besonders zutage getreten, als er zur Erde bestattet wurde. 
Eine auserlesene Trauerversammlung, in ihr Herr Mitnfeterpräsident 
Exzellenz Dr. von Kahr und Herr Finanzminister Dr. Krausneck, 
gab ihm das letzte Geleite. Die seinem Andenken gewidmetenWorte 
am Grabe zeugten davon, welchen Mann man zur Ruhe gebettet. 

Und wenn wir mit den' Kollegen, die dem Verblichenen die 
letzte Ehre bei seiner letzten Erdenfahrt erweisen konnten, im 
Geiste die tote Hand zum Abschied drücken, der Anerkennung 
und der Verehrung Kranz ihm um die Stirne winden, so begleiten 
wir dies mit dem innersten Gelöbnis, daß sein Andenken uns heilig 
sein, iiin uns fortleben wird für alle Zeiten, tun wir es mit dem 
Wunsche, daß Herrn Oberregierungsrat Schwarzmaier die 
Erde, die dem Lebenden die Stätte des nimmer Rastens, immer 
Schaffens gewesen, nun die Stätte sei der sanften Ruhe und des 
ewigen Friedens! G. 


dtaatsvetarlnärlrande, Ansl&ndsdlenst und Versicherungswesen. 

Bedrohung der sächsischen Pferdezucht. 

(Maßnahmen der sächsischen Regierung gegen 
die Beschälseuche der Pferde.) 

Der sächsiiischen Pferdezucht droht durch das Auftreten der 
Beschälseuche der Pferde in Mitteldeutschland eine schwere Ge¬ 
fahr. Die sächsische Regierung hat zur Verhütung der Weiter- 



445 


Verbreitung dieser Seuche folgernde An Ordnungen getroffen: 
1. Sämtliche zum Decken fremder Stuten zugelassenen (gekörten) 
Hengste einschließlich der staatlichen 'Beschäler auf Deckstationen 
sind diu Zwischenräumen von 4Wochen bezirkstierärztlich auf ihren 
Gesundheitszustand zu untersuchen; dabei sind auch jedesmal die 
Deckregister auf genaue Führung nachzuprüfen, die Hengsthalter 
und Gestütswärter über die Erscheinungen und das Auftreten der 
Beschälseuche zu belehren sowie zur Erfüllung der Anzeigepflicht 
nach § 9 des Reichsviehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 anzu¬ 
halten. 2. Dem Bezirkstierarzt ist seiiitens der Amtshauptmann¬ 
schaften und Stadträte eine Liste der in ihrem Bezirk stehenden 
gekörten und wenn möglich auch der ungekörten Hengste zu über¬ 
geben. 3. Die Verwendung von nicht gekörten Hengsten zum Be¬ 
decken fremder Stuten ist verboten. 4. Jeden Fall der Feststellung 
oder des Verdachts der Beschälseuche hat der Bezirkstierarzt dem 
Landestierarzt im Wirtschaftsmiiinisterium drahtlich anzuzeigen. 
Die Beschälseuche der Pferde ist eine ansteckende, durch kleinste 
tierische Schmarotzer (Trypanosomonen) verursachte, langsam ver¬ 
laufende Geschlechtskrankheit der Pferde und Esel. Sie wird vor¬ 
zugsweise durch den Beschälakt übertragen und befällt Hengste 
und Stuten. Dile ersten Krankheitserscheinungen, die häufig nicht 
besonders beachtet werden, machen sich an den Geschlechtsteilen 
bemerkbar. Bei Hengsten zeigen sich Anschwellung der Rute, 
besonders des vorderen Teiles, schleimiger Ausfluß aus der Harn¬ 
röhre, Harndrang und erhöhter Geschlechtstrieb. Von der Rute 
kann die Anschwellung auf Schlauch und Hodensack übergreifen. 
Bei Stuten werden als erste Krankheitserscheiilnungen beob¬ 
achtet: Schwellung der Scham, Ausfluß aus der Scheide, Harn¬ 
drang und starkes Rossigsein, später auch weiße Flecke (sogen. 
Krötenflecke) an der Scham und in ihrer Umgebung. Außer an 
den Geschlechtsteilen können auch Anschwellungen in ihrer Um¬ 
gebung, am Uinterbauch und an der Unterbrust auftreten. Die An¬ 
schwellungen sind nicht schmerzhaft. Später beobachtet man ab¬ 
gegrenzte schmerzlose Anschwellungen der Haut (Quaddeln, sog. 
Talerflecke), die plötzlich entstehen und ebenso räsch wieder ver¬ 
schwinden können; noch später, nach Verlauf von Wochen oder 
Monaten, einen unsicheren, schwankenden, tumelnden oder ge¬ 
spreizten Gang mit den Hinterfüßen. Die Tiere überkötem auch 
leicht und heben bei Wendungen die Hint.erfüße wie bei Hahnen¬ 
tritt iiln die Höhe. Das Aufstehen fällt den Tieren schwer, und bei 
vorgeschrittener Krankheit sind sie überhaupt nicht mehr imstande, 
sieh ohne Hilfe vom Boden zu erheben. Außerdem können Läh¬ 
mungen im Kopfe, an der Rute, am Schweife und Kehlkopf auf¬ 
treten. Bei den Tieren hängen dann das eine oder andere Ohr, 
ein Augenlid, die Ober- oder Unterlippe schlaff herunter. Die Rute 
ist vorgefallen, oder es kann der Schweif nicht mehr regelmäßig 
gehoben werden, so daß er beim Kot- und Harnabsatz beschmutzt 
wird, oder es tritt Kehlkopfpfeifen bei den Tieren ein. Sobald sich 
die Lähmungen eiilnstellen, magern die Tiere trotz guter Freßlust 
stark ab und gehen schließlich unter hochgradiger Abmagerung 
zugrunde. Erkrankt ein Hengst oder eine Stute unter den be¬ 
schriebenen Erscheinungen, so ist unverzüglich Anzeige beim Be¬ 
zirkstierarzt zu) erstatten. S. M. 

Stand der Tierseuchen. 

Schweiz. Woche vom 18.—24. April: Maul - und Klauen¬ 
seuche: 10 Kanton© mit 22 Bezirken mit 29 Gemeinde® und 58 



446 


Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Ge¬ 
meinden; Rotlauf der Schweine (eimschl. Stäbchenrotlauf 
und Schweineseuche): 10 Kantone mit 20 Bezirken mit 22 Gemein¬ 
den und 26 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken 
mit 4 Gemeinden. 

Ludwlrtsohalt, Fattermlttelknnde ud EraShrangsweML 

Überschuß an Reichswurstkonserven. 

Wie schwer absetzbar diie Wurstkonserven sind, deren Fabri¬ 
kation die Reichsfleischstelle entgegen den Wünschen der Ver¬ 
braucher in so großer Menge hat hersteilen lassen, daß sie sogar 
genötigt war, den Abgabepreis an die Händler ab 1. April 1920 von 
12 Mk. auf 8 Mk. pro Kilogramm herabzusetzen, ergibt nach¬ 
stehende Bekanntmachung im „Reichsversorgungsblatt“: 

Wurstkonserven. 

Nach Mitteilung des Herrn Reichsschatzmiinisters hat sich 
der Bestand an Wurstwaren infolge Beschaffung eines größeren 
Postens erheblich erhöht. Da der Preis für die von den Reichs- 
verpfleigungsämtern abzugebenden: Wurstkonserven vom 1. April 
1921 ab von 12 Mk. auf 8 Mk. für das Kilogramm herabgesetzt 
werden wird, bin ich damit einverstanden, daß seitens der Ver- 
sorgungskrankenhäuser entgegen dem Schlußsätze in meinem 
Erlasse vom 3. Dezember 1920 wieder Wurstkonserven aus Be¬ 
ständen der Reichsverpflegungsämter empfangen werden. 

I. A.: Dr. Martineck. 

Diese Bekanntmachung spricht Bände! Die „Versorgumgs- 
stelle“ muß darnach noch vor nicht zu langer Zeit die Reichs- 
komserven für nicht zur Verpflegung der Kranken geeignet ge¬ 
halten haben; denn sie hat den Empfang derselben durch die 
Krankenhäuser untersagt. Wenn sie heute miit der neuen Be- 
kanntmachuiilg ihre Verwendung wieder zuläßt, so geschieht das 
offensichtlich auf Veranlassung der Reichsfleischstelle, die ihre 
Wurstkonserven nicht los wird. (Aus: Allg. Fl.-Ztg. — D. Schl.- u. 
V.- Ztg., 1921.) 


Rückgang der Rindfleischproduktion in den Vereinigten Staaten 

von Nordamerika. 

Die Ochsenziichter in den U. S. A. brachten im Jahre 1918 
15 750 400 Tiere auf den Markt, die etwas über 7% Milliarden 
Pfund (je etwa 450 Gramm) ausgeischlachteten Fleisches ergaben. 
1920 betrug die Zahl der Tiere nur 12 176 400 Stück, die nur etwa 
6 Milliarden Pfund Fleilsch ergaben. Der Rindfleischexport ist von 
728 000 000 Pfund im Jahre 1918 auf 164 000 000 Pfund im Jahre 
1920 zuriickgegangen. Vor 10 Jahren betrug der Rindfleischver¬ 
brauch je Kopf 78 Pfund, während er 1920 nicht ganz 56% Pfund 
betrug. (Aus: D. Schl.-u. V.-Ztg., 1921.) 


Elefantenfleisch. 

Der „Zeitschrift f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußmittel“, 1920. 
S. 209, entnehmen wir, daß 1 Elefantenfleisch, das zur Wurstberei¬ 
tung dienen sollte, von Kappe 11er und A. Gottfried im 
Untersuchungsamt Magdeburg untersucht wurde. Das Fleisch be¬ 
saß folgende Zusammensetzung: Wasser 78,5, Fett 0,1, Mineral¬ 
stoffe 1,0, Stickstoffsubstanz 20,3, organisches Nichtfett 20,4 %, 
Federsche Verhältniszahl 3.85. P- 



447 


' j r?Vr-s 


Hodischulnachriditen. 

Die höchste bisherige Besuchsziffer der Technischen Hoch* 
schule München. Die Technische Hochschule München weist im 
Winterhalbjahr 1920/21 eiine Gesamtfrequenz von 4330 Studieren¬ 
den auf gegen» 3241 im Sommerhalbjahr 1919/20 :_sie hat in diesem 
Wintersemester ihre höchste Frequenz erreicht. Von der Gesamt¬ 
zahl der Studierenden sind 3684 männliche und 37 weibliche; ins¬ 
gesamt sind 3621 Studierende immatrikuliert, 101 männliche und 
5 weibliche Studierende sind Zuhörer und 551 männliche und 52 
weibliche Studierende sind Hospitanten. Von den 4330 Studieren¬ 
den sind 3025 aus Bayern, 939 aus den übrigen deutschen Glied¬ 
staaten und 366 Ausländer; von letzteren sind 210 deutscher Ab¬ 
kunft, nämlich 162 aus Deutschösterreich, 28 aus Italien, 7 aus Liv¬ 
land, 5 aus Elsaß-Lothringen und je 4 aus Estland und Kurland; 
die übrigen Ausländer (156) stammen aus der Tschecho-Slowakei 
(34), Bulgarien (27), aus Luxemburg und Rumänien (je 15), Un¬ 
garn (13), Schweiz (10), Türkei (8), Griechenland (7), Polen (5), 
Jugoslavien (4), Argentinien, Holland, Ukraine und Nordamerika 
(je 2) und aus Ägypten, Brasilien, Chile, Finnland, Liechtenstein. 
Norwegen und Rußland (je 1). — Die Allgemeine Abteilung wird 
besucht von 524 männlichen und 55 weiblichen Stüdieremden, die 
Bauingenieur - Abteilung von 546 männlichen Studierenden, die 
Architekten-Abteilung von 300 männlichen und 10 weiblichen Stu¬ 
dierenden, die Maschineningenieur-Abteilung von 1818 männlichen 
und 13 weiblichen und die Landwirtschaftliche Ab¬ 
teilung von 5 25 männlichen und 13 weiblichen. 
Studierendem. Von den 603 Hospitanten sind 164 Studie¬ 
rende der Universität, 220 der Handelshochschule, 89 Beamte, 33 
Lehrer, Lehrerinnen und Lehramtsanwärter, 23 Techniker, 19 Offi¬ 
ziere, 10 Chemiker, 9 Kaufleute, 7 Landwirte, je 3 Apotheker und 
Ärzte, 2 Kunstgewerbler, 1 Maler und 20 Personen ohne be¬ 
stimmten Beruf. 


Wie die Tschechen arbeiten! Die Tschechen haben 16 franzö¬ 
sische Mittelschulprofessoren zu je 10 000 Franken, 5 Universitäts¬ 
professoren zu je 11 000 .Franken, und 2 Hochschulprofessoren zu 
je 16 000 Franken bei sich angestellt und geben an das Institut für 
das Studium der Slawen in Paris 120 000 Kronen, für einen Lehr¬ 
stuhl an der Pariser Universität für tschechische Literatur 72 000 
Kronen, für einen gleichen Lehrstuhl an der Londoner Universität 
50 000 Kronen, für einen Lehrstuhl für tschechische Sprache an der 
Orientalischen Akademie Paris 100 000 Krornen, für einen Lehr¬ 
stuhl für tschechische Sprache und Literatur an der Belgrader 
# Universität 20 000 Kronen, für Förderung tschechischer Kolonien 
in der Fremde 300 000 Kronen, für 10 Stipendien für französische 
Studenten 120 000 Kronen, für Austausch von Professoren u. dergl. 
100 000 Kronen, für fremdsprachige Kurse 100 000 Kronen, für das 
Institut francai9 in Prag 30 000 Kronen, für eine französische Schule 
in Prag 50 000 Kronen, für fremdsprachige Zeitschriften 200000 
Kronen und weiterhin kleinere Summen für ähnliche Propaganda- 
maßnahmen. Bekanntlich bezahlen die weitaus meisten Steuern in 
der Tschecho-Slowakei die Deutschen! 





448 


Personalien. 

Als Praktikant eingetreten: Joseph Mösl ans Oderberg (B.-A. 
Traunstein) beim Bezirkstierarzt von Dillingen. 

Verzogen: Der praktische Tierarzt Xaver Bachhuber von 
Pförring (B.-A. Ingolstadt) nach Schrobenhausen. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Hermann Wild 
in Pförring (B.-A. Ingolstadt), Max Miller in München. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Georg Busch, 
praktischer Tierarzt, Nürnberg. Dissertation: „Beiträge zur subku¬ 
tanen Arsentherapie in der Tierheilkunde. (Im Besonderen bei 
schweren Erschöpfungszuständen und Anämien.)“ (Aus dem phar¬ 
makologischen Institut der Tierärztlichen Fakultät, Vorstand: Dr. 
BJrandl). Erhardt Fischer, Bezirkstierarzt in Schleiz. Disser¬ 
tation: „(Ist es ratsam, das Koppen der Pferde als Hauptmangel im 
Sinne des § 482 des Bürgerlichen Gesetzbuches v. 18. August 1896 
beizubehalten?“. (Aus dem Institut für gerichtliche Tiermedizin, 
Vorstand: Dr. v. Vaerst). Ludwig Mayr, praktischer Tierarzt 
aus Augsburg. Dissertation: „Experimentelle Unternehmungen über 
die toxische und therapeutische Wirkung des Kresolcarbonates 
„Bayer“. (Aus dem pharmakologischen Institut der Tierärztlichen 
Fakultät, Vorstand: Dr. Brandl). Tierarzt Benno Kuhdörfer, 
Kott a. Inn. Dissertation: „Untersuchungen über den diagnostischen 
Wert der Präcipitation bei Rauschbrand und rauschbrandäknlichen 
Krankheiten“. (Aus dem thiepatholog. Institut, Vorstand, Dr. Kitt). 
Karl Sauer, Bezirkstierarzt und Oberveterinärrat in Rothenburg o. T. 
Dissertation: „Klinische Versuche über die Verwendbarkeit des 
neuen Wundheilmittels „Tolid“ in der Veterinärchirurgie“. (Aus 
der Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät, Vorstand: 
Dr. Mayr). Tierarzt Adalbert Uffinger aus München. Disser¬ 
tation: „Beitrag zur Kenntnis der Leberkrankheiten, insbesondere 
der Leberverhärtung beim Huhn“. (Aus dem tierpatholog. Institut 
der Universität, Vorstand: Dr. Kitt). Friedrich Voltz, Bezirks¬ 
tierarzt in Nürnberg. Bearbeitung des Gesetzes, betr. die Schlacht¬ 
vieh- und Fleischbeschau. 


Bttcherschan. 

Handbuch der Gerichtlichen Tierheilkunde. Von Dr. B. Malk- 

m u s, ord. Professor der inneren und forensischen Medizin, 
Direktor der medizilnischen und forensischen Klinik an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Hannover, Geheimer Regierungsrat.— 
Mit pathologisch - anatomischen Beiträgen von Dr. Olt, ord. 
Professor der pathologischen Anatomie der Haustiere, Direktor 
des veterinär-pathologischianatomischen Instituts der Unüver- , 
sität Gießen, Geheimer Medizinalrat. — Dritte, verbesserte Auf¬ 
lage. Hannover, Verlag vom M. u. H. Schaper, 1921. Preis 
brosch. 102.— Mk. ohne Teuerungszuschlag, geb. 122.— Mk. 
ohne Teuerungszuschlag. 

Diese dritte Auflage ist gewiß von vielen Kollegen mit Sehn¬ 
sucht erwartet worden, war doch die zweilte Auflage schon seit 
mehreren Jahren vollständig vergriffen. Des Herrn Verfassers 
wartete keine geringe Aufgabe bei der Herausgabe dieser dritten 
Auflage. Entsprechend der Einteilung des Buches in einen juristi¬ 
schen und einen tierärztlich-technischen Teil muß auch die Be- 
spre^hufig, sieh nach diesen zwei Seiten hin bewegen. 


u 



449 




Im juristischen Teile sehen wir zunächst, daß einige 
Streichungen vorgenommen worden sind. So wurden die auf diie 
Gewährschaft sich beziehenden Paragraphen des Bürgerlichen Ge¬ 
setzbuches teilweise gestrichen bezw. nur unter Paragraphen-Hin- 
weis angeführt. Im Wortlaut sind nur noch die §§ 481—92, also 
die speziellen Viehgewährschaftsparagraphen des R. G.-B. aufge¬ 
nommen. Man wird, sich ihn Interesse der Raumersparnis damit 
ab finden müssen, was um so leichter der Fall sein dürfte, da ja 
der Inhalt (Viehhandel im allgemeinen) sehr übersichtlich und 
ausführlich nach einzelnen Hauptfragen, wie Kauf auf Probe und 
nach Probe, Gattungskauf, Eigentumsvorbehalt, Pflichten des Käu¬ 
fers und Verkäufers, Übergang der Gefahr usw., abgehandelt wird. 
Auch die Gewährleistung im Ausland und das Kapitel über die 
Anfertigung tierärztlicher Gutachten etc. und über Gerichtsge¬ 
bühren mußten geopfert werden. Dafür sehen wir, daß Verfasser 
bestrebt war, auch die juristische Literatur der neueren Zeit mög¬ 
lichst zu verwerten, so daß also dieser Abschnitt allen Ansprüchen 
vollauf gerecht werden dürfte. 

In dem zweiten, tierärztlich-technischen Teile 
begegnen wir ebenfalls auf Schritt und Tritt den Ergänzungen 
und Verbesserungen durch die Hand des Herrin Verfassers. Bei 
der „Stätigkeit“ hat sich Verfasser die Ansicht Dexlers über 
das Wesen derselben zu eigen gemacht. Die Dexlersche Abhand¬ 
lung bietet fraglos einen Fortschritt auf tierpsychologischem Ge¬ 
biete und besonders für die Beurteilung stätischer Pferde, doch 
ist wohl das letzte Wort hier noch nicht gesprochen. Wenn auf 
S. 521 in Anlehnung an Dexler gesagt wird: „Es ist aber bisher 
nicht gelungen, eine über den Sinneswahrnehmungen, Gefühlen 
und Vorstellungsassoziationen stehende psychische Tätigkeit bei 
Tieren objektiv aufzudecken oder zu beweisen, daß bei höheren 
Tieren Spuren begrifflichen Denkens, Verstandesoperationen und 
echte Willensenscheinungen bestehen“, so dürfte diese Behaup¬ 
tung in dieser allgemeinen Fassung nicht mehr vollständig zu¬ 
treffen, nachdem nun die Beobachtungen von der ehemaligen deut¬ 
schen Anthropoiden-Station auf Teneriffa vorliegen (s. M. T. W., 
1921, S. 270 ff.). Freilich handelt es sich ja dort um Menschen¬ 
affen und nicht um Pferde, allein in jedem Falle steht doch die 
„psychische Tätigkeit bei Tieren“ jedesmal in Frage. In diesem 
Teile hat sodann wesentliche Verbesserung erfahren das Kapitel 
über die Haftpflicht des Tierhalters und des Tierarztes, das voll¬ 
ständig zeitgemäß ergänzt worden ist. Auch den Abdeckerei-Privi¬ 
legien ist das Buch entsprechend neueren Publikationen gerecht 
geworden. Die Beurteilung der Wertminderung durch die ein¬ 
zelnen Mängel, die die bisherigen Auflagen stets eingehend be¬ 
rücksichtigt hatten, war diesmal besonders schwierig, da ja gegen¬ 
wärtig ein noch nie dagewesenes Schwanken in den Werten un¬ 
serer Haustiere besteht. Verfasser hat nun die alten Zahlen bei¬ 
behalten und bittet in seinem Vorworte dieselben nur als Verhält¬ 
niszahlen anzusehen. 

Das Werk ist wiederum bereichert durch die pathologisch- 
anatomischen Beiträge von Kollegen Dr. Olt in Gießen, die 
schon die zweite Auflage in so dankenswerter Weise ergänzt 
hatten. Auch hier hat eine Überarbeitung und Ergänzung statt¬ 
gefunden. — Der Verlag hat das Buch mit vorzüglichem Druck' 
und Papier und auch mit einigen gut gelungenen Abbildungen aus¬ 
gestattet, so daß das Werk in dieser Hinsicht ebenfalls nichts zu 



wünschen übrig läßt. Das ganze Buch hat nnn einen Umfang von 
etwa 800 Seiten erreicht, so daß man sich sogar zum Weglassen 
des alphabetischen Inhaltsverzeichnisses entschließen mußte. Trotz 
der Inhaltsübersicht, die dem Werke vorangestellt und sehr gründ¬ 
lich und übersichtlich ist, wird doch das alphabetische V erzeichnis 
von Manchem vermißt werden und es wird wahrscheinlich nun auch 
für dieses große Werk bald die Frage auftauchen, ob sich für die 
spätere Zeit nicht eine Verteilung des Stoffes auf zwbi getrennte 
Bände (juristischer Teil — tierärztlich-technischer Teil), wie sie 
sich ja eigentlich ganz von selbst ergibt und auch tatsächlich, wie 
wir oben gehört haben, in dem einbändigen Buche bereits durch¬ 
geführt worden ist, empfehlen dürfte. Das Buch wird wohl in 
keiner Bibliothek eines Tierarztes fehlen dürfen. Ma. 


Gehes Arzneipflanzen-Taschenbuch. Zur textlichen Ergänzung von 
Gehes Arzneipflanzen-Karten-Sammlung. — Gehe & Co., A.-G., 
Dresden-N. 

Die im Gehes Verlag erschienenen und seinerzeit mit Beifall 
aufgenommenen Arzneipflanzenkarten, deren Weiterführung ge¬ 
plant ist, finden in dem vorliegenden Taschenbuch eine wertvolle 
textliche Ergänzung. Darüber hinaus stellt das Büchlein eine Art 
kurz gefaßten Repetitoriums dar für alle diejenigen, mit deren 
Beruf eine genaue Kenntnis über wichtige heimische Arzneipflanzen 
verknüpft ist. Doch nicht nur Fachleute, sondern auch Pflanzen¬ 
liebhaber, die wenigstens die allernotwendigsten Vorkenntnisse in 
der Botanik besitzen und die Fachausdrücke kennen, werden das 
Erscheinen dieses Büchleins warm begrüßen. Dem Haupttexte ist 
eine Übersicht der besprochenen Pflanzen nach dem natürlichen 
System, sowie eine solche nach dem Linnöschen System voraus- 
geschickt. Der Text selbst umfaßt (nicht nur die offizinellen Arznei¬ 
pflanzen, sondern auch solche, die zwar aus dem Arzneischatz der 
Pharmakopoe verschwunden sind, aber als beliebte Volksheiilmittel 
noch weiter geführt werden. Auch die in der Homöopathie ge¬ 
bräuchlichen sind genannt. Das Büchlein gestattet auch dem 
weniger geübten Botaniker sich schnell und zuverlässig über 
Standort, Vorkommen, Blüte und Sammelzeit zu unterrichten und 
die arzneiliche Verwendung siich wieder rasch ins Gedächtnis zu 
führen. Das Taschenbuch dürfte gewiß auch jedem Tierarzte ein 
willkommener Ratgeber sein. Ma. 


Der Tabak, sein Anbau und seine Zubereitung von Alois 
0 r s i. So betitelt sich die soeben erschienene Schrift. In ihr wer¬ 
den besprochen: Empfehlenswerte Sorten, Wachstumsbedingungen, 
Fruchtfolge, Düngung, Anbau und Pflege, Ernte, Zubereitung der 
Tabakblätter für Zigaretten, Herstellung der Blätterbeize zu Zi¬ 
garren und Rauchtabak, die Entnikotisiierung und der Bedarf der 
Pflanzen für einen Raucher für das Jahr. Das Buch ist jedem 
Raucher und Gartenfreund zu empfehlen. Preis samt Porto und 
Buchhändleraufschlag 2.40 Mk. Zu beziehen durch jede Buchhand¬ 
lung oder direkt vom Verlag der L. V. Enders’schen Kunstanstalt 
in Neutitschein gegen Voreinsendung des Betrages. 


Druckfehlerberichtigung. 

Seite 426 bei Bücherschau muß es heißen: „Die Zerreißung des 
Ligam teres“. 



451 



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1®!»«* 4 Neguvon | Jelzin., 

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der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für 

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Mül 


§ur 2luffläruttg. 


m 



ic .frage bes anftecfenben Sdpeibenfatarrtps befdpäftigt 
nach mie oor i>ie tierär 3 tlidpe ZDiffenfdpaft. Zluf 6er einen 
Seite völliges £eugnen 6er Kranfbeit überhaupt — auf 
6er anbern Seite Uarftellung 6er Kranflpeit als Epaupturfadpe 
6er Sterilität, (glaubhaft rerjtdpert 6er eine fferr, bafj er 
60—70 °/o 6er fterilen liiere burdp Selpanblung bes erfranften 
(Eierftocfs Ipeilt, ein anberer Zperr er 3 ielt benfeiben (Erfolg burdp 
3rrigation 6er (Sebärmutter, ein britter fdpafft alles burdp 23e= 
Ipanblung 6er mit Knötchen befe^ten Sdpeibe. ü?as ift 6er 
(Srunb biefer mcrfmürbigen (Eatfadpe? ZTidpts anberes als 
bie innige Zt>edpfelbe 3 ielpuug 3 mifdpen ©oarium, Uterus «mb 
Dagina! Sei dpronifdpett Uletritis, tüeißflujj rc. entleert ber 
Uterus feinen franf haften 3nbalt felbftüerftänblidp burdp 
Spülung, aber audp burdp Sefpanblung bes entarteten (Eierftods 
unb — mas nidpt allgemein befannt ift — audp prompt burdp 
Seftäubung ber Sdpeibe mit „ZTooal". 

U?ir polemifieren gegen feine Utetlpobe ber Sterilitätsbclpanb= 
lung, mir meifen nur bar auf bin, mie unenblidp einfadp, ohne 
Zlufmanb t>on Zlrbeit, §eit unb 3 rt ft rumen t ar i uni uttfer E>er= 
fahren fidp geftaltet. ZDofpl nur bie feiten oorfommenbe Der* 
madpfung bes lUuttermunbes erforbert befonberen (Eingriff, 
fonft aber, ob Scfpeibenfatarrlp oorliegt ober nidpt, — man ftäubt 
einmal — Ipödpft feiten smeimal „ZT o t> a l" unb er 3 ielt bie oer* 
blüffenbftcu €rfofge. ZDeit über toooo Küfpe ftnb nadp bem 
Kriege auf biefe ZDeife für gudpt unb ZTadpmudps gemonnen. 

. SWotxt, 

<iffctn . tytob., Ißt. 


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Juni gesucht. Angebote unter W. K. an die Schriftl. ds. Blattes. 




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und zum Versand gekommen. Wir bitten 
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erhalten haben, sie bei uns anzufordern. 


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Berlin N. 24, Oranienburgerstr. 67, 

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Literatur 


Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterin&rstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche Umversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2. 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 24. Mai 1921. Nr. 21. 


Inhalt: 

Originalartikel: Nicki. — Kitt. (Schluß folgt.) — Referate — Tierärztliche 
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — 
Personalien. — Bücherschau 

Praktische Erfahrungen in der Eisentherapie bei 
Manl- und Klauenseuche. 

Von Tierarzt Dr. Philipp Nicki, München*. 

Gelegentlich des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche 
anjt Regensburg war mir die Möglichkeit gegeben, deren 
Bösartigkeit durch Eisensalze zu bekämpfen. Hiebei folgte 
ich den Angaben Bertschys und impfte Serum cacody- 
licum in 2 %iger wässeriger Lösung teils subkutan, teils 
infravenös. Insgesamt wurden 171 Tiere kleinerer Besitzer, 
die in 3 Ortschaften verteilt liegen, geimpft. 

Den Auftakt zur Seuche bildete die Schreckensmeldung 
des Schuhmachers S., daß über Nacht 7- Saugferkel ver¬ 
endet und ein Rind plötzlich schwer 'krank sei. Meine Ver¬ 
mutung, daß es sich um bösartige Maul- und Klauenseuche 
handle, bestätigte sich bei der Ankunft. Die kranke Kuh 
war inzwischen verendet. Die übrigen 4 Rinder zeigten 
noch keine sichtbaren Erscheinungen der Seuche, das 
Mutterschwein wies Aphthenausbrüche zwischen den Klauen 
auf. Ich nahm sogleich die subkutane Impfung sowohl hei 
den Rindern wie beim Schweine vor. Die Rinder genasen 
nach 10 Tagen völlig. Der Milchertrag gelangte rasch 
wieder auf frühere Höhe, der Ernährungszustand der Tiere 
hatte zwar durch die nach 2 Tagen eintretende Futterver¬ 
weigerung gelitten, sich aber bald zusehends gebessert. Auch 
das Schwein erholte sich nach etwa 8 Tagen. Nach diesem 
Erstausbruch der Seuche erkrankten nach 9 Tagen in kurzen 
Zeitabständen die Tiere der übrigen Kleinbesitzer der 
gleichen Ortschaft. Die Tierhalter, vertrauend auf den 
sichtbaren Erfolg, wünschten alle die Eisenimpfung, die 
nun in 13 Gehöften mit insgesamt 59 Rindern ausgeführt 
wurde. Alle Tiere überdauerten nicht nur die Krankheit, 







458 


solidem sie traten alsbald wieder in ein günstig zu beurtei¬ 
lendes Rekonvaleszenzstadium. Daß es sich um die bös¬ 
artige Form der Seuche handelte, steht außer Zweifel, da 
bei 24 Tieren naqh 3—4 Tagen schwere Herzerscheinungen 
und die damit zusammenhängenden Folgezustände auftraten, 
die durch Prießnitz-Umschläge und Cardiotonica behoben 
wurden. 1 Kalbin mußte notgeschlachtet werden. Im glei¬ 
chen Dorfe wurde 18 Tieren, die sich auf 2 Besitzer ver- _ 
teilen, Cuprohämol in 0,5 %iger wässeriger Lösung sub¬ 
kutan injiziert, da Ferrum cacodylicum momentan vergriffen 
war. Auch diese Tiere genasen von der Seuche, wobei als 
Vorteil gegenüber der Impfung mit dem Eisensalz die viel 
raschere vollständige Resorption durch das tierische Ge¬ 
webe überraschte, wie denn auch bei den 77 geimpften 
Tieren keinerlei Abszesse beobachtet wurden. Wichtig er¬ 
scheint der Umstand, daß alle Besitzer rechtzeitig tierärzt¬ 
liche Hilfö in Anspruch nahmen und mit wirklicher Liebe 
und Sorgfalt die kranken Tiere pflegten. 

Zuversichtlich sah ich nun den Seuchenausbrüchen, in 
benachbarten Orten entgegen, froh, nun wirklich Hilfe 
bringen zu können in Zeiten so allgemeiner Bedrängnis, 
alsbald trat nun die Seuche in die Nachbarschaft über. Im 
ersten Gehöfte impfte ich wieder subkutan Ferrum cacody¬ 
licum und zwar 14 Tiere. 1 Jungrind mußte nach 3 Tagen 
notgeschlachtet werden. Um nun die Wirkung des Eisen¬ 
salzes auf den Erreger der Seuche bei bereits fiebernden 
Tieren zum raschen Durchschlag zu bringen, ging ich in 

2 Gehöften zur intravenösen Infusion von Ferrum cacody¬ 
licum über. In Frage stehen 29 Tiere, deren Besitzer lange 
zögerten, bis sie sich zur Ausführung der Eisenimpfung ent¬ 
schließen konnten. Ein großer Teil der Tiere zeigte bereits 
Aphthen im Maul und zwischen den Klauen, als zur intra¬ 
venösen Impfung geschritten wurde. Schon andern Tages 
wurden 3 Tiere des einen Bestandes notgeschlachtet. Ich 
untersuchte nun die übrigen Tiere eingehend und mußte 
bei 5 pochende Herztätigkeit und damit zusammenhängen¬ 
den kleinen arythmischen Puls, sowie allgemeines Muskel¬ 
zittern als ungünstige Prognose werten und den Besitzer 
auf eventuellen schlimmen Ausgang aufmerksam machen. 
Trotzdem entschloß sich der Eigentümer nicht zu einer 
Wiederholung der Impfung. Andern Tages waren wieder 

3 Tiere gefallen. Die nun vorgenommene Reinjektion vorr~-. , v 
Ferrum cacodylicum, sowie Frießnitz und Cardiaca konnten 
den ungünstigen Ausgang bei weiteren 4 Rindern nicht 
hindern. Die übrigen 13 Rinder dieses Bestandes gesundeten 




459 

nach langer Rekonvaleszenz. Von den 6 Rindern des gleich¬ 
zeitig behandelten Stalles gingen trotz -bester Pflege 3 an 
schwerer Myokarditis zugrunde. Das gleiche Schicksal er¬ 
litten noch zwei weitere Stallungen. Im einen Falle er¬ 
lagen von 20 Tieren 11, im andern von 12 Rindern 7 der 
Seuche. 

Schlagartig war so die Verlustziffer bei der Impfung 
mit Ferrum cacodylicum in die Höhe geschnellt. Daß nur 
4 Gehöfte sich an diesen Ziffern beteiligen, kann nur in 
der Virulenz des Erregers bezw. an zu spät herbeigeholter 
Hilfe liegen. In der Folge wurde noch bei 15 Tieren die 
subkutane Eisenimpfung angewendet. Ihre Heilung verlief 
planmäßig; bei 2 Tieren traten lokale gutartige Abszesse 
auf, die nach Eröffnung reaktionslos vernarbten. So mag 
denn an Stelle eines Werturteils über die Eisentherapie bei 
Maul- und Klauenseuche die nackte Zahl gesetzt werden. 
Unter 110 rechtzeitig geimpften Tieren 
2 Verluste; unter 61 zu spät zur Behand¬ 
lung gekommenen- Tieren 31 Verluste. Die 
der Seuche zum Opfer gefallenen Tiere zeigten post mprtem 
schwere Degeneration der II e r z m u s k u 1 a - 
t.ur; im Lebendzustande kamen deren Erscheinungen bei 
etwa 20 Tieren zur Beobachtung. 

Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und 
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen. 

Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung). 

Nachdem, in letzter Zeit die Möglichkeit Meer¬ 
schweinchen, Kaninchen und Ratten künst¬ 
lich mitAphthenseuche zu infizieren wieder¬ 
holt bewiesen wurde, auch Igel, Katzen, Hunde 
und selbst Hühner für die Seuche empfänglich 
befunden wurden, sind Versuche, ob auf dem Wege der 
Durchleitung durch diese oder andere Tierarten (Pferd, 
Esel, Schaf, Ziege) eine Aphthenvakzine sich hersteilen 
läßt, verschiedenen Orts in Gang. 

Mitteilungen über Übertragbarkeit der Aphthenseuche 
auf die genannten kleineren Tierarten waren seinerzeit 
schon von Hecker kundgegeben, jedoch mit Zweifeln auf¬ 
genommen worden, da die Nachprüfungen in verschiedenen 
Instituten nicht dasselbe Ergebnis hatten. Insbesondere 
waren alle bezüglichen Versuche verschiedenartigster Ein¬ 
verleibung des Virus, welche die Löfflersche Kommission 
unternahm, negativ geblieben. In jüngster Zeit (Oktober 



460 


1920) hat jedoch Hobmaier (Deutsche Mediz. Wochen¬ 
schrift, 1921) mit dem' Virus des jetzigen Seuchenzuges 
einwandfreie Beweise der Übertragbarkeit der Seuche auf 
Meerschweinchen, Kaninchen, Ratte und Huhn erbracht, 
ferner sind Waldmann und Pape (Berl. Tierärztliche 
Wochenschrift, 28 «Okt. 1920, Nr. 44) bezüglich des Meer¬ 
schweinchens zu gleichen Resultaten gekommen. 

Die sehr genau und sorgfältig von Dr. Hobmaier im In¬ 
stitute für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ in Berlin 
durchgeführten Versuche lehrten, daß nicht jeder Virus¬ 
stamm für Meerschweinchen pathogen ist (z. B. waren von 
8 Stämmen, obgleich von malignem Verlauf stammend, 4 
unwirksam). Manche Stämme erweisen sich als so vollviru¬ 
lent, daß die Meerschweinchen mit Blasenbildung an den 
Füßen erkranken; die Blasen zeigten sich am 2.—3.Tag nach 
der Impfung, häufig aber erst am Ende der ersten Woche, 
in einem Falle erst nach 12 Tagen. Bei anderem Virus 
kommt es nur zu fleckiger Rötung der unbehaarten Fu߬ 
teile. In allen Fällen setzt nach 24 Stunden Fieber ein. 

Im Munde der Meerschweinchen wurde keine Blasen¬ 
bildung beobachtet, jedoch in 8 Fällen entwickelten sich 
3 Tage nach der Impfung hirsekorngroße, knötchenförmige 
Infiltrate am Nasen- und Maulspalt, sowie Lippenrand. 
Solche derbe, förmlich fibröse Knötchen entstanden ge¬ 
wöhnlich bei intrakutaner Impfung an Ba.uch und Brust 
an der Einstichstelle; sie enthalten, wie Hobmaier durch 
Weiterimpfüng feststellte, das Virus in lebender Form. In 
2 von 8 Fällen kam es auch bei intrakutaner Impfung zur 
Allgemeinerkrankung mit Blasenbildung. Die Infektion ge¬ 
lang auch nach allen übrigen Impfungsmethoden, negativ 
war nur die Impfung auf die geritzte Kornea. Die Weiter¬ 
impfung gab durch 5 Generationen Blasenbildung, dann 
blieb diese aus und kam es nur zu abortiver Erkrankung. 

Versuche Hobmaiers zeigten ferner, daß das Blut 
der infizierten Meerschweinchen am 2.—3. Tage nach der 
Ansteckung das Virus enthält und bei intravenöser Über¬ 
impfung in 1. und 2. Passage weiters Meerschweinchen mit 
Blasenbildung krank macht, nach der 3. Passage aber nicht 
mehr wirkt. 

Gleichfalls im Oktober 1920 haben Wald mann und 
I’ a p e mit Virus, welches durch Schweinepassagen offenbar 
verstärkt war, ähnliche positive Resultate bei Meerschwein¬ 
chen erzielt ; 0,1 Blaseninhalt subkutan verimpft machte die 
Tiere nach 12—18 Stunden fieberkrank, nach weiteren 24 
Stunden entstanden grau-glasige Blasen, die bis zu Bohnen- 



461 


■ große erreichten, die Blasen wurden weißlich, platzten aber 
nicht, sondern trockneten langsam ein. Bei intravenöser 
Impfung erfolgte die Erkrankung mit dem Exanthem nach 
3—4 Tagen. Die Erkrankung-kann bei Hautimpfung lokal • 
bleiben, so daß trotz reichlicher Blasenbildung an einem' 
Fuße die andern Füße frei bleiben. Anderseits trat die Bla¬ 
senbildung auch an allen vier Füßen an der Unterseite des 
Metakarpus und Tarsus auf. Auch G r o t h hatte bei Meer¬ 
schweinchen mit subepifhelialer Impfung Erfolg. 

Positive Kaninchenimpfungen sind zuerst 
0 r o t h gelungen und- zwar mit der von ihm für die Aus¬ 
wertung des Pockenimpfstoffes bereits an Kaninchen beson¬ 
ders brauchbar befundenen eleganten subepidermoidalen 
(intrakutanen) Injektion, welche von früher her durch R ö- 
mer, Lig-nieres, Mantoux bekannt ist (von diesen 
für die Tuberkulinprobe eingeführt). 

Bei solcher Einspritzung, welche G r 6 t h an der ent¬ 
haarten Rückenhaut weißer Kaninchen vornahm, entstanden 
derbe Infiltrate der Haut, jjie gegen den dritten Tag absze- 
dierten oder langsam resorbiert wurden, manchmal auf der 
Kuppe eine flache, weißliche Blase von Hirsekorn- bis 
Linsengröße bekamen; sonstige aphthöse Erscheinungen 
wurden von G r o t h nicht beobachtet. 

G r o t h lenkte die Aufmerksamkeit auf die Spezifität 
(zumal ihm der Nachweis Guarnierischer Körperchen 
darin gelungen ist) mit der Andeutung, daß diese Produkte 
vielleicht das Kaninchen als Passagetier zur Gewinnung- 
fixen Vakzine-Kontagiums dienlich sein können. 

Hob m a i e r hat ebenfalls die Infiltrate bei intrakutaner 
Kaninchenimpfung erzeug# und in gleichem Sinne beachtet, 
er konnte aus herausgeschnittenen solchen Infiltraten durch 
Verreiben mit Kochsalzlösung einen Impfstoff herstellen, 
der in 4 Passagen bei Kaninchen dieselbe Lokalwirkung 
hatte, bei subkutaner, intravenöser, intraperitonealer und 
intracerebraler Impfung aber auch eine exanthematische 
Allgemeinerkrankung mit Bläschenbildung an den Lippen 
•verursachte und bei Meerschweinchen typische Blasen an 
den Füßen erzeugte. 

Von intravenös geimpften Kaninchen war das Blut vom 
2.—3. Tage für Meerschweinchen ebenfalls in der Art in¬ 
fektiös, daß Blasenbildung an den Füßen nach intravenöser 
-Impfung erfolgte. H o b m a i e r hat Wechselpassagen von 
Meerschweinchen auf Kaninchen und auf Ratten ausge¬ 
führt ; letztere erwiesen sich offenbar empfänglich. Es kam 
bei intrakutaner Impfung zur Ausbildung von Hautknöt- 



462 


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ehen, die unter Schuppung in 8 Tagen ausheilten und bei 
Verimpfung auf Meerschweinchen typische Blasenbildung 
verursachten. Ebenso erwies sich das Blut infizierter Batten 
für Meerschweinchen pathogen. Besonders bemerkenswert 
war, daß bei 8 von 12 Tieren am 2.—3. Tage nach der Imp¬ 
fung Veränderungen im Maul zu beobachten waren; be¬ 
stehend in stecknadelkopfgroßen, grau-weißen, runden Bläs¬ 
chen am Lippenrand und hartem Gaumen. 

Die von II o b m a i e r nachgewiesene Empfänglichkeit 
der Batten hat Interesse, weil Batten für die Verschleppung 
der Seuche eine Bolle spielen können. Es ist dies in der 
Schweiz mehrfach beobachtet worden; wie Seeberger 
(Neue Züricher Zeitung vom 2. Oktober 1920) berichtet, 
verließen die Batten bei Desinfektion von Stallungen 
scharenweise die Seuchengehöfte uiid wanderten in andere 
Stallungen, dorthin die Seuche vertragend. 

Bei Versuchen an Mäusen hatte Hobmaier bislang 
kein verwendbares Besultat, dagegen konstatierte er bei 
zwei mit einem aus München bezogenen Virusstamm ge¬ 
impften Hühnern eine fieberhafte Erkrankung mit Bla¬ 
senbildung an den Zehenballen. 

Die Versuche Hobmaiers beanspruchen auch nach 
der Eichtung hin Interesse als die Meerschweinchen¬ 
impfung vielleicht zur Wertbemessung anti¬ 
aphthöser Sera dienlich sein können. 

Wenigstens hat sich zunächst bei einigen Probever¬ 
suchen gezeigt, daß Meerschweinchen, welche Löffler- 
sches Serum eingespritzt bekamen und darnach mit Virus 
infiziert wurden, nicht oder nur geringgradig erkrankten, 
während die nicht mit Serum \y5rbehandelten Kontrolliere 
prompt mit starker Blasenbildung erkrankten. 

(Schluß folgt.) 


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Referate. 

Infektions- nntf Invaslonskrankbeiten. 

Fritz Schaeffer -Berlin: Hat sich die Infektions¬ 
gefahr durch den Typus bovinus des Tuberkelbazillus wäh¬ 
rend des Krieges vergrößert? (Zeitschrift für Tuberkulose, 
Band 32, Heft 4.) 

Weder die autoptische und klinische Feststellung an Menschen, 
noch solche an Rindern, noch die Prüfung der milchhygienischen 
Maßregeln während des Krieges haben eine solche Vergrößerung 
-gezeigt. Als Maßnahmen empfehlen sich Anzeigepflicht aller 
kranken und verdächtigen Rinder, Erhitzung aller zu Fütterungs¬ 
zwecken verwendeten Mischmilch und namentlich aller zu mensch¬ 
lichem Genüsse bestimmten Milch aus Sammelmolkereien. Ab- 


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463 



kochung der Milch im Privathause und das Ostertagsche Be¬ 
kämpfungsverfahren. P. 

Innere Medizin und Hygienie. 

Dr. Otto Mühl er: lieber die Leistungsfähigkeit 
der klinischen Untersuchung 2ur Feststellung der offenen 
Rindertuberkulose. (Tierärztl. Rundsch., 27. Jahrg., 1921, 
Nr. 16). 

Verfasser kommt auf Grund umfassender Literaturstudien zu 
dem Schlüsse, daß die Tuberkulose mit Sicherheit 
durch die klinische Untersuchung meist nicht 
festgestellt und selbst derVerdacht auf Tuber¬ 
kulose bei bestehender offenerTuberkulose in 
sehr vielen Fällen durch die klinische Unter¬ 
suchung nicht ermittelt werden kann. So ver¬ 
mochten Ostertag und seine Mitarbeiter z. B. nur 22 % der 
Rinder mit vereinzelten offenen tuberkulösen Lungenberden von 
Bohnen- bis Haselnußgröße oder einem Herde von Walnußgroße 
als tuberkulöse verdächtig zu erkennen, während sie bei 78 % der¬ 
artiger Rinder durch die klinische Untersuchung verdächtige Er¬ 
scheinungen der offenen Lungentuberkulose (Rasselgeräusche) 
nicht feststellen konnten. Von besonderer Bedeutung ist diese 
ungünstige Beurteilung der Leistungsfähigkeit der klinischen Unter¬ 
suchung zur Feststellung der offenen Tuberkulose beim Rinde des¬ 
halb, weil auf diesen Methoden sowohl die staatliche 
Bekämpfung der Rindertuberkulose, als auch das Ostertagsche 
Verfahren fußen. Verfasser bedauert, daß Ostertag von der 
Tuberkulinprobe zur Feststellung der Tuberkulose trotz ihrem an¬ 
erkannt hohen Werte keinen Gebrauch macht. Nach Verfasser ist 
„n eben der klinischen Untersuchung d i e T u ber¬ 
kul i n p r o b e, namentlich in Form der Augenprobe mit Phy- 
matin nach K 1 i m m e r, ein u n e n t b e hrliches Hilfs¬ 
mittel bei der Feststellung der Tuberkulose“. 

(Autoreferat.) 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Reichsverband Praktischer Tierärzte. 

Ordentliche Hauptversammlung in Weimar 
a m 13. April 1921. 

Beginn: 9% Uhr vormittags; Schluß: 8 Uhr abends. 

Anwesend: 63 Mitglieder. Vertreten 22 Gruppen durch 55 
Delegierte mit 89 Stimmen. 

Geschäftsbericht: Das Geschäftsjahr 1920 war dem Ausbau 
der Organisation gewidmet, die im großen beendet itet. Der RPT 
zählt 22 selbständige Gruppen (im Vorjahre 14) mit 2890 Mitglie¬ 
dern (Zunahme über 900). Stelle zur Bekämpfung des Kurpfuscher¬ 
tums und Beratungsstelle weisen je über 300 Nummern auf. Wegen 
Fehlens der Mittel konnten nur geringe Unterstützungen gewährt 
werden. Stellenvermittlung versagt noch. Die Geschäftsstelle ver¬ 
buchte im Jahre 2740 Eingänge, 4123 Ausgänge. Im Interesse 
des RPT unternommene Reisen beanspruchten 59 
schäftsstelle fertigte für verschiedene Grupp, 
in 1715 Exemplaren an. Die Mitteilungen 


je... Die Ge- 

u ml,schreiben 

hibiWA in 10 

,y > . 






Nummern mit über 26 000 Exemplaren. Abgehaltem wurde eine 
Sitzung des Gesamtvorstandes. 

Zum Präsidenten des neuen DVR wurde vorgeschlagen Kol¬ 
lege A 11 h o f - Betzdorf. Als Ausschußmitglieder wurden prä¬ 
sentiert die Kollegen T r a i> n, Dr. Pfeiffer, Niemann und 
Ditthorn als Stellvertreter. Für die von der Vollversamm¬ 
lung zu wählenden Ausschußmitglieder wurden mit den übrigen 
Reichsverbändein, in gemeinsamer Liste aufgestellt: die Kollegen 
G e ß 1 e r ufid Dr. Knauer vom RPT, Prof. Dr. Richter vom 
R. d. d. st. T. und als Stellvertreter H o h m a n n vom RPT. Der 
oft zu Mißverständnissen führende Name „Deutscher Veterinär¬ 
rat“ soll in „Reichsbund Deutscher Tierärzte“ umgewandelt 
werden. 

Die Gründung der Wohlfahrtseinrichtungen wird beschlossen. 
Referat Dr. G e o r g i - Leipzig. Zusatz Dr. N o t h e 11 e -Waren¬ 
dorf (eine Art Untefttützungskasse für erwerbslose Tierärzte). 
Kommission: Dr. Georg), Frieß, Dr. Nothelle, Nie¬ 
mann. 

Die Gründung einer Tierärztlichen Gesellschaft zur Bekämp¬ 
fung des Kurpfuschertums wird beschlossen. Der RPT tritt ihr 
in corpore bei. Rücksprache soll mit den anderenVerbänden zwecks 
Beteiligung an der Gründung genommen werden. Kommission: 
Dr. Eder- Haimhausen» Dr. H offmann - Friedenau, Dr. Her¬ 
berg- Osterath. 

Mitwirkung der Tierärzte bei den Tierversicherungsgesell¬ 
schaften. Referat Train. Die Angelegenheit soll im Sinne des 
Referats weiter behandelt werden. 

Reichsverband und Proreveta. Der Beschluß der Sitzung des 
Gesamtvorstandes, der die lauteren Motive der Gründung der Pro¬ 
reveta anerkennt, wird gutgeheißen. 

Die Mitteilungen des RPT sollen ausgebaut werden. Zwangs¬ 
bezug gegen eiine Jahresgebühr von höchstens 12 Mk. Landes¬ 
gruppen mit eigenem Presseorgan sind von der Verpflichtung be¬ 
freit. 

Von der Errichtung einer selbständigen Geschäftsstelle mit 
vollbesoldetem Geschäftsführer wird vorläufig noch Abstand ge¬ 
nommen. Die Stelle soll wie bisher verwaltet werden. 

Kassenbericht: Bericht der Kassenprüfer; Entlastung des 
Kassenführers unter Dankesworten für die unter schwierigen Ver¬ 
hältnissen geleistete Arbeit. 

Beitrag für das Jahr 1921 wie bisher: 20 Mk. 

Vorstandswahl: Wiederwahl der Kollegen Train, Vor¬ 
sitzender: Bertram, Schriftführer; Dr. Gottbrecht, stell¬ 
vertretender Schriftführer; Dr. R i e t h u s, Kassenführer. — Neu¬ 
wahl: Kollege Ditthorn, stellvertr. Vorsitzender. 

Train - Baruth (Mark). 

Fortbildungskurs für die bayerischen Tierzuchtbeamten. 

Einem Antrag der bayerischen Tierzuchtbeamten entsprechend 
hat das Staatsministerium für Landwirtschaft für die Zeit vom 
30. Mai mit 2. Juni einen Fortbildungskurs anberaurat. 
Die Vortragsgegenstände und die Vortragenden entsprechen gleich¬ 
falls dem Vorschlag der Tierzuchtbeamten. Es werden vörtragen: 
Prof. Dr. Kronacher - Hannover und L an dwiiirtschaftsrat Dr. 
Stockklausner - Grub übeT die praktische Nutzanwendung 
der neuen Ergebnisse der Vererbungsforschung, Privatdozent Dr. 


465 


Niklas- München und Landwirtschaftsrat Herold- Landshut 
über die Bedeutung der geologischen. Grundlagen Bayerns für die 
Viehzucht, ökonomierat Dr. H ö s c h - Neukirchen und Tierzucht¬ 
direktor Dr. P r o b s t-Weiden über die Schweinezucht unter Be¬ 
rücksichtigung der geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse, Pro¬ 
fessor Dr. We b e r - Bremen und Landwirtschaftsrat Hofmann- 
Traunstein über die Bedeutung der Grünlandwirtschaft für die 
Tierzucht unter Berücksichtigung der verschiedenen geologischen, 
klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Bayerns, Veterinär¬ 
rat W i 11 - Calbe a. d. Saale und Tilerzuchtdirektor Braun- 
Pfaffenhofen. a. I. über die Unfruchtbarkeit der Rinder und das 
seuchenhafte Verfohlen und deren Bekämpfung, ferner spricht 
ökonomierat Dr. H ö s c h - Neukirchen über Ahnentafel-Aufzeich¬ 
nungen aus einer 25jährigen Betätigung als Hochzüchter. 

# 


Tierärztliches Archiv für die Sudetenländer.' 

(Herausgeber und Verleger: Reichsgewerkschaft der deutschen 
Tierärzte in der tschecho-slovakisehen Republik [Präsident: Dr. E. 
Haupt mann, Warnsdorf]. Redigiert von Prof. H. De x ler, Prag, 
und Dr. E. Januschke, Troppau. 1. Jährg., 1921, Heft 1/2.) 

„Während in anderen Staaten die Professoren ihren Unter¬ 
richt wieder aufnahmen, eifrige Studenten den Schulen in großer 
Zahl zuströmten, die Redakteure ihre stillen Schreibstuben auf¬ 
suchten, der großen Masse wissenschaftliche Fortschritte und fach¬ 
liche Ereignisse zugänglich 'zu machen, standen wir ungeeint da. 
gleich losen Gliedern, die, vom Körper gerissen, der ständigen 
Innervation ihres geistigen Zentralorgams — der altehrwürdigen 
Wiener tierärztlichen Alma mater — entbehren müssen; uns fehlte 
das Herz, das allen gemeinsame Blut jedem einzelnen in warmer 
Welle zuzuführen.“ 

Mit diesen schlichten und doch so unendlich viel sagenden 
Worten wird das obige tierärztliche Archiv eingeführt. * Es soll 
eine Fachpresse jener Tierärzte werden, die als Folge des un¬ 
seligen Krieges von ihren Stammesbrüdern losgerissen und einer 
dunklen Zukunft überantwortet wurden. Das 1. Heft des 1. Jahr¬ 
ganges (1921) liegt vor. Es ist eiin monatliches Erscheinen vor¬ 
gesehen. Eine große Zahl hervorragender Mitarbeiter sind ge¬ 
wonnen und als Redakteure zeichnen Professor H. D e x 1 e r, Prag, 
und Dr. E. Januschke, Troppau. Die Zeitschrift bringt einige 
ausgezeichnete Originalartikel: „Über den Einfluß von Bastar¬ 
dierung auf die Entfaltungsstärke gewisser Erbanlagen“ von 
T s c h e r m a k - Prag, ferner: „Hämoglobinwert und Blutbild bei 
gesunden und kranken Pferden, Eseln und Maultieren mit beson¬ 
derer Berücksichtigung des Rotzes und der Kachexie“ von Dr. R. 
N e s e m - Kamnitz. Es folgt sodann Staatsveterinärwesen ; Sit¬ 
zungsbericht der Reichsgewerkschaft der deutschen Tierärzte in 
der tschecho-slowakischen Republik; ferner Kreisgewerkschaft 
Schlesien und Nord - Ost - Mähren; ferner Personalien und Wirt¬ 
schaftliches. 

Die Zeitschrift hat sich besonders auch mit den beiden oben 
genannten tiefschürfenden Abhandlungen vorzüglich eingeführt 
und es ist mit Bestimmtheit zu erwarten und erfüllt jeden Deutschen 
mit Stolz und froher Hoffnung, daß mit diesem Organ nicht nur 
ein tierärztliches, sondern überhaupt ein deutsches Werk 
von eminenter Bedeutung geschaffen worden ist. Die 
Zeitschrift verdient Beachtung überall dort, wo deutsches Wesen, 



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466 


deutsche Wissenschaft leben und deutsche Tierärzte der deutschen 
Landwirtschaft ihre Kraft zui\ Verfügung zu stellen haben. Möge 
auch den Bestrebungen der tschecho-slowakischen Tierärzte auf 
Angliederung eiilner veterinär -medizinischen Fakul¬ 
tät an die deutsche Universität in tunlichster Bälde 
Rechnung getragen werden. M a y.r. 


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.~r- 


Ausschuß zur Bekämpfung der Dasselplage. 

(Berlin SW. 11, Bernburgerstr. 24/25.) > 

Der im Jahre 1910 gegründete Ausschuß zur Bekämpfung der 
Dasselplage hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensbe» 
dingungen der Dasselfliege und die Mittel zu ihrer 
Bekämpfung zu studieren. Die deutsche Landwirtschaft .und 
alle Erwerbskreise, die an der Verwertung der tierischen Haut ' 
beteiligt sind, werden durch den Schädling stark betroffen, schätzt 
man doch den durch die Dasselfliege angerichteten Schad e n 
auf mindestens 100 Millionen Mark jährlich. Der Aus¬ 
schuß verfügt über eine Reihe guter wissenschaftlicher Berichte, 
praktische Arbeit vermochte er aber noch wenig zu leisten; die 
Schuld daran trägt die Unzulänglichkeit der ihm zur Verfügung 
stehenden Geldmittel. Die Arbeiten des Ausschusses begegnen 
aber lebhaftem Interesse. Das Reüchsministerium des * 
Innern, das Reichsgesundheitsamt und die 
preußischen Landwirtschaftskammerin haben sich ■ ■ 
für die Arbeit des Ausschusses stets besonders interes- ■ 

siert und dem Ausschuß auch für die Zukunft / 

ihre Unterstützung zugesagt. 

Im März dieses Jahres trat der Ausschuß zur Bekämpfung der' 
Dasselplage, dem folgende Mitglieder angehören, zusammen: 

1. Verband der preußischen Landwirtschaftskanimern, Berlin: 

2. Bund*der Viehhändler Deutschlands, Berlin; 

3. Deutscher Fleischerverband, Köln-Kalk; 

4. Reichsverband deutscher Häutehändler, Berlin; 

5. Interessen verband deutscher Häuteverwertungen, Berlin; 

(».Verband der Interessenten am Häuteeinkauf, Hannover; 

7. Häute- und Fellgroßhändlervere'ilnigung, Berlin; 

8. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin; 

9. Zentralverein der deutschen Lederindustrie, Berlin. , 

Der Ausschuß war stiich darüber einig, daß unverzüglich 
praktische Arbeit geleistet werden muß, sobald die für diese Arbeit 
notwendigen Mittel beschafft sein werden, daß daneben aber die 
wissenschaftlichen Forschungen, namentlich über die Lebensbe¬ 
dingungen der Dasselfliege, nicht vernachlässigt werden dürfen. 

Ein besonderer Arbeitsausschuß, der am 23. März ds. Jrs. unter -.7 
dem Vorsitze des Herrn Bernhard Detjens in Hannover tagte, . 
sollte das Arbeitsprogramm für die nächste Zukunft im besonderen 
festlegen und einen vorläufigen Kostenanschlag vornehmen. Das V 
Arbeitsprogramm wurde dahin festgelegt, daß die Dasselfliege 
durch Abdasseln derLarven zu bekämpfen ist. Für diesen 
Zweck will der Dasselausschuß .einen Tierarzt anstellen, der 
zunächst praktische Unterweisung durch das Reii'chsgesundheits- • 
amt erfahren und dann auf Weisung des Vorsitzenden des Arbeits- : 
ausschusses in landwirtschaftliche Gemeinden sich begeben soll, •- 
um dort das Abdasseln praktisch vorzunehmen und den Gemeinden w i 
Weisungen über das Verfahren zu erteilen. 




467 


Anmerkung der Schriftleitung: Die Bekämpfung 
der Dasselfliege unter Hinweis auf den enormen wirtschaftlichen 
Schaden durch dieselbe, insbesondere die verschiedenen Formen 
des Abdasselns sind alljährlich Gegenstand der praktischen Unter¬ 
weisung im Operationskurse der Münchener tierärztl. Fakultät. 


Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe tHauptgeschäftsstelle). 

4n den Herrn Oberlandstallraeister in Berlin. 

Diie Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe ist die be¬ 
rufene Vertreterin der deutschen und deutsch - österreichischen 
veterinärmedizinischen Studentenschaft. - 

Aus einer Veröffentlichung in der „Zeitschrift für Gestüts¬ 
kunde“ hat die Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe davon 
Kenntnis genommen, daß diile höhere Gestütslaufbahn in Zukunft 
nur noch speziell vorgebildeten Landwirten Vorbehalten werden 
soll. Wir weisen darauf hin, daß gerade aus den Reihen der Tier¬ 
ärzte Männer hervorgegangen sind, die in der Tierzucht Hervor¬ 
ragendes geleistet haben: Grabensee und Adam. Es soll 
anerkannt werden, daß zur Gestüts Laufbahn eine bestimmte Vor¬ 
bildung nötig 'ilst. Doch wie steht es damit bei der Ausbildung des 
modernen Tierarztes? Er lernt nicht nur die Funktionen und den 
Bau des gesunden und kranken Tierkörpers kennen, sondern sein 
Studium befaßt sich auch mit der Tierzucht, auch das* Staats¬ 
examen. In der Studienreform werden Tierzucht und Landwirt¬ 
schaft noch weitgehender berücksichtigt werden, das ist der Wille 
der Studentenschaft. Doch trotz dieser Ausbildung, trotz des ab¬ 
gelegten Examens als Tierzuchtinspektor kenn der Tierarzt also 
nicht mehr in der höheren Gestütslaufbahn ankommen, und hierin 
liegt eine Härte gegen die Tierärzte. Die Spezialausbildung der 
Landwirte, die zur Gestütslaufbahn berufen werden sollen, soll 
anerkannt werden, doch bedeutet die Maßnahme eine Übergehung 
der Tierärzte ungeachtet ihrer Ausbildung und ihrer Verdienste 
um die Tierzucht. 

Die Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe hat die Pflicht 
hiergegen Einspruch zu erheben. 

gez. M e i d e n b a u e r, Vorsitzender. 

f. d. R.: Maßmann, Schriftwart. 


Verschiedenes. 

ätaateveteriBirkude, Aislandsdienst and Versicherungswesen. 

Beratungen über die Einführung einer Landestierversicherung 

in Sachsen. 

(Die sächsische Regierung beharrt auf Ein¬ 
führung der Zwangsversicherung.) 

Der sächsische Landeskulturrat beriet in seiner 53. Gesamt- 
sitzung über den Entwurf eines Gesetzes über die Einführung einer 
Landestierversicherung. Der Berichterstatter, ökonomilerat Kühne 
von. St. Michaelis bei Brand wendete sich namentlich aus tech¬ 
nischen Gründen gegen den genannten Gesetzentwurf, da eine 
Zwangsversicherung wesentlich teuerer arbeite als die Privatver¬ 
sicherungen. Es seil nicht zutreffend, daß, wie in dem Entwurf aus¬ 
geführt werde, ein jährlicher Versicherungsbeitrag von 2—3 v. H. 
für Pferde und Rinder und von 3—4 v. H. für Schweine zur Dek- 



468 



kling der Entschädigung*- und Verwalfungskosten ausreichen 
würde. Es sei den Viehbesitzern durch die Versicherungsgenossen-, 
schäften vollauf Gelegenheit geboten, ihre Tiere ohne Aufwendung 
hofler Verwalfungskosten zu versichern. Der Vertreter der sächsi¬ 
schen Regierung. Ministerialdirektor Geheimer Rat Dr. v. Hübel 
begründete in ausführlicher Weise den Gesetzentwurf namentlich 
mit dem Hinweils auf die außerordentliche Höhe der Viehpreise 
und auf die micht genügende Beteiligung, namentlich der kleineren - 
Landwirte, an den bestehenden Versicherungen. Aus diesen Grün¬ 
den lege die sächsische Regierung besonderen Wert auf die Zwangs¬ 
versicherung. — Der Vorsitzende des Landeskulturrates, Geheim¬ 
rat Dr. Hähnel, wendete sich ebenfalls gegen die Einführung einer 
Zwangs-Landestierversicherung und bezeichnete eine solche als 
geradezu verderblich, indem eine solche. Zwangsversicherung ge¬ 
radezu zur Nachlässigkeit in der Tierzucht und -haltung auffordern 
müsse. Besonders wies Gutsbesitzer Friedrich auf die höhere Ge¬ 
fahr und schnellere Unhrauchbarwerdung der städtischen Pferde 
und der in industriellen Betrieben beschäftigten Pferde hin. Nach 
dem vorliegenden Gesetzentwurf müßte das Risiko und die höheren 
Prämien für diese höhere Gefahrenklasse der Landwirt mit tragen. 
Geheimrat Stieda setzte sich für die Zwangsversicherung im all¬ 
gemeinen ein unter Ausbau der Ortsversicherungsverbände mit 
einem RückversicherungsveTbande, den die Regierung stützen 
müsse. —‘Hierauf nahm der Landeskulturrat folgenden Antrag an: 
„Die Staatsregierung zu ersuchen, von dem 
Erlaß eines Landes «Tierversicherungs-Ge.« 
setzes Abstand zu nehmen. Der Landeskulturrat kann 
in dem Regierungs-Gesetzentwurf keine richtige Lösung finden. 
Er glaubt, daß in der Entwicklung der Ortsviehversicherungsver¬ 
bände unter Zusammenwirken mit einem Rückversicherungsver- 
bande die richtige Lösung zu suchen ist.“ — Auch die sächsischen 
Handelskammern haben jetzt den Gesetzentwurf über die Landes¬ 
tierversicherung in Beratung gezogen und in eilnem Gutachten an 
das sächsische Wirtschaftsministerium berichtet, daß die befragten 
Fuhrherren, Schlachthofdirektoren und Fleischer in ihrer Mehrheit 
den Gedanken, die Landestierversicherung in dem Maße auszu¬ 
bauen und zu vereinfachen, wie es der Gesetzentwurf vorsieht, 
gutheißen. Die sächsischen Handelskammern haben sich dieser 
Auffassung angeschlossen und in grundsätzlicher Beziehung den 
Entwurf gebilligt. S. M. 


In der letzten Landwirtschaftlichen Woche ist, wie wir erst 
jetzt erfahren, im Anschluß an einen Vortrag des früheren Leiters 
des tierhygienischen Instituts am jetzt polnischen Kaiser-Wilhelm- 
Institut für Landwirtschaft zu Bromberg, Dr. Pfeiler, auf dessen 
Antrag seitens der Vereinigung deutscher Schweinezüchter eine 
Resolution an die Reichs- bezw. Landesbehördem einstimmig an¬ 
genommen worden, die die Bestellung eines Reichs* 
bezw. von Staatskommissaren für die Bekamp« 
fung und Erforschung der Maul «und Klauen« 
seuche fordert. Die Frage hat mit Rücksicht auf die 
schweren wirtschaftlichen Schäden, die die Seuche besonders 
während des Seuchenganges 1920 angerichtet hat, sowie auf die 
bevorstehende Neuredaktion des Tierseuchengesetzes eine beson¬ 
dere Bedeutung, weil behördlicherseits — leider zu spät — er¬ 
kannt worden ist, daß die rein vctcr inärpolizcilli c h e 




469 


Bekämpfung der Seuche einem weiteren Um¬ 
sichgreifen Einhalt zu gebieten nicht imstande 
ist. __ ' G.K. 


Vollzug des Viehseuchengesetzes, hier Milcherhitzungseinrich¬ 
tungen. 

Nr.398al6. StaatSiniiini'sterium des Innern. 

An die Regierungen, die Bezirks- und Ortspolizeibehörden, 
sowie die Bezirkstierärzte. 

Für die Beschaffung der iln Abs. 1 § 39 der Bekanntmachung 
vom 27. April 1Ö12 über den Vollzug des Viehseuchengesetzes vom 
26. Juni 1909 und des bayerischen Ausführungsgesetzes hierzu vom 
13. August 1910 (GVBl. S. 403) vorgeschriebenen Erhitzungseinrich.- 
tungen in bestehenden Sammelmolkereien ist die Frist mit Ent¬ 
schließung vom 22. Mai vor. Jrs. Nr. 398 a 22 („Staatsanzeiger“ 
Nr. 121) bis 1. Mai 1922. verlängert worden. 

Es wird hierbei darauf hingewiesen, daß bei derReichstreuhand- 
gesellschaft a. G. München, Prannerstr.il, für Zwecke der Er¬ 
hitzung von Milch 21 geeignete Kessel aus emailliertem Eisen vor¬ 
handen sind, 7 davon sind vollständige Feldküchen mit Feuerungs¬ 
vorrichtung auf Achse und Rad mit Protze, 14 nur Feldküchen¬ 
kessel, die eingebaut werden müssen. 

Die Feldküchen kosten 900 Mk., die einzelnen Kessel 150 Mk. 
durchschnittlich *pro Stück. Durch Verkauf der Voreinrulchtung 
auf Abbruch kann der Preis der Feldküche ebenfalls auf etwa 
150 Mk. für den Kessel erniedrigt werden. 

Interessenten wollen sich unmittelbar an die oben bezeichnete 
Gesellschaft wenden. 

München, den 9. Mai 1921. 

I. A.: gez. Graf von Spreti. 

Landwirtschaft, Fnttermittelknnde and ErnShmgswesen. 

Uber die Bekämpfung der Mäuseplage im Elsaß mit Mäusetyphus¬ 
bazillen 

berichtet Th. Messerschmidt (Zeitschrift f. Iummunitäts- 
forschung, Originale, Bd. 31, H. 2): Obgleich die Mäusetyphus¬ 
bazillen vollvirulent waren und sorgfältigst angelegt wurden, blieb 
ein Erfolg aus. Insgesamt wurden 15 000 Liter Kultur verwandt. 
Bei Menschen kamen trotz gröbster Unvorsichtigkeiten, selbst bei 
Kindern, keine Infektionen vor. [Sehr bewährt hat sich nach ge¬ 
meinsamen Versuchen der Veterinärabteiluing des Reichsgesund¬ 
heitsamtes und der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forst¬ 
wirtschaft dort — 100 Mäusetyphusbazillen versagten — die Ver¬ 
wendung gasförmiger schwefliger Säure, die demnächst in Würt¬ 
temberg versuchsweise praktisch durchgeführt werden soll. v. O. I 
(Zeitschr; f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1921, Heft 14.) 


Hochschulnachrichten. 

Einrichtungen zur Bekämpfung von Schafkrankheiten an der 
Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. Die Tierärztliche Hoch¬ 
schule zu Dresden hat, einem Anträge des Landesverbandes säch¬ 
sischer Scbafzüchter entsprechend, zur Vorbeuge, Behandlung und 
Bekämpfung von Schafkrankheiten nachstehende Einrichtungen 
getroffen: 1. Aufnahme von kranken Schafen in die medizinische 



470 


Klinik für große Haustiere (Obermedizinalrat Prof. Dr. Schmidt). 
2. Untersuchung von notgeschlachteten und verendeten Schafen 
oder Organen derselben im pathologischen Institut der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule, 3. weitere Erforschung der auftretenden Schaf¬ 
krankheiten und deren wirksame Behandlung im hygienischen In¬ 
stitut durch Obermedizinalrat Prof. Dr. Klimm er. — Der Landes¬ 
verband sächsischer Schafzüchter hat an seine sämtlichen Mit¬ 
glieder das Ersuchen gerichtet, dile bestehenden Einrichtungen in 
möglichst großem Umfang zu benutzen und deren Forschungstätig¬ 
keit durch Einsendung von geeignetem Untersuchungsmaterial zu 
unterstützen. S. M. 

An der Münchener Schwesteranstalt werden von jeher kranke 
Schafe an der medizinischen (Dr. Schmitt) und chirurgischen 
(Dr. Mayr) Klinik zur Behandlung eingestellt und iln der ambula¬ 
torischen Klinik (Dr. von Vaerst) an Ort und Stelle behandelt. 
Das tierpathologische Institut mit der Seuchenversuchstation (Dr. 
Kitt) untersucht eingesandte Kadaver sowie Kadaverteile von 
Schafen und erteilt die gewünschten Auskünfte; das pharmoko- 
logische Institut (Geh. Rat Dr. Br an dl) nimmt die chemischen 
Untersuchungen des bei Vergiftungsverdacht eingesandten Mate¬ 
rials vor und die seit 1904 geschaffene Einrichtung zur Erforschung 
schädlicher Futtermittel beschäftigt vorkommenden Falle« alle je- 
- weils einschlägigen Institute der Anstalt. Die Schriftleitung. 

* 

Die Ententeteünehmer an dem 2. internationalen Kongreß für 
vergleichende Pathologie, der im April d. J. in Rom stattfinden 
sollte, haben bekanntlich verlaingt. daß die deutschen Teilnehmer 
vorher schriftlich Deutschlands Schuld am Kriege eingestehen 
sollten. Das vorbereitende Komitee (gez. Prof. E. Perroncito) 
hat daraufhin ein Schreiben an die betreffenden Ententemitglieder 
gerichtet, in dem es seiiln Bedauern ausspricht, daß man selbst auf 
dem Gebiete der Wissenschaft noch weit davon entfernt sei, die¬ 
jenigen herzlichen Beziehungen (entente cordiale) hergestellt zu 
habein, die für den ersprießlichen Verlauf eines internationalen 
Kongresses unerläßlich seien. Da unter diesen Umständen die Ab¬ 
haltung des Kongresses im April unmöglich sei, das Komitee aber 
andererseits entschlossen sei, seine Bemühungen um Wiederanknüp- 
fungen der wissenschaftlichen Beziehungen ohne jede Ausnahme 
fortzusetzen, so habe es beschlossen, den Kongreß auf einen spä¬ 
teren Zeitpunkt, den es bald festsetzen zu können hofft, zu ver¬ 
legen. 

Bravo, alter Freund Eduard Perroncito! Deine deutschem 
Freunde und Verehrer grüßen Dilch. gez. v. 0. 

(Aus: „Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene“, 1921, Heft 13.) 

Chiritrgenkongreß in Berlin. In Berliln fand dieser Tage ein 
Chirurgemkongreß statt, auf dem außer dem veranstaltenden Ver¬ 
band, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, noch wissenschaft¬ 
lich vertreten waren: Österreich-Ungarn, die Schweiz, Holland 
und Dänemark. Trotzdem die Ententestaaten fehlten, war doch der 
wissenschaftliche Charakter der Tagung voll gewährt. Professor 
Sauerbruch (München), der den Vorsitz führte, wies in seiner 
Eröffnungsrede auf den Beschluß der Internationalen Chirurgen¬ 
vereinigung hin, die Vertreter der d e u t s c h e n C h i r u r- 
g i e von den internationalen Kongressen a u s z u s e h 1 i e ß e n. 
Mit Wissenschaft habe dieser Entschluß der „wissenschaftlichen 



PEST 


471 


Entente“ natürlich gar nichts zu tun. Deutschland werde in ernster 
Arbeit den Ausschluß zu tragen wissen und, gestützt auf seine 
eigenen stolzen Leistungen, abwarten, bis Chirurgenkongresse ohne 
deutsche Beteiligung die „wissenschaftliche Entente“ von. der Tor¬ 
heit ihres Verfahrens und seinem Schaden für die Menschheit, 
nicht für Deutschland bloß, überzeugt haben. Die Sympathieerklä¬ 
rung des Schweizer Chirurgen Prof. Hotz, der sich schon in der 
wissenschaftlichen Presse gegen diese Fortführung der feindlichen 
Blockade scharf geäußert hatte, wurde mit stürmischem Beifall 
aufgenommen. _ 


Bildung von Studentenschaften. Das Preußische Staatsministe- 
rium hat die vom Unterrichtsminister vorgelegte Verordnung über 
die Bildung von Studentenschaften an Universitäten und Tech¬ 
nischen Hochschulen endgültig erlassen. Dem Wunsche des Land¬ 
wirtschaftsministers und des Handelsrainisters zufolge ist diese 
Verordnung auch auf die diesen beiden Ministern unterstehenden 
Hochschulen ausgedehnt worden. 


Studentischer Mittagstisch. Im Wintersemester 1920 wird in 
Berlin durch Unterstützung der „Studentenhilfe“ ein Mittagstisch 
eingerichtet, der sämtlichen Studenten und Studentinnen zugäng¬ 
lich sein soll. Die Speisung soll nach Bedarf an mehreren Stellen 
gleichzeitig erfolgen. Zunächst findet sie in hierfür eingerichtete^ 
Räumen der Kaserne, Friedrichstraße 107, täglich in der Zeit von 
12%—3 Uhr statt. Der Preis für die Mahlzeit ist 2.50 Mk. Vor¬ 
läufig sind Eßbestecke mitzubringein. 


Hochschule für Politik in Berlin. Es lesen: Reichsminister 
Dr. Koch über Reich, Länder und Gemeinden; von den früheren 
Ministern Dr. Drews über die deutsche Frage; Dr. Schiffer über 
die parlamentarische Technik; Dr. Preuß über die Grundlagen der 
republikanischen Reichsverfassung; Dr. David über Agrarfragen 
und Dr. August Müller über das Verbandsprinzip in der Wirt¬ 
schaftsorganisation. Von Universitätsprofessoren lesen Hans Del¬ 
brück, Meinecke, Hoetzsch, Sombart, Troeltsch, Wechßler, Bonn, 
Rohrbach; aus Leipzig Goetz; aus München Bayerle. Ferner u. a. 
Gesandter a. D. Riezler, Ministerialdirektor Dr. Wiedenfeld und 
andere höhere Beamte. Die Vorlesungen finden in der Bauakademie 
(Schinkelplatz 6) statt, wo auch die Studienpläne erhältlich sind. 


Die Hochschule für Leibesübungen in Berlin hat ihr erstes 
Semester abgeschlossen. Insgesamt waren. 69 Vollstudenten im¬ 
matrikuliert. Es wurden 356 Stunden wissenschaftlichen Unter¬ 
richts und 880 Stunden praktischen Unterrichts erteilt. An den Fort¬ 
bildungslehrgängen des D. R. A. nahmen 269 Turner und Sports¬ 
leute teil, hier standen 224 Unterrichtsstunden wissenschaftlicher 
Art 360 Übungsstunden gegenüber. Insgesamt waren 37 Lehrer 
tätig. _ 

Leibesübung als Hochschulwissenschaft. Nachdem einige Uni¬ 
versitäten bereits über das Gebiet der Leibesübungen lesen lassen, 
ist ein Antrag des Deutschen Reichsausschusiscs an die Kultus¬ 
ministerien in Vorbereitung, auf Erteilung von Lehraufträgen an 
allen Universitäten für dieses Fach hinzuwirken und Mittel hier¬ 
für auszuwerfen. Wenn nicht die zukünftigen Lehrer, Ärzte und 


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472 


Verwaltungsbeamteji in ihrcrHauptausbildungszeit eine eingehende 
Kenntnis dieses Gebietes vermittelt erhalten, ist mit der Verbrei¬ 
tung der Leiibesübung in den kommenden Geschlechtern nicht zu 
rechnen. Eine durchgreifende Änderung der Tumausbildung in 
den Seminaren gehört natürlich ebenfalls in die Reihe der not¬ 
wendigen Maßnahmen. 

Der Nobelpreis für Medizin für 1917 ist Dr. Jules Bordet in 
Brüssel wegen seiner Entdeckungen auf dem Gebiete der Imniun- 
nität und für 1920 dem Professor August Krogli in Kopenhagen 
auf Grund seiner Entdeckung des kapillärmotorischen Regulations¬ 
mechanismus verliehen worden. 


Englische Gelehrte für Wiederaufnahme der wissenschaft¬ 
lichen Beziehungen. Das Schreiben der Professoren und Doktoren 
der Universität Oxford an die Professoren der Kunst und Wissen¬ 
schaft sowie die Mitglieder der Universitäten und wissenschaft¬ 
lichen Gesellschaften in Deutschland ihnd Österreich lautet nach 
einer „Times“-Meldung: „Da viele unter Ihnen sein werden, die 
vollauf unsere herzliche Trauer und unsere Sorge wegen des 
Bruches, den der'Krieg in unserem freundschaftlichen Verkehr 
verursacht hat, teilen, und da Sie nicht an der Aufrichtigkeit des 
Gefühls zweifeln können, das jene alte Freundschaft erzeugte und 
pflegte, werden Sie unsere Hoffnung für die baldige Wiederher¬ 
stellung dieser Freundschaft teilen. Daher treten wir Unterzeich¬ 
neten Doktoren, Hausvorstände, Professoren und übrilgen Beamten 
und Lehrer der Universität Oxford jetzt persönlich mit dem 
Wunsche an Sie heran, die Erbitterung und feindselige Gesinnung, 
die unter dem Antriebe loyaler Vaterlandsliebe zwischen uns ent¬ 
standen sein mögen, zu zerstreuen. Auf dem Gebiete, wo wir ein 
gemeinsames Ziel und gemeinsame Begeisterung haben, und wo 
unser Wetteifer und unser Ehrgeiz edelmütig sind, können wir 
sicher auf Versöhnung hoffen, und die Kameradschaft der Gelehr¬ 
samkeit bietet einen Weg, der zu eilner weiteren Sympathie und 
zu einem besseren Verständnis zwischen unseren verwandten Na¬ 
tionen führen kann und, wenn unsere geistigen Ideale lebendig 
sind, führen muß. Während politische Zwietracht die edle Höflich¬ 
keilt der großen europäischen Staaten zu verlöschen droht, wollen 
wir jene freundschaftlicheWiedervereinigung beschleunigen helfen, 
die die Zivilisation erfordert. — Impetret ratio, quod dies impetra- 
tura est.“ 


Personalien. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Joseph Wörth- 
m ü 11 e r aus Kaiserslautern in München. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Edgar 
Fenzl aus Ingolstadt. Dissertation: „Über das Vorkommen der 
Aktinomycesform des Tuberkelpilzes beim Menschen“. (Aus dem 
Patholog. Institut des Krankenhauses München r. d. I., Vorstand: 
Dr. Dürck). Tierarzt Alfons Kr inner aus Straßkirchen. Disser¬ 
tation: „Mageninhaltsuntersuchungen an Fischen aus dem Kochel¬ 
und Walchensee“. (Aus der bayer. biolog. Versuchsanstalt für 
Fischerei und dem zoolog. Institut der Tierärztlichen Fakultät, 
Vorstand: Dr. R. Demoll). Georg Oswald, praktischer Tierarzt 
aus Tanting (Oberb). Dissertation: „Beitrag zur Kenntnis des nor- 



473 


malen Baues und der Sklerodermie der Hautanhänge beim Hahn 
und Truthahn“. (Aus dem Tierpäthologisehen Institut, Vorstand:' 
Dr. Kitt). _ 

Bttcherschan. 

Die Kastration der Hähne und anderen männlichen Hausgeflügels. 

Von Dr. Oskar Mittag, prakt. Tierarzt. Mit 3 Abbildungen. 

Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wil¬ 
helmstraße 10. — Preis brosch. 4.50 Mk. 

Das vorliegende Schriftchen gibt nach einer kurzen Übersicht 
über die anatomischen Verhältnisse dem Tierarzt und Geflügel¬ 
züchter alles Wissenswerte über die Operation in wünschenswerter 
gedrängter Kürze und übersichtlicher Anordnung an die Hand. Die 
Operation selbst wird in ihren verschiedenen Methoden (von der 
Flanke bezw. der Mittellinie des Bauches bezw. der Lendengegend 
aus) anschaulich geschildert. Hiebei wird der Kastration von der 
Lendengegend aus die erste Stelle 'eingeräumt, weil sie die ein¬ 
fachste, zweckmäßigste und bei allen Vögeln ausführbar sei und 
weil hier auch das Vernähen der Operationswunde wegfalle. Dieses 
Urteil möchte ich nicht in allem unterschreiben. In der Praxis läßt 
sich bei! den meisten Hähnen die Operation von der Medianlinie des 
Bauches aus rasch und einfach und auch in schwierigen Fällen bei 
oft ganz kleinen Hoden unter Zuhilfenahme des Wengerschen In¬ 
strumentes' ohne Gefahr für das Tier durchführen. Nur bei den 
großen frühreifen Rassen, die erfahrungsgemäß, trotz ansehnlicher 
Körpergröße im jugendlichen Alter, überraschend kleine Hoden 
haben und wo für den Operateur mit kurzen Fingern dieselben 
vielleicht nicht erreichbar sind, würde ich die Flankenoperation 
■empfehlen. Bei der Flankenoperation benötigt man bekanntlich ein 
eigenes Instrumentarium, was bei der Mediianoperation, die mit ein 
paar einfachen Instrumenten ausgeführt wird, nicht nötig ist. Das 
.fällt in die Wagschale, zumal bei den jetzigen hohen Preisen für 
Instrumente, und dabei wird vom Verfasser, und vielleicht nicht 
ganz mit Unrecht, das für die Flankenoperation eigens von Holter¬ 
bach angegebene und bei-Hauptner angefertigte Instrumentarium 
als nicht genügend bezeichnet. — Bei den jetzigen Werten, welche 
das Geflügel auch in unserem deutschen Wirtschaftsleben reprä¬ 
sentiert, und bei der Beachtung, die die Geflügelzucht bei uns mehr 
und mehr findet, dürfte die Operation des Kapaunens, die übrigens 
Verfasser ih diesem Werkchen auch auf Gans, Ente, Truthahn, 
Taube und Straußhahn ausdehnt, immer größere Bedeutung ge¬ 
winnen und die vorliegende Schrift somit Tierärzten und Tier¬ 
züchtern ein willkommener Helfer sein. Ma. 


Menschliche Wundinfektionen und Tierseuchen. Ätiologie und 
bakteriologische Diagnose des Gasbrandes, 
des malignen Ödems, des Rauschbrandes und 
der Bradsot. Von Dr. med. Johannes Z e i ß 1 e r, Vorstand 
des bakteriologischen Untersuchungsamtes der Stadt Altona 
a. d. Elbe. Mit 29 Abbildungen auf 3 Tafeln. Berlin 1920, Ver¬ 
lagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelmstraße 10. — 
Preis brosch. 6 Mk. 

Die vorliegende Studie unterzieht die Erzeuger der Gasödeme 
einör näheren Betrachtung. Verfasser wurde hiezu veranlaßt durch 
den Umstand, daß während des großen Krieges a.n Stelle der früher 



474 


so gefürchteten Wundinfektionen des Hospitalbrandes, der Wund¬ 
rose und des Tetanus, die bekanntlich durch die aseptische Wund¬ 
behandlung bezw. prophylaktische Serurainjektionen verdrängt wor¬ 
den, waren, nunmehr andere gefürchtete Feinde der menschlichen 
und tierischen Gesundheit als Wundinfektionen auftraten, nämlich 
der Gasbrand, das maligne ödem und der Wundrausehbrand. Nach 
dem Vorgänge von A s <• h o f f schlägt er für diese und nahe¬ 
stehende Wundinfektionen die allgemeine Bezeichnung Gasödeme 
vor. Es soll ‘hiebei aber nicht eine ätiologisch-einheitliche Krank¬ 
heit verstanden werden und daher auch nicht der Singular „Gas- 
ödem“, sondern nur der Plural „Ödeme“ gebraucht werden und 
dementsprechend sollen unter dem Sammelbegriff der Gasödem¬ 
bazillen die verschiedenartigen anaeroben pathogenen Gasödem¬ 
erzeuger verstanden werden. *Die Verschiedenheit der Gasödem- 
bazilllen leuchte schon ein, wenn man bedenke, daß bei den Gas¬ 
ödemen des Menschen u. a. auch die in der Veterinärbakteriologie 
eine Rolle spielenden Erreger des Rauschbrandes und Bradsots 
sich befinden. Die Studie geht außerordentlich gewissenhaft zu 
Werke. Sie befolgt genau die Kochschen Prinzipien, vermeidet 
aber die serologischen Methoden, da dieselben angeblich für die 
Differenzierung und präzise Artbestimmung der Gasöderabazillen 
wenig bedeute. 

Bei seiinen auf Grund kleinster morphologischer oder kultureller 
Differenzierung beruhenden Versuchen der Klassifizierung und 
Rubrizierung kommt Verfasser zu bemerkenswerten Schlußfolge¬ 
rungen, die zum Teil neue Gesichtspunkte eröffnen. Dabei dürfte 
auch interessieren, daß Verfasser bei seinen „204 kleinlich unter¬ 
suchten anaeroben Stämmen“ weder „Variationen noch Mutationen, 
noch Umwandlungen oder ähnliche Erscheinungen“ beobachtet, 
. sondern im Gegenteil „in 5 Fällen die Unrichtigkeit der .von Kolle 
behaupteten Umwandlungen nachgewiesen hat“. 

Die Schrift muß studiert werden und enthält für den Spezial¬ 
forscher an sich, aber auch für jeden Tierarzt und Arzt eine Fülle 
des Wissenswerten. — In der Ausstattung ist außer dem vorzüg¬ 
lichen Druck und Papier auf die sehr gut gelungenen Abbildungen 
auf 3 Tafeln hinzuweisen. Ma. 


Eingesandt. 

Die Kröpfer. Eine der beliebtesten Rassetauben sind die Kropf¬ 
tauben. Diese führen ihren Namen von der ihnen eigenen besonders 
hohen Fähigkeit, den Kropf stark aufzublasen und ihn in diesem 
Zustande mehr oder weniger lang zu erhalten. Bi« zu einem ge¬ 
wissen Grade ist die Eigenschaft, das sogen. Blasen, bei allen 
Tauben anzutreffen, nirgends aber in diesem Maße, wie bei den 
Kropftauben. Die Taube zieht beilm Blasen Luft durch den Schna¬ 
bel in den Kropf, worauf sich der Kehldeckel schließt und durch 
die Halsmuskeln geschlossen gehalten wird. Im Laufe der Zeit 
haben sich nach dem Geschmack der Züchter verschiedene Spiel¬ 
arten gebildet, von denen es anerkannt 14 verschiedene Varietäten 
gibt, die meist ei/nen lokalen Charakter trafen. Weiteres darüber 
in Folge 12 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein 
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur 
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 
für das Vierteljahr. 



475 



BeiUmrindern oder Verkalben 

führt die „Bissulin “-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel. 

. . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben 
ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal 
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/1908. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36/1915. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
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Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr, 14, 1921, Seite 237 und 254. 

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Bekanntmachung. 

Am Sonntag, den 29. Mai 1921, nachm. 2'/a Uhr findet in 
Augsburg im Hotel „Weißes Lamm“ die 

Generalversammlung 

des Tierärztlichen Kreisvereins von Schwaben u. Neuburg 

statt. 

Tagesordnung: 

1. Bericht über die Tätigkeit der Vorstundschaft: 

2. Kassabericht. 

8. Vortrag (mit Lichtbildern) des Herrn Amtstierarztes Dr. Stroh: 
„Bandwurmfunde bei 2000 im Augsburger Schlachthofe geschlach¬ 
teten Pferden“. 

4. Freie Aussprache über neuere Erfahrungen bei der Maul- und 
Klauenseuche. 

5. Wünsche und Anträge. 

Es wird um rege Beteiligung ersucht, da der Tierärztliche 
Kreisverein heuer 75 Jahre besteht. 

Augsburg, den 13. Mai 1921. 

J. Schneider. 

Zur geffi. Beachtung! 

RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß der Inseraten- 

Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden Woche 
erscheinende Nummer der Wochenschrift 



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(trBher: Tierärztliches Woobenblatt n. Wochenschrift für Tierhellknnde u. Vlehzncht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses 1 der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 31. Mai 1921. Nr. 22. 


Inhalt: 

Originalartikel: A b e 1 e i n. — Kitt. (Schluß.) — Referate — Tierärztliche Standes- 
uud Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. 
— Bücherschau. - 


Passive Immunisierung gegen Hanl- und Klauenseuche. 

Von Dr. R. Abelein, prakt. Tierarzt in Hemigkofen. (Bodensee). 

Bisher hat das Löfflersche Maul- und Klauenseuche- 
serum in der Praxis keine, wesentliche Bolle zu spielen ver¬ 
mocht, da es zu teuer ist und nicht in genügenden Mengen 
beschafft werden kann. Das als Ersatz angewandte Re¬ 
konvaleszentenserum ist arm an'spezifischen Immunkörpern 
und von schwankendem Wert. Dabei ist der durch ein¬ 
malige Injektion dieser beiden Hera erreichte Schutz von 
zu kurzer Dauer. So lange man den Ansteckungsstoff nicht 
in beliebig großen Mengen gewinnen kann, wird man-auch 
kein hochwertiges lmmunserum in hinreichenden Mengen 
hersteilen können, -um darauf die Seuchentilgung aüfzu- 
bauen. Bei den hohen in Gefahr stehenden Werten wird 
man aber in Zukunft auf die Verwendung eines Schutz- 
serums bei der Seuchenbekämpfung nicht verzichten wollen 
und dabei auch auf das Rekonvaleszentenserum zurück¬ 
greifen können, dessen immunisierende Wirkung bisher 
wohl unterschätzt wurde; ist es doch möglich auch mit die¬ 
sem schwachen Serum eine für praktische Zwecke genügend 
lange anhaltende Schutzwirkung zu erzielen. 

Während des in meinem Arbeitsgebiet herrschenden 
Seuchenganges (September bis Dezember) konnte ich. mit 
solchem selbstgewonnenen Serum 6 Ställe von der Seuche 
dadurch frei erhalten, daß ich in dre iw ö ch e n 11 i ch e n 
Abständen jedem Rind je nach Größe 10;.Ö 
bis 300 ccm Rekonvaleszenten serum su 1> - 
kutan injizierte. Die Injektion wurde drei- bis vier¬ 
mal wiederholt und so ein 3 Monate dauernder Schutz, er¬ 
zielt, während dessen die Seuche erloschen ist. Daß über¬ 
haupt ein solcher Schutz zu erzielen ist, wird jeder Prakr 
















482 


tiker, welcher die Ernstschen Bhitimpfungen in größerem 
Maßstabe vorgenommen hat, selbst erfahren haben. Kälber 
und Jungrinder/i, welchen man gewöhnlich eine im Ver¬ 
gleich zu ihrem Körpergewicht viel größere Menge Blut 
oder Se^um injizierte als erwachsenen Bindern, blieben 
häufig von der Seuche während des ganzen Seuchengfanges 
trotz absichtlicher Ansteckung verschont. Die Schwierig¬ 
keit, den gleichen Erfolg auch bei erwachsenen Kindern zu 
erzielen, liegt offenbar nur darin,* daß man nicht die nötigen 
Mengen Serum oder entfasertes Blut zur Hand hat. Um 
diesem Mißstande zu begegnen, verteilte ich die Schutzdosis 
auf mehrere zeitlich getrennte Einspritzungen. Erstens er¬ 
hielt ich dadurch mehr Zeit und Gelegenheit, um Serum 
von durchseuchten Tieren zu gewinnen, und zweitens 
brauchte ich überhaupt weniger Serum. Erfahrungsgemäß 
beginnt 3 Wochen nach der Einverleibung der Immunstoffe 
deren Abbau. Je mehr hievon im Blut kreisen, desto mehr 
können abgebaut werden. Daher wird man am sparsamsten 
wirtschaften, wenn man dem Körper immer nur soviel Im¬ 
munstoffe zuführt, daß eine Ansteckung mit den geringen 
Mengen Virus, wie sie unter gewöhnlichen Verhältnissen 
stattfindet, nicht zur Erkrankung führen kann. Hach meinen 
Erfahrungen genügen 300 ccm Kekonvaleszentenserum, um 
für einige Wochen vor Ansteckung zu schützen. Vorsichts¬ 
halber erneuerte ich diese Dosis nach 3 Wochen ganz. 
Vielleicht genügen aber auch Nachimpfungen mit nur 200 
oder 150 ccm. Dann könnte sich der Verbrauch an Serum, 
welcher sich bei meinen Versuchen auf 1 Liter per Kopf be¬ 
lief, auf 600—750 ccm herabsetzen lassen. 

Über * die Technik der Serumgewinnung 
finden sich mehrere Angaben in den Zeitschriften, doch 
wird in allen Fällen 35 % Ausbeute aus dem Blut als 
Höchstleistung für den praktischen Tierarzt angegeben. 
Es liege dies daran, daß man den Blutkuchen ohne um¬ 
ständliche Einrichtungen nicht auspressen könne. Es ge¬ 
lang mir aber ohne Schwierigkeit 75 % Aus¬ 
beute zu erzielen auf folgende Art: Das aus der Aderla߬ 
wunde fließende Blut mißt man mit einem sterilen Ma߬ 
krug in eine möglichst hohe, etwa 35 Liter fassende sterile 
x Milchtransportkanne. Ist sie nach 10—12 Aderlässen ganz 
voll, schließt man sie und läßt sie sofort nach Hause fahren. 
Nach 1 Stunde zerschneidet man den Blutkuchen mit einem 
ausgeglühten Säbel in faustgroße Stücke. Dann wird die 
Öffnung mit vierfachem sterilem Mull straff überspannt 
und die Kanne über einen sterilen Blecheimer umgestürzt. 



483 


Das Blut steht nun unter dein Druck seines, eigenen Ge-, 
wichtes und in 24 Stunden sind 3 / 4 des Blutes an Serum 
gewonnen. Dieses enthält zwar'etwas rote Blutkörperchen, 
welche es mit ihrem Farbstoff verfärben, doch schadet das 
nichts. Es wird dann mit dem zehnten Teil seines Gewichts 
an 5 % igem Karbolwasser langsam verrührt und in Korb¬ 
flaschen abgefüllt. Den nach längerem Stehen sieh absetzen¬ 
den Satz von roten Blutkörperchen läßt man in der Flasche 
beim Gebrauch zurück, da er gerne zu Abszedierung führt. 

Die Injektion erfolgt aseptisch unter die Subkutis, am 
besten hinter dem Schulterblattknorpel, 300 ccm auf ein¬ 
mal. Nach 1 Stunde läßt man die entstandene Beule mas¬ 
sieren, um das Serum in der Unterhaut zu verteilen und 
rascher zur Resorption zu bringen. Auffallend ist der 
Rückgang in der Milchleistung, welcher sich nach 2—4 
Tagen bemerkbar macht und einige Tage anhält, um dann 
wieder zu verschwinden. Sonstige Nachteile werden nicht 
beobachtet. w s 

Die Menge der ersten Injektion darf 
unter 300 ccm bei Rindern mit etwa 500 kg 
Gewicht nicht heruntergehen. In zwei Ställen 
versuchte ich, ob nicht auch 200 ccm genügen. Im ersten 
Stall mit besonders schweren Tieren trat nach 10 Tagen 
die Seuche auf und verbreitete sich im ganzen Stall. Im 
zweiten Stall mit etwas leichteren Tieren (zirka 400 kg) 
erkrankten schon nach 24 Stunden das erste, nach ,2 Tagen 
zwei weitere Rinder. Sie befanden sich offenbar zur Zeit 
der Injektion im Inkubationsstadium. Nach 14 Tagen er¬ 
krankte der zirka 500 kg schwere Zuchtstier. Die übrigen 
11 Rinder, welche mit den kranken aus dem gleichen Barren 
fraßen und soffen, blieben gesund, doch gab ich ihnen vor¬ 
sichtshalber die zweite Injektion mit diesmal 300 ccm schon 
14 Tage nach der ersten. Somit scheint die G renzdosis 
b e i 200 ccm zu liegen. Von denjenigen 6 Ställen, in wel¬ 
chen ich von vornherein 300 ccm Serum injizierte, ist nicht 
ein Rind erkrankt, obwohl diese ständig zur Arbeit benützt 
wurden, auf der Weide mit verseuchten Tieren zusammen- 
kammen und auch sonst der Ansteckung ausgesetzt waren. 
Die Ställe sind zum Teil ganz umringt gewesen von ver¬ 
seuchten Gehöften und bliebeii mit einigen abgelegenen die 
einzigen seucherrfreien. 

Wie weit sich das Verfahren in anderen Seuchengängen 
bewähren wird und wie es sich unter Umständen verbessern 
läßt, muß sich erst zeigen. Sollten,wie ich vermute, 150 ccm 
f ii rd i e zweite und die folgenden Spritzen 



484 


genügen, und damit der Verbrauch pro Kopf 6<K) ccm für 
2 Monate nicht übersteigen, so würde bei erstmaligem 
Auftreten der Seuche die passive Immunisierung der 
gefährdeten Bestände dann zu erreichen sein, wenn man 
sich entschließt, den erkrankten Bestand zu keulen. Von 
den bereits durchseuchten Tieren fängt man das 
Blut auf, et wa 18 Liter pro Kopf. Hieraus ge¬ 
winnt man 12 Liter Serum, genügend, um 20 Rinder 
zu immunisieren. Genügt dies nicht, so kann man immer 
noch auf das Löft'lersclie Serum zurückgreifen, oder von 
entfernteren Seuchenherden her Serum beziehen. Hiemit 
wäre dann die Unterdrückung der Seuche wesentlich er¬ 
leichtert. 

In Anbetracht der hohen Bedeutung der angeschnittenen 
Frage glaubte ich, um zu weiteren Versuchen anzuregen, 
meine Beobachtungen veröffentlichen zu dürfen, wenn sie 
sich auch auf kein großes Versuchsmaterial stützen. 

Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und 
Klanensenchebekämpfnng durch Impfungen. 

Von Professor Dr. Kitt. (Schluß.) 

Auch Normalserum wirkte anscheinend etwas 
gegenüber einer am selben Tage vorgenommenen Virus¬ 
impfung, insofern von zwei Meerschweinchen, welche 15 ccm 
Normal-Rinderserum intraperitoneal erhalten hatten, eines 
gesund blieb, das zweite nach 6 Tagen Bläschen bekam, 
während 2 Kontrolltiere nach 4 Tagen an allen Füßen mit 
Blasenbildung erkrankten. 

Das Vorbild der alten Variolaimpfuug, speziell der Schaf- 
Pockenimpfung, hat schon S p i n o 1 a 1863 (Handbuch der 
spez. Pathol. u. Therapie f. Tierärzte, II. Aufl., 1863, S. 92) 
Anlaß zu Versuchen gegeben, auch gegen die Aphthenseuche 
durch oberflächliche Stichimpfung mit Lanzette eine lokale 
Reaktion und milde Durchseuchung herbeizuführen. S p i - 
n o 1 a impfte Klauenblasenlymphe in dieser Weise bei 
Schafen an die innere Ohrfläche und hat diese Impfung im 
Großen ausgeführt; er schreibt darüber, daß sich in der 
Regel schon nach 48 Stunden an der Impfstelle eine Blase 
entwickelt, die größer als eine Impfpocke ist, sehr bald 
platzt und in 4—6 Tagen sei alles vorüber. Außer an den 
Impfstellen beobachtete er nur selten an anderen Stellen 
Maul- und Klauen) eine Eruption. Der. Erfolg sei befriedi- 
\ gend und im allgemeinen sei Schutzwirkung zu beobachten 
gewesen, wenn auch nicht in jedem Fall, (S p i n o 1 a hat 



485 


auch Aphthen und Pocken gleichzeitig bei einem und dem¬ 
selben Individuum erzeugt, an einem Ohr Aphthen, am 
andern Ohr Pocken.) 

Wegen der damals starken Ausbreitung der Schafpocken 
ist es nicht- zu überblicken, inwieweit bei S p i n o 1 a s Ver¬ 
suchen das^ Pockenvirus, überhaupt mitgespielt hat. Denn es 
gelingt in der Pegel nicht durch Stichimpfung eine nur 
lokale Blase zu erzeugen. Vielleicht haben die früheren 
Seuchenzüge noch Besonderheiten gehabt, denn S p i n o 1 a 
berichtet auch von Aphthenübergang auf Hühner, Gänse 
und Enten, wobei letztere Blasen an den Schwimmhäuten 
bekommen haben, während solche Geflügelerkrankungen in 
den letzten Dezennien in Abrede gestellt wurden und erst 
in aller jüngster Zeit wieder die Empfindlichkeit des Ge¬ 
flügels vermerkt werden konnte. 

Neuerdings hat Dr. Groth, Vorstand der Bayerischen 
Zentralimpfanstalt, mit Hinweis auf die Erfahrungen bei 
Variola das Ziel, eine nur lokale Aphthe bezw. milde Durch¬ 
seuchung zu erreichen, durch die Methode der subepidermoi- 
dalen Injektion angestrebt (Münch. Mediz. Wochenschrift, 
1920, Nr. 52, S. 1497). 

Bei solcher Impfung an der Büsselscheibe des Schweines 
und am Flotzmaul des Rindes konnte Groth in der Tat 
eine nach 24 — 48 Stunden auftretende örtliche Aphthe er¬ 
zeugen, welcher jedoch nach weiteren 24—48 Stunden eine 
allgemeine Eruption folgte; ob der mildere Verlauf, der 
zu beobachten war, zur allgemeinen Regel sich gestaltet., 
müssen weitere Versuche lehren. 

— Von Wichtigkeit ist ferner die on Groth bei subepider- 
moidaler Impfung an haararmen Hautstellen (Schweifan¬ 
satz, Innenfläche der Hinterschenkel) bei Ferkeln und 
Schafen festgestellte Wirkungsart des Aphthenvirus, 
daß hiebei statt einer Blasenbildung nur derbe knotige 
Infiltrate auftraten, wonach jedoch (mit Ausnahme 
eines Falles unter 4 Schafen) nach 2—4 Tagen eine allge¬ 
meine Erkrankung folgte. 

Dr. Koege 1 und ich haben bei Versuchen an Ziegen 
und Sch weinen das gleiche beobachtet und können die 
vorausgegangenen Versuche Groths in diesem Punkte be¬ 
stätigen; wir erzielten auch bei Impfungen mit Galle seu- 
qhenkranker Tiere ähnliche örtliche Infiltrate und sahen 
bei wiederholter Impfung durchseuchter Tiere erneut die 
lokale Reaktion in Erscheinung treten. 

Die von G r o.t h und H o b m a i e r erbrachten For- 
sclningsresultate. eröffnen dem Studium über die Prophy- 



laxe der Maul- und Klauenseuche neue Wege; sie sind schon 
von weittragender Bedeutung, wenn durch die Art der In¬ 
okulation an Stelle der bisher so spärlichen Ausbeute an 
Virus aus den Blasen seuchekranker Binder und Schweine 
eine leichte und reichliche Beschaffung von Virus aus den 
Infiltraten und dem Blute zu Versuchs- und Schutzimpfungs¬ 
zwecken ermöglicht wird. ' 

Weitere * Untersuchungen werden ergeben, ob die an 
durchseuchten Tieren durch Wiederimpfung derselben er¬ 
zeugten Infiltrate eine durch die Immunstoffe des Blutes 
oder der Galle vielleicht abgeänderte besonders passende 
Virusvakzine liefern. 

Ob es jemals gelingen wird mit einer nur einmaligen 
Vakzinevirus- oder Antigenimpfung einen länger dauernden 
Schutz gegen die Seuche zu erreichen, ist sehr fraglich; 
denn die vielen von Löffler in der mannigfachsten Weise 
unternommenen Versuche haben immer wieder gezeigt, daß 
es mehrfach wiederholter Virusimpfungen bedarf, um zu 
einer sicheren Immunität zu gelangen. Indes würde es schon 
genügen, eine Grundimmunität zu schaffen und die Nach¬ 
teile der Verschleppungsgefahr durch ein abgeändertes 
lebendes oder totes Virus auszuschalten, was beides sich 
durch intravenöse Injektion von abgetötetem Virus am 
ehesten erwarten läßt. 

Unsere Versuche lieferten weiter ein Beispiel, daß auch 
bei Aphthenseuche im Seuchenstall der Luftraum keine An¬ 
steckungen vermittelt, sondern Tiere, die im selben Baume, 
jedoch durch Gitter getrennt gehalten werden, solange ver¬ 
schont bleiben, als eine Übertragung des Ansteckungsstoffes 
durch direkte Berührung, durch Futter, Getränk und 
Menschenhände unterbleibt. Drei Ferkel, die in 1—2 Meter 
Entfernung von seuehenkranken in einem oben offenen 
Gitterkäfig (dessen Eisenstäbe waren handbreit von ein¬ 
ander entfernt, ohne Mauer oder Bretterzwischenwand) 
nntergebracht waren, blieben wochenlang gesund, obgleich 
sie von demselben Wärter gefüttert und gepflegt wurden, 
wie die im selben Stalle befindlichen seuchekranken Tiere, 
lind auch das gleiche Futter und Trank bekamen, jedoch in 
gesondertem Freßtrog. 

Der geschulte Wärter gebrauchte nur die Vorsicht, die 
drei Ferkel immer zuerst zu versorgen und unberührt zu 
lassen, dann erst die seuchenkranken zu füttern. 

Erst als die drei Ferkel künstlich geimpft wurden, er¬ 
krankten sie, waren somit nicht etwa überhaupt unempfäng¬ 
lich. Der rein kontagiöse Charakter der Seuche und der 




487 


Schutzwert der Isolierung ist längst bekannt. Wenn in einem 
Seuchenstalle einzelne Tiere gesund bleiben, so liegt das 
nicht immer an einer Immunität, sondern am Zufall, daß 
eine Kontaktinfektion ausgeblieben ist. 


Referate. 

Patbotogtscke Anatomie, Fleisohbesehaa and Nahrungsmittelkande. 

Prof. Bruns und Med.-Rat Gasters: Paratyphus¬ 
epidemie in einer Hammelherde; dadurch bedingte Massen¬ 
erkrankungen an Fleischvergiftung in Überruhr (Landkreis 
Essen). (Zeitschrift f. Hygiene u. Infektionskrankheiten, 
Band 90, 1920, Heft 2.) 

In einer aus Bayern nach Essen ausgeführten Schafherde 
waren 20 Tiere nofcgieschlachtet worden, weil sie nach Angabe des 
Schäfers zu viel Salz gefressen und deshalb hätten innerlich ver¬ 
brennen müssen. Das Fleisch wurde von der Ergänzungsbeschau 
freigegeben, ebenso das von 22 weiteren, aus demselben Stalle 
stammenden Schafen. 

Wenige Stunden nach dem Genuß des Fleisches traten unter 
der Bevölkerung Krankheitserscheinungen auf, die in Erbrechen, 
Durchfall, Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerz bestanden,. Nach 
zirka 5 Tagen war fast die ganze Gemeinde erkrankt, an 2000 Per¬ 
sonen, davon zirka 50 schwer, 4 tödlich. Die Untersuchung bei der 
Sektion der Todesopfer ergab reichl'iich Paratyphus - B - Bazillen. 
Dieselben Bazillen wurden im Schaffleisch gefunden. 

Die aus dem Menschen und den Schafen herausgezüchteten 
Stämme wurden mit mehreren Paratyphusseren mindestens 1: 5000 
agglutiniert, ohne daß ein Unterschied zwischen Mensch und Schaf 
bemerkbar war. 

Die Verfasser fordern mÜt Recht, daß Fleisch von Schafen mit 
verdachtifgfen Darmerkrankungen erst freigegeben wird, wenn die 
bakteriologische Untersuchung auf Paratyphus - Bazillen negativ 
verlaufen sei, zumal an dem fraglichen Fleisch auch nach längerem 
gewöhnlichen Aufbewahren äußerlich nicht das geringste zu 
merken war. F. 

Intrt Medlxia ni Hygleie. 

Dr. med. vet. Gr a wert - Niederndodeleben (Magde¬ 
burg) : Zur Kenntnis der parenteralen Proteinkörper¬ 
therapie. [Versuche mit Aolan in der Vete- 
rinärmedizi n.] (Berl. Tierärztl. Wochenscbr., 1920, 
Nr. 19, S. 209.) 

Entsprechend den Verwendungsmöglichkeiten des Aolan in 
der Humanmedizin glaubt G., daß das Mittel in der Tiermedizin 
bei allen chronischen Krankheiten der Haut, bei denen Infektions¬ 
erreger eine Rolle Ispielen, also bei Akne, Ekzem, Furunkulose, 
Äktinomykose und Botryomykose, bei Herpes und Favus, akuter 
und chronischer abszedierender Phlegmone, ferner bei chronischen 
SchleSmhautaffektionen wie dem Scheidenkatarrh des Rindes, hart¬ 
näckigen Fällen des Bläschenausschlages des Rindes und Pferdes 
und bei chronischem Darmkatarrh indiziert ist. Auch bei der perio- 



488 


dischen Augehentzüiidung des Pferdes hält der Autor im Hinblick 
auf die Trostlosigkeit der bisherigen Therapie bei dieser Erkran¬ 
kung Versuche mit Aolan für angezeigt. — Aolan, ein aus Kuh¬ 
milch gewonnenes Präparat, wird von der Firma Beiersdorf & C’o., 
Hamburg, hergestellt; es ist in Ampullen zu 10, 25 und 50 ccm im 
Handel. G. unterzog beim Pferde 5 Fälle von akuter Phlegmone 
an den Hinterfüßen, 1 Akne-Fall in der rechten Lenden- und 
Flankengegend, 1 Fall von Botryomykose, die auf dife Kopfmusku¬ 
latur lokalisiert war und 2 infizierte Stichwunden, von denen eiüe 
hinter dem rechten Maulwinkel, die andere, durch einen Nageltritt 
verschuldet, ira vorderen rechten Eckstrebenwinkel sich befand, 
der Behandlung mit Aolan und erzielte namentlich bei 
ile nZellgewebsentzünd ungen, dieabsichtlich 
ohne jedeLokalbehandlung blieben, eine über¬ 
raschend schnelle Heilung. Was die Dosierung ari- 
langt, empfiehlt G. für das Pferd und Rind 25—50 ccm, für den 
Hund 7—10 ccm, für die Katze 3—5 ccm. 4 Tage nach der ersten 
Applikation ist nötigenfalls eine zweite vorzunehmen, wobei G. die 
intramuskuläre der subkutanen vorzieht, in einzelnen Fällen kom¬ 
binierte er die beiden Methoden, indem er die Hälfte i. m., die 
andere s. k. gab. Auf Grund seiner guten Erfahrungen empfiehlt 
G. die weitere Ausprüfung des Präparates. (Über den Preis des 
Aolan sind keine Angaben gemacht. D. .Schrift 1.) Me. 

Tierärztliche Standes- und Wirtschaitsfragen. 

Tierärztlicher Kreisverein der Oberpfalz. 

Der Kreisverein hielt am Sonntag den 8. Mai in Regensburg 
eine Generalversammlung ab, die- außerordentlich stark, nämlich 
von 41 Tierärzten, besucht war. Als Vertreter der Kreisregierung 
nahm Oberregierungsrat Hei eck an den Verhandlungen teil. 
Nach Erstattung des Vorstands- und Kassenberichtes wurde die 
Neuaufnahme von 12 praktischen Tierärzten vollzogen. Zur Frage 
des Fortbestandes des Vereines hatten die oberpfälzischen Frei¬ 
berufstierärzte einen Antrag auf Auflösung eingebracht, der die 
satzungsgemäß vorgeschjriebene Zweidrittel-Mehrheit nicht fand, 
da 17 Mitglieder für Beibehaltung des Vereines stimmten. Jedoch 
fand der Antrag des Mittelfränkischen Kreisvereines bezüglich der 
Neuorganisation der Standesvertretung in nachstehender Fassung 
einstimmige Annahme: Der Landesausschuß wird ersucht an die 
Staatsregierung denAntrag zu stellen, dieVerordnung vom 11. Feb¬ 
ruar 1877, die tierärztlichen Kreisvereiine betreffend, dahin abzu¬ 
ändern, daß bis zur Errichtung einer berufsständischen Vertretung 
je 4 Vertreter der Berufsgruppen der Staats-, Gemeinde- und Frei¬ 
berufstierärzte den Landesausschuß zur Wahrnehmung der Inter¬ 
essen der Tierärzte beim Staatsmiinisterium des Innern bilden. Als 
Standesvertretung bei der Kreiisregierung bildet der Kreisverein 
einen Ausschuß, bestehend aus je 2 Vertretern der Staats- und 
Freiberufstierärzte und 1 Vertreter der Gemeindetierärzte. In 
Verfolg dieses Beschlusses wurde der § 13 dahin abgeändert, daß 
der Ausschuß außer dem Vorstände, Schriftführer und Kassier auch 
hoch aus 2 Beisitzern bestehe und daß er sich aus je 2 Vertretern 
der Staats- und Freiberufstierärzte und 1 Vertreter der Gemeinde- 
tierärzte zusammenzusetzen habe. — Die Wahl des Aus¬ 
schusses ergab als Vorsitzenden Bezirkstierarzt Dr. Guth- 
Amberg, als Schriftführer Schlachthofdirektor Dr. K o 1 b - Regens- 



489 


bürg, als Kassier Oberveterinärrat Lelmer- Parsberg und als 
Beisitzer die praktischen Tierärzte V it.e r 1 i n g - Hemau und 
Zeller- Moosham. 

Mit abseitiger Zustimmung der Versammlung bezeichnete es 
Dr. Guth als nächste Aufgabe des Ausschusses alle erforder¬ 
lichen Schritte zur Abhaltung eines Fortbildungskurses über Be¬ 
kämpfung der Unfruchtbarkeit des Rindes unter Leitung eines 
praktischen, geschulten Fachmannes zu unternehmen. Nach Er¬ 
ledigung der hiezu notwendigen Vorarbeiten soll noch in diesem 
Sommer ein solcher Kurs im Anschluß an eine Kreisvereinsver- 
sämmlung .stattfinden. . I. A.: Dr. K o 1 b. 


Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte — Landes¬ 
gruppe Bayern. 

Bericht über die ordentliche Mitgliederver¬ 
sammlung am 6. März 1921z u München. 

Zu der für vormittags 11 Uhr im Saal des „Hauses der Land¬ 
wirte einberufenen Versammlung waren 38 Mitglieder erschienen. 
Der Besuch war somit ein erfreulich guter, waren doch Tierärzte 
aus 24 Stadtgemeinden aus allen Kreisen Bayerns vertreten, dar¬ 
unter 3 aus der Rheinpfalz und 1 aus Koburg, die mit besonderer 
Freude begrüßt wurden. Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der 
erste Vorsitzende, Herr 'S c h n e i d e r - Augsburg,. des verstor¬ 
benen Mitgliedes Oberveterinärrat A. Schmidt- Kulmbach • in 
ehrender Weise. Sodann wurde eiln kurzer Rückblick übör die 
Tätigkeit der Vorstandschaft seit der letzten Mitgliederversamm¬ 
lung am 27. Juni 1920 gegeben: 

Die Zahl der Mitglieder der Landesgruppe beträgt 63. Am 
21. November 1920 fand eine Besprechung zwischen den Vertre¬ 
tungen des Vereins der Staatstierärzte, der Freiberufstierärzte 
und der Landesgruppe statt; Gegenstand der Erörterung war der 
vom Verein der Freiberufstierärzte gemachte Vorschlag, den 
Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns in der 
Art und Weise umzugestalten, daß derselbe nicht mehr von" den 
Kreisvereinen, sondern von den drei genannten Berufsorganisa¬ 
tionen auf paritätischer Grundlage gebildet werde. Eine Einigung 
konnte indes nicht erzielt werden. Als hiezu einschlägig wurde 
ein Schreiben der Tierärztlichen Kreisvereins von Mitte Kranken 
bekannt gegeben, in welchem der Beschluß desselben vom 18. De¬ 
zember 1920 (siehe M. T. W. Nr. 9 v. 1. März 1921, S. 173) mitge¬ 
teilt wurde. Hiezu beschloß die Versammlung auf Antrag des Vor¬ 
sitzenden, dem Beschlüsse des raittelfränkischen Kreisvereins bei¬ 
zutreten, im übrigen war es die Meinung der Versammlung, daß 
gegen das ‘ Weiterbestehen der Kreisvereine an sich nichts einzu¬ 
wenden sei. 

■ Weiterhin fand eine Besprechung zwischen der Vorstandsc-haft 
und städtischen Tierärzten Münchens über die Frage der Amts¬ 
bezeichnung der Gemeindetierärzte statt. Der vom Vorsitzenden 
gegebenen Anregung,, die Besprechung dieses Punktes zurückzu¬ 
stellen, wurde stattgegeben. 

Sodann erstattete Herr Opel- München sein Referat über 
„D ie'Finanzierung der Sch lach thöf e“, da*s außer¬ 
ordentlichen Beifall fand. (Dasselbe ist bereits veröffentlicht in 
Nr. 11 der „Deutschen Schlacht- und Viehhof-Zeitung“.) Das sich 
anschließende Korreferat von Herrn S e m m 1 e r - Zweibrücken 




490 


nahm im wesentlichen Bezug auf die Schlachthöfe mittlerer Städte. 
In mittleren und kleinen Schlachthöfem sei eine Einschränkung der 
Schlachtzeiten bezw. der Schlachttage zur Verringerung der Be¬ 
triebsausgaben unbedingt notwendig. Im übrigen schloß sich, der 
Korreferent den Schlußfolgerungen des Referenten vollinhaltlich an. 

In der sehr lebhaften Diskussion über den Vortrag betont Herr 
Dlmp fl-Nürnberg die Unaufschiebbarkeit der Gebührenerhöhung; 
es wäre zu prüfen, ob die Zuschläge nach Stück, nach Lebend- oder 
Schlachtgewicht festgesetzt werden sollen. Da. die Kühlhausbe¬ 
triebskosten durch Zuschläge allein nicht bezahlt werden können, 
sei ein Ausgleich durch Erhöhung der Schlachtgebühren anzu¬ 
streben. Herr H u ß - Bamberg gibt zu erwägen, daß durch die 
Einschränkung der Schlachtzeiten die Schwarzschlachtungen ge¬ 
fördert werden könnten; zu hohe Kühlhausmieten würden zum 
Leerstellen der Räume im Winter führen. Auf möglichst gute Ver¬ 
wertung des anfallenden Düngers seil Bedacht zu nehmen. Herr 
F 1 e s s a - Hof erwähnt, daß dort die Gebühr von 3 Mk. auf 8 Mk. 
für den Zentner Lebendgewicht "erhöht wurde.' Er betont, daß ehe¬ 
malige Kriegs -Konservenfabriken in der Umgebung der 
Städte noch in gleichem oder sogar erweitertem Umfange arbeiten 
und infolge Einsparung der Gebühren (bei den bekannten sonstigen 
günstigeren Bedingungen) erhebliche Gewinne erzielen, zumal sich 
ihre Verkaufspreise von denen der Gewerbetreibenden in den 
Städten nicht unterscheiden. Aus dies ein Grunde tun sich auch 
fortgesetzt neue derartige oder ähnliche Geschäfte in der Nähe 
der Städte auf. Durch die Einfuhr ihrer Produkte (eiarschl. de« 
Frischfleisches) wird die Frequenz der Schlachthöfe gemindert 
und dadurch allmählich deren Finanzierung in Frage gestellt, aber 
auch dem ansässigen Gewerbe eine nicht einwandfreie Konkurrenz 
bereitet. Hierauf seil der Städtebund aufmerksam zu machen. In 
der weiteren Aussprache ergibt sich, daß diese mißlichen Zustände 
in der Umgebung nahezu aller bayerischen Städte bestehen. Die 
Herren H u ß - Bamberg und Seiderer- Rosenheim weisen auf 
die Einführung einer Kilometer-Zone in einigen Städten hin, inner¬ 
halb deren dort geschlachtetes Fleisch nicht in den Stadtbezirk 
eingeführt werden dürfe. Herr Schneider- Augsburg erwähnt 
die Möglichkeit der Nachuntersuchung in Gemeinden mit öffent¬ 
lichen Schlachthöfen, worauf Herr Semmler eiilne Entscheidung 
des Verwaltungsgerichtshofes mitteilt, nach welcher wohl frisches 
Fleisch, nicht aber Wurstwaren der Nachuntersuchung unterstellt 
werden dürfen. Auch Herr Heiß- Straubing hält es für ange¬ 
zeigt, den Städtebund auf die wachsende Gefahr der Verödung der 
städtischen Schlachhöfe hilnzuwei-sen. Herr D i m p f 1 rät zur Vor¬ 
sicht und empfiehlt, erst Vorerhebungen mit anschließendem Refe¬ 
rat; die Beschränkung des Konservenfabrikationsbetriebes auf den 
Umfang von 1914 sei notwendig. Herr Semmle r ist für Zu¬ 
lassung der Fleischeinfuhr, aber nur gegen hohe Gebühren.. Ins 
Schlußwort zu seinem Referat geht Herr Opel noch auf weitere 
Einzelheiten ein; In München liist beabsichtigt, die Kühlhausge¬ 
bühren von 45 bezw. 75 Mk. auf 80 bezw. 120 Mk. zu erhöhen, 
große Zellen von 120 auf 240 Mk. In Bezug auf den Vorschlag 
Fies s a rät er zur Vorsicht; die Freizügigkeit des Fleisches sei 
gesetzlich gewährleistet und unterstützt die Anregung D i m p f 1 
hinsichtlich der Bearbeitung d'ifeser Frage. 

Hieran schloß sich nun eine einstündige Mittagspause. — 

Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird beschlossen, daß ein 
Referat über d i ,e . bo drohlich zunehmende Ein- 



491 


f ü h r u ö k von F r i s c h f 1 e I s c h und F lei. schwären 
von Lände in die Städte und die sich hieraus 
für die Sch lacht haus bet riebe ergebenden un¬ 
günstigen finanziellen Folgen sowie über ent¬ 
sprechende Gegenmaßnahmen zu erstatten sei; hiezu 
erklären sich die Herren F lessa, H u ß und S e i d e r e r bereit. 
Sodann fährt der Vorsitzende in der Erstattung des Tätigkeits¬ 
berichtes fort und erwähnt, daß die Wahlkörper listen zum D. V.-R. 
fertiggestellt und dem Geschäftsführer übermittelt wurden; die 
Gruppe werden mit dem Reichsverband einen Sammelwahlkörper 
bilden. Als Delegierte zum D. V.-R. waren voriges Jahr Schnei¬ 
der- Augsburg, Semmlcr - Zweibrücken und B 1 a i m - Mün¬ 
chen gewählt worden; der Kostenersparnis halber werden von der 
Versammlung H u ß und F 1 e s s a nach Weimar abgeordnet. Be¬ 
züglich einer Aufforderung von G e ß 1 e r - Bietigheim zur Schaf¬ 
fung einerArbeitsgemeinschaft zwischen den süddeutschenSchlaeht- 
hof- und praktischen Tierärzten vertrat die Vorstandschaft die Auf¬ 
fassung, daß für Bayern hiezu keine Notwendigkeit vorliege; der 
diesbezüglichen Einladung zu einer Vertreterversammlung nach 
Stuttgart konnte auch aus äußeren Gründen keine Folge geleistet 
werden. __ (Schluß folgt.) 


Wechsel in der Leitung des Alpenlindischen Impfstoff werk es 

in Graz. 

Tierarzt Dr. Ganslmaye r, der Direktor das Alpenländiscken 
Impfstoffwerkes in Graz, das im April 1919 von der Wirtschafts¬ 
genossenschaft der deutschen Tierärzte Österreichs begründet 
wurde und inzwischen einen staunenswerten Aufschwung erlebte, 
hat mit dem 1. Januar dieses Jahres seine Stelle niedergelegt und 
beabsichtigt, einem Ruf ins Ausland zu folgen. Sein. Nachfolger 
wurde Tierarzt Dr. A ngleitner, dessen Mitarbeiter Dr. Frank 
und Dr. Sabe 11a sind. Aus der „Deutschosterr.Tierärztl.Wochen¬ 
schrift“ ersehen wir, daß der Direktionswechsel unter- Meinungs¬ 
verschiedenheiten vor sich gegangen ist, die als Beleidigungsklagen 
zurzeit die Grazer Gerichte beschäftigen. 


Wirtschaftsgenossenschaft. 

Die Wirtschaftsgenossenschaft, deutscher Tierärzte zu Han¬ 
nover hat im verflossenen Halbjahr sich weiter günstig entwickelt. 
Seit dem 1. Oktober vorigen Jahres betrug der Zuwachs 317 Mit¬ 
glieder. Aufgekündigt hat ein Mitglied und ein Mitglied übertrug 
seinen Geschäftsanteil auf ein neu eingetretenes Mitglied. 10 Mit¬ 
glieder wurden gemäß § 8 der Satzungen aus der Genossenschaft 
ausgeschlossen wegen einer mit den Interessen der Genossenschaft 
nicht vereinbarlichen Handlungsweise. Durch Tod verlor die 
Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte 18 Mitglieder, deren 
Hinterbliebene Mk. 7630.— aus der Wohlfahrtsrücklage (Sterbe¬ 
kasse) aasgezahlt erhielten. Es wurden ferner für charitative 
Zwecke verausgabt: an den Unterstützungsverein für Tierärzte 
Mk. 1500.—, zur Unterstützung an bayerische Kollegen Mk. 600.—, 
für braunschweigische und badische Kollegen Mk. 100.— bezw.‘ 
Mk. 300.—. 

Der Geschäftsgang ist sowohl in Hannover, bei Bengen & Co., 
als auch im Landsberger Seruminstitut ein sehr reger. In letz¬ 
terem werden z. Zt. größere Neu- und Erweiterungsbauten vor¬ 
genommen, damit die Erzeugung mit der Nachfrage gleichen Schritt 



492 


halten kann. In Hannover sind alle Arbeits- und Lagen'««me bis 
zum Äußersten in Anspruch genommen. 

Marks- Hannover. 


Verschiedenes. 

Nächtlicher Überfall auf einen Tierarzt. 

Wir erhalten folgende, für jeden Kollegen auf dem Lande zur 
Zeit sehr beherzigenswerte Mitteilung: 

„Ansbach. Ein Tierarzt der Umgegend wurde uiu Mittwoch 
zwischen 11 und 12 Uhr nachts, als er den Zeitbergwald mit seinem 
Einspännerfuhrwerk stadtwärts passierte, von 2 Gaunern überfallen, 
vom Wagen gezogen und mit Gewalt seiner Barschaft beraubt. Es 
scheint, daß der Fall vorbereitet war und die Gauner am Abend 
dieses Tages das Gelände des Tatorts betrachtet haben. 

Tieraioht, Ttorhaltug, Diätetik. 

Pferdezuchtfragen in Oldenburg. 

Im Freistaat Oldenburg bestehen zwei Pferdezuchtverbände, 
der Verband der Züchter des eleganten schweren Kutschpferdes 
(Nördlicher Pferdezüchterverband) und der Südoldenburgische 
Pferdezüchterverband. Beide Verbände gehen in manchen Fragen 
keine gemeinsamen Wege, welche Ursache auf den jetzt in Olden¬ 
burg und Wildeshausen stattgefundenen Ausschuß-Sitzungen der 
beiden genannten Verbände erneut festgestellt werden mußte. Die 
Ausschuß-Versammlung des südoldenburgischen Pferdezüchterver¬ 
bandes verhandelte u. a. über die vom Vorstand des nördlichen 
Pferdezüchterverbandes in Anregung gebrachte Änderung des 
Pferdezuchtgesetzes und der dazu erlassenen Ausfüh¬ 
rungsbestimmungen. Nach lebhafter Aussprache lehnte der Aus¬ 
schuß die- sämtlichen Änderungsvorschläge, soweit dieselben für 
den südlichen Pferdezüchterverband mit in Frage kommen, ein¬ 
stimmig ab. In der Aussprache wurde u. a. besonders betont, daß 
durchaus kein Grund vorliege, das Pferdezuchtgesetz, das so sehr 
segensreich durch die dariln vorgesehenen Organe für die Pferde¬ 
zucht im Süden wie auch im Norden gewirkt habe, einer solch ein¬ 
schneidenden Änderung zu unterziehen. Gerade der Körungskoin- 
miffion müsse es Vorbehalten bleiben, ohne Rücksichtnahme nach 
rechts und links das Beste für die Zucht zu erstreben. Ob dieses 
Bestreben aber nach den vorgesehlageuen Gesetzesänderungen, wo¬ 
durch die Körungskonimission in ein gewisses Abhängigkeitsver¬ 
hältnis der Züchterverbände gelange, erhalten bleiben würde, sei 
sehr zu bezweifeln. Ausdrücklich wurde ferner betont, daß der 
südliche Züchterverband die vorgeschlagenen Änderungen, soweit 
dieselben auf die Stutbuchführung im Norden Bezug hätten, in 
keiner Weise beeinträchtigen wolle. Es sei dem südlichen Züchter¬ 
verband lediglich darum zu tun, daß die der Körungskommission 
und den ausführenden Organen auf die Pferdezucht zustehenden 
Rechte in keiner Weise geschmälert würden. — In einer anderen 
die Pferdezucht betreffenden Frage bestehen ebenfalls zwischen 
den beiden oldenburgischen Pferdezuchtverbänden Meinungsver¬ 
schiedenheiten. Der Vorstand des nördlichen Pferdezüchterver¬ 
bandes plant die Errichtung einer Landeshufbesclilag- 
schul e durch die be'ilden oldenburgischen Pferdezüchterverbände. 
Die Kosten betragen insgesamt 54 000 Mark, wovon 36 000 Mark 



493 


der nördliche und 18 000 Mark der südliche Verband tragen sollten. 
Als Staatszuschuß soll u. a. die kostenlose Bereitstellung der Räume 
der -ehemaligen großherzoglichen Hufbeschlagschule beantragt 
werden. Ferner soll die Regierung um Hergabe eines entsprechen¬ 
den Zuschusses ersucht werden. Man hofft, die Schule im Januar, 
spätestens Februar 1921 in Betrieb nehmen zu können. Der süd- 
oldehburgisehe Pferdezüchterverbänd hat die Errichtung der 
Landeshufbeschlagschule einstimmig ab ge lehnt, weil viel zu 
teuer und zu kostspielig. Der südliche Züchterverband ist aber 
bereit, alljährlich einen entsprechenden Zuschuß bis zu 2000 Mark 
für di'e Schule bezw. deren Besuch zur Vei’fügung zu stellen. Be¬ 
sonders wurde in der Aussprache betont, daß es nicht gerecht¬ 
fertigt erscheine, die Gesamtkosten der Schule den beiden Züchter¬ 
verbänden aufzuerlegen, da der Nutzen der Schule, namentlich der 
gute Hufbeschlag, in gleicher Weise den sämtlichen Pferdehaltern 
zugute komme, besonders aber denjenigen, deren Tiere die Land¬ 
straße am meisten benützen und .die daher der Hufpflege we'iit be¬ 
dürftiger wären als die eingetragenen Zuchtstuten. — Auf züchte¬ 
rischem Gebiete haben beide Verbände bemerkenswerte Beschlüsse 
gefaßt. Der isüdoldenburgische Pferdezüchterverband beabsichtigt 
demnächst Uaiterrichtskurse über Pferdez u c h t ab¬ 
zuhalten und auch die Prämiierung der Saugfohlen 
von den einzelnen in Betracht kommenden Hengsten, die seit 
Jahren ausgefallen ist, soll für die Folge wieder abgehalten werden, 
ebenso soll die Prämiierung der Jungvieh- und 
Fohlenweiden im nächsten Jahre eingeführt werden. — Der 
nördliche Pferdezüchterverband plant gelegentlich der nächst¬ 
jährigen Hengstkörung die Abhaltung einer Art Leistungs¬ 
prüf u n g. Diese soll darin bestehen, Oldenburger Kutschpferde 
im Geschirr im Zweigespann in verschiedenen Gangarten vor dem 
Kutschwagen und im schweren Zuge vorzuführen. In Aussicht ge¬ 
nommen sind drei! Gespanne. Besitzer einzelner Pferde sollen be¬ 
rechtigt sein, ihre Pferde zu Zweigespannen zusaimnenzuspannen. 
Außerdem soll ein Einspänner zugelassen werden. Die Gespanne 
müssen vorher von einer Kommission besichtigt und zu dieser 
Prüfung zugelassen sein. Als Zuschuß hat der Vorstand des nörd¬ 
lichen oldenburgischen Pferdezüchterverbandes bis zu 3000 Mark 
für jedes Gespann in Aussicht genommen. Der Vorstand hat ferner 
beschlossen, die Leist u n gspr üf u u g f ü r „g ü s t e“ Prä¬ 
mie n s t u t e n beizubehalten, sowie der Einrichtung von F a h r- 
knrsen für das Zuchtgebiet näherzutreten. Überall im Zucht¬ 
gebiet, wo die nötigen Einrichtungen dazu vorhanden sind, sollen 
Fahrvereine gebildet werden, die mit Unterstützung des 
Verbandes Fahrkurse abzuhalten haben. Der Verband wird den 
Fahrlehrer stellen und eine Prämiierung durch Ehrenpreise vor¬ 
nehmen. — Dem Verband, des nördlichen Pfei’dezüchterverbandes 
lag ein Antrag der Bremer Landwirtschaftskammer vor, worin der 
Züchterverband ersucht wird, auch die bremischen eingetragenen 
Stuten oldenburgischer Abstammung zur Prämiierung zuzulassen. 
Es können 20—25 Tiere in Frage kommen. Die Angelegenheit soll 
weiter verfolgt und Bremen entgegengekommen werden. Aus dem 
Landesteil Lübeck ist ebenfalls das Ersuchen um Anschluß an das 
oldenburgisehe Zuchtgebiet eingegangen. Der Verband steht auch 
diieser Frage sympathisch gegenüber und will eine Besichtigung 
der lübeckischen Zuchtgebiete durch die Körungskommission und 
Mitglieder des Vorstandes vornehmen lassen. Die jahrelang an- 



494 


gestrebte Eintragung des Br am dzeichens ist jetzt er¬ 
folgt. — Weiter beschäftigte sich die Versammlung mit der von 
der Regierung beabsichtigten Schaffung eines tierärztlichen 
bakteriologischen Instituts, wofür der Staat einen 
Betrag von 200000 Mark in Aussicht gestellt hat. Der Züchter¬ 
verband' ist prinzipiell bereit, das Institut zu unterstützen. — Eine 
äußerst schwierige und für die Weiterentwicklung der gesamten 
oldenburgischen Pferdezucht entscheidende Frage ist der Ersatz 
für den nach 20 Jahren ausgeschiedenen Oberstallmeister von 
Wenckstern, der während dieser langen Zeit an der Spitze der 
Oldenburger Pferdezucht gestanden und dieser unschätzbare 
Dienste geleistet hat. Es handelt sich jetzt darum, Ersatz für 
Herrn v. Wenckstern, der Vorsitzender der Körungskommission 
war, zu finden. Von verschiedenen Seiten wurde in der Ausschuß- 
Sitzung des Verbandes der Züchter des Oldenburger eleganten 
schweren Kutschpferdes betont, es komme vor allem darauf an, 
einen Mann zu finden, der auch, nach außen wirken könne. Man 
wünschte eine, tüchtige, kenntnisreiche repräsentationsfähige Kraft. 
Schließlich wurde der Vorschlag sehr beifällig aufgenommen, neben 
demVorsitzenden der Körungskommission einen Zuchtinspek¬ 
tor oder Zuchtdirektor anzustellen. Man solle sich um 
die tüchtigste Kraft bemühen, die überhaupt zu haben sei. Der 
Vorstand wird die Angelegenheit weiter verfolgen. — Die Ver¬ 
dienste des scheidenden Herrn v. Wenckstern wurden auch vom 
südoldenburgischen Pferdezüchterverband gebührend gewürdigt 
und der Genannte zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt, 
während der nördliche Pferdezuchtverband Herrn v. Wenckstern 
eine Bronze-Statue, des Hengstes „Andreas“ als Andenken hat 
überreichen lassen. S. M. 


dtaatflvetarinlrinnda, Aulaidsdlonst nid VargieherwfswMM. 

Stand der Tierseuchen. 

Schweiz: In der Woche vom 2. mit 8. Mai: Maul- uud 
Klauenseuche: 12 Kantone mit 21 Bezirken mit 31 Gemeinden 
und 70 Gehöften; Rauschbrand: 1 Kanton mit 2 Bezirken mit 
2 Gemeindan; Rotlauf der Schweine (einscbl. Stäbchenrotlauf 
und Schweineseuche): 7 Kantone mit 11 Bezirken mit 17 Gemeinden 
und 19 Gehöften; Milzbrand: 3 Kantone mit 4 Bezirken mit 4 
Gemeinden. 


Laadwlrtsehalt, Fattormlttelknnd« ud Eriiknigswese». 

Wiederaufleben des sibirischen Molkereiwesens. 

Nach einer Notiz in den „Mitteilungen des Milchwirtschaft- 
iichen Reichsverbandes“ hat der sibrische Milchviehbestand in den 
Kriegsjahren nur wenig gelitten, weshalb sich die Buttererzeugung 
bald wieder erholen konnte. Gegenüber 56 Millionen Kilogramm 
Butter im Jahre 1913 wurden im letzten Jahre schon wieder 50 Mil- 
v lionen Kilogramm abgeliefert, wovon etwa 90 v. H. ausgeführt 
wurden. Auch begann in den letzten Jahren die Käsebi'eitung sich 
zu entwickeln; hauptsächlich hergestellt wurden Holländer und 
Tilsiter Fettkäse. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene,) 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 30. April 1921. 


495 


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Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

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Mittelfranken 

Unterfranken 

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15. April 

31. März 

15. März 

28. Febr. 

15. Febr. 

31. Jan. 

15. Jan. 


! ) Vom 1. mit 15. April 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 






496 


Hochschulnachrichten. 

Hannover: Preisaufgaben für Studierende. Das Professoren¬ 
kollegium hat für das Studienjahr 1921/22 folgende zwei Preisauf¬ 
gaben zur Bearbeitung durch Studierende gestellt: 

1. „Ausarbeitung einer wissenschaftlich einwandfreien'Methode 

zu einheitlicher Bestimmung der Feinheit des Wollhaares beim 
Schaf und zu einheitlicher Bestimmung des Kelidements der Schaf¬ 
wolle“. , . ■ 

2. „Die morphologischen und biologischen Eigenschaften der 
Kapsel des Milzbrand- und des Kapselbazillus“. 

Zur Bewerbung sind alle immatrikulierten Studierenden der 
Hochschale berechtigt. Die Bearbeitungen sind spätestens bis zum 
15. Dezember 1921 versiegelt dem Rektorat einzureichen. Der Arbeit 
ist ein versiegelter Umschlag beizufügen, der innen den Namen des 
Verfassers enthält und außen ein Kennwort trägt, das auch auf der 
Titelseite der Arbeit selbst angebracht sein muß. 

Für die beste Arbeit über jede der beiden Preisaufgabeu wird 
ein Preis von 150 — einhuudertfünfzig — Mark verliehen. 

Der Zeitpunkt der Verkündigung des Ergebnisses der bearbeiteten 
Preisaufgaben wird seinerzeit bekannt gegeben. 


Staatshilfe für die deutschen Universitäten. Da .die Entente¬ 
staaten ihren Universitäten gerade jetzt eine erhöhte Aufmerk¬ 
samkeit schenken, während die deutschen Bildungsstätten unter 
dem Druck des Versailler Friedens schwerste Not leiden, wird in 
Deutschland immer dringender der Ruf nach staatlicher Hilfe er¬ 
hoben. Nunmehr werden endlich im Reichswilrtschaftsrat auch Er¬ 
örterungen darüber gepflogen, den Universitäten zu Hilfe zu kom¬ 
men, und zwar will man zunächst darüber beraten, den Universi¬ 
täten genügende Mittel zum Ankauf von Bibliotheken und Büchern 
zur Verfügung zu stellen. 


Holländische Unterstützung deutscher Forscherarbelt. Eine 
Reihe namhafter holländischer Gelehrter hat einen Aufruf erlassen, 
um in den Kreisen niederländischer Forscher Mittel zur Unter¬ 
stützung deutscher wissenschaftlicher Arbeit aufzubringen. Es 
heißt in der Aufforderung zu der Sammlung, daß „zugunsten der 
einigen und unteilbaren Wissenschaft, die keine Nationen und 
Grenzen kennt“, Deutschland geholfen werden müsse, die ihm 
selbst unerschwinglichen wissenschaftlichen Hilfsmittel zu be¬ 
schaffen. Man sei es der deutschen Forscherarbeit, die der ganzen 
Welt zugute gekommen ist, schuldig, jetzt wo sie Not leidet, ihr 
beizustehen. Zu diesem Zweck soll ein Fonds gesammelt werden, 
den Sachverständige entsprechend den Bedürfnissen verteilen. Bei¬ 
träge nimmt der Schatzmeister Dr. J. Koopmann, Haag, Frankens¬ 
lag 2, entgegen. 


Englisch-amerikanisches Hilfswerk für die deutsche Wissen¬ 
schaft. Wie der Vertreter der Anglistik an der Universität Leip¬ 
zig, Geh. Rat Förster, auf dem letzten deutschen Neuphilologen¬ 
tage in Halle mitteilen konnte, sind zwei großzügige Werke zur 
Unterstützung der infolge unserer Valutaverhältnisse gefährdeten 
deutschen und mitteleuropäischen Wissenschaft seitens der «tnglo- 



497 


amerikanischen Kulturwelt geplant. Einmal Handelt es sich Uni 
die Begründung einer „Anglo-American University Library for 
Central Europe“, einer. englisch-amerikanischen Ausleihbibliothek 
in Berlin, die dem Mangel an fremdsprachlicher wissenschaftlicher 
Literatur abhelfen soll, wie ihn unsere Geldentwertung hervorge¬ 
rufen hat. Sodann aber ist imi Anschluß an d'as amerikanische 
Rote Kreuz eine Hilfsaktion geplant, die in drei Jahren nicht- 
weniger als. 100 Millionen Mark (das sind nach dem heutigen Stande 
etwa 1250 000 Dollar) zur Unterstützung der mitteleuropäischen 
Wissenschaft aufbrihgen will für Stipendien, Drucklegungen, 
wissenschaftliche Arbeiten usw. Daß dies, alles, nicht aus Liebe 
zu uns, sondern im wohlverstandenen eigenen Interesse derWissen- 
sehaften jenseits der Wasser erwachsen mag, wird die hoffnungs¬ 
frohe Freude nicht verringern. Es. ist nur zu wünschen, daß sich 
die genannten Hilfswerke nicht auf der Bahn des 100 000 - Milch-r 
kühe-Projektes entwickeln. 

QuäkerhUfe bei Studentenspeisungen. Die bisherigen Mittei¬ 
lungen sind dahin zu ergänzen, daß die Quäker keine neuen Or¬ 
ganisationen zur Studentenspeisung schaffen, sondern die an den 
Hbchschulen bereits bestehenden durch Lieferung von- Lebens¬ 
mitteln unterstützen. Die Hochschulen Breslau, Bonn, Dresden, 
Frankfurt ä. M., Göttingen, Leipzig und Mannheim sind unter den 
Gesichtspunkten der Frequenz Ihrer Speiseeinrichtungen, derWirt- 
schäftslage des betreffenden Ortes und der Geeignetheit der 
Kücheneinrichtungen ausgewählt. Es ist geplant, nach und nach 
auch die anderen Universitäten und Technischen Hochschulen 
Deutschlands auf diese Weise zu unterstützen. , Die Durchführung 
der Quäkerhilfe für das kommende Wintersemester geschieht iin 
enger Zusammenarbeit des Zentralkomitees der Quäker hilf ^ mit 
dem. Wirtschaftsamt der Deutschen Studentenschaft. 

Wien. Aus einer großen amerikanischen Spende, ist der „Pro¬ 
fessorentisch“ entstanden, an dem nun eine Reihe von Universitäts¬ 
professoren das Mittagsmahl gemeinsam einnimmt. In den Souter¬ 
rain-Räumen des Arkaden-Kaffeehauses, also in unmittelbarster 
Nachbarschaft der.Stätte ihrer Wirksamkeit, haben die akademi¬ 
schen Lehrkräfte eine Speifsestelle, die mit amerikanischen Lebens¬ 
mitteln beliefert wird und die bei einer Teilnehmerzahl von 200 
Personen auf die Dauer eines Jahres gesichert ist. 


Personalien. 

Tierärztlicher Referatsdienst: Vorn 1. Juni 1921 an wird auf 
Ansuchen in etatsmäßiger Weise der Oberregieruugsrat bei der Re¬ 
gierung von Niederbay ein, Kammer des Innern, Otto H e i c h 1 i n g e r. 
in gleicher Diensteseigenschaft an die Regierung von Oberbayern: 
Kammer des Innern versetzt. 


Bttcherschan. 

Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere. Von Ernst Joe st, 
Dr. med. vet. und Dr. phil., Obermedizinalrat, ord. Professor der 
pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie an der 
Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, II. Band. 1. Hälfte, 
Leber und Gallenwege, Bauchspeicheldrüse, Bauchfell. Mit ITA 
Abbildungen. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard 
Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis 54. Mk. (Eingesandt im Juli 



"■ -«pr 


498 


1920.) — Dasselbe: Band II, 2. Hälfte: Zentrale» Nervensystem, 
Peripheres Nervensystem. Mit 3 Tafeln und 73 Abbildungen im 
Text. Preis 38 Mk. (Eingesandt im Januar 1921.) 

Dieser 2. Band behandelt in seiner 1. Hälfte: VII. Leber- und 
Gallenwege, VIII. Bauchspeicheldrüse, IX. Bauchfell; die 2. Hälfte 
ist in X. dem zentralen Nervensystem, in XI. dem peripheren 
Nervensystem gewidmet und mit einem ausführlichen Sachregister 
abgeschlossen. Es ist dem Herrn Verfasser somit gelungen auch 
den 2. Band seines großen Werkes gemäß den Versprechungen 
beim Erscheinen des 1. Teiles in überraschender Schnelligkeit 
folgen zu lassen. Dem Gesamtpläne treu bleibend werden den 
Hou-ptkäpiteln normal-anatomische Betrachtungen vorausgeschickt, 
die zum Teile wieder sogar durch manchmal seltene Abbildungen 
erläutert werden, z. B. Fig. 1 normale Gitterfaser der Schweins¬ 
leber, welche Abbildung besonderen Wert gewinnt in Gegenüber¬ 
stellung zu Figur 57: Schnitt bei gelappter . Leberzirrhose des 
Schweines. Auch Fig. 122 u.123 zur Erläuterung der Normalserosa 
scheint mir in ähnlichem Sinne wertvoll. Hier, bei Bauchfell, 
konnte Verfasser sogar noch entwicklungsgeschichtliche Vorbe¬ 
merkungen eibflechten, die trotz ihrer Fürze wohl verständlich 
sind und'die späteren pathologischen Vorkommnisse der Kenntnis 
näherrücken. Was den eigentlichen pathologisch-anatomischen In¬ 
halt anbelangt, so hält sich das Werk durchweg auf jener Höhe, 
welche im ersten Buch schon dasselbe ausgezeichnet hatte. Die 
einzelnen Kapitel sind auf das gründlichste dufchgearbeitet, über¬ 
sichtlich und leicht verständlich in Anordnung und 'Ausführung 
und durch eine geradezu überraschende Fülle von prächtigen Ab¬ 
bildungen, denen da und dort sogar wieder farbige Tafeln ange¬ 
reiht sind, erläutert. Auf die Einzelheiten einzugehen hieße selbst 
wieder ein Buch über dieses Buch schreiben. Es mag genügen, 
wenn man es als eine Zierde unter unseren wissenschaftlichen 
Werken bezeichnet und dieses Lob verdient es vollauf. Es wird 
für den Forscher und für den Praktiker ein gleich unentbehrliches 
Handbuch sein. Ma. 


Dissertationen der Tierärztlichen Hochschule Wien. 

Karl H r u s k a: Untersuchungen über Bakterizidie des Harnes ge¬ 
sunder Tiere. 

Dr. Oskar Keil: Zur Anatomie und Histologie des Cyprinider- 
pankreas. 

Hans Korn: Über den Einfluß der Leimfütterung auf das Wohl¬ 
befinden und die Milch von Kühen. 

Dr. Franz Valentin: Über die fettähnlichen Substanzen im 
Glaskörper des Pferdeauges. 

Dr. Anton N e p u s t i 1: Kadavermehlbrühe als Substrat für Bak¬ 
teriennährböden. 

Dr. Lovro Bo s niö: Über die Sarkoptesräude beim Pferd und ihre 
toxische Wirkung. 

Dr, Joseph Wagner: Vergleichend-anatomische Studien über 
die Kerne der Hirnschenkelschlinge. 

Marius Pauletig: Untersuchungen über die Verderblichkeit der 
Stärke verschiedener pflanzlicher Futtermittel durch Malz-. 
Pankreas- und jSpeilcheldiastase. 

Dr. Franz Benesch: Die pathologischen Veränderungen am Fö¬ 
tus und an den Eihäuten beim Abortus des Pferdes infolge 
Paratyphusinfektion. 



499 


Dt*. Alexander S z i g e t v a r i:' Über die chemische Bindung des 
Phosphors in Futtermitteln. 

I)r. Hans Plesky: Beiträge zur aktiven und passiven Immuni¬ 
sierung bei der Kuhpockenkraaikheit. 

Dr. Heinrich G o 111 i e b: Zur Kenntnis des Rehbeins des Pferdes. 
’Dr. Ernst N a u m a n n: Untersuchungen über den Gang der Toten¬ 
starre. s 

Franz Rot t er: Uber das Reifen des Rehfleisches. 

August Ort n er; Ein Beitrag zur Kenntnis der Magenentleerung 
und ihrer Beziehung zur Verdünnungssekretion des Magens. 
Dr. Samuel Deco Ile: Über das Verhalten von kleinen Mengen 
einiger Bakterien im Eilweiß des Hühnereies. 

Dr. Ludwig Bausewein: Das Hühnerei in sanitäts- und markt- 
polizeiliicher Hinsicht. 

Joseph Wiesmann: Uber den Bakteriengehalt normaler und 
krankhaft. veränderter Rinderlungen. 

Johann Kempel: Das kulturelle Verhalten der verschiedenen 
Staphylokokkenarten unter besonderer Berücksichtigung der 
zu ihrer Differenzierung geeigneten Nährböden. 

Karl Be eb an d t: Beiträge zur Coccidiose der Kaninchen. 
Hermann G e m p f: Beiträge zur Kenntnis der Virulenzsteigerumg 
von Ratten- und Mäuseschädlingen unter besonderer Berück¬ 
sichtigung des Nitratverfahrens bei Mäusetyphusbazillen. 
Theodor J an ss e n: Ein Fall von Schrumpfniere mit sekundärer 
chronischer Gastritis beim Pferde, 

Waldemar Meyburg: Histologischer Nachweis von Fett in den 
quergestreiften Muskelfasern b.ei gesunden und kranken 
Haustieren unter Berücksichtigung verschiedener Fettfärbe- 
methoden. 

Albert Witt: Untersuchungen über Vorkommen und Bedeutung 
vo<n Fett in den Nieren der Katzen. 

Georg B u 11 i n g: Über die quantitative Bestimmung und die Be¬ 
deutung des Indikans im Pferdeharn. 

Kurt Boersch: Untersuchungen über eine Klassifikation der 
Sarcinen auf Grund ihres kulturellen und morphologischen 
Verhaltens auf den verschiedenen Nährböden. 

Georg W i c h m an n: Über die Einwirkung von'Baryumkarbonat 
auf Dextrose, 

Paul P c lk e n: Eine kritische Betrachtung der modernen Kadaver¬ 
verwertung. 

Eingesandt. 

Truthühnerhaltung. Obwohl die Truthühnerzucht eine der loh¬ 
nendsten ist, wird ihr besonders in Deutsch-Österreich vor allem 
. deshalb noch recht wenig Bedeutung beigemessen, weil viele Züch¬ 
ter in der irrtümlichen Meinung sich befinden, die Truthühner 
wären nur sehr schwierig und mit großen Verlusten heranzuziehen. 
In Wirklichkeit ist die Putenaufzucht, wie des näheren ausgeführt 
werden soll, nicht wesentlich mühsamer als die des anderen Ge¬ 
flügels und sind einmal die Jungen über ein gewisses Alter hinaus, 
dann zählen sie zu unseren widerstandsfähigsten und gesündesten 
Geflügelgattungen. Weiteres darüber in Folge 11 der Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu- 
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs- 
gebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 




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Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche nqivorsitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2. 





(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 7. Juni 1921. Nr. 23. 


Inhalt: 

Originalartikel: Wildt. — Loibl. *— Kirner. (Forts, folgt) — Referate — Tier¬ 
ärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). 
— Personalien. — Bücherschau. 


Einiges über Lymphangitis epizootica bei Manltieren 

und Pferden. 

Von prakt. Tierarzt li. Wildt, Zorneding. 

Im Oktober vorigen Jahres wurde ich zur Behandlung 
von 4 Maultieren und 1 Pferde gerufen, welche mit Lymph¬ 
angitis epizootica behaftet waren. Laut Anamnese wurden 
die Maultiere im Mürz desselben Jahres aus Heeresbestän¬ 
den gekauft, das Pferd befand sich seit Jahren in Händen 
des derzeitigen Besitzers. Die Krankheitserscheinungen 
sollen sieh zuerst im August bei einem Maultiere gezeigt 
haben, worauf dann in kurzen Zwischenräumen die übrigen 
Maultiere und das Pferd erkrankt seien. 

Die von mir beobachteten Krankheitserscheinungen 
waren bei sämtlichen infizierten Tieren so ziemlich die 
gleichen: Mit Ausnahme eines Maultiers, bei welchem auch 
die Kehlgangsdrüsen welschnußgroß geschwollen und zum 
Teil abszediert waren, beschränkten sich die pathologisch- 
anatomischen Veränderungen auf die oberflächlich gelegenen 
Lymphgefäße des Halses und Unterbauches, wobei merk¬ 
würdigerweise in jedem Falle nur die linke Körperhälfte 
erkrankt war. 

Die aft’izierten Lymphgefäße waren zu bleistift- bis 
daumendicken, z. T. verzweigten Strängen angeschwollen, 
welche durch das Auftreten von haselnußgroßen, anfangs 
harten, später infolge Abszedierung fluktuierenden Knoten 
(reihenförmig, in Abständen von etwa 5 Zentimetern) rosen¬ 
kranzartiges Aussehen bekamen. Im Abszeßinhalte, der aus 
cremfarbigem Eiter bestand, konnten hei 500 fach er Ver¬ 
größerung Erreger der Lymphangltis epizootica nachge- 
’wiesen werden. 









506 


Der Untersuchungsbefund von 5 an die Veterinärpolizei- 
liche Anstalt gesandten Blutproben fiel negativ aus, des¬ 
gleichen die Malleinaugenprobe. 

Die von mir eingeleitete Behandlung bestand während 
der ersten Wochen in gründlichem Spalten der zum Teil 
unter der dichten Behaarung nur durch Abtasten auffind¬ 
baren Knoten, energischem Auskratzen der Abszeßwände 
mit scharfem Löffel und Desinfektion mit starker Sublimat¬ 
lösung (10 %ige Lösu lg von Liquor Cresol. sapon. erwies 
sich als wirkungslos, da trotz deren häufiger Verwendung 
die Eiterung nicht sistierte). 

Das fortwährende Neuauftreten von Knoten veranlaßte 
mich eine Behandlung nach Houdemer zu versuchen. 
Es wurde Neosalvarsan in Dosen von 1,5 g intravenös inji¬ 
ziert. Zwar konnte ich nach wiederholten Injektionen eine 
Besserung insoferne konstatieren als die Neuentstehung 
von Knoten in kürzeren Pausen erfolgte; da aber eine voll¬ 
ständige Abheilung bei keinem der Tiere eintrat, steigerte 
ich die Dosis von Neosalvarsan auf die bei Behandlung von 
Brustseuche übliche Menge von 4,5 g. Irgendwelche unan¬ 
genehmen Begleiterscheinungen traten auch bei den Maul¬ 
tieren nicht auf. Nach Umlauf von 14 Tagen wiederholte 
ich die Injektionen. Nunmehr machte der Heilungsprozeß 
rasche Fortschritte. Seit 4 Monaten sind bei 4 der behan¬ 
delten Tiere keine neuen Knoten mehr aufgetreten, die 
Narbenbildung an den älteren Geschwüren ging sichtlich 
rasch vor sich. 

Die Tiere zeigten während der ganzen Behandlungsdauer 
gutes Allgemeinbefinden, sie wurden in einer eigenen Stal¬ 
lung abgesondert von den übrigen Pferden untergebracht 
und nur unter sich zur Arbeit verwendet. 

Wiederholte Desinfektion der Standplätze, Geschirre 
und Putzzeuge ergänzten die Behandlung, um eine Neu¬ 
infektion durch Abszeßinhalt nach Möglichkeit zu ver¬ 
meiden. 


Spontanes Krenzen der Vorderfttße beim Pferde. 

Von Dr. Josef Loibl, Freising. 

Das Beibehalten künstlich hervorgerufener abnormer 
Stellungen beim Pferde gilt als ein wesentliches Kriterium 
für Dummkoller. Besonders ist es das Kreuzen der Vorder¬ 
beine, das diagnostisch beim Symptomenkomplex des Dumrn- 
koller eine wichtige Rolle spielt. Soviel mir erinnerlich, 
war es besonders Dieckerhoff, der Pferde, die der- 



507 


artige unphyBiologische Stellungen längere Zeit einnehmen, 
ohne weiteres als dummkollerig bezeichnete. Und auch in 
Händlerkreisen werden heute noch diese Erscheinungen als 
ausschlaggebend bei der Diagnose ,Dummkoller* gehalten. 
Malkmus (Klinische Diagnostik, 1910) und Behrens 
(„Die forensische Diagnose ,Dummkoller*“ in den Monats¬ 
heften f. prakt. Tierheilkunde, 1910) schränken dies ein, 
und ersterer sagt, daß auch „sehr ruhige, gutmütige Tiere 
bisweilen solche perverse Stellungen einnehmen“. 

Wie schon erwähnt, handelt es sich hier um eine künst¬ 
lich erzeugte abnorme Stellung, und ich finde in keinem 
mir zugänglichen Buche vermerkt, daß auch aktiv und spon¬ 
tan unphysiolqgische Stellungen von Pferden eingenommen 
werden. Es war im November 1919, als ich nach G. zu einem 
Pferde gerufen wurde, das ich bei meiner Ankunft mit ge¬ 
kreuzten Vorderbeinen im. Stalle stehen sah. Es war dies 
an einem Freitag. Der Besitzer erzählte mir, er hätte das 
Pferd, nachdem es einige Tage gestanden hatte, am Montag 
zur leichten Arbeit eingespannt. Patient hatte schon damals 
recht steifen, klammen Gang, doch hat der Besitzer nicht 
besonderen Wert darauf gelegt, da das Tier, ein zirka 
20 jähriger Fuchs -W a 11 a c h, schon oft „rheuma-' 
tische Anfälle“ gehabt habe. Beim Ausspannen allerdings 
zeigte sich, daß das Pferd kaum mehr vom Platze gehen 
wollte und der Besitzer meinte, es hätte „gute Arbeit ge¬ 
braucht, bis der Gaul in seinem Stande war“. Er machte 
warme Umschläge auf die — Schulter („von wegen des 
Rheumatismus“) und da das Tier immer gesund und munter 
war und sehr gut fraß, hat sich der Besitzer nicht um Hilfe 
umgesehen. Am Donnerstag nun wurde Patient mit Ziehen 
und Schieben zum Schmied gebracht. Der „sachverständige“ 
Meister fand nichts Auffälliges. Allerdings sei es höchste 
Zeit zum Beschlagen gewesen. Der Schmied riet aber dem 
Besitzer dringend, mich holen zu lassen. 

Ich beobachtete nun das Tier im Stande der Ruhe lange 
Zeit. Der Patient stand ziemlich sicher mit gekreuzten 
Vorderbeinen da, hie und da meinte man ein leichtes 
Schwanken der Vorhand bemerken zu können. Das darge¬ 
reichte Futter wurde gierig auf gef ressen. Auf meine Frage 
„glaubte“ der Bauer, das Pferd schon in dieser Stellung ge¬ 
sehen zu haben. Der alte Gaul sei halt schon immer rheu¬ 
matisch und daher achte man nicht auf derlei Eigenheiten. 
Der Patient löste während der langen Beobachtungszeit 
freiwillig nicht seine unphysiologische Stellung. Er ließ 
sich nur schwer bewegen, nach der Seite zu treten. Er löste 



508 


dann die gekreuzte Stellung und stand in normaler Haltung 
im Stand. Ich ließ den Patienten nach längerer Unter¬ 
suchung, wobei Temperatur, Puls und Atmung keine Ab¬ 
weichungen von der Norm zeigten, ins Freie führen. Pa¬ 
tient ging sehr widerwillig, klamm und vorsichtig, und es 
konnte deutlich ein stark kreuzender Gang der Vorderbeine 
gesehen werden. Wie auch schon im Stalle, achtete ich zu¬ 
erst besonders auf Symptome, die für Dummkoller sprechen 
würden, doch außer dem Peibehalten der künstlich hervor¬ 
gerufenen Stellung des Kreuzens der Vorderbeine war nicht 
das geringste Anzeichen für Dummkoller gegeben. Die 
Untersuchung der Muskel und Gelenke der Vorderbeine 
war negativ. ’ Anfangs glaubte ich stärkeres Pulsieren der 
Schienbein-Arterie feststellen zu können, doch ergab eine 
genaue Untersuchung auf Rehe keine positiven Anhalts¬ 
punkte. Mit der Hufuntersuchungszange konnte ich bei 
beiden Vorderhufen, die im übrigen gesund und schön 
waren, nur am inneren Eckstrebenwinkel leichte Empfind 
lichkeit nachweisen. Ich ließ die Eisen entfernen und fand 
auch da außer der Schmerzhaftigkeit der inneren Eck- 
.strebenwinkel nichts Krankhaftes. Der Schmied hatte beim 
Beschlagen, das einen Tag zuvor stattfand, keine „Stein¬ 
gallen“ gefunden. Eine absolute sichere Diagnose zu stellen, 
war nicht möglich, doch hielt ich die Erscheinungen als ein 
Symptom für leichte Rehe, ordnete feuchte'Umschläge um 
den Huf an und gab, ut aliquid fiat, wegen des „Rheumatis¬ 
mus“ noch Salizylsäure-Präparate. Patient wurde in den 
Stall zurückgeführt, bekam gute, weiche Streu und — nach 
gar nicht langer Zeit stand er wieder mit gekreuzten Vorder¬ 
beinen da. 

Der Patient besserte sich rasch, er ging nach etwa fünf 
Tagen schop wieder ganz gut, wenn auch der klamme, un¬ 
sichere Gang blieb. Ich selbst konnte nach zwei Tagen nicht 
mehr beobachten, daß das Tier spontan die Vorderfüße 
kreuzte; wenn die abnorme Stellung künstlich erzeugt 
wurde, behielt sie Patient allerdings immer bei. 

Nach fünf Tagen erhielt Patient einen einwandfreien 
Beschlag, der besonders die innere Hufseife schonte. Nach 
sechs Tagen konnte das Pferd bereits' wieder leichte Arbeit 
verrichten und der Bauer zeigte sich besonders über die 
Wirkung des — „Pulvers“ sehr erfreut. Ich jedoch war 
wegen der unsicheren Diagnose nicht so sehr befriedigt, ob¬ 
wohl mir eine spätere Überlegung es als wahrscheinlich er¬ 
scheinen ließ, daß es sich doch um eine Quetschung 
der Huflederhaut der inneren Seite, die 



5Ö9 


besonders durch den alten Beschlag begünstigt wurde, ge¬ 
handelt habe. Aber das spontane, aktive .Kreuzen der 
Vorderbeine konnte ich mir nicht erklären und fand auch 
in keinem Buch zufriedenstellende Aufklärung, 

Da kam mir der Zufall oder die Duplizität der Fälle zu 
Hilfe. Es vergingen keine 14 Tage, als mir ein Bauer ge¬ 
legentlich des Besuches hei einem verletzten Pferde in F. 
ein Pferd zeigte, das immer „die Füße übereinander stelle“. 
Auch dieser Patient, ein 15jähriger brauner Wal¬ 
lach, stand mit gekreuzten Vorderbeinen im Stalle, doch 
wechselte dieses Pferd sehr häufig die Stellung. Es stand 
nur kurze Zeit mit gekreuzten Vorderfüßen da, um dann 
wieder die normale Stellung einzunehmen. Das Allgemein¬ 
befinden des Tieres war nicht beeinträchtigt. Beim Hinaus¬ 
führen zeigte Patient klammen, aber physiologischen, Gang, 
nur die innere Seite des Hufes wurde geschont, indem sie 
erst später belastet wurde. Die Schienbein-Arterie pulsierte 
nach meinem Gefühl beiderseits stärker, auch die Hufe 
rührten sich vermehrt warm an. Die Eisen lagen sehr lange 
Zeit, waren viel zu kurz und zu eng geworden und beim Be¬ 
klopfen mit der Hufzange war an der inneren Seite deut¬ 
lich Schmerz zu erzeugen, der sich beim Dnick mit den 
Schenkeln der Hufzange noch verstärkte. 

Die Diagnose war ja in diesem Falle leicht. Das Eisen 
wurde abgenommen und bereits nach oberflächlichem Ent¬ 
fernen des Sohlenhornes sah man an den inneren Sei¬ 
ten der beiden Vorderhufe das Horn durch 
Huflederhaut-Blutungen imbibiert. Ich ließ 2 
Tage feuchte Umschläge mit Burowscher Mischung machen 
und Patient war dann soweit gebessert, daß ein sachgemäßer 
Beschlag aufgemacht werden konnte. Am liebsten hätte ich 
es mit Starkschem Beschlag versucht, doch der Schmied 
erwies sich derart ungeschickt, daß ich — und wohl noch 
mehr er — froh waren, als er wenigstens das stets geübte 
Beschlagverfahren sachgemäß ausgeführt hatte. Das Leiden 
war dann völlig behoben und Patient stand immer in nor¬ 
maler Stellung im Stalle. 

In diesem Falle war die Ursache des Kreuzens der 
Vorderbeine ja erklärlich. Das Pferd wollte erreichen, daß 
die sehr stark schmerzempfindliche innere Hufseite ent¬ 
lastet würde, und das gelang ihm am besten durch das 
Kreuzen. Es ist. wahrscheinlich, daß die Ursache in beiden 
Fällen die gleiche war. Im ersten Falle, glaube ich, war 
durch den neuen Beschlag bereits die Hauptursache ües 



510 


Leidens behoben und ich hatte nur mehr Gelegenheit, die 
Heilung des »Leidens beschleunigen zu helfen. 

Bei der Diagnose auf Thinimkoller, besonders in leich¬ 
teren Fällen, wo das Kreuzen der Vorderfüße oft schon 
eine wichtige Rolle spielte, wäre die beschriebene Erschei¬ 
nung wohl zu beachten. 


Die Noümpfnng bei der bösartigen Hanl- und 
Klauenseuche. 

Referat ittr die Kreisversammlang des tierärztlichen KrelszerelM 
Schwaben am 15. November 1920 erstattet 

von Kirn er, Gersthofen. 

Die folgenden Darlegungen wollen lediglich die Notimpfung 
und deren Bewährung vom Standpunkte des Praktikers aus be¬ 
trachten. 

Wesentlich Neues ist nicht mitzuteilen. Da aber sichtlich doch 
noch nicht allgemein die genügende praktische Eimsieht in die 
Sache vorhanden ist und der Streit über den Wert der Impfung 
leider noch nicht zu der verdienten Harmonie geführt hat, so kann 
es nicht ohne Nutzen sein, wenn auf Grund hinreichender Erfah¬ 
rung Stellung genommen wird. 

Zur Zeit der Herausgabe der Merkblätter durch die veterinär- 
polizeiliche Anstalt war für die Sache der Boden schlecht bereitet ; 
das Vertrauen zum Tierarzt, soweit die Maul- und Klauenseuche¬ 
behandlung in Betracht kam, war kein festes. Es hatten ja bisher 
alle Mittel gegen die bösartige Form der Seuche restlos versagt. 
Die Zahl der Erfinder aus allen Berufsgruppefn war Legion, aber 
auch ebenso groß der regelmäßige negative Erfolg aller angeprie¬ 
senen „Mittel“, w enn deren Wert bei der wirklich bösartigen Form 
Seuche auf Herz und Nieren geprüft wurde, d. h. unter Zuhilfe¬ 
nahme von Kontrollieren derselben bösartigen verseuchten Be¬ 
stände und, was ebenso wichtig ist, in großem Umfange. Für die 
Pfu scher und andere Macher blühte das Geschäft wie wohl noch 
niemals. Die zweideutigen Erfolge der Eisentherapie, wenigstens 
bei uns in Bayern, nahmen schließlich noch fast den letzten Rest 
von Vertrauen zur Heilkunst hinweg und brachten noch ganz be¬ 
sonders alles iü Verruf, was mit dem Namen „impfen“ bezeichnet 
wurde. Dann setzte zu alldem noch in mancher Gegend eine starke 
Agitation gegen die Blutimpfung ein, nicht nur von Seiten vieler 
Landwirte und Pfuscher, sondern leider auch von manchen Ko'- 
legen. Ohne die--Sache jemals praktisch auch nur versucht, ohne 
sie verstanden und objektiv geprüft zu haben, wurden abfällige 
Urteile gefällt, namentlich dahingehend, „daß die geimpften Tiere 
nachträglich noch an Siechtum usw. zu Grunde gehen würden“. 

Heute hat sich die Notümpfung durchgerungen, da der Erfolg 
für jeden, der sehen wollte, nicht mehr abzuleugnen ist. 

Trotz ziemlicher eigener Erfahrungen aus früherer Zeit und 
zu Beginn der diesjährigen Seuchenperiode kam auch ich der An¬ 
gelegenheit mit größtem Pessimismus entgegen, glaubend, alle 
Erfolge könnten Zufallserfolge sein, wenn auch der Eifer zur Aus¬ 
führung nicht minder groß war. Heute, nach einwandfreier grö- 




511 


tterer Erfahrung, bin ich auf dem Standpunkte zu sagen: Ich 
schwöre auf den Erfolg der Notimpfung, immer natürlich voraus¬ 
gesetzt, daß sie rechtzeitig gnd richtig ausgeführt wird. 

Bevor wir den Impfgang überschauen, sei es gestattet, kurz 
einige seinerseit gemachte Wahrnehmungen einzufügen: 

Als Grundlage der Wirkung gelten allgemein die im Blute 
durchgeseuchter Tiere vorhandenen Antikörper. Dieser Annahme 
sei nicht entgegengetreten und auch ich will nicht versuchen gegen 
den Strom zu schwimmen. Doch dürfte es nicht ganz uninteressant 
sein, daneben Folgendes bekannt zu geben: 

Ausgehend von der mehrfachen Wahrnehmung, daß Schweine, 
die kurz vor dem Einzug der Klauenseuche in dieselben Stallungen 
mit Rotlaufserum* geimpft waren, nicht an der Klauenseuche er¬ 
krankten, obwohl sie allen Infektionsmöglichkeiten ausgesetzt 
waren; ferner ausgehend von der nicht seltenen Wahrnehmung, 
daß mit Pferdeserum bei manchen .anderen Infektionskrankheiten 
oft auffallend gute Erfolge resultieren, wurden.bösartig verseuchte 
Rinderbestände, natürlich unter Benützung von Kontrollieren (dfe 
zum Teil fielen), mit Pferdeserum geimpft; andere Rinder mit dem 
Serum von einem ebenfalls für die Seuche natürlicherweise soviel 
wie gar nicht empfänglichen Tiere, nämlich vom Hunde: wieder 
andere Tiere mit Serum durchgeseuchter Kinder; endlich solche 
mit Serum von Tieren, die in früheren Jahren durchseucht hatten, 
diesmal unberührt geblieben waren, und jeder Ansteckung getrotzt 
hatten. Dabei zeigte sich merkwürdigerweise daß wesentliche 
Unterschiede im vergleichenden Endresultate nicht eingetreten 
sind, d. h. durchweg zufriedenstellende waren; abgesehen von 
einem Falle, in dem ein mit Hundeserum geimpftes Jungrind 
schwerer erkrankte als die danebenstehenden mit Rinderserum 
geimpften Tiere. 

Das Ergebnis dieser Versuche, allerdings bei nur zirka 1<S0 
Tieren durchgeführt, kann mehr oder weniger Zufallsergebnis sein. 
Es könnte aber auch darauf schließen lassen, daß nicht nur die 
im Blute abgeseuchter Tiere voi’handenen Antikörper den wirk¬ 
samen Bestandteil darstellen, sondern, daß möglicherweise die 
Einbringung fremden bezw. artfremden Blutes allein schon hin¬ 
reicht, um die Katastrophe der Herzlähmung abzuwenden, sei es 
durch Anreiz zu vermehrter Antikörperbildung, sei es eine Eiwei߬ 
wirkung oder eine andere; die Impfung unter den gleichen Voraus¬ 
setzungen wie bei der Verwendung von Rinderblut vdrgenommen. 

Die Ansicht, daß Serumtherapie, etwa wie b.eim Schweine¬ 
rotlauf, am ehesten Erfolg verspreche, war die Grundlage der 
V ersuche. 


Nachdem von der veterinärpolizeilicheu Anstalt di;e vorzüg¬ 
liche Wirkung des Blutes bezw. Serums abgeseuchter Rinder in 
größerem Maßstab und einwandfrei dargetan und eine praktisch 
fertige Impfformel bekannt gemacht war, bestand weiter keine Ver¬ 
anlassung mehr vergleichende Impfungen auszuführen, zumal in 
der Praxis Rinderblut auch viel leichter zu bekommen ist. 


Zum Impfgang selbst: Die Blutabnahme ist möglichst nicht im 
Stalle vorzunehmen, um Verunreinigungen des Blutes bei schlech¬ 
tem Licht, von der Raufe und Decke herab usw., zu vermeiden, es 
seB denn, daß Tiere zwar abgeheilt sind, aber noch nicht gut mar¬ 
schieren können. Man bevorzugt natürlich gut genährte Tiere, die 
einen Aderlaß auch vertragen können. Die etwas enggesteckte 
Grenze, wonach Blut nur bis zirka 3—4 Wochen nach der Abheilung 





512 


entnommen werden soll, finde» ich als zu vorsichtig. Bei großem 
Bedarf war es nicht immer möglich, Blut gerade in solchem Alter 
der Abheilung zu bekommen. So habe ich noch 12 und 14 Wochen 
nach der Abheilung Blut entnommen und damit geimpft, ohne auch 
nur einmal wesentliche Unterschiede in der Wirkung bemerkt zu 
haben. 

Der Aderlaß wird verschieden vertragen, doch in der Regel 
ohne Nachteil], Menschen und Tieren, je nach Größe und Nähr- 
zustand, schadet das Ablassen von 3—5 Litern nichts. Bei manchen 
andern, allerdings ziemlich selten, macht sich schon nach dem 
Ablassen von 1%—2 Litern vermehrte Atmung geltend. Tritt diese 
ein, dann macht man sofort Schluß. Der Adettaß gelingt am leich¬ 
testen bei Kühen, schwieriger schon manchmal' beii Ochsen und 
am schlechtesten bei Stieren mit dicker, stark faltiger Haut. Die 
einfache Fliete ist der Hohlnadel vorzuziehen, wenn es sich darum 
handelt, rasch viel Blut zu bekommen. Der Hals des Tieres wird 
natürlich vor dem Aderlaß mit Handtuch möglichst von Schmutz 
und abgestoßenen Haaren gereinigt. 

Die Farbe des Blutes ist verschieden, manchmal, und dann ge¬ 
wöhnlich bei jedem Stück desselben Bestandes, auffallend dunkel. 
Letzteres ist namentlich zu sehen an Tieren, die erst sehr kurz 
durchgeseucht haben, vielleicht spielt auch die Fütterungsweise 
eine Rolle. 

Eine unangenehme Sache ist oft die große Gerinnungsfähigkeit 
des Blutes. Die Tageszeiten spielen dabeii sichtlich nicht mit. Der 
lästig empfundenen starken Gerinnungsfähigkeit begegnet man am 
sichersten, wie das der Metzger ja auch macht, durch die Ver¬ 
wendung genügend großer Auffanggefäße, in denen man sich mit 
dem Glas- oder Holzstabe auch rühren kann. Auf dilese Weise wird 
man so viel wie gar nicht über lästige Gerinnung zu klagen haben, 
besonders, wenn man auch rasch genug rührt und in dem Augen¬ 
blicke nicht aufhört, i!n dem das Zusammenballen der Blutgerinnsel 
stattfindet. 

«Wenn die Theorie von den Antikörpern die richtige ist, dann 
ist doch wohl von Mischblut der verlässigste und gleichmäßigste 
Erfolg zu erwarten, also Blut von mehreren Tieren in eiin und 
demselben größeren Glas aufgefangen. Diese Übung scließt dann 
auch manche Verunreinigung aus, welche sonst durch .das Abfüllen 
in viele Gefäße leichter ermöglicht ist. > 

Durch Zugabe von Natr. citrilc. ergeben sich nur wenig Vor¬ 
teile. « 

KleinereUnfälle bei der Blutentnahme: Nach¬ 
bluten, wenn durch zu heftiges Anziehen des Strickes unterhalb 
der Aderlaß-Stelle und zu starkes Abbiegen des Halses die Innen¬ 
seite der Vene vorübergehend verklebt und die Zirkulation gestört 
wird. Diesem Nachbluten (bei Hohlnadel wegfallend) begegnet 
man durch Anlegen einer kräftigen Klammer und deren Liegen- 
lassen 5—10 Minuten lang. Ferner tritt in seltenen Fällen mehr 
oder weniger stark erhöhte Atem- und Pulsfrequenz auf, die je¬ 
doch nicht von Bedeutung ist. Nur iln einem Falle sah ich durch 
3 Tage dauernde beängstigende Erscheinungen. 

Zur Konservierung, namentlich des Serums, verwendete ich 
ursprünglich Glyzerin; Karbolsäure und Formalin, wie empfohlen, 
tun demselben Dienst. Die Konservierung findet am besten gleich 
nach der Blutabnahme statt, auch dann, wenn das Blut sofort ver- 
impft werden soll. Bei dieser Übung konstatiert dann der Bauer 





513 


mit einer gewissen Befriedigung, „daß an das Blut auch was dran 
kommt“. 

Aufbewahrung: Restblut wird während der heißen Monate 
am besten, wenn auch schweren Herzens, weggeschüttet. Dann 
braucht man am nächsten Tage nicht mit Angst zum Impfen fahren. . 
Wer einen Eiskeller zuir Verfügung hat, kann natürlich auch im 
Hochsommer das Blut unbesorgt 1—2 Tage aufbewahren. Es hält 
sich dort- tadellos, wie ich den ganzen Sommer hindurch beobachten 
konnte. Serum hält sich im allgemeinen sicherer wie Blut und läßt 
sich schon gefahrloser auf Vorrat für einige Tage hersteilen. 

- (Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Innere Medizin und Hygiene. 

Stabsveterinär Mulzer - Nürnberg: Jodkalium bei 
periodischer Augenenizündung. (Zeitschrift für Veterinär¬ 
kunde, 1920, Heft 5, S. 145.) 

Die Therapie mit Kal. jodat. bei der periodischen Augenentzün¬ 
dung des Pferdes per os, die nach den Statistischen Veterinär- 
Sanitätsberichten über das deutsche Heer bis zum Ausbruch des 
Krieges sehr umfangreiche Anwendung fand, deren Resultate aber 
keineswegs befriedigten, modifizierte M., indem er Jodkalium bei 
einem Falle dieser Erkrankung nicht innerlich, sondern intra¬ 
venös in 3%iger Lösung 8 Tage lang jeden 2. Tag gab. 
Auf diesem Wege wurden 15 g Jodkalium einverleibt, gleichzeitig 
träufelte M. 14 Tage hindurch täglich einmal einige Tropfen der 
Lösung in das erkrankte Auge. Der Erfolg war, daß innerhalb 
8 Tagen die Korneatrübung und die Fibrinablagerung in der vor¬ 
deren Augenkammer verschwunden waren, ein Rezidiv ist im 
nächsten Vierteljahr nicht eingetreten. Me. 


Geschichte der Tierheilkunde. 

Sanitätsrat Dr. Franz Bruck - Berlin - Schöneberg: 
Semmel weis, der Begründer der Anti- und Aseptik. (Mün¬ 
chener Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 37.) 

Das Bestreben französischer Chauvinisten die Leistungen der 
deutschen Chirurgen und Gynäkologen in den Augen ihrer Lands¬ 
leute und „Alliierten“ bei jeder Gelegenheit herabzusetzeix, findet 
auch in einem Artikel Ausdruck, der Pasteur und List er als 
Schöpfer der Aseptik feiert. B. tritt dieser historischen Unwahr¬ 
heit entgegen, indem er einen Mann sprechen läßt, der 20 Jahre 
vor Lister geforscht und gelehrt hat und der uns Deutschen zu¬ 
gehört : Ignaz Philipp Semmel weis. Aus einer Reihe 
von Zitaten, dfle B. dem klassischen, im Jahre 1861 beschriebenen 
Werke dieses Mannes entnimmt und die im Originale gelesen zu 
werden verdienen, wird unwiderleglich bewiesen, daßSemmel* 
weis lange vor Lister die A n t i > und Aseptik 
begründet hat. Mit scharfem Blicke hatte er erkannt, daß das 
Kindbettfieber mit den anderen Wundinfektionskrankheiten über¬ 
einstimmt und stellte deshalb die Forderung auf, der Untersuchende 
müsse bei seiner Tätigkeit die Hände mit Seife und Chlorwasser 
reinigen. Ebenso drang er in der Erkenntnis, daß alle Gegen- 



514 


stiinde, die — durch zersetzte Stoffe verunreinigt — eine Infektion 
ermöglichen, auf peinliche Reinigung derselben. Energisch wandte 
er sich gegen die damalige Vorstellung, daß das Kindbettfieber 
durch atmosphärische, kosmische, telluriische Einflüsse, durch Ge- 
miitsaffekte:, Diätfehler, Erkältung etc. hervorgerufen werde. Gleich¬ 
zeitig appelliert B. an das nationale Selbstbewußtsein der Ärzte 
und Chirurgen, die mehr als bisher in Wort und Schrift dafür eni¬ 
tre ten sollen, daß die deutsche Intelligenz und Forschung auch 
auf dem Gebiete der Antiseptik und Aseptik bahnbrechend war. 

Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftslagen. 

Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte — Landes¬ 
gruppe Bayern. (Schluß,) 

Bericht über die ordentliche Mitgliederver- 
s a m in 1 u n g a m 6. M ä r z 19 2 1 zu M ü n c h e n. 

Über die Beziehungen der Landesgruppe zum 
Z e n t r a 1 v e r b a n d der öemeindebeamten Bayerns 
und die diesbezügliche Tätigkeit berichtete der 1. Schriftführer, 
Herr B 1 a i m - München. Er wies zunächst auf den in der Haupt¬ 
ausschußsitzung des Zentralverbandes vom 23. Oktober 1920 ge¬ 
faßten Beschluß Ziffer 7e hin. Nachdem zwischen dem Zentralver¬ 
band und der Landesgruppe verschiedentlich Verhandlungen statt¬ 
gefunden hatten, wurde in der Hauptausschußsitzung des Zentral¬ 
verbandes am 5. März 1921, der als Vertreter der Landesgruppe der 
Berichterstatter beiwohnte, folgender Beschluß gefaßt : „An Stelle 
des Landesausschusses der Tierärztlichen Kreiisvereine Baj'erns 
tritt in Zukunft als Berufsabteilungsverband im Sinn des § 22 der 
Satzung des Zentralverbandes der bayerischen Gerneindebeaaiteil 
die Landesgruppe der gemeindebeamteten Tierärzte Bayerns“. Es 
haben also, wie bereits im früheren Beschlüsse erwähnt wurde, 
aus dem Zentralverband auszuscheiden alle Staatstierärzte und 
alle Freiberufstierärzte, welche nicht, wenn auch nur nebenamt¬ 
lich „gemeindetierärztliche“ Funktionen ausüben. Es muß den letz¬ 
teren überlassen bleiben, darüber zu entscheiden, ob sie ihrer ge¬ 
meindetierärztlichen Tätigkeit eine ausschlaggebende Bedeutung 
im Sinne des weiteren Verbleibens bezw. des Beitrittes zum Zen¬ 
tralverband und zur Landesgruppe beimessen wollen. Diesbezüg¬ 
liche Verhandlungen mit den beiden anderen Berufsgruppen über- # 
nimmt, soweit erforderlich, die Landesgruppe, die allein in Zu¬ 
kunft die Interessen der Gemeindetierärzte, insoweit si'e Mitglieder 
derselben sind, im Zentralverband vertreten wird. Hiezu gibt Herr 
S c li m i 11-Wolfratshausen noch einige ergänzende Mitteilungen 
aus der Vertreterversainmlung des Zentralverbandes und Dar¬ 
legungen über die Stellung des Tierarztes als Gemeindebeamter, 
Versorgungsrechte usw. Die Herren Hofbauer - Schwandorf 
und Stroh- Augsburg sprechen sich gegen eine bezügliche Füh¬ 
lungnahme mit den anderen Berufsgruppen aus, letzterer nament¬ 
lich unter Hinweis auf die notwendige Homogenität der Zusammen¬ 
setzung der eigenen Gruppe. Die getroffenen Abmachungen mit 
dem Zentralverband heißt die Versammlung gut. Damit schloß die 
Berichterstattung der Vorstandschaft über Ihre Tätigkeit seit der 
vorjährigen Versammlung, soweit nicht bestimmte Punkte der 
Ta .g&sorrinmi£ eine Sonderbespreclning: erheischen. — 



515 


Herr S c h ö p p e r 1 - Regensburg als Kassier erstattete nun¬ 
mehr den Kassenbericht. Nach Ziffernmäßiger Darlegung 
der Einnahmen und der Ausgaben erwähnt er das Verlangen des 
R.-V. nach Nachbezahlung der Beiträge für die Kriegsjahre, was 
unmöglich sei, da für diese Zeiit von der Gruppe keine Beiträge von 
den Mitgliedern gefordert worden seien. Nach Herrn Heiß be¬ 
steht indes ein Beschluß, nach dem es den einzelnen Gruppen über¬ 
lassen bleibt, ob sie für die Kriegszeit Beiträge an den R.-V. ab- 
führen. Es wird sodann beschlossen, den Vereinsbeitrag für das 
Jahr 1921 auf 50 Mk. festzulegen. Der Vorstandschaft werden 
100 Mk. für Schreibaushilfe bewilligt. Nach Prüfung der Kassen¬ 
bücher erfolgt die Entlastung des Kassiers. 

Sodann referierte der Vorsitzende über die Schlachtvieh¬ 
versicherung, wobei er ausführte, daß an die Versicherungs¬ 
kammer und an den bayerischen Städtebund Schreiben gerichtet 
worden seien, daß aber der Standpunkt, den die letztgenannte 
Stelle in ihrem Schreiben vom 25. Januar 1921 eingenommen hatte, 
nicht habe geteilt werden können. Eine neuerliche Darlegung un¬ 
serer Anschauung sei vom Städtebund noch nicht beantwortet wor¬ 
den. In die Sachlage sei nun durch die Ministerialentschließung 
vom 29. Januar 1921 Klarheit gebracht und den Beteiligten darüber 
Gewißheit geworden, daß den in der Schiächtviehversicherung 
tätigen Tierärzten eine Entschädigung zustehe. - Die sich an¬ 
schließende Diskussion war eine sehr lebhafte. Die Versammlung 
beschließt, daß die Tierärzte nunmehr ihre Ansprüche an die Städte, 
welche die Anstaltsvertretung übernommen haben, unbedingt gel¬ 
tend zu machen haben. Ferner wird die Vorstandschaft beauftragt, 
eventuell unter Zuhilfenahme der Geineindebeamtenkammer, bei 
der Versicherungskammer erneut vorstellig -/w werden. 

Gelegentlich der Diskussion zu diesem Punkte erwähnte Herr 
F 1 e s s a - Hof. es sei nach einer Äußerung des Finanzmfnisters 
Kraußneck keineswegs notwendig und beabsichtigt, die Neben¬ 
einnahmen von Staatsbeamten ohne weiteres zu streichen. Man 
solle sich also entschieden dagegen wehren, wenn versucht werden 
sollte, städtischen Bezirkstierärzten das Seuchenavcrsu in 
zu streichen. Hiezu sprechen noch die Herren Opel und B 1 a. ihn. 
Ergebnis dieser Aussprache ist, daß allen Versuchen der Städte, 
den städtischen Bezirkstiilerärzten die ihnen aus der Wahrnehmung 
der bezirkstierärztlichen Funktionen auf Grund gesetzlicher Be¬ 
stimmungen zufließenden Nebeneinnahmen, wie z. B. Seuchen- 
aversum, zu streichen, entschiedener Widerstand entgegenzusetzen 
sei. Auch dieser Angelegenheit solle die Vorstandschaft besondere 
Beachtung widmen. 

Beim Punkt „ B e ,s o 1 d ü n g s o r d n u il g “ wies der Vor- 
sitzende zunächst auf den Beschluß der letzten Mitgliederversamm¬ 
lung hin, wonach nur von Fall zu Fall und auf besonderes An¬ 
suchen gutachtliche Äußerungen von Seite der Vorstandschaft für 
die betreffenden Gemeindeverwaltungen abzugeben seien. Seither 
bestand in dieser Richtung keine Veranlassung zu Äußerungen der 
Vorstandschaft und es darf deshalb angenommen werden, daß die 
Einreihung in der überwiegennden Mehrzahl der Fälle fln ange¬ 
messener Weise erfolgt ist. Zu der hier einschlägigen Frage der 
Titel- oder Amtsbezeichnung für städtische 
Tierärzte wurde auf das gelegentlich des Tätigkeitsberichtes 
bereits Gesagte hdlngewiesen. In der Zwischenzeit sei indes, ohne 
daß Anfragen oder Anregungen an die Vorstandschaft ergangen 



516 


seien, mit der neuen Besoldungsordnung auch die Frage der Amts¬ 
bezeichnung erledigt worden. Herr Opel gab hiezu bekannt, in 
welcher Art die Angelegenheit in München erledigt worden sei; 
sie habe indes die Beteiligten nicht vollständig zu befriedigen ver¬ 
mocht und es sei Vorbehalten, eine Änderung zu beantragen. Fer¬ 
ner wird von Herrn Bla im erwähnt, daß mit Rücksicht auf das 
kommende Sperrgesetz eine möglichste Angleichung der Amtsbe¬ 
zeichnung der städtischen Tierärzte an jene der staatlichen Be¬ 
soldungsordnung erforderlich sei:. Darauf habe Abg. Jehle in der 
Hauptvertreterversammlung des Zentralverbandes mit allem Nach¬ 
druck hingewiesen und erklärt, daß in diesem Falle Titel geradezu 
Mittel bedeuten. Die Versammlung ist damit einverstanden, daß 
die Vorstandschaft die Titelfragen im Auge behält und gegebenen¬ 
falls noch Informationen einholt. 

Zum Punkte „N e u z e L t i g e Besetzung von S c h 1 a eh t - 
hofleiterstellen“ gab der Vorsitzende die seither von der 
Gruppenleitung unternommenen Schritte bekannt: im übrigen wurde 
dieser Punkt in geheimer Sitzung erledigt. 

Punkt 4: Wünsche und Anträge: 

Herr Prof. Müller- München wünscht unter eingehenden 
Darlegungen, es wolle die Landesgruppe Bayern schleunigst Stel¬ 
lung nehmen zu den Junackschen Abänderungsvorschlägen zum 
Reichsfleischbeschaugesetz, iin Verbindung damit erklärt er eine 
Verbesserung des Fleischbeschauunterrichtes für dringend nötig, 
ebenso die Einreihung der Schlachthofkunde unter die Ausbildungs¬ 
fächer an den tierärztlichen Hochschulen. Hiezu beschließt die 
Versammlung, Herrn Prof. Müller mit einem baldigst zu er¬ 
stattenden Referat über diese Frage zu betrauen; zu Korreferenten 
erklären sich die Herren M o e 11 e r und Stroh bereit. 

Herr Heiß regt an, die Vorstandschaft wolle für die Abhal¬ 
tung von Fortbildungskursen für Gemeinde- und Schlachthoftier- 
ärzte die erforderlichen Vorarbeiten übernehmen. Ferner wünscht 
er, daß die Vorstandschaft in Anlehnung an das schon früher hie¬ 
zu Gesagte dile Frage der Anstellung eigener Tierärzte durch 
Fleischwaren- und Konservenfabriken, ebenso der seiner Meinung 
drohenden allmälrlichen Ausschaltung der städtischen Bezirkstier¬ 
ärzte ihre Aufmerksamkeit zuwenden möge. Bezüglich des letzt¬ 
genannten Punktes wurde betont, daß es allem Anscheine nach die 
Städte selbst seien, die mit Rücksicht auf ihre milßliche Finanzlage, 
aber leider ohne Berücksichtigung der sich unter Umständen für 
sie hieraus ergebenden Folgen sich bemüßigt fanden, auf die An¬ 
stellung besonderer Tierärzte zur Wahrnehmung der veterinär- 
polizeililchen Obliegenheiten im Stadtgebiete zu verzichten. 

Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde beschlossen, die nächste 
Versammlung der Landesgruppe wieder in München abzuhalten. 

Um 7% Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung, wobei 
Herr F 1 e s s a - Hof dem Vorsitzenden Anerkennung und Dank 
der Teilnehmer für die wohlgelungene Durchführung der arbeits¬ 
reichen Tagung der Landesgruppe zum Ausdruck brachte. 

Dr. B 1 a i m. 

Tierärztliche Versammlung in Ingolstadt am 10. April 1921. 

Zum zweitenmale, am 10. April 1921, fanden sich in Ingolstadt 
Titerärzte aus allen Berufsgruppen zusammen zur gegenseitigen 
Aussprache und Beratung. Wider Erwarten groß war die Zahl der 



517 


Erschienenen (5 Amts-, 1 Gemeinde- und* 22 Freiberufstierärzte), 
wider Erwarten waren Kollegen aus weiter Entfernung vertreten. 

Der Leiter der Versammlung, Oberveterinärrat Garrecht- 
Ingolstadt, betonte wie schon das letztemal die Notwendigkeit sol¬ 
cher regelmäßig stattfindenden Lokalversammlungen, damit das 
gegenseitige Verhältnis der Nachbarkollegen gefördert wird und 
damit alle persönlichen Wünsche und Bedürfnisse zur Sprache ge¬ 
bracht werden können, zudem die Kreisvereine praktisch nicht 
mehr existieren. Garrecht bespricht dann die Einreihung der 
Amtstierärzte in dile .staatliche Gehaltsordnung; die .Erwartungen 
vieler Äratstierärzte, d. h. der amtlich vollbeschäftigten, wurden 
nicht erfüllt. Es muß wenigstens das eine gefordert werden; ein 
Vorrücken in Klasse XI nach lOjähriger amtlicher Tätigkeit.. 

. Ferner erwähnt G'arrec ht, daß schon vielfach bemängelt 
wurde, daß die Tierärzte iin den letzten Jahren den landwirtschaft¬ 
lichen Versammlungen fern bleiben und daß man von dem früheren 
Modus, hier regelmäßig durch Vorträge aufklärend zu wirken, ab¬ 
gekommen ist. Gerade an den jüngeren Kollegen wäre es gelegen, 
sich in landwirtschaftlichen Kreisen durch Referate Einfluß zu ver¬ 
schaffen. * 

Die Frage, ob in der Leitung der Versammlungen zwischen 
Amts- und Freilberufstierärzten abgewechselt werden soll, wird 
dahin entschieden, daß in diesen zwanglosen Zusammenkünften 
kein Unterschied im den einzelnen Berufsgruppen zutage treten soll 
und daß der Vorsitzende allen Anfragen unparteiisch entgegen- 
kommen möge; Garrecht behält also die Leitung. Im Anschluß 
daran wird von Mitgliedern unserer drei Verbände betont, daß die 
Kollegen der Umgebung von Ingolstadt gottlob den Anfang ge¬ 
macht haben, den kollegialen Zusammenhang, der in den letzten 
Jahren verloren gegangen ist, wieder herzustellen, da wir Tier¬ 
ärzte unsere Sache nur dann fördern können, w r enn wir zusammen¬ 
stehen und zusammenkämpfen. Das Bestreben einzelner Distrikts¬ 
tierärzte, eine Sondergruppe zu" bilden, fand die Mißbilligung aller 
anwesenden Kollegen; nachdem die Distriktstiterärzte doch sicher 
zu 95 % von der Praxis leben, können die Spezialimteressen keine 
Rolle spielen. Daß der Verein der Staatstierärzte immer wieder 
den Versuch macht, nicht bloß Distrikts-, sondern auch rein prak¬ 
tische Tierärzte als sogen. „Staatsdienstanwärter“ in seinen Verein 
hinüberzuziehen, wurde von den Amtstierärzten entsprechend ge¬ 
geißelt; Leute, die ihrer Stellung nach mit dem Verein nichts zu 
tun haben, sollten im vornherein ausgeschlossen sein. Nur dadurch 
wird die Splitterung und Disharmonie immer größer. Das Wort 
„Staatsdienstanwärter“ muß, soweit Berufsgruppen in Frage kom¬ 
men, überhaupt verschwinden. 

Uber die Gebühren frage wurde auch diesmal wieder 
viel debattiert. Eine Bestimmung wurde bei folgenden Punkten 
getroffen: 


1. Rot lauf impf u n g: bei S- + K-Tmpfung pro Stück 10,00, 
bei Mutterschweinen pro Stück 15,00 Mk., bei Heilimpfung je 
nach Verbrauch von Serum; 

2. V i e h m a r k t k o n t r o 11 e: für Schweinemarkt 30,00, für 
Großviehmarkt 50,00 Mk. jeweils + Reiseentschädigung; 

3. Beaufsichtigung der Be schäl.Stationen; Eine 
Kommission vom Verein der Staats- und Freiberufstierärzte 
soll bei der Landgestütsverwaltung vorstellig werden und pro 
Stute 5,00 Mk. fordern. Für Bglijandlung kranker Staatsbe- 




518 


schaler, die auch den Freiberufstierärzten überlasten werden 
soll, wird nach den Gebühren in der Privatpraxis liquidiert; 

4. Untersuchung der Wanderschafherden: Für 
Untersuchung 30,00 Mk. + 5,00 Mk. pro Doppelkilometer Reise¬ 
entschädigung; 

5. Tätigkeit beilm Kommunalverband: Es e ollem 
500 Mark an den Vorstand und 400 Mark an die Unterbeamten 
ausbezahlt worden sein; also sind von den hier tätig gewesenen 
Kollegen mindestens 400 Mark zu fordern, und zwar pro Jahr, 
von 1916—1920; 

6. Unterweis ungskurs für Untersuchung au f 
Tuberkulose bei Ablieferung des Viehes an den Feind¬ 
bund: Einreichung der Liquidatilon bei der Regierung; 

7. Hengstkastrationen: pro Hengst 100 Mark. 

Dr. Wildsfeuer. 


Gebührensätze für die bezirkstierärztliche Untersuchung von 
Handelsvieh in Sachsen. 

Das sächsische Wirtschaftsministerium hat die Gebührensätze 
für die bezirkstierärztlielie Untersuchung von Handelsvieh im Frei¬ 
staat Sachsen wie folgt festgesetzt; 1. für die Untersuchung und 
Ausstellung eines Gesundheitszeugnisses: a) bei Pferden, ausgenom¬ 
men Fohlen bis zu einem halben Jahre bis zu 2 Stück am Amtssitz 
des Bezirkstierarztes 18 Mk., bis zu 5 Stück unbeschadet des Unter¬ 
suchungsortes 35 Mk., für jedes weitere Stück 5Mk.; b) bei Fohlen 
bis zu einem halben Jahre bis zu 5 Stück 25 Mk„ für jedes weitere 
Stück 4 Mk.; c) bei Rindern, ausgenommen Kälber bis zu drei 
Monaten 25 Mk., für jedes weitere Stück 4 Mk., Saugkälber, die zu 
den untersuchten Kühen gehören, sind gebührenfrei; d) bei Kälbern 
und Schweinen (ausgenommen Korbferkel) bis zu 10 Stück 16 Mk., 
für jedes weitere Stück 2 Mk.; e) bei Schafen, Ziegen und Korb¬ 
ferkeln bis zu 20 Stück 12 Mk.. -bis zu 100 Stück 24 Mk., bis zu 
250 Stück 35 Mk., bis zu 500 Stück 50 Mk. und für jedes weitere 
angefangene Hundert desselben Besitzers 10 Mk. mehr; f) bei Gänsen 
bis zu 100 Stück 15 Mk., bis zu 250 Stück 25 Mk., bis zu 500 Stück 
35 Mk., bis zu 750 Stück 45 Mk., bis zu 1000 Stück 50 Mk. und für 
jedes weitere angefangene Fünfhundert desselben Besitzers 15 Mk. 
mehr; g) bei anderem Geflügel für je angefangene 100 kg des bahn¬ 
amtlichen Gewichts 8 Mk., mindestens aber 15 Mk. und für sämtliche 
gleichzeitig zur Untersuchung gestellten Tiere desselben Besitzers 
insgesamt nicht mehr als 75 Mk. 2. Werden an Sonn- und Fest¬ 
tagen Untersuchungen verlangt, zu deren Vornahme der Bezirks¬ 
tierarzt nicht verpflichtet ist, so ist das Doppelte der Gebührensätze 
zu berechnen. 3. Für die Ausstellung eines besonderen Gesundheits¬ 
zeugnisses 8 Mk. — Zu den Gebühren für grenztierärztliche Unter¬ 
suchungen, die nunmehr nach den vorstehenden Sätzen zu erheben 
sind, ist für die spezifische Untersuchung eines jeden Pferdes auf 
Rotz eine besondere Gebühr von 10 Mk. zu erheben. — Die obige 
Verordnung ist sofort in Kraft getreten. S. M. 


Der Beruf des Tierarztes. 

In einem Berufsberatungsvortrag in Dresden führte Medizinal¬ 
rat Prof. Dr. Richter über den Beruf des Tierarztes folgendes 
aus; Der Besuch einer der fünf tierärztlichen Hochschulen, des 
Deutschen Reiches setzt das Reifezeugnis einer 9stufigen höheren 




i 19 


Lehranstalt voraus. Neigung für die Naturwissenschaften, insbe¬ 
sondere für Zoologie und Botanik muß vorhanden sein. Hat man 
in der vorgeschriebenen Zeit von 8 Semestern, wozu in den meisten 
Fällen noch ein neuntes Examensemester hinzutritt, das Studium 
erledalgt, so ist die Erwerbung des Doktortitels empfehlenswert, 
wenn auch darauf noch ein zehntes Semester und gewisse Un¬ 
kosten zu verwenden sind. Unter heutigen Verhältnissen ist das 
Studium schätzungsweise auf 35 000 bis 40 000 Mark zu veran¬ 
schlagen. Nach bestandener Prüfung tritt man mit dem Titel eines 
„approbierten Tierarztes“ in den Beruf ein, in dem es zunächst 
gilt, die erworbenen Kenntnisse zu verwerten und Erfahrungen 
zu sammeln. Für die große Anzahl der Tierärzte besteht wenig 
Aussicht, sich in den Städten niederzulassen, um in bequemer Weise 
die Praxfe auszuüben oder Unterkommen in städtischen oder staat¬ 
lichen Diensten zu finden. Die meisten müssen daher auf dem 
Lande, in Gegenden milt größerer Tierhaltung, ihre Tätigkeit 
suchen. Der Landtierarzt muß einen größeren Bezirk zur Ver¬ 
fügung haben, da die Anzahl der kranken Tiere in dem einzelnen 
Dorfe nicht so groß ist, um durch deren Behandlung einen ge¬ 
nügenden Unterhalt erwerben zu können. Außer dem Wettbewerb 
der eigenen Berufskollegen hat der Landtierarzt mit einem weit¬ 
verzweigten Pfuschertum zu rechnen. In der Ausübung seines Be¬ 
rufes muß der Tilerarzt außerordentlich gewissenhaft und umsich¬ 
tig sein, damit er rechtzeitig die geeigneten Vorkehrungen treffen 
und Maßnahmen veranlassen kann, um Leben und Gesundheit der 
Bevölkerung zu schützen. Trifft dies bereits für den Tierarzt mit 
allgemeiner Praxis zu, so gilt dies auch für die besondere Tätig¬ 
keit deT Tierärzte an Schlachthöfen. Nach mindestens zweijähriger 
praktischerTätigkeit kann derTierarzt sich einem weiteren Examen 
unterwerfen, um die Anwartschaft auf Anstellung als staatlicher 
Beamter — Bezirkstierarzt — zu erwerben. Tierärzte finden Unter¬ 
kommen als Professoren an den tierärztlichen Hochschulen, als 
Tierzuchtinspektoren oder Gestütstierärzte an den staatlichen Ge¬ 
stüten, bei den Serum-Instituten, bei Versicherungsgesellschaften 
und in beschränkter Anzahl im Militärveterilnärdienst. Der Kolo¬ 
nialdienst, in dem früher eine große Anzahl Tierärzte beschäftigt 
war, ist leider verschlossen. S. M. 


Verschiedenes. 

Wirtschaft und Statistik. 

Unter obigem Titel gibt das statistische Reichsamt seit JanuHr 
dieses Jahres eine zunächst monatlich erscheinende Zeitschrift heraus, 
die über alle Fragen unseres Volks- und Wirtschaftslebens auf Grund 
zahlenmäßiger Unterlagen rasch7 übersichtlich und gemeinverständ¬ 
lich berichten soll. Die vorliegende Nummer 1 bringt zunächst eine 
Seite über deutsche Wirtschaftskurven: Bewertung der 
Mark, Notenumlauf, Lebenshaltungs-Indexziffern, Großhandels-Index¬ 
ziffern und endlich die unterstützten Erwerbslosen, mit außerordent¬ 
lich instruktiven, für jedermann verständlichen und zur raschesten 
Orientierung über die wichtigen Punkte sehr geeigneten Tabellen. 
Derartige Kurventafeln sind, um es gleich hier anzufügen, noch 
mehrere, zur jeweiligen Texterläuterung in diesem Hefte enthalten 
und stets.sehr zu begrüßen. Es folgen nun die Hauptabschnitte: 

1. Gütererzeugung und Verbrauch, das mit einer, durch 
eine Karte über das Abstimmungsgebiet ausgezeichneten Abhandlung 



520 


\ ■ 


Uber Oberschlesien beginnt und weiterhin die deutsche _ See- und 
Bodenseefischerei nach den Fangergebnissen Januar bis November 
1920 schildert. 

2. Handel und Verkehr bringt Deutschlands Ein- und Aus¬ 
fuhr im 1. Halbjahr 1920 und zugleich eine allgemeine Übersicht 
über die Entwicklung des internationalen Handels 1920. 

3. Das Kapitel über Preise und Löhne zeigt uns die Ent¬ 
wicklung der Lebenshaltungskosten in Deutschland mit Skalentafeln, 
die über die Durchschnittsteuerungszahlen, sowie über die Lebens¬ 
haltungs-Indexziffern des Jahres 1920 anschaulich informieren. Die 
internationale Preisbewegung 1913—1920 wird wiederum durch Kurven- 
tafeln erläutert, für Deutschland im Vergleich mit England, Amerika, 
Frankreich und Japan in hochinterressanter Weise dargetan. 

4. Bei Geld- und Finanzwesen wird u. a. zunächst der 
Finanzbedarf des Reiches einer näheren Betrachtung unterzogen, 
sodann die Verschuldungen der wichtigsten Staaten der Erde ein¬ 
ander gegenüber gestellt. 

5. Gebiet und Bevölkerung. Hier sind vorläufige Angaben 
über die Bewegung der Bevölkerung Deutschlands im 1. Viertel¬ 
jahr 1920 gegeben. Dabei sind wieder interessante Vergleiche ge¬ 
zogen und durch Tabellen erläutert. Ich nenne u. a. die Heirats- 

. Geburten- und Sterbeziffern im 1. Vierteljahr 1913 und im 1. Viertel¬ 
jahr 1920, ferner die Eheschließungen, Geborenen und Gestorbenen 
im 1. Vierteljahr 1920 und endlich die berufliche Gliederung der 
Bevölkerung des neuen Deutschlands nach der Berufszählung von 1907. 

6.1m Schlußkapitel „Verschiedenes“ lesen wir Hoch¬ 
interessantes über den Wiederaufbau der Industrie in Nordfrank¬ 
reich, der sich in den zerstörten Gebieten Frankreichs „in schnellem 
Gange vollzieht“. Zum Schluß sind uns in übersichtlichen Tafeln die 
Reichstags wählen seit 1871 vorgestellt. — Das Heft umfaßt 56 Seiten. 
Sein Inhalt ist ein derartig interessanter und man darf sagen jeder- 
inan direkt berührender, dabei ist der Preis ein so mäßiger, daß man 
das Abonnement auf das wärmste empfehlen kann. 

Die Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik“ ist zum Preise von 
vierteljährlich 9.— Mk. durch die Post, den Buchhandel oder den 
Verlag (Reimar Hobbing, in Berlin S.W. 61) zu beziehen. Ma. 


Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Der Wisent stirbt aus. 

Auf der kürzlich in Berlin abgehaltenen 10. Jahreskonferenz 
der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege machte Geheimrat 
Prof. Dr. Oonwentz wertvolle Angaben über das Vorkommen 
des Wisents. Nachdem unser Heer 1914 den großen Naturpark 
von Bialowics besetzt hatte, war die dort kurze Zeit danach ein¬ 
gerichtete Forstverwaltung unter der Leitung des bayerischen 
Forstrats Esch er ich eifrig bemüht, alles ZHm Schütze der in den 
Bialowieser Waldungen seit langem durch die zarische Regierung 
gehegten Wisente zu tun. Damals konte ein Bestand von etwa 
300 Tieren festgestellt werden. Nach jetzt vorliegenden Nach¬ 
richten ist der Wisentbestand des Bialowieser Forstes seit der 
Rückkehr der deutschen Forstverwaltung infolge der revolutionären 
Wirren vollständig eingegangen. Ein zweites Schutzgebiet des 
Wisent befand «fleh noch bei Kuban im Kaukasus. Aber auch dieses 
Gebiet soll durch die Kosakenherrschaft jetzt vollständig vernichtet 
worden sein, so daß damit das frei lebende Tier in Europa und 




T~ 


5^1 

Asien gänzlich ausgerottet sein dürfte. Im Jahre 1917 hat. mall 
von Bialowies aus in den Waldungen des Fürsten v. Pleß Wisente 
in offenem weiten Gehegen ausgesetzt, und zwar 22 Stück: 3 Stiere, 
10 Alttiere, 7 Schmaltiere und 2 'Kälber. Dieser Bestand hatte 
sich während des Krieges durch die sorgfältige Pflege erfreulicher¬ 
weise ai|f 74 Stück vermehrt, durchschnittlich jährlich um 14 bis 
18 Kälber. Seit der Revolution ist aber Ijedauaerlicherweise durch 
Wilddiebe viel abgeschossen worden. Die fürstlich Pleßsche Forst¬ 
verwaltung steht bei den jetzigen traurigen Verhältnissen der 
Wilddieberei ziemlich machtlos gegenüber. Sie hebt in einem 
Schreiben hervor, daß, falls es den staatlichen Behörden nicht bald 
gelingen sollte, dort Ruhe und Ordnung herzustellen, die dortige 
Wildbahn unrettbar verloren sei. Die noch vorhandenen Tiere 
seien vollkommen gesund, so daß also bei sorgfältiger Pflege ein 
Aussterben noch zu verhindern wäre. Nach diesen betrübenden 
Nachrichten müssen wir wohl leider mit dem Aussterben des 
Wisents in absehbarer Zeit rechnen, und zwar wieder veranlaßt 
durch die Raubtiernatur des Menscheh. 

Staatsveterinärkande, Aaslandsdienst and Versicherungswesen. 

Zur Feststellung der Rinderpest bei Ausführung dej Fleischbeschau. 

Den jüngeren Tierärzten dürfte nicht bekannt sein,’ daß die Er-, 
mittlung des Hauptllieblingssitzes der Rinderfinnen, der Kaumuskeln, 
durch Hugo Hertwig mit einer Rinderpestmaßnahme zusammen*- 
hangt, die der hervorragende Tierarzt Pauli, der in den 71er Jahren 
des vorigen Jahrhunderts als Departementstierarzt in Berlin tätig 
war, für die Fleischbeschau in Berlin angeordnet hatte, mit der Vor¬ 
schrift, daß bei jedem geschlachteten Rinde die Maul¬ 
schleimhaut durch Herausschneiden der Zunge frei¬ 
zulegen sei. Diese Vorschrift war geboten, weil die Maulschleim¬ 
haut, insbesondere auch die Schleimhaut des harten Gaumens, typische 
Veränderungen der Rinderpest aufweist. Die Vorschrift war für 
Berlin geboten, weil in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts 
die Rinderpest wiederholt durch Schmuggelvieh aus dem Osten über 
den Berliner Viehhof im Reiche^_1870 bis in die Rheinprovinz und 
nach Hessen-Nassau, in einem Zuge verschleppt worden war. Bei 
der Freilegung der Maulschleimhaut durch Herausschneiden der 
Zunge werden gewöhnlich die inneren Kaumuskeln angeschnitten 
und auf einer solchen Schnittfläche fand H. Hertwig gelentl ich den 
C. inermis. Dies als geschichtliche Erinnerung! Da die Rinderpest 
von Osten droht, sei erneut auf den Zweck der Freilegung der 
Maulschleimhaut hingewiesen. Gleichzeitig mache ich' auf folgendes 
aufmerksam: Die allerhäufigsten und am meisten charakteristischen 
Veränderungen bei der Rinderpest finden sich am Zahnfleisch 
der Schneidezähne und an der Schleimhaut der Unter¬ 
lippe. Ich habe deshalb in Anregung gebracht, sobald die Gefahr 
der Rinderpest für Deutschland brennend wird, anzuordnen, daß bei 
jedem geschlachteten Rinde die Unterlippe soweit vom Unterkiefer¬ 
körper loszulösen ist, daß ihre Schleimhaut und das Zahnfleisch der 
Schneidezähne zutage treten. (v. Oster tag. Aus Zeitschr. f. 
Fleisch- u. Milchhygiene, Heft 12, 1921.) 

Landwirtschaft, Fattermittelknade and ErnShrnngswasan. 

Giftige Sträucber. 

Den -„Münchener Neuesten Nachrichten“ Nr. 171 entnehmen 
wir folgende Mitteilung: In einem bis zum Reichsgericht getrie- 



522 


benen Zivilprozeß spielte die Bekömmlichkeit der Ta.xo.s- 
sträucher für den. Pferdemagen eine Rolle. Eine Firma hatte 
in Potsdam aus einer dem Prinzen Eiltel Friedrich gehörenden 
Villa einen Geldschrank abzuholen. Die zum Trasrsport notwen¬ 
digen Geräte wurden auf einem Wagen herangebracht, dessen 
Pfler.de von den im Park der Villa stehenden Taxussträuchern 
fraßen. Da die Pferde bald nach ihrer Rückkehr in den Stall ver¬ 
endeten, stellte die Besitzerin der Tiere Klage auf Schadens¬ 
ersatz. Die Klage wurde iin den Vorinstanzen abgewiesen; das 
Reichsgericht hat das Urteil des Kammergerichfcs bestätigt, weil 
weder der Prinz noch seine Leute die Giftigkeit der Stiäucher 
kannten, es daher nicht an Außerachtlassung der im Verkehr er¬ 
forderlichen iSorgfalt fehlte und der Beklagte außerdem damit 
rechnen mußte, daß die Pferde so aufgesrcllt werden, daß sie die 
Sträucher usw. des Parkes nicht beschädigen können. P. 


Hochschulnachriditen. 

Die deutsche Wissenschaft in Spanien.. Ein in jeder Beziehung 
mit Freude zu begrüßender Erfolg sind die Gastvorlesungen, die 
der bekannte. Münchener Hochschullehrer Geheimer 
Regierungsrat Prof. Dr. Theodor Paul zurzeit an der Uni¬ 
versität von Madrid über angewandte Chemie hält. Der ange¬ 
sehene deutsche Gelehrte folgte einer aus Spanien an ihn er¬ 
gangenen Einladung und hat für sedJne Lehrtätigkeit in der spani¬ 
schen Hauptstadt eine Zeitdauer von etwa 4—5 Wochen vorge¬ 
sehen. In einer am 10. März in der Aula der Universität abgehal¬ 
tenen außerordentlichen Sitzung der „Sociedad Espanola de Fisica 
y Quünica“, die unter dem Präsidium des Generals Aranaz statt¬ 
fand und durch den Rektor der Universität, Rodriguez Carracido, 
geleitet wurde, ist Paul zum Ehrenmitglied der Gesellschaft er¬ 
nannt worden. Diese Auszeichnung ist bis jetzt nur wenigen 
Deutschen zuteil geworden. 


Deutscher Pathologen-Kongreß in Jena. Die Deutsche Patho¬ 
logische Gesellschaft, die während deis Krieges und in den ersten 
Jahren nach dem Kriege keine Tagung abgehalten hatte, berief 
dieses Jahr zum erstenmal wieder einen Kongreß ein. Die Ver¬ 
handlungen, die in Jena stattfandem und zu denen nicht nur 
deutsche Gelehrte, sondern auch Professoren aus Österreich, Un¬ 
garn, der Schweiz, Holland und Schweden erschienen waren, be¬ 
zogen sich auf alle Fragen der Pathologie. Im Mittelpunkt standen 
die Auseinandersetzungen über das Thema Die Milz als 
Stoffwechselorgan, über das namentlich die Professoren 
H e 11 y (St. Gallen) und Eppilnger (Wien) referierten. Breiten 
Raum nahmen auch die Verhandlungen über die Steinac hsche 
V eHüngungslehre ein. Übereinstimmend sprachen sich die 
Gelehrten gegen die Forschungen Steinachs aus, zum Teil in 
äußerst scharfer Weise. Dem ablehnenden Urteil der Pathologen 
schloß silch auch eine Reihe von Klinikern an. — Künftig soll der 
Pathologenkougreß jedes zweite Jahr stattfinden und zwar 
abwechselnd mit d e r Ve r s a m m l u n g deutscher 
Naturforscher und Ärzte. Als Ort der nächsten Tagung 
wurde Göttingen gewählt. 



523 


Gegenseitige Anerkennung der Reifeprüfung. 

Wie das „Neue Wiener Tageblatt“ erfährt, erteilten die Unter¬ 
richtsbehörden von Preußen, Baden und W ürttemberg 
den Beschlüssen des deutschen Hochschultages in Heilbronn, be¬ 
treffend die gegenseitige Anerkennung der Reife¬ 
prüfung zwischen den eigenen und österreichischen Schulen 
Zustimmung, so daß künftig österreichische Studenten an den deut¬ 
schen und deutsche Studenten an den österreichischen Hochschulen 
Aufnahme Anden können. 


Deutsche Gelehrte in Holland. Es mehren sich jetzt die An¬ 
zeichen dafür, daß im Ausland unsere Wissenschaft wieder die 
alte Anerkennung Andet. Besonders die Holländer geben sich 
neuerdings große Mühe, deutsche Gelehrte zu Gastvorträgen zu 
gewinnen. So wurde auch vor kurzem der durch seine Philosophie 
des „Ais Ob“ im Inland sowie im Ausland bekannt gewordene 
Hallesche Philosoph Vaihinger eiingeladen, an den Universi¬ 
täten Amsterdam, Groningen und Im Haag Vorlesungen über seiu 
System zu halten. Da er durch seine fast völlige Erblindung ver¬ 
hindert war, diese ehrenvolle Einladung anzunehmen, berief man 
an seiner Stelle auf seinen Vorschlag den Leipziger jungen Ge¬ 
lehrten Dr. Raymund Schmidt, dem Herausgeber der von 
Vaihiiinger begründeten „Annalen der Philosophie mit besonderer 
Rücksicht auf die Probleme der .Als Ob‘-Betrachtung“. Die Vor¬ 
träge des Genannten über die Philosophie des „Als Ob“ fanden 
solchen Beifall, daß er aufgefordert wurde, sie im Sommer in er¬ 
weiterter Form auch in anderen Städten in Holland zu wieder¬ 
holen. 


Personalien. 

Ernannt: Der Regierungsrat im Reichsministerium für Ernährung 
und Landwirtschaft Dr. Valentin Stang wurde zum Oberregierungs- 
rat in diesem Ministerium ernannt. 

Yersetzt: Oberregierungsrat 0. Heichlinger. von Landshut 
in gleicher Diensteseigenschaft an die Regierung von Oberbayern, 
Kammer des Innern in München. 

Yerzogen: Dr. H. Wild von Augsburg nach Pförring a. D. 
(B.-A. Ingolstadt). 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: ■ Julius Geiger in 
Augsburg. Dr. E. Engel aus Volkach a. M. in Regenstauf (B.-A. 
Stadtamhof). 

Eingetreten: Dr. O. Hör ebner aus Eyrichshof (B.-A. Ebern) 
als Assistent bei Distriktstierarzt Pöhlmann in Fürstenzell (B.-A. 
Passau). Joseph Tausendpfund aus Baunach beim Bezirkstierarzt 
in Bamberg I. 

Ausgetreten: Dr. Fries als Praktikant beim Bezirkstierarzt in 
Rothenburg o. T. 

Promotionen: Zum Dr. ined. vet. in München: Fritz Reut her, 
Gestütsdirektor in Achselschwang. Dissertation: „Die periotische 
Augenentzündung des Pferdes, unter besonderer Berücksichtigung 
der Verhältnisse beim bayerischen Stammgestüt Achselschwang. 
Rudolf Rudolph, Distriktstierarzt in Ermershausen (Ufr.) Disser¬ 
tation: „Historisches über Fleischbeschau und Fleischkontrolle in 
der freien Reichsstadt Speyer und in den hoc.hfürstlicli Speyerisehen 



Landen“. Tierarzt Friedrich Lochmüller aus Weidenberg bei 
Bayreuth. Dissertation:, „Untersuchungen über das Wasser und 
Säurebindungsvermögen des durch Kochen in Wasser koagulierten 
und durch Alkohol und Äther extrahierten Faserstoffes“. (Aus dem 
tierphysiologischen Institut, Vorstand: Dr. Vo i t). Tierarzt Matthias 
Stuhlenmiller in Wertingen.' Dissertation: „Untersuchungen 
am Hüftgelenk des Rindes“. (Aus .dem tieranatomischen Institut 
der Universität, Vorstand: Dr. Stpß). Tierarzt Heinrich Wagner 
aus Ludwigsburg. Dissertation: „Die bayerische Notimpfung gegen 
den bösartigen Verlauf der Maul- und Klauenseuche in der Praxis“. 
(Aus der veterinärpolizeilichen Anstalt in Schleißheim, Vorstand: 
Dr. Ernst). Distriktstierarzt Kuno Braun in Roth b. Nürnberg. 
Dissertation: „Die Punktion der Peritonealhöhle des Rindes mit 
Einverleibung von Blut und Serum“. (Aus der chirurgischen Tier¬ 
klinik, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt Hans Engelhardt 
aus München. Dissertation: „Untersuchungen über den Mechanismus 
der Sublimatwirkung auf Bakterien“. (Aus dem Hygienischen 
Institut der Universität, Vorstand: Dr. Süpfle). Tierarzt Rudolf 
Hiegel aus München. Dissertation: „Zur Rotzdiagnose“. (Aus der 

Yeterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim, Vorstand: Dr. Emst). 

\ 


Bticherschau. 

Tierärztliche Operationslehre. Von Dr. H. Fr ick, Geh. Regierungs- 
- rat, o. Professor der Chirurgie und Operationslehre, Direktor der 
Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover. 
Vierte, verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 219 Abbildungen. 
Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelm¬ 
straße 10. Preis geh. 68 Mk. 

Die 8. Auflage kam um die Mitte des Jahres 1919 heraus und 
war so rasch vergriffen, daß der Herr Verfasser im Jahre darauf schon 
die nächste, IV. Auflage, ausarbeiten mußte, die im November 1920 
erschien. Es liegt auf der Hand, daß in dieser kurzen Zeit keine 
wesentlichen Änderungen notwendig werden konnten. Trotzdem stellt 
auch diese IV. Auflage in manchen Kapiteln eine Verbesserung und 
Ergänzung gegenüber der 3. dar. Die außerordentliche Beliebtheit 
des Buches ist am besten durch die große Nachfrage bewiesen, durch 
die auch gezeigt ist, daß der Praktiker eine vorzügliche Unterstützung 
in allen einschlägigen Fragen in dem Werke findet. Wenn ein Wunsch 
gestattet ist, so ginge er dahin, der Narkose der kleineren Haustiere 
noch etwas mehr Raum zu geben, da gerade in der jetzigen Zeit die 
tierärztliche Praxis sich auch diesem Zweige in erhöhtem Grade zu¬ 
wenden mußte. Wenn der Herr Verfasser auf Seite 72 bezüglich der 
Narkose der Katzen glaubt, daß dieselbe selten erforderlich sei, 
so wird er von denen, die ziemlich viel mit operativen Eingriffen 
bei Katzen zu tun haben, wohl nicht recht bekommen, • Ich erinnere 
hier nur an die Entfernung von Fremdkörpern, wie Nadeln u. a> aus 
Zunge und Rachen, sowie an die Kastration der Kätzinnen, an Darra- 
operationen u. a. m., Fälle, in denen inan die Narkose kaum entbehren 
kann. Überall 'hier hat sich die Methode der Münchener Chirurgischen 
Tierklinik in der Form der JVenger’sehen Publikationen vorzüglich 
bewährt. Der Hinweis im Buche aber (S. 72) auf das „ Wenger’sche* 
Verfahren deckt sich nicht mit der tatsächlichen Technik. Es scheint 
vielmehr hier von Seiten des Herrn Verfassers ein Mißverständnis 
obzuwalten. Auch das Kapaunen der Hähne, dem der Tierarzt 
mehr und mehr Interesse zuwendet, dürfte vielleicht in einer spätereil 




525 


Auflage Berücksichtigung finden. Das Buch stellt im Ganzen eine 
Glanzleistung dar und der Verlag hat keine Mühe und Auslagen ge-. 
scheut auch von seiner Seite das Beste in Parier, Druck und Ab¬ 
bildungen zu geben. 


Lehrbudi der Allgemeinen Therapie für Tierärzte. Von Eugen 
Fröhner, Dr. med. und Dr. med. vet. h. c. Geh. Regierungsrat 
und o. Professor, Direktor der medizinischen Klinik der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Berlin. Fünfte, neubearbeitete Auflage. 
Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1920. Preis geh. 40 Mk. 

Den gewaltigen Stoff der allgemeinen Therapie sehen wir vom 
Herrn Verfasser nunmehr in der 5. Auflage verarbeitet, nachdem die 
4. dieses Lehrbuches im Jahre 1914 auch in spanischer Sprache er¬ 
schienen war, ein Zeichen für die internalionäl-wissenschaftliche 
Bedeutung dieses Werkes. Die Neuauflage hat sich in jeder Be¬ 
ziehung auf der Höhe der Zeit gehalten. Wir sehen sie durch zwei 
wichtige Kapitel, nämlich über Lichttherapie und die Röntgenstrahlen 
als Heilmittel bereichert. Andere Kapitel wurden ergänzt bezw. um¬ 
gearbeitet, so dasjenige über Desinfektion usw. Auch die Hyperämie¬ 
behandlung ist entsprechend den Erfahrungen im Kriege durch Neu¬ 
einschiebungen ergänzt worden. Die Verwendung des Kleindruckes 
an geeigneter Stelle erleichtert das Studium des Werkes und ge¬ 
stattete die Beibehaltung einer handlichen Form trotz des riesen¬ 
haften Stoffes. Auf den weiteren Inhalt einzugehen, erübrigt sich, 
da sich derselbe in der wesentlichen Einteilung des Stoffes mit den 
früheren Auflagen deckt. Druck und Papier sind von bester 
Qualität; das ganze Buch ist bekanntlich einzig in seiner Art und 
dürfte einen unentbehrlichen Ratgeber jedes Tierarztes darstellen. 

Ma. 


Rat und erste Hilfe bei Unfällen und Erkrankungen von Pferden. 

Leitsätze für Hufpflege und Hufbeschlag. Herausgegeben von der 
„Pferdeschutz-Vereinigung über ganz Deutschland“ E. V. Im 
Selbstverlag der „Pferdeschutz-Vereinigung .über ganz Deutsch¬ 
land“ E. V. Berlin W. 62, Kurftirstenstraße 76/77. Preis Mk. 2.50. 

Die Broschüre gibt in kurzer, leicht verständlicher Weise Rat, 
wie man sich bei allerlei plötzlichen'Vorkommnissen bis zum Ein¬ 
treffen des Tierarztes verhalten soll. Einige gelungene und recht brauch¬ 
bare Abbildungen sind dem Schriftchen beigegeben. Die gefährliche 
Klippe, die darin besteht, daß bei Zuziehung ähnlicher Schriften 
der Tierbesitzer den Tierarzt für entbehrlich hält und dadurch seinem 
Viehstande und so sich selbst, früher oder später den schwersten 
Schaden zufügt, scheint in dem vorliegenden Büchlein in glücklicher 
Weise vermieden zu sein, da es tatsächlich nur auf die erste Hilfe 
eingestellt ist und ausdrücklich die Hilfe des Tierarztes zur eigent¬ 
lichen Behandlung fordert. Dem Kapitel über die Unglücksfälle und 
plötzlichen Erkrankungen sind noch Leitsätze für Hufpflege angefügt 
und in einem Anhang, sind kurze Besprechungen beigegeben über 
„Tierquälerei“ (deren Strafbarkeit), über „Anspruch von Schadener¬ 
satz für Beschädigung von Pferden durch unerlaubte Handlungen“, 
über „Haftung für durch Pferde verursachten Schaden“, über, die 
„Gewährmängel der Pferde, Esel und Bastarden“. Die Schrift schließt 
mit einem Mahnwort an die Besitzer. Das Werkchen wird für Pferde¬ 
besitzer ein willkommener Ratgeber sein und zeichnet sich außer¬ 
dem durch einen mäßigen Preis aus. Ma. 




527 


Im ersten Vertriebsjahr 

anerkennen 

Ober 500 Tierärzte 

den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des 

otsiipoiioDsiniiiei „Heskimal“ 

Zu haben : Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgesell¬ 
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt 
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. — 

Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn), 
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard (Pomm.) — 
Tierarzt Dr. Vanselow in Taucha bei Leipzig. — Tierarzt Dr. Hugo 
GOldeberger, Charlottenburg, Sybelstraße 13. — Tierarzt Dr. Krüger ln 

Mohorn, Bez.: Dresden. 

Lleleruno nur an Tierarzte und Jlpoibeken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — Übliche Rabate. 



ChemtPharmazeutische Werke Bad Homburg AsG. 

Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr. 14, 1921, Seite 237 und 254. 


Innger, kralliger, nMslrend. Mann, 

Student der Landwirtschaft (4. Semester) mit 2jähriger Praxis, der 
sich nach Beendigung des landwirtschaftlichen Studiums der tier¬ 
ärztlichen Laufbahn widmen will, sucht entsprechende Beschäftigung 
ab 1. Juli 1921. Gefl. Off. unt. H. S. 10 an die Schrift!, ds. Bl. 


Zur gefl. Beachtung I 

RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß der Inseraten- 

Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden Woehe 
erscheinende Nummer der Wochenschrift 



528 



Laboratorium Dr.Klein .Berlin 

öeneraldepof MüucheaHess -itr 12 


wird wirksam vorgebeugt und be¬ 
kämpft durch Desinfektion mit 


cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16 

Literatur zu Diensten. 


Bacillolwerke Hamburg 


W Dr. Kleins ^ 

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Bei Überbeinen, Knochenneubildungen, 
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung 
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel 
mit hervorragendem Erfolg angewandt 

Preis 18,- M. für eine Flasche. 

/ Lieferung erfolgt an Tierärzte 


Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2. 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

J)r. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 14. Juni 1921. , Nr. 24. 


Inhalt: 

Originalartikel: Waldmann. — Kirner. (Schluß folgt.) — Referate — Tierärzt¬ 
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — 
Personalien. — Bücherschau. 


(Aus der Staatlichen Forschungs-Anstalt Insel Riems; 

Leiter: Dr. 0. Waldmann.) 

Variola hnmana und Maul- und Klauenseuche. 

(Bemerkungen zu dem Artikel v. A. Groth in Nr. 52, Jahrgang 1920, 
der Münch. Med. Wochenschriit.) 

Von Dr. 0. Waldmann*). 

Die Ähnlichkeit des Krankheitsverlaufes hei der Maul¬ 
und Klauenseuche mit dem der Variola hnmana hat G rot h 
veranlaßt, Versuche anzustellen zu dem Zwecke, auf glei¬ 
chem oder ähnlichem Wege wie bei der Variola humana zu 
einem Schutzimpfverfahren zu gelangen. Er hat zunächst 
gemeinsam mit Ernst, der in Nr. 48 der „Münch.Tierärztl. 
Wochenschrift“ über dieselben Versuche berichtet, nach¬ 
gewiesen, daß es durch intrakutane Injektion des Maul- und 
Klauenseuchevirus am Flotzmaul des Rindes und an der 
Rüsselscheibe des Schweines gelingt, zunächst eine lokale 
Aphthe an der Impfstelle zu erzielen, die aber nach weiteren 
24—48 Stunden von einer allgemeinen Eruption gefolgt ist. 

Verfasser hat weiter unter Nachahmung der Methode 
der Gewinnung von ’Schutzpockenlyinphe zunächst bei em¬ 
pfänglichen Tieren versucht,, „das Virus der Maul- und 
Klauenseuche an den haarfreien Stellen der äußeren Haut 
zur Ansiedelung, und womöglich zur Vermehrung zu 
bringen“. Er injizierte intrakutan eine Aufschwemmung 
von abgeschabtem Blaseninhalt und erzielte derbe Infiltrate, 
die durchschnittlich am Ende des zweiten Tages ihre größte 
Ausdehnung erreichten und dann entweder resorbiert wur¬ 
den, oder abszedierten. Am vierten bis sechsten Tage nach, 
der Impfung trat hei vier von fünf Tieren eine aphthöse 
Allgemeinerkrankung auf. 


*) Eingereicht am 6. Mai 1921. Die Schriftleitung. 


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Dieselben derben Infiltrate an der Impfstelle erzielte 
Groth bei Kaninchen und Meerschweinchen, denen er das 
virushaltige Material intrakutan in die enthaarte Rücken¬ 
haut injizierte, ohne daß es zu einer Allgemeinerkrankung 
gekommen wäre. Bei Kaninchen glaubt er auf der Kuppe 
der Infiltrate flache, weiße Bläschen ?on Hirsekorn- bis 
Linsengröße beobachtet zu haben. 

Verfasser läßt die Frage offen, ob die von ihm erzielte 
lokale Impfreaktion bei spontan empfänglichen und spontan 
nicht empfänglichen Tieren als Analogon der primären lo¬ 
kalen Aphthe der Schleimhaut aufgefaßt werden darf. Er 
, wünscht zunächst die Prüfung der Spezifität des von ihm 
erzeugten lokalen Infektes auf der Kutis und bejahenden 
Falles eine weitere Prüfung der Frage, ob das Kaninchen 
als geeignetes Passagetier anzusprechen sei, „um das flüch¬ 
tige Virus der Maul- und Klauenseuche in ein fixes Kon- 
tagium ähnlich wie bei der Variola und Vakzine zu ver¬ 
wandeln“. 

Verfasser hält es nach dem Ergebnis seiner Versuche 
für möglich auf dem von ihm eingeschlagenen Wege zu 
einem Schutzimpfverfahren zu kommen. 

Die Beobachtung von Groth und Ernst, wonach es 
bei geeigneter Wahl des Impfortes und des Impfmodus ge¬ 
lingt, bei spontan empfänglichen Tieren zunächst eine lokale 
Aphthe an der Impfstelle hervorzurufen, stimmt überein 
mit den Beobachtungen, die ich bei der Übertragung der 
Maul- und Klauenseuche auf das Meerschweinchen machen 
konnte (Berl.Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 44). Impft 
man Meerschweinchen z. B. intrakutan an der Plantarfläche 
des Metataraus, so treten hier innerhalb 24 Stunden schon 
Aphthen auf. Die in der Blasenbildung an den anderen 
Beinen zum Ausdruck kommende Generalisation erfolgt 
erst nach 2—5 Tagen. Diesen Verlauf habe ich bis jetzt 
an über hundert zum Zwecke der Passagezüchtung auf diese 
Weise infizierten Meerschweinchen immer gesehen. Die 
Zweiphasigkeit tritt demnach beim Meerschweinchen be¬ 
sonders deutlich in Erscheinung. 

Diese Feststellungen über die primäre Lokalisation sind 
von großer Bedeutung, einmal im Hinblick auf die bis jetzt 
noch nicht geklärten feineren Vorgänge der Infektion, dann 
aber auch im Zusammenhang mit der schon von dem Italiener 
Terni festgestellten Tatsache, daß beim durchseuchten Tier 
zwischen einer allgemeinen und einer Gewebsimmunität, 
d. h. Immunität der Prädilektionsstellen unterschieden wer¬ 
den kann. Letztere verschwindet früher. Ferner konnte ich 



531 


feststellen, daß es durch passive Immunisierung mit be¬ 
stimmten Mengen des Löffler sehen Maul- und Klauen¬ 
seucheserums gelingt, einem empfänglichen Tiere (Kind) 
eine allgemeine Immunität ohne Gewebsimmunität zu ver¬ 
leihen. Bei derart präparierten Tieren kommt es zur lokalen 
Aphthenbildung, die- Generalisation bleibt jedoch aus. über 
diese Versuche werde ich an anderer Stelle berichten. 

Was nun die Deutung der von G r o th erzielten derben 
Infiltrate bei der intrakutanen Impfung der Kutis seiner 
Versuchstiere anlangt, so scheinen mir seine Zweifel an der 
Spezifität dieser Keaktion nur zu berechtigt. Hätte G r o t h 
statt einer Aufschwemmung des abschabten Blaseninhaltes 
den möglichst steril mit der Kapillarpipette gewonnenen 
und im Verhältnis 1:4 mit Kochsalzlösung verdünnten 
Blaseninhält verwandt, so hätte er niemals eine lokale Ipmf- 
reaktion der Kutis erhalten. Bei der intrakutanen Verimp¬ 
fung dieses Impfmaterials tritt vollständige Resorptioir ohne 
lokale Keaktion ein. (Die durch die Impfflüssigkeit ent¬ 
stehende künstliche Quaddel ist hach 10—20 Minuten ver¬ 
schwunden.) Beim spontan empfänglichen Tiere haben wir 
bei der Verimpfung von 0,1 ccm Blaseninhalt in die behaarte 
Haut in der Kegel nach 2—4 Tagen die Allgemeininfektion. 
Bei der Impfung von Kaninchen in die enthaarte Kücken¬ 
haut habe ich bis jetzt weder lokale noch allgemeine Er¬ 
scheinungen außer Fieber auftreten sehen. Das Meerschwein¬ 
chen verhält sich wie das Rind und das Schwein; es er¬ 
krankt nach 2—-4 Tagen allgemein, ohne an der Impfstelle 
(enthaarte Rückenhaut) irgend welche Erscheinungen zu 
zeigen. 

Ich glaube daher, daß die von G r o t h erzielten lokalen 
Impf eff ekte nicht spezifisch sind. Die Infiltrate sind viel¬ 
mehr das Produkt der Verunreinigungen oder Gewebs- 
partikelchen, die bei der von G r o t h geübten Art der Ge¬ 
winnung der Lymphe beigemengt sind. 


Die Notimpfnng bei der bösartigen Hanl- nnd 

Klauenseuche. (Fortsetzung.) 

Referat lttr die Kreisversammlung des tierärztlichen Kreisvereins 
Schwaben am 15. November 1920 erstattet 

von Kirner, Gersthofen. 

Als Impfstelle verdient die Vorderbrust zu beiden Seiten der 
Brustspitze den Vorzug.* Dile Haut ist hier dünn und leicht zu 
durchstechen. An der Schulter ist sie weniger leicht abzuheben, 
dicker und in der Regel mehr mit Staub bedeckt. Bekommt man 
an der Vorderbrust einen Abszeß, so ist er hier leichter zu öffnen 




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und ungefährlich. Der Inhalt läuft selbsttätig ab. Geöffnete Ab¬ 
szesse an der Schulter (wie fleh das von anderer Seite zu sehen 
Gelegenheit hatte und an jedem Stück einiger Bestände) fallen 
dem Stallbesucher derart unangenehm auf, daß er bei solchem An¬ 
blick den größten Abscheu vor der Impfung bekommt. Abszesse 
an der Schulter neigen gerne zu Eiterversenkung unter das 
Schulterblatt und zwingen zu einer ekligen Nachbehandlung. Das 
Impfen an der Vorderbrust bedingt einen zirka 1 Meter langen 
Schlauch, dann kann man den Bewegungen des Tieres folgen und 
hat sich nur um die Nadelführung zu kümmern. Das Spritzen be¬ 
sorgt ein Gehilfe. 

Das zu impfende Blut- oder Serumquaoitum nimmt man auch 
bei gesunden Tieren nicht leicht zu groß. So konnte ich wieder¬ 
holt sehen, daß noch gesund geimpfte starke Ochsen, denen man 
wegen 1 ihrer Bösartigkeit lieber aus dem Wege ging und 1—2 
Spritzen weniger gab, auffallend schwerer erkrankten, als daneben¬ 
stehende gleich große, aber mit größeren Gaben bedachte. 

Bei noch gesund geiimpften Tieren reichen zweifellos auch ver¬ 
hältnismäßig kleine Gaben aus, um das Leben zu erhalten. Sie 
erkranken aber in der Regel doch stärker und laborieren mehr an 
Nachkrankheiten. Die Befürchtung, es möchten die mit größeren 
Gaben gesund geimpften Tiere nicht im genügenden Masse er¬ 
kranken, um eine länger dauernde Immunität zu erwerben, fand 
ich bisher nicht bestätigt, d. h. es ist bis heute kein geimpftes Tier 
zum zweitenmal an der Seuche erkrankt. Bei genügend großen 
Gaben wird auch die Milchleistung ni)e weit zurückgehen, resp. 
sich bald wieder einstellen. Verteilt sich das eingespritzte Blut 
nur schlecht, knetet man die Aufbeulung sofort nach dem Ein¬ 
spritzen, um Drucknekrosen zu verhindern und ein rasches Auf¬ 
saugen zu ermöglichen. 

Die Ansteckung der Tiere mit Virus geschieht am besten Ln 
der bekannten Weise mit dem Speichel der Erkrankten. Andere 
Arten der Ansteckung veranlassen wohl in der Regel ein rascheres 
und gleichmäßigeres Angehen der Seuche, sind aber viel zu zeit¬ 
raubend. Desgleichen ist die Benützung des Thermometers vom 
wissenschaftlichen Standpunkte ans nur zu empfehlen. Wenn es 
sich aber darum handelt, große Bestände zu behandeln, und viel 
Arheit vorliegt, dann ist sie ebenfalls viel zu zeitraubend. Ich habe 
nun in der Folge dem Besitzer immer gesagt: bei den noch .gesund 
geimpften Tieren wifird kein Verlust eintreten, bei den schon ^er¬ 
krankten ist es je nach dem Grade der schon eingetretenen Er¬ 
krankung möglich, daß das eine oder andere, fast programmäßig 
das zuerst Erkrankte, fallen kann bnd habe sein besonderes Augen¬ 
merk auf die schon vor der Impfung erkrankten Tiere gelenkt. Da¬ 
bei ist zu empfehlen, die Herztätigkeit der letzteren Tiere zu unter¬ 
suchen, um den Besatzer auf solche aufmerksam machen zu können, 
bei denen trotz der Impfung (zu später!) Hopfen und Malz ver¬ 
loren ist. Diese Feststellung ist auch in der Regel kein Kunst¬ 
stück. 

Wann soll geimpft werden? Dann, wenn beim 
ersten Tiere eines Bestandes dile ersten Krankheitserschei¬ 
nungen aufgetreten, sind und dann gleich der ganze Bestand! 
Das ist die conditio sine qua non für einten sicheren und gleich¬ 
mäßigen Erfolg! Dann ist nur dieses zuerst erkrankte Tier iln 
Gefahr, die übrigen sind mit nahezu mathematischer Sicherheit von 
vornherein gesichert. Es gibt eigentlich nur eiiinen Impffehler, 



533 


wenn man Unreinlichkeit usw. ausschaltet, und das ist eben die 
zu späte Impfung. Wer sich und seine Landwirte nicht an diese 
wichtigste Grundbedingung gewöhnt hat, wird ungleichmäßigen 
Erfolg haben. Jeweils nur die schon erkrankten Tiere eines Be¬ 
standes zu impfen oder gar die Landwirte dahin „aufzuklären“, 
daß sie erst nach Ablauf von zweimal 24 Stunden den Tierarzt 
holen sollen, ist ein Riesenfehler. Wer gegen Schweine-Rotlauf 
impft, wird ja auch nicht erst zuwarten, bis alle Tiere erkrankt 
oder gar nahe dem Verenden sind. Wer glaubt, bereits vorhandene 
starke organische Veränderungen des Herzens mit einer Spritze 
voll Blut, vielleicht 5 Minuten vor dem Verenden, noch auszu¬ 
gleichen, ist ebenfalls im Irrtum. 

Eigene Resultate: 

Geimpft wurde grundsätzlich nur in schwer verseuchten Ort¬ 
schaften; nur in einer Gemeinde mit wenigen Seuchengehöften 
hätte die Impfung vielleicht unterbleiben können, da dort auch in 
ein paar nicht durchgeimpften Ställen die Seuche gutartig verlief. 
Von 3000 geimpften Rindern, 1050 Schafen, 300 Schweinen und 
Ziegen fielen bezw. wurden notgeschlachtet: 

durch die Impfung möglicherweise .1 Rind, doch ist es 
nicht ausgeschlossen, daß es sich dabei um Sepsis im Anschlüsse 
an Decubitus gehandelt hat, da düe Phlegmone erst nach 14 Tagen 
entstanden ist und Decubitus Vorgelegen hat; das ist möglicher¬ 
weise der einzige Verlust durch die Impfung; 

trotz der Impfung gingen zu Verlust: von den Rindern 
1% % gerechnet auf ihre ganze Summe. Diese Zahl wäre noch 
günstiger geworden, wenn nicht im Momat Oktober einige Be¬ 
stände zu spät angemeldet worden wären, wodurch etwas größere 
Verluste’eingetreten sind. Eingerechnet sind alle zu spät geimpf¬ 
ten Tiere, auch solche, bei denen die Impfung schon von vorn¬ 
herein so viel wie zwecklos war. Nicht eingerechnet Kälber, dfie 
in den ersten Seuchentagen geboren wurden und nicht geimpft 
waren. 

Aus zwei besonders bösartig verseuchten Schafherden, von 
denen schon vor der Impfung eine größere Anzahl von Tieren ge¬ 
fallen war und die übrigen einen trostlosen Anblick boten, fielen 
während und nach der Impfung noch 30 Stück aus noch vorhanden 
gewesenen'600. Aus zwei) anderen Schafherden von 400 Stück, 
die von den er,steren aus infiziert waren, also das gleiche Virus 
inne hatten, jedoch sehr frühzeitig geimpft wurden, fiel kein Stück. 
Von den geimpften 300 Schweinen und Ziegen fiel keine Ziege, 
auch nicht schon schwer erkrankte; von den Schweinen ein sehr 
spät geimpftes größeres und 8 oder 9 schwächere Ferkel. 

Diese günstigen Resultate wären totsicher nicht auf anderem 
Wege erreicht worden. Die Notimpfung soll in allererster Linie 
die Zahl der Todesfälle stark herabsetzen. Wenn heute noch viel¬ 
fach von ihr erwartet wird, namentlich in landwirtschaftlichen 
Kreisen, daß sie mach Art einer wirklichen Schutzimpfung den 
Ausbruch der Seuche verhindere, dann ilst das eine Verken¬ 
nung der Sachlage. 

Das Massensterben hat prompt aufgehört in allen bösartig ver¬ 
seuchten Ortschaften, so bald und wo nur immer die Impfung vor¬ 
genommen wurde, und das war der Zweck der Übung. 

Nachkrankheiten sind nur ganz selten zu Gesicht ge¬ 
kommen. Ausschuhen niemals, andere Klauenleiden nur sehr selten 



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und nur bei einigen sehr schweren Tierein auch dann, wenn sie 
frühzeitig geimpft waren. Die Milchleistung hat sich, fast durch¬ 
weg sehr bald wieder auf den alten Stand gehoben. Die ander¬ 
weitig bekannt gegebene Ansicht, daß geimpfte. Tiere mehr als 
nicht geimpfte nachträglich dem Siechtum „als Folge der Imp¬ 
fung“ verfallen sollen, ist ganz und gar grundlos. Ich habe stets 
das Gegenteil wahrgenommen; Siechtum trotz der Impfung ist mir 
nur bei 2 Tieren bekannt geworden (in dem Grade, daß sie ge¬ 
schlachtet werden mußten), dagegen ist mir Siechtum häufig in 
nicht geimpften, leicht verseucht gewesenen Beständen zu Gesicht 
gekommen. 

s Abszesse sind äußerst selten und nur in harmloser Form auf¬ 
getreten. 

Die Notimpfung ohne gleichzeitige Ansteckung ist mehrfach 
als Schutzimpfung bezeichnet und in diesem Sinne ausgeführt 
worden,. Eine Impfung aber, die nur ein paar Wochen anhält und 
bei der die Tiere doch an der Seuche erkranken, wenn sie in 
wenigen Tagen einreißt, wird doch für gewöhnlich nicht Schutz¬ 
impfung genannt. Eine solche Art der Schutzimpfung ist mehr¬ 
fach recht zweideutig aufgefaßt worden, auch ist es nicht gerade 
zweckmäßig, unnötigerweise unverseuchte Gehöfte zu betreten. 
Wenn man in frisch verseuchten Ortschaften von Haus zu Haus 
die Simultanimpfung zur Anwendung brächte, so wäre 
einerseits die Möglichkeit für rascheste Durchseuchung der Ort¬ 
schaft in ein paar Wochen gegeben, so daß sie nicht etwa ein 
volles Jahr lang als Quelle für weitere Seuchenverbreitung dienen 
könnte; andererseits die größte Gewähr für geringste Verluste, 
weil zu spätes Impfen dann nicht Vorkommen würde. Dieses Vor¬ 
gehen wäre aber vom technischen Standpunkte aus wegen der 
Blutbeschaffung häufig schwierig und andererseits ist es gesetz¬ 
lich nicht gestattet. 

Wenn mehrfach über zu hohe Rechnungen einzelner Impf¬ 
tierärzte geklagt wurde, dann nicht mit Unrecht, wenn die Forde¬ 
rungen über die Leistungen gegangen sind. Andererseits aber soll 
nicht ausgerechnet dem Tierarzt zugemutet werden, das Impfge¬ 
schäft um Gotteslohn oder doch nahezu umsonst auszuführen; das 
mag am Platze sein, wenn es sich um arme Leute handelt. Am 
besten düufte es sein, wenn in diesem Punkte ausgleichend vorge¬ 
gangen wird. Ich kenne kaum eine andere berufliche Arbeit, die, 
was Leistung und Unannehmlichkeit anbetrifft, der Notimpfung in 
ihrer heutigen Form gleichkommt, wenn es sich darum handelt. 
Tag für Tag und Monate hindurch auch noch halbe Nächte lang 
dem Impfgeschäfte nachzuhängen. Die Impfung läßt sich nicht 
überhasten, sonst wehe dem Erfolg! 

(Schluß folgt.) 


Referate. 

Infektions- und Invasionskrankheiten. 

Stabsveterinär Prof. Dr. L ü h r s: Ist das Wechselfieber 
der Pferde auf den Menschen übertragbar? (Vet.-bakteriol. 
Laboratorium, Berlin. — Zeitscbr. f. Veterinärkunde, 1920, 
Heft 4, S. 89.) 

Im Mai 1917 war der Verfasser unter Symptomen erkrankt, die 
ihn bei späteren Arbeiten mit der infektiösen Anämie auf den Ge- 



danken einer Selbstinfektion mit dieser Krankheit, die er Wechsel¬ 
fieber nennt, brachten. Diie seinerzeitigen Krankheitserscheinungen 
bestanden in heftigem Darmkatarrh, Kopfschmerzen, Körper¬ 
schwäche, Abmagerung, blasser Gesichtsfarbe und ebensolchen 
Schleimhäuten und in Schmerzen in der Nierengegend. Einige 
Wochen später stellte sich ein Hautausschlag in Gestalt <aes Herpes 
zoster ein; die Wassermann-Reaktion war stets negativ; die Tem¬ 
peratur stieg nur zeitweise um einige Vio° über 39°; die haupt¬ 
sächlich über den Hinterkopf* verbreiteten Kopfschmerzen traten 
in etwa achtwöchigen, Anfällen auf, noch im Jahre 1919 waren 
solche Erscheinungen festzustellen. Das Blut des Autors enthielt 
etwa 5 Millionen rote Blutkörperchen, 3300 weiße, so daß Hypo- 
leukozytoise bestand; der Hämoglobingehalt betrug 101. Um sein, 
Blut zu prüfen, spritzte L. 1 ccm Armvenenblut lauwarm einem 
Ver,suchspferde 5467 subkutan ein, worauf- dasselbe typisch an 
Wechselfieber erkrankte. Diesem Ausgange zufolge muß das 
Eigenblut L.’s infektiös sein, da alle Versuchsobjekte auf ihre 
Virusfreiheit vorgeprüft waren. Zur Kontrolle des Versuches und 
zum Beweise der Filtrierbarkeit des Virus unternahm L. mit Blut 
und filtriertem Eigenblutserum Überimpfungen auf die Versuchs¬ 
pferde 554 mit 5 ccm Blut und 368 mit 1 ccm Serum in Kochsalz-. 
lösung i. v. Das blut geimpfte' Pf'erd erkrankte 
nach einer 21tägigen Inkubation an schwerem 
Wechselfieber, das serumgeimpfte nach 26Tagen 
nur leicht. Von dem Blutpferd erhielt ein weiteres Pferd 707 
filtriertes Serum 5 ccm i. v. Auch dieses Pferd ist nach 17 Tagen 
Inkubation unter den Symptomen des Wechselfiebers erkrankt. 
Das Resultat bei 10 mit je 1 ccm lebenswarmen Blut von Pferd 707 
und bei 3 mit L.-Blut i. p. geimpften Meerschweinchen war zurzeit 
der Veröffentlichung vorliegender Abhandlung noch nicht abge¬ 
schlossen. Die Frage über die Art und den Zeitpunkt der Selbst¬ 
infektion mit Wechselfieber, ob gelegentlich einer Verletzung bei 
Impfarbeiten oder beim Pipettieren virushaltigen Materiales oder 
durch Genuß von Fleisch wechselfieberkranker Pferde oder durch 
Insektenstiche bei Anämieversuchen, läßt der Autor offen. Jeden¬ 
falls mahnt die Möglichkeit einer Infektion mit Wechselfiebertirus 
zur größten Vorsicht, ebenso ist die Gefahr der Seuchenverschlep- 
,pung durch Heil- u. Schutzserum zu berücksichtigen. Zum Schlüsse 
stellt L. fest, daß er weder mikroskopisch noch kulturell und im 
Tierversuch die Gegenwart von Spirochäten, wie sie Japaner fan¬ 
den, bestätigen konnte und spricht die Wahrscheinlichkeit aus, 
daß das zurzeit in Deutschland herrschende Pferde-Wechselfieber 
mit dem in Japan aufgetretenen nicht identisch ist. Me. 


Innere Medizin nnd Hygienle. 

Dr. med. vet. Becker- Dresden: Zur Kenntnis der 
Proteinkörpertherapie in der Veterinärmedizin unter be¬ 
sonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung bei der inneren 
Augenentzündung der Pferde. (Berl.Tierärztl.Woehenschr., 
1920, Nr. 36, S. 417.) 

Unter Bezugnahme auf die Mitteilungen von Gtavert über 
die guten Resultate mit der Aolantherapie übergiiibt der Autor seine 
Erfahrungen bei der Verwendung eines anderen ebenfalls aus 
steriler Milch genommenen Präparates der Öffentlichkeit. Ophthal- 



536 


lnosan bezeichnet das Sächsische Serurawerk Dresden das haupt¬ 
sächlich in der menschlichen Augenheilkunde benützte Milch¬ 
präparat. B. führte seiine Versuche vorwiegend bei der periodischen 
Augenentzündung aus. Von 9 amerikanischen Maultieren hatte 
eines bereits 3 Rezidiven dieser Augenerkrankung am linken Auge 
überstanden und eine Hornhauttrübung und hintere Synechien da¬ 
von behalten. Ein zweites erkra n kte am 31.1. 20 zum erstenmale 
typiscdi am rechten Auge unter den Erscheinungen der Chorioid. 
infect. recid. Die bis zum 4. 2. 20 ausgeführte Kokain - Atropin¬ 
therapie wurde ausgesetzt und an der rechten Halsseite 10 ccm 
Ophthalmosan intramuskulär injiziert. Ohne nachteilige Reaktion 
vom seiten des Allgemeinbefindens des Tieres wurde der Anfall in 
überraschender Schnelligkeit coupiert, das Exsudat in der vorderen 
Augenkammer aufgesaugt. Von dem schweren Krankheitsbilde des 
Vortages war nur eine leichte Konjunktivitis und Keratitis übrig 
geblieben, nach zwei weiteren Tagen war völlige Heilung einge¬ 
treten. Am 20. 2. 20 erkrankte wiederum ein Maultier dieses Be¬ 
standes. Es wurden sofort 20 ccm Ophthalmosan i. m. einverleibt 
mit dem Erfolge, daß bereits tags darauf die akute Entzündung 
abflaute, eine zweite Injektion derselben Dosis am 23. 2. 20 führte 
nach einigen Tagen zur völligen Heilung. Ein wegen periodischer 
Augenentzündung und daraus folgender Schädigung des linken 
Auges ausgemustertes Militärpferd erhielt anläßlich eines neuen 
Rückfalles 20 ccm Ophthalmosan i. m., worauf innerhalb 3 Tagen 
die akutenEntzündungssymptome verschwunden waren. Ein zweites 
wegen der Folgezustände der periodischen Augenentzündung in 
Form völliger Erblindung am rechten Auge ausrangiertes Militär- 
pferd erlitt plötzlich an diesem Auge ein Rezidive; am dritten Er¬ 
krankungstage wurden 10 ccm in den r. m. Masseter injiziert, 
worauf rasch eine Besserung eintrat, die sich in Nachlassen des 
Tränenflusses und öffnen des Auges äußerte ; am achten Tage der 
Erkrankung wurden 20 ccm am Halse repetiert, darauf trat nach 
einigen Tagen eine derartige Besserung auf, daß sich sogar die 
2 Jahre bestandene milchige Hornhauttrübung soweit aufhellte, 
daß man einen Einblick in das Augeninnere gewann. Ein brauner 
Wallach hatte am rechten Auge seit mehreren Monaten eine innere 
Augenentzündung, dazu einen Hornhautfleck und in seiitner Ver¬ 
längerung eine Narbe im oberen Lid. B. versuchte 10 ccm Ophthal¬ 
mosan i. m. am Halse, da innerhalb 8 Tagen keine Besserung am 
Auge bestand, wurde diese Dosis erneut injiziert und gleichzeitig 
10 ccm iiin den r. m. Masseter gegeben, darauf trat eine Besserung 
ein, nach 8 Tagen wurden nochmals 20 ccm eingespritzt, worauf 
Heilung erfolgte. B. injizierte noch einmal 20 ccm. In den 
fünf Fällen von periodischerAugenentzündung 
war eine günstige Beeinflussung des Leidens 
durch Ophthalmosan deutlich wahrnehmbar, bis 
zur Heilung waren einmal 10, dreimal 20, einmal 30 und einmal 
70 ccm benötigt. Auch in zwei Fällen von Phlegmone an den Hinter¬ 
füßen beim Pferde war auf die Injektion von 20 ccm Ophthalmosan 
hin rasches Sinken des Fiebers und der Schmerzen sowie Ab- 
schwellen der Gliedmaße zu beobachten. Hingegen versagte die 
Milchtherapie beii) sekundärer Anämie, Ikterus, bei bakteriellen 
Arthritiden und Lymphangitis epizootica. Zum Schlüsse empfiehlt 
B. Versuche mit einmaligen Dosen von 20 ccm i. m. am Halse, 
beim Ausbleiben einer günstigen Wirkung; Rein jektion .nach 
wenigen Tagen, sonst nach 6—7 Tagen. Peinliche Antisepsis ist 



537 


bei dieser Therapie Grundbedingung. (Der Preis des Ophthal- 
mosan ist nacht angegeben. D. Schriftl.) Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Prüfung für den staatlichen Tierzuchtdienst. 

Die Prüfung findet erstmals am 7. November 1921 statt. Be¬ 
werber haben ihre mit den erforderlichen Nachweisen versehenen 
Gesuche bis längstens 1. August 1. J. beim Staatsministerium für 
Landwirtschaft einzureichen. 


Kursus über exotische Pathologie und medizinische Parasitologie. 

Im Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg, be¬ 
ginnt am Montag den 19. September ds. Jrs. ein etwa acht- 
wöchiger Kursus über exotische Pathologie urfd 
medizinische Parasitologie. Er umfaßt Einführung 
in die pathogenen Protozoen, Klinik und Pathologie exotischer 
Krankheiten (mit Krankenvorstellungen), medizinische Helmintho¬ 
logie und Entomologie, Schiffs- und Tropenhygiene, exotische Tier¬ 
seuchen und Fleischbeschau. 

Vortragende sind: B. N o ch t, F. Fülleborn, C. Giemsa, 
F. G 1 a g e, M. Mayer, E. Martini, P. M ü h 1 e n s, E. Pa¬ 
schen, E. Reich enow, H. daRocha-Lima, K. Sanne¬ 
mann, H. Z e i ß. 

Anfragen (Prospekte) und Anmeldungen bis spätestens 1. Sep¬ 
tember 1921 an das Institut, Hamburg 4, Bernhardstraße 74. 


Die Berufslage der Akademiker/) 

Die neuesten statistischen Erhebungen lassen erkennen, daß 
an den deutschen Universitäten im Wintersemester 
1920/21 89 000 Studierende eingeschrieben waren, an den Tech¬ 
nischen Hochschulen etwa 19 000, an den landwirtschaftlichen, den 
tierärztlichen u. Handelshochschulen, den Lyzeen, Akademien usw. 
etwa 12 000. Dies ergibt eine Gesamtziffer von etwa 
115000 Studierenden. 

Erwägt man, daß etwa ein Drittel der Zahl der augenblicklich 
Studierenden eine Stauungsfolge deis Krieges ist, so wird man 
nach Abzug von etwa 35 000 Akademikern immer noch auf etwa 
80 000 Studierende kommen, die ohne Rücksicht auf die Lage des 
akademischen Arbeitsmarktes sich derzeit auf akademische Berufe 
vorbereiten. Erwägt man, daß eine Uberfüllung der akademischen 
Berufe im Frieden schon bei einem Stande von durchschnittlich 
55 000 Studierenden und etwa 10 000 Technikern eintrat, daß die 
Aufnahmefähigkeit des akademischen Arbeitsmarktes infolge der 
Sparsamkeit in unserem Staatshaushalt, wie infolge der Abwande¬ 
rung vieler Tausende von Reichs- und Staatsbeamten der ver¬ 
lorenen und besetzten Gebietsteile in unbesetzte erheblich gelitten 
hat, so wird man dieser Entwicklung die ernsteste Aufmerksamkeit 
schenken müssen. Tausende unserer Akademiker gehen blinden 
oder nahezu blinden Auges in ihre Proletarisierung hinein, um 


*) Vorstehende Ausführungen sind einer sehr lesenswerten Ab¬ 


handlung von Dr. Br. Rau eck er 
entnommen. 


M. N. N. Nr. 

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hinterher, wie wir befürchten müssen, den Staat und die Gesell¬ 
schaft für diiese ProletaTisierung verantwortlich zu machen. 

Der Arzt, der Rechtsanwalt, der GeleJirte wird mehr oder 
weniger „sozialisiert“. Die Erhöhung der Versicherungsgrenze 
auf 15 000 Mark bedeutet die unmittelbare Sozialisierung des 
Ärztestandes im Dienste der Krankenkassen. Ehemalige 
Militär- und Marlineärzte erhöhen die Zahl des ärztlichen Prole¬ 
tariats. Schon heute kommt auf etwa 1500 Einwohner ein Arzt, 
im Jahre 1922 wird schon auf je 1000 Einwohner ein Arzt zu 
rechnen sein. Ein ungeheueres Ärzteelend ist die Folge. E s b e • 
ziehen heute schon in München -eine Anzahl 
Ärzte E r w e r b s Io s e n u n t e r s t ü t z u n g. Nicht besser 
slünd die Rechtsanwälte gestellt. Der noch immer wachsende 
Zusammenschluß der Berufsstände zu Organisationen, zu Kartellen, 
zu Trusts, zu Arbeitsgemeinschaften, Genossenschaften, Gewerk¬ 
schaften usw. „sozialisiert“ die Reelltsanwalte zu Vertretern der 
Kollektivinteressen. — Die Not der Universitäten und der 
Wissenschaft ist bekannt. Sie zwingt mehr und mehr zu rationellem 
Lehrbetrieb, zur Einsparung von Lehrkräften und Assistenten, eine 
große Anzahl von Wissenschaftlern wird hierdurch brotlos werden. 

In diese Tragik der Akademikerschaft mischt sich die Tatsache, 
daß von den Studierenden 9.2 vom Hundert Frauen sind. Der ver¬ 
hältnismäßige Anteil der Frauen am Universitätsstudium ist seit 
1910 von vier auf , fast elf Prozent gestiegen. Die Zahl der an den 
Universitäten des Reiches eingeschriebenen Studentinnen 
beläuft sich zurzeit auf 8122, während sie vor fünf Jahren noch 
8114 und vor zehn Jahren noch kaum 2000 betrug. Die Zahl der 
Lehramtsanwärterinnen ist von etwa 600 vor zwölf Jahren auf fast 
4000 im Jahre 1918 emporgeschnellt, ohne daß ihre Zahl heute 
nennenswert gefallen ist. Bedenkt man, daß der preußische Kultus¬ 
minister Hönisch in einem Erlaß an die Provinzialschulkollegien 
im Februar 1920 feststellte, daß rund 15 000 im Studium befind¬ 
liche Philologen „kaum auf Anstellung in absehbarer Zeit rechnen 
können“, so kann man sich die Spannungen und Gegensätze vor¬ 
stellen. die aus diesem Zudrang der Frauen zum Lehrberuf zwischen 
männlichen und weiblichen Anwärtern erwachsen werden. Ähnlich 
liegen die Dinge ;in derReclitswissenschafL in derNationälökonomie, 
in der Medizin und in der Pharmazie. 

Was kann geschehen, um diesem Übel Einhalt zu tun? Vor 
allem wird eine fortgesetzte, nie erlahmendeVeröffent- 
lichung der offenen Beamten- und Beamtinnen- 
stellen, die sofort und in absehbarer Zeit zu besetzen sind, er¬ 
folgen müssen. Daß die Verhältnisziffer der weiblichen Anwärter 
zu der der männlichen bei der endgültigen Stellenbesetzung be¬ 
rücksichtigt werden muß, versteht sich von selbst. 

Dann aber — und dies gilt für sämtliche Akademiker, gleich¬ 
viel ob männlichen oder weiblichen Geschlechts — wird eine 
Zentralaus gleich s't eile, ein Zentralberufs- oder Arbeits¬ 
amt zu schaffen sein. Die Übernahme der Mehrz*ahl der Landes¬ 
beamten durch das Reich ist durchgeführt oder im Gange. Der 
technische Apparat kann in Anlehnung an die Zentralstelle für Be¬ 
rufsberatung der Akademiker ohne zu große Schwierigkeiten ge¬ 
schaffen werden. Endlich ist eine zwangsweise Errichtung von 
Arbeitsnachweisen für Akademiker durch die akademischen Be¬ 
rufsstände selbst, jedoch in engster Anlehnung an den vorhandenen 
Arbeitsnachweisappapat der Berufs- und Arbeitsämter geboten. Die 



Einfügung einer entsprechenden Bestimmung in das Arbeitsnach¬ 
weisgesetz würde deshalb tunlich sein. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Großer Aufschwung; des berühmten^ „Meißener Schweins“. 

Auf einen außerordentlichen Zuchterfolg kann die Zuchtgenos¬ 
senschaft für das Meißener Schwein zurückblicken. ' Der Geschäfts¬ 
bericht für das Jahr 1920 ergibt ein sehr erfreuliches Bild. Es 
wurde ein Verkauf von Tieren für 142 813 Mark vermittelt. Eine 
noch nie dagewesene Höhe, die aber ihre Ursache in den hohen 
Zuchtviehpreisen .hat. Es wurden 185 Tiere verkauft gegen 105 
im Jahre 1919. Im letzten Vierteljahr 1920 stockte wegen der 
überall herrschenden Maul- und Klauenseuche der Absatz fast 
ganz. Dagegen läßt sich das neue Geschäftsjahr 1921 sehr gut an 
und konnte der Nachfrage durch das Angebot nicht immer genügt 
werden.' Die Mitgliederzahl erhöhte sich von 32 auf 36 mit einem 
Bestand von 160 ungekörten Sauen gegen 132 im Jahre 1919. Auch 
im neuen Geschäftsjahr haben sich bereits vier bedeutende Züchter 
der Meißener Gegend zur Genossenschaft 1 gemeldet. Die Eber¬ 
aufzuchtstation in Seebschütz wnrde nach dem Kriege erstmalig 
mit 7 Tieren wieder besetzt und wurden dort ganz hervorragende 
Resultate erzielt. Leider scheitert die Errichtung einer Schweine¬ 
weide in Döhritzchen an den hohen Kosten. Die am 22. Juni in 
Dresden stattfindende Schweineschau wird von der Zuchtgenossen¬ 
schaft für das Meißener Schwein wieder reichlich beschickt werden. 
Eine Anzahl vogtländischer Landwirte bereiste im Februar ur ter 
Führung des Tierzüchtinspektors Bischinger in Auerbach das 
Zuchtgebiet der Genossenschaft, und waren diese Züchter so be¬ 
friedigt von dem Gesehenen, daß sie umfangreiche Bestellungen 
auf Lieferung Meißener Zuchtsch\veine aufgaben. S. M. 


Auktion in Trakehnen. 

Die berühmte Trakehner-Auktion fand im Januar statt. Zwei 
Pferde der Trakehner Zucht hatten sich im vergangenen Jahre im 
Turniersport besonders bemerkbar machen können; „Schwertlied“ 
und „Heiliger Speer“. Es war daher nicht verwunderlich, daß sich 
viele Turnierreiter auf den Weg gemacht hatten. Man hatte mit 
ganz außergewöhnlich hohen Preisen gerechnet: es wurden Preise 
erzielt, wie noch nie vorher auf einer derartigen Auktion. In Tra¬ 
kehnen werden die Pferde bereits zweijährig eingesprungen; als 
Dreijährige gehen sie bereits Iagd in dem schönen, aber schweren 
Jagdgelände Trakehnens. Die Leistungen werden gegen den Herbst 
hin immer mehr gesteigert, so daß man in Trakehnen ein lei¬ 
stungsfähiges und erprobte s Pferd kaufen kann. Die 
Käufer scheuten sich nicht, für diese Pferde, wenn sie im Exterieur 
u. s. w. auch nicht immer entsprachen, Summen anzulegen, die man 
selbst bei urfserer heutigen Geldentwertung nie für möglich ge¬ 
halten hätte. — Es kamen insgesamt 60 Pferde zur Versteigerung. 
Der Gesamterlös betrug 1 773 800 Mk., was einem Durchschnitt 
von 29 563 Mk., also fast 30 000 Mk., entspricht. Die am höchsten 
bezahlten Pferde waren der 6j. W. „Preußenstolz“, ein Master 
Magpiesohn und Halbbruder von Schwertlied. (Käufer: Prinz Fried¬ 
rich Sigismund von Preußen, der glückliche Besitzer von Schwert- 



540 


lied und Heiliger Speer.) Preis: 71 000 Mk. Der 4j. H. „Cherub“ 
v. Djeiron, einem Hengste orientalischer Abstammung, für den der 
Wirtschaftsbund für deutsches Halbblut 68 000 Mk. anlegen mußte, 
und „Morgenglanz“, ein Sohn des altberühmten und bewährten 
Hengstes Nana Sahib, für den Frhr. v. Buddenbrock-Pläswitz, der 
bekannte Turnierreiter, trotz einer gebrannten Hasenhacke 57 000 
Mark zahlte. Für 9 weitere Pferde wurden über 40 000 Mk. und 
für weitere 15 über 30 000 Mk. pro Pferd gezahlt. Unter 20 000 Mk. 
gingen nur die Jährlinge und Zweijährigen weg, die aus irgend 
welchen Gründen jetzt schon abgestoßen wurden. 


Ein hannoverscher Hengst für Argentinien angekauft. 

In Hannover ist ein 3jähriger Fuchshengst von Mormone—Nc- 
dione v. Nelusko—Lauthilde v. Lavater für argentinische Rech¬ 
nung angekauft worden. Der Hengst sei für die heutigen An¬ 
sprüche in Deutschland zu leicht, sonst aber in jeder Hinsicht gro߬ 
artig. SI S. 


Unter der Überschrift „Teuerung, Finanznot und — Zusammen¬ 
bruch?“ weist Dr. R. Pape, Berlin, in der „Deutschen Schlacht- 
und Viehhofzeitung“ lfd. Jrs., Nr. 7, S. 57, auf die gewaltige Ver¬ 
schlechterung unserer Wirtschaftslage, besonders seit 1918, hin. 
Als Hauptursache gibt er die verkehrte Steuerpolitik, namentlich 
den konfiskatorischen Einkommensteuertarif mit Durchstaffelung 
oder sogenannten Anstoßsätzen (§ 21 d. Reichseinkommengesetzes), 
sodann die von der Regierung immer weiter in Bewegung gesetzte 
Notenpresse und endlich die gegenwärtig anhaltende Wirtschafts¬ 
krise, deren katastrophale Folgen noch gar nicht abzusehen seien, 
an. Alle Anzeichen für einen Zusammenbruch seien vorhanden 
und zeigen sich u. a. auch in der gewaltigen Teuerung, für die 
nachstehende Durchschnittszahlen angegeben werden: 




1914: 

1918: 

1920: 

1 

Pfund Salz. 

0.12 

0.28 

0.50 

1 

„ Mehl. 

0.25 

1.— 

5— 

1 

„ Grieß. 

0.25 

0.60 

5.50 

1 

„ Brot. 

0.20 

0.40 

1.10 

1 

„ Butter . . . . . 

1.60 

16— 

20— 

1 

„ Fleisch .... 

0.80 

4.50 

18— 

1 

Paar Würstchen . . . 

0.30 

1.80 

2.50 

1 

Pfund Käse. 

0.80 

8— 

15— 

1 

„ Tee. 

5— 

12— 

22— 

1 

„ Kaffee. 

2— 

17.50 

36— 

1 

„ Zucker .... 

0.30 

0.60 

1.85 

1 

Glas Bier. 

0.15 

0.60 

1.50 

1 

Zigarre . 

0.10 

1.30 

1.50 

1 

Ei. 

0.10 

1.60 

2.70 

1 

Stück Seife. 

0.10 

4.60 

' 3.50 

1 

Pack Zündhölzer . . . 

0.30 

1.50 

5— 

1 

Liter Petroleum .... 

0.21 

1.20 

6— 

1 

Zentner Kohlen .... 

1.40 

5.50 

16—. 











Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom I. mit 15. Mai 1921. 


541 


Notgesdilachtete Tiere 

Kleinvieh 

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Gefallene Tiere | 

Kleinvieh 

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Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

Schwaben 

Gesamtsumme: 

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') Vom 16. mit 30. April 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 









542 


iftaatsveterlnSrirand«, Aaslandsdienst and Versicherungswesen. 

Erkrankungen an Milzbrand bei Menschen. 

Nach dem Berichte lies Reichsgesundheitsamts über das Er¬ 
gebnis der Statistik über Milzbrand bei Menschen im Deutschen 
Reiche für das Jahr 1919 sind in diesem Jahr in. Deutschland 18 
Krankheitsfälle mit 2 Todesfällen festgestellt worden. Gegenüber 
dem Vorjahre mit 29 Erkrankungen, und 7 Todesfällen hat die 
Seuche noch einen weiteren Rückgang erfahren. Der Grund hier¬ 
für liegt offenbar darin, daß auch im Jahre 1919 die Einfuhr von 
Rohstoffen und damit auch von Häuten, Fellen, Tierhaaren und ge¬ 
wissen Futtermitteln, die erfahrungsgemäß häufig Träger von Milz¬ 
brand sind, aus dem Ausland noch stark darnieder lag. 

Die Sterbeziffern und auch der Anteil des weiblichen Ge¬ 
schlechts an den Erkrankungen — beide Mal mit 11,1 % — sind 
zum ersten Male seit dem Krieg auf den Stand, den sie in der Vor¬ 
kriegszeit hatten, zurückgegangen. Letzteres erklärt sich wohl 
daraus, daß Gewerbe, wie die Gerbereien, die in der Vorkriegs¬ 
zeit ausschließlich männliche, während des 'Krieges aber zahl¬ 
reiche weibliche Arbeiter beschäftigten, nunmehr zu ihrer alten 
Gepflogenheit zurückgekehrt sind. Alle 18 Erkrankungen waren 
nachweisbar oder doch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf beruf¬ 
liche Beschäftigung zurückzuführen. 9 Erkrankungen mit 1 Todes¬ 
fall waren nach Berührung miit solchen lebenden oder toten Tieren, 
die erfahrungsgemäß gelegentlich Träger von Milzbrandkeimen 
sind, aufgetreten, darunter 3 nach Notschlachtungen, 1 infolge 
Verkehrs mit dem Fleisch einer von anderer Seite notgeschlach- 
teten Kuh und 2 infolge Verrichtung von Abdeckereiarbeiten. 
Weitere 6 Erkrankte, von denen 1 gestorben ist, hatten sich die 
Ansteckung beilm Handel und Verkehr mit Fellen und Häuten oder 
mit deren Bearbeitung in Gerbereien zugezogen und 3 endlich beim 
Verkehr mit Tierhaarmaterial (Haare, Borsten) oder deren Ver¬ 
arbeitung. 

Zu diesen 3 Fällen, die deshalb von besonderem Interesse 
sind, weil auf sie die Bekanntmachung des Reichskanzler«, be¬ 
treffend die Eiinrichtung und den Betrieb der Roßhaarspinnereien 
u'sw. vom 22. Oktober 1902 (RGBl. S. 269) Anwendung findet, ist 
zu bemerken: 

Bei allen 3 Erkrankten (davon 2 weiblichen Geschlechts) er¬ 
folgte die Ansteckung durch Pferdehaare. Es handelte sich ein¬ 
mal um eine Arbeiterin, die in einem Speditionsbetrieb nicht des¬ 
infizierte Haare sortierte; sie waren von der Heeresverwaltung 
und aus dem besetzten Gebiet abgegeben worden. Der 2. Fall er¬ 
eignete sich in einer Roßhaarspinnerei und betraf eine Arbeiterin, 
die sich beim Herbeischaffen der Roßhaare vom Lagerboden in 
den Arbeitsraum angesteckt hatte. Die Haare — sibirische Mähnen 
und Valdiviapferdehaare — waren angeblich im Inland mit strö¬ 
mendem Wasserdampf desinfiziert und nachher mit undesinfizier- 
tem ausländischen Haaren nicht in Berührung gekommen. Der 
3. Fall betraf einen Bürstenmacher, der iln einem Zimmer seiner 
Wohnung mit Pferdehaaren Inländischer Herkunft hantiert hatte, 
und zwar hatte er sich mit Kochen, Trocknen, Kämmen und Zer¬ 
schneiden der Roßschwänze beschäftigt. Ob die Haare desinfiziert 
waren, ließ sich nicht feststellen. . . 

Von den 18 Milzbranderkrankungen wurden in Bayern 3 Er¬ 
krankungen miit 1 Todesfall beobachtet. Einer der Erkrankten 
hatte vorher bei Schlachtungen mitgeholfen, eine weitere Erkran- 



543 


kung betraf einen Wasenmeister, der zwar. 10 Wochen in der 
Wasenmeisterei nicht gearbeitet, jedoch den Betrieb beaufsichtigt 
hatte und nach etwa zehntägiger Krankheit starb, der dritte 
Krankheitsfall 1 war die bereits berichtete Erkrankung eines 
Bürstenmachers. x 

Die Bezirksverwaltungsbehörden sind zu beauftragen, die mit 
Ministerialentschließung vom 23. März 1914 Nr. 5343 a 2 angeord¬ 
nete Belehrung fortzusetzen. 

(Entschließung des Bayer. Staatsministeriums des Innern vom 
14. April 1921 Nr. 5343 e 3.) _ 

Gehalt und Rang der Veterinäroffiziere.. 

Nach dem Reichsgesetze vom 17. Dezember 1920, betr. Ände¬ 
rungen des Besoldungsgesetzes (RGBl. S. 2075) sind die Militär¬ 
veterinäre eingereilht wie folgt: 

Gruppe VIII (6 800—10 200 Mk.): Veterinäre (Assistenzärzte und 
Oberleutnants mit mehr als 4 Dienstjahren), 

„ IX (7 600—11 400 Mk.) :• Oberveterinäre (Oberassistenz¬ 
ärzte und Hauptleute während, der ersten 2 Dienst- 
jährß) 

„ X (8 400—12 600 Mk.): Stabsveterinäre (Stabsärzte und 
Hauptleute' mit mehr als 2 Dienstjahren), 

.. „ XI (9 700—14 500 Mk.): Oberstabsveterinäre (Oberstabs- 
är Z te und Mjtjorß) * 

„ XII (1120(^—16 800 Mk.): Generalcberveterinäre (Gene¬ 
raloberärzte und Oberstleutnants), 

. „ XIII (13 200—22 000 Mk.): Generalveterinäre (General¬ 
ärzte und Obersten), 

bei den Einzelgehältern: 25 000 Mk. = der Generalstabs¬ 
veterinär (Generalstabsärzte u. Generalmajore). 


Stand der Tierseuchen. 

Deutsch-Österreich. Woche vom 20.—26. April 1. Jrs.: Maul¬ 
und 1 Klauenseuche: 48 Bezirke mit 166 Gemeinden und 967 
Gehöften; Rotz: 1 Gemeinde und 3 Gehöfte; Räude: 65 Be¬ 
zirke mit 147 Gemeinden und 248 Gehöften; To 11 w u t: 3 Bezirke 
mit 4 Gemeinden und 1 3 Gehöften. 

Schweiz. Woche vom 9.—15. Mai 1921: Maul - u. Klauen¬ 
seuche: 13 Kantone mit 22 Bezirken mit 26 Gemeinden und 81 
Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 3 Bezirken mit 3 Ge¬ 
meinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf 
und Schchweineseuche): 10 Kantone mit 21 Bezirken mit 23 Ge¬ 
meinden und 24 Gehöften; Milzbrand: 3 Kantone mit 3 Be¬ 
zirken und 3 Gemeinden. 


Hochschulnachriditen. 

Die Steilung der emeritierten Hochschullehrer in _ Preußen. 

Die Gesetze über die Neuregelung der Bieamtendiensteinkomraen 
und die Einführung einer Altersgrenze bestimmen, daß die plan¬ 
mäßigen Hochschullehrer nicht pensioniert, sondern nur emeritiert 
werden (vom 1. April 1921 ab). Der planmäßig angestellte Pro¬ 
fessor wird bei Erreichung der Altersgrenze von seinen Amts¬ 
pflichten entbunden. Zu diesen Amtspflichten gehören: die Er¬ 
füllung der Lehraufgaben, die Teilnahme an den akademischen 
Prüfungen und an den Verwaltungsgeschäften der Fakultät und 
der Universität. Danach stehen den emeritierten Professoren 



544 


Stimm- und Wahlrecht in der Fakultät nicht zu, sie können auch 
nicht Mitglieder des Senats oder anderer von dem Statut vorge¬ 
sehenen Ausschüsse sein. Dagegen steht nichts im Wege, daß sie 
mit beratender Stimme weiterhin an den Sitzungen der Fakultät 
teilnehmen. Ihre Beteiligung an den akademischen Prüfungen ist 
dann zulässig, wenn die Fakultät im einzelnen Fall sich damit ein¬ 
verstanden erklärt hat. Die Verantwortung für die Vollständigkeit 
des Lehrplanes tragen nur die vollverpflichteten Mitglieder der 
Fakultät. Dieser Grundsatz soll beii der Aufstellung des amtlichen 
Vorlesungsverzeichnisses in der Weise zum Ausdruck kommen, 
daß die emeritierten Professoren hinter den aktiven ihres Faches 
bezw. ihrer Fakultät aufgeführt werden. Das Recht, Vorlesungen 
zu halten, bleibt den emeritierten Professoren unbeschränkt. Die 
eingehenden Kolleggelder sind, da es siich um eine 
freiwillige Leistung handelt, dem Ab zugsverfahren nicht 
unterworfen. Andererseits erlischt der Anspruch der Pro¬ 
fessoren auf die gesetzlich gewährleisteten Kolleggelder mit der 
Emeritierung. (Mitget. v. Ak. Auskunftsamt a. d. Univ. Berlin.) 


Sommer-Semester 1921. 

An der Münchener Tierärztlichen Fakultät beträgt die Zahl 
der immatrikulierten Studierenden der Tierheil¬ 
kunde: 276; hievon: a) Studierende im I. Semester: 44, b) Fach¬ 
prüfungskandidaten: 45, Hospitanten und Hörer: 14; Gesamtzahl: 
290. 


Der Vorstand der Gesellschaft deutscher Natur¬ 
forscher und Ärzte hat beschlossen, die Versammlung im 
Jahre 1921 ausfallen zu lassen. Die 87. Versammlung wird im Jahre 
1922 in Leipzig stattfinden. Dem Vorstand gehört Professor 
Dr. v. Dyck (München) an. 


Sachsens Tierärztliche Hochschule vor der Auflösung? 

Die in den letzten Jahren ins Ungemessene gestiegenen Kosten 
der Staatsverwaltung haben jetzt die sächsische Regierung ver¬ 
anlaßt, in allen ihr unterstellten Verwaltungszweigen äußerste 
Sparsamkeit Platz greifen zu lassen. Dieses Vorgehen ist gewiß 
sehr zu begrüßen, wenn es sich um die Verminderung bezw. Strei¬ 
chung von Zuschüssen an im allgemeinen heute entbehrliche Be¬ 
triebe handelt. Und deren gibt es auch in Sachsen noch eine er¬ 
kleckliche Zahl. Wenn man aber diese Sparsamkeit soweit gehen 
läßt, daß kulturell und volkswirtschaftlich bedeutsame Institute der 
Auflösung verfallen, dann ist Deutschlands ganzes wissenschaft¬ 
liches Leben bedroht, das bedeutet ganz einfach den'Anfang vom 
Ende. Das erste Opfer soll unsere seit 150 Jahren bestehende 
Tierärztliche Hochschule sein, ein Institut, das bekanntlich Welt¬ 
ruf genießt. Die sächsische Regierung geht ernstlich mit dem 
Plane um, diese Hochschule nicht völlig aufzulösen. Ministerpräsi¬ 
dent Buck hat sich in einer Sitzung letzthin dahin ausgesprochen, 
daß sich der sächsische Staat heute nicht mehr den „Luxus“ 
leisten könne, eine Hochschule für 120—150 Studierende zu unter¬ 
halten, von denen alljährlich nur etwa 10 für Sachsen als Tierärzte 
gebraucht würden. — Nun, dieses Rechenexempel ist falsch. Im 
Freistaat Sachsen amtieren zurzeit 80 Bezirkstierärzte, es besteht 
eine amtliche Veterinärpolizei, sowie ein Laboratorium mit zahl¬ 
reichem Personal, und es haben sich etwa 400 private Tierärzte 
hier niedergelassen. Dazu kommt der Lehrkörper der Tierärzt- 



545 


liehen Hochschule mit seinen ordentlichen und außerordentlichen 
Professoren und, Assistenten. Auch die Schlachthoftierärzte der 
größereif Städte dürfen nicht vergessen werden. Endlich erfordert 
das 100 000 Mann - Heer 200 Veterinäre, von denen auch ein er¬ 
heblicher Prozentsatz auf Sachsen entfällt. Aus dieser Aufstellung 
ersieht man schon, daß der mit etwa 10 Tierärzten von der Regie¬ 
rung angenommene Bedarf pro Jahr für Sachsen ganz erheblich 
hinter den Tatsachen zurückbleibt. Nach fachmännischem Urteil 
werden bei uns etwa 40 Tierärzte alljährlich allein als Ersatz be¬ 
nötigt. Dabei sind noch nicht die Vertreter berücksichtigt. Auch 
die Zahl der Studierenden an der Tierärztlichen Hochschule ist 
entschieden zu niedrig gegriffen. Zurzeit ist sie von über 200 Stu¬ 
dierenden besucht. In Deutschland bestehen gegenwärtig, außer 
Dresden, noch 4 tierärztliche Bildungsanstalten, die Hochschulen 
in Berlin und Hannover, sowie die den Universitäten München und 
Gießen angegliederten veterinärmedizinischen Institute. Alle diese 
Anstalten sind überfüllt; so hat in diesem Semester erst die Tier¬ 
ärztliche Hochschule zu Dresden 80 Studierende aus Berlin und 
Hannover aufgenommen, die dort wegen Überfüllung abgewiesen 
werden mußten. Die sächsische Regierung muß bei ihren Spar¬ 
samkeitserwägungen also auch den Gedanken in Berücksichtigung 
ziehen, daß Dresdens Veterinärinstitut aus allen Teilen 
des Reichs besucht wird; diese außersääsischen Studierenden 
sind als Kandidaten für die Besetzung eines Tierarztpostens in 
Sachsen gar nicht in Rechnung zu stellen, da sie ja wieder nach 
Absshluß ihrer Studien Dresden verlassen und sich außerhalb 
unseres Freistaates eine Praxis gründen. In Dresden studieren zu¬ 
dem noch eine ganze Anzahl Ausländer, so aus Finnland, die eben¬ 
falls keine Konkurrenten sind. Die für ihre Ausbildung ange¬ 
setzten staatlichen Zuschüsse werden dadurch aufgewogen, daß 
man von den Ausländem bedeutend erhöhte Gebühren verlangt. 
Wird der Plan der sächsischen Regierung Tatsache, so muß auch 
der Posten „Umbauten für die Tierärztliche Hochschule in Leip¬ 
zig“ aus. dem Staatshaushaltsetat gestrichen werden. Daran dürfte 
Leipzig auch keine Freude erleben. Denn die für die Übersiede¬ 
lung der Tierärztlichen Hochschule seinerzeit geforderten Neu¬ 
bauten sind zum großen Teil schon unter Dach gebracht, so das 
pathologische und das anatomische Institut sowie die Anstalt für 
Tierzucht. Auch die eigens für die Zwecke der Veterinärmedizin 
benötigten Kliniken sind bereits in Angriff genommen. Bei aller 
Würdigung ihres Sparsamkeitssinnes kann demnach der sächsi¬ 
schen Regierung nur dringend empfohlen werden, ihren Plan einer 
gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Ein voreiliger Schritt 
möchte sich dann bitter rächen. Man kann ein so altes Institut, 
wie unsere sächsische Tierärztliche Hochschule ganz einfach nicht 
ohne weiteres der Auflösung verfallen lassen, um so mehr, da der 
Regierang durch Pensionierung des Lehr- und Beamtenkörpers 
oder anderweite Verwendung beträchtliche Kosten erwachsen 
werden. — Zu dieser Angelegenheit wird uns von amtlicher Seite 
auf Anfrage folgendes erklärt: Bei den Beratungen in der Regie¬ 
rung, die in letzter Zeit über diese Frage stattgefunden haben, 
auf welche Weise Ersparnisse im Staatshaushalt zu erzielen sind, 
ist von einer Seite die Anregung gemacht worden, die Tierärztliche 
Hochschule aufzuheben. Das Kultusministerium hat diesem Ge¬ 
danken aber auf das entschiedenste widersprochen: Es ist wohl 
selbstverständlich, daß die Aufhebung eines so, wichtigen Kultur¬ 
instituts nicht kurzerhand von der Regierung beschlossen werden 



546 


kann, sondern daß erst eingehende Erörterungen mit den ma߬ 
gebenden wissenschaftlichen und politischen Körperschaften statt¬ 
finden müssen. Diese Absicht erscheint geradezu grotesk, wenn 
man bedenkt, daß die Verlegung nach Leipzig bereits von der 
früheren Volkskammer beschlossen wurde, daß weiter der Neubau' 
in Leipzig schon zum, vor sich gegangen und daß schließlich von 
den veranschlagten 28 Millionen Mark Baukosten bereits über 9 
Millionen Mark bewilligt worden sind, davon C00 000 Mark von der 
Stadt Leipzig; der Rest sollte in den Rechnungsjahren 1921/22/23 
veranschlagt werden. Das Ganze erscheint nur als ein Manöver, 
Leipzig zu einem größeren Zuschuß zu veranlassen. S. M. 


Personalien. 

Städt. amtstierärztlicher Dienst: Die Wahrnehmung der amts 
tierärztlichen Geschäfte im Stadtbezirke Neustadt a. H. wurden dem 
dortigen Schlachthofdirektor Hugo Robes übertragen. 

Tierärztlicher Referatsdienst: Der Bezirkstierarzt von Landshut, 
Oberveterinärrat Karl Buhmann, wurde zum Oberregierungsrat 
bei der Regierung von Niederbayern, K. d. L, befördert. 

Obermedizinalausschuß: Als tierärztliches Mitglied des Ober¬ 
medizinalausschusses wurde der Oberregierungsrat bei der Regierung^ 
von Oberbayern, K. d. I., Otto Heichlinger berufen. 

Erledigt : _ Die Bezirkstierarztstelle in Landshut, Bewerbungs¬ 
gesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen 
Regierung, K. d. I., bis zum 16. Juni 1921 einzureichen. 


Bttcherschan. 

Harms’ Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe. Fünfte, völlig 
neu bearbeitete Auflage. Von Johannes Richter, Dr. phil. 
et med. vet., Medizinalrat, Professor der Tierzucht und Geburts¬ 
kunde an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden, Johannes 
Schmidt, Dr. phil. et med. vet., Obermedizinalrat, Professor 
der inneren und gerichtlichen Tiermedizin an der Tierärztlichen 
Hochschule in Dresden, und Richard Reinhardt, Dr. med. 
vet., Professor der Tierpathologie an der Universität in Rostock. 
Mit 281 Abbildungen. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von 
Richard Schoetz. Preis brosch. 64 Mk., geb. 80 Mk. 

Das bekannte Lehrbuch von Harms hat in dieser fünften 
Auflage unter der Feder der als Autoritäten in ihrem Fache ber- 
kannten drei Herausgeber sich von dem ursprünglichen .Plane der 
älteren Harms’schen Auflage ’niicht unerheblich entfernt. Die 
Herausgeber haben nunmehr die beiden zuletzt nur mehr zu¬ 
sammen im Buchhandel käuflichen Teile des Werkes vollständig 
von einander getrennt und nur den ursprünglichen zweiten Teil, 
das Harms’sche Stammwerk der tierärztlichen Geburtshilfe ein¬ 
schließlich Pathologie und Therapie, als .selbständiges. Hauptwerk 
bearbeitet. Der bisherige erste Teil ist als selbständiger Band 
(Schmaltz: Das Geschlechtsleben der Haussäugetiere) abgezweigt 
und als Einführung in die eigentliche Geburtshilfe gedacht und 
in diesem Sinne in einem losen Zusammenhänge, mit dem Haupt¬ 
werke geblieben. Die vorliegende fünft© Auflage des Harms’schen 
Stammwerkes stellt in vielen Teilen eine Neubearbeitung und eine 
wesentliche Ergänzung der früheren Auflagen dar. Man kann 
sagen, daß keih Kapitel des Buches ohne diese oder jene wichtige 
Korrektur oder Ergänzung geblieben ist. Ganz neu ist das Kapitel 
über die embryotomisch© Entwicklung der Frucht mittels Bohrung 



547 


der Wirbelsäule nach W. S. Stüven, Amsterdam; und mit.liecht 
wollen die Verfasser die Aufmerksamkeit aller tierärztlichen und 
ärztlichen Geburtshelfer auf diese Methode lenken. Auch der Ab¬ 
schnitt über die Torsio recti ante partum ist gegenüber der vierten 
"Auflage neu hereingekommen u. a. m. Die Abbildungen sind von 
255 der letzten Auflage auf 281 gestiegen. Sie sind durchweg 
prächtig gelungen und sehr instruktiv, so daß der textliche Teil 
gerade durch den bildlichen glänzend unterstützt wird. Der Um¬ 
fang des Buches hat sich von 722 auf 792 Seiten vermehrt. Die 
Ausstattung ist wie durch die Abbildungen auch durch P,apier und 
Druck hervorragend gelungen. Das Buch stellt im Ganzen ein für 
die Wissenschaft und die Praxis unentbehrliches Werk dar. Ma. 


Kompendium der Speziellen Pathologie und Therapie für Tierärzte. 

Von Eugen F r ö h n e r, Dr. med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. . 
Regierungsrat und ord. Professor, Direktor der medizinischen 
Klinik der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. Dritte, ver¬ 
besserte Auflage. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart, 
1920. Preis geh. 20 Mk. 

Das Buch hat in der dritten Auflage die bewährte Einteilung 
in die zwei Hauptabschnitte, nämlich I. Organerkrankungen und 
II. Infektionskrankheiten, beibehalten. In dem I. Hauptabschnitte 
haben die Räude und vor allem auch die infektiöse Anämie der 
Pferde, letzteres Kapitel vollständig neu bearbeitet, Berücksich¬ 
tigung erfahren. Im II. Hauptabschnitte treffen wir auf Schritt und 
Tritt sowohl auf Ergänzungen, wie Umarbeitungen. Ich nenne hier 
u. a. die Pferdepiroplasmose (Pfe'rdemalaria), die epizootische 
Lymphangitis, den Abortus der Pferde, die Rinderpest und auch 
den Rauschbrand des Rindes, der schon um seiner vermutlichen 
Beziehungen zum Gasbrand de.s Menschen, ein Zusammenhang, 
auf den man erst während des Krieges gekommen ist, eine neuer¬ 
liche Berücksichtigung finden mußte. Das ganze Werk atmet den 
Fröhner’schen Geist mit seiner wunderbaren Fähigkeit, den 
schwersten Stoff klar, kurz, übersichtlich und dabei doch er¬ 
schöpfend zu behandeln. Abbildungen sind dem Werke keine bei¬ 
gegeben, was ja auch früher nicht der Fall war; ich glaube nicht, 
daß dieselben vermißt werden. Dafür konnte der Verlag den Preis 
sehr mäßig ansetzen, was vor allem auch von dem lernenden Teil, 
dem tierärztlichen Nachwuchs, mit Freuden begrüßt werden wird. 
Ausstattung, Papier und Druck lassen nichts zu wünschen übrig. 

_ Ma. 

Eingesandt. 

Halbunterirdisdie Hühnerställe. Hühnerställe, halb oder fast 
ganz in die Erde einzubauen, hat eine Menge Vorteile, welche 
überall da in die Wagschale fallen, wo wenig finanzielle Mittel, 
spärliche Arbeitskraft, wie durchlässiger Boden und geringer Raum 
zur Verfügung stehen. Die Herstellung halbunterirdischer Hühner¬ 
ställe ist eine einfache und materialersparende. Der ganze Bau 
kann aus. Holz aufgeführt werden, dessen Hälfte mindestens aus 
teergetränkten, einfachen Brettern in der Erde einen Hohlraum dar¬ 
stellen. — Weitere Einzelheiten in Folge 15 der bekannten Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutit- 
schein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬ 
gebühr für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 



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8chriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2. 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tler&rztllchen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 21. Juni 1921. Nr. 25. 


Inhalt: 

t Originalartikel: Richter. — Kirner. (Schluß.) — Referate. — Tierärztliche 
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — 
Personalien. — Bücherschaut 


Caporit — die glänzend vereinfachte nnd verbesserte 

Dakinsche Methode. 

Von Dr. Richter, Güntheritz. 

Veranlaßt durch zahlreiche Veröffentlichungen über 
„Caporit“ in der Fachpresse ließ ich mir von der Chemischen 
Fabrik Griesheim-Elektron in Bitterfeld, der Herstellerin 
dieses Präparates, ein Versuchsquantum kommen, um mir 
selbst ein Urteil über das Produkt bilden zu können. Das 
„Caporit“ (nach Dr. Reitz) wird nach einem patentierten 
Verfahren gewonnen. Es ist ein weißes Pulver und im 
trockenen Zustande unbegrenzt haltbar. Infolge des kn 
„Caporit“ labil gebundenen aktiven Sauerstoffs ist seine 
bakterizide Wirkung hervorragend. 

Die Firma stellt folgende Präparate her: 

1. „Caporit“- Pulver, 1 Liter- und 10 Liter-Packung zur 
Herstellung von 0,05 %igem Wundwasser, das besonders 
zur Spülung von Wunden, zu feuchten Verbänden und mit 
Vorzug in der geburtshilflichen Praxis als Desinfiziens, Anti¬ 
septikum und Desodorans Verwendung findet (bei Auflösung 
in Wasser tritt eine unbedeutende Trübung ein, die von 
unverbrauchtem Kalk herrührt). 

2. „Caporit“-Wundstreupulver zur Behandlung von in¬ 
fizierten Wunden jeglicher Art, besonders Oberflächen- 
wunden, und zur Verhütung von Infektionen namentlich 
frischer Zusammenhangstrennungen. 

3. „Caporit“-Salbe zur Verwendung als Wundsalbe und 

4. „Rohware Caporit“, trocken oder als 1—2 %ige Lö¬ 
sung zur Desinfektion der Ställe und Stallutensilien bei 
Seuchen verwendet. Vermöge seines hohen Wirkungswertes 
ist dies Produkt außerordentlich ausgiebig. Ich möchte 
empfehlen, es bei seiner absoluten Unschädlichkeit und Bil- 












554 


ligkeit recht oft zur Stalldesinfektion zu verwenden, auch 
wenn, keine Seuchen herrschen. —- 

Ich habe bis jetzt das „Caporit“ bei 32 Fällen in der 
chirurgischen Praxis angewandt und bin von seiner Wir¬ 
kung überrascht — nach der guten Seite hin —. Von diesen 
Fällen will ich 10 schwere der Öffentlichkeit unterbreiten: 

1. Ein löjähriger Fuchswallach war bei Glatteis auf der 
Landstraße zu Fall gekommen und hatte sich durch Ver¬ 
letzung mittels Stollens an dem linken Vorderbein vier 
Finger unterhalb des Karpalgelenkes an der medialen Seite 
eine Hautwunde zugezogen. Die Besitzerin hatte 3 Tage * 
lang „gekühlt“ und zog mich am vierten Tage hinzu. Ich 
stellte eine stark eiternde Hautlappenwunde von über Fünf¬ 
markstückgröße fest, die schon äußerst üppig gewuchert 
hätte und deren Lappen bis zur Brücke vollständig nekro¬ 
tisch war. Nach Entfernung des Lappens und Säuberung 
der Wunde wurde ein Verband angelegt, der durch An¬ 
gießen mit 0,05 %igem Wundwasser feucht erhalten wurde. 
Nach 2 Tagen hatte jegliche Sekretion aufgehört, die 
Wucherung war vollständig verschwunden und einer nor¬ 
malen Granulation gewichen. Nachbehandlung mit „Capo¬ 
rit“- Streupulver brachte nach zirka 14 Tagen völlige Hei¬ 
lung der Wunde. 

2. Eine äußerst unangenehme, sezernierende Warzen- 
mhuke wurde nach gründlicher Säuberung mit „Caporit“- 
Salbe unter Verband behandelt und heilte binnen kurzer 
Zeit. 

3. Bei einer stark eiternden Rißwunde, die sich ein 
Fohlen äm Kopfe dicht unterhalb der rechten Jochleiste 
zugezogen hatte, leisteten anfangs Spülungen mit „Caporit“- 
Wundwasser und spätere Nachbehandlung mit „Caporit“- 
Streupulver wertvolle Dienste, nachdem Behandlung mit 
Wasserstoffsuperoxyd und Jodtinktur ohne Erfolg war. 

4. Ein ljähriges Hengstfohlen war von einem umher¬ 
ziehenden Viehkastrierer kastriert worden und zeigte beider¬ 
seits nach zirka 14 Tagen „Ausfluß aus den Wunden“ ver¬ 
bunden mit Appetitlosigkeit, wie mir der Besitzer mitteilte. 
Die Untersuchung ergab: beiderseitige Samenstrangfistel. 
Das Tier wurde gelegt und unter Chloralhydratnarkose lege 
artis operiert. Die eine Fistel erwies sich als geringgradig, 
während die andere (links) den Samenstrang bis weit hinauf 
erfaßt hatte. Zu Beginn der Operation entleerte sich auf 
dieser Seite eine große Menge, schätzungsweise 2 Liter, 
rahmartigen Eiters. Die Entfernung der erkrankten Teile 
erfolgte mit dem Emaskulator. Nach Säuberung und Tarn- 



555 


ponade der Wunde (nach 6 Stunden entfernt) mit „Caporit“- 
Streupulver erhob sich Patient und war sehr geschwächt, 
so daß ihm Coffein injiziert wurde. Die rechte Wunde heilte 
gut, während nach weiteren 8 Tagen an der linken Wunde 
sich wieder übelriechendes Sekret zeigte. Patient versagte 
das Futter; am Bauche hatte sich eine ödematöse Anschwel¬ 
lung gebildet, die bis an die Brust reichte und auf eine Peri¬ 
tonitis schließen ließ. Da der Samenstrang bis zur mög¬ 
lichen Grenze schon abgetragen war, so war die Prognose 
äußerst ungünstig zu stellen. Als letzter Versuch wurden 
Spülungen mit „Caporit“-Wundwasser angeordnet und nach 
zirka 3 Tagen stellte ich eine erhebliche Besserung fest, 
die dann auch anhielt. Die Sekretion ließ nach und sistierte 
sehr bald ganz, das ödem war verschwunden. Patient zeigte 
guten Appetit, genas in Kürze und hat sich zur Freude aller 
zu einem recht munteren Tiere entwickelt. 

5. Ein 8jähriger Belgier hatte sich einen Nageltritt zu¬ 
gezogen, der bei meiner Untersuchung stark eiterte. Er¬ 
weiterung des Kanals und Verbände mit „Caporit“- Streu¬ 
pulver führten baldige Heilung herbei. 

6. Wegen Laryngitis mit beängstigender Dyspnoe wurde 
bei einem 5jährigen belgischen .Schimmelwallach die Tra¬ 
cheotomie vorgenommen. Nach Heilung der Laryngitis 
wurde der Tracheotubus entfernt. Die Behandlung der 
Wunde wurde seitens des Besitzers recht vernachlässigt, 
so daß eine starke Eiterung der Wunde eingetreten war. 
„Caporit“- Salbe war hier von ganz ausgezeichneter Wir¬ 
kung. 

7. In demselben Bestände riß sich im Rinderstalle der 
Zuchtbulle los und brachte einer Kuh an der linken Brust¬ 
seite eine ungefähr 30 cm lange vertikal verlauf ende Wunde 
bei, die teilweise 2 Rippen bloßlegte. Die Wunde konnte 
wegen starker Schwellung und hochgradiger Verjauchung 
nicht genäht werden und wurde offen mit „Caporit“- Spü¬ 
lungen behandelt. Die Eiterung ließ schnell vollständig 
nach, die Abstoßung nekrotischen Gewebes ging rasch von 
statten und eine straffe Granulation setzte ein, die dieWunde 
bald zur Heilung brachte. 

8. Bei einer erschwerten Geburt war durch unvorsich¬ 
tiges Ziehen ein Einriß in die Scheidenschleimhaut erfolgt, 
der bei meinem Hinzukommen sich als sehr stark infiziert 
erwies. Der brandige Geruch war schon beim Eintritt in 
den Stall wahrnehmbar. Spülungen mit „Caporit“-Lösung 
führten bald zum Erfolg. 



556 


9. Ein Ochse hatte sich unterhalb des rechten unteren 
Augenlides eine Rißwunde durch Scheuern an einem rostigen 
Nagel in der Wand zugezogen, die lange Zeit trotz täg¬ 
licher mehrmaliger Behandlung Eiter absonderte. Knochen¬ 
splitter, Fremdkörper etc., die die Eiterung unterhielten, 
waren nicht festzustellen. Erst durch Anwendung von 
„Caporit“-Wundwasser und -Streupulver zeigte sich eine 
Besserung, die dann auch bald in Heilung überging. 

10. Ein neugekaufter junger Foxterrier war von dem 
Yorbesitzer kupiert worden und zeigte durch Infektion be¬ 
dingte Knochennekrose am letzten Schwanzwirbel. Nach 
Reinigung der Wunde (von der Anwendung des scharfen 
Löffels wurde absichtlich Abstand genommen) wurde „Ca¬ 
porit“- Streupulver appliziert und baldige Heilung erzielt. 

Auch in der Gynäkologie leistet das Präparat Vorzüg¬ 
liches, besonders bei Retentio secundinarum, indem durch 
häufiges Spülen mit „Caporit“- Lösung oft die Eihäute sich 
selbst ablösen. Ist aber eine manuelle Ablösung erforder¬ 
lich, so kommt dabei noch seine desodorisierende Wirkung 
zu besonderer Geltung, während man sonst den üblen Ge¬ 
ruch trotz intensivster Reinigung nicht verbergen kann. — 

Aus Vorstehendem ersieht man, daß die „Caporit“-Prä¬ 
parate recht gute Dienste besonders zur Behandlung infi¬ 
zierter Wunden geleistet haben und ich möchte betonen, daß 
ich zu keinem chirurgischen Patienten gehe, ohne daß ich 
nicht eine „Caporit“- Packung bei mir hätte. Infolge der 
äußerst praktischen Packung kann man sich sofort die 
Dakinsche Lösung in Form des 0,5 %igen Wundwassers 
hersteilen in jeder Menge, wie man sie gerade benötigt. Die 
Röhrchen mit Wundwasserpulver enthalten 1,7 Gramm 
„Caporit“-Pulver für 1 Liter Wasser, sind zu je 10 Stück 
zusammengestellt und haben den großen Vorteil, daß sie 
das an und für sich schon umfangreiche Gepäck des Prak¬ 
tikers nur ganz verschwindend belasten. 

Durch die „Caporit“- Präparate ist die Frage, wie man 
sich auf schnelle und einfache Weise die so umständlich 
herzustellende und wenig haltbare Dakinsche Lösung an¬ 
fertigt, glänzend gelöst. Ohne Umstände und in jeder be¬ 
liebigen Menge geschieht dies in der Behausung des Pa¬ 
tienten. Im Hinblick auf diese Vorzüge und — was heut¬ 
zutage stark ins Gewicht fällt — auf seinen niedrig gehal¬ 
tenen Preis kann man das „Caporit“ in jeder Form wohl 
als das idealste und praktischste Mittel zur „Chlorbehand¬ 
lung“ der Wunden ansprechen, dem in den Kreisen der 
Praktiker die weiteste Verbreitung zu wünschen ist. Durch 



557 


* 


fliese Veröffentlichung möchte ich die praktisch tätigen 
Kollegen zu Versuchen anregen, Der Erfolg spricht für 
sich selbst! 


Die Notimpfung bei der bösartigen Maul- und 
Klauenseuche. <**»»*> 

Referat für die Krelsveraammlnng des tierärztlichen Kreisvereins 
Schwaben am 15. November 1920 erstattet 
von Kirner, Gersthofen. 

Schon bei der Blutabnahme könne«! unangenehme Zwischen¬ 
fälle eintreten, deren Wiedergabe dann mit der gewöhnlichen Über¬ 
treibung wie ein Lauffeuer die Gegend durcheilt und die weitere 
Blutbeschaffung schwer stören kann, namentlich wenn ein junger 
Kollege einmal Pech hat. Das überaus lästige „Impfblutbetteln“ 
ist auch nicht jedermanns Sache, dann bekommt man nur zu häufig 
auch von solchen Besitzern, bei denen man geimpft hat und die 
versprochen hatten, „Blut bis zum Weißbluten abzugeben“, lange 
Gesichter zu sehen, wenn man mit der Flasche den Hof herein¬ 
kommt. Da sind dann die Tiere „noch zu schwach, oder sie sind 
trächtig, oder sie werfen auf' und sonst noch hundert andere 
Gründe. Freilich gibt es . auch genug erfreuliche Ausnahmen, 
namentlich wenn größere Güter in Betracht kommen. 

Wer nicht selbst viel geimpft hat, hat kaum eine Ahnung von 
der aufreibenden Arbeit. Es ist keine Kleinigkeit, monatelang 
Tag für Tag und oft halbe Nächte hindurch sich in dreckigen, 
niederen und dumpfen Stallungen, in der Sommerhitze, mit oft 
recht bösartigen Tieren herumzuraufen. Wie oft hörte ich von 
Landwirten sagen: an dieser Arbeit hätte ich schon für einmal 
genug, ich möchte sie nicht alle Tage machen. Es ist notwendig 
in Haftpflicht- und Unfallversicherüng zu sein. Die ganze Arbeit 
ist voll von Verantwortung. Leicht kann es geschehen, daß un¬ 
gesehen Schmutz oder Staub in das Impfblut fällt, dann ist Ge¬ 
legenheit gegeben, einen ganzen Stall zu ruinieren und damit die 
eigene Praxis, und solche Fälle sind mir von anderer Seite be¬ 
kannt geworden. Die Kleidung wird nicht besser, desgleichen ist 
die Materialabnützuing an teuren Spritzen eine oft recht große, 
wenn man das Pech hat, daß mehrere hintereinander kaput gehen.’ 
Wer gesundheitshalber nicht immer das Rad benützen kann, oder 
vorsichtshalber alle Impfgefäße seihst mitbringen will, ist genötigt, 
sein Pferd außergewöhnlich abzunützen, zumal wenn man nicht 
das Glück hat» die verseuchten Ortschaften in kleinem Umkreise 
beieinander zu haben und dann täglich große Strecken zum Blut 
holen und zum’ Impfen zurückzulegen hat. Ferner macht das oft 
notwendige Zusammentrommeln der Leute und das jedesmal not¬ 
wendige Abrichten derselben zur Hilfeleistung ebenfalls oft Schwie¬ 
rigkeiten. Vom Schwitzen oft bis auf die Haut durchnäßt tritt man 
dann den Heimweg an. 

Alles in allem: so schön der Erfolg der Impfung, so wenig 
angenehm ist die Ausführung in ihrer heutigen, Form, wenn viel 
geimpft’ werden muß. Eine feste Impftaxe wird sich nur schwer 
aufstellen lassen, da das eine Mal die Impfung wenig Arbeit macht, 
das andere Mal wieder sehr viel. Es dürfte am besten sein, aus¬ 
gleichend zu wirken. Soviel ist sicher, daß durch staatliche Impf- 



558 


stoffgewinnung die Sache nicht verbilligt worden wäre, wie das 
z. B. in Österreich der Fall ist. 

Zusammen fas send möchte ich sagen: Die Zeit ist vor¬ 
bei, da wir beschämt und niedergeschlagen durch die Seuchen¬ 
gehöfte gewandelt sind und behandelt haben: ut aliquid fiat. Das 
Vertrauen zu den Tierärzten, die fest an die Sache herangegangen 
sind, ist gewaltig gestiegen und der Erfolg wird von den Land¬ 
wirten allgemein in vollstem Umfange anerkannt. Wenn geringe 
Ausnahmen Vorkommen, so ist dies immer da, wo zu spät geimpft 
wurde und datnit Verluste eingetreten sind. • 

Der Seuche ist der Stachel genommen und der Grund zu wei¬ 
terem Aufbau gelegt. Es ist von den Tierärzten viel Positives ge¬ 
leistet worden diesen Sommer und Herbst hindurch, zum Nutzen 
der Landwirte und zum. Nutzen der Allgemeinheit, worüber wir 
uns freuen können. Besonders aber darüber, daß in diesem beson¬ 
deren Notjahre die Schrittmacher im Kampfe gegen die bösartige 
korm der Seuche bayerische Tierärzte gewesen sind. — 

* * 

Mitberichterstatter Frey-berger, Bezirkstierarzt in Zus- 
marshausen, bestätigte im allgemeinen die Beobachtungen des 
Kollegen Kirn er und bemerkte insbesondere: Ich habe nur 14 Tage 
lang mit Blut geimpft und in der Folge ausschließlich mit Serum 
nach der Methode Zinck-Feuchtwangen, da ich mit der Blutge¬ 
winnung keine Schwierigkeiten hatte und deshalb in der Lage war, 
Serum meist für 80 bis 150 Tiere vorrätig zu halten. Die vielen 
Vorteile des Zinckschen Verfahrens, namentlich die Keimfreihal¬ 
tung der Gefäße, die Serumbereitung ohne fremde Hilfe, die Sauber¬ 
keit des Arbeitens, die Haltbarkeit des karbolisierten Stoffes, die 
Vermeidung von Phlegmonen und Abszessen etc. sind so wesent¬ 
lich, daß das einzig Unangenehme daran, nämlich "d^s Heim¬ 
schleppen des vielen Blutes' ohne weiteres in den Hintergrund 
treten muß. Nur in ganz dringenden Notfällen werde ich auf die 
Blutimpfung zurückgreifen. Nach meiner Beobachtung waren die 
wenigsten Abszesse durch Verunreinigungen verursacht, die mit 
der Hohlnadel (Hautteilchen, Schuppen, Haare) unter die Haut ge¬ 
bracht waren, sondern zumeist dürch Verletzungen der Muskel¬ 
scheide und des Muskels selbst, wenn beim Einstich die Tiere un¬ 
ruhig waren. Pus bonum et laudabile (schön hellgelb, rahmartig, 
aufstrichfähig nach Kitt» sehen wir in diesem Falle beim öffnen^ 
der Geschwulst, dagegen deuten Grünfärbung und fötider Geruch 
auf Verunreinigung durch Fremdkörper. Sofort auftretende, aus¬ 
gebreitete Phlegmonen dürften wohl durch schon in Zersetzung 
begriffenem Blut verursacht sein. Später — erst nach 3 Wochen — 
auftretende Phlegmonen und Dekubitus sah ich bei geimpften und 
nichtgeimpften Tieren und können meines Erachtens nicht mit der 
Impfung in Zusammenhang gebracht werden. 

Als Impfstelle habe ich die linke oder rechte Halsseite (unge¬ 
fähr in der Mitte) bevorzugt, da eine außerordentlich rasche Re¬ 
sorption beobachtet wurde und niemals eine Massage nötig war. 
Wenn die Impfung an der Brustspitze auch ihre Vorzüge haben 
mag, so ist man bei der Impfung am Hals offenbar weniger der 
Gefährdung durch das Tier selbst ausgesetzt. Ich darf beifügen, 
daß ich 95 % der Impfungen ohne jegliche Beihilfe, d. h. ohne 
Zwangsmittel vorgenommen habe. Die Einführung des Impfstoffes 
direkt in die Bauchhöhle, wie sie, nach den Berichten zu schließen, 
vornehmlich jetzt in Norddeutschland geübt wird, scheint mir ver- 



559 


schiedene Vorteile zu Haben, ganz besonders wenn es sich uni 
größere Mengen bei schweren Tieren handelt. 

Bezüglich der Dosis des Serum soll man'nicht allzu ängstlich 
sein: von 30,0 für ein 3 Wochen altes Kalb bis zu 100,0 für aus¬ 
gewachsene Tiere je nach Körpergewicht. Wenn ich 80,0 für einen 
schweren Zugochsen nach meiner Erfahrung als lebensrettend be¬ 
zeichnen kann, so muß doch durch weitere! Versuche klargestellt 
werden, ob nicht durch höhere Dosen — etwa bis 150,0 Serum — 
die häufig nachträglich zu Verlusten führenden — Klauenleiden bei 
schweren Ochsen und 'Zuchtstiieren hintangehalten werden können: 
vorausgesetzt natürlich rechtzeitige Impfung. 

Ganz hervorragende Wirkung wurde durch die Impfung er¬ 
zielt bei Kälbern, die während der Seuchendauer in einem Stalle 
geboren wurden, und bei Schweinen, die auf das artfremde Serum 
besonders prompt zu reagieren scheinen. 

Bei der Besprechung über die Impfgebuhren muß ich-auf die 
überaus peinlichen Auslassungen in den Landtagsverhandlungen 
am 5. Oktober 1920 hinweisön und bemerken, daß zu hohe Forde¬ 
rungen die Leute von der Impfung zurückschrecken ließen und zu¬ 
dem die Tierärzte in den Geruch der wucherischen Ausbeutung des 
Unglücks der Landwirte brachten. Der hiedurch angerichtete 
Schaden auf der einen, wie auf der anderen Seite läßt sich nicht 
leicht wieder gutmachem. In manchen Gegenden haben sich die 
Kollegen über diesbezügliche Taxen geeinigt, und das war gut so, 
denn die Verhältnisse sind nirgends ganz gleichgearfcet. Aber was 
zu viel ist, ist von Übel. 

Bei der Blutentnahme war ich durchaus nicht ängstlich darauf 
bedacht, ob es sich um Tiere handelte, die 3, 4 oder 5 Wochen 
vorher dürehgeseucht hatten. Ich suchte mir. stets die sich sichG 
lieh schwer erholenden Tiere und namentlich die an Klauenleiden 
schwer erkrankten Ochsen aus. Ich ließ mich von der Anschauung 
dabei leiten, daß ein kräftiger Blutentzug — selbstverständlich mit 
individueller Berücksichtigung — das Herz entlastet, zu neuer 
Blutbildung anregt und vor allem in den peripheren Organen fühl¬ 
bar wird. Das Vorhandensein der Antikörper nach der Theorie 
galt als Voraussetzung, die nicht weiter in Rechnung gezogen 
wurde: dafür war die Erfahrung maßgebend, daß die Tiere, welche 
1911 durchgeseucht hatten, gar nicht oder nur in einem kaum be¬ 
merkbaren. Grade von der Seuche ergriffen wurden. Wer, wie ich, 
das Blut jedes einzelnen Tieres zumeist in einem gesonderten Glas 
aufgefangen hat, der konnte mancherlei Beobachtungen machen 
über die Farbe, Dick- oder Dünnflüssigkeit, Gerinnbarkeit des 
Blutes, über dlie Menge und Farbe des ausgeschiedenen Serums 
u. a. m. Ieh habe das Gefühl bekommen, daß wir bezüglich der 
Blutphysiologie und Blutchemie durchaus noch nicht auf der Höhe 
sind: Blut ist ein ganz besonderer Saft! 

Dem Schlußsatz des Herrn Vorredners möchte ich mich «ms 
vollster Überzeugung anschließen. 


Referate. 

Intokttons* and Invasionskrankhoitsn. 

Auszug aus dem Krankenbericht über einen Pall von 
Rotz beim Menschen. (Zeitschrift f.Veterinärkunde, 1920, 
Heft 5, S. 133;) 

Ein Kollege hatte sich am 7. 10. 15 gelegentlich der Zerlegung 



560 


eines rotzkrankein Pferdes an der Spitze des linken Zeigefingers 
unbedeutend verletzt. Am 14.10. trat unter Schüttelfrost, Fieber 
und Schmerzen an dem verletzten Finger als Folge der Infektion 
die Rotzkrankheit bei ihm in Erschetibung. Der Kranke legte mit 
Beginn der Erkrankung seine subjektiven Wahrnehmungen bis 
1. November, 4 Tage vor der Überführung in ein Kriegslazarett, 
nieder; aus ihnen geht hervor, daß die Fiebertemperatur eiiine wech¬ 
selnde Höhe zeigte und oft von Schüttelfrösten begleitet war, Ab¬ 
spannung und darauf folgende Erschöpfung stellten sich schon in 
wenigen Tagen ein. Am 16. 10. ließ sich aüs der Wunde an der 
Fingerspitze ein Tropfen, dicken rahmartigen Eiters auf Druck 
entleeren. Nach dem Krankenbericht des Lazaretts wurde bei dem 
Patienten am 2. 11. zum erstenmale schleimig-seröses Nasensekret 
beobachtet, schon 2 Tage hennach kam Schwellung und Rötung 
der Nase und der rechten Gesichtshälfte hinzu. Die Gangrän der 
Nase griff von einem Tage zum andern auch auf die linke Seite 
über und zerstörte bils 9.11. unter vorhergehender Bildung von 
zahlreichen linsengroßen, prominierenderi, meist mit hellrotem 
Hofe umgebenen Knötchen die ganze Nase. An diesem Tage wurde 
das Fortschreiten des gangränösen Prozesses auf die Lunge fest¬ 
gestellt. Am folgenden Tage endete die Krankheit, welche mit 
endovenösem Elektrargol vergeblich bekämpft wurde, nach kurzeT 
Atembeschleunigung tödlich. Me. 


Pharmakologie, Pharmacia, Pharmakognosie. 

Prof. Heinz- Erlangen und Br. Schottenheim 
Regensburg: Über das Keuchhusjtenmittel „Thymipin“. 

( Aus dem pharmakol. Institut d. Univ. Erlangen. — Münch. 
Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 27, S. 771.) 

Ein spezifisch wirksames Heilmittel gegen Keuchhusten ist bis 
jetzt nicht bekannt; die gegen diese Krankheit verwendeten Mittel 
wirken nur symptomatisch: krampfstillend, lösend, lokal anästhe¬ 
sierend oder lokal desinfizierend. In neuerer Zeit sind nun Galeni- 
sche Präparate (Extrakte, Dialysate etc.) aus pflanzlichen Drogen 
und zwar aus den fleischfressenden Pflanzen 
Drosera und Pinguicula hergestellt und gegen Pertussis 
verwendet worden. Die Fabrik pharmazeutischer Präparate in Er¬ 
langen bringt ein Gemisch von Dialysaten aus den genannten Pflan¬ 
zen, das die krystalloiden Bestandteile enthält, unter dem Namen 
„Thymipin“, in Österreich und der Schweiz „Pillca“, in den Handel. 
Auf die Anregung von Prof. Heinz unternahm Sch. eine Nach¬ 
prüfung der bisherigen Versuche mit Drosera, einö Untersuchung 
der lokalen wie resorptiven Wirkungen des Mittels am Tier und 
eine Zusammenstellung über die Heilwirkung des Thymipin bei 
Keuchhusten, soweit sile bekannt geworden ist, und legte die Er¬ 
gebnisse seiner Forschungen in einer Dissertation nieder. Da 
Thymipin keine lokal anästhesierende, keine stärkere bakterizide 
und keine betäubende Wirkung auf das Atmungs- bezw. Husten¬ 
zentrum besitzt, muß es sich um eine andersartige Beeinflussung 
der Krankheit durch das Milttel handeln, wobei der Abwehrjnechä- 
nismus des Körpers gegen Erreger mobil gemacht oder unterstützt 
wird. Heinz spricht bei der Wirkung solcher Mittel von ,4ttr 
direkter Heilung“. Subkutane Injektionen des Pi’äparates bei efner 
einer Anzahl gesunder jugendlicher Individuen hatten einen binnen 




561 


24 Stunden vorübergehenden, wässeingen Katarrh der Nasen- 
schleimhaut zur Folge, der von rheumatoiden Schmerzen in der 
Muskulatur des Nackens und Rückens und in der Umgebung der 
Gelenke begleitet war. Bei subkutaner Einverleibung des Präpa¬ 
rates an Mäuse wurde diie Atmung vertieft und^dyspnoisch, die ana¬ 
tomische Grundlage hiefür bildete starke Rötung und Schwellung 
der Tracheal- und Bronchialschleimhaut, eine ähnliche Wirkung 
trat bei Meerschweinchen und Kaninchen auf, bei denen hin und 
wSieder auch eine Reizwirkung auf das lymphozytenproduzierende 
Gewebe, auf Lymphdrüsen und Milz beobachtet wurde. Was die 
Literatur über die Behandlung des Keuchhustens beim Menschen 
enthält, läßt sich dahin zusammenfassen, daß der konvulsi¬ 
vische Husten nachläßt, das Erbrechen schnell 
au ssetzt und die Dauer der Krankheit erheb¬ 
lich abgekürzt wird. Da diie innere bezw. subkutane An¬ 
wendung des Mittels Erscheinungen herbeiführt, wie sie dem 
Nasenkatarrh eigen sind und die denen einer Erkrankung gleichen, 
•hat sich die Homöopathie schon länger der Drosera bedient. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftstragen. 

Vollzug der Bekanntmachung über die Anstellung und Prüfung 
der Tierzuchtbeamten. 

Im Vollzüge der Bekanntmachung vom 20. Januar 1921 
Nr. B219 a 45 (MABL. S. 7) wird folgendes verfügt: 

I. 

Diie staatlichen Tierzuchtbeamten haben in ihrem Dienstbezirk 
Tierzuchtinspektion — folgende Dienstesaufgaben: 

1. die Hebung der gesamten landwirtschaftlichen Tierzucht: 

2. die Belehrung und Beratung der Züchter durch häufige Wirt¬ 
schaftsbesichtigungen, Erstattung, von Gutachten und Vor¬ 
trägen ; 

3. die Förderung der Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen 
Haustiere, insbesondere die Mitwirkung bei der Bekämpfung 
der Tuberkulose; 

4. die Geschäftsführung der zu ihrem Dienstbezirke gehörigen 
Tierzuchtverbände; 

5. die Mitwirkung bei Tierschauen und Ausstellungen; 

(i. die Förderung der Milchwirtschaft und des Molkereiwesens; 

7. die Ein- und Durchführung von Milchleistungsprüfungen; 

8. die Förderung der Alm- und Weidewirtschaft (Grünlands¬ 
wirtschaft) ; 

9. die Förderung der genossenschaftlichen Viehverwertung; 

10. die Beobachtung des gesamten Viehverkehrs, der Vieh- und 
Fleisclipreise, des Viehhandels und Metzgergewerbes; 

11. die Unterstützung der Bestrebungen der staatlichen Vieli- 
und Pferdeversicherungsanstalt; 

12. *veranlaßten Falls die Mitwirkung bei Bekämpfung von Tier¬ 
seuchen. 

Bei Erfüllung dieser Aufgaben haben die Tierzuchtbeamten 
nach den Weisungen des Staatsministeriums für Landwirtschaft zu 
verfahren. 





Zu § 1. 

1. Die staatlichen Tierzuchtbcamten führen ein Dienstsiegel 
mit der Umschrift^: Tierzuchtinspektion in (Dienstsitz des Tierzucht- 
beamten). 

2. Erledigte Stellen bei den Tierzuchtinspektioneu werden in 
der Regel zur Bewerbung ausgeschrieben; die Ausschreibung er¬ 
folgt im „Bayer. Staatsanzeiger“. 

Bewerbungsgesuche sind an das Staatsministerium für Land¬ 
wirtschaft innerhalb der jeweils bestimmten Frist einzüreichen- . 
Den Gesuchen sind die Nachweise über die Erfüllung der Vorbe¬ 
dingungen nach Abschnitt II und III der Bekanntmachung vom 
20. Januar 1921 in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift 
beizugeben. Bei Gesuchen von bereits staatlich angestelltcn Tier-, 
/uchtbeamten bedarf es dieser Belege nicht. 

3. Das Staatsministerium für Landwirtschaft wird die Gesuche 
sodann der Regierung, Kammer des Innern, zur Äußerung zuleiten v 
in deren Geschäftsbereich sich die zu besetzende Stelle befindet. 


Hierauf werden die Gesuche dem einschlägigen staatlich aner¬ 
kannten Tierzuchtverbande zur gutachtlichen -Äußerung zugehen. 
Die endgültige Entscheidung über die Besetzung trifft das Staats¬ 
ministerium für Landwirtschaft. 


III. 

Zu § 3 Ziff. 4. 

Für den Vorbereitungsdienst kommen hauptsächlich die baye¬ 
rischen Staatsgüter in Betracht. Die Staatsdienstanwärter für den 
höheren Tierzuchtdienst werden sich-'zweckmäßig vor Eintritt in 
einen landwirtschaftlichen Betrieb durch Anfrage beim Staatemini¬ 
sterium für Landwirtschaft darüber Gewißheit verschaffen, ob der 
beti*effende Betrieb für den Vorbereitungsdienst als geeignet er- ~ 
achtet wird. 

* IV. 

Zu § (i Abschnitt I Ziff. 1. 

Die Prüfung erstreckt sich auf die gesamte landwirtschaftliche 
Tierzucht (Pferdezucht, Rinder-, Schaf-, Schweine-, Ziegen-, Ge¬ 
flügel-, Bienen- und Kaninchenzucht). 

München, 24. Februar 1921. 

Wutzlhofe r. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Die Entwicklung der sächsischen Viehzucht nach Aufhebung der 

Fleischzwangswirtschaft. 

(Geringe Abnahme der Rindviehbestände und 
Schafe. — Das Anwachsen der Schweinezucht. — ’ 

Entwicklung der Ziegenzucht und Geflügel- . 

zucht.) ^ 

Durch die Aufhebung der Fleisch- und Viehzwangswirtschaft 
sind die in den letzten Jahren üblich gewesenen vierteljährlichen 
Viehzählungen in Wegfall gekommen. Um so mehr Interesse be-r 
arisprucht daher, um sich einen Überblick über Sachsens Vieh¬ 
aufbau zu machen, die letzte am 12. Dezember 1920 vorgenommene 



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563 


Viehzählung, ist dieselbe doch die erste nach Aufhebung der 
Fleischzwangsbewirtschaftung. Wenn man vor Aufhebung der 
Zwangswirtschaft oft die Meinung hören konnte, daß die Aufhebung 
der Fleischbewirtschaftung eine massenweise Abschlachtung der 
Nutzviehbestände zur Folge haben würde, so hat sich diese Auf¬ 
fassung als eine irrige erwiesen. Zwar ist der Bestand des Rind¬ 
viehes nach der Zählung am 12. Dezember wohl um eine Kleinig¬ 
keit zurückgegangen, doch dürfte dieser Abgang »wohl weniger 
auf eine vermehrte Abschlachtung als in der Hauptsache auf die 
verheerende Maul- und Klauenseuche zurückzuführen sein, hat 
doch diese Seuche unter den sächsischen Rindviehbeständen er¬ 
hebliche Opfer gefordert. — Im übrigen stellt sich das Ergebnis 
der letzten sächsischen Viehzählung folgendermaßen dar: Am 
12. Dezember 1920 betrug die Zahl des Rindviehs 721 577 Stück, 
am 1. September 1920 713 686 Stück, mithin eine Abnahme von 
7 888 Stück oder 1,08 Prozent. Der Rindviehstand am 1. Dezember 
1919 stellte sich auf 10 257 Stück oder 1,44 Prozent geringer, mit¬ 
hin ist der Wiederaufbau der sächsischen Rindviehzucht einen 
niicht unbedeutenden Schritt vorwärts gekommen. Der Bestand 
an Schafen stellte sich am 12. Dezember 1920 auf 102 486, gegen¬ 
über dem 1. September 1920 um 8 962 oder 8,04 Prozent geringer, 
doch hat die Schafzucht ebenfalls Fortschritte gemacht, denn das 
Plus gegen 1919 beträgt 17 688 oder 20,86 Prozent. Diese günstige 
Entwicklung der sächsischen Schafzucht ist auf die intensive Tätig¬ 
keit des Verbandes sächsischer Schafzüchter zurückzuführen. — 
Wesentlich anders hat sich die Schweineaufzucht gestaltet, denn 
nach der Zählung vom 12. Dezember 1920 stellte sich diese auf 
454 380, das bedeutet zur Zählung vom 1. September 1920 eine 
Zunahme von 17 154 Stück oder 3,92 Prozent. Daß die Schweine¬ 
zucht sich in Sachsen in äußerst stark ansteigender Kurve bewegt, 
lmweist die-Zunahme seit dem 1. Dezember 1919, die sich auf 
103 954 Stück oder 29,67 Prozent stellt. — Ein überraschendes Er¬ 
gebnis hat die Zählung der Ziegen gebracht, denn es wurden 
hei der Zählung am 12. Dezember 1920 insgesamt in Sachsen 
391 999 Ziegen ermittelt.. Diese' Zahl ist in einem Vierteljahr, seit 
1. September 1920, um 69 088 Stück oder 14,98 Prozent zuriickge- 
gangen. Vermehrte Schlachtungen und die Maul- und Klauen¬ 
seuche dürften die Ursache dieses Rückganges sein. — Auch die 
Federviehbestände sind am Aufbau stark beteiligt. Gezählt wur¬ 
den am 12. Dezember 1920 3 122 807 Stück, das bedeutet gegen¬ 
über der Zählung vorn 1. September 1920 eine Zunahme von 
767 601 oder 32,59 Prozent, 


Erfolge Oldenburger Pferdezucht. 

Die in Oldenburg und Vechta stattgefundenen diesjährigen 
Hengstkörungen haben den oldenburgischen Züchtern des schweren 
eleganten oldenburgischen Kutschpferdes wieder bedeutende Er¬ 
folge eingebracht, wenngleich der Handel mit Hengsten nach dem 
Auslande, namentlich nach Holland, nicht unerheblich zurückge¬ 
gangen kt. Dafür war die Zahl der Inlandskäufer nicht geringer 
geworden. Die früher gezahlten hohen Preise für angekörte 
Hengste »ind ebenfalls von ihrer schwindelnden Höhe herabge¬ 
stiegen. Im vorigen Jahre wurde als Höchstpreis 300 000 Mark 
für den Hengst „Gruson“ von der Ruhwarder Tlengsthaltungsge- 
nossenschaft gezahlt. Dieser Preis ist jetzt überboten worden. 
Die Delmenhorster Hengst ha 1 tu ngs genossen sc ha ft hat zu ihrem 
Hengst „Sekretär“, der auf der Oldenburger Körung eine Haupt- 



Prämie von 1500 Mark erhielt, den dreijährigen Angeldsprämien- 
hengst „Diedeueh“ zum Preise von 325 000 Mark neu zugekauft; 
dieser liervorragendeHengst stammt vom Prämienhengst „Gidotio“. 
Die Genossenschaft ist jetzt’ im .Besitze von drei Prämienhengsten. 
Auf der Körung für das südliche oldenburgische Pferd in Vechta 
waren von den 48 angemeldeten Hengsten 45 zur Stelle, während 
auf der Körung für das nördliche Zuchtgebiet in Oldenburg 257 
Hengste angeapeldet waren. Sofort nach beendeter Körung begann 
in Oldenburg ein lebhafter Handel mit den angekörten jüngeren 
Hengsten. Die hierbei erzielten Höchstbeträge, namentlich für dje 
Angeldshengste, betragen 375 000 Mark und 300 000 Mark, doch 
stehen diese hohen Preise vereinzelt da. Auf der der Oldenburger 
Körung vorangegangenen Hengstkörung in Aurieh wollte der Han¬ 
del nicht in Fluß kommen. Auch haben dort die Preise-absolut 
nicht den Erwartungen der Züchter entsprochen, denn sie bewegten 
sich zwischen 20 000 und 30 000 Mark. Ähnliche Preise, 30 000 bis 
55 000 Mark sind auch in Oldenburg erzielt worden, die oben mit¬ 
geteilten hohen Preise sind als Ausnahmepreise zu bezeichnen. — 
Auf der Insel Fehmarn hat ebenfalls die oldenburgische Pferde¬ 
zucht festen Fuß gefaßt. Auf der Oldenburger Hengstkörujig sind 
für Fehmarn drei Hengste angekauft worden, einer von der Hengst¬ 
haltungsgenossenschaft und je einer von den Herren Karl Klein¬ 
gern - Meschendorf und Fritz Amsinck - Benkendorf. Der neue 
schwarze Genossensohaftshengst, der nicht ganz so schwer wie 
der braune Oldenburger ist, hat 120 000 Mark gekostet und' 
stammt, wie auch der von dem Fehmarner Züchter Kleingarn ger 
kaufte, von den bekannten oldenburgischen Hengstzüchtem Gäting 
und Müller in Estenshamm; der Hengst, der nach Fehmarn an den 
Züchter Amsinck verkauft ist, kommt aus‘dem Stall der Züchtet* 
Tollem und Tantzen - Essenshamm. Nunmehr sind auf Fehmarn 
vier reinrassige oldenburger Hengste stationiert, die wohlgeeignet 
isnd, der oldenburgischen Pferdezucht weiterzuhelfen. — Auf der 
llengstkörung für das südliche oldenburgische Pferdezuchtgebiet 
zu Vechta richtete die Körungskommission folgende bemerkens¬ 
werte Mahnung an die Züchter: ..Die Körungskommisskm sieht 
sich veranlaßt gelegentlich der jetzigen Körting den Züchtern fol¬ 
gendes mitzuteilen: Auf der Stutenschau zu Cloppenburg im letzten 
Sommer ist festgestellt, daß eine größere Anzahl der besseren, 
jüngeren Fuchsstuten, von sehr nahe verwandten 
Flieh sh engste n belegt worden sind in der Absicht, 
um die so beliebte Fuchsfarbe zu erhalten. Die Körungskommis¬ 
sion versteht diesen Wunsch, glaubt aber, es nicht unterlassen 
zu dürfen, die Züchter darauf aufmerksam zu machen, daß auf 
die Dauer die Paarung zu.na-lie verwandter Tiere 
in der Regel auf die Fortentwickelung’ einer 
Zucht nicht günstig eingewirkt ha t.“ S. M. 

Staatsvetorlnärirand«, Aaslands dienst ind Verslchenngswesen. 

Stand der Tierseuchen. 

^Schweiz: Woche vom 16. mit 22. Mai 1921: Maul- und 
Klauenseuche: 10 Kantone mit 22 Bezirken mit 26 Gemeinden' 
und 42 Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 
2 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf 
und Schweineseuche): 6 Kantone mit 18 Bezirken mit 20 Gemeinden 
und 23 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken mit 
4 Gemeinden. 



Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16 . mit 31 . Mai 1921 . 


565 


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Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

Schwaben 

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*) Vom 1. mit 15. Mai 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 










566 


Hundesteuer in einigen großen Städten. 


-- 

Abgabe für den 

1. Hund j 2. Hund [ 3. Hund 

Anzahl der 
1919 

versteuerten 

Hunde 

Berlin. 

100.— 

150.- 

200- 

29.000 


kleine Hunde grol 

Je Hunde 


Hamburg. 

30.— 

1 

60.— 

16.736 

München. 

100.- 

150.— 

200.— 

11.707 

Dresden. 

20 — 

30.— 

30.— 

10.698 

Köln. 

24.— 

36.- 

36 — 

10.327 

Leipzig .. 

36 — 

48.— 

72.— 

8.210 

Düsseldorf. 

60.— 

80 — 

80.— 

6.996 

Frankfurt a. M. 

60.- 

120 — 

180.— 

5.500 

Stuttgart. 

80.— 

120.—' 

• 120.— 

4.381 

Bremen. 

15.— 

30.— 

40.— 

4.242 

Hannover. 

36 — 

45.— 

! 45.— 

2.917 

Magdeburg. 

80 — 

100 — 

1 120.— 

2.680 

Breslau. 

30.— 

40.— 

40.— 

1 

1.500 


Aus dieser Aufstellung ist ersichtlich, daß außer der Reichs- 
liauptstadt keine der anderen deutschen Großstädte auch nur an¬ 
nähernd die Höhe der Gebühren Münchens erreicht; Dresden, Bres¬ 
lau, Hannover und Köln haben sogar auffallend geringe Hunde¬ 
abgaben. 

Hodischulnachrichten. 

Professor Dr. L. Hoffmann f. 

Am 30. Mai 1921 starb in Stuttgart der ehetn. ord. Professor für 
Chirurgie a. d. weiland Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart, 
Leonhard Hoffmann, im Alter von beinahe 76 Jahren. Hoff¬ 
mann war ein Württemberger, geb. in Nesselbach am 8. Ajug. 1845. 
Seine Studien hat er an der Stuttgarter Anstalt absolviert und 
hierauf die meisten deutschen Hochschulen zu kürzerem oder längerem 
Aufenthalte studienhalber besucht. Man wurde bald auf den streb¬ 
samen jungen Mann aufmerksam und ernannte ihn im Jahre 1875, 
nachdem er an einigen kleineren Orten praktiziert hatte, zum Ober¬ 
roßarzt in Stuttgart. Kaum hieher übergesiedelt, kam ein Kommando 
zur Roßarztschule in Berlin und nach Erledigung desselben seine 
Anstellung in Ludwigsburg bei Stuttgart (1876). Im Jahre 1886 rief 
dhm ein Lehrauftrag an die Stuttgarter Tierarzneischule, an der er 
im Jahre 1887 zum Professor für Chirurgie und Vorstand der 
Chirurgischen Klinik ernannt wurde. Er verblieb in dieser Stellung 
bis zur Auflösung der Anstalt, die bekanntlich eine Anzahl von 
Jahren vorher noch zur Hochschule erhoben worden war. Die Aufr 
lösung der Hochschule brachte natürlich auch ihm «lie Entlassung 
aus seinem geliebten Lehrfache. Hoffmann war als Lehrer ge¬ 
schätzt und beliebt und als Kliniker in seinem Fache weit über die 
engeren Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt. Als Schrift¬ 
steller hat er in verschiedenen Disziplinen gearbeitet, so vor allem 
auch über die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- und Klauen¬ 
seuche. Gerade über die letztere Frage ist im Mörz 1920 von ihm 
eine ausführliche Monographie ausgearbeitot worden, die 1921 im 














567 


Verlag von M. & H. Sehaper, Hannover, erschienen ist. Sein Haupt¬ 
werk ist aber der große 5 bändige Atlas der Tierärztlichen Opera¬ 
tionslehre, in dem eine ungeheuere Menge von Kleinarbeit als 
Produkt reicher Erfahrung und ernster Studien niedergelegt ist. 
Es existiert bis jetzt kein ähnlich reichhaltiges Werk auf diesem 
Gebiete. Hoffm.ann war nicht nur Lehrer, Kliniker und Forscher, 
sondern er war auch ein Kämpfer. Diese seine Kampfnatur entsprach 
seinem ehrlichen, aufrichtigen Charakter, hat ihm aber manche 
Stunde seines Lebens verbittert. Yor der Auflösung dpr Hochschule 
hat seine Feder alles zusammengetragen, was gegen diese Auf¬ 
lösung* sprach und viele von den daselbst ausgesprochenen Be¬ 
fürchtungen sind inzwischen wahr geworden; aber alle Bemühungen 
waren damals vergeblich. Hoffmann war bis ins höchste'Alter 
von seltener Rüstigkeit. Der Tod entriß ihm seiner Gattin und 
5 Kindern. Dankbar verehrt von Allen, denen sein Wirken nutz¬ 
bringend war und die sein Wesen richtig erfaßten, wird er in der 
Erinnerung weiter leben. Mayr. 


' Professor Dr. fl. Möller 80 . Geburtstag. 

Am 5. Juni 1921 konnte Professor Dr. H. Möller, ehemaliger 
Direktor der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule 
Berlin, seinen 80. Geburtstag feiern. Möller ist bekanntlich'im 
Jahre 1895 freiwillig aus seinem Lehramt ausgeschieden, ohne des¬ 
halb seine Freude am wissenschaftlichen Arbeiten aufgegeben zu 
haben. Bekannt ist ein großes Lehrbuch der Speziellen Chirurgie 
für Tierärzte, das im Jahre 1891 erstmals herausgekommen ist. 
Später ist dann das Werk bekanntlich neben Mölle,r auch noch 
von Frick, Hannover, (ehern. Schüler und dann Repetitor, bei 
Möller) mitbearbeitet worden und darf heutzutage als eines der 
besten seiner Art bezeichnet werden. Möller ist außerdem noch 
bekannt geworden durch seine Arbeiten und das „Lehrbuch über 
Hufkrankheiten“, ferner durch seine „Klinische Diagnostik der 
äußeren Krankheiten“, sowie durch sein „Lehrbuch der Augenheil¬ 
kunde für Tierärzte“, das bis zu einem gewissen Grade von grund¬ 
legender Bedeutung für diesen Zweig der tierärztlichen Wissenschaft 
geworden ist. Gebe dem verehrten Forscher ein gütiges Geschick 
noch viele Jahre! Ma. 


Reifeprüfung und Hochschulstudium für Offiziere. Der Deutsche 
Offiziersbund, Ortsgruppe München, gibt aus einer Antwort des 
Staatsministeriums für Unterricht und Kultus auf einen Sonderfall 
folgende allgemein interessierende Mitteilung bekannt: a) Die 
Reifeprüfung einer höheren-Lehranstalt kann durch die seinerzeit 
erworbene Reife für die achte Klasse und das Studium an einer 
militärtechnischen Akademie nicht ersetzt werden; b) Die Reife¬ 
prüfung kann auch von Nichtbayern an einer bayerischen höheren 
Lehranstalt abgelegt werden, wenn besondere Gründe vorliegen; 
es ist hierzu jedoch vor Ablegung der Prüfung die Erlaubnis der 
Unterrichtsverwaltung des Heimatstaates einzuholen und mit dem 
jGesuch um Zulassung vorzulegen; c) Offiziere, die infolge schwerer 
Krjegsbeschädigung gezwungen sind, einen Berus zu ergreifen, für 
den die Reifeprüfung Voraussetzung ist, können ausnahmsweise 
auch jetzt noch zu einer erleichterten Reifeprüfung für Kriegsteil¬ 
nehmer zugelassen werden; d) Die Kriegsreifeprüfung würde zeit¬ 
lich mit der allgemeinen Reifeprüfung am Schluß des Schuljahres 



568 


zusammenfallen; in diesem Jahre würde sie auf alle Fälle im Juni 
und Juli abgehalten werden; e) Für das Studium der National¬ 
ökonomie kommt ein Staatsexamen nicht in Betracht, sondern ledig¬ 
lich die Doktorprüfung; das vorgeschriebene Universitätsstudium 
kann auch in der Weise nachgewiesen werden, daß sich der Stu¬ 
dierende zunächst mit der kleinen Matrikel immatrikulieren läßt 
und die Reifeprüfung bis zur Promotion nachmacht; das Reife¬ 
zeugnis einer Oberrealschule berechtigt zur Ablegung der Doktor¬ 
prüfung in den Staatswissenschaften; f) Über die Anrechnung der 
auf der militärtechnischen Akademie zu gebrachten Studienzeit auf 
da« Universitätsstudium sind allgemeine Bestimmungen nicht er¬ 
lassen, die Würdigung ist vielmehr für den Einzelfall Vorbehalten. 
Es wäre daher nach der Inunatrikulierung ein Gesuch um Anrech¬ 
nung bei der Universität einzureichen mit genauer Angabe des 
Studienganges bei der militärtechnischen Akademie auf Grund 
dessen die Anrechnung erfolgen soll. 

* * * 

Der Assistent am Zoologischen Institut der tierärztlichen 
Fakultät der Universität München M i \jx c h e n Dr. phil. Ludwig 
S <* h e u r i n g ist als Privatdozent für Zoologie und vergleichende 
Anatomie in der philosophischen Fakultät der Münchener Univer¬ 
sität zugelassen worden. — Als Nachfolger von Geheimrat Karl 
Flügge, dem Ordinarius für Hygiene an der Berliner Univer¬ 
sität, der am 1. April infolge des Dienstaltersgesetzes in den Ruhe¬ 
stand tritt, ist Geheimrat U h 1 e n h u t h in Aussicht genommen. 


Personalien. 

Hufbesdilagunterricht : Mit Wirkung vom 1. Juni 1921 an 
werden in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt: der Assistent am 
Institut für Hufkunde der Tierärztlichen Fakultät der Universität 
München Dr. Eugen Mennel zum Landwirtschaftsrat an der Huf¬ 
beschlagschule München; der mit der Verseilung der Stelle eines 
Vorstandes an der Hufbeschlagschule Landshut betraute Oberstabs¬ 
veterinär a. D. Dr. Hans Sippel zum Landwirtschaftsrat und Vor¬ 
stand der Hufbeschlagschule Landshut; der mit der Versehung der 
Stelle eines Vorstandes an der Hufbeschlagschule Regensburg be¬ 
traute Oberstabsveterinär a. D. Dr. Karl Backmund zum Land¬ 
wirtschaftsrat und Vorstand der Hufbeschlagschule Regensburg. 
Vom gleichen Tage an wird der Assistent der Hufbeschlagschule 
München, Dr. Hans Jo ec hie, von dieser Stelle entbunden. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Gustav Lern er 
aus Wirsberg (B.-A. Kulmbach) in Trebgast (B.-A. Kulmbach), Dr. 
Philipp Nicki aus Hengersberg in Feuchtwangen. 

Verzogen: Franz Seitz von Dorfen nach Bad Tölz, Georg 
Hauber von Bad Tölz nach Dorfen (B.-A. Erding). 

Promotion: Zum Dr. med. vet. in München: Distrikts- und 
Grenztierarzt Anton Seipel in Weiler im Allgäu. Dissertation: 
„Die einseitige Kastration bei Kühen“. (Aus der chirurgischen Tier- 
Klinik, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Eugen Fföhuer, 
Dr. med. und Dr. med. vet. li. c., Geheimer Regierungsrat und o. 
Professor, Direktor der medizinischen Klinik der Tierärztlichen 



Hochschule in Berlin. Zwölfte, neubearbeitete Auflage. Stutt¬ 
gart. Verlag von Ferdinand Enke, 1921. Preis geh. 88.— Mk. 

In ganz überraschend kurzer Zeit ist diese 12. Auflage notwen¬ 
dig geworden, ist doch die 11. Auflage vor nur etwas mehr als einem 
Jahre (1919) herausgekommen. Obwohl in diesem kurzen Zeitraum 
nennenswerte Neuerungen auf dem Gebiete der Arzneimittellehre 
kaum zu erwarten waren, bietet diese Auflage doch wieder einigen 
Fortschritt gegenüber der elften. Mehrere neue Arzneimittel fanden 
Aufnahme und neuere Untersuchungen über die Wirkungen alter 
Mittel wurden berücksichtigt. Die in den früheren Auflagen bei 
den einzelnen Arzneimitteln jeweils angeführten Preisangaben hat 
V erfasser diesesmal ganz weggelassen, was man im Hinblick auf die ge¬ 
radezu schauderhaften Zustände in der Preisnotierungsfrage unserer 
Medikamente und Drogen wohl verstehen kann und doch wird dieses 
vollständige Fehlen von Anhaltspunkten für Preisberechnung beim 
Rezeptieren von vielen Kollegen schmerzlich vermißt werden. Es 
hätte vielleicht' eben doch die letzterreichbare Preisnotierung, unter 
einem entsprechenden Vermerk an der Spitze des Buches oder im 
Vorwort, aulgenommen und so der Dank der Leser auch in dieser 
Hinsicht gesichert werden können. Autf den übrigen Inhalt' des 
Werkes einzugehen erübrigt sich, da ich anläßlich der 11. Auflage 
eine ausführliche Besprechung in dieser Wochenschrift (1919, Nr. 42) 
gebracht habe. Ein Beweis für die international gewordene Bedeu¬ 
tung dieses Leinbuches ist die durch Dr. Farreras-Barcelona 
erfolgte Übertragung der 11. Auflage ins Spanische. Schließlich sei 
noch erwähnt, daß auch der Verlag wieder in gewohnter Weise für 
eine dem so sehr wertvollen Inhalte des Buches würdige Ausstattung 
in vorzüglichem Papier und Druck gesorgt hat. Ma. 


Klinische Diagnostik der Äußeren Krankheiten der Haustiere. 

Mit besonderer Berücksichtigung der Lahmheiten des Pferdes. 
Von Prof. Dr. H. Möller, Berlin. Sechste Auflage. Mit 34 in 
den Text gedruckten Abbildungen. Stuttgart. Verlag von Ferd. 
Enke. 1920. Preis geh. 34.— Mk. 

Die VI. Auflage des Werkes enthält gegenüber der V., die rasch 
vergriffen war, keine wesentliche Neubearbeitung. Der Verfasser 
konnte sich auf Ergänzungen einzelner Abschnitte beschränken. Der 
Inhalt darf als bekannt vorausgesetzt werden und es sei nur darauf 
hingewiesen, daß das ganze Gebiet der äußeren Krankheiten unserer 
Haustiere in ihrem diagnostischen Teil in dem Buche behandelt 
wird. Wir sehen die Kapitel der Entzündung, der Wunden und- 
Geschwüre, des Fiebers, der Krankheiten des Kopfes, Halses, der 
Brust und des Bauches einschließlich der Beckenorgane und schlie߬ 
lich auch des Schweifes behandelt und endlich in einem ausführ¬ 
lichen Kapitel auch die Diagnose der Lahmheiten nach dei; vom 
Verfasser selbst aufgestellten Methode in leicht verständlicher Weise 
besprochen. Zahlreiche (34) instruktive Abbildungen ergänzen den 
Text in dankenswerter Weise. Mit der Einteilung in Hangbein- 
und Stützbeinlahmheit, die ja nuji vielfach Anklang gefunden hat, 
ist wohl ein brauchbarer Weg beschritten, doch dürfte derselbe noch 
weiterhin ausgebaut werden und zwar im Hinblick auf die 4 ein¬ 
zelnen Phasen der Extremitätenbewegung. Eine stärkere Berück¬ 
sichtigung der Lahmheiten bei anderen Haustieren, besonders Rind 
und Hund, würde das Buch noch wertvoller machen. Auf alle Fälle 
aber haben wir ein prächtiges, jedem Tierarzt warm zu empfehlen- 



des Werk vor uns, auf das auch der Verlag in Papier, Druck und 
Wiedergabe der Abbildungen jede nur denkbare Sorgfalt ver¬ 
wendet hat. _ Ma. 

Bericht über die Tierärztliche Hochschule zu Dresden auf das 

Jahr 1919, erstattet vom Rektor und Senat. Neue Folge XIV. 

Dresden. Buchhandlung von Zahn, und Jaensch. 1921. _ 

Hier erstatten Rektor und Senat der Tierärztlichen Hochschule 
zu Dresden ihren Jahresbericht für 1919. Mit diesen Jahresberichten 
steht die genannte Hochschule fraglos an der Spitze aller Schwester¬ 
anstalten. Der Jahresbericht gibt einerseits einen Überblick über 
sämtliche Lehrkräfte der Anstalt, über^das Personal der Verwaltung, 
über die verschiedenen Institute und Sammlungen, sowie über die 
Bibliothek usw. Es folgen die Prüfungen und Promotionen, 
Stipendien, Stiftungen und Preisaufgaben, Krankenkasse, Unfall- 
und Haftpflichtversicherungen, Auszeichnungen und Ehrungen etc. 
und endlich Mitteilungen über den Neubau der Anstalt in Leipzig. 
Zum Schluß dieses Teiles wird noch des Vereins für volkstümliche 
Hochschulkurse in Dresden gedacht. Dieser mehr gesehäftliche Teil 
findet, wie das früher auch schon üblich war, eine wesentliche Be¬ 
reicherung durch „Berichte aus den Hochschulinstituten“. Hier 
melden uns sämtliche Institute, was sie gearbeitet haben, welche 
Arbeiten z. Zt. in Angriff genommen sind und geben außerdem noch 
Mitteilungen über besonders bemerkenswerte Fälle und Forschungs¬ 
ergebnisse heraus. Ich hebe hier besonders die wissenschaftlich 
hochinteressanten Mitteilungen aus den Instituten für Physiologie 
mit seinen 3 Unterabteilungen, für Pathologie, für Tierzucht und 
Geburtskünde, sowie für Hygiene mit der Seuchenversuchsanstalt 
hervor. Die Kliniken geben uns noch einen interessanten Einblick 
über den respektablen Umfang ihrer Betriebe und haben es nicht 
unterlassen durch Anführung einiger interessanter Fälle die trockene 
Statistik angenehm zu beleben. Im Anhang wird der Bericht über 
die Lehrschmiede kurz aufgeführt. — Wie aus Vorstehendem 
ersichtlich, bekommen wir nicht nur einen wertvollen Einblick in 
den ganzen Betrieb der großen Anstalt, sondern-auch noch eine 
nicht unwesentliche Bereicherung unserer Wissenschaft. 
Auf letzteren Punkt näher einzugehen ist hier des Raumes halber 
nicht möglich, wir behalten uns vor, später bei Gelegenheit in 
der Abteilung für Referate der wissenschaftlichen Ausbeute 
dieses wertvollen Berichtes gerecht zu werden. Ma. 


Eingesandt. 

Hühnerzucht im städtischen Haushalt. Im Grazer Volksblatt 
losen wir nachstehenden Bericht, den wir im Interesse der Ge¬ 
flügelhaltung abdrucken: „In den Kriegsjahren begannen manche 
Städter sich eine oder mehrere Hennen zu halten. Heute hat je¬ 
doch die Hühnerhaltung in Graz eine derartige Zunahme erfahren, 
daß in manchen Stadtvierteln und Gassen fast jedes Haus eine 
Schar Hühner hat. Die meisten Parteien halten 2 bis 4 Stück, 
ebenerdig findet man auch 6 bis-8, ja vereinzelte Parteien haben 
10 bis 12 Hühner. Sie sind meist in Lattenkisten auf dem Küchen¬ 
balkon oder in, den Holzlagen des Kellers oder auch in besonderen 
Ställen im Höfraum untergebracht. Ausnahmslos hört man, da,ß 
die Leute recht gute Erfahrungen machen. Als Futter dienen die 
Abfälle der Küche, dann etwas Hafer oder Mais, den man auf dem 
Markte zu kaufen bekommt. Meist ist der Hühnerzüchter gleich- 




zeitig Heimgärtner und baut sich den erforderlichen Kukuruz 
selber. Das Verständnis für die Hühnerzucht ist im Wachsen. Die 
Henne ist natürlich kein Salonvogel, sondern ein Mistkratzer und 
Mauerpicker. Darum bringt man sie täglich hinunter auf die Gasse 
oder in den Augarten, wo sie frisches Gras zulpfen, Kalk fressen, 
herumkratzen und Sandbäder machen. Für die Wandlung der Ver¬ 
hältnisse ist ös bezeichnend, daß man unter den Hühnerzüchtern 
st gar pensionierte Generäle und Hofräte findet, Leute, denen man 
früher scherzhaft naehsagte, daß sie' 1 im Stadtpark Amseln füttern. 
Heute ist das Hühnerfüttern notwendiger und vorteilhafter. Außer 
vielen Arbeitern befassen sich auch zahlreiche Beamte und Ange¬ 
stellte mit Hühnerhaltung hamstern für diese Kukuruz und tragen 
den Hühnermist sehr eifrig in den Heimgarten, wo er als phosphor¬ 
haltiger Dung für Gurken, Paradeiser usw. sehr geschätzt ist. Bei 
den Hühnerzüchtern macht man die gleiche Erfahrung wie bei den 
Heimgärtnern. Wer einmal damit begonnen hat, bleibt dabei, nicht 
nur aus Liebhaberei, sondern wegen des Vorteiles. Mehrere Hüh¬ 
ner im Haus bringen einige hundert Eier. Was das bei einem Eier¬ 
preis von 9 bis 15 österreichische Kronen bedeutet, kann sich jeder 
selber leicht ausrechnen. Mag auch mancher über die „Hendl“- 
wirtschaft mitleidig oder spöttisch den Kopf schütteln, das wird 
niemanden beirren. Die bekannte Wochenschrift „Mein Sonqtags- 
blatt 1 ' in Xeutitschein gibt den Kleintierzüchtern und Heimgärtnern 
viele praktische Winke und ist ein wertvoller Ratgeber für jeder¬ 
mann.“ Probefolge stellt kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬ 
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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von: 

Ministerialdirektor Dr* flttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im 
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt, 
ordentlicher Uniyersitätsprofessor in München ; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬ 
wesen im B. Staa,tsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität 
und an der Technischen Hochschule in München ; Kürschner, Veterinärrat bei der 
B. Versicherungskamiper; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München; 
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und 
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht- u.Viehhofs in München ; Dr. Schmitt, 
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer 
Bezirks- und Obertierarzt in Müncheiff Settele, Oberregierungsrat bei der Landge- 
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬ 
schaftlichen Akademie in VVeihenstephan ; Stautner, Oberlandstallmeister in München ; 
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher^ Universitätsprofessor in München; söwie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
> herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

V _I_-___ 

72. Jahrg. München; den 5. Juli 1921. Nr. 27. 


Inhalt: 

Originalartikel: Rühm. — Scheuring. — Referate. — Tierärztliche Standes- 
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. 
— Bücherschau. — Eingesandt. 


Mitteilungen über ein Impfverfahren gegen Manl- und 
Klauenseuche mit Trockenblnt. 

Yon Veteriliärrat Rühm, München*). 

Nachstehend folgt ein vorläufiger Bericht über 
Impfversuche bei maul- und klauenseuchekranken Tieren 
mit Blut, das nach der Methode Krause präpariert wurde. 

Bei der* Anstellung der Versuche ging ich von folgender 
Überlegung aus: 

Prinzip: 

Das Blut maul- und klauenseuche kranker Tiere ent¬ 
hält spezifische Stoffe, die in den Tierkörper einverleibt eine 
spezifische Reaktion hervorrufen und eventuell die Ver¬ 
hütung des bösartigen Ausganges der Seuche ermöglichen. 
Fängt man nun bei der Tötung maul- und klauenseuche¬ 
kränker Schlachttiere das Blut unter sterilen Kautelen auf 
und trocknet es nach der Defibrinierung im Krauseapparat 
— ein Verfahren, bei dem die biochemischen Eigenschaften 
des Blutes erhalten bleiben —, so hat man einen brauch¬ 
baren und versandfähigen Impfstoff, der sich durch Hand¬ 
lichkeit und Haltbarkeit auszeichnet, zur Verfügung. 

*) Eingerejpht am 6. Mai 1921. Die Schriftleitung. 




Geschichtliches: 

Es war naheliegend, daß man nach der Einführung der - 


Serumtherapie durch Behring auch auf den Gedanken" •:( 

verfiel, die Blutimpfung bei Tierseuchen, so auch bei maul- 
und klauenseuchekranken Tieren, anzuwenden. Es ist hier 
nicht meine Aufgabe, die Namen aller jener verdienten Tier- 
ärzte zu nennen, die sich mit dieser Angelegenheit befaßt ' 
haben. Wie allgemein bekannt ist, diente zu den Versuchen 
das Serum rekonvaleszenter, abgeheilter 
oder hochimmunisierterTiere (Löffler u.Ai). 

Da nun zur Zeit gerade die Prioritätsfrage aktuell ge¬ 
worden ist, so sei an dieser Stelle erwähnt, daß ich ganz 
unabhängig, also ohne Kenntnis diesbezüglicher Veröffent- 
lichungen und ohne Anregung von anderer Seite im vorigen 
Jahre bei Beginn des großen Seuchenganges den Entschluß 4 
faßte, das Blut maul-und klauenseuchekranker AJ 
Schlachttiere zu gewinnen und nach der Methode Krause 
zu trocknen. Was nun die Verwendung des Blutes noch 
„kranker“ Tiere betrifft, so muß ich darauf hinweisen, 
daß mir jetzt bekannt wurde, daß Prof. Kitt zusammen ■ 
mit Bezirkstierarzt Hermann bereits im Jahre 1896 -/§ 

virulentes Blut zu Immunisierungszwecken verwendete // 
(Jahresbericht d. Tierärztl. Hochschule 1896/97) und daß 
auch M o u s s u im vorigen Jahre mit verdünntem v i r u - 
teilten Blute Versuche angestellt hat. (Ref. im Schweiz. / 
Archiv f. Tierheilkunde, 1920). 

Das Trocknungsverfahren nach Krause. 

Der Krauseapparat ist so eingerichtet, daß das Blut 
durch ein Zuleitungsrohr auf eine in dem Trockenraum be¬ 
findliche Zerstäubungsvorrichtung, welche mit einer Ge¬ 
schwindigkeit von 5—10 000 Umdrehungen in der Minute 
rotiert, fließt, und durch die Zentrifugalkraft in den mit . 
bewegter Heißluft gefüllten Trockenraum geschleudert 
wird, um sofort in feinsten Staub verwandelt zu werden, 
der zu Boclen fällt oder in einer zum Apparat gehörenden - 
Filtervorrichtung aufgefangen wird. / 

Eine sehenswerte Bluttrocknungsanlage größten Stiles hat • 
Direktor Dr. Opel im Schlachthof in München eingerichtet. Wer 
sich für das Verfahren interessiert, sei auf folgende zwei Arbeiten 
Iiingewiesen: ' 

Dr. Ströse (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, Jahrgang 
XXIX, Heft 5 u. 6), 

Dr. Opel (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, Jahrgang XXIX, 

Heft 11 u. 12). 

Die Erhaltung der labilen biologischen Eigenschaften des Blntes 
wird durch das „blitzartige“ Trocknen erreicht, da die 




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Heißluft im Apparat auf das trockene Blut keine Schädigungen 
mehr ausüben kann. Würde hingegen das Blut nicht im Augen¬ 
blick getrocknet, sondern im flüssigen oder halbflüssiigen Zustand 
der Heißluft länger ausgesetzt sein, so würden seine biologischen 
Eigenschaften noch vor Abschluß der Trocknung verloren gehen. 

Über die Erhaltung der biologischen Eigenschaften des Trocken¬ 
blutes liegen* Untersuchungen von Prof. Dr. Rullmann vor. 
Rullmann untersuchte im Februar 1916 Trockenblut, das bei 
Schlachtungen im August 1915 und im Januar 1916 ohne Ein¬ 
haltung besonderer Vorsichtsmaßregeln gewonnen worden war, 
und kam zu folgendem Resultat: 

„Der schon lange bekannte hohe Katalasegehalt des Blutes 
ist durch das Trocknungsverfahren in keiner Weise beeinträchtigt 
worden und ergab in dieser Hinsicht die Prüfung des 1916er 
Januar-Präparates im Vergleiche mit dem 1915 er August-Präparat 
gleichhohe Katalasewerte. Auch bakteriologisch wurden die beiden 
Präparate verglichen und fand sich ein starkes Zurückgehen an 
Keimen bei dem älteren Präparat. Dieser Rückgang war durch 
das Absterben zahlreicher Keime in dem vollständig trockenen 
Pulver zu erklären. 

Zur vergleichenden Beurteilung können auch die im 
Juli 1916 unter Leitung von Prof. Dr. W assermann im Kaiser- 
Wilhelm-Institut für experimentelle Therapie veranstalteten Unter¬ 
suchungen über die Erhaltung der biologischen Eigenschaften 
anderer im Krause-Apparat getrockneter, biochemisch leicht ver¬ 
änderlicher Substanzen herangezogen werden. Es wurden unter¬ 
sucht: 1. Blutserum, 2. der in der Armee gebräuchliche Cholera- 
und Typhusämpfstoff, 3. steriler Preßsaft von Hefe. 

1. Blutserum: gelbliches Pulver, löste sich in kaltem Wasser 
restlos auf und zeigte sämtliche biochemischen Eilgenschaften des 
ursprünglichen Blutserums. 

2. Typhus- bezw. Choleraimpfstoff: schneeweißes Pulver, gab, 
mit der ursprünglichen Menge Wassers vermengt, die gleichfeine 
Suspension wie der Originalimpfstoff. Seine 'Immunisierende Kraft 
(an Tieren geprüft) war die gleiche geblieben. Er hat keine Schä¬ 
digung erlitten. 

3. Steriler Hefepreßsaft: gelbliches Pulver, in Wasser restlos 
löslich. Die angestellten Gärungsversuche ergaben, daß die zymo- 
tische Kraft des Preßsaftes durch das Trocknungsverfahren nicht 
gelitten hat. 

Das aus defibriniertem Rinderblut dargestellte Präparat 
stellt ein rotbraunes, feines, fast geruchloses Pulver dar. 
Löst man 1 Gewichtsteil Trockenblut in 
4 Gewichtsteilen Wasser, so erhält man 
eine dem frischen Blut vollkommen ähn¬ 
liche Flüssigkeit, die auch den eigentüm¬ 
lichen Blutgeruch erkennen läßt. Setzt man 
dem Pulver Wasser unter stetigem Umrühren langsam zu, 
so kann man beliebig konzentrierte Lösungen herstellen. 
Rascher erfolgt die Lösung, wenn man hiezu auf 20—30 0 
Celsius erwärmtes Wasser benützt. 

Zu den nachstehend angeführten Versuchen dienten ver¬ 
schieden konzentrierte wässerige Lösungen des getrockneten 



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Blutes von maul- und klauenseuchekranken Schlachttieren 
des Münchener Schlacht- und Viehhofs. Vor der Anwendung 
des Impfstoffes in der Praxis erfolgte die Prüfung desselben 
auf Unschädlichkeit durch Probeimpfungen an Schlacht¬ 
tieren. 

I m p f v e r s u c h e: 

Zu meinen im Monat Juni 1920 angestellten Ver¬ 
suchen dienten zunächst zwei seuchenfreie Kühe der Stand¬ 
ortschlächterei München und sechs seuchenkranke Kühe in 
dem sogenannten Stiftungsgut in Erding. Das Ergebnis 
der mit wässerigen Trockenblutlösungen vorgenommenen 
subkutanen Impfungen war folgendes: 

a) Bei den seuchekranken Tieren konnte eine auffallend 
rasche Heilung und milder Krankheitsverlauf beobachtet 
werden. Nachkrankheiten blieben aus. 

b) Dfe seuchenfreien Tiere blieben während einer vier¬ 
zehntägigen Beobachtungsdauer gesund, obwohl sie mit 
kranken Tieren in engste Berührung gekommen waren. 

c) Impfkrankheiten (Ödeme, Phlegmonen usw.) wurden 
nicht beobachtet. 

Weitere Versuche wurden dann in der Praxis von Tier¬ 
arzt Eisenbarth in Erding vorgenommen mit dem Er¬ 
folge, daß bei den kranken Tieren Heilung eintrat, ohne daß 
Nachkrankheiten hinzukamen und daß Notsöhlachtungen 
unterbleiben konnten. (Mündlicher Bericht.) 

Einen besseren Überblick über die Brauchbarkeit-des 
Impfstoffes gewähren die Beobachtungen des Distriktstier¬ 
arztes H a e r 1 e i n in Glonn, der mir folgendes berichtete: 

„Am 2. Dez. 1920 impfte ich den Tierbestand (2 Stiere, 
3 Ochsen, 8 Kühe, 6 Jungrinder) des H. in A. Erkrankt 
waren alle Tiere so schwer, daß ich mich auf Grund meiner 
damaligen Erfahrungen auf eine Reihe Notschlachtungen 
gefaßt machte; konnte doch nur mehr die Hälfte der Tiere 
stehen, und fünf Tiere zeigten eine heftige Angina. 

Die Darstellung eines impfungsverwendbaren Blutes aus 
dem kakaoähnlichen Blutpulver gelang ohne Schwierigkeit 
und zwar bereitete ich mir in einem großen, mit kochendem 
Wasser ausgebrühten und mit Formalin nachdesinfizierten 
Emailtiegel das Impf blut in der Weise, daß ich dem Trocken¬ 
blut unter stetigem langsamen Umrühren (anfänglich ganz 
wenig) Wasser, das zuerst abgekocht und wieder auf 20° 0. 
abgekühlt war, beigießen ließ, wobei durch das Rühren mit 
einem neuen ausgekochten Kochlöffel hauptsächlich die 



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gleichmäßige Zerteilung des sich sonst klümperig zusammen¬ 
ballenden Pulvers herbeigeführt wurde. In wenigen Mi¬ 
nuten .war der — eine schwarzrote, klare, rückstandlose 
Flüssigkeit darstellende — Impfstoff zubereitet,. dem noch 
im Verhältnis (0,2: 100,0) Formaldehyd zugesetzt wurde. 

Von diesem Impfstoff erhielten die großen Tiere (2 
Ochsen, 1 Stier und 3 Kühe) je 400 ccm, die anderen je 
nach Gewicht nur 100—300 ccm subkutan injiziert. Die 
200 ccm fassende, vollständig zerlegbare, nur aus Metall 
bestehende Impfspritze (Firma Katsch) wurde vor jeder 
einzelnen Injektion einschließlich Kanüle und Gummi¬ 
schlauch mit der bereitstehenden 2 %igen wässerigen Kar¬ 
bol-Formalinlösung durchgespritzt. Es wurde bei jedem 
Tier nur eine einzige Injektionsstelle gewählt und die Nadel 
nach dem Einstich auf lockere Beweglichkeit in der Sub- 
kutis geprüft. Man kann bis zu 500 ccm an einer Stelle in¬ 
jizieren. Nach der Injektion wurden die Impfstellen mas¬ 
siert, um eine gleichmäßige und rasche Verteilung des Impf¬ 
stoffes herbeizuführen. Der Tierbesitzer erhielt den Auf¬ 
trag, die Tiere am gleichen Tage noch zweimal nachzu¬ 
massieren, um die Entstehung von Injektionsbeulen zu-ver¬ 
hindern. k * 

Der Erfolg war hervorragend: die schwer¬ 
kranken Tiere hoben schon tags darauf die Köpfe zur An¬ 
nahme dargereichten Futters, die Schmerzen ließen nach 
und die pathologischen Erscheinungen gingen zurück, wäh¬ 
rend die übrigen Tiere nicht schwerer erkrankten, sondern 
sich von da an täglich zusehends besserten und sich auch 
im Milchertrag ein Fortschritt einstellte. Impfverluste und 
andere Verluste sind nicht entstanden, auch anderweitige 
üble Folgen (Abszesse usw.) blieben aus. Nur der große 
Stier erhielt ein von selbst abheilendes Senkungsödem, das 
sich aber auf mechanische Insulte zurückführen ließ (Ein¬ 
spritzung an der Seitenbrustwand, mangelhafte Zerteilungs¬ 
massage) . 

Mit dem Blut der nach der Impfung abgeheilten Tiere impfte 
ich am 3. Januar 1921 bei H. in E. 40 Schweine, von denen schon 
15 Stück typisch an Maul- und Klauenseuche erkrankt waren, mit 
dem Erfolge, daß sie rasch genasen. 

Am 4. Januar 1921 impfte ich 4 an Klauenseuche er¬ 
krankte Schweine des W. in N., deren eines schon dem 
Verenden nahe war, ebenfalls mit Erfolg. Die zwei großen 
Schweine (ä 2 Zentner schwer) erhielten je 100 ccm, die 
beiden kleineren (ä 80 Pfund schwer) je 30 ccm von dem 
aus Trockenblut hergestellten Impfstoff. 



606 


Weil ich mir zuviel Impfstoff bereitet hatte, so^ blieben 
mir 500,0 ccm übrig, die sich aber infolge des Formalin¬ 
zusatzes gleichmäßig frisch hielten, so daß ich kein Bedenken 
hatte, den Impfstoff bei einem neuen Seuchenausbruch zu 
verwenden. 

Dies war am 8. Februar 1921 bei K. in A., wo ich 8 Kühe, 
2 Jungrinder und 2 Schweine impfen sollte, der Fall. Zwei 
Kühe waren schon erheblich erkrankt und die beiden Läufer¬ 
schweine (ä 50 Pfund) konnten infolge Klauenentzündung 
schon nicht mehr stehen und ihre Körperoberfläche war 
stark gerötet und fühlte sich heiß an. Da die Tiere apathisch 
waren, so empfahl ich dem Besitzer die Schlachtung. Da 
der Besitzer aber trotzdem auf der Impfung bestand, so be¬ 
nützte ich hierzu den vorhin erwähnten Rest von 500 ccm 
und bereitete mir noch eine frische Trockenblutlösung von 
1200 ccm. 

Die 8 Kühe erhielten je 400 ccm, die 2 Jungrinder je 
200 ccm und die 2 Schweine je 50 ccm. Der Erfolg 
überraschte mich. 

Bei den Schweinen begann tags darauf die Abheilung 
der krankhaften Erscheinungen; bei den zwei Kühen beob¬ 
achtete ich dasselbe, während die dritte Kuh und die beiden 
Jungrinde? kaum kennbar erkrankten.“ 

Die bisherigen Beobachtungen Haerleins, der mit 
dem Trockenblut in der Praxis noch weitere Versuche an¬ 
gestellt hat, ermutigen zu einem weiteren Ausbau 
des Verfahrens; über das vorerst noch folgendes zu be¬ 
merken wäre: 

Nach der Schlachtung der zur Blutgewinnung dienenden 
Tiere sind deren Organe genau zu untersuchen, wodurch 
zweifelsfrei festgestellt werden kann, daß der Impfstoff un¬ 
schädlich, d. h. frei von anderen Infektions¬ 
keimen ist; als solche seien die Erreger des Milz¬ 
brandes (Rauschbrandes, der Tuberkulose, der Lungen¬ 
seuche und der Rinderpest) erwähnt, deren Übertragung 
bei dem zur Zeit üblichen Verfahren möglich ist. Außer¬ 
dem ist der Impfstoff vor der Ausgabe an die Tierärzte 
durch Probeimpfungen bei Schlachttieren zu prüfen. 

Durch die Möglichkeit, über einen fertigen und dauernd 
haltbaren Impfstoff verfügen zu können, wären die Tier¬ 
ärzte bei der Blutgewinnung nicht mehr auf die Gutwillig¬ 
keit der Besitzer durchseuchter Tiere angewiesen und die 
Gefahren, die mit der Anwendung selbstgewonnenen Impf¬ 
stoffes verbunden sind, wie Impf Verluste durch Verwendung 
zersetzten Blutes, Übertragung anderer Infektionskrank- 



607 


heiten, Nachahmung des Verfahrens durch Kurpfuscher, 
könnten vermieden werden. 

Es empfiehlt sich, daß das Verfahren nach Krause 
auch zur Präparation von Impfstoffen, die zur Bekämpfung 
anderer Tierseuchen dienen sollgn, erprobt wird, so hei den 
verschiedenen Schweineseuchen, Tetanus,'Rin- 
d e r p e s t usw. Die dauernde Haltbarkeit der Impfstoffe 
würde auch bei Seuchenaushrüchen in den Tropen von 
Bedeutung sein, weshalb gerade dort solche Versuche am 
Platze wären. 

Was aber das zur Bekämpfung der Maul¬ 
und Klauenseuche v o r g e s c h 1 a g e n e Ver¬ 
fahren betrifft, so dürfte man durch aus¬ 
gedehntere Anwendung in der Praxis und 
durch systematische Nachprüfung der er¬ 
zielten Resultate in kurzer Zeit zu einem 
abschließenden Urteil über die Bra uc h - 
barkeit des Impfstoffes gelangen. 


Coennrus cerebralis, Küchenmeister bei einer Gemse. 

^Von Dr. L. Scheuring, Privatdozent für Zoologie, München. 

• In seinem historischen Überblick „The Gid Parasite and 
allied species of the Gestode Genus Multiceps“ führt M. C. 
Hall (pag. 33) auch sechs Fälle des Vorkommens von 
Coenurus cerebralis in der Gemse auf. Von diesen 
von Retzius, Blainville, Frauenfeld u. Roth 
beobachteten Fällen verteilen sich 4 auf Deutschland — ge¬ 
meint sind wohl die bayerischen Alpen —, einer auf die 
österreichischen Alpen und einer auf den Zoologischen 
Garten von Paris. 

Das Vorkommen von Coenurus bei der Gemse scheint 
demnach ein recht seltenes zu sein. In Jagdzeitschriften 
mag sich vielleicht noch die eine oder andere Angabe über 
drehwurmkranke Gemsen finden, doch sind diese zum grö߬ 
ten Teile unsicher und selten auffindbar. Es dürfte deshalb 
von Interesse sein, daß ich die Zahl, der in der wissenschaft¬ 
lichen Literatur verzeichneten Fälle, um einen weiteren ver¬ 
mehren kann. 

Eine auffallende Erscheinung bei den erkrankten Gemsen 
scheint die zu sein, daß sie ins Tal kommen. So- wurde am 
22. April 1921 nach Angaben von Herrn Schillinger in 
der Nähe von Bayrischzell auf einer Wiese im Tal eine 
Gemse beobachtet, die zunächst 300 Meter ab von einer von 
Sonntagsgästen lebhaft begangenen Straße stand und sich 



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Herrn Schillinger unter verschieden kurzem Abspringen 
bis auf einen Meter näherte. Als dieser dann wegging, 
folgte sie ihm in kurzer Entfernung, bis sie durch die Zu- 
.rufe von Bauernburschen wieder flüchtig wurde, sich aber 
auch diesen bald näherte. , 

Auf Veranlassung von Herrn Schillinger wurde das Tier 
dann von einem Jagdpächter abgeschossen und bei der Ob¬ 
duktion stellte sich heraus, daß das Gehirn von mehreren 
Wurmblasen durchsetzt war. Leider konnte Herr Schillinger 
nur eine derselben in schwachem Alkohol konservieren, die 
er mir dann zur Verfügung stellte. Sie hat die Größe einer 
kleinen Wallnuß und ist etwas in zwei stumpfe Zipfel aus¬ 
gezogen. Sie enthält zahlreiche Scolices, die sich nach Form 
imd Zahl der Haken leicht alsCoenurus cerebralis 
bestimmen ließen. 

Wenn wir nach der wahrscheinlichen Herkunft der Finne 
fragen, so dürfen wir wohl annehmen, daß ein Hund, der 
Träger einer Taenia coenurus war,.mit einem Jäger 
oder mit Schafen, die ja in letzter Zeit bis hoch in die Berge 
getrieben werden, in die Gemsregion kam und dort mit 
seinem Kot die Eier des Wurmes absetzte, die dann von der 
Gemse aufgenommen wurden. Möglich ist es aber auch, daß 
ein Fuchs ein drehwurmkrankes Schaf riß und sich mit dem 
Cestoden infizierte und dann den Weideplatz der Gemsen 
mit den Eiern verseuchte. 

Daß infizierte Gemsen ins Tal gehen, hat seinen Grund 
wohl darin, daß sie bei den zentralen Nervenstötungßn, die 
die Infektion bewirkt, sich nicht mehr sicher im Springen 
fühlen und die Felsregion verlassen. Kranke Tiere, die das 
nicht tun, werden meist bald abstürzen. Dies ist vielleicht 
auch ein Grund, weshalb die Drehkrankheit so selten bei 
diesem Hochgebirgswild beobachtet wird. 


Referate. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Dr. Alexander Sokolowsky - Hamburg: Über 
einen seltenen Zebroiden. (Deutsche TierärztLWochenschr., 
1920, Nr. 20, S. 225.) 

Die Abhandlung enthält zunächst Betrachtungen über die Mög¬ 
lichkeit der Zebradomestikation. die nach S. wenig Aussicht auf 
Erfolg hat, da der kurze Hals, der weiche Fessel und der schlecht 
gestellte und geformte Huf des Zebras keine Eigenschaften für ein' 
brauchbares Arbeitstier sind, auch die angebliche Seuchenfestig¬ 
keit bezieht sich nur auf die Tsetsekrankheit. Was das Problem 
der Kreuzung anlangt, so gibt Zebra mit Pferd oder Esel gepaart, 
Bastarde, die wie Maultiere unfruchtbar sind. Die Mischlinge oder 



609 


Zebroiden sind in Form, Größe, Färbung und Zeichnung je nach 
der Beschaffenheit des verwendeten Materiales verschieden. Es 
lassen sich nämlich vom züchterischen Standpunkte aus pferde- 
und eselartige Formen der Zebras unterscheiden, zu ersteren ge¬ 
hören die qüaggaartigen, zu letzteren die Bergzebras Südafrikas 
und die Grevyzebras Südabessiniens; außer dem Typ ist auch die 
Zeichnung bei beiden ganz anders. Abbildungen erläutern dieses 
Faktum. Aber nicht nur in morphologischer, auch in physiologisch- 
biologischer Hinsicht besteht eiiin abweichendes Verhalten» f bei bei¬ 
den Arten; so ist die Stimme beim Pferdezebra dem Wiehern, beim 
Eselzebra dem Eselgeschrei ähnlich. Man machte deshalb den Ver¬ 
such: Grevy-, also Eselzebras mit großen spanischen und süd- 
italienischen Eseln zu kreuzen, leider sind die zwei Produkte, von 
denen S. eines ira Photogramm wiedergibt, durch einen Unglücks¬ 
fall umgekommen. Die Angaben über den wirtschaft¬ 
lichen Wert der Zebroiden lauten dahin, d a'ß 
sie itn der Ernährung genügsam und bei der 
Arbeit ausdauernd sind. Ruhige Bewegung bei starker 
Kraftentfaltung ist ihnen zusagender als rasche Gangart ; ihre Un¬ 
fruchtbarkeit ist erwiesen. Die mit Pferden erzeugten Zebroide 
sagen unserem Geschmacke mehr zu, das Urteill über den wirt¬ 
schaftlichen Wert der Zebroiden ist mit den wenigen Versuchen 
noch nicht abgeschlossen, aber soviel steht fest, daß diese Ein¬ 
huferbastarde einen höheren Nutzwert besitzen als reine Zebras. 

Me. 


Innere Medizin und Hygienle. 

Repetitor Dr. K ü s t: Ein Fall von Foramen ovale per- 
sistens beim Schaf. (Aus der ambul. Klinik d. Tierärztl. 
Hochschule Hannover. — Deutsche Tierärztl. Wochenschr., 
1920, .Nr. 31, S. 357.) 

Das Offenbleiben des For. ov. ist bei verschiedenen Haustieren 
vorgefunden worden, ein Fall beil einem Schafe ist in der Literatur 
noch nicht verzeichnet. Bei einem 6 Wochen alten schwarzen 
Schaflamm der Leineschafrasse bestand bei 41,0 0 C. Temperatur 
und 130 gleich- und regelmäßigen Pulsen, ein sichtbarer, pochen¬ 
der Herzschlag die Herztöne sind rein, ohne Nebengeräusche, die 
Atmung erfolgt 30 mal p. m., angestrengt. Bei der geringsten An¬ 
strengung steigt die Pulszahl auf 160 und mehr. Atemnot tritt ein, 
dazu Zittern und Erscheinungen der Erstickung. Zwei Tage später 
wurde das Tierchen tot im Stalle vorgefunden. Außer der Kom¬ 
munikation zwischen den beiden Vorkammern in Gestalt einer 
ovalen markstückgroßen Öffnung und sekundären Veränderungen 
am Herzmuskel zeigten silch keine besonderen krankhaften Ver¬ 
änderungen. Durch die in den beiden Vorhöfen be¬ 
stehende Vermischung des arteriellen und v e - 
nösenBlutes entstanden infolge mangelhafter 
Zufuhr Herz - und Atembeschwerden. Me. 


Tierarzt Dr. Franz- Auma (S.-Weimar): Milchinjek- 
tionen. (Tierärztl. Rundschau, 1920, Nr. 36, S. 545.) 

Angeregt durch die Erfolge, welche in der Humanmedizin mit 
dem Milchpräparat Ophthalmosan erzielt wurden, wendete F. das¬ 
selbe intramuskulär beim Pferde in folgenden Fällen an: Um¬ 
schriebenes ödem der Unterhaut am h. 1. Unterfuß; am 1. Erkran- 



610 


kungstage 10 ccm, am 2. 25 ccm; beiderseitige Phlegmone an den 
Hinterbeinen zweimal je 25ccm; chronische Verdickung des Fessel¬ 
gelenkes nach überstandener Phlegmone, in viertägigen Pausen 
je 20 ccm 14 Tage lang. In sämtlichen Fällen war ohne irgend¬ 
welche sonstige Therapie ein auffallend guter Erfolg wahrnehmbar. 
Auch auf eine bereits 8 Wochen lang bestehende faustgroße Ge¬ 
schwulst im Kopfhalsarmmuskel, die sich bei der mikroskopischen 
Untersuchung als das Produkt einer botryomykotischen Infektion 
erwies, war nach Spaltung bei Injektion von 15 ccm Ophthalmosan 
die Wirkung eiiine so spezifische, daß die Neubildung völlig ver¬ 
schwunden war. Ein Fall von Katarrhalfieber beim Rind kam auf 
4 Injektionen von je 30 ccm Ophthalmosan zur Genesung. Die bis¬ 
herigen gutem Erfahr ungen mit dem Präparat veranlaßten 
F. die Milchinjektion für alle Formen von In¬ 
fektionskrankheiten zu empfehlen, für welche 
Sera noch nücht zur Verfügung stehen. Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. 

Tagung der veterinärmedizinischen Fachgruppe 

am 2 0. und 2 1. Mai in Witzenhausen. 

Die deutsche Studentenschaft hat erkannt, daß sie sich auf 
die Mitarbeit der Fachgruppen aller Disziplinen stützen muß und 
deshalb war es ihr Ziel, eine gewisse Einheitlichkeit in die Fach¬ 
gruppenbewegung zu bringen. Darum tagten diesmal alle Fach¬ 
gruppen zu gleicher Zeit in dem freundlichen Werrastädtchen. Die 
Studentenschaft der Kolonialschule Witzenhausen hatte die Vor¬ 
bereitung bis ins kleinste übernommen und so ging alles wie am 
Schnürchen. 

Am 19. Mai abends kamen wir dort an und wurden vom Bahn¬ 
hof durch den Empfangsausschuß: in die Quartiere geleitet. Die 
Stadt liegt im Tale zu beiden Seiten der Werra rings von bewal¬ 
deten Höhen umgeben und macht so einen idyllischen, fast länd¬ 
lichen Eindruck. Zur Linken, wenn man die Steinbrücke des rau¬ 
schenden Flusses überschreitet, liegt die Koloniajschule, deren 
Turm mit wehender, schwarz-weiß-roter Fahne herübergrüßt. 

Am Vorabend der Tagung fanden wir uns im Gesellschaftssaal 
der Kolonialschule zur Begrüssung zusammen, mit den Angehörigen 
der anderen Fachgruppen, dem Professorenkollegium und der Stu¬ 
dentenschaft der Kolonialschule. Nach Willkommensgrüßen führte 
uns Herr Professor Fabarius die Aufgabe der ehemaligen Kolo¬ 
nialschule vor Augen, wie sie durch eine vielseitige theoretische 
und vor allem praktische Schulung ihre Angehörigen als künftige 
Kulturpioniere der deutschen Kolonien erzog. Auch jetzt ist die 
Aufgabe der Kolonialschule eine bedeutende infolge ihrer Stellung 
als Hochschule für das Deutschtum im Auslande. — Ein Kommers 
schloß sich an, der uns noch lange in fröhlicher Stimmung bei¬ 
sammen hielt. 

Am 20. Mai, morgens 9 Uhr c. t. begann unsere Sitzung im 
kleinen Saale des Hotels „König von Preußen“, das schön an der 
Werra gelegen ist. Der Vorsitzende begrüßte die Vertreter der 
Fachschaften, besonders die Münchener Herren. 

Fachschaft Hannover hatte entsandt: Herrn cand. med. vet. 
Höve; Dresden: Herrn cand. med. vet. Frey; Berlin: Herrn 
cand. med. vet. Kuhn; München:. die Herren cand. med. vet. S in z- 
k e r und Menses. Vom Vorort waren anwesend: cand. med. vet. 



611 


Meidenbauer als Vorsitzender, cand. med. vet. Witten¬ 
berg als I. Schriftführer. Die Tagesordnung wurde mit kurzen 
Zusätzen genehmigt, desgleichen der Sitzungsbericht der letzten 
Fachgruppensitzung. Der Vorsitzende gab den Tätigkeitsbericht 
des Vorortes: 

Tätigkeitsbericht. 

Nachdem auf der letzten Fachgruppensitzung die Vorschläge 
der Studienreform einstimmig von den Fachschaften anerkannt 
und gebilligt worden, war es die Hauptaufgabe des Vorortes, ihre 
Durchführung anzustreben. Das Reichsministerium des Innern 
zeigte immer noch eine große Zurückhaltung und so wurden wir 
denn mit Eingaben beim Hochschulreform-Ausschuß und bei der 
Vertretung der Deutschen Studentenschaft vorstellig. Das Reichs¬ 
ministerium des Innern erklärte, daß man Beratungen anstelle und 
Erkundigungen hierüber einziehe, jedoch sei eine Regelung dieser 
Frage in nächster Zeit noch nicht zu erwarten. Wir wandten uns 
an Standesvertretungen und Reichsverbände, die uns ihre Unter¬ 
stützung liehen und auch weiterhin zusagten. Wir danken an dieser 
Stelle besonders dem Deutschen Veterinänrat und der Preußischen 
Tierärztekammer. Wir erkennen den Wunsch der Gemeindetier- 
ärzte nach Lehrstühlen für Fleisch- und Milchhygiene als berech¬ 
tigt an, ein Streben, das schon lange besteht. Erfolgt die Studien- 
refonn und damit die Verlängerung des Studiums, dann stehen die 
Fachschaften einmütig auf dem Standpunkte, daß im 9. und 10. Se¬ 
mester Doktorarbeiten zp erteilen sind. Um nach Fortfall des ein¬ 
jährig-freiwilligen Dienstes und der damit verbundenen praktischen 
Ausbildung in der Haltung und Verwendung der Haustiere (be¬ 
sonders des Pferdes) einen gewissen Ersatz zu schaffen, wurde die 
Einrichtung von Reitkursen angeregt. Der Vorschlag wurde überall 
gern aufgenommen und zum Teil sogar schon in die Tat umgesetzt 
(Hannover). Es wäre wünschenswert, wenn eine solche Ausbildung 
auch in den Reformplänen berücksichtigt würde. Der Fachgruppe 
ist zu sagen, daß wir die von Göttingen gemachten Vorschläge zur 
einheitlichen Organisation aufnahmen und auf uns anwandten. Fast 
völlig neu trat das wirtschaftliche Problem an uns heran, das man 
eigentlich schon bei der Gründung hätte berücksichtigen müssen. 
Die Verhältnisse zwingen uns immer mehr zum wirtschaftlichen 
• Zusammenschluß und hier liegt für die nächsten Jahre ein reiches 
Arbeitsgebiet der Fachschaften, wenn wir uns darüber klar sind, 
wie wir den kommenden Generationen das Studium ermöglichen 
wollen. Unsere Einrichtungen sollen von idealem und sozialem 
Geist getragen sein, deshalb müssen wir die Bedürftigsten unter¬ 
stützen. Aus dieser Erwägung schlugen wir den Fachschaften vor, 
antiquare, gut erhaltene Bücher und Instrumente zu sammeln und 
nur diesen zugänglich zu machen. Ferner schlugen wir Einkaufs¬ 
genossenschaften nach dem Vorbild« anderer kleiner Hochschulen 
(F. A. Tharandt) vor. In Zukunft wird vielleicht nicht allein der 
Ruf einer Hochschule als Bildungsstätte maßgebend sein, sondern 
der Student wirc} bei der Wahl der Hochschule unter Umständen 
auch die wirtschaftlichen Vorteile berücksichtigen müssen, die ihm 
hier oder dort geboten werden. Um der Schwierigkeit der Berufs¬ 
beratung einheitlich zu begegnen, regten wir regelmäßige Berufs¬ 
beratungen an unter Zusammenarbeit mit Standesvertretungen und 
Einteilung des Reiches im Beratungsgebiet. (D. V. R.) In Bezug 
auf den Bildungsgang müssen wir danach streben,, daß der rein do¬ 
zierende Lehrbetrieb durch Seminar und Kolloquium ersetzt wird. 



612 


damit jeder zur Mitarbeit angeregt und zur Geistesarbeit syste¬ 
matisch erzogen wird. Mit Rücksicht auf unseren praktischen Be¬ 
ruf haben wir Exkursionen, Führungen usw. vorgeschlagen, ln 
Anbetracht ihrer hervorragenden Bedeutung ist eine enge 
Zusammenarbeit mit, den Dozenten nötig. Zur Herstellung 
einer engen Verbindung schlugen wir einen Verbindungs¬ 
mann vor, feiner mindestens einmal pro Semester Bespre¬ 
chungen mit Dozenten. An der Tierärztlichen Hochschule Berlin 
wurde den Praktikanten im 5. Semester ein Praktikanten-Schein 
von der Klinik für kleine Haustiere erteilt und von allen Staats¬ 
kandidaten auch von Hochschulen, an denen dieser Brauch nicht 
besteht, verlangt. Auf unsere Eingabe hin verzichtete das Fro- 
fessoren-Kollegium der Tierärztlichen Hochschule Berlin dankens¬ 
werter Weise auf die Erteilung der Scheine. Von der Notgemein¬ 
schaft der deutschen Wissenschaft wurde uns der Bescheid, daß 
die Tiermedizin in einer Fachabteilung gemeinsam mit der Forst- 
und Landwirtschaft untergebracht werden sollte. Obgleich die 
Tierärztliche Hochschule Hannover die älteste in Deutschland ist, 
besitzen Rektor und Professoren immer noch nicht die ihrer akadeT 
mischen Würd'e entsprechenden Insignien. Zur Abstellung dieses 
Mangels richteten wir ein Gesuch an das zuständige Ministerium 
und hoffen, daß es genehmigt werden möge. Zur Frage der höheren 
Gestütslaufbahn ist zu sagen, daß durch einen Erlaß des preußi¬ 
schen Ministeriums für Landwirtschaft usw. die Gefahr bestand, 
daß diese Laufbahn nur speziell vorgebildeten Landwirten Vorbe¬ 
halten bleiben sollte. Da hierdurch das Standesinteresse gefährdet 
war, machten wir Eingaben unter Hinweis auf die Verdienste von 
Tierärzten um die deutsche Tierzucht und die Vorkenntnisse und 
die Vorbildung der Tierärzte, die sich der Tierzuchtlaufbahn wid¬ 
men wollen. Wir haben für unsere Eingaben die Standesvertre¬ 
tungen interessiert und sind durch den Vorsitzenden im Ministe¬ 
rium vorstellig geworden. Gleichzeitig, um in der Frage der Stu- 
dien-Reform und der Kolleggelderhöhung Erkundigungen einzu¬ 
ziehen. 

Nachdem in allen Bundesstaaten Kolleggeldermäßigungen für 
Kriegsteilnehmer bestehen (Gießen z. B. Mk. 4.— pro Wochen- 
stunde, Dresden Pauschale), suchten wir, um Einheitlichkeit und 
Ausgleich zu schaffen, um entsprechende Erleichterungen in Preu¬ 
ßen nach. Die Eingabe konnte mit Rücksicht auf die trostlose 
Finanzlage des Staates dann aber auch unter Verweis auf die be¬ 
stehenden Erleichterungen nicht genehmigt werden. Als die Frage 
der Kolleggelderhöhung wieder akut wurde, erhoben wir bei allen 
zuständigen Finanzministerien, Einspruch. An das preußische Mi¬ 
nisterium für Landwirtschaft usw. machten wir eine Eingabe unter 
Hinweis auf die jetzigen Verhältnisse und die katastrophalen Folgen 
einer Kolleggelderhöhung. Die Preußische Tierärztekammer erhob 
ebenfalls Vorstellungen beim Ministerium. Eine Kolleggelderhöhung 
wie geplant wird nicht kommen, doch wird der Kriegsteilnehmer 
von dem kommenden Aufschlag auch nicht verschont bleiben. Für 
die Fachschaft Wien schrieben wir eine Spende aus, unsere Zu¬ 
sammenarbeit mit deT medizinischen und pharmazeutischen Fach¬ 
gruppe verschaffte uns Vergünstigungen. Die Öffentlichkeit wurde 
durch Pressemitteilungen über die Tätigkeit der Fachgruppe unter¬ 
richtet, in Fachzeitschriften und studentischen Blättern. Dem An¬ 
träge auf Einlegung einer studentischen Beilage gab allein von 



613 


allen Fachzeitschriften die „Deutsche Tierärztliche Wochenschrift“ 
statt. Doch werden auch die anderen fortgesetzt mit Nachrichten 
versehen werden. Wir werden die Herausgabe eines eigenen Nach¬ 
richtenblattes einmal pro Semester erwägen müssen. Der Schrift¬ 
verkehr war zeitweilig stark angewachsen und nicht immer leicht 
zu bewältigen. 

Der’ Tätigkeitsbericht wird eingehend besprochen. Die Fach¬ 
schaft Dresden stellt den Antrag, daß dem Vorort für seine hervor¬ 
ragende Tätigkeit Entlastung erteilt wird. Der Antrag wird ein¬ 
stimmig angenommen. 


Kassenbericht. 


Herr Wittenberg vom Vorstand gibt nunmehr den Kassen¬ 
bericht und den Voranschlag für das Sommersemester 1921. Wäh¬ 
rend die Einziehung der Umlage an den Tierärztlichen Hochschulen 
infolge der Einheitlichkeit von Fachschaft und Studentenschaft 
nicht auf Schwierigkeiten stößt, liegen die Verhältnisse an den 
Fakultäten anders, da dort die Stellung der veterinärmedizinischen 
Fachschaft zum Allgemeinen Studentenausschuß noch nicht geklärt ist 
und infolgedessen noch keine Umlage eingezogen ist. Da die 
Münchener Vertreter sich verpflichten, für die baldige Einzahlung 
der Umlage Sorge zu tragen, so genehmigt die Versammlung' 
Vertreterkosten für Herrn S i*n z k e r. Die Fachschaften billigen 
die Umlage und den Plan der Finanzierung. Die Kasse wird ge¬ 
prüft und für richtig befunden. Dem Kassenwart für seine Tätig¬ 
keit und Kassenführung Entlastung erteilt. Die Bestätigung er¬ 
folgt durch Unterschrift der Vertreter. Die Fachschaft Berlin 
macht den Vorschlag, zur Besserung der Kassenverhältnisse die 
Erträge geselliger Veranstaltungen der Studentenschaften heran¬ 
zuziehen. Die Fachgruppe beschließt^ daß die Umlage für das 
Wintersemester 1921/22 auf dem Wj&ge der schriftlichen Beschlu߬ 
fassung festgesetzt wird. 


regeln wo 
linsti 


chäftsordnung. 

Die Geschäftsordnung j| eg t j m Entwurf vor. Das Kapitel „Vor- 
tand“ wird be^^ ders besprochen mit Rücksicht auf die Para- 
raphen, diesen zukünftigen Geschäftsverkehr in der Fachgruppe 
od*aIti Gemä ß Antrag Dresden wird die Geschäftsordnung 

«>■ en bloc angenommen. 

Satzungsänderung. 

Die geänderte und erweiterte Satzung liegt ebenfalls vor. Dei 
Vorsitzende begründet die Notwendigkeit der Anwendung jvergl. 
^etzte studentische Beilage der D. T. W.); es wird festgestellt, daß 
lern Altersprinzip gewisse Mängel anhaften, daß aber die Erweit - 
i, einen Ausgleich .schaffen. Gemäß Antrag Dresden^ »erden 
die Satzungen einstimmig en bloc angenommen. (Schluß folgt.) 


Verschiedenes. 

iorzacht, Tierhaltung, Diätetik. 

Das Verfohlen der Stuten, die Fohlenlähme der Fohlen und das 
Güstbleiben der Stuten. 

In einem Überblick über die oldenburgische P ferd A ez , u n c n ht ^.^ e 
Pit den Tagen des berühmten Pferdekenners Grafen Anton Gun- 
her von Oldenburg sich auch im Auslande eines guten Namens 



614 


erfreut, macht der bekannte oldenburgische La 
Iluntemann, dessen Verdienste um die deutsche 
holt anerkannt worden sind, recht betrübende 
Erscheinungen, die sowohl vom tierzüchterischefl* 
sportlichen Standpunkte die größte Beachtung vei 
nomierat Munt ein an'n führt folgendes aus: Die Zä! 
burgischen Hengste ist um 19 vermehrt, so daß nach 
wenigen abgekörten Hengste reichlich 80 gekörte DeckJ 
Verfügung stehen, ln früherer Zeit wurde immer mit 
barkeit der oldenburger Hengste Reklame gemacht, 

Recht. Wer die staatlichen Bekanntmachungen liest im 
mit der Wirklichkeit beschäftigt, weiß, daß die Stuten "I 
„güst“ bleiben, daß so manches Fohlen direkt nach <1 
oder etwas später an Fohlenlähme eingeht, daß oft in 1 
triebe drei und mehr Stuten verfehlen. Wenn man in 
kreisen herumhört, dann bekommt man die ziemlich a 
Ansicht zu hören: das kommt von dem und dem Hengst} 

Zeit war ungünstig, so daß die Stuten nicht mehr träehti 
oder das Futter hat das Verfohlen verursacht, was in äu 
ringen Fällen einmal zutreffen kann, wälirend ein VerfohÜ 
den Gebrauch der hochtragenden Stuten im Geschirr nach 
wirklicher Pferdekenner zu den größten Seltenheiten ge 
Und nun sei die Wahrheit über die*se bedeutenden Vorkd 
bekannt: das Verfehlen der Stuten, die Fohlenlähme derj 
und das Güstbleiben der Stuten stehen in innigem Zusamro 
und sind Folgen der Infektion bestimmter kleiner Bakterie! 
die Geschlechtswege eingewandert sind. Werden diese 
wozu die tierärztliche Heilkunst jetzt genügend wirksam 
mittel besitzt, so h#Jjcn wir alle schlimmen Ursachen besei[ 
erhalten gesunde undT^btmsfähige Fohlen, und einen sehr* 

Prozentsatz tragender Stute J Tf>‘ ne l ir als bislang, also u m 
Werte mehr in der PferdezuchtVJiiJgehört aber ungeheuer ‘v 
dazu, ehe man die meisten Pfn..i..TlT>fa*fervon ihrer vorgefaßten 
Meinung abbringt und diese sich entschlielülltti?* 1 rec htzeitig an 
einen Tierarzt zu wenden. Durch die UnkenntrÄJ iriMMl ' r Züchter 
und namentlich durch die Gleichgültigkeit dorsI^NlL" vi 
hundert Fohlen jährlich i„, ,~2Z 

jedem Verdacht sollte man gleich einen Tioi wvt V " 
namentlich bei Fohlenlähme, während man hier meb!t 
wartet bis das Tier 40 Grad und mehr hat und S ^ 

rn'll. Dann ist es vielfach zu spät, wenn es auch oft r 11 

Transfusion des Blutes der Mutterstute dem jungen jSüi* 4, 
Lebenskraft zu geben, daß es mit dem Leben datonkn' en s <>vie 
die höchste Zeit, daß die Pferdezüchter sich JlS mmt ‘ Es i s1 
und ihre Stuten in dem einen oder anderen Falle recht 7 !^ Cl .‘ Iioße » 
a^en. — Daß es vorkommt, daß der Hengst StiUtf lt,§r , ,m Pfer 
Weißfluß behaftet sind, andere Stuten ansteckt^soll nichf’v dle mit 
werden, das beruht dann auf Unkenntnis des betreffen 1 b T S T tr 'do r 
Halters. Diese Fälle sind indes seltener. - Auf S Ä? H ^g st . 
beiden Zuchtverbänden des Oldenburger Landes den obitll 6 £? uß »r 
weit mehr Beachtung als bisher geschenkt werden 7" Era.g 0r 
hangt ja. die Zahl der abzusetzenden Fohlen direkt rt ,f nn da.m!< 
Daß auch die Besichtigung der Nachzucht verschieden~ - US tr mIn °n 
für die Hochzuchtgebiete im Lande Beachtung vn.^~ er Eenprstc 
anderen Pferdezuchtgebieten Deutschlands soll nicht' 011 * ' 
bleiben. — Die trefflichen und zeitgemäßen Ausführung«' ' 



W 1 0 | ^ 

unerw ähnl 
au«. 


615 


gezeichneten Tiierkenners Huntemann werden nicht verfehlen in 
allen Kreisen, die sich mit der Tierzucht, der Tierheilkunde und 
dem Sport beschäftigen, begreifliches Aufsehen zu erregen. S. M. 


Staatsvoterlnärknnde, Aislaadsdlaost and Versichernagswesaa. 

Stand der Tierseuchen. 

Deutsch - Österreich. Woche vom 25. Mai bis 1. Juni 1921: 
Maul - und Klauenseuche: 41 Bezirke mit 104 Gemeinden 
und 471 Höfen; Rotz: 5 Bezirke mit 5 Gemeinden und 6 Höfen; 
Bläschenausschlag: 8 Bezirke mit 4 Gemeinden und 4 
Höfen; Räude: 56 Bezirke mit 140 Gemeinden und 305 Höfen; 
Wut: 3 Bezirke mit 5 Gemeinden und 5 Höfen; Schweine- 
p e s t: 25 Bezirke mit 45 Gemeinden und 72 Höfen; Schweine¬ 
rotlauf: 31 Bezirke mit 61 Gemeinden und 130 Höfen; G^e - 
flügelcholera: 5 Bezirke mit 5 Höfen; Tuberkulose: 
4. Bezirk mit 1 Hof. 


Niederösterreich-Land. Woche vom 28. Mai bis 3. Juni 1921: 
Maul- und Klauenseuche: 8 Bezirke mit 21 Gemeinden 
und 62 Höfen; Bläschenausschlag: 1 Bezirk mit 2 Ge¬ 
meinden und 5 Höfen; Räude: 16 Bezirke mit 48 Gemeinden 
und 56 Höfen; Schweinepest: 11 Bezirke mit 20 Gemeinden 
und 32 Höfen; Rotlauf: 18 Bezirke mit 59 Gemeinden und 
120 Höfen. 


Schweiz. Woche vom 6.—12. Juni 1921: Maul - u. Klauen¬ 
seuche: 14 Kantone mit 26 Bezirken mit 34 Gemeinden uiul 113 
Gehöften bezw. Weiden; Rauschbrand: 5 Kantone mit 9 Be¬ 
zirken mit 11 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (eitnschl. 
Stäbchenrotläuf und Schweinepest): 12 Kantone mit 40 Bezirken 
mit 59 Gemeinden und 73 Gehöften; Milzbrand: 2 Kantone 
mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden. 


Laadwirteehaft, fitteraütteUrande and Ernährangswesen. 

Das reifende Brotgetreide. 

Nach den amtlichen Beobachtungen des Wachstums, wie sie 
die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanze n- 
s c h u t z für Roggen und Weizen seit einigen Jahren plan¬ 
mäßig durchführt, wendet sich das Hauptinteresse selbstverständ¬ 
lich dem eigentlichen Brotgetreide, dem Korn; zu. Für die Be¬ 
obachtung des Wachstums des Roggens und des Weizens sind im 
gamzen Lande zwischen 1200 und 1300 Beobachter aufgestellt, die 
der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Beginn und 
Dauer der Blüte, den Verlauf, Regen und Trockenheit usw. melden. 
Die Berichte lauten im allgemeinen günstig, zumTeil 
sehr günstig, so daß mindestens eine guteMittel- 
ernte zu erwarten ist. Einzelne Berichte sprechen davon, daß 
der Roggen so gut steht, wie schon seit Jahren nicht. 

Die Schätzung für die Schnittreife ergibt für Nieder- 
bayern und Pfalz 14. Juli, Unterfranken 15. Juli, Mittelfranken und 
Oberpfalz 16. Juli, Oberbayern 20. Juli, Oberfranken 22. Juli und 
Schwaben 24. Juli. Die Trockenheit fast in ganz Nordbayern, auch 
in der Pfalz und iln Niederbayern hat zeitweise die stärksten Be¬ 
fürchtungen laut werden lassen, doch ist der Regen noch rechtzeitig 
gekommen und das Wintergetreide hat die Folgen der Trockenheit 
nahezu vollständig überwunden. 



616 


Die Berichte über den Stand des Weizens lauten fast 
ausnahmslos äußerst günstig. Es wird darauf ankommen, 
ob sich heuer der Brand in stärkerem Maße einstellt. Im Vorjahre 
ist zwar viel Saat gut gebeizt worden, aber doch nicht im nötigen 
Ausmaß. Der ungeheizte Weizen ist natürlich viel mehr gefährdet. 

In Bayern, dessen landwirtschaftliche Bevölkerung glück¬ 
licherweise noch gegen 35 v. H. der Gesamtbevölkerung ausmacht, 
gegen nur 26 v. H. im gesamten Reichsgebiet, ist zwar der Rück- 
gangüer Ernteerträge noch nicht so stark her¬ 
vorgetreten, wie vor allem iin Norddeutschland, 
aber allein in der Zeit von 1916—1919 hat sich in Bayern die Zahl 
des nicht bestellten Ackerlandes und der Brachfelder um 20 000 
Hektar vermehrt und die Getreideernte ergab 1919, soweit sich 
aus den nicht mehr ganz einwandfreien Erhebungen schließen läßt, 
um 9,3 Millionen Doppelzentner weniger als im Durchschnitt von 
1901/10. In Norddeutschland haben im Jahre 1920 die Erträge an 
Brotgetreide vielfach einen verhängnisvollen Tiefstand erreicht. 
Diese Angaben gelten für den Gesamtertrag. Berücksichtigt man 
den Ertrag des Hektars, so stehen die Verhältnisse in Bayern 
recht ungünstig. Während Bayern noch vor etwa 40 
Jahren im Hektarertrag der meisten Feldfrüchte den 
Reichsdurchschnitt übertraf, hat sich seitdem 
das Verhältnis umgekehrt und Bayern steht nun unter 
den deutschen Ländern an drittletzter Stelle. Nur Württemberg 
und Hohenzollern lieferten schon in der Vorkriegszeit geringere 
Hektarerträge. In der Periode von 1878 bis 1913 sind die Hektar¬ 
erträge gestiegen, z. B. bei Roggen in Bayern um 25,6 v. H., im 
Reichsdurchschnitt um 83,8 v. H. Das Zurückbleiben Bayerns und 
noch mehr Württembergs beruht hauptsächlich auf dem ge* 
ringen Verbrauch von Kunstdünger. 

Von diesem Gedanken ausgehend, hat Prof. Dr. H i 11 n e r 
eine Organisation angeregt, derem Aufgabe darin be¬ 
steht, eine richtige Kunstdüngeranwendung und 
alle sonstigen für die erhöhte Erzeugung notwendigen Maßnahmen 
rascher einzubürgern. Die Englieder der Organisation, die Ver¬ 
trauensleute, sollen ähnlich wie die schon wirkenden Beizobmänmer 
in jeder Gemeinde tätig sein, sie sollen den übrigen Landwirten 
mit Rat und Tat zur Seite stehen. An der Durchführung dieser Or¬ 
ganisation wird gegenwärtig eifrig gearbeitet. Das Landwirt- 
sc haftsminist e-rium hat verfügt, daß die Land- 
wirtschaftsr.äte, Saatzuchkjnspektoren u. s. w. 
Auskunftsstellen für Pflanzenbau u. Pflanzen¬ 
schutz sind. An diese Auskunftsstellen wenden sich die Ver¬ 
trauensleute. 


Das Auftreten der Kriebelmücke in Oberösterreidi. 

Seit kurzer Zeit tritt ein sehr gefährliches Insekt im den Alpen 
und Weideplätzen auf, eine 3 Zentimeter lange Mücke, die das Vieh 
auf den Weideplätzen in Schwärmen überfällt und es durch Aus¬ 
saugen des Blutes mit dem Stachelrüssel tötet. Wie nun feststeht, 
trat diese Mücke, Kriebelmücke genannt, zuerst in den Donau- 
Überschwemmungsgebieten von Waidhofen a. Ybbs, 
Amstetten, Scheibbs und Melk (Österreich) auf und nahm im 
Schwärmen den Weg aufwärts. Ungefähr 200 Stück. Horn- 
v i e h sind durch das Auftreten der Mücke in Oberösterreich schon 
verendet. Sie ähnelt der in Ungarn auftretenden berüchtigten 


617 


Kolumbäcser-Mücke, die ebenfalls dem Yieli sehr gefährlich ist. Die 
Kriebelmücke setzt sich beim Vieh an der Kehle, dem Bauch und 
wenig behaarten Körperteilen fest. In Stallungen dringt dieser 
Schädling nicht ein. Das Bundesministerium für Land- und Forst¬ 
wirtschaft in Österreich hat in die bedrohten Gegenden einen Pro¬ 
fessor der Tierärztlichen Hochschule zur Untersuchung etc. ent¬ 
sandt. . 


Die Wanderausstellung 1922. 

Auf der in Anwesenheit des bayerischen Landwirtschafts¬ 
ministers Wutzlhofer in Leipzig abgehaltenen 88. Hauptversamm¬ 
lung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde als Ort für 
die Wanderausstellung des nächsten Jahres endgültig Nürn¬ 
berg festgesetzt. Als Ausstellungsort 1928 wurde Hamburg in 
Aussicht genommen. Die nächste Herbsttagung der Deutschen 
Landwirtschaftsgesellschaft, die jetzt über 23 000 Mitglieder um¬ 
faßt, findet voraussichtlich in Weimar statt. 


Schlachtviehpreise. 

Preisberichtstabelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. 
(D. Schlacht- u. Viehhof-Ztg., 1921, Nr. 10.) 


Ort 

Datum 

Schlachtviehpreise in Mark für Zentner 
Lebendgewicht 

Rinder 

Ochsen 

Bullen 

Kühe 

Kälber 

Schafe 

Schweine 

Berlin .... 

16. II. 

350—775 

500-1100 

550—800 

800—1100 

Breslau . . . 

16. II. 

200—825 

500—1000 

300—700 

800—1300 

Magdeburg . . 

15. II. 

300—850 

500—1200 

500-700 

1000—1350 

Dresden . . . 

— 

— 

— 

— 

— 

Leipzig . . . 

— 

— 

,— 

— 

— 

Chemnitz. . . 

14. II. 

350-850 

600-950 

600—850 

900—1400 

Zwickau . . . 

14. II. 

450—870 

— 

550-950 

1000—1500 

Hannover . . 

16. II. 

300—850 

600—900 

400-625 

600—1300 

Hamburg. . . 

10./15. II. 

300—915 

500—1130 

450—800 

900—1350 

Altona .... 

10./15. II. 

300—900 

700—1200 

400—800 

900-1350 

Dortmund . . 

14. II. 

400—1000 

500-1050 

450—750 

1200—1400 

Elberfeld . . . 

14. II. 

400—1025 

500—1100 

600-700 

900-1400 

Essen .... 

14. II. 

400-950 

500—1250 

450—750 

800—1450 

Köln a. Rh. . . 

14. II. 

450—1000 

450—1400 

550-750 

1000—1450 

Coblenz . . . 

— 

— 

— 

— 

_ 

Frankfurt a. M. 

10 /14. II. 

400-950 

600—1000 

600-775 

1100-1500 

Mannheim . . 

14. II. 

400—980 

680—1000 

400—700 

1200—1400 

Stuttgart . , . 

10./15. II. 

250—740 

600—840 

— 

880—1100 

Nürnberg . . 

— 

— 

— 

— 

— 

München . . . 

11. II. 

360—820 

700-900 

— 

1050—1350 


Hochschulnachrichten. 

Aufruf zur Errichtung eines Schütz»Denkmals. 

Im November des vergangenen Jahres ist der Altmeister der 
pathologischen Anatomie, Geheimrat Prof. Dr. Schütz aus dem 
Leben abberufen worden. Mit ihm ging einer unserer Besten dahin! 





Über 50 Jahre hat er in rastloser Arbeit der Wissenschaft gedient 
und war während seiner langjährigen Lehrtätigkeit vielen Schülern 
nicht nur Lehrer, sondern auch Freund und Berater, der an jeder 
Bewegung des Geisteslebens reichen Anteil nahm. Wie er, ver¬ 
stand es keiner, seine Hörer mitzureißen und zu begeistern und 
nur diejenigen, die das Glück hatten, seinen Worten lauschen zu 
dürfen, können die Größe des Verlustes, der die deutsche tierärzt¬ 
liche Wissenschaft betroffen hat, voll und'ganz ermessen. Nun 
ruht sein Leib in kühler Erde, aber sein Geist wird in seinen 
Werken und seinen Schülern fortleben zum Nutzen unsererWissen- 
schaft! 

Die Unterzeichneten erachten es für eine vornehme Pflicht, 
durch ein Denkmal das Gedächtnis an Wilhelm Schütz auch 
bei kommenden Geschlechtern wach zu halten und wenden sich 
an die Schüler, Freunde und Verehrer des Entschlafenen mit der 
Bitte um Beiträge zur Errichtung eines würdigen Standbildes. 

Beiträge sind unter der Bezeichnung „Schütz-Ehrung“ an die 
Zweigstelle L der Deutschen Bank, Berlin, Chausseestraße 11, zu 
senden. Uber die einlaufenden Beiträge wird in unseren Wochen¬ 
schriften durch Prof. Neumann - Berlin quittiert werden. 

Geh. Bat Prof. Dr. Abderhalden, Halle a. S.; Generalobervet. 
a. D. Alb recht, Berlin; Prof. Dr. Angeln ff, Sofia; Ministe¬ 
rialrat Dr. B e i 1 i n g, Darmstadt; Geh. Rat Prof. Dr. Boether, 
Hannover; Präsident Dr. B u m m, Berlin; Prof. Dr. Casper, 
Breslau; Prof. Dr. Eber, Leipzig; Stabsveterinär Dr. Eber¬ 
beck, Berlin; Geh. Rat Prof. Dr. Eberl ein, Rektor der Tier- 
ärztl. Hochschule Berlin im Namen des Professorenkollegiums; 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Edelmann, Dresden; Geh. Rat Prof. 
Dr. E 1 l.e n b e r g e r, Dresden; Dr. Ernst, Schleißheim; Ober- 
Reg.-Rat F e h s e n m e i e r, Karlsruhe; Prof. Dr. Frei, Zürich; 
Schlachthofdirektor Dr. G a r t h, Darmstadt; Ministerialrat Dr. 
Gas teiger, München; General-Insp. Dr. G r am m 1 i ch-Ber¬ 
lin; Geh. Vet.-Rat Dr. Greve, Oldenburg; Bezirktstierarzt 
Groll- Traunstein; Geh. t Oberreg.-Rat Dr. H e 11 i c h, Berlin; 
Geh. Rat Prof. Dr. Hobstetter, Jena; Dr. Hock, Berlin; 
Kreistierarzt Dr. H o 11 a n d t, Königsberg j. Pr.; Geh. Hofrat Prof. 
Dr. v. Huty ra, Budapest; Prof. Dr. J a k o b, Utrecht; Geh. 
Obermed.-Rat Prof. Dr. J o e s t, Dresden; Landesvet.-Rat Jörn, 
Schwerin; Ministerialdirektor Prof. Dr. Kirchner, Berlin; Prof. 
Dr. Kleine, Berlin; Dr. Krause, Berlin; Generaloberveterinär 
Dr. Kühn, Hannover; Prof. Dr. Künnemann, Hannover; 
Reg.- und Geh. Vet.-Rat Dr. Lichtenheld, Weimar; Geh. Rat 
Prof. Dr. Lübars ch, Berlin; Prof. Dr. L ü p k e, Stuttgart; 
Generalveterinär Dr. L u d e w i g, Altona; Prof. Dr. Marek, 
Budapest; Geheimrat Prof Dr. Martin, Gießen; Prof. Dr. M i e fi¬ 
ne r, Hannover; Reg.-Rat Müssemeie r, Potsdam; Geh. Rat 
Prof. Dr. N e u f e 1 d, Berlin; Prof. Dr. N e u m an n, Berlin; Geh. 
Oberreg.-Rat Dr. Nevermann, Berlin; Prof. Dr. N ö 11 e r, Ber¬ 
lin; Reg.-Vet.-Rat Dr. Oehmcke, Braunschweig; Geh. Rat Prof. 
Dr. O 11, Gießen; Prof. Dr. Peter, Hamburg; Vet.-Rat Dr. P i 1- 
w a t, Beckum; Prof. Dr. Reinhardt, Rostock; Oberreg.-Rat 
Dr. Richter, Dessau; Prof. Dr. R i e v e 1, Rektor der TierärztL 
Hochschule Hannover; Reg.- und Vet.-Rat Rust, Breslau; Dr. 
Schauder, Gießen; Prof. Dr. Schern, Kolberg; Ministerial¬ 
rat Dr. Schotte, Weimar; General-Oberveterinär Dr. Schultz, 
Münster i. W.; Geh. Rat Prof. Dr. Stoß, Zürich; Tierarzt Train, 


619 


Baruth, für den Reichs verband prakt. Tierärzte; Geh. Rat Prof. 
Dr. Uhlenhuth, Marburg; Geh. Hofrat Prof. Dr. V o g e 1, 
München; Geh. Rat Dr. W e h r 1 e, Berlin-Dahlem; Dr. Wo lff, 

Berlin. 


Japan und die deutsche Medizin. Der japanische Arzt Dr. Mi&- 
dera aus Tokio gab auf dem Kongreß detr deutschen Balneo- 
logischen Gesellschaft und des Deutschen Bäderver¬ 
bandes in Wiesbaden folgende Erklärung der japani¬ 
schen Ärzte ab: Ich benütze diese Gelegenheit, um die Er¬ 
klärung vieler japanischer'Ärzte und Professoren zu wiederholen, 
daß wir japanischen Ärzte unbeirrt durch die im Interesse der 
Kultur beklagenswerten kriegerischen Ereignisse der letzten Jahre 
nach wie vor von tiefer Sympathie und Bewunderung für die 
deutsche Medizin und ihre Träger erfüllt sind und daß wir mit 
Maßnahmen, die andere Nationen oder einzelne ihrer Angehörigen 
gegen deutsche Ärzte ergriffen haben, nichts zu tun haben. Das 
gilt nicht nur für die japanischen Ärzte, sondern auch für die japa¬ 
nische Regierung. Diese hat niemals, wie mir ausdrücklich der 
japanische Botschafter in Berlin bestätigt hat, lilrgend einen feind¬ 
seligen Akt gegen deutsche Ärzte gebilligt. Wenn einmal in den 
letzten Jahren zwei japanische Gelehrte, die keine 
Ärzte waren, auf einer internationalen Versammlung sich 
eimem Schritt gegen deutsche Gelehrte anschlossen, so taten sie 
es nur für ihre Person und als Vertreter eines kleinen 
a k ä d e m i s c h e n Ve r e i n s. 


Hannover. Frequenz im Sommfer-Semester 1921. Zahl der 
. Veterinär-Studierenden 427; hievon im I. Semester 34; Approba¬ 
tionskandidaten 32, Hospitanten 6; mithin insgesamt Hörer: 465. 


Wien. Frequenz. Im laufeinden Semester sind an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule 681 Studierende einschließlich Examenskandi¬ 
daten immatrikuliert. Neu immatrikuliert sind davon 80 (33 iin 
I. Semester, 45 von anderen Hochschulen). Nicht immatrikuliert: 
9 Hörer. 


Zürich. Tierärztliche Fakultät der Universität. Unter 1493 Stu¬ 
dierenden der Züricher Universität sind 46 immatrikulierte Vete¬ 
rinärstudenten einschließlich Examenskandidaten. Davon 5 neu 
immatrikuliert; 4 im I. Semester, 1 von einer anderen Hochschule. 


Personalien. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Arnold Alias, 
prakt. Tierarzt in Lichtenfels (Oberfranken). Dissertation: „Sta¬ 
tistischer Beitrag über die Befunde von Infektions- und Invasionsr 
krankheiten bei Schlachttieren im Gesamtgebiete des Deutschen 
Reiches während der Jahre 1904—1912“. Ludwig Hüttenreiter, 
Tierarzt aus München. Dissertation: „Über fibrinöse Pneumonie 
beim Hunde“. (Tierpatholog. Institut der Universität: Dr. Th. Kitt). 
Tierarzt Emil Meller ans München. Dissertation: „Pferdeschweiß 
als Nährboden und Träger von Antikörpern nebst Versuchen mit 
Epithel und Linsenpräcipität“. (Tierpatholog. Institut der Uni¬ 
versität: Dr. Th. Kitt). Tierarzt Joseph Mörtl aus Oderberg bei 



620 


Traunstein. Dissertation: „Über den Einfluß löslicher Kalk salze auf 
die Zuckerbestimmung mittels Fehlingseher Lösung“. (Tierphysiolog. 
Institut der Universität: Dr. Yoit). 


Bticherschau. 

Dienstaltersliste der Veterinäroffiziere des Reichsheeres. Nach 
amtlichen Quellen vbn Oberstabsveterinär Dr. W. Müller, 
Referent im Reichsministerium (Veterinär-Inspektion). Stand 
vom 1. Mai 1921. Berlin 1921, Verlag von E. S. Mittler & Sohn. 

Die Liste enthält eine äußerst gewissenhafte Aufstellung der 
Veterinäroffiziere unseres Reiehsheeres nach Alter, Approbations¬ 
jahr, erste Anstellung und Vorrückungen, Haushaltstelle, Dienst¬ 
stelle und Standort. In einem weiteren Abschnitt ist die Verteilung 
der Veterinäroffiziere auf Behörden und Truppen (Dienststellen) 
angegeben. Wir sehen hier die dem Reichswehrministerium unter¬ 
stellten Veterinäre (Veterinär-Inspektion und Waffenamt). Es 
reihen sich an die Militärlehrschmieden in Berlin, Hannover und 
München. Sodann folgt das Heeresveterinäruntersuchungsamt mit 
einem Vorstand und drei Assistenten (Stabsveterinäre), ferner das 
Veterinärdepot, die Kavallerieschule, die Artillerieschule in Jüter¬ 
bog, die Infanterieschule in München und endlich die Veterinäre 
der Gruppenkommandos I, Berlin, und II, Cassel. Den Schluß bildet 
die Verteilung unserer Veterinäroffiziere auf die 7 Divisionen und 
3 Kavallerie-Divisionen. Das Schriftchen, im Verlag von E. S. 
Mittler & Sohn erschienen, dürfte als erstes in seiner Art großes 
Interesse verdienen. _ Ma, 

Festschrift der vet.-med. Fakultät der Universität Zürich zur Feier 
des hundertjährigen Bestehens der Tierärztlichen Universitäts¬ 
anstalt in Zürich. 1820—1920. Druck: Art. Institut Orell Füßli, 
Zürich 1921. 

Im Jahre 1920 konnte die tierärztliche Lehranstalt in Zürich, 
jetzt veterinärmedizinische Fakultät der dortigen Universität, auf 
ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Diesem denkwürdigen 
Umstand ist eine, Festschrift gewidmet, in der eine Anzahl von 
Dozenten der Fakultät der Hundertjahrfeier einen sichtbaren Aus¬ 
druck verliehen haben. Zunächst gibt Zs ch ojt k e einen hoch¬ 
interessanten Abriiß aus der Geschichte der Anstalt über die im 
Jahre 1820—1920. Wir sehen, wie aus dem unscheinbaren Pflänz¬ 
chen, dem immer wieder, teils aus äußeren, teils aus inneren Ein¬ 
flüssen heraus, die Vernichtung drohte, doch allen Gefahren zum 
Trotz nach und nach, oft durch das Eingreifen eines oder einiger 
aufrechter, pflichtbewußter und für ihren Stand begeisterter Män¬ 
ner sich eine Anstalt entwickelte, die heutzutage eine weit über . 
die Grenzen der engeren Heimat hinaus reichende Bedeutung er¬ 
langt hat. Man muß diese hochinteressante Geschichte selbst lesen! 
Man möchte fast sagen, daß darin auch ein Jahrhundert eines ge¬ 
wissen Teiles der schweizerischen Landesgeschichte sich spiegelt. 
Bereichert ist dieser geschichtliche Teil durch wohlgelungene 
Wiedergaben der Bildnisse von Rud. Z a n g g e r (1826—1882), 
J.Meier (1831—1895) und Joh. Hirzel (1854—1905). Fü^ die 
Münchener Schwesteranstalt ist derselbe auch dadurch interessant, 
daß der Münchener Altnfeister Prof. J. F e s e r an der Züricher 
Schule seine akademische Laufbahn begonnen hat: „Im Jahre 1865 
wurde Tierarzt J. Fes er aus München als klinischer Assistent und 
Prosektor engagiert und ihm die Vorlesungen über Pathologie, so¬ 
wie die Klinik übertragen an Stelle des zur Tilgung der Lungen- 



621 


seucbe abwesenden Direktors Zangger. Allein schon 1866 folgte 
F. einem Rufe als Professor an die Tierarzneischule München.“ 
Diesem rein historischen Teil folgt dann ein wertvoller wissen¬ 
schaftlicher Abschnitt und zwar:.Zs ch o k k e E.: Die Entzündung 
der Anconaen ; Z ietzschmannO.: Über die Genitalmißbildung 
bei verschiedengeschlechtigen Zwillingen des Rindes; Ehrhardt 
J.: Die schweizerische Haustierzucht; RusterholzA.: Das spe¬ 
zifisch-traumatische Klauensohlengeschwür'des Rindes; Frei W.; 
Theorie und Praxis; B ü rg i O.: Uber Augengeschwülste; Acker- 
knecht E.: Über Höhlen und Spalten des Säugetierkörpers..— 
Jede von diesen Arbeiten bringt etwas ganz Neues und teilweise 
sind dieselben durch vorzügliche gelungene Abbildungen und sof 
gar durch eine prächtige, in Farbdruck hergestellte Tafel (das 
traumatische Klauensohlengeschwür des Rindes) bereichert. Wir 
behalten uns vor, auf den wissenschaftlichen Inhalt der einzelnen 
Arbeiten, da bilefür in dieser kurzen Besprechung kein Raum ist ? 
später bei Gelegenheit in unserem Abschnitt „Referate“ noch näher 
einzugehen, da die Arbeiten nicht nur wissenschaftliche, sondern 
auch praktische Bedeutung haben. Ma. 


Eingesandt. 

Gesundes Wohnen. Gesund können wir wohnen in guten und 
schlechten Wohnungen. In guten selbstverständlich leichter als 
in schlechten", aber wir können ebenso ungesund wohnen in guten 
Wohnungen; das wird ganz von unserem Verstände abhängen, von 
der Wichtigkeit, die wir der Gesundheit im allgemeinen und dem 
gesunden Wohnen im besonderen beimessen. Die hauptsächlichste 
Aufgabe der menschlichen Wohnung besteht im Schutze gegen 
Unbilden und Gefahren der Witterung, in ihrem Innern muß ein 
von der Außenwelt unabhängiges, unser Wohlbefinden förderndes 
künstliches Klima geschaffen werden. Nicht immer gelingt es uns, 
im Wohnhause auch einen Hort unserer Gesundheit zu finden, wir 
schließen nicht nur die Unbilden der Witterung aus, sondern auch 
Licht, Luft und Wärme und erzeugen im dem Bollwerke gegen 
Krankheiten eine Quelle .selbstgeschaffener Gefahren. Mit dem 
Witterungsschutze allein ist die Aufgabe des Hauses nicht erfüllt. 
In einem gesunden Hause müssen genügend Räume für Forde¬ 
rungen des täglichen Lebens vorhanden sein, Schlaf-, Wohn- und 
Küchenräume und zwar in zweckmäßiger Verteilung. Dieser ge¬ 
sundheitlich höchst beherzigenswerte Aufsatz erschien in Folge 14 
der bekannten Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein 
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolgfe steht kostenfrei zur 
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 
für das Vierteljahr . , 

Bekanntmachung. 

Die nächste tierärztliche 

Versammlung in Ingolstadt 

findet, am Sonntag, den 10. Juli, vormittags 9 1 /* Uhr im Neben 
zi m mer des „C af4 Ludwig“ statt. 

Tagesordnung. 

1. Vortrag von Tierzuchtdirektor Braun, Pfaffenhofen: „Über die 
Unfruchtbarkeit der Rinder und das seuchenhafte Verfohlen und 
deren Bekämpfung“. 

2. Allgemeine Besprechung wie in den früheren Versammlungen. 



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623 



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Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter 
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2. 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewahrten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes 
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu 
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen. 

Die Schriftleitung. 


72. Jahrg. München, den 12. Juli 1921. Nr. 28. 


Inhalt: 

Originalartikel: Lichtenstern. (Forts, folgt.) — Stümpfler. — Referate. — 
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschulnach¬ 
richten). — Personalien. — Bücherschau. 


Über Geburtshilfe beim Pferd. 

Von Dr. G. Lichtenstern in Rotthalmünster. 

I. Allgemeiner Teil. 

Die Arbeiten von Lin dhörst 1 ', P f 1 a u z 2 ', Lind¬ 
horst u. Drahn 3 ' und J ö h n k 4 ' beweisen, daß geburts¬ 
hilfliches Können deutscher Tierärzte bei unseren Haus¬ 
tieren einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat. 
Wenn nicht gegenwärtig die Ausbildung der jungen Tier¬ 
ärzte in der Geburtshilfe hier in Süddeutschland stiefmütter¬ 
licher als sonst behandelt würde, könnte ich es mir schenken 
zu Eingang meiner Arbeit die Wichtigkeit der Geburtshilfe 
für unseren Stand und für das Nationalvermögen besonders 
zu beleuchten. Für uns Praktiker ist es ein Satz von Grund, 
daß der Tierarzt durch gewissenhaftes Arbeiten bei geburts¬ 
hilflichen Verrichtungen in der Lage ist ungeheure ‘ Werte 
dem Nationalvermögen zu erhalten und die Ernährungsver¬ 
hältnisse des Volkes günstig zu beeinflussen. Wenn Kol¬ 
lege J ö h n k in Oldenburg eben einen Rückblick über 1000 
Geburten beim Rind bringt, so kann man ersehen, wie hoch 
sich die Gesamtleistungen deutscher Tierärzte schätzungs- 

*' Uber die geburtshilfliche Entwickelung von Kälbern, die im 
Verhältnis zum Raum der Geburtswege zu groß sind, mit beson¬ 
derer Berücksichtigung der Embryotomie. Verlag Richard Schütz, 
Die Embryotomie des Brust- und Beckengürtels. Verlag 
Richard Schütz, Berlin. 

*' Praktikum der tierärztlichen Geburtshilfe. Verlag Richard 
Schütz, Berlin. 

Über Geburtshilfe beim Pferd. Monatshefte f. prakt. Tier¬ 
heilkunde. 









626 



weise beziffern lassen und wie wichtig sachgemäße Geburts¬ 
hilfe beim Tier in ihrem Verhältnis zum Staat ist. 

Die psychologischen Momente, die das Verhältnis der 
Geburtshilfe zu unserem Stand betreffen und die in erster 
Linie tierärztliches Ansehen, tierärztlichen Erwerh und 
Schaffensfreude stützen, sind ebenso wichtig. 

Nicht allein die kleinen Landleute bemessen das Gesamt¬ 
können eines Tierarztes mit Vorliebe nach seinen geburts¬ 
hilflichen Leistungen. Großgrundbesitzer mit bäuerlichem 
und blauem Blut haben gleiche Gewohnheiten; warum soll¬ 
ten sie auch nicht annehmen, daß eine stundenlange Embryo- 
tomie mit einer unsagbaren Anforderung an die Zähig¬ 
keit, Muskelkraft, Willensstärke, Selbstbeherrschung und 
Ruhe nicht auch den Schluß erlaubt, daß der Operateur 
auch in anderen Sachen des. Berufes und des Lebens sich 
analog verhält? 

Die tierärztliche Schaffensfreude bedarf im Leben eines 
Praktikers oft der Auffrischung; eine gut gelungene Ge¬ 
burt wird das in jedem Falle besorgen und etwas wie Würze 
in Widerwärtigkeiten des tierärztlichen Lebens streuen. 

Mögen es sich die Herren Kollegen angewöhnen alle Be¬ 
obachtungen iind Ereignisse bei einer Geburt genauestem 
zu notieren; es ist kaum glaublich, wie schwer das Gedächt¬ 
nis manchmal im Stiche läßt; mir sind einige Fälle ganz aus 
der Erinnerung geschwunden; nur der Gewohnheit in 
früheren Jahren, teilweise Übersichten zu veröffentlichen, 
verdanke ich die Möglichkeit im Folgenden berichten zu 
können. 

Die Geburtshilfe beim Pferde wird von manchen Kol¬ 
legen besonders gescheut. Die Verhältnisse sind von denen 
des Rindes sehr verschieden. Das macht das ganze Milieu. 
Hier im Rottale dreht sich alles um die Pferdezucht auf 
dem Hofe. Klappt bei einer Pferdegeburt etwas nicht, zeigt 
es sich, daß die Sache ohne Tierarzt nicht zu machen ist, so 
kommt eine unglaubliche Aufregung auf dem Hofe zustande. 
Man , lasse sich durch die allgemeine Nervosität, die auch 
sonst ruhige Bauernnaturen ergreift, nicht auch noch an¬ 
stecken und bewahre kühles Blut. Manches ist auch schlim¬ 
mer wie beim Rind; bei bösartigen Pferden kann man 
selbst zu Schaden kommen; die Wehentätigkeit ist bei man¬ 
chen Pferden unglaublich stark; auch die Größenverhält¬ 
nisse des Fohlens, besonders die Länge der Extremitäten 
eines Fohlens sind Anfängern oftmals eine gefährliche 
Klippe. Angenehm jedoch sind die weiten Beekenverhält- 
nisse bei der Stute, die mit allem versöhnen. 



627 


In den 10 Jahren von 1911 bis 1921 habe ich in 89 Fällen 
Geburtshilfe beim Pferde geleistet. Im allgemeinen handelt 
es sich um besonders komplizierte Fälle, da die hiesigen 
Züchter ohnehin viel Erfahrung und Gewandtheit besitzen. 
(Jöhnk in 12 Jahren 108 Fälle; Levens in 22 Jahren 
71 Fälle; T a pk e n in 30 Jahren 77 Fälle.) Die Fälle, die 
ich in gleicher Gegend während meiner 3jährigen Assistenz 
und Militärzeit erledigte, zähle ich nicht mit, da mir zum 
Teil die Aufzeichnungen fehlen; sie werden mich aber in 
die Nähe der Zahl bringen, die Jöhnk angibt. 

Um eine allgemeine Übersicht zu bringen führe ieh an, 
daß ich 47mal Vorderendlage, lmal Zwillinge, 20 mal Becken¬ 
endlage, 12mal Bauchquerlage, 4mal Torsio uteri, 4mal 
Anteflexio uteri und lmal Hydrocephalus beobachtet habe. 

Von den 89 Fällen wurden 74 Stuten, d. i. 83,1 % (Jöhnk 
76,8%; Tapken 64,1%) wiederhergestellt. 15 Stuten, 
d. i. 16,8% (Jöhnk 23,1%; Tapken 35,9%) gingen 
ein. In 34 Fällen, d. i. 38,0 % (Jöhnk 20,3 % ; T a p4c e n 
45,3 %) war die teilweise Embryotomie notwendig. Von 
diesen 34 Fällen gingen 6, d. s. 17,6 %, ein. In 8 Fällen, 
d. 8. 9,7 % (Jöhnk 15,7 %) konnte ein lebendes Fohlen 
entwickelt Werden. Von den 15 Verlusten konnte 4 mal die 
Geburt nicht vollendet werden: einmal wegen Erschöpfung 
(Fall 4); ein anderer Fall wegen tödlicher Verletzung des 
Muttertieres vor meinem Eintreffen (Fall 66). In einem Fall 
(Fall 23) beschränkte sich mein Eingriff auf die Feststellung 
des Geburtshindernisses; mit Rücksicht auf die vollständige 
Invalidität der Stute (Rehhuf) ließ der Besitzer das Mutter¬ 
tier töten. Diese beiden Fälle scheiden für die Berechnung 
der Erfolgsquote aus, so daß sich die Verluste auf 14,4 %' 
(Jöhnk 19,4%) berechnen lassen. 

Ich muß annehmen, daß das günstige Gesamtergebnis 
auf die Verwendung des Pflanzschen Extraktors und auf 
die möglichst schonende Entwickelung des Fohlens zurück¬ 
zuführen ist. Auffallend ist mir der hohe Prozentsatz der 
von Jöhnk lebend entwickelten Fohlen; darf ich viel¬ 
leicht daraus schließen, daß der Oldenburger Züchter rascher 
sich entschließt den Tierarzt beizuziehen? Bei dem großen 
Reichtum von Laiengeburtshelfern im Rottale bin ich oft 
erst nach mehrstündiger Arbeit von Empirikern oder Tier¬ 
ärzten beigezogen worden. [Fall 5, 6, 8, 12, 15, 17, 22, 26, 
33, 39, 40, 42, 43, 45, 48, 49, 51, 52, 54, 56, 57, 60, 66, 67, 68, 
70, 71, 72, 76, 78, 80, 82.] 

Bei Pferdegeburten tritt sehr bald anschließend an die 
ersten Wehen die vollständige Ablösung der Plazenta ein, 
90 daß die Föten raschen Asphyxie eingehen können. 



628 


Vo rberei tungdesßeburtshelf ers: Während 
ich selbst zu schweren Geburten beim Rind kaum mehr be¬ 
nötige als Malkmus-Messer, Augenhaken, Ivetten- u. Draht¬ 
säge und Stricke, ist für Pferdegeburten ein viel reichhalti¬ 
geres Instrumentarium nötig. Die geburtshilfliche Tätig¬ 
keit beim Pferde beginnt hier im Monat Januar, um ab Mitte 
Mai aufzuhören. Es gibt Ausnahmen, wenn Stuten auf der 
Weide oder sonstwie durch Zufall trächtig werden. Immer¬ 
hin habe ich in der zweiten Hälf td des Jahres genügend Zeit 
mein Instrumentarium durchzusehen,. reparieren und nö¬ 
tigenfalls ergänzen zu lassen. Bei Beginn der Geburten ist 
das Instrumentarium bereits in einen Lederkoffer komplett 
verstaut, so daß ich vor der Geburt nicht mehr mit der Ord¬ 
nung der Instrumente aufgehalteh bin und sofort nach 
meiner Benachrichtigung abfahren kann. Bei Pferdegebur¬ 
ten ist jede gewonnene Minute wertvoll. Die Vorbereitung 
des Geburtshelfers ist denkbar wichtig für den Ausgang 
der ganzen Sache. Man spricht von Antiseptik und Aseptik, 
aber eine Sache ist bisher wenig beachtet worden: die Ver¬ 
meidung von septischen Operationen während der geburts-^ 
hilflichen Saison. 

Beim Menschen ist das ja heutzutage ganz anders; schon 
kleinere Krankenhäuser beherbergen für septische und 
aseptische Fälle streng getrennte Räumlichkeiten; berühmte 
Chirurgen sind hier abergläubisch genau. Kein Tierarzt ist 
in der Lage sich von septischem Material vollständig fern 
zu halten; aber in der geburtshilflichen Saison ist es ein 
Gebot der tierärztlichen Kunst Berührungen mit septischem 
Material womöglich zu vermeiden. Man braucht auch wirk¬ 
lich zur Diagnostik mancher Krankheiten nicht jedesmal 
die Finger. Die vermehrte Heranziehung von Gummihand¬ 
schuhen ist zu -empfehlen, wenn notwendigerweise eine sep¬ 
tische Operation oder eine Sektion nicht zu vermeiden ist. 
Man hüte sich dann unmittelbar der Sache eine aseptische 
Operation bei der gleichen Tierart, wie sie normaliter eine 
Geburt darstellt, anzuschließen. Nur sorgfältige Desinfek¬ 
tion kann uns schlimme Erfahrungen ersparen. Am besten 
besorgen das ein warmes Wannenbad von längerer Dauer 
mit gleichzeitiger gründlicher Reinigung der Hände und 
frische Wäsche und Kleider. Es würde zu weit führen, 
wollte ich meine Erfahrungen hier anschließen: man ver¬ 
meide vor Vornahme einer Pferdegeburt die Berührung mit 
septischem Material; wenn nicht zu umgehen, bewerte man 
die gebräuchlichen Waschungen mit den üblichen Desinfek¬ 
tionsmitteln äußerst vorsichtig, selbst dann, wenn sie meh- 


629 


rere Male wiederholt werden. Ich habe mich daran gewöhnt 
septischen Verrichtungen, wie sie die Embryotomie abge¬ 
standener Früchte u. a. vorstellen, ein warmes Wannenbad 
anzuschließen, Arme und Hände mit warmer Sublimatlösung 
zu waschen und das gesamte mitgeführte Instrumentarium 
auszukochen. 

Ich habe mich daran gewöhnt bei Erhalt der ersten 
Kunde, sei es am Telephon oder durch Boten, mich über die 
Sache zu unterrichten: bei einiger Erfahrung gelingt es die 
Sachlage voraus richtig zu deuten. Man wird gut tun, die 
Stute bis zum Eintreffen führen zu lassen. Nach Jöhnk 
ist das gewaltsame Niederwerfen der Stuten gefährlich. Ich 
leiste dem Bufe des Tierbesitzers, wenn'irgend möglich, 
umgehend Folge. In den Zeiten vor dem Kriege hat sich 
der Kraftwagen dazu besonders geeignet. Heute kann man 
diese Fahrt nur auf besonderen Wunsch des Besitzers oder 
bei besonders wertvollen Muttertieren berechnen und sich 
im allgemeinen auf sein Pferd, Bad oder eigenen Beine 
verlassen. Die bedeutenden Gewichtsverhältnisse der ge¬ 
samten geburtshilflichen Ausrüstung, die annähernd 80 Pfd. 
betragen, wären in der Lage, den Tierarzt schon vor der Ge^ 
burt zu ermüden, wo es doch ratsam erscheint mit frischen 
Kräften an die Arbeit zu schreiten. 

Ich nehme folgendes Instrumentarium mit: 

1. Messer nach Malkmus-Hauptner (Kat.-Nr. 4560 und 
4561), 2. stumpfe und spitze Augenhaken, 3. Pflanzscher Ex¬ 
traktor; das Gestänge in doppelter Ausführung, 4. Pflanz- 
sches Embryotom, 5. mehrere Drahtsägen, 6. Messerkette 
nach Pflanz, 7. Messerkette nach Lindhorst, 8. verdecktes 
Messer nach Düetsch (H.-Kat. Nr. 4563), 9. scharfer Haken 
nach Lindhorst (H.-Kat. Nr. 4550 a), 10. Messer nach Kauf¬ 
mann (H.-Kat. Nr. 4565), 11. Schlingenführer nach Sand 
(H.-Kat. Nr. 4424) [leichte Ausführung], 12. ditto [schwere 
Ausführung], 13. Harmsscher Haken, 14. Injektionsspritze 
mit Morphium, 15. Desinfektionsmittel und Verbandtasche, 
16. Wurf zeug. (Fortsetzung folgt.) 


Phosphorvergiftnng bei einem Rinde. 

Von H. Stümpfler, praktischer Tierarzt, Eichstätt. 

Am 17. April 1921 wurde ich von einem Landwirt kon¬ 
sultiert, da ein Bind bei der Morgenfütterung das Futter 
versagt habe. In der Nacht vom 16. auf 17. April habe er 
unter den Barren der erkrankten Kalbin eine auf Brdt ge¬ 
strichene Phosphorlatwerge zur Battentilgung ausgelegt, die 




er in der Frühe nicht mehr vorgefunden habe. Nachdem 
die Bretterbarrikade nicht mehr an Ort und Stelle, sondern 
verschoben war, so vermute er, daß die Kalbin die Latwerge 
gefressen habe. 

Bei meinem Besuche am 17. April konnte ich folgenden 
Befund feststellen: Das Bind ist ein Vertreter des mittel¬ 
großen Fleckviehschlages in sehr gutem Ernährungszustände. 
Die Temperatur beträgt 38,5 0 C., der Puls ist zirka 60 bis 
70 mal in der Minute zu fühlen, die Atmung erfolgt 25 mal 
pro Minute und ist ohne nennenswerte Abweichung vom 
normalen Atemtyp. Die Temperatur der äußeren Haut ist 
regelmäßig über die ganze Körperoberfläche verteilt, die 
Ohren und Hörner fühlen sich warm an. Das Flotzmaul 
und der Nasenspiegel sind vollkommen trocken, die Nasen¬ 
löcher außerdem mit Staub beschmutzt. Das Wiederkauen 
ist vollkommen eingestellt, Magen- und Darmgeräusche sind 
zwar vorhanden, aber nur ganz schwach und in größeren 
Zeitabschnitten zu hören. Das Bülpsen erfolgt von Zeit zu 
Zeit, die aus der Maulhöhle entweichenden Magengase haben 
einen intensiven Geruch nach Phosphor. Mit dieser Fest¬ 
stellung war die Diagnose „Phosphorvergiftung“ gesichert. 
Eine Verätzung der Maulhöhle und Zunge konnte nicht 
nachgewiesen werden. Vorgelegtes Futter wurde nicht be¬ 
rührt. Die Behandlung bestand in der Verabreichung von 
Magnesia usta in Wasser, von Mehlbrei und schleimigem 
Getränk. 

Am 18. April war das Allgemeinbefinden des Bindes 
etwas besser (T. 39,2° C., P. 60—70, A. 20—25), es war 
nicht mehr so teilnahmslos, nahm auch etwas von dem vor¬ 
gelegten Futter auf, dagegen bestand zeitweise heftiges 
Muskelzittern insbesondere der Schultermuskulatur, so daß 
die Pulsabnahme am Herzen sehr erschwert wurde. Der 
Kot war fest-weich, die Darm- und Magengeräusche etwas 
lebhafter. Die chemische Untersuchung des Harnes ergab 
das Vorhandensein von sehr viel Gallefarbstoff (Biliverdin), 
so daß bereits auf eine Miterkrankung der Leber geschlossen 
werden konnte. Ikterische Verfärbungen der sichtbaren 
Schleimhäute waren nicht vorhanden, der Phosphorgeruch 
aus dem Maul war verschwunden. 

Am 19. April vormittags ^8 Uhr mußte zur Not¬ 
schlachtung des Bindes geschritten werden, obwohl mir der 
Besitzer kurz vorher Bescheid gab, daß er abermals eine 
leichte Besserung wahrzunehmen glaube. Der Zustand des 
Tierfcs verschlechterte sich ganz plötzlich, es stand nicht 
mehr auf, stöhnte fortwährend, schlug mit den Beinen, ver¬ 
drehte die Augen und legte den Kopf auf den Bücken. 



i 




631 

Die am 20. April vormittags vorgenommene Fleisch¬ 
beschau ergab folgenden Befund: Das Fleisch ist trocken, 
sehr fettreich, ohne Geruch, wird jedoch an frischen Schnitt¬ 
flächen hell- bis ziegelrot. Die Fleischlymphdrüsen (Darm¬ 
bein-, Lenden-, Kniefalten-, Kniekehlen-, Gesäßbein-, Bug- 
und Achseldrüsen) sowie die Brusteingangsdrüsen waren 
ohne jegliche Veränderung. Die Lunge ist puffig elastisch, 
gut kollabiert, auf dem Durchschnitt graurot. Die Lungen- 
lymphdrüsen sind bis auf eine, in der einige verkäste tuber¬ 
kulöse Knötchen gefunden wurden, ohne Veränderung. Das 
Herz enthält einzelne endokardiale Blutungen, punkt- und 
strichförmig, vereinzelt und in Nestern beisammenliegend. 
Die Milz und die Nieren sind normal. Die Leber ist ge¬ 
schwollen, von schmutzig-brauner Farbe, weicher, milzähn¬ 
licher Konsistenz, auf dem Querschnitt mit unzähligen Blu¬ 
tungspunkten durchsetzt. Das Leberparenchym wird schon 
durch ganz leichte Fingerdrücke in eine breiige Masse um¬ 
gewandelt. Der Magen- und Darmkanal weist alle Stadien 
der hämorrhagischen Gastro-Enteritis auf. Der Pansen ist 
am größten in Mitleidenschaft gezogen. Die Epitheldecke 
der Schleimhaut geht bei der Entfernung der aufliegenden 
Futtermassen in Fetzen mit weg wie wenn der Magen ge¬ 
kocht öder der Fäulnis längere Zeit ausgesetzt gewesen 
wäre. Darunter zeigt sich die Schleimhaut stark geschwollen 
und streifig bis fleckig in flächenhafter Ausdehnung gerötet, 
vom Hellrot bis zum tiefsten Dunkelrot. Die Schleimhaut 
des Labmagens ist ebenfalls stark geschwollen und blutig 
entzündet. Sowohl der Dünn- wie der Dickdarm sind mit 
wenigen Unterbrechungen in ihrem ganzen Verlaufe hämor¬ 
rhagisch entzündet. Phosphorgeruch konnte in keinem der 
4 Mägen mehr festgestellt werden, auch nicht beim festen 
Zusammenpressen von Mageninhalt mit der Hand. Die 
Kochprobe,' zu der aus verschiedenen Stellen Muskelfleisch 
entnommen, in Würfelform, geschnitten, in kaltem Wasser 
zugesetzt und 1 Stunde lang gekocht wurde, ergab weder 
Phosphorgerueh der Fleischbrühe noch auch des Fleisches. 
Beides hatte einen ausgezeichneten Geruch und schmeckte 
auch sehr gut. 

Auf Grund obigen Befundes wurde das Fleisch für 
minderwertig erklärt und zum menschlichen Genüsse frei¬ 
gegeben. Eine Erkrankung von Menschen ist auf den 
Fleischgenuß nicht vorgekommen. 

Ich übergebe diesen Fall deswegen der Öffentlichkeit, 
weil von einem Kollegen hinsichtlich der Genußtauglichkeit 
des Fleisches Bedenken geäußert wurden. 



632 


Reierate. 

Itltktiois- and IftvasionstaraikMtM. 

Dr. G. L a u f f - Harburg: Zur Behandlung der Maul¬ 
und Klauenseuche. (Deutsche Tierärztl. Wochen sehr., 1920, 
Nr. 31, S. 357.) 

L. stellt der symptomatischen Behandlung der Maul- u. Klauen¬ 
seuche die Schutzimpfung nach der Schleißheimer Methode gegen¬ 
über, die er bei zirka 700 Stück Vieh ausgeführt hat. Einen Er¬ 
folg der Impfung bestreitet der Autor nilcht, 
glaubt aber, nachdem er ihre verschiedenen Nachteile, wie schwere 
Beschaffung von Rekonvaleszentenblut, Schwierigkeit der. Wahl 
des geeignetsten Zeitpunktes zur Blutentnahme angeführt hat, 
daß sie keine ausgedehnte Verbreitung finden wird. Schließlich 
bekennt sich L. als Anhänger der Pettenkoferschen Grundwasser¬ 
lehre für die Entstehung der Maul- und Klauenseuche, denn ihr 
Erscheinen im Frühjahr, ihre Maximalhöhe im Sommer und das 
Abflauen im Herbste scheint nach den Beobachtungen von L. von 
den Schwankungen des Grundwasserspiegels abhängig zu sein. 

Me. 


Tierarzt-Assistent Lerche: Die Kokzidiose der Schafe. 

(Aus d. Institut d. Landw.-Kammer f. d. Prov. Sachsen in 
Halle a. S. — Deutsche Tierärztl.Wochenschr., 1920, Nr. 20, 
S. 228.) 

•An mehreren dem Institut zur Feststellung ihrer Krankheit 
eingelieferten Lämmern wurden bei negativem bakteriologischem 
Befunde im Darminhalte und in den Darmepithelien zahlreiche 
Kokzidien gefunden, damit ist zum erstenmale das Vor¬ 
kommen dieser Erkrankung bei Schafen ln 
Deutschland festgestellt worden, die noch in 7 wei¬ 
teren Herden der Provinz beobachtet wurde. Gewöhnlich werden 
Lämmer im Alter von. etwa 2 Monaten ergriffen. Die Kokzidiose 
äußert sich im Verweigern des Futters, Nasen- und Augenausfluß, 
Durchfall, später Verstopfung, Abgang schleimigen, mitunter blu-- 
tigen Kotes, i'n Herzstörungen, Knirschen mit den Zähnen, Stehen 
mit gekrümmtem Rücken, Abmagerung, Dahinsiechen, Tod nach 
14—28 Tagen, Mortaliitätsziffer zirka 30 %. Die Sektion ergibt als 
typische Veränderung: bis stecknadeikopfgrofie, grau« 
weiße Herde im Dünndarm, schleimiger Darm¬ 
katarrh, außerdem punktförmig e-B lutungen unter 
dem Epikard, Myodegeneration am Herzen, Lungenödem. Die 
Oocysten der Kokzidien, durchschnittlich 29 Mikra lang und 22 
Mikra breit, sporulieren in der Außenwelt nach 3—4 Tagen, aus 
den O.ocysten entstehen 4 kugelige Teilstücke, dieselben-strecken 
sich zu Ellipsen und werden zu Sporoblasten, in denen sich je 2 
Sporozoiten und ein Restkörper bilden. Werden die sporulierten 
Oocysten mit dem Futter aufgenommen, kriechen nach Einwirkung 
des Darmsaftes die Sporozoiten aus und dringen in die Darmepi- 
thelien ein. Dort entwickeln sich die Sporozoiten zu Kokzidiyn 
weiter. Das Scbäfkokzidium ist morphologisch und biologisch vom 
Kaninchenkokzidium verschieden. Dile medikamentöse Behandlung 
ist bisher erfolglos-, es ist deswegen wichtiger als der 
therapeutische Versuch: die Prophylaxe, die in 


633 


Beseitigung kranker und verdächtiger Tiere, sorgfältiger Ver¬ 
nichtung des Kotes und der Einrichtung von Weehselställen be¬ 
steht. Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Tagung der veterinärmedizinischen Fachgruppe 

am 2 0. und 2 1. Mai in Witzenhausen. 

(Schluß.) 

Wirtschaftliche Lage der Studierenden. 

Hierzu erstatten die Fachschaftsvertreter Bericht über die 
Verhältnisse an ihren Hochschulen. (Zusammenstellung erfolgt.) 
Die Facbschaften müssen vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete 
Erleichterungen erwirken. Zur Einrichtung sind Studierende, die 
mehrere Hochschulen kennen, infolge ihres weiteren Blickes be¬ 
sonders geeignet. Die Fachschaften müssen antiquare, brauch¬ 
bare Sachen zusammenfassen, die zum Teil in Zeitungen ange- 
boten werden, zum Teil von Pförtnern mit hohem Gewinn verkauft 
werden. Die Fachgruppe steht einmütig auf dem Standpunkte, 
daß unzeitmäßiger Lebenswandel ein schiefes Bild der wirtschaft¬ 
lichen Zwangslage der Kommilitonen verursacht und so die Lage 
aller Studierenden schwer gefährdet. Um einen Einblick in die 
Verhältnisse zu schaffen, sind an allen Hochschulen genaue Stati¬ 
stiken zu erheben, wie sie an der Technischen Hochschule Dresden 
vorbildlich hergestellt worden sind. Die Fachgruppe wird beim 
Reichsverband zur Zucht und Prüfung deutschen Halbblutes vor¬ 
stellig zwecks Herabsetzung der Eintrittspreise für Studierende. 

Die humanistische Fakultät. 

Außer dem Vorsitzenden wird: Herr Frey (Dresden) zum 
Studientag als Vertreter entsandt. Als Hospitanten nehmen teil: 
die Herren Wittenberg und H ö v e. Die Fachgruppe belegt 
den Grundgedanken der humanistischen Fakultät (besser huma¬ 
nistisches Prinzip, da keine neue Fakultät gemeint ist), um so mehr 
als unser Bildungsgang bisher oft nur die fachliche Ausbildung 
erzielte. Die Frage der humanistischen Fakultät ist für uns mit 
der Frage, ob Fakultät oder Hochschule verbunden und damit z. B. 
für die preußischen Hochschulen mit dem Anschluß an das Mini¬ 
sterium für Wissenschaft. Kunst und Fortbildung. Deshalb stellen 
sich die Vertreter der Fachschaften auf diesen Standpunkt; aus 
verwaltungstechnischen, finanziellen und allgemein-studentischen 
Gründen erscheint der Anschluß wünschenswert. Allerdings spre¬ 
chen die jetzigen Verhältnisse und finanzielle Unterstützungen 
wohl noch dagegen. Die Bildungsfrage im weiteren Sinne ist durch 
Erzüehungsgruppen, d. h. zum Beispiel Korporationen oder sonstige 
Gemeinschaften, die zu diesem Zweck zu bilden wären, geeignet, 
um Allgemeinbildung zu vervollkommnen, das Interesse an allge¬ 
meinen Fragen zu erwecken und die Erziehung zur Persönlichkeit 
und die Vervollkommnung der Menschen zu fördern. Dem Vorort 
wird zur Sitzung der Fachgruppen Vollmacht erteilt. 

Studienreform. 

Der Vorschlag der Gemeindetierärzte für Lehrstelle über 
Fleisch- und Milchhygiene wird gebilligt zur vollkommeneren Aus¬ 
bildung hierin (München). An der Tierärztlichen Hochschule Ber¬ 
lin sind bereits lateinisch-griechische Kurse eingeführt, über die 



634 


am Ende des Semesters von der Fachschaft berichtet wird. Zur 
Einführung in die Infektionskrankheiten des Menschen und zur 
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten wird von Seite des Vor¬ 
orts vorgeschlagen, überall Publikationen) und Demonstrationen, 
wie in Hannover, abzuhalten. Die Notwendigkeit der landwirt¬ 
schaftlichen Ausbildung geht aus dem engen Konnex von Land¬ 
wirtschaft und Tiermedizin hervor. Da z. B. die Werbung der 
Futtermittel und die Aufzucht unserer Haustiere im landwirtschaft¬ 
lichen Betriebe vor sich geht, muß jeder Tierarzt in Theorie und 
Praxis ein Mindestmaß von landwirtschaftlichen Kenntnissen und 
Fertigkeiten, haben. Hieraus erhellt die Notwendigkeit der prak¬ 
tischen Tätigkeit in der Landwirtschaft. Die Fachschaft Berlin 
weist darauf hin, daß der Tierarzt sich durch Sterilitätsbekämpfung 
um die Verbesserung der Tierzucht verdient machen kann. Wenn 
der Tierarzt so von verschiedenen Seiten in das -Gebiet der Tier¬ 
zucht vordringt, wird es ihm gelingen, sich erweiterte Erwerbs¬ 
möglichkeiten zu verschaffen. 

Der Ausbau der Praktika wird gewünscht, Führungen unter 
der Leitung von Dozenten nach Molkereien, Kadaververwertungs- 
fabriken, ferner Exkursionen nach Gestüten, Pferde- und Rinder- 
zuchtgebieten endlich Mustergütern. Es besteht der Wunsch, Semi- 
narien und Kolloquien abzuhalten, um eine innigere Fühlungnahme 
von Dozent und Student zu ermöglichen. So ließe sich mancher 
Fehlschlag vermeiden, da der Student schon vor dem Examen mit- 
arbeiten müßte und die Entscheidung der Reife fiele nicht allein 
auf das Examen. Die Fachschaft Berlin hält bei landwirtschaft¬ 
lichen Exkursionen ein Zusammenarbeiten mit landwirtschaftlichen 
Hochschulen für möglich. Der Vorsitzende empfiehlt den Fach- 
schaften genaue Vorschläge für alle Exkursionen in einem Se¬ 
mester auszuarbeiten und um Zuschüsse hierüber beim Ministe¬ 
rium nachzusuchen. Die gesamte Anatomie hat nach Situs und 
Terminologie die des Menschen zur Grundlage. Zwar sind für uns 
die großen Haustiere, besonders das Pferd, in ihrer Anatomie von 
entscheidender Bedeutung. Die Fachgruppe steht aber auf dem 
Standpunkte, daß die menschliche Anatomie mit Rücksicht auf ihre 
fundamentale Stellung auch bei uns betrieben werden muß; da 
Präparierübungen an der menschlichen Leiche eine Zersplitterung 
herbgiführen könnte, so erscheinen uns Demonstrationen zur Ver¬ 
mittlung des Notwendigsten als ausreichend. Um die akademische 
Freizügigkeit zu fördern, erstreben wir die Einheitlichkeit der 
Studienpläne in den Prüfungsfächern, ohne aber in die Lehrgebiete 
der Dozenten eingreifen zu wollen. Es soll lediglich erstrebt wer¬ 
den, daß z. B. alle Hochschulen und Fakultäten nur im Winter 
spezielle Pathologie und Therapie betreiben. Da das Reichsmini¬ 
sterium des Innern noch keine Zusage zur Einberufung der vor¬ 
geschlagenen Kommission gemacht hat, so will die Fachgruppe 
eine Kommission zum Ministerium entsenden, ferner ein einheit¬ 
liches Vorgehen mit gleich interessierten Fachgruppen erzielen, 
z. B. den Medizinern. 

Auszug aus dem Referat des Vorsitzenden: Tierärzte und 
Studienreform. — Würde das Studium nur die kurative Seite be¬ 
rücksichtigen, so würden Gebiete, um die der Tierarzt heute schon 
ringt, verloren gehen, z. B. die Tierzucht, und damit würde die 
wirtschaftliche Lage der Studierenden weiterhin mißlich werden. 
Das gleiche gilt für die Nutztierphysiologie. Deswegen fordern 
auch die Berufstierärzte des Regierungsbezirks Düsseldorf Ver- 



635 


vollkommnung in Tierzucht, Landwirtschaft, Geburtshilfe und Hy¬ 
giene. Ein Ausbau des Studiums über, die kurative Tätigkeit er¬ 
scheint uns zur Genüge begründet. 

Doktorfrage. 

Bisher wurde die Praxis geübt, daß an Fakultäten und Hoch¬ 
schulen Arbeitsgebiete auf Wunsch erteilt wurden, ein Umstand, 
der für die Kriegsteilnehmer und auch andere infolge der Notlage 
zu begrüßen ist. Die Fachgruppe ist der Ansicht, daß ein der¬ 
artiges Verfahren an allen Hochschulen gehandhabt werden möchte.; 
es darf jedoch hierbei die Güte der Doktorarbeit nicht leiden und 
ihr wissenschaftlicher Charakter nicht beeinträchtigt werden, da 
sonst die Promotion ihre Bedeutung verlieren würde. 

Nachrichtenwesen. 

Die Notwendigkeit des Pressewesens liegt zum Zwecke der 
Aufldärung der Studierenden klar auf der Hand. Es erscheinen 
weiterhin Mitteilungen: 1. im Nachrichtenblatt der deutschen Stu¬ 
dentenschaft, 2. in gesammelter Form in der studentischen Beilage 
der „Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift“. Die D. T. W. gilt 
ferner als Nachrichtcnblatt der Fachgruppe und ist daher von jeder 
Fachschaft in einem Exemplar zu halten; 3 statt des vorgeschla¬ 
genen Fachgruppen-Nachrichtenblattes gibt die Fachgruppe eine 
eindrucksvolle Denkschrift heraus, für die Material bis zur außer¬ 
ordentlichen Fachgruppensitzung in Erlangen (Studententag) zu 
sammeln ist. Es ist wünschenswert, daß die tierärztliche Studenten¬ 
schaft mehr als bisher Aufsätze in studentischen Zeitungen bringt. 

Berufsberatung. 

Der Vorort erneut seine Vorschläge zur Berufsberatung. 

Er arbeitet gemeinsam mit den Fachschaften unter Befragung 
von Standesvertretungen und Reichsverbänden, um Material zur 
Bekanntgabe der Berufungsmöglichkeiten und Aussichten zu¬ 
sammenzustellen, das den Landesberufsämtern zugestellt wird. 
Dr. med. Römer, der als Psychologe die Berufsberatung bei der 
deutschen Studentenschaft bearbeitet, berichtet über die Regelung 
der Berufsberatung von Reichswegen. Er betont die Bedeutung 
der Statistik. Wenn die Berufsberatung gesetzlich geregelt wird, 
so halten wir einen Tierarzt als amtliche Person unbedingt not¬ 
wendig. Da der Student, der praktische Tierarzt, der Gemeinde- 
und Staatstierarzt immer nur aus ihrer Anschauung die Berufs¬ 
aussichten beurteilen würden, so muß hierfür eine neutrale Person 
eingesetzt werden, die wir in Herrn Dr. Bach vorgeschlagen 
haben. Die Berufsberatung soll den Zweck erfüllen, daß die besten 
Kräfte für uns herangezogen und Enttäuschungen vermieden wer¬ 
den. Die Fachschaft Dresden erklärt, daß für den tierärztlichen 
Beruf hohe finanzielle Aufwendungen nötig sind und auch körper¬ 
liche Ansprüche gestellt werden. Ferner muß der Tierarzt hohen 
gesellschaftlichen Anforderungen und schwierigen Lagen innerhalb 
des Berufes gewachsen sein. Auch im Interesse der Berufsberatung 
ist eine sorgfältige Statistik erforderlich. 

Arbeitsvermittlung. 

Der Vorort schlägt vor, sämtliche Vakanzen, Assistenzstellen 
u. s. w. zusammen und so nach zentraler Vereinigung den Fach¬ 
schaften zur Verfügung zu stellen. Eine Zentralisierung einer 
Ferienarbeitsvermittlung kommt für die Fachgruppe nicht in Frage. 



636 


Vorderhand müssen die Fachschaften Örtlichen Bedürfnissen ge- 
recht werden. 

Wahl des Vorortes. 

Da laut Satzung die Tätigkeitsperiode des Vorortes Hannover 
abgelaufen ist, tritt der Vorstand zurück. Jedoch stellt die Fach¬ 
schaft Dresden den Antrag, daß der gleiche Vorstand im Interesse 
zielsicherer Durchführung der einmal bestehenden Aufgaben weiter¬ 
hin iim Amte bleiben solle. Mit Dank für das Vertrauen und der 
Bitte um Mitarbeit nimmt der Vorsitzende im Namen des Vor¬ 
standes die Wiederwahl für das kommende Jahr an. Die nächste 
außerordentliche Fachgruppensitzung findet beim zweiten Studien¬ 
tage in Erlangen statt. Die Fachschaftsvertreter sollen nach Mög¬ 
lichkeit wieder erscheinen. Dringende Schreiben sollen an die 
Vorsitzer der Fachschaften gesandt werden. 

Hannover, den 1. Juni 1921. 

gez. cand. med. vet. Meid'enbauer, I Versitzender. 

Bayerischer Landtag, Besoldungsausschuß. 

Die Beratung der Besoldungsordnung wurde am 
2. Juli in zweiter Lesung bei Gruppe X fortgesetzt. 

Abg. Dr. v. Kn i lling (Bayer. Vp.) erneuerte seinen in 
erster Lesung ** abgelehnten Antrag auf Zusammenlegung 
der Landgerichts - und Bezirks arztstellen, nach 
Maßgabe der eintretenden Erledigungen an allen Landgerichten, 
an denen der Landgerichtsarzt nicht voll beschäftigt ist und Ein¬ 
reihung dieser kombinierten Stelle in die Gruppe XI als Land¬ 
gerichts- und Bezirksarztstellen, ferner Umwandlung der Bezirks¬ 
arztstellen in die Gruppe X in solche der Gruppe XI im Rahmen 
des dringlichen Bedürfnisses in den Bezirken, in denen dem Be¬ 
zirksarzt infolge des Umfanges seiner Amtsgeschäfte die Aus¬ 
übung einer nennenswerten Privatpraxis unmöglich und zugleich 
der Gebührenanzahl verhältnismäßig unbedeutend ist. In ähn¬ 
licher Weise sollen die Verhältnisse der Bezirkstierärzte 
geregelt werden. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Pudelausstellung in München. 

Anläßlich seines 25jährigen Bestehens veranstaltet der Deutsche 
Pudelklub am 27. bis 28. August in der Halle VI und der Arena 
der Münchener Ausstellung seiiine Jubiläumsausstellung, an deren 
Beschickung sich Pudelbesitzer aus allen Gauen Deutschlands und 
der Nachbarländer beteiligen können. Außer einer sehr großen 
Zahl von Ehrenpreisen sind Geldpreise von 10 000 Mark vorge¬ 
sehen. 


Ialekttons- und Infaslonskrankheiten. 

Schutzimpfung gegen die Hämoglobinurie der Rinder. 

Der Impfstoff gegen die Hämoglobinurie der Rinder wird 
durch das Gesundheitsamt der Landwirtschaftskammer für 
Pommern Züllchow-Stettin von Mitte März an jeden Diens¬ 
tag abgegeben. — Die Schutzimpfung wird nach den' Ergebnissen 
der Jahre 1907 bis 1920 empfohlen für diejenigen Rinderbestände, 
in denen die Seuche alljährlich auftritt und in denen im Durch- 


*> Siehe M. T. W. 1921 S. 585.' 



637 


schnitt der Jahre 1 Prozent der Rinder oder mehr an der Seuche 
stirbt oder schwerer Erkrankungen wegen geschlachtet wird. Die 
Schutzimpfung verhindert in hohem Maße die 
Zahl der Todesfälle und der schweren Er¬ 
krankungen. _ 


Staatsveterin&rkud«, AaslandsdloBSt ud VerslehtrugswsMi. 

Internationale Konferenz zum Studium und zur Bekämpfung 

der Tierseuchen. 

Vom 25. bis 28. Mai ds. Jrs. hat in Paris auf Einladung der 
französischen Regierung eine internationale Konferenz zum Stu¬ 
dium und zur Bekämpfung der Tierseuchen stattgefunden. Von 
deutscher Seite w r arcn anwesend: Direktor Dr. W ehrle, Pro¬ 
fessor Dr. v. Ostertag und Regierungsveterinärrat Dr. Müsse¬ 
meier; Österreich war vertreten durch Direktor Kasper, Un¬ 
garn durch Direktor Hutyra. Außerdem beteiligten sich an der 
Konferenz sämtliche übrigen europäischen Staaten mit Ausnahme 
von Rußland und zahlreiche außereuropäische, so daß insgesamt 
48 Länder auf der Konferenz vertreten waren. 

Der Zweck der. Konferenz, die künftig mindestens einmal im 
Jahr zusammentreten soll, war, wie in der Begrüßungsrede durch 
den französischen Landwirtschaftsminister betont wurde, in erster 
Linie auf die wirksame Bekämpfung der Tierseuchen gerichtet. 
Demzufolge gelang es auch allgemeine Richtlinien zur gemein¬ 
samen Bekämpfung der derzeit wichtigsten drei Krankheiten: 
Rinderpest, Maul- und Klauenseuche und Beschälseuche aufzu¬ 
stellen. Ferner wurde die Errichtung eines internationalen Tier¬ 
seuchenbüros in Paris vereinbart. Diese Stelle ist als Sammel¬ 
zentrale für die von den einzelnen Ländern alle 14 Tage aufzu¬ 
stellenden Seuchenberichte über Rinderpest, Maul- und Klauen¬ 
seuche, Lungenseuche, Milzbrand, Schafpocken, Wut, Rotz, Be¬ 
schälseuche und Schweinepest gedacht und soll diese Berichte 
wieder an sämtliche der Konferenz angeschlossene Staaten über¬ 
mitteln. 

Aus dem Verlauf der Sitzungen wird folgendes hervorgehoben: 
Beim Punkt „Rinderpest“ machte Prof. Leclainche (Frank¬ 
reich) interessante Ausführungen über die Verbreitung der Seuche 
und teilte mit, daß sie nicht nur nach Belgien, sondern auch nach 
Brasilien durch Zebus eingeschleppt worden sei und 1918 in Ober¬ 
italien wahrscheinlich infolge von Einfuhr von überseeischem Ge¬ 
frierfleisch ausbrach. Polens Vertreter verbreitete sich über die 
Ausdehnung der Rinderpest in Polen und betonte die Schwierig¬ 
keit der Bekämpfung in seinem Land, das von der russischen 
Grenze her wegen der dort ständig herrschenden Seuche immer 
stark gefährdet sei.. Prof. Dr. de B 1 i e c k (Niederlande) und 
Chefveterinär de R o o (Belgien) behandeln die Frage, welche 
Rolle das Schwein als Überträger der Seuche spielt und sind der 
Ansicht, daß das Schwein als Seuchen verschlepper erwiesener¬ 
maßen zwar in Betracht kommen kann, folglich auch Maßnahmen 
gegen die Einfuhr von Schweinen aus verseuchten Ländern er¬ 
griffen werden müssen, daß aber andererseits diese Gefahr nicht 
allzu hoch eingeschätzt werden braucht; denn die Seuche kann, 
wie die Erfahrung vornehmlich in Belgien gelehrt hat, unter Ver¬ 
nachlässigung der Schweine allein durch Keulung der Rinder ge¬ 
tilgt werden. Praktisch würden demnach die lediglich gegen die 
Wiederkäuer gerichteten Maßnahmen zur Seuchentilgung ge¬ 
nügen. 



638 



Bezüglich der Frage der Verwendung von Serum zur Binder¬ 
pestbekämpfung vertrat die Konferenz die Ansicht, daß die. Keu¬ 
lung den Vorzug vor der den Seuchengang verschleppenden Serum- 
anwendung verdiene. Vornehmlich stellt sich de Roo auf Grund 
der in Belgien gemachten Erfahrungen und de B 1 i ex k auf den 
Standpunkt, daß für Länder' mit geordneter Veterinärpolizei die 
Keulung der Tiere, der kranken sowohl wiie der seuchen- und an¬ 
steckungsverdächtigen unter Entschädigung das beste Seuchen¬ 
tilgungsmittel sei. 

Bezüglich der Beschälseuche ist bemerkenswert, daß sie 1914 
in Zentral- und Westeuropa noch unbekannt, 1921 in Polen, 
Deutschland, Jugoslavien, Rumänien, Belgien, Frankreich, Italien 
und Spanien festgestellt wurde. 

Die Konferenz setzte sich aus mehreren Sitzungen zusammen. 
Verbunden mit ihr war eine Besichtigung der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in Alfort, des Institutes Pasteur und seiner Impfstoffge¬ 
winnungsanlage Garches. Den Abschluß der Tagung bildete ein 
den Teilnehmern vom französischen Landwirtschaftsminister ge¬ 
gebenes Frühstück. _ L. 

Landwirtschaft, Fntlermlttelkunde nnd Ernährnngswesen. 

Milchkonservierung durch Soda. 

Im Sommer 1920 wurden in Jena 182 000 Liter saurer Milch 
durch Behandlung mit Soda der Bevölkerung als Frischmilch zu¬ 
geführt. Angewandt wurde chemisch reine kristallisierte Soda, die 
zu 358 g in 1 Liter Wasser enthalten war. Ein Liter dieser Lösung 
vermag 1 cbm — 1000 Liter Milch um einen Säuregrad nach Soxleth 
herabzusetzen. Grundsätzlich wurde nicht unter 6 Grad Säure nach 
Soxleth herabgesetzt, durchschnittlich waren es 6,8 Grad. Die 
Keimzahl der alkalisierten Milch war höher als x die der normalen. 
Als Hauptfaktor für Haltbarkeit erwies sich eine, gute Kühlung, die 
schon in den Dorfsammelstellen einsetzen muß. Die Haltbarkeit 
der alkalisierten Milch war um 15 Stunden verlängert und prak¬ 
tisch kommt es gerade auf die ersten 15 Stunden an. Die Enzyme 
der Milch wurden durch die Alkalisierung nicht zerstört, jedoch 
waren sie in ihrer Wirkung um etwa 10 Minuten verzögert. Klagen 
über Erkrankungen nach Genuß der alkalisierten Milch wurden 
weder von den Kinderkliniken noch seitens praktischer Ärzte 
gehört. — Selbstverständlich sollte das Verfahren nur Notbehelf 
so lange sein, als die Versorgung der Bevölkerung mit Frischmilch 
mangelhaft ist. (Molk.-Ztg. 1921, Nr. 23, und D. Schlacht- u. Vieh- 
hof-Ztg. 1921, Nr. 23.) 

Eingefrorene chinesische Schweine 

sind in diesem Frühjahr auf dem Berliner Schlachthofe eingetroffen. 
Die Schweine, im Durchschnittsgewicht von 180—200 Pfund, Sind 
sauber geschlachtet, mit Kopf und Spitzbeinen, unzerteilt, mit an¬ 
haftenden Liesen in graue Leinwand eingenäht. Die Schweine sind 
sehr fett, Kamm und Schulterblatt gut entwickelt, dagegen fällt 
der hintere Teil im Bau auffallend ab. Die Schinken stehen zu dem 
Vorderteil in gar keinem Verhältnis. Das chinesische Schwein hat 
die doppelte Anzahl Saugwarzen als das deutsche Schwein. Nach 
vorliegenden Meldungen sind größere Transporte von diesen 
Schweinen in nächster Zeit zu erwarten. (D. Schl.- u. Viehhof-Ztg.. 
Nr. 11, 1921.) 




Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom l. mit 15 . Juni 1921 . 


639 


Notgeschlachtete Tiere 

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Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 
Oberfranken 
Mittel franken 
Unterfranken 
Schwaben 

Gesamtsumme : 

31. Mai 

15. Mai 

30. April 

15. April 

31. März 

15. März 
•28. Febr. 


16. mit 31. M»i 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 





Hochschulnachrichten. 

Der außerordentliche Professor an der Universität Gießen 
Dr. phil. et med. vet. Adolf W a 11 h e r wurde als ordentlicher 
Professor für Tiierzuchtlehre an die Landwirtschaftliche Hochschule 
zu Hohenheim berufen. Er trug auch in Gießen für die Studieren¬ 
den der Tierheilkunde Tierzuchtlehre vpr. 

Privatdozent Dr. Müller-Lenhartz an der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule zu Dresden wurde zum Professor ernannt. 


Uber 10 000 Studierende an der Universität. Der Besuch der 
Universität München hat im Sommersemester 1921 eine beträcht¬ 
liche Höhe erreicht und alle bisherigen Frequenz¬ 
ziffern bei weitem überholt. Die Zunahme ist haupt¬ 
sächlich darauf zurückzuführen, daß diesmal durch die Vorver¬ 
legung des Schuljahrsschlusses in Bayern die Neuzugänge an Ab¬ 
solventen außerbayerischer Lehranstalten zusammengefallen sind, 
während bisher zu Beginn des Sommersemesters hauptsächlich die 
nichtbayerischen Absolventen ihre Universitätsstudien begonnen 
hatten. In Zukunft wird daher das Sommers «me st er stets die 
stärksten Zugänge an Studierenden bringen. 

Nach einer Statistik besuchen im Sommersemester 1921 die 
Universität 9659 immatrikulierte Studierende, 795 nichtimmatriku- 
lierte Hörer und 169 nichtiimmatrikulierte Hörerinnen, im ganzen 
demnach 10623 Studierende gegen 9565 im Wintersemester 1920/21 
und 7857 im Sommersemester 1920. Der Neuzugang betrug 1059 
Bayern, 2242 nichtbayerische Reichsdeutsche und 87 Ausländer. 

Von den 9659 immatrikulierten Studierenden obliegen dem 
Studium der Theologie 141 (97 Bayern, 38 Nichtbayern, 6 Aus¬ 
länder), der Juulsprudenz (1871 (877 bezw. 961 und 33), der Staats¬ 
wirtschaft 937 (535 bezw. 375 und 27), der Forstwissenschaft 390 
(291 bezw. 92 und 7), der Medizin 2368 (984 bezw. 1286 und 98), 
der Zahnheilkunde 465 (237 bezw. 213 und 15), der Tierheilkunde 
281 (149 bezw. 122 und 10), der philosophischen Fächer I. Sektion 
2224 (1273 bezw. 870 und 81), II. Sektion 886 (494 bezw. 363 u. 29) 
und der Pharmazie 96 (52 bezw. 43 u. 1). Gegenüber dem Besuch 
im Wintersemester 1920/21 hat die Zahl der Studierenden in sämt¬ 
lichen Fächern mit Ausnahme der Zahnheilkunde (um 13 weniger) 
und der Pharmazie (um 4 weniger) zugenommen, und zwar in der 
Jurisprudenz um 421, der Medizin um 276, in den philosophischen 
Fächern I. Sektion um 243, II. Sektion um 155, in der Staatswirt¬ 
schaft um 130, der Forstwissenschäft um 74, der Tierheilkunde 
um 39 und in der Theologie um 33 Studierende. 

Unter den 9659 immatrikulierten Studierenden befinden sich 
1058 Frauen (gegen 897 im Wintersemester 1920/21 und 699 im 
Sommersemester 1920), von denen 40 Jurisprudenz, 77 Staatswirt¬ 
schaft, 327 Medizin. 41 Zahnheilkunde, 477 pilosopliische Fächer 
I. Sektion, 82 II. Sektion und 14 Pharmazie studieren. Von den 
9659 immatrikulierten Studierenden sind 4989 Bayern (darunter 
384 Frauen), gegen 4642 im Wintersemester 1920/21, 4363 nicht¬ 
bayerische Reichsangehörige (darunter 606 Frauen), gegen 3369 
und 307 Ausländer (darunter 68 Frauen) gegen 294. Unter den 
Ausländern sind eingerechnet Studierende aus folgenden abge¬ 
trennten deutschen Gebieten: 17 aus Danzig. 18 aus Polen, 8 aus 
Elsaß-Lothringen und 4 aus dem Memelgebiet; außerdem zählen 
zu den ausländischen Studierenden 42 Bulgaren, 25 Deutsch-Balten. 


641 


49 Deutsch-Österreicher, 9 Italiener (ehemalige Österreicher), 35 
Schweizer, 32 aus der Tschechoslowakei, 8 Ungarn, 7 aus Luxem¬ 
burg. 4 aus Rumänien (ehemalige Österreicher) und 6 Schweden. 


Personalien. 

Gestütswesen: Zum Gestütsdirektor in Schwaiganger ernannt 
Tierzuchtdirektor, Obervoterinärrat Gutbrod in Würzburg. 

Als Praktikant und Assistent ausgetreten: Karl Meeder aus 
Geißlingen i. B. beim Bezirkstierarzt von Feuchtwangen. 


Bücherschau. 

Strasser’s Taschenbuch der Wiener Börse. 1921. Preis 40 Kronen. 

Herausgegeben von Strasser & Co., Wien I, Graben 17, Wien I, 
Renngasse 12. 

Auf den Redaktionstisch kommt uns ein Büchlein geflattert, 
das vielleicht auch manchen Kollegen interessiert. Die Bankfirma 
Strasser & Co. in Wien gibt hier bereits im zehnten Jahre ihr nun¬ 
mehr erweitertes Taschenbuch der Wiener Börse für 1921 heraus. 
Der Inhalt des Buches ist ein überaus reichhaltiger, man möchte 
fast sagen erschöpfender auf diesem sehr schwierigen Gebiete. 
Wir sehen hier alle an der großen Wiener Börse kotierten fest¬ 
verzinslichen und Aktienwerte mit den Zinsterminen, der Tilgungs- 
dauej, den Schlußjahreskursen von 1914/1919, den Höchst- und Tief¬ 
kursen des Jahres 1920, den letztbezahlten 9 Jahresdividenden und 
schließlich mit dem Aktienkapital aus dem Nominalwerte vor uns. 
Eine dankenswerte Ergänzung darf man in einer Kurszusammen¬ 
stellung der wichtigsten Papiere, auch der Tierliner, Budapester, 
Prager und Triestiner Börse erblicken. Endlich finden wir die 
Kurse der am meisten interessierenden Exotenwerte vom 31. De¬ 
zember 1920 verzeichnet. Wir haben hier ein vorzügliches Nach- 
schlagebüchlein zu rascher Information vor uns und stehen nicht, 
an. dasselbe allen sich interessierenden Kollegen zu empfehlen. 

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größerer Praxis in MUnchen oder nächster Umgebung, eventuell 
spätere Associerung oder Praxisübernahme. Offerten unter A. B. 
an die Schriftleitung dieses Blattes. 

welche Gegenden kennen, in denen 
das Schelmenstechen (Nießwurz- 
stecken,Fontanellenlegen mit Nieß- 
werden gebeten, kurze, diesbezüg¬ 
liche Mitteilungen (Ort oder Bezirksamt, Tiergattung, Ver¬ 
anlassung zu dieser Maßnahme) an den Unterzeichneten zu senden. 
L. Krieger, Distriktstierarzt, Reisbach a. Vils (Ndby). 


Kollegen, 

oder Schelmwurzel) geübt wird. 




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Unter Mitwirkung von bewahrten Mitarbeitern sowie des Landetsausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen. 


72. Jahrg. München, den 19. Juli 1921. Nr. 29. 

^^ 

Inhalt: 

Originalartikel: Hilz. — Lichtenstern. (Schluß folgt.) — Referate* — Tierärzt¬ 
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschulnachrichten). — 
Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt. 


Die subkonjunktlvale Probe, ein neues Verfahren znr 
Feststellung der Tuberkulose am lebenden Rind. 

Von Dr. E. Hilz, Dresden*). 

Die Ausführung der subkonjunktivalen Impfung ge¬ 
schah durch Injektion von 0,1 ccm PJiymatin = Kl immer 
oder Alttuberkulin = Koch unter die durch Umstülpen des 
Augenlides nach außen gekehrte Lidkonjunktiva. Hierbei 
leisteten die Tiere fast durchwegs heftigen Widerstand: Zur 
Kontrolle wurden .in gleicher Weise dieselben Mengen ge¬ 
wöhnlicher Bouillon und 50 %igen Glyzerins (als Kontroll- 
flüssigkeit gegen Alttuberkulin) subkonjunktival einge¬ 
spritzt. 

Die Ergebnisse der Untersuchungen kann ich folgender¬ 
maßen zusammenfassen: 

. 1. Die subkonjunktivale Injektion verursacht zunächst 
hei tuberkulösen und tuberkulosefreien Kindern in gleicher 
Weise gewisse Reizerscheinungen. Diese zunächst auf treten¬ 
den unspezifischen Reizungen können sich, wie es auch der¬ 
artige Bouilloneinspritzungen zeigen, bei Verwendung von 
Phymatin durch Auftreten eines schleimig-eiterigen Exsuda¬ 
tes bis zur 9. Stunde, schwachen Tränenflusses bis zur 20. 
oder stärkeren Tränenflusses bis zur 14 Stunde zu erkennen 
geben. Bei Applikation von Alttuberkulin (in gleicherweise 
auch 50 %iger Glyzerinlösung) treten sie durch eiterig¬ 
schleimiges Exsudat bis zur 14. Stunde, leichten Tränenfluß 
bis zur 14. und endlich mittelgradige Schwellung bis zur 
20. Stunde in Erscheinung. Alle diese unspezifischen Ver¬ 
änderungen sind noch als negative Reaktionen zu deuten. 

*) Nach einer gleichlautenden Inaugural-Dissertation (Dresden 
1921), als Autoroferat. (Die Sc.hriftleitung.) 


650 



Als fragliche Reaktion sind bei Ve rf e n d ü n g 
von.Phymatin anzusehen: leichter Tränenfluß von der v 
20. bis zur 36., mittlerer von der 14. bis zur 20. und mittlere 
Schwellung von der 20. bis zur 36. Stunde. 

Bei Verwendung von Alttuberkulin ist als 
fraglich anzusprechen: leichtes schleimig-eiteriges Ex¬ 
sudat zwischen der 15. und 16., leichter Tränenfluß zwischen 
der 21. und 48., mittlerer zwischen der 15. und 24. Stunde- 
und mittlere Schwellung zwischen der 21. und 36. Stunde. 

Erst dann kann von po s i t i v e r Reaktion bei P h y - ' 

m a t i n einspritzung gesprochen werden, wenn eiteriges ' 
Exsudat nach der 9., leichter Tränenfluß nach der 48., mjtt- . 
lere nach der 21. und mittlere Schwellung nach der 36.Stunde 
und darüber auftreten. 

Bei Einspritzung von Alttuberkulin ist 
schleimig-eiteriges Exsudat nach der 16., leichter Tränen-. Zu¬ 
fluß nach der 48,, mittlerer Tränenfluß nach der 32. und .-A 
mittlere Schwellung nach der 36. Stunde und darüber hinaus . 
als positives Ergebnis zu betrachten. . £ 

2. a) Von 1 0 5 t u.b erkulösen Rindern, die mit 'V 

Phymatin der subkonjunktivalen Probe unterzogen 
wurden, reagierten positiv: 97 — 92,4 %, fraglich: ;■ 
3 = 2,9 %, negativ: 5 = 4,7 %. ^ 

b) Von diesen Rindern sind 38 von der 1. bis 12. Stunde "A 

stündlich, sodann zur 24., 32., 36. und 48. Stunde kontrolliert ,A 
worden. Von diesen reagierten 33 positiv = 86,9%, j 
2 fraglich = 5,2 %, 3 negativ — 7,9 %. A 

c) 41 tuberkulöse Rinder unterlagen von der 13. bis 

24. Stunde der stündlichen und außerdem zur 32., 36. und 
48. Stunde der einmaligen Beobachtung. Von ihnen reagier¬ 
ten : 39 positiv = 95,1 %, 2 negativ. v 

d) 26 tuberkulöse Tiere schließlich wurden von der 9. 
bis 24. Stunde stündlich tind zur 36. Stunde kontrolliert. 
Davon war bei 25 Rindern = 96,1 % die Reaktion po¬ 
sitiv, bei einem Rind negativ = 3,9 %. 

3. Auf die subkonjunktivale Probe mit Alttuberkulin 
reagierten 

a) von 26 tuberkulösen Tieren positiv 16 £ 

= 61,5 %, fraglich 2 = 7,7 %, negativ 8 = 30,8 %. ;.ä 

b) Davon wurden 14 während der 1. bis 12. Stunde Tg 

stündlich und zur 24., 36. und 48. Stunde beobachtet. Von 
diesen reagierten 7 = 50,2 % positiv und 7 = 50,2 % ^ 

negativ. 

c) Die übrigen 12 tuberkulösen Tiere, wurden von der 
12. bis 24. Stunde stündlich und zur 32., 36. und 48.Stunde 


- 3 - 





651 


kontrolliert. Von ihnen reagierten 9 positiv = 75 %, 
2 fraglich — 16,7 %, 1 negativ = 8,3 %. 

4. Subkonjunktivale Injektionen von Phymatin und Alt¬ 
tuberkulin bei den gleichen Tiereü an je einem Auge vor¬ 
genommen, lassen die kräftigere spezifische 
W irkung des Phymatin» gegenüber dem Alttuber- 
kulin deutlich erkennen. Während durch Alttuberkulin 
vorwiegend nur Tränenfluß ausgelöst wurde, verursachte 
Phymatin eiteriges Exsudat 1. und 2. Grades in der 
doppelten, 3. Grades in der 18 fachen Anzahl gegenüber 
dem Alttuberkulin. Infolge der subkonjunktivalen Injektion 
von 0,1 ccm Phymatin und Alttuberkulin reagierten nach 
der 12. Stunde 58,3 % der tuberkulösen Tiere, sowie 20 % 
der fleischbeschaulich tuberkulosefreien mit Fiebe r, 
wodurch die Vorteile der örtlichen Reaktionen (fehlender 
nachteiliger Einfluß auf Milchsekretion etc.) gegenüber der 
allgemeinen hinfällig werden. 

5. Die Grenze zwischen positiver und 
negativer Reaktion ist undeutlich, die ge¬ 
wöhnliche Augenprobe ist der subkonjunktivalen in diesem 
Punkte überlegen. 

6. Die Subkonjunktivalprobe ist unge¬ 
nau, denn innerhalb der günstigsten Beobachtungszeiten 
reagieren nur 92,4 % der tuberkulösen Rinder positiv, 
gegenüber 99,1 % bei der gewöhnlichen Augenprobe mit 
Phymatin. 

Diese Nachteile erlauben es nicht, die 
Subkonjunktivalprobe als Ersatz der 
A n g e n p r o b e zu e m*p fehlen, da jene gegen¬ 
über dieser nicht eine Ve rbesserung, wo h 1 
aber eine ausgesprochene Verschlechte¬ 
rn n g d a r s t e 111. 


Über Geburtshilfe beim Pferd. 

Von Dr. G. Lichtenstern in Rotthalmünster. 

(Fortsetzung.! 

Ich habe mich derart mit dem Pflanzschen Extraktor ein¬ 
gearbeitet, daß ich selten in die Lage komme eine andere 
Methode anzuwenden. Das Instrumentarium allein genügt 
freilich nicht: nach wie vor ist ein langer starker Arm das 
Hauptinstrument und ein rasches Dispositionsvermögen die 
- beste Assistenz. Ich bin auch überzeugt, daß ein Großteil 
von Geburten nicht die Summe der oben angeführten Werk¬ 
zeuge benötigt und daß mancher Kollege mit größerem ge- 



b 



burtshilflichem Können mit wesentlich einfacheren Hilf 
mittein auskommt; es ist eine Frage für iich, ob es im:Tn- 
teresse des Patienten gelegen ist. Es wäre verfehlt aus - ; 
bloßer persönlicher Eitelkeit oder als Sklave seiner Prin¬ 
zipien ein Instrument nicht gebrauchen zu wollen. Ich per- J 
sönlich könnte ohne Pflanz bei einem vollständig ausge- ; 
wachsenen Fohlen die Embryotomie des Brustgürtels nicht 
vornehmen, ohne eine Verpflichtung für die sachgemäße Er¬ 
ledigung ablehnen zu müssen. Die gewaltsame Losreißung 
einer Vordergliedmaße mit 6 und mehr Mann Zugkraft ist 
unschön und für das Muttertier gefährlich; die Methode 
A 1 b r e c h t - L i n d h o r s t ist nur in leichteren Fällen 
durchführbar; in den meisten Fällen arbeitet der Pflanzsche : 
Extraktor glänzend. Am besten sprechen für die Sache die' 'j 
Erfolge: In 12 Fällen von Bauchquerlage (die 4 Füße sind , .1 
vor dem Becken ( wurde der Brustgürtel mittels Pflanz ein- J 
bryotomiert und der Fötus in Steißendlage entwickelt. Ge- A 
samtverlust: 2 Muttertiere, d. s. 16,6 %, von denen ein Fall I 
(Prolapsus ani in einer Länge von 55 cm vor der Geburt) '! 
a domo infaust war. Bei 7 Embryotomien (zurückgeschla- ^ 
gener Kopf) ein Gesamtverlust von 2 Stück, d. s. 28,5 °/o. . 

ad 1, 8 u. 10. Messer : Zum Arbeiten außerhalb der Ge- - 
burtswege, wie sie die Dekapitation, das Absehneiden der 
Extremitäten, u. a. darstellen, genügt jedes gut schneidende j 
Messer (Kauffmann, H.-Kat. Nr. 4565). Lindhorst 1 
schreibt, daß die vom Publikum gegebenenfalls zu entleihen-. * 
den Messer meist in kümmerlichem Zustand sind. (Welcher 
Trost für die Entente!) Für die oldenburgischen Verhält- 1 
nisse mag das zustimmen. Im Bottale gilt es als ein Zeichen • 
der Mannbarkeit ein schwertähnliches im Griffe feststehen- j 

des Messer in einer besonderen Hosentasche mitzutragen, ' 

das den verwöhntesten Ansprüchen zu genügen in der Lage ■ ; 
ist. — 


Zum Arbeiten innerhalb der GeburtsWege hat sich fast, - 


jeder Tierarzt ein anderes Messer angewöhnt; das ist auf 
die individuell verschiedene Bewegungsfähigkeit der Hand 
und im besonderen des Daumens zurückzuführen, der ja 
innerhalb der Geburtswege mit dem Zeige- oder Mittelfinger 
die Hauptarbeit zu machen hat. 

Für den Hautschnitt habe ich mir das verdeckte Messer 
nach Malkmus (mit hakenförmiger Schneide) angewöhnt; 
besonders der Hautschnitt von der Scapula bis zum Fessel¬ 
gelenk ist damit bequem auszuführen; auch das geballte 
Messer nach Malkmus ist hiefiir verwendbar; beide besitzen 
eine Sicherungsöse, die bei besonders unruhigen Tieren 




653 


Dienste erweisen kann. Für tiefe Muskelschnitte habe ich 
das verdeckte Messer nach Duetsch schätzen gelernt. Die 
Rieherungsöse vermisse ich. Besonders für die Durchtren¬ 
nung des Musculus pectoralis ist das Ding recht zu ver¬ 
wenden. Da es bis zu 3 14 cm herausschnellt, kann man es 
in den Pektoralis stoßen und durch Verschiebung des Hand¬ 
griffes in radiärer Richtung mit tiefen ergiebigen Schnitten 
die Hauptsache des Pektoralis so durchstechen, daß das Em¬ 
bryotom wenig Schwierigkeiten mehr vorfindet. 

ad 2. Haken: Während in der Rinderpraxis die stumpfen 
Haken den gleichen Zweck erreichen, sind die spitzen Haken 
in der Pferdegeburtshilfe vorzuziehen. Es mächt oft eine 
außerordentliche Mühe bei zurückgeschlagenem Kopf die 
Augenhöhlen zu erreichen und es ist nicht wieder gut zu 
machen, wenn bei Ausgleiten eines stumpfen Hakens durch 
eine Bewegung des Fötus oder des Muttertieres der Kopf 
sich noch weiter verschlägt. Bei Verwendung von scharfen 
Haken, die möglichst tief in der Orbita angelegt werden 
müssen, ist die Gefahr nicht so groß; man lasse nur schwach 
ziehen, bis der Haken gut sitzt, und lege, so bald auch die 
zweite Augenhöhle erreicht werden kann, den zweiten 
Haken an. 

ad 3. u. 4. Pflanzscher Extraktor und Embryolom: 
Ich werde im speziellen Teile bei zurückgeschlagenem Kopf 
und bei Bauchquerlage auf die einzelnen Phasen der Ope¬ 
ration zurückkommen und möchte hier untei* Bezugnahme 
auf die Ausführungen von Pflanz: die Embryotomie des 
Brustgürtels und Beckengürtels von Pflanz pag. 33 (Die 

Anwendung des Instrum. Beckeneingang) nur 

betonen, daß es mir bei den verhältnismäßig häufigen Fällen 
von Bauchquerlage und zurückgeschlagenem Kopf niemals 
möglich war, bei bereits vorgetretenen Vorderfüßen einen 
Fuß ganz in den Uterus zurückzuschieben. Es ist mir auch 
noch niemals der Fall vorgekommen, daß eine Extremität 
abgezogen werden konnte, ohne daß die Kette zuerst ober¬ 
halb des Fessel gelenkes, dann oberhalb des Karpal gelenkes 
und zuletzt oberhalb des Ellenbogengelen¬ 
kes angelegt wurde. Speziell für Pferde hätte ich für den 
Extraktor ausreichende Größenverhältnisse gewünscht: 
jedenfalls stellen sie den idealen Typ noch nicht dar, wenn 
ich auch ausdrücklich hervorheben muß, daß ich ohne Em- 
bryotom und Extraktor an keine komplizierte Pferdegeburt 
he rantreten möchte. 

ad 5. Drahtsägen: Ich führe diese Instrumente nur als 
Reserve mit'für den Fall, daß die Messerkette versagt oder 




654 


bricht. Bei Tarsalbeugehaltung wird die Messerkette nach 
Pflanz oder Lindhorst besser funktionieren als die Draht¬ 
säge, die man in mehreren Exemplaren mitführen soll. 

ad 11. u. 12. Schlingenführer nach Sand und Zwick: 
Ich halte diese beiden Instrumente für ganz unentbehrlich. 
Ich habe das Arbeiten mit dem Sandschen Schlingenführer, 
den ich in zwei Größen mitführe, besonders bei zurückge¬ 
schlagenem Kopf schätzen gelernt. Die Raumverhältnisse 
bei der Stute sind meist dermaßen bedeutend, daß es oft nur 
mit-Mühe gelingt den Haken mit der Fingerspitze eben 
noch zu erreichen und die Umschlingung ohne Führungs¬ 
ring ganz unmöglich erscheint. Man kann mitdemSchlingen¬ 
führer gewissermaßen seinen Arm verlängern; man schiebt, 
wenn man den Hals anseilen will, den Schlingenführer von 
oben her um den Hals und so bald man an der unteren Seite 
die Spitze des Schlingenführers fühlt, suche man die Öse 
mit dem Mittelfinger auf und ziehe den Schlingenführer, an 
dem der Strick befestigt ist, hervor. 

ad 9. Scharf erHaken nach Lindhorst (H.-K.Nr.4550a): 
Ich habe von diesem Instrument so wenig Nutzen davonge 
tragen, daß ich dessen Ankauf nicht zu empfehlen wage. 

ad 14., 15. u. 16. Narkotika, Desinfektionsmittel, 
Wurfzeug: Bei Verlagerungen des Uterus (Torsio, Ante- 
flexio) ist das Abwerfen der Stute bezw. die Beckenhochlage¬ 
rung notwendig. Jeder Praktiker ist in der Lage mit Seilen 
allein das Abwerfen fertig zu bringen; immerhin würde das 
einen Zeitverlust veranlassen, da es so schnell wie mit Wurf¬ 
zeug nicht ausgeführt werden kann. Zudem sind Seile, 
wenn sie längere Zeit straff anliegen, ni.cht ungefährlich und 
können Hautnekrose veranlassen; besonders wenn Becken¬ 
hochlagerung erwünscht ist, sind unter allen Umständen 
Lederfesseln zu benützen, denen noch Tücher unterlegt 
werden. Im Falle 12 hatte ich eine wochenlange Nachbehand¬ 
lung des Strangulationsgebietes oberhalb der beiden Sprung¬ 
gelenke durchzuführen; ich habe es mangels an Erfahrung 
noch unterlassen Wurfzeug mitzunehmen. 

Die Beckenhochlagerung kann man am bequemsten und 
schnellsten mit Flaschenzug ermöglichen. Die hierzu zu 
verwendenden Seile können nicht stark genug sein; man 
tut gut zwei Seile zu gleicher Zeit anzulegen; im Fall 48 
ist mir wahrend des Aufzuges ein Seil gerissen und als wir 
dann das zweite Mal die Stute mit zwei Seilen aufzogen, 
ging noch eines in die Brüche. Dadurch, daß die Stute noch 
an einem Seile festgehalten wurde, konnte das zweite Seil 
wieder geknüpft werden. In allen Ortschaften, in denen 



655 


größere Baugeschäfte, Maschinenhandlungen u. dergl. vor¬ 
handen sind, kann man zu dem Zwgck Flaschenzüge ent¬ 
leihen; auf weit abgelegenen Gehöften kann man sich mit 
Ersatzmitteln behelfen; die in Süddeutschland zum Ein¬ 
fahren von Heu und Getreide verwendeten Heuwinden sind 
dazu am geeignetsten. In Pferdestallungen mit Holzdecken, 
wie wir sie als Überreste mittelalterlicher Baukunst hier 
noch vereinzelt antreffen können, ist es leicht zu machen, 
daß man die Decken mit einem großen Bohrer durchlöchert 
und oberhalb der Decke dann die Winde anhringt. In hoch- 
gewölbten Stallungen mit großen Boxen, deren Abteilungs¬ 
wände bis zu 2,5—3 Meter hoch sind, gelingt es durch Quer¬ 
legen von Balken das ganze Windensystem unter reichlicher 
Verwendung von eisernen Klammern gegen seitliches Ab¬ 
gleiten sicher und brauchbar auf den Abteilungswänden an¬ 
zubringen; bei kleinen Stallungen mit niedrigem Gewölbe, 
dem Stroh oder Heu auf gelagert ist, so daß man auch ober¬ 
halb nichts anbringen kann, ist es unmöglich. Man muß so 
viel Augenmaß besitzen, daß man das zuvor schon abschätzen 
kann, bevor man noch an die Arbeit gegangen ist. Es bleibt 
dann nichts anderes übrig als im Stalle eines Nachbarn die 
Sache zu machen oder wenn die Witterung nicht zu kalt ist, 
in der Tenne die Operation vorzunehmen. 

Das Abwerfen und die Vornahme der Operation sind 
wesentlich erleichtert, wenn das Bewußtsein der Stuten er¬ 
heblich oder vollständig herabgesetzt ist. Jöhnk tritt be¬ 
sonders warm für die Chloralhydratnarkose ein; er infun¬ 
diert 20—30 Gramm intravenös; beiden Teilen — Geburts¬ 
helfern wie Muttertieren — würde dadurch geholfen; auch 
Lindhorst empfiehlt bei sehr unruhigen oder heftig 
drängenden Pferden die Allgemeinnarkose; ich vermisse in 
seiner Arbeit die detaillierten Angaben, wie sie Jöhnk 
macht. Ich. hatte mich am Anfang meiner Tätigkeit, um die 
gefürchtete Intensität der Wehen etwas zu schwächen, an¬ 
gewöhnt, kräftige Morphiuminjektionen zu machen. War 
der dadurch verursachte Dämmerschlaf im Sinne der Ver¬ 
ringerung der Wehen der Zahl und Intensität nach als ge¬ 
nügend zu erachten, so habe ich mich im Laufe der Jahre 
doch davon wieder entfernt und die Natur in ihrer Ein¬ 
richtung nur dann gestört, wenn es nötig ist, das Muttertier 
abzuwerfen. In allen Fällen ist durch die Morphiumeinwir¬ 
kung eine Apathie auszulösen, wie wir sie gewöhnlich beim 
Binde vorfinden. Da fast alle geburtshilflichen Operationen 
(das Abziehen ausgenommen) am stehenden Tiere leichter 
auszuführen sind, ist es ein unangenehmes Geschick, wenn 



656 


' ■■■ 


Stuten unter der Morphiumeinwirkung sich kaum mehr er-, 
heben wollen. Umgekehrt kam es mir vor, daß Stuten sich 
im Dämmerschlaf nicht legen wollten, wenn das Liegen, zum 
Beispiel bei Torsio uteri, zwecks Fesselung erwünscht ge¬ 
wesen wäre. Das Abwerfen hochträchtiger Stuten gilt in 
den Augen der Landwirte als besonders gefährlich, obgleich. 
mir ein unglücklicher Ausgang nicht bekannt ist. 

Die norddeutschen Kollegen empfehlen das Mitführen 
von Hanfstricken, wie sie Hauptner verkaufsweise an¬ 
bietet. Dieses Konto belastet ganz unnötig das tierärztliche 
Budget, nachdem jeder bäuerliche Betrieb, in dem Mutter¬ 
stuten stehen, Stricke, Führungsleinen und Seile in genügen¬ 
der Anzahl und Qualität hat. 

Die Notwendigkeit der Anwesenheit von Desinfektions¬ 
mitteln, an deren Spitze ich Sublimat stellen möchte, brauche 
ich nicht besonders hervorzuheben. Die Desinfektion wird 
und kann niemals den Zweck verfolgen ein absolut keim¬ 
freies Operationsfeld zu schaffen; das wäre eine Sisyphus¬ 
arbeit; seien wir es schon zufrieden, wenn wir ein an¬ 
nähernd keimarmes Operationsfeld vor uns haben. 

(Schluß folgt.) 


Referate. 

Anatomie and Physiologie. 

In der Sitzung der Gesellschaft für.Natur- 
und Heilkunde zu Dresden vom 6. März 1920 
hielt Baum- Dresden einen mit einer großen Anzahl von 
Abbildungen und natürlichen Präparaten illustrierten. Vor¬ 
trag, dem wir nach einem Berichte in der Münch. Medizin. 
Wochenschrift, 1920, Nr. 40 vom 12. Nov. 1920 folgendes 
entnehmen: 

Baum: Anatomische Betrachtungen über die Zähne 
der Säugetiere. 

1. Das Verhältnis der drei Zahnsubstanzen zueinander. Der 
im Innern die Zahn- oder Pulpahöhle enthaltenden Dentinsubstanz 
sitzt die Schmelzsubstanz entweder höckerartig auf (schmelz- 
höckeriger Zahn) oder sie ist, besonders von den Seitenflächen des 
Zahnes aus, wellblechartiig in die Dentinsubstanz eingebuchtet 
tschmelzfaltige Zähne). Die schmelzhöckerigen Zähne können 
wieder sein : a) Schmelz - ein - höckerige Zähne, event. mit einer 
Schmelzeinstülpung von der Kaufläche aus, b) Schmelz - mehr¬ 
höckerige Zähne mit schneidendem Kaurand oder mit Kaufläche 
und event. mit Schmelzeinstülpungen von dieser aus. Die Schmelz¬ 
substanz überzieht im allgemeinen den distalen Teil des Zahne«; 
ihre Ausdehnung und Anordnung schwankt aber innerhalb der 
weitesten Grenzen. Sie kann fast den ganzen Zahn überziehen, 
aber auch auf das freie Ende desselben beschränkt sein. Bei vielen 
Zähnen erstreckt sie sich nicht an allen Flächen und Rändern des 




657 


Zahnes gleichweit wuTzelwärts, sie kann selbst nur einzelne Leisten 
bilden. — Den scbmelzbedeckten Teil des Zahnes nennt Baum 
den Zahnkörper, den.schmelzlosenTeil den Zahnsockel. Die Zement¬ 
substanz überzieht entweder nur den Zahnsockel oder den ganzen 
Zahn; im letzteren Falle füllt sie bei schmelzfaltigen Zähnen auch 
die Täler zwischen den Sehmelzleisten aus und" erstreckt sich in 
die Schmelzeinstülpungen von der Kaufläche aus. 

2. Die Verhältnisse der Pulpahöhle und des Wachstunxs des 
Zahnes. Während der Bildung und Entwicklung des Zahnes.ist die 
Pulpahöhle groß, wurzelwärts offen und nicht verengt. Ein solcher 
Zahn mit offener unverengter Pulpähöhle zeigt echtes Längen¬ 
wachstum, weil die Zahnpulpä unversehrt ist und ihre Odonto- 
blasten fortgesetzt primäres Dentin erzeugen. Das Aufhören des 
echten Längenwachstums eines Zahnes erfolgt mit dem Beginn • 
der Verengerung der Pulpähöhle; bei vielen Zähnen (z. B. denen 
des Menschen und der Fleischfresser) ist das der Fall, im allge¬ 
meinen alsbald nach dem Durchbruch der Zähne bezw. mit der In- 
benützungnahme des Zahnes, andere Zähne wachsen nach dieser 
Zeit no*ch jahrelang weiter (z. B. die Backzähne eines Pferdes). 
Erst nach Abschluß des Längenwachstums eines Zahnes erfolgt 
entsprechend der Abnützung desselben von der Kaufläche aus ein 
Kürzerwerden desselben, und zwar auf Kosten des intraalveolären 
Teiles des Zahnes. 

3. Verhältnis von Krone und Wurzel. Krone ist der extra- 
alveoläre, Wurzel der intraalveoläre Teil des Zahnes. Der Vor- 
iragende unterscheidet mithin an den Zähnen: diiie Krone als 
extraalveolären Teil und die Wurzel als intraalveolären Teil, den 
Zahnkörper als den schmelzbedeckten Teil und den Zahn¬ 
sockel als den schmelzlosen Teil und nach dem Wachstum Zähne 
mit seitlicti begrenztem und Zähne mit unbegrenztem Wachstum; 
die ersteren werden zu einer gewissen' Zeit Zähne mit abgeschlos¬ 
senem Wachstum, die letzteren sind immerwachsende Zähne oder 
Zähne mit offenbleibender Pulpähöhle. 

Bei denjenigen Zähnen, bei denen Krone und Zahnkörper einer¬ 
seits, Wurzel und Zahnsockel andererseits zusammenfallen, wie es 
im allgemeinen bei den Zähnen des Menschen und der Fleisch¬ 
fresser der Fall ist, sind Krone und Wurzel durch einen Hals ge¬ 
schieden, bei den Zähnen hingegen, bei denen Krone und Zahn¬ 
körper, Wurzel und Zahnsockel nicht zusammenfallen, ist ‘ auch 
ein Hals nicht zu unterscheiden. Wurzellose Zähne gibt es nach 
dem Vortragenden überhaupt nicht. — 

Aussprache; Herr Joest: Während die schmelzhöckerigen 
Zähne der Fleischfresser in Bezug auf ihre Krankheiten im all¬ 
gemeinen den Zähnen des Menschen gleichzustellen sind, bieten 
die schmelzfaltigen Zähne, namentlich diejenigen des Pferdes, 
viele Besonderheiten dar. So treten bei ihnen manche Krankheits¬ 
zustände auf, die an den Zähnen des Menschen überhaupt nicht 
Vorkommen, während andere pathologische Prozesse, die sowohl 
an den Zähnen des Menschen, wie auch an den Zähnen des Pferdes 
beobachtet werden, bei letzteren in einer vom Menschen abweichen¬ 
den Form sich zeigen. Letzteres gilt z. B. von der Karies. Näheres 
zur vergleichenden Pathologie der Zähne habe ich in meinem 
„Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie der Haus¬ 
tiere“ ausgeführt. Mayr. 



658 


Iilektions- und InTasloBskraaUeiton. 

Tierarzt Gustav Sdimäling- Uelzen: Ueber die Be¬ 
handlung des Rotlaufs der Schweine mit intramuskulärer 
Aolan-Injektion. (Tierärztl. Rundsch. 1921, Nr. 17, S. 301.) 

Selmi. schickt der Schilderung und Therapie von 5 Fällen 
Schweinerotlauf eine kurze epidemiologische Betrachtung über 
diese Krankheit und die Behandlung und ihre Erfolge mit spezi¬ 
fischem Serum voraus, ln Anlehnung an die Versuche mit unspezi¬ 
fischen Eiweißstoffen bei der Maul- und Klauenseuche hat nun 
Schm, bei Rotlauf ebenfalls zu dieser Methode gegriffen und Aolan 
25—35 ccm intramuskulär versucht. Die zum Teil schweren Er¬ 
scheinungen des Rotlaufs waren innerhalb 2—3 Tagen auf die Ein¬ 
spritzung hin verschwunden, so daß kein Verlust eintrat. Schm, 
glaubt, daß diese Eiweißtherapie dem spezifischen Serum 
in einer Wirkung überlegen ist; weitere Vorzüge sind, daß 
sie billiger zu stellen kommt, jederzeit zur Verfügung steht 
und ohne zu verderben vorrätig gehalten werden kann. (Die Mus¬ 
keln, welche zur Injektion benützt wurden, sind nicht genannt, es 
scheint also für die Wirkung gleichgültig zu sein, welche man 
wählt. D. R.) Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. 

Tierärztlicher Kreisverein von Schwaben und Neuburg. 

Am Sonntag den 29. Mai 1921 versammelten sich 32 Mitglieder 
(4 hatten sich entschuldigt) unseres Kreisvereines im Saale des 
Hotels „Weißes Lamm“ in Augsburg, der diesem Zwecke schon 
so oft gedient hatte, zur 72. Tagung. Nach herzlichen Begrüßungs¬ 
worten, die im besonderen an den anwesenden RegieTungsrefe- 
renten Oberregierungsrat Günther gerichtet waren, ging der 
Vorsitzende, Schlachthofdirektor S c h,n e i d e r - Augsburg, auf 
die Geschichte des Kreisvereines ein. Eine Zeitspanne von 75 
Jahren hatte sich der Verein lebensfähig erhalten; über seine 
Tätigkeit gaben die aufliegenden Dokumente, der der Vorsitzende 
fast ausschließlich zu Worte kommen ließ, den deutlichsten Auf¬ 
schluß. Schon die künstlerische Ausstattung der Aufnahmsurkunde 
und die Fassung der ersten Statuten beweisen den Ernst und die 
arbeitsfreudige Liebe der Gründer zur Sache im Interesse des 
Tierärztestandes. Wie in der Folgezeit d.er Verein an der Ent¬ 
wicklung unseres Standes in hervorragender Weise mitgearbeitet 
hat; welch prächtige Männer, deren Namen immer in der baye¬ 
rischen Tierärzteschaft einen guten Klang haben werden, den 
Verein geführt; wie einmal der Verein in den Geruch kam, ein 
„politischer“ zu &ein und deshalb der Suspension verfiel, bis 
endlich der behördliche Irrtum erkannt und die Maßregelung zu¬ 
rückgenommen wurde; wie in den achtziger und neunziger Jahren 
der Kampf um die Pragmatisierung der Amtstierärzte zum guten 
Ende geführt, um die Jahrhundertwende die Einreihung der Mili¬ 
tärveterinäre als Offiziere in die Wege geleitet wurde — eine 
merkwürdige Tatsache darf hier eimgefloehten werden, daß näm¬ 
lich die Militärveterinäre (man möchte glauben ostentativ) unserem 
Vereine ferngeblieben sind, obwohl sie die Erfüllung ihrerWünsohc 
ausschließlich den Bemühungen der Kreiisvereine im Bunde mit 
dem Deutschen Veterinärrate zu verdanken haben; wie die ver¬ 
änderte Zusammensetzung des Deutschen Veterinärrates Rück- 



659 


Wirkung ausübte auf die Kreisvereine: und noch manches andere, 
dessen Erwähnung zu weit führen würde, schilderte der Vor¬ 
sitzende in lebendiger Darstellung. Daraufhin kam allgemein der 
feste Wille zum Ausdruck, den Bestrebungen, welche auf Auf¬ 
lösung «der Kreisvereine abzielen, sich nicht ^nzuschließen, son¬ 
dern dem Verein als solchen treu zu bleiben. Dem Beschlüsse 
des mittelfränkischen Kreis Vereins (Antrag auf paritätische Zu¬ 
sammensetzung des Landesausschusses) wurde beigetretem. 

Der Kasenbericht des Kollegen Dr. Ott- Unterthingau gab 
ein erfreuliches Bild; nach Prüfung der Rechnungen wurde dem 
Kassenführer unter Dank und Anerkennung die Entlastung erteilt. 
Die Einziehung der Beiträge erfolgt beschlußmäßig auch fernerhin 
durch Postnachnahme-'Quittung, da nur auf diese Art Rückstände 
und häufige Mahnungen ausgeschaltet werden. 

Nach Abwicklung einiger geschäftlicher Gegenstände hielt 
Kollege Dr. S t r o h - Augsburg einem Vortrag über das Vor¬ 
kommen derrBandwürmerbeim Pferde. Die Grund¬ 
lage hiezu bildeten Untersuchungen bei mehr als 2000 Pferde¬ 
schlachtungen im Augsburger Schlachthof. Ausgezeichnet scharfe 
Lichtbilder,' durch Projektionsapparat vermittelt, unterstützten die 
Schilderungen und statistisch bearbeiteten Ergebnisse. Die For¬ 
schungen bezüglich Kasuistik der Leberzirrhose führten Stroh 
dazu, die eventuelle Bedeutung der Bandwürmer in dieser Be¬ 
ziehung zu untersuchen. Es kann nicht Sache dieses Berichtes 
sein, dem Vortrag entsprechend zu würdigen. Nur die eine Be¬ 
merkung sei gestattet, daß, wenn wirwiicht längst die gediegen 
wissenschaftliche Arbeitsweise des Kollegen Stroh aus früheren 
Abhandlungen kennen würden, die Bearbeitung dieser Materie 
den besten Beweis für seine Forscher-Eignung erbracht hätte; 

Die herzlichen Worte des Dankes und der Anerkennung von 
Seiten unseres Vorsitzenden fanden freudigen Wiederhall in der 
einmütigen Zustimmung der Versammlung. 

Die Zeit drängte zum Schluß, denn die Züge, welche die Kol¬ 
legen wieder nach allen Richtungen entführen sollten, warten 
leider gar micht, und so schloß der Vorsitzende die harmonisch 
verlaufene Versammlung mit dem Wunsche auf gesundes Wieder¬ 
sehen im nächsten Jahre und mit der Mahnung, unserem Kreis¬ 
vereine im allgemeinen Standesinteresse die Treue zu bewahren. 

L. F. 


Unter welchen Voraussetzungen ist ein Notfall im Sinne des § 174 
Abs. 3 der Vollzugsvorschriften vom 27. April 1912 zum Vieh¬ 
seuchengesetze anzunehmen? 

Im Sommer 1920 trat die Maul- und Klauenseuche im Bezirke 
D. in großem Umfange und so heftig auf, daß manche Tiere kurz 
nach der Erkrankung verendeten; wenige Stunden waren für die 
Behandlung entscheidend. Überdies reichten die vorhandenen Tier¬ 
ärzte zur unverzüglichen Behandlung aller Seuchenfälle nicht aus. 
Deshalb wendeten sich Landwirte des Bezirks D., deren Vieh er¬ 
griffen wurde, an die die Tierheilkunde- ausübenden und deshalb 
besteuerten: Angeklagten um Hilfe. Deren Heilmethode besteht 
darin, daß sie den verseuchten und in der Gesundung begriffenen 
Tieren Blut entnehmen und den plötzlich erkrankten Tieren ein¬ 
spritzen (impfen). So haben sie gesperrte Gehöfte betreten, um 
den dort verseuchten Tieren Blut zu entnehmen und es den in 
nicht- gesperrten Gehöften befindlichen Tieren eingespritzt, von 



660 


deren Besitzern sie zur Impfung geholt worden sind. Sie haben 
mit diesem Verfahren gute Erfolge erzielt und viele Tiere-ge¬ 
rettet. Das Schöffengericht sprach von der Anklage wegen eines 
fortgesetzten Vergehen« gegen § 74 Nr. 3 des Viehseuchengesetzes 
frei. Die Strafkammer verwarf die Berufung des Aint^nwalts. 
Die Vorinstanzen rfhhmen an, daß ein Notfall im Sinne des § 174 
Abs. 3 der .bayerischen Vollzugsvorschriften vom 27. April 1912 
zum Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 und zum bayerischen 
Äusführungsgesetz vom 13. August 1910 gegeben war, der zum 
straflosen Betreten der verseuchten Gehöfte berechtigte. Die Re¬ 
vision des Staatsanwalts wurde verworfen. 

Aus den Gründen: Wann ein Notfall gegeben ist, läßt sich 
allgemein nicht sagen. Es kommt auf die Verhältnisse des Einzel¬ 
falles an. Bekanntlich ist ein Allheilmittel für die Maul- u. Klauen¬ 
seuche noch nicht gefunden. Die Anwendung von Heilmitteln durch 
die'Tierärzte bewegt sich noch auf dem Versuchsgebiete. Der revi¬ 
dierende Staatsanwalt gibt selbst zu, daß die Tierärzte sich gegen¬ 
über dem Heilverfahren der Angeklagten nicht ablehnend, sondern 
nur abwartend verhalten. Wird erwogen, daß sie gute Erfolge 
erzielt haben und die Tierärzte bei ihrer großen Inanspruchnahme 
nicht immer gleich zur Stelle .sein können, während nur durch so¬ 
fortiges Eingreifen tödliche Folgen hintangehalten werden können, 
so ist begreiflich, daß die Viehbeitzer in dieser schweren Bedräng¬ 
nis andere Heilkundige um Hilfe angehen, um zu rette®, was zu 
retten ist. In solchen Fällen kann unbedenklich ein Notfall im Sinne 
der Vollzugsvorschriften angenommen werden, der den. zu Hilfe 
gerufenen Angeklagten als Heilkundigen das Betreten der ge¬ 
sperrten Gehöfte behufs .Gewinnung des Heilmittels straflos ge¬ 
stattete. (Urt. d. I. Str.-S. v. 3. Mai 1921 Rev.REg. I 148/21. - 
Zeitschr. f. Rechtspflege in Bayern Nr. 11/12 v. 10. Juni 1921.) A. 


Dämmernde Einsicht? 

Die „Süddeutsche Apotheker-Zeitung“ bringt in ihrer Nr. 43 
vom 31. Mai 1921 folgende sehr beachtliche Notiz: 

v,Herr L. K. in K. schreibt in Nr. 41 über eine Beobachtung 
in Würzburg, daß-dort in den Drogerien alle möglichen Tierarznei¬ 
mittel einer mit großer Reklame arbeitenden Würzburger Firma 
ausgestellt gewesen seien. Dies ist nicht verwunderlich, wenn mau 
bedenkt, welche Unmasse derartiger „Fabriken“ entstanden sind. 
Verwunderlich ist nur, wie skrupellos und vor¬ 
urteilslos ein großer .Teil der- Kollegen diese 
Präparate vertreibt. Man sehe die Drogistenzeitungen 
an und wird eine ganze Zahl dieser „neuen“- Bekannten finden.. 
Zweifellos machen aber diese Firmen keine Reklame in diesen 
Blättern, damit sie ihr Geld gut an den Mann bringen, sondern 
um ein Geschäft zu machen. Verwunderlich ist nur, daß die Apo¬ 
theker auf Präparate von Kollegen, die ihre Tierarzneimittel nur 
nur an Apotheken verkaufen, nur ungern eingehen, obgleich die 
letzteren ein ebenso glänzendes Geschäft machen könnten wie die * 
vorgenannten „Fabriken“, wollten sie ihren Kollegen in den 
Rücken fallen, die aber Standesbewußtsein und Kollegialität per¬ 
sönlichem Eigennutz vorziehen. Diese Rücksicht kennen aber diese 
Fabriken nicht, und den Kollegen, die sich hier aus vorgenannten 
Gründen Rücksicht auferlegen, wird dies von ihren Standesgenossen 
schlecht gelohnt. Es ist eben, wie überall in heutiger Zeit: „Ehr¬ 
lichkeit, ein Stück Dummheit“. Daß diese Erkenntnis recht bald 



661 


den Kollegen dämmern möge, das hoffe ich mit Kollegen L. K. in K. 
Darüber ist kein Zweifel, daß Mischungen von Chemikalien und 
Drogen als Heilmittel nur in Apotheken verkauft werden dürfen. 
Welches Präparat von Wirkung aber bestünde nur aus einer 
einzigen Droge? Daraus geht hervor, daß sie alle den Apotheken 
Vorbehalten sind, nur heißt es, wo kein Kläger ist, da ist kein 
R ichter! Die Apotheker jammern lieber über 
schlechteTaxe und dieBehandlung derKranken- 
kassen*), als daß sie sich die oben angeführten 
Tatsachen einmal- vor Augen führten. 

Tezät in W.**) 

In der Tat wäre es sehr zu begrüßen, wenn sich die Apotheker, 
statt gegen das tierärztliche Dispensierrecht loszuzuiehen, besinnen 
und den Kampf gegen die Drogisten (die zum Teil ja geprüfte 
Apotheker sind), aufnehmen würden, die Arzneien abgeben, -die 
den Apotheken Vorbehalten sind. Im Kampfe gegen dieses 
Pfuschertum könnten Apotheker und Tierärzte Hand in Hand 
arbeiten und so in einer Einheitsfront mehr für die leidende 
Menschheit und das Tierreich leisten als bei ständigem einseitigen 
befehden. _____ P. 

Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 

Die Wanderausstellung der Deutschen Land- 
w i r t s c h a f t s 1 - G e « e 11 ts c h a f t in Leipzig wurde am 
Sonnabend den 18. Juni ds. Jrs. von 50 Studierenden der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule in Dresden unter Führung von Mediiizinalrat 
Prof. Dr. R i c h t e r und seines Assistenten Dr. Götze besucht. 
Nach Besichtigung des zum landwirtschaftlichen Institut der Uni;, 
versität gehörigen, gut besetzten Rassestalles konnten sich die 
Teilnehmer vorn Stand der Neubauten der veterinärmedizinischen 
Institute in Leipzig überzeugen, von denen bereits 3 Institute, 
nämlich dasjenige der Anatomie, pathologischen Anatomie sowie 
Tierzucht und Geburtskunde fertiggestellt sind, während diile Kli¬ 
niken sich im Bau und teilweise schon unter Dach befinden. Die 
Ausstellung selbst bot einen interessanten Ausschnitt ans der Zucht 
der Ziegen, Kaninchen, des Geflügels, der Fische und Bienen. 
Bezüglich der letzteren gab Obermediiizinalrat Prof. Dr. Schmidt, 
der sich dem Lehrausflug als Vertreter .der Bienenkunde zu dem 
Zwecke mit angeschlossen hatte, erläuternde Hinweise. Die Lei¬ 
stungsprüfungen des Reichsverbandes für Zucht und Prüfung 
deutschen Halbbluts, deutscher Schäferhunde, die Vorführungen 
von Lehrfilms aus der Tierzucht und Landwirtschaft, die Besich¬ 
tigung der wissenschaftlichen Abteilungen sowie der sehr zahl¬ 
reichen landwirtschaftlichen Maschinen usw. boten so viel An¬ 
regendes. daß die Mehrzahl der Teilnehmer erst Sonntagabend die 
Rückfahrt antrat. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Die Aussichten unserer Vollblutzucht. 

Im Frühjahr hat eine von dem General-Inspektor Bellamy ge¬ 
führte französische Studienkommission zwanzig deutsche Staatsgestüte 

*) und über das Dispensierrecht der Tierärzte! D. Ref. 

**) Sperrungen von uns. D. Schriftltg. 



662 


besucht, um sich über die Voraussetzungen zu unterrichten, die durch 
den Friedensvertrag für das Gebiet der Pferdezucht Geltung besitzen 
würden. Der Friedensvortrag verlangt von Deutschland eine Ausliefe¬ 
rung von 1500 Beschälern der Zugschläge und 20 Vollblutheng¬ 
sten. Der Bericht dieser Kommission liegt jetzt vor. Es wird zunächst 
festgestellt, daß der deutsche Bestand an Deckhengsten im allgemeinen 
stark überaltert sei, da seit 1913 keine Gelegenheit zu neuen 
Importationen vorhanden war. Daher seien Hengste von 18—20 
und noch mehr Jahren zahlreich, die seit 1914 eingestellten Hengste 
machten erkennbar den Eindruck von Müdigkeit und übermäßiger 
Inanspruchnahme. Dann wird im besonderen erklärt, daß die Voll¬ 
bluthengste alt, verbraucht oder mittelmäßig seien. Die Kommission 
hat von wirklicher Verwendbarkeit nur Dark Ronald und Nuage 
gefunden, den letztgenannten habe sie aber nicht besichtigen können, 
da .der betreffende Gestütsleiter erklärt habe, daß er an ein Kon¬ 
sortium von Hoppegartener Besitzern vermietet sei. Infolgedessen 
habe sie die Zahl von 20 Vollbluthengsten nicht erreichen können 
und habe sich damit begnügen müssen, Nuage, Dark Ronald 
und einige Hengste von gemischtem Vollblut auf die Ausliefe¬ 
rungsliste zu setzen. Wir stehen also vorder Möglichkeit, unsere 
zwei führenden ausländischen Deckhengste zu .verlieren. Was die 
Halbbluthengste anbeiangt, so erklärt der "Bericht, daß der Bestand 
noch sehr zahlreich geblieben sei. da ihn Deutschland habe aufrecht 
erhalten können, indem es in vier Hauptgestüten selbst produziere, 
aber diese Hengste seien in Gebäude und Typus zu verschieden von 
den französischen. Mit wenigen Ausnahmen würden sich ernste Un¬ 
zuträglichkeiten ergeben, wenn man diese Hengste für die franzö¬ 
sischen bodenständigen Stämme benützen würde. Infolgedessen habe 
<Iie Kommission nur eine sehr geringe Anzahl vormerken können. 
Was schließlich die Hengste der Zugschläge betrifft, so sei es nicht 
möglich gewesen, die 1500 im Friedens vertrag vorgesehenen Pferde 
zu linden, nicht einmal annähernd. Der Krieg habe auch in Deutsch¬ 
land einen erheblichen Mangel au Zugpferden zurückgelassen, man 
arbeite aber in Deuschland an einer Hebung der Produktion. Die 
Hengste müßten jetzt 120 bis 130 Stuten im Jahr decken, während man 
in Frankreich nur mit 70 oder 75 rechne. Dies sei durch das deutsche 
System zu erzielen, das ganze Jahr hindurch decken zu lassen, in 
Frankreich beschränke man sich auf die Zeit vom 15. Februar bis 
15. Juli. Durch dieses System sei aber eine fühlbare Überanstrengung 
der Hengste eingetreten. Jnfolgedessen habe die Kommission trotz 
der großen Anzahl der ihr vorgestellten Hengste schließlich nicht 
mehr wie 100 bis 110 von ihnen auswählen können. 


Zeitfragen in der Pferdezucht. 

Der neugegründete Landesverband sächsischer Pferdezüchter 
hielt in Dresden eine zahlreich besuchte Versammlung ab, in der 
Zeitfragen in der Pferdezucht behandelt wurden. Der Vorsitzende, 
Rittergutsbesitzer Roßberg, verwies in seinen einleitenden 
Worten auf die Millionenverluste, die die Pferdezucht unmittelbar 
und mittelbar durch den Weltkrieg erlitten hat, und auf den da¬ 
durch hervorgerufenen Pferdemangel, der in den hohen Pferde¬ 
preisen am deutlichsten zum Ausdruck komme. Der wirksamste 
Aufbau der sächsischen Pferdezucht werde auf genossenschaftlicher 
Grundlage erfolgen, und in richtiger Erkenntnis dieser Tatsache 
sei der Verband gegründet worden, indem der frühere Landstall¬ 
meister Graf Münster an leitender Stelle mitarbeiten werde. 


% 



663 


Graf Münster gab einen Überblick über den Stand der 
sächsischen Pferdezucht vor und nach dem Kriege und 
betonte, daß die Bewegung in geordnete Bahnen gebracht werden 
müsse. Es sei viel zu viel Gewicht auf die Form und zu wenig 
Wert auf die Leistungsfähigkeit gelegt worden. Die Zucht des 
Warmblutes gehöre in die Hand des Staates, die des Kaltblutes in 
die Privatpflege. Es müßten Stammbücher geschaffen werden, in 
denen alle Tiere verzeichnet seien, die nach Erscheinung und Lei¬ 
stungen allen Anforderungen entsprechen. Die Grundlage und die 
weitere Entwicklung hänge davon ab, daß den Pferden eine ange¬ 
messene Weideerziehung zuteil werde. Pferde- und Rinderzucht 
müßten sich ergänzen. Die Vorbedingungen zur Pferdezucht seien 
infolge der starken Nachfrage und gegenwärtigen Geschäftslage 
im Pferdehandel so günstig, daß jetzt mit der rationellen Aufzucht 
der Anfang gemacht werden müsse. — Hiernach behandelte Zucht¬ 
direktor M o m m s e n (Halle), eine Autorität auf dem Gebiete der 
Pferdezucht, ausführlich das obengenannte Thema und gab zu¬ 
nächst einen Ülberblick über die gegenwärtige allgemeine Lage auf 
dem' Gebiete der Pferdezucht, wobei er betonte, daß die Zukunft 
auch in Deutschland mehr als bisher der Tierzucht gehöre. Augen¬ 
blicklich schützten uns die Valutafrage, der Tonnagenmangel und 
die verworrenen politischen Verhältnisse vor der Weltkonkurrenz. 
Mit der Einfuhr sei es für absehbare Zeit vorbei. Der Redner ver¬ 
breitete sich dann an Hand reichen statistischen Materials über die 
Gründe der außerordentlichen Nachfrage und der zum Teil dadurch 
hervorgeruf&nen Preissteigerung und wandte sich dann der Be¬ 
sprechung rein züchterischer Fragen zu. Bei der R a s s e f r a g e 
vertrat er die Forderung, daß in der Landespferdezucht auf Pas¬ 
sionen einzelner Züchter keine Rücksicht genommen werden dürfe. 
Im Interesse des Handels und der Züchter müßten große, einheit¬ 
liche Gebiete geschaffen werden. Für Züchtung von Renn- und 
leichten Pferden, deren Bedarf sich auf 0,5 v. H. der gesamten Er¬ 
zeugung belaufe, neue Gebiete zu erschließen, liege kein Anlaß 
vor. In der Typ frage müsse man sich von dem Gedanken frei¬ 
machen, daß das Pferd ein Produkt der Scholle sei. Die Haupt¬ 
frage für den Züchter sei. ob der Typ seinen Ansichten entspreche. 
In Bezug auf den Umfang der Pferdehaltung müsse sich der Züch¬ 
ter klar sein, daß er zur Zucht mehr Pferde haben müsse, als er 
zu seiner Arbeit gebrauche. Er dürfe niemals Verschleißer seines 
Materials werden und mit allen Stutenmaterial arbeiten. — Zum 
Schluß wurde noch über Fütterung und Aufzucht der FoMen ge¬ 
sprochen. Der Redner belegte durch Beispiele die Bedeutung der 
öffentlichen Organisationen und den Zusammenschluß aller Tier¬ 
züchter. S. M. 


Sondergebiete (Haftpflicht). 

(R e i c h s g e r i c h t s b r i e f e.) 

, (Nachdruck verboten.) 

Tötung von Vieh durch mangelhaften Impfstoff und Schadens- 

. Haftung. ■ - 

Eine interessante Schadensersatzklage gegen den Tierarzt M. 
und die Gesellschaft für Seuchenbekämpfung in 
Frankfurt a. M. hat unlängst das Reichsgericht be¬ 
schäftigt. 

Zur Bekämpfung des Milzbrandes unter dem Vieh¬ 
bestand der in der Störniederung liegenden Dörfer wurden in den 



664 


Jahren 1912 und 1913 Schutzimpfungen mit Pasteurscher Lymphe 
ausgeführt und im Jahre 1914 mit Milzbrand-Serovakzine. Da im 
Jahre 1915 und 1916 solche Schutzimpfungen polizeilich nicht au- 
geordnet wurden, ließen die Yiehbesitzer in A r ps d o r f bei Neu- 
münster solche auf eigene Kosten durch den Tierarzt M. ausführen. 
Dieser bezog die erforderliche Lymphe von der beklagten- Gesell¬ 
schaft für Seuchenbekämpfung. Im Jahre 1915 fanden keine Impf¬ 
verluste statt, im Jahre 1916 aber sind von 245 geimpften Rindern 
7 4 Tiere unter den Erscheinungen des Milzbrandes e i n ge¬ 
gangen. Der Kläger B. hat 15 Rinder durch den Tod verloren. 
Seinen Schaden berechnet er auf 20 835 Mark. Hierfür nimmt er 
sowohl den Tierarzt als die Lieferanten des Impfstoffes in An¬ 
spruch. 

Landgericht und Oberlandesgericht Kiel haben den Anspruch 
gegen die Gesellschaft für Seuchenbekämpfung dem Grunde nach 
für gerechtfertigt erklärt, gegenüber dem beklagten Tier¬ 
arzt jedoch abgewiesen. Das Oberlandesgericht führte zur 
Begründung seines Urteils unter anderem aus, daß ein Versehen 
des Tierarztes als Ursache des Schadens nicht in Frage komme, 
die Ursache .vielmehr in der Beschaffenheit des Impfstoffes zu er¬ 
blicken sei. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision der ver¬ 
urteilten Beklagten ist ohne Erfolg geblieben und vom Reichs¬ 
gericht zurückgewiesen worden. Aus folgenden Entschei¬ 
dungsgründen: Das Berufungsgericht hält es für erwiesen, 
daß sich der Impfstoff bei seiner Abgabe an den beklagten Tier¬ 
arzt schon in einem Zustand befand, der ihn zu Impfungen un¬ 
geeignet machte. Das Gericht erachtet ferner als erwiesen, 
daß die Beschaffenheit des Impfstoffes bei dessen experimenteller 
Prüfung mit Sicherheit hätte erkannt werden können und erörtert 
weiter verschiedene Möglichkeiten, die als Ursache für die Schäd¬ 
lichkeit der Lymphe in Betracht kommen könnten. Danach gelangt 
es zu dem Ergebnis, daß die Lymphe vor Abgabe an den Tier¬ 
arzt auf ihre Eignung hätte n a c h g e p r ü f t werden müssen, 
was nicht geschehen ist. In diesen Ausführungen ist kein Rechts¬ 
irrtum enthalten. Daraus, daß die beklagte Gesellschaft ein H e i 1- 
mittel in den Verkehr brachte, das schwere Schädi¬ 
gungen verursachen konnte, erwuchs für sie die Pflicht 
den bedenkenfreien Zustand des Heilmittels vor seiner Abgabe 
zum Gebrauche in möglichst zuverlässigerWeise fest- 
z u s t e 11 e n. Stand Ihr hierfür ein geeignetes Mittel in der ex¬ 
perimentellen Nachprüfung zur Verfügung, so enthält es regel¬ 
mäßig eine Verletzung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt 
wenn dieses Mittel nicht zur Anwendung gelangt ist. Sache der 
Beklagten war es, den Nachweis zu erbringen, daß die Unter¬ 
lassung der Nachprüfung im gegebenen Falle sachgemäß gewesen 
sei. Das Berufungsgericht hat nun festgestellt, daß die Bestand¬ 
teile der Serovakziilne kurz vor dem Mai 1916 zuletzt geprüft, die 
Impfungen aber Ende November 1916 ausgeführt worden sind. Die 
Prüfung von April habe in Rücksicht auf die 
Schwierigkeiten während des Krieges nicht 
a u s g e r e i c h t. um die Ausgabe des Mittels im 
November ohne erneute Prüfung zu gestatten. 
Die Beklagte habe damit rechnen müssen, daß die Kultur seit 
April 1916 an Virulenz zugenommen habe und der Impfstoff da¬ 
durch schädlich geworden sein könne. Auch die hiergegen ge¬ 
richteten Angriffe der Revision sind unbegründet. K. M.-L. 



665 


Staatsveterinärtnrnde, Auslaids dienst and Verslchernngswesen. 

Die Opfer der Maul- und Klauenseuche in Sachsen im Jahre 1920. 

Nach den Feststellungen des Ministerialrats und Landestierarzt 
Dr. Edelmann wurde über die Maul- uqd Klauenseuche im 
Jahre 1920 Folgendes berichtet: Die Seuche wurde in der Haupt¬ 
sache durch die Einfuhr von Schafen aus Oldenburg und Ostfries- 
land eingeschLeppt. Sie verbreitete sich etwa von Mitte Mai an 
in raschem Zuge durch alle Bezirke des Landes. Die Zahl der 
verseuchten Gehöfte betrug Ende Juni bereits 465; sie stieg Ende 
Juli auf 763, Ende August auf 1827, Ende September auf 5873, 
Ende Oktober auf 11077 und erreichte Mitte November die Höhe 
von nahezu 12000 Gehöften. Seitdegi flaute die Seuche nach und 
nach wieder ab, so daß in der letzten Seuchenstandsnachweisung 
vom 28. Februar 1921 nur noch 232 Gemeinden und 507 Gehöfte 
mit Maul- und Klauenseuche zu melden waren. Insgesamt sind'' 
im Jahre 1920 im Sachsen 2666 Gemeinden und 
22 7 62 Gehöfte von der Seuche betroffen worden. Am 
schwersten war die Kreishauptmannschaft Leipzig mit 9445 ver¬ 
seuchten Gehöften. Ihr folgten die Kreishauptmannschaften Dres¬ 
den mit 5220, Bautzen mit 3662, Zwickau mit 2314 und Chemnitz; 
mit 2221 Gehöften. Besonders stark waren die Veterinärbezirke 
Grimma mit 1944, Borna mit 1936 und Rochlitz mit 1879 Gehöften 
getroffen. Über 1600 verseuchte Gehöfte wiesen weiterhin auf die 
Bezirke Großenhain und Döbeln, über 1200 die Bezirke Bautzen, 
Meißen, Oschatz. Am wenigsten verseucht waren die Bezirke 
Dresden-A., Chemnitz, Zwickau, das obere Erzgebirge und Vogt¬ 
land, in denen die Zahl unter 200 Gehöfte in jedem Bezirke be¬ 
trug. — Hinsichtlich der Verluste an Klauehtieren durch Verenden 
ist die Seuche in Sachsen bei weitem nicht so verheerend aufge¬ 
treten, wie besonders in süddeutschen Ländern, wo irr manchen 
Orten bis zu 80 % der Tiere fielen oder notgeschlachtet werden 
mußten. Die Gesamtzahl der durch die Seuche verlustig ge¬ 
gangenen Tiere beläuft sich im Jahre 19 2 0 in Sachsen 
auf 3805 Rinder, 4200 Kälber, 1607 Schweine, 
10735 Ferkel, 290 Schafe und 1486 Ziegen. Da¬ 
von verendeten infolge Seuche 749 Rinder, 524 Kälber, 235 
Schweine, 7726 Ferkel, 53* Schafe und 433 Ziegen. Die übrigen 
sind notgeschlachtet worden. Vergleicht man diese Verlustziffern 
mit dem Gesamtviehbestand nach der Zählung vom 1. September 
1920, so ergibt sich, daß der Seuche zum Opfer fielen 0,55 % der 
Rinder, 6,5 %■ der Kälber, 0,47 % der Schweine, 11 % der Ferkel, 
0,26 % der Schafe und 0,33% der Ziegen. Am stärksten waren 
die Verluste bei Rindern mit Einschluß der Kälber in den Be¬ 
zirken Rochlitz mit 1217, Grimma mit 891, Döbeln mit 783 und 
Großenhain mit 565 Tieren. Bei Schweinen traten die em¬ 
pfindlichsten Verluste namentlich in den schweinezuchttreibenden 
Bezii’ken auf, da die Seuche erfahrungsgemäß besonders bei Fer¬ 
keln viele Opfer fordert. Obenan stehen in dieser Beziehung die 
Bezirke Meißen und Döbeln mit je etwa 2300 Verlusten. Auch in 
den Bezirken Rochlitz, Großenhain und Oschatz mit je etwa 1400 
bis 1600 verendeten Ferkeln waren die Abgänge verhältnismäßig 
groß. Bei Schafen sind stärkere Verluste (168 Todesfälle) be¬ 
sonders aus dem Döbelner Bezirke gemeldet worden, während die 
Bezirke Borna, Grimma und Rochlitz hinsichtlich der Verluste 
an Ziegen mit etwa je 200—250 Todesfällen obenan stehen. — 
Erfreulicherweise ist seit Ende 1920 ein starkes Abflauen der 



666 



Seuchen eingetreten, da« hoffentlich in der Folge dazu führen 
wird, daß unser Land in absehbarer Zeit von den schweren Heim- ä 
suchungen durch die Seuche an seinen Viehbeständen befreit sein 23ä 
wird. . _8. M. 

Landwirtschaft, Fntteraittelknnde and Ernlhrnn§swesen. 

Die staatliche Hilfsaktion für die Maul- und Klauenseuche.*) 

Im der Sitzung des Staatshaushaltausschusses vom 16. Juni 
wurde die staatliche Wohlfahrtsmaßnahme für die durch die Maul- ___ ] 
und Klauenseuche schwer geschädigten Landwirte dadurch im all- " , 
gemeinen zum Abschluß gebracht, daß der Antrag der Regierung 
auf Bereitstellung von weiteren 15 Millionen Mark Annahme fand. 
Einem Antrag Walz zufolge wurden im Frühjahr 1920 zu¬ 
nächst 1 Million und unterm 29. Juli v. Jrs. insgesamt 30 Millionen 
Mark als Staatsbeihilfen in Form von gering verzinslichen Dar¬ 
lehen und nicht rückzahlbarer Zuschüsse vom Landtag genehmigt. 

Am 15. Juni 1921 waren 11302 Gesuche mit einem Beihilfe¬ 
betrag von 34 787 375 Mark besehieden, wovon rund die Hälfte auf 
nichtrückzahlbare Zuschüsse und geringverzinsliche Darlehen ent- ‘.; 
fällt, An die Versicherungskammer, Abteilung für Viehversiche-, 
rung, wurde der Betrag von etwas über 3 Millionen Mark zur Min- 
derung der Prämien überwiesen, so daß bis zum heutigen Tag A 
rund 38 Millionen Mark an Staatsbeihilfen verausgabt sind. 

Der Landtag hat nunmehr insgesamt 45 Million e*n 
Mark zurVerfügung gestellt, wovon schätzungsweise 20 Millionen ■< 
Mark gewährter Darlehen wieder an die Staatskasse zurückfließen ' i 
dürften. Gewiß eine sehr beträchtliche Summe, wie sie noch nie- 
mals zuvor für gleiche Zwecke gewährt wurde; allerdings hat auch : t 
die Seuche noch zu keiner Zeit so allgemein und so verheerend ;i 

gewütet, wie bei dem nun abgeschlossenen Seuchenzug 1920/21. < 

45 000 Gehöfte waren von der Seuche befallen, rund 76 772 Stück ! 
Groß- und Kleinvieh, d. i. 1,2 6 Prozent des gesamten 
bayerischen Groß- und Kleinviehbestandes sind . v : 
der Seuche zum Opfer gefallen. An der Spitze steht 
Oberbayem mit 17 852, Schwaben mit 12 736, Mittelfranken mit > 
12 503, Niederbayern mit 11180 Stück, es folgen sodann Unter¬ 
franken mit 6 240, Oberfranken mit 5 247 und die Pfalz mit 4 252 
Stück. Wenn man diese Viehverluste im Verhältnis zum Viehstand 
der einzelnen Kreise vergleicht, so treffen auf Mittelfranken 1,58 
Prozent, Oberbayern 1,52 Prozent, Schwaben 1,34 Prozent, Unter¬ 
franken 1,19 Prozent, Niederbayern 1,13 Prozent, Oberfranken 0,99 
Prozent, Pfalz 0,97 Prozent, Oberpfalz 0,93 Prozent. 

Bemerkenswert ist auch die Tatsache der rapiden Abnahme 
der Todesfälle beim Einsetzen der allgemeinen Impfung 
der Tiere trotz weiterer Ausbreitung der Seuche im Sommer ver- i 

gangenen Jahres, wenn auch dabei noch andere Ursachen mitge- /< 

wirkt haben können. _ 

Hochschulnachrichten. 

Ernennung. Der Prosektor am Anatomischen Institut der tier¬ 
ärztlichen Fakultät der Universität Bern, Privatdozent Dr. med. vet. ^ 
Hans Richter, wurde zum a. o. Professor für Veterinär-Ana¬ 
tomie daselbst ernannt. 

*) Aus einem Berichte des Herrn Landtagsabgeordneten Walz 
(M.-A.A., Nr. 260, 1921). 




667 


„ Schütz - Ehrung.“ 

(1. Quittung.) 

Profesorenköllegium der Tierarzt- 


ilichen Hochschule Berlin. 3000.— Mk. 

Prof. Dr. Neumann - Berlin.100'.— 

Prof. Dr. P. Toepper- Berlin. 20.— „ 

Prof. Dr. C. C a s p e r - Breslau.100.— ,. 

Voreinsendung..* 50.— „ 

Desgleichen. 20.— 

VeterinüranstaltJ e n a ((«eh.-Kat llobstetter) 300.— „ 

W ö h r i c k - Sorau.. 30.— „ 

Dr. K u n t z e - Oberndorf. 10.— „ 

V o ß - Uetersen . 50. — „ 

8 e tu e i n - Friedenau. 15.— 

Dr. Eberbeck - Berlin.100.— „ 

Pelka- Neuhof.. . . , 50.— 


zusammen: 3845.— Mk. 

Abgeschlossen am 7. Juli 1921. 

Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz-Ehrung“ der 
Deutschen Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestraße 11. Post¬ 
scheckkonto: Berlin NW 7 Nr. 1012. Prof. Neu in ann - Berlin. 

Die deutsche Studentenschaft hielt am 22. Mai auf Burg Han- 
stein bei Eichenberg im Anschluß an Tagungen der einzelnen Fach¬ 
gruppen einen Studententag ab. Dieser setzte sielt aus Vertreterin 
der 13 Fachgruppen und einer Anzahl Studierenden, die vom Vor¬ 
stande der deutschen Studentenschaft berufen waren, zusammen. 
Außerdem waren an eine Anzahl von jüngeren Akademikern Ein¬ 
ladungen ergangen. An größeren Referaten wa'rein vorgesehen: 
1. Die Idee der humanistischen Fakultät und die Arbeit des Aus¬ 
schusses der deutschen Studentenschaft für die humanistische Fa¬ 
kultät (Dr. W. Mahrholz, Berlin); 2. Kritik und Gegenvorschläge 
(Dr. S. Berger, Halle); 3. Der Plan einer humanistischen Fakultät 
an der Universität Göttingen (Prof. Dr. Ehrenberg, Göttingen). 

Das Hochschularchiv der deutschen Studentenschaft in Göt~ 
fingen, das am 1. Oktober 1920 eröffnet wurde, bittet alle studen¬ 
tischen Ausschüsse, Verbindungen und Vereine, ihm recht reich¬ 
lich gedrucktes Material zuzusenden. In Betracht kommen insbe¬ 
sondere für die Verbindungen: Satzungen von Verbindungen, Kor- 
porationsverbänden u. Altherrenverbände, Verbindungsgeschichten, 
Semester- u. Jahresberichte, Komments aller Art, Ehrenordnungen, 
Mitgliederverzeichnisse, Festschriften, Bierzeitungen, Liederbücher. 
Vereinspostkarten, Bilder von studentischen Feiern und Aufzügen, 
Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften, alte studentische Zeit¬ 
schriften usw. Alle Sendungen werden erbeten an das Hochschul¬ 
archiv Göttingen, Weenderstraße 12/13. 

Neuordnung des medizinischen Studiums. Die Vertreter der 
Ärzteschaft und der Fakultäten hatten in Halle Ende 1920 be¬ 
schlossen, die Verlängerung des medizinischen Studiums um ein 
Jahr zu fordern. Gegen diesen Beschluß wendet sich die Mün¬ 
chener Medizinerschaft in einer Denkschrift mit der Begründung, 
eine derartige Änderung würde eine solche Verteuerung des medi¬ 
zinischen Studiums bedeuten, daß es dem gebildeten Mittelstände 
unmöglich würde, sich dem ärztlichen Stande ferner zu widmen. 
Zur Abänderung der tatsächlich vorhandenen Schäden fordert die 
Münchener Medizinerschaft: 1. das medizinische Studium besteht 















668 


aus vier vorklinischen, sechs klinischem Semestern und einem prak¬ 
tischen Jahr; 2. Verlängerung der Semesterzeit auf 3% bezw. 
4 Monate mit ifi Deutschland einheitlichen, gleichen, pünktlichen, 
für Studenten und Dozenten verpflichtenden Beginn und Schluß; 
3. Verschärfung der Vorprüfung und des Staatsexamens mit nur 
einmaliger Wiederholung, Ablegung der theoretischen Prüfung vor 
einer Kommission; 4. Einführung eines obligatorischen Kranken- 
ptlegedienst(fts; 6. Wegfall der kostspieligen medizinischen Doktor¬ 
dissertation; Verleihung des Doktortitels mit bestandenem Staats¬ 
examen auf Grund einer besonderen, der bisherigen schriftlichen 
Doktorarbeit entsprechenden Arbeit;.6. Einführung eines numerus 
clausus. 


Personalien. 

Ernennungen: Vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus 
wurden vom 1. Juli 1921 an in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt: 
die Assistenten an der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen 
Fakultät der Universität München mit dem Titel Obertierärzte 
Dr. Hermann Wenger und Dr. Karl Eugen Fischer zu Ober-, 
tierärzten daselbst. 

Praxisanmeldung : Oberveterinär bei der Landespolizei Ludwig 
Lutz in Augsburg. Tierzuchtinspektor a. D. Dr. Johannes Schmid 
in Ansbach. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Andreas Palm in 
München. 

Promotionen : Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Hanns 
Leick in Mering. Dissertation! „Das Werk des Flavus Vegetius 
Renatus de raulomedicina libri“ nach dem heutigen Stand der 
Wissenschaft betrachtet unter besonderer Berücksichtigung der 
Chirurgie“. (Aus der Chirurgischen Tierklinik: Dr. Mayr). Tier¬ 
arzt Heinrich Enzenbach aus München. Dissertation: „Zur 
Serumgewinnung für die bayer. Notimpfung gegen den bösartigen 
Verlauf der Maul- und Klauenseuche“. (Aus der veterinärpolizeil. 
Anstalt Schleißheim: Dr. Ernst). 


Bticherschan. 

„Volksernährung und Tierzuchtförderung“. Von Tierzuchtdirektor 
Dr. Probst -Weiden. Sonderabdruck aus dem Landwirtschaft¬ 
lichem Jahrbuch für Bayern 1920, Heft 11/12. München, Buch¬ 
druckerei und Verlagsanstalt Carl Gerber. 

Verfasser der vorliegenden Schrift ist schon durch frühere 
Werke, so vor allein „Probleme der modernen Tierzucht“, das er 
noch als Distriktstierarzt in Heidenheim a. H. im Jahre 1904, und 
durch sein „Handbuch der gesamten Landwirtschaft“, für das er 
die ersten Autoritäten auf diesem Gebiete als Mitarbeiter gewonnen 
hatte, und das er im Jahre 1905 veröffentlichte, hinlänglich be¬ 
kannt. Dazu kommt, daß er seit mehr als einem halben Menschen¬ 
alter als Tierzuchtlehrer tätig ist. Wir dürfen also von der vor¬ 
liegenden Schrift mit Recht eine gründliche Bearbeitung des so 
schwierigen Themas unserer „Volksennährung im Hinblick auf die 
Tierzuchtförderung“ erwarten,. Die Frage ist hochakut, denn die 
Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und vor allem 
unserer Tierzucht ist fraglos eines der wenigen Mittel, die uns 
vielleicht noch bei dem jetzigen Chaos ein Fingerzeig zur Rettung 
sein können. Verfasser geht zunächst von der Bedeutung 
der landwirtschaftlichen Erzeugung für die 



669 


Volkswirtschaft aus und betont, daß wir in erster Linie 
selbst die Mittel finden müssen uns ausreichend zu ernähren, wenn 
nicht viele Millionen au.s unserem Volke zur Auswanderung ge¬ 
zwungen oder dem Untergang verfallen sein sollen, ln einem Ab¬ 
schnitte über die allgenfeinenGrundlagen Verstei¬ 
gerung der landwirtschaftlichen Erzeugung 
finden sich außerordentlich beherzigenswerte Anregungen, indem 
gezeigt wird, wie viele Fehler aus Unkenntnis in Bayern allein 
schon gemacht werden, z. B. in der falschen Behandlung der in 
Wiesentälern an stauender Nässe leidenden Grundstücke etc. Ver¬ 
fasser fordert hier vor allem eine berufliche Schulung der Land¬ 
wirte und denkt sich sogar die Sache so, daß der ganze ländliche 
Schulbetrieb auf die landwirtschaftliche Fachschulung eingestellt 
werden könnte und müßte. Hier wird man allerdings den Verfasser 
bitten, nicht zu weit zu gehen, weil sonst vielleicht die ländliche 
Schule zu einseitig im Unterricht eingestellt werden könnte. Daß 
auch Verwaltungsbeamte eine gewisse landwirtschaftliche Schulung 
brauchen können, wird man nicht in Abrede stellen dürfen, es frägt 
sich nur, wie man am besten ihnen dieselbe übermitteln könnte. 
Zu der landwirtschaftlichen Schulung fordert Verfasser die saat- 
züchterische Organisation bis ins letzte Dorf hinein, und es ist 
sehr lesenswert, wie er sich diese Sache näher denkt. Es erfordert 
das allerdings, besonders von unserer Landwirtschaft, eine Selbst¬ 
zucht, die bei manchen, harten Köpfen gerade unter unseren Bauern 
vielleicht nicht immer leicht sein dürfte. In ähnlicher Weise mü߬ 
ten nach dem Herrn Verfasser die Düngerfrage und die Kunst¬ 
düngerfrage, und nicht zuletzt die Förderung, Erzeugung, Be¬ 
schaffung und Haltung der männlichen Zuchttiere in Angriff ge¬ 
nommen werden. 

Das nächste Kapitel bringt „Grundsätzliches z-u r 
Frage der Tierzucht förderun g“. Es verlangt eine 
bessere, fachliche Schulung der Landwirte, eine sorgfältige Zucht¬ 
wahl bei) Tier und Pflanze und eine gesteigerte Düngung.. ,Dem 
Satze, daß die Bedeutung eines planmäßigen, raschen Ausbaus der 
Grünlandwirtschaft nicht überschätzt werden .könne, wird man un¬ 
bedingt zustimmen müssen. Besonders die Bedeutung des Grün¬ 
landes als Wiese für die Winterfütterung dürfte zu unterstreichen 
sein: „Wo bestes, gehaltreiches Heu zur Verfügung steht, wachsen 
die Jungtiere ohne nennenswerte Beigabe von Kraftfutter rasch 
und gesund heran. Auch die Milcherzeugung ist eine hohe. . . . 
Bei wenig und schlechtem Heu aber in der Winterfütterung läßt 
Aufzucht und Milchleistung viel, wenn nicht alles zu wünschen 
übrig, wenn wie heute, eiweißhaltige Kraftfuttermittel fehlen.“ 

Bei dem Abschnitt über „Z u c h t w a h 1“ ist der Hinweis, 
daß der Einfluß von Klima und Boden auf Form und Leistung der 
landwirtschaftlichen Nutztiere viel größer ist, als gemeinhin an¬ 
genommen wird, gewiß zu unterstreichen und die Forderung, an 
' der Hand einer geologischen und hydrographischen Karte festzu- 
' stellen, wo schweres und leistungsfähiges und wo geringgewich¬ 
tiges und leistungsschwaches Vieh vorhanden sein könnte, wäre 
wohl zu erfüllen. Für den Gang einer planmäßigen Erzeugung und 
Verwendung von männlichen Zuchttieren verlangt Verfasser: 
1. Standzuchten (Zuchtzentren) auf Staatsgütern usw.; von diesen 
werden mit männlichen Zuchttieren nur versorgt 2. die besten 
Zuchtgemeinden der Hochzuchtbezirke der betreffenden Tierart; 
von diesen aus wiederum werden die weniger hochstehenden Ge¬ 
meinden der Hochzuchtbezirke und 8. die fortgeschrittensten Zucht- 



670 


gemeinden der Gebrauchszuchtbezirke versorgt und 4. in diesen 
erfolgt alsdann flie Erzeugung der männlichen Zuchttiere für die 
verbleibenden Gemeinden der Gebrauchszuchtbezirke. Dieser Plan 
des Herrn Verfassers dürfte reiflichen Erwägungen entsprungen 
sein und verdient wohl Anerkennung.* 

Es folgen «nun noch eigene Abschnitte, in denen die Ma߬ 
nahmen zur Förderung der Pferde-, Rinder-, 
Schweine-, Schaf- und G e f 1 ü g e 1 z u c h t - behandelt 
werden. Auch hier begegnen wir einer Fülle von sehr beachtens¬ 
werten Anregungen neben gründlicher Berücksichtigung der ein¬ 
schlägigen Arbeiten der letzten Jahre. Es würde zu weit führen 
auf Einzelheiten hier einzugehen, doch sei u. a. darauf hingewiesen, 
daß Verfasser eine Aufhebung der Landgestüte vorschlägt und 
eine restlose Pflege der Kaltblutschläge verlangt, eine Sache, die 
doch wohl noch zu überlegen sein dürfte. 

Die Arbeit ist ein Sonderdruck aus dem Landwirtschaftlichen 
Jahrbuch für Bayern, was ja an sich schon für deren Bedeutung 
spricht. Es wäre zu wünschen, d$ß dieselbe die weiteste und ein- 
gendste Beachtung finden möchte. Ma. 

Eingesandt. 

Die Bienenzuchtbetriebsweise im Breitwabenstock. Wenn wir 
uns entschließen, die Bienenzucht mit Breitwabenstöcken zu be¬ 
ginnen und uns daher einen solchen gekauft oder selbst nach 
einem vorhandenein oder entlehntem Muster hergestellt haben, so 
tritt diie Frage an uns heran, wie wir diesen Breitwabenstock be¬ 
völkern, d. i. mit Bienen besetzen können. Hiezu bieten sich ver¬ 
schiedene Möglichkeiten, unter anderem: 1. durch Besetzen mit 
einem Schwarm, 2. durch Umschneiden oder 3. durch Obersiedeln 
eines am Stande bereits vorhandenen oder eines angekauften 
Volkes m Mobilbau (Ständerbeute) oder Stabilbau (Korb, Bauern¬ 
oder Krainerkiste). Alle diese Möiglichkeiten werden in einem 
x\rtikel in Folge 16 der Wocheinschrift für Haus, Hof und Garten 
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein erläutert. Probefolge steht 
kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland be- 
trägt Mk, 10.50 für das Vierteljahr. __ 

Nr. 359 h 58. Staatsveterin ärdienst. 

Staatsministerium des Innern. 

Bekanntmachung. 

Betreff: Prüfung für den tierärztlichen 
Staatsdienst in Bayern. 

Mit Rücksicht auf zu Tage getretene besondere Umstände 
werden zu der am Montag, den 26. September 1921 beginnenden 
Prüfung auch Tierärzte zugelassen, welche zufolge Dienstleistung 
beim Heere zwar die Voraussetzung des § 15 Abs. 2 der Verordn, 
vom 21. Dezember 1908 (GVB1. S. 1141) nicht erfüllt haben, jedoch 
noch im Laufe des Jahres 1919 approbiert worden sind. 

Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind tunlichst umgehend mit 
dem tierärztlichen Approbationsschein in Urschrift oder in amtlich 
beglaubigter Abschrift und mit den Belegen über die geleistete 
Militärdienstzeit beim Staatsministerium des Innern einzureichen. 

München, 13. Juli 1921. 

I. A.: gez. Graf von Spreti. 


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(frflher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern Rowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kr eis vereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 26. Juli 1921. Nr. 30. 


Inhalt: 

Originalartikel: Lichtenstern. (Schluß.) — Wenger. — Referate. — Staats¬ 
veterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. 
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Eingesandt. 


Über Geburtshilfe beim Pferd. 

Von Dr. G. Lichtenstern in Kotthalmünster. 

{Schluß.) 

Vorbereitung des Muttertieres und des 
Operateurs: Die Stute ist in eine geräumige Boxe zu 
bringen; hier im Rottale herrscht im Pferdestalle eine 
außerordentliche Raumverschwendung, so daß die Auswahl 
nicht schwer ist; beiderseits eines geräumigen Futterraumes 
befinden sieh die Stände, die ohne weiteres durch Einhängen 
von Türen zu Laufständen verwandelt werden können. Ich 
»teile das Muttertier in eine helle Boxe (in die Nähe der 
Lichtquelle), lasse zu beiden Seiten die Pferde abführen und 
bringe in einen der freien Stände einen großen Waschtisch, 
auf dem ich warme Desinfektionslösung, Handtücher, Öl 
und mein Instrumentarium auflege.— Zur geburtshilflichen 
Kleidung: J ö h n k und Lindhorst benützen einen 
Schutzanzug aus Ölstoff. Ich habe mir abgelegte Hemden 
und Jacken entsprechend in ärmellose abändern lassen, die 
den Vorzug der Billigkeit haben und bei dem hiesigen kalten 
Klima im Januar und Februar angenehm warm sind. Die 
bei Stiefenhofer erhältlichen Gummiwesten sind ein 
guter Schutz gegen das Fruchtwasser. Schon während man 
die Stute entsprechend stellt und sich umkleidet, tut man gut 
sich um das Personal umzusehen; es sind 5—7 Mann erfor¬ 
derlich. Entdecke ich unter den anwesenden Leuten einen 
berufsmäßigen Empiriker, so veranlasse ich dessen Ab¬ 
marsch ; ich halte es für durchaus standesunwürdig und ver¬ 
werflich gemeinsam mit einem Empiriker eine Geburt durch¬ 
zuführen. 

Ist alles bereit, so gehe man an die Untersuchung der 
Stute; man darf nicht unterlassen den Besitzer um den Cha- 














674 


rakter der Stute zu befragen; auch bei Zusicherung abso- 
' luter Frömmigkeit tut man gut bei fremden Pferden sich 
zu sichern. Ein Mann stellt sich vorne an den aufgetrensten 
Kopf; an beiden Seiten des Beckens steht je ein Mann; 
einer zieht den Schwanz zur Seite. Bei Beginn der Unter¬ 
suchung lasse ich mir den entsprechenden Vorderfuß auf- 
heben. Eine Allgemeinuntersuchung vor der speziellen 
Untersuchung ist zeitraubend und deshalb nicht nur un¬ 
nütz, sondern zweckwidrig. 

Die gewissenhafte Reinigung der Umgebung der Scheide 
ist Hauptgebot; eine Person hält zur Seite eine größere 
Menge warmes Wasser zur Verfügung. Mit Verwendung 
von Seife gelingt e§ ein relativ keimarmes Operationsfeld 
zu schaffen.' Die Verwendung von einhüllenden Mitteln am 
Arm (Adeps suillus,Vaselin) ist bei zu Furunkulosis geneig¬ 
ter Anlage sehr zu empfehlen. 

Untersuchung: Die Untersuchung erstreckt sich 

1. ob nicht Verhältnisse vorherrschen, die jede weitere 
Arbeit illusorisch machen; besonders der Vorfall von Darm¬ 
teilen der Stute ist absolut prognostisch ungünstig zu be¬ 
urteilen. Bei sehr heftig drängenden Stuten kann man in 
der Excavatio rectouterina eine Ruptur des dorsalen Schei¬ 
dengewölbes beobachten, durch die schon vor der Geburt 
Dünndarmschlingen hervortreten. Ich selbst konnte schon 
beobachten, daß bei Anteflexio uteri Geburtshelfer die Ano¬ 
malie durch Einschneiden'in den umgestülpten Teil zu lösen 
versuchten. Auch in diesen Fällen treten Dünndarmschlin¬ 
gen hervor. Solche Tiere sind verloren. 

Bei Prolapsus ani oder Prolapsus vesicae urinariae sind 
die Aussichten für den Erfolg zwar auch zweifelhaft, immer¬ 
hin ist man verpflichtet die Geburt durchzuführen. Die Pro¬ 
gnose sei auch dann vorsichtig zu stellen, wenn die Stute 
nach beendeter Geburt sieh denkbar gut befindet. Bei Pro¬ 
lapsus ani treten mit Vorliebe Zerreißungen des dorsalen 
Aufhängeapparates ein; durch die Peristaltik des Darmes 
tritt dan schon nach einigen Stunden eine Drehung des 
Mastdarmes ein, dem man ganz ohnmächtig gegenübersteht. 
Bei Harnblasenvorfall ist dann der Erfolg negativ, wenn 
durch den Vorfall eine Zerreißung eines oder beider Harn¬ 
leiter eingetreten ist. 

2. Die Untersuchung erstreckt sich weiters nach Hal¬ 
tung, Stellung und Lage der Frucht und 

3. ob der Fötus noch lebt oder schon tot ist. — 

ad 1. Die Verhältnisse abgesehen, die ich schon sub 1 
besprochen habe, ist die Untersuchung bereits dann not- 



675 


wendig, wenn bereits andere Leute gearbeitet haben; .bei 
Uterusrissen schenke man dem Besitzer klaren Wein ein, 
ohne natürlich eine der bereits tätigen Personen namentlich 
zu benennen. Es wäre unrichtig, längere Zeit noch daran zu 
arbeiten, da man dann das Odium auf sich lenken kann. 

ad 2. Die Feststellung der Lage, Stellung und Haltung 
macht dem Anfänger oft Schwierigkeiten. Bezüglich der 
Definition der Begriffe Lage, Stellung und Haltung ver¬ 
weise ich auf die Lehrbücher (Ziffer 46, 47, 48 des „Prakti¬ 
kums der tierärztlichen Geburtshilfe“ von Lind hörst 
und Drahn). 

ad 3. Die Feststellung, ob ein Fötus noch lebt oder schon 
abgestorben ist, ist manchmal recht schwer; bei Geburten 
vor Beendigung der Trächtigkeitsperiode- braucht man sich 
mit der Feststellung nicht abzuplagen, da solche Tiere ohne¬ 
hin regelmäßig bald nach der Geburt eingehen. Tn anderen 
Fällen wird ein Druck auf den Bulbus, Zug an der Zunge 
oder einem Beine, Palpation der Herzgegend, bei Stei߬ 
endlagen der Arteria umbilicalis in Zweifelsfällen Klarheit 
schaffen. Falls der Fötus noch lebt, ist man verpflichtet eine 
Berichtigung des Stellungs-, Haltungs- oder Lagefehlers zu 
versuchen. ' , 

Die Geburt: Der Anfänger wird sich auf die genaue 
Voruntersuchung einrichten müssen. Tch selbst leite mit 
der Untersuchung die Geburt selbst ein; ich werde also, so 
bald ich eine Anomalie festgestcllt habe, z. B. eine Karpal- 
beugehaltung, ohne weiteres auch versuchen die Anomalie 
zu lösen. Das ist natürlich jedesmal,individuell verschieden; 
ebenso versuche ich bei Anomalien, die nach meinem Er¬ 
messen nur durch Embryotomie gelöst werden können 
(Bauchquerlage) nicht mehr durch Berichtigungen die 
Sache zu beheben und werde mich unnützerweise ermüden. 
Ein Anfänger kann das nicht entscheiden und er muß sich 
so lange mit Berichtigungsversuchen abmühen, bis er auf 
Grund bestimmter Erfahrungen allmählich das richtige Ur¬ 
teilsvermögen erworben hat. Nichts ist verfehlter als in 
der Geburtshilfe nach einem bestimmten Schema zu ver¬ 
fahren. Die Geburtshilfe kann nur dann zu einem guten 
Ergebnis führen, wenn sie das Produkt vprsichtigster Ab¬ 
schätzung des eigenen Könnens und der Verhältnisse des 
Muttertieres darstellt. Auf jeden Fall hat man sich beim 
Pferde so zu benehmen, daß in erster Linie die Mutterstute 
gerettet werden muß, nachdem erfahrungsgemäß durch 
rasche Lösung der Eihaut infolge bestimmter physiologischer 
Vorgänge die Fohlen sehr leicht ungeboren eingehen. Die 



676 


Lösung einer Schwergeburt ist demnach dann die glück¬ 
lichste, wenn wir sofort die Methode ausfindig zu machen 
imstande sind, den Fötus unter der geringsten Gefahr für 
für das Muttertier zu entwickeln. 

Ist ein Tierarzt zu wenig vertraut mit Embryotomie, 
so lasse er besonders bei wertvollen Tieren die Hände weg, 
besonders wenn er sieht, daß es sich um verwickelte Fälle 
dreht. Durch unsachgemäßes Arbeiten kommt er selbst 
nicht ans Ziel und wenn er dann am Schlüsse doch sich an 
einen Kollegen wenden muß, findet dieser unentwirrbare 
Verhältnisse. 

Die Schnelligkeit in der Geburtshilfe ist von außerordent¬ 
licher Wichtigkeit; man erhält sich selbst leistungsfähig; 
durch schnelle Erledigung der Arbeit wird auch das Mutter¬ 
tier geschont, die Rekonvaleszenz erheblich verkürzt, konse¬ 
kutive Gebärmutterentzündungen werden in ihrer Heftig¬ 
keit gemindert und es wird auch die Fruchtbarkeit der Stute 
durch das Ereignis nicht gestört. Bei dem wertvollen Zucht- 
stutenmaterial des Rottales ist der letzte Umstand von be¬ 
sonders'wirtschaftlicher Bedeutung und es ist mir noch nicht 
eingefallen eine Stute deshalb von der Zucht auszuschließen, 
weil einmal eine Embryotomie vorgenommen werden mußte 
(Stoß). 

Die Dauer einer Geburt wird in erster Linie von dem 
Geburtshindernis und der Gewandtheit des'Geburtshelfers 
abhängen; jch habe schon Fälle in Minuten erledigt, die 
Empiriker in Stunden nicht erledigen konnten; ich rechne 
für eine Geburt, bei der die Embryotomie des Brustgürtels 
ausgeführt werden muß, eine Dauer von 20—45 Minuten. 
Bei Verlagerungen des Uterus, wie Torsio uteri, Anteflexio 
uteri, darf man sich auf eine Arbeit von Stunden gefaßt 
machen. — 

Über die Wart und Pflege einer Stute nach Schwerge¬ 
burt, die Prognose bei unverletzter und verletzter Gebär¬ 
mutter, Behandlung von Dammrissen, Mastdarmschwellun¬ 
gen, die Behandlung von neugeborenen Fohlen, Nachkrank¬ 
heiten u. a. werde ich am Schlüsse des zweiten Teiles das 
Notwendigste bringen. 

(Aus der chirurgischen Universitäts-Tierklinik in München, 
Vorstand: Professer Dr. Mayr). 

Entfernung einer verschluckten Metallkugel unter 
Benützung des Brechaktes. 

Von Dr. H. Wenger, Assistent und Obertierarzt. 

Ein Dachshund (männlich, braun, D/4 Jahre) hatte eine 
Metalflkugel verschluckt. Sie ließ sich röntgenologisch an 



677 


der tiefsten Stelle des Magens nacliweisen. Krankheits¬ 
erscheinungen bestanden nicht. 

Die Entfernung eines derartigen spezifisch schweren 
Fremdkörpers ist nicht gerade vordringlich, aber immerbin 
wegen eventueller pathologischer Folgezustände (Druck¬ 
nekrose) erwünscht. Das gewöhnliche operationslose Ver¬ 
fahren, das zunächst eingeschlagen wird, besteht in der An¬ 
wendung von Brechmitteln, Abführmitteln oder einhüllen- 
den Mitteln, z. B. Kartoffelbrei. Diese Methoden versagen 
bekanntlich häufig, wenn man es mit schweren Fremdkör¬ 
pern zu tun hat, die eben trotz allem am Magengründ liegen 
bleiben. Da die Magenöffnungen höher liegen, so wäre es 
zweckmäßig, sie durch entsprechende Lagerung des Tieres 
in tiefere Lage zu bringen, um damit die Wirkung der 
Arzneimittel zu unterstützen. 

Der Hund bekam am nächsten Morgen nüchtern eine 
Morphindosis subkutan. Da innerhalb fünf Minuten Er¬ 
brechen eintritt, so warteten wir dieses ab. Beim ersten 
Würgen erbrach der Hund Schleim. Eine Minute später, 
während^der zweiten antiperistalltischen Welle, hob ich das 
Tier an den Hinterfüßen hoch und schüttelte es kräftig. 
Die Vorderfüße standen dabei noch auf dem Boden. Plötz¬ 
lich rollte während des Brechakt.es die Kugel aus dem Maule 
heraus. Sie hatte ein Gewicht von 27,7 g, einen Durch¬ 
messer von 19,2 mm, also ungefähr die Größe einer Kirsche. 

Nach dem Abflauen der Morphinwirkung waren eben¬ 
sowenig Krankheitserscheinungen wahrzunehmen wie zuvor. 

Die Möglichkeit, einen schweren, glatten, metallischen 
Fremdkörper mit Hilfe eines Brechmittels und der geeig¬ 
neten Körperhaltung zu entfernen, dürfte auch für größere 
Stücke als die in unserem Fall gegeben? Kugel gelten. 


Referate. 

Tierzaeht, Tiertaltang, Diätetik. 

Dr. Wen dl er, Vorstand d. Landw. Kreiswinterschule 
Mühldorf a. I.: Über die Trocknung der Kartoffeln und an¬ 
derer für Volksernährung und Fütterung wichtiger Stoffe. 

(Südd. Landw. Tierzucht, 1919, Nr. 22 ff., S. 205.) 

Ein Haupterfordernis zur Erhaltung und Hebung unserer Vieh¬ 
bestände ist neben Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung 
die Herstellung von Ersatzfutter aus vorhandenen Rohstoffen und 
möglichst verlustlose Aufbewahrung desselben. In .erster Linie 
gilt es, die Kartoffelernte, bei der die jährliche Einbuße 
durch Verderbnis auf mindestens 200 Millicnen Mark geschätzt 
wird, ökonomischer zu bewirtschaften und zu diesem Zwecke die 
künstliche Trocknung durch Hitze als bestes Konservierungsver- 




fahren zu verbessern und auszubauen. Dadurch wäre ein Aus¬ 
gleich diieser Futtersorte in ertragreichen und armen Jahren schon 
durch den leichten Transport der Trockenware ermöglicht und 
würde bei der Lagerung und dem Verfrachten viel Raum gespart. 
Auch die Verteilung und Verfütterung des Trockenfutters ist spar¬ 
samer und die Gewinnung unabhängig von der Witterung. Von den 
verschiedenenTrockensystemen sind für kleine Betriebe die Darren 
am zweckmäßigsten, sie sind Allestrockner und erfordern die we¬ 
nigsten maschinellen Einrichtungen und Kenntnisse; aus 4 Zentner 
Rohkartoffel , wjrd rund 1 Zentner Trockengut gewonnen. Die 
Trockenkartoffel sind ein nahrhaftes, in seiner Zusammensetzung 
konstantes Futtermittel, das sich der hohen Verdaulichkeit wegeji 
zur Schweinemast eignet, aber auch zur Fütterung an Milchkühe 
und Pferde brauchbar ist. Kalk, Phosphorsäure und Kochsalz 
müssen anderweitig zugeführt werden. W. spricht auch dem Kar- 
toffelzusatz zur Herstellung des Brotes dasWort. In gleicherweise 
könnte ein Teil des Grünfutters und der R üb e n, nament- 
litfh die bei ihrer Ernte übrigbleibenden Blätter und Köpfe durch 
Trocknen für die Wintermonate dem Verzehr erhalten werden. 
Getrocknetes Rübenkraut ist nach neueren Versuchen bestem 
Wiesenheu gleichwertig und kann in Mengen von 5—15 Kilo auf' 
1000 Kilo Lebendgewicht ohne Bedenken verfüttert werden. In¬ 
wieweit Gras und anderes Grünfutter sowie Getreide an Stelle.der 
natürlichen Trocknung der künstlichen vorteilhaft vorzuziehen ist, 
bleibt von wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig; wenn auch die 
Sonnen- und Lufttrocknung an erster Stelle bleibt, so kann bei 
größerem Umfange der Grünfutterflächen, um höhere Nährwert¬ 
verluste zu vermeiden, Dürrheubereitung durch Sauerfutter in 
Futtertürmen oder Silos ergänzt werden. In feuchten Jahren be¬ 
trägt die Wertminderung der, Heuernte 30—40 %, in nassen bis 
70 %•. Angesilchts der Tatsache, daß in Bayern unter 10 Ernten 
.4 mit zu hohem Wassergehalt des Getreides *sind, ist auch die 
Trocknung des Getreides zu erwägen, um die Verluste 
durch zu feucht gelagertes Getreide, die sich auf Hunderte von 
Millionen errechnen, zu verringern. Auch aus tierischen 
Abfallstoffen, Panseninhalt, Abfall- und Kehrichtblut, aus 
Fleischabfällen, Konfiskaten und Knochen sowite aus Haushalt¬ 
abfällen lassen sich auf dem Wege der Trocknung Ersatz¬ 
futterstoffe gewinnen, deren Wert viele Millionen beträgt. Durch 
die Heranziehung von Trockengut aus den erwähnten Rohstoffen 
ließe sich die Einfuhr von Futtermitteln, die unserer Landwirt¬ 
schaft jährlich über 1 Milliarde kosten, bedeutend eÜnschränken. 
W. denkt sich die Trockenbetriebe genossenschaftlich organisiert 
und aus öffentlichen Mitteln unterstützt und erwartet davon, daß 
sie sich rentabel gestalten. Me. 

Staatsveterinärwesen. 

österreichischer Veterinärdelegierter. 

Der österreichische Veterinärdelegierte, Herr Hofrat Karl 
Hank a, wohnt ab 12. Juli München, Elisabethstraße 8/0 r. 

Die Fernsprechnummer wird später bekannt gegeben werden. 

Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Professor Dr. NÖller an der Tierärztlichen Hochschule in 
Berlin ist zum Mitglied des Landesveterinäramtes und Mitglied 
der Prüfungskommission für Kreistierärzte und Regierungs- und 


4 




i 




< 





Veterinärrat Müssemeier im Ministerium für Landwirtschaft 
zum stellvertretenden Vorsitzenden der Prüfungskommission für 
Kreistierärzte ernannt worden. 


Eine Anregung zur Ermöglichung einer Pensionsversicherung 
der bayerischen Freiberufstierärzte. 

Im bayerischen ärztlichen Korrespondenzblatt Nr. 18 vom 
7. Mai 1921 verbreitet sich der Vorsitzende des Landesausschusses 
Bayern, Dr. Stauder- Nürnberg, eingehend über die Notwen¬ 
digkeit einer Pensionsversicherung der Ärzte und sieht die Lösung 
dieser Frage in dem Anschluß an den bayerischen Versorgungs¬ 
verband, der unter Aufsicht des Staatsministeriums des Innern 
an die bayerische Versicherungskammer in München angeglie¬ 
dert ist. 

Das Vorgehen der bayerischen Ärzte, die im Kampfe um die 
Sicherung ihrer wirtschaftlichen Lebensbedingungen mit denselben 
Schwierigkeiten wie wir zu kämpfen haben, verdieint unsere ernste 
Aufmerksamkeit. Die Ausführungen Dr. Stauders sind daher auch 
für uns aktuell und sei in Kürze der Inhalt des Artikels in seinen 
wichtigsten Punkten wiedergegeben: 

Der Ersatz für die Pension des Staatsbeamten wurde neben 
den Pensionskassen einzelner Verbände, die jedoch schon vor dem 
Kriege nur ganz unzureichende Beträge aus zu zahlen in der Lage 
waren, bisher in einer Lebensversicherung gesehen, die von einem 
gewissen Lebensalter ab entweder durch Kapitalabfindung oder 
in Form einer Leibrente ein Existenzminimum gewährleisten sollte. 
Ihr war in der Regel eine Kranken- und Invalidenversicherung 
angegliedert. Sie bot also im Falle eines frühzeitigem Todes eine 
Hinterbliiebenenversieherung und bei Ablauf .der Versicherungs¬ 
dauer eine Altersversorgung. Nachteile dieser auf dem Boden des 
Kapitaldeckungsverfahrens aufgebauten Versicherungsform sind 
die außerordentlich bescheidene Höhe der Rente, die sowohl im 
Falle der Invalidität für den Arzt, im Falle des Todes für die 
Witwe zur Auszahlung kommt. Höhere Renten verlangen eine so 
enorme Steigerung des versicherten Kapitals lyid damit der Prä¬ 
mienzahlungen, daß sie für die Allgemeinheit nicht erschwinglich 
sind. Ferner ist damit zu rechnen, daß für alte, kranke und in¬ 
valide Ärzte auf die gesundheitliche Untersuchung des Einzelnen 
nicht verzichtet werden kann, und für diese Kollegen Ablehnung 
oder mindestens erhöhte Prämiensätze in Frage kommen. 

Eine völlig andere Art der Versicherung ist im Gegensatz zu 
diesem auf dem Kapitäldeckungsverfahren aufgebauten Versiche¬ 
rungssystem die Versicherungsform, die sich auf dem Uinlagever- 
t'ahren aufbaut. Nach dieser wird der Aufwand, den die Versiche¬ 
rung mit ihrem Verwaltungsapparat erfordert', durch einen Um¬ 
lagesatz, zum Beispiel 5 Prozent des Jahreseinkommens, gedeckt. 
Auf dieser Grundlage beruht der bayerische Versorgungsverband, 
der für die Stadt- und Distriktsgemeinden Bayerns eine Rückver¬ 
sicherung für die gesamten Pensionen darstellt, welche sie an ihre 
Invaliden oder im Ruhestand befindlichen Beamten an deren Wit¬ 
wen und hinterbliebenen Kinder ausbezahlen müssen. 

Der bayerische Versorgungsverband bezahlt: 

Ruhegehalte, soweit sie in den ersten 10 Dienstjahren 
35 Prozent, in den nächsten Dienstjahren 37,3 Prozent bis 55 Pro¬ 
zent, in den folgenden 20 Dienstjahren 50, 57 usw. bis 75 Prozent 
und weiterhin 75 Prozent der Besoldungen nicht überschreiten; 



680 


Sterbegehalte bis zum dreifachen Monatsbetrage der 
Besoldung oder des Ruhegehaltes; 

Witwengelder bis zu zwei Fünftel des Ruhegehaltes 
des Angestellten; 

W aisengelder (auf die Dauer der Minderjährigkeit bis 
zu ein Fünftel, bei Doppelwaisen bis zu ein Drittel des Witwen¬ 
geldes ; 

Unterhalts bei träge bis zur Höhe des Ruhegehaltes, 
Witwen- und Waisengeldes; 

Abfindungen wegen Verheiratung einer Ruhegehalt¬ 
oder Witwengeldberechtigten bis zum fünffachen Betrage des 
Jahresbezuges. 

Endlich kann der Verband die Kosten des Heilver¬ 
fahrens, das zur Anwendung oder Beseitigung oder bereits 
eingetretener Dienstunfähigkeit eines Angestellten eingeleitet wer¬ 
den soll, ganz oder teilweise übernehmen. 

Der gesamte Aufwand samt den Verwaltungskosten wird durch 
das Umlageverfahren gedeckt. Zur Zeit beträgt beim bayerischen 
Versorgungsverbamd der Umlagesatz 5 Prozent des Diensteinkom- 
mens. Es ist damit zu rechnen, daß dieser Satz eine gewisse Er¬ 
höhung erfahren wird. Bei diesem außerordentlich niedrigen Satz 
von 5 Prozent des Jahreseinkommens sind die Leistungen des Ver¬ 
bandes wie oben kurz dargestellt außerordentlich hohe; es er¬ 
halten in den ersten 10 Beitragsjahren alle Versicherten 35 Pro¬ 
zent ihres Jahreseinkommens als Ruhegehalt und im Falle der 
völligen Invalidität. Dieser steigt bis zu 75 Prozent des ver¬ 
sicherten Diensteinkommens. Bei Teilinvalidität wird ein Teil des 
Ruhegehaltes ausbezahlt. Die Altersrente steht vom 65. Lebens¬ 
jahre an jedem in den Ruhestand getretenen Versicherten zu. 

Dr. Stau der führt zwei Versicherungsbeispiele an: 1. An 
Hand des bayerischen Beamtenbesoldungsgesetzes vom 2. Juli 1919 
wäre es möglich, die bayerische Ärzteschaft für die Gehaltsklassen 
X bis XIII dieses Gesetzes zu versichern mit einem Anfangsgehalt 
von 21 000 Mark, einem Endgehalt von 45 000 Mark. Bei der Auf¬ 
stellung von 12 Gehaltsstufen, die alle drei Jahre um je 2000 Mark 
steigen und bei der Berechnung eines Umlagesatzes von 6 Prozent 
würde die niedrigste Gehaltsstufe von 21 000 Mark eine Jahres- 
umlage von 1260 Mark bezahlen müssen und nach drei Jahren 
bereits mit einem Ruhegehalt von 8050" Mark rechnen können. 
Nach 10 Jahren würde bei einem Prämiensatz von 1620 Mark der 
Ruhegehalt 9450 Mark betragen, nach 20 Jahren bei einem Prämien¬ 
satz von 1980 Mark der Ruhegehalt 18150 Mark, nach 30 Jahren 
bei einem Prämiensatz von 2340 Mark der Ruhegehalt 26230 Mark, 
nach 40 Jahren würde der Höchstsatz von 75 Prozent des Gehaltes 
erreicht werden bei einem Prämiensatze von 2700 Mark und einem 
Ruhegehalt von 331750 Mark. Die Witwenrente wäre mindestens 
3220 Mark, höchstens 13300 Mark. Das Waiiseaigeld für die ein- 
facheWaise 664 Mark bis 2700 Mark, für die Doppelwaise 1107 Mark 
bis 4500 Mark jährlich. — 2. Bei der Annahme eines einheitlichen 
versorgungsfähigen Einkommens von 50000 Mark jährlich für jeden 
bayerischen Arzt und bei der Staffelung der Umlagesätze von 2 
bis 8 Prozent, um den anfangenden Ärzten niedrigere Prämien¬ 
zahlungen zu ermöglichen, würden bei jährlichen Prämiensätzen 
von 1000 Mark bis höchstens 4000 Mark Altersrenten von minde¬ 
stens 17500 Mark und höchstens 37500 Mark zur Auszahlung 
kommen. Die Witwenrente davon würde 7000 Mark bis 15 000 Mark 



betragen, das Waisengeld 1400 Mark bis 3000 Mark bei der ein¬ 
fachen Waise, 2100 Mark Tm 5000 Mark hei der Doppelwaise. 

Diese auf dem Boden des Umlageverfahrens aufgebaute Pen¬ 
sionsversicherung stellt demnach eine Gesamtversicherung dar, 
die 1. einen Ruhegehalt garantiert, 2. für den Fall der Invalidität 
eine ansreichende, in dön Höchstsätzen sogar gute Rente gewährt, 
8. eine Witwen- und Waisenversicherung mit günstigein Sätzen 
enthält, 4. ein Sterbegeld von nennenswerter Höhe zusichert, 5. das 
Heilverfahren im Falle der Krankheit für gewisse Fälle sichert 
und 6. eine Unfallversicherung in sich schließt. 

Es ist von Seite des Präsidenten der bayerischen Versiche¬ 
rungskammer, Herrn Dr. von Englert, bereits die Zusage ge¬ 
geben worden, dem bayerischen Versorgungsverband eine Zweig¬ 
stelle anzugliedem für die Versicherung des gesamten ärztlichen 
Standes. Außerdem wurde die Bereitwilligkeit erklärt, die Ver¬ 
sicherungsbedingungen durchaus den ärztlichen Wünschen anzu¬ 
passen, so daß alle Bedürfnisse des ärztlichen Standes Berück¬ 
sichtigung finden würden. 

Soweit die Ausführungen Dr. Stauders. 

Der tierärztliche Beruf erfordert wie kein anderer eine An¬ 
spannung der geistigen und körperlichen Kräfte im Höchstmaße. 
Demgemäß ist der Verbrauch an Lebensenergie ein gewaltiger 
und hat bei manchen oft ein frühzeitiges Altem zur Folge. Der 
Existenzkampf aber duldet kein Erlahmen der Schaffensfreudig¬ 
keit. Ein stetes Auf-dem-Platze-sein ist unbedingt erforderlich. 
Wird, bei der heutigen Geldentwertung der Freiberufstierarzt die 
Möglichkeit haben, sich während seiner besten Mannesjahre das 
zu.erübrigen, was er bedarf, um im Alter nicht darben zu müssen? 
Wird er nicht mit Sorge der Zeit gedenken, wo er den Anforde¬ 
rungen, die die Ausübung der Praxis an ihn stellt, nicht mehr ge¬ 
nügen kann, oder gar eine trauernde Familie an einem frühen 
Grabe steht? Den wenigstem der Kollegen wird es heute bei den 
erdrückenden Steuerlasten und teueren Lebensverhältnissen mög¬ 
lich sein nennenswerte Rücklagen für das Alter zu machen. Und 
selbst wenn, was stellt bei der Unsicherheit der Kapitalsanlage, 
bei der Zerrüttung aller Wirtschafts Verhältnisse heute ein Kapital¬ 
besitz dar? Dazu kommt, daß es den meisten der Kollegen infolge 
der Überfüllung des tierärztlichen Berufes nicht mehr möglich 
sein wird, mit einer Bezirkstierarztstelle zu rechnen. Es gehören 
zu dieser Kategorie nicht nur die jüngsten Jahrgänge, sondern 
auch jene, die bereits vor 10 und mehr Jahren die amtstierärztliche 
Prüfung mit Erfolg bestanden haben. Für die Kollegen aber, die 
als Auserwählte einmal eine pensionsberechtigende Stellung zu 
erhalten hoffen, dürfte neben dem Gefühl der Geborgenheit für 
alle Fälle die Rückzahlung der geleisteten Beträge samt Zinsen 
beim Eintritt einer anderweitigen Versorgung etwaige Bedenken 
gegen die Pensionsversicherung nehmen. 

Die Frage, ob für uns Tierärzte eine Pensionsversicherung 
eine Lebensnotwendigkeit ist, wird wohl Jeder bejahen. Es fragt 
sich nur, ob die gesamte bayerische Freiberufstierärzteschaft ge¬ 
schlossen dieser Versicherung beitritt und ob sie in der Lage ist, 
die hierdurch erwachsenden finanziellen Lasten zu tragen. 

* Meinerseits soll hier nur im Anschluß an den Artikel Dr. Stau¬ 
ders eine Anregung gegeben werden, Sache des Verbandes der 
Freiberufstierärzte, zunächst der Gaugruppen, wäre es, den Vor¬ 
schlag aufzugreifein, in alsbald einzuberufenden Gau- bezw. Landes- 



682 


Versammlungen beraten und der Verwirklichung zuzuführen, zuiu 
Besten des Einzelnen und zum Wohle des ganzen Standes. 
Prien a. Ch., den 15. Juni 1921. 

Dr. L e o p. Hoerning, Distrikts- u. Grenztierarzt. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Das Schaf als Milchtier. 

Im allgemeinen wird die Ziege als.Milchtier des kleinen Mannes 
vorgezogen, weil ihre Haltung, besonders als Stalltier, sich ein¬ 
facher gestaltet wie die Schafzucht, auch wird ihr größere Milch¬ 
ergiebigkeit. zugesprochen. Ihre weitere Verwendung als Fleisch¬ 
ist aber gering, und Wollespender, wie das Schaf, ist sie nicht. 
Bei der Umschau nach einem Milchtier soll aber das Schaf, be¬ 
sonders die os t friesische Kasse, das sogen. Milchschaf, 
nicht übersehen werden. Eis gedeiht zwar besser, wenn es etwas 
freie Weide hat, kann aber auch bei Stallfütterung völlig ernährt 
werden. Auf der Weide kann es, ebenso wie die Ziege, angebunden 
oder von Kindern an der Leine gehütet werden, besonders wenn 
es hieran von Jugend auf gewöhnt wurde. Das ostfriesische Milch¬ 
schaf läßt sich, wie wir der „Ackerscholle“ entnehmen, an Wegen, 
Grabenrändern und auf kleinen Plätzen selbst mit ganz kurzem 
und spärlichem Graswuchs hüten oder anbinden und stellt auch 
an die Trockenfütterung nur geringe Ansprüche. Die Milch- 
M i 1 c h e r g i e b i g k ei t . i s t etwas geringer wie die 
der Ziege, doch gibt es auch hier Tiere, die 4—6 Liter Milch 
täglich liefern. In den Karpathen wird aus der Schafmilch der 
Liptauer Käse bereitet, der als Delikatesse einen Weltruf 
erlangt hat, und dessen Herstellung, wenn auch nicht in gleicher 
Güte und Wohlgeschmack, doch sonst überall möglich sein dürfte. 
Das ostfriesische Schaf ist mit etwa zehn Monaten ge¬ 
schlechtsreif; seine Trächtigkeit beträgt 139—161 
Tage, im Mittel 147 Tage, gleich 21- Wo c h o n. Es wirft meistens 
zwei Lämmer, bisweilen auch bis zu vier, die' leicht heranwachsen 
und im Alter von 6 Monaten etwa 75 Zentimeter groß sind und 
ein Gewicht von etwa 100 Pfund haben. Die Verwendung 
des Fleisches ist vielseitig und kann zum Teil, wie z. B. die 
Keulen, geräuchert werden, um, gleichwie Schweineschinken, wert¬ 
volle Beilagen abzugeben. Daneben liefert das Schaf 6—8 Pfund 
Wolle, die gerade jetzt von ganz besonders hohem Werte ist. 
Sodann ist das Fell wertvoll. Es läßt sich zu Pelzwaren ver¬ 
arbeiten und zu Leder für Schuhmacher, Sattler und anderen ge¬ 
werblichen Zwecken gerben. („Alm und Weide“, Heft 3. 1921. 
2. Jargang.) s 


Landwirtschaft, FnttermltteUnmde and ErnShraigswesan. 

Milchversorgung und Milchbehandlung. 

Auf Einladung des Oldenburger Konsumvereins fanden sich 
kürzlich eine Anzahl Vertreter der freien Gewerkschaften zu einem 
Vortrag über Milchaufbereitung dort ein. Der Chemiker der S{ol- 
kerci, Dr. Maurer, schilderte in kurzen Zügen an der Hand von 
Zeichnungen und Versuchen die Arbeitsweise unserer verschie¬ 
denen Milchaufhereitungen. Zur Besprechung kam zunächst ihr 
.Milcherwärmung im gewöhnlichen „Pasteur“; dieses Verfahren ist 



683 


pr 


bei der Trinkmilch nicht anzuwenden, da bei dieser Behandlungs- 
weise die Milch ihre Rohmilcheigenschaften verliert. Bei dieser Art 
der Milchbehandlung wird die Milch schwer geschädigt; den® die 
wichtigen Schutzstoffe usw. gehen verloren und das Eiweiß geht 
in festen Zustand über und die Milch nimmt Kochgeschmack an. 
Dieses muß im Interesse der Säuglings- und Kindernahrung ver¬ 
mieden werden. Auch der Keimgehalt der so behandelten Milchi 
erhöht sich durch das Fließen nach ihrer Erwärmung über die 
Kühler durch die Pumpen und Rohre sehr beträchtlich und ver¬ 
liert ungemein an ihrer Haltbarkeit. Dann folgte die Erklärung 
über die Däuerpasteurisation. Bei dieser Behandlungsart wird die 
Milch unter langsamen! Rühren^im Gefäß 30 Minuten bei 62 bis 
65 Grad Celsius gehalten. Dieses Verfahren hat schon den großen 
Vorteil, daß hier der Rohmilch Charakter erhalten bleibt, auch die 
wichtigen Schutzstoffe und das Eiweiß sind in dieser Milch in lös¬ 
lich gut verdaulicher Form erhalten; aber auch hier muß die er¬ 
wärmte Milch über den Kühler usw. und leidet, wie das vorher 
geschilderte Verfahren auch daran, daß auf diesem Wege die Milch 
wieder mit zu viel Bakterien verunreinigt ist und so für unsere 
Kinderernährung Schäden zeigt. Alsdann schilderte derVortragende 
das Degermaverfahren, das in der Molkerei des Konsum¬ 
vereins angewandt wird. Bei diesem Verfahren kommt die Milch 
direkt in Flaschen oder Kannen. Diese werden in einen recht¬ 
eckigen Behälter gestellt, und nun wird die Erwärmung durch einen 
Strom heißen Wassers ausgeführt, eine Pumpe sorgt für schnellen 
Kreislauf. Nach der Erwärmung werden mit Brunnenwasser und 
dann mit Eiswasser die Gefäße gekühlt, bleibt also in ein und dem¬ 
selben Gefäß. Die Milch ist durch diese Behandlungsweise von der 
Rohmilch nicht zu unterscheiden; sie enthält alles, was man in 
einer Rohmilch vorfindet, hat aber den großen Vorteil, daß sie 
vollständig frei von gesundheitsschädlichen Keimen ist und große 
Haltbarkeit besitzt. Die Milch braucht nur angewärmt zu werden, 
und es wäre ein Fehler, dieselbe zu kochen, da man ja dann die 
wichtigsten Eigenschaften der Milch vernichten würde. Der Bezug 
der Milch in der Flasche ist der beste, denn es ist garantiert reine 
und gute Milch und Verfälschung ausgeschlossen. Die Flaschen- 
milch ist, da. sie sich von der Rohmilch nicht unterscheidet, das 
beste Nahrungsmittel für Säuglinge und Kinder. Was den Preis 
der Milch anbetrifft, so hatte Dr. Maurer recht treffende Ver¬ 
gleiche mit anderen Nährprodukten aufgestellt. So hat ein Liter 
Vollmilch g£inau so viel Nährwert wie ein Kalbsschnitzel von 200 
Gramm, 225 Gramm Kartoffeln und 34 Gramm Schmalz zusammen 
oder 6 mittelgroße Hühnereier. Ein Liter beste Flaschenmilch 
kostet 2.60 Mark. Das Schnitzel mit Kartoffeln und Schmalz kostet 
4.80 Mark und die Hühnereier 0 Mark; also ist die Milch das preis¬ 
werteste Nahrungsmittel. Auch ergab sich aus dem Vortrag, daß 
eine nach dem neuesten Verfahren behandelte Milch ruhig einige 
Pfennige mehr kosten kann. Der Vortragende war der Meinung, 
daß es keinen Zweck habe, die Milchpreise, die sich ja selbstver¬ 
ständlich nach dem Butterpreise einstellen werden, durch Zwang 
künstlich niedrig zu halten, denn dann werde ja sofort schlechter 
geliefert, wie die Zwangswirtschaft gezeigt hat. — Nach dem Vor¬ 
trage fand eine Führung durch die mit vorzüglichen wärmetechni- 
schen Einrichtungen versehene Molkerei mit ihren Kühlräumen, 
ihren Räumen für Käse- und Butterherstellung, ihrer Eisfabrik usw. 
statt und darauf wurde das Degermaverfahren erläutert. S. M. 



684 


'i -V: 



Frachtermäßigung für Milch. 

Durch die auf Verbilligung der Volksuahruögsmittel gerich¬ 
teten Maßnahmen der Reichseisenbahnverwaltung wird u. a. auch 
die Milch begünstigt. Atu 1. JulE 1921 ist im Bereiche der Beichs- 
eisenbahnen, preußisch-hessisches, sächsische«, pfälzisches, meck¬ 
lenburgisches umd oldenburgisches Netz, ein Ausnahmetarif für die 
regelmäßige Beförderung von Milch eingeführt. Der neue Äus- 
uahmetarif behält die für diese Beförderungsart der Milch ein¬ 
schließlich , der Rückbeförderung der leeren Gefäße bereits be¬ 
stehende vereinfachte Abfertigung unter Stundung der Fracht bis- 
zum Monatsschluß im allgemeinen bei, gewährt aber gegenüber 
der bisherigen Frachtberechnung^art eine' ganz bedeutende Er¬ 
mäßigung. S.M., 


Günstige Aussichten für die Eierversorgung. 

Nach dem „Butter- und Fettwarenverkehr“ sind früher jähr¬ 
lich in Deutschland, und zwar ohne die abgetretenen Gebiete, 
rund 8 Milliarden Stück Eier verbraucht worden, das sind auf den 
Kopf der Bevölkerung etwa 115 Eier. Hiervon stammte etwa die 
Hälfte aus der heimischen Produktion, während die andere Hälfte 
eingeführt wurde, und zwar vorwiegend aus den östlichen Ländern. 
Während des Krieges ging die heimische Erzeugung stark zurück; 
Seit der Freigabe der Erwirtschaft, dem 1. Januar 1920, hat sich 
aber der Hülmerbestand sehr stark vermehrt. Kenner sind der 
Ansicht, daß bereits im vergangenen Jahre die heimische Produk¬ 
tion wieder den Friedensstand, also 4 Milliarden Stück, erreicht 
hat, sie rechnen in diesem Jahre auf eine Steigerung der Produk¬ 
tion um wenigstens 50 v. H., so daß insgesamt, ohne die Einfuhr, 
(> Milliarden Stück zur Verfügung ständen, eine Menge, die allein 
schon nahezu den Friedensbedarf, auf den Kopf der durch das 
Friedensdiiktat verringerten Bevölkerung umgerechnet, deckt. Dazu 
kommt noch die Möglichkeit der Einfuhr, die seit dem Juli 1920 
völlig frei ist. Wenn sich die Einfuhrmöglichkeiten auch infolge 
des Ausfalls der früheren Hauptbezugsländer, namentlich Polen, 
Rußland, Ukraiine usw., zum großen Teile ganz wesentlich ver¬ 
ringert haben, so kann doch immer noch damit gerechnet werden, 
daß aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien (namentlich 
Siebenbürgen), Serbien und Jugoslawien nicht unbeträchtliche 
Mengen hereingebracht werden können. Der Eiereinfuhrhandel 
gibt sich jedenfalls die größte Mühe, seine alten Geschäftsbezäeh- 
iingen wieder in Gang zu bringen, soweit dies bei den heutigen 
Valuta Verhältnissen möglich ist. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Müchr 
hygiene, 1921, Heft 13.) 


Praktisch. 

In Stallhofen in Steiermark lebt ein ehrsamer Schneider, der 
in seiner freien Zeit das ebenso ehrsame Gewerbe eines Kastrierers 
nusübt. Da er offenbar ein sehr praktischer Mensch ist, ließ er an 
seinem Häuschen die unfreiwillig witzige Aufschrift anbringen: 
„N. N., Herren-, Damen- und Sauschneider.“ (D. 0. W. 1921, 
Nr 12/13.) 




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Stand der Maul> und Klauenseuche in Bayern vom 16 . mit 30 . Juni 1921 . 


685 


Notgeschlachtete Tiere 

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Regierungs¬ 

bezirke 

Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

Schwaben 

Gesamtsumme: 

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') Vom 1. mit 15. Juni 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 







tlochschulnadiriditen. 

Universität München. Für das Studienjahr 1921/22 wurde als 
neuer Rektor raagnificus der ordentl. Professor der philosophischen , 
Fakultät II. Sekt., Dr. v. Drygalski, gewählt. Die Tierärztliche - 
Fakultät stellte als neuen Dekan den ord. Professor für Physiologie 
und Diätetik, Geh. Hofrat Dr. E. Y o i t, auf. Die ord. Professoren 
dieser Fakultät entsenden in den Senat an Stelle des ausscheidenden < 
ord. Prof. Dr. Fr. Schmitt den ord. Prof, für Tierzucht und poli- - 
zeiliche Tierheilkunde, Geh. Hofrat Dr. L. Vogel. Die etats- ' 
mäßigen a. o. Professoren der Gesamtuniversität wählten als einen 
ihrer Vertreter im Senat den a. o. Professor für Hufkrankheiten und 
Hufbeschlag, Dr. E. Moser. 


Schweiz. Tierärztliche Fakultät der Univer¬ 
sität Zürich. Zum Dekan wurde Dr. O. B ü r g i, ord. Pro¬ 
fessor der Chirurgie, gewählt. 


Schüterzahl der höheren Lehranstalten Bayerns im Schuljahr 

1921/22. Nach einer im Unterrichtsministerium fertiggestellten 
Übersicht ergibt sich für den, Besuch der staatlichen höheren Lehr- _ 
anstalten Bayerns zu Beginn des Schuljahres 1921/22 (1. Mai 1921) 
folgendes Bild: Die Gesamtschülerzahl der nach Aufhebung des 
Luitpold-Gymnasiums in München v‘on 49 auf 48 verminderten 
humanistischen Gymnasien beträgt nunmehr unter Ab¬ 
rechnung von 39 Realschülern und 385. Realgymnasiasten 16 603 
gegen 16 681 des Vorjahres. Abgenommen hat der Besuch an 19 
Gymnasien. Der Zugang zur ersten Klasse der Gymnasien beträgt 
2296 Schüler (2372 im Vorjahr); Mädchen 291 (205). Das stärkst 
besuchte Gymnasium ist das Wilhelms-Gymnasium (720). An den 
28 Progymnasien beträgt die Schülerzahl 2469 (gegen 2535). 

In der ersten Klasse sind 1 um 57 Schüler weniger zugegangen. 
Mädchen befinden sich an 20 Progymnasien 317 (272). Das stärkst 
besuchte Progymnasium ist Pasing: 385 Schüler (102 Realschüler). 
Die Gesaintschülerzahl der 3 Lateinschulen beträgt heuer 
(ohne die 46 Realschüler) 136 (138), Mädchen 40 (31). 

Die Gesamtschülerzahl der humanistischen 
Anstalten beträgt 19252 (1 9401); Mädchen 648 (508). 

Die 5 Realgymnasien und das Reform-Realgymnasium ' 
in Nürnberg werden unter Zurechnung von 532 Realgymnasiasten ' 
an den Gymnasien und in St. Ingbert von 4052 (3859) Schülern be¬ 
sucht; Mädchen 48 (66). Das Realgymnasium in Nürnberg steht 
mit 837 Schülern am der Spiitze; Reform-Realgymnasium 432. Die 
14 Überrealschulen weisen 10 373 (10 510) Schüler auf. Der Zu¬ 
gang zur ersten Klasse beträgt 1831 (1960); Mädchen 134 ( 99). 
Die Würzburger Oberrealschule mit 983 Schülern ist die stärkst . 
besuchte. 

Die Gesamtschülerzahl der 47 Realschulen 
beläuft sich auf 17 160 Schüler (16 774). In der ersten Klasse sind 
3968 (4179) Schüler zugegangen; Mädchen 863 ( 663). Stärkster Be¬ 
such : Gisela-Kreisrealschule mit 846 (843). 

Die realistischen Anstalten Bayerns werden somit^ 
von 28 289 (2 7 94 2) Schülern besucht; es ergibt sich eine Ge- 
saintmehrung um 347 Schüler. Mädchen sind an den realistischen 
Anstalten im ganzen 997 gegen 762 im Vorjahre. 



687 


v 


Personalien. 

Auszeichnung : Geheimrat Dr. Vogel, o. ö. Professor an der 
Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen, wurde durch Ent¬ 
schließung des Herrn Reichspräsidenten mit dem Charakter eines 
Generaloberveterinärs ausgezeichnet. 

Gestütsverwaltung: Mit Wirkung vom 1. Juli 1921 an wird der 
Tierzuchtdirektor Hans Guthrod in Würzburg auf sein Ansuchen 
vom Antritt der Stelle des Gestütsdirektors am Stammgestüt Schwaig- 
anger entbunden. Vom 1. August 1921 an wird der Bezirkstierarzt 
Eugen Groll in Traunstein zum Gestütsdirektor am'Stammgestüt 
Schwaiganger in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt. 

Militärdienst: Es erhalten den Charakter als Oberveterinär der 
Veterinär der Reserve a. D. Dr. Mößel (H. München); den 
Charakter als Veterinär der Feldhilfsveterinär der Reserve a.D. 
Friedrich Weber, sowie der Feldunterveterinär der Reserve a.D. 
Dr. Nicki (beide II. München); die Erlaubnis zum Tragen der 
Uniform der Vdterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes: der Stabs¬ 
veterinär der Reserve a.D. Dr. Alfred Schneider, Aschaifenburg. 

Als Assistent ausgetreten: Dr. Hans Geiger aus Ingolstadt 
beim Bezirkstierzt von Freising-Land. 

Anmeldung der Ausübung privater Praxis: Oberstabsveterinär 
a. D. Hermann S c h m i d in München. 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Traunstein. Bewerbungs¬ 
gesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen 
Regierung, E. d. I., bis zum 4. Augst lfd. J. einzureichen. 


Eingesandt. 

Die Schafzucht als einträglicher landwirtschaftlicher Neben¬ 
erwerb. Der Weltkrieg hat allen Ländern Europas große Ernäh- 
rungs- und Bekleidungsscliwierigkeiten gebracht, so daß alle taug¬ 
lichen' Mittel angewendet' werden müssen, um die Produktion au 
Fleisch und Wolle zu heben. Die Ernährungs- und Bekleidungs¬ 
schwierigkeiten verweisen uns darauf, einen in vielen Gegenden 
fast völlig in Vergessenheit geratenen Zweig der Landwirtschaft, 
nämlich die Schafhaltung, wieder aufzunehmen und auszugestaltcn. 
In vielen Gegenden des alten Österreich, sowohl im Alpen- als 
auch im Sudetengebiete, war die Schafhaltung Jahrhunderte hin¬ 
durch ein für die Landwirtschaft sehr einträglicher Betriebszweig. 
Große Schafherden zogen, vom Hirten und seinem treuen Hunde 
begleitet, über den Gemeindeanger, über das rastende Brachfeld 
und durch die grasreiehen Waldtriften. Der Bedarf des Landes an 
wollenen Strick-, Wirk-, Web- und Walkwaren wurde durch die 
Erzeugung des Landes selbst gedeckt, in keinem Bauernhause 
fohlte das Spinnrad. Der Bauer und seine Söhne trugen warme 
Pelze aus Schaffellen, im Gebirge wurde guter Hausloden erzeugt. 
Die Bäuerin und ihreTöchter spannen fleißig an den langenWinter- 
abenden und die für den eigenen Bedarf nicht benötigte Wolle 
wurde in die Stadt verkauft, wo das ehrsame Tuchmachergewerbe, 
die Webermeister, Strumpfwirker und Strumpfstricker ein reich¬ 
liches Auskommen fanden. In Wien und in anderen Städten er¬ 
innern heute n,och die „Wollzeile “ und die „Tuchlauben “ an 
diese Zeiten. Die Blütezeit der Schafzucht war das Ende des 18. 
und der Anfang des 19. Jahrhunderts, als die großen Gutskörper 
die Zucht des feinwolligen Merinoschafes einführten und eine Ehre 



688 


dareiusetzten, für die feinste Wolle die höchsten Preise zu erzielen. 
Näheres darüber wird in einein Aufsatz der Folge 18 der Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu- 
titschein erläutert. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. 
Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für dasViertel- 
jahr. 


/ 

Chemisch-Pharmaceutische Werke Bad Homburg A.-G. 

In der außerordentlichen Generalversammlung wurde die Er¬ 
höhung des Aktienkapitals um Mark 1000000 auf Mark 2000000 
genehmigt. 

Es wurde mitgeteilt, daß die Gesellschaft auf die Dauer von 
25 Jahren mit der Stadt Bad Homburg einen Pachtvertrag abge¬ 
schlossen hat, zum Vertrieb der Bad Homburger Mineralquellen und 
deren Produkte, welcher in Form einer getrennten G. m. b. H. unter 
dem Namen „Bad Homburger Heilquellen G.m.b. H. Bad Homburg* 1 
geführt werden soll. * 


Einladung 

zu der am Sonntag, den 31. Juli 1921 vorm. 10 Uhr in Liditenfels 
im Hotel Anker stattfindenden 

Generalversammlung 

des tierärztlichen Kreisvereins. 

Tagesordnung: 

1. Wahlen. 

2. Ergänzungsfleischbeschau. Referent: Distriktstierarzt 
Bauriedel. 

3. Verschiedenes. 

Münch berg, den 20, Juli 1921. 

Fa ekler, Vorsitzender. 


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j TierarztI. Rundschau 1921 N . 15; Berliner Tierärzll. Wochenschrljl 1921, Nr. 17; Deutsche 
) Tierärztliche Wodienschri|t 1921, Nr. 18 — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14 


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(frtter: Tierärztliches Wochenblatt o. Wochenschrift Idr Tterhatlkanda n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72 Jahrg. München, den 2. August 1921. Nr. 3L 


Inhalt: 

Originalartikel: Berger. — Biendinger* — Referate. — Tierärztliche ßtandes- 
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. 
— Eingesandt. 


(Aus der Medizinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule in 
Dresden. Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. J. Schmidt). 

Beiträge zur Kenntnis des Zwerchfellskrampfes. 

Von Assistent Dr. Walter Berger. 

Eine in der tierärztlichen Praxis relativ selten beob¬ 
achtete Erkrankung ist der Zwerchfellskrampf (abdominale 
Pulsation), eine Neurose, die mit dem Singultus des Men¬ 
schen nahe verwandt ist. 

Ursachen: Nach Fröhner n. Zwick [1*] rufen 
häufig „katarrhalische und entzündliche Zustände des Ma¬ 
gens und Daimes (Kolik) entweder reflektorisch oder durch 
Fortpflanzung der Entzündung auf das Zwerchfell Krampf¬ 
anfälle des letzteren hervor“. So beobachtete Brie Zwerch¬ 
fellskrämpfe im Anschluß an Erbrechen, Berghuis nach 
Überfütterung, O r e s t e bei gastrischen Zuständen, schlech¬ 
ter Beschaffenheit des Futters und Kolik, Großwendt 
bei Darmentzündung, Zürn nach abnormer Anhäufung 
gärender Futtermassen im Magen, L e b 1 a if-c, W ö r z u. a. 
unmittelbar nach dem Trinken kalten Wassers, B r i t e a u 
nach der Aufnahme schimmeligen Heus, Curtwright 
nach Verabreichung einer Aloepille, L u c e t bei einer hoch¬ 
trächtigen Kuh nach gierigem Fressen. Wo g g o n [2] be¬ 
obachtete bei zwei Doppelponys Zwerchfellskrämpfe nach 
Aufnahme von Akazienrinde. Oftmals gehen dem Krampf 
Verstopfungen voraus. Uebele[3] führt Traumen als 
Ursache an. So beobachtete K r e d o [4] als Ursache des 
Zwerchfellskrampfes bei einer Kuh einen Fremdkörper. 
W i r t h [5] berichtet über Zwerchfellskrampf nach Wirbel¬ 
bruch mit nachfolgender mächtiger intrathorakaler Blutung, 

*) Die in eckigen Klammern [] beigefügten Zahlen beziehen 
sich auf die^am Schlüsse des Artikels befindlichen Literaturangaben. 




die eine Alteration des N. phrenicus hervorrief, indem dieser - 
Blutungsbezirk, in dem der genannte Nerv eingesclilossen 
war, auf diesen einen Druck ausübte. Nach akuter Affek- ~ 
tion der Brustorgane [6] und des Brustfells stellt sich eben¬ 
falls bisweilen Zwerchfellskrampf ein. Übermäßig anstren¬ 
gende Arbeit, psychische Aufregung oder auch Eisenbahn¬ 
transporte geben nach Huty ra und M a r e k [7] mitunter 
Anlaß zu dieser Erkrankung. Für solche Fälle nehmen nach 
ihnen' Haubner und Siedamgrotzky Erschütte¬ 
rungen des Zwerchfellsnerven durch den stark arbeitender^ 
Herzmuskel (erscheint mir allerdings sehr fraglich) oder 
eine unter solchen Umständen auftretende Erregbarkeits¬ 
steigerung an. Klingberg [1] beobachtete den Krampf 
bei zwei Pferden als Folge von Nervosität und Schreck 
(Blitz). ; 

Desgleichen stellte N e v e n [8] Zwerchfellskrampf bei 
einem Pferde fest, das eine achtstündige Bahnfahrt bei 
heißer Tagestemperatur überstanden hatte. Bemerkenswert = 
ist, daß nach einem anschließenden einstündigen Marsche . 
zum Wohnort des Besitzers mit dem Stärkerwerden der - 
Zwerchfellskrämpfe auch ein vorübergehender klonischer - 
Kaumuskelkrampf sich einstellte. Auch Myelitis im Be¬ 
reich der Ursprungsstelle des Nervus phrenicus kann die 
Erkrankung hervorrufen. 

W i r th [9] sah bei einem an Hämoglobinämie leiden¬ 
den Pferde kloniscjie Zwerchfellskrämpfe, Py rescu [10] 
ebensolche, von einem Icterus eatarrhalis begleitet, als Be- 
flexwirkung der Schweifamputation. 

Nach H u t y r a und M a r e k [7] schloß sich bei einer 
Hündin ein mit dem Herzstoß synchroner linksseitiger 
Zwerchfellskrampf nebst gleichzeitiger Bradykardie für die 
Dauer eines halben Tages Geburtskrämpfen an. 

G o 1 d b e r g e r [11] sah die Krankheit nach einer 
Eserin-Arecolin-Injektion auf treten; Dtfschanek [ll be¬ 
obachtete eine Komplikation des nervösen Herzklopfens mit ■ 
Zwerchfellskrämpfen. 

Symptome: Der Zwerchfellskrampf äußert sich l 
nach H u t y r a und M a r e k [7] in beiderseitigen rhyth- . 
mischen Erschütterungen des Bumpfes besonders längs des 
Bippenbogens, die auf den ersten Blick den Eindruck eines 
sehr starken Herzklopfens machen. Begleitet sind sie oft- 5 - 
mals von dumpfen, auf einige Schritte hörbaren Tönern 
„Diese, elektrischen Schlägen oder dem Pumpen einer Ma- 
schine vergleichbaren Stöße“ sind nach F r öhner und. 
Zwick [1] besonders deutlich im Verlauf des Zwerchfells- -- 



699 


ansatzes fühlbar und scheinen sogar zuweilen auf umschrie¬ 
bene Stellen des letzteren beschränkt zu sein. Die durch 
deutliche Intervalle getrennten Stöße können nicht nur an 
den Seitenwänden des Thorax, am Rücken, in der Lende, 
sondern nach Dechsler [6] manchmal selbst an der 
Kruppe mit der flach aufgelegten Hand gefühlt werden. 

Hach H u t y r a und M a r e k [7] erscheint bei jeder 
Erschütterung eine Einziehung in der Rippenbogengegend 
mit gleichzeitiger mäßiger Yorwölbung des Epigastricums 
und der Hungergruben, ferner mit Einziehung der Zwischen¬ 
rippenräume im Bereiche der unteren Brustpartien oder 
bloß im hinteren Brustdrittel. Die Stöße erfolgen zuweilen 
gleichzeitig mit dem Herzstoß oder schließen sich letzterem 
unmittelbar an. 

Mit einer etwaigen Beschleunigung der Herztätigkeit 
würden auch die Stöße an Frequenz zunehmen. Meistens 
sind jedoch die Erschütterungen mit dem Herzschlag nicht 
synchron, sondern betragen nach Fröhner u. Zwick [1] 
pro Minute 10—15. Meistenteils ist der Herzschlag nicht 
pochend, sondern normal, oder selbst abnorm schwach zu 
fühlen. In wenigen Fällen sind diese Stöße von Schluchzen 
begleitet. 

Nach TT e b e 1 e [3j werden auch gleichzeitige Muskel¬ 
zuckungen am Kopf, Hals usw. beobachtet. Auch Schüttel¬ 
fröste leiten nach genanntem Autor bisweilen den Zwerch¬ 
fellskrampf bei Pferden ein. Die Häufigkeit der linksseiti¬ 
gen Pulsationen ist nach Fröhner und Zwick [1] viel¬ 
leicht auf die Lage des Magens oder auf Veränderungen 
im Magen als Krankheitsursache zurückzuführen. 

Die Prognose ist im allgemeinen günstig zu stellen, 
falls nicht unheilbare pathologische Veränderungen vor¬ 
liegen. Die Zeitdauer der Erkrankung bewegt sich zwischen 
Minuten und einigen Tagen. L e b 1 a n c [1] beobachtete 
eine Krankheitsdauer von drei Wochen, in Ausnahmefällen 
soll nach D e x 1 e r [6] der Krampf auch jahrelang dauern 
können. ' 

In therapeutischer Hinsicht sind Sedativa 
(Morphium, Chloralhydrat, Bromsalze) bezw. Beseitigung 
der Grundleiden angezeigt. 

In der Dresdener medizinischen Klinik kamen während 
der letzten Jahre folgende Fälle zur Beobachtung: 

Fall I: Im September a. c. wurde der Klinik ein 
Pferd — schwarzbraune Stute, ca. 15 Jahre alt — mit dem 
Bemerken eingeliefert, daß es seit zwei Tagen Appetit¬ 
mangel zeige, öfters huste und Nasenausfluß habe. 




Status praesens: Oben näher bezeichnetes Tier 
macht einen müden, benommenen Eindruck; Ernährungs- , 
zustand mittelmäßig; entgegen seinem sonstigen Verhalten 
als Schläger und Beißer zeigt es sich gutmütig. Das Haar¬ 
kleid ist kurz, glatt und glänzend. Extremitäten und Ohren 
fühlen sich abnorm kalt an. Konjunktiven stark gerötet* 
Mastdarmtemperatur 39 °. Puls beschleunigt, matt, zeit¬ 
weise unregelmäßig. Die Zahl der Pulse beträgt 82 pro Mi¬ 
nute. Herzschlag pochend und laut. Gleichzeitig beobach¬ 
tet man heftige rhythmische Erschütterungen des Rumpfes 
besonders in der Rippenbogengegend, begleitet von einem 
dumpfen Ton, der auf einige Schritte Entfernung deutlich 
hörbar ist. Bei jeder Erschütterung wird eine Einziehung 
in der Rippenbogengegend beobachtet, sowie mäßige Vor¬ 
wölbung des Epigastricum. Mit der auf die Thoraxwand in 
der Nähe des Zwerchfellsansatzes flach aufgelegten Hand 
verspürt man deutliche Stöße, die mit dem Herzschlag syn¬ 
chron sind. Die Zahl der Atemzüge beträgt 20. Die Ex¬ 
spirationsluft ist übelriechend. Nasenschleimhaut gerötet. 
Nasenausfluß ist mißfarben, übelriechend und wird beson¬ 
ders beim Husten in verstärktem Maße ausgestoßen. Kehl¬ 
gangslymphknoten sind nicht geschwollen. Husten läßt sich 
leicht auslösen und ist kräftig, kurz und dumpf. Perkussion 
der Brusthöhle, sowie Auskultation der Lungen negativ. 
Die Auskultation der Trachea ergibt Rasselgeräusche nahe 
dem Brusteingang. Die Inspektion der Maulhöhle ergibt 
keine Besonderheiten. Patient macht öfters Kaubewegungen. 
Die Getränkeaufnahme wird bis auf ein einziges Mal, wo 
starkes Regurgitieren erfolgte, verweigert, ebenso die 
Futteraufnahme. — Am nächsten Tage Verschlechterung 
des Krankheitszustandes; T. 38,9°, A 26, P. 84. 

Die Kopfhaltung ist weiter steif, Kopf wird nach vorn 
gestreckt. Meistens stützt Patient den Kopf auf der Krippe 
auf. Der Blick ist matt, das Auge zurückgesunken. Ge¬ 
tränke- und Futteraufnahme sistiert vollständig. Der 
Zwerchfellsnervenkrampf ist verschwunden. Im Laufe . 
des Nachmittags tritt eine weitere Verschlechterung ein. 

T. 39 °, A. 35, P. 94. — Am nächsten Tage früh mußte das 
Tier notgeschlachtet werden. , 


Die Fleischbeschau ergab: Der Schlund ist in 
seinem ganzen Halsteil sowie Anfang des Brusfteils bis in 
die Gegend der Lungenwurzel prall mit gut zerkleinertem , 
Futter gefüllt. Der Oesophagus ist stark erweitert, seine 
Wandung sehr dünn, stellenweise fast durchscheinend. j 
Schleimhautfalten bestehen nicht mehr, die Schleimhaut 9 

& 



«iAL'-r 




701 


selbst ist nekrotisch. Am Übergang vom oberen zum mitt¬ 
leren Drittel weist der Oesophagus einen intra vitam ent¬ 
standenen 3—4 cm langen Riß auf. Außerdem besteht Gan¬ 
grän der Spitzenlappen der Lunge. 

Patholog.-anatom. Diagnose: Obstructio, 
Dilatatio et Ruptura oesophagi, Gangraena pulmonum. 

Kritische Betrachtung: In vorliegendem 
Falle bewirkten die pathologischen Veränderungen des 
Schlundes, hervorgerufen durch*die stagnierenden Futter¬ 
massen bezw. deren Zersetzungsprodukte, eine Reizung des 
N. sympathicus, der seine Erregung mit Hilfe der über das 
Ganglion thoracale primum zum N. phrenicus verlaufenden 
Fasern auf den letzteren übertrug. Mit der Zunahme der 
Schwere der Erkrankung und mit der sich steigernden De- - 
pression des Sensoriums wurde aber der Zwerchfellskrampf 
immer geringer, bis er endlich am letzten Krankheitstag 
ohne Applikation voh Sedativmitteln verschwunden war. 

Fall II : Das betreffende Tier hatte poliklinisch wegen 
Ascariasis eine Pille (Acid. arsenicos 2,0; Hydrargyr. chlo- 
rat. 4,0; Extract. Aloes 30,0) erhalten. Am nächsten Tage 
stellte sich profuser Durchfall mit anschließender Magen- 
Darmentzündung ein, weswegen der Patient am Nach¬ 
mittag in die Spitalklinik aufgenommen wurde. -— Be¬ 
merkt sei, daß ein halbes Jahr früher das Tier bereits einen 
schweren Kolikanfall gehabt hatte und seit dieser Zeit im 
Habitus verschlechtert war. — Im Verlaufe der neuerlichen 
Erkrankung stellten sich Zwerchfellskrämpfe ein. Die Zahl 
der rhythmischen Erschütterungen war mit der der Herz¬ 
stöße synchron, erstere schlossen sich den letzteren unmittel¬ 
bar an. Bemerkenswert ist, daß im Laufe des Abends zwei¬ 
mal ausgesprochenes Schluchzen beobachtet wurde. Wegen 
hochgradiger Herzschwäche mußte das Tier noch in der 
Nacht notgeschlachtet werden. Der Krampf war bis zum 
letzten Atemzuge bestehen geblieben. 

Die Fleischbeschau ergab außer einer akuten Gastro- 
Enteritis und dem Vorhandensein einer mäßigen Anzahl 
von Askariden nichts Pathologisches. 

Kritische Betrachtung: Im vorliegenden Falle 
bestand sicherlich seit dem Überstehen der ersten Kolik 
eine übergroße Reizempfindlichkeit des Magendarmes, die 
ihrerseits nach Verabreichung der Arsenik-Calomel-Aloe¬ 
pille zur Irritation des N. sympathicus und damit auch des 
N. phrenicus Anlaß gab. Der ungünstige Ausgang der Er¬ 
krankung mahnt insofern zur Vorsicht, als er zeigt, wie 
wichtig es mitunter ist, für die Dosierung eines Medika- 



inentes nicht nur den Vorbericht der letzten Tage zu be¬ 
rücksichtigen, sondern auch rechtzeitig sich über das frühere 
Verhalten des Patienten zu orientieren. 

Fall IIIr Das betreffende Pferd — dunkelbrauner 
Wallach, 7 Jahre alt — war wegen Anschoppungskolik mit 
Sennatin vorbehandelt worden. Am folgenden Tage hatte 
der Besitzer große Mattigkeit und Atembeschwerde beob¬ 
achtet. Er führte aus genanntem Grunde das Pferd am 
nächsten Tage in der Klinik vor. Es wurde Zwerchfells¬ 
krampf festgestellt. Der Krampf verschwand ohne jede 
Behandlung am folgenden Tage. 

Kritische Betrachtung: Im vorliegenden Falle 
fehlt der Zwerchfellskrampf während der eigentlichen Er¬ 
krankung, er tritt erst nach Ablauf derselben ein und doku¬ 
mentiert sich hierbei also als Ausfluß der durch die Er¬ 
krankung gesetzten abnormen, aber bald wieder vorüber¬ 
gehenden Beizempfindlichkeit des N.‘sympathicus und N. 
phrenicus. 

Literatur: 

1. Fröhner und Zwick: Lehrbuch der Spezifischen Pathologie 
und Therapie der Haustiere. 8. Auflage, I. Band. 

2. Woggon: .Zwei Fälle von Zwerchfellskrämpfen nach Aufnahme 
von Akazienrinde. Zeitschr. für Veterinärkunde 1914, Heft 2. 
g 92 — 94 

8. Uebe 1 e: Handlexikon d. tierärztl. Praxis. 1918, 2. Aufl., S. 1042. 

4. Kredo: Zwerchfellskrampf bei einer Kuh cit. nach dem Jahres¬ 
bericht von Ellenberger-Schütz. Jahrg. 1911, S. 147. 

5. Wirth: Ein Fall von Zwerchfellsnervenktampf auf traumatischer 
Grundlage cit. nach dem Jahresbericht von Ellenberger-Schütz. 
Jahrg. 1910, S. 167. 

6. Dexler: Nervenkrankheiten des Pferdes. 1899, 8.234. 

7. Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie der 
Haustiere. 5. Aufl., II. Band. 

8. Neven: Zwerchfellskrampf bei einem Pferde. Zeitschrift für 
Veterinärkunrle. 1913, Heft 10, S. 444. 

9. "Wirth: Abdominelle Pulsation bei Hämoglobinämie cit. nach 
dem Jahresbericht von Ellenberger-Schütz. Jahrg. 1907, S. 133. 

10. Pyrescu: Amputation des Schweifes gefolgt von Zwerchfells¬ 
krämpfen und lctei'us catarrhalis bei einem Pferde, cit. nach dem 
Jahresbericht von Ellenberger-Schütz. 1908, S. 419. 

11. Goldberger: Zwerchfellskrämpfe nach einer Eserin-Arekolin- 
Einspritzung. Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1912, S. 683. 


Colpitis lnfecttosa. 

Von Dr. Biendinger in Nennslingen. 

Vielen Tierärzten, die in der Bujatrik stehen, ist es 
schon seit einefn Jahrzehnt klar geworden, daß die Bekämp¬ 
fung der Folgezustände des Scheidenkatarrhs volkswirt¬ 
schaftlich von größerer Bedeutung ist als die Behänd- 



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lung der übrigen Krankheiten zusammengenommen, wie 
dies im bayerischen Landtag schon von zwei Volksvertretern 
hervorgehoben wurde. Nun habe ich seit einiger Zeit den 
Eindruck, daß die Literatur in Bezug auf diese Krankheit 
auf ein totes Geleise geraten ist. Der Grund hiefür scheint 
mir darin zu liegen, daß sich in den letzten Jahren mit dieser 
Krankheit zu sehr die Spezialisten und zu wenig der prak¬ 
tische Tierarzt beschäftigt hat. Ein anderer Grund ist der, 
daß während des Krieges das Interesse für eine solche Krank¬ 
heit naturgemäß stark zurücktreten mußte. Die Beurteilung 
dieser Seuche zeigt die größten Gegensätze; am besten 
scheint mir folgende Theorie bezw. Erklärung der Seuche 
diese Gegensätze auszugleichen % und den verschiedenen Be¬ 
handlungsmethoden eine gemeinsame Grundlage zu geben: 

Selbst dem Laienpublikum kann man durch folgenden 
Vergleich, wobei ich hier im Kollegenkreis die Vergleichs¬ 
momente nur andeuten will, die schwierigen Verhältnisse 
klar machen: Nasenkatarrh beim Menschen und Scheiden¬ 
katarrh gelten bei vielen Sachverständigen und Laien 
als ungefährlich und unbedeutend. Zugegeben wird jedoch 
auf beiden Seiten, daß beim Nasenkatarrh die Folge¬ 
zustände gefährlicher sind als die Hauptkrankheit. So ver¬ 
hält es sich auch beim Scheidenkatarrh. Bei beiden Krank¬ 
heiten haben wir Polypenbildung, Empyem der Kiefer- 
Stirnhöhlen, Otitis interna bezw. Polypen im Mutter¬ 
mund, Endometritis, Hyperplasie des serösen Eierstocks¬ 
überzuges, eine Folge chronischer Reizzustände im Ge¬ 
schlechts-Apparat. Wenn man durch den Vergleich sieh 
diese Verhältnisse klar macht, z. B. in Vorträgen, die 
der gemeindeweisen Behandlung vorausgehen müssen, dem 
Publikum den Vergleich ausmalt, dann wird beiden Teilen, 
den Kollegen wie dem Publikum es möglich sein, jede Be¬ 
handlungsmethode zur Anwendung zu bringen. 

Nun will ich einige spezielle Beobachtungen meiner 
Behandlungsart vorausschicken: Während seuchenhafter 
Abortus auch nach Ansicht der Nachbarkollegen in unserer 
Gegend nicht vorkommt, beobachte ich häufig eine chroni¬ 
sche Endometritis sogar bei Kalbinnen, die noch nie belegt 
worden sind. Solche Tiere sind häufig die Träger eines 
Virus, dessen direkte Übermittlung im Stalle oder durch 
den Bullen zu epidemieartigem Auftreten des Nichtträchtig¬ 
werdens vieler Kühe führt. Nicht selten verwerfen träch¬ 
tige Kühe, wenn neben ihnen eine Kuh chronische Endo¬ 
metritis hat. Ich habe den Verdacht, daß der Ansteckungs¬ 
stoff unter Luftabschluß im geschlossenen Uterus häufig 



än Virulenz zunimmt und dann zu periodisch heftiger auf¬ 
tretender Epidemie hei den anderen Kühen der Gemeinde • 
Veranlassung gibt. Dieser Virusträger halber ist bei sol- ' 
eher bösartigen Epidemie eine gemeindeweise Behandlung 
nötig, da in erster Linie es notw#t>dig ist, diese auszumerzen/ . 
Eine weitere merkwürdige Beobachtung ist auch} daß fast; 
immer nur an einem Eierstock die Bildung von Zysten 
oder Corpora lutea sich zeigt. Nach dem Kriege habe ich 
in 8 Gemeinden die Sterilität folgendermaßen behandelt: 

Alle Tiere, die vor mehr als einem Vierteljahr gekalbt 
haben, und alle, die nicht nachweisbar trächtig sind, werden 
per rectum untersucht und dem Besitzer Aufschluß über die ' 
Verhältnisse in folgender ,Weise gegeben: Der Tragsack 
ist so groß, als ob die Kuh soundsoviele Wochen trächtig ' 
wäre (wenn nicht die Trächtigkeit sowieso nachzuweisen ist). 
Zugleich werden die Eierstöcke untersucht und behandelt 
durch Abdrücken von Zysten oder Corpora lutea. Dann 
wird folgende Behandlung vorgeschlagen: 

Bei sichtbarer Knötchenbildung in der Scheide Ausspü¬ 
lungen alle 2 Tage mit l%iger Holzaschenlauge (lauwarm) 
und Einführung eines Medikaments (Stifte, Kugeln, Pulver 
etc.). Ich verwende fast nur die Stifte von Wolfrum. Ist 
der Uterus vergrößert, mehr als 5 Wochen Trächtigkeit vor¬ 
täuschend, so werden je nach der Hochgradigkeit die Aus- „ 
Spülungen mit einer Temperatur vorgenommen, die so hoch , 
ist, als sie der Ellenbogen des Menschenarmes vertragen • 
kann, alle 2 Tage 5—10 mal nacheinander; den heißen Aus¬ 
spülungen lasse ich seit einiger Zeit noch einen Viertelliter 
kalten Wassers folgen, um durch die gegensätzliche Tempe¬ 
ratur deh Uterus zu stärkerer Kontraktion und Entleerung . 
etwaig vorhandenen Sekretes zu veranlassen; darnach wer¬ 
den die Ausspülungen alle 3 Tage mit nur mäßig warmer 
Aschenlauge fortgesetzt, bis die Kuh wieder rindert. Wenn 
•es auch kaum wahrscheinlich ist, daß auf die Kontraktion 
des Uterus jedesmal eine Entleerung erfolgt, so muß diese 
doch häufig eintreten, wie mir der Erfolg in zahlreichen 
Fällen beweist. Bei dieser Behandlung kann ich mit großer 
Sicherheit bei mehr als 2 / 3 der Tiere auf Konzeption rech¬ 
nen. Die Tiere mit chronischer Metritis, wobei der Uterus 
10 und mehrWochen trächtig zu sein scheint, habe ich bisher 
zur Schlachtung verkaufen lassen, da auch beim Ausdrücken 
der Zysten der Uterus sich nicht immer vom Eiter entleert; - 
jetzt will ich sie in manchen x Fällen nach F r a s c h (Ol. 
terebinth. u. Copaivbalsam aa 100,0 täglich 2 Eßlöffel voll \ 
in einem halben Liter lauwarmem Leinwasser) behandeln. ... 



Die Ausspülung halte ich für unentbehrlicher als das Medi¬ 
kament, da häufig dasselbe in Schleim eingehüllt abgeht, 
wenn man nicht durch Ausspülung den Schleim entfernt 
und die weitere Schleimbildung für eine Weile sistiert hat. 
Es ist aus doppelten Gründen sehr wichtig, eine nicht zu 
komplizierte und nicht zu teure Behandlungsmethode zu 
finden, die auch dem Publikum verständlich gemacht werden 
kann, weil die volkswirtschaftlichen Schäden ganz enorm, 
sind, so daß Gefahr besteht, daß die Behandlung in Laien¬ 
hände übergeht, wenn wir Tierärzte nicht nach einer ge¬ 
meinsamen Theorie und durch relativ billige Ausführung 
diese mühselige, aber im Erfolg dankbare Behandlung über¬ 
nehmen. (Cfr. Artikel über Scheidenkatarrhbehandlung 
von Gg. Müller, Oberschweizer, Weihenstephan, in Nr. 6 
vom 9. Febr. 1921 des Wochenblattes des landwirtschaft¬ 
lichen Vereins in Bayern, S. 38.) 

Zur Behandlung wähle man eine Zeit, wo der Land¬ 
wirt auf dem Feld weniger Arbeit hat, also vor allem den 
Winter, dann die Pausen zwischen Saat und Ernte; man be¬ 
arbeite zuerst Bullenhalter, 'Bürgermeister und einige gute 
Viehhalter, daß sie für möglichst vollzähliges Erscheinen 
aller Viehbesitzer beim Vortrag sorgen; gut ist es, den 
Frauen' und den erstmalig nicht erschienenen Männern in 
einem zweiten Vortrag dieselbe Aufklärung zu geben. In 
der Behandlung übe man ja keinen Zwang, nur durch Auf¬ 
klärung wird die zum Erfolg dringend nötige Bereitwillig¬ 
keit aller Viehbesitzer erzielt. Dabei bereite man die Leute 
auch vor, daß oft erst auf längere Behandlung, die nach 
14—20 Tagen nur poch in Ausspülungen (mit Aschenlauge) 
alle 3—4 Tage erfolgt, sich die starken Veränderungen be¬ 
heben lassen. Das größte Gewicht lege ich jedoch darauf, 
die Leute immer wieder aufzufordern, ihre Tiere mit zirka 
16 Wochen auf Trächtigkeit untersuchen zu lassen, denn 
gerade darin liegt der größte volkswirtschaftliche Schaden; 
daß unzählige Tiere erst mit zirka 30 Wochen als nicht 
trächtig erkannt, also oft 15—20 Wochen nutzlos gefüttert 
werden. Nach meiner Erfahrung ist die Trächtigkeit mit 
16-—20 Wochen leichter festzustellen als mit 20—2ft Wochen. 

Weiter will ich hier vielbeschäftigten Kollegen mitteilen, 
daß auch ich zur Aufklärung und Behandlung einer Ge¬ 
meinde manchmal drei und mehr Wochen brauche. Auf die 
Behandlung des Bullen lege ich nicht mehr so viel Wert 
wie früher, doch ist es bei einem eifrigen und zuverlässigen 
Bullenhalter sehr zweckmäßig, wenn bei etwa 8 tägiger 
Schonzeit der Pinsel abgeschoren und später nach jedem 



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Sprung eine Abwaschung oder Ausspülung des Schlauches 
mit Desinfektionslösung vorgenommen oder 1 Stift ein¬ 
geführt wird. Wenn auch das Ausspülen den Viehbesitzern 
sehr unangenehm ist, so weiß ich es doch nicht zu umgehen, 
denn zur Massenbehandlung eignen sich die Methoden des 
Auskratzens, Einpulverns, Ausreibens mit Flachs od. dergl., 
die in Einzelfällen sehr wirksaiü sind, meines Erachtens 
nicht, noch weniger die Albrechtsensche Methode. 

In 3 Gemeinden habe ich nach zirka 1 Jahr eine Ver¬ 
sammlung abgehalten züm Zweck der unparteiischen Fest¬ 
stellung des Erfolges; dabei stellte ich immer einen Erfolg 
von mehr als 75% fest; es sind nie alle Viehbesitzer da, des¬ 
halb bleibt es immer ungenau. Dann gebe ich einen kurzen 
Überblick und Ermunterung zu weiterer Behandlung der 
Einzeltiere; auch vertrete ich den Bauern gegenüber stets 
die Anschauung, daß die Seuche nie erlöschen wird, wenn 
es nicht gelingt, eine Schutzimpfung zu erfinden. Vorläufig 
verspreche ich mir nichts von der Schreiberschen Heil¬ 
impfung, da ich nicht glaube, daß die Folgekrankheiten da¬ 
durch genügend beeinflußt werden können. Eine Schutz¬ 
impfung scheint mir eher möglich, da doch die Bullen durch 
einmaliges Überstehen meistens immun werden. 

Veröffentlichungen über solche Impfversuche, überhaupt 
über zustimmende und ablehnende Ansichten wären sehr 
erwünscht. 

Beigabe: Alle Jahre muß ich 4—5mal eine Haferspelze 
von der Kornea des Rindes entfernen. Wie? Eine Flocke 
Baumwollwatte auf die Zeigefingerspitze, damit zwischen 
die Lider eingehen und die Kornea abstreifen. Meist aufs 
erstemal, manchmal beim zweitenmal mit neuer Watteflocke 
hängt die Spelze an der Watte. Die ganze Sache ist in 3 
bie 5 Minuten geschehen ohne Abwerfen und Chloroform- 
narkose nach Imminger. Korneatrübung oder -eiterung 
wird viel häufiger durch eine Haferspelze verursacht als 
durch Hornstoß, wie der Besitzer glaubt, der die Spelze 
nicht erkennt, was ja oft schwer ist. 


Referate. 

Pathologische Antonio, Fleisckbesohan and Nahnngsmlttolkaido. 

Dr. Claufien -Hamburg: Ein Pall von Gallengangs¬ 
adenom beim Huhn. (Aus d.Laboratorium d. Fleischbeschau¬ 
amtes Hamburg. — Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 
30. Jahrg., 1920, Heft 24, S. 322.) 

Da die in der Literatur aufgeführten Statistiken über Ge¬ 
schwülste bei Tieren ein Adenom in der Leber des Huhnes nicht 



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enthalten, teilt CI. einen solchen Fall bei einer etwa 3 Jahre alten 
Henne unter ausführlichem pathologisch-anatomischem und histo¬ 
logischem Befunde mit. Die anatomische Ähnlichkeit mit 
den bei Tuberkulose vorkommenden Verände¬ 
rungen veranlaßte zur Untersuchung von Ausstrichen aus ver¬ 
schiedenen Leberknötchen au! Tuberkelbazillen, dieselbe blieb 
negativ. Der histologische Befund ließ erkennen, daß eine Neu¬ 
bildung vom Typus des tuberkulösen Drüsengewebes ein Adenom 
vorlag. Die Geschwulstknoten haben ihren Ausgang von den inter¬ 
lobulären Gallengängen genommen. Die Leber des Huhnes muß 
nach dem Befund von einem Reiz betroffen worden sein, der zu¬ 
nächst lokal begrenzte Wucherungen der interlobulären Gänge 
nach sich gezogen hat, die.se wurden allmählich zu derben Ge¬ 
schwulstknoten; schließlich griff der Prozeß von der Oberfläche 
der Leber auch auf die Serosa des Darmes über. Me. 


Ittekttois- nd Iifasloiskraittettei. 

Dr. Böhm, Amtstierarzt am Schlachthof in Nürnberg: 
Zur bösartigen Maul- u. Klauenseuche. (Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1920, Heft 24, S. 321.) 

An im letzten Stadium der Maul- und Klauenseuche notge¬ 
schlachteten Tieren könnte B. feststellen, daß in einer oder bei¬ 
den Nebennieren eine starke Sekretionstätig¬ 
keit bestand. Alsbald nach dem Durchschneiden dieses Organgs 
war der Unterschied in der Färbung der Rinden- und Marksubstanz 
verwischt, so daß die ganze Schnittfläche streifig Chromgelb er¬ 
schien und einen ebenso gefärbten Saft abstreifen ließ; schon inner¬ 
halb einer Minute tritt diese Gelbfärbung zurück und weicht einer 
dunkleren, so daß sich die Rindensubstanz wieder deutlich abhebt. 
An diesen Befund reiht B. eine Betrachtung über die innere Se¬ 
kretion und die Lehre von den Hormonen an, wobei besonders die 
Funktion der Nebenniere und ihr Sekretionsprodukt, das Adre¬ 
nalin berücksichtigt wird. Die toxische Wirkung desselben er¬ 
streckt sich auf die Zirkulationsorgane, bei Versuchstieren stellen 
sich degenerative Veränderungen im Herzmus¬ 
kel, Hämorrhagien am Herz und im Darm ein. Da 
auch bei der sogenannten bösartigen Maul - u. Klauen¬ 
seuche vorwiegend an diesen Organen Veränderungen 
angetroffen werden, liegt der Gedanke an einen Zusammen¬ 
hang zwischen Seuche und Nebenniere nahe. B. 
rät daher, den beschautechnisch stiefmütterlich behandelten Drüsen 
der inneren Sekretion, besonders der Nebenniere, mehr Aufmerk¬ 
samkeit zu schenken. Me. 


Tierarzt Dr. Klein, Abt.-Vorst. am tierphysiol. Institut 
d. Landw. Hochschule Berlin: Etwas über Maul- u. Klauen¬ 
seuche. (Deutsche Tierärztl.Wochenschr., 1920, Nr.20, S.225.) 

Unter Berücksichtigung physiolog.-chem. Ergebnisse tritt K. 
der Annahme Bertschy’s entgegen, nach der infolge der geringen 
Menge verfütterter Kraftfuttermittel ein Eisenmangel im Organis¬ 
mus herrsche, der eine verminderte Resistenz dem Maul- u. Klauen¬ 
seuche-Erreger gegenüber zur Folge habe. Dann müßten nach K. 
Tiere, die kein Eisen im Wasser erhalten, Zeichen der Chlorose 
aufweisen. Was die Frage anlangt, in welchem Verhältnisse der 



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Eisengehalt der Nahrung zum Körperbedarf steht und welche Rolle 
das im Wasser gelöste Eisen «pielt, so berechnet K. die mit einer 
Futterration für Milchkühe zugeführte Eisenmenge p. d. ayf 5,71 g. 
Ausgeschieden werden so kleine Mengen, daß ein gewaltiger Über¬ 
schuß im Körper verbleibt. Beil endovenöser Einver¬ 
leibung von Eisen wird dasselbe zum Teil als Schwefel¬ 
elsen Im Darm ausgeschieden, ohne in die Körperge¬ 
webe aüfgenommen. zu werden. Auch die prophylaktische Verwen¬ 
dung von Eisen per os hat nach K. wenig Aussicht auf Erfolg, denn 
es werden im Magen-Darmkanal zu geringe Mengen resorbiert. 
K. glaubt, daß im Futter Eisen in hinreichender 
Menge v o r h a’n d e n ist und daß dieses Metall 
nicht der wirksame Faktor im .Sinne B.’s sein 
kann.. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

(Reichsgerichtsbriefe.) 

(Nachdruck verboten.) 

Tierversicherung. 

Die Frage der Mitteilung s pflicht von Kolik- 
a <n fällen bei stillschweigender Verlängerung 

der Versicherung. 

Der Landwirt E. versicherte in der .Versicherungsgesellschaft 
H. seinen Hengst „Cleveland“ bis zur Höhe von 10 000 Mark für 
die Zeit vom 14. April 1914 bis 14. April 1915. Vereinbarungsge¬ 
mäß lief die Versicherung nach Ablauf des ersten Jahres still¬ 
schweigend weiter, da nicht spätestens 1 Monat vor Ablauf bei der 
Direktion in Halle gekündigt wurde. Am 1. September 1915 ver¬ 
endete das Tier an einem Kolikanfall. E. verlangt im Klagewege 
eine Versicherungsentschädigung in Höhe von 7500 Mark. Die 
Beklagte wendet ein, daß das Pferd schon vor dem 14. April 1914 
mehrere Kolikanfälle gehabt, der Kläger die diesbezüglichen 
Fragen auf dem Fragebogen aber mit „Nein“ beantwortet habe. 
Zum mindesten habe er auf Grund der Bedingungen diie Pflicht 
gehabt, den Kolikanfall vom 22. Dezember 1914 mitzuteilen, als 
der neue Versicherungsvertrag für das Jahr 1915/16 zustande kam. 

Landgericht Münster und Oberlandesgericht Hamm gaben der 
Klage statt. Das Oberlandesgericht machte die Entscheidung von 
einem Eide des Klägers abhängig, daß er nicht gewußt hat, daß 
das Pferd „Cleveland“ schon vor dem 22. Dezember 1914 einen 
Kolikanfall gehabt hat. Das Reichsgericht hat die Ent¬ 
scheidung des Oberlandesgerichts gebilligt. In den höchstrichter¬ 
lichen Entscheidung-s gründen wird unter anderem fol¬ 
gendes ausgeführt: Der Einwand, daß Kläger bei Schließung des 
Vertrags erhebliche Gefahrumstände, nämlich das Vorkommen 
von Kolikanfällen bei dem versicherten Pferde verschwiegen habe, 
erledigt das Berufungsurteil, sofern nur der Vertragsschluß vom 
14. April 1914 in Betracht zu ziehen ist, bedenkenfrei mit dem dem 
Kläger auferlegten Eide, den der Kläger nur leisten kann, wenn 
bei dem Pferde weder in der Versicherungszeit bis zum 22. De¬ 
zember 1914 noch auch in der Zeit, während deren es sich vor dem 
14. April 1914 im Besitz des Klägers befunden hatte, Kolikanfälle 
eingetreten sind. Die Beklagte will, wie in den Vorinstanzen, so 
noch mit der Revision die am 14. April 1915 erfolgte Vertragsver- 



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längerung einer Schließung des Vertrags im Sinne des § 16 Vers.- 
V.-G. gleichstellen und dem Kläger zum Vorwurf machen, daß er 
bei der Verlängerung vom April 1915 nicht den damals schon vor¬ 
liegenden Kolikanfall vom 22. Dezember 1914 gemeldet habe. Hier 
ist jedoch bfei Anwendung des. § 16 anzunehmen, daß zwischen den 
Parteien nur e i n Vertragsabschluß, nämlich am 14. April 1914 
stattgefunden hat. Insbesondere kann nicht davon die Rede sein, 
daß es später auf Seiten der Beklagten zu einer neuen Entschlie¬ 
ßung über Gewährung der Versicherung und zu einer neuen Ver¬ 
tragsschließung gekommen sei. Der Abschluß vom 14. April 1914 
enthielt neben dem bedingungslosen Abkommen über einjährige 
Versicherungsdauer zugleich das von einer Bedingung abhängig 
gemachte Abkommen über Erstreckung der Versicherung auf ein 
weiteres Jahr, und diese bedingte Vertragsverlängerung trat auf 
Grund und zufolge des Abschlusses vom 14. April 1914 in Wirk¬ 
samkeit, da Kläger von der ihm offengehaltenen Möglichkeit, die 
Versicherung spätestens am 14. März 1915 bei der Direktion in 
Halle zu kündigen, keinen Gebrauch gemacht hat. Wöllte man 
aber selbst mit der Beklagten davon ausgehen, der Vertrag sei 
im April oder März 1915 auf ein zweites Jahr geschlossen worden, 
so hat doch der Berufuingsriehter für diesen Fall mit Recht an¬ 
genommen, daß die Unterlassung einer Anzeige von dem vorge¬ 
kommenen Kolikanfalle bei Anwendung des § 16 Vers.-G.-V. dem 
Kläger nicht zur Schuld angerechnet werden kann (§ 16 Abs. 3). 
Es mußte für diesen Fall dem Kläger zugute gehalten werden, daß 
hier die Frage einer Anzeigepflicht rechtlich zweifelhaft war. 
Einer näheren Begründung der erwähnten Annahme des Berufungs¬ 
richters, die von der Revision vermißt wird, bedurfte es daher 
'nicht. Mit Grund hat der Berufungsrichter ferner den Einwand 
zurück gewiesen, daß durch den Kolikanfall vom 22. Dezember 1914 
eine Gefahrerhöhung eingetreten sei und Kläger eine Anzeige da¬ 
von unterlassen habe. K. M.-L. 


Wirtschaftsgenossenschaft 

Der genossenschaftliche Gedanke der „Wirtschaftsgenossen¬ 
schaft deutscher Tierärzte “ hat in den letzten Monaten weitere, 
erhebliche Fortschritte gemacht, indem die Zahl der Mitglieder 
seit Oktober vorigen Jahres um 436 gestiegen ist. Der Vorstand 
hat mit Schluß des verflossenen Vierteljahres das 3623. Mitglied 
gerichtlich eintragen lassem. Mit diesem Zugang an Mitgliedern 
nahm auch der Geschäftsumfang wiederum erheblich zu. 

Gelegentlich der mit dem Verlage August Hirschwald in Ber¬ 
lin geführtem Verhandlungen über die weitere Herausgabe des 
Jahresberichts über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär¬ 
medizin, dessen 38. Jahrgang in einigen Monaten erscheint und 
den Mitgliedern der „W. d. T.“ wieder auf Kosten der Genossen¬ 
schaft zur Verfügung gestellt wird, hat der Verlag im Hinblick 
auf die ihm für den Jahresbericht gewährte Hilfe die Zusage ge¬ 
macht, das Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheil¬ 
kunde den Mitgliedern der „W. d. T.“ beim unmittelbaren Bezüge 
vom Verlage zu einem Vorzugspreise zugänglich zu machen. Der 
47. Jahrgang des Archivs, dessen 1. Heft demnächst zur Ausgabe 
gelangt, wird, durch den Buchhandel bezogen, Mk. 80.— kosten, 
während der Vorzugspreis für die Mitglieder der „W. d. T.“ 
Mk. 60.— beträgt. 



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Die den Mitgliedern satzungsgemäß zustehende Wohlfahrts¬ 
rücklage von 10 bezw. 11 Prozent des Umsatzes für die Zeit vom 
1. Juli vorigen Jahres bis 30. Juni dieses Jahres wird in diesem 
Vierteljahr den Mitgliedern zugeführt werden. Bekanntlich wurden 
den Mitgliedern im verflossenen Jahr für diesen Zweck 1 100 000 
Mark zurückgestellt. Dieser Betrag wird in diesem Jahr erheb¬ 
lich übertroff ein werden. 

Der Segen der Wohlfahrtsrücklage für das einzelne Mitglied 
wird sich von Jahr zu Jahr immer stärker insofern bemerkbar 
machen, als sie von 10 Prozent im ersten Jahr alljährlich um 
1 Prozent des Umsatzes des Mitgliedes auf 20 Prozent steigt. Es 
sind ganz erhebliche Beträge, die auf diese Weise fast unmerk- 
lich in der Wohlfahrtsrücklage, die man als eine Sparkasse an¬ 
sprechen kann, für das einzelne Mitglied gesammelt und im 11. 
Jahre, oder auf Anfordern früher, an dieses ausgezahlt werden. 

Daneben läuft die Gewährung von Umsatzrabatten für die 
Mitglieder, die bisher bekanntlich bis zu 30 Prozent betragen 
haben. 

Im Landsberger Serumimstitut der „W. d. T.“ ist neben neuen 
Stallbauten ein Pförtnerhaus neu gebaut und eine neue Anatomie 
ist im Bau begriffen. M a r k s - Hannover. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Verstellungskünste des Wildes. 

Geschichten von der schauspielerischen 
Begabung unseres Wildes, das sich scheintot stellt 
oder im Augenblick der Gefahr sich scheinbar eifrig mit Äsen be¬ 
schäftigt, werden an jedem Jägerstammtüsch erzählt. Aber viele 
derartige Beobachtungen sind zweifelsfrei bewiesen und zeigen 
deutlich diese Begabung des Wildes. Im „St. Hubertus“ werden 
einige Beispiele dieser Verstellungskunst auf Grund genauester 
Beobachtung mitgeteilt. So schoß der Erzähler einen Graureiher 
ab, der kreisend ins Rohrdickicht hineinfiel. Als der Jäger ins 
Rohr hineinging, sah er dort den Reiher scheinbar mausetot liegen. 
Er lag aber in einer solchen Stellung, daß er zweifellos doch 
lebendig sein mußte. Die Beine nach hinten gespreizt, die Schwin¬ 
gen breitend, den Kopf eingezogen, lag er auf der Brust da und 
rührte kein Federchen. Als der Jäger sich bückte, um den Reiher 
aufzuheben und mit der Hand beinahe an der einen Schwinge war, 
sprang dieser auf und stach ihn mit seinem starken Schnabel an 
die linke Schläfenseite, so daß er eine große Geschwulst davon¬ 
trug. Ein ähnlicher Fall ereignete sich mit einem Kaiseradler, der 
getroffen etliche Schritte vor ihm zur Erde stürzte. „Nachdem ich 
deutlich gesehen, daß er mich eräugt hatte, warf er sich auf die 
Seite, machte den Seher zu, streckte die Fänge und lag wie tot 
vier bis fünf Schritte von mir. Ich sagte mir aber sofort: «Nach 
dem greife ich schon lange nicht!‘ und beobachtete ihn einige 
Minuten lang mit dem Glas. Und sonderbar, so oft ich das Glas 
angesetzt hatte, und der Adler meine Augen nicht sah, öffnete er 
das eine mir zugewandte Auge. Sobald ich aber das Glas absetzte, 
kniff er das Auge zu. Mehrere Male wiederholte ich diese Beob¬ 
achtung. Ich nahm jetzt meinen Stock bei der Zwinge, ging an 
den Adler heran, hielt den Stock mit der Krücke hin, und siehe 



711 


da, mit einem Mal hielt er wie ein Rasender mflt dem Fängen die 
Krücke des Stockes fest, so daß ich den Stock mitsamt dem Adler 
auf die Erde auf schlagen mußte.“ Ähnliches hat der Verfasser 
Auch mit einem Seeadler und einem Habicht erlebt. Rehböcke ver¬ 
stehen sich ebenfalls auf solche Verstellungskünste. So brach ein 
getroffener Bock wite tot zusammen; aber als der Jäger ihn holen 
wollte, war er fort auf Nimmerwiedersehen. Ein Meister in der 
Fertigkeit, sich totzustellen, ist Reineke Fuchs. Man kann öfters 
beobachten, daß er sich an Rebhühner heranschleicht, und wenn 
sie auf ihn aufmerksam werden, alle Viere von. silch streckt und 
mäuschenstill daliegt. Die Hühner sind freilich meistens nicht so 
dumm, daß sie. darauf hereinfallen. Auch den Menschen gegen¬ 
über sucht sich der Fuchs manchmal auf diese Weiise zu retten. 
Wenn unsere Rehe und das Edelwild sich von Menschen beob¬ 
achtet wissen, so tun sie bisweilen so wie wenn sie ästen, fressen 
aber keinen Halm, sondern blicken nach der Richtung, in der der 
Jäger steht. Ähnliches hat man beim Trinken des Wildes beob¬ 
achtet, doch sind die Fälle überhaupt sehr selten, in denen man 
das Wild bei dieser Tätigkeit trifft. 


SokdergeMet« (Zoologie, Tierpsychologie, ßerlchtseitsehetdnngen.) 

Störche in Dürrwangen, B.-A. Dinkelsbühl (Mittelfranken). 

Man schreibt uns: 

Am 5. Februar 1920 habe ich die Beobachtung gemacht, daß 
das auf dem Försterhause (altes Schlößchen) in Dürrwangen be¬ 
findliche Storchennest bewohnt ist. Erkundigung bestätigten das 
Verbleiben der Störche in Dürrwangen über Winter seit 1918/19. 
1918/19 blieb ein Storch zurück und seit 1919/20 sind beide ständige 
Gäste in D.- Die zeitweise sehr kalten Wintermonate überstanden 
sie. Die ihnen von den Ortsbewohnern Dürrwangens vorgelegte 
Nahrung nahmen sie nicht zu sich, sondern suchten diese sich in 
den nicht eingefrorenen Wasserstellen (Quellgebiet der Umgegend 
von Dinkelsbübl). — Die seltsame Erscheinung hat wohl ihre Ur¬ 
sache in dem Krieg. 


Wieder ein „rechnender“ Hund. 

Im Verein „Rolf“ für Tierseelenk unde in Stutt¬ 
gart führte Prof. Dr. Ziegler von der dortigen Technischen 
Hochschule seinen Hund „Awa“ vor, einen Enkel des Mannheimer 
Airedaleterriers „Rolf“. 


Einen ungewöhnlich Intelligenten Hund be¬ 
sitzt der Käafer Heggle in Helling. Das Tier holt seit 6 Jahren 
täglich, ohne alle Begleitung, mit einem Wägelchen in sieben, in 
verschiedenen Richtungen gelegenen Ortschaften die Milch zu¬ 
sammen und bringt sie stets tadellos nach Hause. 


Zum Erinnerungsvermögen eines Pferdes. 

Der Landwirt Philipp Mergenthal zu Hachborn, Kreis Marburg, 
hatte in den Mobilmachungstagen des Jahres 1914 seine Rappstute 
an das Militär abgeben müssem. Dieses Tier machte den Feldzug 
von A bis Z mit und überstand die furchtbaren Strapazen desselben 
glücklich. Der Rückzug der gewaltigen Heeresmassen brachte 



712 


auch eine Batterie schwerer Artillerie nach Hachborn und dieselbe 
wurde natürlich von der Dorfjugend eingehend besichtigt. Einer 
der Jungen bleibt plötzlich vor einer schönen Rappstute stehen, 
mustert das Tier und eilt mit dem Jubelruf: „Das ist ja unsere 
.Lina 4 !“ nach Hause. Vater und Bürgermeister begeben sich zu 
dem Pferde und die längst totgeglaubte »Lina 4 wird agnostiziert. 
Es wird eine Probe gemacht, indem man das Pferd aus¬ 
schirrt und frei laufen läßt. Das Tier setzt sich alsbald in schnellen 
Trab und nahm nach ganz kurzem Besinnen seinen 
Weg schnurstracks in den ziemlich entfernt 
liegenden Hof des Mergenthal. An der Hand der 
Pferdestammrolle wurde die Identität des Tieres auch amtlich fest¬ 
gestellt und alsdann dem Wunsche des ehemaligen Besitzers, das¬ 
selbe wieder zu erwerben, bereitwilligst entsprochen. Die Stute 
wanderte von der Batterie wieder zu dem heimatlichen Hofe und 
Offiziere und Mannschaften der Batterie waren für den Abend die 
Gäste der erfreuten Familie. (Nach D. Tiersch.-Kal. 1921.) 

Oberstrichterliche Entscheidungen. 

Reichsgericht (Zivilsachen). 

Unfall. Röntgenbestrahlung. Operationen. 

Ein Mann, dem durch eine Röntgenbestrahlung beide Hände 
verbrannt wurden, verlangte von der Unfallversicherung Schaden¬ 
ersatz. Diese bestritt, daß es sich um einen Unfall gehandelt habe, 
da unter einem solchen nur ein plötzliches schädigendes Ereignis, 
das gegen den Willen des Verletzten wirksam geworden sei, ver¬ 
standen werden könne. Die Klage drang d u r c h. Ein 
plötzliches Ereignis liegt nicht nur dann vor, wenn die schädigen¬ 
den Wirkungen augenblicklich eintreten, Sondern auch dann, wenn 
die Einwirkung erst in ihrer einen verhältnismäßig kurzen Zeit¬ 
raum umfassenden Fortsetzung die Beschädigung herbeigeführt 
hat; zum Wesen der Plötzlichkeit gehört nicht sowohl die Schnel¬ 
ligkeit als das Unerwartete und Unvorhergesehene des Ereignisse«. 
Das traf zu* da der Kläger in keiner Weise damit gerechnet hatte, 
daß die Krankenschwester, welche die Bestrahlung vornahm, diese 
über die zulässige Dauer ausdehnen werde. Die Unfreiwilligkeit 
der Beschädigung wurde dadurch nicht ausgeschlossen, daß der 
Kläger die Bestrahlung an sich hatte vornehmen lassen, denn die 
durch sie herbeigeführte Verletzung war von ihm nicht gewollt. 
In Frage käme auch, ob die Bestrahlung als eine Ope-' 
rat Ion anzusehen sei; diese Frage wurde mit der Begründung 
vermeint, daß nach dem Sprachgebrauch des täglichen Lebens 
eine Röntgenbestrahlung nicht als Operation aufgefaßt wird, und 
daß es Sache der Versicherungsgesellschaft gewesen wäre, es 
deutlich zum Ausdruck zu bringen, wenn sie eine Auslegung des 
Begriffes in dieser Ausdehnung gewollt hätte. (Jur. Wochenschrift, 
1921, S. 33.) _ 

Vertragserfüllung. Änderung der wirtschaft¬ 
lichen Verhältnisse. Undeutliche Vertrags- 

Beurkundung. 

Ein Händler verkaufte im Februar 1919 einen Kraftwagen, der 
am 1. April 1919 geliefert werden sollte, für den Preis von 12 000 
Mark, In der Preisliste der Fabrik war er mit 11 000 Mark ein- 



713 


gesetzt. Die Fabrik lieferte ihn nicht zu diesem Preis, sondern für 
13 300 Mark. Darauf verlangte der Händler von dem Käufer einen 
Preis von 17 000 Mark. Das Berufungsgericht wies die Klage auf 
Lieferung zum vereinbarten Preis ab; das Reichsgericht ordnete 
eine neue Prüfung des Sachverhalts an. Grundsätzlich hatte der 
vereinbarte Preis zu gelten, auch wenn der Verkäufer dadurch 
Schaden erlitt; er hatte aber vorgebracht, daß er eine Reihe von 
Verträgen in der gleichen Weise abgeschlossen habe, und d^iß er, 
wenn er sie alle erfüllen müßte, gezwungen wäre, seinen Konkurs 
anzumelden. Wenn das richtig war, entspreche die Vertragserfül¬ 
lung nicht mehr dem, was beim Vertragsschluß vernünftigerweise 
beabsichtigt war und ginge gegen Treu und Glauben. In dem Ver¬ 
trag war eine Bestimmung enthalten, die für den Käufer ungünstig 
war. Dieser hatte sie, ehe er den Vertrag unterschrieb, eingeklam- 
mert, aber in einer Weise, daß die Einklammerung nicht in die 
'Augen fiel. Der Verkäufer hatte, ohne die Änderung zu sehen, 
unterschrieben. Dieses Vorgehen des Käufers ging wider Treu 
und Glauben ; der Vertrag hatte also mit der eingeklammerten Be¬ 
stimmung zu gelten. (Entscheidungen, Bd. 50, S. 134.) 


Wildernde Hunde. 

Ein für weitere Preise interessantes Urteil wurde 
nach der „Jäger-Zeitung“ vom Landgericht Gießen er¬ 
lassen. Ein Jagdpächter hat einen revierenden Hund auf seinem 
Jagdgebiet erschossen. Die von dem Eigentümer erhobene Schaden¬ 
klage wurde kostenfällig abgewiesen. Durch Zeugen war bewiesen 
worden, daß der erschossene Dachshund wiederholt, auch zur 
Schonzeit, auf fremden Jagdgebieten sich, nach Wild suchend und 
jagend, teils auch ohne Aufsicht, trotz Verwarnung des Eigen¬ 
tümers umhergetrieben hat. Das Gericht hat festgestellt, daß wil¬ 
dernde Hunde für jedes Jagdrevier auch außerhalb der Schonzeit 
eine Gefahr bedeuten, weil sie durch ihr Hetzen das Wild ver- 
grämen und so allmählich aus dem Revier vertreiben. Gleichgültig 
aei es, ob der Dackel Wild fangen konnte und gefangen und ab¬ 
gewürgt oder solches im Augenblick der Tötung verfolgt habe. 
Der Jäger sei berechtigt gewesen, den Hund, weinn er ihn wildernd 
traf, niederzuschießen. Es sei dies auch für ihn die einzig wirk¬ 
same Art, seine Jagd gegen Schädigungen durch den Hund zu 
schützen. Der Schaden, der durch die Tötung des Hundes ent¬ 
stand, stehe auch nicht außer Verhältnis zu dem durch die Beein¬ 
trächtigung der Jagd zugefügten Schaden. Die Jagden seien heut¬ 
zutage recht teuer und das Wild stehe hoch im Preise. Der Hund 
sei auch im gegebenen Falle unbeaufsichtigt gewesen, da der 
Knecht, mit dem er gegangen, sich nicht um ihn gekümmert habe. 
Die Voraussetzungen des § 228 des Bürgerlichen Gesetzbuches 
seien daher gegeben. Diese Entscheidung ist nicht nur für Jäger, 
sondern auch für die Hundebesitzer von weittragender Bedeutung. 


tfochsdiulnadirichten. 

Professor Dr. A. Rusterholz f. 

Soeben kömmt aus Zürich die Nachricht, daß in der Nacht vom 
20. auf 21. Juli lfd. J. Herr Dr. Arnold Rusterholz, a. o. Professor 
für Rinderkrankheiten an der Tierärztlichen Fakultät' der dortigen 
Universität nach langer Krankheit gestorben ist.. Geboren 1869, 
hat derselbe 26 Jahre lang mit hervorragendem Erfolge als Dozent 



7U 


an der dortigen Universität gewirkt; während zweier Amtsperioden 
führte er das Dekanat seiner Fakultät. In seinem Fach der Kinder¬ 
krankheiten galt er als Autorität und es gelang ihm, seine ganze 
Kraft in den Dienst der Landwirtschaft stellend, in ganz hervor¬ 
ragender Weise zur Hebung der Milchhygienie der Stadt Zürich 
und deren Umgebung beizutragen. Mayr. 


Berufung. Der Ordinarius für Chemie und Direktor des chemi¬ 
schen Institutes der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Herr 
Geheimrat Professor Dr. Arnold, tritt mit dem Ende des laufen¬ 
den Sommer-Semesters nach 41 jähriger überaus erfolgreicher Dozen¬ 
tenlaufbahn in den Ruhestand. Arnold hat eich vor allem durch 
sein vorzügliches Handbuch „Repetitorium der Chemie“, bereits in 
1&. Auflage erschienen, einen wissenschaftlichen Ruf gemacht. Ihm 
wurde auch vor einem Jahre von der Tierärztlichen Fakultät der 
Universität München die Würde des Ehrendoktors der Tiermedizin 
verliehen. Mögen dem scheidenden Gelehrten noch viele glückliche 
Jahre in bester Gesundheit und geistiger und körperlicher Rüstigkeit 
beschieden sein. 

Als sein Nachfolger auf diesen Lehrstuhl wurde Professor Dr. 
P. W. Dankworth, Ordinarius für pharmazeutische Chemie der 
Universität Greifswald, berufen. Professor Dankworth, ein ge- 
borner Magdeburger, hat zunächst die Ausbildung als Apotheker 
genossen und sich später der Nahrungsmittelchemie zugewandt, in 
welchem Fache er auch das Rigorosum ablegte. Er war hernach 
Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin (unter 
Beckmann), von wo er im Jahre 1907 im Reichsgesundheitsamte 
als Leiter der Herausgabe des Deutschen Arzneibuches Verwendung 
fand. Ein Jahr später wurde er Assistent am Institut für technische 
Chemie in Jena (unter Vongerichten) und wieder ein Jahr darauf 
Assistent am pharmazeutischen Institut in Breslau, wo er sich für 
pharmazeutische Chemie und Nahrungsmittelchemie habilitierte. Als 
Flieger-Offizier an der Ostfront verwendet, geriet er in rußische 
Gefangenschaft, aus der er erst nach 4 Jahren, im Jahre 1920, heim¬ 
kehren durfte. Über seine Erlebnisse in Sibirien hat er ein sehr 
interessantes Buch veröffentlicht (bei Teubner-Leipzig). Nach seiner 
Rückkehr erhielt er einen Ruf nach Greifswald als Extraordinarius 
für pharmazeutische Chemie, dem bald die Ernennung zum Ordi¬ 
narius folgte. Die Hochschule dürfte in dieser Berufsangelegenheit 
eine glückliche Hand gehabt haben. Die Schriftleitung. 


Weltreisen der dänischen Studenten. Nach der „Maanedskrift 
for Dyrlaeger“ (1921, S. 171) sind vom internationalen Komitee der 
dänischen Studenten mit der ostasiatischeu Dampfschiffsgesellschaft 
10 „Langreisen“ vereinbart, die im. Spätsommer d.*J. stattfinden 
sollen. Die Reisen sollen den Studenten einen größeren Horizont 
verschaffen dadurch, daß sie selbst Eindrücke und Vorstellungen 
von den Verhältnissen in der weiten Welt sammeln. An den Reisen 
sollen die Studenten der Universität, des Polytechnikums, der land¬ 
wirtschaftlichen und tierärztlichen Hochschule, sowie der Kunst¬ 
akademie teilnehmen. (Zeitschr. für Fleisch- und Milchhygienie.) 


Die Technische Hochschule München weist im Sommerhalbjahr 
1921 einen Gesamtbesuch von 4 5 8 6 Studierenden — 4480 
männliche und 106 weibliche — auf. um 256 mehr als im vorigen 
Winterhalbjahr und 1360 mehr als im Sommerhalbjahr 1920. 3064 



35 ^ 


tt5 


Studierende sind Bayern, 1159 Angehörige der übrigen Glied¬ 
staaten, 265 Ausländer deutscher Abkunft und 98 .sonstige Aus¬ 
länder. Die einzelnen Abteilungen werden besucht: die Allge¬ 
meine Abteilung von 784 Studierenden, um 155 mehr als im Winter¬ 
halbjahr, die Bauin gen ieur^Abteilung von 561, um 15 mehr, die 
Architekten-Abteilung von 328, um 13 mehr, die Maschinen-Inge- 
nieur-Abteilung von 1933, um 112 mehr, die Chemische Abteilung 
von 516, um 20 weniger, und die Landwirtschaftliche 
Abteilung von 519 Studierenden, um 19 weniger. 
Von den Studierenden der Bauingenieur-Abteilung sind 451 Bau¬ 
ingenieure, 57 Vermessungs- und 45 Kulturingenieure, von den 
Studierenden in der Maschineningenieur-Abteilung sind 935 Ma¬ 
schinen-, 840 Elektro- und 105 Maschipaen-Elektroingenieure. Unter 
den 671 Hospitanten sind 148 Studierende der Universität, 365 der 
Handelshochschule, 2 der Akademie der bildenden Künste usw. 


Spanische Studienreise nach Deutschland. Am 3. Juli ist aus 
Saragossa eine Ärzte-Mission abgereist, um die bedeutend¬ 
sten Kliniken und Krankenhäuser in Hamburg, Berlin, München, 
Leipzig und Freiburg zu besuchem. Leiter der Reise ist Dr. Horno 
Algorta, Professor der Gynäkologie. Er wird unterstützt von 
seinen Assistenten Dr. Romero und Perez Larossa. Die spani¬ 
schen Ärzte werden in München an den Kliniken Sauerbruch und 
Döderl'ein Vorträge hören über das Neueste auf dem Gebiete der 

Krebsforschung. _ 

* 

Personalien. 

Praxisanmeldung : Johann Hesl aus Eschenbach (Opf.) in 
München. 

Praxisaufgabe: Franz Simon in Markt Rettenbach (B.-A. 
Memmingen). 

Als Praktikant eingetreten : Karl Meise aus Ludwigstadt (B.-A. 
Teuschnitz) im Schlachthof Regensburg. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Otto Bäurle, 
Tierarzt aus München. Dissertation: „Über die Eckstrebe des 
Pferdehufes“. (Institut für Hufkunde: Dr. E. Moser.) Franz Xaver 
Gentner, Pferdezuchtinspektor in Donauwörth. Dissertation: 
„Beitrag zur Behandlung der Fohlenlähme durch parenterale Zufuhr 
von Eiweißstoffen“. (Aus der Praxis.) Tierarzt Alois Neher in 
Forchheim. Dissertation: „Experimentelle Untersuchungen über 
Wurmmittel, speziell über Thymol und Oleum Thymi“. (Aus dem 
Pharmakologischen Institut der Universität Erlangen: Dr. Heinz.) 
Tierarzt Rudolf Stetter aus Burgau in Schwaben, Assistent an 
der medizinischen Tierklinik. Dissertation: „Beiträge zur Diagnostik 
der Dämpfigkeit“. (Aus der medizin. Tierklinik: Dr. Schmitt.) 


Eingesandt. 

Gründung der Deutschen Gesellschaft für Nutzgeflügelzucht 
für die Tschechoslowakei (G. m. b. H.). Ostermontag fand in Neu- 
titschein die gründende Versammlung der „Deutsche Gesellschaft 
für Nutzgeflügelzucht für die Tschechoslowakei (G. m. b. H.)“ statt. 
Von maßgebenden Vertretern der deutschen Landwirtschaft und 
Kleintierzucht Mährens und Schlesiens waren dabei anwesend: die 
deutsche Sektion des Landeskulturrates für Mähren, die deutsche 
Landwirtschafts - Gesellschaft in Brünn, der Zentralverband der 
deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften Mährens und 



Schlesiens, die erste mährisch-schlesische Geflügelbrutzentrale 
Olmütz, der Landesverband der Kleintierzüchtervereine Mährens. 
Ihr Interesse für die neue Gesellschaft haben außerdem bekundet 
die „Deutsche Sektion des Landeskulturrates in Böhmen“ und die 
„Deutsche Land- und Forstwirtschafts-Gesellschaft in Troppau“, 
der Dozent Dr. Paul Roscher an derVersuchstierhältung Gomplitz 
der landwirtschaftlichen Hochschule in Liebwerd. 

Die Gesellschaft hat den Zweck die Nutzgeflügelzucht in der. 
Republik zu heben und all dies durch Leistungs- und Rassezucht 
zu erreichen. Die Ausführung des ganzen Planes kann naturgemäß 
nur nach und nach erfolgen. Die erste Aufgabe der Gesellschaft 
wird e.s daher sein, Mitglieder bezw. Gesellschafter zu werben, 
sich mit allen denen bekannt zu machen, die heute schon Rasse¬ 
geflügel züchten, daß Leistungszucht mit Fallnestkontrolle durch-? 
geführt, da-ß die bestehenden Brutzemtralen des Landes unterstützt 
werden. Die künstliche Brut soll in jeder Weise gefördert werden. 
Die Gesellschaft ist bereit Kräfte zum praktischen Eingreifen und 
zur Belehrung.des Personales zur Verfügung zu stellen. Schlie߬ 
lich will sie auch für den Absatz der Brutzentralen sorgen. Sie 
will Volksaufklärung durch das Abhalten von Vorträgen und Lehr- 
kursen über Nutzgeflügelzucht betreiben. 

Die Gesellschaft wurde im Anschlüsse an die Deutsche Land¬ 
wirtschafts-Gesellschaft in Brünn gegründet. Die Satzungen sind 
eingereicht. Alle diejenigen, die Zuchtstationen, Leistungszucht¬ 
anlagen milt Fallnesterkontrolle, Zuchthöfe für Bruteier, Farmen 
für Gebrauchseier errichten, weiters die Kücken- und Junggeflügel¬ 
aufzucht betreiben wollen, mögen sich bei der Gesellschaft melden» 
die Anschrift lautet: Deutsche Gesellschaft für Nutzgeflügelzucht 
(G. m. b. H.), Neutitschein. Die Satzungen stehen kostenlos zur 
Verfügung. Bei Anfragen ist es erwünscht, daß für Portoauslagen 
immer Mk. 1.— mitgesandt werde. Es ist zu erwarten, daß sich 
viele freudige Mitarbeiter finden, damit das hohe Ziel, das sich 
die Gesellschaft gesteckt hat, zu unser aller Nutzen erreicht 
werde. 


Die Bekämpfung der Rübennematode. Der Zuckerrübenstand 
hat in den letzten Jahren nicht nur iin Mähren und Böhmen, son¬ 
dern auch in Niederösterreieh stark zu leiden gehäbt. Die Ernten 
gingen stark zurück und es mußte vielfach mit dem Zuckerrüben¬ 
bau durch längere Jahre ausgesetzt werden. Die Rübennematode 
gehört zu den FadenWürmerm (Älchen) und ist mit freiem-Auge 
kaum sichtbar. Sie bohrt sich in die feinen Wurzelchen der Rüben 
ein. Nach* erfolgter Befruchtung schwellen die Weibchen stark an 
und sind dann auch ohne Vergrößerungsglas als weiße, glänzende 
Pünktchen sichtbar. Aus diesen schlüpfen sodann mehrere hundert 
Älchen. Daß die Vermehrung eine ungeheure ist, läßt sich schon 
daraus ermessen, daß während eines Jahres 5, ja 6 Generationen 
einander ablösen. Besonders stark ist die Vermehrung in wannen 
und lockeren Böden, so daß auf solchen Feldern der Zuckerrüben¬ 
anbau bald unmöglich wird, indem sich die „Rübenmüdigkeitr 
immer mehr bemerkbar macht. Scheinbar gesunde Rüben beginnen 
zu welken und gehen bei Trockenheit bald ein. Zuerst sterben die 
äußeren Blätter ab. Weiteres darüber in der Folge 22 der Wochen¬ 
schrift für Haus. Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Nen- 
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezug*- 
gebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr— 




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Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter^ 
ftommissionsverlaff M. Rieffersehe riniversitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2. 













(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift tilr Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 23. August 1921. Nr. 34. 


Inhalt: / 

Originalartikel: Nusshag. — Referate. — Tierüiztliche Standes- und Wirtschafts¬ 
fragen. —Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. —Bücherschau. — 
Eingesandt. 


(Aus der Tierseuchenstelle der Thüringischen Landesanstalt für 
Viehversicherung [Veterinäranstalt] zu Jena.) 

Zur Diagnostik der Beschälseuche. 

, Von Dr. Wilhelm Nusshag, Abteilungsvorsteher. 

Die Bekämpfung der Beschälseuche hat sich auch in 
dem neuen mitteldeutschen Seuchengang vorwiegend in 
veterinärpolizeilichen Bahnen bewegt und sie wird es nach 
dem heutigen Stand der Therapie auch in Zukunft vor¬ 
läufig tun müssen. Durchschlagende Wirkung werden die 
amtlichen Maßnahmen hierbei aber nur dann noeh entfalten 
können, wenn seit Ausbruch der Seuche wenig Zeit ver¬ 
strichen ist. Die Frühdiagnose ist hei der Beschälseuche 
deswegen geradezu Voraussetzung einer erfolgreichen und 
raschen Seuchentilgung, weil die Grundlagen der Seuchen¬ 
ermittlung immer die Deckregister der Beschälstationen 
bilden werden, namentlich da auch in der neuen Epizootie 
die ausschließliche Verbreitung der Seuche durch den Deck¬ 
akt erneut dargetan wurde. Der Wert dieser Deckregister 
verringert sich aber begreiflicherweise durch Wechsel im 
Besitz der Stuten im Laufe der Zeit ganz bedeutend/ 

Für die klinische Diagnose lagen auch im neuen Seuchen¬ 
gang die Umstände recht ungünstig. Die Erscheinungen 
des frühen örtlichen Stadiums sind bekanntlich keineswegs 
eindeutig und eine größere Bedeutung hat nur die als 
„Krötenflecke“ bezeichnete fleckige Leukopathie der Geni¬ 
talien. Sie ist zwar nicht pathognomonisch, da ähnliche Pig¬ 
mentdefekte auch anderweitig beobachtet werden. In Ver¬ 
bindung mit Schwellung der Labien oder Scheidenausfluß 
erweckt sie aber stets den Verdacht auf Beschälseuche. Ihre 
Bedeutung erfährt indes dadurch eine Einschränkung,"daß 



754 


sie nur in 30 % aller Fälle gesehen wird. Nach der Gene- 
ralisation des Leidens ist die Diagnose leicht, wenn man 
das typische Exanthem vor sich hat. Die Ringflecke sind 
geradezu pathognostisch. Nach meinen Erfahrungen, die 
sich auf über 120 beschälseuchekranke Pferde erstrecken, 
werden sie in mehr a!ls 80 % aller Fälle gesehen, und es 
ist wahrscheinlich, daß sie bei sorgfältiger, dauernder Be¬ 
obachtung in jedem Falle festgestellt werden können. Da 
sie aber sehr vorübergehend sind, werden sie bei den ge¬ 
legentlichen amtlichen Kontrollen verdächtiger Tiere nicht 
einmal häufig angetroffen werden. Auch dann ist, nament¬ 
lich in Verbindung mit anderen Symptomen der Allgemein¬ 
infektion mitunter die Leukodermie der Genitalien dia¬ 
gnostisch verwertbar. Im großen und ganzen macht aber 
die Seuche auch in diesem Stadium der klinischen Ermitt¬ 
lung die größten Schwierigkeiten. 

Das Spätstadium verlief in der neuen Epizootie vollends 
in über 60 % aller Fälle symptomlos. 

Es besteht zwar die Möglichkeit das Leiden durch den 
direkten Nachweis des Erregers einwandfrei festzustellen. 
Diese Möglichkeit ist aber eine sehr beschränkte. Die Try¬ 
panosomen im Blut aufzufinden, ist, wie Zwick und F i - 
scher [1*^] angeben, und wie ich in zahlreichenVersuchen 
bestätigt fand, geradezu als Zufallsache anzusehen. Wenn 
daher M a y e r [2] in der Nr. 23 der „D. Tierärztl. Wochen¬ 
schrift“ Pfeiler und Wa 11 h e r [3] den Vorwurf macht, 
'daß sie neben der serologischen Untersuchung des Blutes 
nicht auch den Nachweis der Trypanosomen in diesem durch 
Verimpfung versucht hätten, so ist dazu zu sagen, daß der¬ 
artige Feststellungen von mir, worüber Pfeiler unter¬ 
richtet war, in großem Umfange versucht worden sind. Die 
Versuche wurden allerdings nicht an Hunden, aber auch 
nicht etwa nur an Mäusen oder Ratten angestellt. Indeß 
hatte das Streben, den Erreger der herrschenden Epizootie 
!jm Versuchstierkörper zum Angehen zu ^bringen, einen 
gänzlich negativen Erfolg. Es wurden Serien von weißen 
Mäusen mit Blut, verdünntem Scheidensekret und trypano¬ 
somenhaltiger Quaddelflüssigkeit subkutan, in die Blutbahn 
und intraperitoneal geimpft. Das Blut der Versuchstiere 
wurde wochenlang kontrolliert, Trypanosomen aber nie ge¬ 
funden. Nach diesem Ergebnis wurde später in zahlreich 
wiederholten Fällen das unverdünnte Exsudat möglichst. 

*) Die in eckigen Klammern [ ] beigefügten Ziffern beziehen 
sich auf die a.m Schlüsse des Artikels angegebenen Literatur- 
angaben. 



frisch aufgeschossener Effloreszenzen, in dem mikroskopisch 
der Erreger nachgewiesen war, Meerschweinchen, Ratten, 
Kaninchen, weißen Mäusen und schließlich einem Esel ein¬ 
gespritzt. Die Verimpfung erfolgte bei den ersten Tieren 
in die Blutbahn, hei den weißen Mäusen in die Bauchhöhle 
oder in die Blutbahn, und bei dem Esel unter die Haut. Es 
wurde den einzelnen Tieren bis zu 3 ccm des mühsam ge¬ 
sammelten Quaddelexsudats eingespritzt, also eine nament¬ 
lich für den Mäusekörper sehr beträchtliche Menge. Aber 
das Ergebnis war auch hier ein negatives. Daß unter solchen 
Umständen darauf verzichtet wurde, den Trypanosomen- 
Nachweis aus dem Blut beschälseuchekranker Pferde durch 
Verimpfung an Hunden zu erbringen, erscheint begreiflich. 

Der Nachweis der Erreger im Scheidensekret hat für 
die Diagnostik wenig Bedeutung, da sie dort nur im frühen 
örtlichen Stadium oder bei örtlichen Rezidiven zu erwarten 
und auch dann ungemein schwer aufzufinden sind. Leicht 
ist ihr Auffinden dagegen im Exanthem. Von dem ein¬ 
fachen Verfahren ihres Nachweises in diesem empfiehlt es 
sich, in allen Verdachtsfällen Gebrauch zu machen, nament¬ 
lich da es zu seiner Anwendung keiner Färbung bedarf. Es 
ist daher seine Ausführung jedem Tierarzt möglich, der sich 
im Besitz eines Mikroskops befindet. 

Tn allen Verdachtsfällen, in denen nicht der typische, 
ringförmige Ausschlag, sondern das wenig charakteristische 
Quaddelexanthem vorliegt, ist dessen Prüfung auf Trypano¬ 
somen geradezu unerläßlich. 

Es genügt, die Haare an einer 10 pfennigstückgroßen 
Stelle über einer Effloreszenz kurz ab^uscheren. Man 
reinigt dann die Haut vorsichtig mit Alkohol und ge¬ 
winnt durch einfaches und möglichst unblutiges An¬ 
stechen mit einer gewöhnlichen Nadel oder Spritzen¬ 
kanüle ein Tröpfchen des serösen Exsudats. Der Aus¬ 
tritt der Flüssigkeit wird befördert, wenn man den Wall 
des Ringfleckes zwischen zwei Finger nimmt und auf der 
Höhe des Walls die Haut, ohne sie zu perforieren, an¬ 
sticht. Man klatscht dann den Objektträger einfach auf 
den austretenden Tropfen auf und untersucht ihn unver¬ 
dünnt nach Bedeckung mit einem Deckgläschen unter 
einem starken oder mittelstarken Trockensystem bei 
mäßiger Abblendung. Die Trypanosomen fallen durch 
ihre lebhaft peitschende Beweglichkeit auch dem nicht 
geübten Auge ohne weiteres auf. 

In Anbetracht dieser Verhältnisse in der klinischen 
Diagnostik lag es nahe, die Immunitäts-Reaktionen, die sich 



756 


so hervorragend zum Nachweis einer Reihe von chronischen 
infektiösen Prozessen bewährt hatten, auch in den Dienst 
der Beschälseuche-Diagnostik zu stellen. Von dem Ver¬ 
fasser wurden in diesem Zusammenhang die Komplement¬ 
ablenkung, die Agglomeration, die Präzipitation, die Agglu¬ 
tination der roten Blutkörperchen, die Serumschutzprüfung 
und die Überempfindlichkeits - Reaktionen versucht.-über 
die Ergebnisse dieser Untersuchungen wird in einer dem¬ 
nächst erscheinenden monographischen Abhandlung über 
den neuen Seuchengang ausführlich berichtet werden. 

Mit Rücksicht auf die Bedeutung der in Rede stehenden 
Versuche sei indeß hier auszugsweise über einzelne Metho¬ 
den und die mit ihnen erzielten Ergebnisse berichtet. 

Präzipitation. 

Die Präzipitation wurde erstmalig von M a y e r [4] zum 
Nachweis einer Trypanosomen-Infektion versucht. Als An¬ 
tigen diente ihm ein durch Verdauung von Nagana-Trypa- 
nosomen erhaltener Extrakt. Schilling [5] konnte die¬ 
sen Befund nicht bestätigen. Auch M a n t e u f e 1 [6] teilt 
gelegentlich einer Erörterung über die Agglutination der 
Trypanosomen mit, daß er Präzipitine im Serum trypanoti- 
scher Tiere nicht nachweisen konnte. Dagegen hatten 
Winkler und Wysehelesski [7], die die Präzipi¬ 
tation zur Diagnostik der Beschälseuche anwandten, gute 
Ergebnisse insofern, als die Sera kränker Tiere bei der 
Schichtprobe sofort eine deutliche Ringbildung zeigten, 
während Normal-Seren diese erst später und weniger typisch 
ergaben. Ihre Ergebnisse wurden von R u p p e r t [8] be¬ 
stätigt. 

Bei dem großen, der Tierseuchenstelle Jena zur Ver¬ 
fügung stehenden Material war eine Nachprüfung der Frage 
in größerem Maßstabe möglich. Gelang es, auf diesemWege 
zu einem sicheren und einfach zu handhabenden diagnosti¬ 
schen Verfahren zu kommen, so waren wir in der Beschäl¬ 
seuche-Diagnostik einen erheblichen Schritt vorwärts ge¬ 
kommen. 

Es wurden aus diesem Grunde eine große Reihe von 
Seren beschälseuchekranker Pferde neben dem sonst ge¬ 
übten Komplementablenkungsverfahren auch der Präzipi¬ 
tationsmethode unterworfen. Die zur Verwendung, kom¬ 
menden Sera waren nicht erhitzt und absolut klar. Als An¬ 
tigen dienten die aus den Organen und dem Blut trypano- 
tischer Versuchstiere hergestellten wässerigen Koch-Aus- 



Ibl 


züge, sowie wässerige Auszüge aus reinen Trypanosomen. 
Sie wurden wie folgt hergestellt: 

Lebern und Milzen von Ratten, die zur Trypanosomen^ 
gewjnnung entblutet worden waren, wurden mit der Schere 
grob zerkleinert und dann im Mörser mit Seeland zu einem 
feinen Brei zerrieben. Darauf wurden sie im Gewichtsver¬ 
hältnis 1:4 mit physiologischer Kochsalzlösung, die einen 
Karbolsäurezusatz von 0,5 % hatte, für 2 Tage im Schüttel¬ 
apparat der Extraktion überlassen, um am Ende des Schüt¬ 
teins im Wasserbade für 15 Minuten gekocht zu werden. 
Die Klärung erfolgte nach grober Seihung durch einen 
Gazefilter durch scharfes Zentrifugieren. 

Die wässerigen Blutextrakte wurden in gleicher Weise 
aus dem trypanosomenhaltigen Blutkuchen der Versuchs¬ 
tiere hergestellt. Zur Bereitung reiner Trypanosomen-Aus¬ 
züge wurden Ratten auf der Höhe der Infektion entblutet 
und das Blut durch Zusatz einer 10 %igen Lösung von Na¬ 
triumcitrat flüssig erhalten. Entweder wurden die Blut¬ 
körperchen nun durch Ausschleudern von den Trypano¬ 
somen getrennt oder sie wurden durch einen Zusatz von 
stark agglutinierendem Pferdeserum niedergeschlagen. Die 
von den Blutkörperchen getrennten Trypanosomen wurden 
durch wiederholtes Waschen möglichst blutzellfrei erhalten, 
dann mit der 6—8 fachen Menge physiologischer Kochsalz¬ 
lösung aufgeschwemmt und schließlich 8 Tage lang im 
Schüttelapparat der Extraktion überlassen. Auch dieser 
Auszug wurde durch scharfes Zentrifugieren bezw. Filtra¬ 
tion durch Asbestwatte geklärt. 

Der Versuch wurde als Schichtprobe in Pfeil er sehen 
Röhrchen angestellt. Die Organextrakte sowie die aus try¬ 
panosomenhaltigem Blut hergestellten Kochsalz - Kochaus¬ 
züge erwiesen sich als gänzlich ungeeignet. Es wurde bei 
ihrer Verwendung keinmal eine Ringbildung erhalten. Die 
aus reinen Trypanosomen hergestellten Auszüge ergaben 
dagegen in etwa 15 % der Fälle nach wenigen Minuten an 
der Berührungsfläche der Flüssigkeiten eine schwache Ring¬ 
bildung, die auch bei längerem Stehen nicht intensiver 
wurde. Starke, der Milzbrand-Präzipitation ähnliche Aus¬ 
fälle wurden nie beobachtet. Die Präzipitation hat mithin 
für die Diagnostik der Beschälseuche keine praktische Be¬ 
deutung. 

Die A g g lutination der roten Blut¬ 
körperchen. 

Yo r k [9] hatte mitgeteilt, daß die Sera von Tieren, die 
an Trypanosomenkrankheiten leiden, die Eigenschaft be- 



758 


' ** 


säßen, rote Blutkörperchen der gleichen Tierftrt; 
nieren. Im Gegensatz zu den Seren gesunder 
diese Phänomen nicht oder doch nur unverdün: 
sollten sie diese Fähigkeit der Blutkörperehenag 
auch in Verdünnungen beibehalten. Nach seinen- 
sollte die Reaktion am besten bei 0 0 von statten 
M a y e r [10], der diese Beobachtung Yorkes mitte: 
eine Nachprüfung für angezeigt. Ich habe daraufhin je 
eine Serie normaler und von beschälseuchekranken 
stammender Sera in Mengen von 0,5 ccm mit gewafitfteäen 
roten Blutkörperchen vom Pferd versetzt und die M 
eine Stunde im Kühlraum bei 7° gehalten. Nach dies 
zeigten 6 von 20 Beschälseuche-Seren eine deutliche 
tination der roten Blutkörperchen in Form eines zusa 
hängenden Häutchens am Boden des Gläschens, das suUsbei. 
vorsichtigem Schütteln in Klümpchen und Flöckch 
löste. 10 Seren zeigten nur undeutliche und nicht sc 
beständige Agglutination. Viermal bestand ein ausgjjÄfoJ 
ebener Blutpunkt. Von den Normal-Seren zeigten 
deutliche und 8 eine undeutliche Agglutination. In 
Fällen waren die Blutkörperchen punktförmig abgei 
Darauf wurden je 10 positive und Normal-Sera, dar 
die deutlich agglutinierenden mit der doppelten 
physiologischer Kochsalzlösung verdünnt und abermalaj 
roten Blutzellen vom Pferd zusammengebracht. Na< 
die Röhrchen eine Stunde im Kühlraum gestanden 
wurde abgelesen. Das Ergebnis war folgendes: 

Von den positiven Seren zeigten 4 keine und 6 uni 
liehe, nicht schüttelbeständige Agglutination. Von 
Normal-Seren zeigten 4 keine, 4 schwache, nicht bestä: 
und 2 deutliche, schüttelbeständige Agglutination. Da 
gebnis beider Versuche blieb das gleiche, als sie bei Zi 
temperatur wiederholt wurden. leb habe daraufhi 
Versuch unter gleichen Bedingungen mit 20 positive 
20 Normal-Seren wiederholt. Sowohl die positiven wi 
Normal-Seren wurden in je 3 Reihen angesetzt, und 
lmal unverdünnt, lmal zu gleichen Teilen und ln 
Verhältnis 1:4 mit physiologischer Kochsalzlösung 
dünnt. Diesmal blieben die Sera 16 Stunden im Kühl 
(bei 7°). Danach wurde abgelesen. Das Ergebnis 
folgendes: 

Deutliche, schüttelbeständige Agglutination ergäbest] 
den Beschälseuche-Sera unverdünnt neun, verdünnt ira 
hältnis 1: 1 = vier, verdünnt im Verhältnis 1:4 = 

Sera. Von den Normal-Seren zeigten unverdünnt ach 1 



Verhältnis 1:1 = fünf, im Verhältnis 1:4 == zwei Sera 
eine deutliche' Agglutination. Das Ergebnis hat sich also 
auch jetzt nicht, wesentlich verändert, namentlich sind auch 
in den Verdünnungen Unterschiede im Verhalten der posi¬ 
tiven und Normal-Seren nicht ersichtlich geworden. Für 
den Nachweis der Beschälseuche kommt mithin diese Me¬ 
thode nicht in Frage. 

Serumschutzprüfung. 

Es ist bekannt, daß im Blut der an Trypanosomen-Krapk- 
heiten leidenden Tiere sich Schutzstoffe befinden. Falls es 
möglich war, sie im Tierexperiment nachzuweisen, war die 
Möglichkeit gegeben, ihr Vorhandensein diagnostisch zu 
werten. Es wurde zu diesem Zweck versucht, durch eine 
vorhergehende Behandlung weißer Mäuse mit den Seren 
beschälseuchekranker Tiere diese gegen eine nachfolgende 
Infektion mit Dourine-Trypanosomen zu schützen. Die da¬ 
bei angewandte Technik war folgende: 

^ Zunächst erhielt eine Maus 0,25 und eine weitere 0,5 ccm 
das zu prüfenden Beschälseuche-Serums unter die Haut ge¬ 
spritzt. Um dem Tierkörper Zeit zur Komplettierung 
des Immun-Amboceptors , zu geben, erfolgte die Infektion 
lt /2 Stunde später. Sie bestand in der intraperitonealen 
Einverleibung von 0,05 ccm eines zehnfach verdünnten 
trypanosomenhaltigen' Meerschweinchenblutes. Zur Kon- 
. trolle erhielten 2 Tiere an Stelle des positiven je ein nor¬ 
males Serum und 2 weitere kein Serum eingespritzt. 

Die Tiere’starben sämtlich 3 bis 5 Tage später an 
der. Infektion. Von einer Schutzwirkung der Sera konnte 
keine Bede sein. Der Versuch wurde deshalb unter Ver¬ 
wendung von 1 ccm Serum wiederholt. Aber auch diesmal 
vermochte die erhöhte Seruminjektion weder den Tod der 
Tiere zu verhüten, noch erheblich hinauszuzögern. Unter 
diesen Versuchsbedingungen ist die Methode daher diagno¬ 
stisch nicht verwertbar. 

Literatur: 

1. Arbeiten a. d. Kais. Gesundheitsamt, Bd. 36, 1910. 

2. Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, Nr. 23, 1921. 

3. Ebenda, Nr. 14, 1921. 

4. Kölle -Wassermanns Handbuch, 2. Auf!., 7. Bd., S. 570, 1913. 

5. Ebenda. 

6^ Arbeiten a. d. Kais. Gesundheitsamt, Bd. 28, S. 172, 1908. 

7. Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Nr. 51, S. 933, 1911. 

8. Ebenda, Nr. 22, S. 38l, 1912. 

9. Kölle -Wassermanns Handbuch, 2. Aufl., 7. Bd., S. 572, 1913. 

10. Ebenda. 



760 


Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschau and Nahrugsmlttelknde. 

Dr. med. vet. E. J ahn, Oberveterinär, früher komman¬ 
diert, zum Reichsgesundheitsamt: Beitrag zur Serodiagnose 
der Echinokokkenkrankheit der Tiere. (Aus der Veterinär- 
abteilung d. Reichsgesundheitsamtes. — Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene, 1920, Heft 13, S. 173.) 

Aus Pietät für den im Palästina-Feldzuge gebliebenen Ober¬ 
veterinär Dr. Jahn veröffentlicht Titze im Auszug eine über 
obiges Thema von Jahn im Reichsgesundheitsamt ausgeführte 
Am- wirksamsten ist die Flüssigkeit aus fertiilen Echinokokken- 
flüssigkeit die Fähigkeit zukommt, komplementablenkende Anti¬ 
körper zu bilden, Schwankungen in diesem Vermögen rühren von 
der Durchlässigkeit der Echinokokkenkapsel für die Antigene her. 
Am wirksamsten ist die Flüssigkeit aus festilen Echinokokken¬ 
zysten und zwar aus solchen von Schafen. Unzuverlässig ist die 
Wirkung der Extrakte von Scoleces und von der Taenia echino- 
coccus. Die Präzipitation liefert ungünstige Ergebnisse. Es ist 
also auf demWege der Komplementablenkungs- 
methode möglich, die E c h i n o k o k k enkrankheit 
n a c h z u w e i s e n, besonders bei Benutzung f e r t i -' 
len Cyste in inhaltes vom Schafe, doch muß die Antigen- 
wirksamkeit durch Kontrollversuche gegenüber einem positiv re¬ 
agierenden Serum erwiesen werden. Me. 

Reg.-Rat Dr. Hans Meßner, Schlachthofdirektor in 
Karlsbad : Das Bluttrocknungsverfahren nach Dr. Sgalitzer. 

(Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., Heft 18, 
S. 237.) 

Die Ursache, daß vor dem Kriege das Blut geschlachteter Tiere 
nur in. geringer Menge zu Nahrungszwecken verarbeitet oder kon¬ 
serviert wurde, lag daran, daß die Bevölkerung genug andere ei¬ 
weißreiche Nahrungsmittel ohne große Kosten zur Verfügung 
hatte. Außerdem bestand gegen aus Blut hergestellte Würste ein 
nicht immer berechtigtes allgemeines Vorurteil. Die Verhältnisse 
während des Krieges und nach demselben haben durch den zu¬ 
nehmenden Mangel an eiweißhaltigen Nährmitteln Wandel ge¬ 
schaffen. Dr. ing. Sgalitzer in Wien kam beim Studium der 
Frage der Bluttrocknung zu der Überzeugung, daß das die roten 
Blutkörperchen umgebende Stroma verhindert, daß die Trocken¬ 
produkte weder geruchlos, noch wasserlöslich sind. S. führte die 
Sprengung dieser Hülle auf rein mechanischem Wege aus, indem 
er das durch Rühren defibrinierte Blut, ohne daß 
das Fibrin entfernt wurde, in Eiszellen gefrieren ließ. Sodann 
wird das durch mittlere Wärme wieder aufgetaute Blut 
auf einer im Vakuum rotierenden, durch Dampfzuleitung er¬ 
hitzten Walze getrocknet. Ist die Verdampfung be¬ 
endet, wird das Trockenprodukt von der Walze abgeschabt und 
ist handelfertig. Nach den gutachtlichen Äußerungen staatlicher 
Institute ist auf diese Weise die Frage: Blut in Pulverform un¬ 
begrenzt haltbar und durch Behandlung mit Wasser für Ernäh- 
rungszwecke nutzbar zu machen, glänzend gelöst. Selbstverständ¬ 
liche Voraussetzung ist die Gewinnung aus Blut gesunder Tiere. 



761 


Nach dem Urteil einer Reihe von großen Kiichenbetrieben in ver¬ 
schiedenen Großstädten sind auch die Erfahrungen mit 
Blutmehl in der Praxis allerorts gute. Me. 


Pharmakologie, Pharmacie, Pharmakognosie. 

Dr. A. Klarenbeck -Utrecht : Das Töten von kleinen 
Tieren mit Strychnin, nitric. und Zyankalium nach einer 
neuen Methode. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1920, 
Nr. 16, S. 177.) 

Auf Anregung des Tierschutzvereines zu Amsterdam hat K. 
eine Methode ausfindig gemacht, kranke oder nicht mehr lebens¬ 
kräftige Tiere schmerzlos und in möglichst kurzer Zeit aui eine 
ästhetische Weise zu töten. Eine gesättigte Lösung von 
Strychnin, nitric., die je nach der Größe des zu tötenden 
Tieres erwärmt in der Menge von 5 —10 ccm intrathorakal 
injiziert wird, ruft namentlich bei intrakordialer Applikation 
prompte Wirkung hervor. Sie erfordert aber Übung, die .5—6 cm 
lange Kanüle muß an der linken Brustwand 1—2 cm unter der hori¬ 
zontalen Buglinie zwischen 5. und 6. Rippe schief kardiopetal ein¬ 
gestochen werden. Die ganze Manipulation beansprucht etwa 1—2 
Sekunden. K. schildert sodann eingehend die latente 10—25 Se¬ 
kunden und die konvulsivische 1—2 Minuten dauernde Phase der 
Strychninwirkung. Der einzige Nachteil, der dieser Tötungsart 
anhaftet, ist das Auftreten der heftigen Krämpfe, die, wenn sie 
gleich nur kurze Zeit andauern, auf, den Besitzer einen unange¬ 
nehmen Eindruck machen. K. kombinierte deshalb die 
Strychnininjektion mit der von Zyankalium. 
Nimmt man .dieses in 5%iger Lösung und spritzt es bei 
Beginn des ersten S t r y c h n i n k r a m p f e s in einer 
Menge von 2 — 6 ccm je nach Größe des Tieres ein, so wird das 
Stadium der Konvulsionen auf ein Minimum ab¬ 
gekürzt und die Dauer des lötungsaktes durchschnittlich auf 
1 Minute beschränkt. Die Kosten sind sehr gering. Me. 


Iistttnts- ud Anstaltsberichte. 

Bericht über dieTätigkeit des Bakteriologischen Instituts 
der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen zu 
Halle a. S. für das Jahr 1918/19. Berichterstatter: Prof. 
Dr. H. Raebiger, Leiter des Bakt. Instituts. 

Erst im letzten Vierteljahre der Berichtszeit konnten die durch 
die Kriegsverhältnisse eingeschränkten Arbeiten wieder aufgenom- 
men werden. Das freiwillig durehgefülirte Tilgungsver¬ 
fahren der T uberkulose machte wenig Fortschritte, denn, 
nur 300 Stück Rinder wurden untersucht. Aus dem Tilgungsver¬ 
fahren nicht angeschlossenen Beständen wurden 10 Einzel-Milcli- 
proben geliefert, aus denen bei einem Tiere Eutertuberkulose zu 
eruieren gelang, obwohl klinische Merkmale fehlten. 53 Lungen- 
schleimproben, von denen 13 positive Befunde ergaben, 19 Milch¬ 
proben mit zweimaligem Tuberkelbazillengehalt, 1 Gebärmutter¬ 
schleimprobe waren ebenfalls positiv. Zur Wiederaufnahme des 
Tilgungsverfahrens wurden seitens des Instituts neue Vorschläge 
gemacht, sie erstreckten sich auf: 1. Abkürzung der Dauer des 
Feststellungsverfahreais, 2. Erleichterung der Verpflichtungen des 



762 



Besitzers bezüglich des Untersuchungszwanges seiner Herde und" 
der tuberkulosefreien Aufzucht des Jungviehes, 8. befriedigende 
Wertbemessung bei Abschätzung der zum Töten bestimmten Tiere 
bei Hintanhalten von Verlusten wirtschaftlicher Werte im Interesse 
der Allgemeinheit, 4. Eintritt der Entschädigungspflicht schon bei 
amtlicher Feststellung der Tuberkulose ohne Abwarten der behörd»- 
liehen Anordnung der Tötung, 5. Ergreifen der Seuchenherde in 
•Fällen der Feststellung von Fütterungstuberkulose bei Kälbern und 
Schweinen auf Schldchthöfen oder beim Verenden von TieTen an 
Tuberkulose. 

Die Bekämpfung, des seuchenhaften VerkaJbens 

durch aktive Immunisierung mittelst Abort in führte nach den 
übereinstimmenden Berichten wiederum in allen Fällen, in denen 
«ätiologisch der Abortusbazillus Bang in Frage kam, zu gutem Er¬ 
folge (M. T. W., 1919, Nr. 43, S. 782). Interessant ist, daß nach 
Abortinimpfung häufig auch die sogen. Scheidenkatarrhknötefeen 
verschwunden sind. Der Bericht weist auch auf den Fehler der . 
Besitzer hind, abortusinfizierte Tiere abzustoßen und durch Neu-r 
ankauf zu ersetzen. Da neubeschaffte Tiere nur selten durchge- 
seucht haben, infizieren sie sich nach der Aufstallung in der Regel, 
die Giftigkeit des Virus wird dadurch gesteigert, so daß Tiere des 
alten, zum Teil immun gewordenen Bestandes wiederum der Ge¬ 
fahr der Neuansteckung ausgesetzt sind. Die Erfahrungen mit dem 
Impferfolg bei seuchenhafte in Verfohlen wurden er¬ 
weitert. Gegen die durch Paratyphusbazillen erzeugten Fälle, auf' 
deren serologische Feststellung immer mehr Gewicht gelegt wird, 
erwies sich .,Parabortin“ (Landsberg) äußerst wirksam, soferne es 
vor Ablauf des 6. Trächtigkeitsmonats in einem Zwischenraum von 
14 Tagen zweimal subkutan injiziert wird. , 

Genötigt durch die starke Ausbreitung der R ä u«d e unter den 
Pferde- und Rinderbeständen wurde ihre Bekämpfung mit SOs-Gäs 
in Angriff genommen. Der Bau der für diese Zwecke konstruierten , 
Zelle und die Bedienung derselben muß im Originale gelesen wer¬ 
den, da ihre Schilderung zum Referate eingeengt nur verlieren 
würde. Der Bericht spricht sich hinsichtlich der Ergebnisse dieser . 
in mehreren Hunderten von Versuchen ausgeführten Therapie dar 
hin aus, daß dieselbe rasch und verlässig ist. 

Die chemo-therapeutische Bekämpfung der Schweine« 
seuche, Schweinepest und ihrer Misch! nfek> 

11 o n e n mit Methylenblau Höchst wurde in der Bericht¬ 
zeit fortgesetzt und hat abermals gute Erfolge gezeitigt. Uber die 
Wirksamkeit des Präparates gegen Fohlenlähme erlaubt das zu 
geringe Versuchsmaterial noch kein abschließendes Urteil. Die 
in den Schweinebeständen derVerbandsinitglieder der Zuchtvereine 
obligatorisch eingeführte Gesundheit skont rolle, bei der 
nicht nur auf Seuche, sondern auch auf Futterkrankheiten etc. ge¬ 
achtet wurde, gelangte zum Vorteile der ganzen landwirtschaft¬ 
lichen Bevölkerung, welche über das Resultat des Gesundheifsbe- 
fundes in Kenntnis gesetzt wurde, bei 316 Schweinen zur Aus¬ 
führung. 

Die zur Tilgung der als „ S e p t i c. p I u r 1 f o r m.“ bezeich- 
neten Schafseuche ausgeführte Impfung hat sich weiterhin 
bewährt, so daß die Nachfrage nach Impfserum erheblich zuge¬ 
nommen hat. 

Als Vorbeuge gegen die Stiche der Kriebelf liege und 
ihre Folgen hat die Empfehlung der Nachtweide in heißer, sonniger 
Zeit für Rinder und Fohlen keinerlei Nachteile gebrach^. Der Er- 




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763 


forschung der Lebensbedingungen der 3 Shnulia-Arten: S. argyrect., 
xnaculat. und reptans ergab, daß die Mückenbrut in Stauwässern 
kein Gedeihen findet, inwieweit das Fehlen der Unterströmung oder 
der verringerte 0 - Gehalt oder beides zusammen wirkt, müssen 
weitere Beobachtungen lehren. In bewegter Luft halten sich die 
Mücken nicht, von Wald ringsum eingeschlossene Weiden sind des¬ 
halb am ungefährlichstem Details über die Krankheit sind weiteren 
Veröffentlichungen Vorbehalten. 

In der Berichtzeit löste die bakteriologische Untersuchung 
einer großen Reihe von Tierleichen bezw. Organen, Wasser, Futter¬ 
mitteln, Blut, tierischen Sekreten und Exkreten sowie von Fleisch 
und anderen Nahrungsmitteln eine Reihe Von.Zweifeln und Streitig¬ 
keiten. Die Versuchstätigkeit des Instituts erstreckte sich u. a. 
auch auf die Lösung der Frage, ob die Präparate Lausofan 
und G 1 o b o 1 die schädliche Rankmade in unbenutzten Bienen¬ 
waben zu vertilgen imstande sind; tatsächlich scheinen die beiden 
Mittel den Imkern einen verlässigen Behelf zu gewähren. 

Interessant ist auch das Prüfungsergebnis eines patentamtlich 
geschützten Desinfektionsmittels für Kleintierställe: „K eimto d“. 
Das Präparat ist in seiner Zusammensetzung sehr ungleichmäßig, 
die Wirkung ist entsprechend unsicher. Die Ausführung der im 
Institut vorrätigen Impfstoffe und die, Menge des Versandes gibt 
einen Begriff von dieser Sparte der Tätigkeit, so sind beispielsweise 
mehr als 1000 Liter Rotlaufserum benötigt gewesen. 

Cli 1 o r k a 1 z i u m f ü 11 e r u n g zur Steigerung der 
Fortpflanzungsfähigkeit wurde in größerem Umfange 
bei 2 Schafherden, in 4 Schweine- und 6 Rirtdviehbeständen, in 1 
Kaninchenzuchtanstalt und in 5 Geflügelzüchtereien fortgesetzt. Es 
wurde als krystallisiertes Salz 4mal, als Calc. chlor, pur. sicc. liual, 
in Form von Pedreikalzium lmal, als Dekasalz 3 mal, als Emanogen 
15mal gegeben. Die Preisunterschiede der einzelnen Präparate sind 
ganz erheblich, 1000 Gramm kryst. Chlorkalzium kosten 70 Pfg., 
dasselbe Quantum Pedreikalzium kostet 1 Mk. 60 Pfg., Dekasalz 
7 Mk. 33 Pfg., Emanogen neuerdings 40 Mk. Die Versuche litten 
unter den ungünstigen Kriegs- und Nachkriegsverhältnissen und 
dem Leutemangel, der eine gewissenhafte Kontrolle der Gewichts¬ 
schwankungen der Tiere, der Milchmenge u. a. erschwerte; inso¬ 
fern« sind die gewonnenen Erfahrungen anzufechten, doch spricht 
sich der Bericht dahin aus, daß dem O h 1 o r k a 1 z i u m ein s p e - 
zifischer Einfluß auf die Fortpflanzungst ä t i g - 
keit nicht innewohnt, daß es jedoch bei Salzhunger der 
Tiere, besonders der Hühner, gute Dienste leistet, wobei un¬ 
entschieden ist, ob die Wirkung höher zu bewerten ist als bei den 
bisherigen Gaben von phosphorsaurem Kalk,Viehsalz und Schlemm¬ 
kreide. Auch die gegen die Kokzidiose der Kaninchen mit Chlor¬ 
kalzium gerichteten Versuche befriedigten nicht. 

Die Arbeiten in der Bekämpfung tierischer Schäd = 
I i n g e wurden mit der Prüfung zur Tilgung solcher empfohlener 
Mittel fortgesetzt: „Terror“ (Chem.-pharm. Nährmittel-Gesellsch., 
Berlin), „Ratapan“ (Chem.-Hyg.. Berlin W 9), „Rattentod u. Mäuse¬ 
tod“ (Chem. Labor. K. Haa.se, Brandenburg), ..Millimors“ (Chem. 
Labor., Straßburg). Alle diese Mittel erwiesen sich bei der Unter¬ 
suchung wohl giftig, aber für die beabsichtigten Zwecke nahezu 
wirkungslos. 

Auch die Pilzberatungsstelle erfreute sich eines 
großen Zuspruches. Für Interessenten sei erwähnt, daß der häufig 
auftretende l'otbraune Milchling — Lactaria rufa als Salatpilz 



mul Gurkenersatz in gesüßtem Essig oder getrocknet und gemahlen, 
als Pfeiferersatz verwertet werden kann. Der Wert der Ver- 
fütterung von Pilzen an Haustiere ließ sich mangels -ge¬ 
nügender Mengen an Pilzen nicht in beabsichtigtem Umfange prü¬ 
fen, es wurden giftige Sorten für sich und gemischt teils in frischem 
Zustande, teils gekocht, an Ziegen, Kaninchen, .Meerschweinchen 
und Geflügel ohne anderen Futterzusatz verabreicht und ohne 
Schaden genossen, auch Schweine haben die Pilze bei entsprechen¬ 
dem Beifutter gut vertragen und ausgenützt. Am besten wird das 
Futter nach kurzem Abkochen und Beseitigen des Pilzwassers ge¬ 
geben. Eine praktische Bedeutung kommt dieser Fütterung nur in 
Wirtschaftsbetrieben zu, die an Waldungen liegen und die das täg¬ 
liche Sammeln der Schwämme ermöglichen; außerdem ist aie Ver¬ 
wertung der Pilze nur in getrocknetem und gemahlenem Zustande 
durchführbar. 

Die literarische und Vo r t r a g s t ä t i g k e i t war, wie 
sich bei den reichen.Erfahrungen, die auf den verschiedenen Ge¬ 
bieten im Institute gewonnen werden, denken läßt, eine sehr um¬ 
fangreiche. Der ganze Bericht gibt einen Einblick, mit welchem 
Fleiße und Nutzen das Institut unter der Leitung seines unermüd¬ 
lichen Direktors arbeitet. Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Veterinäroffizier-Ergänzungsbestimmungen, 

(Schluß.) 

Kommando zur Militärlehr schmiede. 

XIII. Im Anschluß an die beendete militärische Ausbildung 

veranlaßt der Veterinär-Inspekteur die Kommandierung des An¬ 
wärters zur Militärlehrschmiede Berlin. Das Kommando dauert 
6 Monate und bezweckt die theoretische und wraktische Durch¬ 
bildung im Hufbeschlag, Unterweisung in den mit dem Hufbesehlag 
zusammenhängenden Hufkrankheiten, in der militärischen Seuchen^ 
bekämpfung, im militärischen Schriftverkehr und in den veterinären 
Dienstvorschriften. Ferner wird Unterricht erteilt über Sattelung, 
Zäumung, Beschirrung, in der Gesundheitspflege des Pferdes und 
in der Fütterungslehre (praktische Durchbildung für den Truppen¬ 
dienst). . 

XIV. Erweist sich der Anwärter während des Kommandos als 
ungeeignet zur Fortsetzung der Laufbahn, so berichtet der Vor¬ 
stand der Lehrschmiede sogleich eingehend an den Veterinär- 
Inspekteur. Ist dieser der gleichen Ansicht wie deT Vorstand der 
Lehrschmiede, so veranlaßt er die Rücküberweisung des Anwärters 
zum Truppenteil und seine Entlassung. 

Beförderung zum Umterveterinär. Probe- 

dienstzeit. 

XV. Entspricht der Anwärter den an ihn gestellten Anforde¬ 
rungen, so berichtet der Vorstand der Lehrschmiede zum 15. des 
letzen Ausbildungsmonats an den Veterinär-Inspekteur. 

Dieser kann sich durch eine Prüfung von der Befähigung des 
Anwärters überzeugen. Diese Prüfung wird immer dann notwendig 
werden, wenn mehrere Anwärter vorhanden sind. 

Nach den in der Prüfung gezeigten Leistungen stellt der Vete¬ 
rinär-Inspekteur die Reihenfolge der geprüften Anwärter fest. In 
dieser Reihenfolge werden die Anwärter durch den Veterinär- 



7(55 


Inspekteur mit dem 1. des nächsten Monats zum Unterveterinär 
befördert und durch das Reichswehrministerium (Veterinär-Inspek- 
tion) auf 6 Monate zu einem berittenein Truppenteil zwecks Ver¬ 
wendung im Veterinärdienst versetzt. . 

Entlassung auf Antrag. 

XVI. Während der sechsmonatigen militärischen Ausbildung 
und während des Kommandos zur Militärlehrschmiede kann der 
Anwärter wegen veränderter Umstände in seinen häuslichem oder 
persönlichen Verhältnissen die vorzeitige Entlassung aus dem 
Dienstverhältnis beantragen. Der Veterinär-Inspekteur hat dar¬ 
über zu entscheiden, ob die beantragte vorzeitige Entlassung nach 
Lage des Falles gerechtfertigt erseheint. Im übrigen gilt § 20 der 
Heeresergänzungsbestimmungen, sinngemäß. 

Probedien,stzeit. 

XVII. Während der sechsmonatigen Probedienstzeit ist der 
Umterveterinär durch Zuteilung zu einer Reiitabteilung oder in 
anderer geeigneter Weise in seiner reiterlichen Ausbildung zu 
fördern. 

Über die militärische und fachliche Bewährung des Unter¬ 
veterinärs bei der Truppe berichten der Regimentskommandeur 
und der Regiments veterinär je besonders, aber in einer Vorlage, 
zum 1. des 6. Monats der Dienstleistung auf dem Dienstwege an 
das Reichswehrministerium,. Die Vorgesetzten nehmen Stellung 
zu den Berichten. 

Wahl zum Veterinäroffizier. 

XVIII. Entsprechend den Beurteilungen veranlaßt der Vete¬ 
rinär-Inspekteur den zuständigen Divisionsveterinär, den Unter¬ 
veterinär zur Wahl zum Veterinäroffizier vorzuschlagen oder ver¬ 
anlaßt die Entlassung des Unterveterinärs. 

XIX. Die Wahl ist schriftlich. Wahlberechtigt sind die Vete- 
rinäroffiziere der Division, in welcher der Unterveterinär seinen 
Probedienst beendet. Der Divisionsveterinär schafft die erforder¬ 
lichen Unterlagen und setzt sie, wenn nötig, in Abschriften bei den 
Wahlberechtigten unter „Persönlich“ und „Schleunig“ io Umlauf. 
Als Grundlagen dienen ein selbstgeschriebener ausführlicher Lebens¬ 
lauf und eine schriftliche Erklärung des Unterveterinärs über 
Schuldenfreiheit, sowie die Dienstleistungszeugnisise über die 
militärische Ausbildung, die Ausbildung an der Militärlehrschmiede 
Berlin und über die Probezeit als Unterveterinär, ferner ein Zeug¬ 
nis des Regimentsveterinärs, in dem ausgesprochen wird, daß der 
Unterveterinär nach Führung, Dienstbefähigung und seinen sitt¬ 
lichen Eigenschaften zur Beförderung pflichtmäßig empfohlen wird. 

Bei der Wahl erklärt der Wahlberechtigte schriftlich, ob er 
den Unterveterinär zur Aufnahme in das Veterinäroffizierkorps 
für würdig erachtet. Verneinendenfalls hat er seine Gründe gegen 
die Aufnahme schriftlich eingehend anzugeben. 

Die Wahl ist geheim. Alle Wahlberechtigtem sind zur Ver¬ 
schwiegenheit zu verpflichten. 

Lehnt die Mehrheit der Veterinäroffiziere die Aufnahme des 
Unterveterinärs ab. so kann er nicht zur Beförderung vorge¬ 
schlagen werden. Der Divisionsveterinär hat dann die Wahlver¬ 
handlung mit ihren Unterlagen über den Gruppenveterinär dem 
Veterinär-Inspekteur einzureichen, der weitere Entscheidung her¬ 
beiführt. 



766 


_.*?V 


Ist die Minderheit Kegen die Aufnahme des Unterveterinärs, 
so sind die bezüglichen Meldungen, auch wenn nur e i n.Veterinär-, '• 

Offizier gegen die Aufnahme ist, dem Beförderungsvorschlag mjt“ 
den übrigen Wahlunterlagen (XIX, Abs. 1) in Urschrift beizufügen. 

Der Divisionsveterinär nimmt zu den abweichenden Urteilen Stel¬ 
lung und legt das gesamte Material dem Gruppenveterinär vor, der-' 
es nach Hinzufügen seiner Stellungnahme dem Veterinär-Inspek¬ 
teur übersendet. , 

Inwieweit die abweichenden Urteile zu berücksichtigen sind, 
darüber entscheidet der Reichswehrminister. 

Beförderung zu in Veterinär. 

XX. Vor der Beförderung zum Veterinäroffiziei“, die nur-beim 
Vorhandensein freier Haushaltstellen erfolgen kann, muß sich der 
Unterveterinär erneut auf eine ünunterbrochene Dienstzeit von 

25 Jahren vom Tage der Beförderung ab verpflichten. / 

XXI. Die Beförderung des Unterveterinärs zum Veterinär er¬ 
folgt durch den Reichswehrminister. 

Für die Festsetzung des Patentes bei mehreren zugleich zuin 
Veterinär Beförderten ist maßgebend der Wert der Dienstleistungs- 
Zeugnisse, der Ausfall der Fachprüfumg und zuletzt das Lebens¬ 
alter. 



Uniform der Anwärter und Unter veterinäre. 

XXII.' Während der militärischen Ausbildung und während 
des Kommandos zur Militärlehrschmiede trägt der Anwärter die 
Uniform seines Truppenteils und seines Dienstgrades. 

Der Unterveterinär trägt die Uniform seines Truppenteils mit 
den Abzeichen eines Oberfähnrichs sowie am rechten Unterarm 
1 cm über dem Aufschlag auf einem runden Spiegel aus feldgrauein 
Abzeichentuch eine Schlange aus weißem Metall. 

Der Reichspräsident. Der Reichswehrminister. 

Ebert. Dr. Geßler. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Ausfuhr von Zuchthengsten nach dem Auslande. 

Die deutschnationalen Abgeordneten Major Henning und von 
Gräfe haben im Reichstage folgende Anfrage eingebracht: Schon 
seit Jahrzehnten findet aus Ostfriesland eine regelmäßige Ausfuhr 
von Zuchthengsten nach dem Auslande statt. Besonders Holland 
hat seine ganze Warmblutzucht auf ostfriesische und oldenburgische 
Ausfuhr aufgebaut. Die holländischen Hengsthalter kauften all¬ 
jährlich ostfriesische Hengste auf der ostfriesischen Hengstkörung 
an, um sie dann sofort nach Holland zu überführen. Durch das 
Reichskommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligung in Berlin wur¬ 
den in den letzten Jahren die Anträge auf Ausfuhrbewilligung dpr 
Hengste in unglaublicher Weise verschleppt und gingen zum Teil 
in dem Geschäftsbetrieb gänzlich verloren. Die Folge davon ist, 
daß in diesem Jahre bei der ostfriesischen Hengstkörung in Aurich 
ein Teil der holländischen Hengsthalter ausgeblieben ist, abge¬ 
schreckt durch die unliebsame Erfahrung, daß die Ausfuhr dei“ 
Hengste unmittelbar nach dem Ankauf nicht mehr möglich ist. 
Nach den diesjährigen noch schlechteren Erfahrungen in dieser 
Richtung ist zu erwarten, daß nächstes Jahr überhaupt keine hol- 




767 


ländischen Hengsthalter mehr bei der Hengstkörung erscheinen 
werden. Die Jahrhunderte alte Hengstaufzucht in Ostfriesland er¬ 
leidet damit einen schweren Schlag. Wir sind bereit, der Reichs¬ 
regierung nötigenfalls die Unterlagen für die erwähnten Mißstände 
zur Verfügung zu stellen- Sind der Reichsregierung die unhalt¬ 
baren Zustände in der Geschäftsführung des Reichskommissariats 
für Aus-'und Einfuhr bekannt, und was gedenkt sie zu tun, um 
schleunigst Abhilfe zu schaffen? S. M. 


Sondergebiete (Botanik etc.) 

Tagung der deutschen Botaniker in München. 

Die deutschen Botaniker, die der Vereinigung für angewandte 
Botanik, der Freien Vereinigung für Pflanzeiigeographie und der 
größten Vereinigung, der Deutschen Botanischen Gesellschaft an¬ 
gehören, hielten in München ihre Tagung ab, zu der eine große 
Anzahl von Berühmtheiten auf diesem Gebiet, darunter auch der 
90jährige Geheimrat R a d' 1 k o f e r, der frühere Direktor der 
Botanischen Museen, erschienen wafen. Die Tagung, die sich auf 
eine halbe Woche erstreckte und neben hochbedeutsamen Vor¬ 
trägen eine Anzahl interessanter Vorführungen und Besichtigungen 
umfaßte, wurde mit einer Begrüßungsansprache des Direktors des 
Botanischen Gartens, Geheimrats v o n G ö b.e 1, eröffnet, der ein 
Bild von den Schwierigkeiten zeichnete, in die auch die botanische 
Wissenschaft durch Krieg und Teuerung gekommen ist. Dr. J. 
Reineke (KieT) sprach über „Botanische Gesetze“, aus denen 
er das „Gesetz der kleinsten Wirkung“ — die Natur erreicht ihren 
Zweck mit dem geringsten Aufwand an Mitteln — und das Quanten-? 
prinzip herausgriff. Von den Ergebnissen der neuesten Forschungen 
über die Befruchtung von Pilzen sprach Prof. Knie p (Würz¬ 
burg). Prof. N o a c k behandelte die Gründe der herbstlichen Ver¬ 
färbungen der Blätter, die durch die roten Farbstoffe (Anthocyan) 
liervorgerufen werden.. Hochinteressant war der Vortrag, den der 
Leiter der Badischen Weinbaustation in Freiburg i. Br. über Pflan¬ 
zenpathologie und Chemotherapie hielt. Bedeutsame Mitteilungen 
über ein neues Verfahren zum Schwefeln von Pflanzenkulturen 
zum Schutz gegen Parasiten machte Dr. Rupprecht (Ham¬ 
burg). Nach seinen Angaben haben die Deutschen Rote-Werke in 
Aachen einen Apparat hergestellt, mit dem auf nahezu 450 Grad 
überhitzter Schwefel in feinsten Dämpfen, die von schwefliger 
Säure und Schwefelwasserstoff frei sind, auf das Gelände verteilt 
werden kann. Die Erfolge, die man damit erzielt hat, waren ver¬ 
blüffend. Die pilztötende Wirkung hält drei bis vier Wochen an. 
Durch die Verwendung dieses höchst rationell arbeitenden Appa¬ 
rates können der deutschen Volkswirtschaft jährlich 34 Millionen 
Mark erspart werden. Aus der Reihe der Vorträge — auf einen 
mußte wegen der Überfülle des Materials verzichtet werden — 
seien -noch hervorgehoben: „Alterserscheinungen bei den Blättern 
im Laubwald“ (Prof. D i n g 1 e r, München), Physiologie der Moose 
(Prof. Pringsheim, Berlin), Strahlenpilze (Prof. Wo llen- 
weber, Berlin), Pflanzenparasiten (Prof. Ileinucher, Inns¬ 
bruck). — Nach Abschluß der Tagungen entführten die wissen¬ 
schaftlichen Exkursionen das Heer der Botaniker in verschiedenen 
Gruppen unter bewährter Führung, darunter Prof. Giesen- 
h a gen von der tierärztlichen Fakultät in sein Wendelsteingebiet, 



768 


nach den verschiedensten Richtungen in die nähere und weitere 
Umgebung Münchens. 

Als Ort der nächsten Tagung wurde, um den österreichischen 
Kollegen die Teilnahme zu erleichtern, Wien best imm t. 


Hodischulnadirichten. 

Sammlung „Schutz-Ehrung“. 

(2. Quittung, abgeschlossen am 28. Juli 1921.) 

Es sind folgende Beträge eingegangen: 

Prof. Dr. Jakob- Utrecht. 300.— Mk. 

Prof. Dr. M i e ß n e r - Hannover, Kreistierarzt Dr. 

Sommer - Johannisburg, Dr.- Leonhardt- 
Tarnowitz, Kreistierarzt Becker - Grünberg, 

Kreistierarzt Schüller - Apenrade, Kreistierarzt 
Dr. P i 1 w a t-Borkum, Kreistierarzt Dr. Schipp- 
Cochem, Generalstabsveterinär Dr. G r am m 1 i ch- 
Berlin, Kreistierarzt Dr. Holland t-Königsberg, 

Veterinärrat Ziegenbein - Wolmirstedt, Dr. 

K r e n z - Züllchow, Generaloberveterinär a. D. 

Ohm- Königsberg, Prof. Dr. K n u t h - Lands¬ 
berg a. W., Verlag der „T.i erärztl. Rund- 
schau“, Dr. Schulz - Münster i. W.' Dr. 

Grebe - Hermülheim, Prof. Dr. N ö 1 le r - Ber¬ 
lin, Dr. Heine- Homberg je 100 Mk. = . . - . . 1800.— „ 

Bezirkstierarzt B e r t s c h y-Düdingen (Schweiz) .- . 60.— „ 

Prof. Stoß- München, Dr. Schuber t h - Münster, 

Dr. Wolfram - Bochum, Dr. Kallmann - Ber¬ 
lin, Kreistierarzt Reich -Nauen, Veterinärrat 
Dr. Achilles - Wernigerode, Schikarski- 
Züllichau, Veterinärrat Schmidt - Prenzlau, 
Kreistierarzt K a ß b a u m-Filehne, Prof. L ü p k e- 
Stuttgart, F ü 11 b i e r - Freiburg (Schles.), Kreis¬ 
tierarzt R a s s o w - Teterow, Reg.- u. Vet.-Rat 
Träger- Königsberg, Freigang - Patschkau, 

Dr. R e v e n - Frankfurt a. M., Kreistierarzt Dr. 

Harms - Gnoi'en, Veterinärrat Jakob- Luekau, 

Vet.-Rat Wermbter - Orteisburg, Franke- 
Freienwalde, Prof. Dr. Eber- Leipzig, Dr. Mil¬ 
ler- Borken, Dr. Roeinisch - Zobten, Kreis¬ 
tierarzt V e r s -Waren, Oberstabsveterinär a. D. 

Giesen schlag - Insterburg , Kreistierarzt ' 

S c h i n k - Hebrondamnitz, Dr. Karnetzki - 
Berlin, Veterinärrat Dr. Schmidt - Stadtilm, 

G r ü n k e - Korschen, Mann- Zeitz je 50 Mk. = 1450.— „ 

Kreistierarzt Dr. Silbersiepe - Montjoie . . . 40.— » 

Dr. Krüger - Meisenheim, Stempel - Kallies, 
Kreistierarzt Wiele r-Xanten, Kreistierarzt See¬ 
mann- Zell, König - Eilsleben, Kreistierarzt 
Lehman n-Arnswalde, Kreistierarzt Dr. Leip¬ 
ziger- Wehlau, Dr. Boß- Helmstedt, Geheim¬ 
rat L e i s t i k o w-Magdeburg, Dr. Goldstein- 
Berlin je 30 Mk. =.. 300.— ■> 







769 


Dr. A. Franzenbur g-Altona, Dr. E. Franzen¬ 
burg - Altona, Kreistierarzt Schulze - Heils¬ 
berg, H a a s e-Hobenmolsen, Fr i e s i ck e-Nauen, 

Dr: Nenthaus - Lennep, Oberstabsveterinär 
Berg- Langensalza, Scholtz- Kassel, J a e - 

ekel- Aulowöhnen je 25 Mk. =.. 225.— 

Schutzpolizei Magdeburg, Verwaltungsstelle I . 21.30 ., 

Prof. Dr. Lüh r .s-Dahlem, Generaloberveterinär a. D. 
Achtesber - Parchim, Kreistierarzt Simon- 
Görlitz, Dr. M e 1 z e r - Wilsnack, Heymann- 
Schneidemühl, L o e w e 1 - Langensalza, Bauer- 
Horka, Dr. Bauermeiste r-Friedeberg, L a m- 
p r e c h t - Germau, Oberveterinärrat Robert- 
Annaberg, Bock- Medenau, Generaloberveterinär 
H e n s e 1-Cüstrin, Tr a u t w e i n-Eisleben, Hau¬ 
maier - Olbernhau, Generaloberveterinär a. D. 

Bros« - Karlsruhe, Veterinärrat Schlägel- 
Kottbus, Dr. A. S t o ß - München, Regierungsrat 
Dr. Zelle r-Dahlem, Veterinärrat' R i s o r-Naum¬ 
burg, Oberstabsveterinär Z e u m e r-Babenhausen, 

Rippert- Herleshausen je 20 Mk. =. 420.— „ 

Witte - Quedlinburg, Generaloberveterinär a. D. 

Richter - Eberswalde je 15 ^Ik. =. 30.— „ 

I. o s k e - Mecklenhorst, Dr. Hartmann - Ohlau, 

K o s c h w a 1 d - Misdroy, Kreistierarzt Dr. J an- 
z e n - Neustadt , Hermann Mayr- Essenbach, 
llackwarth - Züllichau, Schlitzberger- 
Kassel je 10 Mk. =. . 70.— „ 

Summe: 4716.30 Mk. 

Dazu 1. Quittung. . . / . . . . 3845.— „ 

zusammen: 8561.30 Mk. 

Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz- 
Ehrung“, Deutsche Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestr. 11, 
Postscheckkonto Berlin NW 7, Nr. 1012. 

Prof. N e u m a n n - Berlin. 


Personalien. 

Benachbartes Ausland: Johann Köstelbacher, Staats- 
veterinärinspektor in Wels erhielt den Titel eines Staatsveterinär¬ 
oberinspektors. 


Bttctaerschan. 

Handlexikon der tierärztlichen Praxis. Vom Prof. Dr. med. vet. 
Gustav U e b e 1 e. III. Auflage. Bearbeitet von Prof. Dr. R. 
K 1 e 11, Oberamtstierarzt in Urach, und Veterinärrat R. M e t z- 
g e r, Bezirkstierarzt in Säckingen a. Rh. 1921. J. Ebners Ver- 
. lag, Ulm. Preis geb. 54 Mk. 

Die III, Auflage folgt der zweiten nach nicht einmal 3 Jahren. 
Es darf dies wohl mit als ein Zeichen dafür angesehen werden, daß 
das Handlexikon den Bedürfnissen des Praktikers in weitem Maße 
dient. Auch die III. Auflage zeigt überall dieses Bestreben. Sie 






770 


hat einige Neuerungen erfahren auf dem Gebiete der Seuebehf' 
bekämpfung und Wundbehandlung, soweit hier die Kriegsjähre 
unsere Erfahrungen bereichert haben. Neu hinzugekommen sind 
die ansteckenden Bienenkrankheiten, was eine dankenswerte Ber 
reicherung des Werkes darstellt. Die Rezeptsammlung ist durch. 
Einfügung mehrerer brauchbarer Rezepte erweitert worden. Das 
Kapitel über, die „Unfruchtbarkeit der weiblichen Tiere“ dürfte 
neu durchzusehen sein; ich erinnere hier u. a. an die Unrichtigkeit 
der Angabe, daß auch das Corpus luteum persistens (S. 1103) „mit 
krankhaft gesteigertem Geschlechtstrieb verbunden“ sei. Das Buch ; 
hat an Umfang etwas zugenommen: 1307 Seiten gegenüber 1184 
der II. Auflage. Papier und Druck sind vorzüglich und die Über¬ 
sichtlichkeit ist bei reichlicher Verwendung von Fettdruck am 
rechten Platze auch in dieser III. Auflage mit einer der Vorzüge 
des Werkes gebliieben. — Unsere Praktiker, aber auch die Studie¬ 
renden der Tierheilkunde werden diese Neuauflage mit Freuden 
begrüßen. Ma. 

Eingesandt. 

Wissenschaftliche Aufklärung zur Bekämpfung der Ratten» 
plage! Apotheker Neumanns giftfreie Rattenbrocken „Mors“ haben 
sich nach den an verschiedenen Orten ausgeführten Fütterungs¬ 
versuchen, zju denen Pferde! Kühe, Kälber,- Ziegen, Schafe, 
Schweine, Hunde, Katzen, Tauben und anderes Geflügel benutzt 
wurden, als absolut ungefährlich erwiesen. Giftig wirkt das Mittel 
nur auf Nagetiere, zu denen bekanntlich auch Kaninchen und Meer¬ 
schweinchen gehören. Die „Morsbrocken“ sind ein für Ratten 
schmackhaftes, kuchenartiges Gebäck, das aus einem geringen, 
aber ganz bestimmten Teile von Bulb, mirit., Extr. spiss., Glyc. 
Stillipik., Glykosid, usw. eigenartig zusammengesetzt ist und auf 
das gerade Ratten mit besonderer Freßgier reagieren. Bekannt¬ 
lich sind Bulb, marit. gallenbitter und haben bei ihrer vielartigin 
Verarbeitung einen widerwärtigen Geschmack. Aus diesem Grunde 
ist. es gänzlich ausgeschlossen, daß „Morsbrocken“ selbst in win¬ 
zigen Partikeln, die auf der Zunge gelöst einem widerwärtigen 
bitteren Geschmack hervorrufen, von Haustieren, noch weniger 
von Menschen vollständig verzehrt werden und giftig wirken. Diese 
Versuche sind auch bei Kindern und erwachsenen Personen mit 
dem gleichen negativen Ergebnis wiederholt worden. Für die 
positive Wirkung auf Ratten aber sprechen die uns-zugegangenen 
Anerkennungsschreiben und Gutachten, die einzusehen wir jedem 
Interessenten anheimstellen.. Das Gesundheitsamt der Stadtgas 
meinde Berlin, Hygienisch-bakteriologisches Institut, hat „Mors¬ 
brocken“ als sicher wirkendes Rattenvertilgungsmittel ausgeprobt, 
das aber für Menschen und Haustiere, außer Nagetieren, absolut 
ungefährlich ist. Daher wird dieses Mittel von Staat und Behörden 
zur gänzlichen Ausrottung von Ratten allseitig empfohlen. 

Chemische Fabrik „Mors“. 

Apotheker Bruno Neumann Nachf., Landsberg a. W. 


Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Bestellzettel 
der Hochschulbuchhandlung Max Hueber, München, Aifialienstr,79 

bei, den wir unseren verehrlichen Lesern der größten -Bejichtang 
empfehlen möchten, ; . 




*71 



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Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬ 
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich 
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” erscheinen in Form einer Zeitschrift in zwangloser Folge nach Bedarf. Zweck der 
Vorschrift ist die fortlaufende Veröffentlichung aller in das Gebiet des bayerischen 
Veterinär-Verwaltungsdienstes und der tierärztlichen Tätigkeit einschlägigen Gesetze, 
Verordnungen, Bekanntmachungen, wichtigeren Entschließungen, Urteile usw. in 
übersichtlicher Zusammenfassung und, soweit veranlaßt, unter Beifügung entsprechen¬ 
der Erläuterungen. ■■ Der Preis des Bandes von 12 Nummern zu je 16 Seiten Oktav- 
Format beträgt einschließlich freier Zusendung unter Briefumschlag: Band I 5 Mk., 
II mit X je 5.50 Mk., XI 6 Mk., XII und XIII je 6.50 Mk., XIV 7 Mk., XV 9.25 Mk., 
XVI 10.50 Mk., XVII 22.50 Mk., XVIII 30 Mk. — Bestellungen wollen unter Vorein¬ 
sendung des Betrages an J. Gotteswinter, Buchdruckerei, München, 
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Tierärzll. Rundschau 1921, Nt. 15; Berliner Tierärztl. Wochenschrijt 1921, Nr. 17; Deutsche 
Tierärztliche Wochenschrift 1921, Nr. 18. — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14 


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(frflhar: Tierärztliches Woehenblatt n. Wochenschrift Nr Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
/ herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 30. August 1921. Nr. 35. 


Inhalt: 

Originalartikel: Ernst. — Lichtenstern. '— Referate. — Tierärztliche Standes- 
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. — 
Bücherschau. — Eingesandt. 


Weitere Beiträge zur Frage der Schutzimpfung bei 
Maul- und Klauenseuche. 

Vorläufige Mitteilung über Arbeiten aus der Veterinärpolizeilichen 
Anstalt von Dr. med. vet. W. Ernst. 

Durch die kutane Impfung, wie sie auch Waldmann und 
Pape betätigen, ist eine Erhaltung des Maul- und Klauen¬ 
seuchevirus durch endlose 1 Generationen leicht möglich, 
wenn man stets von frisch entstandenen Aphthen Virus zur 
Weiterimpfung abnimmt. Die Virulenz des Aphtheninhaltes 
sinkt mit dem Alter der Aphthen. Sie wird bei dem Inhalt 
von ganz jungen bis 24 Stunden alten Aphthen sehr hoch, 
um dann langsam zu sinken. 4 Tage nach der Impfung ver¬ 
mochte der frische Aphtheninhalt zwar noch bei kutaner 
Impfung, nicht aber bei intraperitonealer Eingabe selbst 
hoher Dosen Erkrankungen hervorzurufen. 

Für Vergleichsprüfungen der Serumwertigkeit und der 
Virulenz des Ansteckungsstoffes eignet sich ein Standard¬ 
serum, das nach Art des Rotlaufstandardserums herge¬ 
stellt ist. 

An der Anstalt isi zur Zeit ohne Einschieben von 
Zwischenpassagen durch andere Tiere die 100. Generation 
erreicht. Auch Meerschweinchenvirus der 100. Generation 
macht Rinder und Schweine noch krank und diese stecken 
gesunde, hochempfängliche Tiere noch an. Dabei ist die 
Virulenz für Meerschweinchen seit der 3. Generation an¬ 
nähernd gleichbleibend hoch, für Schweine und Rinder aber 
scheinbar nach bisherigen Versuchen niederer wie früher. 
Intravenös mit Meerschweinchenvirus infizierte Kaninchen 
erkrankten typisch an Maulseuche. 

Höchst virulent ist, wie auch Oosco und Aguzzi 
festgestellt haben, das Blut und das Blutserum von frisch 






y 778 t . ^ 

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infizierten Meerschweinchen und zwar, .wie hier festgesteüt 
ißt, nach Angehen der Krankheit bis zum Ausbruch des Ex¬ 
anthems und noch kurze Zeit hernach. Von der Zeit der 
Entstehung der Exantheme ab geht die Virulenz deß Blutes 
unter Rückfällen und Schwankungen allmählich öder rasch 
verloren. Es ist somit möglich große Mengen von Virus ver¬ 
schiedenster Stoßkraft je nach Bedarf in vivo zu züchten. 

Im allgemeinen erkranken Meerschweinchen nicht spon¬ 
tan, sie steckei! sich gegenseitig, wie in Nr. 17 dieses Jahr¬ 
ganges S. 355 ff. hervorgehoben ist und wie Waldmann 
.und Pape neuerdings bestätigen, auch in engstem Kon¬ 
takt nicht an. Besteht jedoch unter besonderen Umständen 
die Möglichkeit natürlicher kutaner Infektion, z. B. wenn 
akut im Maule erkrankte Säuglinge in die Zitze .der ge¬ 
sunden Mutter beißen, so kann, wie eine Beobachtung er¬ 
weist, das Muttertier angesteckt werden und erkranken. 

Junge. Von durchseuchten Müttern erweisen sich im all¬ 
gemeinen als hoch geschützt gegen die Maul- und Klauen¬ 
seuche. .Diese Immunität ist bereits bei der Geburt vor¬ 
handen und wird, wie der Ammentauschversuch erweist, 
nicht mit der Milch übertragen. 

Zur Zeit können nur das Rekonvaleszentenserum und 
das Löfflerserum als spezifisch wirksame Mittel gegen die 
Maul- und Klauenseuche. gelten. Beide schützen noch in 
der Menge von 0,06 g auf 100 g- Meerschweinchen gerechnet 
gegen eine mehrfache, intraperitoneal eingebrachte hohe 
Virusdose. Zum Versuche eignen sich am besten Meer¬ 
schweinchen von 60—100 g. Bei kleineren Serumdosen wird 
die Schutzwirkung unsicher, wobei ein Unterschied, der 
allerdings - wenig erheblich erscheint, zugunsten des Löffler- 
serutns' besteht. Passiv immunisierte Meerschweinchen kön¬ 
nen 2—3 Tage nach der Immunisation bereits wieder nach 
intraperitonealer Infektion erkranken; die Schutzstoffe, 
gehen aUs dem Meerschweinchen rasch wieder verloren. 

Andere Mittel, wie Milcharten, Rinderserum, Aolan, 
Kaseosan, Enäsin, Inkarbon zeigen einen Einfluß auf den 
spezifischen Ablauf der Impfkrankheit beim Meerschwein¬ 
chen nicht, eine Tatsache, die nicht zur Anwendung nicht 
spezifischer Impfstoffe bei Maul- und Klauenseuche rät. 

. ■ Der Komplementgehalt des Blutes von an Maul- und 
Klauenseuche leidenden Tieren macht Schwankungen durch. 
Mit dem Sinken der Fieber senkt sich der Komplementge¬ 
halt oft sehr erheblich. , • 

. In der Nähe akut entstandener Aphthen ist eine An¬ 
sammlung eosinophiler Leukozyten besonders auffällig. 



779 


«F" • - 


Mit der Ausführung der einschlägigen Experimental- 
arbeiten waren von der Anstaltsleitung die Tierärzte Dr, 
Drescher, Dr. Heß, Lämmler und E n a p p befaßt. 


Eine neue Behandlungsweise 4er nervösen Staupe. 

Von Dr. 6K Liehtenstern in Rotthslmünster. 

Bei der Behandlung der nervösen Staupe müssen wir 
nur zu oft erkennen, daß wir dieser Krankheit ohnmächtig 
gegenüberstehen, wenn wir sie mit den Arzneimitteln und 
Impfstoffen behandeln, wie sie in Lehrbüchern, Fachblättern 
und Doktorarbeiten empfohlen werden. Wenn wir diese 
Erzeugnisse nach den Gesichtspunkten betrachten, wie sie 
E. B 1 e u I e r eben in seiner Abhandlung: „Das autistisch¬ 
undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Über¬ 
windung“ auf stellt, so werden wir bei der Beurteilung dieser 
therapeutischen Vorschriften noch strenger verfahren 
müssen und nur den Maßnahmen, die als Ergebnis der 
biologischen Eigentümlichkeiten zu betrachten sind, eine 
besondere Bedeutung anerkennen. 

Von der allbekanntenTatsaebe ausgehend, daß alte Hunde 
an der Staupe nicht mehr erkranken, vermute ich in dem 
Blute von Alttieren Bestandteile, die jeweils in der Jugend 
durch eine besonders leichte Form von Staupe ausgelöst 
wurden und die dann für die ganze Lebenszeit den Ausbruch 
der Krankheit zu verhindern vermögen. 

Da diese biologische Gesamtleistung des Blutes, wie sie 
bei erworbener Immunität in Erscheinung tritt, auf dem 
Prinzip einer komplizierten Arbeitsteilung beruht und 
ihrerseits durch verschiedene Antigene ausgelöst wird, wie 
wir sie schon früher in den Eiweißbestandteilen und erst 
in jüngster Zeit in den liperden Stoffen der Krankheits¬ 
erreger entdeckten (Bergei: Die Lymphozytose), so 
werden wir die Antikörper nicht allein in den serösen 
Stoffen, sondern für die eiweißhaltigen Entzündungserreger 
in den polymorphkernigen Leukozyten, für. die Antigene 
lipoiden Charakters in den Lymphozyten suchen müssen. 
Die Biologie des Staupeerregers ist heute noch ungeklärt; 
der Inhalt der Staupebläschen jedoch zeigt, daß den Leuko¬ 
zyten und Lymphozyten neben den serösen Stoffen eine 
besondere Bolle bei der Antikörperbildung zukommt, und 
daß bei der Staupe Antigene verschiedenster Art auftreten. 
Es ist deshalb mein Bestreben bei der Therapie das Blut 
init allen seinen Komponenten zu benützen; zu dem Zwecke 
habe ich alte, zu Schlaehtzwecken abgegebene Hunde völlig 



780 


entblutet, die Gerinnung durch Zusatz von 10 %iger steriler 
Natr. citric.-Lösung verhindert und das so gewonnene Blut 
in einer Menge von 100—500 ccm subkutan am Halse ein¬ 
gespritzt. Der Erfolg ist auch in ungünstigen Fällen, in 
denen die Lähmungserscheinungen sich verbreitet haben, 
derart augenscheinlich, daß die Tiere am zweiten Tage naeh 
der Injektion sich erheben und gehen können, das Allge¬ 
meinbefinden sich bessert und so rasch eine Besserung ein- 
tritt, daß nach einigen Wochen auch das Schwanken in der 
Nachhand verschwindet. 

Die Behandlung mit Blut von Alttieren 
bei nervöser Staupe ist heute als beson¬ 
ders spezifisch anzusehen und ist im¬ 
stande, das Krankheits'bild quoad vitam 
und quoad integrum günstig zu beein¬ 
flussen. 


Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahrungsmlttolkunde. 

Dr. Feuereiße n, städt. Amtstierarzt in Plauen: Er¬ 
fahrungen mit trichinösem Fleisch. — Übertragbare Trichi¬ 
nen in amerikanischem Gefrierfleisch. (Aus d. Laborat. d. 
städt. Schlachthofes in Plauen i. V. — Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1920, Heft 19, S. 251.) 

In amerikanischem. Salz-, Pökel- und Gefrierfleisch wurden 
wiederholt, so im Schauamt Plauen im Jahre 1919 zehnmal, Tri¬ 
chinen gefunden. Ihre Entwicklungsfähigkeit wurde durch Fütte¬ 
rungsversuche an Meerschweinchen geprüft. Die Versuchstiere 
wurden nach 7-—9 Wochen getötet Und mit ihrem Fleische weitere 
Meerschweinchen gefüttert. Nach Angabe der Lehrbücher beginnt 
die Kapselbilduing um die Muskeltrichine 5—6 Wochen nach An¬ 
steckung des. Wirtstieres und ist nach 9 Wochen vollendet. Er¬ 
folgt nun die Tötung des Versuchstieres zu früh, so ist die Kapsel 
noch unfertig, undeutlich sichtbar und deshalb die Parasiten wenig 
haltbar, sie verblassen und werden schließlich optisch unsichtbar. 
Diese Beobachtung konnte durch Versuche < unwiderleglich be¬ 
stätigt werden Vollkommen'abgekapselte Trichinen verschwinden 
dagegen auch bei jahrelangem Aufbewahren (nicht. Die Versuchs- 
ergebnisse bezüglich der Einwirkung von Kälte auf die Entwick¬ 
lungsfähigkeit abgekapselter Trichinen gehen weit auseinander. 
F. nimmt gegen die Behauptung des Amerikaners R a n s o m, nach 
der die Trichinen sicher vernichtet sein sollen, wenn man das 
Fleisch nicht unter 20 Tagen bei einer Temperatur nicht über 5 0 
Fahrenheit hält (R. 2,75 °, C. 2,25 °) Stellung, um so mehr als der¬ 
selbe die Trichinenschau durch einfaches Gefrierenlassen des Flei¬ 
sches ersetzen zu können hofft. F. erhielt bei der V erfütte- 
rung trichinösen amerikanischen Pökelflei¬ 
sches kein positives Ergebnis, dagegen glückte 
die Übert ra gu n g der Trichinen auf Meerschweinchen b e i 
amerikanischem Gefrierfleisch zweimal; es ist 



781 


deshalb nach F. eine dringende Forderung, daß die Beschauämter 
das amerikanische Gefrierfleisch nach dieser Richtung nachprüfen. 

Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Freisprechendes Urteil wegen Vergehens gegen das Viehseuchen¬ 
gesetz. 

Das Oberste Landesgericht, I. Strafsenat, hat in der Sitzung 
vom 3. Mai 1921 den Landwirt und Tierheilkundigen Georg Hell¬ 
maier in Giebing und den Tierheilkundigen Michael Aigner in Afn- 
storf wegen Vergehens gegen das Viehseuchengesetz vom 26. Juni 
1909 und die bayerischen Ausführungsbestimmungen hierzu vom 
27. April 1912 freigesprochen.. 

Der Anklage lag folgendes zugrunde: 

Nach § 166 Abs. la der bayerischem Vollzugs Vorschriften vorn 
27. April 1912 zum Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 und zum 
bayerischen Ausführungsgesetze hiezu vom 13. August 1910 ist bei 
Bekanntwerden des Ausbruchs der Maul- lind Klauenseuche oder 
des Verdachts des Ausbruchs dieser Seuche von der Distrikts¬ 
polizeibehörde unter anderem vorläufig anzuordnen, daß der Zu¬ 
tritt zu den Ställen (Standorten), abgesehen von Notfällen, nur 
dem Besitzer der Tiere oder der Ställe (Standorte), dessen Ver¬ 
treter, den mit der Beaufsichtigung, Wartung und Pflege der Tiere 
betrauten Personen und Tierärzten gestattet ist. Nach § 174 Abs. 3 
der Vollzugsvorschriften dürfen die — wegen Maul- und Klauen¬ 
seuche— gesperrten Ställe (Standorte), abgesehen von Notfällen, 
ohne distriktspolizeiliche Genehmigung nur von den — siehe oben 
— im § 166 Abs. la bezeichneten Personen betreten werden, Zu¬ 
widerhandlungen sind nach dem § 74 Ziff. 3 oder § 76 Ziff. 1 des 
Viehseuchengesetzes strafbar. 

Die Angeklagten waren beschuldigt, im Sommer 1920 fortge¬ 
setzt vorsätzlich und rechtswidrig die wegen der Maul- und Klauep- 
seuche im Bezirke Dachau gesperrten Anwesen von Landwirten, 
betreten zu haben. Sie wurden am 9. November 1920 vom Schöffen¬ 
gericht Dachau freigesprochen. Die Strafkammer des Landgerichts 
München II verwarf am 2. März 1921 die Berufung des Amtsanwalts 
als unbegründet. Die Revision des Staatsanwalts konnte keinen 
Erfolg haben. 

Das angefoc-htene Urteil beruht auf folgenden Feststellungen: 
Im Sommer 1920 trat die Maul- und Klauenseuche im Bezirke 
Dachau in großem Umfange und mit einer Heftigkeit auf, daß 
manche Tiere kurz nach der Erkrankung verendeten, weshalb 
wenige Stunden für die Behandlung entscheidend waren. Überdies 
reichten die vorhandenen Tierärzte zur unverzüglichen Behand¬ 
lung aller anfallenden Seuchenfälle nicht aus. Deshalb wendeten 
sich Landwirte des Bezirks Dachau, deren Vieh von der Seuche 
ergriffen wurde, an die die Tierheilkunde ausübenden und deshalb 
besteuerten Angeklagten um Hilfe. Diese entnahmen den ver¬ 
seuchten und 1 in der Wiedergesundung begriffenen Tieren Blut 
und spritzten (impften) es den plötzlich an der Seuche erkrankten 
Tieren ein. So haben die Angeklagten in den der Anklage zugrunde 
liegenden Fällen gesperrte Gehöfte betreten. 

Die Annahme der Vorinstanzen, daß in diesen Fällen je ein 
Notfall im Sinne der Vollzugsvorschriften Vorgelegen sei und des- 



782 



halb die Angeklagten die gesperrten Gehöfte behufs Blutentnahme 
straflos betreten durften, ist rechtlich nicht zu beanstanden. 

Wann ein Notfall gegeben ist, läßt sich im allgemeinen nicht 
sagen. Es kommt auf die besonderen Verhältnisse des Einzelfalles 
an. In den festgesteilten Fällen kann unbedenklich ein Notfall im 
Sinne der Vollzugsvorschriften angenommen werden. 


Einige Redewendungen in der Urteilsbegründung veranlassen 
mich im besonderen hierzu Stellung zu nehmen. So ist u. a. an¬ 
geführt: „deren (der Angeklagten) Heilmethode besteht darin ... 

.“. Durch diese Wendung ist der Anschein erweckt, als ob 

bei der von den beiden Angeklagten angewandten Heilmethode 
eine nur diesen bekannte und nur von diesen ausgeübte Behand¬ 
lungsart in Frage stünde. Dies ist aber keineswegs der Fall. Denn 
\ die von Hellmaier und Aigner gebrauchte Behandlung würde auf 
Grund bereits vorliegender wissenschaftlicher Erkenntnise von dem 
Direktor der Veterinärpolizeilichen Anstalt in Schleißheim, Dr. 
Ernst, ausgearbeitet und in der dortigen Anstalt im Mai 1920 
in größeren Versuchsreihen ausprobiert. Die Großversuchsanwen¬ 
dung im Juni 1920 im Seuchengebiete Nordschwabens erzielte der¬ 
artig günstige Ergebnisse, daß das Staatsministerium des Innern 
durch Entschließung Nr. 401al60 vom 25. Juni 1920 und durch eigene 
Merkblätter die Vornahme dieser Impfungen allen bayerischen 
Tierärzten empfohlen hat. Es ist bekannt, daß Hellmaier die Imp¬ 
fung, deren Vornahme er sich von Viehbesitzern hatte schildern 
lassen, aufgegriffen hat. 

Wenn des ferneren die Rede davon ist, daß die Anwendung 
des Heilmittels gegen die Maul- und Klauemseuehe durch die Tier¬ 
ärzte sich auf einem Versuchsgebiete bewege, so ist dies in diesem 
Zusammenhang unrichtig. Denn das Prinzip der wirksamen Be¬ 
kämpfung der Maul- und Klauenseuche kann durch die Ergebnisse 
der erwähnten Impfungen, unbeschadet der noch nötigen Vervoll¬ 
kommnung der Technik als gelöst betrachtet werden. Die in der 
Urteilsbegründung weiter angeführte Äußerung des revidierenden 
Staatsanwaltes, daß „die Tierärzte sich gegenüber dem Heilver¬ 
fahren der Angeklagten nicht ablehnend, sondern nur abwartend 
verhielten“ beruht offenbar auf einer unrichtigen Kenntnis der 
Sachlage. Abgesehen davon, daß durch diese Wendung der Ein¬ 
druck, als ob es sich hier um eine eigene und besondere Behand¬ 
lungsweise Hellmaier-Aigner handle, verstärkt wird, so ist sie auch 
sachlich unrichtig. Denn nach den Berichten der Tierärzte wurden 
von diesen von Juli mit Dezember 1920 in Bayern im ganzen rund 
350 000 Tiere nach der „Schleißheimer Methode“ geimpft. Von 
einer abwartenden Stellung der Tierärzte kann demnach nicht die 
Rede sein. Es ist vielmehr der außerordentlich eifrigen Tätigkeit 
der Tierärzte zu dankem, daß die Seuchenverluste durch die Auf¬ 
nahme der Impfung auf ein wesentlich geringeres Maß zurückge¬ 
führt worden sind. Wie aus den Landtagsverhandlungen hervor- 
geht, hat die Zahl der Viehverluste durch Maul- und Klauenseuche . 
im Juli ihren Höchstpunkt erreicht; die Zahl der Todesfälle ist nach 
Einsetzung der Impfung rapid zurück gegangen, während die räum¬ 
liche Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche noch weiterhin bis 
in den November hinein gestiegen ist. Einwandfreie Feststellungen 
haben ergeben, daß von dem geimpften Tieren nur mehr rund 1 % 
zu Verlust gegangen ist, während von den nichtgeimpften Tieren 
rund 10—13 % verendeten oder notgeschlachtet werden müßten. 





783 


Mit anderen Worten: Wären sämtliche an Maul- und Klauein¬ 
seuche erkrankten Tiere geimpft worden, so hätten sich die Ver¬ 
luste auf ein Zehntel vermindern können. Aus diesen Feststellungen 
geht hervor, daß durch die tierärztliche Kotimpfung ganz unge¬ 
heure Vermögenswerte gerettet worden sihdi ; Dr. P s c h o r r. 


Verschiedenes. 

Landwirtschaft, Fattermlttelknnde «nt EraUmngnwnsepi. 

Ernährungsministerkonferenz in Stuttgart (Juli 1921).. 

Es wurden folgende Leitsätze aufgestellt: 

Die Konferenz ist der übereinstimmenden Anschauung, daß diß 
vermehrte Kunstdfingeranwendnng das wichtigste 
Mittel zur Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung ist. Durch 
fortdauernde Aufklärung, durch Beispielversuche, Beispielwirt¬ 
schaften soll besonders gewirkt werden. Wegen der Ausführung 
der Versuche in den einzelnen Ländern scheint eine Regelung in 
dem Sinne zweckmäßig zu sein, daß einer Hochschule die Bearbei¬ 
tung der wissenschaftlichen Grundlagen Vorbehalten wird, daneben 
etwa vorhandene besondere Forschungsinstitute als Bindeglieder 
zwischen Forschung und Praxis wirken, vornehmlich jedoch die 
landwirtschaftlichen Schulen und' die landwirtschaftlichen Berater 
(fie Maßnahmen übernehmen. Der Bezug künstlicher Düngemittel 
ist durch niedrige Haltung der Frachtsätze und gleichmäßige 
Frachtbelastung für die verschiedenen Reichsteile zu fördern. Eine 
baldige Regelung des Verkehrs mit Kunstdünger zum Schutze der 
Landwirtschaft gegen minderwertige Düngemittel ist erforderlich. 

Zur Frage der Z uck erb e w ir tsch ai t u n g wurde fast 
einstimmig der Beschluß angenommen: Die Konferenz der Minister 
für Ernährung und Landwirtschaft ist angesichts des Umstandes, 
daß^der Zuckerrübenbau eine wesentliche Zunahme gegenüber dein 
Vorjahren aufweist und angenommen werden kann, daß’ die dies¬ 
jährige Ernte zur Versorgung des Inlandes ausreicht, der Ansicht, 
daß die Zuckerzwangswirtschaft zu Beginn des neuen Emtejahres, 
also zum 1. Oktober, aufgehoben werden soll. 

Endlich seien die Verordnungen über den Handel mit 
Lebens - und Futtermitteln vom 24. Januar 1916, über 
den Handel mit Tabak vom 8. Juni 1917 und mit Wein vom 
81. August 1917 aufzuheben. Die Konferenz sprach sich weiter 
für die Beibehaltung der Reisebrotmarken aus. 

Als Ort der nächsten Konferenz wurde Oldenburg be¬ 
stimmt. 


Förderung der Alm- und Weidewirtschaft. 

Das Landwirtschafts- und Finanzministerium haben mit dem 
Ersuchen um baldige Erledigung dem Landtag einen Antrag zu¬ 
gehen lassen, für den Bedarf der Alm- und Weidewirt¬ 
schafts stelle im Rechnungsjahr; 1921 den Betrag von 
5 38 000 Mark aus Mitteln des Forsthaushalts auf¬ 
zuwenden. Die Kosten der Alm- und Weidewirtschaftsstelle wurden 
bisher aus den Erübrigungen der Fleiischversorgungsstelle be¬ 
stritten: diese Mittel sind jetzt erschöpft. 



') Vom 1, mit 15. Juli 1921. ••) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 


784 


15. Juli 

30. Juni 

15. Juni 

31. Mai 

15. Mai 

30. April 

15. April 

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Im Vergleich 
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berichtszeit*) 
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Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 31. Juli 1921. 






785 


Hochschulnadirichten. 

Berlin. Habilitiert hat sich für Embryologie der Prosektor des 
Anatomischen Institutes Tierarzt Dr. Fritz Drahn mit der Habili¬ 
tationsschrift über die Morphologie und Ontogenie der Polydaktylie 
des Pferdes. 


Göttingen. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. med. vet. h. c. Jakob Esser 
hielt am 21. Juli, seinem 78. Geburtstag, seine Abschiedsyorlesung 
an dem Veterinärinstitut der Universität Göttingen, wo er 48 Jahre 
lang erfolgreich gewirkt hatte. 


Hannover. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. phil. et med. vet. h. c. 
Direktor des chemischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule Carl 
Arnold verabschiedete sich am 1. August nach 41 jähriger segens¬ 
reicher Tätigkeit als Dozent in feierlicher Abschiedsvorlesung von 
Professorenkollegium und Studentenschaft auf Grund des neuen 
Gesetzes über die Dienstaltersgrenze nach vollendetem 68. Lebensjahr; 


Giessen. Geh. Med.-Rat Dr. Paul Martin, Professor für 
Anatomie, wurde für das Jahr 1922 zum Dekan der Veterinärmedi¬ 
zinischen Fakultät gewählt. 

Beginn des Wintersemesters 1921/22. Die Immatriku¬ 
lationen 1921/22 beginnen am 17. Oktober, die Vorlesungen am 
24. Oktober. 


Dresden. An der Tierärztlichen Hochschule beginnt die Imma¬ 
trikulation für das Wintersemester 1921/22 am 18. Oktober und 
endigt am 10. November. 


Verzeichnis der Vorlesungen im Winter-Halbjahr 1921/22 an der 
Tierärztlichen Fakultät Mönchen. 

Ordentliche öffentliche Professoren: 

Dr. Erwin Voit: 1. Experimental-Physiologie I (Stoffwechsel.), 
6st. 2. Physiolog. Praktikum, 4st. 3. Arbeiten im Laboratorium für 
Geübtere, gratis. — Dr. B r a n d 1: 1. Chem. Praktikum, 4 st. 2. Arznei¬ 
mittellehre und Toxikologie, 3st. . 3. Pharmazeut. Kurs, 3st. 
4. Arbeiten im Laboratorium für Geübtere. — Dr. Gi esenhagen: 
1. Allgem. Botanik, 4 st. 2 < Futter- und Giftpflanzen, Ist. — 
Dr. Vogel: 1. Tierzucht II (Pferdezucht, Schweinezucht, Schaf¬ 
zucht, Ziegenzucht), 6st. 2. öffentl. Maßnahmen zur Förderung der 
Tierzucht, Ist. 3. Kurs für prakt.-züchter. Beurteilg. von Haus¬ 
tieren, 2st. — Dr. Stoß: 1. Anatomie u. Histologie II, 7st. 2. Topo¬ 
graph. Anatomie, Ist. 3. Präparierübungen, 10st. 4 Arbeiten im 
Laboratorium für Geübtere, tägl. — Dr. Mayr: 1. Allg. Chirurgie 
und Operationslehre, 6st. 2. Chirurg.-klin. Propädeutik, Ist., gratis. 
3. Chirurg. Klinik, 6st. 4. Chirurg. Poliklinik Ist. 5. Augenheilk. I, 
Ist. 6. Ophtalmoskopie, Ist. 7. Ophtalmoskop. Kurs, Ist. 8. Gesell, 
der Tierheilkunde, Ist. 9. Klinische Behandlung, täglich gratis. 
10. Arbeiten für Geübtere, täglich. — Dr. Schmitt: 1. Medizin.- 
klin. i ropädeutik, 4 st. 2. Spez. Pathologie und Therapie II, 5 st. 
3. Medizin. Klinik, 6st. • 4. Medizin. Poliklinik, Ist. 5. Anleitung zu 
wissenschaftl. Arbeiten, ganz- oder halbtägig. — Dr. Dem oll: 
1. Zoologie I (Allgemeine Zoologie, Vererbungslehre, Wirbeltiere), 



786 


4 st. 2. Fischkunde, 2 st. priv. 3. Gang- und halbtägige Arbeiten 
für Fortgeschrittenere. 4. Besprechung neuerer Arbeiten, gratis. — 
Dr. v. Yaerst: 1. Staat9yeterinärkunde II (Gericht). Tierheilkunde), 
3st. 2. Praktikum in der Staatsveterinärkunde II (Gericht!. Tier¬ 
heilkunde), Ist. 3. Ambulator. Klinik (gruppenweise), täglich. 

Honorarprofessor: 

Dr. Kitt: 1. 'Allgemeine Pathologie und patholog. Anatomie 
der Haustiere, 3st. 2. Spez. patholog. Anatomie der Haustierelt, 
Ist. 3. Sektionsübungen u. patholog. anatom. Vorzeigungen, 2st 
4. Sektionen, tägl. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere, 
halbtägig. 

Planmäßiger außerordentlicher Professor: 

Dr. Moser: 1. Hufkunde II. Teil (Hufkrankheiten), 2st. 2. Huf¬ 
kunde I. Teil (Hufbeschlag und Hufschmiedegewerbe), 2st. 3. Beur¬ 
teilung des Beschlages am lebenden Pferde, 2 st. gratis. 4. Arbeiten 
im Institut, täglich. 

Nichtplanmäßige außerordentliche Professoren: 

Dr. Müller: 1. Ausgew. Kapitel aus d. Gebiet d. Fleisch- u. 
Milchhygiene, Ist. 2. Arbeiten für Geübtere. — Dr. Süpflei 
(Med. Fakultät) 1. Hygiene I, 3 st. 2. Hygien.-bakteriolog. Prakti¬ 
kum, 2 stündig. 

Pri vatdozent: 

Dr. Stoß: Trächtigkeitsdiagnose und Sterilitätsbehandlung 
II. Teil, 2 st. 

Fleischbeschau, 2 st. priv. 


Personalien. 

Niederlassungen: Franz Simon in Altmannstein (B.-A. Rie¬ 
denburg). 

Ernannt wurden zu Oberregierungsräten die Regierungsräte 
Dr. R. Mayer, Tierärztl. Berichterstatter im Württemberg. Minist, 
des Innern und Dr. C. Titze, Mitglied des Reichsgesundheitsamtes. 

Als Praktikant eingetreten : Dr. Hugo Friedmann von Ent- 
mannsberg (B.-A. Bayreuth) beim Bezirkstierarzt in Kulmbach. 

Gestorben: Landstallmeister Siegmund Beicho 1 d in Landshut, 


Bticherschau. 

Leitfaden des Hufbeschlages. Yon Geh. Reg.-Rat Dr. R. Eberl ein, 
Professor an der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Mit Unter¬ 
stützung der Preuß. Minist, für Handel und Gewerbe, sowie für 
Landwirtschaft, Domänen und Forsten herausgegeben un'd vom 
Bund Deutscher Schmiede-Innungen als Leitfaden für den Unter¬ 
richt im Hufbeschlag in den Fachschulen angenommen. Sechste, 
verbesserte "und vermehrte Auflage. 17i bis 19. Tausend. Mit: 
334 Abbildungen und 3 Tafeln. Berlin 1921. Yerlag v. W. Mann- 
staedt & Co., Scliönebergerstr. 23. Preis 20.— Mk. 




787 


"W 


Die V. Auflage dieses Werkes war bekanntlieh schon seit 
einiger Zeit vergriffen. Die vorliegende VI. Auflage nun bringt 
manches Neue, so vor allem ist der Beschlag nach Stark u. Gutber 
-nach jeder Hinsieht eingehend behandelt. Bei dem Kapitel über 
die Haftpflicht der Schmiede wurden die Bestimmungen über die 
Verjährung von Ansprüchen, die aus einem Werkvertrag oder aus 
einem Verschulden usw. des Schmiedes abgeleitet werden können, 
neu aufgenommen. Dtabei wird der Schmied besonders auch darüber 
unterrichtet, daß ihm bei vorkommenden Beschädigungen der Beweis 
einer sorgfältigen Erfüllung seiner Vertragspflichten als Unternehmer 
eines Werkes (Beschlag) obliegt. Kann der Schmied den Beweis 
erbringen, daß er kein Versehen begangen hat, so muß der Besitzer 
als Tierhalter auch für die Beschädigungen eintreten, die dem 
Schmied oder seinem Personal beim Beschlag durch das Pferd zu¬ 
gefügt sind. In den Schlußabschnitt „Gesetze- und Ausführungs¬ 
verordnungen etc.“ wurde auch die Ausführungsverordnung für 
Reuß jüngere Linie vom 7. V. 1914, sowie die Verordnung mit 
Prüfungsordnung für Sachsen vom 24. 9. 1920 neu aufgenommen, so- 
daß wir nun hier eine ziemlich vollständige Sammlung dieser Ver¬ 
ordnungen in unserem jetzigen Deutschen Reiche haben, natürlich 
sind die betreffenden Bestimmungen für Elsaß-Lothringen in Weg¬ 
fall gekommen. Das Büchlein konnte durch geschickte Stoffver¬ 
teilung und Druckeinteilung trotz der Vermehrung seines Inhaltes 
gegenüber der vorigen Auflage um einige Seiten verkürzt werden. 
Abbildungen sind nach Mitteilungen im Vorwort 3 neue hinzuge¬ 
kommen. Das ganze Werkchen zeichnet sich bekanntlich durch 
große Übersichtlichkeit, leichtverständliche Darstellungsweise und 
durch die große Zahl der wohlgelungenen instruktiven Abbildungen 
aus. Es wird also auch diese neue Auflage ihre zahlreichen Freunde 
finden. Ma. 


Eingesandt. 

Ein enormer Kultur Schädling. Von Dr. A. M. Grimm. Ein 
solcher, wie er derart verheerend kaum noch jemals in unseren 
Gegenden aufgetreten ist und nur mit den Heuschreckenschwärmen 
verglichen werden kann, verbreitet sich, alles vernichtend, nicht 
nur in der Slowakei, sondern auch über die Gebiete Mährens und 
Schlesiens, während aus Böhmen bisher noch keine Nachrichten 
vorliegen. Es handelt sich hiebei um eine Mottenart, den russischen 
Wiesenzünsler (Phlyctaenodes botys sticticalis). Da aber ein wei¬ 
teres Vorschreiten nach Westen beobachtet wird und in letzterer 
Zeit sowohl in Niederösterreich in 5 Bezirkshauptmannschaften und 
auch aus Oberösterreich dessen Auftreten gemeldet wird, ist überall 
größte Aufmerksamkeit vonnöten. Wir empfehlen allen Interes¬ 
senten das Lesen dieses Artikels in der Folge 27 der Wochen¬ 
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu- 
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬ 
gebühr beträgt für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 


Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt 
der bekannten Verlagsbuchhandlung M. & H. Sdiaper, Hannover, 
Marienstr* 8 bei, auf den wir unsere verehrlichen Leser aufmerk¬ 
sam machen möchten. 







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Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. GotteSWinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersehe ryniversitätsbuchhandlung. München, Odeouspl. 2, 




















(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschritt fiir Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, (len 6. September 1921. Nr. 36. 


Inhalt: 

Originalartikel: Bayer. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Tieräiztliche 
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Bücherschau. 


Lösung von Gebärmntterverdrehungen durch 
Flankenschnitt. 

Von F. Bayer, Neu-Ulm. 

Im Mai vorigen Jahres kam ich gelegentlich meiner 
Amtstätigkeit in einen Stall in B., in welchem die Maul¬ 
und Klauenseuche herrschte. Dabei fiel mir eine seuchen¬ 
kranke Kuh auf, welche ziemlich heftige Geburtswehen 
zeigte. Der Besitzer sagte mir, daß die Wehen schon einen 
Tag lang erfolglos andauerten und daß die Kuh 7 Monate 
trächtig sei und bat mich, das Tier zu untersuchen. 

Ich fand bei der Untersuchung durch die Scheide die¬ 
selbe bis zum Muttermund frei, ohne das geringste An¬ 
zeichen einer Verdrehung, letzteren ohne .Schleimpfropf 
und für einen Finger passierbar. Die darauf vorgenommene 
Untersuchung durch den Mastdarm ließ nicht ohne Schwie¬ 
rigkeit eine Verdrehung der Gebärmutter nach links fest¬ 
stellen, wobei sich die Drehungsstelle v o r dem inneren 
Muttermund befand, so daß also weder Zervix noch Scheide 
mit in dieselbe einbezogen waren. 

Die Kuh wurde nun in einem hinter dem Stalle ge¬ 
legenen Grasgarten zirka dreißigmal nach links gewälzt, 
ohne daß irgend eine Veränderung in der Lage der Gebär¬ 
mutter herbeizuführen gewesen wäre, weshalb dieser Ver¬ 
such als nutzlos eingestellt wurde. 

Tch schlug dem Besitzer als letzten Ausweg vor, die 
Drehung von der geöffneten Flanke auszulösen, worauf er 
nach einigem Zögern einging. 

Die Operation wurde im Freien am stehenden Tiere vor¬ 
genommen und die rechte Flanke nach Anlegung einer 
Sehenkelbrerase am gegenüberliegenden Fuße und nach 


794 


Vorbereitung des Operationsfeldes durch einen zirka 12 cm 
langen Schnitt in der bekannten Weise eröffnet. 

Nunmehr konnte die Drehungsstelle unmittelbar abge¬ 
tastet und die Richtigkeit der zuvor gestellten Diagnose 
leicht festgestellt werden. Die Rückdrehung des Tragsackes 
gelang ohne Schwierigkeit, obwohl eine vollständigeDrehung 
nach links um 180 Grad Vorgelegen hatte. 

Darnach wurden die Muskellagen mit Seide mittels 
Knopfnaht geheftet und die Hautwunde geschlossen und 
mit einem in Desinfektionswasser getauchten Tuche be¬ 
deckt, das durch eine darüber gelegte Decke mittels Gurten 
fastgehalten wurde. 

Die Wunde heilte innerhalb weniger Tage per primam; 
auch die Seidennähte in den Muskellagen heilten ohne 
weiteres ein. 

Das Allgemeinbefinden der Kuh blieb völlig unbeein¬ 
flußt. 

Ich glaubte nun natürlich, daß nach der Operation die 
Geburt alsbald erfolgen werde. Dem war aber nicht so; 
die Wehen hörten vielmehr auf und die Kuh brachte erst 
zwei Monate später ein gesundes ausgetragenes Kalb zur 
Welt. 

Damit dürfte auch die Frage beantwortet seih — und 
das ist der Grund, warum ich den Fall veröffentliche; denn 
die Lösung von Torsio uteri durch Laparotomie ist ja an 
sich nichts Neues und nichts Schwieriges —, ob Tragsack¬ 
verdrehungen erst unmittelbar vor der Geburt eintreten 
oder ob sie auch schon früher zustande kommen können. 
Die bei fraglicher Kuh beobachteten Wehen waren natür¬ 
lich keine echten Wehen gewesen, sondern nur ein Drängen, 
das durch Schmerzen an der Umdrehungsstelle infolge von 
Stauungen hervorgerufen war. Wäre die Drehung eine 
weniger vollständige gewesen, so daß sie keine Stauungen 
verursacht hätte, so hätte sie vermutlich, ohne bemerkt zu 
werden, bis zum Zeitpunkte der Geburt f ortbestehen können. 

Der Fall zeigt auch, daß das trächtige Rind mechanische 
Eingriffe stärkster Art ertragen kann, ohne durch Abor¬ 
tieren darauf zu antworten, J wobei im vorliegenden Falle 
dazu kommt, daß die fragliche Kuh noch überdies an l^aul- 
und Klauenseuche erkrankt war, die bekanntlich die Nei¬ 
gung zu Frügeburten erhöht. 

Nebenbei ist zu empfehlen, die beschriebene Operation 
nicht vorzunehmen, wenn das Tier stark angefüttert ist, 
sondern in diesem Falle lieber 24 Stunden zuzuwarten und 
so lange Hungerdiät zu verordnen, weil nach gemachten 



795 


Erfahrungen die Rückdrehung einer Torsio bei angefülltem 
Wanste auch von der geöffneten Bauchhöhle aus einmal 
nicht gelingen kann. — 

Ich möchte hei dieser Gelegenheit noch eine Bemerkung 
machen zu einem Artikel in Nr. 14 der „Berliner Tierärztl. 
Wochenschrift“ heurigen Jahrganges über Torsio uteri mit 
Sectio caesarea beim Rinde von Prof. Dr. Schüttler. 
Verfasser empfiehlt hierin, in Fällen, in denen sich nach 
Lösung einer Torsio uteri der Muttermund nicht oder nicht 
genügend öffnen will, das Kalb mittels Sectio caesarea zu 
entfernen. Ich habe in solchen Fällen stets mit Erfolg zu 
einem weniger heroischen Verfahren gegriffen. 

Es kommt auch nach meiner Erfahrung nicht selten vor, 
daß nach Aüfdrehung einer Torsio uteri der Muttermund 
sich nur ungenügend öffnet, so daß er oft gerade noch für 
die Hand passierbar wird, aber auch bei langem, ja tage¬ 
langem Zuwarten, wie ich es anfänglich für geraten hielt, 
und auch durch Anwendung von bohrenden und drehenden 
Bewegungen mit der Hand nicht weiter aufgeht. In solchen 
Fällen lasse ich den mittels eines Augenhakens fixierten 
Kopf des Kalbes fest in den Muttermund hereinziehen, so 
daß sich dieser wie eine Manschette eng um den ersteren 
spannt, und mache nun mit einem Fingermesser einen oder 
zwei Einschnitte durch den gespannten Muttermund auf 
den Kopf des Kalbes zu. Der Schnitt darf nicht etwa nur 
am Rande des Muttermundes, sondern muß herzhaft durch 
die ganze Länge der gebildeten Manschette durchgeführt 
werden. Wenn das Kalb dabei einen kleinen Stirnschmiß 
abbekommt, so tut das nichts zur Sache. Während der 
Schnittführung darf an dem Augenhaken nicht mehr stärker 
angezogen werden. Nach Anlegung des Schnittes tritt der 
Kopf gewöhnlich ohne weiteres durch den Muttermund 
durch, der sich sofort so erweitert hat, daß die Extraktion 
des Jungen ohne Schwierigkeit und ohne daß der angelegte 
Schnitt weiter reißt, erfolgen kann. 

Eine fast immer eintretende, oft stärkere Blutung aus 
der Schnittwunde ist ohne Bedeutung und kommt von selbst 
zu stehen. 

Das Verfahren habe ich während meiner geburtshilf¬ 
lichen Tätigkeit im Allgäu und auch später ungefähr 50mal 
angewendet und nur in einem einzigen Falle erlebt, daß 
der angelegte Schnitt weitergerissen ist. Einer Nachbehand¬ 
lung in Form von Ausspülungen hat es nie bedurft. Wird 
die Extraktion aber ohne das beschriebene Verfahren bei 
ungenügend geöffnetem Muttermund versucht, so läuft man 



796 


stets Gefahr, daß der übermäßig ausgedehnte und gespannte 
Muttermund platzt und bis in die Bauchhöhle einreißt, was 
natürlich immer die Schlachtung des Muttertieres nach sich 
ziehen muß. 

• Gestattet das Orificium das Durchtreten der Hand in 
die Gebärmutter nicht, was ich jedoch nur in ganz seltenen 
Ausnahmefällen beobachten konnte, so bleibt allerdings nur 
der von Prof. Schottler angegebene Ausweg der Sectio 
caesarea übrig. 


(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) 

Über Darmnähte bei den Hansiieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik. 

Das Kapitel der Darmnaht findet in den tierärztlichen 
und ärztlichen Chirurgiebüchern ungleiche Beachtung. Die 
Lehrbücher beschränken sich zum Teil auf eine wahllose Auf¬ 
zählung und Beschreibung verschiedenartiger Darmnähte, 
ohne Angabe über die Brauchbarkeit und ohne Rücksicht auf 
die Art des Darmes. Meine Aufgabe ist es, eine Zusammen¬ 
stellung aller wichtigen Darmnähte zu machen, festzustellen, 
inwieweit diese in der Tierheilkunde anwendbar sind und 
zu untersuchen, ob nicht für die einzelnen Darmsorten der 
verschiedenen Haustiere bestimmte Methoden besonders ge¬ 
eignet sind. 

Als Repräsentanten für die Tiergattungen habe ich 
näher untersucht den Hund, das Pferd und das Rind., 

1. Hauptteil. 

Die histologischenVerhältnisse derDärme 
mit Rücksicht auf die Naht. 

Die Betrachtung der histologischen Verhältnisse in der 
Darmwandung der einzelnen Tiergattungen ergibt fast in 
jeder Schicht teils kleinere, teils größere Unterschiede. Es 
fragt sich nun, inwieweit diese für eine Darmnaht in Frage 
kommen. 

Die Länge der Zotten, ihre Form,'ihr Bau und die An¬ 
ordnung der Zottenmuskulatur und der elastischen Fasern 
in ihnen sind für die Darmnaht von keiner Bedeutung, denn 
die Mehrzahl der Nähte vermeidet die Perforierung der 
Darmwand lind selbst wenn speziell eine Schlehnhautnaht 
gemacht wird, so kommt diese für den Heilungsprozeß nicht 
in Frage, sondern hat lediglich den Zweck einen raschen 
Verschluß des Darmrohres zu bewirken. Die Heilung er¬ 
folgt durch darüberliegende seromusculäre Nähte. 


•i 




797 


Aus dem gleichen Grund scheiden auch die Unterschiede 
als unwesentlich aus, die sich in der Propria mucosae, irn 
Stratum, subglandulare und in der Muscularis mucosae 
finden. 

.* Wichtig dagegen für die Darmnaht sind die übrigen 
Schichten: Submucosa, Tunica muscularis und Serosa, da 
in ihnen die Naht gelegt wird und von ihnen die Heilung 
ausgeht. An diesen Schichten interessiert uns vor allem 
ihre Dicke, die wir am besten vergleichen können, wenn 
•wir uns die Zahlen übersichtlich gegenüberstellen. Die 
Zahlen, in Mikra gemessen, stellen einen Durchschnitts¬ 
wert dar, der an eigenen Schnitten nicht nachgemessen 
wurde. Zahlenmäßige Angaben über die Dicke der Sub¬ 
mucosa im Dickdarm konnten in der Literatur nicht er¬ 
mittelt werden. 



Dünndarm: 

Hund 

Pferd 

Bind 

Submucosa 

2000 

• 1500 

200 

Tunica muscula 

iris 1700 

2500 

600 

Serosa 

10 

10 

10 


Dickdarm: 
Hund ' 

Pferd 

Bind 

Submucosa 

— 

— 

-- 

Tunica muscularis 1600 

3000 

3000 

Serosa 

10 

10 . 

10 


Bei der Betrachtung dieser Zusammenstellung fallen 
uns sofort die verhältnismäßig hohen Zahlen auf, die die 
Dicke der Submucosa und Muscularis beim Hund angeben. 
Ganz bedeutend ist der Unterschied in der Dicke dieser 
Schichten gegenüber denen des Bindes. 

Die mächtige Dicke der Submucosa, der für die Darm¬ 
naht und ihre Heilung so wichtigen Schicht, muß auf letz¬ 
tere einen günstigen Einfluß haben, da in ihrem lockeren 
fibrillären Bindegewebe und in ihren elastischen Netzen 
Blut- und Lymphgefäße, Nervenganglien, Lymphknötchen 
uind fixe Bindegewebszellen enthalten. sind, welche bei der 
Heilentzündung reichlich in Tätigkeit treten können. Im 
übrigen sind die Verhältnisse in der Submucosa ziemlich 
die gleichen, nur die des Pferdes weist einen besonders be¬ 
trächtlichen Gehalt an elastischer Substanz auf, ein Um¬ 
stand, der das Legen der Naht erleichtern, ihre Festigkeit 
erhöhen und für die J^eilung dadurch von Vorteil sein wird. 

Betrachten wir die Zahlen, die uns als Mittel die Muskel¬ 
stärken im Darmschlauch vergegenwärtigen, so finden wir, 



798 



daß im Dünndarm das Pferd die stärkste Museularis hat, 
dann folgt der Hund und in großem Abstande das Bind. 
Die Muskelwand des Dünndarmes ist durchschnittlich star¬ 
ker als die des Dickdarmes beim Hund und Pferd, umge¬ 
kehrt beim Bind. Beim Pferd trifft dies natürlich nur zu, 
wenn man die Bandstreifen nicht mitberechnet, wobei dann 
die Dicke der Wand zirka 1300 Mikra beträgt. 

Daß die Tunica muscularis beim Hund im Gegensatz 
zum Pferd und Bind drei Schichten aufweist, ist für die 
Naht nur insofern von Wichtigkeit, als die dadurch be¬ 
dingte Dicke der Schicht die Möglichkeit verringert, daß 
der Faden ausreißt. In dieser Hinsicht ist die mächtige 
Dicke der Muskelschicht im Dünndarm des Pferdes und 
Hundes günstig gegenüber der des Bindes, sowie das Auf¬ 
treten von Bandstreifen im Dickdarm des Pferdes. Von 
Bedeutung für einige Kreisnähte kann eventuell der Um¬ 
stand sein, daß die Muscularis des Dünndarmes an der 
Mesenterialseite stärker ist als antimesenterial,- ein Unter¬ 
schied, der beim Pferd zirka 300 Mikra, beim Hund zirka 
200 Mikra und beim Bind zirka 100 Mikra ausmacht. 

Der Bau der Serosa ist bei den 3 Tierarten der gleiche, 
daher wird auch der Heilungsverlauf, abgesehen von Gat¬ 
tungseigentümlichkeiten, der nämliche sein. Bei allen 
Nähten handelt es sich ja darum Serosaflächen zur Be¬ 
rührung zu bringen, die durch Fibrinausscheidung ver¬ 
kleben. Diese Verklebung geht dann durch frühzeitige Or¬ 
ganisation des Fibrins (Angio- und Fibroplastenbildung) 
in wenigen. Tagen in dauernde Heilung über. 

Die Unterschiede im histologischen Bau des Darmes der 
3 Tiergattungen sind also nicht besonders erheblicher Na¬ 
tur. Ob sie nun bei der Ausführung der einzelnen Darm¬ 
nähte ins Gewicht fallen, sollen die Versuche klären, die 
im II. Hauptabschnitte beschrieben werden. Zu diesen Ver¬ 
suchen wurden, da in der heutigen Zeit lebendes Material 
nicht zur Verfügung gestellt werden kann, Därme von 
frisch geschlachteten Tieren verwendet, so daß der Darm < 
noch lebenswarm war und die Verhältnisse am Darm sich 
denen eines lebenden, in Narkose befindlichen Tieres mög¬ 
lichst näherten. _ 

II. Haupiteil. 

Technik der wichtigsten Methoden und 
anschließende Beurteilung. 

Die große Anzahl der Darmnähte läßt sich nach ver¬ 
schiedenen Gesichtspunkten in Gruppen einteilen. Je nach 


-2 



799 


der Art der Wunde, um welche es sich handelt, spricht man 
von Längs- oder Quer- bezw.. Zirkulärnaht, nach der Art 
der Fadenführung kann man einteilen in Nähte, die alle 
Darmschichten perforieren oder solche, die nur bestimmte 
Darmschichten anstechen. Auch der Umstand, daß irgend 
ein Fremdkörper als Hilfsmittel hei der Darinnaht Ver¬ 
wendung findet, vereinigt mehrere Verfahren. Da sich 
nun mehrere Methoden in zwei Unterabteilungen gleich gut 
einreihen lassen, erscheint mir ,di e Einteilung in Längs¬ 
und Kreisnähte am einfachsten und gewährt einen guten 
Überblick über alle Arten. 

§1. K u r z e G e s a m t ü b e r s i e h t. 

Unter den Längsnähten nennt die Literatur folgende 
„ Methoden: 

1. J o b e r t, der alle Schichten des Darms perforiert, 

2. Lembert legt zur Vermeidung einer Stichkanal¬ 
eiterung eine Brückennaht in der Submucosa, 

3. G e 1 y modifiziert die Lembert-Naht als fortlaufende 
Naht, 

4. E m m e r t versucht eine Verbesserung der Lembert- 
Naht, indem er eine U-förmige Schlinge legt, 

5. Gussenbauer vereinigt die beiden Etagennähte 
in einen Faden, 

6. C z e r n y vervollkommt die Naht dadurch, daß er die 
Perforation der Schleimhaut vermeidet und zwei sub- 
mucose Nähte übereinander legt, 

7. Albert kombiniert die Methoden von Jobert und 
Lemhert und schafft die Etagennaht. 

Die Kreisnähte teilen wir am besten nochmals in zwei 
Unterabteilungen ein : 

1. Beine Fadennähte: 

a) einfache Kreisnähte, 

b) mit Abpräparieren einer Seromuscularismanschette-; 

2. Nähte unter Zuhilfenahme von sogenannten Darm- 
knöpfen. 

Ad la): 

«T o b e r t invaginiert den einen Darmstumpf in den 
andern, nachdem letzterer nach innen einge¬ 
stülpt ist. 

Verschiedene der oben angeführten Längsnähte lassen 
sich ebensogut als Quer- bezw. Kreisnähte verwenden, be¬ 
sonders Methoden nach Albert und Czerny. Dabei ist 
nur notwendig, das Darmrohr an zwei oder drei gegenüber¬ 
liegenden Stellen zu fixieren. : . 



800 



Ad ib): 

Kummer präpariert Serosa und Muscularis im Zu¬ 
sammenhang von der Mucosa ab, die er sodann 
durch Naht vereinigt; 'die seromusculäre Man¬ 
schette wird darüber gestülpt und zusämmenge- 
näht; 

Frey löst die Seromuscularis-Manschette nur auf der 
einen Seite ab, vernäht die Schleimhaut dieses 
Endes mit dem andern Darmstumpf, schlägt die 
Manschette darüber und vernäht sie. 

Ad 2: 

Sehr zahlreich und zum Teil sehr kunstvoll konstruiert 
sind die Hilfsapparate, deren man sich in der Kreisnaht 
bedient und die als Darmknöpfe bezeichnet werden. Wenn 
auch das Material dieser Darmknöpfe und ihre Konstruk¬ 
tion sehr verschieden ist, so fußen doch alle, wie auch die 
Längsnähte, auf dem gemeinsamen Gedanken, daß zur Ver¬ 
einigung die äußeren Darmflächen mit ihren Serosenüber- 
zügen aneinandergebracht werden müssen, die durch Fibrin¬ 
ausscheidung verkleben. 

Von den zahlreichen Verfahren, welche Darmknöpfe 
verwenden, nenne ich nur die Methoden nach Murphy 
und Ullman n. 


§2. Längsnähte. 

1. J ober! 

Nach Jobert werden die Bänder der sorgfältigst ge¬ 
reinigten und desinfizierten Wunde nach innen in das Dann¬ 
rohr hinein umgeschlagen und durch dichtstehende Nähte 
vereinigt. Man sticht dabei etwas entfernt vom Wund¬ 
rande durch die Serosa ein, durch die ganze Darmwand 
durch und dann nahe am Bande der Wunde von der Schleim¬ 
haut aus wieder nach auswärts. Der Faden wird hierauf 
quer über die Wunde zum zweiten Wundrand geführt, dort 
neuerdings knapp vom Wundrande von der Serosa aus in 
das Darmlumen und in gleicher Entfernung wie am ersten 
Wundrande von der Schleimhaut aus wieder nach außen 
geführt. (Vergl. Fig. Nr. 1.) Wird der Faden dann ge¬ 
knüpft, so berühren sich die Wundränder mit breiten 
. Serosaflächen. 

[Siehe Literaturverzeichnis Nr. 9*), 14, 20, 2*3, 30.] 
Diese Methode der Darmnaht, die 1826 von Jobert 
empfohlen worden ist, ist die allereinfachste; sie ist aber 

*) Infolge Kürzung der Arbeit beginnen die Hinweise auf die 
Literatur erst mit Ziffer 9. 









J!dn 



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Jy+r JC% k if(^?tf*ff~J' 







verlassen, da sie, wie auch Bayer schreibt, den Nachteil 
hat, daß die Fäden in das Darmrohr hineinreichen und so¬ 
mit zahlreiche kleine Kommunikationen des Lumens mit 
der Peritonealhöhle geschaffen werden, wodurch eine In¬ 
fektion unter-Entzündung der Stichkanäle und in weiterer 
Folge des Bauchfells zustande kommen kann. Als Längs¬ 
naht kommt diese Methode praktisch also nicht in Betracht 
und hat nur noch historischen Wert. 

2. L e m b e r t. . 

Die Führung der Nadel ist bei dieser Methode, die 1826 
von Lembert erfunden wurde, ganz ähnlich der nach 
Jobert, nur wird hiebei die Mucosa geschont. Die Nadel 
durchsticht also lediglich die Serosa und Muscularis, wird 
eine kurze Strecke gegen den Wundrand hin in der Süb- 
mucosa bezw. Muscularis geführt, um nach abermaligem 
Durchstechen der beiden äußeren Darmschichten wieder 
nach außen zu kommen, worauf die andere Wundlefze auf 
dieselbe Art gefaßt wird. Die Nadel sticht also ca. 4—5 mm 
Wundrand entfernt ein und in einem Abstand von 2 mni 
wieder aus und wird am gegenüber liegenden Wundrand 
umgekehrt in denselben Entfernungen gelegt. (Vergl. Fig. 
Nr. 2 u. 3.) 

Werden nun die Fäden geknüpft, so bildet sich eine 
nach innen in das Darmrohr vorspringende Leiste und es 
berühren sich wiederum die beiden serösen Flächen des 
Darmes, die durch Fibrinausscheidung rasch verkleben. 
Diese Methode finden wir in allen tierärztlichen und ärzt¬ 
lichen Operationslehren beschrieben, da sie die in der Chi¬ 
rurgie gebräuchlichste Methode zum Werschließen von 
Längswunden am Darme ist 1 *. 

Um nun ein Urteil über die Naht geben und eventuell 
Unterschiede in ihrer Anwendung bei den verschiedenen 
Tiergattungen feststellen zu können, stellte ich zahlreiche 
Versuche an Därmen frisch geschlachteter Tiere an. Ich 
wählte dazu charakteristische Stellen am ganzen Darmver¬ 
lauf vom Hund, Pferd und Bind aus, nämlich Duodenum, 
die Endschleifen des Jejunums, das Ileum, Colon trans- 
versum und Bectum. Vom Hunde standen mir außerdem 
Därme von einem kleinen, mittleren und großen Tiere, so¬ 
mit von verschiedenen Lumen zur Verfügung, beim Colon 
des Bindes wählte ich etwa die Mitte der Darmscheibe. An 
den einzelnen Darmabschnitten machte ich zirka 4—5 cm 
große Längsschnitte, die ich dann nach der Lemberfsehen 

Daß diese Naht auch zu Kreisnähten verwendet werden kann, 
ist in § 3 berücksichfciigt, 




Methode verschloß. Auf diese Weise versuchte ich die Naht 
30 mal beim Hund und je 10 mal bei Pferd und Bind und 
fand dabei folgendes: 

Die Fadenführung nach Lembert ist einfach. Bei 
einiger Übung läßt sich ein Durchstechen der Mucosa leicht 
vermeiden, da man den Widerstand der zähen Submucosa 
fühlt. Notwendig ist, daß die Strecke, in welcher der Faden 
in der Muskulatur bezw. Submucosa läuft (s. Fig. 3 a) 
nicht zu kurz gefaßt wird, damit er beim Knüpfen nicht 
ausreißt, andererseits braucht diese Strecke nicht unnötig 
breit (etwa 2 mm) gefaßt zu werden, um nicht das Darm¬ 
lumen zu sehr zu verengern. 

Für eine gleichmäßige geradlinige Naht ist ferner not¬ 
wendig, beide Wundlefzen bei allen Nähten in gleicher Ent¬ 
fernung vom Wundrande (2 mm) und gleich breit zu fassen, 
um eine gleich- große Einstülpung und ein glattes Anliegen 
der Serösen zu bewirken (s. Fig. 2 u. 3b). Für letzteres ist 
auch ein mäßiges, gleich starkes Anziehen der Hefte von 
Bedeutung, deren einzelne Nadel zur Vermeidung ^finer 
Nekrose nicht zu eng gelegt werden dürfen. Ich halte einen 
Abstand von 4—5 mm bei allen Tieren für das Optimum. 

Unter Berücksichtigung dieser wenigen Momente ist 
die Lembert-Naht die einfachste Darmnaht, mit der sich 
nach meinen Versuchen an den verschiedenen Därmen 
Längsverletzungen am Darmrohre jedes Tieres rasch und 
sicher verschließen lassen, wobei die Art des Darmes, ob 
Dünn- oder Dickdarm, von geringer Bedeutung ist. Zu 
empfehlen ist diese Naht in erster Linie für kleinere Längs¬ 
wunden, da diese sicherer durch die einfache Naht ver¬ 
schlossen werden können- als die größeren. Selbstverständ¬ 
lich erleichtern eine dicke Muscularis und starke Submucosa 
die Naht, so daß sie am Dünndarm des Hundes und Pferdes 
und am Dickdarm des Bindes verhältnismäßig leichter aus¬ 
zuführen ist. 


Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschau and Nahrnngsmlttelknnde. 

Schlachthofdirektor a.D. Dr. Kuppelmayr, z. Zt. Ber¬ 
lin : Transportgewichtsverluste beim Versand von Schlacht¬ 
vieh. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1919, 
Heft 5/6, S. 65.) 

Trotz der großen Bedeutung, welche der Feststellung von Ge¬ 
wichtsverlusten beim Versand von Schlachtvieh zukommt, waren 
verlässige Unterlagen über diese Frage nicht vorhanden, so daß 
die Erlasse von diesbezüglichen Verordnungen lediglich auf Er- 



804 


fahruugen einzelner Sachverständiger aufgebaut waren. Die großen 
Unterschiede, die auf diese Weise in der Beurteilung von Trans¬ 
portverlusten entstanden, veranlaßten K. zur Sammlung der seitens 
der Reichsfleischstelle gewonnenen Erfahrungen, die wie folgt 
lauten: 1. Als Transportverlust sind nachgewiesen bis zu 24 s t ü n- 
diger Bahnfahrt 6,8—'10%, bis 48 stündiger bis 
14,46 %, bis 120 s t ü n d i g e r bis 15,40 % ; 2. das Gewicht 
der Tiere übt einen nennenswerten Einfluß auf die Ver¬ 
minderung der Transportverluste nur dann aus, wenn es sich 
um ganz schwere Tiere (800—1000 kg) handelt; 3. m i t 
zunehmender Güte verringert sich der Ver¬ 
lust um ein Geringes; 4, in der heißen Jahreszeit 
steigt der Gewichtsverlust um 2—3 %; 5. a 11 e die¬ 
jenigen Verluste, die über obige Prozentsätze 
hinausgehen, dürften zum größten Teil auf Überfütterung 
zurückzuführen sein: 6. bei Kälbern schwanken die Transport¬ 
verluste zwischen 4,8 und 14,4%, bei Schafen zwischen 1,4 
und 16,3%. _ Me. 


Infekttons- and Invaslonskrankfaolten. 

Friedrich Müller: Über die Bildung von Anti¬ 
körpern bei den gegen infektiösen Abortus mit Antektrol, 
Abortin usw. geimpften Rindern. (Inaugural-Dissertation.) 
[Autoreferat.] 

Um einen Einblick in den immunisierenden Wert der Impf¬ 
stoffe zu erhalten stehen uns drei Wege 9 ffen: 

Erstens kann man vergleichende Untersuchungen über den Ge¬ 
halt an Antigenen der verschiedenen Impfstoffe anstellen. Diesen 
Weg hat H o 11 h bei den Impfstoffen gegen Abortus eingeschlagen 
und gefunden, daß der antigene Wert des Abortins gering, 
des Piorkowski sehen Bakterienextraktes nahezu 
gleich Null, des Amblosins ebenfalls außerordentlich gering 
ist. Diese Befunde Holths konnte Hantsche bezüglich des 
Abortins und der Piorkowski sehen Lymphe bestätigen. 

Zweitens kann man die antikörperbildende Kraft der verschie¬ 
denen. Impfstoffe im Tierversuche feststellen und die erhaltenen 
Werte untereinander vergleichen. Auch diesen Weg hat H o 11 h 
beschritten und beobachtet, „daß weder der von Schreiber 
noch der von Piorkowski eingeführte Impfstoff günstige Re¬ 
sultate als Bekämpfungsmittel des ansteckenden Verwerfens des 
Rindes ergeben wird. Das Ainblosin wird infolge seines ge¬ 
ringen Gehaltes an wirksamen Stoffen vermutlich auch nicht in 
der Praxis zufriedenstellende Resultate ergeben“. 

Gegen diese Folgerungen Holths kann man die Einwände er¬ 
heben, daß er seine Versuche erstens an Kaninchen, statt an Rin¬ 
dern durchgeführt hat, und daß seine Versuchsreihen zu klein 
seien. * 

Der dritte und beste Weg ist die Beobachtung in der Praxis. 
Diese Art der Beurteilung ist aber bei der Verschiedenheit des 
Auftretens des Abortus gleichzeitig der schwierigste und erfordert 
großes Beobachtungsmaterial, das auf lange Zeit- hinaus zu kon¬ 
trollieren ist. Diese Schwierigkeiten können in der Praxis nur 
unter selten günstigen Verhältnissen überwunden werden, worauf 
auch die geringe Anzahl von Veröffentlichungen über praktische 
Erfahrungen mit diesen Impfstoffen zurückzuführen sein dürfte. 



805 . 


Um möglichst bald einen wenn auch beschränkten Einblick in 
die Wirksamkeit der heute wohl in der Praxis gebräuchlichsten 
Impfstoffe zu erlangen, habe ich die immunisierende Wirkung von 
Abortin (Dr. Schreiber, Landsberg) und Antektrol (Humann & Teis- 
ler, Dohna) neben einem im hygienischen Institut der Tierärztlichen 
Hochschule zu Dresden selbst hergestellten Impfstoff, der dem 
Verkehr noch nicht übergeben, überhaupt noch nicht in der Praxis 
ausprobiert ist, untersucht, als Versuchstiere jedoch Rinder ge¬ 
wählt und den Immunisierungseffekt im Agglutinations- und Kom¬ 
plementbindungsversuch ausgewertet. 

Ich stehe auf dem Standpunkte, daß die Bildung der uns beim 
infektiösen Abortus noch nicht sicher bekannten Träger der Im¬ 
munität mit der Bildung der im Reagenzglas nachweisbaren Agglu- 
tinine und komplementbindenden Ambozeptoren mindestens an¬ 
nähernd parallel geht. 

In dem zu meinen Versuchen dienenden Bestände (15 Tiere 
eigener Zucht, 35 zugekauft) sind schon früher vereinzelt Fälle 
von Abortus vorgekommen. Es ist daher anzunehmen, daß der 
Abortus im Bestände stationär ist. Auf Grund der der Impfung 
vorausgehenden Untersuchung des Blutes waren 16, der Milch 
3 weitere, also, wenn man die Reaktion des Milchserums der des 
Blutserums gleichsetzt, insgesamt 19 Tiere als infiziert anzusehen. 
Die Impfungen wurden subkutan, zweimal im Abstande von 16 
Tagen mit den vorgeschriebenen Dosen, beim Institutimpfstoff mit 
5 ccm vorgenommen. Die Blutentnahmen fanden 10 Tage nach der 
ersten und 21 Tage nach der zweiten Impfung statt. 

Aus meinen Ergebnissen ziehe ich den Schluß: 

1. daß Abortin nur eine geringfügige immunisierende Wir¬ 
kung besitzt, 

2. daß dem Impfstoff „Institut“ namentlich hinsicht¬ 
lich der Höhe der erreichten Titer eine gute antigene Wirkung 
zuzuerkennen ist und daß sich deshalb weitere Versuche mit ihm 
empfehlen, 

3. daß Antektrol in jeder Hinsicht die höchste immuni¬ 
sierende Wirkung von den drei verwendeten Impfstoffen besitzt 
und dieses deshalb als Impfstoff gegen das seuchenhafte Ver- 
kalben die beste Aussicht auf Erfolg hat. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftslagen. 

Aufruf an die Tierärzte Deutschlands! 

Kollegen! Wir besitzen in den meisten deutschen Staaten eine 
Standesvertretung, wir haben den Deutschen Veterinärrat und 
zahlreiche Landes-, Provinzial- und Bezirksvereine; wir besitzen 
ferner die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte, die glän¬ 
zende Erfolge auf rein wirtschaftlichem Gebiete gezeitigt hat. Es 
dürfte nur wenige Kollegen geben, die einer dieser Organisationen 
nicht angehören. Nur eins fehlt uns noch, das ist eine Haftpflicht- 
vereinilgung deutscher Tierärzte, die wir nicht mehr entbehren 
können. Die von den Haftpflichtversicherungsgesellschaften uns 
Tierärzten gestellten Bedingungen sind kaum mehr zu erfüllen, 
die Beiträge haben eine fast unerschwingliche Höhe für uns er¬ 
reicht. Wie die deutschen Landwirte sollten und müßten auch wir 
deutschen Tierärzte uns zusammenschließen und uns gegenseitig 
unterstützen, wenn einer von uns durch das Haftpflichtgesetz ge- 



zwungon wird, für einen Schaden aufzukommen. — In der Ver¬ 
sammlung des Vereins der Tierärzte im Regierungsbezirk Lüne- 
burg am 21. August dieses Jahres wurde mir der Auftrag, die An¬ 
gelegenheit weiter zu verfolgen. Ich bitte daher alle tierärztlichen 
Vereine mit der Frage der Haftpflichtvereinigung deutscher Tier¬ 
ärzte in ihrer nächsten Versammlung sich zu beschäftigen und die 
eveintuellen Beschlüsse bezw. die Zahl und Namen derjenigen Kol¬ 
legen, die einer Haftpflichtvereinigung beizutreten geneigt sind, 
mir baldmöglichst mitzuteilen. Nur eine möglichst große Zahl von 
Kollegen kann die Errichtung und vor allem das Bestehen einer 
Haftpflichtvereinigung gewährleisten. 

Dr. B e c k e r, prakt. Tierarzt, 
Bevensen (Hannover). 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Difitetik. 

Erfahrungen auf dem Gebiete der Ziegenzucht. 

(Entwicklung des Herd buch wesens. — Der Fett¬ 
gehalt der Ziegenmilch.) 

Eine überaus rege Tätigkeit hat der Verband Oldenburger 
Ziegenzuchtvereine im Jahre 1920 entfaltet. Durch die Maul- und 
Klauenseuche wurde die Tätigkeit des Verbandes noch in hohem 
Maße behindert. Infolge der Seuchen konnten mit Ausnahme von 
Rüstringen keine Schauen und auch nicht der alljährlich in Olden¬ 
burg stattfindende Bockmarkt abgehalten werden, wodurch die Be¬ 
schaffung und der Austausch von Böcken erheblich erschwert 
wurde. Durch Vermittlung des Verbandes und der Landwirtschafts¬ 
kammer mußte der Verkauf und Ankauf von Jungböcken vorge¬ 
nommen werden. Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht 
entgehen, daß bei dem schon jetzt herrschenden Bockmangel der 
Ziegenzucht schwere Gefahren drohen, daher hat der Verband der 
Ziegenzuchtvereine das Herdbuchwesen mit allen Mitteln 
zu fördern gesucht, um auf diesem Wege die besten Tiere heraus¬ 
zufinden und eine auf gutem Elternmaterial fußende Nachzucht zu 
schaffen. Bisher haben 19 Vereine das Herdbuch eingerichtet mit 
zusammen 68 eingetragenen Böcken und 1458 Ziegen. Es steht 
aber zu hoffen, daß in diesem Jahre auch die übrigen Vereine zu 
dieser wichtigen Tätigkeit übergehen, zumal vom Jahre 1922 ab 
nur Böcke von eingetragenen Eltern angekört werden. Die früher 
übliche Einfuhr von besten Böcken aus Hessen stößt infolge der 
sehr hohen Preise und des erheblich verteuerten unsicheren Trans¬ 
ports usw. auf unüberwindliche Schwierigkeiten; deshalb müssen 
sich unsere Ziegenzüchter mehr denn je dazu verstehen, gute 
Bocklämmer mit reichlicher Milch und guter Pflege aufzuziehen. 
Auffallend ist es, daß die amtliche Preisverteilung ein durchaus 
geeignetes Mittel zur Erleichterung der Bockhaltung ist, mit der 
letzten Endes unsere ganze Ziegenzucht steht und fällt. In der 
Erkenntnis, daß Herdbucheintragungen erst dann rechten Wert 
erhalten, wenn sie gleichzeitig durch Aufzeichnungen über Lei¬ 
stungen ergänzt werden, hat der Verein Oldenburg bei 9 Tieren 
die Milchkontrolle durchgeführt, die zwar auch durch die Seuche 
beeinträchtigt, immerhin aber wertvolle Resultate gezeitigt hat. 
Der Jahres-Milchertrag stellt sich bei diesen 9 Tieren durchschnitt¬ 
lich auf 492 Kilo mit einem Durchschnittsfettgehalt von 3.8%: die 



807 


Höchstleistung einer Ziege beträgt 643 Kilo mit 3,5% Fett; den 
niedrigsten Ertrag brachte eine Ziege mit 228 Kilo und 3,8 %. — 
Die Schwierigkeiten in der Futterbeschaffung sind immer noch 
nicht überwunden, wenn auch viele Vereine durch gemeinsamen 
Bezug von Futtermitteln ihren Mitgliedern über die schwere Zeit 
geholfen haben. Besonders die rechtzeitige Ve r s o r g u n g der 
Zuchtböcke mit Hafer bleibt eine Schwierigkeit; in sehr 
anerkennender Weise haben aber auch hier die Kommunen helfend 
eingegriffen. Die Wichtigkeit der Ziegenzucht für die Ernährung 
unserer Kinder muß immer wieder hervorgehoben werden, jeder 
Züchter erwirbt sich ein Verdienst um Vaterland und Volk. S. M. 


Staatsveterinärinmde, Aaslandsdienst und Versicherungswesen. 

Staatliche Tierversicherung. 

Am 18. April 1921 fand unter dem Vorsitze des Herrn Präsi¬ 
denten Dr. von Englert die Sitzung der nach Art. 15 des 
Vieh- und Pferdeversicherungsgesetzes der Anstaltsverwaltung 
beigegebenen und in diesem Jahre neugewählten Landesausschüsse 
statt. 

Von der Landesanstalt waren beigezogen die Herren Ober¬ 
regierungsrat Cavallo, Vorstand der Abteilung für Pferdever- 
sieheiung, Veterinärrat- K ü r s c h n e r, Vorstand der Abteilung 
für Viehversicherung, Landwirtschaftsrat Beiiizinger und Be¬ 
zirkstierarzt Dr. Köstlbacher., 

Nach den Begrüßungsworten gab der Vorsitzende die Namen 
der im Kampfe für das Vaterland gefallenen Vereinsvorsitzenden, 
Rechner und Ausschußmitglieder bekannt, soweit sie im Sitzungs¬ 
bericht vom 15. April 1920 noch nicht genannt waren. Sie sollen 
ebenfalls auf der im Anstaltsgebäude anzubringenden Ehrentafel 
verewigt werden. 

Darauf famden die Wahlen zur Ergänzung der Landesausschüsse 
und die der Mitglieder der beiden Schiedsgerichte (Landesviehver¬ 
sicherungsanstalt — Landespferdeversicherungsanstalt) statt. 

Gegen die Rechnungen für 1919 wurden keine Erinnerungen 
erhoben. 

Aus dem Geschäftsberichte der Landesvieh Versiche¬ 
rungsanstalt ist folgendes zu entnehmen: 

Im Versicherungsjahre 1919/20, dem 24. Geschäftsjahre seit 
dem Bestehen der Landesviehversicherungsanstalt, kam die Be¬ 
deutung der öffentlichen Viehversicherung ganz besonders zur 
Geltung, da sie infolge des verheerenden Auftretens der Maul- 
. und Klauenseuche bei einer großen Zahl von Tierhaltern helfend 
eingreifen konnte (nahezu zwei Drittel aller Schäden waren Maul- 
und Klauenseucheverluste). Auch bei Häufung der Schadenfälle, 
, selbst wenn die Erlöse aus der Verwertung erst nachträglich aus¬ 
gewiesen werden konnten, gelangten die Geschädigten unverzüg¬ 
lich wieder in den Besitz der Mittel zur Beschaffung von Ersatz¬ 
tieren. Von den in der Landesanstalt verbundenen Ortsviehver- 
sicherungsvercinein wurden 586 durch die Maul- und Klauenseuche 
so schwer betroffen, daß ihre Beitragsleistung nur mit Hilfe der 
beträchtlichen Zuwendungen aus Staatsmitteln erträglich gestaltet 
werden konnte. 

Die, Landesviehversicherungsanstalt erfuhr im abgelaufenen 
Jahre einen Zugang von 304 Viehversicherungsvereinen und 13 683 
Mitgliedern. 




808 


Insgesamt waren am Schlüsse des Versicherungsjahres in der 
Landesviehversicherungsanstalt versichert: in 1915Vereinen 
104760 Mitglieder mit 428459 Tieren und 
1 088 676 767 Mark Versicherungssumme und zwar 
in 1772 Vrtsvieh-Vers.-Vereinen, 13 Bullen-Vers.-Vereinen und 
dem Bayer.Vieh-Vers.-Verband: 88176Mitglieder mit 376749 
Tieren und 1 016 783 980 Mark Versicherungssumme, 
in 64 Ziegen-Vers.-Vereinen: 5 947 Mitglieder mit 13 058 Ziegen 
und 4 904 165 Mark Versicherungssumme, 
in 57 Weide-Vers.-Vereinen (darunter der Bayer. Weide-Vers.- 
Verein): 7021 Mitglieder mit 394 Pferden und 30 974 Rindern 
und 60 913 870 Mark Versicherungssumme, 
in 5 Eber-Vers.-Vereinen, 1 Ziegenbock-Vers.-Verein und 1 
Schafbock-Vers.-Verein: 188 Mitglieder mit 325 Tieren und 
625 720 Mark Versicherungssumme, 
in der Nutzvieh-Versand-Versicherung und der Versicherung 
von Ausstellungstieren: 978 Tiere mit 4 218 108 Mark Ver¬ 
sicherungssumme, 

beim Bayer. Schlachtvieh-Vers.-Verband: in der reinen Schlacht¬ 
vieh-Vers. 368 446 Stück, in der Schlachtvieh-Versand-Vers. 
342 245 Stück, 

in dey vom Bayer. Vieh-Vers.-Verband betriebenen Schweine- 
Vers.: 3 428 Mitglieder mit 7 353 Schweinen und 4 831 555 
Mark Versicherungssumme, 

in der Diebstahl-Vers. (Vieh und Pferde): 78 731 700 Mark Ver¬ 
sicherungssumme, 

in der Brand- und Blitz-Vers.: 82 776 497 Mark Versicherungs¬ 
summe. 

Entschädigt wurden insgesamt 20 056 Tiere (5,70 % der ver¬ 
sicherten) mit 20 842 980 Mark nach Abzug der den Versicherten 
verbliebenen Erlöse von 12 905 864 Mark (38,24 %). Mit Hilfe der 
Staätszuschüsse konnte die Verbandsumlage im Durchschnitt auf 
1,60 % gehalten werden. 

In der Landes Pferdeversicherungsanstalt 
waren versichert: 

in 499 Pferde-Vers.-Vereinen (darunter der Bayer. Pferde-Vers.- 
Verband): 36 653 Mitglieder mit 88 958 Pferden und 3 224 
Fohlen und 562 027 190 Mark Versicherungssumme, 
in der Vers, der Feuerwehrpferde: 81 507 000 Mark Versiche¬ 
rungssumme, 

in der Brand- und Blitz-Vers.: 48 044 660 Mark Versicherungs¬ 
summe. 

Entschädigt wurden 3 597 Pferde (3,85 % der versicherten) 
mit 9 480 203 Mark nach Abzug der den Versicherten verbliebenen 
Erlöse von 1 911 208 Mark (16,78 %). Die durchschnittliche Ver¬ 
bandumlage betrug 2.76% für das zuschlagfreie Pferd. 

Am Jahres schluß waren bej den beiden An - • 
stalten versichert: 141413 Mitglieder mit 
515 641 Tieren und 1 650 703960 Mark Versiche¬ 
rungssumme. 

Von den in der Sitzung gefaßten Beschlüssen sind besonders 
hervorzuheben: 

1. Die von der Viehversicherungsanstalt vorgeschlagenen Ände¬ 
rungen der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die 
Schlachtviehversicheruing werden genehmigt. 

2. Den Pferdeversicherungsvereinen ist nunmehr die Möglichkeit 
gegeben, durch Beschluß der Mitgliederversammlung den § 11 



809 


der Satzung dahin zu ändern, daß die Entschädigung acht 
oder allenfalls neun Zehnte 1," jedoch nicht mehr, 
beträgt (die in der vorjährigen Sitzung der Landesausschüsse 
der Pferdeversicherungsanstalt genehmigte, bei der Viehver- 
sicherungsanstalt bewährte Entschädigungsnorm, drei Viertel 
des Unterschiedes zwischen Versicherungssumme und Rein¬ 
erlös an die Geschädigten auszubezahlen, wurde bereits von 
mehreren Pferdeversicherungsvereinen auf dem Wege der 
Satzungsänderung eingeführt). 

3. Die von der Pferdeversicherungsanstalt zu leistende Gebühr 
für die tierärztliche Untersuchung der Pferde von Mitgliedern, 
welche einem Pferdeversicherungsverein neu beitreten, 
wird von 10 auf 20 Mark für jedes untersuchte Pferd erhöht. 
Gegen den Untersuchungszwang für sämtliche aufzunehmende 
Pferde sprach sich die Mehrzahl der Ausschußmitglieder aus. 
Der Vorsitzende teilte aber hiezu mit, daß die Untersuchung 
der hochwertigen, beim Pferdeversicherungsverband rückver¬ 
sicherten Pferde aus Rücksicht der Gegenseitigkeit verlangt 
werden müsse. Köstlbacher. 


Die zukünftige Leistungsfähigkeit der. deutschen Viehwirtschaft 
ohne Zufuhr von ausländischen Futterstoffen. 

Uber obiges Thema sprach Universitätsprofessor Geheimer Re¬ 
gierungsrat Dr. Falke- Leipzig in der Gehe-Stiftung zu Dresden. 
Der Redner wies im Eingang .seiner Ausführungen auf die große 
Leistungsfähigkeit unserer Viehwirtschaft vor dem Kriege hin, die 
mit jedem Jahre wuchs. Hand in Hand ging damit die Zunahme 
des Schlachtgewichts der Tiere und die höhere Ausbeute. Deutsch¬ 
land stand an der Spitze der fleischerzeugenden Länder; auch 
unsere Milchversorgung war glänzend. Dies war nur möglich, in¬ 
dem wir genügend Futtermittel aus dem Ausland beziehen konnten. 
Als nach Beginn des Krieges der große Futtermittelmangel ein¬ 
trat, zog dies den Zusammenbruch der Viehwirtschaft bald nach 
sich. Unsere Landwirte haben sich während des Krieges redlich 
bemüht, diese Schwierigkeiten zu überwinden, sie haben sogar 
ihren Jungviehbestand nicht nur auf der Höhe erhalten, sondern 
sogar zu vermehren versucht. Um nun die Leistungsfähigkeit un¬ 
serer Viehwirtschaft in Zukunft zu fördern, muß vor allem die 
Futterfrage gelöst werden, doch darf dies nicht auf Kosten der 
menschlichen Ernährung geschehen. Es bleibt uns dabei nichts 
weiter übrig, als daß wir auf den bisherigen Futteranbauflächen 
zu einer verstärkten Intensität des Futteranbaues schreiten. Nach 
Menge und Güte müssen wir mehr Futter erhalten. Vor allem 
muß der Hackfruchtanbau intensiver gestaltet werden, denn der 
Wert des Futters wjrd nach dem Stärkewert bemessen, und den 
besitzen die Hackfrüchte in hohem Maße. Aber ebenso notwendig 
brauchen wir Klee und ähnliche Pflanzen als Eiweißquelle. Eine 
Vermehrung der Futtermittel erhalten wir auch, indem wir im 
Laufe eines Jahres zweimal einen Ertrag der Feldfrüchte erlangen. 
Das erreichen w.ir durch Anbau der sogenannten Zwischenfrüchte. 
Eine weitere Futterquelle sind die Weiden, doch dürfen sie nicht 
auf Kosten des guten Ackerlandes angelegt werden. Der Redner 
wies noch auf die Tätigkeit des Landeskulturrates und der öko¬ 
nomischen Gesellschaft hiin. Dann warf der Redner noch einen 
kurzen Blick auf die züchterische Arbeit des Landwirts, die zuge¬ 
schnitten werden muß auf die neuzeitlichen Verhältnisse. Unsere 
Tiere waren vor dem Krieg überernährt, wie die Menschen. Wir 



müssen jetzt in der Anwendung konzenterierter Futtermittels 
und die Anpassungsfähigkeit des tierischen Körpers an ßie 
rung ausnutzen. Der Entwicklungsgang des Tieres maß sä 
leitet werden, daß e/ sich an die natürlichen Verhältnisse anl 
Die jungen Tiere nehmen im Sommer mehr Nahrung an 
Winter. Auch nutzen die jüngeren Tiere die Nahrung bgsser : 
als ältere. Die Weide ist auch ein wichtiger Faktor für dte 
nährung der Tiere, denn sie ersetzt viel Kraftfutter. Weiter mj 
der Redner noch über die Verwendung von Motoren zur Erlejto 
rung des Fruchtbaues und über Herstellung und Konserv|Bjj 
des Sommerfutters für die WTnterernährung. Am Schlüsse sÄ 
Vortrages betonte er, daß die deutsche Landwirtschaft mit 9 
Kraft an die Erfüllung der Aufgabe gehe, das deutsche Volk! 
eigenem Brot und Fleisch zu versorgen. Dieses müsse aber j M 
volles Verständnis für die Schwierigkeiten zeigen, die den iS 
wirten entgegenstehen. S.M 





Nonne und Zünsler. 

Zwei Schädlinge hausen gegenwärtig in den Fluren der tsche¬ 
chischen Republik. Der Zünsler, eine Motte, zur Familie der £ 
Pyralidae gehörig, richtet in den Rübenfeldern großen Schaden an. 

Er ist aus Polen gekommen, überfiel die Rübenfelder in Südmähren 
und drang dann nach Mittelböhmen ein. Bisher sind ihm gegen 
20 000 Hektar Rübenschonungen zum Opfer gefallen. Das schäd¬ 
liche Insekt setzt sich oft bis zu 150 Stück auf die Unterseite- der 
Blätter; in kurzem sind sie bis auf die Rippen verzehrt, die Pflanze 
geht ein, die Rübe vertrocknet und muß eingeackert werden. 

Die Nonne trat plötzlich in den Wäldern der Fürstenbergi- 
sehen Herrschaft kürzlich auf, ging dann nach Nord- und West¬ 
böhmen und verseuchte auch die Grenzwälder. In Prag sitzt sie 
in den Bäumen des Stadtparkes und in vielen Privatgärten. Durch 
die offenen Fenster kommt sie auch in die Zimmer geflogen. Die 
Regierung versprach, daß für jede eingebrachte Nonne 5 Heller 
gezahlt werden. Sie ist so zahlreich vertreten, daß ein fleißiges 
Kind an einem halben Tag 30—40 Kronen verdienen kann. < 


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Bticherschan. 

Die Amputation des normal vorliegenden Hinterschenkels bei zu 
großen Kälbern. Von Dr. Paul D e n z e r, prakt. Tierarzt in 
Käukehmen, Ostpreußen. (Aus dem Institut für Tierzucht und 
Geburtskunde der Tierärztl. Hochschule zu Dresden; Direktor 
Medizinalrat Prof. Dr. Richter.) Berlin 1921. Verlagsbuchhand¬ 
lung von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis brasch. 5 Mk. 

Verfasser zeigt zunächst an der Hand der Literatur, daß es 
bisher eine durchaus befriedigende Methode zur Amputation des 
normal vorliegenden Hinterschenkels in der Art etwa von der des 
Vorderfußes nicht gibt. D e n z e r greift nun auf ein von Becker 
in seinen „Erfahrungen aus der tierärztlichen Geburtshilfe“ mit¬ 
geteiltes Verfahren zurück, und entwickelt hieraus arf der Hand 
theoretisch-anatomischer Studien über Wirkung und Lage der 
Muskulatur des Hinterfußes des Pferdes eine neue praktische Me¬ 
thode zur Amputation desselben auch beim Kalbsfetus. Das Grund¬ 
legende bei der Sache ist, daß bekanntermaßen an der hinteren 
Extremität durch den Musculus peronaeus tertius einerseits und 
den Flexor digit. pedis sublimis andererseits ein Muskel- und 
Sehnenapparat dargestellt ist, der Knie- und Sprunggelenk bei der 




•BBS?*- 


811 


Bewegung eigenartig von einander abhängig macht, so zwar, daß 
eine Bewegung des Kniegelenkes auch gleichzeitig eine solche des 
Sprunggelenkes auslöst und daß die Zehengelenke jener Bewegung 
rein mechanisch folgön müssen. Will man also eine Bewegung des 
Kniegelenkes ohne gleichzeitige Beugung des Sprunggelenkes aus¬ 
führen, so muß die Wirk u>n g des Muse, per o.-n.. t e r t. 
ausgeschaltet werden. Ah sechs ausführlich beschriebenen 
Fällen von Schwergeburten, wo das Kalb absolut oder relativ zu 
groß war, gibt nun Verfasser eine anschauliche Schilderung der 
von ihm ausgedachten Methode einer perkutanen Amputation des 
normal vorliegenden Hinterschenkels mit der Ketten- oder Draht¬ 
säge nach Durchschneidung des Muse, peron. tert. 
Er zeigt hiebei, daß die Operation leicht und ohne Schaden für 
das Muttertier ausführbar ist, und daß das Zurückschieben des 
Schenkels nach Durchschneidung des genannten Muskels bei rück¬ 
wärts gerichteter Zehe mit der Beckerschen Kolben-Krücke usw. 
ohne Schwierigkeit gelingt. Die vorstehend beschriebene Methode, 
ist geeignet eine Lücke in unserer Geburtshilfe und Operations¬ 
lehre auszufüllen. * Ma. 


Der Verband in der. Kleintierpraxis. Von Dr. med. vet. W. Hinz, 
Assistent an der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen 
Hochschule Zu Berlin. Mit 38 Abbildungen. Berlin 1921, Ver¬ 
lagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis 
brosch. 15.— Mk. 

Das Büchlein stellt einen dankenswerten Anfang in dieser' 
nicht leichten Materie dar. Es bringt in dem Abschnitte II „Ver¬ 
bandsmittel“ in kurzer, übersichtlicher Weise, die wichtigsten ein¬ 
schlägigen Stoffe und Vorrichtungen, wie Halskragen, Ohrenschutz¬ 
vorrichtungen, Eisbeutel usw. Im 3. Abschnitt ist uns eine brauch¬ 
bare kurze Verbandlehre gegeben und zwar zunächst in allge¬ 
meiner Fassung, der dann im 4. Teil eine spezielle Verbandtechnik 
bei kleinen Haustieren folgt. Dieser Hauptabschnitt des Werkchens 
wird ja den Praktiker am meisten interessieren und es ist auch 
derjenige, der für später gewiß erhebliche Erweiterungen erfahren 
wird. Ich denke da nur z. B. an die Behandlung der einfachen und 
komplizierten Brüche und die Vielseitigkeit der hier in Betracht 
kommendenVerbände. Das Buch wird dem mit der KleintierpTaxis 
beschäftigten Tierarzte ein willkommener Ratgeber sein. Ma. 


Eier »Nährstoff prüfer. * 

Daß die Zusammensetzung des Eies nicht immer dieselbe ist, 
dürfte wohl schon allgemein bekannt sein. Ein normales Hühnerei 
hat folgende Zusammensetzung: Wasser 65,7, Asche (Mineralien) 
12,2, Eiweiß 11,4, Fett 8,9, Unbestimmt 1,8 = 100,0 Hundertteile. 
Infolge unserer Bemühungen, möglichst viele Eier zu gewinnen, 
legen viele Hennen Eier, welche zu viel Wasser und zu wenig 
Nährstoffe, namentlich Eiweiß und Mineralien enthalten. Für die 
verschiedenen Zwecke ist es nun durchaus nicht gleichgültig, in 
welchem Verhältnis die Nährstoffe in einem Ei vorhanden sind. 
I)a,s wird mit dem Nährstoffprüfer genau ermittelt. Näheres übeT 
seine Bedeutung und Anwendung in Folge 25 der Wochenschrift 
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. 
Probe-Folge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Rezugsgebühr 
. für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 


812 




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RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags ii Uhr, Schluß der Inseraten- 

Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden W 
erscheinende Nummer der Wochenschrift 


Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswin. 
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung. München, Odeonspl 






(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sbwie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes 
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu 
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen. 

Die Schriftleitung. 


72. Jahrg. München, den 13. September 1921. Nr. 37. 


Inhalt: . 

Originalartikel: Frieß. (Forts, folgt.) — Velasco. — Referate.— Verschiedenes. — 
Personalien. — Bücherschau. 


(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) 

Ober Darmnähte bei den Haustieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik. 

(Fortsetzung). 

Beim Eröffnen eines jeden Darmlumens fällt uns übri¬ 
gens die starke Kontraktion der Längsmuskulatur auf, die 
ein Hervorquellen und Umstülpen der Schleimhaut nach 
außen bedingt. Wir finden dieses Hervorquellen der Schleim¬ 
haut besonders beim Hund, wodurch die Naht etwas er¬ 
schwert wird. Dieses Schwierigkeit läßt sich aber durch 
Abtrennen der Schleimhaut sofort beseitigen. 

Der einzige Nachteil dieser Methode liegt nach 
Schmieden darin, daß es aus der nichtgenähten Mucosa 
und Submucosa in das Darmlumen hineinbluten kann, ein 
Nachteil, der gering anzuschlagen ist, wenn man den Schnitt 
durch diese Gewebe zwecks Blutstillung mit dem Thermo¬ 
kauter gemacht hat. Nach Kausch [23j gibt die einfache 
Lembert-Naht keine ausreichende Sicherheit. Die nach dem 
Lumen zugewandten Schichten liegen nicht exakt anein¬ 
ander; wiewohl sich in der Kegel die Schleimhautränder 
von selbst faltenförmig über 'die Nahtstelle legen und sie 
gegen das Lumen decken, kann doch'Inhalt des Darmtrak- 
tus duiteh den offenen Schleimhautspalt an die Nadellinie 
gelangen und hier Infektion setzen. Diesem Urteil kann 
ich mich nicht anschließen, da in der chirurgischen Tier¬ 
klinik zu München in zwei Fällen einfacher Lembert-Naht 










818 



am Dünndarm des Hundes günstige Resultate erzielt 
worden sind 2) . 

3. G e 1 y. 

In tierärztlichen Operationslehren finden wir auch eine 
fortlaufende Naht zum Verschließen von Längswunden imj 
Darm angegeben, die von G e 1 y im Jahre 1841 erfunden 
wurde. Die Angaben und Beschreibungen in den verschie¬ 
denen Lehrbüchern weichen aber von einander ab. 

Hering beschreibt die Naht folgendermaßen: „Jedes 
der beiden Enden eines Seidenfadens wird in je eine feine 
Wundnadel eingefädelt, worauf man die Naht etwas ober¬ 
halb des Wundrandes beginnt. Die Nadel wird tief in die 
glatte Muskelhaut eingestochen und parallel zum Wund¬ 
rand etwa 6 mm weit nach abwärts geführt und da ausge¬ 
stochen. Mit der zweiten Nadel wird an dem andern Wund¬ 
rand in derselben Weise verfahren. Nun werden die Na¬ 
deln gewechselt; die rechte wird in den Ausstichpunkt der 
linken und die linke in jenen der rechten eingestochen, jede ! 
wiederum parallel dem Wundränd geführt und 6 mm weiter ' 
abwärts ausgestochen und so fort. Nun werden die ein- ’ 
zelnen Abschnitte der Naht mit der Pinzette angezogen, die ? 
Wundränder nach einwärts gestülpt und dann nur die bei¬ 
den Enden des Fadens verknüpft.“ (Vergl. Fig. Nr. 4.). 

Schloffer [30] schildert die Technik dieser Me¬ 
thode ähnlich, aber mit dem großen Unterschied, daß die 
Naht die ganze Darmwand perforiert. Hoff mann [10] 
läßt diese Frage offen und beschränkt sich auf eine Be- ; 
Schreibung, aus der nicht hervorgeht, wie tief die Dann¬ 
wand gefaßt werden soll. Ebenso F r i c k [11], der ledig¬ 
lich eine Zeichnung der Naht bringt, welche eine Änderung 
insofern aufweist, als die Ausstichöffnungen nach dem 
Wechseln der Fäden nicht wieder benutzt werden. Es 
werden also nach F r‘i c k die Fäden nach dem Ausstechen 
gekreuzt über die Wunde geführt und einige Millimeter ■> 
von der Ausstichstelle entfernt wieder eingestochen. (Vergl. 
Fig. Nr. 5.) In anderen Werken fand ich die Methode nicht 
beHickrsichtigt. ‘ ‘ 

t-KH rh f ~ f ~ r i- 

Jch hatte übrigens auch Gelegenheit, die Lembert-Naht als 
Magepnaht zu verwenden. Ein Hund hatte eine 113 Gramm schwere 
'jEisetiku^ervon zirka 4 cm Durchmesser verschluckt. Aus Röntgen- ) 
dü^dhlh'uontungen und Aufnahmen ging hervor, daß die Kugel, die ” 
dem Tier keine Beschwerden verursachte, im Magen lag und auf 
operativem Wege entfernt werden mußte. Ich vernähte diie Magen- 
wunde mit einfachen Lembert-Nähten, zwischen die ich zur Siche- ' 
rung als zweite Nahtreihe noch drei weitere Lembert-Nähte legte, ’j 
welche in diie erste Nahtreihe eingriffen. Als Nähmaterial dSente 
karbolisierte Seide. Die Heilung erfolgte per prhnam in 15 Tagen. ] 




819 


Zunächst versuchte ich nun die Methode nach Schloff er 
— also vollständige Perforierung der Darinwand — am 
Dünn- und Dickdarm vom Hund, stellte aber keine weiteren 
Versuche an, da hierbei die Gefahr der Stichkanaleiterung 
gegeben ist und die Verhältnisse doch ähnlich liegen wie 
bei den anderen Methoden. Meine hauptsächlichen Ver¬ 
suche machte ich teils nach der von Hering beschrie¬ 
benen Methode, welche die Schleimhaut nicht verletzt, teils 
nach F r i c k, wobei ich die Schleimhaut auch schonte. 
Als Versuchsmaterial nahm ich wieder frische Därme von 
Hunden, Rindern und Pferden und zwar stellte ich bei den 
einzelnen Darmarten je 10 Versuche am Jejunum und Co¬ 
lon an. Beim Pferdedickdarm verwendete ich die taenien¬ 
freie und poschenarme linke obere Colonlage, da das übrige 
Colon wegen seiner unregelmäßigen Form und ungleichen 
Baues zu Vergleichen nicht geeignet ist. 

Das Ergebnis meiner Versuche ist: Die Ausführung 
der von F r i c k beschriebenen Methode ist leichter als 
die nach Hering, da man bei dieser genau auf die Aus¬ 
stichstellen achten muß. Als Nachteil hat sich aber er¬ 
wiesen, daß außer der seitlichen Zusammenziehung des 
Darmes durch die eingestülpten Wundränder noch eine 
starke Kürzung der Wunde eintritt. Die Beeinträchtigung 
des Lumens wird dadurch beträchtlich und bei den dicken* 
engen Därmen kleiner Hunde bedenklich; im übrigen weisen 
die Ausführungen nach Hering und F r i c k dieselben 
Vor- und Nachteile auf. Die Naht erfordert immer eine 
Assistenz, da beide fortlaufenden Fadenenden mit je einer 
Nadel armiert sind; das Kreuzen der Fäden ist umständ¬ 
lich und verlangsamt die Ausführung, noch mehr aber das 
Knüpfen der Fäden, denn diese müssen erst der Reihe nach 
mit der Pinzette angezogen werden, da der Zug auf den 
ganzen Verlauf des Fadens nicht gleichmäßig ausgeübt 
werden kann. An irgend einer Stelle wäre sonst eventuell 
einer Infektion Tür und Tor geöffnet, weil die Serosa- 
flächen sich nicht berühren. Andererseits ist bei zu kräf¬ 
tigem, auch abschnittweisem Anziehen die Möglichkeit ge¬ 
geben, daß der Wundrand wellig eingezogen wird und auf 
diese Weise Lücken entstehen. Durch eine zu starke Zu¬ 
sammenziehung und Kürzung einer größeren Wunde kann 
übrigens auch eine gefährliche Verengerung des Darm¬ 
lumens verursacht werden. Weiterhin besteht noch die Ge¬ 
fahr, die alle fortlaufenden Nähte in sich bergen, daß näm¬ 
lich ein Teilstück des Fadens ausreißt oder sich aus irgend 
einem Grunde lockert und dadurch die ganze Operation 



820 


in Frage stellt. Für größere Längsnähte eignet sich daher 
diese Methode um so weniger, während sie bei kurzen, zirka 
1 cm langen Wunden einen brauchbaren Verschluß ermög¬ 
licht und sich bei den verschiedenen Darmarten ohne Unter¬ 
schied gleich gut anwenden läßt. Trotzdem halte ich sie 
aus obigen Gründen und wegen ihrer Umständlichkeit in 
der Ausführung gegenüber anderen Methoden im allge¬ 
meinen nicht für empfehlenswert, so daß wir sie in der 
Tierheilkunde entbehren können. 

4. E m m e r t. 

, Um den Wulst, den die nach innen eingestülpten Wund¬ 
ränder bei der Jobert’schen und Lembert’schen Methode 
bilden, zu vermeiden, suchte E m m e r t 1862 die einfache 
Lemberf-Fadenführung folgendermaßen zu verbessern: 

Er stach die Nadel zirka 5 min vom Wundrande entfernt 
durch Serosa und Muscularis, führte sie zirka 2—3 mm 
senkrecht gegen den Wundrand in der Submucosa und stach 
sie dann wieder aus. Statt jetzt, wie L e m b e r t, die Wunde 
zu überbrücken, blieb er mit der Nadel auf derselben Seite, 
um sie, in der gleichen Entfernung vom Wundrand sieh 
haltend, nach einigen Millimetern wieder einzustechen. 
Nun führte er die Nadel in der Muscularis b^zw. Submucosa 
wieder etwa 3 mm senkrecht zur Wunde zurück, so daß eine 
U-förmige Fadenschlinge gebildet wurde. An den beiden 
Wundrändern legte er eine entsprechende Anzahl solcher 
Schleifen in korrespondierender Lage an und verknüpfte 
die einander gegenüber liegenden Fadenenden. 

In der neueren Literatur ist diese Naht fast vergessen; 
wir finden sie nur in der tierärztlichen (F r i c k [11] und 
Hoffmann [10]) erwähnt. Hoffmann gibt dazu noch 
an, daß die Fadenenden von je 2 gegenüber liegenden 
Schlingen gekreuzt geknotet werden sollen 3 b 

Mein Versuchsmaterial zu dieser Naht stellten in erster 
Linie der Hund und das Rind, während ich nur einigemale 
Gelegenheit hatte, die Naht am Pferdedarm und zwar am 
Duodenum und Jejunum anzuwenden. Beim Hund und 
Rind versuchte ich die Naht je 20 mal am Jejunum, Ueum 
und Colon und zwar' bei verschieden großefl Hunden. 

3 ) Nach der Beschreibung von Schloffer führte E m m ß r t 
die Naht auf folgende Weise aus: „Er benutzte zahlreiche doppelt 
armliierte Fäden und stach jedesmal eine Nadel hart am Wund¬ 
rande von außen ein und in etwas größerer Entfernung vom Wund¬ 
rand wieder aus. Die zweite Nadel wurde in einiger Entfernung 
vom ersten Stich in gleicher Weise geführt. Das Mittelstück des 
Fadens verband dann beide Einstichöffnungen und lag parallel dem 
Wundrand.“ 



821 


Die histologischen Verschiedenheiten der Darmwandun- 
gen ließen auch hei dieser Naht keine speziellen Unter¬ 
schiede herausfinden, so daß diese für die Technik und An¬ 
wendung der Naht ohne Bedeutung sind. 

Ich nähte bei diesen Versuchen nur mit einer Nadel, 
da zwei Nadeln unbedingt eine Assistenz, die in der Praxis 
aber-meist nicht zur Verfügung steht, erfordern und die 
Dauer der Operation nicht nennenswert abkürzen würden. 

Es erhob sich nun sogleich die Frage, wie breit die 
einzelnen Fadenbrücken der U-förmigen Schlingen zu 
nehmen und wie groß die Abstände der einzelnen Schlingen 
zu halten seien, da die Literatur hierüber keine Aufschlüsse 
gibt. Ich habe daher die Naht teils mit schmalen Brücken 
und kleinen Abständen, d. h. je 2 mm, und mit breiten 
Brücken und großen Abständen, d. h. 4 mm, angelegt und 
dabei folgende Unterschiede feststellen können: 

Bei kleinen. Zwischenräumen und schmalen Brücken 
liegen die 4 Einstichstellen sehr nahe beieinander, so daß 
die Ernährung der Wundränder fraglich werden kann. Die 
Fadenbrücken sind hiebei sehr schmal, wodurch der Faden 
leicht ausreißt, falls er nicht tief genug sitzt. Weiterhin 
ist eine Infektionsmöglichkeit dadurch gegeben, daß die 
Darmwand durch das schmale Querstück des Fadens selbst 
bei leichtem Zug muldig eingezogen wird. Endlich erfor¬ 
dert eine und dieselbe Wunde eine weit größere Anzahl 
von Nähten, was die Zeitdauer der Operation erheblich 
verlängert. Diese vier Punkte sprechen nicht zugunsten 
dieser Ausführung mit engen Abständen. Sie lassen sich 
aber bei breiten Brücken und großen Abständen vermeiden. 
Insbesondere das Ausreißen der Fäden, sowie die so gefähr¬ 
liche Darmnekrose ist alsdann weniger zu befürchten, so 
daß diese Art der Ausführung bei unseren Haustieren allein 
in Frage kommen könnte. 

Nun • frägt es sich, wie die Fäden geknüpft werden 
sollen. Man muß nämlich bedenken, daß bei der U-förmigen 
Anlage der Schlinge das Verknüpfen der Fäden besondere 
Schwierigkeiten macht. Will man hiebei in der Weise der 
einfachen Knopfnähte verfahren, so wird man sehen, daß 
in dem Moment, wo man die zwei gegenüber liegenden 
Faden zum Verknoten anzuziehen versucht, sich jeder aus 
der Darmwand herausziehen will, da er in ihr zu wenig 
Halt hat. 

Vermutlich um diesem Übelstand abzuhelfen, sollen 
nach Hoff mann die Fadenenden, wie schon oben er¬ 
wähnt, gekreuzt geknotet werden (nach Figur Nr. 6, also 


822 


a' mit b" und b' mit a"). Denn hiebei zeigt es sich, daß 
das Herausziehen der Fäden infolge der winkeligen Ab¬ 
lenkung aus ihrer ursprünglichen Verlaufsrichtung und 
wegen der stärkeren Reibung an der Kante weniger leicht 
eintritt. Dabei gilt es aber eine andere Schwierigkeit zu 
überwinden. Werden beide Fäden auf diese Weise in der 
Mitte über der Wunde geknüpft, so ist die Gefahr gegeben, 
daß durch den Knopf der zweitgeknüpften Fäden jener der 
erstgeknüpften — weil darunter liegend — in die Wund¬ 
flächen, die zur Verlötung kommen sollen, gepreßt wird, 
so daß jedenfalls Heilungsschw.ierigkeiten, möglicherweise 
Nekrose eintreten kann. Diese Gefahr läßt sich dadurch 
umgehen, daß man jeden der Knöpfe an je eine Ausstich¬ 
stelle verlegt, so daß sich in der Mitte nur die beiden Fäden 
kreuzen. Voraussetzung hiefür aber ist ein äußerst sorg¬ 
sames Arbeiten, bei dem man eine etwas langsamere Aus¬ 
führung nicht scheuen darf. 

Eine zweite Möglichkeit de3 Knüpfens besteht darin, 
daß man die beiden Faden-Enden einer U-förmigen Schlinge 
zunächst für sich verknotet, auf der gegenüberliegenden 
Wundseite ebenso verfährt und diese beiden geknoteten 
Schlingen über der Wunde unter dem endgültigen Knopf 
zusammenzieht. Hiebei entstehen aber 3 Knöpfe, die auf¬ 
einander zu liegen kommen und es läßt sich nicht vermeiden, 
daß der obei^ Knopf die beiden anderen in die Wunde 
drückt. 

Als ungünstig für die Sicherheit der Naht und für ihre 
Heilung erscheint mir ferner die weitere Möglichkeit des 
Knüpfens, nämlich das gemeinsame Anziehen der 4 Fäden 
zweier gegenüberliegender Schlingen auf einmal. Hier nahm 
ich immer die zwei Fadenenden einer Seite zusammen, 
gleichsam als einen Faden. Es ist aber dabei sehr schwer 
die Stärke des Zuges beim Knüpfen zu kontrollieren. Bei 
ziv.starkem Anziehen legen sich die Wundränder nicht glatt 
aneinander, sondern lassen zwischen sich Lücken entstehen, 
die dem Darminhalt die Möglichkeit geben, die Naht zu 
infizieren. Außerdem kommt wiederum ein verhältnismäßig 
großer Knopf auf die Wunde zu liegen, der sie eventuell 
schädigen kann. 

Am vorteilhaftesten dürfte es meines Erachtens dem¬ 
nach sein, die gegenüberliegenden Faden-Enden zweier 
korrespondierender Schlingen zu verknoten. Um hiebei 
ohne Assistenz auszukommen und um das unvermeidliche 
Durchziehen des Fadens zu verhindern, verfuhr ich folgen¬ 
dermaßen : Ich verknüpfte zuerst unter leichtem Zug je 



823 


zwei gegenüberliegende Fadenenden zu einer einfachen 
Knopf schlinge, so daß sich dabei die Fäden nicht zurück¬ 
zogen. Dann knüpfte ich die beiden anderen, wobei ich 
einen stärkeren Zug ausüben konnte, da die Fäden einen 
gewissen Halt hatten. Nun erst zog ich den ersten Knopf 
mit der für die glatte Einstülpung der Wundränder nötigen 
Stärke an. Diese, Knüpf methode ist' zwar etwas umständ¬ 
lich, jedoch wohl die geeignetste. 

Das Herausziehen der Fäden bei dieser Art zu knüpfen 
läßt sich auch dadurch umgehen, daß man beim Knüpfen 
der einen Fäden die beiden anderen mit einer Kornzange 
fixiert. Man kommt auf diese Weise auch ohne Assistenz 
aus, verkürzt aber die Dauer der Operation keineswegs. 

Verknüpft man also die korrespondierenden Fäden auf 
die. oben geschilderte Art, so findet man, daß sich bei rich¬ 
tigem Zug die Wundränder von selbst einstülpen und die 
innerhalb der U-förmigen Fadenschlingen gelegenen breiten 
Serosaflächen in innige Berührung kommen. Der zweck¬ 
mäßige Abstand der einzelnen Nahtschlingen von einander 
(3—4 mm) sichert den weiteren Wundverschluß, so daß 
längs der ganzen Wunde breite Serosaflächen sich be¬ 
rühren. Diese Vorzüge wiegen aber die Schwierigkeiten 
nicht auf, die sich beim Legen und Knüpfen der Naht er¬ 
geben haben. Das richtige Bemessen des Zuges, von dem 
die Sicherheit der. Naht abhängt, erfordert sehr viel Übung 
upd peinlichste Sorgfalt bei der Ausführung. Die Beein¬ 
trächtigung des Lumens durch den vorspringenden Wulst 
bleibt die gleiche gegenüber den bereits besprochenen Me¬ 
thoden. 

Diese Gründe werden wohl maßgebend gewesen sein, 
warum die Emmert’sche Naht die Lembert-Naht nicht ver¬ 
drängen konnte, denn die Vorzüge werden durch ebenso 
große oder größere Nachteile wieder aufgehoben. Für die 
tierärztliche Praxis erscheint mir deshalb die Naht nicht 
empfehlenswert zu sein. 

5. Gussenbauer. 

Gussenbauer erfand im Jahre 1879 die erste zwei¬ 
reihige Naht. 

Er beginnt an der einen Wundlefze mit einer Lembert- 
Naht, die er im gewöhnlichen Abstand vom Wundrande 
legt. Statt nun die andere Wundlefze zu fassen, führt er 
den Faden an der Oberfläche des Darmes entlang bis zum 
Wundrand und sticht an der Schnittfläche derselben Seite 
•nahe der Serosa wieder ein. Die Nadel wird nun in einem 
Halbkreis durch die Muskelschichten bis zur Submucosa in 



der Wand geführt, um dann hart an der Mucosa,-jun der 
Schnittfläche der Darmwand wieder herauszukommen. Jetzt 
wird die Nadel über die Durchtrennung geführt und fgßt 
in analoger Weise, nur in umgekehrter Richtung, die gegen¬ 
überliegende Wundlefze. 

[Vergl. Fig. Nr. 7 und Literaturverzeichnis Nr. 18, ,?1, 
25. 30.] 

Ich versuchte diese Naht mehrmals am Jejunum .und 
Rectum vom Hund, Rind und Pferd und am Heum und 
('olon vom Hund und Rind, .wobei keine bemerkenswerte 
Unterschiede zutage traten. - . 

Als erforderlich erwies sich dabei, daß die einzelnen 
Fadenbrücken nicht zu kurz oder zu seicht gefaßt sind,-da 
sonst der Faden ausreißt. Auch die Stärke des Zuges beim 
Knüpfen der Fäden ist sehr wichtig, um ein gleichmäßiges 
Aneinanderliegen der Serosaflächen zu erreichen. Von Vor¬ 
teil ist bei diesem Verfahren, daß bei exaktem gleichmäßi¬ 
gem Fassen der Schnittflächen die untere Schleife die 
korrespondierenden Schichten der Wundflächen in innige 
Berührung bringt. Daß also die Submucosa der einen Wund¬ 
lefze wieder an die der anderen Seite zu liegen kommt, 
ebenso die Muscularis und Serosa, wodurch die Heilung der 
Wunde begünstigt wird, da diese Schichten große Tendenz 
zur Vereinigung haben. Weiterhin ermöglicht die Naht, 
daß sich die Wundlefzen in einem breiten Serosastreifen 
berühren. 

Die Technik dieser Methode ist aber gegenüber den 
anderen sehr schwierig und umständlich, so daß ich sie trotz 
ihrer Vorzüge für den Gebrauch in der Tierheilkunde für 
entbehrlich halte. (Forts, folgt.) 


Bemerkenswerte Fälle ans der Geburtshilfe 
beim Pferde.* 

Von Ristriktstierarzt A. v. Velasco, Altomünster (Obby.). 

Torsio uteri bei einer Stute; 

Am 10. April wurde ich zu einer Stute gerufen, bei der 
die Tragezeit beendet war, und die erfolglose Wehen zeigte., 
Besitzerin hatte eine manuelle Untersuchung vorgenommen, 
konnte aber vom Fohlen nichts fühlen. Die Stute hatte seit 
5 Tagen abwechslungsweise leichtere und wieder heftigere- 
Kolikerscheinungen gezeigt, sonst aber sich in Bezug. auf 
Allgemeinbefinden, insbesondere Freßlust, normal gezeigt. 
Fruchtwasser ist noch nicht abgeflossen. Die Untersuchung 



825 


ergab: 6 jährige, trächtige, /weitgebärende Oldenburger- 
Oberbayern-Kreuzung, fieberlos, Puls und Atmung normal, 
Psyche frei. Wehen kaum wahrnehmbar. Wurf ist ohne 
Schwellung, die Scheidfenschleimhaut trocken und rosarot. 
Beim Eingehen in die Vagina stößt die Hand in Höhe des * 
Blasenhalses auf eine in das Scheidenlumen hineinragende 
harte Geschwulst, über die nur mit einiger Mühe hinwegzu¬ 
kommen ist. Die obere Scheidenwand erweist sich als ein 
straff gespanntes, nach links ziehendes starkes Band. Die 
gut schlüpfrig gemachte Hand fühlt nunmehr die ebenso 
gespannte untere Vaginawand nach rechts hin ziehen. Zwi¬ 
schen der Windung hindurch gelingt es, durch die offen¬ 
stehende mit zähem Schleim belegte Cervix, in den Uterus 
einzudringen. DiePlazenten sind noch uneröffnet, dieVorder- 
beine in den Karpalgelenken eingebogen, die Schnauze des 
Fohlens weist nach dem Kreuzbein der Mutter. Somit ist 
eine halbe Drehung des Uterus mit dem Fötus nach links 
gegeben. 

Während der schonend vorgenommenen Untersuchung 
sind die Wehen heftiger geworden. Bis das Wurf zeug her¬ 
beigeschafft, das Strohlager für die Wälzung hergerichtet 
w'ar, vergingen 2 Stunden. Unterdessen stieg Temperatur, 
Puls und Atmung an. Die Wehen nahmen einen heftigen 
Charakter an, so daß ein Eindringen in den Uterus fast un¬ 
möglich wurde. 

Zum Wälzen wählte ich eine sanft geneigte Rasenfläche 
vor dem Hofe. Ich ließ ein etwa 10 Meter langes und 
3 Meter breites Strohlager auf breiten und legte die gefes¬ 
selte Stute am rechten Ende des Strohlagers behutsam so 
auf die linke Seite, daß ihr Hinterteil erhöht lag. Nun¬ 
mehr ging ich in die Vagina ein, was nicht so schwierig war, 
wie bei der stehenden Stute, erfaßte den zunächst liegenden 
C-arpus des Fohlens und ließ nun die Stute behutsam über 
den Rücken wenden. Durch Zurückschieben des Fohlens 
und kräftiges Herüberdrücken am Carpus suchte ich die 
Lageberichtigung zu erreichen. Aber meine Kraft reichte 
nicht aus, immer wieder entwand sich der von den derben 
schlüpfrigen Plazenten bedeckte Carpus meiner Hand. 
Immerhin fühlte ich nach der ersten ganzen Wälzung der 
Stute ein deutliches Nachlassen der meinen Arm um¬ 
schnürenden Wände der mütterlichen Vagina. 

Ich ließ die Wälzungen vorsichtig fortsetzen, während 
ich wie oben beschrieben am Carpus des Fohlens fortfuhr 
und nach der vierten, ganzen Umdrehung der Stute lag das 
Fohlen fast in normaler Stellung zum Muttertier; die Ei- 



826 




häute drängten unter den wieder schwächer gewordenen 
Wehen langsam in die nun freie Scheide vor. Nun überließ" 
ich die Stute sich selbst und nach wenigen Wehen trat die 
Blase vor die Vulva; eine neue Wehe brachte die Blase znm 
% Bersten. Nun ging ich innerhalb der Plazenten ein und be¬ 
richtigte die Haltung des linken Carpus. Unter den immer 
heftiger werdenden Wehen trat nun mit dem linken Fu߬ 
ende auch die Schnauze des Fohlens vor die Scham. Aus 
der Nase des Fohlens kam etwa ein Weinglas voll gelb¬ 
bräunliches Fruchtwasser geflossen. Um den rechten Carpus 
ausbiegen zu können, mußte ich nun das Fohlen wieder in 
die Vulva zurückdrängen, worauf die Haltungsberichtigung 
des rechten Carpus mit einiger Schwierigkeit rasch genug 
gelang, daß das noch lebende, sehr starke Hengstfohlen mit 
Hilfe von 3 Mann ausgezogen werden konnte. 

Hie Nabelschnur riß dreifingerbreit vom Bauch des Foh¬ 
lens entfernt spontan durch, es trat erhebliche Blutung aus 
den Nabelgefäßen ein, die ich durch Kompression mit den 
Fingern bald zum Stehen brachte. Den Nabelstumpf begoß 
ich mit Lysol und ließ das Fohlen kräftig mit Stroh ab¬ 
reiben, wonach es bald den Kopf hob tind sich munter zeigte, 
wenn auch vermehrte Atmung und öfteres Husten andeutete, 
daß schon Fruchtwasser in die Lungen geraten sein mußte. 

Die Untersuchung der Geburtswege der Stute ergab, 
daß sie keine Verletzungen aufwiesen. Nach Entfesselung 
und bequemer Lagerung richtete sie sich in die Bauchbrust¬ 
lage auf und wendete ihre volle Aufmerksamkeit dem in¬ 
zwischen trocken geriebenen Fohlen zu. Sie nahm darge¬ 
reichtes Mehltrank zu sich und suchte bald aus dem Stroh 
die feinen Grashalme zusammen. Etwa eine Stunde nach 
dem Exodus aus dem Stalle konnte Stute und Fohlen in 
diesen zurückgebracht werden. 

Andern Tages fand ich die Stute frisch und munter. 
Die Secundinae waren nachts abgegangen. Da die Tempe¬ 
ratur eine leichte Erhöhung aufwies, infundierte ich in den 
schon merklich kleiner gewordenen Uterus einen Stalleimer 
warmes Wasser, in dem ich zirka 100,0 Carbo animal. Morck 
+ 10,0 Tinct. jodi verteilte. Der Uterus reagierte kräftig, 
indem er den größten Teil des Infusums wieder- ausstieß. 
Nach den mir weiter zugekommenen Berichten ist die Stute 
vollkommen genesen. 

Das Fohlen zeigte starke Atemnot und Hustenanfälle, 
war aber sonst bei Appetit. Am dritten Tag ging es jedoch 
ein. Sektion ist unterblieben. 

Ich veröffentliche diesen Bericht, weil Torsio uteri bei 




827 


der Stute ein nicht alltägliches Ereignis ist; mir ist in 20- 
jähriger Tätigkeit dieser Fall zum erstenmal begegnet, und 
weil es immerhin eine Seltenheit sein dürfte, daß bei einem 
derart hingezogenen Gehurtsverlauf wie im vorliegenden 
Falle ein noch lebendes Fohlen erzielt wird. Infusionen 
von Carbo und Jod bei metritischen Prozessen bei Bind und 
Pferd sowie Kleintieren verwende ich seit Jahren und ziehe 
sie anderen Medikationen weitaus vor. 

Schwergeburt mit Eetentio secundinarum 

hei der Stute. 

5 jährige, kastanienbraune Stute, nordfranzösischer 
Schlag, sehr gut genährtes, schweres Arbeitspferd. 

25. März 1920. Pie Stute zeigt seit 24 Stunden starke 
Kolik, gegen die Besitzer vergeblich seine Mittel anwendet. 
Mittags erkennt Besitzer, daß die Stute sich zum Verwerfen 
anstellt; die Tragezeit wäre erst in 6 Wochen beendet ge¬ 
wesen. Pie vom Besitzer vorgenommene Untersuchung er¬ 
gabt, daß Kopf und beide Carpi abgeheugt vor dem Becken¬ 
eingang stehen, trotz heftigen Prängens geht die Geburt 
nicht von statten. 

Gewitzigt durch frühere durch Selbsthilfe verursachte 
Schäden schickt Besitzer Eilposten zu den zwei 8 und 12 
Kilometer entfernten -"Tierärzten, um sicher zu sein, daß 
wenigstens einer baldigst zur Stelle sei. 

Ich fand die stehende Stute sehr aufgeregt in Schweiß 
gebadet mit hoher Temperatur und Atmung und vermehr¬ 
tem, aber noch regelmäßigem und kräftigem Puls. Vom 
Fohlen war Genick und Hinterhaupt ins Becken eingetreten, 
so daß die untersuchende Hand zunächst auf die Ohren des 
Fohlens stieß; beide Carpi waren abgebeugt und weiter 
rückwärts gelegen, die Wehen sehr intensiv. 

Nach Anlegung der Staa’schen Prahtsäge war die Pe- 
kapitation rasch erledigt und der abgetrennte Kopf mit der 
Hand leicht herausgenommen. In gleicher Weise wurden 
beide Carpalgelenke durchsägt, die Vorarmstümpfe ange¬ 
schleift und nach Bedeckung des Halsstummels mit der 
Hand die Extraktion' des starken Fohlens rasch beendet. 
20 Minuten nach meiner Ankunft war die ganze Arbeit voll¬ 
endet, die Stute stand noch und beruhigte sich alsbald, sie 
nahm Trank und Futter mit Appetit zu sich. 

Pie Untersuchung der Geburtswege erwies deren Un¬ 
verletztsein. Pie Eihäute hingen bis zum Boden herab und 
wurden in Sprunggelenkshöhe der Stute abgeschnitten. 

26. März 1920. Pie Sekundinen sind noch nicht abge¬ 
gangen; Temp. 39,0, Puls 64, Atmung ruhig, Appetit gut. 



828 


Versuch die Nachgeburt manuell zu lösen mißlingt wegen 
ungenügender Länge meines Armes. Wehen Lehlen voll¬ 
ständig. Nachts 11—12 Uhr stellen sich heftige Fieber¬ 
schauer ein mit starker Unruhe der Stute und profusem 
Schweißausbruch, so daß Besitzer zur Tötung der Stute 
schreiten will. Doch plötzlich tritt Beruhigung und Besse¬ 
rung ein. — Bericht des Besitzers. 

27. "-März 1920. Temp. 39,0, P.uls 64, Atmung ruhig, 
Appetit gut. Wiederholung des Ablösungsversuches. Soweit 
meine Arme reichen, wird die Abhebung der bereits faulen¬ 
den Secundinae vorgenommen, doch gelingt es nicht, bis an 
die Hornspitzen vorzudringen, da die Involution des Uterus 
erst wenig vorgeschritten ist. Die Dolores erweisen sich 
als ganz schwache. Ich entnehme der Stute 250,0 Blut aus 
der Jugularis und appliziere dieses sofort subkutan an der 
Vorderbrust und hinter der linken Schulter. In die Vene 
injiziere ich 10,0 Jodkalium, gelöst in 200,0 Aqua. Nach 
dem unter warmen Kresolspülungen beendeten Ablösungs¬ 
versuch infundiere ich in die Metra einen halben Eimer 
warmen Wassers, in dem ich 60,0 Carbo medicinal. Merck 
verteilt hatte; hernach massiere ich den Uterus vom Bek- 
tum aus so lange, bis er sich in harte Falten gelegt hat. 
^ständige Bewegung der Stute in der warmen Frühjahrs¬ 
sonne. 

28. März 1920. Temp. 38,0, Puls 64, Appetit und Befinden 
gut, Nachts 10—11 Uhr war wieder ein ebenso heftiger An¬ 
fall aufgetreten, wie oben beschrieben, dann war die Stute 
wieder ruhig geworden. 3 Stunden mühte ich mich ab unter 
abwechselnder warmer und abgekühlter Kresolspülung und 
Uterusmassage, der Eihautreste aus den Hornspitzen hab¬ 
haft zu werden. Uterus verkleinert sich unter der Massage 
deutlich, das Orificium zieht sich zusammen, .ist aber noch 
gut passierbar. Das Uterussekret hatte stark fauligen Ge¬ 
ruch angenommen. Intravenös Jodkali 10,0: 200,0 Aqua, in 
den Uterus wieder Carbo medic. Merck wie oben. — Be¬ 
wegung. 

29. März 1920. Temp. 38,6, Puls 60 (kräftig), ruhige At¬ 
mung, Appetit gut. Cervix leicht passierbar, Uterussekret 
riecht sehr stark und ist bräunlich und dünnflüssig. Aus 
den Hornspitzen kommen noch einige Sekundinaereste. Kre¬ 
solspülung, Uterusmassage, Infusion von Carbo, Uterus 
fühlt sich stark verkleinert, hart und derbwandig an und ist 
schmerzlos. 

30. März 1920. Temp. 39,7, Puls 68, Appetit gering, At¬ 
mung vermehrt. Psyche benommen. Cervix gerade noch 



829 


passierbar, es finden sich noch zwei tellergroße, äußerst übel¬ 
riechende Eihautfetzen, die jedenfalls aus den hintersten 
Hornspitzen abgestoßen worden waren. Im übrigen war der 
flüssige Inhalt des Uterus gering, aber sehr übelrieehend. 
Massage, Infusion von Carbo, intravenöse Injektionen von 
10,0 Jodkali : 200,0 Aqua.. — Bewegung in det Sonne. 

31. März 1920. Temp. 38,2, Puls 53, *bester Appetit, alte 
Lebhaftigkeit und Frische. Aus dem Uterus, dessen Cervix 
nur noch mit Mühe zu passieren ist, werden dicke, gelbe, 
rahmänliche, schleimig-eiterige Massen von mephitischem 
Geruch ausgeschöpft; auch ein kleinerer Fetzen Eihautrest * 
kömmt noch zum Vorschein. Uterusmukosa in Falten ge¬ 
legt. 10,0 Jodkal. : 200,0 Aqua intravenös, Carbo-Infusion 
in den Uterus. 

Nach den Berichten des Besitzers erholte sich die Stute 
weiterhin gut, der Ausfluß aus der Vagina sistierte bald, so 
daß die Stute nach einigen Wochen als geeignet zur Ab¬ 
lieferung an den Feindbund erklärt wurde sehr zum Be¬ 
dauern des Besitzers. 


Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahruagsmlttelkunde. 

Dr. H. A. Vermeulen -Utrecht (Holland) : Eine bis¬ 
her unbekannte Ursache akuten Todes beim Pferde. (Berl. 
Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 37, S. 429.) 

Der Autor, der sich mit Vorliebe auf dem Gebiete der verglei¬ 
chenden Neurologie betätigt, untersuchte das Gehirn, eines plötz¬ 
lichtot zusammengestürzten Lastpferdes, an 
dem sich als alleiniger Obduktionsbefund eine makroskopi¬ 
sche Vergrößerung des rechten Adergeflech¬ 
tes feststellen ließ. Verf. schickt der mikroskopischen Unter¬ 
suchung des erkrankten Plexus chorioideus eine durch Abbildungen 
erläuterte Schilderung der normalen anatomischen Verhältnisse 
dieses Organes voraus, dadurch werden die angiomatösen 
W ucherungen und der Epithelschwund des krank ge¬ 
wordenen Plexusgewebes leichter verständlich. Anhäufungen von 
strotzend mit Blut gefüllten Arterien, deren Wandungen haupt¬ 
sächlich im Teile der Adventitia hypertrophisch entartet sind und 
reichliches Bindegewebe zwischen den Gefäßen bedingen die Ge¬ 
schwulstbildung. Der ganze Gefäßkomplex ist mit Ependym, das 
den Charakter des Epithels besitzt, überzogen, jedoch sind diese 
Zellen geschwollen, ihre Kerne degeneriert oder zum Teil ver¬ 
schwunden. Das Plexusepithel liefert aber nach den neuesten 
Forschungen, auf die Verf. genau eingeht, die Flüssigkeit für die 
Hirnkammern und den Zentralkanal des Rückenmarkes. Im vor¬ 
liegenden Falle waren die Plexusgefäße erkrankt, durch 
die Verdickung der Gefäßwandungen wurde die Funktion 
der Epithelien beeinträchtigt, der Ventrikel 
mußte eintrocknen und lebenswichtige Teile des Zentral- 



830 


nervensysteuis wurden ihrer schützenden, vielleicht erüÄhrenden 
Organe beraubt, die Folge war der apoplektische Tod in dem Mo¬ 
ment, wo der Krankheitsprozeß seinen Höhepunkt erreicht hatte. 
Bisher sind in der Literatur nur Tumoren des Plexus mit Gefäß- 
wucherung und Epithelproliferation, so Papillarepitheliome, Ade¬ 
nome und Angiome, beschrieben; ein Schwund des Epithels als 
plötzliche Todesursache steht einzig da. Me. 


Infektions- and Invasionskrankbeiten. 

Dr. M. Junack: Die Gefährlichkeit der Ratten. — 

• Ein Pall von Rattenräude-Infektion beim Menschen. (Aus: 
Deutsche Schlacht- und Viehhofzeitung, 1921, Nr. 7, S. 58.) 

, Nach einem kurzen Hinweis auf die Bestrebungen zur Be¬ 
kämpfung der Rattenplage, die sogar vor dem Kriege einem Welt¬ 
bund zu diesem Zwecke das Leben gegeben hatten, wird der wirt¬ 
schaftliche Schaden, den die Ratten in Getreidespeichern, in 
Schlachthöfen, Fleischereien usw. anrichten, geschildert. Alsdann 
geht Verfasser auf die verhängnisvolle Mitwirkung. der Ratten 
bei der Verbreitung von Infektions- und parasitären Krankheiten 
ein. Er erinnert an die Rolle der Ratten bei der Verbreitung der 
menschlichen Pest, an die Beziehungen der Ratte zur Verbreitung 
der Trichinose, was besonders bei den dänischen Ratten der Fall 
sein soll, er verweist ferner darauf, daß zur Zeit der Besetzung 
Belgiens durch deutsche Truppen durch Ratten eine kleine Fleisch¬ 
vergiftung bei einer Truppe erzeugt, wurde, und er warnt vor der 
harmlosen Einschätzung der als Rattenschädling in den Handel ge¬ 
brachten Bakterien, weshalb es nicht zu empfehlen sei, besonders 
in Schlachthöfen und Kühlhäusern, die Ratten durch diese Bak¬ 
terien bekämpfen zu wollen. Als Verbreiter der Maul- und Klauen- - 
seuche werden die Ratten in neuester Zeit verdächtigt, da ie den 
hypothetischen Ansteckungsstoff im Blute beherbergen sollen; die 
im Freistaate Sachsen staatlich eingeleitete allgemeine Rattenver¬ 
tilgung soll mit dieser Ansicht Zusammenhängen. Sogar der Er¬ 
reger der ansteckenden Gelbsucht oder Weitschen Krankheit des. 
Mensclien, eine Spirochäte, soll sich nach Uhlenhuth und 
Zuelzer in der Ratte vorgefunden haben. Schließlich berichtet 
Verfasser über Ansteckung des Menschen durch Rattenräude, zu¬ 
gleich erwähnend, daß Sarkoptesräude der Ratten und auch Mäuse 
ein häufiges Vorkommnis sei. Verfasser hat die Übertragbarkeit 
der Rattenräude auf den Menschen am eigenen Leibe erfahren; 
er erkrankte stark, besonders am Unterarm, Ellenbogen, Schulter, 
Flanken, Nabelgegend, Innenknie und Fußsohle und zog sich so¬ 
gar noch durch Kratzeffekte eine starke örtliche Furunkulose zu. 
Der hartnäckige Juckreiz konnte durch 30 %ige Schwefelsalbe nicht 
coupiert werden. Interessant war das Kranbheitsbild insofern, als 
die Rattenräude auch beim Menschen lediglich nur in Bläschen¬ 
form auftrat, und daß Milben trotz vielen Suchens nicht gefunden 
wurden, was im Einklang stehe mit der von Engelbert in g 
erwähnten großen Schwierigkeit des Milbennachweises-der Pferde¬ 
krätze beim Menschen. Eine Infektion vom Pferde etc. war aber 
beim Verfasser ausgeschlossen. Ma. 




831 


Dr. H. Zeller: Über Pocken bei Ziegen Süd westafrikas. 

(Arbeiten ans dem Reichsgesundheitsamt, Bd. 52, Heft 3, 
1920.) 

Im Jahre 1914 trat in Deutsch-Südwestafrika bei Ziegen eine 
poekenähnliche, infektiöse Erkrankung auf, die auch auf Schafe 
Übergriff. 

Verfasser stellte Untersuchungen mit Borkenmaterial, das von 
solchen Ziegen stammte, an mit folgenden Ergebnissen: Eine In¬ 
fektion von erwachsenen Ziegen und von Ziegenlämmern mit dem 
Borkenmaterial gelang auf verschiedene Weise bei einer Inku¬ 
bationszeit von 2—8 Tagen. An Lippen und Nase und an der 
äußeren Haut treten nach lokaler Infektion starke Entzündungs- 
erscheinungen mit Eiterpusteln und anschließender Bildung von 
graubraunen Borken auf. Auf der Maulschleimhaut kommt es zu 
Entzündungen, welche Epitheldefekte, Entstehung von Granulations- 
gewebe und papillomartigen Neubildungen im Gefolge haben. Bei 
erwachsenen Ziegen sind außerdem meist das Euter und die 
Schamlippen in gleicher Weise miterkrankt. 

Die Krankheit verläuft bei einer Dauer von 8%—4 Wochen 
mit geringgradigem Fieber und leichter Störung des Allgemein¬ 
befindens, Bei Ziegenlämmern zeigt sich durchweg ein schwererer 
Verlauf, doch ohne Todesfälle. Von allen Haustieren erwies sich 
nur das Schaf ebenso empfänglich wie die Ziege. Im Blut, Speichel, 
Harn und Milch ist der in hohem Grade kontagiöse Ansteckungs¬ 
stoff nicht enthalten. Denselben zu züchten gelang nicht. Verfasser 
hält es für möglich mittels Präzipitation im Blutserum infizierter 
Tiere spezifische Antikörper nachweisen zu können. Einstündiges 
Erhitzen im Waserbad auf 70° C. tötet den Ansteckungsstoff, der 
nicht filtriert werden konnte, ab, ebenso eine fünf Minuten dauernde 
Einwirkung von 5 %iger Creolinlösung. Überstehen der Krankheit 
verleiht Immunität bis zu 209 Tagen. Aktive und passive Immuni¬ 
sierung ist nicht gelungen. 

Z. bezeichnet die Krankheit als „Pocken“. Da es noch unent¬ 
schieden ist, ob es sich bei den Ziegenpocken um eine den Ziegen 
eigentümliche, selbständige Krankheit oder nur um „verirrte“ 
Schaf- oder Kuh- bezw. Menschenpocken handelt, sieht Verfasser 
das Fehlen von typischen Pockenpusteln in Gestalt von Bläschen 
mit klarem, serösem Inhalt und der charakteristischen Pockendelle 
nicht als gegen die Bezeichnung „Pocken“ sprechend an. Mz. 


Innere Medizin nnd Hyglenie. 

Prof. Dr. D. WI r t h -Wien: Die Leukämie beim Hund. 

(Monatshefte f. pr. Tierheilkunde, 1920, Heft 3/4, S. 97.) 

Die Arbeit des Autors liefert einen Beitrag zur Klärung der 
vergleichenden Pathologie über leukämische und pseudoleukämische 
Prozesse beim Haustier. Bis jetzt sind in der tierärztlichen Lite¬ 
ratur nur 4 Fälle beim Hunde genauer beschrieben und erforscht, 
diesen reiht W. 13 eigene auf die Klinik, den Blutbefund, die pa¬ 
thologische Histologie und die Übertragbarkeit der Krankheit aus¬ 
gedehnte Untersuchungen an. Aus denselben geht hervor, daß die 
Leukämie des Hundes in Wien nicht sehr selten ist. denn innerhalb 
2 Jahren wurden unter rund 3000 ^er Tierärztlichen Hochschule 
eingelieferten kranken Hunden 8 Fälle = 0,26% der gesamten 
Zugänge beobachtet; von den 13 Erkrankungen, über die W. 



832 


berichtet, trafen 12 das in ä n n 1 i rli e. n iir 1 das w eibliche 
Geschlecht und alle das fortgeschrittene Le¬ 
bensalter. Die Krankheit verlief unter generalisierter 
Lymphknotenschwellung, Blutarmut, Mattig¬ 
keit usw., wobei im Blute 11 mal eine Vermehrung 
der polymorphkc rnigenZellen, 2m al eine s o 1 ch e 
der Lymphozyten bestand. Die Erhöhung der Gesamtzahl 
der Leukozyten war gering (bis 40 000) und stieg nur einmal auf 
87 000. Wo Vermehrung der polymorphkernigen 
Zellen bestund, war in den leukämischen Infiltraten außerhalb 
des Knochenmarkes der Befund von Knodienmarksriesen- 
zellen häufig, so daß auf myeloische Wucherungsvorgänge ge¬ 
schlossen werden mußte. Tn dem histologisch untersuchten, mit 
Vermehrung der Lymphozyten einhergehenden Falle 
wurden Knochenmarks riesenzellen nur im Kno¬ 
chenmark, sonst nirgends gefunden; die leukämischen 
W ucherungen bestanden aus lymphozytären Zel¬ 
len. Die mit Vermehrung der polymorphkerni¬ 
gen Elemente verlaufenden Prozesse sind der 
myelogenen Leukämie des Menschen gleich, 
hingegen ist der Blutbefund der myelogenen Leu¬ 
kämie des Hundes von dem Blutbilde der gleichen Krank¬ 
heit beim Menschen verschieden. Das Blutbild der 
lymphatischen Hundeleukämie ist dem des 
Menschen ähnlicher, nur quantitativ weniger ausgeprägt. 
Schließlich ist ein typisch myeloisch-leukämischer 
Blutbefund wie beim Menschen bei den Haustieren noch 
nicht beobachtet worden. Die Übertragung einer 
Emulsion eines leukämischen Lymphknotens durch intraparenchy¬ 
matöse Injektion in die Milz eines Hundes blieb negativ. Me. 


Verschiedenes. 

Tlamcht, Tierhaltung, Diätetik. 

Württembergische Pferdezuchtkonferenz. 

Unter dem Vorsitz des Ernährungsministers Dr. Schall 
fand auf dem Gestütshof St. Johann die württembergische 
Pferdezuchtkonferenz, im Volksmund das „Roßparlamenl“ 
genannt, statt. Neben den Mitgliedern der Konferenz waren Ver¬ 
treter der württembergischen Pferdezuchtvereine und -verbände, 
der Landwirtschaftskammer, des Finanzministeriums, der Militär¬ 
verwaltung usw. anwesend. Der Konferenz ging eine Besichtigung 
der Pferde auf den Gestütshöfen in Marbach und Offenhausen, so¬ 
wie eine Besichtigung eines Teils des Gutsfeldes in St. Johann 
voraus. Die Konferenzteilnehmer waren von dem Gesehenen sehr 
befriedigt sowohl hinsichtlich des Pferdematerials als auch des 
landwirtschaftlichen Betriebes. Bei den Verhandlungen erstattete 
zunächst Landoiberstallmeister v. Pentz einen Bericht über die 
Ergebnisse des Gestütsbetriebes in den letzten Jahren. Den wich¬ 
tigsten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Frage der 
Erhaltung und Gestaltung des Landgestüts, 
der Übernahme der Kaltbluthengsthaltung auf 
das Landgestüt, der Aufnahme von kaltblütigen Hengstfohlen im 
Gestüt, der landwirtschaftlichen Betriebe des Landgestüts usw. 
Berichterstatter hierzu war Prof. S o h n 1 e - Hohenheim, 
Mitberichterstatter Oberregierungsrat G a u g e r von 



833 


der Zentralstelle für die Landwirtschaft. Nach eingehender Aus¬ 
sprache wurde folgender Entschluß gefaßt: t. Der Betrieb 
des Landgestüts soll unter Beibehaltung des bisherigen 
Zuchtziels und des S.t a m m g e s t ü t s aufrecht erhalten 
werden. .Es sollen daher keine Hengste des kaltblütigen Schlages 
als Landbeschäler in das Landgestüt aufgenommen werden; da¬ 
gegen sollen auch fernerhin Hengstfohlen des kaltblütigen Schlags 
angekauft, im Gestüt aufgezogen und nach Erlangung des zucht- 
fähigen Alters an Pferdezuchtvereine verkauft werden; 2. es soll 
Hand in Hand mit der zunehmenden Entwicklung der.Kaltblutzucht 
der Hengstbestand des Landgestüts verringert und 
die leichteren Hengste entfernt werden; 3. es sollen die Einnahmen 
aus der Benützung der Landgestütshengste erhöht werden (Deck¬ 
gelder, Fohlengelder); 4. es sollen die landwirtschaftlichen Be¬ 
triebe nach wirtschaftlichen Grundsätzen (Erzielung höchstmög¬ 
licher Roherträge bei angemessenem Aufwand) geführt und S. es 
soll die Pohlenaufzuchtanstalt im früheren Um¬ 
fang vorläufig nicht mehr betrieben werden. 
Weiterhin wurden folgende von Präsident v. Sting gestellten An¬ 
träge einstimmig angenommen: 1. der Kaltblutzucht soll wie der 
Warmblutzucht die ihrer Bedeutung entsprechende und durch die 
Verhältnisse gebotene staatliche Förderung zuteil werden; 2. es 
ist anzustreben, daß für Kaltblutzucht und für Warmblutzucht tun¬ 
lichst geschlossene Zuchtgebiete geschaffen werden. Die Konferenz 
sprach sich auch noch dafür aus, daß ein Fohlengeld in angemes¬ 
senem Betrag zur Einführung ‘gelange und daß Fohlenscheine aus¬ 
gestellt Werden. Unter Zustimmung und Beifall der Versammlung 
sprach Ernährungsminister Dr. Schall am Schluß aus, daß das 
was unter Leitung von Landoberstallmeister v. Pentz im Land¬ 
gestüt erreicht worden sei, vollste Anerkennung verdiene. S. M. 

Der Landesausschuß des sächsischen Ziegenzuchtverbandes 

hat sich auch mit der Errichtung des Nutztierhofes 
durch die Genossenschaft Dresdener Selbst¬ 
versorger in dem bekanntlich hunderte von Ziegen eingestellt 
werden sollen, um so der in unserer Großstadt besorgniserregen¬ 
den Milchnot zu steuern, beschäftigt. ‘ Dieser Plan fand volle An¬ 
erkennung aller Anwesenden. Der .Sächsische Ziegenzuchtverband, 
der sich aus praktischen Ziegenzüchtern und Tierzuchtbeamten 
des ganzen Sachsenlandes zusammensetzt, hat mit großer Freude 
auch davon Kenntnis genommen, daß jenem Nutztierhof auch eine 
Ziegenzüchterschule angegliedert werden soll. Wird doch dadurch 
ermöglicht, daß Wissenschaft und Praxis Hand in Hand arbeiten, 
was zur Folge hat, daß nur erstklassiges Tiermaterial und dadurch 
hochprozentige Milchleistungen gewährleistet sind. Die Errichtung 
wird die erste in Deutschland sein. S. M. 


Soidergcblete (Haftpflicht etc.) 

Die Haftung des Wirtes für eingestellte Fahrräder. 

Ein in einem Gasthaus einkehrender Radfahrer fragte den 
Wirt, ob er das Rad in einem leeren Zimmer, in dem schon mehrere 
Räder standen, aufstellen könne, worauf dieser erwiderte: „Es ist 
gut, lassen Sie es da pur stehen.“ Als der Gast das Lokal verließ, 
war das Rad verschwunden. Seine gegen den Wirt er¬ 
hobene Schadenersatzklage wurde vom zuständigen 



834 


Oberlandesgericht abgewiesen, weil der Wirt mit 

ihm keinen Verwahrungsvertrag über das Rad abgeschlossen habe, 
'denn er habe dem Beklagten nicht den Besitz des Rades überlassen, 
der Kläger habe dem Wirt das Rad nur zur Bewachung übergeben,' 
damit es nicht ohne Aufsicht bleibe. Bewachung und Verwahrung, 
seien aber zwei ganz verschiedene Begriffe. Der Wirt habe es 
picht übernommen, das Rad ständig zu bewachen, sondern nur, daß 
er es in seine Obhut nehme. Bei dieser Sachlage sei er nur dann 
haftbar, wenn er den Rad-Diebstahl aus Gleichgültigkeit oder gar 
absichtlich habe geschehen lassen. Daiiir fehle es aber an jeder 
Unterlage. _ , • 


Landwirtschaft, Fnttermtttelknade and Ernttrugswcs«. 

Vorsicht beim Verfüttern von Rangoonbohnen! 

Infolge der zurzeit günstigen Marktlage für Rangoonbohnen 
werden von den Landwirten vielfach Rangoonbohnen zur Verbitte¬ 
rung gekauft. Das Reichsgesnndheitsamt hat bei wiederholten 
Untersuchungen das Vorhandensein geringer Mengen Blausäure 
darin festgestellt; Vergiftungen oder sonstige Gesundheitsschädi¬ 
gungen von landwirtschaftlichen Nutztieren sind allerdings bei den 
zuständigen Stellen bis jetzt nicht bekannt geworden und sind bei 
dem geringen Blausäuregehalt , unwahrscheinlich. Immerhin ist 
nach einer amtlichen Warnung des sächsischen Wirtschaftsmini- 
steriums Vorsicht’bei der Verbitterung geboten. Die Gefahr wird 
beseitigt, wenn die Bohnen den Tieren nicht im rohen Zustande, 
sondern erst nach 24 ständigem Wässern und nachfolgendem 
Dämpfen gegeben werden. 


Abwasservergiftung bei Schafen. , 

Schweren Schaden erlitt ein Schafhalter bei Ingolstadt. Im 
# heurigen Frühjahr ließ er die Herde auf dem großen Exerzierplatz 
weiden, wobei sie in die Nähe der dort errichteten Munitions-Ent¬ 
ladestelle kam. In dieser Abteilung der Bayerischen Sprengstoff- 
werke werden gefüllte Granaten unter Dampf gesetzt. Dadurch 
wird der Inhalt flüssig ufid so in den Erdboden eingebaute Bassins 
geleitet. Diese Flüssigkeit ist geeignet, bei Genuß das Leben vog 
Mensch und Tier zu gefährden. Ein Teil der Schafherde geriet nun 
in unmittelbare Nähe und hat so von der Säure gesoffen. Bald 
darauf stellten sich bei diesen Tieren schwere Erkrankungs-Sym¬ 
ptome ein. Eine Anzahl Schafe ist bereits verendet. Der Gesanat- 
schaden ist wohl auf etwa 50 000 Mark anzuschlagen. 


Pudel-Ausstellung in München am 27. und 28. August 1921. 

Die Jubiläum s-Ausstellung d je s Deuts c he n 
Pudelklubs* (Sitz München) fand in Halle VI und in der 
Arena des Ausstellungsparks statt. Es lagen 130 Anmeldungen 
vor. Unter den zahlreich ausgestellten schwarzen, braunen und 
weißen Woll- und Schnürpudeln sah man prächtige Tiere. Der 
Zwinger des Majors Rudolf Bischoff (Partenkircben) stellte reizende 
Zwergpudel aus, die Züchter Antholzer und Geigenberger zeigten. 
Produkte ihrer Spezialzucht in weiße<n Pudeln, H.Gruber( München) 
brachte seinen schwarzen Champ. Hakon v. d. Alpenkette, sojwie 
den preisgekrönten Schwarzpudel „Medy Münchner Kindl“ zur 
Schau ; zu erwähnen ist ferner der Zwinger „Schwarzteufel“ vdö 






835 


Dr. Freytag (Solln). Frl. Kalender (Baden-Baden) brachte eine 
schöne Kollektion Zwergpudel. Ausstellungsleiter Herbert Buch¬ 
hold zeigte seinen aus dem Grafsehen Zwinger stammenden Pascha 
v. d. Alpenkette. Eine allerliebste Gesellschaft von weißen Zwerg¬ 
pudeln vereinte der Raum mit den Nummern 97, 98, 119. Kunst¬ 
maler M. Glas hatte seinem Kollektionsraum (schwarze Zwerg¬ 
pudel) eine künstlerische Note gegeben. Bemerkenswert sind der 
weiße Wollrüde „Flock“ von Karl Schmidt (Stuttgart), die hoch¬ 
wertige braune Hündin Komtesse Mussi (Besitzer: H. Herdegen, 
München-Giesing) usw. Zu nennen sind noch: Woll- und 
Schnürpudelrüden: Trien v. d. Alpenkette (W. Grämling, 
München), Rigo v. Neckartal (G. Madelener, Osnabrück), Heinz v. 
Schwaiger (Dr. Freytag, Solln); schwarze und braune 
Zwergpudelrüden: Yang-a-Lat v. Sadowa (Frl. Kalender, 
Ebersteinberg bei Baden - Baden), Addo - Sirius (dieselbe). Ein 
brauner Rüde war mit 200 000 Mk. bewertet. Höchstgebot für ver¬ 
käufliche Tiere war 40 000 Mk. 

Fast sämtliche ausgestellten Hunde stammten aus besten alten 
und neuen Zwingern. Da bei der Hundeausstellung im Mail der 
Pudel nur schwach vertreten war, ist diese Spezialausstellung nicht 
nur für Hundezüchter und Sportfreunde, sondern auch für alle 
Hundeliebhaber sehenswert gewesen. 


Personalien. 

Amtstierärztlicher Dienst: Der Bezirkstierarzt von Neumarkt 
(Opf.) August Sallinger in gleicher Diensteseigenschaft nach 
Landshut versetzt; der Veterinärrat im Staatsministerium des Innern 
Dr. Wilhelm Pschorr zum Bezirkstierarzt in Traunstein ernannt. 

Niederlassung: Dr. Friedrich Neufeld aus Haddersheim 
(Rheinhessen) in Albisheim a. R. (B.-A. Kirchheimbolanden). 

Erledigt : Die Bezirkstierarztstelle in Neumarkt (Opf.) Bewer¬ 
bungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zustän¬ 
digen Regierung, Kammer des Innern, bis zum 17. September 1921 
einzureichen. 


Landstallmeister Siegmund Beidihold f. 

Am 24. August ist in Landshut nach längerem, qualvollem 
Leiden der Vorstand des dortigen Landgestütes, Landstallmeister 
Siegmund Beichhold, gestorben. Mit ihm ist ein Mann von 
hohem Wissen und unermüdlicher Schaffensfreude dahingegangen. 
Seine großen Fähigkeiten haben die Vorgesetzten Behörden schon 
frühzeitig auf den jungen strebsamen Tierarzt aufmerksam gemacht. 
Wenige Jahre nach seiner Approbation wurde er bereits bezirks¬ 
tierärztlicher Stellvertreter, dann Bezirkstierarzt in Wegscheid. 
Nach einer weiteren Tätigkeit als Bezirkstierarzt in Pfaffenhofen 
a. Ilm und Fürstenfeldbruck wurde er im Jahre 1900 als Kreistier¬ 
arzt an die Regierung von Mittelfranken berufen. In Pfaffenhofen 
und besonders in Fürstenfeldbruck hatte Bezirkstierarzt Beichhold 
reichlich Gelegenheit, als Leiter der dortigen Remontezuchtvereine 
sich für seine spätere Stellung vorzubereiten und seine Kenntnisse 
auf dem Gebiete der Pferdezucht zu erweitern. Als im Jahre 1907 
der hochverdiente Landstallmeister Adam in Landshut starb, wurde 
Kreistierarzt Beichhold als dessen Nachfolger an die Spitze des 
La.ndgestütes Landshut berufen. 



836 


In seiner Eigenschaft als Landstallmeister war Beichhold 
stets ehrlich bestrebt, das Erbe seines Vorgängers weiter ansznbilden, 
an der Hebung der Pferdezucht in Niederbayern bat er unentwegt 
und tatkräftig gearbeitet. 

Besonders am Herzen gelegen war ihm von jeher die Förde¬ 
rung und Weiterentwicklung der blühenden Warmblutzucht im 
Rottale und diesem Ziele galt stets ein Großteil seiner hervorragen¬ 
den Arbeitskraft. 

Was er als Vorstand des Rottaler Pferdezuchtvereins für die 
Rottaler Zucht in vorbildlicher Weise geleistet hat, wird immerdar 
unvergessen bleiben. Die Warmblutzüchter des Rottales, werden 
seiner stets mit Hochachtung und Dankbarkeit gedenken. 

Dr. Kränz le. 


Bticherschan. 

Das Schandelaher Schieferrohöl. Ein Beitrag zur Frage 
der Anwendung ichthyolverwandter, aus bi¬ 
tuminösen Schiefern gewonnener öle in der 
V eterinärmedizin. Inaugural - Dissertation zur Er¬ 
langung der Würde eines Doctor medicinae veterinariae der 
Tierärztlichen Hochschule zu Berlin vorgelegt von Otto Guido 
Curt L u d 1 o f f, approbiertem Tierarzt aus Kloster-Rohr. Ber¬ 
lin, 22. April 1920. (Aus dem Pharmakolog. Institut und der 
Klinik für kleine Haustiere der Tierärztl. Hochschule zu Berlin; 
Direktor; Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Regenbogen.) Buchdruckerei 
Wilhelm Wittmann, Dieburg (Hessen). 1921. 

Die vorliegende Dissertation spricht wieder ein Wort für die 
Verwendung des „Schandelaher Schieferöles“, das meines Wissens 
in die Tierheilkunde durch J.Karmann - München auf Grund 
von Untersuchungen und Versuchen am Pharmakologischen In¬ 
stitut und der Chirurgischen Klinik der Münchener Tierärztlichen 
Fakultät eimgeführt worden ist. Während K a r m a n n die Wir¬ 
kung dieses Öles auf Wunden sowohl wie in der Ekzemtherapie 
studierte, hat die vorliegende Arbeit sich hauptsächlich auf die 
parasitären und nicht -parasitären Haut-Er¬ 
krankungen beschränkt. Dabei kommt sie zu dem Resultate, 
daß akute und chronische nässende Ekzeme günstig beeinflußt 
werden, daß vor allem akute und chronische trockene Ekzeme das 
Anwendungsgebiet des Schieferöles darstellen. Bei den pflanzlich- 
parasitären Hauterkrankungen hat Verfasser selbst in schweren 
und veralteten Fällen bei entsprechend sorgfältiger Behandlung 
Heilung erzielen können. Die tierisch-parasitären Erkrankungen 
der Haut, wie Sarkoptes- und auch nicht zu ausgebreitete Akarus.- 
räude, können, wenn das Mittel in spirituöser Form verwendet 
wird, ungefähr in der Zeit, welche die gebräuchlichsten anderem 
Räudemittel erfordern, zur Heilung gebracht werden. Nicht be¬ 
währt hat sich das Schieferöl bei veralteten, hochgradigen und aus¬ 
gebreiteten Fällen von Akne und Furunkulose. Nicht zuletzt em¬ 
pfiehlt sich nach dem Verfasser das Mittel durch seinen äußerst 
sparsamen Verbrauch und seinen mäßigen Preis. —Vielleicht darf 
hier noch die Erfahrung von Karman n, die in heißen umd 
fliegenschweren Monaten besonders wertvoll ist, angefügt werden: 
Karmann sagt; „Das öl ist ein ausgezeichnetesSchutz- 
mittel gegen Fliegen: dieselben meiden die mit Schiefer- 



837 


öl behandelten Wunden vollständig, ja selbst in größerer Um¬ 
gebung.“ 

Wir dürfen der vorliegenden Dissertation dankbar sein, daß 
sie neuerdings die Aufmerksamkeit auf dieses relativ billige Mittel 
gelenkt hat. - Ma. 


Vertreter 

möglichst approbiert, ab 22. September auf etwa 12 Tage 
gesucht. Offerten mit Gehaltsansprüehen unter F. F. 100 an die y 
Schriftleitung dieses Blattes. 

Bekanntmachung. 

Tierärztliche Versammlung 

am 9. Oktober vormittags 10 Uhr in Ingolstadt (Kaffee Ludwig). 

Tagesordnung. 

1. Allgemeine tierärztliche Standesfragen. 

2. Änderung der Gebühren in der Privatpraxis. ; 

3. Vortrag des Herrn Amtstierarztes Dr. B ö h m - Nürnberg über: 

*Parapsychologische Forschungen (Okkultismus). Er¬ 
scheinungen im Spiritismus“. 

Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung wird zu zahlreicher 
Beteiligung eingeladen. — Gäste willkommen. 

G a r r e di t. 



Bei Umrindern oder Verkalben 

führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel. 

„ . . Uber 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetrelen. . . Ver- 
kalbe'n ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 
normal gekalbt.“ Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w. 86/1915. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
ehern. Fabrik, Aachen 25. Den Rheinzoll trage ich. 


838 


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Unsere geschätzten Leser werden gebeten 

bei Bedarf von Fachutensilien, Medikamenten oder sonstigen beruflichen Gebrauchs¬ 
gegenständen die fn unserer Wochenschrift inserierenden Firmen berücksichtigen zu 
wollen. Bei Anknüpfung diesbezüglicher Verbindungen wolle rrftin sich stets auf 
das in der Wochenschrift gelesene Inserat berufen. 


Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter 
Kommissionsverlag M. Riegersche rTniverfcitätflbuchhandlung. München, Odeouspl 2. 









(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschriit lür Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Jose! Mayr, 

0. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. 

München, den 20. September 1921. * 

Nr. 38. 

Originalartike 

Personalien. 

Inhalt: 

1: St>oß. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Verschiedenes. — 


(Aus dem Institut für Geburtshilfe der Tierärztlichen Fakultät 
München. Vorstand: Hofrat Professor Dr. v. Vaerst.) 

Die Sedimentierungsgeschwindigkeit der roten Blut¬ 
körperchen als Trächtigkeitsdiagnostiknm beim Pferde. 

Von Privatdozent Dr. A. O. Stoß. 

Ende des vorigen Jahrzehntes hat Itobin Fahraens 
Untersuchungen über die Suspensionsstabilität der roten 
Blutkörperchen beim Menschen gemacht und kam zu dem 
Schlüsse, daß die Senkungsgeschwindigkeit im Blute ge¬ 
sunder Menschen klein und ziemlich konstant ist, daß diese 
fördernd beeinflußt wird bei vielen pathologischen Zuständen 
und insbesondere hei der Schwangerschaft, für welche die 
erhöhte Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen 
ein so ausgeprägtes und konstantes Symptom ist, daß ihr 
zweifellos eine diagnostische Bedeutung zuzusprechen ist. 
deppert berichtete zwei Jahre später über praktische 
Ergebnisse der Fahraens - Höher sehen Schwangerschafts- 
reaktion als für die Schwangerschaft im gewissen Sinne 
eigentümlich, nicht aber als spezifisch für sie. Da gerade 
bei unseren Haustieren ein frühzeitiger und einfacher Träch¬ 
tigkeitsnachweis von besonders großem Werte wäre, liegt es 
nahe, die mitgeteilten Erscheinungen am Tierblute nachzu¬ 
prüfen. In diesem Frühjahr hatte ich durch das dankens¬ 
werte Entgegenkommen des Herrn Direktor Wille am Ge¬ 
stüt Kohrenfeld reichlich Gelegenheit, heim Pferde diesbe¬ 
zügliche Untersuchungen anzustellen und möchte deshalb 
im Folgenden meine Ergebnisse in Kürze mitteilen. 

Die IJntersuchungsteehnik ist außerordentlich einfach. 
Ich habe zu meinen Versuchen 30 ccm fassende, graduierte 
Reagenzzylinder verwendet. Zur Gerinnungsverhinderung 
des Blutes wurde das Röhrchen vor der Blutentnahme mit 


2 %iger Natriumcitratlösung beschickt und zwar so, daß 
24 ccm Blut mit 6 ccm der Natriumcitratlösung gemischt 
wurden. Die Blutentnahme erfolgte an der Vena jugularis» 
Nach beendeter Entnahme wurde das Röhrchen zum Zwecke 
inniger Mischung einigemale gekippt, in ein Reagenzgestell ' 
gebracht und die Zeit genau notiert. Schon nach einigen 
Sekunden zeigte sich die beginnende Sedimentierung an der 
heller werdenden oberflächlichen Schichte. Von 5 zu 5 Mi¬ 
nuten wurde die Sedimentierungsgrenze, d. h. jene Grenze, 
an welcher die deutlich hellgelbe Plasmasäule mit der der 
Farbe nach noch unveränderten Blutschichte in Berührung 
stand, abgelesen und notiert. In den ersten 5—15 Minuten _ 
nach dem Ansetzen des Versuchs machte die Ablesung der 
sehr undeutlichen Grenze Schwierigkeiten. Die verschie¬ 
denen Proben verhielten sich in dieser Hinsicht sehr ver- 
schieden: während bei einigen wenigen Proben bereits nach 
5 "Minuten eine scharfe Grenze zu erkennen war, xar hei 
anderen Proben nur eine Aufhellung der oberen Partien 
festzustellen, die allmählich in den dunkleren Farbton der 
Blutsäule überging. Bei genauerem Zusehen waren bis sand¬ 
korngroße rote Klümpchen zu beobachten, die langsam nach 
abwärts sanken. Je schneller die Aufhellungszone in der 
oberen Blutsäulenpartie eintrat und je umfangreicher diese } 
Zone war, desto undeutlicher war eine Grenze festzustellen. 
Immerhin aber gestattete die Flüssigkeitssäule bei durch¬ 
fallendem Lichte eine annähernde Grenze zu bestimmen, 

20 Minuten nach Anstellung des Versuchs war in jedem. ; 
Falle eine scharfe Grenze zwischen der bernsteingelben 4 
oberen Plasmaschichte und der roten darunter liegenden 
Blutsäule abzulesen. In sämtlichen untersuchten Fällen 
war nach 20 bis höchstens 24 Stunden die Blutkörperchen¬ 
senkung vollendet und die Plasmasäule nahm 18,5 bis 21,6 
Teilstriche der 30 Teilstriche zählenden Gesamtsäule ein; 
es betrug also im Durchschnitt das Plasmavolumen 2 / 3 , das 5 
Blutkörperchenvolumen 1 / 3 der Gesamtmenge. Die Sedi- ~ 
mentierungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen bleibt je- 
doch nicht von Beginn bis Ende des Versuchs (24 Stunden 
später) die gleiche, sondern sie nimmt bereits eine halbe 
Stunde nach Beginn des Versuchs merklich ab und wird 
schon eine Stunde nach Beginn des Versuchs so gering, daß - 
die anfänglich auftretenden Unterschiede in der Sedimen- r j 
tierungsgeschwindigkeit der verschiedenen Proben 1 allmäh- ^ 
lieh vollkommen verschwinden. Die beigefügte Kurve ist . y 
eine aus vielen Untersuchungen gewonnene Durchschnitts- jlj 
kurve für die Senkungsgeschwindigkeit. Aus ihr ist deut- 



lieh die anfangs stark abfallende Tendenz der entsprechend 
großen Senkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen zu er¬ 
kennen, dann aber, und zwar schon eine halbe Stunde nach 
Beginn des Versuchs, wird die Kurve bedeutend flacher und 
gleicht sich schon eine weitere halbe Stunde später mehr 



und mehr der Horizontalen an. Die Abstände der einzelnen 
Kurvenpunkte von der Grundabszisse geben in den entspre¬ 
chenden Zeiten die Höhe der roten Blutsäu'le an, während 
die Abstände von de'r durch 0 gehenden Abszisse die Höhe 
der Plasmasäule angeben. 

Bei der Feststellung und Vergleichung der Senkungs¬ 
geschwindigkeit der Blutkörperchen verschiedener Pferde 
mußte die Ablesungszeit so gewählt werden, daß die genaue 
Ablesung in jedem Falle durch eine scharfe Sedimentiemngs- 
grenze gewährleistet ist und daß durch die später eintretende 
Verzögerung in der Senkungsgeschwindigkeit etwa charak¬ 
teristische Unterschiede nicht verdeckt oder ausgeglichen 
werden. 

Eine scharfe Grenze habe ich in jedem Falle 25 Minuten 
nach Ansetzen des Versuchs festgestellt ; eine merklicheVer- 
zögerung in der Senkungsgeschwindigkeit tritt, wie auch 
aus der Kurve ersichtlich ist, 30 Minuten nach Versuchsbe¬ 
ginn auf. Ich habe deshalb als optimale Beobachtungszeit 
25 Minuten nach der Blutentnahme angenommen und bei 
jeder Probe zu dieser Zeit die Plasmahöhe durch Ablesung 
an der Graduierung der Böhrchen bestimmt. 

Die untersuchten Pferde waren alle gesund und in glei¬ 
cher Kondition. Da bei Blutproben, die Pferden unmittel¬ 
bar nach der Arbeit entnommen wurden, eine Senkungsbe¬ 
schleunigung auffiel, wie nachstehende Tabelle für einige 








844 


Beispiele zeigt, habe ich bei den Blut entnahmen darauf ge-’ 
achtet, daß der Probeentnahme mindestens eine 12 stündige, 
Ruhe des Pferdes vorausging. 




Plasmahöhe nach 25 Minuten 

Name des Pferdes 

Geschlecht 

nach Arbeit 

nach 12 st&nd. 
Ruhe 

Amaron. 

Wallach 

11,2 

8,0 

Erbe. 

71 

8,6 

6,0 

Atlantis. 

Stute tgüst) 

11,5 

7,0 

Romola. 

7i 11 

17,2 

17,0 


Dann untersuchte ich eine Reihe güster Stuten 
bezüglich der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkör¬ 
perchen und fand als Durchschnittswert von 10 Stuten nach 
25 Minuten Beobachtungszeit die Plasmahöhe von 10,8 Teil¬ 
strichen, wobei allerdings die erheblichen Unterschiede bei 
den einzelnen Individuen nicht unerwähnt bleiben dürfen: 
als niederster Wert wurden 4, als höchster Wert 17 Teil¬ 
striche in der gleichen Zeit abgelesen. 

Sieben weitere frühträchtige Stuten, bei wel¬ 
chen die angenommene Trächtigkeit nicht weiter als drei 
Monate zurücklag, zeigten in ihren Blutrpoben nach 25 Mi¬ 
nuten Beobachtungszeit eine Durchschnittsplasmahöhe von 
12,9 Teilstrichen mit dem höchsten Werte von 19,0 und dem 
niedersten Werte von 8,5 Teilstrichen. 

Bei 16 hochtragenden Stuten schwankte die 
abgelesene Plasmasäulenhöhe von 5,0 bis 17,0 und ergab als 
Gesamtdurchschnittswert 12,3 Teilstriche. 

Endlich wurde bei 10 Stuten, die vor kurzem T a £ 
bis längstens 14 Tage) geboren hatten, Blutproben entnom¬ 
men und der Durchschnittswert der Plasmasäulenhöhe von 
14,8 Teilstrichen festgestellt mit den Grenzwerten 9,0 und 
17,0 Teilstrichen. 

Vergleicht man die gewonnenen Durchschnittswerte, 
so scheint die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkör¬ 
perchen bei frühträchtigen Tieren etwas erhöht zu sein 
gegenüber jener güster Tiere und auch gegenüber den 
hochträchtigen Pferden. Am größten aber ist die Senkungs¬ 
geschwindigkeit der Blutkörperchen bei Pferden, die erst 
vor wenigen Stunden oder Tagen geboren hatten. Die Unter¬ 
schiede sind aber nicht wesentlich, und die Reihe der Ver¬ 
suchstiere doch noch zu kurz, um den obigen Befund als all¬ 
gemein gültig anerkennen zu können. 

Mit Sicherheit aber geht aus den obigen Untersuchungen 












845 


hervor, daß die Trächtigkeit des Pferdes keinen wesentlichen 
Einfluß auf die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut¬ 
körperchen auszuüben vermag. Die Schwankungen in der 
Sedimentierungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen 
bei tragender. Tieren liegen vollkommen im Möglichkeits¬ 
bereiche der individuellen Schwankungen nicht tragender 
Pferde, so daß das Sedimentierungsphänomen als Trächtig¬ 
keitsreaktion’ bei Pferden nicht in Betracht kommen kann. 

Literatur:' 

1. R. Fahraeus: „Uber die Ursachen der verminderten Sus¬ 
pensionsstabilität der roten Blutkörperchen während der 
Schwangerschaft“. Biochemische Zeitschrift, 1918, Bd. 89, Heft 
5 und 6. 

2. R. Fahraeus: Hygiea 1918, „Über die Hämagglutination mit 
besonderer Berücksichtigung bei Schwangerschaft und die Mög¬ 
lichkeit, sie diagnostisch auszunutzen.“ Vortrag in Stockholm, 
Dezember 1917- 

3. E. Lin zenmeyer: „Untersuchungen über die Senkungs- 
erscheiinungen der roten Blutkörperchen.“ Archiv für Gynäko¬ 
logie, Bd. 113, Heft 3. 

4. E. Linzenmeyer: Pflügers Archiv für Physiologie, Bd. 181, 

S. 169. ' 

5. E. Linzenmeyer: „Neue Untersuchungen über die Sen- 

1 kungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen.“ Zentralblatt 

für Gynäkologie. 45. Jahrg., 1921, Heft 10. 

6. Geppert: „Berichte aus gynäkologischen Gesellschaften.“ 
Zentralblatt für Gynäkologie, 45. Jahrg., 1921, Heft 1. S. 39. 


(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) 

Über Darmnähte bei den Haustieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik. 

(Fortsetzung). 

6 . C z e r n y. 

Czerny hat 1880 folgende zweireihige Naht erfunden: 
Er sticht 3—4 mm weit vom Wundrande entfernt in die 
Serosa ein, führt die Nadel schräg zur Wundfläche durch 
.Muscularis und Submucosa gegen den freien Band der Mu- 
cosa, so daß er, ohne die Mucosa anzustechen, auf der 
Schnittfläche der Darmwunde herauskommt. Nun wird der 
Faden über die Durchtrennung geführt und die Nadel in 
umgekehrter Bichtung vom Bande der Schleimhaut am 
Wundrand schräg durch die Wand gegen die Serosa durch¬ 
gestochen und zwar so, daß sie in derselben Entfernung 
vom Wundrand herauskommt, als diese auf der anderen 
Seite beträgt. Sind alle erforderlichen Nähte gelegt und 
geknüpft, so kommt zwischen je zwei solchen Nähten, die 



846 


etwa 4 mm auseinanderliegen, eine verdichtende Lembert- 
Naht, um weitere Serosaflächen miteinander in Berührung 
zu bringen. 

[Siehe Fig. Nr. 8 und Nr. 9 und Literaturverzeichnis 
Nrn. 10, 11,-14, 15, 16, 18, 20, 23, 27, 28, 30.] 

Ich habe diese Naht etwa 25 mal gelegt und dabesi Ge¬ 
legenheit gehabt diese Methode an frischen Därmen von 
Hunden, Rindern und Pferden zu versuchen. Es standen 
mir große und kleine Hunde zur Verfügung, bei denen ich 
die verschiedensten Stellen im Darmverlauf verwendete: 
Duodenum, Jejunum, Ileum, Colon transversum. Beim 
Pferd und Rind versuchte ich die Naht an verschiedenen 
Stellen des Jejunums sowie am Rectum. Aus meinen Ver¬ 
suchen ergibt sich: 

Diese Naht erfüllt alle Bedingungen, die an eine brauch¬ 
bare Darmnaht gestellt werden müssen; sie erfordert keine 
Vorübung, ist ohne besondere Instrumente und ohne Assi¬ 
stenz rasch und sicher zu legen und bietet die Gewähr für 
einen exakten und sicheren Wundverschluß. In dieser Hin¬ 
sicht stimmen meine Erfahrungen mit der Literatur und 
zwar auch unserer tierärztlichen Autoren überein. Unter 
letzteren nennt sie Fr ick das Normalverfahren in der 
Chirurgie. 

Im besonderen ergab sich aus meinen Versuchen, daß 
sich die Methode für Dünn- und Dickdärme aller Arten 
gleich gut eignet. Auch bei den engen Hundedärmen ist 
sie anwendbar, ohne die Gefahr der Obturation näher zu 
rücken, denn bei der äußerst kräftigen Muskulatur von 
zirka 1700 Mikra und mächtigen Submucosa von zirka 2000 
Mikra Dicke braucht die innere Naht beiderseits nur 2 bis 

3 mm vom Wundrand entfernt zu liegen, wobei sie genügend 
Halt hat und der vorspringende Wulst sehr klein ist. Daß 
die verdichtenden Lembert-Nähte ihrerseits keine weitere 
allzu große Verengerung des Lumens bewirken, läßt sich 
dadurch vermeiden, daß auch sie nur möglichst kleine 
Brücken fassen bezw. in die erste Nahtreihe teilweise ein- 
greifen. Die Entfernung der einzelnen Nähte der inneren 
Nabtreihe von einander beträgt am besten 3—4 mm. Die 
äußeren Nähte brauchen nicht in diesen Zwischenraum von 

4 mm gelegt zu werden, sondern ihr Abstand darf, ohne 
daß die Sicherheit des Wundverschlusses in Frage kommt, 
einige Millimeter größer sein. Diese Naht bietet auch den 
Vorteil, daß die Schleimhautränder genau aneinander stehen 
und die Serosa sich beim Knüpfen spontan einstülpt, was 
viel zur raschen Ausführung beiträgt. 



847 


7. A 1 b e r t. 

Eine Kombination der Jobert- und Lembert-Nabt bildet 
die zweireihige Naht, die im Jahre 1881 von Albert ge¬ 
schaffen wurde. Die innere Nahtreihe faßt also bei ihr 
sämtliche Darmschichten, wie wir es bei der Jober’t’schen 
Naht gesehen haben. Sind auf diese Weise die getrennten 
Teile durch Knopf naht oder fortlaufende Naht innig und 
fest vereinigt, so folgt die Anlegung einer Übernaht nach 
Lembert’sehem Prinzip, die also nur Serosa und Muscularis 
faßt. 

[Siehe Literaturverzeichnis Nr. 10, 23, 24, 30 und Fig. 
Nr. 10.] 

Ich versuchte die Naht an frischen Därmen vom Hund, 
Rind und Pferd und zwar ■wählte ich das Jejunum, Ileum, 
Colon und Rectum der drei Tierarten. An jedem dieser 
Darmabschnitte machte ich wiederum 4—5 cm lange Ein¬ 
schnitte, der Länge und Quere nach, wie es der Durchmesser 
des Darmes erlaubte, die ich nach der Albert’schen Methode 
verschloß. 

Aus diesen Versuchen ergab sich folgendes: Die Naht 
ist für jede Darmsorte geeignet, erfordert keine besondere 
Übung, ist rasch zu legen und gibt einen sicheren Wund¬ 
verschluß, da die Etagennaht eine Infektion unmöglich 
macht. Im übrigen kommen bei ihr die gleichen Punkte 
in Frage, wie bei der Lembert-Naht und haben dieselbe Gel¬ 
tung. Der Einwand, daß die Stichkanäle der inneren Naht¬ 
reihe eine Infektionspforte für die ganze Naht abgeben, ist 
nach Kausch [23] durch die praktische Erfahrung 
widerlegt. 

Sehr in Frage zu ziehen bei dieser Methode, wie über¬ 
haupt allen zweireihigen Verfahren ist ihre Anwendung 
bei Därmen von engem Lumen. Bei dem dickwandigen, 
engkalbrigen Darme des Hundes nämlich kann der in das 
Darmlumen vorspringende Wulst, zumal wenn die einge¬ 
stülpten Wundränder breit gefaßt werden, eine, beträcht¬ 
liche Verengerung, wenn nicht eine vollständige Verstop¬ 
fung des Darmlumens hervorrufen, da dieser Wulst durch 
das natürliche ödem anschwillt. Diese zweireihige Naht 
empfiehlt sich also für enge, dicke Därme, wie wir sie beim 
Hunde haben, nicht, dagegen ist sie nach meinen histologi¬ 
schen Darlegungen und praktischen Versuchen sehr wohl 
für Nähte am Darmkanal unserer großen Haustiere ge¬ 
eignet. 



Zusammenfassung des § 2: Längenähte. 
Überblicken wir nochmals die einzelnen Längsnähte, so 
können wir als vergleichendes, zusammenfasendes End¬ 
ergebnis folgendes feststellen: 

Als zweckmäßigste Naht zum Verschließen von Längs¬ 
wunden am Darm hat sich die Methode von Czerny (siehe 
S. 24) gezeigt. Ermöglicht sie doch bei Beachtung der be- 
S. 845) gezeigt. Ermöglicht sie doch bei Beachtung der be¬ 
sprochenen Punkte ohne Assistenz und ohne besondere Vor¬ 
übung einen raschen, vollkommen sicheren Wundverschluß.. 
Sie ist bei den verschiedenen Darmarten gleich gut anwend¬ 
bar, ohne daß die histologischen Unterschiede derselben yon 
Einfluß sind. 

In ihrer Technik ebenso einfach ist die Naht nach Al¬ 
bert (S. 847), die als zweireihige Naht auch einen einwand¬ 
freien Wundverschluß ermöglicht, obwohl die innere Naht¬ 
reihe die ganze Darmwand durchsticht. Nicht angezeigt ist 
ihre Verwendung nur bei den dickwandigen, engen Därmen 
kleiner Hunde und in analoger Weise natürlich auch bei 
den anderen kleinen Haustieren, da der ins Darmlumen 
vorspringende Wulst eine starke Verengerung, eventuell 
sogar eine .Obturation desselben verursacht. 

Für kleinere Längswunden vollständig ausreichend ist • 
die Lembert’sche Naht (S. 802). Obgleich nur einreihig, 
bietet sie bei exakter Ausführung die Gewähr für einen 
einwandfreien, sicheren Verschluß der Wunde und ist 
wegen ihrer Einfachheit sehr rasch zu legen. Die histo¬ 
logischen Unterschiede in der Darmwand von Hund, Pferd 
und Bind sind auch bei dieser Methode ohne Bedeutung. 
Welche von den genannten drei Methoden im gegebenen 
Fall in Anwendung zu bringen ist, richtet sich am besten 
nach den besonderen Verhältnissen: nach der Größe bezw. 
Kleinheit des Patienten, nach der Weite des Lumens sowie 
der Wandstärke des Darmes. . -• 

Einen sehr guten Wundverschluß ermöglicht weiterhin 
die Methode Gussenbauer (S. 823), verlangt aber-eine _-j 
sehr gute Technik. Selbst bei großer Übung ist die Naht 
noch schwierig zu legen, so daß wir sie wohl für die Zwecke 
der Tierheilkunde entbehren können, da uns andere, ein- 
fächere Methoden zur Verfügung stehen. : « 

Als ebenfalls nicht empfehlenswert erwiesen sich die 
Methoden nach Emmert (S. 820) und Gely (S. 818). ^ 
Beide zeigten sowohl beim Legen als auch beim Knüpfen 
der Fäden große Schwierigkeiten und stehen deshalb den ^ 
erstgenannten Methoden trotz gewisser Vorzüge nach. 



849 


Die Naht nach Jobert (S. 800) kommt für die Praxis 
überhaupt nicht mehr in Frage, ich erwähnte sie nur, da 
sie als grundlegende Methode geschichtliches Interesse hat. 

Es bedarf keiner weiteren Erwägung, daß sich diese 
Längsnähte in analoger Weise mutatis mutandis für Nähte 
am Magen eignen dürften, wofür ein Beweis erbracht ist 
durch die Magenpperation eines Hundes (siehe Fußnote auf 
Seite (818). 

- § 3. Kreisnähte. 

Zur Vereinigung zirkulär getrennter Därme, wie sie bei 
Resektionen auszuführen ist, sind zahlreiche sinnreiche, 
teils mehl, teils weniger komplizierte Methoden ausgedacht 
worden, die wir in zwei Gruppen eingeteilt haben, je nach¬ 
dem dabei verschiedenartig konstruierte Fremdkörper als 
Hilfsmittel verwendet werden oder nicht. 

Wir betrachten zuerst die Gruppe der reinen Faden¬ 
nähte mit ihren beiden Unterabteilungen: 

1 a) einfache Kreisnähte und 

1 b) Nähte mit Abpräparieren einer Seromuscularis- 
manschette. 

Ad la): Die erste einfache Kreisnaht, die für ihre und 
für die spätere Zeit von Bedeutung war, verdanken wir 
wiederum Jobert. 

Auf Grund seiner Erkenntnis, daß zur Heilung einer 
Darmwunde die Serosa eines Wundrandes mit der Serosa 
des anderen in Berührung gebracht werden muß, verbesserte 
er im Jahre 1824, wie Hoffmann schreibt, die damals 
fast allgemein angewandte Invaginationsmetnode dadurch, 
daß er den aufnehmenden Darmteil an seinem freien Ende 
nach innen einstülpte. Zu diesem Zwecke trennte er jedes 
der beiden freien Darmenden 2—3 cm von seinem Mesente¬ 
rium ab, versah das orale mit zwei Fadenschlingen, während 
er das kaudale einstülpte. Die Fadenschlingen werden 
dann am kaudalen Darmende durch die hier wie oben ge¬ 
bildete Doppelwand nach außen durchgeführt und unter 
ihrer Verwendung das proximale Ende des Darmrohres in 
das distale eingeschoben. An der Grenze des Zusammen¬ 
stoßes wird eine Zirkelnaht gemacht (vergl. Fig. Nr. 11).— 
J obert hatte nach Hoffmann seinerzeit noch die Faden¬ 
schlingen zur dauernden Befestigung mitverwendet und 
am empfangenden „weiblichen“ Teil außen zusammenge¬ 
bunden, was aber später wegen Gefahr der Stichkanal¬ 
eiterung unterblieb. 

Wir finden die Jobert’sche Darmnaht nur noch von 
K o c h [9], S c h 1 o f f e r [30], Leser [21] berücksichtigt, 



850 


wobei sie Leser übrigens als ein von R a m b d o r ange¬ 
gebenes Verfahren bezeichnet. Da J o b e r t mit ihr die 
Grundlage zu zahlreichen Invaginationsmethoden schuf, 
möchte ich sie doch nicht unberücksichtigt lassen, obwohl 
sie überlebt ist und praktisch nicht mehr in Frage kommt. 


iHrtMnAÄfo' /yuu £ . 


QäU. 




Mn 





Meine Versuche erstreckten sich daher lediglich auf den 
Dünndarm vom Hund und Rind, wobei ich folgendes fest¬ 
stellen konnte: 


Die Ausführung der Naht bietet an beiden Darmsorten 




keine Schwierigkeiten und ermöglicht breite Serosaflächen 
aneinander zu legen. Die Einstülpung des aufnehmenden 
Darmrohrs läßt sich ohne Assistenz: leicht ausführen, wie 
auch das Einschieben bezw. Einziehen des anderen Darm¬ 
rohres. Dabei gilt es nur eine Schwierigkeit zu überwinden, 
der aber alle Invaginationsmethoden unterworfen sind, 
nämlich die Unterscheidung des proximalen und distalen 
Darm-Endes. Bei falscher Wahl wird man im. Innern des 
Darmes eine unüberwindbare Klappe erzeugen. J o b e r t 
hat sich nach Schloffer damit zu behelfen versucht, daß 
er den Patienten gefärbtes öl nehmen ließ. Auch die Be¬ 
rührung der Darmoberfläche mit einem Kochsalzkristall, 
das eine antiperistaltische Welle erzeugt, wird empfohlen, 
ist aber nicht absolut sicher. Eventuell wird es also not¬ 
wendig sein den Darm nach und nach zu eventerieren und 
immer wieder in die Bauchhöhle zurückzulagern, bis man 
eine Stelle in Händen hat, an der man sich orientieren 
kann. . (Forts, folgt.) 


Referate. 

Pathologisch« Anatomie, Fleischbeschau and Nahnngsmtttelkande. 

Dr. Preller und Dr. P r*o m m in Hannover : Zur 

sanitätspolizeilichen Beurteilung des Morbus maculosus. 

(Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1920, Heft 9, S. 125.) 

Im Dezember 1919 wurde in das Pferdeschlachthaus des städti¬ 
schen Schlachthofes in Hannover ein 4jähriger brauner Wallach 
im Gewichte von zirka 10 Zentnern Gewicht eingeliefert, der wegen 
Morbus maculosus notgeschlachtet worden war. Nasen-, Kehlkopf- 
und Luftröhrenschleimhaut trugen zahlreiche, verschieden große 
Blutherde; es bestand lobäre Pneumonie, 1. Lungengangrän.. Leber, 
Milz und Nieren waren geschwollen und beherbergten in ihrem 
Gewebe stecknadelkopfgroße Infarkte, auch in der Muscularis mu¬ 
cosae und unter der Serosa des Darmes waren punkt- und größere 
streifeinförmige Blutflecken. An der Vor- und Unterbrust, sowie 
in der Kniegelenkgegend war die Subkutis sulzig-gallertig ver¬ 
ändert, die darunter liegende Muskulatur beherbergte ebenfalls 
Blutungen verschiedener Größe. Die Autoren untersuchten würfel¬ 
förmige unter sterilen Kautelen entnommene Muskelstückchen von 
den Beugern des 1. Oberarmes, der Unterschultermuskulatur, dem 
Muse, graziiis sowie die r. Niere bakteriologisch und fanden weder 
in den angelegten Kulturen noch in den Ausstrichpräparaten irgend 
welche Erscheinungen, die auf das Vorliegen einer monomorph.- 
bakteriellen Septikämie im Sinne des Gesetzes hätten schließen 
lassen. Auch bei den Fütterungsversuchen an Katzen und Hunde 
zeigten sich keinerlei nachteilige Folgen. Das Fleisch wurde des¬ 
halb in gekochtem Zustande der Freibank überwiesen und ohne 
Schaden von den Konsumenten verzehrt. Die Autoren empfehlen 
deshalb in. unserer jetzigen wirtschaftlichen Misere die Ergebnisse 
ihrer Untersuchungen allgemein zu verwerten und künftighin 



852 



Fleisch von Tieren, die wegen unheilbarem 
Morb. m a c u 1 o s. getötet werden, gekocht zum • 
Verkaufe durch die Freibank zuzulassen. Me. • 


Infektion«- «ld Invaslonskrankhelten. 

Dr. W. A. Collier: Gastruslarven in der Hand düs 
Menschen. (Münch. Med. Wochen sehr., 1920, Nr. 34, S. 991.) 

Die Gegenwart von Oestridenlarven in der Haut des Menschen 
ist noch umstritten. C. veröffentlicht zur Klarstellung der Streit¬ 
frage einen diesbezüglichen Fall, den er als Arzt der „weißen 
Garde“ im Spätsommer 1919 in Alexandrowo in Rußland beobach¬ 
tete. Ein Bauer hatte am Halse eine alte, eiternde, verschmutzte^ 
Wunde, auf der sich Fliegeneier befanden; dicht am Wundrande 
fielen C. mehrere unter der Epidermis befindliche Gänge auf, aus 
denen auf leichten Druck eine Fliegenmade und eine Gastrophilus- 
larve auszudrücken war. C. hält das Vorkommnis auch deshalb für 
interessant, als durch dasselbe der Gang der Infektion 
beim Pferde beleuchtet wird. Die aus den Eiern aus¬ 
geschlüpften Gastrophiluslarven bohren sich Gänge in 
die Epidermis, was ihnen inamentHch bei Wunden leicht 
gelingt; der dadurch entstehende Juckreiz ver- ' 
anlaßt das Pferd zum Belecken der befallenen Stelle, i \ 
auf mechanische Weise werden die Larven, aus \ 
ihrem • Versteck entfernt, gelangen auf Lippe und 
Zunge und von da in die tieferen Wege des Verdauungsappa- ' i! 
rates. Me. ' 


Tierarzt Dr. Fritz Schanz - Berlin: Das Blutbild 
des gesunden Schafes. Ubertragungsversuche mit infektiöser 
Anämie bei Schafen. (Aus d. mediz. Klinik d. Tierärztl. 
Hochschule. — Monatshefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 3 
u. 4, S. 130.) -■ .< 

Sch. unterzog sich auf Anregung des Geheimrats Dr. Fröhner 
der dankenswerten obigen Aufgabe und kam gleich der japani- 
sehen Studienkcynmission, zur Erforschung der infektiösen Anämie 
des Pferdes zu dem Ergebnis, daß geimpfteZiegen u n d 
Schafe zwar Fiebererscheinungen zeigen, daß 
aber die Übertragung auf kleine Wiederkäuer 
negativ ble-ibt, weshalb sich das Schaf zu Versuchen nach ^ 
dieser Richtung nicht eignet; dazu kommt, dhß die Zusammen¬ 
setzung seinesBlutes so große physiologische , j 
Schwankungen zeigt, daß ein sicheres Urteil 
selbst bei einem positiven Impfversuch über den Blutbefund ;.a 
nicht möglich wäre. Mel . Q 


Tierarzt Hans Sochtkemper -Berlin: Das rote f] 
Blutbild bei Infektionskrankheiten des Pferdes. (Aus der 
mediz. Klinik d. Tierärztl. Hochschule in Berlin. — Monats- 
hefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 3/4, S. 159.) v 

In der Klinik des Geheimrates Dr. Fröhner wurden nach t 
zahlreichen Blutuntersuchungen Zahlenwerte von 5 bis 
6 M i 11 i o n e n roterBlutzellen als geringgradige 



853 


A n ä nf i e, 4 M i 11 i o n e n als mittelgradige und 2 bis 
3 Millionen als hochgradige Anämie beim Pferde 
bezeichnet. L. konnte bei 23 rotzkranken Pferden mit'Ausnahme 
eines Falles sekundäre Anämie und eine mehr oder weniger starke 
absolute Leukozytose feststellen. Bezüglich der roten Blutzellen 
fand L. Verminderung der normalen Zahlenwerte, jedoch ohne 
morphologische Veränderungen. Zwei an Brustseuche erkrankte 
Pferde zeigten bei den verschiedenen Formen der Pneumonidh im 
rotem Blut ein wechselndes Verhalten; es läßt sich aber im Ver¬ 
laufe der Krankheit eine geringgradige Anämie feststellen. Auch 
in je einem Druse-, Pleuritis-, Myokarditis- und Peritonitis - Fall 
ergab die Untersuchung in Übereinstimmung mit den eingangs 
erwähnten Fällen, daß bei fieberhaften Erkrankungen 
fast immer eine verschieden hochgradige An¬ 
ämie nachzuweisen ist. Morphologische Veränderungen 
der roten Zellen regenerativen Charakters finden sich nicht, solche 
degenerierter Art in Form von Anisozysten häufiger, von Poikilo¬ 
zytose nur vereinzelt. Me. 


Verschiedenes. 

Anatomie und Physiologie. 

Der Wassersinn. 

Wüstenreisende haben schon manchmal von dem eigentüm¬ 
lichen „Wassersinn “ erzählt, den die Pferde und die andern zum 
Reiten oder Lastentragen verwendeten Tiere entwickeln, wenn es 
gilt, auf weite Entfernungen das Vorhandensein von Wasser auf¬ 
zuspüren. In einem Buch „Das Wüsten-Gebirgskorps“, in dem die 
Operationen der englischen Reiterei in Palästina und Syrien 1917/18 
geschildert werden, kommt der Verfasser, Oberstleutnant Preston, 
auch auf diesen eigentlichen Wassersinn zu sprechen und betont, 
daß er sioh bei verschiedenen Gelegenheiten nicht nur bei den 
Pferden, sondern auch bei manchen australischen Soldaten und 
einigen wenigen Engländern gezeigt hat. „Wer einmal diesen 
Wassersinn an sich beobachtet hat“, sagt Preston, „der wird diese 
Empfindung nie mehr vergessen, obwohl- es sehr schwierig ist, sie 
im einzelnen zu beschreiben. Der Geruchsinn spielt da¬ 
bei zweifellos eineRolle, aber dieEmpfindung 
ist mehr die einer plötzlichenFrische, eines eigen¬ 
artigen Aromas in der Luft, ajs die eines Geruches. Das Gefühl 
tritt besonders kurz nach Sonnenuntergang auf, und zu dieser Zeit 
kann das Vorhandensein von Wasser oft auf viele Kilometer Ent¬ 
fernung gespürt werden. Neben den Pferden zeigen hauptsäch¬ 
lich Maulesel und Esel den „Wassßrsinn“ in ausgesprochener 
Form. 


Pathologische Anatomie, Fleischbeschau mit Nahnugsmlttelkonde. 

Neues vom Orientierungssinn der Ameise. 

So viel auch schon über den Orientierungssinn der Ameise ge¬ 
schrieben worden ist, so hat man doch dieses Geheimnis der Natur 
erst jetzt vollkommen einwandfrei erklärt, und zwar waren es die 
zum erstenmal im Freien angestellten Versuche des Geruchs¬ 
chemikers Henning, über die Hans Heller in der „Naturwissen- 



854 


• ~.v' 



schaftlichen Wochenschrift“ berichtet. Läßt man eine Ameise auf 
berußtem Papier dahinlaufen, so bemerkt man, daß sie ihren 
Unterleib auf 1 Millimeter Wegstrecke dreimal auf die Unterlage 
auftupft, ist das Tier mehrmals über das Papier gelaufen, so nimmt- 
man einen deutlichen Duft von Ameisensäure wahr. Die 
Ameise sondert also während ihres Laufes beständig düe charak¬ 
teristisch duftende Ameisensäure ab und schafft sich so eme 
f ü r *d a s Geruchsorgan merkbare Fährte. Wurde 
nun an einem von Ameisen nicht begangenen Baumstamm vom 
Erdboden bis in Reichhöhe eine künstliche Fährte durch Bepinse- 
lung der Stelle mit Ameisensäurelösung hergestellt, so verließen 
eine Anzahl der Ameisen sofort die in der Nähe befindliche Straße, 
und ohne daß eine Verbindungsspur bis zum Fuß des Baumes ge¬ 
pinselt war, kletterten sie an der künstlichen, vorher nie verfolgten 
Fährte empor. Binnen kurzem war der gesamte Verkehr der 
Ameisen auf die künstliche Fährte gezogen und der Reiz des künst¬ 
lichen Duftes war so stark, daß die Ameisen, die sonst jede FeuclL- 
tigkeit vermeiden, selbst die nasse Fährte eifrig begingen. In der¬ 
selben Weise wirkten auch andere Chemikalien, deren Duft dem 
der Ameisensäure sehr nahesteht. Da die Tiere jeder absichtlichen 
Biegung der künstlichen Fährte folgten, so war ganz zweifellos, 
daß die Stärke der auf der Fährte befindlichen Geruchserregung 
sie leitete. Die Ameise bedarf zu ihrer Orientierung durch den 
Geruch einer hohen Duftkonzentration und ist weniger empfindlich 
als der Mensch. Denn dieser immt einen Ameisenduft schon wahr, 
wenn 10 Tiere über die gleiche Stelle gelaufen sind, während die. 
Ameise sich erst nach durchschnittlich 66, ja oft 100 Überquerungen 
nach der so entstandenen Fährte richtet. Erst die Häufigkeit, mit 
der eine bestimmte Richtung eingeschlagen wird, gibt dafür Ge¬ 
währ, daß nachfolgende Tiere in dieser Richtung Futter- oder 
Baustoffe finden. Machte jedes Tier eine merkbare Spur, so würden 
sich die Einzeltiere auf diesen unzähligen Spuren verirren und die 
Kolonie wäre bald ausgestorben. Auch so verirren sich noch bei 
der verhältnismäßig geringen Duftempfindlichkeit der Ameise ziem¬ 
lich viele Tiere, und daher kommt die große Zahl der verlassenen 
Haufen. Die Ameisenkolonie wird also nur dadurch zusammenge¬ 
halten, daß die Tiere eine ausgesprochene Reizbarkeit für Ameisen¬ 
säure besitzen und erst auf eine Duftkonzentration von gewisser 
Stärke reagieren. Da nur viele Tiere eine gangbare Fährte her- 
steilen können, so müssen sie sich an demselben Platz anhäufen. 
Wenn man den Ameisen die Antennen, die der Sitz des Geruchs¬ 
vermögens sind, abschneidet, oder den Ameisensäureduft durch 
andere Düfte übertönt, so hört der Zusammenhang der Kolonie 
sofort und unwiderruflich auf. Die Staatenbildung der 
Ameisen ist also durch ihre Antennen bedingt. 


.3 

■;! 

■J 


V 

1 


Haben die Vieh- und Schlachthofgebühren Einfluß auf die Fleisch- 

preise? 

Die am 1. April eingetreteme Erhöhung der Gebühren auf dem 
städtischen Vieh- und Schlachthofe zu Dresden soll nach verschie¬ 
denen Meinungen einen ungünstigen Einfluß auf die Gestaltung 
der Fleischpreise ausüben. Daß dies nicht der Fall ist, ergibt sich 
ohne weiteres aus der Tatsache, daß sämtliche Gebühren für die 
Benutzung des Schlachthofes und seiner Einrichtungeft, einschließ- 




1 




855 


lieh seiner Gebühren für die tierärztliche Untersuchung der 
Schlachttiere im lebenden und geschlachteten Zustande, der Tri¬ 
chinenschau, Lieferung des kalten und heißen Wassers usw. auf 
ein Pfund Fleisch berechnet, bei einem Rinde im Durchschnitt etwa 
25 Pfg., bei den übrigen Schlachttieren nicht mehr als 50 Pfg. 
betragen. Sicherlich ist selbst eine solche Gebühr nicht ohne Ein¬ 
fluß auf die Preisbildung. Bei einem Preise von 10 Mk. bis 18 Mk. 
für 1 Pfund Fleisch betragen aber sämtliche Schlachthofgebühren 
auf den. Pfundpreis berechnet kaum mehr als den 40. Teil eines 
solchen. Es bedarf wohl nur dieses Hinweises, um darzutun, daß 
die Schlachthofgebührein keineswegs für die hohen' Fleischpreise 
von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die Gebührenerhöhung 
hat auch keinen nachteiligen Einfluß auf die Zufuhr von Schlacht¬ 
tieren erkennen lassen. Selbst die neueingeführte, verhältnis¬ 
mäßig hohe Ausgleichsgebühr hat nachweisbar nicht nachteilig 
auf die Zufuhr von Fleisch nach Dresden eingewirkt. Die Zufuhr 
hat eher zugenommen und die Preise im Großhandel mit Fleisch, 
insbesondere mit Gefrierfleisch, sind trotz diese?' neuen Gebühr 
eher zurückgegangen. als gestiegen. Gerade Gefrierfleisch vom 
Rind wird in den letzten Monaten in außergewöhnlich großen 
Mengen hier eingeführt. Es ist von hervorragender Güte und wird 
in Vierteln einschließlich aller Spesen zum Preise von 7 Mk. bis 
7 Mk. 20 Pfg. je Pfund abgegeben. — Daß eine Erhöhung der 
Schlachthofgebühren eintreten mußte, war unvermeidbar, wenn 
man bedenkt, in welcher Weise in den letzten Jahren alle Aus¬ 
gaben zur Aufrechterhaltung eines jeden Betriebes gestiegen sind. 
Gegenüber einer Steigerung der Arbeitslöhne um mehr als 1000 
vom Hundert, der Preise für Kohlen und alle Mittel des Maschinen¬ 
betriebes um 1000 bis 1500 v. H. muß eine Gebührenerhöhung von 
200—800 v.H. immer noch als nicht unbegründet bezeichnet werden. 
Selbst die Steigerung der Kühlhausmiete um 800 v. H. gegenüber 
dem Friedenssatze (200 Mk. gegen 50 Mk.) — nicht 400 v.H., wie 
angegeben ist — muß' als durchaus begründet angesehen’werden, 
wenn man erwägt, daß gerade diese Ausgaben die allergrößte 
•Steigerung erfahren haben und fast allgemein weit über 1000 v.H. 
betragen. Daß trotz dieser hohen Steigerung der Mieten für die 
Kühlhausbenutzung der Dresdener Schlachthof immer noch zu den 
Anlagen in ganz Deutschland gehört, die niedrige Kühlhausmieten 
erheben, verdient besonders hervorgehoben zu werden. S. M. 


Staatsveterinärkünde, Anslandsdienst and Versicherungswesen. 

Ein Besuch im Schlacht- und Viehhof in München. 

Eine Welt für sülch tut sich einem Besucher auf! Der Betrieb 
erscheint heute im Vergleich zu der schwierigen Ernährungslage 
der Kriegszeit nicht viel verändert. Neugebaut wird zurzeit mit 
einem Kostenaufwand von 3,8 Millionen Mark die Sanitätsanstalt. 

Die in den Jahren 1876—78 errichtete Anlage erhält ihre natür¬ 
liche Gliederung durch die Zenettistraße. Diese zerschneidet die 
Anstalt in zwei Teile: in den Viehhof, der unmittelbar mit der 
Laderampe des Südbahnhofes verbunden ist, und in den Schlacht¬ 
hof. Im Viehhof gestattet die 200 Meter lange Laderampe für 
Inlandsv'ieh mit direktem Gleisanschluß an den Südbahnhof die 
gleichzeitige Entladung von 37 Eisenbahnwagen. Die Auslands¬ 
rampe ermöglicht dazu die gleichzeitige Entladung von 10 Wag- 



gons. Von ihr führt ein unterirdischer Triebgang zu den Auslands¬ 
stallungen im Schlachthof. Die Großviehmarkthalle faßt 800—900 
Stück, der offene Marktplatz 3000 Stück Großvieh. Die für 400 
Stück Viöh Unterkunft bietenden Reserve-Stallungen sowie die 
Reserve-Staliungen in der sogenannten SchmellerhaUe für 300 Tiere 
könnenheute dem starken Antrieb nicht genügen. Es muß deshalb 
viel Vieh..im Freien nächtigen. 4000 lebende und 1200 geschlach¬ 
tete Kälber faßt die Kälbermarkthalle. Die Schweine werden 
durch Triebgänge von der Bahn zur alten, 4500 und zur — heute 
fast überflüssigen — neuen, 2800 Schwelime fassenden Schweine- 
markthalle, sowie von da unterirdisch zum Schlachthof gebracht. 

Eigenartig zu beschauen ist am den Hauptmarkttagen Mittwoch 
undv Freitag morgens der neuzeitliche „Metzgersprung“ in den 
Viehhof. Hunderte von Metzgern harren vor den Gittertoren, die 
Schlag 9 Uhr geöffnet werden. Da hebt ein Wettrennen zur Kälber* 
halle an, denn jedem Metzger ist es darum zu tun, die beste Ware 
zu erhalten. Gemächlicher aber ist der Gahg zum Großviehmarkt, 
denn hier wird genug aufgetrieben. Ein Handeln und Feilschen 
besonderer, für den Laien kaum verständlicher Art hebt an, die 
Preise freilich bleiben kontrolliert. Das erstandene, ipit dem Unter- 
suchungs-, Versicherungs- und mancherlei Händlerstempeln ver¬ 
sehene Tier wird zur Wage gebracht, die Gebühren werden im 
Kassengebäude entrichtet, worauf der Käufer den „Markt-Schltiß- 
schein“ erhält, der zugleich Eintrittsschein für dem Schlachthof ist. 

Dem Schla c h t h o f geben die sechs je 90 Meter langen 
und 16 Meter breiten Schlachthallen — vier für das Großvieh, zwei 
für das Kleinvieh — das Gepräge. Die angewendeten Schlacht¬ 
methoden sind unterschiedlich, vermieden jedenfalls dlst unnütze 
Quälerei. In der neuen Schweineschlachthalle können täglich bis 
zu 3000 Schweine geschlachtet werden. Der Betrieb hier ist für 
ganz Deutschland mustergültig, vor allem ist das' T r i c h i n e n - 
schauamt eine für die Volksgesundheit höchst segensvolle 
Einrichtung. Auch die Sanitätsanstalt dient solchen 
Zwecken, namemtlich wird da das Fleisch für die Freibank ge¬ 
prüft und . aus geschieden. Ungenießbares der Thermischen Ver¬ 
nichtungsanstalt überwiesen. Kuttelei mit Düngerfabrik und Appa¬ 
raten zur Futterverwertung, die alte Sehweineschlachthalle mit 
einer neuen sehr wertvollen Trockenanlage zum Trocknen von 
Blut, die Auslandsmarkthalle für 600 Großtiere, das Kesselhaus, 
die Maschinenhalle und die Kühlanlage neben den Verwaltungsge¬ 
bäuden ergänzen die Anstalt. 

Zur Verwaltung der gesamten Riesenanlage ist der ver¬ 
hältnismäßig nicht hohe Stab von 132 Beamten sowie von 154 Hand¬ 
werkern und Arbeitern nötig. Indessen sind über 3000 selbständige 
Geschäftsleute, Metzger usw. und etwa 500 Hilfspersonen zuge* 
las.se, n. Der Schlacht- und Viehhof München darf somit als die 
größte Anlage ihrer Art in Süddeutschland angesehen werden, im 
Hinblick auf den Gesamtverkehr der Viehmärkte, Exportverkehr 
und Schlachtungen steht er selbst an dritter Stelle im Reich. Wie 
sehr sein Marktverkehr freilich im Krieg heruntergekommen, mag 
eine Gegenüberstellung weniger Höchst- und Niedrigkeitszahlen 
zeigen. Der höchste Stand an Großvieh im Jahr 1915 war 123 712, 
der tiefste 1918 31 428 Stück; Kälber 1909 266 729 höchster, 1920 
21 465 tiefster Stand; Schweine 1911 432 159 und 1918 18 421. 
Heute habern die Verhältnisse sich wieder gehoben. 



857 


öffentliche Sdilachtviehversicherung *). 

Zur Zeit der behördlichen Bewirtschaftung des Fleisches waren 
die Kommunalverbände durch den Bayer. Schlachtviehversicherungs¬ 
verband vor Verlusten gedeckt, welche infolge der Beanstandung 
von Schlachttieren bei der Fleischbeschau entstanden. 

War schon damals das Bedürfnis einer Schlachtvieh Versicherung 
vorhanden, so mußte dieses noch wachsen, als nach der Freigabe 
des Handels mit Fleisch und Fleischwaren die Höchstpreise beseitigt 
waren und die gewerbsmäßig Schlachtenden das Wagnis allein zu 
tragen hatten. Einerseits die hohen Viehpreise, anderseits die Wei¬ 
gerung der Verkäufer, bei der großen Nachfrage nach Schlachtvieh 
eine Haftung für Schlachtviehmängel zu übernehmen, machten einen 
Versicherungsschutz notwendig, wenn nicht die Geschäftsbetriebe 
besonders der wirtschaftlich schwächeren Metzger ernstlich gefährdet 
werden sollten. Maßgebend für die Umgestaltung und Fortführung 
der Schlachtviehversicherung war auch die Rücksicht auf die Ver¬ 
braucher, die bei den hohen Fleischpreisen Anspruch darauf haben, 
daß durch eine streng und gleichheitlich durchgeführte Fleischbe¬ 
schau nur gesundes Fleisch in den Verkehr kommt, was am besten 
durch lückenlose Vergütung alles beanstandeten Fleisches verbürgt 
wird. Deshalb wurde für die Versicherung des Schlachtviehs die 
Beteiligung allgemein angeordnet. Träger der öffentlichen .Schlacht¬ 
viehversicherung ist aber nicht ein von den Versicherten verschie¬ 
dener, Gewinnsuchender Unternehmer, auch nicht der Staat, sondern 
die Gesamtheit der gewerblich Schlachtenden. Die Versicherungs¬ 
beiträge werden von einem Verwaltungsausschuß dem tatsächlichen 
Bedarf entsprechend bemessen und ausschließlich zum Nutzen der 
Versicherten, zur-Deckung der Schäden und der Verwaltungskosten 
verwendet. 

Die Ansicht, diese genossenschaftliche Einrichtung wirke hem¬ 
mend auf den Preisabbau und verteuere das Fleisch, ist schon des¬ 
wegen falsch, weil beim Fehlen einer derartigen Einrichtung die 
Schlachtenden die Verluste selbst tragen und bei der Preisbemessung 
berücksichtigen müßten; daß sie dabei den durchschnittlichen Ver¬ 
lust der infolge der Versicherung bei 1 Pfund Rindfleisch nur 12,5 
Pfennig und bei 1 Pfund Schweinefleisch nur 5,3 Pfennig beträgt, 
billiger anrechnen würden, ist kaum anzunehmen. 

Unbegründet ist schließlich die Befürchtung, es könnten häufig 
erheblich kranke Tiere unter Umgehung der Schlachtvieh- und 
Fleischbeschau geschlachtet werden, um die Beiträge für die Schlacht¬ 
viehversicherung zu hinterziehen. Denn solche Tiere sind ja nach 
den Allgemeinen Versicherungsbedingungen überhaupt von der 
Schlachtviehversicherung ausgeschlossen. Es wird daher vielmehr 
mit dem Bestreben zu rechnen sein, die kranken Tiere versichern 
zu lassen, um hiefür Entschädigung zu erhalten, dagegen die an¬ 
scheinend gesunden Tiere der Beschau und der Versicherung zu 
entziehen, um die Beiträge zu ersparen. 


*) Zu den Ausführungen der Fleischwarenfabrik Sauermann- 
Kulmbach in Nr. 210 der Staatszeitung vom 9. September 1921. 



') Vom 16. mit 31. Juli 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 


858 


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Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

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Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 1. mit 15. August 1921. 







859 


W 


Personalien. 

Als Praktikant eingetreten: Dr. Friedrich Lochmüller aus 
Weidenberg (Obfr.) beim Bezirkstierarzt in Kehlheim. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr.. Heinrich Stolch 
aus Trochtelfingen (Oberamt Neresheim (Wrttb.) in Nordlingen. 

Bekanntmachung. 

In der Stadt Landau/Pfalz ist die Stelle des 

Schlachthofdirektors 

wieder zu besetzen. Besoldung erfolgt nach der staatl. Besoldungs¬ 
ordnung in Gruppe X mit Vorrückung in Gruppe XI. Für die 
Dienst-, Gehalts- und Versorgungsverhältnisse ist die städtische 
Boamtensatzung maßgebend. Dienstwohnung gegen eine noch fest¬ 
zusetzende Mietentschädigung. Der Schlachthofdirektor soll städt. 
Bezirkstierarzt werden. Privatpraxis im Stadtbezirk in beschränktem 
Umfange zugclassen. 

Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche bis 1. Oktober 1921 
beim unterfertigten Amte einreichen. 

Landau, den 12. September 1921. 

Das Bürgermeisteramt. 


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erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch Innerlich 
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Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6 . — Druck von J. Gotteswinier \ 
Kommissionsverlag M. Riegersehe r’niversitätsbuchhandlung. München. Odeouspl 2, 





















(früher: Tierärztliches Wochenblatt a*Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von: 

Ministerialdirektor Dr. Ftttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im 
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt* 
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär- 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬ 
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität 
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärral bei der 
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München; 

^ Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und 
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt, 
ordentl. Universitätsprofessor in München ; Oberveterinärrat Schneider, städtischer 
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge- 
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬ 
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München; 
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 27. September 1921. Nr. 39. 


Inhalt: 

Originalartikel: ^Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- upd 
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichton. — Personalien. — 
Bücherschau^ 


(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) 

Ober Darmnähte bei den Haustieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik. 

(Fortsetzung). 

Die Beeinträchtigung des Lumens durch den eingestülp¬ 
ten und eingeschobenen Darm ist beim dünnwandigen weiten 
Rindsdarm nicht von Bedeutung, dagegen macht sie sich 
beim Darm vom Hunde geltend, da dieser bei verhältnis¬ 
mäßig dicker Wandung ein enges Lumen aufweist. Diese 
Obturationsgefahr wird noch erhöht, wenn man, um die Er¬ 
nährung der Darmenden sicherzustellen, diese nur in ganz 
geringer Entfernung vom Wundrand ihres Mesenteriums 
beraubt, so daß dieses beidemale mit eingestülpt wird. Un¬ 
günstig ist ferner, daß der aufnehmende Darmteil durch 
die zwei Fadensehlingen vollständig perforiert werden muß. 
Ob sie dann zur Mitbefestigung verwendet werden oder 
nicht, bleibt gleichgültig, denn die Gefahr einer Infektion 
ist doch gegeben, besonders an dem schwer desinfizierbaren 
I )ickdarin. 

Die neueren Methoden umgehen diese Nachteile, so daß 












866 


die Jobert’sche Invagination keine Verwendung mehr findet, 
sondern nur geschichtliches Interesse hat. 

Einige der als Längsnähte* beschriebenen Methoden 
lassen sich auch bei der Kreisnaht anwenden, ohne daß 
man ein besonderes Hilfsmittel braucht. Hat man z. B. 
eine etwa ein Drittel des Darmumfanges betreffende Quer- 
durchtrennung, so kann man dieselbe jederzeit als einfache 
Längswunde betrachten, die man nach den genannten Me¬ 
thoden der Längsnaht verschließt. Liegt nun infolge einer 
Darmresektion eine vollständige Quertrennung vor, so hilft 
man sich einfach damit, daß man die beiden Darmenden 
zunächst an 3 Stellen miteinander vernäht und zwar in Ab- 
• ständen von ungefähr ein Drittel des Darmumfanges. Zieht 
man nun an zwei Heften an, so wird die dazwischen liegende 
Partie des Darmumfanges nach Art einer Längswunde, an¬ 
gespannt und die Kreisnaht ist in 3 Längsnähte zerlegt. Am 
vorteilhaftesten beginnt man dabei an der Gekrösansatz- 
stelle, um sofort die richtige Lagerung der Trennungsstücke 
festzulegen. Man kann bei diesen 3 Fixationsnähten alle 
Schichten des Darmes umfassen, da ja über sie mindestens 
eine, meist jedoch zwei seromuskuläre Nahtreihen gelegt 
werden. 

Von den Längsnähten können wir ohne weiteres herüber¬ 
nehmen die Methoden nach Czerny und Albert. Die 
Lembert -Naht für sich als einreihige Naht dürfte theo¬ 
retisch auch hier in Frage kommen, praktisch aber erheben 
sich gegen diese dieselben Bedenken, die wir bereits bei 
der Längsnaht erwähnt haben, wo wir dieselbe nur für 
kurze Darmwunden reserviert wissen wollten. Wollte man 
die ganze Quertrennung mit Lembert-Nähten vereinigen, 
so setzte man sich der Gefahr aus, daß die Naht an irgend 
einer Stelle vielleicht doch undicht würde und dadurch der 
Erfolg überhaupt in Frage gesetzt wäre. Auch an die Nähte 
von E m m e r t und G e 1 y könnte man denken, sie scheiden 
aber aus, und zwar aus denselben Gründen, die wir bei den 
Längsnähten angeführt haben. 

Ich beschränkte daher meine Versuche auf die Methoden 
von Czerny und Albert. Als Versuchsmaterial ver¬ 
wendete ich wiederum das Jejunum und Colon von ver¬ 
schieden großen Hunden und vom Rind, sowie das Jejunum 
und Ileum vom Pferd, und zwar legte ich die beiden Nähte 
an jedem Darmstück, an jeder Darmart etwa 10 mal und 
fand dabei, daß sich diese doppelreihigen Nähte bei den 
verschiedenen Därmen jederzeit gleich gut anwenden lassen. 

Ich legte die Nähte nach 3 maligem Fixieren des Darm- 




667 


rohres genau so wie Längsnähte an, so daß alle Punkte, die 
wir bei beiden Methoden oben besprochen haben, hier wieder 
zur Geltung kommen. Als günstigste Entfernung der ein¬ 
zelnen Nähte der inneren Nahtreihe fand ich sowohl nach 
Czerny und Albert wiederum 3—4 mm, wobei ich die 
Etagennähte auch in etwas größeren Zwischenräumen dar¬ 
über gelegt habe und zwar so, daß sie die innere Naht etwas 
mitfaßten. Auf diese Weise vermied ich eine allzugroße 
Beeinträchtigung des Lumens durch den ringsum in den 
Darm vorspringenden Wulst. Bei den dicken, engen Därmen 
von mittelgroßen Hunden wird dieser Wulst aber bedenk¬ 
lich und bei Därmen kleiner Hunde, bei denen die Dicke 
der Wand gegenüber dem engen Lumen noch mehr zur Gel¬ 
tung kommt, verursacht er eine völlige Verstopfung des 
Lumens. Wir können also die zweireihigen zirkulären Nähte 
nach Czerny und Albert bei kleinen Hunden und 
analog bei anderen kleineren Haustieren nicht anwenden. 

Ko eher [20] empfiehlt, nur zwei Fixationsnähte zu 
legen und zwar am Mesenterialansatz und gegenüber an der 
Konvexität. Dann folgt nach ihm eine fortlaufende Naht, 
welche sämtliche Darmschichten umfaßt. Der Faden des 
ersten Knotens bleibt lange stehen und in einfach fort¬ 
laufender Kürschnernaht werden ohne Unterbrechung rings¬ 
um die Ränder in feste Berührung gebracht, bis man das 
letzte Fadenende mit dem ersten stehengebliebenen ver¬ 
knüpft -hat. Über diese Naht kommt dann als eigentliche 
Vereinigungsnaht eine zirkuläre Lembert-Naht, so daß hier 
im Prinzip die Albert’sche Methode Verwendung gefunden 
hat, nur mit der Änderung der fortlaufenden Naht. Ich 
versuchte diese Kocher’sche Naht mehrmals am Jejunum 
vom Hund und stellte dabei folgendes fest: 

Von geringer Bedeutung ist das Anlegen von zwei statt 
drei Fixationsnähten. Die Frage, ob fortlaufende Naht 
oder Einzelnähte, scheint mir dahin zu beantworten zu sein, 
daß die Einzelnähte einen exakteren, sichereren Wundver¬ 
schluß gewährleisten und deshalb vorzuziehen sind. Die 
fortlaufende Naht nimmt zwar bedeutend weniger Zeit in 
Anspruch, jedoch spielt bei ihr der richtige gleichmäßige 
Zug beim Knüpfen eine sehr große Rolle, da von dessen 
Ausführung die Sicherheit der ganzen Naht abhängig ist. 
Reißt ein Faden aus, so ist die ganze Naht gelockert, und 
ein zweimaliges Anlegen ist nicht nur sehr zeftraubend, 
sondern eventuell auch unmöglich. Lockert sich an irgend 
einer Stelle eine Schlinge, so kann leicht eine Infektion der 
zweiten Reihe eintreten. Diese Gefahren lassen sich durch 



868 



Einzelnähte vermeiden, da man den richtigen Sitz der 
zelnen Knopfnaht sofort kontrollieren kann. Auch v 
Hochenegg und Payr ziehen die Einzel nähte vor. 

Wenn ich das Ergebnis dieser Versuche zusammenfasse, 
So ergibt sich, daß sich quere Darmdurchtrennungen sehr 
wohl durch Albert’sche oder Czerny’sche Naht vereinigen 
lassen, nur bei dickwandigen, engen Därmen können wir 
sie nicht anwenden. 

Ist eine solche Naht erforderlich, so müssen wir uns auf 
andere Weise behelfen, nämlich durch seitliche Vereinigung 
— Enteroanastomose —, auf die ich später zu sprechen 
komme. 


Ad lh) : Nähte mit Abpräparieren einer Seromuscularis- 
manschette. 

Eine ganz eigenartige Technik der Darmnaht verdanken 
wir Kummer. 

Um eine Besudelung des Operationsfeldes mit dem 
Darminhalt zu vermeiden und um eine spätere Verenge¬ 
rung des Darmlumens zu umgehen, empfahl er 1891 die 
sogenannte submucöse Resektion. Bayer beschreibt dieses 
Verfahren folgendermaßen: 

„Der Darm wird im Gesunden bis zur Schleimhaut Um¬ 
schnitten. In der Submucosa, die sich am Querschnitte des 
Darmes als weißer Streifen kennzeichnet, löst man dann 
ganz leicht die Serosa und Muscularis im Zusammenhang 
von der Schleimhaut ab und schlägt sie in Form einer 
Manschette um, so daß die Kontinuität des Darmrohres ge¬ 
wahrt bleibt (vergl. Fig. Nr. 12). Hierauf wird mit eigenen 
Klemmen abgeklemmt, das auszuschaltende Darmstück zen¬ 
tral und peripher abgebunden, damit bei der Durchtrennung 
nichts herausfließt, und entfernt. Während die Klemmen 
noch liegen, wird zuerst die Schleimhaut genäht und dann 
die seromuskulären Manschetten zurück- und nach innen 
geklappt, daß sich die serösen Flächen aneinander legen und 
in dieser Lage vernäht werden können.“ 

[Vergl. Fig. Nr. 13 u. 14 und Literaturverzeichnis Nr. 11, 
14, 19, 25, 30.] 

Ich habe diese Naht etwa 30 mal an frischen Därmen 
vom Pferd und Rind und verschieden großen Hunden ge¬ 
legt. Als Operationsstellen wählte ich bei den drei Tier¬ 
gattungen das Jejunum und das Colon, wobei ich beim 
Pferdedarm die taenienfreie und poschenarme dorsale linke 
Lage nahm, da der übrige Dickdarm infolge seiner ver¬ 
schiedenen Dicke und unregelmäßigen Form (durch die 





869 


Taenien) für diese „Methode von vornherein ausscheidet. 
Ich ersah daraus folgendes: 

Das Abpräparieren der Seromuscularismanschette, das 
schwierig erschien, erwies sich dabei als verhältnismäßig 
einfach. So bald rings um das Schleimhautrohr der Anfang 
gemacht ist, lassen sich die beiden Schichten sowohl am 
Dick- wie am Dünndarpi leicht umstiilpen, und unter mäßi¬ 
gem Zug weiter rückwärts ziehen, wobei nur hie und da 
mit einem feinen Messerchen das lockere Gewebe der Sub- 
mucosa bezw. in ihr verlaufende Gefäßchen zu durchtrennen 
sind. Das Zusammennähen der beiden Stümpfe des Schleim- 
haut-Submucosarohres mit gewöhnlichen Knopfnähten bietet 
auch keine Schwierigkeiten, während eine gewisse Geschick¬ 
lichkeit und Übung erforderlich ist, um die beiden Sero^ 
muscularismanschetten gleichmäßig einzustülpen und glatt 
aneinander zu legen, damit durch die durch sie gelegte Naht 
die Serosaflächen ringsherum sich gleichmäßig berühren 
und verkleben können. Die Frage, worin die Ursache liegt, 
daß dieses Einstülpen, d. h. kammartige Aufstellen der Man¬ 
schetten ziemliche Schwierigkeiten bereitet, ist nicht leicht 
zu beantworten. Vielleicht liegt ein Grund in der verschie¬ 
denen Stärke der Muskelschichten, beträgt doch der Unter¬ 
schied in der Dicke der Dünndarmmuskulatur der Mesente¬ 
rialseite gegenüber der Antimesenterialseite beim Hund 
zirka 300 Mikra, beim Pferd zirka 200 Mikra und beim 
Rind 100 Mikra, und gerade an den Därmen vom Rind und 
Pferd gelang mir die Einstülpung leichter als bei den 
Därmen vom Hund. Nachteilig mag bei letzteren außer 
der ungleichen und wesentlich stärkeren Muskelschicht auch 
die durch die Größe bezw. Kleinheit des Darmes bedingte 
Unhandlichkeit des Präparates sein. 

Was die Festigkeit der inneren Naht anbelangt, so ist 
diese, wie auch Markus [25] angibt, genügend, da der 
Schleimhautzylinder nicht nur aus der Mucosa, sondern aus 
der Submucosa mit ihren vielen elastischen Fasern besteht. 
Eine Naht der Schleimhaut allein wäre unmöglich. Das 
Mitfassen der Mucosa, das sonst wegen der durch die Nadel¬ 
löcher bedingten Infektionsgefahr unter allen Umständen 
zu vermeiden ist, ist hier unbedenklich, da die Schleimhaut¬ 
nähte mit den Serosanähten, d. h. mit der Peritonealhöhle, 
nicht in Verbindung stehen. 

Einen großen Vorzug vor anderen Arten weist die Me¬ 
thode darin auf, daß bei ihr keine Beeinträchtigung des 
Lumens durch die Naht eintritt. Dennoch aber scheint sie 
mir nicht empfehlenswert zu sein. Das zweimalige Abpräpa- 



870 


rieren der Muskel schiebt erfordert, obwohl eis'* nicht schi 
smszufiihren ist, einen ziemlichen Zeitaufwand, -noch mel 
aber die Einstülpung der beiden Manschetten. Selbst 
großer Übung gelingt es oft nicht diese so rasch -gieicl 
mäßig einzustülpen, glatt aneinander zu legen und kb 
nähen, als es wünschenswert ist. Die Dauer der Opearati« 
ist also gegenüber anderen Methoden erheblich länge». 
Tieren, bei denen die Operation nur in Allgemeinnark« 
gemacht' werden kann, ist somit eine ungleich längere Nlj 
kose erforderlich, die ungünstig auf die Operation einwirl 
kann, andererseits ist die Gefahr, daß eine zu starke 
kühlung des Darmes durch seinen langen Aufenthalt, auf 
halb der Bauchhöhle eintritt und dadurch seine Heiltendei 
beeinträchtigt wird, größer als bei anderen Methoden. *’ A 

(Forts, folg 


Referate. 

Iafsktiou« tnd Invasloiskraikheitei. 

Prof. K o c k e 1 - Leipzig : Primäre Zungenaktinomykos 

(Münch. Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1044.) 

K. teilt einen .solchen Fall bei einem in den 40 er Jahrenl 
stehenden Manne mit, der besonders nach der ätiologischen Rieh-I 
tung Beachtung verdient. Im August 1907 war eine höhnen 
große, harte, ziemlich oberflächliche Ge. 
tchwulst aus der Zunge entfernt worden, die bei der histo—J 
logischen Untersuchung einem Sarkom glich, im Zentrum jedoch 
einen erbsengioßen Herd barg, in dessen Mitte ein winzig kleiner ; 
Fremdkörper, vermutlich ein Holzteilchen, saß, dem eine 
Aktinomyzes-Druse angelagert war. Ein Rezidiv ; 
ist nach der Operation nicht mehr aufgetreten. In ursächlicher; 
Beziehung ergab sich, daß der Patient, um sich das leidenschaft-. 
liehe Zigarettenrauchen abzugewöhnen, viel mit Holzzahnstochern 
im Munde spielte; wahrscheinlich ist dabei ein Splitter in die Zunge 
eingedrungen. Die Beobachtung lehrt ferner, daß die Zungen-: 
aktinomykose beim Menschen in ähnlicher Form 
wie beim Rind in Gestalt geschwulstartiger, entzündlicher, 
relativ gutartiger Neubildungen auftreten kann und daß bei der 
Untersuchung derartiger Geschwülste die Anfertigung von Serien¬ 
oder Stufenschnitten unbedingt erforderlich ist. Me. 


Iwwre Medizin and Hygienie. 

G. Kröncke: Uber die Behandlung der Maul- und 
Klauenseuche beim Menschen mit Silbersalvarsan. (S. A.-Z. 
Nr. 40.) 

Kr. hat, angeregt durch die günstigen Erfolge, die er bei Sto- 
matitiden und Gingivitiden aller Art mit Silbersalvarsan hatte, bei 
einer Patientin, die an Maul- und Klauenseuche erkrankt war, durch 
eine intravenöse Injektion von 0,1 g Silbersalvarsan einen vollen 
Erfolg erzielt. Schon nacli sechs Stunden waren die subjektiven 
Beschwerden allgemeiner Art verschwunden. Die Ursache der 


871 


Erkrankung lag darin, daß die Patientin täglich ungekochte Milch 
genossen hatte, die aus einem mit Maul- und Klauenseuche infi¬ 
zierten Hof stammte. 


Chlrargie ud Geburtshilfe. 

Dr. P. Illing,!. Assistent d. Chirurg. Klinik d. Tier¬ 
arzt!. Hochschule Dresden: Wundex, ein neues Desinfek¬ 
tionsmittel. (Tierarzt!. Rundschau, 1921, Nr. 4, S. 53.) 

Im Gegensätze zur Humanmedizin, wo, wenigstens in der Spital¬ 
praxis, die Antisepsis der Asepsis hat weichen müssen, dominiert 
in der Veterinärmedizin die erstere. Das unaufhörliche Auftauchen 
neuer Medikamente beweist, daß es noch nicht gelungen ist, ein 
Antiseptikum herzustellen, das allen Anforderungen entspricht. 
Neuerdings empfiehlt die Firma Franz Göller, Görlitz, unter dem 
Namen „Wundex“, früher „Sublimator“, ein Präparat, das ähnlich 
dem „Sagrotan“ ein Gemisch von Chlorxylcnol und Chlorkresol 
darstellt. Schottelius, der die pharmakodynamischen Eigen¬ 
schaften des Gemisches prüfte, machte die interessante Beobach¬ 
tung, daß die Wirkung nicht gleich der Summe ihrer Komponenten 
ist, sondern um 100 % gesteigert ist. Illing hat 25 besonders 
ausgewählte Fälle von Verwundung oder chirurgischen Eingriffen 
beim Pferde mit %- und 1 %iger wässeriger Wundexlösung be¬ 
handelt, von denen er 1 Stichwunde in der Tarsalgegend, 1-Gelenk- 
wunde, 1 Sehnenscheidenwunde und 1 Kieferhöhlenempydm unter 
dem Einflüsse des Medikaments besonders beschreibt. Sein Urteil 
lautet dahin, daß die %- und l%ige Wundexlösung 
ein hochwertiges Desinfektionsmittel bildet. 

__ Me. 

Tierärztliche Standes- und Wlrtschaltsfragen. 

Deutscher Veterinärrat. 

Der D. V.-R. hat am 4. September in Würzburg eine Ausschu߬ 
sitzung abgehalten, an. der alle Ausschußmitglieder teilgenommen 
haben. Von den Ehrenmitgliedern war, freudig begrüßt, der Ehren¬ 
präsident Herr Geheimrat Lothes erschienen. Herr Geheimrat 
Lothes hat durch seine Teilnahme das große Interesse auch 
dem D. V.-R. in seiner Neugestaltung erwiesen, das er der alten 
Standesorganisation gewidmet hat. So haben sich in Würzburg 
die neue und die alte Zeit die Hand gereicht zur weiteren, ge¬ 
meinsamen Arbeit an der gemeinsamen Sache. 

In achtstündiger Beratung sind wichtige Standesangelegen¬ 
heiten behandelt. Sehr eingehend wurde das Thema Tierarzt und 
Tierzucht besprochen, wobei der Ministerialerlaß über die An¬ 
stellung von Tierzuchtbeamten und die Verfügung über die Aus¬ 
bildung von Tierzuchtbeamten zu Gestütsdirektoren einen breiten 
Raum einnahmen. Der Tierzuchtausschuß des D. V.-R. wurde mit 
der weiteren Verfolgung der Sache betraut. Soviel kann gesagt 
werden, daß der Widerstände und Widersacher gar viele sind. 

Dispensierrecht, Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel 
durch Tierärzte standen zur Beratung, wobei das Verhältnis zwi¬ 
schen Tierarzt und Nahrungsmittelchemiker besonders beleuchtet 
wurde. 

Mehrere andere Fragen befinden sich in einem Stadium, das 
eine vorsichtige Behandlung der Dinge erfordert und persönliche 
Beratungen mit den zuständigen Zentralbehörden notwendig er- 



872 



scheinen läßt. Es kommen da in Betracht die Keichsuiinisterien 
des Innern, für Ernährung und für die Wehrmacht. 

Die deutschen Tierärzte aller Gruppen können die Gewißheit 
haben, daß ihre Interessen vom D. V.-R. in jeder Richtung wahr- 
genommen werden. 

Bezüglich der Beiträge für das laufende Jahr erklärt der Aus¬ 
schuß, daß jeder Wähler zum D. V.-R., der in einer Wählerliste 
steht, verpflichtet ist, den Beitrag zu zahlen, denn er ist ja auch 
durch den von ihm gewählten Delegierten im D. V.-R. vertreten. 

Dankbar wurde die üpferfreudigkeit der Gruppe Düsseldorf 
des R. P. T. anerkannt, die dem D. V.-R, außer dem festgesetzten 
Beitrag von 10 Mark noch einen Sonderbeitrag von 10 Mark zur 
Verfügung stellt in der Erkenntnis, daß die tierärztliche Standes¬ 
vertretung ohne ausreichende Mittel nicht das leisten kann, was sie 
im Interesse der deutschen Tierärzte leisten will und leisten muß. 

Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die gefaßten Beschlüsse 
die volle Einmütigkeit aller Ausschußmitglieder ergaben. 

Fr. A 11 h o f, 

Präsident des Deutschen Veterinärrates. 


Verschiedenes. 

Sammlung „Schütz>Ehrung“. 

(3. Quittung, abgeschlossen am 31. August 1921.) 


Sammlung d. Professoren, Prosektoren, Konservatoren 
und Assistenten a. d. lltrechter Tieräi'ztlichen 

Hochschule.1010.—Mk. 

Verein Schlesischer Tierärzte. 500.— „ 

Veterinäroffizierkorps d. 2. Kav.-Div. (übermittelt von 

Generaloberveterinär Jarmatz) .. 240.— „ 

Geh.-Rat Dr. L i cli t e n h e 1 d-Weimar, Dr. S i m o n- 

Berlin je 200 Mk. =.. 400.— „ 

Dr. Sch m i d t - Trebnitz.150.— „ . 

Kreistierarzt S c h 1 i e p e r - Goldap. 100.50 ,. 

W. Fr. in Z., Generalobervet. a. D. Dr. Pfeiffer- 
Köln, Martin- Gießen, Priv.-Doz. Dr. Schau¬ 
der - Gießen, Generalvet. a. D. B e n s - Bresalu, 

Kreistierarzt Dr. W i t t e - Pr.-Eylau je 100 Mk. = 600.— „ 

Dr. Mertens- Fürstenberg, ? ? ? - Motteisteine, 

Dr. Weber- Saarlouis, Dr. Memmen- Burhave, 
Marquardt - Lübtheen, ? ? ? - Kyritz, Spill- 

n e r - Borken je 63.85 Mk. -. 446.95 „ 

Dr. T e 1 1 z - Günzburg. 63.60 „ 

Dr. E g g e - Scliwaan . . ... . . 62.85 .. 

Kreistierarzt Schirm eisen - Rosenberg (O.-S.), 


Generalvet. a.. D. Dr. Schake- Berlin, Dr.We g e - 
uer- Casekow, J o r d a n - Steglitz, Kreistierarzt 
W i e g e 1 s - Sankt Wendel, Harms- Elmshorn, 
Dr. Alexander - Lipke, Kreistierarzt B o 11 z - 
Mohrungen; Schlachthofdirektor R i s t o w - Magde¬ 
burg, Dr. Mühlen - Görlitz, Oberamtstierarzt 
K 1 ä g e r-Sulz, Veterinärrat Pa u 1 a t-Bartenstein, 
Veterinärrat Bockelm an n-Aachen, Kreistierarzt 
L o y e r - Bremerhafen, Generalobervet. a. D. S e e - 
g e r t -W oldegk, Oberstabsvet. Breit enreiter- 
Stolp, Morgen- Neustädtel, Dr, E n g e 1 i e n - 











873 


Mieste. Generalobervet. a.D. Lüneburg- Lingen, 
Kreistierarzt Dr. Mülle r-Margrabowa, Dr. Holz¬ 


apfel- Olpe, V o g e 1 - München, Dr. B u g g e - 
Kiel, Direktor Marks- Hannover, Schneider- 
Bleckede, Kreistierarzt S t a r f i n g e r-Darkehmen, 

Kreistierarzt Dr> G u t-h k e - Beeskow je 50 Mk. — 1350.— Mk. 

T h i'e s s e n - Gettorf. 40.— „ 

Kreistierarzt Dr. Nikolaus - Bolkenhain, Jelen- 
Baerwalde, stellv. Kreistierarzt H e n r i c h -Cosel, 

Dr. Sonnenbrodt - Bad.Harzburg, Veterinärrat 
Dr. Schubert h- Hirschberg. Dr. Conrad- 
Wittstock, Vet.-Rat N a n c k e - Neiße je 30 Mk. — 210.— „ 

Kreistierarzt Dr. Roth- Bischofsburg, Kreistierarzt 
Meyer- Diepholz, Hanisch - Freystadt (N.-S.), 

Dr. K i s e h k e - Altdobern, Kreistierarzt Dr. 

T h i e k e - Lauenburg je 25 Mk. =.125.— „ 


Hose- Hirschfeld, Veterinärrat Görlitz- Pr.-Hol- 
landt, Oberstabsvet. H e u m e - Allenstein, Ober¬ 
assistent Dr. Reinhardt - Berlin, Assistent Dr. 

Gör in e mann - Berlin, Stabsveterinär Buchal- 
Gläsenberg, Dr. Jonas- Hohenhausen, General- 
veterinär a. D. Dr. Christiane- Berlin, Dr. 
Brüggemann - Salzkotten, Stabsveterinär a. D. 

Mülle r-Berlin, Stadtveterinärrat Dr. Schmidt- 
Chemnitz, Veterinärrat E 1 m-Bunzlau, Schlachthof¬ 
direktor Zbiransk i -Waren, Dr. Rosenthal- 
Generalobervet. a. D. 'Kramell- Itzehohe, Kreis- 
tierarzt H e n n i g - Templin, Oberstabsvet. a. D. 
Neuuiann- Löwenberg, Vet.-Rat Oestreich- 
Kattowitz, W e g e n e r - Arnstadt, Schlachthof¬ 
direktor Schmold t-Meseritz, Stabsveterinär a. D. 

Perl- Bordeshoim, Dr. W. Müller- Berlin 

je 20 Mk. =.. 440.- „ 

Oberregierungs- und Veterinärrat Dr. Noack . . . 15.— „ 

Dr. Borchert - Friedenau, Freude- Charlotten¬ 
burg, Stabsveterinär R ü h 1 - Stargard, Krüger- 
Schlawe je 10 Mk. = .. . . 40.— „ 

Summe: 5793.90 ilk. 

Dazu 1. und 2. Quittung. . . 8561.30. „ 

zusammen: 14355.20 Mk. 

Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz- 
Ehrung“, Deutsche Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestr. 11; 
Postscheckkonto Berlin NW 7, Nr. 1012. 

Die übersandten Beträge von 62.85 Mk., 63.60 Mk. und 63.85 Mk. 
tragen keine besondere Zweckbestimmung. Sollten sie für einen 
anderen Zweck als für die „Schütz-Ehrung“, vielleicht als Abonne¬ 
ments-Betrag für das „Archiv für wissenschaftliche und praktische 
Tierheilkunde“ bestimmt sein, dann bitte ich um Nachricht. Ich 
bitte ferner auf den Postscheck-Abschnitten genaue und deutlich 
geschriebene Anschriften anzugebeu. Sendungen für das Archiv 
sind nicht an mich, sondern an August Hirschwald, Berlin, 
Unter den Linden 68, zu richten. 

Schließlich darf ich noch die Bitte aussprechen, daß sich auch 
die Vorstände der Tierärztlichen Vereine der Sammlung annehmen. 

Prof. Neumann - Berlin. 








874 


Tierzucht, Tierhaitug, Diätetik. 

Die 13. Auktion deutscher Pferde des Reichsverbandes für Zucht 
und Prüfung deutschen Halbblutes am 10. Oktober 1921 unter neuer 

Leitung. 

Inmitten des mit großer Spannung erwarteten fünftägigen 
Stadion-Turniers veranstaltet der Reichsverband seine 13. Auktion 
im Tattersall des Westens. 

Der Zeitpunkt der Auktion ist diesmal besonders glücklich ge¬ 
wählt und nach den bereits eingegangenen Nennungen ist mit einer 
reichen Beschickung der Auktion zu rechnen. Zur Versteigerung 
gelangt ein ausgewähltes Material an Turnier-, Zucht-, Arbeits¬ 
und Wagenpferden unserer deutschen Zuchten wie Ostpreußen, 
Hannoveraner, 'Mecklenburger, Pommern, Sachsen. Die Auktions¬ 
leitung hat der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen 
Halbbluts offiziell der im internationalen Pferdehandel erfahrungs¬ 
reichen Firma Wolfgang Schmidt & Co. übertragen. Bei dem gut^n 
Eingang der Nennungen und der neuen Regie der Auktion durch 
die Firma Wolfgang Schmidt & Co. ist ein günstiges Resultat und 
eine reibungslose Abwicklung der Versteigerung zu erwarten. Der 
Nennungsschluß der Auktion ist. für den 28. September angesetzt. 
Nachnennungen werden bis jsum 5. Oktober und am Pfosten gegen 
erhöhtes Nenngeld angenommen. Nähere Auskunft und Nennungs- 
formulare durch die Auktionsleitung Wolfgang Schmidt & Co., 
Berlin W 35, Genthinerstr. 15. 

Das erste Pferde-Erholungsheim in Sachsen. 

Das erste sächsische Pferde-Erholungsheim ist jetzt vom Dres¬ 
dener Tierschutzverein auf seinem Gute Hermsdorf bei Klotzsche 
nach Fertigstellung der großen Stallungen mit Boxen eröffnet 
worden, so daß jetzt Pferdebesitzer ihren kranken und erholungs¬ 
bedürftigen Pferden in diesem Heim Erholung verschaffen können. 
Direkt neben den hellen Stallungen liegen die'großen fettenWeiden 
am fließenden Wasser mit eingebauter Wasserboxe und geräumigen 
Koppeln. Durch den ständigen Aufenthalt in frischer Luft, ver¬ 
bunden mit Grasfütterung und Bewegung ohne Eisen, werden die 
Pferde abgehärtet und widerstandsfähig. Besonders ist das muster¬ 
hafte Heim geeignet für pflastermüde Pferde oder solche, die Er¬ 
krankungen an den Hüften oder Sehnen haben. Das Heim soll auch 
im Winter in Betrieb bleiben, es untersteht tierärztlicher Kontrolle 
und verfügt über ein zuverlässiges Pflegepersonal. S. M. 

Hochschulnachrichten. 

Geheimrat Prof. Dr. Abderhalden in Halle lehnte den 
Ruf an die Universität Basel als Nachfolger des Geheimrats Prof. 
Dr. Bunge ab. _ 

Personalien. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Friedrich Roth aus 
Windsheim in Wallerstein (B.-A. Nbrdlingen). 

Archiv für wissenschaftl. and prakt. Tierheilkunde. 

Nach dem Hinscheiden von Herrn Geh. Rat Schütz hat Herr 
Prof. Dr. Kurt *N e u m a n n an der Tierärztlichen Hochschule zu 
Berlin die Schriftleitung vom „Archiv für wissenschaftliche und 
praktische Tierheilkunde“ übernommen. 



875 


Eingesandt. 

Perlhuhnzucht. Die Heimat dieses schönen Tieres liegt im 
fernen Afrika, das uns diese Rasse, als einzige von allen Hühner¬ 
vögeln, geschenkt hat. Dort ist es auch heute noch im wilden Zu¬ 
stande anzutreffen, während es bei uns schon zum Hausgeflügel 
zählt. Durch das Versetzeqi aus dem südlichen in unser rauheres 
Klima waren die ersten Zuchtstämme noch sehr empfindlich. Mit 
vieler Mühe und oft schweren Enttäuschungen durch viele Verluste 
ist es gelungen, besonders die dunklen Farbenschläge boden¬ 
ständig zu machen. Bis nun kennen wir reinweiße, blaugraue, 
hellgraue und dunkelgraue Perlhühner. Am charakteristischsten 
ist der Kopf. Dieser ist kahl und trägt einen hornigen, braunen, 
leicht ins rötlich-gelbe spielenden Höcker, der seitlich flach und 
hach rückwärts gebogen erscheint. Das Gesicht hat einen porzellan- 
färbigen Ton mit rötlicher oder blauer Färbung. Die beiden Kinn¬ 
lappen sind lebhaft rot gefärbt und tragen dazu bei, die sonst so 
schwere Unterscheidung der Geschlechter zu ermöglichen. Der 
Hahn hat etwas längere Kehllappen als die Henne, außerdem soll 
ersterer einen härteren, schrilleren Schrei als die Henne haben. 
Das Gefieder ist je nach Farbenschlag grau mit einem Stich ins 
blaue hell oder dunkel und mit vielen, ziemlich scharf abgegrenz¬ 
ten, runden, weißen Flecken versehen. Nur an den Flügeln und 
Schwungfedern sind diese zu Querstreifen geformt. Der Hals ist 
von ganz dünnen, blau- bis stahlgrauen Federn mit rötlichen* 
Schimmer von ziemlicher Länge besetzt. Durch den Hängeschweif 
bekommt der Rücken eine nach abwärts gerundete Form. Gehalten 
werden die Perlhühner hauptsächlich wegen ihres Fleisches, das 
von den Feinschmeckern als bestes bezeichnet wird. — Diesen in¬ 
teressanten Aufsatz finden wir außer einigen anderen in der übei'- 
aus reich mit Bildern ausgestatteten Folge 85 der Wochenschrift 
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. 
Probefolgen kostenlos. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt 
Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 

Tierärztlicher Kreisverein von Oberbayern. 

Sonntag, den 2. Oktober 1921, vorm. 9 Uhr 

findet in einem Hörsaal der Tierärztlichen Fakultät der 
Universität München 

di. ordentliche Mitgliederversammlung 

Die Unterfertigten erlauben sich hiezu ergebenst einzuladen. 

Tagesordnung. 

1. Entgegennahme des Berichtes des Vorstandes. 

2. Engegennahme der Rechnungslegung, Prüfung der Rechnungen 
und Entlastung des Rechnungsführers. 

3. Bericht über das Abstimmungsergebnis wegen Auflösung des 
Vereins. 

4. Beratung und Beschlußfassung wegen Auflösung des Vereins, 
§ 20 der Satzungen. 

5. Im Falle des Weiterbestehens des Vereins Wahlen nach § 13 
Nr. 4 der Satzungen. 

6. Anträge. 

Anträge, welche bei der Mitgliederversammlung beraten werden 
sollen, müssen bis längstens 30. September 1921 bei dem Vorstande 
Gestütsdirektor Groll, Schwaiganger bei Murnau, eingebracht sein. 
Dr. Greif. Groll. Dr. Bleim. 



8 


Ohne Berechnung der durch die Sanktionen 
verursachten Zollabgahen liefern wir: 

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Spez.-Packung I: Schachteln mit 10 Dosen zu 15 gr. lOr croütiere Mk. 30.— 

„ II: Schachteln mit 10 Dosen zu 3 gr. filr Kleintiere Mk. 7.50 

NegUVOIl / Räudemittel 

TnliH / Wundstreupulver 

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Pulbit / Äntidiarrhoicum 

Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 3 

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Landwirtschaftliche Abteilung 

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Gebrauchsanleitung. 
Innerlich bei 

Darmkatarrhen, infektiösen 
Durchfällen usw. 


Carbo-Kapseln 

in Schachteln zu 30 Kapseln 
mit Gebrauchsanleitung. 
Hervorragend bewährt bei 
Uteruserkrankungen 
der Tiere. 


Carbo-Jod-Stäbe 

in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile: 
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬ 
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich 
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar. 


Bengen & Co., fi-m. KÄ Hannover 

Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medfzfnal-Drogengroßhandlung. 

Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco 

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In der Bibliothek der tierärztlichen 
Hochschule zu Utrecht fehlen von der 


von den genannten Jahrgängen die folgenden Nummern: 
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15 (1871) Nr. 19; Jahrg. 16 (1872) Nr. 52 mit Titelblatt 
und Inhaltsverzeichnis; Jahrg. 18 (1874) Nr. 19, 25, 43, 

48; Jahrg. 24 (1880) Nr. 22, 23; Jahrg. 25 (1881) Nr. 21 
bis 52 oder 53, mit Titelblatt und Inhaltsverzeichnis. 
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gänge gekauft werden. Eventuelle Angebote mit 
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Tierärzll. Rundschau 1921. N*. 15; Berliner Tierärzll. Wochenschri|t 1921, Nr. 17;J? e üi 

1 Tierärztliche Wochenschri|t 1921, Nr. 18 — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14 

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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht) 


Unter Mitwirkung von: 

Ministerialdirektor Dr. Httinger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im 
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt, 
ordentlicher Universitätsproiessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär¬ 
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬ 
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der TTniversität 
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der 
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München; 
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und 
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt, 
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer 
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge¬ 
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬ 
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München; 
Geh. Hofrat Dr.' L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie 
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 4. Oktober 1921. Nr. 40. 


Inhalt: 

Originalartikel: Braun. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Verschiedenes. 
— Hochschulnachrichten. — Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt. 


Die Verwendung von Methylenblau in der 
Wnndtherapie. 

Von Distriktstierarzt Dr. Braun, Roth b. Nbg. 

Es dürfte wohl allgemein bekannt sein, daß die inner¬ 
liche Verabreichung von Methylenblau medicinale bei 
akuter und chronischer Schweineseuche und -pest, ferner 
bei verschiedenen infektiösen Darmerkrankungen unserer 
Haustiere vielfach mit Erfolg angewendet worden ist. Das 
rege Interesse, das man dem Anilinfarbstoff entgegenbrachte, 
erhellt auch daraus, daß das bayerische Staatsministerium 
des Innern mit Entschließung vom 8. August 1917 die probe¬ 
weise Bekämpfung genannter Schweineseuchen mit dem 
Präparate anempfohl. Meine diesbezüglichen Versuche be¬ 
friedigten und ich möchte nur eines Falles gedenken, bei 
dem 2 an chronischer Schweineseuche und -pest erkrankte, 
nicht behandelte Jungschweine zugrunde gingen, während 
das dritte des Stalles, das mit dem „blauen Farbstoff“ ge¬ 
füttert ward, eine merkliche Besserung des Allgemeinbefin¬ 
dens und Gewichtszunahme zeigte, so daß es in mittel¬ 
schwerem Zustande geschlachtet werden konnte. In der 
Folge habe ich mich weiter mit der Anwendung von Me¬ 
thylenblau befaßt und es fleißig bei infektiösen Darmerkran¬ 
kungen und Durchfällen der verschiedenen Haustiere ge- 



882 


geben. In vereinzelten Fälleti konnte ich mich bei Schlacht¬ 
tieren davon überzeugen, daß die Verfütterung von Me¬ 
thylenblau eine Veränderung und Verfärbung von Fleisch 
und Fett nicht verursacht, daß letztere vielmehr auf Magen 
bezw. Magen- und Darmkanal beschränkt bleibt. Meist war 
der Erfolg bei genannten Krankheiten gut und ich möchte 
dem Präparate in der Reihe der Obstipationsmittel einen 
ersten Platz einräumen. Die vorzügliche antiseptische Wir¬ 
kung von Methylenblau besteht nach meiner Auffassung 
darin, daß es die Bakterien in erheblichem Maße diffus und 
gleichmäßig tingiert, dadurch in ihren Funktionen behindert, 
ich möchte sagen „fixiert“ und vernichtet, mit anderen 
Worten: Methylenblau veranlaßt eine starke Imprägnierung 
des Bakterienprotoplasmas mit Farbstoff, führt zu Proto¬ 
plasmalähmung, zur Entwicklungshemmung, zum Tode des 
Bakterienleibes. 

Diese Anschauung veranlaßte mich, Methylenblau in 
der Wundtherapie zu gebrauchen, zumal wir hier im¬ 
stande sind, es in unmittelbare Verbindung mit den Bak¬ 
terien zu bringen. 

Ich versuche es seit Jahren bei stark sezernierenden, 
eiternden, selbst jauchigen Wunden und muß bekennen, daß 
die hiebei erzielten Resultate keineswegs ungünstig waren: 
Die Eiterungen und Sekretabsonderungen wurden mächtig 
■eingedämmt und ließen in erheblichem Maße nach, eine 
rasche Granulation griff Platz. Dabei verwendete ich Me¬ 
thylenblau nicht in wässeriger Lösung, wie es Veterinär rat 
Dr. Ellinger-Neustadt a. Orla in'der „Berl. Tierärztlichen 
Wochenschrift“, 1918, Nr. 43, in t/ 2 %iger Lösung empfiehlt, 
sondern stets in Pulverform. Nach Desinfektion der 
Wunde wird selbige mit Wattetampons trocken getupft, das 
Methylenblaupulver aufgestippt und leicht eingerieben. Bs^ 
Spülungen und Berieselungen der Wundfläche, sowie reich¬ 
liche Anwendung von Desinfektionsflüssigkeit werden stets 
vermieden. Ich muß gestehen, daß der Gebrauch des Anilin¬ 
farbstoffes die Wundkontrolle und — Übersichtlichkeit etwas 
erschwert und eine Blaufärbung der Hände trotz größter 
Sorgfalt und Verwendung von Watte und Pinzette oft nicht 
zu umgehen ist. Das darf aber von der Verwendung des Prä¬ 
parates nicht abhalten! Ausschlaggebend für uns Praktiker 
ist immer der Erfolg! Im übrigen wird warmes Wasser, 
Seife, Spiritus und Eintauchen der Hände in Wasser, dem 
etwas Salzsäure zugesetzt ist, den Farbstoff rasch zum Ver¬ 
schwinden bringen. 

Wenn ich nun schließlich noch erwähne, daß ich Me¬ 
thylenblau auch bei allen möglichen operativen Eingriffen 



883 


(nach Eröffnung von Abszessen, operativer Beseitigung der 
verrukösen Mauke, Stollbeulen, Widerristfisteln und Druck¬ 
schäden aller Art und anderen) mit gutem Erfolge ver¬ 
wendet habe, so glaube ich einige Erfahrung über die Wir¬ 
kung des Anilinfarbstoffes zu besitzen. Es dürfte sich er¬ 
übrigen, einzelne Versuche hier anzuführen, nur eines Falles 
möchte ich erwähnen: 

Ein Pferd war wegen Widerristfistel in meine Behand¬ 
lung gekommen. Da nur der operative Eingriff Aussicht 
auf Erfolg versprach, wurde die Fistel ausgiebig gespalten, 
ein zirka 10 cm langer Eiterkanal freigelegt und die nekro¬ 
tischen Knochen- und Gewebsteile entfernt. Zur Blutstillung 
und zur Erzielung eines Eiweiß - Eisenschorfes wurde die 
Wündfläche nach Desinfektion und Trockentupfen mit Li¬ 
quor. Ferr. sesquichlor. leicht abgerieben, sodann mit Acid. 
salicyl. pulv. bestreut und tamponiert Unter der Einwirkung 
des Salizylpulvers ließ sich der Schorf nach ein paar Tagen 
leicht abheben, eine tadellose Wundfläche kam zum Vor¬ 
schein. Sie wurde täglich (nach geringgradiger Desinfek¬ 
tion und Trockentupfen) mit Methylenblau medicinale 
„Höchst“ bestreut und der Farbstoff leicht eingerieben. Die 
Granulation schritt sehr hübsch und rasch vorwärts, Eite¬ 
rung fehlte vollständig. Da versuchte ich der Abwechselung 
halber Jodipsolstreupulver. Die Folge war eine starke Eiter¬ 
absonderung der Wunde, so daß selbst der Besitzer dessen 
gewahr wurde und die Äußerung fallen ließ, daß „das blaue 
Pulver bedeutend besser ist“. Es wurde wiederum verwen¬ 
det, die Eiterung sistierte und rasche Heilung trat ein. 

Neuerdings habe ich ein Pferd mit Geschirrdruck an 
der Schulter in der oben angegebenen Weise operiert und 
behandelt. Das ungiftige, arsen- und chlorzinkfreie Me¬ 
thylenblau medicinale „Höchst“ leistet mir auch hier gute 
Dienste und hilft den Erfolg sichern. 

Ich möchte empfehlen, von dem Mittel auch in der 
Wundtherapie fleißig Gebrauch zu machen. Es ist nach 
meinen Erfahrungen ein Antiseptikum von vorzüglicher 
Wirkung. 


(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) (Fortsetzung). 

Über Darmnähte bei den Haustieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik, 
von Frey. 

Frey modifizierte die Kummer’sche Naht im Jahre 1895, 
indem er den Grundgedanken derselben beibehielt, ihre 



Technik aber wesentlich vereinfachte. Er präpariert die 
seromuskuläre Manschette nur an dem einen Darmstumpf 
ab, schlägt sie zurück und vereinigt dann den suhmucösen 
Schleimhautzylinder durch die entsprechende Anzahl Knopf¬ 
nähte mit dem andern Darmende. Hierauf klappt er die 
Manschette über die erste Nahtreihe und vernäht sie wie¬ 
derum durch Knopfnähte mit der Darmwand. Es kommen 
hier also Serosa und Muscularis aufeinander zu liegen. 

[Vergl. Fig. Nr. 15 und Literaturverzeichnis Nr. 11, 14 
und 30.] 

Auch bei dieser Methode verwendete ich wiederum das 
Jejunum und Colon vom Hund, Pferd und Bind und zwar 
legte ich die Naht in jedem dieser Darmabschnitte je 10 mal. 
Außerdem versuchte ich sie am Eektum eines großen und 
kleinen Hundes. 

Diese Naht ist nach meinen Versuchen günstiger zu be¬ 
urteilen als die Kummer’sche Methode. Der Hauptvorteil 
der Modifikation liegt darin, daß sie rascher und leichter 
anzulegen ist. Das Abpräparieren der Manschette, das außer 
guten Augen 'peinliche Sorgfalt erfordert, ist nur an dem 
einen Darmende auszuführen, was einen beträchtlichen 
Zeitgewinn bedeutet. Das Zusammennähen des Schleimhaut- 
Submucosarohres mit dem andern Darmende läßt sich' 
rasch ausführen; sehr viel leichter und einfacher ist das 
Überstülpen der Serosamuscularismanschette und das Ver¬ 
nähen derselben mit dem nun gleichsam eingeschobenen 
Darmende. Die Darmart bezw. die unterschiedliche Dicke 
der Muscularis spielt hier keine Eolle. 

Ein Vorzug dieses Verfahrens, der ohne weiteres ein¬ 
leuchtet und den ich auch bestätigen kann, gegenüber dem 
von Kummer liegt nach Schloffer darin, daß die 
erste Nahtreihe von der Manschette überlagert wird, was 
einen sicheren Abschluß der ersten Naht gegenüber der 
freien Bauchhöhle gewährleistet. Der Nachteil, daß bei 
dieser Methode nicht Serosa auf Serosa zu liegen kommt, 
sondern auf Muscularis, scheint mir nicht hoch einzuschätzen 
zu sein, da bekanntlich Wundflächen mit benachbarter 
Serosa sehr leicht verkleben. Frey hat dies an 10 Ver¬ 
suchen an Hunden bewiesen, 9 Operationen waren von Er¬ 
folg begleitet. 

Ein weiterer Vorzug dieser Methode besteht darin, daß 
sie keine Beeinträchtigung des Darmlumens herbeiführt. 
Sie scheint mir daher für die dicken, engen Därme der 
Fleischfresser, bei denen andere Methoden die Möglichkeit 
der Obturation verursachen, angezeigt zu sein, da sie diese 



Gefahr umgeht und in ihrer Ausführung den andern Kreis¬ 
nähten nicht viel nachsteht. Bei den weiten, dünnwandigen 
Därmen von Pferd und Rind hingegen kommt die Verenge¬ 
rung des Lumens durch andere Methoden wenig oder über¬ 
haupt nicht in Betracht. Daher verdienen bei diesen Darm¬ 
arten andere Nähmethoden, die weniger Zeit in Anspruch 
nehmen, den Vorzug. 

2. Nähte unter Zuhilfenahme von soge¬ 
nannten Darmknöpfen. 

Äußerst zahlreich und verschieden gestaltet sind die 
Hilfsmittel, die man für die zirkuläre Darmnaht erfunden 
hat. Elfenbeinringe, Röhren aus Pappdeckel, Metall, Rüben, 
Kartoffel oder Gummi, zylindrische Prothesen aus Knorpel¬ 
ringen, dekalzinierte Knochen, durchbohrte Korkstücke, 
ferner Knochen- und Knorpelplatten haben Verwendung 
gefunden, doch nur sehr wenige konnten sich Geltung ver¬ 
schaffen. In der Literatur finden wir daher nur vereinzelte 
derartige Hilfsmittel beschrieben, meist erstrecken sich die 
Angaben nur auf den Namen des Erfinders und auf eine 
kurze Beschreibung des Hilfsmittels. 

Von wirklicher Bedeutung für die zirkuläre Darmnaht 
wurde lediglich der im Jahre 1892 von Murphy erfun¬ 
dene Knopf. 

Dieser besteht aus zwei pilzförmigen Kapseln aus ver¬ 
nickeltem Eisenblech, welche in ihrer Mitte Hohlzylinder 
bilden, die ineinander verschiebbar sind. Damit sie in jeder 
Lage verharren, trägt der Hohlzylinder des einen Teiles 
an einem seitlichen Ausschnitt zwei federnde, nach außen 
greifende Sperrhäkchen, welche in ein im Innern des andern 
Zylinders befindliches Schraubengewinde eingreifen. Die 
eine Hälfte besitzt außerdem noch in ihrem Innern zwischen 
Zylinder und Kapsel einen federnden Ring, der einen 
dauernden elastischen Druck auf die zwischen beide Knopf¬ 
hälften zu liegen kommenden Darmwandungen ausüben soll. ' 
An den Seiten haben die Metallkapseln 4 Öffnungen, soge¬ 
nannte Sek^etlöcher, deren Größe dem Knopf angepaßt ist. 
Sie beträgt etwa 3—4 mm. 

Um nun mit dem Knopf eine Naht auszuführen, werden 
zunächst beide zu vereinigende Darmquerschnitte mit je 
einer. Tabaksbeutelnaht versehen, wobei man die Gekrös- 
ansatzstelle besonders umschlingt. Hat man jedes Darm¬ 
ende über je eine Hälfte des Knopfes gezogen, so daß der 
Darm über die Kapsel reicht, den Zylinder aber frei heraus¬ 
schauen läßt, so werden die beiden Tabaksbeutelnähte zu- 



886 


gezogen und verschnürt. Die pilzförmigen Kapseln des 
Knopfes sind nun von je einem Darmende überzogen und 
darin befestigt und die frei herausragenden zylinderförmi¬ 
gen Fortsätze des Knopfes brauchen nur mehr zusammen¬ 
gesteckt zu werden, damit die breiten eingeschlagenen 
Serosaflächen der beiden Darmenden ringsum in innige 
Berührung kommen. Die Breite dieser Serosaflächen be¬ 
trägt je nach der Größe des Knopfes 3—7 mm. Sind die 
abgeklemmten Darmteile abgestorben und die Serösen ver¬ 
wachsen, so geht der Knopf mit dem Kote ab, was in 8 bis 
14 Stunden eintreten soll. 

[Yergl. Fig. Kr. 19 und Literaturverzeichnis Nr. 11, 12, 
14, 18, 20, 23, 27, 28, 30.] 

Die Wiedervereinigung getrennter Därme läßt sich 
also, wie schon aus dieser Beschreibung hervorgeht, mit 
Hilfe des Murphyknopfes rasch ermöglichen, so daß man 
annehmen könnte, daß diese Methode ausschließlich Ver¬ 
wendung fände. Und doch ist die Anwendung des Murphy¬ 
knopfes, wie v. Bruns [23] schreibt, in den letzten Jahren 
zurückgegangen, da er eine große Anzahl von Nachteilen 
aufweist. Die reichen Erfahrungen, die in der Human¬ 
chirurgie mit dem Knopf gemacht wurden, hat R u b i n in 
seiner Dissertation [29] folgendermaßen zusammengefaßt. 
Er schreibt: 

„Die Anwendung des Knopfes ist mit folgenden Ge¬ 
fahren verknüpft: 

. 1. beide Knopfhälften können auseinanderweichen; 

2. der Knopf kann zu früh durchschneiden; 

3. der Knopf kann partiell durchschneiden; 

4. es kann Druckdekubitus entstehen; 

5. der Knopf kann auf andere Darmpartieen drücken; 

6. er kann im Organismus Zurückbleiben, und zwar 

a) weil er an der Anastomosenstelle sitzen bleibt, 

b) weil er in den Magen oder die zuführende Schlinge 
fällt, 

c) weil er auf seiner Wanderung stecken bleibt; 

7. er kann durch seine Schwere zu Blutungen Veranlas¬ 
sung geben; 

8. es ist eine Verstopfung seines Lumens und damit Hem¬ 
mung des Speisestroms möglich; 

9. die Nekrose von Verstärkungsnähten kann zur Kot¬ 
fistel oder Peritonitis führen. 

Von diesen Gefahren können nach der Ansicht Rubins 
einige jedoch sicher vermieden werden: 



1. durch gute Knopfkonstruktion: 

der Knopf darf keine Ecken und Kanten haben, die 
Sperrhaken müssen gut funktionieren, die Eedern dürfen 
nicht zu stark «und nicht zu schwach sein; 

2. durch die Technik der Anlegung: 

hiebei ist zu beachten, daß das Loch, in welches die 
Knopfhälfte eingenäht werden soll, nicht zu groß ist, 
die Nähte sollen so liegen, daß die Mucosa möglichst 
wenig evertiert ist, überstehende Schleimhaut muß ent¬ 
fernt werden. Schließlich ist die Art des Zusammen- 
pressens der eingelegten Knopfhälften zu beachten, und 
zwar soll der Druck gleichmäßig von allen Seiten 
Löcher sowie die Durchtrittsstelle des Zylinders zu 
vermeiden; 

3. durch Hilfsnähte, für die jedoch die Kegel gilt, sie 
nicht vereinzelt, sondern nur zirkulär anzulegen; 

4. das Verweilen des Knopfes im Körper läßt sich zwar 
mit Sicherheit nicht vermeiden, jedoch sind ernste Stö¬ 
rungen wohl selten. 

Diesen Nachteilen gegenüber konstatiert Kubin fol¬ 
gende schwerwiegende Vorteile im Vergleiche zur Naht: 
1. größere Schnelligkeit, 2. größere Sicherheit, 3. leichtere 
Asepsis.“ 

In der Tiermedizin fehlen uns Angaben über Er¬ 
fahrungen mit dem Murphyknopf vollständig. Bayer er¬ 
wähnt lediglich, daß Murphy selbst über eine Statistik 
von 400 Tierexperimenten verfügt, ohne aber nähere Er¬ 
läuterungen zu geben. Mit Sicherheit jedoch darf man an¬ 
nehmen, daß die nachteiligen Punkte, die sich nach Kubin 
in der Humanchirurgie bemerkbar machten, für die Tier¬ 
heilkunde mindestens in genau demselben Maße Geltung 
haben. Wahrscheinlich'fallen sie aber teilweise noch mehr 
als ungünstige Momente ins Gewicht. 

_ (Forta. folgt.) 


Referate. 

% 

Inlekfloas- and Invasionskrankkelten. 

Casparius -Neudamm: Erfahrungen mit dem Fried- 
mannschen Mittel bei der Rindertuberkulose. (Tierärztliche 
Rundschau, 1921, Nr. 3, S. 38.) 

In Anbetracht des immer größeren Schadens, den die Tuber¬ 
kulose infolge Unterernährung anrichtet und der momentanen Un¬ 
möglichkeit das Tilgungsverfahren im früheren Sinne wieder in 
Angriff zu nehmen, entschloß sich C. in besonders geschädigten 
und gefährdeten Beständen nach der Friedmannschen Methode, die 
auf der Wirkung lebender Schildkrötenbazillen beruht, zu impfen. 



C. hat 468 Rinder verschiedenen Alters auf diese Weise . sehnt z- 
und heilgeimpft und gibt nach längerer Beobachtungsfrist bei 142 
Impflingen in 5 Beständen seine Erfahrungen bekannt. 

Am 21. 7. 20 wurden in einem Gute, wo schon viele Fälle von 
Tuberkulose vorgekomraen waren, 71 Rindej der Tuberkulinprobe 
unterzogen, 32 Tiere reagierten positiv. A. g. T. Impfung nach Fr. 
Am 30. 10. Nachkontrolle mit Tuberkulol, nur 3 positive Reaktionen. 
Bei diesen Tieren bestanden auch klinisch nachweisbare Verände¬ 
rungen in der Lunge, und in Lymphdrüsen. Am 5.12. waren nicht 
nur die 29 Tiere ohne lokale klinisch feststellbare tuberkulöse Stö¬ 
rungen im Allgemeinbefinden und Aussehen sehr gut, auch die drei 
anderen waren in fortschreitender Besserung. -Die interkurrente 
Maul- und Klauenseuche-Epizootie nahm zur allgemeinen Über¬ 
raschung bei allen geimpften Tieren einen sehr milden Verlauf, ob¬ 
wohl sie sonst in bösartiger Form auf trat. Bei Wägungen am 
21.12. war durchwegs eine Gewichtszunahme bis zu 3 Zentner zu 
verzeichnen, auch der Milchertrag hat sich in dem Bestände um 
das Drei- bis Vierfache erhöht. In dem zweiten Bestände reagier¬ 
ten am 18. 7. 20 von 14 Rindern 2 aut Tuberkulol und alle 14 wur¬ 
den a. d. T. nach Fr. geimpft. Die Kontrollimpfung am 28.11. fiel 
bei allen Tieren negativ aus.; auch sonst befinden sich alle Tiere 
gegenüber vorher in besserem Zustande, der Milchertrag ist ge¬ 
stiegen. Das dritte Gehöft hatte schon wiederholt unter Verlusten 
an Tuberkulose zu leiden, der ganze Bestand von 22 Tieren aller 
Altersklassen kümmerte mehr oder weniger. Am 12. 7., dem Tage 
dar Fr.-Iinpfung, ergab die Tuberkulinprobe 3 positive Resultate. 
Bei der Nachuntersuchung am 30.10. war der Nährzustand aller 
Impflinge bedeutend gebessert, ebenso die Milchleistung, die Tu- 
berkulolprüfung fiel negativ aus. Bei der am 11.11. vorgenom¬ 
menen Schlachtung eimes der positiven • Tiere fand sich Lungen¬ 
tuberkulose und Verkäsung der linken Kniefaltendrüse. C. hatte 
den Eindruck, als ob alle tuberkulösen Veränderungen im Stadium 
der Rückbildung wären. Im vierten Stalle waren ebenfalls schon 
Fälle von Tuberkulose vorhergegangen; die am 18.7.20 an 23 In¬ 
sassen vorgenommene Tuberkulolprobe ergab 4 positive Reaktionen; 
a. g. T. Fr.-Impfung. Die am 4.12. erfolgte Tuberkulolkontrolle 
blieb bei allen Tieren negativ. Verdächtige Lymphdrüsenschwel- 
lungen sind zurückgegangen. Der fünfte Bestand mit 23 Stück Vieh 
ergab bei der klinischen Untersuchung und Tuberkulolprobe am 
22. 7. 20 die Gegenwart von 8 tuberkulösen Stücken, darunter zwei 
Kühe mit Eutertuberkulose. Die Nachkontrolle am 3.12. ließ eine 
überraschende Besserung konstatieren, nur 1 Kuh reagierte noch 
positiv. Irgend welche Nachteile sind bei den Imp¬ 
fungen Fr.s nicht aufgetreten, hingegen zeigte 
sich, wie C. zusammenfaßt, in allen mittelsTuberkulol 
aufgedeckten Tuberkulosefällen eine spezi- 
f i s che therapeutische Wirkung. ' Me. 

Erich Eb erbeck: Die Lokalisation der rotzigen 
und zooparasitären Veränderungen beim Pferde und ihre 
Bedeutung für die anatomische Differentialdiagnose der 
Rotzkrankheit nebst Untersuchungsergebnissen über die so¬ 
genannte rotzige Lungenentzündung des Pferdes. (Zeitschr. 
f. Veterinärkunde, Juni 1920, S. 153.) 

Die Untersuchung von 340 — darunter 305 rotzkranken — Pfer¬ 
den, deren Obduktion E. in der Zeit vom Dezember 1915 bis No- 


889 


vember 1918 an der Tierseuchen-Forschungsstelle Ost auszuführen 
Gelegenheit hatte, bildete die Grundlage für obige Studien. Hin¬ 
sichtlich der Häufigkeit und Art der Organ bet ei¬ 
lig un,g bei den 305 Rotzfällen stellte der Verfasser fest, daß 
304 mal (99,67 %) Lunge und zugehörige Lymphknoten erkrankt 
waren, nur 48 mal (15,73 %•) waren bei kranker Lunge die Lymph- 
drüsen frei von Veränderungen. Das Gebiet des Schlundkopfes 
war l97mal (64,59 %) ergriffen, das der Nase 189 mal (61,97 %). 
Die Leber war 171mal (56,07 %) erkrankt, die Milz 157mal (51,11%), 
die-Knochen 43mal (14,10 %); die äußere Haut war 40mal (13,11%) 
Sitz rotziger Gechwüre, die Körpermuskulatur trug in .19 Fällen 
(6,23%) rotzige Veränderungen, die Nieren waren nur 16 mal 
(5,24 %) rotzig infiziert, di© Gekröslymphknoten des Darmes 5 mal 
(1,64%). Im Herzmuskel, 1. Tarsalgelenk, Euter und Nebenhoden 
fand sich nur je lmal (0,33 %) das Gewebe rotzkrank. Parasi¬ 
täre Veränderungen ließen sich bei sämtlichoh 340 Sektionen 
nachweisen und zwar Knoten in der Lunge 89 mal (26,18%), 
Leber 234 mal (68,82 %), Milz 3 mal (0,88 %), Lymphknoten der 
Leber 10 mal (2,94%); Gekröslymphknoten 69 mal (20.29%), in 
dem Dünndarm 181mal (53.23 %), Grimmdarm 138 mal (40,58 %), 
Blinddarm 125 mal (36,76 %); in den sonstigen Organen waren 
Knoten nur ganz selten oder gar nicht zu finden. Parasitäre Ge¬ 
schwüre im Dünndarm: 20 mal (5,88 %), Blinddarm 79 mal 
(23,23 %), Grimmdarm 85 mal (26.76%). — Im weiteren weist E. 
die Bedeutung seiner statistischen Feststellung für die anatomische 
Differentialdiagnose der Rotzkrankheit nach, so ist z. B. die Lunge 
in nahezu allen Fällen Sitz rotziger Veränderungen, hingegen in 
26,18% der Fälle von Parasiten befallen, es wird demnach die 
histologische Untersuchung etwaige Zweifel an der Diagnose lösen 
müssen oder in der Schleimhaut der Nase, des Schlundkopfes, des 
Kehlkopfes und der Luftröhre sind Veränderungen infolge der 
Rotzinfektion häufig (bis 56 %), solche'durch Parasiten verursachte 
wurden noch nie beobachtet. — Zum Schlüsse der Abhandlung 
schließt sich E. auf Grund seiner Untersuchungen der Anschauung 
von Schütz an, daß zwischen den typischen Rotz¬ 
knötchen in der Lunge und der sekundären katarrhalisch- 
eiterigen Pneumonie auf rotziger Basis zu trennen ist, 
wobei namentlich die letztere, als Quelle der wei¬ 
teren Verbreitung der Krankheit, die größte Beachtung 
verlangt. _ Me. 


Innere Medizin nnd Hygienie. 

Tierarzt Dr. Riethus- Hessen (Braunschweig); Zur 
Behandlung der Hufrehe der Pferde. (Deutsche Tierärztl. 
Wochenschrift, 1920, Nr. 48, S. 570.) 

In 3 Fällen von Hufrehe, die teils durch Überanstrengung, teils 
durch Überfütterung verschuldet warem machte R. nach einem 
Aderlässe von 4—5 Liter endovenöse Infusionen 
von Natrium bicarbonicum 2—4 %ig in der Menge bis 
zu 1000 ccm und glaubt damit verlässigere Wirkung erzielt zu 
haben als mit der üblichen Arekolin-Injektion, denn in einem 
4. Falle trat bei dieser Therapie nur ganz allmähliche Besserung 
in bedeutend längerer Zeitdauer ein. Me. 




890 



Sondergeblete (Augen etc.). 

A. Stietenroth: Chromogallin bei Augenerkran- 
kungen. (Tierärztl. Rundschau, 1920, Nr. 24, S. 345.) 

St. hat bei Blutergüssen und Zerreißungen im Innern des Auges, 
Trübungen des Kammerwassers und der Linse durch subkutane 
Injektion von Chromogallin seitlich vom inne¬ 
ren Augenwinkel eventuell unterhalb des erkrankten Auges 
überraschend gute Erfolge erzielt. Die Dosis beträgt beim. 
Pferde 6—10, beim Hunde 2—3 ccm. Me. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, DiStetlk. 

Die oldenburgische Landespferdezucht. 

(Tagungen der Oldenburgischen Genossen¬ 
schaft für Zuchthengste und des Vereins - zur 
Förderung der o 1 d e n b u r g i s ch e n L an d e s p f e r d e-. 

zucht.) 

Ein reges Leben herrscht wieder in den oldenburgischen Züch¬ 
terkreisen. Die Nachwehen des langjährigen Krieges verschwinden 
nach und'nach und die oldenburgischen Züchter sind vom besten . 
Willen beseelt, die Wunden, die der Krieg der Landespferdezucht 
verursacht hat, wieder auszugleichen und zu neuen Erfolgen auf 
dem Gebiete der Pferdezucht zu schreiten. — Die Oldenburgi- 
sehe. Genossenschaft für Zuchthengste hielt jüngst in Oldenburg 
ihre ordentliche Mitgliederversammlung ab. Der Genossenschaft 
gehören 44 Mitglieder an. Die Zahl der versicherten Hengste be¬ 
trägt 101 mit einer Gesamtversicherungssumme in der Höhe von 
2 188 600 Mark. An Entschädigungsgelder wurden insgesamt 40 500 
Mark, an Prämien 58 772 Mark erhoben. — Im Anschluß an diese 
Versammlung fand dann noch eine Aussprache des Vereins der 
oldenburgischen Hengsthalter statt, in der über die Höhe und Fest¬ 
setzung des niedrigsten Deckgeldsatzes beraten wurde. Es wurden 
folgende Sätze als Mindestdeckgeld festgesetzt: a) für Stuten, die . 
ein lebendes Fohlen zur Welt bringen, 500 Mark; b) für „güst“ ge¬ 
bliebene Stuten 150 Mark. Wer weniger als die vorstehend ge¬ 
nannten Mindestsätze erhebt, hat für jeden einzelnen Fall eine 
Konventionalstrafe von 5000 Mark an die Kasse des Vereins der 
oldenburgischen Hengsthalter zu zahlen. Von yerschiedenenHengst- 
haltem wurde darüber Klage geführt, daß immer noch Stutenbe¬ 
sitzer auswärtige und für Oldenburg nicht angekörte Hengste be¬ 
nutzen, die an den Grenzen Oldenburgs aufgestellt sind. Die Kö¬ 
rungskommission soll ersucht werden, in derartigen Fällen mit 
aller Schärfe’ vorzugehen. — Nach einem Vortrage des Amtstier¬ 
arztes Dr. W o h 1 e r t über „Das Güstblelben und seu- • 
chenhafte Verfohlen der Stuten wurden die Züchter 
auf folgendes hingewiesen: Stuten, die verfohlt haben oder „güst“ 
geblieben sind, dürfen nicht eher wieder den Hengsten zugeführt ' 
werden, als bis tierärztlich festgestellt ist, daß die Stuten frei von 
übertragbaren Krankheiten sind. Die Züchter werden gebeten, im 
Falle des Verfohlens der Stuten die ausgestoßene Frucht, wenn 
irgend möglich, an ein bakteriologisches Institut zur Untersuchung 
einzuschicken, damit die Ursache des Verfohlens einwandfrei fest- 
gestellt wird. Die Stuten sind sofort in tierärztliche Behandlung ^ 
zu geben. Die Züchter werden noch besonders darauf aufmerksam 




891 


gemacht, daß im Falle der Übertragung ansteckender Krankheiten 
die Besitzer der kranken Stuten für den Schaden haftbar gemacht 
werden können. — Auch der Verein zur Förderung der 
oldenburgi sehen Landespferdezucht hielt unter 
dem Vorsitz des Frhra. v. Feydag-Doren in Oldenburg seine Mit¬ 
glieder- und Ausschußversammlung ab. Die Gesamtzahl der Mit¬ 
glieder des Vereins beträgt jetzt rund 1000. Als wichtigster Punkt 
der Tagesordnung stand die Vereinigung des Vereins zur Förde¬ 
rung der oldenburgischen Landespferdezucht und des Oldenburger 
Rennvereins zur Beratung. Von dem anwesenden stellvertreten¬ 
den Vorsitzenden des Oldenburger Rennverein«, Major v. Frese, 
wurden zunächst die Gründe dargelegt, die eine Vereinigung der 
Vereine angebracht erscheinen lassen. Er führte u. a. aus, daß 
durch die Auflösung des oldenburgischen Dragoner-Regiments die 
Mitgliederzahl des Oldenburgischen Rennvereins sehr zusammen- 
ge^chmolzen wäre. Die Zusammenlegung beider Vereine wurde 
hierauf einstimmig beschlossen. . S. M. 


Die erste Dresdener Ziegenausstellung. 

(G r o ß e Er f o 1 g e auf milchwirtschaftlichem und 
züchterischem Gebiete. — Großes Interesse 
seitens der tierärztlichen Wissenschaft.) 

In der Erkenntnis, daß die Ziege auf milchwirtschaftlichem 
Gebiete in Zukunft eine große Aufgabe zu erfüllen hat und daß die 
früher vielgelästerte Ziegenmilch in der Ernährung als Stärkumgs- 
und Heilmittel eine bedeutsame Rolle spielen wird, ist in Dresden, 
unterstützt von der Tierärztlichen Hochschule und dem Landes¬ 
kulturrat die erste Ziegenausstellung veranstaltet worden, die mit 
einem großen Erfolge auf milchwirtschaftlichem und züchterischem 
Gebiete abgeschlossen hat. Die städtischen Ausstellungshallen 
waren für die Ausstellung bereitwilligst zur Verfügung gestellt 
worden und beim Betreten derselben bot sich dem Auge ein präch¬ 
tiges Bild der in langen mit Birken geschmückten Reihen stehen¬ 
den weißen hornlosen Saanenziegen. Selten schöne Tiere, wie man 
sie in Dresden noch nicht in so großer Anzahl beisamme i gesehen 
hat, zeigten, wie weit die Zucht dieser aus dem Saanetal im Ber¬ 
ner Oberland stammenden Edelrasse in Dresden und seiner Um¬ 
gebung schon vorgeschritten ist. In einer besonderen Abteilung 
wurden ältere, schon abgesetzte Lämmer vorgeführt und eine wei¬ 
tere Abteilung brachte Böcke, Zuchtböcke und Jungböcke zur An¬ 
schauung. An diese Gruppe schlossen sich die gehörnten und die 
farbigen Ziegen an. Man hatte diese Tiere zur Zucht zugelassen, 
obgleich die Ziegenzuchtgenossenschaft Groß-Dresden als Zucht¬ 
ziel sich die Saanenrasse gewählt hat. Auch unter den farbigen 
Ziegen gab es schöne Exemplare, und vor allem auch Tiere mit 
glänzenden Milchleistungen. Leider fehlten einige der besten an¬ 
gemeldeten Ziegen, da infolge plötzlich ausgebrochener Maul- und 
Klauenseuche in letzter Stunde ein Verbot erging, daß die von 
auswärts gemeldeten Ziegen nicht angenommen werden dürften. — 
Besonderes Interesse erweckte die Sammlung wissenschaftlicher 
Anschauungsgegenstände aus der Tierärztlichen Hochschule, die 
die Institutsdirektoren Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Baum und 
Medizinalrat Prof. Dr. Richter zusammengestellt und der Aus¬ 
stellungsleitung überlassen hatten. Verschiedene Gehörne keltisch- 
germanischen Ursprungs, Säbel- und Schraubengehörne, solche 
mazedonischer Ziegen, Skelette, Gebisse in allen Lebensaltern. 



892 


Präparate inaierer Organe u. a. waren ausgestellt. An der Hand 
dieser Gegenstände hielt Dr. Göt-ze, Assistent an der Abteilung 
für Tierzucht und Geburtskunde der Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden, interessante Vorträge. Er wies darauf hin, daß sich die 
Tierärztliche Hochschule gern bereit gefunden habe, für die erste 
Dresdener Ziegenausstellung eine wissenschaftliche Abteilung zu¬ 
sammenzustellen. Die ausgestellten wertvollen Präparate ent¬ 
stammten zu einem großen Teile der Sammlung des unter der 
Leitung von Medizinalrat Prof. Dr. Richter stehenden Instituts 
für Tierzucht und Geburtskunde sowie aus dem anatomischen In¬ 
stitut der Tierärztlichen Hochschule. Mit der Steigerung der in 
der Ziegenzucht niedergelegten wirtschaftlichen Werte sei auch 
das wissenschaftliche Interesse mehr als früher auf diesen Zweig 
der Tierzucht gelenkt worden. Erfreulich sei, daß ein großer Teil 
der Ziegenzüchter durch Einsendung von totem und lebendem Ma¬ 
terial, durch gewissenhafte Zuchtbuchführung usw. sich eifrigst 
bemüht, zur Lösung noch schwebender Fragen in der Ziegenzucht 
beizutragen. An der Hand eines Teiles der von Regierungsveteri- 
’närrat Dr. Augst in Kamemz dem Tierzuchtinstitut schenkungs¬ 
weise überlassenen Schädel- und Gehörnsammlung konnte die Ab¬ 
stammung der heutigen Hausziegen erläutert werden. Ferner wur¬ 
den Gebärmuttern von Ziegen in verschiedenen Stadien vorgeführt 
und- eine Gebißsämmlung unter Anleitung zur Altersbestimmung 
bei Ziegen gezeigt. Schließlich wurden an einer größeren Zahl von 
Präparaten die Kennzeichen der bei Ziegen häufig auftretemden 
Zwitterbildung eingehend erläutert. — Einen hochbedeutsamen 
Vortrag hielt ferner Tierzuchtinspektor Dietrich, der sich um 
die Entwicklung und Förderung der Ziegenzucht in Sachsen große 
Verdienste erworben hat. Er sprach über die „Beurteilung der 
Ziegen“ und erläuterte an lebenden Tieren deren Vorzüge und 
Mängel, belehrte die Züchter, wie durch sachgemäße Haltung und 
Innehaltung .des Zuchtzieles Erfolge, wie sie die Ausstellung bot, 
erreicht werden und regte zu weiterem Eifer an. Die zahlreichen 
Zuhörer konnten sich durch Vorführung mustergültiger und fehler¬ 
hafter Tiere von den mannigfachen Schäden der Verwandtschafts¬ 
zucht, der einseitigen Stallhaltung und sonstigen Zuchtfehlern 
überzeugen und erkennen, wie es möglich ist, neben der Erhaltung 
der Milchleistung auch das Äußere der Tiere zu verbessern. Be¬ 
sonderen Wert soll der Züchter auf die Widerstandskraft der Zucht¬ 
tiere legen, die vor allem bei den Böcken stets in den Vordergrund 
zu treten haben. — Die Durchführung der Ausstellung war tadel¬ 
los. Die Ziegen stände® in weißen, sauberen Ständen, breite Gänge 
gestatteten ein bequemes Besichtigen der Tiere. Gut saugende 
Torfstreu sorgte für Sauberkeit und beseitigte jeden Geruch. Der 
Besuch war ein außerordentlich reger. Gegen 100 Studierende der 
Tierärztlichen Hochschule besuchten die Schau unter Führung des 
Medizinalrates Prof. Dr. Richter, der die große Anzahl der 
ausgestellten Tiere als willkommenes Anschauungsmaterial zu ein¬ 
gehenden Studien benutzte. Zu erwähnen ist noch die auf der 
Ausstellung etablierte Molkerei, durch die alle auf der Ausstellung 
gewonnene Milch zu Kostproben abgegeben wurde.. — Bei der 
Prämiierung konnte eine große Zahl Aussteller mit wertvolle® 
Preisen bedacht werden, ein Zeichen, daß die Ziegenzucht bedeu¬ 
tende Fortschritte gemacht hat und die Mitglieder der Ziegenzucht¬ 
genossenschaft Groß-Dresden, die die lehrreiche Ziegenschau ver¬ 
anstaltete, großen Fleiß auf die Ausstellung verwendet haben. Die 


893 


sächsische Regierung wie auch die Stadt Dresden hatten mehrere 
Staats- und Stadtehrenpreise gestiftet. Beim Preismelken wurde 
je ein erster Preis für beste weiße Milchziege und für beste braune 
Milchziege verteilt. — Die erste Dresdener Ziegenausstellung hat 
den Beweis erbracht, daß'die Züchter auf dem richtigen Wege sich 
befinden, eine Ziege zu züchten, deren Leistung auf dem milch- 
wirtschaftlichen Gebiete noch mehr gesteigert werden kann. Die 
Wissenschaft muß hierbei den Züchtern die richtigen Wege weisen. 

S.M. 


Hochschulnachrichten. 

Verzeichnis der Vorlesungen für das tierärztliche Studium an dm* 

Universität Gießen während des Wintersemesters 1921/22. 

Dr. Küster: Morphologie u. Systematik der niederen Pflan¬ 
zen mit besonderer Berücksichtigung der praktisch wichtigen 
Arten, 2st. — Nachfolger von Dr. Spengel: Zoologie und ver¬ 
gleichende Anatomie II. Teliil, 5st. — Dr. Erhard: Einführung 
in die Tierpsychologie, Ist. — Dr. Loos: Naturgeschichte der 
wichtigeren Parasiten des Menschen und der Haustiere, Ist. — 
Dr. König: Experimentalphysik, I. Teil, Optik, Elektrizität, 5st. 
— Dr. König, Dr. U 11 e r und Dr. C e r m a k: Physikalisches 
Praktikum für Mediziner u. Veterinärmediziner, 3st. — Dr. Elbs: 
Organische Experimentalchemie, 5st. — Dr. E 1 b s u. Dr. Brand: 
Chemische Übungen für Mediziner und Veterinärmediziner, 6st. — 
Dr. Brand: Untersuchung von Trinkwasser und Harn, Ist. — 
Dr. Martin: Systematische und topographische Anatomie des 
Pferdes, 5st. — Dr. Martin und Dr. Schauder: Präparier¬ 
übungen I an Haustieren, 10st., Präparierübungen II an Haustieren 
einschl. Exenterierübungen, lOst. — Dr. Schauder: Allgemeine 
Anatomie und allgemeine Entwicklungsgeschichte der Haustiere, 
2st.; Vergleichende Knochen- und Bänderlehre der Haustiere, 2st.; 
Ausgewählte Teile aus der angewandten Anatomie der Haustiere 
einschl. Situs der Eingeweide, 2st.; Bau und Leistungen des Haus¬ 
tierkörpers, II. Teil (f. Landwirte), 2st. — Dr. B ü r k e r: Animale 
Physiologie, 5st.; Praktikum der animalen Physiologie, 3st.; Phy¬ 
siolog. Kolloquium, 2st.; Physiolog. Untersuchungen, tägl. — Dr. 
•Feulgen: Physiolog. Chemie, 3st.; Praktikum der vegetativen 
Physiologie, 3st. — Dr. Bostro.em: Allgemeine Pathologie und 
pathologische Anatomie, 5st. — Dr. Olt: Spezielle pathologische 
Anatomie der Haustiere, 5st.; Patholog.-anatom. Demonstrationen 
und Sektionen: Fleischbeschau mit Demonstrationen, Ist.; Nah¬ 
rungsmittelkunde und Milchuntersuchungskurse, 2st.— Dr. Gep- 
p e r t: Pharmakologie und Toxikologie, I. Teil, 2st.; Pharmazeu- 
tisch-pharmakognostischer Kursus für Veterinärmediziner, 2st. — 
Dr. Pfeiffer: Chirurg. Klinik, 5st.; Spezielle Chirurgie, 4st.; 
Operationskursus, 2st.; Hufbeschlagkursus, 2st.; Gerichtliche Ve¬ 
terinärmedizin. 2s.t. — Dr. Zwick: Mediz. Klinik, 5st.; Spezielle 
Pathologie u. Therapie, I. Teil, 4st.; Klin. Propädeutik m. Übungen 
in der Untersuchungstechnliik, 2st.; Kursus der mikroskop.-chemi¬ 
schen Untersuchungen, Ist. — Dr. Kn eil: Poliklinik (ambulator. 
Klinik), tägl.; Geburtshilfe, 3st.; Geburtshülfl. Kurs, 2st.; Viehver¬ 
sicherungswesen, Ist.; Besprechung poliklin. Fälle, Ist. — Dr. 
M o d d e: Fleischbeschau mit besond. Berücksichtigung der Ge¬ 
setzgebung, Ist.; Schlachthofkunde mit Demonstrationen, Ist.; 
Untersuchungstechnik in der Fleischbeschau, 2st. —,Dr. Go t - 



894 



schlich: Allgemeine, experimentelle u. soziale Hygiene, I. Teil, 
4st. — Dr. Huntemüller: Mikrobiologischer Kurs für fortge¬ 
schrittene Mediziner und Veterinärmediziner, 4st. — Dr. Gise- 
vius: Enzyklopädie der Landwirtschaft, II. Teil, 2st.; Molkerei¬ 
wesen, 2s t. — Dr. Krämer: Spezielle Tierzucht, 4st.; Zuchtwahl 
und Beurteilung der Tiere, 2st.; Die öffentlichen Maßnahmen znr 
Förderung d. Tierzucht, Ist.; Anleitung zu wissenschaftl. Arbeiten, 
halbtäg.; Der Darwinismus im Lichte züchterischer Erfahrung, 
Ist. — Dr. Kleberger: Tierernährungslehre und Fütterungs¬ 
lehre, 4st. _ 


Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen der Tierarzt). Hoch¬ 
schule zu Berlin im Winterhalbjahr 1921/22. 

1. Dr. Fröhner, Geh. Reg.-Rat, o. Prof.: Spezielle Patho¬ 
logie und Therapie, 4st.; Mediz.-forens. Klinik f. gr. Haustiere, ; 
12st.; Propädeutik d. med. Klinik, viermal wöchentl.; Anleitungen 
zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 2. Dr. Schmält z. Geh. Reg.- 
Rat, o. Prof.: Vergleichende Anatomie, 3st.; Anatomie des Pferdes, 

8st.; Anatom. Präparierübungen, tägl.; Exenterierübungen 4st.; ■ 

Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 3. Dr. Eber- 
lein, Geh. Reg.-Rat. o. Prof. Spezielle Chirurgie einschließlich 
Augenheilkunde, 6st.; Chirurg. Klinik f. gr. Haustiere, 12st.; Ope-? 
rationskursus, 4st.; Propädeutik d. Chirurg. Klinik, viermal wöchent- 
lieh; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 4. Dr. Re- A 
genbogen. Geh. Reg.-Rat, o. Prof.: Pharmakologie u. Toxiko- -? 
logie, 3st.; Arzneiverordnungslehre, Ist.; Geflügelzucht u. Geflügel- -i 
krankheiten, Ist.; Klinik u. Poliklinik f. kl. Haustiere, Ist,; Pro- * 
pädeutik d. Klinik f. kl. Haustiere, zweimal wöchentl'.; Anleitungen * 

zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 5. Dr. Frosch, Geh. Med.- I 

Rat, o. Prof.: Bakteriologie der Tierseuchen, 3st.; Bakteriol. Kur- J 
sus, lOst.; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 6. Dr. * 
Schroeter, o. Prof.: Organische Chemie, 6st.; Chem. Übungen, ■ 
12st.; Leitung wissenschaftl. Arbeiten auf dem Gebiete d. Chemie, 
täglch. — 7. Dr. C r e m e r, o. Prof.: Physikal. Physiologie, 5st.; 
Physiolog. Übungen, 4st.; Leitung wissenschaftl. Arbeiten auf dem 
Gebiete der Biologie, tägl. — 8. Bongert, o. Prof.: Ordentliche j 
Fleischbeschau u. Fleischbeschaugesetzgebung, 3st.; Kursus der 
Fleischbeschau, 2st.; Kursus der ordentlichen Fleischbeschau und 
Schlachthauskunde auf dem städt. Schlachthofe, 4st.; Anleitungen 
zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 9. Dr. Schot tler, o. Prof.: •> 

Geburtshilfe, 4st.; Geburtshilfl. Kursus, 2 st.; Bujatrische u. Am- a 
bulator. Klinik, tägl.; Allgem. Tierzuehtlehre, 2st.; Landwirtschaft- 
liehe Betriebslehre, 2st.; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, ] 
täglich. — 10. Dr. N e u m a n n, o. Prof.: Poliklinik f. gr. Haus- 
tiere, 12st.; Krankheiten des Hufes, 2st.; Hufbeschlags- und Huf- 
Operationskursus, lOst.; Fütterungslehire, 3st.; Anleitungen zu 
wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 11. Dr. N ö 11 e r, o. Prof. ^Patho¬ 
logische Anatomie, 6st.; Obduktionsübungen, tägl.; Anleitungen L - 
zu wissenschaftl. Arbeiten, täglich. — 12. N. N.: Seuchenlehre und j 

Veterinärpolize'i, 4st. — 13. Dr. M[i eh e, o. Prof. d. Landw. Hoch- i 

schule: Anatomie u. Physiologie d. Pflanzen, 3st. — 14. Dr. von 
Baey er, o. Prof. d. Landw. Hochschule: Physik, 3st. — 15. Dr. ^ 

K n u t h, Prof., Vorsteher d. Tropenabteilung am hygien. Institut: J 

Übungen in der Protozoenkunde; Arbeiten im Laboratorium für 
Tropenhygiene. — ; 16. Dr. Drahn, Priv.-Doz., Prosektor: Aus- 
gewählte ^apitel aus der Embryologie, Ist. — 17. Dr. Bier- sj 




bäum: Prlv.-Doz., Oberassistent: Schutzimpfung und Serum¬ 
therapie, Ist. — 18. K i e h n, Apotheker: Pharmazeutische Übun¬ 
gen. — 19. Dr. Seuffert, Oberassistent: Einführung in die 
physiolog. Übungen. — 20. Dr. Frhr. vonButtlar, Oberassist.: 
Einführung in die Chemie. — 21. Dr. Mann, Oberassist.: Übungen 
mit dem Augenspiegel; Kursus in der Massage u. Verbandlehre.— 
22. Dr. Schwärzei, Oberassist.: Kursus der Auskultation und 
Perkussion. 


Portbildungskursus für praktische Tierärzte in Dresden. 

In der Tierärztlichen Hochschule Dresden 

wird vom Dienstag den 11. Oktober nachmittags 8 Uhr ab bis 
Sonnabend den 15. Oktober 1921 ein Fortbildungskursus 
für praktische Tierärzte' abgehalten. 

Es liest: Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. Schmidt: 1. Aus- 
gewählte Kapitel aus der inneren und gerichtlichen Tiermedizin, 
2 Stunden; 2. Bien'enkrankheiten (mit Lichtbildern und Demon¬ 
strationen), 2 Stunden. — Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. K 1 i m - 
raer: Ausgewählte Kapitel aus der Serumtherapie, 2 Stunden. — 
Herr Reg.-Veterinärrat Prof. Dr. Weber: Ausgewählte Kapitel über 
Rinderkrankheiten, 2 Stunden. — Herr Med.-Rat Prof. Dr. Rich- 
t e r: 1. Vererbungslehre, 2 Stunden; 2. Embryotomie, 2 Stunden. — 
Herr Privatdozent Dr. Haupt: 1. Ausgewählte Kapitel aus der 
Serumtherapie, 4 Stunden; 2. Praktische Serodiagnostik mit De¬ 
monstrationen, 2 Stunden. — Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. Joest: 

1. Ausgewählte Kapitel aus der patholog. Anatomie, 5 Stunden; 

2. Sektionsübungen, 2 Stunden. 


Sterilitätskurse an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. 

Die nächsten beiden Sterilitätskurse finden Montag und Diens¬ 
tag den 10. und 11. bezw. 17. und. 18. Oktober dieses Jahres für 
je 25 Teilnehmer (vor und im Anschluß an den Fortbildungskursus 
fÜT Tierärzte) statt. Beginn Montag früh 8 Uhr im Hörsaal VII; 
Kosten je 80 Mark. Anmeldung beim Institut für Tierzucht und 
Geburtskunde in Dresden-A., Zirkusstraße 40. 

Dresden, den 20. September 1921. 

Prof. Dr. Richter. 


Personalien. 

Amtstierärztlidier Dienst: Vom 1. Oktober Ifd. Js. ab wurde 
der Bezirkstierarzt von Neunburg v. W., Dr. Kreutzer, zum 
Veterinärrat im Staatsministerium des Innern befördert, der Bezirks¬ 
tierarzt von Tirschenreuth, Hupfauf, nach Neumarkt i. Opf. 
versetzt. 

Städtischer amtstierärztlidier Dienst: Die Wahrnehmung der 
amtstierärztlichen Geschäfte im Stadtbezirk Traunstein wurde ab 
1. Oktober lfd. Js. dem Bezirkstierarzt Dr. Wilhelm Pschorr von 
dort übertragen. 

Erledigt : Die Bezirkstierarztstelle in Tirschenreuth und Neun¬ 
burg v. W. Bewerbungsgesuche sind bis 17. Oktober Ifd. Js. bei 
der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung, 
K. d. I., einzureichen. 


896 



Als Assistent eingetreten: Seit Mitte Juli lfd. Js. Dr. Emil 
Meller bei Distrikts- und Grenztierarzt Dr. Wirt hl in Burg¬ 
hausen a. S. 

Niederlassung als prakt. Tierarzt: Dr. Anton Siebinger 
in Schwabmünchen. . 

Benachbartes Ausland: Tierarzt Wilhelm August in Jerm- 
nitz zum prov. Tierarzt für die Slowakei ernannt. — Ludwig 
Sch midier, Staatsveterinärinspektor in Bregenz wurde als Fach¬ 
mann in den Landeskulturrat für Vorarlberg berufen. — Dr. Eud. 
Dostdl, Privatdozent der Universität Brünn, zum a. o. Professor 
für Botanik an der Tierarzneihochschule dortselbst. — Dr. Anton 
Klobouk, Adjunkt der Tierarzneihochschule und Privatdozent in 
Brünn zum a. o. Professor für Bujatrik. — Dr. Franz Sevcik, 
Adjunkt dieser Hochschule und Privatdozent zum a. o. Professor 
für Bakteriologie ernannt.- 


Bttcherschan. 

Lehrbuch der Arzneiverordnungslehre für Tierärzte. Von Eugen 
Fröhner, Dr, med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. Regierungs¬ 
rat und ord. Professor, Direktor der mediz. Klinik der Tierärzt¬ 
lichen Hochschule in Berlin. 5. verbesserte Auflage. Mit 14 
Abbildungen. Stuttgart,- Verlag von Ferdinand Enke, 1921. 
Preis geh. Mk. 48.—. 

Bei der Bearbeitung der vorliegenden 5. .Auflage ergaben. sich 
insofern Schwierigkeiten, als ja die Neuausgabe des Deutschen 
Arzneibuches zwar höchst notwendig ist, aber doch wohl erst in 
einigen Jahren erscheinen dürfte. Um so mehr ist es dem Ver¬ 
fasser zu danken, daß er sich, nachdem die 4. Auflage schon seit 
längerer Zeit vergriffen war, nunmehr doch zur Neubearbeitung 
dieses für den Tierarzt so außerordentlich wichtigen Buches ver¬ 
stand. Leider ist der Anhang „Tierärztlich - chemische Unter¬ 
suchungsmethoden“, der wegen seiner Kürze und Gediegenheit 
besonders auch bei den Studenten sehr beliebt war, im Interesse 
der Kürze weggeblieben. Dafür hat das Werk selbst viel Neues 
erfahren. Die meisten Kapitel wurden ergänzt, sodann sind die 
neuen reicbsgesetzl'iichen Bestimmungen über die Abgabe stark 
wirkender Arzneimittel (Ergänzungsvorschriften vom 12.11.20), 
sowie die neuen landesgesetzlichen Vorschriften über die amtliche 
Beaufsichtigung der tierärztlichen Hausapotheken in den einzelnen 
Bundesstaaten, also auch für Bayern, ineu aufgenommen worden. 
.Die Arznelitaxe für 1921 ist auszugsweise wiedergegeben; bekannt¬ 
lich ist leider inzwischen schon wieder eine Ergänzung mit noch 
höheren Preisen notwendig geworden. — Das Buch ist in seiner 
bekannten Gediegenheit und praktischen Anordnung ein unent¬ 
behrlicher Bestandteil unserer tierärztlichen Bibliothek. Ma. 


Fleisch- und Nahrungsmittelkontrolle. Ein Lehrbuch von Dr. A. 

M o e 11 e r, weiland Polizeitierarzt in Düsseldorf, herausge- 
geben von Dr. H. R ie v e 1, ord. Professor an der Tierärztlichen 
Hochschule Hannover. I. Band. Mit 80 Abbildungen. Hannover, 
Verlag von M. und H. Schaper, 1921. Preis broch. Mk. 44.—, 
geb. Mk. 56.—. 

Mit dem vorliegenden Buch wird einem dringenden Bedürfnis 
abgeholfen, denn die Kontrolle unserer Nahrungsmittel, soweit 
hierbei Fleisch verwendet witd, ist ja bekanntlich durch die 



897 


\ 


Fleischbeschau zwar eingeleitet, allein durchaus noch nicht be¬ 
endigt, da ja auch nach dieser Beschau diese Ware dem Ver¬ 
derben. anheimfallen und so Gesundheitsschädigungen nach sieh 
ziehen kann. Das vorliegende Lehrbuch liegt zunächst im I. Bande 
vor; es besteht aus zwei Hauptteilen, von denen der erste sich 
mehr auf die Bestimmungen und die Durchführung solcher bezieht, 
also mehr politischer und auch gerichtlicher Natur ist, während 
der zweite uns dann den wissenschaftlichen Teil vorträgt. Der¬ 
selbe handelt zunächst von den Schlachttieren und bringt u. a. die 
Untersuchung des' frischen Fleisches auf Verdorbenheit und Ge¬ 
sundheitsschädlichkeit, auf Nachmachung und Verfälschung, sowie 
die Untersuchung des zubereiteten und konservierten Fleisches 
nach jeder Hinsicht erschöpfend. Endlich ist auch noch ein be¬ 
sonderer Abschnitt der Beaufsichtigung des Gewerbebetriebes des 
Fleisches gewidmet. Alle Teile sind gleich mustergültig durch¬ 
gearbeitet und bringen uns alles, was wir über die Materie wisssen 
sollen. Eine Anzahl gut gelungener Abbildungen erläutern den 
Text in dankenswerter Weise. Papier und Druck sind von her¬ 
vorragender Qualität. — Da, wie- schon gesagt, dias Werk eine 
empfindliche Lücke gerade in der vorliegenden Disziplin ausfüllt, 
so dürfte nach dem Gesagten eine Empfehlung unnötig .Sein. 

Ma. 


Eingesandt. 

Dringend wichtig für Landwirte und Tierhalter! 

Mit Recht ist nach dem heutigen Stand unserer Nahrungsmittel¬ 
beschaffung, die Bewegung auf dem Gebiete der Futterbeschaffung 
und speziell die Verwertung der Lupine, welche für die Versor¬ 
gung der Eiweißstoffe für die tierische Ernährung von ausschlag¬ 
gebender Bedeutung ist, ein ernster Gegenstand fachmännischer 
Erörterungen. 

Es kommt aber nach praktischen Gesichtspunkten für die Land¬ 
wirte darauf an, die Lupinen auf den billigsten Wegen so zu ent- 
bittern, daß diese keine schädlichen Nachwirkungen bei ihrer Ver- 
fütterung zur Folge haben dürfen. Spekulative Geist'er versuchen 
die Lage solcher Erscheinungen auszunutzen und ich verweise 
hier kurz auf meine Erfahrungen, die ich mit der Lohnentbitterung 
gemacht habe. 

Die 1 Entbitterung betrug im vorigen Jahr zirka Mk. 40.— pro 
Zentner, so daß ich für zirka 200-Zentner Lupinen zu entbittem 
8000 Mark bezahlt habe. Natürlich kommen dazu die heute ins 
Gewicht fallenden Verlade- und Transportkosten und die Abnutzung 
der Säcke sowie auch der Vertausch mit minderwertigen Lappen 
soll hier nur gestreift werden. Zu diesen landwirtschaftlichen Be¬ 
trachtungen ist noch ganz besonders in Erwägung zu ziehen, daß 
solche Lohnentbitteru/ttgsanlagen 30 Prozent von der zur Entbitte¬ 
rung angelieferten Menge Lupinen als Verluste abziehen. 

Mithin ist mit den auf diese Weise entbitterten Lupinen ejit 
wirtschaftlicher Nutzen nicht zu erwarten, da die Unkosten den 
ganzen Wert der Lupinen verschlingen. Auch die bis dahin be¬ 
kannten Entbitterungsanlagen können der praktischen Landwirt¬ 
schaft nicht empfohlen werden, da sie viel zu kompliziert und vor 
allen Dingen einen großen Kostenaufwand verursachten — die 
Apparate kosteten 10—20 000 Mark —, der in keinem Verhältnis 
zu den erzielten Vorteilen stand. Diese teueren Apparate waren 
mehr eine Spekulation auf die Geldbörse des Landwirtes und 
weniger Hilfsmittel zur Steigerung des Reinertrages. 


Die Lupinen werden am einfachsten nach dem Löhnertschen 
Verfahren entbittert und zwar werden sie ins kochende Wasser 
geschüttet und 30—40 Minuten gekocht und darauf 10—12 Stunden 
unter zwei- bis dreimaliger Erneuerung des Wassers kalt gelaugt. 
Auf diese Weise erreicht man je nach Länge des Kochprozesses 
und der darauf folgenden Wässerung eine vollständige Entbitte¬ 
rung der Lupinen, die dann für alle Tiergattungen mit Vorteil ver¬ 
füttert werden können, und spart vor allen Dingen an Nährstoffen, 
weil bei diesem Verfahren mit den geringsten Nährstoffverlusten 
zu rechnen ist. 

Kurz möchte ich noch hervorheben, daß die Lupinen ein be¬ 
sonderes spezifisches Kraftfuttermittel darstellen, was noch allge¬ 
mein zu wenig erkannt st. 

Die Gesellschaft „Marsa“, Deutsche Land- und Volkswirtschaft¬ 
liche Bedarfsmittelversorgung, G. m. b. H., Berlin W 66, hat jetzt 
einen Apparat der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, der nur 
2000 Mark kostet und überall aufgestellt werden kann und keine 
teuren Montagekosten verursacht. Der Apparat ist so einfach und 
handhablich, daß ich ihn jedem Tierhalter dringend empfehlen 
kann. Nicht nur für die Lohnentbitterung ist der Apparat von 
fortschrittlicher Bedeutung, sondern er kann auch für alle anderen 
Kochzwecke benutzt werden. 

Der Apparat hat besonders die Vorzüge, daß die Lupinen ge¬ 
schlossen in dem aus verzinktem Sieb hergestellten Behälter auf 
einmal eingetaucht und gekocht werden können. Das Entfernen 
der gekochten Lupinen ist wiederum durch die Herausnahme des 
ganzen Behälters sehr einfach, welcher gleich in das bereitgestellte 
Gefäß hineingestellt werden kann. Da aber zu dem Apparat zwei 
solcher Einsätze mitgeliefert werden, so kann, um die Wärme aus¬ 
zunutzen, durch das Einsetzen dieses gleich weiter gekocht werden. 
Haben die Lupinen auch hier 30—40 Minuten gekocht, so wird 
mittels eines am Boden befindlichen Ablaßventils das heiße Wasser 
herausgelassen und durch kaltes ersetzt, um gleich in demselben 
Apparat das Auswässern vornehmen zu können. 

Angesichts der dargelegten Umstände auf dem Gebiete der 
Lupinenentbitterung kann ich diesen Apparat ausschließlich im 
Interesse der Sache jedem Tierhalter aufs Beste empfehlen, denn 
er bietet Vorteile, welche durch ähnliche Bestrebungen bis jetzt 
nicht im Entferntesten erreicht sind. Er stellt eine Errungenschaft 
langgehegter Bedürfnisse der praktischen Landwirtschaft dar. 

Administrator Schulze, Rosenwinkel b. Wutike. 


Notiz. Die Farbenfabriken vorin. Friedr. Bayer & Co., 
Leverkusen b. Köln a. Rh. übernehmen mit dem 1. Oktober ds. Js. 
den Vertrieb der Caporit-Präparate, die von der Chemischen 
Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a. Main hergestellt werden 
und die sich in kurzer Zeit infolge ihrer Desinfektions- und Heil¬ 
kraft einen vorzüglichen Ruf erworben haben. Bestellungen werden 
von der Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., ausgeführt. 


Tierarzt, Wintersemester 1920/21 approbiert, sucht 

Praktikantenstelle 

bei einem Bezirkstierarzt. Angebote an Tierarzt Lachenmayr f 
Salgen (Post Pfaffenhofen). 


899 



Der ansteckende Scheidenkatarrh 

weicht schnell der „Bissulm“-Behandlung. 

. Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere Be¬ 
handlungsmethoden im Stiche ließen.“ T.Rundsch.i909,Nr.a9. 

„ . . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit 
„Bissulin“ . . behandelt.“ Münchener T. W. 1911, Nr. 15. 

„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬ 
haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ t. r. 1912, Nr. 44. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
chem.'Fabrik, Aachen 25. Den Rheinzoll trage ich. 


fil 1 

a 


C a p o r i t 

Ab 1. Oktober 1921 übernehmen die Farbenfabriken vorm. 
Fried r. Bayer & Co., Leverkusen b. Köln a. Rh. den Ver¬ 
trieb der von der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron, 
Frankfurt a. Main, erzeugten und in der Praxis als Desin¬ 
fektions- und Heilmittel vorzüglich bewährten 



Caporit-Präparate. 

Bestellungen sind zu richten an die Septoforma G. m. b. H., 

Köln a. Rh., Eifelstr. 21. / Chemische Fabrik Griesheim- 

Elektron, Frankfurt a. Main. / Farbenfabriken vorm. 
Friedr. Bayer & Co., Leverkusen b. Köln a. Rh. 


[■1- ■ _ _ ■— ■ 

■ 


Erfahrener Tierarzt sucht für 15. Oktober Stelle als 

Vertreter oder Assistent, 

womöglich für länger. Gelegenheit mit weitgehender chirurgischer 
Betätigung (Pferdelazarett) bevorzugt. Gefl. Angebote sind unter 
P. 31 an die Schriftleitung dieses Blattes zu richten. 


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legt, für kleine oberbayerische Praxis zum 1. November. Offerten 
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E infüllen von 20 Stäbchen UDd Mit- lUllf J||j 
nehmen auf die Praxis.Iflll» LIU 

Literatur: Dr. Busch, Nürnberg ,,Tierärztl. Rundschau“, 1921, Nr. 25. 

Dr. vV. Wirthl, Burghausen a. S. „M.-T.-W.“, 1921, Nr. 26. 

Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 

Forheniabriken vorm. FM. Bayer & Co., 

Landwirtschaftliche Abteilung 

Leverkusen b. Köln a. Rh. 

Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., Eifelstr. 21. 



















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Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
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cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16 

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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Vlehzncht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen. 

Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes 
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu 
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen. 

Die Schriftleitung. 


72. Jahrg. München, den 11. Oktober 1921. Nr. 41. 


Inhalt: 

Originalartikel: Ertl. — Frieß. (Forts, und Schluß.) — Referate. — Tierärzt¬ 
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.— Hochschulnachrichten. — 
Personalien. — Bücherschau. 


Homblan und seine Verwendung in der Tierheilkunde. 

Von Dr. Ertl, Tierarzt, Ziemetshausen. 

Veterinär- und Humanmedizin verwenden schon seit 
längerer Zeit mit günstigem Erfolg in der Therapie Anilin¬ 
farbstoffe und zwar äußerlich in der Chirurgie als auch 
innerlich zur Desinfektion des Darmtraktus und außerdem 
parenteral, zur Desinfektion des ganzen Organismus. Ihr 
Giftwert gegen das Körpergewebe ist viel geringer als bei 
direkter Einwirkung auf Bakterien. In letzter Zeit hat sich 
namentlich das Methylenblau allein oder in Verbindung 
mit anderen Stoffen einen beachtenswerten Platz zu erringen 
und bis heute zu behaupten gewußt. Ein solches, jedoch 
verbessertes Präparat, ist das von den chemisch-pharma¬ 
zeutischen Werken in Bad Homburg in den Handel ge¬ 
brachte „Homblau“, welches sich aus Methylenblau und 
saurem phosphorsaurem Natron zusammensetzt. 

Die ersten Versuche, die mit Methylenblau angestellt 
wurden, stammen aus dem Jahre 1913 bei Bekämpfung der 
Schweineseuche und Schweinepest (B. T. W. 1916 Nr. 22) 
und zeigten derartig günstige Resultate, daß das Indikations¬ 
gebiet auch auf Mischinfektionen ausgedehnt wurde (D. T. 
W. 1918 Nr. 46). Ferner wurden Versuche unternommen 
bei Kälberruhr, seuchenhaftem Verkalben, Maul- und 
Klauenseuche, Fohlenlähme, Borna’scher Krankheit, Euter¬ 
entzündung, hämorrhagischer Septikämie der Schafe, in¬ 
fektiöser Blinddarm-Leberentzündung der Truthühner, Koli- 
bazillose des Geflügels und Wundbehandlung. Das Prä¬ 
parat hat sich nicht bewährt bei Maul- und Klauenseuche, 















während bei den anderen Erkrankungen die Versuche als 
nicht abgeschlossen betrachtet werden müssen. Ein neues 
Indikationsgebiet ist die Verwendung von Homblau als 
Adjuvans bei der Bekämpfung des Rotlaufes der Schweine. 
Trotz der großen Färbekraft des Methylenblaus kann be¬ 
obachtet werden, daß bei notwendig werdenden Schlach¬ 
tungen eine Blaufärbung des Fleisches nicht stattfindet. 

Nach Räbiger (T. R. 1920 Nr. 21) kann die bei der 
Behandlung eintretende und sich unangenehm bemerkbar 
machende Blaufärbung der Hände und Gefäße auf folgende 
Weise entfernt werden: 

Waschen mit Spiritus oder Essigsäure; bei stärkerer 
Färbung nimmt man eine kleine Menge Chlorkalkbrei in 
die Hände mit etwas kalzinierter Soda vermischt; dann 
taucht man die Hände in eine Natriumbisulfit- oder Na¬ 
triumthiosulfatlösung ein und wascht mit Seife und Wasser 
nach. 

Die geeignetste Verwendung von Homblau ist in Form 
einer l°/oigen Lösung die man sich herstellt durch Auf¬ 
lösen von 1 Tablette in 1 Liter reinem Wasser; vorteilhaft 
ist es diese Lösung mit etwas Milch zu mischen; man ver¬ 
abreicht Schweinen, die Rotlauf durchgemacht haben oder 
infolge dieser Erkrankung zu kümmern beginnen, je nach 
Größe 50—250 g Lösung, also für Ferkel 50,0, für Läufer 
etwa 100,0 und für große Schweine bis 250*0 g der Lösung, 
sodaß sich die Behandlungskosten bei diesem äußerst spar¬ 
samen Verbrauch denkbar billig stellen. 

Der Erfolg ist günstig, indem die Tiere regen Appetit 
bekommen und die Erkrankung rasch vollends ausheilt. 

Die Tablette zerstoßen oder als Latwerge zu geben ist 
nicht empfehlenswert, da das Präparat in dieser Form zu 
intensiv wirkt. 

Daß die Tiere die Arznei genommen haben bezw. daß 
sie ihnen tatsächlich gegeben wurde, läßt sich einerseits 
an Blaufärbung des Rüssels bezw. an der. Verfärbung des 
Harnes leicht erkennen. 

Nach meinen Erfahrungen ist die Wirksamkeit des 
Homblau gegenüber den anderen Methylenblaupräparaten 
bedeutend erhöht. Diese Erscheinung dürfte ihre Erklärung 
darin finden, daß das saure phosphorsaure Natron nach den 
neuen Arbeiten von E m b d e n und N o o r d e n einen überaus 
wichtigen Faktor für den Körperaufbau darstellt, der die 
Widerstandsfähigkeit des Organismus erhöht, während das 
Methylenblau gleichzeitig die im Blute vorhandenen Bak¬ 
terien abtötet. Es ist auch anzunehmen, daß durch diese 



907 

• 

Kombination die Wirkungsweise und Wirkungsdauer des 
Methylenblau verlängert und dadurch ein Übelstand, der 
ja den meisten Farbstoffen anhaftet, aufgehoben wird, in¬ 
dem diese zu rasch aus dem Organismus wieder ausge¬ 
schieden werden. 

(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München. 

Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) 

Über Darmnähte bei den Haustieren. 

Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik. 

' (Forts, und Schluß.) 

Vergegenwärtigen wir uns nur den Darmkanal der in 
Frage stehenden Tiergattungen, so finden wir folgendes: 
Der Hündedarm besitzt sowohl im Dünn- wie im Dickdarm 
eine einheitliche Form. Die Stärke seiner Wand, die in 
erster Linie auf der zirka 1% mm breiten Muscularis und 
der mächtigen Submucosa beruht, ist im Verhältnis zum 
Lumen sehr bedeutend. Eine Verstopfung des Darmes durch 
den Knopf, dessen Gewicht gegenüber der kräftigen Wand 
mit ihrer starken Peristaltik wohl kaum in Frage kommt, 
ist also bei dem glatten Verlauf des Darmes ziemlich aus¬ 
geschlossen, so daß also seine Anwendung bei Fleischfbes¬ 
sern aus diesen Gründen in Betracht zu ziehen ist. Anders 
aber liegen die Verhältnisse beim Darmkanal unserer großen 
Haustiere. Diese Därme sind sehr lang und ihre Wandung, 
wie wir aus den einleitenden histologischen Untersuchungen 
ersehen haben, imVergleiche zum Lumen dünn und schwach. 
Was die Form der Därme in ihrem Verlauf anlangt, so ist 
diese beim Rinderdarm auch gleichmäßig. Für den Abgang 
eines Murphyknopfes kann hiegegen wichtig werden, daß 
das Colon des Rindes in der Darmscheibe ein spiraliges 
Labyrinth bildet, in dem der Knopf leichter als in einer 
freien Darmschlinge stecken bleiben kann. Noch ungün¬ 
stiger liegen meines Erachtens die Verhältnisse am Pferde¬ 
darm. Auch hier haben wir gesehen, daß die Wand des 
Darmes im Gegensatz zu seiner Weite schwach ist. Am 
Dickdarm treten dann übrigens Taenien und Poscben auf, 
die das Darmlumen zu zahllosen Seitenkammern ausbuchten, 
in denen eventuell der Knopf durch den Kot beiseite ge¬ 
drängt und festgehalten eine Drucknekrose hervorrufen 
kann. 

Um nun am Dünndarm des Pferdes und Rindes eine 
Naht nach Murphy machen zu können, benötigen wir einen 
entsprechend großen Knopf, d. h. von mindestens 30 mm 
Durchmesser. Ein solcher wiegt zirka 45 g und ist daher 





WA 




im Verhältnis zur Dicke der Watid schwer.~ TxMMi'/^Ar' 
normaler Weise nach 8 Tagen durch Absteflteifliifir eil 
klemmten Daipnwand gelöst, so wird er zunächst r %i’dec 
tiefsten Stelle der Darmschlinge, die diese durch <üs C 
wicht des Knopfes schon eingenommen hat, liegen bleibwjt; 
Die Peristaltik wird eventuell nicht imstande sein, den, 
Knopf glatt weiter zu befördern. Möglicherweise kann er 
sich aus seiner der Achse des Darmes parallelen Richtung 
drehen und senkrecht zur Achse stellen, so daß der Darm¬ 
brei nicht durch den Hohlzylinder des Knopfes, sondern 
neben demselben durch die Peristaltik gedrängt wird. Der 
Knopf wird also die Darmwand ausbuchten, und zwar immer 
mehr, je länger er an ein und derselben Stelle liegen bleibt. 
Sein relativ großes Gewicht und der Druck des durch die 
Peristaltik vorbeigepreßten Kotbreies sind imstande bei 


längerer Einwirkung eine Lähmung der Darmmuskulatur 
an der Ausbuchtungsstelle hervorzurufen, da die dünne 
Wand dem Knopfe nicht genügend Widerstand auf die 
Dauer zu leisten vermag. Der Knopf wird also in der diver¬ 
tikelartigen Ausbuchtung der Wand liegen bleiben und eine 
allmähliche Atrophie derselben bewirken. Eventuell kann 
es auch zu einem Durchbruch des Knopfes in die Bauch¬ 
höhle kommen. Mit solchen Zufälligkeiten müssen wir bei 
den Därmen unserer großen Haustiere vermutlich rechnen, 
so daß also hier die Anwendung des Knopfes nicht gefahr¬ 
los erscheint. 


Um nun ein Urteil über die der Technik der Anwendung 


bei den verschiedenen Darmarten geben zu können, ver¬ 
suchte ich den Knopf am Darm vom Pferd, Rind und Hund. 
Dazu hatte ich den Knopf in 4 Größen zur Verfügung, 
nämlich in lichten Weiten zu 3,7, 2,7, 2,3 und 2,2 cm. Die 
Därme, welche ich verwendete, mußte ich also nach diesen 
verschiedenen Größen auswählen. Es eigneten sich die bei¬ 
den großen Knöpfe für den Dünndarm vom Rind und Pferd, 
die kleinen für das Jejunum und Ueum großer Hunde. Ich 
stellte zirka 50 Versuche mit den Knöpfen an und fand da¬ 
bei folgendes: 


Das Anlegen der Tabaksbeutel naht verursachte keine 
Schwierigkeiten, desgleichen das tlherschieben und Fest¬ 
schnüren der Knopfhälften. Manchmal, und z-war besonders 
beim Hund, kam es vor, daß sich die Schleimhaut beim Zu¬ 
sammenziehen der Fäden nach außen gestülpt hatte und 
nach dem Knüpfen derselben etwas Vorstand. In diesen 
Fällen schnitt ich sie mit einer spitzen Schere ab und er¬ 
möglichte dadurch, daß sich die eingestülpten Serosaflächen 


in ihrer ganzen Ausdehnung glatt aneinander legten. Um 
eine völlig gleichmäßige Aneinanderpressung der Knopf¬ 
hälften mit ihren Serösen zu erreichen, erwies es sich als 
nötig, den Druck beim Ineinanderstecken der Zylinder voll¬ 
kommen gleichmäßig auf beide pilzförmigen Kapseln ein¬ 
wirken zu lassen, wobei die richtige Stärke des Druckes 
von Wichtigkeit ist. 

Aus den Aufzeichnungen Rubins haben wir ersehen, 
daß man die durch frühzeitige Lockerung des Knopfes im 
Darm verursachten Gefahren durch Anlegung zirkulärer 
Knopfnähte an der Berührungsstelle beider Darmenden 
zu umgehen suchte. Diese Vorsichtsmaßregel kann auch 
bei Tieren nach meinen Versuchen nur empfohlen werden. 

Unter Beobachtung dieser Momente gelang es an allen 
Darmarten sehr rasch und leicht eine exakte und sichere 
Vereinigung querer Durchtrennungen herzustellen. Die 
Technik der Methode bildet also bei den verschiedenen 
Därmen keine Schwierigkeiten. Es erhebt sich nur die 
Erage, ob nicht die von Rubin geschilderten Nachteile 
des Murphyknopfes und meine Erwägungen hinsichtlich 
des Baues des Darmkanals seine Anwendung in der Tier¬ 
heilkunde teilweise bedenklich erscheinen lassen. Diese 
Erage dürfte dahin zu beantworten sein, daß man den 
Murphyknopf am Darm des Hundes im gegebenen Fall 
wohl anwenden kann, und zwar besonders dann, wenn die 
Raschheit der Operation ausschlaggebend ist (siehe S. 887). 
Eine Anzahl der Nachteile läßt sich nämlich dureh sorg¬ 
fältiges Arbeiten bei genauer Auswahl des Materials ver¬ 
meiden und die übrigen Zufälligkeiten brauchen nicht immer 
einzutreffen. Für den Darmkanal unserer großen Haus¬ 
tiere möchte ich die Anwendung des Murphyknopfes aus 
den zahlreichen oben angeführten,Gründen nicht empfehlen, 
sondern die einfachen Nahtmethoden vorziehen. 

U11 m a n n. 

Aus der großen Reihe der Darmnähte mit Hilfe von 
Fremdkörpern verdient noch die Methode Ullmann 
(1895) besondere Beachtung. B a y e r, beschreibt sie fol¬ 
gendermaßen : „In dem zuführenden Darmende wird dem 
mesenterialen Ansatz gegenüber eine 5—6 cm lange Längs¬ 
inzision gemacht und durch die entstandene Öffnung das 
zuführende Darmende, in sich selbst eingestülpt, mit zwei 
Hakenpinzetten herausgeleitet. Die Schleimhaut des bei der 
Längswunde herausgeleiteten Darmes wird dabei nach außen, 
die Serosa nach innen sehen. In diesen Darm wird das ab- 



führende Darmende in seiner normalen Lage hi 
zogen. Es liegt also die Serosa des abführenden DärnjH 
an der Serosa des zuführenden Darmes. In das Lumen <w 
abführenden Darmes wird ein 2—2% cm langes, durch- 
lochtes, zylindrisches Stück einer gelben Rübe, welches an 
Dicke dem Darmlumen entspricht und an seinem Mantel 
eine Ringfurche trägt, geschoben und mit einem Katgut- 
oder Seidenfaden beide Därme über der Rübe ligiert. Nun 
werden die beiden Darmteile zurückgeleitet und die Längs¬ 
wunde mit einigen Knopf nähten oder fortlaufender Naht 
geschlossen. Die Rübe liegt nun im Darminnern ebenso wie 
die Ligatur. Die Kontinuität des Darmrohres ist durch den 
Kanal der Rübe hergestellt. Die gelbe Rübe muß ziemlich 
hart sein, jedoch nicht faserig, sie wird vor der Operation 
zubereitet und mittels Trokarkonduktors durchlocht. Statt 
der gelben Rübe kann man natürlich auch eine weiße Rübe, 
Kartoffel, dekalzinierte Knochen, Hartgummi oder Metall 
verwenden. Die gelbe Rübe scheint im Dünndarm am 7. Tag 
verdaut zu sein.“ 

[Vergl. Fig. Nr. 16, 17 und 18 und Literaturverzeichnis 
Nr. 11, 14.] 

Ich versuchte die Ullmann’sche Methode an Därmen ver¬ 
schieden großer Hunde, des Rindes und Pferdes, und zwar 
verwendete ich jedesmal das Jejunum, Ileum und Colon. 
Beim Pferdedickdarm wiederum die poschenarme und tae¬ 
nienfreie linke obere Lage. 

Aus diesen Versuchen ergab sich, daß die Naht keine 
i besondere Vorübung und Geschicklichkeit erfordert und 
an den verschiedenen Versuchsdärmen gleich gut anzu¬ 
wenden ist. Das TTmkrempeln des aufnehmenden Darm¬ 
endes, sowie das Einziehen des invaginierten proximalen 
Darmes läßt sich rasch ausführen. Keine Schwierigkeiten 
bietet auch das Einlegen der gelben Rübe. Von Bedeutung 
ist lediglich der richtige Sitz der Ligatur. Sitzt diese in 
der Kerbe der Rübe zu locker, so wird sich die Invagination 
auch bei vorsichtigem Zurückbringen des Darmes wieder 
lösen. Andererseits darf die Ligatur auch nicht zu stark 
angezogen sein. Um das Auseinandergleiten der invagi¬ 
nierten Darmenden zu vermeiden, scheint es mir übrigens 
angebracht zu sein eine Reihe von Lembert-Nähten an der 
Berührungsstelle der Därme zu legen. Auf diese Weise 
konnte ich an verschiedenen Darmarten rasch und exakt 
eine gleichmäßige zirkuläre Naht legen, die die Gewähr für 
einen vollkommen sicheren Wund Verschluß und den wei¬ 
teren Vorteil bietet, daß sie eine verhältnismäßig geringe 



911 


Beeinträchtigung des Darmlumens bewirkt, so daß sie auch 
bei Därmen mittelgroßer Hunde angewandt werden kann. 
Sehr darauf zu achten ist natürlich bei der Invagination 
auf die Unterscheidung des proximalen und distalen Darm¬ 
stückes, eine Schwierigkeit, auf die ich schon hei der Kreis¬ 
naht nach J o b e r t (S. 800) hingewfesen habe. Hat man 
diese aber behoben, so steht der Ausführung der Naht 
nichts mehr im Wege. , 

Ich halte die Methode Ullmann daher für sehr wohl 
geeignet, um in der Tierheilkunde Verwendung zu finden. 

Auch Fr ick bezeichnet sie „als für Notfälle ge¬ 
eignet“. ' 

Zusammenfassung des § 3: Kreis nähte. 

Vergegenwärtigen wir uns nochmals die verschiedenen 
Methoden der Kreisnaht mit ihren Vor- und Nachteilen, so 
können wir ein vergleichendes Urteil folgendermaßen ab¬ 
geben : 

Die Methoden von Czerny und Albert (S. 847) 
erwiesen sich als sehr geeignet zur Wiedervereinigung quer- 
getrennter Darm teile. Wenn sie auch gegenüber den Ver¬ 
fahren, bei denen Darmknöpfe verwendet werden, an 
Schnelligkeit nachstehen, so verlieren sie durch ihre ein¬ 
fache Anwendung und die Gewähr eines exakten Ver¬ 
schlusses doch den Vorzug. Nicht zu bevorzugen sind sie 
lediglich an den Därmen unserer kleinen Haustiere, da sie 
bei der Dicke der Wand im Verhältnis zum Lumen eine 
Obturation desselben bewirken. 

Für alle Darmarten gleich gut geeignet ist die Frey’sche 
Naht (S. 883). Ihre Anwendung wird sich besonders dann 
empfehlen, wenn es gilt eine Verengerung des Lumens zu 
vermeiden, d. h. also bei unseren kleinen Haustieren. Sie 
erfordert zwar einen gewissen Zeitaufwand, der aber durch 
den genannten Vorteil auf gewogen wird. 

Auch das Verfahren nach Ullmann (S. 909) verdient 
meines Erachtens in der Reihe der Kreisnähte mit an erster 
Stelle genannt zu werden. Ermöglicht es doch infolge seiner 
Einfachheit einen raschen Verschluß der Därme. Für die 
Sicherheit der Naht möchte ich jedoch die Anlegung einer 
Reihe zirkulärer Knopfnähte an der Berührungslinie 
empfehlen. 

Einen sehr raschen Wundverschluß ermöglicht ferner 
der Murphy knöpf (S. 885). Mit Rücksicht auf die anato 
mischen und histologischen Verhältnisse in den Därmen 
und ihren Wandungen erscheint mir seine Anwendung bei 



unseren großen Haustieren aber bedenklich^, 

dagegen empfehlenswert, zumal wenn die Kär^^f^peK 

ration ausschlaggebend ist. ■**" ‘ ^ 

Für weniger geeignet und umständlich halte ich diel 
Darmnaht nach Kummer (S. 868). Das zweimalige Ab- J 
präparieren der Seromuscularismanschette bei ihr erfordert 
einen beträchtlichen Zeitaufwand und die Einstülpung 
bezw.- die Naht der kammartig auf gestellten Manschette 
ist auch bei reichlicher Übung schwierig. Obgleich sich 
die Naht nach meinen Versuchen an Därmen von Rindern 
und Pferden leichter anwenden ließ als an solchen von 
Hunden, glaube ich doch, daß wir sie für den Gebrauch 
in der Tierheilkunde entbehre# können, da uns andere, 
günstigere Methoden zur Verfügung stehen. 

Die Invaginationsmethode nach Jobert (S. 800) hat 
nur mehr geschichtliches Interesse. Das Ablösen des Mes¬ 
enteriums bei ihr, die Beeinträchtigung des Lumens, das 
mehrmalige Durchstechen der ganzen Darmwand durch die 
Fadenschlingen sind Nachteile, die spätere Methoden ver¬ 
meiden, so daß die Jobert’sche Naht nicht mehr in Frage 
kommt. 

Alle diese Methoden der zirkulären Vereinigung quer- 
getrennter Därme können wir trotz ihrer verschiedenartigen 
Technik unter einem Gesichtspunkte zusammenfassen, da 
bei allen die Wiederherstellung des Lumens durch die Ver¬ 
einigung von Darmende zu Darmende erfolgt. 

Es besteht aber noch eine andere Möglichkeit der Ver¬ 
einigung, nämlich die Bildung einer seitlichen Anastomose 
unter blindem Verschluß der Darmenden: die Entero- 
anastomose. Die bedeutenderen Anfänge derartiger Ver¬ 
suche gehen nach Schloffer auf den Anfang des 19. 
Jahrhunderts zurück. Eine Anzahl von Autoren verwenden 
auch hier einfache oder fortlaufende Nähte in einer oder 
zwei Reihen übereinander, andere bedienen sich. wiederum 
verschiedenartiger Darmknöpfe. Daß die Methoden von 
Czerny, Lembert und Murphy usw. hiebei in ent¬ 
sprechender Weise auch Anwendung gefunden haben, 
braucht, wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden. 
Die Möglichkeiten der seitlichen Anastomose sind aber 
außer diesen Verfahren so groß und reichhaltig, daß ihre 
Beschreibung und Würdigung für den Gebrauch in der 
Tierheilkunde über den Rahmen meiner Arbeit hinaus¬ 
gehen. Immerhin hatte ich in der Klinik Gelegenheit in 
einigen Fällen beim Hunde mich davon zu überzeugen, daß 


die Enteroanastomose auch in der Tierheilkunde Beach¬ 
tung verdient. 

Gesamtergebnis: 

Für die Anwendung in der Tierheilkunde halte ich von 
den beschriebenen Methoden folgende für empfehlenswert: 

a) von den Längsnähten: die Methoden nach Albert, 
Czerny und L e m b e r t; 

b) von den Kreisnähten: die Verfahren nach Albert, 
Czerny, Frey, Ullmann und Murphy. 

Für die, Entscheidung, welche Methode im gegebenen 
Fall, sei es Kreis- oder Längsnaht, vorzuziehen ist, dürften 
meines Erachtens folgende Punkte wichtig sein: 

Das Allgemeinbefinden des Patienten hinsichtlich der 
Operationsdauer, dessen Größe bezw. Kleinheit mit Rück¬ 
sicht auf die dadurch bedingte Weite der Därme, die Wand¬ 
stärke des Darmes im Verhältnis zum Lumeu, die Größe 
der Wunde. 

Von den histologischen Verschiedenheiten im Darm¬ 
kanal unserer Flaustiere ist für die Darmnaht die Dicke der 
Muscularis und der Submucosa von Wichtigkeit. Die Stärke 
dieser Schichten mit dem Reichtum an elastischen Fasern 
erleichtern die Naht, bewirken aber andererseits bei Därmen 
mit engem Lumen die Bildung eines weit in das Lumen vor- 
springenden, breiten Wulstes, welcher eventuell eine Ver¬ 
stopfung des Darmes hervorrufen kann. Dieser Wulst wird 
natürlich bei der Anwendung von zweireihigen Methoden 
noch größer als bei einreihigen, so daß bei Därmen mit 
dicker Wand und engem Lumen, wie wir sie bei den Fleisch¬ 
fressern haben, die einreihigen Nähte und zwar besonders 
die Lembert-Naht als einfachste vorzuziehen sein dürften. 
Ist die in Frage kommende Wunde klein, so wird durch 
die Lembert-Naht ein vollkommen sicherer Wundverschluß 
gewährleistet. Nur bei größeren Wunden und bei Där¬ 
men unserer großen Haustiere, bei denen die Größe des 
eingestülpten Wulstes wegen der Weite der Därme ohne 
Bedeutung ist, empfiehlt sich die Verwendung von zwei¬ 
reihigen Verfahren, nämlich der Nähte nach Czerny 
und Albert. 

Die Dickenverhältnisse der Darmwand im Verhältnis 
zur Weite haben bei den Zirkulärnähten in analoger Weise 
Geltung. Die Kreisnähte nach Albert, und Czerny 
lassen sich vorteilhaft also auch nur bei den Därmen vom 
Rind und Pferd anwenden, während sie bei Hunden, je 
nach der Größe der Tiere, eventuell eine Verstopfung des 



Lumens verursachen. Für die Frage der Anwendung der 
Nähte nach Frey, Murphy und U1 lm a n n dürfte in 
erster Linie die für die Operation zur Verfügung stehende 
Zeit mit Rücksicht auf den Zustand des Patienten aus¬ 
schlaggebend sein. 

Als entbehrlich in der Tierheilkunde glaube ich an¬ 
sprechen zu dürfen 

a) von den Längsnähten: die Methoden nach E m m e r t, 
Gely, Gussenbauer und J o.bert; 

b) von den Kreisnähten: die Verfahren nach Kummer 
und J o b e r t. 


Am Schlüsse meiner Arbeit fühle ich mich veranlaßt, 
meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Dr. Mayr 
für die Anregung und die mir jederzeit gewidmete Unter¬ 
stützung und Hilfe meinen ergebenen Dank auszusprechen. 


Literaturverzeichnis: 


j. i Literaturverzeichnis: 

scheu her g e r: Handbuch der vergleichenden inikroskopi- 
E 11 e n u ; H, ?r Haustiere. 3. Band. 1911. 

Anatomie ‘ r .6 ftU m: Handbuch der vergleichenden 

• V ^Wie der Haussäugl912. 

HistoioB Beiträge ^r: Grundriß der vergleichenden 

1 -Tra u t m a nn. Haussäugeto ^ 08 . 

Dünndarm Vergleichende h is ^gleichenden Histologie des 
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ihrer -iqn7 . , -isueh einer Berechnung 

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2. Bd. 
1908. 


19 . 



19. Pels-Leusden: Chirurgische Operationslehre für Studie¬ 
rende und Ärzte. 1910. 

19. König: Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 2. Bd. 1899. 

20. Leser: Die spezielle Chirurgie in 60 Vorlesungen. 1909. 

21. Leser: Allgemeine Chirurgie. 1908. 

22. L e x e r: Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie. 1. Bd. 1911. 

28. V. Bruns, Garre und Küttner: Handbuch der prak¬ 
tischen Chirurgie. 8. Bd. 1912. 

24. V. Hohenegg und P ay r: Lehrbuch der speziellen Chi¬ 
rurgie für Studierende und Ärzte. 2. Bd. 1918. 

25. Markus: Zur Technik der Darmnähte. Dissertation Berlin 
1894. 

26. B i e r: Über zirkuläre Darmnaht. 1889. 

27. R o 11 e r: Die typischen Operationen und ihre Übung an der 
Leiche. 1905. 

28. Tillmanns: Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 2. Teil. 1911. 

29. Rubin: Beiträge zur Verwendung des Murphy’schen Darm¬ 
knopfes. Dissertation Heidelberg 1901. 

30. Schloffer: Chirurgische Operationen am Darm. Deutsche 
Chirurgie, Lieferung 46, 1. Hälfte. 


Referate. 

Inlektions- and Invaslonskrankheiten. 

Tierarzt Walter Deckart - Boizenburg a. E.: Er¬ 
fahrungen mit Druselymphe und Antistreptokokkenserum 
bei der Behandlung der Druse. (Aus d. Mecklenburgischen 
Landesgesundheitsamt. — Deutsche Tier ärztl. Wochenschrift, 
1920, Nr. 47, S. 557.) 

D. führte zuf Klärung des noch strittigen Wertes der Vakzin¬ 
behandlung bei Druse bei 70 Pferden Heilimpfungen und zwar 
40 subkutan und 30 intravenös und bei 8 Fohlen Schutzimpfungen 
aus. Den Eindruck, den D. bei gleichzeitiger symptomatischer 
und chirurgischer Behandlung • gewann, faßt er dahin zusammen, 
daß 1. die Impfung einen gewissen günstigen Einfluß ausübt, 2. das 
Rekonvaleszenzstadlilum abgekürzt ist, 3. die Abszeßbildung der 
Lymphdrüsen gefördert wird. Hingegen war eine Verhinderung 
der Abszedierung erkrankter Drüsen nicht zu beobachten. Außer¬ 
dem ist die Lymphtherapie nicht ungefährlich. Eine günstige Wir¬ 
kung bei Schutzimpfungen blieb aus. Mit Antistreptokokkenserum 
wurden 186 Pferde geimpft, bei 156 Tieren wurde die Heilimpfung, 
in 104 Fällen subkutan, in 52 intravenös ausgeführt, bei 30 Tieren 
kam die Schutzimpfung zur Prüfung. Sämtliche geimpfte Pferde 
kamen nebenher symptomatisch, soweit notwendig auch chirurgisch 
zur Behandlung. Hier gewann D. die Überzeugung, daß 1. das 
Anti'streptokokkenserum (Dr. Schreiber) eine spezifische, heilende 
Wirkung hat, 2. die Druse Im Anfangsstadium ku¬ 
piert wird, 3. das Fileber schnell fällt. Puls- u. Atmungsfrequenz 
zurückgeht, 4. keine Metastasenbildung eintritt, 5. das Rekon¬ 
valeszenzstadium abgekürzt und der Nasenausfluß vermindert wird, 
6. Abszeßreifung gefördert, Abszedierung nur infiltrierter Lymph¬ 
drüsen verhindert wird, 7. eine Immunität bewirkt wird, die 
sich bei vielen Impflingen über ein Jahr erstreckt. Me. 



Iimfc MMixli BBd Hjglenl«. 

Tierarzt Dr. W. Funk- Lassan (Pommern): Zur Kennt¬ 
nis der posthämorrhagischen Anämie des Pferdes. (Aus der 
mediz. Klinik der Tierärztl. Hochschule Berlin. — Monats¬ 
hefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 5/6, S. 251.) 

Die Untersüchung erstreckte sich auf 5 Pferde verschiedenen 
Alters und Geschlechtes, denen Blutmengen nicht über 1 % des 
Gesamtgewichtes entzogen wurden, nur bei einem der Pferde be¬ 
trug die Gesamtmenge des innerhalb 4 Wochen genommenen Blutes 
das 1%fache der ganzen Blutmenge oder 9 % des Lebendgewichtes. 
Es ergaben die Forschungen, daß die Zahl der roten Blut- 
körperchen nach den Aderlässen abnimmt, die Abnahme 
ist individuell und nicht abhängig von der entzogenen Blutmenge. 
Die Regeneration der Erythrozyten beansprucht um 
so längere Zeit, je größer der Blutverlust war. 
Mitunter übersteigt dann die Zunahme der roten Blutkörperchen 
die ursprüngliche Norm. Gleichzeitig mit denErythro- 
zyten sinkt auch der Hämoglobingehalt des Blutes, 
der sich auch langsamer als die roten Blutzellen ersetzt, 
wohl deshalb, weil die jungen, roten Zellen armer an Hämoglobin 
sind, als die alten, außerdem sind die neugebildeten Erythrozyten 
größer als die sonstigen, so daß eine Anisozytose besteht. Kern¬ 
haltige rote Blutkörperchen kamen nicht zur Beobachtung, es er¬ 
folgt ihre Regeneration langsamer als bei anderen Tieren. Die 
weißen Blutkörperchen sind nach Blutverlusten 
der Zahl nach etwas gesteigert, bei protrahierten Blutungen 
erschienen Myelozyten, die Leukozytose ist ausgesprochener. Mono¬ 
nukleäre Zellen und Übergangsformen sind in ihrer Anzahl kaum 
verändert. Es ist demnach die therapeutische Verwer¬ 
tung des Aderlasses zur Erzielung einer Blut¬ 
verdünnung und Resorption vollkommen be¬ 
rechtigt. _ Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Tierärzte und Apotkeker. 

Der „Süddeutschen Apothekerzeitung Nr. 74. 16. Sept. 1921“ 
entnehmen wir folgenden Berichtsauszug über die 11. ordentliche 
Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen 
Interessen deutscher Apotheker. 

Der Vorsitzende Med.-Rat Fickner berichtete über das Ver¬ 
hältnis des Apothekers zu den Ärzten. Die Apotheker sind sich der 
Wichtigkeit der Solidarität mit diesem Stande gerade bei den Aus¬ 
einandersetzungen mit den Krankenkassen wohl bewußt. Der Verein 
hat daher auch im verflossenen Jahre Verhandlungen mit dem ärzt¬ 
lichen Wirtsehaftsverbande angeknüpft, die zu den besten Hoffnungen 
auf ein Zusammengehen in gemeinsamen Wirtschaftsfragen berech¬ 
tigen. Der Berichterstatter führt weiter aus: 

Ein weniger gutes Verhältnis verbindet uns bekanntlich mit 
den Vertretern der Heilkunde auf dem Veterinärgebiete. Wir 
können nun einmal nicht von der Forderung auf Aufhebung des 
Dispensierrechtes der Tierärzte Abstand nehmen. Unsere Bemüh¬ 
ungen im vergangenen Jahre waren ja bekanntlich wiederum er¬ 
folglos, aber das wird uns nicht hindern, dieses schwierige Ziel 
weiterhin zu verfolgen, wie jener Römer mit seinem „Ceterum censeo“. 



917 


Den Bericht über Punkt „Arzneimittelabgabe durch Tierärzte“ 
hatte Apotheker Dr. Krebs übernommen. Er faßte alle die Ge¬ 
sichtspunkte, die gegen das Dispensierrecht der Tierärzte vorge¬ 
bracht werden können und die in der Fachpresse hinreichend dis¬ 
kutiert sind, zusammen. Vom Standpunkt des Apothekers aus ist 
die Arzneimittelabgabe durch Tierärzte ebenso als Pfuscherei zu 
bezeichnen, wie die Behandlung von Krankheiten an Tieren dürch 
Apotheker. Die Behandlung von Mensch oder Tier ist Sache des 
Arztes oder Tierarztes, die Herstellung von Arzneien für Menschen 
und Tiere gehört in die Apotheke. Die Ausführungen des Redners 
fanden lebhafte Zustimmung in der Versammlung. Der Wirtschafts¬ 
verband wird auch in Zukunft gegen das Dispensierrecht der Tier¬ 
ärzte, soweit dasselbe noch besteht, mit allen ihm zu Gebote stehen¬ 
den Mitteln ankämpfen. P. 


Verschiedenes. 

Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 
1. mit 15. September 1921. 


Regierungs¬ 

bezirke 

Verseuchte 

Gefall. 

Tiere 

Notgesch. 

Tiere 

Verwal¬ 

tungsbezirke 

Gemeinden 

Gehöfte**) 

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Im Vergleich 
zur Vorberichts¬ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme -f- 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorbericbts- 
zeit*) 

Abnahme — 
Zu nah me+ 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorberichts¬ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme •+- 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

Oberbayern 

12 

- 3 

32 

+ 3 

110 

+ 24 


2 

_ 

_ 

Niederbayern 

3 

• 

3 

— 1 

4 

• 

— 

— 

— 

— 

Pfalz 

3 

— 2 

10 

+ 1 

60 

+ 25 

3 

— 

— 

2 

Oberpfalz 

3 

• 

3 

- 1 

14 

+ 2 

— 

— 

i 

1 

Oberfranken 

5 

— 1 

6 

— 2 

7 

— 4 

1 

— 

— 

2 

Mittelfranken 

i 

— 2 

1 

4 

1 

— 5 

— 

— 


— 

Unterfranken 

3 

— i 

4 

. 

6 

. 

— 

— 

— 

— 

Schwaben 

11 

— 2 

57 

+ io 

225 

-i- ii 

— 

10 

1 

— 

Gesamtsumme 

D 

- 11 

116 

+ 6 

427 

+ 63 

4 

12 

2 

5 

31. Aug. 1921 

52 

— 6 

110 

— 22 

374 

— 91 

1 

11 

7 

16 

15. Aug. „ 

58 

— 9 

132 

— 5 

465 

-f 34 

1 

2 

5~ 

7 

31. Juli „ 

(57 

— 6 

137 

— 9 

431 

-f 66 

9 

23 

12 

2 

15. Juli „ 

73 

+ 8 

146 

+ 17 

365 

+ 48 

3 

15 

5 

8 

30. Juni „ 

65 

4- 6 

129 

+ 18 

317 

— 25 

Q 

18 

86 

108 

15. Juni „ 

59 

— 16 

111 

— 31 

342 

— 12 

6 

5 

9 

9 

31. Mai „ 

75 

— 8 

142 

— 30 

354 

— 35 

7 

23 

19 

20 

15. Mai „ 

83 

— 5 

172 

1 

— 27 

389 

— 49 

4 

43 

6 

5 


*) Vom 16. mit 31. August 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide* 





















Lud Wirtschaft, FittaraltteUraade und EraUmwgswasei. 

Tagung landwirtschaftlicher Grundbesitzer. 

Um Gelegenheit zur Anregung und Aussprache auf wichtigen 
landwirtschaftlichen Gebieten zu geben, eine engere Fühlungnahme 
zwischen den Mitgliedern herbeizuführen und das Interesse an den 
Zielen der Organisation zu stärken, hatte der BayerischeGrund- 
besitzerTerb and seine Mitglieder zu einer Tagung nach 
München geladen. 

Die im Hotel Union am Donnerstag, den 29. September abge¬ 
haltene Sitzung leitete der Vorsitzende Oberstleutnant a. D. Rhom- 
berg mit einer Begrüßung der Vertreter des Landwirtschaftsmini¬ 
steriums, der Bauernkammer, der Landwirtschaftlichen Hochschule, 
der befreundeten Organisationen und der übrigen Teilnehmer ein. 
Dann berichtete er in Kürze über die vorjährige Tätigkeit des Ver¬ 
bandes, betonte die günstige Entwicklung der Arbeit der Wirtschafts¬ 
beratungsstelle und die Stellungnahme zur Steuerfrage, wobei er 
hervorhob, daß eine die gesunde landwirtschaftliche Produktion un¬ 
möglich machende Steuerbelastung abzulehnen ist. 

Der Leiter der Wirtschaftsberatungsstelle des Verbandes Bruno 
Laupert hielt einen Vortrag über Intensivierung der Land¬ 
wirtschaft durch Saatzucht, Saatgutbau und Sor¬ 
tenwahl. In längeren Ausführungen gab der Referent eine Reihe 
von zweckdienlichen Ahregungen zu einer ertragsreiohen Bewirt¬ 
schaftung des Bodens, wobei er u. a. den Vorgang der methodischen 
Pflanzenzüchtung, den hohen Wert der Original-Saatgutbestellung 
und die Bekämpfung des Staub- und Steinbrandes, besonders durch 
Beizen, behandelte. 

Der zweite Redner, der Rektor der Landwirtschaftlichen Hoch¬ 
schule Weihenstephan Geheimrat Professor Dr. Kulisch, sprach 
über „Technik und Landwirtschaft“, wobei er in kurzen 
Hinweisen die Bestrebungen des Ausschusses für Technik und Land¬ 
wirtschaft in Bayern darlegte. Obwohl in Technik und Landwirt¬ 
schaft in Bayern schon wertvolle Arbeit vollbracht wurde, muß auf 
diesem Gebiete noch ganz bedeutend mehr geleistet werden. 
Maschinenprüfung, Fütterungstechnik usw. sind vordringliche Auf¬ 
gaben. Bayern braucht eine Einrichtung, die endlich die Fragen 
der Förderung der Landwirtschaft praktisch behandelt. Staat und 
Landesbauernkammer müssen diese Forderung als ihre Aufgabe be¬ 
trachten. Zwischen den führenden Männern der Technik und der 
Landwirtschaft ist eine persönliche Berührung herbeizuführen, um 
das gegenseitige Verstehen zu fördern. Den beifällig aufgenommenen 
'Vorträgen folgten kurze Aussprachen. 

Am Nachmittag war Führung durch die landwirt¬ 
schaftliche Maschinen-Ausstellung. Eine Besichtigung 
des jetzt als Lehr- und Versuchsgut für Ackerbau und Viehzucht im 
Ausbau begriffenen Staatsgutes Grub beschloß am Freitag die 
Tagung. 


Zwei landwirtschaftliche Ausstellungen in München (in diesem Jahr 
mit dem Oktober- und Landwirtschaftsfest verbunden). 

Die Erste bayer. Flachsbau-Ausstellung hat 43500 
Besucher aufzuweisen, das sind ungefähr das Doppelte von dem, was 
man erwartete. Auch sonst wurden die Erwartungen dank der in 
wissenschaftlicher, technischer und künstlerischer Hinsicht muster- 



919 ' 


gültigen Anlage der Ausstellung, um die sich ganz besondere Ver¬ 
dienste der Direktor der Ausstellung Landwirtschaftsrat Diplom-' 
landwirt Weidner erwarb, übertroffen. Auch die norddeutschen 
Gäste sprachen sich dahin aus, daß die Erste bayerische Flachsbau- 
Ausstellung in jeder Beziehung bedeutend günstiger abschließt 
als die beiden deutschen Flachsbauschauen in Sorau 
und in Leipzig, und daß sie der nächsten Schau in Nürnberg, 
an der sich die deutsche Flachsindustrie beteiligen will, als Bei¬ 
spiel dienen soll. Die Flachsbau-Ausstellung wird aber auch 
den ständigen Bestand cfer künftigen Landwirtschafts- 
Feste bilden. Man hat festgestellt, daß alle Bevölkerungskreise 
aus ganz Bayern Interesse an der Schau nahmen. Voran die baye¬ 
rischen Landwirte an den Oktoberfestbesuchstagen, dann aber auch 
die städtische Bevölkerung, voran unsere Jugend. 

Die Aussprache, die die Leitung der Flachsbau-Ausstellung mit 
ihren Ausstellern für Montag nachmittag angesetzt hat, pflog die 
Kreisbauernkammer mit den Ausstellern der Landwirtschaft¬ 
lichen Maschinen-Ausstellung bei einem zwanglosen Bier¬ 
abend am Sonntag im Haus der Landwirte, um auf den Erfahrungen 
aufzubauen und aus ihnen für die Zukunft zu lernen. Dem Austausch 
der Meinungen lag ein Referat zugrühde, das der eigentliche In¬ 
spirator der Maschinen-Ausstellung, der bei dieser Gelegenheit ge¬ 
feierte Geschäftsführer der Kreisbauernkammer Reisinger er¬ 
stattete. Mit einem Besuch von 75000 wurde der Rekord ge¬ 
schlagen, den bisher noch keine Landwirtschaftliche Ausstellung (im 
Rahmen des Oktober- bzw. Landwirtschaftsfestes) erreichte. Trotz 
aller Risikos und Opfer und der Neubildung-des öffentlichen Rechts, 
das die auf keine Tradition aufbauende Kreisbauernkammer statt 
des über ein Jahrhundert alten Trägers — der Laudwirtschaftsrat — 
einsetzte. Daß diese infolgedessen „traditions- und erfahrungslose“ 
Ausstellung ein Wagnis war, das ohne die Unterstützung und Gro߬ 
zügigkeit der Aussteller zu einem Fiasko geführt hätte, wer wagt 
es zu bezweifeln? Zu den ideellen Erfolgen kamen aber nach den 
zuversichtlichen Mitteilungen die finanziellen. Doppelt staunenswert 
schon deshalb, weil die Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts¬ 
gesellschaft erst im Juni in Leipzig war und die letzten Anmeldungen 
für München, owohl ihr Schlußtermin auf den 15. August angesetzt 
war, erst am 25. September — also nach Eröffnung der Ausstellung — 
einliefen. Die Gelegenheit seines Referats benutzte Geschäftsführer 
Reisinger zu einem Appell zur gemeinsamen Arbeit, damit durch 
die Schaffung der Maschinen die altväterliche bäuerliche Wirtschaft 
zur intensivsten Wirtschaftsform überzeugt wird, die ohne landwirt¬ 
schaftliche Maschinen undenkbar ist. In der landwirtschaftlichen 
Ausstellung soll eben ein Sammelpunkt der zerstreuten landwirt¬ 
schaftlichen Bevölkerung geschaffen werden. Der Redner betonte, 
daß ein Oktoberfest ohne Landwirtschaftsfest unmöglich ist im 
Rahmen der historischen Entwicklung. Damit die landwirtschaft¬ 
lichen Maschinen draußen nicht in Grund und Boden zerstört 
werden durch den Mangel an handwerklicher Bildung, beabsichtigt 
die Kreisbauernkammer im Benehmen mit der Industrie hand¬ 
werkliche Ausbildungskurse auf dem Lande durchzu¬ 
führen. 

Was die nun geschlossene Ausstellung angeht, so brachte sie 
gute Umsätze und verlief bis auf eine Ausnahme ohne Störung. Im 
nächsten Jahr sollen die Stahleinrichtungen mit herein¬ 
gezogen werden, soweit uns die Entente nicht menr die Finger ins 



Genick setzt. Geplant ist dann eine Arena f&r die Motor- 
pflüge in Elipsenform mit flacher Straße, mit einer Terasse, einem 
Kino und Vortragsraum. ' 

Die Aussprache gestaltete sich äußerst anregend. Es 
wurde insbesonders dem "Wunsch Ausdruck gegeben, daß die Reichs¬ 
verkehrsverwaltung wie vor der Verreich liehung die bayerische 
Verkehrsverwaltung den Ausstellern die frachtfreie Rücksendung 
der nicht verkauften Maschinen gestattet. Vom Stadtrat München 
verlangte man eine Ermäßigung der jetzigen exorbitanten Platz¬ 
gebühren und die Erlaubnis der Führung einer Repräsentations¬ 
wirtschaft. Die Erfüllung dieser Wünsche wurde für um so not¬ 
wendiger erachtet als Zweifel auftauchten, ob mit Rücksicht auf die 
Deutsche Landwirtschafts-Ausstellung 1922 in 
Nürnberg insbesonders die norddeutschen aber auch die baye¬ 
rischen Firmen das Risiko und die Opfer für eine Ausstellung beim 
nächstjährigen Oktoberfest übernehmen würden. Von verschiedenen 
Ausstellerseiten wurden Regierung wie Stadtrat daran erinnert, daß 
die landwirtschaftliche Bevölkerung nicht wegen des Oktoberfestes 
und seiner Freuden allein nach München kommt, sondern wegen 
der landwirtschaftlichen Ausstellung, daß also aus dieser die Allge¬ 
meinheit in der Hauptstadt Nutzen zieht. 


Wichtige Entscheidungen über das zukünftige Zuchtziel der vogt- 

landischen Pferdezucht. 

(Züchtung zweier Typen: als Warmblut den 
Oldenburger Typ und als Kaltblut den Ar- 

denner Typ.) 

Vor überaus wichtigen Entscheidungen war jetzt die vogt¬ 
ländische Pferdezucht gestellt, die nunmehr festorganisiert und 
in dem neugegründeten, vom Rittergutsbesitzer Zeidler- Oben¬ 
rosa geleiteten „Pferdezuchtverein für das Vogtland“ ihre Ver¬ 
tretung gefunden hat. Es galt nun, ein festesZuchtziel zu 
bestimmen und zur Beratung waren die Züchter des Vogtlandes 
zusammengetreten, die vorn Oberlandstallmieister Graf zu Münster 
und anderen Fachleuten beraten wurden. Die Gründungsversamm¬ 
lung des „Pferdezuchtvereins für das Vogtland“ fand in Plauen 
unter der Leitung des Rittergutsbesitzers Kloetzer - Thoßfell 
statt. Derselbe gab bekannt, daß dem Pferdezuchtverein bis jetzt 
116 Züchter mit 176 Stuten beigetreten sind, darunter 65 Kaltblut¬ 
stuten. Unter den Rittergutsbesitzern ist eine besondere Neigung 
für Warmblutzucht vorhanden. Der Ausschuß hat deshalb be¬ 
schlossen, beiden Richtungen gerecht zu werden und 
neben W armblut im Oldenburger Typ auch Kalt¬ 
blut, und zwar ein Gebirgspf erd im Typ des Ar- 
denn ers zu züchten. Es sollen zwei Deckstationen errichtet 
und mit je einem Warmblut- und einem Kaltbluthengst besetzt 
werden. — Oberlandstallmeister Graf zu Münster gab seiner 
Genugtuung darüber Ausdruck, daß so viele Landwirte sich zur 
Pferdezucht bereit gefunden hätten. In Sachsen seien die Ver¬ 
hältnisse .so wechselnd, daß es nicht möglich sei, ein einheitliches 
Zuchtziel aufzusbellen. Außer den Bodenverhältnissen sei auch die 
Industrie zu berücksichtigen. Wenn Mer von Warmblut geredet 
werde, so meine man das Warmblutpferd im mittelständigen Typ. 
Das sei für das sächsische Vogtland das Oldenburger 
Pferd. „Wenn es hier auf dem Boden aufwächst, werde es den 



921 


Ansprüchen genügen, es sei tief, breit und gängig. Man müsse die 
Stuten nur auf die Geeignetheit prüfen und dann aber auch bei der 
Stange bleiben.“ — Rittergutsbesitzer D i e t z e - Rodensdorf be¬ 
zweifelte, ob das oldenburgische Pferd das geeignetste sei und 
bezeichnete das steiermärkische Pferd als einen Schlag, 
der für das Vogtland wie geschaffen sei; es stamme aus Deutsch¬ 
land, sei beweglich und sicher, und werde auch im Vogtlande lei¬ 
stungsfähig sein. Graf zu Münster erwiderte, daß er den 
Schlag der Noriker kenne und selbst Interesse für ihih gehabt 
habe. Der Noriker sei genau so ein Produkt seiner Scholle wie 
alle Pferde, und leiste in seiner Heimat Unglaubliches. Seine 
Heimat sei Zell am See, dort habe er auch die denkbar beste 
Weide; kräuterreiche Wiesen. Mit den Kaltblütern hielten aber 
die Noriker nicht stand in Bezug auf ihr Äußeres. Sie leisteten 
viel, zögen und trabten auch gut, hätten aber ein enges Sprung¬ 
gelenk, scharfgewinkelte Beine. Sie eigneten sich nicht für das 
Vogtland und in dem Maße wie die Ardenner und Belgier. 
Der Ardenner sei der Belgier und Rheinländer im kleinen. Im 
Vogtland müsse man auf ein korrektes, tiefes, breites und gängiges 
Tier kommen. Der Ardenner frißt alles, er paßt bei dem reichlich 
starken Verkehr mit der schwierigen Haftpflicht schon wegen 
seines ruhigen Wesens in diese Gegend. Es sei fehlerhaft, auf die 
Noriker zu kommen. Sie seien hier nicht geeignet für die Zucht 
im bäuerlichen Betrieb. Die Beine wären bei ihnen viel zu hoch. 
Die Noriker machten nicht den Eindruck von guten Futterver¬ 
wertern, wie sie der Landwirt hier nötig hätte. Graf zu Münster 
riet daher ab, auf den Noriker zuzukommen. — Der Vorsitzende 
betonte nochmals, daß man zwei Type gewählt habe, entsprechend 
den Wünschen der vogtländischen Pferdehalter, und zwar als 
Warmblut den Oldenburger Typ und als Kaltblut 
den Ardenner Typ, der breit, tief gebaut, immer rund sei 
und gut arbeite. — Graf zu Münster bemerkte noch, das 
Kriegsministerium hätte die Oldenburger stajk befehdet. Bisher 
waren in Sachsein die Rittergutsbesitzer für Kaltblut und die 
Bauern mit einem oder zwei Pferden für Warmblut. Der Bauer 
brauche ein bewegliches Pferd, das nicht viel Futter verlangt. 
Der Vorsitzende äußerte sich über die Unterhaltskosten der 
Hengste. Die Hengste würden geeigneten Besitzern überwiesen 
werden, bei denen sie auch arbeiten müßten. Der Hengsthalter 
würde die eine, die 'Genossenschaft die andere Hälfte der Futter¬ 
kosten und des Wärterlohnes tragen. — Graf zu Münster 
äußerte sich über das D e c k g e 1 d. Dasselbe würde jährlich fest¬ 
gelegt und sei von der Staatsregierung abhängig. Es würde künf¬ 
tig ein Mindestdeckgeld festgesetzt w r erden, das dem Satz 
der Beschälstation gleichkommen werde: es würde vielleicht 130 
Mark betragen. — Der Vorsitzende äußerte sich über die Kosten 
des Hengstmaterials. Jeder Züchter hätte auf die Stute 
einen 1000 Mark - Anteilschein zu erwerben Da 176 Stuten bisher 
angemeldet seien, so würden 176 000 Mark zur Verfügung stehen. 
Graf zu Münster wolle einen Ardenner zu 35 000 Mark und 
einen Oldenburger zu 40 000 Mark verschaffen. Das ergebe bei 
vier Hengsten, nämlich zwei Kaltblütern und zwei Warmblütern, 
zusammen 150000 Mark an Mitteln für die Hengstbeschaffung. Man 
beabsichtige aber das von der Zeichnung der Anteilscheine kom¬ 
mende Geld in den Reservefonds zu legen und mit 3 v. H. zu ver¬ 
zinsen, das Anschaffungsgeld für die Hengste aber von der Land- 



wirtschaftlichen Genossenschaft zu entleihen. Die Anschaffungs¬ 
kosten seien also unbedingt gesichert. — Die Versammlung nahm, 
sodann die Satzung der Pferdezuchtgenossenschaft zu Bergdorf 
auf dem Eigen als die ihrige an und konstituierte sich hierauf als 
„V ogtfändische Pferdezucht-Genossenschaft, 
e. G. m. b. H.“ mit dem Sitz in Plauen. Zum ersten Vor¬ 
sitzenden wurde Rittergutsbesitzer Zeidler- Obenrosa, zum 
stellvertretenden Vorsitzenden Freiherr von Bedenhausen 
auf P ö h 1 und zum Geschäftsführer Rittergutsbesitzer Kloet- 
z e r - Thoßfell gewählt. Die Vogtländische Pferdezuchtgenossen¬ 
schaft ist damit ins Leben getreten, sie wird die Pferdezucht in 
Sachsen und im Vogtland zu neuer Blüte bringen. S. M. 


Die Beschälordnung ln Württemberg. 

Die württembergiische Beschälordnung hat seither, um eine 
günstige Geburtszeit für die Fohlen zu erzielen, die Berechtigung 
dAr Privatbeschälhalter zur Aufstellung ihrer patentierten Hengste 
auf diel Zeit vom 15. Februar bis 15. Juli beschränkt. Durch 
eine Verordnung des Staatsministeriums iist diese in den Kreisen 
der Pferdezüchter als unzweckmäßig empfundene Beschrän¬ 
kung aufgehoben und die Beschälzeit für die privaten 
Hengsthalter freigegeben worden. S. M. 


Hochschulnachrichten. 

Verzeidinis der Vorlesungen und praktischen Übungen an der Tier¬ 
ärztlichen Hochschule zu Hannover für das Winterhalbjahr 1921/22. 

1. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Boether: Anatomie der Haustiere; 
Anatomische Übungen, 9 st., tägl. — 2. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 
Malkmus: Spezielle Pathologie und Therapie, 4st.; Medizinisch- 
propädeutische Klinik, 2 st.; Spitalklinik für große Haustiere (Medi¬ 
zinische Klinik), tägl. — 8. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Friek: Spezi¬ 
elle Chirurgie, 4 st.; Chirurgisch-propädeutische Klinik, 1 st.; Spital¬ 
klinik für große Haustiere (Chirurgische Klinik), tägl.; Operations¬ 
übungen, 4st. — 4. Prof. Dr. Rievel: Fleischbeschau, 3st.; Spe¬ 
zielle pathologische Anatomie, 5 st.; Milch- und Milchkontrolle, 2 st.; 
Michkursus, 2 st.; Pathologisch-anatomische Demonstrationen, Patho¬ 
logisch-anatomischer Kursus mit Anleitung zu Obduktionen, 2 st.; Ob¬ 
duktionen, tägl. — 5. Prof. Dr. KünnemanU: Arzneimittellehre, 
4 st.; Spitalklinik für kleine Haustiere, tägl. — 6. Prof. Dr. M i e ß n e r: 
Hygiene, 2 st.; Protozoenkunde, 1 st.; Hygienische und seuchen¬ 
klinische Übungen und Demonstrationen, 2 st.; Allgemeine Veterinär¬ 
polizei, 1 st.; Übungen im Anfertigen von Berichten. — 7. Prof. Dr. 
Oppermann: Emhryotomische Übungen, 2 st.; Krankheiten der 
Wiederkäuer, Ist.; Ambulat. Klinik. — 8. Prof. Dr. Paechtner: 
Physiologie einschließlich physiologische Chemie, 5st.; Physiologisches 
Praktikum, 2 st.; Enzyklopädie und Methodologie der Tierheilkunde, 
Geschichte der Tierheilkunde, 1 st.; Wirtschaftsphysiologie, 1 st. — 
9. Prof. Dr. Kronacher: Spezielle Tierzucht, 4st. — 10. Prof. Dr. 
Danckwortt: Anorganische Chemie, 6st.; — Chemische Übungen, 
12st. — 11. Geh. Stud.-Rat Prof. Haeseler: Physik, 4st. — 12. 
Prof. Dr. Ude: Zoologie, Bst. — 13. Apotheker Dr. Gerkb: Phar¬ 
mazeutische Übungen, tägl., 1 st. —14.Direktor Scheibner: Theorie 
des Hufbeschlages, 1 st, Hufbeschlagkurse. — 15. Schlachthofdirektor 
Rekate: Fleischbeschaukurse auf dem hiesigen Schlachthofe, jeder 



923 


Kursus von dreiwöchiger Dauer. — 16. Direktor Neuberth: Land¬ 
wirtschaftliche Technologie, 2 st.; Ackerbau, 1 st.; Nationalökonomie, 
2 ständig. _ _ 


Übersicht der Vorlesungen und Übungen an der Tierärztlichen 
Hochschule Dresden im Wintersemester 1921/22. 

Beginn: 18. Oktober. 

Dr. E 11 e n b e r g e r. Geh. Rat, o. Prof.: Physiologie, 6stdg.; 
Gewebelehre, 2§tdg.; Entwicklungsgeschichte, 3stdg.; Physiolog. 
Praktikum (gemeinschaftlich mit Prof. Dr. Trautmann); Ar¬ 
beiten f. Fortgeschrittenere im phys'iiolog. Institut und in der phy- 
siolog.-ehem. Versuchsstation, tägl. — Dr. Bau m, Geh. Med.-Rat, 
o. Prof.: Systemat. Anatomie (Osteologie, Myologie u. Splanchno- 
logie), 6stdig.; Anatom. Präparierübungen, gemeinschaftlich mit 
dem Prosektor, tägl.; Arbeiten für Fortgeschrittenere im Institute, 
tägl. — Dr. Röder, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Spezielle Chirurgie, 
4stdg.; Augenheilkunde, lstdg.; Operationskursus, 6stdg.; Chirurg. 
Klinik undi Poliklinik f. gr. Haustiere, tägl.; Arbeiten f. Fortge¬ 
schrittenere im klin. Laboratorium. — Dr. Kunz-Krause, 
Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Organ. Experimentalchemie, Sstdg.; Ge¬ 
richtliche Chemie, lstdg.; Arbeite® im Laboratorium des ehern. 
Instituts f. Fortgeschrittenere, tägl. — Dr. Schmidt, Obermed.- 
Rat, o. Prof.: Spezielle Pathologie u. Therapie der Haussäuge¬ 
tiere, 2stdg.; Gerichtliche Tiermedizin, 2stdg.; Schafkrankheiten, 
lstdg.; Geflügelkrankheiten, lstdg.; Physikal. Diagnostik und Pro- 
prädeutik innerer Krankheiten 1 ; Mediz. Klinik f. gr. Häustiere, 
tägl.; Arbeiten im klin. Laboratorium. — Dr. Lungwitz, Ober¬ 
med.-Rat, o. Prof.: Spezielle Pharmakologie mit Einschluß der 
Toxikologie, 3stdg.; Spezielle Pharmakognosie (gemeinschaftl. mit 
Privatdozent Dr. Bohrisch), lstdg.; Hufkrankheiten, 2stdg.; 
Beschirrung und Bekleidung der Haustiere, lstdg.; Klinik u. Poli¬ 
klinik f. kl. Haustiere, tägl.; Arbeiten f. Fortgeschrittenere im In¬ 
stitut. — Dr. Klimmer, Obermed.-Rat, o. Prof.: Fütterungs¬ 
lehre, '2stdg.; Milchkunde u. Milchhygiene, lstdg.; Gesundheits¬ 
pflege, 3stdg.; Milchuntersuchungskursus bezw. Übungen in der 
Gesundheitspflege u. Fütterungslehre (gemeinschaftlich mit Privat¬ 
dozent Dr. Haupt und Assistent Leipert); Arbeiten im Hygie¬ 
nischen Institut und der Seuchenversuchsanstalt für Fortgeschrit¬ 
tenere, tägl. — Dr. J o e s t, Obermed.-Rat, o. Prof.: Spezielle 
pathologische Anatomie, 6stdg.; Pathologisch-anatomischer Kursus 
mit Anleitung zu Obduktionen, 8stdg.; Pathologisch-histologiischer 
Kursus, 4stdg.; Arbeiten im Patholog. Institut für Fortgeschrit¬ 
tenere, tägl. — Dr. Richter, Med.-Rat, o. Prof.: Besondere 
Tierzucht mit Kursus für praktisch-züchterische Beurteilung der 
Haustiere, östdg.; Geburtshilfliche Klinik, tägl.; Arbeiten f. Fort¬ 
geschrittenere täglich im Institut. — Dr. Edelmann, Geh. Medt- 
Rat, o. Hon.-Prof.: Veterinärpolizei und Seuchenlehre, 3stdg.; 
Fleischbeschaukurse im städt. Vieh- u. Schlachthof Dresden-Fr. — 
Dr. Biedermann, Oberstudienrat, Hofrat, a. o. Prof.: Physik, 
2stdg. — Dr. Naumann, Hofrat, a. o. Prof.: Botanik, 2stdg.; 
Lichtbilddemonstrationen. — Dr. Brandes, a. o. Prof.: Der 
heutige Stand der Des z enden ziel) re, lstdg. — Dr. Weber, a. o. 
Prof.: Geschichte der Tiermedizin, lstdg.; Propädeutik der ambul. 
Klinik, lstdg.; Ambul. Klinik, tägl.; Kursus in der Praxis der Ve¬ 
terinärpolizei, tägl.; Kolloquium über Rinderkrankheiten. — Dr. 





924 


Seeliffer, Dozent: Pharmazeut. Kursus. — Dittrieh, Prof.: 
Veterinärtechn. Zeichnen, l%stdg. — Dr. S t e g 1 i c h, Reg.-Rat, 
Prof.: Landwirtschaftslehre u. Grundbegriffe der Volkswirtschafts¬ 
lehre, lstdg. — Dr. W a n d o 11 e c k, a. o. Prof.: Fischkunde, 
lstdg. — Dr. Traut mann, a. o. Prof.: Histologie, lstdg.; Phy- 
«iolog. Praktikum (im Gemeinschaft mit Geh. Rat Prof. Dr. Ellen¬ 
berger), 7stdg. — Dr. Müller-Lenhartz, Hofrat, a. o. 
Prof.: Einführung in das Gebiet der Landwirtschaftslehre, mit De¬ 
monstrationen u. Exkursionen, lM>stdg. — Dr. Illing, Dozent: 
Marktpolizeiliche Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel; nach 
Anschlag. — Dr. Müller, Prof., Priv.-Doz.: Vererbung von 
Krankheiten, lstdg. — Dr. S t r u b e 11, Prof., Priv.-Doz.: Ausge¬ 
wählte Kapitel aus der Lehre von der Immunitätsforschung, lstdg.; 
Erkrankungen des Kreislaufes, lstdg.; Kursus über Immunreak¬ 
tionen. — Dr. v. Pflug k. Prof., Priv.-Doz.: Ophthalmologisch- 
histologische Arbeiten. — Dr. Haupt, Priv.-Doz.: Die tierischen 
Parasiten vom Standpunkte der Veterinärhygiene (Ausgewählte 
Kapitel, lstdg. — Dr. B o h r i s ch, Priv.-Doz.: Spez. Pharmakogno¬ 
sie (gemeinschaftlich mit Obermed.-Rat Prof. Dr. L u n g w i t z), 
lstdg. — Dr. M a n i c k e, Priv.-Doz.: Chemie der pflanzlichem und 
tierischen Rohstoffe, mit besonderer Berücksichtigung ihrer tech¬ 
nischen und arzneilichen Verwendung, lstdg. 


Personalien. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Georg Schwertschlag 
in Dinkelscherben (B.-A. Zusmarshausen). 

Tierärztliches Praktikum: Als Assistent ausgetreten: Franz 
Kleiß beim Bezirkstierarzt von Freising. Als Assistent eingetreten: 
Georg Bräun von Hemhofen beim Bezirkstierarzt von Höchstädt 
a. Aisch. 

Verzogen: Siegfried Freund von Herrsching am Ammersee 
nach Pniowitz in Oberschlesien. 


Bttcherschan. 

Eierstock und Et. Befruchtung und Unfruchtbar¬ 
keit bei den Haustieren. Von J. Wester, ord. Pro¬ 
fessor, Direktor der mediz. Klinik an der Tierärztl. Hochschule 
in Utrecht. Mit 41 Abbildungen. Berlin 1921. Verlagsbuchhand¬ 
lung von Richard Schoetz, Wilhelmstraße 10. Preis broschiert 
Mk. 28.50. 

Der Inhalt des vorliegenden Werkchens ist zum Teil bereits 
in der „Tijdschrift voor Diergeneeskunde“ veröffentlicht worden. 
Da bedauerlicherweise diese in holländischer Sprache erschienene 
Publikation bei uns wenig bekannt ist, ist es dem Verfasser sehr 
zu danken, daß er auch eine deutsche Übersetzung des Buches ge¬ 
stattete. Die Übersetzung besorgte Kollege E. B a ß in Görlitz. 
Der Inhalt des Buches 'ist ein überraschend reicher und zeigt in 
allen Teilen von wissenschaftlicher Gründlichkeit. Es zergliedert 
sich in 4 Hauptteile. Der erste Teil behandelt die Herkunft der 
Eizellen, alles über die Eifollikel Wissenswerte. Auch die Ovu¬ 
lation, Corpus luteum usw. finden alle wünschenswerte Berücksich¬ 
tigung und schließlich ist auch noch die schwierige Frage der 
..interstitiellen Eierstocksdrüse“ nachdem jetzigen Stand der 
Wissenschaft beleuchtet. Im zweiten Teile wird nach .einer Be¬ 
trachtung über die physiologischen Vorgänge der Brunst in klarer 


• I-ttu-lti l 



925 


Weise die Nymphomanie beim Rinde und die zystöse Eierstocks¬ 
entartung besprochen. Im dritten Teile wird zunächst wieder die 
Befruchtung und das Schicksal der Samenzellen, im weiblichen 
Geschlechtsapparate behandelt, und dämm auf die Unfruchtbarkeit 
der weiblichen Tiere näher eingegangen. Im Anschluß hieran 
kommen interessante Ausführungen über Spermatoxine u. Sperrna- 
lysine, sowie über die Rolle der Spermatoxine bei der Unfrucht¬ 
barkeit. Hierauf folgt die Behandlung der Unfruchtbarkeit selbst, 
woran sich noch ein Abschnitt über den chronischen Gebärmutter- 
katarrh beim Rinde und ein weiterer über die Prophylaxis der Un¬ 
fruchtbarkeit reiht. Iin vierten (letzten) Teile, erfahren wir noch 
das Wissenswerte über den Bau der Spermatozoiden, über die 
Fruchtbarkeit und 1 Unfruchtbarkeit beim männlichen Tiere, wobei 
der Unfruchtbarkeit der Böcke ein schönes, reichhaltiges Kapitel 
gewidmet wird. Endlich ist auch noch die Unfruchtbarkeit bei 
Stieren und Hengsten und die Atrophie der Hoden in einem kür¬ 
zeren Abschnitte berücksichtigt. Den Schluß machen Bemerkungen 
über Spermauntersuchungen, die ebenfalls recht Interessantes 
bieten. Das ganze Buch stellt eine sehr lesenswerte in sich ge¬ 
schlossene Abhandlung dar, die sich nicht nur durch ihre Gründ¬ 
lichkeit und wissenschaftliche Bedeutung auszeichnet, sondern 
dem Leser auch Freude macht durch die klare, anregende Dar¬ 
stellung und die nicht geringe Zahl der vorzüglichen Abbildungen. 
Das Werk kommt auch unseren deutschen Tierärzten wie gerufen, 
da wir uns ja gegenwärtig gerade nach den schrecklichen Ver¬ 
lusten des Krieges und des unheilvollsten aller Friediensverträge 
der Weltgeschichte zum Kampfe gegen die Unfruchtbarkeit bei 
unseren Haustieren rüsten. Ma. 


Der Beruf des Tierarztes. Berufsberatungsvortrag von Dr. phil. 
et med. vet. Johannes Richter, Medizinalrat, ord. Professor 
an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. Berlin 1921. Ver¬ 
lagsbuchhandlung von Richard Schötz, Wilhelmstraße 10. Preis 
broschiert 4.— Mk. 

Mit der vorliegenden Schrift gibt der Verfasser weiteren Kreisen 
in dankenswerter Weise Kenntnis von einem Vortrage, den er am 
24. Januar 1921 am König-Georg-Gymnasium und am 15. Februar 
1921 am Staatsgymnasium in Dresden gehalten hat. Ein jeder, der 
Tierarzt werden will, Eltern, die bezüglich ihrer Söhne in der 
schwierigen Lage der Berufsentscheidung stehen, Lehrer, die die 
her an wachsende Jugend nicht nur mit dem für die Reife zum Über¬ 
tritt an die Hochschulen notwendigen Wissen versehen, sondern 
ihnen auch wertvolle Winke für das spätere Leben geben sollen, 
und nicht zuletzt der Tierarzt selbst, dem hier ein Spiegelbild seines 
schweren, verantwortungsvollen • und umfangreichen Berufes vorge¬ 
halten wird, sollten sich für dieses Schriftchen warm interessieren. 
Es enthält so ziemlich alles, was zur Belehrung dessen dienen soll, 
der Tierarzt werden will. Ma. 


Erfahrener Tierarzt sucht für 15. Oktober Stelle als 

Vertreter oder Asslsteil, 

womöglich für länger. Gelegenheit mit weitgehender chirurgischer 
Betätigung (Pferdelazarett) bevorzugt. Gefl. Angebote sind unter 
P. 31 an die Schriftleitung dieses Blattes zu richten. . 



Verband der Freiberufstierärzte Baye rns. ■. y/ 

Verbandstag 1921 

am Samstag, den 22. und Sonntag, den 23. Oktober in Augsburg. 

I. 22. Oktober, nachmittags 2 Uhr, im Hotel „Drei Mohren“: 

Sitzung des Hauptausschusses. 

Abends 7 Uhr im Kaffeehaus Schachaulayer: 

BegrUßungs- und Unterhaltungs-Abend mit Damen. 

II. 23. Oktober, vormittags 9 1 /» Uhr, im Hotel „Drei Mohren“: 

Verbandstag. 


Tagesordnung: 

1. Geschäftsbericht der Vorstandschaft. 

2. Kassenbericht. 

3. Festsetzung des Verbandsbeitrags. 

4. Satzungsänderungen: 

a) § 5, 8 und 11, Aufhebung der Gaukassiere. 

b) Änderung des Abstimmungsmodus für den Verbandstag: Je 
10 Mitglieder werden durch 1 Stimme vertreten, wobei 5 
Stimmen ein Vertreter auf sich vereinigen kann. 

c) Erweiterung der Vorstandschaft durch einen zweiten Schrift, 
führer. 


5. Abbau der Laienfleischbeschau. (Referent: Dr. Son der sh ause r 
Massing). 

6. Verlegung des Veterinärreferats. (Referent: Dr. Eder). 

7. Besprechung der Fortbildungskurse. 


8. Pensionsversicherung. (Referent: Dr. Erhardt, Hersbruck). 

9. Die Tierärztliche Standesvertretung in Bayern: Tierärztekammer 
— Arbeitsgemeinschaft: Wahlen zu letzterer. ' 

10. Allgemeine Gebührenordnung für Fleischbeschau und Privatpraxis. 

11. Betätigung der Freiberufstierärzte für Privatversicherungen. 

12. Anträge und Verschiedenes. 

Anträge sind satzungsgemäß spätestens 1 Woche vor dem Ver¬ 
bandstag, also bis 16. Oktober, an den Verbandsvorsitzenden schrift¬ 
lich einzureichen. 

Am 23. Oktober mittags 12 1 /« Uhr gemeinsames Mittagessen 
im Hotel drei Mohren. 


Den 20. September 1921. 


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_flnhnfl Ra Dohnd 5a. 


Die Vorstandschaft. 


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der Tiere. 


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erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich 
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cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16 


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8chriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
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(trüber: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 18. Oktober 1921. Nr. 42. 


Inhalt: 

Originalartikel: Schwind (Schluß folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- 
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. — 
Bücherschau. 


Interessante Praxis-Vorkommnisse. 

Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen b. Augsburg. 

1. Verbluten eines Kastraten in der 5. Woche 
post operationera. 

Vor einigen Jahren erlebte ich in meiner Praxis einen 
Fall, der wohl (und das glücklicherweise) sehr selten und 
deshalb der Veröffentlichung wert sein dürfte: 

Ich kastrierte — gleichzeitig mit mehreren andern, aber 
jüngeren Hengsten — einen 4jährigen Hengst und zwar 
mit Kluppen, die mit Sublimat gestrichen waren, lege artis. 
Genau nach 5 Wochen wurde ich zu dem Kastraten gerufen, 
weil er aus dem einen „Schnitt 4 blute. Was ich nicht und 
nie für möglich gehalten, mußte ich nun konstatieren: Das 
Pferd blutete tatsächlich aus der kanalartigen rechten I^a- 
strationswunde und zwar war dieses Bluten etwa dem Nasen¬ 
bluten des Menschen zu vergleichen. Es gelang mir zum 
Glück bei dem gutmütigen Tiere im Stehen den Wundkanal 
zu tamponieren und so die Blutung — scheinbar — zu 
stillen. Der Blutverlust war bislang minimal; zur Vorsicht 
ließ ich das Pferd in der folgenden Nacht bewachen; Blu-, 
tung trat keine mehr auf; der Tampon hielt; allmählich 
wurde das Pferd jedoch schwach und am Morgen war es tot; 
die Sektion ergab, daß es sich durch den Leistenkanal in die 
Bauchhöhle verblutet hatte. 

Was kann uns dieses Vorkommnis lehren? Zunächst: 
daß aber auch gar alles Vorkommen kann und daß man tat¬ 
sächlich zu jeder Operation Glück benötigt. Auch hier 
konnte ich durch Umfragen nachweisen, daß selbst das Un¬ 
glaublichste nicht neu ist, sondern daß alles schon da¬ 
gewesen. Ich konnte — auffallenderweise keinen einzigen 
Fall in der Literatur — wie gesagt durch Umfrage noch 
3 solche Fälle eruieren. Auch diese weiteren 3 Pferde 



930 


fingen in der 5.—6. Woche post castrationem zu bluten fttf 
und verbluteten alle. In 2 Fällen habe der betreffende Kol¬ 
lege die Kastraten abgeworfen und die Blutung durch das 
Glüheisen zu stillen gesucht. Jedesmal mit negativem Er» 
folge.. ...... 

Was lehren also diese fatalenVorkommnisse? Sielehren, 
daß nach der Kastration (nur nach der Kluppenkastration f\ 

In bew. Fällen wurden die Hengste allerdings nur. auf 
diese Weise kastriert.) und zwar in der 5.—6. Woche die 
Möglichkeit der Verblutung besteht. 

Wie läßt sich die Sache Wohl am besten erklären? Ich 
nehme an, daß in dieser Zeit, wo sich ja bekanntlich .die so* 
genannte „Echera“ = das abgequetschte und abgeätzte 
Samenstrangstück durch demarkierende Entzündung ab-, 
stößt, die Blutgefäße des Samenstranges vielfach oder besser 
ausnahmsweise noch nicht obliteriert sind, usuriert werden 
resp. die Narbe (oder der Thrombus) einem momentan er¬ 
höhten Blutdruck nicht standhält. In dem von mir beob¬ 
achteten Falle behauptete der Besitzer tatsächlich, das Pferd 
sei an jenem Tage beim Reiten sehr aufgeregt gewesen und 
hätte ihm unliebe Sprünge gemacht; gleich darauf habe das 
Bluten an gefangen. 

Die Folgerungen, die man eventuell aus solchen Vor¬ 
kommnissen ziehen könnte, wären vielleicht diese: man - 
nehme bei Kastraten (vulg. Heilem) in der kritischen Zeit 
darauf Bedacht und lasse bei einer eventuellen Kastrations- 
ver^icherung solche Möglichkeit nicht außeracht. 

Ob in Bezug auf Blutstillung vielleicht die Radikalope¬ 
ration = die Unterbindung des Samengefäßes vorgenommen 
werden' sollte, das wage ich nicht zu entscheiden, neige je¬ 
doch fast zu dieser Meinung hin. 

Im übrigen wünsche ich den Kollegen, das Schicksal 
möge sie vor solchem Mißgeschick bewahren. Der Bauer' 
in seiner Kritiklosigkeit verübelt einem auch solche Vor¬ 
kommnisse, die Unika darstellen und die direkt als unver¬ 
schuldetes Unglück anzusprechen sind. Ich habe tatsächlich- 
in jener Ortschaft (sie ist allerdings auch Grenzortschaft!) 
seit jenem Fall kein Pferd mehr kastriert; jenem anderen 
Leidensgenossen sagt man es tatsächlich heute — nach gut 
20 Jahren — noch nach, es seien ihm einmal an einem Tage 
gleich zwei Hengste „beim Schneiden“ verblutet. 

2. Gehäuftes Auftreten von Raumschlauch . * 

in einem Stalle. "'i 

-S*. 

- Vor einigen Jahren wurde ich in einen Stall gerufen . ^ 
mit dem Vorbericht, es seien 11 Ochsen und Stiere an Vor- 



931 


häutentzündung erkrankt. Ick traf tatsächlich alles, was 
Vorhaut hatte in jenem Stalle, erkrankt an; zum großen 
Teil handelte es sich um schwere Fälle, die nur durch Spal¬ 
ten zur Heilung gebracht werden konnten. 

Ich dachte anfangs an ein Stallmiasma, das -— ähnlich 
der kontagiösen Mastitis oder de 3 seuchenhaften Panari- 
tiums — die Kalamität verschuldet haben könnte. Doch 
gab die genaue Eruierung der Sachlage bald Aufschluß über 
das noch nie beobachtete und beschriebene Vorkommnis : 
Ein Ochse war an Vorhautentzündung erkrankt. Man em¬ 
pfahl den Leuten, fleißig Waschungen mit Lysolwasser vor¬ 
zunehmen. In ihrem Übereifer nahmen nun die etwas be¬ 
schränkten Töchter des Bauern — angeblich um die andern 
Oehsen und Jungstiere vor solch unangenehmer und gefähr¬ 
licher Erkrankung zu schützen — auch bei diesen solche 

Waschungen vor-und zwar unglücklicherweise mit 

demselben Lappen und Gefäße (vielleicht sogar mit dem¬ 
selben Wasser). 

Der Fall ist interessant und dürfte sogar zu denken- 
geben. Ich überlasse dies den verehrten Wissenschaftlern, 
ziehe aber als einfacher Praktiker auch daraus Konse¬ 
quenzen: nämlich, ich isoliere womöglich solche Patienten 
und desinfiziere ihre Standplätze. 

3. Beiträge zur Differentialdiagnose der 
"Kolik des Ochsen. 

Der Tierarzt auf dem Lande hat mit der Behandlung 
der Kolik des Rindes ungemein häufig zu tun* oft mehr 
als mit der des Pferdes. Der Möglichkeiten in Bezug auf 
Ursachen der Krankheit gibt es ja bei letzterem entschieden 
mehr, aber es ist auch bei der Kolik des Rindes oft die 
Stellung einer exakten Spezialdiagnose durchaus nicht 
leicht. Aber gerade hier kömmt es ja auf eine solche quoad- 
Behandlung ganz besonders an. 

Ich möchte daher auf Grund 20jähriger exakter Beob¬ 
achtungen einige Beiträge zur Differentialdiagnose der 
Kolik des Ochsen liefern. 

Die Kolik des Ochsen ist entweder bedingt durch ab¬ 
norme Verhältnisse im Magen-Darmkanal — Indigestion 
(besonders zu Beginn der Grünfütterung zu beobachten = 
Maikolik), Erkältung, croupöse Entzündung, Invaginatiou, 
Inkarzeration üsw. — 1 oder aber sie ist verursacht durch 
Storungen der Urinentleerung *■— Erkältung, Vorhautent¬ 
zündung, Bäuchabszeß, Obtüration der Harnröhre durch 
einen Stein — u. a. m. 



932 


Bekommt man einen solchen Patienten sofort, das ist 
während des Kolikanfalles, in Behandlung, so ist es zu¬ 
weilen schwer, die richtige Diagnose zu stellen. Wie schwer 
ist es doch nur manchmal, zu erkennen, ob die bestehende 
Kolik eine Darmkolik ist oder ob sie ihre Ursache in Stö¬ 
rungen der Harnentleerung hat. Gerade hier kommt es 
auf eine gewissenhafte Untersuchung des Patienten, eine 
logische Abwägung aller in Betracht kommender Momente 
und nicht zuletzt auf den sogenannten praktischen Blick 
des Untersuchenden an. 

Ein Diagnostizieren par distanz ist hier untunlich und 
dürfte sich bitter rächen. Aus dem Grade der geäußerten 
Schmerzen lassen sich bei der scheinbar großen individuellen 
Verschiedenheit im Reagieren auf schmerzhafte Zustände 
beim Ochsen keinerlei Rückschlüsse machen. Manche Tiere 
schlagen wie rasend mit den Füßen, springen in den Barren, 
werfen sich rücksichtslos auf den Boden; andere — mit 
genau demselben Leiden — sind infolge ihres stumpferen 
Temperamentes ruhiger, schlagen nur manchmal mit den 
Füßen gegen den Bauch. Ich empfehle, hierauf- zu achten. 
Tritt bei solch indolentem Ochsen die Störung zur Nacht¬ 
zeit ein, so kann die Nichtbeachtung-dieses Umstandes zu 
folgeschweren Fehldiagnosen führen. Eine „Indigestion“ 
ist eben leichter und bequemer „diagnostiziert“ als Darm¬ 
verschluß oder Harnröhrenstein resp. dessen Folgezustand, 
nämlich die Blas^nruptur. 

Zu einem Ochsen mit Kolik gerufen — ist durch den 
Vorbericht das Bestehen einer Steinkolik nicht ausgeschal¬ 
tet — muß der Besuch sofort geleistet werden; er ist wegen 
der eventuell drohenden Blasenruptur unaufschiebbar. Zum 
ersten nehme ich eine genaue Anamnese ab: wie lange be¬ 
steht der Kolikanfall, hat der Ochse solchen schon früher 
gehabt, hat er uriniert, hat er gekotet, wie und wann das 
letzte Mal usw. 

Und nun zur Untersuchung: Diese weicht von der me¬ 
thodischen Untersuchung eines kolikkranken Pferdes 
wesentlich ab. Thermometer, Puls, Untersuchung der 
Schleimhäute, kurz: die Allgemeinuntersuchung sagen dem 
Tierarzt rein gar nichts und zwar weder in Bezug auf 
Diagnose noch auf Prognose. Es gilt nur die rein örtliche 
Untersuchung. 

Zunächst kümmere ich mich um den Zustand der Vor¬ 
hautmündung, des sogen. Nabels. Ist er trocken oder naß, 
ist er geschwollen, verklebt, schmerzempfindlich? 

Ein weiteres Moment — namentlich in Zweifelsfällen 
bei mangelnder oder ungenauer Anamnese .— ist meiner 



933 


Anschauung nach sehr wichtig; es ist die Beachtung des 
After-Rutenmuskels. Sind nämlich an diesem rhythmische 
Kontraktionen (vulgär „locken“ oder „pumpen“ genannt) 
zu konstatieren, so kann man mit Sicherheit auf das Vor¬ 
handensein von Störungen in der Urinentleerung schließen. 
Ich möchte dieses Hilfsmittel zur Differentialdagnose bei 
der Kolik des Ochsen als bewährt durchaus empfehlen. 

.Eine conditio sine qua non bei der Untersuchung eines 
kolikkranken Ochsen ist weiters die rektale Exploration. 
Ohne diese keine exakte Diagnose! Jungen Kollegen kann 
ich nicht genug nahelegen, möglichst oft zur Übung die 
Exploration der Hinterleibsorgane vom Rektum aus vorzu¬ 
nehmen, zumal ja schon im Rahmen des Physiologischen je 
nach dem Füllungszustande dieser Organe (Darm, Harn¬ 
blase usw.) deren Umriß und Lagerung so sehr verschieden 
ist. Wir haben bei den großen Haustieren in der Möglich¬ 
keit dieser Untersuchungstechnik gedachter Organe einen 
nicht genug zu schätzenden Behelf zur exakten Diagnose¬ 
stellung, der bei derartigen Zuständen dem Humanmediziner 
leider fehlt. Vor unvernünftigen Zuschauern (mit ihren 
oft vielsagenden Mienen und abfälligen Bemerkungen) bei 
diesem Geschäfte kann man sich ja schützen! 

Es ist klar, daß dann kein Zweifel mehr über den Zu¬ 
stand besteht, wenn die Harnblase stark angefüllt und durch 
Druck resp. Massage nicht zu entleeren ist, und desgleichen, 
wenn man das Samenstrangrudiment straff gespannt fühlt 
und die abgeschnürte Darmschlinge in Form einer apfel- 
bis-faustgroßen, schmerzhaften Geschwulst nachweisen kann. 
Allein im Anfangsstadium fraglicher Leiden sind diese Zu¬ 
stände noch nicht so sehr entwickelt und es ist daher eine 
definitive'Diagnose eben noch nicht möglich. Bei'einfacher 
Harnverhaltung zum Beispiel kann der Rand des gespann¬ 
ten Seitenbandes der Harnblase das Vorhandensein des Zu¬ 
standes Vortäuschen, wie er beim Überwurf besteht. 

Handelt es sich um eine Darmkolik und man kommt — 
durch die Umstände veranlaßt oder infolge mangelnder 
Übung — zu keiner sofortigen Spezialdiagnose, so warte 
man ruhig einen Tag zu. Indigestionskoliken beheben sieh 
in der Regel baldigst von selbst; bei den andern Zuständen 
treten die typischen Folgen (Darmverschluß resp. bei crou- 
pöser Enteritis Entleerungen) bis dahin auf und sichern 
den Befufid. 

Nicht so jedoch bei einer Harnkolik! Es wäre dies beim 
Vorhandensein eines Harnröhrensteines der drohenden 
Blasenruptur wegen von Übel. Man darf hier höchstens 



einige Stunden zur Sicherung der Diagnose zuwarten. Bei¬ 
fügen möchte ich noch, daß manchmal selbst die stark ge¬ 
füllte Harnblase bei der Exploration nicht t— wie gewohnt 
— zu fühlen ist; es ist dies der Fall, wenn der Ochse eine 
längliche Blase hat, die im gedachten Zustande tief in der 
Bauchhöhle liegt. In solchem Falle resp. bei Vermutung 
eines solchen, lege man das Tier bei der Untersuchung auf 
den Bücken oder aber hebe mittelst eines unter den Bauch 
geschobenen Brettes die Hinterleibsorgane in die Höhe. 

Zur Sicherung der Diagnose in Beobachtung befindliche 
Ochsen empfehle ich möglichst einzeln zu stellen, uin die 
Abgänge besser kontrollieren zu können; wartet man auf 
das Urinieren, so binde man dem Tiere einen trockenen Sack 
um den Bauch. 

Nicht unerwähnt möchte ich auch lassen, daß dem Prak¬ 
tiker die Beobachtung der Körperhaltung die Differential¬ 
diagnose hier sehr erleichtert und die Erfahrung betreffs 
Vorkommen von Harnsteinen in der betreffenden Gegend 
resp. Ortschaft überhaupt. (Schluß folgt.) 


Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahrnngsmittolkunde. 

HansMuch: Die Gesetze der Aktivierung durch Ver- -- 
diinnung und Zerlegung, zugleich eine Vertiefung der Vak- ... 
zinetherapie. (Aus dem Universitätsinstitut f. pathol. Bio- 
logie in Hamburg. — Münch. Mediz. Wochenschrift, 1920, 
Nr. 35, S. 1005.) 

Der auf dem Gebiete der pathologischen Biologie bekannte 
Autor gibt zwei nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch wich¬ 
tige Gesetze, die in der Vakzintherapie Geltung haben, bekannt. 

Der Nutzen, den man sich bei der Einspritzung des die Krankheit 
erzeugenden Erregers, wie sie bei der Vakzinimpfung ausgeführt ' 
wird, erwartet, ist ein mehrfacher: der vollkräftige Erreger löst 
infolge Überreizung häufig keine Reaktion im Körper aus. hin¬ 
gegen entstehen! auf den milden Reiz aufgeschlosse¬ 
ner Erregerstoffe Gegenstoffe mit Wirksamkeit so¬ 
gar gegen hochvirülente Erreger. Ferner ist die Bildung von 
Gegen stoffen um so lebhafter, je aufgeschlos¬ 
sener die Erregerstoffe sind, vorausgesetzt, daß sie in 
unschädlicher Menge und Form einverleibt werden. Dadurch, daß 
die aufgeschlossenen Substanzen in den Säftestrom gelangen, kön¬ 
nen die Gegenstoffe auch auf Krankheitsherde wirken, die abge¬ 
sperrt vom Säftestrom keine Gegenstoffbildung leisten können. Der 
Angelpunkt der Vakzinetheorie ist nach M. das Arbeiten mit Ver¬ 
dünnungen. Durch leichte Reize wird die Bewegungsfähigkeit der 
Moleküle und damit ihre Kraftentfaltung gefördert. M. und seine ! 
Mitarbeiter konnte mit verschwindend kleinen Mengen abgestimmte • y 
Immunkräfte in großer Menge erzeugen. Für die unabgestimmte 
Immunität gilt dasselbe. Als Ursache des Versagens der Vakzine- ';; 
therapie beschuldigt M. die Mißachtung des biologischen Gesetzes 



935 


der Verdünnung und diejenige der Zerlegung. Für letztere 
gilt das Gesetz der Pa r 11 a 1 a n t tg e n e, nach welchem jeder 
Erreger mit verschiedenen Stoffen angreift, so daß gegen jeden 
Stoff — Partialantigen — ein Gegenstoff Partialantikörper — 
gebildet wird, sind letztere alle hinreichend vorhanden, besteht 
vollkommene Immunität. Es müssen aber nicht nur fehlende Par¬ 
tialantikörper erzeugt, sondern auch die vorhandenen gesteigert 
werden. M. hat ferner beobachtet, daß die einzelnen Partialaoiti- 
gene sich gegenseitig beeinflussen, sie können also ihre Wirkung 
gegenseitig abschwächen oder sogar aufheben. So wenig, wie eine 
positive Reaktion mit Vollerregern etwas Maßgebendes andeutet, 
tut solches eine negative. Trotzdem können Immunkörper vor¬ 
handen sein, wenn man den Erreger zerlegt. Zum Schlüsse betont 
M., daß Verdünnung und Zerlegung zwar ungleichen biologischen 
Erfolg — Aktivierung — haben, daß sie aber dem Wesen nach von 
einander verschieden sind. Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. 

Reichsverband praktischer Tierärzte. 

Baruth, den 3. Februar 1921. 

An das Reichsfinanzamt. 

Um im Interesse seiner Mitglieder eine Unklarheit zu beseitigen, 
die bei der Aufstellung der umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen auf¬ 
getreten ist, erlaubt sich der Reichsverband praktischer Tierärzte 
ganz ergebenst um baldige Beantwortung folgender Frage zu bitten: 

Eine große Anzahl der praktischen Tierärzte ist mit der Aus¬ 
übung der amtlichen Fleischbeschau betraut. Sie erhalten hierfür 
feste Gebühren, die auf Grund einer Verfügung der entsprechenden 
Ministerien aufgestellt werden. Sie dürfen diese Gebühren nicht 
überschreiten. Durch die Ausübung der staatlichen Fleischbeschau 
sind sie während der Ausübung der Fleischbeschau Beamte. Sind 
die für die Ausübung der Fleischbeschau eingenommenen Gebühren 
umsatzsteuerpflichtig, oder handelt es sich bei dieser Tätigkeit um 
berufliche Handlungen, die auszuführen er dem Staate gegenüber 
auf Grund seiner Anstellung verpflichtet ist? . Sollte letzteres nicht 
der Fall sein, und sollten diese Gebühren umsatzsteuerpflichtig sein, 
wer ist dann der Leistungsempfanger, auf den die Umsatzsteuer ab¬ 
gewälzt werden kann? Die festgesetzten Gebühren dürfen doch 
nicht erhöht werden! 

* * 

* 

Der Reichsminister der Finanzen. 28. September 1921. 

III U 16869. 

Auf das Schreiben vom 3. Februar 1921 teile ich ergebenst auf 
Grund umfangreicher Ermittlungen mit, daß die Trichinen- und 
Fleischbeschauer nicht selbständige Gewerbetreibende im Sinne des 
§ 1 Nr. 1 Umsatzsteuergesetz 1919 sind. Sie sind daher nicht um¬ 
satzsteuerpflichtig, unterliegen vielmehr mit ihren Einnahmen dem 
Lohnabzug. Die Umsatzsteuerämter werden entsprechend ange¬ 
wiesen werden. 


Tierärztlicher Fortbildungskurs. 

Der tierärztliche Kreisverein der Oberpfalz veranstaltete m i t 
dem Gau Regensburg des Verbandes der Freiberufs¬ 
tierärzte Bayerns am 6. Oktober in Regensburg einen Fortbil- 



936 



dungskurs über die Bekämpfung der Unfruchtbarkeit des Rindes. 

Der Kurs war überaus zahlreich besucht, nahezu 70 oberpfälzische 
und niederbayerische Tierärzte hatten sich eingefunden. Die prak¬ 
tischen Vorführungen fanden vormittags am Regensburger Schlacht¬ 
hofe statt und erfolgten durch Herrn Bezirkstierarzt Bichlmeier, 
Burglengenfeld und Hei*rn Distriktstierarzt Dr. Ott, Unterthingau. 
Nachmittags erstattete Herr Bezirkstierarzt Dr. Drescher ein 
ausführliches theoretisches Referat über das Thema des Kurses. 

Die praktischen Demonstrationen wie der wissenschaftliche Vortrag *] 
fanden allseitiges Interesse. Der Erfolg des Kurses — des ersten, i 
der in größerem Umfange von einer tierärztlichen Organisation in ] 
Bayern veranstaltet wurde, — ermutigt zu weiterer Arbeit auf 
diesem Gebiete. Dr. Kolb. 


Verschiedenes. 

Sammlung „Schütz-Ehrung“. 

(4. Quittung, abgeschlossen am 30. September 1921.) 


Verein beamteter Tierärzte in Preußen. 1000.— Mk. 

Sammlung der aktiven Veterinäroffiziere der 3. Kav.- 
Div., einschl. des Reiterregimentes Nr. 17 und Ober¬ 
veterinär Dr. Kleffrahn (überwiesen durch den 

Herrn Divisionsveterinär). 380.— „ 

Dr. Junack-Berlin.. . 130.— „ 

Veterinärrat Neubarth -Zullichau, Generalveterinär 

Dr. Kuhn-Hannover je 100 Mk. = . -. 200.— „ 

Dr. K i 11 i s c h - Rastenburg. 75.— „ 

Dr. H. Jahnecke-Klötze . 71.60 „ 

D i 1 g e r - Stolp (an das „Archiv“ weitergegeben) . . 63.85 „ 


Veterinärrat Haertel-Swinemünde, Jauer-Lubli- 
nitz(O.S.), Prof.Dr.Hieronymi -Königsberg,Kreis¬ 


tierarzt Dr. Seiler-Lübben, Dr. Scherwitz- 
Trebin, Kollstede - Hanesan, Dr. L. G r e v e - Iden¬ 
burg, Dr. Lellek-Lehe, Neumann-Neukirch 
(Ostpr.), Dr. Peters-Köln, Dr. Rave-Eddelack 

je 50 Mk. —.. 550— „ 

Ministerialdirektor a. D. Prof. Dr. Kirchner-Berlin v 40.— „ 

Veterinärrat Eil mann-Schleusingen, Dr. Uh len- 
bruck-Kamen, Dr. Max Br au n - Hamburg, Vete¬ 
rinärrat Nethe-Freienwalde je 30 Mk. — . . . 120.— „ 

Dr. Kohlstock - Gandersheim, Dr. Bierbach- 
Gebesee, Betzold-Gräfenhainichen, Dr. Lukas 
We b er- Insterburg, Dr. Schantz-Weilburg je 

25 Mk. =. 125.- „ 

Dr. Schindler -Staffelde, Baumgarten -Lucken¬ 
walde, Christ- Osterode (Ostpr.), R o s k e - Hayoau, 

Dr. Balzer - Rostok, Veterrinärrat Warnke- 

Fraustadt je 20 Mk. =.. 120.— 

Generaloberveterinär Kü 11 - Königsberg . . . . 10.— » 

Summe: 2835.45 Mk. 

Dazu 1., 2., 3. Quittung . . . .... 14355.20 „ 

zusammen: 17190.65 Mk. 

Herr Kreistierarzt Dr. Schmidt-Trebnitz teilt mit, daß die 


unter seinem Namen in der letzten Quittung aufgeführten 150 Mk. 
von der „Tierärztlichen Vereinigung-Trebnitz“ gesammelt sind. 


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937 


Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz¬ 
ehrung“ Deutsche Bank Berlin, Zweigstelle L, Chausseestraße 11; 
Postscheck-Konto Berlin NW. 7 Nr.. 1012. 

Prof. Dr. Ne um an n-Berlin. 


Tierzucht, Tierhaitang, Diätetik. 

König Wilhelm II. von Württemberg, der Gestütsherr von Weil f. 

' In dem verstorbenen König von Württemberg verlieren Voll¬ 
blutzucht und Rennsport in Deutschland eineu ihrer tatkräftigsten 
Förderer. Das Württembergische Gestüt Weil bei Stuttgart hat 
Dank der persönlichen Anteilnahme des verstorbenen Königs aus 
kleinen Anfängen heraus durch zielbewußte Arbeit seine Zucht hoch¬ 
gebracht; es wurden keine Kosten gescheut, durch Anschaffung 
eigener Hengste, wie vorzüglicher Mutterstuteri aus der Scholle 
herauszuholen, was nur möglich war. Dies hat sich auch Dank der 
vorzüglichen "klimatischen Boden- und Weideverhältnisse erfreulich 
gelohnt, denn schon seit Jahren besteht die Mutterstutenherde Weils 
in der Mehrzahl aus Pferden eigener Zucht. Die Erfolge der schwarz¬ 
rot gestreiften Jacke nahmen von Jahr zu Jahr zu. Auch in Mün¬ 
chen sind die Weiler Pferde, die zuerst von W. Moore, dann von J. 
Cooter und zuletzt von Lippold gearbeitet wurden, vielfach gelaufen. 
Man erinnert sich noch des famosen Irrtum, der vor etwa 20 Jahren 
wiederholt in Riem siegreich war. Hallunke, Orilus, Harlekin, 
Schmetterling, Treue, Romanze, um nur einige zu nennen, waren 
die besten Produkte der letzten Jahre. König Wilhelm war noch 
vor wenigen Wochen Besucher der Badener Rennen, wo er dem 
Siege Hampelmanns im Jugendrennen beiwohnte. 


, Hochschulnachrichten. 

Die Gebühren der reidisausländischen Studierenden an den 
bayer. Hochschulen mit Wirkung vom Wintersemester 1921/22 ab: 

1. Reichsausländische Studierende haben den zweifachen Betrag 
der für Inländer eingeführten Unterrichtsgelder und den dreifachen 
Betrag der übrigfen Gebühren einschließlich der Prüfungsgebühren 
sowie der Institutsgelder (Praktikantenbeiträge) in Reichswährung 
zu entrichten. 

2. Die Deutsch - Österreicher und die Angehörigen der vom 
deutschen Reiche abgetrennten Gebiete mit deutscher Abstammung 
und deutscher Muttersprache sind, Erstere unter der Voraussetzung 
der Gegenseitigkeit, hinsichtlich der Gebührenentrichtung als In¬ 
länder zu behandeln. • 

3. Angehörigen der von der früheren österreichischen Monarchie 
abgetrennten Gebiete mit deutscher Abstammung und deutscher 
Muttersprache, ferner den baltischen und luxemburgischen Studieren¬ 
den deutscher Abstammung und deutscher Muttersprache kann auf 
Ansuchen durch das Staatsministerium .für Unterricht und Kultus 
im Einzelfalle die gleiche Vergünstigung wie den in Ziff. 2 Aufge¬ 
führten gewährt werden. 

4. Reichsausländischen Studierenden, deren Familien im Inlande 
wohnen und daselbst mit ihren Vermögen und Einkommen steuer¬ 
pflichtig sind, oder die aus sonstigen triftigen Gründen eine be¬ 
sondere Berücksichtigung verdienen, kann auf Ansuchen durch das 
Staatsministerium für Unterricht und Kultus eine günstigere Rege¬ 
lung als die in Ziffer 1 getroffene bewilligt werden, 



5. Die ‘ von den Reichsausländein geleisteten Unterrk 

fließen, soweit sie die Sätze für Inländer überschreiten, 
Dozenten, sondern der Universitätskasse zu. A- _ 

6. Gesuche um Gleichstellung mit den lindern oderjpä£|j 
bührenermäßigung auf Grund der vorstehend^^estimmungeo^ 
Ziffer 3 und 4 sind von den Rektoraten etwa ll^nat nach 
beginn gesammelt mit den für die Beurteilung ötforderlichOiKj 
lagen und gutachtlicher Äußerung yorzulegen. ’f’. 

7. Die von den ausländischen Studierenden^ nach Maßgd^j 
§ 89 Abs. II der Satungen zur Erhebung k<j|gme$nde bess 
Semestergebühr bleibt vorbehaltlich ihrer NMMstsetzun&Sj 
ändert bestehen. 

8. Die Ministerialentschließungen vom 13. April 1$80 Jfä' 

vom 5. Mai 1920 Nr. 19240 und vom 31. Mai 1920 Nr. 32f)33 Eaöfl 
durch gegenstandslos geworden. . I; 

Die Verwaltungsaussohüsse der Universitäten erbeten Al 
dieser Entschließung. • 

Die Technische Hochschule In Danzig deutsdt. 

Durch eine vor wenigen Tagen erfolgte Entscheidung der m 
alliierten Verteilungskomraission ist nun endlich das Eigenfujp 
der Technischem Hochschule der Freien Stadt Danzig ann| 
schränkt zugesprochen worden. Die hieran geknüpften "5^. 
gungen: Einführung eines Lektorats für polnische Sprach e^ 
Vorlesung über polnische Wirtschaftsgeographie, die Beecjtäf 
auch polnischer wissenschaftlicher Bücher für die Bibliotbw^ 
die paritätische Behandlung polnischer Staatsangehöriger 
Aufnahme sind von untergeordneter Bedeutung. Die'HpcbA^ 
bleibt somit vollkommen deutsch, behält deutsche UiilgAnKf! 
spräche und Selbstverwaltung unter der Regierung dey T fl».- 
Stadt ohne jeden Einfluß der Republik Polen. Ihr dettiij£|frJi$jj 
rakter wird in keiner Weise angetastet. ' 

Personalien. IM 

Veterinärkorps : Es erhalten den Charakter als GeneralveU 
die Generaloberveterinäre a. D. Dr. Eduard Sigl, zuletzt 
veterinär 2. bayer. Armeekorps, und Dr. Sch warz traubelt^ 
letzt Korpsveterinär 3. bayer. Armeekorps; den Charakter-. 
Generaloberveterinär der Oberstabsveterinär a. D. Johann Mi 
zuletzt beim Remontedepot Benediktbeuern; den Charakter alsj 
Stabsveterinär: der Stabsveterinär a. D. H e r z e r (3. bayer. 
Abtg.), zuletzt im Reichswehr-Art.-Regt. Nr. 24; den Charakt . 
Oberstabsveterinär und die Erlaubnis zum Tragen der Uni 
der aktiven Veterinäroffiziere, der Stabsveterinär a. D. Dr. 
Stark (1. bayer. Train-Abtg.), zuletzt im Reichswehr Schü^ 
Regt. Nr. 42; den Charakter als Oberstabsveterinär und die Erlas 
zum Tragen der Uniform der aktiven Veterinäroffiziere sowi^ 
Aussicht auf Anstellung im Zivildienst,, die Stabsveterinäre 
Dr. Emil Kuhn (1. bayer. Scliw. Reiter-Regt.), zuletzt im Re 
wehr-Pionier-Bat. Nr. 21 und Johann Krämer (2. bayer. C| 
Regt.), zuletzt im Reichswehr-Art.-Regt. Nr. 24. 

Verzogen: Tierarzt Barth. Lachenschmid ist von Nüra 
nach Bad Aibling verzogen. 

Praxisanmeldung: Stabsveterinär Joseph Rauh in Nüra| 

Als Assistent ausgetreten: Dr. Alfons Krinner aus 
kirchen beim Bezirkstierarzt von Deggendorf. 



939 


Bticherschau. 

Die Erkennung der Haare unserer Haussäugetiere und einiger 
Wildarten. Eine praktische Einführung in die einfache Methodik 
der mikroskopischen Tierhaaruntersuchungen mit einem Bestim¬ 
mungsschlüssel und 16 Tafeln nach llandzeichnungen von Dr. Franz 
Litterscheid, Direktor des städt. Untersuchungsamtes in 
Hamm (Westf.) und Dr. Hans Lambardt, prakt. Tierarzt in 
Hamm (Westf.). Verlag von Reimann & Co. Hamm (Westf.) 1921. 

Das vorliegende Werk setzt sich zusammen aus einem textlichen 
Teil und aus einem Tafelnheft, zu dem im ersten Teil die not¬ 
wendigen Erläuterungen gegeben sind. Der textliche Abschnitt 
enthält zunächst das allgemein Wissenswerte über das Tierhaar 
(das Menschenhaar ist nicht in das Bereich des Buches gezogen 
worden). Im II. Teil bekommen wir die einfache Methodik der 
Haaruntersuchung gegeben, der in einem Anhang Unterscheidungs¬ 
merkmale zwischen Tier- und Menschenhaar angefügt sind. Iin 
III; Teil ist auf die Haare der einzelnen Haussäugetiergattungen 
und einiger Wildarten eingegangen. Hier sind behandelt die Haare 
der Pferde, Esel und Bastarde, der Rinder, der Hunde und Katzen, 
des Schafes und der Ziege, des Haus- und Wildschweines, sodann 
das von Rothirsch, Damhirsch und vom Reh, endlich das des Hasen, 
sowie der wilden und zahmen Kaninchen. Der Text ist außer¬ 
ordentlich instruktiv, übersichtlich und bei aller Gründlichkeit von 
wünschenswerter Kürze. Die beigegebenen Tafeln zeigen alles, was 
die Praxis zur Erläuterung des Textes in bildlicher Hinsicht nur 
wünschen kann. Mit dem vorliegenden Buche ist eine empfindliche 
Lücke ausgefüllt, die besonders derjenige zu fühlen hatte, der 
beruflich mit der Unterscheidung der Haare unserer Haustiere usw., 
sei es in der Gerichtspraxis, sei es in der Fleischbeschau-oder Nah 
rungsmittelkunde und ähnlichem zu tun hat. Im Vorwort sind einige 
lehrreiche Belege hiefür gegeben, so z. B. wenn Haare sich in Fleisch¬ 
konserven vorfinden, wobei es sich nachher herausstellt, daß diese 
Haare Pferdehaare sind, während die Konserve als Rindfleisch be¬ 
zeichnet war usw. Jedem Interessenten ist die Anschaffung dieses 
Buches auf das Wärmste zu empfehlen. Ma. 



Bei Knötchenseuche 


hat sich „Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt. 

„. . . mit „Bissulin“ . . . bei Fällen, in welchen mich 
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“ 

Deutsche Tierärztl. Wochenschr. 42/1910. 

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Tierärztliche Wochensdinjl 1921, Nr. 18. — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift tür Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 25. Oktober 1921. Nr. 43. 


Inhalt: 

Originalartikel: Schwind (Schluß). — Referate. — Tierärztliche Standes- und 
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. — 
Bücherschau. — Eingesandt. 


Interessante Praxis-Vorkommnisse. 

Von Distriktstierarzt Sei) wind, Gessertshausen b. Augsburg. 

'(Schluß.) 

4. B a u ch w a n d a b s z e ß und (oder) B a u cli b ru ch ( ?). 

Jüngst wurde ich zu einer Kuli gerufen mit dem Vor¬ 
berichte, sie habe in der Nabelgegend eine Geschwulst und 
fresse nun nicht mehr. Dieses post hoc ergo propter hoc 
war nun für mich selbstredend nicht maßgebend, erwies sich 
aber doch als richtig. 

Ich traf bei meinem Besuche eine schwer erkrankte Kuh 
an; es waren alle Erscheinungen der Bauchfellentzündung 
vorhanden: der Hinterleib war stark aufgetrieben, die Kuh 
stöhnte und zeigte die typische Körperhaltung. Am Bauche 
— in der Nabelgegend .— hatte die Kuh eine kindskopfgroße 
Geschwulst, die bei der Betastung weich und schmerzhaft 
wax. Als sie vor 14 Tagen aufgetreten, sei sie hart gewesen. 
Es waren somit alle Merkmale eines Bauchwandabszesses 
gegeben. Bei der Untersuchung, soweit diese im Stehen 
und ohne Zwangsmaßnahmen bei dem störrigen Tiere mög¬ 
lich war (und solche anzuwenden, d. h. die Kuh ins Freie 
zu führen und zu verfahren wie später angegeben, verbot 
bei dem damals gerade sehr schlechten Wetter der Erkran¬ 
kungszustand), von der rechten Seite aus hatte ich die ab¬ 
solute Gewißheit, einen reifen Abszeß vor mir zu haben; 
bei der Untersuchung von der linken Seite aus jedoch war 
ich mir sehr im Unklaren; ich hatte hier das Gefühl, es 
könnte auch ein Bruch sein. 

Nachdem keinerlei Kolikerscheinungen bei dem Tiere 
vorhergegangen waren, hatte ich an eventuelle Bruchein¬ 
klemmung mit konsekutiver Bauchfellentzündung nicht zu 
denken; ebenso konnte man auf Grund seiner Erfahrungen 


948 


/ 


es für ausgeschlossen erachten, daß ein Fremdkörper vor¬ 
liege, der — beim Ochsen wäre solcher Verdacht sehr be¬ 
rechtigt gewesen — als Urheber des Bauchwandabszesses 
und der konstatierten Peritonitis in Betracht käme. (Bei 
der Kuh sticht der Fremdkörper stets nach vorne.) Ich hatte 
also vorerst keinen Grund, mich viel um die Geschwulst am 
Nabel der Kuh zu kümmern, und auch keine Veranlassung, 
die Bauchfellentzündung als eine unheilbare anzusehen. Ich 
behandelte das Tier entsprechend (hauptsächlich mit feucht¬ 
warmen Wickeln) und hatte die Freude, es genesen zu 
sehen. Am 6. Erkrankungstage brach der Abszeß zur 
Rechten von selbst auf; es entleerte sich eine Menge gut¬ 
artigen Eiters. 

Nach weiteren 8 Tagen forderte mich der Besitzer frag¬ 
licher Kuh auf, ich möchte doch nun auch das „andere Ge¬ 
schwür“ aufmachen, da es von selbst nicht breche. Ich unter¬ 
suchte nochmals die nunmehr einseitig (links vom Nabel) 
situierte Geschwulst und sprach sie wiederholt als Bruch an, 
was mir dann auch die Rückenlägerung und die Probepunk¬ 
tion bestätigte. 

Heute — nach 6 Wochen seit der spontanen Eiter-Ent¬ 
leerung — hat die betreffende Kuh auf der rechten Nabel¬ 
gegend denselben Bruch wie links. 

Im Prinzip sage ich mit der Anführung dieses Praxis¬ 
falles einem Buyatriker nichts Neues. Ein jeder Praktiker 
weiß e saus eigener Erfahrung, daß aus einem Bauchwand¬ 
abszeß mit der Zeit gerne ein Bauchbruch entsteht. Darum 
ist auch ein Jeder bei der Öffnung solcher Abszesse sehr 
vorsichtig. Ich zum Beispiel — nach 20jähriger praktischer 
Erfahrung — öffne niemals, ohne durch Probepunktion das 
Bestehen eines Bruches ausgeschaltet zu haben. Nebenbei 
bemerkt lege ich die betreffenden Tiere zu diesem Zwecke 
nieder (event. auf den Rücken) oder aber stelle sie an 
einen Wagen und schiebe eine starke, gepolsterte Stange 
vor den Hinterfüßen in die Radspeichen, um mich und das 
Tier zu schützen. Besonders haben Kühe eine Fertigkeit, 
zielend nach seit- und vorwärts zu hauen. 

Wir hatten es also in angeführtem Falle mit der zum 
Glück seltenen Tatsache zu tun, daß das „Geschwür ein¬ 
wärts“ brach oder daß der fast typische Bruch im Anschluß 
an einen reifen Bauchwandabszeß nicht erst in der 5.—6. 
Woche nach ( Eröffnung entstand, sondern schon nach drei 
Wochen nach Entstehen des Abszesses, der sich in die Bauch¬ 
höhle entleerte und glücklicherweise eine gutartige Perito¬ 
nitis verursachte. 



949 


Die „Merks“ aus diesem Falle dürften wohl sein : Bei 
Bauchwandabszessen empfiehlt sich oft Frühoperation (ob¬ 
wohl die aus der Spätoperation gerne hervorgehenden Bauch¬ 
brüche absolut nichts schaden) und stets Vorsicht in Bezug 
auf Verwechslung mit Brüchen. 

Erwähnen möchte ich noch, daß der Tierarzt jedesmal, 
wenn er einen Bauchwandabszeß geöffnet hat, moralisch ver¬ 
pflichtet ist, den Besitzer des betreffenden Tieres darauf 
aufmerksam zu machen, daß nach einiger Zeit die Sache 
gerade wieder so aussehen könne, wie heute vor der Eröff¬ 
nung. Es sei aber dann kein Abszeß, sondern ein Bruch. — 
Der Bauer (heutzutage noch mehr als früher) in seinem Be¬ 
streben, den „teuren“ Tierarzt zu sparen, ist nämlich sehr 
geneigt, sich zu Sagen, jetzt sei das „Geschwür“ wieder 
„eingelaufen“ und in solcher Annahme Dummheiten zu 
machen. Ich kann 2 solche Fälle anführen: im einen kam 
es zum tödlichen Darmvorfall, im anderen hatte die be¬ 
treffende Kuh . ihr Leben nur dem’Umstande zu verdanken, 
daß der „Operateur“ kein spitzes Messer verwendete. 

5. Lahmheiten beim Binde. 

Der praktische Tierarzt auf dem Lande hat ungemein 
häufig mit Fußkrankheiten des Bindes zu tun. In der Lite¬ 
ratur sind jedoch diese nur wenig beschrieben und auch im 
Unterricht an der Hochschule werden sie — zu meiner Zeit 
wenigstens war es so — sehr kursorisch behandelt. Es sei 
daher einem Praktiker nach 20jähriger, zumeist buyatriseher 
Tätigkeit gestattet, nachfolgend einige praktische Winke 
aus diesem vernachlässigten und doch so wichtigen Gebiete 
der Tierheilkunde zu geben: 

Wirtschaftlich betrachtet habeij die Lahmheiten des 
Bindes und ihre sachgemäße Behandlung eine sehr große 
Bedeutung — zumal seinerzeit, wo man infolge der überaus 
hohen Pferdepreise wieder mehr Ochsen und Kühe als 
Spanntiere benutzt (wie man dies im Fränkischen schon 
lange als überhaupt zweckmäßiger eingesehen und einge¬ 
führt hat). Die Einbuße an solcher Arbeitskraft wird unter 
diesen Umständen jetzt .auch mißlicher empfunden, in dem 
Maße ja noch lange nicht als die des Pferdes; Tatsache ist 
und bleibt, daß der krumme Ochse dem Bauern weniger 
Sorge macht als das lahme Pferd und dem Tierarzt wohl 
auch, da eben ersterer beim Nichtstun besser (= fetter) 
wird, das Pferd aber darunter leidet — ganz abgesehen von 
der ganz anderen Verwertungsmöglichkeit des Bindes bei 
unheilbaren Lahmheiten — und der Verlust an Gewicht 



wird bei den heutigen Schlachtviehpreisen eben auch- viel 
höher gewertet als früher; aus diesen Gründen wird der 
Tierarzt zurzeit auch viel häufiger bei Lahmheiten der Rin¬ 
der in Anspruch genommen und ist seine Leistung auf 
diesem Gebiete der Praxis viel mehr von Bedeutung als in 
normalen Zeiten. Die rasche Wiederherstellung .des lahmen 
Tieres oder der praktische Rat zur baldigen Schlachtung 
bei schmerzhaften, unheilbaren Zuständen — ich denke an 
Gonitis, Beckenbrüche und die sogen. Gliederkrankheit — 
spielt die ungleich größere Rolle wie ehedem. 

Darum heißt es auch hierin sattelfest sein, um sich nicht 
zu blamieren, um etwas zu leisten und dadurch den Dank 
und die Anerkennung der Bevölkerung zu verdienen und 
— was vielleicht mehr wert ist — den Respekt vor seiner 
eigenen Leistung zu bewahren, d. h. nicht nur bloß zu 
„schwimmen“. Exakte Untersuchung und Gründlichkeit ist 
hier alles. — 

„Fußkrankheiten sind zumeist Klauenkrankheiten“. Man 
halte sich diesen alten Praktikersatz immer vor und handle 
darnach. Eine Diagnose ohne eingehende Klauenunter¬ 
suchung ist nur ganz selten möglich. Per distance (auf An¬ 
hieb) zu diagnostizieren geht nicht an, rächt sich oft sehr. 
Ich erinnere an die beim Rinde so häufig vorkommenden 
Sohleneiterungen, die dem Unkundigen so gerne eine Bug¬ 
lahmheit oder eine Knöchelverstauchung vortäuschen. Ich 
kenne Fälle, wo der „Unkundige“ ein Tierarzt war und die 
betreffenden Tiere mit Scharfsalben malträtiert, ja als un¬ 
heilbar auf gegeben wurden. Welche Blamage, wenn dann 
ein „Kundiger“ (eventuell gar in der Person eines Kur¬ 
pfuschers) den Klauenabszeß öffnet und das Tier in kurzer 
Zeit wieder herstellt! 

Heute — nach 20jähriger praktischer Tätigkeit — dia- 
nostiziere ich eine Distorsion der Zehengelenke oder gar 
eine Schulter- resp. Hliftlahmheit nur nach Ausschluß des 
Vorhandenseins einer Klauenkrankheit. Bei genannten 
Leiden fehlen beim Rinde Schwellung, Temperaturerhöhung 
und Schmerzhaftigkeit beim Betasten (überhaupt dieses Be¬ 
tasten beim Rinde, speziell bei der Kuh! Sapienti sat!) in 
der Regel und so bleibt zumeist nur diese indirekte Me¬ 
thode, nämlich auf dem Wege der Ausschaltung zum Sitz 
der Ursache des Lahmens zu kommen. Ich kann nicht ge¬ 
nug hierauf hinweisen. 

Es ist freilich oft recht mißlich — es gehört oft unge¬ 
mein viel Pflichteifer und Geduld dazu — zumal bei störrigen 
Tieren und zur Zeit dzr Grünfütterung (ich brauche gewiß 



951 


nicht deutlicher zu werden) eine Untersuchung der Klauen 
vorzunehmen. An den Vorderfüßen geht die Sache ja sehr 
leicht: die Tiere lassen sich da leicht aufheben und man hat 
hier einen außerordentlich sicheren Anhaltspunkt in der 
Palpation der Ballen. Äußert das Rind hiebei Schmerz, so 
liegt ein Klauenleiden vor. Es handelt sich dann zumeist 
um einen Entzündungs- resp. Eiterungsprozeß (ähnlich der 
Steingalle des Pferdes) in der hinteren Klauenpartie, die 
beim Rinde — sowohl bei Arbeits- als bei Stalltieren — so 
ungemein häufig vorkommt, aber auch so ungemein oft 
nicht recht erkannt und behandelt wird. Wie oft wird er 
— abgesehen von jenen schon genannten groben Verwechse¬ 
lungen — mit Ballenentzündungen oder Quetschungen ver¬ 
wechselt! Die bestehende Schmerzhaftigkeit des Ballens 
ist nur Folgezustand; es ist bei jenen Sohleneiterungen stets 
eine plastische Infiltration der Ballen gegeben, die ein nicht 
zu unterschätzendes, ungemein genaues diagnostisches Hilfs¬ 
mittel abgibt. Kataplasmen resp. öffnen im äußeren (late¬ 
ralen, hinteren) Sohlenwinkel und warme Bäder sind hier 
die therapeutischen Maßnahmen. 

Schwieriger sind die Verhältnisse bei der Klauenunter¬ 
suchung der Hinterfüße. Die Tiere lassen sich nur schwer 
aufheben — auch ein Fehler der Aufzucht — und jenes 
prächtige Reagenz (Schmerzauslösung durch Fingerdruck 
auf die Ballen) gibt es hier nicht. Es tritt dafür die Unter¬ 
suchungszange, eventuell auch die Probeöffnung in ihr 
Recht. (Bei sehr unruhigen Tieren, die nur im Notstände 
untersucht werden können oder bei indolenten Tieren hat 
nämlich die Untersuchungszange auch keinen Wert; in 
diesen Fällen mache ich gerne eine Probeöffnung aus prak¬ 
tischen Erwägungen.) Auch an den Klauen der Hinterfüße 
handelt es sich zumeist um Sohleneiterungen und zwar durch 


Quetschungen resp. Vernagelungen verursacht. Der Sitz 
ist. aber hier in der Mehrzahl der vorderen Sohlenwinl^el 
resp. er ist im Bereiche der weißen Linie zu suchen. Bezüg¬ 


lich des Aufhebens der Hinterfüße zwecks Klauenunter¬ 


suchung möchte ich betonen, daß ich das freie Aufheben 
mit einer gepolsterten Stange dem sogen. Raidein und auch 
dem Aufheben im Zwangsstande vorziehe. Die Tiere re¬ 


agieren eben viel besser auf Zangendruck. Die Operation 


selbst kann man dann im gefesselten Zustande vornehmen. 


Bei Gonitis, Distorsion des Zehengelenkes (Knöchels) 
ebenso bei der des Hüft- oder Buggelenkes halte man sich 
nicht zu lange mit zerteilenden Einreibungen auf, sondern 
greife baldigst zum Harzverband resp. Harzpflaster oder 



952 


k " r ~ 



\ 


aber zur scharfen Salbe. Bei der beim Rinde mit Recht so 
gefürchteten Gonitis wäge man jedesmal das Für und Wider 
der Behandlung ab. Oft täte man besser, dem „wider“ den 
Vorzug zu geben. Das Leiden ist nämlich ungemein schmerz¬ 
haft, langwierig und oft — besonders wenn tuberkulöser 
Natur — sogar unheilbar. - Auch bei der sogen. Glieder¬ 
krankheit des Rindes (ich sah dieses Leiden zumeist nur 
bei Ochsen und Stieren) = bei dem chronischen Gelenk¬ 
rheumatismus' halte man sich nicht mit Kurversuchen auf, 
sondern rate rechtzeitig zur Schlachtung. 

Überbeine, Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen, 
ebenso Prozesse ä la Spat oder Schale usw. sind beim Rinde 
nicht oder nur äußerst selten zu beobachten. 

Die Behandlung der Panaritien ist in allen Lehrbüchern 
gut beschrieben. Ebenso die Klauenamputation (besonders 
von Harms), die eine nur dankbare Operation darstellt und 
die — allerdings als ultima ratio — von dem praktischen 
Tierarzt viel öfter ausgeführt werden sollte. 

Bezüglich der Unterscheidung der Distorsion des Hüft- 
und Zehengelenkes (vulgär: Knöchels) kann ich leider keine 
exakten Angaben machen. Es ist dies vielfach „Gefühls¬ 
sache“, sie ist zum großen Teil dem sogenannten „prak¬ 
tischen Blick“ Vorbehalten, mit anderen Worten der prä¬ 
zisen Beobachtung, Erfahrung und Untersuchung. Es kommt 
in Betracht : Ausschaltung von Klauenleiden von vorne- 
herein, die Art und der Grad der Belastung und des Durch- 
tretens und endlich die Art des Ganges = des Auftretens 
(auf hartem und weichem Boden) und des Vorführens resp. 
Ausschreitens (bergauf, bergab, mit einseitiger oder doppel¬ 
ter Zehenbelastung usw.). Es ist oft ungemein schwer, hier 
eine exakte Diagnose zu stellen. 

Erwähnt sei noch, daß ich bei Klauenkrankheiten den 
Holzteer mit Vorliebe verwende und ich als das beste 
Schutzverbandmittel den — Filzhut kennen und schätzen 
gelernt habe. Als Ätzmittel bei Klauengeschwüren ver¬ 
wende ich ausschließlich und mit dem besten Erfolge den 
Liquor Stibii chlorati. 

Bei Stichwunden (auch bei Nageltritten) bewährten sich 
Ätzstifte vorzüglich; oft ist auch eine scharfe Einreibung 
probat. 

Über Harzverbände resp. Harzpflaster bei Lahmheiten 
der Rinder werde ich später in einer besonderen Arbeit be¬ 
richten. 

Daß zur Verhütung von Lahmheiten des Rindes ent¬ 
sprechende Klauenpflege und Bewegung der Tiere eine 



953 


große'Roll? spielt, ebenso der Stallboden, der Klauenbe¬ 
schlag und die Art der Beschlagstände dürfte wohl klar 
sein. 


Referate. 

Pharmakologie, Pharmacie, Pharmakognosie. 

Df. med. vet. Steen- Altona: Das „Mercaffin“ als Spe¬ 
zifikum bei Darmstaupe und anderen Darmerkrankungen 
der Hunde. (Tierärztl. Rundschau, 1921, Kr. 15, S. 261.) • 

D'as „Mercaffin“ der Chemisch - Pharmazeutischen Werke Bad 
Homburg (A.-G.) ist eine Quecksilberoxydulverbindung des Tri- 
methyldioxypurin mit etwa 50% Hg-Gehalt. Die Erfolge mit 
den bisherigen Methoden der Darmbehandlung waren nicht befrie- : 
digend, da sie teils nur vorübergehend waren, teils ganz aus¬ 
blieben, so besonders bei längerer Krankheitsdauer. St. entschloß 
sich deshalb zu Versuchen mit dem neuen Präparat und 
veröffentlicht 12 Enteritis-Fälle, die zum Teil mit hämorrhagi¬ 
schem Stuhl verliefen, mit ihrem klinischen. Verlaufe. In keinem 
Falle war ein Mißerfolg zu verzeichnen. Die blutigen Diar¬ 
rhöenwaren zu 90% bereits am 2.Tage verschwunden; 
die Wirkung des Mittels tritt so schnell ein, daß schon nach 24 
Stunden eine Besserung wahrzunehmen ist; ein weiterer Vorzug 
ist die Möglichkeit der subkutanen Einverleibung. Die I n d i = 
k a t i o n für „Mercaffin“ sind Darmentzündungen auf infektiöser 
Basis einschließlich Erkältung. Die Dosis betrug für kleine Hunde 
2 ccm, für mittlere 5 ccm, für größere 5—7 ccm, bei sehr großen 
10 ccm. Am 1. Behandlungstage ordnete St. strengste Diät an und 
gab am 2. Tage 1 „Mercaffin“- Pulver oral. Die Injektion an der 
Innenseite der Schenkel muß unter Abhebung der Haut, Bestehen¬ 
lassen der sich bildenden Flüssigkeitsblase und Vermeidung von 
Infiltration des Nachbargewebes mit einer in destilliertem Wasser 
gereinigte und gut getrockneten Spritze vorgenommen werden. 
Unter diesen Voraussetzungen ist sie vollkommen ungefährlich. 

Me. 


Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Wichtig für den Bezug von Opium, Morphium und Cocain durch 

praktizierende Tierärzte. 

Durch das Reichs-Opiumgesetz vom 23. Dezember 1920 ist in 
Ausführung der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages eine 
besonders scharfe Kontrolle über den Bezug und den Verbrauch der 
obenangegebenen Arzneimittel durchgeführt worden. Die Kontrolle 
wird durch das Reichsgesundheitsamt ausgeübt, das weitgehende 
Befugnisse hinsichtlich des Auskunftrechtes über dön Verkehr mit 
diesen Stoffen und Zubereitungen erhalten hat. 

Ein- und Ausfuhr, gewerbsmäßige Herstellung und Verarbeitung, 
Handel, Erwerb und Veräußerung ist nur denjenigen Personen ge¬ 
stattet, denen hierzu die besondere Erlaubnis erteilt worden ist. 
Die Erteilung der Erlaubnis erfolgt durch die Landeszentralbehörden 
(in Preußen durch das Volkswohlfahrts-Ministerium) im Einver¬ 
nehmen mit dem Ministerium des Innern. Nur die Apotheken 
haben ohne besondere Erlaubnis das Recht, diese Stoffe und Zube- 



954 


reitungen als Heilmittel zu erwerben, herzustellen, zu verarbeiten 
und abzugeben. Für den Bezug dieser Stoffe von Seiten der Tier¬ 
ärzte ist zwischen den zuständigen Behörden eine Vereinbarung 
dahingehend getroffen worden, daß vom Reichsgesundheitsamt eine 
Liste derjenigen Tierärzte aufgestellt wird, die selbst dispensieren 
und hierhei auch Morphium, Opium, Cocain usw. von Drogengro߬ 
handlungen beziehen. 

Die Aufstellung dieser Liste erfolgt mit Hilfe der Polizeiorgane 
in den einzelnen Niederlassungsorten der Tierärzte. Es ist also 
jedem Tierarzt, der Wert darauf legt, für den Bezug 
dieser Stoffe nicht ausschließlich auf die Apotheke 
angewiesen zu sein, dringend anzuraten, bei etwaigen 
von der Polizeibehörde gestellten Anfragen die Aus¬ 
kunft zu geben, daß er selbst dispensiert und auch 
für diese Stoffe ein Bezugsrecht direkt von den Gro߬ 
handlungen erteilt zu sehen wünscht. 

An alle in dieser Liste befindlichen Tierärzte gibt die Reichs¬ 
opiumstelle die für den Praxisbedarf benötigten Mengen frei, wohin¬ 
gegen die übrigen praktizierenden Tierärzte, die in dieser Liste 
nicht aufgeführt sind, keinesfalls einen Bezugsschein erhalten. 

Schon mit Rücksicht auf die prinzipielle Seite dieser Frage, die 
eng mit dem Solbstdispensierrecht der Tierärzte zusammenhängt, 
ist es unbedingt Pflicht aller derjenigen, die das Selbstdispensierrecht 
den Tierärzten in vollem Umfange erhalten zu sehen wünschen, 
dieser Angelegenheit weitgehendste Beachtung zu schenken. 


Verschiedenes. 

Zum Ehrenvorsitzenden ernannt: Der bisherige I. Vorsitzende 
des Verbandes für die Zucht des Pinzgauer Pferdes in Oberbayern, 
Gestütsdirektor Groll, Schwaiganger, wurde anläßlich seiner Be¬ 
förderung und Versetzung nach Schwaiganger in Anerkennung seiner 
außerordentlichen Verdienste als Gründer und Förderer des Ver¬ 
bandes einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 


Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

König Ludwig III. von Bayern, der Gestütsherr von Leutstetten f.*) 

Wieder hat der Tod in die kleine Reihe der süddeutschen Voll¬ 
blutzüchter eine empfindliche Lücke gerissen. Kurz nach dem ehe¬ 
maligen König Wilhelm H. von Württemberg, dem Gründer des 
Gestüts Weil — dessen Rennstall auch bei den Riemer Rennen sehr 
oft und erfolgreich vertreten war — (s. d. Wochenschr. S. 937 1. J.) 
ist nun mit König Ludwig III. von Bayern der Gründer und Be¬ 
sitzer des Gestüts Leutstetten dahingegangen. Der Münchener 
Rennverein hat einen großen Gönner und tätigen Förderer verloren. 

Mit großer Freude hing der ehemalige König an seiner kleinen 
'Vollblutzucht, aber die Erfolge des Königlichen Rennstalles waren 
während längerer Zeit des öfteren nicht ganz die erhofften, insbe¬ 
sondere da dessen Pferde sehr oft auf überlegen^ Gegner trafen. 

*) Die Bedeutung dieses Mannes für die Entwicklung unseres 
Standes und besonders der bayerischen Tierärztlichen Lehranstalt 
zu würdigen behalten wir uns vor, da es leider nicht mehr möglich 
war, den beabsichtigten Nachruf noch in dieser Nummer an wür¬ 
diger Stelle zu plazieren. (Die Schriftl.) 



955 




Doch der passionierte Sportfreund ließ sich durch die vielen Ent¬ 
täuschungen nicht entmutigen und freute sich doppelt der Erfolge 
in kleineren Kennen. 

Einige aus Sarv ar eingeführte ungarische Stuten bildeten dann 
den Grundstock zu dem in den neunziger Jahren errichteten eigenen 
Gestüt, das nach dem bei Starnberg gelegenen Mustergut des Prinzen 
als Gestüt Leutstetten bezeichnet wurde. Auch der Rtennstall lief 
von diesem Zeitpunkt an unter diesem Namen. Die Stuten wurden 
zwar nach sorgfältigster Auswahl immer sehr guten Hengsten zuge¬ 
führt, aber erst als im Jahr 1915, mit dem Ankauf des Deckhengstes 
Laudon ein entschiedener Treffer zu buchen war, traten größere 
züchterische Erfolge ein. Die Zeitereignisse brachten es mit sich, 
daß König Ludwig die größten Triumphe seiner Vollblutzucbt nur 
aus der Ferne miterlebte. Zum letzten Mal war er persönlich an¬ 
wesend, als Eiffilo, gezogen von Eider aus der Eiderduck im Jahr 
1918 das Bayerische Zuchtrennen gewann, zu dem König 
Ludwig seit der Gründung einen prächtigen Ehrenpreis zu stiften 
pflegte, der in dem betreffenden Jahr natürlich dem Züchter des 
zweiten Pferdes Yitus, Herrn W. Blatt, zufiel. Der König war 
damals über den Erfolg seiner Zucht hocherfreut und bedachte 
seinen Trainer Lippold und den Reiter Olejnik mit königlichen Er¬ 
innerungsgeschenken. Der größte Erfolg der Leutstettener Voll¬ 
blutzucht war der Überraschungssieg von Alamund von Laudon 
a. d. Acropolis zu Hamburg im Großen Hansapreis des Jahres 1920, 
den der Totalisator mit 359:10 honorierte. Ein sehr gutes Pferd 
der Leutstettener Zucht war auch Sonulf von Malua aus der Sonn¬ 
tagsfreude, der nach einem in Grunewald errungenen Sieg auf der 
Heimreise nach München einer Lungenentzündung erläg. 

In den letzten Jahren war das Gestüt Leutstetten auf der Renn¬ 
bahn nicht mehr in' eigenen Farben vertreten, da der Nachwuchs 
als Jährlinge an die Herren Sklarek abgegeben wurde, mit der Be¬ 
stimmung, daß die Stuten nach ihrer Rennkarriere auf Wunsch dem 
Gestüt Leutstetten wieder zur Verfügung gestellt werden. Das 
Gestüt wird auch nach dem Tode seines Gründers erhalten bleiben, 
da Prinz Franz von Bayern der Vollblutzucht ebenfalls großes 
Interesse entgegenbringt und wahrscheinlich das Gestüt über¬ 
nehmen wird. 

Ueber Lehrgänge an der Anstalt für Bienenzucht in Erlangen 
erläßt das Staatsministerium für Landwirtschaft folgende 
Bekanntmachung. 

Im Jahre 1922 sollen folgende Lehrgänge abgehalten werden: 

1. Ein Lehrgang über zeitgemäße Bienenzucht vom 6 —10. Juni. 
Teilnehmerzahl 30. Meldefrist: 1. Mai. 

2. Ein Lehrgang über Königinnenzucht vom 12.—14. Juni. 
Teilnehmerzahl 20. Meldefrist: 15. Mai. 

3. Ein Lehrgang über Bienenkrankheiten vom 6.—8. Jul. Teil¬ 
nehmerzahl nicht beschränkt. Meldefrist: 1. Juni. 

4. Bakteriologische Übungen vom 10.—15. Juli. Teilnehmer¬ 
zahl 6. Meldefrist: 1. April. 

Bei dem 1. und 3. Lehrgänge sind imkerliche Vorkenntnisse er¬ 
wünscht, aber nicht unbedingt notwendig. Zu dem 2. und 4. Lehr¬ 
gänge werden nur ganz erfahrene, auch wissenschaftlich vorgebildete 
Imker zugelassen. An den bakteriologischentübungen können nur 
Imker teilnehmen, welche über ein eigenes Mikroskop mit ölimmer- 
sion- verfügen und die sonstigen Unkosten zu decken bereit sind. 





956 


Der Unterricht ist unentgeltlich; für Unterkunft haben die Teil¬ 
nehmer selbst zu sorgen. An den Lehrgängen 1—3 können auch 
Kriegsbeschädigte und Frauen teilnehmen; für Unfälle während der 
Lehrgänge übernimmt die Anstalt keine Haftung. Es folgen nun 
Angaben über Beihilfen an bedürftige Teilnehmer. 

Die Gesuche der übrigen Teilnehmer um Zulassung zu den Lehr¬ 
gängen sind bei Meidung der Nichtberücksichtigung bis zu den oben¬ 
genannten Zeitpunkten (Meldefristen) mit einem kurzen Lebenslauf 
und einer Auskunft über die imkerliche Vorbildung an die Anstalt 
für Bienenzucht in Erlangen zu richten. * 

Die Teilnehmer des 4. Lehrganges müssen die Kosten selbst 
aufbringen. 

Bewerber, die eines Urlaubs bedürfen, haben sich hierwegen an 
ihre Vorgesetzten Dienststellen zu wenden, diese haben von der 
Beurlaubung die Anstalt für Bienenzucht in Erlangen zu verständigen. 

Der Anstalt ist auch die Gewährung von Zuschüssen aus Mitteln 
der Kreise oder Distrikte oder der landwirtschaftlichen Kreis- oder 
Bezirksvereine gleichzeitig mit der Bewilligung mitzuteilen. (Staats¬ 
anzeiger 1. J. Nr. 231.) 

München, den 1. Oktober 1921. 

Wutzlhofer. 


Ossian von Wallenstein geschlagen. 

Unser weitaus bester Dreijähriger, der nach seinem zweiten 
Platz im Derby von Erfolg zu Erfolg geschrittene Weinberger Ossian, 
hat am Montag, den 3. Oktober in dem mit 140000 Mk. ausge¬ 
statteten Gladiatoren-Rennen zu Berlin-Grunewald die Bitternis 
einer Niederlage kennen gelernt, eine Niederlage, für die es kaum 
eine Erklärung gibt. Im Wilamowitz-Rennen am Donnerstag war 
zwar Wallenstein ein überlegener Sieger gegen König Midas und 
Graf Ferry, doch hat man Ossian bedeutend höher als diese beiden 
Altersgefahrten eingeschätzt. Und da für Wallenstein die weite 
Distanz gefürchtet wurde, schenkte man dem Fels-Sohn unbedingtes 
Vertrauen. Aber es kam genau so wie am Donnerstag. In der¬ 
selben Überlegenheit zog der Oppenheimer, der sich in den letzten 
Wochen bedeutend verbessert hat, an die Spitze und durchs Ziel. 
Ein Trost ist den Waldfriedzüchtern trotz der Niederlage von Ossian 
geblieben. Sie können sich rühmen, das weitaus erfolgreichste 
Pferd, das in Deutschland je gezüchtet wurde, in diesem Stall zu 
haben, denn Ossian hat in diesem Jahr eine Gewinnsumme von 
507 000 Mk. erreicht und damit den Rekord von Herold um 19250 
Mark fibertroffen. Unter atemloser Spannung begab sich das acht¬ 
köpfige Feld auf die 2800 Meter lange Reise. Vor den Tribünen 
ging Lorbeer an die Spitze vor dem geschlossenen Rudel, dessen 
Schluß Harlekin, Gallipoli III und Geiser bildete. Ohne wesentliche 
Veränderung kam das Feld unter Führung von Lorbeer bis zum 
Einlaufbogen. Hier legte sich Ossian neben Lorbeer, dahinter 
Wallenstein und Geiser, während die übrigen erledigt waren. In 
die Gerade bog Ossian mit der Führung, wurde aber in der Distanz 
von Wallenstein erreicht und überlegen mit drei Längen ge¬ 
schlagen. Geiser besetzte den dritten Platz vor Lorbeer. 


Infekttoiis- und Invaslonskraakheiten. 

Als Beitrag zur Inkubationszeit bei Tollwut des Menschen er¬ 
halten wir aus Landsberg a. L. folgende Mitteilung. Ein tollwütiger 



957 


Hund biß vor drei Monaten einen 11 Jahre alten Knaben. 
Dieser verschwieg die Sache und starb jetzt an der Tollwut nach 
dreiviertelstündigen Krämpfen (Eingesandt im September 1921). 


Hochschulnadirichten. 

Tierärztliche Fakultät der Universität Miindien. 

Am 14. Oktober feierte der in weiten tierärztlichen Kreisen 
wohlbekannte ehemalige Sekretär und Kassier der Münchener Tier¬ 
ärztlichen Hochschule bezw. Fakultät, Herr Rat Friedr. Viandt, 
seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar, der die ganze Entwicklung der 
Anstalt von der Zentraltierarzneischule bis zur Fakultät miterlebte, 
war als Beamter von vorbildlicher Pflichterfüllung bekannt. In 
reicher Arbeit ergraut, vermochte er es nicht, nach seiner im Jahr 
1912 erfolgten Pensionierung untätig zu sein und übernahm daher 
die Verwaltung der Bücherei der Tierärztlichen Institute, die er 
seitdem mit der gewohnten Arbeitsfreudigkeit und Gewissenhaftig¬ 
keit führt. Wir wünschen dem Gefeierten, dem von allen Seiten 
große Ehrungen zu teil wurden, daß ihm noch viele Jahre zu einem 
heiteren Lebensabend beschieden sein mögen. (Die Schriftl.) 


Die Tierärztliche und auch die Landwirtschaftliche Hochschule 
in Riga wurden als Fakultäten der dortigen Universität angeschlossen. 
Dieselbe ist dadurch zur Landesuniversität des neuen estnischen 
Staates geworden. Der Lehrkörper dieser Anstalt umfaßt mehr als 
100 Personen. Dieselben halten ihre Vorlesungen in estnischer, 
deutscher und rußiseher Sprache; in estnischer Sprache liest unge¬ 
fähr die Hälfte, während die andere Hälfte sich ungefähr gleich¬ 
mäßig auf die deutsche und rußische Sprache verteilt. Das studen¬ 
tische Leben und korporative Wesen ist ähnlich dem der deutschen 
Hochschulen eingerichtet. _ 

Rektor magnifikus der Tierärztlichen Hochschule in Yfien ist 
Professor Dr. Karl Schwarz (Physiologie), Prorektor Professor 
Dr. Leopold Reisinger (Bujatrik). 


Personalien. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Georg Dichtl 
aus München in Haag (B.-A. Wasserburg)., Dr. Walter Wolf aus 
Chemnitz in Kleinwallstadt (B.-A. Obernburg). 

Verzogen ; Dr. Ludwig Hofmeister von Landau a. I. nach 
Haag (B.-A. Wasserburg). 

Als Assistent eingetreten : Dr. Emil Miller aus München 
beim Distrikts- und Grenztierarzt in Burghausen. 

Als Praktikant ist Dr. Alfred Horn beim Bezirkstierarzt von 
Erding, Karl Mayr aus Donaualtheim (B.-A. Dillingen) und Dr. 
Joseph Mörtl aus Oderburg (B.-A. Traunstein) beim Bezirkstierarzt 
in Dillingen eingetreten, Karl M e i x aus Regensburg beim Amts¬ 
tierarzt für den Verwaltungsbezirk Regensburg-Stadt ausgetreten. 
Letzterer bleibt in Regensbnrg wohnhaft. 

Bttcherschan. 

Geburtshilfe. Für Landwirte bearbeitet von weil. Veterinärrat A. 
T a p k e n, Amtstierarzt in Varel (Oldenburg). V. durchgesehene 



958 


und ergänzte Auflage, herausgegeben von Dr. Leonhard Schm id t, 
Kreistierarzt in Trebnitz i. Schles. Mit 33 Textabbildungen. 
Berlin. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, SW., Hedemannstr. 10 
und 11. 1921. Preis geb. 15.— Mk. 

Die in dem rührigen Verlage von, Paul Parey herausgegebene 
Thaer-Bibliothek wendet sich bekanntlich vornehmlich an die Land¬ 
wirte. Und in diesem Sinne ist auch das vorliegende Werkchen 
geschrieben. Während die IV. Auflage während des Krieges im 
Jahre 1916 noch von Veterinärrat Tapken selbst bearbeitet werden 
konnte, mußte nun diese schon nach knappen 4 Jahren notwendig 
gewordene Neuauflage wegen des im Frühjahre 1918 erfolgten Ab¬ 
lebens des genannten Verfassers in eine neue Hand gelegt werden. 
Der Verfasser dieser V. Auflage hat einige kleine Neuerungen auf¬ 
genommen, konnte aber im übrigen das Büchlein unverändert im 
alten Gewände bestehen lassen. Was schon früher über dieses 
Werkchen gesagt wurde, gilt natürlich auch heute noch. Der Land¬ 
wirt kann nicht immer den Tierarzt gleich zur Hand haben und ist- 
also genötigt, gerade bei Geburten, oft selbst einzugreifen. Ihn bei, 
diesem Eingreifen vor groben Fehlern zu bewahren, dürfte das vor¬ 
liegende Buch imstande sein. Besonders für leichtere Fälle, w<r 
nicht immer ein Tierarzt zugezogen zu werden pflegt, oft auch nicht, 
gleich zur Verfügung steht, gibt das Büchlein gute Ratschläge. In 
ähnlichem Gedankengange werden auch Regelwidrigkeiten und 
Krankheiten der Zuchttiere und des Neugebornen besprochen. In 
jeder Hinsicht werden viele praktische Winke gegeben und hiedurch-, 
sowie durch die zahlreichen, wohlgelungenen Abbildungen dürfte' 
diese kleine Geburtshilfe ihre Bedeutung für die Kreise, für die es- 
geschrieben ist, behalten. Ma. • 

Gehe’s Arzneipflanzenkarten, XIV. und XV. Folge, herausgegebea 
von Gehe & Co. A.-G., Chem. Fabrik, Dresden-N. 

Die bisher erschienenen 13 Folgen sind durch die Serien XIV 
und XV in würdiger und dankenswerter Weise fortgesetzt worden. 
Jede Folge besteht aus 6 Naturaufnahmen in Ansichtspostkarten¬ 
größe. Jeder Karte ist der lateinische und deutsche Name der 
Pflanze, sowie das aus ihr hergestellte Produkt aufgedruckt. Dazu' 
ist noch ein Merkblatt beigegeben, das in prägnanter Kürze über 
Standort, Blütezeit, Sammelzeit, Bestandteile, Anwendung und Wir¬ 
kung Auskunft gibt. Die farbige Ausführung der einzelnen Karten 
ist in hervorragender Weise gelungen und jedes wünschenswerte 
Detail ist darauf zu ersehen. Es kommt also hier einerseits der 
wissenschaftliche und andrerseits der künstlerische Wert in Frage, 
die beide zur Anschaffung der prachtvoll gelungenen Serien an reizen 
dürften. Ma. 


Eingesandt. 

„Wie man guten, haltbaren Obstwein bereitet“ ist der Titel 

eines Artikels in Folge 36 der Wochenschrift für Haus, Hof utod 
Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Der Leser entnimmt 
aus demselben die Zusammensetzung der Obst- und Beeren fruchte, 
ihre Eignung zur Verarbeitung, in welchem Verhältnisse die Mi¬ 
schung und der Zuckerersatz erfolgen soll. Es wird über die Reife, 
Lagerung und Behandlung, den Verschnitt und alles zur Sache ge¬ 
hörige gesprochen. Probestücke dieser Folge stehen kostenfrei z«r 
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland Mk. 10.50 für das 
Vierteljahr. 



(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrllt für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, ( 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen. 

72. Jahrg. München, den 1. November 1921. Nr. 44. 


Inhalt: 

Original artikel: Stoß. — Reuth er (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche 
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — 
Personalien. — Bücherschau. 


Zum Gedächtnis König Ludwig III. 

Bayerns Tierärzte hegen innersten Gemütes Trauer 
über den Tod des edlen Königs, dessen hohe, auf die 
Wohlfahrt aller Stände bedachte Sinnesart auch dem 
tierärztlichen Berufsstande den sozialen Aufschwung 
gefördert, der Tiermedizin die Pforten der Universität 
in München eröffnet hat. 

In einer Zeit des schwierigsten Ringens um Rechte, 
wo den Bestrebungen der Tierärzte, das wissenschaft¬ 
liche Studium der Tiermedizin zur Anerkennung zu 
bringen, Vorurteile und mannigfache Hemmnisse be¬ 
gegneten, hat Ludwig III. durch das Gewicht seines 
Wortes und seiner Willensmeinung die Erreichung 
dieses Zieles mächtig unterstützt. Als erfahrener Land¬ 
wirt und auf allen Gebieten der wirtschaftlichen Be¬ 
dürfnisse des Staates kenntnisreich und weitblickend, 
kannte und schätzte Ludwig III. auch das nützliche 
Wirken des Tierarztes für die Erhaltung des in der 
Tierzucht und im Gesundheitszustände der Haustiere 
ruhenden Nationalvermögens, sowie die Bedeutung, 
welche die tierärztliche Überwachung des Nahrungs¬ 
mittelverkehrs für die Hygiene des Volkes hat. Dieser 
Würdigung unseres von Anderen oft geringwertig be¬ 
urteilten Faches hat Lud wig III. wiederholte Male 
in der Öffentlichkeit Ausdruck gegeben und dem tier¬ 
ärztlichen Stande Fortschritt und Geltung verschafft. 

Unvergeßlich sind Jedem, der an der Tagung der 
IX. Plenarversammlung des Deutschen Veterinärrats 
im Jahre 1902 in München teilgenommen hat, die 










Stunden des glanzvollen Festes, auf welchem Prinz 
Ludwig von Bayern, in einer alle Hörer aufs 
Tiefste bewegenden Rede über die Notwendigkeit der 
Angliederung des tierärztlichen Studiums an die Uni¬ 
versität eine gedankenreiche Aussprache hielt. Seit 
einem Menschenalter hatten, wie Prof. Dr. Schmaltz 
in seinem Toaste schilderte, die deutschen Tierärzte 
darnach gestrebt, die Vorbildung für das Studium 
zur Vollkommenheit der Universitätsreife zu bringen 
und so sehr waren sie von der Unentbehrlichkeit dieses 
Fortschrittes überzeugt, daß all ihr Denken auf dieses 
Ziel gerichtet war. Aber die Hindernisse waren sn 
groß, daß schon Ermüdung und Mutlosigkeit sich 
einzustellen begann. Da erklang das in der Sitzung 
des bayerischen Landwirtschaftsrates vom 21. Dezem¬ 
ber 1899 gesprochene Wort des Prinzen Ludwig 
von Bayern „es sei den Tierärzten die Pflege so 
weitgehender Interessen der Landwirtschaft und des 
nationalen Wohlstandes an vertraut, daß, um diese 
Aufgabe zu erfüllen, die beste Bildung gut genug sei.“ 
Das war ein leuchtendes Zeichen der Befreiung aus 
beengenden Schranken und erweckte Zuversicht und 
Hoffnung in unserem Stande. 

Aus Nord und Süd waren deshalb Delegierte der 
Tierärzte ganz Deutschlands nach München gekommen, 
um dem königlichen Prinzen für die warmherzige 
Befürwortung ihrer Bestrebungen den Dank darzu¬ 
bringen. In dem Festsaale des altehrwürdigen Rat¬ 
hauses, wo der Empfang stattfand, erlebten sie eine 
Feier erhebendster Art. 

Die Dankeshuldigung wurde von Ludwig von 
Bayern mit jener Rede beantwortet, welche eine 
Kundgebung neuen Aufstiegs des tierärztlichen Standes 
bildete. Eine unbeschreibliche Begeisterung, von 
Freude, Ernst, Rührung und Glücksgefühl durchwogt, 
bemächtigte sich der anwesenden Tierärzte und in 
einem innigen Segenswunsche für den königlichen 
Protektor gab Prof. Dr. Schmaltz*) diesem Em¬ 
pfinden den schönsten Ausdruck. 

*) Prof. Dr. Schmaltz hat in seinem Berichte über die 
Plenarversammlung die bedeutsamen Ereignisse näher ge¬ 
schildert. 





In der Erinnerung an jenen Tag werden zahlreiche 
Tierärzte bei der Nachricht vom Tode Ludwig III. 
Seiner in Ehrfurcht und Liebe, in Wehmut und Dank¬ 
barkeit gedacht haben und weit über die Grenzen 
Bayerns hinaus, in allen Ländern, wo deutsche Tier¬ 
ärzte sind, wird sein Name im Herzen derer leben, 
welche die Geschichte der Entwicklung und Kämpfe 
unseres Standes kennen. 

Der hohe Protektor, der uns Ehre erwiesen hat, 
war auch der Erste, dem bei Schaffung des Promo¬ 
tionsrechtes der Münchener tierärztlichen Hochschule 
das. Ehren-Doktorat der Veterinärmedizin als Zeichen 
der Huldigung gewidmet wurde. Ihm, dem Begrün¬ 
der der tierärztlichen Fakultät der Universität Mün¬ 
chen und dem Fürstengeschlechte der Wittels¬ 
bacher, deren Fürsorge Rang und Stellung der 
Tierärzte in Bayern zur jetzigen Höhe geleitet hat, 
bewahren die Angehörigen dieses Berufsstandes in 
Verehrung das Gedächtnis der Dankesschuld. 

Prof. Dr. Kitt. 


„Ueber Geburtshilfe beim Pferd“. 

Von Privatdozent Dr. A. 0. Stoß, Tierärztl. Fakultät,* München. 

In dem gleichnamigen Artikel schreibt Lichten- 

stern (M. T. W. 1921 Nr. 30): „.es ist mir noch 

nicht eingefallen, eine Stute deshalb von der Zucht auszu¬ 
schließen, weil einmal eine Embryotomie vorgenommen wer¬ 
den mußte (Stoß)“. 

Die Art der Darstellung kann den Anschein erwecken, 
als wäre die Stute lediglich deshalb von der Zucht ausge¬ 
schlossen worden, weil die Geburt eine Embryotomie er¬ 
forderte. Die mangelhafte Literaturangabe gestattet dem 
Leser eine Orientierung im Original nicht, weshalb ich mich 
gegen den Vorwurf, einen unwirtschaftlichen Ratschlag er¬ 
teilt zu haben, zu rechtfertigen wünsche. Der Hinweis 
Lichtensterns bezieht sich auf den Artikel „Ver¬ 
krümmung der Halswirbelsäule eines Fohlens als Geburts¬ 
hindernis“ von A. Palm und Dr. A. 0. Stoß (M. T. W. 
71. Jahrg. Nr. 17). Wie schon aus dem Titel zu entnehmen 
ist, handelt es sich um eine krumme Verwachsung der Hals¬ 
wirbelsäule, also nicht etwa um eine Verlagerung des Kopfes 






962 


fahrend des Geburtsaktes, sondern um eine seitliche Tfopf- 
Haltung, die bereits in frühem Stadium, des intr^uterinei| 
Lebens bestanden hat. Die Ursachen solcher Verlagerungefi 
sind nicht bekannt. ? 

Albrecht (Geburtshilfe beim Pferde, Leipzig 1913| 
sagt: „Vielleicht handelt es sich um eine nicht normale Be£ 
schaffenheit des Tragsackes, z. B. des Hornes, in welchem 
der Fetus*) liegt, eine zu geringe Längen- oder Querausdeb- 
riung, vielleicht — wie Frank meint — um eine zu ge* 
ringe Menge Fruchtwasser; möglicherweise wird dieser Zu> 
stand in der ersten Periode der Entwicklung des Fetus 
durch abnorme Zug- und Druckverhältnisse bedingt, wie 
bei der Bildung des Schistosoma reflexum.“ Es ist also auf 
Grund der bisherigen wissenschaftlichen Forschung nicht 
Von der Hand zu weisen, daß die Ursache einer Verkrüm* 
thung der Halswirbelsäule in. Beschaffenheit und Funktion 
des. mütterlichen Uterus gelegen, sein kann: Im strittigen 
Falle hat die Stute schon im: vorigen Jahr ohne äußere Un¬ 
sache ein totes, haarloses Fohlen zur Welt gebracht, wo* 
durch die Annahme der geringen Zuchttauglichkeit der Stute 
noch bestärkt wurde. 

Die fragliche Stute, die nicht ausschließlich der Zucht 
dienen sollte, hatte damals einen Wert von 30 000 Mark. 
Ich fand die Bedenken des Besitzers, nach wiederholtem 
Mißerfolg die Stute wieder zur Zucht zu verwenden, sehr 
berechtigt und hielt es für meine Pflicht, ihm zur weiteren. 
Züchtverwendung nicht zuzuraten, wenn auch sehr ungern, 
da es von Interesse gewesen wäre, zu sehen, ob eine weitere 
Trächtigkeit zur Geburtshilfe Veranlassung gegeben hätte. 
Abgesehen davon, daß eine mißglückte Frucht für den Be¬ 
sitzer keine Freude bedeutet, bringt sie für das Muttertier 
immer eine Gefahr mit sich, und insbesondere ist eine Em- 
bryotomie keine gleichgültige Operation. Lichten- 
stern selbst rechnet ja mit 17,6 % Verlusten bei 
Embryotomie. 

Ich glaube, hierdurch gezeigt zu haben, daß die Auf¬ 
fassung „eine Stute deshalb von der Zucht auszuschließen, 
weil einmal eine Embryotomie vorgenommen werden mußte*' 
unrichtig ist. Tatsächlich wurde ddm Besitzer zur weiteren 
Zuchtverwendung lediglich deshalb nicht zugeraten, weil 
die Stute in erster Linie Arbeits-, nicht aber Zuchttier wajs 
und weil das wiederholt vorgekommene Mißglücken der 

*) Fetus, die Leibesfrucht ist verwandt mit dem veralteten feo 
ich zeuge. Nicht Foetus, was man von fovere, erwärmen, hat ab¬ 
leiten wollen. t 



96$ 


Zuchtverwendung aubh fernerhin keine befriedigenden 
Zuehtergebnisse erwarten ließ. , 

Die periodische Augenentzttndnng des Pferdes, 
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim 
Bayerischen Stammgestttt Achselschwang: 

Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reuth er in Achselschwang. 

■ Einleitung. 

Die periodische Augenentzündurig des Pferdes ist eine 
schon dangst vor Entwicklung der Tierheilkunde beobachtete 
Krankheit, die früher auf die Einwirkungen des Mondes 
zurückgeführt und als Mondblindheit bezeichnet wurde. 
Ihre Auswirkungen und Folgen sowie die damit verbun¬ 
denen außerordentlichen Schädigungen waren lange bekannt, 
ehe die moderne Wissenschaft sich eingehender damit be¬ 
faßte. 

Nicht nur der Zuchtwert, sondern auch der Marktwert 
der von dieser Krankheit betroffenen /Tiere wird erheblich 
herabgesetzt, je nachdem die Sehorgane darunter gelitten 
haben oder ganz zerstört wurden. Der Verkaufswert min¬ 
dert sich zur Hälfte bis drei Viertel ünd noch mehr herab, 
ein Umstand, der für den einzelnen Besitzer wie auch füf 
das gesamte Völksvermögen eine sehr bedeutende Einbuße 
därstellt. Abgesehen davoh geben solche Pferde häufig Ver¬ 
anlassung zu kostspieligen und langwierigen gerichtlichen 
Auseinandersetzungen und Prozessen. Denn sehr oft fügen 
die Verkäufer in betrügerischer Absicht den kranken Tieren 
Verletzungen zu, um durch die Vortäuschung einer akuten 
Erkrankung das innere Leiden des Auges zu verdecken. 
Infolge solcher Manipulationen sind mitunter die gericht¬ 
lichen Entscheidungen sehr schwer zu fällen. 

Trotzdem sich die Wissenschaft mit der Erforschung 
der periodischen Augenentzündung schon viel beschäftigt 
hat, ist es bis jetzt weder gelungen, ihre Ursachen festzu¬ 
stellen, noch Mittel und Wege zu ihrer Bekämpfung und 
Heilung ausfindig zu machen. Die Ansichten der Fachleute 
über diese Krankheit sind viel umstritten und bewegen sich 
in schroffen Gegensätzen sowohl bezüglich der Ätiologie 
als der Vererbung. . 

Die Literatur über die periodische Augenentzündung ist 
bereits ziemlich umfangreich. Ich glaube, es erübrigt sich, 
hier in einem eigenen Abschnitte auf die verschiedenen 
Werke näher einzugehen, zumal ich im Verlaufe der Ab¬ 
handlung an den geeigneten Stellen die betreffenden Hin- 



964 


Weise gemacht habe. Der Zweck vorliegender Arbeitistj 
auch nicht, eine Übersicht und Zusammenfassung bereif, 
bearbeiteten Materials zu geben, sondern meine Erfahrung»; 
und Beobachtungen zur Kenntnis zu bringen. Das gesamte 
Material, auf dem sich die vorliegende Arbeit aufbaut^ iat. *j 
aus einem scharf umrissenen Gebiet entnommen, das xj&ter :. 
fortwährender exakter Beobachtung gestanden hgt und > 
noch steht. Dieses Gebiet ist das bayerische Stammgefctüt 
Achselschwang mit seinen Vorwerken. Das beobacl 
Tiermaterial waren und sind noch die Pferde des eigei 
Zuchtbestandes des Gestütes, sowie zur Aufzucht aus Baye 
und anderen Ländern angekaufte Tiere. Meine mehr 
30 Jahre durchgeführten Beobachtungen haben positive 
sichtspunkte ergeben, .so daß ich annehmen darf, daß ve 
liegende Arbeit dazu beitragen kann, das Problem der pei 
dischen Augenentzündung seiner Lösung wenigstens ein« 
kleinen Schritt näher zu bringen. 

Ehe ich mit meinen Ausführungen beginne, ist es mein« 
Erachtens nötig, über die Geschichte und Lage des Gestüt 
das Wissenswerteste einzuflechten. 

Achselschwang ist eine uralte Zuchtstätte; die erste 
kundliche Quelle reicht auf das Jahr 760 zurück. Dai 
wird es in einer Schenkungsurkunde als Meierei zum erst« 
mal erwähnt. Von 1130 ab war es Klosterschwaige vc 
Wessobrunn und später von DieBsen. Zur Zeit des dreißi 
jährigen Krieges, während dessen es schwer heimgesucl 
wurde, weideten auf der Schwaige über 30 Pferde, 100 Stüc 
Rindvieh, über 100 Schafe und 80 Schweine. 

Nach der Säkularisation des Klostergutes (1802) erwarb| 
im Jahre 1815/16 die Militärverwaltung die Höfe Achsel- r 
schwang, Hübschenried mit Engenried und Westerschondor* 
und richtete sie als Militärfohlenhöfe ein» Im Oktober 18f 
erfolgte die Übersiedelung des Stammgestütes von Schwaig-] 
anger nach Achselschwang und einige Jahre später die d« 
finitive Übergabe an die Landgestütsverwaltung. 

Achselschwang liegt 590 Meter über dem Meeresspiegel! 
im Diluvialgebiete der bayerischen Hochebene auf demf 
Moränenschutt des Ammergletschers. Das Gelände ist wel-jj 
lig, mit zahlreichen Einbuchtungen. Der Untergrund 
steht aus dem durch den Transport des Gletschereises er*; 
zeugten lehmig-kiesigen Geschiebe, das infolge seiner Un-I 
durchlässigkeit Versumpfung und Moorbildung in hoheml 
Maße begünstigt. Der Boden ist infolge dessen kalt, naß,fl 
lehmig und teilweise mit stagnierendem Grundwasser durch-J 
setzt. Der Charakter der Moränenlan4eohaft ist besonder 


965 


typisch ausgeprägt zwischen Achselschwang und Wester¬ 
schondorf. Die sämtlichen Besitzungen sind von Wald um¬ 
säumt, aus dessen stellenweise versumpftem Boden das 
Wasser für die Anlagen zur Versorgung der Gestütshöfe 
als Tag- und Sickerwasser jahrelang entnommen werden 
mußte. Die nassen Wiesen in Achselschwang und auf den 
Vorwerken wurden in den 90 er Jahren durch umfangreiche 
Drainageanlagen erheblich verbessert und späterhin ist mit 
Vervollkommnung der Entwässerungsmethoden ein großer 
Teil der Grundstücke ganz trocken gelegt worden. Das 
Klima ist rauh; die mittlere Niederschlagsmenge betrug 
für die Periode 1901—1910 873 Millimeter, 1917:—1920 
915 Millimeter. 

Der Pferdebestand des Gestütes wurde im Jahre 1893 
zum erstenmal vollständig und eingehend mit dem Spiegel 
untersucht. Vorher habe ich nur Einzelfälle beobachtet. 
Vom Jahre 1898 an habe ich die Resultate der regelmäßig 
stattgehabten Spiegeluntersuchungen der Gestütspferde 
aktenm'äßig niedergelegt und bearbeitet, und die Forschun¬ 
gen üljer die Vererbungsmöglichkeiten bis auf den heutigen 
Tag genau verfolgt. Mein besonderes Augenmerk richtete 
ich dabei auf die Futter- und Wasserverhältnisse, die geo¬ 
logische Struktur, sowie den kulturtechnischen Zustand des 
Bodens und die Witterungseinflüsse. Als Vergleichsmate¬ 
rial dienten mir die Untersuchungsergebnisse des Land- 
und Stammgestüts Zweibrücken, dessen gesamte Pferdebe¬ 
stände ich wiederholt im Aufträge der Landgestüts Verwal¬ 
tung eingehend untersucht habe. 

Die periodische Augenentzüridung (Irido-cyclo- 
chorioditis (Uveitis) recidiva) ist eine bei dem 
Pferdegeschlechte bezw. dem Einhufer häufig vorkommende 
innere Augenentzündung, von der vorwiegend die zum 
Uvealtraktus gehörenden Teile ergriffen werden; die Ent¬ 
zündungserscheinungen wiederholen sich in unregelmäßigen 
Zeitabschnitten meistens solange, bis infolge der jedesmal 
zurückbleibenden pathologischen Veränderungen das Seh¬ 
organ zerstört ist und Erblindung eintritt (Linsentrübung, 
Glaskörpertrübung oder Verflüssigung, Netzhautablösung). 
Die Krankheit tritt in der Regel sporadisch auf, ab und zu 
seuchenhaft; über das epidemische Auftreten im Stamm¬ 
gestüt werde ich noch eingehend berichten. Als Begleit¬ 
erscheinungen anderer Krankheiten, Druse oder Brust¬ 
seuche etc. habe ich sie nie beobachten können. Desgleichen 
wurden gastrische Störungen vor dem Auftreten der Ent¬ 
zündung nicht wahrgenommen (wie das häufig behauptet 



wird [Lit.7]). Nur in zwei Fällen, bei lähmekranken Fohlen 
habe ich innere Augenentzündung auf treten sehen (e. mikror 
skopischen Befund S. 24). Die Temperatur ist bei frischen 
Anfällen etwas erhöht auf 38—38,5 und fällt nach einigen 
Tagen auf die normale zurück, Schwankungen kommen vor. 
Die Prognose ist durchweg' schlecht, da die medikamentöse 
Behandlung in den meisten Fällen versagt. Eine Ansteckung 
von Pferd zu Pferd findet nicht statt; ebensowenig konnte 
ich das Leiden beim Hornvieh feststellen,, obwohl dieses 
hier unter den ganz gleichen Bedingungen gehalten wird, 
wie die Pferde und mit ihnen weidet. 

Bei dem Pferdebestand des Stammgestütes läßt sich das 
Auftreten der periodischen Augenentzündung nachweisen 
zurück bis zu seiner Gründung. Auf Grund folgender Tat¬ 
sachen darf man sie als ein der Gegend eigenes, schon immer 
hier vorhandenes Übel betrachten. 

Denn vom Jahre 1847—1874 sind 21 Pferde wegen Er¬ 
blindung infolge periodischer Entzündung auf einem oder, 
zwei Augen veräußert worden und ziyar: 3 Zuchtstuten, 
8 Hengst- und 10 Stutfohlen; eine Zuchtstute wurde wegen 
Erblindung ihrer Fohlen verkauft. Unter diesen Pferden 
befinden sich Nachkommen der Hengste Vitez, Power, Har- 
kaway, Reichstadt, Türk, Charivary, Roseberry,. Rainbow 
und Coock 2 *. 

Von 1875—1882 erkrankten 16 Pferde, von denen 8 er¬ 
blindeten 3 *; von 1882—1898 44 Pferde, von diesen erblin¬ 
deten 37, 7 besserten sich 4 *. 

Von Dezember des Jahres 1898 ab sind genaue Aufzeich- 

2 * Vgl. Tabellen II und III. 

3 ) Ein sehr ungünstiges Jahr war 1879, in dem 14 Krankheits¬ 
fälle aufgeführt sind: 2 Zuchtstuten, 7 Hengst- und 5 Stutfohlen, 
von denen 3 Hengst- und 1 Stutfohlen erblindeten. 

4 * Daraus berechnet sich die hohe Ziffer von 84,09 % als un- 
geheilt, 15,91 % geheilt. Unter den geheilten ist ein Pferd als ge¬ 
bessert aufgeführt und einige entzogen sich durch Verkauf der 
weiteren Beobachtung, so daß sich wahrscheinlich der Prozentsatz 
der geheilten in Wirklichkeit noch niedriger stellen dürfte. Diese 
44 Pferde verteilen sich folgendermaßen: 9 Stuten (darunter 8 
Zuchtstuten) — 7 erblindet, 2 geheilt —, welche sämtlich im 
Stammgestüt Achselschwang gezogen sind, während nicht eine von 
den vielen Oldenburger Stuten, die während dieses Zeitraums im 
Gestüt einrangiert und zur Zucht benützt wurden, an typischer 
periodischer Augenentzündung erkrankte; 2 Wallache, darunter 
Vollblüter „Watzmanu“, welche beide erblindeten, ferner 25 
Hengstfohlen, wovon 21 ungeheilt- und 4 als geheilt in Abgang 
kamen. Von diesen 25 Hengstfohlen sind 18 selbstgezogen, während 
sich 7 zur Aufzucht hier befanden (2 Oldenburger, 2 Ungarn, 2 
Bayern und 1 Pinzgauer). Von den erkrankten 8 Stutfohlen, sämt¬ 
liche selbstgezogen, erblindeten 7, 1 wurde geheilt, 



967 


nungen auch über die Spiegelbefunde vorhanden, die eine 
zuverlässige Zusammenstellung aller Erkrankungen an 
innerer Augenentzündung ermöglichen. 

Aus der in Tabelle I (s. Beilagen) ersichtlichen Zu¬ 
sammenstellung der Anfälle von periodischer Augenentzün¬ 
dung von Dezember 1889—1920 geht hervor, daß innerhalb 
dieses Zeitraumes bei einer Gesamtzahl von 2971 Pferden 
269 Pferde an periodischer Augenentzündung erkrankten, 
insgesamt 9 %. Von diesen sind 41 geheilt = 15,24 %, 228 
ungeheilt = 84,76 %. Von den 41 Geheilten waren 35 ein¬ 
malige und 6 wiederholte Erkrankungen; von den 228 Un- 
geheilten 155 Fälle mit remittierendem Verlauf (zu diesen 
zählen alle schweren Fälle, bei denen die Pferde gleich 
beim ersten Anfall verkauft wurden), 73 mit intermittieren¬ 
dem Verlauf. 

Nach dem Alter ausgeschieden, verteilen sich die ersten 
Anfälle wie folgt: 

bei l / 2 jähr. 11 bei Hengst-, 15 bei Stutfohlen Sa. 26 
„ 1-1*/* „ « „ „ , 52 „ „ „ 95 

„ 2-2V* 46 . „ . 57 „ „ , „ 103 

„ ' 3 „ 8 „ „ , 16 „ . „ „ 24 

ältere 4 „ männl., 35 „ Stuten _ „ 39 

Sa. 112 männl., 175 Stuten - Sa. 287 

Daß bei älteren Pferden die Stuten überwiegen, erklärt 
sich daraus, daß diese zur Zucht im Gestüt bleiben, während 
die Hengste im vierten Jahr an die Landgestüte abgehen 
oder veräußert werden. 

Von den 269 Pferden erkrankten 120 auf dem rechten, 
122 auf dem linken und 27 auf beiden Augen. Mehr als die 
Hälfte aller Erkrankungen treffen auf das Alter von 1—3 
Jahren, woraus hervorgeht, daß das Entwicklungsalter 
beim Pferd die meisten Opfer fordert. 

Auffallend erscheint auch die Tatsache, daß erheblich 
mehr Stut- als Hengstfohlen (140 zu 108) befallen wur¬ 
den. (In den Jahren 1898—1902 betrafen 60 % aller Er¬ 
krankungen die-Stutfohlen). Hierbei ist die Verteilung der 
Pferde auf die einzelnen Gestütsbesitzungen von Bedeu¬ 
tung. 

Auf der Hauptbesitzung Achselschwang stehen die 
Hauptbeschäler, Muttersfuten und Saugfohlen, in Wester¬ 
schondorf die Hengstfohlen und in Hübschenried die Stut¬ 
fohlen. Hübschenried und das in der Nähe gelegene Engen¬ 
ried hatte ungünstige Boden- und Wasserverhältnisse. Es 
unterliegt keinem Zweifel, daß diese beiden Umstände Ver- 



anlassung zu dem vermehrten Auftreten der Augenentzün- 
dungen gaben. 

Auf die Kopfzahl ausgerechnet erkrankten bi» 1914 
durchschnittlich im Jahre 4 % des Pferdebestandes, in ein-- 
zelnen Jahren stieg die Ziffer bis zu 10 %. 

Von den erkrankten Pferden waren 153 selbstgezogen, 
116 angekauft zur Aufzucht im Gestüt. Erste Anfälle traten 
ein in den Monaten 


Januar .... 

. . 32 

Juli . . . 

.... 16 

Februar 

, . 26 

August. . 

.... 11 

März .... 

. . 35 

September 

.14 

April .... 

. . 35 

Oktober 

.... 23 

Mai . . , . . 

. . 23 

November. 

.... 24 

Juni..... 

. . 18 

Dezember . 

.... 30 


Auf die Zeit der Stallhaltung, die Monate November mit 
April, treffen 182, also die meisten Erkrankungen, auf die 
Zeit der Weide, Mai mit Oktober, 105 Fälle. Man könnte 
hiernach vermuten, daß die Infektion zum großen Teil wäh¬ 
rend der Weidezeit, die Auswirkung derselben später ein- 
tritt. 

Der Verlauf der Krankheit ist bei leichteren Fällen inter¬ 
mittierend, bei schwereren remittierend. Hierbei wurde be¬ 
obachtet, daß noch während des ersten Anfalles neue Nach¬ 
schübe von Entzündungen mit blutigem Exsudat auftreten 
und das Auge zerstören. Die Zwischenräume zwischen den 
einzelnen Anfällen sind ganz unregelmäßig und schwanken 
von einem Tag bis zu 310 Tagen auf dem gleichen Auge 
und von 3—601 Tagen beim Übergreifen von einem er¬ 
krankten Auge zum anderen noch gesunden. Im Durch¬ 
schnitt berechnen sich die rezidiven Anfälle auf 3 bis 4 
Wochen. Als Beispiel der Unregelmäßigkeit der einzelnen 
Anfälle sei eine Stute mit 9 Rezidiven erwähnt: 


Zwischenzeit 

vom 

1. zum 

2. Anfall 

52 Tage, 

yy 

yy 

2. 

yy 

3. 

yy 

66 

« 

V 

v 

•3. 

yy 

4. 

yy 

52 

yy 

yy 

yy 

4. 

yy 

5. 

j» 

16 

yy 

') 

s y> 

5. 

yy 

6. 


41 

yy 

yy 

yy 

6. 

yy 

7. 

yy 

34 

yy 

yy 

v 

7. 

yy 

8. 

yy 

121 

yy 

yy 

yy 

8. 

' yy 

9. 

yy 

310 

yy. 


Wie schon eingangs erwähnt, sind die Erfolge der medi¬ 
kamentösen Behandlung außerordentlich gering. Hier wurde 
besonders die Jodkalibehandlung in größerem Maßstabe 
durchgeführt und gründlich ausprobiert auf Grund der Ver¬ 
suche des Lyoner Augenarztes Dor [Lit.18], Dieser führt 
















969 




die Periodizität der Anfälle darauf zurück, daß die Mikro¬ 
organismen der periodischen Entzündung, die* er gefunden 
zu haben glaubt, auf neutralen oder leicht sauren Nähr¬ 
böden besser gedeihen als auf alkalischen. Durch die in¬ 
folge der Entzündung her vor gerufene Auswanderung und 
den Zerfall weißer Blutkörperchen würde die schwach saure 
Reaktion im Glaskörper und den lichtbrechenden Medien 
alkalisch werden und durch Verschlechterung der Lebens¬ 
bedingungen des Krankheitserregers den Anfall beenden. 
Durch die Phagozytose werden jedoch nicht alle Mikroben 
zerstört und so bald die Acidität im Augeninnern wieder 
hergestellt sei, vermehrten sich die überlebenden Erreger 
wieder und rufen einen neuen Anfall hervor. Deshalb 
müssen zur Bekämpfung der Mikroben dem kranken Tier 
möglichst viel Alkalien einverleibt werden.. 

_ (Forts, folgt.) 

Referate. 

airargi« ui OefcirtshlUe. 

Dr. J; Nörr: Ein Beitrag zum Koppen der Pferde. 

(Berliner Tierärztl. Wochenschr., 1921, Nr. 11.) 

Während Dummkoller, Dämpfigkeit, Kehlkopfpfeifen und perio¬ 
dische Augementzündung in der. Verordnung über die Hauptmängel 
der Pferde eine genaue Definition erfahren haben, sind dem 
Koppen lediglich eine Reihe von Synonyma beigefügt, weswegen 
die forensische Beurteilung von Köppern manchmal auf Schwierig¬ 
keiten stößt, umsomehr, als oft sogen. Grenzfälle und koppen¬ 
ähnliche Spielereien Vorkommen. Ein besonderer Fall kam iim der 
forensischen Klinik der Dresdener Hochschule zur Beobachtung, 
Das betreffende Pferd, eine 12—14jährige Fuchsstute, öffnet unter 
einem sehr lauten, scharfen, schmatzenden Ton das Maul in rascher 
Folge jeweils 2—5 mal hintereinander, worauf es den Kopf unter 
Streckung des Halses nach vorne hebt. Kurz nach dem Augen¬ 
blick, wio Kopf und Hals aus dieser gestreckten Haltung wieder 
in die gewöhnliche übergehen, hört man einen kurzen, knurren¬ 
den Ton; dann beginnt das Spiel von neuem. Das erwähnte 
schmatzende Geräusch entsteht durch gewaltsames Abziehen des 
Zungenrückens vom Gaumen, wodurch Luft in die Rachenhöhle 
angesaugt wird; nach einer durch Strecken des Kopfes bewirkten 
Erweiterung des Pharynx wird sie dann zum Teil abgeschluckt. 

Foirensüscbe Beurteilung: Eis liegt Koppen und zwar 
„Luftsohnappen“ vor. 

Die einzelnen Phasen des oben kurz beschriebenen Vorgangs 
werden dann vom physiologischen Standpunkt eingehend bespro¬ 
chen; es wird ferner versucht, alle einwandfrei zum Hauptmangel 
Koppen gehörigen Fälle auf die gemeinsame Basis der „gewaltsamen 
Aufnahme von Luft in den Schlundkopf durch am Pferde sinnfällig wahr¬ 
nehmbare Vorgänge zu stellen, welche irgendwie nachgewiesen wer¬ 
den, und zwar entweder durch einen Kopperton, durch ein Schluck- 
getäüsch, durch sichtbares Fixieren des Kopfes nach vorne, durch 
Herabziehen de® Kehlkopfs oder auch durch Aufblähen, duroh 



970 


trommelförmige Auftreibung und Spannung des Hinterleibs mit 
oder ohne kolikartige Komplikationen. (Autoreferat.) 

Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Mitgliederversammlung des Tierärztlichen Kreisvereins 
von Oberbayern.' 

Der tierärztliche Kreisverein von Oberbayern hielt am 2. Oktober 
in München die ordentliche Generalversammlung ab. Von der Re¬ 
gierung von Oberbayern war Oberregierungsrat Heichlinger als 
Regierungskommissär abgeordnet. Die Versammlung war von 66 
Mitgliedern und einigen Gästen besucht. 

Der Vorsitzende des Vereins, Gestütsdirektor Groll-Sch waig- 
anger, berichtete, daß der Vereinsausschuß nach den Verhandlungen 
des Deutschen Veterinärrates in Bamberg einstimmig den Beschluß 
faßte, zunächst die Entwickelung der Verhältnisse abzuwarten und 
eine Vereinstätigkeit vorerst nicht zu entfalten. Im Frühjahr 1921 
wurde neuerdings über die künftige Tätigkeit des Vereins beraten 
und schließlich einstimmig beschlossen, eine schriftliche Abstimmung 
bei den Mitgliedern über den weiteren Fortbestand des Vereins vor¬ 
zunehmen. Von 154 Abstimmungsberechtigten gaben 127 ihre 
Stimme ab, 117 für, 17 gegen die Auflösung. Die nach § 20 der 
Satzungen für die Vereinsauflösung vorgescbriebene Zweidrittel- 
Mehrheit war mit diesem Abstimmungsresultat gegebep, der Mit¬ 
gliederversammlung obliegt nunmehr die Entscheidung mit einfacher 
Stimmenmehrheit, ob der Verein aufgelöst wird. 

Geheimrat Professor Dr. Vogel trat in beredten Worten für 
den Fortbestand des Vereines ein; er schilderte in Kürze die bis¬ 
herige Tätigkeit der Kreisvereine und betonte, daß dieselben mit 
der Entwickelung des Standes aufs engste verbunden seien, daß sie 
den Stand gefördert und zu seiner derzeitigen Höhe bebracht hätten. 
Die tüchtigsten Vertreter hätten mit ganzer Kraft und bestem Er¬ 
folge in den Vereinen gearbeitet. Schon aus Pietätsrücksichten 
müßte der Verein erhalten werden. Die tierärztlichen Kreisvereine 
seien aber auch die einzige gesetzliche Vertretung, welche die Tier¬ 
ärzte hätten, es sei doch absurd, sie aufzugeben, bevor eine andere, 
in Form einer Tierärztekammer oder einer ähnlichen Einrichtung 
gegeben sei. Die Kreisvereine seien auch ein neutraler Boden, auf 
welchem die sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze der Staats-, 
Freiberufs- und Gemeindetierärzte ausgeglichen werden könnten. 
Eine Arbeitsgemeinschaft, die nur von einigen führenden Persönlich¬ 
keiten abhänge, sei kein geeigneter Ersatz. Mit der dringenden 
Mahnung, das Erprobte und Bewährte zu erhalten und nicht alles 
Heil in den Sonderorganisationen, die für die Gesamtheit des Stan¬ 
des noch nichts geleistet und erreicht hätten, zu suchen, schloß 
Geheimrat Dr. Vogel, der unermüdliche Förderer des tierärztlichen 
Standes, seine aus reicher Erfahrung und tiefer Überzeugung kom¬ 
menden Worte. 

Tierarzt Dr. Eder-Haimhausen führte aus, die Bamberger Be¬ 
schlüsse des Deutschen Veterinär-Rates hätten den Weg allgemein 
vorgezeichnet, die wirtschaftlichen Interessen würden und könnten 
in Zukunft nur mehr in den Gruppenorganisationen vertreten werden; 
tatsächlich hätte der Verband der Freiberufs-Tierärzte in der kurzen 
Zeit seines Bestehens schon viel erreicht, mehr als seither von den 
Kreisvereinen für die Freiberufstierärzte durchgesetzt worden sei. 
Für allgemeine tierärztliche Fragen sei in jüngster Zeit eine Arbeits- 



971 


gemeinschaft der drei Berufsgruppen geschaffen worden; die bereits 
arbeite und ihren Zweck wohl erfüllen könne. Die Freiberufstier¬ 
ärzte wünschten übrigens nichts sehnlicher als eine Tierärztekammer 
als gesetzliche Vertretung der Tierärzteschaft, sie geben sich der 
Hoffnung hin, daß ihr Wunsch baldigst in Erfüllung gehe. Bei aller 
Anerkennung der ‘Verdienste leitender Männer des tierärztlichen 
Kreisvereines glaube er doch, die Vereine hätten sich überlebt und 
seien durch die. Gruppenorganisationen überholt worden. 

Die praktischen Tierärzte G r a f - Moosburg und Seitz-Tölz 
verlangten die Auflösung des Kreisvereins. Die Tätigkeit der Kreis¬ 
vereine hätte den Freiberufstierärzten nichts gebracht; diese hätten 
das Vertrauen auf die Vereine und „nach oben“ vollkommen ver¬ 
loren. Der Kampf ums Dasein habe gezeigt, daß die Freiberüfs- 
tierärzte keine Hilfe von oben zu erwarten hätten, an Stelle des 
Idealismus sei der Materialismus getreten. Nur der eigenen Organi¬ 
sation, dem Verband der Freiberuistierärzte, könnten sie noch Ver¬ 
trauen schenken. 

Nach einer weiteren Aussprache wurde auf Antrag Dr. Pfeiffer 
eine Pause vor der Abstimmung eingelegt und nachher durch schrift¬ 
liche Abstimmung die Meinung für oder gegen die Auflösung 
eingeh olt. 

, Von 62 Stimmen wurden 35 dafür, 26 dagegen abgegeben, ein 
Zettel war unbeschrieben. 1 

Mit diesem Abstimmungsergebnis .war die Auflösung des Ver r 
eins beschlossen. Die Liquitation des Vereins wurde den Vorstands¬ 
mitgliedern übertragen; die noch rückständigen Beiträge werden 
noch , angefordert und das verbleibende Vermögen nach erstellter 
Schlußabrechnung dem Verein zur Unterstützung der Hinterbliebenen 
bayerischer Tierärzte zugewiesen. Groll. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Die Mildisdiafhaltung in Sachsen. 

Die Erfahrungen, die mit den ostfriesischen Mildischafen in 
Sachsen gemacht worden sind, haben den Beweis erbracht, daß bei 
entsprechender Zucht und Pflege und vor allen Dingen genügender 
Weidegelegenheit möglich ist, diese Tiere in Sachsen einzugewöhnen. 
Die Vereinigung von Milchschafhaltern in Sachsen, die seit Anfang 
dieses Jahres besteht und aus kleinen Anfängen heraus sich immer 
weiter ausbreitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erfahrungen 
auf diesem Gebiete zu sammeln und zu verwerten. Sie veranstaltet 
allmonatlich Versammlungen. Vor allen Dingen soll in nächster Zeit 
die Bockfrage geregelt werden, denn es ist für den einzelnen Züchter 
sehr schwer, für sein Tier den geeigneten Rassebock zu finden. 
Selbstverständlich ist es natürlich unausbleiblich, 'daß zu Anfang 
manche weniger gute Erfahrungen gemacht werden (auch die weißen 
Sabnenziegen haben eine längere Zeit zur Einbürgerung in Sachsen 
gebraucht), aber es hat sich doch im Laufe der Zeit herausgestellt’ 
daß es möglich ist, mit den Milchschafen im Binnenlande gute 
Zuchtergebnisse zu erzielen. S. M.. 

Chirurgie and Geburtshilfe, 

*. . Ein kostbarer Radium-Transport. 

Der Radiumforscher der Universität Oxford, Prof. Soddy ist 
soeben von einer Reise nach Prag zurückgekehrt und hat zwei.Gramm 



reines Radium mitgebracht, die größte Menge, die je an einer Steife 
zusammen war und transportiert wurde. Da das Radium gegenwärtig 
einen Wert von 85000 Pfund für das Gramm hat, wurden für dfe 
kostbare Sendung natürlich die schärfsten Vorsichtsmaßregeln getrof¬ 
fen. Wegen der gefährlichen Ausstrahlungen wurde es in einem 
besonderen Bleikasten, der über 70 Pfund wog, verpackt. 

Staatavsterlnlrkuie, iiiUaduUenst ud VtrslcherugsvissB. 

Die Viehseuchen in Norddeutschland. (Große Ausbreitung des 
Schweinerotlaufs — Beschränkung der Maul- und Klauenseuche. 

Nach einem Bericht des Landesobertierarztes des Freistaates 
Oldenburg — eine der viehreichsten Gegenden Deutschlands — tritt 
der Rotlauf der Schweine sehr ausgebreitet auf. Es sind im Frei¬ 
staat Oldenburg 145 Gehöfte neu betroffen, so daß jetzt 4 Städte, 
12 Ämter und 32 Gemeinden verseucht sind. Der Rotlauf hat wieder 
große Opfer gefordert, viele wertvolle Schweine sind daran zugrunde 
gegangen. Diese Verluste lassen sich, wie der Landesobertierarzt 
ausführt, durch frühzeitige Schutzimpfung einschränken. Es sei ein 
Fehler, daß vielfach mit der Vornahme der Impfung gewartet wird, 
bis die ersten Rotlauferkrankungen oder Todesfälle in dem Bestände 
auftreten. Sie müsse in gefährdeten Beständen, d. h. in Beständen, 
in welchen die Seuche früher geherrscht hat, oder in deren Nach¬ 
barschaft die Seuche aufgetreten ist, im Frühjahr vorgenommen 
werden, um die Tiere vor einer Infektion zu schützen. Neu ange¬ 
kaufte Schweine müssen vor Einbringung in das Gehöft geimpft 
werden. — Die Maul- und Klauenseuche ist in 2 Gemeinden 
des Freistaats Oldenburg von neuem ausgebrochen. Durch sofortige 
Aufstallung der betroffenen Bestände, strenge Durchführung der 
Sperrmaßnahmen und gewissenhafte Befolgung der angeordneten 
Schutzmaßnahmen seitens der Besitzer der erkrankten Bestände ist 
es bisher gelungen, die Seuche auf ihren Herd zu beschränken. — 
Rauschbrand ist in 20 Gehöften ermittelt worden; es sind ins¬ 
gesamt 20 Rinder an Rauschbrand eingegangen. — Der Stand der 
Schafräude ist derselbe geblieben. Es sind noch zwei Herden 
betroffen. — Rotz der Pferde ist nicht neu ermittelt worden, 
V on der Räude derPferdesind noch betroffen: 1 Stadt, 4 Amt». 
5 Gemeinden, 6 Gehöfte. — Fälle von Neuausbrüchen des Bläschen¬ 
ausschlages der Pferde und Rinder sind nicht bekannt geworden. 

S. M. 


Instituts- ui Aistaltsberieht«. 

42. Deutscher Aerztetag. 

Am 16. und 17. September fand in Karlsruhe der 42. Deutsche 
Ärztetag statt, auf dem 314 Bundesvereine durch 284 Abgeordnete 
vertreten waren. Den Vorsitz führte Geh. Sanitätsrat Dippe, Leipzig. 

Das erste Referat erstattete Geh. Sanitätsrat Dr. Hansberg 
über: Die praktische Ausbildung zum Arzt. Er verlangte u. a. die 
Verlängerung des medizinischen Studiums von 10 auf 11 Semester, 
eine Erweiterung der praktischen Tätigkeit, vor Beginn des Studiums 
einen sechswöchigen Krankenpflegedienst, die Beibehaltung des prak¬ 
tischen Jahres nach vollendeter Staatsprüfung, besondere Berück¬ 
sichtigung der Versicherungsmedizin und Standeskunde, Gewährung^ 
einer angemessenen Vergütung für die Medizinalpraktikanten außer 
freier Station und Vermehrung der Assistentenstellen an den Kran¬ 
kenhäusern. In der Nachmittagssitzung wurde das AerfftHche Unttt* 



stützungswesen von Sanitätsrat Dr. Voll mann, Berlin, und 
Medizinalrat Dr. Bongartz, Karlsruhe, behandelt. In der Aus- 
spräche fand der Plan des Vorsitzenden der Bayerischen Landes¬ 
ärztekammer, Dr. Stander, Nürnberg, allgemeines Interesse, näm¬ 
lich eine Versorgungsanstalt mit gesetzlichem Beitritts- und Um¬ 
lagezwang zu schaffen und zwar für eine Alters-, Invaliditäts- und 
Hinterbliebenenversicherung. Er konnte mitteilen, daß in Bayern, 
die in Betracht kommenden Stellen ihre Unterstützung zugesagt 
haben. Es wurde ein Ausschuß eingesetzt, der die Angelegenheit 
mit Nachdruck in die Hand zu nehmen hat. 

Nach Erledigung einiger geschäftlicher Punkte wurde von 
Professor Puppe und Geh. Sanitätsrat Alexander das Thema 
behandelt: Der Arzt im Entwurf zum neuen Strafgesetz¬ 
buch und zum Gesetz über den Rechtsgang in Straf¬ 
sachen. .. Die Referenten begrüßen die Änderungen, die durch den 
neuen Entwurf in der Strafprozeßordnung vorgenommen werden 
sollen. Der Ärztetag erachte aus ideellen Gründen die Aufnahme 
eines Rechtsgrundsatzes in das Strafgesetzbuch für erforderlich, wo¬ 
nach ärztliche Heilhandlungen, insoweit sie nicht gegen die Be¬ 
stimmungen des Strafgesetzbuches verstoßen, nicht unter den straf¬ 
rechtlichen Begriff der Körperverletzung fallen sollen. Der geän¬ 
derten Fassung über das Berufsgeheimnis des Arztes, die Gewissens¬ 
konflikten Rechnung trage, stimme der Ärztetag zu. Der Arzt dürfe 
niemals Vollstrecker eines Todesurteils werden, auch nicht wenn 
es von einem Sterbenden ausdrücklich gewünscht werde. Nach 
einer eingehenden Aussprache wurden außer den Leitsätzen der 
Referenten noch folgende angenommen: 

„Der Ärztetag kann ein Bedürfnis für Straffreiheit der Ver¬ 
nichtung lebensunwerten Lebens durch Ärzte nicht anerkennen. Der 
Ärztetag erklärt sich vom ärztlichen Standpunkte gegen die Straf¬ 
losigkeit der Tötung der Frucht im Mutterleibe, soweit die Tötung 
nicht von Ärzten zur Abwendung einer gegenwärtigen, nicht anders 
abwendbaren Gefahr für Leben oder Gesundheit der Schwangeren 
mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung vorgenommen wird.“ 

Als letzter Referent behandelte Sanitätsrat Dr. Scholl, Mün¬ 
chen Die hygienische Volksaufklärung. Der Redner führte aus, 
daß es zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes notwendig sei, daß 
'das Volk, das an Leib und Seele krank ist, in hygienischer Hinsicht 
durch die Ärzte aufgeklärt werde. Noch nie habe in dem Volke 
der Dichter und Denker der Aberglaube, die Pfuscherei und der 
Dilletantismus so sehr geblüht, als gerade jetzt. Es müsse dem. 
Arzte in der Gesetzgebung sowohl, wie in der staatlichen und kom¬ 
munalen Verwaltung eine größere Rolle als bisher zugeteilt werden. 
Pflicht der Ärzte sei es, die unheilvolle Kurpfuscherei durch positive 
Arbeit zu bekämpfen. Zur Mitarbeit seien vor allem berufen die 
Träger der sozialen Versicherung, besonders die Krankenkassen. 
Folgende Entschließung wurde einstimmig angenommen: 

„Der 42. Deutsche Ärztetag fordert die deutschen Ärzte auf, wie 
bisher an der hygienischen Volksaufklärung tatkräftig mitzuarbeiten 
und hält dabei ein Zusammengehen mit den Trägern der Sozialver¬ 
sicherung für wünschenswert und ersprießlich. Der Deutsche Ärzte¬ 
vereinsbund erklärt sich ferner bereit, an den Arbeiten des deutschen 
Reichsausschusses für hygienische Volksbelehrung und seiner Unter¬ 
ausschüsse teilzunehmen, lehnt dabei aber eine offizielle Vertretung 
aller Naturheilvereine und ähnlicher Verbände ip diesen Aus¬ 
schüssen unbedingt ab, so weit und so lange viele der von diesen 



974 


Vereinen vertretenen Ansichten, besonders diejenigen >die 
Schützimpfang, über Ursachen und Bekämpfung der Infektione* 
krankheiten und über mancherlei von der Wissenschaft erprobte« 
Heilmittel und Heilmethoden, geeignet sind, jede hygienische VdkB- 
belehrung in bedenklichster Weise zu hemmen und zu schädigen.^ 

In der Hauptversammlung der wlrtsch af tlictwa 
Abteilung des Aerztevereinsbundes wurden vorwiegend 
wirtschaftliche Fragen behandelt. Sanitätsrat Dr. Scholl, .Mün¬ 
chen referierte über die Reorganisation des Lei p z i g e r VeäN* 
b a n d e s. Der von ihm besprochene Entwurf wurde mit großer Mehr* 
heit angenommen. Zur «Frage des Numeruvs clausus und der 
Planwirtschaft berichtete der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. HazÄ* 
mahn, Leipzig: Da die Zahl der in Deutschland Praxis treibenden 
Ärzte jetzt schon das Maß des Erträglichen überschreite und ange¬ 
sichts der Masse der Medizinstudierenden demnächst noch weiter 
apwaohse, werde eine planvolle Verteilung der vorhandenen Ärzte 
über Stadt-und Land zum zwingenden Gebot. .Unerläßliche Vorbe¬ 
dingung für eine solche Planwirtschaft ist eine einheitliche Wirt¬ 
schafts- und Rechtsgrundlage für alle Ärzte, d. h. die allgemeine 
Einführung der freien Arztwahl bei allen Krankenkassen jeder 
Kassenart. Auch zwinge die Fortdauer des Zustroms zum Studium 
der Medizin die Ärzte aus Gründen der wirtschaftlichen - Selbster¬ 
haltung zu scharfen Abwehrmaßnahmen. 

Als. erfreulichstes Ergebnis der beiden Tagungen ist zu buchen 
der ernste Wille der deutschen Ärzteschaft, an dem Wiederaufbau 
unseres deutschen Vaterlandes eifrigst mitzuarbeiten, und die Ent¬ 
schlossenheit, die Freiheit des ärztlichen Standes zu wahren in. 
Einigkeit und Treuel 


Hodischulnadirichten. j 

Die Mitteilungen des Verbandes der deutschen Hochschulen j 
bringen sehr bemerkenswerte Ausführungen über . 

„Die Besoldung der Hochschullehrer 4 * 

von Prof. Jul. Meyer, Breslau, 

denen wir einige Notizen entnehmen wollen: ; 

■ Wer Gelegenheit hat, etwas tiefer in die Lebensverbältnisbe 
vieler Kollegen und Kommilitonen hineinzusehen, kann leicht fest¬ 
stellen, bis zu welchem furchtbaren Grade bereits die Verelendung ■ 
der deutschen Hochschulen und ihrer Angehörigen infolge des ge- , 
waltsamen Umsturzes und der Hochschulreform auch in den persön-' - 
liehen Lebensumständen vorgeschritten ist. Es macht sich daher 
jetzt selbst in den Kreisen der durchschnittlich doch noch immer. * 
sehr ideal denkenden Hochschullehrer mehr und mehr das bittere 
Gefühl bemerkbar, daß wir bei den letzten Gehaltsfestsetzungen in¬ 
folge unserer Gutgläubigkeit und unseres großen Vertrauens zur Re- ^ 
gierung sehr viel verloren und wenig oder nichts gewonnen haben. 
Treffend sagte einst Wilhelm Ostwald, daß überall dort die wissen- , 
schaftliche Leistungsfähigkeit zurückgeht, wo es keine Formen des ; 
bürgerlichen Lebens mehr gibt, welche die wissenschaftliche Arbeit £ 

frei von •. den Sorgen des Alltags ermöglichen. Diese für unsere Ver- i 

hältnisse sehr bewährten Formen des bürgerlichen Lebens hat der j 
gewaltsame Umsturz zerschlagen und hat nichts Gleiches oder Besseres 
an seine Stelle zu setzen vermocht. - * ; 

Herr Bühler, Münster, hat an der Hand von Wahlen für die 
juristische Gruppe der Hochschullehrer nachweisen können, wie sehr 1 





975 


diese durch die Hochschulreform beeinträchtigt Worden ist. Ich Will 
seine Darlegungen für eine andere Gruppe ergänzen. Während 
Bühl er die Verschlechterung des Einkommens der juristischen 
Hochschullehrer gegenüber den im Staatsdienst und den in freien 
Berufen tätigen Juristen zeigen konnte, will ich vergleichen, um 
wieviel 'besser sieh die in der Industrie tätigen Chemiker und Inge¬ 
nieure gegenüber den naturwissenschaftlichen Hochschullehrern 
stehen. Durch ihren energischen Zusammenschluß in geeignete Ver¬ 
bände haben die akademischen Chemiker, Ingenieure usw. Gehalts¬ 
tarife erlangt, auf die ein Hochschullehrer nicht ohne ein Gefühl 
von Bitterkeit hinsehen kann. 

Nachdem wir uns als Privatdozent recht und schlecht durch¬ 
gehungert haben, überschüttet der Staat den verheirateten Hoch¬ 
schullehrer, der mit drei Kindern in dem bevorzugten Berlin lebt, 
als außerordentlichen Professor mit 28 528 Mk., den ordentlichen 
Professor aber mit 26078 Mk. Im gleichen Älter aber hat der in 
der Industrie tätige Chemiker und Ingenieur schon sieben Dienstjahre 
hinter sich und es steht ihm in der Provinz Sachsen ein Gehalt von 
35325 bis 42 600 Mk. zu, während es sich nach 12 Jahren schon auf 
55000 bis 60000 Mk. beläuft. Dazu kommen dann noch die Tantiemen, 
Einnahmen aus Patenten usw. 

Aber das Bild verschiebt sich noch weiter zuungunsten der 
geduldigen Hochschullehrer. Während der in der Industrie tätige 
Chemiker und Ingenieur Berufskleidung geliefert oder eine ent¬ 
sprechende Entschädigung dafür erhält, während er keine Äusgaben 
für wissenschaftliche Literatur usw. hat, in Krankenkassen eingekauft 
ist, in den Fabrikkasinos billig leben und an vielen Orten auch noch 
billige Fabrikwohnungen beziehen kann, muß der Hochschullehrer 
diese notwendigen Ausgaben sämtlich aus seiner Tasche, von seinem 
kärglichen Gehalte bezahlen. Es gehört wirklich der, unverwüstliche 
Idealismus, die Anspruchslosigkeit eines deutschen Gelehrten dazu, 
um derartige Ungerechtigkeiten zu ertragen. 

Ich will nun nicht so vermessen sein, diesen meinen Vergleich 
auch auf das nicht nur für einen Hochschullehrer erstaunliche Ein¬ 
kommen der städtischen Arbeiter und ähnlicher Kategorien auszu¬ 
dehnen, da wir hiebei ja glatt im Gefühle unseres eigenen Unwertes 
verschwinden müßten. Nur einen typischen Fall will ich nach den 
Mitteilungen des Hansabundes zur Illustration der Fürsorge unserer 
Regierung hier anführen. In einer Mittelstadt des Westens verdient der 
Werkmeister einer kleinen Fabrik jährlich 24000 Mk., sein 21 jähriger 
Sohn als Schlosser 21000 Mk. und sein 19 jähriger Sohn als Dreher 
19000 Mk. Da beide Söhne im Haushalte des Vaters leben hat diese 
kleine Familie ein Einkommen von 64000 Mk. An Steuern bezahlt 
sie in Summa 6,400 Mk.! .Und wieviel Steuern muß der Hochschul¬ 
lehrer, der angestellte Chemiker, Ingenieur usw. bezahlen ? 

Ebenso wie Herr Bühl er glaube auch ich hier gezeigt zu 
halben, daß die Hochschullehrer in ihrem Einkommen durch die 
Hochschulreform in schlimmster Weise geschädigt worden sind, daß 
sie hinter anderen gleichwertigen Berufsklassen weit zurückstehen. 
Es ist durchaus notwendig, daß die Einkommen der Hochschullehrer 
zeitgemäß aufgebessert werden, und zwar'auf rund das Doppelte 
der augenblicklichen Hungergroschen. 

In welcher Weise diese. Richtigstellung unseres Einkommens 
erfolgen soll, ist eine Frage zweiten Grades, sei es durch Erhöhung 
der Gehälter, sei es durch anderweitige Regelung und Änderung 
des Unsittlichen Abzuges von unseren'Kollegeinnahmen. Sämtliche 



9T6 


Berufe, in erster Linie die Handarbeiter, haben ihre EinkotMheiuiu 
den letzten Monaten durch Streiks und andere Mittel um 5 bis 
zu erhöhen verstanden. Die Teuerung ist dadurch weiter gestiegen^ 
die Verschwendungssucht der herrschenden Plutokratie ist schlimme* 
als je. Deshalb müssen auch wir immer wieder darauf dringen, da£. 
der Staat das uns angetane Unrecht wieder gut macht und uns aus», 
kömralich bezahlt. 

Universität Gießen. Ehrenpromotion durch die 
tierärztliche Fakultät. Die veterinärmedizinische Fa^- 
kultät Gießen ernannte unter dem 12. Oktober lfd. Jrs. den Geh. ; 
Medizinalrat Prof. Dr. m e. d. Eugen Boestroem an der 
Ludwigs-Universität Gießen in Würdigung von dessen Verdiensten' 
um die Förderung der tierärztlichen Wissenschaft und der vete¬ 
rinärmedizinischen Fakultät Gießen, sowie in Anerkennung seiner 
erfolgreichen Tätigkeit als Forscher und Lehrer der allgemeinen 
Pathologie und pathologischen Anatomie anläßlich der Feier seine« ‘ 
70. Geburtstages, den der Jubilar in voller geistiger und körper¬ 
licher Frische begehen konnte, zum Ehrendoktor der Veterinär¬ 
medizin. 


Universität Würzburg. Prof. Dr. B o n n e t t. Im Alter von 
71 Jahren verschied in Würzburg Geh. Medizinalrat Pro¬ 
fessor Dr. Robert Bon net. Er war zuletzt Direktor des 
Anatomischen Institutes der Universität Bonn gewesen und hatte 
vorher Lehrstühle an den Universitäten Greifswald, München und. 
Gießen inmegehabt. Während seiner Münchener Zeit war er von’ 
1881—1889 Lehrer an der dortigen Tierärztlichen Hochschule gec 
wesen. Den Tierärzten und Studierenden der Tierheilkunde ist er 
besonders bekannt geworden durch sein „Lehrbuch der Entwick-' 
lungsgeschichte“, das als Produkt seiner Lehr- und Forschertätig¬ 
keit an der Münchener Tierärztlichen Hochschule erstmals im: 
Jahre 1891 • unter dem Titel: „Grundriß der E n t w i c k - 
lungsgeschichte der Haus Säugetiere“ erschienen 
ist und auch in der neuesten (4.) Auflage trotz des geänderten 
Titels und stark erweiterten Inhaltes bei seiner besonderen Be¬ 
rücksichtigung der tierärztlichen Verhältnisse das tonangebende 
Lehrbuch der Embryologie für unsere Wissenschaft heute noch 
darstellt. _ 


Personalien. 

Amtstierärztlidier Dienst : Vom 1. November lfd. Js. an werden 
in etatsmäßiger Eigenschaft der Distriktstierarzt Franz Xaver 
Lju ferse der in Dorfen zum Bezirkstierart von Neunburg v.-W. 
und der Distriktstierarzt Normann Metz in Haag zum Bezirkstier¬ 
arzt in Tirschenreuth ernannt. . ' 

Gestütsverwaltung : Vom 1. November 1921 an wird der Be¬ 
zirkstierarzt Hans Wucherer in Vilshofen zum Landstallmeister 
am Landgestüt Landshut in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt. 

Gewählt: Zum Pferdezuchtinspektor beim Pferdezuchtverband, 
für Oberfranken in Bayreuth, Tierarzt Dr. Hans Weber aüs 
München. _ , 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Vilshofen. Bewerbungs¬ 
gesuche bis 12. November 1921 an die für den Wohnsitz des Be¬ 
werbers zuständige Regierung, K. d. I. 



Bücherschau. 

Die Lehre vom Hufbeschlag. Von Friedrich Gutenäcker. Eiine 
Anleitung für die Praxis und die Prüfung neu bearbeitet von 
Universitätsprofessor Dr. Erwin Moser, Vorstand des Instituts 
für Hufkunde der tierärztl. Fakultät der Universität München 
und Leiter der staatl. Hufbeschlagschule in München. 13. neu 
bearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 316 Abbildungen. Stutt¬ 
gart, Verlag von Schickhardt & Ebney, 1921. Preis 20 Mark zu¬ 
schlagfrei geheftet, 24 Mark gebunden. 

Die im Unterrichte und praktischen Gebrauche bewährte bis¬ 
herige Einteilung des Stoffes ist, abgesehen von kleinen Ab¬ 
weichunfeen, auch in der neuen Auflage des Buches, welche- der 
letzten schon nach 3 Jahren folgt, beibehalten worden. Darnach 
wird der Beschreibung des Pferdekörpers und seiner Gliedmaßen 
die Anatomie und Physiologie des Hufes, das Wachstum des Huf- 
hornes, sowie die Abhängigkeit des Hufes von der Gliedmaße an¬ 
gereiht. Einrichtung der Beschlagschmiede, Schilderung des Ma¬ 
teriales -und Handwerkszeuges zur Herstellung der verschiedenem 
Hufeisenformen und derTechriik des Schmiedens nimmt den zweiten 
Abschnitt ein. Die Ausführung des Hufbeschlages behandelt das 
dritte Kapitel, ihm folgt der Beschlag der unregelmäßigen Hufe 
und die Beschreibung der fehlerhaften Stellungen und Bewegungen 
der Gliedmaßen. Der fünfte Abschnitt handelt von der Hufpflege, 
ihr folgt die Lehre von den kranken Hufen, den Veränderungen in 
der gesunden Beschaffenheit des Hornes und von den Verletzungen 
der Huflederhaut. Der siebente Abschnitt beschäftigt sich mit dem 
Beschläge beim Esel und Maultier, dem Klauenbeschlage des Rin¬ 
des und der Haftpflicht des Hufschmiedes. Im Anhänge sind die 
für das Schmiedegewerbe einschlägigen Gesetzte und Verordnungen 
a!u fge führt. 

In den meisten Kapiteln ist bei der Neubearbeitung der fort¬ 
schreitenden Erkenntnis und Erfahrung wiederum Rechnung ge¬ 
tragen; dadurch mußte das Buch allmählich seine ursprüngliche 
katechetische Form verlieren und es (ist zu einem stattlichen Lehr- 
.buch geworden! 

Aus dem Vorwort, welches an die, welche Hufschmiede sind 
und werden wollen, gerichtet ist, spricht die hohe Auffassung, 
welche M. von dem Hufbeschlaggewerbe ganz mit Recht hat, und 
welche Anforderungen an seine Vertreter gestellt werden müssen. 
Überall im Buche erkennt man deshalb das Bestreben des Ver¬ 
fassers den Hufschmied nicht nur zu einem praktisch gewandten, 
sondern auch zu einem denkenden Handwerker zu erziehen. Beti 
den verschiedenartigen Beweggründen, die bei der Wahl des 
Schmiedehandwerkes mitsprechen, bleibt es jedoch dahingestellt, 
ob die Zahl der intelligenten Elemente so groß ist, daß sie den 
geistigen Anforderungen des Buches ohne Anleitung durch eine 
Beschlagschule folgen könnem. Gleichzeitig dient das Buch den 
Studierenden derVeterinärmedizin im Unterricht des Hufbeschlages 
und bei den praktischen Übungen am Hufe als Führer, mit Rück¬ 
sicht auf diesen Zweck steht dasselbe vollkommen auf der Höhe, 
auch für den praktischen Tierarzt und den Lehrer an Hufbeschlag- 
und Landwirtschaftlichen Schulen bringt es manches Neue. In tier¬ 
ärztlichen Kreisen kann deshalb die Beschaffung des Buches 
bestens empfohlen werden. Dem altbekannten Verlage macht die 
Neuauflage durch seine vorzügliche Ausstattung alle Ehre. Me. 




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(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzncht) 

Unter Mitwirkung: von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor au der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 8. November 1921. Nr. 45. 


Inhalt: 

Originalartikel: Schwind. — Reuth er (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärzt¬ 
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten 
— Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt. 


Ans der Praxis für die Praxis. 

Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen. 

Ober die Kastration großer Eber. 

In den Anfangsjahren meiner praktischen Tätigkeit 
ging ich — offen gestanden — stets mit gemischten Ge¬ 
fühlen an die Ausführung der damals auch wenig von mir 
verlangten Kastration von alten, schweren Ebern. Ich über¬ 
ließ die aufregende und verantwortungsvolle Sache neidlos 
den Besitzern, die — in der Regel unter Mitwirkung von 
Metzgern oder anderen Gelegenheitspfuscliern — die 
Operation selbst Vornahmen. Sozusagen auf gut Glück 
und öfters mehr schlecht als recht. In mehreren Fällen 
verblutete sich das Tier oder ging an Sepsis zugrunde; als 
man bei der rohen Prozedur auch einmal einem Eber außer 
den Hoden — durch Erdrücken resp. Ersticken — das 
Leben genommen hatte und als einer der Mithelfenden von 
dem bösartigen Tiere schwer verletzt, „angeschnitten“ wurde, 
kamen die Bauern dann doch zu mir — teils dieserhalb, 
teils anderswegen .... ich glaube weniger wegen meiner 
— damals noch nicht vorhandenen — größeren Routine, 
als vielmehr anderer Kalkulationen (Haftpflicht) halber. 
Nun hieß es seinen Mann stellen, denn einem Tierarzt durfte 
solches Malheur nicht passieren. Not macht erfinderisch: 
Die Hauptschwierigkeit hei der Eherkastration ist bekannt¬ 
lich das Bändigen resp. das Fesseln des Tieres. Zumeist 
bedient man sich folgender zwei Methoden, die ich auch 
Jahre lang je nach der größeren oder geringeren Bösartig¬ 
keit der Eber benutzte. 

1. War es nicht ratsam, den Eher aus seinem Stall zu 
nehmen — entweder seiner Bösartigkeit wegen oder weil 
man keine schneidigen Helfer zur Verfügung hatte — und 
erlaubten es die Stallverhältnisse d. li. war genug Platz und 








980 


Licht vorhanden, so machte man die Sache am stehenden 
Tiere. Ich formte aus einem dünnen, doppelten Leitseil 
eine Schlinge und befestigte sie hinter den Hauern. (Es 
ist stets am besten, dies eine dem Eber vertraute Person 
tun zu lassen; man gehe möglichst ruhig mit dem Tiere 
um, versäume jedoch nicht, diese Person auf das Gefähr¬ 
liche der Sache aufmerksam zu machen.) Man lasse dem 
Eber nun keine Zeit mehr zu schneiden, sondern binde 
in mit dieser Leine solid an. Nun hat man gewonnenes 
Spiel: in dieser Situation kann man jede Operation an einem 
Eber vornehmen: er steht wie ein Sägbock, rührt und legt 
sich nicht. 

Ist man wirklich ein „praktischer“ Tierarzt, so wird 
man nun das Tier hinten hochstellen; denn sonst ist nicht 
gut und bequem arbeiten. 

2. Die am meisten benutzte Methode — aber wohl die 
gefährlichste — ist die Zwangslagerung des mit dünnen 
Stricken gefesselten Ebers. Unbedingt nötig ist dabei nach 
meiner Ansicht, daß man gewandte Leute zur Hand hat, 
daß man das Tier vor dem Werfen mittels eines halfter- 
artig an Hals und Brust befestigten Heuseiles an einem 
Pfosten fixiert und — wenn abgeworfen — mittels einer 
hinter die Hauer geschobenen Schlinge, die man gut an¬ 
zieht und auf die man tritt, den Kopf und mit einer kurzen 
Leiter den Körper auf den Boden drückt. Man hüte sich 
allzufest drücken zu lassen! Manche benützen auch einen 
zweizinkigen Haken resp. eine solche Gabel zur Fixierung 
des Kopfes. 

3. Hat man einen soliden Schweine-Transportkastenz 
zur Verfügung, so kann man den Eber hineintreiben, ihn 
mittels einer Stange am Niederlegen verhindern und ihn 
so kastrieren. 

4. Eine weitere Methode, einen großen Eber kastrieren 
zu können, ist folgende: Ich kann sie nur aufs beste 
empfehlen; ich arbeite jetzt nur mehr mit dieser, da sie 
wirklich praktisch und ungefährlich ist. Man kann sie in 
fast allen Ställen anwenden und kommt mit dem beim 
Eber so gefährlichen Vorderteil absolut nicht in Berührung. 
Man läßt zwei dünne Stricke an den Hinterfüßen anschleifen, 
eventuell auch ein Seil um den Bauch legen und zieht den 
Eber hinten auf die (eventuell etwas durch einen Sack ge¬ 
polsterte) Stall wand, so, daß er nur mehr auf den Vorder¬ 
füßen steht. Die Stricke befestige man entsprechend und 
spreitze die Beine. Der Mangel b. w. Spannung muß durch 
Bildung einer Hautfalte ausgeglichen werden. Dieses „Reiten* 



lassen“ auf der oberen Kante der Stallwand ist ungemein 
praktisch und imponiert jedermann; die ehemals von mir 
selbst gefürchtete Sache ist nun eine Spielerei geworden. 

Bezüglich der Kastration selbst habe ich nur zu erwähnen, 
daß ich niemals Seide oder dünnen Spagat zum Abbinden 
— denn Kluppen habe ich nie. benutzt — verwendet habe, 
sondern immer breite, weiße Schurzbändel, da der Sammen- 
strang des Schweines so leicht durch jenes andere Material 
durchschnitten werden kann. Ich habe die Tiere in der 
Regel vor der Kastration nicht füttern, und sie nacher viel 
bewegen lassen; Selbstredend legte ich auch stets Wert 
auf reine und genügende Streu; auch habe ich — wenn 
möglich — vorher den Stall auskalken lassen. Nachbe¬ 
handlung war zumeist nicht nötig. 


Die periodische Angenentzttndnng des Pferdes, 
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim 
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Foruo 

Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Aehselschwang. 

Die Versuche mit, Jodkali wurden hier bei einer Anzahl 
von Tieren monatelang durchgeführt, das Medikament per 
os und intravenös verabreicht und ins Auge instilliert. Die 
teilweisen Erfolge in leichteren Fällen können aber nicht 
als maßgebend erachtet werden; denn in schwereren Fällen 
versagte' Jodkali genau so wie alle anderen angewandten 
Mittel und die Periodizität konnte ebensowenig verhindert 
werden. 

In der letzten Zeit habe ich nun die Behandlung mit 
Eigenblut subkutan versucht. Bei einem halbjährigen, er¬ 
heblich disponierten 5) Hengstfohlen heilte der erste An¬ 
fall am vierten Tag nach der Einspritzung; der zweite An¬ 
fall traf vier Wochen später ein. Die Versuche werden 
fortgesetzt.** 

Nach den hier gemachten Beobachtungen und Erfah¬ 
rungen gestaltet sich die Prognose durchweg schlecht. Die 
Fälle, bei denen die Entzündung ohne Rückstände dauernd 

5 * Ich sage absichtlich disponiert und nicht erblich belastet, 
weil der Ausdruck Belastung geeignet ist, irre zu führen. Unter 
erblicher Belastung verstehe ich direkte Übertragung, die unter 
Umständen schon bei der ungeborenen Frucht nachweisbar sein 
müßte, jedenfalls im Mutterleib übertragen wird; erbliche Disposi¬ 
tion ist die Anlage einer Schwäche des betreffenden Organes und 
dadurch bedingte leichtere Empfänglichkeit für diese Krankheit. 
Die beiden Ausdrücke möchte ich im Laufe der Abhandlung so ver¬ 
standen wissen. 

*) Bis heute ist die Eigenblutbehandlung erfolglos geblieben. 



abheilt und die Sehkraft voll erhalten bleibt, sind selten. 
Es kommen hierbei meist nur leichte erste Anfälle bei wider¬ 
standskräftigen Augen in Betracht. Erkrankungen, die mit 
heftigen ' Entzündungserscheinungen, blutigem Exsudat, 
großer Lichtscheue und Schmerzen beginnen, führen häufig 
schon mit dem ersten oft mehrere Wochen dauernden An¬ 
fall zur Erblindung. 

In der allgemeinen tierärztlichen Praxis wird sich sicher¬ 
lich unter den als geheilt bezeichneten Pferden eine erheb¬ 
liche Anzahl von solchen Patienten befinden, bei denen ein 
oder mehrere Anfälle abgelaufen sind, der ganze Krank¬ 
heitsverlauf aber nicht bis zum Ende beobachtet werden 
konnte, und die später doch erblindeten. Vielfach wird auch 
die Spiegeluntersuchung nach Ablauf des Anfalles nicht 
weiter durchgeführt, was für die Beurteilung unerläßlich 
wäre. Häufig unterlassen die Besitzer nach einigen An¬ 
fällen die weitere Zuziehung des Tierarztes, so daß letzterer 
schon aus diesem Grunde den Prozeß nicht bis zum Ende 
verfolgen kann. 

Die Statistik wird deshalb im allgemeinen einen viel 
günstigeren Nachweis über den Verlauf der Krankheit er¬ 
geben als tatsächlich der Fall ist. 

Nach diesen allgemeinen Feststellungen über das Vor¬ 
kommen im Gestüt etc. komme ich auf die Vererbung 
der periodischen Augenentzündung. Die 
Ansichten hierüber sind nicht nur bei den Gestütsmännern, 
sondern auch bei den fachwissenschaftlich vorgebildeten 
Autoren sehr geteilt, je nachdem diese ihr Urteil über die 
Ursachen der Krankheit sich vorgebildet haben. [Lit. 8, 9, 
11, 12, 13, 14, 15, 16, 17.] 

Für die Anhänger der parasitären Ätiologie scheidet 
diese Frage von vornherein aus; für diejenigen, welche die 
periodische Augenentzündung auf infektiöse Grundlage 
stellen, ist die Vererbung möglich und wahrscheinlich. Um 
sich ein Urteil über die Vererblichkeit zu bilden, genügt es 
nicht, nur die äußerlich, durch Entzündungserscheinungen 
deicht erkennbaren Anfälle in Betracht zu ziehen. Es müssen 
zu diesem Zweck unbedingt von Jugend auf bei sämtlichen 
Individuen, ob gesund oder krank, systematische Spiegel¬ 
untersuchungen vorgenommen werden und alle Abweichun¬ 
gen vom Normalen, seien sie noch so unscheinbar, kaum 
wahrnehmbar, die kleinsten pathologischen Veränderungen 
im Augeninnern festgestellt und registriert werden. Andern¬ 
falls bleiben die Endergebnisse unvollständig und nicht ein¬ 
wandfrei. 



I 


983 

InÄöhsel&chwang sind die Beobachtungen in dieser Form 
durchgeführt. 

Dabei hat sich die Tatsache ergeben, daß schon sehr 
frühzeitig, teilweise schon bei unter jährigen Fohlen, am 
häufigsten aber im Alter von l-r-3 Jahren (auch im vorge¬ 
schrittenen Alter, aber seltener) sehr feine, oft nur nadel¬ 
stichgroße Trübungen in der linse und Linsenkapsel, sowie 
im Glaskörper auftreten, die entweder wieder verschwinden, 
d. h. zur Aufsaugung gelangen, oder sich mit der Zeit ver¬ 
größern, verdichten und zu sichtbaren Starpunkten ent¬ 
wickeln. D i e s e r Prozeß verläuft in vielen 
Fällen ohne jede äußerlich erkennbare 
entzündliche E r s c h e.inu n g. In v i eie n F ä l¬ 
len ist er aber der Vor! ä u f er de r p e r-i ö di - 
sc he n Au ge n e n tzün düng. Es besteht somit ein 
unmittelbarer Zusammenhang mit dieser. Die besagten 
kleinsten Trübungen betrachte ich als leichte lokale Inva¬ 
sionen des Krankheitserregers. Zum Beweise seien in paar 
Stichproben gegeben in Anm. 6 >. 

Die auf geführten Fälle dürften genügen, ßie könnten 
beliebig vermehrt werden. 

Nun rollt sich hier die Frage auf, ob die Möglichkeit 
besteht, daß mit der Zeit durch Generationen hindurch all¬ 
mählich durch die Einwirkung der Krankheit auf die Seh¬ 
organe eine auf die Nachkommen übertragbare Schwache 

*1'1. V e rt - Galant - A g a m e m n o n 12, geb. 15. 4.1898, 
H. (selbstgezogen, beiderseits disponiert). —■ 21. 11. 1898 beide 
Augen normal. — 9.1.1900 rechts zentrale, quer über die Vorder^ 
fläche dir Linsenkapsel verlaufende, aus einzelnen Punkten be¬ 
stehende feine Trübung, links normal. — 5.3.1900 links normal, 
rechts ferster Anfall von periodischer Entzündung. 

2. Rawcliffe - Agamemnon 12, geb. 5. 3.1893, H. (an¬ 
gekauft). — 16.2.1895 rechts 2 punktförmige, links 2 netzförmige 
Trübungen. — 17. 9.1895 rechts wie oben, links erster Anfall von 
periodischer Entzündung; nach 8 Rezidiven vollständige Erblindung 
mit Starbildung, Linsenluxation und Mydriasis. — 9. 2.1897 rechts 
erster Anfall, nach 2 Rezidiven Erblindung mit Netzhautablösung, 

3. Hall oh - Jeanette 21, geb. 10. 3.1896, St. (selbstge¬ 
zogen, väterlicherseits disponiert); rechts angeborenes Leukom,' 
einzelne Irisspangen mit dem Leukom verwachsen und nach Atro- 
pinisierung sichtbar, Pupille nach aufwärts verschoben. — 10.12. 
1897 rechts nadelstichgroßes Pünktchen in der vorderen Linsen¬ 
kapsel, links normal. — 23.11. 1898 rechts 2 größere Trübungen irr 
der vorderen Linsenkapsel, links normal. — 1. 6.1899 rechts erster 
Anfall von periodischer Entzündung, links normal. — 28.2.1900 
rechts 2 größere Linsentrübungen, links normal. — 9-1-1901 rechts 
2 größere Linsentrübungen, links einige nadelstiöhgroße Trübungen 
in der vorderen Linsenkapsel. — 22.1.1901 rechts 2 größere Linsen¬ 
trübungen, links erster Anfall von periodischer Entzündung; ' 



sich herausbildet, zufolge deren die Krankheitserreger hei 
der Infektion für sie günstige Bedingungen antreßen und 
in ihrer Wirkung leichter zur Geltung gelangen können. 
Eine direkte Übertragung von Mutter auf 
Kind konnte ich bis jetzt bei 1410 Geburten 
im G e s t ü t Ach selschwang nicht beoba ch t en. 
In den 32 Jahren meiner Beobachtung sind mir nur 4 Fälle 
von angeborener Starbildung im Zweibrückener Ge¬ 
stüt bekannt geworden, die ich zum Teil selbst kontrollieren 
konnte 1 !. Ein weiterer Fall wurde mir aus der Pfälzer 
Landespferdezucht berichtet; ich selbst konnte ihn nicht 
untersuchen. Bei dem Pferdezüchter Schm, in H. brachte 
eine augengesunde Stute ein Fohlen blind zur Welt, das 
auf beiden Augen mit Star behaftet war. Der Vater dieses 
Fohlens war der auf beiden Augen infolge periodischer 
Augenentzündung erblindete Vollbluthengst „Watzmann 
Angesichts der außergewöhnlichen Seltenheit solcher Falle 
darf man annehmen, daß sie für die praktische Pferdezucht 
ohne wesentliche Bedeutung sind. 

Anders verhält es sich mit der Vererbung der periodi¬ 
schen Augenentzündung in dem Sinne, daß Tiere mit an¬ 
geborener, vererblicher Schwäche der Sehorgane leichter 
von der periodischen Augenentzündung befallen werden, 
als Tiere mit gesunden Augen, also eine erbliche Dispo¬ 
sition, die unter gewissen Voraussetzungen sich auswirkt. 
Diese Disposition kann in gleicher Weise, sowohl vom Vater 
als auch der Mutter ausgehen (s. auch Anm. 6) ). Für beide 
Fälle Seien Beispiele angeführt: 

1. Der hannoverische Hengst „Hailoh“, geb. 1885 vom 
Celler Landgestütshengst Hailoh aus York-Stute, war ein 
starkknochiger Hengst von robuster Gesundheit, großer 
Durchschlagskraft in der Vererbung, mehr im Typ des 
Oldenburgers als des Hannoveraners. Er deckte mit Unter¬ 
brechungen von 1888—1895 in Achselschwang. „Hailoh“ 

*) 1. Hogarth-Jenny 2, H., geb. 1891 in Zweibrücken; 
auf einem Auge Linsenluxation, auf dem anderen kreisrunde Pu¬ 
pille und Star. 1892 an den Pferdemetzger verkauft. 

2. Resolute - Amaranthe, St., geb. 1894 in Zwei¬ 
brückern; rechts gesund, links Trübung der hinteren Linsenkapsel 
und der unter ihr liegenden Zone der Kortikalsubstanz der Linse. 
Die Linse löst sich bei Lupenbetrachtung zu einem System von 
Punkten und Strichen auf und ist mit dem Augenspiegel undurch- 
leuchtbar, Hintergrund nicht zu untersuchen. Pupille halbweit und 
stsirr« 

3. Emigrant-Thekla, H., geb. 1894 in ,Zweibrücken; 
rechts gesund, links kongenitale Luxatio lentis und cataracta, Horn¬ 
hauttrübung, Phtysis bulbi. - 



985 


hatte auf beiden Augen sehr stark ausgeprägten konzentri¬ 
schen Linsenastigmatismus. Auf dem linken Auge traten 
im 11. Jahre 3 kleine Trübungen der hinteren Linsenkapsel 
auf, die sich imVerlauf von weiteren 2 Jahren zu 2 größeren 
wolkigen Startrübungen verdichteten. Auf dem rechten 
Auge waren helle Bläschen in der Linsensubstanz, die stabil 
blieben. Äußere entzündliche Erscheinungen fehlten. „Hai¬ 
loh“ yererbte sehr typisch, leider auch seinen Linsenastig¬ 
matismus und zwar auf eine große Anzahl seiner Kinder, 
sowohl Hengsten als auch Stuten. Von 20 (unter 32) Stut- 
fohlen, im Gestüt als Mutterstuten aufgestellten Töchtern, 
waren 12 mit konzentrischem Linsenastigmatismus auf 1 
oder 2 Augen behaftet, 15 mit kleineren oder größeren 
Linsentrübungen, die sich bei 4 Stuten zu sichtbaren Star¬ 
punkten später entwickelten. 3 Stuten wurden von perio¬ 
discher Augenentzündung leichteren Grades befallen. Eine 
Stute hatte auf dem rechten Auge ein angeborenes Leukom 
(s. Anm®), 3 *). Sie wurde auf beiden Seiten von periodi¬ 
scher Augenentzündung befallen und geheilt (rechts ver¬ 
blieb ein sichtbarer Starpunkt).' In der zweiten Generation, 
Nachkommen der 20 Hailoh - Stuten, erkrankten von 173 
Fohlen 26 an periodischer Augenentzündung, 3 an sonstigen 
Defekten. In der dritten Generation von 123 Fohlen 20 
an periodischer Augenentzündung, 3 an sonstigen Defekten. 
Der Linsenastigmatismus zieht sich durch alle 3 Genera¬ 
tionen hindurch. Bei diesen Hailoh - Kindern feteht die 
Vererbung eines abnormalen (Linsenastigmatismus) und 
geschwächten Sehorgans außer Zweifel, da die aufgestellten 
Stuten von Geburt bis zu ihrem Abgang aus dem Gestüt 
unter Spiegelkontrolle standen. 

Diesem Hengst stelle ich einen Hengst gegenüber mit 
vollkommen gesunden Augen: 

-v 2. der oldenburger Hengst „Ello“, vom Elegant a. d. 
Olympia, geb. 1900, kam öjährig als Hauptbeschäler ins 
Gestüt, war niemals krank und deckte vom Jahre 1905 bis 
1919. Ellos Augen waren voll und klar. Niemals konnte 
die geringste krankhafte Veränderung in denselben fest¬ 
gestellt werden. Von seinen 264 Kindern aber wurden 52 
augenkrank, darunter 50 periodisch = 19 %, und zwar von 
132 Hengstfohlen 18 = 13,6 %, von 132 Stutfohlen 34 = 
25%%. Dagegen erkrankten von 137 Enkeln nur noch 5 
= 3,6'%. Der Prozentsatz augenkranker Kinder in der 
ersten Generation ist reichlich groß und wohl darauf zurück¬ 
zuführen, daß Ello auf den edleren, zum Teil erblich dispo¬ 
nierten Stuten (Hailoh - Einfluß) mit seiner etwas weichen 





.Konstitution in der ersten Generation noch nicht genüg 
durchschlug und zudem seine Kinder in damals besom 
ungünstigen Verhältnissen aufgewachsen sind. Ihre 1 
zucht fällt gerade in die Zeit, in der die meisten Augen¬ 
krankheiten vorkamen. Maßgebend ist die Tatsache, daß 
es durch Einschalten des gesunden Ello-Auges gelungen ist, 
bereits in der zweiten Generation die Disposition (Hailoh- 
Einfluß) bedeutend abzuschwächen. Ello übertrug seine 
gesunden Augen durch die Töchter auf seine Enkelkinder. 

Bei Vererbung von mütterlicher Seite gehe ich von dis¬ 
ponierten Familien aus, wie sie schon im Jahre 1882 von 
dem damaligen Gestütsvorstand in Berichten über Augen¬ 
krankheiten erwähnt worden sind. Es kann sich auch hier 
nur um . Stichproben aus dem umfangreichen Material in 
der Achselschwanger Zucht handeln. 

- 1. „Rustika“-Familie (Tab. II). In der Deszendenz der 

bayerischen Stute Rustika, geh. 1857, befindet sich eine 
große Anzahl von augenkranken Pferden, unter denen ich 
.die aus der Cook 7 geborene Zuchtstute Agamemnon 12 
mit ihrer Nachkommenschaft (Tafel II A), sowie die aus 
der Rainbow 19 (Tafel II B) abstammenden Kinder hervor¬ 
hebe, weil diese Pferde der ständigen Beobachtung unter¬ 
zogen wurden. Die Stute „Agamemnon 12“ wurde am 
19. Oktober 1893 untersucht, wobei sich rechts 3 stecknadel¬ 
große, links 4 etwas kleinere Trübungen in der Linsen¬ 
kapsel bezw. Linsensubstanz ergaben, die sich 1897 zu sicht¬ 
baren Starpunkten konsolidierten, nachdem vom 22. bis 
26. Juli eine beiderseitige Konjunktivitis vorausgegangen 
war: 

r. Auge 1. Auge 

19. 10. 1893: 


23. 11. 1896: 


O O 

o o 


16, 11.1897: j; H 

Agamemnon 12 hatte 12 Fohlen, von denen 9 gesund 
blieben und 3 an periodischer Augenentzündung erkrankten 
und erblindeten. Unter letzteren befinden sich die 2 Zucht¬ 
stuten: „Capitän 2“ und „Furmann 14“. Alles weitere ist 
aus Tabelle II zu ersehen, wobei ich bemerke, daß die an 
periodischer Augenentzündung erkrankten Pferde unter¬ 
strichen, die mit feinen Linsentrübungen, Starpunkten oder 
Keratitis punctata behafteten Pferde ohne äußere Entzün¬ 
dungserscheinungen mit Punkten aufgeführt sind. Bezüg¬ 
lich der hier öfters auftretenden Keratitis punctata erwähne 
ich, daß diese Hornhautentzündung höchst wahrscheinlich 




98t 


infektiösen Ursprungs und wohl auf die gleichen Ursachen 
wie die periodische Augenentzündung zurückzuführen ist. 
Ich konnte verschiedentlich beobachten, daß die Keratitis 
punctata Vorläufer der periodischen Augenentzündung 
war 7) . 

Von 32 Nachkommen der Agamemnon 12 sind 6 von 
typisch periodischer Augenentzündung befallen worden = 
18,7 %. Aus der Rainbow 19 (Tab. IIB) sind von 11 Kin¬ 
dern 9 gesund, 1 periodisch, 1 mit Startrübungen. 

Von 107 Nachkommen erkrankten 14 an periodischer 
Augenentzündung = 13 %; demgemäß sind von 139 Nach- 

7 ) Die Keratitis punctata habe ich hier öfters und meist bei 
erblich disponierten Tieren, auch in rezidivierender Form auf- 
treten sehen und beobachten können. Diese parenchymatöse Horn¬ 
hautentzündung ist sehr charakteristisch, in der Regel chronisch 
verlaufend und. fast immer ohne jede äußerlich erkennbare ent¬ 
zündliche Erscheinung. Ich konnte nur in einem Fall große Licht- 
empfindlichkeit konstatieren. Hier war gleichzeitig das andere Auge 
an periodischer Entzündung erkrankt. Die Keratitis punctata, die 
sich bei Spiegel- oder Lupenbetrachtung als eine Entzündung, be¬ 
stehend aus unzähligen feinen nadelstich- bis punktgroßen, sub¬ 
epithelialen, in gleichen Abständen befindlichen Trübungen präsen¬ 
tiert, ist häufig so unscheinbar, daß sie leicht mit freiem Auge 
übersehen werden kann. Das Augeninnere ist intakt. Sie tritt auch 
mit periodischer Entzündung auf und es ist nicht ausgeschlossen, 
daß diese‘Form als ektogene Infektion der periodischen Entzün¬ 
dung aufzufassen ist.-Zur Erläuterung führe ich einige Fälle an: 

1. Feriz-Beg I- Bundesrat I, H., geb. 1897 (beider¬ 
seits erblich disponiert), Keratitis punctata (rechts im temporalen 
Rande der Hornhaut). — 19.11.1898 — 7.12.1898 geheilt. — 9. 2. 
1900 — 4.4.1900 über die ganze Hornhautfläche verbreitet, ge¬ 
bessert, leichte Hornhauttrübung resistierend; Augeninneres nor¬ 
mal. 

2 . Feriz-Beg I - Bundesrat I, St., geb. 1902 (beider¬ 
seits erblich disponiert).' (Stute Furibund.) Keratitis punctata 
rechts. — 17.2.1905 — 13.1.1910 allmähliche Aufhellung. — 25.1. 
1911 vollständig abgeheilt. 

3. ATmansor -Cleveland IV, H., geb. 1897 (mütterlich 
erblich disponiert). Keratitis punctata reehts. — 19.11.1898 — 20. 
6.1899 geheilt. — Keratitis parenchymat. rechts 9.2.1900 — 29.3. 
1900 geheilt; leichte rauchige Trübung resistierend; Augeninneres 
normal. 

4. Monteviot I, St., geb. 1896 (mütterlich disponiert). Ke¬ 
ratitis punctata links. — 23.11.1898 — 28. 2.1900 Trübungen meist 
resorbiert. — 3.1.1901 vollständig abgeheilt. — Periodische Ent¬ 
zündung rechts. 25. 4.1901 — 12. 6.1901 erblindet. 

5. Adeptus-J eremias, H., geb. 1895, import. Hannov. 
in Zweibrücken. — Periodische Entzündung links. — 3. 2.1899 — 
17. 2.1899 geheilt. — 25. 2.1899 — 6. 3.1899 ungeheilt. Keratitii 
punctata rechts. 25.2.1899 — ? ohne entzündliche Erscheinung 
große Lichtempfindlichkeit, die ganze Hornhaut mit punktgroßen 
•und streifigen, subepithelialen Trübungen durchsetzt, Augeninneres 
normal. 



988 


kommen der beiden Stuten 111 Kinder gesund geblieben,. 
20 Kinder an periodischer Augenentzündung erkrankt. p=- 
14,4 % und 8 mit kleineren nur mit Spiegel sichtbaren 
Augendefekten, die aber für die Disposition von Bedeutung 
sind, behaftet. 

Der Rustika-Familie stelle ich eine erblich nicht dispo¬ 
nierte gegenüber: 

2. -„Rinald I“, Oldenburger importierte Stute mit ge¬ 
sunden Augen, geb. 1881. Erst 1896, im 15. Lebensjahre, 
stellte sich rechts im Linsenzentrum eine schleierartige Trü¬ 
bung und auf beiden Augen faden- und punktförmige, leicht 
bewegliche Glaskörpertrübungen ein. 1901 im Alter von 
20 Jahren war ^beiderseits senile Starbildung in Sternform 
nachweisbar. Äußerliche Entzündungen waren nie vor¬ 
handen gewesen. 

Tabelle III zeigt das Auftreten der periodischen Augen¬ 
entzündung in dieser Familie. Daraus geht hervor, daß von 
79 Nachkommen nur 3 = 3,9 °/o an periodischer Augen¬ 
entzündung erkrankt sind, dagegen waren bei 8 = 8,8 % 
kleine unbedeutende Linsentrübungen, die teils wieder ver¬ 
schwanden, sowie ein sichtbarer Starpunkt nachweislich. 
Invasionen des Krankheitserregers haben wohl stattgefun¬ 
den; sie führten aber infolge der widerstandsfähigen Seh¬ 
organe zu keinen entzündlichen Erscheinungen bezw. An¬ 
fällen. 

3. In der Tabelle IV bringe ich zur Darstellung, wie 
durch die Benutzung von augenkranken oder disponierten 
Hengsten in der Nachkommenschaft der Stute Karolin 
(1857) die periodische Entzündung aufgetreten ist. Vom 
Jahre 1857 bis zum Jahre 1898 kamen in dieser Familie 
keine Augenkrankheiten vor, wie das aus den Grund¬ 
büchern entnommen werden kann. Erst die Nachkommen 
des ungarischen Hengstes Furmann, Sohn des Furioso XH 
aus Mezöhegyes, sowie des an periodischer Entzündung er¬ 
krankten Hengstes Cleveland XIV wurden augenkrank. 
In Achselschwang wie in Zweibrücken wurde die Erfahrung 
gemacht, daß die aus Ungarn importierten Hengste und ihre 
Nachkommen stark zu Augenkrankheiten neigten. In Un¬ 
garn kommt ja die periodische Augenentzündung sehr häufig 
vor. Es ist deshalb anzunehmen, daß die ungarischen Hengste 
zu Augenleiden disponiert waren. In Zweibrücken konnte 
ich feststellen, daß von 11 ungarischen Hengsten mehr als 
die Hälfte an periodischer Augenentzündung erkrankten 
und erblindeten. 


(Forte, folgt.) 



989 


Referate. 

CUrargla and GebnrtsMlIe, 

Dr. J. Nörr: Ein neuer Trächtigkeitsnachweis durch 
galvanometrische Aufnahme der Aktionsströme des fötalen 
Herzens. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1921, Nr. 1 u. 2.) 

Zur Diagnose von Trächtigkeit führen zwei Wege: Nachweis 
von Veränderungen am Körper des Muttertieres oder Nachweis des 
Fötus bezw. seiner Lebensäußerungen; zu den letzteren gehört die 
fötale Herztätigkeit. Wiie jedes schlagende Herz, erzeugt auch 
das fötale fortwährend feine elektrische Ströme, welche die leiten¬ 
den Medien seiner Umgebung durchsetzen. Diese sogen. Herz- 
aktionsströme können an geeigneten Stellen mittels passender 
Elektroden teilweise abgefangen und in ein hochempfindliches 
Galvanometer geleitet werden. Die synchron der fötalen Herz¬ 
tätigkeit erfolgenden Ausschläge des Galvanometersspiegelchens 
werden mit Hilfe eines Beleuchtungs- und Registrierapparats als 
Kurve photographisch aufgenommen. In diesen Kurven bilden sich 
bei Vorhandensein fötaler Herztätigkeit die Galvanometeraus- 
schläge als Zacken ab; durch ihr Auftreten im Kurvenbild ist der 
Nachweis von vorliegender Trächtigkeit erbracht. 

Bei Rindern und Ziegen vereitelten Unruhe und Ängstlichkeit 
dieser Tiere einwandfreie Aufmachung, beim Pferde jedoch konnten 
vollkommen brauchbare Kurven erzielt werden, deren Richtigkeit 
auch durch die später erfolgten Geburten erwiesen war. Mangels 
Stuten mit früheren Trächtdgk eit »Stadien konnten die Versuche 
nur an Tieren frühestens 3 Monate ante partum dnrchigeführt 
werden; bei der schon in den ersten Wochen der Entwicklung 
vorhandenen embryonalen Herztätigkeit lassen sich schon in 
frühen Träohtigkeitsstadien brauchbare Ergebnisse erwarten. 

Daß sich die Methode vorwiegend für den Gebrauch an Hoch¬ 
schulen, größeren Tierkliniken und Gestüten eignet, hat sie mit 
einer großen Reihe anderer klinischer Untersuchungsmethoden ge¬ 
meinsam, die komplizierte Apparate oder sonstige teuere Einrich¬ 
tungen zur Voraussetzung haben und deshalb eine Beschränkung 
auf entsprechende Institute erfordern. 

Der Hauptvorzug dieser Methode besteht darin, daß sie eine 
graphische ist, den Nachweis der Trächtigkeit also im 
wahrsten Sinne des Wortes schwarz auf weiß erbringt; durch 
subjektive Eindrücke des Untersuchenden gegebene Täuschungs¬ 
möglichkeiten sind dabei ausgeschlossen. Die Kurven erhalten bei 
der forensischen „Zusicherung der Trächtigkeit“ den Wert von 
Urkunden. Daß sie eine Diagnose ohne jede Alteration der Ge¬ 
burtswege ermöglicht, ist ein weiterer Vorzug. — Ist der Apparat 
fertig eingestellt, kann die Aufnahme vom Untersuchenden ein¬ 
fach, bequem und in wenigen Minuten durchgeführt werden. 

Als Aufnahmeapparate kommen in Betracht: Saitengalvanö- 
meter (Erbauer: Dr. Edelmann, München) und Spulengalvanometer 
(Elektrokardiograph der Firma Siemens & Halske, Berlin). 

Die Arbeit enthält 5 Abbildungen und 6 Kurven im Text. 

_ (Autoreferat.) 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Zum 70. Geburtstage Moelters. 

Obertierarzt Dr. Ferdinand Mo eit er, stellvertretender Direktor 
des Schlacht- und Viehhofes München und Leiter der dortigen Sani- 



tätsanstalt, feierte am 26. Oktober seinen 70. Geburtstag. Dr. 
Mo eit er, in weitesten tierärztlichen Kreisen bekannt und allge¬ 
mein beliebt, entstammt einer alten Tierarztfamilie. Sein Gro߬ 
vater wurde 1811 als Tierarzt in der Tierarzneischule in Würzburg, 
sein Vater, der nachmalige Bezirkstierarzt in Bad Kissingen, 1847 
in München approbiert. So war denn Moelter von Kindesbeinen 
an in den tierärztlichen Beruf hineingewachsen. Im Jahrs 1869 
erlangte er, obwohl es damals bekanntlich noch nicht verlangt ward, 
das Reifezeugnis des Realgymnasiums in Würzburg. Nach seiner 
1872 an der Zentraltierarzneischule München erfolgten Approbation 
vertiefte er sein praktisches Wissen teils bei seinem Vater teils bei 
andern Kollegen, legte 1874 den Staatskonkurs mit der Note selrir 
gut ab, um im selben Jahr noch seiner Militärpflicht als Einjähriger 
beim 2. Art.-Regt. zu genügen. Bereits nach 6 Wochen rückte er 
zum Veterinär 2. Klasse auf. Nach 9 jähriger Militärdienstzeit wurde 
er 1883 als städtischer Tierarzt an den Viehhof berufen und 189& 
zum Obertierarzt und stellvertretenden Direktor befördert. Aueh 
als Schriftsteller hat sich Moelter betätigt und ist als solcher in 
wissenschaftlichen Kreisen wohlbekahnt. Von ihm stammt das erste 
auf dem Gebiet der Fleischbeschau erschienene Buch „Leitfaden zum 
Unterricht in der Fleischbeschau und zur Beurteilung der Schlacht¬ 
tiere und des Fleisches“, das 1906 in 3. Auflage erschienen ist 
und gewißermassen bahnbrechend gewirkt' hat. Es. ist ein Leben 
reich an Arbeit, auf das der Jubilar zurückblicken kann, aber auch 
reich an Anerkennungen. Wer mit Moelter zu tun hatte, hat 
seine stets liebenswürdige, fast väterliche Art kennen und schätzen 
gelernt. Darum hat er sich auch als Mensch, als Tierarzt und als 
Lehrer überall größte Sympathie erworben, die in den allseitigen 
herzlichen Glückwünschen zum Ausdruck kam. 

Mit dem Ende des S. S. 1921 trat Moelter von dem Lehrauf- 
auftrag über Fleischbeschau für die Studierenden der Tierärztlichen 
Fakultät der Universität zurück. In Anerkennung seiner großen 
Verdienste um den Unterricht in der Fleischbeschau und seiner 
langjährigen Tätigkeit als Lehrer der Studierenden hat die genannte 
Fakultät dem Gefeierten 1919 den Titel und die Würde eines Ehren¬ 
doktors der Veterinärmedizin verliehen. . 

Wir wünschen dem Jubilar, der erst kürzlich durch den Hingang 
seiner Gattin schwer geprüft wurde, noch viele Jahre eines'glück¬ 
lichen und heiteren Lebensabends. 


Verband der Freiberufstierärzte Bayerns. 

Bericht'über den 2. ordentlichenVerbandstag 
in Augsburg am 22. und 23. Oktober 1921. 

Der 2. ordentliche Verbandstag des Verbandes der Freiberufs¬ 
tierärzte Bayerns, der am 22. und 23. Oktober in Ausburg (Hotel 
„Dreii Mohren“) stattfand, erfreute sich eines außerordentlich 
starken Besuches aus allen Teilen Bayerns. Waren doch 120 Frei¬ 
berufstierärzte, d. i. fast ein Viertel der gesamten Mitgliedschaft, 
in Augsburg versammelt. 

Am 22, Oktober fanden Vorberatungen des Hauptausschusses 
statt. 

Die Vollversammlung am 23. Oktober eröffnete der I. Vor¬ 
sitzende D i 11 h o r n mit Begrüßung der erschienenen Mitglieder 
und Gäste, insbesondere des Herrn Präsidenten des Deutschen 
Veterinärrats, Herrn Tierarzt A 11 h o f f. 



991 


Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte er in warnten 
Worten des in Särvär (Ungarn) verstorbenen Königs Ludwig UI. 
als eines eifrigen Förderers der Tierärzte und ihrer Wissenschaft. 
Die Versammlung erhob sich hiebei zum Zeichen der Trauer von 
den Sitzen. 

I. —3. Geschäfts - und Kassenbericht wurden de¬ 
battelos genehmigt, der Verban d s beitrag für 1922 durch 
einstimmigen Beschluß auf 100 Mark (für nicht selbständige 
Tierärzte 60 Mark) festgesetzt. 

Zu Punkt 4 der Tagesordnung (Sa t z u n g s ander u n ge n) 
wurde besprochen, daß der Ve r b an dsbei trag künftig nicht 
mehr von den Gaukässieren, sondern vom Verbands kassier 
(z. Zt. Miinnich - Straubing) eingehoben wird. 

5. Dr. So n d ershauser - Massing erstattete ein eingehen¬ 
des Referat über den Ab bau derLaienflei sch beschau, 
dessen Leitsätze der Vorstandschaft zur Weiterbearbeitung über¬ 
wiesen wurden. 

6. Die endgültige Stellungnahme zur Frage der V e r 1 e g u n g 
des V eterinärreferats ins Landwirtschaftsministörium 

”wurde dem. Hauptausschuß überlassen. 

7. Dem von der. tierärztlichen Fakultät München entworfenen 
Plan über Fortbildungskurse wurde im allgemeinen zu- 

. gestimmt. 

8. Großes Interesse erregte das Referat Dr. E r h ar dt s -Hers- 
bruck über die im Entstehen begriffene Pensionsversiche¬ 
rung. Die Fortführung der Vorarbeiten wurde einer Kommission 
(bestehend aus den Herren D i 11 h o r n, Dr. Erhardt und 
Dr. H Ö r n i n g) .übertragen. 

9. Der Verbandstag verlangt aufs neue dringen^ die sofortige 
Errichtung der bayerische nTierärztekam me r n 
und bis zu ihrer Errichtung die amtliche Anerkennung der-Ar¬ 
beitsgemeinschaft als Standesvertretung. 

10. Es soll im Benehmen mit der Arbeitsgemeinschaft eine 
Normaltaxe (Richtlinie) für Praxis und Fleischbe¬ 
schau ausgearbeitet werden. 

II. Der Verbandstag macht die Entschließung des Gaues 
Regensburg gegen die Bedrohung der freien Betätigung des prak¬ 
tischen Tierarztes für private Pferde- und Viehversicherungsgesell¬ 
schaften zu seiner, eigenen. 

12. Zur Vertretung der Interessen der Distriktstierärzte inner¬ 
halb des Verbundes wird unter ausdrücklicher Zustimmung von 
30 anwesenden, mit amtlichen Funktionen ausgestatteten Distrikts¬ 
tierärzten ein Ausschuß gewählt, bestehend aus den Herren: 
Dr. iR e g n - Volkach, Dr. S c h a d - Höchstädt, W i r z - Hengers- 
berg und Maier- Feldkirchen. Durch Satzungsänderung wird 
bestimmt, daß ein Mitglied dieses Ausschusses, das dieser selbst 
zu wählen hat, Sitz und -Stimme im Hauptausschuß hat. 

Haimhausen, den 28. Oktober 1921. 

* Dr. Eder, Schriftführer. 



992 




Verschiedenes. 

Stand der Maul- und Klauenseudie in Bayern vom 
1. mit 15. Oktober 1921. 



Verseuchte 


Verwal¬ 

tungsbezirke 


Gemeinden I Gehöfte**) 


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bS ^oNg||aÄ 

~ sgl «ü 


18 + 6 55 + 23 379 +226 

8 + 3 12+5 19+9 

8 + 3 27 + 14 200 + 60 

10 + 3 13 + 5 56 +8 


Oberbayern 

Niederbayern 

Pfalz 

Oberpfalz 

Oberfranken 

Mittelfranken 

Unterfranken 

Schwaben 


Gesamtsumme 


30. Sept. 1921 52 + 11 174 j + 58 889 +462 2| 4 13. 28 


+ 2 
— 7 


+ 2 
+ 2 
— 6 



16 + 3 149 + 51 1944 +423 


267 + 93 1613 +724 I 4 201 17 23 


15. Sept. 
31. Aug. 
15. Aug. 
31. Juli 
15. Juli 
30. Juni 
15. Juni 


41 — 11 116 + 6 427 + 53 4 12 2 

6 110 — 22 374 — 91 1 11 7 

9 132 — 5 465 + 34 1 2 5 

6 137 — 9 431 + 66 9 23 12 


73 + 8 146 + 17 365 + 48 3 15 


65 + 6 129 
59 — 16 111 


+ 18 317 - 25 9 18 86; 108 

— 31 842 — 12 6! 5 9 9 


*) Vom 16. mit 31. August 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 

Anatomie nnd Physiologie. 

Der „elektrische Stuhl“ für Hunde und Katzen. 

Von dem englischen Bund von Tierfreunden 'ist der „elektrische 
Stuhl“ als die humanste Methode, herrenlose Hunde und Katzen 
zu töten, mit Erfolg angewandt worden. Im Jahre 1920 wurden 
42 724 Tiere mit Hilfe der Elektrizität getötet. Es handelt sich da¬ 
bei um solche, die herrenlos und verwahrlost auf der Straße auf¬ 
gegriffen wurden und für die der Bund keine bessere Hilfe weiß, 
als sie schmerzlos zu töten. Auf dem elektrischen Stuhl tritt der 
Tod augenblicklich ein, und ein Versehen, das zu Quälereien führen 
könnte, ist unmöglich. Hunde, die getötet werden sollen, erhalten 
ein Stahlhalsband, das durch eine kurze Kette mit dem elektrischen 
Apparat verbunden wird, und sofort nach der Einschaltung geht 
ein Strom von 2000 Volt durch den Körper des Tieres, das im selben 
Augenblick stirbt. Die Katzen werden in einen offenen Kasten mit 
einem Glasdeckel gesetzt, durch dessen Bioden gleichfalls ein Strom 
von 2000 Volt zur Tötung des Tieres geschickt wird. 













Tierzucht, tterhaltug, Diätetik. 

Die Seuchenplage ln Gradltz. 

Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt, gestattet es die 
im Hauptgestüt Graditz noch bestehende Seuchengefahr vorläufig 
nicht, fremde Stuten für die nächste Deckperiode zu den drei dort 
aufgestellten Hengsten „Dark Ronald“, „Anschluß“ und „Herold“ 
in das Gestüt aufzunehmen. Um wenigstens einen der Hengste den 
fremden Stutenbesitzern zur Verfügung stellen zu können, ist die 
Überführung von „Dark Ronald“ auf das von Pferden unbesetzte 
Schloß Vorwerk Lüderbach angeordnet. Wenn die mehrwöchige 
veterinärpolizeiliche Beobachtung siowie der danach mit Blut des 
Hengstes vorgenommene Impfversuch die Unverdächtigkeit des 
Hengstes ergibt, wird seine Freigabe zur Bedeckung fremder 
Stuten erfolgen. _ 


Slaatsvetartnärknnde, Anstands dienst und Verslehernngsvesen. 

OldenburgischeLandesvieh Versicherung 

Die Oldenburgische Landesviehversicherungsgesellschaft hatte 
im letzten Rechnungsjahre an Einnahmen und Ausgaben je 1094064 
Mark. An Prämien wurden 949131 Mark entrichtet; aus verwen¬ 
detem Vieh betrugen die Einnahmen 54173 Mark und an Zinsen 
11625 Mark. An Entschädigungen wurden 525843 Mark, an Ver¬ 
waltungskosten 80376 Mark gezahlt. Die gutgeschriebenen und 
zurückvergüteten Prämienanteile’betrugen 401324 Mk., der Vortrag 
in Ausgabe für 1921 beläuft sich auf 84353 Mark. 


Laadwlrtschalt, Fattermlttelknnde and Ernähnugsvesen. 

Die elektrische Konservierung von Grünfutter zur Förderung der 
Milchversorgung und Tierzucht. 

In Reichstädt bei Dippoldiswalde versammelten sich die auf 
dem Gute des Hauptmanns a. D. von Schöneberg in stattlicher 
Zahl Mitglieder der ökonomischen Gesellschaft, um sich das Er¬ 
gebnis der elektrischen Konservierung von Klee anzusehen. Herr 
Direktor Pfister aus Dresden hielt einen Vortrag über dieses 
Verfahren und seine große volks- und landwirtschaftliche Bedeu¬ 
tung. Er sagte u. a.: In der Landwirtschaft ist das Streben nach 
Unabhängigkeit von der Witterung sehr alt. Es führte nur vor 
dem Kriege zu keinem praktischen Ergebnis, weil ausländisches 
Kraftfutter ausreichend und verhältnismäßig billig zu haben war. 
Hierdurch gerieten wir besonders in der Milchwirtschaft in eine 
zunehmende Abhängigkeit vom Ausland. Da wir uns aber heute 
in der Futterbeschaffung fast ausschließlich auf den heimischen 
Grund und Boden beschränken müssen, so spielt auch die Berei¬ 
tung von Dauerfutter jetzt eine viel wichtigere Rolle als früher. 
Das älteste und am meisten geübte Verfahren ist die Trocknung 
an der Sonne und Luft, die Heuwerbung. Weiter besteht die 
künstliche Trocknung, sogenannte Süßpreßfutterbereitung. Sie alle 
haben aber Nachteile durch Verluste an Nährstoff. Das elektrische 
Kornservierungsverfahren ist eine Erfindung des Diplom-Landwirts- 
Theodor Schweizer. Es ist von den Siemens-Schuckertwerken 
gegründeten Elektro-Futter-Gesellschaft Dresden übertragen und 
ihr patentrechtlich geschützt. Das Grünfutter wird gehäckselt und 
in Behälter gefüllt, die nach besonderen Vorschriften erbaut sein 
müssen. Am Behälterboden liegt ein an den Nullpunkt des Trans- 



994 


formators abgeschlossener Eisenrost. Auf das Futter wird ein mit 
besonderem Metallbelag versehener Deckel gelegt, der an die 
Stromzuführungsgabel angeschlossen ist. Der Strom geht von 
oben nach unten durch das Futter hindurch. Dieses leitet ihn je¬ 
doch nicht, ohne ihm Widerstand zu bieten. Dieser Heizwiderstand 
ist die Ursache der Erwärmung -des Futters. Da er jedoch im er¬ 
hitzten Zustand abnimmt, so reguliert sich die Erhitzung automa¬ 
tisch. Die erforderliche Stromstärke beträgt etwa 50 Ampere, wo¬ 
bei die Temperatur etwa auf 50 Grad steigt. Der Stromdurchgang 
bewirkt sofort eine Lähmung des Pflanzenlebens und die hohe 
Temperatur eine Abtötung der Pflanzenzellen, wobei im Futter 
Bakterienruhe eintritt, also verlustbringende Zersetzungen ver¬ 
hindert werden. Es kann bei jedem Wetter und in jedem Reife¬ 
stadium gemäht werden. Es ist also möglich, so zeitig und so oft 
zu mähen, daß von der Flächeneinheit die größtmögliche Menge 
an verwertbaren Nährstoffen geerntet wird. Es können auch Kul¬ 
turen gebaut werden, die — wie z. B. Mais — nicht nur größere 
Massenerträge liefern, 'sondern auch um das Fünf- bis Sechsfache 
mehr Kilo Stärkewerte, wie z. B. Wiesen. Besonders wertvoll wird 
das elektrische Verfahren durch die gesicherte Eiweißerhaltung 
im Futter. Das aus jungem Gras, Klee, Luzerne und anderen ei¬ 
weißreichen Futterpflanzen hergestellte Elektrofutter ist die wich¬ 
tigste Eiweißquelle für die Wihterfütterung, die das Kraftfutter 
von früher ersetzt und uns dadurch vom Auslande unabhängig 
macht. Nach eingehenden Mitteilungen über die Größe und zweck¬ 
mäßige Ausführung der Anlagen sowie über die vorliegenden Er¬ 
fahrungen schloß der Redner den mit großem Interesse aufge¬ 
nommenen Vortrag. S. M. 


Hochsdiulnachrichten. 

Gebührenerhöhung an den bayerischen Hochschulen. Mit Be¬ 
ginn des Wintersemesters 1921/22 tritt an, den bayerischen Hoch¬ 
schulen eine Gebührenerhöhung ein. Es wird keineswegs verkannt, 
daß die Erhöhung der Gebühren eine erhebliche Belastung für 
einen großen Teil der Studierenden bedeutet. Trotzdem 
nicht davon abgesehen werden, auch die Studentenschaft zur Auf¬ 
bringung eines mäßigen Teiles der Kosten des Hochschulbetriebes 
heranzuziehen, wie dies auch in den übrigen deutschen Hochschul- 
ländern, zum Teil schon seit dem Beginn des Sommersemesters 
1921, geschehen ist. Eine Erhöhung der Kolleggelder tritt 
vorerst in Bayern nicht ein. Für bedürftige Studierende, vor 
allem .für Kriegsteilnehmer, ist nunmehr in Erweiterung der bis¬ 
herigen Vorschriften an den Universitäten und Lyzeen auch ein 
ganzer ioder teilweiser Erlaß der Gebühren vorgesehen; an der 
Technischen Hochschule München wird durch Zuweisung eines An¬ 
teils an den Gebühren die Leistungsfähigkeit des Stipendienfonds 
erhöht. ._ 


Die medizinischen Anstalten Japans. Eine Übersicht über den 
medizinischen Unterricht Japans, der durchaus nach deutschem 
Vorbild aufgebaut ist, gab der japanische Professor Yutaka Kon 
in einer Ansprache, die in der „Deutsch. Medizin. Wochenschrift“ 
Wiiedergegeben wird.- Darnach existieren in Japan sechs Univer¬ 
sitäten mit einer medizinischen Fakultät und 12 medizinische Hoch¬ 
schulen, davon eine für Frauen; außerdem bestehen auch medi- 



995 


zinisehe Hochschulen in Formosa, Korea und der Mandschurei. 
Diese 21 Anstalten bilden alljährlich etwa 2000 Ärzte aus. Es gibt 
zwei Institute für Infektionskrankheiten, die die Heilsera und Vak¬ 
zine herstellen. Da die medizinischen Fachausdrücke zum größten 
Teil aus* dem Deutsche® unverändert übernommen sind, so ge¬ 
staltet sich eline medizinische Vorlesung in Japan sehr merk¬ 
würdig, weil die Dozenten halb deutsch und halb jap'anisch durch¬ 
einander lesen. („Germania“, 9. Juli 1921.) 


Eine kommunistische Orient-Universität in Moskau. In Moskau 
ist eine kommunistische Universität der Werktätigen des Orients 
eröffnet worden, deren. Zweck die Ausbildung kommunistischer 
Agitatoren und Instruktoren für die Völkerstämme ganz Asiens ist. 
Der Unterricht soll möglichst in der Muttersprache der betreffen¬ 
den Studenten erteilt werden; da es aber zurzeit noch an Lehrern 
fehlt, sind vorläufig folgende Kurse vorgesehen: in russischer 
Sprache für die Völker Sibiriens, in englischer für Chinesen, Ja¬ 
paner und Inder, ferner in türkischer, persischer und mongolischer 
für Kalmücken und Kirgisen, in armenischer, georgischer Sprache 
und in weiteren sechs Sprachen für die Bergvölker des Kaukasus. 
Die Dauer des Unterrichts ist auf sechs Monate festgesetzt. Die 
Studenten sollen wie Zöglinge der Obersten Militärbehörde ver¬ 
pflegt werden. („Vossische Zeitung“, 4. Juli 1921.) 


Studentenaufruhrgegen Bücherverteuerung. In Rom und Neapel 
hat die studentische Jugend lärmende Kundgebungen gegen die 
Buchhändler veranstaltet, und die Universitätsstudenten in Palermo 
haben aus gleichem Anlaß Bücherläden zerstört; der Aufruhr müßte 
mit Waffengewalt niedergeschlagen werden, wobei auch Blut ge¬ 
flossen ist. Darauf hat, nach der „Papier-Zeitung“, der Handels- 
mimister die Verleger und die Studentenvertreter zu einer Be¬ 
ratung berufen, wobei vereinbart wurde, daß den Studenten die 
bis zum 1. Januar 1917 gedruckten Bücher mit einem Preisnachlaß 
von 25 Prozent geliefert werden. („Hallesche Nachrichten“ vom 
29. Juni 1921.) 


Eine Pariser Studenten-Siedelung. Der Wohnungsnot und 
dem allgemeinen Elend 1 der Pariser Studenten soll dadurch ge¬ 
steuert werden, daß auf dem Gelände der niedergelegten Pariser 
Festungsmauem im Süden der Stadt eine große Siedelung für 
Studenten errichtet wird, die neben einfachen Wohnhäusern große 
Speiseräume, Gartenanlagen und Sportplätze für die studierende 
Jugend umfassen soll. „Paris nimmt sehr rasch an Einwohnern 
zu“, erklärte der Leiter des statistischen Amtes der Stadt Paris, 
Bonnier. „In den letzten hundert Jahren ist die Bevölkerung 
um 345 Prozent gewachsen. Wenn das in den nächsten 50 Jahren 
so weiter geht wie in den 20, dann wird Paris eine Bevölkerung 
von’14 Millionen erreichen. Wir müssen deshalb sehr ernsthaft 
an Ausdehnung desWohngebiets denken, und das durch die Nieder¬ 
legung der Befestigung gewonnene Gelände soll zur Anlegung von 
Gartenkolonien benutzt werden. Die Studentetthäuser, die im Süden 
erbaut werden, sind in der Art von Arbeiterwohnungen gedacht 
und werden den armen Studierenden Gelegenheit bieten, unter 
günstigen Bedingungen zu möglichst billigen Preisen ihre Unter¬ 
kunft zu finden.“ („Freiheit“, 1. Juli 1921.) 



996 


Petersburger Studentenleben. Ein Sonderberichterstatter des 
„Excelsion“, der St. Petersburg besuchte, hatte Gelegenheit, mit 
den Professoren und: Studenten der dortigen Technischen Hoch¬ 
schule in Verkehr zu treten. Das Leben der Studenten wurde ihm 
von allen Seiten als unsagbar schwer geschildert. Jeder der 2000 
Hörer des St. Petersburger Polytechnikums erhält von der bolsche¬ 
wistischen' Regierung ein monatliches Stipendium von 7000 Rubel, 
ein sehr geringer Betrag, wenn man die Entwertung des Rubels 
in Betracht zieht. Während des ganzen Winters kamen die Stu¬ 
denten mit Decken und Fußsäcken ausgerüstet in die Hörsäle, mit 
leerem Magen und schweren Sorgen. Daß es unter diesen Um¬ 
ständen um die Vorbereitung für die Prüfung schlecht bestellt ist, 
versteht sich von selbst. Die Professoren erklärten, daß sie ge¬ 
nötigt seien, angesichts dieser Verhältnisse als Examinatoren ein 
Auge zuzudrücken. („Kölnische Volkszeitung.“) 


Personalien. 

Als Praktikant eingetreten ; Tierarzt Hans Niodereder aus 
Hohenegglkofen ; beim städt. Bezirkstierarzt in Memmingen. 

Als Praktikant ausgetreten: Joseph Tausendpfund von 
Baunach beim Bezirkstierarzt in Bamberg. 

Als Assistent eingetreten: Dr. Georg Oswald aus Tauting 
(B.-A. Weilheim) beim Bezirkstierarzt in Nördlingen. 

Verzogen: Prakt. Tierarzt Michael Lang, von Wohnsees (B<-A. 
Ebermannstadt) nach Marienweiher ‘(B.-A. Stadtsteinach). Tierarzt 
Dr. Georg Oswald, bisher Assistent bei Distriktstierarzt Knapp 
in Moosburg nach Öttingen im Ries. 


Bttcherschan. 

Die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- und Klauenseuche. 

Monographie über das Wesen und die verschiedenen Maßnahmen 
und Erfolge. Neue Verfahren, Mittel und Wege und ihre Aus¬ 
sichten. Von L. Hoffmann, ord. Professor der Tierheilkunde, 
Kliniker an der weil. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. 
Mit 29 Abbildungen. Hannover, Verlag von M. & R. Schaper, 
1921, Preis 44 Mk. 

In dem vorliegenden Buche hat der als hoch in den 70 er 
stehende und nunmehr verstorbene Gelehrte einen Teil seiner Le¬ 
bensarbeit niedergelegt, für die er sich noch als betagter Greis mit 
dem Feuer des Jünglings und mit bewundernswerter Kraft und 
Ausdauer eingesetzt hatte. Man mag über die Ansicht Hoffmanns 
und seinen Kampf gegen Maul- und Klauenseuche denken wie man 
will, das eine muß man ihm lassen, daß er mit ungeheurem Fleiße 
und einer bewundernswerten Zähigkeit sein Ziel verfolgte und darin 
auch ganz entschieden vielfach Erfolge erzielte. Das Buch ist nicht 
nur interessant durch das, was es schreibt, — ich erinnere hier u. a. 
an die Schilderung der Stauffach ersehen Entdeckung des Erregers 
der Maul- und Klauenseuche, die man kaum irgendwo so anschaulich 
und ’ überzeugend lesen kann, wie hier —, sondern auch wie er es 
schreibt. Beim Lesen lebt man förmlich mit und man wird von der 
Schilderung so gepackt, daß man unwillkürlich den Gedanken fast 
in Fällen, wo es sich um ähnliche Seuchenvorkommnisse auf ein¬ 
zelnen Gütern wie hier handelt, die Sache nachzumachen, oder 
wenigstens Einiges, was einem besonders gefallt, vielleicht auch die 



Euguforin behänd luug, zu versuchen. Iu bedauerlicher Weise hat 
sich der Verfasser hinsichtlich der bayerischen, sogen. Schleißheimer 
Notimpfung des Dr. Ernst, zu einem Urteil hinreißen lassen, das der 
Sache nicht vollauf gerecht wird. Das darf uns aber nicht abhalten 
die Lektüre des Werkes trotzdem auf das Wärmste zu empfehlen. 

M. . 


Eingesandt. 

Ein Fortschritt unserer Zeit. Im Bezirk Höchstädt a. A. wurde 
zu einer Versammlung eingeladeD, welche die Organisation der 
Gänsehirten „zur Wahrung ihrer Interessen“ bezweckt. 

Der Boden, ln den weiten fruchtbaren Ebenen, wo weit und 
breit kein Berg, kein Fels die Eintönigkeit der Landschaft unter¬ 
bricht, scheint uns die Ackerkrume als die ursprüngliche, selbst¬ 
verständliche Bodenform; ein Ausflug ins Gebirge belehrt uns 
eines anderen. Die Ackerkrume und noch mehr die Gartenerde 
gehören nicht zur ursprünglichen Erdbedeckung, sie sind erst im 
Laufe langer geologischer Zeiträume und zum Schluß durch die 
Einwirkung des Menschen zu dem geworden, was sie heute sind. 
Unablässig arbeiten die Naturkräfte an der Zerstörung und Zer¬ 
trümmerung der Felsgesteine, welche die feste Kruste unseres 
Planeten bilden. Die verschiedenen Mineralien, welche die Ge¬ 
steine zusammensetzen, dehnen sich in der Wärme in ungleichem 
Maße aus, es entstehen Spannungen, Risse, Wasser dringt in die¬ 
selben, gefriert, dehnt sich dabei aus und zersprengt so das Ge¬ 
stein; Regengüsse reißen locker gewordene Gesteintrüramer zu 
Tale, die Gebirgsbäche schleppen zahllose solche Trümmer mit 
sich, sie fortwährend zerreibend und zerkleinernd, bis diese 
schließlich im Unterlauf der Flüsse als feinst zerriebener Flu߬ 
sand und Schlamm erscheinen. Selbst der Wind, insbesonders wenn 
er feinen, harten Sand mit sich führt, wirkt zerstörend auf das 
Gestein, wie dies in Wüstengegenden, wo die Bewegung des feinen 
Sandes eine große Rolle spielt, beobachtet wird. Nicht nur diese 
rein mechanischen Einwirkungen zerstören in langsamer, aber 
stetiger Weise den ursprünglichen Felsboden, in gewaltigem Um¬ 
fange sind es auch chemische Einflüsse, die auf das Gestein zer¬ 
störend wirken, nicht nur daß das Regenwasser lösend auf viele 
Mineralien wirkt, es kommt auch die oxydierende Wirkung des 
Sauerstoffes und die aufschließende Wirkung der im Wasser ge¬ 
lösten Kohlensäure dazu. Damit nicht genug, die Pflanzen selbst 
arbeiten an der Korrosion des Gesteines; die Wurzelhaare sondern 
organische Säuren ab, welche das Gestein angreifen und so an 
der Aufschließung des Bodens mitarbeiten. Es ist also eine Reihe 
verschiedenartiger Einwirkungen, mechanische, chemische, biolo¬ 
gische, welche ununterbrochen zernagend an dem zutage liegen¬ 
den ursprünglichen Felsboden arbeiten, so lange, bis dieser fein 
zerkrümelt, chemisch ganz wesentlich verändert, zum Nährboden 
für die Kulturpflanzen werden kann. Dieser höchst interessante 
Aufsatz, dessen Anfang wir hier bringen, erscheint in der Folge 37 
der bekannten Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein 
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur 
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 
für das Vierteljahr. 




Ventrase 
gegen Kälberruhr 
und andere 
Darmkrankheifen. 

Humann uTeisler 

Dohna Sa. 


I Antektrol 

Jmpfstoff gegen 

Abortus infct 
Humann u.Teisler 

Dohna 5a. 


Bekanntmachung. 

Die Stelle des Distriktstierarztes in Haag (B.-A. Wasserburg a. I.) 
erledigt sich ab 1. November 1921. 

Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche belegt mit eigen¬ 
händig' geschriebenem Lebenslauf, mit Approbationsschein und dem 
Prüfungszeugnis für den tierärztlichen Staatsdienst, sowie mit Zeug¬ 
nissen über ihre Leistungen in der Praxis bis längstens 12. No¬ 
vember 1921 beim Bezirksamt Wasserburg einreichen. 

Mit der Stelle ist ein Bezug von 200 Mk. aus Bezirksmitteln 
und bisher ein Bezug von 340 Mk. aus Kreisfonds verbunden. 

Die Einnahmen aus den mit der Stelle weiter verbundenen 
veterinärpolizeilichen Funktionen (Hundevisitationen, Viehmarkts¬ 
kontrollen und Körung), sowie aus der tierärztlichen Ergänzungs¬ 
fleischbeschau sind auf rund 5000 Mk. anzuschlagen. 

Wasserburg, den 28. Oktober 1921. 

Bezirksamt. 

Sch 1 i m b a ch. 


führt die „Bissulin “-Behandlung sichern. schnell z. Ziel. 

„. . . Uber 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben 
ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal 
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/1908. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36/i9i5. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
ehern. Fabrik, Aachen 25. 




Bei Umrindern oder Verkalben 


(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tlerheilknnde n. ViehznchQ 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern Bowie des Landesausschusses der 

tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. ProfessoV an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen. 


72. Jahrg. München, den 15- November 1921. Nr. 46. 


Inhalt: 

Originalaftikel: Reuth er (Forts, folgt.) — Liebscher (Schluß folgt.) — 
Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hoch* 
schulnachrichten — Personalien.^— Bücherschau. 


Die periodische Angenentziradnng des Pferdes, 
unter besonderer Berücksichtignng der Verhältnisse beim 
Bayerischen Stammgestät Achselschwang. (Forts.) 

Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Achselschwang. 

. • (Forts, folgt.) 

Hengst Furmann hatte nur eine kleine zentrale Linsen¬ 
trübung, aber keinen Anfall von periodischer Entzündung. 
Von seinen Kindern jedoch ist eine große Anzahl augen¬ 
krank geworden. Die beiden Töchter von Furmann aus der 
gesunden Stute Stallmeister IX wurden von periodischer 
Augenentzündung befallen, desgleichen 6 Kinder von diesen 
Töchtern (unter 13 insgesamt). 

Jedenfalls ist aus der Zusammenstellung ersichtlich, daß 
in der vorher gesunden Familie Karolin durch den Ein¬ 
schlag der erwähnten Hengste eine Empfänglichkeit zu 
Augenkrankheiten geschaffen wurde, die erst wieder bei den 
Urenkeln abflaut. Im ganzen erkrankten von 69 Nach¬ 
kommen 12 an periodischer Augenentzündung, d. i. 17 %. 
Bei 4 stellten sich leichte Linsentrübungen ein, welche nur 
mit Spiegel feststellbar waren. 

Neben den typischen Vertretern von erblich disponierten 
und freien Familien sind Stämme vorhanden, in denen die 
periodische Augenentzündung sprunghaft zum Teil in er¬ 
heblichem Maße auftritt und, wieder verschwindet. Diese 
Fälle können für und wider die Vererbung gedeutet und 
verwertet werden. An Orten, wo die Krankheit boden¬ 
ständig ist, ist es für den Forscher und Züchter oft sehr 
schwer, ein objektives Urteil zu gewinnen, weil man nicht 
zu entscheiden vermag, wo in solchen Fällen der Einfluß 
der infizierten Scholle beginnt und wieweit eine vielleicht 
ererbte Disposition einwirkt. Hierüber geben auch die 
Ahnentafeln und Stammbäume der erkrankten Tiere unter 










1000 


dem Gesichtspunkt der Mendel sehen Vererbungslehre keine 
genügenden Aufschlüsse. In der Aszendenz befinden sich 
zu viele Lücken durch das Abstoßen der erkrankten Tiere, 
die von der Weiterverwendung zur Zucht ausgeschlossen 
worden sind. Selbst in einem so straff kontrollierten Beob¬ 
achtungsfeld wie Achselschwang ist nur ein Bruchteil des 
für Vererbungsforschungen unumgänglich notwendigen Be¬ 
obachtungsmaterials für solche Forschungen erfaßbar, weil 
eben die erkrankten Tiere ausgemerzt werden. Es ist ein 
großer Unterschied, ob mit Pflanzen Vererbungsversuche 
angestellt werden, die sicher zu unterscheidende Merkmale 
an sich tragen, von kurzer Vegetationsdauer und großer 
Nachkommenzahl sind und künstlich befruchtet werden 
können, oder ob das gleiche beim uniparen Pferd mit der 
langen Trächtigkeit versucht wird, noch dazu bei einer 
Krankheit mit unbekanntem Erreger. Solche Versuche 
müßten überdies in einer Gegend vorgenommen werden, in 
welcher die Krankheit nicht stationär ist oder sehr selten 
vorkommt, damit der örtliche Einfluß ausgeschaltet wird. 

Wenn ich nun meine Erfahrungen über die Vererbung 
der periodischen Augenentzündung zusammenfasse, die sich 
auf Tausende von Spiegeluntersuchungen in den beiden 
bayerischen Stammgestüten sowie auf jahrzehntelange Be¬ 
obachtungen bei den Gestütspferden erstrecken, so komme 
ich zu folgenden Ergebnissen: 

1. eine direkteVererbung der periodischen Augen¬ 
entzündung findet nicht statt; 

2. eine Vererbung der D isposition für die perio¬ 
dische Augenentzündung (Augenschwäche, herabgemim 
derte Widerstandsfähigkeit) ist einwandfrei vorhanden. 
Solche im Erbgang geschwächte Augen sind für Er¬ 
krankung an periodischer Augenentzündung empfängr 
lieher als gesunde. Linsenastigmatismus scheint die 
Entstehung und Entwicklung der Krankheit zu be¬ 
günstigen (Hailoh - Familie [Lit. 10]), was auch da¬ 
durch erklärlich ist, daß das in höherem Grade astigma¬ 
tische Auge dauernd überlastet arbeitet; 

3. an Örtlichkeiten, wo die Krankheit bodenständig ist, 
werden nicht nur nachweisbar erblich disponierte, son¬ 
dern auch andere Tiere in nicht erheblich geringerem 
Umfange von der Krankheit betroffen. Der Einfluß 
der Vererbung darf deshalb nicht überschätzt werden. 

Aus dieser Darlegung geht hervor, daß der Vererbungs¬ 
frage eine gewisse Bedeutung zukommt, jedoch ist die Ge¬ 
fahr gegeben, daß man geneigt ist, ihre Wichtigkeit anderen 




1001 


Faktoren gegenüber zu überschätzen. Um zu einem objek¬ 
tiven Resultat zu gelangen, müssen andere Faktoren in Be¬ 
tracht gezogen werden, die nicht minder wichtig und ge¬ 
eignet sind, der Vererbungsfrage ein Gegengewicht gegen¬ 
über zu stellen und sie so auf die Rolle zu beschränken, die 
ihr in der praktischen Tierzucht zukommer^ soll. 

Den Beweis hierfür hat in einwandfreier Weise das Ver¬ 
halten der periodischen Augenentzündung auf einem der 
Vorwerke von Achselschwang der staatlichen Remonte- 
Fohlenaufzuchtsanstalt Stillerhof gebracht, die ein ge¬ 
radezu klassisches Versuchsfeld in dieser» Beziehung bot. 
Diese Anstalt ist vom Beginn ihrer Gründung bis zu ihrer 
Auflösung unter meiner Beobachtung geständen, während 
welcher die Krankheit eine aufsteigende Kurve bis zu einem 
gewissen Höhepunkt durchmachte und dann abfiel bis zu 
einem Grade, der als normal angesprochen werden muß. 

Stillerhof liegt zirka 2% Kilometer von der Gestüts¬ 
besitzung Westerschondorf entfernt, von dieser nur durch 
einen großen Wald getrennt und weist die gleichen Verhält¬ 
nisse auf, in Bezug auf Klima, Boden und Höhenlage, wie 
sie eingangs geschildert worden sind. Die Wasserverhält¬ 
nisse waren dort schlecht. Es- war nur ein Pumpbrunnen da, 
der ungenügendes und nicht einwandfreies Wasser lieferte. 
1893 wurde eine alte Wasserleitung, welche in der Nähe 
des Waldes auf nasser Wiese lag, wieder hergestellt und 
Drainage- und Sickerwasser in ihr Reservoir eingeleitet. 
Die Ergiebigkeit dieser Leitung hing ganz von den je¬ 
weiligen Niederschlägen ab. Erst im Herbst 1914 erhielt 
die Besitzung eine moderne Wasserleitung in Eisenröhren, 
die gutes, reines .Quellwasser gab. 

Stillerhof war bei seinem Ankauf im Jahre 1898 Neu¬ 
boden für die Pferdezucht. Vorher wurden dort Pferde in 
größerer Anzahl weder gezüchtet noch aufgezogen. Im Jahre 
1899 fand die erste Besetzung mit 50, ab 1900 mit 100 Re- 
montefohlen statt. Die Tiere waren 1—2jährig und jeweils 
aus den Remonteznchtbezi'rken von Bayern zusammenge¬ 
kauft worden. Die beim Ankauf ca. 4 Monate alten Fohlen 
kamen zunächst auf das Vorwerk Engenried und im Juli 
des folgenden Jahres nach Stillerhof. Hier blieben sie bis 
zum Alter von 3 Jahren. Dann übernahm sie die Militär¬ 
verwaltung. Die angekauften Fohlen stammten fast aus¬ 
schließlich von den bayerischen Remontezuchthengsten aus 
Remontezuchtstuten ab, derenAugen bei denPrämiierungen, 
wenn auch nur oberflächlich, kontrolliert wurden, so daß 
man im allgemeinen hätte annehmen können, daß die Fohlen 



1002 



von augengesunden Eltern gezogen waren. Bald nach ihrer 
Übernahme ins Gestüt wurden die Fohlen unter Spiegel* 
kontrolle gestellt. 

Über die Häufigkeit des Auftretens der periodischen 
Augenentzündung gibt die Tabelle V sowie nachstehende 
Zusammenstellung Aufschluß: 

1899—1905: 10 Fälle von periodischer Entzündung, 


1906—1909: 19 



yy 

yy 

1910—1913: 40 



yy 

yy 

1914—1917: 15 



yy 

yy 

1918—1920: 3 



yy 

yy 


Hie Krankheitskurve steigt mit Einführen des Weide¬ 
betriebes im Jahre 1905. Vor diesem Jahre fand die Be¬ 
wegung der Fohlen nur auf größeren Tummelplätzen statt. 
Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit in dem nassen 
Jahre 1910 mit 18 Erkrankungen und dem seuchenhaften 
Auftreten. Mit der Instandsetzung der einwandfreien Trink¬ 
wasserleitung beginnt das Sinken der Kurve und die Ab¬ 
nahme der Anfälle. 

Im Herbst 1910 erkrankten in rascher Aufeinanderfolge 
16 Remonten meist in schwerer Form an periodischer Augen¬ 
entzündung und zwar im Oktober 4, im November 8, im 
Dezember 4. Nur bei 2 trat vor der völligen Erblindung 
noch eine Rezidive ein. Bei 15 hielt der erste Anfall so 
lange an (remittierend), bis das Auge verloren war. Ein 
einziges Fohlen heilte nach zweitägiger leichter Erkran¬ 
kung. Als Ursache des Seuchengangs konnte mit ziemlicher 
Sicherheit festgestellt werden, daß Heu verfüttert worden 
war von einer Wiese, welche im Sommer von dem nahen 
Waldbach überschwemmt gewesen war. Das Heu selbst war 
später durchaus gut ei'ngebracht worden. Mit der Verfütte- 
rung dieses Heues wurde im September begonnen, als das 
Weidegras nicht mehr ganz zur Ernährung ausreichte. An¬ 
fangs Oktober begannen die ersten Erkrankungen. Ende 
November wurde die Fütterung mit diesem Heu eingestellt 
und solches von einer anderen Besitzung verwendet. Am 
22. Dezember kam der letzte Anfall vor. Zur Bekämpfung 
der Krankheit ließ ich folgende Maßnahmen treffen und 
prophylaktisch anwenden: Zunächst wurde der Bodenbelag 
der in den Abteilungen aus Lehmschlag bestand, entfernt 
und durch betonierten Boden ersetzt, die Überschwem¬ 
mungsgefahr durch entsprechende Vorkehrungen beseitigt, 
der Weidegang auf dem tiefer gelegenen Grundstücke ein¬ 
gestellt und angestrebt, ein gutes, einwandfreies Trink¬ 
wasser zu bekommen. (Leider war die Ausführung dieser 



1003 


letzten Maßnahme erst einige Jahre später möglich.) Neben 
gründlicher Desinfektion wurde an Stelle von Stroh Torf¬ 
streu verwendet und auch auf eventuelle Bekämpfung von 
Wurmkrankheiten Bedacht genommen. Zwei der erkrank¬ 
ten Fohlen sind an die Tierärztliche Hochschule zu Ver¬ 
suchszwecken für Erforschung der periodischen Augen¬ 
entzündung abgegeben worden. 

Das Auftreten der Krankheit auf der Besitzung Stiller¬ 
hof bietet geradezu ein Schulbeispiel für eine Infektions¬ 
krankheit. Zweifellos sind die Krankheitserreger durch je¬ 
weils von Engenried kommende Fohlen eingeschleppt wor¬ 
den; denn dort ist die Krankheit bodenständig. Ein Teil 
der Fohlen mag wohl schon infiziert angekauft worden sein. 
Durch die Ausscheidungen der Fohlen dürften die Krank¬ 
heitskeime mit dem Dünger auf die Wiesen und Weiden ge¬ 
bracht worden sein. Sie fanden dort einen günstigen Nähr¬ 
boden zu ihrer Entwicklung und haben das Futter, und das 
Wasser infiziert. 

Mit dem Weidetrieb erhöht sich naturgemäß die Infek¬ 
tionsgefahr einerseits, die Vermehrung der Krankheitsstoffe 
andererseits. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dabei das 
Wasser eine große Bolle spielt; denn mit Einführung ein¬ 
wandfreien Wassers (Quellwasser in Eisenrohrleitung) be¬ 
gann die Besserung. Sie wurde noch unterstützt durch rigo¬ 
roses Ausmerzen der erkrankten Tiere. Die Folge all dieser 
Maßnahmen war ein rasches Sinken der Erkrankungen bis 
auf eine fast als normal anzusprechende Ziffer. 

Hier darf ich nicht unerwähnt lassen, daß ein Teil der 
Fohlen aus Gebieten kani, in welchen die Krankheit in er¬ 
heblichem Maße herrscht, so z. B. aus der Geisenfelder 
Gegend und der Bheinpfalz. Ich selbst bin dabei der An¬ 
sicht, daß auch ein Teil der anscheinend gesunden Fohlen 
sowohl infiziert als auch erblich disponiert war. Es drängt 
sich hier der Gedanke auf, ob nicht vielleicht durch das 
Zusammentreffen von Krankheitserregern aus verschiedenen 
Gebieten eine Steigerung der Virulenz und damit der Bös¬ 
artigkeit (die für Stillerhof charakteristisch war) hervor¬ 
gerufen worden ist. 

Ein ähnlicher Vorgang, der sehr geeignet ist auch zur 
Klärung etwas beizutragen, hat sich nach meinen Beobach¬ 
tungen im Gestüt Zweibrücken abgespielt. 

Vor dem Jahre 1891 war dort die periodische Augen¬ 
entzündung sowohl nach mündlicher Mitteilung als auch 
nach den Akten selten. Mit der Einführung von ungarischen 
Hengsten erfolgte 1891 eine successive Zunahme der Krank- 



1004 

heit. Von 11 erkrankten außerbayerischen Hengsten waren 
6 aus Ungarn, die alle erblindeten. Von 1891 bis 1895 wur¬ 
den fast ausschließlich die eingeführten Hengste krank U3$j' 
erst 1895 begann ein wesentliches Anwachsen der Krank- V 
heit bei den selbstgezogenen Pferden. Unter diesen" 
wiederum erkrankten zuerst die Nachkommen erblich dis¬ 
ponierter Mütter. Der Verlauf der Krankheit war gut- ; 
artiger als in Achselschwang, da meist viele Rezidiven und • 
teilweise mehrere Jahre nötig waren, um die Zerstörung 
des betroffenen Sehorgans zu vollenden. Durch ein ver¬ 
hältnismäßig rigoros durchgeführtes Ausmustern der er- 
krankten Tiere konnte in ziemlich kurzer Zeit die Krank¬ 
heit eingedämmt und ein weiteres Umsichgreifen verhindert 
werden. Schon im Jahre 1903 konnte ich weder bei Hengsten 
noch bei Stuten eine Neuerkrankung feststellen. Von den 
Fohlen erkrankte nur eines, das schon seit längerer Zeit 
als verdächtig unter Beobachtung gestellt worden war. 

Auch hier dürfte kein Zweifel obwalten, daß durch*y 
die angekauften, bereits infizierten Hengste der Krankheit»- • 
keim eingeschleppt wurde, wenn ihm auch die Zweibrücker ' 
Bodenverhältnisse (Buntsandsteinsormation) mit einer gw 
ßeren Durchlässigkeit nicht so zugesagt haben mögen wie 
der Tonboden des Stillerhofes. * 

Das ganze Verhalten deutet auch hier auf eine Infek¬ 
tionskrankheit. 

Bezüglich d e r. K r a n k h e i t s u r s a che n konn¬ 
ten nach den Beobachtungen und Erfahrungen im Gestüt 
folgende Tatsachen festgestellt werden: 

1. daß es sich um eine selbständig auftretende durch 
pflanzliche oder tierische (vgl. Malaria) Mikroorganis¬ 
men oder deren Toxine hervorgerufene Krankheit 
handelt; 

2. daß die Krankheitserreger an gewisse Bodenarten, vor 
allem tonhaltige Böden gebunden sind und in nassen 
Jahren ihre Wirkung in verstärktem und erhöhtem 
Maße ausüben; 

3. daß die Infektion auf endogenem Wege stattfindet, daß ' 
also die Krankheitserreger durch die Blut- oder Lymph- 
bahnen in die Augen gelangen, sich in den lichtbrechen¬ 
den Medien festsetzen und je nach der Widerstands¬ 
fähigkeit dieser Teile entweder unbedeutende lokale . 
(nur mit Spiegel und Lupe feststellbare) Erscheinungen . 1 
hervorrufen oder Entzündungen veranlassen, welche * 
zur Zerstörung der Sehorgane führen. 

Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Infektion auch auf 





1005 


ektogenem Wege stattfinden kann und zwar durch die Kon- 
junktiva und Kornea 7 h Hiezu bemerke ich, daß bis jetzt 
meist zu wenig die geologischen Formationen und der Kul¬ 
turzustand des Bodens gewürdigt worden,sind. 

Man muß die Erhebungen über das Vorkommen der 
periodischen Augenentzündung an Hand der geologischen 
Karte machen. Die Forschungen müßten sich auch darauf 
erstrecken, ob und welche Arten von tierischen Parasiten 
(Insektenübertragung) gleichzeitig Vorkommen, um das eine 
oder andere > ausschalten zu können. Wie oben erwähnt, ist 
im Auftreten der periodischen Augenentzündung ein großer 
Unterschied zwischen den beiden bayerischen Stammgestüten 
Achselschwang und Zweibrücken. In Achselschwang mit 
dem lehmigen, nassen, undurchlässigen Moränenboden ist 
die Krankheit bodenständig; in Zweibrücken ist dies nicht 
der Fall. Dort herrscht Buntsandsteinformation vor. Der 
Boden ist im allgemeinen durchlässiger, - im Eichelscheider¬ 
hof zum Teil sehr durchlassend. Unter der oberen Humus¬ 
oder, Torfschicht liegt eine oft meterstarke weiße oder rote 
Sandschichte; dann folgt eine kleine Lettenschicht und in 
einer Tiefe von 5—6 Metern der 30—60 Meter starke Bunt¬ 
sandstein mit starken Wasseradern. Die Verhältnisse sind 
dort viel günstiger infolge der Durchlässigkeit des Sand¬ 
bodens und der großzügig durchgeführten Bodenmeliora¬ 
tionen. Jedenfalls spielen Durchlässigkeit und Grund wasser¬ 
stand mit eine erhebliche Kolle für das Gedeihen des Krank¬ 
heitserregers. (Forts, folgt.) 


Versuche mit „Cellocresol“ in der Veterinärpraxis. 

Von Oberstabsveterinär a. D., Liebscher. 

In neuerer Zeit sind in der tierärztlichen und land¬ 
wirtschaftlichen Presse verschiedene Abhandlungen über 
ein noch wenig bekanntes Desinfektionsmittel „Cello¬ 
cresol“ erschienen, welche infolge günstiger Kritik durch 
Fachleute wesentlich dazu beigetragen haben, daß sich 
dasselbe in verhältnismäßig kurzer Zeit in der Tiermedizin 
und auch in der Landwirtschaft große Anerkennung er¬ 
worben und bereits weitgehende Verwendung gefunden hat. 
Bei der großen Anzahl zum Teil sehr wertvoller Desinfek¬ 
tionsmittel, die für den Praktiker auch ina allgemeinen voll¬ 
kommen genügen, geht derselbe wohl. nur schwer an die 
Verwendung eines neuen heran, zumal da die Erfahrung 
gelehrt hat, daß vielfach von chemischen Fabriken im Kon- 


7 ) Siehe Seite 987, 



1006 


kurrenzkampf auf den Markt gebrachte neue Präparate, 
besonders auch Desinfektionsmittel, die angelobten Eigen¬ 
schaften nicht oder nur bedingt besitzen und so im Werte 
hinter den erprobten alten zurückstehen, so daß sie sich 
in der Praxis nicht einführen können und gewöhnlich bald 
wieder von der Bildfläche verschwinden. 

Da nun aber erfahrungsgemäß den alten wertvollen 
Desinfektionsmitteln leider mancherlei Mängel anhaften, 
wie eine gewisse Giftigkeit oder Ätzwirkung, oder Schwer¬ 
löslichkeit bezw. auch zu intensiver Geruch, der aus Kleidern 
und Händen schwer zu entfernen ist, ganz abgesehen von 
einem relativ zu hohen Preise, 'der immerhin in der Praxis 
mit ins Gewicht fällt, so greift der Praktiker doch, wenn 
auch nur ungern und skeptisch, zu einem neuen, empfohlenen 
Präparat, in der Hoffnung, daß es vielleicht doch gewisse 
Vorzüge vor den alten Mitteln besitzt oder wenigstens dessen 
Nachteile vermeidet'. Und letztere Erwägung war auch der 
Grund, daß ich meine Aufmerksamkeit auf das neue, so 
gut empfohlene Desinfektionsmittel „Cellocresol“ hinwandte 
und auf Anfrage der Fabrik meine Bereitwilligkeit zur Aus¬ 
führung einiger Versuche mit demselben in meiner Praxis 
erklärte. 

Zu diesen Versuchen wurden mir von der Herstellerin, 
der Saccharin-Fabrik, Aktiengesellschaft, von Fahlberg, 
List & Co. in Magdeburg-Südost ein größeres Quantum 
„Cellocresol“ zur Verfügung gestellt. 

Das „Cellocresol“ ist nach dem mir vorliegenden 
Prospekt der Firma ein Desinfektionsmittel, das 20°/o Kresole 
neben einer Anzahl hochmolekularer Kohlenwasserstoffe 
als wirksame Bestandteile enthält. Nach Versuchen des 
Bakteriologen Dr. Piorkowski, Berlin und des Dr. 
D i s s e, Leiter des pathologischen Instituts des Landes¬ 
krankenhauses Braunschweig, besitzt es alle Eigenschaften 
eines echten Desinfektionsmittels, indem es mit Sicherheit 
die Abtötung und Unschädlichmachung pathogener An¬ 
steckungsstoffe in Form von Spaltpilzen und Bakterien 
aller Art bewirkt. Außerdem hat es eine stark desodorie¬ 
rende Wirkung und vernichtet die den üblen Geruch her¬ 
vorrufenden Fäulniskeime, was bei manchen im Handel 
befindlichen Desinfektionsmitteln nicht der Fall ist, da diese 
die üblen Gerüche* durch Bindung der Fäulnisprodukte nur 
verderben. Cellocresol ist nach den genannten Autoren in 
den zur Anwendung kommenden Mengen vollkommen un¬ 
giftig und daher auch für Laien z. B. bei Verwechslungen 
ungefährlich. Da es auch nur einen leichten, nicht unan- 



1007 


genehmen Kresolgeruch hat, sich mit Wasser in jedem 
Verhältnis mischt,, wobei es eine leicht schäumende, milchige 
und dauernd haltbare Emulsion gibt, da es ferner keine 
ätzende Wirkung auf die Haut ausübt, dieselbe jedoch gut 
reinigt, auch die Instrumente nicht angreift und schlüpfrig 
macht, ferner stets von gleicher Zusammensetzung und Be¬ 
schaffenheit ist und schließlich auch der Preis, was auch 
mit ins Gewicht fällt, zumal bei der Großdesinfektion, ein 
relativ niedriger ist, so muß es wegen dieser hervorragen¬ 
den Eigenschaften als ein Desinfektionsmittel pro excellence 
gelten. Im Übrigen verweise ich auf die Abhandlung vom 
28. März 1920 in der „Tierärztl. Rundschau“ XXVI. Jalirg. 
Nr. 13 „Über Cellocresol“ von Dr. Kuoll, in welcher alle 
diese Eigenschaften treffend gekennzeichnet und durch ein¬ 
gehende praktische Versuche einwandfrei belegt worden sind. 

Diese Abhandlung eines bekannten Fachgenossen war 
auch mit der Hauptgrund, weshalb ich einer Prüfung des 
„Cellocresol“ in meiner eigenen Praxis näher getreten bin, 
und gebe nun in Folgendem auszugsweise über die von 
mir genauer beobachteten Fälle einen kurzen Überblick, 
indem ich bemerke, daß ich das Mittel lediglich in der 
Pferdepraxis in allen den Fällen angewendet habe, in welchen 
ich sonst Lysol, Creolin, Sublimat, Sublamin, Wasserstoff¬ 
superoxyd und dergl. zu gebrauchen pflegte, und zwar in 
1—5°/o wässerigen Lösungen, in einzelnen Fällen auch in 
Salben- und Kataplasmaform. 

1. Wunden und Verletzungen am Kopfe. 
Ohrfistel am hinteren Rande der Ohrmuschel ca; 1 cm 
vom Grundanfang entfernt, die schon sehr lange bestand 
und zu entzündlicher Schwellung und Verhärtung des 
afficirten Gewebes der Haut und Unterhaut geführt hat; 
aus der stecknadelkopfgroßen Öffnung entleerte sich von 
Zeit zu Zeit tropfenweise eine trübe, gelbliche Flüssigkeit. 
Durch die künstlich etwas erweiterte Fistelöffnung ließ sich 
mit der gewöhnlichen Stahlsonde ein enger Gang ca. 2 cm 
weit nach obenhin verfolgen. Nach vollständiger Spaltung 
desselben und Auskratzen bis auf den Ohrknorpel erfolgte 
lediglich gründliche Desinfektion mit 5°/o Cellocresol- 
lösung mit nachfolgender Bedeckung von loser Watte. 
Bei täglich gleicher Behandlung zeigte sich eine gesunde 
Granulation ohne jede Eiterung; Heilung in 14 Tagen, 
kein Recidiv. Verletzung am oberen Augenlide. 
Vom äußeren Augenwinkel ist das obere Augenlid auf ca. 
2 cm Länge schräg nach oben eingerissen, so daß es 
herunterhängt. Die Wundränder werden aufgefrischt und 



1008 


mit Knopfnähten vereinigt nach vorheriger Desinfektion 
mit 3°/o Cellocresollösung. Heilung ohne Eiterung, feste 
Verbindung in 14 Tagen. Querwunde über dem 
Auge von 3 cm Länge, die bis auf den Augenbogen reicht. 
Die vernachlässigte Wunde zeigt alle Erscheinungen der 
Infektion: Schwellung, mißfarbiges Aussehen, schlaffe 
Granulation, brandig-fauliger Geruch. Das ganze Auge ist 
verschwollen. Nach gründlicher Auskratzung der Wund¬ 
fläche bis auf den Knochen wird dieselbe mit 3% Cello¬ 
cresollösung desinfiziert und diese Behandlung täglich 2 mal 
wiederholt, worauf gesunde Granulation und Heilung in 
kurzer Zeit erfolgte. Zur Nachbehandlung diente Jodtink- 
turbepinselung zwecks Erzielung eines gesunden Schorfes 
und guter Vernarbung. 

Rißwunde an der Oberlippe. Ein Pferd hatte 
sich wahrscheinlich durch Hängenbleiben an einem Haken 
oder durch den scharfen Knebel der eisernen Halfterkette 
die Oberlippe in der Mitte auf eine Länge von 7 cm quer 
durchgerissen, so daß dieselbe weit herunterhing. Nach 
Auffrischung und Glättung der unreinen, zackig-zerrissenen 
Wundränder wurden dieselben mit 3 °/o Cellocresollösung 
gründlich desinfiziert, durch Knopfnähte vereinigt und mit 
Jodtinktur bepinselt. Bei täglicher Fortsetzung dieser Be¬ 
handlung, auch von der inneren Schleimhaut fläche der 
Oberlippe aus, erfolgte Heilung ohne jede Eiterung 
in einigen Wochen. (Schluß folgt.) ■ 

Referate. 

InfekfloBS- and Invaslonskrankheiten. 

Dr. Johann Saphir, Oberarzt der Klinik: Pallida- 
färbung in dickem Tropfen. (Aus der Universitätsklinik für 
Haut- und Geschlechtskrankheiten in München. — Münch. 
Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1047.) 

Die Dunkelfeldbeleuchtung zur Auffindung der Spirochaeta 
pallida erfordert technische Hilfsmittel, die ihre Anwendung für 
den praktischen Arzt unmöglich macht. Das Bestreben eine ein¬ 
fachere Methode ausfindig zu machen, ist, wie die große Zahl der 
empfohlenen Verfahren erkennen läßt, noch nicht befriedigend 
geglückt. S. hält die an der Münchener Klinik geübte Methode den 
bisherigen wegen ihrer Einfachheit und Raschheit für überlegen, 
weshalb er sie zur allgemeinen Nachprüfung mitteilt. Ein Tropfen 
des Reizserums wird auf dem entfetteten Objektträger luftgetrock¬ 
net oder zur Beschleunigüng der Trocknung dreimal durch die 
Flamme gezogen. Nachher wird das Präparat 1 Minute in For- 
malin-Essigsäurelösung (Form.20,0, Acid.acet.glac. 1,0, 
Aq. dest. 100.0) fixiert; ohne abgespült zu werden kommen auf das 
Präparat einige Tropfen einer 5 %igen Tanninlösung (Äcid. 
tannic. 5,0. Acid. caxbolic. 1,0, Aq. dest. 100,0), welche bis zur 



Dampfentwicklung einwirken muß (10—20 Sekunden), Abspülen 
unter fließendem Wasser, dann Färben mit 1 %iger alkoholi¬ 
scher Methylviolett- oder konzentrierter. wässeriger 
Kristallviolett-Lösung 1—8 Minuten; dann gewässert und vorsich¬ 
tig, am besten über der Flamme, getrocknet. Me. 


Chirurgie und Geburtshilfe. 

Dr. Hildebrand - Spieka : Therapie der Nachblutung 
nach der Kastration männlicher Haustiere. (Deutsche Tier¬ 
ärztliche Wochenschrift, 1920, Nr. 48, S. 569.) 

Ein Obergutachten des Landesveterinäramtes, dessen Ausfüh¬ 
rungen darin gipfeln, daß Kaltwasserreize auf das Kreuz und das 
Operationsfeld hinreichende Maßnahmen zur Stillung einer Nach¬ 
blutung infolge der Kastration seien, sowie die unzulängliche Be¬ 
handlung dieser Frage in den Lehrbüchern gibt H. Veranlassung, 
seine Erfahrungen über solche Komplikationen bei dieser Operation 
mittels moderner Methoden mitzuteilen. Beim Hengste ist, soferne 
die Blutung nicht von selbst zum Stillstand kommt, der Samen- 
strangstqmpf eventuell unter Erweiterung der Kastrations wunde 
zu suchen, mit der Hand zu fassen und eine Arterienklemme, 
Schieberpinzette oder eine Ligatur anzulegen; Instrument und Li¬ 
gatur kann ohne Nachteil 24 Stunden liegen bleiben. Versagt dieses 
Verfahren aus irgend einem Grund, so ist in das leere Skrotum bis 
in den Canal, inguinal, ein steriler Tampon einzuführen und die 
Wunde zu nähen; Hämostatika und Desinficientia sind wegen der 
reflektorischen Wirkung zu vermeiden. Der Tampon bleibt 48 
Stunden liegen und wird nach öffnen der Nähte vorsichtig ent¬ 
fernt. Bösartige Tiere oder eintretende Widerwärtigkeiten zwingen 
zum nochmaligen Abwerfen. Die Therapie beim Stier, Schaf und 
Ziegenbock ist einfacher, obwohl hier, aus noch strittigen Gründen, 
Nachblutungen häufiger Vorkommen; man legt nach Entfernen des 
geronnenen Blutes oberhalb der Onerationswunde eine Ligatur, 
die so fest angezogen wird, daß die Blutung steht, die zur Schleife 
geknüpfte Ligatur kann nach 5—6 Stunden vom gut instruierten 
Besitzer selbst gelöst werden. Belanglos sind nach H. konsekutive 
Blutungen beim Eber, weil infolge der hohen Lage der Testikel 
das Blut sich im nasalen Teile des Skrotum sammelt, gerinnt und 
die Gefäße des Funicul. spermatic. gewissermaßen automatisch 
verschließt. Beim Hunde ist die Blutung durch Nähen der Wunde 
oder Einlegen eines TamDons zu stillen, während sich bei Kanin¬ 
chen und Hähnen Eingriffe dadurch erübrigen, daß Nachblutungen 
unsichtbar bleiben. Bei der Verwendung von Kluppen bei der Ka¬ 
stration der Tiere sind Blutungen seltener, treten sie aber infolge 
mangelhaften Verschlusses öder Lockerung auf, muß die Kluppe 
gelöst und neu gelegt werden, wozu das Abwerfen unbedingt er¬ 
forderlich ist. Der Versuch der einfachen Verstärkung des Ver¬ 
schlusses ist nach H. nicht ratsam. Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Der Verein der preußischen Schlachthof tierärzte 

hat in seiner Vollversammlung am' 9. Oktober ds. Jrs. nach ein¬ 
gehender Erörterung einstimmig gegen die seitens des Vereins 
edutscher Nahrungsmittelchemiker gelegentlich seiner kürzlich 
stattgefundenen Tagung hervorgetretenen Bestrebungen protestiert, 
die Tierärzte bei der allseitig als unbedingt notwendig anerkannten 



hygienischen Kontrolle des Milchverkehrs auszuschalten und in 
erster Linie für die Nahrungsmittelchemiker in Anspruch zu 
nehmen. 

Wohin eine einseitige chemische Kontrolle der Milch führt, 
lehren die beklagenswerten Mißstände in der Versorgung der 
Großstädte, namentlich von Groß-Berlin, mit Frischmilch. Die 
chemische Untersuchung der Milch, für die der Nahrungsmittel¬ 
chemiker zuständigst, und die er lediglich auszuführen imstande 
ist, gibt nur über den Handelswert der Milch als Molkereiprodukt, 
über den Fettgehalt und etwa stattgefundene Entrahmung und 
Wässerung der Milch Auskunft, sie bietet aber in keiner 
Weise eine Garantie für eine hygienisch einwandfreie Beschaffen¬ 
heit der Frischmilch, die für Säuglinge, werdende und stillende 
Mütter .sowie für Kranke und Rekonvalsezenten unentbehrlich ist, 
DieVersorgung der Städte und Industriezentren mit gesunder 
bekömmlicher F r i s c h m i l«c h, die für die Gesunderhal¬ 
tung unserer herahwachsenden Jugend unbedingt erforderlich ist, 
kann aber nur dann sichergestellt werden, wenn die Milchkontrolle 
nicht wie bisher lediglich eine chemische, sondern in erster Linie 
eine hygienische, d. h. tierärztliche ist. Die Beschaffenheit einer 
gesunden Frischmilch, von der verlangt werden muß, daß sie frei 
von Krankheitskeimen ist, die durch den Milchgenuß auf den Men¬ 
schein übertragen werden können, ist nur dann möglich, wenn 
die amtliche Kontrolle einsetzt am Orte der Milchgewinnung und 
sich auf den Gesundheitszustand, die Fütterung, Haltung und 
Wartung der Milchtiere sowie auf eine saubere ordnungsmäßige 
Milchgewinnung und Milchbehandlung erstreckt bis zu dem Augen¬ 
blick, wo die Milch in die Hände der Konsumenten gelangt. Der 
Wert einer guten Frischmilch liegt in ihrer 
hygienisch einwandfreien, Beschaffenheit und 
erst in zweiter Linie in iirer chemischen Zu¬ 
sammensetzung; für erstere verlangt und erhält der Pro¬ 
duzent einen erheblich höheren Preis. 

Aus diesen mehrfachen Gründen ist somit die einseitige che¬ 
mische Untersuchung der zu Markt gebrachten Milch unbedingt 
zu einer sanitätspolizeilichen Kontrolle des gesamten Milchver¬ 
kehrs auszugestalten. Von der sanitätspolizeilichen Kontrolle und 
Untersuchung der Milch aber die Tierärzte, die durch ihr Fach¬ 
studium und insbesondere in der sanitätspolizeilichen Milchkunde 
wissenschaftlich und praktisch ausgebildet sind, auszuschalten, wie 
die Nahrungsmittelchemiker verlangen, ist im Interesse der öffent¬ 
lichen Gesundheitspflege zurückzuweisen. Es ist kein Zufall, daß 
namentlich in größeren Städten Rheinlands — Duisburg, Mülheim 
a, d. Ruhr, Emmerich usw. —, und in vereinzelten Städten Branden¬ 
burgs — Guben, Brandenburg, Freienwalde —, in denen seit einer 
•Reihe von Jahren die gesamte Milchkontrolle in den Händen der 
Schlachthoftierärzte liegt, auch die Milchversorgung und nament¬ 
lich auch die Milchbewirtschaftung währemd des Krieges und in 
der Nachkriegszeit unter dieser sachkundigen Leitung gut funk¬ 
tioniert hat, während in Groß-Berlin zwei große Nahrungsmittel- 
Untersuchungsämter, in denen unter Ausschaltung von sachver¬ 
ständigen Tierärzten nur eine chemische Überwachung des Milch¬ 
verkehrs ausgeübt wird, bisher nicht vermocht haben, die seit 
langer Zeit bestehenden Mißstände in der Versorgung der Bevöl¬ 
kerung mit Milch zu beseitigen. , 

Die Tierärztekammer für die Provinz Brandenburg und den 
Stadtkreis Berlin in Gemeinschaft mit der Tierärztlichen Gesell- 



1Ö11 


schaft zu Berlin hat bereits im vorigen Jahre in einer den städti¬ 
schen Behörden überreichten Denkschrift auf die bestehenden Miß- 
stände in der Milchversorgung und Milchbewirtschaftung in Groß- 
Berlin und insbesondere auf die bedenkliche, häufig gesundheits¬ 
schädliche Beschaffenheit der Milch hingewiesen. Es ist endlich 
an der Zeit, daß die in erster Linie die Verantwortung für solche 
Mißstände tragenden städtischem Behörden den in dieser Denk¬ 
schrift eingehend begründeten Anträgen und Vorschlägen zur Ver¬ 
sorgung der städtischen Bevölkerung mit hygienisch einwandfreier 
Säuglihgsmilch, die nicht weiter hinausgeschoben werden darf, 
nähertreten und zwecks Anbahnung einer ordnungsmäßigen Rege¬ 
lung des gesamten Milch Verkehrs endlich in die Tat umsetzen. 


Verschiedenes. 

Instituts-, Versammlongs- and Anstaltsberichte. 

Bericht über die Sitzung des Verwältungsausschusses für die 
Bayerische Schlachtviehversicherung in München am 17. X. 1921. 

Erstattet von der Versicherungskammer in München. 

Am 17. Oktober versammelte sich in der Versicherungskammer 
der ihr für die Schlachtviehversicherung beigegeheneVerwaltungs- 
ausschuß. Anwesend waren die Herren: ' 

Obermeister Schuster - München, 

„ Ackermann - Nürnberg, 

„ Müller- Augsburg, 

„ Hagen- Groschlattengrün, 

„ Mittnacht - Aschaffenburg, 

„ G r u b e r - Kitzingen, 

Obertierarzt Dr. M ö x l t e r - München, 

Schlachthofdirektor Dr. D i m p f 1 - Nürnberg, 

• „ Schneider - Augsburg, 

Landesökonomierat Mittermeier - Haunersdorf, 

„ Hauber - Haunersdorf, 

Güterinspektor Friedinger - Herzogsägmühle. 

Als Vertreter des Staatsministeriums des Innern war Ministe¬ 
rialrat Hartmann erschienen. Außerdem waren Vertreter des 
Landwirtschaftsministeriuins, des Handelsministeriums und des 
Landesamts für Viehverkehr anwesend. Ferner waren beigezogen: 
der Vorstand des Bezirksvereins Bayern im Deutschen Fleischer- 
verbande und ein Vertreter des Landesverbandes bayerischer Vieh¬ 
händler. 

Den Vorsitz führte Präsident Englert. 

Ehe in die Tagesordnung eingetreten wurde, gab eine An¬ 
frage des Vorstandes des Bezirksvereins Bayern im Deutschen 
Fleischerverbande, wann die Innungsversicherung eingeführt wer¬ 
den könne, dein, Vertreter des Staatsministeriums des Innern Ver¬ 
anlassung festzustellen, daß Jiie Ministerialentschließung vom 
2. September 1921 lediglich einen Vorschlag der Versiche¬ 
rungskammer enthalte, der dem Bezirksverein Bayern im Deut¬ 
schen Fleischerverbande zunächst nur zur Äußerung hinüber¬ 
gegeben worden sei und noch keine Verordnung bedeute. Im 
übrigen habe diese Angelegenheit durch den Beschluß der 
Landesbauernkammer vom 29. September 1921 eine be¬ 
deutsame Wendung erfahren. 

Zum Punkt 1 der Tagesordnung: Beteiligung derVieh- 
v e rkäufer an der Beitragsleistung äußerte sich zu¬ 
nächst Veterinärrat Kürschner. Er berichtete über den Be¬ 
schluß der Landesbauernkammer vom 29. vor. Mts. und gab seiner 





1Ö12 


Freude darüber Ausdruck,. daß die 6eit langem geführten Ver¬ 
handlungen, die Landwirtschaft zur Beteiligung an der Beitrags- 
Leistung für die öffentliche Schlachtviehversicherung zu gewinnen, 
zu einem erfolgversprechenden Abschluß gelangt seien; es be¬ 
stehe nunmehr die Möglichkeit, den Landwirt, der Schlachtvieh 
veräußert, zur Zahlung von einem Drittel des Beitrages zu ver¬ 
pflichten. Als Viehverkäufer kämen jedoch nicht allein Landwirte, 
sondern auch Händler iiln Frage. Diese seien gerechterweise ebenso 
wie die Landwirte zur Beitragleistung heranzuziehen. Zwar hätten 
die Verhandlungen mit der Leitung des Landesverbandes bayeri¬ 
scher Viehhändler bisher noch zu keinem Ergebnis geführt; mit 
Rücksicht auf ein gutes Einvernehmen zwischen den an der Fleisch¬ 
versorgung beteiligten Kreisen sei jedoch zu hoffen, daß sich die 
Händler doch zum Entgegenkommen bereit zeigen werden» 

Der Vertreter des Landesverbandes bayerischer Viehhändler 
teilte hierauf mit, daß über diese Angelegenheit eine Besprechung 
der Kreisvorsitzenden stattgefunden habe, die den Vorschlag auf 
Drittelung des Schlachtviehversicherungsbeitrages aus folgenden 
Gründen nicht beistimmen: 1. Die Tierhalter würden beim Verkauf 
von Schlachtvieh das von ihnen geforderte Beitragsdrittel in an¬ 
derer Form dem Händler wieder zu entziehen suchen (z. B. durch 
höheres Stallgeld); 2. da eine größere Anzahl Schlachttiere über 
die bayerische Grenze geht, käme das hiefür von den Tierbesitzem 
bezahlte Beii/tragsdrittel den Händlern zugute; dies würde die dem 
Verbände gegenüber bestehende gereizte Stimmung nur noch ver¬ 
schärfen; 3. der Verband könne nicht für die Gesamtheit der Vieh¬ 
händler sprechen, da von den 9000 zum Viehhandel Zugelassenen 
nur etwa 4000 dem Verbände angehören. 

Demgegenüber wurde betont, daß die Tierhalter, wenn ihre 
Beteiligung an der Schlachtviehversicherung vom Ministerium an¬ 
geordnet wird, eben hiedurch zur.Betragsleistung verpflich¬ 
tet werden und daß das Beitragsdrittel gegebenenfalls nicht einen 
Teil des Kaufpreises darstelle, sondern nach Abschluß des Kauf¬ 
geschäftes vom Tierhalter dafür zu entrichten sei, daß er sich mit 
der Übergabe des Tieres von jeglicher Gewährleistung entbinde. 
Niemand, der die Verhältnisse kenne, würde dem Händler ernst¬ 
lich einen Vorwurf machen können, wenn Schlachttiere, für die 
das Beitragsdrittel entrichtet sei, außerhalb Bayerns geschlachtet 
würden. Er habe ja das Beitragsdrittel nicht ohne Gegenleistung 
erhalten; er habe vielmehr hiefür von der Übernahme des Tieres an 
auch die Gefahr für die Gewährsmängel getragen. 

Die Vertreter des Metzgergewerbes forderten nunmehr die 
Übernahme der Hälfte des Beitrages durch die Landwirte und er¬ 
klärten sich gegen die Drittelung, weil bei Kaufgeschäften, be¬ 
sonders auf dem Lande, wo die Beteiligung der Händler nicht in 
Frage komme, die Metzger zwei Drittel des Beitrags zu bezahlen 
hätten. Die Teilung entspreche auch der Billigkeit, da der Tier¬ 
halter, der wie jeder Verkäufer für die Güte der verkauften Ware 
aufkommen müsse, ein größeres Interesse an der Schlachtviehver¬ 
sicherung habe als der Metzger. 

Landesökonomierat Mittermeier erwiderte, für die Be¬ 
lange der Landwirtschaft an der Schlachtviiehversicherung genüge 
die Leistung des Beitragsdrittels vollkommen. Eis dürfe nicht über¬ 
sehen werden, daß die Tierhalter zur Zeit Schlachttiere ohne jeg¬ 
liche Gewährleistung’verkaufen können. 

Einer Anregung, ob allenfalls beim Verkauf an Händler Dritte¬ 
lung, bei unmittelbarem Verkauf an Metzger Halbierung des Bei¬ 
trages Platz greifen könnte, wurde entgegengehalten, daß dadurch 






1013 


der Verkauf an Händler zum Nachteile der Metzger begünstigt 
würde. 

Schließlich stellte' der Vertreter des Landesverbands bayeri¬ 
scher Viehhändler folgenden Antrag: 

a) Der Tierhalter hat dem Händler ioder dem Schlachtenden die 
Hälfte des am Kaufsort festgesetzten Beitrages im Voraus zu 
vergüten. 

b) Der Händler hat beim Verkauf an den Schlachtenden drei 
Viertel des für den Kaufsort festgesetzten Beitrages im 
Voraus zu vergüten. 

Der Antrag wurde mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt. 

Bei der Beratung der von der Versicherungskammer vorge- 
schlagenen Änderungen der a 1 lg em ein en Ve ra 1 ch e« 
rungsbedingungen wurde sodann mit 11 gegen 1 Stimme 
die Ziffer 11 in nachstehender Fassung gebilligt: 

„An'der Versicherung haben sich die Tier¬ 
halter, Händler und Schlachtenden in fol¬ 
gender Weise zu beteiligen: 

a) der Tierhalter hat dem Händler oder dem Schlach¬ 
tenden einDrittel des für denKaufsort fest¬ 
gesetzten Beitrages im Voraus zu vergüten; 

b) der Händler hat beim Verkauf an einen Wieder¬ 
verkäufer ein Drittel, beim Verkauf an den 
Schlachtenden zwei Drittel des für den 
Kaufsort festgesetzten Beitrags im Voraus 
zu vergüten; 

c) der Schlachtende haftet der Anstalt für den ganzen 
V ersicherungsbeitrag.“ 

Dementsprechend wurde zu diesem Gegenstände der Tages¬ 
ordnung noch beschloß sen, die Ergänzung des Verwaltungsaus¬ 
schusses dahin zu begutachten, daß hiezu auch 3 Vertreter des 
Viehhandels gewählt werden sollen, während die Vertretung der 
Schlachtenden künftig aus 5 rechtsrheinischen und einem Pfälzer 
Mitglied des Deutschen Fleischerverbandes und einem Fleisch¬ 
warenfabrikanten bestehen soll; ferner daß Landwirte und Händler 
dafür, daß sie sich an der Schlachtviehversicherung beteiligen, Er¬ 
satzansprüchen von Seiten dieser nicht mehr ausgesetzt sein sollen. 

Bei der Beratung der von der Versicherungskammer vorge¬ 
schlagenen neuen Beltrags-und Entschädigungs¬ 
ordn u n g -bildete den Hauptgegenstand die Herabsetzung der 
Beiträge. 

Bisher war der Beitrag vom Schlachtenden allein zu entrichten 
nach folgenden Sätzen: für Großrinder je 50 Mk., für Jungrinder 
bis zu 5 Zentner Lebendgewicht und bis zu einem Alter von 1% 
Jahren je 30 Mk., für Schweine je 8 Mk., für Kälber, Schafe, Ziegen 
je 4 Mk. 

Mit Wirkung vom 1. November 1921 an wurde folgende neue 
Beitragsordnung beschlossen: 


Tierart 

Ordentliche Schlacht- 
yiehver8icherung 

Ausschu߬ 

versicherung 

Kälber, Schafe, Ziegen. 

8 A 

15 A 

Schweine. 

6 „ 

15 „ 

Qroßtiere bis zu 7 Zentner, mit 
Ausnahme der Kühe .... 

15 „ 

78 „ 

Alle übrigen Großtiere. 

39 „ 

90 „ 

4 













1014 


Gleichfalls mit Wirkung vom 1. November 1921 an wurde fol¬ 
gende neue Entschädigungsordnung beschlossen: 

Bei Vollschäden, d. h. wenn bei der Fleischbeschau der 
ganze Tierkörper als zum menschlichen Genüsse untauglich oder 
bedingt tauglich oder zwar tauglich, aber minderwertig erklärt 
wird, wird die Entschädigung in der ordentlichen Schlacht- 
viehversicherung nach dem Einkaufspreis nebst Schlachtgebühren 
berechnet, in der Ausschuß Versicherung nach dem Werte der 
gemäß dem Schlachtgewichte und der jeweiligen Schlachtwert¬ 
klasse kann, wenn besondere Verhältnisse dies erheischen, auch 
für die ordentliche Schlachtviehversicherung in einzelnen 
Beschaubezirken angeordnet werden. Die Versicherungsgebühr 
wird bei der Entschädigung nicht rückvergütet.. 

Bei Teilschäden werden folgende Entschädigungen ge¬ 
währt: r » 


Tierart 

Lungen 
je Stück 

Lebern 
je Pfund 

Milz 

je Pfund 

Herz 
je Pfund 

Nieren 
je Pfund 

Ochsen . . . 

20 A 

8 A (bis zum 
Höchstgewicht 
von 20 Pfund) 

8 A (bis 
zum 

8 A (bis 
zum 

8 A (bis 
zum 

Kühe u. .Stiere 

20 A 

8 A (bis zum 
Höchstgewicht 
von 16 Pfund) 

Höchstge¬ 
wicht von 

2 Pfund je 

Höchstge¬ 
wicht von 

6 Pfund je 

Höchstge¬ 
wicht von 
l 1 /* Pfund 

Jungrinder . . 

20 A 

8 A' (bis zum • 
Höchstgewicht 
von 10 Pfund) 

Stück) 

Stück) 

je Stück) 

Kälber . . . 

10 A ohne 
Herz 

10 A mit 
Herz 

8 A (bis zum 
Höchstgewicht 
von 3 Pfund) 




Schweine . . 

Schafe und 

7 A 

8 A (bis zum 
Höchstgewicht 
von 3 Pfund) 

» 



Ziegen . . . 

3 A 

8 A (bis zum 
Höchstgewicht 
von 1 Pfund) 





Für Fleisch und Fett im Gewichte von 2 Pfund und 
darüber gelten als H ö c h s t s ä t z e jeweils die von der Versiche¬ 
rungskammer im „Bayer. Staatsanzeiger“ veröffentlichten Preise. 
Vom 1. November 1921 an gelten folgende Sätze (Pfundpreise in 
Mark): 


Tierart 

1 . Klasse 

vollfleischig und ge¬ 
mästet mit Hautfett 

2 . Klasse 
vollfleischig und 
mittefett 

3 Klasse ; 
mäßig genährt, doch 
angefleischt 

Fleisch 

| Fett 

Fleisch 

Fett 

Fleisch 

Fett 

Großrinder 

bis zu 13 A 

bis zu 6 A 

bis zu 10 A 

bis zu 4A 

bis zu 6 A 

bis zu 2A 

Kälber . . 


— 

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— 

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— 

Schweine . 



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Schafe . . 

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Ziegen . . 

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— 

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— 


Für Pansen werden bei Großtieren bis zu 7 Zentner Lebend¬ 
gewicht 20 Mk., bei allen übrigen Großtieren 30 Mk. vergütet. 

Fremdartige Einlagerungen (Geschwüre, Geschwülste) dürfen 
nicht mitgewogen werden. 

Andere Teile (Eingeweide, Euter, Tragsäcke) werden nicht 
vergütet. 

Der Abteilungsleiter der Versicherungskammer bemerkt, diese 


\ 



1015 


bedeutende Ermäßigung der Beiträge setze 
v o r a us, daß der hartnäckigeWider stand gegen 
die öffentliche Schlachtviehversicherung nun¬ 
mehr aufhöre und die Schlachtenden ihre-Tiere- 
in richtiger Erkenntnis der^für ihr Gewerbe 
nützlichen Einrichtung lückenlos zur Ver¬ 
sicherung anmelden, und daß die Beteiligten 
bestrebt sind, die Schäden möglichst zu ver¬ 
meiden und zu vermindern. 

Der Vorschlag des Obermeisters Mittnacht, jenen Schlacht¬ 
höfen, die wegen andauernd guter Geschäftsergebnisse bisher eine 
Beitragsermäßigung hatten, diese voll zu belassen, 
wurde mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt, weil zunächst einmal 
zugesehen werden soll, wie sich die neue Beitragsordnung bewährt 
und weil die neuen Beitragsätze infolge der Drittelung ohnehin 
wesentlich niedriger sind als die bisherigen Ausnahmssätze, indem 
der Schlachtende, selbst wenn er zwei Drittel des Beitrags zu 
zahlen hat, fortan für Großvieh statt 30 Mk. nur mehr 26 Mk., für 
Jungvieh statt 16 Mk. nur mehr 10 Mk., für Schweine statt 6 Mk. 
nur mehr 4 Mk., für Kälber, Schafe, Ziegen statt 3 Mk. nur mehr 
2 Mk. entrichten muß, und bei Beteiligung des Händlers diese 
Sätze sich noch um die Hälfte mindern. Zeige sich auch unter 
der Herrschaft der neuen Beitragsordnung, daß einzelne Schlacht- 
höfe ausnehmend günstig abschließen, so biete Ziffer 11 der all¬ 
gemeinen Versicherungsbedingungen auch in der neuen Fassung 
die Möglichkeit, die Beitragsätze wiederum zu ermäßigen. 

Bezüglich der Ausschußversicherung, deren Bei¬ 
tragsätze nur für Kühe und für Großtiere über 7 Zentner Lebend¬ 
gewicht erhöht wurden (90 Mk.), wurde bemerkt, daß diese Ver¬ 
sicherungsart zur Entlastung der ordentlichen Schlachtviehver¬ 
sicherung noch mehr als bisher angewendet werden sollte, indem 
alle nicht völlig einwandfreien Schlachttiere, soweit sie nicht über¬ 
haupt versicherungsunwürdig sind, der Ausschußversicherung zu¬ 
gewiesen werden. 

Nach Erledigung der Tagesordnung fragte Obermeister Mitt- 
nacht nochmals an, wann die Innungsversicherung beginnen 
könne. 

Landesökonomierat Mittermeier erklärte hierauf, die Landes- 
bauernkammer habe nur unter der Bedingung, daß die öffent¬ 
liche Schlachtviehver.Sicherung beibehalten 
werde, die Beteiligung der Landwirtschaft befürwortet. Für In¬ 
nungsversicherungen, die als private Unternehmungen 
zu betrachten seien, sei der Beschluß der Landesbauernkammer 
nicht bindend. Hiezu bemerkte der Vorsitzende, daß die 
Staatsregierung eine Beteiligung der Landwirte und Händler a n 
einerlnnuaigsversicherung gar nicht anordnen könnte, 
weil die Anordnungsbefugnis nach Art. 13 a des Viehveraicherungs- 
gesetzes nur für die öffentliche Versicherung bestehe. Auch sei es 
unmöglich, eine Innungsversicherung mit einem Beteiligungszwang 
für solche Schlachtende auszustatten, welche außerhalb der Innung 
stehen. 

Zum Schlüsse gab der Vorsitzende noch Gelegenheit zu Er¬ 
innerungen, Wünschen und Anträgen.. Obermeister Mittnacht 
brachte verschiedene Wünsche in Bezug auf das schiedsgericht¬ 
liche Verfahren vor. Der Vorsitzende sichert die Erwägung dieser 
Wünsche bei einer Änderung des Viehversicherungsgesetzes zu. 



1016 







Hochschulnachrichten. 

Berufung. Dr. Bierbaum, Privatdozent und Obeiassistent am 
Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, hat 
einen an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl für Bakteriologie 
und als Direktor des betr. Institutes an der Tierärztl. Falkultat 
La Plata (Argentinien) abgelehnt. 

Dr. W. Pfeiler, Abteilungsleiter am Vet.-Inst. der Universität 
Jena, wurde zum a. o. Professor der philos. Fakultät der 
der dortigen Universität ernannt. Gleichzeitig wurde ihm der 
Lehrauftrag für Tierhygiene erteilt. 

Dem Privatdozenten für Anatomie an der Veterinärmedizinischen 
Fakultät der Universität Zürich, Tierarzt Dr. Eberhard Acker¬ 
knecht, wurde der Titel Professor verliehen. 

Vom Komiker zum Professor. In dem Organ der Ärztekammer 
der Provinz Sachsen, den Ärztlichen Nachrichten, ist folgendes zu 
lesen: Man hat in unserer kranken Zeit nachgerade verlernt, sich 
über irgend etwas zu wandern; warum sollte nicht der vormalige 
Varietdkomiker Otto Schlesinger von der braunschweigischen 
Staatsregierung zum Professor der Psychotherapie ernannt werden? 
Wie/Schlesinger zu dieser Berufsbezeichnung gekommen ist, ist aus 
nachfolgender Abschrift ersichtlich: 

Staatsministerium Braunschweig, 9. Juni 1921. 

Abteilung für Volksbildung. 

An die Gesellschaft zur Förderung psychischer Forschung, 

z. Hd. des Herrn Notar Wirstorf, Blankenburg a. Harz. 

Nr. V. 1801. 

Wir haben Kenntnis genommen von Ihrer Absicht, in Blanken 
bürg a. Harz eine Schule für wissenschaftliche Psychotherapie zu 
eröffnen, Einwendungen dagegen werden nicht erhoben. Wir er¬ 
warten Einsendung des Lehrplans und der Satzung der Schule. Auch 
gegen die Berufung des Herrn Otto Schlesinger als Lehrer an der 
Schule Werden Einwendungen nicht erhoben. Ihrem Wunsche statt¬ 
gebend, genehmigen wir, daß Herr Otto Schlesinger, genannt Otto 
Otto, in Ausübung seines Lehrberufes die Bezeichnung Professor 
der Psychotherapie führt. gez. Sepp Oerter. 


Gegen die Herabsetzung der Doktorwürde. Durch die Presse 
geht die Meldung, daß bei Gelegenheit der erneuten Erhöhung 
aller Hochschulgebühren eine Anzahl Universitäten auch die Pro¬ 
motionsgebühren zum Teil recht erheblich erhöht haben. Der 
deutsche Doktor, der vor dem Kriege eine große Achtung in der 
Welt genoß, hat auch unter dem Einfluß des unglücklichen Aus¬ 
ganges des Krieges gelitten, weniger im Ausland als besonders im 
Inlande. Mehrten sich doch in gewissen Erwerbszweigen und in 
gewissen Blättern recht unverblümte Anfragen betr. Doktortitel 
und, was noch schlimmer ist, Nachfragen nach Doktorarbeiten. 
Wenn man auch von milderen Prüfungshandhabungen Kriegsteil¬ 
nehmern gegenüber als vielleicht berechtigt absehen mag, so 
konnte man doch manchen Fakultäten den Vorwurf einer „Doktor¬ 
fabrik“ und damit der Herabdrückung der Doktorwürde nicht er¬ 
sparen, und der letzte Hochschullehrertag in Halle hat sich auch 
eingehend mit dieser Frage befaßt. Auch der 4. Deutsche Studen- 
ten-Tag in Erlangen hat auf Vorschlag des Studientages, dem die 



1017 


Beratung aller hochschulreformerischen Vorschläge obliegt, fol¬ 
genden Beschluß gefaßt: „Die Verleihung der Doktorwürde darf 
nur an eineai hohen Grad wissenschaftlicher Befähigung geknüpft 
sein, wobei im besonderen der Nachweis zu erbringen ist, daß der 
Anwärter die Wissenschaft selbständig bereichern kann. Damit 
ist die Forderung erhoben, daß der akademische Grad des Doktors 
seine ursprüngliche Bedeutung wieder erhält. Die unwürdige Ver¬ 
schleuderung der Doktorwürde an manchen Hochschulen upd Fa¬ 
kultäten wird bedauert. Der Vorstand der Deutschen Studenten¬ 
schaft wird gemeinsam mit den jeweils in Frage kommenden Fach¬ 
gruppen jeden Fall offenbarer Herabminderung der Anforderungen 
oder .sonstigen Mißbrauchs öffentlich brandmarken'. Grundsätzlich 
ist zu verlangen, daß die Zulassung zur Doktorprüfung von der 
vorherigen bestandenen Staatsprüfung bezw. einer entsprechenden 
Prüfung abhängig gemacht wird und ferner, daß die Anrechnung 
einer Staatsprüfungsarbeit als Doktorarbeit unzulässig ist. Der 
4. Deutsche Studenten-Tag macht außerdem mit allem Nachdruck 
darauf aufmerksam, daß eine wirkliche Gesundung der Prüfungs¬ 
verhältnisse nur dann erwartet werden kann, wenn der starken 
Abwärtsentwicklung der Anforderungen für die Mittelschulreife- 
Prüfung entschieden Halt geboten wird.“ 

Personalien. 

Praxisanmeldung: Generaloberveterinär a. D. Otto Laifle in 
Landsberg a. L. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Ludwig Hütten- 
raiter in Kösching (B.-A. Ingolstadt).' 

Bttcherschan. 

Taschenwörterbuch der medizinischen Fadiausdrücke für Nichtärzte, 

insbesondere für das Krankenpflegepersonal. Von Dr. Walter 
Marie, Regierungsmedizinalrat. Mit 345 Abbildungen. Urban 
und Schwarzenberg 1921, Berlin N 24, Friedrichstraße 105 B, 
Wien I, Mahlerstraße 4. Preis geb. 24 Mk. 

Der Verfasser des. vorliegenden Werkes ist bekannt durch seine 
medizinische'Terminologie, die unter dem Namen Guttmann heraus¬ 
gekommen ist. Als Verfasser dieses vorzüglichen und weitver¬ 
breiteten Nachschlagebuches war 'er wie nicht leicht ein zweiter 
geeignet, das Taschenwörterbuch in analogem Sinne für Nichtärzte 
zu schreiben. Verfasser wendet sich mit diesem Wörterbuch an alle 
nicht ärztlichen Kreise, die irgendwie mit der medizinischen Wissen¬ 
schaft zu tun haben; in erster Linie natürlich an das Kranken¬ 
pflegepersonal. Beim Durchschauen des Buches wird man aber 
finden, daß gerade auch der Tierarzt und Tierarzneistudierende hier 
sehr viele Ausdrücke findet, die er sehr wohl brauchen kann. Um 
so begrüßenswerter ist für uns das Erscheinen dieses Büchleins, da 
wir in der tiermedizinischen Terminologie nicht günstig gestellt sind. 
Unser altes, für seine Zeit vorzügliches Wörterbuch von Probstmayr 
aus dem Jahre 1863 ist leider naturgemäß in manchen Sachen ver¬ 
altet, und das später von Schlampp herausgegebene kurze Werkchen 
auf diesem Gebiete ist leider auch schon einige Dezennien alt und 
nicht mehr neu bearbeitet worden. Man kann also das vorliegende 
Büchlein, wenn es auch naturgemäß unseren Bedürfnissen nur teil¬ 
weise gerecht werden kann, doch wärmstens empfehlen, zumal es, 
was bisher die Terminologien nicht enthalten hatten, durch sehr 
zahlreiche, wenn auch nur kleine, so doch hinreichend verständliche 
Abbildungen bereichert ist. Ma. 



1018 


Tierärzte des Chiemgaues. 

Zusammenkunft 

am Sonntag, den 20. November 1921 im Gasthaus Wochinger 
(Nebenzimmer), Marktplatz. 

1. Besprechung von Tagesfragen (Beginn 10V« Uhr). Gemein¬ 
sames Mittagessen 12 7» Uhr. 

2. Vortrag: Über den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse der 
Unfruchtbarkeit der weiblichen Haustiere (Dr. Ernst, Direktor 
der veterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim. Beginn 1 Uhr). 
Traunstein, 11. November 1921. 

Dr. Pschorr. 



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g Preis Mk. 20.—. 1 

Ü Bearbeitet von § 

= Dr. J. Mayr, o. ö. Prof, an der Tierärztl. Fakultät der Universität München = 

| Buchdruckerei J. Gotteswinter, München I 

= Theatinerstraße 18 Telephon 27 5 72 ^ 

fÜ Zahlkarte liegt nochmals bei. |§ 



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Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich. 

Herstellung und Versand durch 

Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden). 




(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift lür Tierheilkunde n. Tlehzncht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 22. November 1921. Nr. 47. 


Inhalt: 

Originalartikel: Reuth er (Schluß folgt.) — Liebscher (Schluß.) — Referate. — 
TierärzUiche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnach¬ 
richten. — Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt. 


Die periodische Augenentzündung des Pferdes, 
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim 
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Fons.) 

Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Achselschwang. 

Daß die Erreger an gewisse Bodenarten gebunden sind, 
beweist unter anderem auch noch folgendes: Von den in 
Achselschwang gezogenen und nach dem Landgestüt Ans¬ 
bach versetzten Hengsten ist in den letzten 25 Jahren nicht 
einer an periodischer Augenentzündung erkrankt, wobei ich 
bemerke, daß die Krankheit im Amtsbezirk Ansbach nur 
höchst selten und dann nur bei eingeführten Pferden vor¬ 
kommt 8 h Daß in niederschlagreichen Jahren die perio- 

8 ) Als weiteren Beweis führe ich folgende Tatsache an: In dem 
vormaligen Graf Drexl’schen Gestüt Kanzlerhof bei Gmund am 
Tegernsee, das ich von seiner Gründung bis zu seiner Auflassung 
alljährlich besuchte und dessen Pferde mir genau bekannt waren, 
kann ich mich keines Falles von periodischer Augenentziindung bei 
den dort gezogenen Pferden erinnern. Die Zucht baute sich auf 
aus ungarischen Stuten, die von einem ungarischen Privatgestüt be¬ 
zogen worden waren. Aus dem gleichen Gestüte wurden eine An¬ 
zahl Hengstfohlen angekauft, in Achselschwang aufgezogen und 
an die verschiedenen Landgestüte, sowie nacli Zweibrücken ver¬ 
setzt. Von diesen Hengsten erkrankte, wie schon früher erwähnt, 
eine erhebliche Zahl an periodischer Augenentzündung. Daraus 
geht hervor, daß infizierte oder erblich disponierte Tiere, in Gegen¬ 
den verbracht, wo die Krankheit bodenständig ist, sehr leicht wieder 
befallen werden, und in Gegenden, wo sie infolge gewisser Boden¬ 
arten (Kalk) nicht stationär ist, gesund bleiben. — Ähnlich lagen 
die Verhältnisse in der Aufzuchtsanstalt Fall bei Lenggries, Be¬ 
zirksamt Tölz, wie sie mir von dem damaligen Bezirkstierarzt und 
späteren Gestütsdirektor Otto Schwarzmaier von Tölz mitgeteilt 
wurden. Es kam in dieser Fohlenaufzuchtsanstalt kein einziger 
Fall von periodischer Augenentzündung vor, so lange diese Anstalt 
bestand, obwohl dort Fohlen aus dem stark mit periodischer Augen¬ 
entzündung verseuchten Gebiet von Elsaß-Lothringen aufgezogen 
wurden. 








dische Augenentzündung häufiger auftritt, beweist d® An¬ 
sehwellen der Erkrankungen in den nassen Jahren 1879, 
1884, 1897, 1910, 1919 (Tab. V). Solche Jahre bedingen 
nicht nur eine Vermehrung der Krankheitserreger, sondern 
auch eine Erhöhung der Virulenz, wie das die schlimmen 
Ausgänge der Entzündung beweisen, die meist sehr rasches 
Erblinden nach ein oder zwei Anfällen herbeiführen. Für 
mich steht es außer Zweifel, daß die Aufnahme der Krank¬ 
heitskeime durch Trinkwasser und Futter erfolgt. Beim 
Stammgestüt Achselschwang spielten die schlechten Trink¬ 
wasserverhältnisse eine üble Bolle. Das wurde zwar schon 
frühzeitig erkannt, doch war keine Möglichkeit zur Abhilfe 
gegeben. Als im Jahre 1914 Westerschondorf und Stiller¬ 
hof durch Anschluß an große Wasserversorgungsgruppen 
einwandfreies Quellwasser erhielten, fand eine ganz bedeu¬ 
tende Abnahme der periodischen Augenentzündung statt 
(s. Zusammenstellung V). In Achselschwang konnte schon 
wesentlich früher, 1896, durch Fassung einer Quelle und 
Drainage der nassen Grundstücke eine erhebliche Besserung 
herbeigeführt werden. Die Drainage der Nebenbesitzungen 
blieb solange wirkungslos, als noch mangels einer Quell¬ 
wasserleitung das Drainage- und Tagwasser zum Tränken 
der Pferde benützt werden mußte. Der erfolgreiche Wende¬ 
punkt in der Bekämpfung der periodischen Augenentzün¬ 
dung fiel stets zusammen mit der Inbetriebsetzung 
einer modernen Wasserleitung. 

Der Erreger der periodischen Augenentzündung konnte 
bis jetzt nicht festgestellt werden. Ich selbst habe wieder¬ 
holt kranke Augen eingegangener Pferde mikroskopisch 
und, soweit das bei den beschränkten Hilfsmitteln möglich 
war, bakteriologisch untersucht, konnte aber in keinem Fall 
tierische Parasiten nachweisen. In einem Falle gelang mir 
der Nachweis einer großen Anzahl von stäbchenförmigen 
Bazillen in dem fibrinösen Exsudat, der vorderen Augen¬ 
kammer vermittels Gram’scher Färbung. Am 23. März 1896 
verendete ein Hengstfohlen von Capitän VI aus der Fur- 
mann IX an Magen- und Darmentzündung und Gehirn¬ 
depression ; es litt auch an Lähme, die im Gestüt nicht häufig 
vorkommt. Am vorletzten Tag zeigte es dummkollerartige 
Erscheinungen und erblindete an einer heftigen exsudativen 
Iritis ganz plötzlich zwischen %6 und 6 Uhr abends. Un¬ 
mittelbar nach dem Tode untersuchte ich ein Auge, fand die 
Netzhaut von rötlicher Farbe, Glaskörper, Iris und Linse 
normal, in der vorderen Augenkammer ein festes fibrinöses 
Exsudat. In letzterem konnte ich vermittels Gram’scher 


1021 




r 


Lösung, wie oben erwähnt, eine große Menge stäbchen¬ 
förmiger Bazillen nachweisen. Das andere Auge sandte ich 
an die pathologische Abteilung der Tierärztlichen Hoch¬ 
schule in München, um den Befund kontrollieren zu lassen 
und eventuell Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Augen¬ 
krankheit mit Lähme in Verbindung stünde. Prof. Dr. Kitt 
bestätigte meinen Befund. Er impfte Mäuse mit den Bak¬ 
terien, ohne eine Reaktion zu erzielen, so daß er zu 
der Annahme neigte, die Bakterien seien nicht pathogen. 
Von besonderem Interesse war bei diesem Fohlen noch der 
Sektionsbefund des Gehirns (Gehirnhäute hyperämisch, in 
den beiden Ventrikeln serös-blutiges Exsudat, in der Gro߬ 
hirnrinde sehr viele kleine punktförmige Blutungen), der 
darauf hindeutete, daß die Infektion der Augen vom Gehirn 
aus stattgefunden hatte. Demgegenüber möchte ich noch 
einen anderen Fall von Augenentzündung bei einem typisch 
lähmekranken Fohlen erwähnen. Hier konnte ich im Auge 
Kokken (Diplo- und Streptokokken) nachweisen. Zugleich 
fand ich aber die nämlichen Kokken im Nabeleiter. Damit 
war einwandfrei nachgewiesen, daß es sich hier um eine 
metastatische Augenentzündung handelte, die nicht mit 
der periodischen identifiziert werden konnte. 

Bei Versuchen, die auf Veranlassung des Ministeriums 
des Innern an der Tierärztlichen Hochschule München an¬ 
gestellt wurden und zu denen das Stammgestüt eine Anzahl 
von frisch erkrankten Fohlen abstellte, konnte, soviel mir 
bekannt ist, bis jetzt ein positives Ergebnis nicht erzielt 
werden. 

Betreffs der Bekämpfung der periodi¬ 
schen Augenentzündung ergibt sich aus dem bis¬ 
her Ausgeführten, daß sich die Maßnahmen zum größten 
Teil nach Gesichtspunkten der Prophylaxe orientieren 
müssen; denn, wie gesagt, eine erfolgreiche Behandlung 
der erkrankten Tiere ist im großen Ganzen bis heute ziem¬ 
lich aussichtslos geblieben. Dabei ergeben sich drei Gesichts¬ 
punkte, nach denen die ganze Vorbeuge durchgeführt wer¬ 
den muß. Erstens ist darnach zu trachten, den Infektions¬ 
herd, also das Gelände, nach Möglichkeit derart* umzuge- 

*) Ein negatives Resultat, das aber von Wichtigkeit ist, hat 
die in allerletzter Zeit von H. Professor Dr. Kitt in München vor¬ 
genommene Blutuntersuchung zu Tage gefördert; Prof. Kitt hat 
von einem neu- und einem wiederholt an period. Augenentzündung 
erkrankten und abgeheilten Pferde Blut entnommen und dieses auf 
Piroplasmen untersucht, aber in keinem Falle solche feststellen 
können, 



1022 



stalten, daß aus einem dem Krankheitserreger günstigen 
Boden ein ungünstiger geschaffen wird. Hand in Hand da¬ 
mit geht selbstverständlich die Behandlung der Wasser¬ 
verhältnisse. Zweitens muß man das Tier durch eine ent¬ 
sprechende Fütterung, soweit als das irgendwie möglich ist, 
gegen die Infektionsgefahr stärken. Der dritte Gesichts¬ 
punkt endlich ist, die Infektionsgefahr für die Tiere da¬ 
durch zu vermindern oder aufzuheben, daß man ererbte Dis¬ 
position soweit als möglich korrigiert. 

Um nun auf den ersten Gesichtspunkt zu kommen! Vor¬ 
bedingung für S c h a f f u n g eines der Infektion 
ungünstigen Geländes ist eine umfangreiche Drai¬ 
nage, da, wie schon bemerkt, das Vorkommen der Krank¬ 
heitserreger an gewisse Bodenarten (Lehmböden) gebunden 
und zu ihrem Gedeihen viel Feuchtigkeit nötig ist: also 
ein undurchlässiges, sumpfiges und nasses Gelände. Die 
Bodenformation kann man natürlich nicht beseitigen. Je¬ 
doch. ist es in weitgehendem Umfange möglich, die physi¬ 
kalische und mechanische Beschaffenheit des Bodens derart 
zu verändern, daß praktisch tatsächlich etwas Heues daraus 
wird. Umfangreiche Drainageanlagen vermögen das zu ver¬ 
wirklichen. Durch sie wird das stagnierende Wasser abge¬ 
führt. Der Boden wird durchlüftet und durchlässig, da ein 
dauerndes Abfließen des Grundwassers sich einleitet und 
der Grundwasserspiegel gesenkt wird. Der Boden erfährt 
eine mechanische Veränderung, insoferne sein Gefüge mehr 
und mehr fest wird, trotz erhöhter Durchlässigkeit. Er 
wird trocken, dicht und erwärmt sich leichter. Die Ver¬ 
änderung, welche mit dem Boden vor sich geht, ist auch 
sehr gut zu verfolgen an der Flora. In Achselschwang z. B. 
sind die einmähdigen, an der Peripherie des Grundbesitzes 
gelegenen Heidewiesen und mit ihnen die ganze subalpine 
Heideflora der Moränenlandschaft verschwunden. Dort, wo 
früher im Vorfrühling die für Moore so charakteristische 
Primula farinosa und Gentiana acaulis zu tausenden blühten 
und mit der Pinguicula alpina und vulgaris ihre bunten 
Teppiche breiteten, sprießt jetzt das dunkle satte Grün der 
Leguminosen, Compositen und süßen Grasarten. Die ganze 
Heideflora ist in wenigen Jahren nach der Drainage abge¬ 
storben. 

Damit ergibt sich nun gleich auch der zweite Gesichts- - 
punkt, die Einwirkung des Futters auf die Tiere. 
Selbstverständlich vermag im allgemeinen ein Futter, be¬ 
stehend aus Leguminosen, Compositen und süßen Grasarten 
die Tiere ganz anders zu kräftigen und zu ernähren, als das 



1023 


saure Moosheu mit den dürftigen Carex-Arten.. Es ist ganz 
natürlich, daß die Widerstandsfähigkeit bei einer derartigen 
Fütterung kräftigsten, .vollwertigsten Grases und Heues 
sich in der entsprechenden Weise erhöht. Wird die Drai¬ 
nage noch ergänzt durch die entsprechende Düngung, Zu¬ 
führung von Kali, Phosphaten und Kalk, so ist auf jeden 
Fall ein guter Erfolg gewährleistet. 

Es drängt sich hier die Frage auf, ob nicht ein Zu¬ 
sammenhang bestehen könnte zwischen den Existenzgrund¬ 
lagen des Krankheitsvirus in dem Gelände und den biologi¬ 
schen Verhältnissen, die für ihn im Körper der Tiere ge¬ 
schaffen werden durch das von dem gleichen Gelände ver¬ 
abreichte Futter. In dieser Beziehung fühle ich mich fast 
versucht hinsichtlich der analogen physikalischen und be¬ 
sonders chemischen Vorbedingungen wie oben von Ver- 
erbungs-, so hier von Ernährungsdisposition zu 
sprechen. 

Die oben genannten Sanierungsmaßnahmen sind infolge¬ 
dessen auf jeden Fall für eine erfolgreiche Bekämpfung der 
periodischen Augenentzündung unentbehrlich. Es unter¬ 
liegt für mich keinem Zweifel, daß die chemische Zu¬ 
sammensetzung vollwertigen Futters im Organismus der 
Tiere derartig wirkt, daß die Widerstandsfähigkeit gegen 
Infektion wie auch überhaupt die ganze Kräftigung der 
Tiere erhöht und Auswirkung jjler Infektion sowie der 
Krankheitsverlauf an Bösartigkeit um ein Beträchtliches 
herabgemindert werden kann. Die obigen Maßnahmen sind 
selbstverständlich zu ergänzen durch Beschaffung gesunden, 
einwandfreien Trinkwassers. Ich habe nachgewiesen, daß 
gerade die schlechten Wasserverhältnisse zur Erhaltung 
und Vermehrung des Virus der periodischen Augenentsün- 
dung beigetragen haben. Es bedarf wohl keiner weiteren 
Ausführung, daß Tag- und Sieker- und Drainagewasser, also 
dasjenige, was Träger der Infektionskeime ist, an die Tiere 
nicht verabreicht werden soll. Unbedingt erforderlich zur 
erfolgreichen Ergänzung der Drainagemaßnahmen ist die 
Zuführung tadellosen einwandfreien Trinkwassers (Quell¬ 
wasser in einer modernen Fassung). Daß der Stall selbst 
hygienisch einwandfrei sein muß, bedarf keiner weiteren 
Erwähnung. Ställe mit Lehmböden, in welchen die Aus¬ 
scheidungen der erkrankten Tiere versickern und die damit 
zu direkten Brutherden der Infektion werden können, sind 
selbstverständlich zu beseitigen. Die Böden müssen aus 
Stein oder Zement sein mit der entsprechenden Kanali¬ 
sation. 



1024 


Alles in allem: Tiere, die in hygienisch einwandfreien 
Ställen gehalten werden, auf meliorierten Wiesen weiden, 
mit gutem Wasser getränkt werden und kein Futter von 
feuchten Wiesen bekommen, sondern aus trockenen Höhen¬ 
lagen, sind der Infektion nicht allzustark ausgesetzt. 

Schließlich bleibt aber noch ein Gesichtspunkt zu er¬ 
örtern, der gleichfalls von Wichtigkeit ist, nämlich die 
Korrektur der erblichen Disposition. Ich glaube an Hand t 
der Stichproben und Belege nachgewiesen zu haben, daß 
eine erbliche Disposition zur Infektion tatsächlich besteht. -• 
Nachdem das der Fall ist, ist auch die Möglichkeit gegeben,, 
durch entsprechende züchterische Maßnahmen die Nach¬ 
kommen der disponierten Pferde in dieser Richtung zu ver- ■< 
bessern. Allerdings rollt sich nun dabei die schwerwiegende 
Frage auf, inwieweit, vom züchterischen Standpunkt aus, 
ein Ausmerzen der disponierten Zuchttiere stattfinden soll. 
Dabei ergeben sich nun zwei Gesichtspunkte, bei denen 
durchaus verschiedene Richtlinien einzuhalten sind: 

1. züchterische Maßnahmen innerhalb der Gestüts- 
betriebe und 

2. innerhalb der allgemeinen Landespferdezucht. 

Die Staatsgestüte haben die Aufgabe, für die Landes¬ 
pferdezucht gesunde, widerstandsfähige Zuchttiere zu er¬ 
zeugen. Dazu gehören vor allem einmal gesunde reine Seh¬ 
organe. Nun übertragen die Vatertiere ihre Eigenschaften 
zwar auf eine größere Anzahl von Nachkommen, jedoch 
nicht immer mit der Sicherheit und Durchschlagskraft, wie 
das bei den Muttertieren der Fall zu sein pflegt. Die Mutter¬ 
tiere vererben auf eine weit geringere Anzahl von Nach¬ 
kommen, dafür aber im allgemeinen um so sicherer. . Des¬ 
halb muß im Gestüt der Züchter sein Hauptaugenmerk auf 
die Stutherde richten und seine Maßnahmen hier noch 
schärfer durchführen als beim Hengstmaterial. Stuten mit 
kranken oder zur Infektion disponierten Augen wird man 
in den allermeisten Fällen abstoßen müssen, es sei denn, 
daß die betreffenden Tiere von so außergewöhnlichen son¬ 
stigen Zuchtqualitäten sind, daß man aus diesem Grund von 
einem Ausmerzen absehen muß. Das Nämliche gilt für die 
Hengste, wenngleich hier noch andere Gesichtspunkte mit-‘ 
sprechen. Jedenfalls muß es letzten Endes dem betreffenden 
Gestütsleiter überlassen sein, darüber zu urteilen, wie weit 
er mit dem Ausmerzen kranker Tiere gehen kann. Selbst¬ 
verständliche Voraussetzung ist, daß in diesen Fällen die 
Tiere unter Spiegelkontrolle stehen und der Gestütsleiter 
in der Lage ist, durch eigene Beobachtung und Stammbaum- 



1025 


forschung sich ein Urteil zu bilden. Jedenfalls wird im 
Gestütsbetrieb der maßgebende Gesichtspunkt stets der sein, 
kranke Tiere von der Zucht auszuschließen. In den baye¬ 
rischen Staatsgestüten ist es gelungen, durch die drei ge¬ 
nannten Maßnahmen — Gelände- und Trinkwassersanierung, 
entsprechende Fütterung, Ausmerzung kranker Zuchttiere — 
die periodische Augenentzündung auf ein ganz geringes 
Maß herabzudrücken; während vor 1914 bis zu 10 % der 
Kopfzahl erkrankten, ist von 1915—21 die Ziffer auf durch¬ 
schnittlich 2 % zurückgegangen und die Höchstzahl von 
4 % (1919 das Regen jahr) nicht mehr erreicht worden. 

In der Landespferdezucht wird man die ganze Frage 
anders behandeln müssen, da nicht nur züchterische, sondern 
in hohem Maße privatwirtschaftliche Gesichtspunkte mit¬ 
sprechen. Dazu kommt, daß in der Landespferdezucht dem 
einzelnen Pferdezüchter nicht gut möglich ist, sein Stuten¬ 
material unter Spiegelkontrolle zu stellen. Im Gegenteil, 
sehr viele Stutenhalter wissen nicht einmal, daß sie augen¬ 
kranke Stuten haben. Denn als Laien sind sie nicht in der 
Lage, sum Teil schon sehr erhebliche Veränderungen im 
Auge zu erkennen und dabei Veranlassung zu finden, einen 
Fachmann beizuziehen. Würden alle derartigen Stuten von 
der Zucht ausgeschlossen, so hätte das schwerste volkswirt¬ 
schaftliche Schädigungen in der Landespferdezucht zur 
Folge. Es ist deshalb notwendig, daß das Hauptaugenmerk 
auf dasjenige Zuchttier gelegt wird, über welches eine 
straffe Kontrolle möglich ist. Das ist in der Landespferde¬ 
zucht der Hengst. Der rigorose Standpunkt, der im Ge¬ 
stütsbetrieb den Stuten gegenüber angewandt werden muß, 
hat in der Landespferdezucht dem Hengst gegenüber zu 
gelten. Der Hengst ist kontrollierbar. Beim Hengst sind 
auch in den meisten Fällen Stammbäume vorhanden, be¬ 
sonders wenn sie vom Gestüt kommen oder von Stutbuch- 
stuten aus der Landespferdezucht abstammen. Hier hat der 
Hengst ungleich größere Möglichkeit, verbessernd oder 
schädigend einzuwirken, weil seine Nachkommenschaft sehr 
zahlreich ist und weil er häufig genug in die Lage kommt, 
Stuten mit Augendefekten zu decken, von denen der Be¬ 
sitzer als Laie gar nichts weiß. Der Hengst muß unter allen , 
Umständen gesunde, reine Augen haben. Dieser Grund¬ 
satz wird bei der Körung unbedingt aufrecht erhalten wer¬ 
den müssen. 


(Schluß folgt.) 



1026 


Versuche mit „Cellocresol“ ln der Veterinärpraxis. 

Von Oberstabs veterinär a. D., Liebscher. (Schluß.) 

2. Verletzungen im Maul, wie an der Schleim¬ 

haut, an derZunge und Zungenbändchen durch 
das Gebiß usw. verheilten nach Auswaschen mit 1— 2°jo 
Cellocresollösung ohne jede weitere Komplikation (Eiterung, 
Gangrän) in kurzer Zeit glatt ohne jeden Nachteil für das 
Pferd ab. ' 

3. Widerristschaden. Besonders eklatant trat die 
hohe desinfizierende und heilende Wirkung des Cellocresols 
bei der Behandlung eines Pferdes mit einem veralteten 
Widerristschaden in die Erscheinung. Das Pferd hatte 
laut Vorbericht seit 6 Wochen infolge Geschirrdrucks an 
der linken Fläche des hinteren Widerrists eine starke Quet¬ 
schung mit Bluterguß und war bereits anderweitig tierärzt¬ 
lich behandelt worden, indem der entstandene Abszeß mehr¬ 
mals ergiebig gespalten und die Wundhöhle mit Jodoform 
behandelt worden war, ohne daß jedoch ein Nachlassen der 
Eiterung bezw. Heilung eingetreten wäre. Bei Übernahme 
der Behandlung fand ich eine beträchtliche Schwellung am 
linken Widerrist und eine schlecht granulierende ca. 4 cm 
lange Wunde vor, aus der sich ein brandig riechendes, 
mehr dünnflüssiges Sekret entleerte, das darauf schließen 
ließ, daß Nekrose an einem Wirbel bezw. Dornfortsatz vor¬ 
liegen mußte. Bei näherer Üntersuchung fand ich auch 
einen Dornfortsatz am Grunde brandig erkrankt und konnte 
mit dem Finger und scharfen Löffel ein ca. bohnengroßes, 
bereits im Abstoßen begriffenes Knochenstück ablösen. 
Nach sorgfältigem Abkratzen der nekrotischen Knochen¬ 
fläche und überhaupt der ganzen Abszeßhöhle erfolgte eine 
gründliche Desinfektion mit 3 °/o Cellocrespllösung und 
Tamponierung mit in dieser Lösung getränkter Gaze ohne 
weitere Anwendung eines Medikaments. Trotzdem trat 
gute Granulation und Heilung ohne Spur einer Eiterung 
ein, so daß das Pferd in 14 Tagen wieder arbeitsfähig war. 

4. Wunde am rechten Hinterschenkel. Durch 
Anfahren eines Autos war ein Speditionspferd am rechten 
Hinterschenkel erheblich verletzt worden; im großen Gesä߬ 
muskel und Auswärtszieher des Hinterschenkels zeigte sich 
eine dreieckige ca. 20 cm lange und 12 cm tiefe Rießwunde, 
welche mit einer starken Blutung verbunden war. Nach 
Stillung derselben, Glättung der stark zerrissenen Wund¬ 
ränder mit Messer und Schere erfolgte ergiebige Desinfektion 
mit 3°jo Cellocresollösung und tiefe Vernähung derselben 



1027 


vermittels Knopfnaht, indem an der tiefsten Stelle eine 
genügend große Öffnung zum Abfluß des Wundsekrets ge¬ 
lassen wurde. Der auf diese Weise entstandene Wundkanal 
wurde nun täglich 2 mal, um die desinfizierende und 
heilende Kraft des Cellocresols zu erproben, lediglich 
mit 3°/o Cellocresolgaze austamponiert, indem ich von Jori- 
gationen ganz absah, zumal ich für Wundausspülungen 
überhaupt nicht bin. Trotzdem erfolgte Heilung in ca. 
3 Wochen und zwar ohne nennenswerte Eiterung. 

5. Hufwunden und Verletzungen. Das Cello- 
cresol wandte ich wiederholt bei Vernagelungen und 
Nageltritten verschiedenen Grades mit ausgezeichnetem 
Erfolge an, indem ich nach Freilegen und Auskratzen der 
Wundkanäle mit dem scharfen Löffel eine Desinfektion mit 
2—3°/o Cellocresollösung vornahm bezw. nachdem Ver¬ 
bände mit in dieser Lösung getränkten Wattetampons an¬ 
bringen ließ. Es trat stets gute Granulation und in kurzer 
Zeit Heilung ohne Eiterung ein. Zur Nachbehandlung 
kam zwecks Erzielung schnellerer Hornbildung nur Jrd. 
tinktur zur Anwendung. 

Bei Strahlfäule, eiternden Steingallen’ 
Kronentritten mittleren Grades erzielte ich nach 
vorheriger operativer Freilegung der teilweise brandigen 
Gewebe, zuweilen durch 2— 3°/o warme Cellocresolbäder, 
zumeist aber durch einfaches Auflegen von mit 3°/o Cello¬ 
cresollösung getränkten Watte- oder Jutetampons absolut 
reine *Wundflächen mit normaler Granulation ohne jede 
Eiterung. Im Allgemeinen leistete mir das Cellocresol 
in 1— 5°/o Lösungen in antiseptischer, granulationsanregen¬ 
der Hinsicht ganz hervorragende Dienste bei der Behand¬ 
lung vernachlässigter bezw. unreiner und oftmals brandiger 
Flächen- und Höhlenwunden verschiedener Art, indem sie 
sich in kurzer Zeit gut reinigten und eine gesunde Granu¬ 
lation erkennen ließen. In einigen Fällen war es in 1 °/o 
Lösung von hervorragender Wirkung bei Irrigationen 
der Geburtswege von Pferden und Ziegen zwecks 
Reinigung und Entfernung der Nachgeburt, ohne daß be¬ 
sonders ' starke Reizerscheinungen bei Einwirkung auf die 
Schleimhäute, wie Pressen und Drängen, beobachtet wor¬ 
den wären. 

In allen den Fällen aber, wo ich eine gute Erwei¬ 
chung der Hornkapsel der Hufe mit gleichzeitiger 
antiseptischer Wirkung, sei es nun zwecks Vornahme 
kleinerer Hufoperationen, z. B. bei Steingallen, Hgrnspalten 
usw., oder lediglich behufs mechanischer Erweiterung bei 



1028 


Zwanghufen, Eckstrebenverbiegungen und dergl. erzielen 
wollte, habe ich mit gutem Erfolg Leinsamenkatä- 
p 1 a s m e n mit 5 °/o Cellocresol zusatz in Anwendung gebracht. 

6. Mauke.. Bei Behandlung von nässender Mauke 
der Pferde entfaltete Cellocresol eine starke desodorierende 
und desinfizierende Wirkung. Die allbekannte Fesselmauke 
in ihren verschiedenen Formen zeigt doch, so leicht sie 
auch im Anfangsstadium bei Anwendung sachgemäßer 
Mittel zu beseitigen ist, bei Vernachlässigung höchst unan¬ 
genehme Erscheinungen; denn wenn sie erst in das chronische 
Stadimn eingetreten ist und zu mehr oder weniger starkeu 
Hautschwellungen und Verdickungen mit elephantiastischen, 
warzig-zottigen Neubildungen (Straub- und Igelfuß) geführt 
hat, ist sie nur schwer zu beseitigen, da eine Rückbildung 
nur langsam eintritt. Da haben sich mir nun nach vor¬ 
heriger Entfernung der Haare und Reinigung mit Seifen- 
lösüng feuchte Cellocresolkompressen unter Verband aus¬ 
gezeichnet bewährt, indem hierdurch die Maukeerreger 
(Nekrosebazillen?) abgetötet und die entzündliche, mit übel¬ 
riechender Exsudation verbundene Hautschwellung schnell 
und vollständig beseitigt wurde, so daß durch einfache 
Nachbehandlung mit Jodtinktur bezw. .austrocknenden 
Pulvern in relativ kurzer Zeit Heilung erfolgte. Ich habe 
in meiner langjährigen Praxis in derartigen Fällen von 
Mauke einfacher und komplizierter Form mit Vorliebe Lysol 
und Creolin, manchmal äuch Sublimat oder Wasserstoff¬ 
superoxyd in den bekannten Konzentrationen verwendet, 
glaube aber bei meinen Versuchen die Beobachtung ge¬ 
macht zu haben, daß Cellocresol ihnen mindestens gleich¬ 
wertig, wenn nicht überlegen ist. 

7. Bei Sarcoptes-Räude der Pferde habe ich in 
frischen, aber auch in mittelschweren Fällen nach 2—3 
maligen innerhalb 3 Wochen vorgenommenen Waschungen 
bezw. kräftigen Einreibungen von 5°/° Cellocresollösung 
Heilung erzielen können, während ich in schweren Fällen 
bei starker Verschorfung mit Faltenbildung in der Haut 
zur wiederholten Begasung mit SO 2 -Schwefeldioxyddämpfen 
meine Zuflucht nehmen mußte. Gut bewährten sich jedoch 
3—5°/o Cellocresollösungen bei Vernichtung der Pferde- 
läuse in mehreren Fällen. 

8. Schließlich habe ich das Cellocresol in einigen Fällen 
bei Kolik, die mit Fäulnis und Gasentwickelung im Darm¬ 
kanal verbunden waren, in kleinen Dosen — 5—8 g — in 
Pillenform mit Vorteil ordiniert, so daß ich annehmen muß, 




1029 


daß es bei innerlicher Anwendung in kleinen Dosen nicht 
ätzend oder giftig wirkt. 

i^ uf ? rund dieser günstigen Versuchsergebnisse bei 
Pferden dürfte es meiner Ansicht nach keinem Zweifel 
unterliegen, daß das Cellocresol auch in der Großdesinfektion 
mit Vorteil Verwendung finden kann. 

Im allgemeinen habe ich aus obigen allerdings nur 
beschränkten Versuchen in der Pferdepraxis mj.r folgendes 
Urteil über den Wert des „Cellocresols“ als Desinfektions¬ 
mittel etc. bilden können: 

„Das „Cellocresol“ kann übep^Q Ja in der Groß- und 
wohl ceteris paribus auch Kleintierpraxis zur An¬ 

wendung kommen, wo xjßnst Lysol, Creolin, Solveol, 
öolutol, Lysoform, Pejßiydrol und selbst Sublimat ge¬ 
braucht worden sin<Lrd enn es j s t ein vorzügliches Anti¬ 
septikum, Desinfek^ ona . un d Desodorisierungsmittel, hat 
einen mc *^ un j^mgenehmen Geruch, ätzt nicht, greift 
Man de und Instrumente nicht an und ist, wenigstens in 
den gebräucm^kgH Anwendungsformen, auch nicht giftig. 

Mas »Lefi# )crego p< besitzt ferner eine sehr gute anti- 
parasitäre^^irkung (Räude, Hautparasiten) und dürfte 
finden 1 “ 1 # der Großdesinfektion mit Vorteil Verwendung 

y;^.^prund meiner bisherigen Erfahrungen mit „Cello- 
cr -ol Wq der Veterinärpraxis kann ich nur zu weiteren 
praktiscÄ en Y er8uc hen raten und bin überzeugt, daß der 
Praktik» er d as nicht unangenehm riechende, leicht lösliche 
OellocÄ ego j den anderen zum Teil unangenehm riechenden, 
scnweM. 0 d er unlöslichen und undurchsichtigen Desinfektions- 
*i uss ^Jgkeiten entschieden vorziehen wird, zumal auch der 
^ e rjKÜtnismäßig niedrige Preis der allgemeinen Anwendung 


kei 


Hindernis bietet. 


Referate. 

atomie und Physiologie. 

W. Frieboes -Rostock: Wie ist das Deckepithel der 
Haut aufgebaut? (Aus der Universitäts-Hautklinik Rostock. 
— Münch. Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1031.) 

Den. Stillstand in der Erforschung der Hautphysiologie und 
-Pathologie führt Fr. auf den Mangel an Grundlagen für die Bio¬ 
logie der Körperhaut zurück, der in der bisherigen Auffassung des 
anatomischem Baues dieses Organes wurzelt. Auf Grund mehr¬ 
jähriger Studien auf diesem Gebiete hat nun der Autor die Über¬ 
zeugung gewonnen, daß das D e c k e p i t h e 1 entgegen der bis¬ 
herigen Meinung aus 2 Keimblättern, dem Ektoderm und 
Mesoderm entstammt, die beide gleichen Anteil an 









1031 


In der Versammlung vom 19. Dezember 1920 wurde bestimmt, 
die Zusammenkünfte in Ingolstadt tragen ganz zwanglosen Charakter, 
Beitrag wird nicht erhoben. Es hat sich aber gezeigt, daß doch 
bisweilen Auslagen erwachsen, für welche die Teilnehmer aufkom- 
men müssen. Deshalb wurde diesmal beschlossen, je nach Bedarf 
bei den einzelnen Zusammenkünften einen Beitrag zu erheben; zum 
Kassier wurde Dr. Wildsfeuer in Ingolstadt ernannt. Jeder der 
anwesenden Kollegen zahlte diesmal 10 Mark; die diesmal nicht an¬ 
wesenden Kollegen, die sich zur Ingolstädter Vereinigung zählen, 
werden gebeten, genannten Betrag gelegentlich an den Kassier zu zahlen. 

Kassabestand z. Zt. 

A) Einnahmen am 9. Oktober 1921 von 33 Teil¬ 
nehmern .ä 10 Mk. = 380.— Mk. 

B) Ausgaben 

a) Reisevergütung für den bestellten Referenten 100.— „ 

b) Kranz für den verstorbenen praktischen 

Tierarzt Hueber. 126.50 „ 

Bei Punkt 1 der Tagesordnung „Allgemeine tierärzt¬ 
liche Standesfragen“ fand eine eingehende Besprechung 

a) die Frage der Kreis- und Distriktszuschüsse der Tierärzte und 

b) die Verlegung des Veterinärreferates vom Ministerium des Innern 
ins Landwirtschaftsministerium. 

Ada). Es wird darauf hingewiesen, daß die Behörden häufig 
Berichte und Nebenarbeiten, die z. Zt. nicht entschädigt werden, 
verlangen. Die Amtstierärzte müssen deshalb darauf hinarbeiten, 
besonders bei maßgebenden Persönlichkeiten, daß die Zuschüsse in 
Rücksicht auf die zu leistende Arbeit verbleiben. Frank-Abbach 
verfaßt eine Denkschrift, welche den Vorständen der Bezirkstage 
vorzulegen ist. Andererseits ist es aber auch t'flicht jedes Tierarztes, 
bei den landwirtschaftlichen Versammlungen anwesend zu-sein und 
über Gebiete, die wir als Tierärzte für uns beanspruchen, zu sprechen 
und diese Referate nicht anderen Berufen zu überlassen. 

Ad b.) Eine endgültige Entscheidung, ob die Tierärzte für oder 
gegen die Verlegung des Veterinärreferates stimmen sollen, konnte 
trotz reicher Aussprache nicht erzielt werden. 

Darauf wurde zu Punkt 2 der Tagesordnung „Änderung der 
Gebühren in der Privatpraxis“ übergegangen. Wie schon 
bisher, war auch heute bei dieser Frage die Debatte äußerst lebhaft. 
Zunächst wurde viel gesprochen darüber, wie können wir auf tat¬ 
sächliches Einhalten der Mindesttaxe seitens aller in Betracht kom¬ 
menden Kollegen einwirken. Es wurde an ehrenwörtliche Ver¬ 
pflichtung mit Unterschrift unter die neugedruckte Taxe gedacht. 
Allgemeine Zustimmung fand nur der Vorschlag: Die Amtstierärzte 
sorgen in ihrem Bereich dafür, daß alle Kollegen zwecks Aussprache 
über die neue Gebühren-Ordnung sich zusammenfinden, eventuell 
kleine Abänderungen machen und dies dann als bindend betrachten. 
Wer hier nicht mittut, schadet am meisten nur sich selbst. Daß 
eine Mindestgebühren-Ordnung von einem größeren Verbände fest¬ 
gelegt werden muß, wurde allgemein als notwendig erachtet, um 
schon für eventuelle gerichtliche Fälle einen Hinterhalt zu haben. 
Der Vorschlag, die im Dezember 1920 aufgestellte Mindesttaxe für 
die alltägliche Praxis um 50°/* zu erhöhen, wurde angenommen. 
Im einzelnen wurden für folgende Verrichtungen Mindesttaxen 


festgesetzt: 

1. Beratung jeder Art.* . 10.— 

2. Zeugnis. 20.— „ 







1032 


8. Besuch im Uaus des Tierarztes mit Großvieh . . . 

„ „ ., „ „ „ Kleinvieh . . . 

4. Besuch am Wohnort bis zu 1 km Entfernung . . . 

und Untersuehungsgebühr (Ziff. 3) 

5. Besuch. außerhalb des Wohnortes 

a) normale Ortsgebühr (Ziff. 3) 

b) Weggebühr pro Doppelkilometer. 

6. Subcutane Injektion exl. Arznei. 

Intravenöse Infusion. 

6 a. Rotlaufimpfung im allgemeinen pro Stück . . . . 

H ii Dos . . ^ . 

Bei Impfstoffverbrauch von mehr als 10 ccm jeder 

weitere ccm.. . . 

Nachimpfung mit Kultur.. 

6 b. Serum- oder Blutimpfung bei Maul- und Klauen¬ 
seuche (exl. Arznei). 

7. Kastration: Hengst .. 

Bulle . .. 

Eber.. 

Bruchferkel.. 

8. Geburtshilfe: Pferd. 

Kuh. 

Schwein. 

9. Ablösung der Nachgeburt. 

10. Uterus-Reposition. 

11. Untersuchung auf Trächtigkeit Pferd. 

ii ii ii Kuh. 

12. Einfache Chirurg. Eingriffe (Abszeß-Öffnen etc.) . . 

13. Chirurg. Eingriffe ohne Abwerfen (Zahnraspeln etc.) 

14. Chirurg. Eingriffe mit Abwerfen. 

15. Gewährschafts-Untersuchung 

a) auf Mängel allgemein, Pferd. 

i, „ ,i Kind. 

b) auf Hauptmängel, Pferd . . .. 

^ „ Rind . 

16. Sektion: Großvieh. 

„ Kleinvieh.. 

17. Fleischbeschau 

a) ordentliche pro Stück . . .. 

b) Ergänzungsbeschau pro Großvieh. 

„ „ Kleinvieh. 

und Weggebühr. 

18. Viehmarktkontrolle bei Großviehmarkt. 

„ „ Schweine markt. 

und Weggebühr. 

19. Zeitversäumnis bei notwendig längerem Verweilen 
pro V* Stunde 

20. Sonn- und Feiertags sowie nachts die doppelte Gebühr. 


21. Untersuchung der Wanderschafherden ...... 

und Weggebühr. 

22. Hundevsitationen entweder Zeitverlust pro Stunde 
und volle Entschädigung der jeweiligen Reisekosten, 

oder pro Hund in jeder Gemeinde. 

Als Nachtzeit gilt im Sommer von 822—6 00 

im Winter von 622—8 00 - 




































1033 


Punkt 3 der Tagesordnung: Vortrag des Herrn Amts- 
tierarztes Dr. Böhm, Nürnbergüber Parapsychologische 
Forschungen (Okkultismus), Erscheinungen im Spiri¬ 
tismus. In den mehrstündigen äußerst interessanten Vortrag 
sprach der Referent über die Erscheinungen der Telepathie, des Hell¬ 
sehens, der Idekinese, Materialisation und das physikalische Problem 
des Mediumismus. Die Zuhörer waren sehr dankbar für die Aus¬ 
führungen und hatten den Eindruck, daß Herr Dr. Böhm objektiv 
urteilt, seine Forschung auf wissenschaftlicher Basis steht und daß 
die Kulissen einzelner Zeitungen in Sachen Dietersheim über die 
Person des Herrn Dr. Böhm nicht zutreffend waren. Wir alle 
wünschten, Herr Dr. Böhm möge auf diesem Gebiet weiter arbeiten. 

Ein Vortrag über dieses Gebiet ist allen tierärztlichen Vereini¬ 
gungen nur zu empfehlen. Herr Dr. Böhm wird im Interesse der 
Sache etwaigen Wünschen gegen Ersatz der Auslagen gerne nach- 
kommen. Dr. Wildsfeuer. 


Verschiedenes. 

Jubiläumsfeier. 

Am 9. vor. Mts., vormittags 10 Uhr, versammelten sich die 
Herren Oberveterinärrat Kronburger in Beilngries, General¬ 
oberveterinär a. D. Prechtl in Würzburg, Schlachthofdirektor 
Saurer in Landshut, Oberveterinärrat S t e n g e r, Bezirkstier¬ 
arzt in Würzburg, Dr. Stoß, o. Universitätsprofessor in München, 
Schlachthofdirektor Welz in Rastatt, Stabsrat W i 11 e, Gestüts¬ 
direktor in Rohrenfeld (Oberveterinärrat Schumann in Vils- 
biburg war leider dienstlich verhindert) im Hofraume der Tierärzt¬ 
lichen Fakultäts-Institute zu einer Erinnerungsfeier an die vor 40 
Jahren in München erfolgte tierärztliche Approbation. Groß und 
herzlich war die Freude des Wiedersehens der Jubilare, von denen 
manche sich wahrend dieser langenZeit nicht mehr gesehen hatten. 
Ein Rundgang durch die Stätte ihres früheren Wirkens und Stre- 
bens rief gar manche Erinnerung an die einstige fröhliche Jugend 
und Studienzeit wach. Außerdem aber gab der Rundgang aber Ge¬ 
legenheit die Umgestaltung bezw. Neugestaltung der Anlage, die 
vielfachen neuen Lehrmittel usw. kennen zu lernen. Den anwesen¬ 
den Herren Professoren, die die aufklärende Führung durch ihre 
Institute übernahmen, sei für ihr überaus liebenswürdiges Ent¬ 
gegenkommen aufs wärmste gedankt. Nach Beendigung des Rund¬ 
ganges fanden sich die Jubilare in der Gaststätte „Preysing-Palais“ 
zu einem Festdiner zusammen, an welchem auch die liebenswürdige 
Gattin des Kollegen We lz teilnahm. Herr Stabsrat Wille wid¬ 
mete hiebei den Jubilaren einen tiefempfundenen poetischen Will¬ 
komm, während Herr Oberveterinärrat Stenger in gediegener 
Festrede einen Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre, ihre 
Freuden und Leiden gab, dabei auch derer gedenkend, die gleich¬ 
falls mit uns approbierten (Eder Lorenz aus Frauenholzen, 
Engelmayer Georg aus Dachau, H e 11 b e r g Friedrich aus 
Würzburg, Schwäbel Xaver aus Eyerwang, Schulz Adam 
aus Leuchtershausen), die aber inzwischen schon der Tod hinweg- 
gerafft hatte. — Rasch verstrichen die Stunden, nochmals führte 
uns der Weg zur Hochschule, um Herrn Professor Dr. Stoß zu 
einer Erinnerungs-Aufnahme zu sitzen. Das heute vor mir liegende 
wohlgelungene Bild (Herrn Prof. Dr. Stoß sei hiefür besonders 



1034 


gedankt) ruft nochmals die Erinnerung an das Einst und Jetzt 
wach. Wolle sich der Wunsch, daß uns auch noch eine 50jährige 
Jubelfeier beschieden sein möge, erfüllen. 

Nicht unerwähnt soll sein, daß Tags vorher das Korps „Nor- 
mannia“ zu Ehren deT Jubilare, von welchen 5 dem Korps ange¬ 
hören, eine solenne Festkneipe veranstaltete, wofür demselben auch 
hier gebührend gedankt sei. 

Auf Wiedersehen, so Gott will, in 10 Jahren! S. 


Oberstabsveterinär Hans Büchner-München — 75.Geburtstag* 

Unserer Besten Einer hat am 18. November den 75. Geburts¬ 
tag gefeiert, kaum daß es ihm, kaum uns bewußt ward — so frisch 
an Geist und Körper steht er da-, einer deutschen Eiche gleich. Er 
hat alles miterlebt, Deutschlands Segen und Ruhm und Macht und 
Deutschlands Elend, Not und Pein. Als junger Unterveterinärarzt 
nahm er am großen Kriege 1870/71 teil, diente von 1873—1879 als 
Veterinärarzt II. Klasse im 4. Chevaulegers-Regiment und 1. Feld¬ 
artillerie-Regiment, wurde 1877 zum Veterinär I. Klasse befördert 
und war von 1880—1887 beim Remontedepot Schleißheim ver¬ 
wendet. Am 21. Februar 1887 wurde er zur Königlich Bayerischen 
Equitations - Anstalt versetzt, deren Kommandeur Herzog Max 
Emanuel in Bayern den fleißigen und tüchtigen Mann hoch ge¬ 
schätzt hat. 

Vom 3. Mai 1892 bis 6. September 1899 war er dann Stabs- und 
Regimentsveterinär des Königlich Bayerischen 3. Feld-Artillerie- 
Regiments „Königin Mutter“ in München, genoß wegen seines 
praktischen Könnens und prächtigen Charakters hohes Ansehen 
beim Offizierskorps und übte auf den jungen Nachwuchs an Vete¬ 
rinären einen sehr günstigen Einfluß aus. Die nach 1872 nicht 
besser, sondern schlimmer gewordenen Verhältnisse im bayerischen 
Militär-Veterinärwesen nahmen ihm wie manch anderem die Freude 
an der militärischen Tätigkeit. Er stellte sich an die Spitze jener 
Männer, die sich im Jahre 1896 züsammentaten, um energisch, ziel¬ 
bewußt und allen Gegnern zum Trotz einen Umschwung nicht nur 
für Bayern, sondern für das Reich herbeizuführen und erntete Er¬ 
folg auf Erfolg. 1914 standen wir kurz vor dem Ziele; da trat der 
Krieg wieder störend dazwischen. Immer daran interessiert, hat 
er sich gefreut, daß das, was er vor 25 Jahren angestrebt hatte, 
erreicht wurde — nicht als Errungenschaft durch den Umsturz, 
sondern als Frucht, die noch während des Krieges gereift war. 
Auch unter den Kämpen für die Maturität als Vorbildung der 
deutschen Tierärzte finden wir ihn. Er zählt zu jenen alten Herren, 
die uns in allen Standesfragen mit leuchtendem Beispiel vorange¬ 
gangen sind, die uns in der 30jährigen Epoche des größten wissen¬ 
schaftlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieges der 
Tierärzteschaft Deutschlands das erstritten haben, was die heutige 
Generation als heiliges Vermächtnis treu zu hüten hat — durch 
Einigkeit und echt kollegialen Zusammenschluß. In den Vereini¬ 
gungen der bewährten tierärztlichen Standesorganisation, deren 
treues Mitglied er immer war und noch ist, erblickte er von jeher 
unser Heil. Im Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen baye¬ 
rischer Tierärzte ist er als Vorsitzender des Aufsichtsrates bestellt 
und widmet sich dieser hohen Aufgabe seit Jahren mit anerkannter 
Liebe und Hingabe. Der Jubilar — kein Freund von vielen Worten 
— hat sich allezeit als Mann der Tat bewährt. 


1035 


Nach seinem freiwilligen Abschied vom Militär 1899 (später 
noch zum Oberstabsveterinär befördert und zu den Yeterinär- 
offizieren übergeführt) wandte Büchner sich ausschließlich der 
praktischen Berufstätigkeit zu und ist bis heute immer einer der 
bekanntesten und gesuchtesten Tierärzte Münchens geblieben. — 
Arbeit war sein ganzes Leben, Arbeit hat ihn jung erhalten. Sein 
Wesen ist durch Schlichtheit, Einfachheit, Wohltätigkeit, Kolle¬ 
gialität und Edelsinn gekennzeichnet. 

SeinlVater war Münchener Universitätsprofessor; seine Lebens¬ 
gefährtin holte er sich aus einer altangesehenen Münchener Bürgers¬ 
familie; so gehört auch sein Herz seinem lieben München. 

Dem allseits verehrten Jubilar bringen wir zu seinem Ehren¬ 
tage die herzlichsten Glückwünsche dar und rufen ihm zu: Ad mul- 
tos annos in gleicher Frische! 

Generaloberveterinär G ö b e 1 Namens des Veterinärkorps. 


Distriktstierarzt Hans Geyer f. 

Als Opfer, seines Berufes verschied in Geiselhöring im Alter von 
44 Jahren an einer Infektionskrankheit Distriktstierarzt Hans 
Geyer nach kurzer, schwerer Krankheit. 

Dem allgemein beliebten und pflichteifrigen Kollegen bewahren 
wir ein treues Andenken. Die Schriftleitung. 


Der Erfinder der Fahrradluftschläuche +• 

Vor kurzem verstarb in England der bekannte Erfinder der 
Luftschläuche für Fahrräder und Wagen im Alter von 81 Jahren.- 
Es war dies bekanntlich ein Tierarzt, nämlich John B. Dunlop, 
Tierarzt in Dublin. 


Hochschulnachrichten. 

Belgischer Chauvinismus auf wissenschaftlichem Gebiete. Nach 
einer Reutermeldung aus Brüssel hat die deutsche Gesandtschaft 
bei der dortigen Königlichen Akademie der Wissenschaften 
die Anregung gemacht, es möchte wieder der Austausch lite¬ 
rarischer und wissenschaftlicher Publikationen Platz greifen, 
wie er vor dem Kriege geübt wurde. Der Gesandte legte eine Liste 
aller deutschen wissenschaftlichen Körperschaften vor, die diesen 
Austausch vornehmen wollen. Die wissenschaftliche Kommission der 
Akademie hat es abgelehnt auf dieses Ersuchen einzugehen. Da¬ 
mit nicht genug, hat sie auch noch beschlossen, ihre Entscheidung 
auf dem Zirkularwege allen gelehrten Körperschaften Belgiens und 
der übrigen Ententestaaten bekanntzugeben, damit sie sich in gleicher 
Weise verhalten. 


Dorpat. In der Zeitschrift „Student und Ausland“ gibt Pro¬ 
fessor Max Va s m e r - Leipzig, früher Professor in Dorpat, einen 
Überblick über die Entwicklung der nunmehr estnischen Universi¬ 
tät Dorpat. Die Zahl der Dozenten ist im Frühjahr 1921 auf 109 
gestiegen. Hiervon sind 52 Esten, 40 Deutsche (der neue estnische 
Staat hat nur 5 Prozent deutsche Bevölkerung), 7 Finnen, 5 Russen, 
2 Schweden, 2 Schweizer und 1 Syrjäne. 



Französische Kulturpropaganda. Ein wirksames Mittel der 
Kulturpropaganda gedenkt Frankreich sich dadurch zu schaffen, 
daß es Sammlungen seiner neuesten wissenschaftlichen Werke den 
Hochschulen des ihm befreundeten Auslandes zuschickt und leih¬ 
weise zur Verfügung stellt. Zunächst sollen Italien, Polen, Ru¬ 
mänien, Jugoslawien und die Tschechoslowakei derartige Samm¬ 
lungen unentgeltlich erhalten, da Professoren und Studenten dieser 
Staaten mit Rücksicht auf ihre schlechte Valuta den hohen Preis 
für französische Bücher nicht aufbringen können. 


Von der Universität Straßburg. Im Oktober-Heft einer großen 
medizinischen Fachzeitschrift schreibt der Dekan der Straßburger 
medizinischen Fakultät einen längeren Aufsatz über die 'Zustände 
an der „wiedergewonnenen“ französischen Universität. Der Ar¬ 
tikel enthält am Ende die bemerkenswerten Worte: „1871 wurde 
einem deutschen Professor gesagt: Gehen Sie nach Straßburg, Sie 
erhalten dort eine glänzende Stellung. Es wird Ihnen ein leichtes 
sein, von da aus nach einiger Zeit nach Heidelberg, München oder 
Berlin zu kommen. Die Regierung wird Sie zudem mit Ehren über¬ 
häufen.“ — Für den französischen Professor aber heißt es heute; 
„Wenn Sie nach Straßburg gehen, so tun Sie es auf eigene Gefahr. 
Es dürfte zudem schwer sein, von dort wegzukommen, falls Ihnen 
Ihr Schritt leid ist.“ — Wenn man mit diesen Worten die Phrasen 
vergleicht, mit denen Frankreich seine wiedergewonnene Univer¬ 
sität vor zwei Jahren einweihte, so kann man sich eines-Lächelns 
nicht erwehren. Es ist eben leichter, etwas einzureißen, als es 
wieder aufzubauen. 


Personalien. 

Hufbeschlagsdiule: Der Bezirkstierarzt Oberveterinärrat Johann 
Stenger in Würzburg ist auf Ansuchen von der Stelle des Vor¬ 
standes der Hufbeschlagschule Würzburg unter Anerkennung seiner 
Dienstleistung entbunden worden. Die Stelle des Vorstandes der 
Hufbeschlagschule Würzburg wurde dem Oberstabsveterinär Karl 
Griesmeyer in Würzburg übertragen. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Tierarzt Ernst Laubis 
in Remdingen (B.-A. Marktheidenfeld). 

Praxisanmeldung : Oberstabsveterinär Dr. Karl Georg Reisen- 
eder in München. 

Als Assistent eingetreten: Joseph Jagenlauf aus Kiefenholz 
(B.-A. Regensburg) beim Bezirkstierarzt von Passau, Dr. Anton 
Schmuttermaier beim Distriktstierarzt in Helmstadt. 

Als Assistent ausgetreten: Dr. Karl Gutmann beim Bezirks¬ 
tierarzt von Mühldorf a. I. 

Als Praktikant ausgetreten: Tierarzt Franz Kleist beim Be¬ 
zirkstierarzt in Ebersberg. 

Verzogen: Praktischer Tierarzt Karl Loy von Kösching (B.-A. 
Ingolstadt) als solcher nach Pfaffenhofen (B.-A. Wertingen). 

Gestorben : Distriktstierarzt Johann Geyer in Geiselhöring 
(B.-A. Mallersdorf). 




1037 


Bücherschau. 

Tierärztlicher Taschenkalender für 1922. Bearbeitet von Dr. J. 

M a y r, o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Uni¬ 
versität München. XXVI. Jahrgang, Teil 1, 11,111. Preis 20 Mk. 
Druck und Verlag von J. Gotteswinter, München. Kom¬ 
missionsverlag für den Buchhandel: C-1.A.ttenkofersche Sorti¬ 
mentsbuchhandlung (Inhaber W. Pielsticker) in Straubing. 

V-orwort. Der vorliegende 26. Jahrgang hat in allen drei 
Teilen Ergänzungen u>nd teilweise Umarbeitungen erfahren. Im 
LBändchen (Teil I) wurden beim veterinärpolizei- 
lichen Abschnitte die Bekämpfungsmaßnahmen des Rotzes 
entsprechend der Ministerialentschließung vom 11. März 1920 ein¬ 
gefügt. Abschnitt II dieses Bändchens, therapeutische 
Maßnahmen, und III daselbst, Tierarzneimittel, sind 
najli den neuesten Veröffentlichungen und Erfahrungen, bei denen 
ich auch die Erfahrungen in meiüen Kliniken verwertete, ganz er¬ 
heblich ergänzt und teilweise umgearbeitet worden. Bei der Nen¬ 
nung der Krankheiten habe ieh dort, wo es mir für den Praktiker 
nötig erschien, in Abweichung von der bisherigen Gepflogenheit 
dieses Handbüchleins, auch in Kürze klinische Notizen eingestreut, 
so z. B. bei den Piroplasmosen- und den Trypanosomenkrankheiten, 
bei der Eisenbahnkrankheit usw. Die Maul- und Klauenseuche er¬ 
fuhr u. a. auch durch die Blutgewinniysg für die Notimpfungen eine 
Ergänzung. Die Sterilitätsbekämpfung wurde umgearbeitet, ebenso 
das Kapitel über den infektiösen Scheidenkatarrh des Rindes. Neu 
eingefügt ist die Behandlung der Saccharomykose der Einhufer. 
Einige außer Kurs gekommene Arzneimittel wurden gestrichen, da¬ 
für aber eine große Anzahl (38) der bewährten neueren Mittel auf¬ 
genommen. Auch die Bezugsquellen wurden jeweils eingefügt. 
Ein neues Abschnittchen bringt jene Arzneimittel, die 
eine doppelte Benennung tragen, nämlich den von der Fabrik ge¬ 
wählten Namen und die der chemischen Zusammensetzung ent¬ 
sprechende Bezeichnung, was bekanntlich eine praktische Seite 
hat, da man teilweise dasselbe Mittel billiger bekommt, wenn es 
einfach nach seiner chemischen Bezeichnung bestellt wird. Beim 
„Verzeichnis der gebräuchlichsten Tierarzneimittel“ habe ich die 
Preise nach der amtlichen Deutschen Arzneitaxe 1921, 2. abgeän¬ 
derte Ausgabe, sowie nach dem im Juli 1921 noch herausgekom¬ 
menen Nachtrage hiezu eingetragen. Auch bezüglich der anderen 
Medikamente habe ich die neuesten Preisnotierungen eingefügt, 
soweit sie mir erhältlich bezw. durch Mitteilung der einschlägigen 
Firmen bekannt geworden waren. 

Im 2. Bändchen (Teil II) wurde bei den Verordnungen 
Veraltetes gestrichen, dafür folgendes neu aufgenommen: die 
Veterinäroffiziers-Ergänzungs bestimm ungen, 
wie sie in der neuen Militärveterinär-Ordnung erscheinen werden: 
die Neuordnung der tierärztlichen Gebühren für Amts¬ 
und Privatgeschäfte in Bayern nach der Ministerial-Entschließung 
vom 6. Mai 1921 und den verschiedenen Entschließungen vom 
23. März 1921; die chemischeUntersuchung der Fette 
(Digitoninverfahren zum Nachweis von Phytosterin) zur Anlage D, 
2. Abschnitt, III, g des Fleischbeschaugesetzes und endlich die 
Vorschriften über Krankheitserreger nach der 
Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 21. November 1917 mit 
der bayerischen Ministerial - Bekanntmachung vom 4. September 



1038 



1920. Das Kapitelchen Tierzucht etc. (VII.) wurde ergänzt 
durch die neuen bayerischen Bekanntmachungen des Landwirt- 
bchaftsministeriums über Anstellung und Sitz der Tierzuchtbeamten 
vom 20. Januar 1921 und 24. Februar 1921. Das Abschnittchen über 
die wichtigste-n pathogenen Mikroorganismen 
(VI.) erhielt bei den Pseudorotzformen einige Zusätze, z. B. über 
die derzeit beste Methode der Färbung des Saccharomyces farci- 
minosus u. a. m: 

Das 3. Bändche n (Teil III) wurde bereichert durch Auf¬ 
nahme des Dozentenstandes der deutschen Hochschulen einschlie߬ 
lich Wien, ferner durch die Dienstaltersliste der Veterinäroffiziere 
des Reichsheeres. Im alphabetischen Kamensverzeichnis der deut¬ 
schen Tierärzte ist, einem vielfach geäußerten Wunsche ent¬ 
sprechend, die Einteilung in die drei Hauptberufsgruppen fallen 
gelassen worden, so daß jetzt sämtliche Tierärzte in 
alphabetischer Reihenfolge eingeordnet sind. Sämt¬ 
liche Listen des Personalstandes einschließlich des alphabetischen 
Ortsverzeichnisses wurden evident gehalten. Für das Namensver¬ 
zeichnis der deutschen Tierärzte gilt dasselbe, was ich schon im 
vorigen Jahrgang leider betonen mußte, daß keinerlei amtliche 
Listen zur Verfügung standen, so daß es wohl verständlich sein 
dürfte, wenn dieses Verzeichnis trotz der unsagbaren Mühe, die 
es verursacht, doch auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben 
kann und will. 

An die Herren Kollegen stelle ich die Bitte mir mit Anregungen 
an die Hand gehen zu wollen, um so die schwere Arbeit, die dieser 
kleine Kalender verursacht, doch etwas zu erleichtern und mög¬ 
lichst fruchtbringend zu gestalten. . L . 

Den Herren Ministerialdirektor Dr. A 11 i n g e r, Ministerial¬ 
rat Dr. Gasteiger, Bezirkstierarzt Dr. B 1 a i m danke ich auch 
an dieser Stelle für die mir bei den Abschnitten über das Verord¬ 
nungswesen und den Personalstand bereitwilligst gewährten Unter¬ 
stützungen. 

Das Personal-Verzeichnis wurde mit dem 1. Oktober abge¬ 
schlossen. 

München, im Oktober 1921. Mayr. 


Eingesandt. 

Pflege der Wiesen im Spätherbste. Im Spätherbst gibt es auf 
den Wiesen mancherlei Arbeiten, durch welche ein wesentlicher 
Einfluß auf den Ertrag in Hinsicht aut Menge und Güte des Heues 
erfolgen kann. Da ist vor allem die Entfernung der Herbstzeitlose, 
deren giftige Eigenschaften nur zp bekannt sind. Die Entfernung 
der ziemlich tief steckenden, zwiebelartigen Knollen, welche Arbeit 
auch durch Kinder durchgeführt werden kann, ist eines der sichersten 
Mittel, die Wiesen von diesem gefährlichen Unkraut zu befreien. 
Auch regelmäßige künstliche Bewässerung und reichliche Düngung 
tragen zur Abnahme bei. Auch unnütze Sträucher und Steine können 
schon im Spätherbst entfernt werden, besonders aber das Moos, das 
heuer bei der Futternpt eine große Bedeutung als Einstreumittel 
hat. Weitere nützliche Winke in der Folge 40 der Wochenschrift 
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. 
Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugsgebühr für 
Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 


(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 29. November 1921. Nr. 48. 


Inhalt: 

Originalartikel: Brixner. — Reuth er (Schluß.) — Referate. — Tierärztliche 
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — 
Personalien. — Bücherschau. 


Lösung von Gebärmntterverdrehnngen durch 
Flankenschnitt. 

Von Distrikts- und Grenztierarzt, Ludwig Brixner, Tittmoning. 

(Zum Artikel des Herrn F. Bayer. Neu-Ulm, M. T. W. Nr. 36 vom 6. 9. 21.) 

Des allgemeinen wissenschaftlichen und praktischen 
Interesses halber sei folgender Parallelfall angeführt: 

Kuh. Pinzgauer, zum 2. Kalb seit 32 Wochen trächtig, 
frißt seit 2 Tagen nicht mehr, zeigt anamnestisch die Er¬ 
scheinungen auf Torsio uteri. Die sofort vorgenommene 
vaginale Untersuchung ergibt 10 cm hinter dem äußeren 
Scheideneingang totale Verwachsung der Scheide, ähnlich 
einem persistierenden Hymen. Nach Durchtrennung des 
letzteren und einstündigem Erweitern dieser eingeengten, 
Hbroplastisch-derben Scheidenpartie kann Hand zum ori- 
ticium externum Vordringen. 

Befund: Keine Anzeichen einer Tragsackverdrehung, 
Schleimpfropf festsitzend, Cervix nach vorn und hinten 
beweglich, so daß Torsion des Uterus ausgeschlossen er¬ 
scheint. Da Unruhe- und Drängeerscheinungen fortdauern, 
wird Untersuchung durch Mastdarm gemacht und hiebei 
die Drehungsstelle erst vor dem Beckenrand der Kuh 
festgestellt. Alle Wälzversuche auf der Bergwiese mit er¬ 
höhtem Hinterteil sind vergeblich. 

Nachdem Lageberichtigungsversuche durch Hochziehen 
des Hinterteiles mit Flaschenzug mißlungen, wird Laparo¬ 
tomie gemacht ; der Fruchthälter, welcher Zwillinge in sich 
birgt und sehr schwer behebbar ist (Schaukelwirkung der 
Zwillinge), wird mittels eines Handtuches, (ähnlich wie der 
Wanst bei seiner Exenteration durch die Metzger) in seine 
richtige Lage gebracht; Weiterbehandlung ä la blutiger 
Überwurf-Operation; Kuh frißt die nächste Mahlzeit und 
ist bis heute gesund. 8 Wochen später, d. i. am 2. Februar 


1921 erfolgt die Lebendgeburt der Zwillinge.*) Als Fol¬ 
gerungen wären zu ziehen: 1 

1. Tragsackverdrehungen können schon lange vor der 

normalen Geburt entstehen, was auch Herr Bayer in seinem 
Fall angibt und was ich auch schon in vielen anderen 
Fällen erlebte; tritt aber hier eine Berstung der Eihäute 
ein, so sind nach meinen Erfahrungen diese Fälle bei der 
außerordentlich schnell auftretenden Putrifikation der Föten 
sämtliche verloren, da zudem die Gefahr von den Besitzern 
nicht erkannt, für gewöhnlichen Abortus gehalten und zu 
spät Hilfe erholt wird. — Das Unmögliche einer Lebens- 
vettung liegt darin, daß der Gebärmuttermund bei einge¬ 
tretener Fäulnis der Frucht durch kein Mittel sich mehr 
erweitern läßt; cave blutige Erweiterungen: Sofortige Not¬ 
schlachtung ! • 

2. Zur Diagnose „TragsackVerdrehung“ genügt im All¬ 
gemeinen die Feststellung der Scheideneinschnürung durch 
die breiten Mutterbänder. Durch die Untersuchung per . 
vaginam kann man aber diese Scheideneinschnürung — 
besonders bei unausgetiagenen Früchten — durch Schei- 
«Jenuntersuchung nicht feststellen, so ist man noch nicht 
berechtigt, Tragsackverdrehung auszuschließen. — Trotz 
Fehlens der Scheiden Verschnürung liegt nämlich Tragsack¬ 
verdrehung vor, wenn 

a) bei Scheidenuntersuchung Cervix von hinten nach vom 
und von vorn nach hinten unbeweglich ist (Cervix¬ 
einschnürung), oder 

b) bei Mastdarmuntersuchung die Verschnürungsstelle 
mehr oder weniger weit hinter dem inneren Mutter¬ 
mund gefunden wird; daß sich hier die Verdrehung 
nicht bis zur Scheide fortpflanzt, dürfte seinen Grund 
darin haben, daß sich statt des Tragsackhalses nur 
der Tragsackkörper gedreht hat oder daß das Gewicht 
des eingeschlossenen Fötus zu gering war, tun die 
Faltenbildung bis zur Scheide zu ermöglichen. 

3. Liegt Verdacht vor auf Tragsackverdrehung bei noch 
nicht ausgetragenen Früchten und läßt sich solche in der 
Scheide nicht feststellen, so m u ß auch rektal untersucht 
werden. Tritt nämlich Torsion bei noch unausgetragenen 
Früchten ein, so liegt die Verdrehungsstelle anscheinend 
infolge des noch verhältnismäßig geringen Gewichtes des 
Fötus hinter dem Orificium internum und externum und 
pflanzt sich daher die Faltenbildung noch nicht bis zum 
Muttermund oder gar bis in die Scheide fort, was bei aus- 
getragenen Früchten jedesmal der Fall ist. 

*) Photographie seinerzeit an geburtshilfliche Station ein- 
gesandt. 



1041 


4. Gelingt die Lageberichtigung der Tragsackverdre¬ 
hung bei noch nicht ausgetragenen Früchten durch Wälzen, 
Hochziehen am Flaschenzug oder Laparotomie, so erfolgt die 
Geburt (bezw. der erwartete Abortus) nicht unmittelbar nach 
der Berichtigung, sondern erst nach Umfluß der physio¬ 
logischen Trächtigkeitsdauer und zwar meist als Lebend¬ 
geburt. 

5. Bei ausgetragenen Früchten scheint es Tragsack¬ 
verdrehungen zu geben, die weder vaginal noch rektal fest¬ 
stellbar sind, also nicht einmal eine Viertelsdrehung erreichen; 
denn wie ließe es sich sonst erklären, daß — bei richtiger 
Lage des Fötus und normal weiter Beschaffenheit des 
Muttermundes — manche Lageberichtigung und Entwick¬ 
lung des Kopfes erst möglich wurde, nachdem Muttertier 
gewälzt worden war? (eigene Beobachtung). 

Die periodische Angenentzttndimg des Pferdes, 
unter besonderer Berftcksichtignng der Verhältnisse beim 
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Schluß.) 

Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reuther in Achselschwang. 

Hat der Hengst reine, gesunde Augen, dann kann auch 
einmal eine augenkranke, aber sonst gute Zuchtstute zur 
Zucht verwendet werden. In der Praxis hat man bisher 
die Frage bewußt oder unbewußt häufig in solcher Weise 
behandelt. Man kann annehmen, daß bei den Nachkommen 
erblich disponierter Stuten von gesunden Hengsten nicht 
mehr als 20 % von Augenkrankheiten befallen werden 
können, aber nicht müssen. In der Regel sind es weniger 
als 20 %. Wenn also eine solche Stute von 10 «Fohlen 
8 brauchbare liefert und 2 minderwertige, so ist es vom 
volkswirtschaftlichen Standpunkt aus richtiger, sie zur 
Zucht zu benützen, als einen so erheblichen Ausfall an 
Material und Geld auf sich zu nehmen, wie ihm die Aus¬ 
merzung aller kranken Stuten bedeuten würde, besonders 
zu einer Zeit, in der infolge Pferdemangels abnorm hohe 
Preise angelegt werden müssen. Als ein ganz interessanter 
Fall sei folgendes Beispiel angeführt: Der Züchter S. in 
W. hatte eine auf beiden Augen an periodischer Augen¬ 
entzündung total erblindete Zuchtstute. Ich ließ diese aus 
Interesse und des Versuches halber decken. Später wurde 
sie auch von Privathengsten besprungen. Die Stute lieferte 
6 Fohlen, von denen nur ein Fohlen auf einem Auge er¬ 
krankte. Für 5 Fohlen wurden hohe Preise erzielt. Sie 
sind bis jetzt gesund geblieben, soviel ich in Erfahrung 
bringen konnte. Ich persönlich nehme in der ganzen Sache 




Tabelle I. Verzeichnis erster Anfälle 

der an periodischer Augeijentziindung erkrankten Qestütspferde in Aehselschwang vom Dez. 1898 mit Dez. 1920. 


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Stutfohlen 
▼. Jsolani 





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Tabelle V. 


Erkrankungen an periodischer Augenentzttndung 
ausgeschieden nach Jahren. 


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1902 

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1904 

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1905 

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Beginn de» WViBegangen in 





Still erhol’. 

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1909 

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Still erhol. 

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Neue Trinkwasserleituug in 





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87 

| 













Liter atur-V erzeichnis: 

1. Dr. H. Henseler: „Über die Bedeutung der Mendel’schen 

Vererbungslehre für die praktische Tierzucht“. 1918. 

2. Dr. Kronaeher: Allgemeine Tierzucht. 1920. 

3. Dr. W. Schlampp: Leitfaden der klinischen Untersuchungs¬ 

methoden des Auges. 1889. 

4. Heinrich Jako’b: Tierärztliche Augenheilkunde. 1920. 

5. Dr. Wilsdorf: Tierzüchtung. 1912. 

6. Dr. Kronaeher: Beitrag zur Erbfehlerforschung in der Tier¬ 

zucht. 1918. 

7. Dr. M o e 11 e r: Lehrbuch der Augenheilkunde für Tierärzte. 

1898. 

8. Dr. Bernhard: Uber die periodische Augenentzündung der 

Pferde. Berl. Tierärztl. Wochenschrift. 1900. 

9. E. Ehrensberger: Die Vererbung nicht traumatischer 

Augendefekte beim Pferde. 1910. (Inaug.-Dissert. Bern.) 

10. G. Götz: Über Vorkommen und Bewertung des ablenkenden 

Linsenastigmatismus bei Pferden. 1915. (Inaug.-Dissertation 
München.) 

11. J. Aug. Herbst: Praktischer Unterricht in der Pferdezucht. 

1836. . . 

12. G. Graf Lehndorff: Handbuch für Pferdezüchter. 

13. B. v. O e 11 i n g e n: Die Zucht des edlen Pferdes. 1907. 

14. W ö r z: Pferdezucht. 1863. 

15. B o r n und Möller: Handbuch der Pferdekunde. 1884. 

16. S oh nie: Hippologische, veterinärmedizinische und bioloische 

Beiträge zur Pferdezucht 1907. 

17. S c h w a r z e <n e c k e r: Pferdezucht, 1902. 

18. Grämlich: Abortivbehandlung der Mondblindheit mit Jod¬ 

kalium von Dr. Louis Dor-Recueil 30. 3.1901. Zeitschrift für 
Veterinärkunde. 1901. 

19. Dr. Kitt: Lehrbuch der pathologisch-anatomischen Diagnostik. 

1895. 

20. G e r 1 a c h: Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde. 1862. 

21. Dr. Holdefleiß: Die Beziehungen zwischen Pflanzen und 

Tierzüchtüng. 1913. 

22. W. Häcker: Uber die Ursachen regelmäßiger und unregel¬ 

mäßiger Vererbung. 1920. 


Referate. 

Inlektions- and Iovasionskrankheiten. 

Dr. med. W. Baensch, leit. Arzt d. Röntgenabteilung: 
„Tebelon“ in der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose. 

(Aus d. chirurg. Universitätsklinik zu Halle a. S. — Münch. 
Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 35, S. 1009.) 

Die Abhandlung hat von den neuesten Forschungen, die sich 
mit der Bedeutung der Partialantigene befassen, die Fette und 
zerolipoiden Substanzen des Tuberkelbazillus zum Thema; ihnen 
verdankt dieser Erreger seine ungeheure Resistenz gegen schädi¬ 
gende Einflüsse. Die wissenschaftlichen Bemühungen sind deshalb 
darauf gerichtet, Antikörper für diese Lipoide ausfindig zu machen, 
um die Bazillenkapsel zu sprengen und tatsächlich ist es nach 
mühevollen Versuchen gelungen ira Isobutyleater der Öl¬ 
säure antigene Eigenschaften zu entdecken* 1 Das Präparat ist 



1049 


unter dem Schutzuamen „Tebelou“ im Handel. Der Autor behan¬ 
delte damit eine Anzahl chirurgischer Tuberkulosefälle im Kindes¬ 
alter, von denen bei 19 exakte Nachuntersuchungen möglich waren; 
es handelte sich um Knochen-, Gelenk- und Drüsen- 
tuberkulose, sowie um einige Skrofulodermen; von den 19 
Erkrankungen kamen 10‘zur Heilung, es schlossen sich nicht nur 
die Fistelbildungen, sondern, wie röntgenologisch festgestellt 
wurde, war auch Rückgang der Knochenatrophie und Sklerosierung 
der kranken Knochenherde eingetreten; 5 Fälle wurden gebessert 
und 4 unverändert entlassen. Die Dauer der Behandlung 
schwankte zwischen 1% und B Monaten, alle 3 Tage war 1 ccm 
Tebelcxn am Gesäß subkutan injiziert worden. Ein unerwünschter 
Folgezustand war Ln keinem Falle zu beobachten. Der Verfasser 
spricht sich in der Zusammenfassung dahin aus, daß dem Tebelou 
keine unbedingt spezifische Heilwirkung inne zu wohnen scheint, 
doch konnte die Behandlungsdauer der chirurgischen Tuberkulose 
bei Kindern verkürzt werden, allerdings ging die bisher übliche 
Therapie nebenher. Me. 

Pharmakologie, Pharmacia, Pharmakognosie. 

Dr. Rudolf Topol, städt. Bezirkstierarzt in Wien; 

Zur Frage des Überganges von Yohimbin in Ziegenmilch. 

(Aus d. Institut f. Milchhygiene u. Lebensmittelkunde d. 
Tierärztl. Hochschule in Wien. — Zeitschr. f. Fleisch- u. 
Milchhygiene, 31. Jahrg., Heft 5.) 

Der Autor hat bei den Untersuchungen über das obige Thema 
eine Reihe interessanter Beobachtungen gesammelt, die dahin 
gehen, daß 1. das im freien Handel käufliche Yohimbin der ver¬ 
schiedenen Herstellungsweise des Präparates entsprechend im 
seiner Wirkung sehr ungleich und bei gleicher Dosierung unzu¬ 
verlässig ist. Das von der Firma „Güstrow“ in Güstrow i. M. 
gelieferte Yohimbin „Spiegel“ verursachte in Dosen von 0,03 ein¬ 
malig und 0,01 nach Ablauf von 14 Tagen 5 Tage hindurch täglich 
dreimal per os verabreicht bei der Ziege keinerlei Störungen des 
Allgemeinbefindens; 2. einmalige Gaben von Yohimbin lösten keine 
Brunsterscheinungein aus, doch traten diese während der sechs¬ 
tägigen Yohimbintherapie auf, wobei jedoch T. erwähnt, daß seine 
Versuche in die Zeit fielen (November), in der die Ziegen normaler¬ 
weise brünstig werden; 3. eine merkliche Steigerung der Milch¬ 
menge ist nicht eingetreten, auch auf .den Fettgehalt der Milch 
blieb Yohimbin ohne Wirkung. Auffallend war die Steigerung des 
spezifischen Gewichtes, die mit den ersten Yohimbingaben ein¬ 
setzte und mit dem Aufhören derselben wieder zurückging; 4. nach 
oraler Verabreichung von therapeutischen Yohimbin-Dosen konnte 
das Präparat in der Milch nicht nach gewiesen werden; 
5. im Ziegenharn dagegen fand sich Yohimbin in der 6.—8. Stunde 
nach der Verabreichung. Me. 

Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen. 

Veterinär-medizinische Fachschaft München. 

Die vet.-med. Fachschaft München ersucht um Aufnahme fol¬ 
genden Artikels: 

Die vet.-med. Fachschaft München hat in ihrer letzten Versamm¬ 
lung die Gründung eines Arbeitsvermittlungsamtes beschlossen. 



1050 


’r • •. ,, j 


Sie bezweckt durch Vermittlung von Praktikanten- und Vertreter¬ 
stellen den ihr angeliörenden Herren der klinischen Semester Ge¬ 
legenheit zur praktischen Ausbildung und zu Nebenerwerb zu 
verschaffen. Gleichzeitig soll damit den Schwierigkeiten, die für 
die Herren Tierärzte bei der Suche nach Vertretern bestehen, ab¬ 
geholfen werden. Vertretungen sollen auf kürzere und längere Zeit 
sowohl während des Semesters als ganz besonders während der 
Ferien vermittelt werden. Selbstverständlich kommen nur geeignete 
Herren in Betracht. 

Anforderungen bittet Unterzeichneter unter Angabe der Bedin¬ 
gungen an die vet.-med. Fachschaft der Universität München, 
Veterinärstraße 6, richten zu wollen. 

Die v’et. -nied. Fach schuft München 
(gez.) Karl Zimmerer, carnl. med. vet., 1. Vorsitzender. 

Folgende Ausführungen dürften von allgemeinem Interesse 
sein: 

Ein an seinem Wohnsitz als Zeuge und Sachverständiger zuge¬ 
zogener Bezirkstierarzt hat Anspruch auf Gebühren, wenn sich 
seine Vernehmung nicht als Dienstgeschäft darstellt. 

ln folgendem bringe ich eine diesbezügliche Entscheidung zur 
allgemeinen Kenntnis, da vielfach und zwar gelegentlich der Be¬ 
kanntgabe des veranlassenden Falles im Verein der Staatstierärzte 
Mittelfrankens allgemein die gegenteilige Auffassung vertreten 
wurde. 

Zur Sachlage: 

1. Am t>. Februar 1921 wurde beim Viehbesitzer Th. in K. Ver¬ 
heimlichung der Maul- und Klauenseuche seit mindestens 4 Tagen 
festgestellt und Strafanzeige durch das Bezirksamt veranlaßt. 

2. Verhandlung aui 3. Mai 1921 nach Einspruch des Th. gegen 
den Strafbefehl. Berechnung der Entschädigung des Bezirkstier- 
arztes als Sachverständigen von 8 9 Uhr vormittags mit 4 Stunden 
Versäumnis in der Privatpraxis a 7.59 Mk. — 30.00 Mk. 

3. RevUionsbeuiistandung: da der Bezirkstierarzt am Wohn¬ 
sitz an einer Sache, in der er dienstlich tätig war, keine Gebühren 
beanspruchen kann. 

4. Beschwerde gegen die Beanstandung am 19. Juli 1921 mit 
folgender .Begründung: Nach Entschließung des bayerischen Ober¬ 
landesgerichts in Strafsachen vom 22. Mai 1905 hat ein an seinem 
Wohnsitz zugezoge-ner Bezirkstierarzt Gebühren nach § 3 der 
Zeugengelnihreijordiuing zu beanspruchen, wenn sich seine Ver¬ 
nehmung nicht als ein Dionstgeschäft darstellt. Die Verhandlung 
gegen Th. in k. betraf eine Sträfliche, die Zuziehung des Bezirks¬ 
tierarztes als Sach verständiger war kein Dionstgeschäft, weil Tli. 
durch seinen nicht gerechtfertigten Einspruch gegen den Straf- 
befeh! nachträglich geriehtliclie Verhandlung veranlaßt^. 

5. Kntscheidmig des Landesfinanzamtes Nürnberg, Zweigstelle 
Ansbach, vom 13. Oktober 1921 wie folgt: Liquidant hat zu be¬ 
anspruchen insgesamt 18 75 Mk. und zwar 

a) die Leistungsgebiihr nach § 3 Z.-G.-O. für die Zeit, innerhalb 
welcher er bei Gericht war. also 1 Stunde zu 4.50 Alk.: 

■ b) die Versäiimnisgebühr nach SS 2 und 5 Z.-G.-O. für die Zeit, 
welche derselbe außerdem durch seine Vernehmung bei Ge¬ 
richt versäumte und innerhalb welcher er seine Privatpraxis 
nicht hat ausüben können, also 3 Stunden ä 3.75 Mk. — 
11.25 Mk. 




1ÖM 


Hierbei ist zu hemorkeii. daß für die Zeit, nach der dir* Lei¬ 
stungsgebühr sich berechnet, eine Versäumnis gebühr nicht mehr 
berechnet werden darf s. Beschluß des O. L.,G. in Strafsachen 
vorn 23. Dezember 1913. 

Die Zuvielzahlung zu 11.25 Mk. aus 30.00 Mk.‘ 1 8.75 Mk. ist 
riick'ersetzen zu lassen. 

Besonders/ h e r v o r z u h e b e n ist bei dieser 
Entschließ u n g d i e W e r t e i^i schätz u n g d e r t i e r- 
ä r z t 1 i c h e n Tätigkeit ä St ü n d e 3.75 Mark, w iih - 
x e n dein g e w ö h n 1 i c h e r A r heit e r 4—-8 Mark er¬ 
hält. 

Erlangen, den 9. November 1921. 

V o g g, Uberveterinärrat. 

Sammlung „Schützehrung“. 

(5. Quittung, abgeschlossen am 81. Oktober 1921.) 
Tierärztlicher Verein im Herzogtum Braunschweig . 500.— Mk. 

Dr. Hubert Sch m i d t-Bryan in Texas U. S. A. . . 300.— „ 

Dr. Weichel-Straßburg i. Eis. ........ 100.— „ 

Kreistierarzt Dr. Hansen-lieinfeld . . . . . . . 80.— „ 

Veterinärrat Schoeneck-Berlin, Brüske-Hinden- 
burg. Dr. Moldenhauer-Paderborn, Veterinär¬ 
rat Harde- Bad bergen, Kreistierarzt Hilschens- 
Stallupönen, Kreistierarzt Oster bürg - Berleburg, 

Kreistierarzt Dr. L i ngenberg-Düsseldorf, Dr. 

Falk-Schlebusch (Köln), Schiel-Jever (Oldbg.), 

Strauß- Dortmund, Dr. Rueplte - Perleberg, Dr. 

Beh m-G-nöien, Dr. N o 1 te - Erfurt, Veterinärrat 
Dr. Fi nken brück - Saarbrücken, Kreistierarzt 


Irrgang-Falkenberg (Obsehl.) je 50 Mk. . . . 750.— „ 

Polizeitierarzt lli 1 d e br an dt - Berlin, Dr. Veit¬ 
mann - Kaiserswerth, Dr. G a r b e - Breslau, I)r. 
ßalke-Dt. Krone, Kr au s e - Belzig, Dr. Laabs- 
Berlin, Dr. Basch-Berlin, Ne um a n n- Wismar, 

Dr. Ganze r- Cottbus je 30 Mk. ....... 450.— „ 

51. Schulz- Fürstenwerder, Dr. S c h ii t t - Kedetin, 
Stabsveterinär a. D. Dr. A n d ree - Friedeberg, 

Ab r om e i t-Pobethen, Dr. Langncr-Dt. Lissa 

je 25 Mk. 125.— „ 


Dr. K1 i e m -Frauendorf (Stettin), Staatstierarzt Dr. 

Januschke-Troppau, Gen. Ob.-Vet. a. D. Hein- 
rieh-Ludwigsburg. Oberstabsveterinär Besch or- 
ner-Schwedt, Baß-Görlitz, A. Meier - Berlin, 

J. Schulz- Frankfurt a. M., Kienitz- Oberschön¬ 
weide, B an n asc h - Penzig (Oberlausitz), Traut- 

•m a n n - Lauscha je 20 Mk. 200.— „ 

Oberstabsveterinär Kind-Oassei . 19 20 ^ 

Schlachthofdirektor K o h 1 - Sommerfe ld. . 10.— ,, 

Summa: 2534.20 Mk. 

Dazu 1. bis 4. Quittung . 17190.65 „ 

zusammen: 19724.85 Mk. 

in der 4. Quittung ist zu berichtigen, daß die von Herrn Dr. 
Junack-Berlin überwiesenen 130 Mk. teilweise (100 Mk.) von der 
Schlacht- und Viehhofzeitung gespendet sind. 








10&2 



Weitere Beiträge werdeu erbeten an das Konto ,8chütli¬ 
eh rung“ Deutsche Batik-Berlin, Zweigstelle L, Chausseestraße 11; 
Postscheckkonto Berlin Nr. 1012. 

Prof. Dr. Neumann -Berlin. 


Verschiedenes. 

Zum 70. Geburtstag Andreas Schneidens. 

Oberveterinärrat Andreas Schneider, städt. Bezirksobertier¬ 
arzt a. D. in München feierte am 17. November seinen 70. Geburts¬ 
tag. Geboren wurde der Jubilar zu Burgau; nach Besuch des Gym¬ 
nasiums zu Dillingen widmete er sich dem Studium der Tierheilkunde 
an der damaligen Zentraltierarzneischule zu München, woselbst er, 
nachdem er schon vorher bei der Durchführung der Maßregeln gegen 
die Weiterverbreitung des dortmals im Amtsbezirke Tölz stark auf- 
getretenen Milzbrandes praktische Verwendung gefunden hatte, im 
Jahre 1876 die Approbation erlangte. 

Er widmete sich sodann der Privatpraxis in Rülzheim und über¬ 
nahm im Jahre 1878 die Distriktstierarztstelle in Otterberg, wo er 
durch sein berufliches Können, seinen Fleiß und seine gewinnende 
Art des Umganges die allgemeine Beliebtheit der Bevölkerung aufs 
Nachhaltigste zu erringen verstand. Nach bestandenem Staatskonkurs 
wurde er im April 1880 als städtischer Tierarzt an den Schlacht- 
und Viehhof zu München berufen und übernahm' im Jahre 1893. 
durch die vorausgegangene praktische und Schlachtholtätigkeit hie¬ 
zu aufs beste vorbereitet, die Stelle des Tierarztes für das Stadt¬ 
gebiet. Nach dem Abgang des vormaligen, hervorragend tüchtigen 
Bezirks- und Obertierarztes G. Drechsler übertrug ihm der Stadt¬ 
magistrat München im Jahre 1900 die Stelle des städtischen Bezirks¬ 
und Obertierarztes, wo er eine außerordentlich vielseitige und er¬ 
sprießliche Tätigkeit entfaltete. Neben der Leitung des veterinär¬ 
polizeilichen Dienstes im Stadtgebiete oblag ihm auch die Überwa¬ 
chung des Verkehrs mit tierischen Nahrungs- und Genußmitteln; 
seiner Mitwirkung auf diesem letztgenannten so außerordentlich 
wichtigen Gebiete ist es zu verdanken, daß die Landeshauptstadt 
seit Jahren über ein trefflich geschultes Kontroll-Personal und seit 
dem Jahre 1907 über eine amtliche Milchuntersuchungsstelle verfügt, 
deren Leitung er bis zu seiner Ruhestandsversetzung in Händen 
hatte. Daß die Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genu߬ 
mittel zu München einen Sachverständigen auf dem Gebiete des 
Verkehrs mit tierischen Nahrungsmitteln wie Schneider zu ge¬ 
winnen suchte, indem sie seine Aufstellung als ständigen Berater 
der Anstalt durch das Ministerium des Innern veranlagte, ist ebenso 
verständlich als die für den gesamten Stand erfreuliche Tatsache, 
daß Schneider’s Gutachten bei den Gerichten Münchens und da¬ 
rüber hinaus allgemeines Ansehen genossen. Die Wertschätzung 
dieser besonderen Leistungen kommt auch darin zum Ausdruck, daß 
er wiederholt als Vortragender zu den vom Staatsministerium des 
Innern veranstalteten tierärztlichen Fortbildungskursen beigezogen 
wurde. Von Seite der Krone wurden seine vielfachen Verdienste 
anerkannt 1911 durch die Verleihung des Verdienstordens vom HL 
Michael 4. Kl., 1916 durch das König Ludwigs-Kreuz und 1917 durch 
die Verleihung des Titels und Ranges eines Veterinärrates, welch 
letztere Auszeichnung Schneider, der von jeher frei von aller 
Ruhmsucht war, um so mehr sich freuen durfte, als er der erste 



1058 


städtische Tierarzt in Bayern war, dem der Titel und Bang eines 
Veterinärrates zu teil wurde. 

Nach einer 40jährigen Tätigkeit im Dienste der Stadtgejneinde 
München, in der er sich als überaus pflichttreuer, kenntnisreicher 
und verlässiger Beamter aufs Beste bewährt und sich die Wert¬ 
schätzung nicht nur seiner Vorgesetzten Behörde, sondern auch 
seiner Mitarbeiter und des Publikums in reichem Malle erworben 
hat, trat A. Schneider unter Anerkennung seinerlangen und treu 
geleisteten ersprießlichen Dienste vor Kurzem in den Ruhestand. 
Möge dem Jubilar, der sich beneidenswerter körperlicher und geistiger 
Frische erfreut, noch viele Jahre ein glücklicher, schöner Lebens¬ 
abend beschieden sein! 


Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 
16. mit 31. Oktober 1921. 


Htgieraflfa- 

bfiirli 

Vem 

tungsb 


Verseuchte 


Gefall. 

Tiere 

Notgesch. 

Tiere 

ral- 

ezirke 

Gemeinden 

Gehöfte**) 

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21 

0 v 


In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorbericbts- 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme + 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorberiebts- 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme-|~ 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorberichts¬ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme + 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

CD (/. 

oi 

£ 

Oberbayern 

20 

j 

b 2 

82 

+ 27 

. 

571 

+192 

' 

1 

i 

8 

20 

Niederbayern 

9 


- 1 

15 

+ 3 

65 

+ 46 

4 

2 

2 

2 

Pfalz 

13 


- 5 

32 

+ 5 

191 

— 9 


— 

266 

— 

Oberpfalz 

11 

- 

b 1 

19 

+ 6 

73 

+ 19 

6 

5 

— 

1 

Oberfranken 

4 

- 

b 2 

4 

+ 1 

7 

+ 2 

— 

‘ - 

— 

— 

Mittelfranken 

6 

- 

b 3 

7 

4- 2 

9 

+ 4 

— 

— 

— 

— 

Unterfranken 

2 


• 

4 

+ 1 

10 

+ 3 

— 

— 

— 

— 

Schwaben 

19 

+ 3 

205 

+ 56 

1728 

+784 

1 

6 

15 

29 

Gesamtsumme 

84 

H 

- 17 

3 

00 

+101 

2654 

+1041 

12 

14 

291 

52 

15. Okt. 1921 

67 

+ 15 

267 

+ 93 

1613 

+724 

4 

20 

17 

23 

30. Sept. „ 

52 

+ U 

174 

+ 58 

889 

+462 

2 

4 

13 

28 

15. Sept. „ 

41 

- 

- 11 

116 

■4“ 6 

427 

4” 53 

4 

12 

2 

5 

31. Aug. „ 

52 

— 

- 6 

110 

— 22 

374 

— 91 

i 

11 

7 

16 

15. Aug. „ 

58 

— 

- 9 

132 

— 5 

465 

+ 34 

i 

2 

5 

7 

31. Juli „ 

67 

- 

- 6 

137 

— 9 

431 

+ 66 

9 

23 

12 ‘ 

2 

15. Juli „ 

73 

4" 8 

146 

+ 17 

365 

+ 48 

3| 

15, 

5 

8 

30. Juni „ 

65 

+ 6 

129 

+ 18 

317 

1 

- 25 

Q . 

18 

86 

108 


■ i • i ■ ■ « 

*) Vom 1. mit 15. Oktober 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 


Inlektions- und Inlaslonskrankhelton. 

Eine deutsche Expedition zur Bekämpfung der Schlafkrankheit. 

Eine wissenschaftliche Expedition unter Führung von Professor 
Kleine begibt sich, wie in der „Deutschen Medizin. Wochen¬ 
schrift“ mitgeteilt wird, dieser Tage nach Afrika, um dort neue 
Mittel gegen Trypanosomenkrankheiten bei Mensch und Tier zu 




erproben- Prof. K 1 e i n e hat -.Robert Koch als Assistent 
seinen Expeditionen zum Studium dos Kiistenfiobers'und der Schlaf-, 
krank heit begleitet und war seitdem' Leiter der Srhlafkrankhejts- 
bekÜJiipfu'ng in Deutsch Ostafrika bis zürn Kriege. Ihm gelang e*s 
zum ersteninalo. ;die Schlafkrankheit experimentell durch den-na¬ 
türlichem Zwischenwirt, die Glossina, auf Affen zu übertragen und 
die Entwicklung des Erregers in der Fliege klarzulegen. An der 
neuen Expedition, die von der deutschen Industrie ausgerüstet; 
wird* nimmt auch Medizinalrat F i s c h e r teil, der seit 1907 Mit¬ 
glied rler Schlafkrankheitsbekäuipfung in Deutscb-Ostafrika war; 
Das nächste Ziel der Reise ist Nord-Rhodesia. . Durch das Ent-, 
gegenkommon der britischen Regierung wird den, deutschen Gef. 
lehrten das Arbeiten in den englischen Kolonien ermöglicht. 

Instituts-, Versammlnngs- und Anstaltsberichte. 

Bayerischer Landesfischereivereui. 

Die zahlreich besuchte (Generalversammlung nahm zunächst den 
Jahresbericht über das Jahr 1920 entgegen. Hiernach zählt der Verein 
an J4 000 Mitglieder. Der Beschaffung und Vermittlung von Besetz¬ 
material für Seen und Flüsse wandte der Verein sein Hauptaugen¬ 
merk zu. Im August 1920 bildete sich ein Verband Bayerischer 
Berufsfischer mit rund 400 Mitgliedern. Die Aufhebung der Zwangs¬ 
wirtschaft von Fleisch hat preissenkend auf den Fischmarkt gewirkt. 
Im schreienden Mißverhältnis zu dem um das Fünf- bis Achtfache 
gestiegenen Fleischpreisen stehen aber die Netz- und Gerätepreise, 
die zum Teil das Zwanzigfaelie des Friedenspreises betragen. In den 
diesjährigen Winterungen waren allgemein große Verluste zu ver¬ 
zeichnen, als deren Anlaß die außergewöhnlich warme Witterung 
im Januar angesehen wird. Die Forellenzucht hat nach wie vor unter 
dem großen Mangel und den hohen Preisen geeigneter Futtermittel 
zu leiden. Flußkorrektionen und Bachregulierungen sowie der Fisch¬ 
frevel üben schädlichen Einfluß auf die Fischzucht aus, ferner aus 
dem Tierreiche der Reiher, der keineswegs im Abnehmen begriffen 
ist, und die Bisamratte. Landesökonomierat Büttner berichtete 
über den Betrieb der Fischzuchtanstalt in Starnberg. Professor Kor ff 
der Landesanstalt für Pflanzenschutz hält auf Grund statistischer 
Erhebungen den Schaden der Bisamratte an der Fischerei größer 
als an der Landwirtschaft. Ein Redner teilte mit, daß der Fuchs 
ein Feind der Bisamratte sei. Die Erfolge in der Oberpfalz, die 
Bisamratte mit Gift und Bakterien zu vertilgen, seien günstig. Die 
Fischzucht in der Pfalz hat, wie ein Mitglied des pfälzischen Kreis¬ 
fischereivereins berichtet, durch die Okkupation, aber auch durch 
einheimischen Fischfrevel sehr gelitten. Die Vorstandschaft mit dein 
Präsidenten Grafen von Moy an der Spitze, wurde sodann einstimmig 
wiedergewählt. Die Vereinsmedaille wurde verliehe^ den Herren 
Wagner (Passau), Potschacher (Grainet), Krauß (Ansbach), Sehrögl 
(Neunburg v. W.), dem württembergischen Fischereisachverständigen 
Dr. Braun, der auch die Versammlung namens der württembergischen 
Land Wirtschaftskammer begrüßte, und sämtlichen bayerischen Ki eis¬ 
fischereisachverständigen. Zum Schluß hielt der erste Präsident des 
Deutschen Fischereivereins. Oberregierungsrat Dr. Maier, einen 
Vortrag über die Lage des deutschen Setzfischmarktes, in dem er 
die tief einschneidenden Lieferungen an den Feindbund, dann die 
Frage der Fischausfuhr, der Frachtermäßigung, der Futttermittel- 
beschaffüng usw. darlegte. . 




1055 


I 

Hochschulnachrichten. 

Giessen. Die Gesellschaft schweizerischer Tierärzte ernannte 
den Geheimen Medizinalrat Prof. Pr. Martin; Direktor des vete¬ 
rinär-anatomischen Institutes der Universität Giessen zum Ehren¬ 
mitglied. 


Personalien. 

Kreismedizinalaussdiüsse : An Stelle des zum Oberregierungsrat 
bei der Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, beför¬ 
derten Bezirkstierarztes, Oberveterinärrat Karl Buhmann, wird 
der Bezirkstierarzt August Sa Hin ger in Laryishut vom 1. Dezem¬ 
ber 1921 als Mitglied des Kreismedizinalansschusses von Niederbayern 
ernannt. 

Gewählt: Distriktstierarzt Vogel in Schnaitsee zum Distrikts¬ 
tierarzt in Haag (R.-A. Wasserburg). 

Verzogen: Distriktstierarzt Dr. August Fischer in Otterberg 
nach Alsenz. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Adalbert Uffinger 
aus München in Rottenburg (B.-A. Rottenburg). 

Privatpraxis angemeldet: Oberveterinär beim Wehrkreiskom¬ 
mando 7, Dr. Georg Gackstatter in München. 

Als Praktikant eingetreten: Tierarzt Karl Meise aus Regens* 
bürg beim Bezirkstierarzt in Stadtamhof. 

Bttcherschan. 

Deutscher Veterinär-Kalender für 1922 und 1923. 30. Jahrgang, 

herausgegeben in 2 Teilen von Prof. Dr. R. Schmal tz, Geh. 
Regierungsrat. Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Rieh. 
Sehoetz, Wilhehnstr. 10. 

Dieses beliebte Taschenbuch ist dem schon bei der letzten Aus¬ 
gabe aufgestellten Plane gemäß nun nach zwei Jahren wieder er¬ 
schienen. Dadurch, also im Überspringen eines Jahres, soll Material 
gespart und der Preis niedrig gehalten werden, da die Ausgabe sich 
ja für das Jahr halbiert. Bei dem beigegebenen soliden Einbande 
läßt sich dieses Verhalten wohl rechtfertigen, da auch noch im 
2. Jahr der Kalender die Benützung ausiialten dürfte. Die Tages- 
notizbücher werden alljährlich erscheinen und es ist geplant, den¬ 
selben wichtige Neuerungen, etwa in Form von Deckblättern, bei¬ 
zugeben, ein Gedanke, der gar nicht übel ist. Die Einlagehefte der 
einzelnen Bundesstaaten bezw. Länder sind jetzt nicht mehr ohne 
weiteres eingefugt, sodaß die Veterinärpolizei hinsichtlich der Er¬ 
gänzungsbestimmungen zum deutschen Viehseuchengesetze nur durch 
die Ausführurigsvorschrit'ten des Bundesrates mit der hineingearbei¬ 
teten preußischen viehseuchenpolizeiliehen Anordnung vertreten 
sind. Die Einlagehefte für Bayern, -Baden, Sachsen und Württem¬ 
berg sind aber bei der Verlagsbuchhandlung vorrätig und können 
also von dort bezogen werden. Der erste Teil (im dauerhaften Ein¬ 
bande) bringt außer der Veterinärpolizei noch die Gewährleistung 
im Viehhandel, dann die Fleischbeschau, weiterhin das Gesetz be¬ 
treffend die Beseitigung von Tierkadaveni vom 17. Juni 1911 und 
endlich den Abschnitt über Therapie und Arzneimittel; dem letzteren 
sind noch mehrere Tabellen, wie Löslichkeits-, Maß- und Gewichts¬ 
tabellen, Thermometergrade, Körpertemperatur, Brunst- und Träch¬ 
tigkeitszeiten, Schlachtgewichte und Zahnaltersbestimmungen usw. 
beigegeben. In diesem ersten Teile haben die Kapitel über Vete- 




rinärpolizei und Fleischbeschau Verbesserungen erfahren. Der Ab¬ 
schnitt: Übersicht über die Behandlung der wichtigsten Krank¬ 
heiten, der früher von dem verstorbenen Dr. Arndt herausgegeben 
worden war, ist von Prof. Dr. Neumann in dankenswerter Weise 
neu bearbeitet worden. Das Verzeichnis der Arzneimittel wurde 
durch 17 Neuaufnahmen bereichert. — Im II. Hauptteil des Kalenders 
sind bearbeitet die Abschnitte: Gebührenwesen, sodann: Keiehsver- 
fassung, Verwaltung, amtliche Standesvertretungen, weiterhin: Ge¬ 
setze und Bestimmungen, die auf den tierärztlichen Stand bezug 
haben, und endlich : wissenschaftliche Beiträge, die von einer größeren 
Anzahl von angesehenen Gelehrten verfaßt sind. Dieser zweite Teil 
hat gegen früher eine nicht unbeträchtliche Kürzung erfahren. 
Diesen Kürzungen gegenüber sind die Fleischbeschaugebühren hier 
neu aufgenommen worden. Das früher dem Kalender beigegebenc 
Personalverzeichnis (bisher 3. Teil des Kalenders) ist 
nicht mehr mit dem Kalender erschienen. Es ist beab¬ 
sichtigt, dasselbe als tierärztliches Adreßbuch besonders herauszu¬ 
geben, sobald die politischen Verhältnisse (Festsetzung der neudeut¬ 
schen;. Grenzen etc.) es gestatten. Dieses Adreßbuch soll übrigens 
dann auch in einem besonderen Abschnitte die deutschen Tierärzte 
außerhalb Deutschlands umfassen. — Mit diesem Kalender haben 
sich der Herausgeber und der Verlag wieder bemerkenswerte Ver¬ 
dienste erworben. Er ist von jeher und auch wieder in der vor¬ 
liegenden Form ein treuer Begleiter des praktischen und amtlichen 
Tierarztes. Sehr zu begrüßen ist auch wieder an dem Kalender 
das gute Papier und der klare, wenn auch kleine Druck. Der Preis 
ist auf 32 Mk. 


im Buchhandel festgesetzt 


Erfolge des Kollegen 


„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu 
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬ 
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem 
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer 
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬ 
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt 
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen 
Drasticum cps. „E.Bark“ ä8.— jK, erste Probefl. 5.— Jä, dem 

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Jb» „das Mittel“. 

V \ '{'V., Zollspesen zu meinen Lasten. 
( d ) Chem. Laboratorium 

J. Schürholz, 

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(frfihar: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschritt ttir TlorhoUknnde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

* Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 6. Dezember 1921. Nr. 49. 


Inhalt: 

Originalartikel: Wie her a. — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschafts¬ 
fragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Eingesandt. 


Panarltium (Paronychia) entan. et ossenm beim Schaf. 

Von Albert Wich er a, Distriktstierarzt in Postau. 

Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, eine ganze Schaf¬ 
herde wegen Moderhinke zu behandeln. Die Tiere lahmten 
nach Aussage des Besitzers schon seit Jahren, waren öfters 
in längeren Intervallen empirisch behandelt worden, das 
Hinken besserte sich aber trotzdem nicht. Deshalb über¬ 
nahm ich selbst die Behandlung und bei dieser Gelegenheit 
zeigte sich mir folgender Fall, der es mir klar machte, 
warum das Leiden von den meisten Autoren mit Panaritium 
verquickt wird: 

Ein Jährling, Württemberger Bastard, stark abgemagert 
und mit sehr minderwertiger Wolle bekleidet, lahmte schon 
seit einigen Monaten auf dem linken Hinterfuß so, daß er 
denselben nur selten belastete. Er wurde zur Behandlung 
gebracht mit der Bemerkung, daß ihm der Eiter schon an 
der Krone herauslaufe. Außerdem lahmte das Tier noch auf 
dem rechten Vorderfuß. 

Die Freßlust, war bei 39,5 0 Temperatur nur gering. An 
beiden leidenden Füßen war die Spitze je einer Klaue von 
Horn entblößt und die Klauenlederhaut ragte blutig rot her¬ 
vor. Am linken Hinterfuß aber, dessen äußere Klaue unge¬ 
wöhnlich verdickt war, erschien die Spitze völlig abgerundet 
und neben eiteriger Zwischenklauenhautentzündung zeigte 
sich, noch Schwellung der Haut der Krone und des ganzen 
äußeren Fessels bis über das Fesselgelenk. Am Zehenteil 
der Krone waren an einer etwa erbsengroßen Stelle die 
Haare ausgefallen, die Haut blaurot verfärbt und aus einem 
Loch floß zäher, gelber Eiter ab. 

Die lädierten Klauenspitzen wurden nach Entfernung 
des losen Hornes mit Dermatol unter Verband behandelt 
mit dem Erfolg, daß sich nach 4 Verbänden innerhalb 12 







1060 


Tagen die Klauen spitze v. r. leicht überhornt hatte und nach 
6 Verbänden dasselbe auch b. 1. eintrat. Die phlegmonöse 
Schwellung h. 1. blieb ohne Behandlung. Trotz der Heilung 
der Klauenspitze ließ aber an diesem Fuß die Lahmheit nicht 
nach, und die Eiterung oberhalb der Klaue sistierte night. 
Da eine weitere Behandlung des minderwertigen Tieres sich 
nicht verlohnte, entschloß ich mich, dasselbe schlachten zu 
lassen, die Klauen des Tieres aber überbrachte ich zwecks 
mikroskopischer Untersuchung der Veterinärpolizeilichen 
Anstalt Schleißheim. 

Der allgemeine Zerlegungsbefund ergab völlig normale 
Beschaffenheit der Organe. Nur die Lungen zeigten am 
unteren Ende der Hauptlappen unscharfe Bänder und bis 
zu zwei Fingerbreite bei saftiger Durchtränkung und fester 
Konsistenz das Bild der verminösen Pneumonie. Im übrigen 
aber war die Lunge in Größe, Konsistenz und Farbe normal, 
abgesehen von den wenigen rosenroten Flecken mit unregel¬ 
mäßigen Bändern infolge ungleichmäßiger Blutverteilung. 

Die äußere Hornwand sämtlicher Klauen war mit zahl¬ 
reichen, parallel der Krone verlaufenden Bingen versehen, 
welche auf nutritive Störungen im Hornwachstum hin¬ 
deuteten. Die Zwischenklauenhaut der vorbehandelten, vor¬ 
deren Klaue war gelblich gefärbt mit Binnen, in welchen 
Schmutz und Fremdkörper eingelagert waren, und noch be¬ 
legt mit einem wässerigen Exsudat. Das Ballenhorn war 
zerklüftet, in geringer Ausdehnung getrennt von der Leder¬ 
haut, dazwischen eingelagert mazeriertes Horn. Auf dem 
Querschnitt schien der Prozeß nicht besonders in die Tiefe 
zu gehen. Am linken Hinterfuß war neben den oben er¬ 
wähnten äußeren Erscheinungen die Zwischenklauenhaut 
schuppig und trocken, die Entzündung derselben also unter 
Desquamation abgeheilt. Nach der vertikalen Durchtren¬ 
nung der b.eiden Fesselbeine zeigte sich das Gewebe um die 
Klauenbeinbeugesehne der kranken Klaue um ein Viel¬ 
faches verdickt gegenüber dem der gesunden Seite. Die 
kranke Klaue selbst war an der Spitze vollständig abge¬ 
rundet, jedoch war dieselbe mit einer festen Hornschichte 
überzogen. Nach dem Durchsägen der Klaue erschien an 
Stelle des Klauenbeines ein dreieckiges Feld von gelb¬ 
brauner Farbe, das ganze Knochengerüst war schmierig er¬ 
weicht, vollkommen untergegangen, nur mehr einzelne, 
festere Knochenspangen enthaltend. Dieses Feld lag ein¬ 
gebettet in die einige Millimeter starke, blaugrün verfärbte, 
äußere Schichte des Knochens, die so gleichsam die Toten¬ 
lade des nekrotischen Knochengewebes bildete. >~An der 



1061 


Zehenwand war auch diese Schichte schon fast eingeschmol¬ 
zen, stellte nur mehr eine häutige Masse dar, die in der 
Mitte fistulös durchbohrt war. Die Fistel bildete die Ver¬ 
bindung mit den über der Klaue befindlichen Veränderungen. 
Die Spitze des Klauenbeines aber war abgerundet. Das Kron- 
bein, Strahlbein und subkutane Bindegewebe des Ballens 
zeigte keine weiteren, makroskopischen Veränderungen. 

Der mikroskopische Befund, der an der Veterinärpolizei¬ 
lichen Anstalt festgestellt wurde, war folgender: Der Aus¬ 
strich der nekrotisierten Klauenbeinmasäe zeigte mit Me¬ 
thylenblau gefärbt tiefblaue, amorphe Gewebsfetzen, zahl¬ 
reiche, untergegangene Leukozyten, in und neben diesen 
eine Anzahl von Kugelbakterien zu zweien (Diplokokken) 
oder in Ketten gelagert (Streptokokken), vielfach auch ohne 
jede bestimmte Lagerung und ohne Verband. Dazwischen 
verstreut lagen lange, gerade und abgebogene Strichbakte- 
i-ien, Nekrosebazillen. Nach der Gramschen Färbung er¬ 
schienen noch andere, kleinere, gleichmäßig blau und satt 
gefärbte Stäbchenbakterien (Bac. pyogenes), während die 
Gram-negativen Nekrosebazillen als lange Fäden sich rosa 
abzeichneten. Es ist demnach eine Mischinfektion von Diplo¬ 
kokken, kurzen Streptokokken, Pyogenes- und Nekrose¬ 
bazillen. 

. Die völlig abgerundete Klauenspitze läßt den Schluß zu, 
daß das Tier bei der früheren, empirischen Behandlung an 
der Spitze des Klauenbeines verletzt wurde. Durch diese 
tiefe Verletzung hatte sich an die Moderhinke das Knochen - 
panaritium mit Phlegmone und Fistelbildung angeschlossen. 

Bei allen übrigen Tieren, wie auch bei diesem Jährling 
an den anderen Klauen beobachtete ich nur Nässen des 
Spaltes, Loslösung des Hornes von der Lederhaut und eite¬ 
rige Unterminierung der Hornwand und -sohle. Dieser letz¬ 
tere Zustand ist auch in der „Zeitschrift f. Infektionskrank¬ 
heiten, parasitäre Krankheiten und Hygiene der Haustiere“ 
im 21. Band, 3. Heft, pag. 201, als enzootisches Panaritium 
bei Schafen beschrieben, welcher Bezeichnung ich aber nicht 
beipflichten kann, da das Panaritium wesentliche Verschie¬ 
denheiten von der letzteren Erkrankung bezüglich seines 
Sitzes, Verlaufes und seiner Heilbarkeit auf weist. Als Pana¬ 
ritium pflegt man eine akute, schnell zur Eiterung führende, 
regelmäßig mit Nekrose verbundene Entzündung zu be¬ 
zeichnen, deren Ausgangspunkt stets eine Wundinfektion 
mit nachfolgender Phlegmone bildet. Es hat seinen Sitz 
oberhalb der Klauen in der Krone und der benachbarten 
äußeren Haut derselben, führt zu Perforationen der Haut 



1062 


mit Ausfluß eines dickflüssigen, gelben Eiters und weist als 
Begleiterscheinungen überaus große Schmerzhaftigkeit, 
starke Schwellung, Fieber und Appetitlosigkeit auf. Auch 
ist es sehr schwer, unter Umstanden nur durch Exartiku¬ 
lation heilbar, wenn die Veränderungen bis auf die Knochen 
und Gelenke eingedrungen sind. 

Anders ist es bei der Moderhinke. Bei dieser 
konnte ich nur Nekrose der Huf lederhaut beobachten, die 
sich nicht nach oben in das Unterhautzellgewebe fortsetzte. 
Auch wurden die schweren Begleiterscheinungen nicht wahr¬ 
genommen und die Heilung der Herde geht, soweit meine 
bisherige Erfahrung reicht, wenn auch mit vielen ^Rezidiven, 
doch glatt von statten. 

Die Erscheinungen und der günstige Verlauf berech¬ 
tigen uns also, entgegen der meist vertretenen Anschauung 
die Moderhinke scharf von dem Panaritium zu trennen. 


Referate. 

Iatoktlons- nd Inlaslonskrankheltea. 

Dr. Hans Kopf -Marienbad: Uber Maul- u. Klauen¬ 
seuche beim Menschen. (Münch. Med. Wochenschrift, 1920, 
Nr. 36, S. 1043.) 

Während des Krieges fand sich in einem österreichischen Feld¬ 
spital in Rumänien ein zirka 30 Jahre alter Trainsoldat ein und» 
klagte über Schmerzen im Mund, Speicheln und Nasenausfluß. An¬ 
amnestisch wurde festgestellt, daß derselbe mehrere Tage mit 
seinem Fuhrwerk unterwegs war und in einem Rinderstalle ge¬ 
nächtigt hatte. Bei der Untersuchung fand K. geschwollene, auf¬ 
gesprungene Lippen, an dpr Innenfläche am Zahnfleisch, Gaumen 
und auf der Wangenschleimhaut waren .soorähnliche Plaques sicht¬ 
bar, ähnliche Geschwüre, aber mehr krustig, auch auf der Nasen¬ 
schleimhaut. Finger- und Zehennägel erschienen livid verfärbt, 
die Nagelbetten waren etwas geschwollen. Nur flüssige, kalte Nah¬ 
rung konnte durch ein Röhrchen aufgenommen werden. Die bak¬ 
teriologische Untersuchung des Speichels und der Geschwür-Ab¬ 
striche blieb negativ, d. h. weder Oidium albicans noch der Bacil¬ 
lus fusiformis wurde gefunden. 2—3 Tage später kamen an allen 
Nagelbetten die Erscheinungen einer heftigen Entzündung und 
zahlreiche runde bis markstückgroße mit gallertigem Serum ge¬ 
füllte Blasen hinzu, welche an Zahl abnehmend bis zu den Ellen¬ 
bogen bezw. Knien reichten; dabei bestand bis 38° Fieber und 
Schmerzhaftigkeit in den Extremitäten. Während Spülungen mit 
Wasserstoffsuperoxyd und Pinselungen mit Jodtinktur oder Lugol- 
lösung keinen besonderen Erfolg aufwiesen, trat auf Neosal- 
varsan-Injektionen in Dosen von 0,3 g in zweitägigen 
Pausen dreimal repetiert eine ausgezeichneteWirkung 
auf: das Fieber und die Schmerzen verschwanden, an den Ex¬ 
tremitäten trat neue Blasenbildung nicht mehr auf, die Geschwüre 
im Mund und in der Nase heilten rasch. Die Onychien waren hart¬ 
näckiger, bei 3 oder 4 Zehennägeln kam es zur Abstoßung der 



1068 



Nägel und Vernichtung der Nagelwurzel, so daß sich an Stelle der 
Zehennägel sehr empfindliche Narben bildeten, die das Gehen fast 
unmöglich machten. Erst nach 4 Wochen wurde der Patient ent¬ 
lassen. . Me. 

Pkamakolsfis, Pharaacle, Pharaukogaosle. 

Ferdinand Flury und Albrecht Hase: Blau¬ 
säurederivate zur Schädlingsbekämpfung. (Aus dem Kaiser- 
Wilhelm - Institut für physikalische Chemie und Elektro¬ 
chemie. — Münch. Med. Wochenschr., 1920, Nr. 27, S. 779.)' 

Die eminente Giftigkeit der Blausäure macht ihre sonst vor- ' 
zügliche Verwendung auf dem Gebiete der Schädlingsbekämpfung 
überaus gefährlich. Der Umfang der Ausbreitung des Blausäure¬ 
verfahrens geht aus der Tatsache hervor, daß innerhalb 2% Jahren 
21 Millionen Kubikmeter Raum mit diesem Gase durchgast wurden. 

Eis ist deshalb ein praktisch bedeutungsvolles Problem, Ersatz¬ 
stoffe ausfindig zu machen, denen bei gleicher verlässiger Wirkung 
die Giftigkeit fehlt. Die schweflige Säure ist wohl ein solche« 
Mittel, aber es bildet sich, namentlich bei Gegenwart von Feuchtig¬ 
keit durch Autoxydation Schwefelsäure, wodurch Gewebe, Nah¬ 
rungsmittel und Gebrauchsgegenstände Schaden leiden. Der größte • 
Nachteil ist bekanntlich die Geruchlosigkeit der Blausäure: Die 
Versuche der Autoren waren deshalb darauf gerichtet Cyanverbin¬ 
dungen ausfindig zu machen, denen lokale Reiz wirkung auf Schleim¬ 
häute innewohnt. Chlorzyan, Bromzyan, Kakodylzyanid, Kakodyl- 
rhodanid und Zyankohlensäureester wurden hiezu herangezogen, 
selbstverständlich ist auch bei diesen höchst giftigen Gasen größte 
Vorsicht geboten. Die Tierexperimente ergaben, daß der Zyan¬ 
kohlensäuremethylester in schwachen Konzentrationen giftiger ist 
als Blausäure. Dieser Ester (CNCOOCHs), auch unter dem Namen 
„Cyklon“ bekannt, stellt eine farblose Flüssigkeit von hoher Flüch¬ 
tigkeit dar, die Anwendung erfolgt am vorteilhaftesten durch Zer¬ 
stäuben oder Verdampfen in den zu durchgasenden Räumen. Die 
Ergebnisse der Versuche ermuntern zu weiteren Prüfungen, denn 
der Ester erwies sich als insektizides Mittel und während grüne 
Pflanzenteile ebenso getötet wurden wie durch Blausäure, behielten 
Getreidekörner ihre JCeimkraft. Im Zyankohlensäure- 
ester ist also ein außerordentlich wirksames 
Ersatzmittel für Blausäure gefunden, das, da sich die 
Gegenwart des Gases durch kräftige Reizwirkung auf die Augen-, 
Rachen- und Nasenschleimhaut zu erkennen gibt, relativ weniger 
gefährlich ist. _ Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Vergiftung eines Schlächtermeisters bei der Notschlachtung eines 
milzbrandkranken Rindes und Haftung des mitwirkenden Tier¬ 
arztes. 

Herleitung der Haftung aus der Verkehrspflicht. 

Am 16. Juli 1912 forderte der Tierarzt Dr. Klee in Langen¬ 
steinbach den Eigentümer Höger zur Tötung eines Rindes auf, 
bei dem er im Laufe der ersten Untersuchung eine starke Lungen¬ 
entzündung festgestellt hatte. H. ließ den Metzgermeister 
und Gemeinderat KarlW ettach holen, und Klee wieder¬ 
holte seine Aufforderung zur Tötung des Tieres. Noch ehe W. die 



Tötung' vorriahm, bemerkte H., daß aus dem After des Tieres Blot 
floß. Der Tierarzt bemerkte dies erst nach der Tötung und äußerte 
nun, daß ihm die Krankheit sehr verdächtig erscheine. 
Er ordnete deshalb an, daß auf das aus Hals und After geflossene 
Blut heißes Wasser gegossen werde und fragte auch, ob jemand 
eine Wunde habe, worauf der Metzgermeister seinen linken Dau- 
men und eine daran befindliche kleine vernarbte Wunde 
vorzeigte. K. veranlaßte ihn nunmehr, die Hände sorgsam mit 
heißem Wasser, Soda und .Schmierseife zu waschen und verband 
den Daumen mit einem sauberen Leinenlappen. Hierauf begann 
W. im Einverständnis mit K. das Rind abzuziehen und auszu- 
nehmen. Als K. nach zweistündiger Abwesenheit zurückkehrte, 
äußerte er, er sehe schon, daß das Tier auf die Abdeckerei komme. 
Auf die Erwiderung des Metzgermeisters, daß sich dann die weitere 
Arbeit nicht lohne, erwiderte K. jedoch, er solle nur damit fort¬ 
fahren, damit man auch die Milz und die Halsdrüsen sehen könne. 
Nach Besichtigung der Milz erklärte K. das Tier für milzbrandver¬ 
dächtig und nahm zuhause eine mikroskopische Untersuchung vor. 
Als nach weiterem Ablauf von 2 Stünden der K. den Milzbrand¬ 
verdacht festgestellt hatte und zurückkehrte, war Metzgermeister 
W. nach Entfernung des blutigen Verbandes von seinem Daumen 
und abermaligem Waschen der Hände in Seifenlauge bereits weg¬ 
gegangen. Abends zwischen 8 und 9 Uhr traf ihn der Tierarzt noch 
einmal, ordnete aber keine weitere Desinfektion an. Am 20. Juli 
empfand W. zum erstenmal Schmerzen im linken Achselgelenk. Die 
Untersuchung ergab, daß er sich mit Milzbranderregern 
infiziert hatte, und die Folge war ein schweres Siech¬ 
tum. Für den dadurch entstandenen Schaden nimmt W. den Tier¬ 
arzt im Klagewege auf Grund von § 823 Absatz 1 und 2 BGB. in 
Anspruch. 

Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und ausgesprochen, 
daß dem Beklagten kein Vorwurf treffe. Das ' Oberlandesgericht 
Karlsruhe dagegen hat den Anspruch des Klägers zu drei 
Vierteln dem Grunde nach zuerkannt, ihn jedoch 
zu einem Viertel wegen Mitverschuldens des Klägers abgewiesen. 

Vom Reichsgericht ist diese Entscheidung des Ober¬ 
landesgerichts nunmehr gebilligt worden. Aus den reichsge¬ 
richtlichen Entscheidungsgründen sind folgende 
Ausführungen allgemein sehr wissenswert: Das Oberlandesgericht 
macht dem Beklagten zum Vorwurf, daß er es unterlassen habe, 
für richtige Desinfektion der Wundnarbe des Klägers 
Sorge zu tragen und die weitere Arbeit am Tiere zu verbieten. 
Weiter wirft ihm das Oberlandesgericht vor, daß er es unterlassen 
habe, Desinfektionsmittel mitzubringem, und daß er es unterlassen 
habe, sowohl den Kläger wie den übrigen beteiligten Personen 
über die Infektionsgefahr und die No t w e n d i g k e i t 
der Desinfektion zu belehren. Diese Vorwürfe sind 
nach den getroffenen Feststellungen tatsächlich begründet und 
tragen das Urteil. Zutreffend geht das Berufungsgericht davon aus, 
daß der Beklagte eine allgemeine Rechtspflicht zum 
Handeln hatte, die er schuldhaft verletzt hat. Als pri¬ 
vater Tierarzt war er zum kranken Tiere zugezogeoi. dessen Be¬ 
handlung war die Berufsleistung.'zu der er sich verpflich¬ 
tete, und aus seiner Berufsstellung ergibt sich die Erstreckung 
seiner Pflichten, auf das Leben und die Gesundheit der mittätigen 
Personen zu achten. Es gibt zwar keine allgemeine Rechtspflicht 




1085 


für jedermann dahin, gegen die Gefährdung fremder Gesundheit 
tätig zu sein. Niemand ist ohne weiteres verbunden, im Vorbei¬ 
gehen auf der Straße ein gefährliches Spiel fremder Kinder, eine 
unvorsichtige Behandlung ansteckungsgefähr^icher Wäsche von 
Kranken oder ähnliches zu hindern, oder überhaupt davon Notiz 
zu nehmen. Anders derjenige, der eine damit in gewissem Zu¬ 
sammenhänge stehende Berufstätigkeit ausübt und sich 
dafür dem Publikum anbietet. Er übernimmt eine ge¬ 
wisse Verantwortung dafür, daß da, wo von seinen 
Diensten Gebrauch gemacht wird, ein geordneter Verl au f 
der Dinge gewährleistet ist. Durch eine Berufsbetätigung 
dieser Art werden besonders geartete allgemeine Rechts¬ 
pflichten erzeugt, die man in einem umfassenden Sinne 
Verkehrspflichten nennen kann. Ein näheres Eingehen 
auf die Ausführungen der Revision kann schon deshalb entfallen, 
weil der Beklagte ein vorschriftsmäßiges Desinfektions¬ 
verfahren (mit Kresolwasser, Karbolsäure, Sublimat) zukeiner 
Zeit veranlaßt hatte. Die Waschung mit Sodalauge war nach 
dem gehörten Gutachten unzulänglich und entsprach nicht den 
medizinischen Vorschriften. 

Ein Selbstverschulden des Klägers findet das 
Berufungsgericht darin, daß er den Arzt nicht sogleich nach dem 
Auftreten von Schmerzen aufgesucht und ihm dann nicht sofort 
von der Möglichkeit einer Milzbrandinfektion Mitteilung gemacht 
hat. Ein Rechtsverstoß in der Schadensverteilung nach § 254 BGB. 
ist hierbei nicht zu erkennen. Hiernach war das angefochtene Ur¬ 
teil schon auf der Grundlage des § 828 Absatz 1 BGB. aufrecht 
zu erhalten, ohne daß es des Eingehens darauf bedarf, ob auch ein 
Schutzgesetz im Sinne von Absatz 2 § 828 BGB. verletzt ist. 

K. M.-L. 


Fortbildungskurse für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät 
der Universität München. 

An der Tierärztlichen Fakultät wird von Montag, den 2. bis 
einschließlich Donnerstag, den 5. Januar 1922. ein Fortbildungskurs 
für Tierärzte abgehalten werden. Derselbe wird sich in der Haupt¬ 
sache erstrecken auf Unfruchtbarkeit der Zuchttiere* insbesondere 
des Rindes, Geburtshilfe nach neueren Methoden und Jungtierkrank¬ 
heiten. Der genauere Plan wird noch bekannt gegeben. Die Ge¬ 
bühren für jede Stunde betragen 2 Mk. Anmeldungen wollen ge¬ 
richtet werden an: „Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse. 
München, Veterinärstr. 6, Chirurgische' Tierklinik.“ 

Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse. 

I. A.: Mayr. 


Verschiedenes. 

Ttorxndit, Tlerhaltang, Diätetik. 

Die Vergrößerung des Hauptgestüts Trakehnen. 

Mit dem 1. Juli ist das Remontedepot Kattenaü, das an die 
Trakehner Gemarkung anschließt, von der preußischen Gesttits- 
verwaltung übernommen worden, um künftighin von Trakehnen 
aus bewirtschaftet zu werden. Aus diesem Anlaß schreibt die 
„Sport-Welt“: 

Seit langen Jahren wurde Trakehnen für den Betrieb zu klein 
befunden, besonders die Weiden ließen sehr viel zu wünschen 



übrig, denn Trakehnen besaß viel zu wenig Weiden für seine 
große Pferdezahl, außerdem aber waren die Weiden in ihrer Qua¬ 
lität sehr ungenügend, weil sie so stark mit Pferden besetzt wer*- 
den mußten, daß sie^nie recht in Gang kamen. Ausgiebige Weiden 
auf guten Grasflächen, die sich in hoher Kultur befinden, das heißt, 
die regelmäßig gedüngt werden, sind aber zur Erzeugung starker 
Knochen unerläßlich. Dazu kam, daß nach den neuen Tarifver¬ 
trägen für die Trakehner Landarbeiter und Gestütsangestellten 
diesen eine bedeutende Menge von Vlieh über den früheren Staad 
hinaus zugebilligt wurde, so daß ein großer Teil des in Trakehnen 
erzeugten Futters für das Leutevieh abgegeben werden muß. 
Weiterhin sind immer größere Mengen von Hafer anzukaufen ge¬ 
wesen, was den'Betrieb bei den Haferpreisen der letzten Jahre 
außerordentlich verteuerte. Trakehnen stand schon im letzten 
Jahre vor der traurigen Tatsache, daß es trotz seiner Ausdehnung 
das für die Aufzucht seiner Pferde notwendige Rauhfutter nicht 
mehr produzieren konnte. Für die heutige Herstellung starker 
Pferde, wie sie von Trakehnen immer dringender verlangt wird, 
ist die Verfütterung reichlicher Rauhfuttermengen unumgänglich. 

Die Provinz Ostpreußen hat nach dem Kriege bei der Gestüts¬ 
verwaltung die Angliederung von Kattenau im Interesse der ost- 
preußischen Pferdezucht angeregt. Der Gedanke ist von Ober- 
landstallmeister Groscurth aufgenommen und mit der ge¬ 
wohnten Energie verfochten worden. Es waren langwierige Unter¬ 
handlungen, die sich durch mehrere Monate hinzogen, notwendig, 
um die militärischen Behörden zur Herausgabe von Kattenau zu 
bewegen. Allerdings muß die Gestütsverwaltung das Gelände von 
Zwion im Austausch für Kattenau abgeben. Das Vorwerk Zwion, 
zu Georgenburg gehörend, war seinerzeit bei dem Ankäufe von 
Georgenburg aus dem Besitze der Familie Slämpson durch den 
preußischen Staat mit übernommen worden, und damit auch die 
alte Simpson sehe Halbblutzucht, die durch die Mäch¬ 
tigkeit und Knochenstärke ihrer Pferde einen großen Ruf besessen 
hatte. Die Georgenburger Zucht soll als Zucht 
nicht aufgelöst werden. Die besseren Stuten kommen 
nach Trakehnen, um dem dortigen Bestände einverleibt zu werden, 
während die weniger geeigneten in öffentlicher Auktion verkauft 
Averden sollen. Das bisherige Remontedepot Kattenau, 
durch seine ausgezeichneten Bodenverhältnisse (ein mittelschwerer 
bis schwerer kalkreicher Lehm) bekannt, befindet sich in hoher 
Kultur, um die sich namentlich der frühere Administrator Bartels 
außerordentliche Verdienste erworben hat. Kattenau ist 7000 
Morgen groß; 1000 Morgen davon sind gute Wiesen, die hohe 
Heuerträge liefern. Es sollen nun in Kattenau große Weideflächen 
angelegt werden, und man dürfte den größten Teil des Trakehner 
Materials nach Anlagen der Wiesen auf das Kattenauer Gelände 
übernehmen; denn man wird begreifen, daß die Trakehner 
Scholle schon seit Jahren pferdemüde ist, und 
daß durch beständiges Übersetzen der Trakehner Weiden mit 
Pferden manches nicht so ausfiel, wie die Leitung von Trakehnen 
gewünscht hatte. Stallungen siind in dem früheren Remontedepot 
reichlich vorhanden. 

Das Veterinärwesen in Sachsen. 

(Die Entwicklung derTierzucht nach dem Kriege.) 

Über die Entwicklung der Tierzucht in Sachsen 
im ersten Jahre nach Beendigung des Weltkrieges hat das Landes- 



1067 


geäundheitsamt für den Freistaat Sachsen Erhebungen angestellt, 
die für weite Kreise von außerordentlichem Interesse sind. Das 
Amt führt hiezu folgendes aus: Die Fortdauer der Zwangsbewirt¬ 
schaftung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 hat 
die Entwicklung und Leistungsfähigkeit der Viehbestände sowie 
die züchterischen Maßnahmen beeinträchtigt Die Freigabe des 
Hafers hat zwar den Kraftfuttermangel gelindert und eine nicht 
unwesentliche Erleichterung gebracht, aber nicht durchgehends 
den erwünschten Erfolg gezeitigt, da die hohen Preise für Hafer 
sowie für Heu zu sparsamer Verfütterung, ja in einzelnen Fällen 
sogar zur Einschränkung der Viehhaltung anreizten, um große 
Mengen dieser Futtermittel vorteilhaft zu verkaufen. Der Rinder¬ 
bestand hat sich der Zahl nach in befriedigender Weise ver¬ 
mehrt, während das Lebendgewicht und die L.e istungs- 
f ä h i g k e i t der Tiere infolge des Kraftfuttermangels einen be¬ 
achtlichen Aufstieg noch nicht erkennen lassen. In züchte¬ 
rischer Beziehung sind immer mehr die Nachteile der jahre¬ 
langen Zwangswirtschaft hervorgetreten. Die geringe Bewegungs¬ 
freiheit in der Wahl der Absatzkälber, die Verwendung minder¬ 
wertiger Bullen und die Unlust zum Züchten infolge der andauernden 
zwangsweisen Abgabe von Schlachtvieh zu Preisen, die weit unter 
den Nutzviehpreisen standen, haben auf die Güte und. Beschaffen¬ 
heit der Nachzucht in vielen Beständen recht ungünstig eingewirkt 
und jahrzehntelange Arbeit vernichtet. Trotz der für die Schweine¬ 
zucht außerordentlich ungünstigen Futterverhältnisse haben die 
Züchter es verstanden, die besten Tiere der Zucht zu erhalten und 
so den Wiederaufbau zu sichern und zu erleichtern. Auch gewinnt 
die Zucht des veredelten Landschweines an Ausdehnung, da die 
Überzeugung mehr und mehr Platz greift, daß dessen Haltung 
unter den veränderten Futterverhältnissen vorteilhafter ist. Aus 
diesem Grunde sind aus der Zuchtgenossenschaft Vesselhörnte 
Zuchttiere eingeführt und mit recht gutem Erfolge verwendet 
worden. Die anhaltend steigenden Preise, die Ende 1919 für 50 kg 
Schmutzwolle 2600—3000 Mark betrugen, bildeten einen hohen An¬ 
reiz für die Ausdehnung der Schafzucht. Wirtschaften, welche 
die Zucht vor Jahren eingestellt hatten, nahmen diese wieder auf. 
In den bäuerlichen Wirtschaften und den kleinen Betrieben ist die 
Zunahme auch auf das Bestreben, die Fleischknappheit zu beheben, 
zurückzuführen. Fraglich ist es daher, ob sie in Sachsen boden¬ 
ständig wird. Die anhaltende Milch- und Fleischknappheit hat zu 
einer weiteren Zunahme der Ziegenhaltung geführt. Diese 
hat auch in den bäuerlichen Betrieben erheblich an Ausdehnung 
gewonnen. Die Preise sind wieder gestiegen. — 

Der Gesundheitszustand der Haustiere litt zum 
Teil unter den Witterungs Verhältnissen, mehr jedoch unter der 
ungünstigen Ernährungslage. Bei der naßkalten Frühlingswitte¬ 
rung und der fortgesetzt wechselnden Witterung des Spätherbstes 
und Winters häuften sich bei Pferden Erkältungskrankheiten, 
fieberhafte Katarrhe der oberen Luftwege und des Verdauungs¬ 
kanals. Sie nahmen jedoch immer einen leichten und gutartigen 
Verlauf. Infolge der Fütterungsverhältnisse stellten sich nicht 
selten Verdauungsstörungen ein. Vielfach wurde die beliebt ge¬ 
wordene Schlachtung der Pferde einer sachgemäßen Behandlung 
vorgezogen. Im Herbst kamen häufig Fälle von schwarzer Harn¬ 
winde vor. Wenig befriedigend war der Gesundheitszustand der 
Rinder. Häufig zeigten sich bei hochtragenden Tieren Schwäche- 



zustande, die durch Festliegen vor und nach der Geburt in die Er¬ 
scheinung traten und in einer größeren Anzahl von Fällen zu Not¬ 
schlachtungen führten. Das Fehlen des Kraftfutters hatte vielfach 
eine mangelnde Widerstandskraft der Tiere bedingt, die nicht 
allein in Fällen von akuten Krankheiten, sondern auch von chro¬ 
nischen und namentlich von Infektionskrankheiten den Verlauf 
ungünstig beeinflußte. So wird über eine Zunahme der Tuberkulose¬ 
fälle bei Rindern aus mehreren Bezirken berichtet. Mit dem Ein¬ 
setzen der Grünfütterung wurde namentlich in Wirtschaften, in 
denen monatelang nur Rüben, Stroh und Wasser verfüttert worden 
war, das Aufblähen mehr als sonst beobachtet und führte eben¬ 
falls zu zahlreichen Notschlachtungen. Von Rinderbesitzem wurden 
ferner viele Klagen über verminderten Geschlechtstrieb, Nichtauf- 
nehmen und häufiges Umrindern der Kühe geführt. Von mehreren 
Bezirkstierärzten wird angenommen, daß diese Zustände ihre Ur¬ 
sachen zum großen Teil ebenfalls in der mangelhaften Ernährung 
der Tiere haben. Weiterhin liegen Beobachtungen über gehäuftes 
Auftreten des ansteckenden Verkalbens vor, das teilweise zu 
schweren Verlusten in den Beständen geführt hat. Auch die infek¬ 
tiösen Bindehaut- und Knochenhautentzündungen der Weiderinder 
traten wiederum wie schon in den Vorjahren auf mehreren Ge- 
•nossenschaftsweiden gehäuft auf. Der Gesundheitszustand der 
Schafe war im allgemeinen befriedigend. In den Schweine¬ 
beständen wurde häufig Festliegen der Zuchtsauen infolge 
Knochenweiche, Rachitis bei den Ferkeln, Milchmangel und Un¬ 
fruchtbarkeit der Muttersauen beobachtet. Vielfach brachten sie 
Würfe von inur 2—3 Ferkeln zur Welt. Von seuchenhaften 
Krankheiten war am stärksten die Pferderäude, die beson¬ 
ders nach der Demobilmachung des Heeres in außergewöhnlich 
starkem Maße in die Zivilpferdebestände eingeschleppt wurde. 
Schweren Schaden richtete auch die Lungenseuche des Rindviehs, 
die unter anderem auf zwei Genossenschaftsweiden verschleppt 
worden war, in verschiedenen Wirtschaften mehrerer Veterinär¬ 
bezirke an. _ S. M. 

Staatsveterlnärkunde, Anslandsdlenst and Vorslchernngswesen. 

Errichtung eines Tierseuchenlaboratoriums in Oldenburg. 

Zum Zwecke der Untersuchung erkrankter Tiere und der Er¬ 
forschung der Viehseuchen, in erster Linie der Maul- und Klauen¬ 
seuche, der namentlich im Freistaat Oldenburg und den angrenzen¬ 
den ostfriesischen Landesteilen sich immer mehr ausbreitenden 
und viele Opfer fordernden Schweinepest, ferner des Milzbrandes, 
des Rauschbrandes, der Pferde- und Schafräude, des Rotzes, der 
Tollwut u. a. plant die Oldenburgische Landwirtschaftskammer die 
Errichtung eines Tierseuchenlaboratoriums, für welches die olden- 
bürgische Regierung im Interesse der Landestierzucht schon seit 
längerer Zeit ein lebhaftes Interesse bekundet. Auch im Interesse 
der Milchversorgung und der Fleisch- und Milchhygiene würde das 
Institut ein reiches Arbeitsfeld finden. Bereits im vorigen Jahre 
wurde für die Errichtung des Tierseuchenlaboratoriums ein aus¬ 
führliches Projekt vorgelegt, das bereits damals den oldenburgi- 
schen Landtag beschäftigte. Der Landwirtschaftskammer steht be¬ 
reits ein Grundstück nebst Gebäude zur Verfügung. Die Kosten 
der ersteai Einrichtung werden wie folgt geschätzt: Grundstück und 
Gebäude 50000 Mk., Umbauten 95000 Mk., Laboratorium 70000 Mk., 
Versuchsstation 25 000 Mk., zusammen rund 250 000 Mk. Die lau- 



1069 


fenden jährlichen Kosten, veranschlagt man auf annähernd 65 000 
Mark. Aus den Überschüssen der Landesfleischstelle wurden der 
Landwirtschaftskammer für die Einrichtung 200 000 Mark zur Ver¬ 
fügung gestellt. Weiter wurde der Landwirtschaftskammer ein 
laufender jährlicher Beitrag von 20 000 Mark bewilligt. Das Tier¬ 
seuchenlaboratorium sollte unter Staatsaufsicht gestellt werden, 
der Landesobertierarzt sollte die eigentliche Leitung des Instituts 
erhalten. Die Ausführung des Laboratoriums stößt gegenwärtig 
noch auf Schwierigkeiten, da infolge der eingetretenen und noch 
zunehmenden Teuerung die bis jetzt zur Verfügung stehenden 
Gelder nicht mehr ausreichen. Da man jedoch davon überzeugt ist, 
daß im Interesse der heimischen Tierzucht und in Rücksicht auf 
die große Verbreitung der Viehseuchen die Errichtung des Labo¬ 
ratoriums nicht mehr hinausgeschoben werden darf, hofft man, daß 
der Landtag weitere Zuschüsse bewilligen wird, um das geplante 
Tierseuchenlaboratorium ehestens zur Ausführung zu bringen. 

S. M. 


Oberstrichterliche Entscheidungen. 

(Grundstücksverkauf. Unrichtige Preisangabe. - » 
Bei einem Grundstücksverkauf wurde der "Wert des mitveräußerten 
beweglichen Inventars höher angegeben, als er wirklich 
war, um auf diese Weise eine geringere Gebührenbewer¬ 
tung zu erzielen. Das Grundstück war verpachtet; für den 
Fall des Verkaufes war das Recht Vorbehalten, den Pachtvertrag 
vorzeitig zu kündigen. Der Verkäufer kündigte unter Be¬ 
rufung auf diese Bestimmung; der Pächter weigerte sich aber, 
das Grundstück zu räumen, weil der Kauf wegen der dabei unter¬ 
laufenen Gehührenhinterziehung gegen die guten Sitten verstoßen 
habe und darum nichtig sei. Die Klage auf Räumung drang 
durch. Gegen die guten Sitten verstößt ein Rechts¬ 
geschäft dann, wenn es nach Inhalt, Zweck und Beweggrund 
das Anstandsgefüh) aller billig und gerecht denkenden Menschen, 
das sittliche Empfinden ehrbarer Volkkreise gröblich verletzt. Das 
trifft für ein Geschäft zu, das zu dem Zweck abgeschlossen wird, 
um eine Gebührenhinterziehung zu verschleiern. Diesen Zweck 
hatte das in Frage stehende Geschäft, nicht. Der Um¬ 
stand allein, daß der Vertrag unwahre Angaben enthielt, die geeignet 
waren, die Staatskasse zu schädigen, konnte ihm die Eigenschaft 
der Unsittlichkeit nicht verleihen. Die Steuerbeamten waren an 
diese Angaben nicht gebunden, sondern hatten das Recht und die 
Pflicht, den wirklichen Wert zu ermitteln; die unrichtigen Angaben 
konnten auch für die Beteiligten nachteilige Folgen haben; eine 
Ungültigkeit des Vertrages ergab sich aber aus ihnen nicht. (Juri¬ 
stische Wochenschrift 1921, S. 624.) 


Personalien. 

Berufen: Der frühere Regimentsveterinär des 4. Feld.-Art.-Reg. 
in Augsburg, Generaloberveterinär a. D. Franz Dorn, wurde als 
Nachfolger des zurücktretenden Tierarztes Joseph Berger zum 
Vorstand der Huf beschlagschule Augsburg berufen. 

Verzogen: Praktischer Tierarzt Dr. August Brüder lein in 
Dietenhofen nach Wassermungenau (B.-A. Schwabach). 




1070 



Eingesandt. 

Referat aus der Allgemeinen medizinischen Zentralzeitung, (jj 
2yr. 42) über den Artikel „Politischer Fanatismus und Deut 
pharmazeutische Industrie“. Der Brüsseler Vertreter der Schwi 
rischen Firma Hoff mann-La Roche hat sich in einem Gesell 
brief an einen Eupener Apotheker, offenbar durch eine versehl« 
Kriegspsychose zu gehässigen, politischen Bemerkungen hinre 
lassen, die aufs heftigste gegeisseit werden müssen. Die Fii 1 
Hoflfmann-La Roche hat dadurch ihre Sympathie in Deutschland 
völlig verscherzt; es sei aber bemerkt, daß sie bereits seit 1916 in 
Deutschland erledigt ist, und daß die Deutsche Firma Chemische 
Werke Grenz ach seit dieser Zeit die von Hoflfmann-La Roche 
früher in den Handel gebrachten guten Präparate Digalen, Panto- 
pon, Sococornin, Sedobrol, Pituglandol usw. herstellt, ohne daß 
Hoflfmann-La Roche daran beteiligt war und ist. Die Firma Che¬ 
mische Werke Grenzach, ein rein deutsches Unternehmen, ist weder 
eine Tochtergesellschaft, noch eine Lizenznehmerin dieser auslän¬ 
dischen Firma. Eine Verquickung beider Firmen würde zu einer 
Schädigung der Deutschen Industrie führen, die heute unter allen 
Umständen vermieden werden muß. Die von anderer Seite em¬ 
pfohlene Ausschaltung der genannten Präparate würde die Deutsche 
Industrie in den Deutschen Chemischen Werken Grenzach mit ihren 
Deutschen Arbeitern, Angestellten und all den Deutschen Kreisen, 
die mit ihr in Zusammenhang stehen, treffen, ohne die Schweizer 
Firma Hoflfmann-La Roche zu berühren. 


Staatsveterinär wesen. 
Staatsministeriuni des Innern, 

Bekanntmachung 

über die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst in Bayern. 

Mit Rücksicht auf Kriegsteilnehmer wird für den Fall genügen¬ 
der Beteiligung im April 1922 eine Prüfung für den tierärztlichen 
Staatsdienst in Bayern eingeschaltet. 

Gesuche um Zulassung zur Prüfung, welche die Erlangung der 
Approbation vor dem 1. April 1920 zur Voraussetzung hat, sind mit 
dem Approbationsschein in Ur- oder in beglaubigter Abschrift und 
den militärischen Ausweisen bis längstens 20. Dezember 1921 beim 
Staatsministerium des Innern einzureichen. 

Die Gesuchsteller werden hierauf umgehend verständigt werden, 
ob die Prüfung stattfindet und ob sie zugelassen worden sind. 

München. 28. November 1921. 

I. A.: gez. Graf von Spreti. 


Tierärztliche HapeMeke, 

reichhaltig, sowie Instrumente und ein Mikroskop (Seibert) zn ver¬ 
kaufen. Angebote unter M. B. an die Schriftleitung dieses Blattes. 








(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde n. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der 
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns 
herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 13. Dezember 1921. Nr. 50. 

Inhalt: 

Originalartikel: Schwind. — Lang. — Referate. — Tierärztliche Standes- und 
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. — 
Eingesandt. 

Praktische Winke. 

Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen (Schwaben.) 

1. Verhütung unliebsamer Vorkommnisse 
bejm Baden räudiger Schafe. 

„Der absteigenden Kurve unserer wirtschaftlichen Ver- 
hältnisse steht die im gleichen Tempo aufwärts führende 
Kurve des Haftpflichtrisikos gegenüber. Gerade der Tier¬ 
arzt hat vor allen anderen Berufsarten ein erhebliches In¬ 
teresse an der Gewährung von Versicherungsschutz, er, 
dessen Haftpflichtrisiko wie nicht leicht eines in innigem 
Konnex zur Wertsteigerung des Objekts steht und das — 
z. B. an den vorkriegszeitlichenViehpreisen gemessen — Um 
das Zwanzig- bis Dreißigfache gestiegen ist. 

Nicht jeder Tierarzt ist schon in die Lage gekommen, 
sich haftpflichtig zu machen und groß wird auch die Zahl 
derer sein, die wohl den unglücklichen Ausgang einer Ope¬ 
ration verbuchen müssen, denen aber der negative Erfolg 
nicht zum Verschulden angerechnet werden kann; das sei 
alles zugegeben. Aber richtig ist auch, daß über jeder tier¬ 
ärztlichen Operation das Damoklesschwert eines negativen 
ä Ausganges und damit des Haftpflichtfälles schwebt.“ 

Ich könnte meinem heutigen Artikel keine bessere Ein¬ 
leitung geben als die Voranstellung dieser Sätze, die un¬ 
längst eine Haftpflichtversicherung an mich richtete. (Und 
damit habe ich — insbesondere den jüngeren Herren Kol¬ 
legen — eigentlich den allerersten und vielleicht den aller¬ 
besten „praktischen Wink“ gegeben: denn — so fährt jenes 
Schreiben fort — „wird der Operateur wegen eines unglück¬ 
lichen Ausganges einmal haftpflichtig gemacht, dann er¬ 
warten ihn seine psychischen und finanziellen Kräfte auf¬ 
reibende Unannehmlichkeiten vielerlei Art. Das Gefühl der 



1072 


Sicherheit, läßt ihn jedoch seine Berufspflicht leichter tragen, 
wenn er sich bei allen Eventualitäten eines Versicherungs¬ 
schutzes sicher weiß.“) . 

Ich komme zum Thema: Was stellt — offen gestanden — 
die Hauptaufgabe desTierarztes beim Baden räudiger Schafe 
in der Regel dar? Es ist — meiner Beobachtung nach — 
lediglich die Übernahme der Haftpflicht. 

Als solches Mittel zum Zweck wird er doch zumeist vom 
Schäfereibesitzer angesehen und als notwendiges Übel, weil 
es eben im Viehseuchengesetz so vorgesehen. 

Der Tierarzt geht mit der Übernahme der Badekur, die 
er in praxi aber doch dem zur Verfügung gestellten Personal 
überlassen muß, einen Werkvertrag ä la Hengstkastration 
ein, d. h, er verpflichtet sich, die Sache zum guten Ende zu 
führen; er muß also zum mindesten alle Unterlassungen 
und Fahrlässigkeiten dabei vertreten. Derlei Momente gibt 
es hier sehr viele; nachstehend seien zum Nutzen und From¬ 
men der jungen Herren Kollegen, die — oft ohne Vor- 
schulung — diese so riskante Sache ausführen wollen, die 
hauptsächlichsten erwähnt: 

Daß man auf die Jahreszeit und die Witterung gebührend 
Rücksicht zu nehmen hat, i^t von vorne herein klar; ebenso 
muß unbedingt die Kondition der erkrankten Tiere beachtet 
werden. Unmittelbar nach der Schur ist die Resorptions¬ 
fähigkeit der Haut infolge der zahlreichen kleinen Ver¬ 
wundungen eine größere — man nehme bei der Auswahl 
resp. in Bezug auf die Konzentration des Bademittels darauf 
Bedacht. Daß die nachweisbar erkrankten Hautstellen am 
intensivsten behandelt und die Schafe eventuell auch ein 
drittes Mal gebadet werden müssen, dürfte bekannt sein; 
ebenso, daß die Temperatur des Bades, wie seine Dauer und 
Konzentration wohl zu beachten ist. Gleichzeitige Desinfek¬ 
tion der bisher benutzten Stallräume und Hürden ist eine 

Conditio sine qua non. Daß die Tiere von der scharfen 

und zumeist giftigen Badeflüssigkeit niöht schlucken dürfen 
und auch die Augen zu schützen sind, ist selbstredend. Die 
Außerachtlassung der von mir schon öfters beobachteten 
Tatsache, daß insbesondere die Schafböcke sehr schwer zu 
baden sind und ganz besonders gut gehalten werden müssen, 
daß sie keine Brühe zu schlucken bekommen, hat kürzlich 
in Augsburg einen Fall gezeitigt, der die Haftpflichtver¬ 
sicherung resp. die Gerichte beschäftigen wird. Es gingen 
da nämlich 6 Widder beim Baden zugrunde; sogar das 
Fleisch konnte nicht mehr verwendet werden. Schafböcke 
sind eben viel empfindlicher als Hammel, Lämmer oder 




¥ 


1073 

Mutterschafe; sie reagieren viel mehr auf die immerhin 
scharfe Badeflüssigkeit (Skrotum, Penis) und wehren sich 
infolgedessen — und bei ihrer immensen Muskelkraft — 
ganz bedeutend mehr; nimmt man hierauf nicht Bedacht 
(Instruktion der Gehilfen), §o ist das Unglück geschehen. 
Ich empfehle auch, die Widder nie in frischbereitetes Bad 
zu geben, sondern sie mit alter Badeflüssigkeit zu baden, 
da solche durch ihren Gehalt an Wollschweiß lange nicht 
mehr so reizt und damit die Tiere nicht mehr in derartige 
Gefahr bringt. 

2. Einige „Merks“ für die geburtshilfliche 

Praxis. 

In meiner sehr in Anspruch genommenen geburtshilf¬ 
lichen- Betätigung lernte ich schon seit 20 Jahren in der 
Staa’schen Drahtsäge ein unentbehrliches Requisit 
— sozusagen ein Universalinstrument — kennen und 
schätzen. Ich kenne aus viel dutzendmaliger Benützung das 
Für und Wider dieses prächtigen Hilfsmittels. Ich bin in 
der Lage, das „Wider“, das die verdiente allgemeine Be¬ 
geisterung für dieses so einfache und billige Instrument 
immer noch viel zu sehr beeinträchtigte — nämlich die Ge¬ 
fahr der Verletzung der Geburtswege —, durch Bekannt¬ 
gabe einer sicheren und höchst einfachen Methode zu wider¬ 
legen. Möchte es mir gelingen, hiedurch der Drahtsäge 
recht viele Freunde zu werben. 

Im ersten Dezennium meines Arbeitens mit der Draht¬ 
säge benützte ich mit wechselndem Erfolge alle möglichen 
Mittel, um die Uterus- und Scheidenwände vor Verletzungen 
zu schützen: Ich ließ übers Kreuz sägen, schützte die 
Schleimhaut durch meine Hände und Arme, die ich mit 
Handschuhen resp. umwickelte Tücher versah und auf denen 
ich die Säge laufen ließ, auch benützte ich den bewährten 
Rahmen nach Schöttler. All’ diese Hilfsmittel befriedig¬ 
ten mich nicht. Ich ließ daain — im ständigen Suchen nach 
einem Schutzmittel — die Säge in weiten Gummiröhren 
laufen; auch das war das rechte nicht. Endlich fand ich es 
und weise hiemit die Kollegen darauf hin: es eignet sich 
dazu nichts besser als zwei entsprechend lange Stücke eines 
alten Fahrradmantels, die ein- für allemal desinfiziert und 
mit dem übrigen geburtshilflichen Instrumentarium mitge¬ 
führt, oder beim eventuellen Gebrauche überall leicht be¬ 
schafft und gebrauchsfähig gemacht werden können. Diese 
wirklichen „Schutzmäntel“ verhüten — richtig mit den 
Händen fixiert — jede Verletzung. 



1074 


Viel zu wenig wird — von den jungen Tierärzten haupt¬ 
sächlich — bei der Geburtshilfe der Wert schlüpfrig 
machender Mittel beachtet und geschätzt. Ich bin 
seit langer Zeit ein begeisterter Freund derselben. Ich 
werde selten zu einer Schwergeburt gerufen, ohne daß 
solche in Bereitschaft gestellt sind. Ich verwende zumeist 
Leinschleim oder Leinöl, im Notfall Schweinefett oder die 
Kolostralmilch. Wie manches Geburtsobjekt würde bei all¬ 
gemeiner Verwendung dieser Mittel keine TJterusruptur 
resp. Cervixriß bekommen oder vor den so gefährlichen 
Quetschungen der Schleimhäute bewahrt bleiben! 

Bezüglich der Hochlagerung der Geburts¬ 
tiere — insbesondere auch bei Prolapsus uteri — kann 
ich nur immer und immer wieder meine schön vor Jahren 
an dieser Stelle veröffentlichte Methode empfehlen: Man 
schiebe einen umgestülpten Back- oder Schweine-Brühtrog, 
der durch untergeschobene Holzscheiter noch erhöht werden 
kann, unter das Tier und lagere es darauf. Das Einschneiden 
der vorderen Trogkante kann durch Polsterung mit Stroh¬ 
bündeln verhindert werden. Solcherlei Hilfsmittel sind 
stabil — im Gegensatz zu Bänken und Schrägen — und in 
jedem Hof resp. Dorf vorhanden. Zum Flaschenzug, den 
ich auch öfters bei der Geburtshilfe benutze, greift man 
eben doch nur im äußersten Notfall. 


Beiträge zur Klärung des Wesens der Komplement- 
ablenkung bei Rotz*). 

Von Dr. Franz Lang, Assistent an der Veterinär-Polizeilichen 

Anstalt Schleißheim. 

Seit Einführung des KomplementablenkungsVerfahrens 
zur Diagnose des verborgenen Rotzes ist bekanntlich viel¬ 
fach die Beobachtung gemacht worden, däß vereinzelt 
einerseits bei Vorhandensein von Rotz die Methode versagt, 
und andrerseits Tiere als rotzverdächtig oder hochwahr¬ 
scheinlich rotzkrank erscheinen, ohne es tatsächlich zu sein. 
Als Gründe für die Fehlergebnisse, die in der Literatur 
vielfach behandelt sind, werden angeführt: Bei rotzkranken 
Pferden: Schwankungen im Antikörpergehalt des Blutes 
oder zeitweiliges völliges Verschwinden der Reagine; Er¬ 
schöpfung des Organismus in der Gegenstoff bildung; 
Schwinden der ablenkenden Substanzen nach chemothera- 

*) Im Auszug aus der gleichlautenden Inaugural-Dissertation, 
Giessen 1921, als Autoreferat zum Drucke eingereicht am 4. No¬ 
vember 1921. Die Schriftleitung. 



1075 


politischer Behandlung des Tieres. Bei nicht rotzkranken: 
Normalambozeptoren; Uberstehen einer Malleusinfektion 
mit nachweisbaren Antikörpern ohne eigentliche Erkrankung 
und ohne Ausbildung sichtbarer Veränderungen; Malleini- 
sation; atavistische Erscheinung (nichtspezifische Komple¬ 
mentablenkung vermehrt beim Esel, Maultier und Maulesel I); 
Beeinträchtigung des Organismus durch andere Erkran¬ 
kungen; Verwandtschaftsreaktionen; Beeinflussung (Abbau!) 
der Sera durch langes Stehen auf dem Blutkuchen. Trotz 
zahlreicher Vorschläge ist bis jetzt die restlose Beseitigung 
der Fehlerquellen nicht geglückt. 

Was das Wesen der Komplementablenkung bei Rotz 
anlangt, so besteht auf alle Fälle ein grundlegender Unter¬ 
schied zwischen der in serologischem Sinn nicht rein spezi¬ 
fisch arbeitenden Wassermann’sehen Reaktion bei der Lues¬ 
diagnose und der im wesentlichen rein spezifischen Komple- 
mentablekung bei Rotz. Der hiebei sich abspielende Vor¬ 
gang ist allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls, 
soweit wir ihn verfolgen, ein rein physikalischer, wobei 
ohne Zweifel die spezifischen Kolloide des Extraktes und 
ebenso die des Serums die Hauptrolle spielen. Für physi¬ 
kalische Reaktionen, gleichgültig ob spezifischer oder nicht¬ 
spezifischer Natur ist der Stabilitäts-(Altern! Inaktivieren!) 
bezw. Labilitätszustand von besonderer Bedeutung. Während 
die meisten Sera durch halbstündiges Inaktivieren auf 
55 0 stabilisiert werden, brauchen andere längere Einwirkung, 
bezw. eine höhere Temperatur und wieder ganz vereinzelte 
Sera (eigene Versuche!) erreichen bei 55 0 wohl einen vorüber¬ 
gehenden Stabilitätszustand, der aber bei höherer Temperatur 
(56°, 58°, 60°) wieder verschwindet. Solche Sera sind 
scheinbar spezifisch Rotz bejahend und können durch höhere 
Inaktivierungstemperaturen von wirklich spezifischen Seren 
nicht unterschieden werden. Neben den Eiweißkörpern 
spielen auch lipoidlösliche Substanzen und deren Mengen 
sowie die Mischungsverhältnisse zu den ersteren für das 
Eintreten oder Ausbleiben der Reaktion, besonders der 
unspezifischen, eine nicht unbedeutende Rolle. 

In der Arbeit sollte versucht werden, ob durch irgend 
einen Behandlungsmodus zunächst des Untersuchungsserums 
und ferner des Extraktes scheinbar spezifisch bezw. un¬ 
spezifisch das Komplement ablenkende Sera von echten 
Rotzseris unschwer unterschieden werden können. 

I. Die Untersuchungssera wurden durch verschieden 
langes Schütteln mit Luft allein und mit Luft und Äther 
und ferner durch Digestion mit Organpulvern (von Pferd 



1076 


und Rind) behandelt. Während die Digestiönsversuche 
negativ ausfielen, konnten durch 24 stündiges Schütteln mit 
Luft bezw. mit Luft und Äther den unspezifisch hemmenden 
Seren unspezifisch hemmende Substanzen zwar entzogen 
werden, aber nicht so vollständig, daß die Methode bei der 
Diagnose besondere Vorteile verspräche. 

II. a) Unspezifische wäßrige Organextrakte von Pferd 
und Rind sind bei der Scliütz-Schubert’schen Technik zum 
Nachweis der unspezifischen Hemmungen von Seren un¬ 
brauchbar; ebenso bei derselben Technik unspezifische 
alkoholische Extrakte von Organen des Pferdes und 
Rindes und Luesleberextrakt. 

b) Wird statt der für Rotz üblichen Technik die 
der Original-W^R. durchgeführt, so geben mit den un¬ 
spezifischen alkoholischen Extrakten verschiedene Pferde¬ 
sera schwache bis vollständige Hemmungen. Am konstan¬ 
testen und stärksten reagieren Maultiersera; nur teilweise 
die bei üblicher Technik als normal oder scheinbar spezifisch 
erscheinenden Sera, soviel wie gar nicht Rotzsera. Die 
Wirkung ist beim Luesleberextrakt am bedeutendsten; frische 
Sera reagieren stärker als ältere. 

c) Werden aus Rotzbazillen, die mit Alkoholen ver¬ 
schiedener Konzentration bezw. mit Aceton vorbehandelt 
sind, wäßrige Schüttelextrakte hergestellt, so sind diese 
Extrakte zwar verwendbar; sie arbeiten mit den verschiedenen 
Seren aber schwächer als normaler Extrakt. Aceton verhält 
sich ähnlich wie 96°/o iger Alkohol. Eine Ausschaltung 
der unspezifischen Hemmungen gelingt auf diese Weise 
nicht. Durch Behandlung mit Alkohol wird somit den 
Bazillen ein Teil der spezifischen Reaktionsstoffe entzogen 
(durch absoluten Alkohol weniger als durch schwächeren 
Alkohol). 

d) Bei der Prüfung der Frage, ob in die oben ver¬ 
wendeten einzelnen Extraktionsflüssigkeiten spezifisch hem¬ 
mende Stoffe übergehen oder nicht, wurde im Gegensatz zu 
früheren Beobachtungen mit Hilfe der Schütz-Schubert’schen 
Technik festgestellt, daß alkoholische Rotzbazillenextrakte 
zur Komplementablenkung relativ verwendbar sind (solche 
aus 96°/oigem Alkokol besser als solche aus absolutem 
Alkohol). Alkoholische Extrakte arbeiten am besten mit 
Rotzseren, geben aber auch nichtspezifische Reaktionen. 
Acetonextrakte sind unbrauchbar, sie geben mit Rotzserum 
und nichtspezifischen Seren Lösung. 

e) Unter Einhaltung der Technik der Original-W. R. 
geben sowohl die zur Bazillenextraktion dienenden Alkohole 



1077 


als auch der Aceton (als Extrakte) Hemmungen und zwar 
treten diese vorwiegend mit den unspezifisch hemmenden 
Seren auf. Acetonextrakte reagieren mit nichtspezifischen 
Seren stärker wie mit Rotzseren, ein Unterschied, der bei alko¬ 
holischen Extrakten weniger oder nicht in Erscheinung tritt. 

f) Werden aus den unter „d“ verwendeten alkoholischen 
Rotzbazillenextrakten die nur in absol. Alkohol löslichen 
Stoffe von den nur in Wasser löslichen getrennt, so ergibt 
sich, daß sowohl die rein alkohollösliche wie auch die rein 
wasserlösliche Substanz Sera, die unter normalen Verhält¬ 
nissen hemmen, abzulenken vermögen. Rotzserum reagiert 
am stärksten. Die so erhaltenen wäßrigen Extrakte sind 
schwächer, aber nicht wesentlich spezifischer wirksam. 

g) Bei Ausprüfung der verschiedenen Extrakte mit 
menschlichen Normal- und Luesseren unter Einhaltung der 
zur Zeit amtlich vorgeschriebenen Technik für W.R. zeigt 
sich, daß normaler wäßriger Rotzbazillenextrakt mit keinem 
Serum, lipoidlösliche Extrakte von Rotzbazillen dagegen 
häufig mit positiven Lüesseren, nicht aber mit Normalseren, 
Hemmung geben. 

h) Wird der gleiche Versuch mit der für Rotzunter¬ 
suchung üblichen Technik durchgeführt, so geben sowohl 
wäßrige wie alkoholische Extrakte mit den Lues- bezw. 
Normalseren nur negative Resultate. 

Durch keine der angeführten Behandlungsarten des 
Extraktes ist es gelungen, einen rein spezifisch arbeitenden 
Extrakt zu erhalten. 

Die Versuchsergebnisse lassen erkennen, daß die Lipoide 
beim Zustandekommen nicht spezifischer Reaktionen in der 
Rotzdiagnose eine wesentliche Rolle spielen. Trotzdem ge¬ 
lingt es nicht durch entsprechende Beeinflussung des Unter- 
suchungsserums bezw. Extraktes die Fehler mit absoluter 
Sicherheit auszuschalten. Als einziges Hilfsmittel zur mög¬ 
lichst einwandfreien Diagnose bleibt nach wie vor die Ver¬ 
wendung höchst wirksamer blutlösender Ambozeptoren und 
höchstwirksamer Rotzbazillenextrakte. 


Referate. 

Inlekttons- und Invasionskrankheiten. 

Prof. Dr. Oppermann - Hannover : Maul- u. Klauen¬ 
seuche als Ursache massenhaften Verlammens bei Schafen. 

(Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 52, S. 619.) 

Für gewöhnlich erkranken beim Herrschen der Maul- und 
Klauenseuche in einer Schafherde die Lämmer meist tödlich, die 
erwachsenen Tiere hingegen werden in der Regel nur an den 



1078 


Klauen, ergriffen. Diese alte Beobachtung trifft auch für den gegen¬ 
wärtigen Seuchenzug zu; nun mehren sich aber die Klagen über 
zunehmendes Yerlammen. In der Literatur wird nur ganz bei¬ 
läufig von Fehlgeburten beim Schafe infolge der Maul- u. Klauen¬ 
seuche berichtet, deshalb war auch im gegebenen Falle mit der 
Möglichkeit anderer Ursachen, insbesondere von Futterschädlich¬ 
keiten zu rechnen. Eine Anzahl von abortierten Früchten mit ihren 
Hüllen wurde mit dem Ergebnis bakteriologisch untersucht, daß 
sie bis auf ein Stück frei von Bakterien waren, eine bakterielle 
llrsache für das Verwerfen konnte also nicht aufgefunden werden; 
das eine mit bipolaren Bakterien infiziert gefundene Tier stammte 
aus einer seuchenfreien Herde. Genaue Erkundigungen und selbst- 
angestellte Nachforschungen ergaben, daß Fütterung und Weide¬ 
gang keine Schuld an dem Verlammen trugen, daß hingegen nur 
solche Lämmer von dem Abortus betroffen waren, die heftig ver¬ 
seucht gewesen waren. 3—10 % ausnahmsweise. 37% der tragen¬ 
den Schafe verlammten, in einer Herde alle. Anschwellen 
des Euters und das Auftreten von Brunst¬ 
erscheinungen traten als Vorboten des Abortus auf, 
das Allgemeinbefinden der betroffenen Tiere blieb ungestört, Kom¬ 
plikationen erschienen nur vereinzelt. Das kumulative Ver¬ 
lammen verschonte keine Basse, wurde durch den Weidegang 
begünstigt und stellte sich innerhalb 10—40 Tagen nach 
dem Seuchenausbruch ein. Im Hinblick auf die wirtschaft¬ 
lichen Nachteile hält O. prophylaktische Maßnahmen in Form von 
Impfung der tragenden Schafe in gefährdeten oder frisch ver¬ 
seuchten Herden mit Löffler- oder Rinder-Rekonvaleszentenserum 
für dringend geboten. Me. 

Dr. Roth: Uber „Kynodal“ bei nervöser Hundestaupe. 

(Tierärztl. Rundschau, 1921, Nr. 14, S. 237.) 

Ähnlich wie bei anderen Infektionskrankheiten beobachtete R. 
im letzten Jahre bei der Staupe der Hunde eine Steigerung der 
Virulenz und dadurch ein häufiges Vorkommen der nervösen Form 
dieser Krankheit. Der Grund für diese merkwürdige Tatsache ist 
in der Unterernährung während der vorhergehenden Jahre und 
in der aus geschäftlichem Interesse zu intensiv betriebenen Schnell- 
aufzücht zu suchen. Die bisher angewandten Arzneimittel, Sera 
und elektrotherapeutischen Behandlungsmethoden zeigten auf die 
nervösen Erscheinungen nicht den wünschenswerten Einfluß, wes¬ 
halb K. seit länger als einem Jahr bei zahlreichen Staupefällen 
Kynodal versuchte. Dieses neue Medikament ist eine 
Kombination von phosphorsauren und Brom¬ 
salzen mit den wirksamen Bestandteilen von 
Herba chirettae (? Ref.) und kommt in Form von Tab¬ 
letten und Ampullen in den Handel. Bei den Erscheinungen der 
akuten Form der Nervenanfälle erwies sich jeden Tag eine 
subkutane Injektion von 10 ccm (halbe Dosis bei kleinen Hunden) 
und 3—4 Tabletten stomachal nebenbei bis zum Nachlassen der 
Krampfanfälle empfehlenswert, in der Regel trat nach 3 Tagen 
Besserung ein. Bei chronischem Verlaufe waren Injek¬ 
tionen mit eintägigen Intervallen und tägliche Gaben von 3 Tab¬ 
letten von anhaltendem Erfolge. Kynodal wirkt beruhigend 
und schmerzlindernd und ist in jeder Form ungiftig. 
Das Resultat der bisherigen Versuche faßt R. dahin zusammen, 
daß durch diese Behandlungsart ein erheblich größerer Prozent- 




1070 


satz an Hunden mit nervöser Staupe geheilt werden kann. In 
mehreren Fällen von Parese der Nacbhand konnte durch mehr¬ 
fache Injektion von Kynodal in Verbindung mit Veratrin Besse¬ 
rung erzielt werden; R. empfiehlt es zur Nachprüfung. (K. liefert 
Chem.-Pharm. Werk Bad Homburg, A.-G. — Schriftl.) Me. 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. 

Die Einreihung der Bezirkstierärzte in die Besoldungsordnung 
nach dem neuen Stellenausweis. 

In den Kreisen der Tierärzte ist die Meinung verbreitet, der 
Staatshaushaltsausschuß des Landtages habe bei Bewertung des 
Stellenausweises die Bezirkstierärzte ungerecht behandelt, indem er 
von den Bezirksärzten 20, von den Bezirkstierärzten dagegen nur 
6 in die Besoldungsgruppe XI. einreihte. 

Diese Ansicht, ist irrig. Sie beruht auf der unvollständigen, 
etwas unklaren Berichterstattung der Bayerischen Staatszeitung und 
der Augsburger Abendzeitung über die Beratungen des Staats¬ 
haushaltsausschusses. Die Zeitungen meldeten nur kurz, daß 6 Be¬ 
zirkstierärzte in die Gruppe XI versetzt wurden. 

In Wirklichkeit wurden außer den bereits im Stellenausweis 
vorgesehenen 12 Bezirkstierarztstellen in Gruppe XI vom Staats¬ 
haushaltsausschuß weitere 6 Stellen in Gruppe XI genehmigt. Für 
die Bezirkstierärzte stehen somit 18 Stellen in Gruppe XI zur Ver¬ 
fügung, für die Bezirksärzte allerdings 20. Eine vollständige Gleich¬ 
stellung beider Stände konnte leider nicht erreicht werden, weil in 
weiten Kreisen des Landtags, zum Teil durch eigenes Verschulden 
mancher Kollegen, die Meinung verbreitet ist, daß die Bezirkstier¬ 
ärzte im Gegensatz zu den Bezirksärzten allgemein erhebliche 
Nebeneinnahmen aus Aratsgeschäften und Privatpraxis hätten. 

Meines Erachtens können die bayerischen Tierärzte mit dem 
erreichten Erfolg, zumal gegenüber der Stellung der Amtstierärzte 
in den anderen deutschen Ländern, zufrieden sein. 

Landtagsabgeordneter Gutbrod. 


Zusammenkunft der Chiemgauer Tierärzte am 20. November 1921. 

Anwesend waren 23 Tierärzte (Staats- u. Freiberufstierärzte); 
zum zweiten Teil der Tageordnung waren auch die Tierzucht- und 
Pferdezuchtbeamten des Bezirkes erschienen. — Die Versamm¬ 
lung eröffnete Bezirkstierarzt Dr. P s c h o r r. Nach kurzer Be¬ 
grüßung gedachte dieser in herzlichen Worten des allverehrten 
toten Königs, dem der tierärztliche Stand viel zu verdanken hat. 
Zum Zeichen der Trauer erheben sich die Anwesenden von den 
Sitzen. 

Als erster Punkt der Tagesordnung kam die Gebührenfrage 
zur eingehenden Erörterung. Man war sich schließlich darüber 
einig, daß in Anbetracht der stets zunehmenden Teuerung eine 
Erhöhung der Gebühren nicht zu umgehen sei. Sämtliche an¬ 
wesende Tierärzte verpflichten sich gleich den Ingolstädter Tier¬ 
ärzten folgende M i n d e s t gebühren einzuhalten: 

1. Beratung jeglicher Art.• . 10.— Mk. 

2. Bescheinigung.• . . 10.— 

3. Zeugnis . ..20.— 

4. Im Hause des Tierarztes 

Untersuchung von Großvieh.15.— 

bei mehr als 5 Stück das Stück .... 5.— 

Untersuchung von Kleintieren.10.— „ 





1080 


5. Besuch am Wohnort . . . ..15.— Mk. 

und Untersuchungsgebühr beim ersten Besuch 10.— 

6. Besuch außerhalb des Wohnortes 

Untersuchungsgebühr und Weggebühr der 
Doppelkilometer.8.— 

7. Gelegenheitsbesuch = Ortsbesuch und Unter¬ 
suchungsgebühr .25.— 

8. Subkutane und intramuskuläre Injektion aus¬ 

schließlich Arznei.10.— 

Intravenöse Injektion ausschließlich Arznei . 20.— .. 

Rotlaufimpfung bis zu 10 Stück.10.— 

jedes weitere Stück.7.— „ 

Serum- oder Blutimpfung bei Maul- u. Klauen¬ 
seuche ohne Impfstoff bis zu 5 Stück . . . 25.— 

jedes weitere Stück.20.— „ 

9. Kastration 

Hengst.100.— ,, 

Bulle bis Vs Jahr alt.20.— „ 

„ älter.30.— 

Eber ..50.— .. 

Kälber.15.— „ 

Ferkel.5.— ., 

10. Geburtshilfe 

Pferd.150.— „ 

Rind.100.— 

Schwein ..50.— 

11. Ablösen der Nachgeburt.50.— 

12. Reposition des Uterus.75.— 

13. Innere Untersuchung der Geschlechtsorgane 
oder auf Trächtigkeit 

Pferd ...50.— .. 

Rind..20.— 

14. Einfachere chirurgische Eingriffe, z. B. Ader¬ 
laß, Abszeßöffnen.20.— 

15. Gewährschaftsuntersuchung bei Pferd oder 

Rind.50.— 

16. Zerlegung 

von Großvieh.50.— 

„ Kleinvieh.30.— 

17. Ergänzungsfleischbeschau 

Großvieh .20.— 

Kleinvieh.10.— 

und Weggebühr (Ziff. 5, 6 u. 7) 

18. Zeitversäumnis bei notwendig längerem Ver¬ 
weilen: die halbe Stunde.10.— 

19. Nachts, sowie an Sonn- und Feiertagen (wenn 

besonders verlangt).doppelte Weggebühr. 

(Nachtzeit: im Sommer 8—6 Uhr, im Winter 6—8 Uhr.) 


Für die sogenannte Armenpraxis können jeweils niedrigere 
Sätze verrechnet werden. 

Nach einer kleinen Mittagspause hielt Bezirkstierarzt Dr. 
Drescher der Veterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim einen 
hochinteressanten Vortrag über die Unfruchtbarkeit der weib¬ 
lichen Haustiere. In der regen Aussprache kam klar zum Aus¬ 
druck, daß die Sterilitätsbekämpfung in Zukunft einen Hauptteil 
der tierärztlichen Tätigkeit ausmachen wird. 


























1081 


Am Schlüsse dankte der Vorsitzende im Namen aller An¬ 
wesenden dem Vortragenden nochmals für die liebenswürdige 
übernähme des Referates und gab der Hoffnung Ausdruck, daß 
die nächste Zusammenkunft in etwa einem Vierteljahr ebensogut 
besucht sein möge als diese. D. Lindner. 


Selbsthilfe. 

Die Tierärzte Mecklenburgs veröffentlichen folgende Bekannt* 
macbung: 

„Die Unterzeichneten Standesvereine der Tierärzte Mecklenburgs 
geben hiermit bekannt, daß ihre Mitglieder die gesetzliche Taxö 
vom 11. März 1908 bezw. vom 20. Mai 1920, fortan als unzeitgemäß 
ablehnen. Sie erkennen nur die von ihnen herausgegebene Taxe 
vom 30. Oktober 1921 als rechtsverbindlich (? d. R.) an und sind 
lediglich nach dieser Taxe tierärztliche Hilfeleistungen zu leisten 
bereit. Ein Auszug der Taxe hängt in den Sprechräumen der 
Tierärzte zur allgemeinen Kenntnis aus.“ 

Man sieht also, die Angehörigen anderer Stände sind keine 
solche Angsthasen wie die Apotheker und nehmen ihre wirtschaft¬ 
lichen Interessen selbst in die Hand. — Es ist wunderlich, daß die 
Apotheker bis ad Infinitum das geduldige — Lamm markieren, statt 
endlich geschlossen zur Selbsthilfe zu schreiten 1 Wo ein richtiger 
Wille, ist auch ein Weg! (Pharm. Zeitung 1921, Nr, 94. S. 1016). 


Verschiedenes. 

IafektlOBS* and Invasionskrankheiten. 

Texasfieber bei amerikanischen Kühen.*) 

(Bericht des Staatstierarztes Bremen vom 23. IX. 21 an das Medi¬ 
zinalamt und die Medizinalkommission des Staates Bremen.) 

Von den amerikanischen Kühen des ersten- Transports (Ur¬ 
sprungsland Texas) wurden von der Lebensmittelkommission 500 
Tiere übernommen und laut Vorschrift getrennt aufgestellt. "Eine 
große Anzahl dieser Kühe ist bereits abgeschlachtet, da sie keine 
Milch mehr geben. Die noch lebenden 206 Kühe zeigen sich klinisch 
absolut gesund und befinden sich in sehr gutem Nährzustande. 

Laut Verfügung des Reichsministers für Ernährung und Land¬ 
wirtschaft 1/4—510 vom 4. Februar 1921 sind nach § II Abs. 2 die 
amerikanischen Kühe getrennt vom Inlandsvieh aufzustellen und 
durch besonderes Personal zu warten und zu pflegen. Von der 
getrennten Aufstellung, Wartung und Pflege kann nach Ablauf von 
5 Monaten abgesehen werden, sofern sich die in demselben Stalle 
untergebrachten Kühe bis dahin als frei von Texasfieber erwiesen 

Um uns Gewißheit zu verschaffen, ob die amerikanischen Rin¬ 
der der Lebensmittelkommission noch Träger des Texasfiebers 
sind, wurde folgender Versuch angestellt: 

Es wurde eine zirka 9 jährige, zur Schlachtung bestimmte ein¬ 
heimische Kuh ostfriesischer Rasse in dem Stall der amerikanischen 
Texaskühe untergebracht. Die Kuh war anscheinend gesund. Die¬ 
sem Tiere wurden ungefähr 10 qcm filtriertes Schüttelblut von 10 
Texaskühen, die wahllos ausgesucht waren, intravenös eingespritzt. 
Nach 9 Tagen trat hohes Fieber (41,1°) auf, einen Tag' vorher 

*) Von Herrn Ministerialdirektor Dr. A t t i n g e r in dankens¬ 
wertester Weise zur Verfügung gestellt. D. Schriftltg. 



1082 


V; * 


wurden vereinzelt Piroplasmen nachgewiesen. Am 9. Tage. waren 
Piroplasmen sehr zahlreich vorhanden (5—6 in jedem Gesichts¬ 
felde des Mikroskops), am 10. Tage .trat schweres Blutharnen ahf. 
Die Kuh selbst zeigte sich schwer krank, der PiroplasmenbefCmd 
war sehr zahlreich, am 11., 12. und 13. Tage war der Harn stark 
blutig. Das Allgemeinbefinden verschlechterte sich von Tag zu 
Tag, die Futteraufnahmei hatte nachgelassen und Piroptumepj 
waren in den roten Blutkörperchen sehr zahlreiche nachzuweisenvf?J 
Am 12. Tage war die innere Körperwärme von 41,9 0 auf 40,2 0 und 
am 13. Tage auf 36,8 0 gesunken. An diesem Tage war das Allge- .] 
meinbefinden sehr schlecht. Die Freßlust lag gänzlich darnieder, : 
das Atmen war angestrengt, die Zahl der Pulse betrug 100 in der,! 
Minute, dabei bestand starkes Muskelzittein, so daß der Tod des J 
Tieres vorauszusehen war. Derselbe trat am folgenden Tage ein. j 
Der Kadaver wurde tags darauf auf der Abdeckerei seziert. 

Sektionsbefund: Das Tier befand .sich in mäßig gutem« 
Nährzustande. Es bestand geringe Totenstarre. Die Unterhaut 1 
war ikterisch verfärbt. Am Runde der Schamlippen waren ver-i 
einzelt stecknadelkopfgroße Blutungen. Die Euterdrüsen waren J 
stark vergrößert. In der einen befand sich ein tuberkulöser Herd 
in der Größe einer halben Haselnuß. Die serösen Überzüge des 
Bauchfells und der Baucheingeweide waren stark gelb gefärbt. 
Die Lungenlyraphknoten w r aren mäßig geschwollen. Die linke 
Bronchialdrüse und die Mediastinaldrüsen enthielten tuberkulöse 
Herde. In den großen Gefäßen war nur wenig Blut; dasselbe 
zeigte eine weinrote Farbe und war sehr wässerig. Das Epikard 
zeigte an den Herzwandungen und besonders an- den Herzohren 
zahlreiche kleinste Petechien. In dem rechten Lungenflügel be¬ 
fand sich eine hühnereigroße Caverne mit weichkäsigem, gelb¬ 
lichem Inhalt. In der linken Lunge waren vereinzelte kleine tuber¬ 
kulöse Herde nachweisbar. Das Netz war ikterisch verfärbt, die 
Schleimhaut des Leerdarms, im besonderen des Zwölffingerdarms, 
zeigte namentlich auf der Höhe der Falten streifige und zahlreiche, 
schwärzlich gefärbte Blutungen; dieselben Veränderungen waren 
auch im Blinddarm. Die Schleimhaut des Grimmdarms war be¬ 
sonders im Endabschnitt geschwollen und stark blutig. Das Ge¬ 
kröse war ikterisch verfärbt. Die Milz war stark geschwollen und 
um ein Drittel vergrößert. Das Gewicht betrug 9% Pfund, die 
Länge 70 cm, die Breite 23 cm (Mitte), die Höhe 6 cm (Mitte), im 
vorderen Drittel 7 cm und der 'Querumfang 47 cm. Die Kapsel war 
gespannt, die Farbe grau-violett-bläulich. Die Schnittfläche war 
rotbraun, die Pulpa nicht erweicht, von mäßig fester Beschaffen¬ 
heit. Die Schleimhaut des Pansens war stellenweise matt diffus 
gerötet. Die Schleimhaut des Labmagens war anämisch und am 
Pylorus streifige und fleckige schwärzliche Blutungen. Die Leber 
war stark geschwollen,, von'quittengelber Farbe, besonders auf der 
Schnittfläche. Aus den feinsten Gallenkaprllaren lassen sich quitten¬ 
gelbe, geleeartige Ausgüsse herauspressen. Die Gallenblase war 
stark gefüllt, die Galle von schleimig-klümpriger Beschaffenheit. 
Die Nieren waren stark geschwollen und braunrot. Die Harnblase 
war mit dunkelrotem Harn gefüllt. Die Lymphknoten waren ge¬ 
schwollen, blutig durchfeuchtet, auf der Schnittfläche dunkelrot. 

Die- Kuh ist auf Grund des mikroskopischen und Sektionsbe¬ 
fundes an Texasfieber zu Grunde gegangen. 

Nach dem Ergebnis des vorstehenden \ er - | 
suchs ist somit der einwandfreie Nachweis er 


1083 


bracht, daß die a m e r i k a.-n i s c h e n K ü h e des ersten 
Transports nach einer getrenntenAufstallung 
von7Monaten nochTräger derKeime desTexas« 
lieberg sind. gez. Körnig. 


Pharo akologlo, Pharoacle, Pharmakognosie. 

Arznei taxe 1921. 

Das Staatsministerium des Innern veröffentlicht unter der 
Nummer 5191a 64 im „Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 257, 1921, fol¬ 
gende Bekanntmachung über die Arzneitaxe 
1921: 

„Auf Grund des § 3 der Verordnung vom 26. Dezember 1906 
(Ges.- u. Verordn.-Bl. S. 887) wird in Abänderung der Ziff. 3 der 
Bekanntmachung vom 30. Dezember 1920 (Ges.- u. Verordm-Bl. 
S. 508) und der Bekanntmachung vom 18. Februar 1921 (Ges.- u. 
Verordn.-Bl. S. 34) bestimmt: 

Die Apotheken sind berechtigt, vom 25. Oktober 1921 ab auf 
jede auf ärztliche Anordnung abgegebene Arznei statt des bis¬ 
herigen Teuerungszuschlags von 0.80 Mk. einen Teuerungszuschlag 
von 1.20 Mk. zu erheben. Diie Apotheker des Gebietes der Pfalz 
dürfen vom gleichen Zeitpunkt ab statt des bisherigen Teuerungs¬ 
zuschlages von 1.20 Mk. einen Teuernngszuschlag von 1.60 Mk. 
erheben. 

Von diesem Teuerungszuschlag sind jedoch ausgenommen: 

a) Arzneimittel oder Arzneien, die in abgefertigter Packung aus 
dem Handel bezogen und in dieser abgegeben werden und 
nach Ziff. 21 Abs. 1 der besonderen Bestimmungen der Deut¬ 
schen Arzneitaxe berechnet werden; 

b) die nach den geltenden Bestimmungen auch außerhalb der 
Apotheken verkäuflichen Arzneimittel, soweit sie unvermischt 
und ungeteilt abgegeben werden. 

Auch der Teuerungszuschlag wird von dem Preisabschlag be¬ 
troffen, der bei Arzneilieferungen gemäß § 376 Abs. 1 der Reichs¬ 
versicherungsordnung nach Ziff. 2 der Bekanntmachung vom 30. De¬ 
zember 1920 (Ges.- u. Verordn.-Bl. S. 508) zu gewähren ist. Der 
Teuerungszuschlag bleibt bei Verordnung von Arzneimitteln außer 
Ansatz, für die gemäß § 376 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung 
Handverkaufspreise festgesetzt sind. 

München, 3. November 1921. 

I. A.: Graf von Spret i.“ 


Sondergebiete (Gerichtswesen). 

Was kosten heute Prozesse? 

Nachdem am 1. August ds. Jrs. die beiden Gesetze 
vom 29. Juni 1921, betr. Änderung der Gerichts¬ 
kosten und vom 8. Juli 192 1, betr. Gebühren der 
Rechtsanwälte u. Gerichtsvollzieher, in Kraft 

getreten sind, wird sich jeder, der heute einen Rechtsstreit be¬ 
ginnt, die Frage vorlegen müssen, wie hoch stellen sich die Proze߬ 
kosten. die ich infolge des Beginns des Reichtsstreites möglicher¬ 
weise haben werde. Nach einer genauen Berechnung von Dr. R. 
Hansen (Berlin) im „Zeitungs-Verlag“ ergibt sich unter der 
Voraussetzung, daß die beiden Parteien sich durch Rechtsanwälte 
vertreten lassen, daß in zwei Instanzen Beweise erhoben werden 



1084 



r<v- 


(Zeugen oder Sachverständige vernommen), daß aber kein er- 
lei Besonderheiten eintreten, das folgende: 

1. Inst a n z: 

Gerichtskosten .... 210.— Mk. 

Anwaltskosten .... 7 26.— Mk. 936.— Mk. 

2. Instanz: 

Gerichtskosten .... 315.— Mk. 

Anwaltskosten .... 9 43.80 Mk. 1258.80 Mk. 

Die Kosten der 1. und 2. Instanz betragen 
demnach.. 2194.80 Mk. 

Handelt es sich um einen Streit über 20 000 Mk., so kommt in 
Betracht, daß auch das Reichsgericht noch angegangen werden 
kann, wobei allerdings in der Revisionsinstanz kein Beweis er¬ 
hoben wird. 


Gerichtskosten . 
Anwaltskosten . 

1. 

Instanz: 

. . 960.— Mk. 

. . 2368.80 Mk. 

3328.80 Mk. 

Gerichtskosteri . 
Anwaltskosten . 

2. 

Instanz: 

. . 1140.— Mk. 

. . 2724.60 Mk. 

4164.60 Mk. 

Gerichtskosten . 

3. 

Instanz: 

. . 1280.— Mk. 


Anwaltskosten . 


. . 1816.40 Mk. 

3096.40 Mk. 



Gesamtkosten: 

10589.80 Mk. 


Diese hohen Kosten werden sicher manche Prozesse verhin¬ 
dern, zum Nutzen derer, die im Vertrauen auf die Scheu ihrer 
Gläubiger vor hohen Prozeßkosten die Erfüllung ihrer Verbind¬ 
lichkeiten verweigern. Die jetzt geltenden Sätze verteuern das 
Führen eines Prozesses in so hohem Maße, daß bei kleineren Ob¬ 
jekten fast von einer Rechtsverweigerung gesprochen werden 
kann. 


Sondergebiete (Statistik). 

Die Teuerung. 

Die vom Statistischen Reichsamt aufgestellten Gro߬ 
handels-Indexziffern haben infolge der fortgesetzten 
Markentwertung eine weitere bedeutendeSteigerung 
erfahren. 

Gegenüber einem Durchschnittsstand im Monat September 
von 2067 ist im Oktoberdurchschnitt ein Hinaufschnellen auf 2469 
zu beobachten. Im einzelnen stiegen Getreide und Kartoffeln von 
2016 auf 2300, Fleisch, Fische und Fett von 1943 auf 2325, Kolonial¬ 
waren von 2317 auf 3099, landwirtschaftliche Erzeugnisse und 
Lebensmittel zusammen von 2030 auf 2417, Textilien von 3670 auf 
4176, Metalle von 2036 auf 2965, Kohlen und Eisen von 1870 auf 
1885, Industriestoffe zusammen von 2155 auf 2539, Häute und Leder 
von 372f7 auf 4539. Die vorwiegend im Inland erzeugten V aren 
— Getreide, Kartoffel, Fleisch, Zucker, Fett, Eisen und Kohle *- 
erfuhren eine Steigerung von 1952 auf 2225, die vorwiegend aus 
dem Ausland eingeführten Waren eine solche von 2613 auf 3585. 
Der Dollar stieg im Durchschnitt, des Monats Oktober gegenüber 


N. 






1085 


dem September um 42,9 Proz., ihm folgten die sämtlichen Einfuhr¬ 
waren mit einer Steigerung von 35,6, während sich das Preis¬ 
niveau der Inlandwaren gleichzeitig um 14,3 Proz. hob. 

Brot ist (rationiertes von 0,16 auf 1,90, nichtrationiertes von 
0,16 auf 2,50, Semmel von 0,03 auf 0,40 Mark) auf das 12- bis 
nahezu 16 fache gestiegen, 

Mehl (von 0,20 auf 5.— Mk.) auf das 25 fache, 

Eier (von um diese Jahreszeit 10 Pfg. auf 2.20 Mk.) auf das 
22 fache, 

Milch (von 0,20 auf 3,45) auf das 17 fache, 

Butter (von 1 Mk. auf 28 Mk.) auf das 28 fache, 
Margarine (von 70 Pfg^ auf 23—37 Mk.) auf das 32- bis 
52 fäche, 

Zucker (von 0,25 auf 5 Mk.) auf das 20 fache, 
Kartoffeln (von 3 Mk. hoch gerechnet auf 70 Mk. durch¬ 
schnittlich) auf mehr als das 23 fache; im Einzelverkauf, auf den 
viele Leute, und oft gerade die Ärmsten, die sich nicht rechtzeitig 
eindecken konnten, angewiesen sind, muß heute schon 1 Mk., ja 
1.20 Mk. für das Pfund Kartoffeln bezahlt werden. 


Staatsveterinärkunde, Auslandsdienst und Versicherungswesen. 

o 

Epidemische Ausbreitung der Maul* und Klauenseuche. 

Infolge der epidemischen Ausbreitung der Maul- und 
Klauenseuche diesseits und jenseits der tschecho - slowaki¬ 
schen Grenze hat sich die sächsische Amtshauptmannschaft Oels- 
nitz veranlaßt gesehen, die Vieheinfuhrstelle in Warnitzgrün voll¬ 
ständig zu sperren und für die obervogtländischen Grenzortschaften 
strenge Abwehrmaßvegeln zu treffen. Auf Grund dieser Grenz¬ 
sperre ist der Viehverkehr zwischen der Tschechoslowakei voll¬ 
ständig eingestellt worden. Desto reger ist aber der Schmuggel 
mit Vieh nach Sachsen und der Tschecho-Slowakei, wodurch die 
yeterinärpolizeilichen Vorschriften umgangen werden und der Ver¬ 
breitung der Maul- und Klauenseuche Tür und Tor geöffnet wer¬ 
den. — Nachdem die Maul- und Klauenseuche im Freistaat Olden¬ 
burg und in den preußischen Regierungsbezirken Osnabrück und 
Aurich seit längerer Zeit erloschen ist, fällt nach einer Verfügung 
des sächsischen Wirtschaftsministeriums für Klauenvieh, das aus 
diesen Gebieten nach Sachsen eingeführt wird, bis auf weiteres 
die zehntägige Beobachtung weg. Ursprungs- und Gesundheits¬ 
zeugnisse sind für Tiere dieser Herkunft nach wie vor beizu¬ 
bringen.. S. M. 

Große Ausbreitung der Schweinepest und des Schweinerotlaufs 
im Freistaat Oldenburg. 

Nach dem Bericht des Landesobertierarztes für den Freistaat 
Oldenburg nimmt der Rotlauf der Schweine bei der war¬ 
men Witterung immer mehr zu. Auch die Schweinepest ist 
amtstierärztlich in weiteren Gemeinden festgestellt. Viele Besitzer 
haben schon große Verluste gehabt. Die jüngeren Ferkel sind ge¬ 
storben oder getötet und beseitigt, die älteren erkrankten Schweine 
meist abgeschlachtet werden, da die Aussicht auf Heilung sehr ge¬ 
ring ist, und die Tiere, welche die Krankheit überstanden haben, 
noch lange Zeit den Ansteckungsstoff in sich tragen und eine 
Weiterverbreitung der Seuche verursachen können. Das Fleisch 
der mit Schweinepest behafteten Tiere darf nur, nachdem es be- 



1086 



dingt tauglich gemacht worden (gekocht oder 'gepökelt) in den 
Verkehr gebracht werden. Den Viehbesitzern ist dringend zu raten,, 
bei Erkrankung oder Sterben mehrerer Schweine, auch bei chro¬ 
nischem, schleichendem Verlauf der Krankheit, ihren Viehbestand 
tierärztlich untersuchen zu lassen, damit die Seuche baldigst er¬ 
kannt und die erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Verhütung 
ihrer Weiterverbreitung getroffen werden. Die sichere Feststellung 
der Seuche ist meist nur durch die Sektion getorbener oder ge¬ 
schlachteter Tiere möglich. — Die Maul- und Klauenseuche ist im 
Freistaat Oldenburg erloschen. 8 . M. 


Sammlung „Schützehrung“. 

(6. Quittung, abgeschlossen am 30. November 1921.) 
Sammlung ungarischer Kollegen, überreicht von Prof. 

Marek- Budapest (Professorenkollegium der Kgl. 

Ungar. Veterinärhochschule: Prof. Hutyra, Prof. 

Marek, Dr. Aujeszki, Dr. Farkas, Dr. Berrar, Vi- 
gadi, Csencsik, Dr. Köves, Nagy, Kertesz, H. H. Koch, 

Darvas, Kiss, David, Illy, Sipos, Kalmar, Dr. Roman, 

Markus, Zsemberi, Hejj, Dezsö, Raitsits, Kövesdy, 

Dr. Schwanner, Revesz, Klein, Floris, Baumann, 

Hegedüs, Huszar, Bieber, Lintner, Dr. Zsupan, Cze- 
loth, Szecsödy, Varga, Somogyi, N. N., Fischer, 

Sipos, Dr. Pataky, N. N., Gabor, Bruoth, Mehely, 

Dr. Csösz, Uhlgarik, Farkas, Kardevdn, Born, Wahl, 

Nagy) 3775.— Kr.. =. 

Dr. Fritz M r o w k a - Trujillo (Peru). 

Dr. R e h s e - Warin, Geheimrat Dr. W e h r 1 e je 

100 X = . ... 

Geheimrat Prof. Dr. Ellenberger - Dresden . . 

Dr. Lindemann - Seelow, Biederstedt-J ar¬ 
men, Veterinär-Rat Hesse - Neidenburg, Vet.-Rat 
Schwintzer- Oels, Vet.-Rat R u h s -Weißensee 
(Thüringen), Vet.-Rat Jakobi- Berlin je 50 = 

Kreistierarzt' Dr. K u r z w i g - Landsberg a. W. . . 

Kreist. Dr. Friedrichs - Querfurt, Dr. H e 11 - 
Freienwalde, Nenman n-Kossebau, Dr. Kunze- 
Königsberg, Kreist. Dr. Hasselmann - Quedlin¬ 
burg je 30 =. 

Generaloberveterinär Dr. Maie r-München, Schulz- 
Gr. Schönebeck, Dr. Wegener - Minden, G o 1 d - 
berg - Zehden, Hohenhaus - Driesen je 25 JL — 
Oberstabsveterinär Zembrin - Konstanz, Dr. Dun¬ 
kel- Stendal, Oberstabsveterinär Steinhardt- 
Dassel, Stamm - Bernau, Dr. Davids - Mülheim 

je 20 X = . 

Michalski - Hirschberg (Schles.), Dr. Nußhag- 
Jena, Stabsvet. Hoenecke - München je 10 JL — 

Summa: 2384.60 JL 
Dazu 1. bis 5. Quittun g .. 19724.85 „ 

zusammen: 22109.45 

Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz¬ 
ehrung“, Deutsche Bank, Berlin, Zweigstelle L, Chausseestr.il; 
Postscheckkonto Berlin Nr. 1012. 

Prof. Dr. Neumann - Berlin. 


831.20 ^ 
500.- „ 

200 .- „ 

99.20 „ 

300.- „ 

49.20 „ 

150.- „ 
125.- 

100 .- .. 
30.- „ 











Fortbildungskurs für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Manchen. 

Vom 2. bis 5. Januar 1922. 


1087 


Hochschulnachriditen. 


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Deutsch in der japanischen Wissenschaft. Die PublikationdK 

der kaiserlich-japanischen Kyoshu-Universität für das Jahr 192jK* 
bis 1921 sind erschienen. Es ist interessant, festzustellen, daß vom? 
den 5 Bänden der Veröffentlichung der medizinischen Fakultät, 
alle, bis auf eine Abhandlung, in deutscher Sprache ge- 1 
schrieben sind. Etwas ungünstiger stellt sich das Verhältnis der 
Veröffentlichung der technischen Fakultät, bei der Französisch, 
Englisch und Deutsch sich die Wage halten. Die neu herausge- 
kommenen Ausländerbestimmungen der japanischen Universitäten 
stellen bemerkenswerterweise in allen Punkten die ausländischen 
Studierenden den einheimischen gleich. Die Internationalität der 
Wissenschaft ist, soweit es die japanischen Universitäten anlangt, 
also durchaus gewahrt. 

_ Frequenz an der Tierärztlichea Fakultät der Universität 
München. Die Gesamtzahl der im Wintersemester 1921/22 
eingeschriebenen Studierenden und Hörer beträgt 251. Darunter 
immatrikulierte Studierende 220, Fachprüfungskandidaten 87, 
Hospitanten und Hörer 31. Im I. Semester neu eingetreten sind 7. 


Personalien. 

Amtstierärztlicher Dienst: Versetzt auf Ansuchen der Bezirks¬ 
tierarzt Nikolaus Duetsch von Wegscheid nach Vilshofen. 

Gewählt: Distriktstierarzt Eduard Denk in Velden a. Vils zum 
Distriktstierarzt in Dorfen gewählt. 

Niederlassung als praktischer Tierarzt: Stabsveterinär ». D. 
Albert Eckart in Dietenhofen (B.-A. Neustadt a. A.). 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Michael Apfel¬ 
beck, praktischer Tierarzt in Plattling. Dissertation: „Untersu¬ 
chungen über die Dampfresistenz der Rauschbrandsporen“. (Hy¬ 
gienisches Institut der Universität: Dr. Süpfle). Tierarzt Paul 
Hof mann aus München. Dissertation: „Über die Gültigkeit des 
Arndt-Schulz’schen biolog. Grundgesetzes bei der Wirkung von 
Bakteriengiften“. (Hygien. Institut der Universität: Dr. Süpfle). 
Tierarzt Karl Mayr aus Donaualtheim. Dissertation: „Die Bedeu¬ 
tung der Kapsel für die Virulenz der Sarcina tetragena“. (Hygieni¬ 
sches Institut der Universität München: Dr. Süpfle). Tierarzt 
Siegfried Freund aus Pniowitz. Dissertation: „Opferschau und 
Fleischbeschau. — Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der 
Fleischbeschau“. 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Wegscheid. Gesuche bis 
17. ds. Mts. an die für den Wohnsitz des Bewerbers zuständige 
Regierung. 


Eingesandt. 

Das Einwintern von Gemüse. Bevor wir unserem Winterbedarf 
an Frischgemüse einschlagen, wollen wir uns über das Wo und Wie 
klar sein. Beim Einwintern des Gemüses handelt es sich darum, 
dasselbe so kühl aufzubewahren, daß durch die niedrige Tempe¬ 
ratur sowohl Wachstumsvorgänge als auch Fäulniserscheinungen 
unterdrückt werden, andererseits ist es aber frostfrei zu halten, 
um das Erfrieren zu verhindern. Insbesonders Temperaturschwan¬ 
kungen sollen vermieden werden, weil diese erfahrungsgemäß dem 


1089 



Leben der ruhenden Pflanze (Knolle, Wurzel etc.) viel gefährlicher 
werden als eine mäßige ruhige Abkühlung. Ferner muß das Ge¬ 
müse während der Überwinterung mäßig feucht gehalten werden 
(feuchter Sand), um ein unliebsames Vertrocknen zu verhindern; 
doch gerade in diesem Punkte ist große Vorsicht geboten, denn 
übergroße Feuchtigkeit befördert die Fäulnis und gerade davor 
das Gemüse zu bewahren ist eine der Hauptaufgaben des Ein- 
winterns. Soll also das Gemüse über Winter frisch erhalten bleiben, 
so müssen wir zu seiner Aufbewahrung einen kühlen Raum von 
konstanter Temperatur wählen, dessen Luftfeuchtigkeit mäßig ist 
und der auch durchlüftbar sein soll. Ein geeigneter Ort hiefür ist 
ein gut durchlüftbarer kühler Keller. In Ermangelung eines solchen 
läßt sich ein leerer Mistbeetkasten für diesen Zweck verwenden, 
wenn wir ihn durch Packung und Zudecken gegen Temperatur¬ 
schwankungen schützen; schließlich läßt sich das Gemüse auch in 
einer für diesen Zweck ausgehobenen Grube überwintern; die Ver¬ 
wendung von (oberirdischen) Mieten kommt nur für große Verhält¬ 
nisse in Betracht. Weitere nützliche Winke in der Folge 39 der 
Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in 
Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Be¬ 
zugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 


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(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern, herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 

72. Jahrg. München, den 20. Dezember 1921. Nr. 51. 


Inhalt: 

Originalartikel: Krieger. — Stickdorn. — Referate. — Verschiedenes. — 
Hochschulnachrichten. — Personalien. — Eingesandt. 


Abonnements-Einladung. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift 
durch die Post beziehen, geht mit nächster Nummer das 
Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unterbrech¬ 
ungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonnement 
für das I. Semester 1922 bei der nächsten Postanstalt baldigst 
zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amtlichen Zeitungs¬ 
katalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863, 
in der Preisliste des Reichsgebietes unter Nr. 8252, für 
Österreich unter Nr. 4203 eingetragen. Abonnementspreis 
bei Bezug durch die Post halbjährlich 37.50 Mk. ausschlie߬ 
lich Bestellgeld. — Einzelnummer 2.— Mk. — Für das 
Ausland (ausgenommen Österr., Ungarn und die Oststaaten) 
100 °/o Zuschlag. — Auch im Buchhandel zu beziehen. 
Kommissionsverlag: M. R i e g e r sehe Universitätsbuch¬ 
handlung, München, Odeonsplatz 2. 

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Ein Beitrag znr Behandlnng chronischer Gelenkent¬ 
zündungen mit Sanarthrit-Heilner. 

Von Distriktstierarzt L. Krieger, Reisbach (Ndby.). 

Als „primäre Ursachen“ für die Entstehung der chro¬ 
nischen Arthritiden (Spat, Schale) sind bisher traumatische 
Insulte jeder Art und Disposition verantwortlich gemacht 
worden. Die Therapie konnte daher (neben Zuchtwahl) nur 
symptomatisch sein und die besten Erfolge sind erzielt wor¬ 
den durch Ruhestellung und durch eine künstlich erzeugte 
akute Entzündung, durch die eine Synostosenbildung in der 
Umgebung der leidenden Stelle begünstigt wurde. Diesen 
wesentlichen Heilfaktor hat Prof. Dr. »T. Mayr 1 ) als 
„Heilentzündung“ oder „Reinflammatio“ bezeichnet. „Der 
dadurch eingeleitete Heilvorgang äußert sich teils im Ab- 


*) cf. Mü. Med. Wo. 1918 Nr. 36. 







1092 


bau von zugebildeten, pathologischen Geweben, teils im 
Aüsheilen von durch chronische Entzündung hervorgeru¬ 
fenen Gewebsdefekten. _ 

Seit urlanger Zeit wird rein empirisch das Ziel verfolgt, 
die chronischen Gelenks-, sowie überhaupt, die chirurgisch¬ 
chronischen Entzündungen durch Hervorbringung einer 
möglichst heftigen akuten Entzündung im Bereiche des 
chronisch erkrankten Gelenkes bezw. des entsprechenden 
erkrankten Körperteiles günstig zu beeinflussen. Dieses ist 
geschehen und geschieht noch durch chemische Reize in Ge¬ 
stalt der bekannten scharfen Einreibungen (Kanthariden, 
Quecksilberverbindungen, auch Euphorbium, Krotonöl und 
Arsenik in Salben und Flüssigkeitsform) und durch ther¬ 
mische Reize vermittels Brennens, jetzt wohl einheitlich 
nur mehr durch das perforierende Brennen.“ 

E. Heil n er 2 * hat nun auf Grund jahrelanger Ver¬ 
suche die Theorie vom lokalen Gewebsschutz (Affinitäts¬ 
schutz) aufgestellt und seine Befunde nach Knorpelpräparat¬ 
injektionen führten zur Erkenntnis der gemeinsamen Ätio¬ 
logie aller Arthritiden. Nach ihm darf sich im Zellbetrieb 
des Organismus die zwischen bestimmten normalen physio¬ 
logischen Stoffwechselprodukten (z. B. Harnsäure) und be¬ 
stimmten Geweben (z. B. Knorpel) bestehende chemische 
Affinität nicht durchsetzen, da sonst durch das Eindringen 
dieser Stoffe ins Gewebe eine Schädigung desselben die 
Folge sein müßte; es besteht daher ein eingeborener, physio¬ 
logischer lokaler Gewebsschutz (Affinitätsschutz), durch 
welchen wie durch ein stets erneutes Schutzgitter bestimmte 
Affinitäten (z. B. Harnsäure) vom Eindringen in die das 
Gelenk bildenden Gewebe (z. B. Knorpel) abgehalten wer- * 
den. Wird dieser lokale Gewebsschutzt durchlöchert infolge 
einer durch die verschiedensten, bisher primär gehaltenen 
Ursachen (infektiöser, statischer, traumatischer, thermischer 
Art) bedingten Schädigung der mit seiner Hervorbringung 
betrauten Zellen, so dringt der physiologische Affinitäts¬ 
träger in das Gewebe ein. Es handelt sich dabei um ein all¬ 
gemein gültiges Prinzip der Organisation. 

Die stetige Erneuerung des darniederliegenden, lokalen 
Ge websschutzes auf fermentativem Wege wird durch-intra¬ 
venöse Applikation von dem Knorpelpräparat Heilner 
(„Sanarthrit“) 3 ) bewirkt. 

Schittenhelm 4 ) sagt, daß sich als wichtigstes Ge- 


J ) cf. Mü. Med. Wo. 1916 Nr. 28, 1917 Nr. 29, 1918 Nr. 36. 
8 ) Hergestellt vom Luitpoldwerk München. 

4 ) cf. Mü. Med. Wo. 1921 Nr. 46 S. 1477. 



1095 


biet der Proteinkörpertherapie die Behandlung der cbro 
nischen Arthritiden herausgestellt hat. Er gibt keinem der 
verwandten Präparate (Milchprodukte, Xifalmilch, Vak¬ 
zineurin, Eiereiweißlösungen, Sanarthrit) den Vorzug, denn 
er hat Fälle gesehen, in denen Milchpräparate nicht wirk¬ 
ten, Sanarthrit dagegen wirksam war und umgekehrt. Er 
probiert daher in neuerer Zeit die verschiedensten Präpa¬ 
rate in wechselnder Dosierung der Reihe nach durch; da es 
scheint, daß große individuelle Verschiedenheiten bestehen, 
vielleicht auch die ätiologischen Momente die Verschieden¬ 
heit der Reaktionen bedingen, hält er das Gebiet für keines¬ 
wegs geklärt. 

Angeregt nun durch günstige Erfahrungen mit „San¬ 
arthrit“ bei Spat, die von Prof. Dr. J. Mayr 1 ) berichtet 
wurden, habe ich einen Versuch mit diesem Präparate unter¬ 
nommen, der, wie ich glaube, zu guten Hoffnungen be¬ 
rechtigt. 

Ein edler Fuchswallach, 8 Jahre alt, des Gutsbesitzers 
R. in B. ging am 5.10. 21 wegen Lahmheit h. 1. zur Be¬ 
handlung zu. Anamnestisch wurde mitgeteilt, das Pferd 
sei vor zirka % Jahren bei dem Vorbesitzer durchgegangen 
und schließlich in einen Sumpf geraten. Schwer lahm, auf 
3 Beinen hüpfend sei es mit Mühe in den Stall gebracht 
worden, am Sprunggelenk sei eine hochakute Entzündung 
aufgetreten. Der zugezogene Tierarzt habe eine Behand¬ 
lung für aussichtslos erklärt und daher eine solche über¬ 
haupt nicht eingeleitet. Der Patient wurde aber in einen 
Hängegurt gebracht, dort zirka ein halbes Jahr belassen und 
vdn dem betreffenden Besitzer (vermutlich unter Zuziehung 
irgend eines weisen Mannes) mit „Hausmitteln“ behandelt. 
Vor kurzem habe er sich das Pferd eingetauscht. 

Status praesens: Das Allgemeinbefinden ist nor¬ 
mal. An der lateralen Seite des linken Sprunggelenkes be¬ 
findet sich eine schmerzlose, knochenharte Auftreibung, die 
von der Mitte des Gelenkes bis zirka 3 Finger breit des 
oberen Endes des Hauptmittelfußknochens einschließlich des 
lateralen Mittelfußknochens reicht. Der Umfang des Ge¬ 
lenkes ist durchschnittlich 2—3 cm größer als der des ge¬ 
sunden, rechten. Die Beweglichkeit des Gelenkes ist be¬ 
hindert, ziemlich starke Muskelatrophie der Kruppe. Die 
Lahmheit ist vom Stalle weg sehr bedeutend, bessert sich 
bei Bewegung und verschwindet schließlich fast ganz, wenn 
das Pferd „warm“ wird. Der Zustand scheint mir dadurch 
entstanden zu sein, daß der Patient seinerzeit eine rasche 
Bewegung der Extremität gemacht hat, um aus dem Sumpf- 



1094 


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loche herauszukommen und sich dadurch eine Zerreißung 
der Gelenkkapsel und des lateralen, langen Seitenbandes 
zugezogen hat. Die dadurch entstandene akute Entzündung 
hat schließlich zur chronisch - deformierenden Entzündung 
geführt. Als Behandlung schlug ich Sanarthrit-Heilner vor, 
mit der der Besitzer sich sofort einverstanden erklärt hat. 

Über die Wirkung des Präparates sei vorausgeschickt, 
daß nach Heilner 2 * drei verschiedene Reaktionsstärken 
möglich sind. Für die erste, als „unterschwellig, noch eben 
erfragbare“ bezeichnete ist charakteristisch, daß „Mah¬ 
nungen“ im Gelenke auftreten, daß als Ausdruck spezifischer 
Herdreaktionen 'die Patienten das Gefühl haben, es sei 
„etwas los“. Temperaturbewegungen finden hiebei nur in 
mäßigem Grade oder gar nicht statt. Die zweite, mittel¬ 
starke Reaktion ist gekennzeichnet durch „Mahnungen“, 
leichte Schmerzen im Gelenk, Frösteln, Schüttelfrost, Durst 
und Temperaturanstieg bis 39° C. Die dritte, starke Re¬ 
aktion löst starke Schmerzen der affizierten Gelenke, 20 Mi¬ 
nuten bis 2 Stunden nach der Injektion Schüttelfrost, 
Schweißausbruch, öfter kurze Diarrhöen und raschen Tem¬ 
peraturanstieg bis 39,5° C. und höher aus. Diese sämtlichen 
Reaktionen klingen aber ohne Behandlung im V erlaufe von 
24 Stunden wieder ab. . 

Die Injektionen geschahen genau nach den Angaben 
Prof. Dr. J. Mayrs 1 *. 

13. 10. 21, 10 Uhr: T. 37,6, P. 38, A. 14, intravenös 
2,2 ccm Sanarthrit; 4 Uhr: T. 38,9, P. 48, A. 14; 
6 Uhr: T. 38,9, P. 48, A. 16, Freßlust gut; 10 Uhr: 
T. 39,5, P. 56, A. 18, mittelstarker Schweißausbruch. 

14.10.21: Befund wie vor der Injektion; Patient steht 
mit hochgezogenem kranken Bein im Stalle und will 
dasselbe nicht belasten, also Reaktion HI. Am Ge¬ 
lenke selber keine klinische Reaktion. 

18.10. 21: T. 37,8, P. 38, A. 14, intravenös 1,1 ccm San¬ 
arthrit. Eine Reaktion ist in der Folge nicht auf ge¬ 
treten. 

25.10.21: T. 37,7, P. 38, A. 14, intravenös 1,1 ccm San¬ 
arthrit. Temperatursteigerung etc. ist nicht aufge¬ 
treten. 

28.10. 21: Zum 1. Mal nach bisheriger Stallruhe (mit 

Futterabzug) wird Patient bewegt. Anfangs besteht 
noch Lahmheit, die aber nicht mehr so hochgradig ist 
als vorher; dann sehr bald einwandfreier Gang. Es 
wird Weidegang und tägliche, leichte Bewegung, sn- 
geordnet. , - — 





1095 


8.11. 21: Die Auftreibung ist um durchschnittlich 1 cm 
des Umfanges kleiner geworden. Nur noch ganz 
leichte Lahmheit während der ersten 100 bis 200 
Meter. Das Pferd wird zu jeder Arbeit 
im Schritt und im Trab benützt. Der 
Muskelschwund hat sich gebessert. In der Be¬ 
weglichkeit der beiden Sprungge- 
lenke ist kaum ein Unterschiei zu 
bemerken. 

Befund am 22.11. 21: Die sichtliche erhebliche Besse¬ 
rung besteht fort. Das Pferd macht alle seine Arbeit. 


Übtir Immunität und Anükörperbildnng bei Tieren, 
die mit Abortin nnd anderen Impfstoifen behandelt 

worden sind. 

Yon Dr. Stickdorn, Landsberg a. W. 

(B. T. W. 1921, Nr. 31, S. 364.) 

In Nr. 36 dieser Zeitschrift veröffentlicht Müller einen 
Auszug aus seiner Inaugural-Dissertation: „Über die Bildung 
von Antikörpern bei den gegen infektiösen Abortus mit 
Antektrol, Abortin usw. geimpften Rindern.“ Diese Arbeit 
sucht im scheinbar rein geschäftlichen Interesse der Impf¬ 
stoffhersteller den Beweis zu liefern, daß einerseits dem 
Abortin nur eine geringfügige immunisierende Wirkung 
zugeschrieben werden kann, andererseits aber Antektrol die 
höchste immunisierende Wirkung besitze und deshalb als 
Impfstoff gegen das seuchenhafte Verkalben die beste Aussicht 
auf Erfolg habe. Die Behauptungen Müllers stützen sich 
lediglich auf Agglutinations- und Komplementbindungs¬ 
versuche. Die umfangreiche Literatur über Abortin, aus 
der hervorgeht, daß mit Abortin in der Praxis bei der 
Bekämpfung des Rinderabortus die besten Erfolge erzielt 
worden sind, ist in seiner Arbeit nicht berücksichtigt (Witt, 
Casper, Dahne, Zietschmann, Haase, Rautmann, 
Dalkiewiecz, Sustmann). 

Die Versuchsanordnung Müllers ist insofern zu be¬ 
mängeln, als seine Untersuchungen nur verseuchte Bestände 
betreffen, in denen spontane nicht auf die Impfung zurück¬ 
zuführende Anstiege der Titer möglich sind. Daß Tiere, 
die mit lebenden oder abgetöteten Abortusbazillen (Antektrol) 
vorbehandelt sind, in vitro höhere Titer ergeben als solche, 
die mit Bakterienextrakten (Abortin) geimpft wurden, ist 
durch eigene Untersuchungen bekannt. Der von Müller 
behauptete Parallelismus zwischen Bildung von Agglutininen 



usw. und Immunkörpern ist weder im allgemeinen noch 
beim Abortus bewiesen. Das Gegenteil ist z. B. bei der 
Cholera, dem Typhus, dem Rotz der Fall, sonst wäre auch 
das Mallein ein vorzüglicher Impfstoff gegen den Rotz der 
Pferde. Auch bei Rinderabortus sehen wir hohe Titer 
bald nach dem Abortus, also gerade dann, wenn die Tiere 
nicht immun sind, dagegen können vollständig immune 
Rinder negative Werte liefern. Die Reaktionen sind nur 
Beweise der Infektion, nicht der Immunität. Aus diesem 
Grunde sind sie im Laboratorium wohl zu diagnostischen 
Zwecken, nicht jedoch als Gradmesser der Immunität zu 
benutzen. Mit dem Grundgedanken der Müllerschen Arbeit 
fällt auch die daraus gezogene Schlußfolgerung, daß Antektrol 
eine höhere immunisierende Wirkung und daher bessere 
Aussichten auf Erfolg habe als Abortin, nur weil es höhere 
Agglutinations- und Komplementbindungstiter liefere. Es 
teilt diese Eigenschaft mit jeder leicht herstellbaren Vakzine 
aus abgetöteten Abcjrtusbazillen. Dagegen liefern Extrakte, 
insbesondere das Landsberger Abortin, zwar die genannten 
Reaktionen nur in geringerem Grade; der Umstand aber, 
daß Abortin die wasserlöslichen Stoffwechselprodukte und 
die Eiweißkörper der in umständlichem Verfahren aufge¬ 
schlossenen Abortusbazillen in leicht resorbierbarer Form ent¬ 
hält, erklärt die damit in der Praxis erzielten Erfolge, über 
die die Fachliteratur berichtet, und auf welche Autoritäten 
auf dem Gebiete des seuchenhaften Abortus wie Witt u. 
A. wiederholt hingewiesen haben. Autoreferat. 


Referate. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Dr. Wolf, Tierzuchtinspektor, und Hans Kenner- 
k n e c h t, Verbandssekretär, Immenstadt : Die Milchleistung 
der Allgäuer Kühe. (Süddeutsche Landw. Tierzucht, 1920, 
Nr. 19, S. 198.) 

Das Bestreben die Zucht auf Leistung zu stellen wurde durch 
die Idee das Probemelken zur Prüfung der Leistung heran¬ 
zuziehen, in hohem Grade gefördert. Selbstredend ist dazu vor 
allem die Auswahl geeigneter Zuchttiere, für welche .Blutlinien mit 
nachweisbaren Leistungen erforderlich sind, von Bedeutung. Das 
Probemelken ist seit! 893. elngeffihrt. Der Umfang und 
die Wertschätzung dieser Einrichtung ist daraus zu entnehmen, 
daß allein bei der Allgäuer Herdbuchgesellschait ein Material von 
7000 Abschlüssen auf Menge und 3500 auf Menge und Fett bis heute 
vorliegt. Die Technik des Probemelkens besteht darin, daß 
monatlich zweimal Probemelken und einmal Fettprobeentnahme 
vorgenommen wird, das Gewicht von Morgen- und Abendgemelke 
jeder einzelnen Kuh wird in ein mit zweckmäßigen Formularen 



1097 


ausgestattetes Stallbuch eingetragen; dabei umfaßt 1 Abschluß 
die Zeit vom Kalben* bis zum Wiederkalben. Die 
Verfasser haben in ihrer inhaltsreichen mit 20 Tabellen illustrierten 
Abhandlung alle diejenigen Punkte berücksichtigt, die für die 
Milchleistung in Frage kommen, und führen zunächst hinsichtlich 
der Beziehungen zwischen Formen und Leistung an, daß bei 4900 
Abschlüssen, nachzuweisen ist, daß mit der ansteigenden Punkt¬ 
zahl (nach dem hundertteiligen Schweiz. Punktschema) auch die 
Leistung steigt, denn der Unterschied in der Jahresmilchleistung 
beträgt bei den besten Herdbuchtieren mit 90 und mehr Punkten 
568.Kilo Milch gegenüber Nichtherdebuchtieren, ebenso ist bei letz¬ 
teren der Fettgehalt der Milch viel niedriger. Ferner bessert sich 
mit dem steigenden Lebendgewicht die Milchsekretion und zwar 
gilt dies bis zum Gewicht von 12—13 Zentner, es weist der gut 
mittel schwere Schlag die höchsten Werte auf. 
In Betrieben, die schon lange a 1 p e n, ist zweifellos eine bessere 
durchschnittliche Milchleistung nachweisbar als in solchen, die erst 
seit kurzer Zeit das Jungvieh auf die Alpen bringen; auch letztere 
sind denen überlegen, die nie auf Alpen übersömmert haben, der 
Unterschied beträgt etwa 120 Kilo; es liegen auch Beobachtungen 
vor, die die Überlegenheit der Sonnenseite der Almen 
gegenüber der Schattenseite bezüglich der Milchproduktion dar¬ 
tun. Was den Einfluß der Fütterung auf die Milchleistung an¬ 
langt, so ist der Weide gang im Sommer und die Fütte¬ 
rung frischer Biertreber und Getreideschrot im 
Winter am zweckmäßigsten. Die Verfasser empfehlen die Ver- 
fütterung eiweißreicherer Kraftfuttermittel, da im Winter bei allei¬ 
niger Verfütterung von Heu und Grummet selbst von bester Qua¬ 
lität zu wenig Eiweiß verabreicht wird und hoch in Milch stehende 
Tiere deshalb von dem eigenen Körpereiweiß zehren und sich 
rasch verbrauchen. Je höher die Milchleistung ist, um so größer 
wird das Defizit des Eiweißes von Organismus, deshalb ist zum 
mindesten bei Kalber'kühen 3—4 Monate nach dem 
Kalben die Zulage eines Kraftfuttermittels, 
z., B. Bohnenschrot 1%—2 Kilo aus selbstgebauten Bohnen not¬ 
wendig. Ferner konnten die Verfasser feststellen, daß mit der 
steigenden Milchmenge der Fettgehalt etwas 
sinkt; so betrüg er bei 1555 Kühen unter 2500 Kilo Milch 3,75 %■, 
dagegen bei 643 Kühen über 4000 Kilo Milch 3,56 %, innerhalb 
einer Laktation ist es meist so, daß die Kuh nach dem Kalben 
fettärmere Milch wie vor dem Trockenstehen gibt und daß der 
Fettgehalt mit dem Fallen dör Milchmenge der einzelnen Tages- 
gemelke steigt. Durchschnittlich ist der Fettgehalt der 
Milch am höchsten beim zweiten, am nächst¬ 
höchsten beim ersten Kalb, von da fällt er langsam 
mit zunehmendem Alter; so betrug er bei 7000 Tieren in den ersten 
3 Laktationen 3,68 %, in den restigen 3.59 %•. Die Milchleistung 
ist ferner am geringsten als Erstmelk, steigt dann bis zur höchsten 
Höhe beim fünften und sechsten Kalb und fällt dann wieder. Be¬ 
züglich des Einflusses der Kalbezeit fanden die Autoren unter Be¬ 
rücksichtigung der besonderen-Verhältnisse im Allgäu, wo die 
Hauptkalbezeit auf die Monate Oktober. November und Dezember, 
dann auch auf Januar, Februar und März fällt, daß die Milch¬ 
leistung nach dem Befunde von 7000 Kühen in folgender Reihen¬ 
folge sich gezeigt hat: Februar, Dezember, Januar, März, No¬ 
vember. Die Leistung von im Oktober kalbenden 



Tieren blieb unter dem Durchschnitt zurück, dagegen 
im Vergleich zum Februar um 96, zum Dezember um 73, zum 
Januar um 56, zum März um 54 Kilo zurück. In gesundheitlicher 
Hinsicht halten die Autoren eine Verlegung des Kalbens 
mehr gegen das Frühjahr zu für angezeigt, wenn auch 
eine Reihe von wirtschaftlichen Erwägungen für das Winterkalben 
spricht, vor allem ist die Zahl der Trockentage am geringsten: 
54—68. Bei 3500 Abschlüssen war festzustellen, daß die voraus¬ 
gegangene Trockenzeit einen bedeutenden Einfluß auf die nach¬ 
folgende Laktationsperiode ausübt. Unter Berücksichtigung des Ge- 
sundheits- bezw. des, Ernährungszustandes und der Leistungsfähig¬ 
keit scheint eine Trockenzeit von 7—9Wochen das Beste 
zu treffen und diese Länge ist auch für die Entwicklung 
des Kalbes notwendig. Im Zusammenhang mit dem Trocken¬ 
stehen erörtern die Verfasser die Frage des Einflusses des 
Meisen s (Güst-Geltbleiben) auf die Milchleistung. Bei 
400 gemästeten Kühen war der Milchertrag im Meis jahr fast so 
hoch wie im vorhergegangenen Jahr, nämlich durchschnittlich 
3113 Kilo, dabei schienen sich die Tiere erholt zu haben, da eie 
im folgenden Jahre 3454 Kilo lieferten. Zum Schlüsse wird als 
Zuchtziel die Hebung der Herdendurchschnittsleistung und das 
Herauszüchten der besten Milchfamilien empfohlen; am schnellsten 
ist dies durch Verwendung von Bullen mit guter Milchabstammung 
und gleichzeitiger planmäßiger Ausmerzung der schlechten Kühe 
zu erreichen. Der Kauf von Bullen bloß nach Formen und Farbe 
muß gegenüber der Bewertung des Leistungsnachweises zurück¬ 
treten. ' Me. 


Verschiedenes. 

Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik. 

Gestüte und Pferdezuchtvereinigungen in Deutsch-Österreich. 

J. B. in K., Niederösterreich: 

Staatliche Gestüte für Warmblut: Wieselburg a. d. Erlaf, Nie¬ 
derösterreich (samt Höfen) für englisches Vollblut, englisches Halb¬ 
blut, Nonius, starkes orientalisches Halbblut (Gidrane) und Anglo- 
Orientalen; Waldhof, Niederösterreich: Huzulen und derzeit noch 
Jahrgangsaufzucht; Piber, Steiermark: Orientalisches Halbblut 
und Lipizzaner Reinzucht. 

Private größere Gestüte bestehen keine; kleinere: für eng¬ 
lisches Vollblut: Himberg (Wurmbrand), Waidhofen (Gudenus), 
Tribuswinkel (Urban), Pensionsgestüt des österreichischen Jockey¬ 
klub Kottingbrunn; für Halbblut: Born (Hoyos); für amerikauische 
Traber: einige kleine Traberzuchtstätten in der Umgebung Wiens, 
Baden St. Pölten, Ried, St. Veit a. d. Glan. In neuerer Zeit haben 
sich einige Versuche zu Zuchtanlageii sowohl in der Renn-, Traber- 
sowie auch Halbblutzucht bemerkbar gemacht. —' Für Kaltblut 
(Noriker) kommen die Aufzuchthöfe Saalfelden, Ossiach in Be¬ 
tracht ; staatliche und private Gestüte bestehen nicht. 

Die Zucht besteht in den nach Zuchtplänen in Kalt- und Warm¬ 
blutdistrikte geteilten Ländern durchweg in landwirtschaftlichem 
Zuchtbetrieb. Hingegen bestehen einige private Aufzuchtstätten. 
Pferdezuchtgenossenschaften bestehen in allen Bundesländern. 
Materialanfragen wären zu richten an das Hengstenstallamt des 
betreffenden Landes: für Oberösterreich und Salzburg: Stadl bei 
Lambach; Tirol: Innsbruck; Steiermark: Graz; für Niederöster- 



1099 


reich am zweckmäßigsten an das Oberlandstallmeisteramt, Wien I, 
Ebendorferstraße; Materialanfragen über englisches Vollblut sind 
zu richten an das Sekretariat des Jokeyklubs, Wien I, Augustiner¬ 
straße, über Traber an das Sekretariat des Trabrennvereines, 
Wien I, Nibelungenstraße 8. 


Seidergebiste (Physik). 

Die Reichweite der Katastrophe von, Oppau. 

Unmittelbar nach der Katastrophe von Oppau wurde bekannt, 
daß zur selben Zeit, da die Explosion in Oppau stattfand, in M ü n - 
c h e n Detonationen gehört worden waren. Diese Mitteilungen 
brachten eine Bestätigung für die Beobachtungen, die man während 
des Krieges hatte machen können. Nach dem Gebiet der normalen 
Hörweite einer Explosion kommt für die Schallwellen eine große 
Zone des Schweigens, der dann wieder ein Streifen 
zweiter Hörbarkeit folgt. Die Bayerische Landeswetter¬ 
warte in München hat damals in einem Aufruf gebeten, man möge 
ihr Mitteilungen über ähnliche Beobachtungen zukommen lassen. 
Das große Interesse, da% man der Tätigkeit der Landeswetterwarte 
in weitesten Kreisen entgegenbringt, hat dem Institut ein sehr 
umfangreiches und höchst wertvolles Material gebracht. Es wurde 
festgestellt, daß der Streifen zweiter Hörbarkeit etwas näher an 
der Schallquelle durchschnittlich in 170 Kilometer 
Entfernung lag. Im Süden rückte er weiter ab; an der Donau 
betrug die Entfernung etwa 210 Kilometer und wuchs an 
den Alpen bis zu 230 Kilometer. Der Streifen zweiter 
Hörbarkeit hatte durchschnittlich eine Breite von 70 Kilometer, 
doch war in mancher Richtung die Tiefenerstreckung noch be¬ 
deutender. Orte in 300' Kilometer Entfernung 
haben den Schall noch deutlich w a h r g e n o m m e n. 
Die Grenze dieses Streifens zweiter Hörbarkeit wird westlich durch 
folgende Orte gekennzeichnet: Koburg, Hofheim bei Königsberg, 
Buttenheim bei Bamberg, Erlangen, Fürth, Freistadt, Eichstätt, 
Neuburg. Aichach, Augsburg, Waal bei Buchloe, Kempten, Weiler 
bei Scheidegg. Die östliche Grenze der Zone zweiter Hörbarkeit 
verbindet etwa die Orte: Asch bei Hof, Erbendorf, Weiden, Nit- 
tenau. Straubing, Vilsbiburg. Freising. München. Starnberg, Tutzing 
und Partenkirchen. Die Zahl der bei der Landeswetterwarte ein¬ 
gelaufenen schriftlichen Mitteilungen war so groß, daß es ihr un¬ 
möglich ist. den einzelnen Einsendern persönlich zu danken. Sie 
bittet, den Dank für die wertvollen Beobachtungen auf diesem Weg 
entgegenzunehmen. _ 


Staatsveterinärkonde, Anslandsdienst und Versloherugsvesen. 

öffentliche Schlachtviehversicherung. 

Zufolge Bekanntmachung iim „Bayer. Staatsanzeiger“ haben 
sich vom 11. November an die Tierhalter, Händler und Schlachten¬ 
den bei .Vermeidung von Ordnungsstrafen in folgender Weise an 
der Schlachtviehversicherung zu beteiligen: 

1. Der Tierhalter hat dem Händler oder dem Schlachtenden 
ein Drittel des für den Kaufort festgesetzten Beitrags im 
voraus zu vergüten. 

2. Der Händler hat beim Verkauf an einen Wiederverkäufer 
ein Drittel, beim Verkauf an einen Schlachtenden zwei Drittel 
des für den Kaufort festgesetzten Beitrags im voraus zu ver¬ 
güten. 



2000 


3* Der Schlachtende haftet der Anstalt für den ganzen Ver¬ 
sicherungsbeitrag. 

Zufolge dieser Neuregelung sind die Land¬ 
wirte und HändlerErsatzansprüchen von seiten 
der Schlachtviehversicherung nicht mehr aus¬ 
gesetzt. 

Sfeit 1. November 1921 gilt folgende Beitragsordnung: 

ordentliche Schlachtvieh- Ausschuß Versicherung 
Tierart v Versicherung (für die voll- (für gering genährte, leicht 

wertigen Schlachttiere; kranke oder verletzte Tiere) 


Kälber, Schafe, Ziegen 

3 Mk. 

15 Mk. 

Schweine. 

6 „ 

15 „ 

Großtiere bis zu 7 Ztr. 



Lebendgewicht, mit 



Aufnahme der Kühe 

15 „ 

73 „ 

alle übrigen Großtiere 

39 „ 

90 „ 


Aus diesen Beiträgen sind die von den Tierhaltern, Händlern 
und Schlachtenden zu tragenden Drittel zu berechnen. 

(„Bayer. Staatszeitung“ vom 4. XI. 2 \ Nr. 257, nichtamtlicher 
Teil. Im amtlichen Teil dieser Nummer finden sich 

die „Aenderuogen der allgemeinen Versiche¬ 
rungsbedingungen der bayerischen Schlacht- 
viehverslcherun g.“ D. Schriftltg.) 


Landwirtschaft, Fnttermittelknnde nnd Eralbrtmgswesen. 

Die Feststellung des Lebend- und Schlachtgewichts beim Rinde 
mittels des Schöne'schen Bandmaßes. 

Der Dresdener Tierarzt W ohlgemuth hat im Institut für 
Tierzucht und Geburtskunde der Tierärztlichen Hochschule zu 
Dresden Untersuchungen über den Wert der Schöne’schen Me¬ 
thode, das Lebendgewicht eines Tieres mit Bandmaß zu ermitteln, 
angestellt. Hierbei ist er zu folgenden Ergebnissen gelangt: 1. Die 
Bedenken, die von vornherein jedem Verfahren zur Gewichtsbe¬ 
stimmung von Tieren mittels des Bandmaßes oder anderer Me߬ 
instrumente entgegengebracht werden müssen, bestätigen sich auch 
für das Schön’sche Bandmaß. 2. Bei dem Vergleiche der durch das 
Bandmaß gefundenen Gewichte mit denen der Wage ergaben sich 
erhebliche Unterschiede, und zwar gibt das Meßverfahren in un¬ 
regelmäßiger Weise bald höhere, bald niedrigere Gewichte an als 
die Wage. Insbesondere ist das der Fall bei den Meßarten I und II 
zur Bestimmung des Lebendgewichtes und bei sämtlichen Me¬ 
thoden zur Ermittelung des Schlachtgewichtes. Nur bei den Me߬ 
arten II und III zur Feststellung des Lebendgewichtes liegen die 
Abweichungen fast ausschließlich auf einer Seite, nämlich bei der 
Meßart II unter dem Wagegewichte, bei der Meßart III dagegen 
über demselben. 3. Nur ausnahmsweise stimmen die Wage- und 
Meßbefunde überein; sie erscheinen wohl in diesen Fällen mehr 
vom Zufall abhängig. 4. Im übrigen ist bei allen Meßarten die 
Schwankungsbreite der Gewichtsdifferenzen zwischen Wage und 
Bandmaß sehr groß; sie beträgt im günstigsten Falle bei der Me¬ 
thode IV 20,7 Proz., erreicht aber bei der Methode B. sogar eine 
Höhe von 36,7 Proz. 5. Der Durchschnitt dieser Gewichtsdiffe¬ 
renzen beträgt im besten Falle 2,7 Proz. bei der Meßart I und 
im ungünstigsten Falle 9,1 Proz. bei der Meßart III. 6. Die Un¬ 
sicherheit des Schön’schen Meßverfahrens kommt weiterhin da¬ 
durch zum Ausdruck, daß Rasse, Geschlecht und Anmarsch keinen, 
Alter und Ernährungszustand nur einen unwesentlichen Einfluß 





2001 


auf die Meßergebnisse erkennen lassen. 7. Auf Grund dieser Fest¬ 
stellungen kann dem Schöne’schen Bandmaße zur Gewichtsbestim¬ 
mung beim Rind ein praktischer Wert nicht zugeschrieben werden. 

_. ' S.M. 

Französisch an zweiter Stelle in Württemberg. 

Einer Entschließung des württembergischen Ministeriums des 
Kirchen- und Schulwesens zufolge hat die Frage der Stellung des 
Englischen und Französischen im Schulunterricht der Zukunft eine 
sehr wesentliche Förderung erfahren, die für die Neugestaltung 
der Lehrpläne der höheren Schulen und die Umgestaltung der 
Lehrerseminare von entscheidender Wichtigkeit sein wird. Auf 
eine Eingabe von 95 Lehrern und mehr als 1200 Studierenden der 
Universität Tübingen, die für eine neuzeitliche Umgestaltung des 
englischen Unterrichts eintraten, liegt eine Antwort des württem- 
bergischen Kultusministeriums vor. Sie verdient im Wortlaut wieder¬ 
gegeben zu werden, da sie weit über die Interessensphäre 
von Schule und Universität hinaus Bedeutung 
hat und zugleich ein Beweis ist für den neuzeitlichen Geist, der 
in dem württembergischen Kultministerium lebt. 

„Die Unterriehtsverwaltung stimmt der Auffassung zu, daß 
im Unterricht der höheren Schulen in Zukunft dem Englischen 
ein Vorrang vor dem'Französischen zuzuweisen sein wird. 
Diese Umstellung in dem Betrieb der beiden neueren Fremd¬ 
sprachen erscheint geboten im Hinblick auf die politisc he 
und wirtschaftliche Weltlage, wie auch mit Rück¬ 
sicht auf die kulturelle Bedeutung englisch-: sprechender Länder. 
Auch darin stimmt das Ministerium der Eingabe zu, daß das i n 
englischer Sprache niedergelegte Schrifttum für 
den Unterricht in den Schulen von höherem We rte 
ist, als das in französischer Sprache vorliegende, sowie daß der 
formalbildende Wert der englischen Sprache zwar verschieden 
von dem der französischen, aber darum nicht von geringerem Werte 
ist. Aus dieser allgemeinen Stellungnahme ergibt sich, daß das 
Ministerium die Anregungen der Eingabe für sehr beachtenswert 
hält und sie bei Neuaufstellung der Lehrpläne für 
, die höheren Schulen berücksichtigen wird. Heute 
schon* kann gesagt werden, daß bei der Umwandlung einiger 
Lehrerseminare in Aufbauschulen nach dem Lehrplan der deutscheh 
Oberschule in erster Linie Englisch als die für alle Schüler 
verbindliche Fremdsprache, die sechs Jahre lang ml t 
ansehnlicher Stundenzahl betrieben werden soll, in 
Aussicht genommen ist.“ 

Hochsdiulnadiriditen. 

Tierärztliche Hochschule Berlin; Eberlein 

Von der Berliner Schwesteranstalt kommt die erschütternde 
Nachricht, daß der derzeitige Rektor dieser Anstalt, Herr Geheimer 
Regierungsrat, ord. Professor für Chirurgie. Augenheilkunde, 
Operatiönslehre und Direktor der Chirurgischen Klinik am 
Samstag, den 10. Dezember 1921, plötzlich an den Folgen 
einer Infektion, die er sich kürzlich bei einer Operation zugezogen 
hatte, gestorben ist. Wir werden auf die hohen Verdienste dieses 
führenden Mannes in der Veterinärchirurgie noch zurückkommen. 
Der Tierärztlichen Hochschule in Berlin sprechen wir zu diesem 
unersetzlichen Verluste unser .tief empfundenes Beileid aus. 


I 



Fortbildungskurs für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät 
der Universität München. Vom 2. bis 5. Januar 1922. 

(Nachtrag.) 

Mittwoch, 4. Januar:. 11—12: Neues auf dem Gebiete der Ge¬ 
burtshilfe mit praktischen Vorweisungen. Stoß jun. 

Wegen Uebersdireitung der festgesetzten Teilnehmerzahl wird 
gebeten, von weiteren Anmeldungen abzusehen. 

Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse. 

I. A.: Mayr. 


Tierärztliche Hochschule Hannover. Im Wintersemester 1921/22 
sind insgesamt 385 Studierende immatrikuliert, davon in das I. Se¬ 
mester 22 Herren eingetreten. , 


Zur Sonderausbildung beordert. Vom 1. Januar 1922 ab ist 
auf 2 Jahre zwecks Sonderaushildung zur chirurgischen Klinik der 
Tierärztlichen Fakultät der Münchener Universität Herr Stabsvete¬ 
rinär Pflüger von der Fahr-Abteilung 4, kommandiert als Leiter 
der Seuchenstation Oschatz, beordert worden. 


Abänderung der Studien- und Prüfungsordnung. Im Preu¬ 
ßischen Ministerium für Landwirtschaft fand am 8. Dezember eine 
gemeinsame Sitzung der beihen Professorenkollegien von Berlin und 
Hannover unter dem Vorsitze des Geheimen Oberregierungsrates 
Dr. Hellich statt zur Beratung darüber, ob und in welchen Punkten 
eine Abänderung der gegenwärtigen Anforderungen an das Studium 
der Tiermedizin sowie der tierärztlichen Prüfungsordnung erforderlich 
sind. Zu dieser Sitzung waren auch Vertreter der tierärztlichen 
Organisationen sowie der Studentenschaft beider Hochschulen 
geladen. _ 


Personalien. 

Befördert: Vom 11. Januar 1922 an wird der Veterinärrat bei 
der Versicherungskammer Karl Kürschner in München zum Ober¬ 
regierungsrat in etatsmäßiger Weise befördert. 

Gewählt: Zum Distriktstierarzt von Geiselhöring der praktische 
Tierarzt Dr. Georg Lechner in Allertshausen. 

Als Assistent ausgetreten: Tierarzt Dr. Wilhelm Pöhlmann 
aus Eyrichshof beim Bezirkstierarzt in Griesbach und Dr. Wilhelm 
Salomon beim Bezirkstierarzt in Traunstein. 

Als Praktikant eingetreten: Tierarzt Dr. Fritz Dollhopf aus 
Leipheim in Schwaben beim Bezirkstierarzt in Griesbach. 

Verzogen: Tierarzt Dr. Wilhelm Pöhlmahn aus Eyrichshof 
nach Allertshausen bei Freising. Tierarzt Michael Lang in Marien¬ 
weiher nach Schnaitsee (B.-A. Traunstein). _ 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Tierarzt Dr. Walter 
Frieß in Dombühl (B.-A. Rothenburg o. T.), Dr. Rudolf Wiegl, 
bisher Assistent bei Distriktstierarzt Dr. Seipel in Weiler i. Allg. 
in Siegsdorf (B.-A. Traunstein). . , . 

Als Hilfstierarzt d«r Viehsammelstelle Hochmatting beigegeben 
der praktische Tierarzt Dr. Wilhelm Salomon. • 

Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Franz Ficker, 
praktischer Tierarzt in Rosenheim. Dissertation: „Ubsr das sogen. 



2003 


Festliegen des Rindes“. (Aus der chirurgischen Tierklinik: Dr. Mayr). 
Tierarzt Gotthard Rasberger aus München. Dissertation :* „Über 
Nabeldiphtherie und fibrinöse Gerinnungen bei Vögeln.“ ^Tier- 
pathologisches Institut: Dr. Kitt). Stadttierarzt Otto Schindler 
in Wildbad. Dissertation: „Bestehen beim Rinde ursächliche Be¬ 
ziehungen zwischen den am Uterus und seinen Adnexen vorkom¬ 
menden Veränderungen und dem seuchenhaften Abortus?.“ (Tier¬ 
ärztliches Landesuntersuchungsamt in Stuttgart: Min.-Rat Dr. v. 
O s t e r t a g). 

Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Wegscheid. Gesuche sind 
nicht bis 17. ds. Mts. (s. M. T. W. Nr. 50 S. 1088), sondern bis 
31. ds. Mts. an die für den Wohnsitz des Bewerbers zuständige 
Regierung einzureichen. 


Eingesandt. 

In Nr. 46 brachten wir unter Hochschulnachrichten 
eine kurze Notiz: „Vom Komiker zum Professor“. Wie die Sache 
weiter ging, erzählt uns nachstehendes „Eingesandt“: 

Halle, 23. November. Gegen den braunschweigischen 
Kultusminister Oerter (unabhängig) sind anläßlich 
einer Wahlrede in Blankenburg von dem Psychotherapeuten Otto, 
dem das b r a u n s ch w e i g i s ch e K u 11 u s m i n i s t e r i u m 
den P r o f e s s o r 111 e 1 verliehen und wieder ent¬ 
zogen hat, Beschuldigungen erhoben worden. Schon während 
der Rede Oerters kam es zu Tumulten, als der Minister von dem 
Herzog Ernst August von Braunschweig behauptete, dieser wolle 
dem Lande Braunschweig 250 Millionen abknöpfen, um sein faules 
Leben fortführen zu können. Nach der Rede Oerters ergriff Otto 
das Wort. Als er noch in gutem Einvernehmen mit Oerter stand, 
habe sich ihm Oerter im August dieses Jahres angeboten, ihn für 
einige Millionen Pfund Sterling als Geschäftsführer einer psycho¬ 
therapeutischen Schule in England zu begleiten. Er habe dem 
Minister auch ein Darlehen von 20 000 Mark gegeben, dieses aber 
noch nicht zurückerhalten. Nachdem Otto durch Kabi¬ 
netts-Beschluß der Professortitel längst wieder 
entzogen worden war, habe ihm Oerter die Belassung des 
Titels versprochen unter der Bedingung, daß Otto den Minister 
mit nach England nehme. Oerter gab die Anwürfe zu.' Er hat 
nun ein Verfahren gegen sich beantragt. 


Praktisch. Tierarzt 

übernimmt kurzfristige Vertretungen. Offerten unter Nr. 15 an die 
Schriftleitung dieses Blattes. 


Ständige Assisieniensielle 

erledigt sich am 10. Januar in oberbayer. Stadt. Wer neben Gehalt 
Wert auf Anleitung durch erfahrenen Praktiker legt, wolle sich 
melden unter Nr. 1001 an die Schriftleitung dieses Blattes. 




2004 



Bei Umrindern oder Verkalben 

führ t die „Bissulin “ -Behandlung sichern, schnell z. Ziel. 

* . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . . 
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige 
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. . . Ver¬ 
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben 

normal gekalbt.“ Bert. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16. 

„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬ 
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne 
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende 
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen 
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬ 
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w. 36/1915. 

„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung 
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff, 
ehern. Fabrik, Aachen 25. 


Tolid 

Wundstreupulver 

(verbesserte Dakin-Methode) 



Pulbit / Äntidiarrhoicum 


NegUVOn / Räudemittel 

\ ' V 

Istizin vct. / Purgans | 

Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. ^ 2 

Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Go. 

Landwirtschaftliche Abteilung 

Leverkusen bei Köln a. Rh. 

Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21. 



2005 


l 


Für die Hundepraxis empfehlen wir: 

Bajuvarintabletten 1,0 in Packungen zu 15 Stück. 

Calomeltabletten 0,2 g. 

Nährsalztabletten in Packungen zu 10 Stück. 

Salicyltannarabintabletten 1,0 g \ in Schachteln 
Salicyltannarabin c. Argento 1 g /mit 15Tabletten 



Augensalben 
Augenwässer 
Bandwurmkapseln Bengen 

f. große Hunde */i Dosierung 


kleine 


7 * 

7 « 


in Schachteln mit 10 Kapseln 

Blausäurelösung 10°/o 
zum Vergiften von Hunden 
in Ampullen mit 5 u. 10 ccm 
Carboxolkapseln 

in Schachteln mit 10 Stück, 
geg. Magen- u. Darmkatarrh 
für kleine Hunde 1 u. 2 g 

* große „ 3g 

Kanivermol 

gegen Ascariden der Hunde 
f. kleine Hunde 7* Dosierung 

* große „ 7i 

in Schachteln in. 10 Kapseln 

Lebertranemulsion 

mit Phosphorsalzen 

Plasmarsin „B“ in Ampull, 
für große Hunde 5 ccm 
„ kleine * 3 ccm 

Räudeliniment Bengen I 
Räudeliniment Bengen II 
Räudeliniment 

nach Tierarzt Steffen 


Staupepillen in Schachteln 
Staupetropfen in Flaschen 
Staupeserum zu je 10 und 

20 ccm 

Trypanblaulösung l°/o 
gegen Staupe in Ampullen 
5 und 10 ccm 
Bajuvarinseifen 
gegen chronische Ekzeme 
Hundewaschseife 


nach Dahlgrün 

Parasitenseife 

1 Stück ca. 100,0 
1 Riegel ca. 500,0 

Räude- und Parasiten¬ 


creme in Kruken je 100,0 


sol.: 5 ccm 


Atropin 0,005 \ 

Morphium 0,1/ 
zur Narkose der Hunde 
Yohimbin-Veratrin- 
Lösung für Hunde 
Herstellung sämtlicher 
Arzneimittel für Hunde 
in genauester Dosierung 
und in abgabefertiger Form 
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Bennen & Co., c. m- a. h., “ä Hannover 

Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung. 

Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco. 







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sucht jüngeren, bereits in Praxis tätig gewesenen Herrn, als 

Gesellschailslierarzt 

für den Außendienst in Bayern. Hiefür geeignete gewandte 
Herren werden gebeten, wendend Offerte an die Schrift¬ 
leitung dieses Blattes einzureichen. 


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Vertrieb Tierärztlicher Präparate 


Berlin SW. 47, Möckernstr, 69. 

Postsdiedc-Konto Berlin Nr. 89 088. 


Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, Mönchen, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter. 
Kommissionsverlag M. Riegersche UniversitBlsbuchhandlung, München, Odeonspi. *. 











(früher: Tierärztlich« Woehenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht) 

Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner, herausgegeben von 

Dr. Josef Mayr, 

o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München. 


72. Jahrg. München, den 27. Dezember 1921. Nr. 52. 


Inhalt: 

Orirfnalartikel: Krieger. — Schmidt. — Referate. — Staatsveterinärwesen. — 
Tierärztliche Standes- uud Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnach¬ 
richten. — Personalien. — Eingesandt. 


Abonnements-Einladung. 

Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift 
durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer das 
Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unterbrech¬ 
ungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonnement 
für das 1. Semester 1922 bei der nächsten Postanstalt baldigst 
zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amtlichen Zeitungs¬ 
katalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863, 
in der Preisliste des Reichsgebietes unter Nr. 8252, für 
Österreich unter Nr. 4203 eingetragen. Abonnementspreis 
bei Bezug durch die Post halbjährlich 37.50 Mk. ausschlie߬ 
lich Bestellgeld. — Einzelnummer 2.— Mk. — Für das 
Ausland (ausgenommen Österr., Ungarn und die Oststaaten) 
100 °/o Zuschlag. — Auch im Buchhandel zu beziehen. 
Kommissionsverlag: M. R i e g e r sehe Universitätsbuch¬ 
handlung, München, Odeonsplatz 2. 


Ein weiterer Beitrag*) znr Phenolkamphertherapie 
bei Gelenkseiternngen. 

Von L. Krieger, Distriktstierarzt in Reisbach (Ndby.). 

In meinem Berichte über die günstige Wirkung des 
Phenolkamphers bei Gelenkeiterung im Anschluß an Fohlen¬ 
lähme habe ich zum Schlüsse den Vorschlag gemacht, das 
Verfahren bei Hufgelenkeiterung (Nageltritt, Hufknorpel- 
exstirpation) zu versuchen. Nun hatte ich selbst Gelegen¬ 
heit, einen positiven Erfolg mit Phenolkamphereinspritzung 
zu erzielen und möchte den Fall der Öffentlichkeit nicht 
vorenthalten, um zu weiteren Versuchen anzueifern. 

Der Reisevertreter W. der Firma D. in M. stellte eines 
Abends ein Pferd vor, das 2 Tage vorher lahmte und dem 


*) Siehe die Wochenschr. Nr. 26 lfd. Js. 





2Ö08 


aus dem linken Hinterbufe ein senkrecht steckender Huf¬ 
nagel entfernt worden war. Die Lahmheit und die Schmer¬ 
zen waren derart, daß Patient stark schwitzte, bedeutend er¬ 
höhte Atmung zeigte und die Freßlust vermindert war. 
Mastdarmtemperatur ist nicht feststellbar, da das Pferd bös¬ 
artig ist; Puls 58. Die spezielle Untersuchung ergab in der 
Mitte der inneren, seitlichen Strahlfurche den Stichkanal, 
dicht darunter der Versuch eines Schmiedes den Kanal zu 
erweitern. Nach Entfernung des oberflächlichen Hornes 
wurde auch das Horn um den Nagelkanal fortgeschnitten, 
so daß dieser bis zu den Weichteilen freigelegt war. Dabei 
wurde das Vorhandensein von Eiter sowie einer schmierigen 
Masse festgestellt, weshalb ich die Vermutung aussprach, 
der Nagel könnte das Hufgelenk getroffen haben. Ich ver- 
ordnete zunächst dreimal täglich Bäder , mit warmer Kal. 
permanganat-Lösung und wartete ab. 

Die Eiterung und die Absonderung der schmierigen, 
nun auch flockigen Masse nahm aber bedeutend zu und ließ 
auch nicht nach, als ich den bereits vollständig unterminier¬ 
ten Hornstrahl entfernt hatte. Patient war zwar etwas 
munterer, die Freßlust besser, Puls 56, Atmung 24, uni der 
Schweißausbruch war nicht mehr vorhanden, aber der Fuß 
wurde nur mit der Zehenspitze belastet und es bestanden 
starke Schmerzen bei Belastung im Gehen (Patient mußte 
zur Behandlung aus dem Stand geführt werden, da er sich 
dort nicht aufheben läßt). Nun mußte ich zur Operation 
schreiten und beschloß, gleich ganz gründlich vorzugehen, 
um einer etwaig vorhandenen Nekrose leg Strahlpolsters, 
Erkrankung der .Bursa gleichzeitig durch Resektion ent¬ 
gegentreten zu können. 

Patient erhielt 25 Gramm Chloralydrat: 200 Aqua intra¬ 
venös, wurde niedergelegt und lege artis nach Pfeiffer 
operiert. Dabei stellte sich heraus, daß Strahlpolster, Bursa 
und die Hufbeinbeugesehne vollständig intakt waren, aber 
der Nagelkanal hatte das Hufgelenk eröffnet. Der Kanal 
selbst war sehr deutlich erkennbar, da er einen roten, ge¬ 
schwollenen Rand hatte und bei Streckung des Fußes konnte 
man in das Gelenk hineinsehen. Substanzverluste am Knor¬ 
pelüberzug glaubte ich nicht zu bemerken. Ich bedeckte die 
Gelenkwunde mit einem in Josorptol getauchten Watte¬ 
pfropfen, bestreute die Öperationswunde reichlich mit Jodi- 
psol-Streupulver, legte Gaze, Watte, Werg darauf und legte 
eine Kleisterbinde an. Beim Verbandwechsel 2 Tage später 
bestand immer noch Volarflexion, die Eiterung und die Ab¬ 
sonderung der Gelenkschmiere war derartig stark, daß nicht 



2009 


nur das Verbandmaterial gänzlich durchtränkt war, sondern 
auch die Ballen und die Ballengrube dicht verschmiert war. 
Nun spritzte ich vermittels einer 10 Gramm-Spritze 15 g 
Phenolkampher (3 Teile Acid. carbolicr liquefact., 6 Teile 
Camphora trita, 1 Teil Alkohol) in das Huf gelenk, indem 
ich den Einsatzteil des Schlauchansatzes für die Injektions¬ 
nadel in die Gelenkwunde steckte, die zufällig genau hinein¬ 
paßte. Die vorschriftsmäßige Ventildrainage war nicht 
durchführbar, da ein Glasröhrchen zerdrückt und ein 
Gummirohr komprimiert worden wäre. Ich verstopfte daher 
die Öffnung mit einem Wattebäusehchen und legte einen 
Druckverband an. Tags darauf war die Sekretion bis auf 
ein klein wenig Gelenkschmiere verschwunden, wohl war 
das Verbandmaterial durchfeuchtet und mit einigen Flocken 
versehen. Wiederholung der Phenolkampherinjektion. Die 
Sekretion hörte nun vollständig auf und man konnte deut¬ 
lich sehen, wie kich die Gelenkwunde bei jedem Verband¬ 
wechsel (jeden 3. Tag) schloß. Die Belastung wurde allmäh¬ 
lich besser und der bis zum Sprunggelenk diffus geschwol¬ 
lene Fuß nahm an Umfang ab. Am 13. Tage ließ ich ein 
Schraubstollendeckeleisen anbringen und verordnete täg¬ 
liche Bewegung, um ein Steifbleiben des Gelenkes zu ver¬ 
hindern. Die Lahmheit verschwindet zusehends, der Huf 
wird schon fast vollständig belastet, auf weichem Boden be¬ 
steht _kaum noch eine Bewegungsstörung. Die Operations¬ 
wunde heilt ohne Eiterung, die Behandlung besteht in Rei¬ 
nigung mit H 2 0 2 , Bestreuen mit Jodipsol und Druckverband 
unter dem Deckeleisen. 


Zwei Heilerfolge mit dem alten Fontanell bei Angen- 
erkrankungen der Pferde. 

Von Distriktstierarzt Schmidt, Frontenhausen fNilby.). 

Bindehautkatarrhe mit Trübung der Kornea, wie solche 
bei Pferden nicht selten zur Beobachtung gelangen, bereiten 
oft dem behandelnden Tierarzte ganz erhebliche Schwierig¬ 
keiten. Einerseits scheitert die Behandlung an der Geduld 
und Ausdauer des Besitzers, andererseits wird das Pferd 
durch die beständigen Einträufelungen oder durch die Sal- 
ben-Behandlung kopfscheu — ein Umstand, der wieder zur 
Aüfgabe der Kur führt. 

In zwei Fällen, die jeder Behandlung trotzten, kam ich 
mit dem Fontanell zum Ziele. 

In dem einen Fall hatte das Pferd einen einseitigen 
Bindehautkatarrh mit Schwellung der Augenlider, ziemlich 



2olö 

starker Tränensekretion, nebelartige Trübung auf der Horn¬ 
haut, -die von der Peripherie ihren Anfang nahm und gegen 
•das Zentrum sich ausbreitete. Dieser Zustand bestand bei 
• dem Pferde bereits wochenlang; die anfangs eingeleitete 
Zihc. sulfuric.-Therapie führte zu keiner Besserung des Lei¬ 
dens. Ich entschloß mich deshalb, das Fontanell in An¬ 
wendung zu bringen. Dem Pferde wurde, die Bremse an¬ 
gelegt und mittels einer Heftnadel, die vorne eine Öse hat, 
einelmit Ol. Terebinth. getränkte, leinene Litze nicht ganz 
zweifingerbreit unter dem erkrankten Auge durch die Haut 
durchgezogen und dann verknotet. Das Fontanell blieb 14 
TageTiegen; bei meinem letzten Besuch, der nach 3 Wochen 
stattfand, waren die entzündlichen Umänderungen am Auge 
vollständig zurückgegangen, die Trübung der Hornhaut ge¬ 
schwunden und Aufhellung eingetreten. - 

In dem zweiten Fall war die Konjunktivitis beiderseits 
mit den gleichen Erscheinungen, ähnlich wie bei einem 
frischen Anfall der periodischen Augenentzündung. Der 
weitere Verlauf der Erkrankung spricht gegen dieses Leiden. 

Ich selbst habe keine Erfahrung, wie das Fontanell bei 
der Mondblindheit wirken könnte, die Applikation einer 
Scharfsalbe unter das an periodischer Augenentzündung er¬ 
krankte Auge brachte mir keinen Erfolg. 

Die Veränderungen an den Innenorganen des Auges 
ließen sich nicht beeinflussen, und es kam schließlich zur 
Erblindung des Auges. Dies sei nur nebenbei bemerkt. 

Auch in meinem zweiten Fall bestand das Leiden bereits 
längere Zeit und waren verschiedene Medikamente erfolg¬ 
los angewandt worden. Ich griff deshalb auch in diesem Fall 
zum Fontanell. 

Auf beiden Backenseiten wurden im Bereich aer Mas- 
seteren mittels Hautschnitt je eine Tasche gebildet. In diese 
Tasche wurde ein 2 mm starker Pappring, der mit Werg¬ 
fasern umwickelt und mit Terpentinöl getränkt war, ein¬ 
gelegt/ Wie zu erwarten war, reagierte der Organismus auf 
diesen Eingriff stärker, die Anschwellung beschränkte sich 
aber auch nur auf die Masseteren. Die Fontanelle blieben 
14 Tage lang liegen und Heilung erfolgte in zirka drei 
Wochen. 

Zugeben muß ich, daß die Behandlung, besonders letz¬ 
terer Art, nichts weniger als schön zu nennen ist, aber in 
Fällen,- wo eben alle anderen Mittel versagten oder die Ge¬ 
duld des Besitzers zu einem Erfolg nicht .ausreicht, rate ich 
zum Fontanell. 



r 


2011 

Referate. 

Pathologische Anatomie, Fleischbeschan and Nahrangsmltlelkande. 

Dr. G. Kappeller und A. Gottfried: Nachweis 
von Kuhmilch in Frauenmilch. (Aus dem städt. Nahrungs¬ 
mitteluntersuchungsamt Magdeburg. — Münch. Medizin. 
Wochenschrift, 1920, Nr. 28, S. 813.) 

Mit der Einrichtung von Sammelstellen für Frauenmilch, wie 
sie während des Krieges von der Säuglingsiürsorge da und dort 
in Großstädten ins Leben gerufen wurden, drohte die Gefahr, daß 
gewissenlose Mütter die überschüssige Milch vor-der Ablieferung 
durch Zusatz von Wasser oder anderer, insbesondere Kuhmilch, 
verfälschen würden, um sich eine größere Lebensmittelmenge zu 
verschaffen. Die Autoren versuchten deshalb zum Nachweis frem¬ 
der Zusätze bestimmte Anhaltspunkte zu gewinnen. Zur Fest¬ 
stellung der Reinheit von Frauenmilch sind verschiedene Ver¬ 
fahret bekannt. Die Umikoffsche Reaktion (? Ref.), der biologische 
.Nachweis mittelst der Serumreaktion, Fermentreaktionen, Fest- 
.Stellung der chemischen Konstanten, die Lichtbrechung des Serums, 
Unterschiede beim Gerinnen.. Da zur Untersuchuhg nur geringe 
Milchmengen zur Verfügung waren, konnten nur einige der Me¬ 
thoden herangezogen werden und mit diesen gewannen die Autoren 
folgende Erfahrungen: 1. Der Farbton der Umikoffsehen Reaktion 
wird durch eine Beimischung von Kuhmilch verändert; 2. die 
Lichtbrechung des Essigsäureserums der Frauenmilch erfährt 
durch Kuhmilch- oder Wasserzusatz eine Erniedrigung ; 3. die Art 
der Kaseinausscheidung der Frauenmilch wird durch Mischung mit 
Kuhmilch verändert. Es können also Fälschungen mit Kuhmilch 
oder Wässerung der Frauenmilch mit Bestimmtheit nachgewiesen 
werden, vorausgesetzt, daß für den Nachweis keine Mischpnlch 
benützt wird. _ ' Me. • 

Tlerzacht, Tierhaltung, Diätetik. 

Tierzuchtdirektor Oberveterinärrat G u t b r o d - Würz- 
burg: Soll das .Rhönschaf erhalten werden? (Süddeutsche 
Landw. Tierzucht, 1920, Nr. 26, S. 279.) 

Das Verbreitungsgebiet des Schwarzkopfschafes geht immer 
mehr zurück und sind nach Schätzung des Verfassers kaum mehr 
50 Herden vorhanden, die nur noch zum Teil rein im Farbe und Typ 
sind. Die Frage nach den Ursachen des allmählichen Verschwin¬ 
dens dieser Schafrasse liegt nahe und zu ihrer Lösung stellt G. 
einen Vergleich mit dem sie verdrängenden weißköpfigen veredel¬ 
ten Landschafe an. Aus demselben geht hervor, daß dem Durch¬ 
schnitts-Lebendgewicht des Rhön-Mutterschafes von 80 Pfund ein 
solches von ISO Pfund gegenüber steht, daß die Vererbungskraft 
bei ersterem viel geringer ist, weil auf 1 Mutterschaf nur 0,65 
Lamjn, bei letzterem 1,31 Lamm trifft und daß. das Schurgewicht 
beim Rhömschaf zwischen 200 und 1300 Gramm, beim weißen Land¬ 
schaf zwischen 2750 und 5000 Gramm schwankt, wobei die Qualität 
der Wolle eine bessere ist. Auch die angebliche größere Wider¬ 
standsfähigkeit des Rhönschafes gegenüber Hungerzeit und Krank¬ 
heiten kann der Autor nicht bestätigen. Der einzigeV o r z u g 
ist in dem lockerenVließ des Sch war zkopfschafes 
zu suchen, weshalb es den Pferch und die Winterstallhaltung besser 



2oi2 


* v \ v . 

• - ,'V : " 


verträgt. Alles Ln allem sind jedoch die Eigenschaften 
des weißen Landschafes überle ge n. Dazu kommt, 
daß die Erhaltung des Rhönschafes züchterisch auf zu große 
.Schwierigkeiten stoßen würde. G. ist deshalb aus Gründern der 
Zweckmäßigkeit der Ansicht, die Durchkreuzung dieser 
R a s s e m it nicht zu feinen Böcken des weißköpfigen 
veredelten Landschafes unter Berücksichtigung der bis¬ 
her dabei gemachten Erfahrungen fortzusetzen. Me. 


Assel- München: Tätigkeitsbericht des Landesver¬ 
bandes bayerischer Schafzüchter für das Jahr 1919. (Süd¬ 
deutsche Landw. Tierzucht, 1920, Nr. 21, S. 222.) 

Der Bericht liefert ein Bild davon, was auf dem Gebiete der 
Förderung der Schafzucht in organisatorischer, theoretischer und 
praktischer Hinsicht geleistet wurde und läßt die Bemühungen 
landwirtschaftlicher Kreise erkennen, der Not an Rohstoffen und 
Lebensmitteln auch nach dieser Richtung nach Möglichkeit zu 
steuern. Die Zahl der Schafe in Bayern ist von 491 971 
am 1. Dezejnber 1913 auf 841 567 am 1. Juni 1920 
gestiegen. Futter und Wetter waren im Berichtsjahre für die Zucht 
nicht günstig, denn der lange Winter, das späte Frühjahr, der 
kühle Sommer mit trockenen Winden und der nasse, frühzeitige 
Herbst brachten Mangel an Weide und Futter, die Überwinterung 
der Bestände war dadurch äußerst erschwert. Die sinkende Auto¬ 
rität der Behörden kam u. a. auch in der mangelhaften Unter¬ 
stützung der legalen Flei&chversorgung zum Ausdruck, denn die 
Schafzucht lieferte nur 22 % der Pflichtmenge. Die Preise der 
lebendenWare ziehen unaufhörlich an, so daß das PaarS chafe, 
welches im Jahre 1915 noch um 100 Mark zu haben 
war, bis 1200 Mark kostete. Die Rente in der Schafzucht 
bringt die Zucht und die Erzeugung einer kräftigen, mittelfeinen 
Wolle, die Hammelmästung tritt gegenüber früher als un¬ 
rentabel zurück. Große Hindernisse für die Entwicklung der 
Schafzucht liegen in der Beschaffung von Weidegelegenheit, immer 
wieder wird seitens des Verbandes die Schaffung eines W e i d e « 
gesetzes und die Kultur von Odflächen gefördert, der größte 
Widerstand wird gegen den Eintrieb in junge Aufforstungen ge¬ 
leistet, die Suche nach Bereitstellung von Winterweiden hat nur 
in der Rheinpfalz Erfolg gehabt. Weiden, die vor dem 
Krieg um einige hundert Mark verpachtet wur¬ 
den, kosten heute 10 000 Mark und mehr. Als Grund¬ 
lage für die Körung und Zuchtbuchführung wurde ein einheit¬ 
liches Zuchtbuch im ganzen Landesverband eingeführt, 
außerdem bildete die Abhaltung von Bockschauen, von denen nur 
2 im Jahre abgehalten wurden (Donauwörth und Nürnberg) eine 
wirksame Maßnahme zur Hebung der Zucht; durch die Ausschal¬ 
tung von vielen lokalen Bockmärkten wurde jeder Zersplitterung 
vorgebeugt. Die Frage der Wollbewirtschaftung wurd<K 
nur durch engen genossenschaftlichen Zusammen¬ 
schluß der Produzenten zufriedenstellend gelöst und konnte ein 
Durchschnittserlös von 25 Mark für das Pfund chemisch 
gewaschener Wolle erzielt werden. Im Anschlüsse an die Bayer. 
Landesviehversicherungskammer wurde ein Versicherungs verein 
für Zuchtböcke ins Leben gerufen, an den für einen Versicherungs¬ 
wert von 1000 bis über 2000 Mark eine Prämie von 10 —25 Mark 




2013 


steigend za emtrichten ist. Zur Erzeugung einer einheitlichen Woll- 
'qualität ist es schließlich ein unbedingtes Erfordernis, die Zucht 
einer Schafrasse anzustreben und zwar muß ausschließlich das 
veredelte süddeutsche Landschaf, wie es durch Zuchtwahl aus dem 
veredelten Frankenschaf und dem Württembergerschaf hervor¬ 
geht, gezüchtet werden. Me. 


Ialektiou* und InvasloiskraiUeiten. 

Tierarzt Dr. Alex. Müller -Bauerwitz (O.-S.) : Zur 
Behandlung der Maul- und Klauenseuche, mit besonderer 
Berücksichtigung des Impfstoffes M K 3. (Berl. Tierärztl. 
Wochenschrift, 1920, Nr. 51, S. 606.) 

M. tritt dem hin und wieder vertretenen Standpunkte entgegen, 
daß die gutartige Form der Maul- und Klauenseuche keiner Be¬ 
handlung bedürfe und daß bei ihrer bösartigen Form alles ver¬ 
gebens sei; er hat mit Regelung der Diät und der hygienischen 
Verhältnisse die einzelne Erkrankung im günstigsten Sinne be¬ 
einflußt. Zur Behandlung schwerer Krankheitsformen benützte M. 
den von dem Behring-Werke in Marburg hergestellten Impfstoff 
MKs in 80 Fällen — 53 Stück Großvieh, 3 Kalben, 18 Kälber und 
6 Saugferkeln — mit gutem Erfolge. Dieser Impfstoff ist kein spezi¬ 
fisches Serum, er enthält ein Protein, das sich zur Mobilisierung 
von Leukozyten bewährt hat, dazu ein Serum mit hohem antitoxi¬ 
schen und bakteriziden Titer, ferner Blutkohle. Kühe erhalten 
davon 50—100 ccm subkutan oder endovenös, kleinere Tiere 25 bis 
50 ccm am besten blutwarm. Bei Bedarf wird die subkutane Dosis 
nach 2 Tagen wiederholt. Der Impfstoff ist ein Heil¬ 
mittel, kein Prophylaktikum. M. zieht hauptsächlich 
wegen dem Gehalte an Tierkohle, die endovenöse Infusion vor, er 
hält sie auch für wirksamer. Von den Impflingen, die insgesamt 
schwer erkrankt waren, sind 3 Kühe und 2 Kälber gestorben, 
1" Bulle wurde geschlachtet. Me. 


Staatsveterinärwesen. 

Stellenausweis. 

Der Bayerische Landtag hat in seiner Vollsitzung am 16. ds. Mts. 
beschlossen, entsprechend dem Anträge des Beamten-Besoldungs- 
auschusses 18 Bezirkstierarztstellen in Gruppe XI zu heben, sodaß 
jetzt 18 Stellen in Gruppe XI und 146 Stellen in Gruppe X der 
Beamten-Besoldungsordm^ng eingereiht sind. * 


Tierärztliche Standes- und Wirtschaitsiragen. 

Wirtschaftsgenossenschaft 

Die am 26. November ds. Jrs. in Landsberg a. W. stattgehabte 
ordentliche Generalversammlung war die zweitstärkst besuchte 
aller bisherigen. Vor Beginn der Versammlung fand eine Besich¬ 
tigung unseres Landsberger Seruminstituts durch die erschienenen 
Mitglieder statt, dessen Umfang und musterhafte Einrichtungen 
den vollsten Beifall Aller fanden. Getragen von dem Vertrauen 
der Herren Praktiker wächst sich das Institut zu außerordentlicher 
Größe aus, wie auch die Zurzeit im Gang befindlichen Neubauten 
und neuen Pläne zeigen. Herr Direktor Dr. Schreiber und 



seine Mitarbeiter (7 tierärztliche Kräfte) waren Führer durch das 
Institut, aus dem wohl Jeder mit einer Bereicherung seines Wis¬ 
sens herausgegangen ist. — 

Die Generalversammlung nahm Kenntnis von dem Geschäfts-- 
bericht für 1920/21, welcher das beste Bild von allen bisherigen 
18 Jahresberichten bot. Hat doch die Zahl der neu zugekommenen 
Mitglieder 579 betragen, denen nur 48 Abgänge gegenüberstanden, 
hiervon 30 durch Tod, 13 durch Ausschluß, 3 .durch Übertragung 
des Geschäftsanteils und 2 durch Aufkündigung- Der Bestand der 
gerichtlich eingetragenen Mitglieder betrug am 30. September 1921 
3404; Der Gesamtumsatz der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher 
Tierärzte überstieg den des Vorjahres um das Doppelte!. Der Be¬ 
schäftigungsgrad der Unternehmungen der W. d. T. ist dauernd 
auf das äußerste angespannt. Die Bilanz für 1920/21 wurde ein¬ 
stimmig genehmigt. Die nach den Satzungen vorgesehene Ver¬ 
öffentlichung der Bilanz ist aus dem Anzeigenteil dieser Nuramef 
zu ersehen. 

Die während des Krieges gebildete Kriegsnotrückfage wurde 
durch einstimmigen Beschluß aufgelöst, derart, daß von ihrem Be¬ 
stand rund die Hälfte derWohlfahrtsrücklage zugeschrieben wurde, 
während die andere Hälfte als Unterstützungsfonds für besonders, 
dringende Fälle der Not von Mitgliedern oder deren Angehörigen 
Verwendung finden soll. In der Wohlfahrtsrücklage haben die 
Mitglieder 1286 426.35 Mk. gleichsam als Sparkassengeld liegen. 
Diese Wohlfahrtsrücklage wurde erst im verflossenen Jahr neu 
gebildet, die je länger je mehr in ihrer segensreichen. Tragweite 
durch die Mitglieder geschätzt wird. Hat doch schon eine größere 
Zahl von Mitgliedern Beträge von mehreren tausend Mark in der 
Wohlfahrtsrücklage! Dieser Rücklage werden in diesem laufenden 
Jahr 12 Prozent des Umsatzes des einzelnen Mitgliedes gutge¬ 
schrieben, .sofern dieses genügend lange Mitglied ist. Die Rück¬ 
lage wird'vom 4. Jahr der Mitgliedschaft beginnend gebildet und 
beträgt im 4. Jahr 10 Prozent des Umsatzes des Mitgliedes, im 
5. Jahr 11 Prozent und so weiter steigend bis zu 20 Prozent. Es 
ist das eine unmerkliche Sparkasse für die Mitglieder. 

Gegenüber den, der Wohlfährtsrücklage zugeführten und an 
die Mitglieder als Extrarabatt gezahlten Beträgen verschwindet 
ganz die geringe Summe, die mit 10 Prozent Dividende für die Ge¬ 
schäftsanteile zur Verteilung gekommen ist. So ist es schon seit 
jeher bei der W. d. T. gewesen und daher ist die vielfach ge¬ 
flissentlich verbreitete Lesart, daß die Praktikter zu Gunsten der 
Geschäftsanteilinhaber die Dividende aufbringen müßten. Diese 
Behauptung wird kritiklos weiter gegeben, teils vielfach in der 
Absicht ausgesprengt, um gegen die W. d. T. Stimmung zu machen. 
Bei der Verteilung des Gewinns wurden die üblichen Rücklagen 
gemacht und das weitere Erscheinen der Ellenberger-Schützschen 
Jahresberichte sichergestellt. Der Jahrgang 18 erscheint in diesen 
Tagen und kommt an die Mitglieder zum Versand. 

Aus dem Vorstand schied satzungsgemäß Herr Geheimrat 
Dr. F r i c k - Hannover aus und wurde durch Zuruf einstimmig 
wiedergewählt, ebenso die Mitglieder des Aufsichtsrats: Tierarzt 
B e u s t - Berlin, Prof. Dr. C a s p e r - Breslau und Veterinärrat 
N u 11 - Brakei. 

Der Einspruch eines gewesenen Mitgliedes wegen Ausschluß 
durch den Vorstand wurde einstimmig zurückgewiesen. 

Der Antrag auf Gewährung einer Beihilfe an den Deutschen 
Veterinärrat behufs Drucklegung der Versammlungsberichte etc. 



'r. 


2015 

V 

wurde einstimmig abgelehnt. Die Generalversammlung war der 
Ansicht, daß die W. d. T., welche nur rund die Hälfte aller deut¬ 
schen Kollegen umfaßt, für die allgemeinen tierärztlichen Standes- 
interessen nicht in Anspruch genommen werden kann. Sie war 
ferner einstiipmig der Ansicht, daß falls der Deutsche Veterinär¬ 
rat mit seine'm Mitgliederbeitrag nicht auskommt, er diesen er¬ 
höhen muß. Im übrigen wurde in der Besprechung der Angelegen¬ 
heit noch ganz besonders darauf himgewiesen, daß seinerzeit bei 
der Festsetzung des Beitrages für den Deutschen -Veterinärrat von 
führender Seite des Reichsverbandes praktischer Tierärzte in Wei¬ 
mar Einspruch gegen einen höheren Beitrag als 10 Mark erhoben 
wurde. 

Ebenso wie der Antrag zu Gunsten des Deutschen Veterinär-^ 
rats wurde eine Anregung eines Mitglieds vom Rhein, den Standes-* 
gruppen Mittel zur Verfügung zu stellen, einstimmig abgelehnt. 
Die Generalversammlung war der Ansicht, daß die W. d. T. nur 
dazu diene, die Wirtschaft des einzelnen Mitgliedes zu fördern, 
Wohlfahrt zu tätigen und tierärztlich-kulturelle Ziele zu unter¬ 
stützen, soweit hierfür Mittel verfügbar sind. Jegliche Betätigung 
an den Fragen der Standesvertretungen sei geeignet der W. d. T. 
abträglich zu sein. Die Aufbringung der Mittel für die Berufs¬ 
gruppen und Standesvertretungen sei Sache der gesamten deut¬ 
schen Tierärzteschaft bezw. der Mitglieder der Gruppen. 

Die Generalversammlung nahm noch davon Kenntnis, daß in¬ 
folge der außerordentlichen Verteuerung der Frachtsätze, den 
weit von Hannover wohnenden Kollegen insofern entgegenge¬ 
kommen wird, als neuerdings bis zu 2 Prozent des Wertes der 
Sendungen als Frachtanteil von Bengen & Co. auf den Rechnungen 
in Abzug gebracht werden. — 

Vor der Generalversammlung vereinigte ein einfaches Mahl 
die Mitglieder. Marks- Hannover. 


Vermögensaufstellung vom 30. September 1921. 


Besitz: 

Bankkonto. 22 428.53 Mk. 

Postscheckkonto . .. 39 034.15 „ 

Wechselbestand. 3 400.— „ 

Forderungen in laufender Rechnung einschlie߬ 
lich Beteiligungen. 4 576 576.30 „ 

Gesch. Guthaben bei der Landesgenossenschafts¬ 
bank ... . . 50 000.— „ 


4 691 438.98 Mk. 

Schulden: 

Geschäftsanteile der Genossen ....... 1 325 650.— Mk. 

Reservefonds. 118 500.— ,, 

Betriebsrücklage .. 118 500.— „ 

Wohlfahrtsrücklage. 1 286 426.35 „ 

Unterstützungsfonds. 21 304.12 „ 

Pensionsfonds . 150 000,— „ 

Rücklage a. zweif. Forderungen .. 50 000.— „ 

Schulden in laufender Rechnung. 1 468 033.56 „ 

Wissenschaftl. Fonds. 138 000.— „ 

Steuerkonto. 12 959.50 „ 

Vortrag auf neue Rechnung.. . ■_ 2 065.45 „ 





















Zugang an Genossen im Jahre 1920/21: 579 mit 579 Geschäfts¬ 
anteilen, 86 850.— Mk. Haftsumme. 

Abgang an Genossen im Jahre 1920/21: 48 mit 170 Geschäfts- 
anteilen, 25 500.— Mk. Haftsumme. 

Bestand am 30. September 1921: 8404 Genossen mit 26 372 An¬ 
teilen und 3 955 800.— Mk. Haftsumme. ' 

Das Geschiäftsguthaben vermehrte sich im Jahre 1920/21 um 
26 450.— Mk. 

Die Haftsumme vermehrte sich im Jahre 1920/21 um 81350.— 
Mark. 

Der Vorstand der Wirt schafts genossen schaft 
deutscher Tierärzte (e. G. m. b. H.) zu Hannover. 
Marks. F r i c k. Arnous. 


Bericht über die 73. Generalversammlung des Tierärztlichen Kreis¬ 
vereins von Unterfranken am 12. November 1921. 

Die Versammlung fand im Bahnhofhotel in Würzburg statt 
und war von 34 Mitgliedern besucht; als Vertreter der Regierung 
wohnte derselben Herr Oberregierungsrat Dennhardt bei. 

Der Vorstand, Bezirkstierarzt Dr. H ä a c k - Karlstadt, hatte 
die Ehre, die Herren Oberlandstallmeister Stautner, Gestüts¬ 
direktor Groll, die Tierzuchtdirektoren Probst- Aschaffen¬ 
burg und Lex- Bamberg sowie Herrn'Tierarzt Dr. vonBerg- 
Würzburg als Gäste begrüßen zu können. 

In seinem Jahresberichte stellte der Vorsitzende fest, daß der 
Kreisverein mit 53 ordentlichen und 3 Ehrenmitgliedern noch 
immer zwei Drittel der unterfränkischen Tierärzteschaft umfaßt; 
in ihm sind die Staatstierärzte vollzählig, die städtischen Tierärzte 
bis auf zwei Herren vertreten, während von den Distriktstierärzten 
über zwei Drittel, von den 27 praktischen Tierärzten 9 dem Verein 
angehören; es sei erfreulich, daß die unterfränkischen Kollegen 
noch in ihrer Mehrzahl am Kreisverein festhielten; denn es müsse 
ein neutraler Boden vorhanden sein, von dem aus die Tierärzte¬ 
schaft gemeinsame Ziele in gemeinsamer Arbeit erstreben und An¬ 
griffe gegen den Stand zurückweisen könne; besonders auf dem 
Gebiete der Tierzucht, auf dem die Mitwirkung der Tierärzte in 
letzter Zeit bekanntlich stark angefeindet werde, bieten sich für 
alle Standesgruppen Berührungspunkte. Ausführungen, die von 
den Herren Oberlandstallmeister Stautner und Groll in 
längeren, vieles Neue bringenden Darlegungen noch unterstrichen 
wurden. 

Aus der Mitte der Versammlung heraus wurde dann angeregt, 
daß über den Fortbestand des Kreisvereins schon heute offiziell 
Beschluß gefaßt werden möge; die Versammlung beschloß dann 
auch einstimmig das weitere Bestehen des Vereins und beauf¬ 
tragte die Vorstandschaft, Erwägungen über die Mittel und Wege 
anzustellen, die geeignet wären, im Kreisverein frisches Leben zu 
erwecken. 

Nach Vortrag der Rechnung durch den Kassier, Distrikts¬ 
tierarzt Eichinger -Münnerstädt,' und Festsetzung des Mit¬ 
gliederbeitrags für 1922 Vrurde an Stelle des zurückgetretenen 
Schriftführers Distriktstierarzt Dr. K r e 11 in Arnstein zum Schrift¬ 
führer gewählt. 

Der Vorstand berichtet hierauf über den von ihm und Bezirks¬ 
tierarzt S c h r.ü f e r - Alzenau besuchten Fortbildungskurs in 




2017 


Gießen, drückte die Hoffnung aus, daß auch an der Münchener 
Fakultät in Bälde derartige lehrreiche Kurse stattfinden möchten 
und forderte zu zahlreichem Besuche derselben auf. 

Herr Schrüfer erstattete dann einen nach Form und Inhalt 
ausgezeichneten Vortrag über die Bekämpfung der Geschlechts¬ 
krankheiten unserer Haustiere unter Berücksichtigung der mo¬ 
dernen Forschungsergebnisse (mit Demonstrationen von Präpa¬ 
raten), der allgemeinen Beifall fand und in der Diskussion lebhaft 
besprochen wurde. 

Ein Anerbieten des Distriktstierarztes Dr. R e g n - Volkach, 
bei der nächsten Versammlung die Bekämpfung der Eierstocks¬ 
erkrankungen an lebenden Rindern vorzuführen und die neueren, 
geburtshilflichen Instrumente dabei zu demonstrieren, fand allge¬ 
meine Zustimmung. 

Nachdem noch eine Sammlung für einen arbeitsunfähigen, 
blinden Kollegen eine Summe von 515 Mark ergeben hatte, schloß 
der Vorstand mit Worten des Dankes für die zahlreiche Beteili¬ 
gung nach vierstündiger Dauer die Sitzung. 

Dr. Krell, Schriftführer. 


Verschiedenes. 

Anatomie and Physiologie. 

Uber die Ausscheidung der Alkaloide der Wurzel von Veratrum 
album durch Ziegenmilch. 

(Tierarzt Joseph Traxler-Wien in: Zeitschr. für Fleisch- und 
Milchhygiene, Heft 2 u. 3, 32. Jahrg.) 

Verfasser stellte Untersuchungen darüber an, ob die in der 
weißen Kieswurz enthaltenen Alkaloide (Jervin, Pseudojervin, 
Rubijervin, Protoveratrin und Protoveratridin) nach Verabreichung 
therapeutischer Dosen durch die Milch ausgeschieden werden oder 
auf einem anderen We/je den Tierkörper verlassen. Den 3 Vor¬ 
versuchen wurden 5 Hauptversuche, ausgeführt an einer Ziege, 
angeschlossen. Der erste Hauptversuch ergab nach Verabreichung 
von 4 Gramm Rhizoma Veratr. alb. einen negativen Ausfall. Auch 
der zweite Hauptversuch zeitigte in 14 Milchproben negatives Re¬ 
sultat. Es gelang also nicht, Veratrum-Alkaloide in der Milch 
nachzuweisen. Dies gab Anlaß zur Beantwortung der Frage, ob 
sie vielleicht auf dem Harnwege ausgeschieden werden. Hier zeilgte 
sich, daß im Harn von der 24.—30. Stunde nach Verabreichung des 
Medikamens die Veratrum-Alkaloide in Spuren nachgewiesen 
werden könnten. Dem Verfasser erscheint auf Grund seiner Ver¬ 
suche Milch solcher Ziegen, welchen zu therapeutischen Zwecken 
Tinct. veratr. oder Rhizom, veratr. alb. verabreicht wurde, zum 
menschlichen Genüsse als unbedenklich. K. 


Tierxncht, Tierhaltung, Diätetik. 

Hebung der Pferdezucht in der Tschechoslowakei durch deutsche 

Zuchthengste. 

Die tschechoslowakische Regierung bemüht sich, die in ihrem 
Lande vernachlässigte und nicht immer mit dem nötigen Verständ¬ 
nis geleitete Landespferdezucht zu heben, denn der Pferdebedarf 
dieses neuen Staatswesens ist infolge seiner geographischen Läge 
und der damit im Zusammenhang stehenden Ausführungsmöglich¬ 
keiten ein* recht größer. Zur Förderung der tschechoslowakischen 



2018 


Pferdezucht hat die Prager Regierung die Zuführung deutschen 
Blutes beschlossen und zu dem Ende eine Kommission von Pferda- 
zuchtkennern mit der Erwerbung markant guter deutscher Hengste 
beauftragt. Diese Kommission war jetzt im Lande der Pferdezucht. 
^ im Freistaat , Oldenburg, tätig, um Zuchthengste füT die tschchb- 
slowakische Zucht auszuwählen. In Jever und Roden¬ 
kirchen, den bekannten Stätten der Oldenburger Pferde¬ 
körungen, waren etwa 200 Hengste zusammengeführt, um der An¬ 
kaufskommission der Tschechoslowakei aus Prag vorgestellt zu 
werden. Für 40 Hengste hatte man Ausfuhrerlaubnis erhalten, so 
daß die Zahl der schließlich abzunehmenden Hengste klein bleiben 
mußte. Die Auswahl war sehr groß, die Qualität mittel bis ziem¬ 
lich gut und bei einzelnen Exemplaren gut. Man konnte als Zu¬ 
schauer schwer dahinter kommen, nach welchen Gesichtspunkten 
die tschechoslowakische Kommission die Auswahl traf. Sie kaufte 
Tiere von allen Qualitäten, hohe und kleinere gedrungene Typen, 
schwarze und braune. Sie schien schwarze Farbe zu bevorzugen, 
legte Wert auf gute Hufe, woran die Pferde der Nordseeküste ja 
trotz schon bemerkbarer Besserung manchmal noch kranken. — 
Diese Hengstverkäufe bieten auch den bäuerlichen Hengst¬ 
aufziehern, die nur einen oder zwei Hengste aufziehen, Gelegen¬ 
heit, ihre Tiere zu guten Preisen los zu werden, und deshalb ist 
natürlich diese Verkaufsgelegenheit zu begrüßen. Die Aufzucht 
der Hepgste ist recht lohnend, wenn auch Tiere mittlerer Qualität 
gut abgesetzt werden können. Für den Absatz wird wohl auch 
künftig der gute weltbekannte Ruf des Oldenburger Pferdes sorgen. 
Dieser Schlag sichert sich infolge seiner vorzüglichen Eigenschaf- 
' ten als Gebrauchspferd immer größere Absatzgebiete und erfreut 
sich wachsender Beliebtheit. Die Zucht wird dauernd veredelt und 
vervollkommnet. — Die tschechoslowakische Kommission hat das 
Oldenburger Land verlassen, um noch das ostfriesische Zuchtgebiet 
zu besuchen. Für die in Oldenburg erworbenen Hengste, die gleich 
abgenommen und. in Bremen verladen wurden, hat die Kommission 
recht gute Preise gezahlt. S. M. 


Innere Medizin and Hygienle. 

Die Grenzen der chemotherapeutischen Leistungsfähigkeit von 
Arsenobenzolderivaten bei Schweinerotlauf, verglichen mit der 
Wirksamkeit des Schweinerotlaufserums, 

(Von W. K o 11 e und, H. Schloßberger. — Aus dem staat¬ 
lichen Institut für experimentelle Therapie und dem Georg Speyer- 
Haus zu Frankfurt a. M. — Münch. Med. Wochenschr., 1921, Nr. 45.) 

Verfasser stellten interessante Versuche sowohl beim mit 
Schweinerotlaufbazillen infizierten Tier als auch im Reagensglas 
an. Sie kamen neben der Beobachtung, daß durch das normale 
Serum trotz seiner protoplasmaaktivierenden Wirkung niemals die 
infizierten Versuchstiere am Leben erhalten werden können, zu 
folgender Zusammenfassung: 

1. Diie chemotherapeutische Prüfung von Chemikalien, nament¬ 
lich von Farbstoffen und Arsenobenzolderivaten, die bei Trypano¬ 
somen- und Spirochäteninfektion wirksam sind, ergab bei der ex¬ 
perimentellen Schweinerotlauferkrankung der Mäuse bis auf einige 
Arsenobenzolderivate völlig negative Resultate. 

2. Während das Alt- und Neosalvarsan und die Metallsalvar- 
sane nur kurze Zeit nach der Infektion und bei Anwendung großer, 



2019 


der Dosis tolerata nahestehender oder dieselbe erreichender Men¬ 
gen eine gewisse Wirkung zeigten, gelang es durch die An¬ 
wendung einiger Arsenobenzolderivate mit 4,5 oder 6 Amino¬ 
gruppen, insbesondere durch einmalige Injektion des Hexamino- 
arsenbenzols sichere Heilwirkungen bei der Schweinerotlaufinfek¬ 
tion der Mäuse zu erzielen, 

3. Sobald die Rotlaufbazillen nach intraperitonealer Infektion 
im Blute kulturell nachweisbar sind, ist weder mit Rotlaufserum, 
noch mit den genannten Körpern eine Heilwirkung zu erzielen. 
Diese Kongruenz von serumtherapeutischen und chemotherapeuti¬ 
schen Erfolgen ist bemerkenswert. 

4. Die in vivo wirksamen Körper wirkten in vitro relativ wenig 
oder gar nicht abtötend, dagegen entwicklungshemmend auf die 
Rotlaufbazillen. Umgekehrt besaßen alle anderen untersuchtem, in 
vitro stark abtötend oder entwicklungshemmend wirkenden Prä¬ 
parate keine die Infektion verzögernde oder dieselbe heilende Wir¬ 
kung bei der Rotlaufinfektion der Mäuse. 

5. Daraus geht also hervor, daß es sich bei der Wirkung der 
Aminoarsenobenzole bei der experimentellen Schweinerotlauf¬ 
erkrankung der Mäuse um eine echte chemotherapeutische Wir¬ 
kung handelt, die sich hauptsächlich durch den deutlichen Unter¬ 
schied zwischen Dosis curativa und Dosis tolerata zu erkennen 
gibt. Der lebende Organismus liefert .die Körper, die, sei es direkt, 
sei es indirekt, das Zugrundegehen der Rotlaufbazillen in vivo be¬ 
dingen. 

6. Das chemotherapeutische Studium eitler Bakterieninfektion 

gestattet keine Schlüsse auf eine andere. Die hier mitgeteilten 
Versuche eröffnen aber die AussiclW, bei anderen, namentlich 
akuten bakteriellem Infektionskrankheiten, Körper aus der Gruppe 
der Arsenobenzole zu finden, die bei frühzeitiger Anwendung eine 
Wirkung auf die Infektionserreger ausüben. Kr. 


Staatsveterinärkonde, Anslandsdlonst md Verslekerangswesra. 

Die Beschälseuche — eine Gefahr für die Zuchtbestrebungen. 

(Allgemeine Tierversicherung in Sachsen.. — 
Reform der Viehseuchenversicherungsgesetz- 

g e b u n g.) 

Der sächsische Landtag beschäftigte sich mit einer für die 
Tierzucht äußerst wichtigen Frage. Es lag folgender Antrag vor: 
Der Landtag wolle beschließen die Regierung zu ersuchen, das Ge¬ 
setz über die Entschädigung für die an Maul- und Klauenseuche 
und für die an Gehirn- und Rückenmarksentzündung gefallenen 
oder notgeschlachteten Rinder und Pferde dahin zu ergänzen, daß 
die Verluste durch die Beschälseuche entsprechend entschädigt, 
werden. — Zur Begründung dieses Antrages führten die Antrag¬ 
steller folgendes aus: In der Beschälseuche ist eine neue Krank¬ 
heit aufgetaucht, die wahrscheinlich eingeführt ist. Ihr Ursprung 
ist schwer erkennbar und ihre Bekämpfung ist noch nicht sicher. 
Sie bildet daher eine große Gefahr für die deutsche Pferdezucht 
und damit auch für die Pferdehaltung. Das sächsische Wirtschafts¬ 
ministerium ' hat eine Verordnung zur Bekämpfung vorgelegt, die 
allerdings ziemlich kompliziert und langwierig und schwierig in 
ihrer Durchführbarkeit bei dem Charakter der Krankheit erscheint, 
der noch nicht hinreichend erforscht ist. Jedenfalls hat die deutsche 
Pferdezucht mit einer mehrjährigen Verseuchung zu rechnen. Des- 



2020 


halb ist nicht nur im sächsischen Landeskulturrat der Wunsch auf¬ 
getaucht, diese Seuche mit unter das Seuchengesetz fallen zu 
lassen, sondern ganz besonders lebhaft auch in der Landwirtschaft. 
Es muß Aufgabe der Staatsregierung sein, eine Reform der ge¬ 
samten Viehseuchenversicherungsgesetzgebung der Schlachtvieh¬ 
versicherung so bald als möglich herbeizuführen. Ein längeres 
Hinausschieben bedeutet eine Gefahr für die Zuchtbestrebungen, 
die gerade in Sachsen in der letzten Zeit eine glückliche und be¬ 
deutende Förderung erfahren haben. — Namens der sächsischen 
Staatsregierunfcr gab der Wirtschaftsminister Falbisch zu■ dem An¬ 
träge folgende Erklärung ab: Die Beschälseuche wurde in Sachsen 
zuerst Anfang August in den Amtshauptmannschaften Meißen und 
Großenhain beobachtet, später allerdings auch im Bornaer Bezirk. 
Es ist wohl anzunehmen, daß diese Seuche durch eine Kriegsstute 
in Sachsen verschleppt worden ist. Eingegangen sind bisher an 
der Krankheit vier Stuten, und neben einigen minder schweren 
Krankheitsfällen ist zurzeit nur ein schwerer Krankheitsfall im Be¬ 
zirk der Amtshauptmannschaft Borna zu beobachten. Wenn der 
Wunsch der Antragsteller dahin geht, das Gesetz über die Ent¬ 
schädigung für die Maul- und Klauenseuche so zu erweitern, daß 
es auch Geltung hat für die Schäden, die durch die Beschälseuche 
entstanden sind, so stehen dem einige Bedenken entgegen. Sie 
sind aber zweifellos nicht so groß, daß sie nicht überwunden wer¬ 
den können. Die Staatsregierung hat deshalb keine Veranlassung, 
dem Anträge grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen, und ist 
bereit, in Erwägung über eine solche Umgestaltung des Gesetzes 
allen Ernstes einzutreten. — Im sächsischen Wirtschaftsministerium 
finden zurzeit Erörterungen• und Erwägungen darüber statt, ob 
man nicht überhaupt dem Gedanken einer allgemeinen 
Tierversicherung wird nähertreten müssen, ob¬ 
gleich die Landwirtschaft diesen Gedanken bisher so gut wie ge¬ 
schlossen abgelehnt hat. Das ist aber kein Beweis dafür, daß nicht 
veränderte Verhältnisse und Bedingungen auch den Standpunkt der 
Landwirtschaft in dieser Frage einmal revidieren können. Aller¬ 
dings beansprucht die Revision der ganzen Gesetzesmaterie, die in 
dieses Gebiet einschlägt, sehr lange Zeit. Bei der Beschälseuche 
und den dadurch entstandenen Schäden aber handelt es sich darum, 
augenblicklich Hilfe zu schaffen, die Krankheit so schnell wie mög¬ 
lich wieder aus dem Lande herauszubringen und die Schäden, die 
dadurch entstanden sind, analog der übrigen Schadenersatzpflicht 
auch bei den davon betroffenen Besitzern auszugleichen. In dieser 
Richtung wird das Wirtschaftsministerium bemüht sein und den 
Antragstellern entgegenkommen. S. M. 


Landwirtschaft, Fnttermlttelknnde und Ernähnugswesen. 

Auf dem Kreistag von Oberbayem wurde der Voranschlag für 
die Kreisgeflü lg el zuchtanstalt Erding für 1921 
(45 500 Mark) genehmigt. Bewilligt wurden ferner 15 000 Mark 
zur Prämiierung von Privatbeschälhengsten, 
1000 Mark für den Verein zur Hebung der Pferde¬ 
zucht, 52 000 Mark für den Pferdezuchtverband für 
das bayerische Obedland, 6000 Mark zur Prämi¬ 
ierung v on Zuchthengsten, beim Zuchthengstmarkt in 
Erding. 



2021 


Zur Preis- und Teuerungsentwidclung in Bayern 1914—1921. 

(Mitgeteilt vom Statist Landesamt). 



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Höchstpreis 

10. Nov. 1920 

Durchschn. Markt¬ 
preis bzw. Schleich-' 
handeispreis 

10. Nav. 1920 

Höchstpreis 

19. Okt. 1921 

Durchschn. Markt 
preis bzw. Schleich¬ 
handelspreis | 

19 Okt. 1921 1 

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Durchschn Mai kl- i 
preis bzw. Schleich¬ 
handelspreis 

15. Nov. 1921 || 

München 

4 

4 

4 

4 

4 

/£ 


Roggenbrot 1 kg . . . 

34 

240 


380 

520 - 

380 

700 

Roggen mehl 1 ,, . . . 

34 

260 

— 

440 


440 


Weizenmehl 1 . 

42 

380 

1000 

710* 

850 

710 1 

1200 

Rindfleisch 1 . 

195 

— 

2400 

— 

2600 

_ 

2600 

Kartoffeln 1 . 

7,5 

— 

80 

— 

160 

_ 

240 

Landbutter 1 . 

208 

2360 

5600 

' — 

5200 

_ 

5800 

Milch 1 Liter. 

21 

152 

— 

— 

325 

_ 

345 

Eier 1 Stück. 

7.7 

89 

160 

— 

200fl70l* 

_ 

300 

Braunkohlen 1 Ztr. . . 

146 

1816 

— 

2655 

— 

2755 


Nürnberg 








Roggenbrot 1 kg . . . 

30 

240 

400 

380 

500 

380 

600 

Roggenmehl 1 . 

— 

— 

— 

—• 

— 

_ 


Weizenmehl 1 . 

44 

380 

I050 1 

— 

850 


1200 

Rindfleisch 1 ,, . . . 

187 

_ 

2000 

— 

2400 

_ 

2400 

Kartoffeln 1 ,, . . . 

8,5 

— 

75 

— 

160 

_ 

260 

LandbuttCr 1 . 

238 

2260 

3900 

— 

5200 

_ 

6400 

Milch 1 Liter. 

22 

150 

200 


300 

*_ 

345 

Eier 1 Stück. 

8,3 

90 2 

ISO 


230 

_ 

300 

Steinkohlen 1 Ztr. . . 

186 

2340 

_ 

2975 

— 

3250 


Braunkohlen. 

— 

— 

— 

— 

— 


_ 

Augsburg 








Roggenbrot 1 kg . . . 

40 

240 

600 

370 

520 

370 

700 

Roggenmehl 1. 

34 

260 

650 

440 

530 

440 

640 

Weizenmehl 1 . 

44 

320 

1050» 

700* 

800 


1200 

Rindfleisch 1 . 

196 

— 

2600 

— 

2400 

_ 

2600 

Kartoffeln 1 . 

7,5 

— 

65 

— 

560 

_ 

190 

Landbutter 1 . 

214 

2300 

4500 

— 

4800 

_. 

5600 

Milch 1 Liter. 

19 

145 

220 

325 

325 

_ 

345 

Eier 1 Stück. 

7,7 

88 

180 

— 

180 

_ 

220 

Steinkohlen 1 Ztr. . . . 

Ludwigshafen 

167 

1877 

— 

2671 


2721 


Roggenbrot 1 kg . . . 

30 

240 

— 

360 

470 

360 

600 

Roggenmehl 1 ,, . . . 

32 

— 

800 

— 

650 


650 

Weizenmehl 1 . 

42 

500 

_ 

— 

960* 

_ 

1300* 

Rindfleiscu 1 ,, . . . 

181 

— 

2600 

— 

2800 

_ 

2800 

Kartoffeln 1 . 

6,5 

— 

76 

— 

200 

_ 

270 

Landbutter 1 . . . 

272 

2320 

6200 

— 

6200 

_ 

8500 

Milch 1 Liter. 

24 

230 

400 

410 

550 

430 

700 

Eier 1 Stück. 

9,1 

100 

330 

— 

320 


370 

Steinkohlen 1 Ztr. . . . 

113 

2300 

— 

2710 


2950 


II o f 








Roggenbrot 1 kg . . . 

30 

250 

350 

390 

500 

390 

500 

Roggenmehl 1 ,, . . . 

36 

— 

500 

_ 

700 


700 

Weizenmehl 1 ,, . . . 

38 

280 

1500 

750* 

840 

750* 

1300 

Rindfleisch 1 . 

188 

— 

2000 

_ 

2400 


2000 

Kartoffeln 1 ,, . . . 

6,5 

— 

70 

_ 

150 

_ 

200 

Landbutter 1 ,, . . . 

268 

2260 

4000 

_ 

5200 

_ 

6400 

Milch 1 Liter. 

20 

96 

150 

_ 

280 

_ 

280 

Eier 1 Stück. 

8,5 

85 

200 

_ 

210 

_ 

250 

Steinkohlen 1 Ztr. . . . 

133 

2180 

— 

2700 

— 

2700 


Koburg 








Roggenbrot 1 kg . . . 

30 

245 

480 

360 

600 

360 

300 

Roggenmehl 1 . 

31 

270 

600 

400 

700 

450 

220 

Weizenmehl 1 ,, . . . 

45 

2S0 

1100 

460[700]* 

800 


1200 

Rindfleisch 1 . 

182 

— 

2000 

2000 

_ 

2200 

Kartoffeln 1 .... . 

6,7 

— 

70 

_ 

180 

_ 

220 

Landbutter 1 , t . . . 

223 

2100 

5000 

_ 

5000 

„_ 

6000 

Milch 1 Liter. 

20 

120 

— 

300 

350 

350 

400 

Eier 1 Stück. 

8,5 

— 

120 

_ 

180 


250 

Steinkohlen 1 Ztr. . . . 

1 ausländisch, * Kal 

170 3 

Ikeier, * 

2330 

Juli 1914 

L 

2690 

— 

2880 



















Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 
16. mit 30. November 1921. 


Regierungs¬ 

bezirke 

9 

Verseuchte 

Gefall. 

Tiere 

Notgesch. 

Tiere 

Verwal¬ 

tungsbezirke 

Gemeinden 

Gehöfte**) 

•.ä 

O *£ 

3f 

• S1 

*4.2 

O 


In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorbericbts“ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme -f- 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich 
zur Vorberichts¬ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme-)- 

In der 
Berichtszeit 

Im Vergleich „ 
zur Vorberichts¬ 
zeit*) 

Abnahme — 
Zunahme -f- 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

In der 
Berichtszeit 

Oberbayern 

28 


155 

‘ + 13 

547 

—144 

2 

25 

10 

9 

Niederbayern 

12 

+ 3 

22 

+ 7 

75 

— 6 

4 

— 

5 

— 

Pfalz 

14 


38 

— 1 

153 

— 22 

— 

7 

8 

1 

Oberpfalz 

10 

• 

19 

+ 2 

48 

— 50 

3 

2 

— 

1 

Oberfranken 

5 

+ 1 

8 

+ 4 

16 

+ io 

* _< 

— 

1 

— 

Mittelfranken 

6 

+ 2 

10 

+ 4 

25 

+ 14 

— 

— 

— 

— 

Unterfranken 

6 

4" 1 

13 

+ 4 

25 

+ 11 

- 

— 

— 

— 

Schwaben 

23 

+ 3 

207 

— 25 

1049 

-690 

— 

68 

12 

24 

Gesamtsinnine 

104 

-1- 10 

472 

OO 

+ 

1938 

-877 

9 

102 

31 

35 

15. Nov. 1921 

94 

10 

464 

+ 96 

2815 

+161 

17 

72 

33 

45 

31. Okt. „ 

84 

+ 17 

368 

+101 

2654 

-1011 

12 

14 

291 

52 

15. Okt. „ 

67 

-j- 15 

267 

+ 93 

1613 

+724 

4 

20 

17 

23 

30. Sept. „ 

52 

+ ii 

174 

+ 58 

889 

+462 

2 

4 

13 

28 

15. Sept. „ 

41 

— u 

116 

+ 6 

427 

+ 53 

4 

12 

2 

5 

31. Aug. „ 

52 

— 6 

110 

— 22 

374 

— 91 

1 

11 

7 

16 

15. Aug. „ 

58 

— 9 

132 ; 

— 5 

465 

+ 34 

1 ! 

2 

5 

7 

31. Juli „ 

67 

— 6 

137 

1 

— 9 

431 

+ 66 

9 

23 

12 

2 


*) Vom 1. mit 15. Nov. 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide. 


Landwirtschaft, Futtermittelkunde und Ernährungswesen. 

Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 

Nach eine.r Pause von acht Jahren wird zum erstenmal wieder 
in Bayern, zu Nürnberg (22. bis 27. Juni 192 2), eine 
Wander-Ausstellung der Deutschen Landwirt¬ 
schafts-Gesellschaft abgehalten werden. Die Anmel¬ 
dung der Pferde, Rinder, Schweine und Ziegen hat bis 28. Februar 
1922 zu erfolgen; die „Beschreibungsscheind“ für Pferde bis 
15. März, für Ziegen bis 15. April, für Rinder,, Schafe u. Schweine 
bis 31. März. Geflügel und Fische können bis, zum 1. Mai, Schäfer¬ 
hunde und Kaninchen bis zum 15. Mai angemeldet werden. Unter 
den Pferden wendet sich das Preisausschreiben an die Deutsche 
Edelzucht (Reit- und Wagenpferde). Bei den Arbeitspferden kann 
sich das deutsche Kaltblut (rheinisch-belgisch-französische Schläge) 
nicht beteiligen, da die Ablieferungen an den Feindbund seinen 
Bestand zu sehr geschwächt haben. Hier werden in erster Linie 
die Norier (Pinzgauer), die in Bayern und Süddeutschland eine 
besondere Rolle spielen, vertreten sein. Hengste, Stuten und Wal¬ 
lache werden im Geschirr und unter dem Reiter gezeigt werden. 




Die Abteilung Rinder beschränkt sich auf Höhenvieh, großes 
Fleckvieh, gelbes Frankenvieh, ebenso das graubraune Gebirgs- 
vieh, das mitteldeutsche Rotvieh und die übrigen Gebirgsschläge. 
Bayern, das bereits auf dem letzten Oktoberfest Zeugnis von 
dem Wiederaufbau seiner Rinderzucht ablgelegt hat, dürfte eine 
hervorragendeBeschickung seiner heimischen 
Rassen ermöglichen. Für Schiffe und Schweine sei 
erwähnt, daß die Schafe einheitlich in Merino-, Fleischschaf- und 
Landrassen zusammengefaßt sind. Unter der Kleintierzucht 
wird die deutsche weiße wie die bunte hornlose Ziege ein Bild 
ihrer Zucht geben (Edelziegen aus Bayern, Thüringen u. Franken). 
Geflügel, Kaninchen, Schäferhunde und Fische 
werden den Rahmen dieser Zuchtklassen ergänzen. 


Hochsdiulnachriditen. 

Die Vergewaltigung der deutschen Hochschulen in der Tschechin 
Slowakei. Die Prager deutsche Universität hat im Wintersemester 
eine Hörerzahl von 3200 Studenten. Den stärksten Besuch zeigt 
die medizinische Fakultät. Das Studentenleben ist hier traurig, 
die Wohnungsnot ist groß, das seinerzeit von der Böhmischen 
Sparkasse (geschenkte Studentenheim wurde seinem Zwecke von 
der Regierung entzogen und zu einem Spezialitätentheater umge¬ 
baut. Auch die Räumlichkeiten der Universität sind aufs äußerste 
beschränkt worden und der größte Teil der Hilfsinstitute genom¬ 
men oder deren Benutzbarkeit eingeschränkt. Schon seit Jahren 
streben Professoren und Studenten die Verlegung der» Universität 
in das deutsche Staatsgebiet an, aber keine der Regierungen hat 
sich bisher geneigt gezeigt, diese Wünsche zu erfüllen. Es wird 
von tschechischer Seite behauptet, daß eine Verlegung der Uni¬ 
versität in eine deutsch-böhmische Stadt für den Staat gefährlich 
würde. Am liebsten würde gesehen werden, wenn die älteste 
deutsche Universität verdorren würde. 

Die Brünner deutsche technische Hochschule weist dieses 
Wintersemester eine Hörerzahl von 2100, die höchste bisherige 
Besucherzahl, auf. (Hamburger Nachrichten, 24. Okt. 1921.) 


Dr. Hanns N ö r r, erster Assistent an der medizinischen Klinik 
der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, auch in tierärztlichen 
Kreisen Bayerns bekannt, hat sich an der Dresdener Hochschule 
als Privatdozent für klinische Diagnostik habilitiert. 


Einfuhrverbot für deutsche Bücher nach England. Die eng¬ 
lische Regierung will nach Möglichkeit die Einfuhr deutscher 
Waren nach England verhindern und trifft dabei auch deutsche 
Bücher. Aus einer Veröffentlichung der Leiter und Vizekanzler 
der englischen Universitäten erfahrt man, daß sie das mit solcher 
Meisterschaft tut, daß tatsächlich kaum ein deutsches wissenschaft¬ 
liches Buch die englischen Universitäten erreicht. Diese prote¬ 
stieren dagegen in. einem öffentlichen Brief an die „Times“ und 
nennen es eine Unmöglichkeit. (Der Auslanddeutsche, Erstes Sep¬ 
tember-Heft 1921.) _ 

Japanische Spenden. Wie bereits vor einiger Zeit bekannt 
wurde, hat Prof. I r i s a w a, die bekannteste Größe Japans für 
innere Medizin, eine Sammlung zugunsten der medizinischen Fa¬ 
kultäten Deutschlands veranlaßt. Als Ergebnis dieser Sammlung, 



2024 


um deren stattlichen Ertrag sich Prot Tashiro und Dr. Ya~- 
maya ein fesonderes Verdienst erworben haben, sind jetzt durch 
Vermittlung der deutschen Botschaft in Tokio 490 000 Mark mit 
der Maßgabe nach Berlin überwiesen worden, den Betrag in be¬ 
stimmten Einzelbeträgen an die medizinischen Fakultäten von 22 
Universitäten zu verteilen. Die Verfügung über die einzelnen Be¬ 
träge ist den Empfängern freigestellt. 


Personalien. 

Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Walter Frieß 
in Dombühl (Mfr.). Dr. Michael Lang, bisher in Marienweiler 
(B.-A. Stadtsteinach) in Schnaitsee (B.-A. Traunstein). 

Als Assistent eingetreten ; Dr. Hans Schmidt aus Pfahlen- 
heim beim Bezirkstierarzt a. D. Dr. Gruber in Mühldorf. 

Als Assistent ausgetreten: Dr.. Emil Meller aus München 
beim Distriktstierarzt in Burghausen. 

Promotionen: Zum Dr. med. vet.-in München: Praktischer Tier¬ 
arzt Joseph Schilling aus Sigmaringen (Hohenzollern). Disser¬ 
tation: „Über die Wirkung verschiedener Sera gegen Geflügelcholera 
nebst Untersuchungen über das Verweilen und die Ausscheidung 
des Infektionserregers im Tierkörper.“ (Tierpatholog. Institut: 
Dr. K i t1). Tierarzt Bruno Gaedke aus Magdeburg. Dissertation: 
„Beiträge zur Kenntnis kongenitaler Geschwülste bei den Haustieren.“ 
(Tierpatholog. Institut: Dr. Kitt). Oskar Seifried, Assistent am 
patholog. Institut der medizinisehen Fakultät der Universität Rostock. 
Dissertation: „Zur Frage der Chondrodystrophia fetalis beim Kalb.“ 
(Patholog. Institut der medizinischen Fakultät der Universität 
Rostock: Dr. Hueck). Tierarzt Jos. Wimmer aus Altötting. 
Dissertation: „Geschichte der Fleischbeschau in München.“ 


Eingesandt. 

Von streunenden Hunden zerfleischt! 

Zwischen Wartenberg und Langenpreising bei Erding wurde 
kürzlich in einem Hohlweg die 74 Jahre alte Anna Eigner von 
zwei großen Hunden, deren Besitzer bisher noch nicht er¬ 
mittelt werden konnten, angefallen und zerfleischt. 
Etwa eine Stunde später des Welges kommende Bauern fanden die 
Frau tot auf. Die Hunde hatten ihr die Kleider vom Leibe ge¬ 
rissen und ihr an einem Oberschenkel schwere Bißwunden beige¬ 
bracht ; die Schlagadern an Füßen und am Hals waren durchge¬ 
bissen; an den Armen war das Fleisch bis auf die Knochen zer¬ 
fetzt. Die Hunde nagten noch an der Leiche, als diese aufgefunden 
wurde. Eine amtliche Untersuchungskommission und der Bezirks¬ 
tierarzt hatten sich an den Unfallsort begeben. 


Wie schaffe ich Ersatz für das nicht vorhandene Heu. Darüber 
' lesen wir in Folge 42 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten 
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein folgendes: „Was du nicht 
hast, kannst du nicht geben. Fehlt es dir an Heu, dein Vieh durch 
den Winter zu bringen, so mußt du mit Stroh füttern. Ist auch das 
Stroh knapp, dann heißt es auch damit haushalten. Das Mittel 
hiezu aber ist: Möglichst wenig oder gar kein Stroh in.den Ställen 
als Einstreu zu benützen. Es gibt verschiedene Ersatzmittel zum 
Einstreuen: Sägespäne, Waldlaub, Reisig, Torfstreu, im letzten 
Falle auch trockene Erde. Dein Vieh muß nicht bis zum Bauche 
im Stroh stehen. Wenn einem die Wahl bleibt zwischen einem 



2025 


harten Bett und dem Hunger, dann wird ihm das harte Bett wohl 
lieber sein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Be¬ 
zugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr. 



Forlbildunoshurs Nr üerirzle 

■ ta tmmhh nnini itr unmiii mutt. 

Vom 2. bis 5. Januar 1922. 

Wegen Überschreitung der festgesetzten Teilnehmerzahl wird 
gebeten, von weiteren Anmeldungen abzusehen. 

Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse. 

I. A.: Mayr. 


Tierärztlicher Bezirksverein Ingolstadt. 

Die nächste 

Vierteljahresversammlung 

findet am 15. Januar 1922 vorm. 10 Uhr in Ingolstadt — Cafö 
Ludwig statt. 

Tagesordnung. 

1. Neuzeitliche Behandlungsmethoden, Operationen, Instrumente 
und Medikamente. (Eiweißtherapie etc.) 

2. Wünsche und Anträge. 

Die Herren Mitglieder werden zu zahlreicher Beteiligung und 
eifriger Mitarbeit eingeladen. Gäste willkommen. 

Garrecht. 


Unsere geschätzten Leser werden gebeten 

bei Bedarf von Faehutensilien, Medikamenten oder sonstigen beruflichen Gebrauchs¬ 
gegenständen die in unserer Wochenschrift inserierenden Firmen berücksichtigen zu 
wollen. Bei Anknüpfung diesbezüglicher Verbindungen wolle man sich stets auf 
das in der Wochenschrift gelesene Inserat berufen. 








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„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu 
der Überzpugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬ 
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem 
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬ 
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬ 
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt 
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen 
Drasticum cps. ,,E. B ark“ ä 8.— M , erste Probefl. 5.—«M-, dem 

Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16. 

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Neueste Literatur: Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1921 Nr. 17, 39. Tierärzt¬ 
liche Rundschau 1921 Nr 15, 38, 40. Deutsche Tierärztl. Wochenschrift 1921’Nr. 18. 


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Zur gefl. Beachtung! 

Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß 
der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für 

die in der folgenden Woche erscheinende Nummer derAVochenschrift. 

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Bisher sind über 3900 Tierärzte als Mitglieder eingetragen. 

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Bezüge von Medikamenten und Impf¬ 
stoffen 10°/o Rabatt, ferner geg. Jahresschluß 
bis 30°/o Extrarabatt u. satzungsgemäß 10 
bis 20°/o des Warenumsatzes jedes Mitglieds 
diesem als Wohlfahrtsrücklage. Die Hinter¬ 
bliebenen verstorb. Mitglieder haben einen 
Anspruch auf Sterbegeld. Der Gewinn 
kommt restlos den Mitgliedern zugute. 


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Ständige Assisleonile 

erledigt sich am 10. Januar in oberbayer. Stadt. Wer neben Gehalt 
Wert auf Anleitung durch erfahrenen Praktiker legt, wolle sich 
melden unter Nr. 1001 an die Schriftleitung dieses Blattes. 





Wichtig für Tierärzte! 


Immer mehr wird in Züchterkreisen über das Nichttragendwerden 
(Umrossen) der Stuteh geklagt, eine Erscheinung, die unserem National¬ 
vermögen jährlich Millionenwerte vorenthält. Die tierärztliche Wissen¬ 
schaft hat in neueren Forschungen festgestellt, daß in den meisten Fällen 
dieser Sterilität die Ursache in der Gebärmutter zu suchen ist, die durch 
pathologische Einflüsse verschiedener Art für eine erfolgreiche Aufnahme 
des Sarnes ungeeignet ist. Soviel steht fest, daß die meisten güsten 
Stuten an einem oberflächlichen Gebärmutterkatarrh leiden, der eine 
Befruchtung verhindert. 

In Erkenntnis dieser Ursachen haben wir unter ärztlicher Mit¬ 
wirkung nach längeren Versuchen in unserem gesetzlich geschützten 
)S Kolapo <c ein Präparat gefunden, das die der normalen Befruchtung 
entgegenwirkendeu Einflüsse erfolgreicher bekämpft. Die Prüfung unseres 
Kolapo-Präparates von tierärztlicher Seite hat selbst dann noch Erfolg 
gezeitigt, wenn die Stute schon längere Zeit güst gewesen ist und 
sonstige Mittel nichts geholfen haben. Sogar bei alten Katarrhen (bräun¬ 
licher Ausfluß) merkt mau- schon nach einmaliger Gebärmutterausspüluug 
mit Kolapo-Lösung ein Nachlassen und Entfärben des Sekrets, welches 
nach wiederholten Ausspülungen ganz verschwindet. 

n Kolapo c< ist absolut unschädlich und zeitigt keine unerwünschten 
Nebenwirkungen. Eine Packung enthält drei Pulver zu drei Gebähr- 
mutterausspüluugen. Mit den Ausspülungen wird etwa vierzehn Tage 
vor der Rosse begonnen. 

4 

In Anbetracht der hervorragenden Eigenschaften unseres Kolapo- 
Präparates beabsichtigen wir durch eine großzügige Propaganda in land¬ 
wirtschaftlichen Zeitschriften die Einführung zu unterstützen. Um unserem 
Mittel eine fachkundige Anwendung und damit auch Heilung zu sichern, 
erfolgt die Lieferung nur an Tierärzte oder durch deren Vermittlung direkt 
au den Verbraucher. In beiden Fällen gewähren wir den Tierärzten 
einen Rabatt von 25%. den wir vom Verbraucher miterheben und den 
Tierärzten gutschreiben. 

Der Preis für die Original-Packung beträgt Mk. 45,— 

Or. Krieger & Co., Kommandit-Geseilschail, Künigsuiinter a.Rh. 

Laboratorium lllr chem.-pharm. Präparate. 









(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde and flehzaoht.) 


Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Bezugspreis 
halbjährlich Mk. 26.— ausschließlich Bestellgeld. — In deu amtlichen auf jeder Post¬ 
station aufliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 8f>8. 
für das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich unter Nr. 4£08 eingetragen. — 
Bestellungen wollen an die Post oder an dieRiegerscheüniversitätsbuclihand- 
lung, München, Odeonsplatz 2, nicht an die Schriftleitung gerichtet werden. 


Anzeigen kosten 0,60 Mk. für die Millimeterhöhe (Zeilenbreite 100 mm) oder deren 
Raum. — Beilagen nach Vereinbarung. — Beträge für kleinere Anzeigen und für 
Beilagen werden durch Nachnahme erheben, wenn nicht Voreinsendung erfolgt. 

Einsendungen, welche, .Tierärztlich e Stand es-u. Wirtschaftsfragen“ betreffen, 
werden an Herrn Veterinärrat Dr. Hans Schmitt in Wolfratshausen, 
alle übrigen Zuschriften wie bisher an die Schriftleitung München, 
Veterinärstr. 6, Elnzahlnngen auf Nr. 9500 des Postscheckamts München erbeten. 




JJ: 


& 


11 < (wtni ttnmntt mt* am wmnmnimm«ia 


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Richard Edelmann 

Lehrbuch der Fleischhygiene^ $ 

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Literatur: Münchener Tierärztliche Wochenschrift 
Nr. 1 und 2 1912; W’ochenblatt des landwirtschaft¬ 
lichen Vereins in Bayern Nr. 48 und 50 1911. 

Unter ständiger Prüfung des Herrn 

Oberveterinärrates Dr. Hans Schmitt 
Wolfratshausen München 

Literatur und Gebrauchsanweisungen durch 

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Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Bezugspreis 
halbjährlich Mk. 37.50 ausschließlich Bestellgeld. — Einzelnummer Mk. 2.—. — Für 
das Ausland (ausgenommen Oesterr., Ungarn und die Oststaaten) 100°/o Zuschlag. — 
In den amtlichen auf jeder Poststation aiifliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochen¬ 
schrift für Bayern unter Nr. 863. für das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich 
unter Nr. 4203 eingetragen. — Bestellungen wollen an die Post oder an die 
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nicht an die Schriftleitung gerichtet werden. 


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