CORNELL UNIVERSITY
THE
Jffloroer Urtmnary Cibrarg
FOUNDED BY
ROSWELL P. FLOWER
for the use of the
N. Y. State Veterinary College
1897
CORMELL UHIVERSIT'M.IBRARY
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Prof, an der Tierärztl. Fakultät der Universität München.
.\
Zweiundsiebzigster Jahrgang (Jahrgang 1921).
■ofTTte-
München 1922.
Expedition und Druck von «T. Gotteswinter, München.
8S
v Alphabetische Inhalts-Übersicht.
' (Die Ziffern zeigen die Seiten an. Bei Originalen ist die Zahl
fett gedruckt).
Sach-Register.
A.
' Abortin, Immunität und Antikörperbildung 1095.
Abortus infektiöser — Bildung von Antikörpern 804.
Akademiker, Berufslage 537.
' : Aktinomykose der Zunge 870.
-v Anämie, infektiöse 170, 195.
CC Anämie, posthämorrhagische beim Pferde 916.
5; Ankonaeen, Entzündung 729.
~'r'- Anti- und Aseptik, Begründer der 513.
Anthropoidenstation 270.
C<‘ Aolan, Behandlung des Schweinerotlaufs 658.
; Aphthenlymphe, Versuch zur Züchtung 57.
iAusfuhr von Zuchthengsten 766.
Augenerkrankungen, Heilung durch Fontanelle 2009.
'•£ Arzneitaxe von 1921 1083.
Ärztetag, Deutscher 972.
vtr- 1 ’
jg£ Bauchbruch 947.
^' Bericht der Pferde-Kuranstalt 219.
'0. Bericht des bakteriol. Instituts der Landw.-Kammer Sachsen 761.
|k Beruf des Tierarztes 518.
gH- Beschälseuche, Behandlung mit „Bayer 205“ 310.
S? Beschälseuche, zur Diagnostik der 753.
Beschälseuche in Polen 387.
Bienenzucht, Bekanntmachung 955.
fß: Blausäurederivate gegen Schädlingsbekämpfung 1063.
Blutbild des Schafes 852.
Blutbild, rotes bei Infektionskrankheiten des Pferdes 852.
Bluttrocknungsverfahren, Sgalitzer 760.
ki: Broncho-Pneumonie, infektiöse 170, 195.
j£v: Brüsseler Krankheit (infektiöse Bronchopneumonie) d. Pferdes 145.
r-; Bruch, innerer 307.
IV
Bncberschau:
Altersbestimmung des Gemswildes von Stroh 177.
Arzneipflanzen-Taschenbuch von Gehe 450.
Arzneipflanzen-Karten von Gehe 958.
Beruf des Tierarztes von Richter 925.
Bericht über die Tierärztl. Hochschule Dresden 1919 v. Rek¬
tor u. Senat 570.
Bekämpfung der Dasselfliege von Stegmann 274.
Das Geschlechtsleben d. Haussäugetiere v. Schraaltz 250, 593.
Der Tabak, sein Anbau und seine Zubereitung von ürsi 450.
Die unspez. Eiweißtherapie im Lichte neuerer Forschung von
Zschiesche 428.
Das Schandelaher Schieferrohöl, Inaug.-Diss. v. Ludloff 836.
Dienstaltersliste der Veterinär-Offiziere des Reichsheeres
von Müller 620.
Deutscher Veterinär-Kalender von Schmaltz 1,055.
Die Erkennung der Haare unserer Hausääugetiere u. einiger
Wildarten von Litterscheid und Lambardt 939.
Die Lehre vom Hufbeschlag von Gutenäcker und Moser 977.
Die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- u. Klauenseuche
von Hoffmann 996.
Eierstock und Ei von Wester 924.
Fleischhygiene von Edelmann 17.
Fleisch- u. Nahrungsmittelkontrolle v. Möller u. Rievel 896.
Festschrift d. tierärztl. Fakultät d. Universität Zürich 620.
Fütterungslehre d. landwirtschaftl. Nutztiere v. Klimmer 250.
Gesundheitspflege der landwirtsch. Nutztiere v. Klimmer 228.
Grundriß der klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten
der Haustiere von Malkmus 229.
Geburtshilfe von Tapken 957.
Handlexikon der Praxis von Uebele 769.
Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde von Malkmus 448.
Kompendium der. spez. Pathologie u. Therapie für Tierärzte
von Fröhner 547.
Klinische Diagnostik d. äußeren Krankheiten d. Haustiere
von Möller 569.
Kastration der Hähne und anderen männlichen Hausgeflügels
von Mittag 473.
Lehrbuch der gerichtlichen Tierheilkunde von Fröhner 345.
„ „ Rinderzucht von Hansen 177, 369.
.. „ patholog. Anatomie d. Haustiere von Kitt 427.
., allgem. Therapie f. Tierärzte von Fröhner 525.
.. „ tierärztl. Geburtshilfe (Harms) von Richter.
Schmidt und Reinhardt 546.
„ Chirurgie lür Tierärzte von Möller 201.
„ Arzneiverordnungslehre' f. Tierärzte v. Fröh¬
ner 896.
„ „ Arzneimittellehre f. Tierärzte v. Fröhner 568.
Leitfaden des Hufbeschlages von Eberlein 786.
„ der Trichinenschau von Edelmann 35.
Menschliche Wundinfektionen u. Tierseuchen v. Zeißler 473.
Pathologie und Therapie für Tierärzte von Fröhner 547.
Prophylaxis der Tierseuchen durch Immunität von Frei 392.
Rat und erste Hilfe bei Unfällen der Pferde 525.
Spezielle Pathologie u. Therapie d. Haustiere von Hutyra
und Marek 97.
V
Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere v. Joest 497.
Sterilität des Rindes, Erkennung u. Behandlung v. Heß 426.
Tierärztliche Operationslehre von Frick 524.
Tierärztliche Augenheilkunde von Jacob 323.
Tierärztlicher Taschenkalender von Mayr 72, 1037.
Taschenbuch der Wiener Börse von Straßer 641.
Taschenwörterbuch der medizin. Fachausdrücke für Nicht-
* ärzte von Marie 1017.
Vqlk'sernährung und Tierzuchtförderung von Probst 668.
Verband in der Kleintierpraxis von Hinz 811.
Veterinär-Taschenbuch von Train 133.
Zerreißung des Ligament, teres von Heinrich 426.
C.
Caporit bei Behandlung der Maul- und Klauenseuche 185.
Caporit, verbesserte Dakinsche Methode 553.
Capsella Bursa pastoris L. (Hirtentäschel) 439.
• Caseosanbehandlung 585.
Cellocresol, Versuche mit 1005.
Chromogallin bei Augenerkrankungen 891.
Coccidiose der Schafe 632.
Coenurus cerebralis bei der Gemse 607.
Colpitis infectiosa 702.
D.
Dasselplage. Bekämpfung 466. .
Darmnähte bei den Haustieren 7%.
Deckepithel der Haut. Aufbau 1029.
Dispensierrecht der Tierärzte 440.
Druselymphe, Erfahrungen damit 915.
E.
Echiuokokkenkrankheit, Beitrag zur Serodiagnose 760.
Eierstock, innere Sekretion 412.
Eigenblut, Behandlung der Phlegmone 584.
E.
Fischzucht, Verein 1054.
Fleischvergiftung 113.
Fohlenlähme, Mutterblut-Behandlung 10.
Fohlenlähme, Verfohlen und Güstbleiben der Stuten 613.
Fontanelle, Heilung bei Augenentzündung 2009.
Foramen ovale persistens beim Schaf 609.
Freiberufstierärzte 48, 112, 221 , 463, 679, 935, 990.
G.
Gallengangs-Adenom beim Huhn 706.
Gasbrand, experimentelle Untersuchungen 46.
Gastruslarven in der Haut 852.
Gebärmutterverdrehungen, Lösung durch Flankenschnitt 1039.
Geburtshilfe beim Pferde 625, 824, 961.
Gebühren für Untersuchung von Handelsvieh 518.
Geflügel, Heilung bei Verletzung 11.
Geflügelzucht, über 147. .
Gehirn-Rückenmarksentzündung, Anzeigepflicht 337.
S
VI
Gelenkentzündung, Behandlung mit Phenolkampher 581 , 2007 .
Gelenkentzündung, chronische, Behandlung mit Sanarthrit 1091 .
Gerichtswesen 1088.
Gerichtsentscheidung, Röntgenbestrahlung 712.
Gerichtsentscheidung, wildernde Hunde 713.
Gerichtsentscheidung, Übertretung des Viehseuchengesetzes 781.
Gerichtsgebühren 1050.
Gestüt Leutstetten 591, 954. x
Gestüt Trakehnen 1065.
Gestüt Weil 937.
Haftpflicht 663, 833.
Häutepreise 227.
Heilmittelschwindel 33.
Hochschulnachrichten 15, 34, 51, 70, 96, 114, 131, 154, 175, 227, 249,
318, 344, 391, 424, 447, 469, 496, 522, 543, 591, 617, 640, 666,
686. 713, 747, 768, 785, 893, 922, 937, 957, 974, 994. 1016. 1035.
1087, 2023.
Homblau, Verwendung in der Tierheilkunde 905.
Hufrehe, Behandlung 889.
1 .
Immunität, Antikörperbildung nach Impfung 1095.
Incarbon, intravenöse Behandlung 62.
Incarbon, Beitrag zur Diskussion 88.
Incarbon 88, 89. 101.
Internationale Tierseuchen-Konferenz 637.
Jodkalium bei periodischer Augenentzündung 513.
K.
Kälberruhr, Ursache 146, 170.
Kastration beim Eber 979.
Kastration von Hähnen 25.
Keuchhustenmittel 560.
König Ludwig III., Nekrolog 959.
Kolik, Beiträge zur Differentialdiagnose der — 931.
Koppen des Pferdes, Beitrag zum — 969.
Kreuzen der Vorderfüße, spontanes 506.
L.
Lahmheit beim Rinde 949.
Leukämie beim Hund 831.
Lupinen, Fütterung 897.
Lvmphangitis epizootica 505.
91 .
Maul- und Klauenseuche, Eisentherapie 81 , 233 , 457 .
Maul- und Klauenseuche, passive Immunisierung 481 .
Maul- und Klauenseuche, bösartige, Notimpfung 510, 707.
Maul- und Klauenseuche und Variola 529 .
Maul- und Klauenseuche, Trockenblutimpfung 601.
Maul- und Klauenseuche, zur Behandlung 632.
VII
Maul- und Klauenseuche, Opfer in Sachsen 665.
Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur Schutzimpfung 777.
Maul- und Klauenseuche, Behandlung beim Menschen 870.
Maul- und Klauenseuche beim Menschen 1062.
Maul- und Klauenseuche, Behandlung mit M K 8 — 2013.
Maul- und Klauenseuche, Ursache von Verlammen 1077.
Maul- und Klauenseuche beim Pferde 8.
Maul- und Klauenseuche, Chemotherapie 58.
Maul- und Klauenseuche, Verbot der Märkte 69.
Maul- und Klauenseuche, Blutimpfung 69.
Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur Prophylaxe u. Therapie 85.
Maul- und Klauenseuche, Milchübertragung 127.
Maul- und Klauenseuche, Über 140 .
Maul- und Klauenseuche, Übertragung auf den Menschen 173;
Maul- und-Klauenseuche, Caporit-Behandlung 185 .
Maul- und Klauenseuche, Bemerkungen zur 305, 329.
Maul- und Klauenseuche, Bekämpfung durch Impfung 353.
Maul- und Klauenseuche, zur Frage der Schutzimpfung 355.
Maul- und Klauenseuche, Beitrag zur chemischen Therapie 377.
Maul- und Klauenseuche, Entwurf eines Preisausschreibens 390.
Maul- und Klauenseuche, Behandlung mit Trypaflavin 439.
Merkaffin. Staupebehandlung 953. '
Methylenblau, Wundtheraoie 881.
Milchüberwachung, tierärztliche 414.
Milcherhitzungseinrichtung 469.
Milchinjektionen 609.
Milchkonservierung durch Soda 638.
Milchversorgung 682.
Milchschaf 682, 971.
Milchleistung der Allgäuer Kühe 1096.
Milchnachweis von Kuh- und Frauenmilch 2017.
Milzbrandvergiftung beim Menschen 1063.
Milzbranderkrankung beim Menschen 542.
Morbus maculosus, sanitätspolizeiliche Beurteilung 851.
Muskulatur, Keimgehalt derselben 62.
' M.
Nachblutung bei Kastration, Therapie der 1009.
O.
Opium-, Morphium-, Cocain-Bezug 953.
Orientierungssinn der Ameise 853.
Pallidafärbung 1008.
Panaritium beim Schaf 1059.
Parapsychologische Forschung bei Tieren 721.
Paratyphusepidemie in einer Hammelherdö 487.
Periodische Augenentzündung, Behandlung mit Jodkalium 513.
Periodische Augenentzündung, Proteinkörpertherapie 535.
Periodische Augenentzündung. 963.
Pferdemarkt, München 313, 367, 388.
Pferderennen 956.
Pferdezucht 224, 492. 562, 662, 832, 890. 920, 993. 1098. 2017.
Pferdezuchtverein 150;
Phenolkampher bei Gelenkentzündungen 581. 2008.
Phlegmone, Eigenblutbehandlung 584.
Phosphorvergiftung beim Rind 629.
Phragnjites communis 96.
Pocken bei Ziegen 831.
Polydaktylie, Operation 41.
Praxisvorkommnisse, interessante 929.
Proteinkörpertherapie, zur Kenntnis der 487.
Protest gegen Kommunalisierungsbestrebungen 130.
Protoplasmaaktivierung 1.
n.
Räude der Pferde 241.
Räude beim Schafe 1071 .
Rangoonbohnen-Fütterung 834. ,
Raumschlauch, Auftreten des 930.
Rattenräude, Infektion beim Menschen 830.
Reichsverband der Gemeindetierärzte 11. 89. 338, 489, 1009.
Renoval 241.
Rinderpest in Belgien 33, 50, 200, 521.
Rindertuberkulose, offene, klinische Feststellung 463. •
Rotlauf der Schweine. Aolanbehandlung 658.
Rotz beim Menschen 559.
Rotzkrankheit, Bekämpfung mit Mallem 741.
Rotzkrankheit, Differentialdiagnose 888.
Ruhr, Behandlung mit Thürpil 266.
:
Sarkosporidienfunde in Rinderherzeu 725.
Schädlingsbekämpfung mit Blausäure 1063.
Schaf (Rhön-), Erhaltung? 2011.
Schafzucht, Belicht des Landesverbandes der Züchter 2012.
Schafes, zur Geschichte des 401 .
Schächtschnitt 590.
Schlachtviehversicherung 857, 1099.
Schweinerotlauf 2018.
Schulbeginn, einheitlicher 16.
Seuchenstand 49, 51, 70, 153, 173, 226, 248, 267, 315, 343, 366, 391,
423, 495, 541, 565, 639, 685, 746, 784, 858. 917, 972 , 992. 1053.
Scheidenkatarrh, therapeutische Verwertung der Protargol-Harn-
stoff-Desinfektionsstifte 577.
Seuchengesetz § 174 — 659.
Staatstierärzte, Verein der 146, 338.
Sterilität, Behandlung der Rinder 236.
Staupe, nervöse, neue Behandlungsweise 779.
Staupe, Behandlung mit Merkaffin 953.
Staupe, Behandlung mit Kynodal 1078.
Sträuclier, giftige 521.
Strychnin, Töten kleiner Tiere mit 761.
Studienreform, tierärztliche 389.
T.
Tagung der veterinär-medizinischen Fachgruppe 610, 1049.
Tebelon, Behandlung der Tuberkulose 1048.
Texasfieber bei amerikanischen Kühen 1081.
IX
Thymipin, Keuchhustenraittel 560.
Tierärzte und Apotheker 916.
Tierärzte, Landtag 196, 585, 636, 666. 1079.
Tierärzte, Versammlung der 66, 172, 364. 488. 516, 658, 970, 1030,
1079, 2016.
Tierzuchtbearate 418, 464, 561, 586.
Todesursache, akute, heim Pferd 829. , ■
Tolid, Versuche mit 209.
Föten kleiner Tiere 761.
Trächtigkeitsnachweis, neuer 989.
Trächtigkeits - Diagnostikum, Sedimentierungsgesehwindigkeit der
roten Blutkörperchen 841.
Trichinöses Fleisch, Übertragung 780.
Trocknung der Kartoffeln 677.
Tuberkulose 462.
Tuberkulose, Feststellung d. subkonjunktivalen Probe 649.
Tuberkulose, Erfahrung mit Friedmann-Impfstoff 887.
Tuberkulose, Behandlung mit Tebelon 1048.
C.
Unspezifische Leistungssteigerung 1.
ünterkiefergeschwülste 137.
V.
Vakzinetherapie 934.
Variola humana und Maul- und Klauenseuche 529.
Vergiftung durch Abwässer 834.
Vergiftung durch Milzbrand 1063.
Vergiftung durch Pilze 745.
Verschluckte Kugel, Entfernung derselben 676.
Versicherung für Tiere 708, 807, 1011.
Verblutung nach Kastration 929.
Veterinär-Offizier-Ergänzung 743.
Veterinärrat, Deutscher 31, -47, 129. 222, 244, 269, 294, 368, 417,
743, 871.
Viehablieferung 420. ,
Viehwirtschaft, Leistungsfähigkeit derselben 809 v
Vollblutzucht, Aussichten 661.
W.
Wanderschafherden 342.
Wassersinn 853.
W6chs6lficbßr 533»
Wirtschaftsgenos.senschaft deutsch. Tierärzte 63. 128, 491, 709, 2013.
Wollkurs 247.
Wundex 871.
¥.
Yohimbin, Übergang in die Milch 1049.
Z.
Zähne, anatomisshe Betrachtung beim Säugetier 656.
Zebroid, ein seltener 608.
Ziegenzucht, Erfahrungen 806, 891.
Zwerchfellkrämpfo, ^Beiträge zur Kenntnis der 697.
X
Alphabetisches Autorenverzeichnis.
(Die fett gedruckten Ziffern bedeuten Originale.)
A.
Abelein. 481.
Ackerknecht 111.
Althof 743, 871.
Arnous 128, 2013.
Assel 2012,
B.
Bach 31, 47, 128, 222, 244, 245, i
269, 294.
Baensch 1048.
Baum 656.
Bayer 793. |
Becker 535, 805.
Beichold 835. |
Beier 241.
Berger 697.
Bertschy 57, 81.
Biendinger 702.
Böhm 707, 721.
Braun 58, 881.
Brixner 1039.
Bruck 513.
Bruns 487.
Bürchner 77.
Bugge 62.
C.
Casparius 887.
Claußen 706.
Collier 852.
D
Deckart 915.
Denzer 810.
Ditthorn 113.
Diirrbeok 414.
E.
Eberbeck 888.
Ebert 764.
Eder 48, 113, 268, 869, 990,
Eichinger 171, 172.
Englert 89.
Erhardt 219.
Ernst 329, 355, 777.
Ertl 185, 266, 905.
E.
Feuereisen 780.
Flury 1063.
Franquö 412.
Franz 609.
Frick 128, 2013.
Frieboes 1029.
Friedrich Otto 171, 584.
Friess 796.
Fromm 851.
Funk 916.
€>.
Garth 90, 92, 338.
Gasters 487.
Gessler 764.
Geyer 1035.
Giese 741.
Goebel 1035.
Goetsch 390.
Götz 171.
Gottfried 2011.
Grawert 487.
Groll 146, 970.
Gutbrod 200, 1079, 2011.
H.
Hafeiuann 92.
Hase 1063.
Heinz &60.
Hildebrand 1009.
Hilz 649 .
Hörning 679.
Hoffmann 566.
Holzwarth 389.
Hueber 390.
I.
Jahn 760.
Hling 871.
Junack 830.
H. -
■ Kappeller 2021.
Kennerknecht 1096.
Klein 707.
Klarenbeck 761.
Kirner 510.
Kießig 62.
Kitt 11, 353.
Knopf 1062.
Kockel 870.
Köstlbacher 807.
Kolb 488, 935.
Kolle 2018.
Kränzle 835.
Krell 171, 2016.
Krieger 581 , 1091 , 2008 .
Kröber 439.
Kroncke 870.
Küst 609.
Kuppelmayr 803.
li.
Lang 1074.
Lauff 632.
Lerche 632. ,
Liebscher 1005 .
Lichtenstern 625 , 779 .
Lindner 1079.
I Loibl 506.
| Lührs 533.
XI
j M. ■
j Magnussen 29.
j Marks 63, 129, 491, 709, 2013.
! Marteil 401.
Martens 146.
Matt 418.
Mayer-Pullmann 439. '
Mayr 72, 147, 150, 270, 465, 566,
567, 656, 713,1037,1065, 2002.
Meidenbauer 633.
Meifort 170.
Meßner 760.
Meyer Wilhelm 140.
Middelsdorf 62.
Mießner 127.
Möller 387, 567.
Mölter 989.
Much 934.
i Mühler 463.
Müller 2013.
Müller Friedrich 804.
Mulzer 513.
HL
Neudel 171.
Neumann 667, 768, 872, 936,
1051, 1086.
Nicki 457.
Nörr 989.
j Nußhag 753.
O.
Oppermann 1077.
1P.
Pellkofer 88.
Pfeiffer 113, 221.
Pfeiler 310.
i Pöhlmann 171.
I Pospiech 41.
| Preller 851.
| Pschorr 85, 358, 781/83.
R.
Räbiger 761.
i Reinhardt 195.
XII
Reuther 963.
Richter 553, 895.
Rieger 440.
Riethus 889.
Rievel 593.
Roth 1078.
Rühm 601.
Rudolph 242.
S.
Sachweh 10.
Saphir 1008.
Sauer 209.
Schäfer 171.
Schaffer 462.
Schanz 852.
Schermer 336.
Scheuring 607.
Schloßberger 2018.
Schmähling 658.
Schmidt 94, 2009.
Schneider A. 1052.
Schneider J. 11.
Schottenheim 560.
Schulz 88.
Schwab 377.
Schwarzmaier 443.
Schweinhuber 171.
Sch weyer 118.
Schwind 929, 979, 1071.
Seuberling 171,
Sochtkemper 852.
Sokolowsky 608.
Sonderhauser 137.
Speidel 307.
Steen 953.
Stickdorn 1095.
Stietenroth 890.
Stoß 841, 961.
Stroh 233, 725.
Stünipfler 629.
T.
Taege 585.
Tietze 145, 305.
Topol 1049.
Train 297.
IJ.
Ulrich 147.
V.
Velasco 824.
Vermeulen 829.
Vogg 1050.
H.
Waldmann 529.
Warnecke 172.
Weichardt 1.
Weil 46.
Wendler 677.
Wenger 25, 676.
Wichera 1059.
Wildsfeuer 8, 66, 516, 1030.
Wildt 505.
Wirth 170, 831.
Wirthl 577.
Wolf 1096.
Wutzlhofer 418, 561, 955.
Z.
Zeller 89, 831.
Zimmerer 1049.
Zsckokke 729. .
oDo-
(frthtr: Tierlrztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tlorhellkando o. Viehzncht)
*• Unlor Mitwirk uug von:
Ministerialrat Dr. Attlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung iui
B. Staatsministerium Jür Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med ct phil. Brandt,
ordentlicher Universitätsprofessor in Müncheu; Dr. Ernst, Direktorder B. Veterinär-
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Generalveterinär a. D. Hochstetter;
Dr. Kitt, Honorar-Professor an der Universität und an der Technischen Hochschule iu
Mönchen; Kürschner, Bezirnstierarzt bei der B. Versicherungskammer; Dr. Moser,
außerordentlicher Universitätsprofessor in Müncheu; Dr. Niklas, Regierungsrat im
Reichswirtschaftsminist.; Dr. Opel, Direktor deäSchlacht-und Viehhofs in München;
Dr. Schmitt, ordentl. Universitätsprofessor in München; Veterinärrat Schneider,
städtischer Bezirks- umj Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungs- und
Veterinärrat in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirtschaft¬
lichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberländstallmeister in München;
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 4. Januar 1921. Nr. 1.
Inhalt:
Originalartikel: Weich ardt. — Wildsfeuer. — Referate. — Tierärztliche
Standes- und Wirtschaftslagen. — Verschiedenes (Hochschulnachrichten). —
Personalien. — Bücherschau.
Über nnspeziflscbe Leistungssteigerung (Protoplasma-
aktivierung).
Vpn Prof. Wolfgang Weichardt, Erlangen.
Die Proteinkörpertherapie, die Behandlung infektiöser
Prozesse durch Einspritzung von Eiweißen, spielt in den
letzten Jahren in der medizinischen Literatur eine recht,
erhebliche Rolle. Den Ausgang nahm diese Richtung von
der Vakzinetherapie. Es hatte sich herausgestellt, daß nicht
nur spezifische Impfstoffe bei bestimmten infektiösen Pro¬
zessen Nutzen stiften, sondern auch unspezifische. So wur¬
den beim Menschen typhöse Prozesse mit Erfolg nicht nur
mit aus Typhusbazillen hergestelltem Impfstoff, sondern
auch mit Colivakzine, die aus Oolikulturen gewonnen war,
behandelt (Kraus u. A.). Der Verlauf der Infektions¬
krankheit war bei richtiger Anwendung einer solchen
„Heterovakzine“ (Kraus) gewöhnlich der, daß nach Tem¬
peratursturz erhebliche Besserung eintrat. Statt der Hetero¬
vakzine verwandten schließlich manche Autoren Eiwei߬
präparate überhaupt, so Deuteroalbumose Merck (L ü d k e),
Milch (R. Schmidt). Der Erfolg war bei richtiger Dosie¬
rung der gleiche: günstige Beeinflussung des infektiösen
Prozesses, Niedergang des Fiebers, oft unter plötzlichem
Sturz.
2
R. Schm i d tzog ältere Untersuchungen W. We i -
chardt’s zur Erklärung dieser Resultate heran. W. Wei¬
ch a r d t 2) hatte gefunden, daß nach Einspritzung von Ei¬
weißen und Eiweißspaltprodukten bei Tieren, je naeh der
Dosierung, charakteristische Erscheinungen ’ zu beobachten
sind: spritzt man größere Mengen höhermolekularer Eiwei߬
spaltprodukte ein, so geraten die Tiere in einen charakte¬
ristischen Zustand: die Temperatur geht herab, die Atmung
wird verlangsamt, die Tiere werden benommen, sie bleiben
auf der Seite liegen. Nach einiger Zeit tritt der Tod. unter
Atemlähmung ein. ■öffnet man sofort den^Thorax, so sieht
man das Herz noch schlagen. Spritzt man dag eg e n
g er ingeMengen höher m o lekularerEiweiß-
spaltprodukte ein, so ist die Leistungs¬
fähigkeit der Tiere erhöht, wie man mittels
dosierter elektrischer Reizung von Muskeln an der Kymo-
graphionkurve nach weisen kann. Auch andere Zellfunk¬
tionen sind vermehrt, so die Antikörperbildung, die Drüsen¬
sekretion, auch ist die Tätigkeit der weißen Blutkörperchen
erhöht, ü. a. m. Die Tiere sind im ganzen munterer als gleich¬
große Kontrolliere.
Weichardt stellte deshalb schon vor langem die
Theorie auf, daß die vermehrte Leistung, welche nach erst¬
maliger kurzer Inanspruchnahme eines Organes zu be¬
merken ist, auf den Reiz'*derartiger Spaltprodukte, die sich
bei der Arbeit abspalten, zurückzuführen sei. *Er nannte
diese durch mannigfache Spaltprodukte zu erzielende Lei¬
stungssteigerung der verschiedensten Zellkomplexe „Proto¬
plasmaaktivierung“. Natürlich kann eine derartige Lei¬
stungssteigerung der verschiedensten Zellarten nur so quan¬
titativ bemessen werden, daß man die spezifische Leistung
jeder Zellart zur Maßmethode heranzieht. So kann die Lei¬
stung der Drüsenzellen nur aus der Steigerung der Produk¬
tion des Sekretes, die des Muskels an seiner mechanischen
Wirkung, die bei dosierter elektrischer Reizung im Kymo-
graphionbild festgehalten wird, gemessen werden. Ein
guter Maßstab ist auch die quantitativ bestimmbare Anti¬
körperproduktion.
Allerd ings reagiert der infizierte Organismus auf un-
*) R. Schmidt und Kaznelson: ^ammelref. B. kl. W. 1917,
S. 406 und Ther. Mh., 1917, S. 437. Ergebnisse der Hygiene etc.
4. 1920. Lindig: M-. M. W., 1919, S. 921. Schittenhelm:
M. M. W., 1919, S. 1403 u. a.
" *) Literatur s. Ermüdungsstoffe, Hb. d. patb. Mikroorganismen
v. KoIle-Wassermann, 2. Aufl. 2. S. 1499, Jena, G. Fischer.
Über Protetnkörpertherapie M. M. W., 1915, 8.1525, 1918, 8, 581,
1919, 8. 289, 1920, S. 91 und 1085.
3
spezifische Proteinkörpertherapie anders wie der normale.
Der infizierte Organismus ist als teilweise immunisiert oder
als überempfindlich anzusehen ; denn nach den neueren For¬
schungen wissen wir, daßdie Überempfindlichkeit im Prin¬
zip von der Immunität nicht getrennt werden kann. Die
Überempfindlichkeit wirkt zwar auf den Organismus meist
schädlich, während bei Immunität der Körper geschützt ist,
aber es zeigt sich doch, daß die Überempfindlichkeit einen
Versuch des Körpers darstellt, sich rasch des Infektions¬
stoffes zu entledigen, wobei es häufig zu Reaktionen kommt,
die den Körper zugrunde richten können. Die Überempfind¬
lichkeit ist also gleichsam ein Versuch des Körpers mit un¬
tauglichen Mitteln sich des Infektionsstoffes zu erwehren.
Beim bereits immunisierten Organismus wird immer
nach Einverleibung unspezifischer Eiweißpräparate
auch die Produktion spezifischer Antikörper stark
erhöht, \He aus Untersuchungen der verschiedensten For¬
scher, die hauptsächlich den Agglutinintiter maßen, hervor¬
geht.
Wird nun der infizierte Organismus mit Prote’in-
körpern behandelt, so treten gerade die Leistungen in den
Vordergrund, welche als Abwehrprozesse in erster
Linie in Frage kommen.
Wir sehen vor allen Dingen hochgradige örtliche Re¬
aktionen, ferner Erhöhte spezifische Antikörperproduktion,
Vermehrung der weißen Blutkörperchen u. s. f. Allen diesen
Reaktionen folgt bei richtiger Dosierung des leistungs¬
steigernden Präparates nach einer gewissen Latenzzeit er¬
hebliche Besserung.
Derartige Besserungen lassen sich nun nicht nur nach
Injektionen von Eiweißspaltprodukten, sondern auch von
chemisch definierbaren Stoffen nichteiweißartiger Natur
feststellen und es ist in den letzten Jahren vielfach die
Frage ventiliert worden, ob es sich nicht auch hier um eine
Protoplasmaaktivierung handelt, die direkt oder aber auch
indirekt dadurch zustande kommt, daß sekundäre Spaltpro¬
dukte, vor allem Eiweißspaltprodukte, nach Injektionen
eines chemisch nicht indifferenten Mittels im Körper ent¬
stehen. Ja man kann sich vorstellen, daß auch nach Ein¬
wirkung physikalisch wirkender Energiearten, wie elek-
trischeStröme oder Lichtstrahlen, derartige Spaltprodukte im
Körper entstehen und zur Protoplasmaaktivierung führen.
Weichardt 3) versuchte vor Jahren diese Vorstellung
*) Weichardt und Schwenk: Hoppe-Seylers Zeitschrift für
physiol. Chemie, 83, S. 381 und Zeitsclir. f. Immun. Forsch., 19, S. 528.
4
experimentell durch Absättigung6versuche zu beweisen.
Auf die Einzelheiten sei hier nicht eingegangen und auf
die betreffende Literatur verwiesen.
Dieser unspezifischen Leistungssteigerung, die nach In¬
jektion von Eiweißen und Eiweißspaltprodukten aber auch
nach Einverleibung der verschiedensten Chemikalien in der
richtigen Dosierung entstehen kann und als aktive
Leistungssteigerung, als Protoplaama-
aktivierung bezeichnet wird, steht die passive
gegenüber, welche darauf beruht, daß lähmend wir¬
kende Spaltprodukte entfernt werden, da¬
durch tritt ebenfalls Leistungssteigerung ein, die Er¬
müdungsgrenzen werden hinausgeschoben.
Eine derartige Form der Leistungssteigerung kann
praktisch nur beobachtet werden, wenn ein gewisser Er¬
müdungszustand und damit absättigbare Spaltprodukte be¬
reist vorhanden sind. Weichardt sah schon vor Jahren,
daß gewisse Verbindungen, die zunächst in den Dialysäten
vom Serum zu finden waren, das Fortschreiten der Er¬
müdung bei Tieren, die einer lang dauernden elektrisch ge¬
nau dosierten Reizung unterliegen, hintanhalten. In neuerer
Zeit haben H. M ü 11 e r 4 > und del Campo B) ähnliche
Stoffe als Produkte der inneren Sekretion nachgewiesen.
Während die Wirkungen, welche zur aktiven Leistungs¬
steigerung führen, durch organotrope Mittel, das sind
solche, welche in den Zellen ihren Angriffspunkt haben, her-
vorgeruffenwerden, beeinflussen die zur passiven Leistungs¬
steigerung geeigneten Mittel lediglich die lähmenden Spalt¬
produkte, nicht die Körperzellen, genau so wie z. B. das
Diphtherieantitoxin, das nur zum Diphtherietoxin Ver¬
wandtschaft hat, für die Körperzellen ganz indifferent ist,
dagegen die giftigen Stoffwechselprodukte des Diphtherie¬
bazillus bindet.
Die beiden Begriffe der aktiven u. passiven Leistungs¬
steigerung sind für dieses Gebiet neu, sie schjeinen sich zu
bewähren. Durch sie werden zwei Arten der Leistungsstei¬
gerung schärfer gefaßt als das früher möglich war. Daß die
Natur, wie überall, so auch hier mit einem großen Überfluß
von Möglichkeiten arbeitet, geht aus der am Schluß ange¬
führten schematischen Übersicht einiger bisher bekannter
Arten von Leistungssteigerung hervor.
Für die ärztliche und tierärztliche
Praxis wird in den nächsten Jahren der
4 ) H. Mftller: Zeitschr. f. Biol., 67, S. 489.
*) del Campo: Zeitschr. f. Biol., 68, 8. 285.
1
5
Ausbau der'unspezifischen Therapie, vor
allem bei infizierten Tieren, eine beson¬
ders wichtige Aufgabe sein. Möge die Anregung
durch chemische oder physikalische Mittel (Licht, Elektri¬
zität u. a.) nun direkt leistungssteigernd auf die Zelle
wirken oder indirekt durch Abspaltung leistungssteigernder
Produkte im Körper ausgelöst werden. Hauptsache
für eine gute Wirkung ist die Dosierung,
die nicht ein für allemal festgelegt werden kann. Sie hängt
von verschiedenen nicht immer genau im Voraus bestimm¬
baren Faktoren ab. So zeigte Weichardt 6 ), daß kleine
Mengen von Eiweißspaltprodukten anregen, große lähmen;
das „klein“ und „groß“ sind jedoch sehr relative Begriffe,
so wirkt für ein geschwächtes Organ eine Dosis bereits läh¬
mend, die für ein anderes anregend ist.
Es wird also gerade auf diesem Gebiete die ärztliche Er¬
fahrung für die Dosierung in allererster Linie wegleitend
sein müssen. Der erfahrene Arzt wird die anregende Dosis
meist treffen. Zu kleine Mengen sind wirkungslos, zu große
führen zu Lähmung, nicht zum gewollten therapeutischen
Effekt.
Was die praktische Seite anbetrifft, so
gibt es wohl kein Gebiet der Medizin, auf welchem die In¬
jektion von Eiweißen und Eiweißspaltprodukten nicht ver¬
sucht worden wäre.
Zunächst wurden typhöse Prozesse so behandelt und
zwar schon vor länger Zeit. Es sahen bereits vor Jahr¬
zehnten R. Fraenkel und Rumpf Erfolge bei Typhus
nach Injektion von Pyocyaneus-Eiweiß. Neuerdings ge¬
brauchte Kraus Impfstoffe, die von Kolibazillen herge¬
stellt worden waren, L ü d k e Deuteroalbumose Merck;
R. S c h m i d t injizierte Milch.
Auffällig ist der meist kritische Abfall der Temperatur
und die nach der Injektion einsetzende Rekonvaleszenz.
von denVelden 7 * studierte auch die günstige Be¬
einflussung lokaler Prozesse (beschleunigte Abstoßung von
Membranen etc.). So ließ sich eine günstige Wirkung auf
Diphtherie, Dysenterie, Gelbkreuzerkrankung und gewisse
Formen von Grippepneumonieen feststellen. Am auffällig¬
sten sind oft die Erfolge parenteraler Eiweißinjektionen bei
der Beeinflussung lokaler entzündlicher Prozesse, z. B. auf
gonorrhoischer Basis. Von Erfolgen bei den verschiedensten
Conjunctivitisformen wird berichtet.
6 ) Weichardt: Zeitschr. f. d. ges. Neuroh u. Payeh., 22, S. 586.
7 ) von den Velden: I?. Kl. W., 1919, Nr. 21.
6
Die beschleunigte Blutgerinnung nach Protemkorper-
injektionen wird wohl am besten als Ausdruck der Mehr¬
leistung der die Gerinnung fördernde^ Fermente aufgefaßt.
Gute Resultate wurden nach richtiger Anwendung bei Blu¬
tungen verschiedenster Art erhalten, besonders bei Lungen¬
blutungen infolge tuberkulöser Prozesse (von den Vel¬
den und R. Schmidt). Überhaupt wurde der Blut¬
apparat, besonders die blutbildenden Organe im Sinne
der Leistungssteigerung beeinflußt, was bei anämischen Pro¬
zessen von günstiger Wirkung war.
Eine Reihe von Autoren hatte gute Erfolge mit Protein¬
körperinjektionen bei septischen und pyämischen Erkran¬
kungen, bei Lymphangitis, Furunkulose, Erysipel, auch bei
septischen Prozessen hach Puerperium und Abort.
Endlich sei noch auf die Anregung der Milchsekretion
hingewiesen, die L i h d i g 8) nach Einspritzung von 5%iger
Kaseinlösung bei Wöchnerinnen feststellen konnte.
Weichardt hatte bereits gesteigerte Milchproduktion
bei Ziegen, die eine Zeit lang konstante Milchmengen ge¬
liefert hatten, nach Eiweißinjektionen gesehen.
Allerdings ist diese Art der Anregung sehr von der in¬
dividuellen Geeignetheit abhängig, während einzelne Tiere
ausgezeichnet mit einer Steigerung der Milchmenge nach
parenteraler Proteinkörpertherapie reagierten, blieb die
Reaktion anderer Individuen ganz aus.
In der tierärztlichen Praxis dürfte für
Versuche mit parenteraler Pro teinkör per-
therap.ie am geeignetsten die gekochte
Milch sein, die sich ja auch in der Humanmedizin bei
den verschiedensten Affektionen bereits bewährt hat.
Die Betrachtung der Proteinkörpertherapie unter dem
Gesichtswinkel der Leistungssteigerung und die Einführung
der hier gebräuchlichen Maßmethoden hat sich für die ein¬
heitliche Beurteilung und die exakte Weiterforschung als
sehr praktisch erwiesen, der Ausdruck „Protoplasma-
aktivierun g“, der diese Richtung kennzeichnet, hat
sich bewährt. Für die Erforschung mannigfacher Erschei¬
nungen nach parenteraler Einverleibung von Vakzinen, Ei¬
weißarten und anderen ganz verschiedenartigen Stoffen, ja
auch nach bestimmter physikalischer Beeinflussung ist eine
einheitliche Basis geschaffen.
Zum Schluß sei noch ein Schema verschiedener Arten
von Leistungssteigerungen angefügt.
8 ) Lindig: M. M. W., 1919, Nr.' 33, S. 921.'
Leistungssteigerung ist möglich:
| *9
i CÖ-<D
5 S’Stj
N cn o
2-2 c -
Q, ©
ßOfcJJfl.
§ 'S fl ©'
P g 0Ä
^ Jh cj'
-ö Ph © 03 *
| ©iS a..
® I» C
- > I — I
> «s >> ® £
5'S'S .S 2 A^-JL sc
ä’Srtjaus-ä ®-s §
2 o ^ äJ.SP^-- H
< fc4 0?^ I
: ~ :cs +a U*
•©-O ® ;
i _m c ^ ^ ^ 5 ; o ^
Ss 2 g-g-S-gS
SS* ff £?g S? oJd
iH Ee go
o^d.® . •
-C ® c5e
S v K..S-?
° » 3 >t ®
-4-* “C •— ^
^ ~ Ä: SS
P © ° c a>
t* ^rni>
3 _ »vj ©
bfl i
S 02
p tb
a 5
*■« © .
eg-ö c
x 53 i3 i2
>h E«c
K £ o
*** -'Z ■+*
j-m ®
g ©j- ajc ^
^ ~ *3 S-» © . , •
S -2 S ® ^ c S
'S <*> j? « 2 <»-©
+rp ISk;
Z2 - r P ^ feP
© © £P 5 © •
p ~ «,3t» S
3 3^:5^
3^ c .
co««N?
:i M i*s
”12»!
>a n S'a®W
s »j?a^-
*®iiä
pi^a © «s
©O^.glq
* H OJ 3 © X. ©
O
=--g £§•£
S5 «Jj
- » ® a,:~
o^-® S* c
.c ® ® — §
gftN^.g ä
S ® ® £ S'S • ^
®-p 3 ®*“£_2®
1 : 8 8 * 11 *
’S S>— K « to *V
X! <a ,»s Ms
cj v r —3 J^h 02 cq
y oßo^ o) >1
P s-t -4^ (D np cd
3 ~ ^
C °* :
fn ’ ’ £ »pH -*»
:«Sr2
: 2^ ® A
i^3 a
c»
: © © , s> ^ £ IT
d fct> tO P-= ? fi ^^
§- 5 ^1 ^ a§!5
?? *ff a-2 ®
? g.= o-2- 2 k -
^2-
Hanl- and Klaaensenche beim Pferd.
Von Dr. H. Wildsfeuer, prakt. Tierarzt in Ingolstadt.
Der Artikel „Das Pferd in seiner Beziehung
zur Maul - und Klauenseuche“ von M. Reuter
im „Bayer. Sport-Echo“, 1920, Nr, 34, gibt mir Veranlassung,
von mir beobachtete Erkrankungsfälle zu berichten.
Nach Reuter können andere als Klauentiere auf
flüchtigem Wege durch Maul- und Klauenseuche nie¬
mals infiziert werden und können Übertragungen lediglich
auf festem Wege stattfinden, z. B. durch Genuß von
roher Milch oder von Butter, die von seuchekranken
Tieren stammt, oder dadurch, daß Personen, die seucheü-
kranke Tiere zu behandeln haben, von dem Inhalt der
Blasengeschwüre etwas anderen Tieren in eine wunde Stelle
oder in die Maulhöhle bringen. Übertragungen auf diese
Weise sind beim Geflügel, bei Hunden und Pferden in Form
einer geschwürigen Entzündung der Maulschleimhaut be¬
obachtet worden, Welche ganz unter den gleichen Erschei¬
nungen wie die Maulseuche des Rindes verläuft, gutartiger
Natur ist und nach 8—10 Tagen von selbst in Heilung über¬
geht. Das Pferd besitzt gegen das Maul- und Klauenseuche-
Kontagium sehr weitgehende Widerstandskraft und gehören
daher Erkrankungen infolge dieser Seuche bei Pferden zur
größten Seltenheit.
Ich konnte in diesem Seuchenjahre in 3 Gehöften bei
4 Pferden Erkrankung durch Maul- und Klauenseuche fest¬
stellen. Die einzelnen Fälle will ich kurz beschreiben:
1. Fall bei F. in J. Im Stall stehen 6 Rinder und 2
zirka 18—20 Jahre alte Pferde nebeneinander. Die Seuche
verlief hier beim Rind bösartig, *2 Kühe mußten notge¬
schlachtet werden. Das neben den Rindern stehende Pferd,
ein Schimmel, frißt mit jenen zusammen Klee. Am 5. Tage
nach Ausbruch der Seuche erkrankt der Schimmel: furcht¬
bar starkes Speicheln, stärker als bar starkes Speicheln,
stärker als bei den Rindern, geringe Futteraufnahme,
Schluckbeschwerden. Am nächsten Tag zeigte das Pferd
Fieber (40,2), 60 Pulse, 28 Atemzüge, leichte Schwellung
der Kehlgangslymphdrüsen, stark verschärftes Vesikulär¬
atmen; aus dem Maul fließt Speichel, zähflüssig, fast wie
Gummi arabicum, in langen Strähnen, Maulschleimhaut
und Zunge sind stark geschwollen, auf der Maulschleimhaut
sind mehrere Bläschen sichtbar. Bei der zweiten Besich¬
tigung, am 5. Tage, hatte das Pferd 39,6 0 Temperatur, 56
Pulse, 28 Atemzüge; Speicheln noch gleich stark; in der.
9
Manlböble an Stelle der Blasen Erosionen; die noch stärker
angeschwollene Zunge zeigt große Epithelverluste. Das
Fieber geht sehr langsam zurück, Speichelfluß dauert über
3 Wecken, normale Futteraufnahme erst nach der 4.Woche.
Das zweite Pferd erkrankte nicht.
2. Fall bei H. in G. Die Maul- und Klauenseuche
verlief unter dem Viehbestand äußerst bösartig, 14 Stück
= Sh Prozent würden notgeschlachtet. Pferde- und Rinder¬
stall sind durch einen Hof von zirka 20 Meter Breite ge¬
trennt, das Personal des einen Stalles kommt mit den
Tieren des anderen nicht in Berührung. Im Pferdestall
stehen lö Pferde (1 Jährling, die übrigen im Alter von 8
bis 20 Jahren). Am 16. Tag nach Ausbruch der Maul- und
Klauenseuche erkrankt ein Pferd, ein zirka 15 Jahre alter
Schimmel: 39,8° Temperatur, 55 Pulse, 25 Atemzüge, ge¬
ringer Appetit; ziemlich starkes Speicheln, in der Maul¬
höhle Bläschen. Verlauf wesentlich milder als bei Fall 1;
Heilung nach 10 Tagen.
3. und 4. F a 11 bei Z. in L. Zwecks einer Nachbehand¬
lung zufällig in das Gehöft kommend sagt mir die Be¬
sitzerin: „Wir haben seit heute die Seuche, ferner frißt seit
gestern ein Pferd nicht recht“. Im Rinderstall stellte ich
bei 3 Kühen Maul- und Klauenseuche fest; es sei gleich
hier erwähnt, daß die Seuche ohne jegliche Behandlung
gutartigen Verlauf nahm. Der Pferdestall ist vom Kuhstall
zirka 40 Meter entfernt, durch eine Scheune getrennt; jeder
Stall hat eigenes Pflegepersonal. Im Pferdestall stehen 5
Pferde und zwar von links nach rechts: eine 2jährige Stute,
3jähriger Wallach, 4jährige Stute und zwei zirka 12jährige
Stuten. Erkrankt war der 3jährige Wallach mit folgenden
Symptomen: äußerst schlappe Körperhaltung; Barren und
Stand vor den Vorderfüßen sind mit Speichel bedeckt; beim
Herausführen schwankt das Pferd in der Hinterhand; 40,8 0
Temperatur, 68 Pulse, 30 Atemzüge; Kehlgangslymphdrüsen
leicht geschhollen; aus dem Maule fließt Speichel; Maul¬
schleimhaut und Zunge geschwollen, in der Maulhöhle
Bläschen. Bei der zweiten Besichtigung, nach 4 Tagen,
leichte Besserung, 38,9° Temperatur, 62 Pulse, 30 Atem¬
züge; Speicheln, in der Maulhöhle Erosionen; Futterauf¬
nahme gering. „Seit gestern hat auch die 4jährige Stute
die Seuche“, bemerkt die Besitzerin. Die Erscheinungen
sind dieselben, jedoch nicht so hochgradig. Bei der dritten
Besichtigung, nach weiteren 6 Tagen, waren beide Pferde
wieder normal.
V
10
Meine Beobachtungen möchte ich kurz dahin zuaammen-
fassen:
Die Maul- und Klauenseuche kann von kranken Rin¬
dern auf Pferde sowohl unmittelbar als mittelbar über¬
tragen werden. Die Erscheinungen sind dieselben wie bei
der Maulseuche der Klauentiere: hohes Fieber, Appetit¬
mangel, Speicheln, Auftreten von Bläschen in der Maul¬
höhle, Schwellung der Maülschleimhaüt und Zunge, Schwel¬
lung der Kehlgangslymphdrüsen, erhöhte Atemzahl, ver¬
schärftes Vesikuläratmen. Der Verlauf ist gutartig., Eine
eigentliche Behandlung ist nicht erforderlich; ich habe nur
geraten weiches Futter, Kleienschlapp zu geben und event.
das Maul mit Essigwasser auszuspülen.
Meines Erachtens kommen Erkrankungen infolge Maul¬
und Klauenseuche bpi Pferden viel häufiger vor als bis jetzt
angenommen wird. Bei Verdacht ziehen nämlich die Pferde¬
besitzer nicht gerne einen Tierarzt bei, weil sie fürchten,
es könnten veterinärpolizeiliche Maßnahmen auch für den
Pferdestall .angeordnet werden. Ob das Viehseuchengesetz
betreffs Gebrauch der Pferde in Seuchengehöften eine Ab¬
änderung erfahren soll, will ich einer berufeneren Stelle
überlassen.
Referate.
tafekttoBi- ul bbstoBSkraiUMttm.
Dr. Sachweh- Münster i. W.: Über eine bequeme
Modifikation in der Anwendung des Mutterblutes bei der
Behandlung der Pohlenlähme. (Berl. Tierärztl. Wochen¬
schrift, 1920, Nr. 23, S. 259.)
Um die Gewinnung von Impfserum aus dem Mutterblute zu
vereinfachen, defibriniert S. das aus der Vene strömende Blut in
einer gereinigten Flasche durch Schütteln mit 50 Glasperlen, etwa
5 Minuten lang. Zur Vermeidung der Emboligefahr verimpft der
Autor 500 ccm nicht intravenös, sondern intrar
peritoneal. Wer die endovenöse Verwendung des Serums be¬
vorzugt, muß das defibrinierte Blut vorher durch Watte filtrieren.
Die Resorption der immunisierenden Blutbestandteile erfolgt vom
Peritoneum so rasch wie aus der Blutbahn, die mühsame Prozedur
der Erwärmung auf die Bluttemperatur bleibt erspart. S. hat sein
Verfahren bei Kälberruhr, Ferkelruhr und auch bei .Fohlenlähme
mit Erfolg durchgeführt. Besonders vorteilhaft ist, daß
man bei diileser Methode mit. einer viel geringeren
Menge Blut als bei reiner Serumimpfung a u sr eicht, statt
des sonstigen Quantums von 1—2 Liter Blut benötigt man 600 bis
700 ccm. Bisher wurde trotz der Empfindlichkeit des Peritoneum
beim Pferde eine Schädigung sekundär-baktenileller Natur nicht
beobachtet, die gewöhnlichen Regeln der Sauberkeit müssen natür¬
lich befolgt werden. Die Technik der Ausführung der Injektion
gestaltet sich folgendermaßen; Eine 8—4 cm lange Nadel wird nach
11
/
vorherigem Abscheren und Desinfizieren in der rechten oder linken
Hungergrubengegend, dreifingerbreit unterhalb der Querfortsatz¬
leiste und ebensoweit oral vom Hüfthöcker entfernt, senkrecht
durch Haut und Muskulatur gestochen. Am Aufhören des Wider¬
standes erkennt man, daß man in der Bauchhöhle ist. Die Nadel
wird sodann parallel zur Bauchwand unter sondierender Bewegung
vorgeführt. Bei vorsichtigem Vorgehen ist eine Verletzung der
Darmwand ausgeschlossen. Vor der allgemein gebräuchlichen
subkutanen Injektion hat die neue Methode den Vor¬
zug, daß die Resorption der Immunstoffe schnell
und vollständig erfolgt, weshalb S. dieselbe zur Nach¬
prüfung empfiehlt. Me.
Chirurgie und Geburtshilfe.
Prof. Dr. Kitt- München: Die Heilung von Verlet¬
zungen beim Geflügel. (Süddeutsche Geflügel-Zeitung, 1919,
Nr. 42.)
Das Geflügel verhält sich bei Verwundungen aller Art im
Gegensätze zu den anderen Haustieren, und auch dem Menschen
gegen Infektionserreger auffallend unempfindlich. Nur ganz be¬
sondere Bakterilenarten vermögen Eiterungen und Blutvergiftungen
zu bewirken. Der Grund für das Ausbleiben von Eiterung und für
den gesteigerten Heiltrieb des Vogelkörpers liegt in dem starken
Gerinnungsvermögen des Vogelblutes. Durch den Wegfall lang¬
wieriger Eiterung gestaltet sich der Heilungsprozeß sehr einfach;
düe Wunde verklebt sich mit Blut und Sekret, das in wenigen
Stunden zur Kruste eingetrocknet, eine Schutzdecke gegen weitere
Störungen des Heilverlaufes bildet. So gehen alle Arten der Ver¬
wundung je nach Größe und Tiefe in 2—14 Tagen in Heilung über.
Selbst Sehnenwunden besitzen ein großes Heilvermögen, so daß
Tauben und Hühner, denen Strecksehnen der Füße oder Flügel
durchschnitten wurden, dieselben schon nach 3 Wochen wieder zu
benützen vermögen. Auch Knochenbrüche, selbst komplizierte,
heilen auffallend rasch und haben die Knochen schon nach 14
Tagen bis 4 Wochen ihre Gebrauchsfähigkeit wieder erlangt. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte.
Landesgruppe Bayern.
(Abschrift.)
Augsburg, den 29, November 1920.
An den Bayerischen Stftdteverband.
Betreff; Besetzung von Schlachthofleiiter-Stellen.
Die jüngst erfolgten Besetzungen der Schlachthofdirektor¬
in zwei größeren bayerischen Städten durch je einen prakti¬
schen Tierarzt zwingen die Unterzeichnete Landesgruppe im
Verfolg der Ziele des Reichsverbandes der Gemeindetierärzte zur
nachstehenden Vorstellung:
Die Gliederung des tierärztlichem Standes ,ilst im Laufe der
Jahre naturnotwendig in 3 Gruppen erfolgt: die Staatstier¬
ärzte, die Schlachthlofti'erärzte (Gemeindetierärzte)
und die praktischen Tierärzte (Freiberufstilerärzte).
V
r. Ft
Sf“ LIBRARY
12
Wenn auch jeder Tierarzt vermöge seines Studiengänges in der
Lage ist, die Fleischbeschau im ^lgemeinen aus zuüben, so kann
doch nur der spezialistisch durchgebildete Schlachthoftierarzt den
Anforderungen der Fleischbeschau im Großen, dazu in exakter
Form und nach neuzeitlichen Gesichtspunkten gerecht werden und
hauptsächlich den zur Leitung eines Schlachthofes bezw. Schlacht-
und Viehhofes, zumal einer größeren Stadt, nötigen Befähigungs¬
nachweis erbringen. So wenig, wie den Interessen de9 Viehbe-
sitzers gedient ist, wenn er zur Behandlung eines kranken Tieres
qinen in der Praxis nicht tätigen uhd- auf diesem Gebiete unerfah¬
renen Schlachthoftierarzt zuzieht, zumal wenn tüchtige praktische
Tierärzte zur Dienstleistung vorhanden sind, ebensowenig kann
den Interessen der Städte gedient sein, wenn sie ihre Schlaehthof-
leiter aus den Reihen der Praxis ausübenden Tierärzte unter Bei¬
seitesetzung der erprobten Schlachthoffachmänner wählen.
Von den Dienstesaufgaben eines Schlachthofdirektors hat sich
die Fleischbeschau zu einer eigenen Wissenschaft ent¬
wickelt mit den Spezialgebieten der bakteriologischen usw. Unter¬
suchung. Der Schlachthofleiter hat je nach örtlichen Verhältnissen
nicht nur bei der Untersuchung der geschlachteten und insbeson¬
dere der wegen Krankheit beanstandeten Tiere — sei es fort¬
laufend, -sei es vertretungsweise — selbst tätig zu sein, sondern es
obliegt ihm, da er in Bayern in der Regel zugleich städtischer Be¬
zirkstierarzt ist, auch die dienstliche Oberaufsicht über dieses viel¬
gestaltige Gebiet und außerdem ist er Obergutachter bei schwie¬
rigen und strittigen Beurteilungsfällen kranker Tiere, muß dem¬
nach in der Fleischbeschau ein besonders erfahrener Fachmann
sein.
Zur Leitung einer Schlachthof- .bezw. Schlacht- und Vieh¬
hofanlage gehören heutigen Tages zudem solide Kenntnisse und
Erfahrungen wnWerwaltungswesen, in der Komunal-
wirtschaft und in einer Reihe von spezialtechnischen
Gebieten. In diesem Zusammenhänge muß auf den jetzigen
hohen Wert aller in Betracht kommenden Objekte und auf die
heutige Bedeutung der Schlachthöfe für die Emährungswirtschaft
hingewiesen werden. Endlich hat je nach Größe des Platzes der
Schlachthofdirektor als städtischer Bezirkstierarzt die Geschäfte
der tierischen Nahrungsmittelpolizei einschließlich Milchunter¬
suchung wahrzunehmen.
Tierärzte, welche über die zu vorstehend skizziertem Aufgaben¬
kreis eines Schlachthofleiters erforderlichen Kenntnisse und Er¬
fahrungen nicht verfügen, werden notwendigerweise
zumindest für eine beträchtliche Zeit ver¬
sagen. Es werden sich Fehlurteile in der Fleischbegutachtung
ergeben, welche u. a. unerwünschte kollegiale Zwistigkeiten her-
vorrufen und die Autorität des neuen Direktors sogar erfahrenen
Gewerbetreibenden gegenüber schädigen. Ganz besonders aber
leiden die Interessen der Stadt und' der Allgemeinheit darunter,
wenn sich der Anfänger erst in die Aufgaben .seiner Stelle ein-
arbeiten muß. Viele Experimente werden auf allgemeine Kosten
gemacht werden und manche Möglichkeit, wirklich Zweckdienliches
leisten, dürfte ungenützt bleiben.
Bei unseren Bestrebungen leiten uns auch schwerwiegende
Standesinteressen. Wenn nämlich ein Tierarzt, der nicht
aus den Reihen bewährter Schlachthoffachmänner gewählt wurde,
9 für längere Zeit oder ganz als Leiter versagt, so ist zu befürchten.
13
daß die Schuld diese« Versagens au,f den ganzen Stand, nicht aber
auf die getroffene Wahl zurückfällt. Es bestehen aber gewichtige,
nicht zuletzt auch im Interesse der Städte gelegene Gründe, daß
als Schlachthofdirektoren nur Tierärzte, allerdings solche mit ent¬
sprechender Ausbildung, berufen werden.
Als wichtiger Punkt ist hierbei die zweckentsprechende
öffentliche Ausschreibung hervorzuheben und gerade
in dieser Hinsicht muß abermals auf das Vorgehen der beiden
Städte verwiesen 'werden, deren Art der Stellenausschreibung nach
unserem Wissen eine Reihe tüchtiger und geeigneter Schlachthof¬
tierärzte von der Bewerbung abgehalten hat. Die bezügliche Be-
kamntmachurig soll in erster Linie so gehalten sein, daß sie nilcht
den Anschein einer leeren Formsache erweckt und den Kundigen
unschwer erkennen läßt, daß bereits ein bevorzugter Kandidat im
Hintergründe steht. Es soll darin ferner die grundsätzliche
Beschränkung auf Bewerber aus Schlachthof- bezw. Gemeinde¬
tierärztekreisen ausgesprochen sein. Sie muß das Anerbieten eines
festen Gehaltssatzes enthalten, der je nach Größe des
Platzes außerdem derart bemessen sein muß, daß er tüchtige Spe-
zialfachleute veranlassen kann, ihren bisherigen, oft ruhigeren
Wirkungskreis mit einem größeren arbeits- und verantwortungß-
reicheren zu vertauschen. Eine etwaige Probezeit muüßte kurz,
nur nach Monaten, bemessen sein und dadurch wie auf dem Wege
der Vereinbarung unter den Städten dile Rücktrittsmöglichkeit in
die alte Stellung gewahrt werden. Außerdem sind Dienstwohnungen
und sonstige Vergünstigungen nach Wert und Gegenleistung kor¬
rekt anzugeben. Wenn endlich im Ausschreiben Spezialkenntnisse
ausdrücklich gefordert werden, so müßte darai$ auch festgehalten
werden. Beispielsweise mußte es befremden, daß trotz der von
der Stadt geforderten Kenntnisse in bakteriologischen Untersuch¬
ungen und im Schlachthofbetrieb die Wahl auf einen aus der kura¬
tiven Tätigkeit kommenden Praktiker, der auf dem fraglichen Ge¬
biete kaum erfahren und am allerwenigsten geübt sein konnte, fiel.
Gestützt auf die vorstehenden Darlegungen, welche zugleich
die auch in der Fachpresse mehrfach niedergelegte Überzeugung
der gesamten deutschen Gemeindetierärzte wiedergeben, ersucht
die unterfertigte Landesgruppe den Bayerischen Städteverband,
dahin zu wirken, daß künftighin bei der Besetzung
der genannten Stellen die Auswahl nur unter
den Schlachthoftierärzten bezw. -leitern ge¬
troffen wird und daß die bezüglichen Aus¬
schreibungen unseren billigen Forderungen
entsprechen. Es liegt uns als Gemeindetierärzten besonders
ferne, damit der Selbstverwaltung der Städte nahe treten zu
wollen. Es soll lediglich eine berechtigte Standesfotderung zur
Geltung gebracht werden, die zugleich in besonderem Maße im
eigenen Interesse der Städte und der Allgemeinheit gelegen ist.
Reichs verband der deutschen Gemeinde¬
tierärzte (Landes gruppe Bayern).
gez. J. Schneider, I. Vorsitzender.
14
Verschiedenes.
Tierauofct, Tisrhaltuig, Diätetik.
310 000 Mark für einen 2 Ya jährigen Hengst!
Die Hengstaufzüchter G ä t i n g und Müller in Esens¬
hammer-Oberdeich im Freistaat Oldenburg verkauften dieser Tage
an die Hengsthaltungs-Genossenschaft zu Eutin (Lübeck) einen
jungen 2 % jährigen Hengst, abstammmd von „Gido“ (Züehter:
Landwdlrt Thiele in Knappenburg), für den bislang noch nicht
gezahlten Preis von 310 000 Mark. S. M.
Staatsvaterlnärwesra, Auslands tlesst and VersiekerugsvesM.
Vorkehrungen der sfichsischen Regierung gegen die Rinderpest
aus Polen.
Nach zuverlässigen Mitteilungen ist die Rinderpest auch in
Polen ausgebrochen und zwar in den Gegenden von Bialystock
und Wolhynien,. Über die Ausdehnung der Seuche ist bis jetzt
näheres nicht bekannt geworden. Verdachtmöglichkeit liegt auch
hinsichtlich Litauens und des Memellandes vor. Die Einschleppung
der Seuche ist wahrscheinlich infolge der kriegerischen Wirren in
Polen und durch Vieh aus dem Osten erfolgt, das von den Bolsche¬
wistentruppen zur Verpflegung mitgeführt worden ist. Die zunächst
beteiligte preußische Regierung hat alle Schritte getan, um der
den heimischen Viehbeständen drohenden ganz außerordentlichen
Gefahr zu begegnen. Auch das sächsische Wirtschaftsministerium
hat die Veterinärbehörden zu besonderer Wachsamkeit angehalten.
Der Schwerpunkt hegt aber in der Aufmerksamkeit und Sachkunde
der Tierärzte, die, so führt das sächsische Ministerium aus, mit
der Ausübung der Schlachtvieh- und Fleischbeschau beauftragt
sind. Es werde nichts unterlassen werden, was zur Verhütung der
Einschleppung der Rinderpest nach Sachsen nötig erscheine. Dem¬
nach dürften bei der ganzen Lage der Verhältnisse im Osten die
deutschen Viehbesitzer darüber nicht im Zweifel sein, daß die aus
Polen drohende Rinderpestgefahr viel größer und daß ihr viel
schwerer mit Erfolg entgegengetreten werden könne, als der Ein¬
schleppung der Seuche aus Belgien, die bis jetzt glücklicherweise
habe verhütet werden können. S. M.
Landwirtschaft and Futtermittelkande.
Das Schicksal der von Deutschland an Frankreich und Belgien
abgelieferten Kühe.
Die in Holland erscheinende angesehene Tageszeitung „Nieuwe
Courant“ weist in einem Artikel unter der Überschrift: „Die bol-
schewistischeGefahr“ auf die bedenklicheWirkung auf das deutsche
Volk hin, wenn es höre, daß Frankreich mehr Kohlen habe als es
brauche, während in Deutschland den Privaten uod der Industrie
die Kohlen entzogen werden, um das Abkommen von Spaa zu er¬
füllen, wenn es höre, daß die Franzosen und Belgier größere
Mengen dieser Kohlen nach Deutschland zurückveTkaufen, und
wenn es erfahre, daß ein großer Teil des bisher abgelieferten
besten Zuchtviehs in Frankreich und Belgien abgeschlachtet wor¬
den sei, und daß trotzdem noch die Ablieferung von 800 000 Milch¬
kühen trotz der Entbehrungen der' Frauen und Kinder gefordert
15
werde. Letztere Nachricht würde kaum glaublich erscheinen, wenn
nicht der belgische Tierarzt Brödo- in Mecheln in einer belgischen
Zeitung eine ganz ähnMche Angabe gemacht hätte.
Hochschulnachrichten.
Zu tierärztlichen Ehrendoktoren hat die Universität Leipzig
auf Antrag der Dresdener Tierärztlichen Hochschule den Regie¬
rungsveterinärrat A u g s t in Kamenz und den früheren Dozenten
Veterinärrat Lungwitz in Kleinzechawitz ernannt. (M. N. N.
11712.12.20.) '_
Deutsches Korrespondenzbüro für ausländische Universitäts¬
und Studentenangelegenhelten. Das „Deutsche Korrespondenzbüro“
ist eine selbständig entstandene und unabhängige Einrichtung, die
als Zentralstelle für Deutschland’ mit den offiziellen Behörden der
deutschen Universitäten und der Studentenschaft arbeitet. Es ent¬
hält sich grundsätzlich jeder parteipolitischen Stellungnahme. Seine
Tätigkeit richtet sich nach folgenden von den deutschen Universi¬
täten und der deutschen Studentenschaft auf dem zweiten deutschen
Studententage grundsätzlich angenommenen Richtlinien: 1. Zur
Vermittlung p r a k t i s ch e r Au s 1 a n d s k u n d e den deut¬
schen Studenten Gelegenheit zu geben, die sozialen, wirtschaft¬
lichen und akademischen Einrichtungen der Universitäten des Aus¬
landes kennen zu lernen. Dies soll erreicht werden durch : a) Wie¬
deraufnahme der Verbindung mit den Studentenorganisatiionen des
Auslandes, b) Vermittlung von Paß- und Reiseerleichterungen nach
dem Auslande und Hilfe bei der Zurechtlegung von Studienreisen
und Paßamfertigung, c) Einrichtung gemeinsamer Studienreisen
nach dem Auslande für. Studenten; hierbei soll durch besondere
Vorlesungen und Exkursionen die Kenntnis der für das betreffende
Land eigentümlichen Knlturgrundlagen vermittelt und so den deut¬
schen Studentem eine breitere Lebensbasis verschafft werden; durch
diese Erweiterung seines Gesichtskreises soll der Akadenfiker be¬
fähigt werden, seine zukünftige Stellung, welche es auch sei, in
seinem. Vaterlande besser auszfufüllen, als es bisher möglich ge¬
wesen ist, d) Einrichtung von Filialbüros an allen Universitäts¬
zentren des Auslandes, die nach den gleichen Prinzipien wie das
Deutsche Korrespondenzbüro arbeiten und als Zwischenglieder
zwischen den ausländischen und deutschen Studenten dilenen sollen.
2. Zur Unterstützung der deutschen Wissen¬
schaft die Verbindung mit den Universitäten und wissenschaft¬
lichen Instituten des Auslandes wieder aufzunehmen, um dadurch
auf dem Wege des Austausches die Ergänzung der deutschen
wissenschaftlichen Bibliotheken mit der. wissenschaftlichen Lite¬
ratur des Auslandes zu erleichtern. N&ch dem Grundsatz der
Gegenseitigkeit: a) zureisenden ausländischen Studenten
behilflich zu sein, sie in Professoren- und. Studentenkreise einzu¬
führen, um Ihnen einen vollgültigen Eindruck vom deutschen Stu¬
dentenleben zu vermitteln, b) in Deutschland ähnliche allgemein-
bildende Ferienkurse für Ausländer wie unter Punkt lc zu er¬
richten. Die Vorbereitung zur Herausgabe einer „Universitäts¬
weltschau“ zu betreiben, deren Zweck sein soll, den Studenten
aller Länder Einblick za gewähren in die geistigen Strömungen,
die an den ^Uniersitäten fremder Nationen herrschen.
16
EtaheltHcher Prflb)äM^Sdwibe(iad im gamemi Rakhe «n 4m
hMieren Schulen.
München, 3. Dezember 1920.
Bei der Erledigung' Kurzer Anfragen wurde vom Kultusmini¬
sterium betreffend die Verlegung der Reifeprüfung
an den höheren Lehranstalten vom Schuljahrsende
auf Ostern mitgeteilt, daß 1921/22 sich voraussichtlich auch für
Bayern eine solche Maßregel als notwendig erweisen wird, wie sie
Württemberg und Baden bereits getroffen haben. Das Reichsmini¬
sterium des Innern habe Ende Oktober die Vertreter sämtlicher
Landesregierungen veranlaßt, zur Frage eines einheitlichen Schul¬
jahrsbeginns Stellung zu nehmen. Hierbei stimmten alle Vertreter,
ausgenommen die bayerischen, für einen einheitlichen
Schuljahrsbeginn im Frühjahr. Nach diesem Ab¬
stimmungsergebnis werde Bayern auch nicht umhin können, zum
Schuljahrsbeginn im Frühjahr überzugehen. Demnach werde das
nächste Schuljahr 1921/22 als Ubergangsjahr -zu behandeln und
demgemäß dieses {Schuljahr an Ostern 1922 zu schließen sein, wo¬
mit dann auch eine Verlegung der Reife vom Sommer 1922 auf
Ostern desselben Jahres verbunden sein wird. Die Ferienordnung
soll nicht einheitlich geregelt werden, sondern nur die bis zu einem
Monat differierende Feriendauer. Es wurde ausdrücklich in der
Reichsschulkonferenz darauf hingewiesen, daß es bei der klimati¬
schen Verschiedenheit der Länder und den wirtschaftlichen Ver¬
hältnissen nicht angeht, die Ferien im ganzen Reiche ganz gleich-
heitliich zu regeln. Infolge dessen wird voraussichtlich an der
Ferienordnung in Bayern nichts geändert werden, wenn auch die
Feriendauer gleichheitlich geregelt werden soll.
M ü n c h e n, 17. Dezember 1920.
Eine außerordentliche Sitzung des Staatshaushalts«
auaschuasea fand am Freitag vormittag über die Frage der
Schulj&brsordnung in Bayern bezw. des Schuljahrsschlus-
8e« statt. Anträge (Dr.Hilpert und Eisenbeis) verlangen
Beibehaltung des bisherigen Schuljahres, ein pfälzischer Antrag
verlangt Verlegung des Schulbeginns schon auf April 1921, wenn
das bayerische Schuljahr nicht aufrecht erhalten bleiben kann.
a Berichterstatter Abgeordneter Dr. Wo h 1 m u t h betont, daß
Bayern die beste Schuljahrsordnung hatte; es dreht sich darum:
Wird Bayern durchdringen oder nicht? Betrachtet man die Reichs-
Verfassung genau, so muß man zu dem Urteil kommen, daß sie ein
Raubzug gegen Bayern ist. Das spreche ich mit voller
Überzeugung und allem Nachdruck au«. Die Reichsverfässung gibt
dem Reiche das Recht, die Ferien zu regeln. Wenn Bayern allem
bleibt, kann es seine Schuljahrsordnung aufrecht erhalten oder
nicht? Besteht keine Aussicht, die bayerische Schuljahrsordnung
zu retten, so sollte es gleich zu Ostern gemacht werden.
Abg. Dr. Hilpert führt aus, daß wir vor einem furchtbaren
Dilemma stehen, es ist darin zu suchen: Legfen wir uns auf die
bayerische Verordnung fest, dann müssen wir wissen, daß uns
vom Reiche keine Schwierigkeiten erwachsen. Müssen wir aber
das Schuljahr verlegen, so entstehen für die bayerischen Absol¬
venten Nachteile. Abg. Dr 1 . Hilpert bringt einen Eventualantrag
ein, der verlangt, daß wenn die preußische Schuljahrsordnung
Bayern aufgezwungen werden sollte, die bayerischen Mittelschul-
1 ?
absofveaten schon im April 1921 ihre Reifeprüfung machen dürfen,
um triebt Boden and Wüttemberg gegenüber geschädigt zu sein.
Im Sinne der Anträge sprechen auch die Abgeordneten
Dr. Hammer,schmldt und Dr. Schlittenbauer.
Kultusminister Dr. Matt: Ein allgemein gleicher Schul¬
beginn für alle Schulen ist nach der Vereinheitlichung und zu¬
nehmenden Freizügigkeit ein Bedürfnis. Zu diesem Grund¬
sätze ist das Reich verfassungsmäßig berechtigt. Der Weg güt¬
licher Vereinbarung innerhalb der Länder ist vom Reiche aus ein-
ges&hlagen worden. Die gütliche Vereinbarung ist t zu ungunsten
Bayerns ausgefallen, alle Länder haben sich für den preußi¬
schen Schuljahrsbeginn ausgesprochen. Wir können, so lange
feeln Reichsgesetz vorhanden ist, bei unserem bisherigen Schuljahr
bleiben. Nachdem sich aber Baden und Württemberg für die
preußische Schuljahrsordnung ausgesprochen haben, steht Bayern
isoliert. Die übrigen Staaten haben sich bereits auf den Früh¬
jahrsbeginn festgelegt. Die bayerische Regierung kann wohl noch
einen Versuch machen^ aber Aussicht auf Erfolg ist nicht vor¬
handen. Baden und Württemberg haben den Beschluß vom Be¬
ginn de« Schuljahres gefaßt und daher den Lehrplan so verteilt,
daß da« Schuljahr 1921 im April schließen kann. Bayern, hat das
nicht getan, das Kultusministerium kann daher die neue Schul-
jahttordnung erst ab April 1922 gutheißen. Die Änderung des
Schuljahres würde aber Bayern nicht hindern, die Ferien nach
Gutdünken zu legen.
ln der weiteren Aussprache ist Abg. Burger (B. Mp. und
D. Vp.) für einheitlichen Schuljahrsbeginn für alle Schulen und
für das ganze Reich, das neue Schuljahr sollte in Bayern mit be¬
sonderer Berücksichtigung der Pfalz bereits Ostern 1921 be¬
ginnen
Der Minister erklärte schließlich, daß, wenn Bayern mit
seiner neuerlichen Vorstellung nicht durchdringen würde, auch in
Bayern das neue Schuljahr bereits im April. 1921 be¬
ginnen würde.
Insgesamt lagen fünf Anträge zur Abstimmung vor. An¬
genommen wurde der ursprüngliche Antrag Dr. Hilpert in
folgendem Wortlaut:
Der bisherige Schuljahrsanfang und die
bisherige Ferienordnung in Bayern sollen
einheitlich für das ganze Reich Geltung be¬
kommen. Für den Fall des Scheiterns dieser
Versuche soll an der bayerischen Ferienord¬
nung festgehalten werden.
: Mit der Annahme dieses Antrages sind die übrigen Anträge
erledigt. _
BÜcherscfaau.
Lehrbuch der Fleicebftyglefte mit besonderer Berücksichtigung der
Schlachtvieh- und Fleischbeschau für Studierende der
Veterinärmedizin, Tierärzte, Ärzte und Ver¬
waltungsbeamte. Von ^Geh. Medizinalrat Dr. med. vet.
et pbül. Richard Edelmann, Vortrag. Rat f. Veterinärsachen
(Landes tieräfzt) im sächs. Wirtschaftsministerium, o. Honorar¬
professor a. d. TierärztL Hochschule in Dresden. Vierte, umge¬
arbeitete, Auflage. Mit 4 Farbentafeln und 228 Textabbildungen.
Jena, Verlag von Gustav Fischer 1920. Preis brosch. 86 Mark;
geh. 42 Mark.
18
Mit dem Erscheinen dieser 4. Auflage hat der Verlag ein ge»
wisses Risiko übernommen. Bricht sich doch mehr und mehr tiie
Überzeugung Bahn, daß eine mehr oder weniger gründliche Um¬
gestaltung unserer Fleischbeschaugesetzgebung am Platze sei.
Wenn der Herausgeber die Bearbeitung dieser 4. Auflage nun
trotzdem übernommen und der Verlag sich zur Herausgabe ent¬
schlossen hat, so müssen die hiefür interessierten Kreise biefür
Dank wissen. Natürlich blieb der Abschnitt über die „Gesetz¬
lichen Grundlagen zur Durchführung von Maßnahmen auf dem Ge¬
biete der Fleischhygiene“ (Kap. IV) in der alten Fassung bestehen.
Der übrige Teil des Werkes stellt aber eine teilweise Umarbeitung
der früheren Auflagen dar und es ist in Aussicht genommen, daß
nach Bekanntgabe der beabsichtigten Abänderungen der Fleisch¬
beschauvorschriften diese jetzige Auflage durch Herausgabe eines
Anhanges entsprechend ergänzt werde. — Das vorliegende Buch
weist an verschiedenen Stellen die sorgfältige Hand des Verfassers
auf, der bestrebt war, den Fortschritten iin der Wissenschaft und
auch gewissen Bedürfnissen in der Praxis nach Tunlichkeit Rech¬
nung zu tragen. Einige Abbildungen, darunter zwei größere,
prächtig gelungen, ergänzen den textlichen Teil in wünschens¬
werter Weise. Nikht vergessen werden darf die vorzügliche Aus¬
stattung des Buches durch den Verlag, der in Papier, Buchdruck
und Abbildungen Musterhaftes geboten hat. Ma,
Vorschriften Ober Krankheitserreger.
Unter dem 4. September 1. J. sind 2 Bekanntmachungen der
Staatsministerien des Innern, für Unterricht und Kultus und der
Finanzen, sowie eine Entschließung des Staatsministeriums des Innern
erschienen, welche das Arbeiten und den Verkehr mit Krankheits¬
erregern und die Versendung solcher zum Betreffe haben und für
alle Tierärzte von Belang sind.
Es ist nicht möglich, sie hier wiederzugeben und es sei deshalb
darauf verwiesen, daß sie mit der Verordnung des Reichskanzlers
v. 21. 11. 17 über Vorschriften über Krankheitserreger in Baud
XVIII der Vorschriften für das Veterinärwesen in
Bayern abgedruckt sind. _
PersonaMen.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. R, Reu sc hl in
Pfaffenberg (B.-A. Mallersdorf). Adalbert Uffinger von München
in Egglham (B.-A. Pfarrkirchen).
Verzogen: Dr. Schütz von Pfaffenberg nach Schwandorf.
mini
IlllllillllllllllilUllllllllllll
' Soeben erschien:
tierärztlicher Taschenkalenler
Bearbeitet von
Dr« 4m Mayr v Prot an der Tierärztl. Fakultät der Universität München
und
Ha BQrchner, Baeirks-Tierarzt a. D., Utting a. Axnmeraee.
Buchdruckerei J. Gotteswinter, Manchen
ThaatinaratraBa 18 Talaphon 87878
"if .1
mit desinfizierender
und adsorbierender Wirkung
. i
Ermöglicht die Anwendung der
Dakin-Methode
auf Irochenetn Wege.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rhein
20
BAYER
m»
gegen
bei allen Haustieren.
Bequem, sauber, zuverlässig
3 Liter
zuveriassioes. n.. Ä M
bequemes und B lrP?in
unschädliches 1 * iB 5** 1B
für Groß- und Kleintiere
ty)P 7 fallKirlninitD 11 * Nr - 1 (,ör orone Tiere) Dos. X^Mk.
iJllblilUllJUlnuIlybU • Nr. II (iflr kleine Tiere) Dos. X Mk.
Verkauf nur an und durch
die Herren Tierärzte.
General vertrieb
Eifelstraße 21
21
Vorschriften
in Bayern.
Ranri XVIII ist soeben ausgegeben worden, Band XIX
DOIIU mV. will w j r( j i n Bälde beginnen. Die Herausgabe
besorgt wie bisher, Herr Ministerialrat Dr. Gasteiger.
Gefl. Bestellungen wollen an die
Buchdruckerei J. Gotteswinter, München,
ThaatlnsrstraBe 18. Postscheckamt München Nr. 6015
gerichtet werden, wo die einzelnen Bände zu 5.— Mk. für Band I,
5.50 Mk. für Bände II mit X, 6.— Mk. für Band XI, 6,50 Mk. für
Bände XII und XIII, 7.— Mk. für Band XIY, 0,25 Mk. für Band XV,
10.50 Mk. für Band XVI. 22,50 Mk. für Band XVII und 30.— Mk.
für Bände XVIII und XIX zu beziehen sind.
Buchdrudcerei J. Gotteswinter, München,
Theatinerstraße 18.
i!!IIIl!!ii!lllliH!l||
1 Für die Hnndepraxis empfehlen wir u. a.
wmiiMiiOTnniaimii'miimiifttimiitniin’riinpniiTTi
Bandwnrmkapseln
für große und kleine Hunde.
Kanivermol
gegen Ascariden.
Bajuvarinseife,
gegen chronische Ekzeme.
Carboxolkapseln
mit 1,0, 1,5, 2,5 bei.Magen-
und Darmkatarrh.
01. Ricini-Kapseln
Lebertran-Emulsion
(NÄhr-Emulsion).
Parasitenseife
Räwielinimente
Blausäurelösnng 10
5 hezw. 10 ccm Ampullen.
°/<»
l
Stanpetropfen
Stanpesernm (Schreiber)
Yohimbin-Veratiln-LÖS11D3
gegen Impotenz.
i
im 11,111111111111’i'i.ihi itm: ii n
I Bennen & Co., Hü »'S Hannover I
1L Fernspr. Hannover-Nd. 1977. Fahr. diem.-pharm. Präp. Med.-DrogenoroOh. Tel.-Adr.Bengenco. j|
I
22
23
>Ti it; ff! iTmThTi jT^tti tTi it. ifim *Tt iti *Ti «Tt «Tuti Iti m !Ti iT ( JTt !Ti m !fu?i JTi JTi iti i?i JTr ?Ti ffi Jti 1T1 Jti JTi ITi ffi h i iT ( ?Ti JTi Jti Jfi ITi m i ff i it« ITi 1T1 JTi m !Ti iti Iti Iti JT» ?ti ITi !Ti JTuTi Jti ^ iti Jti iti !ti iti iti iTi
Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be¬
währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
unliebsamen Nebenerscheinungen.
Empfohlen bei:
a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Niercnverschlag, Haeinoglobinämie, Anämie
äpez. perniciöse Anämie, Morbus maculosus.
b) Kinder:
Gebärmutterentzündungen, alle septikämischen Er¬
krankungen im Anschluß an die Gehurt, bösartiges
Katarrhalfieber.
c) Hunde:
Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
BOL1F1XIN
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
Clemiscbe Fabrik Hemm
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Tclegr.:
Chemische Aubing.
I N
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
/ Lieferung erfolgt an Tierärzte
Schriftleiter- Dr. Josef Mayr, München, Veterin&rstr. 6. — Druck von J. Öotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegerache Universltätsbuchhandliing. München, Odeouspl. 2.
(IrUer: Tloräntllches Wochenblatt n. Wochenschritt ittr Tierheilkunde u. Viehzncht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor &n der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jabrg. München, den 25. Januar 1921. Nr. 4.
Inhalt:
Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn). — Braun. —
Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes (Hoch-
Bcbulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Ein Versack zar Züchtung von Aphthenlymphe.
(Vorläufige Mitteilung.)
M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Elans Bertschy, Sohn,
Düdingen (Schweiz).
Die vorliegenden Versuchsergebnisse wurden durch
den überaus interessanten Artikel von Herrn Professor
Dr. Kitt in Nr. 34 und 35 der „Münch. Tierärztl. Wochen¬
schrift“ angeregt.
Unsere Versuche weichen aber insofern ab, daß sie
nicht an totem, sondern an lebendem Material ausgeführt
wurden. Bis wir zu einem positiven Resultate gelangten,
hatten wir die Züchtungsversuche an über 500 Kühen und
Rindern gemacht, die an Maul- und Klauenseuche erkrankt
waren.
Wir geben hier nur das prinzipiell Notwendige der
Versuchsanordnung bekannt. Die Technik der Impfung ist
genau die gleiche wie bei der Pockenimpfung (Epidermis)
ebenfalls die Wegnahme des sich bildenden Pustelexanthems
am 4.—6. Tage. a
Den Kühen und Rindern, die an Maul- und Klauen¬
seuche erkrankten, wurde an der Schulterblattgegend eine
handtellergroße Haarstelle rasiert und die freigelegte Epi¬
dermis mit humanisierter Vaccine skarifiziert.
Nach Ablauf von 4—6 Tagen waren die Pockenpusteln aus¬
gebildet. Diese erste Passage humanisierter Vaccine auf
den maul- und klauenseuchekranken Rindern wird abge¬
kratzt und in ein Gefäß mit physiologischer Na CI- plus
0,5 °/ 00 iger Phenollösung gelegt. Das so gewonnene Pocken¬
exanthem wird in einem Mörser zerrieben und auf ein
anderes Rind überimpft (skarifiziert). Auf diese Weise
wird die zweite Passage Pockenlymphe auf maul- und
klauenseuchekrankeh Rindern gewonnen.
Die auf diese Weise gewonnene dritte Pockenlymph-
passage wurde mit dem Blaseninhalt sprung-
reifer Aphthen vermischt und verrieben. Dieses
Aphthen- und Vaccine-Gemisch wurde wieder durch weitere
Passagen fortgezüchtet.
Nach der fünften, sechsten usw. Passage dieser ver¬
einigten humanisierten Vaccine plus Aphthenlymphe trat
folgende merkwürdige Erscheinung in der Pustelbildung
auf: die den Pockenpusteln typische Lisiereu. Delle
verschwanden. Es entwickelte sich in der Folge ein
typisches Exanthem, das den Aphthen sehr ähnlich ist und
je nach der Größe der Skarifikation in beliebiger Menge
auf tritt und den Aphthen der Euterzitzen nicht unähnlich
sieht.
Als Kontrollversuch, ob wir es hier wirklich mit viru¬
lentem Aphthenvirus zu tun haben, wurde folgendes Ex¬
periment gemacht: In einem Bestand von 24 Kühen wurden
14 Kühen mit der sechsten Passage von vereinigter Aph¬
then- und Vaccinelymphe geimpft (skarifiziert); diese 14
Kühe erkrankten alle nach dem fünften Tag gemeinsam
an Maul- und Klauenseuche. Während die 8 Kühe, welche
allein mit der humanisierten Vaccine der ersten Passage
geimpft wurden, erst allmählich erkrankten, d. h. eine nach
der anderen.
Wir teilen diese neuen Versuche mit, damit sie weiter
geprüft werden, denn wir glauben, sie bieten die Möglich¬
keit einen gangbaren Weg zu beschreiten zur Gewin¬
nung von genügend Lymph material für
Versuchszwecke, die zu einer möglichen
aktiven Immunisierung führen.
Etwas über Chemotherapie bei Hanl- und Klauenseuche.
Von K. Braun, Distrikts-Tierarzt in Roth bei Nürnberg.
Es ist Erfahrungstatsache, daß Weidetiere von der
apoplektischen Form der Maul- und Klauenseuche selten
betroffen werden und Binder, die viel Bewegung und reich¬
liche, aber mäßige Arbeit finden, die Seuche in milderem
Maße überstehen, als Tiere, die dauernd im Stall gehalten
werden. Zudem habe ich die Beobachtung gemacht, daß
der Seuchengang dort besonders gutartig verlief, wo die
Binder im Beginne der Erkrankung in gesetzwidriger und
strafbarer Weise zur Weide getrieben oder gar noch zum
Zuge verwendet wurden. Solche Wahrnehmungen geben
59
Veranlassung, nachzusuchen, welche Momente hier begün¬
stigend mit eingreifen.
Zunächst steht außer Zweifel, daß Bewegung den Stoff¬
wechsel erhöht, intensivere Aufnahme von Sauerstoff ver¬
anlaßt,- den Herzim.sV.-l si ? »\k.i und die gesamte Körper¬
muskulatur, wie die Kops:A ul og kräuigt, so daß die Lei¬
stungsfähigkeit und Whiev-1and-kra;i H..s Organismus ge¬
steigert wird. Außerdem sind Arber,-riete infolge der Des¬
infektionskraft des Lichte-, und der Luft und aus manch
anderen Gründen den Gefahren einer Infektion weit we¬
niger ausgesetzt als Sfalitiere. Allein derartige Vorteile,
wie sie mäßige körperliche Ansi i engung mit sich bringt,
möchten nach meiner Auffassung nicht einzig und allein
bewirken, daß die Seuche gutartiger in Erscheinung tritt.
Hier dürfte nach meinem Ermessen ein weiteres Moment
mit hereinspielen, etwas Wesentliche-, das mit der Mus¬
kelarbeit in direktem Zusammenhang steht. Zunächst
könnte man an die Einwirkung dm: M h hhiure denken, die
bei der Tätigkeit des Muskels aus Gi.vkogen und Zucker
übergeführt wird. Allein die entstandene Milchsäure wird
durch basische Salze sofort gebunden, es entstehen milch¬
saure Salze ^milehsau i Ka ! l und andere) und diesen kann
nach den bisherigen f : ungeu desinfizierende Eigen¬
schaft nicht beigcmcs.seii worden.
So käme denn ein anderes che mix-her Vorgang bei der
Muskelarbeit in Betracht, an den ich brn meinen Versuchen
zur Bekämpfung der Maul- um! K u-nsvuche bezw. deren
Intoxikation zurüekerinnert woohm hin.
Weichardt hat, in seht •••>'! A i' : u fest gelegt, daß
hei Muskeltätigkeit warmbiöliger I n .Muskeleiweiß zer¬
setzt wird, so daß giftige Stoff.- < ■ j-tehen. die sogenannten
Ivenotoxine, Spaltungsprodukte, die imstande sind Atem¬
verlangsamung, Schlafsucht und Ermüdung herbeizuführen
(Ermüdungsstoffe). Diese veranlassen — in geringem Grade
vorhanden — reichliche Bildung von Immunkörpern, wo¬
durch allgemein erhöhte Leistungsfähigkeit wachgerufen
wird. Nach W eichardt werden dann ,.allgemeine so¬
wohl als abgestimmte Immunkörper gegen die Erreger ge¬
bildet. Da war mir nun von Interesse, daß auch durch
Chemikalien jene ermüdenden Eiweißstoffe abgespalten
werden, und ich möchte glauben in meinen Versuchen sol¬
ches bewirkt zu haben.
Ausgehend von jener Anschauung, die ich in Nr. 40
der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ kurz klarzulegen
versuchte, daß der bösartigen Maul- und Klauenseuche
eine Intoxikation zugrunde liegt und zwar vermutlich mit
dem Eiweißabbauprodukte Schwefelwasserstoff (dessen Ge¬
ruch beim öffnen der Maulhöhle erkrankter Tiere sofort
^zu erkennen ist), habe ich versucht, die Seuche durch intra¬
venöse Injektion von Chlorpräparaten in günstigem Sinne
zu beeinflussen. Während ich, wie erwähnt, anfangs Chlor¬
natrium und Chlorkalzium verwendete, habe ich mich später
entschlossen, Einverleibungen von Chlorwasserstoffsäure
(Salzsäure) in die Blutbahn zu erproben. Es erscheint zu¬
nächst geradezu unverständlich und verfehlt, eine stark¬
wirkende ätzende Säure in die Blutbahn einzulassen und
ich gehe gerne zu, daß ich nicht mit Angst und Bedenken,
aber mit spannender Erwartung an den ersten Versuch
herangegangen bin. Da wurde ich am 5. August 1920 zu
dem Besitzer M. in W. gerufen, der vor meiner Ankunft
und während meines Eintretens in den Stall ein Stück Gro߬
vieh notschlachten mußte.
Ein weiteres Rind, zirka 1 Jahr alt, zeigte gleichfalls
Erscheinungen des tödlichen Ausgangs: Große Schwäche
und Mattigkeit, die sich in Schwanken und Zittern bemerk¬
bar machte, hochgradige Atemnot, hohe Pulszahl, starkes
Fieber, angstvoller Blick, schmutzig-rote Verfärbung der
Lidbindehaut. Ich injizierte Acid. hydrochl. dilut. 5,0 mit
1*4 Liter abgekochten, blutwarmem Wasser und mahnte
den Besitzer zuzusehen und das Tier nicht eher zu schlach¬
ten, als unbedingt erforderlich wäre. Am anderen Morgen
war das Allgemeinbefinden des Tieres erheblich gebessert,
Atemnot und Fieber waren fast vollständig geschwunden,
der Pulsschlag kräftiger und ruhiger, das Sensorium freier.
Leider habe ich diesen günstigen Fall, den der Besitzer als
ein „Wunder “ betrachtete und weitere, ebenso über¬
raschende nicht genau zur Notiz genommen, allein sie for¬
derten geradezu zu weiteren Versuchen auf. Die jüngsten
bringe ich im Nachstehenden ganz kurz zur Kenntnis, um
hieraus jene Verlangsamung der Atmung, Herabsetzung
der Pulse und Temperatur ersehen zu können, die auf Er¬
müdung hindeuten, Vorgänge, die Weichardt auf die
Bildung von Kenotoxinen, M u ch (Immunitätswissenschaft)
auf Zellzerfall zurückführt.
Versuche:
1. Kuh, 5 Jahre; 72 Pulse, 24 Atemzüge, 41,0° Tem¬
peratur ; Therapie: 10 Acid. hydrocl. dilut., 1000 Aq. intra¬
venös, nach 12 Stunden 60 Pulse, kräftigeren und reinen
Herzschlag, 16 Atemzüge, 39,0° Temperatur.
2: Kuh; 60 Pulse, 20 Atemzüge, 40,5 0 Temperatur;
Therapie wie.oben, nach 12 Stunden hatte das Tier 56 Pulse,
16 Atemzüge, die gegen Vorabend langsamer und tiefer
wairen; Temperatur auf 38,0 0 gefallen. i
3. Jungbulle, 1 Jahr; 80 Pulse,,20 Atemzüge, 39,6°
Temperatur; Therapie 5 ccm Acid. hydrocl. dilut.: 500 Aqu.
Nach 12 Stunden 70 Pulse, 12 Atemzüge, 38,2 0 Temperatur
(Kräftigung des Herzmuskels, Beruhigung der Atmung);‘
nach weiteren 24 Stunden: 64 Pulse, 12 Atemzüge, 38,6 0
Temperatur.
4. Jungrind, 1 Jahr;* 60 Pulse, 18 Atemzüge, 40,4°
Temperatur; Therapie wie oben, Hach 12 Stunden: 60 Pulse,
.14 Atemzüge, 39,0° Temperatur. (Kräftigung des Pulses;
und Vertiefung der Atmung.) Hach weiteren 24 Stunden:
60 Pulse, 16 Atemzüge, 39,8° Temperatur.
5. Kuh, 6 Jahre; am 4. Tage erkrankt, Herschlag sehr
unregelmäßig, aussetzend und hüpfend, 100 Pulset 28 Atem¬
züge, 39,2 0 Temperatur, piagnose: Myocarditis infectiosa!
Patient ist das gefährdetste Tier des Stalles; Therapie: 10:
1000 Acid. hydrochl. dilut. intravenös. Hach 12 Stunden
16 Atemzüge, Herz wie am Vorabend schlecht, Pulse ir¬
regulär und inäqual, Temperatur 38,0°. Patient wird not¬
geschlachtet! Befund: Myokarditis parenchymatosa.
6. Jungrind, 1 Jahr; 100 Pulse, Herzschlag unregel¬
mäßig, 16 Atemzüge, 39,8° Temperatur; Therapie: 5:500
Acid. hydrochl. dilut. Aqu. Hach 12 Stunden 80 Pulse noch
unregelmäßig, jedoch merklich gebessert, Herzschlag kräf¬
tiger, 12 ruhige gleichmäßige Atemzüge, Temperatu|r auf
38,7° gefallen. Hach weiteren 24 Stunden zeigt das Tier
82 kräftige und regelmäßige Pulse, Atmung und Tempera¬
tur ist wie am Tage vorher.
7. Kuh, 9 Jahre; 60 etwas unreine Herztöne, 16 be¬
schleunigte Atemzüge, 40,9° Temperatur; Therapie: 10:
1000 Acid. hydrochl. dilut. Hach 12 Stunden: 60 Pulse,
kräftiger als vorher, 12 ruhigere Atemzüge, 39,0 0 Tempe¬
ratur; nach weiteren 24 Stunden: 40 Pulse, 10 Aetmzüge,
37,8° Temperatur, — '
Aus vorstehenden Versuchen wäre ersichtlich, daß die
intravenöse Einverleibung verdünnter Salzsäurelösung 10:
1000 Aqu. (bezw. 5: 500—1000) (langsame, abgesetzte In¬
jektion!) Beruhigung der Atmung, Herabsetzung der Puls¬
schläge und d$s Fiebers zu bewirken vermag, so daß der
.Organismus in den fieberfreien Intervallen Zeit zur Kräf¬
tigung und Erholung findet. Hach der Theorie Weichardt’s
käme es also hier durch Einwirkung eines chemischen Mit-
tels auf Eiweiß, der Salzsäure auf die Eiweißstoffe des
Blutes, zur Abspaltung jener Kenotoxine, die zur Steige¬
rung der Leistungsfähigkeit des Organismus führen.
Referate.
Pathotoglsehe Antonio, Fleisekbesefcn iri lhkrnafiatttoftiide.
I)r. B u g g e und Dr. KieBig: Weitere Untersuch¬
ungen über den Keimgehalt der Muskulatur normaler
Schlachttiere. (Aus dem Tierseucheninstitut der Landwirt-
. schaftskammer für die Provinz Schleswig-Holstein zu Kiel.
— Zcitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., Heft 2,
S. 17 ff.) ' .
Die bisherigen Ergebnisse der Forschung ließen es unent¬
schieden, ob die im Fleische gesunder, geschlachteter Tiere ge¬
fundenen Bakterien von einer postmortalen Infektion herstammen
oder auf das Vorkommen von Mikroorganismen im Körper ge¬
sunder, lebender Tiere zurückzuführen sind. Zur Lösung dieser
hygienisch wichtigen Frage nahmen die Verfasser unter Beibe¬
haltung der üblichen technischen Hilfsmittel erneut die darauf ge¬
richteten Versuche in Angriff. Aus ihnen geht hervor, daß
Muskel stücke gesunder, normal geschlachteter
Tiere trotz peinlichster Sterilisierungsmethoden bei ihrer Ent¬
nahme und Verarbeitung in einem gewissen Prozentsatz keim-
haltig sind. Die Zahl der mikroben haltigen
Muskelstücke ist um so größer, je oberfläch¬
licher die.Muskeln g ei legen sind, denen sie ent¬
nommen sind und je weniger sie Faszien umhüllen;
am stärksten ist die Infektion von Halsmuskelteilen, am schwäch¬
sten von solchen aus den an Radius und Tibia gelegenen Streckern
und Beugern, welche letztere deshalb zur bakteriologischen
Untersuchung notgeschlachteter Tiere sehr geeignet sind. Die
Z-a hl der keim haltigem Proben wächst mit der
Zeit, die zw il sehen Schlachtung, Probe-Ent¬
nahme undüntersuchung verstreicht. Finden sieh
in einem Teile der Muskelstücke Keime verschiedener
A r t, so ist mit dem postmortalen Eindringen derselben
zu rechnen. Werden in allen oder einem großen Teil
der Fleisch proben hauptsächlich Keime der glei¬
chen Art angetroffen, so hat eine Infektion des. scheinbar
gesundesten Tieres stattgefunden. Die Verfasser sind der
Ansicht, daß der endgültige Beweis für die intravitale Infektion
des Körpergewebes gesunder Tiere mit den jetzigen Unter¬
suchungsmethoden an gewerbsmäßig geschlachteten Tieren über¬
haupt nicht erbracht werden kann, daß hiezu gesunde Versuchs¬
tiere unter sterilen Kautelen zu töten und zu verarbeiten sind.
_ f Me.
Innere Medizin und Hygienie.
Tierarzt Dr. Richard Middeisdorf: Intravenöse
Adsorptionsbehandlung mit Incarbon. (Berl. Tierärztliche
Wochenschrift, 1920, Nr. 3, S. 25.)
In Krankheitsfällen, die aus Bakteriämie und Toxinämie Ur-
§
m von
ea
8prang nehmen, soll di® Tierkahle, in' fernster Suspension in die
Blntb&hn gebracht, das Vermögen haben, kristallozide Und kol¬
loide Gifte zu adsorbieren und unschädlich zu machen. Für die
intravenöse Adsorptionsbehandlung hat die Firma Merck das Tier-
blut-Eohlepräparat Incarbon in steriler Lösung in Dosen zu 40 ccm
(5 Dosen 9 Mk. 50 Pfg.) hergestellt ; Diie günstigen Mitteilungen
beim Gebrauch dieses Mittels veranlaßten M. in geeigneten Fällen
dasselbe ebenfalls zu versuchen. In 15 Fällen der Brüsseler
Krankheit, einer infektiöseh Bronchitis mit Neigung zu Pneu¬
monie, bei denen Neosalvarsan und Collargol-Infusionen versagt
hatten, war apf .3. Dosen Incarbon 9 mal am folgenden, 5 mal auf
5 Dosen am 3. Tage Temperaturrückgang erfolgt, das Allgemein¬
befinden war besser, die Freßlüst reger geworden. Auch in 15
16 L u m b a g o - Erkrankungen beobachtete M. ein gutes
Resultat, es waren am 1. Tage 3 Dosen, am 2. und 3. je 2, am
A. Tage eine Dosis Incarbon verwendet und täglich ein Aderlaß
gemacht worden. - 4 von 5 Tetanus fällen kamen mit 3 Dosen
jeden 2. Tag viermal. repetiert und Aderlässen jeden 2. Tag zur
Genesung. 3Urticaria- Exantheme gingen nach zweimaligen
Gaben- von je 3 Dsen und ergiebigem Aderlaß in Heilung über.
In der Bujatrik behandelte M. 5 Erkrankungen an heftiger L u -
pinose und zwar am 1. Tage mit 3, am 2. und 3. Tage mit je
2 Dosen Incarbon, 3 Tiere zeigten'darauf Fieberabfall, Appetit¬
rückkehr und Abflauen der übrigen Krankheitserscheinungen, bei
2 Tieren verzögerte sich die Heilung, die am 5., 6. und 7. Behand¬
lungstage nochmals je 3 Dosen erforderte. 2 Fälle von Hämo¬
globinurie, die mit intravenösen Infusionen von Argent. col-
■ loidal. und lchthargan sich nicht besserten, gingen auf 9 Infusionen
von Incarbon innerhalb 3 Tagen in Genesung über.
Ohne ein abschließendes Urteil über den therapeutischen Wert
des Incaxbon zu fällen, registriert M. den .günstigen Ein-
fluß des Mittels auf Erkrankungen, bei denen
Toxine im Blute kreisen; derselbe äußert sich in prompter
Herabdrückung der F.iebertcmperatur, rascher
Be sserung des Allgemeinbefindens und
t i t s. Die Zahl der zu infundierenden Dosen hängt
Schwere und dem Verlaufe des einzelnen Falles ab.
Appe-
von der.^
. ohne
denken kann man 3 Dosen auf einmal verwenden. Je fr#her$|t(tfo'
Incarbontherapie beginnt und je energischer sie durchgeführt ■
um so sicherer führt sie zum Ziele.
; Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfrage^-j
Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte e. G. m. b.i
Hannover.
Am 12. Dez. 1920 tagte in der Tierärztlichen Hochschule if ^
nover die von 76 Kollegen besuchte ordentliche Generalversamr
lung unter dem Vorsitz des Präsidenten des Aufsichtsrats; Herrn 1
Tierarzt Martens^ Kiel.
Nach dem seitens des Vorstandes zu erstattenden Geschäfts¬
bericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 1919/20 betrug der Zu¬
gang an neuen Genossen 498, der Abgang 30, davon 2 durch Auf¬
kündigung, 1 durch Ausschluß und 1 durch Übertragung des Ge¬
schäftsanteils, 23 durch Tod. Die Zahl der eingetragenen Genossen
betrug am 30. September 1920 2875,. zu denen inzwischen noch
146 bis jetzt hinzutraten, so daß das dritte Tausend überschritten
LIBRa r
64
wurde. Die Zahl der Geschäftsanteile betrug 26 524 Mark, die
Haftsumme 3 978 600 Mark. Der Geschäftsumsatz war derart, daß
nur mit Mühe die vorhandenen Betriebsrüume und Kräfte den An¬
sprüchen genügen konnten. Trotz den Schwierigkeiten aller Art
ist die Entwicklung der WÜrtschaftsgenossenschaft deutscher Tier¬
ärzte in aufsteigender Linie. Leider wurde im Berichtsjahr der
Geschäftsleitung die ersprießliche Tätigkeit durch Treibereien
seitens eines Teils der Genossen sehr erschwert, insbesondere
durch Benutzung einseitiger und mangelhafter Informationen
schwere Beunruhigungen herbeigeführt, dile im Interesse der Soli¬
darität und des ersprießlichen Zusammenarbeiten« zwischen der
Leitung und den Genossen besser vermieden werden konnten. Daß
auch mit nicht einwandfreien Mitteln gegen die Wirtschaftsgenos¬
senschaft deutscher Tierärzte gearbeitet worden ist, kam im Ge¬
schäftsbericht und der sich daran anspinnenden eingehenden, sehr
notwendigen Aussprache, zum Ausdruck. Nach einem Beschluß
der Generalversammlung wird Ort und Zeit der Generalversamm¬
lung vom Vorstand im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat festge¬
setzt, jedoch muß jede zweite ordentliche Generalversammlung in
Hannover stattfinden.
Ein Antrag des Vorstandes und Aufsichtsrats die Sterbekasse
erheblich auszubauen fand widerspruchslose Annahme. Die ent¬
sprechende Änderung der Satzungen und der Geschäftsordnung
brachte die folgende Fassung:
Neuer § 44a der Satzungen:
Zur Sicherstellung der Angehörigen der Genossen, im Falle
des Todes, wird eine Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) gebildet,
die sich zusammensetzt:
1. aus den Beträgen, die ihr durch die Generalversammlung nach
§ 45 überwiesen sind oder werde«!,
2. aus Gutschriften, die für jeden Genossen jährlich in Höhe von
10—20 % seines Warenumsatzes gemacht werden dürfen.
Aus diesem Fonds erhalten die Erben eines jeden Genossen,
die sich ordnungsgemäß zu legitimieren haben:
a) ein Sterbegeld von 500 Mark,
b) denjenigen Betrag, der aus dem Warenumsätze des verstor¬
benen Genossen der Wohlfahrtskasse gutgeschrieben ist.
Die Gutschriften sollen für das Sterbegeld nur angegriffen
werden, wenn solches aus dem sonstigen. Teile des Fonds nicht
entnommen werden kann.
Der Anspruch steht den Personen, welche nach letztwilliger
Verfügung bezw. Gesetz Erben sind, als dritten Personen zu.
Rechte der Erben bestehen vor demi Tode der Genossen nicht.
Über den Nachweis der Legitimation entscheidet der Vorstand.
Zahlungen an dile von ihm als nachgewiesene Erben angesehenen
Personen befreit die Genossenschaft in jedem Falle,
Dieser Fonds kann von jedem Genossen schon vor seinem Ab¬
leben gemäß den Bestimmungen der Geschäftsordnung in Anspruch
genommen werden, derart, daß er die Umsatzrücklage bezw. einen
Teil davon jeweils nach Ablauf des vierten Jahres seiner Mitglied¬
gliedschaft nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung anfor-
dem kann, dern kann.
Für die Art der Bildung und Verwendung; des Fonds sind im
übrigen die jeweiligen Bestimmungen der Geschäftsordnung ma߬
gebend. Ein Anspruch auf Sterbegeld entsteht itn der Höhe nicht,
65
bene Genosse Schuldner der Genossenschaft
ist,
!t ist unbeschadet von bei Todesfällen und
en Rechten zu Abänderung der vorstehen-
üngen befugt.
§ 45. ' '
|Satz 2 wird durch folgenden Satz ersetzt:
_ dann verbleibenden Reingewinne kann ein be-
jetrag nach Beschluß der Generalversammlung für
te der Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) abgeführt
^tdes § 45 ist zu Streichern.
► uer §18 der Geschäftsordnung:
rstand ist verpflichtet, alljährlich der gemäß § 44 a der
[gebildeten Wohlfahrtsrücklage (Sterbekasse) für jeden
Ende jedes Geschäftsjahres 10—20 % des Umsatzes
jissen an Medikamenten und Impfstoffen nach folgendem
tubringen:
meiste Gutschrift erfolgt mit Beginn desjenigen Geschäfts-
Ires. in welchem der Genosse im vierten Jahr der Genossen-
0 angehört, wobei das Geschäftsjahr des Eintritts in die
jrssenschaft als volles Jahr zu rechnen ist.
^Gutschrift ist zu berechnen nach dem Jahresumsatz des
E ossen an Medikamenten und Impfstoffen, beginnend vom
ten Jahr der Mitgliedschaft gemäß 1. Es ist dabei gleicli-
ig, ob der Betreffende den oder die Aufträge für eigene
lung oder für Rechnung^ Dritter aufgiebt.
dem Warenumsatz sind im vierten Jahr 10 %, im fünften
11 % usw. alljährlich um 1 % bis zu 20 % im elften Jahr
ligend zurückzulegen, jedoch sind bei der Berechnung dieser
|eklagen 10 % von der Gesamtumsatzsumme abzusetzen für
B jackung, Versanidspesen usw.
itschrilft hat nur dann zu erfolgen, wenn der Genosse min-
ptens für 100 Mark Bezüge gemäß den vorstehenden Bestim¬
men gemacht hat.
Ji der Berechnung sind nur volle H^xnderte in Rechnung zu
"hen. Bei Teilbeträgen unter 50 Mark ist nach unten, bei
chen über 50 Mark nach oben auf Hunderte abzurunden.
Vorstand hat Üiese gutgeschriebenen Beträge jeweils am
iluß des Geschäftsjahres auf dem dem Genossen zug\jhendeu
(ntoauszug und sonst auf Anfordern zur Kenntnis zu geben,
rbt ein Genosse, so hat der Vorstand die für ihn gemachten
|ckstellungen an die Erbberechtigten gemäß § 44 a der Sat-
igen nebst dem satzungsmäßigen Sterbegeld vom 500 Mark
Euführen- bezw. mit den Erben auf dessen etwaige Schuld
laufender Rechnung zu verrechnen.
|r Vorstand hat jedem Genossen auf Antrag nach erfolgtem
Iresabschluß und Genehmigung der Bilanz die festgestellte
eklage, falls innerhalb 11 Jahren Rücklagen gemacht worden
|d, auszuzahlen bezw. mit dem laufenden Konto des Genossen
verrechnen. Der Überschuß der Rücklage über die Schuld
Genossen ist auszuzahlen,
inscht ein Genosse vor Abschluß des 11. Jahres seine Rück-
fe verrechnet zu sehen, dann stehen ihm von dem Umsätze
66
eines joden Jahres nur 10 % zu. Eiueil Anspruch auf den über
10 % hinausgehenden Betrag hat er in diesem Falle nicht.
Bei Abhebung der Rücklage vor Ablauf des 11. Jahres be¬
ginnt die Neubildung der Rücklage wiederum mit 10 % des
Warenumsatzes und steigt nach den Bestimmungen unter 3.
JO. Einen Anspruch auf Verzinsung der Rücklagen haben die Ge¬
nossen in tfeinem Falb.
Der durch diesen Beschluß bedingte Rechtsanspruch der Ge¬
nossen an die Wohlfahrtskasse dürfte als ein Kitt zu betrachten
sein, welcher sie-stark an die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher
Tierärzte fesselt. Es ist , dilese Wohlfahrtskasse gleichsam eine
Zwangssparkasse, in welche die Genossen ihre Einlagen fast un-
megddich machen. Daß damit zweifellos Segen gestiftet werden
wird,- war sich die Generalversammlung einig. Mit diesem Ausbau
der Wohlfahrtskasse dürfte wieder ein Baustein dem festen Fun¬
dament der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte einge¬
fügt sein, der das Gebäude größer werden läßt, der Zement der
genossenschaftlich-kollegialen Zusammengehörigkeit u. Zusammen¬
arbeit gehört unerläßlich dazu. Jeder uns feindlichen Beeinflus¬
sung. die sich aus -Kreisern der Nichtgenossen oder gar uns nicht
Wohlgesinnter an die Genossen geheim oder offen heranwagt, kann
nicht scharf genug von den Genossen zurückgewiesen werden.
Auch hierin war sich die Generalversammlung einig.
Die vorgelegte Jahresrechnung und Bilahz wurde einstimmig
genehmigt. Dem Vorstand wurde einstimmig Entlastung erteilt.
Von dem Gewinn wurden 25000 Mark den Reserven zugeschrieben,
15 000 Mark der Wohlfahrtsrücklage, 3000 Mark Stipendienfonds
zur Verfügung des Herrn Gell. Oberregierungsrats Dr. Never-
m a n n gestellt und ein erheblicher Btrag zum Bezüge der Eilen-
berger-Schütz’schen Jahresberichte für die Genossen für das kom¬
mende Jahr.
Das satzungsmäßitg ausscheidende Vorstandsmitglied Arnous-
Berlin wird wiedergewählt, von den ebenfalls satzungsgemäß aus¬
scheidenden Aufsichtsratsmitgliedern M a r t e n s - Kiel, Dr. Si¬
ma d e r - Regensburg und Wilde- Berlin, werden die beiden
ersteren durch Zuruf wiedergewählt und für Herrn Generalober¬
veterinär W i 1 d e - Berlin Herr Friese- Hannover neu in den
Aufsichtsrat gewählt.
Diese Generalversammlung wird wohl in weiten Kreisen zum
festen Zusammenschluß der Mitglieder beitragen. Ein treues Zu¬
sammenhalten in den wirtschaftlichen Fragen, die die Wirtschafts¬
genossenschaft deutscher Tierärzte zu lösen hat, kann nur Gutes
stiften. Einigkeit macht stark!
Marks- Hannover. -
Tierärztliche Versammlung in Ingolstadt am 19. Dezember 1920.
Auf Einladung durch Oberveterinärrat Garrecht - Ingol¬
stadt, fanden sich am 19. Dezember 1920 in Inolstadt 22 Tierärzte
(6 Amts- und 16 Freiberufstierärzte) aus den Bezirken Aichach,
Eichstätt, Friedberg, Ingolstadt, Kelheim, Mainburg, Neuburg,
Pfaffenhofen. Riiedenburg und Schrobenhausen zusammen. >
Der Einberufer der Versammlung wies auf die Notwendigkeit
von periodischen Zusammenkünften der Kollegen größerer Bezirke
hin, um Berufsfragen — besonders die der wirtschaftlichen Seite —
besprechen zu können. Zum Schlüsse seiner mit großem Beifall
ftufgenommenen Begrüßungswoche betonte derselbe, daß von uns
67
Tierärzten hoch eingeschätzt wird, daß an die Spitze der Land¬
gestütsverwaltung wiederum ein Tierarzt gekommen ist; möge
dies für alle ^Tierärzte ein neuer Ansporn sein, auf dem Gebiete
der gesamten Tierzucht fördernd mitzuarbeiten.
Die Zusammenkünfte in Ingolstadt sollen ganz zwanglosen
Charakter tragen — von einer besonderen Namensbezeichnung
wurde extra abgesehen, damit dile inzwischen entstandenen ein¬
zelnen Gruppenbildungen nicht berührt werden — und finden regel¬
mäßig am 2. Sonntag des 1. Monats jeden Vierteljahres in Ingol¬
stadt, „Cafö Ludwig“, — nächste am 10. April 1921 „■—statt. Durch
'' vorherige Bekanntgabe in der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“
wird auf die'einzelnen Versammlungen aufmerksam gemacht; eine
Tagesordnung wird hiebei nicht bekannt gegeben; sollten aber
Kollegen besondere Punkte zur Sprache bringen wollen, so wäre
rechtzeitige Mitteilung — 8 Tage vorher ••— an den Leiter der
Versammlungen, Oberveteripärrat Garrecht in Ingolstadt, an¬
gezeigt. Es ist nur zu wünschen, daß auch bei den künftigen Ver¬
sammlungen, wenn die allgemein interessierende Gebührenfrage
nicht mehr in dem Umfange wie heute besprochen wird, die Be¬
teiligung eine ebenso zahlreiche werde; es sollen schon deswegen
tunlichst alle Kollegen der vorgenannten Bezirke erscheinen, um
bei solchen Zusammenkünften persönliche Differenzen, die mitunter
zum Schaden des ganzen Standes in die Öffentlichkeit kommen, (
zum Aüsgleich zu bringen.
Auf der Tagessordnung standen Gebührenfrage — Gebühren
für amtliche Verrichtungen, z. B. Hundevisitation, Körung —, Re¬
gelung der Ergänzungsfleischbeschau, Merkblatt „Tierärztliche
Nothilfe“ von Oberveterinär a. D. Dr. S c h m i tt-Wolfratshausen,
Kadaververwertungsanstalt, Wahl von Tierärzten in di'e Bauern¬
kammer, Vieh verkehr. /
Die Festlegung der Mindest-Gebühren beanspruchte so viel
Zeit, daß die übrigen Punkte zum Schluß rasch abgetan wurden.
Folgende Mindest-Gebühren wurden einstiünmig angenommen:
1. Beratung jeder Art . ... . . ., . 5.00 Mk.
2. Zeugnis . . . . . . . . . . .... .' . 20.00 „
• 3. Besuch im Hause des Tierarztes
% mit Großvieh ..10.00 ,.
„ Kleinvieh.- . 5.00 „
4. Besuch am Wohnort ..10.00 „
5. Besuch außerhalb des Wohnortes
a) normale Ortsgebühr
b) Weggebühr'pro Doppelkiloraeter . . . . . 5.00 ..
6. Subkutane Injektion excl. Arznei. 5.00 ,,
6 a. Rotlaufimpfung '. 5.00 ..
+ Impfstoff + Weggebühr
öb.Blutimpfün’g bei Maul- und Klauenseuche . . . 20.00, „
8. Kastration '
Hengst . x . . . . .. 100.00
Kälber bis zu % Jahr. 10.00 .,
Bullen über % Jahr. 20.00 „
Eber. 50.00 „
9. Geburt
beim Pferd. 150.00 ,,
„ Rind. . 100.00
„ Schwein. 50.00 .,
10. Ablösung der Nachgeburt. 50.00 .,
68
11 . Reposition des Uterus.
12. Untersuchung auf Trächtigkeit
beim Pferd..
„ Rind .
18. Einfache chirurgische Eingriffe (z. B. Absze߬
öffnen) . i .
14. Leichtere chirurgische Eingriffe (z. B. Zahn¬
raspeln) .
15. Schwierige chirurgische Eingriffe (bei Wurfzeug¬
benützung) .
16. Gewährschafts-Untersuekung
a) auftMän'gel allgemein
beim Pferd.
„ Rind
’ b) auf Hauptmängel
beim Pferd.
„ Rind .
17. Sektion von Großvieh.
„ „ Kleiinvieh.
50.00
Mk.
i
30.00
*5
j
20.00
si
rj
10.00
«9
20.00
i
100.00
99
50.00
99
25.00
99
Voo.oo
99
1
50.00
9*
j
50.00
*9
i
30.00
59
f
(Bei den Punkten 7 mit 17 kommt natürlich die Weggebühr '
hinzu.) ']
Wiederholt wurde betont, daß der berufliche Wettbewerb in i
der lautersten Weise durchzuführen ist, daß es Ehrensache jedes ;
Kollegen ist, sich an die Miridesttaxe zu halten, und daß endlich
alle bisherigen Außenseiter verschwinden sollen; lieber umsonst
arbeiten, als unter die Taxe heruntergehen! Ausnahmen können
nur gemacht werden., soweit junge Kollegen sich erst eine Praxis ;
schaffen müssen und hiebei mit Pfuschern zu kämpfen haben. Man
bedenke nur, daß sich unsere Landwirte auch nicht scheuen, das
10—20 fache (zum Teil sogar mehr) des vor dem Kriege üblichen
Preises bei ihren Produkten zu fordern.
In den einzelnen Lokalblättern wird folgende Notiz bekannt
gegeben: „In einer am 19. Dezember in Ingolstadt stattgefundenen
Versammlung von Tierärzten der Bezirksämter Aichach, Eichstätt,
Friedberg, Kelheim, Mainburg, Neuburg, Pfaffenhofen, Riedenburg,
Schrobenhausen und Ingolstadt wurde eine den Zeitverhältnissen
entsprechende Erhöhung der Mindestgebühren festgelegt.“
Punkt 2: Ergänzungsfleischbeschau. Dite Regelung im Bezirk
Kelheim fand allgemeinen Beifall. Dort sind alle Pauschalia längst
gekündigt; die Gemeinde hat jeden im Ort Praxis ausübenden Tier¬
arzt als Ergänzungsbeschauer aufgestellt — die Tierärzte ver¬
treten sich gegenseitig (freie Arztwahl!) —; die Gebühr — Be¬
schaugebühr pro Großvieh 20 Mk., pro Kleinvieh 10 Mk. -f Weg¬
gebühr von 6 Mk. pro Doppelkilometer — bezahlt der Besitzer
(hiefür haftet die Gemeinde) unmittelbar nach der Beschau,
Es wäre nur zu wünschen, daß diese mustergültige Regelung
überall Nachahmung fände. Nur so ist wenigstens eine gewisse
Kontrolle gegeben, daß jede Notschlachtung tierärztlich beschaut
wird.
Punkt 3: Bei Besprechung des von Oberveterinärrat a. D.
Dr. Schmitt in Wolfratshausen herausgegebenen Merkblattes
„Tierärztliche Nothilfe“ wurde allgemein zum Ausdruck gebracht,
daß der Autor dadurch allen Praxis ausübenden Tierärzten enorm
geschadet hat, daß das Merkblatt nur die Pfuscher unterstützt und
pfusch
Folfratsha
ieht; man hätte dass vom Herrn Dr. Sch m i 11-
jht erwartet.
Dr. Wildsfeuer.
Verschiedenes.
jlhilirrtirliliiiinni. Aaslaidsdienst and Versicherungswesen.
jes Verbot der Abhaltung von Klauenviehmärkten, öffent-
B TIerschauen und Versteigerungen von Klauenvieh in Sachsen
Infolge der Maul- und Klauenseuche.
Se sächsische Regierung hat infolge der immer noch zu- .
mden Ausbreitung der Maul- u. Klauenseuche mit sofortigem
ttreten durchgreifende Maßnahmen ergriffen und folgendes >
rdnet: 1. Es ist verboten die Abhaltung a) von Klauenvieh- *
en mit Ausnahme der Schlachtviehmärkte in öffentlichen V
dachtviehhöfen, sowie der Auftrieb von Klauenvieh auf Jahr-
Wochenmärkte, b) von öffentlichen Tierschauen mit Klauen-
ß|t, c) von Versteigerungen von Klauenvieh; das Verbot findet
keine Anwendung auf Tiere, die in nicht gesperrten Gehöften zum
feÄauf kommen, sofern sie sich mindestens drei Monate im Besitz
lei Versteigerers befinden, d) von Körungen in Gehöften, wo
Hdmenvieh gehalten wird, mit Ausnahme von Vorkörungen, die
nt, von einem Sachverständigen vorgenommen werden. 2. Schutz-
Heilimpfungen gegen die Maul- und Klauenseuche dürfen nur
Tierärzte ausgeführt werden. Die Bezirkstierärzte
rafften an Stelle der Amtshauptmannschaft ermächtigt, die Aus-
von Ferkeln aus unverseuchten Gebieten des Sperrbezirks
r ^aus dem Beobachtungsgebiet unter den Bedingungem'des § 163
gf 1 oder des § 166 Absi. 2 u. 3 der Bundesratsvorschriften zu ge-
ligen. Zur Erleichterung der Ausfuhr von .Klauenvieh aus
kt verseuchten Gehöften eines wegen des Auftretens der Maul-
Klauenseuche gebildeten Sperrgebiets zur sofortigen
p'-h 1 a c h t u n g wird bils auf weiteres nachgelassen, daß die
^geschriebene Untersuchung der Klauenviehbestände auch von ■<.:*' ,
jtbeamteten Tierärzten vorgenommen wird. Zur Erleichterung
Fleisch Versorgung von Städten mit öffentlicheiyp'
ilachthöfen wird unter Vorbehalt der Erteilung ortspolizeilichde<V
lehraigung im Eiinzelfalle gestattet, daß Klauenvieh aus unvqj?- %
ichten Gehöften des Sperrbezirks und aus dem Beobachtung-^»
Pfbiet ohne bezirkstierärztliche oder tierärztliche UntersuclnijjäJ
J ^geführt wird. Der leitende Schlachthoftierarzt ist für die
tige Abschlachtung der zugeführten Tiere verantwortlich,
am Gemeinden und selbständigen Gutsbezirken des Landes 0
f zum 15. Januar 1921 eine allgemeine -Rattenvertilgun
zunehmen. S. M.
Blutimpfung gegen Maul- und Klauenseuche.
Das sächsische Landesgesundheitsamt, dem auch die Veterinär-
zei unterstellt .ist, weist darauf hin, daß als bestes Mittel zur
ischränkupg der Seuchenverluste der Maul- und Klauenseuche
seither, ! nach den besonders in Süddeutschland gemachten und
ßh jetzt vielfach in Sachsen bestätigten Beobachtungen die Blut-
’ Serumimpfung, die sogenannte Notimpfung gegen die bösartige
il- und Klauenseuche bewährt. Überall dort, wo sie rechtzeitig
Anwendung gekommen seil, seien Todesfälle selbst bei den
4
• p y
70
während des, Seuchenganges von geimpften Müttern geborenen
^jpren, die bekanntlich meist der Seuche zum Opfer fallen, nicht
mehr beobachtet worden. Bei keiner der sonst angewandten Be¬
handlungsmethoden sei bisher ein derartig durchschlagender Er¬
folg zu verzeichnen gewesen. ’ S. M.
;
Höchststand der Maul- und Klauenseuche in Deutschland.
Die Maul- und Klauenseuche scheint ihren Höchststand über¬
schritten zu haben und sich in absteigender Linie zu bewegen. Am
15. November wurde nach amtlichen Ziffern die Seuche im ganzen
Reiche noch festgestellt itn 910 Kreisen, 23 369 Gemeinden und
181067 Gehöften, am 30. November dagegetn-nur noch in 922 Krei¬
sen, 22 763 Gemeinden und 153 066 Gehöften. S. M.
Stand der Tierseuchen ln Deutsch-Österreich am 1. Dez. 1920.
Es waren verseucht: an Maul- ünd Klauenseuche 810 Ge¬
meinden und 7348 Gehöfte; an Räude der Einhufer 97 Gemeinden
und 142 Gehöfte.
ffodischulnachrichten.
Die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft Gegenüber
derTeuerung auf allen Gebieten sind die Aufwendungen des Staates
für die wissenschaftlichen Institute der Forschung, die Laborato¬
rien, Kliniken, Bibliotheken, Seminare, Akademien usw. gänzlich
unzulänglich. Schon seit langem lähmt dpr Mangel an Mitteln die
Tätigkeit im Forschurigs- und Unterrichtsbetrieb der naturwissen¬
schaftlichen und medizinischen Disziplinen. Aber auch die reinen
Geisteswissenschaften werden immer schwerer betroffen. Schon
können Gelehrte wie v. Harnack ihre Werke nicht mehr drucken
lassen. Die preußische Akademie der Wissen¬
schaften muß den Druck ihrer Veröffentlichungen einstellen.
Die Fortführung der Monumenta Germahiae historica und vieler
anderer Unternehmungen ist gefährdet. Eine wissenschaftliche
Zeitschrift nach *der anderen stellt ihr Erscheinen ein. Die
wissenschaftlichen Bibliotheken müssen ihre
Anschaffungen mehr und mehr ein schränken
und verringern damit die Absatzmöglichkeiten der buchhändle¬
rischen Verlagsartikel. Sie können die erworbenen Werke zum
Teil überhaupt oder doch nicht so dauerhaft binden lassen, wie es
für ihre Benutzung und Erhaltung notwendig und wünschenswert
ist. Der Gelehrte oder der angehende Gelehrte, der von auswär¬
tigen Bibliotheken Handschriften oder kostbare Drucke schicken
lassen muß, erschrickt über die Höhe der Portokosten — kommt
doch die Versendung zweier Handschriftenbände in Folio von Leip¬
zig nach Breslau bei einer Versicherung von 20000 Mark auf nahe¬
zu 50 Mark hin und ebensoviel zurück zu stehem. So steht die
wissenschaftllehe Forschung wie so manches
andere in Deutschland vor dem Zusammenbruch.
Sie davor zu retten, soweit es irgend geht, ist das Ziel der in Ber¬
lin von den Akademien, Universitäten, Technischen -Hochschulen,
dem Verband Technisch - wissenschaftlicher Vereine, der Kaiser
Wilhelm - Gesellschaft und 'der Gesellschaft deutscher Natur¬
forscher und Ärzte gegründeten Notgemeinschaft der
deutschen Wissenschaft. Die Rcichsregierung hat für
—;di© Noteemeinacliaft 20 -jMißfrnepi in den Haushalt eingestellt, wei¬
tere 40 :Millionen erwartet sie Von der Industrie zu erhalten.. Diese
' Summen reichen aber, bei weitem nicht, um den Bedarf zu decken
f zur Er haitun g der lebensnotwe/ndSgen Grund-
/ jage der d eiitschen Wissenschaft. Über den Um-
.'.X< fang der „lebensnotwendigen Grundlage“ wird manche Meinungs-
S y Verschiedenheit auftauchemi. Man denke nur an jene zahlreichen
Instatute, die aus Stiftungskapitalien gegründet und aus ihren und
änderen Mitteln der früher leistungsfähigen Kommunen unterhalten
. ./wurden und die Aufgaben des Staates für Forschung und Bildung
in oft hervorragender Weise ergänzten. Die Erträgnisse
V der Stiftung^-Kapitalien sind 1 zusammenge-
- 8.C h m o 1 z e nb i s zur Wirkungslosigkeit und die
Lei s t u n g s.f ä h i g k e i t der um ihr' Steue-rrecht
y \jg» brachtenKommunen ist für k u 11u r e II e Z w e bk e
erschöpft. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, daß nicht
' i auch die Entfaltung der geistigen Kräfte Deutschlands völlig ver¬
kümmert. _ \ j
Die Zahl der deutschen Studentinnen beträgt zurzeit 8122. Seit
. 1810 ist der Anteil der Frauen am Universitätsstudium von 4 auf
fast 11 Prozent gestiegen. Philosophie, Philologie und Geschichte
studieren etwa 3200 gaffen 2000 vor fünf Jahren. Der Anteil am
"; Studium dileser Fächer ist stark zurückgegangen, dafür ist der am
Studium der Volkswirtschaft stark gestiegen.
Eine deutsche Burschenschaft in Chile. Wie die „Burschen-
schaftEchenWege“, Monatsschrift der Burschenschaften des A.D. B..
’ .. mitteilen, wurde an der chilenischen Universität Santiago von jungen
/'Chilenen deutscher Abstammung die Burschenschaft „Cheruscia“-
Chile mit den Färbern schwarz-weiß-rot mit goldener und blauer
> Perkussion gegründet. Sie hat sich diie Pflege deutschen studenti-
■' «eben Geistes in Chile zum Ziel gesetzt und verkehrt mit der be¬
reits dort bestehenden Burschenschaft „Araucania“.
Tierärztliche Hochschule Wien. Mit dem Abgänge Professor
Zwicks wurde der seit der Einführung eines Staatsprüfungs¬
gegenstandes „Bujatrik“ liln der Studien- und Prüfungsordnung
, vom Jahre 1812 vom Professorenkollegium eingenommene Stand-
• Punkt vollständig durchgeführt, daß nämlich die Seuchenkrank-
/. heitender Klauentiere vom Vorstand der Lehrkanzel für Bujatrik
'Torzutragen und zu prüfen sind.
Personalien.
Niederlassungen* als praktischer Tierarzt: Michael Apfelbeck
. aus Plattling in Plattling (B.-A. Deggendorf). Heinrich Glock aus
. Günz in Pfettrach (B.-A. Landshut). Dr. med. vet. Räder in
y Gerolsbach (B.-A. Schrobenhausen).
Als Assistent eingetreten: Johann Bausewein aus Ober-
’y ,apheinfeld bei Distriktstierarzt Dr. Regn in Volkach (B.-A. Gerolz-
' hofen).
•' ‘Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Pius
V&armann aus München. Dissertation: „Über das Blutbild bei
's • experimenteller Streptokokkeninfektion des Kaninchens“. (Aus der
'. Bayer. Landesimpfanetalt; Leiter: Privatdozent Dr. Groth). Tier-
72
arzt Andreas Palm, Assistent der ambulatorischen Klinik der Tier¬
ärztlichen Fakultät der Universität München. Dissertation: „Ver¬
suche über therapeutische Impfungen gegen Maul- und Klauenseuche
mit spezifischen und unspezifischeu Impfstoffen’ 1 . (Aus dem tier¬
pathologischen Institut; Vorstand: Prof. Dr. Kitt, und der ambula¬
torischen Klinik, Vorstand: Prof. Dr. v. Vaerst, der Tierärztlichen
Fakultät der Universität München). Tierarzt Franz Xaver
Sch niederer aus Eckerding (Opf.). Dissertation: „Klinische Unter¬
suchungen über Butolan Bayer, ein neues Mittel gegen Rund¬
würmer 1 '. (Aus der medizinischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät,
Vorstand: Prof. Dr. Schmitt). Stabsveterinär a. D., Otto Paul
Ja eg er in München. Dissertation: „Beiträge zur Anreicherung
der Parasiteneier im Kot der Haustiere“. (Aus der Medizinischen
Tierklinik der Universität München; Vorstand: Prof. Dr. F. S c h m i tt).
Benachbartes Ausland: Im österreichischen Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft haben die Veterinärbeamten: Adalbert
Rotter den Tittel und Charakter eines Hofrates, Max Führer
und Max Fischer den Titel von Hofräten, Dr. Karl Hei dl, Adolf
Fischer und Rudolf Gerstner den Titel und Charakter von
Regierungsräten, Julius Gerstenberger und Wilhelm Dodell
den Titel von Staatsveterinäx-Oberinspektoren erhalten, Georg Gaß,
Dr. Karl Sa aß, Eduard Rezak und Konstantin Walz wurden zu
Staatsobertierärzten ernannt. Weiters erhielten die nicht staatlichen
Tierärzte Dr. Paul Stampfls, Dr. Franz Hietel, Max Rapojd,
Lukas Hochmiller, Johann Dusel, Hermann Beierlein,
Wilhelm Schmid. Franz Sattlegger, Dr. Karl Faustka, Franz
Kopolent, Leopold Wanko und Franz Starzinger den Titel
von Veterinärräten’. Der Veterinärbeamte Joseph Kirschi k wurde
in die 5. Rangsklasse, die Staatsveterinär-Oberinspektoren Regie¬
rungsräte Johann Hawlin, Dr. Emil Hauptmann und Karl
Kaspar, dann Max Schwammel, Ludwig Kling, Dr. Joseph
Hummel, und Joseph Zimmermann in die 6. Rangsklassp ein¬
gereiht. Regieruugsrat Karl Hanka im Veterinärdepartement
wurde zum Hofrat ernannt. *
Bticherschan.
Tierärztlicher Taschenkalender ffir 1921. Bearbeitet von Dr. J. Ma y r,
Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München
und H. Bürchner, Bezirkstierarzt a. D. in Utting a. Ammersee.
XXV. Jahrgang, Teil I, II, III. Preis 12 Mk. Druck und Verlag
von J. Gotteswinter, München. Kommissionsverlag für den
Buchhandel: CI. Attenkofersche Sortimentsbuchhandlung
(Inhaber W. Pielsticker) in Straubing.
Vorwort. In diesen 25. Jahrgang wurden verschiedene neue
Erlasse teils ganz, teils in Auszügen und Notizen aufgenommen,
wovon hauptsächlich zu bemerken sind Maßnahmen zur Bekämpfung
des Rotzes, der Lungeuseuche, über Tollwut, über Beseitigung von
Tierkadavern, über Verkehr mit Nutz- und Zuchtpferden, über
Fohlenversicheruug, über Reisekosten bei Hundevisitationen, über
Anstellung und Verwendung im amtstierärztliclien Dienst, über Dienst¬
wertzeichen, über Erstattung dev Jahresberichte, über Promotion
immaturer Tierärzte, über Hebung der landwirtschaftlichen Tier¬
zucht, ferner Auszug aus dem neuen bayerischen Beamtenbesol¬
dungsgesetz.
Im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit und zugleich
einem Wunsche des Verlages, der den 1. Hauptteil entlastet wissen
73
e eine Umstellung verschiedener Kapitel von
fWrgenommen. Dies gab zugleich Veranlassung,
"TOnachen bezw. dort, wo es notwendig erschien,
Ügen. Auch wurden einzelne Abhandlungen.aus
_ ^en hi der Bearbeitung von Al brecht bezw.
igupoNF Durchsicht und teilweiser Ergänzung derselben
ömmen und außerdem entsprechend dem im vorigen
ettten Arbeitsplan für den Kalender, der tierärztlich¬
em durch einen neuen Aufsatz über Narkose bei klei-
len ergänzt. Es sind sodann im Teil I, Abschnitt II
i Maßnahmen), und vor allem Teil I, Abschnitt II
der Tierarzneimittel), Umänderungen, Ergänzungen
E striche bezw. Kürzungen in ansehnlicher Zahl vorge-
en, um diese für den praktischen Tierarzt besonders
Abschnitte den neuesten Errungenschaften .mehr und mehr
ep. ' Die Preise für die Arzneimittel wurden nach der am
ipber 1920 in 7. Ausgabe -erschienenen Arzneitaxe aufge-
T^ider dürfte auch diese Aufstellung bald wieder er-
bedfirftig sein, weshalb auf die amtlichen Preisänderungs-
beiiehen: Weidmann’sche Buchhandlung, Berlin, Zimmer-
4, bezw. durch eine andere Buchhandlung hingewiesen sei.
onalstatistik der deutschen Tierärzte, die dieser Kalender
Kriege als einziger gleich zu Beginn für das Jahr 1920
hatte, wurde mit größter Mühe und Sorgfalt zu ergänzen
Naturgemäß kann und will dieses Namensverzeichnis
Fehlen amtlicher Quellen auf Vollständigkeit keinen An-
rheben. Die Listen für die bayerischen Tierärzte wurden
n ergänzt und durch die Dienstaltersliste auch der staat-
und nichtstaätlichen amtlichen Tierärzte in der früher üb-
Weise vervollständigt. Das Verzeichnis wurde mit dem
ober 1920 abgeschlossen.
neben — Mayr. Utting a. Ammersee — Bürchner.
3. Mitgliederversammlung
eichsverbandes der deutschen Staatstierärzte*) in Hannover
24. Januar 1921, vormittags 9 Uhr im Hörsaal-des Tier-
htinstituts der Tierärztlichen Hochschule.
Tagesordnung.
ätigkeits- und Kassenbericht für das Jahr 1920.
tellungnahme der beamteten Tierärzte zu den Standesor-
anisationen.
tellungnahme zur Fachpresse,
ibbau der Amtstierärzte“,
und höherer Beamter,
lichswirtschaftsrat.
eutscher Veterinär rat.
esoldungsordnung.
[Verschiedenes.
ahl des Ortes für die nächte Mitgliederversammlung,
nträge.
(Treffpunkt am Vorabend (23. Januar 1921) abends 8 Uhr, Wein-
urant „Pust“ Theaterplatz 7.
roll, Bezirkstierarzt, Traunstein (Bayern), I. Vorsitzender.
*) In der Redaktion leider verspätet, nämlich am Montag
~anuar 1921 v vormittags, eingelaufen. Die Schriftleitung.
74
Einladung.
Der Gau Regensburg des Verbandes der Freiberufstierfirzte
erlaubt sich Sie zu seiner nächsten
Frühjahrshauptversammlung
einzuladen. Die Versammlung findet am 30. Januar 1921 in
Plattling im Hotel Yaitl (gegenüber dem Bahnhof) statt und
beginnt vormittags 7*11 Uhr.
Die Tagesordnung lautet:
1 . Tätigkeitsbericht der Vorstandschaft.
2 . Neuwahl der Vorstandschaft.
3. Standesbewegung.
4. Fortbildungskurse.
5. Tierärztliche Nothilfe.
6 . Stellung zu den Gemeindetierärzten.
7. Wünsche und Anträge.
Wichtigkeit und Umfang ^er Tagesordnung verpflichten zu
unbedingtem Erscheinen. '
I. A.: Dr. Kolb.
Der ansteckende Scheidenkatarrh
weicht schnell der „ Bissulin “ -Behandlung!
„. . Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere Be¬
handlungsmethoden im Stiche ließen.“ t, Rundsch. is>09, Nr.2».
„ . . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit
„Bissulin“ . . behandelt.“ Münchener T. W. 1911, Nr. 15.
„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬
haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ T.R.i9l2,Nr.44.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25.
Erfolge des Kollegen.
. „Ich habe das Mittfel in 18 Fällen ausprobiert uu4 bin zu
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzÜg-
t liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist hei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Sch lumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum cps. „E. Bark“ ä 8.— Ml dem
Tntogen-Laboratorinm, Dresden-Zschachwltz 16.
[ ;
#1
L
i
¥
77
Impfstoffe (Bans
Die besten Erfolge
bei
Schweineseuche
werden erzielt durch die
Combinierte Behandlung mit spezifischen
Impfstoffen und Methylenblau medicinale
Pliarmaceulisches Inslilui Lnflw. Wim. Gans, ODerursel al
Depots: Dr. med. vel. Leo Masur. Schlawa I. Schl. T.-A.: Masur, Schlawa i. Schl.
Dr. G. Zipp, Tierarzt, Idar a. d. Nahe. t.-a. : Zipp-idar.
Or. R. Oeller, Tierarzt, schwarzach Nh. t.-a. ; Oeiier, Schwarzach Ndb.
Tierarzt Fender, Elblno (Wpr.l. T.-A.: Tierarzt Fender, Elbing.
Tierarzt Ä. Rleper, Uetze (Hannover). T.-A.: Rieger, Uetzehannover.
Tierarzt H. Schmidt, Friedrichstadt (Schl.-H.). T.-A.: Schmidt, Friedrichstadt.
Hntistrongylln
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich,
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
[Gesellschaft iür Senchenbekümpfimo mll.I
| Frankfurt a. M.-Niederrad U
| unter staatlicher Oberaufsicht j$
empfiehlt ihre ja
hekannien hocDwerlioen implslolie Denen Tierseochen I
Depot in : Schierling bei Regensburg m
Telefon: Nr. 13 Eggmühl — Telegr.-Ädr.: Yaccincharb Schierling. lq
78
Im ersten Vertriebsjahr anerkennen
über 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
Mittels „Heskimal“
Zu haben: Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgeselt-
schaft m. b. H. & Co.« in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
.eo Masur in Schlaw a (Schies.). — Tierarzt Dr . Zipp in Idar a .d. Nahe. -
Tierarzt ftieqer in Uetze (Hannover) -- Tierarzt KifSChner in Elbing (Inn),
Mühlenriamni a. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard iPomm.)
Llelerung nur an Tlerarzie und ApoiUekcn injackunoen zu 200 q, soo q und 1000 g. — übliche Ramie.
1 „Vaginal blichen undfiullenstUbe Kaiser
X Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
qp Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
vi> Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmillelbar nach der Applikation.
^ Jedes Quantum umgehend lieferbar.
$ Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
Abortus
infect. und
Vaginitis
Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Or. Pljate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung, (s. cf. 8. T. W. No. 1912, 0. F. W. No. 1912, T. fl. No. 1912 etc.]
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinficientien,
Antiseptica und
Desodorantien
D. R. W. Z.
Literatur und Proben kostenfrei.
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im Auslande' auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Dr. Plate Brügge i.W.
9
tKiti .Ti iTi iT. itt t Ti *Ti £Ti ^ Ti iti iti iti iTi ifi »Ti tti iti m iti iTl m »Tt iti iti !ti JT* iu iti iT m i !ti it* ITi JTi ITi IT. Iti ITi JT. m ITi I?i m 3ti ITi m u i JTi !Ti m n, IT. Iti ITi ITi !Ti JTi JTi iT'i u i m iti m i Jti Iti iti iti m Iti J?i Iti
Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be¬
währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
Unhebsamen Nebenerscheinungen.
Empfohlen bei: *
a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Nierenverschlag, Haemoglobinämie, Anämie
spez. perniciöse Anämie, Morbus maculosus.
b) Rinder:
Gebärmutterentzündungen, alle septikämischen Er¬
krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges
Katarrhalfieber.
c) Hunde:
Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
cif. B. T. w. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
aniiiMniiiNHwiluiniiuiiuitiiiiMiiiiiiiiiiiuMiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiitiitiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiliHMiiiiiiiiiiiiiMiiimiiimiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiimmiiimiiii
BOLIPIXIN
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
Ckemische Fabrik Mini
• Pharm. Abteilung
Hubtng bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr«:
Chemische Aubing.
■11
l!nil!l!lll!l!lllli;i!lllllllllllllli!lllill!ll
8chriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche üni versitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2,
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
BaiCillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
\ . - r
Dr. Kleins
JwV
Äntiperiostiri
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
/ ’ 1 4r Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen ICulturstaaten
Nur für den Gebrauch
ynEST de» Tierärzte* bestimmt
W^^Verlangen Sie ausführlich^^^^
^ Literatur
C,
^ ö««.5es<h.
y * ’ «s/j . „ * ' ‘. ,* 4 ' ' * • • \ * r +
Laboratorium Dr.Klein .Berlin.
Generaldepot Müachea Hess *3tr. 12.
(IrOher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
■Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 1. Februar 1921. Nr. 5.
Inhalt:
Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn) [Forts, folgt.] —
Pschorr (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. —
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Über Wirkungen des Ferrihydroxydes im Organismus
anf den Erreger der Manl- und Klanensenche.
Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn,
Düdingen (Schweiz).
Zahlreiche und gleichartige Beobachtungen machen uns
mit Häufigkeitsverhältnissen bekannt. Der Versuch zeigt
kausale Zusammenhänge. Di$ Summe aus den sich ergeben¬
den Erfahrungen führen unser menschliches Stückwerk-
Wissen, das mit biologischem Denken zu einem annähernd
Ganzen vereint wird, doch zur Erkenntnis von Dingen, wie
sie in Wirklichkeit sind, die uns aber die Natur bisher ver¬
schleiert und verborgen hielt.
Das lebende und funktionierende Protoplasma besitzt
nach Ehrlich einen Leistungskern mit Atomgruppen, die
Rezeptoren genannt. Gelangen fremde Substanzen, „Hap-
tine“, in den Organismus und besitzen ihre haptophoren
Atomgruppen chemische Verwandtschaft zu den Rezeptoren,
so verankern sie sich gegenseitig. Besitzt das verankerte
Haptin Gifteigenschaften oder Fermentwirkungen, so wird
das Protoplasma angegriffen, gereizt, eventuell geschädigt.
Das Protoplasma ist bestrebt, sich des Angriffes zu er¬
wehren und produziert zu den vorhandenen „sessilen Rezep¬
toren“ neue und zwar in dem Maße, daß eine Überproduk¬
tion von Rezeptoren entsteht (We i g e r t). Diese sind aber
für die Zelle eine zu große Belastung, werden darum abge-
stoßen und gelangen als freie Rezeptoren in Zirkulation der
Körpersäfte (Ehrlich). Wird der gleiche Organismus
von neuem mit schädigenden Haptinen überschwemmt, so
werden sie von den freien Rezeptoren in der Blutbahn ver¬
ankert, neutralisiert und verhindert, an die Zellen zu treten.
Diese Schutzvorrichtung bewahrt die Zelle vor pathologi¬
scher Läsion.
82
Das Blut von Bindern, welche die Maul- und Klauen¬
seuche überstanden haben, enthält freie Bezeptoren. Ver-
,impfen wir solches Blut auf gesunde und infizieren sie
gleichzeitig, so erkranken sie nicht oder nur leichtgradig.
Die überimpften, freien Bezeptoren binden und neutrali¬
sieren die haptophoren Atomgruppen des Haptins (hier
gleich dem Virus der Maul- und Klauenseuche). Daher die
überaus wertvolle Wirkung der Blutimpfjing, die Direktor
Dr. Ernst für die Praxis herausgegeben hat. Impfen wir
hingegen Binder, die schon an Maul- und Klauenseuche er¬
krankt sind, so ergibt die Impfung ein positives oder, was
meistens der Fall ist, ein negatives Ergebnis, je nachdem
der Erreger mit den sessilen Bezeptoren verankert und der
Grad der dadurch bedingten Schädigung lebenswichtiger
Funktionen am Protoplasma fortgeschritten ist.
Die Erkenntnis der chemischen Konstitution des Ferri-
hydroxydes lehrt uns die Eigenschaften seiner Wirkung.
Das Fe (OH) 3 gelangt in drei simultanen Formen in den
Organismus, in der kolloidalen, dissoziierten (Jonen) und
nicht dissoziierten (kristalloiden, Molekül). Die letztere
Form kann sich in die beiden ersteren umwandeln. Allge¬
mein spielt bei den Kolloiden die gewaltige Oberflächen¬
entwicklung die ausschlaggebende Bolle. Damit ist eine
Haupterscheinung, die Adsorption, verbunden. Daneben
wickeln sich viele charakteristische Beaktionen chemischer
und physikalischer Natur ab.
Von den freien Metalljonen ist allgemein bekannt, daß
sie als Katalysatoren beschleunigend oder verzögernd in den
Beaktionsverlauf des Protoplasmas eingreifen. Ferner ist
wichtig zu wissen, daß die Geschwindigkeit der chemischen
Beaktion von der Konzentration der freien Jonen abhängt,
mit deren Änderung infolgedessen die Beaktionsgeschwin-
digkeit sich ändert. <
Das Fe (OH) 3 hat die allgemeinen Eigenschaften des
kolloidalen Zustandes wie die der freien Metalljonen auf
sich vereinigt. Als neue Eigenschaft kommt ihm die spezi¬
fische Wirkung auf den Erreger der Maul- und Klauen¬
seuche oder seiner Toxine zu. Es sei gleich hier darauf hin¬
gewiesen, daß das Fe(OH) 3 zum allgemeinen Eisenstoff¬
wechsel in keiner Beziehung stehen kann und für sich selbst¬
ständig im Organismus auftritt. Die Wirkung des Fe(OH) 3
im Organismus denken wir uns folgendermaßen: Entweder
wird der Erreger vom kolloidalen Fe(OH) 3 adsorbiert und
chemisch verändert, analog dem Vorgang bei den freien
Bezeptoren, oder der andere Fall ist denkbar, wo das Virus
r> r- v y ■! >
. -: v i
■ Ci ’ • 83
r - <■
t;
»■
sich mit den bös eilen Bezeptoren des Protoplasmas verankert.
. Hier nun verhindert die Gegenwart von freien Ferrijonen
di© Gift- oder Fermentwirkungen des verankerten Maul¬
und Klauenseuche -Virus.
Infundieren wif einem gesunden nicht infizierten Bind
intravenös FeS0 4 resp. das umgewandelte Fe(OH) 3 , so
wird das keinen weiteren Effekt' ausüben. Bei größeren
.Mengen aber wird das Wohlbefinden des betreffenden Tieres
durch die organotrope, Wirkung des Eisens gestört. Die
intravenöse Injektion von Fe(OH) 3 hat demnach keine im¬
munisierenden Eigenschaften.
/„Impfen“ wir infizierte Binder bei denen aber die Sym¬
ptome noch nicht deutlich ausgesprochen sind, so wird hier
. -das Fe (OH) 3 seine spezifischen Wirkungen auf den Erreger
entfalten, der in den Körpersäften zirkuliert. Er wird ad¬
sorbiert und seine toxophoren Qualitäten werden gehemmt
oder neutralisiert, analog wie bei den freien Bezeptoren.
' Injizieren wir Fe S0 4 den Kühen mit schon ausgespro-
•chenen Krankheitssymptomen, d. h. wo die verankerten Hap-
tine des Virus bereits pathologische Veränderungen am
Protoplasma erzeugt haben, können wir ‘keinen großen
„Impfeffekt“ mehr erwarten (genau wie bei der Blut¬
impfung). Gleichwohl empfiehlt es sich, die Injektion zu
machen, aber mit 4—6 Liter physiologischer Kochsalzlösung
verdünnt und gleichzeitiger'Verabreichung von Herzmitteln.
Die von Dr. S c h w a b in Heft 38 der „Münch.Tierärztl.
Wochenschrift“ (1920) angegebenen Erfahrungen mit Fe
(OH) 3 sind sehr aufmunternd. . Seine verbesserte intra¬
venöse Eisensulfat-Infusion ist ein wertvoller Beitrag für
die Praxis. (Die FeS0 4 -Lösung mit 10°/oiger Na OH zu
neutralisieren). Dem Blut bleibt dadurch die Umformung
des FeS0 4 erspart und das Fe(OH) s kann seine Beak-
tionswirkung augenblicklich mit ganzer Wucht auf den
Erreger entfalten.
Ein erfolgreicher Kampf gegen die Maul- und Klauen¬
seuche wird nur durch die prophylaktische Be¬
handlung erzielt werden. Das Fe(OH) s kommt mit
dem Trinkwasser in den Verdauungskanal, wird von den
•Därmzotteü resorbiert und gelangt in die Blut- und Lymph-
bahnen. Bei der kontinuierlichen Zufuhr durch das Tränke¬
wasser strebt das Fe(OH) 3 im Organismus eine optimal-
wirksame Verteilung von kolloidalem Ferrihydroxyd
.und Ferrijonen an. Ist diese erreicht, bleibt bei einer event.
Infektion mit Maul- und Klauenseuche-Virus das Tier ge¬
schützt. Sinkt die Verteilung unter die optimale Norm, so
erkrankt das Tier. Zwischen der optimalen und minimalen
Norm der Verteilung finden wir alle Abstufungen der leicht-
gradigen und bösartigen Form der Maul- und Klauenseuche
vertreten. ^
Das Verteilungsgleichgewicht der Ferrijonen und des
kolloidalen Fe(OH) 3 im Organismus ist überaus leicht ver¬
schiebbar und ist absollit von der täglichen Zufuhr im
Tränkewasser abhängig.
An dieser Stelle möchten wir speziell auf die Futterbe¬
dingungen der Milchtiere hinweisen, unter denen sie im
Winter 1918, im Sommer und Herbst 1919 bis zur Grün¬
fütterungsperiode 1920 leben müßten. Nur dadurch kann
* man sich ein klares und objektives Bild von unseren Beob¬
achtungen machen. Im Winter 1918 auf 1919 wurden die
Kühe so gut es ging mit wenig Heu, aber viel Stroh durch¬
gewintert. Der Sommer 1919 war übbraus trocken. Ein
hartes, balbverdorrtes Gras war die Folge dieses regenarmen
^Sommers. Die Tiere mußten den ganzen Sommer und Herbst
geweidet werden. Am 18. Oktober 1919 wurde der erste
Seuchenfall in unserem Bezirk festgestellt. Der Weidegang
wurde daraufhin von der Behörde allgemein verboten. Die
Futterverhältnisse des Winters 1919 waren die gleichen
wie vom Winter 1918.
Während dem Zeitraum eines Jahres hatten die Kühe
allgemein ein sehr geringes, minderwertiges und dabei sehr
trockenes Futter. Die Folge davon war, daß die Tiere große
Quantitäten Tränkewässer aufnahmen und sich dadurch ein
wasserreiches Gewebe schafften. Der berühmte Münchener
Hygieniker Pettenkofer hat die Ansicht ausgespro¬
chen, daß Wasserreichtum in den Geweben für ansteckende
Krankheiten empfänglich mache. In der Tat treten in den
Schichten die epidemischen Krankheiten auf, die infolge
ihrer Nährungsweise ein wasserreiches Gewebe besitzen.
An Hand dieser Tatsachen war es möglich, unsere Beob¬
achtungen im Winter und Herbst 1919 zu machen, daß auf
den Gehöften, wo es den Kühen möglich war, im Tränke¬
wasser die optimal wirkende Fe"(OH) 3 -Menge aufzunehmen,
trotz des wasserreichen Gewebes vgn der Seuche verschont
blieben. (Vergl. unsern Artikel Heft 10 u. 11 der „Münch.
Tierärztl. Wochenschrift“, 1920.)
Vergegenwärtigen wir uns diesen Sommer, resp. die
Grünfütterungsperiode 1920, so ist sie gerade das Gegen¬
teil der letztjährigen. Die Matten lieferten ein kräftiges,
Vollsaftiges Gras. An Regen fehlte es nicht, und an den
Morgen war das Gras reichlich mit Tau beschlagen. Im
87
t
\
undiszipliniertes Denken“ belegt 4 "). Unter „autistisch undiszipli¬
niertem Denken“ versteht Bleuler folgendes:
i ,... Dieses (das autistische Denken) hat seine .besonderen von
der (realistischen) Logik abweichenden Gesetze, es sucht nicht
Wahrheit, sondern Erfüllung von Wünschen ; zufällige Ideenverbin¬
dungen, vage Analogien, vor allem aber affektive Bedürfnisse er- 1
setzen , ihm an Vielen Orten die im streng realistisch - logischen
Denken zü verwendenden Erfahrungsassoziatiohen, und'wo diese
zugezogen werden, geschieht es doch in ungenügender, nach¬
lässiger Weise «... :
Man könnte fast glauben, Bleuler habe mit diesen Worten
besonders den Heilmittelerfindern einen Spiegel zur Selbsterkennt¬
nis Vorhalten wUllen. -
Es wäre nun interessant, nach der psychologischen Seite hin
Untersuchungen anzustellen, warum die Landwirte so häufig hem«
mungslos unbekannten Arzneimitteln und Arzneimittelhändlern
sich hingeben — richtiger gesagt zum Opfer fallen. Es würde den
Rahmen, der Arbeit weit übersteigen, wenn man dieses unerfreu¬
liche Thema weiter beackern wollte. Ich will bloß iln Kürze an¬
deuten, daß in erster Linie der Mangel an kritischer Einsicht und
die ungeheuren Verlustziffern die geängstigten Landwirte den
Arzneimilttelhändlern in die Arme treiben. Die Geschäftsgewandt-
heit der letzteren, die nicht beiten mit Aufdringlichkeit und Über«
redungsgabe gepaart ist, machen diese Kategorie besonders ge¬
fährlich. Nicht selten greifen sie, um ihren Absatz, an dem sie
regelmäßig durch Umsatzprämien beteiligt sind, zu erhöhen, zu
dem bedenklichen Mittel der falschen Versprechungen oder der
Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es ist ja eine welthistorische
Erfahrungstatsache, daß aus Zeitnot geborene Hoffnung apf Er¬
lösung immer noch Irrlehrern und falschen Propheten die Wege
geebnet hat; die Gegenwart ist ein neuerlicher Beweis hiefür. Das
Ringen nach wirksamer Hilfe gegen die herrschende Tiergeißel
ist ein Analogon.
In den harmloseren Fällen werden den angepriesenen Mitteln
Eigenschaften zugesprochen, die ihnen nicht zukommen. In drasti¬
scheren Fällen wird sogar nicht selten mit Worten nicht gegeizt,
die über die übliche Anpreisung einer Ware hinausgehen und mit
ihren falschen Versprechungen sogar eine gewisse Gewährleistung
in sich schließen. Es braucht hier bloß-angedeutet zu werden, daß
sich aus solchen Versprechungen „unbedingt sicherer“ Arznei¬
mittel oder voin „absolut sicheren“ Vorbeugungsmitteln unter Um¬
ständen unschwierig Ansprüche zivilrechtlicher Natur ableiten
lassen, sei.es nun wegen des Ausbleibens der versprochenen Wir¬
kung und möglicherweise auch wegen des hiedurch erwachsenen
Schadens, soferne nicht die Staatsanwaltschaft in besonders ge¬
lagerten Fällen wegen vollendeten pder versuchten Betrugs (§§ 48,
263 des Reichsstrafgesetzbuchs) einzugreifen Veranlassung hat
bezw. eine Verfolgung wegen Sachbeschädigung (§ 303 RStrGB.)
möglich wird, wenn nämlich in Präzedenzfällen die schädliche Wir¬
kung des betreffenden „Heilmittels“ und die Kenntnis des Händr
lers von dieser Wirkung festgestellt sein sollte. Eine gerichtliche
Bestrafung wegen Betrugs herbeizuführen, ist jedoch zweifelsohne
schwierig. Wie die Erfahrung gelehrt hat, findet meist eine Frei-
*) „Das autistisch undisziplinierte Denken in der Medizin und
seine Überwindung“. Berlin (Springer) 1919.
i.
88
sprcchung statt, wenn der Angeklagte behauptet, daß er von der
Heilwirkung seines Mittels überzeugt sei oder wenn er durch mehr
oder weniger sachverständige Persönlichkeiten glaubhaft machen
kann, daß sein Mittel die ihm itn den Anpreisungen beigelegte Wir¬
kung besitze. Besonders schwierig wird die Überführung in Erut-
•fällen sein. Wenn jedoch aus besonderen Umständen die Kenntnis
des Angeklagten von der Unwirksamkeit oder Schädlichkeit des
Mittels gefolgert werden kann (z. B. aus dem Umstande, daß er
wegen des in Frage stehenden Mittels schon einmal rechtskräftig
verurteilt worden ist), so sind die Voraussetzungen für eine Ver¬
urteilung wegen Betrugs bezw. wegen Betrugsversuchs zweifellos
gegeben. (Foit*««»* nagt.)
Referate.
Untre HtdliU ud Hjrgltnie.
, Tierarzt Pellkofer - Stephansposching: Beitrag nr
Diskussion über Incarbon Merck. (Tierärztl. Rundschau,
Nr. 31, S. 461.) -
In einem hartnäckigen, 10 Tage anhaltenden Falle von
schwerer Bronchitis beim Pferde, deren Krankheitsbild
von bedenklichen Herzstörungen und großer Schwäche beherrscht
wurde, so daß das Tier nicht mehr hochznbringen war, nahm P.
als alle Kardiaka 3m Stiche ließen, zur endoveuösen Incarbon¬
therapie seine Zuflucht. Innerhalb 48 Stunden wurden 5 Dosen
des Mittels einverleibt, worauf Besserung und Heilung eintrat.
Auch bei einer mit 41,0 0 Fieberhitze einher gehen den Futter-
vergiftung bei einem schweren Belgier sank auf 4 Dosen
Incarbon die Temperatur innerhalb 48 Stunden auf die Norm.
Eine septische Metritis heil einer Kuh war bereits zu weit
fortgeschritten, es mußte die Notschlachtung vorgenommen wer¬
den, es war jedoch auch hier auf das Mittel eine Besserung der
Herztätigkeit eingetreten gewesen. Me.
Tierarzt Dr. Schulz- Prettin: Incarbon. (Berl. Tier¬
ärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 30, S. 345.)
Um ein Urteil über den therapeutischen Wert der intravenösen
Infusionen von Incarbon zu sammeln, übergibt S. seine bisherigen
Erfahrungen mit dem Mittel der Öffentlichkeit. Im Anschlüsse an
eine die Embryotomie erfordernde Schwergeburt bei einer acht¬
jährigen belgischen Stute hatte sich eine septische Metri-
t i s mit bedrohlichen Symptomen entwickelt, gegen welche gleich¬
zeitig mit Uterusspülungen (Sublimat 1:2000) 3 Dosen Incarbon
ä 40 ccm i. v. versucht wurden. Am folgenden Tage war geringe
Besserung eingetreten, das Fieber von 40,5® auf 39,8® zurüokge-
gangen; weitere 3 Dosen Incarbon injiziert, setzten Tags darauf
die Temperatur auf 39,0 0 herunter. Nach einigen Tagen trat völ¬
lige Genesung ein. Ein 2%jähriges belgisches Fohlen war an
Lumbago erkrankt; Aderlaß und Kochsalzinfusion, sowie Di-
galen 10,5 ccm subkutan blieben auf die Krankheit ohne Wirkung.
An den zwei nächsten Tagen gab S. je 3 Dosen Incarbon i. v.
Innerhalb 14 Tagen trat Heilung ein. Eine 3jährige Kuh erkrankte
von einem Uterusprolaps bei) der Geburt ausgehend, 3 Tage nach
der Reposition, an Metritis septica. Zwei Tage wurden je
3 Dosen Incarbon einvexleibt, dazu wurden Spülungen, mit Neurogen-
86
Bftnce* vorg»nommen. Am Tage nach den. ersten Infusionen setzte
bereite Besserung ein, die anhielt und in wenigen Tagen zur Ge¬
nesung. führte. S. glaubt, daß iln dem Incarbon ein Mittel
gegen die wirtschaftlich überaus schädliche
Met ritis gefunden ist. ' Me.'
Tierarzt Zeller- Moosham: Ein Beitrag zur Anwen¬
dung des Incarbons. (Tierarztl. Rundschau, 1920, Nr. 25,
S. 366.)
In einem typischen. Falle von Häinoglobinämie machte
Z. einen kräftigen Aderlaß und gab 0,05 Arecol. hydrobrom. sub¬
kutan. Trotzdem verschlimmerte sich der Zustand und es gelang
mit «dien Mitteln nicht mehr das Pferd auf den Beinen zu halten.
Am 2. Tage wurden dem liegenden Tiere 3 Dosen Incarbon i. v.
appliziert. Tags darauf hatte sich das Pferd selbst aufgerichtet,
die Kruppenmuskulatur war weicher und die Haut auf Nadelstiche
sensibel geworden, auch das Allgemeinbefinden hatte sich ge¬
bessert. Auf 2 weitere Dosen Incarbon trat innerhalb der nächsten
T4ge völlige Heilung ein, Die rasche Behebung der
Parese der Nachhand schreibt Z. der Infusion von Incarbon
zu, ohne daß er mit diesem Erfolge aus dem einzelnen Falle ein
abschließendes Urteil über den Wert des Mittels fällen möchte.
Tierärztliche Standes- imd Wirtschaftsfragen.
Rrichsverband der Deutschen Gemeindetlerärzte.
Die Landesgruppe Bayern des Reichsverbandes der Deutschen
Gemeindetierärzte hat als Ergebnis der im November u. Dezember
1920 mR der Versicherungskammer gepflogenen Verhandlungen
und Besprechungen nachstehendes Schriben erhalten, welches den
Herren Kollegen als Richtschnur dienen mag.
J. Schneider, I. Vorsitzender.
München, den 7. Januar 1921.
Versicberunsg'skammer, Abteilung für Viehversicherung.
An 1. den Bayerischen Städtebund (München, Rathaus),
2. den Landesverband Bayerischer Stadt- und Landgemeinden
(Herrn Sydikus Ertl, Bürgermeister a. D. in Riem),
3. den Reichsverband der Deutschen Gemeinde- und Schlacht¬
hoftierärzte, Landesgruppe Bayern (Herrn Schlacbhof-
dtoafctor Schneider in* Augsburg),
4. den Landesverband Bayerischer Fleischbeschauer- und
Trichinenschauer-Vereine (Sekretariat in Starnberg). '
' Betreff: Schbichtviehversicherung.
Durch Ziffer 8 der vom Staatsmimiisterium des Innern geneh¬
migten Allgemeinen Versicherungsbedingungen der Bayerisbhen
Schfecbtviehversicherung (Staatszeitung v. 28. 9. 20 Nr. 226) wur¬
den die Schlachthoftierärzte und Fleischbeschauer als Anstaltsver-
treter erklärt mit dem Vorbehalte, daß die Versicherungskammer
andere Vertreter bestellen kann. Durch die hiezu erlassenen Aus-
führungsbestimmungen wurde den Anstaltsvertretern eiin Zehntel
der Versicherungsgebühren als Vergütung für ihre gesamte Tätig¬
keit überlassen.
Verschiedene Stadt- und Marktgemeinden, welche die betei¬
ligten Schlacht hoftierärzte oder Fleischbeschauer als vollbeschäf¬
tigte Gemeindebeamte angestellt haben, nehmen das Gebühren-
90
zehnlei für die Gemeiindekasse in Anspruch, weil den festbesol¬
deten Beamten ein solches Nebeneinkommen nach der Besoldungs-
ordmung nicht mehr zugestanden werden könne, und hierüber ent¬
standen in den beteiligten Kreisen Meinungsverschiedenheiten —
eine Folge des Umstandes, daß die ganze Regelung wegen der
plötzlichen Abschaffung der behördlichen Fleischversorgung binnen
weniger Tage, ohne vorheriges Benehmen mit den Vertretungen
der Gemeinden, Schlachthoftierärzte und Fleischbeschauer hatte
getroffen werden müssen.
Die Versicherungskammer hat nunmehr die Frage mit den be¬
teiligten Vertretungen besprochen und ist dabei zu folgendem Er¬
gebnisse gelangt:
Soweit der Bezug des Gebührenzehntels durch die Schlachthof¬
tierärzte und Fleischbeschauer tatsächlich als Mißverhältnis «#zu-
erkennen wäre, bietet die angeführte Ziffer 8 die Handhabe zur
Abhilfe; die Gemeindebehörde braucht nur zu erklären, die An¬
staltsvertretung selbst zu übernehmen mit der Wirkung, daß das
Gebührenzehntel in dile Gemeindekasse fließt, und die Versiche¬
rungskammer wird ihre Zustimmung erteilen unter der Be¬
dingung, daß die mit der Prüfung der Versicherungsfähigkeit
der Schlachttiere beauftragten Beamten hiefür aus dem Gebühren-
zehintel eine angemessene Vergütung erhalten, etwa
1 Mk. für ein Großrind und 50 Pfg. für ein Kleintier (Kalb, Schaf.
Ziege, Schwein) und zwar für jedes untersuchte Tier, gleichviel
ob es in die Versicherung aufgenommen wurde oder nicht.- Die
gleiche Bedingung muß die Versicherungskammer auch' dann
stellen, wenn eine Metzgerinnung die Anstaltsvertretung über¬
nehmen' will. Sie erachtet eine derartige Vergütung deshalb für
gerechtfertigt, weil die für die Schlachtvüehversicherung unerlä߬
liche gewissenhafte Untersuchung über die eigentliche Dienstes¬
aufgabe des SchlachthoftieTarztes oder Fleischbeschauers hinaus-
geht.
gez. Englert.
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte,
Betreff: I. Der Beitritt zum D. V.-R. — II. Organisation der
Gemeindetierärzte.
An die angeschlossenen Vereine und Landesgruppen!
I. Im Anschluß an die Bekanntmachung in der überschriebenen
Sache (vergl. D. S. V. Z. Nr. 17 vom 15. IX. 20, Niederschrift für
die Vorstandssitzung des R.-V. vom 15. VIII. 20) fordere ich die
mit der Erledigung noch rückständigen Vereine - und Landesgruppen
auf, mir bis zum 15. Februar dieses Jahres die Zahl, event.
auch Namen der zum D. V.-R. gewählten Vertreter der Zwanzig-
schaften mitzuteilen und die Listen dem Wahlkörper einzusenden.
Es ist untunlich, dem D. V.-R. nur die bereits gewählten Dele¬
gierten zu nennen, da der Beschluß gefaßt worden ist, daß unser
Verband als geschlossenes Ganze beitritt.
Wenn ich nicht annehmen soll, daß in den säumigen Gruppen
das Interesse am D. V.-R. völlig geschwunden ist und auf die Mit¬
arbeit unseres Verbandes im D. V.-R. kein Wert gelegt wird, muß/
ich bitten, den Termin einzuhalten. I
II. Von verschiedenen Seiten ist die Frage der Organi-*
sation der Gemeindetierärzte bei dem Unterzeichn,
neten in Anregung gebracht worden, In der Hauptsache dreht
91
sich darum, ob die Gemeindetierärite der Organisation der oberen
Beamten (Akademiker) usw. sich anschließen sollen.
Nach meinen Erfahrungen,' die ich im Verkehr mit- Reichs-,
Staats- und Gemeindebehörden gemacht habe, bestehen Zweifel,
ob unser Reichsverband als zuständige Berufsorganisation in allen
Fällen angesehen wird.
Eine solche überall anerkannt werden müssende
Organisation ist für die Gemeindetierärzte unerläßlich, und wenn
ich meine Erfahrungen, die ich gerade in der letzten Zeit gemacht
habe, zu Rate ziehe, so muß ich sagen, daß nur eine geschlos¬
sene gewerkschaftliche Organisation der Ge-^
meindetierärzte in Frage kommen kann, die selbstverständlich
politisch Vollkommen neutral sein muß. Die Bil-^
düng dieser Gewerkschaft bietet nicht die geringsten Schwierig¬
keiten, da die überwiegende Mehrzahl der Gemeindetierärzte durch
die Zugehörigkeit zu den örtlichen Beamtenorgamisationen bereits
gewerkschaftlich organisiert ist. Die Gewerkschaft der Gemeinde^
tierärzte hätte sich als gemeindetierärztliche Fach¬
gruppe dem R.e ichsgewerkschaftsbund der G e -
meindebe amten anzuschließen und würde ihre Vertretung
im Bundesvorstand erhalten. <
Diese Angliederuhg bedeutet zugleich Anschluß an den Deut¬
schen Beamtenbund, der ebenfalls gewerkschaftlich organisiert
und politisch neutral ist. Die stellenweise behauptete Verschie¬
bung nach links ist ein künstlich gezüchtetes Angstprodukt, in
dessen Bahn nur diejenigen verfallen, die den wahren Charakter
der neutralen Gewerkschaft nicht kennen oder verstehen wollen.
Der gewerkschaftliche Zusammenschluß ist nach meiner festen
Überzeugung und nach den bis jetzt gemachten. Erfahrungen der
einzige Weg, um den dutchaus berechtigten und einwandfreien Be¬
strebungen der Gemeindetierärzte die gebührende Geltung zu ver¬
schaffen.
Der Zusammenschluß zur Gewerkschaft mhß sofort er¬
folgen, wenn ein Einfluß auf die Eingruppierung der Gemeinde¬
tierärzte \in die Besoldungsordnung ausgeübt werden soll. Die
Zeit ist außerordentlich kurz, da die Revision der Besoldungsord¬
nung bis zum 31. März dieses Jahres zu erledigen ist.
Die Vorsitzenden der angeschlossenen Vereine und Landes¬
gruppen werden ersucht, sofort eine namentliche Ab¬
stimmung unter ihren Mitgliedern herbeizuführen und mir
das Resultat umgehend mitzuteilen.
Da diese Bekanntmachung in der gesamten Fachpresse ver¬
öffentlicht wird, so daß jedem Gemeindetierarzt Gelegenheit ge¬
geben ist, sie kennen zu lernen, kann empfohlen werden, die Ab¬
stimmung auf einer Postkarte mit der Antwort ja oder nein
nebst Namensunterschrift erfolgen zu lassen.
Die Postkarten mit der Abstimmung wären an dem Vorsitzen¬
den des Vereins oder der Landesgruppe, dem der Abstimmende •
angehört, zu richten.
Die Herren Vorsitzenden werden gebeten, mir auf eingeschrie¬
bener Postkarte lediglich das zahlenmäßige Abstimmungsergebnis
mitzuteilen. Fällt das Abstimmungsergebnis negativ aus, so wird
alsbald über den Weiterbestand unseres Verbandes Beschluß zu
fassen sein; hat sie ein positives Ergebnis, so wird der gesamte
Verbandsvorstamd die weiteren Maßnahmen beschließen,
92
Die Kostet! der Gewerkschaft werden nicht höher sein als die
des Verbands. Die Beiträge zum Reichsbund sind so gering, daß
sie überhaupt nicht in Betracht kommen.
Als letzter Termin für die Einsendung des Abstim-
stimraungsergebnisses an den Unterzeichneten wird der 15. Feb¬
ruar dieses Jahres festgesetzt. v
Von der Einhaltung des Termins hängt für die Gesamtheit der
Gemeindetierärzte außerordentlich viel ab: sie ist eine Existenz¬
frage für jed^n einzelnen Gemeindetierarzt und für unseren Ver¬
band als Berufsorganisation.
Die Beziehungen zu dem D. V.-R. und den anderen Berufs¬
gruppen werden durch die Bildung einer Gewerkschaft in keiner
Weise berührt.
Darmstadt, den 8. Januar 1921.
Dr. Gart h.
Aufruf!
Reichsverbänd der deutschen Gemeindetierärzte.
Der Reichsverband tritt für die Errichtung
von Lehrstühlen für Fleisch-, Milchhygiene
und Schlachthofwesen in Anlehnung! an die
Schlacht- und Viehhöfe an allen tierärztlichen
Lehranstalten exn.
In Nr. 47 S. 562 (1920) der „Berl. Tierarzt!. Wochenschrift“ hat
Dr. Hafemann- Leipzig die Frage aufgeworfen, welcher Be¬
fähigungsnachweis zur Erreichung 1 einer etatsmäßigen Anstellung
als Stadttierarzt zu verlangen ist. Ausgehend von dem großen Wert
einer geregelten Fleischkontrolle für das Volkswohl und der erheb¬
lichen Bedeutung, die dem Amte'als gemeindetierärztlicher Sach¬
verständiger gerade jetzt in volkswirtschaftlicher Hinsicht zuge¬
sprochen werden muß, ist verlangt worden, zur Erlangung eilies
solchen Amtes einen Befähigungsnachweis zu fordern, der der
Sachlage entspricht und ihr gerecht wird (mehrjährige praktische
Eünarbeitungszeit, Besuch von Fortbildungskursen). Aus Bedürf¬
nissen der Zeitverhältnisse heraus mußte vom Reichsverband zur
nächst die Forderung einer geeigneten Qualifikation
für den Stellenbewerber in den Vordergrund gestellt werden. Dies
geschah nicht allein aus dem Grunde, die Interessen der Berufs¬
gruppe zu fördern, sondern auch aus dem Verlangen heraus, hier¬
mit eine sachverständige Pflicht den städtischen Behörden und der
Allgemeinheit gegenüber zu erfüllen; es sollte durch Schilderung
der Dinge, wie sie sind, das allgemeine Interesse hierfür wach¬
gerufen werden.
Der Reichsverband ist sich aber klar darüber, daß mit diesen
Forderungen allein das, was der Reichsverband als erstrebens¬
wertes Ziel im Auge hat: für den Stand, Staat und Gemeind^ nutz¬
bringend zu wirken, nicht ganz erreicht wird. Die hier vorge-
schlagenen Maßnahmen würden sich nicht voll auswirken können,
wenn nicht noch ein anderes Moment mitberücksichtigt würde: Der
Schwerpunkt unserer Bestrebungen nach erhöhter Leistungsfähig¬
keit muß schon in den Werdegang unserer wissen¬
schaftlichen Ausbildung an den tierärztlichen
Lehranstalten gelegt werden. Sie sind und sollen ja der
lebendige Quell sein, „d’raus alle Weisheit fließt, die siich in uns’re
Seelen gießt“, sie sollen die Bildungsstätten sein, die uns das
93
Rüstzeug für unsere Tätigkeit im Dieriste des Standes uiid der
Allgemeinheit übermitteln. ' ■
Schon vor dem Kriege ist von berufenen und weitsichtigen Tier¬
ärzten sowohl in Wort wie in Schrift auf die gänzliche Unzuläng¬
lichkeit der Ausbildung des jungen Nachwuchses in dem Fache
der Fleischbeschau hingewiesen worden, das von über 80 Prozent
aller in Betracht kommenden Tierärzte ausgeübt wird.
Die von den Bildungsstätten kommenden Tilerärzte erklären
denn auch, insbesondere in Bezug auf die Fleischbeschau, daß ihre
Ausbildung gerade auf diesem Gebiet eine unzureichende geblieben
ist, und daß sie sich der Verantwortung, die ihnen die Betätigung
in der 1 Fleischuntersuchung auferlegt, nicht voll gewachsen fühlen.
Wir alle wissen ja auch", daß wir die Hochschulen mit unzureichen¬
den Kenntnissen verlassen mußten, weil eben an allen Hochschulen
Lehrstühle in Verbindung milt dien Schlachthöfen fehlten, und weil
die Hochschulen gerade nach dieser Hinsicht im Gegensatz zur
tierärztlichen Berufstätigkeit nicht genügend w.eiterentwickelt wor¬
den sind.
Jeder, der die Verhältnisse 2m tierärztlichen Stande kennt und
der sich befleißigt, Voreingenommenheiten gegenüber der Fleisch¬
beschau, als der jüngsten den Tierärzten übertragenen Disziplin,
fallen zu'lassen, wird zugeben müssen, daß gerade diesem Zweig
der Veterinärmedizin an den Bildungsanstalten nicht überall die
Pflege zuteil wird, auf die heute unbedingt Anspruch erhoben
werden kann und muß, nachdem Fleischbeschau und Schlachthof-
wesen eine so große Bedeutung für den tierärztlichen Beruf er¬
langt haben.
Geheimrat Schmält Z’ hat in Bamberg gelegentlich der Er¬
örterung über „Neuorganisation des Deutschen Veterinärrates“
treffend gesagt, daß wir uns von der Auffassung freilmachen mü߬
ten, als sei der Stand der Tierärzte heute noch das einheitliche Ge¬
bilde wie ehedem. „Wir haben drei Stände im Stand: Staatstier¬
ärzte, Gempindetierärzte und praktische Tierärzte!“
Ist dem so, dann erwächst auch den tierärztlichen Lelufenstalten
die Pflicht, sich von der Auffassung freizumachen, daß die Hoch¬
schule in der Hauptsache eine Bildungsstätte für die kurative
Praxis sei.' Die Bildungsstätten müssen vielmehr dafür Sorge
tragen, den Lehr- und Ausbilldungsplan so zu gestalten, daß die
Studierenden für alle diese drei Sonderabteilungen in gleich¬
mäßiger Weise eine gründliche theoretische und praktische
Durchbildung erfahren, daß 1 also insbesondere nicht der historischen
Entwicklung der Bildungsstätten zuliebe eine fachliche Ausbildung
vor der anderen eine Zurücksetzung oder Bevorzugung erfährt.
Zugeschnitten auf die „drei Stände im Stand“
und auf die'Gleichwertig- und Gleichwichtig¬
keit dieser drei Glieder für den Ges a m t Orga¬
nismus uns eres,Standes, muß auch das wissen¬
schaftliche Fundament für die tierärztliche
Berufstätigkeit auf denBildungsanstalteu. von
vornherein so gestaltet werden, daß der wei¬
tere Aufbau nach den drei Richtungen,hin dem
Tierarzt von Anfang an ermöglicht wird.
Schmaltz hat für die Gesamtzahl der Tierärzte in Preußen
1912 ausgeführt, daß 80 Prozent aller überhaupt in Betracht kom¬
menden Tierärzte dauernd an der Ausübung der Fleischbeschau
beteiligt sind und 1 daß das Verhältnis bei den Staatstierärzten so-
94
gar 92 Prozent beträgt. -Eine bessere Ausbildung auf dem öebiete
der Fleisch- und Milchhygiene käme daher nicht nur den Gemeinde¬
tiefärzten, sondern auch dem ganzen'Stande zugute.
Auf Grund «er wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kultu¬
rellen Bedeutung des Gebietes der Fleiisch- ujid Milchhygiene, zum
anderen aber auch in Rücksicht auf die überaus große Zahl der
Träger dieses tierärztlichen Wirkungsgebietes im Dienste des
Staates, der Gemeinde und der Allgemeinheit, sowie im HinblDck
auf die Notwendigkeit wissenschaftlicher Weiterbildung der Tier¬
ärzte erachtet der Reichsverband die Errichtung voll¬
wertiger Lehrstühle für Fleisch- und Milch¬
hygiene und S c h 1 a c h t h o f w e 8 e n in Anlehnung
»n die Schlacht- und Viehhöfe an allen tier-
ä r ztlichen Bildungsstätten für dringend not¬
wendig.
Die Bedeutung, die däe öffentliche Gesundheitspflege gerade
in wissenschaftlicher Hinsicht für den Staat wie für jedes einzelne
Mitglied des Volkskörpers hat, gibt dem Reichsverband die feste
Zuversicht, daß die Landesregierungen silch der Berechtigung un¬
serer Bitte um Weiterausbau der tierärztlichen Bildungsstätten
nicht verschließen werden. Dee Reichsverband bittet aber weiter¬
hin auch an dieser Stelle die Körperschaften der tierärztlichen Bil¬
dungsstätten, auch ihrerseits ihren weittragenden Einfluß dahin
geltend zu machen, damit die Leistungsfähigkeit des tierärztlichen
Standes durch den Ausbau der Tierärztlichen Hochschulen und
Fakultäten auf den hier in Frage stehenden Gebieten zum Nutzen
und Segen des deutschen Volkes weiter gesteigert und gehoben
wird.
Reichsverband der deutschen Gemeinde*
tierärzte. -
Dr. Garth. Dr. Hafemann.
Verschiedenes.
Oberveterinärrat Schmidt, Bezirkstierarzt in Kulmbach, t.
Am 5. Januar dieses Jahres brachte das „Kulmbacher Tagblatt“
folgende Mitteilung:
„Heute morgen durchlief die Trauerkunde unsere Stadt, daß
ein allseits hochgeschätzter und beliebter Mann, Herr Oberveteri¬
närrat Adolf Schmidt, die Augen für 'immer geschlossen hat.
Mit ihm ist ein Mann von hoher wissenschaftlicher Bildung dahin-
gegamgen, der, erfüllt von heiligem Lokalpartiotismus, sich große
Verdienste n'ilcht nur um unsere Stadt, sondern um den ganzen Be¬
zirk und weit darüber hinaus erworben hat. Als der Sohn des
früheren Bezirkstierarztes Erhard Schmidt dahier am 16. Juli 1864
geboren, ergriff er den Beruf seines Vaters und ließ sich nach Be¬
endigung seiner Studien am 28. Mail 1887 als praktischer Tierarzt
dahier nieder. Mit dem Eintritt der Stadt Kulmbach in die Reihe
der unmittelbaren Städte wurde er ab 1. Januar 1890 als beamteter
Stadtbezirkstierarzt aufgestellt und ihm später im Jahre 1900 auch
die Funktion als Bezirkstierarzt für den Bezirksamtsbezirk über¬
tragen. Von allem Anfang an übte er die Kontrolle in der Sauer-
mannschen Wurstwarenfabrik aus; mit dem Blühen und Wachs¬
tum dieser Firma ist sein Name eng verknüpft. Was er im Laufe
der Jahrzehnte für die Viehzucht, für die Fischzucht usw., insbe¬
sondere aber für die Pferdezucht geleistet, wiird ihm unvergessen
bleiben. Durch Gründung der Fohlenaufzuchtanstalt Waldau, in
der er vor einigen Jahren auch eine Mustergeflügelzuchtanstalt
95
errichtete, hat er sich unvergängliche Verdienste geschaffen und
den heißen Dank der einschlägigen Kreise erworben. Die Be¬
kämpfung der Maul- und Klauenseuche, d'iie in dem letzten halben
Jahre leider große Ausdehnung nahm, stellte gewaltige Anforde¬
rungen an ihn. Obwohl körperlich schon geschwächt, erfüllte er
seine Pflichten mit vorbildlicher Gewissenhaftigkeit. Den damit
verbundenen Strapazen war sein Körper nicht mehr gewachsen.
Das Krankenlager, auf .das ep geworfen ward, wurde ihm zürn'
Totenbett.
Sein Wirken und sein Streben aber wird in den Herzen aller,
die ihq kannten, fortlftben, sein Andenken wird ein gesegnetes
sein für und für!“
Alle, die mit Schmidt dienstlich und außerdienstlich zu
tun hatten, werden dem ehrenden Nachrufe aus vollem Herzen
beipflichten. Schmidt ffa.r mit seinem Bezirke aufs innigste
verwachsen. Mit Ausnahme seiner Militärdienstzeit, die er als ein¬
jährig - freiwilliger Veterinär beim 1. Chevauxleger - Regiment in
Nürnberg ableistete, hat er seine ganze tierärztliche Laufbahn und
den größten Teil seiner Jugendjahre in Kulmbach verbracht. Trotz¬
dem ist er kein engherziger kleinlicher Lokalpatriot gewesen.
Seine umfassende allgemeine Bildung, seine tüchtige Fort¬
bildung auf wissenschaftlichem Gebiet, nicht am wenigsten aber
seine hervorragende praktische Veranlagung haben ihn davor be¬
wahrt. Ejn dauerndes Denkmal seines Wirjcens hat er sich in Kulm -
bach neben der Fohlenaufzuchtanstalt hauptsächlich im dortigen
Schlachthof geschaffen, an dessen Entstehung er wesentlichen An¬
teil hatte und der als Muster einer derartigen Anlage für kleine
Städte bezeichnet werden kann. Leider konnte infolge des Krieges
sein Lieblingsgedanke, den Schlachthof durch eine Kühlhalle aus¬
zubauen, nicht mehr zur Ausführung gelangen.
Das Ansehen und Vertrauen, das Schmidt in allen Kreisen
besaß, kam in den verschiedenen Ehrenstellen, die er bekleidete,
zum Ausdruck. Fast zwanzig Jahre leitete er den tierärztlichen
Kreisverein von Oberfranken als erster Vorsitzender, lange Jahre
war er auch Vorsitzender der oberfränkischen Fohlenaufzudht-
anstalt Waldau und des Pferdezuchtvereines .und Fischervereines
Kulmbach usw.
Zu einer imposanten Trauerkundgebung gestaltete sich die Ein¬
äscherung seiner Leiche in Koburg. Viele seiner Freunde und
Verehrer hatten dem Verstorbenen auf seiner letzten Fahrt das
Geleite gegeben. Seine Verdienste wurden bei dem feierlichen
Akte durch mehrere Redner in geziemender Weise hervorgelioben
u. a. durch Dr. H u ß - Bamberg als Vertreter des tierärztlichen
Kreisvereins von Oberfranken, ferner durch einen Vertreter der
Loge, die in ihm ihren. Meister vom Stuhle verloren hat.
Eine Reihe von Korporationen ehrten das Andenken Schmidts
durch Niederlegen von Kränzen an dessen Bahre, so das Korps
„Normania“, die Fohlenaufzuchtanstalt Waldau, der Pferdezucht¬
verein Kulmbach, die Fleischerinnung Kulmbach. Die Sauermann-
schen Fleischwerke in Kulmbach hatten in pietätvoller Weise von
der Zeit der. Einäscherung ab ihren Betrieb für diesen Tag still¬
gelegt.
Nun ist sein so beredter Mund für immer verstümmlet. Das
Andenken an den allzufrüh seiner Familie, seinen Freunden, seinem
Wirkungskreise Entrissenen aber wird fortleben und gesegnet
Schmutterer - Oberregierungsrat.
96
Entmunmg.
Der österreichische Delegierte für Ve t e r i n. i r~
ängelegenheiten im Deutscheil Reiche, Herr fte-
gierungsrat Karl Hanka in München, wurde vom Österreichischen
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zum Hofrate er¬
nannt. Gratulamur!
% * i
FhamaMogle, Ffeanust«, PkamakogBMle.
’ Maklasan.
Unter dieser Bezeichnung bringt die. Firma Schrad'er in
Kevelaer ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche in den Handel,
das in zwei getrennten Papierbeuteln Nr. 1 und! 2 versandt wird.
M. Fritzsche und R. C 1 a u s vom Chemischen Untersuchungs-
amt in Cleve haben die beiden Mittel untersucht und gefunden,
daß sie aus Rohrzucker, Milchzucker und Kreide bestehen. Nr. 1
ist mit Eisenoxyd hellrot, Nr. 2 mit Kohle grau gefärbt.
Die Untersucher stellen fest, daß Stoffe, denen eine
Wirkung zukommt, nicht darin enthalten sind. Dabei nehmen die
Hersteller einen Nutzen von 3000 v. H. Derselbe ist also keines¬
wegs — homöopathisch. (D. Pharm. Zentralh.) P.
gt aa t m tartiirwi—, tatiutaäml Ml VmMmwgnm ü.
Stand der Tierseuchen ln Deutschösterreichlach -Vorariberg
vom 31. Dezember 192 0:
Maul- und Klauenseuche in 3 Bezirken mit 63 Gemeinden und
241 Gehöften.
UMhrirtMhalt in Fittsmtttsflaaä*.
Pbragmltes communis.
Das 'in .seenreichen Gegenden ungemein verbreitete Schiffrohr
enthält in «einen Wurzeln 7% Eiweißstoffe, 30% Rohrzucker.
25 % Pentosane und 30 % Rohfaser. Diese nützlichen Inhaltsetoffe
ermöglichen die Verarbeitung zu Alkohol und Zucker, noch mehr
aber zur Herstellung eines Futters für Haustiere (Frag-
rait). Auch die Rohfaser ist zur Darstellung zu Papier und Ersatz
für Jute verwendbar. („Süddeutsche Apotheker - Zeitung“ vom
7. Jan. 1921.) P.
Hodisctiulnacfarichten.
Promovierung. Im Aufträge der Tierärztlichen Hochschule zu
Dresden sind Regierungsveterinärrat Augst von Kamenz und
der Dozent a. D. Veterinär rat Lungwitz in Kleinschachwitz
bei Dresden durch die durch die ordentlichen Professoren der Tier¬
ärztlichen Hochschule verstärkte medizinische Fakultät der Uni¬
versität Leipzig zu Doctores medicinae veterinariae honoris causa
promoviert worden. S. M.
Die erste Zwangs - Emeritierung an der Berliner Universität.
Das Gesetz über die Zwangspensionierung aller Staats¬
beamten in Preußen hat nun Rechtskraft erhalten. Demgemäß hat
sich jetzt das preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und
Volksbildung an di*e Universitäten mit dem Ersuchen gewandt, die
Emeritierung der Hochschullehrer nach Vollendung des
68: Lebensjahres zur Durchführung zu bringen. Zum J. April
9 ?
wird danach diese Maßnahme insgesamt 34 Berliner U n i -
ve rs it ft t s 1 e hr er treffen. Unter den am 1. April zu Emeri¬
tierenden sind eine Anzahl der berühmtesten Namen in der Hoch¬
schule. Aber sie werden ihr aller Voraussicht nach größtenteils
in dem Sinne erhalten bleiben, daß sie von dem Rechte zu Vor¬
lesungen und Übungen Gebrauch machen, wie sie ja auch
Sitz und Stimme in der Fakultät behalten.
Personalien.
Ernennungen: Dr. Adolf G min der, wissenschaftl. Hilfsarbeiter
im Beichageaundheitaamt in Berlin, zum wissenschaftl. Hilfsarbeiter
im tierärztlichen Landesuntersuchungsamt in Stuttgart (Wttbg.).
Pasl Henkels aus Barmen, zum Assistenten an der chirurgischen
Klinik der Tierärztlichen Hochschule in Hannover.
AU Assistent eingetreten: Dr. Franz Pfaffen zell er ans
Beebtmehring (B.-A. Wasserburg) bei Distriktstierarzt Dr. 'Wagner
in Neumarkt a. R. (B.-A. Mühldorf).
AU Praktikant eingetreten: Dr. Hans E b e rw e in beim Bezirks¬
tierarzt von Donauwörth.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. med. vet. Alois
Dalli aus Winklarn (B.-A. Oberviechtach) in Geisenfeid (B.-A.
Pfaffenhofen).
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Erich
Säskind aus Tübingen. Dissertation: „Beitrag zur Frage der
Jnvasionsfahigkeit der im amerikanischen Specke enthaltenen
Trichinen nebst Versuchen über den Einfluß der Trockenpöckelung
aaf die Lebensfähigkeit der Muskeltrichinen“. Distriktstierarzt
Johann EngleTt in Greding. Dissertation: „Über die Behandlung
von Gelenkerkrankungen des Rindes mit Sanarthrit „Heilner“. (Aus
der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät der Universität
München, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt und Stabsveterinär
&.E. Paul Caspariua aus Neudamm. Dissertation: „Kriegser-
fahmngen mit der Hyperämiebehandlung, insbesondere bei Wider¬
ristfisteln des Pferdes“.
Bticherschau.
Spezielle Pathologie und Therapie der Haustiere. Von Dr. Franz
v. Hutyra, o, öl. Professor der Seuchenlehre und Dr. Joseph
Marek, o. ö. Professor der speziellen Pathologie und Therapie
an der Veterinär-Hochschule zu Budapest. — V. umgearbeitete
und vermehrte Auflage. I. u. II. Band. — Jena, Verlag von
Gustav Fischer, 1920. • Preis brosch. 160 Mark, geb. 200 Mark.
Trotz der gewaltigen weltgeschichtlichen Ereignisse konnte
nach Aufbrauchuug. der IV. Auflage die zu- einem dringenden Be¬
dürfnisse gewordene V. Auflage rechtzeitig erscheinen. Zwar
konnte, wie im Vorwort vermerkt wird, wegen Unterbindung des
internationalen Verkehrs die fremdsprachliche Fachliteratur und
auch die deutschsprachliche nicht in vollem Masse beschafft und
außerdem auch die Fachliteratur nur bis Ende 1918 berücksichtigt
werden, da der Text 1918 bereits fertiggestellt war. Allein die
beiden verdienten Autoren verstadden es, indem sie sich auf ihre
eigenen Forschungsergebnisse und dile teilweise persönlichen Er¬
fahrungen im Weltkriege stützen konnten, diese Auflage iu einer
Weise umzugestalten, daß man beim Studium des Werkes durch¬
aus nicht den Eindruck hat, als ob hier irgend etwas aus der
neueren Fachliteratur oder dem neuesten Forschungsresultaten
98
nicht enthalten wäre. Auf Schritt und Tritt begegnet man Ab¬
schnitten und ganzen Kapiteln, die gegenüber der IY. Auflage um-
gearbeitet und mitunter mit ganz neuem Gesichte versehen wurden.
Eine Umarbeitung haben erfahren z. B. die Abschnitte über
Leukämie und Pseudoleukämie und Blutparasiten. Im Abschnitt
über Lecksucht sind hinsichtlich Ursache und Behandlung ganz
neue, für die Praxis besonders wichtige Gesichtspunkte gegeben.
Organerkrankungen, besonders Nierenentzündung, Lungenentzün¬
dung, erscheinen ganz neu bearbeitet. Natürlich sind auch die
Hautparasiten und besonders die Pferderäude nach den neuesten
Erfahrungen geschildert.
Sehr interessantes Neues bietet das Kapitel-über die Infektions¬
krankheiten, insbesondere bei Rotz, Tuberkulose, Rinderpest,
seuchenhaftem Verwerfen, sowie beit einigen Geflügelkrankheiten.
Die Abhandlung über das Gasödem der Schweine ist ganz neu,
ferner wurde unter Hinweis auf die Forschungsergebnisse über den
Gasbrand und die Gasphlegmone des Menschen vorläufig ^enig- -
stens angedeutet, daß wir hinsichtlich der Ätiologie des Rausch-
brandes, malignen Odems und Gasödems voraussichtlich vor einer
tiefgreifendem WandlungVier Ansichten stehen dürften.
Das Werk ist endlich auch vermehrt durch einige ganz neue
Kapitel, z. B. die Kampfgasvergiftung, die infektiöse Broncho¬
pneumonie der Pferde, die Stomatitis vesiculosa der Kaninchen,
die Magen-Darmversandung u. a. m. Für den Praktiker ist noch
besonders die Zusammenfassung der Folgeaussehläge bei Infek¬
tionskrankheiten für das Studium zu empfehlen. Neu und sehr zeit¬
gemäß bearbeitet ist endlich auch der Abschnitt über die Avitami-
nosen. Der Text ist im ersten Band um 7, im zweiten um 8 Druck¬
seiten vermehrt worden. Die Zahl der farbigen Abbildungen hat
eine Vermehrung um mehr als 50 erfahren. Die Abbildungen sind
durchweg vorzüglich gelungen und unterstützen das Verständnis
des Textes wesentlich. Papier und Druck lassen nichts zu wün¬
schen übrig. Die stattlichen beiden Bände des gewaltigen Werkes
müssen in jeder Hinsicht als ein nicht abzuschätzender Gewinn für
die Wissenschaft und Praxis angesprochen werden. Ma.
Maul- und Klauenseuche
_bekämpft man wirksam mit
Therapogen
„Doenhardt“
Seit 16 Jahren in der veterinär-medizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Gebfirmutterkatarrhen
in Friedensqualität wieder lieferbar!
Apotheker Max Doenhardt, Köln a.Hb.
St
BAYER
Wundstreupulver
ermöglicht die Wundbehandlung
nach Dakin auf trockenem Wege
cknngen z , u 5 ,°£ g K Mk - ^g;— p ro Packune:
Räude
bei allen Haustieren.
■ 0 « ausreichend zur Behandlung Hlr AQ RA
'"1 eines Pferdes oder Rindes aU s’ S cM' iXne
Verkauf nur an und durch Tierärzte
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rhein
* ■ ■■ 1
Für die Hundepraxis empfehlen wir u.
Bandwnrmkapseln
für große und kleine Hunde.
Kanivermol
* gegen Ascariden.
Bajnvarinselfe,
gegen chronische Ekzeme.
Carboxolkapseln
mit 1,0, 1,5, 2,5 bei Magen*
und Darmkatarrh.
OL Ricini-Kapsqln
Lebertran-Emulsion
(N&hr-Bmulsion).
«iiiiiiii»iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
Parasitenseife
Bändelinlmente
Blansänrelttsnng 107«
ft bezw. 10 ccm Ampullen.
Stanpetropfen
Stanpeseram (Scbreiber)
Tohimbin-Veratrln-LiSlIt
gegen Impotenz.
iiiiiiiiiiiiiii
Bensen & Co., um, rÄ!' Hannover
Fernspr. HanDover^Nd. 1977. Fibr.chein.
fciiiiimHinmiHiiMiiiiiiiiHiitiimn
20 und 200,
•pharm. Prhp. Med.-Drogeogredli. Tel.-Adr.l
IIHlllllilllllllllllllllillllllUllIHHHHBBBBBBIllMIIUIIIIIUIIli
Bramblau
in Tablotton
inei die atuK and chreniscbe Schweiieseache. die cdm.
Sciweinevesi und das sugeuaime Kinnen der SctweiiL
Literatur: Professor Dr. H. Kaebiger, Halle a. S„ Deutsche
Tierärztliche Wochenschrift 1918, Nummer 45, 46, 50, 52.
Rotlauf-Serum Schweineseuche-Sernm
und all« anderen Vetorinftraera in Jeder Menge sofort lioforbar.
dem. Fabrik Düd Serom-Iosliiot „Bram“ OeUan bei Leipzig
FOr größere Landpraxis Oberbadens wird
Vertreter
auf unbestimmte Zeit gesucht. Freie Station und
Verpflegung. Angebote mit Gehaltsansprüchen bitte an
Dr. 0. Karbach, prakt. Tierarzt, MüUheim (Baden).
Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be¬
währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
unliebsamen Nebenersclieinungen.
Empfohlen bei:
a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Nierenverschlag, Haemoglobinämie, Anämie
spez. perniciöse Anämie, Morbus maculosus.
b) Rinder:
Gebärmutterentzündungen, alle septikämischen Er¬
krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges
Katarrhalfieber.
c) Hunde:
Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
Cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
BOLIP1XIN
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. .Abteilung
Aubing bei München
Fernspr.:
Pasing 1S8.
Telegr«:
Chemische Aubing.
<
108
ArseD-Komümalion mil Phosphor
in gebrauchsfertiger Lösung zur subku¬
tanen Injektion. Hervorragendes, seit
vielen Jahren in der Praxis bewährtes
Plastikuni bei rekonvaleszenten und
unterernährten Tieren. Bewährt auch
zur Beschleunigung der Mast bei ge-
sunden Tieren. o o_o
Dosierung:
15 ccm Plasmarsin A für Pferd ejund Rinder
10 „ „ A
7,5 „ „ A
7,5 „ „ B
5 „ „ B
B
junge Pferde oder Färsen
Fohlen oder Kalb
ausgewachsenes Schwein
großen Hund od. Läuferschwein
oder Ziegen
kleinen Hund oder Ferkel oder
Lamm.
Gebrauchsanweisung und Literatur kostenlos.
BENCEN & CO., ü. m. D, H.. HANNOVER
Ludwigstraße 20 u. 20 a. o o Gegründet 1889
Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate
ooo Medizinal-Drogen-Großhandlung o o o
iftiimiiitimiimiiimHiiniuummiititiuiiiiim
iiiiiitmiiiiiiiiiiiiiiiMitmiuiiiiiniiiiiuiiiiKiiiii
... Hutyra-Marek
Lehrbuch der spez. Pathologie
und Therapie der Haustiere.
5. Aufl. 492 Abbild. 21 Tafeln. 2 Bd. geb. Mk. 220.— (ohne weitere Zuschläge)
Vorrätig und zu beziehen durch die
Hnrhsriniihiirtihandiiin i) Max Dueber, München. imalieiMe 7!
Fernsprecher: 26708. o o o Postsdiedt H6‘
103
wird wieder in altbewährter Qualität hergestellt.
Tiefenwirkung. Rasche Resorption.
Erhöhung der spezifischen
/\rzneimittel-Wirkung
innerlich Reizlosigkeit äußerlich.
Nicht teurer als Ersatz-Präparate.
!“*•-
! Jod-Vasogen 6>—10°/o
j Jodoform-Vasogen
i Kampfer Chloroform-
i Vasogen
| Vasogenum splss., als
? Salben-Grundlage
Quecksilber-Vasogen |
Ichtbyol-Vasogen
Salicyl-Yasogen
Teer-Vasogen
Kreosot-Vasogen
Pyoktanin-Vasogen zur
Lokalbehandlung der
Maul- u. Klauenseuche.
Prospekt mit Literaturangaben und
Preisliste durch
Pearsai « a. Hambari 19.
i
Man)- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
1
V
pr Dr. Kleins
Äntiperiostin
lenscheiden - Gallen, Callusbildung
Sehnen, Hygrom der Schleimbeulei
hervorragendem Erfolg angewandt
P Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataaten i
Nur für den Gebrauch
des Tierarxtes bestimmt
^^/erlangen Sie ausführlich^^^^^jjjj
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
[y
TT
Tnalinwin
TIjnuMünü 1
tili
r
liilidfdM
liillllmlrllhinlil
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
4 tierärztlichen Kreisvereine Bayerns '
herausgegeben von
‘ v Dr. Josef Mayr**
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
Jahrg.
München, den 8. Februar 1921.
Inhalt:
i Originalartikel: M. Bertschy und Klaus Bertschy (Sohn) [Schluß folgt.] —
Pschorr (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. —
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien.
1 . ■ ■
Ober Wirkungen des Ferrihydroxydes im Organismus
” anf den Erreger der Maul- nnd Klauenseuche.
Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn,
Düdingen (Schweiz). (Schluß folgt.)
Auf Gehöften in total verseuchter Zone, wo die Kühe
i • bei der Tränke kontinuierlich „Eisenwasser“ aufnehinen
konnten, blieben sie während der Periode der Trockenfütte-
rung, wo das tägliche Wasseraufnahmequantüm im Durch-
schnitt 40—60 Liter betrug, gegenüber den größten An¬
steckungsmöglichkeiten verschont. Anders wurde es mit
dem Einsetzen der Grünfütterung, wo die Wasseraufnahme
durchschnittlich von 20 Liter Tagesquantum bis herab auf
0 Liter schwankte, was wieder vom jeweiligen Zustand des
Grases bedingt wird, von seiner Voll Saftigkeit, oder ob es
stark mit Tau benetzt oder verregnet ist. Unter diesen Be¬
dingungen war es den Kühen nicht mehr möglich, trotz
Weicheisenleitungen das Fe(OH) 3 im Organismus auf opti¬
maler Verteilung zu halten und sie dadurch vor der Seuche
zu schützen.
Im Zusammenhang mit dem Verteilungsgesetz im Orga¬
nismus konnten wir noch folgende bekannte (vergl. oben
bei den allgemeinen Eigenschaften der Metalljonen und
Kolloiden) Gesetzmäßigkeil beobachten und für den spe¬
ziellen Fall des EefOH) ;{ dahin modifizieren : Die Geschwin¬
de digkeit der chemischen Reaktion hängt ah von der Konzen¬
tration, d. h. hier von der optimal wirksamen Verteilung
der freien Ferrijonen und des kolloidalen Ferrihydroxydes
im Organismus, mit deren Änderung infolgedessen die Re¬
aktionsgeschwindigkeit und die Adsorptionsmöglichkeiten
auf den Erreger sich ändern, was wieder den jeweiligen
Grad der Erkrankung zur Folge hat. (Leichte und bös¬
artige Seuchengänge stehen damit im Zusammenhänge.)
106
/
Verkalkte und versintferte Weicheisenleitungen gewähren
keinen Schutz. Ein ebenso wichtiges Moment sind die or-
gan i s qh e n Ve r u n r e i n i g u n g en des Wassers. Nach
den exakt wissenschaftlichen Untersuchungen, von Professor
Dr. Süpf le genügen diese allein, um die oligodynamische
Metallwirkung zu verhindern oder vollständig aufzuheben.
In diesetn speziellen Fall hier wird sehr wahrscheinlich
durch die organischen Verbindungen (Lebewesen) im Tränke¬
wasser das Ferro- nicht zum wirksamen Ferrihydroxyd oxy¬
diert. Ein analoges Beispiel bietet der natürlich vorkom¬
mende eisenhaltige Lehm, der blaugrünlich aussieht. Diese
Farbe wird durch das verwitternde Eisen bedingt, welches
infolge organischer Beimengung (Lebewesen) nicht zum
rostfarbigen Ferrihydroxyd oxydieren kann und dadurch in
der Ferrostufe reduziert bleibt. Die „Rostfarbe“ der roten
Ziegel tritt erst beim Ziegelbrennen auf, also erst, nachdem
das Organische verbrannt ist.
Die Tatsache, daß organisch verunreinigtes Wasser,
auch wenn es durch Weicheisen ^fließt, keinen Schutz ge¬
währt, konnten wir in zahlreichen Fällen beobachten.
Dieses ganz besonders, während^ddn Sommermonaten, wo
die organischen Kleinlebewesen und Verunreinigungen in
viel erhöhterem Maße im Wasser sind als während des Win¬
ters. Zudem gibt es zahlreiche Quellen, die nur von Ober¬
wasser gespeist werden. Dieses Wasser nimmt gewöhnlich
die jeweilige Bodentemperatur an, im Sommer warm mit
viel organischen Beimengungen, im Winter eisig kalr, ohne
viel organische Vegetation darin.
Unterwirft man die Tränkebehälter und das Wasser
einer genaueren Prüfung, so wird man über die Fülle von
Algen, Infusorien usw., die sich an den Wänden der Be¬
hälter und im Wasser selber in Unmenge aufhalten, er¬
staunt sein. Auch diese angeführten Tatsachen müssen
neben der verminderten Aufnahme des Tränkewassers wäh¬
rend der Grünfütterungsperiode als eine Hauptursache an¬
gesehen werden, daß Weicheisenleitungen den Seuchenschutz
versagten.
I. Ve r s u c h : Auf dem Gehöft des Eigentümers B. wur¬
den die in Heft 19, 26 u. 27 der „Münch. Tierärztl. Wochen¬
schrift“ (1920) von mir skizzierten Eisenapparate an die
Brunnenröhren angeschraubt und im Wasserbehälter ein¬
gestellt. Zudem wurde auf größte Peinlichkeit des Wassers
im Behälter gehalten, vor allem gegen die organischen Ver¬
unreinigungen. Die Fütterung der 14 blutgezüchteten
Simmentaler Kühe bestand infolge Heumangel zur Haupt-
107
saehe aus Stroh, wenig Heu und Obsttrester. Bei dieser
Fütterung tranken die Kühe durchschnittlich 50—60 Lifer
Wasser täglich. Acht Wochen nach der Einrichtung der
Eisenapparate wurden die Kühe der Infektion ausgesetzt.
Sie erkrankten nicht.
Mit beginnender Grünfütterung wurde die Eisenzufuhr
im Wasser abgestellt, die Apparate entfernt. Die Kühe
tranken! durchschnittlich 20 Liter Wasser täglich. War das
Gras stark mit Tau belegt oder bei Regentagen, wo verreg¬
netes Gras gefüttert wurde, entweder gar kein Wasser oder
höchstens 8—15 Liier täglich. Zweieinhalb Monate nach
Sistierung des „Eisenwassers“ wurden die Tiere nach einer
längeren Regenperiode der Infektion ausgesetzt. Nach sechs
Tagen zeigte die erste Kuh Symptome von Maul- und
Klauenseuche.
H. Ve r s u c h: Der in Heft 11 der „Münch. TierärzfcL
Wochenschrift“ (1920) unter Stall V beschriebene Fall sei
dahin berichtigt: Die Jungrinder (Maischen), die im Winter
1919 trotz künstlicher Infektion verschont blieben, wurden
1920 während der ganzen Periode der Grünfütterung nicht
mehr mit „Eisenwasser“ getränkt. Mitte Oktober 1920 er¬
krankten sie, während die Kühe, die im Winter 1919 durch¬
seuchten, iihmun blieben.
III. Versuch: In der Ortschaft D. trat am 6. August
1920 der erste Seuehenfall auf. Daraufhin f wurden die
Brunnentröge zweier Gehöfte (16 Kühe) gründlich gerei¬
nigt, vor allem an den Wänden der Behälter die Algen usw.
abgekrät^t. Hierauf wurde ein Drittel vom Inhalt des
Troges mit Weicheisen gefüllt, darüber 500 Gramm NaCl
gestreut zwecks besserer Rostbildung. Alle Wochen wurde
der Behälter gereinigt und wieder NaCl über das Eisen ge¬
streut. Beide Gehöfte blieben verschont, trotzdem in einem
Radius von 80 Meter 9 verseuchte Gehöfte sich befanden.
Als Kontrollversuch. wurde auf zwei benachbarten Ge¬
höften (18 Kühe) ebenfalls ein Drittel vom Inhalt des
Troges mit Weicheisen belegt, die Behälter aber nicht ge¬
reinigt und kein NaCl darüber gestreut. Nach etwa zehn
Tagen war das Eisen mit weichen, fadenartigen organischen
Gebilden belegt, die Wände ebenfalls mit grünen Algen
dicht besetzt. Der Viehstand beider Stallungen fiel der
Seuche zum Opfer.
TV. Versuch: Hier stellten wir uns die Aufgabe, den
prophylaktischen Wert von verschiedenen Eisenpräparaten
zu prüfen und kamen zum Resultat, daß einzig mit dem im
Wasser suspendierten Ferrihydroxyd sich positive Resultate
108
I
einer Seuchen Verhütung oder milden "Durchseuchung er¬
zielen lassen.
Alle andern Eiseripräparate, die dem Organismus kein
Fe(OH) ; , zur|Resorption bieten, haben keinen prophylak¬
tischen Wert. Anschließend daran sei die Auffassung
K ö p p e s, dem ersten Begründer der wissenschaftlichen
Balneotherapie, angeführt. Er lehrt, daß die Wirksamkeit
der Mineralwässer nicht auf dem durch die chemische Ana¬
lyse zu ermittelnden Gehalt an festen Bestandteilen und
speziell einzelner Salze zurückzuführen sei, sondern auf
den Gehalt an neutralen, d. h. nicht gespaltenen Molekülen
einerseits, der Zahl und der Art dissoziierten Jonen ander¬
seits beruht.
Unseres Erachtens liegt der Grund für die Unwirksam¬
keit von Eisenpräparaten gerade in obiger Begründung:
denn sie enthalten quantitativ viel Eisen, verfügen aber
vor ihrer Resorption über relativ wenig oder gar keine dis¬
soziierten Ferrijonen und kolloidalem Ferrihydroxyd.
Zusammenfassend möchten wir unsere
Erfahrungen mit Eisen dahin äußern:
Einen w'irklich vorbeugenden Nutzeffekt
erhalten wir einzig und allein i\ur von
solchem Trink wasser, das von organischen
Ve run reinig ungen befreit und auf künst¬
liche oder natürliche Art Fe(OH ) 3 in kon¬
tinuierlich konstanter Konzentration zu¬
geführt erhält und vom Tier selber im
Tränkewasser aufgenommen wird. Di-:
fre'ien Ferrijonen und Ferrikolloide kön¬
nen dadurch ihre Wirkung (Ad Sorption und
als Katalysator) im Organismus auf den
Erreger ungehemmt, entfalten.
Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Manl-
Und KlanenSeaChe. (Fortsetzung)
Yon Veterinärrat W. Pschorr, München.
Air das Vorerwähnte findet nicht nur voll und ganz An¬
wendung auf den persönlichen Vertrieb und die mündliche An¬
preisung, sondern auch auf die schriftliche Anpreisung, besonders
dje Reklame. Es ist zwar unglaublich, mit welcher Vorsicht, um
nicht zu sagen List und Schläue, die Lücken und Maschen der Ge¬
setzgebung ausgenützt werden; immerhin dürften die falschen oder
schwindelhaften Anpreisungen schriftlicher (auch gedruckter) Na¬
tur unter Umständen leichter dazu führen, die Kriterien einer Ge¬
setzesverletzung zu erweisen. - Manche findige Köpfe scheuen
sich auch nicht, ihren Reklamen einen amtlichen Anstrich zu ver-
109
leihen, indem sie die Bürgermeister und Gemeinderäte veianlassen,
ihre Arzneimittelanpreisungen an den für amtliche Verlautbarungen
bestimmten Gemeindetafelm anzuschlagen. Der Vertreter einer ,
norddeutschen Heihnittelfabrjk (ein österreichischer Ingenieur)
■ . ging sogar soweit, seine an die Bürgermeister verschickten Plakate
mit der gebieterischen fettgedruckten Kopfleiste: „An, den Ge-
-{• mejndetafeln anzuschlagen!“ zu versehen, eine Aufforderung, der,
>. wie ich mich selbst überzeugen konnte, feine Reihe von Gemeinde-
.' raten, ja sogar ein Stadtrat mit einem rechtskundigen Bürger¬
meister an der Spiitze prompt naehgekoramen ist. Das Staatsmini¬
sterium des Innern hat deshalb Veranlassung genommen, die Be-
zirksverWaltüngsbehörden durch folgende Entschließung anzu¬
weisen:
,Nr. 401 a 323.
München, den 31. Juli 1920.
Es ist zur Kenntnis gekommen, daß verschiedene Heilmittel¬
hersteller und Arzneihausierer Landbürgermeister veranlaßten,
Amireisungen von angeblich sicher wirkenden Mitteln gegen Maul¬
una Klauenseuche an den Gemeindetafeln anzuschlagen. Eine Ge¬
sellschaft für Arzneimittelvertrieb hat ihre Plakate sogar mit dem
kategorischen Kopfaufdruck: „Zur Bekanntgabe an der Gemeinde-
tafel!“ versehen. — Durch Anschläge an den Gemeindetafeln wird
der Anschein erweckt, als ob es sich um amtlich empfohlene Arznei¬
mittel handle und diesen somit eine Eigenschaft zugesprochen, die
ihnen nicht zukoiumt. Diese Mittel, die 'iln der Regel weder eine
vorbeugende noch eine heilende Wirkung aufweisen, sind seht
häufig geeignet, die staatlichen Seuchentilgungsmaßnahmen zu be¬
einträchtigen oder fruchtlos zu machen. Dfle Gemeindebehörden
sind darauf aufmerksam zu machen, daß derartige Anpreisungen
unter keinen Umständen an den Gemeindetafeln angebracht werden
dürfen, und anzuweisen, daß ähnliche bereits angeschlagene Pla¬
kate sofort zu entfernen sind. Die Bezirksämter haben den Vollzug
zu überwachen.“
Der Schaden, den diese Heilmittelerfinder und -hersteiler ver _
üben, lüegt nicht ausschließlich in den Ausgaben für die häufig
wertlosen, jedoch kostspieligen Mittel, sondern noch mehr darin,
daß die Anwendung dazu führt, die rechtzeitige Inanspruchnahme
sachkundiger Hilfe hinauszuschieben, so daß die Schädigungen am
Viehbestände und der Ausfall an tierischen Erzeugnissen oft un-
gemein hohe und einschneidende sind, die durch 'irgendwelche
sachgemäße therapeutische Maßnahmen in der Regel nicht mehr
ausgeglichen werden können.
/ Die Verheimlichung anzeigepflichtiger Seuchen ferner ist die
ständige Begleiterin der illegalen und wilden Heilmittelanwendung.
r . Bevor der Landwirt bei dem Verdachte eines Seuchenausbruches
die vorgeschriebene Anzeige erstattet umd die ihm vielfach lästigen
J und unbequemen Sperrmaßnahmen auf sich nimmt, wird er doch
* lieber zu 'einem der „absolut sicheren“ Vorbeuge- und Heilmittel
n greifen. Für was denn auch den Ausbruch der Maul- und Klauen-
K. seuehe anzeigen, wenn doch - die Anwendung des „unbedingt
K sicheren“ Heilmittels X die Krankheit in 1—2 Tagen abheilen
BT läßt? Das schlechte Gewissen, die Scheu vor den Strafbestim-
j|r mungen des Reichs Viehseuchengesetzes und Vielleicht das Gefühl
j? der eigenen und des Mittels Unsicherheit veranlassen dann die
ff Landwirte, das Mittel nur im Geheimen anzuwenden. So habe ich
A
V
110
z. 6. in den Empfehlungsschreiben einer Heilmilttelfirma u. a. auch
folgenden bezeichnenden Bestellbrief gefunden:
... den 2. April 1912.
Sehr geehrter Herr Apotheker!
Ich habe Vermutungen, daß bei mir die Maul- und Klauen¬
seuche ausbrechen könnte, haben sie die Güte, und schicken
njir das Mittel dazu 3—3^ Pfund zu 5 Ji nebst Gebrauchs¬
anweisung, wen sollte auf dem Paket von Maul- und Klauen¬
seuche etwas stehen, so verkleben sie es.
Grüßt Hochachtungsvoll
.in ,
Post.. Bahnstation.
(Oberfranken).“
Abschrift dieses Briefes liegt bei den Akten des Staatsministo-
riums des Innern. '
Eine Pressenotiz der Regierung der Oberpfalz vom Jahre 1911
hat sogar folgenden Fall festgehalten:
Gegen die Maul- und Klauenseuche empfahl ein Landwirt in
Westfalen ein Geheimmittel, welches er mit der Behauptung an¬
pries, daß es die Verbreitung der Seuche verhindere und damit
jede Ortschaft vor der allgemeinen Sperre rette. In schriftlicher
Anpreisung seines Mittels bemerkte dieser Landwirt ferner, daß
bei sofortiger Anwendung, falls die Seuche schon ausgebrochen ist,
der Stall unter Garantie in 3 Tagen wieder seuchenfrei sei und
brauche somit die Seuche gar nicht angemeldet zu werden. Id
dieser Anpreisung liegt eine Anleitung der Viehbesitzer zur Über¬
tretung der im Reichsviehseuchengesetze vorgeschriebenen An¬
zeigepflicht.
Dadurch, daß sich dile Landwirte im Besitze eines'„sicher
wirkenden“ Vorbeuge- und Heilmittels wähnen, werden sie natur¬
gemäß verleitet, die erförderliche Sorgfalt im Verkehr außeracht
zu lassen, wodurch der Seuchenverbreitung Selbstverständlich
größter Vorsehub geleistet wird. Wer durch grob fahrlässige
Außerachtlassung der erforderlichen Sorgfalt zur Seuchenver¬
schleppung beiträgt, ist nicht nur nach dem Viehseuchengesetz
strafbar, der Geschädigte kann auch Ansprüche zivilrechtlicher
Natur gegenüber dem Seuchenausbreiter geltend machen. — Daß
durch die infolge des ungezügelten Heilmittelverkehrs vielfach
geförderte Seuchenverheimlichung'auch die Seuchen Verbreitung
gefördert wird, bedarf demnach keiner weiteren Auseinander¬
setzung. Aber nicht nur mittelbar, sondern auch unmittelbar wird
die Gefahr der Seuchenausbreitung durch die Heilmittelhändler
gesteigert. Denn es ist naturgemäß, daß schon durch den gewöhn-
lilchen Hausierverkehr der Seuchenverschleppung Vorschub ge¬
leistet wird, noch mehr aber, wenn Vorbeuge- oder Heilmittel
gegen Seuchen im Umherziehen angeboten oder verkauft werden.
Denn es liegt in der Natur der Sache, daß die Verschleißer von
solchen Mitteln aus Gründen des erhöhten Absatzes verseuchte
oder zum mindestem gefährdete Gegenden aufsuchen. Zu welcher
Landplage diese Heihnittelhaus'flerer auswaehsen können, erhellt
aus folgendem: Eine Münchener Fabrik, die sich bis zum großen
Seuchengange dieses Jahres nur mit der Herstellung von Vieh¬
salben befaßte, erkannte die günstige Konjunktur und brachte
1920 ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche unter dem 'gleichen
111
Namen wie die bisherige Ungeziefersalbe heraus. Sie hat in der
Oberpfalz allein 30 „Agenten“ laufen, die von Dorf zu Dorf und
von Haus zu Haus wandern und durch die hiedurch erleichterte
Seuchenverbreitung mehr schaden als ihre Heilmittel nützen könn¬
ten. Wieviele Agenten in den anderen Regierungsbezirken ihre
Tätigkeit entfalten, entzieht sich meiner Kenntnis. Nehmen wir
für jeden Regierungsbezirk durchschnittlich nur 20 solcher Com¬
mis voyageurs an, so kommen wir auf die runde Summe von 160
solcher Geschäftsvertreter. Wenn auch den „Agenten“ eine von
ihnen ierfolgte Seuchenverschleppumg meines Wissens noch nicht
einwandfrei nachgewiesen ist, so ist doch deren Umhertreiben
seuchenpolizeilich als im höchsten Grade bedenklich zu bezeichnen.
Um das vielfach geradezu gemeingefährliche Treiben dieser Leute
noch näher zu beleuchten, will ich aus dem mir \ zur Verfügung
stehenden Material nur noch 2 Fälle herausgreifen. Aus Nr. 286
der „Donau-Zeitung“ vom 22. Juli 1920.
Polizeibericht. \
„.. . . Am 13. und 14. Juli trieb sich in der Gegend von Sonnen
und Hauzenbetg ein Mann herum, welcher Pulver gegen die Maul¬
und Klauenseuche verkaufte. Der Inhalt der Pakete bestand aus
gebrochenem Mais und Hafer: ein Paket kostete Mk. 3.—. Der
Mann spiegelte den Leuten vor, von der Regierung geschjckt zu
sein. Er zeigte eih Schriftstück vor, unterzeichnet von Dr. Eden;
auch gab er an, Reisender der Firma Gebr. Schecke m München
zu sein. Ins Fremdenbuch der Gasthäuser hat er sicfy als Hans
Berger, Vertreter, München - Pfaffenhofen a. d. Ihn eingetragen.
Er ist 35 Jahre alt, 1,75 Meter groß, hat kleinen Schnurrbart oder
Anflug, trägt dunklen Anzug, Bergschuhe und schwarze Hand¬
tasche. Vor dem Manne und seilnem wertlosen Mittel wird ge¬
warnt.“ (Fortsetzung folgt.)
Referate.
luere Medizin nnd Hygienle.
Dr. Eb. ^ckerknecht - Zürich: Über Iracarbon.
Zugleich ein Beitrag zur intravenösen Be¬
ll a n d lunghochfieherhafterErkrankung,en.
(Schweiz. Arch. f. Tierheilkunjde, LXlI. Bd., 3. Heft, S. 99.)
Mit dem Bekanntwerden d^s Ihcarbon kombinierte A. sein bis¬
heriges Verfahren bei septikämischen Erkrankungen als Folge von
Infektionen, die im Felde bei Hranatverwundungeff nicht selten
waren, dahin, daß er endovenösen Infusionen Von 3—4 Litern blut-
jvarmer 0,9 %iger Köchsalzlösung nach vorherigem Aderlaß (4 bis
6 Liter) eih oder 2 Dosen dieses Mittels folgen ließ. Die Wirkung
war so «verlässig, daß sie A. 4 Kriegsjahre hindurch mit Erfolg
benützte. Nach Überwindung der technischen Schwierigkeiten s(nd
die Incärbon-Infusionen durchaus unschädlich und haben
neben der Herabsetzung der Fieber wärme Besse¬
rung des Allgemeinbefindens und Hebung der
Freßlust zur Folge. Es werden im Blute kursierende Toxine
rasch gebunden und am Verlaufe der Wirkung ist zu erkennen,
ob weitere Infusionen notwendig sind. Je frühzeitiger die
Incarbontherapie einsetzt, je rascher die Infusionen
einander folgen, desto sicherer ist der Erfolg. Nach der
112
heutigen Vorstellung von der Gegenwart von Toxinen im Blut ist
die Indikation für die Incarbon -Verwendung eine Vielfache,
vor allem bei Blut- und Futter Vergiftungen, sep¬
tischen Phlegmonen, eiterigen Sehnen- und
Sehnenscheidenentzündungen, Fällen von Lum¬
bago, M o r b. maculos., H u f r e h e, Rotlaufseuche.
Starrkrampf und infektiöser Bronchopneunio-
n i( e. Bei Lungenbrustfellentzündungen gab A. In¬
carbon an Stelle desNeosaivarsan oder zu dessen Unterstützung mit
bestem Erfolge. Lumbagofälle gingen rasch in Genesung über.
IIinsichtlilch der perniziösen Anämie, der ansteckenden Blutarmut,
hat der Autor die Überzeugung gewonnen, daß Incarbon-Infusionen
ebensowenig Heilung bringen, wie die anderen versuchten Mittel.
In der Bujatrik liegt die Indikation für den Gebrauch der
kohle i. v. hauptsächlich auf dem Gebiete der Euter - und Ge-
b S r m u t t e r y k r a n k hei t e n, wo schon ein anderes ähnliches
Präparat — Carbovent -- örtlich zur Verwendung kommt. Bei der
technische^ Ausführung der endovenösen Infusion beim Rinde em¬
pfiehlt A. die dicke Haut vor dem Einstich durch einen ca- 2 cm
langen Schnitt längs der Drosselrinne zu spalten. Auch beim bös¬
artigen Katarrhalfieber ist die Kombination der In¬
carbon- und Arseninfusion nach vorherigem Aderlaß die beste bis¬
her bekannt gewordene Therapie. Bei Maul- und Klauenseuche
bleibt das gute Allgemeinbefinden auf Incarbon erhalten.
A. fordert zu Versuchen in geeigneten Fällen beim Hunde und
den Ziege auf. . Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Verband der Freiberufstierärzte Bayerns.
I. Versorgungsrechte des praktischen Tier¬
ärzte s.
Nach einer uns gewordenen Mitteilung des Zentralverbande.s
der Gemeindebeamten Bayerns vom 12. Januar 1921 vertritt in Zu¬
kunft nicht mehr der Landesausschuß der tierärztlichen Kreisver-
(ine die tierärztlichen Interessen im GemeindebeamtenverbamL
sondern die Landesgruppe Bayern des Reichsverbandes deutscher
Gemeinde- und Schlachthoftierärzte.
II. Die Gau Versammlung des Gaues Augsburg
aip 16. Januar 1921 in Buchloe hat unter anderem folgende Be¬
schlüsse gefaßt:
1. Gau Augsburg legt schärfsten Protest ein gegen das Merkblatt
„Tierärztliche Nothilfe' 6 von Oberveterinärrat Dr. Schmitt:
2. die Gauversammlung einigt sich auf die Taxe der Gruppe
Kempten; die Gebührenordnung wird jedem Mitglied zuge¬
stellt und ist gültig ab \. Januar 1921;
3. Gau Augsburg bringt dem Landesausschuß und dem Kreis¬
verein für Schwaben zur Kenmtnis, daß er die Aufhebung der
Verordnung von 1877 und eine provisorische Standes Vertretung
aus den 8 Berufsgruppen fordere. Diese provisorische Standes¬
vertretung hat unverzüglich in die Beratungen über Sehafffung
einer Tierärztekammer einzutreten.
Ha ilmhausen, den 27. Januar 1921.
Dr. E d e r, Schrift Ri li rer.
113
Protest Kegen die Auslieferung der Milchkühe.
Der Verband der Fr^iberufstierärzte Bayerns hat 'sich dem
Protest gegen die' Ablieferung der deutschen Milchkühe an den
Feindbund mit folgendem Schreiben an den Vorsitzende^ des Vor¬
bereitenden Ausschusses, Staatsminister a. D. Dr. Müller unterm
19. Januar 1921 angeschlossen:
„Durch öffentlichen Anschlag wird das deutsche Volk in Kennt¬
nis gesetzt von dem furchtbaren Verlangen, von der unersättlichen
Forderung, die der Feind an unser zu Tode gehetztes Land stellt.
Nicht genug, daß er durch den Schmachvertrag von Versailles
unser Wirtschaftsleben vernichtet hat, versucht er nun unser Hei-:
ligstes, die Zukunft unseres Volkes in wohl überlegtem Haß und
Rachegefühl zu zerstören. ^
Nächst den Ärzten vermögen wir Tierärzte zu ermessen, welch
ungeheuren Schaden, welch großes Unheil unserm Stande droht,
wenn die Landwirtschaft, der Grundpfeiler jeder gedeihlichen
Volkswirtschaft, ihrer Milchkühe beraubt wird.
Hat schon die Maul- und Klauenseuche so unermeßlichen
Schaden in unserer Viehzucht angerichtet, nimmt ferner die Un¬
fruchtbarkeit der Rinder und der dadurch entstehende Mangel an
Nachzucht in erschreckender Weise zu, so können katastrophale
Wirkungen in der Volksernährung nicht ausbleiben, wenn auch
noch unsere besten Milchkühe der Auslieferung verfallen.
Der Verband schließt sich deshalb dem Protest gegen die
Auslieferung der Milchkühe hiemit an.
D e r V e r b a n d der Freiberufstiorärzte Bayerns,
gez. Dr. Öder, gez. Ditthorn, gez. Dr. Pfeiffer,
Schriftführer. I.Vorsitzender. II.Vorsitzender.
Verschiedenes. -
Staatsveterinärwesen, Anslandsdiennt und Versicherungswesen.
l Fleischvergiftungen vor Gericht.
Iur August vorigen Jahres verkaufte der Landwirt August
Engel in Eekensdorf an den Fleischermeister Becker ein Kalb, das
an der Maul- und Klauenseuche erkrankt war. Das Tier war zwar
vom Tierarzt untersucht worden, von diesem aber als für den
menschlichen Genuß nicht verwendbar bezeichnet worden. Von
dieser Tatsache hatte Becker Kenntnis; er verwertete das Fleisch
dieses Kalbes zwar nicht selbst, verkaufte aber unter Verschwei¬
gung der Tatsache, daß das Fleisch tierärztlich als unverwendbar
erklärt worden sei, dieses an einen Fleischermeister in Saarau,
der das Fleisch teils zur Wurstbereitung, teils als 'Hackfleisch be¬
nutzte und als solches in den Handel brachte. Die Folge war, daß
in Saarau mehr als 135 Personen an Fleischvergiftung teils lebens¬
gefährlich erkrankten.. Es bemächtigte sich* der Saarauer Ein¬
wohnerschaft eine große Erregung und nur dem tatkräftigen Ein¬
greifen der gesamten Ärzte ist es zu verdanken, daß Todesfälle
nicht eintratea. Zu bedauern ist nur, daß jener Fleischermeister,
der das verdorbene Fleisch verarbeitete, in Verdacht geriet ab¬
sichtlich jenes vom Tierarzte als ungenießbar bezeichnete Fleisch
verwendet zu haben. Die jetzige Gerichtsverhandlung vor dem
Landgericht zu Schweidnitz klärte aber die Angelegenheit voll¬
ständig auf. Es wurde festgestellt, daß sowohl der Viehbesitzer
als auch der Fleischermeister Becker Kenntnis von der Ungenieß-
114
barkeit des erkrankten Kalbes hatten und vom Tierarzt dement¬
sprechend in Kenntnis gesetzt worden waren. Es wurde aber auch
festgestellt, daß Fleischermeister Becker seinen Kollegen gegen¬
über verschwiegen hatte, daß das Fleisch von einem seuche¬
kranken Kalbe herrührte'. Das Gericht verurteilte Fleischermeister
Becker zu einem Monat Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe; Land¬
wirt Engel erhielt 700 Mark Geldstrafe. S. M.
Rinderpest in Belgien.
Nach einem. Telegramm aus Brüssel ist ein neuer Fall von
Rinderpest, die man erloschen glaubte, zu verzeichnen, und zwar
in Vollezeele. Das Wiederauftauchen der Krankheit w r ird auf die
Nachlässigkeit des französischen Veterinärdienstes zurückgefühlt.
(D. Sch.V. Z. u. Allg. Fl.-Ztg.)
Hochsdiulnaehrichten.
Promovierungen. Die tierärztliche Fakultät der Universität
München hat im Hinblick auf die Entschließung des bayerischen
Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 28. August 1920
Nr. 36245 (s. diese Wochenschrift, 1920, S. 741) die Doktor¬
arbeiten der nachstehend genannten, an einer Schweizer
Universität zum D r. m e d. v e t. promovierten baye¬
rischen Tierärzte überprüft und die jeweiligen Arbeiten als den
Bestimmungen dieser Entschließung entsprechend begutach¬
te^: Bezirkstierarzt Cornelius Dorn in Ebermannstadt, Gestüts¬
tierarzt Emil Ehren'sberger in Zweibriicken und Gestütstier¬
arzt Max Zier in Achselschwang.
Nichtanerkennung eines amerikanischen Doktortitels. In letz¬
ter Zeit ist in akademischen Kreisen häufig die Rede von dem
Doktorgrade der Oriental University in Washington, der nach Ein¬
sendung eines namhaften Geldbetrages unter gewissen erleich¬
terten Bedingungen, ohne persönliches Erscheinen bei, der Uni¬
versität, an Ausländer verliehen werden soll. Von zuständiger
Seite wird darauf hingewiesem daß der Doktorgrad der Oriental
University in Deutschland nicht anerkannt wird.
Personalien.
Ernennungen: Regierungs- und Veterinärrat Müssemeier,
Referent im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten, ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landes¬
veterinäramtes ernannt worden. Tierarzt Dr. Ott, Assistent au
der Medizinischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät in München,
zum wissenschaftlichen Hilfsarbeiter beim württembergischen
Minister des Innern.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Hans JVi rsch ing
aus Ochsenfurt in Ochsenfurt, Joseph Schiff mann aus Weiden
in München, Jakob Steuer in Freinsheim (B.-A. Dürkheim),
Dr. Rudolf Wagner aus Durlach (Baden) in Reichertshofen (B.-A.
Ingolstadt), Dr. Ottmar Fischer aus München in Abensberg (B.-A.
Kehlheim).
Als Assistenten eingetreten: Michael Ko pp von Reichertshofen
(B.-A. Ingolstadt) am anatomischen Institut der Tierärztlichen
Fakultät der Universität München, Dr. Hans Schmidt aus Pfahlen-
lieim beim prakt. Tierarzt Dr. Baumeister in Au (B.-A. Mainburg).
115
Verzogen: Georg Ha über von Dorfen nach Bad Tölz, Franz
Seitz von Bad Tölz nach Dorfen.
Approbiert wurden: Edgar Fenzl aus München, Ludwig
Maurer aus München, Max Miller aus Krumbach.
Benachbartes Ausland: Dr. Johann Becka, Privatdozent an
der Tierärztlichen Hochschule in Brünn zum a. o. Professor der
medizinischen Chemie und Anton Hruza Staatsveterinärinspektor
zum a. o. Professor der Zootechnik an der genannten Hochschule
ernannt.
Einladung.
Der Gau München des Verbandes der Freiberufstierärzte
erlaubt sich zu seiner nächsten
Frühjahrshauptversammlung
einzuladen. Die Tagung findet am Sonntag, den 13. Februar 1921
im „Haus der Landwirte“ gegenüber Hauptbahnhof-Südbau statt
und beginnt vormittags 11 Uhr.
I
Tagesordnung:
1. Tätigkeitsbericht der Yorstandschaft.
2 . Fortbildungskurse.
3. "Wissenschaftliche Beratungsstelle nach Dr. Mayer-
Pu 11 mann, Undenheim.
4. Standesbewegung, Gebührenfragen und dergl.
5. Wünsche und Anträge.
Bei der großen Wichtigkeit der zu besprechenden Punkte ist
es Pflicht jeden Mitgliedes zu erscheinen und so an unserer Sache
mitzuarbeiten.
Besondere schriftliche Einladung ergeht nicht. Freiberufsti
als Gäste willkommen.
Verband der Preiberufstierärzte Bayerns.
\ _]_ I. A.: Müller. ^ 1
Boi Knötchenseuche
i
hat sich „Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt.
„. . . mit „Bissulin“ . . . bei Fällen, in welchen mich
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“
Deutsche Tierärztl. Woehenschr. 42/1910.
„.. . ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung immer
den gewünschten Erfolg erzielen.“ M. T. w. 15 / 1911 .
„... Seit 8 /4 Jahren angewandt... kann ich „Bissulin“
nur wärmstens empfehlen.“ Tierärztl. Rundschau 28/1909.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung-
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25.
I
\
116
/
Maul- und Klauenseuche
bekämpft man wirksam mit
„Doenhardt“
Seit 16 Jahren in der veterinär-medizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Gebärmutterkatarrhen
' in Friedensqualität wieder lieferbar!
Apotheker Max Doenhardt, Köln a.Rli
CAPORIT
ges. gesch.
Laut vieler tierärztlicher Mitteilungen das ideale
Desinficiens
Antisepticum
Desodorans
• . der tierärztlichen Praxis. -— =
CAPORIT (Rohware) ungiftig.
Vorzüglich bewährt bei Seuchen zur Desinfektion
des Stalles, der Futtertröge und Geräte. :: :: ::
Verwendung:
Trocken: Zum Bestreuen der Stallgassen u. a.,
gelöst: Zum Abspülen des iStallbodens, der
Wände, Futtortröge und Geräte.
1 kg-Packung ausreichend bis 500 Liter Lösung.
1 Ctiem. Fabrik Griesheim-Elekiron, Frankiuri a. M
Werk I Bitterfeld.
... ersten Vertriebsjahr
anerkennen
ab» 500 Tierärzte \
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
O&siimiionsnittei „Heskimal“
Zu haben: Hesk-Gesellschaft in Wilrzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a. d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard (Pomm.)
Lieferung nur an Tierärzte und Apotheken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — übliche Raöate.
Für die Hundepraxis empfehlen wir u. a.
Bandwnrmkapseln Parasitenseife
Bandwnrmkapseln
für große und kleine Hunde.
Kanivermol
gegen Ascariden.
Bajuvarinseife,
gegen chronische Ekzeme.
Carboxolkapseln
\ mit 1,0, 1,5, 2,5 bei Magen-
und Darmkatarrh.
01. Ricini-Kapseln
Lebertran-Emulsion
(Nahr-Emnlsion).
Räudelinimente
Blansäurelösnng 107
5 bezw. 10 ccm Ampullen.
Stanpetropfen
Staupeserum (Schreiber)
Yohimbin - Veratrin -LÖSUI10
gegen Impotenz.
Bennen & Co., g hi.ü.h., «3* Hannover
Fernspr. Hannover-Nil. 1977. Fahr, chem.-pharm. Präp. Med.-Drogengroflh. Tel.-rtflr.Bengenco.
Hannover
Phymafin
zur ErkderTuberkulose
Augenprobe
HumannuTeisler
Oohna 5a.
118
1 .
•*
Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be¬
währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
unliebsamen Nebenerscheinungen.
0
Empfohlen bei:
a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Nierenverschlag, Haemoglobinämie, Anämie
spez. perniciöse A'nämie, Morbus maculosus.
b) Rinder:
Gebännutterentzündungen, alle septikämischen Er¬
krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges
x .Katarrhalfieber.
c) Hunde:
Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬
pneumonie, Eklampsis «äugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
cif. B. T. w. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
niiiiiiiiiMiimuiuiiiiiiiiiuiMiiiiiiiiiiiiHiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinniiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiimitiiiiiiMiinuiiiiiiMiitiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiHiiuiiiiiiuiiiiMiiiimiiiniiiMiiii
BOLIPIXIN
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
Chemische Fabrik Anhing
Pharm. Abteilung
Äubing bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Tclegr.:
Chemische Aubing.
119
15
10
7,5
7,5
5
Arsen-Kombinalion mii Phosphor
in gebrauchsfertiger Lösung zur subku¬
tanen Injektion. Hervorragendes, seit
fielen Jahren in der Praxis bewährtes
Plasrikum bei rekonvaleszenten un d
unterernährten Tieren. Bewährt auch
zur Beschleunigung der Mast bei ge-
sunden Tieren. o o o
Dosierung:
ccm Plasmarsin A für Pferde und Rinder
„ „ A „ junge Pferde oder Färsen
„ „ A „ Fohlen oder Kalb
„ „ B „ ausgewachsenes Schwein
„ „ B •„ großen Hund od. Läuferschwein
oder Ziegen
„ „ B „ kleinen Hund oder Ferkel oder
Lamm.
Gebraudisanweisung und Literatur kostenlos.
BEUGEN i CI. G. n. I. H. HANNOVER
LudwigstraBe 20 u. 20 a.
Gegründet 1859
Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate
Medizinal-Drogen-Großhandlung ooo
Sehr gute tierärztl. Landpraxis
in Bayern mit Firma, Zuschüssen. Fleischbeschau, gegen übernähme
der Handapotheke und der Instrumente etc. abzugeben. 4Zimmer-
Wohnung vorhanden. Übernahme sofort. Eilzuschriften an W. L. 19.
12o
Maul-u. Klauenseuche I
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Babillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierürztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
\
pr Dr. Kleins
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeulel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
M. für eine Flasche.
* Preis 18,
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten
Nur für den Gebrauch a
des Tierarztes bestimmt ^
Verlangen Sie ausführ
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche TIniversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2,
)
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift ihr Tierheilkunde n. Viehzucht)
l T nter Mitwirkung* von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 15. Februar 1921. Nr. 7.
Inhalt: *
Originalartikel: Pschorr (Forts, folgt.)— M. Bertschy und Klaus Bertschy
(Sohn) [Schluß.] —.Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Ver¬
schiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul¬
end Klauenseuche. (Fortsetzung)
Yon Yeterinärrat W. Pschorr, Münehen.
Ferner entnehme ich der „Bayer. Staatszeitung: 1 ' Nr. 161 vom
14. Juli 1920 folgende amtliche Pressenotiz:
„Angebliche Heilmittel gegen Maul- und
Klauenseuche.
ln der Hauptversammlung des Bayer. Landesverbandes land¬
wirtschaftlicher Genossenschaften in München hat der Vertreter
des Staatsministeriums des Innern bereits darauf hingewiesen, in
welch gewissenloser Weise die Not der Landwirtschaft von findigen
Köpfen ausgenützt wird, um sich auf mühelose Weise zu berei¬
chern. Allenthalben werden sogenannte Heilmittel angeboten, di'e
jegliche Heilwirkung vermissen lassen. Einige besonders krasse
Fälle, die sich neüerdings im Regierungsbezirk Schwaben ereignet
haben, sollen der weiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werdem.
So treiben sich im Bezirke Augsburg Leute umher, welche Arz¬
neien mit sich führen, die sie als unbedingt sicher wirkend den
Bauern anpreisen und die sie zum Teil den Tieren an Ort und
Stelle selbst eingießen. Hierfür verlangen sie für ein Tier 30^
und noch mehr, so daß für einen Stall oft mehrere hundert Mark
bezahlt werden. Die Gendarmerie ist bereits auf der Spur. Auch
im oberen Teile des Bezirksamts Zusmarshausen treibt sich ein
Mann mit zwei Gehilfen herum, der vorgibt, Mittel gegen die
Maul- und Klauenseuche zu besitzen und mit der Verabreichung
seiner Tränke bei der Bevölkerung sehr gute Geschäfte macht.
Er stellt Rechnungen von 2—500 JL für jeden Stall. Untersuchung
der Heilmittel und weitere Erhebungen über die Beteiligten sind
eingeleitet.“
Die Polizeibehörden werden gerade auf diese Art von Heil-
mittelvertriieb und Seuchenverschleppungsmöglichkeit ein beson¬
deres Augenmerk zu richten haben.
Aus dem Gesagten drängt sich schon der zwingende Verdacht
auf, daß es sich bei dem Arzneimittelherstellern und Vertreibern
sehr häufig um Elemente handelt, denen oft jegliche Kenntnis der
122
von ihnen angeblich zu heilenden Krankheit mangelt, die keilne
Ahnung von der ihren Heilmitteln innewohnenden oder mangeln¬
den Wirkung haben und denen aber auch nicht selten die persön¬
lichen Voraussetzungen zu einem kaufmännisch einwandfreien Ge¬
schäftsbetrieb fehlen. Unter anderem habe ich immer wieder ge¬
funden, da& im Gegensatz zu manchen ganz gerissenen Vertretern
' die Mehrzahl der Arzneimittelfabrikanten und -lieferanten regel¬
mäßig über die sie doch zunächst betreffenden Vorschriften über
den Verkehr mit Arzneimitteln vollkommen ununterrichtet sind.
Bei diesen Vorschriften handelt es sich aber nicht etwa um eine
oder mehrere der unübersehbaren Vorschriften, die die harte
Kriegszeüt geboren hat und die häufig noch nicht sterben können
uiM deren Kenntnis oft gar nicht oder nur schwer zu erlangen ist
— nein —, hier kommen Vorschriften in Betracht, die schon ver¬
hältnismäßig alt sind und deren Kenntnis unschwer zu erlangen ist.
Das Staatsministerilum des Innern hat in der Bekanntmachung vom
19. August 1920 Nr. 5349 a43 („Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 195;
neuerdings die für den Vertrieb von Arzneimitteln einschlägigen
Bestimmungen übersichtlich zusammengestellt. Veranlassung hiezu
gab in erster Linie der zurzeit grassierende Heilmittelunfug in¬
folge des Herrsehens der Maul- und Klauenseuche und um den
Gerichts- und Verwaltungsbehörden bei Bekämpfung des Heil¬
mittelunfugs bequemes Rüstzeug in die Hand zu geben.
Die angezogene Bekanntmachung bringt zunächst folgende
Einleitung:
„In Tagesblättern, Druckschriften, insbesondere auch in Druck¬
sachen, die an Behörden, Ärzte, Tierärzte und Privatpersonen ver¬
schickt, in Geschäften den Kunden behändigt, während Eisenbahn¬
fahrten, in Straßenbahnwagen und bei sonstigen Gelegenheiten
verteilt oder zugesteckt werden, werden häufig unbefugter Weise
Arzneimittel zur Heilung, Linderung oder Verhütung von Krank¬
heiten angekündigt und angepriesen. Es handelt sich hiebei viel¬
fach um wertlose Mittel, deren Herkunft und genauere Zusammen¬
setzung verschwiegen wird und die unter auffälligen oder fremd¬
artig klingenden Namen in den Verkehr gebracht werden. Der
Arzneimittelschwindel blüht erfahrungsgemäß, wenn ansteckende
Krankheiten oder Tierseuchen herrschen.
Zum Schutze der Bevölkerung vor Täuschung, Übervorteilung
und Schädigung ist daher erhöhte Aufmerksamkeit und unnach-
sichtliche Einschreiten gegen den ungesetzlichen Arzneimüttel-
handel dringend geboten.“
*
Die erwähnte Bekanntmachung weist nun in eingehender Dar¬
stellung auf die Vorschriftein hip, die hinsichtlich des Handels und
Verkehrs mit Arzneimitteln ergangen sind.. Als grundlegende Ver¬
ordnungen hiefür kommen in Betracht:
1. Verordnung über den Handel mit Arzneimitteln vom 22. März
1917 (RGBl. S.270);
2. Verordnung vom 22. Oktober 1901, betreffend den Verkehr mit
Arzneimitteln (RGBl. S. 380), ergänzt und abgeändert durch die
Bekanntmachungen vom 1. Oktober 1903 — RGBl. S. 281 —.
vom 29. Juli 1907 — RGBl. S. 418 —, vom 17. Dezember 1907
— RGBl. S. 774 —, vom 11. April 1908 — RGBl. S. 146 —,
ferner durch die Verordnungen vom 31. März 1911 — RGBl.
S. 181 — und vom 18. Februar 1920 — RGBl. S. 253 —;
123
3 . Verordnung vom 26. Juli 1907 betreffend den Verkehr mit Ge¬
heimmitteln und ähnlichen Arzneimitteln (GVB1. S. 593).
Im Nachfolgenden soll der wesentliche Inhalt der angeführten
Verordnungen übersichtlich dargestellt werden:
1. Verordnung vom 22. Marz 1917 (RGBl. S. 270) über den
Handel mit Arzneimitteln.
Nach § 1 Abs. 1 dieser Verordnung ist der Handel mit Arznei¬
mitteln nur solchen Personen gestattet, denen eine besondere Er¬
laubnis zum Betrieb dieses Handels erteilt worden i!st. Dieser be¬
sonderen Erlaubnis bedürfen nicht
1. die Personen, die bereits vor dem 1. August 1914 mit Arznei¬
mitteln Handel getrieben haben, der sich nicht auf die unmittel¬
bare Abgabe an Verbraucher beschränkt,
2. Apotheken und sonstige Kleinhandelsbetriebe, die Arzneimittel
nur unmittelbar an Verbraucher abgeben,
3. Tierärzte, soweit sie in Ausübung 'ihrer tierärztlichen Tätigkeit
Arzneimittel unmittelbar an Verbraucher abgeben dürfen. —
— Das bayerische Dispensierrecht der Tierärzte — (Verordnung
vom 27. Juni 1913 über das Apothekenwesen [GVB1. S. 343)
Buchstabe G) — ist durch die vorstehende Reichsverordnung
nicht beeinträchtigt.
Abs. 2 des § 3 bemerkt ausdrücklich, daß die Erlaubnis zum
Arzneimittelhandel versagt werden kann, wenn Bedenken wirt¬
schaftlicher Art. oder persönliche oder sonstige Gründe der Er¬
teilung entgegenstehen. § 4 bestimmt: Wenn sich nachträglich
Umstände ergeben, die die Versagung der Erlaubnis rechtfertigen
würden, so kann eine etwa bereits erteilte Erlaubnis zurückge¬
nommen werden (Handelsentzug). Unter den gleichen Voraus¬
setzungen kann auch in den Fällen des § 1 Abs. II Ziff. 1 u. 3 (s. o.)
der Handel untersagt werden (Handelsverbot). Durch letzteren
Satz können die im § 1 Abs. II bestehenden Lücken wenigstens
in etwas wieder geschlossen werden. Zu der erwähnten Erteilung
und Zurücknahme der Handelserlaubnis und zum Handelsverbote
sind in Bayern die Bezirksverwaltungsbehörden (Bezirksämter und
Stadträte der kreisunmittelbaren Städte), in München die Polizei¬
direktion zuständig (Min.-Bek. v. 19. April 1917 Nr. 5349 a 26 —
„Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 93 —).
Das Staatsministerium des Innern weist in
seiner aus Anlaß der Maul- und Klauenseuche
ers.tandenen oben erwähnten zusammenfas¬
senden Bekanntmachung vom 19. August 1920
Nr. 5349 a 43 die Regierungen, Bezirksverwal¬
tungsbehörden, B e z ir k s p o 1 i z e i b e h Ö r d e n und
die Polizeidirektion München besonders an,
von der Befugnis nach §4 (Zurücknahme der
H a n d e 1 s e r 1 a u b n i s und Handelsverbot unnach-
sichtlich Gebrauch zu machen, wenn die Vor¬
aussetzungen hiezu gegeben sind.
Die übrigen Paragraphen enthalten keine Vorschriften, die
hier von technischem Interesse wären.
(Fortsetzung folgt.)
124
Über Wirkungen des Ferribydroxydes Un Organismus
auf den Erreger der Maul- und Klauenseuche.
Von M. Bertschy, Bezirkstierarzt und Klaus Bertschy, Sohn,
DQdingen (Schweiz). (Schluß.)
Im Anschluß an die vorausgehenden Versuche seien hier
noch einige Beobachtungen angeführt:
A) Gehöft I. B. A. hat 45 Stück Großvieh. Der Brunnen¬
behälter wird zur Zeit der Tränke von einem elektrisch be¬
triebenen Pumpwerk gespeist. Das Wasser fließt dabei
durch Weich eisenröhren. Während der Zeit, wo die elek¬
trische Pumpe außer Betrieb ist, bleibt das Wasser durch¬
schnittlich 10 Stunden in den Röhren gestaut und hat so¬
mit Gelegenheit Fe(OH) 3 aufzunehmen. Im Winter 1919
und Sommer 1920 herrschte in unmittelbarer Nähe auf den
Nachbargehöften und Ortschaften Maul- und Klauenseuche.
Gehöft I. B. A. blieb verschont. Im Herbst 1920, wo in
einem Radius von 3 Kilometer keine Seuche mehr regierte,
trat dieselbe am 8. November plötzlich auf, nachdem die
Kühe und Rinder während einer Periode von 5 Wochen
nicht mehr am Brunnen des Gehöftes, sondern aus dem
Bach, der durch die Weide floß, das Tränkewasser zu sich
genommen hatten.
B) Im Weiler 0. war im Winter 1919 auf zwei Ge¬
höften mit hölzernen Sodpumpen die Seuche, während die
vier Nachbargehöfte, von denen jedes eine durchschnittlich
800 Meter lange Weicheisenleitung besaß, von der Seuche
verschont blieben. Im Juni 1920 wurde eine gemeinsame
Wasserversorgung mit Guß- und galvanisierten Röhren im
Weiler O. fertiggestellt. Alle Tränkebehälter wurden jetzt
mit dem Wasser der Wasserversorgung gespeist und die
Weicheisenleitungen ausgeschaltet. Ende August erkrank¬
ten die Kühe und Rinder auf allen Gehöften fast gleich¬
zeitig an Maul- und Klauenseuche.
C) Die Wasserversorgungsverhältnisse in den Ort¬
schaften Eg. Bai. sind ein Beispiel für das Auftreten der
Seuche bei zu kurzen Weicheisenleitungen im Verhältnis
zum Rindviehbestand einerseits und Kachel- oder galvani¬
sierten Röhren anderseits. [Siehe Schema I.]
D) Anfangs August trat in zwei benachbarten Ort¬
schaften N. und E. die Seuche „explosionsartig“ auf und
zwar nach einer vierzehntägigen Regenperiode.
In E. ist insgesamt ein Rindviehbestand von 160 Rindern.
Das Tränkewasser zu den einzelnen Gehöften wird durch
Kachel- und Zementröhren geleitet. In dieser Ortschaft war
125
Schema I der Wasserversorgung von Eg. Bai.
Erstellt im Jahre 1906.
14
I I I I n Gufleisenröhren (unwirksam).
w—mmm Weicheisenröliren.
H-H H Verkalkte Weicheisenröhren, 80 Jahre alt.
■ —— Kachel oder galvanisierte Röhren.
IZ3 Gehöft
m V. p. Quellenreservoir und Verteiler.
Gehöft
4
erkrankte
22. Dez. 1919
3 Kühe
11
3
11
31* ii ii
19 „ ;
Gehöft
7
erkrankte
12. Juli 1920
9 Kühe
H
8
11
20. „ „
10 „
11
1
11
17. „ „
17 ,,
11
10
11
29. „
12 „
ii
14
11
4. Aug. „
12 „
Z
11
A ii ii
15 „
Gehöft
5
erkrankte
14. Okt. 1920
13 Kühe
11
9
11
7. Nov. „
6 „
Gehöft
6
erkrankte
5 Kühe
11
11
11
6 i,
11
12
11
2 „
11
13
11.
Ziegen
Trockenfütt. 1919 hös-
art. Form d. M. u. Kl. S.
Grünfütterung. 1920
leichte Form der M.
, und Kl. S.
} Weidegang. 1920 leichte
Form d. M. u. Kl. S.
Trockenfütterung. 1920
erkrankten nicht an
M. und Kl. S.
190
die Virulenz der Seuche so heftig, daß 30 Binder notge¬
schlachtet werden mußten.
In N. sind 290 Stück Rindvieh. In dieser Ortschaft wird
das Wasser in Weicheisenleitungen (Gesamtlänge etwa 1200
Meter — zu kurz!!) zu den Gehöften geleitet. Die Seuche
verlief hier überaus milde und leichtgradig; Notschlach¬
tungen waren keine und die Kühe und Rinder erholten sich
sehr schnell und ohne Folgekrankheiten.
Anschließend sei ein Überblick gegeben (s. Tabelle II)
über das Auftreten der Maul- und Klauenseuche im unteren
Sensebezirk, Kanton Freiburg, vom 18. Oktober 1919 an
bis 31. Dezember 1920.
Tabelle 11.
1919
Oktober
17 ftAhntta am 18 - oktober im»
H uenoite erster Senehenfisll
November
54- Gehöfte
Dezember
19 Geh.
1930
Januar
2 Geh.
Februar
6 Geh.
März
6 Geb.
April
2 Geh.
Mai
12 Geh. v
Juni
13 Geh.
Juli
51 Geh.
August
62 Geh.
September
57 Geh.
Oktober
38 Geh.
bis zum
21. November
34 Geh.
vom 21.—30
November
8 Geh. |
Dezember
16 Geh. |
Trocken-
flltterung
Grün-
fütterung
Weidegang
Trocken¬
fütterung
Im Oktober und November 1919 wurde auf 50 Gehöften
sämtliches Klauenvieh geschlachtet. 47 Gehöfte, die man
mit undurchseuchtem Vieh neubevölkerte, wurden zuih
zweiten Male von der Seuche heimgesucht. Im Mai und
i ui
anfangs Juni 1920 wurden wieder die Bestände von 16 Ge¬
höften gekeult. Von diesen letztgenannten wurden 10
wieder von der Seuche befallen, nachdem undurchseuchte
Tiere eingestellt worden. Die übrigen hatten ihre Ställe
mit durchseuchten Kühen besetzt.
Es sei noch speziell darauf hingewiesen, daß im Herbst
1920 in unserer Gegend bis gegen den 25. November Grün¬
futter verabreicht oder der Weidegang stattfinden konnte.
Die tägliche Tränkewasseraufnähme während den ver¬
schiedenen Fütterungsperioden zeigt interessante Zusammen¬
hänge mit der Ausbreitung der Seuche.
Trockenfütterungsperiode . . 40—60 Liter täglich
Grünfütterungsperiode . . . Null—20 „ „
Weidegangsperiode . . . . 15—30 „ „
Zum Schlüsse möchten wir Herrn Prof. Dr. Mayr für
seine überaus anregende Artikel, mit denen er das wissen¬
schaftliche Interesse für unsere Beobachtungen wachge¬
rufen hat, ferner Herrn Prof. Dr. S ü p f 1 e für seine exakt
wissenschaftlichen Vorarbeiten, die es ermöglichten unsern
empirischen Erfahrungen ein wirkliches Ziel zu geben, an
dieser Stelle unsern aufrichtigen und herzlichen Dank aus¬
sprechen.
Literatur:
Ehrlich: Beiträge z. experimentellen Pathologie u. Chemo¬
therapie. — Albu-Neuberg: Physiologie und Pathologie des
Mineralstoffwechsels. — Oppenheimer: Grundriß der Bio¬
chemie. — Kitt: Allgemeine Pathologüie. — König: Über
menschliche Nahrungs- und Genußmittel, Bdl. II.
Referate.
hMtteu- ud Iilasionskraakheiten.
Prof. Dr. H. Mießner: Die bösartige Form der Maul-
; und Klauenseuche und die Milch. (Deutsche Tierärztliche
; Wochenschrift, 1920, Nr. 20, S. 321.)
\ Nach den im hygienischen Institut der Tierärztlichen Hoch-
{ schule zu Hannover gesammelten Beobachtungen, welche sich mit
l denen der Praxis decken, ist als Ursache des tödlichen
| Ausganges bei der bösartigen Form der Maul-
j und Klauenseuche in den meisten Fällen eine Myocar-
i ditis acuta multiplex neben schweren Darmkatarrhen zu
! finden. Die typischen fleck- und strichförmiigen grauen Verände¬
rungen sind hauptsächlich am inneren Teile des linken Herz¬
muskels nachzuweisen. Zwei- epidemiologisch interessante' Vor¬
kommnisse tibergibt M. der öffentlichkeilt. Einem Besitzer waren
von zwei Würfen 10 etwa 3 Wochen alte Ferkel ganz plötzlich
verendet. Bei einem dem Institute zur Untersuchung auf etwaige
Puttervergiftung überwiesenen Kadaver wurden die Veränderungen
fc
128
am Herzmuskel und außerdem zwei erbsengroße frische Blasen
am Zungenrücken festgestellt. Die daraufhin vorgenommenen
Erhebungen ergaben, daß die beständig auf der Weide befind¬
lichen 3 Rinder des Besitzers etwa 4 Wochen vorher an Maul- und
Klauenseuche erkrankt gewesen waren und daß die anschei¬
nend stets gesunden Mutterschweine die an¬
geblich abgekochte' Magermilch erhalten hatten.
M. nimmt an, daß sich die Ferkel durch Aufnahme der Milch ihrer
latent kranken Mutter die tödliche Erkrankung zuzogen und daß
der Erreger durch diePassage über die Milch
an Virulenz zugenommen hat. In einem anderen Gut
sind voni 26 bis 4 Monate alten Kälbern 13 ohne vorherige Er¬
krankung vere#det oder notgeschlachtet worden. Von den Organen
von 2 zwecks Feststellung der Todesursache eingeschickten Käl¬
bern wies die Herzmuskulatur ausgedehnte streifige und fleckige
Veränderungen auf, so daß i!hr Querschnitt ein getigertes Aus¬
sehen hatte, ferner fanden sich in der Schleimhaut der Pansen¬
pfeiler fünf- bis zehnpfennigstückgroße Erosionen. Zweifellos
waren die tödlichen Erkrankungen die Folge einer schweren Maul¬
und Klauenseuche-Infektion. Da der übrige Bestand des Gutes
frei von Krankheiten war, im Umkreise von 5 Kilometern kein
Fall von Maul- und Klauenseuche vorgekoramen und neues Vieh
nicht zugegangen war, wurde die Vermutung auf Einschleppung
der Seuche mit der Milch höchst wahrscheinlich. Tatsächlich war,
da die Milch des Gutes an die 10 Kilometer entfernte Molkerei
geliefert werden mußte, die für die Kälberfütterung benötigte
Magermilch von dort bezogen worden. Die Sammelmolkerei ver¬
arbeitete damals die Milch aus etwa 12 verseuchten Ortschaften.
9 Tage nach der Milchfütterung begann das Kälbersterben, am
16. Tage traten die ersten typischen Bläschen an den Schleim¬
häuten auf. 2 Zugochsen, Schafe und Schweine des Bestandes
erkrankten mehrere Tage später. Die Einschleppung der
Seuche durch Magermilch aus der Molkerei
war zweifellos. Beachtenswert ist, daß das Virus der
Maul- und Klauenseuche in der Milch eine Steigerung seiner
Virulenz zu erfahren scheint. Den Schluß der Abhandlung bildet
eine kritische Betrachtung derVerordnungen für Sammehnolkereien.
M. warnt vorder Ve r f ü 11 e r u n g von Milch oder
deren Rückständen aus nicht einwandfrei ar¬
beitenden Betrieben der Milch Verwertung.
Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte.
Aktiva. Bilanz vom 30.
An Bankkonto .... 4017,90,41
Guthaben beim Post¬
scheckamt .... 38891,93 „
Wechsel bestand . . . 500,— ,,
Wertpapiere .... 157150.— ,,
Forder. i. 1. Rechnung
einsehl. Beteiligung . 3750457,29 ,,
Gsch. Gutb. b.d. Landes-
genossensch.-Bank . 50000,—,,
September 1920. Passiva.
Durch Gesch. Guthaben
d. Genossen. . . . 1324350,— M
KapPalschulden . , . 308066,50 „
Schulden i.l. Rechnung 724196,22 ,,
Wohlfahrtsrücklage. . 1181919.70,,
Kriegsnotrücklage . . 51304,12,,
Reservefonds .... 103500,—,,
, Betriebsrück]age . . . 10°500,— „
Stipendienfonds . . . 3000,—,,
Rücklage a.zweif. Ford. 50000,—,,
Pensionsfonds .... 150000,— ,,
Vortnag a. neue Rechn. 1180,57,,
4001017,11 Jü
4001017,11 ü
129 *
Zugang an Genossen im Geschäftsjahr 1919/20:- 498 mit 875
Anteilen, 131 250 Mark Haftsumme.
Abgang an Genossen im Geschäftsjahr 1919/20: 30 mit 559
Anteilen, 83 850 Mark Haftsumme.
Bestand am 30. September 1920: 2875 Genossen mit 26 524
Anteilen und 3 978 600 Mark Haftsumme.
Das Gesehäftsguthaben vermehrte sich im Jahre
1919/20 um 15 800 Mark.
Die Gesamthaftsumme vermehrte sich im Jahre 1919/20
um 47400 Mark.
Hannover, den 12. Dezember 1920.
Der Vorstand der Wirtschaftsgenossenschaft
. deutscher Tierärzte e. G. m. b. H.
Marks. Frick. Arnous.
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte
(Landesgruppe Bayern).
Ordentliche M itglieder-Versamm lung am Sountag,
den 6. März 1921, vorm. 11 Uhr in München im Versamm¬
lungssaale des Hauses der Landwirte, Mittererstr. 1 im Hofe links.
Tagesordnung:
1 . Tätigkeits- und Kassenbericht über das abgelaufene Vereinsjahr
2. Besprechung von Standesfragen:
a) Besoldungsordnung,
b) Schlachtviehversicherung,
c) Neuzeitliche Besetzung von ScHlachthofleiterstellen.
3. Vortrag: Finanzierung der Schlachthöfe. Referent: Schlacht-
und Viehhofdirektor Dr. Opel, München. Korreferent: Schlacht¬
hofdirektor Semmler, Zweibrücken.
4. Wünsche und Anträge.
Treffpunkt am Vorabend (5. März 1921) abends 8 Uhr im
Restaurant des Hotels Metropol (Haus der Landwirte), Bayer¬
straße 41, gegenüber dem Hauptbahnhof.
Dr. Blaim, derz. I. Schriftführer.
Mitteilung der Geschäftssteile des Deutschen Veterinärrates.
Eingabe für die Remonteamtstierärzte an den
Reichstag.
Durch rechtzeitigen Zuruf seitens des Herrn G. M a a k, prak¬
tischer Tierarzt in Berlin, wurde die Geschäftsstelle auf eine im
letzten Augenblick erfolgte Änderung der parlamentarischen Lage
bezüglich unserer Bemühungen für die Remonteamtstierärzte auf¬
merksam gemacht. Es war dadurch möglich, innerhalb 24 Stunden
folgende Eingabe in die Hände der beteiligten Abgeordneten zu
bringen:
„Deutscher Yeterinärrat.
Berlün-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 9. Dez. 1920.
An die Herren Mitglieder des Hauptausschusses des Reichs¬
tages.
Zu unserem größten Erstaunen hören wir, daß bei der weiteren
Beratung der Reichsbesoldunlgsordnung die Remonteamtstierärzte
und -obertierärzte (bisher Klasse VIII u. IX) entgegen einem An¬
trag Morath, der sie nach Klasse X und XI bringen wollte,
regierungsseitig als künftig wegfallend bezeichnet worden sein
sollen und wegen angeblich nicht voller Beschäftigung und Ge¬
legenheit zur Privatpraxis nach Klasse IX versetzt worden sind.
um sie später angeblich nach ihrem eigenen Wu nach
nur noch auf Privatdienstvertraig anzustellen.
Wir protestieren dagegen, daß es sich hier um eigene Wünsche
dieser kleinen Beamtengruppe oder der tierärztlichen Organisation
handelt! Bei anderer Behauptung wäre Beweis zu verlangen.
Den zuständigenOrganisationen ist nichts da¬
von bekannt. Vielmehr bewegen sich dite uns, der Regierung
und dem Parlament vorgetragenen Wünsche in schnurgerade ent¬
gegengesetzter Richtung. Die telegraphische Äußerung des ge¬
wählten Vertreters der Remonteamtstierärzte werde ich versuchen,
noch rechtzeitig herbeizuführen. Wir wünschen die Anstellung
dieser Tierärzte in der Anstellungsklasse der Akademiker mit Vor¬
rückung für obere Stellen, eventuell mit Verbot der Privatpraxis,
jedenfalls aber unter Beibehaltung des festen Beamtenverhält-
nisses dieser für das Remontewesen hochwichtigen Stellen. Den
Bedürfnissen der Veterinärhygiene (Entseuchung der jungen Armee¬
pferde) verdankt das ganze Remontewesen seine Beibehaltung trotz
verringerter Reichswehr, und die hauptamtlichen tierärztlichen
Stellen wollte man abschaffen!? Hierin liegt ein völliger Wider¬
sinn, wie in der Art der Besoldungsre*gelung eine völlige Ungerech¬
tigkeit.
Wir appellieren in letzter Stunde an die parlamentarische Hilfe,
da uns der unhaltbare Regierungsstandpunkt in seiner ganzen
Starrsinnigkeit bekannt ist und derselbe mit einer Art Ehrgeiz
behandelt wifrd, gegen die Wünsche der Tierärzte Recht zu be¬
halten.
Der Geschäftsführer des D. V.-R.
Dr. Bach.“
* * *
Diese Eingabe sowie persönliche Verhandlungen haben jedoch
nichts mehr ändern können. Vielmehr sind die endgültigen Be¬
schlüsse des Hauptausschusses und des Plenums im Sinne des Re¬
gierungsvorschlages gefallen. Immerhin erscheint die Veröffent¬
lichung der Eingabe notwendig, um über den Gang der Angelegen¬
heit in ihrem letzten Stadium aufzuklären.
Berlin-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 20. Dezember 1920.
Dr. Bach.
Verschiedenes.
Pathologische Aaatoalo, Flelsehbesfhan nid Nahrugsalttelkiado.
Protest des sächsischen Handwerks gegen neue Kommunalisle-
rungsbestrebungen im Fleischergewerbe.
Der Zentralverband der Fleischer und verwandten Berufs¬
gruppen Deutschlands hat an den Stadtrat zu Dresden den Antrag
auf Kommunalisierung des Fleiischergewerbes gerichtet. Dieser
Antrag geht davon aus, daß auf dem städtischen Schlacht- uncl
Viehhof Schlachtgruppen gegründet werden, denen ein Monopol
für die Ausführung sämtlicher Schlachtungen übertragen, den Vieh¬
besitzern und Fleischern also jedes eigenmächtige Schlachten ihrer
Tiere untersagt wird. Auf diesem Wege soll eine übermäßige Ver¬
geudung von Zeit und Arbeitskraft vermieden, die Schlachthofs-
oinrichtungen zweckmäßiger ausgenützt und den Tierbesitzern
eine technische gute Ausführung der Arbeiten garantiert werden.
Nach den besonderen Richtlinien müssen sämtliche Schlachtungen
auf dem Schlachthof erfolgen und ist die Schlachthofsverwaltung
für ordnungsmäßige Erledigung der Arbeiten und für Rückgabe
des Fleisches verantwortlich. Die Zahl der heranzuziehenden
131
Fleischergesellen (Schlachtgruppen) richtet sich nach dem Um¬
fang der Arbeitslosigkeit und nach der Zahl der vorzunehmenden
Schlachtungen. Diie Erledigung der Arbeit geschieht gruppenweise
unter Führung eines Obmannes, der von der Gruppe gewählt wird.
Die Bezahlung der Gesellen geschieht nach der Zahl der geschlach¬
teten Tiere, jedoch wird ein Mindestlohn in Höhe von 70 Prozent
des ortsüblichen Wochenlohnes von der Schlachthofverwaltung
garantiert. — Der Landesausschuß des sächsischen Handwerks hat
gegen die vorstehend skizzierten Pläne des Zentralverbandes der
Fleischer Stellung genommen und in einer Eingabe an den Stadt¬
rat zu Dresden folgendes ausgeführt: Sollten die Pläne des Zentral¬
verbandes zur Verwirklichung kommen, so wäre ein erster Schritt
getan, um die an ihren eigenen unendlichen Fehlern und Mängeln
zugrunde gegangene behördliche Bewirtschaftung von Vieh und
Fleisch von neuem dem Zwange zu unterwerfen. Nach allen Er¬
fahrungen, die in der Kriegszeit bis auf den heutigen Tag mit der
behördlichen Fleischbewirtschaftung, sowie der städtischen Wurst¬
produktion gemacht sind, können für die Haltung des Zentralver¬
bandes unter keinen Umständen wirtschaftliche, sondern allein
parteipolitische Erwägungen maßgebend gewesen sein. Der Eigen¬
art des gesamten Nahrungsmittelgewerbes, welches eine besonders
sorgsame Behandlung und Aufbewahrung der zum Teil leicht ver¬
derblichen Produkte erfordert, kann ein kommunalisierter Betrieb
niemals gerecht werden. Die enormen Verluste, welche die Be¬
hörden gerade auf diesem Gebiete erlitten haben, sollten ein für
allemal den Gedanken an eine Wiederbelebung der Zwangswirt¬
schaft begraben. — Geht man im besonderen auf den Plan des
Zentralverbandes ein, so muß er vom Standpunkt des selbständigen
Fleischergewerbes unbedingt abgelehmt werden, da seine Verwirk¬
lichung weder dem gesamten Fleischergewerbe, noch auch der
Volkswirtschaft in Gestalt einer besseren und wohlfeileren Ver¬
sorgung der Bevölkerung mit Fleisch dienlich sein kann. Beson¬
ders kann die Behauptung des Zentralverbandes, daß mit der Ein¬
führung von Schlachtgrupperi eine übermäßige Vergeudung von
Zeit und Arbeitskraft vermieden und eine bessere technische Aus¬
führung der Arbeiten gewährleistet werde unter Berücksichtigung
der tatsächlichen Verhältnisse in keiner Hinsicht als stichhaltig
bezeichnet werden. Im Gegenteil werden folgerichtig mit der Ein¬
führung von Schlachtgruppen dauernd Unzuträglichkeiten ent¬
stehen, die einen geordneten Schlachtbetriteb unmöglich machen.
Kein Fleischermeister, der mit teurem Geld ein Stück Vieh einge¬
kauft und hierbei vielleicht ein kleines Vermögen angelegt hat.
wird es zulassen, daß eine Schlachtgruppe über sein Eigentum
verfügt und ihn auf einem Hauptgebiet seiner Tätigkeit ausschaltet,
so daß er gleichsam zu sehen muß, wie andere nunmehr seine
frühere Tätigkeit ausüben. Eine Schlachtgruppe bietet dem Tier¬
besitzer sodann keine Gewähr, daß er alles, was ihm gehört, auch
zurückerhält. Im übrigen hat die Erfahrung genugsam gelehrt,
daß die Selbstschlachtung durch den Meister die größte Schlacht¬
ausbeute ergibt und der Meister sein Eigentum besonders pfleglich
behandelt. Das Eigeninteresse des eMisters entspricht durchaus
dem allgemein volkswirtschaftlichen Interesse. S. M.
Hodisdiulnachrichten.
Richtlinien für das Studium von Ausländern an deutschen Hoch-
schulen. Das Auswärtige Amt in Berlin hat im Einvernehmen mit
den beteiligten Landesregierungen Richtsätze für das Studium von
132
Ausländern an deutschen Hochschulen ausgearbeitet, die vom
bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus mit Ent¬
schließung vom 18. Januar 1921 bekannt gegeben wurden. Sile lau¬
ten wie folgt: 1. An den deutschen Hochschulen können Ausländer
zum Studium zugelassen werden, soweit die Verhältnisse der ein¬
zelnen Hochschulen es gestatten uind Plätze an ihnen verfügbar
sind. Vorbedingung für die Zulassung jeden Ausländers ist, daß
sein Heimatstaat Gegenseitigkeit gewährt, d. h. daß in ihm die
deutschen Reifezeugnisse in gleichem Umfange wie die entspre¬
chenden inländischen Zeugnisse als ausreichender Nachweis der
schulwissenschaftliiichen Vorbildung für -die Zulassung zu seinen
Hochschulen uneingeschränkt anerkannt und demgemäß Deutsche
auf Grund solchen Nachweises in gleicher Weise wie Inläder zu
seinen Hochschulen zugelassen werden. 2. Von den Ausländern
sind bei Beantragung seiner Zulassung zum Studium an einer
deutschen Hochschule folgende Nachweise vorzulegen: a) ein Zeug¬
nis (erforderlichenfalls nebst beglaubigter deutscher Übersetzung),
das im Heimatlande des Gesuchstellers für Zulassung zum Hoch¬
schulstudium berechtigt; über diese Berechtigung ist eine beson¬
dere Bescheinigung beizubringen, soweit sich nicht schon ein ent¬
sprechender Vermerk auf dem Zeugnisse selbst befindet. Außerdem
muß dieses Zeugnis dem Reifezeugnis einer deutschen neunstufigen
höheren Lehranstalt (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule)
gleichwertig sein, b) Der Nachweis ausreichender Kenntnisse in
der deutschen Sprache. Uber das Maß dieser Kenntnisse ist eine
tunlichst von deutscher fachmännischer Seite ausgestellte Beschei¬
nigung vorzulegen. Eine Nachprüfung der Sprachkenmtnisse durch
die in Frage kommende deutsche Hochschule bleibt Vorbehalten.
Gegebenenfalls kann die Zulassung an die Bedingung geknüpft
werden, daß der Ausländer sich die erforderlichen Kenntnisse bal¬
digst durch Teilnahme an von der Hochschule eingerichtete® oder
anerkannten deutschen Sprachkursen aneignet und sich darüber
answeist, c) Ein selbstgeschriebener Lebenslauf, d) Der Nachweis
darüber, daß der Studierende die erforderlichen Mittel zum Studium
besitzt. 3. Die Gesuche um Zulassung zum Hochschulstudium in
Deutschland sind, sofern der Gesuchsteller seinen Wohnsitz im
Auslande hat, mit allen erforderlichen Unterlagen bei der zustän¬
digen deutschen Auslandsvertretung so frühzeitig wie möglich ein¬
zureichen, in der Regel jedenfalls so zeitig, daß mit ihrer Über¬
mittelung am die zuständigen deutschen Unterrichtsministerien bei
Anmeldung zum Sommersemester spätestens zum 1. März, bei An¬
meldung zum Wintersemester spätestens zum 1. September zu
rechnen ist.
Personalien.
Charakterisiert als Generaloberveterinär: Die Oberstabsvete¬
rinäre a. D. Dr. Wilhelm Sippel, Peter Schneider und Franz
Brinkmann; als Oberstabsveterinär: ' Stabsveterinär a. D. Dr.
Heinrich Magerl, Georg Dörfler und August Jauß; als Stabs¬
veterinär: die Oberveterinäre a. D. Georg Schwertschlag und
Joseph Bücher.
Niederlassungen als prakt. Tierarzt: Dr. Otto Bub aus Augs¬
burg in Adelsdorf (B.-A. Höchstadt a. A.); Dr. Kurt Garn in
Starnberg.
Verzogen: Dr. Walther Wolligem uth von Starnberg nach
Günzenhausen.
133
Erledigt.
Die Bezirkstierarztstelle in Memmingen. ßewerbungsgesucho
sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung,
K. d. I., bis zum 19. Februar 1921 einzureichen.
Ehemaliges 7. bayer. Feldartillerie=Regiment. Alle Angehörigen
im Frieden und im Kriege — Offiziere, Unteroffiziere, Kanoniere
und Fahrer — werden gebeten, baldigst ihre Anschriften unter
Beisetzung der Batterie- usw. Nummer dem Offiziersstellvertreter
Otto Frankl, München, Belgradstraße 36/11, mitzuteilen. Viel¬
fachen Anregungen entsprechend findet am 12. Februar 1921 im
„Haus der Landwirte“ (Hotel Metropol), München, Bayerstraße 41,
eine Besprechung zwecks Zusammenschlusses statt. Kameraden,
die nicht erscheinen, aber (Ihre Anschrift mitteilen, geht über das
Ergebnis schriftliche Benachrichtigung zu.
Bttcherschan.
Trains Veterinär-Taschenbuch 1921. ,30. Jahrgang. Herausgegeben
von Felix Train, Tierarzt. Verlag Otto Teichgräber, Ber¬
lin SW 68, Kochstraße 5. Preis: Ausgabe A: 12 Mark, Aus¬
gabe B: 16 Mark.
Das vorliegende Taschenbuch erscheilnt auch in seinem 30. Jahr¬
gang noch in gekürzter Form, und zwar einbändig, was bei den
derzeitigen hohen Papier- und Druckkosten wohl entschuldbar ist.
Trotzdem nun auch das Tierseuchen- und Reichsfleischbeschau¬
gesetz fehlen, ist der übrige Inhalt des Taschenbuches ein so reich¬
haltiger und für den Tierarzt brauchbarer, daß dessen Anschaffung
den Herren Kollegen wohl empfohlen werden kann. Ma.
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darmadstringens
und Darmdesinfiziens bewahrtes
■
I
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
Salicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
lose ia beliebiger Packung lieferbar.
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
In Tabletten je 1,0 an.
■
ln Schachteln
je 15 Stück, oder lose
in beliebiger Packung
lieferbar.
■
I
■
■
■
■
I
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewahrt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten Mk. 20.—.
Benoen & Co., c. m. n. h„ «a«
1859. Fahr. chem.-phann. Präp. und Drogen-GroObandlung.
i
Maul- und Klauenseuche
bekämpft man wirksam mit
Therapogen
„Doenhardt“
Seit 10 Jahren in der veterinär-medizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Geb&rmutterkatarrhen
in Friedensqualität wieder lieferbar 1
Apotheker Max Doenhardt, Köln a.Rli.
CAPORIT
ges. gesch.
Laut vieler tierärztlicher Mitteilungen das ideale
Desinficlens
Antisepticum
Desodorans
.= der tierärztlichen Praxis. =====
CAPORIT (Rohware) ungiftig.
Vorzüglich bewährt bei Seuchen zur Desinfektion
des Stalles, der Futtertröge und Geräte. :: :: ::
Verwendung:
Trocken: Zum Bestreuen der Stallgassen u. a.,
gelöst: Zum Abspülen des Stallbodens, der
Wände, Futtertröge und Geräte.
1 kg-Packung ausreichend bis 500 Liter Lösung.
Chem. Fabrik Grieshelm-ElekiroD, Frankiuri 9. M
Werk I Bitterfeld.
35
ING.
,t,tÄ,U,I«,t,»«*»«,T,l,fl»,
Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be¬
währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi¬
kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
unliebsamen Nebenerscheinungen.
Empfohlen bei:
a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Nieren verschlag, Haemoglobinämie, Anämie
spez. perniciöse Anämie, Morbus maculosus.
b) Rinder:
Gebärmutterentzündungen, alle septikämischen Er¬
krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges
Katarrhalfieber.
e) Hunde:
Hundeseuche, nässende Ekzeme, Staupe, Staupe¬
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
cif. B. T. w. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
laiiuiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiitmiiiimiiiiiiiiiniiiiiiiiiMiitiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiifi
BOLIPIXIN
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
cienlsciie Fabrik Ününg
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr«:
Chemische Aubing.
Maul-ii. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
BaiCillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierftrztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensteu.
Bacillolwerke Hamburg
Schriftleiter: Dr. Jose! Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche nniversftfttsbnohhandlung. München, Odeonspl. 2.
(Mbar : Tierärztliches Wochenblatt u. Wochen schritt Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztltchep Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der l^uiversität Müutjheu.
72. Jahrg. München, den 22. Februar 1921. Nr. 8.
Inhalt:
Originalartikel: Sonderhauser. (Forts, folgt). - 1 - Mayr. (Forts, folgt). —
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen. —
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien.
(Aus dem tierpatkologisehen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.)
Beiträge zur Kenntnis der Unterkieiergeschwttlste
bei Rind und Pferd.
Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt
in Massing.
Die Unterkiefergeschwülste bei Rind und Pferd haben
in der Literatur der letzten Zeit erhöhte Beachtung ge¬
funden. Geschwülste, welche am Unterkiefer ihren Sitz
haben, besitzen gewöhnlich bei ganz verschiedener Struktur
eine auffallend äußere Ähnlichkeit, so daß es meist sehr
schwer fällt, makroskopisch - anatomisch die Natur des Tu¬
mors festzustellen. Es gehen solche Geschwülste teils vom
Integument des Kiefers, der Unterlippe, des Zahnfleisches,
von deren epithelialen Elementen oder bindegewebigem
Grundstöcke aus, teils können sie den Knochen und deren
Marksubstanz entwuchern oder in embryonaler Äülage aus
den kompliziert gebauten Zahnkeimen und Zahnsäckchen
sich entwickeln, woraus sich ihre großen inneren Verschie¬
denheiten erklären. Auf sehr verschiedener Genese stehend
(Infektionsgeschwülste, traumatische Granulome, embryo-
gene oder autoblastische Gewächse) bilden sie mehr oder
minder massige, rundliche nach außen vorbrechende Tu¬
moren; gewöhnlich stellen sie dann eine verschieden große
Auftreibung des Kiefers mit Zahnverlust vor. Nur die
Karzinome und Papillome lassen sich leicht diagnostizieren,
erstere durch ihre große Neigung zum gesehwiirigen Zer¬
fall, letztere sind durch lappige Gestalt und glatten Epithel-
iiberzug gut gekennzeichnet, während es hei den übrigen
zur Festlegung ihrer Natur gewöhnlich einer mikroskopi¬
schen Untersuchung bedarf.
138
In älterer tierärztlicher Literatur sind zwar ziemlich
zahlreich Tumoren auch des Unterkiefers beschrieben; aber
aus ihr geht bei fehlender histologischer Untersuchung oder
dem damaligen primitiven Stande derselben nicht immer
mit Sicherheit die Art der Geschwülste hervor. Die Mehr¬
zahl der beim Rind angeführten Geschwülste dürften Ak-
tinomykome gewesen sein und ich lasse sie im folgenden
außer Betracht, da meine Untersuchungen nur auf die Auto¬
blastome gerichtet sind. Von diesen sind, soweit ich in der
mir zugänglichen neueren Literatur dies finden konnte,
beim Rind beschrieben 1 Fibrosarkom, 1 Osteom, 1 Odon-
tom, 1 Epulis myxomatosa und 3 Adamantinome.
Ich lasse einige Auszüge aus der Literatur folgen:
Giovanoli (1* [1911]) erwähnt ein Fibrosarkom am
Körper des Unterkieferknochens beim Rind. Der Unter¬
kiefer war vergrößert, die Zähne in normaler Stellung;
Verfasser stellt die Diagnose Fibrosarkom, ausgehend vom
Mark des Unterkieferknochens.
Poletajew (2[1909]) berichtet über ein Osteom am
Unterkiefer einer Kuh. Die Geschwulst hatte sich im Verlauf
von zwei Monaten auf dem linken Unterkieferast bis zur
Größe eines Kindskopfes entwickelt und war trotz der Be¬
handlung mit Jodpräparaten im Wachstum nicht zurück¬
geblieben. Sie hatte eine rundliche Form, besaß bimförmige
Auswüchse und okkupierte fast den ganzen Unterkieferast;
ihre Oberfläche war mit einer dünnen Knorpelschicht be¬
deckt. Die Geschwulst wog 786 g; über ihre Struktur und
die sonstigen Eigenschaften spricht der Autor sich nur da¬
hin aus, daß er ein Stückchen dekalzinierte und auf Grund
der mikroskopischen Untersuchung Knochengewebe fest¬
stellte.
Von einem 2 Jahre alten Rind berichten G a r t h und
Grünert (3;[1908]) am J3 ein Odontom. Die ganze
vordere Fläche des Schneidezahnes war von der Neubildung
bedeckt, indem dieselbe 24 mm breit, 22 mm lang und 18 mm
dick war. Das Geschwulstgewebe zeigte auf der Schnitt¬
fläche bräunliches Aussehen mit netzförmig verteilten
weißen Streifen. Die mikroskopische Untersuchung ergab
das Vorhandensein von Zement und Dentin.
Einen Fall von Epulis myxomatosa bei einer 2^2 Jahre
alten Kuh beschreibt Wyßmann (4[1909]). Die hasel¬
nußgroße Neubildung saß ventral vom J 1 der linken Seite,
*) Die in Klammern beigesetzten Ziffern beziehen sich auf die
am Schlüße angegebenen Literaturangaben.
139
ausgehend vom Alveolarperiost. Eine heftige Blutung der
Geschwulst hatte die Notschlachtung des Tieres verursacht.
Folger (5 [1913]) beschreibt 3 bei Ochsen gefundene
Adamantinome. Der Unterkieferkörper mit den nächst-
liegenden Teilen der Äste war etwa mannsfaustgroß auf-
getrieben, von rundlicher Form. Die Vorderzähne der lin¬
ken Seite waren vorhanden, die drei inneren der rechten
fehlten, der zurückgebliebene äußere zeigte eine ziemliche
Verschiebung nach seitwärts. Der Tumor war knorpelähn¬
lich, weich, elastisch, wies einen grubenförmig vertieften
Defekt auf. Beim Durchschneiden kam im Innern eine J
leere Höhle zum Vorschein mit glatten, spiegelnden Wän¬
den, die auch in die linke Hälfte hinüberreichte. Hier nahm
man deutliche Hervorwölbung der Wand wahr, entsprechend
den mit einer Schicht Geschwulstgewebe bekleideten Zahn¬
wurzeln. Die Höhle schien von einer Zystenbildung herzu¬
rühren. Die Schnittfläche war schleimig, weiß-grau bis röt¬
lich und zeigte alveoläre Struktur. Ganz vereinzelt fanden
sich sehr kleine verkalkte Teilchen, nirgends Zerfalls¬
prozesse. Bei mikroskopischer Untersuchung fand man
sternförmige, ein Netzwerk bildende Zellen von ähnlichem
Bau wie im Schmelzorgan.
Das zweite Präparat beschreibt er wie folgt: Das Cor¬
pus mandibulare war faustgroß aufgetrieben, auf der die •
Geschwulst bekleidenden Maulschleimhaut war ein etwa
pfennigstückgroßes, nicht tief gehendes Geschwür vor¬
handen. Die Vorderzähne standen bis auf J 3 der rechten
Seite, der etwas abwärts verschoben war, in regelmäßiger
Reihe. Die Konsistenz der Geschwulst war etwas weicher
als Knorpel und leicht schneidbar, die Schnittfläche gelappt
und von schmalen Bindegewebszügen durchlaufen. Der
Rand der Läppchen war deutlich markiert durch' feine,
nicht ganz 1 mm breite reliefartig erhabene Leisten.
Das dritte Präparat hatte folgendes Aussehen: Auf der
Geschwulst des Unterkieferkörpers, teilweise von der Maul- •
Schleimhaut überzogen, saß ein flaches, zweipfennigstück¬
großes Geschwür, rechts von der Mittellinie. Die zwei
äußeren Vorderzähne beider Seiten standen stark seitlich
disloziert. Das Tumorgewebe war leicht schneidbar, zeigte '
gleiche Schnittflächen wie das zweite Präparat, nur mit
dem Unterschied, daß die Läppchen nicht von reliefartigen
Linien umrandet waren.
Über die Unterkiefertumoren der Pferde ist die Lite¬
ratur etwas umfangreicher.
140
Für das Pferd sind beschrieben: 5 Karzinome, 2 Sar¬
kome, 1 Fibrosarkom, 3 Osteosarkome, 3 Osteome, 1 Osteo¬
fibrom, 1 Odontom, 1 Lymphangioma eavernosum.
_ (Fortsetzung folgt.)
Über die Hanl- und Klauenseuche.
Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach.
Unaufhaltsam drang die giftverbreitende Seuchenwelle, nach¬
dem sie über die Grenzen nach Deutschland eingebrochen war,
von Süden nach Nordein und von Westen nach Osten vorwärts.
Die Nachrichten, die ihrem Erscheinen vorauseilten, brachten
schlimme Kunde von dem perniziösen Charakter, den die Krank¬
heiten da und dort trugen. Der prohibitive Apparat, der gegen
die Ausdehnung der Seuche seitens der Behörden in Szene gesetzt
wurde, versagte bei uns wie anderswo. Schutzlos wurden die
landwirtschaftlichen Tierbestände vom. ihr ergriffen. Angesichts
der Wirkungslosigkeit aller Isolier- und Absperrversuche suchten
die Besitzer nach Selbsthilfe und hofften durch Räucherungen mit
den verschiedensten Mitteln, -durch Desinfektion der Stallungen
und ihrer Zugangswege mit Kalkmilch, Chlorkalk und dem mo¬
dernen Caporit dem Eintritt des Giftstoffes in die Ställe und seiner
Verbreitung in der Stall-Luft vorzubeugen. Die chemische In¬
dustrie wußte diese günstige Konjunktur auszunützen und brachte
alle möglichen Mittel, deren frühzeitige Anwendung die Ver¬
hütung und Heilung der Seuche zusicherte, auf den Markt, keines
davon hielt jedoch, was es versprach. Immer mehr drang die Er¬
kenntnis durch, daß in der Festigung des einzelnen Tierkörpers ,
eine wirksame Abwehr gegen das Seuchengift angestrebt werden
müsse, die durch Steigerung der Widerstandskraft mittelst natür¬
licher, dem Boden und Klima angepaßter Zuchten, natürlicher Auf¬
zucht und Haltung erzielt werden kann. In der Stunde der Not
nützt jedoch solche Einsicht nur insoweit als sie das Interesse für
seuchenhyglenische Bedürfnisse weckt. Immer wieder beschäftigt
bei neuen Invasionen der Maul- und Klauenseuche die alte Frage
die Geister, wie es zu erreichen wäre, die natürlichen Abwehr¬
kräfte des Organismus künstlich zu fördern; auf diesem Wege
suchte bereits Löffler und seine Schule durch die Gewinnung
eines Schutzserums zum Ziele zu gelangen. Die praktische Aus¬
beute dieser Forschungen blieb bislang gering.
Im weiteren Fortschreiten der Seuche traten bisher unbekannte,
auffallende epid'emiologischeMerkwürdigkeiten in Erscheinung, ein¬
mal liefen gut- und bösartige Formen gleichzeitig und örtlich neben
einander oder in verschieden umfangreicher räumlicher Trennung
einher, zum anderen kamen Rezidiven der Seuche vor, derart, daß'in
verschieden großen Zeiltintervallen erneute Verseuchungen die Ge¬
höfte bezw. Tiere trafen. Noch eigentümlicher schein't sich der Ver¬
lauf im Auslande gestaltet zu haben. M o u s s u [1*)] berichtet
u. a., daß die Maul- und Klauenseuche seit 1910 mit verschiedenen
Pausen bis jetzt in Frankreich herrscht und daß z. B. im März 1919
eine Stallung mit 30 Stück Arbeitsrindern ergriffen wurde, wobei
*) Die in eckigen Klammern [ ] beigesetzten Ziffern beziehen
sich auf die am Schlüsse des Artikels angegebenen Literatur¬
angaben.
141
«■H o Tiere schwer -erkrankten und schon am 1. November erschien
die Seuche wieder, alle Insassen erkrankten von neuem in der
gleich, heftigen Form wie das erstemal. Dasselbe war In einer
Stallung, mit Milchkühen zu beobachten. Auch aus Belgien teilt
M. derartige Vorkom mnis se mit und führt als Beispiel an, daß dort
eine Stallung mit 80 Kühen sogar innerhalb 15 Tagen rezidiv be¬
fallen wurde und daß die zweiten Erkrankungen schwerer als die
ersten waren. H a f n e r [2] beschreibt eine unter dem Bilde der
septischen Coxitis verlaufende unheilbare Nachkrankheit, deren
Eigenartigkeit im Zusammenhänge mit den erwähnten Besonder¬
heiten des Seuehenverlaufes dazu führen können Zweifel in die
Unvermischtheit dieser Maul- u. Klauenseuche-Epidemie zu setzen.
Der früher und auch diesesmal von einem oder anderen der
Kollegen empfohlenen Methode, der Seuche nach ihrem Einbruch
in ein Gehöft ihren Lauf nehmen zu lassen, mißtrauten die Be¬
sitzer bei dem gegenwärtigen Zuge und drängten auf rasche Be¬
handlung ihrer Tiere; heutzutage ist schon der Wert der Mülch
und ihrer Produkte derart, daß der Landwirt den Ausfall dieser
Gewinne tunlichst abzukürzen trachtet, daher kam es, daß wohl
bei keinem Zuge der Maul- und Klauenseuche die tierärztliche
Hilfe so begehrt war wie diesesmal.
Die Einzelerkrankungen waren, wenigstens in der hiesigen
Gegend, durchwegs schwer und endeten nicht selten durch Apo¬
plexie . tödlich. Die sonst und anderweitig gemachte Beobachtung,
daß einzelne Gehöfte inmitten von verseuchten völlig verschont
bleiben und daß innerhalb des Bestandes eines Anwesens ein¬
zelne Tiere nicht ergriffen werden oder daß bei Gliedern einer
Familie eine erhöhte Giftresistenz besteht, war nirgends zu be¬
stätigen, nicht einmal diejenigen Stücke, die beim Herrschen der
letzten Seuche im Sommer des Jahres 1912 schon diile Krankheit
durchgemacht hatten, waren entgegen der Erwartung ihrer Be¬
sitzer gefeit; man konnte also von einer Panzootie im wahrem
Sinne des Wortes sprechen, namentlich die meist in Händen kleiner
Leute befindlichen Ziegenbestände wurden schwer heimgesucht.
Im auffallenden Gegensatz hflezu ist es mir trotz größter Acht¬
samkeit gerade auf diesem Punkt nicht ein einzjgesmal geglückt,
ein Infektion mit Maul- und Klauenseuche bei Pferden konstatieren
zu können, obwohl sie zuweilen mit Rindvieh ihn gleichen Raume
untergebracht waren, und doch muß ein solches Vorkommnis früher
nicht selten gewesen .sein, da seihe Beschreibung in den älteren
Lehrbüchern einen breiten Raum einnimmt.
Es ist kein Wunder, daß angesichts solcher Beobachtungen die
Suche nach den Gründen für die Schwankungen in der Heftigkeit
ansteckender Krankheitszüge erneut einsetzte und eine befriedi¬
gende Erklärung anstrebte. Wohl ist einleuchtend, daß sich die
Erkrankungsmöglichkeiten um so mehr häufen, je größer die Zahl
des ansteckungsfähiiigen Materials ist, je länger also die Pausen
der Seuchengänge sind. Daß aber die numerische Progression aus¬
schließlich die toxischen Eigenschaften erhöhen soll, erscheint des¬
halb nicht wahrscheinlich, weil solche Voraussetzungen früher
schon wiederholt bei Seuchen gegeben waren, ohne daß dadurch
ihr Charakter im schlimmen Sinne beeinflußt worden wäre. Ferner
ist bekannt, daß das präsumptive Virus mit Vorliebe in der Mus¬
kulatur des Herzens sich etabliert und an ihr degenerative Ver¬
änderungen hervorruft, die sehr häufig einen bösartigen Ausgang
zur Folge haben. Der ursächliche Zusammenhang zwischen zeiten-
142
weise schwankender Gifthöhe, Organschwäche und mangelnder
Schutzkraft ist aber damit nicht aufgedeckt, denn in anderen
Seuchengängen sind’ doch auch durch alle möglichen Verhältnisse
alterierte Herzen vorhanden, ohne daß ihr Gewebe und ihre Funk¬
tion so leicht gestört wird, ebenso herrscht Sommerhitze und Ge¬
witterschwüle und trotzdem gibt es keiiln Massensterben. Einen
plausiblen Erklärungsversuch macht Reuter [3], der schon 1896
gelegentlich einer Maul- und Klauenseuche-Epidemie mit maligner
Tendenz reiche Erfahrungen sammeln konnte. Seine Anschauung
ist auf die Annahme gegründet, daß die Virulenz pathogener Er¬
reger auf dem Wege der natürlichen Passage durch Tier¬
körper an Heftigkeit gewinnt. Die Maul- und Klauenseuche - In¬
vasionen, bei denen die Erkrankungen leicht verliefen, nahmen
nach R. stets ihren Weg von Osten nach Westen, in den östlichen
Ländern findet aber das giftige Prinzip in den widerstandsfähigen
Körpern des Steppenyiehes keinen geeigneten Mutterboden und
bleibt gewissermaßen mitigiert, in dieser Form kommt es zu uns;
anders, wenn die Seuche bei uns eindnimgt, nachdem sie mit hete¬
rogenem Blute gekreuzte, ihren (natürlichen Lebensbedingungen
mehr oder weniger entrückte, zum Teil unterernährte, also erhöht
empfindliche Zuchten passiert und dadurch eine Potenzierung ihres
Giftgehaltes erfahren hat. Daß auch diese Deutung nicht allge¬
meine Anerkennung und Zustimmung fand, ergibt sich aus dem
Bestreben nach weiteren Erklärungen. Böhm [4] sucht den Grund
in Wirkungen der Atmosphäre und zwar besonders in Lichtstrahlen
spezifischer Natur, deren Dominieren in bestimmten Jahrgängen
eine Art Nährboden für das hypothetische Miasma oder Kontagium
bildet. L a. u f f [5] hält es auf Grund seiner Beobachtungen nicht
fiir ausgeschlossen, daß, wie bei anderen Infektionskrankheiten,
Stand und Schwankung der Grundwasserverhältnisse yon Einfluß
auf den Seuchencharakter sind. Inwieweit die genannten oder
andere noch unbekannte Faktoren einzeln oder im Zusammenhänge
diese merkwürdige Eigentümlichkeit auslösen, bleibt noch ein
offenes Problem der Forschung.
(Fortsetzung folgt»)
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl-
und Klauenseuche. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Psehorr, München.
2. Verordnung vom 22. Oktober 1901, den Verkehr mit Arznei¬
mitteln betreffend (RGBl. S. 380).
Diese Verordnung setzt sich aus dem kurzen Textteil und den
Verzeichnissen A und B zusammen.
Nach § 1 dürfen die in dem der Verordnung angeschlossenen
Verzeichnisse A aufgeführten Zubereitungen als Heilmittel außer¬
halb der Apotheken nicht feilgehalten oder verkauft werden. Es
besteht hinsichtlich der Zubereitungen kein Unterschied, ob sie
heilkräftige Stoffe enthalten oder nicht. Die im dem Verzeich¬
nisse A genannten Zubereitungen sind nur als Heilmittel dem freien
Verkehr entzogen, währemd sie als Genuß- oder Desinfektions¬
mittel sowie als kosmetische Mittel frei verkauft werden dürfen.
Als Heilmittel gelten die im Verzeichnisse A angeführten Mittel
nur dann, wenn sie als Mittel zur Beseitigung oder Linderung von
Krankheiten bei! Menschen oder Tieren dienen, angepriesen oder
143
verabreicht werdefi. Hieraus geht hervor, daß auch die Heilmittel
für Tiere (mit Ausnahme der wenigen später benamntem Mittel)
dem freien Verkehr entzogen sind, soferne sie als „Zubereitungen“
im Sinne dieser Verordnung zu gelten haben. Dies gilt auch für
Mast- und Preßpulver, welche ihrer Zusammensetzung nach als
Heilmittel dienen *). Hinsichtlich des Begriffes . „Feilhalten“ ist
zu bemerken, daß das Feilhalten, d. i. das Bereitlegen eines dem
freien Verkehr entzogenen Arzneimittels zum Verkaufe, in den
Verkaufsräumen eines Nichtapothekers strafbar ist, nicht aber da¬
gegen das Feilbieten, z. B. Annoncieren eines derartigen Mittels *?.
Hinsichtlich des Begriffes „Verkauf “ *) soll noch bemerkt
werden, daß nach § 367 Ziff. 3 des Reichsstrafgesetzbuches auch
die Zubereitung und die Überlassung einer dem freien Verkehr
entzogenen Arznei an andere als Heilmittel strafbar ist. — Diesen
Bestimmungen unterliegen Desinfektionsmittel nur dann, wenn sie
Stoffe enthalten, welche in den Apotheken ohne Anweisung eines
Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes nicht abgegeben werden dürfen
(Verordnung v. 22. Juli 1896 betr. die Abgabe stark wirkender
Arzneien usw. — GVB1. S. 517 —). Auf Verbandstoffe, Gazen,
Binden, Watten u. dergl., einerlei! ob sie mit Jodoform, Sublimat
usw. imprägniert sind, auf Zubereitungen zu Herstellungen von
Bädern, sowie auf Seiifen zum äußerlichen Gebrauche finden vor¬
stehende Vorschriften keine Anwendung.
Es sef hier gleich' eine Übersicht über das mehrfach erwähnte
Verzeichnis A angeführt. Es dürfen also nach dem Gesagten als
Heilmittel bei Menschen oder Tieren außerhalb der Apotheken
nicht feilgehalten oder verkauft werden:
1. Abkochungen und Aufgüsse (decocta et infusa).
2. Ätzstifte (styli caustioii).
3. Auszüge in fester und flüssiger Form (extracta tincturae) mit
einigen namentlich aufgeführten Ausnahmen, die uns hier nicht
weiter interessieren.
4. Trockene Gemenge von Salzen oder zerkleinerten Substanzen
oder von beiden untereinander, auch wenn die zur Verwendung
bestimmten Bestandteile gesondert verpackt sind (pulveres,
salia et species mixta) sowie Verreibungen jeder Art (tritura-
tiones).
Hier schließen sich einige Ausnahmen an, für die hier kein
Interesse besteht. •
Bemerkt wird, daß trockene Gemenge von nicht zerklei¬
nerten Substanzen dem freien Verkehr überlassen sind.
5. Flüssige Gemische und Lösungen (mixturae et solutiones) ein¬
schließlich der gemischten Balsame, Honiiigpräparate u. Sirupe.
Von den Ausnahmen, die also auch außerhalb der Apo¬
theken und zwar auch als Heilmittel feilgehalten und ver¬
kauft werden dürfen, kommen für uns in Betracht:
Bleiwasser mit einem Gehalte von höchstens 2 Gewichts¬
teilen Bleiessig in 100 Teilen der Mischung,
Kalkwasser, auch mit Leinöl,
Kampherspiritus,
Seifenspiritus.
Auch Mischungen von Äthergeist, Kampherspiritus,
Seiiifenspiritus, Salmiakgeist und Spanischpfeffertinktur oder
*) Biechele: Die gesetzlichen Bestimmungen für das Apo¬
thekenwesen itn Bayern. Halle a. S. 1916.
144
von einzelnen dieser Flüssigkeiten untereinander sind dem
freien Verkehr überlassen, aber nur
a) zum Gebrauch für Tiere und
b) wenn die einzelnen Beetandteüe der Mischungen auf
den Gefäßen, in denen die Abgabe erfolgt, angegeben
sind.
In diese Gruppe der freiverkäuflichen Arzneimittel
fallen demnach alle Fluide und ähnliche Einreibungen.
' 6. Gefüllte Kapseln von Leim (Gelatine) oder Stärkemehl (cap-
sulae gelatinoeae et amylaceae repletae). Die Ausnahmen sind
hier ohne Belang.
7. Latwergen (electuariilae).
8. Linimente (linimenta). Freigegeben ist „flüchtiges Liniment“
(Linimentum volatile). Flüchtiges Kampher-Liniment (Liniimen-
tum amraoniato-camphoratum) dagegen ist den Apotheken Vor¬
behalten.
9. Pastillen (pastilli-rotulae et trochisci-tabulettae, pilulae et gra-
nula). Die Ausnahmen kommen hier nicht in Betracht.
10. Pflaster und Salben (emplastra et unguenta). *
Freiverkäuflich außerhalb der Apotheken — auch als
Heilmittel — sind dagegen:
Bleisalbe zum Gebrauche für Tiere,
Borsalbe
Terpentinsalbe „ „ „ „
Zinksalbe „ „ „ „ und
Pechpflaster, dessen Masse lediglich a.us Pech, Wachs.
Terpentin und Fett oder einzelnen dieser Stoffe be¬
steht.
11. Supposltorien (suppositoria) in jeder Form (Kugeln, Stäbchen,
Zäpfchen oder dergl.), sowie Wundstäbchen (cereoli). In diese
Gruppe der den Apothekern vorbehaltenen Mittel gehören dem¬
nach die zahlreichen Varianten votn Scheidenstäbchen, Kegeln
u. s. w. zur Bekämpfung der Vaginitis inf. granularis.
Während wir uns bisher bei dem Verz. A mit Zubereitungen
beschäftigt haben, deren Feilhalten oder Verkauf sich darnach
richtet, ob si!e als Heilmittel dienen sollen oder nicht, enthält das
der Verordnung ebenfalls angeschlossene Verzeichnis B nur solche
Stoffe, die außerhalb der Apotheken überhaupt nicht feilgehalten
oder verkauft werden dürfen. Dieses Verzeichnis ist zu umfang¬
reich und hängt mit dem Zwecke der vorliegenden Arbeit nur ge¬
ring zusammen, so daß von dessen Wiedergabe abgesehen werden
darf. Ob diese Stoffe in den Apotheken ohne weiteres verkauft
werden dürfen oder ob deren Abgabe nur auf schriftliche, mit
Datum und Unterschrift versehene Abweisung (Rezept) eines
Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes — in letzterem Falle jedoch
nur zum Gebrauche in der Tierheilkunde — abgegeben werden
dürfen, bemißt sich' nach der Verordnung vom 22. Juli 1896, die
Abgabe von stark wirkenden Arznejlen usw. betr. (GVB1. S. 517,
s. oben!).
Der letzte Abschnitt der Verordnung bestimmt, daß die vor¬
stehenden Bestimmungen nicht Geltung haben für den Großhandel
und hinsichtlich des Verkaufes der im Verzeichnis B angeführten
Stoffe an Apotheken oder an solche öffentliche Anstalten, welche
Untersuchungs- oder Lehrzwecken dienen und nicht gleichzeitig
Heilanstalten sind. (Fortsetzung folgt.)
145
Druckfehlerberichtigung.
In dein Artikel von Bertschy „Ober Wirkungen des Ferri-
hydroxydes im Organismus auf den Erreger der Maul- und Klauen-
seuche“, Nr. 7 der M. T. W. 1. Js., hat sich in der Tabelle auf
Seite 125 ein Druckfehler eingeschlichen der, wie unten ersichtlich
(versdionte statt erkrankte) zu korrigieren ist. Die Schriftleitung.
Legenda zum Schema 1 der Wasserversorgung von Eg. Bai.
Gehöft
4
erkrankte
22. Dez. 1919
3 Kühe 1
3
11
31- i, i)
19 „ i
Gehöft
7
erkrankte
12. Juli 1920
9 Kühe
vv
8
11
20. „ „
10 „
11
1
11
17. „ „
17 „
11
10
11
29. „
12 „
91
14
11
4. Aug. „
12 „
91
Z
11
4 - ™ »
15 „ J
Gehöft
5
erkrankte
14. Okt. 1920
13 Kühe 1
19
9
11
7. Nov. „
6 „ 1
Gehöft
6
vtrsekoBte
5 Kühe 1
11
11
19
6 „
71
12
11
•
2 „ 1
71
13
91
Ziegen j
Trockenlütt. 1919 bös-
art. Form d. M. u. Kl. S.
Grünfütterung. 1920
} leichte Form der M.
und Kl. S.
Trockenfütterung. 1920
erkrankten nicht an
M. und Kl. S.
^Referate.
tabkfleu- nd talasloBSkraikkeltOB.
Dr. med. vet. C. T i t z e - Berlin : Einiges über die so¬
genannte Brüsseler Krankheit (infektiöse Bronchopneumo¬
nie) der Pferde. (Berl. Tierärztliche Wochenschrift, 1920,
Nr. 10, S. 111.)
Ein ansteckender Bronchialkatarrh, dem sich nicht selten eine
Pneumonie anschloß, trat Ende 1914 und vermehrt im Frühjahre
1915 unter den Pferden des Westheeres auf; er erhielt nach den
Orten des ersten Auftretens die Bezeichnung „Brüsseler“ oder
„Genter“ Krankheit. Beim Übergreifen auf die Lunge erkranken die
vorderen und unteren Abschnitte herdweise, wobei' die befallenen
Gewebsstellen Neigung zur Erweichung und zum Brandigwerden
zeigen. Insoweit erinnern die Krankheitserscheinungen an solche,
wiie sie längst bekannten Pferdeseuchem, die als Katarrh der oberen
Luftwege. Händlerdruse und Akklimatisationskrankheit kursieren,
eigen sind. Das Charakteristische der Brüsseler
Krankheit soll jedoch in der Beimischung von
Symptomen liegen, dile auch bei der anstecken¬
den Blutarmut auftreten: rezidivierendes Fie¬
ber, Pulsbeschleunigumg und Herzschwäche,
Schwanken in der Hinterhand, hohe Mortalität nnd
lange Genesungsdauer. T. ist der Meinung, daß die wechselnde
Mannigfaltigkeit der Krankheitssymptome und des Krankheitsver¬
laufes kaum für eilne ätiologisch einheitliche Seuche sprechen, und
stützt sich dabei auf Beobachtungen und Untersuchungen in zahl¬
reichen Pferdebeständen, unter denen die Brüsseler Krankheit
herrschen sollte. Der Autor gewann auf Grund von Impfungen die
Überzeugung, daß die Fälle vom .Brüsseler Krank¬
heiten, die ihm unterkamen, verlarvte anstek-
...
146
kende Blutarmut wa r e n;. e i n e n Fa 11 vonBrüsse-
ler Krankheit als Seuche suigeneris konnte er
nilcht eruieren. Erfahrungsgemäß können bei der infektiösen
Anämie durch Erkältungseinflüsse, Erschöpfung oder Herzschwäche
leicht bronchopneumonische Zustände entstehen, weiterhin können
Mischinfektionen von ansteckender Blutarmut mit dem anstecken¬
den Katarrh der oberen Luftwege und mit Druse eine ‘spezifische
Krankheit Vortäuschen. Me.
Martens- Sangerhausen: Über die Ursachen der
Kälberruhr. (Berl. Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 15,
S. 163.)
M. führt das Auftreten und die Entstehung früher unbekannter
Krankheitsformen in der Neuzeit auf die intensive Bodenkultur,
die massenhafte Zufuhr aller Art von Düngermitteln iln den Humus
und dieVerfütterung von Fabrikationsrückständen aller Art zurück.
Namentlich seit der Verfütterung von Zuekerriibenblättem und den
Kuppen der Rüben hat der Autor die schwere, fast stets letal ver¬
laufende Form der Kälberruhr, die infektiöse Kälberpneumonie
und das Verkalben sich immer weiter verbreiten sehen. Inwieweit
die Art der Düngung und die Qualität des Bodens die Intensität
dieser Erkrankungen zu beeinflussen vermögen, sollte das Ziel
planmäßiger Forschung werden. M. machte die Beobachtung, daß
in einem Bestände, in dem die Ruhr heftig krassierte, 8 neu ein¬
gestellte hochträchtige Kühe, mit Heu gefüttert, gesunde Kälber
brachten, die sich auch gut entwickelten. In einem anderen ver¬
seuchten Gehöfte wurde bei einer Anzahl von Kühen Zuckerrüben¬
blätter- und Kuppenfütterung ausgesetzt, auch hier blieben die
Kälber von Ruhr verschont, während die anders gefütterten ver¬
endeten. Außerdem vertritt M. die Ansicht, daß es sich bei der
Ruhr um eine intrauterine Infektion handelt. Alle desinfizierenden
und adstringierenden Mittel, die Impfung inilt polyvalentem Serum
und mit Bazillenextrakt verwirft M., nur die Vorbauung in Form
der Verabreichung gesunder Futtermittel bannt die Seuche. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Verein der Staatstierärzte Bayerns.
In Nr. 51 der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrilft“ vom
21. Dezember 1920 findet sich auf Seite 914 eine Mitteilung des
Verbandes der Freiberufstierärzte Bayerns über eine Besprechung
der Berufsgruppen wegen Schaffung einer provisorischen Standes¬
vertretung, welche nicht unwidersprochen bleiben kann.
Es wird dort behauptet, der Ministerialreferent (es sollte wohl
heißen, der technische Referent im Staatsministerium des Innern)
hätte dem Vorschlag-der Freiberufstierärzte einer paritätisch zu¬
sammengesetzten provisorischen Standesvertretung bereits die Zu¬
stimmung erteilt, derselbe wurde aber unter Betonung des Fest¬
haltens an den Kreisvereinen von den anderen Gruppen abgelehnt.
Die Schuld, daß ein Zusammenarbeiten für die Zukunft nicht mög¬
lich ist, wird von den Freiberufstierärzten den anderen Berufs¬
gruppen zugeschoben.
' 147
Der Tatbestand ist folgender:
Das StaatsministerSum des Innern hat am 20. Oktober 1920
folgende Verfügung erlassen:
„Betreff:. Tierärztliche Standesvertretung.
Die Schaffung einer Tierärztekammer kann für die nächste Zeit
aus verschiedenen, in der Natur der Sache liegenden Gründen nicht
in Aussicht gestellt werden. ' «
Als die zur Vertretung der Interessen der Tilerärzte des be¬
treffenden Regierungsbezirkes bei der Staatsregierung zuständigen
Organe sind durch Verordnung vom 11. Februar 1877 (GVB1. S. 89)
die Tierärztlichen Kreiisvereine und mit Entschließung vom 31. Ok¬
tober 1913 Nr. 370c3 betr. Vertretung der Tierärzte, als Vertretung
der Kreis vereine der Landesausschuß anerkannt worden.
Unter dem 4. ds. berichtet der Landesausschuß, daß er von
einer Stellungnahme zur Entschließung vom 30. vorigen Monats
absehen zu dürfen glaubt, weil der Verband der Freiberufstierärzte
wiederholt die Kreisvereine und den Landesausschuß als Standes¬
vertretung abgelehnt habe.
Der Verband der Freiberufstierärzte hat auch dem Staatsraini-
steriium des Innern unter dem 3. lfd. Mts. berichtet, daß er eine
Auflösung des Lamdesausschusses vorschlage, an dessen Stelle ein
Ausschuß von je 4 Mitgliedern der in ihren Berufsgruppen organi- •
sierten Berufsgruppen treten soll.
Das Staatsministerium hält eine Auflösung der Kreisvereine
und des Landesausschusses vor Inkrafttreten der Tierärztekammer
nicht erforderlich. Es würde jedoch keiüne Erinnerung jjagegen
erhoben werden, wenn der Landesausschuß in der Zusammen¬
setzung seiner Mitglieder eine 'Änderung erfahren würde.
Der Verband der Staatstierärzte Bayerns, der Verband der
Gemeindetierärzte. sowie der Verband der Freiberufstierärzto
haben einen Abdruck dieser Entschließung erhalten, letzterer mit
der Anheimgabe, beim Landesausschuß einen entsprechenden An¬
trag einzubringen. ' I.V.: gez. Dr. Sch weyer.“
* * *
Der Verein der Staatstierärzte und die Landesgruppe der Ge¬
meindetierärzte haben bei der fraglichen Besprechung zugestftnmt.
den bereits paritätisch zusammengesetzten Landesausschuß durch
Zuwahl von Vertretern der drei Berufsgruppen weiter zu ver¬
stärken oder Neuwahlen vorzunehmen.
Der Verband der Freiberufstierärzte wollte aber unter allen
Umständen die Auflösung der derzeitigen gesetzlichen Vertretung
erzwingen und lehnte jeden Ausgleichsvorschlag ab.
Eine derartige Gewaltpolitik mußte natürlich zuriickgewieson
werden, würde doch durch solches Vorgehen jede gesetzliche Ver¬
tretung auch für die Zukunft in Frage gestellt.
Traunstein, 31. Januar 1921.
Groll.
Verschiedenes.
Tierwelt, Tierhaltaag, Diätetik.
Über die Geflügelzucht im Wirtschaftsleben
bringt ökonomierat Dr. R. Ulrich, Vorstand der
Kreisgeflügelzuchtanstalt in Erding, im Hinblick
148
auf die Tagung der bayerischen Landwirte (Landwirtschaftliche
Woche) und anläßlich der 18. Nationalen Geflügelausstellung vom
29.—31. Januar 1921 in München sehr beachtenswerte Ausführungen
in einer Tageszeitung (M. Ztg., 28.1. 21, Nr. 26), denen ich einige
Daten entnehmen möchte. Zunächst weist Verfasser darauf hin,
daß man den Geflügelzählungen niemals besondere Erhebungen
über die Produktion von Geftiigelerzeugnissen
gefügt habe, und fährt dann ungefähr folgendermaßen fort:
Erstmals im Jahre 1900 unternahm es Dr. W. Schultze, Ge¬
schäftsführer der Hauptstelle Berlin der Deutschen Landwirtschafts-
gesellsehaft anläßlich der Weltausstellung zu Paris Berechnungen
anzustellen, um die alljährliche Produktion der verschiedenen land¬
wirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und industriellen Zweige fest¬
zustellen. Schult ze famd. daß die Geflügelzucht im Deutschen
Reiche alljährlich Erzeugnisse ihn Werte von 483 Millionen Mark
hervorbringt. Da die landwirtschaftliche Jahresproduktion ohne¬
dem auf 7441 Millionen Mark (ohne Forstwirtschaft) geschätzt wurde,
so entfallen 6,63 v. H. dieser Produktion auf Geflügelerzeugnisse,
die an fünfter Stelle stehen, nach
Molkereierzeugnlssen mit 1626 Millionen Mark
Brotgetreide „ 1525
• Schweinefleisch „ 1192
Rindfleisch ., 832 „ „
Sie haben einen größeren Wert als die deutsche Gartein- und Obst¬
bauproduktion mit 380 Millionen Mark und Zuckerproduktion mit
351 Millionen Mark.
Der Wert der Geflügelproduktion beträgt die Hälfte des Wertes
der Bergbauerzeugnisse (986 Millionen Mark), zwei Drittel des Pro¬
duktionswertes der chemischen Industrie (742 Milli. Mk.) und ist
größer als die Produktion der Papierindustrie (205 Mill. Mk.) so¬
wie der Kartonnagen- und Luxuspapier-Industrie (272 Mill. Mk.)
zusammen oder als die Leder- (336 Mill. Mk.) und die Glas-Tndustrib
(115 Mill. Mk.) zusammen.
Die Summe vom 483 Millionen Mark auf die im Deutschen Reiche
im Jahre 1895 ermittelten 5 558 307 landwirtschaftlichen Betriebe
verteilt, ergibt für einen Betrieb eine jährliche Durchschnittspro¬
duktion von 87 Mark.
Angesichts der Unkenntnis der bestehenden Verhältnisse darf
es nicht wundern, wenn bis vor kurzem hauptsächlich in landwirt¬
schaftlichen Kreisen die Geflügelzucht unterschätzt und nur sehr
vereinzelt als Erwerbsquelle betrachtet wurde.
Jetzt, wo der Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens to
ernstester Weise die Kenntnis des Wirkens und Ineinandergreifens
der Wirtschaftselemente fordert, erscheint es doppelt wichtig auch
diesem Wirtschaftszweige nachzuspüren bis zum äußersten Wurzel¬
system, zur äußersten Saugwurzel.
Im Hölnblick däräuf sei zur Klarlegung der Verhältnisse auf
nachstehende graphische Darstellungen verwiesen, die ich einem
Vortrag des Syndikus des Klubs Deutscher Geflügelzüchter in
Berlin W 57, Herrn Croce, verdanke, und die wirklich geeignet
erscheinen, die obengenannten und bewährten Werte zu be¬
leuchten.
149
Vergleichende igraphisehe Darstelluug der Ge¬
flügelzuchtprodukte mit anderen wichtigen
Bedarfserzeugnissen.
Steinkohlen-
Förderuug
Gesamteinfuhr
Geflügel
■ Inlands-
LT
Baumwolle
einschl. Baum-
woll-Oarne
Rohkupfer
Einfuhr ■ Kaffee, roh ““
Tabakblätter
I
Uohkuf
ee, roh ■
i i
679 ”969" 290
722 134 220 335
Millionen Mark.
Roheisen-
Förderung
1845 110
Die Zahlen stammen teils aus dem „Statistischen Jahrbuch für
das Deutsche Reich“, teils aus dem Buche „Die deutsche Land¬
wirtschaft“, bearbeitet im Statistischen Reichsamt.
Doch nicht allein der hohe Wert der Geflügelzucht ist aus der
Zusammenstellung zu ersehen, sondern auch die außerordentlichen
Ansprüche, welche das deutsche Volk an eiweißreiche Nahrung
(Pleiscbnahrung) stellt.
150
Allein die Ausgabe für Schweinefleisch übertrifft diejenige für
Roggen, Weizen und Gerste zusammengenommen, wenn die für
Viehfutter und technische Zwecke verbrauchten Mengen in Abzug
gebracht werden und der Verbrauch an Rindfleisch einschließlich
Jungvieh, abzüglich Saugkälber, übersteigt die Gesamtproduktion
der Kartoffeln um genau 200 Millionen Mark. Erläuternd sei be¬
merkt, daß die Zahlenangaben die! Gesamt-Inlands-Vorräte, d. i.
dile Gesamternte abzüglich der Aussaat, darstellen. M a y r.
39. ordentliche Generalversammlung des Vereins zur Förderung
der Pferdezucht ln Bayern.
Unter dem Vorsitze des Vereins - Präsidenten Dr. A. von
Schmie der fand am 27. Januar im großen Saale des Bayer.
Landwirtschaftsrates die 39. ordentliche Generalversammlung statt. ,
Aus dem Jahresberichte des Vereins, den der Sekretär vor¬
trug, ist Nachstehendes entnommen:
Das abgelaufene Jahr war für den Verein im allgemeinen
nicht ungünstig, doch brachte es ihm, wie schon die beiden Vor¬
jahre, große Schwierigkeiten bei der Durchführung seiner Unter¬
nehmungen. So konnte der wohlvorbereitete und in seinen Grund¬
zügen fertiggestellte 33. Münchener Pferdemarkt wegen plötz¬
lichen Verbotes der Pferdemärkte nicht abgehalten werden. Der
Verein erlitt dadurch einen finanziellen Schaden von über 22 000
Mark, die er für Vorarbeiten bereits ausgegeben hatte. Die Durch¬
führung der Pferdelotterie wurde glücklicherweise durch das Aus¬
fallen des Pferdemarktes nicht geschädigt. Die Lose wurden
wieder vollständig ausverkauft. Statt der Pferdegewicne mußten
wieder Geldgewinne gegeben werden.
Aus den Erträgnissen der Pferdelotterie hat der Verein nach¬
stehende Zuschüsse gegeben:
12 000 Mk. an den Verein zur Förderung der Traber- und starken
Warmblutzucht im Rottal,
5 000 „ an den Pferdezuchtverband für das Kaltblut und
den Zuchtverband für das veredelte Arbeitspferd in
Mittelfranken,
4 000 „ an den Pferdezuchtverbaud für Oberfranken,
3 000 „ an den unterfränkischen Kreis-Pferdezuchtverband,
2 0Q0 ,, an den Kreisverband oberpfälzischer. Pferdezucht¬
verbände. •
Außerdem wurden dem Regensburger Rennverein zu einer
Pferdeschau 2000 Mk. bewilligt.
Ähnlich wie der Pferdemarkt litt auch der Betrieb der Fohlen¬
aufzuchtanstalten unter den gegenwärtigem an Zufällen reichen
Verhältnissen. Wegen der Fourageteuerung mußte der Betrieb
der Anstalten soweit eingeschränkt werden, daß das selbstgeerntete
Heu und die eigenen Weiden zur Fohlenfütterung ausreichen.
Wegen der Fourageteuerung mußten auch die Verpflegskosten
für die Privatfohlen entsprechend erhöht werden. Das tägliche
Verpflegsgeld beträgt nunmehr: bei Weidefütterung statt 1 Mk.
2 Mk. 50 Pfg., bei Stallfütterung statt 3 Mk. die anfallenden Kosten
für Hafer und Heu; Unterkunft, Streu und Pflege werden für vor¬
aussichtlich zuchttaugliche Fohlen nicht berechnet.
Die Fohlenaufzuchtanstalt Ritterswörth hatte zu Beginn
des Jahres einen Bestand von 80 Fohlen und 1 Zuchtstute; hievon
waren 68 Fohlen Eigentum des Vereins. Zugegangen sind 22 Fohlen
und 3 Zuchtstuten, abgegangen 41 Fohlen und 4 Zuchfcstuten.. Es
verbleibt somit am 30. September ein Bestand von 61 Fohlen; hie-
151
von Sind 50 Fohlen Eigentum des Vereins und zwar 16 dreijährige,
22 zweijährige und 16 junge Fohlen. Der Gesundheitszustand der
Fohlen war ein recht befriedigender. Ein Fohlen ging an den
Folgen von Druse ein. Wegen der Gefahr von Diebstählen wurde
heuer die Sommerweide Karlshof nicht bezogen. Die Fohlen, be-
weideten die Wiesen um Ritterswörth.
Die Ernte in Ritterswörth und Karlshof ergab 2735 Zentner
Heu, 950 Zentner Grummet. 52 Zentner Getreide, 265 Zentner Stroh,
80 Zentner Rüben. 280 Zentner Kartoffeln und 24 Zentner Klee..
Ein besonderes Augenmerk wurde der Verbesserung der Wiesen
geschenkt und äst eine nicht unwesentliche Verminderung der
Feuchtigkeit bereits erreicht worden. Schwierigkeiten bereitet es
noch, die Kanalisation auf die Angrenzenden auszudehnen. Der
Verkauf der Remonten, die anfangs Februar versteigert wurden,
gestaltete sich günstig. Für 23 Dreijährige wurden 163 340 Mark
erzielt = 7102 Mark für ein Pferd. Eine Zuchtstute ist um den
Vorzugspreis von 3500 Mark an den Züchter zurückgegeben wor¬
den, zwei weitere Stuten wurden zusammen um 30 000 Mark ver¬
kauft. Der Ankauf von jungen Absatzfohlen vollzog sich unter
den ungünstigsten Bedingungen, so daß nur 12 Fohlen'(3 Hengste
und 9 Stuten) erworben werden konnten. Die Preise schwankten
zwischen 3000 und 4400 Mk. mit einem Durchschnitt von 3430 Mk.
Die Fohlenaufzuchta/nstalt Gammerhof hatte zu Beginn des
Jahres einen Bestand von 57 Fohlen und 3 Zu^ht^tuten: zuge¬
gangen sind 10 Fohlen und 4 Zuchtstuten, abgegangen sind 36
Fohlen und 4 Zuchtstuten, so daß am 30. September ein Bestand
von 29 Fohlen und 3 Zuchtstuten verblieben ist. Hievon sind 19
Fohlen Eigentum des Vereins. DeT Gesundheitszustand der Fohlen
war im allgemeinen zufriedenstellend; 2 Fohlen gingen an Darm¬
verschlingung ein. Am 1. Juni wurde die sogenannte Gaberlalm
als Sommerweide bezogen. Die Weidezeit dauerte bis zum 1. Ok¬
tober. Trotzdem Hafer nicht verfüttert wurde, befanden sich die
Fohlen am Schlusse’der Wiidezeit im besten Futterzustand. Die
Heuernte lieferte einen sehr guten Ertrag. Von zirka 40 Tagwerk
Wiesen wurden über 1200 Zentner Heu und von zirka 25 Tagwerk
Wiesen 380 Zentner Grummet geerntet. Die Versteigerung der
2%jährigen Zuchtstuten und Wallachen (16 Stück) fand am 22. No¬
vember 1919 statt. Sie erbrachte einen Gesamterlös von 84650 Mk..
fl. ä’. 5290 Mk. für ein Fohlen. Von einem Ankauf von Absatzfohlen
wurde heuer inAnbetracht der ungeheuren Preistreiberei 3m Fohlen¬
handel abgesehen. Die Anstalt wurde auch im Berichtsjahre als
Abfohlstätte von Züchtern gerne benützt.
Die Rechnung des Vereins schließt mit 384*705 Mark 19 Pfg.
Einnahmen und 299 998 Mark 01 Pfg. Ausgaben sehr günstig ab..
Der Voranschlag für 1920(21 bilanziert mit 335 000 Mark
in Einnahmen und Ausgaben.
Der Verein beabsichtigt im Jahre 1921 wieder einen Pferde¬
markt, verbunden mit Pferdeprämiierungen und einer Verlosung,
abzuhalten. Für die Pferdeprämiierungen wurden 40 000 Mark an
Preisen ausgesetzt. Der erste Preis darf nicht mehr als 1000 Mk.,
der letzte nicht weniger als 300 Mk. betragen. Als Termin für den
Pferdemarkt wurde der 13., 14. und 15. April bestimmt.
Ziffer 5 der Tagesordnung: Änderung des Namens des Vereins
und des § 1 der Vereinsstatuten löste eine lebhafte Debatte aus.
Doch wurde schließlich einstimmig beschlossen, den Namen des
Vereins wie folgt zu ändern: „Bayerischer Pferdezuchtverein mit
dem Sitze in Münchem“.
152
Eine weitere Abänderung de« § 1 bezüglich des Vereins-
Zwecke« erledigte sich durch Zurückziehen des Antrages durch
den Vorstand.
Der Mitgliederbeitrag für 1921 wurde von 10 Mk. auf 12 Mk.
erhöht.
Präsident von Schmieder stellte den Antrag, die hoch¬
verdienten langjährigen Vereins- und Vorstandsmitglieder, die
Herren Landesökonomierat G r o h, Präsident a. D. Exz. Dr. Ritter
v o n H a a g und Geh. Rat und Oberlandstallmeister a. D. Freiherrn
vonHofenfels zu Ehrenmitgliedern mit den Rechtem der Vor¬
standsmitglieder zu ernennen. Der Antrag fand einstimmige An¬
nahme.
Die Neuwahl desVereinsvorstandes ergab nach¬
stehendes Resultat. Es wurden gewählt die Ehrenmitglieder:
Landesökomomierat Heinrich G r o h, Exz. Dr. Heinrich v. H a a g,
Präsident a. D., Oberlandstallmeiister a. D. Frhr. v. Hofenfels;
die Vereinsmitglieder: Gutsbesitzer Beckh jun-. Ratsberg,
Ministerialrat Dr. Gasteiger, ökonomierat Grabmaier,
Scheyrerhof, Oberstleutnant Friedrich Frhr. v. H e r 11 i n g, Staats¬
rat Lang, Mühlbesitzer Meyer, Rohrenfels, Oberlandstallmeister
a. D. Proeis, Gutsbesitzer P u t h, Moritzbrunn, Landstallmeister
Schäfte r, Erding, Gutsbesitzer Dr. A. v. Schmieder, Stei¬
nach, Oberregierungsrat S e 11 e 1 e, Oberlandstallmeister Staut-
n e r. Geh. Hpfrat und Universitätsprofessor Dr. Vo g e 1, Gestüts¬
direktor und Oberveterinärrat W i 11 e.
In der der Generalversammlung angeschlossenen Vorstands¬
sitzung wurde das bisherige Präsidium des Vereins, Gutsbesitzer
Dr. A. von Schmieder und Oberlandstallmeister a. D. Frei¬
herr von Hofenfels, wiedergewählt. K. Sp.
Fortbildungskursus für Tierärzte in Hannover.
In der Zeit vom 10. bis 12. März d. J. findet an der Tierärzt¬
lichen Hochschule Hannover ein Fortbildungskursus für Tierärzte
statt. Die Gebühren für jede Stunde betragen 2 Mk. Anmeldungen
sind rechtzeitig an das Sekretariat der Tierärztlichen Hochschule
zu richten.
Stundenplan für den Fortbildungskursus.
Stunden
Donnerst., 10. März
Freitag, 11. März
Samstag, 12. März
9—10
Ausgewählte Kapitel aus der patho¬
logischen Anatomie. Rievel.
Der städt. Polizei¬
tierarzt. Rievel.
10-12
Jungvieh¬
krankheiten.
M i e ß n e r.
Lymphangitis,
Beschälseuche.
Mießner.
Rinderpest.
Mießner.
12-1
Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiete der Chirurgie.
Frick.
4-5
Wirtschaftsphysiologische Tagesfragen.
Paechtner.
5—6
Wiederaufbau der deutschen Viehzucht.
Kronacher.
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 1. mit 15. Januar 1921.
153
Notgeschlachtete Tiere
Kleinvieh
+ ouxqounz
— oraqBaqy
(^^azsiqojjoq
-joa jnz
qaiai&iaA uii
CO(NiH^OC-(M«2
03 CM
1 1 ++ 1 1 + 1
*■4
m
1
i
03 UO 00 iO tO t- t>
05 -p H iO O Ol r-
03 tH tH t-»
1 1 + 1 + 14-
Iiazsiqauaa
jap ui
03
CVJ
m
CO »O O 03 l> 03 C5
OC5-f 03P-HC0
tH tH Th -h iß »ß CO
Großvieh
+ araqmmz
— araq-Buqy
(* 5 iazs;qoiiaq
-ioA Jnz
qoia[SjaA ^1
OiOiHiOQCSOlO
CO tH CO H CO
1 1 1 1 1 1 1 1
— 154
COtOOO^DiO^
03 tH CO CO lO 00 t*
1-H t— CO lO 03
1 1 1 I++I
Iiazsiqouafi
jap nj
03coo3-+i»o>Thi005
03 *-h i—» t— 1
00
rH 'rh 05) 05 05 CO oo
•rh CO r- CO CO 03
03 00 O -h 05 05 QO
nrlr-HH
Gefallene Tiere
Großvieh ! Kleinvieh
+ araq'Bnnz
— araqeuqy
(*Iiazsiqouaq
-joa Juz
qoia^iaA uii
HOCOCOXOlhQO
T-I 03 t-
1 1 1 1 1 + 1 1
lOONONCOl
03 CO t— Cß 00 00
t-H r-H H tH 03
1 1 1 1 1 1 1
O iß iß 03 00 O O
O 03 iß CO 05 OO rH
03 CO ^h iß CO 00 rH
Iiazsiqouan
jap it i
00 03 t» »O 05 CO 03 CO
03
-j-amq^uuz
— auiqunqy
(„Iiazsiqoijaq
-joa Juz
qoiaiSjaA uii
Ol CO CO CO 05 Th
T-H t—•
+ 1 1 + 1 * 1 *
03 00 — CO CO 05
03 05 ^h 05 03 CO 00
i 177 i i i
Iiazsiqauan
jap uj
-rJH | | CO tH CO -H |
03 CO lO CO Th CO
iß l— CO r-i o 03 05
tH CO iß iß lO
•6
3
«A
fta
V
>
Gehöfte**)
| + araqmmz
| — atuqeuqy
, (»iiazsiqouaq
-JOA JUZ
| qaiaiSiaA mi
— 958
— 1341
— 362
— 461
— 681
— 459
— 564
— 462
— 5288
CO O Ol CO 00 GO »o
O O CO O CO iß 05
T^T-iOC5^(Mt-
00 L- O O CO TH (M
i 17 i i ++
| ijazsiqouaa;
jap ui
2236
1472
452
789
808
556
977
1231
8521
05 03 03^t-iCr-
O n rH ^ ^ GO d
00 05 O CO tO C5 P-
OO fH 05 05 tO 00
^ 03 03 CO Th Th Th
Gemeinden
+ auiqBunz
— acuq'Baqy
(^Iiezsiqaijaq
-joa «inz
qoiaiSiaA uii
HCOOt^OC5D-CO
7 1 1 M 1 1 1
-600
t— 05 CO tH 05 CO £"•
1- 00 00 t>- CO iß i-H
00 CO CO , ,
1 1 1 1 I++
Iiazsiqouaa
jap ui
lO^co-^occasn
CO \0 O MO GO »O CO 03
CO(MHHr-HHr-
fr-
o
in
Tf CO 05 o 05 CO
O 00 l> lO CO 05
1-* 05 00 t*- 00 00 oc
03 03 CO CO CO CO CO
Verwaltungs¬
bezirke
^-araquunz
— auiq*uqy
(^Iiazsiqauaq
-joa mz
qoiaiSjaA mi
+ 1 1 i 1 1 II
CO
7
05 -rh Th T—( CO 03
7+ii+*+
Iiozsiqauag
jap ui
•COOJi-“<i—'01030303
182
iß Th O Th »O Ol Ol
ÖHrl’HHHH
tH 03 03 03 03 03 03
1
•A
fi
£ N
Sf- 2
*
.
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
fiesamlsumme:
N N N5 ^ ^ ^
c © C o
f-h 00 Hh ö CO CO 05
CO TH 03 03
o Vom 19. Dezember mit 31. Dezember 19*20. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
154
Hodischulnachriditen.
Berufung. Als Nachfolger von Geheimrat Professor
Dr. Schütz wurde Dr. Wilhelm Nöller, ständiger Mitarbeiter
am Institut für Schiffs* und Tropenkrankheiten inr Hamburg und
Privatdozent an der dortigen Universität, auf die Professur der
allgem. Pathologie und pathologischen Anatomie an
die Tierärztliche Hachschule nach Berlin berufen.
Diese Wahl kann als eine überaus glückliche und dem tierärztlichen
Stande zum Ansehen gereichende bezeichnet werden. Professor
Dr. Nöller ist am 10. Juni 1890 in Großiiehringeu (Schwarzburg-
Rud.) geboren. Er hat an der Münchener Tierärztlichen Hochschule
noch vor dem Kriege (16. Januar 1914) die Approbation erlangt,
daselbst seine schon in Berlin im Institut für Infektionskrankheiten
begonnene .Dissertationsarbeit bei Prof. Dr. Kitt vollendet und
wurde von der Münchener Hochschule am 13. März 1914 mit dem
Prädikat „ausgezeichnet“ zum Dr. med. vet. promoviert. Als
Schüler des bekannten Protozoenforschers Hartmann in Berlin
und mit besonderer Vorliebe der Protozoenkunde sich widmend hat
er namhafte Studien auf diesem Gebiete veröffentlicht, besonders
über Trypanosomen, deren Kultur auf festem Nährboden ihm zuerst
gelungen ist. Vielbekannt ist die schon in seiner Studentenzeit von
ihm ausgedachte Technik, an Silberdraht befestigte Flöhe zu
Forschungen über die Ansteckung mit Pest und anderen Krankheiten
zu verwenden, welche Methode wichtige Kenntnisse vermittelte.
Dr. Nöller hat den Feldzug zuerst unter der Waffe mitgemacht,
wurde verwundet, erhielt wegen besonderer Auszeichnung vor dem
Feinde das eiserne Kreuz I. Klasse, leistete dann als Veterinär im
Felde durch organisatorisches Talent und bedeutende wissenschaft¬
liche Tätigkeit (Schöpfer der Gasbehandlung gegen die Pferderäude
in Deutschland, Rotzbekämpfung) Hervorragendes. An das Institut
für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ zurückgekehrt, sodann
an das Tropeninstitut nach Hamburg berufen, förderte er die Kenntnis
über krankheitenübertragende Insekten und verschiedene Protozoen
und hat als Nachfolger Prowazek’s die Bearbeitung des großen
Handbuchs über die pathogenen Protozoen fortgeführt. Die Wahl
dieser noch in jungem. Mannesalter stehenden tierärztlichen Lehr¬
kraft läßt einen ausgezeichneten Unterricht und förderliche Forscher¬
arbeit auf dem Gebiete der Tierseuchen erwarten, wie sie schon
unter Schütz der Berliner Tierärztlichen Hochschule zum Ruhme
gereichte. Unmittelbar vor seiner Berufung erhielt Herr, Dr. N ö 11 er
noch eine Auszeichnung der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Die D. T. W. Nr. 7, 1921 berichtet hierüber folgendes:
Verleihung der „D amm a n n-Medaille“.
„Dem Privatdozenten und Tierarzte Dr. Wilhelm Nöller, Ab¬
teilungsvorsteher am Institute für Schiffs- und Tropenhygiene in
Hamhurg, ist für seine im Verlaufe der letztvergangenen Jahre beste
in der Literatur bekanntgegebene und praktisch bewährt befundene
Leistung auf hygienisch-therapeutischem Gebiete vom Rektor und-
Professorenkollegium der Tierärztlichen Hochschule Hannover die
„Dammann-Medaille“ verliehen worden. Gemäß einem Wunsche
des Stifters hat die Überreichung der Auszeichnung an seinem
nächsten Geburtstage, dem 22. Oktober 1921, zu erfolgen. Hiezu ist
der Empfänger einzuladen. Die Dammann-Medaille stammt aus
einer Stiftung, die dem damaligen Direktor der Tierärztlichen Hoch¬
schule Hannover, Geh. Reg.-Rat Dr.. Karl Dam mann, anläßlich
155
seines 25jährigen Direktor-Jubiläums am 1. Januar 1906 überreicht
worden ist. Aus den Zinsen der Stiftung sind nach dem Willen des
Jubilars Medaillen anzufertigen, die in Zwischenräumen von 3 Jahren
auf Beschluß des Professorenkollegiums denjenigen Tierärzten zu¬
fallen sollen, die in dein verflossenen Triennium eine besonders
hervorragende Arbeit auf hygienischem oder therapeutischem Gebiet
aufzuweisen haben. Die erstmalige Verleihung ist an Herrn Nöller
erfolgt wegen seiner wissenschaftlich, experimentell und praktisch
so erfolgreich durchgeführte Räudebekämpfung. Wir gratulieren
dem Empfänger herzlichst. zu der gewordenen Ehrung. Mr.“
Und wir schließen uns diesem Glückwünsche wärmstens an.
Die Schriftleitung.
Verleihung. Dem Regierungs- und Veterinärrat Augst in
Kamenz (Sachsen) ist von der Dresdener Tierärztlichen Hochschule
die Würde eines Dr. med. vet. h. c. verliehen worden. Herr Kol¬
lege Augst hat sich durch frühere Veröffentlichungen'auf dem
Gebiete der Ziegenzucht, insbesondere der Abstammung der Haus¬
ziege, und ineuerdings durch Herausgabe seines Werkes: „Ab¬
stammung und Herkunft der mitteleuropäischen Hausziegen und
ihr Zusammenhang mit den Urvölkerstämmen unter Berücksichti¬
gung der übrigen Haussäugetiere“ besondere Verdienste er¬
worben. _
Personalien.
**-Als Assistent eingetreten: Tierarzt Dr. Willi Geiger (-Bam¬
berg) am Bakteriologischen und Serum-Institut (Dr. Schreiber)
Landsberg a. Warthe.
Verzogen: Praktischer Tierarzt Dr. Otto Bub von Adelsdorf
(B.-A. Höchstadt a. A.) nach Sonnefeld (B.-A. Koburg).
Benachbartes Ausland: (Ernannt.) Felix Schämminger,
n.-ö. Distriktstierarzt in Gaming zum Bezirkstierarzt, Joseph Z ä r u b a,
Tierarzt in Brünn zum Veterinärassistenten ernannt.
Bei Umrindern oder Verkalben
führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel.
„. . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben
•ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/190H.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36 / 1915 .
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25,
156
Einladung.
Der Gau Wurzburg des Verbandes der Freiberufs-
tierärzte Bayerns erlaubt sieb zu der am Sonntag, den
26. Februar 1921 in Würzburg stattfindenden
Gauversammlung einzuladen.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorsitzenden. 4. Gaugruppen. ,
2. Kreisvereine. * 5. Fleischbeschau.
3. Fortbildungskurse. 6. Verschiedenes.
Gaukönigshofen, 6. Februar 1921.
gez.: Seemann.
I „Vaginamiiiiiclien und Bnllensiibe Kaiser §
jj Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente. S
{p Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet. f S
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
| Jedes Quantum umgehend lieferbar. j
$ Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg. $
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darmadstringens
und Darmdesinfiziens bewahrtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
SalKcyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
dose ii\ beliebiger Packung lieferbar.
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
7^ toi i * i
Tn Schachteln
je 15 Stück, oder lose
in beliebiger Packung
lieferbar.
\effen
•Tab lett,.
Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je 1,0 an.
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten Mk. 20.—.
Maul- und Klauenseuche
bekämpft man wirksam mit
„Doenhardt“
Seit 16 Jahren in der veterinär-niedizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Gebärmutterkatarrhen
in Friedensqualität wieder lieferbar!
Apotheker Max Doenharüt, Köln a. Rh
CAPORIT
ges. gesch.
Laut, vieler tierärztlicher Mitteilungen
Desinficiens
Antisepticum
Desodorans
=== der tierärztlichen Praxis.
CAPORIT (Rohware) ungiftig.
Vorzüglich bewährt bei Seuchen zur Desinfektion
des Stalles, der Futtertröge und Geräte. :: :: ::
V e r w e n d u n g:
Trocken: Zum Bestreuen der Stallgassen u. a.,
gelöst: Zum Abspülen des Stallbodens, der
Wände, Futtertröge und Geräte.
1 kg-Packung ausreichend bis 500 Liter Lösung.
Chem. Fabrik Griesheim-Elektron, Frankiuri a. M
Werk I Bitterfeld.
■ Mit besonders günstigen Erfolgen vielfach be-
■ währt bei allen Infektionskrankheiten und Intoxi-
p kationen zur Herstellung des normalen Stoff¬
wechsels in den kranken Geweben. Keine
unliebsamen Nebenerscheinungen.
Empfohlen bei:
1 a) Pferden:
Druse, schwarze Harnwinde, Petechialfieber, Brust¬
seuche, Nierenverschlag, Haemoglobinämie, Anämie
spez. pernjciöse Anämie, Morbus maculosus.
| b) Rinder:
G^ebärmutterentzündungen, alle septikämisclien Er¬
krankungen im Anschluß an die Geburt, bösartiges
Katarrbalfieber.
1 e) Hunde:
Hundeseuehe, nässende Ekzeme, Staupe. Staupe¬
pneumonie, Eklampsis säugender Hündinnen.
Literatur gerne zur Verfügung.
cif. B. T. W. Nr. 16 1914. B. T. W. Nr. 29 1914.
M. T. W. Nr. 23 1914. M. T. W. Nr. 14/15 1916.
^=aiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiaiiiiiiiniiiiinuiiiiiiilliiiiiiiiilnmiiliiiiHiiiiiinii
| BOLIPIX1N
billiges, erprobtes Antidiarrhoicum und
Darmantisepticum für alle Haustiere.
Chenlsche Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fcrnspr.: Telcgr«:
Pasing 158. Chemische Aubing.
159
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen.
Uber 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
onsdpinoDsmiiiei „Heskimal“
Zu haben : Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schiawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rfieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn).
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale« Pusta in Stargard (Pomm.)
Lieferung nur an Tierarzte und Apotheken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — Übliche Rabate.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
PhymaMn
zur IrkderTuberkulose
Augenprobe
Humannu.Teisler
Oohna 5a.
Aniiphymatol
zur Schulz-u.HeilimpFung
gegen
Rinderhiüerkulose.
HumanntiTeisler
Dohna Sa.
1dm von Pferde - Ginklufern,
die in Wien große Einkäufe an schweren Pferden
ungar. Provenienz machen wollen, erbittet ehestens
von den H. Kollegen gegen Provisionsbeteiligung
Tierarzt Dr. Tuchner, Wien n, Pratersir. 56.
Eigene Transit=Ställe. — Auskünfte über Preise und derzeit
günstige Ausfuhrbestimmungen kostenlos.
Laboratorium Dr.Klein .Berl in
öcruzraddepof Müachea Hess -3tr 12.
Bacillol
cf. Oberveterinär a. 1). Christian, Tieritrztl. Rundschau 1913 Nr. 1('
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins ^
Antiperiostin
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche nniversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2,
(frlker: Tierärztlich» Wochenblatt n. WochensohrUt ihr Tierheilkunde n. Viehzncht)
Unter Mitwirkung vou bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 1. März 1921. Nr. 9.
Inhalt:
Originalartikel: Meyer. (Forts, folgt). — Pschorr. (Forts, folgt). — Sonder-
hauser. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. —
Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Über die Vanl- und Klauenseuche.
Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Röttenbach.
(Fortsetzung.)
Mit Freude wurden die Publikationen der Schweizer Tierärzte
Bertschy (Vater und Sohn) hin-sichtlich der Therapie der Maul-
und Klauenseuche begrüßt und an sie die größten Erwartungen
geknüpft. Klein [6] trat, auf physiologisch-chemischen Ergeb¬
nissen fußend, als Erster der hypothetischen Annahme einer Eisen-
verarmung des Organismus infolge Kraftfuttermangel und den
darauf aufgebauten therapeutischen Vorschlägen B. entgegen,
denn als in den Jahren des Friedens Kraftfuttermittel in Fülle
zur Verfügung standen und verabreicht wurden, seien ebenfalls
verheerende Seuchen durch das Land gezogen, ferner müßten als
sichtbarer Ausdruck des Eisenmangels klinische Erscheinungen
der Chlorose bestehen und solche Tiere in erster Linie erkranken.
Ebenso trat Kreutzer [7] als skeptischer Gegner der Eisen¬
behandlung auf; Weidetiere dürften dann nicht oder nur leicht an
Maul- und Klauenseuche, bleichsüchtige Tiere müßten am schwer¬
sten erkranken, auch in die oligodynamische Auffassung der Eisen¬
wirkung setzt K.. große Bedenken, da ihm die Art und der Ort
der Eisenaufstapelung uinverständlich ist. Andererseits gewann die
Eisentherapie im Laufe des Seuchenzuges eine Reihe von An¬
hängern; so wählte D a h 1 e n b u r g [8] %u seinen Versuchen ein
„Elektroferral“ genanntes Präparat, welches 0,5 % elektrisch zer¬
stäubtes kolloidales Bilsen enthält; er infundierte zu prophylakti¬
schen Zwecken gesunden 15 und kranken 20 ccm i. v. und war
damit sehr zufrieden. S c h w a b [9| hatte mit endovenösen In¬
fusionen von Ferrihydroxyd bei kranken und in der Inkubation
befindlichem Tieren gute Erfolge, die Einzelerkrankung verlief
mild, Nac.hkrankheüten blieben aus. Unangenehm sind jedoch die
Abszesse an der Infusionsstelle, wenn Teile der Lösung in das
perivenöse Gewebe gelangen. Holzmay r [10| verlangt für die
Bewertung der Methode Bertschy’s das richtige Verständnis und
verlegt das Hauptgewicht der Eisenzufuhr in die Prophylaxe; an¬
gelehnt an die Lehre von Hirth von dem normalen Katione,n-
^ynerget, der Steigerung der elektrischen Zellspannkräfte, ließ TL
Tabletten zu 5 g herstellen, die er Ferrisal benennt. Dem Präparat
162
wohnt eine überaus stärkende Wirkung inne, so daß damit eine
leichtere Durchseuchung erzielt werden konnte.
Die bisher vorliegenden Äußerungen über den prophylaktischen
und therapeutischen Wert der B.-Eisenbehandlung sind leider
nicht geeigenschaftet sich darüber ein ab¬
schließendes Urteil zu bilden. Es bleibt bedauerlich,
daß die epidemiologisch zweifellos interessanten Beobachtungen
B.’s nicht weiter wissenschaftlich verfolgt wurden und daß sie in
der ebenfalls nicht bis zum Entscheid ausgeführten Eisentherapie
erstarrten. * *
Eine Reihe von Versuchen schlug im Kampfe mit der Seuche
eine andere Richtung ein’ indem sie hauptsächlich eine günstige
Beeinflussung des Einzelfalles zu erzielen strebten. Sie wurden
von den Lehren der Proteinkörpertherapie geleitet, demzufolge
unter der Wirkung der Protoplasma-Aktivierung die Summe der
Abwehrstoffe erhöht werden soll. So benützte T h u n [11] intra¬
muskuläre Injektionen von Aolan, einem Milchpräparat in Dosen
von 10—100 ccm je nach dem Gewichte des Tieres und hatte in
etwa 200 Fällen einen sehr guten Erfolg, denn diie für das Krank¬
heitsbild typischen {Symptome stellten sich bei frühzeitiger An¬
wendung des Mittels in einer gewissermaßen rudimentären Form
ein und verschwanden beschleunigt, so daß die Seuche überaus
mild und trotz etlicher Komplikationen ohne Verluste verlief. Aus
den gleichen * Erwägungen entschloß sich Dahlenburg (1. c.)
zur Wahl einer sterilisierten Kaseinlösung — Kaseosan - , welche
er teils intramuskulär, teils endovenös gab; auch mit diesem Mittel
wurde der Verlauf der Krankheit wesentlich abgekürzt und die
Verlustziffer auf eiln Minimum reduziert; läßt diese Therapie im
Stich, so trägt nach D. die zu geringe Dosierung des Medikamentes
die Schuld. Vor allem ist auf der Naturforscher-Versammlung zu
Nauheim in dem Arzte Dr. M ü 1 1 e r 112] ein Verfechter der un¬
spezifischen Immunisierung bei der Behandlung der Maul- u. Klauen¬
seuche erstanden. Auch Jod-Incarbon, welches möglichst früh¬
zeitig, schon am 1. 3. Erkrankungstag in den Blutstrom gebracht
werden soll, erleichterte etwa 200 schwere Seuchenfälle, welche
R oyek[13| auf diese Weise in Angriff nahm. Von einem ähn¬
lichen Gesichtspunkte aus verwendete Weitbrecht ein Schwefel¬
harzpräparat, Resophan genannt, das ihm wegen seiner phagozy¬
tären und chemotaktischen Wirkung sonst schon oft gute Dienste
geleistet hatte, auch bei Maul- und Klauenseuche, und es heilten
die Exantheme gegenüber Kontrollieren überraschend schnell.
Die bisherigen therapeutischen Maßnahmen waren vor¬
wiegend symptomatischer Natur und hatten
die Heilung der Einzelerkrainkung zum Ziele;
diese Art gefiel und befriedigte deshalb nicht allgemein, weil sie
nicht auf den Kernpunkt; die Bekämpfung des virulenten Agens
gerichtet war. Allein auch auf diesem Gebiete der Maul- u. Klauen¬
seuche sind die positiven Kenntnisse noch zu gering, um darauf
eine grundlegende Therapie aufbauen zu können. Deshalb sind
auch alle diesbezüglichen Bestrebungen nur das Produkt von Ver¬
mutungen, wobei die Vorstellung dominiert, daß es sich bei der
Maul- und Klauenseuche um eine Protozoen - Krankheit handeln
könne; kein Wunder, daß so ziemlich alle diejenigen Mittel in den
Kreis der Versuche gezogen wurden, welche auf jenem Gebiete
vorteilhaft Verwendung finden. Die Avidität der Trypanosomen
gegen Farbstoffe führte zum versuchsweisen Gebrauche von Trypa-
flavin, dessen optimale Dosierung F r o e h n e r festgestellt hat.
163
M a y e r - P u 1 m a n n [15], A v i e ß [16] und Herberg [17]
glauben mit endovenösen Infusionen zwar eine raschere Ent¬
fieberung und beschleunigtes Abnehmen der Krankheitssymptome
erzielen zu können, sprechen aber der Therapie eine spezifische
Wirkung ab. Franz [18] griff, von der Voraussetzung ausgehend,
daß ähnliche Erreger, wie sie die Tsetse, Dourrine und Surra ver¬
schulden, auch der Maul- und Klauenseuche zugrunde liegen, zu
Infusionen i.v. einerLösung von Tart. stilbiat. 10,0, Natr. chlorat. 8,5,
Aq. dest. 100,0, die-er in der Menge von 80—100 ccm je nach Schwere
des Tieres solange gab, bis Besserung eintrat, und erzielte da¬
durch eine Herabdrückung der Verlustziffer von 25—30% der un¬
behandelten Tiere auf 5 %, noch .nicht erkrankte Tiere blieben bis
zu 1 Ja von der Krankheit, verschont. Auch beiden Bertschy’s
schwebte bei ihren späteren Versuchen mit Ferr. cacodylic. die
deletäre Arsenikwirkung auf Protozoen vor Augen; Atoxyl wurde
aus dem gleichen Grunde empfohlen. Der Eindruck, den man
aus allen Mitteilungen über diese Heilversuche gewinnt, ist der,
daß eine spezifische Wirkung auf die Krank¬
heit, wie sie beispielsweise bei Salvarsan auf Brustseuche be¬
steht, in keinem einzigen Falle f e s t z u s t e 11 e'n
war.
Daß die noch jungen Lelu-en der serologischen Forschungen
heute Eigentum der Allgemeinheit geworden sind, findet in dem
vielseitigen Bestreben seinen Ausdruck, den Gedanken in die Tat
umzusetzen, die natürlichen auf irgend einen Weg in ihrer Wir¬
kung zu steigernden Schutzstoffe der Körpersäfte nutzbnilngend zu
verwerten. Die Idee selbst war ja nicht neu, denn schon 1897
machte gelegentlich einer schweren Maul- und Klauenseuehever-
seuchung Kitt gemeinschaftlich mit Hermann [191 diesbezüg¬
liche Versuche, wobei sie Blutserum und Milch von durchseuchten
Tieren bei kranken und lim Prodromalstadium der Krankheit be¬
findlichen Tieren subkutan verimpften. Die Inkonstanz der Impf¬
ergebnisse ließ jedoch damals einen sicheren Schluß auf die Be¬
wertung des Verfahrens nicht zu. ln dem gegenwärtigen Seuchen¬
zuge, als namentlich in der Schweiz diie Verluste beängstigend
Zunahmen und die Mortalität stellenweise bis 60 % anstieg, ent¬
schloß sich L u d w i g [20] nach vielen medikamentösen Fehl¬
schlägen zu HeElversuchen mittelst subkutaner Einverleibung de-
fibrinierten Blutes durchseuchter Tiere. Durch die Erfolge er¬
mutigt dehnte L. die Impfungen mit Mischblut von 5 Rekonvale¬
szenten auch auf noch nicht erkrankte Tiere aus, bei denen sie
endovenös vorgenommen wurden; die so Behandelten blieben frei
von sichtbaren Krankheitserscheinungen, während die Kointroll-
tiere schwer erkrankten. Auch Baum garten [21] hatte mit
der Impfmethode, die er dahin modifizierte. daß er das Rekon¬
valeszentenblut direkt von Tier zu Tier endovenös übertrug, gute
Ergebnisse. Seherin er [221 impfte mit defibriniertem Rekon-
yaleszentenmischblut von 2 Kühen in einem Bestand 10 Kälber mit
öO—200 ccm intraperitoneal; sie genasen rasch, obwohl die Maul-
und Klauenseuche ringsum äußerst bösartig herrschte. Gänzlich
unabhängig von den gedachten Tastversuchen verwirklichte auch
Zink [23] die Vorstellung der Möglichkeit einer spezifischen AntL-
körperbildung im durchseuchten Tierkörper durch die Anwendung
von Rekonvaleszentenblutserum und hatte damit ebenfalls befrie¬
digende Ergebnisse.
(Fortsetzung folgt.)
164
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl-
nnd Klauenseuche. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
.1. Verordnung vom 26. Juli 1907, den Verkehr mit Geheim¬
mitteln und ähnlichen Arzneimitteln betr. (GVB1. 8. 593.)
In dieser Verordnung ist der Verkehr mit Geheimmitteln und
geheimmittelähnlichen Arzneien geregelt. Eine Begriffsbestimmung
des Ausdruckes „Geheimmittel“ ist nicht gegeben. (Siehe hierüber
auch später!) Auch hier sind dem Verordnungstexte 2 Verzeich¬
nisse (Anlage A und Anlage B) beigefügt, die in namentlicher Auf¬
zählung eine Reihe von Geheimmitteln enthalten, für die die Vor¬
schriften dieser Verordnung gelten. Da Mittel, die in der Veterin?“-
medizin Verwendung finden, in den beiden Anlagen meines Er¬
achtens nicht enthalten sind, so ist diese Verordnung für die Tier¬
ärzte nicht von erheblichem Interesse. Es erübrigt sich deshalb
auch eine auszugsweise Wiedergabe.
Zum Schlüsse weist die mehrfach erwähnte zusammenfassende
Ministerialbekanntmachung vom 19. August 1920 noch auf § 56
der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich vom 26. Juli 1900
(RGBl. S. 871) hin. Demgemäß sind vom Ankauf oder Feilbieten
im Umherziehen ausgeschlossen u. a«: Gift und gifthaltige Waren *),
Arzneimittel **), Geheimmittel ***>, Futtermittel.
4. Die mehrfach erwähnte zusammenfassende Ministerial-Ent-
sehließung vom 19. August 1920 benennt die ebenfalls wiederholt
angezogene bayerische Verordnung, betreffend die Abgabe von
starkwirkenden Arzneien usw., nicht. Der Vollständigkeit halber
seien jedoch die hier einschlägigen Bestimmungen kurz angeführt.
*) Als „Gifte“ sind alle Körper anzusehen., die, in kleinen
Dosen genommen, die Gesundheit bezw. das Leben zu zerstören
vermögen. (Biechele a. a. O. S. 4.)
**) Für „Arzneimittel“ bestehen folgende Begriffsbestimmungen :
1. Verordnung, den Verkehr mit Arzneimitteln betr., vom 22. Ok¬
tober 1901 (RGBl. S. 380).
„8 1.als Heilmittel < Mittel zur Beseitigung oder Lin¬
derung von Krankheiten bei Menschen oder Tieren) .'. . . .“
2. Bekanntmachung über den Handel mit Arzneimitteln vom
22. März 1917 (RGBl. S. 370).
„8 2. Arzneimittel im Sinne dieser Verordnung sind solche
chemische Stoffe, Drogen und Zubereitungen, die zur Beseiti¬
gung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten bei Men¬
schen und Tieren bestimmt sind.“
3. ... und Heilmittel, welche durch ihre chemischen Eigen¬
schaften wirken, bezeichnen wir als Arzneimittel.“
Tapneiner: „Lehrbuch der Arzneimittellehre und Arz-
neiverordinungslehre“. Leipzig 1919.
4. „Unter Arzneimittel sind nicht nur die in den Verzeichnissen
A und B der Verordnung über den Verkehr mit Arzneimitteln
(siehe oben Ziff. 1) aufgezählten Mittel zu verstehen, sondern
alle Mittel, denen beim Handeln eine Heilwirkung zugeschrie¬
ben wird, wenn sie auch vollständig wirkungslos sind. Auch
die Heilmittel für Tiere sind darunter zu verstehen.“
Biechele: „Die gesetzlichen Bestimmungen für das Apo¬
thekenwesen in Bayern“. Halle (Saale) 1916. S. 4, Fußnote 5.
Begriffsbestimmung siehe später.
165
Diese Verordnung vom 22. Juli 1896, beir. die Abgabe starkwirken¬
der Arzneien, sowie die Beschaffenheit und Bezeichnung der Arz¬
neigläser und Standgefäße in den Apotheken (GVB1. Nr. 10 S. 517)
enthält als wichtigste Bestimmung in § 1: »Die in dem beiliegen¬
den Verzeichnis aufgeführten Drogen und Präparate, sowie die
solche Drogen und Präparate enthaltenden Zubereitungen dürfen
nur auf schriftliche, mit Datum und Unterschrift versehene An¬
weisung (Rezept) eines Arztes, Zahnarztes oder Tierarztes — in
letzterem Falle jedoch nur zum Gebrauche in der Tierheilkunde —
als Heilmittel an das Publikum abgegeben werden.“ Eine tele¬
phonische Auweisung eines Arztes usw. berechtigt » en Apotheker
nicht zur Abgabe einer starkwirkenden Arznei *). Ausgenommen
sind die durch Verordnung vom 22. Oktober 1901, den Verkehr mit
Arzneimitteln betr., freigegebenen Arzneien. — Die wiederholte
Abgabe von Arzneien auf Anweisung der Tierärzte zum Gebrauche
in der Tierheilkunde ist keinen Beschränkungen unterworfen. (§ 6
der Verordnung.) —
Aus den vorstehenden Ausführungen, denen wir absichtlich
einen größeren Raum eingeräuint haben, geht hervor, djp für die
Herstellung, die Anpreisung und den Vertrieb eine Reihe ein¬
schränkender Bestimmungen erlassen sind, die nicht mehr und
nicht weniger bezwecken, als das Publikum vor Schädigungen an
Leib, Leben und Gut zu schützen. Sie sind in der Tat geeignet
zum mindesten die größten Auswüchse im Verkehr mit Arzneir
mittein fernzuhalten. Die Vorschriften sind jedoch nicht gerade
als sehr übersichtlich zu bezeichnen. Sodann sind sowohl im Text
als auch durch eigene Ausnahme wieder mannigfache Einschrän¬
kungen vorgesehen, die die Handhabung in der Praxis nicht er¬
leichtern. Wie wir bereits oben ausgeführt haben, bieten sich
findigen Köpfen genug Maschen und Lücken im Gesetze. Es ist
deshalb in der Praxis nicht immer leicht, Übertretungen im Ver¬
kehre mit Arzneimitteln so einwandfrei nachzuweisen, daß der
Strafrichter sich mit Erfolg mit ihnen beschäftigen kann. Selbst
wenn es gelingt, eine Verurteilung heirbeizuführen, so sind die
ausgesprochenen Strafen regelmäßig derartig gering, daß der ver¬
urteilte Händler usw. sich keineswegs durch sie abgeschreckt fühlt,
denn das leichtgläubige Publikum wird ihm ja die zuerkannte Geld¬
strafe vielfach wieder einbringen. Nicht selten wird der Verur¬
teilte sogar noch der Ehre eines Märtyrers teilhaftig und gibt sich
dann als Opfer, einer mißgünstigen und neidvollen Zunft, der Schul¬
medizin, aus. Gelingt es dagegen nicht, eine Strafzuerkennung
herbeizuführen, so hat nicht nur der Angeklagte einen Triumph
^ davongetragen, für dessen weiteste Bekanntgabe er mit allen Mit-
\ teln sorgt, er erhilelt durch den Freispruch sogar ,ein£ billige und
{; wirkungsvolle Reklame; es leidet aber auch das Ansehen dessen,
• der die Anzeige erstattet oder veranlaßt hat, oft in empfindlichem
Maße. Es ist deshalb nur zu verständlich, wenn die Wirkung der
vorhin aufgeführten Verordnungen selbst zu Zeiten des Autoritäts-
v Staates keine sehr erhebliche war. Daß sie unter den jetzigen Ver-
' hältnissen noch weiterhin an Bedeutung verloren haben, bedarf
I keiner weiteren Auseinandersetzung.
Ob und inwieweit das Umsatzsteuergesetz vom 24. Dezember
1919 (RGBl. S. 2157) einen Einfluß auf den Verkehr mit Arznei¬
mitteln ausüben wird, bleibt abzuwarten. Das genannte Gesetz
sieht im allg emeinen nämlich 1% vom Hundert jeglichen Umsatzes
*) B i e c h e 1 e a. a. O.
i i J .
166
als Steuer vor; für die Lieferung 1 einer großen Reihe von Gegen¬
ständen erhöht sich dagegen die Umsatzsteuer auf 15 vom Hundert
(Luxussteuer). § 15 des Gesetzes bemerkt jedoch ausdrücklich,
daß von der erhöhten Steuer befreit sind Arzneimittel, Verband¬
stoffe, Gegenstände der Kranken-, Säuglflngs- und Wochenpflege
und Vorrichtungen, die zum Ausgleich körperlicher Gebrechen
dienen. Von der erhöhten Steuer sind dagegen nicht befreit die
im § 16 Abschn. II Nr. 16 genannten „Geheimmittel“. — Die Aus-
führungsbestimmungen vom 12. Juni 1020 (Zentralblatt für das
Deutsche Reich Nr. 35 S. 937 ff.) zum Umsatzsteuergesetz geben
hinsichtlich des Begriffes „Geheimmittel“ und der steuertechnischen
Behandlung folgende Anweisungen:
„§ 62 der Ausführungsbestimmungen.
Geheimmittel (§ 1511 Nr. 16 des Umsatzsteuergesetzes).
I. Unter den im § 15 II Nr. 16 des Gesetzes angeführten Ge¬
heimmitteln sind solche zur Erkennung, Verhütung, Heilung oder
Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden aller Art
oder zur Vermehrung oder Verminderung körperlicher Leistungen
bei Menschen oder Tieren bestimmte Stoffe oder Zubereitungen zu
verstehen, hinsichtlich deren die Annahme begründet erscheint,
daß sie entweder gesundheitsschädlich wirken (insbesondere auch
dadurch, daß sie von dem Gebrauche geeigneter Heilmittel oder
ärztlicher H'ilfe abhalten) oder doch nicht gesundheitsfördernd
wirken oder daß sie zur Ausbeutung oder zur Irreführung durch
die Art ihrer Ankündigung oder Anpreisung dienen können.
_ (Fortsetzung folgt.)
(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.)
Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschvttlste
bei Rind nnd Pferd.
Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt
in Massing. (Fortsetzung.)
Gotteswinter (6[1882]) berichtet über folgenden
Fall: Am Unterkiefer um den linken Hackenzahn, der aber
weder sichtbar noch fühlbar war, zeigte sich eine rundliche,
schmerzhafte, fleischrote und unebene Geschwulst von har¬
ter Konsistenz. Auf der Höhe der Geschwulst entleerte
sich aus einer kleinen Öffnung. auf, Druck grauer Eiter.
Die Geschwulst erstreckte sich nach vorne bis zum Eck¬
zahn, nach hinten bis zum ersten Backzahn und war in der
Gegend des Hackenzahnes auch nach außen hühnereigroß
vorgewölbt. Hach operativer Entfernung rezidivierte die
Neubildung nach zirka 7 Wochen. Diagnose: Karzinom,
ausgehend vom Alveolarfortsatz des Hackenzahnes.
Nach P i n g e m l n (7 [1908]) hatte am Pferdeunter¬
kiefer eine mannskopfgroße Krebsgeschwulst, die rechts
in der Gegend der beiden letzten Molaren saß, die Backen¬
schleimhaut zerrissen, und hätte bald den schon sehr atro-
167
phierten Masseter angegriffen, wenn das Pferd nicht an
einer Entkräftung gestorben wäre.
Jähnichen(8[1909]) beschreibt einen Plattenepi¬
thelkrebs bei einem 14jährigen Fuchswallach. Hinter M 3
auf dem dorsalen Rande des rechten Unterkieferastes saß
eine hühnereigroße, gelappte Neubildung von weicher Kon¬
sistenz; der Tumor hatte den ganzen Unterkiefer in Form
eines zwei Finger breiten, stark verästelten Stranges nach
unten durchwuchert und am unteren Rande durchbrochen.
Die maxillaren Lymphknoten waren zu faustgroßen Paketen
vergrößert, eiterig eingeschmolzen und bildeten einzelne
Zysten. Diagnose: Carcinoma sarcomatodes, da die einzel¬
nen Zellnester vom Sarkomgewebe umschlossen wurden.
P ähr (9[1913]) führt aus: Ein 14jähriges Pferd hatte
an Stelle des fehlenden ersten und zweiten Backzahnes am
rechten Unterkieferast eine grau - rötliche, zerklüftete,
mannsfaustgroße Neubildung, die atis dem aufgetriebenen
Knochen zu wachsen schien. Schleimhaut und Zahnfleisch
verdrängend ragte sie über die Backzähne um 3 cm her¬
vor. Ihre Konsistenz war elastisch, bei der Palpation sehr
schmerzhaft, weshalb das Kauen behindert war. Diagnose
auf Grund mikroskopischer Untersuchung: Plattenepithel-
krebs.
C a d i o t (10 [1898]) führt drei Krebsfälle am Unter¬
kiefer des Pferdes an. Einen dieser Fälle, der wegen seiner
großen Zerstörung bemerkenswert ist, beschreibt er aus¬
führlich: Bei einem 10jährigen Pferde bemerkte man im
Kehlgang eine ulzerierende und blutende 20 cm lange,
10 cm breite und 12 cm aus der Umgebung hervorragende
Neubildung, die eine metastatische Wucherung in den
Lymphdrüsen darstellte. Die Geschwulst auf' der Backe
reichte vom Maulwinkel bis zum mittleren Drittel des Mas¬
seter, nach oben bis zur Jochleiste und ging am unteren
Rande in den Kehlgangstutnor über. In der Mitte befand
sich eine blumenkohlartig gewucherte Geschwürsfläche, an
derem Grunde man den erweichten und krepitierenden
Knochen fühlen konnte. In der Maulhöhle hatte das Kar¬
zinom die innere Knochentafel des Kiefers und die Schleim¬
haut durchbrochen, den ganzen Raum zwischen Zunge und
Unterkiefer ausfüllend. Der 1. uncL3. Backzahn saßen lose
in der Alveole, während der 2. sich noch im Tumor befand.
Post mortem untersucht wog die Kehlgangsgeschwulst 2 kg,
die Backengeschwulst 3 kg.“ Verfasser führt die Entstehung
des Karzinoms auf das Knochenmark zurück.
I r , .
168
Reichlicher ist die Literatur über Sarkome und deren
Mischgeschwülste:
Bei einem 15 Jahre alten Rappwallach beschreibt
P äh r (11 [1913]) folgenden Tumor: Am rechten Unter¬
kieferäst saß ein halbkugeliges Gebilde, das dem Gesicht
ein unförmiges Aussehen gab. Infolge starker Atrophie
des rechten äußeren Kaumuskels trat der Tumor noch stär¬
ker hervor. Bei der Palpation erwies sich die Auftreibung
knochenhart, die Haut mit der Unterlage verwachsen, die
Oberfläche zeigte keine Verletzung. Auf der lateralen Seite
begann die Auftreibung am Unterkieferkörper, erstreckte
sich bis in die Nähe der Kieferbeule, Länge 26 cm, Höhe
an ihrer größten Ausdehnung unter dem Jochleistenende
15 cm. Die mikroskopische Untersuchung ergab das Vor¬
handensein eines gemischtzeiligen (Spindel- u. Rundzellen)
Sarkoms, welches vom Knochenmark ausging.
Ein polymorphzelliges Sarkom am linken Unterkiefer¬
ast, in dem rund-, spindel- und keulenförmige Zellen ge¬
funden wurden, hat K i n s 1 e y (12 [1913]) beobachtet und
unter Erklärung durch 4 Abbildungen beschrieben. Ein
Pferd hatte an bezeichneter Stelle eine harte Verdickung;
diese wuchs allmählich nach ungefähr 3 Wochen zur Größe
einer Kokosnuß an. Post mortem zeigte es sich, daß der
Tumor die Kieferknochen derart durchfressen hatte, daß
der 3., 4. und 5. Backzahn ganz locker saßen. Mikroskopisch
fand man obenbezeichnete Zellen.
Eberlein (13[1899]) teilt in den „Monatsheften für
praktische Tierheilkunde“ nachstehenden Fall mit: Ein acht¬
jähriger Scheckwallach zeigte in der Gegend der Umschlag*
stelle der Maxillararterie eine ungefähr hühnereigroße,
derbe, schmerzlose und gestielte Geschwulst. Die Haut war
mit dem Tumor verwachsen, ließ auf der Höhe desselben
eine etwa markstückgroße Exkoriation erkennen. Der Stiel
der Geschwulst bestand aus einer 3 cm langen und 2 1 /) cm
breiten Hautfalte. Bei Bewegung des Kopfes machte der
Tumor pendelnde Bewegung. Nach Entfernung zeigte er
auf dem Durchschnitt eine gelblich-weiße Farbe .und mikro¬
skopisch den Charakter eines Fibrosarkoms.
Röder (14[1900]) fand bei einem schlecht genährten
Pferd am rechten Unterkieferast eine kindskopfgroße Neu¬
bildung von derber Komsistenz, die mehrere pfenniggroße,
granulierende Stellen z«gte, so daß eine große Ähnlichkeit
mit einem Aktinomykom des Rindes bestand. Der 2 : und
3. Backzahn der rechten Seite waren locker und um etwa
4 mm in die Tiefe gesunken. An einem exstierpierten Stück
169
> r ■‘'•TV ^
wurde die Diagnose ,Osteosarkom ‘ auf Grund mikroskopi¬
scher Untersuchung gestellt.
Desgleichen erwähnt Petit (15[1903]), ein Osteo¬
sarkom. Der Unterkieferkörper war zweimal mannsfaust¬
groß auf getrieben, der Knochen schwammig, die Schneide¬
zähne noch erhalten.
Ein seltener Fall eines Osteosarkoms des Unterkiefer¬
körpers beim Pferd wird von S c h u 1 z e (16 [1911]) be¬
schrieben. Der Unterkieferkörper eines 8jährigen Wal¬
lachs war bis zu Kindskopfgröße aufgetrieben, weshalb die
Schneidezähne auseinandergedrängt und die Unterlippe
nach unten verschoben wurde, so daß die Lippenfläche des
Tumors mit höckeriger Schleimhautoberfläche frei nach
außen drang. Die ganze Geschwulst war von feinen Knochen¬
lamellen durchzogen ünd hatte in ihrem Innern zahlreiche
Hohlräume, die mit Blutkoagulis gefüllt waren. Mikro¬
skopisch untersucht bestand das Sarkom aus Spindelzellen
und zahlreichen Blutgefäßen.
Einen anderen Fall berichtet S c h u 1 z e (17 [1899]):
Ein Pferd zeigte an der Außenfläche des linken Unter¬
kiefers eine doppelt faustgroße, derbe, auf ihrer Unterlage
nicht verschiebbare Geschwulst, welche zunächst für ein
Fibrom gehalten wurde. Nach fruchtloser Behandlung
wurde sie operativ entfernt; sie reichte vom Gefäßausschnitt
der Art. max. ext. nach hinten bis über die Parotis, von der
Jochbeinleiste bis in den Kehlgang und war von vorne
nach hinten 53 cm lang und von oben nach unten 47 cm
breit. Auf ihrer Höhe hatte sie eine mit üppig wuchernden
Granulationen bedeckte Geschwürsfläche, mit einem Durch¬
messer von 12—15 cm. Mit der Geschwulst war die Leder¬
haut durch eine 3—4 cm starke, schwartige und teilweise
verknöcherte Bindegewebsschicht fest verwachsen. Der
Unterkiefer war nach vorne bis zu den Backzähnen und
nach oben bis auf eine etwa 2—3 cm breite Knochenleiste
(der Gelenkfortsatz war noch intakt) zerstört. Die mikro¬
skopische Untersuchung ergab außer unzähligen Rund- und
vielen schlanken Spindelzellen vereinzelte zwei- und mehr¬
kernige Riesenzellen. Es fanden sich außerdem kleine Fett¬
kügelchen, besonders im zentralen Gewebe, Knochenkörper¬
chen, rote Blutzellen und einige Cholestearinkristalle. Die
Geschwulst war mithin ein Osteosarkom, welches die ver¬
schiedensten Zellformen nebeneinander enthielt und in
seinem Zentrum zu fettiger Entartung neigte. Metastasen
in anderen Körperteilen konnten nicht nachgewiesen werden.
_ (Fortsetzung folgt.)
170
Referate.
liMtttons- ud tatafioasknnkhdttML
Meifort -Lensahn (Holstein): Uber die Ursachen
der Kalberruhr. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1920, Nr. 29,
S. 337.)
Daß schon vor der Fütterung der von Martens als Ursache
beschuldigten Zuckerrübenblätter verlustreiche Seuchenzüge an
Kälberruhr vorgekommen sind, beweist M. durch alte Aufzeich¬
nungen, die auf nahezu 100 Jahre zurückdatieren. Aus ihnen geht
hervor, daß in manchen Beständen alljährlich sämtliche Kälber in
dein ersten Tagen nach der Geburt unter den Erscheinungen der
Ruhr zugrunde gingen und daß damals wie heute die Seuche am
heftigsten in den Frühiahrsmonnten herrschte. Rübenblätterfütte¬
rung und künstliche Futtermittel kannte man zu jener Zeit noch
gar nicht. Bis zur Erkenntnis der infektiösen Natur der Kälber¬
krankheiten vor 50 Jahren beschuldigte man auch zu reichliche
und ungeeignete Fütterung der hochträchtigen Kühe, den Genuß
unzulänglicher Milch bei den neugeborenen Kälbern, den Aufent¬
halt kn schlechten Stallungen u. a. m. als Quelle der Krankheiten.
Mit der Erforschung der Ätiologie fiel neues Licht auf manches
bis dahin Unerklärliche. Daß aber zu den bisher bekannten
Seuchen immer noch neue kommen, können die Arbeiten aus
dem staatlichen Institut zur Erforschung und Bekämpfung der
Kälberkrankheiten in Lehnsahn, die eibe mit Ruhr, septischer Pneu¬
monie und Kälberlähme zum Verwechseln ähnliche Kälberkrank¬
heit, als durch Paratyphusbazillen erzeugte Infektionskrankheit
aufdeckten, lehren. Me.
Prof. Dr. D. W i r t h, Vorstand d. mediz. Klinik d. Tier¬
ärztl. Hochschule in Wien: Infektiöse Bronchopneumonie —
infektiöse Anämie. (Berl. Tierärztliche Wochenschrift, 1920,
Nr. 16, S. 173.)
Von der Voraussetzung ausgehend, daß die in Wien itn den
Jahren 1914—1915 außerordentlich verbreitet aufgetretene Broncho¬
pneumonie mit der „Brüsseler Krankheit“ identisch ist, tritt W.
auf Grund seiner Untersuchungen von mehr als 500 Fällen dieser
Krankheit dafür ein. daß es sich um eine eigene In¬
fektionskrankheit handelt. Wie wäre es denkbar,
daß alle beobachteten Fälle Komplikationen von infektiöser Anämie
waren, wo nicht ein einzigesmal für diese Krankheit typische Er¬
scheinungen zugegen waren? Die infektiöse Anämie trat außerdem
viel später auf und einzelne differentialdiagnostisch zweifelhafte
Fälle blieben bei! der Verimpfung auf gesunde Pferde ergebnislos.
Auch fehlen aus Gegenden, wo die ansteckende Blutarmut schon
lange vor dem Kriege bekannt und stationär war, Mitteilungen
über besondere Komplikationen der Krankheit; wenn solches
neuerdings der Fall ist, dann sind Wechselbeziehungen zwischen
ansteckender Blutarmut und infektiöser Bronchopneumonie denk¬
bar. Auch die Art der Ausbreitung der Bronchopneumonie spricht
für eine Infektionskrankheit sui gemeris, sie ist im Gegensätze zur
infektiösen Anämie eine exquisite Stallseuche. Die definitive Lösung
dieser Streitfrage können nur zahlreiche Übertragungsversuche mit
dem Blute von Pferden bringen, die unter dem reinen Bilde der
171
infektiösen Bronchopneumonie erkrankt sind. W. läßt die Präge
offen, ob die infektiöse Anämie nicht vielfach mit Erscheinungen
von Seite der Atemwege verläuft, die miii der infektösen Broncho¬
pneumonie nichts zu tun haben. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte.
Ein breiter Strom trennt gegenwärtig wie im Reich so in
Bayern die gesamte Tierärzteschaft. Während die Gruppe der
Geraeindetierärzte so ziemlich außerhalb des Streites steht, haben
sich die Staats- und Freiberufstierärzte in zwei volltsändig ge¬
trennte Lager geschieden. Hie Welf, hie Waiblingen! ist die Lo¬
sung des Tages geworden, und kein noch so angestrengtes Schauen
läßt erkennen, daß man gewillt ist, der Versöhnung oder wenig¬
stens dem gegenseitigen Verstehen eine wenn auch noch So
schmale Brücke zu bauen.
In diesem Kampf der Ansichten und Forderungen stehen die
bayerischen Distriktstierärzte in ihrer Zwitterstellung, die streng
genommen zu keiner der bestehenden Gruppen gehören, ungeeinigt,
zersplittert und unschlüssig, und für die Erreichung ihrer beson¬
deren Standesforderungen auf verlorenem Posten. Auch da, wo sie
sich als aus irgend welchen Gründen mehr oder weniger er¬
wünschte und fast stets mit nicht ganz unberechtigtem Mißtrauen
betrachtete Mitläufer angeschlossen haben. — Ob mit Recht oder
Unrecht, mag heut^unentschieden bleiben; jedenfalls:sind aber die
Distriktstierärzte in ihrer großen Mehrzahl wenigstens der Mei¬
nung, daß von seiten der praktischen Tierärzte beabsichtigt ilst,
ihre althergebrachten Rechte nicht zu mehren, sondern zu mindern.
Dies veranlaßte manche, dem Verbände der Freiberufstierärzte
nicht beizutreten, verschiedene wieder.auszutreten und sich allein
zu stellen; einige aber hat diese Meinung dem Lager der Staats¬
tierärzte zugeführt, die begonnen haben, auch nicht eigentliche
Standesaalgehörige als sogen. Staatsdienstanwärter in ihre Reihen
aufzunehmen. Und heute wissen wir, daß hier die Gründung einer
Sondergruppe der Distriktstierärzte geplant ist, schon zu einem
Zeitpunkt, wo unter uns selbst jede Einigung noch fehlt.
Wo liegt unser Heil? Dieser Ruf ergeht an alle baye¬
rischen Distriktstierärzte.
Die Unterzeichneten maßen sich nicht an, in ihrer Minderheit
diese für alle bayerischen Distriktstierärzte so schwerwiegende
Frage nach ihrer positiven Seite zu entscheiden. Aber das er¬
kennen und bekennen sie :Nie in diesem gegenwärtigen
Zustand der vollkommensten Unklarheit und
Zersplitterung und Unschlüssigkeilt.
Aus dieser Überzeugung heraus rufen also die Unterzeichneten
alle bayerischen Distriktstierärzte auf, sich unverzüglich
unter einer Leitung zu einem festen Verband zu sammeln. Möge
dieser dann in seiner Allgemeinheit auf einer baldigst zu berufen¬
den Versammlung über das weitere Verhalten unserer Gesamtheit
bindende Entschlüsse fassen.
Alle bayerischen Distriktstiierärzte oder (falls Besprechungen
innerhalb einzelner Kreise schon stattge'funden haben) deren auf¬
gestellte Vertrauensmänner werden dringend gebeten, hiezu um-
172
gehend auf schriftlichem Wege an Herrn Distriktstierarzt Dr. Regn
(Volkach a. Main) Stellung zu nehmen.
Eichiinger. Friedrich. Dr. G ö t z. Dr. Krell. Dr. Neu-
d e 1. Dr. P ö h 1 m a n n. Dr. Regn. Seuberling. Schäfer.
Dr. Schweinhuber.
Aufruf zur Spende für die deutsch-österreidiisdie veterinärmedi¬
zinische Fachschrift.
In der Zeit der größten Anstrengungen der Entente, das Deutsch¬
tum zu schwächen und zu vernichten durch Abtrennung möglichst
großer Teile von unserem Vaterlande und durch Unterstatzung
separatistischer Bewegungen, ist die vornehmste Pflicht eines jeden
Deutschen, die Stärkung des Deutschtums zu fordern, wo sich ihm
nur immer die Gelegenheit bietet. Wir wenden uns nun in diesem
Sinne an die deutschen Tierärzte und bitten sie um eine Spende
für die deutsch-österreichischen Studenten der Tierheilkunde. Sie
sind mit uns zur Fachgruppe vereinigt. Um aber ersprießliche
Arbeit zu leisten, bedarf es nicht nur eines regen Schriftverkehrs —
der auch schon erhebliche Ausgaben verursacht — sondern auch
persönlicher Anregungen durch Entsendung von Vertretern zu den
Fachgruppentagen und das ist ihnen bei dem schlechten Stande
ihrer Valuta nicht möglich, wenn sie nicht von uns unterstützt
werden. Darum gebe ein jeder und wenn der Betrag noch so klein
ist, die Zahl der Geber wird dann doch helfen, und die Deutsch¬
österreicher werden es uns zu danken wissen.
Die Geldspenden bitten wir zu richten an: Die deutsche
veterinärmedizinische Fachgruppe Hannover, Tierärzt¬
liche Hochschule.
Hannover, 18. Februar 1921.
I. A. der veterinärmedizinischen Fachgruppe:
Warnecke.
Tierarzt als Landtagskandidat.
Der im politischen Leben und als Kreisleiter der Organisation
Escherich sich rege betätigende Tierarzt Rudolf Wille in
Eldena i. M. ist auf der Liste der Deutschen Volkspartei als Kandi¬
dat für den Mecklenburg-Schwerilnischen Landtag, dessen Wahlen
am 13. März dieses Jahres stattfinden, aufgestellt.
Tierärztlicher Kreisverein von Mittelfranken.
Versammlung in Nürnberg am 18. Dezember 1920.
Der Vorsitzende gedenkt unter ehrenden Worten des aus dem
Kreise scheidenden Regierungsreferenten, Herrn Oberregierungs¬
rat S e 11 e 1 e, dann des verstorbenen Mitgliedes, Herrn prak¬
tischen Tierarztes Dr. KoHisch in Nürnberg.
Die Rechnungsablage ergibt eilnen Kassenbestand von 419 Mk.
94 Pfg.
Eine lebhafte Aussprache entwickelt sich über den derzeitigen
Stand der Standesvertretungsfrage. Nach einer einleitenden Über¬
sicht des Vorsitzeinden über die Entwicklung innerhalb des zu Ende
gehenden Jahres und eingehender Aussprache über diie durch die
erfolglos verlaufene Besphechung der 8 Berufsgruppen geschaffene
Lage kommt die Versammlung mit großer Mehrheit zu dem Er-
173
gebnis, daß es nötig sei, die Standesvertretung der bayerischen
Tierärzte umzugestalten und die Beratungen wieder aufzunehmen.
Beschluß: Der Landesausschuß der tierärztlichen Kreis¬
vereine wilrd ersucht, an die Staatsregierung den Antrag zu
stellen, die Allerhöchste Verordnung vom 11. Februar 1877, die
tierärztlichen Kreisvereine betreffend, dahin abzuändern, daß
bis zur Errichtung einer berufsständischen Vertretung an Stelle
der Kreisvereine die 3 Berufsgruppen und an Stelle des aus
den Kreisvereänen gebildeten Landesausschusses ein aus je 4
Vertretern der 3 Berufsgruppen gebildeter Landesausschuß die
zur Vertretung der Interessen der bayerischen Tierärzte zu¬
ständigen Organe bilden.
Dieser Beschluß ist dem Landesausschuß, den übrigen Kreis¬
vereinen und den Verbänden der Staats-, Gein^jnde- und Frei¬
berufstierärzte zur Stellungnahme zuzuleiten.
Zur Sprache gebracht wiird ferner das von der B. V. V. ver¬
sandte Merkblatt von Oberveterinärrat Dr. Schmitt über „Tier¬
ärztliche Nothilfe'”.
Beschluß: Es soll Mitteilung ergehen an B. V. V., den
Landesausschuß und an Herrn Oberveterinärrat Dr. Schmitt,
daß die versammelten Mitglieder des mittelfränkischen Kreis-
vereins diie Abfassung und Versendung des Merkblattes als
standesschädigerid tief bedauern und erwarten, daß die weitere
Ausgabe der Plakate durch die B. V. V. unterbleibt.
I. A.: Dr. E r h a r d t - HersbruCk, Schriftführer.
Beamtenbeirat des Staatsministeriums des Innern.
Als I. Vorsitzender des Beamtenbeirats im Geschäftsbereich
des bayerischen Staatsministeriums des Innern, welcher alle Or¬
ganisationen der bayerischen Verwaltungsbeamten umfaßt, wurde
iln der letzten Mitgliederversammlung wieder einstimmig Bezirks¬
tierarzt Groll- Traunstein gewählt.
Verschiedenes.
Stand der Tierseuchen.
Deutsch-Österreich. 12.—19. Januar verseucht: an Maul-
a nd Klauenseuche 66 Bezilrke mit 605 Gemeinden und 5148
Gehöften: an Rotz 2 Bezirke mit 4 Gemeinden und 5 Gehöften;
an Räude 50 Bezirke mit 108 Gemeinden und 170 Gehöften; an
Tollwut 2 Bezirke mit 2 Gemeinden und 2 Gehöften.
Schweiz. 31. Januar bis 6. Februar neu gemeldet: Maul-
und Klauenseuche 15 Kantone mit 58 Bezirken mit 88 Ge¬
meinden und 189 Gehöften; Rauschbrand 3 Kantone mit 4 Be¬
zirken mit 4 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl.
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche) 7 Kantone mit 20 Bezirken
mit 25 Gemeinden und 27 Gehöfte; Milzbrand 3 Kantone mit
3 Bezirken mit 3 Gemeinden ;Pferderäudel Kanton mit 1 Be¬
zirk mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft.
InfeUtois* und Invasionskrankheiten.
Einsetzung einer Kommission von Tierärzten u. Ärzten in Sachsen
zur Klärung der Frage der Übertragung der Maul- und Klauen¬
seuche auf Menschen.
Die deutschen Klauenviehbestände werden seit Frühjahr dieses
Jahres von Maul- und Klauenseuche in schlimmster Weise heim-
174
gesucht. Dabei) .hat es den Anschein, als sei der Höhepunkt der
Epidemie noch längst nicht überschritten. Die Zahl der ermittelten
Gehöfte des Deutschen Reiches betrug im März dieses Jahres 5000
und wird gegenwärtig auf rund 200 000 zu schätzen sein. Der Frei¬
staat Sachsen ist hierbei mit etwa 8000 Gehöften beteiligt. Mit der
Häufung der Maul- und Klauenseuche bei Tieren ist auch eine Zu¬
nahme der Übertragung auf Menschen beobachtet worden, deren
Zahl aber unbekannt ist, da keine Anzeigepflicht für diese Erkran¬
kungen besteht. Außerdem sind in letzter Zeit an vielen Orten
eigentümliche skorbutähnliche Erkrankungen der Mundschleimhaut
von Ärzten und Zahnärzten beobachtet worden. — Zur Klärung
der Frage, wie häufig die Maul- und Klauenseuche auf Menschen
übertragen wird, auf welchen Wegen dies geschieht und wo die
Krankheit beinj» Menschen verläuft, hat das sächsische Landesge-
sundheitsamt eine Kommission von Ärzten u n d 'Tier¬
ärzten eingesetzt, welche das Material sammeln und bearbeiten
soll. Das sächsische Ministerium ersucht, alle zweckdienlichen Be¬
obachtungen dem Landesgesundheitsamt zu Dresden zugehen zu
lassen. — Die hierdurch beabsichtigte Klärung liegt einerseits im
öffentlichen Interesse, weil die weitere Ausbreitung der Maul- und
Klauenseuche nach Möglichkeit damit verhütet werden soll, nicht
minder aber im wechselseitigen Interesse der Ärzte, Zahnärzte
und Tierärzte selbst, indem eine bessere Vorbereitung und Ver¬
tiefung der jetzt noch ziemlich wenig bekannten Verhältnisse der
Übertragungsarten und -möglichkeiten dieser Krankheit auf Men¬
schen und der klinischen Erscheinungen bei letzteren unbedingt
notwendig ist. S. M.
Staatsveterlnürlnndo, Anslandsdienst nnd Versichernngsvesei.
Die Seuchen im viehreichsten deutschen Lande Oldenburg.
Der Stand der Viehseuchen im vfehreichsten deutschen Landes¬
teil Oldenburg ist gegenwärtig folgender: Milzbrand wurde
einmal bei einem notgeschlachteten Zugochsen amtlich festgestellt:
die Art der Infektion des Tieres konnte nicht festgestellt werden.
Rauschbrand ist im Laufe des Monats November in 4 Ämtern,
10 Gemeinden, 13 Gehöften ermittelt wordeir. Es .sind' ?3 Rinder
erkrankt und eingegangen. Neuausbrüche von Rotz sind
nicht zur Anzeige gekommen. Die Maul- und Klauen¬
seuche hat bedeutend abgenommen. Am 30. Sep¬
tember waren 12 Ämter, 5 Städte, 115 Gemeinden, 6524 Gehöfte
verseucht. Im Monat Oktober wurden 140 Neuausbrüche gegen
1004 im September gemeldet. Am Schlüsse des Monats bleiben
noch verseucht: .4 Städte, 12 Ämter, 115 Gemeinden, 3835 Gehöfte.
Der Verlauf der Seuche ist ein gelinder, Todesfälle kommen jetzt
nur selten vor. Die Räude der P f e r d e ist nur wenig zurück¬
getreten. 2 Neuausbrüche sind im Amte Oldenburg zur Anzeige
gekommen. Es handelt sich um von auswärts angekaufte Pferde.
Die Pferderäude herrscht noch in 5 Ämtern. Zum Teil stehen die
räudigen Pferde schon lange Monate unter polizeilicher Aufsicht.
Es ist zu bedauern, daß die Besitzer sich in ihrem und auch dem
allgemeinen Interesse nicht mehr Mühe geben, ihre Tiere von der
Krankheit zu befreien. Durch die Begasung mit Schwefeldioxyd
wird rasche Abheilung erzielt. Aus Rücksicht auf die jetzigen
schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist bisher von der An¬
wendung strengerer veterinärpolizeilicher Maßnahmen abgesehen
worden. Die Saumseligen haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn
175
dieselben angeordnet werden. Schweineseuche herrschte
am Schlüsse des Monats nur in 2 Ämtern in je 1 Gehöft» Rot¬
lauf der Schweine ist für die jetzige Jahreszeit ziemlich
ausgebreitet und heftig 'aufgetreten. Am Anfang des Monats No¬
vember waren 38 Gemeinden, 11 Gehöfte betroffen; Neuausbrüche
kamen in 15 Gehöften zur Anzeige. Die Schutzimpfung gegen
Rotlauf ist dringend zu empfehlen. S. M.
Hochsdiulnachrichten.
Gießen. Berufung. Als Professor der Tierzucht wurde
Professor Dr. Krämer in Hohenheim berufen, der früher bereits
der tierärztlichen Fakultät der Universität Zürich angehört hatte.
Bern. Frequenz. Die Gesamtzahl der immatrikulierten
Veterinärstudenten beträgt im laufenden Wintersemester 109 und
zwar 98 Schweizer und 11 Ausländer. Von den ersteren stammen
aus dem Kanton Bern 32, Zürich 2, Luzern 6, Schwyz 2, Glarus 2,
Freiburg 2, Solothurn 9, Basel - Stadt 1, Basel - Land 1, Schaff¬
hausen 3, Appenzell A.-Rh. 1, Appenzell I.-Rh. 1, St. Gallen 9, Grau¬
bünden 5, Aargau 8 Thurgau 1, Tessin 1, Waadt 4, Wallis 5, Neuen¬
burg 1, Genf 2. — Von den Ausländern sind 9 aus Jugoslavien und
2 aus Südafrika.
Die tierärztliche Fakultät der Universität München hat im
Hinblick auf die Entschließung des bayerischen Staatsministeriums
für Unterricht und Kultus vom 28. August 1920 Nr. 36245 (siiehe
diese Wochenschrift, 1920, S. 741) die Doktorarbeit des
nachstehend genannten an einer Schweizer Universi¬
tät zum Dr. m e d. vet. p r o.m ovierten bayerischen Tier¬
arztes überprüft und die Arbeit als den Bestimmungen diieser Ent¬
schließung entsprechend begutachtet: Distriktstierarzt Kurt
Graf in Geisenfeid.
Arbeitsplätze für Promoventen. Das württembergische tier¬
ärztliche Landesuntersuchungsamt in Stuttgart stellt Arbeitsplätze
für Tierärzte, die zu promovieren beabsichtigen, zur Verfügung.
Vom Universitätsstudium der Frau. Die Zahl der studierenden
Frauen, die im Laufe des Krieges von 4100 auf 8300 emporge-
schinellt war. ist jetzt auf 8000 zurückgegangen. Es gingen die
Studentinnen der Philosophie, Philologie und Geschichte inner¬
halb des letzten Halbjahres von 3200 auf 3000 zurück, die der
Mathematik und der Naturwissenschaften von 1300 auf 1200 und
die Medizinerinnen von 2300 auf 2000. Anderseits steigt der Zu¬
strom zum Studium der Staatswissenschaft (Nationalökonomie)
immer weilter. Ihnen widmen sich heute bereits 950 Frauen gegen
750 im letzten Winter und erst etwa 100 vor dem Krieg. Zahnheil-
240 gegen 180 im vorigen Jahre und erst 50 im Sommer 1914;
Pharmazie 150 wie im vorigen Jahre. — In der Verteilung
der Studentinnen auf dile einzelnen Hochschulen
kommt im Vergleich mit der Vorkriegszeit ein starker Zug nach
den mittleren und ein Abfluß von den größeren zum Ausdruck.
So geht namentlich der Besuch der Großstadtuniversitäten durch
trauen verhältnismäßig immer weiter zurück, während die klei¬
neren und mittleren Hochschulen immer stärker besucht werden.
176
Berlin zählte diesen Sommer 1129 Studentinnen (1914 : 842), Mün¬
chen 748 (470), Freiburg 517 (316), Bonn 501 (398). Frankfurt
439, Heidelberg 408 (266^, Münster 405 (226), Breslau 39£ (193).
Leipzig 369 (200), Hamburg 361, Göttingen 345 (220), Jena 344
(111), Köln 334, Marburg 331 (217). Tübingen 202 (78), Würzburg
199 (40), Halle 198 (101), Kiel 159 (100) Rostock 142 (19). Giteßen
140 (32), Greifswald 123 (79) Erlangen 69 (33).
Oie höchste Besuchsziffer der Universität München. Die Uni¬
versität München weist im Wintersemester 1920/21 die bisher
höchste Besuchsziffer seit Bestehen auf. Insgesamt be¬
suchen die Hochschule 9565 Studierende gegen 7470 im Winter¬
halbjahr 1919/20 und 7857 im Sommerhalbjahr 1920. Die Resuchs-
ziffer des Winterhalbjahrs 1918/19 mit 9137 Studierenden kann zum
Vergleich nicht herangezogen werden, weil in diesem über 5600
Studierende als beurlaubt im Heeres- oder Hilfsdienst geführt
wurden. # Von den 9565 Studierenden sind 8305 immatrikulierte
Studierende, um 2092 mehr als im 1 vorangegangenen Winter¬
semester, ferner 1030 nicht immatrikulierte Hörer, um 49 mehr,
und 230 nicht immatrikulierte Hörerinnen, um 46 weniger.
Von den /immatrikulierten Studierenden obliegen dem Stu¬
dium der Theologie 108 Studierende (90 Bayern, 12 übrige Reichs¬
deutsche, 6 Ausländer), der Jurisprudenz 1450 (717 bezw. 707 und
26), der Staatswirtschaft 807 (500 bezw. 287 und 20), der Forst¬
wissenschaft 316 (241 bezw. 68 und 7). der Medizin 2092 (994 bezw.
990 und 108), der Zahmheilkundo 478 (266 bezw. 191 und 9), der
Tierheilkunde 242 (141 bezw. 92 und 9). der philosophischen Fächer
I. Sektion 1981 (1198 bezw. 714 und 69), II. Sektion 731 (424 bezw.
280 und 27) und der Pharmazie 100 Studierende (71 bezw. 28
und 1). ■
Nach der Heimat ausgeschieden sind von den 8305 iinma-
. trikulierten Studierenden 4642 Bayern (4363 im Wintersemester
1919/20), 3369 Angehörige der übrigen deutschen Staaten (1610)
und 294 Ausländer (240). Unter den Ausländern befinden
sich 42 Studierende aus von Deutschland abgetrennten Gebieten,
wie Danzig, Elsaß, Posen usw., und 52 Studierende aus von Öster¬
reich abgetrennten Gebieten, außerdem 64 Deutsch - Österreicher,
47 Bulgaren. 20 Schweizer, 17 Deutsch - Balten, 7 Luxemburger,
5 Dänen, 5 Türken, je 3 Griechen und 3 Amerikaner, je 2 Spanier,
Holländer und Brasilianer.
Unter den 8305 immatrikulierten Studierenden sind 897 Frauen
(699 iim Winterhalbjahr 1919/20), von Jenen 28 Jurisprudenz, 73
Staatswirtschaft, 282 Medizin, 36 Zahmheilkunde, 401 Philosophie
I. Sektion, 66 Philosophie II. Sektion und 11 Pharmazie studieren:,
362 Frauen stammen aus Bayern, 459 aus den übrigen Staaten des
Deutschen Reiches und 76 aus dem Ausland.
Die Zahl der Studierenden hat verhältnismäßilg am stärksten
zu genommen in der Zahnheilkunde, nämlich 73 % (um 202
Studierende mehr als im Wintersemester 1919/20) dann folgen die
Jurisprudenz miiit 68 % (586 Studierende mehr), die Forstwissen¬
schaft mit 40 % (91 mehr), die philosophischen Fächer II. Sektion
mit 35% (189 mehr), die Staatswirtschaft mit 33% (203. mehr),
die Theologie mit 32 % (26 mehr), dde Medizin mit 31 % (495 mehr)
und die philosophischen Fächer I. Sektion mit 20 % (330 mehr). An
Besucherzahl hat abgeno m m e n das Studium in der Tierheil¬
kunde um 9 % (um 24 Studierende weniger) und in der Pharmazie
um 6 % (um 6 Studierende weniger).
177
\
Bemerkenswert ist noch, daß sich der neue Zugang an imma¬
trikulierten Studierenden auf allein 3169 beläuft gegen 1570 im
voraifgegangenen Wintersemester; hievon sind 1191 Bayern, 1882
Angehörige der übrigen deutschen Staaten und 96 Ausländer.
* $ *
Nach einem Beschluß der philosophischen Fakultät an der
Universität München sollen künftig regelmäßige Vorlesungen
über Geschichte der verlorenen d e u t s c h e n , Ge¬
biete in den Lehrplan aufgenommen werden.
Personalien.
Ernennungen : Oberregierungsrat August F e h s e n m e i e r in
Karlsruhe und Professor Dr. Matthias Schlegel in Freiburg sind
für die 4 Jahre 1921 — 1924 zu Mitgliedern des Landesgesundheitsräts
ernannt worden.
Ehrung: Yeterinärrat Bernhard Schnemacher in Freiburg
ist in Würdigung seiner großen Verdienste um die Kynologie in
Baden zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes badischer kynologischer
Vereine ernannt worden.
ln den Ruhestand getreten: Auf Ansuchen Veterinärrat Karl
Ganter, Bezirkstierarzt in Krozingen.
Versetzt : Bezirkstierarzt Alfred S p a n g von Schönau i. W.
nach Krozingen.
Angestellt: Tierarzt Dr. Otto Bossert in Villingen als Bezirks¬
tierarzt in Schönau i. W.
Verzogen: Oberstabsveterinär a. D. Albert Gräbenteich von
Lahr nach Kürnbach (A. Wolfach).
Als Assistent eingetreten: Benedikt Buchmiller aus Atten¬
hofen bei Distriktstierarzt Zetl in Weißenhorn.
Gestorben: Bezirkstierarzt a. D. Veterinärrat Daniel Gaßner
in Ettlingen.
Benachbartes Ausland: Dr. Gustav Günther und Dr. Joseph
Schnürer, o. Professoren an der Tierärztlichen Hochschule in
Wien wurden nach Ablauf der Dauer ihrer Funktion als nicht¬
ständige Mitglieder des Patentamtes in Wien zu derselben auf die
Dauer von fünf Jahren wieder ernannt. — Franz Kral, Adjunkt,
als Privatdozent für Pathologie und Therapie innerer Erkrankungen
bei Haustieren an der Tierärztlichen Hochschule in Brünn zugelassen.
Bttcherschan.
Lehrbuch der Rinderzucht. Des Rindes Körperbau,
Schläge, Züchtung, Fütterung und Nutzung.
Von Dr. J. Hansen, Geh. Regierungsrat, o. ö. Professor und
Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Kö¬
nigsberg i. Pr. Mit 302 Abbildungen. Berlin, Verlagsbuchhand¬
lung Paul Parey, S. W. 11, Hedemannstr. 10 u. 11, 1921. Preis
geb 105 Mk. (Neuzugang. Besprechung Vorbehalten.)
Die Altersbestimmung des Gemswildes nach Gebiß und Krücke.
Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung und
Anatomie der Gemskrucke. Von Dr. G. Stroh,
städtischem Amtstierarzt in Augsburg. Mit 62 Textabbildungen.
„Jahrbuch des Instituts für Jagdkunde“. Neudamm und Berlin-
Zehlendorf. Band 4, 1919/20, Heft 2. Neudamm 1920, Druck
und Verlag von J. Neumann. Preis geheftet 9 Mark und 30%
Teuerungszuschlag.
Verfasser knüpft an die vor mehr als 30 Jahren in der ..Deut-
178
schon Jägerzeitung“ (1887, Nm. 37 u. 88) erschienene Abhandlung
von H. N i t s c h e in Tharandt an und hat damit zugleich das
Verdienst, diese so ziemlich in Vergessenheit geratene wertvolle
Abhandlung der Wissenschaft wiederum ins Gedächtnis gerufen
zu haben. Allein N i t s c h e konnte sich nur oder fast nur auf
Abschußmaterial stützen, das ihm u. a. aus dem Tegernseer Gebiet,
sowie aus Steiermark zur Verfügung gestellt worden war (Novem¬
ber 1880 und 1882). Hiebei wurde es letzterem zwar möglich,
grundlegende Angaben über die Altersmerkmale an der Krücke
zu geben, dagegen konnte die Abnützung des Gebisses nicht hin¬
reichend erforscht werden. Wie schwierig die Aufgabe war, die
sich Stroh gestellt hatte, kann man daraus ermessen, daß er in
nahezu zehnjährigen vorbereitenden Arbeiten, wobei er natürlich
auch vornehmlich jugendliche Tiere zu erhalten versuchte, und
zwar aus jeder Jahreszeit und mit Gebiß und Krücke zusammen,
trotzdem nur zu sehr bescheidenen Ergebnissen gelangte und viel¬
leicht noch 10 Jahre oder länger hätte sammeln müssen, wenn ihm
nicht das bedauerlicherweise so bösartig aufgetretene seuchen-
hafte Erblinden, sowie die Kriegsabschußmaßnahmen ganz unver¬
hofft ein überaus reichliches Material in den Schoß geworfen hätten.
Dieses Material rekrutierte sich nun aus Tieren jeden Alters und
Geschlechtes und vor allem auch aus Tieren jeder Jahreszeit, und
es fand in dem Verfasser nicht nur den mit Liebe und Verständnis
an der Sache forschenden Jäger, sondern vor allem auch den die
Wissenschaft und Technik in meisterhafter Weise beherrschenden
Gelehrten. Dank dem glücklichen Zusammentreffen dileser beiden
Eigenschaften in einem Mann ist nun die Frage der Altersbestim¬
mung des Gemswildes in einwandfreier Weiilse lückenlos gelöst.
Wir sehen sowohl die Entwicklung, den Wechsel und die Ab¬
nützung der Zähne, als auch die Entwicklung, Jahresringbildung
der Krücke meisterhaft geschildert und durch geradezu erst¬
klassige Abbildungen erläutert. Es ist ein ungeheures Material,
das hier verwertet wurde und von dem das Beste und Instruktivste
in den überaus zahlreichen Abbildumgen wiedergegeben ist. Wir
haben hier eine vorbildliche Abhandlung vor uns, die nicht nur
von Jagdfreunden überhaupt, sondern auch von. Tierärzten, Tier¬
züchtern, sowie vergleichenden Anatomen mit größtem Interesse
gelesen werden wird. Ma..
Arbeit und Wissen schaffen Werte!
EKe Gesundung unseres Volkes, die Förderung und Vermeh¬
rung von Volkswohl sei unser Streben. Nur praktische Arbeit, ge¬
stützt. auf das notwendige Wissen, kann uns dies Ziel erreichen
helfen. Die Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein
Sonntagsblatt“, welcher es gelang sich in den acht Jahren
ihres Bestehens Freunde zu gewinnen, ist ein Ratgeber, der es
sich zur Aufgabe macht, praktisches Wissen in weite Kreise zu
tragen. Gartenbau und Landwirtschaft finden Berücksichtigung,
nicht zu vergessen die Kleintierzucht. Ganz besonders aber gilt
die Zeitschrift als ein anerkannter Führer in allen Fragen der Ge¬
flügelzucht, Brut, Aufzucht usw.. aber auch in Hauswirtschaft, Ge-
sundheirts- und Kinderpflege und Erziehung ist sie ein treuer be¬
ratender Helfer. Das Blatt ist bestrebt, die Liebe zur Wirtschaft
und zur angestammten Scholle zu pflegen. Es ist allen, nicht nur
dem Gartenfreund, Landwirt, Kleinwirt, Tierhalter, sondern auch
dem weiten Kreise der Förster, Pfarrherrn und Lehrern, Guts- und
Landfrauen, ein treuer Berater in den täglichen haus- und land-
wirtschaftlichen Fragen. Sein guter Einfluß wird von allen Be¬
ziehern anerkannt. Es sollte in allen Volksbüchereien aufliegen,
um auch allen denjenigen, welche es nicht halten können, seinen
nutzbringenden Einfluß zukoinmen zu lassen. Wer es noch nicht
kennt, verlange die kostenlose Zusendung einer Probefolge von
„Mein Sonntagsblatt 4 in Neutitschein. — Die genannte Zeitung gab
ein wertvolles „M erkblatt für denGemüsebau“ heraus,
das für alle Gemüsearten, Aussaat, bezw. Pflanzzedlt, Samenbedarf,
Pflanzweite, Erntezeit, Bodenansprüche, empfehlenswerte Sorten
nennt. Es lehrt uns aber auch den Dünger und (insbesondere den
Kunstdünger im Gemüsebau praktisch amwenden, belehrt uns über
Wechselwirtschaft und faßt die wichtigsten Merksätze in „Goldenen
Regeln für den Gemüsebauer 44 zusammen. In einem anschaulichen
Bilde, das durch einen Grundriiß noch ergänzt wird, werden wir
auf die zweckmäßigste Bewirtschaftung unseres Bodens aufmerk¬
sam gemacht. Ein solches Merkblatt versendet „Mein Sömntags-
blatt“ in Neutitschein gegen Eiinsendung (auch in Briefmarken)
von 40 Pf. oder 50 ht, 10 Stück Mk. 2.50 oder Kt. 3.—.
Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen Bayerischer
Tierärzte (e. V.) in München.
Die nächste
ordentliche Generalversammlung
wird am Samstag, den 2. April 1921, nachmittags 4 Uhr im K linik—
mittelbau der Tierärztlichen Fakultät der Universität München,
Veterinärstraße 6 abgehalten, zu welcher die Herren Vereinsmit¬
glieder eingeladen werden.
Tagesordnung:
1. Kasse- und Rechenschaftsbericht.
2. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.
3. Anträge, die bis zum 18. März d. J. beim Direktor des Vereines,
Veterinärrat Dr. W. Pschorr, im Staatsministerium des Innern
in München, in den Einlauf kommen.
München, den 15. Februar 1921.
Vorsitzender des Aufsichtsrates:
J. Büchner, Oberstabsveterinär.
iMe
■ii Hulkrebs, Slraokhin
u. a. Bein leiden behaftete Pferde und
zahle Kollegen für Nachweis 10 v. H.
der Kaufsummen. o o o
Angebote unter „Hufkrebs“ an die
Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
Tierärztliche Landpraxis
gegen Übernahme von Instrumenten und Medikamenten abzugeben.
Eilzuschriften unter A. H. an die Schriftleitung dieses Blattes.
180
Maul- und Klauenseuche
bekämpft man wirksam mit
Therapogen
„Doenhardt“
Seit 16 Jahren in der veterinär-medizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Gebärmutterkatarrhen
in Friedensqualität wieder lieferbar!
Apotheker Max Doenhardt, Köln a.im.
1 ========^
'
i
rr
TTTTTTTTTTTTtTTTTTTTTT TTTIITIIIIIIIIIIIIaJ
CAPORIT
ges. gesch.
Laut vieler tierärztlicher Mitteilungen das ideale
Desinficiens
Antisepticum ■
Desodorans
■ ’ — der tierärztlichen Praxis. =
CAPORIT (Rohware) ungiftig.
Vorzüglich bewährt bei Seuchen zur Desinfektion
des Stalles, der Futtertröge und Geräte. :: :: ::
Verwendung:
Trocken: Zum Bestreuen der Stallgassen u. a.,
gelöst: Zum Abspülen des Stallbodens, der
Wände, Futtertröge und Geräte.
1 kg-Packung ausreichend bis 500 Liter Lösung.
Chem. Fabrik Griesheim-Elektron, Frankiun a. M
Werk I Bitterfeld.
181
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
Ober 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
obsiipaiionsiDiiiei „Heskimal“
Zu haben: Hesk-Gesellschaft in WOrzburg. — Rheinische Serumgesell-
schart m« b. H> & Co- v in Köln-Morhaim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. -
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard (Pomm.)
Lieferung nur an Tierärzte und Apotheken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — Übliche Rabaie.
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darmadstringens
und Darmdesinfiziens bewährtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
Salicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
lose in beliebiger Packung lieferbar.
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je 1,0 an
Tn Schachteln
je 15 Stück, oder lose
in beliebiger Packung
lieferbar.
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten Mk. 20.—.
Bennen & Co., yjyt
Ludwigslraße
=’ 20 und 20 a,
chem-pharm. Präp. und Drogen-Groflhandlung.
■
I
Herren, welche ein
hiutpapllloiiikriinkes
nachweisen können, werden gebeten, ihre Adresse unter
M.M.4067 an Rudolf Mosse, München
zu senden.
182
Wir empfehlen:
Ruhrheil:
Unübertroffenes Mittel bei Kälber-
ruhr. In der tierärztlichen Praxis
bestens bewährt.
Wurmmittel
für Pferde. Einfach zu verab¬
reichen, sicher in der Wirkung.
Miliel gegen Labmbeilen.
Contusionen, Distorsionen, Entzün¬
dung der Gelenke in Sonderheit des
Schulter- u. Hüftgelenkes Einf. zu
applizieren. Frappante Heilerfolge.
T-Einreibung
von vorzüglicher Heilwirkung bei
Sehnenentzünduugen der Pferde.
Einschuß
einzig wirkend bei Eiuschuß der
Pferde, Rezidive ausgeschlossen.
Rehemittel.
Neues Verfahren die Rehe auch in
schwersten Fällen sicher zu heilen.
Lieferung nur an Tierärzte.
Fabrik tierärztlicher Arzneimittel
MAX BERGMANN Nach!., Inh.: Dr. R. Sammel, EiSNtero, Thflr.
Bi* a, in b lau
i > in Tabletten
;: Denen die akute und chronische Schweineseiche, die ehren.
1 1 Schweinepest und das sooenenie Kümmern der Schweine.
^ Literatur: Professor Dr. H. Raebiger, Halle a. S., Deutsche
< ► Tierärztliche Wochenschrift 1918, Nummer 4o, 46, 50, 52.
o Rotlauf-Serum Schweineseuche-Serum
und alle anderen Veterinärsera in jeder Menge sofort lieferbar.
j: Cln. Fabrik und Sen-Mbit „Bram“ OeUaü bei Leipzig.
Venlrase
gegen Kälberruhr
und andere
Oarmkrankheifen.
Humann uJeisler
Dohna Sa.
Antektrol
Impfstoff gegen
Abortus infet
Humann uTeisIpr
Dohna Sa
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt eine Preisliste
der Fränkischen Glasgesellschaft Lipfert & Co. f Lichtenfels (Obfr.)
bei, auf die unsere verehrlichen Leser bei Bedarf Bezug nehmen
möchten.
Maul-u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
BaiCillol
cf. Oberveterinftr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. lt>
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
* r . 4 . '
v"‘
S.
W Dr. Kleins
Antiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
f Lieferung erfolgt an Tierärzte
JS Ja mit 10 Prozent Rabatt
V,*.
Patente in allen ICulturataaten
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
Verlangen Sie ausführliche
Literatur
m*
jg£
ües.gesch.
Laboratorium Dr.Klein .Berlin
Generaldepot Müachea Hess -itrl2.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veteriuärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche nniversitfttshuchhandlung. München. Odeouspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Jose! Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 8. März 1921. Nr. 10.
Inhalt:
Originalartil^el: Ertl. — Sonderhauser. (Forts, folgt). — Meyer. (Schluß
folgt). — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschafts¬
fragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Bücherschau.
Caporit bei Behandlung der Maul- nnd Klauenseuche
und deren Nachkrankheiten.
Von Dr. med. vet. Ertl, prakt. Tierarzt, Ziemetshausen.
Die immer mehr sich ausbreitende Anwendung und
Beliebtheit des Caporits (modifizierte Dakinsche Lösung) in
der diesjährigen bösartigen Maul- und Klauenseucheperiode,
wo es ausgiebigste Verwendung bei der Stalldesinfektion
und Wundbehandlung fand, veranlaßten mich auch das Prä¬
parat einer eingehenden Prüfung bei Nachkrankheiten und
der Seuche selbst vorzunehmen.
Zur Zeit tritt die Maul- und Klauenseuche nicht mehr
in dem Umfange und der Heftigkeit auf wie im verflossenen
Sommer, was wohl seinen Grund darin haben dürfte, daß
infolge der nunmehr einsetzenden Winterkälte auch all die
vielen Übertragungsmöglichkeiten in Wegfall kommen.
Auch ist in Erwägung zu ziehen, daß in den Stallungen
nicht mehr diese erdrückende Hitze und Schwüle vorhanden
ist, der ja sicherlich auch ein hoher Prozentsatz an Vieh
zum Opfer gefallen ist.
So ist es auch meinem Dafürhalten nach berechtigt,
wenn man in der kalten Jahreszeit von der Ernstschen Not-
inipfung, die sich ja ausgezeichnet bewährt hat, absieht und
die Maul- und Klauenseuche symptomatisch behandelt. Hie¬
zu eignet sich in bester Weise für Stallungen mit wenig
\ ieh das Capjorit in l°/ 00 iger Lösung. Damit wird dreimal
täglich das Maul der kranken Tiere mittels Gummischlauch
und Irrigator ausgespült. Nach meinen Erfahrungen heilen
die Geschwüre rasch ab und die Tiere bekommen bald wieder
Appetit. Behandlung ist ungefähr 5 Tage notwendig. Da¬
bei sind die Kosten der Behandlung denkbar geringe, da
10 Gramm Caporit für 10 Liter Lösung ausreichen.
186
Ich sagte Verwendung in Stallungen mit wenig Vieh
aus dem Grunde, weil sich der kleine Söldner nicht scheut,
die Arbeit des Ausspülens zu übernehmen im Gegensatz
zum großen Bauern, der auch Viehverlusten ziemlich gleich¬
gültig gegenübersteht.
Der Erfolg, der mit dieser Behandlungsart erreicht wird,
ist dadurch verbürgt, daß selbst schwache Caporitlösungen
die größte Desinfektionskraft aufweisen, gegenüber anderen
Desinfizientien absolut ungiftig und der Ansteckungsstoff
der Maul- und Klauenseuche nicht sehr widerstandsfähig
ist. So werden durch 0,15 %ige Caporitlösungen Milzbrand¬
sporen schon in kürzester Zeit abgetötet und erst recht das
in der Maulhöhle vorhandene weniger resistente Virus der
Maul- und Klauenseuche.
Wie bei der Notimpfung nach Ernst empfiehlt es sich
auch möglichst frühzeitig mit der Behandlung anzufangen,
am geeignetsten, wenn der Speichelfluß bei den Tieren be¬
ginnt, also am 1. Tag, wenn äußerlich Zeichen der Seuche
sich zeigen.
Bei Nachkrankheiten der Maul- und Klauenseuche be¬
währt sich Caporit gleichfalls ausgezeichnet. In meinem
Praxisbereich gelangten folgende Krankheiten, die mit der
Maul- und Klauenseuche in Zusammenhang gebracht wer¬
den können, zur Behandlung:
1. Abszesse infolge der Impfung an Hals und Schulter,
2. Abszesse an den Klauen und Gelenken,
3. Euterkrankheiten,
4. Blutungen der Mastdarmschleimhaut.
Mit der Behandlung der Abszesse, die zum Teil ver¬
jaucht und mit nekrotischen Gewebsstücken angefüllt waren,
kann ich mich kurz fassen. Sie wurden gespalten, nekro¬
tische Teile entfernt, täglich mit l 0 / on iger Caporitlösung
bespült und Caporitstreupulver aufgestreut.
Etwas ausführlicher will ich die Euterkrankheiten nebst
ihrer Kasuistik behandeln.
Blasen — ähnlich wie bei Euterpocken — heilten rasch
in wenigen Tagen durch Bestreichen der erkrankten Zitze
mit 10 %iger Caporitsalbe ab. Hartnäckiger zeigten sich
Verwachsungen des Strichkanales und Bildung von Ab¬
szessen am Zitzengrund. Verwachsungen des Strichkanales
behandelte ich in der Weise, daß ich nach Öffnung und Er¬
weiterung des Kanales täglich 100—200 ccm einer lau¬
warmen l°/ 00 igen Caporitlösung zur Spülung des Striches
verwandte. Heilung trat rasch in ungefähr 8—10 Tagen ein.
Euterabszesse waren schwieriger zu behandeln, da bei
187
Spaltung des Abszesses sieb zu leicht Fisteln bilden konnten.
Im folgenden will ich in Kürze die Krankheitsgeschichte
eines solchen Falles geben.
Seit dem Überstehen der Maul- und Klauenseuche hatte
sich bei einer Kuh am hinteren rechten Strich kaudal vom
Zitzengrund eine „Verhärtung “ gebildet, die zunehmends
größer wurde; auch gab die Kuh an diesem Strich keine
Milch mehr, da der Strichkanal verwachsen war. Nach Er¬
öffnung des Strichkanales entleerte sich aus der Zitze beim
Melken dickrahmiger, gelber, zähflüssiger Eiter. Wie bei
früherer Behandlung von verwachsenen Strichkanälen mit
Caporitspülungen leitete ich auch die gleiche Behandlung
ein. Beim Drücken auf die Geschwulst konnte ich auch
nach der Spülung durch Melken Eiter entleeren, so daß
eine Kommunikation meiner Anschauung nach zwischen
Milchzisterne und dem Abszeß vorhanden sein mußte. Trotz
wiederholter Spülungen mit Caporitlösung konnte ich keine
Heilung erzielen, so daß ich schließlich zur Eröffnung des
Abszesses mit dem Bistouri schreiten mußte, selbst auf die
Gefahr hin, daß sich eine Milchfistel bildete, da es sich um
eine frischmelkende Kuh handelte. Nach Inzission entleerte
sich zirka % Fiter dicker gelber Eiter. Die Wunde und der
Strichkanal, die eine Kommunikation aufwiesen, wurden
täglich mit Caporitlösung ausgespült, der Wundrand sowie
das hintere rechte Euterviertel mit Oaporitpaste bestrichen,
sowie für peinliche Sauberkeit der Streu gesorgt. Am 4. Tag
nach Spaltung des Abszesses heilte der Strich aus und aus
der Abszeßwunde entleerte sich Milch mit Eiter unter¬
mischt. Nun wurde die Wunde täglich wie gewöhnlich be¬
spült und kräftig mit Caporitstreupulver bepudert, so daß
ich dank der granulationsanregenden Wirkung des Caporits
nach 14 Tagen eine sehr schöne Heilung erzielt hatte, rascher
als ich gedacht hatte. Durch diesen Erfolg ermutigt wandte
ich nun öfters das Caporit in der Behandlung von Euter-
erkrankungen an zu meiner und des jeweiligen Besitzers
größter Zufriedenheit.
Nun will ich noch kurz eingehen auf Blutungen der
Mastdarmschleimhaut nach der Maul- und Klauenseuche.
Ungefähr 8—10 Wochen nach Erlöschen der Seuche kamen
wiederholt zu mir Viehbesitzer mit der Bitte, ich möchte
doch gleich kommen, da ein Stück Vieh „aus dem Darm
blute“ oder „daß Blut mit dem Kot abgehe“.
Bei der Exploration konnte ich in Armlänge vom Schlie߬
muskel des Afters entfernt im Darm jedesmal geronnenes
Blut, das sich zu Klumpen zusammengeballt hatte, ent-
188
fernen. Naeh Bespülen mit l°/ 00 iger Caporitlüsung er¬
folgte stets Heilung. Dieser Befund deckt sich mit den
Sektionsbefunden von geschlachtetem Maul- und Klauen¬
seuchevieh auffällig. Auch hier fand sich stets ungefähr
1 Meter vom Anus entfernt eine entzündete Darmpartie.
Es kommt einem bei dieser Betrachtung unwillkürlich
der Gedanke an die Rinderpest, wo ähnliche Erscheinungen
wie Darmblutungen auftreten und vielleicht besteht hin¬
sichtlich der Erreger dieser beiden Seuchen ganz nahe Ver¬
wandtschaft, da sie ähnliche Wirkungen auslösen.
(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.)
Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschwttlste
bei Rind nnd Pferd.
Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt
in Massing. (Fortsetzung.)
Fröhner (18[1903]) beschreibt zwei Fälle von
Osteome: eine 12jährige braune Stute hatte am unteren
Rand des linken Unterkieferastes eine gänseeigroße, ge¬
weihartig in drei stumpfe, rundliche Knoten auslaufende,
knochenharte Geschwulst, die Haut war darüber ver¬
schiebbar.
An einem 11jährigen Hengst war am unteren Rande
des Unterkieferastes unmittelbar vor der Umschlagstellc
der Maxillararterie eine fest aufsitzende, hühnereigroße,
gestielte, knochenharte, mit der Haut verwachsene Ge¬
schwulst.
A 1 b r e c h t (19 [1889]) schildert ein Osteom eines
4jährigen Hengstes; die Auftreibung war hühnereigroß,
saß dem Knochen nicht fest auf, sondern war mit ihm
durch einen 2 cm langen, elastischen Strang verbunden,
deshalb nach allen Seiten beweglich.
Nach S c h i m m c 1 (20 [1907]) bildete sich bei einem
Saugfohlen vor dem rechten Mittelzahn bis zum Übergang
des Zahnfleisches in die Lippenschleimhaut eine Geschwulst :
die Lippe wurde nach unten gedrängt, so daß die Neu¬
bildung außen zum Vorschein kam. Der Verfasser sprach
sie wegen teilweiser Verknöcherung als Osteofibrom an.
L e v e n s (21 [1917]) veröffentlicht folgenden Fall:
Am linken Unterkiefer eines 3jährigen Pferdes saß in der
Gegend des ersten Mittelzahnes eine Art Neubildung; man
bemerkte eine bimsteinartige Geschwulst am ersten unteren
Mittelzahn, die anscheinend fest mit demselben verbunden
189
/
war; sie war knochenhart, rauh, und von grau-grünlicher
Farbe, von der Größe einer Wallnuß, auf der Oberfläche
rauh und höckerig; sie war in das Zahnfleisch fest einge¬
bettet. Bei dem Versuch, die Neubildung vom Zahn abzu¬
meißeln, lockerte sich der Zahn. Der Tumor bestand aus
Zement und Dentin, weshalb ihn Verfasser als Zement-
odontom bezeichnete. Die Odontome gehen aus der Zer¬
sprengung des normalen Zahnkeimes hervor, wobei es zu
einer selbständigen Wucherung der Keimfragmente kommt;
demnach sind sie in histogenetischer Hinsicht mit den
Adamatinomen verwandt.
B e r n a r d i (22 [1899]) beobachtete an der Unter¬
lippe des Pferdes in der Höhe des Maulwinkels einen
Tumor, der bei mikroskopischer Untersuchung als Lymph-
angioma cavernosum erkannt wurde. Nach operativer Ent¬
fernung des Tumors trat später wieder ein Bezidivum auf.
Die Seltenheit des Vorkommens erhellt auch aus den An¬
gaben des statistischen Militärveterinärberichtes (23) der
preußischen, sächsischen und w'ürttembergischen Armee,
wonach bei 596 Pferden, die in den Jahren 1904, 1909,
1911 bis 1914 wegen Geschwülsten behandelt wurden, nur
1 Sarkom, 2 Atherome, 1 Osteosarkom, 3 Osteome am
Unterkiefer zu ' verzeichnen waren. Eine Beschreibung
der angeführten Tumoren war nirgends zu finden.
Nachdem somit innerhalb der letzten 30 Jahre ver¬
hältnismäßig spärlich über solche Tumoren berichtet wurde,
dürfte die Beschreibung einiger Fälle, welche dem tier¬
pathologischen Institut zugingen, nicht ohne Interesse
sein. Meine Ausführungen sollen zur Kenntnis und Fest¬
legung der Unterscheidungsmerkmale dienen. Im Folgen¬
den reihe ich die Beschreibung neuer Fälle an, die von mir
untersucht wurden. Es standen mir zurVerfügung 4 Unter¬
kiefertumoren vom Bind und 2 vom Pferd und sie er¬
wiesen sich auf Grund mikroskopischer Untersuchung als
2 Adamantinome,
1 Myelosarkom,
1 Fibrosarkom vom Bind.
1 Osteofibrom und
1 Osteosarkom vom Pferd.
Auf das Vorkommen von Adamantinomen ist über¬
haupt erst in jüngster Zeit durch J o e s t und F ö 1 g e r
hingewiesen worden und es dürfte die nachstehende Notie¬
rung zu weiterem Bekanntwerden dieser Tumorform
zweckmäßig sein.
Das Gewebe der Adamantinome zeigt einen ähnlichen
190
Bau, wie er bei der normalen Zahnanlage sich findet, näm¬
lich epitheliale Stränge und Knospen, die von Zellen ähn¬
lich denjenigen des Zahnschmelzes zusammengesetzt sind.
Zum Verständnis dieser Geschwülste dient die normale
Zahnentwicklung. Bekanntlich bildet sich etwa in der
8. Woche bei den größeren Haustieren auf' den Bändern
der Kiefer eine Verdickung des Maulhöhlenepithels (Zahn¬
wulst), von der sich dann eine leisten- oder kammförmige
Epithelmasse in das unterliegende Bindegewebe hinein¬
senkt (Zahnleiste). Von der äußeren, labialen Fläche der
Zahnleiste wird ferner eine der Anzahl der Milchzähne
entsprechende Beihe von kolbenförmigen Sprossen gebildet
und damit die Anlage des Zahnschmelzes. Diese, zunächst
eine rundliche Kolbenform, bildet dann eine Einstülpung,
welche eine Bindegewebsmasse umschließt (Zahnpulpa¬
anlage). Die äußere Oberfläche des Zahnschmelzes wird
von einer Bindegewebsschicht begrenzt (Zahnsack s. S. 37).
Die erwähnten Teile zusammen bilden die Zahnanlage.
Vom Schmelz wird Email, von der Pulpa Dentin und von
dem Zahnsack Zement gebildet. Im Zahnwulst, Zahnleiste
und im jugendlichen Stadium des Emailorgans finden sich
rundliche oder eckige, kleine, dicht aneinander gelagerte
Epithelzellen. Durch allmähliche Umbildung letztgenannter
Zellen entstehen langgestreckte Zylinderzellen (Email¬
zellen). Innerhalb derselben nehmen die näehstliegenden
eine flachere Form an und bilden, indem sie in mehrere
Schichten angeordnet sind, die intermediären Zellen, die
wieder die Pulpazellen umschließen. Die Lücken des Netz¬
werkes sind durch eine schleimige und eiweißhaltige Flüssig¬
keit ansgefüllt. Bei der Bildung der Emailorgane werden
auch noch überzählige Epithelsprossen und Nebenstränge
von der Emailleiste nach dem Alveolarperiost getrieben.
Am Alveorlarperiost des Menschen wies sie M a 1 a s s e z
nach, auch bei Tieren wurden sie gefunden. Über die Her¬
kunft dieser Geschwülste war man verschiedener Meinung;
doch ist jetzt erwiesen, daß sie durch progressive Wuche¬
rung der Epithelsprossen und -stränge der inneren Schmelz
Schicht entstehen. (Fortsetzung folgt.)
Ober die Manl- and Klauenseuche.
Yon Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach.
(Fortsetzung.)
Ernst[24l gebührt das Verdienst in die Blutserum-Impfung
Methode gebracht zu haben, als die Seuche in bayerischen Ge¬
bieten in einer äußerst vehementen Gestalt auftrat. Seine Stellung
191
als Leiter eines vornehmlich der Seuchentilgung dienenden staat¬
lichen Institutes gab der Impfung gewissermaßen eine amtliche
Sanktion und erleichterte ihre Einführung. Sie fand fasch An¬
hänger und hat sich nach den bisherigen Urteilen von StoJJ[25],
Schuhbauer [26], der nach der Methode Zink impfte,
Seel [27], Sauer [28], Hafner (I. c.) und Warrings-
holz[29J, der'siilch ihrer mit geringen Abweichungen bediente,
gut bewährt, denn auch bei noch nicht sichtbar erkrankten Tieren
blieb es Wfei nahezu symptomlosem Verlaufe und die Mortalitäts¬
ziffer der unvermischten reinen Maul- und Klauenseuche wurde
fast auf Null herabgedrückt. Die Hauptbetonung wird einheitlich
auf tunlfchst frühzeitige Vornahme der Impfung gelegt. Dieses
Impfverfahren, das Ernst als „Nbtimpfung“ empfahl, hat im
gegenwärtigen Seuchemzuge die ausgedehnteste Prüfung erfahren
und sie nach den bisherigen Urteilen gut bestanden.
^Allerdings erheben sich auch Stimmen dagegen, ärztliche
Kreise [30] hegen die Befürchtung, däß auf diesem Wege eine ge-
fährülche Verseuchung aller Rindviehbestände erfolgen könne. In¬
wieweit solche Bedenken begründet sind, müssen künftige Erfah¬
rungen und Beobachtungen lehrem. L a u f f [31] schreibt einige
an die Maul- und Klauenseuche sich anschließende Störungen in
der Laktation ebenfalls der Impfung zu. Witte [32] hält ange¬
sichts der Tatsache, daß die Intensität der Seuche eine regionär
überaus wechselnde ist und kurze Zeit nach der Impfung eine
Seuchenrezidive da und dort auftrat, eine Verallgemeinerung der
Impfresultate für bedenklich und eine gewisse Zurückhaltung über
den Impfwert für angezeigt, um so mehr als er überzeugt ist, daß
durch die Impfung nuT der Seuchengang verzögert wiitd. Daß der
Impfung vom Anfang an. mehrfach mit Mißtrauen begegnet wurde
und Zweifel in ihre Verlässigkeit gesetzt wurden, geht aus den Be¬
strebungen, sie noch mit chemotherapeutischen Maßnahmen zu
kombinieren, hervor. So erblickt Pospiech [33] im Digalen
ein souveränes Unterstützungsmittel, das er vor der Impfung sub¬
kutan in die Herzgegend in einer Menge bis zu 15 ccm gibt; auch
bei zu später Impfung, erst am 5.—7. Tage, waren die Verluste
verschwindend klein. In schweren Fällen griff P. sogar zur endo-
venösen Applikation des Digalen. Braun [34], der die Möglich¬
keit für gegeben erachtet, daß schon das Blut gesunder Tiere
wegen seines Gehaltes an Serumglobulin und -albumin einen mifci-
gierenden Einfluß auf die Seuche äußern kann, hat das Blutimpf¬
verfahren mit i. v.-Injektionen von CINa 0,6 %■ und Chlorkalzium
0,5% verbunden, milden Verlauf der Krankheitem erwirkt und die
Verluste bedeutend verringert. Es liegt auf der Hand, daß sich
mit der Vermischung mehrerer Heilmethoden der Blick über die
Wirksamkeit \d'es einzelnen Verfahrens trübt und man unsicher
wird, wo man schließlich die hauptsächlich wirksame Komponente
suchen soll. Mohr [35] hat mit dem M K 3 benannten Impfstoff
des Behring-Werkes Versuche unternommen und ebenfalls bei
frühzeitiger Verwendung eine günstige Beeinflussung des Einzel¬
falles und damit des Seuchenganges beobachten können.
Auch in Frankreich hat man siilch,wie Moussu (1. c.) berichtet,
von der Erkenntnis ausgehend, daßi in der Zeit des Fiebers und
des Bestehens anderer klinischer Erscheinungen das Blut virulent
ist, zu Impfungen mit Blut erkrankter Tiere entschlossen. Es
wurde mit Natr. citrat. flüssig erhaltenes Blut tin einer Menge von
20 ccm pr. St. in die Jugularis injiziert. Das Resultat solcher Imp-
192
funge® berechtigt zu den Schlüssen, daß die Injektion vorsichtig
ausgeführt, gefahrlos ist, daß sie be5 einer Reihe von Tieren, die
im Stadium der Inkubation damit behandelt werden, lediglich eine
fieberhafte Erkrankung ohne sonstige exanthemetiische Erschei¬
nungen oder nur mit geringgradigen Eruptionen verursacht und
daß Tiere, bei denen die typischen Symptome bereits vorhanden
sind, in keiner Weise auf die Impfung reagiere®.
Diesen hauptsächlich der therapeutischen Seite der Maul- und
Klauenseuche gewidmeten Zusammenstellungen möcht# ich zum
Schlüsse meine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen, die ich
gelegentlich des heurigen Seuchenzuges mit subkutanen defibri-
nierten Blut- und Milchserum - Impfungen durchseuchter Tiere
sammeln konnte, anreilhen.
Vorweg muß ich bemerken, daß sich die Impfungen fast aus¬
schließlich auf Bestände beschränken, iln dienen bereits ein Er¬
krankungsfall aufgetreten war. Es ist dies darauf zurückzuführen,
daß frühere Seuchenzüge, welche die hiesige Gegend berührt
hatten, durchwegs harmlos waren und ohne Verluste abliefen, da¬
bei hatten sie, soweit die Erinnerung der Leute reicht, nur ein¬
zelne Gehöfte und in diesen nur einzelne Tiere ergriffen. Jeder.
Landwirt hegte daher die Hoffnung, daß sein Gehöft auch dieses-
mal verschont bleiben würde. Erst als sich der bösartige Charakter
der Seuche offenbarte, die ersten Impfungen gute Erfolge erkennen
ließen und die Befürchtung hoher Impfkosten verscheucht war,
verschwand die Abneigung gegen ein unbekanntes, neues, noch
milcht ausprobiertes Impfverfahren.
Ferner ist die Zahl der ausgeführten Impfungen im Vergleich
zu den Mitteilungen von anderer Seite nicht so groß, um ihre Höhe
aks absoluten Wertmesser benützen zu .können; ' dafür war ich
bemüht, den klinischen Verlauf der Impfung so gewissenhaft als
möglich zu verfolge®, um von dem Einzelfalle e.i!n untrügliches
Bild zu gewinnen. Die Beobachtungen verteilen sich auf die Zeit
vom 11. 8. 20 bis 2. 10. 20; um den letzten Zeitpunkt herum war die
Seuchenflut im Abebben. Geimpft waren in 36 Gehöften 107 Ti'ere,
darunter 1 Zuchtstier, 8 Ochsen, 78 Milchkühe, 87 Jungrinder,
9 Kälber, 11 Ziegen und 3 Schweine, ungeimpft blieben 24 Milch¬
kühe, 36 Jungrinder, 15 Kälber; von den Kühen waren viele hoch¬
trächtig und wurden deshalb der Impfung' entzogen. Wie bereits
angedeutet, konnte ich nicht überall die Zustimmung zur Impfung
des ganzen Bestandes gewinnen, so daß in einzelnen Gehöften ein
Teil der Tiere ungeimpft blieb; unerwartet erhielt ich auf diese
Weise in 15 Stallungen eine Reihe von Konfrontieren; im ganzen
75 Stück. Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch sogleich den
vielseitig geäußerten Schwierigkeiten beistimmen, die sich einer
Neueinführung, welche sich noch dazu im Stadium des Experi¬
mentes bewegte, seitens der La®dwirte entgegenstellen; ich habe
den Eindruck, daß gerade die intelligenteren Elemente die größten
Bedenken gegen diese Impfung hatten. Nicht in allen Gegenden
erfreut sich der Aderlaß einer historisch gewordenen Beliebtheit,
zumal an ihre® durch die überstandene Maul- und Klauenseuche
mehr oder weniger heruntergekommenen Tieren halten die meisten
Besitzer eilnen solchen Eingriff trotz aller Gegenvorstellungen für
ein gefährliches Beginnen, noch mehr aber befürchten sie durch
die Impfung mit Blut fremder Tiere eine Übertragung aller mög¬
lichen anderen Krankheiten auf die ihrigen. Dazu kam, daß man
über persönliche Erfahrungen bezüglich des Erfolges der Imp-
193
fungen zunächst milcht verfugte, also mit prognostischen Prophe¬
zeiungen vorsichtig sein mußte, um so mehr als Gerüchte über
Abszeßbildung und üble Folgezustände im Anschluß an die Imp¬
fung umgingen. _ (Schluß folgt.)
Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Manl-
nnd Klauenseuche. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
II. Umstände, nach denen die eine oder andere Annahme (I)
begründet erscheint, sind insbesondere darin zu erblicken, daß
1. die Stoffe oder die Bestandteile der Zubereitungen und deren
Mengenverhältnisse für jedermann geheim gehalten werden
oder
2. die Bestandteile der Zubereitungen nach Art und Menge nicht
bekannt sind oder nicht ohne weiteres feststehen oder
3. die Verbraucher über wesentliche Eigenschaften .des Mittels im
Dunkeln gehalten werden oder
4. die Verbraucher durch Angaben über Herkunft, Ursprung oder
llersteHungsweise des Mittels in den irrtümlichen Glauben an
eine im besonderen Maße wirksame geheimnisvolle Heilkraft
versetzt werden oder daß beim Vertriebe des Mittels täuschende
oder übertriebene' Angaben über die Heilkraft gemacht werden
oder
5. erfahrungsgemäß die Zusammensetzung der Zubereitungen will¬
kürlich gewechselt wird oder
6. von einer Heilwirkung bei den Stoffen oder Zubereitungen
überhaupt nicht oder doch nicht gegenüber den in den Ankün¬
digungen oder Anpreisungen angegebenen Krankheiten düle Rede
sein kann oder
7. der Preis der Mittel im Verhältnis zu den Herstellungskosten
außergewöhnlich hoch ist.
Der Umstand, daß Zubereitungen starkwirkende Stoffe in nicht
unbedeutender Menge enthalten, begründet für sich allein noch
nicht die Behandlung als Geheimmittel.
III. Dagegen sind nicht als Geheimmittel anzusehen solche Zu¬
bereitungen, die in das Arzneibuch für das Deutsche Reich auf¬
genommen sind und pnter der dort angewandten Bezeichnung an-
geboten werden, und ferper diejenigen, die in der medizinischen
Wissenschaft und Praxis als Heilmittel allgemeine Anerkennung
gefunden haben.“
Es ist meines Erachtens nicht zu erwarten, daß d'ite Belastung
mit der 15 %igen Luxussteuer die Hersteller von Geheimmitteln
wesentlich beeinträchtigen wird. Denn tausendfältige Erfahrung
lehrt, daß letzten Endes alle derartigen Belastungen von Her¬
stellern usw. den Verbrauchern aufgebürdet werden. So wird es
auch mit den zahlreichen Geheimmitteln gegen Maul- und Klauen¬
seuche sein. Zu beachten ist, daß es dem „Verbraucher“ meistens
auf die 15 % Erhöhung gar nicht ankommt.
Wenn jedoch alle maßgebenden Faktoren einträchtig Zusammen¬
wirken, so wird es doch möglich sein, dem illegalen Heilmittel-
unfug wenigstens in etwas zu steuern, besonders wenn nach¬
folgende Richtlinien zielbewußt und unausgesetzt verfolgt werden:
1. üna. bläss igeAufklärung dur eh Wo r t, Schrift
und Tat, um das hygienische Verständnis der
Tierhalter zu vertiefen,
194
2. vorsichtige Auswahl der Arzneimittel
durch die Tierä'rzte; Vermeidung aller unbe¬
kannten oder wissenschaftlich zu wenig er¬
probten Mittel, besonders Zurückhaltung bei
Gutachtensabgabe über Heilmfttelwirk u.n gen
gegenüber den Herstellern usw., Förderung der
Erkenntnis spezifisch wirkender Mittel und
deren weiteste Anwendung, Selbstbescheidung
der Apotheker in der wahllosen Abgabe von
Arzneimitteln,
3. Überwachung der Durchführung aller Vo r«
Schriften über den Verkehr mit Arzneimitteln,
Anzeige in allen Fällen der Übertretung dieser
Vor Schriften. Diese Ziff. 3 schließt die Tätig¬
keit der privaten und der staatlichen Stellen
zusammen.'
Zuletzt, aber nicht am letzten, möge die Einsicht Platz greifen,
daß bei der Aussichtslosigkeit, die im Deutschen Reiche gewähr¬
leistete Kurierfreiheit zu beseitigen, die beste Bekämpfung aller
Art von Pfuscherei in der restlosen Weiterarbeit der Medizin, hier
der Veterinärmedizin an sich selbst liegt. Je tüchtiger,
strebsamer und kenntnisreicher ein Tierarzt
ist. je restloser er an seiner Berufsfortbildung
weiter arbeitet, desto weniger hat er d i e Kon¬
kurrenz jeglicher Pfuscherei, aus welchem
Lager sie auch kommen möge, zu scheuen, einen
desto größeren Nutzen bietet er der Landwirt¬
schaft und ein u na so nützlicheres Glied bildet
er im Staatsganzen. Er dient somit sich, seinem
Beruf und seinem Vaterland.
II. Teil.
Jeglicher heftige Seuchengang hat den Huf nach wirksamen
Arzneimattein laut werden lassen. So ist es nicht nur bei der
Maul- und Klauenseuchepanzpotie 1920, sondern so war es auch
früher. Ich weise nur auf den letzten großen Seuchenzug hin, der
im Jahre 1911 durch Bayern ging. Aus der Not der Zeit, aber auch
aus nckten Erwerbsrücksichten tauchten allenthalben Arzneimittel
auf. Die Anmaßung, mit der sie auf den Markt geworfen wurden
(und auch heute noch werden), hat das Staatsministerium des
Innern seinerzeit veranlaßt eine Reihe von angeblichen Vorbeuge-
und Heilmitteln durch objektiv angcstellte Versuche durch unbe¬
einflußte Tierärzte auf ihre Wirkung untersuchen zu lassen, und
zwar um so mehr, als ihm sehr viele Mittel unmittelbar angeboten
worden waren. Im Nachstehenden werden nun eine Anzahl von
Maul- und Klauenseuchemitteln pharmakologisch, toxikologisch und
auf ihren Heil- und Vorbeugewert näher beleuchtet, wobei den Er¬
gebnissen der vom Staatsministerium des Innern veranlaßten Ver¬
suchen ein besonderer Platz eingeräumt wurde. Die besprochenen
Mittel sind bisher nur zum Teil literarisch verarbeitet worden. Es
dürfte deshalb um so größerem Interesse begegnen, wenn die
wertvollen Lehren der früheren Versuche dem Aktenstaub ent¬
rissen und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht
werden. Denn abgesehen von dem aktuellen Interesse hiefür, wird
es gut sein zu erkennen, daß es sich bei verschiedenen angeprie¬
senen Mitteln häufig nur um alten Wein in neuen Schläuchen han-
195
delt. Ferner möge die Abhandlung auch dazu beitragen, von
etwaigen neuerlichen ergebnislosen Versuchen abzuhalten.
Selbstverständlich konnte die Staatsregierung früher und kaum
auch jetzt nicht alle die unzähligen Mittel gegen Maul- u. Klauen¬
seuche ausprobieren lassen; denn gegen diese Seuche ist wohl
schon so ziemlich Alles und Jedes empfohlen worden, was den
drei Naturreichen entstammt. Um die Arbeitskräfte der Versuclis-
ansteller nicht zu zersplittern und sie wertvolleren Aufgaben zu
erhalten, wurden zunächst alle Geheimmittel ausgeschieden. Das
Staatsministerium des Innern steht auf dem unangreifbaren Stand¬
punkt, daß es sich bloß mit jenen Mitteln befassen kann, deren
Zusammensetzung wenigstens qualitativ bekannt ist und durch das
Zeugnis eines amtlichen oder gerichtlich vereidigten Sachverstän¬
digen belegt wird. Die Einzelmittel oder deren Mischung müssen
neuartig sein. Denn es hat keinen Wert, längst bekannte Dinge
oder Mittel, die bereits anderwärts als unwirksam befunden worden
sind, immer von neuem zu prüfen. Ferner muß das Mittel seiner
Art oderZusammensetzung nach auch einen Erfolg erwarten lassen.
Nach Erfüllung dieser Voraussetzungen wurden nun verschiedene
Mittel, die nach Anschauung der Erfinder unbedingt wirksam sind,
unter amtstierärztlicher Überwachung oder durch Tierärzte ver¬
suchsweise angewendet. Wenn die Mittel nicht durch Tierärzte
selbst, sondern durch die Hersteller usw. angewendet werden, ist
amtstierärztliche Überwachung solcher Versuche unerläßlich, ein¬
mal, um ein verlässiges Urteil über die Wirkung des Mittels zu
gewinnen, dann aber auch, um eine Verschleppung der Seuche
durch den Versuclisansteller zu verhüten *).
Im Nachstehenden folgen verschiedene Mittel gegen Maul- und
Klauenseuche nach einzelnen pharmakologischen Gruppen geord¬
net; diese Mittel wurden umfangreichen Nachprüfungen unter¬
zogen. Als Anhang sind mehrere Arzneimittel beleuchtet, die zwar
nicht auf Veranlassung des Staatsministeriums des Innern ange¬
wendet wurden, über die aber einwandfreie tierärztliche Gutachten
vorliegen **). * (Fortsetzung folgt.)
Referate.
Ialektiois- ud InvasionskraukheiteB.
Prof. Dr. A. R e i n h a r d t - Rostock : Infektiöse An¬
ämie und infektiöse Bronchopneumonie. (Berl. Tierärztl.
Wochenschrift, 1920 , Nr. 16 , S. 174 .)
R. gibt zu, daß die Entscheidung darüber, ob die infektiöse
Bronchopneumonie der Repräsentant einer eigenen Krankheitsform
ist oder mit dem Katarrh der oberen Luftwege der Händlerdruse
und Akklimatisationskrankheit identisch ist, nur durch ätiologische
Forschungen zu erreichen sei, tritt aber der Behauptung von Titze,
’ Nach neuerlichen Abmachungen der einzelnen Landesregie¬
rungen sollen neuere Arzneimittel (soferne sie beachtlich sind)
durch diejenigen Landesbehörden einerProbe unterstellt werden,
innerhalb deren Bereich sie hergestellt werden.
**) Aus Raumgründen konnten die Kapiteleinleitungen chemi¬
scher, pharmakologischer und toxikologischer Natur nicht ver¬
öffentlicht werden. Ich verweise vor allem auf diie Lehrbücher von
Gottlieb-Mayer,' Tappeiner und F r ö h n e r.
196
daß die Brüsseler oder Genfer Krankheit ihre Charakteristik in
Symptomen der infektiösen Anämie finde, entgegen. Die infektiöse
Bronchopneumonie ist in großem Umfange beobachtet worden, ehe
von der ansteckenden Blutarmut das Geringste bekannt war, und
R. hat in den Jahren 1915—1918 über 1000 Fälle von infektiöser
Bronchopneumonie klinisch untersucht und über 200 Obduktionen
ausgeführt, ohne ein einzigesmal Erscheinungen oder Verände¬
rungen feststellen zu können, die auf ansteckende Blutarmut hin¬
gedeutet haben oder auf sie zurückzuführen gewesen waren. Der
Charakter der anfangs als fieberhafter Katarrh der oberen Luft¬
wege verlaufenden Seuche wird erst dadurch ernst, daß im Ge¬
folge einer hinzugetretenen, Pneumonie eiterige und jauchige Pro¬
zesse in der Lunge sich entwickeln. Was das Auftreten des Wach¬
se 1 f i e b e r s anlangt, das man zuweilen lange nach scheinbarem
Abschlüsse der ursprünglichen Erkrankung beobachtet, so ist das¬
selbe septischer Natur und hat seinen Grund in
den in d e r Lunge zurückgebliebenen kranken
Herden. Im Vordergrund des ganzen Krankheitsbildes der in¬
fektiösen Bronchopneumonie stehen die Erscheinungen von seiten
des Respirationsapparates, ebenso sind die anatomischen Haupt¬
veränderungen in den Lungen zu treffen. Für Anämiekranke ty¬
pische Milzschwellungen oder Darmveränderungen fand R. niemals.
Lungenerscheinungen bei natürlich oder künstlich mit Anämie in¬
fizierten Pferden sind bis jetzt unbekannt, andererseits sind durch
subkutane und stomachikale Übertragungsversuche von Material
bronchopneumoniekranker Pferde noch nie Erscheinungen der an¬
steckenden Blutarmut ausgelöst worden. In den positiven Impf¬
erfolgen von Titze muß es sich um mit Anämie verseuchte Be¬
stände gehandelt habein, Mischünfektionen von Bronchopneumonie
und infektiöser Anämie sind natürlich denkbar. Daß die infektiöse
Bronchopneumonie in den Jahren 1917 und 1918 seltener geworden
ist, dürfte nach R. zwanglos dadurch erklärt werden, daß der
Pferdeersatz durch Requisition und Ankauf in Belgien in diesen
Jahren auf ein Minimum zurückgegängen war. Die Versuchsergeb¬
nisse bei den Formationen, die Titze zu Impfungen benützte, be¬
rechtigen nach dem Verfasser lediglich zu der Behauptung, daß
neben der anstecken dcnBlutarmut gleichzeitig
infektiöse Bronchopneumonie herrschte, da¬
gegen fehlt der Annahme, daß die Bronchopneumonie keine selbst¬
ständige Krankheit sei, Fälle von dieser Krankheit auf dm infek¬
tiöse Anämie zurückzuführen sei und Brüsseler Krankheit eine
Komplikation katarrhalischer Affektionen mit infektiöser Anämie
darstelle, jede Beweiskraft. Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen.
Die „Tierärzte 44 im Staatshaushaltsausschuß des Bayerischen
Landtages.
Der Haushaltsansatz für die Tierärzte kam am Donnerstag
den 24. Februar im Staatshaushaltsausschuß des Bayerischen Land¬
tages zur Besprechung. Der Berichterstatter Dr. v. Knillilng
(B. V.) ersuchte zunächst um Aufschluß, welche Grenztierarzt¬
stellen in den ordentlichen Haushalt übernommen werden sollen,
fragte dann unter Hinweis auf den Antrag Frhr. von Freyberg,
Dr. Schiit t e n b a u e i\ wonach die Staatsregierung erwägen
soll, ob nicht künftig das Veterinärwesen dem Landwirtscbäfts-
197
ministeri.um unterstellt werden soll, nach dem Stand der Verhand¬
lungen und gab schließlich den wesentlichen Inhalt der Denkschrift
• der Freiberufstierärzte, namentlich ihre Forderung der Vollbesol¬
dung der Amtstierärzte und des Verbotes, Praxis auszuüben, be¬
kannt.
Staatssekretär Dr. Sch weyer gab dahin Aufschluß, daß zu¬
nächst die Grenztierarztstellen in Kufsteiln und Lindau auf den
ordentlichen Haushalt übernommen werden sollen. Die Frage der
Unterstellung des Veterinärwesens unter das Landwirtschaftsmini¬
sterium bedürfe reiflicher Prüfung, der Zusammenhang mit dem
Medizinalwesen sei sehr eng und sollte ohne Not nicht zerrissen
werden. Die Amtstierärzte erfüllten mit in erster Linie polizei¬
liche Aufgaben. Auf alle Fälle sollte die Neuordnung zurückgestellt
werden, bis die Frage der Zusammenlegung der Ministerien ent¬
schieden ist. Die Vollbesoldung der Amtstierärzte unter Verbot
der Praxis sei bedenklich, da sie die Beamten zu reinen Polizei-
organem mache und damilt der Landwirtschaft entfremde. Die
Landwirtschaft wolle auch kaum auf die Erfahrung und Kenntnisse
der Amtstierärzte, die vielfach vorzügliche Praktiker seien, ver¬
zichten. In dem Vorwurf der Freiberufstierärzte, wonach die Un¬
befangenheit der Amtstierärzte unter der Praxis leide einerseits
und in dem Verlamgen andererseits, selbst amtstierärztliche Ob¬
liegenheiten, insbesondere die Ergänzungsfleischbeschau, dann die
amtstierärztlichen Geschäfte in kleineren Städten übertragen zu er¬
halten, liege ein Widerspruch. Im übrigen stehe die Staatsregie-
rung auf dem Standpunkt,-daß wenn auch die Amtstierärzte nicht
vollbesoldet seien, sie doch ein solches Einkommen hätten, .daß sie
ihre Arbeitskraft überwiegend und vorweg den amtstierärztlichen
Geschäften widmen müßten; wo berechtigte Klagen vorgebracht
würden, daß Amtstierärzte zu sehr der Praxis nachgehen und dar¬
unter den Dienst leiden lassen, würde mit Entschiedenheit ein¬
geschritten werden.
Abgeordneter E i c h n e r (B. V.) spricht sich mit Entschieden¬
heit für die Unterstellung des Veterinärwesens unter das Land¬
wirtschaftsministerium aus. Eilne große Anzahl von Dienstesauf¬
gaben hänge eng mit dem Tätigkeitsbereich des Landwirtschafts¬
ministeriums zusammen, so insbesondere die Förderung der ge¬
samten Tierzucht. Es müsse auch verlangt werden, daß die Amts¬
tierärzte bei Ausübung ihres Dienstes, insbesondere in der Seuchen¬
bekämpfung, wirtschaftlich dächten und wirtschaftliche Gesichts¬
punkte vornehmlich beachteten und nicht nur den Paragraphen der
einzelnen Vorschrift. Die Amtstierärzte dürften nicht zu Polizei¬
beamten werden, sondern müßten mit der Landwirtschaft in Ver¬
bindung und der Landwirtschaft befreundet bleiben.
Abgeordneter Gutbrod (B. M.) verlangt zunächst, daß als¬
bald wieder die Fortbildungskurse für Tierärzte aufgeijommen
würden und daß bei diesen Kursen außer der eigentlichen Vete¬
rinärpolizei auch Fragen aus dem Gebilete der Volkswirtschaft, der
Landwirtschaftslehre, der Tierzucht usw. besprochen werden.
Zu diesen Kursen sollte auch der Nachwuchs des Berufes, die
Freiberufstierärzte, herangezogen werden, der angesetzte Betrag
für diese Kurse reiche allerdings bei weitem nicht aus und müsse
wesentlich erhöht werden.
Dann sei es endlich an der Zeit, daß die Amtstierärzte für den
Außendienst angemessen wie die anderen Staatsbeamten entschä¬
digt würden und nicht immer wieder auf Bittgesuche angewiesen
198
würden. Man könne von den Amtstierärzten wahrlich nicht ver¬
langen, daß sie wie llatidwerksburschen die Dienstreisen zu Fuß
machen und man könne auch nicht verlangen, daß sie hunderte, *
ja tausende von Mark für das notwendige Lohnfuhrwerk aus eigener
Tasche zahlen. Die Entschädigung soll auch für solche Dienst¬
reisen gewährt werden, z. B. zur Teilnahme an landwirtschaftlichen
Versammlungen, zur Erstattung von Vorträgen usw. Es ist nicht
gerecht, daß z. B. der Überamtmann, der eine landwirtschaftliche
Versammlung leitet, Taggeld und Reisekosten erhält, der Amts¬
tierarzt, der den, Vortrag erstattet, dagegen nicht.
Bei der Anstellung zum Amtstierarzt soll endlich mit dem bis¬
herigen Hausnummersystem gebrochen werden, daß nahezu jeder
Tierarzt ohne Rücksicht auf Note und Leistung befördert wird.
Wenn alle Herren jedes Staatskonkurses zum Zuge kommen, dann
wird der tüchtige und 'strebsame Nachwuchs bis zur Anstellung
100 Jahre alt. Mit überalterten Bezirkstierärzten ist aber dem
Staate nichts gedient. Der Staat soll sich aus den jüngeren Jahr-
die befähigtsten und tüchtigsten Tierärzte heraussuchen und die
zum Amtsdienste weniger geeigneten in der Praxis lassen. Bevor¬
zugt solleoa vor allem jene Tierärzte werden, die nicht nur für ihre
Praxis, sondern auch für das Allgemeinwohl, insbesondere auf dem
Gebiete der Förderung der Landwirtschaft und Tierzucht arbeiten
und dafür Opfer bringen. Verlangt müsse auch werden, daß auf
Posten, die in Hochzuchtgebieten liegen, besonders dafür geeignete
und zur Mitarbeit bereite Tierärzte berufen werden, was in den
letzten Jahren mehrfach nicht beachtet wurde.
In der Titelfrage sei wohl dem Kollegen Endres (M. S. P.)
zuzustimmen, daß die ganze Titelfrage einen Unfug darstelle und
daß namentlich der sogen. „Ober“-Titel alle Titel lächerlich, ge¬
macht habe. Aber so lange nicht alle Titel abgeschafft seien, müsse
die Verweilgerung des Titels an einen Stand als Kränkung und
Zurücksetzung betrachtet werden. Wenn die Oberamtmänner in
jungen Jahren Oberregierungsräte würden, wenn Rechtsanwälte
Justizräte und Geheime Justizräte würden, könnten auch die Tier¬
ärzte verlangen, mit dem Titel „Oberveterinärrat“ ausgezeichnet
zu werden. Auch dieser Titel sollte nilcht nur als Altersprämie ver¬
liehen werden, es sollten vielmehr auch jüngere Tierärzte, die sich
um die Allgemeinheit, namentlich wieder in der Tierzucht beson¬
ders verdient gemacht haben, dann z. B. Herren, die die Referenten
an den Regierungen zu vertreten haben und dabei große Opfer
bringen, ohne eine Entschädigung zu bekommen, ausgezeichnet
werden. Auch bewährte Schlachthofdirektoren und Freiberufs¬
tierärzte, von denen sehr viele für die Allgemeinheit arbeiten und
Opfer bringen, sollten ausgezeichnet werden.
Endlich müsse dringend verlangt werden, daß baldmöglichst
die tierärztliche Standesvertretuing auf eine neuzeitliche paritätische
gesetzliche Grundlage gestellt würde. Der jetzigen Berufsvertre¬
tung, dem sogen. Landesausschuß, fehle die gesetzliche Grundlage,
die Regierung könne ihn hören, müsse ihn aber nicht hören; weite
Kreise der Tilerärzte erkennen den Landesausschuß als Standesver¬
tretung nicht an. Die Arbeit, die ein Kammergesetz mache, könne
doch nicht so groß sein, zumal ja Vorbilder in Norddeutschland
schon da seien, deren Fehler lebeht vermieden werden könnten.
Der Widerstand der Staatsregierung sei nicht verständlich. Das
Verlangen weiter tierärztlicher Kreise soll endlich erfüllt und da¬
mit dem Streit zwischen den einzelnen Fachgruppen ein Ende ge¬
macht werden.
199
Staatssekretär Dr. Schweyer erklärt, daß die Fortbildungs¬
kurse baldigst aufgenommen würden und daß er gerne bereit sei,
im nächsten Haushalt höhere Mittel anzufordern, um den geäußer-
tenWünschen gerecht werden zu können. Auch die Staatsregierung
sei der Ansicht, daß im. Zukunft nur die besten Tierärzte zur An¬
stellung kommen könnten, um eine Überalterung zu vermeiden.
Zu bedenken sei allerdings, daß viele Tierärzte lange Jahre auf
ganz schlechten, abseits gelegenen Posten aushalten müssen und
dann wohl auf Beförderung einen gewissen Anspruch hätten. Bei
der Anstellung würde jetzt schon Rücksicht auf die öffentliche
Tätigkeit der Tierärzte genommen. Posten in Hochzuchtgebieten
würden jetzt schon nur im Benehmen mit dem Vorstand der Tier¬
zuchtabteilung besetzt. 'Ein Entwurf für ein Tierärztekammergesetz .
sei ebenso in Ausarbeitung wie ein solcher für die Ärztekammer
und würde alsbald vorgelegt werden.
E n d r e s (M. S. P.) spricht sich gegen dile Verleihung weiterer
Titel aus. stimmt aber den übrigen geäußerten Wünschen zu; da
die Amtstierärzte doch nicht nur für die Erzeuger angestellt wür¬
den, sondern eine Reihe von Dienstesaufgaben hätten, die auch für
den Städter, für den Verbraucher von großer Bedeutung sei, er¬
innert sei an dile Fleischbeschau, Milchkomtrolle, Marktüberwachung
usw. sei die Unterstellung des Veterinärwesens unter das Land¬
wirtschaftsministerium nicht ohne Bedenken.
Mitberichterstatter J e h 1 e (Dem.) schließt aus der Aussprache,
daß doch eine Reihe von Wünschen der Freiberufstiterärzte er¬
sichtlich Berechtigung hätte und beantragt deshalb, die Denk¬
schrift der Regierung zur Würdigung hinüberzugeben
Mitberichterstatter Dr. von Knilling schließt sileh diesem
Antrag an, beantragt, die beiden Grenztierärzte zu genehmigen
und wünscht ebenfalls, daß höhere Mittel für die Fortbildung der
Tierärzte eingesetzt werden.
Der Ansatz für 164 Bezirkstierärzte und 2 Grenztierärzte im
Hauptamt werden sodann genehmigt, ferner für Stellvertretung,
Geschäftsaushilfe 50 000 Mark (bisher 16 400 Mk.), für Dienstreisen
300 000 Mark (bisher 102 000 Mk.), für Geschäftsbedürfnisse 100 000
Mark (bisher 21 510 Mk.), für die Förderung der fachlichen Aus¬
bildung 10 000 Mark (wie bisher), Staatszuschuß zum Unterstüt¬
zungsverein für dile Hinterbliebenen 5000 Mark (wie bisher), für
Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst 3000 Mark (bisher
2500 Mk.).
Zum Kapitel „Veterinärpolizeiliche Anstalt Schleißhejm“ wurde
vom Berichterstatter Dr. von Knilling, vom Berichterstatter
J e h 1 e und von Dr. Spuler (Milttelpartei) die ungleichmäßige
und ungenügende Bezahlung der wissenschaftlichen Assisteinten
beanstandet. Die Frage wurde bis zur Beratung des Kultusetats
zurückgestellt. Gutbrod zollte der ausgezeichneten Arbeit der
Veterinärpolizeilichen Anstalt vollste Anerkennung, er bedauerte
nur, daß die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter zu klein und
die Mittel zu beschränkt seien, so daß eine Reihe von Aufgaben
nicht so behandelt werden kann, wie es für die Landwirtschaft not¬
wendig wäre. Dringend erwünscht seil, daß endlich die Herstellung
eines Impfstoffes gegen das seuchenhafte Verwerfen aufgenommen
wird, dann daß eine Arbeitsstätte für die Erforschung und Be¬
kämpfung der Schweineseuchen, die der bayerischen Landwirt¬
schaft schweren Schaden zufügen, geschaffen würde. Er regt des¬
halb an, in den nächsten Haushalt die Mittel für 1—2 Wissenschaft-
200
liehe Mitarbeiter einzusetzen, die ausschließlich sich mit diesen
Fragen beschäftigen sollen.
Die bisherigen Stellen werden genehmigt, außerdem für zwei
nichtetatmäßige wissenschaftliche Assistenten 29 800 Mark, für
Geschäftsaushilfe 30 000 Mark (bisher 5400 Mk.). für Dienstreisen
10000 Mark (bisher 2000 Mk.). für Geschäftsbedürfnisse 120 000
Mark (bisher 22 900 Mk.). G u t b r o d.
Verschiedenes.
StaatsvateriBlrkude, Auslaidsdieist aid Verslcherufswesea.
Die Gesellschaft deutscher Naturforscher
und Ärzte, Pressebüro, schreibt uns:
Berlin, den 24. Februar 1921.
Neue Gefahrenquelle für Europa.
Dem westeuropäischen Wirtschaftsleben, ganz besonders aber
der Volkserpährung droht neues Unheil. Vielfach hört man schon
von einer neuen Dezimierung des Rindviehbestandes, der durch
den Krieg ohnehin in überaus großem Maße gelitten hat. Von
Osten ist über Südrußland bereits nach einigen Ländern Europas
eine Tierseuche vorgedrungen, die Rinderpest. Schon im Jahre
1882 haben einige Staaten Europas mit Erfolg den Kampf gegen
diese Tierseuche aufgenommen, die nun neuerdings im Laufe des
Weltkrieges durch den Kaukasus nach Rußland verschleppt wurde
und nun auf den Spuren des russisch-polnischen Krieges im Jahre
1920 in Polen und in den von General Zeligowsky besetzten litau¬
ischen Gebieten ihren Einzug hielt. Für die litauische Regierung
ist die Bekämpfung innerhalb des nicht besetzten Litauens durch
die ungünstige geographische Lage besonders schwierig. Nur dank
der ganz außerordentlich getroffenen Maßnahmen gelang es bisher,
die Verbreitung der Seuche zu verhindern. Begünstigt wurde dies
durch den Winter, in welchem ja das Vieh durch den Stalläufent-
lialt sich nicht gegenseitig infizieren kann. Die Gefahr wächst
natürlich im Frühjahr mit dem Bezug der gemeinsamen Weiden
und Tränken und damit wird nicht nur Litauen, sondern auch die
benachbarten Staaten Europas bedroht.
Dies ist für die litauische Regierung Veranlassung gewesen,
nach Kowno einen Kongreß von Fachleuten einzuberufen, damit
die Arbeiten zur Bekämpfung der Seuche in Gang kommen. Es
werden sich daran Veterinäre und Bakteriologen Dänemarks.
Deutschlands, Estlands, Finnlands, Hollands, Lettlands, Rußlands,
Schwedens und der Tsehecho-Slowakei beteiligen.
Es soll auf dem Kongreß ein gemeinsamer Plan zur Bekämp¬
fung der Rinderpest ausgearbeitet werden, wobei die Mittel Be¬
rücksichtigung finden müssen, die schon früher in Westeuropa zur
Bekämpfung der Rinderpest angewandt wurden, wie Notschlach¬
tung und strenge Quarantäne, besonders aber auch die Mittel, die
in den letzten 20 Jahren in Afrika, in Transkaukasien und Sibirien
üblich waren, vor allem die Anfiipest-Impfuingen. Gerade das letz¬
tere erscheint noch dadurch besonders Erfolg verheißend, daß der
bekannte Spezialist für die Herstellung der Antipestsera und Impf¬
stoffe, Professor G o g e 1 i s, der jahrelang in Sournabat in Trans-
kaukasien auf einer Antipeststation gearbeitet hat und der noch
zuletzt bei der Bekämpfung der Rinderpest an der Wolga im Jahre
1919/20 tätig mitwirkte, nun nach Litauen zuriiekgekehrt ist und
201
dort die Leitung der Arbeiten und ihre Organisation in die Hand
genommen hat.
Hoffentlich gelingt es den Bemühungen, die Gefahr von Europa
icrnzuhalten.
Personalien.'
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in E bermannstadt.
Bewerbungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers
zuständigen Regierung, K. d. I., bis zum 12. März 1921, einzureichen.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Max Baruch in
Nürnberg. Theodor Soter aus Kälberau (B.-A. Alzenau) in Bur-
kardrot (B.-A. Kissingen).
Versetzung: Bezirkstierarzt Cornelius Dorn von Ebermann¬
stadt wurde in gleisher Diensteseigenschaft nach Kulmbach versetzt.
Verzogen: Dr. phil. Albert Haug von Betzenstein (B.-A.
Pegnitz) nach Ruhmannsfelden (B.-A. Viechtach). Bartholomäus
Lachenschmid von Ruhmannsfelden (B.-A. Viechtach) nach
Nürnberg (Subdirektion der Schweriner (Vieh-Versicherungs-Ge-
sellschaft). Dr. Franz Yeh, bezirkstierärztlicher Praktikant in
Vilshofen nach Berlin.
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Friedrich
Meng aus Mannheim. Dissertation: „Beiträge zur Kenntnis der
Morphologie der Barteln einiger Fische“. (Aus dem Zoologischen
Institut der Tierärztlichen Fakultät der Universität und der bayer.
biologischen Versuchsanstalt, für Fischerei, München; Vorstand:
Prof. Dr. R. Demo 11). Tierarzt Andreas Minges aus Burrweiler
(Rheinpfalz). Dissertation; „über den Nachweis virulicider Sub¬
stanzen im Serum vaccine-immuner Kaninchen“. (Aus der bayer.
Landes-Impfanstalt, Leiter: Privatdozent Dr. Groth).
Steiermark. Der Bundespräsjdent hat dem Staats-Veterinär-
Oberinspektor Tierarzt Adolf Fischer den Titel und Charakter
eines Regierungsrates, dann den Staatsveterinärinspektoren Tierarzt
Georg Gaß und Tierarzt Eduard Resac sowie dem Landes-Be-
zirkstierarzt Hermann Bai er lein den Titel eines Veterinärrates
verliehen. Der mit dem Titel und Charakter eines Regierungsrates
bekleidete Staats-Veterinäroberinspektor Tierarzt Maximilian
Schwammel wurde in die 6. Rangklasse eingereiht.
Bttcherschan.
Möllers Lehrbuch der Chirurgie für Tierärzte. Bearbeitet von Dr.
H. Möller, vorm. Professor an der Tierärztl. Hochschule in
Berlin, und Dr. H. Prick, o. Professor der Chirurgie und Di¬
rektor der chirurg. Klinik an der Tierärztl. Hochschule zu
Hannover, »Geh: Regierungsrat. Zwei Bände. 1. Band: All¬
gemeine Chirurgie. Vierte, gänzlich umgearbeitete Auf¬
lage. Mit 38 Textabbiildungen. Stuttgart, Verlag von Ferdinand
Enke, 1920. Preis 60 Mark. v
Dieser I. Band des großen Werkes der Chirurgie für Tierärzte
von Möller-Frick ist von Fr ick allein bearbeitet worden, da
Möller „aus Opportunitätsrücksichten und wegen überbürduug
mit anderen Arbeiten“, wie Verfasser uns im Vorwort mitteilt, sich
an der Herausgabe dieses Bandes nicht mehr beteiligen konnte,
ratsächlich erwartete auch den Herausgeber dieser neuen Auflage
keine kleine Arbeit, da naturgemäß die Erfahrungen aus dem Welt-
202
kriege wie die Medizin, so auch die Tiermedizin ganz erheblich be¬
troffen hatten. Insbesondere dem Umstand, daß im letzten Kriege,
und zvyar erstmals in dieser Art, Pferdelazarette mit allen Er¬
fordernissen für wissenschaftliches und chirurgisches Arbeiten ein¬
gerichtet worden waren, iist es zu verdanken, daß unsere Pferde¬
chirurgie aus dem verhängnisvollen Kriege mit einem verhältnis¬
mäßig gewaltigen Nutzen für die Wissenschaft hervorgegangen ist.
F r i c k hat seine „Allgemeine Chirurgie“ entsprechend den großen
Fortschritten teils durch Überarbeitung des Vorhandenen, teils
durch Neubearbeitung einzelner Kapitel auf die wissenschaftliche
Höhe emporgehoben, die man von einem solchen Buche erwarten
udrfte. Die hauptsächlichsten Änderungen haben jene Kapitel er¬
fahren, welche sich auf die Wunden beziehen. Die Wundbehand¬
lungstechnik hat sich ja gründlich umändern müssen, denn die
Erfahrungen des Krieges haben viele frühere Ansichten und schein¬
bare Grundwahrheiten als nicht mehr stichhaltig erkennen lassen.
Auch die Abschnitte über die Wundinfektionskrankheiten, über
Desinfektion usw. mußten neu bearbeitet werden und das Kapitel
über Synovialsäcke ist in manchem geändert und ergänzt worden.
Der Abschnitt über Arthritis chronica deformans dürfte u. a. auch
insofeme bemerkenswert sein als Verfasser sich offenbar nicht ab¬
geneigt zeigt (S. 273) sich der Auffassung jener anzuschließen, die
die Verwandtschaft, wenn nicht die Identität der genannten tieri¬
schen Erkrankungen mit den entsprechendem des Menschen be¬
tonen. Der Herr Verfasser dürfte hiedurch für die weitere Ent¬
wicklung dieser wichtigen Frage sich ein Verdienst erworben
haben. Erst wenn diese Erkenntnis in weitere Kreise durchge¬
drungen sein wird, werden wir uns auch eher die auf diesem Ge¬
biete in der Humanmedizin errungenen großen Fortschritte in der
Erkenntnis und in der Behandlung dieser Erkrankung zunutze
machen können. Vielleicht entschließt sich der Herr Verfasser
diesbezüglich die grundlegenden Arbeiten aus der Humanmedizin,
u. a. von Umber, noch etwas in den Gesichtskreis der späteren
Bearbeitung seines großartigen Werkes zu ziehen. — Aus dem
Gesagten, das natürlich mit Rücksicht auf den knappen, zur Ver¬
fügung stehenden Raum nur höchst unvollkommen die gewaltige
Arbeit würdigen kann, die Verfasser mit dieser IV. Auflage ge¬
leistet hat, dürfte immerhin hervorgehen, daß in dem vorliegenden
Werke der Studierende, der praktische Tierarzt und der Wissen¬
schaftler gleich gut auf ihre Rechnung kommen. Nicht unerwähnt
lassen möchte ich die geradezu musterhafte Ausgestaltung des
Buches durch den Verlag mit erstklassigem Papier, vorzüglichem
Druck und überaus gelungenen Abbildungen. Ma.
Hfl^” Wichtige Neuerscheinung!
Böller EC. ia.ss.ca. ZE3I. Ericlc,
Allgemeine Chirurgie für Tierärzte.
4. Aufl. 38 Abb. Ganzleinen gebd. 96 Mk.
Spezielle Chirurgie.
5. Aufl. 75 Abb. Ganzleinen Mk. 88.80 Beide Bände zus. Mk. 169.40.
Zu beziehen durch die
HicksckHltHcUiaHdlimo Max Himer, MM», AMnstr.M.
Fernsprecher: S670S Fernsprecher: II709.
I 6€€€€€€?€€€»
Bei Colpitls infectiosa
hat sich in tausenden von Fällen „Bissulin“ bewährt.
„. . Bissulin ließ mich bei weiteren mehr als
1000 Tieren nicht im Stich.“ d. t. w. mi, Nr. n.
„. . . Uber 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg.“ b. t. w. 1908, Nr. 16 .
„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬
haften, sind bei „Bissulin“ .. nicht vorhanden.“ T.R.i9i2,Nr.44.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25.
Reffen
teft
fM
fnnaen u F-
„YaoiDülim und Bullenstabe Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darmadstringens
und Darmdesinfiziens bewährtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
Salicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
lose in beliebiger Packung lieferbar.
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
■
I
Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je 1,0 an.
Tn Schachteln
je 15 Stück, oder lose
in beliebiger Packung
lieferbar.
■
I
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten Mk. 20.—.
204
Maul- und Klauenseuche
bekämpft man wirksam mit
Therapogen
„Doenhardt“
Seit 16 Jahren .in der veterinär-niedizin.
Praxis eingeführt, glänzend bewährt bei
Scheiden- u. Gebärmutterkatarrhen
in Friedensqualität wieder lieferbar! _
Apotheker Max Doenhardt, Köln a.Rh. I
CAPORIT
ges. gesch.
Laut vieler tierärztlicher Mitteilungen dns ideale
Desinficiens
Antisepticum
Desodorans
= der tierärztlichen Praxis. .—
CAPORIT (Rohware) ungiftig.
Vorzüglich bewährt bei Seuchen zur Desinfektion
des Stalles, der Futtertröge und Geräte. :: :: ::
Verwendung:
Trocken: Zum Bestreuen der Stallgassen u. a.,
gelöst: Zum Abspülen des Stallbodens, der
Wände, Futtertröge und Geräte.
1 kg-Packung ausreichend bis 500 Liter Lösung.
Chem. Fabrik Griesheim-Elekiron, Frankforl a. M
Werk I Bitterfeld.
infektiöser Scheidenkatarrh der Rinder
wird erfolgreich bekämpft und geheilt durch
„Aubing
100 Stück
Mk. 50
100 Stück Mk. 55
100 Stück Mk. 120
100 Stück Mk. 130
Mk. 2
Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineurahüllung a ca. 11 gr
Pyo-Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhüllung ä ca. 11 gr
Vaginalstangen „Aubing“
Pyo-Vaginalstangen „Aubing 1
Pyo-Zinktabletten „Aubing“
1 Karton ä 16 Tabletten
Die Stangen sind ca.
15 cm lang und 40 gr
schwer; jede einzeln
eingewickelt. Für Kühe
jedesmal 3 cm, für Jung¬
vieh 2 cm. :: :: ::
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
Hubing bei München
Fernsprecher:
Pasing 158 .
Telegr.:
Chemische Aubing.
206
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
über 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
ObsiipaliODsmltiel „Heskimal“
Zu haben . Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgesell-
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Klrschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard (Pomm.)
Lieferung nur an Tierarzte und Apotheken ln Packungen zu 200 g, 500 g und iooo g. — übliche Rabate.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Herren, welche ein
bantpaplUomkrimkes Rind
nachweisen können, werden gebeten, ihre Adresse unter
M.M.4067 an Rudolf Mosse, München
ZU S(!
nden.
Phymalin
zur frk derTuberkulose
Anliphymafol ]
1 lü? Schuiz-u.HeiÜmpfung
gegen
Rinderhubepkulose.
Augenprobe
Humannu.Teisler
Humann u.Teisler
Dohna Sa.
Dohna Sa. '
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
rien iierarzmcner rnpar
Berlin SW. 47, MOckernsir. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verteilungsstelle staatlich her¬
gestellter Impfstoffe und Sera.
Medicinal Drogen- und Chemikalienhandel. — Her¬
stellung von Präparaten nach gegebener Vor¬
schrift. — Abfassungen in fertigen Packungen. —
Auf Wunsch Aufdruck des ordinierenden Tierarztes.
Spezialität, bestens bewährt zum Mitführen auf die Praxis.
. Antiseplische Snccolorm-Marinorseile io Tuben.
Flüssiges Succolorm-Desinleklionsmillel.
♦ Versand nur an Tierärzte. — Verlangen Sie P re i s 1 i ste.
Erfolge des Kollegen.
,,Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg«
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich hei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist hei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Sch lumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum cps. „E.Bark“ ä 8.— jH , erste Probefl. 5.— dem
Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16.
-♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
** 3 * 0 ^' „ r *##rf*** öes. ? c4ch
Laboratorium Dr.Klei'n.Berlin
öencraldepof München. H<zss -Jtr 12
T^ntiperiostirf
208
Dr. Kleins
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
f "’W* Lieferung erfolgt an Tierärzte
JS Ja mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen ICulturstaaten
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
Verlangen Sie ausführliche
Literatur
Maul- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgeheugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. 1). Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. lt>
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
i
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München. Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor au der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.,
1 — 1 . ■ .
72. Jahrg. - München, den 15. März 1921. ‘Nr. 11.
Inhalt: > 1
Originalartikel: Sauer. — Sonderhauser. (Forts, folgt). — Meyer. (Schluß.)
— Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
— Verschiedenes (Hochschulnachrichten). •— Personalien. — Bücherschau.
(Aus der chirurgischen Tierklinik dqr Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Mayr.)
Klinische Versuche über die Verwendbarkeit des nenen
Wundheilmittels „Tolid“ in der Veterinärchirnrgie.
Vorl. Mitteilung von Oberveterinärrat Sauer in Rothenburg o. T.
V on den F arbenfabriken vorm. F riedrich
, Bayer & C o. i n Leverkusen wurde der chirurgi¬
schen Tierklinik an der Universität München -ein neues
Wundheilmittel „Tolid“ zu Versuchszwecken übergeben.
Vach einigen Vorversuchen daselbst, die aussichtsreich zu
sein schienen, ist das Mittel von dem Vorstände der Klinik
mir zu weiteren Versuchen und zur Prüfung seiner Ver¬
wendbarkeit in der Veterinärchirurgie überwiesen worden.
Die Versuche sind abgeschlossen, jedoch «wird deren end¬
gültiges Ergebnis in vollem Umfange erst nach Fertig¬
stellung einer in der Bearbeitung begriffenen, umfang¬
reicheren Abhandlung veröffentlicht werden können. Eine
vorläufige Mitteilung erscheint deshalb am Platze, um die
Vorzüge des Mittels schon jetzt weiteren Kreisen bekannt
zu gehen;
Tolid ist ein weißes, lockeres, feines Pulver, das leicht
nach Chlorgas riecht. An der Luft bleibt es unverändert,
ballt nicht zusammen und geht durch Pulverzerstäuber
seihst mit dünner 'Öffnung leicht hindurch. Auf Wund¬
flächen oder nässenden Hautstellen kann es in deckender
Schicht aufgetragen werden, ohne abzufallen. Ein gleich¬
mäßiger, vollständiger Verschluß einer Wundfläche ist un¬
schwer damit zu erzielen. Das Mittel — der Karne „Tolid“
ist willkürlich gewählt .— stellt eine organische
Chlorve rbindung dar, der eine geringe Menge B o -
1 u^beigemiseht ist. Seine Wirkung beruht nach
210
dem Vorgänge der Dakin’schen Lösung darauf,
daß es auf Wundflächen ständig kleine
Mengen Chlor abspaltet und damit eine dau¬
ernde Desinfekt ions- und Heilwirkung aus¬
übt. Die Beimengung von Bolus setzt es außer¬
dem instand, das Wu ndsekret rasch aufzunehmen,
austrocknend zu wirken und die Scliorfbil-
d u n g zu fördern. , .
Die Anwendung des Mittels erfolgt am besten
rein als Streupulver, gegebenenfalls auch als Salbe
in Verbindung mit Vaselin, Fett oder Paraffinsalbe im Ver¬
hältnis von 1: 5 bis 1:HK
Die Anwendung erfolgte bis jetzt in 26 Fällen und
zwar:
a) bei Pferden als Streupulver
in 3 Fällen bei Schlagwunden, in 1 Falle bei eiterndem
Nageltritt, in 1 Falle bei Quetschwunden an beiden
Karpalgelenkeu, in 1 Falle bei der Nachbehandlung
einer mit Binzschem Liniment behandelten Stoll-
beüle, in 1 Falle bei hochgradiger Strahlfäule, in
3 Fällen von ekzematöser Mauke, in 1 Falle bei der
Nachbehandlung einer abszedierenden Phlegmone;
ferner als S a 1 b e mit 1: 5 bis 1:10 Vaselin in 2 Fällen
von Schrundenmauke (Ekzema crustosum);
b) bei Rindern als Streupulver .
in 1 Falle von Eiterung an einem Hornzapfen, in 1 Falle
von eiteriger Hautentzündung, in 1 Falle bei eiterig¬
jauchigen Abszessen als Nachkrankheit der Maul-
ünd Klauenseuche, in 1 Falle bei einer operierten
Karpalbeule, in 5 Fällen von Klauengeschwüren bei
Maul- und Klauenseuche;
ferner als Salbe mit 1: 5 bis 1 :10 Vaselin in 2 Fällen
von Euter- bezw. Zitzengeschwüren bei Maul- und
Klauenseuche;
c) bei Schweinen als Streupulver
in 2 Fällen von Klauengeschwüren bei Maul- u. Klauen¬
seuche.
In fallen Fällen von Wunden erwies sich T o 1 i d als ein
vorzügliches Heilmittel, das die Eiterung
auffallend rasch zum Stillstand'-bringt,
die Wundflächen in kurzer Zeit austrocknet
und einen festweichen, leicht abwaschbaren
Schorf bildet, unter welchem bei bester Granu¬
lation schnell Heilung erzielt wird.
Es ist ohne irgend welche Nebenwirkungen und
auf Wunden schmerzlos.
r L
*■• -1“. '. ' ’ : A- .'- K> 7 -•“*..?• > A-’A.' ^v'’ A ''A '■■ l / ; ' .>•. ■ A’r-''
’i. ... :,; , v .: V ‘ . . ‘ %• ■,: !V
ft: aus sternförmigen Zellen, welche
\f : durch einen Saum von meist einschichtigen Zylinderzellön
r abgegrenzt sind. Ihre Kerne sind mitunter deutlich basal
[i gestellt und. die Zellen selbst werden nach außen durch eine
P .Basalmembran abgegrenzt; streckenweise hat es? den An-
^r'Bchein, als ob die Zylinderzellen noch mehrschichtig ge¬
lagert scheinendes dürfte sich aber nur um schiefe Schnitte
livmit .gewölbter Oberfläche handeln, wobei mehrere Zell-
!ß getroffen werden. Wenn an vielen/Stellen diese epi-
ielialen Wucherungen Fibroblastengewebe einschließen,
»^ia'wird auch dieser Umstand durch die verschiedenartige
^>Schnittrichtung bedingt. An anderen Stellen zeigen die
lsäume* in, ihrem Innenraum nur abgeflachte Epi-
1i i ^thelien, ein Zetifehen dafüi 4 , daß der Schnitt nahe am Fundus
|4ines Keimschiauches geführt ist. Bei etwas höherer Schnitt-
M^riehtung fehlt der Boden des Röhrchens und es muß dann
Naturgemäß ein Hohlraum entstehen, bezw. sich im Prä-
j^parat das Stromagewebe präsentieren. Die Epithelinseln
find demnach Querschnitte von fingerähnlichen Ausläufern
pines progressiv fortwuchernden Epithelzellkeim schlauche«,
pfitogenetisch betrachtet handelt es sich offenbar um eine
progressive Wucherung der inneren Schmelzschicht (Amelo-
blasten). Wenn an einzelnen Stellen sieh heine innige Be¬
rührung der Epithel Wucherung mit dem Fibroblastenge-
webe zeigt, sondern saumartige Zwischenräume vorhanden
sind) so liegt vermutlich Schrumpfung bei der Fixierung
efee sternförmigen Grundgewebes vor. Das netzförmig aus-
^ sehende Stroma ist yon gleichem Habitus wie die Gewebs-
^l|4rt der Pulpa bei der Zahnentwicklung und es ist somit
j|£ aiizunehmen, daß der Grundcharakter des ganzen Gewebes
feiner Wucherung des Dentinkeimes entspricht, wobei die
0^h®hmelzschicht mitwuchernd diese fingerähnlichen Aus-
ft \läufer und Inseih. bildet. Auf Grund der geschilderten
^mikroskopisch-anatomischen Veränderungen liegt demnach
gern; Adamantinoma cysticum vor.
. “ (Fortsetzung folgt.)
• -
über die Maul- und Klauenseuche.
Von Dr. med. vet. Wilhelm Meyer, Rottenbach.
■ : (ScbJ*l)
>frn.Nicht unerwähnt möchte ich lassen, daß der erste Fall von
«d- Und Klauenseuche in dör hiesigen Gegend unter dem klini-
ien -Bfide .-elilnfes Klauenabszesses bei einer 5jährigen Kuh auf-
iT^mt, welche etwa' 6.Wochen vorher einen Fötus im fünften:. Monat
214
der Trächtigkeit abortiert hatte. Noch nie war in dem Stalle des
Besitzers ein Fall von Abortus vorgekommen; seit dieser Zeit
kränkelte das Tier. Vielleicht war es ein Zufall, daß sich das spe¬
zifische Maul- und Klauenseuchegift zu allererst an einem in seiner
Gesundheit alterierten Organismus festsetzte und vqn da weiter
Verbreitete, jedenfalls erinnerte mich das Vorkommnis an ähnliche
Beobachtungen beim Auftreten der Brustseuche, wo auch in der
Regel ein suspekter Insasse der Stallung den Anfang machte. Es
ist im Interesse der epidemiologischen Forschung gelegen, festzu-
stellen, ob solche Vorkommnisse auch anderweitig zu verzeichnen
waren. .
Dief Auswahl der Tiere, die Blutentnahme und die Ausführung
der Impfungen wurde möglichst nach den Schleißheimer Rieht-'
_j)unkten vorgenommen, nur standen mir nicht in allen Impffallen
die dort angegebenen Quantitäten Blut zur Verfügung, so daß ich
mich in rund 30 % der Impfungen auf etwa die Hälfte der ange¬
gebenen Dosis beschränken mußte. In 4 Gehöften war ich bei 32
'Tieren aus Mangel an Blutserum zur Impfung von Rekonvaleszenten¬
milch genötigt, die ich je nach der Schwere des Tieres in einer
Menge von 50—100 ccm gab. Leider scheiterte meine Absicht, Blut
von Pferden, die im gleichen Stalle mit Rindvieh untergebracht
waren und bei dem die Seuche sehr schwer auftrat, zu verimpfen,
an dem Eigensinn der Besitzer.
Was den Zeitpunkt der Blutentnahme bei d^n Rekonvaleszenten
anlangt, so betrug sie 12—19 Tage nach Ausbruch der Seuche
bezw. 1—3 Tage, nach dem Verschwinden klinischer Symptome,
und zwar: 12 Tage 6 mal, 13 Tage 2 mal, 14 Tage 5 mal, 15 Tage
7 mal, 16,’ 17 und 18 Tage je lmal. Rekooavaleszentenmilch wurde
12 Tage nach Seuchenausbruch 3 mal, 14 Tage lmal benützt. In
3 Fällen wurde gleichalteriges (13 Tage) Mischblut von 3 Rekon¬
valeszenten verimpft. Nur 58 aller Impfungen konnten , mit blut-
warmem, d. h. unmittelbar nach dem Aderlaß defibriniertem Blute
vorgenommen werden. Das Ergebnis der Impfungen gestaltete
sich folgendermaßen: von den geimpften 197 Tieren wurden 3 Jung-
rinder und 2 Kälber notgeschlachtet, 1 Ziege, dae auf Drängen
des Besitzers noch moribund geimpft wurde, verendete; Summe*
6 Verluste = 3,04% der Impflinge.
Von detni. 75 ungeimpften Kontrolltieren wurden 3 Milchkühe v
notgeschlachtet, 2 sind verendet, 3 Jungrinder und 6 Kälber not¬
geschlachtet, 2 Kälber und S^Ziegen verendet; Summe: 19 Verluste '
= 25,33 %.
Dieser Prozentsatz an Verlusten entspricht, soweit meine
Kenntnis und Berechnung reicht, ilm allgemeinen den Abgängen
während der Seuche in der hiesigen Gegend.
Bei der Untersuchung der geimpften und notgeschlachteten
Tiere fanden sich durchwegs die anderweitig geschilderten Ver¬
änderungen an der Herzmuskulatur. Es war natürlich nicht zu ent¬
scheiden, ob sich dieselben bereits zur Zeit der Impfung entwickelt
hatten oder erst nachher ausbildeten. Nach ihrem Grade und Aus¬
sehen schien es höchst wahrscheinlich, daß sie irreparabel ge¬
wesen wären und über kurz oder lang zum natürlichen Tode der
Tieje geführt hätten.
l)ie Abnahme der rektalen Temperatur besorgte nahezu in
jedem Gehöfte der Besitzer selbst, ich war die erste Zeit erstaunt,
überall Thermometer zu finden und! mich überzeugen zu können,
wie sicher man damit umzugehen verstand. Die Aufzeichnung der
Innenwärme geschah daher fast allgemein mit Interesse und Ge-
215
wissenhaftigkeit. Doch muß ich mich auf Grund von Erfahrungen
dem Urteil anderer Kollegen anschließen, daß die Mastdarmtempe¬
ratur beim Rind nicht annähernd die absolute Verlässigkeit besitzt,
wie beispielsweise beim Pferde, d. h. in Bezug auf die Beurteilung
des Krankheiltszustandes, denn sie kann sich innerhalb normaler
Grenzen .bewegen und trotzdem können die bedrohlichsten klini¬
schen Erscheinungen bestehen. Ich erinnere mich, daß mit Er¬
staunen Besitzer,; deren genaue Temperaturabnahme ich kannte,
mir den Thermometer zeigten, der in -einem Falle auf 38,7 Grad,
in einem anderen auf 88,6 Grad sta^id und dennoch waren diie be¬
treffenden Tiere, bei denen der Besitzer wegen des niederen Fieber¬
standes keine Lebensgefahr vermutete, über Nacht verendet. So
befremden mich heute noch manchmal die ganz eigentümlichen
hizarren Temperaturkurven bei manchen Seuchefällen, von denen
ich einijge hervorheben will: 2.9.20: 38,8 Grad, 3.9.: 39,8 Grad.
Impfung: 4. 9-: 37,8, 5.9.: 40,6, 6.9. : 38,3, 7.9.: 40,6, 8.9.: 38,8,
9.9. : 38,8, 10,9.: 38,7 oder 5. 9. 20 : 40,5 Grad; Impfung: 6. 9.,: 37,9,
7.9. : 40,8, &9.: 40,9, 9.9.: 38,7,, 10.9.: 38,9, 11,9.: 38,8, 12.9.:
38,4 oder 18. 9.: 39,0 Grad; Impfung: 19. 9.: 40,6, 20. 9.: 40,8, 21. 9:
40,0, 22.9.: 39,0, 23.9.: 39,0, 24.9.: 38,2, 25.9.: 38,4 Grad. Es
bleibt schwer zu entscheiden, ob sich die rektale Temperatur ge¬
nau dem Thermometer mitteilt und ob der Analverschluß immer
So hermetisch ist, daß die im Mastdarm befindliche Wärme keine
Einbuße erleidet oder ob das Fieber so ganz eigenartige Schwan¬
kungen aufweist. In den 3 Fällen die mit reichlichem Exanthem
und schweren Herzstörungen einhergingen, fiel, die hohe Tempe¬
ratursteigerung nach dem der Impfung folgenden Abfall besonders
auf. Ein künstliche Ansteckung nahm ich dort nicht mehr vor, wo
die Tiere bereits fieberten oder klinisch anderweitig krank, also
offenbar schon infiziert waren.
Wenn ich %jpn Schlüsse den Eindruck des Impfverfahrens
gegen Maul- und Klauenseuche, soweit ich es in meinem Wirkungs¬
kreise verfolgen und beurteilen kann, zusammenfasse und wieder¬
gebe, so geht er dahin: Die subkutane Impfung mit defibriniertem
Rekonvaleszentenblutserum ist, soferne' bei der Gewinnung, Zube¬
reitung und Applikation aseptisch zu Werke gegangen wird, un¬
gefährlich und soweit sich bis jetzt üb ersehen
läßt, auch ohne späteren Nachteil, vielmehr
macht sich in jedem Falle ein Heilerfolg be¬
merkbar. Derselbe äußert sich in dem Ver¬
hüten und Einschränken von lebenbedrohen¬
den klinischen Erscheinungen bei der bösartigen
Form der Maul- und Klauenseuche, so daß sie diesen Charakter
verliert. Dadurch wurde die M»o rtalität, welche
ohne Impf an g hierorts etwa 25% betrug, a.u f
3 % herab g e drückt. Ein Unterschied, den die Temperatur
des Impfstoffes bei der Einverleibung ausübte, bestand nur in-
aoferne, als warmes Material rascher resorbiert wurde, eine sinn¬
fälligere Beeinflussung der Erkrankung war deswegen nicht zu
beobachten.. Was den günstigsten Zeitpunkt zur Gewinnung des
Impfblutea anlangt, so würde, wollte man als Grund für die Ver¬
luste in den Beständen eine unzulängliche Schutzkraft des Impf¬
materials annehmen, Blut vom 12. und 15. Tag nach dem Seuchen¬
ausbruch weniger wirksam sein. Nebenbei sei angefügt, daß die
getöteten Tiere ihrem Gewichte entsprechend 100—150 ccm Serum
injiziert erhielten. Ich halte jedoch dafür und befinde mich damit
auf dem Standpunkte, den viele Kollegen vertreten, daß es auch
Sflti
I
für Impfstoffe Grenzein der Wirksamkeit gibt, die in der patho-
logi8ch-anatomischem Beschaffenheit lebenswichtiger Organe ge¬
steckt sind.
Im übrigen war dich bei dem innerhalb der bereits erwähnten
Zeiträume gewonnenen Blutimpfstoff nicht imstande, c^inen be¬
stimmten Unterschied der Wertigkeit aufzufinden.
Rekonvaleszentenserum vom Rinde erwies sich auch bei Ziegen
und Schweinen in derselben Richtung wirksam, doch traten bei
Ziegen d~4 Wochen nach der Impfung am Halse walnußgroße
Abszesse an den Impfstellen auf.
Nachkrankheiten im Anschlüsse an die Impfung traten bis jetzt
nicht auf.
\ Die Fälle, in denen ich aus bereits erwähnten Gründen nnr
etwa die Hälfte des im Merkblatte empfohlenen Blutquantums ver-
impfen konnte, behielt ich besonders im Auge; weder das klinische
Bild noch die Temperaturkurve zeigten Abnormitäten, in denen
sich die quantitative, Abweichung von der Impfregel zu erkennen
gegeben hätte.
Die mit Rekonvaleszentenmilch geimpften Tiere zeigten in
gleicher Weise wie blutgeimpfte eine unverkennbare Besserung
und raschere Heilung der Krankheiten, auch die Bösartigkeit der
ganzen Seuche war wie gebrochen. Die Impfmenge betrug je nach
Schwere 50—100 ccm. Einmal trat an einer Impfstelle ein faust¬
großer Abszeß auf; außerdem stellte sich unmittelbar nach dem
Abklingen des Exanthems am 7. Krankheitstage bei einer gelb¬
gescheckten fünfjährigen Milchkuh eine sekundäre Mastitis mit
Abszeßbildung ein, die heute noch nicht ganz geheilt ist.
Die kleine Zahl meiner Impfungen erlaubt mir nicht einen
strengen Vergleich der Blut- und Milchimpfungen anzustellen,
immerhin glaube dich beobachtet zu haben, daß den letzteren nicht
die gleiche Schutz- bezw. Heilkraft innewohnt. .
Mischblut, das mit der Vorstellung gesteigerter Wirksamkeit
polyvalenter Sera, zur Benützung kam, scheint diese Eigenschaft
nicht in augenfälliger Form zu besitzen, die damit geimpften Be¬
stände weichen hinsichtlich des Seuchenverlaufes nicht von anderen
ab, umfangreichere künftige Beobachtungen müssen auch diese
Frage klarstellen. Inwieweit dem Impfverfahren rein prophylak¬
tische Bedeutung innewohnt, darüber konnte ich, da ich die Über¬
zeugung habe, daß alle mir untergekommenen Fälle bereits im
Prodromalstadium der Erkrankung standen, keine Erfahrungen
sammeln.
Mag der zum erstenmale im großen Stile ausgeführten Not¬
impfung gegen die bösartige Form der Maul- und Klauenseuche
der eine oder andere Mangel anhaften, soviel steht fest, daß siiie
dem einzelnen Krankheitsfall durch die Eindämmung leben¬
bedrohender Symptome einen harmloseren Verlauf gibt, so daß
die Mortalität auf ein Minimum herabgesetzt wird. Aufgabe der
Forschung ist es, diie Einzelheiten der Impfung wissenschaftlich
klarzustellen und praktisch zu vervollkommnen, damit sie im
Kampfe gegen die Maul- und Klauenseuche künftighin eine scharfe
Waffe wird der Landwirtschaft und damit dem ganzen Volke zum
Nutzen.
Literatur:
1. Schweiz. Arch., 62. Bd., 1920, 10. H., S. 467. — 2. Mittellgn.
d. Ver. bad. Tierärzte, 1920, Nr. 11, S. 81. — 3. TierärztL Rundsch.,
1920, Nr. 33, S. 494. — 4. D. T. W., 1920, Nr. 34, S. 393. — 5: Ibidem,
217
Nr. 31, S. 357. — 6. Ibidem, Nr. 20, S. 228. — 7. M. T. W., Nr. 25,
S. 458. — 8. B. T. W„ 1920, Nr. 41, S. 478. — 9. M. T. W., 1920,
Nr. 38, 8. 681. — 10. Tierärztl. Rundsch.;, 1920, Nr. 42, S. 645. —
11. B. T. W., 1920, Nr. 37, 8. 432. — 12. Tierärztl. Rundsch., 1920,
Nr. 46, S. 714. - 13. D. T. W., 1920, Nr. 36, S. 461. - 14. B. T. W.,
1920, Nr. 39, S. 453i — 15. D. T. W., 1920, Nr. 25, S. 288, u. Nr. 41,
8. 480. — 16. B. T. W., 1920, Nr. 35, 8. 409. — 17. D. T. W., 1920,
Nr. 35, 8.407. — 18. B. T. W., 1920, Nr. 38, S. 443. — 19. M. T. W.,
1920, Nr. 34, 8.609. — 20. Schweiz. Arcli., 62. Bd., 1920, 8.H.,
S; 327. — 21. Ibidem, S. 332. — 22. D. T. W., 1920, Nr. 34, S. 393. —
23. M.T. W., 1920, Nr. 35, S. 633. — 24. Ibidem, Nr. 33,, 8. 385. —
25. Ibidem, Nr. 30, 8. 537. — 26. Ibidem, Nr. 30, S. 541. — 27. Ibid.,
Nr. 39, 8. 697. — 28. Ibidem, Nr. 49. 8. 865. — 29. B. T. W., Nr. 42,
9.489. — 30. Tierärztl. Rundsch., 1920. Nr. 47, S. 736. — 31. D.T.W.,
1920, Nr. 38, S. 448. — 32. Tierärztl. Rundsch., 1921, Nr. 1, 8. 3. —
33. M. T. W., 1920, Nr. 45, S: 793. — 34. Ibidem, Nr. 40, 8. 713. —
35. B. T. W., 1920, Nr. 36, 8. 420.
Beiträge zur Prophylaxe and Therapie der Maul-
nnd Klauenseuche. (Fortsetzung)
Von,Veterinärrat W. Pschorr, München.
Über kupferhaltige Arzneimittel gegen Maul- und' Klauen¬
seuche liegen zwei Gutachten vor.
1. 8 p a 11 in:
Die Firma Hamschke & 8 prügel in Leipzig brachte Anfang
Januar 1912 ein Arzneimittel heraus, das sie mit dem Namen
„Spaltin“ belegte und das nach Angaben der Firma „zwecks Schutz-'
nachsuchung dem Kaiserlichen Patentamt in Berlin überwiesen“
wurde. Es soll ein „rapid“ wirkendes Heilmittel sein, das in be¬
stimmter Mischung und Behandlung den Erreger der Maul- und
Klauenseuche durch „einfaches Einpinseln der erkrankten Hufe“
sofort abtötet. Der Erfolg tritt sofort ein, selbst schwer erkrankte
Tiere, die nicht mehr fähig zum Stehen und deren Hufe nahe am
Ausschuhen waren, wurden binnen 3 Tagen soweit zur Gesundung
gebracht, daß sie stehen und ihr Futter wie üblich zu sich nehmen
konnten.“ Es ist auch ein Vorbeugemittel, wenn alle auf dem
Gehöfte vorhandenen Zweihufer gleichzeitig behandelt werden;
auch eine Verschleppung durch Viehtransporte ist ausgeschlossen,
wenn die zu transportierenden Tilere vor dem Versand mit Spaltin
behandelt werden; die Flasche kostete 12 Mk. Die Firma hatte
1912 dem Staatsministerium des Innern auch vier Zeugnisse über
den guten Erfolg des Spaltin vorgelegt. Eines davon stammte an¬
geblich von einem Tierarzte, der sich eilnes Urteils über die Wir¬
kungsweise des Spaltins enthalten hatte. Das Staatsministerium
des Innern trat nun dem Spaltin näher. Nach dem vorgelegten Be¬
richt des „Chem. Laboratoriums für technisch - hygienische und
Nahrungsmitteluntersuchung, Leipzig, gez. Dr. Wirth“ vom 31. Ja¬
nuar 1912 und den eigenen Angaben der Finna handelt es sich bei
dem Mittel „Spaltin“ um eine stark sauer reagierende Flüssigkeit
mit dem spezifischen Gewicht 1,032, die einen Gehalt an festen
Stoffen von 3,83 % und an Mineralstoffen von 1,75 % aufweist. Die
festem Stoffe enthalten in der Hauptsache Kupfer, gebunden an
Essigsäure und Schwefelsäure. Außerdem sind vorhanden Eisen
in geringer Menge, Salpetersäure, SalraiaJc, Kampher, Alkohol und
Wasser.
Wir haben es hier demnach in erster Linie mit dem neutralen
Cupriacetat, mit Cuprisulfat und salpetersaurem Eisen zu tun.
Das neutrale Cupriacetat (neutrales essigsaures Kupfer — Grün¬
span) war früher in diu Pharniacopoea Germ, aufgenommen; es stellt
ein Kunstprodukt dar, das fao^ mä ßj g durch Auflösen von echtem
Grünspan (d. 1 . basisches Kupfera^ tat ) in Essigsäure und kristalli¬
sieren lassen gewonnen wird. Der ecn^ Grünspan stellt ein a ltesHeil-
miittel dar. Seine örtlicheWirkung ist * Hllich der des Kupfersulfates.
In der Veterinärmedizin fand es früher ;ls Ätzmittel (besonders aU
Kluppenmasse) bei starker Eiterung, u^ iger Granulation häufig
Verwendung und zwar meist in Form dei sogen Agyptiaksalbe.
Eiln weiterer Bestandteil des Spaltip ist das Cuprisulfat das auch
im Deutschen Arzneibuch enthalten ist. Diesej urchsich ’ tig b ia uen
Kristalle wirken örtlich durch BiMung von Kujlfa., j bum { nat a tzettd
und in Lösung, wie hier adstringierend, wobei anzdi,_j Cbnen j s ^
infolge Vorhandenseins der anorganischen Salpete^ 1 re zu .
sammenziehende Wirkung keine zu geringe ist.
bildung.)
Über die desinfektorische Kraft des Kupferaceta%^ n< j jes
Kupfersulfat wäre nach den Untersuchungen von Gre^«) 1 ^,
gendes zu sagen:
Objekt
Salzlösung '
AbgetöteÄ
Stundend
(
Cholera (Bouillon-
2V* 0 /« Kupferacetat
2
Kultur)
2 V*®/» „ sulfat
8
Typhus (Bouillon-
2*/»•/• Kupferacetat ,
2
Kultur)
2 l /t°/o „ sulfat
nach einem Tag
Staphylococcen
2V* 0 /» Kupferacetat
5
(Bouillon-Kultur)
2 V*% „ sulfat
1 Tag
Diese Kupfersalze sind in eiweißreichen Lösungen nicht wirk¬
sam, weil unlösliche Eiweißverbindungen entstehen.
Auf Veranlassung der Regierung von Mittelfranken haben im
Jahre 1912 Bezirkstierarzt Bernhard in Hilpoltstein u£|d Di¬
striktstierarzt Ditthorn in Dilnkelsbühl Versuche mit Smaltin
angestellt. Wegen des beschränkten Seuchenstandes in den\S®-
nannten Bezirken blieb die Anwendung auf wenige Bestände ^be¬
schränkt. Im Bezirke Erlangen scheiterte die Vornahme von Ver¬
suchen an dem Widerstande der Bevölkerung. Neben dem bisher
besprochenen ,.Spaltin“, das in unverdünntem Zustande zur Be^
Pinselung der Klauen Verwendung findet, taucht nun plötzlich ein \
zweites, gleichzeitig anzuwendendes innerliches Mittel mit dem
Namen „Lippol“ auf, das bei Applikation mit Wasser verdünnt ■>
werden muß. ,
Da über „Lippol“ keine Zusammensetzung angegeben ist, wer- j
den nur die Versuche mit „Spaltiiin“ näher beleuchtet werden. 1
Nach Ditthorn setzten die Tiere dem Auspinseln der Klauen j
mit Spaltin so energischen Widerstand entgegen, daß die betreffen- ;
den Tierbesitzer die weitere Behandlung aufgaben, Im Bezirke
Nach C r o n e r a. a, O.
219
Hilpoltstein wurde das Spaltin von den Tierbositzem etwas lieber
ängewendet und wollen 2 Landwirte' eine raschere"Abheilung der
Klauengeschwüre wie sonst zufolge der Anwendung dieses Mittels
gesehen haben. Da. jedoch beit keinem der in Behandlung genom¬
menen Tiere erhebliche .Defekte oder Entzündungsherde an den
Klauen sich gebildet hatten, ist auch hier der Erfrlg des Mittels
nicht sichergestellt.
Di© Regierung von Mittelfrankeny schließt den an das Staats¬
ministerium des Innern gerichteten Bericht mit den Worten:
.\Trotz der geringen Zahl der angestellten Versuche kann "in An¬
betracht des Versuchsergebniisses das Urteil abgegeben werden,
daß den von der eingangs genannten Firma an gebotenen Mitteln
eine spezifische Heilwirkung bei Maul- und Klauenseuche nicht zu¬
kommt und daß ep schon mit Rücksicht auf den hohen Preis (12 Mk.
für je eine Flasche „Lippol“ und „Spaltin“) nicht angezeigt er¬
scheint, den Landwirten zu diesen in ihrer Wirkung zweifelhaften
Mitteln zu raten“» Da der hauptsächste Bestandteil dieses angeb¬
lichen Heilmittels aus Grünspan besteht, ist zu berücksichtigen,
daß hier ein giftiges Mittel vorliegt, durch das, sei es durch Lecken
oder auf resorptivem Wege akute Kupfervergiftungen hervorge¬
rufen werden können. Die Erscheinungen sind beim Tiere zu¬
nächst düe des Erbrechens, dann einer Gastro-Entcritis, im wei¬
teren Verläufe Schwächezustände, Anästhesie und kleiner, draht¬
förmiger, verlangsamter Puls. Letzteres Symptom ist im Zusammen¬
hang mit der früher erwähnten Beeinflussung der Herzmuskulatur
f erade bei Maul- und Klauenseuche besonders beachtlich. x Das
paltin ist demnach auf Grund seiner pharmakologischen und toxi¬
kologischen Eigenschaften, sowie im Hinblick auf die negativen
Versuchsergebnisse als Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche
nicht nur nicht tu empfehlen, sondern zu widerraten«
Spaltin darf nur in Apothekecn feilgehalten werden (Verord-
- nung vom 22. Oktober 1901 — RGBl. S. 380) und ist dem freien
Verkaufe entzogen. (Fortsetzung folgt.)
i
Referate.
luttMs* and Autaltab#rieht«.
Oberst Ehrhardt, Kommandant d.Territorial-Pferde-
kuranstaltKr.2: Generalbericht über die Territorial-Pferde-
kuranstalt. (Schweizer Archiv f. Tierheilkunde, LXIL Bd.,
1920, Heft 5 u. 6, S. 179.) ,
In dem Berichte, der einen Einblick in die mustergültige Or¬
ganisation des Schweizer Militärveterinärwesens, das. frei von jeder
unberufenen Bevormundung sich entwickelt hat, gibt, wird die
Tätigkeit der Kuranstalt Nr. 2, die zuerst in Zug, später in Zürich
etabliert war, in der Zeit vom 9. August 1914 bis 10. Februar 1919
veröffentlicht. Aus dem reichen wissenschaftlichen Inhalt der Ar-
beit, die für jeden Kollelgen lehrreich ist, seien nur einzelne Be-
Sonderheiten herausgegriffen. Im Kapitel, welches die Fütterung
behandelt, werden bezüglich der Melasse als Haferersatz die glei¬
chen. Erfahrungen mitgeteilt, die bei unserer Armee gesammelt
wurden, daß sie leicht verdirbt und häufig Verdauungsstörungen
veranlaßt; Johannisbrot, das zu gleichem Zwecke geschrotet dem
Hafer beigemischt wurde, nahmen die Pferde sehr ungern, sein
Ifyt?wert war zweifelhaft, Auch alle Arten von Blutfutterpräpa-
220
raten erwiesen sich wenig brauchbar, sie werden ungerpe ge¬
fressen und zersetzen sich bei nicht ganz trockener Aufbewahrung
rasch. Hingegen zeigte sich bei einem groß durchgeführten Fütte-
rungsversuch der getrocknete Süßobsttrester als vorzüglicher Hafer¬
ersatz. Bei heruntergekommenen, unterernährten Pferden brachten
Haferzulagen mit Mais und Leinkuchenmehl — pro Pferd und Tag
1% Kilo auf 3 -Futterzeiten verteilt — guten und raschen Erfolg.
Der Gesamt - Patientenbestand betrug 6654 Pferde
und Maultiere, hiervon wurden 5787 = 87,0 % als gebeilt bezw.
arbeitsfähig abgegeben, 257 = 3,9 % kamen an das Tierspital Zürich
‘ zwecks Operation, 372 = 5,6 % wurden geschlachtet, 72 = 1,0 %
sind utngestaüden und 166 = 2,5 % wurden ausrangiert und' ver¬
steigert.
Aus den Kapiteln über die einzelnen Krankheitsformen
verdient das eine oder aridere besondere Erwähnung. Bei der
Brust souche wurde, abgesehen von der seuchenpolizeüichen
Bekämpfung, die sich in vielen Punkteai mit der unserigen deckt,
erfolgreicher Gebrauch von endovenöseu Infusionen von Salvarsan
und Novarsenobenzol gemacht; zu bezweifeln ist nach den Er¬
fahrungen mit dieser Therapie, ob die Nachkrankheiten behoben
werden, denn sowohl Sehnen- wie Augenmetastasen wurden beob¬
achtet. In Fällen von Druse, deren Verlauf ein abnormaler war,
famd das Druseseruin Esurdin mit gutem Erfolg Verwendung. Hin¬
sichtlich der Tetanus - Behandlung wird T.-Antitoxin gelobt,
dem Magnesiumsulfat hingegen jeder therapeutischer Effekt abge¬
sprochen. 74 Fälle von perniziöser Anämie, die unserer
infektiösen Anämie entspricht, endeten letal oder kamen vor dem
natürlichen Ableben zur Schlachtung, möglicherweise hat die
Futterknappheit' Ln den Jahren 1917 und 1918 eine Steigerung der
Krankheit bedingt. In der Mehrzahl der Sektionen wurden keine
Gastruslarven gefunden, so daß die Seyderhelmsche Hypothese für
die Entstehung der Erkrankung kaum zutreffend sein kann. Mit
den Arsenikpräparaten Atoxyl und Salvarsan wurde zweifellos eine
Erleichterung des Leidens erzielt, ein durchschlagender Heilerfolg
konnte aber nicht erreicht werden. Die Respirations¬
katarrhe, welche besonders im ersten Kriegsjahre geliäuft
auftraten, geben keinen berechtigten Verdacht auf eine Analogie
mit der menschlichen Grippe, die Höhe der Grippeepidemie bei den
Mannschaften fällt mit dem niedrigsten Stand an Respirations-
katarrhen bei den Pferden zusammen. Beim Lungenemphy-
s e m, dessen Gesamtzugänge 203 Fälle = 3.05 % betrugen, belief
sich die durchschnittliche Minderwertsabschätzung, welche aus dem
Fehler erwuchs, 30 %. Mit der Arsenik- und Strychninbehandlung
gelang es nach mehrwöchentlicher Durchführung eine Besserung
des Leidens, nie aber eine Heilung heibeizuführen. Fibrolysin ver¬
sagte gänzlich, einige Fälle verschlimmerten sich daraufhin derart,
daß sie zur Notschlachtung führten. Die besten Erfolge wurden
durch wochenlangen Heuentzug und Strohfütterung, gute Lüftung
des Stalles und nicht zu schwere Arbeit erreicht. Bei 102 Fällen
von Gastro-Enteritis, die hauptsächlich chronischer Natur
waren und bei denen eine Ursache mit Ausnahme einiger fanatischer
Köpper fast nicht nachweisbar war, brachte Bolus alba und ent¬
sprechende Diät gute Resultate, Kohlepräparate ließen die ange-
priesene Wirkung nicht feststellein. Unter den Augenkr-ank-
h e i t e n, die 2,4 % der Gesamterkrankungen ausmachten, war
eiue beträchtliche Anzahl von Fällen der periodischen Augen-
tkünduagund des-: graue« Stares, die Mehrzahl der betreffende»
[beidenAugen mit 30-^-55 % Minderwertsschätzung zac Ausmuste-.'
5 .rang. Mit-Steigerung der Unterernährung mehrten sieh auch die
I Fälle von Verla u s an g, insbesondere in der kalten Jahreszeit;
gut bewährte' sich die wöchentlich einmal vorgenommene Ein¬
reibung mit einer-Salbe aus Hydrarg. einer, und Vaseliln 3:1 am.
'Sehopi, Mähne und, Schweifansatz, am radikalten, gegen das Unge-,
aiefer erwies sich diq später bekannt gewordene Gasbehandlung
^ .mit SO»; diese Therapie war auch gegen die Räude milben am
| ^wirksamsten und einfachsten, natürlich mußte auch das gesamte
F; /Zubehör und die Stallung entsprechend desinfiziert werden,'''für
r, -Kopf und Halsteil des Pferdes wurde 5 %ige Schwefelsalbe mit
f ‘./Vorteil gebraucht. 1 Die operative Behandlung von Widerriat-
; 4xhäden bleibt nach den Erfahrungeh der Kuranstalt einem
^ eblchen Institut Vorbehalten, beil der Truppe sollte sie vermieden
f werden, da sie zu gelten zum Ziele führt. Bei den Gelenk«-
r .^rund Kno.e h e nerkrankungen ist die Kaltwasserbehandlung fast
' /-IrnHständig ausgeschaltet worden. In 93 Fällen von Podotrochilitis
t Wärv.dä die.Neurektomie grundsätzlich verweigert wurde, der Heil-
’ vÄerfolg gering, ein großer Teil der Patienten wurde mit 10—15 %
■:: Minderwert ausranlgiert. Me.
£'± Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
- // ‘ Verband der Freiberufstierärzte Bayerns.*!
v . In der Verfügung des Staatsministerliums des Innern vom
• . 9 O. Oktober 1920, welche in der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“
^‘ Jfr. 8 vom 22. Februar 1921 (Seite 147) wliledergegeben ist, heißt
es im Abschnitt 5 Satz 2:
„Es würde jedoch keine Erinnerunlg dagegen erhoben werden,
>; ; wenn der Landesausschuß in der Zusammensetzung seiner Mit-
•». > Glieder eine'Änderung erfahren würde.“
Dieser Satz birgt mehr in sieh, als der Leser glaubt, und kann
■ hür in seiner Genese voll erfaßt werden. Diese lilst folgende:
W \ V Beseelt von dem Willen, den Frieden im Stande herzustellen
. und eine ordentliche Standes Vertretung zu gewinnen, welche allen
gerecht werden könnte, haben die zwei Vorsitzenden des Ver¬
bandes beim Ministerialreferenten (sic!) Herrn Ministerialrat Dr.
? Gasteiger und Herrn Veterinärrat Dr. P s c h 0 r r am 3. Sep¬
tember 1920 vorgesprochen. Sie. fragten an, ob es möglich wäre,
y f ein paritätisches Provisorium aus den drei Berufs gruppenörgani-
ij. «ationen an die Stelle dies Landesausschusses zu setzen. Die ge-
i »ahnten Herren erklärten dies wohl für möglich unter Belassung
der Kreisvereine, denn das Staatsministerium des Innern könne
für sich jede von den Tierärzten präsentierte Standesvertretung
als solche anerkennen. Es war also noch die Zustimmung der zweS
anderen Berufsgruppenorganisatiionen zu erholen, was die Ver¬
treter dei- Freiberufstierärzte in deir Sitzung vom 21. November
.. *) Vorstehender Artikel wurde uns unter Berufung auf das
Pressegesetz als Antwort auf den einschlägigen Artikel des Herrn
Bezirkstierarzt Groll In Nr. 8 unserer Wochenschrift übersandt.
Nun ist zwar § 11 des Preßgesetzes hier nicht einschlägig, allein di©
Schriftleitung hat natürlich keine Verain las s\ing der gewünschten
■Erwiderung die Aufnahme zu versagen,
Qtp . ■
-j.
222
1920 leider vergeblich versuchten unter klarer Darlegung''obigen
Sachverhaltes.
Von Seite der Freibeirufstierärzte wurde also nichts behauptet,
was etwa nicht stimmen könnte, wie man (nach Münch. Tierärztl.
Wochenschrift Nr*8, S. 146 untern) wohl glauben machen möchte.
Ja die Idee der etwaigen Substitution des Laodesausschusses durch
das gesamte paritätische Provisorium ging sogar von Dr. Pschorr
selbst aus. Von einer „Erzwingung der Auflösung unter allen Um¬
ständen“ oder gar von einer „Gewaltpolitik“ kann also gar keine
Bede sefin.
Der Forderurig der Vertreter der Staatstierärzte, eine Ände-
rtfng des Landesaussc-husses durch Eintritt in die Kreisvereine her¬
beizuführen, konnten die Freiberufstierärzte allerdings nicht bei¬
stimmen, da der Verband seit selibem ersten Verbandstage am
129. Februar 1920 den Landesausschuß und die Kreisvereine als
Standes Vertretung öffentlich ablehnt. Es ist dies die
logische Auswirkung der auf dem Bamberger Tierärztetag aufge¬
stellten Forderung der erdrückenden Mehrzahl der bayerischen
und der übrigen deutschen Tierärzte, daß in Zukunft die Standes-
polttik aus den „gemischten Vereinen“ genommen und in'die Be¬
rufs gruppen Organisationen verlegt werden soll.
Diese Mehrheitsforderung wird in Bayern seit Jahr und Tag
von einer Minderheit unterdrückt und man kann diesbezüglich mit
Fug und Recht von einer „Gewaltpolitik“ sprechen. Sie alledb trägt
auch letzten Endes die Verantwortung für die Zerfahrenheit und
Verbitterung in der bayerischen Tierärzteschaft. 'Selbst die Stabi¬
lisierung und das Erstarken des Verbandes wird von jener Seite
gehemmt. Dies beweist am besten die geradezu unfaire Werberei.
welche aus den Reihen des Vereins der Staatstierärzte heraus bei
Verbandsmitglüedem betrieben wird. Um die Aufnahme von prak¬
tischen und Distriktstierärzten in den Verein der Staatstierärzte
verständlicher zu machen, bediient man sich ja neuerlich der faz¬
inösen Bezeichnung „Staatsdienstanwärter“. Mancher wird wohl
auc.h dort zeitlebens so ein „Anwärter“ bletiiben. Jedenfalls wird
man diesseits diesem Punkte besondere Aufmerksamkeit zuwenden.
Letzten Endes läuft all das hinaus auf den Versuch, den Ver¬
band der Freiberufstierärzte zu sprengen. Wer aufmerksam die
Standespolitülk in der Presse verfolgt hat, dem wird ein gleiches
Attentat von gleicher Seite auf die Landesgruppe Bayern im Reichs-
verbande der deutschen Schlachthof- und Gerneindetierärzte nicht
entgan/gen sein.
München, de 7. März 1921. *
Dr. Pfeiffer, II. Vorsitzender.
Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates.
Abstimmung in Obers c hlcsien.
Die Geschäftsstelle hat nachfolgendes Schreiben erhalten, wel¬
ches so schnell wie möglich zur Veröffentlichung an die Zeitschriften
wettergegeben wird:
„Breslau 1, Graupen« tr. 6/10, den 26. Febrüar 1921.
An die Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrats, z. Hd. des
Herrn Tierarzt Bach, Friedenau-Berlin, Südwestkorso 10.
Eine große Anzahl von Tierärzten, die in Oberschlesien ge¬
boren sind, wohnen iw Reiche und würden ihrer vaterländischen
Pflicht, m Oberschlesien abzustimmfen, gern nachkornmen, wenn
geeignete und kostenfreie Vertretung für sie gestellt werden
könnte. Wir ersuchen ergebenst, gefälligst eine generelle Rege¬
lung der Vertretung der Herren Tierärzte im dortigen Bereiche
in die Wege leiten zu. wollen, um das Ziel, möglichst viel deutsche
Abst imm ungsberechtigte nach Oberschlesien entsenden zu kön¬
nen, zu erreichen.
Der ärztliche Bezirksvereiln. in Nürnberg hat sich auf Er¬
suchen unserer Landesgruppe Bayern in dankenswerter Weise
Weise bereit erklärt, für die zur Abstimmung nach Oberschlesien
fahrenden Ärzte die unentgeltliche Vertretung zu stellen und
die eventuellen Inäerate- usw. Kosten zu tragen.
Für eine gleiche, wohlwollende Behandlung unserer Bitte
wären wir im Interesse der oberschlesischen Sach# sehr dank¬
bar und ersuchen um baldgefällige diesbezügliche Nachricht.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Vereinigte Verbände heimattreuer Oberschlesüer, Direktion 4.
Dr. Knauer, Seminardirektor;“
Die Geschäftsstelle würde es übernehmen, Angebote und Nach¬
fragen für unentgeltliche Vertretung *zu vermitteln. Noch schneller
und sicherer ist jedoch vielleicht der Weg, im direkten InsertiJons-
verfähren darauf hinzuweisen, daß es sich um Vertretung wegen
der Abstimmung handelt. Auch die Vertretung der Ab¬
stimmenden innerhalb der einzelnen Bezirke ihrer Ansässigkeit, die
das Schreiben erwähnt, dürfte ein praktischer Weg sein. Kollegiale
Denkweise und vaterländische Auffassung werden hier am besten
Rat für "eine hohe Aufgabe schaffen.
Berlin-Friedenäu, Südwestkorso 10/11, 28. Februar 1921.
Dr. B a p h.
Verschiedenes.
In der Sitzung der Apothekerkammer von Oberbayern am
15. Dfezember 1920 wurde bei Besprechung des Punktes 5 bezüg¬
lich ärztlicher Handapotheken und Dispensier¬
recht der Tierärzte von dem Vorsitzenden folgende Ent¬
schließung in Vorlage gebracht und einstimmig angenommen:
„Ausübung ärztlicher Praxis einerseits und Arzneiversorgung
andererseits sind in ihrer Art grundverschieden, weshalb t «ine
strenge Scheidung dieser beiden heterogenen Gebiete im Interesse
des allgemeinen Volkswohles erforderlich ist. Abgesehen von ver¬
einzelten Fällen, in welchen die Abgabe der Arznei durch den Arzt
offensichtlich geboten erscheint, soll und muß . die Arzneidispen¬
sation ein unantastbares Reservat der Apotheke bleiben. Infolge-
dessen stellen wiir an die Regierung das dringende Ersuchen, neue
ärztliche Handapotheken nicht mehr zu bewilligen, die vorhan¬
denen, allmählich abzubauen und das Dispensierrecht der
Tierärzte aufzuheben bezw. auf das Mindestmaß absoluter
Notwendigkeit einzuschränken, jedenfalls aber überall dort zu
versagen, wo Apotheken bestehen oder leicht erreichbar sind.“
(Nr. 103 d..„Südd. Apotheker-Ztg.“) P.
Wissenschaft In Frankreich.
Unter welchen Verhältnissen der deutsche wissenschaftliche
Verlag naeh dem Kriege arbeitet zeigt der folgende, aus dem
Französischen wörtlich ins Deutsche übersetzte Brief, den der
224
Verlag Teubner in Leipzig von seinem Pariser Geschäfts¬
freund erhielt: „Mein Herr! Herr Albert Gau thier-Villars ist am
14. Juli 1918 an der französischen Front gestorben als Artillerie-
hauptmann, während er nach Mitteln suchte, uni die deutschen"
Batterien zu zerstören, die auf weite Entfernung so grausam (sau¬
vagement) Paris zu zerstören suchten. Indem ich die Leitung des
Hauses im Oktober 1918 übernommen habe, beabsichtige ich, in
keine andere Geschäftsverbindung mit Ihnen zu treten als die, die
Angelegenheit der Enzyklopädie der mathematischen Wissen¬
schaften zu liquidieren. Kein französischerGelehrter
Ls t bereit, mit deutschen Gelehrten zusammen-
zuarbeilen, und niemand bei uns wünscht die Fortsetzung
der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften, die im üb¬
rigen als außerordentlich parteiisch zugunsten der deutschen
Wissenschaft angesehen wird. Ich bitte Sie daher, mir den ge¬
nauen Auszug der Beträge zu senden, die Sie mir schulden, und
der Beträge, von denen Sie glauben, daß ich Siie Ihnen schulde.
Ich werde diese Auszüge prüfen, wir werden zweifellos dahin ge¬
langen, uns über eine Endziffer zu einigen; wir werden die Rech¬
nungen begleichen, und ich werde den Vertrag, der uns vor dem
Krieg in Betreff der Enzyklopädie verband, als gelöst ansehen.
Ich betrachte nicht als unmöglich, gegenwärtig mit Ihnen geschäft¬
liche Beziehungen zu haben — Sie werden Bücher von mir ver¬
kaufen und ich werde Bücher von Ihnen verkaufen, denn ich er¬
öffne in Paris eine große Niederlage ausländischer wissenschaft¬
licher Literatur, aber ich wünsche, daß es kein Zusammenarbeiten
zwischen uns für Ausgaben irgendwelcher Art gibt. Um meine Zeit
zu sparen, bitte ich Siie, Ihre Briefe auf französisch abfassen zu
lassen, [.jeder auf deutsch geschriebene Brief
wird ohne Antwort bleiben. Genehmigen Sie usw. ...
gezeichnet Andre Ducret, Direoteur-Görant de la Maison d’Edition
Gauthier-Villars et Cie.“ (Aus den „Südd. Monatsheften“.)
Ernennung«
. Zum Vorstand des Württembergischen Tierärztlichen L&ndes-
untersuchungsamts ist Ministerialrat, Geheimrat Prof. Dr. von
Ostertag ernannt worden. — Veterinär-Inspektor, Generalveterinär
Br. Gramm lieh ist zum außerordentlichen Mitgliede des Landes¬
veterinäramts ernannt worden.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Staatliche oder private Hengsthaltung in der Landeepferdezucht?
(Stellungnahme des Landesverbandes säch¬
sischer Pferdezüchter. r
Zuchtdirektor Mommsen in Halle a. S. verbreitet sich in
einer längeren Abhandlung über die die Züchterkreise besonders
interessierende Frage „Staatliche oder privateHengs.t-
haltung in der Landespferdezucli t ?“ Der genannte
Fachmann kommt dabei zu dem Schlüsse, daß die privat- und ge¬
nossenschaftliche Hengsthaltung einer staatlichen Hengsthaltung
vorzuziehen sei. Wenn von Vertretern der staatlichen Hengst¬
haltung versichert werde, daß es schon deshalb wünschenswert
sei, die Hengsthaltung in einer, und zwar in staatlicher Hand zu
behalten, um die Preise für die Hengste nicht allzu hoch steigen
zu lassen, so sei das eine Auffassung über die Mittel zur För(le*
V
- 4:
Wag cW Pferdezucht, fffir die mähkönne.
i Man könne eine Zuchtbestrebung nicht 1 dadurch fördern uiid unter-
».. stützen, daß mui bestrebt sei, di© Preise für die Produkte dieser
Zucht. möglichst-niedrig zu halten. Auskömmliche Preise waren
»och immer das beste und durchgreifendste Förderungsmittel für
i jede Zuchtbestrdbung. Dieses Förderungsmittel auszuschalten, nur
in dem Zweck, um für die planlose Produktion Vatertiere mit mög¬
lichst niedrigem Deckgeld zur Verfügung stellen zu können« sei
so abwegig, daß darin für unsere-Zuchtbestrebungen eine wirk-
[ lache und große Gefahr zu erblicken sei. Wer in der Zujbht, und
hier insbesondere in der belgischen Pferdezucht, ie zu arbeiten
gehabt habe, der werde nicht verkennen können, daß gerade in
der Bewilligung von hohen Deckgeldern seitens der'Züchter die
größte Überlegenheit des Mutterlandes Belgien und auch anderer
i.' Linder uns gegenüber gelegen hat. Für den einzelnen sei die
fi Beckgeldfrage keineswegs irgendwie ausschlaggebend für die
ji Rentabilität seiner Zucht. Für die Vatertierfrage und damit für
i, die Landeszucht sei das Deckgeld aber die Lebensfrage,, und jedes
‘‘' Bestreben, das dahin gehe, möglichst niedriges Deckgeld zu
v schaffen, werde stets mit dem Übel verbunden sein, geringwertiges
.. Tatertiermaterial aufzustellen und damit den Fortschritt der Zucht
s.« untergraben., Es sei deshalb zu überlegen, ob es nicht an* der
Zeit sei, sich ernstlich mit der Frage zu beschäftigen, ob unter
? heutigen Verhältnissen, wo die Remontezucht nicht mehr in Frage
r . kommt, es nicht zweckmäßiger- erscheint, die staatliche Hengst-
i h&hung einzuschränken, anstatt sie auszudehnen und in ihr dem
Staate einen sehr kostspieligen Apparat zu schaffen, der dem Fort-
aphritt* unserer Zeit nichts nütze, sondern schade. — Hierzu hat
och der Landesverband sächsischer Pferdezüch-
ter folgendermaßen, geäußert: De!r Kernpunkt der Ausführungen
£ des- Zuchtdirektors Mommsen, die „Überführung der Kaltblut-
■* bucht in, die Privatpflege“, ist auch für die sächsischen Verhält-
hisse, durchaus zutreffend, wenn auch die pferdezüchterischen
* Grundlagen vielfach anders geartet sind und die, Befolgung von
l zwei Zuchtzielen im Freistaat Sachsen schwieriger ist als in 1 der
Provinz Sachsen. Die Nachteile der staatlichen Haltung von Kalt-
„ fbluthengsten in Sachsen sind von den maßgebenden Stellen längst
ln ihrer ganzen Tragweite, richtig erkannt worden. Schon seit
Jahren hat das Landstallamt immer wieder, darauf hingewiesen,
daß eine Teilung der’Pferdezucht wünschenswert ist, ‘ und auch
.. das Ministerium und der Landeskulturrat haben dieser Aufassung
- voll und ganz beigepflichtet. Von einzelnen sächsischen Züchtern
■ sind auch bereits erfreuliche Anfänge zur Teilung der beiden
,v Zuchtrichtungen durch Gründung von Genossenschaften für Kalt-
blutpferde und durch Aufstellung von Kaltbluthengsten gemacht
'i-, worden. Es kann den Züchtern die zur Kaltblutzucht übergehen
{^•Wollen, nur geraten werden, auf diesem bereits beschrittenenWege
'^Weiter fortzuschreiten, um durch den Zusammenschluß mit ver¬
einten Kräften das erstrebte Ziel allmählich zu erreichen. Aus
dem gleichen Grunde ist es auch dringend zu empfehlen, daß sich
die bereits bestehendenoder noch zu gründenden Zuchtvereini-
(jgtmgen dem kürzlich beim Landeskultürrat gegründeten „Landes-
verband sächsischer Pferdjezüchter“ anschließen., Der , ehemalige
Sächsische Landstallmeister Graf-zu Münster ist als geschäfts-
... .führendes Vorstandsmitglied gewählt worden. • S. M.
PH
m
*
D
e
H
h-*
iS
a
s
s.
ET
■--
E
B
o'
tr
■o ■
©
p.
o
c-
m
©
H
o*
©
P
s
^5
©
I
a
©
to co 03
<T> O 00 *— c* ^
5 5 's N N 3 p
Oesamtsuonne:
cpc-SBfCC^OWO
-O 33 jr • O - C - jj«* ^* CT
+ -i ^3 *c ^ rr
Sf 2 2 s * sr4
3 3 S t- ^ ®
w w* ? ^3
2 33 2 3
to to CO CC •-* *— ^
H ^ c OO CI
ü< ^ o ^ y' tc w
149
^|awMMhi|3K)
h-005Ü , 4i*^lC^I
+ n + i i i
M ^ K
03 >-* ** 4-'0 03 O
l
+ 1 1 1 ! 1 1 1
CGCG*— IO
CÖ 05 05 CG CO ^
00 «*J 03 co >— C« co
03 O« -4 00 O C -1
O CC CC 4^ -1
697
— *- CG
O 4^ O) CJ» Ü» C KJ
t0 03 + 4*03K*^0
NIMM
00 03 00 Ci
05 H QO 0C -1 C OG
t5KOi?5"JOO
—280
+ 1 1 ! 1 1 1 1
- CO IG ü’ 4^ H 4^ G
^CnG04-Ü’GC + +
CT» CG *X> *— 03 QC +*•
tn Oj C c GO O' tc
- H-OtCQ0
-^1 4~ tG tG CO ^ CO
to
4*
CO
4»* M* ►— h-*> 4»- 4* CD
M- 4ü IO 4^ CD 4* -J
05^0^^05 0’^
IM II 1 1
03 C* C -1 00 Ü» 4^
+- CD Ci ^ *—*> IG IG
03 O <00 Q O OC 03
Q0 03 CG O 03 QC CG
— 1798
— 478
— 403
90
— 183
— 276
— 94
— 180
— 94
Cno3M-
O CS O 1 *-*
4** 03 0>i 03 CC CH
4*
1 K 1 1 IG + C5 r-
NIMM
►—* H - *
CG CO 4*> CD tC 03
00 •— 00 CG i— -3 M
•
II1 . 1++1
m* 4- rc to + + tc
CD O» 4- 03 LG
•X) OO IO C Ö5 K
XtCC^Ü'OtO^I
IO
CO
03 i i— 1 i 1 03 O« 1
1 1 1 1 1 1 1
H* H-. H-h h-h h-i
03 CD •*□ 03 CG 03 4*-
t0C5^OÜ«G0^
+
CJ1
+ + 1 + 1
« « •
>—*
03 *— 03 03 CG
—* Hk
tO 4- o co to
CD 05 »4 C3 4- CC 4-
CD CO C 4^ K -.1 c:
4»
o
(-* i 03 IG 4-* 1 LC 00
+ 1 1 1 1 1 1
CJ' 03 —1 ►— 1 ►—*“
Qi OD C H- tO Ü 1 4^
C500C3 00Ff*H
1
o>
1 1 1 . + 1 + 1
CG 03 CG 4^ IG 05
C ;* 4- 4** M- M-
-J KJ 4- CD O OHO
^1 CG O Ü« 03 CC 4*-
CO
4**
CG 1 tG IG LG 03 *— CG
+ 1 + 1 1 1 1
CC
03 O’ M> J- ec C3* tc
O' Ü' 00 ü\ CG M* 00
•
1 + , ++ 1 1
H* LC IC 03 CG 4**
M
9
9 *
*5
i C
*e o
A«l
■
•
In der
<
Berichtszeit |
©
zl
Im Vergleich !
n £,
zur Vor¬
X* c
berichtszeit*) !
CD 3
S
Abnahme —
■-
Zunahme +
In der
O
Berichtszeit
9
< I
B
»
i
Im Vergleich
»
p
w i
rfc
zur Vor¬
o.
B
Q.
berichtszeit*)
ct>
p
Abnahme —
Zunabme +
In der
Berichtszeit
o
o
er
lm Vergleich !
C:
55
zur Vor¬
(9
berichtszeit*) i
*
•
Abnahme— 1
w
Zunahme +
In der
Berichtszeit
O
•-i
o
lm Vergleich
f
zur Vor¬
berichtszeit*)
D*
»
Abnahme —
£
Zunahme rh
JT
1
n
In der
H
Berichtszeit
! 5
5*
l <ji'
<?
Im Vergleich
; a
zur Vor¬
1 5T
berichtszeit*)
o
! tr
Abnahme —
Zunahme +
In der
Berichts zeit
©
Im Vergleich
C3
2
o
zur Vor¬
CD*
berichtszeit*)
&
»
t/a
Abnahme —
B
Zunahme +
»
ln der
i
&
9
Berichtszeit
E
9
1
H
lm Vergleich
p
JT
i
zur Vor¬
i ^
<•
berichtszeit*)
©
! p*
Abnahme —
Zunahme -f-
Stand der Maul- und Klauenseuche In Bayern vom t. mit 15. Februar 1921.
Uuhrirtscfcalt Fnttoraittelknid* ud Ernähren giwwsn.
Häutepreis«.
Es kostete« im Durchschnitt das Pfund:
im März -
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Rinderhäute
... 36
8
10.—
12
16.50
Kalbfelle
... 70
9
11.—
12
19.50
Schaffelle . .
... 34
8
, 8.50
10
15.—
Roßhäute, das
Stück . 1045
210
265.—
295
332.—*
Hierzu ist zu bemerken, daß
die
Preise vom
März
1920 seit
Aufhebung der Zwangswirtschaft den höchsten Stand darstellen.
Vom April bis Juni gingen die Preise rasch zurück und vom Juni
bis September haben sich die Preise außer beii den Roßhäuten
geradezu verdoppelt.
Im Monat Oktober wurden auf dem Rohhäutemarkt für das
Pfund Haut je nach Gewicht im Durchschnitt erzielt für Ochsen¬
häute 16—18.30, Rinderhäute 16—19, Kuhhäute 17—18.50, Fresser¬
felle 19—20, Kalbfelle 25 Mk. und für Roßhäute das Stück 350 Mk.
Die Aufwärtsbewegung für alle Gattungen Häute und Felle hält
hiernach an und es bleibt abzuwarten, ob wir am Ende der Preis¬
steigerung angekommen sind. (Mitteilgn. d. Ver. bad. Tierärzte,
Nr. 12, 1920.) _
Hochsdiulnachrichten.
Ehrenpromotionen in Hannover. Vom Rektor und Professoren¬
kollegium der Tierärztlichen Hochschule Hannöver wurden zum
Dr.med. v.et. 1 k c. ernannt: der Geh. Oberregierungsrat Dr. jur.
H e 11 i c h, der jahrelang an der Spitze des preußischen Veterinär¬
wesens stand, wegen seilner großen Verdienste, die er um die Ent¬
wicklung und den weiteren Ausbau der Tierärztlichen Hochschule
sich erworben hat; der prakt.'Tierarzt Albert Franzenburg,
Vorsitzender der preußischen Tierärztekammern, wegen seiner be¬
sonderen Verdienste um den tierärztlichen Stand und die tierärzt¬
liche Wissenschaft.
Gießen. Preisaufgabe. Die veterinär-medizinische Fa¬
kultät stellt.folgende Preisaufgabe: „Durch bakteriologische Unter¬
suchungen ist zu ermitteln, ob der Bacillus pyogenes weiter ver¬
breitet ist, als bisher festgestellt wurde.“ Auf dem Titel der Be¬
werbungsschrift ist ein Kennwort anzubringen. Dieselbe ist vor
dem 1. Aprill 1922 unter Beifügung eines verschlossenen, mit dem
Kennwort der Arbeit versehenen Briefumschlages, der die Auf¬
gabe des Verfassers und seine Adresse enthält, an die Fakultät
einzusenden.
Gießen. Die Universität Gießen zählte in diesem Winter¬
semester 2108 eingeschriebene Studierende, davon 104 in der theo¬
logischen, 260 in der juristischen, 389 in der medizinischen, 242 in
der veterinär - medizinischen und 1113 in der philosophischen
Fakultät..
Die drei bayerischen . Landesuniversitäten und der Landtag.
Der dem Landtag vom Unterrichtsministerium vorgelegte Stellen-
ausweis sieht für die Landesuniversitäten an dauernden Stelle«
935 vor, von denen 22 künftig wegfallen, gegenüber bisher 861
Stellen. Von der Mehrung mit 74 Stellen beanspruchen besonderes
m
, i
Interesse die neu beantragten Professuren, die eine Auffrischung
und Erweiterung des akademischen Lehrkörpers bezwecken. Aja
ordentlichen, Professoren finden sich im Stellenausweis
203, die in Gruppe; 12 der Besoldungsordnung eingereiht sind.
Dauernd benötigt sind 184 Professoren, 19 Ersatzprofessoren für
diie auf Grund des Art. 187 Abs. 3 des Beamtengesetzes von der
Verpflichtung zur Abhaltung vonVorlesungen befreiten ordentlichen
Professoren fallen künftig weg. Die bisherige Besetzung betrug
193. Von den 10 neuen Stellen treffen 7 auf Ersatzprofessoren und
3 oüf neu angeforderte Stellen, und zwar für Hygiene i n der
tierärztlichen Fakultät der Universität München, für
Geologie in der philosophischen Fakultät der Universität München,
für mittlere und neuere Kunstgeschichte in der _ philosophischen
Fakultät der Universität Würzburg (statt der seitherigen außer¬
ordentlichen Professur). Die Zahl der außerordentlichen
Professoren- (Gehaltsgnippe 11) betragt 68, von denen 3 Er»-
satzprofessoren künftig wegfallen. Die neu angeforderten Stellen
sind: für München: je eine außerordentliche Professur für Straf¬
rechtliche Hilfswissenschaften usw. in der juristischen Fakultät;
für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeographie in der staats-
wirtschaftliiehen Fakultät, für romanische Philologie in der philo¬
sophischen Fakultät, für lateinische Philologie des Mittetylters ^in
der gleichen Fakultät, für Prähistorie in der nämlichen Fakultät;
für W ürzburg: 1 a.-o. Professur für Sozialpolitik, Statistik und
Versicherungswissenschaft: für Erlangen: je .1 a.-o. Professur
für Haut»- und Geschlechtskrankheiten, füjf Zahnheilkunde und . für
mittlere und neuere Geschichte.
Personalien.
Obertragen: Die amtstierärztlichea Geschäfte im Stadtbezirke
Cobijurg dem Schlachthofdirektor Hermann Reinhold Roßmann.in
Coburg.
Als Assistent eingetreten: Dr. Hans Finkei, bisher Assistent
beim Bezirkstierarzt in Eggenfelden, beim Distriktstierarzt: in
Arnstorf. Eugen Hoedl aus Wegscheid beim Bezirkstierarzt in
Eggenfelden. Erich Köberle aus Karlsruhe beim Bezirkstierarzt
in Neustadt a. H.
Als Assistent ausgetreten: Dr: Jakob Wilhelm beim Bezirks¬
tierarzt in Neustadt a. H. '
Bticherschau.
Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen Nutztiere. Von Dr. ptorL
et medi vet; Martin Kl immer, Obermedizinalrat, ord. Pro¬
fessor der Gesundheitspflege und Fütterungslehre und- Direktor
des Hygien, Instituts und der Seuchenversuchsanstalt der Tier¬
ärztlichen Hochschule zu Dresden. Veterinärhygiene: I. Band:
' Gesundheitspflege und allgemeine Seuchen¬
lehre. Driltte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit
270 Textabbildungen. Verlangsbuchhandlung Paul Parey, Ber¬
lin SW-, Hedemannstr. 10 u. 11. 1921.
Diese dritte Auflage der Hygiene erscheint, ohne Fütterungs-
i’ehre, die in einem eigenen Band (Veterinärhygllene II. Band), der
gleichzeitig mit diesem I. Band in dritter Auflage herausgekonunen
ist, behandelt, wird. Es ist hiemit der Zweiteilung der Hygiene
im Unterricht und 'ihn der Prüfungsordnung, Rechnung. getragen
Tyoflden. Der Herr Verfasser begrüßt zwar, wie er in seinem?-Vor-
229
werte ausführt, diese Zweiteilung in seinem Unterricht nicht, und
man -wird ihm hierein wohl recht geben dürfen. Allein für sein
Handbuch der Hygiene bot diese Zweiteilung den großen Vorzug;
daß clas vorliegende Hauptwerk der Geiundheitspflege und allge¬
meinen Seuchenlehre wesentlich entlastet und Platz für sehr dan¬
kenswerte Erweiterungen und Vertiefungen seines eigentKehen
Inhaltes geschaffen w'urde. Das Werk stellt sich uns nunmehr
unter 8 Abschnitten vor,,.von denen der 8. eigentlich einen Haupt¬
abschnitt für sich bildet, indern,er zu einer allgemeinen Seuchen¬
lehre ausgestaltet wurde. In der zweiten Auflage war dieser Ab¬
schnitt mit „Infektions- und Invasionskrankheiten“ überschrieben'.
Seine jetzige Ausgestaltung, die besonders durch ausführliche Ab¬
handlungen über Immunität, Kadaverbeseitigung und Verwertung,
sowie über Desinfektion bereichert wurde, ist sehr zu begrüßen.
Diesem Teil stehen dann die übrigen Abschnitte des Werkes, die
der Reihe nach die Atmosphäre, den Boden, das Wasser, die Futter¬
schädlichkelten, die Haltung und Nutzung der Tiere, die Weide-
und Tummelplätze, sowie den Stall behandeln, gegenüber. Auch
diese Gebiete zeigen da und dort erhebliche Bereicherungen. So
bringt der Abschnitt über „Weide “ willkommene Ausführungen
über Weidekrankheiten; bei „Stall“ sind nun auch die Ställe für
Hunde und Geflügel berücksichtigt worden. Außerdem treffen wir
noch auf zahlreiche kleinere Einfügungen und Umarbeitungen;
bei „FutterschädKbhkeiten“ sind die giftigen Kryptogamen aufge-
ftihrt; bei „Hautpflege“ treffen wir auch auf die wichtigsten Haut¬
parasiten-mit klaren Abbildungen; über Untugenden erfahren wir
manches bei den Abschnitten über Nutzung und über Zucht; in
einem kleinen Kapitelcheri sind in dankenswerter Weise Transport
und zwar über Land wie über See mit den notwendigen Verha^- 1
tungsmaßregeln behandelt u. a. m. Das Buch stellt somit eine er¬
schöpfende Veterinärhygiene dar. Erwähnen möchte 'ich nochj daß
die Ätiologie, Diagnostik, Prophylaxis und Therapie der Infektions¬
krankheiten ebenfalls, und zwar wohl mit Recht, außerhalb dieses
Werkes in einem eigenen „Handbuch der t Serumtherapie und
Serum diagnostik in der Veterinärmedizin von Klimm 6 r und
W o 1 f f - E i s n e r“ bearbeitet worden sind. Das vorliegende
Handbuch zeigt außer der textlichen Vermehrung auch noch eine
solche um nahezu 100 neue Abbildungen. Die Ausstattung des
Werkes durch den Verlag ist eine direkt musterhafte. Ma.
Grundriß der Klinischen Diagnostik der inneren Krankheiten der
Haustiere. Von Dr. BV Malkmus, ord. Professor der Patho¬
logie und Direktor der medizinischen Klinik an der Tierärztl.
Hochschule in Hannover. 8. u. 9. Auflage. Mit 67 in den Text
gedruckten Abbildungen,- . Leipzig 1920. Dr. Max Jänecke, Ver¬
lagsbuchhandlung. Preis geh. 21.80 Mk.
Im vorliegenden Werkchen sind die 8. u. 9. Auflage vereinigt,
der beste Beweis für seine Beliebtheit. Die. gewaltige Fülle des
Stoffes, die sich durch die Forschungsergebnisse auf dem Gebiete
der inneren Krankheiten angesammelt hatte, machte eine ziemlich
scharfe Sichtung notwendig, sollte das Werkchen nicht über den
Rahmen eii^eS Grundrisses hinausgehen. Man kann aber sagen,
dafLalle wesentlichen Neuerungen berücksichtigt worden sind, so
daß das Buch auch mit dieser neuen Auflage seiner riibht leichten
Aufgabe vollauf gerecht wird. Auch die Ausstattung ist in Papier,
230
l
Druck und Abbildungen mustergültig, so daß es für den Tierarzt
und für den Studierenden ein treuer Begleiter bleiben wird. Ma.
Existenz.
In einem holsteinischen Badeort mit Amtsgericht usw. Landsitz,
bestehend aus neuerbautem Haus mit 6 Zimmern und allem Zubehör,
Stall und über B Morgen Ackerland bei 100000 Mk. Auszahlung per
1. April. zu verkaufen. Nur ein Tierarzt am Ort. Anfragen
unter A. F. an die Schriftleitung dieses Blattes.
ait Hnikrelis, StraiUil
u. a. Beinleiden behaftete Pferde und
zahle Kollegen für Nachweis 10 v. H.
der Kauf8ummeu. o o o
Angebote unter „Hufkrebs“ an die
Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
I
■
■
■
■
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darm Adstringens
und Darmdesinfiziens bewährtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu ja
1,0 her..
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
8alicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
lose ia beliebiger Packung lieferbar. ** ^
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
■ ■■■
* Ferner, fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je J,0 an.
ln Schachteln
je 15 Stück, oder lose"
in beliebiger Packung
lieferbar.] ■'
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxi«
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten ~ Mk 20.—.
Bennen & Co., c. m. n. “T“
, Fahr, cbem.-pbarm. Präp. und Drogen-GroObandlung.
t*J
Maul- n. Klauenseuche
. wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
ei*. Obervetermnr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
f Dr. Kleins
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
/ Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataaten A
Nur für den Gebrauch ^
des Tierarztes bestimmt
gwfl^^Verlangen Sie ausführlich^^^^PJgj
Literatur
. 4 9
Ges.gesch.
L&Jbor&torium Dr.Klein .Berlin
Generaddepot Müachea Hess -3tr 12
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterioärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche UniversitätsbnchhancUuog, München, Odeouspl. 2,
IT
TJTTJ
IHf
numiwu Tu'
SA
Jm
InlllHfilM
lln liilhin f
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
♦ ?» * o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg.
München, den 22. März 1921.
Nr. 12.
Inhalt:
Originalartikel: Stroh. (Forts, folgt). — Sonderhauser. (Forts, folgt). —
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Staatsveterinärwesen. — Tierärztliche Standes-
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. —
Bücherschau.
Zar prophylaktischen Eisenbehandlung bei Maul- und
Klauenseuche.
(Mit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten
Rindern und Ziegen.)
Von Dr. Stroh, Augsburg.
Die vertrauenerweckenden Mitteilungen von Bertschy
über den Seuehenschutz, den eisenhaltiges Leitungswasser
unter gewissen Voraussetzungen gewährt und die daraus
gezogenen Folgerungen, soweit durch Nachahmung der na¬
türlichen Verhältnisse prophylaktisch auf die bös¬
artige Form der Maul- und Klauenseuche eingewirkt werden
zu können schien, haben bei der zur Zeit der ersten Ver¬
öffentlichungen ganz üblen Sachlage das lebhafteste Inter¬
esse aller tierärztlichen Fachmänner, auch derer, die wie
Verfasser der Praxis ferne stehen, erregt. In Wort und
Schrift suchte ich diesen Hoffnungsstrahl den beteiligten
Kreisen in geeigneter Form zugänglich zu machen und die
Möglichkeit einer praktischen Erprobung an den hochgradig
gefährdeten Zugochsen- und Ziegenbeständen unseres
Schlacht- und Viehhofes wurde jnit Eifer wahrgenommen.
Darüber will im Nachstehenden berichtet werden. Der Nach¬
teil eines der Zahl nach geringen Materials mag durch die
sachgemäße und dem Zwecke entsprechende Anwendung der
Eisenpräparate und durch die nach Möglichkeit sorgfältige,
sozusagen mit den Augen des fachmännischen Besitzers ge¬
schehene Beobachtung (die sich auch auf einige weitere,
außerhalb der eigentlichen Aufgabe liegende Punkte er¬
streckte) als teilweise ausgeglichen angesehen werden. Ich
habe dabei wohl das Gefühl über eine nahezu veraltete und
überholte Sache zu berichten und will nicht verfehlen anzu-
führen, daß diese Niederschrift auf Einladung des Herrn
Schriftleiters der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ er¬
folgte.
A, Zugochsen.
•Der Schlacht- und Viehhof bezw. die Stadtgemeinde A.
besaß eine Zeit lang zwei zu Fuhrwerksleistungen benötigte,
zirka 6jährige, kräftige und gut genährte gelbscheckige
Ochsen. Zu Beginn der Seuchengefahr wurden diese Ochsen
in der Pferdestallung untergebracht, wodurch allerdings
eine absolut sichere Isolierung nicht erzielt werden
konnte. Überdies wurden die Ochsen vielfach zu Fahrten
innerhalb des Schlacht- und Viehhofbereiches verwendet.
Vom 15. Mai 1920 an erhielt jeder der Ochsen regel¬
mäßig pro Tag 6 Gramm altes, seit ungefähr 1 Jahr in
einem einfachen Sacke aufbewahrtes rohes Eisen¬
vitriol, das sich größerenteils (weiße und weiß-rote
Kruste!) anoxydiert zeigte. Das Eisenvitriol wurde in
Wasser gelöst und auf die Mahlzeiten verteilt in Kleien¬
schlapp verabreicht. Außerdem erhielten die Ochsen vom
selben Tage an nur „E i s e n w a s s e r“ zum Trinken, d. h.
Wasser, das aus einem innen emailierten, sauberen gu߬
eisernen Bottich, in dem in reichlicher Menge alte, zum Teil
rostige Weicheisenteile, u. a. Ketten usw., lagen. Das Wasser,
das eine leicht rostbraune Färbung zeigte, wurde nach Be¬
darf, efwa jeden zweiten Tag, erneuert und stets rein ge¬
halten. Damit, wurden auch die sogen. Tränke bereitet.
Nachdem verschiedene der eisernen Gegenstände sperrig
waren, wurde auch eine spätere Forderung Bertschys, das
teilweise Herausstehen des Eisens aus dem Wasser, von An¬
fang an erfüllt. Die zunächst durch rund 6 Wochen fort¬
gesetzte Darreichung der Eisenpräparate hatte keinerlei
Beeinträchtigung der Verdauungs- und sonstigen Körper¬
funktionen zur Folge. Es erübrigt noch zu bemerken, daß
die Ochsen stets nur Trockenfutter (Heu und Grummet),
niemals Grünfutter erhalten hatten.
Bei der alsbald einsetzenden starken Überschwemmung
des Schlachthofes mit Seuchenmaterial aller Art fiel zu¬
nächst auf, daß die Ochsen verhältnismäßig lange
— bis zum 24. Juni — von der Seuche verschont
blieben. (Auch in anderen mir bekannten Viehbeständen,
die mit Eisen ähnlich vorbehandelt wurden, konnte die
Wahrnehmung gemacht werden, daß der Seuchenausbruch
erheblich später erfolgte, als die Infektionsgelegenheit er¬
warten ließ.)
Am genannten Tage, also 5*4 Wochen nach Beginn der
2&6
Eisenbehandlung, wurde gemeldet, daß der Handochse
(Nr. I) mitten im Fressen zurückgestanden sei. Der Be¬
fund und Krankheitsverlauf wird bei den beiden Ochsen
nachstehend getrennt gegeben. Es wird dazu vorausbemerkt,
daß, um die Wirkung der Eisendarreichung möglichst un¬
beeinflußt prüfen zu können, die therapeutische und nament¬
lich medikamentöse Behandlung sich auf das notwendigste
beschränkte und daß aus diesem Grunde auch die uns da¬
mals bereits bekannte Schleißheimer Notimpfung nicht in
Frage kam. 1 £
Ochse Nr. I. '
24. 6. Mittags: Temp. 41,6; ganz leichtes Geifern; machm. 5 Uhr:
Temp. 41,3; Geifern verstärkt, öfteres Heben der Füße, sonst ziem¬
lich munter. Futteraufnahme wird verweigert, Wasser etwas er¬
schwert abgeschluckt. Patient leckt unter sichtlicher Erschwerung
den Stallgenossen am Halse.
25. 6. Über Nacht habe der Ochse angeblich stark gefiebert.
Morgentemp.: 40,3; liegt ruhig, ständige 'leichte Kaubewegungen
bei etwas vorliegender Zunge; versagt die Aufnahme von Futter
vollständig, ebenso die von Wasser (es wird nach wie vor nur
Eisenwasser angeboten). Abends: Temp. 41,0; sonst o. B.
26. 6. Bei der Morgenuntersuchung werden in der Maulhöhle
große geplatzte Blasen gefunden und beim Betasten der Zunge
löst sich die Schleimhaut in großen Fetzen ab. Temp.: 39,7; Patient
frißt und sauft nichts, sonst ist er bis auf die örtlichen Beschwer¬
den im Maul und an den Füßen (diese gering) ziemlich frisch.
Abendtempi: 40,7. Seit Morgen erhalten beide Ochsen Prießnitz-
Wickel im der Art, daß der je 2 Stunden liegende Wickel von
ein/em Ochsen auf den andern im Wechsel gelegt witrd. Außerdem
werden mehrere Kaltwasser-Einläufe gemacht.
27.6. Morgentemp.: 40,2; frißt nichts, minimale Wasserauf¬
nahme ; ständige Lippenbewegung und Schmatzen (wie gestern);
auch die Nasenöffnungen zeigen sich bis weit hilnein wund; Blasen
zwischen den Klauen ebenfalls geplatzt, vermutlich schon seit dem
Vortage. Abendtemp.: 40,4; Prießnitz und Einläufe wie gestern.
_ (Fortsetzung folgt.)
(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.)
Beiträge zur Kenntnis der Unterkiefergeschwttlste
bei Rind and Pferd.
Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt
in Massing. (Fortsetzung.)
II. Singuläres Adamantinom am Unterkiefer eines Rindes.
(Münchener Sammlung.)
Es stellt den Körper eines Unterkiefers von einem zirka
2jährigen Rind vor; derselbe ist bedeutend aufgetrieben,
die Entfernung der beiden letzten sich gegenüberstehenden
Milchzähne beträgt 8 cm. Vorhanden sind 7 Milchzähne,
236
J 1 fehlt, an dessen Stelle sitzt eine abgeflachte granulom-
ähnliche, zirka markstückgroße Erhebung, die sich derb¬
elastisch anfühlt, von der Maulschleimlfaut nicht überzogen
wird, sondern in scharfer Linie kreisförmig abschneidet.
Nach Durchtrennung des Corpus mandibulare dorsoventral
zeigt sich als Grundlage der Auftreibung an Stelle der Spon¬
giosa des Knochens eine Geschwulst, deren Längsdurch¬
messer 9 cm, und deren Querdurchmesser 7 cm beträgt. Die
Schnittflächen weisen höckerigen Bau auf, ähnlich einem
Blumenkohl von gelbweißer Farbe und sind in der Maul¬
höhle von der Schleimhaut, am übrigen Teil des Corpus
mandibulare neben der äußeren Haut von einer durchsich¬
tigen, zirka 3 mm dicken Knochenkapsel umgeben, die
innerhalb derselben liegenden blumenkohlartigen Ge¬
schwülste besitzen ein anscheinend bindegewebiges Grund¬
gerüst von etwas derber Beschaffenheit, fühlen sich teil¬
weise reibeisenartig rauh oder hart, wie halb verknöchert
an, während die einzelnen lappigen Knoten von weicherer
Konsistenz sind und Knötchen enthalten. Zwecks mikro-
skopischer^ Untersuchung wurden auch hier wie im ersten
Fall Schnitte angefertigt und in angegebener Weise unter¬
sucht : das mikroskopische Bild läßt eine deutliche Unter¬
scheidung vom Grundgewebe und Parenchym erkennen;
als besonders auffallend muß aber hier erwähnt werden,
daß das Parenchym verschiedene Formen bildet; es erscheint
teils in fingerförmigen, teils in ovalen oder runden Gewöbs-
inseln, bald auch in Form von Strängen oder Schläuchen
im Grundgewebe zerstreut und aus verschiedenartig geform¬
ten Epithelzellen zusammengesetzt. Der Saum der verschie¬
denen Gewehsinseln wird von einem einschichtigen Zylinder¬
zellenepithel gebildet, bestehend aus schlanken, parallel
nebeneinander gereihten Zylinderzellen mit basalständigen
Kernen. Diese peripher gelagerten Epithelzellen treten
fast überall deutlich, hervor, indem ihre Kerne ein dunkles
Band formen. An dieses einschichtige Zylinderepithel
schließen sich mehrere Lagen polygonaler Zellen, teils längr
lieh, teils sternförmig an, ein Netzwerk bildend. Dazwischen
sind bei Vergrößerung (350: 1) einige Lücken sichtbar, die
intra vitam wohl mit Flüssigkeit gefüllt waren. Im Grund¬
gewebe finden sich auch schmale Kapillaren, deren Endo-
thelien mit Kernen deutlich erkennbar sind und die im Ge¬
webe sich verzweigend die Ernährung besorgen. Da das
vorliegende Zylinderepithel von gleichem Bau wie die innere
Schmelzschicht bei der Zahnentwicklung ist und zysten¬
artige Hohlräume im Gewebe fehlen, liegt die Annahme
nahe, daß es sich hier um ein Adamantinoma solidum
handelt.
* «
III. Fibrilläres Myelosarkom am Unterkiefer eines Rindes.
Es liegt ein frisches 10 cm langes Stück des Unter¬
kiefers von einem 2jährigen Rind vor. Das Präparat wurde
von Herrn Distriktstierarzt Leicht- Isen eingesandt und
zeigte nachfolgende Veränderungen: Der Schneidezahn¬
teil des Unterkiefers wird eingenommen von einer 16 cm
breiten, 9 cni hohen und 7 cm tiefen weckenförmigen, un¬
verschieblichen Geschwulst, deren Fleischfarbe durch feinste
oberflächliche Kapillarschlingen geädert erscheint *).
Die weiße Epithelbekleidung der Maulhöhle fehlt
auf dem Tumor vollständig Seine Konsistenz ist derb,
auf Druck nicht nachgebend, die Oberfläche spiegelnd, einem
glatten Granulationsgewebe gleichend; jede geschwürige
Zerklüftung und Zerfallserscheinung fehlt, ebenso ist kein
Eiterherd vorhanden. Durch die Neubildung wird die Unter¬
lippe zurückgedrängt, so daß sie nach Art eines Becher¬
saumes dieselbe umfassend 1—2 cm von der Geschwulst
überragt wird. Nirgends ist der Tumor von dem gesunden
Gewebe abgesetzt, sondern geht unmittelbar in letzteres
über, wobei die Übergangsstellen durch die in solchen Be¬
zirken einsetzende Epithelbekleidung kenntlich sind. Be¬
sonders auffallend ist die Verlagerung der Schneidezähne
aus der Mitte nach den Seiten des Maules. So stehen die
Zangen nicht mehr dicht aneinander, sondern liegen 14 cm
voneinander entfernt seitlich in das Tumorgewebe einge¬
lassen. Daran schließen sich 1 cm weiter nach rückwärts
und 2 cm darüber die übrigen 3 Schneidezähne in
geschlossener Reihe an*). Nach innen hinter den
Incisivi liegend fallen zwei wallnußgroße Höcker auf
von knochenharter Konsistenz und glatt überzogen von der
Maulschleimhaut (erweiterte Zahnalveolen). Auf eipem
medianen Sägeschnitt zeigt die Symphyse der Mandibula
starke Verknöcherung. Die Kieferäste selbst sind unge¬
wöhnlich stark und asymmetrisch und zwar ist der rechte
wesentlich stärker als der linke (rechter 5 cm lang, 3,2 cm
breit; linker 4,5cm lang, 2,3 cm breit). Im mittleren Teil
ist die Knochenmasse elfenbeinhart und glatt, besonders im
rechten Schenkel etwas gefäßreicher, was sich in Form von
roten Punkten und Strichen kundgibt. In der Medianebene
zersägt erweist sich die Oberfläche des Tumorgewebes glatt
und glänzend, speckig transparent, von eisblumenförmigen
Bindegewebsstreifen und Knochenbälkchenstrahlen durch-
*) Siehe Abbildungen am Schlüsse der Arbeit.
zogen. Die Laden selbst sind mit aufgesasertem, unregel¬
mäßigem Band gegen den Tumor hin abgesetzt. Die stark
aufgetriebenen Kieferäste sind von zahlreichen, wie Borken¬
käferfraß aussehenden Iüseln des nach den noch gesunden
Teilen des Unterkiefers vordringenden Geschwulstgewebes
durchsetzt. Zur histologischen Bearbeitung wurden 3 Ge¬
websstückchen aus Oberfläche, Mitte und Tiefe des Tumors
entnommen, nach erfolgter Zubereitung in Paraffin einge¬
bettet und Schnitte Von 8—15 Mikr'a Dicke in verschiedener
Färbung tingiert. Da3 mikroskopische Bild zeigt zunächst
ein breites dichtes Stroma von fibrillärem Bindegewebe, mit
Kapillaren und Venen durchsetzt. Die Zellkerne dieses
Stromas sind durchwegs spindelförmig, der Zelleib schlank,
an beiden Enden fadenförmig auslaufend. Zwischen den
Bindegewebszellen liegen nur spärlich eingestreut Bund-
zellen und rundliche Kerne vom Habitus der Leukozyten¬
kerne. Als zweiter wesentlicher Bestandteil der Geschwulst
fallen zahllose, bald größere, bald kleinere Bundzellennester
auf, die von der Tiefe des Tumors bis hart an die Ober¬
fläche fast in gleicher Menge vertreten und so angeordnet
sind, daß sie nach Art der Drüsenschläuche verlaufend im
mikroskopischen Bilde je nach der Schnittrichtung eine
Ähnlichkeit mit einer alveolären Drüse aufweisen oder
aber als einfache Stränge zutage treten. Die einzelnen Zell¬
haufen sind ohne Lumen, zeigen zentral oder peripher kei¬
nen Zerfall, geben sich demnach als solide Herde kund.
Auch eine bindegewebige Durchdringung genannter Zellen
ist nicht ersichtlich; die hin und wieder auftretenden run¬
den bis ovalen Gewebslüeken sind auf das Ausfallen der
beschriebenen Zellballen zurückzuführen. Die bläschen¬
förmigen Zellkerne liegen so dicht aneinander, daß meist
kein Protoplasma zwischen ihnen sichtbar ist. Wo sie aber
in großen Ballen auftreten, konfluiert das Protoplasma be¬
nachbarter Zellen. In Hämatoxylin (Delafield-) färbung er¬
scheinen sie lediglich als dunkelblaue Zellkernhaufen; bei
stärkerer Vergrößerung (350: 1) läßt sich in den einzelnen
Bundzellkernen ein Kerngerüst feststellen. Manchmal ist
auch eine allmähliche Umgestaltung des Kernes sichtbar;
neben den schon erwähnten runden, bläschenförmigen Ge¬
stalten treten hufeisenförmig zusammengekrümmte Kerne
in Erscheinung. Bei den mehr isoliert liegenden Zellen sind
manchmal auch 2 Kerne in verschiedener Lage mehr peri¬
pher oder zentral angeordnet. Vereinzelt werden mitotische
Kernfiguren beobachtet; auch multipolare und asymmetri¬
sche Gestalten (pathologische Formen), wie sie malignen
2äfl
Geschwülsten besonders eigen sind, treten in den Gesichts¬
kreis. Was die Vaskularisation betrifft, so ist das Gewebe
derart arm an Kapillargefäßen, daß die Annahme der Er¬
nährung durch Gewebslymphe naheliegt. Tatsächlich treten
auch um die oben beschriebenen Zellballen sichelförmige
oder ringförmige leere Räume auf, ähnlich den Lymphsinus
der Lymphknoten. Die beschriebenen Zellformen haben
große Ähnlichkeit mit den Knochenmarkszellen oder mono¬
nukleären Myelozyten, wie sie bei den von Borst be¬
schriebenen Tumoren (Myelosarkomen) des Menschen Vor¬
kommen; andere im Knochenmark noch vorkommende Zell¬
formen konnten mittels spezifischer Färbemethoden wohl
nur wegen des Alters der Präparate und ungeeigneter
früher vorgenommenen Konservierungsmethoden nieht nach¬
gewiesen werden. (Fortsetzung folgt.)
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Haul¬
und KlaUenSeUChe« (Fortsetzung)
Yon Yeterinärrat W. Pschorr, München.
B. Silber.
Amtlich überwachte Versuche wurden mit einem Silberpräparat
vorgenommen, nämlich mit dem
A r g a 1 d i n.
Das Argaldin wurde von Apotheker A. Dering in Fürth her¬
gestellt und soll als Heilmittel gegen Maul- und Klauenseuche
äußerlich als Lösung und Salbe Verwendung finden. Nach den
Angaben des Herstellers ist Argaldin eine organische Silberverbin¬
dung, die mit tierischem Gewebe zusamraengebracht Formaldehyd
entwickelt. Selbst hochkonzentrierte Argaldinlösungen sollen nur
eine minimale Reizwirkung äußern. Charakteristische Kennzeichen
der Wirkungsweise seien: rasches Zunehmen der Freßlust und
Milchproduktion. Abheilen der Erosionen und Fehlen jeglicher
Komplikationen. Es sei ein hervorragend wirksames und dabei ab¬
solut unschädliches Heilmittel gegen Maul- und Klauenseuche.
Argaldin ist eiin Silbereiweißpräparat. .Es hat einen Silber¬
gehalt von 8,9 % und kommt in 10 %iger Lösung in den Handel *).
Nach K. Meyer ist die Haltbarkeit größer und die Rieizwirkung
geringer wie bei Argentum proteinicum. Es löst sich leicht neutral
mit durchscheinend brauner Färbung im Wasser. Bei der Prüfung
des Präparates im Tierversuch auf seine Reizwirkung soll nach
Dering die intravenöse Infusion von 5 ccm einer 2%%igen Lösung
beim Kaninchen ohne jeglilche Reaktion, wie Fieber, Herzstörung
u. s. w. geblieben sein. Über die bakteriologische Prüfung’des Ar-
galdins sind nach Angabe des Herstellers folgende Untersuchungen
angestellt worden:
I. Bestimmung des Desinfektionswertes. Hiebei ergab sich,
daß Argaldin bereiits nach 24 Stunden dem Protargol an Desinfek-
tionskraft sich überlegen zeigte.
*) Merck: Jahresbericht. XXX. Jahrgang.
II. Nährbodenverschlechternde Versuche sollen ergeben haben,
daß schon in 1 %iger Verdünnung sich eine beträchtliche Differenz
zugunsten des Argaldins gegenüber dem Protargol zeigt.
Argaldin wurde 1912 dem Staatsministerium des Innern zu
Versüchszwecken beil Maul- und Klauenseuche angeboten. Auf
Veranlassung des genannten Ministeriums hat die Regierung von
Mittelfranken verschiedene Bezirkstierärzte mit den Versuchen be¬
traut, die von den Bezirkstierärzten H a a ß in Fürth, Dr. Hell¬
muth in Nürnberg, Döderlein in Gunzenhausen, Zink in
Feuchtwangen und Meister in Neustadt a. A. vorgenommen
wurden. DasArgaldin war nachAnweisung des Herstellers Dering
in flüssiger oder in Salbenform anzuwenden. Der Preis für 400 ccm
einer 5 %iigen Argaldinlösung betrug bei Einkauf 3,75 Mk., der für
300,0 5 %ige Argaldinsalbe 2,25 Mk.
Döderlein, Haaß und Zink sprechen sich übereinstim-
mernd dahin aus, daß Argaldin als wirksames, den erkrankten Tieren
Erleichterungen verschaffendes Heilmittel, durch welches zugleich
eine raschere Abheilung erzielt wird, bei Maul- und Klauenseuche
empfohlen werden kann. Nach den Berichten der erwähnten drei
Bezirkstierärzte verloren die mit Argaldinlösung behandelten Ge¬
schwürsflächen rasch ihre Schmerzhaftigkeit .und nässende Be¬
schaffenheit.
Die Rötung und Schwellung der Maul- und Rachenschleimhaut
nahm gleich dem Speichelfluß ab und die behandelten Tiere ver¬
mochten meist schon nach ein- bis zweitägiger Anwendung des
Mittels wieder normal Futter aufzunehmen. Diie Geschwüre zeigten
eine schöne blaßrote Granulation, zogen sich rasch zusammen, be¬
deckten sich unverhältnismäßig rasch mit Epithel und heilten
schneller ab als bei unbehandelten Tieren. Besonders gut hat sich
nach diesen Berichten dile Argaldinsalbe bei Behandlung der Ge¬
schwüre am Euter, in der Krone, an den Ballen und an der Haut
des Klauenspaltes durch ihre zusammenziehende, austrocknende
und zugleich deckende Wirkung berührt. Nach Zink stellen sich
die Kosten der Behandlung für ein Rind auf 80 Pfg. bis 1 Mk.
Döderlein berichtet ferner in einem Briefe an den Her¬
steller des Argaldins vom 27. Mai 1912, daß er das Mittel in vier
Seuchengehöften angewendet habe.* Die Behandlung der von der
Seuche ergriffenen Tiere bestand in täglich dreimaligem Aus¬
spritzen der Maulhöhle mit 3 %iger Argaldinlösung und im Ein¬
reiben der Klauenspalten mit Argaldinsalbe. Die Tiere hätten be¬
reits 3—4 Tage nach Beginn .der Behandlung weiches Futter in
gleicher Menge wile gesunde Tiere aufgenommien. Bereits 14 Tage
nach Ausbruch der Seuche hätten sich die Erosionen an der Maul¬
schleimhaut und im Klauenspalt mit Epithel überzogen; die Tiere
seien bereits bei Feststellung der Abheilung — 14 Tage nach dem
Ausbruch — in ihrer Bewegung iln keiner Weise mehr gestört ge¬
wesen. Auch das Körpergewicht der von der Seuche ergriffenen
Tiere hätte nur 4—5 Tage. eine eeringe Abnahme wahrnehmen
lassen. Die während des Fieberstadiums in den ersten 4—5 Tagen
etwa um ein Drittel reduzierte Milchmenge habe nach weiteren
5 Tagen wieder ihre normale Höhe erreicht. Döderlein be¬
merkt allerdings in seinem Schlußsatz, daß der Seuchengang in
den fraglichen Gehöften einen milden Charakter aufgewilesen habe.
Zink teilt am 29. Juni 1912 dem Hersteller des Argaldin mit,
daß er in 6 Beständen 61 Rinder mit Argaldin behandelt habe und
kommt zu folgendem Urteil:
241
Die Wirkung- des Argaldflns äußert sich neben der offenbar
stark desinfektorischen Wirkung dadurch, daß
1. die Geschwürsflächen nach Platzen der Blasen sich sehr rasch
reinigen;
2. Granulationen selbst bei tiefen Läsionen sehr wenig produktiv
hervortreten;
3. die Granulationen durch rasche Umbildung in Narbeingewebe zu¬
sammenziehend die Wundränder rasch einander nähern;
4. daß der Epithelersatz sowohl von den Rändern, als auch von
etwa stehengebliebenen Epithelnestern aus in der Geschwürs¬
fläche rasch erfolgt;
5. daß Argaldin auf Epitheldefekten und Geschwürsflächen der
äußeren Haut stark austrocknend und sekretionsbeschränkend
wirkt;
6. daß Argaldin auf unverletzter Haut und Schleimhaut reaktilons-
los in 5 %iger Lösung vertragen wird.
Aus oben Angeführtem geht hervor, daß Argaldin ein adstrin¬
gierendes, sekretionsbeschränkendes, austrocknendes und stark
desinfizierendes Arzneimittel ist, das zur Behandlung der Maul¬
und Klauenseuche recht gut verwendbar und zu empfehlen ist.
Zu einem wesentlich anderen Ergebnis kommen dagegen die
Versuchsansteller Meister und Dr. Hellmuth. Diese können
dem Argaldin eine spezifische und vermehrte Heilwirkung bei
Maul- und Klauenseuche nicht zuerkennen. Nach Dr. Hellmuth
heilten die mit Creolin behandelten Kontrolliere sogar etwas früher
ab als die mit Argaldin behandelten.
Angesichts der sich teilweise widersprechenden Urteile konnte
1912 ein abschließendes Urteil über den "Wert des Argaldins als
Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche nicht abgegeben werden.
Im Hinblick auf die günstigen Berichte von Döderlein, Haaß
und Zink war beabsichtigt eine weitere, ausgedehnte Erprobung
des Argaldin auch in anderen Landesteillen zu veranlassen. Meines
Wissens hat sie nicht stäftgefunden, da 1912 die Seuche stark im
Rückgang begriffen war. Bei dem jetzigen Seuchengang dürften
Silberverbindungen ihres Preis'es wegen kaum in Betracht kommen.
(Fortsetzung folgt).
Referate.
hnri Medlxii and Hygienle.
, Oberstabsveterinär Dr. Beier- Darmstadt: Renoval
gegen die Erschöpfung räudekranker Pferde. (Berl. Tier¬
ärztliche Wochenschrift, 1920, Nr. 15, S. 161.)
Nach einleitenden literarischen Betrachtungen über die Therapie
der Unterernährung als Folgezustand der verschiedenartigsten Er-
krankunjgen und ihren Erfolgen veröffentlicht B. seine Versuche
mit einem Kombinationspräparat aus Arsen-Phos¬
phor - S t ry c h n i n, welches von der Firma Merck in Darmstadt
unter dem Namen „Renoval“ hergestellt und in den Handel ge-
bracht wird. Das Mittel kam ah 11 durch Erkrankung an schwerer
Verräudung in dem Ernährungs- und Kräftezustand herunterge¬
kommenen Pferden in Dosen von 10 ccm subkutan zur Anwendung
und zwar ih den ersten 2—3 Tagen je 1 Injektion, dann 2—3 Tage
Pause, sodann folgten auf je 3—4 Injektionstage Pausen von 2 und
1 Tag. Im ganzen machte B, 270 Einspritzungen, ohne daß irgend
242
eine nachteilige Erscheinung auftrat. Die Wirkung auf das All¬
gemeinbefinden war sehr befriedigend, denn
schon am folgenden Tage war das Tier psychisch und körperlich
mobiler, die Besserung nahm mit der Dauer der Behandlung zu.
•Auch der Kräftezustand erfuhr eine steigend günstige
Beeinflussung, so daß Pferde, die nicht imstande waren, sich zu
erheben, nach 2—5 Einspritzungen ohne Unterstützung aufstehen
konnten. Der Verfasser hatte den Eindruck als ob „Renoval“ auf
die hochgradig atrophische Lenden- und Kreuzmuskulatur kräfti¬
gend wirke. Auch der Nährzustand der erschöpften Pferde
wurde gehoben, so zeigten 4 Pferde nach 6 Injektionen
innerhalb 8 Tagen eine durchschnittliche Gewichtszunahme von
6 Kilo, ein Vergleichspferd nahm bei gleicher Fütterung in dieser
Zeit um 7 Kilo ab. Auffallend günstig war auch der Einfluß des
Mittels auf die Haut und das Haar: Krusten und Schuppen bei
räudekraoken Tieren stießen sich nach den Begasungen mit SO*
schneller ab als bei den Kontrollpferden, die Haut erhielt rascher
ihre ursprüngliche Glätte und Weichheit, der Nachwuchs des Haares
ging flott vor sich. B. kann auf Grund seiner Erfahrungen „Reno¬
val“ als K r ä f t i g u n g s m i 11 e 1 bei räudeerschöpften
Pferden bestens empfehlen und rät zu Versuchen,
auch bei jungen Tieren, die durch Druse heruntergekommen sind.
(Über den Preis des Mittels silnd keine Mitteilungen gemacht. D. R.)
Me.
Staatsveterinärwesen.
Verzeichnis der Tierärzte, welche die Prüfung für den tierärztlichen
Staatsdienst in Bayern im Jahre 1920 mit Erfolg abgelegt haben.
(Aus Vorschriften für das Veterinftrwesen in Bayern Band XIX Nr. 1/2.)
Dr. Heinrich Amelung, prakt. Tierarzt. Salzungen, Dr. Bruno
Böhm, prakt. Tierarzt, Schwerin (Mecklenburg), Joseph Bücher,
Oberveterinär, München, Ludwig Burgauer, prakt. Tierarzt,
München, Dr. Adolf Christ, Tierzuchtinspektor-Assistent, Traun¬
stein, Dr. Friedrich Dobbertin, Kreistierarzt, Gadebusch (Meck¬
lenburg-Schwerin), Dr. Wilhelm Emig, prakt. Tierarzt, Kaisers¬
lautern, Dr. Moritz Ertl, prakt. Tierarzt, Ziemetshausen, Georg
Gackstetter, Oberveterinär, München, Albert Haug, prakt.
Tierarzt, Betzenstein (Ofr.), Dr. Franz Haupt, prakt. Tierarzt,
Burgheim (Schw.), Matthäus Kirchleitner, prakt. Tierarzt, Mün¬
chen, Dr. Edmund Koch, prakt. Tierarzt, München, Dr. Joseph
Loibl, prakt. Tierarzt, Freising (Oby.), Dr. Friedrich Merz, prakt.
Tierarzt, Fürth i. B., Dr. Romuald Moser, prakt. Tierarzt, Oster¬
münchen (Oby.), Dr. Albert Ohl, Oberveterinär, Bamberg, Julius
Rausch, Oberveterinär, München, Friedrich Rohr, prakt. Tierarzt.
Frankenthal, Georg Schär fl, Distriktstierarzt, Schongau, Hans
Sch edel, Distriktstierarzt, Lechbruck, Adolf Schleich, Stabs¬
veterinär, Würzburg, Lothar Schram, prakt. Tierarzt, Traunstein,
Dr. Friedrich Schüttler, Polizeitierarzt, Hamburg, Dr. Gebhard
Sedlmayer, Oberveterinär, Würzburg, Dr. Heinrich Spranger,
prakt. Tierarzt, Wallersdorf, Wilhelm Sprater, prakt. Tierarzt,
München, Dr. Georg Völkel, prakt. Tierarzt, Nürnberg.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Zum Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte.
In Nummer 9 der „Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“
erschien ein „Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte“. Es sei
243
mir gestattet im Folgenden auf diesen Aufruf etwas näher einzu¬
gehen.
Daß hei den bayerischen Distriktstierärzten die Absicht be¬
steht sich in ©itnem eigenen Verband zu sammeln, erfuhr ich erst
kürzlich auf der Gauversammlung in Würzburg am 26. Februar.
Nachdem dort diese Frage angeschnitten worden war, wurde von
Herrn Kollegen Dr. R e g n (Volkach) Näheres über den Stand der
Sache mitgeteilt. Ich nahm schon damals die Gelegenheit wahr,
kurz meine Meinung zu diesen Bestrebungen zu äußern; heute
möchte ich meine Äußerungen in breiter öffentlichkeilt wiederholen
und etwas weiter ausführen.
Wieso es kommt, daß die Distriktstierärzte nicht wissen, zu
welcher der beiden Gruppen der Staats- und der Freiberufstierärzte
sie gehören, ist miir und wohl manchem anderen nicht recht ver¬
ständlich. Sie sollen doch einmal ihr Jahreseinkommen näher an-
sehen und vergleichen, welche Tätigkeit, ob die amtliche oder die
freiberufliche, ihnen mehr eingebracht hat; man sollte meinen,
dieser Vergleich müßte ihnen einen deutlichen Fingerzeig geben.
Wenn allerdings in dem vorliegenden Aufruf von besonderen
„Standes“-Forderungen der Distriktstierärzte gesprochen wird,
und gesagt wird, daß die StaatstieTänzte „begonnen haben, auch
nicht eigentliche „Standes“-Angehörige in ihre Reihen aufzu¬
nehmen“, dann wird dile Saclilalge klarer. Ich habe bis jetzt immer
noch geglaubt, daß es nur einen „Tierärztestand“ gibt und inner¬
halb dieses Standes verschiedene Berufsgruppen! Wenn es aber
einen besonderen „DistriktstieTärztestand“ gibt, dann ist es frei¬
lich notwendig, daß dieser sich endlich einmal organisiert. Und
die Organisation der Staatstierärzte wird mächtig anschwellen,
wenn sie alle „nicht eigentlichen Standesangehörigen als sogen.
StaatsdienstanwärteT“ in ihre Reihen aufnimmt. Da hat dann viel¬
leicht auch mancher Freiberufstierarzt, der die Prüfung für den
Staatsdienst abgelegt hat, Aussicht aufgenommen zu werden (oder
sollen künftig nur noch Distriktstierärzte Staatsdienstanwärter
sein?) und dann ist erreicht, was man will, — der Verband der
Freiberufstierärzte ist nur noch mit einem starken Vergrößerungs-
gläse zu sehen. Dem werden dann nur noch die wenigen zufließen,
die diese Prüfung nicht gemacht haben, und die, welche nach ihrem
50. Lebensjahre noch nicht im Staatsdienst angestellt sind. Oder
bleiben letztere dann immer noch Staatsdienstanwärter? Ange¬
stellt werden sie ja bekanntlich nicht mehr.
Weshalb die Distriktstierärzte beim Verband der Freiberufs¬
tierärzte als Mitläufer angesehen werden, ist mir nicht recht er¬
sichtlich. Die Herren sollen sich nur einmal mit ganzem Herzen
zum Verband.bekennen, dann wird es kein Mißtrauen mehr geben!
Aber freilich, das gestatten ja die „althergebrachten Rechte“ nicht.
„Althergebracht“ — ja, aber „Rechte“? Unter diesen „Rechten“
sind doch wohl die amtlichen Funktionen zu verstehen, oder nicht?
Die K. Allerhöchste Verordnung vom 21. Dezember 1908, „die Tier¬
ärzte betr.“ (sie gilt heute noch!), besagt hierüber Folgendes:
„Entsprechend geeignete Distriktstierärzte, welche die Vorbedin¬
gungen für den amtstierärztlichen Dienst gemäß Abschnitt IX
dieser Verordnung erfüllt haben, können in widerruflicher
Weise mit der Besorgung einzelner amtstierärztlicher Geschäfte
für den Bereich eines Distriktes oder von Teilen desselben betraut
werden.“ Ja, ist denn hier mit einem Wort von „Rechten“ ge¬
sprochen? Und wissen die Distriktstierärzte nicht, daß.ganz andere
V P. Fi
244
Leute als die Freiberufstierärzte am Werke sind, diese „Rechte“
zu mindern? Beanspruchen z. B. nicht die Landwirte für sich das
•Recht Körungen etc. vorzunehmem? Und jeder der Distriktstier¬
ärzte hat doch wohl auch sein Anstellungsdekret noch nicht in der
Tasche. Die Herren sollen es sich recht wohl überlegen, sonst
könnten sie sich am Ende zwischen zwei Stühle setzen.
Ferner: es gibt meines Wissens in Bayern noch Distriktstier¬
ärzte ohne Prüfung für den Staatsdifenst, denen nach der Bekannt¬
machung vom 12. November 1911 zum Vollzüge des Gesetzes über
die Haltung und Körung der Bullen etc. in § 20 Abs. 7 die Mit¬
wirkung beim Körgeschäfte widerruflich belassen ist. Wo sollen
denn die hin? Die können doch die Schwenkung ins Lager deT
Staats tierärzte als Staatsdienstanwärter nicht mitmachen! Und
daß die Reise dahin gehen soll, dafür hat sich der Herr Kollege
Dr. R e g n, unter dessen Leitung sich die ganze Bewegung voll¬
zieht, kürzlich in Würzburg deutlich genug ausgesprochen. Auch
der vorliegende Aufruf läßt das mehr als zwischen den Zeilen
lesen. Ich will hier die Distriktstierärzte auch noch daran er¬
innern, daß es in Bayern auch noch praktische Tierärzte gibt, die
mit amtlichen Funktionen betraut sind; vielleicht lassen sich diese
bei einiger Bearbeitung auch noch mit vom Verband der Freibe¬
rufstierärzte abziehen und bilden dann aifn besonderes Grüppchen
unter der „Sondergruppe“ der Distriktstierärzte. Das Bild würde
dann immer noch schöner.
Die ganze Sache zeigt ums auch hier wieder eine der üblen
Eigenschaften der Deutschen, nämlich die Sucht, sich in möglichst
viele Parteien zu zerklüften. Es ist nun einmal nicht möglich, daß
jeder seinen eigenen Kopf durchsetzt, sondern jeder muß sich unter
Zurückstellung kleinlicher Interessen der großenPartei anschließen,
die in weitgehendstem Maße seine Lebensnotwendigkeiten verficht.
Man wolle auch milcht vergessen, daß wir deutsche Tierärzte
s.ind und daß diese ganze große tierärztliche Standesfrage letzten
Endes in gleichheitlicher Weise in ganz Deutschland geregelt wer¬
den wird. Ich glaube nicht, daß sich auf diesem Gebiete wie in
letzter Zeit auch auf so manchem anderen ein bayerisches Reservat-
recht wird halten können. Ich hoffe nicht, daß die bayerischen
Distriktstierärzte eine Kirchturmspolitik treiben wollen, sondern
daß sid bei Betrachtung unserer Verhältnisse zu der Überzeugung
kommen werden, daß das Normale innerhalb unseres Standes künf¬
tig milcht der beamtete, sondern der praktische Tierarzt sein wird.
Wer will da abseits stehen, wenn es gilt diesen auf einen festen
wirtschaftlichen Boden zu stellen? Ist aber der Stamm gesund,'
warum sollen da die Äste dürr sein? Ich kann mir nicht denken,
daß Akademiker den Standpunkt vertreten: wenn es nur uns noch
gut geht, apr&s nous le dfcluge! Wobei ich die Frage offen lassen
will, ob es den Distriktstilerärzten unter der Ägide der Staatstier¬
ärzte besser gehen wird als beim Verband der Freiberufstierärzte.
* Rudolph, Ermershausen.
Mitteilnug der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates.
XVII. Vo II v e r s a m m 1 u n g des D.V.-R. am 14. u. 15. April
1921 .
Der Ausschuß des D. V.-R. hat in seiner Sitzung am 19. Feb¬
ruar beschlossen, die XVII. Vollversammlung am Donnerstag und
Freitag den 14. und 15, April 1921 abzuhalten. Als Tagungsort ist
245
"-T
in erster Liinie eine Stadt Mitteldeutschlands in Aussicht genommen.
Der Ort wird sofort bekannt gegeben werden, sobald die Zusage
eines Ortsausschusses für die Vorbereitung der Tagung einge¬
troffen ist.
Auf der Tagesordnung werden neben den rein geschäftlichen
Angelegenheiten (darunter auch Neuwahl des Ausschusses) stehen:
Ziele, Einrichtungen und Mittel des neuen Deutschen Veterinär¬
rates; das tierärztliche Dispensierrecht; die gesundheitliche Über¬
wachung des Milchverkehrs; Betätigung der Tierärzte auf dem
Gebiete der Tierzucht.
Der Ausschuß'wurde sich ausdrücklich darüber schlüssig, daß
weitere allgemeine Punkte, an die gedacht worden ist, besser nicht
auf die Tagesordnung zu stellen seien, um die Verhandlungen n'ilcht
zu überlasten.
Der Reichsverband praktischer Tierärzte hat auf Anfrage der
Geschäftsstelle seine Absicht mitgeteilt, zugleich mit der Vollver¬
sammlung bezw. vor dieser ebenfalls eine Tagung abhalten zu
wollen. Die beiden anderen großen wirtschaftlichen Verbände der
Staats- und der Gemeindetierärzte haben sich auf die gleiche An¬
frage bisher hierüber nicht geäußert.
Alle weiteren zweckdienlichen Mitteilungen werden durch die
Fachpresse bekannt gemacht werden. Besondere Einladungen er¬
folgen nur gegenüber den Staatsbehörden, besondere Benachrich¬
tigungen «nur gegenüber den Vortragenden etc. und (selbstver¬
ständlich) gegenüber einzelnen Kollegen auf Anfragen. Anweisungen
an die Abgeordneten sind Sache der Wahlkörper (Obmänner).
Die für die Vollversammlung wichtigen Bestimmungen der
neuen Satzungen (§ 7—10) müssen rechtzeitig nachgelesen und zur
Vermeidung vom Rechtsverlusten beachtet werden. Die neuen
Satzungen s'ilnd in den Jahrgängen 1920 der Fachzeitschriften
(Monat Februar) veröffentlicht, auch ist allen Vereinen und jedem'
Wahlkörper mindestens ein Exemplar zugesandt worden.
Berlin-Friedenau (Südwestkorso 10/11), 20. Februar 1921.
Dr. Bach.
Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrates.
Die XVII. Vollversammlung des Deutschen
Veterinärrates am 14. und 15. April 1921 tagt in
Weimar.
Rechtzeitige Anmeldung der Teilnehmer!
Aus Weimar trifft die Nachricht eiln, daß die dortige Kollegen¬
schaft sich gerne der Mühe unterziehen wird, die Tagung des
D. V.-R. am Orte vorzuljereiten. Der Ausschuß macht von dieser
erfreulichen Bereitwilligkeit dankend Gebrauch und wird d ; ile Voll¬
versammlung in Weimar abhalten.
Unter allen Vorbereitungen ist die wichtigste die Sicherung
des Unterkommens für die Teilnehmer. Hierzu teilt der Landes¬
tierarzt, Herr Regierungs- und Veterinärrat Dr. Schotte, mit,
daßl die Anmeldung der Zimmer in den Gasthöfen vier Wochen
vorher erfolgen muß. Alle Kollegen, die sich über die Reise nach
Weimar schlüssig sind und d'ie auf zuverlässige Unterbringung
rechnen, wollen also schon jetzt ihre Anmeldung bei Herrn Regie¬
rungs- und Veterinärrat Dr. Schotte, Weimar, Wirtschafts¬
ministerium, bewirken. Dabei erapfieklt sich die gleichzeitige An¬
gabe besonderer Wünsche. Je nach Ansprüchen sind in Weimar
246
m
Unterkünfte bescheidener Art oder solche bis zur Luxusausstattung
zu haben. Dementsprechend schwanken die Preise für ein Hotel¬
zimmer zwischen 5 und 50 Mark.
Nach eiper weiteren Mitteilung aus Weimar besteht Aussicht,
gelegentlich der Tagung des D. V.-R. eine klinische Demonstration
beschälseuchekranker Pferde zu veranstalten.
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 1Q/II, 26. Februar 1921.
Dr. Bach.
Verschiedenes.
Tiemcht, Tierhaltung, Diätetik.
Pferdesport.
Münchener R
(Daglfing: Trabrennen.
27. März:
Daglfing
28. März:
Daglfing
3. April:
Daglfing
9. April:
Daglfing*
20. April:
Riem
22. Mai:
Riem
26. Mai:
Riem
29. Mai:
Riem
4. Juni:
Daglfing*
5. Juni:
Daglfing
12. Juni:
Daglfing
19. Juni:
Daglfing
26. Juni:
Riem
29. Juni:
Riem*
3. Juli:
Riem
9. Juli:
Daglfing*
10. Juli:
Daglfing
16. Juli:
Daglfing*
nn-Termiine. .
Riem: Galopprennen).
17. Juli: Dagliing
24. Juli: Riem
27. Juli: Riem*
31. Juli: Riem
3. September: Daglfing*
4. September: Daglfing
10. September: Daglfing*
11. September: Daglfing
18. September: Riem
21. September: Riem*
25. September: Riem
1. Oktober: Daglfing*
2. Oktober: Daglfing
8. Oktober: Daglfing*
9. Oktober: Daglfing
16. Oktober: Riem
20. Oktober: Riem*
23. Oktober: Riem
Trabrennen in Daglfing.
Für die am Ostersonntag beginnenden Trab¬
rennen in Daglfing, die am Ostermontag sowie am Sonntag den
3. April und Samstag den 9. April fortgesetzt werden, sind die Aus¬
schreibungen erschienen. Da auch der Trabrennsport eine neue
Rennordnung erhalten hat, zeigen die Ausschreibungen gegen
früher ein wesentlich verändertes Bild. U. a. sind Wallachen über
10 Jahre nicht mehr startberechtigt;*auch Hengste, die über 10
Jahre alt sind, dürfen nur in einer auf 10 % aller Rennen beschränk¬
ten Zahl von Rennen der internationalen Klasse laufen. Dreijährige
Pferde haben in allen Rennen gegen ältere Pferde 25 Meter er¬
laubt. Diie Meetings-Siegeszulage beträgt einheitlich 20 Meter.
An jedem Tage werden 7 Rennen gelaufen, darunter jeweils ein
Besitzerfahren. Ausschließlich für bayerische Dreijährige ist nur
ein Rennen ausgeschrieben, doch haben bayerische Pferde iin den
Dreijährigen-Rennen 20 Meter erlaubt. Für die vier Renntage sind
insgesamt 233 500 Mark Preise ausgeworfen; hievon entfallen
136 500 Mark auf deutsche, 45 000 Mark auf deutsche und öster¬
reichisch-ungarische Pferde, 52 000 Mark auf Pferde aller Länder
* Mit * versehene Termine sind Wochentage.
7
> > f7^r r
Ö4T
und 8000 Mark auf bayerische Pferde. Die Rennpreise sind gegen
das Vorjahr wesentlich erhöht worden. Der geringste Wert eines
Rennens beträgt für den Sieger 6000 Mark.
Oberste Behörde für Traberzucht und -Rennen.
Die Neuwahlen werden am 24. März 1921 vorgenoramen
werden. _
Für die Ruhlebener Zuchtrennen 1921
gibt die Trabrenngesellschaft Berlin-Westend folgenden Termin¬
kalender bekannt: 29. Mai: Deutsches Traber-Derby; 1. Juni:
Derby-Entschädigungspreis; 10. Juni: Jugendpreis; 19. Juni: Ruh¬
lebener Pokal; 22. Juni: Präsidentenpreis; 26. Juni: v. Goßler-Er-
mnerungsrennen; 16. Sept.: Salm-Horstmar-Rennen; 18. Sept.: von
Gyas-RekowskJ-Rennen.
I. Bayerischer Wolikurs.
Der Landesverband Bayerischer Schafzüchter veranstaltete vom
6.—9. März in. München den I. Bayerischen Wollkurs, zu dem sich
über 200 Schafzüchter einfanden. Nachdem der I. Vorsitzende des
Landesverbandes, Herr ökonomierat R e i t z - Schwarzenberg, den
Kurs eröffnet hatte, beigrüßte Herr Ministerialdirektor Dr. A 11 i n -
g e r die Teilnehmer seitens der Staatsregierung, versicherte, daß
die Regierung der Schafzucht die größte Aufmerksamkeit ent¬
gegenbringe und verbreitete sich dann über die öffentlichen Ma߬
nahmen zur Hebung der Schafzucht in Bayern. Der I. Vorsitzende
sprach darauf kurz über Ziel und Zweck des Landesverbandes
Bayerischer Schafzüchter. Das Ziel des Landesverbandes sei: die
Leistungsfähigkeit der einheimischen Schafrassen durch geeignete
Züchtungsmaßnahmen zu erhöhen und eine größere Einheitlichkeit
der Wolle zu erstreben. Das Streben nach beserer und feinerer
Wolle dürfe aber keineswegs soweit gehen, daß die Genügsam¬
keit, Widerstandsfähigkeit und Härte unserer Schafrassen beein¬
trächtigt würde, da gerade diese letzteren Eigenschaften die
größten Vorzüge unserer Schafe bildeten und bei unseren wirt¬
schaftlichen Verhältnissen unerläßlich seien. Herr Geheimrat Pro¬
fessor Dr.Vogel sprach über die wichtigsten Schafrassen Deutsch¬
lands, ihre Leistungen und ihre Stellung im Wirtschaftsbetrieb.
Beginnend mit allgemeinen Ausführungen über den Zusammenhang
von Leistung und Haltung gab er einen kurzen Überblick über die
einzelnen Schafrassen und besprach bei jeder die Voraussetzungen,
die für ihre gedeihliche Zucht notwendig sind. Er kam zu dem
Schlüsse, daß für unsere Verhältnisse die Zucht eines nicht zu
frühreifen und anspruchsvollen, auf Wolle und Fleisch in gleicher
Weifee gezüchteten Schafes angebracht sei. In dem veredelten
Württemberger- und Frankenschlag seien diese Voraussetzungen
gegeben. Der Vortragende kam hier durch züchterische Er¬
wägungen zu demselben Schlüsse wie schon vorher Herr R e u f f
bezüglich der Wolle: daß wir in unseren, süddeutschen Schafrassen
einen Schatz besitzen, der in Leistungsfähigkeit und Anpassung
an unsere Verhältnisse das Bestmögliche bietet und den wir sorg-
fältigst vor Vermischung mit fremden Rassen zu hüten haben.
Darauf begann der praktische Teil der Wollkunde, in dem der Di¬
rektor der Süddeutschen Wollverwertung, Herr R e u f f - Sindel-
fingen, an der Hand von Wollproben die einzelnen Feinheitsgrade
der Wolle, ihr Herkommen und ihre Verwendungsmöglichkeit be¬
sprach.
248
Am Nachmittage des ersten, Tages wurden Vertreter der wich¬
tigsten Schafrassen in Deutschland vorgeführt und nach ihren ver¬
schiedenen Leistungen beurteilt. Aufsehen erregten ein riesige«
Blutjadinfger Marschschaf und zwei gute ostfriesische Milchschafe.
Bei letzteren entspann sich eine Debatte über die Möglichkeit, ob
sie unter unseren Verhältnissen gezüchtet werden können, was
von dem Vortragenden bestritten, von einem anwesenden Impor¬
teur von Mi'lehschafen energisch bejaht wurde. Hernach fanden
unter Leitung des Herrn R e u f f praktische Übungen in der Be¬
urteilung der Wollen statt.
Am zweiten Tage sprach Herr Ministerialrat Dr. Gasteiger
über Schafkrankheiten und Seuchen und deren Bekämpfung. Alle
wichtigen Schafkrankheiten wurden kurz ihrem Wesen und ihren
' Erscheinungsformen nach behandelt und schließlich auf die Not¬
wendigkeit veterinärpolizeilichen Schufzes hingewiesen. Herr
ökonomierat F ü 1 b e r t h besprach die bayerischen Stammschäfe-
reien, ihre Betriebsverhältnisse, Zuchtziele und Zuchtrichtungen
und ihre Erfolge. Herr Th. Körner vom Süddeutschen Schäferei^
verband verbreitete 'sich über Räudebekämpfung durch Bade- und
Gasverfähren und betonte die Vorzüge des Badeverfahrens gegen¬
über dem Gasverfahren. Die Frage nach der besten Bekämpfungs¬
art der Räude bedarf aber wohl noch weiterer Klärung.
Nachmittags wurde die Fabrik des Herrn Kommerzienrates
Feiler besichtigt, in der die Wolle von deir Schur bis zum nadel¬
fertigen Stoffe verarbeitet wird. Die Führung ging durch die Woll-
Lager, die Wäscherei, Spinnerei, Weberei, Wajkerei bis zum Tuch¬
lager. Herr Kommerzienrat Feiler und seine Söhne übernahmen
in liebenswürdigster Weise persönlich die Führung und erläuterten
die einzelnen Fabrikationsvorgänge und Maschinen. Staunend
standen dliie Teilnehmer vor diesen Wunderwerken der Technik,
die so kunstvoll gebaut sind, daß z. B. zur Bedienung einer Ma¬
schine mit 180 Spindeln ein einziges Mädchen genügt.
Am dritten Tage hielt Herr Kommerzienrat Feiler noch
einen zusammenfassenden Vortrag über die Verarbeitung der Wolle,
wobei er besonders die für die Fabrikation wichtigen und wün¬
schenswerten Eigenschaften der Wolle hervorhob. Jeder der Kurs¬
teilnehmer erhielt von ihm ein Pappkästchen, in dem neben Proben
verschiedener Wollsortimente die Verarbeitung der Rohwolle bis
zum fertigen Produkt an Proben vorgeführt ist.
Nachdem noch Herr ökonomierat Fülb erth seinen Vortrag
über die bayerischen Stammzuchten beendet hatte, schloß der
Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes bayerischer Schaf¬
züchter die in allen Teilen anregende und interessante Veranstal¬
tung, zu deren Verlauf dem Landesverband nur gratuliert werden
kann. St.
Stand der Tierseuchen.
Deutschösterreich. In derWoehe vom 26. Januar bis 2. Februar
waren verseucht: an Maul - und Klauenseuche 62 Bezirke
mit 418 Gemeinden und 8529 Gehöften; an Rotz 2 Bezirke mit
3 Gemeinden und 4 Gehöften; an Räude 60 Bezirke mit 132 Ge¬
meinden und 205 Gehöften; an T o 11 w u t 2 Bezirke und 4 Gehöfte.
* * *
Schweiz. Neuausbrüche. In der Woche vom 14.—20.
Februar 1921: Maul -und Klauenseuche; 18 Kantone mit
54 Bezirken mit 84 Gemeindien u. 161 Gehöften; Raus chbrand:
2 Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden; Rotlauf der
240
Schweine (eiiinschließL Stäbchenrotlauf und Schweinesuche):
8 Kantone mit 18 Bezirken mit 23 Gemeinden und 25 Gehöften;
Pferderäude: 2 Kantone miiit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden.
Hodischulnachrichten.
Die Neuregelung der Schuljahrordnung an den bayerischen
Schulen betreffend, erlässt das Staatsministerium für Unterricht und
Kultus unter dem 14. März 1921, Nr. 10777 (gez. Dr. Matt) folgende
Bekanntmachung:
Durch Beschluß des Gesamt-Ministeriums vom 24. Februar 1921
ist vom Schuljahr 1921/22 an der Schulbeginn an sämtlichen allge¬
mein bildenden Schulen Bayerns, einschließlich der Volksschulen
und Berufsfortbildungsschulen, auf den 1. Mai und der Schuljahr¬
schluß auf Ende April festgesetzt worden. Dieser Beschluß hat
unterm Heutigen die Zustimmung des Landtages gefunden. Dem¬
nach werden für den Übergang zu der neuen Einteilung des Schul¬
jahres Vollzugsbestimmungen erlassen, bezüglich deren wir auf die
Bayerische Staatszeitung vom 16. März 1921 Nr. 62 (II. Blatt) ver¬
weisen. Die Schrift!.
Zuerkennung der Eigenschaft ab Kriegsteilnehmer an ehe¬
malige aktive Offiziere. Das bayerische Staatsministerium für Unter¬
richt und Kultus verfügt unter dem 20. Fehruar 1921 Nr. 4312 Fol¬
gendes : „Im Einverständnisse mit den Staatsministerien der Justiz
und des Innern wiiird dem Vorschläge des Staatsministeriums der
Finanzen — Ministenial-Forstabteilung — entsprechend den aus
dem Heere ausgeschiedenen aktiven Offizieren für die Zulassung
zu den staatlichen Prüfungen die Kriegsteilnehmereigenschaft nur
noch insoweit zuerkannt, als sie spätestens mit dem Zeitpunkt der
Abminderung auf das 10UOOO Mann-Heer ausgeschieden sind.
I. A.: gez. Haupt mann.“
Immatrikulation und Studium der Deutsch - Österreicher in
München. Das bayerische Staatsministerium für Unterricht und
Kultus hat sich dahin entschieden, daß die Deutsch-Österreicher
beim Studium an unserer Universität auch weiterhin wie difie Reichs¬
angehörigen zu behandeln sind.
Die Marburger. Rektor und Deputation der Marburger Uni¬
versität veröffentlichen eine längere Erklärung über die Angriffe
gegen die Marburger Studenten wegen der Gefangenenerschießung
in Bad Thale, welche nun durch die Feststellungen des Kriegs¬
und Schwurgerichts gebührend gekennzeichnet worden sei. Am
Schluß heißt es: „Rektor und Deputation sind stolz darauf, daß
sich die Marburger Studenten in großer Zahl freiwillig dem Vater¬
land zur Erhaltung von Ruhe und Ordnung zur Verfügung gestellt
haben und wenn den Studenten von den Stellen der jetzigen Regie¬
rung der Dank bisher vorenthalten worden ist, so wollen wir, die
wir den schweren Entschluß der Studentenschaft, von neuem ihr
Leben für das Vaterland einzusetzen, aus nächster Nähe miterlebt
haben, ihnen wenigstens den unsern aussprechen.“
Personalien.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Franz Schuh¬
bauer in Ergoldsbach, Dr. Jakob Wilhelm in Neustadt a. H.
250
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Distriktstierarzt
Franz Eder in Ergoldsbach. Dissertation: „Untersuchungen über
die Verwendbarkeit des Holopon zur Allgemeinanästhesie bei
Fferden“. (Aus der Chirurg. Tierklinik der Universität München,
Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt Karl Hilz aus München,
Assistent am pbarmakolog. Institut der Tierärztlichen Fakultät.
Dissertation: „Experimentelle Untersuchungen über die Einwirkung
von Oxyphenylaethylamin (Tyramin) und Suprarenin auf den über¬
lebenden Darm und Uterus“. (Aus dem pharmakol. Institut der
Tierärztlichen Fakultät der Universität München, Vorstand: Geh.
Hofrat Prof. Dr. J. Br an dl). Tierarzt Max Immendörfer aus
Karlsruhe. Dissertation: „Das Trocknungsverfahren nach Krause
als Konservierungsmittel für Rotlaufserum“. (Aus der bayerischen
veterinärpolizeil. Anstalt in Schleißheim, Direktor: Dr. W. Ernst).
Tierarzt Max Neef aus Wolfach i. B. Dissertation: „Zur Epidemio¬
logie der Maul- und Klauenseuche“. (Aus der bayerischen vete¬
rinärpolizeil. Anstalt in Schleißheim, Direktor: Dr. W. Ernst).
Bezirkstierarzt Oskar Orth in Königshofen i. Gr. Dissertation:
-Uber Uterusnähte beim Rind“. (Aus der Praxis und der Chirurg.
Tierklinik der Universität München, Vorstand: Prof. Dr. Mayr).
Distriktstierarzt Johannes Schmidt in Herrieden bei Ansbach.
Dissertation: „Schutz- und Heilimpfung bei Maul- und Klauenseuche
mit Blut- und Blutserum durchseuchter und nichtdurchseuchter
Rinder“. (Aus der Praxis und dem Tierpatholog. Institut der Uni¬
versität München, Vorstand: Prof. Dr. Kitt). Distrikts- und Grenz¬
tierarzt Wolfgang Wirthl aus Burghausen. Dissertation: „Unter¬
suchungen über die therapeutische Verwertung der Protargol-Harn-
stoff-Desinfektionsstifte beim akuten ansteckenden Scheidenkatarrh
des Rindes“. Tierarzt Hugo Ziefle aus Stuttgart. Dissertation:
„Untersuchungen über die normale Bakterienflora der Scheide des
Rindes vor und nach der Geburt“. (Aus dem tierärztl. Institut der
Württembergischen Landwirtschaft!. Hochschule Hohenheim, Vor¬
stand: Prof. Dr. Sohnle).
Benachbartes Ausland.
Zurückgetreten: Dr. Johann Ganslmayer, als Direktor des
alpenländischen Impfstoffwerkes in Graz.
Übernommen: Tierarzt Dr. Angleitner, die Leitung des
alpen ländischen Impfstoflfwerkes in Graz.
Tirol. Befördert: Mit Beschluß der Innsbrucker Gemeinderats¬
sitzung vom 31. Januar 1921 wurden befördert: Zum Veterinär¬
inspektor der 7. Rangklasse der städt. Obertierarzt Richard Stroh¬
schneider; zum städt. Tierarzt der 10. Rangklasse der städt.
Veterinärassistent Heinz Zoller.
Bticherschan.
Das Geschlechtsleben der Haussäugetiere. Von Dr. med. vet. R.
SchmaDtz, Professor der Anatomie und Embryologie an der
Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Dritte, neubearbeitete Auf¬
lage. Mit 67 Abbildungen. Berlin 1921, Verlagsbuchhandlung
von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Prelis brosch. 62 Mk„ geb.
75 Mk. — Besprechung Vorbehalten.
Fütterungslehre der landwirtschaftlichen Nutztiere. Von Dr. phil.
et med. vet. Martin Klämmer, Obermedizinalrat, ord. Pro¬
fessor der Gesundheitspflege und Fütterungslehre, Direktor des
Hygien. Instituts der Tierärztlichen Hochschule Dresden. Veto-
251
rmärhygiene: II. Band: Fü tteruugslohre. Dritte, neu¬
bearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 94 Textabbildungen.
Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW., Hedemannstr. 10
u. 11. 1921.
Das vorliegende Werk kommt im Grunde genommen der neuen
Prüfungsordnung für Tierärzte und dem dadurch bedingten neuen
Stundenplan entgegen, indem es die Füt'terungslehre von der Ge¬
sundheitspflege der Haustiere abtrennt und für sich behandelt. Dem
Herrn Verfasser wird mancher recht geben, wenn er kein Freund
dieser Zweiteilung der Hygiene in Prüfungs- und Unterrichtswesen
ist. Auf der anderen Seite darf aber gesagt werden, daß die ge¬
sonderte Behandlung der Fütterungslehre selbst auch einige Vor¬
teile gebracht hat, da sie das Hygienewerk erheblich entlastete und
die Möglichkeit gab die Fütterungslehre im vorliegenden schönen
und übersichtlichen Buche zu behandeln. Diese dritte Auflage
zeigt überall die fleißige Hand des Herausgebers, indem nicht nur
kleinere und größere Ergänzungen aufgenommen wurden, sondern
manche Kapitel in fast ganz neuem Gewände erscheinen. Ich nenne
hier u. a. jenes über Konservieren und Zubereitung der Futter¬
mittel, die Futterarten für Ziegen, Hunde, Geflügel, Kahilnchen
und Fische. Auch die botanischen Ausführungen bezüglich der An¬
leitung zur Bestimmung der wichtigsten Wiesengräser usw. hat
erheblich gewonnen. Die sehr zahlreichen (94) Abbildungen unter¬
stützen den Text wirkungsvoll. Diese dritte Auflage trägt den tier¬
ärztlichen und landwirtschaftlichen Bedürfnissen in wünschens¬
werter Weise Rechnung und dürfte daher die beiden in Betracht
kommenden Kreise wohl befriedigen. Der Verlag hat in Papier,
Druck und Wiedergabe der Abbildungen sein Bestes geleistet, so
daß auch in dieser Hinsicht kaum etwas auszusetzen sein dürfte.
Ma.
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bestes Darmadstringens
und Darmdesinfiziens bewährtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
I Salicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch ■
lose in beliebiger Packung lieferbar. I
■ Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber) ■
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar. ■
I Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je 1,0 an.
Tn Schachteln
je 15 Stück, oder lose
in beliebiger Packung
lieferbar.
■
I
S Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten = Mk. 20.—.
Tmiin Co.. tiTi" m»
H Gepr. 185 9. Fabr. chem.-pbarm. Präp. und Drogen-GroOhandlung.
■■■■■ml
252
Druckfehlerberichtigung.
In Nr. 9 vom 1. März 1921 unter Hochschulnachrichten 3. Ab¬
satz: Überprüfung der Doktorarbeit an einer Schweizer Universität,
muß es am Schlüsse statt „Kurt Graf“ heißen „Karl Greif“ in
Geisenfeid.
\
A n.-xK^ \
<£hemtfdt* < Phorma?eutifdtc OCDerke Q5aö Homburg
*-
's.
Originalpackungen : Kartons zu 5 Ampullen ä 2, 5, 10 ccm.
Tabletten zu 0,05 gr. zur oralen Darreichung.
J
Abortus infect. und Vaginitis Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Dr. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung. (». cl. 8. T. W. No. 1912, 0. F. W. No. 1912. T. n. No. 1912 etc.J
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinficientien,
Antiseptica und
Desodorantien
D. R. W. Z.
Literatur und Proben kostenfrei.
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im Auslande' auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Dr. Plate
Fabrik chemisch-
pharm. Präparate
Brügge i.W.
Zur gefl. Beachtung I
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß
der Inseraten-Ännahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für
die in der folgenden Woche erscheinende Nummer der Wochenschrift
iniekiHser Scheidenkatarrh der Rüder
wird erfolgreich bekämpft und geheilt durch
„Aubing
100 Stück
100 Stück
Mk. 50
Mk. 55
100 Stück Mk. 120
100 Stück Mk. 130
Mk.
Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gel atineürahüIlling ä ca. 11 gr
Pyo-Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhülhmg ä ca. 11 gr
Vaginalstangen „Aubing“
Pyo-Vaginalstangen „Aubing*
Pyo-Zinktabletten „Aubing“
1 Karton a 16 Tabletten
Die Stangen sind ca.
15 cm lang und 40 gr
schwer; jede einzeln
eingewickelt. Für Kühe
jedesmal 3 cm, für Jung¬
vieh 2 cm. :: :: ::
Chemische Fabrik flnhlng
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernsprecher:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
254
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
Uber 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
Ohsiipationsmlllel „Heskimal“
Zu haben : Hesk-Gesellschaft In Wdrzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co.« In Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale« Pusta in Stargard (Pomm.) —
Tierarzt Dr. Vanselow in Taucha bei Leipzig. — Tierarzt Dr. Hugo
OOldeberger« Charlottenburg« Sybelstraße 13. — Tierarzt Dr. KrQger ln
Mohorn« Bez. : Dresden.
Lieferung nur an Tierärzte und Apotheken in Packungen zu 200 g ( 500 g und 1000 g. — Übliche Rahate.
*
si/
v!/
\l/
Nl/
\t/
Vl/
\l>
Nl/
„Vauinalbimichen und ßuiiensiabe Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
$
>1/
*
0/
0/
Nl>
Nl/
Vl/
Nt/
Nl/
Vf/
; Phymatin
zur frk derTuberkulose
Anliphymatol ]
zur Schutz-u HeilimpTung
qeqen
Augenprobe
J 3
Rinderhuberkulose.
HumannuTeisler
HumannuTeisler
Oohna 5a.
Dohna Sa. '
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel Hlr Pferde gegen Äcariden- und Strongyliden.
Nur «auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Impfstoffe „(Bans“
Gegen 2
Rauschbrand
Schutzimpfung mit
Emphysarcol ,-,Foth“
Unter der Zustimmung des Ministeriums für L. D. und F.
mit dör Herstellung unter staatlicher Kontrolle beauftragt
Pharmazeutisches Institut
Ludw. Wilh. Gans, Oberursel a.T.
Depot für Bayern:
Dr. R. Oelier, Tierarzt, Scliwaracn Nd.-Bayern. t.-a. : oeiier, Schwarzach Nd.-Bayem.
Sihniliche Impfsiofie gegen
Klett-Braun'sche Impfstoffe.
Chemische Präparate für
die Veterinär-Medizin.
•w
Vertretung und ständiges Lager
m V •• __ 1 __ Augustenstraße 26
JWiUnenen Dr. med. nt 1. Dopler.
Draht-Anschrift: Rheinserum München. Fernspr.: Nr. 56853.
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. I). Christian, Tierärztl. Rundschau 19J3 Nr. 16
fcteratur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins
Antiperiostin
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche riniversitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2,
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von :
Ministerialdirektor Dr. ftttinger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt,
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär*
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gastelger, Referent für das Veterinär*
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Ritt, Honorar-Prof. an der Universität
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München;
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht- u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt,
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge-
atütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München ;
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 29. März 1921. Nr. 13.
Inhalt:
Originalartikel: Stroh. (Schluß folgt). — Sonderhauser. (Forts, folgt). —
Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
— Verschiedenes (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Zar prophylaktischen Eisenbehandlung bei Manl- and
Klanensenche.
. (Hit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten
Rindern und Ziegen.)
Von Dr. Stroh, Augsburg. (Fortseuung.)
28.6. Morgentemp.: 40,4; Befinden unverändert, geringe
Wasseraufnahme; Abendtemp.: 39,6; Wasseraufnahme ziemlich
reichlich; Prießnitz und Einläufe wie vor; sonst o. B.
29. 6. Morgentemp.: 39,4; abends; 38,8; zeigt «ich munter und
achtsam auf die Umgebung; Geifern und Schmatzen geringer ge¬
worden; Beschwerden an den Klauen nach wie vor unwesentlich
(dicke Torfmullstreu); Herztätigkeit wie an den vorausgehenden
Tagen regelmäßig, nur etwas beschleunigt; Futteraufnahme wird
immer noch verweigert. Prießnitz und Einläufe.
30. 6. Temp.: 38,6; sauft viel und zeigt etwas Lust zum Heu¬
fressen. Noch leichtes Geifern und Schmatzen; nur Einläufe.
1. 7. Fieberlos, wenig Geifern und Schmatzen; rasch zunehmen¬
der Appetit. Letzter Einlauf.
2.7. Ebenso. Würde mehr Heu fressen als vorgesetzt wird.
Von da an rapid fortschreitende Besserung, so daß der Ochse am
übernächsten Tage als vollständig genesen erklärt werden kann.
Nachtrag: In der Folgezeit entwickelte sich bei diesem Ochsen
ein langes Haarkleid und beschleunigtes Atmen bei sonst unge¬
störtem Wohlbefinden. Die am 16.11. erfolgte Schlachtung ergab
völlig normalen Befund, im besonderen wurde am Herzen nach
narbigen Einziehungen und dergleichen vergeblich gesucht.
258
0 c h s e Nr. II.
24-, 6. Zeigt sich völlig gesund bei 38,5 Mastdarmtempter&tur.
(mittags).
25. 6. Morgentemperatur auf 39,7 gestiegen; Ochse frißt, kaut
wieder, ohne alle äußeren Krankheitserscheinungen ; von Nr. I wird
Speichel auf den zahnlosen Kieferrand und Zunge eingerieben.
Abends; 41,0.
26. 6. Morgentemp.: 40,6; frißt und sauft noch etwas, zeigt sich
aber im allgemeinen teilnahmsloser und matter als Nr. I. In der
Maulhöhle wenige, bereits zusammengefallene, im Klauenspalt
noch ungeplatzte Blasen; Abendtemp.: 41,8; Herztätigkeit nur et¬
was beschleunigt; der Ochse erhält untertags zweimal je 200 Spir.
vin. mit Wasser verdünnt. Prießnitz im Wechsel mit Nr. I.
27.6. Morgentemp.: 40,6; frißt etwas und kaut kurze Zeit
wieder; von dem (wie immer) angebotenen Eisenwasser wird nur
wenig aufgenommen. Einmal 100 g Spirit, vin. Prießnitz. Abends:
39,6. Blasen an den Füßen, soweit sichtbar, geplatzt.
28. 6. Morgentemp.: 40,4; schmatzt und geifert jetzt stark; ver¬
weigert Futter- und Getränkaufnahrae vollständig. Beträchtliche
Erosionen auch an den Nasenöffnungen. Herztätigkeit nach wie vor
ohne nennenswerte Störungen. Einmal 100 g Spirit, vin., Prießnitz
und Einläufe.
29. 6. Temperatur am Morgen 40,2, am Abend 39,8; der Ochse
zeigt sich frischer und achtsamer auf diie Umgebung. Beschwerden
an den Klauen sehr mäßig. Prießnitz und Einläufe.
(In der Nacht meldet der Stallwärter zeitweise aussetzende
Atmung. Die kurz darauf folgende Untersuchung ergibt keinen
positiven Befund; es wird für vermehrte Zufuhr frischer Luft ge- 1
sorgt und der Stallboden mit Wasser übergossen.)
30. 6. Temperaturabfall auf 38,9. Geifern und Schmatzen ge¬
ringer; Futteraufnahme wird iipmer noch verweigert.. Nur mehr
Einläufe.
1. 7. Fieberlos, wenig Geifern und Schmatzen; im Laufe des
Tages rasch zunehmender Appetit; letzter Einlauf.
2. u. 3. 7. Rapid fortschreitende Genesung, so daß der Ochse
am 4. 7. als gesund und frei von Folgekrankheiteh erklärt werden
kann.
Bemerkung: Beide Ochsen zeigten mit einigen Schwankungen
5 Tage lang Temperaturen von über 40° und erst
am 6. Krankheitstage einen beträchtlichen Abfall, dem rasche Rück¬
kehr zur Norm folgte. Das Fiteber bestand, obwohl bei beiden am
3. (event. 4.) Krankheitstage die sichtbaren Blasen bereits geplatzt
waren und obwohl therapeutisch dem Fieber entgegengearbeitet
worden war. Wenn auch Nr. II wegen der (überflüssig gewesenen)
künstlichen Ansteckung des bereits fiebernden Tieres vorsichts¬
halber außer Betracht gelassen wird, so dürfte unsere Beobachtung
(s. auch bei den Ziegen) geeignet sein die bisherige u. a. von
Hutyra und Marek vertretene Lehre, daß die Körpertempe¬
ratur bei Maul- und Klauenseuche nur „in den ersten 1—2 Tagen
bis auf 40 bis 41 0 steigt, jedoch, sobald sich die Blasen ent¬
wickeln, allenfalls schon nach 6—24 Stunden rasch herab¬
sinkt, worauf die Krankheit fieberlos verläuft“
einer Nachprüfung wert erscheinen zu lassen.
Vorausgesetzt, daß dieses längere Anhalten des Fiebers all¬
gemein zutrifft, so ist das entweder dadurch zu erklären, daß die
Blasen doch nicht annähernd gleichzeitig zur Entwicklung ge-
f
259
«
längen, sondern daß u. a. an wenig oder nifcht der Besichtigung
zugänglichen Stellen (z. B. auf den Wanstpfeilern) auf mehrere
Tage verteilte Nachschübe von Blasen erfolgen oder aber es
könnte in der fraglichen Lehre ein grundsätzlicher Irrtum ent¬
halten sein. Immerhin zeigten auch, unsere Ochsen am 1. und 2.
Krankheitstage die höchsten Temperaturen mit zeitweise 41 0 und
darüber. (Vor und nach der Erkrankung wurden Normaltempera¬
turen von 38,8 bezw. 38,6 0 gemessen.)
B. Ziegen.
In der besonders gefährdeten Seuehenhofabteilung des
Schlachthofes standen 8 Ziegen, die in der Versuchstier¬
stallung untergebracht waren. Es handelte sich um 4 aus¬
gewachsene Ziegen (1 Bock, 3 Geißen) und 4 damals un¬
gefähr 3 Monate alte Kitzen (2 o und 2 °). Mit Ausnahme
des etwas abseits aufgestallten Bockes standen die sämt¬
lichen Ziegen nahe beisammen und benützten eine gemein¬
same, von zwei Seiten zugängliche Raufe. Den Ziegen wurde
Dürr- und Grünfutter, je nach der Jahreszeit, gereicht.
Die Ziegen erhielten ebenfalls vom 15. Mai ab Eisen
und zwar als Ferrum pulveratum, gemischt mit Kochsalz
und Kleie. Zunächst durch 4 Wochen zusammen täglich
12 Gramm (versehentlich zu viel!), später 6 Gramm im Tag.
(Dazwischen 8 Tage ausgesetzt.) Außerdem zum Trinken
nur Eisenwasser, das auch zur Herstellung der Tränke ver¬
wendet und in gleicher Weise wie für die Ochsen hergestellt
und behandelt wurde. Die Tiere vertrugen das Eisen ohne
jeden gesundheitlichen Nachteil.
Seit Anfang Juni wurden in den Seuchenhof jeden Tag
durchschnittlich 2—3 im Stadtbezirke an der bösartigen
Form der Maul- und Klauenseuche notgeschlachtete Tiere
eingeliefert, darunter in größerer Zahl auch Ziegen, deren
Bestände in einigen Vororten nahezu ausstarben*). Dazu
*) Diese für ans und die Kollegen der Praxis eine Zeit lang
ungeklärte Ziegenseuche, deren Verbreitungs- usw. Art ebenso
sehr für Maul- und Klauenseuche sprach, als der in der Hauptsache
negative und den „offiziellen“ Beschreibungen widersprechende
Befund dagegen, konnte von uns erst an deoi kleinen, aber deut¬
lichen Erosionen auf den Wanstpfeilern genügend
identifiziert werden. Darauf wurden auch kaum stecknadelkopf¬
kleine und meist gehäuft stehende Epitheldefekte am harten
Gaumen und hauptsächlich vorne an der „Zahnplatte“ gefunden
und als Maul- und Klauenseucheveränderungen erkannt. Nur
unser Bock hatte Blasen zwischen den Klauen.
In allen anderen zur Untersuchung gelangten Fällen waren die
Fußenden der Ziegen frei von krankhaften Veränderungen. Die
übrigen, teilweise imi Nachstehenden aufgeführten Merkmale deck¬
ten sich ebenfalls vollständig miiit den später von Stoß u. A. be¬
schriebenen.
260
kam, daß der Wärter der Ziegen als Metzger im Seuchefl-
schlüchthause beschäftigt war und daß sein Kleider- u.Sehub-
wechsel strengeren Anforderungen nicht standhalten konnte.
Bei dieser Sachlage war es wiederum recht auffallend, daß
erst am 2. Juli die Seuche unter den Ziegen ausbrach. An
diesem Tage zeigte der Bock unbestimmte Krankheits-
efscheinungen, Trauern, Versagen des Futters usw.
3.7. Der Bock steht sehr schlecht und unter sichtlichen
Schmerzen, hebt fortwährend die Füße, frißt nicht. Blasen an der
Zwischenklauenhaut sämtlicher 4 Füße. Im Maule werden, soweit
eine Besichtigung möglich ist, Veränderungen nicht gesehen. An
diesem Tage versagt auch eine Geiß die Futteraufnahme und d i e
Milchabsonderung versiegt vollständig. Krank¬
hafte Veränderungen können weder im Maule noch zwischen den
« Klauen und weder an diesem noch an den folgenden Tagen ge¬
sehen werden. (Schloß folgt.)
(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt)
Beiträge zur Kenntnis der Unterkieiergeschwtllste
bei Rind nnd Pferd.
Von Dr. med. vet. Matthias Sonderhauser, prakt. Tierarzt
in Massing. (Fortsetzung.)
IV. Ein Fibrosarkom am Unterkiefer eines Ochsen.
(Münchener Sammlung.)
Das fragliche, dem tierpathologischen Institut einge¬
sandte Präparat ist der linke Unterkieferast eines
fünfjährigen Ochsen*), der nicht schlank und flach
wie gewöhnlich, sondern stark aufgetrieben und in
seinem mittleren Teil vom Hackenzahn bis zum letzten
Molaren gewölbt ist. Die Verbreiterung des Kieferastes
zeigt einen senkrechten Durchmesser von zirka 12 cm mit
einem Querdurchmesser von 6 cm. Die Auftreibung am
Kieferast selbst ist knochenhart und wird von den Besten
der Muskulatur glatt umspannt. Nach der Kaufläche zu
wächst scheinbar aus dem Zahnrande des Kiefers ein etwa
faustgroßer Tumor hervor, der von dem ganz zum Hacken¬
zahn verdrängten Prämolar 3 bis seitwärts zum Molar 2,
der ganz locker im Kiefer sitzt, reicht. Der Tumor selbst
hat Farbe und Konsistenz der Zunge, ist oberflächlich glatt,
zeigt nur zentral einen kleinen etwa daumengroßen Zer¬
fallsherd, der grauschieferig verfärbt ist. Dahinter nach
rückwärts schließt sich eine etwa 3 cm tiefe Furche an, die
parallel zum Kieferrand verläuft. Die Auskleidung dieses
*) Siehe Abbildung am Schlüsse der Arbeit.
261
Hohlraumes hat durch Anschoppung mit Futterpartikeln
gelitten und ist mit grau-braunen Belägen überzogen. Auf
der Kuppe des Tumors nach der Zahnseite hin sind zwei
stecknadelkopfgroße Mündungen feiner Kanäle feststellbar,
die 1 cm unterhalb der Oberfläche mit einem erbsengroßen
Herd enden. In der Umgebung greift sich das Gewebe
knochenhart an (es scheint noch ein Zahnrudiment einge¬
schlossen zu sein). Epithel ist auf dem Tumor selbst nicht,
erhalten, es umrandet aber als weißer Saum die Seiten¬
flächen der Neubildung. Auf dem Durchschnitt zeigt sich
das Gewebe durchaus homogen, die Oberfläche glatt und
glänzend, mit parallel faserigem Verlauf nach der Tiefe
hin. An der Tumorbasis ist eine weite Höhle, welche vom
Prämolar 1 bis Molar 2 zurückreicht und überall die auf*
geblähte Knochenseite des (Kieferastes fühlen läßt. Die
Konsistenz der Tumorbasis ist nicht fest und derb wie nach
der Maulhöhle zu;', sondern schlapp-sulzig und reich durch¬
saftet. Durch Ausbildung der beschriebenen Höhle wird
erklärlich, daß Molar 2 locker geworden ist. Infolge Aus¬
bauchung des Unterkieferastes wurde die Alveole zerstört,
so daß der Zahn nur mehr vom Bindegewebe und Schleim¬
haut festgehalten wird. Neben dem wässerigen Inhalt ent¬
hält die Höhlung vereinzelte (4) lose schwimmende Knochen¬
splitter, die von spongiösem Charakter mit der Zahnbildung
(embryogene Ersatzzähne) nichts zu tun haben. Die der
oberen und tieferen Tumorschicht entnommenen Präparate
lassen bei mikroskopischer Betrachtung folgendes Bild er¬
sehen : Die Hauptmasse des Tumors besteht aus einem Ge¬
webe, das im großen und ganzen einem Fibroblastengfanu-
lationsgewebe ziemlich gleicht, hinsichtlich des Gefäßreich¬
tums ist der Vergleich weniger zutreffend. Immerhin ent¬
hält der Tumor Gefäßsprossen, die nach den verschiedensten
Bichtungen ihn durchziehen; vorzugsweise aber finden sich
Bindegewebsfasern, die in Kreuz- und Querrichtung mehr
oder minder dicke Balken formen und zwischen denen aller-
wärts fibroblastenartige Bindegewebszellen in allen Formen
wie vollsaftig breite, platte, teilweise von besonderer Größe,
sodann ästige, sternförmige Gestalten, namentlich aber
spindelförmige anzutreffen sind; bei ersteren sind runde,
bläschenförmige, bei lezteren längliche Kerne sichtbar. Als
besonderes Charakteristikum sind die inselförmigen, einem
Fibrosarkomgewebe entsprechenden, eingelagerten Kanäle
mit ihrem dunkel gefärbten krümmeligen Inhalt; sie sind
etwa von der Größe eines Nierenglomerulus. Die Vermeh¬
rung der Zellen ist jeweils dadurch angedeutet, daß in einem
••Zelieib 2 Kerne vorhanden sind; auch einzelne mitotische
■ Stadien (Spindelfiguren) sind sichtbar. Wir haben es mit
einem lokalen Fibrosarkom zu tun, das vielleicht auf trau¬
matischem Wege entstanden und als Caro luxurians be¬
ginnend aus einem Granulationsgewebe hervorgegangen ist.
V. Ein Osteofibrom am Unterkiefer eines ljährigen Pohlen.
(Münchener Sammlung.)
Das hinter Prämolar 3 abgesägte Unterkiefer zeigt am
, linken Kieferast keine pathologische Veränderung, während
.am rechten eine übermäßige Auftreibung bemerkbar ist. Der
Durchschnitt des linken Kieferastes ist zweimal so groß als
breit, der des rechten Kieferastes aber kommt einem gleich-
, seitigen Dreieck wegen der starken Auftreibung nahe. Von
den Zähnen sind nur mehr 3 der linken Seite vorhanden
(Zange, Mittel- und Eckzahn), davon 2 in vollständig nor¬
maler Lage, während die Zange mit aer Krone nach der
li,nken Seite verschoben ist. Die Schleimhaut des Bodens
der Maulhohle der linken Seite erscheint intakt, rechts ist
sie zugrunde gegangen und an ihrer Stelle tritt ein lehm¬
farbiges, zerklüftetes Tumorgewebe aus der Tiefe hervor¬
wuchernd zutage. Dasselbe fühlt sich elastisch fleischhart
an und zeigt an verschiedenen Stellen nadelscharfe Knochen¬
splitter eingelagert. Im medianen Durchschnitt nach der
Mitte des rechten Kieferastes zu erscheint der Tumor herz-
jnuskelfleischähnlich, in lamellösen Platten ablösbar, welche
zentral weich, nach den Seitenrändern und dem hinteren
Ende zu hingegen infolge Knocheneinlagerung unelastisch
sind. Zur mikroskopischen Bearbeitung wurde je ein Prä¬
parat nach vorheriger Entkalkung in schwefliger Säure (ge¬
sättigte 5 %ige wässerige Lösung) und der schon erwähnten
Behandlung der Tumoroberfläche und Tiefe entnommen.
Bei ersterem fällt vor allem der Mangel jeglicher Schleim¬
haut auf; vielmehr tritt auch hier in den obersten Schnitten
des Tumors bei schwacher Vergrößerung ein Gewebe zu¬
tage, das folgende Einzelheiten aufweist: Inmitten sich
' nach allen Seiten durchkreuzenden Bindegewebssträngen,
die sich nur schwach tingieren und durch langgestreckte
Kerne gekennzeichnet sind, liegen tiefblaue Herde von ver¬
schiedenster Form und Ausdehnung; teils sind dieselben
schmale Bänder, teils von rundlicher und ovaler Form,
r andererseits erscheinen sie als gelappte unregelmäßig be¬
grenzte Herde; bei stärkerer Vergrößerung zeigt sich in
der Umgebung eine Anhäufung sternförmiger Zellen mit
langen Ausläufern und runden, großblasigen, stark gefärb-
263
ten Kernen mit hellem, nicht tingiertem Saum, zwischen
. denen nur vereinzelt spindelförmige Bindegewebszellen her¬
vortreten. Soweit die genannten Herde quer getroffen sind,
zeigen sie eine konzentrische Schichtung der Zellen in der
Art, daß sich um einen primären Kern immer neue Schich¬
ten des Tumorgewebes anlagern. In ihrer Struktur sind die
Zellen dieser Einlagerungen genau so gebaut, wie die Zellen
der Umgebung dieser stark tingierten Herde, es sind näm¬
lich große Kerne mit hellem Saum; aber sie unterscheiden
sich dadurch, daß das zwischen den Zellen, gelagerte Ge¬
webe sich tiefblau homogen gefärbt hat. Es handelt sich
demnach um quergetroffene solide Knochenzapfen. Die
schief oder im Längsverlauf getroffenen Einlagerungen des
Tumors zeigen lose, aneinander gereihte blasige Zellen mit
wohlerhaltenen Kernen und gleichen im allgemeinen den
soeben beschriebenen Formen. Wegen ihres lockeren Ge¬
füges machen sie mehr den Eindruck von Bälkchen der
Spongiosa. Wir hätten demnach bei der Neubildung zwei
. Gewebsarten zu unterscheiden: nämlich progressiv wuchernde
Knochenzapfen kompakt oder aufgefasert, dazwischen ein
reiches Geflecht von Bindegewebssträngen, welche den Tu¬
mor nach allen Seiten durchsetzen. Die Diagnose lautet
demnach Osteofibrom, ausgehend vom Periost des Unter¬
kiefers. Über die Entstehung läßt sich auf Grund des makro¬
skopischen .und mikroskopischen Befundes nichts näheres
ermitteln; gewöhnlich werden derartige Neubildungen auf
. traumatischer Genese stehend gedeutet.
_ (Fortsetzung folgt.)
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl-
nnd Klauenseuche. (Fortsetzung
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
II. Gruppe der Tonerdesalbe.
Unter Leitung' des Professors Dr. Krona eher wurden 1912
an der Akademie für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan
auf Veranlassung des Staatsministeriums d.es Innern exakte Ver¬
suche mi!t essigsaurer Tonerde bei Maul- und Klauenseuche vor-
S enommen. Sie stellten Kontrollyersuche mit der Behandlung von
[itisol, Euguform, Antiformin und Pyoktanin dar. Kronacher
berichtete über seine Erfahrungen mit essigsaurer Tonerde wie
folgt *>;
Bei 5 Kühen erfolgte nach Erkrankung der Klauen Bestreichen
der Klauenspalte, Krone und Ballen mit einer dicken Pyoktanin-
lösung; die Mauthöhle wurde täglich zweimal mittels einer Alfa¬
spritze mit 1 Liter essigsaurer Tonerde (essigsaure Tonerde und
destilliertes Wasser zu gleichen Teilen) gründlich nach allen Rich-
*)• Zeitschrift für Tiermedizin, 16. Bd. (1912).
264
Zungen, teilweise unter leichter Verwendung des Flüssigkeits-
Strahles und Spritzenmundstückes zur Unterstützung der Ablösung
größerer Schleimhautbeläge ausgespült (viermal) und die Zitzen
• wurden mit Thiöformsalbe bestrichen.
Fieber war nur bei zwei so behandelten Tieren vorhanden, bei
einem dieser durch 3 Tage auf 40,4 und 40,0* anhaltend.
(Zunächst ist zu bemerken, daß in dieser Weise eine ganz
andere Reinigung und Desinfektion der Maulhöhle, falls eine solche
überhaupt möglich, zu erreichen ist als mit einer gebogenen Druck-
.spritze nach- Art der Hoffmannschen.)
Die kühlende, säuerliche Flüssigkeit verursacht den Tieren
offensichtlich auch Wohlbehagen;
Auch hier ist zunächst ein starkes Abblassen des Grundes der
Schleimhautdefekte und etwas weniger eiteriger Belag auffallend
und sieht es auch hier zunächst aus, als ob eine schnellere Ab¬
heilung und Eindeckung der Geschwüre und Defekte vor sieh gehen
würde. Bei dem Vergleich mit Kontrolltieren und anders behanr
delten Tieren nach einigen Tagen und auch späterhin zeigte sich
aber auf Grund genauer Besichtigung mit dem stets zu den Unter¬
suchungen verwendeten elektrischen Leuchtstabe sehr deutlich,
. daß ein irgendwie nennenswerter Unterschied zwischen der Wir¬
kung von essigsaurer Tonerde und Mitisol, Antiformin nicht be¬
steht.
Auch bei der essigsauren Tonerde muß also leider konstatiert
werden, daß ihr eine besondere Wirkung bei der Behandlung der
Maul- und Klauenseuche nicht zukommt.
III. Gruppe der Chlorverbindungen..
Antiformin.
Das Antiformin (der Erfinder Axel Sjöo und Viktor Förneil
iln Stockholm) wird von der Firma Oskar Kühn, Berlin, in Glas-
gefäßetn, welche mit Gummistopfen verschlossen sind, in den Han¬
del gebracht. Der Preis betrug vor dem Kriege 3,50 Mk. das Kilo.
Das Präparat steht unter Patentschutz. Sein wirksames Prinzip
ist die unterchlorige Säure bezw. das unterchlorigsaure Natron
(Natrium hypochlorit oder Eau de Javelle mit einem Uberschuß
- von Natronlauge), Das Interesse für die Therapie hat sich den
verschiedenen Chlorlösungen um so mehr zugewandt als eben die
unterchlorige Säure selbst wenig haltbar ist. Neben dem Anti¬
formin wurden deshalb noch eine Reilhe von anderen Chlorlösungen
zusammengestellt. (Eau de Labarraque z. ß. ist Kalium hypo¬
chlorit.)
(Die Dakinschc Lösung ferner besteht aus 10 Liter Wasser,
200,0 Chlorkalk, 140,0 Soda und 25,0—40,0 Borsäure. Auch die Car-
relsche und Duretsche Lösung, die Lösung nach Cordova für intra¬
venöse Anwendung, sodann „Sano“, „Eupad“ und „Eusol“ haben
ähnliche Zusammensetzungen und unterchlorige Säure als wirk¬
sames Prinzip.) ■
Die Hypochloritlösung Antiformin selbst, die dadurch entsteht,
daß man dem Hypochlorit Natronlauge im Überschüsse zusetzt, wa-
: durch man den'unangenehm stechenden Chlorgeruch beseitigt .und
die Haltbarkeit stark erhöht, enthält etwa 7,5 % freies Natrium¬
hydroxyd (Natronlauge) und 5,3% gebundenes Chlor. Es stellt
eine gelblich-grüne, klare Flüssigkeit von einem nicht unangeneh¬
men Laugengeruch dar. Es mischt sich mit Wasser in jedem Ver¬
hältnis, wobei die stark alkoholische, klare Lösung ihre .gelblich-
grüfce Farbe beibehält, jedoch schwachen'Chlorgeruch abgibt. Das
oben angegebene Verhältnis bleibt auch in den Verdünnungen, im
Gegensatz zu Eau de Javelle und Eau de Labarraque, unverändert.
Doch empfiehlt sich Antiformin dunkel in gut verschlossenen
Flaschen aufzubewahren. Die Böhler sehe*) Forderung für Natrium-
hypQchloritlösung, daß sie kühl aufzubewahren und nicht älter als
5 Tage alt fcein soll, trifft für Antiforminlösungen nicht zu, da sie
sich Monate nach Bereitung noch als wirksam erwiesen.
Bevor wir die desinfektorische Kraft des Antiformin näher be¬
trachten, müssen wir auf eine besondere Eigenschaft hinweisen, die
dem Antiformin eine besondere Stellung einräumt. Es ist dies sein
Vermögen organische Verbindungen aufzulösen. So werden z. B.
WoHe, Federn, Haare usw. völlig vernichtet. Auf Schuhwerk und
KlfeSder ist beim Arbeiten mit verdünntem Antiformin besonders zu
achten. Sputum war mehr oder weniger schnell zu einer homo¬
genen Masse verflüssigt. Demgemäß werden auch die Eiweißleiber
der Bakterien nicht nur abgetötet, sondern auch aufgelöst und zwar
derartig, daß auch unter dem Mikrpskop keine Spur mehr hievon
nachgewiesen werden kann. Antiformin wird dieser reinigenden
und vor allem schleimlösendenWirkung halber vielfach im Brauerei¬
betriebe zur Reinigung und Desinfektion von Bierleitungen und
Gärbottichen verwendet.
Bakterien werden lün der Tat in wässerigen Aufschwemmungen
schon durch verhältnismäßig schwache Lösungen von Antiformin
in kurzer Zeit wie Zucker in Wasser restlos aufgelöst, so daß eine
vollkommen ( wasserklare Flüssigkeit resultiert. Uhlenhuth*)
ist dfer Ansicht, daß die Auflösung der Effekt einer glücklichen
Kombination von Chlor und Alkali ist; denn Chlor allein und Kali
bezw. Natronlauge allein (N e u f e 1 d) haben keine auflösende
Wirkung. Auch Eau de Javelle (Natrium hypochlorit) löst Bak¬
terienleiber auf; aber nicht in dem gleichen Maße wie Antiformin *)
(G i 1 d e m e i s t e r).
Nach einer neueren Arbeit von Langer**) ist der Reaktions-
Prozeß zwischen dem Hypochlorit und den Bakterien nicht in einer
Oxydation, sondern in einer Chlorresorption zu suchen, die von der
Konzentration des disponiblen Chlors und nicht von der Dauer der
Einwirkung abhängig ist. Da auch andere organische Stoffe Chlor
absorbieren, wird durch Ihre Gegenwart die wirksame Chlor-Kon¬
zentration herabgesetzt. Bemerkenswert list, daß säurefeste Bak¬
terien <Tb-, Butter-, Smegmabazillen) sich vollständig gegen¬
sätzlich verhielten, indem eine Lösung nicht stattfindet. Man
nimmt an, daß die Fettwachshülle diese Bakterien mit einem
antiformiinresistenten Panzer umgibt. Das wurde in der Bakterio¬
logie praktisch aus'gewertet, indem man durch Antiforminzusatz
tuberkulöses Material (Urin, Kot, Sputum usw.) von seinen Be¬
gleitbakterien befreien und es so für die Meerschweinchenimpfung
brauchbar machen kann. In eiweißhaltigen Lösungen und Urin ist
die lösende Wirkung herabgesetzt, weil das Chlor gebunden wird.
*) Über die Wirkung und Anwendung der unterchlorigsaureu
Natriumlösung iln der Veterinärmedizin. D. T.W., Jahrg. 25, S. 443.
*) Uhlenhuth; Zentralbl. f. Bakteriologie, Parasitenkunde.
und Infektionskrankheiten. Bd. XIII, Beiheft.
. Uhlenhuth und Xylander: Arbeiten aus d. Kaiserl.
Gesundheitsamt. Bd. XXXII, Heft 1. — Gildemeister; Ar¬
beiten aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt. Bd. XXXVIII, Heft 2.
**) Mercks Jahresbericht. XXX. Jahrgang.
266
Allerdings ist die Wirkung des Antiformins ungleich stärker -wie-
die des Sublimat und des Karbol, weil diese im Gegensatz zu Anti-
formin Eiweißfällungen im Serum verursachen. Besonders ein¬
gehende Studien haben in dieser Hinsicht Uhlen huth und
Gildemeister vorgenommen. (S. Fußnote S. 265.) Er dehnte
seine Untersuchungen auch auf Trinkwasser, Abwässer, Fäzes und
Harn aus. Hiebei machte er die für unsere Zwecke besonders wich¬
tige Beobachtung, daß alkalisches Urinkotgemisch die deslnfilzie-
rende Wirkung des Antiformins stark herabsetzt. Überschuß an
Alkali wirkt nämlich chlorbindend, während z. B. in saurem Ham
durch die Entw'icklungsmöglichkeit von freiem Chlor in wenigen
Minuten Typhusbazillen abgetötet werden. Hiebeül ist jedoch zu
berücksichtigen, daß stark saure Reaktion durch zu rasche Chlor¬
entwicklung die desinfizierende Kraft des Antiformins zu schneD
erschöpft. (Fortsetzung folgt;.
4
Referate.
latekttras* ni IamtoukraikMtra.
Prakt. Tierarzt Dr. med. vet. M. Er 11 - Ziemetshausen
(Schwaben): Die Bekämpfung der Ruhr und ruhrartiger
Durchfälle mit Thfirpil. (Tierärztl. Bundschau, 1920, Nr. 29,
S. 432.)
Eine der gefährlichsten Krankheiten, die alljährlich im Früh¬
jahr unter den Jungtieren, namentlich Kälbern, anftritt, ist die
Ruhr. Da zuweilen ganze Bestände daran zugrunde gehen, ist
man bemüht, sie mit allen möglichen Mitteln zu bekämpfen, von
denen bisher keines eine spezifische Wirkung entfaltet hat. Unter -
dem Namen „Thürpil“, einer patentamtlich geschützten Wortbildung
aus der früheren, vielfach mißbräuchlich nachgeahmten Bezeich¬
nung „Thüringer Pillen“, bringt nun die Chemische Fabrik
CI. Lagemann in Aachen seit Jahren ein Präparat in den Handel,
das in Gestalt schwarzer, bärenzuckerähnlicher Tabletten verab¬
reicht wird. Die Tabletten werden nach folgendem Rezepte her¬
gestellt : Cort. Granati 40,0, Aqua dest. 400,0, Mazera p. dies II,
DJgere p. horas II, Filtra et koq. ad 100,0, Adde, myrobalani 5,0,
Extract. Rosar. 2,0, Gumm. 1,0, Sacch. 1,0. M. f. past. XXIV. Die
Verabreichung der Pillen geschieht mit Kamillentee, Mehlbrei oder
Rotwein. E. verwendete dile „Thürpil“-Tabletten bei Jungtieren
und auch ausgewachsenen Kühen in 36 Fällen, von denen er 17
ausführlicher schildert, mit gutem Erfolge, so daß er sein Urteil
dahin zusammenfaßt: „Thürpil“ stellt ein äußerst brauchbares Mit¬
tel dar zur Bekämpfung der Darmkatarrhe, nicht nur bei Jupgvieh
und Kälbern, sondern auch bei erwachsenen Tieren, es wird im
allgemeinen von Rindern und Pferden gern genommen und gut .
vertragen. Heilerfolge treten meist nach etwa 3—8 Tagen ein.
Die Kosten der Behandlung sind annähernd um y U billiger wie
mit Tannin-Präparaten, da eine Dose zur Zeit 6 Mk, 90 Pfg., Tanno-
form aber 100 Gramm 22 Mk. 50 Pfg. kosten. Eine umfangreiche
Erprobung des Mittels in der Hundepraxis wäre noch am Platze.
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 28. Februar 1921.
267
«>
. kt
V
—
H
•
■5
33
€
*
o
b«
—-
o
Z
Kleinvieh
. + anrqBunz
— euaqBaqy
(„qazsjqoijaq
-joa Jnz
qopiXiaA mi
— 4
— 1
— 3
— 2
— 2
-f" 10
CM
1
00 T-l (M tO 00 iß
03 O Ci -r tH O.
- Ol rH
1 II 1 + 1
liazsiq.iuag
10 p ui
00 | | *> | | | 2
oa
CM
Ol CO »O O 03
03 03 iC O Ci -f 03
tH rH ^ hH
Großvieh
+ 0nnpmnz
— araqBuqy
(„qazsjqouaq
-IO.\ JUZ
qata[8iaA ra I
1 l + l 1 I+ +
Oi
1
CD rH -H CO »O O O
rf O 03 rH CD CO
r-l r-l l> 00 tfl
1 1 1 1 1 1 1
qazs^qauaa
J9p QI
^h O 03 1 tH (M -t1
TH r-H |
CO
O D 1^ tH D 05
Hh h$i CO -H CD h- C0
03 CO O -H
TH H
Gefallene Tiere
Kleinvieh
-(-araqBunz
— araquuqy
( # 7 iazsiqouaq
-joa mz
qara[SiaA uii
CO rH M kfl ~h l-H t-
(M O
T—f
+ 1 ++ ' 1 + 1
+ 119
OiOOOtOO^O
^ CO Ol CO t— CD
y—t T—< y—t r-H
+ 1 1 1 1 1 1
jiazsjqouaa:
jap ui
CO h iO ifl I | *—< CO
Ol o II
tH
141
Ol U- Ol o »O HO 03
Ol th CD O Ol »O CO
Ol C0 ^ iO
a>
*5
Großvieh
+ amqBunz
• — araqBuqy
(* 7 iazsiqauaq
-joa Jnz
qaia[SjaA tnj
rl kO CC H (M
+11++''’
1
rHf-' 03 GO ' >
C0 Ol Ci Ci ^
• rH W|
1 II 1 1 1 ■§
«M
^lazsiqaiJag
jap uj
(M H H CO (M | tH j
o
h* iC Ol C0 »O C0 *
1H rH H lO l- D H ö
rHco ®
|H
V
5
a
u
<A
ft-
e
>
Gehöfte ••)
+ araq-eanz
— araqwuqy
(iliazsjqauaq
-joa Jnz
qaia[SJ3A uir
— . 277
— 325
— 23
— 43
— 66
— 57
— 58
— 160
eooi —
Q0 Ol GC C0 O Ol CO w
Oi C0 00 O O CO o w
Ol Ol — — O Ci
<rH lO G0 U- ~ O fl
1 1 1 1 IT 1 s
4jaz»7qoijaa
jap ni !
694
120
73
104
55
83
57
296
1482
HOHO Ol 03 ^ 3
Ci GO Ol O —• -* 3
r* 03 iß 00 Ci O CO ~
03 "+ 00 CO r—* Ci Ci. rt
r-H 03 Ol CO ü
Gemeinden
-j-amqBimz
— araqBuqy
(*Hazs*qojJ9q
-joa Jnz
qoiaiSjaA nij
CC H th CM Ol t-h
1 1 1 II 1 1 1
io
CO
?h
1
Q
o o o r— Ci cd rH a>
00 ^ o f- go oo t- c:
03 iC CD G0 CO CO 43
1 1 1 1 II 1 1
3
liazsjqauaa
jap ui
176
75
36
52
37
44
22
90
532
t— r— t^* r— r+i co Ci
er. r— o o go r— »o t
CO Ci »C — Ci TO t—
rH 03 03 CO C0
rH
- .
Verwaltungs¬
bezirke
-f- araqBnnz
—' araqBuqy
(*;tazsaqDuaq
-joa Jnz
qoia[Sj0A xni
^ CO H CO rH t— —^
1 1 1 + 1 ’ 1 1
1
Oi
rH
^DCOO^tUth m
«-H T-H t-H r-H Ä
111l+l1 I
<D
iqozsiqafjag
iap a I
CO N CC f Tfi'O 03 O
(Nr^rHi-^r— * ri rl (M
00
CO
Ci CO 03 O
Tp CD 00 Ci r-H T-H -H g
rH tH t-h Ol 03 03
i
. «•
et«
9«w
a v.
b *2
' t*
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
Gesamtsumme :
rH
s
?H . . . * O
© 5 * © ® ^ ^
ld rH ld — H OÖ ö
r-H CO rH CO rH Ol
268
Tierärztliche Standes- und VtrtstiuCtstragen.
Verband der Frelberulstlerirxte Bayerns.
Zum „Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte“ in Nr. 9 der
M.T.W. v. 1. III. 21 und Nr. 8 der T. R. v. 20.11.21.
Von Dr. Pfeiffer, II. Vorsitzenden des Verbandes.
In der T. R. Nr. 8 und M. T. W. Nr. 9 ist ein Sammelruf an die-
Distriktstierärzto ergangen. Acht Verbandsmrtglieder des Ganes
Unterfranken haben ihn gezeichnet. Die Vorstandschaft des Ver¬
bandes und wohl alle Mitglieder begrüßen den Aufruf lebhaft; die-
ersten deshalb, weil er die Möglichkett in die Nähe rückt, daß man-
einmal erfährt, wo die Herren der Schuh drückt. Auf deip bis¬
herigen Verbands- und Gauversammlungen hat man leider nichts
erfahren über eine beabsichtigte Schmälerung althergebrachter
Rechte. Die Mindestforderungen des Verbandes, um welche es sich
anscheinend hauptsächlich dreht, sind stets allseits gutgeheißen
worden. Daß die Einberufer „trotz angestrengten Schauens“ die
in der Fachpresse geschilderten Bemühungen der Vorstandschaft
mit den Führern der Staatstierärzte zur „Versöhnung“ oder „wenig¬
stens zu gegenseitigem Verstehen“ zu kommen, nicht gesehen
haben, nimmt eigentlich wunder.
Die Gründung einer Sondergruppe der Distriktstierärzte im
Verein der Staatstierärzte ist nicht nur geplant, sondern, wie in.
Nr. 1 vom Januar 1921 der „Mitteilungen“ dieses Vereins zu lesen
ist, nunmehr endgültig eingerichtet und ein Vertreter im Ausschuß
genehmigt.
Man faßt dort die beiden Kategorien der Distrikts- und prak¬
tischen Tierärzte unter dem famosen neuen Begriff der „Staats-
dienstanwärte'r“ zusammen, denn „eben wo Begriffe fehlen, da.
stellt ein W ort zur rechten Zeit sich ein.“
Verbands« und Gauleltungen.
I. Verbandsvorstandschaft: I. Vorsitzender: D i 11-
h o r n, Distriktstierarzt, Dinkelsbühl; II. Vorsitzender: Dr. Pfeif¬
fer, prakt. Tierarzt, München, Lessimgstraße 10/11; Schriftführerr
Dr. Eder, prakt. Tierarzt, Haimhausen b. München; Kassier: Dr.
M ü n n i c h, prakt. Tierarzt, Straubing.
II. Gauvorstand schäften. 1. Oberbayern: Vor¬
sitzender: Müller, prakt. Tierarzt, Fürstenfeldbruck; Schrift¬
führer: S e i t z, prakt. Tierarzt, Dorfen; Kassier: Bauer, prakt.
Tierarzt, Pastetten. — 2. Schwaben: Vorsitzender: H ü t h e r,
prakt. Tierarzt, Böbingen; Schriftführer: Burkart, Distriktstier¬
arzt, Meitingen; Kassier: Hartmann, Distrnktstierarzt, Jettin¬
gen. — 3. Niederbayern: Vorsitzender: Wirz, Distriktstier-
ärzt, Hengersberg; Schriftführer: Dr. Schreiner, prakt. Tier¬
arzt, Plattling; Kassier: Dr. MünnJch, prakt. Tierarzt, Strau¬
bing. — 4. Oberpfalz: Vorsitzender: Mandler, prakt. Tier¬
arzt, Langquaid; Schriftführer: Zeller, prakt.Tierarzt, Mosheim;
Kassier: Dr. M ü n n i c h, Straubing. — 5. Mittelfranken:
Vorsitzender: Dr. E r h a r d t, Distriktstierarzt, Hersbruck; Schrift¬
führer: Speiser, prakt. Tierarzt*, Nürnberg; Kassler: Dr. Er¬
hard, Distriktstierarzt, Weismain (bis auf weiter.) — 6. Ober¬
franken: Vorsitzender: Bauriedel, Distriktstierarzt, Kir-
chenlamitz; stellv. Vorsitzender: Dr. Engel, prakt. Tierarzt, Bay¬
reuth; Schriftführer: Dr. Alias, prakt.Tierarzt, Lichtehfels;
Kassier: Dr. Erhard, Distriktstierarzt, Weismain. — 7. U u t e r-
269
frank e;n: Vorsitzender: Seemann, prakt.Tierarzt, Gaukönigs¬
hofen ; Schriftführer: E b e r t, prakt. Tierarzt, Würzburg; Kassier:
Dr. P ö h 1 m a n n, Distriktstierarzt, Aub b. Ochsenfurt. — 8. P fa 1 z:
Vorsitzender: Dr. Arnold, Distriktstierarzt, Alsenz; Schrift¬
führer: Hugo, prakt. Tierarzt, Weingarten; Kassier: We y 1 a n d,
prakt. Tierarzt, Kirchheimbolanden.
Die Neueinteilung des Verbandes in 8 Gaue (statt bisher 6) ent¬
sprechend den 8 Kreisen ist somit beendet.
Haimhausen, den 15. März 1921.
Dr. Eder, Schriftführer.
Verbandsorgan.
Der Verband läßt ab 1. März ein eigenes VeTbandsorgan, die >
„Mitteilungen des Verbands der Freiberufstierärzte Bayerns“ er¬
scheinen. Nr. 2 erscheint am 15. März, von da ab kommt die Zeit¬
schrift monatlich heraus. Jene Mitglieder, die das Organ nicht er¬
halten sollten, werden gebeten, dies dem Verbands Schriftführer
mitzuteilen. Die Zeitschrift geht den Mitgliedern kostenlos zu.
Dt. Eder, Schriftführer.
Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinärrats.
X VII. Vo 11 v e rs am m 1 u n g des D. V.-R, am 14. und
15. April 1921 in Weimar.
Verschiedene Anfragen und die Fortschritte der örtlichen Vor¬
bereitung der Tagung des D. V.-R. in Weimar lassen folgende
Bekanntmachungen zweckmäßig erscheinen:
1. Für je 20 Mitglieder der Wahlkörper mußte ein Abgeord¬
neter ernannt werden. Dagegen brauchen nicht alle Abge¬
ordneten an der Taigung teilzunehmen. Eine Zusammenlegung der
Mandate ist möglich bis zur Höchstgrenze von 5 Mandaten. Die
Ausübung des Stimmrechts ist an die Vorweisung der A u s -
w e i s k a r t e n der nicht erschienenen Abgeordneten gebunden..
Die Vereinigung von Mandaten auf einen Abgeordneten und die
Übermittlung der Ausweiskarten an diesen ist Sache der Wahl¬
körper untereinander oder bei großen Wahlkörpern mit mehreren
Zwanzigschaften Sache des Obmanns. Dfle Kosten der Entsen¬
dung von Abgeordneten sind in allen Fällen von den Wahlkörpern
selbst zu tragen. Es empfiehlt sich, alle diese Vorbereitungen bei¬
zeiten durchzuführen, da sie im letzten Altgenblick kaum mehr ge¬
lingen werden.
2. Der Ortsausschuß in Weimar für die Vorbereitung der Ta¬
gung des D. V.-R. hat ein Programm für gesellschaftliche
Veranstaltungen! in Verbindung mit der Tagung für den
13. bis 16. April 1921 aufgestellt. Hierbei ist u. a. ein Essen am
Donnerstag den 14. April voraussichtlich abends 6 Uhr vorgesehen.
Die Anmeldungen zu diesem Essen müssen bis mindestens 8 Tage
vorher in Händen des Ortsausschusses sein. Der Preis des trok-
kenen Gedecks beträgt 80 Mark. Auch die Anmeldungen für Unter¬
bringung müssen möglichst bald vollzogen werden. Der Ortsaus¬
schuß wünscht, tunlichst 4 Wochen vorher darüber unterrichtet zu
sein. Alle Zuschriften, an den Ortsausschuß sind zu richten ah
Herrn Regierungs- und Veterinärrat Dr. Schotte in We i m a r,
Thüringisches Wirt schaff sministeriüm.
270
3. Die Veröffentlichung der gesamten Tagesordnung erfolgt
baldmöglichst, voraussichtlich schon in nächster Woche.
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10/11, den 11. März 1921.
Dr. Bach.
Verschiedenes.
Soiderfrilat« (Tierfsjrelwlofl# ate.).
Die ehemalige Deutsche Anthropoiden-Station auf Teneriffa..
Über dieselbe berichtet Geheimrat Prof. Dr. R. v. Hertwig-
München in „M. N. N.“, 1921, Nr. 69, im Anschluß an die Anregung
über den Bericht des Dr. A. Goldschmidt zum Plane eines
französischen Dr. Calmette, auf den der Küste von Französisch-
Guimea vorgelagerten Losinseln eine Affenstation zwecks wissen¬
schaftlichen Studien am Menschenaffen zu errichten. R. v. H e r t -
wlg tritt dem Plane des Herrn Dr. Goldschmidt, die Deutsche
Regierung möchte auf irgend einer holländischen tropischen Insel
eine ähnliche Forschungsstation errichten und finanzieren, ent¬
gegen mit der Begründung, daß die ungeheure Notlage der deut¬
schen Wissenschaft ja zur Zeit nicht einmal zur Sicherstellung
unseres einheimischen wissenschaftlichen Lebens die nötigen Geld¬
mittel aufbringen könne. Bei dieser Gelegenheit berichtet aber
v. Hertwig zugleich über die hochinteressanten Resultate, die
im den 6 Jahren des Bestandes der deutschen Teneriffa-Station in
Orotava erzielt worden waren, jemer Station, die zum Studium der
Psychologie der Anthropoiden oder menschenähnlichen Affen unter
dem Protektorate der Berliner Akademie der Wissenschaften und
auf Betreiben des Professors Roth mann in Berlin aus Mitteln
der Emil Selenka- und Plaut - Stiftung gegründet und mit den für
psychologische Untersuchungen bestimmten Geldern der Albert
Samson - Stiftung 7 Jahre lang unterhalten worden war und über
die wir hauptsächlich durch die Berichte des Herrn Dr. Köhler
unterrichtet sind. Die hier gewonnenen Resultate
gehören wohl zu dem wichtigsten, was auf dem
Gebiete der Tierpsychologie geleistet worden
i s t; sie lassen unzweifelhaft erkennen, daß den Schimpansen
ein wenn auch nicht hoher Grad von menschlicher Intel¬
ligenz innewohnt. Bei der Untersuchung wurde jegliche Dressur
vermieden. Es wurden den Tiieren besondere, außerhalb ihres ge¬
wohntem Erfahrungskreises liegende Aufgaben gestellt und die Lö¬
sung derselben ihrer eigenen Befähigung überlassen. Aus dem
reichen, so ermittelten Beobachtungsmaterial seien nur einige
wenige Ergebnisse mitgeteiilt: 1. Bananen, das Lieblingsfutter der
Tiere, wurden außerhalb der Umzäunung so weit, daß sie mit den
Armen nicht erreicht werden konnten, auf den Boden gelegt. Nach
allerhand vergeblichen Versuchen, holt eines der gelehrigsten eine
Stange und häkelt die Banane in Greifweilte. 2. Als die Banane
noch weiter entfernt wird, sucht das Tier zwei Stöcke zusammen¬
zufügen; da das nicht gelingt, steckt es ein dünneres und ein
dickeres Bambusrohr ineinander, und als auch das als unzureichend
erkannt wird, werden drei) Bambusrohre ineinander gefügt, und
zwar so, daß das dünnere als Bindeglied zwischen den zwei
dickeren verwandt wird. 3. Eine Banane wird am Dach des Zwin¬
gers aufgehängt; die Tiere suchen sie mit Hilfe einer Springstange,
die sie meisterhaft benutzen, zu erreichen. Als .das nicht geht, wird
271
eine - Kiste herbeigeholt, erst-flach und als das sich als ungenügend
erweist, auf die Schmalseite gestellt. Da nunmehr der Beobachter
die Banane höher hängt, wird der Affe veranlaßt, auf die erste
Kiste eine zweite, später sogar eine dritte und vierte aufzubauen.
Ein anderes Verfahren ist, daß der Schimpanse einen Artgenossen
oder den Wärter unter das Ziel führt und auf seine Schultern
steigt. Als der-Wärter auf Anordnung Köhlers in die Kniebeuge
heruntergeht, steigt der Schimpanse wieder ab und sucht ihn wie¬
der gerade zu richten, indem er unter dem Gesäß angreift. 4. Liegt
die Banane außerhalb‘des Gitters und ist der Stock am Dach auf¬
gehängt, beiide außerhalb der Erreichbarkeit, so holt der Schim¬
panse nach, längeren, psychologisch äußerst interessanten Fehl¬
versuchen mit Hilfe einer Kiste den Stock und mit Hilfe des Stockes
die Banane. — Die Fähigkeit zu lernen war bei den einzelnen In¬
dividuen ganz verschieden. Einige Tiere waren rasch in der Lösung
der Aufgabe, andere langsam, dritte völlig unfähig. Auch das Tem¬
perament spielte eine große Rolle. Ein Tier, das begabteste der
Gesellschaft, war im allgemeinen rasch im Lösen der Aufgaben,
geriet aber bei Mißerfolgen leicht iin Unmut und Zorn, ein anderes,
weniger, begabt, brachte es schließlich durch Beharrlichkeit zum
günstigen Ende.. Auch wechselte die Fähigkeit, sich auf die Auf¬
gabe, zu konzentrieren beii einem und demselben Tier, und so
konnte es Vorkommen, daß-ein Tier nach vergeblichen Versuchen
plötzlich das richtige Mittel anwandte, als es merkte, daß das Ziel,
die Banane, durch andere Affen bedroht war. — Leider ist die
Tenferiffa-Station, nachdem sie den Krieg überdauert hatte, ein
Opfer, des unseligen Friedens geworden. Die ungünstige Valuta
hat die Erhaltung unmöglich gemacht, da die der Berliner Akademie,
zur Verfügung stehenden Mittel nicht im entferntesten ausreichten,
diie für die Station nötigen Ausgaben zu bestreiten. Dü auch die.
Verbuche, anderweitige Gelder zu gewinnen, keinen Erfolg hatten,
mußte sich die Akademie entschließen, das so erfolgreich begon¬
nene Unternehmen inTeneriffa einzustellen. Im Laufe des Oktobers
1920 wurden die Schimpansen nach dem .Zoologischen Garten in
Berlin verbracht, wo Herr Dr. Köhler, wenn auch unter weniger
günstigen Bedingungen, seine Untersuchungen fortsetzt. Es ist
Sorge getroffen, daß durch das schaulustige Publikum der Ablauf
der Experimente nicht gestört wird.
_ -Frau Professor Se lenk a in München teilt zu obigen Aus¬
führungen des Herrn v. Hertwig noch folgendes mit: In diesem
Artikel ist gesagt, daß infolge des schlechten Valutastandes die der
Berliner Akademie zur Verfügung stehenden Mittel nicht entfernt
mehr ausreichen, um die Station zu erhalten und da auch die Ver¬
suche.-andepveitfge Mittel zu gewinnen, keinen Erfolg hatten, sich
die Akademie entschließen mußte, das so erfolgreiche Unternehmen
in Teneriffa einzustellen. Um keine Mißdeutungen, zumal im Aus¬
lände, aufkommen zu lassen, muß kurz die dem Autor jenes Artikels
bei-dessen-Verfassen offenbar nicht bekannte Tatsache ergänzt
werden,' daß -im April 1920 von der holländischen Regie¬
rung in großzügiger Weise (und ohne weitere Bedingungen als
die Gewährung eines Arbeitsplatzes auf de,r Station an einen hol¬
ländischen Gelehrten daran zu knüpfen) auf V eranlassung
der holländischen Akademie derWissenschaf-
t e n eiine jährliche Unterstützungssumme von 2500 Gulden für die
Teneriffa - Station bewilligt würde. Ferner war von seiten der
.Janta para ampllacion da estudios“ in Madrid
272
(„Vereinigung zur Vertiefung der Studien“) bei dem spanischen
Ministerium für öffentlichen Unterricht beantragt, die Teneriffa-
Station mit 5000 Pesetas jährlich zu subventionieren und zwar
wurde dies yon dem Präsidenten der genannten wissenschaftKclun
Vereinigung (Professor Rarnon y Cajal) am 10. Juni 1920 mitge¬
teilt. Außerdem war noch vom Speyar-Haus ln Frank¬
furt ein Jahresbeitrag von 10 000 Mark in Aussicht gestellt.
Mayr.
StMtSTCtsrialitnUis, AislutfsdlMst ui VartdokimfswM«.
Stand der Tierseuchen.
Deutsch-Österreich. Woche vom 2.-9. Februar: Maul - und
Klauenseuche: 59 Bezirke mit S89 Gemeinden und 3126 Ge¬
höften; Rotz: 2 Bezirke mit 3 Gemeinden und 4 Gehöften;
Räude: 62 Bezirke mit 137 Gemeinden und 220 Gehöften; T o 11 -
w u t: 5 Bezirke mit 6 Gemeinden und 6 Gehöften. — Woche vom
16.—23. Februar: Maul- und Klauenseuche: 57 Bezirke
mit 334 Gemeinden und 2423 Gehöften; Rotz: 2 Bezirke mit 2
Gemeinden und 2 Gehöften;Bläschenausschlag: 1 Bezirk
mit 1 Gemeinde und 6 Gehöften; Räude: 62 Bezirke mit 147 Ger
meinden und 226 Gehöften; Tollwut: 1 Bezirk mit 1 Gemeinde
und 1 Gehöft; Schweinepest: 24 Bezirke mit 62 Gemeinden
und 132 Gehöften; Rotlauf der Schweine: 10 Bezirke mit
16 Gemeinden und 16 Gehöften; Geflügelcholera: 5 Bezirke
mit 5 Gemeinden und 6 Gehöften; Rindertuberkulose:
1 Bezirk mit 1 Gemeinde und 1 Gehöft.
Schweiz. Woche vom 21.—27. Februar: Maul - u. Klauen¬
seuche: 15 Kantone mit 39 Bezirken mit 62 Gemeinden mit 162
Gehöften; Rausch brand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 4 Ge¬
meinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf
und Schwedrieseuche): 5 Kantone mit 9 Bezirken mit 11 Gemeinden
mit 12 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken mit
4 Gemeinden; Pferderäude: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit
2 Gemeinden; Geflügelcholera: 1 Kanton mit 1 Bezirk mit
1 Gemeinde. _
Trichinenschau.
Der Stadtrat W u nsie d e1 hat durch ortspolizeiliche yor-
schrift die obligatorische Trichinenschau (ein¬
schließlich der Hausschlachtungen) angeordnet.
P.
Das Landesamt für Viehverkehr, gcz. Dr. Attinger, erläßt
unter dem 11. März 1921, Nr. 10163, eine Bekanntmachung über die
Ausfuhr von Geflügel, Wild und Kaninchen aus Bayern,
auf deren Veröffentlichung in der „Bayer! Staatszeitung“, Kr. 59
lfd. Jahres, verwiesen wird. Als Wesentlichstes sei vermerkt, daß
die Ausfuhr von lebendem oder totem Geflügel etc., dann^ von
Fleisch dieser Tiere und Fleischwaren, die Fleisch nur von diesen
Tieren enthalten, aus Bayern nach anderen deutschen Gebietsteüsn
aber nicht ins Ausland, Saargebiet und Saarpfalz) keinerlei Er¬
laubnis mehr bedarf.
Kraftfahrwesen.
Jene Herren, Kollegen, die selbst Kraftfahrer sind, dürfte es
interessieren, daß Herr Dr. Fritz Krüger, Vertreter der Kraft-
fahrerverein'igung Deutscher Ärzte in Dresden, unter dem 25. Feb-
' tau .1921 ais Sachverständiger auf dem Gebiete des Kraftfahr-
• wesens in den beim Reichsverkehrsministerium, Abteilung für
- Luft- und Kraftfahrwesen, bestehenden Reichsaus schuß für Luft-
uud Kraftfahrwesen berufen wurde, (gez. Ebert.)
Hodischulnachrichten.
Sächsische Tierärztliche Hochschule in Dresden. Das Sommer¬
seroester 1921 beginnt am 18. April. Die Immatrikulationsfrist
dauert bis 7. Mai.
Personalien.
Versetzung: Bezirkstierarzt Schrie kervon Waldmünchen
. nach Memmingen.
Versicherungskammer : Vom 1. April 1921 an wird der Distrikts-
tierarzt Dr. Hermann Köstlbacher in Seeg zum Bezirkstierarzt
. bei der Versicherungskammer in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt.
Promotionen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover im
Jahre 1920: Ambulatorische Klinik, Direktor: Dr. Opper¬
mann. Tierarzt Heinrich Röhl aus Hannover. Dissertation:
„Untersuchungen über den Bakteriengehalt der Cervix uteri gesunder,
trächtiger Rinder‘\ Tierarzt Willy Beyer in Bückeburg. Disser¬
tation: „Über die Geburtshilfe bei hydropischen Feten des Rindes
und Pferdes“. Tierarzt Adolf Schober in Westerstede. Disser¬
tation: „Untersuchungen über Zahnanomalien und Zahnkrankheiten
bei Rindern“. Tierarzt Felix Kaiser in Bad Harzburg. Dissertation:
; „Die Hygiene in der geburtshilflichen Praxis und die Verwendung
‘ eines zweckentsprechenden Instrumentariums“. Tierarzt Reinhard
Do eh ler in Hannover. Dissertation: „Über das Vorkommen des
. Diplobazillus capsulatus bei Lämmern und seine Beziehungen zur
Aetiologie der Lämmerruhr“. Tierarzt Gustav Schiebei aus Oster¬
cappeln. Dissertation: „Untersuchungen über die Bakterienflora im
Uterus steriler Stuten“. — Anatom. Institut, Direktor: Geh.
Reg.rRat Prof. Dr. Bo et her. Tierarzt Robert Sahling aus Har¬
burg (Elbe). Dissertation: „Untersuchungen über die Granulationen
der Leukozyten des Schweines“. Tierarzt August Meyer aus
Göttingen. Dissertation: „Beiträge zur vergleichenden Histologie
der Trachea von Huhn, Gans und Ente. Tierarzt Johann Heinrich
Grö ttrup aus Wengsel. Dissertation: „Vergleichende histologische
Untersuchungen der Haare von Ziege, Reh und Hirsch“. —
Chirurg. Klinik, Direktor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Fr ick. Tier¬
arzt Johann Voß aus Heide in Hollstein. Dissertation: „Über das
V erhallen von metallischem Arsen im Tierkörper“. — Hygienisches
Institut, Direktor: Prof. Dr. H. Mießner. Tierarzt Wilhelm
Ro senbruch aus Hannover. Dissertation: „Über den Einfluß des
konstanten elektrischen Stromes auf Bakterien“. Tierarzt Alois
B ön ing aus Hilkerode (Harz). Dissertation: „Untersuchungen über
das Vorkommen von Trypanosomen bei heimischen gesunden
Schafen und in Schaflausfliegen (Melophagus ovinus)“. Tierarzt
Bruno Al brecht aus Marienburg i. Westpr. Dissertation: „Die
Bakterienflora der Nachgeburt beim Rinde“. — Patholog.- ana¬
tomisches Institut, Direktor: Prof. Dr. Rievel. Tierarzt
Georg Ernst Scheele aus Bückeburg. Dissertation: „Epithelloid-
zellentuberkulöse der Kopfhöhlen einer Katze mit besonderer Be¬
rücksichtigung der anatomischen Verhältnisse des Siebbeines“. —
Pbysiolog. Institut, Direktor: Prof. Dr. J. Paechtner. Tier-
274
arzt Wilhelm Wever aus Westhofen i. Westf. Dissertation: ^üher
die Wirkung von Aethylalkohol auf die Laktation von Ziegen“. >—
Laboratorium der Akadern. Klin ik für Ri nderhe i lk-ttn.de
in Düsseldorf, Direktor: Geh. Med. - Rat Prof. Dr. Schloß*
inann. Tierarzt Heinrich Thomsen aus Neukirchen (Schlesw.)
Dissertation: ,,Experimenteile Studien über den Einfluß des normalen
Pferdeseruras und die zeitliche Grenzfrist seiner Wirksamkeit auf
die Infektion des Meerschweinchens mit lebenden Diphtheriebazillen“.
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Waldmünchen. Bewer-
bungstermin bis 11. April.
Bttcherschau.
Die Bekämpfung der Dasselfliege. Beiträge von Professor Dr. P.
Stegmann. Berlin 1920. Verlagsbuchhandlung von Paul
Parey, S. W. 11, Hedemannstr. 10 u. 11. — Preis 2 Mk.
Das Büchlein enthält alles, was man über die Bekämpfung der
Dasselplage sagen kann, in übersichtlicher und gründlicher Weise.
Auch auf die Lebensgeschichte der Dasselfliege wird des näheren
eingegangen, wobei unter anderem auch die Gläserschen Versuche
eingehend berücksichtigt werden. Bei dem großen wirtschaftlichen
Schaden, der in vielen Gegenden durch das Auftreten der Dassel¬
fliegen in der Beunruhigung der. Herden und vor allem auch in der
Entwertung der Haut angerichtet wird, ist das Erscheinen dieser
Schrift sehr zu begrüßen und allen Interessenten wärmstens zu
empfehlen. Ma.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis, daß wir in Nürnberg,
Harmoniestraße 16 eine Bezirks-Direktion für Ober- und Mittel-
franken errichtet und deren Leitung Herrn praktischen Tierarzt
B. Lachenschmid in Ruhmannsfelden übertragen haben.
Im übrigen verweisen wir auf das in der heutigen Nummer
enthaltene Inserat,
Die Filial-Direktion für Süddeutschland und Deutsch-Österreich der
Vieh-Versidierungs-Gesellsdiaft a. G. zu Schwerin i. M.
in München, Ohmstraße 9.
Bei Knötchenseuche
hat sich „Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt.
„. . mit „Bissulin“ . . bei Fällen, in welchen mich
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“
Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 42/1910.
„. . ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung
immer den gewünschten Erfolg erzielen.“ M.T.w.im, Nr. 15 .
„. . Seit s fi Jahren angewandt. . kann ich „Bissulin“ - j
nur wärmstens empfehlen.“ Tieriirztl. Rundschau 1909, Nr. 28.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung r -'
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trornrnsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25. . r
i .
275
%noSal
in Ampullen und Tabletten
Originalkarton Originalröhre
cu 5 Ampullen £ur zu 20Tableiten
symptomalischen
Behandlung der
nervösen
Hundestaupe
CheimPharinazeutischeWerkeBad Homburg ArC.
Gesellschait Ilir Seurtienbekampiuno m. b. H.
Frankfurt a. M.-Niederrad
unter staatlicher Oberaufsicht
empfiehlt ihre
bekoiinlen hochweriip Implsioile gegen Tiersenchen
Depot in: Schierling bei Regensburg
Telefon: Nr. 13 Eggmühl — Telegr.-Adr.: Vacclncharb Schierling.
Bekanntmachung.
Die nächste tierärztliche
Versammlung in Ingolstadt
findet am Sonntag, den 10. April, vormittags 10 Uhr im
Nebenzimmer des „Cafe Ludwig“ statt.
Garrecht, Bezirkstierarzt, Ingolstadt.
Venirase
gegen Kälberruhr
t und andere
Oarmkrankheifen.
Humann uTeisler
Dohna 8a.
Antektrol
Impfstoff gegen
Abortus infei
Humann uTeisler
Dohna 5a
Erfolge des Kollegen
„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ansprobiert und bin zu
der Überzeugung gekommen, daß es 0111 ganz vorzüg¬
liches Abführmittel ist« Bisher hatte ich bei keinem
andern Mittel den gleich guten nnd raschen Erfolg. Außer-
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum ops. „E.Bark“ ä8.— .fl, erste Probefl. 5.— A, dem
Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16
Wir stellen unser seit Jahren in der Praxis als bMtol Darmadbtringen*
und Darmdasinfizlans bewährtes
Salicyl-
Tannarabin
in Tabletten zu je
1,0 her.
Äußerst bequeme
Dispensation, leichtes
Eingeben!
Salicyl-Tannarabin-Tabletten je 1,0 in Schachteln zu 15 Stück auch
lose ia beliebiger Packung lieferbar.
Salicyl-Tannarabin-Tabletten cum Argento je 1,0 (verstärkt mit Silber)
in Schachteln zu 15 Stück auch lose in beliebiger Packung lieferbar.
Reffen
efl a
In Schachteln
je 15 Stück, oder Jose
in beliebiger Packung
lieferbar.
Ferner fertigen wir
Bajuvarin (Dauerhefe)
in Tabletten je l,t) an.
Jodvaginal-Tabletten zur Behandlung des Scheidenkatarrhs in der Praxis
bestens bewährt. Für einen Fall genügen 10 Tabletten — Mk. 20.—.
Gegr. 1859. Fahr. chem.-pharm. Prip. und Drogen-GroOhandlung. TeL-Adr.: Bengeoco.
277
iDleklser Scheidenkatarrh der Rinder
wird -erfolgreich bekämpft und geheilt durch
Aubing“
Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhüllung a ca. 11 gr
100 Stück
Mk. 50
Pyo-Vaginalkugeln „Aubing** „ , mi, er
mit Gelatineumhüllung d ca. 11 gr ^00 Stuck ItIIV. Oo
Vaginalstangen „Aubing“ m stück Mk. 120
Pyo-Vaglnalstangen „Aubing“ m stfl ck Mk. 130
Pyo-Zinktabletten „Aubing“ Mi, ^
1 Karton d 16 Tabletten ITIKe &
Die Stangen sind ca.
15 cm lang und 40 gr
schwer; jede einzeln
eingewickelt. Für Kühe
jedesmal 3 cm, für Jung¬
vieh 2 cm. :: :: ::
Chemische Fabrik Anhinn
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernsprecher:
Pasing 158.
Tclegr.:
Chemische Aubing.
2 '
£j«Iz-MarJ<£
Jod-
Vasogetv
6% und 10
Nicht teurer als Ersatzpräparate .
Specif. Jodwirkung, dabei
reizlos für Haut und
Schleimhaut u. sparsam
im Gebrauch . Vorzüglich
bewährt u, a. bei -.
%
Aktinomykose, Euter-, Gelenk
KnochenhautSehnenentzündung.
Acarusräude u. a. Hautkrankheiten.
Morbus maculosus , Pleuritis.
Literatur durch:
Pearsonü Co., Akt.-Ges.
Hamburg 19.
Laboratorium Matern .Berlin
Generaldepot Müachea Hess -3trl2.
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tieriirztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
A f .
M.
W Dr. Kleins \
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
/ Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen ICultur*taaten A
Nur für den Gebrauch
des Tierarzt©* bestimmt
^fl^Verlangen Sie ausführlich^^
Literatur
öes.^ejeh.
Schriftleiter; Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersohe r’niversitÄrsbnehhandlung. München, Odeonspl. 2,
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzncht)
Unter Mitwirkung von:
Ministerialdirektor I)r. ftttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im
B. StAatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt,
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktorder B. Veterinär-
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordeutl. Universitätsprof. in München;
I)r. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und
Land Wirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u.Viehhofs in München ; Dr. Schmitt,
ordentl. Universitätsprofessor in München ; Oberveterinärrat Schneider, städtischer
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge¬
stütsverwaltung in München; Dr, Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬
schaftlichen Akademie in Weihen Stephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München;
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von *
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 5. April 1921. Nr. 14.
Inhalt:
Originalartikel: Stroh. (Schluß). — Sonderhauser. (Schluß). — Pschorr.
(Forts, folgt). — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — (Hochschulnach¬
richten). — Personalien. — Bücherschau.
Zur prophylaktischen Eisenbehandlnng bei Manl- und
Klanensenche.
(Mit einigen bemerkenswerten Beobachtungen bei erkrankten
Rindern nnd Ziegen.)
Von Dr. Stroh, Augsburg. (Schluß.)
4. 7. Zustand unverändert. In den Klauenspalten des Bockes,
der viel liegt, macht sich der Austritt wässeriger Flüssigkeit in¬
folge Platzens der Blasen bemerkbar.
5. 7. Die im Drange der übrigen Arbeiten bisher unterlassene
Temperaturkontrolle ergibt beim Bock: 40,5“ und bei der er¬
krankten Geiß: 40,8°. (Normaltemperaturen siebe unten am 11.7.)
Der Bock beginnt langsam zu fressen, die Geiß frißt nicht, ist trau¬
rig und gibt keitnen Tropfen Milch. (Für sämtliche Ziegen wird
nach wie vor nur Eisenwasser als Trinkwasser und zur Herstellung
von Tränken verwendet.)
6. 7. Eine zweite Geiß zeigt sich krank und zwar äußerlich
durch Schwellung der vorderen Nasen- und Flotzmaulpartie und
Rötung der Bindehaut beider Augen. Spezifische Maul- u. Klauen¬
seucheveränderungen werden nicht gefunden, auch diite Futterauf¬
nahme ist fast nicht gestört, jedoch hat die Milchabsonderung voll¬
ständig aufgehört. Bei dem Bock, der wieder mehr steht, auch zu¬
nehmend besser frißt, wird jetzt eine bisher übersehene Verände¬
rung am Skrotum festgestellt, das über und über mit trock¬
nenden Schorfen bedeckt ist, offenbar die Folge einer ausgedehnten
Blaseneruptiion an dieser Körperstelle.
7. 7. Ohne Besonderheit gegenüber dem Vortage.
282
8. 7. Die beiden Geißkitzen stellen die Haare, sind etwas trau¬
rig und fressen schlechter, die Köpfchen erscheinen etwas ge¬
schwollen und der Gang leicht gespannt. Das Befinden des Bockes
bessert sich weiter, die ersterkrankte Geiß ist immer noch ohne
Milchabsonderung, frißt sehr wenig: die zweite Geiß frißt wieder
normal, gibt aber keine Milch.
0. u. 10. 7. Bei) sämtlichen Ziegen keine Veränderung gegen¬
über dem 8. 7.
11. 7. Der Bock macht dein Eindruck eines gesunden Tieres,
hat alle Unarten wieder angenommen, frißt gut; Temp.: 38,3; erst¬
erkrankte Geiß: 38,5; frißt immer noch wenig, die zweite sehr gut.
beide ohne Milchabsonderung. Die Kitzen zeigen sich noch leicht
krank und sind erst am 13. als genesen zu erklären.
12. —15.7. Die erste Geiß kommt langsam zum vollen Appetit:
bei den beiden krank gewesenen Geißen ist die Milchabsonderung
eine minimale und bessert sich erst im Verlaufe mehrerer weiterer
Wochen einigermaßen.
Die dritte Geiß ist völlig gesund und in
normaler Laktation geblieben, auch die zwei
Bockkitzen zeigten zu keiner Stunde irgend¬
welche Krankheitserscheinungen.
Bemerkung: Unter Bezugnahme auf das bei den Ochsen
über das Anhalten der fieberhaften Temperatur¬
steigerung gesagte möchte darauf verwiesen werden, daß
auch bei den Ziegen zumindest noch am 4. bezw. 3. Krankheits¬
tage noch Fieber mit 40,5 bezw. 40.8" bestamden hat. (Normal-
temperatur s. unterm 11. 7.)
Die bei dem diesmaligen Seueliengange öfter beobach¬
teten wiederholten Erkrankungen ließen es angesichts der
am Schlachthofe fortgesetzt und besonders gegebenen
Seuchengefahr ratsam erscheinen die Verabreichung der
Eisenpräparate alsbald nach Überstellen der Seuche wieder
aufzunehmen; die sämtlichen aufgeführten Tiere erhielten
das Eisen in der vorstehend beschriebenen Weise durch wei¬
tere 5 Wochen zugeführt. Eine erneute Erkrankung an
Maul- und Klauenseuche ist nicht mehr aufgetreten.
Zusammenfassung:
Wird auf der einen Seite die immer geringere Beweis¬
kraft des negativen Falles, d. h. des gutartigen Ausganges
und auch der vielfach beobachtete nicht bösartige Verlaut
der Seuche bei Ochsen überhaupt in Betracht gezogen, so
muß in gerechter Würdigung der gegebenen Verhältnisse
auf der anderen Seite nachdrücklich hervorgehoben werden,
daß im benannten Zeitpunkte fast nur eine Einschlep¬
pung d e r S e u c h e in ihrer bösartipstenForm
in unseren Schlachthof in Frage kam.
Der Grad der Erkrankung bei beiden Ochsen auf dem
Höhepunkt der Seuche schien durch mehrere Tage eine gün¬
stige Beeinflussung durch die Eisen-Prophvlaxe nicht er¬
kennen zu lassen. Die vom Eintritt der Besserung an aber
geradezu rapid fortschreitende Genesung und das Ausbleiben
283
353 v ^- :*
von nennenswerten Nachkrankheiten (langes Haar und
raschere Atmung sah ich auch sonst mehrfach und letzteres
meist nach mehrmonatlicher Dauer von selbst verschwinden)
stimmte das Urteil wieder zum Günstigeren um. Der Ver¬
lauf der Seuche bei den Ziegen vollends, die im ganzen gut¬
artige Erkrankung und das Verschontbleiben von 1 erwach¬
senen Tier und 2 Kitzen dürften mit großer Wahrschein¬
lichkeit der prophylaktischen Eisenbehandlung zugute zu
schreiben sein. .Jedenfalls hatten wir, trotz der erhöhten
Gefahr, keine Verluste zu beklagen und waren solche auch
zu keiner Stunde ernsthaft zu befürchten.
Bei Mißerfolgen ist, abgesehen von zu kurzfristiger Ver¬
abreichung in erster Linie an mangelhafte Anwendung des
Präparates zu denken. Tn dieser Hinsicht habe ich an be¬
quemem, blinden Vertrauen lediglich auf das Eisen als
solches, und an — trotz aller Belehrung — oft lächerlich
unsachgemäßer Präparation und Darbietung mehr gesehen,
als ich jemals für möglich gehalten hätte.
Tch . glaube daher abschließend erklären zu können:
Wäre ich selbst V i e h b e s i t z e r, so w ii r d e n
mich die gemachten Erfahrungen ermuti¬
gen bei neiierdings drohender Maul- und
Klauenseuche — gleichviel welcher Form
— das Eisen wiederum in selber Art vor¬
beugend zu geben und ich hätte dabei auf
Grund der mehrfach beobachte tenVer zöge
r ii ii g i m S e u c h e n a u s b r u c h e die H o f f n u n g,
daß bei n o r m a 1 e m A u f t r e t e n der Seuche
meinViehstand überhaupt verschont bliebe.
Sollten überdies beim derzeitigen Seuchengange gleich zu¬
friedenstellende oder noch günstigere Beobachtungell auch
anderwärts und in größerer Zahl gemacht worden sein, so
könnte der p r ophylaktis eh e n Eisenbehandlung unter
den Mitteln zur Bekämpfung der bösartigen Form der Maul¬
und Klauenseuche tatsächlich ein bescheidener Platz ein¬
geräumt und von ihr wohl in vielen Fällen mit Nutzen Ge¬
brauch gemacht werden. (Der Blut-Notimpfung, die ja erst
nach Ausbruch der Seuche zur Anwendung kommt, bleibt
damit selbstverständlich ihre überragende Stellung ge¬
wahrt.) Es könnte dann auch die geschilderte Art der Eisen¬
einverleibung als ausreichender Ersatz für die natürliche
Eisenanreicherung des Trinkwassers in langen Rohrleitun¬
gen angesehen werden. Was über diese Prophy¬
laxe und allenfalls noch die innerliche
Ve r a b r e i c h u n g v <> n E i s e n w a s s c r w ä h r e n d
284
der Zeit der Krankheit selbst hinausgeht.
dem möchte jedoch mit Yo r s t e h ende m das
Wort nicht geredet sein.
(Aus dem tierpathologischen Institut der Universität München.
Vorstand: Professor Dr. Th. Kitt.)
Beiträge zur Kenntnis der UnterUefergeschwtilste
bei Rind und Pferd.
.Von Dr. med. vet. Matthias Sonde rhaus'e r, prakt. Tierarzt
in Massing. (Schluß.)
VI. Ein Osteosarkom am Unterkiefer eines Pferdes.
(Münchener Sammlung.)
Das Präparat stellt das Corpus mandibulare mit den
nächstliegenden Ästen des Unterkiefers eines Pferdes dar
und wurde mir vom tierpathologischen Institut zur Unter¬
suchung überlassen. Der Unterkieferkörper ist besonders
in seiner linken Hälfte um das Doppelte aufgetrieben, so
daß ein zweimal mannsfaustgroßer Tumor sichtbar wird, der
von der Maulschleimhaut in einigen fungösen Erhebungen
über die Unterlippe hervorragt. Als besonders auffallend
ist, daß die Schneidezähne bis auf den rechten J 3, der aus
seiner normalen Stellung verschoben ist, fehlen, während
die beiden Hackenzähne in ihrer gehörigen Lage sitzen.
Die Schnittfläche des Tumors ist hart, nur mittels Säge
durchschneidbar, stellt also vermutlich spongiösen Knochen
dar. Dieser zeigt sich nach außen zu porös, mehr gegen das
Innere findet man mehrere erbsen- bis haselnußgroße Hohl¬
räume, die von weichem elastischem Gewebe ausgefüllt sind.
Der Längsdurchmesser des Tumors beträgt 10 cm, der Quer-
durcliinesser 16 cm. Im Längsschnitt (parallel den Unter¬
kieferästen) zeigt der Tumor spongiösen Bau, die einzelnen
Lakünen sind, wie erwähnt, mit Gewebe verschiedener Kon¬
sistenz erfüllt. Das zur histologischen Untersuchung der
Oberfläche des Tumors entnommene Gewebsstiick zeigt nach
Entkalkung und Zubereitung (wie bei Fall I) folgende Zu¬
sammensetzung: Auf eine sehr hohe Papillärschicht mit
Pflasterepithelüberkleidung der Oberhaut folgt eine stark
entwickelte Subkutis, reich an straffem Bindegewebe, das
der Fettzellen ganz ermangelt. Durchsetzt wird sie von
einzelnen Bindegewebssträngen, die in Längs- und Quer¬
schnitten sichtbar sind. An pathologischen Veränderungen
ist neben kleinzelliger Infiltration das Vorhandensein von
vereinzelten schmalen Knochenlamellen auffallend. Sie
sind entweder oval bis kreisförmig, glatt umrandet, oder
mit vielen Ausläufern nach Art der Polypen versehen.
(Originalgröße.)
Ein Doppeladamantinom vom Rind.
Zu Abschnitt I. S. 211 u. 1.
Fig. 4-
Gewebsinaeln
bestehend ans
a) verschieden ge
formten Epithel¬
zellen und um-
säumt von meist
einschichtigen
Zylinderzellen,
die eine dunkle
Linie markieren.
b) Stroma besteh¬
end aus spindel-
u. sternförmigen
Zellen.
Doppeladamantinom zu Abschnitt I
b) Parenchym, ge¬
bildet von finger=
förmigen oder
ovalen Gewebs-
inseln, die dem
Grundgewebe
ein gelagert sind.
Singuläres Adamantinom zu Abschnitt II,
Mikrophotographien von Adamantinomen
287
Fig. III.
a) Dorsale Flächenansicht.
b) Ventrale Flächenansicht.
Zwei Abbildungen eines fibrillären Myelosarkoms am
Unterkiefer eines Rindes. Abschnitt III. S. 237.
2*8
Fig. IV.
Ein Fibrosarkom am Unterkiefer eines Ochsen.
Zu Abschnitt IV. (S. 260.)
289
Immer aber sind sie in das Bindegewebe eingelagert und
heben sich von ihm bei Hämatoxylinfärbung durch ihre
gleichmäßige, bei Färbung nach van Gieson durch ihre
rote Tinktion ab; im Innern dieser Knochenblättchen sind
Knochenzellen von einem ringförmigen hellen Hof (Kno¬
chenhöhlen) umgeben deutlich sichtbar. Die Subkutis wird
von zahlreichen Blutkapillaren durchzogen; am Grund der
Subkutis (Übergangsstelle) ist eine Anhäufung von grö¬
ßeren Gefäßen mit starker Media und Adventitia feststell¬
bar, Von hier aus senkt sich ein Ableger tief in das unter
der Subkutis liegende Gewebe, reich von Gefäßen durch¬
zogen, und endet dort schließlich mit einer größeren
Knochenbildung. Im übrigen ist der Tumor von der Sub¬
kutis scharf abgesetzt und besteht aus einem Geflecht in
verschiedenster Richtung sich verzweigender runder und
spindelförmiger Zellen und ebensolchen Kernen. Als be¬
sonders auffallend ist das häufige Vorkommen mehrerer
Kerne in einer Zelle. Das Protoplasma ist dabei übermäßig
groß; es handelt sich hier also um vielkernige Riesenzellen.
Diese ganze Tumormasse ist, wie aus den der Tiefe ent¬
nommenen Gewebsstücken ersichtlich ist, infiltriert mit
kleinen Knochenlamellen; ferner gewahrt man kleinste
Herde mit nur ein oder zwei Knochenzellen, an anderen
Stellen haben dieselben bereits größeren Umfang angenom¬
men und strecken ihre Ausläufer polypenartig in die Um¬
gebung vor. Die Vaskularisation des Tumorgewebes ist
wesentlich ärmer als die der Subkutis und scheint nach den
von dorther sich ein senkenden Gefäßen von dieser zu er¬
folgen. Nach dem mikroskopischen Befund handelt es sieh
demnach um ein Osteosarkom.
Auf Grund der vorhandenen Literatur und meines
Untersuchungsbefundes läßt sich folgendes über die Häufig¬
keit der einzelnen Tumoren am Unterkiefer bei Rind und
Pferd feststellen:
Unter 11 Untersuchungsobjekten waren beiin Rind:
5 Adamantinome, 2 Fibrosarkome, je 1 Myelosarkom.
Osteom, Odontom, Epulis myxomatosa.
Von 26 Präparaten wurden beim Pferd diagnostiziert,
als: 4 Karzinome, 3 Sarkome, 1 Fibrosarkom, 6 Osteosar¬
kome, 6 Osteome, 2 Osteofibrome, 1 Odontom, 1 Ly mph-
angioma cavernosum, 2 Atherome. w
^• v p ‘
<v
N Y. S
\fcTFRI
'«■v LEGE
>
■X
MakroskopiseheDifferentialdiagnos».
Bei den untersuchten Tumoren dürfte sich makro¬
skopisch folgende Differentialdiagnose ergeben:
Die Adamantinome sitzen als derbe elastische Tumoren
an einem Zahnfach, und zwar, wie bisher festgestellt, nur
an dem Schneidezahnfach. An der Backzahnregion sind bis¬
her Adamantinome nicht festgestellt worden. Die Zähne
sind meist disloziert oder fehlen teilweise. Ventral (Unter¬
kiefer) ist die Geschwulst meist von einer mehr oder minder
feinen Knochenkapsel umgeben, der Durchschnitt zeigt
neben hin und wieder vorhandenen Zahnrudimenten eine
gallertige Masse. Die Oberfläche ist glatt und eben, nicht
gelappt, zeigt keinen geschwürigen Zerfall, der Epithel¬
überzug kann teilweise vorhanden sein.
Das Myelosarkom ist durch seine derbe Konsistenz, im
Querschnitt des Tumorgewebes durch den eisblumenförmigen
Verlauf der Bindegewebsstreifen und Knochenbälkchen-
strahlen ausgezeichnet.
Das Fibrosarkom unterscheidet sich von ersterem durch
seine fleischartige Konsistenz und durch den parallel fase¬
rigen Verlauf des Tumorgewebes.
Was die Unterscheidungsmerkmale zwischen Osteo¬
sarkom und Osteofibrom betrifft, so ist ersteres durch seine
harte Konsistenz und glatte Oberfläche, letzteres durch seine
elastisch derbe Konsistenz und zerklüftete Oberfläche aus¬
gezeichnet.
Zum Schluß der Arbeit erlaube ich mir Herrn Prof.
Dr. Kitt für die gewährten Ratschläge sowie für die
gütige Überlassung des Untersuchungsmaterials, den Assi¬
stenten des Instituts, Herrn Dr. Hobmeier und Dr.
Kögel, für die Unterweisung bei den mikroskopischen
Arbeiten meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.
Literatur:
1. G iovanoH: Biin Fibrosarkom am Unterkiefer einer Kuh.
Schweiz. ArcE f. Tierheilkunde, Bd. 53. 1911.
2. Poletajew: Uber ein Osteom am Unterkiefer bei einer Kuh.
Journal f. allgem. Veterinärmedizin, 1909
3. G a r t h und G r ü n e r t: Ein Odonton am Unterkiefer eines
Rindes. Deutsche Tierärztl. Wochenschrlift, 1908.
4. Wyßmann: Epulis myxomatosa bei einer Kuh. Schweizer
Arch. f. Tierheilkunde, Heft 51, 1909.
5. Folger: Adamantinome am Unterkiefer dieier Ochsen. Mo¬
natshefte f s prakt. Tierheilkunde, 1913.
291
6. Gotteswinter: Epulis carcinoraatosa bei, einem Pferd.
Wochenschrift f. Tierheilkunde u. Viehzucht, 1882, Bd. 54.
Seite 385.
7. Pingemin: Über eine Krebsgeschwulst am Unterkiefer des
Pferdes.
8. J änichen: Ein Fall von Plattenepithelkrebs am Unterkiefer
des Pferdes. Zeitschr. f. Veterinärkunde, 1909. Heft 11,S. 481.
9. Paehr: Beiträge zur Kasuistik der Geschwülste des Unter¬
kiefers des Pferdes, Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde,
1913, Bd. 24, Heft 11 u. 12.
10. C a d i o t: Sur le cancer des mächoires chez le cheval. Bull.
de la soc. centr. de mdd. v6t. 1898, p. 302, und Monatshefte
f. prakt. Tierheilkunde, 1913, Bd. 24, Heft 11 u. 12.
11. P a e h r: Wie bei 9.
12. K i n s 1 e y: Sarcoma of the inferior maxilla of a Horse (Paehr).
Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 1913.
13l Eberlein: Ein Fall von Fibrosarkom am Unterkiefer eines
Pferdes. Monatshefte f. prakt. Tierheilkunde, 1899.
14. R ö d e r: Osteosarkom am Unterkiefer beim Pferd. Bericht
über das Veterinärwe3en im Königreich Sachsen, 1900, S. 253.
15. Petit: Les tumeurs des mächoires chez les animaux. Ree. de
mäd. vät., Jahrg. 1903, p. 161.
16. Schulze: Ein seltener Fall eines Osteosarkoms des Unter¬
kieferkörpers beim Pferd. Berl. Tierärztl. Wochenschrift,
1911, S. 691.
17. Schulze: Osteosarkom am Unterkiefer eines Pferdes. Rap¬
port-Jahr 1899 des Militär-Sanitätsberichtes über die preuß.
Armee.
18. Fröhner: Hundert weitere Geschwülste beim Pferd. Monats¬
hefte f. prakt. Tierheilkunde, 1903, Bd. 13, S. 1.
Derselbe: Sarcoma pendulans am Unterkiefer des Pferdes.
Monatshefte f. Tierheilkunde, 10, 1899, S. 17.
19. Albrecht: Osteome beim Pferd. Wochenschr. f. Tierheil¬
kunde u. Viehzucht, 1889, Bd. 33, S. 421.
20. Schimmel: Osteofibrom am Körper des Unterkiefers bei
einem Saugfohlen. Mitteilgn. a. d. Chirurg. Klinik d. Reichs-
tierarzneaschule zu Utrecht, 1907, Heft 10,
21. Levens: Ein Zementodontom am Unterkiefer des Pferdes.
Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1917, Nr. 18.
22. Bernardi: Lymphangioma cavernosum an der Unterlippe
des Pferdes. 1911.
23. Jahresberichte über die Leistungen auf dem Gebiete der Vete¬
rinärmedizin, 1890—1916.
24. Borst: Die Lehre von den Geschwülsten. 1902»
25. Derselbe: Allgemeine pathologische Anatomie. Echte Ge¬
schwülste. 1913.
26. Schmor 1: Die pathologisch - histologische Untersuchungs¬
methode. 1907.
27. St öhr: Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen
Anatomie des Menschen. 1906.
28. Folge r: Geschwülste bei Tieren. 1917.
292
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Hanl-
nnd Klauenseuche. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Pscliorr, München.
Aber nicht nur desinfizierend und bakterlenauflösend wirkt
Anttfformin, es ist auch geeignet Gifte (bakteriellen, pflanzlichen
und tierischen Ursprungs) schon durch verhältnismäßig schwache
Lösungen vollkommen zu zerstören. Besonders interessante Tat¬
sachen hat Gildemeister (a. a. O.) aufgedeckt, der u. a. auch
nachgewiesen hat, daß Dliiphtherietoxin nach 5 Minuten und Ruhr¬
toxin nach 10 Minuten Einwirkung einer 10 %$gen Antiformiu-
lösumg zerstört wurden. Tetanustoxin wurde nach 10 Minuten Ein¬
wirkung einer sogar nur 2,5 %igen Antiforminlösung unwirksam
gemacht. Ähnliche Verhältnisse ergaben die Untersuchungen mit
pflanzlichen Giften (Ricin und Pfeilgift) und mit Giften tierischer
Herkunft (Kobragift und Aalserum).
Nach dem Vorgesagten ist es deshalb nicht verwunderlich,
wenn das Antliiformin nicht nur zur reinen Entkeimung, sondern
überhaupt zur Reinigung und Desinfektion bei jauchigen Wunden,
schlecht granulierenden Geschwürsflächen, bei der schleimlösenden
Eigenschaft besonders zur Desinfektion der Mundhöhle empfohlen
wurde. Es lag deshalb nahe, daß Antiformin zur Behandlung der
Maul- und Klauenseuche herangezogen wurde. — Bezirkstierarzt
Ritzer in Liehtenfels hat während des großen Seuchenzuges
1911 Antiformliin in großem Umfange angewendet, indem er die
Maulhöhle mit B %iger Antiforminlösung ausspritzen, in dem
Klauenspalt 10 % ilge Antiforminsalbe einstreichen und mittels Des-
infektionssprlitze täglich den Stall mit 3 %iger Antiforminlösung
desinfizieren ließ. Irgend eine interne Behandlung hat nie statt¬
gefunden.
In einem Bericht an den seinerzeitilgen Landestierarzt vom
Dezember 1912 macht Ritzer nähere Mitteilungen über seine
Erfahrungen bei 700 mit Antiformin behandelten Rindern. Zu
Grunde war jeweils die oben angeführte Behandlungsweise gelegt.
Einige besondere Fälle seien genauer geschildert. In der Wurst¬
fabrik R. in W. wurde sofort nach Konstatjiierurig der ersten Er¬
krankung die noch im gleichen Stall stehende zweite Kuh infiziert:
weiter befand sich im Stalle eine Zuchtsau mit 6 drei Wochen alten
Ferkeln. Am 6. Tage nach dem Seuchenausbruch wurde versehent¬
lich eine weitere Kuh in den Stall verbracht. Das Ergebnis der
Antiforminanwendung war: die kranke Kuh war nach 5 Tagen
geheilt; die künstlich infizierte Kuh war bei vermehrter Speichel¬
sekretion und miilt kleinen rasch abheilenden Geschwürchen im
Maul 2 Tage traurig, während dlile Klauenspalten rein blieben; die
nachträglich eingestellte Kuh, die Zuchtsau und die Ferkeln blieben
gesund.
In einem zweiten Fall bei Landrat und Gutsbesitzer B. in T.
war die Maul- und Klauenseuche durch neuzugekaufte Milchkühe
eingeschleppt worden. BB Kühe wurden sofort künstlich infiziert
und tags darauf miit der Antiforminbehandlung begonnen. Ergeb¬
nis: alle Tiere erkrankten, jedoch so geringfügig, daß schon nach
2—3 Tagen rege Freßlust eintrat und nach 5 Tagen das volle Milch-
quantum wie vor der Erkrankung erziilelt wurde.
Ritzer rühmte dem Antiformin besonders nach, daß es die
Abheilung stark beschleunige. Leichte Erkrankungsfälle kommen
293
innerhalb 2—3 Tagen, mittlere innerhalb 4 Tagen, schwere Fälle
in ungefähr 8 Tagen zur Abheilung. Eine Wiedererkrankung in¬
folge Neuinfektiilon sei ausgeschlossen, da sämtliche Tiere vor Be-
handlungsbeginn natürlich oder künstlich zu infiziere» sind. Die
Antiforminbehandlung ist billig und leicht durchführbar, was von
Atoxyl und Chinarsanil nicht gesagt werden kann, da diiese Mittel
nur durch Tierärzte angewendet werden können. Im übrigen wird
vor der fressenden Eigenschaft des unverdünnten Antiformin ge¬
wannt und zur Vorsicht beim Hantieren hiemit gemahnt. ALs be¬
sonders praktisch beim Desinfiziileren der Stallungen hat sich die
Platz’sche Baumspritze mit Zerstäuber bewährt, auch die Maul¬
höhle, Klauenspalten usw. können hiemit zweckmäßig behandelt
werden. Ritzer hat mit Antiformin auch eine Versuchsdesinfek¬
tion eines Eisenbahnwagens vorgenommen. Hiezu wurden 25 Liter
einer 4 %4gen Antiforminlösung (also 1 Liter Antiformin) benötigt.
Der Ölfarbenanstrich des Wagens wurde zwar aufgeweicht, doch
trocknete die Farbe innerhalb 12 Stunden wieder völlig ein. Diese
Aufquellung wird als erwünschte Begleiterscheinung bezeichnet,
weil hiedurch die im den obersten Schichten und Rissen des P^arben-
anstriches befindlichen Seuchenkelilme, denen mit anderen Mitteln
nicht beizukommen sei, zur Auflösung gelangen.
Tndem sich Ritzer derIThlenhuth sehen Beobachtung über die
Isolierung von Bakterien durch Antiformin anschließt, streift er
die Möglichkeit zu Immuniilsierungszwecken, die im Speichel der er¬
krankten Tiere enthaltenen Erreger der Maul- und Klauenseuche
durch geringprozentJge Lösungen derartig abzuschwächen, daß die
Impflinge wohl erkranken, jedoch derartig schwach, daß Schädi¬
gungen ausgeschlossen erscheinen. Er regt z.u weiteren Versuchen
in dieser Richtung an.
Professor Dr. Kronachor hat auf Veranlassung des Staats-
miniilsteriums des Innern ebenfalls mit Antiformin auf dem Staats¬
gute Weihenstephan Versuche angestellt, über die er in der ..Zeit¬
schrift für Tiermedizin“. 15. Bd. (1012), berichtet.
Von seinen Beobachtungen sei lediglich mitgeteilt, daß sich
unter dem Eiilnfluß des Antiformins, das mittels Platz scher Baum¬
spritze zum Ausspülen der Maulhöhle benützt wurde, alle den Ge¬
schwürsflächen aufliegenden Futterteilchen, Borken, Beläge und
Schleimhautfetzen leicht loslösten. Durch Antiformin, das wie kein
anderes Mittel die Schleimhäute säubert, ging die Ablösung der
Schleimhautfetzen zwar rasch von statten, die Eindeckung und Ab¬
heilung der Defekte ging nicht erkennbar schneller vor sich wie
bei un- oder andersbehandelten Tieren. P> bezweifelt, ob eine
starke Beförderung schneller Entfernung der sich ablösenden
Schleimhautteile nützlich und empfehlenswert ist; denn er sah bei
einer ganzen Reihe von nicht behandelten Tieren die schönste und
schnellste Abheilung unter dem Schutze von noch vorhandenen,
teilweise auch abgehobenen Schleimhautstücken eintraten. Bei den
Antiformin-Tieren schien eine leichte Ätzwirkung ganz entschieden
vorhanden zu sein. Er schließt:
Ohne selbstverständlich an der Hand der Beobachtungen bei
den 5 hiesigen Versuchskühen etwa ein endgültiges Urteil über
den Wert der Antiforminbehandlung im allgemeinen fällen zu
wollen, muß aber doch festgestellt werden, daß die hiesigen Beob¬
achtungen eine Spezialwirkung des Antiformins bei der Behand¬
lung der Maul- und Klauenseuche ;i!n keiner Weise erkennen ließen.
Dagegen ist, von der Stalldesinfektion abgesehen, das Antiformin
294
in der vorgeschlagenen Verwendungsart sicher ein — wenn auch
nach der gegebenen Konzentration etwas stark wirkendes — »ehr
brauchbares Mittel für gründliche Reinigung und Desinfektion der
Maulhöhle. Vor allem aber erscheint die hier angewendete Art
der Spülung mit der Platz selten Spritze eine äußerst praktische
und es verdient diese Methode der Maulspülung weitgehendste
Verbreitung und Anwendung dort, wo man durch kühlende und
desinfizierende Maulwässer sehr stark erkrankten Tieren Linde¬
rung verschaffen will, um so mehr als ja diese und ähnliche für
den Zw'eck brauchbare Spritzen in den Landwirtschaftsbetrieben
an sich vielfach vorhanden sind.
Wir sehen also auch hier, daß die Hoffnungen, die sich auf
Antiformin als ein besonderes Mittel gegen Maul- und Klauenseuche
bildeten, leilder nicht bestätigten.
IV. Gruppe der Arsenverbindungen.
Ilei der Suche nach einem Heil- oder Vorbeugemittel gegen
Maul- und Klauenseuche war es nicht zu verwundern, daß auch
das Arsen in die Reihe dieser Mittel einbezogen wurde. So be¬
richtet L e i in e r *\ daß er schon im Jahre 1901 den Liqu. kal.
arsetnicosi innerlich in zahlreichen Fällen mit sehr gutem Erfolge
angewandt habe. Die Tatsache, daß das Virus der Maul- und
Klauenseuche iin Blute fiberhaft erkrankter Tiere zirkuliert, hat
weiterhin dazu geführt, die Idee der Vis sterilisans magna auch
auf die Bekämpfung der Aphthenseuche auszudehnen, um so mehr
als bereits die arseniige Säure gegen Trypanosomen im Blut mit
Erfolg angewandt und im Tierexperiment erprobt w r ar **). Da aber
die zur Verfügung stehenden Arsenpräparate erhebliche Giftigkeit
aufwiesen und selbst die eßlöffelweise Einerleibung der Fowler-
schen Lösung nach Leiiner bei bereits erkrankten Tieren auf¬
fallende Reaktionserscheinungen (Schweißausbruch, Unruhe) her¬
vorriefen. so griff man erwartungsvoll nach einem neueren, weniger
giftigen Arsenpräparat, dem A t o x y 1.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Deutscher Veterinärrat.
Ej n 1 a d u u g z u r XVII. V o 11 v e r s a m m hing am 14. u n <1
15. April 1921 nebst gesellschaftlichen Veran¬
staltungen vom 18. bis 16. April 1921 in Weimar.
Der Präsident des D. V.-R. hat die Einladung zur XVII. Voll¬
versammlung unterzeichnet, die inzwischen an alle Stellen ver¬
sandt worden ist, die eine besondere Einladung erhalten. Inner¬
halb des tierärztlichen Berufskreises ergeht hiermit im Namen
des Präsidenten, Herrn Reg.- u. Geh. Vet.-Rates Dr. Lothes,
die Einladung an alle Herren Kollegen und ihre Angehörigen, vor
allem auch an die Damen.
Die Berechtigung zur Teilnahme an den Versammlungen und
Veranstaltungen ist allgemein. Bei Abstimmungen haben dagegen
nur die Abgeordneten oder deren Stellvertreter Stimmrecht.
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10/11, den 25. März 1921.
Dr. Bach.
Wochenblatt d. landw. Vereins i. B., 1901, Nr. 50. und M.
T. W., 55. Band, 1911, S. 533.
Laveram und Mesnil (Meyer-Gottlieb a. a. O.).
295
T agesordnung:
A. Geschäftlicher T e i 1.
1. T a g: Donnerstag den 14. April 1921: Vollversamm-
des D. V.-R. im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft.
1. Ab 9 Uhr vorm.: Prüfung der Ausweise der Abgeordneten
2. 10 Uhr: Eröffnung der Sitzung durch den Präsidenten, Be¬
grüßungsansprachen ;
3. Bericht des Ausschusses: a) Geschäftsbericht (Dr. Bach),
b) Kassenbericht (Geh.-Rat Heyn e), c) Besprechung der
Berichte zu a und b, d) Festsetzung der Tagegelder und Reise¬
kosten, die gelegentlich der Tagung zu Lasten des D. V.-R.
gehen;
4. Wahl des neuen Ausschusses (§§ 9 u. 10 der neuen Satzungen):
a) Wahl des Präsidenten (Zettelwahl; §§ 9b u. 10b), b) Über¬
gabe des Vorsitzes an den neugewählten Präsidenten, c) Prä-
sentationserklärungen der Abgeordneten der Staats-, Gemeinde-
und Freiberufstieräi'zte für je drei Ausschußmitglieder und je
einen Stellvertreter (§§ 9c u. 10c). |.Für den Fall, daß sich die
Staats-, Gemeinde- und Freiberufstierärzte nicht schon vorher
über die Namen der in den Ausschuß zu entsendenden Tier¬
ärzte geeinigt haben, so hätte hier eine Pause für Verhand¬
lungen der Abgeordneten der drei Berufsgruppen unter sich
einzutreten. 1 d) Wahl dreier Ausschußmitglieder und. eines
Stellvertreters durch die Vollversammlung (Zettelwahl; §10d);
5. Aufgaben, Einrichtungen und Mittel des neuen Deutschen Vete-
rilnärrates; Referent: Dr. Bach.
Besprechung hierüber; Beschlüsse.
II. Tag: Freitag den 15. April 1921: Vollversammlung
des D. V.-R. im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft. 9 IThr Be¬
ginn der Verhandlungen:
1. Das tierärztliche Dispensierrecht; Referent: Dr. Brügge-
mann. prakt. Tierarzt, Salzkotten, Ober-Vet.-Rat Dr. II.
Schmitt -Wolfratshausen;
2. Die Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlichen Über¬
wachung des Milchverkehrs; Referenten: Prof. Dr. R i e v e 1 -
Hannover, Schlachthofdilrektor Dr. H e i n e - Duisburg, Stadt¬
tierarzt Dr. Dürbeck - Nürnberg;
3. Die Beteiligung der Tierärzte am Wiederaufbau der deutschen
Tierzucht; Referenten: Prof. Dr. S e h ö 11 1 e r - Berlin, Reg.-
und Vet.-Rat E c k a r d t - Düsseldorf.
Im Anschluß an die Verhandlungen findet eine Demonstration
an beschälseuchekranken Pferden im städtischen Schlachthof statt.
B. G e s e 11 s c h a f t.l i c h e r T e i I.
Für die Unterhaltung der Damen während der Ver¬
sammlungsstunden wird durch den Ortsausschuß nach jeweiliger
Verabredung gesorgt werden.
Mittwoch den 13. April, 7 Uhr nachmittags:
Empfangsabend (zwangloses Beisammensein, Musikvorträge) im
Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft.
Donnerstag den 14. April, 5 Uhr nachmittags:
Gemeinschaftliches Essen im Saale der Stahlarmbrust-Gesellschaft
Für die bereits anwesenden Abgeordneten kann die Prüfung
der Ausweise voraussichtlich schon gelegentlich des Empfangß-
abends am Mittwoch, den 13. April,
296
(schwarzer Anzug); abends (voraussichtlich 7 Uhr); wahlfreier
Besuch des Theaters. Es können hierzu 30 Karten bereitgestellt
werden, die beim Ortsausschuß rechtzeitig anzufordern sind. Preis
etwa 30 Mk. Am Freitag ist das Theater geschlossen.
Freitag den 15. April, 7 Uhr nachmittags: Ge¬
sellschaftsabend mit Musik Verträgen im Hotel Fürstenhof.
So n nab em d den 16. April, 9 Uhr vormittags:
Hundgang durch Weimar mit Besichtigung der Sehenswürdig¬
keiten; 3 Uhr nachmittags: Spaziergang durch den Park
nach dem Lustschloß Belvedere.
Bestimmunsen übe r* die Vollversammlung
und AusschuBwahl.
(Auszug aus den neuen Satzungen.)
8 7.
a) Der Ausschuß des D. VL-R. übersendet dem Wahlkörper
nach Erfüllung der Bestimmungen des § 6 *) eine der Zahl seiner
Abgeordneten entsprechende Zahl vom Beglaubigungskarten, die
fortlaufende Nummern erhalten, über die der Ausschuß des D.V.-K.
eine Liste zu führen hat.
b) Die Stimmberechtilgung bei der Vollversammlung muß durch
Vorzeigung der Beglaubigungskarten nachgewiesen werden.
§ 8 .
Wenn größere Wahlkörper nur einen Teil ihrer Abgeordneten
zur Teilnahme an einer Vollversammlung entsenden, so können die
Anwesenden die Stimmen der Abwesenden unter Vorweisung deren
Beglaubigungskarten mit vertreten. Jedoch darf niemand mehr
als fünf Stimmten abgeben. Ebenso können zwei bils fünf Zwanzig-
schaften, ohne daß sie zu einem Wahlkörper vereinigt sind, bei
einer Vollversammlung durch einen gemeinsamen Abgeordneten
vertreten werden.
Ausschuß.
§ 9.
a) Der Ausschuß des D. V.-R. besteht aus dem Präsidenten
und 12 Mitgliedern. Die Wählbarkeit ist durch 8 2b bestimmt*’').
b) Der Präsident wird von der Vollversammlung gewählt; für
seine Wahl soll nicht seine Stellung, sondern nur seine Eignung
für das Amt maßgebend sein.
c) Von den 12 Mitgliedern werden je drei durch die Abgeord¬
neten der Staatstierärzte, der Gemeindetierärzte und der Freiibc-
rufstierärzte präsentiert, drei durch die ganze Vollversammlung
gewählt. In gleicher Weise wird für je drei Mitglieder ein Stell¬
vertreter präsentiert bezw. ge.wählt.
d) Abgeordnete, deren Zugehörigkeit zu einer der drei ge¬
nannten Gruppen zweifelhaft ist, können sich derjenigen Gruppe
anschließen, die sich mit dem Anschluß einverstanden, erklärt.
8 10 .
a) Der Ausschuß führt sein Amt bis zur Bildung des neuen
Ausschusses. Die Bildung des neuen Ausschusses hat in der ersten
Vollversammlung der neuen Wahlperiode zu erfolgen, und zwar
nach Vollzug der Eröffnung und Erstattung des Ausschußberichtes.
*) Mitgliederlisten. Beitragszahlungen.
'*) „Wählbar sind nur Wahlberechtigt»*“: (nämlich: iifi deut¬
schen Reiche wohnende Tierärzte).
b) Zuerst ist der Präsident in besonderem Wahfgange durch
Zettel zu wählen.
Gewählt ist, wer die absolute Mehrheit erhält. Ward diese
nicht erzielt, so findet eine Stichwahl zwischen den zwei Meist¬
genannten statt. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los.
c) Der neue Präsident hat nach Übernahme des Amtes die
Abgeordneten der Staats-, bezw. Gemeinde-, bezw. Freiberufstier¬
ärzte zur Präsentation ihrer Ausschußmitglieder aufzufordern.
d) Nachdem diese Präsentation erfolgt ist, wählt die Vollver¬
sammlung die restlichen drei Ausschußmitglieder durch Stimm¬
zettel. Gewählt sind diejenigen drei, welche die meisten Stimmen
erhalten haben; die vierte Stimmenzahl bezeichnet den Stellver¬
treter (§ 9c). Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los.
Reichsverband Praktischer Tierärzte.
Die diesjährige Hauptversammlung findet am 13. April 1921
in Weimar vor der Tagung des Deutschen Veterinärrats statt.
Nähere Mitteilungen folgen. F. Train, prakt. Tierarzt.
Hochschulnachrichten.
Verzeichnis der Vorlesungen im Sommerhalbjahr 1921 an der tier=
ärztlichen Fakultät der Universität München.
Ordentliche öffentliche Professoren:
Dr. Erwin Voit: 1. Experimental-Physiologie II (Empfindung
und Bewegung), 5st. priv. -J. Physiolog. Chemie, Ist. priv. 3. Phy-
süolog. Praktikum, ist. priv.' 4. Ernährungs- und Futtermittellehre,
2st. priv. 5. Arbeiten f. Geübtere, ganztäg. priv. -- Dr. Joseph
Br an dl: 1. Chem. Praktikum (gruppenweise), 4st. priv. 2. Arz¬
neimittellehre u. Toxikologie II, Bst. priv. 3. Rezeptierkunde, Ist.
priv. 4. Pharmazeut. Kurs (gruppenweise), 3st. priv. 5. Arbeiten
im Laboratorium f. Geübtere, priv. — Dr. Karl G i e s e n li a g e n:
1. Botanik II (Spez. Botanik), 4st. priv. 2. Pharmakognosie, Ist.
priv. 3. Botan. Exkursionen, Ist. priv. — Dr. Leonhard Vogel:
1. Tierzucht I (Allg. Tierzucht, Rinderzucht), (ist. priv. 2. Staats¬
veterinärkunde T (Polizei!. Tiermedizin), 4st. pri'v. — Dr. Anton
Stoß: 1. Anatomie u. Histologie d. Haustiere II (Nervensystem
u. Sinnesorgane), 4st. priv. 2. Embryologie, Ist. priv. 3. Kurs i. d.
Gewebelehre, 4st. priv. 4. Histolog. u. embryolog. Vorweisungen,
Ist. priv. u. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere, priv.
u. gratis. — Dr. Joseph Mayr: 1. Spez. Chirurgie, ßst. priv.
2. Chirurg. Klinik, ßst. priv. 3. Chirurg. Poliklinik, Ist. priv.
4. Üperationsübumlgen, ßst. priv. 5. Chirurg. Diagnostik u. Therapie
durch Röntgenstrahlen, Ist. priv. u. gratis. 6. Klinische Behand¬
lung, priv. u. gratis. 7. Arbeiten f. Geübtere, ganz- u. halbtägig,
priv. 8. Augenheilkunde II, Ist. priv. — Dr. Franz Schmitt:
1. Allg. Therapie, 2st. priv. 2. Spez. Pathologile u. Therapie T, 5st.
priv. 3. Medizin. Klinik, ßst. priv. 4. Medizin. Poliklinik, Ist. priv.
5. Anleitung zu wissenschaftl. Arbeiten, ganz od. halbtägig, priv. —
Dr. Reinhard Dem o ll: 1. Zoologie II (Systematik), 4st. priv.
2. Zoolog. Kurs f. An’fän'ger, 4st. priv. 3. Arbeiten im zoolog. u.
biolog. Institut, ganz. od. halbtägig, priv. 4. Besprechung neuerer
Arbeiten, zu noch zu bestimmender Zeit, priv. — Dr. v. V aers t:
1. Geburtshilfe, 3st. priv. 2. Übungen am Phantom, Ist. priv.
298
з. Embryotom. Übungen. Ist. priv. 4. Ambulator. Kltoiik (gruppen¬
weise), tägl. aiachm., priv.
Honorarprofessor:
Ur. Theodor Kitt: 1. Spez. patholog. Antomie d. Haustiere.
4st. priv. 2. Patholoig.-mikroskop. Übungen, 2st. priv. 3. Ätiologie
и. Prophylaxis d. Tierseuchen, 2st. priv. 4. Sektionsübungen, tägl..
priv. u. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere, priv.
Etats mäßiger außerordentlicher Professor:
Dr. Erwin Mosenl. Beschirrungslehre, Ist. priv. 2. Übungen
1. d. Hufkunde, 4st. priv. 3. Beurteilungsübungen i. cL Hufkunde
am lebenden Pferde, 3st., priv. u. gratis. 4. Arbeiten f. Geübtere,
tägl., priv.
N i c h te tat mäßige außer ordentl. Professoren:
Dr. Max Müller: Kündigt gegebenenfalls später an. -
Dr. Karl Süpfle (Medizin. Fakultät): 1. Hygiene II, 3st. priv.
2. Milchuntersuchungskurs, 2st. priv.
Privatdozent:
Dr. Anton 8 t o ßl: Kündigt später an.
Lehrer:
Dr. Ferdinand M ölt er: Liest nicht.
Tierärztliche Fakultät München. Die Inskription im Sommer-
semester 1921 erfolgt vom 15. A p r i 1 bis 8. M a i. Vorlesungs-
beginn: 2. Mai; Approbationen vom 18. April ab.
Personalien.
Als Assistent eingetreten: Alfons Kr inner aus Straßkirehen
beim Bezirkstierarzt von Deggendorf, Dr. Joseph Loibl aus
Passau beim Bezirkstierarzt von Freising.
Reichsverband der deutsdien Staatstierärzte.
Einladung
zur
außerordentlichen Mitgliederversammlung
in Weimar am 13. April, abends 8 Uhr im Hause der Stabl-
armbrustgesellschaft.
Tagesordnung:
1. Vorbesprechung für die Tagung des deutschen Veterinärrates.
2. Antrag Dr. Sonnenbrodt zu 2. Nr. 3 der Tagesordnung „Be¬
teiligung der Tierärzte am Wiederaufbau der deutschen Tierzucht“.
3. Beitritt des Reichsverbandes zum Bund höherer Beamter.
4. Verschiedene Mitteilungen.
Alle Mitglieder der Landesvereinigungen deutscher Staats¬
tierärzte sind zu der Versammlung eingeladen.
Traunstein, den 29. März 1921.
Groll, I. Vorsitzender.
299
(Shemifdt * c f)havmaieuti]äxe QDetUe Q5ot> Homburg c 2l.<&.
Originalpackungen : Kartons zu 5 Ampullen A 2, 5, 10 ccm.
Tabletten zu 0,05 gr. zur oralen Darreichung.
(Brauereien, Kohlenlieferanten, ludustriellen etc.),
die erstklassige, schwere Pferde ungar. Herkunft in Wien günstig
durch die Markrelation kaufen wollen, erbittet von den Herren
Kollegen gegen hohen Provisionsanteil
Tierarzt Dr. Tuchner, Wien II, Praiersir. 56.
Eigene Transit-Ställe. — Auskünfte über Ausfuhrbestimmungen und
Preise sofort. (Für Portos bitte 2 Mark beizulegen.)
Bekanntmachung.
In der Stadt Neustadt an der Haardt ist die Stelle des
Schlachthofdirektors
neu zu besetzen. Besoldung nach Gruppe X — Vorrückungsmög-
iiclikeit nach Gruppe XI — der Besoldungsordnung. Dienst- und
Pensionsverhältnisse ergeben sich nach der städt. Beamtensatzung.
Der Schlachthofdirektor soll städt. Bezirkstierarzt werden. Privat¬
praxis nur im Stadtbezirke und in der dienstfreien Zeit gestattet.
Entsprechend qualifizierte Bewerber wollen ihre mit Zeug¬
nissen — auch einem amtsärztlichen Gesundheitsatteste — und
einem Lebenslaufe belegten Gesuche bis spätestens 15. April 1921
beim unterfertigten Bürgermeisteramte, woselbst noch Näheres zu
erfahren, einreichen.
Neustadt a. d. Haardt, den 24. März 1921.
Das Bürgermeisteramt:
Dr. Forthuber, 1. Bürgermeister.
Tüchtiger Tierarzt,
der schon längere Zeit Landpraxis ausübte, sucht ebensolche, evtl,
mit Fleischbeschau. Offerten unter H. E. 10.
300
Creolin
aocrkaunt bestes Desinfektionsmittel für Haus mul Stall, Bestes Vieh-
waschmittel. Unentbehrlich iu der Wundbehandlung. Eine gründ¬
liche Stalldesinfektion ist die beste Abwehr gegen Seuchen aller Art.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verl. gratis u. franko die Broschüren „Creolin u. die häusliche
Gesundheitspflege“ u. „Gesundes Vieh“ in Apotheken u. Drogerieu
od. direkt von Creolinfabrik Otto mar Quandt, Hamburg 11.
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Kinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 — 0,01 — 0,001 -- 0,005
I
Scharfe Einreibungen in <>riginalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
Schulterlahmheit, Sehnenent-
ziindung usw.
Ungt. canth. acre, verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
züglich wirkend.
Jodsolvin, Jodöleiureibung, auch g
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid, mit 01 . sinapis |
besonders verstärkt.
Blllllllllllllll!
Maukesalben
Räudeliniment Bengen I | Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
Bennen & Co., hhl H annover |
Tel. Nord 1977 u. Nord 2349. Fahr, chem.-pharm. Präp. Drogengrofili. Tel.-Adr. Bengenco. ^
WALTER RICHTER
Spezial-Antiquariat für Tiermedizin
Reitzenhaiuer Straße 135 Leipzig Reitzenhainer Straße 1B5
” empfiehlt sich zum -—
Ein- und Verkauf von Fachliteratur
301
Hntistrongyiin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Äcariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche "Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Berlin SW. 47, Mückernsir.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate
Verteilungsstelle staatlich her¬
gestellter Impfstoffe und Sera.
Medicinal Drogen- und Chemikalienhandel. — Her¬
stellung von Präparaten nach gegebener Vor¬
schrift. — Abfassungen in fertigen Packungen. —
Auf Wunsch Aufdruck des ordinierenden Tierarztes.
-^.loe-HPill em.
in Gelatine-Hülsen, in Packungen zu 10 Stück.
ZDr"dse-3P-CLlT7"er .
in Packungen von ca. 800 und 550 g.
Versand nur an Tierärzte. — Verlangen Sie Preisliste.
♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
Phymatin
|zur frkderTuberkulosel
Augenprobe
Humann u.Teisler I
Dohna 5a.
Anliphymalol
| zur Schufz-u.Heilimpfung |
gegen
Rinderhiberkulose.
Humann.u.Teisler I
Dohna Sa.
302
imektuser Scheidenkatarrh der Rieder
wird erfolgreich bekämpft und geheilt durch
Vnoinalpraponite
„Aubing“
Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhüllung li cn. 11 gr
Pyo-Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhüllung a ca. 11 gr
Vaginalstangen „Aubing“
Pyo-Vaginalstangen „Aubing“
Pyo-Zinktabletten „Aubing“
1 Karton ä lf> Tabletten
100 Stück Mk. 50
100 Stück Mk. 55
100 Stück Mk. 120
100 Stück Mk. 130
Mk. 2
Die Stangen sind ca.
15 cm lang und 40 gr
schwer; jede einzeln
eingewickelt. Für Kühe
jedesmal 3 cm, für Jung¬
vieh 2 cm. :: :: ::
Chemische Fabrik Aubing
[ Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernsprecher: Telegr.:
Pasing 158 . Chemische Aubing.
Impfstoffe „(Ban#
Gegen 3
Seuchenhaftes Verwerfen
Kühe
Abortoform
und Heilserum
Pferde
Parabortoform
und Heilserum
- Pharmazeutisches Institut
Ludw. Wllh. Gans, Oberursel i.T.
Depot für Bayern:
Dr. R. Deller, Tierarzt, Scüwarzacö Nt-Bayern. t.-a. : oeiier, schwarzach Nd.-Bayern.
Ungiftiger Ersatz für Sublimat
ist unser
Grotan
ein starkwirkendes, fast geruchloses Desinfektionsmittel
Tabletten,
Ideales Mittel für die Veterinärpraxis
da handlich, leicht löslich und von zuverlässiger Wirkung.
Proben mit Literatur von der
Schütte & Mayr A.4, LjSOlfM, Baminro 39
Zweigniederlassung MUnchen 41, Münchnerstr. 16
Maul- d. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durcli Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinftr n. P. Christian, Tierarztl. Rundschau 1913 Nr. lf-
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
f Dr. Kleins ^
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeulel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche,
f "yr Lieferung erfolgt an Tierärzte
jJSjj mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten a
Nur für den Gebrauch
wä&T des Tierarztes bestimmt
Wjfl^^Verlangen Sie ausführlich^^BV
Literatur
Ges.gesch.
Laboratorium Dr.Klein Berlin
öeiKzraldepot MÜRChcn Hess -3tr. 12.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter
Kommissionsverlag M. Riegersche Upiversiüitsbuchhandlung, München, Odeouspi. t
(frftkor: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrilt Ihr Tierheilkunde n. Vlehxneht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen.
Die Schriftleitung.
72. jabrg. München, den 12. April 1921. Nr. 15.
Inhalt:
Originalartikel: Titze. — Speidel: — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. —
Staatsveterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Bemerkungen zu der Veröffentlichung des Herrn Dr. Ernst.
Ist die bayerische Notimpfang gegen die
Hanl- and Klauenseuche etwas neues?
(Diese Zeitschrift Nr. 48, 1920).
Von Geheimen Regierangsrat Dr. Titze, Berlin-Dahlem.
Obwohl ich. im allgemeinen den Ansichten des Herrn
Dr. Ernst beistimme, kann ich mich doch einigen seiner
Ausführungen im besonderen nicht anschließen und möchte
mich namentlich gegen den Schlußabsatz derselben wenden.
Als ich vom 2. bis 11. Juni 1920 auf Wunsch des würt-
tembergischen Ministeriums des Innern im Aufträge des
Reichsgesundheitsamtes wegen des gehäuften Auftretens
von bösartiger Maul- und Klauenseuche eine Dienstreise
nach Württemberg unternahm, habe ich auf Grund meiner
Literaturkenntnisse *1 sofort eine Heilimpfung mit defibri-
niertem Blut von frisch durchseuchten Rindern vorge¬
schlagen und angewendet.
In meinem Reisebericht vom 15. Juni 1920, der alsbald
allen Regierungen der Einzelstaaten zugesandt wurde, habe
ich folgendes wörtlich geschrieben: „Dennoch lag ein aus¬
gesprochenes Bedürfnis vor, wenigstens versuchsweise Ver¬
fahren anzuwenden, die es möglich erscheinen ließen, die
Bösartigkeit der Seuche zu mildern. Ich habe deshalb
folgendes versuchsweise vorgeschlagen: Heilimpfung mit
einem Gemisch zu gleichen Teilen von Löfflerschem Serum
und defibriniertem Blut von frisch durchseuchten Rindern,
*) Vergl. u. a. die Arbeiten von Del Bono: Jahresberichte
von Ellenberger und Schütz, 1901 und 1902, S. 52 u. 46.
306
die an bösartiger Maul- und Klauenseuche erkrankt ge¬
wesen und gerade genesen waren. Da die Anreicherung von
Antikörpern im Blut großen individuellen Schwankungen
unterliegt, habe ich empfohlen, stets defibriniertes Misch¬
blut von mehreren Tieren zu verwenden. Die Impfdosis
entspricht der des Löffler-Serums. Zwecks Demonstration
habe ich in den Gemeinden Baldern und Dirgesheim des
Oberamtes Neresheim 10 schwer kranke Rinder geimpft
und das Verfahren der Gewinnung des defibrinierten Blu¬
tes gezeigt.“ Hiermit habe ich die örtliche Behandlung der
Veränderungen auf der Maulschleimhaut mit 5 %iger Lö¬
sung von Kalium permanganicum und der Klauenverände¬
rungen mit spirituöser Pyoktaninlösung verbunden. Schlie߬
lich innerliche Anwendung von Alkohol und in geeigneten
Fällen ergiebiger Aderlaß, um das Blut gewissermaßen zu
entgiften.
Weiterhin habe ich den Kollegen in Württemberg an¬
gegeben, man solle da, wo Löffler-Serum zum Vermischen
mit defibriniertem Blut nicht zur Verfügung steht, letzteres
allein verwenden und zwar möglichst frühzeitig.
Über die Ergebnisse des von mir gezeigten Verfah¬
rens glaubte ich erst nach hinreichender Ausprobung Er¬
kundigungen einziehen zu sollen. Das geschah unter dem
27. November 1920. Herr Distriktstierarzt Beck in Bop-
fingen schreibt mir unter dem 6. Januar: „Mit den nach
Ihrer Methode vorgenommenen Blutimpfungen habe ich,
namentlich nachdem die Impfung am ersten und zweiten
Krankheitstage zur Anwendung gelangte, außerordentlich
gute Erfolge erzielt. Ich habe genau nach Ihrer Anweisung
gehandelt und habe in keinem einzigen Fall Schwellungen
und Abszesse bekommen, über die verschiedene Kollegen
sehr zu klagen hatten. Vor jeder Impfung machte ich einen
ergiebigen Aderlaß, ließ täglich 1—2 Liter Bohnenkaffee
pro Tier verabreichen und die Klauen mit einer l%igen
wässerigen Pyoktaninlösung behandeln, infolgedessen hatte
ich auch sehr wenig Nachkrankheiten.“
Die Verdienste der bayerischen Notimpfung sind unbe¬
streitbar. Es ist aber mit voller Sicherheit zu beweisen,
daß ganz unabhängig von vorgenannter Methode auf meine
Veranlassung etwa zu derselben Zeit wie in Bayern auch
in Württemberg mit gutem Erfolge Heilimpfungen mit de¬
fibriniertem Rekonvaleszentenblut bei der bösartigen Maul¬
und Klauenseuche ausgeführt worden sind und weiterhin
ausgeführt wurden und werden, und daß die Regierungen
der Einzelstaaten mindestens gleichzeitig mit der bayeri-
307
schön Bekanntgabe von diesem Verfahren in Kenntnis ge¬
setzt worden sind.
Die Blntimpfungen zum Zwecke der Heilung und Herab¬
setzung der zahlreichen Todesfälle sind in diesem Seuchen¬
gange völlig unabhängig von einander von Ernst und
Drescher, Zink und mir in die Praxis eingeführt
worden. Das Verfahren ist, wie auch Ernst betont,
nicht neu.
Die Verdienste hinsichtlich der einheitlichen Organi¬
sation und systematischen Durchführung können natur¬
gemäß nur den zuständigen Zentralbehörden zufallen, und
hier ist es bekanntlich Bayern, das zuerst das Verfahren
im großen organisiert hat.
Innerer Bruch bei einer Kuh.
Von Oberamtstierarzt Dr. Speidel, Oberndorf a. N. (Wttbg.).
Unterzeichneter wurde an einem Nachmittage zu einer
zirka 6jährigen, nicht trächtigen Kuh der Fleckviehrasse
mit dem Vorberichte gerufen, daß dieselbe den ganzen Vor¬
mittag schon Kolik habe. Appetit und Durst seien gänzlich
verschwunden, ebenso das Wiederkäuen, außerdem bestehe
Verstopfung. .
Befund: Oben anngegebenen Erscheinungen, keine
Hinterleibsgeräusche. Die manuelle Untersuchung per rec¬
tum ergab nur wenig noch unveränderten Kot, sonst nichts
bemerkenswertes. Auf die Palpation von außen keine
Schmerzäußerung. Puls gesteigert.
Wahrscheinlichkeitsdiagnose: Invagination der vorderen
I )armpartien.
Zur Laparotomie wurde nicht geschritten, weil die Dia¬
gnose nicht sicher war und auch der Besitzer sich ablehnend
verhielt. Abends stellten sich angeblich wieder Kolikzufälle
ein. Über Nacht habe sich der Zustand verschlimmert, die
Kolik habe zwar nachgelassen.
Ich untersuchte am Nachmittage anderen Tages die Kuh
wieder. Befund derselbe. Puls sehr gesteigert. Der ein¬
geführte Arm wurde mit blutigem, sehr dünnem Kot be¬
schmutzt. Die Kuh erhob sich nicht mehr Der Besitzer
war mit dem Kate der sofortigen Schlachtung einverstanden. f
Ich wohnte der Schlachtung an.
Die Obduktion ergab folgendes: Anstatt derUrachus-
narbe an der Blase war ein 35 cm langer zuckerschnurdicker
Strang sichtbar, um den eine Leerdarmpartie fest verschnürt,
war. Um die Verschnürungsstelle war die Serosa und Mu-
308
kosa des Darmes in einer Länge von zirka 15—20 cm dunkel¬
rot verfärbt. Im Darm blutiger Inhalt, in der Bauchhöhle
eine geringe Menge seröser, blutiger Flüssigkeit.
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul-
und Klanensenehe. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
Das Atoxyl, das Mononatriumsalz der p - Amidophenylarsin-
säure *\ enthält 25 % Arsen, ist ein geruchloses weißes kristal¬
linisches Pulver, von säuerlichem Geschmack und löst sich in 6
Teilen kalten Wassers. Es verwittert leicht und zersetzt sich bei
100 °. Das Arsen ist sehr fest gebunden, so daß relativ große Dosen
gegeben werden können. Es iist die Muttersubstanz des Salvarsan.
Die pharmakologischen Untersuchungen mit Atoxyl gehen bis auf
das Jahr 1901 (Blumental), die experimentellen Versuche bis
1908 zurück (Rapiport, Neiße r, Uhlen huth, Hoff¬
man n, Weidauf usw.*)). In die Veterinärmedizin wurde es
eingeführt durch Uhlenhut h, Hübener, Bickel und
W o i t h e bei Spirillosis gallinarum und Dourine, worauf 1910
durch Bockberg, Dietrich und Skriba die ersten Ver¬
öffentlichungen in der veterinärmedizinischen Literatur auf¬
tauchten.
Nach Vorversuchen von Kreutzer**) verwendete L e i in e r
Atoxyl gegen Maul- und Klauenseuche und stellte sich zunächst
zwei Fragen:
1. Läßt sich der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche durch
rechtzeitige Atoxyleinspritzungen verhindern?
2. Läßt sich die ausgebrochene Maul- und Klauenseuche durch
Atoxyl heilen?
Die Anwendung des Atoxyls gestaltete sich folgendermaßen:
Großvieh erhielt 1,0, Jungrinder 0,5, Kälber und Ziegen 0,25 Ato¬
xyl in je 10 ccm Wasser subkutan. Die Lösung erfolgte in abge¬
kochtem und dann abgekühltem Wasser. Nach dreitägiger Pause
erfolgte die Wiederholung der Applikation in erhöhter Dosis (1,5).
Die Einspritzungen wurden von allen Tieren ohne jede örtliche
oder allgemeine Reaktion gut vertragen. Von 6 behandelten Tier¬
beständen blieben 5 trotz starker Infektionsgefahr von der Seuche
verschont; in einem Gehöfte brach jedoch die Seuche aus; doch
durchseuchten die Tiere dieses Stalles leicht; Klauenerkrankungen
wurden nicht bemerkt; die Milchergiebigkeit der Kühe ließ ganz
wenig nach und setzte bald in voller Sekretion wieder ein. In zwei
Tierbeständen, bei denen die Besitzer die Atoxylbehandlung nicht
gestatteten, brach die Seuche prompt aus.
Zur Beantwortung der zweiten Frage wurden in 4 Ställen 10
seuchenkranke und 6 seuchenverdächtige Tiere je mit 1 mit 1,5
Atoxyllösung behandelt. Ein schwer kranker Ochse, der sich nicht
mehr zu erheben vermochte, stand 8 Stunden nach der Einspritzung
auf und begann zu fressen. Die kranken Tiere heilten rasch und
leicht ab; d ie verdächtigen erkrankten zwar, aber nur leicht und
*) Das Natr. arsanilicum der Chem. Fabrik Aubing ist nach
Kreutzer identisch mit Atoxyl (Kreutzer: M. T. W., 1911, S. 5).
*) M a y r: M. T. W„ 1911, S. 781.
**> M. T. W., 1911, S. 765 ff.
3Ö9
kurz. Auffallend war auch hier die rasche Abheilung der Klauen¬
erkrankungen oder ihr völliges Fehlen, sowile das baldige Ein¬
treten der Milchsekretion. Als sehr auffallende Tatsache ist ferner
zu verzeichnen, daß Atoxyl-Kühe immune Kälber geboren haben.
Zu ähnlichen Schlußfolgerungen gelangt auch Blum*).
Die Nachprüfung der Leimerschen Versuche durch Stroh und
Ehren.s berge r **) kam jedoch zu wesentlich anderen Ergeb¬
nissen. Die Genannten fassen ihre Erfahrungen in folgenden Satz
zusammen: Die Atoxylinjektion i!n den von Leimer angegebenen
Dosen ist zwar unschädlich, vermag aber die Maul- und Klauen¬
seuche in keiner Weise günstig zu beeinflussen.
Mayr***) machte nun seinerseits Versuche mit Atoxyl bei
Maul- und Klauenseuche und kam auf Grund einer längeren Ver¬
suchsreihe zu nachfolgenden Schlußfolgerungen:
Das Atoxyl besitzt keine prophylaktische Wirkung gegenüber
dem Erreger der Maul- und Klauenseuche, es sei denn in toxisch
wirkenden Dosen. Trotzdem eine vollwertige Prophylaxis gegen
die Seuche nicht erzielt werden kann, so ist unverkennbar, daß
bei nachfolgenden Infektionen die Tiere leicht durchseuchen****).
Das Atoxyl vermag bei maul- und klauenseuchekranken Tieren den
Verlauf der Seuche ganz bedeutend abzukürzen und sicherlich
wohnt dem Atoxyl auch ein nicht unbedeutender Grad von Heil¬
kraft gegenüber der Maul- und Klauenseuche inne. Aus den Ver¬
suchen geht hervor, daß bei rechtzeitiger Impfung mit der jeweils
anzuwendenden Dosis unter Berücksichtigung der Individualität
des Tieres, des Alters, des Geschlechtes und des Körpergewichtes*
Todesfälle mit ziemlicher Sicherheit zu vermeiden sind.
Bereits vor Erscheinen der Artikel Stroh-Ehrensberger
und Mayr hatte das bayerische Staatsministerium des Innern eine
Reihe von Tierärzten anweisen lassen Versuche mit Atoxyl vorzu¬
nehmen. Im ganzen wurden die Versuche von 10 Tierärzten vor¬
genommen; von 9' Tierärzten steht die Zahl der Versuchstiere
(.1355) fest. Das Urteil eines Gutachtens über Schutzwirkung des
Atoxyl ging dahin, daß es den Ausbruch der Seuche bis auf vier
Wochen zu verhindern imstande sei. In diesem Sinne berichtet
Bayer, daß 33 Versuchstiere 4 Wochen lang geschützt geblieben
seien, trotzdem 1 seuchenkrankes Tier im Stalle gestanden sei.
Aber bei der trotzdem später entstandenen Verseuchung war eine
günstige Nachwirkung nicht mehr zu beobachten. Die übrigen Be¬
richterstatter erkennen eine Schutzwirkung überhaupt nicht an.
Hinsichtlich der Wirkung des Atoxyls als Heilmittel sind die
erstatteten Gutachten noch eindeutiger. Die Berichterstatter messen
auf Grund ihrer Versuche dem Atoxyl keinen Heilwert bei. Ledig¬
lich ein Bezirkstierarzt glaubt eine heilende und kräftigende Wir¬
kung beobachtet zu haben. Das Gesamturteil war deshalb nach
den eingehenden Berichten der Versuchstierärzte nicht schwer.
Das Atoxyl ist zwar möglicherweise geeignet, den Seuchenverlauf
durch eine etwaige Verlängerung der Inkubationszeit hinauszu¬
ziehen. Es vermag jedoch vor der Maul- und Klauenseuche nicht
zu schützen. Es ist auch nicht imstande in der Mehrzahl der Fälle
den Verlauf der Krankheit günstig zu beeinflussen. Weitere Nach-
*) Tierärztl. Rundschau, 1911, S. 481.
**) M. T. W„ 1911, S. 607.
***) M. T. W., 1911, S. 781.
****) Ähnliche Ergebnisse hatte auch Kahn (Die Behandlung der
Maul- u. Klauenseuche mit Atoxyl; Dissertation, Berlin 1916).’
310
Prüfungen des Atoxyls von anderer Seite haben die Richtigkeit
der Schlußfolgerungen der bayerischen Versuchstierärzte unab¬
hängig von ihnen bestätigt. So berichtet W i d ra e r *), daß dem
Atoxyl keine spezifische Schutz- und Heilwirkung zugesprochen
werden kann. Auch Richter**! stellt fest, daß die mit Atoxyl
behandelten Rinder gegenüber den Kantrolltieren bezüglich des
Allgemeinbefindens, der Milchmenge und Heilungsdauer keinen
Unterschied erkennen ließen und ein irgendwie nennenswerter Er¬
folg der Atoxylbehandlung somit nicht zu verzeichnen war.
E g g e 1 i n g, der iiim Aufträge des preußischen Landwirtschafts¬
ministers Versuche mit Atoxyl angestellt hatte, konnte ebenfalls
dem Atoxyl keine spezifische Heil- oder Schutzimpfung zusprechen.
Die Folgerung der Protozoennatur des Maul- und Klaueo-
seucheerregerg, die aus etwaigen günstigen Atoxylerfahrungen
gezogen worden waren, finden durch die Mißerfolge zum mindesten
keine weitere Stütze.
Da Kreutzer den Erreger der Maul- und Klauenseuche
der Protozoengruppe zugehörig rechnet, wandte er sein Augen¬
merk auch anderen protozoentötenden Mitteln ((Quecksilber, Jod,
Arsenik und Chinin) zu. Hinsichtlich seiner Versuche mit Arsen¬
präparaten geschah schon Erwähnung. Mit Chinin hydrocbL, von
dem er anfänglich 0,5 : 10,0 Aqu., später aber 3,0 : 10,0 injizierte,
machte er günstige Erfahrungen, indem er Abfall der hohen Tem¬
peratur, Wiederkehr des Appetites und sichtliche Besserung des
Allgemeinbefindens feststellen konnte. Dies ist nicht weiter ver¬
wunderlich, da die antipyretische Wirkung des Chinin bekannt ist:
• diese Wirkung tritt milcht nur bei auf Protozoengrundlage beruhen¬
dem Wechselfieber, sondern bei allen zu Remissionen geneigten
Fiebern septischer Natur besonders auffällig zutage; es befördert
nicht nur rein symptomatisch die Wärmeabgabe durch Herab¬
setzung des Eiweißumsatzes, es wird auch die Wärmebildung ein¬
geschränkt *). Gegen Malaria wirkt es spezifisch, indem es die
kramkmachende Ursache (die Parasiten) beseitigt.. Im übrigen
wirkt Chinin schon in relativ geringen Mengen giftig. Das ist um
so bemerkenswerter, als Chinin im Körper rasch zerstört wird, so
daß es geboten ist in der Therapie stets mit maximalen Dosen zu
arbeiten. Neben Krämpfen ist für Maul- und Klauenseuche be¬
sonders zu berücksichtigen, daß nach längerem Gebrauche selbst
kleiner Gaben Magenkatarrh mit all seinen Folgeerscheinungen
auftrkt. Auch Hautexantheme sind nicht selten. Der Exitus tritt
nach Lähmung des Atmungssystems uind des Herzens ein. T a p -
ps ine r wenlst auch darauf hin, daß die subkutane Injektion Ab¬
szesse und Phlegmonen nach sich zieht und rät deshalb nur im
Notfall von dieser Applikationsweise therapeutischen Gebrauch zu
machen.
(Fortsetzung folgt).
Referate.
IilftktiOBS* and Invaslonskraikheiten.
W. Pfeiler: Uber bisher bei der Behandlung der
Beschälseuche mit „Bayer 205“ gemachte Erfahrungen.
*) Schweizer Archiv, Band 54, S. 142 ff.
**i Dresdener Hochschulbericht, 1911, S. 275t
*! T a p p e i n e r: Lehrb. d. Arzneimittel.
311
(Mittlgn. d. Tierseuchenst. d. Thür. Landesanst. f. Viehver¬
sicherung, 1. Jahrg., 1920/21, Nrn. 5—8.)
Das neue Trypanosomen-Heilmi(ttel „Bayer 205“, dessen trypa-
nocide Eigenschaften an kleinen, künstlich infizierten Versuchs¬
tieren auch von anderen Autoren festgestellt worden sind, ist von
Pfeiler erstmalig auch bei großen, natürlich kran¬
ken Tieren angewandt worden. Dazu bot sich bei der augen-
blicklilch in Thüringen stark verbreiteten Beschälseuche
ausreichende Gelegenheit. Die von einzelnen Pferden ausführlicher
mitgeteilten Krankheitsgeschichten, sowie die im allgemeinen bei
etwa 100 behandelten Tieren*) gemachten Erfahrungen zeigen, daß
hier zum erstenmal einMittel angewandt wur de,
das imstande ist, auch bei großen Tieren die
Trypanosomen sicher abzutöten, den Tierkör¬
per dauerhaft zu sterilisieren. Dabei liegt die
toxische Dosis so weit von der heilenden ent¬
fernt, daß die Anwendung eine ungefährliche ist.
Das Präparat ist von Pfeiler hauptsächlich intravenös, aber
auch <subkutan angewandt worden; bei letzterer Anwendung in
größeren Dosen entstanden etwas schmerzhafte Infiltrationen, die
in wenigen Tagen resorbiert wurden. 1
Die Dosen betragen, je nach der Größe und dem Allgemeiki-
befinden der Patienten, 4—7 g ln wöch entlieh en Abstin-
d en bis zu einer Gesamtdosis von ca. 20 g. Wie die
neueren Versuche Pfeilers ergeben haben, genügen an¬
scheinend auch kleinere Dosen zur Heilung;
ein Giftfestwerden der Parasiten scheint kaum vorzukommen. —
Die Anwendung des Präparates bewirkte beii den Patienten in kur¬
zer Zeit ein Schwinden der Kränkheitserschei-
n u n g e n, wie Ringflecke, Quaddeln, Facialislähmungen, gelegent¬
lich auch der Krötenflecke etc., und eine merkbare Besserung des
Allgemeinbefindens. Gleichzeitig mit dem Rückgang der klinischen
Erscheinungen ist auch ein allmählicher Rückgang der Blutunter¬
suchungswerte (Komplementablenkung) zu beobachten gewesen.
Die bisherigen, sehr zufriedenstellenden Versuchsergebnisse
Pfeilers lassen es ihm angezeigt erscheinen, „Bayer 205“ auch
bei anderen Trypanosomenkrankheiten (Nagana, Schlafkrankheit)
anzuwenden, da auch hierbei aller Wahrscheinlichkeit nach gute
Erfolge zu erzielen sein werden. Salomonsohn.
Staatsveterinärwesen.
Staatsbeihilfen bei Viehverlusten durch Maul- und Klauenseuche.
Der bayerische Landtag hat zur Gewährung von nichtrückzahl¬
baren Zuschüssen und gering verzinslichen Darlehen bei Viehver¬
lusten durch Maul- und Klauenseuche die Summe von 80 000 000
Mark bewilligt. Diese Summe ist bereits aufgebraucht. Das Staats¬
ministerium des Innern wird deshalb demnächst mit einem Nach-
tragspostulat in entsprechender Höhe an den Landtag herantreten
und hat inzwischen vom Landtagsausschuß die Genehmigung er¬
beten und erhalten, bis auf weiteres eine Summe bis zu 3 000 000
Mark an die Geschädigten anzuweiilsen.
*) M i e ß n e r hat in einer im März 1921 erschienenen Arbeit
(D. T. W.) Erfahrungen an 5 künstlich infizierten und einem natür¬
lich kranken Pferde miiltgeteilt, die gleichlautend mit denen Pfei¬
lers sind. . ».na'-
•r ,,c\V
- cNN v -
;v- >
LIBRARY'
■öX
-
r ...
M V Q
312
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Ehrung.
Mit Beschluß des Personalsenates des Stadtrates München vom
8. März 1921 wurde der städt. Bezirksobertierarzt Herr Obervete¬
rinärrat Andreas Schneider mit Wirkung vom 1. April 1920
unter Anerkennung der langjährigen treu geleisteten Dienste in
den dauernden Ruhestand versetzt. Gleichzeitig beging der Ge¬
nannte sein 40jähriges Dienstjubiläum. Aus diesen Anlässen über¬
reichten dem Jubilar die ihm bisher unterstellten Beamten des be-
zirkstierärztllichen Dienstes und der amtlichen Milchuntersuchungs¬
stelle unter Verlesung eines Glückwunsch- und Abschiedsschreibens
einen Blumenkorb; der Stadtrat München hatte gleichfalls ein
Blumenarrangement, mit den Farben der Stadt geschmückt, dem
verdienten Beamten überreichen lassen. Dr. B 1 a i m.
Auch unsererseits dem Jubilar die aufrichtigstem Wünsche und
dem aus dem Dienste Scheidenden noch viele Jahre in Glück und
Gesundheit! Die Schriftleitung.
Zum Aufruf an alle bayerischen Distriktstierärzte.
Die beiden Artikel von Dr. R e g n in Nr. 9 und Rudolph
in Nr. 12 der M. T. W. haben ein Gebiet berührt, welches als die
Achillesferse der Organisation des bayerischen Tierärztewesens
bezeichnet werden'kann. Man darf den beiden Herren nur dank¬
bar dafür sein, daß sie die Anregung dazu gegeben haben diese
Frage einmal in voller Öffentlichkeit zu besprechen, dabei kann
aber nur eilne streng sachliche Kritik, ohne gehässige Ausfälle
nach der einen oder anderen Seite hin zmm Ziele führen und dieses
ist doch wohl die Verständigung! Den springenden Punkt de«
Ganzen dürfte die von Dr. R e g n erwähnte Animosität der Prak¬
tiker den Distriktstierärzten gegenüber darstellen. Sie besteht,
das ist »Jeher, aber worauf ist sie zurückzuführen? Ist es Neid
wegen der amtlichen Funktionen und wegen der Distrikts- und
Kreiszuschüsse? Beide zusammen machen etwa ein Zehntel der
Gesamteinnahmen ans, mehr wohl selten, aber vielfach wesentlich
weniger. In dieser Hinsicht hat also der Distriktstierarzt vor dem
Praktiker nicht viel voraus. Es ist übrigens sehr zweifelhaft, ob
die Übertragung amtlicher Geschäfte überhaupt als großer Vorteil
angesehen werden kann. Sie werdem bekanntlich schlecht be¬
zahlt, nehmen aber Zeit in Anspruch und machen den damit Be¬
trauten den Behörden gegenüber viel abhängiger als es der rein
praktische Tierarzt ist. Das, was die Distriktstierarztstellen so
begehrenswert macht, ist meines Erachtens die Tatsache, daß es
sich hier in der Regel um die besseren Praxisstellen handelt. Und
diese werden nicht im freien Spiel der Kräfte erkämpft, sondern
durch Wahl vergeben. Vom allgemeinen Standpunkt aus gesehen
kamn man im Zweifel darüber sein, ob mit dieser Einrichtung,
welche es bekanntlich in Norddeutschland nicht gibt, viel gewonnen
ist. Jedenfalls müßte dafür Sorge getragen werden, daß die Wahl
möglichst gerecht und unparteiisch vor sich geht. Daran fehlt es
noch häufig. Der Praktiker hat jedoch das größte Interesse daran
zu wissen, daß auch er einmal eine Distriktstierarztstelle erhalten
kann, wenn er ein entsprechendes Alter und Erfahrungen erlangt
hat. Es führt zu großer Verbitterung, wenn ein älterer gut quali¬
fizierter Kollege einem jüngeren, der vielleicht gerade erst von
der Hochschule kam, aber über entsprechende Konnexionen und
Protektionen verfügt, bei der Vergebung einer Distriktstierarzt-
stelle hintangesetzt wird. Über die wildem. Auswüchse, welche der
Wettbewerb um solche Posten vielfach zeitigt und welche das
Ansehen des Standes keineswegs fördern, soll an dieser Stelle
nicht weiter gesprochen werden. Jedenfalls ii)st es nach meiner
Ansicht höchste Zeit, daß hier einmal nach dem Rechten gesehen
wird.
Wir „Staatsdiensten wärter“ sollten doch bedenken, daß die
Aussicht, später einmal beamteter Tierafzt zu werden, auch bei
guter Qualifikation ziemlich gering ilst. Zum größten Teil werden
wir wohl für immer darauf angewiesen bleiben unser Brot durch
praktische Betätigung zu verdienen. Dies gilt nicht nur für die
praktischen Tierärzte, sondern auch für die Distriktstierärzte; des¬
halb gehören auch beide Kategorien zusammen und in beider In¬
teresse wäre es gelegen sich zu verständigen und über strittige
Punkte in gegenseitiger Aussprache zu einigen. Nur so läßt sich
das Standeswohl und damit auch das jedes Einzelnen fördern.
Dr. Kleeberg, Dilstriktstierarzt, Schillingsfürst.
Mitteilung der Geschäftsstelle des Deutschen Veterinarrates.
Betrifft die Geschäftsstelle des D. Y.-R. selbst.
Mit der Amtsdauer des derzeitigen Ausschusses des D. V.-R.
endet gelegentlich der Vollversammlung in Weimar auch meine
Tätigkeit als Geschäftsführer des D. V.-R. Ich bitte daher, nach
der Vollversammlung am 14. und 15. ds. Mts. alle für den D. V.-R.
bestimmten‘Zuschriften und Sendungen einstweilen zu Händen des
neugewählten Präsidenten, dessen Name sicherlich bald bekannt
werden wird, gehen zu lassen, bis über die künftige Geschäfts¬
führung des neuen D. V.-R. näheres bekannt gegeben wird.
Berlin-Friedenau, Südwestkorso 10I/II, 1. April 1921.
Dr. Bach.
Maul- u. Klauenseuchebekämpfung und Regelung der Anstellungs-.
Verhältnisse der Oberamtstierärzte in Württemberg.
Der württembergische Minister des Innern hat anläßlich der
Beratung des Staatshaushaltsplans im Landtag den Oberamtstier¬
ärzten und den zu ihre;r Unterstützung zugezogenen praktischen
Tierärzten seine volle Anerkennung für ihre aufopfernde und er¬
folgreiche Tätigkeit bei der Bekämpfung der Maul- und Klauen¬
seuche ausgesprochen.
Bei der Beratung des württembergischen Staatshaushaltsplans
ist die Vorlage der Regierung angenommen worden, wonach die
Oberamtstierärzte in Gruppe X der Besoldungsordnung eingereiht
werden mit der Maßgabe, daß für je-die Hälfte der Oberamtstier¬
ärzte 70 und 80 Prozent der Bezüge der Gruppe X zur Auszahlung
kommen, so lange ihnen noch die Privatpraxis ohne Beschränkung
gestattet ist. Das Einrücken in das volle Gehalt der Gruppe X
und das Vorrücken eines Teils der Oberamtstierärzte in die
Gruppen XI und' XII ist nach Abschluß der Verhandlungen über
die Vollbesoldung der Oberamtstierärzte zu erwarten.
Verschiedenes.
34. Münchener Pferdemarkt.
Tagesprogramm für den 34. Münchener Pferde¬
mark t v o m 12. m i t 15. A p r i 1 1921.
Dienstag, 12L April (in der Arena des Ausstellungsparkes):
Nachmittags 1 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung I A, I B
314
Gruppe 3, IIA und II B Gruppe 3. (Bayerische Zuchtprämi-
ierung: Für alle Hengste sowie für die Stuten des Arbedts-
schlages.)
Nachmittags 1% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IA,
I B Gruppe 3, II A und II B Gruppe 3. (Bayerische Zucht¬
prämiierung: Für alle Hengste sowie für die Stuten des Ar¬
beitsschlages.)
(beim Matthias Pschorr - Ring):
Nachmittags 2 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung III C.
(Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte bayerische Ar¬
beitspferde.)
Nachmittags 2% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IIIC
und IV C. (Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte baye¬
rische Arbeitspferde und Arbeitspferde aller Länder.)
Mittwoch, 13. A pr i 1 (in der Arena des Ausstellungsparkes):
Morgens 7 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung I B Gruppe 1
und 2 und II B Gruppe 1 und 2. (Bayerische Zuchtprämi¬
ierung: Für alle bayerischen Stuten warmblütigen Schlages.)
Morgens 9Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung I B Gruppe 1
und 2. (Für selbstgezogene bayerische Stuten warmblütigen
Schlages.)
Morgens 11 Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung IIB
Gruppe 1 und 2. (Für nicht selbstgezogene bayerische Stuten
warmblütigen Schlages im Besitze von bayerischen Züchtern
und Aufzüchtern.)
Nachmittags 1 Uhr: Aufnahme der Pferde der Prämiierung III A
und B. (Für zum Verkaufe auf den Markt gebrachte baye¬
rische Wagenpferde und Reitpferde.)
Nachmittags 1% Uhr: Musterung der Pferde der Prämiierung III A
und B und IV A und B. (Für zum Verkaufe auf den Markt
gebrachte bayerische Wagenpferde und Reitpferde und
Wagenpferde und Reitpferde aller Länder.)
Donnerstag, 14. April:
Morgens 6—12 Uhr: Fahren und Reiten mit auf den Markt ge¬
brachten Pferden in der Arena des Ausstellungsparkes.
Nachmittags 2—6 Uhr: Fahren und Reiten mit auf den Markt ge¬
brachten Pferden in der Arena des Ausstellungsparkes.
Freitag, 15. Ap riil 1:
Nachmittags 3 Uhr: Vorreiten einer Abteilung deutscher Reitpferde
sowie Vorfahren von mit deutschen Pferden bespannten Ge¬
schützen und Fahrzeugen der Reichswehr.
Nachmittags 4 Uhr: Preiseverteilumg unter Vorführen, Vorfahren
und Vorreiten der prämiierten Pferde in der Arena des Aus¬
stellungsparkes.
Nachmittags 3—5 Uhr: Musik «In der Arena des Ausstellungs¬
parkes.
Nachmittags 1 Uhr: Notarielle Ziehung der Pferdelotterie im
großen Saale des Kath. Kasino (Hotel Union), Barerstraße.
Abends 6 Uhr: Schluß des Marktes.
* *
Mitglieder der Kommissionen,
welche auf dem Pferdemarkte in Tätigkeit sind.
Markt-Kommission:
Frfrr. v. H e r 11 i n g Friedrich, Oberstleutnant a. D., Vorsitzender:
Groh Heinrich, Landesökonomierat, Gutsbesitzer, Freimann:
315
Dr. Konrad Adolf, rechtste. Stadtrat;
Lang Karl, Staatsrat im Staatsministerium für Landwirtschaft;
Niedermayr BWlchard, Rittmeister;
Schön Ignaz, Kommerzienrat und Stadtrat;
Wille Karl, Gestütsdirektor, Oberveterinärrat, Rohrehfeld.
Prämiierungs-Kommission I
(für selbstgezogene bayer. Pferde):
Grabmiaier Jakob, ökonomierat und Gutsbesitzer, Scbeyrerhof
bei Geisenfeid;
Pirkl Hans, Gutsbesitzer, Wopping;
Stautner Hans, Oberlandstallmelilster;
Dr. Yo g e 1 Leo, Geh. Hofrat, ord. Universitätsprofessor;
v. Weidenbach Julius, Gutsbesitzer, Hexenagger.
Prämiierungs-Kommission II
(für nlJcht selbstgezogene bayerische Pferde):
Dr. Gasteiger Karl, Ministerialrat im Staatsrainisterium des
Innern;
Frhr. v. Hofenfels Max, Oberlandstallmeister a. D.;
Meyer Johann, Mühlbesitzer in Rohrenfels;
Wa s n e r Joseph, Gutsbesitzer in Wasn;
Wucherer Hans, Bezirkstierarzt in Vilshofen.
Prämiierungs-Kom m i s s i o n e n III u. IV
(für zum Verkauf auf den Markt gebrachte Pferde):
Fiir Arbeitspferde;
B e c k h Franz jun., Gutsbesitzer in Rathsberg;
Heil Georg, Ökonomierat und Gutsbesitzer in Geichsheim;
Martin Paul, ökonomierat und Gutsbesitzer;
P u ( h Karl, Gutsbesitzer in Moililtzbrunn;
8 e 11 e 1 e Sigmund, Obdrregierungsrat bei der Landgestütsverwal-
tung.
Für Reit- und Wagenpferde:
Groh Heinrich, Landesökonomierat und Gutsbesitzer, Freiinann;
Frhr. v. Hertling Friedrich, Oberstleutnant a. D.;
Hierl Joseph, ökonomierat;
Stadlberger Franz, Gutsbesitzer in Eggersham;
Wille Karl, Gestütsdirektor, Oberveterinärrät in Rohrenfeld.
Presse-Kommission:
Dr. Gasteiger Karl, Ministerialrat im Staatsministerium des
Innern;
Dr. Ritter v. Haag Heinrich, Exzellenz, Präsident a. I). der Ver¬
sicherungskammer, Vorsitzender;
Dr. Vogel Leo, Geh. Hofrat, ord. Universitätsprofessor;
Wu c h e r e r Hans, Bezirkstierarzt in Vilshofen.
Finanz-Kommiss'ilon:
Groh Heinrich, Landesökonomierat und Gutsbesitzer, Freimann;
Frhr. v. Hertling Friedrich, Oberstleutnant a. D.
SUatsveterinärkunde, Auslandsdienst und Versicherungswesen.
Stand der Tierseuchen.
Deutsch-Österreich. Woche vom 26. Februar bis 5. März 1921:
Tirol und Vorarlberg: Maul - und Klauenseuche: 10 Be¬
zirke mit 46 Gemeinden und 115 Gehöften ;Pferderäude:2 Be¬
zirke mit 9 Gemeinden und 22 Gehöften; Rotz: 1 Gehöft.
316
Schweiz. Woche vom 7. bis 15. März 1921 neu gemeldet:
Maul- und Klauenseuche: 14 Kantone mit 38 Bezirken
mit 50 Gemeinden und 96 Gehöften; Ra uschbrand: 3 Kantone
mit 3 Bezirken mit 3 Gemeinden; Rotlauf der .Schweine
(einschl. Stäbchemrotlauf und Schweineseuche): 9 Kantone mit 19
Bezirken mit 23 Gemeinden und 23 Gehöften; Milzbrand: 2
Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden.
1. Entschließung des Staatsministeriums des Innern vom 7.9.20
. Nr. 392 a 13 über Rauschbrandschutziinpfung. (Vorschr. f. d.
Veterinärwesen in Bayern. 18. Band, S. 124.)
An die Regierungen, K. d. I.
Im Einverständnisse mit dem Staatsministerium der Finanzen
wird genehmigt, daß die Impftierärzte um Ersatz nachweisbar
größerer Auslagen für die Durchführung der Impfung (Beschaffung
und Reparatur von Impfspritzen und -nadeln, Desinfektionsmittel)
einkommen können.
Gesuche sind mit den nötigen Belegen an die Regierungen.
Kammern des Innern, ei!nzureichen, von diesen zu prüfen und zu
würdigen und bis 10. Oktober anher vorzulegen.
* * *
2. Verkehr mit Tieren u. dergl. zwischen Bayern und dem Aus-
lande. Bekanntmachung der Staatsministerien des Innern und
der Finanzen v. 1.10. 20 Nr. 416 c 1 über die Einfuhr aus dem
Auslande, hier Kosten der .grenztierärztlichen Untersuchung.
(Vorschr. f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 137, und
J Staatsanzeiger Nr. 231.)
An Stelle der in der gemeinsamen Bekanntmachung der Staats¬
ministerien des Innern und der Finanzen Nr. 2760 vom 7. Februar
1906, die Einfuhr von Tieren aus dem Auslande, hier Kosten der
grenztierärztlichen Untersuchung betreffend (GVB1., Nr. 6, S. 42;
V. Bd. I, S. 33) enthaltenen Gebührensätzen ist künftighin der
fünffache Betrag zu entrichten.
Diese Bekanntmachung tritt am 1. Oktober 1920 in Kraft.
* * *
3. Influenza der Pferde. 108 a. Bekanntmachung des Staatsmini¬
steriums des Innern v. 18. 10. 20 Nr. 393 a 5 über die Bekämp¬
fung der Pferdeinfluenza. (Vorschr. f. d. Veterinärwesen In
Bayern, 18. Bd., S. 158, und Staatsanzeiger Nr. 245.)
Auf Grund der Bekanntmachung des Reichsminister,s des Innern
vom 18. vor. Mts. Nr. 7783 (RGBl. S. 1680) wird die Bekannt¬
machung vom 25. September 1908 (GVB1. S. 913) mit sofortiger
Wirksamkeit aufgehoben.
* * *
4. Rinderpest. Bekanntmachung des Staatsministeriums des In¬
nern v. 13. 11. 20 Nr. 405 b 26 über Einfuhr von Tieren und
tierischen Teilen polnischer Herkunft nach Bayern. (Vorschr.
f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 160, und Staats¬
anzeiger Nr. 267.)
Auf Grund des § 6 der revidierten Instruktionen vom 9. Juni
1873 zum Gesetz vom 7. April 1869 über Maßregeln gegen die
Rinderpest („Regierungsblatt“, S. 1270 ff.), sowie des § 1 der Mini¬
sterialbekanntmachung vom 8. August 1873 („Regierungsblatt“
S. 1257) in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. Februar 1917
(GVB1. S. 27, V. Bd. XII, S. 92) wird mit Rücksicht auf das
317
Herrschen der Rinderpest in Polen die Einfuhr nach und die
Durchfuhr durch Bayern für polnische Herkünfte, bestimmter Art
verboten.
Unter das Verbot fallen: ,
1. alle Arten von Vieh einschließlich der Hunde, der Ka-tzen
und des Geflügels, jedoch mit Ausnahme der Pferde, Maultiere,
Maulesel und Esel;
2. alle von Wiederkäuern stammenden tierischen Teile und
tierischen Erzeugnisse in frischem oder trockenem Zustande (mit
Ausnahme von Butter, Milch, Sahne und Käse);
3. Dünger, Rauhfutter, Stroh und andere Streumaterialien, ge¬
brauchte Stallgeräte, Geschirre und Lederzeuge;
4. Unbearbeitete (bezw. keiner Fabrikwäsche unterworfene)
Wolle, Haare und Borsten, gebrauchte Kleidungsstücke für den
Handel und Lumpen.
Heu und Stroh, soferne es lediglich als Verpackungsmaterial
verwendet ist, unterliegt dem Einfuhrverbote nicht, ist jedoch am
Bestimmungsorte zu vernichten.
* * *
5. Rinderpest. Bekanntmachung des Staatsministeriums des In¬
nern v. 6.12.20 Nr. 385 b 34 1 über Einfuhr von Tieren und
tierischen Teilen aus dem Gebiete des Freistaats Danzig. (Vor¬
schriften f. d. Veterinärwes'en in Bayern, 18. Bd., S. 186, und
Staatsanzeiger Nr. 289.)
Das mit Bekanntmachung vom 13. vor. Mts. Nr. 405 b 26 (Staats¬
anzeiger Nr. 267) erlassene Ein- und Durchfuhrverbot wird auch
aufTiere und tierische Teile aus dem Freistaäte Danzig erstreckt.
* * *
Entschließung des Staatsministeriums des Innern v. 16.11.20
Nr. 401 a 649 über Maul- und Klauenseuche, hier Stalldesinfek¬
tion. (Vorschr. f. d. Veterinärwesen in Bayern, 18. Bd., S. 166.)
An die Regierungen, K. d. I.
Die Bayerische Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung m.b.H.,
München, Müllerstr. 3, hat ein Desinfektionsverfahren für Ställe
u. s. w. ausgearbeitet, bei dem als Hauptbestandteil Chlorkalk zur
Anwendung kommt, wobei durch Zusatz besonderer Mittel die
Abspaltung des wirksamen Chlorgases erleichtert und beschleunigt
wird. Die Entkeimung von Räumen (auch Ställen usw.) soll durch
staatlich geprüfte Desinfektoren (Angestellte der Bayer. Gesell¬
schaft f. Schädlingsbekämpfung) vorgenommen werden.
Die Bezirksverwaltungsbehörden sind auf Grund § 147 Abs. 3
der Ministerialbekanntmachung über den Vollzug des Viehseuchen¬
gesetzes vom 27. April 1912 (GVB1 S. 403 ff.) ermächtigt, den An¬
gestellten der Bayerischen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung
zum Zwecke der Entkeimung das Betreten von gesperrten Stellen
zu genehmigen.
Die Bayerische Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung wurde
angewiesen, sich vor der Entkeimung mit den zuständigen Bezirks-
Zpolizeibehörden ins Benehmen zu setzen.
Schweiz. — Einfuhrerleichterungen.
In teilweiser Abänderung der Verfügung Nr. 212 vom 18. Mai
1920 wird vom 21. März ds. Jrs. an neuerdings allgemein und ohne
besondere Bewilligungen die Einfuhr von Milch, Heu, Stroh, Streue
und Mist längs der gesamten schweizerischen Grenze gestattet.
Bl 8
Die gegen die von der Rinderpest verseuchten Länder erlassenen
Verbote verbleslben indessen unverändert in Kraft.
Verschmelzung von „Umschau“ und „Prometheus“.
Wir hören, daß die beiden altbekannten Zeitschriften „Die Um¬
schau“, Frankfurt a. M., sowie der von Otto N. Witt begründete
„Prometheus“ vom 1. April 1921 ab vereinigt werden. — Diese Zeit¬
schrift wird unter dem Titel „Die Umschau (vereinigt mit »Prome¬
theus 4 ), Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und
Technik“ in Frankfurt a. M. erscheinen und von Prof. Dr. H. Bech-
hold herausgegeben werden. Die Verschmelzung erfolgt, - um eine
Zersplitterung zu vermeiden und eine große deutsche Zeitschrift
zu schaffen, in welcher die führenden Männer der Wissenschaft,
Industrie und Technik den Leser in allgemeinverständlichen Auf¬
sätzen'an deren Fortschritten teilnehmen lassen.
•
Hochschulnachrichten.
70. Geburtstag eines verdienstvollen Angehörigen der Tierärzt¬
lichen Hochschule in Dresden.
Am ersten Osterfeiertage beging unter mancherlei Ehrungen
der Geheime Medizinalrat Dr. Dr. Georg Müller, bis Ende 1919
ordentlicher Professor der Pharmakologie und Direktor der Klinik
für kleine Haustiere der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden
seinem 70. Geburtstag. Der verdienstvolle Lehrer wurde nach kur¬
zer Tätigkeit als Tierarzt in Leipzig und nach sechsjähriger Tätig¬
keit als Bezirkstierarzt in Flöha als Professor an die damalige Tier¬
arzneischule zu Dresden berufen. 88 Jahre gehörte er dem Lehr¬
körper der Hochschule an. bis er aus Gesundheitsrücksichten ge¬
zwungen war, kurz nach Beendigung des Weltkrieges in den wohl¬
verdienten Ruhestand zu treten. Der verdienstvolle und allseitig
geschätzte Gelehrte, der sich allgemeiner Beliebtheit auch bei den
Studierenden erfreute, ist weit über diüe Grenzen Sachsens hinaus
durch seine zahlreichen Veröffentlichungen und Bücher bekannt
geworden. Sein Hauptwerk: „Die Krankheiten des Hundes“ ist in
das Englische übersetzt worden und besonders in den Vereinigten
Staaten von Nordamerika verbreitet. Diie Klinik für kleine Haus¬
tiere an der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden hat Geheimrat
Dr. Müller zu großem Ansehen gebracht und seine hervor¬
ragenden klinischen Kenntnisse veranlaßten viele auswärtige Tier¬
besitzer, zu denen auch die ehemaligen Höfe von Oldenburg und
Mecklenburg gehörten, bei i(hm Rat zu suchen. S. M.
Ernennung. Zum ordentlichen Professor der Physiologie wurde
Prof. Dr. Otto Krummacher an der Universität Münster er¬
nannt. Kr., der aus Elberfeld gebürtig ist, erwarb in Bonn den
Doktorgrad, wurde 1893 Assistent am physiologischen Institut der
Tierärztlichen Hochschule in München, erhielt 1897 die Venia
legendi an der Münchener Universität, später den Titel und Rang
eines außerordentlichen Professors und siedelte 1910 nach Münster
über, wo ihm Michaelis 1914 die neuerrichtete Stelle eines Abtei¬
lungsvorstehers für physiologische Chemie am physiologischen In¬
stitut übertragen wurde. 1918 erfolgte seiner Ernennung zum
außerordentlichen Professor. Seine Arbeiten betreffen größtenteils
das Gebiet des Stoff- und Energiewechsels. P.
319
Gießen. ■Habilitation. Der Assistent am Landwirtschaft¬
lichen Institut Prof. Dr. Friedrich Parcival Stegmann erhielt
diiie venia legendi für das Fach der landwirtschaftlichen Tierzucht¬
lehre bei der philosophischen Fakultät.
Dresdener Tierärztliche Hochschule. Die Ausgaben der Tier¬
ärztlichen Hochschule zu Dresden sowie der Physiologisch-chemi¬
schen Versuchsstelle und der Physiologischen Anstalt, die im Haus¬
haltsplan zunächst mlit 412780 Mark bewilligt worden waren, stetigen
durch die Nachtraigsforderungen auf 1 104 150 Mark, also um fast
das Dreifache.
R. S.-C. Die im Rudolstädter S. C. vereinigten Korps der Tier¬
ärztlichen Hochschule zu Dresden und deren Alte flerrenschaft
hatten sich im Konzertsaal des Dresdener Ausstellungspalastes zu
ein paar Stunden geselliger Unterhaltung zusammengefunden. §
Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Baum hieß zunächst die Erschienenen
herzlich willkommen und begrüßte insbesondere den Rektor der
Tierärztlichen Hochschule Magnificenz Prof. Dr. Ellenberger,
die Vertreter der anderen Korps und die übrigen Gäste. Noch nie
habe der Gedanke eines Zusammenschlusses im engsten Kreise so
schnell an Boden gewönnet!, wie gerade jetzt. Wenn auch die Not
der ZeiJt rauschende Feste verbiete, so sei eine Betätigung des Ge¬
meinschaftsgefühls gewissermaßen im Rahmen einer großen Familie
notwendig und als Ablenkung von den Widerwärtigkeiten des All¬
talgs nur zu begrüßen. Magniificenz Prof. Dr. Ellenber ger be¬
tonte, in erster Linie sei die akademische Jugend dazu berufen,
Deutschland wieder emporzuführen. Vorbedingung seiil allerdings
höchste geistige und körperliche Ausbildung, Charakterstärke und
Verständnis für alle Volkskreise. Kehre der Geist des August 1914
wieder, so sei unser Aufstieg sicher. Apotheker Ziegenspeck
trank namens des Kösener S.-C. auf das Wohl des R. S.-C., Inge¬
nieur Bruch vom Weinheimer S.-C. mahnte zum festen Zu¬
sammenhalten, während Kand. Halleneich in beredten Worten
den deutschen Frauen eiln Loblied sang. S. M.
Vorlesungen für das tierärztliche Studium an der Universität Gießen
im Sommersemester 1921.
Küster, Prof. Dr.: Allgem. Botanik. 3. Pharmakognostisches
Praktikum und Übungen im Untersuchen pflanzl. Nahrungs- u. Ge¬
nußmittel. 2. Systematik der Blütenpflanzen (mit besonderer Be¬
rücksichtigung der Nutz-, Heil- und Giftpflanzen. 2. Botanische
Exkursionen und Führungen durch den Botan. Garten. — Spen-
g e 1, Geh. Hofrat, Prof. Dr.: Zoologie u. vergleichende Anatomie
I. Teil. 5. — L o o ß. Dr., Assistent: Die Parasiten des Menschen
und der Haustiere. 3. — König, Geh. Hofrat, Prof. Dr. und die
Professoren Dr. Uller u. Cermak: Physikalisches Praktikum
für Mediziner und Veterinärmediziner. 3. — Elbs, Geh. Hofrat.
Prof. Dr.: Anorganische Experimentalchemie. 5. — Elbs, Geh.
Hofrat, Prof. Dr. und Prof. Dr. Brand: Chemische Übungen für
Medizliiner und Veterinärmediziner. 6. — Martin, Geh. Med.-Rat,
Prof. Dr.: Vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte der
Haustiere. 5. Histologie mit Kursus der Gewebelehre u. mikroskop.
Anatomie der Haustiere. 8. Anatomie u. Entwicklung der Eihüllen
der Haustiere. 1. — Schauder, Privatdozent Dr.: Einleitung in
das Studium und die Geschichte der Tiermedizin. 1. Knochen- und
320
Bänderlehre (Pferd). 3. Einführung in die Mikroskopie. 4. Aus ge¬
wählte Teile nus der angewandten Anatomie der Haustiere, I. Teil:
Anatomie am Lebenden. 1. Bau u. Leistungen des Haustierkörpers,
für Landwirte. 1. — Bürker, Prof. Dr.: Allgemeine u. vegetative
Physioloie. 5. Praktikum der allgemeinen u. vegetativen Physio¬
logie. 3. Physiolog. Kolloquium. 2. Physiolog. Untersuchungen,
täglich. — Feulgen, Priivatdozent Dr.: Physiologie des Stoff¬
wechsels. 1. Physiolog.-chem. Praktikum, Praktikum der animalen
Physiologie. 3. — Olt, Geh. Med.-Rat, Prof. Dr.: Kurs der pathol.
Histologie. 4. Bakteriolog. Kurs. 2. Obduktionsübungen u. patho¬
logische Demonstrationen. — Pfeiffer, Geh. Med.-Rat, Prof. Dr.:
Chirurg. Klinlük. 5. Allgem. Chirurgie. 2. Krankheiten der Hufe
und Klauen. 1. Operationslehre. 1. Kursus d. Augenkrankheiten. 1.
— Zwick, Prof. Dr.: Medizin. Klinik. 5. Seuchenlehre. 4. Ge¬
sundheitspflege der Haustiere. 2. Allgem'. Therapie. 1. — Kn eil,
Prof. Dr,: Poliklinik (ambulator. Klinik), tägl. Veterinärpolizei. 2.
Abdeckereiwesen. 1. Besprechung poliklinisch. Fälle. 1. —K ne 11,
Prof. Dr. und Krämer, Prof. Dr.: Kurs für praktisch-züchterische
Beurteilung der Haustiere. — M o d d e, Dr,, Schlaehthofdirektor:
Kurs in der. Fleischbeschau. 4. Schlachthofkunde mit Demonstra-,
tionen und Üntersuchungeoi in der Trichinenschau. 1. Demonstra¬
tionen in der Fleischbeschau. 2. — Geppert, Geh. Med.-Rat,
Prof. Dr.: Pharmakologie u. Toxikologie, II. Teil. 3. Rezeptier-
kunde für Veterinärmediziner. 1. — Krämer, Prof. Dr.: Allgem.
Tierzucht und Gestütswesen. 4. — Walther, Prof. Dr,: Schaf¬
zucht und Wollkunde. 1. Landwirtschaftl. Nutzgeflügelzucht. 1.
Übungen zur allgem. Tierzuchtlehre f. Fortgeschrittenere. 2. —
G i s e v i u s. Geh. Hofrat, Prof. Dr.: Enzyklopädie der Landwirt¬
schaftslehre. 2. Allgem. Betriebslehre. 4. Wiesenbau und Kultur-
technSk. 2. — S k a 1 w e i t, Prof. Dr.: Die Haupttheorien d. Volks¬
wirtschaftslehre. 1. — Borgmann, Prof. Dr.: Jagdkunde. 1. —
Helmke, Prof.: Sprachliche Ergänzungskurse: Lateinisch f. Abi¬
turienten von Oberrealschulen. 4. — Kiemitz-Gerloff, Univ.-
Stallroeister; Reiten.
Außerdem eine Anzahl allgemeinbildender Vorlesungen.
Übersicht der Vorlesungen und Übungen an der Tierärztt. Hoch¬
schule Dresden im Sommersemester 1921.
(18. IV. bis 6. VIII. — Immatrikulatilon bis 7. V.)
Dr. Ellenberger, Geh. Rat, o. Prof.: Physiologie,. 7std.;
Histologie, 2std.; Histolog. Kolloquium (Prof. Dr. Trautmann),
lstd.; Histolog. Übungen, 10std.; Arbeiten f. Fortgeschrittenere in
der physiol.-chem., in der histol. und Sin der physiol. Abteilung täg¬
lich (priv.). — Dr. Baum, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Systemat.
Anatomie (Gefäß- u. Nervenlehre, Sinnesorgane), 6std.; Zoologie
(Wirbeltiere), 3std!.; Anatom, (osteolog.) Übungen, 4std.; Arbeiten
f. Fortgeschrittenere tägl. (priy.). — Dr. Röder, Geh. Med.-Rat,
o. Prof.: Allgem. Chirurfgie, 2st.; Operations- u. Instrumentenlehre
(Akiurgile), 2st.; Physikal. Diagnostik und Propädeutik chirurgi¬
scher Krankheiten an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden;
Augenspiegelkursus, in Gemeinschaft mit Privatdozent Prof. Dr.
v. P f 1 ü g k, lstd.; Chirurg. Klinik u. Poliklinik f. große Haus¬
tiere, tägl. 9—%12 u. 2—4 Uhr;. Arbeiten f. Fortgeschrittenere ihi
klin. Laboratorium nach Übereinkunft tägl. (priv.). — Dr. Kunz-
Krause, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Anorganische Experimental-
Ohemie, 5std.; Angewandte Chemie (Kreislauf der chemischen
321
Grundstoffe im Pflanzen- u. Tierkörper, mit besonderer Berück¬
sichtigung der Analyse der Bodenarten, Futter- und Düngemittel),
lstd. • Chem. Praktikum im Laboratorium des chem. Instituts, für
Anfänger, in Gemeinschaft mit Priyatdozent Dr. M a n i c k e, 9std.;
Arbeiten f. Fortgeschrittenere täglich, mit Ausnahme des Sonn¬
abends (priv.). — Pharmakognost.-warenkundliche Demonstratio¬
nen iin der Gehe-Sammlung (Warenkundliches Landesmuseum i. E.)
an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden, (priv.). — Dr.
Schmidt, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: Spez. Pathologie u. Therapie,
4std.; Allgem. Therapie, lstd.; Physik. Diagnostik u. Propädeutik
innerer Krankheiten, lstd.; Bienenkunde (Anatomie, Biologie und
Pathologie der Bienen), lstd.; Mediz. Klinik u. Poliklinik f. große
Haustiere, tägl. 9—11 u. 2—4 Uhr; Arbeiten im klin. Laboratorium
tägl. (priv.). —- Dr. L u n g w i t z, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: All¬
gemeine Pharmakologie u. Arzneiverordnungslehre, 3std.; Allgem.
Pharmakognosie (gemeinschaftlich mit Privatdozent Dr. Boh-
ri s c h), lstd.; Kliinik u. Poliklinik f. kleine Haustiere, tägl. 9—11
u. 2—4 Uhr; Huf- u. Hufbeschlagskunde, 3std.; Prakt. Übungen im
Hufbeschlag, 4std.; Beurteilung des Beschlages an lebenden Pfer¬
den, an noch zu bestimmenden Tagen und Stunden; Arbeiten im
klin. Laboratorium u. im Institut f. Hufkunde, tägl. (priv.). — Dr.
K 1 i m m e r, Ober-Medl-Rat, o. Prof.: Allgem. Seuchetnlehre, 2std.;
Bakteriologie (Bakterien, Schimmel- und Hefepilze [pflanzliche
Parasiten], sowie Protozoen), 3std.; Bakteriol. Übungen für An¬
fänger, in etwa 14täg. Kursen; Exkursionen u. Demonstrationen
aus dem Gebiete der Fütterungslehre, Milchkunde u. Gesundheits¬
pflege (nach Anschlag); Arbeiten im hygien. Institut u. in der
Seuchenversuchsanstalt, f. Fortgeschrittenere tägl. (priv.). — Dr.
J o e s t, Ober-Med.-Rat, o. Prof.: Allgem. Pathologie u. allgem.
patholog. Anatomie, 6stdt.; Spez. patholog. Anatomie, 3std.; Kli¬
nische Sektionen, an noch zu bestimmenden Tagen; Propädeutische
Sektionen (in Gemeinschaft mit dem Assistenten Dr. Ziegler),
2std.; Patholog.-anatom. Demonstrationen, lstd.; Arbeiten im pa¬
tholog. Institut (f. Fortgeschrittenere) tägl. (priv.). — Dy. Rich¬
ter, Med.-Rat, o. Prof.: Allgem. Tierzucht, 3std.; Geburtshilfe (mit
Berücksichtigung der Pathologie des Muttertieres), 3std.; Geburts¬
hilfliche Übungen am Phantom u. embryotom. Übungen, Ist.; Ge¬
burtshilfliche Kliinik, tägl. (nach Material)^ Arbeitenf. Fortgeschrit¬
tenere im Institut, tägl. (priv.). — Dr. E d e 1 m a n n, Geh. Med.-
Rat, o. Hon.-Prof.: Fleifechhygiene, unter teilweiser Vertretung
durch Dr. Illing, 3std. — Dr. Biedermann, Hofrat, a. o.
Prof.: Physik (Mechanik, Akustik, Wärmelehre), 3std. — Dr. Nau¬
mann, Hofrat, a. o. Prof.: Systemat. Botanik: Phanerogamen,
3std.; Kryptogamen (Pflanzl. Parasiten, allgem. Teil), lstd.; Ex¬
kursionen u. Bestimmungsübungen (nach Anschlag); Botanisch-
mikroskop. Übungen in noch zu bestimmenden Stunden. - Dr.
Brandes, a. o. Prof.: Zoologie (wirbellose Tiere mit besonderer
Berücksichtigung der parasitisch lebenden Formen), 2std.; Zoolog.
Präparierübungen, einmal wöchentlich, in noch zu bestimmenden
Stunden. — Dr. W e b e r, a. o. Prof.: Ambulator. Klinik, täglich
(nach Material); Übungen im Anfertigen von Berichten und Gut¬
achten, lstd.; Kursus in der Praxis der Veterinärpolizei, täglich
(nach Material); Kolloquium über Rinderkrankheiten, an noch zu
bestimmenden Tagen und Stunden. — Dr. Seeliger, Dozent:
Pharmazeut. Übungen, in noch zu bestimmenden Stunden, in der
Apotheke der Hochschule. — D i 11 r i c h, Prof.: Veterinärtechn.
Zeichnen, l%std. — Dr. Bruck, Geh. Reg.-Rat, Prof.: Englische
m
Malerei, lstd. — Dr. W a 1 z e 1, Geh. Hofrat, Prof.: Deutscher
Hochklassizismus, 3std.; Besprechungen dazu, Vortrag m. Übungen,
lstd.; Dichtung der Gegenwart: a) Vortrag, lstd., b) Übungen,
lstd. [Sämtl. Vorlesungen und Übungen der drei letztgenannten
Herren in der Techn. Hochschule.] — Dr. Steglilch, Reg.-Rat,
Prof.: Landwirtschaftl. Demonstrationen u. Exkursionen (nach An¬
schlag). — Dr. K e 11 i n g, a. o. Prof.: Erste Hilfe bei Unglücks¬
fällen, lstd. — Dr. Wandolleck, a. o. Prof.: Fischkunde, mit
Exkursionen, lstd. — Dr. T r a u t m a n n, a. o. Prof.: Histologie,
lstd.; Histolog. Übungen (in Gemeinschaft mit Geh. Rat Prof. Dr.
E 11 e n b e r g e r), s. oben. — Dr. Illing, Dozent: Marktpoliizei-
liche Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel (nach Anschlag).
— Dr. Müller, Prof., Privatdozent: Demonstrationen in meinem
Versuchsstall (nach Übereinkunft). — Dr. Strub eil, Prof., Pri¬
vatdozent: Arbeiten über Immunitätsforschung f. Fortgeschritte¬
nere, im Laboratorium Pragerstr. 52/11, Stunden nach Besprechung
(priv. et grat.). — Dr. v. P f 1 u g k, Prof., Privatdozent: Augen¬
spiegelkursus, lstd. — Dr. Hecker, Prof., Privatdozent: Um¬
risse der Weltgeschichte 1905—1914 (nach Übereinkunft), lstd. —
Dr. Haupt, Privatdozent: Ausgewählte Kapitel aus der Serologie,
mit Übungen und Demonstrationen (nach Übereinkunft). — Dr.
B o h r i s c h, Privatdozent: Allgemeine Pharmakognosie, lstd. —
Dr. Müller-Lenhartz, Hofrat, Privatdozent: Einführung in
das Gebiet der Landwirtschaftslehre mit Exkursionen, l%std. —
Dr,. M a n i c k e, Prilvatdoizent: Die chemischen Prüfungsmethoden
des deutschen Arzneibuchs in ihrer Anwendung auf die Pharraako-
chemie (nach Anschlag).
Vorlesungen und praktische Übungen an der TierarztL Hochschule
zu Hannover für das Sommerhalbjahr 1921.
L Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Arnold: Chemische Übungen, 12-
stündlg in Gemeinschaft mit Oberassistent Dr. Arendt und Assistent
Tilenlilus. Organische Chemie, 6%stür:dig. — 2. Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. B oe.t her: Histologie, 2stündig. Osteologie u. Syndesjmologie,
2stündig. Histolog. Übungen, in Gemeinschaft mit Oberassistent
N. N., täglich. — 3. Geh. Reg.-Rat. Prof. Dr. Malkmus: Gericht¬
liche Tierheilkunde, 3stündi:g. Übungen ilm Anfertigen von schrift¬
lichen Gutachten und Berichten, lstündlg. Medizin-propädeutische
Klinik, 2stündig. Spitalklinik für größere Haustiere (Med. Klinik),
täglich. — 4. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. F r i c k: Ophthalmoskop.
Übungen, lstündijgi. Chirurg.-propädeut. Klinik, lstündig. Spital¬
klinik f. größere Haustiere (Chir. Klinik), täglich. Operatiionslehre,
3stündig. Allgemeine Chirurgie, 3stündig. — 5. Prof. Dr. R i e v e 1:
Allgem. Pathologie u. allgem. patholog. Anatomie, ßstündig. Patho¬
logisch-anatomische u. patholog.-histolog. Übungen iin Gemeinschaft
mit Oberassistent Dr. MedeT, täiglich. Obduktionen u. patholog.-
anatom. Demonstrationen täglich. — 6. Prof. Dr. Künnemajnn:
Allgem. Therapie, 2stündig. Toxikologie, 2stündig. Rezeptier-
kunde, lstündig. Spitalklinik f. kleilne Haustiere, täglich. — 7. Prof.
Dr. Mießner: Bakteriologie u. Serologie, lstündig. Seuchen¬
lehre u. Veterinärpolizei, 4stündig. Bakteriologische, protozoolog.
hygiilen. Übungen, in Gemeinschaft mit Oberasstistent Lange, täg¬
lich. — 8. Prof. Dr. Oppermann: Geburtshilfe, 3stündig. Krank¬
heiten der Wiederkäuer, lstündig. Ambulator. Klinik. — 9. Prof.
Dr. Paechtner: Physiologie, 4stündig. Physiolog. Chemie, 1-
stündig. Physiolog. Praktikum, für das die Zeit nach Vereinbarung
323
noch festgesetzt wiBrd, in Gemeinschaft mit Oberassistent Dipi-Ing.
Mönkemeyer. — 10. Prof. Dr. Kronacher: Übungen in der Tier¬
beurteilung, 2stündig. Aligem. Tierzucht, 2stündiig. Fütterungs¬
lehre, 2stündig. Beurteilungslehre, lstündig. — 11. Geh. Studien¬
rat Prof. Haeseler: Physik, 2 stündig. — 12. Prof. Dr. Ude:
Zoologie, Sstündig. — 13. Apotheker Dr. G e r k e: Botanik, östünd.
Botanische Ausflüge, einmal ! i!n der Woche. Pharmazeut. Übungen,
tälglich. — 14. Oberarzt Dr. S t ü m p k e: Ausgewählte Kapitel aus
dem Gebiete der Prostitution. — 15. Direktor Scheibner; Huf¬
beschlagkurse nach Vereinbarung.'— 16. Direktor N e u b e r t h:
Landwirtschaftliche Betriebslehre, 2stündig. Spez. Pflanzenbau,
1 stündig. — 17. Schlachthofdirektor R e k a t e: Fleischbeschau¬
kurse auf dem hiesiiigen Schlachthofe, jeder Kursus von 3wöchiger
Dauer.
Personalien.
Gewählt: Zum Distriktstierarzt in Seeg (B.-A. Füssen) gewählt
der prakt. Tierarzt Hans Schedel in Lechbruck.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Otto Bub aus
Augsburg in Sonnefeld (B.-A. Coburg); Dr. Joseph Loibl aus
München in Lechbruck; Bezirkstierarzt a. D. Georg Reinhardt
in München.
Verzogen: Galli von Geisenfeid nach Voll bürg a. D. (B.-A.
Pfaffenhofen).
Promotionen an der Tierärztlichen Hochschule Hannover im
Jahre 1921: Laboratorium des Fleischbeschauamtes
Hamburg. Leiter: Obertierarzt Dr. Nieberle. Polizei-Tierarzt
Friedrich Heyck in Hamburg. Dissertation: „Beiträge zur Histo¬
logie und Histogenese der Pyogenesmastitis (chronischen, absze-
dierenden Euterentzündung) des Rindes“.
Bttcherschan.
Tierärztliche Augenheilkunde. Von Heinrich Jakob, Dr. med. vet.,
, Professor am der Tierärztlichen Hochschule zu Utrecht (Hol¬
land). Mit 419 zum Teil farbigen Textabbildungen und 8 farbigen
Tafeln. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz,
S. W. 48, Wilhelmstr. 10. Preis brosch. 62 Mk., geb. 75 Mk.
Im Gegensatz zu der Menschenmedilzin ist in der Tiermedizin
die Augenheilkunde immer noch ein Stiefkind geblieben. Das steht
in keinem Verhältnis zu der Bedeutung, die sie tatsächlich in der
Praxis besitzt und vor allem in unserer tierärztlichen Wissenschaft
einnehmen sollte. Im Vorliegenden besitzen wir nun eine auf das
gesamte Gebiet der Augenheilkunde sich erstreckende Arbeit, die
zwar in erster Linie jene Augenaffektionen hervorkehrt, mit denen
man in der Praxis sich am meisten zu beschäftigen hat, die aber
auf der anderen Seite es in keiner Weitee an wissenschaftlicher
Tiefe fehlen läßt und auch die seltenen und seltensten Fälle mit
in das Bereich ihrer Betrachtungen zieht. In letzterer Hinsicht
darf ich gleich auf das erste Kapitel verweisen, das die Mißbildun¬
gen und angeborenen Anomalien des Auges und seiner Adnexe
ausführlich und unter Beigabe zahlreicher instruktiver Abbildungen
behandelt, wodurch es über den üblichen Rahmen unserer bereits
vorhandenen beiden Lehrbücher in deutscher Sprache über Augen¬
heilkunde hinausgeht. Die einzelnen Kapitel behandeln erschöp-
r< gp USRAWY
V S
324
4
fend zunächst die Erkrankungen der Orbita., der Tränenorgane,
sowie Lageveränderungen etc. des Bulbus, um sodann auf die
Schutzorgane (Augenlider und Nickhaut) sehr ausführlich einzu¬
gehen. Es folteren weiterhin die einzelnen Organe des Augapfels
selbst, um schließlich noch Kapitel aus Ophthalmoskopie, Skia-
skopie und Astigmatismus anzufügen und endlich ip einer Sehluß-
abhandlung dankenswerte Winke über Konservieren, Färben des
Bulbus, sowie photographische Aufnahmen zu geben. Bei jedem
Kapitel werden auch die wichtigsten normal - anatomischen und
physiologischen Verhältnisse vorausgeschickt und teilweise sogar
durch Abbildungen erläutert. Manches daraus Sst nicht nur den
entsprechenden Lehrbüchern entnommen, sondern vom Verfasser
selbst ergänzend angefügt. Man sieht es dem Buche auf Schritt
und Tritt an, daß sehr Vieles durchaus auf eigener Erfahrung und
eigenen Forschungen beruht, was besonders auch von den meisten
der so zahlreichen (419) Abbildungen gilt. Soweit die vom Ver¬
fasser selbst geleitete Klinik das Material nicht stellen konnte,
jätammt es aus der chirurgischen Pferdeklinik von Prof. Dr. H a r -
t o g bezw. aus der internen Klinik für große Haustiere von Pro¬
fessor Dr. Wester. Und darüber hinaus wurde er unterstützt
durch das wohlwollende Entgegenkommen des holländischen Mi¬
nisteriums für Landwirtschaft. Das gewaltige Material hat Ver¬
fasser mit strertgiem Blicke gesichtet und vorzüglich verwertet.
Das Werk wurde so gegenüber den bereits vorhandenen Lehr¬
büchern über Augenheilkunde um Vieles bereichert, so daß es
fraglos zugleich einen nicht unbedeutenden Fortschritt unserer
tierärztlichen Wissenschaft darstellt. Manche interessante Fälle
sind über die Gruppe unserer Haustiere hinaus auch von anderen
Tieren hergeholt. In der gründlichem Durchforschung des ganzen
einschlägigen Gebietes und der Bezugnahme auf viele Tiergattungen
kommt dem Werke geradezu die Bedeuturig einer vergleichenden
Augenheilkunde zu. Der Verlag hat keine Mühe gescheut, die Aus¬
stattung mit Papier, Druck und Abbildungen, darunter prachtvoll
gelungenen farbigen Tafeln, zu einer erstklassigen zu gestalten.
Ma.
Das Kunstgewerbe und die Frau. Das Kunstgewerbe hat in
unserer Zeit eine große kulturelle Mission zu erfüllen, nicht allein
der Ausschmückung des Heims soll es dienen, sondern die ganze
menschliche Wesensgestaltung soll es mit Schönheit durchdringen.
Daraus entwickelte sich der gewaltige Aufschwung, den das Kunst¬
gewerbe in den wenilgen Jahren, in denen es sich von der alten
Schablone frei'gemacht, genommen hat. Das Bestreben der Frauen¬
welt, sich neue Berufe zu erschließen, hat sie natürlich auch in
den Kreis der Kunstgewerbler geführt und wendet sich das weib¬
liche Geschlecht in neuer Zeit mit regem Eifer diesem Berufe zu,
der neben der Befriedigung der künstlerischen Neigung noch loh¬
nenden Erwerb verspricht. Weitere Ausführungen, unterstützt
durch schöne Bilder, entnehmen Sie der vielgelesenen Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu-
titschein. Die Bezugsgebühr für die Tschechoslowakei ist Kt 10.50,
für Deutschösterreich Kö 52,—, für Deutschland M 10.50 für das
Vierteljahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung.
Die Elektrizität im Haushalt. Unter allen Naturkräften besitzt
die Elektrizität wohl die vielseitigste Verwendbarkeit im Dienste
des Menschen. Bewundern wir einerseits ihre große Leistungs-
325
fähigkeit im Industriebetrieb und Verkehrswesen, so dürfen wir
anderseits nicht die wertvolle Kleinarbeit übersehen, die sie im
Dienste der Hausfrau zu verrichten imstande ist. Über die viel¬
seitige Ausnützung und Verwendung der Elektrizität im kleinen
und großen Hauswesen erzählt ein Artikel mit schönen, anschau¬
lichen Bildern in den Folgen 6 und 7 der Wochenschrift für Haus,
Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Die Bezugs¬
gebühr für die Tschechoslowakei ist Kt. 10.50, für Deutsch-Öster¬
reich Kö. 52.—, für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung.
Bekanntmachung.
In der Stadt Neustadt an der Haardt ist die Stelle des
Schlachthofdirektors
neu zu besetzen. Besoldung nach Gruppe X — Vorrückungsmög¬
lichkeit nach Gruppe XI — der Besoldungsordnung. Dienst- und
Pensionsverhältnisse ergeben sich nach der städt. Beamtensatzung.
Der Schlachthofdirektor soll städt. Bezirkstierarzt werden, Privat¬
praxis nur im Stadtbezirke und in der dienstfreien Zeit gestattet.
Entsprechend qualifizierte Bewerber wollen ihre mit Zeug¬
nissen — auch einem amtsärztlichen Gesundheitsatteste — und
einem Lebenslaufe belegten Gesuche bis spätestens 15. April 1921
beim unterfertigten Bürgermeisteramte, woselbst noch Näheres zu
erfahren, einreichen.
Neustadt a. d. Haardt, den 24. März 1921.
Das Bürgermeisteramt:
Dr. Forthuber, 1. Bürgermeister.
Umrindern oder Verkalben
führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel.
„ . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. . . Ver¬
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben
normal gekalbt.“ Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w.se/1915.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25.
in Ampullen und Tabletten Jlv
Orißinalkorton Originalröhrc
zu 5 Ampullen zuf zu 20Tabletten
symptomatischen
Behandlung der
7^i nervösen y
ChemtPharmazeutischeWerKe Bad Homburg AsG:
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 — 0,01 - 0,001 — 0,005
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
Schulterlahmheit, Sehnenent¬
zündung usw..
Ungt. canth. acre, verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
züglich wirkend.
Jodsolvin« JodÖleinreibung, auch
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid« mit 01. sinapis.
besonders verstärkt.
Maukesalben
Räudeliniment Sengen I | Räudeliniment Sengen II
I Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
. um um mm """""""""" •
Bengen& Co., üJM- Kffi Hannover
Tel. Nord 1977 u. Nord 2349. Fahr, chem.-pharm. Präp. Drogengroflh. Tel.-Adr. Bengenco.
11II1111II11Millllllll 1111111II Will II111
327
Inlektioser Scheidenkatarrh der Rinder
wird erfolgreich bekämpft und geheilt durch
Aubing“
Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineurahüllung ä ca. 11 gr
Pyo-Vaginalkugeln „Aubing“
mit Gelatineumhüllung ä ca. 11 gr
Vaginalstangen „Aubing“
Pyo-Vaginalstangen „Aubing 1
Pyo-Zinktabletten „Aubing“
1 Karton ä 16 Tabletten
Die Stangen sind ca.
15 cm lang und 40 gr
schwer; jede einzeln
eingewickelt. Für Kühe
jedesmal 3 cm, für Jung¬
vieh 2 cm. :: :: ::
100 Stück
Mk. 50
100 Stück Mk. 55
100 Stück Mk. 120
100 Stück Mk. 130
Mk. 2
Chemische Fahrik Aubing
Pharm. Abteilung
Hubing bei München
i
Fernsprecher:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
828
Maul- a. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterimlr a. D. Christian, Tierftrztl. Rundschau 1913 Nr. 1<?
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Dr. Kleins
^.ntiperiostiifl
I Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
^Verlangen Sie ausführlich^
Literatur
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter
Kommissionsverlag M. Riegersehe Hniversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
(Irfihar: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochonschritt Ihr TiorhoUknnde u. Tiohincht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 19. April 1921. Nr. 16.
Inhalt:
Originalartikel: Ernst. — Pschorr. (Forts, folgt). — Referate. — Staatsveterinär¬
wesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschul¬
nachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Ist die Bayerische Notimpfnng gegen die Hanl- und
Klauenseuche etwas Nenes?
Von Dr. Wilhelm Ernst.
Ich stimme den Aufstellungen des Herrn T i t z e in
dieser Wochenschrift bei, daß die Blut- oder Blutserum¬
impfungen mit dem Ziele der Heilung der Maul- u. Klauen¬
seuche und der Herabsetzung der zahlreichen Todesfälle in
dem Seuchenzuge 1919/1920 völlig unabhängig von einander,
von T i t z e, Drescher, Zink u. A. vorgeschlagen und
ausgeführt wurden, wie solche Impfungen mit Rekonvales-
zenteublut, Serum aus solchem Blut und mit hochgetrie¬
benem Heilserum nach Hecker oder Löffler auch
früher seit 1902 schon von zahlreichen Autoren sowohl, um
gefährdete Tiere zu schützen, wie auch zum Ziele der Hei¬
lung erkrankter Tiere bald mit mehr, bald mit weniger Er¬
folg durchgeführt und veröffentlicht worden sind. T i t z e
und ich sind uns einig darin, daß diese Impfverfahren alt
sind. Von diesen Verfahren ist jedoch meines Erachtens —
und ich glaube auch darin Titzes Zustimmung zu finden
— das Schleißheimer Verfahren verschieden. Es ist dieses,
wie immer wieder betont w’erden will, die zweckdienliche
Vereinigung der Impfungen mit aktiv und passiv wirkenden
spezifischen Stoffen, wobei der passive Schutz in der über¬
wiegenden Mehrzahl der Fälle nicht ausreicht, um den Ver¬
lauf der Impferkrankung völlig oder fast unmerklich zu
machen, sondern nur sie zu einer relativ milden Erkrankung
zu ändern. Bei bereits erkrankten Tieren konnte natürlich
die Ansteckung wegfallen; es blieb bei solchen bei der
„Heilimpfung“.
Wie bei anderen kombinierten Impfverfahren scheint
auch hier ein gewisser Grad der Reaktion (Erkrankung)
330
sogar notwendig, um die Tiere tunlich hoch und lange vor
einer Wiederholung der Erkrankung zu schützen. Eine
solche Wiederholung war bei der Eigenart der Maul- und
Klauenseuche und ihrer Immunitätsverhältnisse besonders
zu befürchten. Wegen der Sonderverhältnisse verbot sich
auch die Anwendung der kombinierten Methode als Schutz¬
impfung in noch gesunden Beständen oder Gegenden, war
doch die Verbreitung der Seuche aus solchen Impfbeständen
in bösartiger Weise zu erwarten.
Die von T i t z e vorgeschlagene Heilimpfung kranker
Tiere mit Mischungen von Löfflerserum mit Rekonvaleszen-
ten-Serum oder init Rekonvaleszentenblut oder -blutserum
allein ist im Prinzip mit der Heilimpfung des Schleißheimer
Verfahrens gleich, nicht aber mit dem Verfahren selbst.
Heilimpfungen mit fertig gebildeten spezifischen Immun¬
stoffen bilden einen Teil des Schleißheimer Verfahrens, wo¬
bei es im Grunde gleichgültig ist, auf welche Art diese Im¬
munstoffe gewonnen wurden (Aderlaßschnepper, Aderla߬
nadel, Fliete, Entbluten von geeigneten Schlachttieren,
Blutentnahme von lebenden rekonvaleszenten Tieren), wie
sie hergestellt sind (Zitratblut, defibriniertes Blut, Blut¬
serum, Trockenblut, Trockenserum); ob der Impfstoff
frisch gewonnen oder geeignet konserviert und wie er ein¬
verleibt wird (subkutan, intraperitoneal, intravenös). Das
Verfahren baut aber auch die Heilimpfung dadurch
erfolgreich aus, daß es.die erkrankten Tiere nach dem Alter
der Erkrankung scheidet. Erst diese Unterscheidung macht
die Heilwirkung der spezifisch antiparasitär wirkenden
Stoffe offensichtlich. Schon das gedrängte bayerische Merk¬
blatt betont die Notwendigkeit dieser Unterscheidung in
dem Wörtchen „rechtzeitig“ und in der Unterscheidung
von „bereits fiebernden“ und „nicht fiebernden“ Tieren so¬
wie „frisch infizierter“ und „stark und längere Zeit ver¬
seuchter“ Bestände. In Referaten über die Ergebnisse des
Verfahrens habe ich anfangs August bereits aus Versuchen,
die Dr. Drescher im Aufträge der Anstalt ausführte,
zahlenmäßige Belege für die Richtigkeit meiner Auffassung
bringen können. Distriktstierarzt Beck in Bopfingen be¬
stätigte, wie Titze hervorhebt, am 27. November 1920 dies
weiter, wie vorher zahlreiche andere Impftierärzte auch,
wobei es, wie oben erwähnt, gleichgültig bleiben kann, ob
er seine Impfstoffe auf diese oder jene Methode herstellte.
In dem am 23. Juni 1920 unter Nr. IV. 3687 sämtlichen
Ober amtstier arztstellen zugesandten württembergischen
Merkblatt, betreffend eine Heilimpfung gegen
331
Maul - und Klauenseuche heißt es eingangs: „Die
Zahl der bislang geimpften Kinder ist noch zu gering, um
ein abschließendes Urteil über den Wert des Impfverfahrens
zu erlauben. Immerhin ermutigt das bisherige Ergebnis zur
Fortsetzung der Versuche, zumal die Impfung durchaus un¬
gefährlich ist“.
In dem württembergischen Merkblatt ist zwar ebenfalls
auf die Wichtigkeit frühzeitiger Anwendung der Heil¬
impfung hingedeutet:" „Am besten wird der Impfstoff den
Tieren am 1. und 2. Krankheitstage einverleibt, also so
lange noch keine tödlichen Herzveränderungen eingetreten
sind“, auch hier ist aber der Begriff 1. und 2. Krankheits¬
tag wohl als 1. und 2. Tag der sichtbaren Erkrankung
verstanden. Das Schleißheimer Verfahren unterscheidet be¬
reits im Merkblatt noch nicht erkrankte, schon fiebernde
und länger erkrankte Tiere. Die Erfolge der Impfungen
waren zur Zeit der Herausgabe des Merkblattes an der An¬
stalt bereits bekannt und das Urteil darüber war abge¬
schlossen. Das Verfahren wurde als Notimpfung bezeichnest,
weil es bei noch gesunden Tieren die Krankheit, wenn auch
in milder Form, entstehen und ablaufen läßt. Wäre bei der
raschen Anpassungsfähigkeit des Virus nicht die Gefahr
der Übertragung in noch gesunde Bestände gegeben, so
wäre ein brauchbares Schutzimpfungsverfahren gefunden
gewesen. So wie die Verhältnisse bei Maul- und Klauen¬
seuche liegen, mußte es eine Notimpfung im Sinne des § 23
des Reichsviehseuchengesetzes bleiben.
Nach diesen Begründungen ist es verständlich, daß der
„Staatsanzeiger für Württemberg“ vom 11. Februar 1921
Nr. 34 mit der von „unterrichteter Seite“ eingesandten Mit¬
teilung eine unrichtige Auffassung vertritt, wenn er die
„Heilimpfung“ des württembergischen Merkblattes als „Not¬
impfung“ bezeichnet. Die Behauptung, daß es sich bei der
von Prof. Dr. Schern im Aufträge des preußischen Land¬
wirtschaftsministeriums in Husum durchgeführten Bekämp¬
fung der Maul- und Klauenseuche um die Anwendung eines
in Württemberg bereits ausgiebig erprobten Verfahrens
handle, kann mißdeutet werden, da die weiteren Fort¬
führungen den Anschein erwecken, als sei das Impfver¬
fahren, das Schern an wandte, mit der Heilimpfung nach
dem württembergischen Merkblatt vom 23. Juni 1920 gleich.
Schern war vor seinen Husumer Versuchen zum Stu¬
dium des Schleißheimer Verfahrens und seiner Zweckdien¬
lichkeit vom preußischen Landwirtschaftsministerium nach
Schleißheim abgeordnet.
332
Wenn die Mitteilung des württembergischen Staatsanzei¬
gers davon spricht, daß das in Württemberg bereits ausgiebig
erprobte Verfahren in der Einspritzung von Blut oder Blut¬
serum durchseuchter Rinder unter die Haut erkrankter oder
noch gesund erscheinender, aber mit Maul- u. Klauenseuche
angesteckter Tiere besteht und daß die Anregung zur Not¬
impfung von T i t z e ausgegangen sei, so erweckt dies
ferner den durch nichts stützbaren Anschein, als ob die
.Impfkombination, die Bayern mit Ministerialentschließung
vom 25. Juni 1920 Nr. 401 a 160 mit dem Merkblatt als
Beilage empfiehlt, in Württemberg bereits vor Bekannt¬
werden des Schleißheimer Verfahrens angeregt und von
dessen Seuchenkommissar und von T i t z e versuchsweise
angewandt worden wäre. Das ist nicht der Fall, weil eben
die H e i 1 impfung erkrankter Tiere nicht gleich ist mit
der Notimpfung nach dem „Schleißheimer Verfahren“.
Ist nun dieses Verfahren etwas Neues? Ich habe diese
Frage in Nr. 48 dieser Wochenschrift auf Seite 841 ff. des
vorigen Jahrganges mit Ja beantwortet. Bei weiterer Durch¬
sicht der Literatur stellt sich nun heraus, daß DelBono
1901/02 bei Versuchen mit Rekonvaleszentenblut und -serum
und mit „Heilserum“ (künstlich hochimmunisierter Tiere?
Ref.) kranke und gesunde Tiere eines Bestandes geimpft
und die gesunden Tiere gleichzeitig mit dem vor¬
handenen bösartigen Virus angesteckt hat. In
einen Zuchtstall war eine an Maul- und Klauenseuche er¬
krankte Kuh gekommen. Diese sowie die übrigen 38 wurden
'mit Serum geimpft und dann die 38 durch Übertragung des
Speichels der kranken Kuh infiziert. Von den 38 erkrankten
nur 11 ganz leicht. Demnach hat DelBono bereits etwa
18—19 Jahre vor Einführung des „Schleißheimer Verfah¬
rens“ einen dem Verfahren im Prinzip völlig gleichwertigen
Versuch mit bestem Erfolg durchgeführt. Er wies auch auf
die Notwendigkeit frühzeitiger Anwendung des „Heil¬
serums“ hin.
Diese Arbeit von DelBono war mir bis vor Kurzem
nicht bekannt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, daß
das Schleißheimer Verfahren in Del Bonos Versuch einen
Vorläufer hatte, den dieser allerdings nicht zu einem Not¬
impfungsverfahren ausbaute.
Trotz dieser Feststellung werden meines Erachtens die
Verdienste der an der Entwicklung und dem Aufbau eines
wirksamen und praktisch anwendbaren Verfahrens zur Mil¬
derung des Seuchenverlaufes, wie es die Schleißheimer Not¬
impfung darstellt, Beteiligten kaum 1 geringer.
333
Die Erfolge des Schleißheimer Verfahrens in Bayern
gehen aus folgenden Zahlen hervor: Die Verluste in Bayern
an notgeschlaehteten und gefallenen Tieren machen etwa
1,8 Prozent des Gesamtrinderbestandes im Lande und etwa
7 Prozent der in befallenen Stallungen befindlichen Rinder
aus. Sie trennen sich in 1,3 Prozent Gesamtverluste der
Impflinge und soweit heute schon die Zahl der erkrankten
und hochgefährdeten Rinder befallener Stallungen geschätzt
werden kann, etwa 10 Prozent Verluste, also achtmal so
viel bei den ungeimpften Tieren. Geimpft wurden über
350 000 Rinder, ungeimpft blieben etwa 650 000 Nach dieser
Aufstellung dürften, soweit sich bis jetzt überschauen läßt,
mindestens 30 000 Rinder allein in Bayern durch das
„Schleißheimer Verfahren“ gerettet worden sein, ganz ab¬
gesehen von der höheren Leistung an Arbeit, Futterverwer¬
tung und Milch bei den relativ leicht erkrankten Impflingen
gegenüber der Leistung der nicht not- oder heilgeimpften
Tiere. _
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul-
lUld KlaUenSeilChe. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat "W. Pschorr, München.
Kreutzer glaubte trotz der leicht eintretenden Chinin-
Nebenwirkungen Arsen und Chinin gleichzeitig zur Anwendung
zu bringen. Bei seinen ersten Versuchen injizierte er auf der einen
Halsfläche Natr. arsanilicum - Lösung, auf der anderen Chinin-
Lösung. Die Versuche, beide Substanzen in einer Lösung zu ver¬
einigen, mißlangen, da sich em starker Niederschlag bildete. Der
Chemischen Fabrik Aubing gelang es, das p-aminophenylarstiinsaure
Chinin herzustellen, das 33 % Chinin und 67 % Aminophenylarsin-
säure enthält und den Namen
Chinarsanil
erhielt. Das Chinarsanil wird relativ langsam aus dem Tierkörper
ausgeschieden, wodurch eiln lange dauerndes Kreisen des Mittels
im Blute und damit ein anhaltender „Anstoß zur Abstoßung von
Immunkörpern ins Blut“ im Sinne E h r 1 i c h s und S h i g a s ge¬
währleistet sein soll *). Kreutzer hat nun Chinarsanil sub¬
kutan und zwar sowohl den offensichtlich erkrankten als auch den
anscheinend noch gesunden Tiileren des jeweiligen Seuchenstalles
injiziert. Die Dosis betrug 3—5,0 für erwachsene Tiere, 2,0 für
Jungrinder und 1.0 für Kälber; nach 3—4 Tagen wurde die Ein¬
spritzung in gleicher Dosis wiederholt. Die Injektionen verliefen
reaktionslos; ab und zu entstanden bedeutungslose umschriebene
Anschwellungen. Kreutzer kam zu folgendem therapeutischen
Ergebnis;
.„Chinarsanil hat bei ungefähr 20 % der im Seuchenstall befind¬
lichen Impftiere dem Ausbruch der Seuche verhindert, bei ungefähr
Kreutzer a. a. O.
76 % eine rasche, milde Durchseuchung bewirkt, welche in nahezu
unvermiifodertem Fortbestehen der Futteraufnahme, der Milchsekre¬
tion und Verhütung von besonderem Gewichtsverlust, Übergreifen
auf die Klauen und üblen Nachkrankheiten zum Ausdruck kam und
nur in ungefähr 5 % aller Fälle versagte. Chinarsanil hat sich also
als vorzügliches Heilmittel bei Maul- und Klauenseuche erwiesen.“
Das bayerische Staatsmiiinisterium des Innern nahm im De¬
zember 1911 Veranlassung Versuche mit Chinarsanil in großem
Umfange vornehmen zu lassen. Das Ergebnis .der amtlichen Ver¬
suche war nach den Ministerialakten folgendes:
Über Versuche mit Chinarsanil berichteten insgesamt 37 Tier¬
ärzte. Von 6 liegen keine zahlenmäßigen Nachweise vor. Die üb¬
rigen 31 Tierärzte haben 1222 Tiere mit Chinarsanil behandelt.
Hinsichtlich der Schutzwirkung wird berichtet:
Schutzwlrkung. Wirklichen Schutzerfolg haben nur die
Bezirkstierärzte Madel- Bogen, Braun- Kronach und R i e -
dinger-Weißenburg konstatieren können. Madel konnte bei 3,
Braun bei 1 Tiere den Ausbruch der Seuche verhüten. Rie¬
din g e r hebt besonders hervor, daß von den schutzgeimpften
Rindern zwar alle bis auf 6 erkrankt sind, daß aber gerade diese
Tiere es gewesen seien, die aller Wahrscheinlichkeit nach in der
letzten Zeit nicht durchgeseucht hätten. Huber- Pfaffenhofen
beobachtete nach der Impfung eine lange Inkubationsdauer (10 bis
24 Tage).
Jeden Wert sprechen dem Chinarsanil Guttmayr - Deggen¬
dorf, Streitberg - Amberg-Land, H a a g - W örtli a. D. und
Regn-Volkach ab. Ersterer weist auf den Mißerfolg im Kreis-
Gute Mainkofen hin, die übrigen Berichterstatter konnten in keinem
Falle Schutzwirkung erziiielen. Auch Schmitt- Kulmbach ver¬
zeichnet einen reinen Mißerfolg.
Fraglich ist der Erfolg in 3 Fällen geblieben. Nach Birn¬
baum- Bamberg II sind in Großmannsdorf zwar 34 schutzgeimpfte
Rinder gesund geblieben, doch müsse bezweifelt werden, ob es
«ich um einen Erfolg der Behandlung handle; dile Seuche blieb
überhaupt auf zwei Gehöfte beschränkt und alle übrigen schutz¬
geimpften Tiere seien erkrankt. Hellmuth -Nürnberg und
H a u s 1 e r - Schwabach sind im Zweifel, ob nicht die ja gesund
gebliebene eine Kuh nicht schon durchgeseucht habe, da alle
anderen schutzgeimpften Tiere von der Seuche befallen wurden
und umgekehrt nicht schutzgeiimpfte Tiere auch gesund geblieben
sind.
Allgemeine Beeinflussung des Seuchenverlaufes. Günstige Re¬
sultate melden Made 1-Bogen, Streitberg-Amberg, Braun-
Kronach, Riedinger -Weißenburg, Freyberger - Zusmars-
hausen, Geuder -Weilheim, Heiserer - Greifenberg u.Pöhl-
m a n n - Fürstenzell. 'Madel schreibt, daß die schwer erkrankt
gewesenen Tiere rasch die Freßlust wieder gewannen und daß
nach zweil Tagen das Zittern aufhörte. Streitberg hat gefun¬
den, daß die Impfung rasche und anhaltende Besserung bedingte,
während ein unbehandeltes Tier verendete. Es handelte sich bei
den Tieren um sehr schwere Erkrankungen, und insbesondere auch
in einem Falle um ein Gehöft in dem vor Einleitung einer Behand¬
lung schon mehrere Tiere gefallen waren. Eingeschränkt wird die
Mitteilung Streitbergs dadurch, daß auch eine schwerkranke, inner¬
lich nur mit Spirit, dilut. behandelte Kuh sich gleichfalls rasch und
dauernd erholte. Braun- Kronach schreibt dem Chinarsanil zu.
m
daß es, rechtzeitig angewandt, den Seuchenausbruch zu coüpieren
vermag, die kranken Tiere sehr rasch wieder zu Freßlust bringt
und den Ernährungszustand der Patienten auf voller Höhe hält.
Riedinger-Weißenburg gibt an, daß mit einer Ausnahme die
Tiere rasch wieder fraßen und daß nach kurzer Zeit das „Patschen“
aufhörte. Im Anfang der Seuche geimpfte 3 Kühe verloren den
Appetit überhaupt nicht.
Keinerlei Erfolg haben Haag, Birnbaum, Vogg, Ritzer,
Schmitt - Kulmbach, Hellmuth, Hausier, Regn und
Bayer gesehen. Für Guttmayr gilt das bereits unter der
Rubrik „Schutzwirkung“ Gesagte. Vogg hebt sogar hervor, daß
die „nichtgeimpften“ Tiere rascher genasen als die „geimpften“,
und auch den Appetit im Gegensatz zu diesen nicht verloren.
Ritzer konstatierte eine Verschlimmerung des Zustandes im An¬
schlüsse an die Impfung: Herzschwäche und Ödeme, und meint, es
sei deshalb Vorsicht nötig.
Daß Chinarsaniiil nicht mehr und nicht weniger Erfolg habe als
die anderen Methoden, betont d’A 11 e u x.
Beeinflussung der Klauenleiden. Während Madel gefunden
hat, daß auf die Chinarsanilbehandlung hin sich das Wechseln der
Füße rasch verlor und Klauenaffektionen ausblieben, konstatierten
Vogg und Bayer, daß ein diesbezüglicher Erfolg ausgeblieben
ilst. Letzterer hebt hervor, daß 6 Kühe wegen schwerer Panaritien
operiert werden mußten.
Beeinflussung der Milchleistung. Auf die Milchleistung der
Kühe hat Chinarsanil nach den Berichten von 6 Tierärzten günstig
eingewirkt. Braun, Hellmuth und Riedinger sagen, daß
die Milchleistung kaum gelitten hat bezw. günstig beeinflußt wor¬
den ist. Hausier fand die Milchmenge nach 12 Tagen, d’Al-
1 e u x schon nach 12 Stunden auf der gewohnten Höhe, während
nach Madel der Milchertrag am 1. Tage nach der Injektion stieg,
am 3. Tage die Norm erreichte und in den folgenden Tagen diese
sogar übertraf.
Erscheinungen an der Injektionsstelle. Während nach Madel
mißliche Erscheinungen nicht zur Beobachtung gekommen sind,
d’A lleux, Birnbaum, Hellmuth, Riedinger umfang¬
reiche bis suppentellergroße, schmerzhafte Anschwellungen kon¬
statierten, die allerdings ohne weitere Folgen blieben und durch
sofortige Anwendung von Massage nach der Impfung etwas zurück¬
gehalten werden konnten, Haag nur heftige Schmerzen ohne
Schwellungen feststellte, sagt Braun, daß die heftigen Schmerzen
das Verfahren schwiilerig gestalten, betonen Hausier und Regn,
daß die Schwellungen fast 4—5 Wochen lang anhielten; letzterer
erklärt das Verfahren für ganz ungeeignet, weil die subkutane
Einverleibung das Gewebe schädigt und weil bei Schweinen das
mit Chinarsanil infiltrierte Gewebe mortifiziert. Nach Schmiiitt-
Kulmbach traten faustgroße Schwellungen noch nach 6 Tagen auf,
heilten aber ohne Abszedierung langsam ab.
Die Zusammenfassung ergibt Folgendes:
Ein voll abschließendes Urteil auf Grund der Berichte zu
fällen, ist nicht tunlich, weill die Seuche zum Teile allgemein mild
und gutartig verlaufen ist, so daß die nötige Kontrolle für Beur¬
teilung der wirklichen Schutz- und Heilkraft fehlte.
Was die Anwendung des Chinarsanils betrifft, ,so geht düe Er¬
fahrung der meisten Beobachter dahin, daß dtile auftretenden
Schmerzen bei der Injektion diese schwierig .ausführen lassen uhd
LIBRARY
N. Y. S.
I
336
daß die meist auftretenden, ziemlich umfangreichen und bis zu
5 Wochen anhaltenden Schwellungen sehr üble Zutaten darstellen.
Die Heil- und Schutzkraft wird sehr vorsichtig beurteilt werden
müssen; einzelnen an sich bemerkenswerten Erfolgen stehen völlig
gegenteilige Erfahrungen und zum mindesten zweifelhafte Chin-
arsanilwirkungen gegenüber. Anzuerkennen dürfte höchstens nur
ein günstiger Einfluß auf dlle Milchleistung sein. Im allgemeinen
kommt dem Chinarsanll weder eine Schutz- noch Heilwirkung zu.
(Fortsetzung folgtj.
Referate.
CUrnrgifl ud Geburtshilfe.
Dr. Schermer - Hannover: Die Behandlung der
Sterilität der Rinder. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift,
1920, Nr. 22, S. 2-19.)
An der Hand einer Versuchsreihe von 100 Fällen der Sterilität
beim Rinde berichtet Sch. über seine therapeutischen Erfahrungen.
Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung ist die genaue
Kenntnis der Untersuchungsmethode, die darauf beruht, den nor¬
malen Uterus vom pathologisch veränderten, den nicht trächtigen
vom graviden in den verschiedenen Stadien klinisch zu unter¬
scheiden. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Sterilitätsfrage
erhellt aus der Tatsache, daß etwa 10 Prozent aller geschlachteten
Kühe als trächtig befunden werden und daß in allen größeren Be¬
ständen Kühe monatelang für trächtig gehalten werden, ohne es
zu sein und keinen Nutzen bringen.
Da die Diagnose der Trächtigkeit mittelst der
Palpation des Hinterleibes, aus der Vergrößerung des Euters, dem
Einfallen der Beckenbänder und dem Ausbleiben der Bhinst un¬
zuverlässig ist, auch das Dialysierverfahren nach Abderhalden
Fehlresultate hat, muß zu der einzig untrügerischen Me¬
thode der Untersuchung von Rektum und der
Vagina aus gegriffen werden. Bezüglich der Technik empfiehlt
Sch. vor der rektalen Exploration die Vagina und den Zervix ab¬
zutasten. etwa vorhandenes Sekret zu entfernen und zu unter¬
suchen, der durch diese Manipulation reflektorisch kontrahierte
Uterus ist dann bei der folgenden rektalen Untersuchung leichter
zu finden. Je nach dem sich bietenden klinischen Befunde trennt
Sch. 4 Stadien der Feststellung: 1. St.: Der nicht gravide oder
VA Monate trächtige Uterus ist ohne besonders wahrnehmbare
Anschwellung in normaler Lage in der Beckenhöhle zu finden.
2. St.: von 1^—4 Monate: Nach sechswöchentlicher Trächtigkeit
ist ein Uterushorn, gewöhnlich das rechte, bis Armdicke vergrößert
und enthält einen etwa hühnereigroßen, fluktuierenden Körper.
Schwierig ist die Trächtigkeit von einer Pyometra zu differenzieren,
meist ist bei letzterer der Muttermund offen und entleert Eiter,
doch fehlen diese Unterscheidungsmerkmale zuweilen und es bleibt
nur übrig, ein Monat später, wenn die Uterusvergrößerung unzwei¬
deutiger und die Kotyledonen fühlbarer geworden sind, die Ent¬
scheidung zu fällen. Im 4. Monat ist der Fetus in der Größe einer
kleinen Katze fühlbar. So lange sind auch die Ovarien für den
Arm erreichbar, so daß durch Abdrücken des Corpus luteum ein
etwaiger künstlicher Abortus möglich ist. 3. St.: 5.—8. Monat: Im
5. Monat sinkt der Uterus in die Bauchhöhle und ist nur mehr für
den tief eingeführten Arm greifbar, man fühlt Kotyledonen, Fetus
und fetale Bewegung. 4. St.: 9. Monat: Der groß gewordene Fetus
% " *
337
ist wieder in der Beckenhöhle der Palpation zugängig. Bei der
rektalen Untersuchung ist demnach mit absoluter Sicher¬
heit festzu stellen, daß die Kuh nicht oder nicht
länger als 2 Monate trächtig ist. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit läßt sich die erste Hälfte
'derTrächtigkeit, mit absoluter Sicherheit die
zweite Hälfte der Trächtigkeit diagnosti¬
zieren.
Die Sterilität manifestiert sich im Umrindern
nach‘dem Decken oder dem Ausbleiben des Rinderns nach dem
Kalben, Ausfluß aus dem Genitale, Vergrößerung der Vulva und
Einfall der Beckenbänder bestehen nur selten. Aufschluß über die
Ursache der Unfruchtbarkeit gibt der Befund an den Sexualorganen
bei der Untersuchung, deren technische Beherrschung die aller¬
erste Bedingung ist. Veränderungen an den Ovarien in Form von
persistierenden Corpus luteum oder von Zysten erfordern die ma¬
nuelle Beseitigung, welche Sch. genau beschreibt. Der Autor hält
eine Verblutung im Anschlüsse an diese regelrecht ausgeführte
Operation für unmöglich. Das Bestehen einer chronischen Metritis,
die sich durch schleimig-eiteriges Sekret im Muttermund zu er¬
kennen gibt, rührt in den meisten Fällen von vorhergegangenon
Fäulnisprozessen an den Secundinis her und verlangt die restlose
Entfernung aller die Uterinschleimhaut beschädigender Noxen
durch Spülungen, zu denen physiologische und Sprozentige Koch¬
salzlösung, sowie schwache essigsaure Tonerde-Lösung empfohlen
wird. Polypöse Wucherungen am Zervix bedürfen keiner beson¬
deren Behandlung, sie sind die Folge der Metritis und verschwin¬
den mit ihr. Zur Beurteilung der Ergebnisse veröffentlichte Sch.
seine statistischen Aufzeichnungen vom Jahr 1919: Von 96 behan¬
delten Tieren sind 60 wieder tragend geworden (62,5 %), davon
hatten 56 an eiterigen Katarrhen des Uterus gelitten. 36 (64 3 %)
wurden wieder fruchtbar, beii 40 Tieren war eine Metritis nicht
festzustellen, von diesen sind 24 (60 0 %) tragend geworden. Von
den 60 geheilten Tieren wurden 41 einmal, 15 zweimal, 4 dreimal
behandelt. Die Trächtigkeit trat durchschnittlich 2 Monate nach
der Behandlung ein. Der Grund, warum viele Kollegen trotz der
nachgewiesenen Erfolge sich der Sterilitätsbehandlung nicht zu¬
wenden oder sie wieder aufgeben, liegt nach Sch. in unglücklichen
Zufällen und Mißerfolgen, die jedoch bei Berücksichtigung der
anatomischen Verhältnisse und achtsamer Vornahme der opera¬
tiven Eingriffe zu vermeiden sind. Schließlich streift der. Autor
die Beziehungen zwischen seuchenhaftem Abortus und Umrindern,
wobei er sich als Anhänger der Lehre bekennt, nach der die Steri¬
lität in Abortusbeständen aus einer Retentio secundinarum resul¬
tiert. Ausgerüstet mit der Kenntnis der Untersuchungsmethode
wird dem Kollegen bei der Behandlung der Sterilität der Erfolg
nicht ausbleiben. Me.
Staatsveterinärwesen.
Anzeigepflicht für die Gehirn- und Rückenmarksentzündung
bei Pferden ln Württemberg.
Auf Grund des § 10 Abs. II des Viehseuchengesetzes vom
26. Juni 1909 (RGBl. S. 519) hat das Reichsministerium des Innern
mit Wirkung vom 25. März 1921 (RGBl. S. 343) bestimmt, daß für
den Freistaat Württemberg für die Gehirn- und Rückenmärks¬
entzündung — Borna’sche Krankheit — (Köpfkrankheit der Pferde)
338
die Anzeigepflicht iüm Sinne des § 9 des Gesetzes mit der Maßgabe
eingeführt wird, daß die Bestimmnng des Zeitpunktes des Inkraft¬
tretens durch das württembergische Staatsministerium erfolgt.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen,
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte.
Den deutschen tierärztlichen Bildungsstätten hat der R.-V.
eine Eingabe unterbreitet, die den Ausbau der tierärztlichen Hoch¬
schulen und Fakultäten durch Errichtung ordentlicher Professuren
für Fleisch- und Milchhygiene und Schlachthofwesen betrifft.
Der R.-V. hält diesen Ausbau des tierärztlichen Bildungs¬
wesens für außerordentlich dringend und notwendig und glaubt
sich in dieser Frage zum Sprachrohr des gesamten tierärztlichen
Standes machen zu dürfen, da die Privattierärzte mit über 80 %,
die staatlich beamteten Tierärzte mit 90 % und die tierärztlichen
Gemeindebeamten mit 100 % ausschließlich oder hauptberuflich
auf dem Gebiete der Fleischbeschau beschäftigt sind. Über die
Bedeutung der Milchhygiene für den gesamten Stand und für unser
Volk bedarf es besonderer Ausführungen nicht.
Die Stärke des titerärztlichen Standes in wirtschaftlicher Hin¬
sicht wird ungemein beeinflußt von der Leistungsfähigkeit der Tier¬
ärzte als sachverständige Organe auf dem Gebiet der Fleisch- und
Milchhygieme und des Schlachthofwesens. Das Können kann aber
nur dann zur vollen Auswirkung kommen, wenn die Ausbildung
die bestmöglichste ist.
Daß die tierärztliche Ausbildung nach dieser Hinsicht ver¬
besserungsbedürftig ist, ergibt sich aus dem allgemeinen Ver¬
langen nach der Weiterentwicklung der tierärztlichen Bildungs¬
stätten in der hier in Frage stehenden Weise. Ohne fortschritt¬
liche Entwicklung unserer Bildungsstätten gehen wir dem Still¬
stand oder der Entfremdung der Berufsgruppen entgegen.
Die Tierärzte aber sollen insgesamt in ihren Bildungsstätten
die Alma mater.'die uns zusammenhaltende und uns mit Wissen¬
schaft nährende Mutter sehen, weil Wissen, Können und vereüntes
Können Macht schafft.
Mögen die Hochschulen und Fakultäten wetteifernd zeigen,
daß sie der geistige Hort sind, der unserem Stand als geistigen
Arbeitern die geistige Nahrung zu geben weiß, die der Stand für
seine gedeihliche Weiterentwicklung dringend benötigt.
Mögen die deutschen Hochschulen zeigen, daß sie unentwegt
und unerschütterlich an die Zukunft des tierärztlichen Berufs und
damit auch an dite unseres Vaterlandes glauben, mögen sie auch
an ihrem Teil dazu beitragen, daß die deutsche Wissenschaft dem
alten Wort Geltung verschaffe und erhalte: Deutschland über alles
in der Welt!
Darmstadt, den 9. Januar 1921.
Dr. G a r t h.
Reichsverband der deutschen Staatstierärzte. *)
Am 24. Januar 1921 fand die dritte ordentliche Mitgliederver¬
sammlung des Reichsverbandes der deutschen Staatstierärzte im
Tierzuchtinstiltut der Tierärztlichen Hochschule in Hannover statt.
An der Versammlung nahmen Vertreter aller Landesvereinigungen
mit Ausnahme der Freistaaten Anhalt, Hamburg, Lübeck u. Bremen
teil. —
*) Wegen Raummangels leider verspätet.
(Die Schriftl.)
339
Im Namen der Tierärztlichen Hochschule begrüßte Professor
Dr. Kronacher die Teilnehmer in herzlicher Weise und über¬
brachte die Einladung zum Besuche der Hochschule. Der I. Vor¬
sitzende des Reichsverbandes, Bezirkstierarzt Groll- Traunstein
dankte dem derzeitigen Rektor S. M. Dr. R i e v e 1 und dem ge¬
samten Professorenkollegium für das liebenswürdige Entgegen¬
kommen.
An Herrn Geh. Oberregierungsrat Dr. Nevermann -Berlin
wurde folgendes Telegramm nach einstimmigem Beschlüsse ge¬
richtet :
„Die in Hannover versammelten Mitglieder des Reichsver¬
bandes der deutschen Staatstierärzte übermitteln Ihnen auf¬
richtigste Wünsche Ihrer baldigen Genesung. Gleichzeitig
spricht Ihnen der Reichsverband sein uneingeschränktes Ver¬
trauen aus' und verurteilt aufs schärfste die unqualifizierbaren
Angriffe, die von gewisser Seite in der verflossenen Zeit gegen
Ihre Person unternommen wurden.“
Nach Beschluß der Mitgliederversammlung werde® in Zukunft
die Einladungen für die Versammlungen des Reichsverbandes in
der Berliner, in der Deutschen und in der Münchener Tierärztlichen
Wochenschrift bekannt gegeben; in diesen Zeitschriften wird auch
die Veröffentlichung «der Berichte und Mitteilungen des Reichs¬
verbandes erfolgen.
Dem vom I. Vorsitzenden erstatteten Tätigkeitsbericht war in
der Hauptsache folgendes zu entnehmen:
Dem Reichsverband gehören nunmehr alle Landesvereinigungen
der deutschen Staatstierärzte mit Ausnahme der Hansastädte Bre¬
men und Lübeck an. Außerdem ist der deutsche Veterinäroffiziers¬
bund mit 200 Mitgliedern und die ehemalige Reichs Vereinigung der
deutschen tierärztlichen Tterzuchtbeamten angeschlossen. Der Ver¬
band zählt rund 1200 Mitglieder.
Die Satzungen wurden durch den Ausschuß auch in redaktio¬
neller Beziehung festgesetzt und sind nunmehr endgültig ge¬
nehmigt.
Zur Reichsbesoldungsordnung und soweit erforderlich, auch zu
den landesgesetzlichen Bestimmungen über die Besoldung der
Staatstierärzte nahm der Reichsverband in seiner Mitgliederver¬
sammlung und Ausschußsitzung Stellung; die gefaßten Beschlüsse
wurden mit eingehender Begründung an die zuständigen Stellen
und Ämter geleitet.
An die Regierung und den Landtag des Freistaates Oldenburg,
dessen amtliche Tierärzte heute noch durch Vertrag mit einem
geringen Funktionsbezug angestellt sind, wurde eine Eingabe ge¬
richtet, welche die Gleichstellung mit den preußischen Kreistier¬
ärzten bezweckte.
Auch die Bestrebungen des deutschen Veterinäroffiziersbundes
zugunsten der Remontedepot-Veterinäre wurden durch Vorstel¬
lungen bei den zuständigen Stellen unterstützt.
Die Frage der Titel und Amtsbezeichnungen wurde im Aus¬
schuß eingehend beraten.
In Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit der Verhältnisse in
den einzelnen Ländern des Deutschem Reiches wurde die Frage
der Vollbesoldung den Landesorganisationen zur Entscheidung
überlassen.
Der von einigen Mitgliedern gestellte Antrag, dem Bund
höherer Beamter als Mitglied beizutreten, wurde zunächst informa¬
torisch behandelt.
340
Die Wahlen zum Deutschen Veterinärrat wurden durch den
Reichsverband eingeleitet und die einzelnen Landesvereinigungen
als Wahlkörper bestimmt, soweit die Zahl der Mitglieder zu einer
Zwanzigschaft ausreichte.
Über die Mitwirkung der Tierärzte auf dem Gebiete der Tier¬
zucht und Pferdezucht und der Vorbildung der Tierzuchtbeamten
wurden Leitsätze aufgestellt und allen Reichs- und Landesmini¬
sterien übermittelt.
Auch die Form des Unterrichts der Tierheilkunde wurde in der
Mitgliederversammlung behandelt und die Landesorganisationen
aufgefordert, zu dieser Sache sich gutachtlich zu äußern.
Wegen Vertretung der Tierärzteschaft im Reichswirtschaftsrat
wurde eine Eingabe an das zuständige Reichsministerium gerichtet,
leider waren die Bestrebungen in dieser Hinsicht bis jetzt erfolglos.
Die Kasse schließt mit einem Aktivrest von 8406 Mk. 15 Pfg.
ab; da noch größere Aufrechnungen ausstehen, wird diese Summe
größtenteils aufgebraucht werden.
Zu den Äußerungen in der Fachpresse: „Abbau der Kreistier¬
ärzte und Vollbesoldung“ wurde nach eingehender Besprechung
zusammenfassend festgestellt:
„Ein Abbau der Kreistierärzte im Sinne W i 11 e, Dr. Mayer
und anderer ist nicht möglich; die Einheitlichkeit der seuchenge-
setzli'chen Bestimmungen erfordert auch die Einheitlichkeit der
praktischen Durchführung, die nur durch ein vollverantwortliches
Veterinärbeamtentum gesichert ist.
Der Abbau würde dem Staate kein Ersparnis bringen, denn
die Freiberufstierärzte, welche veterinärpolizeiliche Funktionen
ausführen, müßten in Rücksicht darauf, daß sie keinen Gehalt be¬
ziehen, mindestens die Gebühren in der Höhe der privattierärzt-
li'chen Taxe erhalten.
Daß die Privattierärzte dauernd für die dem Staat geleisteten
Dienste geringere Gebühren beanspruchen, ist ausgeschlossen.
Wenn bei der Frage der Vollbesoldung von den Freiberufs¬
tierärzten geltend gemacht wird, daß nur vollbesoldete Amtstier¬
ärzte in ihren Amtshandlungen unbeeinflußt sind, wie soll sich
dieser Standpunkt mit der Forderung, daß die Amtsgeschäfte auf¬
geteilt und auch die Freiberufstierärzte amtlich tätig sein sollen,
vereinbaren lassen?
Da über die Frage: „Vollbesoldung oder Abbau“ die Anschau¬
ungen in den Kreisen der Freiberufstierärzte selbst sehr ausein¬
andergehen, wird der innere Friede weder durch die eine poch
durch die andere Maßnahme gesichert. Überdies wird in keinem
Falle die Konkurremz in der Privatpraxis ausgeschaltet, denn die
auf Wartegeld gesetzten Amtstierärzte werden Gelegenheit haben,
ihre Praxis noch zu erweitern.
Bei Behandlung der Frage muß auch berücksichtigt werden,
daß viele Amtstierärzte seinerzeit ihre gute Praxis aufgaben und
eine gering dotierte amtliche Stelle übernommen haben, in der
sicheren Voraussetzung, daß sie mit Nebeneinnahmen aus der
Praxis auch weiter rechnen können.
Diese Nebeneinnahmen sind heute, auch bei den höheren Ge¬
haltssätzen, für viele Amtstierärzte unentbehrlich; es kann jetzt
um so weniger Verzicht geleistet werden, als noch nicht feststeht,
ob der Staat in der Lage sein wird, diese Gehaltssätze mit Neben¬
bezügen dauernd zu ‘leisten.
Selbstverständlich darf der Amtstierarzt die Privatpraxis nicht
als Hauptsache und den amtlichen Dienst als unangenehme Bei-
341
gäbe auffassen; gegen eine solche Auffassung muß Stellung ge¬
nommen werden.
* Bei der schlechten Finanzlage des Staates kann die allgemeine
Durchführung der Vollbesoldung nicht iin Frage kommen.“
Zur Frage des Beitritts des Reichsverbandes zum Bund höherer
Beamter wurde folgender Beschluß gefaßt:
„Die Mitgliederversammlung erklärt sich grundsätzlich bereit,
dem Bund höherer Beamter beizutreten.
Die Mitgliederbeiträge in der Gesamthöhe von 1000 Mk. werden
vom Reichsverband übernommen; die einmalige Aufnahmegebühr
von 3 Mk. für das Mitglied ist von den Landesvereinigungen zu
tragen. Wegen Zahlung dieser Gebühr ist bis längstens
15. März von den Landesvereinigungen Beschluß zu fassen und
an den I. Vorsitzenden, Bezirkstierarzt G r o 11 - Traunstein, Mit¬
teilung zu geben.
Voraussetzung zum Beitritt des Reichsverbandes zum Bund
höherer Beamter ist, daß die direkte oder indirekte Zugehörigkeit
einiger Landesvereinigungen zum Deutschen Beamtenbund ein
, Hindernis nicht bietet.“
Wegen Vertretung der deutschen Tierärzteschaft im Reichs¬
wirtschaftsrat sollen neuerliche Vorstellungen an das zuständige
Reichsministerium gerichtet werden.
Als Ort für die Tagung des Deutschen Veterimärrates soll beim
geschäftsführenden Ausschuß Eisenach in Vorschlag gebracht
werden.
Zur Vertretung der Interessen des Reichsverbandes in der
Presse wurde ein Ausschuß, bestehend aus den Herren Bezirks¬
tierarzt G r o 11 -Traunstein, Regierungs- und Veterinärrat Rust-
Breslau und Geheimrat Dr. Oehmke - Braumschweig, gewählt.
Die künftige Stellungnahme des Reichsverbandes un,d der
Landesvereitnigungen zu den Standesorganisationen der Freiberufs¬
tierärzte und Gemeindetierärzte wurde nach einem Referat des
Herrn Regierungs- und Veterinärrates Rust eingehend beraten
und besehlußmäßig festgelegt.
Die Mitgliederversammlung nahm einen äußerst harmonischen
Verlauf und bekundete allgemeine Übereinstimmung in allen ak¬
tuellen Standesfragen. Nach Erledigung der Tagesordnung dankte
Regierungsrat Rust dem I. Vorsitzenden für die geschickte Lei¬
tung der Versammlung und für seine aufopfernde Tätigkeit.
Verschiedenes.
Inlekttons* and Invaslonskrankheiten.
Hat die Tuberkulose in Deutschland weiter zugenommen?
Diese Frage beantwortet das Mitglied des Reichsgesundheits¬
amtes Prof. Dr. Möllers nach der ..Deutschen Mediz. Wochen¬
schrift“ (1921, Nr. 1) wie folgt: Die Tuberkulösesterblichkeit hat
seit der zweiten Hälfte des Jahres 1919 in Deutschland langsam
wieder abgenommen. Eine Abnahme der Tuberkuloseerkrankungen
steht zu erwarten mit der Besserung der Ernährungs- und Woh-
nüngisverhältnisse und durch einen weiteren Ausbau der Lungen¬
fürsorgebewegung, wie ihn das neue Reichstuberkulosegesetz be¬
absichtigt. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene.)
342
rftaatsvetortiXrknde, Aisludsdleast and VtrsieherugswssH.
Treiben von Wanderschafherden.
Die Winterweiden in der Rheingegend, in der Vorderpfalz und
zum Teil auch in Württemberg, auf denen sich die Wanderschaf¬
herden befunden haben, enden jetzt. Die Schafe werden deshalb
zum Zwecke des Aufsuchens von Weideflächen wieder in das rechts¬
rheinische Bayern zurückkehrein. Da immer noch die Gefahr der
Verbreiitunlg der Maul- und Slauenseuche durch Wanderschafherden
besteht, ist es angezeigt, die Wanderschäfer auf die einschlägigen
Vorschriften eingehendst hinzuweisen. Grundsätzlich ist es nicht¬
verboten, daß die Schafherden ihre neuen Weideplätze auf dem
Land w ege aulsuchen. Es ist aber erforderlich, daß tlie Wanderschäfer
vor Beginn des Treibens die Genehmigung der Bezirkspolizeibehörde
einholen, in deren Bezirk das Treiben beginnt. Außerdem ist not¬
wendig, daß auch die Genehmigung derjenigen Bezirkspolizeibe-
börden eingeholt wird, durch deren Be/.irk die Herden getrieben
werden sollen. Bei der Einholung der Genehmigungen ist von dem
Führer tot Beginn de s Treibens die Kopfzahl der Herde
und der Triebweg anzugeben. Diese Genehmigungen erlöschen mit
der Beendigung des Treibens. Die Regierungen von Oberbayern,
von Niederbayern, der Pfalz, der Oberpfalz, von Unterfranken und
von Schwaben haben eine Bestimmung erlassen, daß die Wand e r-
schafherden alle 10 Tage am stierärztlich zu
untersuchen sind. Der amtstierärztliche Befund ist in das
vorgeschriebene Kontfollbuch einzutragen. Dieses Kontrollbuch, in
das auch die Genehmigungen der einzelnen Bezirkspolizeibehörden
eingetragen werden, haben die Wanderschäfer stets bei sich zu
führen und auf Verlangen dem Polizeibeamten und Bezirkstierarzte
zur Einsicht vorzulegen. Die Beendigung des Treibens hat der
Führer der Herde binnen 3 Tagen der Bezirkspolizeibehörde des
/ Bezirkes anzuzeiigen, in dem das Treiben beendigt wird. Das
Treiben der Wanderschafherden kann auf bestimmte Wege oder
Triebflächen beschränkt werden.
Etwaige Gesuche um Genehmigunig von Ausnahmen sind bei
den einschlägigen Regierungen, Kammern des Innern, einzubringem.
Es liegt im Interesse der Viehhalter selbst, daß sie diese Bestiün-
mungen einhalten, weil sie hierdurch nicht nur ihre Schafherden
seihst vor Ansteckung schützen, sondern auch die Verbreitung der
Maul- und Klauenseuche in weite Gegenden hintanhalten.
Die Nichtbeachtung der vorstehend kurz angeführten Vor¬
schriften zieht Strafe nach sich.
Stand der Tierseuchen.
Deutsch-Österreich. Woche vom 23. Febr. bis 2. März 1921:
Maul - und Klauenseuche: 57 Bezirke mit 293 Gemeinden
und 2207 Gehöften; Rotz: 1 Gemeinde; Räude: 65 Bezirke
mit 150 Gemeinden und 230 Gehöften; Tollwut: 5 Bezirke mit
7 Gemeinden und 8 Gehöften.
Schweiz. Woche vom 14.—20. März: Maul-und Klau e n -
seuche: 14 Kantone mit 38 Bezirken mit 52 Gemeinden und 85
Gehöften; Rauschbrand: 1 Kanton mit 1 Bezirk mit 1 Ge¬
meinde; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf
und Schweineseuche): 9 Kantone mit 14 Bezirken mit 17 Gemein¬
det! und 24 Gehöften; Milzbra'nd: 5 Kantone mit 5 Bezirken
mit 5 Gemeinden.
Stand der Maul- und Klauenseuche In Bayern vom 1. mit 15. März 1921.
343
Notgeschladitete Tiere
Kleinvieh
-f- atuqBunz
— auiqBuqy
(*qazs*qoijaq
-joa Jnz
qota[3jaA nij
r— 1 —- w* co th ro
+ ■ ■ 1++ +1
03
4”
Ol QO vH CM kO QO
Ol O 05 vr vH
• Ol
1 1111 +
qazg'tqoiiag
jap u’i
05 | | H H CO H
vf
03
(M + + 71 COiOO
CM 03 Ol iO O 05 -f
H H ^
Großvieh
+ acnqBauz
— auiqBuqy
(^qazstqoiiaq
-joa jnz
qoia[SiaA
CO lD *—< (M vH vH vH
+ +11+11
+
Ci^H^COOO
vf iO CM vH CD
H rH l> CO
1 1 1 1 1 1 1
^tazsjqoijaa;
jap uj
ifl | | H | H
in
CO
HOCÖlvH^Oi
CO + + X + CO r-
03 CO O
vH
Gefallene Tiere
Kleinvieh
4-araqBunz
— ainqwuqy
(*qazsxqouaq
-joa Jnz
qaia[SjaA uii
Ol kO t"- CO <M
03 rf 05
1 + 1 1 ' ' * +
in
l
05 iß iC GO »C O h-
^ vf co 2 ^
++I11i1
liazsiqoijag;
jap ax
- CO GO [ | - GO
CO
CO
— CM P- Ol O iO iO
vf CM tH CD O CM »O
w CM CO vf
Großvieh
-{-emqBunz
— acuqBnqy
(^Xtazsiqouaq
-joa Jnz
qatapäjaA nix
CM tH CM tH vH vH
1 +11 1 +
Vf
1
vf TH t— — 03 00
CO CM 05 Vf
r 111 iT
^lazsxqaijag
jap ui
| vH 03 vH T-t j j vH
CO
O Vf vf iC Ol CO io
H H »H H tfl |v CO
▼H
*-
•9
a
<w
«1
tm
V
►
Gehöfte ••)
+ araqBunz
— amqBuqy
(*qaz8xqouaq
-joa *nz
qoia[SiaA ui[
— 306
— 28
— 7
— 44
— 3
— 30
— 30
— 124
— 572
05 GO CM 00 CO O Ol
O 05 CO GO O O CO
C p-* oi cm v-< vH co
v.HTHiOOOhO
NIMM
liaz^qorjaa
jap ui
388
92
66
60
52
53
27
172
910
03 vH C5 vH 05 Ol Ol
OC 05 QO 03 O v-# vH
vf vf cm »n oo 05 o
vH CM vf QO CO V- 05
vH Ol 03
Gemeinden
+ aoiqBiinz
— auiqBuqy
(»Xjazsiqoijaq
-joa mz
qoia[SjaA nix
00505000^0
kO vH vH tH iH
1 1 1 1 1 1 1 i
o
«-4
1
kO O O O P— C5 CO
CO 00 cc O r - 00 00
vH Ol »O CO 00 CO CO
1 1 1 1 1 1 1
liazsxqoijag
jap uj
rliflNCOCOCOHt-
vH
392
oi p- t-* p- r— vf co
CODP-OOOOh-
iO CO 05 lO v- 05 CO
vH 03 03 CO
4
Verwaltungs¬
bezirke
-f- amqBunz
— atnqBuqy
(♦liazsaqouaq
-joa Jnz
qota[SjaA uii
Ol iH H Ol CO —•
* 1 1 1 I I I 1
*h
1
vH vf 05 CO 05 vf vf
i—i —* vH vH vH
1 1 1 1 l + l
liazsiqotjaa
jap ui
Ol V-> vH i ”- 1 V— ,—1 V"t
124
00 05 CO Ol IC vf o
CO vf CD 00 05 vH rH
vH vH vH *—• vh 03 03
1
«A
Mo
e m
a u
h *3
— o
Sf-
K
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
09
5
B
c/a
B
fa
6
28. Febr.
15. Febr.
31. Jan.
15. Jan.
31. Dez.
18. Dez.
4. Dez.
') Vom 16. mit 28. Februar 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
344
Hochschulnachrichten.
Zum Andenken an den verstorbenen Physiologen Nathan
Z u n t z, den treuen Tierarztfreund, ist an seinem Geburtshaus in
Bonn eine Gedächtnistafel angebracht worden. Die Professoren
P. Krause und M. Ve r w o r n haben bei der Feier Ansprachen
gehalten. /
Systematische Übersicht der Vorlesungen und Übungen im Sommer¬
semester 1921 an der Tierärztlichen Hochschule Wien.
Zoologie und Parasitenkunde: ord. Univ.-Prof. Dr. Pint-
ne r, — Botanik mit besonderer Berücksichtigung der Futter-,
Medizinal- und Giftpflanzen: Dozent Prof. Dr. Vierhappe r. —
Exkursionen in der Botanik: Dozent Prof. Dr. Vierhappe r. —
Exkursionen :än der Landwirtschaftslehre: Dozent Prof. Dr. Ka'-
serer.— Exkursionen in der Anwartschaft: Dozent Dr.Stampfl.
Milchhygiene und Lebensmittelkunde: Dozent Dr. Zaribnicky;
Chemie für Veterinärmedlziner: Hofrat, ord. Prof. Dr. Panzer.
Chemische Übungen: Hofrat, ord. Prof. Dr. Panzer. — Demon¬
strationen zu den chemischen Übungen: Hofrat, ord. Prof. Dr.
Panzer. — Pharmakologie: ord. Prof. Dr. Günther. — Phar¬
mazeutische Übungen: ord. Prof. Dr. G ü n t h’e r. — Praktische
Rezeptierkunde: ord. Prof. Dr. Günther. — Physikal. Übungen:
außerord. Umiv.-Prof. Dr. Heß. — Systematische Anatomie der
Haustiere: ord. Prof. Dr. Skoda. — Ausgewählte Kapitel aus
der Parasitologie: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Histologie
und Embryologie: außerord. Prof. Dr. F i e b’i ger. — Histolog.
Übungen: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Erläuterungen zu
den histolog. Übungen: außerord. Prof. Dr. Fiebiger. — Phy¬
siologie : ord. Prof. Dr. Schwarz. — Physiolog. Übungen: ord.
Prof. Dr. Schwarz. — Allgem. Pathologie u. patholog. Anatomie:
ord. Prof. Dr. Hartl. — Patholog.-anatom. Sektionsübungen: ord.
Prof. Dr. Hartl. — Gerichtl. Tierheilkunde u. Übungen: ord. Prof.
Dr. Hartl. — Klin. Propädeutik samt Übungen in der Kranken-
untersuchuing: ord. Prof. Dr. W i r t h. — Interne Medizin: ord.
Prof. Dr. Wirth. — Übungen in der rektalen Untersuchung:
ord. Prof. Dr. Wirth. — Bakteriologie u. Tierhygiene: ord. Prof.
Dr. Schnürer. — Blenenwirtschaft u. Bienenpathologie: Dozent
Muck. — Exkursionen in der Bienenkunde: Dozent Muck. —
Biologie und Pathologie der Fische: außerord. Prof. Dr. Fie¬
biger. — Rujatrik: ord. Prof. Dr. R e i .s i n g e r. — Bujatrische
Klinik: ord. Prof. Dr. Reisinger. — Ambulator. Klinik: ord.
Prof. Dr. Reisinger. — Chirurgie, Chirurg. Klinik, Augenheil¬
kunde : ord. Prof. Dr. Schmidt — Operationsübungen u. prak¬
tische Verbandlehre: ord. Prof. Dr. Schmidt. — Geburtshilfe:
ord. Prof. Dr. Keller. — Geburtshilfliche Klinik: ord. Prof. Dr.
Keller. — Tierzucht: ord. Prof. Dr. Keller. — Übungen in
der Beurteilung der Haustiere: ord. Prof. Dr. Keller. — Ex¬
kursionen zur Unterweisung In der Tierzucht: ord. Prof. Dr. Kel¬
ler. — Huf- und Klauenkunde: Dozent Dr. Habache r. — De¬
monstrationen in Huf- und Klauenkunde: Dozent Dr. Habache r.
— Beschirrungs- und Sattelungslehre, Pflege und Wartung: Lektor
Dr. Benc sch.— Fleischhygieniische Demonstrationen u.Übungen:
außerord. Prof. Dr. Postolk a. — Geschichte der Tierheilkunde:
außerord. Prof. Dr. Postolk a. — Zootomisches Praktikum: Do¬
zent Dr. Böhm. — Kurs über Hundedressur: Dr. Hauck. —
345
Kur» über Geflügelzucht: Konsulent Wiening er. — Exponie¬
rung in d-ile tierärztliche Praxis: Untor Leitung des Rek¬
torates.
Personalien.
Bezirkstierärztlicher Dienst im Stadtbezirke München: ln den
dauernden Ruhestand versetzt Bezirkstierarzt, Ober veterinärrat
Andreas Schneider. Mit den Dienstesaufgaben des städtischen
Bezirkstierarztes bis auf weiteres Obertierarzt, Yeterinärrat- Dr.
Theodor Blaiin und in dessen Vertretung Veterinärrat Dr. Fritz
Schuh betraut.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Tierarzt Georg Klöble
aus Wertesheim (Wttbg.) in Boxberg.
Verzogen: Die Tierärzte Dr. Adolf Bechinger von Radolfzell
nach Villingen, Dr. Kilian Honold von Homberg nach Radolfzell.
Benachbartes Ausland.
Deutsch-Österreich : Steiermark. Die Staatsveterinärinspek¬
toren Georg Gaß, Max Graf, Eduard Rezac, Ernst Böhme und
Emil Bräunlich wurden zu Staatsveterinäroberinspektoren, die
Staatsobertierärzte Johann Hiemetz, Dr. Karl Berchart und
Ludwig Härtnagel zu Staatsveterinärinspektoren und der Staats¬
tierarzt Dr. Franz Bla im schein zum Staatsobertierarzt ernannt.
Nieder-Österreich: Die Landesregierung für Niederösterreich-
Land, selbständiger Wirkungsbereich, hat Herrn Tierarzt Dr. Ernst
Braun zum niederösterr. Distriktstierarzt ernannt und dem nieder¬
österr. Landesinspektorat für Veterinärangelegenheiten zur Dienst¬
leistung zugewiesen, ferner die Herren Tierärzte Anton Sch ei bl
und Karl Blüml zu niederösterr. Distriktstierärzten, ersteren für
Geras, letzteren für Dobersberg (provisorisch) ernannt.
Ernannt: Heinrich Kickinger zum Veterinärassistenten bei
der Kärntner Landesregierung, Rafael Koller zum Assistenten an
der Tierärztlichen Hochschule in Wien ernannt.
Bttcherschan.
Lehrbuch der Gerichtlichen Tierheilkunde. Von Eugen Frohnen
Dr. med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. Regierungsrat und ord.
Professor, Direktor der medizinisch-forensischen Kl'inik der Tier¬
ärztlichen Hochschule in Berlin. Fünfte, neubearbeitete Auflage.
Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard Schötz, Wil¬
helmstraße 10. — Preis geb. 52 Mk.
Die vorliegende Auflage stellt in sehr vielen Kapiteln eine
Neubearbeitung dar. Da seit dem Kriege 2 Hauptmängel, die vor¬
her eine forensische Bedeutung kaum hatten, eine gewisse Wich¬
tigkeit auch in gewährschaftlicher Hinsicht erlangt haben, nämlich
Rotz und Lungenseuche, sind dieselben nun einer eingehenden und
erschöpfenden Bearbeitung gewürdigt worden. Bei dem Haupt¬
mangel „Koppen“ vertritt das Buch die durch Habersang aus
der Fröhnerschen Klinik publizierte Ansicht, daß auch Luftschnap¬
pen mit Luftabschlucken ohne Kopperton als Hauptmangel anzu¬
sehen sei. Letzteres wird kurzweg als „Luftschnappen“ bezeichnet.
Die neue Definition des Koppens als Sammelbegriff ist wohl der
Beachtung wert. Bei der Beurteilung des Koppens wird wie in
früheren Auflagen angegeben, daß das Koppen zwar in der Eigen-
346
schaft als Hauptmangel einen erheblichen Fehler darstelle, dies
entspreche aber den tatsächlichen Verhältnissen nicht, da das
Koppen in den meisten Fällen keine Krankheitserscheinungen im
Gefolge habe. Es dürfte hier aber nicht außeracht gelassen wer¬
den, daß die Untugend als solche (Unruhe, Kraftver¬
schwendung, Futterverschleuderung) und wohl auch die sogenannte
Ansteckung an sich schon recht erheblich in die Wagschale fällt.
Beim Abschnitte „Zusage der Trächtigkeit“ könnte vielleicht
bei den Momenten, die für die forensische Diagnose vor allem ent¬
scheidend sind, die rektale Untersuchung als unstreitig Wichtigstes
vorangestellt werden, da die Praxis am sichersten und schnellsten
diesen Weg einschlägt.
Bei dem Kapitel „Haftpflicht“ ist ganz neu diejenige bei der
Räudegasbehandlung, die des Geburtshelfers, ferner die der Serum¬
gesellschaften und endlich die der Vernagelung beim Schuldbe¬
kenntnis des Schmiedes. Die betreffenden Bearbeitungen sind sehr
dankenswert. Auch sonst sind verschiedene Einfügungen und Er¬
weiterungen gemacht, so beim Kapitel über Abdeckereiprivilegien
u. a. m., so daß das Buch auch gegenüber der vierten Auflage eine
entschiedene Mehrung bedeutet. Als Ganzes genommen haben wir
eine durch Übersichtlichkeit, prägnante Kürze und erschöpfende
Darstellung gleichbedeutende gerichtliche Tierheilkunde vor uns,
die vom Studierendein, wie von dem Manne in der Praxis als
sicherer Ratgeber angesehen werden darf. Ma.
Die goldenen Regeln der Milchwirtschaft. Die natürliche Be¬
stimmung der Milch besteht darin, den Nachkommen der Menschen
und Säugetiere eime volle Ernährung zu ermöglichen, so lange, bis
die zarten Lebewesen andere Stoffe aufnehmen und verdauen
können. Alle Nährstoffe, welche den Körper bilden, wie Eiweiß.
Fett, Salze und Wasser, finden sich in der Vollmilch in richtiger
Mischung und leichtester Verdaulichkeit vereinigt. Erwachsene
Menschen und Tiere sind nicht mehr unbedingt auf die Vollmilch
angewiesen, jedoch ist es unter gewissen Umständen und bei leich¬
ter Beschaffungsmöglichkeit immerhin vorteilhaft, der Milch und
ihren Erzeugnissen einen entsprechenden Anteil an der täglichen
Kost einzuräumen. Dieser Artikel beginnt in Folge 5 der Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu-
titschein. Die Bezugsgebühr für die Tschecho-Slowakei ist Kt 10.50,
Deutschösterreich Kö 52.—, für Deutschland M 10.50 für das Viertel¬
jahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung.
Phymatin
zur frkderTuberkulose
Augenprobe
Humann u.Teisler
Oohna 5a.
Anliphymaiol
zur ScbutZ'U.KeilimpFung
gegen
Rinderhiberkulose.
HumaniHi.Teisler
Dohna Sa.
Zur
Behandlung aller Haustiere
insbesondere der Jungtiere
ismufhpräparaten mit derjenigen von Adsorbentien
* Bequeme Darreichung
hten Nebenerscheinungen
n . N*I <100 gr.) für Grosshere M. 17.50
"* (25 gr.)für Kleintiere M. 5.-
Tolid
hervorragendes
Wundstreupulver
Jsiizin vet.
Purgans
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & C2
Landwirtschaftliche Abteilung * Leverkusen b.Köln^Rh.
Generalvertrieb-.Septoforma 0.m.b.t1.,Köln ti.Ejfelstr.2i ,
•Vf
<£hetuifdi* “Pharma 3 c uttf che TDethe Q5ad Homburg 71.®
Originalpackungen: Kartons zu 5 Ampullen ä 2, 5, 10 ccm.
Tabletten zu 0,05 gr. zur oralen Darreichung.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags n Uhr, Schluß der Inseraten«
Annahme jeweils Mittwoch vormittags u Uhr für die in der folgenden Woehe
erscheinende Nummer der Woehenschrift^^^
bn&L //^ ue ***v 'mA
Ii. Gummimäntel
eing'etxoffean.:
Marko Primus Mk. 500.—
Herbert „ 450.—
Joseph Sagmeisier, Ruhmannsielden Ndb.
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten o,i — o.oi — 0,001 — 0,005
Scharfe Einreihungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
Schulterlahmheit, Sehnenent¬
zündung usw.
Unat, canth. acre« verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
züglich wirkend.
Jodsolvin« Jodöleinreibung, auch
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid« mit 01. sinapis
besonders verstärkt.
I Maukesalben
Räudeliniment Bengen 11 I Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
Bengen & Co., Q-miii. «a** Hannover
Tel. Nord 1977 u. Nord 2349. Fabr. chem.-pharm. Präp. Drogengroflh. Tel.-Adr. Bengenco.
JiiliiBHlIlI
jiiiiiiiiiiiiiüiüiüiiiiiiiiinninM
illillllililllllllllilllllllllHlNIlllliNill 1
WALTER RICHTER
Spezial-Antiquariat für Tiermedizin
Reitzenhainer Straße 135 Leipzig Reitzenhainer Straße 135
- . - , • .. empfiehlt sich zum -----.-■.
Ein- und Verkauf von Fachlit eratur
Suche sofort agprobierien, mehligen Vertreter
auf längere Zeit. Eigenes Fuhrwerk, nuch Rad zur Verfügung.
Off. mit Uehaltsanspr. au Distriktstierarzt Wöhner, Hornbach (Pfalz).
349
Hnttstrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche "Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
„Vaginolbliiiiciißn und Bullenstöbe Kaiser
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
Reitpferd
10jährig, sehr kräftig u. ausdauernd,
hervorragend. Gänger, absolut fromm
und zuverlässig mit allen Garantien
wegen Autoanschaffung.
Dr. Geiger, Niederstotzingen, O.-Ä. Ulm.
Fieber Thermometer
ovhI max. Min. in Papphülse, per
Stück Ji 7.—, per Dutzend Ji 78. — .
Scheidenverschlüsse
nach Flessa, Ia. vernickelt, runde
Holzkugeln, per Stück JÜ 2.—.
Eisenmöbel, Schränke, Instrumenten-Tischchen etc.
unübertroffen schön und billig.
—— Kein LadenI Deshalb günstige Gelegenheit für Sie! ——
Janet Spritzen
auskochbar mit Duritkolben,
100 ccm jH 100 .—.
Janet Spritzen
Rekord, 100 ccm Ä 130.—.
MAX MATTES, MÜNCHEN
Hans SachsstraBe 14.
350
351
ist wieder erhältlich'!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwtndnno: subkutan, inlramuskniar, intravenös.'
Ampullen a 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierarzt!. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierftrztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
ChnHische Fabrik Anbing
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
352
Maul-u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft dureb Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinftr a. D. Christian, Tierftrztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
Verlangen Sie ausführliche
Literatur
Dr. Kleins
^\ntiperiostirii
(Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche nqiversit&tsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2,
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Vlohznoht)
Unter Mitwirkung van bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
7?. Jahrg. München, den 26. April 1921. Nr. 17.
Inhalt:
Originalartikel: Kitt. (Forts, folgt.) — Emst. — Pschorr. (Forts, folgt in
nächster Nummer.) — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und
Klanensenchebekämpinng durch Impfungen.*)
Von Professor Dr. Kitt.
Wenn. Einer läßt den Andern gelten.
So gibt es nichts zum Schelten.
Wird aber Einer totgeschwiegen,
Pflegt er den Andern zu bekriegen.
In Nr. 48 (1920) dieser Wochenschrift hat Kollege Dr.
Ernst die Frage behandelt, ob die in Bayern zurzeit ge¬
übte Notimpfung etwas Neues sei, und hat einige Priori¬
täts-Erörterungen daran geknüpft. Tatsache ist, daß der
Vorschlag, beim Ausbruch der Seuche die Tiere des Be¬
standes mit Blut oder Blutserum oder Milch durchseuchter
bezw. immuner Tiere zu impfen, schon vor zwei Dezennien
gemacht und ausgeführt wurde und im Zusammenhänge da¬
mit über Beobachtungen milderen Durchseuchens schon
Veröffentlichungen Vorlagen.
Insoweit bei der jetzigen als „bayerische Not¬
impfung“ bezeichneten Methode, auf welche Dr. Ernst,
Bezirkstierarzt Zink und in der Schweiz die Tier¬
ärzte H. Ludwig und Dr. Baumgartner in
gegenseitig unabhängiger Weise gekommen sind, die
seuchekranken bezw. schon angesteckten Tiere gleichfalls
nur mit Blutserum oder Blut wiedergenesener Tiere ge¬
impft werden, ist ein Unterschied gegenüber dem alten
Vorschlag und Versuch nicht auffindbar.
Insoferne die nicht fiebernden, also noch nicht kranken
Tiere zugleich mit Geifer bezw. Blasenlymphe geimpft wer¬
den, bezweckt man deren Ansteckung; die alsdann gleich¬
zeitig gemachte Blut- bezw. Serumeinspritzung kann den
*0 Eingereicht am 25. März 1921. Die Schriftleiiftnng.
354
Krankheitsausbruch in der Regel nicht verhindern, deshalb
läuft auch diese Modifikation auf dasselbe hinaus, nämlich
auf die Milderung des Krankheitsverlaufs durch die Serum¬
wirkung. Hier liegt ein Unterschied und eine Verbesserung
des Verfahrens darin, daß man früher die Ansteckung dem
Zufall überließ und von dem Zusammensein der Tiere als
selbstverständlich erwartete, während man jetzt diese Un¬
gewißheit ausschaltet und durch eine möglichst frühzeitige
Serumimpfung dem malignen Verlauf zuvorzukommen
sucht.
Ich hatte in Nr. 43 dieser Wochenschrift mir er¬
laubt, die alte Veröffentlichung meines bezüglichen Vor¬
schlags wieder in Erinnerung zu bringen, ohne damit Priori¬
tätsansprüche zu erheben, vielmehr mit dem Hinweise auf
die ebenfalls im Jahre 1892 und 1893 kundgegebenen glei¬
chen Ideen und Versuche von Imminger, David und
Zernecke, sowie noch anderer späterer, aber auch schon
mehr als ein Jahrzehnt zurückliegender ähnlicher Publi¬
kationen.
Die Versuche von Koenig und Tröster, welche in
dieselbe Zeit fielen, waren mir nicht bekannt und konnten
mir damals um so weniger bekannt sein, da sie erst im
Märzheft der „Zeitschrift für Veterinärkunde“ (1893) an
unauffälliger Stelle in kurzer Notiz angegeben wurden,
während mein Artikel schon im Dezember 1892 im Drucke
war. Die Bemühung, sie voranzustellen und die Bedeutung
meines Vorschlages abzumindern, weil ich damals über
eigene diesbezügliche Versuche noch nichts veröffentlichte,
hat wenig Halt, da auch Koenig und Tröster nichts
über den Gang der Versuche veröffentlicht zu haben schei¬
nen, denn die März-Notiz besagt nur in 5 Zeilen, daß an¬
fangs November 1892 auf einem Rittergute Versuche mit
Blutimpfung und Milch vorgenommen wurden und „da die
Ergebnisse noch nicht einwandfrei sind, so werden die Ver¬
suche fortgesetzt und es soll, soferne sich praktisch verwert¬
bare Resultate ergeben, später über dieselben berichtet wer¬
den“. Das klingt nicht viel anders, als die in der Dezember-
Nummer der „Münch. Tierärztl. Wochenschrift“ (1892) ver¬
merkte Tatsache, daß ich bereits solche Versuche mit Blut¬
serum und Milch eingeleitet habe.
Um die gleiche Zeit (1. Dezember 1892, Nr. 49 der „Ber¬
liner Tierärztl. Wochenschrift“) hat Behla gesagt, „daß
daran zu denken sei, ob nicht auch dem Blutserum eben,
durchseuchter Tiere eine immunisierende Kraft innewohne“.
Versuche hat Behla nur mit Blut von Hühnern an-
355
gestellt, von denen er glaubte annehmen zu müssen, daß sie
die Aphthenseuche durchgemacht hätten. Die Versuche
hatten nur unsicheren Erfolg und wenig Wahrscheinlich¬
keit für bessere, da Hühner, soviel bis jetzt bekannt war
(Schindelka und eigene Versuche) gegen Maul- und
Klauenseuche unempfänglich sind. Neuzeitlich ist jedoch
die Empfänglichkeit der Hühner für die Infektion durch
Dr. Hobmaier bewahrheitet worden.
Die Sache liegt also einfach so, daß zu gleicher Zeit von
mehreren Seiten der gleiche Gedanke ausgesprochen wurde,
wie ja auch bei der Notimpfung von heutzutage mehrere
Autoren unabhängig von einander auf die alte Idee ge¬
kommen sind. 1 (Fortsetzung folgt).
Znr Frage der Schutzimpfung bei Hanl- und
Klauenseuche.
Vorläufige Mitteilung über Arbeiten an« der Veterinärpollzeilichon Anstalt
von Direktor Dr. med. vet. W. Ernst.
Die von dem Tierarzte Hecker zuerst experimentell
erwiesene Möglichkeit der Übertragung der Maul- u.Klauen¬
seuche auf übliche Laboratoriums-Versuchstiere (Hunde,
Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hatten, Hühner)
wurde für das Meerschweinchen mit Pässagevirus vom
Schwein durch Waldmann und Pape bestätigt.
Experimentalarbeiten an der Veterinärpolizeilichen An¬
stalt von Ernst und Drescher haben ergeben, daß die
Übertragung auf Katzen, Meerschweinchen und Igel un¬
schwer gelingt. Zur Übertragung gelangte stets primäres
Material vom Rinde. Maßgebend für das Gelingen der Über¬
tragung auf die genannten Versuchstiere ist die Virulenz
des Ausgangsmaterials. Dieses muß von ganz frischen,
akutenVeränderungen eines sehr bösartigen Falles stammen.
Die letzten Untersuchungen wurden mit dem Inhalte einer
dem ganzen Kronsaum im Klauenspalt entlang verlaufenden
Aphthe, die teilweise noch hämorrhagisches Stadium der
Entwicklung aufwies, eingeleitet.
Die Übertragung gelingt mit verschiedenen Impfmetho¬
den. Es scheinen aber gewisse Unterschiede in der Sicher¬
heit des Angehens je nach der Art der Impfung gegeben.
Die Kleintiere, bei denen die Impfung zur sichtbaren
Erkrankung führt, erkranken unter Allgemeinerscheinungen
und mitunter sehr schwer. Wie beim Rinde und den übrigen
hochempfänglichen Tieren sind die jungen und jüngsten
Tiere schwerer als die alten durch die Krankheit gefährdet.
Das Virus paßt sich der VersuchstieraTt außerordentlich
rusch an und erreicht nach wenigen Passagen bereits in der
3. und 4. Generation eine solche Virulenz, daß nunmehr
nicht nur sämtliche Impflinge erkranken, sondern auch die
jungen Impflinge (Katzen, Meerschweinchen) an der bös¬
artigen Maul- und Klauenseuche sterben.
Der Organbefund an der Seuche gestorbener Meer¬
schweinchen ist ein ähnlicher wie der beim Rinde: Maul-
seuche an bestimmten.Stellen des Gaumens und der Zunge,
Veränderungen an der Sohle und im Nagelbett, Großgalle
und häufig streifige Degeneration der Herzmuskulatur.
Die pathologischen Veränderungen in Magen und Darm
sind weniger auffällig. Es ist.noch unbestimmt, ob sie nicht
Inanrtionsveränderungen darstellen.
Spontanübertragungen von geimpften Meerschweinchen
zu zugesetzten Kontrollmeerschweinchen haben wir bislang
nicht beobachtet, ebensowenig Übertragungen von erkrank¬
ten Müttern auf gesunde Säuglinge oder von erkrankten
Säuglingen auf die gesunden Mütter. Fütterungsversuche
mit mäßigen Virusmengen sind bisher beim Meerschwein¬
chen verneinend ausgefallen.
Bei erkrankten Meerschweinchen werden außer den be¬
schriebenen Veränderungen fast stets starker Maulausfluß,
häufig Nasenansfluß, selten Konjunktivitis und Hornhaut¬
trübung, sehr selten Blasenlähmung oder Gehirnreizungs¬
erscheinungen beobachtet.
Bei jungen Katzen entstehen starke Hinfälligkeit, Durch¬
fall, sehr starke serös-eiterige Konjunktivitis mit Hornhaut¬
trübung, Nasenausfluß, selten mit Aphthen an der Nase, Er¬
scheinungen wie bei Staupe, aber ohne Pneumonie.
Einmaliges Überstehen der Krankheit schafft bei Meer¬
schweinchen wie beim Rinde und beim Schweine keine hohe
Immunität. Erst einmalige schwerere oder zwei- oder mehr¬
malige Impferkrankungen schaffen gegen spätere künstliche
Ansteckung wirksamen Schutz. Die erworbene Immunität
ist individuell verschieden und nur von relativ kurzer Dauer.
Durch passive Immunisierung mit bestimmten Mengen
von Rekonvaleszentenserum oder von Löfflerserum kann die
Erkrankung der Meerschweinchen mit Sicherheit verhütet
werden. Hochvirulentes Meerschweinchenvirus tind Säug¬
linge von Meerschweinchen eignen sich daher zur Aus¬
wertung spezifischer Sera und Arzneimittel. Trotzdem das
Virus sich bis zur 18. Generation dem Meerschweinchen an¬
passen konnte, ist es imstande geblieben, an Rindern und
Schweinen Allgemeinerkrankungen hervorzurufen, die sich
spontan auf andere Schweine und Rinder übertrugen. Die
Anpassungsfähigkeit des Virus ist also trotz langer Passage
erhalten geblieben. Wenn auch die Stoßkraft des Passage¬
virus bei der Rückübertragung scheinbar etwas verringert
war, ist aus dem Straßenvirus doch kein Virus fixe ent¬
standen. Wird die labile Anpassungsfähigkeit durch Wechsel¬
passage erhöht, so steigt in gewissem Sinne die allgemeine
Virulenz. Diese starke und rasche Anpassungsfähigkeit er¬
klärt einerseits das rasche Ansteigen der Virulenz des miti¬
gierten Ansteckungsstoffes in hochempfänglichen Tieren, die
mit aktiven Impfstoffen (Hecker a und ß und Löfflers
Seraphthin) geimpft waren, andrerseits aber auch das rasche
Bösartigwerden anfänglich oder für die Seuchendauer fast
allgemein gutartiger Seuchenzüge in einzelnen Stallungen
oder Gemeinden oder größeren Örtlichkeiten. Die rasche
Anpassungsfähigkeit des Virus sichert aber auch ein end¬
liches Gutartigwerden und Erlöschen bösartiger Seuchen-*
züge örtlicher und größter Ausbreitung. Hit der absoluten
Erhöhung der Empfänglichkeit in den Tierbeständen geht
nach Passage in diesen die absolute Virulenz sprunghaft in
die Höhe, um wieder rasch zu sinken, wenn das Virus in Be¬
stände eindringt, die weniger empfänglich sind. Für die
höhere und geringere Empfänglichkeit spielt neben der er¬
worbenen und angeborenen Immunität auch das Alter und
Unterschiede in der Haltung eine bestimmende Rolle. In
diesem Sinne erhöht auch die Passage durch Jungtiere die
Virulenz und, da die Schwere der Erkrankung im Einzel¬
tiere von der relativen Virulenz oder umgekehrt der rela¬
tiven Empfänglichkeit ebenso wie die Schwere eines
Seuchenzuges von der Durchschnittsvirulenz des Seuchen¬
giftes und der Durchschnittsempfänglichkeit der Tierbe¬
stände abhängig ist, so ist die Tendenz der Seuchenzüge
zur Bösartigkeit nicht nur von den erworbenen Immuni¬
täten der gefährdeten Tierbestände, sondern auch von deren
Durchschnittsalter abhängig. Mit der Verjüngung der Vieh¬
bestände steigt, abgesehen von den mitbestimmenden Ein¬
flüssen früherer Seuchenzüge, die Tendenz der Maul- und
Klauenseuche zur Bösartigkeit. Die außerordentliche Labi¬
lität der Virulenz des Erregers und seine Anpassungsfähig¬
keit lassen in Verbindung mit der Feststellung, daß auf eine
milde Erkrankung nur eine geringwertige Immunität von
kurzer Dauer folgt, die Ansicht Heckers begründet er¬
scheinen, daß es kaum gelingen wird, zur Bekämpfung der
Maul- und Klauenseuche ein praktisch allgemein durchführ¬
bares, ungefährliches aktives Impfverfahren auszuarbeiten.
358
Die Impf verfahren bei Maul- und Klauenseuche werden
voraussichtliefr Notimpfungsverfahren bleiben und sich
zweckmäßig eng an das von Del Bono zuerst
bei Maul- und Klauenseuche angewandte Verfahren
der Impfung mit größeren Mengen von spezifisch wirk¬
samem Serum (oder Blut) und gleichzeitiger Ansteckung
mit dem im Stalle vorhandenen Virus anlehnen, welche Ver¬
fahren dem Prinzip des Schleißheimer Impf Verfahrens als
grundlegende Vorläufer entsprechen.
Werden Schweine mit fertig gebildeten Immunstoffen
passiv immunisiert und nach verschiedenen Zeiten am Rüssel
infiziert, so geht die Infektion die ersten Stunden nach der
passiven Immunisation noch an. 48 Stunden nach der Serum¬
eingabe war auch die Haut am Rüssel passiv immun ge¬
worden.
Bei Impfungen am Rüssel des Schweines kann bei mikro¬
skopischen Untersuchungen die Krankheitsentwicklung be¬
reits von der 4. Stunde an nachgewiesen werden (Ernst
und Heß).
Der Prozeß senkt sich den Papillen entlang in die Tiefe
und verbreitet sich um die Papillen sowie zwischen den
Papillen im Str. spinosum. Das Str. germinativum und das
Oorium werden sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.
Die ersten Erscheinungen im Epithel vor der Aphthen¬
entwicklung sind solche, wie sie an normalen Schichten der
Haut gegen das Str. corneum zu als Altersentwicklung der
Epithelzelle auftreten. Hier sind gleiche Besonderheiten
in Struktur und färbechemischem Verhalten, wie sie bei
den ersten Krankheitszeichen durch die sich entwickelnde
Krankheit der Zelle hervorgerufen werden.
Einschlußkörperchen spezifischer Art konnten nicht ge¬
funden werden. Erst wenn auch starke Degeneration der
erkrankten Epithelzellen zu beobachten ist und wenn
Erythrozyten und Leukozyten zugewandert und zerfallen
sind, werden neben den mehr oder weniger gut erhaltenen
Kernen im Zelleib runde, verschieden große Einschlüsse
beobachtet. Körperchen, die den Guarnierischen bei Pocken
entsprechen, können durch irgendwelche Technik weder in
den Epithelien noch außerhalb davon zur Darstellung ge¬
bracht werden. __
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen.
Deutscher Veterlnirrat ln Weimar.
Am 14. und 15. April 1921 fand in Weimar die XVII. Vollver¬
sammlung des D. V.-R. statt. Im Ganzen nahmen hieran teil-160
Tierärzte aus dem Deutschen Reiche; von Bayern waren erschie-
aea: Arnold- Alsenz (Pfalz), D i 11 h o r n - Dinkelsbühl,: D ü r-
beck-Nürnberg, Eder-Heimhausen, Flessa-Hof, Geissen-
dörf er-Ansbach, Gö bei-München, Gr oll-Traunstein, Haack-
Karlstadt, Huß-Bamberg, Pschorr-München, Simader-Regens-
burg, Schmi tt- Wolf'ratshausen, Wi r z-Hehgersberg.
Am Donnerstag, 14. April, begrüßte zu Beginn der Tagung der
Präsident Lothes die Anwesenden. Ferner sprachen Worte der
Begrüßung ein Vertreter des Staatsministeriums von Thüringen,
der Bürgermeister von Weimar, W ehr le für das Reichsgesund-
heitsamt, letzterer gedachte insbesondere des Umstandes, daß Pro¬
fessor F e s e r genau vor 47 Jahren auf Anregung des Münchener
Tierärztlichen Vereins den ersten Veterilnärrat einberufen habe.
Ferner sprachen Pschorr für die bayerischen Staatsministerien
des Innern und für Landw;irtschaft, ferner Professor R i e v e 1 für
die Tierärztliche Hochschule Hannover. Hierauf erstattete der
bisherige Geschäftsführer Dr. Bach den Geschäftsbericht für das
abgelaufene Jahr und verbreitete siich eingehend über die Tätig¬
keit des V.-R. seit dessen letzter Tagung. Insbesondere verbreitete
er «ich über die Besoldungsordnung und führte insbesondere die
Bemühungen wegen Besserstellung der Remonte-Amtsveterinäre
an, sprach über die Gutachter-Tätigkeit in der Fleischbeschau,
insbesondere wegen Tuberkulose, Fimnigkeit und hinsichtlich der
bakteriologischen Fleischbeschau. Auch dem Veterinär-Auslands¬
dienste habe der D. V.-R. ebenso sein Augenmerk zugewendet,
wie der Promotion der Tierärzte ohne Reifezeugnis. Die Anerken¬
nung des Schweizer Doktortitels sei nunmehr erlangt, wobei das
Verdienst der Münchener tierärztlichen Fakultät betont wurde.
Nachdem sich der Geschäftsbericht über die Fachgruppe der vete¬
rinär-medizinischen Studentenschaft, über die Erhaltung der Ellen¬
berg - Schütz sehen Jahresberichte über die Leistungen auf dem
Gebiete der Veterinärmedizin, sowie über das ViehversücherungS-
wesen und über die Beteiligung der Tierärzte an der Förderung
der landwirtschaftlichen Tierzucht geäußert hatte, berichtete er
über die Fühlungnahme des D. V.-R. mit dem Reichswirtschafts¬
rat, mlit Parlament und Regierung. Ferner seien einleitende
Schritte unternommen wegen Schaffung der Reichstierärzt.ekam-
mern. Sodann seien auf Grund der Ergebnisse der Bamberger
Tagung neue Satzungen erstellt worden, die ihre Auswirkung in
der Schaffung der Wahlkörper gefunden hätten. — Die Tätigkeit
der Geschäftsstelle des D. V.-R. selbst habe durch die Wahrneh¬
mung all der vorbenannten Belange einen ungewöhnlichen Um¬
fang genommen. Da er selbst durch die Einberufung in das preu¬
ßische Ministerium für Landwirtschaft die Geschäftsführung nicht
mehr weiter führen könne, so müsse sich der neue Veterinärrat-
Aiisschuß mit dem Gedanken tragen nicht nur einen anderen Ge¬
schäftsführer aufzustellen, sondern auch den Ausbau der Geschäfts¬
stelle ins Auge zu fassen. Der Geschäftsbericht wurde ohne Gegen¬
rede ebenso wie der folgende Kassebericht einstimmig ange¬
nommen.
Zu Punkt „Festsetzung der Tagegelder und Reisekosten“, die
gelegentlich der Tagung zu Lasten des D. V.-R. gehen, wurde ein
Vorschlag auf 100 Mk. Tagegeld und II. Klasse Schnellzug als
Reisekosten ohne Gegenrede eliinstimmig angenommen.
Wohl den wichtigsten Punkt der ganzen Tagesordnung bildete
die Wahl des neuen Ausschusses und zwar zunächst die des Präsi¬
denten. Der bisherige Präsident Lothes lehnt aus Gesundheit«-
360
rucksichten eine Wha.l ab und bittet auch deswegen von seiner
Person Abstand zu nehmen, weil er im besetzten Gebiet seihen
Sitz habe, was mit vielerlei Reibungen im Geschäftsverkehr ver¬
bunden» sei. Er schlägt der Versammlung vor, den prakt. Tierarzt
Althof in Betzdorf (Rheinland) zum Präsidenten des D. V.-R.
zu wählen. Groll- Traunstein erklärt hierauf, daß eine Einigung
,des Reichsverbandes der beamteten Tierärzte Deutschlands, des
Reichsverbandes der deutschen Gemeindetierärzte und des Reichs¬
verbandes der Freiberufstierärzte erfolgt sei, hinsichtlich der Per¬
son des neuen Präsidenten. (Allgemeines Bravo!) Er schlägt, da
über die Person des Herrn Althof kein Widerspruch bestehe, die
Wahl durch Zuruf vor. Auf Grumd § 10 der neuen Satzungen ist
jedoch Zettelwahl vorgeschrieben. Das Ergebnis war, daß A 11 -
h o f einstimmig gewählt wurde, lediglich 4 Zettel waren unbe¬
schrieben. — Der neugewählte Präsident nahm die Wahl an.
Beim nächsten Punkt der Tagesordnung erfolgten die Präsen¬
tationserklärungen der Abgeordneten der Staats-, Gemeinde- und
FreibeTufstierärzte für je 3 AusschußmitgfPeder und je 1 Stellver¬
treter. Von Seiten der Staat9tierärzte wurden präsentiert: Groll-
Traunstein, Rust- Breslau, Dehne- Pirna und als Stellver¬
treter Oberstabsveterinär M ü 11 e r - Berlin; von den Gemeinde¬
tierärzten wurden präsentiert: H u ß - Bamberg, Hessen- Bar¬
men, G a r t h - Darmstadt und als Stellvertreter J u n a c k - Ber¬
lin; von den Freiberufstierärzten wurden präsentiert: Train-
Baruth, Pfeiffer - München, N i e m a n n - Naunhof (Bez. Leip¬
zig) und als Stellvertreter Ditthorn - Dinkelsbühl.
Bei Punkt 4d: Wahl dreier Ausschußmitglieder und eines
Stellvertreters durch die Vollversammlung wurde eine Einigung
der drei Relilchsverbände auf folgende Herren bekannt gegeben:
Prof. Richter- Dresden, G e ß 1 e r - Bietigheim, Knauer-
Königsberg und als Stellvertreter Hohmann - Büdingen (Hes¬
sen). Die Genannten wurden einstimmig gewählt.
Zu Punkt 5: Aufgaben. Einrichtungen und Mittel des neuen
D.V.-R. referierte eingehend der bisherige Geschäftsführer Bach.
Nach einer Geschäftsordnungsdebatte entwickelte sich eine längere
Rede und Gegenrede, besonders über die Frage der Mittelbeschaf¬
fung. Es war u. a. vorgeschlagen worden, daß jeder Reichsver¬
band für jedes Mitglied 20 Mk. in die Kasse des D.V.-R. abführen
solle. Es wurde jedoch beschlossen, sich zunächst mit einer Kopf-
quote von 10 Mk. zu begnügen. Der neue Ausschuß wurde er¬
mächtigt die weiteren Schritte zu unternehmen. Dem Präsidenten
wurde ein Dispositionsfonds eingeräumt.
Der zweite Tag der Vollversammlung des D. V.-R. beschäf¬
tigte sich, nachdem am ersten Tag die rein geschäftlichen Ange¬
legenheiten Erledigung gefunden hatten, mit einer Reihe zeitge¬
mäßer Fragen des tierärztlichen Standes. Zunächst referierte
Brüggemann - Salzkotten über das tierärztliche Dispensier¬
recht. Schmitt-Wolfratshausen, der ursprünglich als Mitbericht¬
erstatter benannt war, hatte sein Korreferat zurückgezogen. Da«
Referat Brüggemanns gipfelte in folgenden Anträgen:
1. Das Recht zur Selbstabgabe von Arzneien bildet eine wesens^
notwendige Voraussetzung der tierärztlichen Berufsarbeit. Seine
Beibehaltung ist daher unbedingt erforderlich. — 2. Es ist nach
Möglichkeit einheitlich und reichsgesetzlich zu regeln. Der Erlaß
des preußischen Landwirtschaftsministers vom 29. Januar 1920 kann
dabei als Richtschnur dienen. So lange eine reichsgesetzliche Re¬
gelung nicht erfolgt ist, ist in den Einzelländern eine Regelung
361
wie in Preußen und Oldenburg anzustreben. — 3. Der Deutsche
Veterinä^*rat verwirft jede mißbräuchliche Ausnutzung des Dispen¬
sierrechtes, insbesondere nicht gerechtfertigtem Preisaufschlag, so¬
wie den Vertrieb von Arzneimitteln über den Bedarf der eigenen
Praxis hinaus. Es bestehen keine Bedenken, in den gesetzlichen
Bestimmungen die Abgabe von Arzneimitteln ausdrücklich auf die
eigene Praxis zu beschränken.
In der anschließenden Debatte traten besonders W i 11 e - Ber¬
lin, Train- Baruth gegen die Absicht einer Reichsregelung auf.
Ebenso warnte K n e 11 - Gießen davor. Im allgemeinen wurde
empfohlen sich den Beschlüssen der Tagung des D. V.-R. in
Eisenach im Jahre 1912 aus Konsequenzgründen anzupassen.
M a r k s-Allenstein wendet sich besonders gegen den Arzneimittel-
handel durch die preußischen Landwirtschaftskammern. — Die
Anträgq werden im allgemeinen angenommen und die genaue For¬
mulierung dem Ausschuß überlassen.
Der nächste Punkt der Tagesordnung beschäftigte sich mit der
Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlichen Überwachung
des Milchverkehrs. Das Referat hatte hierüber Prof. Rievel-
Hannover übernommen, der in ausführlichen Darlegungen sich
hiezu äußerte. Ferner waren als Korreferenten beigegebeu:
Schlachthofdirektor Heine- Duisburg und Stadttierarzt Dü r-
b e ck-Nürnberg Heine gibt nach einem kurzen Überblick über
die derzeitigen preußischen Bestimmungen über die Milchkontrolle
und nach Besprechung der auf dem Gebiete der Milchbelieferung
nach den Großstädten bestehenden Mißstände eine kurze Dar¬
stellung der Maßnahmen, wie sie von den rheinisch-westfälischen
Städten während des Krieges ins Leben gerufen wurden. Diese
Maßnahmen, die in der Einteilung der Städte in Milchverteilungs¬
bezirke und Bildung von Milchversorgungsgesellschaften bestan¬
den, sollen durch einen vom rheinisch-westfälischen Städteausschuß
in Vorschlag gebrachten Gesetzentwurf zu einer Einrichtung wer¬
den, die mindestens bis zur völligen Behebung der Milchnot be¬
stehen bleiben soll. Referent hält, falls das Gesetz zur Tat wird,
die Errichtung von großzügigen Milchhöfen In den Großstädten
für erforderlich, in denen die gesamte Milch auf ihren Frische¬
zustand untersucht wird und auch die biologische Methodik von
Tierärzten bei der Untersuchung Anwendung findet. Sollte dieses
Gesetz nicht in Kraft treten, dann sollten die Städte kleinere Milch¬
höfe schaffen, um durch Qualität, Preis und Art des Milchvertriebes
vorbildlich zu wirken. (Auf das Korreferat Dürbecks werden wir
noch zurückkommen.)
Zum wichtigen Punkt der „Beteiligung der Tierärzte am
Wiederaufbau der deutschen Tierzucht“ referierte Prof. Schott le-
Berlin und Eckardt-Düsseldorf. Scböttle brachte folgenden
Antrag ein, der von der Versammlung einstimmig gutgeheißen
wurde: 1. In der staatlichen Tierzucht sollen auch spezialistisch
ausgebildete und in der Pferdezucht erfahrene Tierärzte als Leiter
von Gestüten bestellt werden. — 2. Bei Hengstkörungen sollen die
amtlich beauftragten Tierärzte mit beschließender Stimme zuge¬
zogen werden. — 3. Bei Körungen anderer männlicher Zuchttiere
und bei Tierschauen soll besonders geeigneten, züch¬
terisch erfahrenen Tierärzten in den Kommissionen Sitz
und Stimme zuerkannt werden. — 4. Bei tierzüchterischen Veran¬
staltungen soll man züchterisch erfahrenen Tierärzten Gelegenheit
geben, ihre Kenntnisse durch Übertragung der Funktion als Richter
zu verwerten.
362
E c k a r d t, der die Ausführungen des Referenten, nach man¬
cher Hinsicht ergänzte, dankte u. a. auch dem bayerischen. Ministe¬
rialdirektor Dr. Attinger, weil er es verstanden habe, den Tier¬
ärzten eine besondere Stellung bei der Förderung der landwirt¬
schaftlichen Tierzucht einzuräumen (allgemeiijnes Bravo!), insbe¬
sondere, daß es ihm gelungen sei für die Prüfung zum Tierzucht¬
dienste eine eigene staatliche Kommission zu erwirken.
An der Debatte beteiligten isich Groll- Traunlstein und
Grebe I - Aachen, dtile besonderen Wert auf die freiwillige Mit¬
arbeit des Tierarztes bei allen Maßnahmen zur Förderung der
Tierzucht legten. Sonnenbrodt, der als Gestütsdirektor von
Bad Harzburg sich besonders temperamentvoll äußerte, brachte
folgenden Antrag ein: „Im Deutschen Veterinärrat ist ein Tierzucht¬
ausschuß zu bilden zur planmäßigen Verfolgung unserer Bestre¬
bungen und, wenn es sein muß, zur Leitung des Kampfes auf dem
Gebiete der Tierzucht, mit welchem dileTierzuchtgruppen in engsten
Beziehungen arbeiten müssen.“ — Dieser Antrag, sowie die Leit¬
sätze des Referenten wurden einstimmig angenommen.
Außer den genannten Referaten und Anträgen waren vom
Reichsverband der deutschen GemeindetieräTzte noch folgende
Anträge eingereicht worden, die einstimmig angenommen
wurden:
„Der Deutsche Veterinärrat wolle in Unterstützung gleich¬
gerichteter Bestrebungen des Reichsverbandes der deutschen Ge¬
meindetierärzte die alsbaldige Errichtung ordentlicher Professuren
für Fleisch- und Milchhygiene und Schlachthofwesen an allen tier¬
ärztlichen Lehranstalten befürworten und die erforderlichen
Schritte sofort unternehmen. Die zu schaffenden Lehrstühle sind
mit ausreichenden Mitteln für Lehre und Forschung auszustatten
und mit solchen Tierärztem zu besetzen, die den Vorzug der Eig¬
nung besitzen und sich auf dem Gebiete der Fleisch- und Milch¬
hygiene und des Schlachthofwesens in hervorragender Weise
wissenschaftlich und praktisch betätigt haben.
Gründe:
Di'e Errichtung der erwähnten Lehrstühle liegt im Interesse
des Ausbaus der veterinär-medizinischen Wissenschaft zum Wohle
des Volkes.
Sie gewährleistet die notwendige Hebung des Ansehens der
Tierärzte als technische Organe des Staates auf dem Gebiete der
öffentlichen Gesundheitspflege.
Der Mangel solcher Lehrstühle an allen tierärztlichen Lehr¬
anstalten mit Ausnahme von Berlin steht in auffallendem Gegen¬
satz zu der Tatsache, daß Fleischbeschau und Milchhygiene tier¬
ärztliche Hauptfächer nach den §§ 45 und 50 der Prüfungsordnung
vom 24. Dezember 1912 sind und demgemäß in Form ordentlicher
Professuren auch an allen Lehranstalten vorhanden sein müßten.
Infolge des Mangels ordentlicher Lehrstühle an den meisten
tierärztlichen Lehranstalten und infolge der ungenügenden Ver¬
bindung der Schlachthöfe mit den tierärztlichen Bildungsstätten
ist die Ausbildung der Studierenden auf den in Rede stehenden
Gebieten eine unzureichende und eine nicht überall gleichwertige.
In Rücksicht auf die hohe Bedeutung der Fleischbeschau und
Milchkunde hinsichtlich der Erhaltung und Förderung der mensch¬
lichen Gesundheit und angesichts des Wertes der Schlacht- und
Viehhöfe für die Volkswirtschaft und die einwandfreie Fleischver¬
sorgung ist es die Pflicht des Staates, dafür Sorge zu tragen, daß
, *
v^<b<-
363
der Tierarzt, der berufen ist auf den einschlägigen Gebieten zu
wirken, sqhon während seiner Studienzeit theoretisch und prak¬
tisch so ausgebildet wird, daß er seiner verantwortungsvollen Auf¬
gabe, vor die er oft schon unmittelbar nach der Approbation ge¬
stellt wird, auch gewachsen ist. Das gilt nicht nur für die heutige
Zeit der Not, die zu unzureichenden Experimenten Gelegenheit
nicht bieten darf, sondern auch für alle Zukunft.“
Antrag: Der Deutsche Veterinärrat wolle sich die Ansicht des
Reichsverbandes der deutschen Gemeindetierärzte zu eigen
machen und' vor den zuständigen Behörden vertreten: daß
Schlachthof- und Gemeindetierärzte in Ausübung veterinär¬
polizeilicher Funktionen als Assistenten dfer beamteten Tier¬
ärzte nicht angesehen werden, sondern selbständig unter
eigener Verantwortung veterinärpolizeiliche Funktionen er¬
füllen.
Antrag: Im Schlachthof der Stadt Kiel, einer Stadt mit über
100 000 Einwohnern, wird zugestandenermaßen die Beschau
durch Laüienbeschauer ausgeübt. Der Zustand entspricht
nicht den Bestimmungen des § 6 des preußischen Ausfuhr¬
gesetzes zum Reichsfleischbeschaugesetz. — Was gedenkt
der Deutsche Veterinärrat zu tun, um dem ungesetzlichen
Zustand abzuhelfen?
Die endgültige Formulierung und die Weiterbehandlung wurde
dem Ausschuß überlassen. —
Ferner lagen folgende Anträge des Vereins der städtischen
Tierärzte der Rheinprovinz vor, die ebenfalls angenommen und
deren Bearbeitung und Weiterverfolgung ebenfalls dem Ausschüsse
übertragen wurde:
„1. Planmäßige Stadttierärzte sind ab 1. April 1920 rückwirkend
mindestens in die derzeitige Akademikerklasse (Gruppe 10 des Be¬
soldungsplanes) einzustufen und ihnen ist ein sofort wirksamer
Rechtsanspruch auf die nach dieser Einstufung nach zu zahlenden
Gebühren einzuräumen.
2. Für planmäßige Stadttierärzte ist ein sofort wirksamer
Rechtsanspruch auf einmalige automatische Aufrückung an¬
zuerkennen, wenn innerhalb der Stadtverwaltung die gleichartige
Regelung für die mittleren Verwaltungsbeamten bereits durchge¬
führt ist. Die beim Staate vorgesehene Drittelumg bezw. Fünfte-
lung ist unseres Erachtens bei den höheren Kommunalbeamten
, nicht anwendbar.
3. Im möglichst großen Umfange sind gemäß den Entschlie¬
ßungen der parlamentarischen Besoldungsausschüsse Beförde¬
rung s s t e 11 e n als planmäßig einzurichtende und stets zu be¬
setzende gehobene Lebensstellen für stellvertretende Betriebsleiter
und selbständige Abteilungsleiter einzurichten mit gleichartiger
Aufrückungsmöglichkeit wie unter 2.“
* * *
Im Anschluß an die harmonisch verlaufene Tagung wurden in
der Stadtbrauerei beschälseuchek'ranke Pferde vorgeführt.
Die Schilderung der Verbreitung der Seuche in Thüringen, sowie
der veterinärpolizeilichen Maßnahmen hatte Regierungs- und
Veterinärrat Dr. Schotte -Weimar übernommen; die Erörte¬
rung der Pathologie und Therapie übernahm Dr. Pfeiler -Jena.
Er verbreitete sich besonders über „Bayer 205“, Atoxyl und Tart.
staibiat. Die beiden letztgenannten Mittel werden abwechslungs¬
weise gegeben, wpbeil Tart. stibiat. alle 14 Tage in einer Lösung
2,5: 60,0 Wasser gegeben wird. — Die eindringlichen und inter¬
essanten Äußerungen Pfeilers brachten zum Ausdruck, daß die
Beschälseuche vermutlich viel stärker verbreitet «ei a.1« gemein¬
hin angenommen wird und daß wir mit einer noch weiteren Ver¬
seuchung rechnen müssen. Durch das spezifische Blutuntersuchunge-
verfahren sei die Erkennung allerdings wesentlich erleichtert. Er
verspräche sich von der Vis steri'lisans magna sehr große Erfolge
und zwpr nicht bloß in therapeutischer, sondern auch in prophylak¬
tischer Hinsicht — Die äußere Aufmachung der Demonstration
war leider sehr ungenügend und der Tagung des D. V.-R. nicht
in allem würdig. (Das Tischchen mit Instrumenten und Arzneien
stand unmittelbarüneben einem offenen Müllwagen, auf dem lustig
die Hühner sich breitmachten.)
* 4t *
Zum Schlüsse sei noch kurz der gesellschaftlichen Veranstal¬
tungen gedacht, die von einem Ortsausschuß (Obmann Schptte-
Weimar) auf das trefflichste vorbereitet waren. Beilm Empfangs¬
abend überraschten uns Musikvorträge und Deklamationen, be¬
sonders erfreute der thüringische Kollege Kiemast durch «eine
sehr guten Geigenvorträge. Das gemeinsame Essen am Donners¬
tag verlief sehr feierlich, wobei die obligaten Reden nicht aus¬
blieben. — Ein Theaterbesuch brachte uns zum Bewußtsein, daß
wir an einer alten Kulturstätte weilten, und daß das Weimarer
Theater nicht umsonst den Titel „Deutsches National-Theater“
führt. — Ein gemütliches Beisammensein am Freitag-Abend mit
Musikvorträgen, sowie ein Rundgang durch Weimar mit Besichti¬
gung der Sehenswürdigkeiten am Sonnabend bildeten einen wür¬
digen Abschluß der ganzen Veranstaltungen. P s c h o r r.
Mtndest-Gebührenordnung für tierärztliche Hilfeleistungen.
Am 13. März lfd. Jrs. fand in Weilheim eine Versamm¬
lung aller Im engeren und weiteren Umkreis
Weilheim s Praxis ausübenden Tlerirzte statt
zum Zweck der Vereinbarung einer Gebührenordnung.
Es wurden hiebei einstimmig folgende Taxen beschlossen:
1. Mündliche Beratung jeder Art . . . . . 5.— JL
2. Brief . 10.— „
3. Bescheinigung. 10.— „
4. Atteste ohne Untersuchung. 10.— ..
5. Gutachten ohne Untersuchung. 30.— „
6. Besuch im Hause des Tierarztes:
mit Großvieh. 10.— „
„ Kleinvieh. _ 5.— „
7. Besuch am Wohnort bis 2 Kilometer. 10.— „
8. Besuch außerhalb des Wohnortes:
Weggebühr von 5 Ji für den Doppel-Kilometer.
9. Beil notwendigem längeren Verweilen jede halbe
Stunde. 5.— .,
10. Nachtzeit (= von 7 Uhr abends bis 7 Uhr früh):
das Doppelte.
11. Bei Gelegenheitsbesuchen normale Ort3gebühr.
12. Rechnungsstellung V* jährig.
*- * *
1. Subkutane Injektion excl. Arznei. 5. —ü
2. Intravenöse Infusion.10—20.— ,.
3. Rotlaufimpfung pro Stück ......... 5.— „
bei geringer Schweinezahl.+Weggebühr
365
4. Augenprobe. —*
5. Einfache chirurgische Eingriffe. 10.— „
(Abszeß-Öffnen etc.)
6. Leichtere Eingriffe. 10,— „
Aderlaß. 5.— „
Zahnraspeln.10—20.— „
7. Schwierige Eingriffe mit Wurfzeug-Benützung
8. Kastration (siehe noch unten Nr. 17):
(excl. Kastration). 100.— „
Hengst. 50.— „
Kälber. 10.- „
Bullen über % Jahr. 20.—
Eber. 25.— „
Bruchferkel . .. 10.— „
Ferkel. 5.— „
Weibliche Kleintiere. 20.— „
9. Geburt:
bei Stute. 150.— „
„ ßiind. 80.—
10. Nachgeburt ablösen mindestens. 50.— „
11. Uterus reponieren . 30—50.— „
12. Ringeln . 20.— „
13. Untersuchung auf Trächtigkeit .•.. . 20.— „
14. Untersuchung auf Fehler vor und nach dem Kauf 10—25.—
15. Sektion von Großvieh. 20.— „
„ „ Kleinvieh. 10.— „
16. Chemische bezw. mikroskopische Untersuchung 5.— „
17. Kastration von Kühen.. . 100.— „
18. Corpus luteum abdrücken. 20.— „
Alle anwesenden Kollegen verpflichten sich, nicht unter den
hier angegebenen Sätzen zu arbeiten.
An die dieser Versammlung fern gebliebenen Kollegen sei
neben der persönlichen Verständigung auch an dieser Stelle hie-
mit die dringende Aufforderung gerichtet, sich an die vereinbarten
Mindest gebühren zu halten. Dr. Heinrich.
Verschiedenes.
Für unsere Herren Mitarbeiter!
Die Postgebühren für die Versendung von Korrekturbogen.
Bei den als D r u ck s a ch e n zu versendenden Berichtigungs¬
bogen (Korrekturbogen) ist es nach der Postordnung (§8, X, Ziff.4)
zulässig. Zu ändern und zuzusetzen. Nach der geltenden Auslegung
sind .inhaltliche Änderungen, die demVerfasser während der Druck¬
legung wünschenswert erscheinen und die mit dem ursprünglichen
Inhalt in Zusammenhang stehen, nicht zu beanstanden. Dagegen
können Ergänzungen, bei denen die letztere Voraussetzung
• nicht zutrifft, die also einen selbständigen Inhalt haben, nicht als
Berichtigungen im Sinne des § 8, X, Ziffe.r4 der Postordnung er¬
achtet werden. Derartige Ergänzungen sind als Nachtrag zu der
Urschrift (Manuskript) anzusehen. Sendungen mit in dieser Weise
ergänzten Berichtigungsbogen unterliegen bei offener Versendung
gemäß § 9,1 der Postordnung der Gebühr für Geschäfts-
papiere (nicht der Briefgebühr).
0 Tom 1. mit, 15. Mürz 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
co »— co — i o 4*
cd ^ p?
S 3 3 O'C'i
• * ’ -t n
Jp ci 25 © O "3
2-3 - • er er
^ 2 ^ £ N
»5 2. :r 3» ^
o- * ?
OSop-IL
3 3 3 5r N
*r tt S
® c :
t-L ^ M- 1 — 4 . ^-L I—
M. o 00 Ci ^ W to tv» tO ^ —
^ IC W CC GO 4** C*3 O CO O: *-
- K - IC
O OJ Ci Ü 1
In der
Berichtszeit
+ MM
H-k 4—L i
+ CO 00 CD 4^ *
+ _ ++ I + +
— * LO — C5 — —■
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zuuahme +
lo to ^
CO 3» CO 05 <0* CO
00 O C -*J CO CO CO
4 ^ -*q t o ro
T Ci ^ tc tc IC CO + 00
*• 000^j0500<0»00
l ! i i i | + i i
03 00 C5 C' IO H <-*
X ^ O W GO Ci +•
CO -3 O O O CH O
■<1
00
— — to
•4 C Qi --l 00 — CD
LO >-*•
— CO Q0 4- to 4*
CC 00 Ü« tc 4** + CO
a>
>—* *-t.
—• O to 00 CO 30
05
C0^4-05t0-4-4C0
L0CDHCDK09O
00
O CO ~ LO tO CO LO O
-I 00 c + ^ ^
^ ^ tc lc -i c a*
8 0 00 CO CO O
co oc to oo co lo
+ I I + I +
4^ ^ — ^ W-. 00 IO CO
^Iqo^icoqo^qqd
In der
Berichtszeit
Im Vergleich i
zur Vor¬
berichtszeit*) ;
Abnahme —
Zunahme-f- |
lu der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit •)
Abnahme — j
Zunahme -f- t
—1 C' —*■ ^ 1 »-*
CO LO O* 4- 4* O Oil
W 05 I Ml I IC IC
In der
ßerichtszeit
+ + +
CO tO CO
CO — ^ 4-1
CO LO
tc C öi ^ tc + O to
Ü< O LO -3 IO Ci «O o
CO CO C 0 4 — -«4 *-* M
O ü» 00 Ci C' O C LO M-
IO
LO —1 Ü»
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme +
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme +
CO LO
OD 4** QC 4- 4— CO CO CO
^K^OiO^Ü' O CO
+ I + 1 +
—4 I—4 H—
M-COCP4-
co 4- >-*> cc co 4- cji cf >-*• *—*•
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme +
CO O CD* LO IO LO LO CO
C 1 CO LC + + to 4* I CO I —4
IO
^ CO O’ LO
CT’ IO 00 LO LO CO LO
+ I + + +
CO co ■—- — 1
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 31. März 192t.
3*57
Tiemeht, Tlarkaltrag, Diätettt.
34. Münchener Pferdemarkt.
(12. mit 15. April 1921.)
Am Mittwoch, 13. April, vormittag begann der volle Marktbe-
trieb. Die in den Hallen, 4, 5 und 6 des Ausstellungsparks errich¬
teten Stallungen silnd sämtlich besetzt. — Der erste Markt seit Be¬
ginn des Krieges bietet ein wesentlich anderes Bild als die Fniedens-
märkte. Die Händler L. Sedlmayr, Reinemann, Gebrüder Steinlein
(Nürnberg) u. a., die früher stets mit einer großen Zahl edler Reit-
und Wagenpferde vertreten waren, fehlen heuer ganz, auch die
Gebr. Löbstein, dlile früher 'ihre ganz schweren belgischen Bräu¬
pferde gebracht haben, sind nicht vertreten. Wir sehen, daß der
Zutrieb sich fast ausschließlich aus Gebrauchs pferden zü-
sammensetzte, Luxuspferde waren nur wenige zu sehen. — Den
Hauptanziehungspunkt des Marktes bildete die Ausstellung
bayerischer Zucht- und Gebrauchspferde« die
in der Halle 6 untergebracht war und auserlesene, prachtvolle
Tiere aus dem Rottaler Zuchtgebiet, starke Wagenpferde des baye¬
rischen Oberlandes, den leichteren, eleganten Typ der von der
Pferdezuchtgenossenschaft Fürstenfeldbruck betriebenem Remonte-
zucht und einen ähnlichen Schlag der vom Fohlenhof Ritterswörth
unterhaltenen Remontenaufzucht umfaßt. Auch unter den für die
Prämiierung konkurrierenden Pferden bayerischer Privatzüchter
sah man vorzügliches Material. — Von den zum Verkauf auf den
Markt gebrachten Pferden nennen wir die prächtige Kollektion
Rottaler Pferde von Anton Springer (Pöcking), Gebr. Bauland
hatten 32 Pferde gebracht, weiter waren vertreten: Ametsbiehler
mit 12, Billesberger (Moosinning) mit 12, Blindhuber mit 6, Eberl
mit 15, Eser & Reichold (Augsburg) mit 12, M. Gerbl mit 27, Gebr.
Hellmann mit 30, Gebr. Holzer (Traunstein) mit 11, Kahlhammer
mit 10, Krieger (Straubing) mit 8, Kronacker (Traunstein) mit 8,
J. Kaupper mit 10, Kunkel mit 24, Langlechner (Altötting) mit 18,
Lechner (Mühldorf) mit 10, Landauer Söhne mit 12, Lindlacher
(Übersee) mit 8, Maier (Lerchenhub) mit 12, Maurer (Landshut)
miit 15, Mösl & Sohn mit 19, Pritzl (Högling) mit 15„ Rohrbacher
mit 16, Sagerer mi't 24, Schönhuber mit 21, Gebr. Sengmüller mit 12
und Gebr.Wallner (Altötting) mit 12 Pferden.. — Das Marktgeschäft
hatte sich lebhaft gestaltet, wenn auch natürlich die Umsätze der
Friedenszeit nicht erreicht werden konnten. Das ist begreiflich,
wenn man berücksichtigt, daß der heutige Preis der Pferde etwa
das Zwanzigfache des Friedenswertes beträgt.
Hunde-Ausstellung aller Rassen in München am 7. und 8. Mat.
Eine Hundeausstellung allergrößten Stiles, der eine Industrie-
Ausstellung iln kleinem Rahmen an gegliedert wird, soll München
in den Hallen 4—6 des Ausstellungsparkes erhalten. Der Ausstel¬
lung sind 19 Sonder-Ausstejlungen hiesiger Spezialklubs angeglie¬
dert, so daß diese wohl die größte Veranstaltung dieser Art seit
Jahren zu werden verspricht. Ausgestellt sindHunde allerRassen.
rfUatsveterlilrkude, Anslaidsdlenst and Venloheraigmsra.
Erhöhung der Münchener Schlacht- und Viehhofgebühren.
Da der Münchener Schlacht- und Viehhofbetrieb fortgesetzt
rechnerische Unterbilanzen aufzuweisen hat, obgleich seit Wieder-
368
sich zu einem bedeutenden Umschlageplatz für den Exportverkehr
entwickelte, wurden die bisherigen Schlachthof-. Markt- und Ein¬
stellgebühren für sämtliche Schlachtviehgattungen ab Mittwoch
den 13. April um durchschnittlich rund 100 Prozent erhöht. Die
Schlachtgebühren betragen fortab für Ochsen 78 Mk., Bullen und
Kühe 47 Mk., Jungvieh 27 Mk., Kälber 13 Mk., schwerere Schweine
21 Mk., Läufer 10 Mk., Ferkel 2,80 Mk., Schafe und Ziegen 6 Mk..
Lämmer und Kitze 1,20 Mk., Pferde 46 Mk. und Hunde 4,50 Mk.
Entsprechend sind auch die neuein, Marktgebühren auf 6 Mk. bis
0,50 Mk. und die ELnstellgebühren von 0,75—0,10 Mk. abgestuft.
Die Viehhofsperre aufgehoben.
Die über den Münchener Schlacht- und Viehhof seit Monaten
verhängt gewesene Seuchensperre ilst nunmehr wieder aufgehoben.
Dessenungeachtet bleibt der Schlacht- und Viehhof bis auf weiteres
noch Beobachtungsgebiet, aus dem Lebendvieh nur mit Eisenbahn
oder Wagen, nicht aber im Straßentrieb abtransportiert werden
darf.
Das Berner Tierseuchenkassengesetz
wurde nach eingehender Beratung vom Großen Rat des Kantone
Bern genehmigt. Darnach leistet der Staat an die Kasse einen ein¬
maligen Beitrag von 2,5 Millionen Franken; die Tierhalter zahlen
je nach der Gattung der Tiere jährlich 20 Rappen bis 1 Franken
für das Stück. Sobald die Kasse einen Bestand von 4 Millionen
Franken aufweist, wird die Betragszahlung eingestellt
Tierseuchen in der Schweiz.
Woche vom 21. bis 27. März. Neu gemeldet: Maul- und
Klauenseuche: 12 Kantone mit 35 Bezirken mit 46 Gemein¬
den und 76 Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Be¬
zirken mit 2 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl.
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche): 7 Kantone mit 7 Bezirken
mit 8 Gemeinden und 10 Gehöften: Milzbrand: 3 Kantone
mit 3 Bezirken mit 4 Gemeinden.
tfodisdiulnachrichten.
Zahl der Approbationen im Prüfungsjahr 1918/19. Laut Reichs¬
anzeiger erhielten im Prüfungsjahr 1918/19 ün Deutschland die
staatliche Approbation: 1321 Ärzte, 121 Zahnärzte. 161 Tier-
ii r z t e und 258 Apotheker.
Bin akademischer Nachtwächter gesucht. Im „Göttinger Tage¬
blatt“ suchte kürzlich ein mitteldeutscher Rittergutsbesitzer durch
folgende Anzeige einen akademisch gebildeten Nachtwächter: „Zur
Bewachung meines Gutshofes suche ich zuverlässigen jungen Mann,
der gleichzeitig Gelegenheit 'hat, die Landwirtschaft kennen zu
lernein. Gegebenenfalls für Studenten geeignet,
die in Göttingen Kollegien besuchen, da Bahnverbindung vor¬
handen.“ (M. N. N., 1921, Nr. 153.)
m
m
Personalien.
Anstellung eines Tierarztes als Handelsdiemiker. Der Xahr
rungsmittelchemiker und Tierarzt Dr. Seel,, Inhaber des bakterio-
logischen und chemisch-physiologischen und chemisch-technischen
Laboratoriums in Würzburg, Wolframstraße 1, ist von der Handels¬
kammer Würzburg als Handelschemiker und Sachverständiger für
den Reg.-Bez. Unterfranken und Aschaffenburg angestellt und ver¬
eidigt worden.
Berufen: Dr. J. Stephan, bisher Assistent am veterinär¬
pathologischen Institut in Hießen wurde als Leiter der Unter¬
suchungsabteilung des Bakteriologischen und Serum-Institutes Dr.
Schreiber nach Landsberg a. W. berufen.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Andreas Minge?
aus Burrweiler (B.-A. Laudau Pf.) in Maikammer (B.-A. Landau Pf.);
Dr. Hugo Wetzel aus Eichstegen (württemb. Oberamt Saulgau) in
Friedberg.
Als Praktikant eingetreten: Benedikt Buchmiller aus
Attenhofen (B.-A. Neu-Ulm) beim Bezirkstierarzt von Günzburg.
Bttcherschan.
Lehrbuch der Rinderzucht. Des Rindes Körperbau,
Schläge, Züchtung, Fütterung und Nutzung.
Von Dr. J. Hanse n. Geh. Regierungsrat, o. ö. Professor und
Direktor des landwirtschaftlichen Instituts der Universität in
Königsberg i. Pr. Mit 302 Abbildungen. Berlin SW. 11, Hede¬
mannstraße 10/11, Verlagsbuchhandlung Paul Parey. 1921, —
Preis geb. 105 Mk.
Da die deutsche Tierzucht sich mehr und mehr zu einer Ver¬
edelung ausländischer Produkte entwickelt hatte, so mußten durch
die schwierigen Verhältnisse der letzten Jahre und dem dadurch
bedingten Ausbleiben der Zufuhren des Auslandes eine gewaltige
Schädigung der deutschen Tierzucht, wenn nicht ein Zusammen¬
bruch einzelner Zweige derselben — man darf nur an die Schweine¬
zucht erinnern — eintreten. Nach Ansicht des Verfassers muß also
die deutsche Landwirtschaft aus den Fehlenn der Vergangenheit
lernen und unsere Tierzucht muß in stärkerem Maße mit dem hei¬
mischen Boden verwachsen, als dies vor dem Kriege der Fall ge¬
wesen war. Verfasser möchte mit dem vorliegenden Werke dieser
schweren Aufgabe wenigstens einigermaßen gerecht werden. Das
Buch umfaßt das gesamte Gebiet der Rinderzucht und gibt nach
einem Überblick über die Arten des Rindes im I. Abschnitt,
über den Bau des Rindes im II. Abschnitt, uns im III. Abschnitt
eine sehr ausführliche Abhandlung über Rassen und Schläge des
Rindes. Es ist hier wohl keine, auch nur einigermaßen ins Ge¬
wicht fallende Rasse oder ein Schlag unberücksichtigt geblieben.
Aber natürlich haben die bedeutenden Rassen und Schläge auch
einen entsprechend größeren Raum beanspruchen dürfen. Zu be¬
achten ist, daß die detallierten Angaben über Milchabgabe und
Lebendgewichte den bei ausgiebiger Fütterung aus der Vorkriegs¬
zeit erzielten Ergebnissen entsprechen. Der Abschnitt IV behan¬
delt die Züchtung des Rindes einschließlich Trächtigkeit, Abkalben
und Behandlung der Kuh und des Jungen nach dem Abkaibeo. Im
V. Abschnitt wird die Ernährung des Rindes besprochen, wobei
zunächst in einer allgemeinen Abhandlung die Nährstoffe und ihre
370
Verwendung eingehend behandelt werden. Alsdann werden die
einzelnen. Futtermittel unter Berücksichtigung ihres Wertes für
‘die Ernährung des Rindes (Grünfutter, Heu, Stroh, Körnerfrüchte,
verschiedene Abfälle etc.) besprochen, woran sich dann, die eigent¬
liche Fütterung des Rindes reiht. Der VI. Abschnitt endlich ent¬
hält alles Wissenswerte über Haltung und Pflege, dabei ist auch
ein sehr lesenswerter Abschnitt dem Melken gewidmet, in dem zu¬
gleich Verschiedene Melkmaschinen beschrieben und abgebildet
sind. Der Text ist durch eine sehr große Zahl von meist vorzüg¬
lich gelungenen Abbildungen ergänzt. Unter diesen Abbildungen
sind auch über alle jene Gebietsteile Deutschlands, die sich be¬
sonders durch Viehzucht und Viehhaltung hervortun, Landkarten
enthalten, die die Verbreitung der Rinderschläge daselbst in sehr
übersichtlicher Weise dartun. Abgesehen von den verschiedenen
Karten aus Norddeutschland erwähne ich hier u. a. solche von
Sachsen, von Bayern und der Pfalz, von Württemberg und von
Baden, sowie von den österreichischen Alpenländem. Leider
haben wir bei der Besprechung der Rinderschläge der Schweiz,
ferner von Schweden und Norwegen, von Ungarn, von Belgien
und Frankreich, sowie von Großbritannien und Irland kein solch
interessantes Kartenmaterial mehr im Buche, allein die betref¬
fenden Abhandlungen - sind durch sehr instruktive Bilder
illustriert. Das Buch ist fraglos ein wesentlicher Gewinn für die
Wissenschaft und ein wertvoller Ratgeber für die interessierten
Kreise. Ma.
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt
der Verlagsbuchhandlung Paul Parey, Berlin SW. ll, Hedemann¬
straße 10 und 11 bei, den wir der größten Beachtung empfehlen.
Zu beziehen durch die Hochschulbuehhandlung, Max Hueber,
München, Amalienstraße 79.
Tierärztlicher Kreisverein von Oberfranken.
Die diesjährige
Generalversammlung
findet am 8. Mai ab 10 Uhr zuLichtenfels im HoteI zuni
Anker statt.
Dr. Huß, Schriftführer.
Bekanntmachung.
Verband der Freiberufstierärzte Bayerns (Gau Augsburg).
Gauversammlung
am 8. Mai in Augsburg, Kaffee Schachermaier.
Tagesordnung.
1. Die Versorgungsrechte der praktischen Tierärzte und ihre Be¬
handlung durch die Anstellungsbehörde.
2. Verwendung des Fleisches von notgeschlachteten Tieren.
3. Neuwahl der Vorstandschaft.
Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Meitingen, 23. April 1921.
Die Vorstandschaft.
371
Bekanntmachung.
Verband der Freiberufstierärzte Bayerns (Gau Wfirzburg).
Gau Versammlung
am 30. A p r i L in W ü r z b u r g.
Tagesordnung.
1. Bericht des Vorsitzenden über die Tagung des R. P. T.
und D. V. R. in Weimar.
2. Neuaufstellung einer Taxe.
3. Gruppeneinteilung
4. Verschiedenes.
Seemann, Vorsitzender.
Fieber Thermometer Janet Spritzen
oval max. Min. in Papphülse, per auskochbar mit Duritkolben,
Stück A 7.—, per Dutzend M 78 .—. 100 ccm M 100.—.
ScheldenverschIQsse Janet Spritzen
nach FlOSSa« Ia. vernickelt, runde Rekord« 100 ccm M 130.—.
Holzkugeln, per Stück A 2 .—.
Eisenmöbel, Schränke, Instrumenten-Tischchen etc.
unübertroffen schön und billig.
Kein Laden! Deshalb günstige Gelegenheit für Sie! —
MAX MATTES, MÜNCHEN
Hans SachsstraBe 14.
Der ansteckende Scheidenkatarrh
weicht schnell der „Bissulin “Behandlung.
. Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere Be¬
handlungsmethoden im Stiche ließen.“ T.Kundsch.iaos.Nr.zö.
„ . . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit
„Bissulin“ . . behandelt.“ Münchener T. -W. 1911 , Nr. 15 .
„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬
haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ t. r. 1912,Nr.44.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chemische Fabrik, Aachen 25.
in Ampullen und Tabletten JV
Orlglnalkörton Orlglnolröhrc
xu 5 Ampullen ZUY zu 20Töblctten
symptomalischen
l~^| Behandlung der
^ nervösen ^
Chem-PharmazeutischeWerKe Bad Homburg ArG.
Nene Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr. 14, 1921, Seite 237 und 294.
Yohimbin-Veratrin - verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 - 0,01 - 0,001 — 0,005
Scharfe Einreibungen in Originalpackung :
Cantharidol und Scharfin
bew&hrt bei Gallen und Oberbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
vorzügl. wirkend bei Jodsolvin« Jodöleinreibung, auch
mheit, Sehnenent- mit Hydrarg. bijodat.
jw. Jodsalunguene.
acre f verstärkt mit Restitutionsfluid« mit 01. sinapis
ltharidingehalt, vor- besonders verstärkt.
Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
„ geschürzt
Nanne 9 ei ’ y
Kombination der Wirkung von Bismufhpräparaten mit derjenigen von Adsorbentien
Rasche Wirkung * Bequeme Darreichung
Keine unerwünschten Nebenerscheinungen
narbimnon> N«I <100 gr.) für Grosstiere M. 17.50
KdlKUIiyCI1« N«n (25gr.)fürKleintiere M. 5.-
11 IHllllil Uu Ul I 11 Ulli I
374
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierarzt!. Wochenschr., 57. .lahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen. .
Chemische Fahrik Jkublng
Pharm. Abteilung
Hubing bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
375
Jod -
Vasogetv
67« und 10 %
Nicht teurer als Ersatzpräparate.
Specif. Jodwirkung, dabei
reizlos für Haut und
Schleimhaut u. sparsam
im Gebrauch. Vorzüglich
bewährt u. a. bei:
Aktinomykose , Euter-, Gelenk
KnochenhautÜehnenentzündimy.
Acarusräude u. a. Hautkrankheiten.
Morbus maculosus , Pleuritis.
Literatur durch:
Pearson & Co., Akt.-Ges.,
Hamburg 19.
Maul-n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveteriuär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Dr. Kleins
Äntiperiostiri
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
f Lieferung erfolgt an Tierärzte
J9 mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataaten
Nur für den Gebrauch
de» Tierarztes bestimmt
Verlangen Sie ausführlich^
Literatur
m
y :: ,
Ges.gesch.
Moratorium Dr.Klein Berlin
öencraldepot Müachea Hess -3tr 12.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, Mtiuchen, Vcterinarstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2.
(früher: Tierärztliches Woehenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Ttehzncht)
Ünter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tlerftrztltchen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den -3. Mai 1921. Nr. 18.
Inhalt:
Originalartikel: Schwab. — Kitt. (Forts, folgt.) — Pschorr. (Forts, folgt.) —
Referate — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hoch¬
schulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Beitrag zur chemotherapeutischen Behandlung der
Maul- und Klauenseuche.
Von Dr. Schwab, Diessen a. Amraersee.
Ergänzend zu meinen Mitteilungen in Nr. 38 dieser
Zeitschrift möchte ich noch berichten, was ich diesbezüg¬
lich bis jetzt beobachten konnte.
Seit Mai habe ich an eine größere Anzahl von Ställen
konzentrierte Lösungen von Fe(OH) 3 abgegeben, die in
zirka 0,l%iger Verdünnung täglich den Rindern, Ziegen,
Schafen und Schweinen verabreicht «wurden. Im allge¬
meinen wurde die Ferrihydroxydlösung gerne aufgenom-
men; insbesondere zeigten Schweine, Schafe und Ziegen
gegen eisenhaltiges Trinkwasser oder Trank nicht die ge¬
ringste Abneigung.
Als Endresultat nach monatelanger Beobachtung läßt
sich unleugbar feststellen, daß alle mit Eisenlösungen vor¬
behandelten Tiere wesentlich milder erkrankten oder wenig¬
stens nach schwerer Durchseuchung am Leben erhalten
blieben, ohne die Tiere noch mit Immunserum oder -blut
behandeln zu müssen.
Voller Erfolg zeigte sich, wenn die Tiere den präpa¬
rierten Trank 6—8 Wochen erhalten konnten. Bei kür¬
zerer Zeit der Verabreichung war der Erfolg geringer. So
konnte auch ferner beobachtet werden, daß das Einlegen
von rostigen Ketten allein nur weniger gute Resultate er-
‘zielte, jedenfalls deshalb, weil zu wenig Fe(OH) 3 gebildet
werden konnte, um in 6-8 Wochen einen gewissen „Schütz“
zu bieten. Ich will damit die anderweitig gemachten, guten
Erfahrungen nicht in Abrede stellen, glaube aber, daß Rost¬
ketten nur bei sehr langem Gebrauche von Nutzen sein
können.
378
Zum Unterschiede von nicht behandelten Tieren zeig¬
ten ferner die genügend mit Eisen vorbehandelten Patienten
ein kürzeres Rekonvaleszenzstadium, kamen rascher wieder
zur Milch und magerten weniger stark ab. Das Verlieren
von Klauen sowie, schwere Erscheinungen am Euter konnte
ich auch bei vorbehandelten Kühen in fast gleicher Inten¬
sität feststellen, wie bei den Nichtvorbehandelten.
Kasuistisch noch kurz das Folgende:
Ein Gutsverwalter teilte mir mit, daß seine mit altem
FeS0 4 behandelten Kühe wesentlich leichter erkrankten
als seine Ochsen, bei denen er die Verabreichung des Prä¬
parates weniger gut kontrollieren konnte.
Ein Gutsbesitzer in R. gab ebenfalls Ferrosulfat mit
NaHC0 3 , somit Ferricarbonat.- Er fand ein recht mildes
Durchseuchen seiner Tiere, verlor aber 1 Kuh wegen eite¬
riger Klauenentzündungen an 4 Füßen, zu der sich noch
das Abstoßen des Klauenschuhs an 2 Füßen gesellte. Bei
einem an beiden Hinterfüßen schwer erkrankten Ochsen
hat Aolan 100,0 intramuskulär gute Dienste erwiesen. Der
gleiche Gutsbesitzer konnte die gegen andere Ställe ange¬
nehme Beobachtung machen, daß seine Kühe fast alle nur
sehr wenig in der Milch nachließen.
Ich könnte Berichte wie vorstehend noch in großer An¬
zahl erbringen, sie sagen aber nur stets das Gleiche.
Von Interesse dürfte aber noch sein, was mir von einem
Schafzüchter mitgeteilt wurde. Seine mit Ferrisalzen vor¬
behandelten Tiere erkrankten sehr leicht, dagegen verlor
ein ihm gut bekannter Schafzüchter, der seine Tiere un¬
behandelt ließ, zirka 20 Stück.
Die gleichguten Erfolge zeigen auch Schweine. Ich
möchte fast die Behauptung aufstellen, daß die Schweine
für die Eisentherapie die dankbarsten Tiere sind. Ich habe
wiederholt und einwandfrei sehen können, daß vorbehan¬
delte Schweine gar nicht oder nur 1—2 Tage Krankheits¬
erscheinungen zeigten, während in Nachbarställen oder zu
kurz behandelte Tiere rasch starben.
So weit die Erfahrungen experimenteller Unter¬
suchungen, die 2—3 Monate im Durchschnitt währten.
Auf Grund dieser Resultate möchte ich fast zu der An¬
nahme neigen, daß Tiere, denen auf natürlichem Wege im
Trinkwasser und durch lange Zeit hindurch Ferripräparate
einverleibt werden, eine Art Schutz gegen Maul- u. Klauen¬
seuche erhalten können. Mögen nachstehende Fälle obige
Annahme stützen:
In Nr. 38 (1920) dieser Wochenschrift berichtete ich
379
von einem Gehöfte, das niemals die Seuche in den Stall
bekam und gab auch den mutmaßlichen Grund hiefür an.
Heute, da die Seuche ringsum erloschen ist, kann ich be¬
richten, daß auch heuer wieder das Gehöfte vollkommen
verschont blieb.
Ein weiterer Fall wurde mir von einem hier wohnen¬
den Major genannt. Derselbe bezeichnete mir ein Gut,
dessen Trinkwasser auf Grund chemisch-analytischer Unter¬
suchung sehr stark eisen- und schwefelhaltig ist. In diesem
Gute kennt man die Seuche nicht und hat auch in diesem
Jahre keinen einzigen Seuchenfall zu verzeichnen.
Die Ferrihydroxydimpfung betreffend habe ich die
gleichen Erfahrungen wie früher gemacht. Geht man mit
der Infusionsnadel ziemlich parallel zu den Gefäßwänden
der Jugularvene zirka 3 cm im Lumen derselben vor und
läßt, bevor man die Nadel herausnimmt, noch etwas Blut
aderlaßartig herausfließen, so lassen sich die Abszesse und
Nekrosen fast gänzlich (2—3 %) vermeiden.
Zusammenfassung:
1. Ferrisalzlösungen in mäßiger Konzentration (5,1- bis
0,2 %ig zirka 8 Wochen verabreicht, haben ohne
Zweifel eine den Krankheitsverlauf günstig beein¬
flussende Wirkung. Die Möglichkeit eines natürlichen
Schutzes unter günstigen Bedingungen läßt sich nicht
ohne weiteres leugnen.
2. Bekonvaleszenz, Milchergiebigkeit und Näbrzustand
werden günstiger gestaltet als bei nicht behandelten
Tieren.
3. Ein günstiger Einfluß auf die Klauenerkrankung
konnte nicht festgestellt werden. Hier hilft Pix li-
quida, Trockenpulver, Tolid.
4. Ferrihydroxydinjektionen werden von Bindern und
Ziegen gut vertragen, wenn sie am 11—2. Tage aus¬
geführt werden. Unter besonderen Vorsichtsmaßregeln
lassen sich die gefürchteten Nekrosen vermeiden.
Etwa auftretende Herzschwäche wird mit Atropin
oder Digalen bekämpft.
Weitere Hitteilungen zum Problem der Hanl- und
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen.
Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung.)
Es trifft also vollkommen zu, daß, wie ich mich ausge¬
drückt habe, „der frühere Vorschlag wieder zu neuem Leben
erwacht ist“, wobei, wie ich in dem „Wochenblatt des land-
380
wirtschaftlichen Vereins in Bayern“ (1920, Nrn. 39 u. 40)
anerkannt habe, die Richtlinie, welche Direktor Ernst
gegeben hat, mi {bestimmend für den praktischen Erfolg ist,
seine planmäßige Anordnung des Verfahrens erst dem Vor¬
schlag zum Wert verholfen hat.
Es kommt öfters vor, daß zwei oder mehrere Wissenschaftler
denselben Gedanken liefen und gleiche Versuche ausführen, wobei
es dann vom Zufall oder vom Zögern in der Drucklegung abhängt,
wer die Priorität beanspruchen darf. Die Sache kann auch schon
publiziert sein, ohne daß ein Anderer davon weiß, weil bei> der
Übermenge von Zeitschriften und der jeweils mangelnden Gelegen¬
heit von der betreffenden Zeitung Einsicht zu nehmen, dem Einen
oder Andern die Veröffentlichung entgeht. So ist der Milzbrand¬
bazillus von, drei' Forschern (Pollender, Branell und D a -
v a i n e) getrennten Ortes entdeckt worden und so hat die Beh¬
ring sehe Entdeckung der Serumtherapie bei Diphtherie sofort
viele Forscher veranlaßt, die\ Sache bei anderen Krankheiten zu
probieren und sind gleichartige Rotlaufschutzimpfungen von Em¬
merich und Mastbaum, Lorenz, Vo ges, Leclainche
und V a 11 6 e i'n fast gleicher Zeit heraus gebracht worden. Ebenso
hat die Entdeckung des Tuberkulins sofort mehrere Tierärzte in
verschiedenen Ländern und Instituten (Rußland, Frankreich, Bayern,
Sachsen und Preußen) auf den Gedanken gebracht die Herstellung
eines gleichartigen Diagnostikums gegen Rotz in Angriff zu nehmen,
weshalb das Mallem mehrere Entdecker hat.
So arbeitet auch jetzt bei den Forschungen über Schutz-
impfungsmöglichkeiten gegen die Maul- und Klauenseuche in ver¬
schiedenen Instituten wohl Mancher in derselben Weise wie ein
Anderer, weil die Vorbilder der Pockenschutzimpfung, Rimderpest-
und Schweinepestschutzimpfung, der Tierpassage. Wechselpassage
und technischen Methoden, welche von Anderen bereits publiziert
sind, zu gleichartigen Versuchen Anre'gung geben, jeder Fort¬
schritt auf einem vorausgegangenen sich aufbaut.
Über Prioritäts- und andere wissenschaftliche Streitigkeiten
hat Newton den Satz geprägt: „Die Wissenschaft ist ein ab¬
scheulich zanksüchtiges Weib“ (The Science is an impertinently
litigious lady). Abgeklärte Leute denken an Falstaffs Aus¬
spruch: „Der Ruhm ist nur ein gemaltes Wappen auf einem Sarge“,
oder mit Grillparzer, daß der Rubin nur ein Leben im Atem
Anderer ist. Aber der Wettbewerb und Ehrgeiz der Gelehrtem
fördert die Wissenschaft.
Daß jener in gesperrter Druckschrift gegebene Vorschlag
seinerzeit von den Kollegen der Praxis nicht weiter be¬
achtet wurde, lag zum Teil daran, weil die Bedeutung der
Serumtherapie damals noch nicht so allgemein erfaßt war
wie heutzutage und weil die Seuche, wie das immer der Fall
ist, nach ihrem Durchzug durch das Land von selbst ab¬
flaute.
Während die damaligen Versuche nur im Kleinen bei
einer geringen Zahl von Tieren unternommen werden konn¬
ten und deflhalb in ihrem Werte schwer abgeschätzt werden
konnten, stand Dr. Ernst der ganze veterinärpoiizeiliche
Apparat zur Verfügung, die Sache im Großen dürchzu-
fiihren. Jene alten Unternehmungen sind auf halbem Wege
stecken geblieben, weil man das Hauptziel einer prophylak¬
tischen Immunisierung im Auge hatte, dies aber mit dem
einfachen Rekonvaleszentenserum nicht erreichen konnte,
und weil durch das bessere, mittelst Hochtreiben der Im¬
munität gewonnene Löfflersche Serum jene uranfänglichen
Versuche fortzusetzen überflüssig erschien.
Die Unterlassung weiterer Versuche zu damaliger Zeit
benimmt dem von mir gemachten Vorschläge nicht den ihm
innewohnenden Wert, vielmehr ist seine Wiedergeburt und
heutige Ausführung die beste Anerkennung.
Das Löffler sehe Serum ist dem einfachen Rekon-
valeszentenserum darin überlegen, daß es nicht bloß
den Krankheitsverlauf mildert, sondern tatsächlich prä¬
ventiv wirkt, also den Ausbruch der Seuche
verhindert. Solchen Schutz kann das einfache Rekon¬
valeszentenserum nie geben, da sein Gehalt an spezifischen
Schutzstoffen nur ein geringer zu sein pflegt. Es ist zwar,
wie ich schon früher erwähnte, zu vermuten, daß bei Tieren,
welche bei der bösartigen Form der Seuche den gefähr¬
licheren Ansteckungsstoff überwunden haben, der Schutz¬
stoffgehalt des Blutes ein etwas höherer sein dürfte als bei
der durchschnittlich milden Durchseuchung, indes so reich¬
lich wie bei methodisch hochgetriebener Immunität ist er
nicht zu erwarten. Wenngleich der Schutz passiver Immu¬
nisierung, welcher durch das Löffler-Serum gegeben wird,
durchschnittlich nur 4—6 Wochen dauert, so ist dies ge¬
wöhnlich hinreichend von Nutzen, weil bis zum Ablauf
dieser Zeit die Seuche in den Nachbargehöften erloschen
zu sein pflegt und daher die Gefahr der Einschleppung in
den schutzgeimpften Bestand sich mittlerweile vermindert
hat. Auch steht zu vermuten, daß Tiere, welche mit Löffler-
Seruimgeimpft sind und dann einer natürlichen Ansteckung
ausgesetzt waren, ohne zu erkranken, gleichwie bei einer
Simultanimpfung in erhöhtem Maße unempfänglich werden.
Die früheren Erfolge der Anwendung von Löfflerserum
haben dessen Wert als Prophylaktikum und den Krankheits¬
verlauf entschieden milderndes Mittel längst bestätigt.
Auch neuzeitlich haben Schipp und Schern die
Brauchbarkeit des Löfflerschen Serums in seiner schützen¬
den und heilenden, d. h. klinisch umstimmenden Wirkung
als unbestreitbar bezeichnet und ist über glänzende Ergeb¬
nisse berichtet worden, wenn das Serum in den ersten zwei
Tagen nach Ausbruch der Erkrankung angewendet wurde
382
!
i
(plötzliches Aufhören der Todesfälle, rascheste Besserung, :
während ungeimpfte Kontrolltiere desselben Bestandes j
starben (Himmel: Berk Tierärztl. Wochenschrift, 1920,
Nr. 46). .
Wenn in der jüngsten Zeit Mißerfolge des Löfflerserums
in Württemberg zu verzeichnen waren, so lagen sie, wie
E r n 81 schreibt, in der unsachgemäßen, zu späten An¬
wendung des Serums. Man hat also tatsächlich in dem Löff-
lerschen Serum schon das Mittel gegen die Maul- u. Klauen¬
seuche besessen, nur war es bei dem vehementen Auftreten 1
der Seuche nicht in genügender Menge vorrätig. Da man I
nun durch verschiedene Methoden der Konservierung, be¬
sonders durch das Trocknungsverfahren, reichliche Vorräte
solchen Serums anlegen kann, wird man ein zweites Mal
nicht so unvorbereitet einem neuen Seuchenausbruche gegen¬
überstehen.
■ Die Herstellung des Löffler sehen Serums
ist neuzeitlich nach einem in Südamerika von Henrique
Marquez Lisboa und Armando Alves de
R-o c h a angegebenen Verfahren praktisch ver¬
bessert worden. (Fortsetzung folgt).
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Maul-
nUd KlaUenSeUChe. (Fortsetzung)
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
y. Gruppe der Verbindung ätherischer öle ;i
mit Seifen.
•* Im Jahre 1911 trat Schmitt -Wolfratshausen mit einer neuen
Behandlungsweise der Maul- und Klauenseuche an die Öffentlich¬
keit**). Das wirksame Prinzip war ein Desinfektionsmittel, das von
der herstellenden Firma (H. Wolfrum & Co., Augsburg) den Namen
M i t i s o 1 (ges. gesch.)
erhalten hatte. Nach den Schmitt sehen Angaben besteht es aus
Kamphenen, Terpenen und Pinen, also aromatischen Kohlenwasser¬
stoffen der Formel Cio Hw, „die wirksamen Stoffe vieler ätherischer
öle“. Sie sind in einer Seifenlösung als Vehikel untergebracht**).
Schmitt brachte sein Verfahren mit Mitisol Ln 19 Gemeinden
miiit nahezu 1500 verseuchten Tieren zur Anwendung, ln 14 Ge¬
meinden konnten die Neuausbrüche auf die Einschleppungsherde
beschränkt werden. In 105 Beständen konnte die Seuchentilgung
innerhalb längstens 20 Tagen nach Feststellung und Behandlungs¬
einleitung erfolgen. In 4 Gemeinden konnten 7 Gehöfte mit 42
*) Profilaxia da febre aftoza, Memorias de Oswaldo Cruz, 1920,
Tome XII. S. 67 u. 60 (spanisch und englisch).
**) Wochenblatt des Landwirtschaft!. Vereins i. B., 1911, Nr. 48
u. 50. — M. T. W„ 1912, Nr. 1 u. Nr. 12.
383
Tieren, als Kontrolliere des Verfahrens zur Beobachtung kommen.
Die Behandlung nach Schmitt besteht in: 1. trockene Reinigung
der Klauen aller Tilere und Bestreichen mit unverdünntem Mitisol;
2. hierauf Ansteckungsimpfung aller Tiere des Bestandes; 3. inner¬
liche Behandlung: 10 %ige heiße Mitisollösung wird mit Gießkanne
und Brause über die Barren gegossen; in die Flüssigkeit wird Kurz¬
futter und Heu eiingelegt, worauf von allen Tieren die Mischung
„mit Begierde“ unter starkem Speichelfluß aufgenommen wird.
Für jedes Tier und für jede Mahlzeit rechnet Schmitt 1 Liter
10 %iiger Lösung. In den ersten 3—4 Tagen ist bei jeder Mahlzeit
die innerliche und äußerliche Bearbeitung, später bis zum 7. oder
8. Tage nur mehr täglich einmalige Behandlung erforderlich. Be¬
handlung der Maulhöhle erfolgt nicht. Schwerkranke Tiare er¬
halten 50,0 und mehr, Kälber 20,0 und mehr pro die in Leinschleim
bezw. Rohmilch. Bei diesen Tieren werden Koehsalz-Klystiere ge¬
setzt. Veränderungen im Bereiche der Striche der Milchdrüsen
werden mit unerdünntem Mitisol behandelt.
4. Nachbehandlung: Gründliches Putzen, Entfernung der Streu.
Bürsten der Unterfüße und Klauen mit heißer 10 %iger Mitisol¬
lösung; letzte Fütterung mit 10 %iger Mitisollösung.
Schmitt gibt als Ergebnis dieses seines Mitisolverfahrens
an: Die Erkrankungen äußern sich sehr mild. 1. 8—12stündige Er¬
höhung der Innenwärme über 41°; 2. Auftreten vereinzelter bis
200 Lymphblasen im Bereiche der Milchdrüsenstriche; 3. blasse
Stellen iiln der Maulhöhle ohne Entzündungsumgebung, nur var-
einzelt entzündliche Blasenbildung; 4. Klauenweichteile nahezu
immer ohne Veränderungen; 5. Versagen keiner Mahlzeit; 6. Er-
krankungsabschluß durchschnittlich mit drei Tagen. S c h m i t «
schließt aus dem Vorstehenden, daß sein Verfahren, die Zusammaff-^^'*
setzung und Wirkung des Mitilsol ver hü t et: 1. daß der Blasfemo*
inhalt der bekannten, bestimmten Stellen in ungeschwächter»’G^ ^
tigkeit zur Ausscheidung und zurWiederansteckumg kommt, 2» ^aß tt
abgeseuchte Tiere erfolgreiche Dauerausscheider werden kijßnen, ^
und 3. daß die Muskelfasern des Herzmuskels der Zerst
unterliegen.
Das Staatsmilnisterium des Innern nahm bei dem zeitger
Interesse an der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche
Gedanken auf und veranlaßte im Dezember 1911 eine umfaf
reiche Nachprüfung der Schmittschen Behandlungsweise. Vel _
suche mit Mitisol wurden von 36 Tierärzten in 604 Viehbeständen”
uind von 9 Tierärzten ohne Angabe der Gehöftzahl angestellt.
Die Versuchsergebnisse, die im Nachfolgenden zusammen-
fassend wiedergegeben sind, haben sehr brauchbare Unterlagen
für eine genügende Würdigung des Verfahrens gegeben.
Innerliche Behandlung mit Mitisol. Die Aufnahme von mit
Mitisol beschicktem Futter erfolgte — in den verschiedensten Ver¬
dünnungen bis zu 10 % — im allgemeinen nicht Ln der von
Schmitt angegebenen Art und Weise. Wie 18 Berichterstatter
mitteilen, versagten die Tiere die Aufnahme solchen Futters und
Wassers gänzlich. S ei 11 e 1 e und Rasber.ger berichten, daß
die Tiere wie auf Kommando bei Vorgabe derselben vom Barren
zurückstanden, soweit die Ketten reichten. V i c a r i - Schillings¬
fürst berichtet, daß die Tiere, welche noch leidlich gefressen hatten,
mit Verabreichung von mit Mitisol behandeltem Futter gänzlich
den Appetit verloren und erst dann wieder zu fressen anfingen,
nachdem der Barren wieder gereinigt worden war.
384
Von 5 Tierärzten wird gemeldet, daß die Tiere nur ungern und
langsam Mitisol-Futter und Getränke annahmen, nachdem Hunger
und Durst und Beigaben von Salz und anderen Ingredienzien mit¬
geholfen hatten. Frank- Abbach meint, die Fieberhitze habe
die Tiere veranlaßt, das mit Mitisollösungen versetzte Trinkwasser
aufzunehmen.
Nur 3 Berichterstatter haben gefunden, daß vorbereitetes
Futter und Getränke zum Teil von allen, zum Teil von einzelnen
Tieren ohne Widerstand und gerne zu sich genommen wurde.
Wo deshalb die Tierbesitzer angesichts des Versagens solchen
Futters nicht direkt den Versuch abgebrochen haben, mußte Miti¬
sol — was in 13 Gehöften geschah — gewaltsam durch Einguß den
Tieren beigebracht werden. Set tele bezeichnet dieses Ver¬
fahren für längere Dauer als direkt gefährlich, da Schluckpneumo¬
nien angesichts der Widersetzlichkeit der Tiere zu befürchten sind.
Äußerliche Behandlung mit Mitisol. Dr. B e e r - Holzkirchen
bezeichnet diese Behandlung als eine viel Geduld und Anstrengung
erfordernde Arbeit für Tierarzt und Hilfspersonal, die auch die
Tiere sehr beunruhige und den Milchertrag herabstilmme. Dem¬
gegenüber hebt d’A 11 e u x - Frankenthal hervor, daß die Schmitt-
sche Methode den Vorzug der leichteren Anwendungsart habe,
wobei er allerdings seine Aussage im Vergleiche zu den Ver¬
fahren Kreutzers und Hoffmanns macht. Döderlein nennt
die Behandlung für die Tiere schmerzhaft, für das Personal mühe¬
voll. Die Leute gehen nicht gerne an die Behandlung, sagt
Wa g n e r.
D>iie Anwendung des Mitisols geschah zum Teif in verschieden¬
prozentigen Lösungen, zum Teil in unverdünntem Zustande. Wäh¬
rend F ä u s 11 e besonders hervorhebt, daß Mitisol. pur. gegen¬
über anderen Desinflzientien den Vorzug hat, daß es nicht ätzend
wirkt, betont Döderlein, daß es den Tiaren weit mehr Schmerz
bereite, als andere, ähnlich wirkende Mittel und daß die Tiere
sich erst nach Tagen diese Behandlung gefallen lassen.
, Erfolg der inneren Behandlung:
Vorbeuge. F r a n k - Abbach schreibt der Vorbeuge große
JEr/olge nach der Richtung zu, daß vorbehandelte Tiere die Seuche
ymiteht bekamen, währetnd die nicht behandelten Tiere der Gehöfte
f4fn der Umgebung meist von derselben befallen wurden. Er spricht
»ich aber nicht darüber aus, ob die Tiere das Trank oder Trink¬
wasser (mit Mitisol 2 Eßlöffel voll auf 5 Liter Wasser) auch wirk¬
lich angenommen haben. Vermutlich haben sie es getan, wenn¬
gleich Frank von den kranken Tieren sagt, daß der Fieberdurst
die Tiere zur Aufnahme des mit Mitisol versetzten Wassers
„zwang".
Werkmeister führt einen Fall auf, demzufolge ein Ochse,
der mehrmals unter Kollapserscheinungen zu verenden drohte,
jedesmal durch innerliche Anwendung von je 1 Liter 6 %iger Mi-
tisollösung wieder gerettet werden konnte. Eisen schreibt dem
Mitisol eine gifttötende und abschwächende Wirkung zu, wobei
bemerkt sei, daß aber die vorbehandelten Tiere ebenfalls erkrankt
sind.
Diesen Ausführungen gegenüber betonen D e i s e n h o f e r.
Beer, Buhmann, Braun - Kronach, Braun- Stadtsteinach
und Döderlein, daß Mitisol den Ausbruch der Seuche nicht zu
verhindern vermag. Auch Rasberger betont dieses.
385
2. Heilwirkung. Der oben schon angeführten Beobachtung
Werkmeisters über die Wiederherstellung des einem, Ochsen
seien dessen weitere Mitteilungen angefügt, daß vielleicht zwei
der Seuche erlegene Kühe hätten gerettet werden können, wenn
mit den Mitisolgaben nicht zu früh ausgesetzt worden wäre, daß
zufolge der Mitisolbehandlung die Kühe gut im Ernährungszustände
und in Milch blieben. S e 11 e 1 e schreibt, daß die innere Mitisol¬
behandlung unsicher ist, daßAbmagerumg und Versiegen der Milch,
wie Notschlachtungen nicht haben hintangehalten werden können.
Hammerschmitt - Pasing nennt Mitisol ein appetitanregendes
Mittel, das den. Verlauf der Seuche günstig beeinflussen kann.
Buhmann, derKontrolltiere mitbeobachtete, sagt, daß ein Unter¬
schied im Verlaufe der Seuche bei behandelten und nichtbehan-
delten Tieren nicht zu verzeichnen war; die Seuche verlief in allen
Fällen gleich milde. Wucherer hebt hervor, daß ein frisch
infizierter Ochse nach dreimaligen Mitisolgaben den Speichelfluß
verlor und wieder zu fressen begann. Auch .sonst bessere sich
nach einigen Tagen der Zustand der kranken Tiere so, daß der
Ernährungszustand keine Einbuße erleidet und die Milchleistung
befriedigend bleibt. D’Alleux schreibt, daß Mitisol gleich bei
Beginn der Erkrankung den Tieren einverleibt in Gemeinschaft
mit reinlicher Klauenbehandlung leichte Erkrankung zu Gefolge
habe. S t e n g e r l hatte günstigen Erfolg zu verzeichnen: die
Tiere waren bald' wieder gesund, ohne wesentliche Veränderungen
im Nährzustande erlitten zu haben. Eisen hebt hervor, daß Herz¬
komplikationen ausblieben, keine Nachkrankheiten, kein Abortus
auftraten, daß Mitisol purgierend und so eine Ansammlung von
Giftstoffen iim Körper verhindernd wirkt. F ä u s 11 e konstatiert
Steigerung des Appetits, der Milchabsonderung und eine Abkürzung
der Krankheitsdauer.
Diesen Beobachtungen steht die Aussage Rasbergers gegen¬
über, daß Mitisol nicht nur keiin Seuchenschutz ist, sondern auch
den Seuchenverlauf nicht zu beeinflussen vermag. Braun-
Kronach konnte keine augenfällige Besserung finden.. D ö d er¬
lein verabreichte einem hochfieberhaft erkrankten Ochsen (30
bis 100 pochende Herzschläge) 50,0 Mitisol in Verdünnung, jedoch
ohne jeden Erfolg. Wa g n e r-Windsbach fand keine sichtlichen
Erfolge, und es ist nicht gelungen, 5 erkrankte Kälber durch Mi¬
tisolgaben zu retten. Busch- Zirndorf fand die Kontrolltiere
bei besserem Appetit und besserer Ernährung als die behandelten
Tiere.
Zu beachten bleibt bei innerer Anwendung des Mitisols, daß
Beer berichtet hat, es sei die Milch und die aus dieser gewon¬
nene Butter mit einem schwachen Mitisolgeruche behaftet ge¬
wesen.
Erfolg der äußer ein Behandlung:
Während Niederreuter das Mitisol nicht mehr und nicht
weniger schätzt, als jedes andere Desinfektionsmittel, sprechen
dem Medikamente 10 Tierärzte insoferne Lob aus, als es die
W T undstellen rasch, vielleicht rascher als andere Mittel zum Ver¬
narben bringt (Kürschner), Klauenerkrankungen und Kompli¬
kationen verhütet (K u g 1 er, s D e i s e n h o f e r), gut desinfiziert
(Fröhlich), die Abheilung leichter Geschwüre nach 24—48
Stunden, die tiefer gehenden nach 3—6Tagen bewirkt (d’A 11 e u x),
Mischinfektionen verhindert (D öderlein), die Schmerzen offen¬
sichtlich an allen ergriffenen Körperpartien mindert (F ä u s 11 e),
886
Schwellungen an Krone und Fessel in 5 %iigen Umschlägen rasch
mindert (H ü t h e r). Die rasche Abheilung erregt Staunen
(Frank). Diesen Erfolgen, welche das Mitisol vielleicht mit den
meisten modernen Desinfektionsmitteln teilen muß, wemn diese
unter sachgemäßer Leitung zu energischer Anwendung kommen,
stehen aber auch schwere Mißerfolge gegenüber: Schwere Klauen¬
leiden konnten nicht verhindert werden (S e 11 e 1 e). NachTTagen
stand die Seuche, statt besser geworden zu sein, erst auf dem
Höhepunkte und es mußte die bewährte Pyoktaninbehandlung ein-
setzen (Rasberge r). Die Abheilung erfolgte erst nach 14 Tagen
(San d). Bei mehreren Kühen konnten schwere Klauenleiden
nicht vermieden werden (Vicari). Die Behandlung war. ohne
sichtlichen Erfolg (Wa g n e r). Der Verlauf der Seuche war un¬
beeinflußt und völlig gleich dem der Kontrolliere, die ohne Be¬
handlung gelassen worden waren; es konnten schwere Klauen¬
erkrankungen nicht vermieden werden (Busch). Bayer hatte
innerlich mit Chinarsanil, äußerlich nach Schmitt gearbeitet.
Bei 6 Kühen traten schwere Panaritien auf, nach 7 Wochen zeigten
sich bei verschiedenen Tieren eiterige Gelenksentzündungen und
v Gangräne.
Zusammenfassung:
Bei Anwendung des Mitisols, dessen innere Applikation eine
wesentliche Einbuße dadurch erfährt, daß in der weitaus größten
Zahl der Fälle die Tiere die mit Mitisollösungen beschickten
Futtereien und Getränke zurückweisen und infolgedessen das Me-
dikameht eingeschüttet werden muß, dessen äußere Applikation
die Tiere sehr beunruhigt und an den Tierarzt und die Hilfs¬
personen große Geduld- und Müheproben stellt, hat sich bisher
auf Grumd der eingegangenen Berichte gezeigt, daß Erfolge und
Mißerfolge sich die Wagschale halten; zum mindesten darf Mitisol
nicht als ein Spezificum und im allgemeinen auch nicht als Vor»
beugungsmittel bezeichnet werden, wenn auch die Mitteilung
Franks auffallend ist. Der Wert eines guten Desinfiziens wird
ihm aber wohl zugestanden werden müssen. Die rasche und glatte
Anwendungsmöglichkeilt, deren prompter Heilerfolg, wie Schmitt
diese angibt, haben die Nachprüfungen nicht ergeben.
Auch Kronacher hat auf Veranlassung des Stautsministe-
riuins des Innern Kontrollversuche mit Mitisol vorgenommen. Auch
er kommt zu dem Ergebnis, daß derVergleichsversuch eine Spezial¬
wirkung des Mitisols bei äußerlicher Anwendung nicht ergeben
hat *). Die neuerliche Angabe **), daß Mitisol geeignet sei, die
bösartige Form der Maul- und Klauenseuche in eine gutartige
überzuführen, dürfte nach dem Gesagten nicht zutreffend sein.
VI. Pflanzenpulver.
Mittel des Brechtier.
Joseph Brechele'r (München) hatte im Oktober? 1911 und
März 1912 an die Staatsregierung das Ersuchen gestellte sein Mittel
gegen Maul- und Klauenseuche auszuprobieren. Das Pulver soll
nach den Angaben des Brecheier ein unfehlbares Heil- und Vor-
beugemittel gegen Maul- und Klauenseuche sein und nach einemt
alten Rezept in der Gemeinde Pfronten des bayerischen Allgäus
*) Zeitschrift für Tiermedizin. 1912,
**) Wiederholte Anzeigen der Firma Wolfrum in der tierärzt¬
lichen Fachpresse. 1920.
387
hauptsächlich aus Alpenkräutern hergestellt werden. Es fand außer
der genannten Gegend in den Bezirken Buchloe, Ebersberg, Neu¬
burg a. D. sowie in und um München von den Landwirten vielfach
Anwendung. _
Die Untersuchung des Brecheier sehen Mittels durch die ehe¬
malige bayerische Agrikulturbotanische Anstalt ergab eine Zu¬
sammensetzung aus 50 % gequetschten, frischen Wacholderbeeren,
5 % Weizenkleie, 40 % Kochsalz und einem .nicht genauer be¬
stimmbaren, schwach gerbstoffhaltigen Pflanzem-Extrakt (Erle?).
Stark wirkende und damit schädliche nichtmetallische oder metal¬
lische Stoffe oder organische Stoffe, wie z. B. giftige Pflanzen¬
basen (Alkaloide) konnten nicht nachgewiesen werden (Gutachten
des Untersuchungs-Laboratoriums Georg Büchner-München).
Das Gemisch ist nach Angabe des Herstellers handvollweise
täglich zweimal einzugeben. Das Kilogramm kostete im Jahre
1912/13 3 Mark. Nach vorgelegten Zeugnisabschriften bestätigen
Landwirte, daß die „Hitze“ bald nach Anwendung des Mittels —
durchschnittlich iiln 5—8 Tagen — gefallen sein soll. Nach mehreren
Berichten des Bezirkstierarztes von Ebersberg hätten zwar einige
Tierhalter .die vorbeugende oder heilende Wirkung des Brecheler-
schen Mittels gelobt, in zahlreichen Tierbeständen sei jedoch trotz
Anwendung des Mittels die Seuche ausgebrochen und der Seuchen¬
verlauf in keinerlei Weise beeinflußt worden. Dem Pulver komme
lediglich die Eigenschaft eines teueren Futtergewürzes zu. Nach
protokollarischer Angabe eines Landwirtes Str. zu A. wurde die
Hälfte seines Yiehstandes (16 Stück) genau nach Vorschrift mit
dem Brecheier sehen Mittel zur Vorbeuge behandelt; diese Tiere
erkrankten ebenso wie die anderen 16 niclitvorbehandelten Tiere.
Auch als Heilmittel erwies es sich als wirkungslos.
(Fortsetzung folgt.)
Referate.
Infektlons- ud Invaslonskrankheiteii.
Kreistierarzt Dr. August Möller - Strasburg (West¬
preußen) : Die Beschälseuche in Polen (1917/18). (Monats-,
hefte f. prakt.Tierheilkunde, 30. Band, 11./12. Heft, S. 481.)
Das Auftreten der Dourine in dem besetzten Polen in den
Jahren 1917 und 1918 gab M. die Gelegenheit zu chemotherapeuti¬
schen Versuchen. Erkrankt bezw. der Erkrankung verdächtig
waren 48 Pferde, von denen 15 zugrunde gingen. Die Bekämpfung
der Seuche wurde nach den Vorschriften des Viehseuchengesetzes
mit bestem Erfolge durchgeführt. Mit Rücksicht auf die derzeitigen
liohen Werte des Pferdematerials, dem allgemeinen Mangel an
Zugtieren und der wirtschaftlichen Lage entschloß sieh der Autor
Heilversuche anzustellen. Drei schwere Formen der Erkrankung
bei Stuten wurden hiezu ausgewählt. Sie erhielten Neosal-
varsan 3 Dosen ä 4,5 Gramm i. v. in Zwischen¬
räumen von etwa 10 Tagen, 2 Tiere als Kombi¬
nationsmittel nach der 3. Infusion 10 Gramm
Novasurol intramuskulär. Diese Doppelverbindung von
oxymercurichlorphenoxylessigsaurein Natron und Diäthylmalonyl-
harnstoff wird gleichzeitig mit Salvarsan gegen die Syphilis beim
Menschen wirkungsvoll gerühmt. In den 3 Fällen wurden
die Wirkungs - Erscheinungen des Beschäl-
388
seuchegiftes in der günstigsten Weise beein¬
flußt. Kurze Zeit nach den Infusionen war das krampfartige
Zucken der Hintergliedmaßen und die Hyperästhesie verschwun¬
den. Nach Verlauf von 4 Wochen hatte sich der Nähr- und Kräfte¬
zustand, sowie die Sicherheit des Ganges schon soweit; gebessert,
daß die Pferde bewegt werden konnten. 2 Monate später waren
noch Spuren der Facialislähmung und Krötenflecke sichtbar, die
sich nach einiger Zeit ebenfalls verloren. M. bringt auf Grund
seiner sehr guten Erfolge in Vorschlag, statt der Tötung der
kranken oder gar nur seucheverdächtigen TJere, die Behandlung
der Beschälseuche gesetzlich anzuordnen, so daß analoge Bestim¬
mungen wie für die Räude bestünden. Im Anschlüsse an seine
Publikation bringt M. einen Anhang über die Chemotherapie der
Trypanosomen, der, da er die einschlägige Literatur (auch des
Auslandes) berücksichtilgt, alle Interessenten über die Fortschritte
auf diesem Gebiete der Heilkunde orientiert. Me.
34. Münchener Pferdemarkt I92L
(Vergleiche auch die vorläufige Mitteilung in voriger Nummer S. 367.)
Nach siebenjähriger durch den Krieg und die Nachkriegflzeit
veranlaßter Pause veranstaltete der Bayerische Pferdezuchtverein
am 13., 14. und 15. April wieder seinen weit über Bayerns Grenzen
hinaus bekannten Münchener Pferdemarkt, verbunden mit' Pferde¬
prämiierungen und einer Ausstellung bayerischer Zuchtpferde. Zu
dem Zwecke hatte der Stadtrat München dem Verein die benötig¬
ten Hallen und Plätze, sowie die Arena des Ausstellungsparkes
überlassen, wodurch es dem Verein möglich wurde, den Pferde¬
markt in bester Weise unterzubringen und ein erstklassiges ge¬
schlossenes pferdezüchterisches Unternehmen. zu schaffen.
Der 34. Münchener Pferdemarkt war an den drei Markttagen
mit insgesamt 1780 Pferden beschickt, von denen 469 in den Hallen
IV, V und VI, die übrigen auf dem offenen Markte des Ausstellungs¬
parkes ausgestellt wurden. Von sämtlichen 1780 Pferden waren
über 1000 Stück bayerische Pferde.
. • Das ausgestellte Material kann im allgemeinen als sehr gut
■•bezeichnet werden, auch bezüglich der Pferde, die von bayerischen
Züchtern lediglich zur bayerischen Züchterprämiierung ausgestellt
’* wurden. Die Rottaler beschickten diese Prämiierung mit einer
Kollektion von 3—5jährigen Zuchtstuten ihres bekannten Kutsch¬
schlages, die allgemeine Bewunderung hervorrief und bewiesen
hat, daß das Rottal es verstand, seine berühmte Zucht sich trotz
der großen Anforderungen des Krieges zu erhalten.
Was den Markt selbst anbelangt, so war die Geschäftslage des¬
selben sehr günstig. Viele Händler konnten ihre ganzen Bestände
zu guten Preisen verkaufen. Das Luxusmaterial allerdings, sowohl
Reit- wie Wagenpferde, kam weniger zur Geltung. Im allgemeinen
bewegten sich die Pferdepreise zwischen 18 000 bis 30 000 Mark..
In der Arena des Ausstellungsparkes spielte sich während der
ganzen Marktdauer ein ungemein reges Leben ab. Denn unaus¬
gesetzt wurden hier Pferde vorgeführt, vorgefahren und vorge¬
ritten und nebenbei waltete die Prämiierungskommission ihres
nicht Ammer leichten Amtes.
Die bayerische Zuchtprämiierung war von Züchtern aus den
Kreisen Ober- und Niederbayern und Schwaben nicht allzu reich¬
lich beschickt. Die großen Transportkosten waren wohl die Haupt¬
ursache von diesem Rückgang, doch dürften auch die verheerenden
389
P
Wirkungen des Krieges hier zum Ausdruck kommen. Insgesamt
kamen 47 Pferde zur Vorführung (8 Hengste und 39 Stuten). Von
den Hengsten gehörten 7 dem norischen Schlage an; 3 hiervon
wurden mit insgesamt 1800 Mark prämiiert. Bei den Zuchtstuten
des leichten warmblütigen Schlages wurden 14 Pferde vorgeführt
und 9 hiervon mit 6600 Mark Gesamtpreisen prämiiert, ln der
Gruppe II (starker warmblütiger Schlag) kamen 16 Pferde zur
Vorführung; Prämien erhielten 10 Pferde im Gesamtbeträge von
8060 Mark. Wie schon in der vorigen. Abteilung spielten auch in
in dieser Gruppe die vorzüglichen Rottaler Pferde die erste Rolle.
Von den vorgeführten 9 norischen Stuten wurden 5 als preiswürdig
befunden und insgesamt mit 3600 Mark Preisen ausgezeichnet.
Die Rottaler erhielten außerdem noch einen Ermunterungs¬
preis von 200 Mark für zweil vorgefahrene Rottaler Zuchtstuten des
Herrn Hießerer in Wangham.
Bei den Prämiierungen der Händlerpferde, die am Dienstag
mnd Mittwoch nachmittags .stattfanden, wurde viel gutes Material
vorgefahren, vorgeritten und vorgeführt, wenn auch der Glanz
der Vorkriegszeit nicht erreicht wurde. An Wagenpferde, paar¬
weise und einzeln, kamen 8200 Mark, an Reitpferde 1000 Mark
und an Arbeitspferde 11600 Mark Prämien zur Verteilung.
Am Mittwoch besuchte der Staatsminister für Landwirtschaft,
Herr Wutzlhofer, den Markt und wohnte mit dem Referenten für
Landwirtschaft, Herrn Staatsrat Lang, der Prämiierung der baye¬
rischen Zuchtstuten an. Der Ministerpräsident,. Herr Dr. Ritter
v. Kahr, beehrte am Freitag den 15. April nachmittags dem Markt
mit seinem Besuch und verfolgte mit regem Interesse die Vor¬
führungen der Reichswehr und der Landespolizeitruppen sowie das
Vorführen, Vorfahren und Vorreiten der Prämiierungspferde und
die Überreichung der Preise durch den Staatsminister für Länd- ^ AV^
Wirtschaft. ^
Der Besuch des Marktes war sehr lebhaft. Insgesamt wurdejn^*'
gegen 20 000 Eintrittskarten ausgegeben, von denen wohl zwtfij’
Drittel auf auswärtige Gäste fielen. Der Münchener PferdemaÄc4C ~
hat sonach seine alte Zugkraft bewahrt und der Bayerische Pferde^ *.~
zuchtverein hat sich durch sein Vorgehen, in dem er als ersflp#^ ~ ,•
wieder ein größeres pferdezüchterisch und wirtschaftlich wüchtiÄKjL
Unternehmen erstehen ließ, ein großes Verdienst erworben. V^>
An dem Wiederaufleben des Pferdemarktes und an seiner|Je^
Durchführung waren außer dem Präsidium und der Marktkommission^-^
besonders beteiligt: die Herren: Ministerialrat Dr. Gasteiger,
Bezirkstierarzt Dr. Kränzle, Passau, Oberregierungsrat Settele,
Oberlandstallmeister Stautner, Geheimer Hofrat und Universitäts¬
professor Dr. Vogel, Gestütsdirektor "Wille und Bezirkstierarzt
Wucherer. ' Sp.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftstragen.
Tierärztliche Studienreform.
Wir erlauben uns, nachstehenden Fall zu unterbreiten mit der
Bitte um baldige Stellungnahme:
Am 20. Mali! 1920 reichte die Deutsche veterinärmedizinische
Fachgruppe ihre Leitsätze zur Neuordnung des tierärztlichen Stu¬
diums an das Reichsministerium des Innern ein. Bis zum 5. Juli
dieses Jahres war noch kein Bescheid des Reichsministerihms ein¬
gelaufen. Da die Fachgruppensitzung vor der Türe stand, schickte
die Fachgruppe ein Telegramm mit der Bitte um baldige Stellung-
390
nähme ab. Dieses wurde am 16. Juli beantwortet, doch ohne end¬
gültige Stellungnahme. Es Wurde Prüfung der Leitsätze zuge¬
sichert und die Neuregelung des tierärztlichen Prüfungswesens
versprochen. Zu dieser Zeit waren Verhandlungen über das ärzt¬
liche Prüfungswesen schon im Gange, hingegen wurden weitere
Schritte zur Neuregelung des veterinärmedizinischen Studiums
nicht bekannt.
Am 18. Dezember vorigen Jahres richteten wir an das Reichs-
ministeriium die Bitte um endgültige Stellungnahme zu den Vor¬
schlägen der veterinärmedizinischen Fachgruppe. Eine Antwort
ging uns bis heute nicht zu.
Wir gestatten uns, unsere Bitte vom 18. Dezember 1920 zu
wiederholen und «Insbesondere anzufragen, ob das Reichsministe¬
rium geneigt ist, den von der veterinärmedizinischen Fachgruppe
geforderten Ausschuß für die Neuordnung des Studienplanes ein¬
zusetzen.
Die Deutsche Studentenschaft,
gez. Holzwarth, f. d. Vorsitzer.
Verschiedenes.
Praktischer Tierarzt Hans Hueber +.
Soeben kommt die überaus schmerzliche Nachricht, daß unser
verehrter junger Kollege, Herr Hans Hueber, praktischer Tierarzt
in Schrobenhausen, inmitten der treuesten Ausübung seiner Berufs¬
pflicht infolge eines Unglücksfalles (Schädelbruch bei Atomobilunfall)
im Alter von 32 Jahren aus dem Leben geschieden ist. Am Grabe
trauert seine Witwe mit ihren 2 unmündigen Kindern. — Der tier¬
ärztliche Stand verliert in ihm das Muster eines pflichteifrigen,
fleißigen Kollegen, von vornehmem Charakter, dessen intensives,
stilles Schalten bei seiner Begabung und seinem Arbeitsdrange ihm
gewiß nocli zu einer Zierde unseres Standes emporgeboben hätte.
In aufrichtiger Trauer! _ Diel Schriftleitung.
Veterinäramt für den Stadtbezirk Nürnberg.
Für den Stadtbezirk Nürnberg wurde ein Veterinäramt ge-
.hijdet, welches die Amtsbezeichnung „Vt “ erhält und dem Refe-
^r^te XII unterstellt ist.
^y Leiter und Vorsitzender des Vt ist der Direktor des Schlacht-
und Viehhofes (Vt I). Als weitere Mitglieder gehören dem Vt a*n:
der Bezirkstierarzt für den Stadtbezirk II, zugleich stellvertreten¬
der Leiter und Vorsitzender (Vt II), der jeweilige Leiter der Bak¬
teriologischen Fleischuntersuchungsanstalt des Schlachthofes und
ein rechtskundiger Stadtsyndikus als juristischer Berater. Als ge¬
schäftsleitender Beamter und Schriftführer in den Satzungen des
Vt ist ein Verwaltungsbeamter aufgestellt.
Staatsveterinär künde, Anslandsdienst nnd Versicherungswesen.
Der Reichsminister des Innern gibt unter dem 3. März 1921
11A 1391 einen ihm vom Auswärtigen Amt übermittelten Bericht
der Deutschen Gesandschaft in Montevideo vom 12. November
1920. betreffend Entwurf eines Preisausschreibens des Uruguay*
sehen Senats zur Bekämpfung der Maul« und Klauenseuche be¬
kannt:
Der Landwirtschaftsausschuß des uruguayschen Senats hat zur
Bekämpfung der Fiebra aftosa (Maul- und Klauenseuche), folgen-
391
des Preisausschreiben entworfen, das den gesetzgebenden Körper¬
schaften zur Genehmigung unterbreitet werden soll.
A) 50 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer ein Serum er¬
findet, das das geimpfte Vieh mindestens 6 Monate gegen diese
Seuche immunisiert.
B) 25 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer den Erreger der
Fiebra aftosa in Reinkultur züchtet.
C) 25 000 Pesos urug. Gold soll erhalten, wer eine praktische
Methode nachweist, durch die im Weg der Impfung ein Anfall der
Krankheit mit harmlosem Verlauf bei der Mehrzahl der behan¬
delten Tiere hervorgerufen werden kann. Das Verfahren muß
leicht und einfach durchzuführen sein und die Herstellung aus¬
reichender Mengen eiines gleichmäßig beschaffenen Serums ge¬
währleisten.
Die drei Preise können einem Bewerber zuerteilt werden.
-10 000 Pesos urug. Gold sollen zur Verfügung gestellt werden,
um die experimentellen Studien über die Fiebra aftosa an staat¬
lichen und privaten Anstalten zu fördern.
Das Preisausschreiben soll sich an die Forscher der ganzen
Welt wenden und nach Möglichkeit überall im Ausland bekannt
gemacht werden. gez. G o e t s c h.
Stand der Tierseuchen.
Deutschösterreich. Woche vom 2. bis 9. April: Maul- und
Klauenseuche: 57 Bezirke mit 271 Gemeinden und 1896 Ge¬
höften; Rotz: 2 Gemeinden mit 2 Gehöften; Räude: 61 Bezirke
iiiilt 143 Gemeinden und 210 Gehöften; Tollwut: 2 Bezirke mit
2 Gemeinden und 2 Gehöften.
Schweiz. Woche vom 29. März bis 3. April: Maul- und
Klauenseuche: 15 Kantone mit 42 Bezirken mit 56 Gemein¬
den und 94 Gehöften; Rauschbrand: 4 Kantone mit 6 Be¬
zirken mit 6 Gemeinden: Rotlauf der Sei» weine (ei^schl.
Stäbchenrotlauf und Schweineseuche): 9 Kantone mit 16 Bezirken
mit 20 Gemeinden und 21 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone
mit 4 Bezirken mit 4 Gemeinden; T o 11 w u t: 1 Kanton mit 1 Be¬
zirk und 1 Gemeinde.
Hochschulnachriditen.
Der Deutsche Hochschulring zum Marburger Fall. Da trotz des
Urteilsspruches der Kasseler Geschworenen die Parteipresse und
auch die Preußische Landesversammlung sich veranlaßt sehen, sich
mit der Angelegenheit der Marburger Zeiitfreiwilliigen weiterhin zu
beschäftigen, gibt der Deutsche Hochschulring folgende Erklärung
ab: „Nach langen Verhandlungen haben die Kasseler Geschworenen
die Marburger Studenten von ihrer Anklage freigesprochen. Alle
Anwürfe und Verleumdungen, alle Entstellungen und Hetzversuche
gegen die Marburger Zeitfreiwilligen sind damit widerlegt. Auch
der Minister Haenisch hat in einem Schreiben an den Vorsitzen
der Deutschen Studentenschaft seine Beleidigungen geigen die Mar¬
burger Kommilitonen zurücknehmen müssen. Unsere Kommili¬
tonen, die sich in der Stunde der Gefahr für den Schutz der Ord¬
nung einsetzten, haben in schmählicher Weise den Dank einer Re-
392
gierung erfahren, die es nicht wagt, dein Geist der Gasse und des
Aufruhrs festen Willen und straffe Ordnung entgegenzusetzen. In
hetzerischer Weise ist das Verhalten der Marburger Zeitfreiwilligen
parteipolitisch ausgenutzt worden. Dadurch erst ist Haß und Zwie¬
tracht in die Reihen unseres Volkes gesät worden und Mißtrauen
gegen die, die nichts taten als ihre Pflicht. Wir deutschen Studen¬
ten schließen unsere Reihen nicht gegen den Arbeiter — der ist ein
Deutscher gleich uns —, sondern gegen den volksfremden Geist der
Zersetzung und Zerstreuung, bereit zu gemeinsamem Schaffen mit
jedem Deutschen, der das Heil des Volkes über das eigene Wohl
zu stellen vermag.“
Deutscher Hochschulring und Allgemeiner Deutscher Waffen¬
ring. Der Waffenring hat auf der Jenaer Tagung eine enge Zu¬
sammenarbeit mit dem Deutschen Hochschulring beschlossen und
seine örtlichen Verbände in dieser Richtung zur Mitarbeit in den
Ortsverbänden des Deutschen Hochschulriinges aufgefordert. Über
die gemeinsamen Aufgaben und die Art ihrer Durchführung fand
eine eingehende Aussprache zwischen den beiderseitigen Vorsitzern
in Berlin statt.
Personalien.
Ernennung: Der Abteilungsvorsteher der Tropenabteilung am
Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin,
Professor Dr. Knuth, ist vom 1. April 1921 an zum kommissarischen
Vorsteher des Instituts für Tierhygiene an den landwirtschaftlichen
Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg a. W. ernannt
worden.
Gewählt: Tierarzt Dr. II. Pö hl mann wurde zum Schlacht¬
hofdirektor in Passau gewählt.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Hans Ehrle aus
Kötztjng in Lechbruck (B.-A. Füssen). Dr. Theodor Heinrich
Seelus aus Kreuzthal (Utfr.), zuletzt Assistent beim Bezirkstierarzt
von Coburg, in Roßbach (B.-Ä. Coburg).
Als Praktikanten eingetreten: Die Assistenten beim Zuchtver¬
band für Fleckvieh in Niederbayern, Abteilung Süd, Ludwig
Maurer und Joseph Weiß, ersterer beim städtischen Bezirks¬
tierarzt in Landshut, letzterer beim Direktor des Schlachthofs in
Landshut.
Verzogen: Dr. Joseph Loibl von Lechbruck nach Günzburg.
Bticherschau.
Prophylaxis der Tierseuchen durch Immunität und Desinfektion.
Ein Leitfaden fürTierärzte und Studieren de.
Von Dr. Walter Frei, Professor für allgemeine Pathologie,
Bakteriologie und Hygiene an der veterinärmedizinischen Fa¬
kultät, Direktor des veterilnärpathologisehen Instituts der Uni¬
versität Zürich. Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard
Schoetz, Wilhelmstr. 10. - Preis brosch. 38 Mk.
Wie die Überschrift zeigt, hat der Herr Verfasser zwei ganz
auseinander liegende Zweige unserer Wissenschaft, nämlich die
393
Lehre von der Desinfektion und der Immunität, auf einem gemein¬
samen Boden, dem der Seuchenbekämpfung, zusammen-
gehracht. Er hat dadurch unsere Werke über Hygiene nach der
genannten Richtung hin wesentlich ergänzt. Das Buch besteht aus
4 Hauptabschnitten: eine Einleitung als 1. Abschnitt behandelt die
grundlegenden Fragen über Pathogenität, Infektionskrankheiten,
Infektion, Resistenz des Organismus, Ausscheidung der Erreger
u. s. w. Im 2. Abschnitte wird die Immunodiagnostik besprochen
und zwar einerseits die serodiagnostische und andererseits die
allergische (Tuberkulin-, Mallein- etc.) Reaktion. Der 3. Abschnitt
handelt von der Vernichtung der pathogenen Mikroorganismen
der Außenwelt und bringt uns hier eine prachtvolle ausführliche
Abhandlung der Deslnfektionslehre unter gründlichem Eingehen
auf die physikalisch-chemischen Desinfektionsmittel. Hier ist noch
ein besonderer Abschnitt über diie in der Praxis am meisten in
Betracht kommenden Desinfektionsverfahren (Stall, Eisenbahn¬
wagen, Schlachthäuser, Straßen und Weiden, Luft, Kleider,Wasser,
Nahrungsmittel, Jauche und Dünger etc. etc.) angeschlossen. Der
4. Abschnitt ist der Verhinderung der Entwicklung pathogener
Mikroorganismen im empfänglichen Tier gewidmet. Hier werden
Disposition und Resistenz in ihrer Bedeutung gewürdigt, die spezi¬
fische Resistenzerhöhung, sowie die aktiive und passive Immuni¬
sierung eingehend besprochen, und endlich auch noch im speziellen
die Immunisierung gegen einzelne Krankheiten erläutert. Das Werk
legt Zeugnis ab von der außerordentlichen Gründlichkeit und Be¬
lesenheit des Herrn Verfassers und muß als eine besonders tief¬
gründige Arbeit bezeichnet werden. — Die Prophylaxis der tropi¬
schen Tierseuchen wurde nicht mehr miteinbezogen, da, wie Ver¬
fasser sagt, „die biologische Bedeutung der Keimüberträger, das
ist hier der Zwischenwirte, ganz besondere Methoden“ erfordere.
Damit hat Verfasser unstreitig recht, allein es würde doch gewiß
Mancher eine solche Abhandlung gerade aus der Feder des Herrn
Verfassers begrüßt haben. Immerhin enthält ja das Buch alles
Grundlegende, was man zur Bekämpfung auch der tropischen Tier¬
seuchen wissen muß, und so ist das Fehlen eines solchen Kapitels
nicht als ein Manko anzusprechen. Zum Verständnis des Werkes
dürfte noch zu erwähnen sein, daß die Vorlesung über Hygiene
und Seuchenpolizei durch dasselbe nicht ersetzt, sondern nur er¬
gänzt werden soll.— Der Verlag hat das Buch mit gutem Papier
ausgestattet, auch wird zu seiner Empfehlung dienen, daß der
Preis sich in erschwinglichen Grenzen hält. Ma.
kleinere Landpraxis In Württem¬
berg mit Fleischbeschau und Ergän¬
zungsbeschau (noch erweiterungsfähig)
gegen Anstellung in Manchen. (Anstellung an staatlichem
oder privatem Institut; würde auch länger dauernde Assistentenstelle
bei Bezirkstierarzt in München übernehmen). Angebote unter B. L. 1
an die Schriftleitung dieses Blattes.
Assistenz oder Vertretung
sucht tüchtiger, arbeitsfroher Tierarzt.* Angebote unter P. M. an
die Schriftleitung dieses Blattes.
Hntistrongylln
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
/
Nur auf schriftliche tierärztliche "Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
WALTER RICHTER
Spezial-Antiquariat für Tiermedizin
Reitzenhainer Straße 135 Leipzig Reitzenhainer Straße 135
? — -— empfiehlt sich zum :
Ein- und Verkauf von Fachliteratur
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 — o,oi — 0,001 — 0,005
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewilhrt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
M Schul terlabmh eit, Sehnenent¬
zündung usw.
fl Ungt. canth. acre, verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
ig züglich wirkend.
JodSOlvill v Jodöleinreibung, auch g
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid, mit Ol. sinapis |
besonders verstärkt.
...... . ...
Bennen & Co., yjx TA! Hannover
Tel. Nord 1977 u. Nord 2349. Fabr. chem.-pharm. Präp. DrogengroQh. Tel.-Adr. Bengenco.
Tierarzt sucht Stelle SÜSSt" oder
Gefl. Zuschriften unter H. 12 an die Schriftleitung dieses Blattes.
895
D-^gscnütz»
Name 9 e5a
Kombination der Wirkung von Bismufhpräparaten mir derjenigen von Adsorbentien
Rasche Wirkung * Bequeme Darreichung
Keine unerwünschten Nebenerscheinungen
I)aelnmnon< N«I (lOOgr.)fürCrossliere M. 17.50
VaCKUIiyCJl*N?n(25gr.)fürKleinliereM. 5.-
Tolid
hervorragendes
Wundstreupulver
gegen Räude
Jstizinvet.
Purgans
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer ö> C2
Landwirtschaftliche Abteilung * Leverkusen h.Köln^Rh.
öeneralvertrieb;Septoforma O.m.b.fl.,Köln Vkh.£ife1str.21.
Verband der Freiberufstierärzte Bayerns.
Am 1. Juni abends 7*/* Uhr veranstaltet die Gruppe München
aus Anlaß des Fortbildungskurses einen
V erbandsabend
im Nebenzimmer des Restaurant Walhalla, Augnsten-
straße 23 (Ecke Briennerstraße, Haltestelle der Linie 7, 17 und 2,
— 5 Minuten vom Bahnhof) mit
Besprechung aktueller Verbandsfragen.
Sie lädt hiezu sämtliche Verbandsangehörigen, insbesondere die
Teilnehmer am Fortbildungskurs auf herzlichste ein.
München, 1. Mai 1921.
Dr. Dopfer, Vorsitzender der Gruppe München.
396
Billige Verbandstoffe SSr«”;« voE£“ ndan
Mullbinden, 22—28fadig, ca. 10 m Watte, Ia. entfettet, weiß und lang¬
mal 16 cm pro 100 Stück Ji 400. faserig, steril in Beuteln, in Kilo-
Mullbinden, 22—2Sfftdig, ca. 10 m preßpackung Ji 40.
mal 8 cm pro 100 Stück A 220. __ _ _. A .
Mulltupfer, 20 mal 40 cm, in Paket Fieber-Thermometer, oval,
zu 500 Stück, entspricht 40 qm. ase P£i’ in ^ a PP^ u ^ se P r0 Butzend
Preis pro Paket Ji 50. ^
Waschtoiletten, Instrumententischchen, Schranke
in prima Schmiedeeisen, weiß emailliert, konkurrenzlos, gut und billig.
MAX MATTES, MÜNCHEN
Hans SachsstraBe 14.
Dös ideale
Desinficiens
Antiseptikum
Desodorans
der tierärztlichen Praxis ist
CAPORIT
D. R. P.
Vorzüglich begutachtet u. anerkannt als glänzend
verbesserte uvereinfadite DüfemMethOde.
Ferner das bewahrte Vorbeu^unösmiM $e$en -Seuchen
CAPOR IT**-
D. R. P.
ZuröründMien Desinfektion der Stalle, Fuiterirööe und
Gerate.
Untffliö. Halibar. Billig.
Verwenduru5 :Trocken ,zum Beltreuen der Stallöaflen u. a
Gelblt.zumAb/pulen des Stallbodens, der
Wände,ftrlteitrööe und Geräte.
k Chemifche Fabrik öriesheim-ElekiroaFrankf urtaK^S^
} Vertrieb durch Werk I, Bitferfeld 37
Die Zerreissung des Ligam-teres.
Broschüre von Dr. Heinrich, Garmisch. Behandelt eine einfache und sichere
Methode zur Heilung der Hüftgelenks-Distorsion, -Subluxation u. -Luxation beim Rind.
Preis Mk. 6.— und Porto. — Zu beziehen vom Verfasser durch Nachnahme.
' „Aubing“
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwenduno: subkutan. Inlrantuskuiar, intravenös, /
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt. Q
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35. < 1
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38! ^
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aehiog
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
£ c
ff CO U
er >
S *
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr«:
Chemische Aubing.
| ^^ 7 ^ tiRIrVAr^
398
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes Viehwaschmittel. Eine gründliche Stalldesiufektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche-
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren „Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
Soeben erschien in 3. Auflage das
Handlexikon der
tierärztlichen Praxis
von Prof. Dr. med vet. Gustav Uebele,
bearbeitet u. herausg. nach dem neuesten Stande der tierärztl.
Wissenschaft von Prof. R. Klett und Veterinärrat R. Metzger.
Preis in '/a-Leinwand solid gebd. Mk. 54.—.
Dazu noch der ortsübl. Teuerungszuschlag nebst Porto- u. Verpackungsspesen.
Inhalt: 1. Nach Indikationen alphabetisch geordnete Heilmittelgruppen.
2. Alphabetisches Heilmittelverzeichnis. — 3. Diagnose und
Therapie der wichtigsten Krankheitszustände. — 4. Rezept-
sammlung. — 5. Sachregister.
• Das Huch sollte wegen seines vortrefflichen und in der Praxis
erprobten Inhaltes im Besitze eines jeden die Tierheilkunde
ausübenden Fachmannes und Studierenden sein.
Verlas von J. Ebner in Ulm a.D.
Phymahn
zur frkderTuberkulose
f^ff Anhphymaroi 1
zur Schufz-u.Heilirr.p^r i
gegen
Rinderluberkulose
Augenprobe
Humannu.Teisler
^HBtiumaonuJeislsrl
1 Oohna 5a.
Dohna Sa.
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
Ober 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
onsiipationsmiiiei „Heskimal“
Zu haben: Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co. y in Köln-Merheim und deren Filialen. - Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale« Pusta in Stargard (Pomm.) —
Tierarzt Dr. Vanselow in Taucha bei Leipzig. — Tierarzt Dr. Hugo
GOldeberger« Charlottenburg« Sybelstraße 13. — Tierarzt Dr. Krüger in
Mohorn« Bez.: Dresden.
Lieferung nur an Tierärzte und Apotheken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — Uhllche Rabate.
400
Maul-n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durcli Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Dr. Kleins
^.ntiperiostiifl
f Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
^Verlangen Sie ausführlich^
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gottesvvinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 10. Mai 1921. Nr. 19.
Inhalt:
Originalartikel: Martell. (Schluß folgt.) — Kitt. (Forts, folgt.) — Pschorr.
(Schluß.) — Referate — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Ver¬
schiedenes. (Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Zar Stammesgeschichte des Hausschafes.
Von Dr. Paul Martell, Berlin.
Das Schaf spielt im menschlichen Haushalt eine in drei¬
facher Beziehung wichtige Bolle, zunächst als Wolltier,
dann als Fleischtier und in manchen Fällen auch als Milch¬
tier. Das Schaf darf unter den Haustieren als dasjenige
bezeichnet werden, welches der künstlichen Züchtung am
wenigsten Widerstand bot und das demgemäß auch die
«stärksten züchterischen Wandlungen durchgemacht hat. Die
Verbreitung des Schafes erstreckt sich über den ganzen
Erdkreis und verdient bemerkt zu werden, daß die Zahl der
Rassen heute unter den Schafen größer ist als bei irgend
einem Haustier. Die stammesgeschichtliche Herkunft des
Schafes hat den Zoologen lange Zeit ziemliche Schwierig¬
keiten bereitet; erst nach und nach gelang es, Licht in das
Dunkel zu bringen. Mit der Frage nach der Abstammung
ist auch der Hinweis auf die wilden Verwandten der Schafe
gegeben. Die Ziegen sind gegenüber den Schafen in der
Anatomie nicht unwesentlich abweichend; als ein scharfes
charakteristisches Merkmal der Schafe sind die Tränen¬
gruben zu nennen. Letztere fehlen auch bei den sogenann¬
ten Halbschafen, welche die Stellung zwischen den Schafen
und Ziegen ausfüllen. Während Prof. Dr. C. Keller den
Halbschafen einen stammesgeschichtlichen Anteil an der
Entwicklung des Hausschafes zuspricht, glaubt M. Hilz-
h e i m e r dies verneinen zu müssen.
Durch die prähistorische Forschung sind uns einige
Fingerzeige gegeben, die sich als Aufschlüsse über die
stammesgeschichtliche. Herkunft des Hausschafes verwerten
lassen. In der paläolithischen Zeit läßt sich für Europa das
Fehlen des zahmen wie wilden Schafes nordwärts der Alpen
402
als ziemlich sicher annehmen. Erst in der Pfahlbauzeit tritt
ein kleines, durch einen eigenartigen Bau ausgezeichnetes
Schaf auf, das allgemein unter dem Namen „Torfschaf“ be¬
kannt ist. Dasselbe läßt sich in den jüngeren Pfahlbauten
ziemlich häufig nachweisen. Nach Keller besaß das Torf¬
schaf in seiner äußeren Form eine gewisse Ähnlichkeit mit
der Ziege; auf dem langen, fast hirschartigen Kopf saß ein
zweikantiges Gehörn, das nach außen gebogen war. Der
Schwanz hing lang herab. Noch zur Römerzeit war das
Torfschaf in den Vorländern der Alpen ziemlich häufig,
wurde dann aber durch wertvollere Rassen mehr und mehr
verdrängt und verblieb schließlich nur noch an einzelnen
Punkten des Gebirges. Noch vor etwa 60 Jahren fanden
sich Herden auf den Alpenweiden des bündnerischen Ober¬
landes; seit dieser Zeit sind die letzten Reste des Torf-
schafes im Aussterben begriffen. Immerhin finden sich Ver¬
treter des Torf schaf es im Nalpser Tal in Graubünden und
in Irland. Es handelt sich um kleine, rauhhaarige Tiere
mit nur mäßigem Wollertrag. Die Verdrängung des Torf-
schafes vollzog sich im Übergang von der Steinzeit zur
Bronzezeit, was aus Knochenfunden zu entnehmen ist. Das
sogenannte Kupferschaf brach sich Bahn; es war eine grö¬
ßere, großhörnige Rasse, die auch einen reicheren Woll¬
ertrag gewährte. Aus prähistorischen Darstellungen ist dies
gut zu entnehmen. Das sogenannte Kuperschaf ist als eine
große, ramsköpfige, kurzschwanzige Rasse anzusprechen,
die mit ihrem doppelt spiralförmigen Horn auf Argali¬
abstammung hinweist. Für die Bronzezeit läßt sich ein
hornloses Schaf nachweisen, ferner ein schwergehörntes,
das mit den Merinoschafen eine gewisse Ähnlichkeit hat.
Vermutlich sind beide Schafrassen aus dem Süden Europas
nach dem Norden vorgedrungen.
Finden wir somit das Hausschaf sehr früh in Europa
vertreten, so ist es anderseits auch für den Boden Asiens
recht früh nachweisbar. Zunächst ist hier das semitische
Kulturgebiet hervorzuheben und war den Juden das Haus¬
schaf schon zur Zeit der Patriarchen bekannt. Auf einem
Reliefbild am Südwest-Palast in Nimrüd findet sich eine
Darstellung von der Eroberung einer jüdischen Stadt durch
die Assyrer zur Zeit von Tiglatpilesar um 745 v. Chr. Das
Bild zeigt in Gefangenschaft geratene Juden mit ihren
Habseligkeiten, die sich unter Bewachung eines assyrische«
Soldaten befinden. Man sieht ferner eine Herde von Fett¬
schwanzschafen, die ein anderer Soldat forttreibt. Die Dar¬
stellung der Fettschafe ist außerordentlich naturgetreu.
m
Man wird aus diesen alten Funden schließen dürfen, daß
die Assyrer das Hausschaf von den Juden übernommen
haben. Hinsichtlich Ägyptens hat man für die Zeit der
ältesten Dynastien früher mehrfach angenommen — so
noch Dünichen —, daß das Hausschaf bei den Pharaonen
fehlte. Diese Annahme ging auf die schönen Tierbilder der
Grabkammern von Gizeh und Sakkarah zurück, wo unter
allen Haustieren die Schafe fehlen. Trotz allem hat das
Hausschaf als eines der ältesten Haustiere des Niltales zu
gelten. Das beweisen deutlich die in Tonkh auf gefundenen
Reste der neolithischen Zeit. Eine Schieferplatte der alten
Negadahzeit zeigt neben Hausrind und Hausesel in roher,
aber deutlich erkennbarer Form das Hausschaf. Für das
Zeitalter des mittleren Reiches Ägyptens lassen sich unter
den Schafen/bereits drei verschiedene Schläge nach weisen.
Wildmaterial findet sich an Schafen in Asien sehr
reichlich, sowohl was Halbschafe wie echte Schafe anbe¬
trifft. Man kann drei Gruppen unterscheiden und zwar
mufflonartige Wildschafe, argaliähnliche Wildschafe und
Vigneisehafe. Unter den mufflonartigen Wildschafen steht
uns der Mufflon, das Wildschaf Korsikas und Sardiniens,
geographisch am nächsten. Es handelt sich um kleine Schafe,
deren Gehörn nach innen gekehrte Spitzen besitzt, das je-
döch keine volle Spirale annimmt. Die Weibchen sind
hörnerlos. Teilweise sind die diluvialen Wildschafe Euro¬
pas und Nordafrikas hierhin zu rechnen. Auch das Gebiet
von Kleinasien bis nach Persien ist mit einzuschließen.
Bei "den argaliähnlichen Wildschafen handelt es sich um
große Schafe mit einem starken Gehörn, dessen nach außen
gekehrte Spitze beim Männchen bis zum Anfang einer
zweiten Spirale ausläuft. Als wichtige Untergruppe sind
die Dickhornschafe zu nennen, deren Weibchen durch kurze
aufrecht stehende, nach rückwärts gekrümmte Hürner
kenntlich sind. Als beherrschendes Gebiet für diese Gruppe
kommt Nordindieft, Zentralasien, Tibet und'Nordsibirien
in Betracht. Von Nordsibirien haben die Dickhornschafe
dann ihren Weg nach Amerika gefunden. Zwischen beiden
Gruppen stehen in vermittelnder Stellung die Vigneisehafe,
deren engere Heimat Indien, Persien und Südwesttibet um¬
faßt. Das indische Vigneischaf (Ovis vignei) hat mit den
Mufflonschafen große Ähnlichkeit, besonders durch die
gegen einander gerichteten Hornspitzen. Andererseits sind
die Weibchen in Übereinstimmung mit den Argalischafen
stets gehörnt. An diese Gruppen finden die Hausschafe
ihren Anschluß. Für die Wildschafe männlichen Geschlechts
404
ist noch herorzuheben, daß diese oft starke Mähnen besitzen.
Über die Veränderungen, welche das Schaf als Haustier
erlitten hat, sind wir kaum unterrichtet und damit gestaltet
sich auch die Frage der Abstammung außerordentlich
schwierig. Die Untersuchungen hierüber werden auch da¬
durch erschwert, daß es nicht gelungen ist, Wildschafe in
der Gefangenschaft zu züchten, da eine solche für längere
Zeit nicht ertragen wird. Der Mufflon macht als einziger
eine Ausnahme. Böhm hat die Schafe in kurzschwanzige
und langschwanzige eingeteilt, wobei der ersten Gruppe
solche angehören, die 13 Schwanzwirbel oder weniger be¬
sitzen. Zur langschwänzigen Gruppe gehören Schafe mit
mehr als 13 Schwanzwirbeln. Eigenartig ist, daß alle wilden
Schafe zu den kurzschwänzigen zählen. Man hat daher
die Langschwänzigkeit als eine im Hausstand erfolgte Ver¬
änderung angenommen. Eine Vermehrung der Schwanz¬
wirbel ist übrigens bei den Haustieren eine Seltenheit, wäh¬
rend umgekehrt eine Verminderung ziemlich häufig ist.
Schluß folgt.)
Weitere Mitteilungen zum Problem der Maul- und
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen.
, f Von Professor Dl\ Kitt. (Fortsetzung.)
Die Methode besteht darin, daß man ein durch natürliche
oder künstliche Ansteckung erkranktes, mit ordentlichem
Blasenausschlag behaftetes Rind zunächst mit 100 ccm
gutem vorrätigem Serum behandelt ; 6 Tage später erhält
es intravenös 2,5 g einer Emulsion, die aus ausgeschabten
Blasen bereitet wp-d, wieder 6 Tage später 10 g einer sol¬
chen Emulsion, weitere 6 Tage später nochmals 10 g, so¬
dann nochmals nach 6 Tagen 20 g Aphthen-Emulsion. Zehn
Tage nach dieser vierten Virusimpfung werden dem hie¬
durch hyperimmunisierten Tiere 4 Liter Blut entnommen,
welches dann zur Schutzimpfung anderer Rinder in anderen
Stallungen dienlich ist. Zugleich werden dem Immunrinde
neuerdings 10 g Aphthen-Emulsion injiziert und jedesmal
10 Tage später kann durch Aderlaß Blut gewonnen werden.
Auf diese Art kann man schon in einem Monat vom Rinde .
ein sehr wirksames Schutzserum erhalten. Man benutzt ent¬
weder die Rinder des Stalles, in welchem die Seuche zuerst
ausgebrochen ist, oder macht auf einer isolierten Versuchs¬
station Rinder durch Impfung seuchenkrank, um dann unter,;
Vorimpfung mit 100 ccm Serum das Hochtreiben der Immu- r
nität einzüleiten. j
Während man bislang das Hochtreiben nur mit deir/i
*
405
flüssigen Blaseninhalt oder mit Herzbeutel¬
flüssigkeit (von schwer erkrankten Schweinen) vor¬
genommen hat, welche Methode von Löf f ler ist, verwendeten
die südamerikanischen Forscher die ganze epitheliale
genommen hat, welche von Löffler ist, verwendeten die
südamerikanischen Forscher die ganze epitheliale
Blassenmasse, wodurch ein reichlicherer und kräfti
gerer Impfstoff zu gewinnen war.
Die histologischen Untersuchungen Zschokkes über
die Beteiligung der tieferen Epithellagen an der Lymphe¬
bildung legten den Gedanken nahe, daß in den Epithelien
der Hauptsitz des Infektionserregers gegeben ist und gleich¬
wie zur Herstellung der Pockenvakzine seit langem nicht
bloß die Lymphe, sondern der ganze Pockenboden ausge¬
kratzt wird, schien die Verwendung der gesamten epithe¬
lialen Blasenbestandteile zur Virusgewinnung zweckmäßig.
Auf diese Art Aphthen -Virusbeschaffung ist auch Dr.
Groth selbständig gekommen, desgleichen habe ich zu¬
sammen mit Assistent Dr. Koegel das Virusmaterial in
der Weise gesammelt, daß wir von der Unterseite der Bla-
sen-Decke und dem bei der Blasenbildung bloßgelegten Pa¬
pillarkörper durch Abschaben des erweichten Epithellagers
einen breiigen Impfstoff sammelten. Bei entsprechend rein¬
licher Entnahme aus geschlossenen Blasen ist solcher Brei
aseptisch oder enthält nur sparsam unschädliche Bakterien.
Es genügt deshalb nach dem Beispiel der südamerikanischen
Forscher, den Epithelbrei mit steriler Kochsalzlösung im
Mörser zu zerreiben und durch Papier zu filtrieren; bei Fil¬
tration durch Tonkerzen ist das Filtrat ärmer an Virus,
weil selbes zu größerem Teil in den Poren durch Adsorp¬
tion festgehalten wird. Die G-efahr septikämischer Erkran¬
kung durch zufällig vorhandene pathogene Bakterien ist
natürlich nicht ausgeschlossen ; sie ergab sich, wie die Süd¬
amerikaner berichteten, wenn zu hastig und nicht sorgfältig
filtriert wird, so daß septische Partikel hei intravenöser
Impfung in die Lungenkapillaren kommen. Im allgemeinen
aber ist solche Gefahr gering. Übrigens kann es auch bei
Serumimpfung passieren, daß Septikämie entsteht. Die süd¬
amerikanischen Forscher hatten einmal bei 270 Kindern
den Mißerfolg, daß Lungenabszesse und Septikämie ein¬
traten, weil das Blut einem Ochsen entnommen worden war,
der zwei Tage nach dem Aderlaß an Septikämie einging.
Wie schon aus Löfflers Arbeiten bekannt ist, ver¬
hält sich die Tenazität und Virulenz sehr ungleichmäßig
und geht jeweils schon hei Zimmertemperatur in wenigen
Tagen verloren.
406
H e n r i q u e Macques Lisboa und Armando
Alves da Rocha fanden die Virulenz derart vergäng¬
lich, daß beim Transport aiif Reisen der Impfstoff schon
nach 24 Stunden wirkungslos wurde.
Herzbeutelflüssigkeit hielt sich bei 30 %igem Glyzerin¬
zusatz 5—15 Tage. Die beste Transportart aus einem Seu¬
chengehöft ins Laboratorium bestand darin, an Ort und
Stelle Saugschweine zu impfen (am empfänglichsten
gilt die Yorkshirerasse) und diese mitzunehmen; die Imp¬
fung wurde durch Skarifikation oder Injektion in die Haut,
durch Fütterung von Milch seuchenkranker Rinder oder
Zusammenbringen mit letzteren betätigt.
Schon Löffler hatte zur Forterhaltung des Virus
für Versuche 'sich namentlich der Ferkel bedient, die bei
intravenöser Impfung meist tödlich infiziert werden und
dann außer Blasenlymphe auch virulente Herzbeutelflüssig¬
keit liefern.
Die Versuche der Südamerikaner erstrecken sich über
6 Jahre; sie gaben die Erfahrung, daß die Immunität je nach
der Stärke der Erkrankung kürzer oder länger dauert. Bei
leichter Erkrankung sind die Tiere schon nach 4—6 Mo¬
naten wieder empfänglich, nach schwerer Durchseuchung
dauerte die Immunität bis zu 2 Jahre.
Das wie oben beschrieben gewonnene Serum konnte mit
0,5 %igem Karbolsäurezusatz gut konserviert werden und
genügte in der Dosis von 20 ccm zur Immunisierung junger
Schweine, 40 ccm waren für ältere Schweine, 80 ccm für
Rinder (die bis 6 Monate alt waren), 120 ccm für ältere
Rinder nötig. Die Schutzwirkung war ausgezeichnet, durch¬
schnittlich blieben 86 Prozent der serumgeimpften Tiere
trotz Ansteckungsgelegenheit von der Seuche verschont. In
einer Farm wurden 39 Tiere, in einer anderen 45 Tiere mit
seuchekranken Tieren zusammengestellt, ohne zu erkranken;
in den meisten Farmen trat der Schutz bei 83—98 Prozent
zu Gesicht. In einem Versuch war bei 22 Tieren, in einem
Falle unter 90 Tieren bei 50 Prozent der Erfolg negativ.
Schern (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1920, Nr. 50)
empfiehlt, bei Seuchenausbruch alle Kälber simultan zu
impfen, weil diese dann die Seuche sehr leicht überstehen
und so eine immune Generation herangezogen wird, diese
Kälber mit einem Kennzeichen zu versehen und bei späteren
Seuchengängen zu kontrollieren. Es wurde Löfflerserum in
der Dosis von 2 ccm für 1 Zentner Körpergewicht als zweck¬
dienlich befunden; es genügte für ein Kalb die geringe
Dosis von 5 ccm,’ (Fortsetzung folgt),-
407
™m*:*r*x •
Beiträge zur Prophylaxe und Therapie der Manl-
nnd Klauenseuche. (Forts, und Schluß.)
Von Veterinärrat W. Pschorr, München.
Das Mittel des Brechieler ist als Prototyp näher betrachtet
worden, weil es iln wenig geänderter Zusammensetzung stets
wiederkehrt. Diese Pulvermischungen dürfen nach der Verordnung
vom 22. Oktober 1901 außerhalb der Apotheken nicht feilgehalteu
werden (siebe oben).
Die Axt der verwendeten Mittel ließ im Voraus keine Wirkung
bei Maul- und' Klauenseuche erwarten. Die Versuche haben dem
recht gegeben.
VII. Örtlich wirkende Mittel.
Die Lokalisation der äußeren Symptome der Maul- und Klauen¬
seuche an bestimmte Stellen hat vielfach zu rein symptomatischer
Örtlichen Behandlung geführt. In-dieser Hinsicht wurden imVoraus-
gehenden schon mehrfache Betrachtungen angestellt. Ich verweise
hier insbesondere an die örtlichen Wirkungen der Schwermetall¬
salze, der essigsauren Tonerde, des Antiformiün und des Mitisol.
Zu rein örtlicher Behandlung der Erscheinungen an den Klauen
wurde auch der Teer, und zwar in der Regel der Holzteer (Pix
liquida), angewendet, der ein inkonstantes Gemenge von Kreosot,
Kresol, Karbolsäure, Naphthalin und sonstiger Phenole und aro¬
matischer Kohlenwasserstoffe ist; Von einer einheitlichen Wirkung
kann bei einem solchen Gemenge keine Rede sein (Tappeiner).
Die Desinfektionskraft der genannten Phenole ist bekannt, so
daß eine längere Auseinandersetzung sich erübrigt. Der Holzteer
tötet auch bei kurzer Einwirkung die meisten Spaltpilze, sogar die
Milzbrandsporen und Tuberkelbazillen *). Lewis **) hat für den
Steinkohlepiteer festgestellt, daß l%Jge Lösungen in der Regel
und 2%ige stets genügten, um die gewöhnlichen Erreger der Tier¬
seuchen abzutöten; er ist dagegen unwirksam gegen Milzbrand¬
sporen und Tuberkelbazlilllen. Da Teer in der Tierheilkunde haupt¬
sächlich an den verhornten Enden der Extremitäten angewendet
wird, untersuchte G l a s m e r die Einwirkung des Teers auf Huf¬
horn näher und stellte eine austrocknende Wirkung fest ***).
Toxikologisch ist zu berücksichtigen, daß der größere Gehalt
an Phenolen Veranlassung zur Karbolvergiftung geben kann, sei
es nun auf dem Wege der Resorption durch die Haut, besonders'
wenn sie größere Läsionen aufweist, oder durch dtile Aufnahme in¬
folge Ableckens. Da die Ausscheidung durch die Nieren erfolgt,
so ist die grünschwarze Verfärbung des Harnes (Phemolham) ein
deutliches Signal. Nierenentzündung und zentrale Lähmung sind
die Erscheinungen einer Teervergiftung.
Zur Behandlung der Maul- und Klauenseuche wurde der Holz¬
kohlenteer von Oppermann empfohlenf). Er läßt nach Seuchen¬
feststellung die 1 noch gesunden Tiere nach Reinigung von der
Klaue bis zum Fesselgelenk mit Holzteer, dem pro Kilo 2 Eßlöffel
Bacillol zugesetzt sind, einteeren; nach 2—3 Tagen wurde der
*) Froh n e r: Arzneimittellehre a. a. O.
**) Experiment. Station record. Vol. XVI S. 98 (nach Ellen-
berger-Schütz, Jahr.-Ber. 1905).
*' Zeitschrift für Vetexinärkunde, 19.14, S. 484.
t) Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1911, S. 81.
Vorgang wiederholt. Sodann werden alle noch gesunden Tiere
künstlich infiziert und 6 Stunden später 2 Eßlöffel Bacillol in einer
Flasche Wasser eingeschüttet. Oppermann will durch dieses
Verfahren ein schnelleres und milderes Durchseuchen erzielen. Er
gibt hiefür unter Berücksichtigung vom Kontrollieren Beispiele.
Das Oppermann sehe Verfahren wurde von drei bayerischen
Tierärzten angewendet. Sie haben hierüber an das Staatsroiiniste-
rium des Innern wie folgt berichtet:
Knorr- Pöcking glaubt einen günstigen Einfluß auf den
Seuchenverlauf feststellen zu können. Er gibt allerdings an, daß
die Seuche an und für sich einen fast durchwegs sehr milden Ver¬
lauf genommen habe. d’Alleux - Frankenthal bemerkt ebenfalls,
daß der Seuchengang in seinem Bezirke milde gewesen sei, daß
er aber trotzdem bei den von ihm nach Oppermann behandelten
123 Tieren einen ausnehmend günstigen und raschen Verlauf der
Seuche feststellen konnte, so daß die Viehbesitzer nicht an das
Vorhandensein der Maul- und Klauenseuche glaubten. Bei mög¬
lichst frühzeitiger einmaliger Verabreichung von Bacillol und bei
sorgfältigstem Einteeren der Klauen und Fessel beobachtete er
im allen Fällen wenig Geschwüre im Maul, fast keine am Euter
und an den Klauen. Die Tiere verweigerten höchstens einen halben
Tag das Futter. Das sonst so häufig beobachtete Steifwerden der
Beine blieb aus. Auch Dö der lein, der das Oppermann sehe
Verfahren in 12 Seuchengehöften anwandte, ist unter Berücksich¬
tigung von Kontrollen der Ansicht, daß diese Behandlungsmethode
bei genauer Ausführung eine raschere und mildere Durchseuchung
zur Folge hatte, und bemerkt ausdrücklich, daß das Einteeren der
Klauen in 5 Viehbeständen das Auftreten! der Blasen verhindert
habe. Er will jedoch die Teerbehandlung nur als PräventiVmittel,
nicht aber als Heilmittel gelten lassen. Bei Klauenveränderungen
hat er der l%igen Pyoktaninlösung den Vorzug gegeben, weil Teer
die Wundflächen zu stark reizt und das Gesichtsfeld zu sehr über¬
deckt, so daß sich die Abheilung der Seuche schwieriger feststellen
läßt.
Wenn auch die Versuchsansteller über diese Behandlumgsweise
sich günstig äußern, so ist doch die Zahl der Versuche zu gering
und der Seuchencharakter bei den Versuchstieren zu harmlos ge¬
wesen, um zu einem bestimmten Ergebnis zu gelangen.
Pyo-Bolipixinsalbe.
Diese Salbe, deren Zusammensetzung aus Teer und Pyoktanin
und einem Konstituens von Kreutzer - Mumau angegeben
wurde, dient zur Behandlung der Klauengeschwüre. Hinsichtlich
der Teerwirkung gilt das bereits Gesagte. Der Zusatz von Pyok¬
tanin scheint bei dem hohen Phenolgehalt des Teers ebenso über¬
flüssig wie der Bacillolzusatz bei Oppermann. Von vier Tier¬
ärzten Hegen eingehende Gutachten vor:
d’A 11 e u x - Frankenthal berichtet, daß die Salbe bei Klauen¬
geschwüren eine bedeutend günstigere Heilwirkung ausübe ajs
Euguform und Mitisol. Die Salbe hat den Vorzug, daß ihre intensiv
färbende Kraft die Anwendung leicht kontrollieren läßt. Birn-
b a u m - Bamberg dagegen hat mit der Salbe keine Erfolge ge¬
sehen. Er gibt an, daß es sich allerdings um sehr schwere bös¬
artige Panaritien gehandelt habe. Hellmuth - Nürnberg hält
die Pyobolipixinsalbe für ein gut austrocknendes, zur Behandlung
von Geschwüren geeignetes Mittel, das jedoch die sonst gebräuch¬
lichen Mittel nicht übertrifft. Hausier - Schwabach drückt sich
409
'V: ‘ : W
weniger bestimmt aus, indem er berichtet, daß die Salbe anschei¬
nend gut gewirkt habe.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Kreutzer sehe Pyo-
bolipixinsalbe eines der tausend anigepriesenen Mittel ist, das
keinerlei spezifische Wirkung aufweist.
VIII. Verschiedene Mittel.
Außer den in den Gruppen I—VII behandelten Mitteln, deren
Zusammensetzungen wenigstens quantitativ bekannt waren, wurden
auch noch mit einigen anderen Mitteln, deren Bestandteile nicht
oder seinerzeliit noch nicht bekannt waren. Versuche angestellt.
Von diesen sind folgende aufaiuführen:
1. P h anomal und Aphtyform.
Beide Mittel wurden von der Chemischen Fabrik Aubing her¬
gestellt und vertrieben. Phänomal ist ein Glykosidpräparat, von
dem jedes Großstück 250 ccm, Jungrinder 150 ccm in % Liter lau¬
warmem Wasser aufgelöst als Heil- und Vorbeugemittel erhalten
soll. Bei Ausbruch der Seuche sollen de Erkrankten eine noch¬
malige Gabe erhalten. Die Klauen werden beim Auftreten der
geringsten verdächtigen. Erscheinungen — wie Trippeln —, auch
wenn noch keine Aphthenbildung nachweisbar ist, gereinigt und
täglich dreimal mit Aphtyform eingestreut. Gehe*) hat das Prä¬
parat aufgenommen; hienach wäre es einFormaldehyd-Boluspulver,
das bei Hufkrebs, bösartigen Neubildungen, sezernierenden Wun¬
den, Ekzemen und Geschwüren Anwendung finden soll.
Versuche mit beiden Präparaten wurden, \on S e p p - Pasing
in einem. Gehöfte mit 20 Stück Großvieh und 2 Jungrindem vor¬
genommen und auch Kontrollversuche (11 Großtiere und 7 Jung¬
rinder in Anwesenheit und nach Anordnung des Herstellers) an¬
gestellt. Das Ergebnis war, daß bei Phänomal eine Schutz- oder
Heilwirkung nicht zu beobachten war. Dagegen scheint das Aphty¬
form die Heilung an den Klauen günstig beeinflußt zu haben. Be!i
sofortiger Anwendung kamen die Blaseneruptiionen an den Klauen
nicht zum Platzen. Sie kamen rasch zur Austrocknung und stießen
sich unter Schorfbildung bald ab. Nachkrankheiten traten nicht auf.
Settele hat Versuche mit Phänomal in 8 Gehöften ange¬
stellt; 2 hievon wurden im Beisein und nach Anordnung des Be¬
sitzers aüsgeführt.
Phänomal hat sich weder als Heil- hoch ab Schutzmittel gegen
Maul- und Klauenseuche erwiesen.
2. Saloverol (Verosalit).
Grobsinnliche Prüfung des Saloverol ergab, daß es ein etwas
stechend riechendes Gemisch von kristallinischen Salzen ist, das
sich liln Wasser leicht vollkommen mit der für das hypermangan-
saure Kali charakteristischen violetten Farbe löst. Es wird von
dem Hersteller Apotheker 0. Saurer in Leutkirch (Württemberg)
als ein ausgezeichnetes Desinfektions- und Vorbeugemittel er¬
klärt. Es wird für ein Stück Vieh morgens und abends je ein E߬
löffel voll in warmem Wasser aufgelöst und dem Trankwasser beiil-
gemischt. Ferner werden die erkramkten Klauen mit der Lösung
gewaschen und der Klauenspalt tamponiert. Eingehende Versuchs¬
anwendung bei den Tieren der Hofgartenverwaltung in München
*) Geh es Codex der Bezeichn. usw. Nach¬
trag.zur 2. Auflage. Dresden, Mai lÄfcftr, \ p
l S\
LIBRARY i
X N. Y. S. %
VPTPRIN
410
durch B 1 a i m haben ergeben, daß dem Saloverol Jegliche vör*
beugende Wirkung mangelt. Gleichzeitig konnte auch nicht fest-
gestellt werden, daß der Heilungsverlauf bei den miilt Saloverol
behandelten Tieren wesentlich rascher verlief alß dies bei den mit
Saloverol nicht behandelten Tieren der Fall war. Da demnach
auch von einer besonderen- Heilwirkung nicht gesprochen
werden kann, besteht nach P»laim kein Anlaß, das Saloverol
anderen bekannten Präparaten vorzuziehen. Auch W eldes-
Wolnzach kommt zu dem Ergebnis, daß eine günstige Beeinflussung
der erkrankten Tiere durch „Verosalit “ (so wurde nunmehr das
ehemalige „Saloverol“ aus unbekannten Gründen genannt) nicht
konstatiert werden kann. Huber- Pfaffenhofen, der dienstlich
Gelegenheit hatte die Versuchstiere Weid es das öfteren zu sehen,
schließt sich diesem Urteil an und fügt sogar bei, daß die mit
Verosalt innerlich behandelten Tiere einen ziemlich heftigen und
länger anhaltenden Durchfall bekommen haben.
8. A n t i a p h t h o 1.
Es ist unbekannter Zusammensetzung. Es wurde von dem
Apotheker Strehler und Kaufmann Oehme, beide in München,
vertrieben und mit Genehmigung der Regierung unter amtstierärzt¬
licher Aufsicht unter Berücksichtigung von Kontrollieren von
diesen bei 25 Rindern vc rsuchsweise angewendet. Die Behandlung
besteht in Ausspritzungen der Maulhöhle und der Nasenöffnungen
mit Antiaphthol und in Lehmpackungen der Klauen. Die zeit¬
raubende Behandlung, zu deren genauer Durchführung mindestens
5 Personen erforderlich sind, hat weder auf den Ausbruch noch
auf den Verlauf der Maul- und Klauenseuche einen günstigen
Einfluß ausgeübt.
4. T u r f o 1 und T u r f a 1 i n.
Apotheker Karl Mayer - München (Chem.-pharm. Labora-
ratorium für Tierheilmittel) pries in einem Prospekt ohne Datum
sein Turfol als „Mittel gegen Maul- und Klauenseuche der Pferde,
Rinder, Schafe usw.“ und zwar als Heil- wie als Vorbeugemittel
an. Über die Zusammensetzung obigen Präparates ist nichts be¬
kannt. Der Hersteller gibt an, daß es „giftfrei“ sei. Die reklame¬
haften Redewendungen wiederzugeben erübrigt sich. Erwähnt sei
nur, daß Apotheker Mayer seinem Mittel zuschreibt, daß es ein
vollständiges Ahsterben der Krankheitserreger erzeuge und die
noch niilcht erkrankten Tiere „immun, d. h. widerstandsfähig gegen
die Ansteckungskeime“ mache. Die Behandlung besteht zunächst
in einer Reinigung der erkrankten Stellen mit einer 5 %igen Tur-
falinlösung. Das Turfalin wird als Desinfektionsmittel bezeichnet,
das in 3—5 %iilger Lösung zur Desinfektion (Waschung) von Wohn-
und Krankemräumen, Geräten usw\ zurWundbehandlung bei Tieren,
auch zur Verdampfung Verwendung finden soll. Es soll eine an¬
genehme, erfrischende Luft erzeugen.
Hierauf sind die gewaschenen bezw. aufgeweichten Körper¬
stellen vollständig zu trocknen. Sodann erwärmt man das Turfol
auf 30 °, worauf man es mittels eines Pinsels auf die erkrankten
oder auch auf die Prädilektionsstellen streicht. Dies muß zur Vor¬
beuge jeden zweiten Tag, nach Ausbruch der Erkrankung täglich
ein- bis zweimal erfolgen. Das Euter muß vor dem Melken mit
warmer Seifenlösung von dem Mittel gereinigt werden.
Das Mittel wurde mit Genehmigung der Staatsregierung in
2 Gehöften mit 18 Stück Rindvieh, mit 3 Kontrollieren unter amts-
411
tierärztlicher Aufsicht augewendet. Schneider und S e 11 e 1 e
berichten übereinstimmend, daß die Abheilung beiii den behandelten
Tieren sicherlich nicht schneller eintrat als beiii den nicht mit Tur-
fol und Turfalin behandelten. Die Behandlung ist sehr zeitraubend
(für 8 Tiere 4 Stunden unter Mitwirkung von 3 Personen), für die
Tiere sehr schmerzhaft und für die damaligen Verhältnisse sehr
teuer (Arznei pro Stück und Behandlungstag 10 Mk.).
* * *
Wiilr haben nunmehr eine Reihe von Mitteln eingehend be¬
trachtet und sind bei jedem zu dem betrüblichen Schlüsse ge¬
kommen, daß es kein Spezifikum gegen die Maul- und Klauen¬
seuche darstellt. Wohl sind die einen oder anderen Mittel geeignet,
die Reinigung der Geschwürsflächen zu erleichtern, die Eindeckung
mit Epdthel zu begünstigen oder die Fieberkurve und Herztätigkeit
zu beeinflussen. Das sind aber Einwirkungen, die weder für die
untersuchten Mittel noch für die behandelten Krankheiten eigen¬
tümlich, charakteristisch oder spezifisch sind. Wir haben auch hier
wiederum den Beweis, daß die wirksame Vorbeuge oder Bekämp¬
fung der Maul- und Klauenseuche nicht so sehr auf dem Gebiete
der Pharmako- oder Chemotherapie, als vielmehr auf dem der,
Serologie liegt.
Es wird ja vielfach mit Behagen verbreitet, daß die Schul¬
medizin bei der Behandlung der Maul- und Klauenseuche versagt
habe. Dem ist nicht so. Die Veterinärmedizin ist sich noch jeder¬
zeit bewußt gewesen, daß gegen die Maul- und Klauenseuche noch
kein Kräutlein gewachsen ist. Das Pfuschertum dagegen, das Tag
für Tag neue und unbedingt sichere Maul- und Klauenseuchemittel .
anpreist, hat ein volles Fiasko erlitten. Denn wenn auch nur eimes
der „unbedingt sicheren“ Mittel helfen würde, müßte wohl die
Maul- und Klauenseuche selten geworden, wenn nicht ganz aus¬
gestorben seih.
Zu dem gleichen Ergebnis kommt auch eine wissenschaftliche
Kommission des eidgenössischen Volks Wirtschaftsdepartements*).
Zusammenfassung:
1. Bei jedem Zuge der Maul- und Klauenseuche taucht eine
Reihe von Arzneimitteln auf, die gegen die genannte Seuche be¬
sonders wirksam sein sollen.
2. Diese Arzneiilmittel stellen regelmäßig längst bekannte Heil¬
mittel in neuer Zusammensetzung, neuer Form, neuer Aufmachung
oder neuer Bezeichnung dar.
3. Spaltin, Argaldln, Essigsäure Tonerde, Antiformin, Atoxyl,
Chinarsanil, Mitlsol,Wacholderbeeren,Teerung nach Oppermann,
Pyobolipixin, Phänomal und Aphtyform, Saloverol (Verosalit), Anti-
aphtoi, Turfol und Turfalin haben sich nicht als besonders wirk¬
same Mittel gegen Maul- und Klauenseuche erwiesen. Zum min¬
desten sind sie nicht wirksamer *als andere, längst bekannte, meist
im Deutschen Arzneibuch enthaltene Arzneimittel zur symptoma¬
tischen Behandlung der Maul- und Klauenseuche.
4. Bei dem Versagen der Vils sterilisans magna bei Atoxyl,
Chinarsanil und Mitisol und bei der relativen Wirkungslosigkeit
anderer symptomatischer Mittel ist die künftige Maul- und Klauen¬
seuchebekämpfung nicht auf dem Wege der Pharmakologie (ein¬
schließlich Chemotherapie), sondern nur auf dem spezifischen Wege
der Serologie im weiteren Sinne (Schutz- und Heilimpfung) zu er¬
reichen._
*) Mitteilungen des Veterinäramts und der Abteilung Landwirt¬
schaft vom 30. August 1920. Nr. 35, S. 14.
412
Referate.
Otto v.Franque: Innere Sekretion des Eierstockes.
(Biolog. Zentralblatt, 1919 (39. Band), Nr. 5, S. 193.)
Nach der geistreichen Hypothese Pflügers sollte die allmäh¬
liche Vergrößerung der Oraaf’schen Follikel einen zunehmenden
Druck auf die im Eierstock befindlichen Nervenendigungen aus¬
üben. Diese andauernden Reize sollten nach dem Rückenmarke
fortgeleitet und dort bis auf eine bestimmte Höhe aufgespeichert
werden. Reflektorisch sollte eine Reizung des Gefäßnervenzentrums
einsetzen, die eine starke Erweiterung der im Ovarium und Uterus
befindlichen Blutgefäße zur Folge haben und zu Berstungen von
Gefäßen in der Gebärmutterschleimhaut, zum Platzen eines ei¬
haltigen Follikels und Freiwerden eines befruchtungsfähigen Ei-
chens führen sollte. Nervenbahnen und Reize waren
bei dem ganzen Vorgänge .des Ausschlaggebende. Die Erkenntnis,
daß die normale Beeinflussung der Gebärmutter von Seites des
Eierstockes auf dem Wege der inneren Sekretion erfolgt, hat diese
bisherige Lehre umgestoßen. Dile Abhängigkeit der Menses von
Vorgängen im Ovarium bewies die Tatsache, daß nach der opera¬
tiven Entfernung dieses Organes die Periode ausblieb und eine
langsame Rückbildung des Uterus eintrat. Wurden aber die Eier¬
stöcke im jugendlichen Alter entfernt, so kam es überhaupt nicht
zur vollen Ausbildung der inneren, oft auch der äußeren Ge¬
schlechtsorgane. Mit dem Jahr 1895 schlug die Forschung neue
Wege ein. Wurden die herausgenommenen Eierstöcke sofort wie-
• der an einer anderen Stelle des Körpers eimgepflanzt, wobei der
Zusammenhang der Nervenbahnen vollständig zerstört werden
mußte, so stellte sich, sofeme die Gefäßversorgung zu den Or¬
ganen sich entwickelte, ihre Funktion wieder her,, daß es sogar
zur Schwangerschaft kommen konnte. Dieser Effekt ließ sich
nicht nur bei der Autoplastik, d. h. der Überpflanzung
der Ovarien an eine andere Stelle desselben Tieres, sondern auch
bei derHomoioplastik, d. hi. der Transplantation von Ge¬
weben! eines Tieres auf ein anderes Tier derselben Gattung er¬
zielen. Folgeerscheinungen der nach gelungener Überpflanzung
wieder einsetzenden inneren Sekretion zeigen sich auch in Fällen,
bei denen Hoden in weibliche, Eierstöcke in männliche Körper ver¬
pflanzt wurden, feminierte Männchen entwickelten sich in mehr
weiblicher Richtung und umgekehrt maskulierte Weibchen. Ja
durch dite Überpflanzung je eines Hodens und eines Eierstockes
auf vorher kastrierte, ganz junge Tiere gelang es, die Erschei¬
nung eines somatischen und psychischen Hermaphroditismus her¬
vorzurufen.
Die Schlußfolgerung, daß in den mannigfaltig gestalteten
Fällen menschlicher Hermaphrodfsie, bei welcher in einer Person
männliche und weibliche Merkmale iin verschiedenster Abstufung
Vorkommen, die Keimdrüsen in ihrem sekretorischen Abschnitt
zwitterig angelegt sind, wenn auch die für die Fortpflanzung be¬
stimmten Produkte eingeschlechtlich sind, lag nahe. Trotz der
großen Zahl von Beobachtungen über Hermaphrodisie ist bislang
noch niemals gleichzeitig ein Hoden und ein Ovarium gefunden
worden, dagegen sind einzelne Fälle mit einer allerdings nicht
doppelt funktionsfähigen Zwitterdrüse. Ovo-
t e s t i s, festgestellt worden. In den betreffenden Organen waren
die charakteristischen Bestandteile eines Eierstockes und' eines
Hodeus mikroskopisch nachweisbar. Die übrigen Genitalien waren
dabei ebenfalls nicht normal entwickelt, es hatte offenbar die innere
Sekretion des abnormerweise vorhandenem andersgeschlechtlichen
Anteils der Keimdrüse einen hemmenden Einfluß auf die Entwick¬
lung e i n e 8 Geschlechtes gehabt. Es kann jedoch andererseits
auch angenommen werden, daß die Anlage der Keimdrüse und die
der übrigen Genitalien und sekundären Geschlechtsmerkmale von
vornherein in dem betreffenden Ei gegeben ist, so daß also nur
die Entwicklung ob männlich, weiblich oder hennaphroditisch in
verschiedener Richtung verlaufen kann. Die Entfernung der Keim¬
drüse bei ausgebildetem Körper hat keinen Einfluß mehr auf die
sekundären Geschlechtsmerkmale, so zeigen zwar kastrierte Hähne
eine ausgesprochene Änderung des Wachstums und äußeren Habi¬
tus, werden aber keineswegs hennenähmlich. Von therapeutischer
Wichtigkeit war das Studium der Frage, ob es möglich sei, die im
Gefolge der Kastration auftretenden sogen. Ausfallerschei¬
nungen durch Transplantation zu vermeiden oder zu beseitigen.
Diese äußern sich außer dem Ausbleiben der Menses und der se¬
kundären Atrophie der Genitalorgane oftmals in Störungen auf
dem Gebiete des Gefäßnervensystems und in der Neigung zu Fett¬
ansatz. Namentlich bei jugendlichem Alter und bei Personen mit
labilem Nervensystem sind die Ausfallerscheinungen nach der
Kastration oft ernsthaft und quälend. Es hat silch gezeigt, daß die¬
selben — sofern es möglich ist, Reste der Ovarien zu erhalten —
vollkommen vermieden werden können. In neuester Zeit wird die
Operation überhaupt umgangen: die innere Sekretion der Ovarien
und damit krankhafte Blutungen werden dadurch beseitigt, daß
man die sezemilerenden Teile der Eierstöcke mit Röntgenstrahleu
zerstört. Umgekehrt ist es auch gelungen bei jungen Frauen, die
infolge Operation, Krankheit oder mangelhafter Anlage fehlende
Ovarialsekretion durch Einpflanzung gesunder Eierstöcke gesunder
Frauen herzustellen, dadurch wurde das Bestehenbleiben der Pe¬
riode erzielt und das Auftreten von Ausfallserscheinungen ver¬
mieden. Weniger erfolgreich waren Autotransplantationen der
Ovarien in therapeutischer Hinsicht. Alle bisher gemachten Beob¬
achtungen und operative Versuche beim Menschen haben außer
den Wirkungen der inneren Sekretion des Ovarium auf die Ge¬
schlechtsorgane noch drei andere den Genitalien nicht angehörige
Effekte erkennen lassen und zwar 1. auf dem Gebiete des Gefä߬
nervensystems, 2. der Knochen und 3. des Stoff¬
wechsels. So wurde nachgewiesen, daß nach dem Ausfall der
Ovarien die Wirkung der Nebenniere bedeutend verstärkt ist. Ihr
Sekret, das Adrenalin, bewirkt normalerweise eine starke Blut¬
drucksteigerung, welche das Ovarialsekret paralisiert und woraus
die antagonistische Wirkung verschiedener Blutdrüsen hervor¬
geht. Es ist wahrscheinlich, daß eine Reihe von Krankheiten auf
einer Störung im Gleichgewichte zwischen der Funktion zweier,
vielleicht auch mehrerer Blutdrüsen — wie z. B. Schilddrüse,
Nebenniere, Eierstock, Nebenschilddrüse, Hypophyse — beruht, es
erscheint verständlich, daß mit dem Wegfall der Ovarialsekretion
die Adrenalinwirkung ungehemmt einsetzt und ihre klinischen Er¬
scheinungen auslöst. Experimentell wurde mit Preßsaft aus frischen
menschlichen und. tierischen Ovarien bei Injektion eine blutdruck-
herabsetzende und gefäßerweiterndeWirkung hervorgerufen, welche
durch gleichzeitige Anwendung von Adrenalin wieder aufgehoben
wurde. So wäre das Auftreten der Menstruationsblutung durch
414
chemische Einflüsse erklärlich. Es wurden einzelne der in solchem
Preßsaft enthaltenen Stoffe sogar schon chemisch rein dargestellt
und zu Heilzwecken angewandt. Die Erfolge bei der Behandlung
von Ausfallerscheinungen sind bisher wechselnd und wird die
Sicherheit der Wirkung solcher Präparate darunter leiden, daß sie
nur von Tieren gewonnen werden können und als körperfremdes
Material beim Menschen nicht einen verlässigem Effekt garantieren
können. Ein praktisch bedeutendes Interesse hat der Einfluß von
Ovarialsekreten auf die Knochen, indem sie bei jugendlichen Indi¬
viduen eine hemmende Wirkung auf die Knochembildung ausüben,
so wird dfe Verknöcherung der knorpeligen Skelettabschnitte an
den Gliedmaßen und den Knochennähten verzögert; wenn auch die
vergleichenden Stoffwechseluntersuchungen bei Kastrierten und
Nichtkastrierten noch zu keinen eindeutigen Ergebnissen geführt
haben, so hat doch die. Erfahrung gelehrt, daß die Kastration das
verlässigste Mittel zur Heilung der Osteomalacie bildet. Da man
charakteristische Veränderungen an den Ovarien an dieser Krank¬
heit Leidender noch nie gefunden hat, die Entfernung dieser Or¬
gane aber eine Heilung derselben zur Folge hat, kann man eine
Hyperfunktion der inneren Sekretion als Grundursache der Osteo-
malacile annehmen. Der Anschauung, daß es sich um eine Dys¬
funktion, die Lieferung eines krankhaften Sekretes, handeln könne,
stehen die anatomischen und histologischem Befunde der Drüse
entgegen, noch weniger Wahrscheinlichkeit hat die hin und wieder
vertretene Ansicht eilner Hypofunktion der Drüse für sich. Sicher¬
lich spielen allgemeine Stoffwechselstörungen, bei denen eiln Man¬
gel an Knochenmineralien mitspielt, eine bedeutende Bolle bei der
Entstehung der Osteomalacie. Eime nicht zu bestreitende Tatsache
ist es, daß in vielen Fällen nach der Kastration eine Vermehrung
des Fettansatzes stattfindet. Trotzdem iist es zweifelhaft, ob die
innere Sekretton der Eierstöcke die Oxydationsvorgänge im Körper
direkt beeinflußt. Es ist denkbar und möglich, daß durch die ver¬
minderte Lebhaftigkeit und Beweglichkeit der Kastrierten die
Herabsetzung der Verbrennungsvorgänge veranlaßt wird. Als
■Quelle der inneren Sekretion des Eierstockes kommt der Follikel¬
apparat und seine Abkömmlinge, das Corpus luteum und die aus
der Theca interna hervorgehenden Thecaluteinzellen in Betracht.
Inwieweit die einzelnen Derivate spezifische Stoffe produzieren,
welcher Art und wie die Wirkung derselben ist, dies aufzuklären
muß der weiteren Forschung überlassen bleiben. (Die geistreiche
Abhandlung schließt eine solche Fülle gerade für den Tierarzt in¬
teressanter Probleme in sich, daß das Studium im Originale emp¬
fohlen werden muß. D. Schriftl.) Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Die Beteiligung der Tierärzte an der gesundheitlidien Überwachung
des Verkehrs mit Milch.
Von Amtstierarzt Dr. Dürbeck, Nürnberg.
(Auszug aus dem auf der 17. Vollversammlung des Deutschen
Veterinärrates in Weimar erstatteten Referate.)
Die gesundheitliche Überwachung des Verkehrs mit Milch ist
nicht weniger wichtig, als diejenige des Verkehrs mit Fleisch. Die
einheitliche Regelung des Verkehrs mit Milch ist aus gesundheit¬
lichen und wirtschaftlichen Gründen unentbehrlich,
t
415
Die vielfach zu beobachtende Erlahmung des Interesses der
Landwirte in der Produktion von Milch, der außerordentliche Rück¬
gang der Milchanlieferung aus günstig gelegenen Produktionsorten,
die Notwendigkeit des Bezuges der Milch aus übergroßen Ent¬
fernungen, die Verderbnis und der Verlust ungeheuerer Mengen
von Milch usw. war nicht nur eine Folge der durch den Krieg be¬
dingten Verhältnisse, sondern zum Großteil bedingt durch die Ein¬
führung der Zwangswirtschaft, der Kommunalisierung und durch
den Mangel einheitlicher Grundsätze, nach denen die Milchversor¬
gung geregelt wurde. Sie führten zu übermäßig starker Einschrän¬
kung der Milchviehhaltung und Milchproduktion, zu außerordent¬
lichen Verschiebungen in der Art der Milchlieferung, zur Einstel¬
lung der Beziehungen zwischen dem legitimen Milchhandel und den
Milchproduzenten, zur Ausschaltung des Milchhandels und der Kon¬
kurrenz, zu starker Verteuerung der Milch durch die hohen Trans¬
portkosten, durch große Milchverluste, durch teuere bürokratische
und technische Einrichtungen, zu bedenklicher Behandlung der ver¬
dorbenen Milch (Neutralisierung durch Sodalaugc), ganz ungenügen¬
der Belieferung der städtischen Bevölkerung mit einem Präparat,
das eigentlich als Mileh vielfach nicht mehr zu bezeichnen ist, und
demzufolge zu großer Unzufriedenheit der Landwirte, des Handels
und der Verbraucher.
Die Wiederbelebung des Interesses der Landwirte an einer
normalen Milchversorgung kann nur durch baldigste Aufhebung
der Zwangswirtschaft erzielt werden.
Die Milch wird aus einer Unzahl kleiner bis kleinster Produk¬
tionsstätten geliefert und kann nur dann in genügender Menge und
in gutem Zustand in den Städten ankommen, wenn die zahllos be¬
teiligten Kreise an der Ablieferung vieler und guter Milch auf das
lebhafteste interessiert sind. Darum kann der Milchhändler nicht
entbehrt werden und auf Grund der gemachten Erfahrungen die
Kommunalisierung, die Monopolstellung der Milchzentralen und die
Ausschaltung der Konkurrenz als im allgemeinen Interesse gelegen,
nicht bezeichnet werden.
Da eine normale Versorgung der Städte nicht ohne neue Ver¬
änderungen und Verschiebungen in der jetzigen Art der Versorgung
möglich ist, so kann zur Zeit der Erlaß eines Reichsmilch-
gesetzes nicht befürwortet werden.
Es ist aber nötig, daß für die künftige Regelung allgemein
gültige und anerkannte „Grundsätze“, die die gesundheit¬
lichen und wirtschaftlichen Interessen gleichmäßig wahrnehmeu,
aufgestellt werden, und das kann um so mehr geschehen, als es im
Interesse der Landwirtschaft selbst gelegen ist.
Wir Tierärzte, die auf Grund ihrer Ausbildung und Erfahrungen
und Kenntnisse wohl am meisten geeignet sind, sowohl die gesund¬
heitlichen als auch die wirtschaftlichen Interessen mit Verständnis
wahr zu nehmen, dürfen nur solche Forderungen stellen, die unbe¬
dingt nötig sind, die die Milchproduktion nicht stören oder erheblich
verteuern, und alle Anforderungen vermeiden, die geeignet sind,
von vornehercin uns weite Kreise zu erbitterten Gegnern zu machen.
Der Landwirt soll nicht zu Nachlässigkeit und unrationeller Behand¬
lung der Milch erzogen werden. Er soll nicht in unnötige Abhängig¬
keit von gewissen Geschäftskreisen geraten, die Milch soll nicht
durch verkehrte Behandlungsmethoden unnötig verschlechtert oder
verteuert werdeu und die Verbraucher soll ^jy wieder in den Genuß
eines vollwertigen Nahrungsmittels Jsrfjhmenr^&ir so kann der
1 'GS.
LIBRARY
N. Y, S,
VETERINÄRY r
*S\
416
Landwirt an der Produktion von Milch interessiert und die städtische
Bevölkerung befriedigt werden. Aber auch der verständige Teil des
Milchhandels und der Molkereitechniker wird eine derartige Rege¬
lung des Milchverkehrs im Interesse der Allgemeinheit begrüßen.
Der Schwerpunkt der Behandlung der Milch muß an den Produk¬
tionsort verlegt werden. Die Grundsätze, nach welchen die Milch¬
versorgung zu regeln ist, sind einheitlich von den Bundesstaaten
zu erlassen.
Da die polizeilichen Vorschriften ohne Kontrolleinrichtungen
• erfahrungsgemäß auf dem Papier stehen, so muß die Errichtung
veterinär-hygienischer Milchuntersuchungsämter in
den Städten unter eventueller Anlehnung an Schlacbthöfe
verlangt werden. Dieselben bekommen ihre Weisungen zweckmäßig
von einer höheren Verwaltungsstelle und dürften am besten geeignet
sein, eine einheitliche Regelung des Verkehrs mit Milch vorzube¬
reiten und den Weg für eine spätere reichsgesetzliche Regelung
zu bahnen.
Ihnen obliegt die Untersuchung der Milch auf Frischezustand,
Geruchs-, Geschmacks-, Konsistenzabweichungen, Schrautzgebalt,
bakteriologische Beimischung und deren Produkte und die biologische
und mikroskopische Untersuchung der Milch, ferner die gesund¬
heitliche Beaufsichtigung des Verkehrs mit Milch vom Stalle bis
zum Verbrauche. Sie müssen insbesondere auch berechtigt sein,
erforderlichenfalls eine tierärztliche Untersuchung und Kontrolle
des Milchviehbestandes zu beantragen oder zu fordern.
Eine regelmäßige Untersuchung und Kontrolle aller
Milchviehbestände kann zunächst nicht befürwortet
werden.
Die. Bekämpfung der Rindertuberkulose kann sich
nicht auf die Milchviehbestände beschränken und sollte aus gesund¬
heitlichen und wirtschaftlichen Gründen auf breiterer Grundlage als
im Reichsviehseuchengesetz vorgesehen, neu organisiert werden.
Verkehr mit Arzneimitteln.
Dem Anzeigenteil des „Deutschen Offiziersblattes“ Nr. 7 S. 142
vom 1. März 1921 entnehmen wir folgende interessante Anzeige:
„Für Offiziere a. D., die gute Beziehungen zur Land¬
wirtschaft haben, bietet sich selten günstige Gelegenheit zu
einem guten Nebenverdienst. Es handelt sich um den Verkauf
eines langjährig erprobten und erstklassig begutachteten Mittels
Maul- und Klauenseuche in STagen zu hellen,
für welches alle Patentrechte für alle Kulturstaaten erworben
sind. Eventuell werden Vertretungen bezirksweise vergeben.
Gefl. Angebote erbeten unter D. O. 332 an die Geschäftsstelle
dieses Blattes, Berlin W 10.“
Den Berufsvertretungen der Apotheker, die so eifersüchtig
auf das Dispensierrecht der Tierärzte sind, bietet sich hier — wie
so oft! — Gelegenheit der Sache nachzugehen und zu prüfen, ob
die Vorschriften über den „Verkehr mit Arzneimitteln außerhalb
der Apotheken“ eingehalten werden. P.
Ein Zeichen der Zeit.
Als Opfer des verhungernden gebildeten Mittelstandes starb
am 10. März in Budapest der ungarische Obertierarzt K. Er ver¬
giftete sich, um dem Hungertode zu entgehen. Als Kriegsflücht-
ling wohnte er zuletzt mit Frau und 4 Kindern in einem Eisenbahn-
417
waggon und hatte nach langem Suchen eine Stellung. gefunden,
die ihm monatlich 950 Kronen einbrachte. Da er damit aber un¬
möglich auskommen konnte, verkaufte er den Rest seiner Hab¬
seligkeiten, gab den Erlös seiner Frau und behielt nur soviel für
silch, um sich Strychnin zu kaufen, mit dem er sich voller Ver¬
zweiflung das Leben nahm. (Tierärztl. Rundschau.)
Aus Weimar erhalten wir nachstehende Zuschrift:
Aufgaben, Einrichtung und Mittel des neuen Deutschen Veterinär¬
rates.
■ Der neue Deutsche Veterinärrat beruht auf der ausdrücklichen
Zugehörigkeit der einzelnen .Wähler oder Abgeordneten zu einer
bestimmten Berufsgruppe, auf dem Prinzip der Parteien und Frak¬
tionen. Der Einfluß des einzelnen Wählers auf die Wahl des Ab-
geprdneten ist verringert, die Entwickelung muß wie die neue
Form Inhalt, Tätigkeit und Geltung des neuen Deutschen
Veterinärrates beeinflussen. Auch sachlich ist die Politik de;s
Deutschen Veterinärrates durch die Behandlung wirtschaftlicher
Fragen schwieriger. Durch den Ausbau der Organisationen der
einzelnen Berufs-Untergruppen hat der Deutsche Veterinärrat bis
zu gewissem Grade auch an Bedeutung verloren. Diese Dezentrali¬
sation der Interessenvertretung nötigt erneut zu der Prüfung,
ob wir eine gemeinsame Standesvertretung noch brauchen- Als
sidher kann gelten, daß eine Abgrenzung der Arbeitsgebiete der
einzelnen Körperschaften stattfinden mnuß. Die tierärztliche Or¬
ganisation ist noch zu kostspielig und zu kompliziert. Abgesehen
von der psychologischem Begründung einer gemeinsamen tierärzt-
licheh Standesvertretung soll der Deutsche Veterinärrat doch bei¬
behalten bleiben aus Nützlichkeitsgründen, als Sachwalter des
tierärztlichen Gesamtstandes, als Schiedsmann .im eigenen Stande,
als Gutachter des praktischen tierärztlichen Gesamtberufes.
In vergangenen Zeiten, namentlich in den Zeiten der äußer¬
lichen Entwickelung unseres Standes, ist im Deutschen Veterinär¬
rat mit bescheidenen Mitteln viel gearbeitet und vieles erreicht
worden. Diese Epoche verbindet sich vor allem mit den Namen:
Lydtin, Esser, Schmaltz und Lothes. Erst der letzte
Präsident hat jedoch mehr technische Hilfe durch einen Geschäfts¬
führer erhalten. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die Geschäfte de«
Deutschen Veterinärrates mehr ehrenamtlich vom Präsidenten be¬
wältigt oder gar so schnell erledigt und verfolgt werden können,
•wie es nötig ist. Sofern man eine Geschäftsstelle unterhalten will,
so muß diese ihren Sitz in Berlin haben. Wenn der Präsident
sehr viel freie Zeit hat, so braucht man ihm nur die nötige Büro¬
hilfe zu stellen Trifft das nicht zu, so muß ein Tierarzt als Ge¬
schäftsführer angestellt werden. Die Frage der Geschäftsstelle
und des Geschäftsführers ist vor allem eine Frage der vorhandenen
Geldmittel. So billig wie bisher trotz Besoldung eines Geschäfts¬
führers gewirtschaftet worden ist, wird es künftig nicht mehr ab-
gehem. Einem vollbesoldeten Geschäftsführer kann unter 40 000 A.
' nicht angebotem werden. Voraussetzung für solche Einrichtungen,
falls sie von der Versammlung für nötig erachtet werden, ist eine
Erhöhung der Beiträge. Mehr als 20 A. Jahresbeitrag kann man
nicht vorschlagen, das würde aber immerhin ausreichen, wenn
mit einer Beteiligung von 4500 Tierärzten vom Deutschen Vete¬
rinärrat weiter zu rechnen ist. Die feste Fundierung des neuen
Deutsche«! Veterinärrates in seinen Einrichtungen möge einher-
gehen mit seiner Erfüllung, mit dem Geiste der kollegialen Zu¬
sammengehörigkeit. In dieser Beziehung kann nur an die mahnen¬
den Worte des Nestors des Deutschen Veterinärrates in Eisenach
1912 erinnert werden: „Bleiben Sie einig und halten Sie fest am
Deutschen Veterinärrat! “
Nr. 6219 a 45. (Amtsblatt d. Staatsm. d. Äußern, d. Innern etc.
Nr. 1 v. 8. II. 1921.)
S t a a t s m i u i s t e r i e ai des Innern, für Unterricht
und Kultus und für Landwirtschaft.
Bekanntmachung über die Anstellung und Prüfung der Tierzucht¬
beamten.
I. Anstellung und Sitz der Tierzuchtbeamten.
§ 1. Die Ernennung der staatlichen TÜerzuchtbeamten erfolgt
durch das Staatsministerium für Landwirtschaft nach Anhörung des
einschlägigen Tierzuchtverbandes. Der Dienstsitz der Tierzucht¬
beamten wird vom Staatsministerium für Landwirtschaft nach Ein¬
vernahme der Regierung, Kammer des Innern, und des einschläg¬
igen staatlich anerkannten Tierzuchtverbandes bestimmt. Die Tier¬
zuchtbeamten sind dem Staatsministerium für Landwirtschaft un¬
mittelbar unterstellt.
§ 2. Die Tierzuchtbeamten werden durch das Staatsmimiste-
rium für Landwirtschaft verpflichtet. Die Diensteinweisung erfolgt
durch den Vorstand der Tierzuchtabteilung in diesem Ministerium.
II. Vorbedingungen für die Anstellung oder
Verwendung im Staatstierzuchtdienste.
§ 3. Bewerber für den höheren Tierzuchtdienst müssen: 1. im
Besitze des Reifezeugnisses eines deutschen humanistischen Gym¬
nasiums oder eines Realgymnasiums oder einer Oberrealschule sein,
2. die Approbation als Tierarzt oder als Diplomlandwirt im Deut¬
schen Reiche erlangt haben, 3. die Prüfung für den tierärztlichen
Staatsdienst oder für den landwirtschaftlichen Staatsdienst ein¬
schließlich des landwirtschaftlichen Lehramts in Bayern bestanden
haben, 4. eine Tätigkeit von mindestens einem Jahre in einem land¬
wirtschaftlichen Betriebe mit Tierzucht nachweisen. Die Tätigkeit
bei einem bayerischen Tierzuchtverbande oder an der Tierzucht¬
abteilung einer tierärztlichen oder landwirtschaftlichen Hochschule
kann bis zur Höchstdauer von 6 Monate« auf den unter II § 3 (4.)
geforderten Vorbereitungsdienst angerechnet werden. Ferner
müssen die Bewerber die Prüfung für den staatlichen Tierzucht¬
dienst in Bayern bestanden haben.
III. Prüfung für d en staatlichen Tier zuchtdienst.
§ 4. Die Prüfung für den Tierzuchtdienst ist vor einer Kom¬
mission abzulegen, die aus dem Vorstände der Tierzuchtabteilung
des Staatsministeriums für Landwirtschaft als Vorsitzenden sowie
aus einer von diesem Staatsministerium nach Bedarf zu bemessen-
den und zu berufenden Anzahl von Mitgliedern gebildet wird.
§ 5. Die Prüfung findet jährlich einmal in der Regel im Monat -
November statt. Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind mit den
unter Abschnitt II § 3 verlangten Nachweisen beim Staatsministe¬
rium für Landwirtschaft einzureichen. Über die Zulassung zur
Prüfung entscheidet das Staatsministerium für Landwirtschaft.
§ 6. Die Prüfung umfaßt in 3 Abschnitten folgende Gegen¬
stände: t
419
Abschnitt I. Schriftlich^ Prüfung.
1. Landwirtschaftliche Tierzucht, 2. Gesundheitspflege der land¬
wirtschaftlichen Nutztiere, 3. Betriebslehre der Tierzucht.
Abschnitt II. Mündliche Prüfung.
1. Seuchenlehre und Seuchengesetzgebung, 2. Gesundheits¬
pflege der Haustiere, 3. Allgemeine Tierzucht, 4. Spezielle Tier¬
zucht, 5. Milchwirtschaft und Molkereiwesen, 6. Fütterung der land¬
wirtschaftlichen Nutztiere (Futtermittel und Futterbau, Anlage von
Weiden), 7. Herdbuehwesen, 8. Geburtskunde, 9. öffentliche Ma߬
nahmen zur Hebung der Tierzucht (Gesetzgebung).
Abschnitt III.
Mündliche Beurteilung eines lebenden Tieres, eines Viehbe¬
standes oder einer Herde für tierzüchterische Zwecke. Ausarbei¬
tung eines schriftlichen Gutachtens über den Gebrauchs- und Zucht¬
wert der beurteilten Tiere.
§ 7. Der Gebrauch gedruckter oder geschriebener Hilfsmittel
ist nur für die Bearbeitung der Aufgaben des Abschnittes I ge¬
stattet, kann jedoch durch das Staatsministerium für Landwirtschaft
je nach der Art der Aufgaben auf bestimmte Behelfe beschränkt
oder untersagt werden. ’
§ 8. Bei Beurteilung der Leistungen in den einzelnen Prüfungs¬
gegenständen, in den Abschnitten und in der Gesamtprüfung haben
folgende Noten — Fachnoten, Abschnittsnoten, Hauptnote — in
Anwendung zu kommen: I (1,0—1,5) = „sehr gut“, II (1,6—2,5) =
„gut“, III (2,6—3,5) = „genügend“, IV (3,6—4) — „ungenügend“.
Die Fachnote wird gefunden durch Zusammenzählen der Noten
der einzelnen Examinatoren und Teilen der Summe durch die Zahl
der Examinatoren. Die Abschnittsnote berechnet sich aus der
Summe der Fachnoten des Abschnittes, geteilt durch die Zahl der
Fächer des Abschnittes. Die Hauptnote berechnet sich aus der
Summe der Abschnittsnoten, geteilt durch drei. Bruchteile eines
Zehntels werden als ganzes Zehntel angerechnet. Diie Fachnoten,
die Abschnittsnoten und die Hauptnote werden dem Kandidaten
nach Festsetzung des Ergebnisses der Gesamtprüfung schriftlich
mitgeteilt. Über die Prüfung ist eine Niederschrift aufzunehmen
und dem Staatsministerifum für Landwirtschaft vorzulegen.
§ 9. Die Prüfung ist bestanden, wenn in jedem Fach mindestens
die Note II (2,6—3,5) erteilt wird. In diesem Falle wird durch das
Staatsministerium für Landwirtschaft ein Prüfungszeugnils ausge¬
fertigt.
§ 10. Die Gesamtprüfung kann in der Regel nur einmal wieder¬
holt werden. Bei einer Wiederholung sind jeweils die 'im der letz¬
ten Prüfung erhaltenen Noten maßgebend.
§ 11. Wer die Gesamtprüfung nicht bestanden hat, kann die
Wiederholung auf diejenigen Fächer beschränken, in denen er die
Note IV (3,6—4) erhalten hat; ist jedoch die Abschnilttsnote IV er¬
teilt worden, so muß die Prüfung aus sämtlichen Fächern des Ab¬
schnittes wiederholt werden. Diese Vergünstigung kann nur dann
in Anspruch genommen werden, wenn die Prüfung schon im
nächsten Jahre wiederholt, wird.
§ 12. Wer im Laufe einer Prüfung ohne ausreichenden Grund
zurückgetreten ist, kann sie in der Regel nur einmal und dann nur
in allen Gegenständen wiederholen.
§ 13. Die Prüfungsgebühr beträgt für jeden Kandidaten 120 Ä.
420
Gesamtprüfung ist die ganze Prüfungsgebühr neuerdings zu ent¬
richten, bei teilweiser Wiederholung ein verhältnismäßiger Teil der
Gebühr, der vom Staatsministerium für Landwirtschaft festgesetzt
wird. Wilrd die Gesamtprüfumg nicht vollendet, so wird die Prü¬
fungsgebühr für diejenigen Prüfungsabschnitte zurückgezahlt, in
die der Kandidat nicht eingetreten ist.
§ 14. Das Staatsministerium für Landwirtschaft erläßt die
Airsführungsbestimmungen zu dieser Verordnung.
§ 15. Diese Bekanntmachung tritt sofort in Kraft.
München, den 20. Januar 1921.
Dr. Matt. Wut-zelhofer. I. V.: Dr. S c h w e y e r.
Verschiedenes.
Oberregierungsrat Schwarzmaier f.
Am 3. Mai nachts 12 V« Uhr verschied nach fast siebenwöchiger
Krankheit nnd nach zunächst glücklich überstandener schwerer
Operation der ebenso hochverdiente, wie überaus hochverehrte für
seine Kollegen allzeit väterlichst besorgte langjährige tierärztliche
Referent an der Regierung von Oberbayern Herr Oberregierungsrat
August Schwarzmaier. R. [. P. Wir werden auf die besonderen
Verdienste des Entschlafenen noch zurückkommen.
dfutsvatortairkui«, Aaslaadsileist «id Vereiekeraafswesea.
Stand der Tierseuchen.
Deutschöaterreicb. Woche vom 26. März bis 2. April 1921:
in Vorarlberg: Maul- und Klauenseuche: 11 Gemeinden
und 28 Gehöfte.
Schweiz. Woche vom 4.—10. April 1921: Maul - u. Klauen¬
seuche: 9 Kantone mit 15 Bezirken mit 19 Gemeinden und 27
Gehöften; Rauschbrand: 4 Kantone mit 5 Bezirken mit 6 Ge¬
meinden; Rotlauf der Schweine (eiinschl. Stäbchenrotlauf
und Schweineseuche): 5 Kantone mit 16 Bezirken mit 19 Gemeinden
und 21 Gehöften ;Milzbrand: l Kanton mit 1 Bezirk mit l Ge¬
meinde.
Die Viehablieferungen an Frankreich, Belgien, Italien und Serbien.
Dile „Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene“, Jahrg. XXXI,
Heft 7, 8. 96 ff., bringt folgende Mitteilung:
Außer den sehr hohen gemäß § 6 des Anhanges IV zum Frie¬
densvertrag an Frankreich und Belgien zu leistendenVorlieferungen
an Vieh konnten die früher feindlichen Staaten innerhalb einer be¬
stimmten Frist ihre endgültigen Viehforderungen anmelden. Dies
ist durch Belgien, Frankreich, Italien und Serbien geschehen. Auf
Grund des § 2 der Anlage IV des Vertrages von Versailles sind
laut „Deutscher Reichsanzeiger“ folgende Tiermengen als Forde¬
rungen angemeldet worden: Pferde: Frankreich 51 664, Belgien
40 000, Italien 5100, Serbien 53 200, zusammen 149 964; RÜnder:
Frankreich 510 000, Belgien 210 000, Italien 11150, Serbien 157000,
zusammen 888 150, davon 640 000 Kühe und tragende Färsen;
Schafe: Frankreich 276 835, Belgien 200 000, Italien —, Serbien
420 000, zusammen 896 835; Ziegen: Frankreich 25 165, Belgien
2000, Italien —, Serbien —, zusammen 27165; Geflügel: Frank¬
reich 940 000, Belgien 800 000, zusammen 1740 000: Schweine:
15 250; Kaninchen: 200 000.
m
Nach dem Vertrag hat die Reparationskommission bei ihrer
Entscheidung über die endgültige Festsetzung der Zahlen die
Leistungsfähigkeit Deutschlands zu berücksichtigen und diei deut¬
sche Regierung hierüber zu hören. Zu den Verhandlungen mit der
Reparationskommission, die am 15. November 1920 begönnern haben,
entsandte die deutsche Regierung eine Kommission, die sich aus
Vertretern des Wiederaufbauministeriumsi des Auswärtigen Amts,
( des Reichsernährungsministeriums, des Reichsgesundheitsamts, der
deutschen Vitehablieferungskommission, des des Reichswirtschafts-
rats, des Reichsausschusses für die deutsche Landwirtschaft und
des Deutschen Milchwirtschaftlichen Vereins zusammensetzte. Bei
den Verhandlungen konnte eine Verständigung über eine Herab¬
setzung der Gesamtforderungen, wie sie von deutscher Seite an¬
gestrebt wurde, nicht erzielt werden. Die Vertreter der Repa¬
rationskommission schlugen nunmehr vor, unter zeitlicher Zurück¬
stellung der Gesamtforderungen eine Vereinbarung über eine ein¬
malige, auf eine Zeit von sechs Monaten berechnete Lieferung her¬
beizuführen. Dieser Weg schien die einzige Möglichkeit zu bieten,
ein schweres, für die deutsche Wirtschaft unerträgliches Diktat,
mit allen seinen unheilvollen politischen Folgen zu vermeiden. Der
Vorschlag wurde daher von deutscher Seite grundsätzlich ange¬
nommen. Die Verhandlungen über die Einzelheiten des Abkom¬
mens, insbesondere über die tragenden Tiere, gestalteten sich
außerordentlich schwierig. Zwar hatte die Reparationskommission
im Laufe der Verhandlungen auf Milchkühe vorläufig Verzicht ge¬
leistet, sie bestand aber auf der Ablieferung von tragenden Tieren,
wenn auch in der beschränkten Zahl von 30000 Stück. UnteT diesen
Umständen mußten erst besondere Vollmachten bei der deutschen
Regierung eingeholt werden, was eine Unterbrechung der Ver¬
handlungen erforderlich machte. Die deutsche Kommission wurde
ermächtigt, das Abkommen zum Abschluß zu bringen. In einer
Vollsitzung der Reparationskommission vom 3: Dezember 1920
wurde nachstehende Vereinbarung einstimmig von beiden Parteien
abgeschlossen:
a) Deutschland' wird das Geflügel, die Ziegen und die Schweine
liefern, welche auf der hier beigefügten Liste A verzeichnet
. sind, unter den dort angeführten Bedingungen, wodurch es
allen Anforderungen der Alliierten entspricht,
b) »Innerhalb einer Frist von sechs Monaten soll Deutschland die
in der anliegenden Liste B aufgeführten Rinder, Pferde und
Schafe unter den dort angegebenen Bedingungen liefern.
Der Wiederherstellungsausschuß beschließt, ferner, daß er vor
Ablauf der genannten Frist von 6 Monaten eine neue Entscheidung
treffen wird über die weiteren Mengen an Rindern, Pferden und
Schafen, die später von Deutschland zu liefern sein werden.
Note 1. Die in den Listen A und B angegebenen Viehmengen
lassen die im § 6 der Anlage IV des Teils VIII des Vertrags von
Versailles vorgesehenen Lieferungen, soweit diese' noch nicht be¬
endet sind, unberührt.
Note 2. Zu den in Liste B aufgeführten Tieren: Die deutsche
Regierung erklärt, daß sie zwar bereit sei, ihr möglichstes zu tun,
um die vorgesehenen Lieferungen in der Frist von 6 Monaten zu
erfüllen, daß sie jedoch die Innehaltung dieser Frist nur für mög¬
lich erachtet, wenn bei der Auswahl der zu liefernden Tiere das
Alter, das Gewicht, die Leistungsfähigkeit und die Durchschnitts-
Qualität des jetzigen deutschen Viehbestandes berücksichtigt wird
und ferner dem Vorkommen der einzelnen Gattungen in Deutsch¬
land Rechnung getragen wird. Die deutsche Regierung verpflichr
tet sfch, gesunde Tiere von normaler Beschaffenheit zu liefern.
Liste A.
Geflügel: Hähne und Hühner 1 600 000, Enten 100 000,
Gänse 40 000, Gesamtzahl 1 740 000 Köpfe, welche nach Möglich¬
keit in drei Jahren oder spätestens in vier Jahren zu liefern sind,
grundsätzlich zu gleichen jährlichen Teilern vom Tage an, welcher
durch die alliierten Sachverständigen festzusetzen sein wird, und
zwar unter Vorbehalt der Unterbrechungen der Lieferungen, die
durch eventuelle Epidemien verursacht werden können.
Ziegen: 165 Böcke, 25 000 Ziegen, zusammen 25 165 Stück,
in drei Jahren zu liefern, und zwar in gleichen Mengen. Die Liefe¬
rungsfrist beginnt mit dem Tage, welcher durch eine Vereinbarung
der beiderseitigen Sachverständigen unter Berücksichtigung des
Seuchenstandes festzusetzen ist Falls keine Einigung zwischen
den Sachverständigen zustande kommt, wird der Wiederherstel¬
lungsausschuß den Termin festsetzen.
Schweiae: Zuchteber 250, Mutterschweine 15000, Gesamt¬
zahl 15 250 Köpfe, zu liefern in der in den Listen vorgesehenen
Frist. Lieferbeginn wird festgesetzt wie bei Ziegen.
Liste B.
Pferde: 30000 Stück, zu liefern in einer Frist von 6 Mo¬
naten, beginnend sobald die Transport- und Abnahmebestimmungen
festgesetzt sind.
Schafe: 125 000 Stück, zu liefern in einer Frist von 6 Mo¬
naten. Lieferbegjnn wird festgesetzt wie bei den Ziegen (siehe
Liste A).
Rinder: 60000 Stück, Stiere, Zugochsen, Jungrinder männ¬
lichen und weiblichen Geschlechts, 30 000 tragende Kühe und
Färsen, in Summa 90 000 Stück, zu liefern innerhalb einer Frist
von 6 Monaten. Lieferbeginn wird festgesetzt wie bei Ziegen (siehe
Liste A).
Dabei gab die Reparationskommission folgende Erklärung ab:
Der Wiederherstellungsausschuß hat die Listen geprüft, welche
ihm durch die alliierten Regierungen übergeben worden sind.* Er
ist der Ansicht, daß sich die Anforderungen der Alliierten in ver¬
nünftigen Grenzen halten, und behält sich das volle Recht vor,
von Deutschland die Lieferung der gesamten Mengen von Vieh zu
verlangen, welche von den Alliierten gefordert sind.
Landwirtschalt, Fottermittelkaade and Ernlhrangswesan.
Die Schäden der Maul- und Klauenseuche in Württemberg.
Der württembergischen Zentralkasse ist durch die Entschädi¬
gungen für Verluste an Maul- und Klauenseuche eine Schuld von
90 Millionen Mark entstanden. Im November und Dezember 1920
mußten 17 bezw. 14 Millionen Mark ausgezahlt werden. Wenn
auch neuerdings ein erheblicher Rückgang der Seuche zu ver¬
zeichnen ist, müssen Summen für weitere Entschädigungen sicher-
gestellt werden. Es ist daher für 1921 eine Viehseuchenumlage
von 100 Mark für jedes Rind festgesetzt worden. Der gesamte
Rinderbestand in Württemberg beträgt nach der amtlichen Zählung
vom 1. Dezember vor. Jrs. nur noch 987 000 Stück. (Zeitschrift für
Fleisch- und Milchhygiene.)
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom l. mit 15. April 1921.
424
©
w
V
P
5
S
€
m
i
m
«
jf
•
.
5.
*£
ö
V ’S
B
+ «utq^unz .
— eurqttuqy
(*Xf9zsiqo{i0q
-ioa mz
qopiSicA toi
O N H -H H<
(M
1 + 1 ’ 1 ’ * 1
fr¬
ei
1
C5 OS Cd 00 tH<M
CMiOOi
++1 ■ 111
)(9Z8^qO}19S
19 p ui
i M i i i i r
CO
CCHCMH^OilCO
CO (M CM CM CM lO O
vH
1
ca
2
+ ciaqMunz
—araq'suqy
(*110zsiqo{ieq
-ioa mz
qot9i3i9A toi
^ (N 00 tH 05
1 1 1 ■ * 1 ■ 1
<5
1
iC ^ d CO vH CO
kß CS
vH 1 “^
1 +1 1 1 1 1
)(9Z6^q9U9S
19 p ai
1 ^ 1 1 ^ 1 II
CO
CO co eo 5t 00 HN
cs
©
•
H
•
B
JO
1
•
O
.fl
©
5
©
5
4* 9üiq«anz
— araqeaqy
(„«ezsiqoiiaq
-ioa mz
qoi9iSi9A toi
CO 4» ■** CM CO
vH tH
1 + 1 + * ’ 1
Oft
M
1
t> iC 05 \o »0 QO io
Ht CO CS
vH *—< r-H
1 1 ++ 1 1 1
:ti9znqojJöa
iap ui
| io cc | »a | |
S
05 CO ^ cs t- cs o
-dt CO CS vH CO O
r- CS
i
ca
o
9h
®
-|-9uiq«anz
— 9taqwiqy
(»liozs'xqoiiaq
-ioa su z
qoj9tSi0A toi
V (M IN r-H rH cg
1 1 ■ ■ 1 +1
CO
1
(MHt-dt Ht-H
CO CS
+ 11 ■ 1 1 1
y
^9Z6iqoii9g
J9p Ul
II 1 1 1 1 H ""
eg
OOCOO^t^kCCS
vH vH 1—1 vH kC5
i
•
*
■
•
©
«■
«
►
7
S 1
©
e 1
5 1
e !
J
| + etnqwunz
! — omq , snqy
(«liozfl^qoueq
-ioa *niz
qoi9tSi9A toi
COiOHHOSO^O
CO i— 1—1 CO vH CO
1 1 + 1 1 1 + 1
w
VP"I
1
t- CS 05 00 CS 00 CO
'Ht fr— O 05 CO 00 O
CI kO O fr— CS CS vH
— vH ^ kO 00
1 1 II 1 1 1
Ijazfiiqotieg
iep ui
127
57
84
21
28
31
17
160
s
CO O CS vH 05 vH 05
SSS8388S38
vH CS Ht 00 CO
vH
a
©
'O
fl
’S
i
o
4-9iuqTmnz
— omqvuqy
; Uliazs^qoiioq
-ioa J nz
qoj9iBi9A toj
CO 05 iO CS CO CO CO
Ol —*
1 1 1 1 1 1 * i
s
1
GOOkßOOOtH
t- H*t CO 00 CO Q r—
t-h vH CS CO 00
II 1 1 1 1 1
^I9Z8|qo|iea
iep uj
WCOiOQOCO^OlO
tOCCWHHWHCO
s
N
cs cs t- 1 - 1 - 1 -
vH 05 CO 05 tH O O
CO CO kO CO C5 kO vH
vH CS
1«,
11
!>
■49uiq*unz
— ouiq'Buqy
(*!»9Z8}qOJI9q
-ioa
qOI9I«I9A TOI
CO CM ^ - CO CO CS 03
IIIMIII
t-
T
vH Ht vH 05 CO 05
H i-— vH tH
NIMM
CO 00 05 CO CS kO
CS CS CO Ht CO 00 05
HiHHHrl-'H
!{9Z8iq9II9a
I9P UI
(M^WOhM^OO
Ol r— vH v— vH rH
CO
o
b 'S
♦*
ac
i
i-
Oberbayern
Miederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
1
N N C ^ . . .
.2 .tJ vO fl fl N
55®.® aä c« ®
S SS Pn fe •-» >-* fi
h i6 q 6 »d h »d h
CO vH CS OC *— CO
) Vom 16. mH 31. März 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
424
Der Konsumrückgang des deutschen Volkes.
Die deutschen Sachverständigen hatten in ihrem bekannten
Gutachten zur Londoner Konferenz auch folgende Zahlen über den
Konsumrückgang je Kopf der Bevölkerung in Kilogramm
Ln Gegenüberstellung der Jahre 1915 und 1920 angegeben:
Fleisch ....
Mehl.
Verbrauchszucker
Baumwolle . .
Wolle ....
Steinkohle . .
Eisen ....
1915
52
125
19,2
7,2
7,2
2870
233
1920 etwa
20
83
14,1
23
1,0
1770
100
(D. Sch. V. Zt. Nr. 10.)
Der verflossene Winter war, wie die Landeswetterwarte mit¬
teilt, überwarm als zweitwärmster seit 1879, die Mittelzahl für
Luftwärme um 3 1 /s Grad über vieljährigem Durchschnitt. Er war
auch sehr niederschlagsarm als einer der zehn trockensten. Von
den letzten zwölf Monaten seit März 1920 zeigten nur August um
V. Grad und November um 2 Va Grad tieferes Luftwärme-Mittel
als durchschnittlich, alle anderen Modlate höheres biis zu fast
7 Grad darüber im Januar 1921; an Niederschlägen brachten nur
April, Mai und Januar Überschüsse, die übrigen Monate Fehlbe¬
träge, so daß der Gesamtanfall gegenüber dem Durchschnittsbetrag
um Va bis Va des Jahresanfalles zu gering war.
Das Februarwetter zeichnete sich durch ungewöhnliche
Trockenheit aus. Der Monatsanfall erreichte nur ein Viertel
des Durchschnittlichen. Meßbare Niederschläge fielen an 4 Tagen,
der kleinsten Februarzahl. Solcher starken Trockenheit entspricht
das Vorherrschen östlicher Winde mit 53 v. H. gegenüber mittleren
34, desgleichen das hohe Luftdruckmittel; 17 Tage brachten Über¬
druck, nur 3 Unterdrück. Das Luftwärmemittel war um etwa 2 Grad
höher als durchschnittlich, aber doch um fast 2 Grad kälter als für
den vorangegangenen Januar, während im Durchschnitt Februar
um 2 Grad wärmer ist. Dies Verhalten bezeichnet den hohen Stand
der J anuarwärme, der seit 1 796 noch nie erreicht wurde.
Das warme und trockene Februarwetter ermöglichte besonders
frühzeitigen Begiinn der Feldbestellung und damit bessere Ver¬
teilung der Frühjahrsarbeit ohne Drängnis oder Hast. — Nun aber
haben wir das richtige Aprilwetter bekommen.
tlochschulnachrichten.
München. Ergebnis der tierärztlichen Prüfung
neuer Ordnung im verflossenen Studienjahr;
Aus den Vorjahren wurden 9 Kandidaten übernommen. In die
Prüfung waren 57 Kandidaten neu eingetreten. Von diesen 66
Herren haben die Prüfung bestanden mit Note I 6, mit Note II 45,
mit Note III 3 Herren. Die Prüfung bis 14. Oktober 19(20 niicht
vollends erledigt haben 11 Herren. — Im Laufe der Prüfung ist
ein Kandidat mit Tod abgegangen (Oerter Friedrich aus Michels-
ried).
Das Ergebnis der ärztlichen Prüfungen im
Prüfüngsjahr 1919/20 in Bayern war an den drei
Landesuniversitäten folgendes: Zugelassen waren insgesamt 896
425
Kandidaten der Medizin gegen 351 im Vorjahre, und zwar in
München 453 (2U9 im Vorjahre), iln Würzburg 270 (77) und in Er¬
langen 173 (65); hieVon haben die Prüfung bestanden mit „sehr
gut“ 71 in München (15), 76 in Würzburg (26) und 54 in Erlangen
(19), mit „gut“ 304 in München (162), 160 in Würzburg (29) und
106 in Erlangen (42), mit „genügend“ 30 in München (12), 13 in
Würzburg (6) und 10 in Erlangen, (4). Nicht bestanden bezw. zu¬
rückgestellt, zurückgetreten sind 48 in München (20), 21 in Würz¬
burg (16) und 3 in Erlangen (0). Die Approbation als Arzt haben
erhalten 329 Kandidaten der Medizin in München (178 im Vorjahr),
190 in Würzburg (57) und 150 in Erlangen (55).
Ferienlänge und Schullahrsbeginn. Beide Fragen beschäftigen
gegenwärtig weite Kreise derart stark, daß es immerhin von In¬
teresse sein dürfte, die Einrichtungen anderer Staa¬
ten in beidem Punkten kennen zu lernen. Wir stellen s‘fe daher in
einer Tabelle zusammen:
Hauptferien
Länge
Schulbeginn
Frankreich ....
1. 8.— 1. 10.
61 Tage
1.10.
England ....
1.8.—15. 9.
45
>5
15. 9.
Vereinigte Staaten .
15. 6.— 1. 9.
77
55
1. 9.
Italien.
15. 7.— 1.10.
77
1. 10.
Holland.
15. 7.— 1. 9.
47
1. 9.
Belgien.
• 1. 8.— 1.10.
61
55
1.10.
Österreich ....
16. 7.—15. 9.
60
55
15. 9.
Ungarn.
1. 7.— 1. 9.
61
55
1. 9.
Schweden ....
1. 6.— 1. 9.
91
55
1. 9.
In England und' Holland fällt die Ferienlänge aus
dem euro'
päischen Typ heraus, dafür haben beide Staaten wesentlich längere
Vakanzen zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Im übrigen er¬
gibt sich eine auffallende Übereinstimmung bezüglich des Schul¬
jahrsbeginns: Nicht ein einziger europäischer Staat setzt ihn
im Frühjahr an, wie bisher Preußen und in Zukunft das Deutsche
Reich! Dies sollte immerhiib zu denken geben. Auf jede® Fall
wird die Zwangseinführung eines hygienisch und pädagogisch
schädlichen Schuljahr,sbeginns im Auslande mit Recht als reaktio¬
näres Symptom aufgefaßt werden. Ob es kulturpolitisch klug ist,
wenn sich das neue Deutschland iln dieser Sache neuerdings völlig
isoliert? Wir möchten es bezweifeln.
Personalien.
Städtischer amtstierärztlicher Dienst: Die amtstierärztlichen
Geschäfte in den Stadtbezirken Neustadt bei Coburg und Rodach
werden vom 16. Mai lfd. Js. ab dem Bezirkstierarzt von Coburg
Dr. Lungershausen übertragen.
Ernannt: Tierarzt Paul Speiser in Nürnberg zum Bezirks¬
tierarzt von Ebermannstadt, Distriktstierarzt Paul Witt mann in
Regenstauf zum Bezirkstierarzt von Waldmünster, Tierarzt Robert
Hugo zum Schlachthofdirektor in Neustadt a. H.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Philipp B a-u ui b ac h
aus Neuulm in Fandelsbrunn, (B.-A. Wolfstein); Xaver Losch-
huber aus Pförring in Schrobenhausen; Dr. Hans Flesch aus
München in Obertaufkirchen (B.-A. Mühldorf; Friedrich Roth aus
Schnaita, in Sachsen, in Nürnberg; Dr. Albert Wetzel in Wein¬
garten (B.-A. Germersheim.
Bttcherschau.
Die Zerreißung des Ligam. terres. Von Dr. med. vet. Otto Hein¬
rich, Garmisch. Erschienen im Selbstverlag. 1921. Druck von
Karl Raumer, Garmisch. Preis 6.— Mk. und Porto.
Das Werkehen geht in seinem Inhalt noch weiter als der Titel
ankündigt, denn außer der Luxation ist auch noch die Distorsiou
und Subluxation mit hereingezogen. Verfasser schildert ein ganz
neues Verfahren der Behandlung dieser Erkrankungen. Das Ver¬
fahren beruht auf einer besonderen Art der Hautabschnürung, wo¬
durch neben kräftiger Anspannung der Haut auch noch eine heftige
reaktive Entzündung in der nächsten Umgebung erzeugt und so
die Heilung bewirkt wird. Das Bemerkenswerteste an der Sache
ist, daß auch Hüftgelenksluxationen, bei denen es zur vollständigen
Zerreißung des Ligam. tei’res gekommen war, durch die Methode
des Herrn Verfassei - s wiederum geheilt werden können und zwar
handelt es sich hier nicht um eiine Scheinheilung unter Ausbildung
eines falschen Gelenkes, sondern um eine regelrechte Reposition,
die das Tier selbst durch leichte Bewegung schon nach einigen
Tagen vollzieht und um eine hieran sich anschließende einwand¬
freie Heilung, so daß den geheilten Tieren von den früheren Leiden
überhaupt nichts mehr angesehen werden kann; eine zeitlang
höchstens ist noch die Narbe über dem Hüftgelenk, die aus der
‘Hautabschnürung entstanden war, aber schließlich auch bald ver¬
schwindet, zu sehen. — Die im Selbstverlag erschienene Schrift
ist aufs wärmste zu empfehlen und bedeutet eine wesentliche Er¬
gänzung der therapeutischen Behandlung der genannten Hüftge-
lenkserkrankungen. Ma.
Die Sterilität des Rindes, ihre Erkennung und Behandlung. Von
Dr. ErnstHeß, ord. Professor an der Universität in Bern. —
Mit 36 Abbildungen im Texte.Hannover, Verlag von M. u. H. L
Schaper, .1920. Preis einschl. Teuerumgszuschlag Mk. 23.80.
Der .ibzwischen leider verstorbene, weit über die Grenzen
seines engeren Heimatlandes, der Schweiz, hinaus bekannte Ver¬
fasser dieser Arbeit hat mit dieser Schrift geradezu einem Bedürf¬
nisse abgeholfen. Zwar haben wir ja aus seiner Feder eine größere
Anzahl von Publikationen über dieses Kapitel schon erhalten, allem
es waren Abhandlungen, die jeweils nur Teile behandelten und
naturgemäß teilweise mit der Zeit ergänzungsbedürftig geworden
waren. Wie Verfasser angibt, ist die Drucklegung der Arbeit in¬
folge des Weltkrieges um volle 5 Jahre verzögert worden. Nun
aber nehmen wflr mit Dank dieses wertvolle Geschenk an die
Wissenschaft von dem Herrn Verfasser noch in Empfang, die
theoretische Wissenschaft nicht weniger wie die Praxis, die schon
längst auf diese Veröffentlichung gewartet hatte. Die Stellung¬
nahme des Herrn Verfassers zu der Ursache und Bekämpfung der
Sterilität des Riibdes darf im großen und ganzen als bekannt vor¬
ausgesetzt werden. Die Schrift gibt uns nun alles, was Verfasser
in einer förmlichen Lebensarbeit diesbezüglich an Erfahrung an¬
gesammelt hatte und was er Wertvolles aus der Erfahrung Anderer
nach strenger Sichtung herübernehmen durfte. So werden wir nach
einer kurzen anatomischen Einleitung eingehend über die zystöse
Degeneration der Eierstöcke nach allen nur denkbaren Seiten hin
informiert; die Ätiologie dieses Übels wird sehr gründlich be¬
sprochen und naturgemäß auch die Therapie, wie siile H e ß form-
427
lieh originär aasgearbeitet hat, eingehendst gewürdigt. Dabei er¬
leichtern die sehr instruktiven Abbildungen wesentlich das Ver¬
ständnis des Textes. Dankbar werden die Leser auch für die Ka¬
pitel über Scheidenvorfall usw. sein, sowie für dasjenige über
Pyometra, deren Therapie durch Abdrücken des gelben Körper.«
und eventuell vorhandener Zysten, sowie gelinder Massage des
gefüllten Uterus vom Rektum aus bekanntlich der bei uns im All¬
gäu geübten entspricht (vergl. hiezu u. a. die einschlägige Ver¬
öffentlichung von O e 11 1 e,. Münch. Tierärztl. Wochenschr., 1915,
Nr. 24, im Literaturverzeichnis von Heß nicht angegeben). —
Uber das Albrechtsen’sche Verfahren urteilt H e ß an dieser Stelle
folgendermaßen; „Das sehr instrumentenreiche und dementspre¬
chend teure Behandlungsverfahren nach Albrechtsen hat für die
mit dem Touchieren des Rindes vertrauten Tierärzte nur theore¬
tisches Interesse.“ — Den Schluß bilden diile dankenswerten Aus¬
führungen über das Abdrücken des Corpus luteum, sowie über die
Hypertrophie desselben. Die in den Text eingestreuten Kasuistiken
über besonders bemerkenswerte Vorkommnisse in der Praxis des
Verfassers werden aufmerksame Leser finden. Die Zeichnungen
aus der Hand des Herrn Dr. H. Z w i c k y, zumeist wie Verfasser
angibt in Farbe hergestellt, konnten der hohen Kosten halber
natürlich nicht farbig wiedergegeben werden, doch verdienen sie
durch ihre Klarheit und Instruktivität volles Lob. Der Verlag hat
das Buch neben diesen gelungenen Abbildungen auch mit vorzüg¬
lichem Papier und Druck ausgestattet. Das Buch wird jedem Tier¬
arzt hochwillkommen sein und weit über die tierärztlichen Kreise
hinaus die verdiente Beachtung finden. Ma.
Lehrbuch der Pathologischen Anatomie der Haustiere. F ü r T i e r-
ärzte und Studierende der Tiermedizin. Von
Prof. Dr. Theodor Kitt in München. 5., neubearbeitete Auf¬
lage. 3 Bände. I. Band. Mit 382 Textabbildungen. Stuttgart,
Verlag von Ferdinand Enke, 1921. — Preis geh. 88 Mk.
Von der 5. Auflage des allbekannten Lehrbuches ist der lange
erwartete I. Band erschienen. Schon seit 2 Jahren war es ver¬
griffen, der Weltkrieg mit seinen Begleit- und Folgezuständen hat
auch das Buchdruckgewerbe nachteilig beeinflußt und mancherlei
zeitraubende Hindernisse mußten bis zur Fertigstellung überwunden
werden. Dadurch kam es, daß die Pause zwischen der 4. und der
jetzigen Auflage sich auf 10 Jahre erstreckte, während jede der
ersten Auflagen sich in der Hälfte dieser Zeit folgten. Die Fort¬
schritte der veterinärmedizinischen Forschung, die nicht zuletzt
infolge der emsigen Mitarbeit durch Dissertationen ein lebhafteres
Tempo einschlugen, erforderten eine mannigfache Umarbeitung und
Ergänzung zahlreicher Abschnitte, wodurch sich eine Vermehrung
ihres Inhaltes nicht umgehen ließ, so daß sich der Verfasser zur
Erweiterung des Werkes von zwei auf drei Bände entschließen
mußte. Im vorliegenden Bande sind unter Beibehaltung der be¬
währten bisherigen Einteilung des Stoffes: Die Technik der Zer¬
legung, die Methoden der Konservierung von krankem Material,
die Mißbildungen, die Anomalien der Haut und Milchdrüse, der
Muskeln, Schleimbeutel, Sehnenscheiden und Sehneai, Knochen urtd
Gelenke, Zähne, der Mundschleimhaut, Zunge und Rachenhöhle,
der Speicheldrüsen und Speichelgänge, Luftsäcke des Pferdes, der
Speiseröhre und die des Kropfes der Hausvögel untergebracht.
In jeder Zeile kommt mit überzeugender Klarheit die reiche Er-
428
fahVung einer 35jährigen Lehr- und Forschertätigkeit des Autors
zum Ausdruck, die von dem ernsten Bestreben erfüllt ist, alle Er¬
rungenschaften der Wissenschaft für die Bedürfnisse der prak¬
tischen Betätigung zu verwerten. Es ist naheliegend einen Ver¬
gleich des vorliegenden Werkes mit dem gleichzeitig im Erscheinen
begriffenen des Dresdener Pathologen Prof. Dr. J o e s t anzu¬
stellen. Dadurch, daß dieser Verfasser jedem einzelnen Haupt¬
abschnitt normal-anatomische Bemerkungen vorausschickt und mit
seinen Ausführungen bis ins kleinste Detail geht, wird der Um¬
fang des Werkes, soweit sich bis jetzt beurteilen läßt, ein der¬
artiger, daß es vielleicht in erster Linie ein unübertroffenes Nach¬
schlagewerk werden dürfte. Kitt dagegen flicht nur da und dort
im Texte Hinweisungen auf das Normale in der Anatomie oder
Embryologie bezw. Physiologie, wie z. B. S. 272 bei den Anomalien
des Euters, ein, auch erkennt man in zahlreichen Kapiteln das Be¬
streben, nicht unerheblich zu kürzen, um den Rahmen eines Lehr¬
buches nicht zu sehr zu erweitern.
Aus dem „Lückenbüßer“, mit welcher Bezeichnung im Jahre
1894 der Autor in der ersten Auflage sein Buch der Öffentlichkeit
übergab, ist seitdem ein vollendetes Werk, ein unentbehrlicher
Berater für den Tierarzt, ein unübertreffliches Lehrmittel für den
Studierenden der Tiermedizin geworden; diese Zierde der Litera¬
tur darf in keiner tierärztlichen Bücherei fehlen.
Einen sinnstörenden Schreibfehler, der sich hartnäckig von
einer Auflage zur anderen forterbt, merzt vielleicht der Verfasser
bei Neuauflagen aus: S. 122 Fig. 59 bei id muß es statt „Darm¬
falten“ „Dammfalten“ heißen.
Besondere Mühe um das Werk hat sich auch die weit bekannte
Verlagsbuchhandlung gegeben, es ist ihr trotz aller technischen
Schwierigkeiten gelungen demselben eine meisterhafte Ausstattung
zu geben. / _ Me.
Pflanzenschutzmittel für den Gemüsebauer. Ihre Bereitung,
Wirkung und zeitgerechte Anwendung. Uber>
sichtlich zusammengestellt von Dr.Karl Miestinge r, Staats¬
anstalt für Pflanzenschutz, Wien. — Ratgeber-Bücherei „Mein
Sonntagsblatt“ Nr. 10. Druck und Verlag der L. V. Enders sehen
Kunstanstalt Neutitschein—Wien—Leipzig.
Das vorliegende Schriftchen ist ein wertvoller Berater für
jeden Gartenbesitzer, dem daran gelegen ist, das Schädlings¬
unwesen in seinem Garten möglichst frühzeitig zu bekämpfen.
Das Büchlein hat es erstmals unternommen eine übersichtliche Zu¬
sammenfassung der einschlägigen Bekämpfungsmittel, sowie deren
Bereitung und Anwendung zu bringen, was ihm in mustergültiger
Weilse gelungen ist. Man darf dem Herausgeber der Wochenschrift
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein
Dank dafür wissen, daß er einen Fachmann, wie Herrn Dr. Karl
Miestimger von der Staatsansta.lt für Pflanzenschutz in Wien,
gewonnen hat, diese wertvolle und gewiß auch mühevolle Zu¬
sammenstellung zu machen. Ma.
Die unspezifische Eiweißtherapie im Lichte neuerer Forschung.
Von Dr. Martinus Zschiesche. Kommissionsverlag Walter
Richter, Leipzig, Reitzenhainerstr. 135. 1921. Preis 9 Mk.
Die Proteintherapie, die vor allem durch die Arbeiten Wei-
chardts eingeleitet wurde, hat inzwischen ein derartig großes Feld
429
sich erobert, daß es in hohem Grade zu begrüßen ist, wenn sich
eine Arbeit die Aufgabe macht, eine Gesamtdarstellung auf diesem
Gebiete aus der Human- wie aus der Veterinärmedizin zu geben.
Im vorliegenden Büchlein ist dieser Versuch gemacht und in einer
Anzahl von Kapiteln abgehandelt. Ich nenne hier vor allem den
Abschnitt über Begriff, Geschichte und Grenze der Proteinkörper¬
therapie, sodann denjenigen über die Arten der Proteinkörper, der
sehr ausführlich und interessant geschrieben ist. Es folgen wei¬
tere Abschnitte über die Art der Anwendung, die Dosierung, die
Schicksale der injizierten Proteine, die gemeinsamen Wirkungen
der Proteine und deren Nebenwirkungen, sodann über die Genese
der Wirkung, wobei die verschiedenen Theorien zusammenge¬
tragen sind, um endlich das Indikationsbereich der Proteinkörper¬
therapie noch eingehend zu streifen. Ein besonderer Abschnitt
(Kapitel 11) ist der Eigenblutbehandlung der chronischen Phleg¬
mone des Pferdes nach Weil gewidmet. Es folgen noch: Kontra-
indikatiionen, Rückblicke und Ausblicke, weitere Indikationsmög¬
lichkeiten für die Veterinärmedizin, akute Fragen und eine Schlu߬
zusammenfassung. Ein ausführliches Literaturverzeichnis (325
Nummern) bezeugt uns das intensive Eingehen auf die Sache. Die
Arbeit verdient entschieden die weiteste Beachtung. Es ist ja
noch Vieles im Fluß und man wird deshalb nicht verlangen, daß
jedes Kapitel gleich befriedigend abschließen kann- Allein was
gegenwärtig über diese wichtige Behandhmgsweise zu sagen ist,
ist in demWerkchen berücksichtigt, so daß der Inhalt mit 71 Seiten
von jedem Leser mit Dank begrüßt jwerden wird. Ma.
Erfahrungen mit der künstlichen Brut in Deutschösterreich.
Österreich ist das erste Land, welche® eine zielbewußte Organi¬
sation auf dem Gebiete der künstlichen Brut und Aufzucht aufzu-
weisem hat und dem für diesen Zweck gebildeten Verein verdanken
wir wertvolle Zahlen, da seiine Mitglieder im Jahre 1920 in 19
Großbrütereien und 190 Brutstationen (mit kleinen Apparaten) ge¬
arbeitet haben. In den Großbrütereien wurden aus 140 375 be¬
fruchteten Eiern 102 952 Kücken = 73,3 %, von den Stationen aus
58 946 befruchteten Eiern 40 429 Kücken — 68,5 %■, im Durch¬
schnitte 72,0 % erzielt, womit man im allgemeinen zufrieden sein
kann. Das Ergebnis wäre aber ein entschieden besseres gewesen,
wenn die vielen Anfänger der künstlichen Brut sich vorher ge¬
nügende Aufklärung verschafft hätten, was aber viele unterließen
in der Meinung, daß die Arbeit ohnehin einfach sei, nachdem ja
doch die bekannten Plakate besagen „Jedes Kind kann brüten!“ —
während Sorglosigkeit in der Behandlung des Apparates und oft
mangelhaftes Bruteilermaterial schon von vorneherein haben jeden
Erfolg zweifelhaft erscheinen lassen. Weiteres lesen Sie in Folge 8
der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“
in Neutitschein. Die Bezugsgebühr ist für Deutschland Mk. 10.50
für das Vierteljahr. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung.
35 Eier in 30 Tagen von einem Huhn ist möglich, bei der Ver-
fütterung der steckengebliebenen Kücken. Wer sich dafür inter¬
essiert, lese den Artikel „Die Verwertung der steckengebliebenen
Kücken“ in Folge 9 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein.
Bei Knötchenseuche
hat sich „.Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt.
. . mit „Bissulin“ ... bei Fällen, in welchen mich
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“
Deutsche Tierärztl. Wochenschr. 42/1910.
„... ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung immer
den gewünschten Erfolg erzielen.“ m. t. w. 15 / 1911 .
„... Seit */« Jahren angewandt... kann ich „Bissulin“
nur wärmstens empfehlen.“ Tierärztl. Rundschau 28/1909.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chem. Fabrik, Aachen 25 . Den Rheinzoll trage ich.
ramblau
in Tabletten
oeoen die akuie und chronische Schweineseuche, die chron.
Schweinepest und das sopenannte Kümmern der Schweine.
Literatur: D. T. W. 1918, Nr. 45, 46, 50 und 52 und
Tierärztliche Rundschau 1920, Nr. 20, 21 und 29.
Rotlauf-Serum Schweineseuche-Serum
und alle anderen Veterinärsera in jeder Menge sofort lieferbar.
fern. Fabrik mi Sinim-Hlut „Bram" Oelzschau bei Leipzig.
Junger tüchtiger Tierarzt
sucht nachweisbar gute L a n d p r a x i s, am liebsten mit Fleisch¬
beschau, eventl. unter Abnahme von Apotheke und Instrumentarium
von Kollegen zu übernehmen. Eilangebote unter H. S. Tr. an die
Sehriftleitung dieses Blattes erbeten.
5jährige braune Panjestute
hübsches, ausdauerndes Tier, mit. Korbdogcart und Geschirr, preis¬
wert zu verkaufen. Näheres an die Schriftl. ds. Blattes unter V. S. 2.
Kombination der Wirkung von Bismuth Präparaten mir derjenigen von Adsorbenh'en
Rasche Wirkung * Bequeme Darreichung
Keine unerwünschten Nebenerscheinungen
Packungen:
NU (100 gr.) für Grosstiere M. 17.50
NeH( 25 gr.) für Kleintiere M. 5.-
Tolid
hervorragendes
Wundstreupulver
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & CS
Landwirtschaftliche Abteilung * Leverkusen b.Köln^Rh.
Generalvertrieb: Septoforma O.m.b.li., Köln ^kh. Eifelstr.21.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags n Uhr, Schluß der Inseraten-
Annahme jeweils Mittwoch vormittags H Uhr für die in der folgenden Woche
erscheinende Nummer der Wochenschrift.
432
_ ■srt&'y? 6«.geKh
Laboratorium Dr.Klci'n .Berlin
Generaldepot München Hess -3tr l2.
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
cf. Oberveterintlr a. D. Christian, Tieritrztl. Rundschau 1913 Nr. lf>
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
W Dr. Kleins
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeulei
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
f Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataatcn i
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
erlangen Sie ausführ lich^^ÄKjrf
lUbL Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche TTniversitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2.
(früher : Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift fttr Tierheilkunde n. Vlehzneht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 17. Mai 1921. Nr. 20.
Inhalt:
Originalartikel: Kitt (Forts, folgt.) — Martell, (Schluß.) — Referate — Staats¬
veterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Bücherschau.
Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- nnd
Klanensenchebekämpfnng durch Impfungen.
Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung.)
Die von mir aufgeworfene Frage und geäußerte Mei¬
nung, daß bei der Impfung mit Rekonvaleszentenserum
weniger eine spezifische Schutzstoff Wirkung, sondern viel¬
mehr eine unspezifische Leistungssteige¬
rung die Hauptrolle spielt und daß zur Lösung dieser
Frage Versuche wünschenswert seien, ist keineswegs belang¬
los, sondern für jeden, der wissenschaftlich Immunitäts¬
fragen überdenkt, erwägenswert. Denn falls sich heraus¬
stellt, daß schon N ormalserum die physiologischen
Abwehrkräfte des Körpers soweit 'teigern kann, daß der
maligne Verlauf der Aphthenseuche damit verhütet werden
kann, dann hätte man für den Notfall jederzeit die erste
Hilfe zur Hand. Die zur Zeit betriebene Anlage einer Vor¬
ratskammer von Rekonvaleszentenblut könnte dann aller¬
dings überflüssig erscheinen, um so mehr, als nach Leeb
auch das Blut altimmuner, schon vor vier Jahren durch¬
seuchter Kühe denselben Impferfolg zu haben scheint, wie
das Blut frisch durchseuchter *\
Indes ist sie eine weitschauende Vorsichtsmaßregel
und von wissenschaftlichem Interesse, weil die Halt¬
barkeit der wirksamen, im Rekonvaleszentenserum ent¬
haltenen Stoffe hei langzeitiger Konservierung noch zu er¬
gründen ist.
Bekanntlich verhalten sich in dieser Hinsicht die ein¬
zelnen Sera etwas verschieden; manche bleiben jahrelang
bei Trockenaufbewahrung oder Zusätzen von Karbolsäure
■') Diese Wochenschrift 1920, S. 701.
434
oder Diaphtherin wirksam, bpi anderen, frisch hochwertig
gewesenen tritt eine Wertminderung ein.
Noch zweckmäßiger dürfte es aber sein, Vorräte von
gutem Löfflerserum aufzustapeln.
Als die Anwendung von Rekonvaleszentenserum als
brauchbar erkannt war, haben einige Tierärzte bei Mangel
an solchem Blute Impfungen mit Normalserum probiert
und sind tatsächlich beinahe ebenso gute Erfolge dabei ver¬
zeichnet worden, wenn die Impfungen rechtzeitig, d. h. am
1.—2. Tage der Infektion bezw. des Blasenausbruchs ge¬
macht wurden (worüber einige noch nicht gedruckte Disser¬
tationen vorliegen).
Andere Tierärzte sind aber, weil ihr Blick nur auf das
Durchseuchungsblut gerichtet war, ratlos dagestanden, als
solches Blut nicht beschafft werden konnte, so daß es vor¬
gekommen ist, daß man das Wagnis unternahm, alleinig
eine Notimpfung mit Virus der malignen Seuche vorzu¬
nehmen statt wenigstens zu versuchen, ob nicht durch gleich¬
zeitige Impfung von Normalserum die Gefährlichkeit dieses
Verfahrens abgedämmt werden könne. Wohl haben die be¬
treffenden Tierärzte auf das Risiko der Sache den Tierbe¬
sitzer aufmerksam gemacht und die Verantwortung für die
vom Besitzer gewünschte alleinige Virusimpfung abgelehnt,
indes wäre es naheliegend gewesen auch Normalserum zu
verabreichen, nachdem bereits viele Erfahrungen über die
günstige, heilungbefördernde Wirkung von Einspritzungen
nicht spezifischer kolloidaler Eiweißkörper, speziell von Nor¬
malserum, Milch, Aolan etc. in der Behandlung von Infek¬
tionskrankheiten seit längerem Vorlagen. Die wissen¬
schaftlichen Hinweise von Hans Much, Weichhardt,
Wal t er Frei über die Bedeutung der Eiweißzerfallspro¬
dukte und anderer nicht spezifischer Faktoren für das Zu¬
standekommen erhöhter Resistenz, sowie die auch von Tier¬
ärzten bereits seit einigen Jahren beschrittenen Versuche
mit Eigenblutbehandlung lenken darauf hin.
Die großen Verluste (24—50 Prozent), welche bei bloßer
Virusimpfung entstanden sind, während bei der kombinier¬
ten Virusblut-Serumimpfung die Verluste nur 4—7 Prozent
betragen haben, lehrten, daß tatsächlich das Rekonvaleszen¬
tenblut abmildernden Einfluß hat.
Der Initiative Dr. Ernst s, solch kombinierte Impfung
bei den noch nicht fiebernden Tieren zu unternehmen, ver¬
danken wir die wichtige neue Erfahrung, daß man sich ge¬
trauen darf, sogar mit dem als gefährlich angesehenen Virus
des malignen Seuchenzuges Tiere absichtlich anzustecken,
435
woferne gleichzeitig Rekonvalenszentenblut eingespritzt
wird.
Soweit die in kleinem Umfange von Dr. K o e g e 1 und
mir unternommenen Versuche ergaben, pflegt auch die
gleichzeitige Impfung von Normalserum oder Aolan und
hochvirulenter Lymphe die Malignität der letzteren in
Schranken zu halten.
Schutzwirkungen können nicht bloß mit dem Blute re¬
konvaleszenter Tiere, sondern auch mit Blut frisch seuche¬
kranker Tiere erzielt werden. Ich habe 1896 zusammen mit
Bezirkstierarzt Hermann eine Reihe von Versuchen an
Rindern ausgeführt *\ welche lehrten, daß merkwürdiger¬
weise das Blut mit -frischen Blasen und Geschwüren behaf¬
teter Rinder selbst bei intravenöser Impfung bei anderen
Rindern keine Erkrankung verursachte. Diese Impfungen
wurden zugleich in der ausgesprochenen Absicht gemacht,
zu ergründen, ob damit Immunität erzielt werden könne.
In der Tat sprach das Ergebnis einer größeren Anzahl
Impfungen für solche Wirkung, doch war ich bei dem Um¬
stande, daß in Seuchenstallungen öfter viele Tiere gesund
bleiben, in der Schlußfolgerung sehr vorsichtig. Nun hat
voriges Jahr Moussu*** im Einklang mit den Angaben,
welche C o s c o und Aguzzi über die intermittierende
Virulenz des Blutes entsprechend dem Auf- und Abstieg
des Fiebers bei der Erkrankung vorgeschlagen und in praxi
anscheinend mit Erfolg versucht, durch intravenöse Injek¬
tion solch virulenten Blutes in verdünntem Zustande eine
Abmilderung des Seuchenverlaufes und jeweils Immunität
zu bewerkstelligen, was auch von Hamoniez bestätigt
wurde.
Die allbekannte Tatsache der Abschwächung des
Variola-Virus durch Tierpassage hat selbstverständ¬
lich auch den Gedanken geweckt, ob nicht auch das
Aphthen -Virus mittelst Verimpfung auf eine nicht dem
Klauenvieh angehörige Tierart abgeschwächt und in einen
Schutzimpfungsstoff umgewandelt werden könne. Die Idee,
welche schon Löffler ausgesprochen hat, wurde zu¬
nächst als wenig aussichtsreich betrachtet, da man all¬
gemein annahm, daß andere Tiere als Rinder und Schweine
wenig empfänglich für die Seuche seien. Der Gedanke ge¬
wann jedoch an Unternehmungsmöglichkeit, als zuerst durch
G r o t h bei Kaninchenimpfungen auffallende Ergebnisse
lokaler Reaktion erzielt wurden, und ist von G r o t h be-
Jahres ber. d. K. Tierärztl. Hochschule. 1806/5)7.
Referat im Schweiz. Areh. f. Tierheülkund'e, 1020. S. 468.
43(>
sonders gehegt und ausgesprochen worden, mit der Absicht,
auch andere Tierarten für die Gewinnung eines Passage¬
virus heranzuziehen. (Fortsetzung folgt).
Zur Stammesgeschichte des Hausschafes.
Von Dr. Paul Mart eil, Berlin. (Schluß.)
Die Abstammung des Fettsteißschafes dürfte aller Wahr¬
scheinlichkeit nach auf das Argaliwildschaf zurückzuführen
sein. Nach R. M ü 11 e r kann als das Hauptverbreitungs¬
gebiet des Fettsteißschafes Mittelasien gelten mit Aus¬
läufern nach Ostasien und dem östlichen Bezirk des euro¬
päischen Rußlands. Südlich dieser Gebiete ist dann das
Fettschwanzschaf zur Herrschaft gelangt.
In stammesgeschichtliciher Hinsicht darf
für das Schaf wohl der afrikanische Bildung s-
herd als der älteste betrachtet werden, ohne allerdings
der bedeutendste zu sein. Im engeren Sinne ist hier Ober¬
ägypten zu nennen, wo sich die Spuren des Hausschafes in
sehr früher Zeit Verfolgen lassen. Für Nordafrika ist ein
Wildschaf bemerkenswert, das als ein Mittelding zwischen
Schafen und Ziegen unter dem Namen Mähnenschaf (Ammo-
tragus Tragelaphus) bekannt ist. Dieses Halbschaf ist in
den bergigen Gebieten des Nils bis nach Abessinien heimisch.
Als besonderes Merkmal dieses Halbschafs ist die lange
Hals- und Brustmähne zu nennen. Das Mähnenschaf, das
der Zähmung keine Schwierigkeit bereitet, wird vielfach
in unseren zoologischen Gärten gezeigt. Im allgemeinen
ist das Mähnenschaf in Afrika durch hauswirtschaftlich vor¬
teilhaftere Rassen verdrängt worden. Andere, diesem ähn¬
liche Schafrassen Afrikas, ebenfalls der älteren Zeit ange¬
hörend, sind das Dinkaschaf mit dem ziegenartigen Kopf
und das Fezzanschaf, dessen langer Schwanz in einer Quaste
endigt. Die bei diesen alten Schafen Afrikas zu beobach¬
tende Mähne mit ihren langen Gramenhaaren läßt sich nur
als Vererbung deuten, da eine Anpassung an das Klima
nicht gegeben ist, denn die Wärme Afrikas würde eher die
Wollbildung einschränken.
Asien spielt, wie bei fast allen Haustieren, in stammes¬
geschichtlicher Beziehung auch beim Schaf eine bedeutsame
Rolle. Denn die Hausschafe Asiens sind weit über die
großen Erdteile bis nach Afrika und Europa vorgedrungen.
Asien ist reich an Halbschafen und echten Schafen, welch
letztere auf ausgedehntem Gebiet von Westasien bis nach
llochasien und Nordasien'in stattlichen Formen anzutreffen
437
sind. Wir finden hier neben dem Mufflon die Argalis, das
Argalis, das große Pamirschaf, das nördliche Eisschaf und
das Schneeschaf. Nach C. K e 11 e r ist das Steppenschaf
(Ovis areal) als das Stammschaf der asiatischen Hausschafe
zu betrachten. Der geographische Geltungsbereich des
Steppenschafes erstreckt sich vom Kaspisee bis nach Per¬
sien. In seiner Schwanzlänge übertrifft das Steppenschaf
alle übrigen Wildschafe und sind auch sonst alle asiatischen
Hausschafe vorherrschend langschwanzig. N e h r i n g be¬
merkt zutreffend, daß das Steppenschaf als nicht ausschließ-
siches Hoehgebirgstier sich für die Zähmung und Anpassung
an den Hausstand besonders eignete. Das Steppenschaf
nennt ein schön gewundenes Gehörn mit sehr starken Quer¬
wülsten sein eigen. Assyrische Skulpturen, so auf einer im
Berliner Museum befindlichen, das Feldlager des Sanherib
darstellend, zeigen diese Steppenschafe mit ihren charak¬
teristischen Hörnern besonders deutlich. Hilzheimer
führt die Abstammung der assyrischen Fettschwanzschafe
auf den Arkal zurück. Das Steppenschaf ist etwas größer
als das Mufflon und ergibt sich eine starke Übereinstim¬
mung im Schädelbau zwischen dem wilden Steppenschaf
und dem asiatischen Hausschaf. Beide besitzen eine ziem¬
lich schmale Stirn, eine tiefe Tränengrube und röhrenartig
vertretende Augenhöhlen, die vorn etwas verengt sind. Die
Fettschwanzschafe sind in Asien hauptsächlich im Westen
heimisch; Kleinasien und Syrien sind Hauptgebiete ihrer
Zucht. Der bis zum Sprunggelenk herabhängende, lange
Schwanz ist von erheblicher Breite und beiderseits mit
starken Fettmassen umkleidet. Das Fettschwanzschaf hat
von Mesopotamien seinen Weg bis nach Tibet im Osten ge¬
nommen, ist aber auch bis nach Afrika und Europa vorge¬
drungen. In Europa ist es auf die Balkaninsel, Süditalien
und Südfrankreich begrenzt geblieben. Dagegen ist ihre
Verbreitung über Afrika ganz allgemein geworden. Ver¬
mutlich hat sich in den Ostgebieten des Mittelländischen
Meeres aus den Fettschwanzschafen mit mittellangem
Schwänze das langschwanzige Fettschwanzschaf entwickelt,
dessen langer Schwanz bis zu den Hacken herabhängt und
dann in einer Krümmung nach oben strebt. In Syrien
schützt man diese meist außerordentlich schweren Schwänze
am unteren Ende durch dünne Brettchen gegenVerletzungen.
In manchen Fällen erhalten diese Brettchen auch Rädchen,
worin die Quelle jener Sage von den morgenländischen
Schafen ruhen dürfte, daß sie ihren Schwänz in einem,
Karren nachführen-müßten.
Als zweite Hauptrasse Asiens ist das Fettsteißsehaf zü
nennen. Hier bildet der verkümmerte Schwanz einen kur¬
zen Stummel, während sich die Fettmaasen als zwei runde
Polster in der Steißgegend ablagern. Unter den Fettstei߬
schafen sind sowohl stark gehörnte, wie hornlose Formen
vertreten. Vermutlich hat sich das Fettsteißschaf aus dem
Fettschwanzschaf entwickelt. Ein Hauptgebiet der Fett¬
steißschafe ist Arabien. Das asiatische Hausschaf, eines der
glänzendsten Wollschafe, hat sich im Laufe der Zeit fast
die ganze Welt erobert.
Das bereits erwähnte altägyptische Mähnenschaf be¬
sitzt auch in Europa Nachkommen. Es sind dies die in Un¬
garn anzutreffenden Zackeischafe, die auf der Balkanhalb¬
insel und auf Kreta Verbreitung gefunden haben. Der
Körper dieser Schafe ist mit langherabhängender Wolle be¬
deckt. Das Mittelmeergebiet mit seinen reichen Steppen
bot dem asiatischen Schaf als Einwanderer vorzügliche Ge¬
legenheit zum Fortkommen. Von den alten Griechen ge¬
langte das westasiatische Wollschaf zu den Römern und
von diesen zu den Spaniern. Die Hochsteppen der spani¬
schen Halbinsel gaben für die Schafzucht eine klassische
Stätte ab und so erreichte Spanien bald den ersten Rang
in der Schafzucht. Cordova erhob sich zum Mittelpunkt
einer großartigen Wollindustrie. Aus dem alten spanischen
Landschaf, dem sogenannten Churra, entwickelte sich dann
nach und nach das weltberühmte Merinoschaf. Die arabische
Herrschaft brachte der spanischen Landwirtschaft manche
wertvolle Anregung und gehört dieser Zeit auch die Ver¬
edelung der Schafherden an. Ende des 18. Jahrhunderts
nahmen fast alle höher stehenden Landwirtschaften Euro¬
pas lebhaften Anteil an den spanischen Merinoschafen, die
insbesonders in Deutschland, Österreich und Frankreich
durch Edelzuchten verbessert wurden. Gegen 1782 brachten
Holländer Merinoschafe nach Südafrika und 1788 betritt
das Schaf australischen Boden, um hier eine Ausdehnung
zu finden, durch welche die australische Wolle später welt¬
beherrschend wurde. Nach Amerika fand das Schaf schon
durch Kolumbus Eingang; sowohl in den Vereinigten Staaten
wie in Argentinien hat die Schafzucht eine großzügige Ent¬
wicklung genommen.
Die primitiveren Formen des asiatischen Schafes be¬
völkern heute als Landschaf den größten Teil von Europa,
unter anderem auch England. Es gehören hierher alle lang-
schwänzigen Schafrassen, so das Rhönschaf, Bergamasker
Schaf, Walliser Schaf, englische und französische Bergschaf.
439
Man hat vielfach, so Julius Kühn, den Mufflon als die
Stammform aller Hausschafe betrachten wollen, da von
ihm mit allen Bassen fruchtbare Kreuzungen zu erhalten
sind. Von anderer Seite wieder glaubt man nur die kleinen,
kurzschwanzigen Schafe Nordeuropas als Mufflonabkömm¬
linge anerkennen zu dürfen. Letzteren ist das deutsche
Heideschaf, insbesondere die Heidschnuke der Lüneburger
Heide, das Marschschaf und skandinavische Schaf zuzurech¬
nen. Auch das französische Boquefortschaf, dessen Milch
den bekannten Käse liefert, gehört hierher. •
So. zeigt uns die vieltausendjährige Stammesgeschichte
des Hausschafes manches fesselnde Kapitel, und besonders
alsWolltier ist dem Schaf in dem Kulturkreis des Menschen
eine einzigartige Stellung von höchstem Werte zugefallen.
Referate.
IilokUona- ud Invaslonskraakhoiton.
Dr. med. vet. Mayer - Pullmann - Undenheim
(Bheinhessen): Intravenöse Behandlung der Maul- und
Klauenseuche mit Trypaflavin. (Deutsche Tierärztl.Wochen¬
schrift, 1920, Nr. 25, S. 288.)
M. hat 117 Kühe, 4 Ochsen, 7 Schweine und 50 Ziegen, die
beim Herrschen der bösartigen Form der Maul- und Klauenseuche
schwer erkrankt, waren, mit Trypaflavin (Firma L. Cassella & Co.
in Frankfurt a. M.) 0,25:50,0 bezw. 0,25:5,0 blutwarm intravenös
behandelt. Ähnlich wie bei den Infusionen von Salvarsan muß man
sich vor dem Eindringen von Flüssigkeit in die Subkutiis hüten.
Nach 3—10 Stunden p. i. stellte M. einen Temperaturabfall
bis zur Norm fest, an den Füßen und am Euter ent¬
wickelten sich Blasen nur spärlich und heilten schnell ab,
Appetit und Freßvermögen höbe® sich rascher,
daher war auch der Milchrückgang nur gering. Die innerlichen
Krankheiten, wie Gastroenteritis, Zystitis wurden gemildert Am
3.-4. Tage erhielten die Tiere, sofeme sich ein Schwächezustand
bemerkbar machte, eine zweite Infusion. Nach M. ist die Therapie,
sofeme sie am 2. Krankheitstage eingeleitet wird, am wirksamsten.
Das kleine Quantum des Mittels, das für die Erzielung eines Heil¬
effektes hinreichend ist, gibt für den Verfasser Grund, von seiner
spezifischen Wirkung zu sprechen. Ziegen werden sofort beim
Sichtbarwerden der Krankheit behandelt. Me.
Pharmakologie, Pharmaelo, Pharmakognosie.
Oberapotheker Ludwig Kroeber - München-Schwa¬
bing: Über Capselia Bursa pastoris L. — „Hirtentäschel“.
(Münch. Med. Wochenschr., 1920, Nr. 26, S. 752.)
Die ausfallende Zufuhr von Sekale und Hydrastis nötigte zu
einer Umschau nach Ersatzmitteln aus der heimischen Pflanzen¬
welt, dabei fiel die Aufmerksamkeit auf das seit Jahrhunderten
volkstümlich gebrauchte „Hirtentäschel“ (Caps. Burs. past.). Aus
440
den Arbeiten über das wirksame Prinzip geht bis jetzt hervor, daß
es sich um eine Kombinabilonswirkung mehrerer Stoffe handelt.
K., der sieh schon länger mit der Herstellung eines Fluid-Extraktes
und der chemischen Zusammensetzung desselben beschäftigte, teilt
mit, daß in der I. medizinischen Abteilung des Schwahfager
Krankenhauses mit von ihm hergestellten Fluid - Extrakt bei
Menorrhagien und Metrorrhagien, bei/ geeigneten Fällen von Blu¬
tungen des Intestinaltraktus, bei Hämoptoe, bei starkem Blutungen
nach Abortus und normaler Geburt und solchen im Anschlüsse an
entzündliche Adnexerkrankungen Versuche gemacht wurden. Täg¬
lich 20—30 Tropfen dreimal verabreicht hatten eine hämostyp-
tischeWirkung, die derjenigen von Sekale und
Hydrastdls in keiner Beziehung nachsteht. Me.
Staats veterinär wesen.
Mit Ministerialentschließung v. 6. Mai Nr. 879 b 21 wurde den
Bezirkstierärzten für die Zeit v. 1 Juli 1919 bis 31. März 1921 eine
Bausch Vergütung für Amtsunkosten von 450 Mk., ab 1. April 1921 für
die Dauer der derzeitigen Verhältnisse eine solche von 600 Mk. mit
der Maßgabe gewährt, daß nun auch der Staatsanzeiger zu halten ist.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Goldenes Tierarzt-Jubiläum.
Aus Anlaß seines goldenen Tierarzt-Jubiläums wurde der prak¬
tische Tierarzt Joseph Engl er in St. Georgen (Baden) von
seiner Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt.
Zur Frage des Dispensierrechts der Tierärzte
verbreitet sich Oberapotheker Dr. Rapp- München (Krankenhaus
Schwabing) in der „Pharmazeutischen Zeitung“ in längeren Aus¬
führungen und kommt dabei zu folgenden Schlußfolgerungen:
„Die geschichtliche Entwicklung des Arzneiwesens verlangt es,
daß die Bereitung und Abgabe auch der Tierarzneien allein aus
der Apotheke erfolge. Die verschieden gelagerten Verhältnisse in
den deutschen Bundesstaaten legen uns die Aufhebung des Dis¬
pensierrechts der Tierärzte zwecks einheitlicher Regelung nahe.
Die Notlage der Landapotheker, die verhältnismäßig günstigere
Lage der Tierärzte, die nicht direkt auf den Verdienst der Arznei¬
herstellung wie die Apotheker angewiesen sind, der heutige höhere
Wert der Tiere, schließlich auch die bessere Lage der Tierhalter
erfordern eine Änderung dahin, daß künftig auch die Anfertigung
der Tierarzneim'ilttel in die Apotheken verwiesen wird.
Nur eine derartige Neuregelung gibt die Gewißheit, daß die
gleichmäßige Beschaffenheit und die Garantie für Qualität und
Gehalt der Arzneimittel gewährleistet wird, daß di!e tierärztlichen
Ordinationen wieder ausgedehnter wie bisher individualisiert wer¬
den, kurz, daß der Allgemeinheit am besten gedient wird.
Die ganze Angelegenheit dürfte meiner Meinung nach bei Ge¬
legenheit der jetzigen Neuordnung des Apothekenwesens, am
besten auf reichsgesetzlichem Wege, zu regeln sein. Da bis zu
diesem Zeitpunkte aber noch eine geraume Zeit veitgehen wird,
so dürfte der Vorschlag angezeigt erscheinen, daß in Bayern
künftig alle Tierarzneimittel aus den öffentlichen Apotheken be¬
zogen werden müssen und daß den Tierärzten, nur wenn am Orte
441
sich kein© Apotheke befindet, sowie den Humanärzten die Führung
einer Hausapotheke gestattet werdem darf.“
Hiezu bemerkt die „Süddeutsche Apotheker-Zeitung“ vom
11 . Februar 1921 in Nr. 12:
„Es ist geradezu unbegreiflich, daß die Standesvertretungen
der bayerischen Apotheker nflcht Sturm gelaufen sind, um bei der
Neubearbeitung der K. Verordnung über das Apothekenwesen vom
27. Juni 1913 das SelbstdispCnsiierrecht der Tierärzte und ebenso
den Unfug der ärztlichen Hausapotheken abzuschaffen oder wenig¬
stens auf wirklich zwingende Verhältnisse zu beschränken. Man
hätte glauben sollen, daß die in Apothekerkreisen vielfach so hoch
geschätzte Einrichtung der Apothekerkammenn imstande gewesen
wäre, mit dem unzeitgemäßen Selbstdispensierrecht der Tierärzte
und den Hausapotheken der Ärzte aufzuräumen und durchzusetzen,
daß nur für besonders geartete, ausnahmsweise Verhältnisse ärzt¬
liche und tierärztliche Hausapotheken zugelassen werden.
So gut in Württemberg und Baden ohne ärztliche und tier¬
ärztliche Hausapotheken die Arzneiversorgung von Menschen und
Tieren gesichert ist, ebensogut könnte dies auch in Bayern und in
den. anderen Bundesstaaten der Fall sein und, wie gesagt, in be¬
sonders entlegenen Gegenden könnten ja Ausnahmen zugelassen
werden.“
Wir erhalten folgende Zuschrift:
Warnung!
In diesen Tagen wandte sich ein Herr K. Aug. B. aus Bremen
an mich mit einem Brief folgenden Inhalts:
„Bitte um Offerte folgender Präparate für Hunde:
1. Impfstoff© Gans (L. W. Gans, Oberursel),
2. Kynodal, Ampullen u. Tabletten (Chem.-Pharmazeut. Werke,
Bad Homburg, A.-G.),
3. Staupeserum Aubing (Chem. Fabrik Aubilng b. München),
4. Staupeserum uv. Vaccine Biocan (Ges. f. Seuchenbekämpfung
m. b. H., Frankfurt a. M.).
Hochachtendl
K. Aug. B. . . . “
Meine sofortige Nachfrage, bei einem Bremer Kollegen hat er¬
geben, daß der edle K. Aug. B.ein Möbelhändler ist, der seit
einigen Wochen versucht, den dort ansässigen, schwer um das täg¬
liche Brot kämpfenden Tierärzten Konkurrenz zu machen.
Anscheinend! hat der edle K. Aug. B.bereits von obigen
Firmen Absagen erhalten und versucht jetzt auf Umwegen seinen
Zweck zu erreichen.. Die Kollegen, die sich gleich mir mit Ver¬
trieb von Arzneimitteln und Seris befassen, werden dahjer auf
diesem Wege gewarnt, auf den Herrn K. Aug. B..... hereinzu¬
fallen, falls er. sich den Anstrich eines Kollegen geben sollte, viel¬
mehr ihn im letzteren Falle dem Strafrichter auszuliefern. Die ge¬
naue Anschrift ist auf direkt© Anfrage an mich zu erfahren. —
Weiterer Abdruck erwünscht!
Bieger, Uetze (Hannover).
Fortbildungskursus für Tierärzte in Hannover.
10.—12. März 1921.
Der vom 10.—12. März an der Tierärztlichen Hoch- »
schul© Hannover abgehaltene Fortbildungskursus für Tier-
442
ärzte war von über 70 Kollegen besucht, ein Beweis für die Not¬
wendigkeilt solcher Kurse jetzt in der Nchkriegszeit. Während
des langjährigen Kriegsdienstes war es den meisten Tierärzten
nicht möglich, alle Fortschritte der Wissenschaft zu verfolgen.
Manche Krankheiten, namentlich Seuchen, sind erst infolge der
Kriegsverhältnisse in unseren Pferde- und Viehbeständen aufge¬
treten und jetzt näher erforscht. Andere Seuchen, wie die Rinder¬
pest, sind durch die Kriegswirren in Polen und Rußland stark ver¬
breitet und drohen im Frühjahr unsere Ostgrenze zu überschreiten.
Jeder Tierarzt empfindet die Notwendigkeit, den modernen auf
Grund neuer Forschungen gewonnenen Standpunkt über Verbrei¬
tung, Erscheinungen, pathologisch-anatomische Veränderungen so¬
wie eventuelle Bekäinpfungsmaßlnahmein kennen zu lernen. Die
Praxis muß sich auf der Wissenschaft aufbauen und nur der Prak¬
tiker, der den gewaltigen Fortschritten der Veterinärmedizin folgt,
wird imstande sein, an der Erhaltung resp. dem notwendigen
Wiederaufbau unserer Tierhaltung und unserer Viehzucht mitzu¬
arbeiten.
Die Vorträge für den Kursus waren sehr glücklich gewählt,
sie wurden allen Wünschen und den wissenschaftlichen Bedürf¬
nissen der beamteten Tierärzte und der Praktiker gerecht. Pro¬
fessor Rievel trug wichtige Kapitel aus der pathologischen
Anatomie vor und bot u. a. an der Hand frischen Materials ein ab¬
geschlossenes Bild der Tuberkulose des Pferdes. Professor M i e fi¬
ne r hielt außerordentlich interessante und mit ausgezeichnetem,
reichen Demonstrationsmaterial ausgestattete Vorträge über Jung¬
viehkrankheiten, Lymphangitis, Beschälseuche und Rinderpest. Er
betonte mit Recht, daß ohne eine sichere Diagnose eine Behand¬
lung der polybakteriellen Jungviehkrankheiten mehr schaden wie
nützen kann. Geheimrat F r i c k brachte gerade für die Praxis
wichtige Operationen zur Demonstration, dabei auch eine erfolg¬
reiche operative Behandlung der Lymphangitis. Für größere Ope¬
rationen stand leider nicht genügend Zeit zur Verfügung. Pro¬
fessor Rievel bot noch in einem einstündigen Vorträge einen
Überblick über die unter den jetzigen Verhältnissen besonders
wichtige Tätigkeit des Polizeitäerarztes und ihres weiteren Aus¬
baues. Professor Kronacher hielt eine in sich abgeschlossene
Vortragsfolge über den Wiederaufbau unserer Tierzuchten, über
die Möglichkeiten umd Bedingungen dafür, über diite in den ein¬
zelnen Tierzuchten einzuschlagenden Wege und die Mittel zur
Durchführung und die Beteiligung des Tierarztes an diesen Auf¬
gaben. Für den leider plötzlich verhinderten Professor Paecht-
ner war Prof. Miileßner eingesprungen, der ein klares Bild über
die verschiedenen Ursachen des sporadischen Verfohlens gab, um
dann auf den durch das Bacterium para-typhi abortus equi veran-
laßten seuchenhaften Abortus der Stuten und seine Bekämpfung
einzugehen.
Der Kursus ist für alle Teilnehmer außerordentlich erfolgreich
gewesen und jeder ist mit dem Bewußtsein geschieden, »In der
kurzen Zeit reichliche Belehrung und wertvolle Anregungen emp¬
fangen zu haben. Die Zusammendrängun g der Vor¬
träge auf nur 3 T a g e ermöglichte auch dem vielbeschäftigten
Praktiker den Besuch. Es ist allseitig der Wunsch geäußert wor¬
den, Fortbildungskurse iib ähnlicher Weise in jedem Semester zu
veranstalten. Die starke Teilnahme a/n dem Kursus hat die Not¬
wendigkeit erwiesen. So.
Landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsanstalten in Lands¬
berg a. W.
Der preußische Landwirtschaftsminister veröffentlicht unter
dem 1. Februar dieses Jahres die Satzungen der Landwirtschaft¬
lichen Versuchs- und Forschungsanstalten in Landsberg a. Warthe.
Ans denselben ergibt sich, daß diese Anstalten dazu bestimmt
sind als Ersatz für das Kaiser Wilhelm-Institut für Landwirtschaft
in Bromberg (jetzt Bydgoscsz) zur Förderung der Landwirtschaft
in den Ostprovinzen, insbesondere in den Restkreisen der Pro¬
vinzen Posen und Westpreußen sowie den östlich der Oder liegen¬
den Kreisen der Provinz Brandenburg zu diilenen. Die Anstalten
umfassen folgende, in ihrer wissenschaftlichen und praktischen
Betätigung selbständigen Institute und Einrichtungen:
a) ein Institut für Bodenkunde und Pflanzenernährung;
b) ein Institut für Meliorationswesen und Moorkultur mit einer
besonderen Abteilung für landwirtschaftl. Maschinenwesen;
c) ein Institut für Pflanzenkrankheiten;
d) ein Institut für Pflanzenzüchtung;
e) ein Institut für Tierhygiene und
f) ein Versuchsgut.
Das Institut der Tierhygiene wird gleichzeitig in den Dienst
der allgemeinen Tierseuchenbekämpfung gestellt, dasjenige für
Pflanzenkrankheiten in den Dienst der allgemeinen Organisation
zur Beobachtung und Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten.
Verschiedenes.
Oberregierungsrat August Schwarzmaier f.
Am 3. ds. Mts. ist der tierärztliche Referent bei der Regierung
von Oberbayern, Kammer des Innern, Herr Oberregierungsrat
August Schwarzmaier, nach l^monatigem Leiden vet-
Ein Leben, reich an ersprießlichem Wirken ist damit erloschen.
In herzlichster Trauer stehen wir Tierärzte vor dem frischen
Hügel, der nun den Verblichenen deckt; denn der Besten einen
haben wir verloren! Einen, auf den wir stets mit größter Hoch¬
achtung, mit herzlichster Verehrung geblickt; einen, den wir mit
Stolz zu den unseren zählten.
Es ist schwer, die Striche und Töne zu treffen, welche das Bild
des Verstorbenen würdig wiedergeben und dem gerecht werden,
was uns angesichts eines so schweren Verlustes erfüllt und bewegt.
Geboren am 10. Februar 1857 in Dorfen, B.-A. Erding, als Sohn
des dortigen praktischen Arztes, nachmaligen Landgerichtsarztes
und Bezirksarztes von Garmisch, Dr. Franz Siigmund Schwarz-
maier. bezog der Verblichene nach dem Besuch der Lateinschule
in Freising und des Realgymnasiums in München im Jahre 1874
dieJZentraltierarzneischul'e in München, wurde im Jahre 1877 zum
Tierarzt approbiert und diente dann als Einjährig-Freiwilliger im
k. 2. Kürassier-Regiment „Erzherzog Rudolf von Österreich“ in
Landshut. Von Oktober 1878 bis Juli 1879 wirkte er als Assistent
des Bezirkstierarztes von Bad Tölz, Otto Schwarzmaier, von da ab
als Assistent bezw. Vertreter des Bezirkstierarztes von Traunstein.
Im Oktober 1879 ging er aus der Staatsprüfung als der erste mit
Note 1,4 hervor, wurde 1885 zum Bezirkstierarzt von Traunstein,
1890 zum Kreistierarzt bei der Regierung der Pfalz, Kammer des
Tunern, in Speyer ernannt, 1891 auf Ansuchen an die Regierung
von Oberbayern, Kammer des Innern, versetzt, dort 1909 zum Re-
444
gierungs- und Veterinärrat befördert, 1919 mit dem Titel eines
Oberveterinärrats mit dem Range eines Beamten der Klasse V der
Rangordnung ausgezeichnet und 1920 zum Oberregierungsrat be¬
fördert.
Neben seiner Tätigkeit als Referent bei der Regierung von
Oberbayern, Kammer des Innern, wirkte er auch als Mitglied der
tierärztlichen Abteilung des Obermedizinalausschusses und des
Landwirtschaftlichen Kreisausschusses von Oberbayern mit immer
gleicher Arbeitsfreude und entfaltete seine große Begabung, sein
weites Wissen und seine tiefe Menschenkenntnis zu fruchtbarster
Tätigkeit.
Arbeit üst der Zweck eines jeden Lebens. Wohl dem Manne,
der sich an seinem Lebensabend sagen darf: ich habe meine Pflicht
getan, noch mehr aber dem, der über das Maß gearbeitet, das die
Pflicht von ihm gefordert.
Der Verstorbene durfte das von sich sagen. Wo immer er ge¬
standen, wohin die Pflicht, der Dienst ihn gestellt, wohin das Ver¬
trauen Ihn gerufen, allüberall erglänzt sein Bild als das des edelsten
Menschen, des besten Gatten und Vaters — eine Witwe, mit der
er seit 1880 in glücklichster Ehe gelebt, und zwei Söhne betrauern
seinen Tod — des getreuen Staatsbürgers, des immer pflichtbe¬
wußten, unermüdlichen Beamten, des immer, auch bei gebotener
Strenge, wohlmeinenden Vorgesetzten, des stets dienstfertigen
Kollegen.
Wer das Glück hatte, mit ihm zusammenzukommen, den ge¬
wann er durch seine Güte für immer. Keiner von denen, die sich
an ihn gewandt, sei es dienstlich, sei es außerdienstlich, ist von
ihm gegangen, ohne Belehrung, Rat oder Trost gefunden zu haben.
Sedtne väterlich wohlwollende Fürsorge, seine Anteilnahme, sein
Mitempfinden an Freud und Leid hat ihm nicht nur die Tierärzte,
sondern auch deren Familien gewonnen und von manchen dieser
schweren Kummer leichter tragen helfen.
Aufrichtige Verehrung und Liebe überleben den Toten. Das
ist besonders zutage getreten, als er zur Erde bestattet wurde.
Eine auserlesene Trauerversammlung, in ihr Herr Mitnfeterpräsident
Exzellenz Dr. von Kahr und Herr Finanzminister Dr. Krausneck,
gab ihm das letzte Geleite. Die seinem Andenken gewidmetenWorte
am Grabe zeugten davon, welchen Mann man zur Ruhe gebettet.
Und wenn wir mit den' Kollegen, die dem Verblichenen die
letzte Ehre bei seiner letzten Erdenfahrt erweisen konnten, im
Geiste die tote Hand zum Abschied drücken, der Anerkennung
und der Verehrung Kranz ihm um die Stirne winden, so begleiten
wir dies mit dem innersten Gelöbnis, daß sein Andenken uns heilig
sein, iiin uns fortleben wird für alle Zeiten, tun wir es mit dem
Wunsche, daß Herrn Oberregierungsrat Schwarzmaier die
Erde, die dem Lebenden die Stätte des nimmer Rastens, immer
Schaffens gewesen, nun die Stätte sei der sanften Ruhe und des
ewigen Friedens! G.
dtaatsvetarlnärlrande, Ansl&ndsdlenst und Versicherungswesen.
Bedrohung der sächsischen Pferdezucht.
(Maßnahmen der sächsischen Regierung gegen
die Beschälseuche der Pferde.)
Der sächsiiischen Pferdezucht droht durch das Auftreten der
Beschälseuche der Pferde in Mitteldeutschland eine schwere Ge¬
fahr. Die sächsische Regierung hat zur Verhütung der Weiter-
445
Verbreitung dieser Seuche folgernde An Ordnungen getroffen:
1. Sämtliche zum Decken fremder Stuten zugelassenen (gekörten)
Hengste einschließlich der staatlichen 'Beschäler auf Deckstationen
sind diu Zwischenräumen von 4Wochen bezirkstierärztlich auf ihren
Gesundheitszustand zu untersuchen; dabei sind auch jedesmal die
Deckregister auf genaue Führung nachzuprüfen, die Hengsthalter
und Gestütswärter über die Erscheinungen und das Auftreten der
Beschälseuche zu belehren sowie zur Erfüllung der Anzeigepflicht
nach § 9 des Reichsviehseuchengesetzes vom 26. Juni 1909 anzu¬
halten. 2. Dem Bezirkstierarzt ist seiiitens der Amtshauptmann¬
schaften und Stadträte eine Liste der in ihrem Bezirk stehenden
gekörten und wenn möglich auch der ungekörten Hengste zu über¬
geben. 3. Die Verwendung von nicht gekörten Hengsten zum Be¬
decken fremder Stuten ist verboten. 4. Jeden Fall der Feststellung
oder des Verdachts der Beschälseuche hat der Bezirkstierarzt dem
Landestierarzt im Wirtschaftsmiiinisterium drahtlich anzuzeigen.
Die Beschälseuche der Pferde ist eine ansteckende, durch kleinste
tierische Schmarotzer (Trypanosomonen) verursachte, langsam ver¬
laufende Geschlechtskrankheit der Pferde und Esel. Sie wird vor¬
zugsweise durch den Beschälakt übertragen und befällt Hengste
und Stuten. Dile ersten Krankheitserscheinungen, die häufig nicht
besonders beachtet werden, machen sich an den Geschlechtsteilen
bemerkbar. Bei Hengsten zeigen sich Anschwellung der Rute,
besonders des vorderen Teiles, schleimiger Ausfluß aus der Harn¬
röhre, Harndrang und erhöhter Geschlechtstrieb. Von der Rute
kann die Anschwellung auf Schlauch und Hodensack übergreifen.
Bei Stuten werden als erste Krankheitserscheiilnungen beob¬
achtet: Schwellung der Scham, Ausfluß aus der Scheide, Harn¬
drang und starkes Rossigsein, später auch weiße Flecke (sogen.
Krötenflecke) an der Scham und in ihrer Umgebung. Außer an
den Geschlechtsteilen können auch Anschwellungen in ihrer Um¬
gebung, am Uinterbauch und an der Unterbrust auftreten. Die An¬
schwellungen sind nicht schmerzhaft. Später beobachtet man ab¬
gegrenzte schmerzlose Anschwellungen der Haut (Quaddeln, sog.
Talerflecke), die plötzlich entstehen und ebenso räsch wieder ver¬
schwinden können; noch später, nach Verlauf von Wochen oder
Monaten, einen unsicheren, schwankenden, tumelnden oder ge¬
spreizten Gang mit den Hinterfüßen. Die Tiere überkötem auch
leicht und heben bei Wendungen die Hint.erfüße wie bei Hahnen¬
tritt iiln die Höhe. Das Aufstehen fällt den Tieren schwer, und bei
vorgeschrittener Krankheit sind sie überhaupt nicht mehr imstande,
sieh ohne Hilfe vom Boden zu erheben. Außerdem können Läh¬
mungen im Kopfe, an der Rute, am Schweife und Kehlkopf auf¬
treten. Bei den Tieren hängen dann das eine oder andere Ohr,
ein Augenlid, die Ober- oder Unterlippe schlaff herunter. Die Rute
ist vorgefallen, oder es kann der Schweif nicht mehr regelmäßig
gehoben werden, so daß er beim Kot- und Harnabsatz beschmutzt
wird, oder es tritt Kehlkopfpfeifen bei den Tieren ein. Sobald sich
die Lähmungen eiilnstellen, magern die Tiere trotz guter Freßlust
stark ab und gehen schließlich unter hochgradiger Abmagerung
zugrunde. Erkrankt ein Hengst oder eine Stute unter den be¬
schriebenen Erscheinungen, so ist unverzüglich Anzeige beim Be¬
zirkstierarzt zu) erstatten. S. M.
Stand der Tierseuchen.
Schweiz. Woche vom 18.—24. April: Maul - und Klauen¬
seuche: 10 Kanton© mit 22 Bezirken mit 29 Gemeinde® und 58
446
Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit 2 Ge¬
meinden; Rotlauf der Schweine (eimschl. Stäbchenrotlauf
und Schweineseuche): 10 Kantone mit 20 Bezirken mit 22 Gemein¬
den und 26 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken
mit 4 Gemeinden.
Ludwlrtsohalt, Fattermlttelknnde ud EraShrangsweML
Überschuß an Reichswurstkonserven.
Wie schwer absetzbar diie Wurstkonserven sind, deren Fabri¬
kation die Reichsfleischstelle entgegen den Wünschen der Ver¬
braucher in so großer Menge hat hersteilen lassen, daß sie sogar
genötigt war, den Abgabepreis an die Händler ab 1. April 1920 von
12 Mk. auf 8 Mk. pro Kilogramm herabzusetzen, ergibt nach¬
stehende Bekanntmachung im „Reichsversorgungsblatt“:
Wurstkonserven.
Nach Mitteilung des Herrn Reichsschatzmiinisters hat sich
der Bestand an Wurstwaren infolge Beschaffung eines größeren
Postens erheblich erhöht. Da der Preis für die von den Reichs-
verpfleigungsämtern abzugebenden: Wurstkonserven vom 1. April
1921 ab von 12 Mk. auf 8 Mk. für das Kilogramm herabgesetzt
werden wird, bin ich damit einverstanden, daß seitens der Ver-
sorgungskrankenhäuser entgegen dem Schlußsätze in meinem
Erlasse vom 3. Dezember 1920 wieder Wurstkonserven aus Be¬
ständen der Reichsverpflegungsämter empfangen werden.
I. A.: Dr. Martineck.
Diese Bekanntmachung spricht Bände! Die „Versorgumgs-
stelle“ muß darnach noch vor nicht zu langer Zeit die Reichs-
komserven für nicht zur Verpflegung der Kranken geeignet ge¬
halten haben; denn sie hat den Empfang derselben durch die
Krankenhäuser untersagt. Wenn sie heute miit der neuen Be-
kanntmachuiilg ihre Verwendung wieder zuläßt, so geschieht das
offensichtlich auf Veranlassung der Reichsfleischstelle, die ihre
Wurstkonserven nicht los wird. (Aus: Allg. Fl.-Ztg. — D. Schl.- u.
V.- Ztg., 1921.)
Rückgang der Rindfleischproduktion in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika.
Die Ochsenziichter in den U. S. A. brachten im Jahre 1918
15 750 400 Tiere auf den Markt, die etwas über 7% Milliarden
Pfund (je etwa 450 Gramm) ausgeischlachteten Fleisches ergaben.
1920 betrug die Zahl der Tiere nur 12 176 400 Stück, die nur etwa
6 Milliarden Pfund Fleilsch ergaben. Der Rindfleischexport ist von
728 000 000 Pfund im Jahre 1918 auf 164 000 000 Pfund im Jahre
1920 zuriickgegangen. Vor 10 Jahren betrug der Rindfleischver¬
brauch je Kopf 78 Pfund, während er 1920 nicht ganz 56% Pfund
betrug. (Aus: D. Schl.-u. V.-Ztg., 1921.)
Elefantenfleisch.
Der „Zeitschrift f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußmittel“, 1920.
S. 209, entnehmen wir, daß 1 Elefantenfleisch, das zur Wurstberei¬
tung dienen sollte, von Kappe 11er und A. Gottfried im
Untersuchungsamt Magdeburg untersucht wurde. Das Fleisch be¬
saß folgende Zusammensetzung: Wasser 78,5, Fett 0,1, Mineral¬
stoffe 1,0, Stickstoffsubstanz 20,3, organisches Nichtfett 20,4 %,
Federsche Verhältniszahl 3.85. P-
447
' j r?Vr-s
Hodischulnachriditen.
Die höchste bisherige Besuchsziffer der Technischen Hoch*
schule München. Die Technische Hochschule München weist im
Winterhalbjahr 1920/21 eiine Gesamtfrequenz von 4330 Studieren¬
den auf gegen» 3241 im Sommerhalbjahr 1919/20 :_sie hat in diesem
Wintersemester ihre höchste Frequenz erreicht. Von der Gesamt¬
zahl der Studierenden sind 3684 männliche und 37 weibliche; ins¬
gesamt sind 3621 Studierende immatrikuliert, 101 männliche und
5 weibliche Studierende sind Zuhörer und 551 männliche und 52
weibliche Studierende sind Hospitanten. Von den 4330 Studieren¬
den sind 3025 aus Bayern, 939 aus den übrigen deutschen Glied¬
staaten und 366 Ausländer; von letzteren sind 210 deutscher Ab¬
kunft, nämlich 162 aus Deutschösterreich, 28 aus Italien, 7 aus Liv¬
land, 5 aus Elsaß-Lothringen und je 4 aus Estland und Kurland;
die übrigen Ausländer (156) stammen aus der Tschecho-Slowakei
(34), Bulgarien (27), aus Luxemburg und Rumänien (je 15), Un¬
garn (13), Schweiz (10), Türkei (8), Griechenland (7), Polen (5),
Jugoslavien (4), Argentinien, Holland, Ukraine und Nordamerika
(je 2) und aus Ägypten, Brasilien, Chile, Finnland, Liechtenstein.
Norwegen und Rußland (je 1). — Die Allgemeine Abteilung wird
besucht von 524 männlichen und 55 weiblichen Stüdieremden, die
Bauingenieur - Abteilung von 546 männlichen Studierenden, die
Architekten-Abteilung von 300 männlichen und 10 weiblichen Stu¬
dierenden, die Maschineningenieur-Abteilung von 1818 männlichen
und 13 weiblichen und die Landwirtschaftliche Ab¬
teilung von 5 25 männlichen und 13 weiblichen.
Studierendem. Von den 603 Hospitanten sind 164 Studie¬
rende der Universität, 220 der Handelshochschule, 89 Beamte, 33
Lehrer, Lehrerinnen und Lehramtsanwärter, 23 Techniker, 19 Offi¬
ziere, 10 Chemiker, 9 Kaufleute, 7 Landwirte, je 3 Apotheker und
Ärzte, 2 Kunstgewerbler, 1 Maler und 20 Personen ohne be¬
stimmten Beruf.
Wie die Tschechen arbeiten! Die Tschechen haben 16 franzö¬
sische Mittelschulprofessoren zu je 10 000 Franken, 5 Universitäts¬
professoren zu je 11 000 .Franken, und 2 Hochschulprofessoren zu
je 16 000 Franken bei sich angestellt und geben an das Institut für
das Studium der Slawen in Paris 120 000 Kronen, für einen Lehr¬
stuhl an der Pariser Universität für tschechische Literatur 72 000
Kronen, für einen gleichen Lehrstuhl an der Londoner Universität
50 000 Kronen, für einen Lehrstuhl für tschechische Sprache an der
Orientalischen Akademie Paris 100 000 Krornen, für einen Lehr¬
stuhl für tschechische Sprache und Literatur an der Belgrader
# Universität 20 000 Kronen, für Förderung tschechischer Kolonien
in der Fremde 300 000 Kronen, für 10 Stipendien für französische
Studenten 120 000 Kronen, für Austausch von Professoren u. dergl.
100 000 Kronen, für fremdsprachige Kurse 100 000 Kronen, für das
Institut francai9 in Prag 30 000 Kronen, für eine französische Schule
in Prag 50 000 Kronen, für fremdsprachige Zeitschriften 200000
Kronen und weiterhin kleinere Summen für ähnliche Propaganda-
maßnahmen. Bekanntlich bezahlen die weitaus meisten Steuern in
der Tschecho-Slowakei die Deutschen!
448
Personalien.
Als Praktikant eingetreten: Joseph Mösl ans Oderberg (B.-A.
Traunstein) beim Bezirkstierarzt von Dillingen.
Verzogen: Der praktische Tierarzt Xaver Bachhuber von
Pförring (B.-A. Ingolstadt) nach Schrobenhausen.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Hermann Wild
in Pförring (B.-A. Ingolstadt), Max Miller in München.
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Georg Busch,
praktischer Tierarzt, Nürnberg. Dissertation: „Beiträge zur subku¬
tanen Arsentherapie in der Tierheilkunde. (Im Besonderen bei
schweren Erschöpfungszuständen und Anämien.)“ (Aus dem phar¬
makologischen Institut der Tierärztlichen Fakultät, Vorstand: Dr.
BJrandl). Erhardt Fischer, Bezirkstierarzt in Schleiz. Disser¬
tation: „(Ist es ratsam, das Koppen der Pferde als Hauptmangel im
Sinne des § 482 des Bürgerlichen Gesetzbuches v. 18. August 1896
beizubehalten?“. (Aus dem Institut für gerichtliche Tiermedizin,
Vorstand: Dr. v. Vaerst). Ludwig Mayr, praktischer Tierarzt
aus Augsburg. Dissertation: „Experimentelle Unternehmungen über
die toxische und therapeutische Wirkung des Kresolcarbonates
„Bayer“. (Aus dem pharmakologischen Institut der Tierärztlichen
Fakultät, Vorstand: Dr. Brandl). Tierarzt Benno Kuhdörfer,
Kott a. Inn. Dissertation: „Untersuchungen über den diagnostischen
Wert der Präcipitation bei Rauschbrand und rauschbrandäknlichen
Krankheiten“. (Aus dem thiepatholog. Institut, Vorstand, Dr. Kitt).
Karl Sauer, Bezirkstierarzt und Oberveterinärrat in Rothenburg o. T.
Dissertation: „Klinische Versuche über die Verwendbarkeit des
neuen Wundheilmittels „Tolid“ in der Veterinärchirurgie“. (Aus
der Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Fakultät, Vorstand:
Dr. Mayr). Tierarzt Adalbert Uffinger aus München. Disser¬
tation: „Beitrag zur Kenntnis der Leberkrankheiten, insbesondere
der Leberverhärtung beim Huhn“. (Aus dem tierpatholog. Institut
der Universität, Vorstand: Dr. Kitt). Friedrich Voltz, Bezirks¬
tierarzt in Nürnberg. Bearbeitung des Gesetzes, betr. die Schlacht¬
vieh- und Fleischbeschau.
Bttcherschan.
Handbuch der Gerichtlichen Tierheilkunde. Von Dr. B. Malk-
m u s, ord. Professor der inneren und forensischen Medizin,
Direktor der medizilnischen und forensischen Klinik an der Tier¬
ärztlichen Hochschule in Hannover, Geheimer Regierungsrat.—
Mit pathologisch - anatomischen Beiträgen von Dr. Olt, ord.
Professor der pathologischen Anatomie der Haustiere, Direktor
des veterinär-pathologischianatomischen Instituts der Unüver- ,
sität Gießen, Geheimer Medizinalrat. — Dritte, verbesserte Auf¬
lage. Hannover, Verlag vom M. u. H. Schaper, 1921. Preis
brosch. 102.— Mk. ohne Teuerungszuschlag, geb. 122.— Mk.
ohne Teuerungszuschlag.
Diese dritte Auflage ist gewiß von vielen Kollegen mit Sehn¬
sucht erwartet worden, war doch die zweilte Auflage schon seit
mehreren Jahren vollständig vergriffen. Des Herrn Verfassers
wartete keine geringe Aufgabe bei der Herausgabe dieser dritten
Auflage. Entsprechend der Einteilung des Buches in einen juristi¬
schen und einen tierärztlich-technischen Teil muß auch die Be-
spre^hufig, sieh nach diesen zwei Seiten hin bewegen.
u
449
Im juristischen Teile sehen wir zunächst, daß einige
Streichungen vorgenommen worden sind. So wurden die auf diie
Gewährschaft sich beziehenden Paragraphen des Bürgerlichen Ge¬
setzbuches teilweise gestrichen bezw. nur unter Paragraphen-Hin-
weis angeführt. Im Wortlaut sind nur noch die §§ 481—92, also
die speziellen Viehgewährschaftsparagraphen des R. G.-B. aufge¬
nommen. Man wird, sich ihn Interesse der Raumersparnis damit
ab finden müssen, was um so leichter der Fall sein dürfte, da ja
der Inhalt (Viehhandel im allgemeinen) sehr übersichtlich und
ausführlich nach einzelnen Hauptfragen, wie Kauf auf Probe und
nach Probe, Gattungskauf, Eigentumsvorbehalt, Pflichten des Käu¬
fers und Verkäufers, Übergang der Gefahr usw., abgehandelt wird.
Auch die Gewährleistung im Ausland und das Kapitel über die
Anfertigung tierärztlicher Gutachten etc. und über Gerichtsge¬
bühren mußten geopfert werden. Dafür sehen wir, daß Verfasser
bestrebt war, auch die juristische Literatur der neueren Zeit mög¬
lichst zu verwerten, so daß also dieser Abschnitt allen Ansprüchen
vollauf gerecht werden dürfte.
In dem zweiten, tierärztlich-technischen Teile
begegnen wir ebenfalls auf Schritt und Tritt den Ergänzungen
und Verbesserungen durch die Hand des Herrin Verfassers. Bei
der „Stätigkeit“ hat sich Verfasser die Ansicht Dexlers über
das Wesen derselben zu eigen gemacht. Die Dexlersche Abhand¬
lung bietet fraglos einen Fortschritt auf tierpsychologischem Ge¬
biete und besonders für die Beurteilung stätischer Pferde, doch
ist wohl das letzte Wort hier noch nicht gesprochen. Wenn auf
S. 521 in Anlehnung an Dexler gesagt wird: „Es ist aber bisher
nicht gelungen, eine über den Sinneswahrnehmungen, Gefühlen
und Vorstellungsassoziationen stehende psychische Tätigkeit bei
Tieren objektiv aufzudecken oder zu beweisen, daß bei höheren
Tieren Spuren begrifflichen Denkens, Verstandesoperationen und
echte Willensenscheinungen bestehen“, so dürfte diese Behaup¬
tung in dieser allgemeinen Fassung nicht mehr vollständig zu¬
treffen, nachdem nun die Beobachtungen von der ehemaligen deut¬
schen Anthropoiden-Station auf Teneriffa vorliegen (s. M. T. W.,
1921, S. 270 ff.). Freilich handelt es sich ja dort um Menschen¬
affen und nicht um Pferde, allein in jedem Falle steht doch die
„psychische Tätigkeit bei Tieren“ jedesmal in Frage. In diesem
Teile hat sodann wesentliche Verbesserung erfahren das Kapitel
über die Haftpflicht des Tierhalters und des Tierarztes, das voll¬
ständig zeitgemäß ergänzt worden ist. Auch den Abdeckerei-Privi¬
legien ist das Buch entsprechend neueren Publikationen gerecht
geworden. Die Beurteilung der Wertminderung durch die ein¬
zelnen Mängel, die die bisherigen Auflagen stets eingehend be¬
rücksichtigt hatten, war diesmal besonders schwierig, da ja gegen¬
wärtig ein noch nie dagewesenes Schwanken in den Werten un¬
serer Haustiere besteht. Verfasser hat nun die alten Zahlen bei¬
behalten und bittet in seinem Vorworte dieselben nur als Verhält¬
niszahlen anzusehen.
Das Werk ist wiederum bereichert durch die pathologisch-
anatomischen Beiträge von Kollegen Dr. Olt in Gießen, die
schon die zweite Auflage in so dankenswerter Weise ergänzt
hatten. Auch hier hat eine Überarbeitung und Ergänzung statt¬
gefunden. — Der Verlag hat das Buch mit vorzüglichem Druck'
und Papier und auch mit einigen gut gelungenen Abbildungen aus¬
gestattet, so daß das Werk in dieser Hinsicht ebenfalls nichts zu
wünschen übrig läßt. Das ganze Buch hat nnn einen Umfang von
etwa 800 Seiten erreicht, so daß man sich sogar zum Weglassen
des alphabetischen Inhaltsverzeichnisses entschließen mußte. Trotz
der Inhaltsübersicht, die dem Werke vorangestellt und sehr gründ¬
lich und übersichtlich ist, wird doch das alphabetische V erzeichnis
von Manchem vermißt werden und es wird wahrscheinlich nun auch
für dieses große Werk bald die Frage auftauchen, ob sich für die
spätere Zeit nicht eine Verteilung des Stoffes auf zwbi getrennte
Bände (juristischer Teil — tierärztlich-technischer Teil), wie sie
sich ja eigentlich ganz von selbst ergibt und auch tatsächlich, wie
wir oben gehört haben, in dem einbändigen Buche bereits durch¬
geführt worden ist, empfehlen dürfte. Das Buch wird wohl in
keiner Bibliothek eines Tierarztes fehlen dürfen. Ma.
Gehes Arzneipflanzen-Taschenbuch. Zur textlichen Ergänzung von
Gehes Arzneipflanzen-Karten-Sammlung. — Gehe & Co., A.-G.,
Dresden-N.
Die im Gehes Verlag erschienenen und seinerzeit mit Beifall
aufgenommenen Arzneipflanzenkarten, deren Weiterführung ge¬
plant ist, finden in dem vorliegenden Taschenbuch eine wertvolle
textliche Ergänzung. Darüber hinaus stellt das Büchlein eine Art
kurz gefaßten Repetitoriums dar für alle diejenigen, mit deren
Beruf eine genaue Kenntnis über wichtige heimische Arzneipflanzen
verknüpft ist. Doch nicht nur Fachleute, sondern auch Pflanzen¬
liebhaber, die wenigstens die allernotwendigsten Vorkenntnisse in
der Botanik besitzen und die Fachausdrücke kennen, werden das
Erscheinen dieses Büchleins warm begrüßen. Dem Haupttexte ist
eine Übersicht der besprochenen Pflanzen nach dem natürlichen
System, sowie eine solche nach dem Linnöschen System voraus-
geschickt. Der Text selbst umfaßt (nicht nur die offizinellen Arznei¬
pflanzen, sondern auch solche, die zwar aus dem Arzneischatz der
Pharmakopoe verschwunden sind, aber als beliebte Volksheiilmittel
noch weiter geführt werden. Auch die in der Homöopathie ge¬
bräuchlichen sind genannt. Das Büchlein gestattet auch dem
weniger geübten Botaniker sich schnell und zuverlässig über
Standort, Vorkommen, Blüte und Sammelzeit zu unterrichten und
die arzneiliche Verwendung siich wieder rasch ins Gedächtnis zu
führen. Das Taschenbuch dürfte gewiß auch jedem Tierarzte ein
willkommener Ratgeber sein. Ma.
Der Tabak, sein Anbau und seine Zubereitung von Alois
0 r s i. So betitelt sich die soeben erschienene Schrift. In ihr wer¬
den besprochen: Empfehlenswerte Sorten, Wachstumsbedingungen,
Fruchtfolge, Düngung, Anbau und Pflege, Ernte, Zubereitung der
Tabakblätter für Zigaretten, Herstellung der Blätterbeize zu Zi¬
garren und Rauchtabak, die Entnikotisiierung und der Bedarf der
Pflanzen für einen Raucher für das Jahr. Das Buch ist jedem
Raucher und Gartenfreund zu empfehlen. Preis samt Porto und
Buchhändleraufschlag 2.40 Mk. Zu beziehen durch jede Buchhand¬
lung oder direkt vom Verlag der L. V. Enders’schen Kunstanstalt
in Neutitschein gegen Voreinsendung des Betrages.
Druckfehlerberichtigung.
Seite 426 bei Bücherschau muß es heißen: „Die Zerreißung des
Ligam teres“.
451
Kombination der Wirkung von Bismufhpräpa raten mit derjenigen von Adsorbentien
C4
Rasche Wirkung * Bequeme Darreichung
Keine unerwünschten Nebenerscheinungen
narbiin/ian< N«I <100 gr.) für örosstiere M. 17.50
KdlHUIiyCH- N o n ( 25 gr.>für KleintiereM. 5.-
Illllllllllll!lllllllltlllllllllllll!llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll!llllllllllllllllllllllll||lll
1®!»«* 4 Neguvon | Jelzin.,
Wundstreupulver T gegen Räude J Purgans
I t
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & C2
Landwirtschaftliche Abteilung ♦ Leverkusen b.Köln^Rh.
öeneralverlrieb: Septoforma O.m.b.tt., Köln ^kh. Hjfehtr.21.
„Vaginaimaiichen und Bullenslie Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar noch der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß
der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für
die in der folgenden Woche erscheinende Nummer der Wochenschrift.
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 - 0,01 - 0,001 — 0,005
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
Schulterlahmheit, Sehnenent¬
zündung usw.
Ungt. canth. acre« verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
züglich wirkend.
Jodsolvin* Jodöleinreibung, auch
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid, mit 01. sinapis
besonders verstärkt.
Maukesalben
Rftudeliniment Bengen
Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
&
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Berlin SW. 47, MöcKemsir. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate
Verteilungsstelle staatlich her¬
gestellter Impfstoffe und Sera.
Medicinal Drogen- und Chemikalienhandel. — Her¬
stellung von Präparaten nach gegebener Vor¬
schrift. — Abfassungen in fertigen Packungen. —
Auf Wunsch Aufdruck des ordinierenden Tierarztes.
-A-loe-3?illera.
in Gelatine-Hülsen, in Packungen zu 10 Stück;
E>ruLse-3P“CLlT7-er
in Packungen von ca. 300 und 550 g.
Versand nur an Tierärzte. — Verlangen Sie Preisliste.
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei \on jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt. 3
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische FM Aubing
Pharm. Abteilung
Aubing bei München
Fernspr.: Telegr.:
Pasing 158. Chemische Aubing.
Mül
§ur 2luffläruttg.
m
ic .frage bes anftecfenben Sdpeibenfatarrtps befdpäftigt
nach mie oor i>ie tierär 3 tlidpe ZDiffenfdpaft. Zluf 6er einen
Seite völliges £eugnen 6er Kranfbeit überhaupt — auf
6er anbern Seite Uarftellung 6er Kranflpeit als Epaupturfadpe
6er Sterilität, (glaubhaft rerjtdpert 6er eine fferr, bafj er
60—70 °/o 6er fterilen liiere burdp Selpanblung bes erfranften
(Eierftocfs Ipeilt, ein anberer Zperr er 3 ielt benfeiben (Erfolg burdp
3rrigation 6er (Sebärmutter, ein britter fdpafft alles burdp 23e=
Ipanblung 6er mit Knötchen befe^ten Sdpeibe. ü?as ift 6er
(Srunb biefer mcrfmürbigen (Eatfadpe? ZTidpts anberes als
bie innige Zt>edpfelbe 3 ielpuug 3 mifdpen ©oarium, Uterus «mb
Dagina! Sei dpronifdpett Uletritis, tüeißflujj rc. entleert ber
Uterus feinen franf haften 3nbalt felbftüerftänblidp burdp
Spülung, aber audp burdp Sefpanblung bes entarteten (Eierftods
unb — mas nidpt allgemein befannt ift — audp prompt burdp
Seftäubung ber Sdpeibe mit „ZTooal".
U?ir polemifieren gegen feine Utetlpobe ber Sterilitätsbclpanb=
lung, mir meifen nur bar auf bin, mie unenblidp einfadp, ohne
Zlufmanb t>on Zlrbeit, §eit unb 3 rt ft rumen t ar i uni uttfer E>er=
fahren fidp geftaltet. ZDofpl nur bie feiten oorfommenbe Der*
madpfung bes lUuttermunbes erforbert befonberen (Eingriff,
fonft aber, ob Scfpeibenfatarrlp oorliegt ober nidpt, — man ftäubt
einmal — Ipödpft feiten smeimal „ZT o t> a l" unb er 3 ielt bie oer*
blüffenbftcu €rfofge. ZDeit über toooo Küfpe ftnb nadp bem
Kriege auf biefe ZDeife für gudpt unb ZTadpmudps gemonnen.
. SWotxt,
<iffctn . tytob., Ißt.
m
m
Jüngerer Vertreter
(eventl. auch Kanditat) für kleinere Praxis ab 22. Mai bis anfangs
Juni gesucht. Angebote unter W. K. an die Schriftl. ds. Blattes.
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes Viehwasch mittel. Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren „Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
Unsere
Preisliste April 1921
erschienen
und zum Versand gekommen. Wir bitten
diejenigen Herren Kollegen, die sie nicht
erhalten haben, sie bei uns anzufordern.
Produktions- und Verkaufsgemein¬
schaft Deutscher Tierärzte G. m.b.H.
Berlin N. 24, Oranienburgerstr. 67,
liiMiiiuiiiMiiiiiiiiuiiiKiiiiiiiniimiiiiiimiinmimiiimiiiiiiimmi Humboldthaus iiitiiimiiuiimiimtiiiimuiiitmiiiiiiiiiiuniimiiiiiiiminnimmii
Fernsprecher: Amt Norden 4691—4694
Telegr.-Adr.: Prorevetagos Berlin.
Junger tüchtiger Tierarzt
sucht nachweisbar gute Landpraxis, am liebsten mit Fleisch¬
beschau, eventl. unter Abnahme von Apotheke und Instrumentarium
von Kollegen zu übernehmen. Eilangebote unter H. S. Tr. an die
Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterintlr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
, Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins ^
Antiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeulel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
ß eis 18,- M. für eine Flasche.
»ferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
ite in allen Kulturataaten i
ur für den Gebrauch
»s Tierarztes bestimmt
ingen Sie ausf ührlich^^flrajj
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterin&rstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Umversitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 24. Mai 1921. Nr. 21.
Inhalt:
Originalartikel: Nicki. — Kitt. (Schluß folgt.) — Referate — Tierärztliche
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). —
Personalien. — Bücherschau
Praktische Erfahrungen in der Eisentherapie bei
Manl- und Klauenseuche.
Von Tierarzt Dr. Philipp Nicki, München*.
Gelegentlich des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche
anjt Regensburg war mir die Möglichkeit gegeben, deren
Bösartigkeit durch Eisensalze zu bekämpfen. Hiebei folgte
ich den Angaben Bertschys und impfte Serum cacody-
licum in 2 %iger wässeriger Lösung teils subkutan, teils
infravenös. Insgesamt wurden 171 Tiere kleinerer Besitzer,
die in 3 Ortschaften verteilt liegen, geimpft.
Den Auftakt zur Seuche bildete die Schreckensmeldung
des Schuhmachers S., daß über Nacht 7- Saugferkel ver¬
endet und ein Rind plötzlich schwer 'krank sei. Meine Ver¬
mutung, daß es sich um bösartige Maul- und Klauenseuche
handle, bestätigte sich bei der Ankunft. Die kranke Kuh
war inzwischen verendet. Die übrigen 4 Rinder zeigten
noch keine sichtbaren Erscheinungen der Seuche, das
Mutterschwein wies Aphthenausbrüche zwischen den Klauen
auf. Ich nahm sogleich die subkutane Impfung sowohl hei
den Rindern wie beim Schweine vor. Die Rinder genasen
nach 10 Tagen völlig. Der Milchertrag gelangte rasch
wieder auf frühere Höhe, der Ernährungszustand der Tiere
hatte zwar durch die nach 2 Tagen eintretende Futterver¬
weigerung gelitten, sich aber bald zusehends gebessert. Auch
das Schwein erholte sich nach etwa 8 Tagen. Nach diesem
Erstausbruch der Seuche erkrankten nach 9 Tagen in kurzen
Zeitabständen die Tiere der übrigen Kleinbesitzer der
gleichen Ortschaft. Die Tierhalter, vertrauend auf den
sichtbaren Erfolg, wünschten alle die Eisenimpfung, die
nun in 13 Gehöften mit insgesamt 59 Rindern ausgeführt
wurde. Alle Tiere überdauerten nicht nur die Krankheit,
458
solidem sie traten alsbald wieder in ein günstig zu beurtei¬
lendes Rekonvaleszenzstadium. Daß es sich um die bös¬
artige Form der Seuche handelte, steht außer Zweifel, da
bei 24 Tieren naqh 3—4 Tagen schwere Herzerscheinungen
und die damit zusammenhängenden Folgezustände auftraten,
die durch Prießnitz-Umschläge und Cardiotonica behoben
wurden. 1 Kalbin mußte notgeschlachtet werden. Im glei¬
chen Dorfe wurde 18 Tieren, die sich auf 2 Besitzer ver- _
teilen, Cuprohämol in 0,5 %iger wässeriger Lösung sub¬
kutan injiziert, da Ferrum cacodylicum momentan vergriffen
war. Auch diese Tiere genasen von der Seuche, wobei als
Vorteil gegenüber der Impfung mit dem Eisensalz die viel
raschere vollständige Resorption durch das tierische Ge¬
webe überraschte, wie denn auch bei den 77 geimpften
Tieren keinerlei Abszesse beobachtet wurden. Wichtig er¬
scheint der Umstand, daß alle Besitzer rechtzeitig tierärzt¬
liche Hilfö in Anspruch nahmen und mit wirklicher Liebe
und Sorgfalt die kranken Tiere pflegten.
Zuversichtlich sah ich nun den Seuchenausbrüchen, in
benachbarten Orten entgegen, froh, nun wirklich Hilfe
bringen zu können in Zeiten so allgemeiner Bedrängnis,
alsbald trat nun die Seuche in die Nachbarschaft über. Im
ersten Gehöfte impfte ich wieder subkutan Ferrum cacody¬
licum und zwar 14 Tiere. 1 Jungrind mußte nach 3 Tagen
notgeschlachtet werden. Um nun die Wirkung des Eisen¬
salzes auf den Erreger der Seuche bei bereits fiebernden
Tieren zum raschen Durchschlag zu bringen, ging ich in
2 Gehöften zur intravenösen Infusion von Ferrum cacody¬
licum über. In Frage stehen 29 Tiere, deren Besitzer lange
zögerten, bis sie sich zur Ausführung der Eisenimpfung ent¬
schließen konnten. Ein großer Teil der Tiere zeigte bereits
Aphthen im Maul und zwischen den Klauen, als zur intra¬
venösen Impfung geschritten wurde. Schon andern Tages
wurden 3 Tiere des einen Bestandes notgeschlachtet. Ich
untersuchte nun die übrigen Tiere eingehend und mußte
bei 5 pochende Herztätigkeit und damit zusammenhängen¬
den kleinen arythmischen Puls, sowie allgemeines Muskel¬
zittern als ungünstige Prognose werten und den Besitzer
auf eventuellen schlimmen Ausgang aufmerksam machen.
Trotzdem entschloß sich der Eigentümer nicht zu einer
Wiederholung der Impfung. Andern Tages waren wieder
3 Tiere gefallen. Die nun vorgenommene Reinjektion vorr~-. , v
Ferrum cacodylicum, sowie Frießnitz und Cardiaca konnten
den ungünstigen Ausgang bei weiteren 4 Rindern nicht
hindern. Die übrigen 13 Rinder dieses Bestandes gesundeten
459
nach langer Rekonvaleszenz. Von den 6 Rindern des gleich¬
zeitig behandelten Stalles gingen trotz -bester Pflege 3 an
schwerer Myokarditis zugrunde. Das gleiche Schicksal er¬
litten noch zwei weitere Stallungen. Im einen Falle er¬
lagen von 20 Tieren 11, im andern von 12 Rindern 7 der
Seuche.
Schlagartig war so die Verlustziffer bei der Impfung
mit Ferrum cacodylicum in die Höhe geschnellt. Daß nur
4 Gehöfte sich an diesen Ziffern beteiligen, kann nur in
der Virulenz des Erregers bezw. an zu spät herbeigeholter
Hilfe liegen. In der Folge wurde noch bei 15 Tieren die
subkutane Eisenimpfung angewendet. Ihre Heilung verlief
planmäßig; bei 2 Tieren traten lokale gutartige Abszesse
auf, die nach Eröffnung reaktionslos vernarbten. So mag
denn an Stelle eines Werturteils über die Eisentherapie bei
Maul- und Klauenseuche die nackte Zahl gesetzt werden.
Unter 110 rechtzeitig geimpften Tieren
2 Verluste; unter 61 zu spät zur Behand¬
lung gekommenen- Tieren 31 Verluste. Die
der Seuche zum Opfer gefallenen Tiere zeigten post mprtem
schwere Degeneration der II e r z m u s k u 1 a -
t.ur; im Lebendzustande kamen deren Erscheinungen bei
etwa 20 Tieren zur Beobachtung.
Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und
Klauenseuchebekämpfung durch Impfungen.
Von Professor Dr. Kitt. (Fortsetzung).
Nachdem, in letzter Zeit die Möglichkeit Meer¬
schweinchen, Kaninchen und Ratten künst¬
lich mitAphthenseuche zu infizieren wieder¬
holt bewiesen wurde, auch Igel, Katzen, Hunde
und selbst Hühner für die Seuche empfänglich
befunden wurden, sind Versuche, ob auf dem Wege der
Durchleitung durch diese oder andere Tierarten (Pferd,
Esel, Schaf, Ziege) eine Aphthenvakzine sich hersteilen
läßt, verschiedenen Orts in Gang.
Mitteilungen über Übertragbarkeit der Aphthenseuche
auf die genannten kleineren Tierarten waren seinerzeit
schon von Hecker kundgegeben, jedoch mit Zweifeln auf¬
genommen worden, da die Nachprüfungen in verschiedenen
Instituten nicht dasselbe Ergebnis hatten. Insbesondere
waren alle bezüglichen Versuche verschiedenartigster Ein¬
verleibung des Virus, welche die Löfflersche Kommission
unternahm, negativ geblieben. In jüngster Zeit (Oktober
460
1920) hat jedoch Hobmaier (Deutsche Mediz. Wochen¬
schrift, 1921) mit dem' Virus des jetzigen Seuchenzuges
einwandfreie Beweise der Übertragbarkeit der Seuche auf
Meerschweinchen, Kaninchen, Ratte und Huhn erbracht,
ferner sind Waldmann und Pape (Berl. Tierärztliche
Wochenschrift, 28 «Okt. 1920, Nr. 44) bezüglich des Meer¬
schweinchens zu gleichen Resultaten gekommen.
Die sehr genau und sorgfältig von Dr. Hobmaier im In¬
stitute für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ in Berlin
durchgeführten Versuche lehrten, daß nicht jeder Virus¬
stamm für Meerschweinchen pathogen ist (z. B. waren von
8 Stämmen, obgleich von malignem Verlauf stammend, 4
unwirksam). Manche Stämme erweisen sich als so vollviru¬
lent, daß die Meerschweinchen mit Blasenbildung an den
Füßen erkranken; die Blasen zeigten sich am 2.—3.Tag nach
der Impfung, häufig aber erst am Ende der ersten Woche,
in einem Falle erst nach 12 Tagen. Bei anderem Virus
kommt es nur zu fleckiger Rötung der unbehaarten Fu߬
teile. In allen Fällen setzt nach 24 Stunden Fieber ein.
Im Munde der Meerschweinchen wurde keine Blasen¬
bildung beobachtet, jedoch in 8 Fällen entwickelten sich
3 Tage nach der Impfung hirsekorngroße, knötchenförmige
Infiltrate am Nasen- und Maulspalt, sowie Lippenrand.
Solche derbe, förmlich fibröse Knötchen entstanden ge¬
wöhnlich bei intrakutaner Impfung an Ba.uch und Brust
an der Einstichstelle; sie enthalten, wie Hobmaier durch
Weiterimpfüng feststellte, das Virus in lebender Form. In
2 von 8 Fällen kam es auch bei intrakutaner Impfung zur
Allgemeinerkrankung mit Blasenbildung. Die Infektion ge¬
lang auch nach allen übrigen Impfungsmethoden, negativ
war nur die Impfung auf die geritzte Kornea. Die Weiter¬
impfung gab durch 5 Generationen Blasenbildung, dann
blieb diese aus und kam es nur zu abortiver Erkrankung.
Versuche Hobmaiers zeigten ferner, daß das Blut
der infizierten Meerschweinchen am 2.—3. Tage nach der
Ansteckung das Virus enthält und bei intravenöser Über¬
impfung in 1. und 2. Passage weiters Meerschweinchen mit
Blasenbildung krank macht, nach der 3. Passage aber nicht
mehr wirkt.
Gleichfalls im Oktober 1920 haben Wald mann und
I’ a p e mit Virus, welches durch Schweinepassagen offenbar
verstärkt war, ähnliche positive Resultate bei Meerschwein¬
chen erzielt ; 0,1 Blaseninhalt subkutan verimpft machte die
Tiere nach 12—18 Stunden fieberkrank, nach weiteren 24
Stunden entstanden grau-glasige Blasen, die bis zu Bohnen-
461
■ große erreichten, die Blasen wurden weißlich, platzten aber
nicht, sondern trockneten langsam ein. Bei intravenöser
Impfung erfolgte die Erkrankung mit dem Exanthem nach
3—4 Tagen. Die Erkrankung-kann bei Hautimpfung lokal •
bleiben, so daß trotz reichlicher Blasenbildung an einem'
Fuße die andern Füße frei bleiben. Anderseits trat die Bla¬
senbildung auch an allen vier Füßen an der Unterseite des
Metakarpus und Tarsus auf. Auch G r o t h hatte bei Meer¬
schweinchen mit subepifhelialer Impfung Erfolg.
Positive Kaninchenimpfungen sind zuerst
0 r o t h gelungen und- zwar mit der von ihm für die Aus¬
wertung des Pockenimpfstoffes bereits an Kaninchen beson¬
ders brauchbar befundenen eleganten subepidermoidalen
(intrakutanen) Injektion, welche von früher her durch R ö-
mer, Lig-nieres, Mantoux bekannt ist (von diesen
für die Tuberkulinprobe eingeführt).
Bei solcher Einspritzung, welche G r 6 t h an der ent¬
haarten Rückenhaut weißer Kaninchen vornahm, entstanden
derbe Infiltrate der Haut, jjie gegen den dritten Tag absze-
dierten oder langsam resorbiert wurden, manchmal auf der
Kuppe eine flache, weißliche Blase von Hirsekorn- bis
Linsengröße bekamen; sonstige aphthöse Erscheinungen
wurden von G r o t h nicht beobachtet.
G r o t h lenkte die Aufmerksamkeit auf die Spezifität
(zumal ihm der Nachweis Guarnierischer Körperchen
darin gelungen ist) mit der Andeutung, daß diese Produkte
vielleicht das Kaninchen als Passagetier zur Gewinnung-
fixen Vakzine-Kontagiums dienlich sein können.
Hob m a i e r hat ebenfalls die Infiltrate bei intrakutaner
Kaninchenimpfung erzeug# und in gleichem Sinne beachtet,
er konnte aus herausgeschnittenen solchen Infiltraten durch
Verreiben mit Kochsalzlösung einen Impfstoff herstellen,
der in 4 Passagen bei Kaninchen dieselbe Lokalwirkung
hatte, bei subkutaner, intravenöser, intraperitonealer und
intracerebraler Impfung aber auch eine exanthematische
Allgemeinerkrankung mit Bläschenbildung an den Lippen
•verursachte und bei Meerschweinchen typische Blasen an
den Füßen erzeugte.
Von intravenös geimpften Kaninchen war das Blut vom
2.—3. Tage für Meerschweinchen ebenfalls in der Art in¬
fektiös, daß Blasenbildung an den Füßen nach intravenöser
-Impfung erfolgte. H o b m a i e r hat Wechselpassagen von
Meerschweinchen auf Kaninchen und auf Ratten ausge¬
führt ; letztere erwiesen sich offenbar empfänglich. Es kam
bei intrakutaner Impfung zur Ausbildung von Hautknöt-
462
'S
ehen, die unter Schuppung in 8 Tagen ausheilten und bei
Verimpfung auf Meerschweinchen typische Blasenbildung
verursachten. Ebenso erwies sich das Blut infizierter Batten
für Meerschweinchen pathogen. Besonders bemerkenswert
war, daß bei 8 von 12 Tieren am 2.—3. Tage nach der Imp¬
fung Veränderungen im Maul zu beobachten waren; be¬
stehend in stecknadelkopfgroßen, grau-weißen, runden Bläs¬
chen am Lippenrand und hartem Gaumen.
Die von II o b m a i e r nachgewiesene Empfänglichkeit
der Batten hat Interesse, weil Batten für die Verschleppung
der Seuche eine Bolle spielen können. Es ist dies in der
Schweiz mehrfach beobachtet worden; wie Seeberger
(Neue Züricher Zeitung vom 2. Oktober 1920) berichtet,
verließen die Batten bei Desinfektion von Stallungen
scharenweise die Seuchengehöfte uiid wanderten in andere
Stallungen, dorthin die Seuche vertragend.
Bei Versuchen an Mäusen hatte Hobmaier bislang
kein verwendbares Besultat, dagegen konstatierte er bei
zwei mit einem aus München bezogenen Virusstamm ge¬
impften Hühnern eine fieberhafte Erkrankung mit Bla¬
senbildung an den Zehenballen.
Die Versuche Hobmaiers beanspruchen auch nach
der Eichtung hin Interesse als die Meerschweinchen¬
impfung vielleicht zur Wertbemessung anti¬
aphthöser Sera dienlich sein können.
Wenigstens hat sich zunächst bei einigen Probever¬
suchen gezeigt, daß Meerschweinchen, welche Löffler-
sches Serum eingespritzt bekamen und darnach mit Virus
infiziert wurden, nicht oder nur geringgradig erkrankten,
während die nicht mit Serum \y5rbehandelten Kontrolliere
prompt mit starker Blasenbildung erkrankten.
(Schluß folgt.)
M
■:?-i
-1 •*:
$ 5
'SrX
Referate.
Infektions- nntf Invaslonskrankbeiten.
Fritz Schaeffer -Berlin: Hat sich die Infektions¬
gefahr durch den Typus bovinus des Tuberkelbazillus wäh¬
rend des Krieges vergrößert? (Zeitschrift für Tuberkulose,
Band 32, Heft 4.)
Weder die autoptische und klinische Feststellung an Menschen,
noch solche an Rindern, noch die Prüfung der milchhygienischen
Maßregeln während des Krieges haben eine solche Vergrößerung
-gezeigt. Als Maßnahmen empfehlen sich Anzeigepflicht aller
kranken und verdächtigen Rinder, Erhitzung aller zu Fütterungs¬
zwecken verwendeten Mischmilch und namentlich aller zu mensch¬
lichem Genüsse bestimmten Milch aus Sammelmolkereien. Ab-
i
i
a
■
a
1
4
J
.1
I
463
kochung der Milch im Privathause und das Ostertagsche Be¬
kämpfungsverfahren. P.
Innere Medizin und Hygienie.
Dr. Otto Mühl er: lieber die Leistungsfähigkeit
der klinischen Untersuchung 2ur Feststellung der offenen
Rindertuberkulose. (Tierärztl. Rundsch., 27. Jahrg., 1921,
Nr. 16).
Verfasser kommt auf Grund umfassender Literaturstudien zu
dem Schlüsse, daß die Tuberkulose mit Sicherheit
durch die klinische Untersuchung meist nicht
festgestellt und selbst derVerdacht auf Tuber¬
kulose bei bestehender offenerTuberkulose in
sehr vielen Fällen durch die klinische Unter¬
suchung nicht ermittelt werden kann. So ver¬
mochten Ostertag und seine Mitarbeiter z. B. nur 22 % der
Rinder mit vereinzelten offenen tuberkulösen Lungenberden von
Bohnen- bis Haselnußgröße oder einem Herde von Walnußgroße
als tuberkulöse verdächtig zu erkennen, während sie bei 78 % der¬
artiger Rinder durch die klinische Untersuchung verdächtige Er¬
scheinungen der offenen Lungentuberkulose (Rasselgeräusche)
nicht feststellen konnten. Von besonderer Bedeutung ist diese
ungünstige Beurteilung der Leistungsfähigkeit der klinischen Unter¬
suchung zur Feststellung der offenen Tuberkulose beim Rinde des¬
halb, weil auf diesen Methoden sowohl die staatliche
Bekämpfung der Rindertuberkulose, als auch das Ostertagsche
Verfahren fußen. Verfasser bedauert, daß Ostertag von der
Tuberkulinprobe zur Feststellung der Tuberkulose trotz ihrem an¬
erkannt hohen Werte keinen Gebrauch macht. Nach Verfasser ist
„n eben der klinischen Untersuchung d i e T u ber¬
kul i n p r o b e, namentlich in Form der Augenprobe mit Phy-
matin nach K 1 i m m e r, ein u n e n t b e hrliches Hilfs¬
mittel bei der Feststellung der Tuberkulose“.
(Autoreferat.)
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Reichsverband Praktischer Tierärzte.
Ordentliche Hauptversammlung in Weimar
a m 13. April 1921.
Beginn: 9% Uhr vormittags; Schluß: 8 Uhr abends.
Anwesend: 63 Mitglieder. Vertreten 22 Gruppen durch 55
Delegierte mit 89 Stimmen.
Geschäftsbericht: Das Geschäftsjahr 1920 war dem Ausbau
der Organisation gewidmet, die im großen beendet itet. Der RPT
zählt 22 selbständige Gruppen (im Vorjahre 14) mit 2890 Mitglie¬
dern (Zunahme über 900). Stelle zur Bekämpfung des Kurpfuscher¬
tums und Beratungsstelle weisen je über 300 Nummern auf. Wegen
Fehlens der Mittel konnten nur geringe Unterstützungen gewährt
werden. Stellenvermittlung versagt noch. Die Geschäftsstelle ver¬
buchte im Jahre 2740 Eingänge, 4123 Ausgänge. Im Interesse
des RPT unternommene Reisen beanspruchten 59
schäftsstelle fertigte für verschiedene Grupp,
in 1715 Exemplaren an. Die Mitteilungen
je... Die Ge-
u ml,schreiben
hibiWA in 10
,y > .
Nummern mit über 26 000 Exemplaren. Abgehaltem wurde eine
Sitzung des Gesamtvorstandes.
Zum Präsidenten des neuen DVR wurde vorgeschlagen Kol¬
lege A 11 h o f - Betzdorf. Als Ausschußmitglieder wurden prä¬
sentiert die Kollegen T r a i> n, Dr. Pfeiffer, Niemann und
Ditthorn als Stellvertreter. Für die von der Vollversamm¬
lung zu wählenden Ausschußmitglieder wurden mit den übrigen
Reichsverbändein, in gemeinsamer Liste aufgestellt: die Kollegen
G e ß 1 e r ufid Dr. Knauer vom RPT, Prof. Dr. Richter vom
R. d. d. st. T. und als Stellvertreter H o h m a n n vom RPT. Der
oft zu Mißverständnissen führende Name „Deutscher Veterinär¬
rat“ soll in „Reichsbund Deutscher Tierärzte“ umgewandelt
werden.
Die Gründung der Wohlfahrtseinrichtungen wird beschlossen.
Referat Dr. G e o r g i - Leipzig. Zusatz Dr. N o t h e 11 e -Waren¬
dorf (eine Art Untefttützungskasse für erwerbslose Tierärzte).
Kommission: Dr. Georg), Frieß, Dr. Nothelle, Nie¬
mann.
Die Gründung einer Tierärztlichen Gesellschaft zur Bekämp¬
fung des Kurpfuschertums wird beschlossen. Der RPT tritt ihr
in corpore bei. Rücksprache soll mit den anderenVerbänden zwecks
Beteiligung an der Gründung genommen werden. Kommission:
Dr. Eder- Haimhausen» Dr. H offmann - Friedenau, Dr. Her¬
berg- Osterath.
Mitwirkung der Tierärzte bei den Tierversicherungsgesell¬
schaften. Referat Train. Die Angelegenheit soll im Sinne des
Referats weiter behandelt werden.
Reichsverband und Proreveta. Der Beschluß der Sitzung des
Gesamtvorstandes, der die lauteren Motive der Gründung der Pro¬
reveta anerkennt, wird gutgeheißen.
Die Mitteilungen des RPT sollen ausgebaut werden. Zwangs¬
bezug gegen eiine Jahresgebühr von höchstens 12 Mk. Landes¬
gruppen mit eigenem Presseorgan sind von der Verpflichtung be¬
freit.
Von der Errichtung einer selbständigen Geschäftsstelle mit
vollbesoldetem Geschäftsführer wird vorläufig noch Abstand ge¬
nommen. Die Stelle soll wie bisher verwaltet werden.
Kassenbericht: Bericht der Kassenprüfer; Entlastung des
Kassenführers unter Dankesworten für die unter schwierigen Ver¬
hältnissen geleistete Arbeit.
Beitrag für das Jahr 1921 wie bisher: 20 Mk.
Vorstandswahl: Wiederwahl der Kollegen Train, Vor¬
sitzender: Bertram, Schriftführer; Dr. Gottbrecht, stell¬
vertretender Schriftführer; Dr. R i e t h u s, Kassenführer. — Neu¬
wahl: Kollege Ditthorn, stellvertr. Vorsitzender.
Train - Baruth (Mark).
Fortbildungskurs für die bayerischen Tierzuchtbeamten.
Einem Antrag der bayerischen Tierzuchtbeamten entsprechend
hat das Staatsministerium für Landwirtschaft für die Zeit vom
30. Mai mit 2. Juni einen Fortbildungskurs anberaurat.
Die Vortragsgegenstände und die Vortragenden entsprechen gleich¬
falls dem Vorschlag der Tierzuchtbeamten. Es werden vörtragen:
Prof. Dr. Kronacher - Hannover und L an dwiiirtschaftsrat Dr.
Stockklausner - Grub übeT die praktische Nutzanwendung
der neuen Ergebnisse der Vererbungsforschung, Privatdozent Dr.
465
Niklas- München und Landwirtschaftsrat Herold- Landshut
über die Bedeutung der geologischen. Grundlagen Bayerns für die
Viehzucht, ökonomierat Dr. H ö s c h - Neukirchen und Tierzucht¬
direktor Dr. P r o b s t-Weiden über die Schweinezucht unter Be¬
rücksichtigung der geänderten wirtschaftlichen Verhältnisse, Pro¬
fessor Dr. We b e r - Bremen und Landwirtschaftsrat Hofmann-
Traunstein über die Bedeutung der Grünlandwirtschaft für die
Tierzucht unter Berücksichtigung der verschiedenen geologischen,
klimatischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Bayerns, Veterinär¬
rat W i 11 - Calbe a. d. Saale und Tilerzuchtdirektor Braun-
Pfaffenhofen. a. I. über die Unfruchtbarkeit der Rinder und das
seuchenhafte Verfohlen und deren Bekämpfung, ferner spricht
ökonomierat Dr. H ö s c h - Neukirchen über Ahnentafel-Aufzeich¬
nungen aus einer 25jährigen Betätigung als Hochzüchter.
#
Tierärztliches Archiv für die Sudetenländer.'
(Herausgeber und Verleger: Reichsgewerkschaft der deutschen
Tierärzte in der tschecho-slovakisehen Republik [Präsident: Dr. E.
Haupt mann, Warnsdorf]. Redigiert von Prof. H. De x ler, Prag,
und Dr. E. Januschke, Troppau. 1. Jährg., 1921, Heft 1/2.)
„Während in anderen Staaten die Professoren ihren Unter¬
richt wieder aufnahmen, eifrige Studenten den Schulen in großer
Zahl zuströmten, die Redakteure ihre stillen Schreibstuben auf¬
suchten, der großen Masse wissenschaftliche Fortschritte und fach¬
liche Ereignisse zugänglich 'zu machen, standen wir ungeeint da.
gleich losen Gliedern, die, vom Körper gerissen, der ständigen
Innervation ihres geistigen Zentralorgams — der altehrwürdigen
Wiener tierärztlichen Alma mater — entbehren müssen; uns fehlte
das Herz, das allen gemeinsame Blut jedem einzelnen in warmer
Welle zuzuführen.“
Mit diesen schlichten und doch so unendlich viel sagenden
Worten wird das obige tierärztliche Archiv eingeführt. * Es soll
eine Fachpresse jener Tierärzte werden, die als Folge des un¬
seligen Krieges von ihren Stammesbrüdern losgerissen und einer
dunklen Zukunft überantwortet wurden. Das 1. Heft des 1. Jahr¬
ganges (1921) liegt vor. Es ist eiin monatliches Erscheinen vor¬
gesehen. Eine große Zahl hervorragender Mitarbeiter sind ge¬
wonnen und als Redakteure zeichnen Professor H. D e x 1 e r, Prag,
und Dr. E. Januschke, Troppau. Die Zeitschrift bringt einige
ausgezeichnete Originalartikel: „Über den Einfluß von Bastar¬
dierung auf die Entfaltungsstärke gewisser Erbanlagen“ von
T s c h e r m a k - Prag, ferner: „Hämoglobinwert und Blutbild bei
gesunden und kranken Pferden, Eseln und Maultieren mit beson¬
derer Berücksichtigung des Rotzes und der Kachexie“ von Dr. R.
N e s e m - Kamnitz. Es folgt sodann Staatsveterinärwesen ; Sit¬
zungsbericht der Reichsgewerkschaft der deutschen Tierärzte in
der tschecho-slowakischen Republik; ferner Kreisgewerkschaft
Schlesien und Nord - Ost - Mähren; ferner Personalien und Wirt¬
schaftliches.
Die Zeitschrift hat sich besonders auch mit den beiden oben
genannten tiefschürfenden Abhandlungen vorzüglich eingeführt
und es ist mit Bestimmtheit zu erwarten und erfüllt jeden Deutschen
mit Stolz und froher Hoffnung, daß mit diesem Organ nicht nur
ein tierärztliches, sondern überhaupt ein deutsches Werk
von eminenter Bedeutung geschaffen worden ist. Die
Zeitschrift verdient Beachtung überall dort, wo deutsches Wesen,
">9m
466
deutsche Wissenschaft leben und deutsche Tierärzte der deutschen
Landwirtschaft ihre Kraft zui\ Verfügung zu stellen haben. Möge
auch den Bestrebungen der tschecho-slowakischen Tierärzte auf
Angliederung eiilner veterinär -medizinischen Fakul¬
tät an die deutsche Universität in tunlichster Bälde
Rechnung getragen werden. M a y.r.
:
> 'S
.~r-
Ausschuß zur Bekämpfung der Dasselplage.
(Berlin SW. 11, Bernburgerstr. 24/25.) >
Der im Jahre 1910 gegründete Ausschuß zur Bekämpfung der
Dasselplage hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lebensbe»
dingungen der Dasselfliege und die Mittel zu ihrer
Bekämpfung zu studieren. Die deutsche Landwirtschaft .und
alle Erwerbskreise, die an der Verwertung der tierischen Haut '
beteiligt sind, werden durch den Schädling stark betroffen, schätzt
man doch den durch die Dasselfliege angerichteten Schad e n
auf mindestens 100 Millionen Mark jährlich. Der Aus¬
schuß verfügt über eine Reihe guter wissenschaftlicher Berichte,
praktische Arbeit vermochte er aber noch wenig zu leisten; die
Schuld daran trägt die Unzulänglichkeit der ihm zur Verfügung
stehenden Geldmittel. Die Arbeiten des Ausschusses begegnen
aber lebhaftem Interesse. Das Reüchsministerium des *
Innern, das Reichsgesundheitsamt und die
preußischen Landwirtschaftskammerin haben sich ■ ■
für die Arbeit des Ausschusses stets besonders interes- ■
siert und dem Ausschuß auch für die Zukunft /
ihre Unterstützung zugesagt.
Im März dieses Jahres trat der Ausschuß zur Bekämpfung der'
Dasselplage, dem folgende Mitglieder angehören, zusammen:
1. Verband der preußischen Landwirtschaftskanimern, Berlin:
2. Bund*der Viehhändler Deutschlands, Berlin;
3. Deutscher Fleischerverband, Köln-Kalk;
4. Reichsverband deutscher Häutehändler, Berlin;
5. Interessen verband deutscher Häuteverwertungen, Berlin;
(».Verband der Interessenten am Häuteeinkauf, Hannover;
7. Häute- und Fellgroßhändlervere'ilnigung, Berlin;
8. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin;
9. Zentralverein der deutschen Lederindustrie, Berlin. ,
Der Ausschuß war stiich darüber einig, daß unverzüglich
praktische Arbeit geleistet werden muß, sobald die für diese Arbeit
notwendigen Mittel beschafft sein werden, daß daneben aber die
wissenschaftlichen Forschungen, namentlich über die Lebensbe¬
dingungen der Dasselfliege, nicht vernachlässigt werden dürfen.
Ein besonderer Arbeitsausschuß, der am 23. März ds. Jrs. unter -.7
dem Vorsitze des Herrn Bernhard Detjens in Hannover tagte, .
sollte das Arbeitsprogramm für die nächste Zukunft im besonderen
festlegen und einen vorläufigen Kostenanschlag vornehmen. Das V
Arbeitsprogramm wurde dahin festgelegt, daß die Dasselfliege
durch Abdasseln derLarven zu bekämpfen ist. Für diesen
Zweck will der Dasselausschuß .einen Tierarzt anstellen, der
zunächst praktische Unterweisung durch das Reii'chsgesundheits- •
amt erfahren und dann auf Weisung des Vorsitzenden des Arbeits- :
ausschusses in landwirtschaftliche Gemeinden sich begeben soll, •-
um dort das Abdasseln praktisch vorzunehmen und den Gemeinden w i
Weisungen über das Verfahren zu erteilen.
467
Anmerkung der Schriftleitung: Die Bekämpfung
der Dasselfliege unter Hinweis auf den enormen wirtschaftlichen
Schaden durch dieselbe, insbesondere die verschiedenen Formen
des Abdasselns sind alljährlich Gegenstand der praktischen Unter¬
weisung im Operationskurse der Münchener tierärztl. Fakultät.
Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe tHauptgeschäftsstelle).
4n den Herrn Oberlandstallraeister in Berlin.
Diie Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe ist die be¬
rufene Vertreterin der deutschen und deutsch - österreichischen
veterinärmedizinischen Studentenschaft. -
Aus einer Veröffentlichung in der „Zeitschrift für Gestüts¬
kunde“ hat die Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe davon
Kenntnis genommen, daß diile höhere Gestütslaufbahn in Zukunft
nur noch speziell vorgebildeten Landwirten Vorbehalten werden
soll. Wir weisen darauf hin, daß gerade aus den Reihen der Tier¬
ärzte Männer hervorgegangen sind, die in der Tierzucht Hervor¬
ragendes geleistet haben: Grabensee und Adam. Es soll
anerkannt werden, daß zur Gestüts Laufbahn eine bestimmte Vor¬
bildung nötig 'ilst. Doch wie steht es damit bei der Ausbildung des
modernen Tierarztes? Er lernt nicht nur die Funktionen und den
Bau des gesunden und kranken Tierkörpers kennen, sondern sein
Studium befaßt sich auch mit der Tierzucht, auch das* Staats¬
examen. In der Studienreform werden Tierzucht und Landwirt¬
schaft noch weitgehender berücksichtigt werden, das ist der Wille
der Studentenschaft. Doch trotz dieser Ausbildung, trotz des ab¬
gelegten Examens als Tierzuchtinspektor kenn der Tierarzt also
nicht mehr in der höheren Gestütslaufbahn ankommen, und hierin
liegt eine Härte gegen die Tierärzte. Die Spezialausbildung der
Landwirte, die zur Gestütslaufbahn berufen werden sollen, soll
anerkannt werden, doch bedeutet die Maßnahme eine Übergehung
der Tierärzte ungeachtet ihrer Ausbildung und ihrer Verdienste
um die Tierzucht.
Die Deutsche veterinärmedizinische Fachgruppe hat die Pflicht
hiergegen Einspruch zu erheben.
gez. M e i d e n b a u e r, Vorsitzender.
f. d. R.: Maßmann, Schriftwart.
Verschiedenes.
ätaateveteriBirkude, Aislandsdienst and Versicherungswesen.
Beratungen über die Einführung einer Landestierversicherung
in Sachsen.
(Die sächsische Regierung beharrt auf Ein¬
führung der Zwangsversicherung.)
Der sächsische Landeskulturrat beriet in seiner 53. Gesamt-
sitzung über den Entwurf eines Gesetzes über die Einführung einer
Landestierversicherung. Der Berichterstatter, ökonomilerat Kühne
von. St. Michaelis bei Brand wendete sich namentlich aus tech¬
nischen Gründen gegen den genannten Gesetzentwurf, da eine
Zwangsversicherung wesentlich teuerer arbeite als die Privatver¬
sicherungen. Es seil nicht zutreffend, daß, wie in dem Entwurf aus¬
geführt werde, ein jährlicher Versicherungsbeitrag von 2—3 v. H.
für Pferde und Rinder und von 3—4 v. H. für Schweine zur Dek-
468
kling der Entschädigung*- und Verwalfungskosten ausreichen
würde. Es sei den Viehbesitzern durch die Versicherungsgenossen-,
schäften vollauf Gelegenheit geboten, ihre Tiere ohne Aufwendung
hofler Verwalfungskosten zu versichern. Der Vertreter der sächsi¬
schen Regierung. Ministerialdirektor Geheimer Rat Dr. v. Hübel
begründete in ausführlicher Weise den Gesetzentwurf namentlich
mit dem Hinweils auf die außerordentliche Höhe der Viehpreise
und auf die micht genügende Beteiligung, namentlich der kleineren -
Landwirte, an den bestehenden Versicherungen. Aus diesen Grün¬
den lege die sächsische Regierung besonderen Wert auf die Zwangs¬
versicherung. — Der Vorsitzende des Landeskulturrates, Geheim¬
rat Dr. Hähnel, wendete sich ebenfalls gegen die Einführung einer
Zwangs-Landestierversicherung und bezeichnete eine solche als
geradezu verderblich, indem eine solche. Zwangsversicherung ge¬
radezu zur Nachlässigkeit in der Tierzucht und -haltung auffordern
müsse. Besonders wies Gutsbesitzer Friedrich auf die höhere Ge¬
fahr und schnellere Unhrauchbarwerdung der städtischen Pferde
und der in industriellen Betrieben beschäftigten Pferde hin. Nach
dem vorliegenden Gesetzentwurf müßte das Risiko und die höheren
Prämien für diese höhere Gefahrenklasse der Landwirt mit tragen.
Geheimrat Stieda setzte sich für die Zwangsversicherung im all¬
gemeinen ein unter Ausbau der Ortsversicherungsverbände mit
einem RückversicherungsveTbande, den die Regierung stützen
müsse. —‘Hierauf nahm der Landeskulturrat folgenden Antrag an:
„Die Staatsregierung zu ersuchen, von dem
Erlaß eines Landes «Tierversicherungs-Ge.«
setzes Abstand zu nehmen. Der Landeskulturrat kann
in dem Regierungs-Gesetzentwurf keine richtige Lösung finden.
Er glaubt, daß in der Entwicklung der Ortsviehversicherungsver¬
bände unter Zusammenwirken mit einem Rückversicherungsver-
bande die richtige Lösung zu suchen ist.“ — Auch die sächsischen
Handelskammern haben jetzt den Gesetzentwurf über die Landes¬
tierversicherung in Beratung gezogen und in eilnem Gutachten an
das sächsische Wirtschaftsministerium berichtet, daß die befragten
Fuhrherren, Schlachthofdirektoren und Fleischer in ihrer Mehrheit
den Gedanken, die Landestierversicherung in dem Maße auszu¬
bauen und zu vereinfachen, wie es der Gesetzentwurf vorsieht,
gutheißen. Die sächsischen Handelskammern haben sich dieser
Auffassung angeschlossen und in grundsätzlicher Beziehung den
Entwurf gebilligt. S. M.
In der letzten Landwirtschaftlichen Woche ist, wie wir erst
jetzt erfahren, im Anschluß an einen Vortrag des früheren Leiters
des tierhygienischen Instituts am jetzt polnischen Kaiser-Wilhelm-
Institut für Landwirtschaft zu Bromberg, Dr. Pfeiler, auf dessen
Antrag seitens der Vereinigung deutscher Schweinezüchter eine
Resolution an die Reichs- bezw. Landesbehördem einstimmig an¬
genommen worden, die die Bestellung eines Reichs*
bezw. von Staatskommissaren für die Bekamp«
fung und Erforschung der Maul «und Klauen«
seuche fordert. Die Frage hat mit Rücksicht auf die
schweren wirtschaftlichen Schäden, die die Seuche besonders
während des Seuchenganges 1920 angerichtet hat, sowie auf die
bevorstehende Neuredaktion des Tierseuchengesetzes eine beson¬
dere Bedeutung, weil behördlicherseits — leider zu spät — er¬
kannt worden ist, daß die rein vctcr inärpolizcilli c h e
469
Bekämpfung der Seuche einem weiteren Um¬
sichgreifen Einhalt zu gebieten nicht imstande
ist. __ ' G.K.
Vollzug des Viehseuchengesetzes, hier Milcherhitzungseinrich¬
tungen.
Nr.398al6. StaatSiniiini'sterium des Innern.
An die Regierungen, die Bezirks- und Ortspolizeibehörden,
sowie die Bezirkstierärzte.
Für die Beschaffung der iln Abs. 1 § 39 der Bekanntmachung
vom 27. April 1Ö12 über den Vollzug des Viehseuchengesetzes vom
26. Juni 1909 und des bayerischen Ausführungsgesetzes hierzu vom
13. August 1910 (GVBl. S. 403) vorgeschriebenen Erhitzungseinrich.-
tungen in bestehenden Sammelmolkereien ist die Frist mit Ent¬
schließung vom 22. Mai vor. Jrs. Nr. 398 a 22 („Staatsanzeiger“
Nr. 121) bis 1. Mai 1922. verlängert worden.
Es wird hierbei darauf hingewiesen, daß bei derReichstreuhand-
gesellschaft a. G. München, Prannerstr.il, für Zwecke der Er¬
hitzung von Milch 21 geeignete Kessel aus emailliertem Eisen vor¬
handen sind, 7 davon sind vollständige Feldküchen mit Feuerungs¬
vorrichtung auf Achse und Rad mit Protze, 14 nur Feldküchen¬
kessel, die eingebaut werden müssen.
Die Feldküchen kosten 900 Mk., die einzelnen Kessel 150 Mk.
durchschnittlich *pro Stück. Durch Verkauf der Voreinrulchtung
auf Abbruch kann der Preis der Feldküche ebenfalls auf etwa
150 Mk. für den Kessel erniedrigt werden.
Interessenten wollen sich unmittelbar an die oben bezeichnete
Gesellschaft wenden.
München, den 9. Mai 1921.
I. A.: gez. Graf von Spreti.
Landwirtschaft, Fnttermittelknnde and ErnShmgswesen.
Uber die Bekämpfung der Mäuseplage im Elsaß mit Mäusetyphus¬
bazillen
berichtet Th. Messerschmidt (Zeitschrift f. Iummunitäts-
forschung, Originale, Bd. 31, H. 2): Obgleich die Mäusetyphus¬
bazillen vollvirulent waren und sorgfältigst angelegt wurden, blieb
ein Erfolg aus. Insgesamt wurden 15 000 Liter Kultur verwandt.
Bei Menschen kamen trotz gröbster Unvorsichtigkeiten, selbst bei
Kindern, keine Infektionen vor. [Sehr bewährt hat sich nach ge¬
meinsamen Versuchen der Veterinärabteiluing des Reichsgesund¬
heitsamtes und der Biologischen Reichsanstalt für Land- und Forst¬
wirtschaft dort — 100 Mäusetyphusbazillen versagten — die Ver¬
wendung gasförmiger schwefliger Säure, die demnächst in Würt¬
temberg versuchsweise praktisch durchgeführt werden soll. v. O. I
(Zeitschr; f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1921, Heft 14.)
Hochschulnachrichten.
Einrichtungen zur Bekämpfung von Schafkrankheiten an der
Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. Die Tierärztliche Hoch¬
schule zu Dresden hat, einem Anträge des Landesverbandes säch¬
sischer Scbafzüchter entsprechend, zur Vorbeuge, Behandlung und
Bekämpfung von Schafkrankheiten nachstehende Einrichtungen
getroffen: 1. Aufnahme von kranken Schafen in die medizinische
470
Klinik für große Haustiere (Obermedizinalrat Prof. Dr. Schmidt).
2. Untersuchung von notgeschlachteten und verendeten Schafen
oder Organen derselben im pathologischen Institut der Tierärzt¬
lichen Hochschule, 3. weitere Erforschung der auftretenden Schaf¬
krankheiten und deren wirksame Behandlung im hygienischen In¬
stitut durch Obermedizinalrat Prof. Dr. Klimm er. — Der Landes¬
verband sächsischer Schafzüchter hat an seine sämtlichen Mit¬
glieder das Ersuchen gerichtet, dile bestehenden Einrichtungen in
möglichst großem Umfang zu benutzen und deren Forschungstätig¬
keit durch Einsendung von geeignetem Untersuchungsmaterial zu
unterstützen. S. M.
An der Münchener Schwesteranstalt werden von jeher kranke
Schafe an der medizinischen (Dr. Schmitt) und chirurgischen
(Dr. Mayr) Klinik zur Behandlung eingestellt und iln der ambula¬
torischen Klinik (Dr. von Vaerst) an Ort und Stelle behandelt.
Das tierpathologische Institut mit der Seuchenversuchstation (Dr.
Kitt) untersucht eingesandte Kadaver sowie Kadaverteile von
Schafen und erteilt die gewünschten Auskünfte; das pharmoko-
logische Institut (Geh. Rat Dr. Br an dl) nimmt die chemischen
Untersuchungen des bei Vergiftungsverdacht eingesandten Mate¬
rials vor und die seit 1904 geschaffene Einrichtung zur Erforschung
schädlicher Futtermittel beschäftigt vorkommenden Falle« alle je-
- weils einschlägigen Institute der Anstalt. Die Schriftleitung.
*
Die Ententeteünehmer an dem 2. internationalen Kongreß für
vergleichende Pathologie, der im April d. J. in Rom stattfinden
sollte, haben bekanntlich verlaingt. daß die deutschen Teilnehmer
vorher schriftlich Deutschlands Schuld am Kriege eingestehen
sollten. Das vorbereitende Komitee (gez. Prof. E. Perroncito)
hat daraufhin ein Schreiben an die betreffenden Ententemitglieder
gerichtet, in dem es seiiln Bedauern ausspricht, daß man selbst auf
dem Gebiete der Wissenschaft noch weit davon entfernt sei, die¬
jenigen herzlichen Beziehungen (entente cordiale) hergestellt zu
habein, die für den ersprießlichen Verlauf eines internationalen
Kongresses unerläßlich seien. Da unter diesen Umständen die Ab¬
haltung des Kongresses im April unmöglich sei, das Komitee aber
andererseits entschlossen sei, seine Bemühungen um Wiederanknüp-
fungen der wissenschaftlichen Beziehungen ohne jede Ausnahme
fortzusetzen, so habe es beschlossen, den Kongreß auf einen spä¬
teren Zeitpunkt, den es bald festsetzen zu können hofft, zu ver¬
legen.
Bravo, alter Freund Eduard Perroncito! Deine deutschem
Freunde und Verehrer grüßen Dilch. gez. v. 0.
(Aus: „Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene“, 1921, Heft 13.)
Chiritrgenkongreß in Berlin. In Berliln fand dieser Tage ein
Chirurgemkongreß statt, auf dem außer dem veranstaltenden Ver¬
band, der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, noch wissenschaft¬
lich vertreten waren: Österreich-Ungarn, die Schweiz, Holland
und Dänemark. Trotzdem die Ententestaaten fehlten, war doch der
wissenschaftliche Charakter der Tagung voll gewährt. Professor
Sauerbruch (München), der den Vorsitz führte, wies in seiner
Eröffnungsrede auf den Beschluß der Internationalen Chirurgen¬
vereinigung hin, die Vertreter der d e u t s c h e n C h i r u r-
g i e von den internationalen Kongressen a u s z u s e h 1 i e ß e n.
Mit Wissenschaft habe dieser Entschluß der „wissenschaftlichen
PEST
471
Entente“ natürlich gar nichts zu tun. Deutschland werde in ernster
Arbeit den Ausschluß zu tragen wissen und, gestützt auf seine
eigenen stolzen Leistungen, abwarten, bis Chirurgenkongresse ohne
deutsche Beteiligung die „wissenschaftliche Entente“ von. der Tor¬
heit ihres Verfahrens und seinem Schaden für die Menschheit,
nicht für Deutschland bloß, überzeugt haben. Die Sympathieerklä¬
rung des Schweizer Chirurgen Prof. Hotz, der sich schon in der
wissenschaftlichen Presse gegen diese Fortführung der feindlichen
Blockade scharf geäußert hatte, wurde mit stürmischem Beifall
aufgenommen. _
Bildung von Studentenschaften. Das Preußische Staatsministe-
rium hat die vom Unterrichtsminister vorgelegte Verordnung über
die Bildung von Studentenschaften an Universitäten und Tech¬
nischen Hochschulen endgültig erlassen. Dem Wunsche des Land¬
wirtschaftsministers und des Handelsrainisters zufolge ist diese
Verordnung auch auf die diesen beiden Ministern unterstehenden
Hochschulen ausgedehnt worden.
Studentischer Mittagstisch. Im Wintersemester 1920 wird in
Berlin durch Unterstützung der „Studentenhilfe“ ein Mittagstisch
eingerichtet, der sämtlichen Studenten und Studentinnen zugäng¬
lich sein soll. Die Speisung soll nach Bedarf an mehreren Stellen
gleichzeitig erfolgen. Zunächst findet sie in hierfür eingerichtete^
Räumen der Kaserne, Friedrichstraße 107, täglich in der Zeit von
12%—3 Uhr statt. Der Preis für die Mahlzeit ist 2.50 Mk. Vor¬
läufig sind Eßbestecke mitzubringein.
Hochschule für Politik in Berlin. Es lesen: Reichsminister
Dr. Koch über Reich, Länder und Gemeinden; von den früheren
Ministern Dr. Drews über die deutsche Frage; Dr. Schiffer über
die parlamentarische Technik; Dr. Preuß über die Grundlagen der
republikanischen Reichsverfassung; Dr. David über Agrarfragen
und Dr. August Müller über das Verbandsprinzip in der Wirt¬
schaftsorganisation. Von Universitätsprofessoren lesen Hans Del¬
brück, Meinecke, Hoetzsch, Sombart, Troeltsch, Wechßler, Bonn,
Rohrbach; aus Leipzig Goetz; aus München Bayerle. Ferner u. a.
Gesandter a. D. Riezler, Ministerialdirektor Dr. Wiedenfeld und
andere höhere Beamte. Die Vorlesungen finden in der Bauakademie
(Schinkelplatz 6) statt, wo auch die Studienpläne erhältlich sind.
Die Hochschule für Leibesübungen in Berlin hat ihr erstes
Semester abgeschlossen. Insgesamt waren. 69 Vollstudenten im¬
matrikuliert. Es wurden 356 Stunden wissenschaftlichen Unter¬
richts und 880 Stunden praktischen Unterrichts erteilt. An den Fort¬
bildungslehrgängen des D. R. A. nahmen 269 Turner und Sports¬
leute teil, hier standen 224 Unterrichtsstunden wissenschaftlicher
Art 360 Übungsstunden gegenüber. Insgesamt waren 37 Lehrer
tätig. _
Leibesübung als Hochschulwissenschaft. Nachdem einige Uni¬
versitäten bereits über das Gebiet der Leibesübungen lesen lassen,
ist ein Antrag des Deutschen Reichsausschusiscs an die Kultus¬
ministerien in Vorbereitung, auf Erteilung von Lehraufträgen an
allen Universitäten für dieses Fach hinzuwirken und Mittel hier¬
für auszuwerfen. Wenn nicht die zukünftigen Lehrer, Ärzte und
?. FLo ?""'■■■
f /
f * .. V s.
472
Verwaltungsbeamteji in ihrcrHauptausbildungszeit eine eingehende
Kenntnis dieses Gebietes vermittelt erhalten, ist mit der Verbrei¬
tung der Leiibesübung in den kommenden Geschlechtern nicht zu
rechnen. Eine durchgreifende Änderung der Tumausbildung in
den Seminaren gehört natürlich ebenfalls in die Reihe der not¬
wendigen Maßnahmen.
Der Nobelpreis für Medizin für 1917 ist Dr. Jules Bordet in
Brüssel wegen seiner Entdeckungen auf dem Gebiete der Imniun-
nität und für 1920 dem Professor August Krogli in Kopenhagen
auf Grund seiner Entdeckung des kapillärmotorischen Regulations¬
mechanismus verliehen worden.
Englische Gelehrte für Wiederaufnahme der wissenschaft¬
lichen Beziehungen. Das Schreiben der Professoren und Doktoren
der Universität Oxford an die Professoren der Kunst und Wissen¬
schaft sowie die Mitglieder der Universitäten und wissenschaft¬
lichen Gesellschaften in Deutschland ihnd Österreich lautet nach
einer „Times“-Meldung: „Da viele unter Ihnen sein werden, die
vollauf unsere herzliche Trauer und unsere Sorge wegen des
Bruches, den der'Krieg in unserem freundschaftlichen Verkehr
verursacht hat, teilen, und da Sie nicht an der Aufrichtigkeit des
Gefühls zweifeln können, das jene alte Freundschaft erzeugte und
pflegte, werden Sie unsere Hoffnung für die baldige Wiederher¬
stellung dieser Freundschaft teilen. Daher treten wir Unterzeich¬
neten Doktoren, Hausvorstände, Professoren und übrilgen Beamten
und Lehrer der Universität Oxford jetzt persönlich mit dem
Wunsche an Sie heran, die Erbitterung und feindselige Gesinnung,
die unter dem Antriebe loyaler Vaterlandsliebe zwischen uns ent¬
standen sein mögen, zu zerstreuen. Auf dem Gebiete, wo wir ein
gemeinsames Ziel und gemeinsame Begeisterung haben, und wo
unser Wetteifer und unser Ehrgeiz edelmütig sind, können wir
sicher auf Versöhnung hoffen, und die Kameradschaft der Gelehr¬
samkeit bietet einen Weg, der zu eilner weiteren Sympathie und
zu einem besseren Verständnis zwischen unseren verwandten Na¬
tionen führen kann und, wenn unsere geistigen Ideale lebendig
sind, führen muß. Während politische Zwietracht die edle Höflich¬
keilt der großen europäischen Staaten zu verlöschen droht, wollen
wir jene freundschaftlicheWiedervereinigung beschleunigen helfen,
die die Zivilisation erfordert. — Impetret ratio, quod dies impetra-
tura est.“
Personalien.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Joseph Wörth-
m ü 11 e r aus Kaiserslautern in München.
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Edgar
Fenzl aus Ingolstadt. Dissertation: „Über das Vorkommen der
Aktinomycesform des Tuberkelpilzes beim Menschen“. (Aus dem
Patholog. Institut des Krankenhauses München r. d. I., Vorstand:
Dr. Dürck). Tierarzt Alfons Kr inner aus Straßkirchen. Disser¬
tation: „Mageninhaltsuntersuchungen an Fischen aus dem Kochel¬
und Walchensee“. (Aus der bayer. biolog. Versuchsanstalt für
Fischerei und dem zoolog. Institut der Tierärztlichen Fakultät,
Vorstand: Dr. R. Demoll). Georg Oswald, praktischer Tierarzt
aus Tanting (Oberb). Dissertation: „Beitrag zur Kenntnis des nor-
473
malen Baues und der Sklerodermie der Hautanhänge beim Hahn
und Truthahn“. (Aus dem Tierpäthologisehen Institut, Vorstand:'
Dr. Kitt). _
Bttcherschan.
Die Kastration der Hähne und anderen männlichen Hausgeflügels.
Von Dr. Oskar Mittag, prakt. Tierarzt. Mit 3 Abbildungen.
Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wil¬
helmstraße 10. — Preis brosch. 4.50 Mk.
Das vorliegende Schriftchen gibt nach einer kurzen Übersicht
über die anatomischen Verhältnisse dem Tierarzt und Geflügel¬
züchter alles Wissenswerte über die Operation in wünschenswerter
gedrängter Kürze und übersichtlicher Anordnung an die Hand. Die
Operation selbst wird in ihren verschiedenen Methoden (von der
Flanke bezw. der Mittellinie des Bauches bezw. der Lendengegend
aus) anschaulich geschildert. Hiebei wird der Kastration von der
Lendengegend aus die erste Stelle 'eingeräumt, weil sie die ein¬
fachste, zweckmäßigste und bei allen Vögeln ausführbar sei und
weil hier auch das Vernähen der Operationswunde wegfalle. Dieses
Urteil möchte ich nicht in allem unterschreiben. In der Praxis läßt
sich bei! den meisten Hähnen die Operation von der Medianlinie des
Bauches aus rasch und einfach und auch in schwierigen Fällen bei
oft ganz kleinen Hoden unter Zuhilfenahme des Wengerschen In¬
strumentes' ohne Gefahr für das Tier durchführen. Nur bei den
großen frühreifen Rassen, die erfahrungsgemäß, trotz ansehnlicher
Körpergröße im jugendlichen Alter, überraschend kleine Hoden
haben und wo für den Operateur mit kurzen Fingern dieselben
vielleicht nicht erreichbar sind, würde ich die Flankenoperation
■empfehlen. Bei der Flankenoperation benötigt man bekanntlich ein
eigenes Instrumentarium, was bei der Mediianoperation, die mit ein
paar einfachen Instrumenten ausgeführt wird, nicht nötig ist. Das
.fällt in die Wagschale, zumal bei den jetzigen hohen Preisen für
Instrumente, und dabei wird vom Verfasser, und vielleicht nicht
ganz mit Unrecht, das für die Flankenoperation eigens von Holter¬
bach angegebene und bei-Hauptner angefertigte Instrumentarium
als nicht genügend bezeichnet. — Bei den jetzigen Werten, welche
das Geflügel auch in unserem deutschen Wirtschaftsleben reprä¬
sentiert, und bei der Beachtung, die die Geflügelzucht bei uns mehr
und mehr findet, dürfte die Operation des Kapaunens, die übrigens
Verfasser ih diesem Werkchen auch auf Gans, Ente, Truthahn,
Taube und Straußhahn ausdehnt, immer größere Bedeutung ge¬
winnen und die vorliegende Schrift somit Tierärzten und Tier¬
züchtern ein willkommener Helfer sein. Ma.
Menschliche Wundinfektionen und Tierseuchen. Ätiologie und
bakteriologische Diagnose des Gasbrandes,
des malignen Ödems, des Rauschbrandes und
der Bradsot. Von Dr. med. Johannes Z e i ß 1 e r, Vorstand
des bakteriologischen Untersuchungsamtes der Stadt Altona
a. d. Elbe. Mit 29 Abbildungen auf 3 Tafeln. Berlin 1920, Ver¬
lagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelmstraße 10. —
Preis brosch. 6 Mk.
Die vorliegende Studie unterzieht die Erzeuger der Gasödeme
einör näheren Betrachtung. Verfasser wurde hiezu veranlaßt durch
den Umstand, daß während des großen Krieges a.n Stelle der früher
474
so gefürchteten Wundinfektionen des Hospitalbrandes, der Wund¬
rose und des Tetanus, die bekanntlich durch die aseptische Wund¬
behandlung bezw. prophylaktische Serurainjektionen verdrängt wor¬
den, waren, nunmehr andere gefürchtete Feinde der menschlichen
und tierischen Gesundheit als Wundinfektionen auftraten, nämlich
der Gasbrand, das maligne ödem und der Wundrausehbrand. Nach
dem Vorgänge von A s <• h o f f schlägt er für diese und nahe¬
stehende Wundinfektionen die allgemeine Bezeichnung Gasödeme
vor. Es soll ‘hiebei aber nicht eine ätiologisch-einheitliche Krank¬
heit verstanden werden und daher auch nicht der Singular „Gas-
ödem“, sondern nur der Plural „Ödeme“ gebraucht werden und
dementsprechend sollen unter dem Sammelbegriff der Gasödem¬
bazillen die verschiedenartigen anaeroben pathogenen Gasödem¬
erzeuger verstanden werden. *Die Verschiedenheit der Gasödem-
bazilllen leuchte schon ein, wenn man bedenke, daß bei den Gas¬
ödemen des Menschen u. a. auch die in der Veterinärbakteriologie
eine Rolle spielenden Erreger des Rauschbrandes und Bradsots
sich befinden. Die Studie geht außerordentlich gewissenhaft zu
Werke. Sie befolgt genau die Kochschen Prinzipien, vermeidet
aber die serologischen Methoden, da dieselben angeblich für die
Differenzierung und präzise Artbestimmung der Gasöderabazillen
wenig bedeute.
Bei seiinen auf Grund kleinster morphologischer oder kultureller
Differenzierung beruhenden Versuchen der Klassifizierung und
Rubrizierung kommt Verfasser zu bemerkenswerten Schlußfolge¬
rungen, die zum Teil neue Gesichtspunkte eröffnen. Dabei dürfte
auch interessieren, daß Verfasser bei seinen „204 kleinlich unter¬
suchten anaeroben Stämmen“ weder „Variationen noch Mutationen,
noch Umwandlungen oder ähnliche Erscheinungen“ beobachtet,
. sondern im Gegenteil „in 5 Fällen die Unrichtigkeit der .von Kolle
behaupteten Umwandlungen nachgewiesen hat“.
Die Schrift muß studiert werden und enthält für den Spezial¬
forscher an sich, aber auch für jeden Tierarzt und Arzt eine Fülle
des Wissenswerten. — In der Ausstattung ist außer dem vorzüg¬
lichen Druck und Papier auf die sehr gut gelungenen Abbildungen
auf 3 Tafeln hinzuweisen. Ma.
Eingesandt.
Die Kröpfer. Eine der beliebtesten Rassetauben sind die Kropf¬
tauben. Diese führen ihren Namen von der ihnen eigenen besonders
hohen Fähigkeit, den Kropf stark aufzublasen und ihn in diesem
Zustande mehr oder weniger lang zu erhalten. Bi« zu einem ge¬
wissen Grade ist die Eigenschaft, das sogen. Blasen, bei allen
Tauben anzutreffen, nirgends aber in diesem Maße, wie bei den
Kropftauben. Die Taube zieht beilm Blasen Luft durch den Schna¬
bel in den Kropf, worauf sich der Kehldeckel schließt und durch
die Halsmuskeln geschlossen gehalten wird. Im Laufe der Zeit
haben sich nach dem Geschmack der Züchter verschiedene Spiel¬
arten gebildet, von denen es anerkannt 14 verschiedene Varietäten
gibt, die meist ei/nen lokalen Charakter trafen. Weiteres darüber
in Folge 12 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50
für das Vierteljahr.
475
BeiUmrindern oder Verkalben
führt die „Bissulin “-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel.
. . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben
ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/1908.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36/1915.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
ehern. Fabrik, Aachen 25. Den Rheinzoll trage ich.
Dr. Kleins
^.ntiperiostiifl
I Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturstaaten
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
^Verlangen Sie ausführlich^
Literatur
in Ampullen und Tabletten
Origlnolkorton Originalröhre
zu 5 Ampullen zur zu20Tabletten
symptomatischen
Behandlung der
nervösen
Hundestaupe
Chem;PharmazeutischeWerKe Bad Homburg ArG.
Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr, 14, 1921, Seite 237 und 254.
' v • <•
Bekanntmachung.
Am Sonntag, den 29. Mai 1921, nachm. 2'/a Uhr findet in
Augsburg im Hotel „Weißes Lamm“ die
Generalversammlung
des Tierärztlichen Kreisvereins von Schwaben u. Neuburg
statt.
Tagesordnung:
1. Bericht über die Tätigkeit der Vorstundschaft:
2. Kassabericht.
8. Vortrag (mit Lichtbildern) des Herrn Amtstierarztes Dr. Stroh:
„Bandwurmfunde bei 2000 im Augsburger Schlachthofe geschlach¬
teten Pferden“.
4. Freie Aussprache über neuere Erfahrungen bei der Maul- und
Klauenseuche.
5. Wünsche und Anträge.
Es wird um rege Beteiligung ersucht, da der Tierärztliche
Kreisverein heuer 75 Jahre besteht.
Augsburg, den 13. Mai 1921.
J. Schneider.
Zur geffi. Beachtung!
RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß der Inseraten-
Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden Woche
erscheinende Nummer der Wochenschrift
'l» 1 ' i
Yohimbin-Veratrin
verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 — o.oi — 0,001 — 0,005
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
rner: lose und in abgefertigten Packungen:
>rzügl. wirkend bei Jodsolvin, Jodöleinreibung, auch
heit, Sehnenent- mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
cre, verstärkt mit Restitutionsfluid, mit 01. sinapis
laridingehalt, vor- besonders verstärkt.
Maukesalben
Räudeliniment Sengen
Räudeliniment Sengen II
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
r filfriepbaires Virus ^
* hep^esfellf ^
vom Laboratorium für Schufiimpfsfoffe A d.Buda.pest
zu beziehen durch die
bH Frankfurt
Telegp. Adp Va.ccincha.rb,
Telefon. H^nsa. IT p 1438
478
Unsere
Preisliste April 1921
erschienen
Schutz'
und zum Versand gekommen. Wir bitten
erhalten haben, sie bei uns anzufordern
Produktions- und Verkaufsgemein¬
schaft Deutscher Tierärzte G. m.b.H.
Berlin N. 24, Oranienburgerstr. 67,
uiiMiiiimnimutiu «i.i • "i i"iiM.uiMMtuiiii:mMiiM'iurim!iMi Humboldthaus iiiiiit.uiMiii'imiMiHii'mitiiMiitrimifioMiimiiiMtWMiiinimnu
Fernsprecher: Amt Norden 4691—4694
Telegr.-Adr. : Prorevetages Berlin.
In unserer Preisliste ist infolge, eines Druckfehlers der Preis für
Antiperiostin „Dr. Klein“
versehentlich mit Mark 10.— pro Flasche angegeben. Er beträgt
Mark 18.— abzüglich 10 >.
i u.m.b.n.. mmekMjWW
Ventrase
gegen Kälberruhr
.und andere
Oarmkrankheiten.
Humann uleisler
Dohna 8a.
Antektrol
Jmpfstoff gegen
Abortus infct
Humann uTeisler
Dohna 5a.
in „Mi
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
ftnwerflana: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen a 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Kerl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jalirg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
ftubtng bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär ft. D. Christian, Tieritrztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
In Friedenstmalität wieder lieferbar:
S lrvchnln- V eralrin
c. Ergotin Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Atmungsbeschwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.— ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.n.B.H., Hannover
Ludwigstraße 20 und 20 a,
Fabrik chemlsoti-pharm. Präparate, Drooenaroflhandluno
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Tel.-ftdr. Benpenco.
Wir empfahlen:
Ruhrheil:
Unübertroffenes Mittel bei Kälber¬
ruhr. In der tierärztlichen Praxis
bestens bewährt.
Wurmmittel
für Pferde. Einfach zu verab¬
reichen, sicher in der Wirkung.
MM gegen Lahmheiten.
Contusionen, Distorsionen, Entzün¬
dung der Gelenke in Sonderheit des
Schulter- u. Hüftgelenkes. Einf. zu
applizieren. Frappante Heilerfolge.
Fabrik tierärztlicher Hrzneimittel .
MAX BERGMANN Nach!.. Inh.: Dr. R. Sammet, EiscM, Thür.
T-Einreibung
von vorzüglicher Heilwirkung bei
Sehnenentzündungen der Pferde.
Einschuß
einzig wirkend bei Einschuß der
Pferde, Rezidive ausgeschlossen.
Rehemittel.
Neues Verfahren die Rehe auch in
schwersten Fällen sicher zu heilen.
Lieferung nur an Tierärzte.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. - Druck vonJ.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, oaeonspi. <s.
(trBher: Tierärztliches Woobenblatt n. Wochenschrift für Tierhellknnde u. Vlehzncht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses 1 der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 31. Mai 1921. Nr. 22.
Inhalt:
Originalartikel: A b e 1 e i n. — Kitt. (Schluß.) — Referate — Tierärztliche Standes-
uud Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien.
— Bücherschau. -
Passive Immunisierung gegen Hanl- und Klauenseuche.
Von Dr. R. Abelein, prakt. Tierarzt in Hemigkofen. (Bodensee).
Bisher hat das Löfflersche Maul- und Klauenseuche-
serum in der Praxis keine, wesentliche Bolle zu spielen ver¬
mocht, da es zu teuer ist und nicht in genügenden Mengen
beschafft werden kann. Das als Ersatz angewandte Re¬
konvaleszentenserum ist arm an'spezifischen Immunkörpern
und von schwankendem Wert. Dabei ist der durch ein¬
malige Injektion dieser beiden Hera erreichte Schutz von
zu kurzer Dauer. So lange man den Ansteckungsstoff nicht
in beliebig großen Mengen gewinnen kann, wird man-auch
kein hochwertiges lmmunserum in hinreichenden Mengen
hersteilen können, -um darauf die Seuchentilgung aüfzu-
bauen. Bei den hohen in Gefahr stehenden Werten wird
man aber in Zukunft auf die Verwendung eines Schutz-
serums bei der Seuchenbekämpfung nicht verzichten wollen
und dabei auch auf das Rekonvaleszentenserum zurück¬
greifen können, dessen immunisierende Wirkung bisher
wohl unterschätzt wurde; ist es doch möglich auch mit die¬
sem schwachen Serum eine für praktische Zwecke genügend
lange anhaltende Schutzwirkung zu erzielen.
Während des in meinem Arbeitsgebiet herrschenden
Seuchenganges (September bis Dezember) konnte ich. mit
solchem selbstgewonnenen Serum 6 Ställe von der Seuche
dadurch frei erhalten, daß ich in dre iw ö ch e n 11 i ch e n
Abständen jedem Rind je nach Größe 10;.Ö
bis 300 ccm Rekonvaleszenten serum su 1> -
kutan injizierte. Die Injektion wurde drei- bis vier¬
mal wiederholt und so ein 3 Monate dauernder Schutz, er¬
zielt, während dessen die Seuche erloschen ist. Daß über¬
haupt ein solcher Schutz zu erzielen ist, wird jeder Prakr
482
tiker, welcher die Ernstschen Bhitimpfungen in größerem
Maßstabe vorgenommen hat, selbst erfahren haben. Kälber
und Jungrinder/i, welchen man gewöhnlich eine im Ver¬
gleich zu ihrem Körpergewicht viel größere Menge Blut
oder Se^um injizierte als erwachsenen Bindern, blieben
häufig von der Seuche während des ganzen Seuchengfanges
trotz absichtlicher Ansteckung verschont. Die Schwierig¬
keit, den gleichen Erfolg auch bei erwachsenen Kindern zu
erzielen, liegt offenbar nur darin,* daß man nicht die nötigen
Mengen Serum oder entfasertes Blut zur Hand hat. Um
diesem Mißstande zu begegnen, verteilte ich die Schutzdosis
auf mehrere zeitlich getrennte Einspritzungen. Erstens er¬
hielt ich dadurch mehr Zeit und Gelegenheit, um Serum
von durchseuchten Tieren zu gewinnen, und zweitens
brauchte ich überhaupt weniger Serum. Erfahrungsgemäß
beginnt 3 Wochen nach der Einverleibung der Immunstoffe
deren Abbau. Je mehr hievon im Blut kreisen, desto mehr
können abgebaut werden. Daher wird man am sparsamsten
wirtschaften, wenn man dem Körper immer nur soviel Im¬
munstoffe zuführt, daß eine Ansteckung mit den geringen
Mengen Virus, wie sie unter gewöhnlichen Verhältnissen
stattfindet, nicht zur Erkrankung führen kann. Hach meinen
Erfahrungen genügen 300 ccm Kekonvaleszentenserum, um
für einige Wochen vor Ansteckung zu schützen. Vorsichts¬
halber erneuerte ich diese Dosis nach 3 Wochen ganz.
Vielleicht genügen aber auch Nachimpfungen mit nur 200
oder 150 ccm. Dann könnte sich der Verbrauch an Serum,
welcher sich bei meinen Versuchen auf 1 Liter per Kopf be¬
lief, auf 600—750 ccm herabsetzen lassen.
Über * die Technik der Serumgewinnung
finden sich mehrere Angaben in den Zeitschriften, doch
wird in allen Fällen 35 % Ausbeute aus dem Blut als
Höchstleistung für den praktischen Tierarzt angegeben.
Es liege dies daran, daß man den Blutkuchen ohne um¬
ständliche Einrichtungen nicht auspressen könne. Es ge¬
lang mir aber ohne Schwierigkeit 75 % Aus¬
beute zu erzielen auf folgende Art: Das aus der Aderla߬
wunde fließende Blut mißt man mit einem sterilen Ma߬
krug in eine möglichst hohe, etwa 35 Liter fassende sterile
x Milchtransportkanne. Ist sie nach 10—12 Aderlässen ganz
voll, schließt man sie und läßt sie sofort nach Hause fahren.
Nach 1 Stunde zerschneidet man den Blutkuchen mit einem
ausgeglühten Säbel in faustgroße Stücke. Dann wird die
Öffnung mit vierfachem sterilem Mull straff überspannt
und die Kanne über einen sterilen Blecheimer umgestürzt.
483
Das Blut steht nun unter dein Druck seines, eigenen Ge-,
wichtes und in 24 Stunden sind 3 / 4 des Blutes an Serum
gewonnen. Dieses enthält zwar'etwas rote Blutkörperchen,
welche es mit ihrem Farbstoff verfärben, doch schadet das
nichts. Es wird dann mit dem zehnten Teil seines Gewichts
an 5 % igem Karbolwasser langsam verrührt und in Korb¬
flaschen abgefüllt. Den nach längerem Stehen sieh absetzen¬
den Satz von roten Blutkörperchen läßt man in der Flasche
beim Gebrauch zurück, da er gerne zu Abszedierung führt.
Die Injektion erfolgt aseptisch unter die Subkutis, am
besten hinter dem Schulterblattknorpel, 300 ccm auf ein¬
mal. Nach 1 Stunde läßt man die entstandene Beule mas¬
sieren, um das Serum in der Unterhaut zu verteilen und
rascher zur Resorption zu bringen. Auffallend ist der
Rückgang in der Milchleistung, welcher sich nach 2—4
Tagen bemerkbar macht und einige Tage anhält, um dann
wieder zu verschwinden. Sonstige Nachteile werden nicht
beobachtet. w s
Die Menge der ersten Injektion darf
unter 300 ccm bei Rindern mit etwa 500 kg
Gewicht nicht heruntergehen. In zwei Ställen
versuchte ich, ob nicht auch 200 ccm genügen. Im ersten
Stall mit besonders schweren Tieren trat nach 10 Tagen
die Seuche auf und verbreitete sich im ganzen Stall. Im
zweiten Stall mit etwas leichteren Tieren (zirka 400 kg)
erkrankten schon nach 24 Stunden das erste, nach ,2 Tagen
zwei weitere Rinder. Sie befanden sich offenbar zur Zeit
der Injektion im Inkubationsstadium. Nach 14 Tagen er¬
krankte der zirka 500 kg schwere Zuchtstier. Die übrigen
11 Rinder, welche mit den kranken aus dem gleichen Barren
fraßen und soffen, blieben gesund, doch gab ich ihnen vor¬
sichtshalber die zweite Injektion mit diesmal 300 ccm schon
14 Tage nach der ersten. Somit scheint die G renzdosis
b e i 200 ccm zu liegen. Von denjenigen 6 Ställen, in wel¬
chen ich von vornherein 300 ccm Serum injizierte, ist nicht
ein Rind erkrankt, obwohl diese ständig zur Arbeit benützt
wurden, auf der Weide mit verseuchten Tieren zusammen-
kammen und auch sonst der Ansteckung ausgesetzt waren.
Die Ställe sind zum Teil ganz umringt gewesen von ver¬
seuchten Gehöften und bliebeii mit einigen abgelegenen die
einzigen seucherrfreien.
Wie weit sich das Verfahren in anderen Seuchengängen
bewähren wird und wie es sich unter Umständen verbessern
läßt, muß sich erst zeigen. Sollten,wie ich vermute, 150 ccm
f ii rd i e zweite und die folgenden Spritzen
484
genügen, und damit der Verbrauch pro Kopf 6<K) ccm für
2 Monate nicht übersteigen, so würde bei erstmaligem
Auftreten der Seuche die passive Immunisierung der
gefährdeten Bestände dann zu erreichen sein, wenn man
sich entschließt, den erkrankten Bestand zu keulen. Von
den bereits durchseuchten Tieren fängt man das
Blut auf, et wa 18 Liter pro Kopf. Hieraus ge¬
winnt man 12 Liter Serum, genügend, um 20 Rinder
zu immunisieren. Genügt dies nicht, so kann man immer
noch auf das Löft'lersclie Serum zurückgreifen, oder von
entfernteren Seuchenherden her Serum beziehen. Hiemit
wäre dann die Unterdrückung der Seuche wesentlich er¬
leichtert.
In Anbetracht der hohen Bedeutung der angeschnittenen
Frage glaubte ich, um zu weiteren Versuchen anzuregen,
meine Beobachtungen veröffentlichen zu dürfen, wenn sie
sich auch auf kein großes Versuchsmaterial stützen.
Weitere Mitteilungen znm Problem der Manl- und
Klanensenchebekämpfnng durch Impfungen.
Von Professor Dr. Kitt. (Schluß.)
Auch Normalserum wirkte anscheinend etwas
gegenüber einer am selben Tage vorgenommenen Virus¬
impfung, insofern von zwei Meerschweinchen, welche 15 ccm
Normal-Rinderserum intraperitoneal erhalten hatten, eines
gesund blieb, das zweite nach 6 Tagen Bläschen bekam,
während 2 Kontrolltiere nach 4 Tagen an allen Füßen mit
Blasenbildung erkrankten.
Das Vorbild der alten Variolaimpfuug, speziell der Schaf-
Pockenimpfung, hat schon S p i n o 1 a 1863 (Handbuch der
spez. Pathol. u. Therapie f. Tierärzte, II. Aufl., 1863, S. 92)
Anlaß zu Versuchen gegeben, auch gegen die Aphthenseuche
durch oberflächliche Stichimpfung mit Lanzette eine lokale
Reaktion und milde Durchseuchung herbeizuführen. S p i -
n o 1 a impfte Klauenblasenlymphe in dieser Weise bei
Schafen an die innere Ohrfläche und hat diese Impfung im
Großen ausgeführt; er schreibt darüber, daß sich in der
Regel schon nach 48 Stunden an der Impfstelle eine Blase
entwickelt, die größer als eine Impfpocke ist, sehr bald
platzt und in 4—6 Tagen sei alles vorüber. Außer an den
Impfstellen beobachtete er nur selten an anderen Stellen
Maul- und Klauen) eine Eruption. Der. Erfolg sei befriedi-
\ gend und im allgemeinen sei Schutzwirkung zu beobachten
gewesen, wenn auch nicht in jedem Fall, (S p i n o 1 a hat
485
auch Aphthen und Pocken gleichzeitig bei einem und dem¬
selben Individuum erzeugt, an einem Ohr Aphthen, am
andern Ohr Pocken.)
Wegen der damals starken Ausbreitung der Schafpocken
ist es nicht- zu überblicken, inwieweit bei S p i n o 1 a s Ver¬
suchen das^ Pockenvirus, überhaupt mitgespielt hat. Denn es
gelingt in der Pegel nicht durch Stichimpfung eine nur
lokale Blase zu erzeugen. Vielleicht haben die früheren
Seuchenzüge noch Besonderheiten gehabt, denn S p i n o 1 a
berichtet auch von Aphthenübergang auf Hühner, Gänse
und Enten, wobei letztere Blasen an den Schwimmhäuten
bekommen haben, während solche Geflügelerkrankungen in
den letzten Dezennien in Abrede gestellt wurden und erst
in aller jüngster Zeit wieder die Empfindlichkeit des Ge¬
flügels vermerkt werden konnte.
Neuerdings hat Dr. Groth, Vorstand der Bayerischen
Zentralimpfanstalt, mit Hinweis auf die Erfahrungen bei
Variola das Ziel, eine nur lokale Aphthe bezw. milde Durch¬
seuchung zu erreichen, durch die Methode der subepidermoi-
dalen Injektion angestrebt (Münch. Mediz. Wochenschrift,
1920, Nr. 52, S. 1497).
Bei solcher Impfung an der Büsselscheibe des Schweines
und am Flotzmaul des Rindes konnte Groth in der Tat
eine nach 24 — 48 Stunden auftretende örtliche Aphthe er¬
zeugen, welcher jedoch nach weiteren 24—48 Stunden eine
allgemeine Eruption folgte; ob der mildere Verlauf, der
zu beobachten war, zur allgemeinen Regel sich gestaltet.,
müssen weitere Versuche lehren.
— Von Wichtigkeit ist ferner die on Groth bei subepider-
moidaler Impfung an haararmen Hautstellen (Schweifan¬
satz, Innenfläche der Hinterschenkel) bei Ferkeln und
Schafen festgestellte Wirkungsart des Aphthenvirus,
daß hiebei statt einer Blasenbildung nur derbe knotige
Infiltrate auftraten, wonach jedoch (mit Ausnahme
eines Falles unter 4 Schafen) nach 2—4 Tagen eine allge¬
meine Erkrankung folgte.
Dr. Koege 1 und ich haben bei Versuchen an Ziegen
und Sch weinen das gleiche beobachtet und können die
vorausgegangenen Versuche Groths in diesem Punkte be¬
stätigen; wir erzielten auch bei Impfungen mit Galle seu-
qhenkranker Tiere ähnliche örtliche Infiltrate und sahen
bei wiederholter Impfung durchseuchter Tiere erneut die
lokale Reaktion in Erscheinung treten.
Die von G r o.t h und H o b m a i e r erbrachten For-
sclningsresultate. eröffnen dem Studium über die Prophy-
laxe der Maul- und Klauenseuche neue Wege; sie sind schon
von weittragender Bedeutung, wenn durch die Art der In¬
okulation an Stelle der bisher so spärlichen Ausbeute an
Virus aus den Blasen seuchekranker Binder und Schweine
eine leichte und reichliche Beschaffung von Virus aus den
Infiltraten und dem Blute zu Versuchs- und Schutzimpfungs¬
zwecken ermöglicht wird. '
Weitere * Untersuchungen werden ergeben, ob die an
durchseuchten Tieren durch Wiederimpfung derselben er¬
zeugten Infiltrate eine durch die Immunstoffe des Blutes
oder der Galle vielleicht abgeänderte besonders passende
Virusvakzine liefern.
Ob es jemals gelingen wird mit einer nur einmaligen
Vakzinevirus- oder Antigenimpfung einen länger dauernden
Schutz gegen die Seuche zu erreichen, ist sehr fraglich;
denn die vielen von Löffler in der mannigfachsten Weise
unternommenen Versuche haben immer wieder gezeigt, daß
es mehrfach wiederholter Virusimpfungen bedarf, um zu
einer sicheren Immunität zu gelangen. Indes würde es schon
genügen, eine Grundimmunität zu schaffen und die Nach¬
teile der Verschleppungsgefahr durch ein abgeändertes
lebendes oder totes Virus auszuschalten, was beides sich
durch intravenöse Injektion von abgetötetem Virus am
ehesten erwarten läßt.
Unsere Versuche lieferten weiter ein Beispiel, daß auch
bei Aphthenseuche im Seuchenstall der Luftraum keine An¬
steckungen vermittelt, sondern Tiere, die im selben Baume,
jedoch durch Gitter getrennt gehalten werden, solange ver¬
schont bleiben, als eine Übertragung des Ansteckungsstoffes
durch direkte Berührung, durch Futter, Getränk und
Menschenhände unterbleibt. Drei Ferkel, die in 1—2 Meter
Entfernung von seuehenkranken in einem oben offenen
Gitterkäfig (dessen Eisenstäbe waren handbreit von ein¬
ander entfernt, ohne Mauer oder Bretterzwischenwand)
nntergebracht waren, blieben wochenlang gesund, obgleich
sie von demselben Wärter gefüttert und gepflegt wurden,
wie die im selben Stalle befindlichen seuchekranken Tiere,
lind auch das gleiche Futter und Trank bekamen, jedoch in
gesondertem Freßtrog.
Der geschulte Wärter gebrauchte nur die Vorsicht, die
drei Ferkel immer zuerst zu versorgen und unberührt zu
lassen, dann erst die seuchenkranken zu füttern.
Erst als die drei Ferkel künstlich geimpft wurden, er¬
krankten sie, waren somit nicht etwa überhaupt unempfäng¬
lich. Der rein kontagiöse Charakter der Seuche und der
487
Schutzwert der Isolierung ist längst bekannt. Wenn in einem
Seuchenstalle einzelne Tiere gesund bleiben, so liegt das
nicht immer an einer Immunität, sondern am Zufall, daß
eine Kontaktinfektion ausgeblieben ist.
Referate.
Patbotogtscke Anatomie, Fleisohbesehaa and Nahrungsmittelkande.
Prof. Bruns und Med.-Rat Gasters: Paratyphus¬
epidemie in einer Hammelherde; dadurch bedingte Massen¬
erkrankungen an Fleischvergiftung in Überruhr (Landkreis
Essen). (Zeitschrift f. Hygiene u. Infektionskrankheiten,
Band 90, 1920, Heft 2.)
In einer aus Bayern nach Essen ausgeführten Schafherde
waren 20 Tiere nofcgieschlachtet worden, weil sie nach Angabe des
Schäfers zu viel Salz gefressen und deshalb hätten innerlich ver¬
brennen müssen. Das Fleisch wurde von der Ergänzungsbeschau
freigegeben, ebenso das von 22 weiteren, aus demselben Stalle
stammenden Schafen.
Wenige Stunden nach dem Genuß des Fleisches traten unter
der Bevölkerung Krankheitserscheinungen auf, die in Erbrechen,
Durchfall, Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerz bestanden,. Nach
zirka 5 Tagen war fast die ganze Gemeinde erkrankt, an 2000 Per¬
sonen, davon zirka 50 schwer, 4 tödlich. Die Untersuchung bei der
Sektion der Todesopfer ergab reichl'iich Paratyphus - B - Bazillen.
Dieselben Bazillen wurden im Schaffleisch gefunden.
Die aus dem Menschen und den Schafen herausgezüchteten
Stämme wurden mit mehreren Paratyphusseren mindestens 1: 5000
agglutiniert, ohne daß ein Unterschied zwischen Mensch und Schaf
bemerkbar war.
Die Verfasser fordern mÜt Recht, daß Fleisch von Schafen mit
verdachtifgfen Darmerkrankungen erst freigegeben wird, wenn die
bakteriologische Untersuchung auf Paratyphus - Bazillen negativ
verlaufen sei, zumal an dem fraglichen Fleisch auch nach längerem
gewöhnlichen Aufbewahren äußerlich nicht das geringste zu
merken war. F.
Intrt Medlxia ni Hygleie.
Dr. med. vet. Gr a wert - Niederndodeleben (Magde¬
burg) : Zur Kenntnis der parenteralen Proteinkörper¬
therapie. [Versuche mit Aolan in der Vete-
rinärmedizi n.] (Berl. Tierärztl. Wochenscbr., 1920,
Nr. 19, S. 209.)
Entsprechend den Verwendungsmöglichkeiten des Aolan in
der Humanmedizin glaubt G., daß das Mittel in der Tiermedizin
bei allen chronischen Krankheiten der Haut, bei denen Infektions¬
erreger eine Rolle Ispielen, also bei Akne, Ekzem, Furunkulose,
Äktinomykose und Botryomykose, bei Herpes und Favus, akuter
und chronischer abszedierender Phlegmone, ferner bei chronischen
SchleSmhautaffektionen wie dem Scheidenkatarrh des Rindes, hart¬
näckigen Fällen des Bläschenausschlages des Rindes und Pferdes
und bei chronischem Darmkatarrh indiziert ist. Auch bei der perio-
488
dischen Augehentzüiidung des Pferdes hält der Autor im Hinblick
auf die Trostlosigkeit der bisherigen Therapie bei dieser Erkran¬
kung Versuche mit Aolan für angezeigt. — Aolan, ein aus Kuh¬
milch gewonnenes Präparat, wird von der Firma Beiersdorf & C’o.,
Hamburg, hergestellt; es ist in Ampullen zu 10, 25 und 50 ccm im
Handel. G. unterzog beim Pferde 5 Fälle von akuter Phlegmone
an den Hinterfüßen, 1 Akne-Fall in der rechten Lenden- und
Flankengegend, 1 Fall von Botryomykose, die auf dife Kopfmusku¬
latur lokalisiert war und 2 infizierte Stichwunden, von denen eiüe
hinter dem rechten Maulwinkel, die andere, durch einen Nageltritt
verschuldet, ira vorderen rechten Eckstrebenwinkel sich befand,
der Behandlung mit Aolan und erzielte namentlich bei
ile nZellgewebsentzünd ungen, dieabsichtlich
ohne jedeLokalbehandlung blieben, eine über¬
raschend schnelle Heilung. Was die Dosierung ari-
langt, empfiehlt G. für das Pferd und Rind 25—50 ccm, für den
Hund 7—10 ccm, für die Katze 3—5 ccm. 4 Tage nach der ersten
Applikation ist nötigenfalls eine zweite vorzunehmen, wobei G. die
intramuskuläre der subkutanen vorzieht, in einzelnen Fällen kom¬
binierte er die beiden Methoden, indem er die Hälfte i. m., die
andere s. k. gab. Auf Grund seiner guten Erfahrungen empfiehlt
G. die weitere Ausprüfung des Präparates. (Über den Preis des
Aolan sind keine Angaben gemacht. D. .Schrift 1.) Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaitsfragen.
Tierärztlicher Kreisverein der Oberpfalz.
Der Kreisverein hielt am Sonntag den 8. Mai in Regensburg
eine Generalversammlung ab, die- außerordentlich stark, nämlich
von 41 Tierärzten, besucht war. Als Vertreter der Kreisregierung
nahm Oberregierungsrat Hei eck an den Verhandlungen teil.
Nach Erstattung des Vorstands- und Kassenberichtes wurde die
Neuaufnahme von 12 praktischen Tierärzten vollzogen. Zur Frage
des Fortbestandes des Vereines hatten die oberpfälzischen Frei¬
berufstierärzte einen Antrag auf Auflösung eingebracht, der die
satzungsgemäß vorgeschjriebene Zweidrittel-Mehrheit nicht fand,
da 17 Mitglieder für Beibehaltung des Vereines stimmten. Jedoch
fand der Antrag des Mittelfränkischen Kreisvereines bezüglich der
Neuorganisation der Standesvertretung in nachstehender Fassung
einstimmige Annahme: Der Landesausschuß wird ersucht an die
Staatsregierung denAntrag zu stellen, dieVerordnung vom 11. Feb¬
ruar 1877, die tierärztlichen Kreisvereiine betreffend, dahin abzu¬
ändern, daß bis zur Errichtung einer berufsständischen Vertretung
je 4 Vertreter der Berufsgruppen der Staats-, Gemeinde- und Frei¬
berufstierärzte den Landesausschuß zur Wahrnehmung der Inter¬
essen der Tierärzte beim Staatsmiinisterium des Innern bilden. Als
Standesvertretung bei der Kreiisregierung bildet der Kreisverein
einen Ausschuß, bestehend aus je 2 Vertretern der Staats- und
Freiberufstierärzte und 1 Vertreter der Gemeindetierärzte. In
Verfolg dieses Beschlusses wurde der § 13 dahin abgeändert, daß
der Ausschuß außer dem Vorstände, Schriftführer und Kassier auch
hoch aus 2 Beisitzern bestehe und daß er sich aus je 2 Vertretern
der Staats- und Freiberufstierärzte und 1 Vertreter der Gemeinde-
tierärzte zusammenzusetzen habe. — Die Wahl des Aus¬
schusses ergab als Vorsitzenden Bezirkstierarzt Dr. Guth-
Amberg, als Schriftführer Schlachthofdirektor Dr. K o 1 b - Regens-
489
bürg, als Kassier Oberveterinärrat Lelmer- Parsberg und als
Beisitzer die praktischen Tierärzte V it.e r 1 i n g - Hemau und
Zeller- Moosham.
Mit abseitiger Zustimmung der Versammlung bezeichnete es
Dr. Guth als nächste Aufgabe des Ausschusses alle erforder¬
lichen Schritte zur Abhaltung eines Fortbildungskurses über Be¬
kämpfung der Unfruchtbarkeit des Rindes unter Leitung eines
praktischen, geschulten Fachmannes zu unternehmen. Nach Er¬
ledigung der hiezu notwendigen Vorarbeiten soll noch in diesem
Sommer ein solcher Kurs im Anschluß an eine Kreisvereinsver-
sämmlung .stattfinden. . I. A.: Dr. K o 1 b.
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte — Landes¬
gruppe Bayern.
Bericht über die ordentliche Mitgliederver¬
sammlung am 6. März 1921z u München.
Zu der für vormittags 11 Uhr im Saal des „Hauses der Land¬
wirte einberufenen Versammlung waren 38 Mitglieder erschienen.
Der Besuch war somit ein erfreulich guter, waren doch Tierärzte
aus 24 Stadtgemeinden aus allen Kreisen Bayerns vertreten, dar¬
unter 3 aus der Rheinpfalz und 1 aus Koburg, die mit besonderer
Freude begrüßt wurden. Nach Eröffnung der Sitzung gedachte der
erste Vorsitzende, Herr 'S c h n e i d e r - Augsburg,. des verstor¬
benen Mitgliedes Oberveterinärrat A. Schmidt- Kulmbach • in
ehrender Weise. Sodann wurde eiln kurzer Rückblick übör die
Tätigkeit der Vorstandschaft seit der letzten Mitgliederversamm¬
lung am 27. Juni 1920 gegeben:
Die Zahl der Mitglieder der Landesgruppe beträgt 63. Am
21. November 1920 fand eine Besprechung zwischen den Vertre¬
tungen des Vereins der Staatstierärzte, der Freiberufstierärzte
und der Landesgruppe statt; Gegenstand der Erörterung war der
vom Verein der Freiberufstierärzte gemachte Vorschlag, den
Landesausschuß der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns in der
Art und Weise umzugestalten, daß derselbe nicht mehr von" den
Kreisvereinen, sondern von den drei genannten Berufsorganisa¬
tionen auf paritätischer Grundlage gebildet werde. Eine Einigung
konnte indes nicht erzielt werden. Als hiezu einschlägig wurde
ein Schreiben der Tierärztlichen Kreisvereins von Mitte Kranken
bekannt gegeben, in welchem der Beschluß desselben vom 18. De¬
zember 1920 (siehe M. T. W. Nr. 9 v. 1. März 1921, S. 173) mitge¬
teilt wurde. Hiezu beschloß die Versammlung auf Antrag des Vor¬
sitzenden, dem Beschlüsse des raittelfränkischen Kreisvereins bei¬
zutreten, im übrigen war es die Meinung der Versammlung, daß
gegen das ‘ Weiterbestehen der Kreisvereine an sich nichts einzu¬
wenden sei.
■ Weiterhin fand eine Besprechung zwischen der Vorstandsc-haft
und städtischen Tierärzten Münchens über die Frage der Amts¬
bezeichnung der Gemeindetierärzte statt. Der vom Vorsitzenden
gegebenen Anregung,, die Besprechung dieses Punktes zurückzu¬
stellen, wurde stattgegeben.
Sodann erstattete Herr Opel- München sein Referat über
„D ie'Finanzierung der Sch lach thöf e“, da*s außer¬
ordentlichen Beifall fand. (Dasselbe ist bereits veröffentlicht in
Nr. 11 der „Deutschen Schlacht- und Viehhof-Zeitung“.) Das sich
anschließende Korreferat von Herrn S e m m 1 e r - Zweibrücken
490
nahm im wesentlichen Bezug auf die Schlachthöfe mittlerer Städte.
In mittleren und kleinen Schlachthöfem sei eine Einschränkung der
Schlachtzeiten bezw. der Schlachttage zur Verringerung der Be¬
triebsausgaben unbedingt notwendig. Im übrigen schloß sich, der
Korreferent den Schlußfolgerungen des Referenten vollinhaltlich an.
In der sehr lebhaften Diskussion über den Vortrag betont Herr
Dlmp fl-Nürnberg die Unaufschiebbarkeit der Gebührenerhöhung;
es wäre zu prüfen, ob die Zuschläge nach Stück, nach Lebend- oder
Schlachtgewicht festgesetzt werden sollen. Da. die Kühlhausbe¬
triebskosten durch Zuschläge allein nicht bezahlt werden können,
sei ein Ausgleich durch Erhöhung der Schlachtgebühren anzu¬
streben. Herr H u ß - Bamberg gibt zu erwägen, daß durch die
Einschränkung der Schlachtzeiten die Schwarzschlachtungen ge¬
fördert werden könnten; zu hohe Kühlhausmieten würden zum
Leerstellen der Räume im Winter führen. Auf möglichst gute Ver¬
wertung des anfallenden Düngers seil Bedacht zu nehmen. Herr
F 1 e s s a - Hof erwähnt, daß dort die Gebühr von 3 Mk. auf 8 Mk.
für den Zentner Lebendgewicht "erhöht wurde.' Er betont, daß ehe¬
malige Kriegs -Konservenfabriken in der Umgebung der
Städte noch in gleichem oder sogar erweitertem Umfange arbeiten
und infolge Einsparung der Gebühren (bei den bekannten sonstigen
günstigeren Bedingungen) erhebliche Gewinne erzielen, zumal sich
ihre Verkaufspreise von denen der Gewerbetreibenden in den
Städten nicht unterscheiden. Aus dies ein Grunde tun sich auch
fortgesetzt neue derartige oder ähnliche Geschäfte in der Nähe
der Städte auf. Durch die Einfuhr ihrer Produkte (eiarschl. de«
Frischfleisches) wird die Frequenz der Schlachthöfe gemindert
und dadurch allmählich deren Finanzierung in Frage gestellt, aber
auch dem ansässigen Gewerbe eine nicht einwandfreie Konkurrenz
bereitet. Hierauf seil der Städtebund aufmerksam zu machen. In
der weiteren Aussprache ergibt sich, daß diese mißlichen Zustände
in der Umgebung nahezu aller bayerischen Städte bestehen. Die
Herren H u ß - Bamberg und Seiderer- Rosenheim weisen auf
die Einführung einer Kilometer-Zone in einigen Städten hin, inner¬
halb deren dort geschlachtetes Fleisch nicht in den Stadtbezirk
eingeführt werden dürfe. Herr Schneider- Augsburg erwähnt
die Möglichkeit der Nachuntersuchung in Gemeinden mit öffent¬
lichen Schlachthöfen, worauf Herr Semmler eiilne Entscheidung
des Verwaltungsgerichtshofes mitteilt, nach welcher wohl frisches
Fleisch, nicht aber Wurstwaren der Nachuntersuchung unterstellt
werden dürfen. Auch Herr Heiß- Straubing hält es für ange¬
zeigt, den Städtebund auf die wachsende Gefahr der Verödung der
städtischen Schlachhöfe hilnzuwei-sen. Herr D i m p f 1 rät zur Vor¬
sicht und empfiehlt, erst Vorerhebungen mit anschließendem Refe¬
rat; die Beschränkung des Konservenfabrikationsbetriebes auf den
Umfang von 1914 sei notwendig. Herr Semmle r ist für Zu¬
lassung der Fleischeinfuhr, aber nur gegen hohe Gebühren.. Ins
Schlußwort zu seinem Referat geht Herr Opel noch auf weitere
Einzelheiten ein; In München liist beabsichtigt, die Kühlhausge¬
bühren von 45 bezw. 75 Mk. auf 80 bezw. 120 Mk. zu erhöhen,
große Zellen von 120 auf 240 Mk. In Bezug auf den Vorschlag
Fies s a rät er zur Vorsicht; die Freizügigkeit des Fleisches sei
gesetzlich gewährleistet und unterstützt die Anregung D i m p f 1
hinsichtlich der Bearbeitung d'ifeser Frage.
Hieran schloß sich nun eine einstündige Mittagspause. —
Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird beschlossen, daß ein
Referat über d i ,e . bo drohlich zunehmende Ein-
491
f ü h r u ö k von F r i s c h f 1 e I s c h und F lei. schwären
von Lände in die Städte und die sich hieraus
für die Sch lacht haus bet riebe ergebenden un¬
günstigen finanziellen Folgen sowie über ent¬
sprechende Gegenmaßnahmen zu erstatten sei; hiezu
erklären sich die Herren F lessa, H u ß und S e i d e r e r bereit.
Sodann fährt der Vorsitzende in der Erstattung des Tätigkeits¬
berichtes fort und erwähnt, daß die Wahlkörper listen zum D. V.-R.
fertiggestellt und dem Geschäftsführer übermittelt wurden; die
Gruppe werden mit dem Reichsverband einen Sammelwahlkörper
bilden. Als Delegierte zum D. V.-R. waren voriges Jahr Schnei¬
der- Augsburg, Semmlcr - Zweibrücken und B 1 a i m - Mün¬
chen gewählt worden; der Kostenersparnis halber werden von der
Versammlung H u ß und F 1 e s s a nach Weimar abgeordnet. Be¬
züglich einer Aufforderung von G e ß 1 e r - Bietigheim zur Schaf¬
fung einerArbeitsgemeinschaft zwischen den süddeutschenSchlaeht-
hof- und praktischen Tierärzten vertrat die Vorstandschaft die Auf¬
fassung, daß für Bayern hiezu keine Notwendigkeit vorliege; der
diesbezüglichen Einladung zu einer Vertreterversammlung nach
Stuttgart konnte auch aus äußeren Gründen keine Folge geleistet
werden. __ (Schluß folgt.)
Wechsel in der Leitung des Alpenlindischen Impfstoff werk es
in Graz.
Tierarzt Dr. Ganslmaye r, der Direktor das Alpenländiscken
Impfstoffwerkes in Graz, das im April 1919 von der Wirtschafts¬
genossenschaft der deutschen Tierärzte Österreichs begründet
wurde und inzwischen einen staunenswerten Aufschwung erlebte,
hat mit dem 1. Januar dieses Jahres seine Stelle niedergelegt und
beabsichtigt, einem Ruf ins Ausland zu folgen. Sein. Nachfolger
wurde Tierarzt Dr. A ngleitner, dessen Mitarbeiter Dr. Frank
und Dr. Sabe 11a sind. Aus der „Deutschosterr.Tierärztl.Wochen¬
schrift“ ersehen wir, daß der Direktionswechsel unter- Meinungs¬
verschiedenheiten vor sich gegangen ist, die als Beleidigungsklagen
zurzeit die Grazer Gerichte beschäftigen.
Wirtschaftsgenossenschaft.
Die Wirtschaftsgenossenschaft, deutscher Tierärzte zu Han¬
nover hat im verflossenen Halbjahr sich weiter günstig entwickelt.
Seit dem 1. Oktober vorigen Jahres betrug der Zuwachs 317 Mit¬
glieder. Aufgekündigt hat ein Mitglied und ein Mitglied übertrug
seinen Geschäftsanteil auf ein neu eingetretenes Mitglied. 10 Mit¬
glieder wurden gemäß § 8 der Satzungen aus der Genossenschaft
ausgeschlossen wegen einer mit den Interessen der Genossenschaft
nicht vereinbarlichen Handlungsweise. Durch Tod verlor die
Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte 18 Mitglieder, deren
Hinterbliebene Mk. 7630.— aus der Wohlfahrtsrücklage (Sterbe¬
kasse) aasgezahlt erhielten. Es wurden ferner für charitative
Zwecke verausgabt: an den Unterstützungsverein für Tierärzte
Mk. 1500.—, zur Unterstützung an bayerische Kollegen Mk. 600.—,
für braunschweigische und badische Kollegen Mk. 100.— bezw.‘
Mk. 300.—.
Der Geschäftsgang ist sowohl in Hannover, bei Bengen & Co.,
als auch im Landsberger Seruminstitut ein sehr reger. In letz¬
terem werden z. Zt. größere Neu- und Erweiterungsbauten vor¬
genommen, damit die Erzeugung mit der Nachfrage gleichen Schritt
492
halten kann. In Hannover sind alle Arbeits- und Lagen'««me bis
zum Äußersten in Anspruch genommen.
Marks- Hannover.
Verschiedenes.
Nächtlicher Überfall auf einen Tierarzt.
Wir erhalten folgende, für jeden Kollegen auf dem Lande zur
Zeit sehr beherzigenswerte Mitteilung:
„Ansbach. Ein Tierarzt der Umgegend wurde uiu Mittwoch
zwischen 11 und 12 Uhr nachts, als er den Zeitbergwald mit seinem
Einspännerfuhrwerk stadtwärts passierte, von 2 Gaunern überfallen,
vom Wagen gezogen und mit Gewalt seiner Barschaft beraubt. Es
scheint, daß der Fall vorbereitet war und die Gauner am Abend
dieses Tages das Gelände des Tatorts betrachtet haben.
Tieraioht, Ttorhaltug, Diätetik.
Pferdezuchtfragen in Oldenburg.
Im Freistaat Oldenburg bestehen zwei Pferdezuchtverbände,
der Verband der Züchter des eleganten schweren Kutschpferdes
(Nördlicher Pferdezüchterverband) und der Südoldenburgische
Pferdezüchterverband. Beide Verbände gehen in manchen Fragen
keine gemeinsamen Wege, welche Ursache auf den jetzt in Olden¬
burg und Wildeshausen stattgefundenen Ausschuß-Sitzungen der
beiden genannten Verbände erneut festgestellt werden mußte. Die
Ausschuß-Versammlung des südoldenburgischen Pferdezüchterver¬
bandes verhandelte u. a. über die vom Vorstand des nördlichen
Pferdezüchterverbandes in Anregung gebrachte Änderung des
Pferdezuchtgesetzes und der dazu erlassenen Ausfüh¬
rungsbestimmungen. Nach lebhafter Aussprache lehnte der Aus¬
schuß die- sämtlichen Änderungsvorschläge, soweit dieselben für
den südlichen Pferdezüchterverband mit in Frage kommen, ein¬
stimmig ab. In der Aussprache wurde u. a. besonders betont, daß
durchaus kein Grund vorliege, das Pferdezuchtgesetz, das so sehr
segensreich durch die dariln vorgesehenen Organe für die Pferde¬
zucht im Süden wie auch im Norden gewirkt habe, einer solch ein¬
schneidenden Änderung zu unterziehen. Gerade der Körungskoin-
miffion müsse es Vorbehalten bleiben, ohne Rücksichtnahme nach
rechts und links das Beste für die Zucht zu erstreben. Ob dieses
Bestreben aber nach den vorgesehlageuen Gesetzesänderungen, wo¬
durch die Körungskonimission in ein gewisses Abhängigkeitsver¬
hältnis der Züchterverbände gelange, erhalten bleiben würde, sei
sehr zu bezweifeln. Ausdrücklich wurde ferner betont, daß der
südliche Züchterverband die vorgeschlagenen Änderungen, soweit
dieselben auf die Stutbuchführung im Norden Bezug hätten, in
keiner Weise beeinträchtigen wolle. Es sei dem südlichen Züchter¬
verband lediglich darum zu tun, daß die der Körungskommission
und den ausführenden Organen auf die Pferdezucht zustehenden
Rechte in keiner Weise geschmälert würden. — In einer anderen
die Pferdezucht betreffenden Frage bestehen ebenfalls zwischen
den beiden oldenburgischen Pferdezuchtverbänden Meinungsver¬
schiedenheiten. Der Vorstand des nördlichen Pferdezüchterver¬
bandes plant die Errichtung einer Landeshufbesclilag-
schul e durch die be'ilden oldenburgischen Pferdezüchterverbände.
Die Kosten betragen insgesamt 54 000 Mark, wovon 36 000 Mark
493
der nördliche und 18 000 Mark der südliche Verband tragen sollten.
Als Staatszuschuß soll u. a. die kostenlose Bereitstellung der Räume
der -ehemaligen großherzoglichen Hufbeschlagschule beantragt
werden. Ferner soll die Regierung um Hergabe eines entsprechen¬
den Zuschusses ersucht werden. Man hofft, die Schule im Januar,
spätestens Februar 1921 in Betrieb nehmen zu können. Der süd-
oldehburgisehe Pferdezüchterverbänd hat die Errichtung der
Landeshufbeschlagschule einstimmig ab ge lehnt, weil viel zu
teuer und zu kostspielig. Der südliche Züchterverband ist aber
bereit, alljährlich einen entsprechenden Zuschuß bis zu 2000 Mark
für di'e Schule bezw. deren Besuch zur Vei’fügung zu stellen. Be¬
sonders wurde in der Aussprache betont, daß es nicht gerecht¬
fertigt erscheine, die Gesamtkosten der Schule den beiden Züchter¬
verbänden aufzuerlegen, da der Nutzen der Schule, namentlich der
gute Hufbeschlag, in gleicher Weise den sämtlichen Pferdehaltern
zugute komme, besonders aber denjenigen, deren Tiere die Land¬
straße am meisten benützen und .die daher der Hufpflege we'iit be¬
dürftiger wären als die eingetragenen Zuchtstuten. — Auf züchte¬
rischem Gebiete haben beide Verbände bemerkenswerte Beschlüsse
gefaßt. Der isüdoldenburgische Pferdezüchterverband beabsichtigt
demnächst Uaiterrichtskurse über Pferdez u c h t ab¬
zuhalten und auch die Prämiierung der Saugfohlen
von den einzelnen in Betracht kommenden Hengsten, die seit
Jahren ausgefallen ist, soll für die Folge wieder abgehalten werden,
ebenso soll die Prämiierung der Jungvieh- und
Fohlenweiden im nächsten Jahre eingeführt werden. — Der
nördliche Pferdezüchterverband plant gelegentlich der nächst¬
jährigen Hengstkörung die Abhaltung einer Art Leistungs¬
prüf u n g. Diese soll darin bestehen, Oldenburger Kutschpferde
im Geschirr im Zweigespann in verschiedenen Gangarten vor dem
Kutschwagen und im schweren Zuge vorzuführen. In Aussicht ge¬
nommen sind drei! Gespanne. Besitzer einzelner Pferde sollen be¬
rechtigt sein, ihre Pferde zu Zweigespannen zusaimnenzuspannen.
Außerdem soll ein Einspänner zugelassen werden. Die Gespanne
müssen vorher von einer Kommission besichtigt und zu dieser
Prüfung zugelassen sein. Als Zuschuß hat der Vorstand des nörd¬
lichen oldenburgischen Pferdezüchterverbandes bis zu 3000 Mark
für jedes Gespann in Aussicht genommen. Der Vorstand hat ferner
beschlossen, die Leist u n gspr üf u u g f ü r „g ü s t e“ Prä¬
mie n s t u t e n beizubehalten, sowie der Einrichtung von F a h r-
knrsen für das Zuchtgebiet näherzutreten. Überall im Zucht¬
gebiet, wo die nötigen Einrichtungen dazu vorhanden sind, sollen
Fahrvereine gebildet werden, die mit Unterstützung des
Verbandes Fahrkurse abzuhalten haben. Der Verband wird den
Fahrlehrer stellen und eine Prämiierung durch Ehrenpreise vor¬
nehmen. — Dem Verband, des nördlichen Pfei’dezüchterverbandes
lag ein Antrag der Bremer Landwirtschaftskammer vor, worin der
Züchterverband ersucht wird, auch die bremischen eingetragenen
Stuten oldenburgischer Abstammung zur Prämiierung zuzulassen.
Es können 20—25 Tiere in Frage kommen. Die Angelegenheit soll
weiter verfolgt und Bremen entgegengekommen werden. Aus dem
Landesteil Lübeck ist ebenfalls das Ersuchen um Anschluß an das
oldenburgisehe Zuchtgebiet eingegangen. Der Verband steht auch
diieser Frage sympathisch gegenüber und will eine Besichtigung
der lübeckischen Zuchtgebiete durch die Körungskommission und
Mitglieder des Vorstandes vornehmen lassen. Die jahrelang an-
494
gestrebte Eintragung des Br am dzeichens ist jetzt er¬
folgt. — Weiter beschäftigte sich die Versammlung mit der von
der Regierung beabsichtigten Schaffung eines tierärztlichen
bakteriologischen Instituts, wofür der Staat einen
Betrag von 200000 Mark in Aussicht gestellt hat. Der Züchter¬
verband' ist prinzipiell bereit, das Institut zu unterstützen. — Eine
äußerst schwierige und für die Weiterentwicklung der gesamten
oldenburgischen Pferdezucht entscheidende Frage ist der Ersatz
für den nach 20 Jahren ausgeschiedenen Oberstallmeister von
Wenckstern, der während dieser langen Zeit an der Spitze der
Oldenburger Pferdezucht gestanden und dieser unschätzbare
Dienste geleistet hat. Es handelt sich jetzt darum, Ersatz für
Herrn v. Wenckstern, der Vorsitzender der Körungskommission
war, zu finden. Von verschiedenen Seiten wurde in der Ausschuß-
Sitzung des Verbandes der Züchter des Oldenburger eleganten
schweren Kutschpferdes betont, es komme vor allem darauf an,
einen Mann zu finden, der auch, nach außen wirken könne. Man
wünschte eine, tüchtige, kenntnisreiche repräsentationsfähige Kraft.
Schließlich wurde der Vorschlag sehr beifällig aufgenommen, neben
demVorsitzenden der Körungskommission einen Zuchtinspek¬
tor oder Zuchtdirektor anzustellen. Man solle sich um
die tüchtigste Kraft bemühen, die überhaupt zu haben sei. Der
Vorstand wird die Angelegenheit weiter verfolgen. — Die Ver¬
dienste des scheidenden Herrn v. Wenckstern wurden auch vom
südoldenburgischen Pferdezüchterverband gebührend gewürdigt
und der Genannte zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt,
während der nördliche Pferdezuchtverband Herrn v. Wenckstern
eine Bronze-Statue, des Hengstes „Andreas“ als Andenken hat
überreichen lassen. S. M.
dtaatflvetarinlrinnda, Aulaidsdlonst nid VargieherwfswMM.
Stand der Tierseuchen.
Schweiz: In der Woche vom 2. mit 8. Mai: Maul- uud
Klauenseuche: 12 Kantone mit 21 Bezirken mit 31 Gemeinden
und 70 Gehöften; Rauschbrand: 1 Kanton mit 2 Bezirken mit
2 Gemeindan; Rotlauf der Schweine (einscbl. Stäbchenrotlauf
und Schweineseuche): 7 Kantone mit 11 Bezirken mit 17 Gemeinden
und 19 Gehöften; Milzbrand: 3 Kantone mit 4 Bezirken mit 4
Gemeinden.
Laadwlrtsehalt, Fattormlttelknnd« ud Eriiknigswese».
Wiederaufleben des sibirischen Molkereiwesens.
Nach einer Notiz in den „Mitteilungen des Milchwirtschaft-
iichen Reichsverbandes“ hat der sibrische Milchviehbestand in den
Kriegsjahren nur wenig gelitten, weshalb sich die Buttererzeugung
bald wieder erholen konnte. Gegenüber 56 Millionen Kilogramm
Butter im Jahre 1913 wurden im letzten Jahre schon wieder 50 Mil-
v lionen Kilogramm abgeliefert, wovon etwa 90 v. H. ausgeführt
wurden. Auch begann in den letzten Jahren die Käsebi'eitung sich
zu entwickeln; hauptsächlich hergestellt wurden Holländer und
Tilsiter Fettkäse. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene,)
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 30. April 1921.
495
z
■ •
, p
i
ii
i
*
z
\ -
■1
5
5
S_
+ 9imptaqz
— aaiqiiqqv
(*q9*Bl#>|wq
-aoA ius
qnpißieA rai
■w—4 i-H t— 1 fM
• • • •
+ + + 1
+
S S81M
I++I ’ 11
^ezeiqöuea
jap ui
^ * 1 ^ 1 1 1 ^
cpco + <m*#^oi
cococooioiiß
1
s
!
-4- auxqounz
—araq'Buqy
(»«aziiqoiAaq
-ioa Jtiz
qD]9i3i9A tui
<M iÄ W CO rl r-> CO
+ + + + 1 + +
CO
V-4
+
-*UO ^ 05 Cp ^
oi "^52
i i + i 111
*iezsiqo iiatf
jap oi
(M O H CO | | H (M
05
Gefallene Tiere |
1
5
+ araqeunz
— amqeuqy
(**tazsqqotiaq
-ioa inz
qai9iSi9A uii
CO *—« kO
Ol Ol
• 1 • • •
1 + ! +
+
05 kß 05 kß kß 00
(NHh^ + CO
II 1 ++ 1 1
3
lJ9Z8}q9!J9g
iap ui
1 ^ Ol 1 1 1 1 CO.
S
O 05 CP Öl t- Ol
03 ^ CP <M tH CO
r—*
*
►
<3
O
h
O
’-f amqnunz
— araqenqv
(^liazsiqojjaq
-ioa Juz
qo{9tßi9A rai
Ol kß H rH
+++ * + * ■ +
CO
+
^ t-
1+11*11
liazsiqoiiaa
jap ui
09 + kß | tH | tH Ol
40
Ol 00 CD O^h^iß
HrHHH
Vereeadite |
.r-N
«s
1
o
+ araq-eonz
— amqeuqy
(^Ijazsiqouaq
-ioa Jnz
qoiaiSiaA uti
rlt'WCCCOHCO^
+ *—< rl rH »-*
1 1 + + 1 l + l
ca
00
1
CO l> Ol 05 00 CO 00
+ + t— O 05 CO 00
1 1 1 1 1 1 1
^lazsiqorjas
iap ui
86
40
86
24
10
20
23
149
00
3
ömown^H
(MCDH00 05ÄW
kft CO 05 T*<SI kÖ
t-< CI + QO
/ ! ;
Gemeinden •
-f*9mqounz
— araqooqy
(^ipzsiqojioq
-ioa *uz
qoiaißi9A uij
OCO^^kOCOHCO
i-H rH
1111 1 l+l
s
1
^QOOkOOOO
«D I> ^ CO 00 CO O
t- 4 vH 01 kß CO
i i i i i iT
liazsiqojiaa
jap ui
NOC5WOOOCHO)
kß CO i—* t-h h rH ^
05
05
kß tH 05 CO 05 t— O
Ol CO CO kß CP 05 kO
i
ii
P
>
+ araq-Bunz
— araquuqy
(* iiazsiqojjaq
-ioa inz
qd}aißi9A uij
l+lII111
00
rN
1
tH + rH ^ 05 CO
r—H rH r—• —H tH tH
1 1 1 1 1 1 1
CD CO ■+ 00 05 CO 03
o OJ Ol CO ^ CP 00
rHrlrlrlrlri^
| ijöZBiqaijaa
j iap oi
O io H 00 CO J5 kß +
Ol T-l 1-H
00
00
U ’S
o N
P
. K
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
ü
1
15. April
31. März
15. März
28. Febr.
15. Febr.
31. Jan.
15. Jan.
! ) Vom 1. mit 15. April 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
496
Hochschulnachrichten.
Hannover: Preisaufgaben für Studierende. Das Professoren¬
kollegium hat für das Studienjahr 1921/22 folgende zwei Preisauf¬
gaben zur Bearbeitung durch Studierende gestellt:
1. „Ausarbeitung einer wissenschaftlich einwandfreien'Methode
zu einheitlicher Bestimmung der Feinheit des Wollhaares beim
Schaf und zu einheitlicher Bestimmung des Kelidements der Schaf¬
wolle“. , . ■
2. „Die morphologischen und biologischen Eigenschaften der
Kapsel des Milzbrand- und des Kapselbazillus“.
Zur Bewerbung sind alle immatrikulierten Studierenden der
Hochschale berechtigt. Die Bearbeitungen sind spätestens bis zum
15. Dezember 1921 versiegelt dem Rektorat einzureichen. Der Arbeit
ist ein versiegelter Umschlag beizufügen, der innen den Namen des
Verfassers enthält und außen ein Kennwort trägt, das auch auf der
Titelseite der Arbeit selbst angebracht sein muß.
Für die beste Arbeit über jede der beiden Preisaufgabeu wird
ein Preis von 150 — einhuudertfünfzig — Mark verliehen.
Der Zeitpunkt der Verkündigung des Ergebnisses der bearbeiteten
Preisaufgaben wird seinerzeit bekannt gegeben.
Staatshilfe für die deutschen Universitäten. Da .die Entente¬
staaten ihren Universitäten gerade jetzt eine erhöhte Aufmerk¬
samkeit schenken, während die deutschen Bildungsstätten unter
dem Druck des Versailler Friedens schwerste Not leiden, wird in
Deutschland immer dringender der Ruf nach staatlicher Hilfe er¬
hoben. Nunmehr werden endlich im Reichswilrtschaftsrat auch Er¬
örterungen darüber gepflogen, den Universitäten zu Hilfe zu kom¬
men, und zwar will man zunächst darüber beraten, den Universi¬
täten genügende Mittel zum Ankauf von Bibliotheken und Büchern
zur Verfügung zu stellen.
Holländische Unterstützung deutscher Forscherarbelt. Eine
Reihe namhafter holländischer Gelehrter hat einen Aufruf erlassen,
um in den Kreisen niederländischer Forscher Mittel zur Unter¬
stützung deutscher wissenschaftlicher Arbeit aufzubringen. Es
heißt in der Aufforderung zu der Sammlung, daß „zugunsten der
einigen und unteilbaren Wissenschaft, die keine Nationen und
Grenzen kennt“, Deutschland geholfen werden müsse, die ihm
selbst unerschwinglichen wissenschaftlichen Hilfsmittel zu be¬
schaffen. Man sei es der deutschen Forscherarbeit, die der ganzen
Welt zugute gekommen ist, schuldig, jetzt wo sie Not leidet, ihr
beizustehen. Zu diesem Zweck soll ein Fonds gesammelt werden,
den Sachverständige entsprechend den Bedürfnissen verteilen. Bei¬
träge nimmt der Schatzmeister Dr. J. Koopmann, Haag, Frankens¬
lag 2, entgegen.
Englisch-amerikanisches Hilfswerk für die deutsche Wissen¬
schaft. Wie der Vertreter der Anglistik an der Universität Leip¬
zig, Geh. Rat Förster, auf dem letzten deutschen Neuphilologen¬
tage in Halle mitteilen konnte, sind zwei großzügige Werke zur
Unterstützung der infolge unserer Valutaverhältnisse gefährdeten
deutschen und mitteleuropäischen Wissenschaft seitens der «tnglo-
497
amerikanischen Kulturwelt geplant. Einmal Handelt es sich Uni
die Begründung einer „Anglo-American University Library for
Central Europe“, einer. englisch-amerikanischen Ausleihbibliothek
in Berlin, die dem Mangel an fremdsprachlicher wissenschaftlicher
Literatur abhelfen soll, wie ihn unsere Geldentwertung hervorge¬
rufen hat. Sodann aber ist imi Anschluß an d'as amerikanische
Rote Kreuz eine Hilfsaktion geplant, die in drei Jahren nicht-
weniger als. 100 Millionen Mark (das sind nach dem heutigen Stande
etwa 1250 000 Dollar) zur Unterstützung der mitteleuropäischen
Wissenschaft aufbrihgen will für Stipendien, Drucklegungen,
wissenschaftliche Arbeiten usw. Daß dies, alles, nicht aus Liebe
zu uns, sondern im wohlverstandenen eigenen Interesse derWissen-
sehaften jenseits der Wasser erwachsen mag, wird die hoffnungs¬
frohe Freude nicht verringern. Es. ist nur zu wünschen, daß sich
die genannten Hilfswerke nicht auf der Bahn des 100 000 - Milch-r
kühe-Projektes entwickeln.
QuäkerhUfe bei Studentenspeisungen. Die bisherigen Mittei¬
lungen sind dahin zu ergänzen, daß die Quäker keine neuen Or¬
ganisationen zur Studentenspeisung schaffen, sondern die an den
Hbchschulen bereits bestehenden durch Lieferung von- Lebens¬
mitteln unterstützen. Die Hochschulen Breslau, Bonn, Dresden,
Frankfurt ä. M., Göttingen, Leipzig und Mannheim sind unter den
Gesichtspunkten der Frequenz Ihrer Speiseeinrichtungen, derWirt-
schäftslage des betreffenden Ortes und der Geeignetheit der
Kücheneinrichtungen ausgewählt. Es ist geplant, nach und nach
auch die anderen Universitäten und Technischen Hochschulen
Deutschlands auf diese Weise zu unterstützen. , Die Durchführung
der Quäkerhilfe für das kommende Wintersemester geschieht iin
enger Zusammenarbeit des Zentralkomitees der Quäker hilf ^ mit
dem. Wirtschaftsamt der Deutschen Studentenschaft.
Wien. Aus einer großen amerikanischen Spende, ist der „Pro¬
fessorentisch“ entstanden, an dem nun eine Reihe von Universitäts¬
professoren das Mittagsmahl gemeinsam einnimmt. In den Souter¬
rain-Räumen des Arkaden-Kaffeehauses, also in unmittelbarster
Nachbarschaft der.Stätte ihrer Wirksamkeit, haben die akademi¬
schen Lehrkräfte eine Speifsestelle, die mit amerikanischen Lebens¬
mitteln beliefert wird und die bei einer Teilnehmerzahl von 200
Personen auf die Dauer eines Jahres gesichert ist.
Personalien.
Tierärztlicher Referatsdienst: Vorn 1. Juni 1921 an wird auf
Ansuchen in etatsmäßiger Weise der Oberregieruugsrat bei der Re¬
gierung von Niederbay ein, Kammer des Innern, Otto H e i c h 1 i n g e r.
in gleicher Diensteseigenschaft an die Regierung von Oberbayern:
Kammer des Innern versetzt.
Bttcherschan.
Spezielle pathologische Anatomie der Haustiere. Von Ernst Joe st,
Dr. med. vet. und Dr. phil., Obermedizinalrat, ord. Professor der
pathologischen Anatomie und der allgemeinen Pathologie an der
Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, II. Band. 1. Hälfte,
Leber und Gallenwege, Bauchspeicheldrüse, Bauchfell. Mit ITA
Abbildungen. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von Richard
Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis 54. Mk. (Eingesandt im Juli
"■ -«pr
498
1920.) — Dasselbe: Band II, 2. Hälfte: Zentrale» Nervensystem,
Peripheres Nervensystem. Mit 3 Tafeln und 73 Abbildungen im
Text. Preis 38 Mk. (Eingesandt im Januar 1921.)
Dieser 2. Band behandelt in seiner 1. Hälfte: VII. Leber- und
Gallenwege, VIII. Bauchspeicheldrüse, IX. Bauchfell; die 2. Hälfte
ist in X. dem zentralen Nervensystem, in XI. dem peripheren
Nervensystem gewidmet und mit einem ausführlichen Sachregister
abgeschlossen. Es ist dem Herrn Verfasser somit gelungen auch
den 2. Band seines großen Werkes gemäß den Versprechungen
beim Erscheinen des 1. Teiles in überraschender Schnelligkeit
folgen zu lassen. Dem Gesamtpläne treu bleibend werden den
Hou-ptkäpiteln normal-anatomische Betrachtungen vorausgeschickt,
die zum Teile wieder sogar durch manchmal seltene Abbildungen
erläutert werden, z. B. Fig. 1 normale Gitterfaser der Schweins¬
leber, welche Abbildung besonderen Wert gewinnt in Gegenüber¬
stellung zu Figur 57: Schnitt bei gelappter . Leberzirrhose des
Schweines. Auch Fig. 122 u.123 zur Erläuterung der Normalserosa
scheint mir in ähnlichem Sinne wertvoll. Hier, bei Bauchfell,
konnte Verfasser sogar noch entwicklungsgeschichtliche Vorbe¬
merkungen eibflechten, die trotz ihrer Fürze wohl verständlich
sind und'die späteren pathologischen Vorkommnisse der Kenntnis
näherrücken. Was den eigentlichen pathologisch-anatomischen In¬
halt anbelangt, so hält sich das Werk durchweg auf jener Höhe,
welche im ersten Buch schon dasselbe ausgezeichnet hatte. Die
einzelnen Kapitel sind auf das gründlichste dufchgearbeitet, über¬
sichtlich und leicht verständlich in Anordnung und 'Ausführung
und durch eine geradezu überraschende Fülle von prächtigen Ab¬
bildungen, denen da und dort sogar wieder farbige Tafeln ange¬
reiht sind, erläutert. Auf die Einzelheiten einzugehen hieße selbst
wieder ein Buch über dieses Buch schreiben. Es mag genügen,
wenn man es als eine Zierde unter unseren wissenschaftlichen
Werken bezeichnet und dieses Lob verdient es vollauf. Es wird
für den Forscher und für den Praktiker ein gleich unentbehrliches
Handbuch sein. Ma.
Dissertationen der Tierärztlichen Hochschule Wien.
Karl H r u s k a: Untersuchungen über Bakterizidie des Harnes ge¬
sunder Tiere.
Dr. Oskar Keil: Zur Anatomie und Histologie des Cyprinider-
pankreas.
Hans Korn: Über den Einfluß der Leimfütterung auf das Wohl¬
befinden und die Milch von Kühen.
Dr. Franz Valentin: Über die fettähnlichen Substanzen im
Glaskörper des Pferdeauges.
Dr. Anton N e p u s t i 1: Kadavermehlbrühe als Substrat für Bak¬
teriennährböden.
Dr. Lovro Bo s niö: Über die Sarkoptesräude beim Pferd und ihre
toxische Wirkung.
Dr, Joseph Wagner: Vergleichend-anatomische Studien über
die Kerne der Hirnschenkelschlinge.
Marius Pauletig: Untersuchungen über die Verderblichkeit der
Stärke verschiedener pflanzlicher Futtermittel durch Malz-.
Pankreas- und jSpeilcheldiastase.
Dr. Franz Benesch: Die pathologischen Veränderungen am Fö¬
tus und an den Eihäuten beim Abortus des Pferdes infolge
Paratyphusinfektion.
499
Dt*. Alexander S z i g e t v a r i:' Über die chemische Bindung des
Phosphors in Futtermitteln.
I)r. Hans Plesky: Beiträge zur aktiven und passiven Immuni¬
sierung bei der Kuhpockenkraaikheit.
Dr. Heinrich G o 111 i e b: Zur Kenntnis des Rehbeins des Pferdes.
’Dr. Ernst N a u m a n n: Untersuchungen über den Gang der Toten¬
starre. s
Franz Rot t er: Uber das Reifen des Rehfleisches.
August Ort n er; Ein Beitrag zur Kenntnis der Magenentleerung
und ihrer Beziehung zur Verdünnungssekretion des Magens.
Dr. Samuel Deco Ile: Über das Verhalten von kleinen Mengen
einiger Bakterien im Eilweiß des Hühnereies.
Dr. Ludwig Bausewein: Das Hühnerei in sanitäts- und markt-
polizeiliicher Hinsicht.
Joseph Wiesmann: Uber den Bakteriengehalt normaler und
krankhaft. veränderter Rinderlungen.
Johann Kempel: Das kulturelle Verhalten der verschiedenen
Staphylokokkenarten unter besonderer Berücksichtigung der
zu ihrer Differenzierung geeigneten Nährböden.
Karl Be eb an d t: Beiträge zur Coccidiose der Kaninchen.
Hermann G e m p f: Beiträge zur Kenntnis der Virulenzsteigerumg
von Ratten- und Mäuseschädlingen unter besonderer Berück¬
sichtigung des Nitratverfahrens bei Mäusetyphusbazillen.
Theodor J an ss e n: Ein Fall von Schrumpfniere mit sekundärer
chronischer Gastritis beim Pferde,
Waldemar Meyburg: Histologischer Nachweis von Fett in den
quergestreiften Muskelfasern b.ei gesunden und kranken
Haustieren unter Berücksichtigung verschiedener Fettfärbe-
methoden.
Albert Witt: Untersuchungen über Vorkommen und Bedeutung
vo<n Fett in den Nieren der Katzen.
Georg B u 11 i n g: Über die quantitative Bestimmung und die Be¬
deutung des Indikans im Pferdeharn.
Kurt Boersch: Untersuchungen über eine Klassifikation der
Sarcinen auf Grund ihres kulturellen und morphologischen
Verhaltens auf den verschiedenen Nährböden.
Georg W i c h m an n: Über die Einwirkung von'Baryumkarbonat
auf Dextrose,
Paul P c lk e n: Eine kritische Betrachtung der modernen Kadaver¬
verwertung.
Eingesandt.
Truthühnerhaltung. Obwohl die Truthühnerzucht eine der loh¬
nendsten ist, wird ihr besonders in Deutsch-Österreich vor allem
. deshalb noch recht wenig Bedeutung beigemessen, weil viele Züch¬
ter in der irrtümlichen Meinung sich befinden, die Truthühner
wären nur sehr schwierig und mit großen Verlusten heranzuziehen.
In Wirklichkeit ist die Putenaufzucht, wie des näheren ausgeführt
werden soll, nicht wesentlich mühsamer als die des anderen Ge¬
flügels und sind einmal die Jungen über ein gewisses Alter hinaus,
dann zählen sie zu unseren widerstandsfähigsten und gesündesten
Geflügelgattungen. Weiteres darüber in Folge 11 der Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu-
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs-
gebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für. Haus und Stall,
bestes Viehwaschmittel. Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul* und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Proschüren „Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspliege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
ROTLHUFSERUM
pro Liter Mk. 522.50
mit Impfversicherung!
Chemikalien, Drogen, dispensierte Arzneien,
Injektionen, Verbandstoffe zu billigsten Preisen,
Spezialitäten zu Fabrikpreisen,
(teneraivertrieb des Terleberger Impfstoffwerkes,
Auf Wunsch alle anderen Sera zu Originalpreisen
Produktions- und Verkaufsgemein¬
schaft Deutscher Tierärzte G.m.b.H.
Berlin N. 24, Oranienburgerstr. 67,
Humboldthaus
Fernsprecher: Amt Norden 4691—4694
Telegr.-Adr.: Prorevotages Berlin.
Zur gefl. Beachtung!
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt
der Verlagsbuchhandlung Hosang & Co., G.m.b.li., Hannover,
Sonnenweg 6 bei, den wir unseren verehrliehen Lesern der größten
Beachtung empfehlen möchten.
501
♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦“♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Benin SW. 47, Mfickernsir. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 61(51.
Postseheck-Konto: "Berlin 82478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verteilungsstelle staatlich her¬
gestellter Impfstoffe und Sera.
Medicinal Drogen- und Chemikalienhandel. — Her»
Stellung von Präparaten nach gegebener Vor¬
schrift. — Abfassungen in fertigen Packungen. —
Auf Wunsch Aufdruck des ordinierenden Tierarztes.
Durchfallmittel für KUken in Körnerform
EMHNOGEN
Erhöht die Legetätigkeit der Hühner, unent¬
behrlich zur Aufzucht von Junggeflügel.
Bestens bewährt. Viele Anerkennungsschreiben.
Versand nur an Tierärzte. — Verlangen Sie Preisliste.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
♦1
I
♦ ♦
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Rinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tabletten 0,1 — 0,01 — 0,001 — 0,005
I
I
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen:
Salunguene vorzügl. wirkend bei
Schul terlahmheit, Sehuenent-
zünduug usw.
Ungt. canth. acre, verstärkt mit
hohem Oaiitliaridiugehalt, vor¬
züglich wirkend.
Jodsolvin, Jodöleiureibung, auch B
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene. |
Restitutionsfluid, mit 01. sinapis I
besonders verstärkt. ^
Maukesalben
Räudeliniment Bengen I | Räudeliniment Bengen ii~[
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
"Hin umnmmmillH UM IIMlIIIIMIIIM111IIIIIII11MI'UililMlIII
Bensen & Co., g> m. a. h.. Hannover
Tel Nord 1977 u. Nord 2349. Fahr, chem.-pharm. Präp. DrogengroOh. Tel.-Adr. Bengenco. jg
5V* '•
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
tnwendnno: subkutan. Intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 lind 10 ccm Inhalt, s
Literatur: Münch. Tierarztl. Woehen&clir., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierarztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
rtubing bei München
Fernspr.: Telegr.:
Pasing 158. Chemische Aubing. 7
Phymatin
zur [rk'derTuberkulose
■|
Anliphymalol"
zurSdiutz-u.Heilimpfiing
qeqen
Augenprobe
1
Rindepfuberkulose.
Humannu.Teisler
■HB
HumanrMi.Teisler
Dohna 5a.
Dohna Sa.
WALTER RICHTER
Spezial-Antiquariat für Tiermedizin
Reitzeuhainer Straße 135 Leipzig Reitzenhainer Straße 135
-- - empfiehlt sicll ZUIU r: —
Ein- und Verkauf von Fachliteratur
Abortus infect. und Vaginitis infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Dr. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung, (j. c». 8. T. W. No. 1912. D. f. W. No. 1912, T. R. No. 19)2 etc.)
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Desinficientien, NäftäfOffll, ROtl 'NäftflfOHll n P w 7
SSÜOäSf I Phenosol I, Phenosol II I
Literatur und Proben kostenfrei.
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im Auslande auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Dr. Plate pharm. Präparate Brügge i.W.
5U4
... ...6es. S esch
Moratorium Dr.Klem,Berlin
öcncraldepof MüacheaHess -3trl2.
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 19l3 Kr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins
^.ntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
t Lieferung erfolgt an Tierärzte
(rfjjJS mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataaten A
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
erlangen Sie ausführlich^^^E^
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche nqivorsitätsbuchhandlung, München, Odeouspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 7. Juni 1921. Nr. 23.
Inhalt:
Originalartikel: Wildt. — Loibl. *— Kirner. (Forts, folgt) — Referate — Tier¬
ärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten).
— Personalien. — Bücherschau.
Einiges über Lymphangitis epizootica bei Manltieren
und Pferden.
Von prakt. Tierarzt li. Wildt, Zorneding.
Im Oktober vorigen Jahres wurde ich zur Behandlung
von 4 Maultieren und 1 Pferde gerufen, welche mit Lymph¬
angitis epizootica behaftet waren. Laut Anamnese wurden
die Maultiere im Mürz desselben Jahres aus Heeresbestän¬
den gekauft, das Pferd befand sich seit Jahren in Händen
des derzeitigen Besitzers. Die Krankheitserscheinungen
sollen sieh zuerst im August bei einem Maultiere gezeigt
haben, worauf dann in kurzen Zwischenräumen die übrigen
Maultiere und das Pferd erkrankt seien.
Die von mir beobachteten Krankheitserscheinungen
waren bei sämtlichen infizierten Tieren so ziemlich die
gleichen: Mit Ausnahme eines Maultiers, bei welchem auch
die Kehlgangsdrüsen welschnußgroß geschwollen und zum
Teil abszediert waren, beschränkten sich die pathologisch-
anatomischen Veränderungen auf die oberflächlich gelegenen
Lymphgefäße des Halses und Unterbauches, wobei merk¬
würdigerweise in jedem Falle nur die linke Körperhälfte
erkrankt war.
Die aft’izierten Lymphgefäße waren zu bleistift- bis
daumendicken, z. T. verzweigten Strängen angeschwollen,
welche durch das Auftreten von haselnußgroßen, anfangs
harten, später infolge Abszedierung fluktuierenden Knoten
(reihenförmig, in Abständen von etwa 5 Zentimetern) rosen¬
kranzartiges Aussehen bekamen. Im Abszeßinhalte, der aus
cremfarbigem Eiter bestand, konnten hei 500 fach er Ver¬
größerung Erreger der Lymphangltis epizootica nachge-
’wiesen werden.
506
Der Untersuchungsbefund von 5 an die Veterinärpolizei-
liche Anstalt gesandten Blutproben fiel negativ aus, des¬
gleichen die Malleinaugenprobe.
Die von mir eingeleitete Behandlung bestand während
der ersten Wochen in gründlichem Spalten der zum Teil
unter der dichten Behaarung nur durch Abtasten auffind¬
baren Knoten, energischem Auskratzen der Abszeßwände
mit scharfem Löffel und Desinfektion mit starker Sublimat¬
lösung (10 %ige Lösu lg von Liquor Cresol. sapon. erwies
sich als wirkungslos, da trotz deren häufiger Verwendung
die Eiterung nicht sistierte).
Das fortwährende Neuauftreten von Knoten veranlaßte
mich eine Behandlung nach Houdemer zu versuchen.
Es wurde Neosalvarsan in Dosen von 1,5 g intravenös inji¬
ziert. Zwar konnte ich nach wiederholten Injektionen eine
Besserung insoferne konstatieren als die Neuentstehung
von Knoten in kürzeren Pausen erfolgte; da aber eine voll¬
ständige Abheilung bei keinem der Tiere eintrat, steigerte
ich die Dosis von Neosalvarsan auf die bei Behandlung von
Brustseuche übliche Menge von 4,5 g. Irgendwelche unan¬
genehmen Begleiterscheinungen traten auch bei den Maul¬
tieren nicht auf. Nach Umlauf von 14 Tagen wiederholte
ich die Injektionen. Nunmehr machte der Heilungsprozeß
rasche Fortschritte. Seit 4 Monaten sind bei 4 der behan¬
delten Tiere keine neuen Knoten mehr aufgetreten, die
Narbenbildung an den älteren Geschwüren ging sichtlich
rasch vor sich.
Die Tiere zeigten während der ganzen Behandlungsdauer
gutes Allgemeinbefinden, sie wurden in einer eigenen Stal¬
lung abgesondert von den übrigen Pferden untergebracht
und nur unter sich zur Arbeit verwendet.
Wiederholte Desinfektion der Standplätze, Geschirre
und Putzzeuge ergänzten die Behandlung, um eine Neu¬
infektion durch Abszeßinhalt nach Möglichkeit zu ver¬
meiden.
Spontanes Krenzen der Vorderfttße beim Pferde.
Von Dr. Josef Loibl, Freising.
Das Beibehalten künstlich hervorgerufener abnormer
Stellungen beim Pferde gilt als ein wesentliches Kriterium
für Dummkoller. Besonders ist es das Kreuzen der Vorder¬
beine, das diagnostisch beim Symptomenkomplex des Dumrn-
koller eine wichtige Rolle spielt. Soviel mir erinnerlich,
war es besonders Dieckerhoff, der Pferde, die der-
507
artige unphyBiologische Stellungen längere Zeit einnehmen,
ohne weiteres als dummkollerig bezeichnete. Und auch in
Händlerkreisen werden heute noch diese Erscheinungen als
ausschlaggebend bei der Diagnose ,Dummkoller* gehalten.
Malkmus (Klinische Diagnostik, 1910) und Behrens
(„Die forensische Diagnose ,Dummkoller*“ in den Monats¬
heften f. prakt. Tierheilkunde, 1910) schränken dies ein,
und ersterer sagt, daß auch „sehr ruhige, gutmütige Tiere
bisweilen solche perverse Stellungen einnehmen“.
Wie schon erwähnt, handelt es sich hier um eine künst¬
lich erzeugte abnorme Stellung, und ich finde in keinem
mir zugänglichen Buche vermerkt, daß auch aktiv und spon¬
tan unphysiolqgische Stellungen von Pferden eingenommen
werden. Es war im November 1919, als ich nach G. zu einem
Pferde gerufen wurde, das ich bei meiner Ankunft mit ge¬
kreuzten Vorderbeinen im. Stalle stehen sah. Es war dies
an einem Freitag. Der Besitzer erzählte mir, er hätte das
Pferd, nachdem es einige Tage gestanden hatte, am Montag
zur leichten Arbeit eingespannt. Patient hatte schon damals
recht steifen, klammen Gang, doch hat der Besitzer nicht
besonderen Wert darauf gelegt, da das Tier, ein zirka
20 jähriger Fuchs -W a 11 a c h, schon oft „rheuma-'
tische Anfälle“ gehabt habe. Beim Ausspannen allerdings
zeigte sich, daß das Pferd kaum mehr vom Platze gehen
wollte und der Besitzer meinte, es hätte „gute Arbeit ge¬
braucht, bis der Gaul in seinem Stande war“. Er machte
warme Umschläge auf die — Schulter („von wegen des
Rheumatismus“) und da das Tier immer gesund und munter
war und sehr gut fraß, hat sich der Besitzer nicht um Hilfe
umgesehen. Am Donnerstag nun wurde Patient mit Ziehen
und Schieben zum Schmied gebracht. Der „sachverständige“
Meister fand nichts Auffälliges. Allerdings sei es höchste
Zeit zum Beschlagen gewesen. Der Schmied riet aber dem
Besitzer dringend, mich holen zu lassen.
Ich beobachtete nun das Tier im Stande der Ruhe lange
Zeit. Der Patient stand ziemlich sicher mit gekreuzten
Vorderbeinen da, hie und da meinte man ein leichtes
Schwanken der Vorhand bemerken zu können. Das darge¬
reichte Futter wurde gierig auf gef ressen. Auf meine Frage
„glaubte“ der Bauer, das Pferd schon in dieser Stellung ge¬
sehen zu haben. Der alte Gaul sei halt schon immer rheu¬
matisch und daher achte man nicht auf derlei Eigenheiten.
Der Patient löste während der langen Beobachtungszeit
freiwillig nicht seine unphysiologische Stellung. Er ließ
sich nur schwer bewegen, nach der Seite zu treten. Er löste
508
dann die gekreuzte Stellung und stand in normaler Haltung
im Stand. Ich ließ den Patienten nach längerer Unter¬
suchung, wobei Temperatur, Puls und Atmung keine Ab¬
weichungen von der Norm zeigten, ins Freie führen. Pa¬
tient ging sehr widerwillig, klamm und vorsichtig, und es
konnte deutlich ein stark kreuzender Gang der Vorderbeine
gesehen werden. Wie auch schon im Stalle, achtete ich zu¬
erst besonders auf Symptome, die für Dummkoller sprechen
würden, doch außer dem Peibehalten der künstlich hervor¬
gerufenen Stellung des Kreuzens der Vorderbeine war nicht
das geringste Anzeichen für Dummkoller gegeben. Die
Untersuchung der Muskel und Gelenke der Vorderbeine
war negativ. ’ Anfangs glaubte ich stärkeres Pulsieren der
Schienbein-Arterie feststellen zu können, doch ergab eine
genaue Untersuchung auf Rehe keine positiven Anhalts¬
punkte. Mit der Hufuntersuchungszange konnte ich bei
beiden Vorderhufen, die im übrigen gesund und schön
waren, nur am inneren Eckstrebenwinkel leichte Empfind
lichkeit nachweisen. Ich ließ die Eisen entfernen und fand
auch da außer der Schmerzhaftigkeit der inneren Eck-
.strebenwinkel nichts Krankhaftes. Der Schmied hatte beim
Beschlagen, das einen Tag zuvor stattfand, keine „Stein¬
gallen“ gefunden. Eine absolute sichere Diagnose zu stellen,
war nicht möglich, doch hielt ich die Erscheinungen als ein
Symptom für leichte Rehe, ordnete feuchte'Umschläge um
den Huf an und gab, ut aliquid fiat, wegen des „Rheumatis¬
mus“ noch Salizylsäure-Präparate. Patient wurde in den
Stall zurückgeführt, bekam gute, weiche Streu und — nach
gar nicht langer Zeit stand er wieder mit gekreuzten Vorder¬
beinen da.
Der Patient besserte sich rasch, er ging nach etwa fünf
Tagen schop wieder ganz gut, wenn auch der klamme, un¬
sichere Gang blieb. Ich selbst konnte nach zwei Tagen nicht
mehr beobachten, daß das Tier spontan die Vorderfüße
kreuzte; wenn die abnorme Stellung künstlich erzeugt
wurde, behielt sie Patient allerdings immer bei.
Nach fünf Tagen erhielt Patient einen einwandfreien
Beschlag, der besonders die innere Hufseife schonte. Nach
sechs Tagen konnte das Pferd bereits' wieder leichte Arbeit
verrichten und der Bauer zeigte sich besonders über die
Wirkung des — „Pulvers“ sehr erfreut. Ich jedoch war
wegen der unsicheren Diagnose nicht so sehr befriedigt, ob¬
wohl mir eine spätere Überlegung es als wahrscheinlich er¬
scheinen ließ, daß es sich doch um eine Quetschung
der Huflederhaut der inneren Seite, die
5Ö9
besonders durch den alten Beschlag begünstigt wurde, ge¬
handelt habe. Aber das spontane, aktive .Kreuzen der
Vorderbeine konnte ich mir nicht erklären und fand auch
in keinem Buch zufriedenstellende Aufklärung,
Da kam mir der Zufall oder die Duplizität der Fälle zu
Hilfe. Es vergingen keine 14 Tage, als mir ein Bauer ge¬
legentlich des Besuches hei einem verletzten Pferde in F.
ein Pferd zeigte, das immer „die Füße übereinander stelle“.
Auch dieser Patient, ein 15jähriger brauner Wal¬
lach, stand mit gekreuzten Vorderbeinen im Stalle, doch
wechselte dieses Pferd sehr häufig die Stellung. Es stand
nur kurze Zeit mit gekreuzten Vorderfüßen da, um dann
wieder die normale Stellung einzunehmen. Das Allgemein¬
befinden des Tieres war nicht beeinträchtigt. Beim Hinaus¬
führen zeigte Patient klammen, aber physiologischen, Gang,
nur die innere Seite des Hufes wurde geschont, indem sie
erst später belastet wurde. Die Schienbein-Arterie pulsierte
nach meinem Gefühl beiderseits stärker, auch die Hufe
rührten sich vermehrt warm an. Die Eisen lagen sehr lange
Zeit, waren viel zu kurz und zu eng geworden und beim Be¬
klopfen mit der Hufzange war an der inneren Seite deut¬
lich Schmerz zu erzeugen, der sich beim Dnick mit den
Schenkeln der Hufzange noch verstärkte.
Die Diagnose war ja in diesem Falle leicht. Das Eisen
wurde abgenommen und bereits nach oberflächlichem Ent¬
fernen des Sohlenhornes sah man an den inneren Sei¬
ten der beiden Vorderhufe das Horn durch
Huflederhaut-Blutungen imbibiert. Ich ließ 2
Tage feuchte Umschläge mit Burowscher Mischung machen
und Patient war dann soweit gebessert, daß ein sachgemäßer
Beschlag aufgemacht werden konnte. Am liebsten hätte ich
es mit Starkschem Beschlag versucht, doch der Schmied
erwies sich derart ungeschickt, daß ich — und wohl noch
mehr er — froh waren, als er wenigstens das stets geübte
Beschlagverfahren sachgemäß ausgeführt hatte. Das Leiden
war dann völlig behoben und Patient stand immer in nor¬
maler Stellung im Stalle.
In diesem Falle war die Ursache des Kreuzens der
Vorderbeine ja erklärlich. Das Pferd wollte erreichen, daß
die sehr stark schmerzempfindliche innere Hufseite ent¬
lastet würde, und das gelang ihm am besten durch das
Kreuzen. Es ist. wahrscheinlich, daß die Ursache in beiden
Fällen die gleiche war. Im ersten Falle, glaube ich, war
durch den neuen Beschlag bereits die Hauptursache ües
510
Leidens behoben und ich hatte nur mehr Gelegenheit, die
Heilung des »Leidens beschleunigen zu helfen.
Bei der Diagnose auf Thinimkoller, besonders in leich¬
teren Fällen, wo das Kreuzen der Vorderfüße oft schon
eine wichtige Rolle spielte, wäre die beschriebene Erschei¬
nung wohl zu beachten.
Die Noümpfnng bei der bösartigen Hanl- und
Klauenseuche.
Referat ittr die Kreisversammlang des tierärztlichen KrelszerelM
Schwaben am 15. November 1920 erstattet
von Kirn er, Gersthofen.
Die folgenden Darlegungen wollen lediglich die Notimpfung
und deren Bewährung vom Standpunkte des Praktikers aus be¬
trachten.
Wesentlich Neues ist nicht mitzuteilen. Da aber sichtlich doch
noch nicht allgemein die genügende praktische Eimsieht in die
Sache vorhanden ist und der Streit über den Wert der Impfung
leider noch nicht zu der verdienten Harmonie geführt hat, so kann
es nicht ohne Nutzen sein, wenn auf Grund hinreichender Erfah¬
rung Stellung genommen wird.
Zur Zeit der Herausgabe der Merkblätter durch die veterinär-
polizeiliche Anstalt war für die Sache der Boden schlecht bereitet ;
das Vertrauen zum Tierarzt, soweit die Maul- und Klauenseuche¬
behandlung in Betracht kam, war kein festes. Es hatten ja bisher
alle Mittel gegen die bösartige Form der Seuche restlos versagt.
Die Zahl der Erfinder aus allen Berufsgruppefn war Legion, aber
auch ebenso groß der regelmäßige negative Erfolg aller angeprie¬
senen „Mittel“, w enn deren Wert bei der wirklich bösartigen Form
Seuche auf Herz und Nieren geprüft wurde, d. h. unter Zuhilfe¬
nahme von Kontrollieren derselben bösartigen verseuchten Be¬
stände und, was ebenso wichtig ist, in großem Umfange. Für die
Pfu scher und andere Macher blühte das Geschäft wie wohl noch
niemals. Die zweideutigen Erfolge der Eisentherapie, wenigstens
bei uns in Bayern, nahmen schließlich noch fast den letzten Rest
von Vertrauen zur Heilkunst hinweg und brachten noch ganz be¬
sonders alles iü Verruf, was mit dem Namen „impfen“ bezeichnet
wurde. Dann setzte zu alldem noch in mancher Gegend eine starke
Agitation gegen die Blutimpfung ein, nicht nur von Seiten vieler
Landwirte und Pfuscher, sondern leider auch von manchen Ko'-
legen. Ohne die--Sache jemals praktisch auch nur versucht, ohne
sie verstanden und objektiv geprüft zu haben, wurden abfällige
Urteile gefällt, namentlich dahingehend, „daß die geimpften Tiere
nachträglich noch an Siechtum usw. zu Grunde gehen würden“.
Heute hat sich die Notümpfung durchgerungen, da der Erfolg
für jeden, der sehen wollte, nicht mehr abzuleugnen ist.
Trotz ziemlicher eigener Erfahrungen aus früherer Zeit und
zu Beginn der diesjährigen Seuchenperiode kam auch ich der An¬
gelegenheit mit größtem Pessimismus entgegen, glaubend, alle
Erfolge könnten Zufallserfolge sein, wenn auch der Eifer zur Aus¬
führung nicht minder groß war. Heute, nach einwandfreier grö-
511
tterer Erfahrung, bin ich auf dem Standpunkte zu sagen: Ich
schwöre auf den Erfolg der Notimpfung, immer natürlich voraus¬
gesetzt, daß sie rechtzeitig gnd richtig ausgeführt wird.
Bevor wir den Impfgang überschauen, sei es gestattet, kurz
einige seinerseit gemachte Wahrnehmungen einzufügen:
Als Grundlage der Wirkung gelten allgemein die im Blute
durchgeseuchter Tiere vorhandenen Antikörper. Dieser Annahme
sei nicht entgegengetreten und auch ich will nicht versuchen gegen
den Strom zu schwimmen. Doch dürfte es nicht ganz uninteressant
sein, daneben Folgendes bekannt zu geben:
Ausgehend von der mehrfachen Wahrnehmung, daß Schweine,
die kurz vor dem Einzug der Klauenseuche in dieselben Stallungen
mit Rotlaufserum* geimpft waren, nicht an der Klauenseuche er¬
krankten, obwohl sie allen Infektionsmöglichkeiten ausgesetzt
waren; ferner ausgehend von der nicht seltenen Wahrnehmung,
daß mit Pferdeserum bei manchen .anderen Infektionskrankheiten
oft auffallend gute Erfolge resultieren, wurden.bösartig verseuchte
Rinderbestände, natürlich unter Benützung von Kontrollieren (dfe
zum Teil fielen), mit Pferdeserum geimpft; andere Rinder mit dem
Serum von einem ebenfalls für die Seuche natürlicherweise soviel
wie gar nicht empfänglichen Tiere, nämlich vom Hunde: wieder
andere Tiere mit Serum durchgeseuchter Kinder; endlich solche
mit Serum von Tieren, die in früheren Jahren durchseucht hatten,
diesmal unberührt geblieben waren, und jeder Ansteckung getrotzt
hatten. Dabei zeigte sich merkwürdigerweise daß wesentliche
Unterschiede im vergleichenden Endresultate nicht eingetreten
sind, d. h. durchweg zufriedenstellende waren; abgesehen von
einem Falle, in dem ein mit Hundeserum geimpftes Jungrind
schwerer erkrankte als die danebenstehenden mit Rinderserum
geimpften Tiere.
Das Ergebnis dieser Versuche, allerdings bei nur zirka 1<S0
Tieren durchgeführt, kann mehr oder weniger Zufallsergebnis sein.
Es könnte aber auch darauf schließen lassen, daß nicht nur die
im Blute abgeseuchter Tiere voi’handenen Antikörper den wirk¬
samen Bestandteil darstellen, sondern, daß möglicherweise die
Einbringung fremden bezw. artfremden Blutes allein schon hin¬
reicht, um die Katastrophe der Herzlähmung abzuwenden, sei es
durch Anreiz zu vermehrter Antikörperbildung, sei es eine Eiwei߬
wirkung oder eine andere; die Impfung unter den gleichen Voraus¬
setzungen wie bei der Verwendung von Rinderblut vdrgenommen.
Die Ansicht, daß Serumtherapie, etwa wie b.eim Schweine¬
rotlauf, am ehesten Erfolg verspreche, war die Grundlage der
V ersuche.
Nachdem von der veterinärpolizeilicheu Anstalt di;e vorzüg¬
liche Wirkung des Blutes bezw. Serums abgeseuchter Rinder in
größerem Maßstab und einwandfrei dargetan und eine praktisch
fertige Impfformel bekannt gemacht war, bestand weiter keine Ver¬
anlassung mehr vergleichende Impfungen auszuführen, zumal in
der Praxis Rinderblut auch viel leichter zu bekommen ist.
Zum Impfgang selbst: Die Blutabnahme ist möglichst nicht im
Stalle vorzunehmen, um Verunreinigungen des Blutes bei schlech¬
tem Licht, von der Raufe und Decke herab usw., zu vermeiden, es
seB denn, daß Tiere zwar abgeheilt sind, aber noch nicht gut mar¬
schieren können. Man bevorzugt natürlich gut genährte Tiere, die
einen Aderlaß auch vertragen können. Die etwas enggesteckte
Grenze, wonach Blut nur bis zirka 3—4 Wochen nach der Abheilung
512
entnommen werden soll, finde» ich als zu vorsichtig. Bei großem
Bedarf war es nicht immer möglich, Blut gerade in solchem Alter
der Abheilung zu bekommen. So habe ich noch 12 und 14 Wochen
nach der Abheilung Blut entnommen und damit geimpft, ohne auch
nur einmal wesentliche Unterschiede in der Wirkung bemerkt zu
haben.
Der Aderlaß wird verschieden vertragen, doch in der Regel
ohne Nachteil], Menschen und Tieren, je nach Größe und Nähr-
zustand, schadet das Ablassen von 3—5 Litern nichts. Bei manchen
andern, allerdings ziemlich selten, macht sich schon nach dem
Ablassen von 1%—2 Litern vermehrte Atmung geltend. Tritt diese
ein, dann macht man sofort Schluß. Der Adettaß gelingt am leich¬
testen bei Kühen, schwieriger schon manchmal' beii Ochsen und
am schlechtesten bei Stieren mit dicker, stark faltiger Haut. Die
einfache Fliete ist der Hohlnadel vorzuziehen, wenn es sich darum
handelt, rasch viel Blut zu bekommen. Der Hals des Tieres wird
natürlich vor dem Aderlaß mit Handtuch möglichst von Schmutz
und abgestoßenen Haaren gereinigt.
Die Farbe des Blutes ist verschieden, manchmal, und dann ge¬
wöhnlich bei jedem Stück desselben Bestandes, auffallend dunkel.
Letzteres ist namentlich zu sehen an Tieren, die erst sehr kurz
durchgeseucht haben, vielleicht spielt auch die Fütterungsweise
eine Rolle.
Eine unangenehme Sache ist oft die große Gerinnungsfähigkeit
des Blutes. Die Tageszeiten spielen dabeii sichtlich nicht mit. Der
lästig empfundenen starken Gerinnungsfähigkeit begegnet man am
sichersten, wie das der Metzger ja auch macht, durch die Ver¬
wendung genügend großer Auffanggefäße, in denen man sich mit
dem Glas- oder Holzstabe auch rühren kann. Auf dilese Weise wird
man so viel wie gar nicht über lästige Gerinnung zu klagen haben,
besonders, wenn man auch rasch genug rührt und in dem Augen¬
blicke nicht aufhört, i!n dem das Zusammenballen der Blutgerinnsel
stattfindet.
«Wenn die Theorie von den Antikörpern die richtige ist, dann
ist doch wohl von Mischblut der verlässigste und gleichmäßigste
Erfolg zu erwarten, also Blut von mehreren Tieren in eiin und
demselben größeren Glas aufgefangen. Diese Übung scließt dann
auch manche Verunreinigung aus, welche sonst durch .das Abfüllen
in viele Gefäße leichter ermöglicht ist. >
Durch Zugabe von Natr. citrilc. ergeben sich nur wenig Vor¬
teile. «
KleinereUnfälle bei der Blutentnahme: Nach¬
bluten, wenn durch zu heftiges Anziehen des Strickes unterhalb
der Aderlaß-Stelle und zu starkes Abbiegen des Halses die Innen¬
seite der Vene vorübergehend verklebt und die Zirkulation gestört
wird. Diesem Nachbluten (bei Hohlnadel wegfallend) begegnet
man durch Anlegen einer kräftigen Klammer und deren Liegen-
lassen 5—10 Minuten lang. Ferner tritt in seltenen Fällen mehr
oder weniger stark erhöhte Atem- und Pulsfrequenz auf, die je¬
doch nicht von Bedeutung ist. Nur iln einem Falle sah ich durch
3 Tage dauernde beängstigende Erscheinungen.
Zur Konservierung, namentlich des Serums, verwendete ich
ursprünglich Glyzerin; Karbolsäure und Formalin, wie empfohlen,
tun demselben Dienst. Die Konservierung findet am besten gleich
nach der Blutabnahme statt, auch dann, wenn das Blut sofort ver-
impft werden soll. Bei dieser Übung konstatiert dann der Bauer
513
mit einer gewissen Befriedigung, „daß an das Blut auch was dran
kommt“.
Aufbewahrung: Restblut wird während der heißen Monate
am besten, wenn auch schweren Herzens, weggeschüttet. Dann
braucht man am nächsten Tage nicht mit Angst zum Impfen fahren. .
Wer einen Eiskeller zuir Verfügung hat, kann natürlich auch im
Hochsommer das Blut unbesorgt 1—2 Tage aufbewahren. Es hält
sich dort- tadellos, wie ich den ganzen Sommer hindurch beobachten
konnte. Serum hält sich im allgemeinen sicherer wie Blut und läßt
sich schon gefahrloser auf Vorrat für einige Tage hersteilen.
- (Fortsetzung folgt.)
Referate.
Innere Medizin und Hygiene.
Stabsveterinär Mulzer - Nürnberg: Jodkalium bei
periodischer Augenenizündung. (Zeitschrift für Veterinär¬
kunde, 1920, Heft 5, S. 145.)
Die Therapie mit Kal. jodat. bei der periodischen Augenentzün¬
dung des Pferdes per os, die nach den Statistischen Veterinär-
Sanitätsberichten über das deutsche Heer bis zum Ausbruch des
Krieges sehr umfangreiche Anwendung fand, deren Resultate aber
keineswegs befriedigten, modifizierte M., indem er Jodkalium bei
einem Falle dieser Erkrankung nicht innerlich, sondern intra¬
venös in 3%iger Lösung 8 Tage lang jeden 2. Tag gab.
Auf diesem Wege wurden 15 g Jodkalium einverleibt, gleichzeitig
träufelte M. 14 Tage hindurch täglich einmal einige Tropfen der
Lösung in das erkrankte Auge. Der Erfolg war, daß innerhalb
8 Tagen die Korneatrübung und die Fibrinablagerung in der vor¬
deren Augenkammer verschwunden waren, ein Rezidiv ist im
nächsten Vierteljahr nicht eingetreten. Me.
Geschichte der Tierheilkunde.
Sanitätsrat Dr. Franz Bruck - Berlin - Schöneberg:
Semmel weis, der Begründer der Anti- und Aseptik. (Mün¬
chener Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 37.)
Das Bestreben französischer Chauvinisten die Leistungen der
deutschen Chirurgen und Gynäkologen in den Augen ihrer Lands¬
leute und „Alliierten“ bei jeder Gelegenheit herabzusetzeix, findet
auch in einem Artikel Ausdruck, der Pasteur und List er als
Schöpfer der Aseptik feiert. B. tritt dieser historischen Unwahr¬
heit entgegen, indem er einen Mann sprechen läßt, der 20 Jahre
vor Lister geforscht und gelehrt hat und der uns Deutschen zu¬
gehört : Ignaz Philipp Semmel weis. Aus einer Reihe
von Zitaten, dfle B. dem klassischen, im Jahre 1861 beschriebenen
Werke dieses Mannes entnimmt und die im Originale gelesen zu
werden verdienen, wird unwiderleglich bewiesen, daßSemmel*
weis lange vor Lister die A n t i > und Aseptik
begründet hat. Mit scharfem Blicke hatte er erkannt, daß das
Kindbettfieber mit den anderen Wundinfektionskrankheiten über¬
einstimmt und stellte deshalb die Forderung auf, der Untersuchende
müsse bei seiner Tätigkeit die Hände mit Seife und Chlorwasser
reinigen. Ebenso drang er in der Erkenntnis, daß alle Gegen-
514
stiinde, die — durch zersetzte Stoffe verunreinigt — eine Infektion
ermöglichen, auf peinliche Reinigung derselben. Energisch wandte
er sich gegen die damalige Vorstellung, daß das Kindbettfieber
durch atmosphärische, kosmische, telluriische Einflüsse, durch Ge-
miitsaffekte:, Diätfehler, Erkältung etc. hervorgerufen werde. Gleich¬
zeitig appelliert B. an das nationale Selbstbewußtsein der Ärzte
und Chirurgen, die mehr als bisher in Wort und Schrift dafür eni¬
tre ten sollen, daß die deutsche Intelligenz und Forschung auch
auf dem Gebiete der Antiseptik und Aseptik bahnbrechend war.
Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftslagen.
Reichsverband der deutschen Gemeindetierärzte — Landes¬
gruppe Bayern. (Schluß,)
Bericht über die ordentliche Mitgliederver-
s a m in 1 u n g a m 6. M ä r z 19 2 1 zu M ü n c h e n.
Über die Beziehungen der Landesgruppe zum
Z e n t r a 1 v e r b a n d der öemeindebeamten Bayerns
und die diesbezügliche Tätigkeit berichtete der 1. Schriftführer,
Herr B 1 a i m - München. Er wies zunächst auf den in der Haupt¬
ausschußsitzung des Zentralverbandes vom 23. Oktober 1920 ge¬
faßten Beschluß Ziffer 7e hin. Nachdem zwischen dem Zentralver¬
band und der Landesgruppe verschiedentlich Verhandlungen statt¬
gefunden hatten, wurde in der Hauptausschußsitzung des Zentral¬
verbandes am 5. März 1921, der als Vertreter der Landesgruppe der
Berichterstatter beiwohnte, folgender Beschluß gefaßt : „An Stelle
des Landesausschusses der Tierärztlichen Kreiisvereine Baj'erns
tritt in Zukunft als Berufsabteilungsverband im Sinn des § 22 der
Satzung des Zentralverbandes der bayerischen Gerneindebeaaiteil
die Landesgruppe der gemeindebeamteten Tierärzte Bayerns“. Es
haben also, wie bereits im früheren Beschlüsse erwähnt wurde,
aus dem Zentralverband auszuscheiden alle Staatstierärzte und
alle Freiberufstierärzte, welche nicht, wenn auch nur nebenamt¬
lich „gemeindetierärztliche“ Funktionen ausüben. Es muß den letz¬
teren überlassen bleiben, darüber zu entscheiden, ob sie ihrer ge¬
meindetierärztlichen Tätigkeit eine ausschlaggebende Bedeutung
im Sinne des weiteren Verbleibens bezw. des Beitrittes zum Zen¬
tralverband und zur Landesgruppe beimessen wollen. Diesbezüg¬
liche Verhandlungen mit den beiden anderen Berufsgruppen über- #
nimmt, soweit erforderlich, die Landesgruppe, die allein in Zu¬
kunft die Interessen der Gemeindetierärzte, insoweit si'e Mitglieder
derselben sind, im Zentralverband vertreten wird. Hiezu gibt Herr
S c li m i 11-Wolfratshausen noch einige ergänzende Mitteilungen
aus der Vertreterversainmlung des Zentralverbandes und Dar¬
legungen über die Stellung des Tierarztes als Gemeindebeamter,
Versorgungsrechte usw. Die Herren Hofbauer - Schwandorf
und Stroh- Augsburg sprechen sich gegen eine bezügliche Füh¬
lungnahme mit den anderen Berufsgruppen aus, letzterer nament¬
lich unter Hinweis auf die notwendige Homogenität der Zusammen¬
setzung der eigenen Gruppe. Die getroffenen Abmachungen mit
dem Zentralverband heißt die Versammlung gut. Damit schloß die
Berichterstattung der Vorstandschaft über Ihre Tätigkeit seit der
vorjährigen Versammlung, soweit nicht bestimmte Punkte der
Ta .g&sorrinmi£ eine Sonderbespreclning: erheischen. —
515
Herr S c h ö p p e r 1 - Regensburg als Kassier erstattete nun¬
mehr den Kassenbericht. Nach Ziffernmäßiger Darlegung
der Einnahmen und der Ausgaben erwähnt er das Verlangen des
R.-V. nach Nachbezahlung der Beiträge für die Kriegsjahre, was
unmöglich sei, da für diese Zeiit von der Gruppe keine Beiträge von
den Mitgliedern gefordert worden seien. Nach Herrn Heiß be¬
steht indes ein Beschluß, nach dem es den einzelnen Gruppen über¬
lassen bleibt, ob sie für die Kriegszeit Beiträge an den R.-V. ab-
führen. Es wird sodann beschlossen, den Vereinsbeitrag für das
Jahr 1921 auf 50 Mk. festzulegen. Der Vorstandschaft werden
100 Mk. für Schreibaushilfe bewilligt. Nach Prüfung der Kassen¬
bücher erfolgt die Entlastung des Kassiers.
Sodann referierte der Vorsitzende über die Schlachtvieh¬
versicherung, wobei er ausführte, daß an die Versicherungs¬
kammer und an den bayerischen Städtebund Schreiben gerichtet
worden seien, daß aber der Standpunkt, den die letztgenannte
Stelle in ihrem Schreiben vom 25. Januar 1921 eingenommen hatte,
nicht habe geteilt werden können. Eine neuerliche Darlegung un¬
serer Anschauung sei vom Städtebund noch nicht beantwortet wor¬
den. In die Sachlage sei nun durch die Ministerialentschließung
vom 29. Januar 1921 Klarheit gebracht und den Beteiligten darüber
Gewißheit geworden, daß den in der Schiächtviehversicherung
tätigen Tierärzten eine Entschädigung zustehe. - Die sich an¬
schließende Diskussion war eine sehr lebhafte. Die Versammlung
beschließt, daß die Tierärzte nunmehr ihre Ansprüche an die Städte,
welche die Anstaltsvertretung übernommen haben, unbedingt gel¬
tend zu machen haben. Ferner wird die Vorstandschaft beauftragt,
eventuell unter Zuhilfenahme der Geineindebeamtenkammer, bei
der Versicherungskammer erneut vorstellig -/w werden.
Gelegentlich der Diskussion zu diesem Punkte erwähnte Herr
F 1 e s s a - Hof. es sei nach einer Äußerung des Finanzmfnisters
Kraußneck keineswegs notwendig und beabsichtigt, die Neben¬
einnahmen von Staatsbeamten ohne weiteres zu streichen. Man
solle sich also entschieden dagegen wehren, wenn versucht werden
sollte, städtischen Bezirkstierärzten das Seuchenavcrsu in
zu streichen. Hiezu sprechen noch die Herren Opel und B 1 a. ihn.
Ergebnis dieser Aussprache ist, daß allen Versuchen der Städte,
den städtischen Bezirkstiilerärzten die ihnen aus der Wahrnehmung
der bezirkstierärztlichen Funktionen auf Grund gesetzlicher Be¬
stimmungen zufließenden Nebeneinnahmen, wie z. B. Seuchen-
aversum, zu streichen, entschiedener Widerstand entgegenzusetzen
sei. Auch dieser Angelegenheit solle die Vorstandschaft besondere
Beachtung widmen.
Beim Punkt „ B e ,s o 1 d ü n g s o r d n u il g “ wies der Vor-
sitzende zunächst auf den Beschluß der letzten Mitgliederversamm¬
lung hin, wonach nur von Fall zu Fall und auf besonderes An¬
suchen gutachtliche Äußerungen von Seite der Vorstandschaft für
die betreffenden Gemeindeverwaltungen abzugeben seien. Seither
bestand in dieser Richtung keine Veranlassung zu Äußerungen der
Vorstandschaft und es darf deshalb angenommen werden, daß die
Einreihung in der überwiegennden Mehrzahl der Fälle fln ange¬
messener Weise erfolgt ist. Zu der hier einschlägigen Frage der
Titel- oder Amtsbezeichnung für städtische
Tierärzte wurde auf das gelegentlich des Tätigkeitsberichtes
bereits Gesagte hdlngewiesen. In der Zwischenzeit sei indes, ohne
daß Anfragen oder Anregungen an die Vorstandschaft ergangen
516
seien, mit der neuen Besoldungsordnung auch die Frage der Amts¬
bezeichnung erledigt worden. Herr Opel gab hiezu bekannt, in
welcher Art die Angelegenheit in München erledigt worden sei;
sie habe indes die Beteiligten nicht vollständig zu befriedigen ver¬
mocht und es sei Vorbehalten, eine Änderung zu beantragen. Fer¬
ner wird von Herrn Bla im erwähnt, daß mit Rücksicht auf das
kommende Sperrgesetz eine möglichste Angleichung der Amtsbe¬
zeichnung der städtischen Tierärzte an jene der staatlichen Be¬
soldungsordnung erforderlich sei:. Darauf habe Abg. Jehle in der
Hauptvertreterversammlung des Zentralverbandes mit allem Nach¬
druck hingewiesen und erklärt, daß in diesem Falle Titel geradezu
Mittel bedeuten. Die Versammlung ist damit einverstanden, daß
die Vorstandschaft die Titelfragen im Auge behält und gegebenen¬
falls noch Informationen einholt.
Zum Punkte „N e u z e L t i g e Besetzung von S c h 1 a eh t -
hofleiterstellen“ gab der Vorsitzende die seither von der
Gruppenleitung unternommenen Schritte bekannt: im übrigen wurde
dieser Punkt in geheimer Sitzung erledigt.
Punkt 4: Wünsche und Anträge:
Herr Prof. Müller- München wünscht unter eingehenden
Darlegungen, es wolle die Landesgruppe Bayern schleunigst Stel¬
lung nehmen zu den Junackschen Abänderungsvorschlägen zum
Reichsfleischbeschaugesetz, iin Verbindung damit erklärt er eine
Verbesserung des Fleischbeschauunterrichtes für dringend nötig,
ebenso die Einreihung der Schlachthofkunde unter die Ausbildungs¬
fächer an den tierärztlichen Hochschulen. Hiezu beschließt die
Versammlung, Herrn Prof. Müller mit einem baldigst zu er¬
stattenden Referat über diese Frage zu betrauen; zu Korreferenten
erklären sich die Herren M o e 11 e r und Stroh bereit.
Herr Heiß regt an, die Vorstandschaft wolle für die Abhal¬
tung von Fortbildungskursen für Gemeinde- und Schlachthoftier-
ärzte die erforderlichen Vorarbeiten übernehmen. Ferner wünscht
er, daß die Vorstandschaft in Anlehnung an das schon früher hie¬
zu Gesagte dile Frage der Anstellung eigener Tierärzte durch
Fleischwaren- und Konservenfabriken, ebenso der seiner Meinung
drohenden allmälrlichen Ausschaltung der städtischen Bezirkstier¬
ärzte ihre Aufmerksamkeit zuwenden möge. Bezüglich des letzt¬
genannten Punktes wurde betont, daß es allem Anscheine nach die
Städte selbst seien, die mit Rücksicht auf ihre milßliche Finanzlage,
aber leider ohne Berücksichtigung der sich unter Umständen für
sie hieraus ergebenden Folgen sich bemüßigt fanden, auf die An¬
stellung besonderer Tierärzte zur Wahrnehmung der veterinär-
polizeililchen Obliegenheiten im Stadtgebiete zu verzichten.
Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde beschlossen, die nächste
Versammlung der Landesgruppe wieder in München abzuhalten.
Um 7% Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung, wobei
Herr F 1 e s s a - Hof dem Vorsitzenden Anerkennung und Dank
der Teilnehmer für die wohlgelungene Durchführung der arbeits¬
reichen Tagung der Landesgruppe zum Ausdruck brachte.
Dr. B 1 a i m.
Tierärztliche Versammlung in Ingolstadt am 10. April 1921.
Zum zweitenmale, am 10. April 1921, fanden sich in Ingolstadt
Titerärzte aus allen Berufsgruppen zusammen zur gegenseitigen
Aussprache und Beratung. Wider Erwarten groß war die Zahl der
517
Erschienenen (5 Amts-, 1 Gemeinde- und* 22 Freiberufstierärzte),
wider Erwarten waren Kollegen aus weiter Entfernung vertreten.
Der Leiter der Versammlung, Oberveterinärrat Garrecht-
Ingolstadt, betonte wie schon das letztemal die Notwendigkeit sol¬
cher regelmäßig stattfindenden Lokalversammlungen, damit das
gegenseitige Verhältnis der Nachbarkollegen gefördert wird und
damit alle persönlichen Wünsche und Bedürfnisse zur Sprache ge¬
bracht werden können, zudem die Kreisvereine praktisch nicht
mehr existieren. Garrecht bespricht dann die Einreihung der
Amtstierärzte in dile .staatliche Gehaltsordnung; die .Erwartungen
vieler Äratstierärzte, d. h. der amtlich vollbeschäftigten, wurden
nicht erfüllt. Es muß wenigstens das eine gefordert werden; ein
Vorrücken in Klasse XI nach lOjähriger amtlicher Tätigkeit..
. Ferner erwähnt G'arrec ht, daß schon vielfach bemängelt
wurde, daß die Tierärzte iin den letzten Jahren den landwirtschaft¬
lichen Versammlungen fern bleiben und daß man von dem früheren
Modus, hier regelmäßig durch Vorträge aufklärend zu wirken, ab¬
gekommen ist. Gerade an den jüngeren Kollegen wäre es gelegen,
sich in landwirtschaftlichen Kreisen durch Referate Einfluß zu ver¬
schaffen. *
Die Frage, ob in der Leitung der Versammlungen zwischen
Amts- und Freilberufstierärzten abgewechselt werden soll, wird
dahin entschieden, daß in diesen zwanglosen Zusammenkünften
kein Unterschied im den einzelnen Berufsgruppen zutage treten soll
und daß der Vorsitzende allen Anfragen unparteiisch entgegen-
kommen möge; Garrecht behält also die Leitung. Im Anschluß
daran wird von Mitgliedern unserer drei Verbände betont, daß die
Kollegen der Umgebung von Ingolstadt gottlob den Anfang ge¬
macht haben, den kollegialen Zusammenhang, der in den letzten
Jahren verloren gegangen ist, wieder herzustellen, da wir Tier¬
ärzte unsere Sache nur dann fördern können, w r enn wir zusammen¬
stehen und zusammenkämpfen. Das Bestreben einzelner Distrikts¬
tierärzte, eine Sondergruppe zu" bilden, fand die Mißbilligung aller
anwesenden Kollegen; nachdem die Distriktstiterärzte doch sicher
zu 95 % von der Praxis leben, können die Spezialimteressen keine
Rolle spielen. Daß der Verein der Staatstierärzte immer wieder
den Versuch macht, nicht bloß Distrikts-, sondern auch rein prak¬
tische Tierärzte als sogen. „Staatsdienstanwärter“ in seinen Verein
hinüberzuziehen, wurde von den Amtstierärzten entsprechend ge¬
geißelt; Leute, die ihrer Stellung nach mit dem Verein nichts zu
tun haben, sollten im vornherein ausgeschlossen sein. Nur dadurch
wird die Splitterung und Disharmonie immer größer. Das Wort
„Staatsdienstanwärter“ muß, soweit Berufsgruppen in Frage kom¬
men, überhaupt verschwinden.
Uber die Gebühren frage wurde auch diesmal wieder
viel debattiert. Eine Bestimmung wurde bei folgenden Punkten
getroffen:
1. Rot lauf impf u n g: bei S- + K-Tmpfung pro Stück 10,00,
bei Mutterschweinen pro Stück 15,00 Mk., bei Heilimpfung je
nach Verbrauch von Serum;
2. V i e h m a r k t k o n t r o 11 e: für Schweinemarkt 30,00, für
Großviehmarkt 50,00 Mk. jeweils + Reiseentschädigung;
3. Beaufsichtigung der Be schäl.Stationen; Eine
Kommission vom Verein der Staats- und Freiberufstierärzte
soll bei der Landgestütsverwaltung vorstellig werden und pro
Stute 5,00 Mk. fordern. Für Bglijandlung kranker Staatsbe-
518
schaler, die auch den Freiberufstierärzten überlasten werden
soll, wird nach den Gebühren in der Privatpraxis liquidiert;
4. Untersuchung der Wanderschafherden: Für
Untersuchung 30,00 Mk. + 5,00 Mk. pro Doppelkilometer Reise¬
entschädigung;
5. Tätigkeit beilm Kommunalverband: Es e ollem
500 Mark an den Vorstand und 400 Mark an die Unterbeamten
ausbezahlt worden sein; also sind von den hier tätig gewesenen
Kollegen mindestens 400 Mark zu fordern, und zwar pro Jahr,
von 1916—1920;
6. Unterweis ungskurs für Untersuchung au f
Tuberkulose bei Ablieferung des Viehes an den Feind¬
bund: Einreichung der Liquidatilon bei der Regierung;
7. Hengstkastrationen: pro Hengst 100 Mark.
Dr. Wildsfeuer.
Gebührensätze für die bezirkstierärztliche Untersuchung von
Handelsvieh in Sachsen.
Das sächsische Wirtschaftsministerium hat die Gebührensätze
für die bezirkstierärztlielie Untersuchung von Handelsvieh im Frei¬
staat Sachsen wie folgt festgesetzt; 1. für die Untersuchung und
Ausstellung eines Gesundheitszeugnisses: a) bei Pferden, ausgenom¬
men Fohlen bis zu einem halben Jahre bis zu 2 Stück am Amtssitz
des Bezirkstierarztes 18 Mk., bis zu 5 Stück unbeschadet des Unter¬
suchungsortes 35 Mk., für jedes weitere Stück 5Mk.; b) bei Fohlen
bis zu einem halben Jahre bis zu 5 Stück 25 Mk„ für jedes weitere
Stück 4 Mk.; c) bei Rindern, ausgenommen Kälber bis zu drei
Monaten 25 Mk., für jedes weitere Stück 4 Mk., Saugkälber, die zu
den untersuchten Kühen gehören, sind gebührenfrei; d) bei Kälbern
und Schweinen (ausgenommen Korbferkel) bis zu 10 Stück 16 Mk.,
für jedes weitere Stück 2 Mk.; e) bei Schafen, Ziegen und Korb¬
ferkeln bis zu 20 Stück 12 Mk.. -bis zu 100 Stück 24 Mk., bis zu
250 Stück 35 Mk., bis zu 500 Stück 50 Mk. und für jedes weitere
angefangene Hundert desselben Besitzers 10 Mk. mehr; f) bei Gänsen
bis zu 100 Stück 15 Mk., bis zu 250 Stück 25 Mk., bis zu 500 Stück
35 Mk., bis zu 750 Stück 45 Mk., bis zu 1000 Stück 50 Mk. und für
jedes weitere angefangene Fünfhundert desselben Besitzers 15 Mk.
mehr; g) bei anderem Geflügel für je angefangene 100 kg des bahn¬
amtlichen Gewichts 8 Mk., mindestens aber 15 Mk. und für sämtliche
gleichzeitig zur Untersuchung gestellten Tiere desselben Besitzers
insgesamt nicht mehr als 75 Mk. 2. Werden an Sonn- und Fest¬
tagen Untersuchungen verlangt, zu deren Vornahme der Bezirks¬
tierarzt nicht verpflichtet ist, so ist das Doppelte der Gebührensätze
zu berechnen. 3. Für die Ausstellung eines besonderen Gesundheits¬
zeugnisses 8 Mk. — Zu den Gebühren für grenztierärztliche Unter¬
suchungen, die nunmehr nach den vorstehenden Sätzen zu erheben
sind, ist für die spezifische Untersuchung eines jeden Pferdes auf
Rotz eine besondere Gebühr von 10 Mk. zu erheben. — Die obige
Verordnung ist sofort in Kraft getreten. S. M.
Der Beruf des Tierarztes.
In einem Berufsberatungsvortrag in Dresden führte Medizinal¬
rat Prof. Dr. Richter über den Beruf des Tierarztes folgendes
aus; Der Besuch einer der fünf tierärztlichen Hochschulen, des
Deutschen Reiches setzt das Reifezeugnis einer 9stufigen höheren
i 19
Lehranstalt voraus. Neigung für die Naturwissenschaften, insbe¬
sondere für Zoologie und Botanik muß vorhanden sein. Hat man
in der vorgeschriebenen Zeit von 8 Semestern, wozu in den meisten
Fällen noch ein neuntes Examensemester hinzutritt, das Studium
erledalgt, so ist die Erwerbung des Doktortitels empfehlenswert,
wenn auch darauf noch ein zehntes Semester und gewisse Un¬
kosten zu verwenden sind. Unter heutigen Verhältnissen ist das
Studium schätzungsweise auf 35 000 bis 40 000 Mark zu veran¬
schlagen. Nach bestandener Prüfung tritt man mit dem Titel eines
„approbierten Tierarztes“ in den Beruf ein, in dem es zunächst
gilt, die erworbenen Kenntnisse zu verwerten und Erfahrungen
zu sammeln. Für die große Anzahl der Tierärzte besteht wenig
Aussicht, sich in den Städten niederzulassen, um in bequemer Weise
die Praxfe auszuüben oder Unterkommen in städtischen oder staat¬
lichen Diensten zu finden. Die meisten müssen daher auf dem
Lande, in Gegenden milt größerer Tierhaltung, ihre Tätigkeit
suchen. Der Landtierarzt muß einen größeren Bezirk zur Ver¬
fügung haben, da die Anzahl der kranken Tiere in dem einzelnen
Dorfe nicht so groß ist, um durch deren Behandlung einen ge¬
nügenden Unterhalt erwerben zu können. Außer dem Wettbewerb
der eigenen Berufskollegen hat der Landtierarzt mit einem weit¬
verzweigten Pfuschertum zu rechnen. In der Ausübung seines Be¬
rufes muß der Tilerarzt außerordentlich gewissenhaft und umsich¬
tig sein, damit er rechtzeitig die geeigneten Vorkehrungen treffen
und Maßnahmen veranlassen kann, um Leben und Gesundheit der
Bevölkerung zu schützen. Trifft dies bereits für den Tierarzt mit
allgemeiner Praxis zu, so gilt dies auch für die besondere Tätig¬
keit deT Tierärzte an Schlachthöfen. Nach mindestens zweijähriger
praktischerTätigkeit kann derTierarzt sich einem weiteren Examen
unterwerfen, um die Anwartschaft auf Anstellung als staatlicher
Beamter — Bezirkstierarzt — zu erwerben. Tierärzte finden Unter¬
kommen als Professoren an den tierärztlichen Hochschulen, als
Tierzuchtinspektoren oder Gestütstierärzte an den staatlichen Ge¬
stüten, bei den Serum-Instituten, bei Versicherungsgesellschaften
und in beschränkter Anzahl im Militärveterilnärdienst. Der Kolo¬
nialdienst, in dem früher eine große Anzahl Tierärzte beschäftigt
war, ist leider verschlossen. S. M.
Verschiedenes.
Wirtschaft und Statistik.
Unter obigem Titel gibt das statistische Reichsamt seit JanuHr
dieses Jahres eine zunächst monatlich erscheinende Zeitschrift heraus,
die über alle Fragen unseres Volks- und Wirtschaftslebens auf Grund
zahlenmäßiger Unterlagen rasch7 übersichtlich und gemeinverständ¬
lich berichten soll. Die vorliegende Nummer 1 bringt zunächst eine
Seite über deutsche Wirtschaftskurven: Bewertung der
Mark, Notenumlauf, Lebenshaltungs-Indexziffern, Großhandels-Index¬
ziffern und endlich die unterstützten Erwerbslosen, mit außerordent¬
lich instruktiven, für jedermann verständlichen und zur raschesten
Orientierung über die wichtigen Punkte sehr geeigneten Tabellen.
Derartige Kurventafeln sind, um es gleich hier anzufügen, noch
mehrere, zur jeweiligen Texterläuterung in diesem Hefte enthalten
und stets.sehr zu begrüßen. Es folgen nun die Hauptabschnitte:
1. Gütererzeugung und Verbrauch, das mit einer, durch
eine Karte über das Abstimmungsgebiet ausgezeichneten Abhandlung
520
\ ■
Uber Oberschlesien beginnt und weiterhin die deutsche _ See- und
Bodenseefischerei nach den Fangergebnissen Januar bis November
1920 schildert.
2. Handel und Verkehr bringt Deutschlands Ein- und Aus¬
fuhr im 1. Halbjahr 1920 und zugleich eine allgemeine Übersicht
über die Entwicklung des internationalen Handels 1920.
3. Das Kapitel über Preise und Löhne zeigt uns die Ent¬
wicklung der Lebenshaltungskosten in Deutschland mit Skalentafeln,
die über die Durchschnittsteuerungszahlen, sowie über die Lebens¬
haltungs-Indexziffern des Jahres 1920 anschaulich informieren. Die
internationale Preisbewegung 1913—1920 wird wiederum durch Kurven-
tafeln erläutert, für Deutschland im Vergleich mit England, Amerika,
Frankreich und Japan in hochinterressanter Weise dargetan.
4. Bei Geld- und Finanzwesen wird u. a. zunächst der
Finanzbedarf des Reiches einer näheren Betrachtung unterzogen,
sodann die Verschuldungen der wichtigsten Staaten der Erde ein¬
ander gegenüber gestellt.
5. Gebiet und Bevölkerung. Hier sind vorläufige Angaben
über die Bewegung der Bevölkerung Deutschlands im 1. Viertel¬
jahr 1920 gegeben. Dabei sind wieder interessante Vergleiche ge¬
zogen und durch Tabellen erläutert. Ich nenne u. a. die Heirats-
. Geburten- und Sterbeziffern im 1. Vierteljahr 1913 und im 1. Viertel¬
jahr 1920, ferner die Eheschließungen, Geborenen und Gestorbenen
im 1. Vierteljahr 1920 und endlich die berufliche Gliederung der
Bevölkerung des neuen Deutschlands nach der Berufszählung von 1907.
6.1m Schlußkapitel „Verschiedenes“ lesen wir Hoch¬
interessantes über den Wiederaufbau der Industrie in Nordfrank¬
reich, der sich in den zerstörten Gebieten Frankreichs „in schnellem
Gange vollzieht“. Zum Schluß sind uns in übersichtlichen Tafeln die
Reichstags wählen seit 1871 vorgestellt. — Das Heft umfaßt 56 Seiten.
Sein Inhalt ist ein derartig interessanter und man darf sagen jeder-
inan direkt berührender, dabei ist der Preis ein so mäßiger, daß man
das Abonnement auf das wärmste empfehlen kann.
Die Zeitschrift „Wirtschaft und Statistik“ ist zum Preise von
vierteljährlich 9.— Mk. durch die Post, den Buchhandel oder den
Verlag (Reimar Hobbing, in Berlin S.W. 61) zu beziehen. Ma.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Der Wisent stirbt aus.
Auf der kürzlich in Berlin abgehaltenen 10. Jahreskonferenz
der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege machte Geheimrat
Prof. Dr. Oonwentz wertvolle Angaben über das Vorkommen
des Wisents. Nachdem unser Heer 1914 den großen Naturpark
von Bialowics besetzt hatte, war die dort kurze Zeit danach ein¬
gerichtete Forstverwaltung unter der Leitung des bayerischen
Forstrats Esch er ich eifrig bemüht, alles ZHm Schütze der in den
Bialowieser Waldungen seit langem durch die zarische Regierung
gehegten Wisente zu tun. Damals konte ein Bestand von etwa
300 Tieren festgestellt werden. Nach jetzt vorliegenden Nach¬
richten ist der Wisentbestand des Bialowieser Forstes seit der
Rückkehr der deutschen Forstverwaltung infolge der revolutionären
Wirren vollständig eingegangen. Ein zweites Schutzgebiet des
Wisent befand «fleh noch bei Kuban im Kaukasus. Aber auch dieses
Gebiet soll durch die Kosakenherrschaft jetzt vollständig vernichtet
worden sein, so daß damit das frei lebende Tier in Europa und
T~
5^1
Asien gänzlich ausgerottet sein dürfte. Im Jahre 1917 hat. mall
von Bialowies aus in den Waldungen des Fürsten v. Pleß Wisente
in offenem weiten Gehegen ausgesetzt, und zwar 22 Stück: 3 Stiere,
10 Alttiere, 7 Schmaltiere und 2 'Kälber. Dieser Bestand hatte
sich während des Krieges durch die sorgfältige Pflege erfreulicher¬
weise ai|f 74 Stück vermehrt, durchschnittlich jährlich um 14 bis
18 Kälber. Seit der Revolution ist aber Ijedauaerlicherweise durch
Wilddiebe viel abgeschossen worden. Die fürstlich Pleßsche Forst¬
verwaltung steht bei den jetzigen traurigen Verhältnissen der
Wilddieberei ziemlich machtlos gegenüber. Sie hebt in einem
Schreiben hervor, daß, falls es den staatlichen Behörden nicht bald
gelingen sollte, dort Ruhe und Ordnung herzustellen, die dortige
Wildbahn unrettbar verloren sei. Die noch vorhandenen Tiere
seien vollkommen gesund, so daß also bei sorgfältiger Pflege ein
Aussterben noch zu verhindern wäre. Nach diesen betrübenden
Nachrichten müssen wir wohl leider mit dem Aussterben des
Wisents in absehbarer Zeit rechnen, und zwar wieder veranlaßt
durch die Raubtiernatur des Menscheh.
Staatsveterinärkande, Aaslandsdienst and Versicherungswesen.
Zur Feststellung der Rinderpest bei Ausführung dej Fleischbeschau.
Den jüngeren Tierärzten dürfte nicht bekannt sein,’ daß die Er-,
mittlung des Hauptllieblingssitzes der Rinderfinnen, der Kaumuskeln,
durch Hugo Hertwig mit einer Rinderpestmaßnahme zusammen*-
hangt, die der hervorragende Tierarzt Pauli, der in den 71er Jahren
des vorigen Jahrhunderts als Departementstierarzt in Berlin tätig
war, für die Fleischbeschau in Berlin angeordnet hatte, mit der Vor¬
schrift, daß bei jedem geschlachteten Rinde die Maul¬
schleimhaut durch Herausschneiden der Zunge frei¬
zulegen sei. Diese Vorschrift war geboten, weil die Maulschleim¬
haut, insbesondere auch die Schleimhaut des harten Gaumens, typische
Veränderungen der Rinderpest aufweist. Die Vorschrift war für
Berlin geboten, weil in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts
die Rinderpest wiederholt durch Schmuggelvieh aus dem Osten über
den Berliner Viehhof im Reiche^_1870 bis in die Rheinprovinz und
nach Hessen-Nassau, in einem Zuge verschleppt worden war. Bei
der Freilegung der Maulschleimhaut durch Herausschneiden der
Zunge werden gewöhnlich die inneren Kaumuskeln angeschnitten
und auf einer solchen Schnittfläche fand H. Hertwig gelentl ich den
C. inermis. Dies als geschichtliche Erinnerung! Da die Rinderpest
von Osten droht, sei erneut auf den Zweck der Freilegung der
Maulschleimhaut hingewiesen. Gleichzeitig mache ich' auf folgendes
aufmerksam: Die allerhäufigsten und am meisten charakteristischen
Veränderungen bei der Rinderpest finden sich am Zahnfleisch
der Schneidezähne und an der Schleimhaut der Unter¬
lippe. Ich habe deshalb in Anregung gebracht, sobald die Gefahr
der Rinderpest für Deutschland brennend wird, anzuordnen, daß bei
jedem geschlachteten Rinde die Unterlippe soweit vom Unterkiefer¬
körper loszulösen ist, daß ihre Schleimhaut und das Zahnfleisch der
Schneidezähne zutage treten. (v. Oster tag. Aus Zeitschr. f.
Fleisch- u. Milchhygiene, Heft 12, 1921.)
Landwirtschaft, Fattermittelknade and ErnShrnngswasan.
Giftige Sträucber.
Den -„Münchener Neuesten Nachrichten“ Nr. 171 entnehmen
wir folgende Mitteilung: In einem bis zum Reichsgericht getrie-
522
benen Zivilprozeß spielte die Bekömmlichkeit der Ta.xo.s-
sträucher für den. Pferdemagen eine Rolle. Eine Firma hatte
in Potsdam aus einer dem Prinzen Eiltel Friedrich gehörenden
Villa einen Geldschrank abzuholen. Die zum Trasrsport notwen¬
digen Geräte wurden auf einem Wagen herangebracht, dessen
Pfler.de von den im Park der Villa stehenden Taxussträuchern
fraßen. Da die Pferde bald nach ihrer Rückkehr in den Stall ver¬
endeten, stellte die Besitzerin der Tiere Klage auf Schadens¬
ersatz. Die Klage wurde iin den Vorinstanzen abgewiesen; das
Reichsgericht hat das Urteil des Kammergerichfcs bestätigt, weil
weder der Prinz noch seine Leute die Giftigkeit der Stiäucher
kannten, es daher nicht an Außerachtlassung der im Verkehr er¬
forderlichen iSorgfalt fehlte und der Beklagte außerdem damit
rechnen mußte, daß die Pferde so aufgesrcllt werden, daß sie die
Sträucher usw. des Parkes nicht beschädigen können. P.
Hochschulnachriditen.
Die deutsche Wissenschaft in Spanien.. Ein in jeder Beziehung
mit Freude zu begrüßender Erfolg sind die Gastvorlesungen, die
der bekannte. Münchener Hochschullehrer Geheimer
Regierungsrat Prof. Dr. Theodor Paul zurzeit an der Uni¬
versität von Madrid über angewandte Chemie hält. Der ange¬
sehene deutsche Gelehrte folgte einer aus Spanien an ihn er¬
gangenen Einladung und hat für sedJne Lehrtätigkeit in der spani¬
schen Hauptstadt eine Zeitdauer von etwa 4—5 Wochen vorge¬
sehen. In einer am 10. März in der Aula der Universität abgehal¬
tenen außerordentlichen Sitzung der „Sociedad Espanola de Fisica
y Quünica“, die unter dem Präsidium des Generals Aranaz statt¬
fand und durch den Rektor der Universität, Rodriguez Carracido,
geleitet wurde, ist Paul zum Ehrenmitglied der Gesellschaft er¬
nannt worden. Diese Auszeichnung ist bis jetzt nur wenigen
Deutschen zuteil geworden.
Deutscher Pathologen-Kongreß in Jena. Die Deutsche Patho¬
logische Gesellschaft, die während deis Krieges und in den ersten
Jahren nach dem Kriege keine Tagung abgehalten hatte, berief
dieses Jahr zum erstenmal wieder einen Kongreß ein. Die Ver¬
handlungen, die in Jena stattfandem und zu denen nicht nur
deutsche Gelehrte, sondern auch Professoren aus Österreich, Un¬
garn, der Schweiz, Holland und Schweden erschienen waren, be¬
zogen sich auf alle Fragen der Pathologie. Im Mittelpunkt standen
die Auseinandersetzungen über das Thema Die Milz als
Stoffwechselorgan, über das namentlich die Professoren
H e 11 y (St. Gallen) und Eppilnger (Wien) referierten. Breiten
Raum nahmen auch die Verhandlungen über die Steinac hsche
V eHüngungslehre ein. Übereinstimmend sprachen sich die
Gelehrten gegen die Forschungen Steinachs aus, zum Teil in
äußerst scharfer Weise. Dem ablehnenden Urteil der Pathologen
schloß silch auch eine Reihe von Klinikern an. — Künftig soll der
Pathologenkougreß jedes zweite Jahr stattfinden und zwar
abwechselnd mit d e r Ve r s a m m l u n g deutscher
Naturforscher und Ärzte. Als Ort der nächsten Tagung
wurde Göttingen gewählt.
523
Gegenseitige Anerkennung der Reifeprüfung.
Wie das „Neue Wiener Tageblatt“ erfährt, erteilten die Unter¬
richtsbehörden von Preußen, Baden und W ürttemberg
den Beschlüssen des deutschen Hochschultages in Heilbronn, be¬
treffend die gegenseitige Anerkennung der Reife¬
prüfung zwischen den eigenen und österreichischen Schulen
Zustimmung, so daß künftig österreichische Studenten an den deut¬
schen und deutsche Studenten an den österreichischen Hochschulen
Aufnahme Anden können.
Deutsche Gelehrte in Holland. Es mehren sich jetzt die An¬
zeichen dafür, daß im Ausland unsere Wissenschaft wieder die
alte Anerkennung Andet. Besonders die Holländer geben sich
neuerdings große Mühe, deutsche Gelehrte zu Gastvorträgen zu
gewinnen. So wurde auch vor kurzem der durch seine Philosophie
des „Ais Ob“ im Inland sowie im Ausland bekannt gewordene
Hallesche Philosoph Vaihinger eiingeladen, an den Universi¬
täten Amsterdam, Groningen und Im Haag Vorlesungen über seiu
System zu halten. Da er durch seine fast völlige Erblindung ver¬
hindert war, diese ehrenvolle Einladung anzunehmen, berief man
an seiner Stelle auf seinen Vorschlag den Leipziger jungen Ge¬
lehrten Dr. Raymund Schmidt, dem Herausgeber der von
Vaihiiinger begründeten „Annalen der Philosophie mit besonderer
Rücksicht auf die Probleme der .Als Ob‘-Betrachtung“. Die Vor¬
träge des Genannten über die Philosophie des „Als Ob“ fanden
solchen Beifall, daß er aufgefordert wurde, sie im Sommer in er¬
weiterter Form auch in anderen Städten in Holland zu wieder¬
holen.
Personalien.
Ernannt: Der Regierungsrat im Reichsministerium für Ernährung
und Landwirtschaft Dr. Valentin Stang wurde zum Oberregierungs-
rat in diesem Ministerium ernannt.
Yersetzt: Oberregierungsrat 0. Heichlinger. von Landshut
in gleicher Diensteseigenschaft an die Regierung von Oberbayern,
Kammer des Innern in München.
Yerzogen: Dr. H. Wild von Augsburg nach Pförring a. D.
(B.-A. Ingolstadt).
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: ■ Julius Geiger in
Augsburg. Dr. E. Engel aus Volkach a. M. in Regenstauf (B.-A.
Stadtamhof).
Eingetreten: Dr. O. Hör ebner aus Eyrichshof (B.-A. Ebern)
als Assistent bei Distriktstierarzt Pöhlmann in Fürstenzell (B.-A.
Passau). Joseph Tausendpfund aus Baunach beim Bezirkstierarzt
in Bamberg I.
Ausgetreten: Dr. Fries als Praktikant beim Bezirkstierarzt in
Rothenburg o. T.
Promotionen: Zum Dr. ined. vet. in München: Fritz Reut her,
Gestütsdirektor in Achselschwang. Dissertation: „Die periotische
Augenentzündung des Pferdes, unter besonderer Berücksichtigung
der Verhältnisse beim bayerischen Stammgestüt Achselschwang.
Rudolf Rudolph, Distriktstierarzt in Ermershausen (Ufr.) Disser¬
tation: „Historisches über Fleischbeschau und Fleischkontrolle in
der freien Reichsstadt Speyer und in den hoc.hfürstlicli Speyerisehen
Landen“. Tierarzt Friedrich Lochmüller aus Weidenberg bei
Bayreuth. Dissertation:, „Untersuchungen über das Wasser und
Säurebindungsvermögen des durch Kochen in Wasser koagulierten
und durch Alkohol und Äther extrahierten Faserstoffes“. (Aus dem
tierphysiologischen Institut, Vorstand: Dr. Vo i t). Tierarzt Matthias
Stuhlenmiller in Wertingen.' Dissertation: „Untersuchungen
am Hüftgelenk des Rindes“. (Aus .dem tieranatomischen Institut
der Universität, Vorstand: Dr. Stpß). Tierarzt Heinrich Wagner
aus Ludwigsburg. Dissertation: „Die bayerische Notimpfung gegen
den bösartigen Verlauf der Maul- und Klauenseuche in der Praxis“.
(Aus der veterinärpolizeilichen Anstalt in Schleißheim, Vorstand:
Dr. Ernst). Distriktstierarzt Kuno Braun in Roth b. Nürnberg.
Dissertation: „Die Punktion der Peritonealhöhle des Rindes mit
Einverleibung von Blut und Serum“. (Aus der chirurgischen Tier¬
klinik, Vorstand: Prof. Dr. Mayr). Tierarzt Hans Engelhardt
aus München. Dissertation: „Untersuchungen über den Mechanismus
der Sublimatwirkung auf Bakterien“. (Aus dem Hygienischen
Institut der Universität, Vorstand: Dr. Süpfle). Tierarzt Rudolf
Hiegel aus München. Dissertation: „Zur Rotzdiagnose“. (Aus der
Yeterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim, Vorstand: Dr. Emst).
\
Bticherschau.
Tierärztliche Operationslehre. Von Dr. H. Fr ick, Geh. Regierungs-
- rat, o. Professor der Chirurgie und Operationslehre, Direktor der
Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule zu Hannover.
Vierte, verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 219 Abbildungen.
Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelm¬
straße 10. Preis geh. 68 Mk.
Die 8. Auflage kam um die Mitte des Jahres 1919 heraus und
war so rasch vergriffen, daß der Herr Verfasser im Jahre darauf schon
die nächste, IV. Auflage, ausarbeiten mußte, die im November 1920
erschien. Es liegt auf der Hand, daß in dieser kurzen Zeit keine
wesentlichen Änderungen notwendig werden konnten. Trotzdem stellt
auch diese IV. Auflage in manchen Kapiteln eine Verbesserung und
Ergänzung gegenüber der 3. dar. Die außerordentliche Beliebtheit
des Buches ist am besten durch die große Nachfrage bewiesen, durch
die auch gezeigt ist, daß der Praktiker eine vorzügliche Unterstützung
in allen einschlägigen Fragen in dem Werke findet. Wenn ein Wunsch
gestattet ist, so ginge er dahin, der Narkose der kleineren Haustiere
noch etwas mehr Raum zu geben, da gerade in der jetzigen Zeit die
tierärztliche Praxis sich auch diesem Zweige in erhöhtem Grade zu¬
wenden mußte. Wenn der Herr Verfasser auf Seite 72 bezüglich der
Narkose der Katzen glaubt, daß dieselbe selten erforderlich sei,
so wird er von denen, die ziemlich viel mit operativen Eingriffen
bei Katzen zu tun haben, wohl nicht recht bekommen, • Ich erinnere
hier nur an die Entfernung von Fremdkörpern, wie Nadeln u. a> aus
Zunge und Rachen, sowie an die Kastration der Kätzinnen, an Darra-
operationen u. a. m., Fälle, in denen inan die Narkose kaum entbehren
kann. Überall 'hier hat sich die Methode der Münchener Chirurgischen
Tierklinik in der Form der JVenger’sehen Publikationen vorzüglich
bewährt. Der Hinweis im Buche aber (S. 72) auf das „ Wenger’sche*
Verfahren deckt sich nicht mit der tatsächlichen Technik. Es scheint
vielmehr hier von Seiten des Herrn Verfassers ein Mißverständnis
obzuwalten. Auch das Kapaunen der Hähne, dem der Tierarzt
mehr und mehr Interesse zuwendet, dürfte vielleicht in einer spätereil
525
Auflage Berücksichtigung finden. Das Buch stellt im Ganzen eine
Glanzleistung dar und der Verlag hat keine Mühe und Auslagen ge-.
scheut auch von seiner Seite das Beste in Parier, Druck und Ab¬
bildungen zu geben.
Lehrbudi der Allgemeinen Therapie für Tierärzte. Von Eugen
Fröhner, Dr. med. und Dr. med. vet. h. c. Geh. Regierungsrat
und o. Professor, Direktor der medizinischen Klinik der Tier¬
ärztlichen Hochschule zu Berlin. Fünfte, neubearbeitete Auflage.
Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1920. Preis geh. 40 Mk.
Den gewaltigen Stoff der allgemeinen Therapie sehen wir vom
Herrn Verfasser nunmehr in der 5. Auflage verarbeitet, nachdem die
4. dieses Lehrbuches im Jahre 1914 auch in spanischer Sprache er¬
schienen war, ein Zeichen für die internalionäl-wissenschaftliche
Bedeutung dieses Werkes. Die Neuauflage hat sich in jeder Be¬
ziehung auf der Höhe der Zeit gehalten. Wir sehen sie durch zwei
wichtige Kapitel, nämlich über Lichttherapie und die Röntgenstrahlen
als Heilmittel bereichert. Andere Kapitel wurden ergänzt bezw. um¬
gearbeitet, so dasjenige über Desinfektion usw. Auch die Hyperämie¬
behandlung ist entsprechend den Erfahrungen im Kriege durch Neu¬
einschiebungen ergänzt worden. Die Verwendung des Kleindruckes
an geeigneter Stelle erleichtert das Studium des Werkes und ge¬
stattete die Beibehaltung einer handlichen Form trotz des riesen¬
haften Stoffes. Auf den weiteren Inhalt einzugehen, erübrigt sich,
da sich derselbe in der wesentlichen Einteilung des Stoffes mit den
früheren Auflagen deckt. Druck und Papier sind von bester
Qualität; das ganze Buch ist bekanntlich einzig in seiner Art und
dürfte einen unentbehrlichen Ratgeber jedes Tierarztes darstellen.
Ma.
Rat und erste Hilfe bei Unfällen und Erkrankungen von Pferden.
Leitsätze für Hufpflege und Hufbeschlag. Herausgegeben von der
„Pferdeschutz-Vereinigung über ganz Deutschland“ E. V. Im
Selbstverlag der „Pferdeschutz-Vereinigung .über ganz Deutsch¬
land“ E. V. Berlin W. 62, Kurftirstenstraße 76/77. Preis Mk. 2.50.
Die Broschüre gibt in kurzer, leicht verständlicher Weise Rat,
wie man sich bei allerlei plötzlichen'Vorkommnissen bis zum Ein¬
treffen des Tierarztes verhalten soll. Einige gelungene und recht brauch¬
bare Abbildungen sind dem Schriftchen beigegeben. Die gefährliche
Klippe, die darin besteht, daß bei Zuziehung ähnlicher Schriften
der Tierbesitzer den Tierarzt für entbehrlich hält und dadurch seinem
Viehstande und so sich selbst, früher oder später den schwersten
Schaden zufügt, scheint in dem vorliegenden Büchlein in glücklicher
Weise vermieden zu sein, da es tatsächlich nur auf die erste Hilfe
eingestellt ist und ausdrücklich die Hilfe des Tierarztes zur eigent¬
lichen Behandlung fordert. Dem Kapitel über die Unglücksfälle und
plötzlichen Erkrankungen sind noch Leitsätze für Hufpflege angefügt
und in einem Anhang, sind kurze Besprechungen beigegeben über
„Tierquälerei“ (deren Strafbarkeit), über „Anspruch von Schadener¬
satz für Beschädigung von Pferden durch unerlaubte Handlungen“,
über „Haftung für durch Pferde verursachten Schaden“, über, die
„Gewährmängel der Pferde, Esel und Bastarden“. Die Schrift schließt
mit einem Mahnwort an die Besitzer. Das Werkchen wird für Pferde¬
besitzer ein willkommener Ratgeber sein und zeichnet sich außer¬
dem durch einen mäßigen Preis aus. Ma.
527
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
Ober 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
otsiipoiioDsiniiiei „Heskimal“
Zu haben : Hesk-Gesellschaft in Würzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inn),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale, Pusta in Stargard (Pomm.) —
Tierarzt Dr. Vanselow in Taucha bei Leipzig. — Tierarzt Dr. Hugo
GOldeberger, Charlottenburg, Sybelstraße 13. — Tierarzt Dr. Krüger ln
Mohorn, Bez.: Dresden.
Lleleruno nur an Tierarzte und Jlpoibeken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — Übliche Rabate.
ChemtPharmazeutische Werke Bad Homburg AsG.
Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr. 14, 1921, Seite 237 und 254.
Innger, kralliger, nMslrend. Mann,
Student der Landwirtschaft (4. Semester) mit 2jähriger Praxis, der
sich nach Beendigung des landwirtschaftlichen Studiums der tier¬
ärztlichen Laufbahn widmen will, sucht entsprechende Beschäftigung
ab 1. Juli 1921. Gefl. Off. unt. H. S. 10 an die Schrift!, ds. Bl.
Zur gefl. Beachtung I
RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß der Inseraten-
Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden Woehe
erscheinende Nummer der Wochenschrift
528
Laboratorium Dr.Klein .Berlin
öeneraldepof MüucheaHess -itr 12
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
W Dr. Kleins ^
Antiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden - Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
/ Lieferung erfolgt an Tierärzte
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
J)r. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 14. Juni 1921. , Nr. 24.
Inhalt:
Originalartikel: Waldmann. — Kirner. (Schluß folgt.) — Referate — Tierärzt¬
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). —
Personalien. — Bücherschau.
(Aus der Staatlichen Forschungs-Anstalt Insel Riems;
Leiter: Dr. 0. Waldmann.)
Variola hnmana und Maul- und Klauenseuche.
(Bemerkungen zu dem Artikel v. A. Groth in Nr. 52, Jahrgang 1920,
der Münch. Med. Wochenschriit.)
Von Dr. 0. Waldmann*).
Die Ähnlichkeit des Krankheitsverlaufes hei der Maul¬
und Klauenseuche mit dem der Variola hnmana hat G rot h
veranlaßt, Versuche anzustellen zu dem Zwecke, auf glei¬
chem oder ähnlichem Wege wie bei der Variola humana zu
einem Schutzimpfverfahren zu gelangen. Er hat zunächst
gemeinsam mit Ernst, der in Nr. 48 der „Münch.Tierärztl.
Wochenschrift“ über dieselben Versuche berichtet, nach¬
gewiesen, daß es durch intrakutane Injektion des Maul- und
Klauenseuchevirus am Flotzmaul des Rindes und an der
Rüsselscheibe des Schweines gelingt, zunächst eine lokale
Aphthe an der Impfstelle zu erzielen, die aber nach weiteren
24—48 Stunden von einer allgemeinen Eruption gefolgt ist.
Verfasser hat weiter unter Nachahmung der Methode
der Gewinnung von ’Schutzpockenlyinphe zunächst bei em¬
pfänglichen Tieren versucht,, „das Virus der Maul- und
Klauenseuche an den haarfreien Stellen der äußeren Haut
zur Ansiedelung, und womöglich zur Vermehrung zu
bringen“. Er injizierte intrakutan eine Aufschwemmung
von abgeschabtem Blaseninhalt und erzielte derbe Infiltrate,
die durchschnittlich am Ende des zweiten Tages ihre größte
Ausdehnung erreichten und dann entweder resorbiert wur¬
den, oder abszedierten. Am vierten bis sechsten Tage nach,
der Impfung trat hei vier von fünf Tieren eine aphthöse
Allgemeinerkrankung auf.
*) Eingereicht am 6. Mai 1921. Die Schriftleitung.
530
Dieselben derben Infiltrate an der Impfstelle erzielte
Groth bei Kaninchen und Meerschweinchen, denen er das
virushaltige Material intrakutan in die enthaarte Rücken¬
haut injizierte, ohne daß es zu einer Allgemeinerkrankung
gekommen wäre. Bei Kaninchen glaubt er auf der Kuppe
der Infiltrate flache, weiße Bläschen ?on Hirsekorn- bis
Linsengröße beobachtet zu haben.
Verfasser läßt die Frage offen, ob die von ihm erzielte
lokale Impfreaktion bei spontan empfänglichen und spontan
nicht empfänglichen Tieren als Analogon der primären lo¬
kalen Aphthe der Schleimhaut aufgefaßt werden darf. Er
, wünscht zunächst die Prüfung der Spezifität des von ihm
erzeugten lokalen Infektes auf der Kutis und bejahenden
Falles eine weitere Prüfung der Frage, ob das Kaninchen
als geeignetes Passagetier anzusprechen sei, „um das flüch¬
tige Virus der Maul- und Klauenseuche in ein fixes Kon-
tagium ähnlich wie bei der Variola und Vakzine zu ver¬
wandeln“.
Verfasser hält es nach dem Ergebnis seiner Versuche
für möglich auf dem von ihm eingeschlagenen Wege zu
einem Schutzimpfverfahren zu kommen.
Die Beobachtung von Groth und Ernst, wonach es
bei geeigneter Wahl des Impfortes und des Impfmodus ge¬
lingt, bei spontan empfänglichen Tieren zunächst eine lokale
Aphthe an der Impfstelle hervorzurufen, stimmt überein
mit den Beobachtungen, die ich bei der Übertragung der
Maul- und Klauenseuche auf das Meerschweinchen machen
konnte (Berl.Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 44). Impft
man Meerschweinchen z. B. intrakutan an der Plantarfläche
des Metataraus, so treten hier innerhalb 24 Stunden schon
Aphthen auf. Die in der Blasenbildung an den anderen
Beinen zum Ausdruck kommende Generalisation erfolgt
erst nach 2—5 Tagen. Diesen Verlauf habe ich bis jetzt
an über hundert zum Zwecke der Passagezüchtung auf diese
Weise infizierten Meerschweinchen immer gesehen. Die
Zweiphasigkeit tritt demnach beim Meerschweinchen be¬
sonders deutlich in Erscheinung.
Diese Feststellungen über die primäre Lokalisation sind
von großer Bedeutung, einmal im Hinblick auf die bis jetzt
noch nicht geklärten feineren Vorgänge der Infektion, dann
aber auch im Zusammenhang mit der schon von dem Italiener
Terni festgestellten Tatsache, daß beim durchseuchten Tier
zwischen einer allgemeinen und einer Gewebsimmunität,
d. h. Immunität der Prädilektionsstellen unterschieden wer¬
den kann. Letztere verschwindet früher. Ferner konnte ich
531
feststellen, daß es durch passive Immunisierung mit be¬
stimmten Mengen des Löffler sehen Maul- und Klauen¬
seucheserums gelingt, einem empfänglichen Tiere (Kind)
eine allgemeine Immunität ohne Gewebsimmunität zu ver¬
leihen. Bei derart präparierten Tieren kommt es zur lokalen
Aphthenbildung, die- Generalisation bleibt jedoch aus. über
diese Versuche werde ich an anderer Stelle berichten.
Was nun die Deutung der von G r o th erzielten derben
Infiltrate bei der intrakutanen Impfung der Kutis seiner
Versuchstiere anlangt, so scheinen mir seine Zweifel an der
Spezifität dieser Keaktion nur zu berechtigt. Hätte G r o t h
statt einer Aufschwemmung des abschabten Blaseninhaltes
den möglichst steril mit der Kapillarpipette gewonnenen
und im Verhältnis 1:4 mit Kochsalzlösung verdünnten
Blaseninhält verwandt, so hätte er niemals eine lokale Ipmf-
reaktion der Kutis erhalten. Bei der intrakutanen Verimp¬
fung dieses Impfmaterials tritt vollständige Resorptioir ohne
lokale Keaktion ein. (Die durch die Impfflüssigkeit ent¬
stehende künstliche Quaddel ist hach 10—20 Minuten ver¬
schwunden.) Beim spontan empfänglichen Tiere haben wir
bei der Verimpfung von 0,1 ccm Blaseninhalt in die behaarte
Haut in der Kegel nach 2—4 Tagen die Allgemeininfektion.
Bei der Impfung von Kaninchen in die enthaarte Kücken¬
haut habe ich bis jetzt weder lokale noch allgemeine Er¬
scheinungen außer Fieber auftreten sehen. Das Meerschwein¬
chen verhält sich wie das Rind und das Schwein; es er¬
krankt nach 2—-4 Tagen allgemein, ohne an der Impfstelle
(enthaarte Rückenhaut) irgend welche Erscheinungen zu
zeigen.
Ich glaube daher, daß die von G r o t h erzielten lokalen
Impf eff ekte nicht spezifisch sind. Die Infiltrate sind viel¬
mehr das Produkt der Verunreinigungen oder Gewebs-
partikelchen, die bei der von G r o t h geübten Art der Ge¬
winnung der Lymphe beigemengt sind.
Die Notimpfnng bei der bösartigen Hanl- nnd
Klauenseuche. (Fortsetzung.)
Referat lttr die Kreisversammlung des tierärztlichen Kreisvereins
Schwaben am 15. November 1920 erstattet
von Kirner, Gersthofen.
Als Impfstelle verdient die Vorderbrust zu beiden Seiten der
Brustspitze den Vorzug.* Dile Haut ist hier dünn und leicht zu
durchstechen. An der Schulter ist sie weniger leicht abzuheben,
dicker und in der Regel mehr mit Staub bedeckt. Bekommt man
an der Vorderbrust einen Abszeß, so ist er hier leichter zu öffnen
532
und ungefährlich. Der Inhalt läuft selbsttätig ab. Geöffnete Ab¬
szesse an der Schulter (wie fleh das von anderer Seite zu sehen
Gelegenheit hatte und an jedem Stück einiger Bestände) fallen
dem Stallbesucher derart unangenehm auf, daß er bei solchem An¬
blick den größten Abscheu vor der Impfung bekommt. Abszesse
an der Schulter neigen gerne zu Eiterversenkung unter das
Schulterblatt und zwingen zu einer ekligen Nachbehandlung. Das
Impfen an der Vorderbrust bedingt einen zirka 1 Meter langen
Schlauch, dann kann man den Bewegungen des Tieres folgen und
hat sich nur um die Nadelführung zu kümmern. Das Spritzen be¬
sorgt ein Gehilfe.
Das zu impfende Blut- oder Serumquaoitum nimmt man auch
bei gesunden Tieren nicht leicht zu groß. So konnte ich wieder¬
holt sehen, daß noch gesund geimpfte starke Ochsen, denen man
wegen 1 ihrer Bösartigkeit lieber aus dem Wege ging und 1—2
Spritzen weniger gab, auffallend schwerer erkrankten, als daneben¬
stehende gleich große, aber mit größeren Gaben bedachte.
Bei noch gesund geiimpften Tieren reichen zweifellos auch ver¬
hältnismäßig kleine Gaben aus, um das Leben zu erhalten. Sie
erkranken aber in der Regel doch stärker und laborieren mehr an
Nachkrankheiten. Die Befürchtung, es möchten die mit größeren
Gaben gesund geimpften Tiere nicht im genügenden Masse er¬
kranken, um eine länger dauernde Immunität zu erwerben, fand
ich bisher nicht bestätigt, d. h. es ist bis heute kein geimpftes Tier
zum zweitenmal an der Seuche erkrankt. Bei genügend großen
Gaben wird auch die Milchleistung ni)e weit zurückgehen, resp.
sich bald wieder einstellen. Verteilt sich das eingespritzte Blut
nur schlecht, knetet man die Aufbeulung sofort nach dem Ein¬
spritzen, um Drucknekrosen zu verhindern und ein rasches Auf¬
saugen zu ermöglichen.
Die Ansteckung der Tiere mit Virus geschieht am besten Ln
der bekannten Weise mit dem Speichel der Erkrankten. Andere
Arten der Ansteckung veranlassen wohl in der Regel ein rascheres
und gleichmäßigeres Angehen der Seuche, sind aber viel zu zeit¬
raubend. Desgleichen ist die Benützung des Thermometers vom
wissenschaftlichen Standpunkte ans nur zu empfehlen. Wenn es
sich aber darum handelt, große Bestände zu behandeln, und viel
Arheit vorliegt, dann ist sie ebenfalls viel zu zeitraubend. Ich habe
nun in der Folge dem Besitzer immer gesagt: bei den noch .gesund
geimpften Tieren wifird kein Verlust eintreten, bei den schon ^er¬
krankten ist es je nach dem Grade der schon eingetretenen Er¬
krankung möglich, daß das eine oder andere, fast programmäßig
das zuerst Erkrankte, fallen kann bnd habe sein besonderes Augen¬
merk auf die schon vor der Impfung erkrankten Tiere gelenkt. Da¬
bei ist zu empfehlen, die Herztätigkeit der letzteren Tiere zu unter¬
suchen, um den Besatzer auf solche aufmerksam machen zu können,
bei denen trotz der Impfung (zu später!) Hopfen und Malz ver¬
loren ist. Diese Feststellung ist auch in der Regel kein Kunst¬
stück.
Wann soll geimpft werden? Dann, wenn beim
ersten Tiere eines Bestandes dile ersten Krankheitserschei¬
nungen aufgetreten, sind und dann gleich der ganze Bestand!
Das ist die conditio sine qua non für einten sicheren und gleich¬
mäßigen Erfolg! Dann ist nur dieses zuerst erkrankte Tier iln
Gefahr, die übrigen sind mit nahezu mathematischer Sicherheit von
vornherein gesichert. Es gibt eigentlich nur eiiinen Impffehler,
533
wenn man Unreinlichkeit usw. ausschaltet, und das ist eben die
zu späte Impfung. Wer sich und seine Landwirte nicht an diese
wichtigste Grundbedingung gewöhnt hat, wird ungleichmäßigen
Erfolg haben. Jeweils nur die schon erkrankten Tiere eines Be¬
standes zu impfen oder gar die Landwirte dahin „aufzuklären“,
daß sie erst nach Ablauf von zweimal 24 Stunden den Tierarzt
holen sollen, ist ein Riesenfehler. Wer gegen Schweine-Rotlauf
impft, wird ja auch nicht erst zuwarten, bis alle Tiere erkrankt
oder gar nahe dem Verenden sind. Wer glaubt, bereits vorhandene
starke organische Veränderungen des Herzens mit einer Spritze
voll Blut, vielleicht 5 Minuten vor dem Verenden, noch auszu¬
gleichen, ist ebenfalls im Irrtum.
Eigene Resultate:
Geimpft wurde grundsätzlich nur in schwer verseuchten Ort¬
schaften; nur in einer Gemeinde mit wenigen Seuchengehöften
hätte die Impfung vielleicht unterbleiben können, da dort auch in
ein paar nicht durchgeimpften Ställen die Seuche gutartig verlief.
Von 3000 geimpften Rindern, 1050 Schafen, 300 Schweinen und
Ziegen fielen bezw. wurden notgeschlachtet:
durch die Impfung möglicherweise .1 Rind, doch ist es
nicht ausgeschlossen, daß es sich dabei um Sepsis im Anschlüsse
an Decubitus gehandelt hat, da düe Phlegmone erst nach 14 Tagen
entstanden ist und Decubitus Vorgelegen hat; das ist möglicher¬
weise der einzige Verlust durch die Impfung;
trotz der Impfung gingen zu Verlust: von den Rindern
1% % gerechnet auf ihre ganze Summe. Diese Zahl wäre noch
günstiger geworden, wenn nicht im Momat Oktober einige Be¬
stände zu spät angemeldet worden wären, wodurch etwas größere
Verluste’eingetreten sind. Eingerechnet sind alle zu spät geimpf¬
ten Tiere, auch solche, bei denen die Impfung schon von vorn¬
herein so viel wie zwecklos war. Nicht eingerechnet Kälber, dfie
in den ersten Seuchentagen geboren wurden und nicht geimpft
waren.
Aus zwei besonders bösartig verseuchten Schafherden, von
denen schon vor der Impfung eine größere Anzahl von Tieren ge¬
fallen war und die übrigen einen trostlosen Anblick boten, fielen
während und nach der Impfung noch 30 Stück aus noch vorhanden
gewesenen'600. Aus zwei) anderen Schafherden von 400 Stück,
die von den er,steren aus infiziert waren, also das gleiche Virus
inne hatten, jedoch sehr frühzeitig geimpft wurden, fiel kein Stück.
Von den geimpften 300 Schweinen und Ziegen fiel keine Ziege,
auch nicht schon schwer erkrankte; von den Schweinen ein sehr
spät geimpftes größeres und 8 oder 9 schwächere Ferkel.
Diese günstigen Resultate wären totsicher nicht auf anderem
Wege erreicht worden. Die Notimpfung soll in allererster Linie
die Zahl der Todesfälle stark herabsetzen. Wenn heute noch viel¬
fach von ihr erwartet wird, namentlich in landwirtschaftlichen
Kreisen, daß sie mach Art einer wirklichen Schutzimpfung den
Ausbruch der Seuche verhindere, dann ilst das eine Verken¬
nung der Sachlage.
Das Massensterben hat prompt aufgehört in allen bösartig ver¬
seuchten Ortschaften, so bald und wo nur immer die Impfung vor¬
genommen wurde, und das war der Zweck der Übung.
Nachkrankheiten sind nur ganz selten zu Gesicht ge¬
kommen. Ausschuhen niemals, andere Klauenleiden nur sehr selten
534
und nur bei einigen sehr schweren Tierein auch dann, wenn sie
frühzeitig geimpft waren. Die Milchleistung hat sich, fast durch¬
weg sehr bald wieder auf den alten Stand gehoben. Die ander¬
weitig bekannt gegebene Ansicht, daß geimpfte. Tiere mehr als
nicht geimpfte nachträglich dem Siechtum „als Folge der Imp¬
fung“ verfallen sollen, ist ganz und gar grundlos. Ich habe stets
das Gegenteil wahrgenommen; Siechtum trotz der Impfung ist mir
nur bei 2 Tieren bekannt geworden (in dem Grade, daß sie ge¬
schlachtet werden mußten), dagegen ist mir Siechtum häufig in
nicht geimpften, leicht verseucht gewesenen Beständen zu Gesicht
gekommen.
s Abszesse sind äußerst selten und nur in harmloser Form auf¬
getreten.
Die Notimpfung ohne gleichzeitige Ansteckung ist mehrfach
als Schutzimpfung bezeichnet und in diesem Sinne ausgeführt
worden,. Eine Impfung aber, die nur ein paar Wochen anhält und
bei der die Tiere doch an der Seuche erkranken, wenn sie in
wenigen Tagen einreißt, wird doch für gewöhnlich nicht Schutz¬
impfung genannt. Eine solche Art der Schutzimpfung ist mehr¬
fach recht zweideutig aufgefaßt worden, auch ist es nicht gerade
zweckmäßig, unnötigerweise unverseuchte Gehöfte zu betreten.
Wenn man in frisch verseuchten Ortschaften von Haus zu Haus
die Simultanimpfung zur Anwendung brächte, so wäre
einerseits die Möglichkeit für rascheste Durchseuchung der Ort¬
schaft in ein paar Wochen gegeben, so daß sie nicht etwa ein
volles Jahr lang als Quelle für weitere Seuchenverbreitung dienen
könnte; andererseits die größte Gewähr für geringste Verluste,
weil zu spätes Impfen dann nicht Vorkommen würde. Dieses Vor¬
gehen wäre aber vom technischen Standpunkte aus wegen der
Blutbeschaffung häufig schwierig und andererseits ist es gesetz¬
lich nicht gestattet.
Wenn mehrfach über zu hohe Rechnungen einzelner Impf¬
tierärzte geklagt wurde, dann nicht mit Unrecht, wenn die Forde¬
rungen über die Leistungen gegangen sind. Andererseits aber soll
nicht ausgerechnet dem Tierarzt zugemutet werden, das Impfge¬
schäft um Gotteslohn oder doch nahezu umsonst auszuführen; das
mag am Platze sein, wenn es sich um arme Leute handelt. Am
besten düufte es sein, wenn in diesem Punkte ausgleichend vorge¬
gangen wird. Ich kenne kaum eine andere berufliche Arbeit, die,
was Leistung und Unannehmlichkeit anbetrifft, der Notimpfung in
ihrer heutigen Form gleichkommt, wenn es sich darum handelt.
Tag für Tag und Monate hindurch auch noch halbe Nächte lang
dem Impfgeschäfte nachzuhängen. Die Impfung läßt sich nicht
überhasten, sonst wehe dem Erfolg!
(Schluß folgt.)
Referate.
Infektions- und Invasionskrankheiten.
Stabsveterinär Prof. Dr. L ü h r s: Ist das Wechselfieber
der Pferde auf den Menschen übertragbar? (Vet.-bakteriol.
Laboratorium, Berlin. — Zeitscbr. f. Veterinärkunde, 1920,
Heft 4, S. 89.)
Im Mai 1917 war der Verfasser unter Symptomen erkrankt, die
ihn bei späteren Arbeiten mit der infektiösen Anämie auf den Ge-
danken einer Selbstinfektion mit dieser Krankheit, die er Wechsel¬
fieber nennt, brachten. Diie seinerzeitigen Krankheitserscheinungen
bestanden in heftigem Darmkatarrh, Kopfschmerzen, Körper¬
schwäche, Abmagerung, blasser Gesichtsfarbe und ebensolchen
Schleimhäuten und in Schmerzen in der Nierengegend. Einige
Wochen später stellte sich ein Hautausschlag in Gestalt <aes Herpes
zoster ein; die Wassermann-Reaktion war stets negativ; die Tem¬
peratur stieg nur zeitweise um einige Vio° über 39°; die haupt¬
sächlich über den Hinterkopf* verbreiteten Kopfschmerzen traten
in etwa achtwöchigen, Anfällen auf, noch im Jahre 1919 waren
solche Erscheinungen festzustellen. Das Blut des Autors enthielt
etwa 5 Millionen rote Blutkörperchen, 3300 weiße, so daß Hypo-
leukozytoise bestand; der Hämoglobingehalt betrug 101. Um sein,
Blut zu prüfen, spritzte L. 1 ccm Armvenenblut lauwarm einem
Ver,suchspferde 5467 subkutan ein, worauf- dasselbe typisch an
Wechselfieber erkrankte. Diesem Ausgange zufolge muß das
Eigenblut L.’s infektiös sein, da alle Versuchsobjekte auf ihre
Virusfreiheit vorgeprüft waren. Zur Kontrolle des Versuches und
zum Beweise der Filtrierbarkeit des Virus unternahm L. mit Blut
und filtriertem Eigenblutserum Überimpfungen auf die Versuchs¬
pferde 554 mit 5 ccm Blut und 368 mit 1 ccm Serum in Kochsalz-.
lösung i. v. Das blut geimpfte' Pf'erd erkrankte
nach einer 21tägigen Inkubation an schwerem
Wechselfieber, das serumgeimpfte nach 26Tagen
nur leicht. Von dem Blutpferd erhielt ein weiteres Pferd 707
filtriertes Serum 5 ccm i. v. Auch dieses Pferd ist nach 17 Tagen
Inkubation unter den Symptomen des Wechselfiebers erkrankt.
Das Resultat bei 10 mit je 1 ccm lebenswarmen Blut von Pferd 707
und bei 3 mit L.-Blut i. p. geimpften Meerschweinchen war zurzeit
der Veröffentlichung vorliegender Abhandlung noch nicht abge¬
schlossen. Die Frage über die Art und den Zeitpunkt der Selbst¬
infektion mit Wechselfieber, ob gelegentlich einer Verletzung bei
Impfarbeiten oder beim Pipettieren virushaltigen Materiales oder
durch Genuß von Fleisch wechselfieberkranker Pferde oder durch
Insektenstiche bei Anämieversuchen, läßt der Autor offen. Jeden¬
falls mahnt die Möglichkeit einer Infektion mit Wechselfiebertirus
zur größten Vorsicht, ebenso ist die Gefahr der Seuchenverschlep-
,pung durch Heil- u. Schutzserum zu berücksichtigen. Zum Schlüsse
stellt L. fest, daß er weder mikroskopisch noch kulturell und im
Tierversuch die Gegenwart von Spirochäten, wie sie Japaner fan¬
den, bestätigen konnte und spricht die Wahrscheinlichkeit aus,
daß das zurzeit in Deutschland herrschende Pferde-Wechselfieber
mit dem in Japan aufgetretenen nicht identisch ist. Me.
Innere Medizin nnd Hygienle.
Dr. med. vet. Becker- Dresden: Zur Kenntnis der
Proteinkörpertherapie in der Veterinärmedizin unter be¬
sonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung bei der inneren
Augenentzündung der Pferde. (Berl.Tierärztl.Woehenschr.,
1920, Nr. 36, S. 417.)
Unter Bezugnahme auf die Mitteilungen von Gtavert über
die guten Resultate mit der Aolantherapie übergiiibt der Autor seine
Erfahrungen bei der Verwendung eines anderen ebenfalls aus
steriler Milch genommenen Präparates der Öffentlichkeit. Ophthal-
536
lnosan bezeichnet das Sächsische Serurawerk Dresden das haupt¬
sächlich in der menschlichen Augenheilkunde benützte Milch¬
präparat. B. führte seiine Versuche vorwiegend bei der periodischen
Augenentzündung aus. Von 9 amerikanischen Maultieren hatte
eines bereits 3 Rezidiven dieser Augenerkrankung am linken Auge
überstanden und eine Hornhauttrübung und hintere Synechien da¬
von behalten. Ein zweites erkra n kte am 31.1. 20 zum erstenmale
typiscdi am rechten Auge unter den Erscheinungen der Chorioid.
infect. recid. Die bis zum 4. 2. 20 ausgeführte Kokain - Atropin¬
therapie wurde ausgesetzt und an der rechten Halsseite 10 ccm
Ophthalmosan intramuskulär injiziert. Ohne nachteilige Reaktion
vom seiten des Allgemeinbefindens des Tieres wurde der Anfall in
überraschender Schnelligkeit coupiert, das Exsudat in der vorderen
Augenkammer aufgesaugt. Von dem schweren Krankheitsbilde des
Vortages war nur eine leichte Konjunktivitis und Keratitis übrig
geblieben, nach zwei weiteren Tagen war völlige Heilung einge¬
treten. Am 20. 2. 20 erkrankte wiederum ein Maultier dieses Be¬
standes. Es wurden sofort 20 ccm Ophthalmosan i. m. einverleibt
mit dem Erfolge, daß bereits tags darauf die akute Entzündung
abflaute, eine zweite Injektion derselben Dosis am 23. 2. 20 führte
nach einigen Tagen zur völligen Heilung. Ein wegen periodischer
Augenentzündung und daraus folgender Schädigung des linken
Auges ausgemustertes Militärpferd erhielt anläßlich eines neuen
Rückfalles 20 ccm Ophthalmosan i. m., worauf innerhalb 3 Tagen
die akutenEntzündungssymptome verschwunden waren. Ein zweites
wegen der Folgezustände der periodischen Augenentzündung in
Form völliger Erblindung am rechten Auge ausrangiertes Militär-
pferd erlitt plötzlich an diesem Auge ein Rezidive; am dritten Er¬
krankungstage wurden 10 ccm in den r. m. Masseter injiziert,
worauf rasch eine Besserung eintrat, die sich in Nachlassen des
Tränenflusses und öffnen des Auges äußerte ; am achten Tage der
Erkrankung wurden 20 ccm am Halse repetiert, darauf trat nach
einigen Tagen eine derartige Besserung auf, daß sich sogar die
2 Jahre bestandene milchige Hornhauttrübung soweit aufhellte,
daß man einen Einblick in das Augeninnere gewann. Ein brauner
Wallach hatte am rechten Auge seit mehreren Monaten eine innere
Augenentzündung, dazu einen Hornhautfleck und in seiitner Ver¬
längerung eine Narbe im oberen Lid. B. versuchte 10 ccm Ophthal¬
mosan i. m. am Halse, da innerhalb 8 Tagen keine Besserung am
Auge bestand, wurde diese Dosis erneut injiziert und gleichzeitig
10 ccm iiin den r. m. Masseter gegeben, darauf trat eine Besserung
ein, nach 8 Tagen wurden nochmals 20 ccm eingespritzt, worauf
Heilung erfolgte. B. injizierte noch einmal 20 ccm. In den
fünf Fällen von periodischerAugenentzündung
war eine günstige Beeinflussung des Leidens
durch Ophthalmosan deutlich wahrnehmbar, bis
zur Heilung waren einmal 10, dreimal 20, einmal 30 und einmal
70 ccm benötigt. Auch in zwei Fällen von Phlegmone an den Hinter¬
füßen beim Pferde war auf die Injektion von 20 ccm Ophthalmosan
hin rasches Sinken des Fiebers und der Schmerzen sowie Ab-
schwellen der Gliedmaße zu beobachten. Hingegen versagte die
Milchtherapie beii) sekundärer Anämie, Ikterus, bei bakteriellen
Arthritiden und Lymphangitis epizootica. Zum Schlüsse empfiehlt
B. Versuche mit einmaligen Dosen von 20 ccm i. m. am Halse,
beim Ausbleiben einer günstigen Wirkung; Rein jektion .nach
wenigen Tagen, sonst nach 6—7 Tagen. Peinliche Antisepsis ist
537
bei dieser Therapie Grundbedingung. (Der Preis des Ophthal-
mosan ist nacht angegeben. D. Schriftl.) Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Prüfung für den staatlichen Tierzuchtdienst.
Die Prüfung findet erstmals am 7. November 1921 statt. Be¬
werber haben ihre mit den erforderlichen Nachweisen versehenen
Gesuche bis längstens 1. August 1. J. beim Staatsministerium für
Landwirtschaft einzureichen.
Kursus über exotische Pathologie und medizinische Parasitologie.
Im Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Hamburg, be¬
ginnt am Montag den 19. September ds. Jrs. ein etwa acht-
wöchiger Kursus über exotische Pathologie urfd
medizinische Parasitologie. Er umfaßt Einführung
in die pathogenen Protozoen, Klinik und Pathologie exotischer
Krankheiten (mit Krankenvorstellungen), medizinische Helmintho¬
logie und Entomologie, Schiffs- und Tropenhygiene, exotische Tier¬
seuchen und Fleischbeschau.
Vortragende sind: B. N o ch t, F. Fülleborn, C. Giemsa,
F. G 1 a g e, M. Mayer, E. Martini, P. M ü h 1 e n s, E. Pa¬
schen, E. Reich enow, H. daRocha-Lima, K. Sanne¬
mann, H. Z e i ß.
Anfragen (Prospekte) und Anmeldungen bis spätestens 1. Sep¬
tember 1921 an das Institut, Hamburg 4, Bernhardstraße 74.
Die Berufslage der Akademiker/)
Die neuesten statistischen Erhebungen lassen erkennen, daß
an den deutschen Universitäten im Wintersemester
1920/21 89 000 Studierende eingeschrieben waren, an den Tech¬
nischen Hochschulen etwa 19 000, an den landwirtschaftlichen, den
tierärztlichen u. Handelshochschulen, den Lyzeen, Akademien usw.
etwa 12 000. Dies ergibt eine Gesamtziffer von etwa
115000 Studierenden.
Erwägt man, daß etwa ein Drittel der Zahl der augenblicklich
Studierenden eine Stauungsfolge deis Krieges ist, so wird man
nach Abzug von etwa 35 000 Akademikern immer noch auf etwa
80 000 Studierende kommen, die ohne Rücksicht auf die Lage des
akademischen Arbeitsmarktes sich derzeit auf akademische Berufe
vorbereiten. Erwägt man, daß eine Uberfüllung der akademischen
Berufe im Frieden schon bei einem Stande von durchschnittlich
55 000 Studierenden und etwa 10 000 Technikern eintrat, daß die
Aufnahmefähigkeit des akademischen Arbeitsmarktes infolge der
Sparsamkeit in unserem Staatshaushalt, wie infolge der Abwande¬
rung vieler Tausende von Reichs- und Staatsbeamten der ver¬
lorenen und besetzten Gebietsteile in unbesetzte erheblich gelitten
hat, so wird man dieser Entwicklung die ernsteste Aufmerksamkeit
schenken müssen. Tausende unserer Akademiker gehen blinden
oder nahezu blinden Auges in ihre Proletarisierung hinein, um
*) Vorstehende Ausführungen sind einer sehr lesenswerten Ab¬
handlung von Dr. Br. Rau eck er
entnommen.
M. N. N. Nr.
£
535 v. 22. 12. 20 —
r, Dstkhriftl.
11 n /.
( '
s.
« rvl
\\
ft
538
hinterher, wie wir befürchten müssen, den Staat und die Gesell¬
schaft für diiese ProletaTisierung verantwortlich zu machen.
Der Arzt, der Rechtsanwalt, der GeleJirte wird mehr oder
weniger „sozialisiert“. Die Erhöhung der Versicherungsgrenze
auf 15 000 Mark bedeutet die unmittelbare Sozialisierung des
Ärztestandes im Dienste der Krankenkassen. Ehemalige
Militär- und Marlineärzte erhöhen die Zahl des ärztlichen Prole¬
tariats. Schon heute kommt auf etwa 1500 Einwohner ein Arzt,
im Jahre 1922 wird schon auf je 1000 Einwohner ein Arzt zu
rechnen sein. Ein ungeheueres Ärzteelend ist die Folge. E s b e •
ziehen heute schon in München -eine Anzahl
Ärzte E r w e r b s Io s e n u n t e r s t ü t z u n g. Nicht besser
slünd die Rechtsanwälte gestellt. Der noch immer wachsende
Zusammenschluß der Berufsstände zu Organisationen, zu Kartellen,
zu Trusts, zu Arbeitsgemeinschaften, Genossenschaften, Gewerk¬
schaften usw. „sozialisiert“ die Reelltsanwalte zu Vertretern der
Kollektivinteressen. — Die Not der Universitäten und der
Wissenschaft ist bekannt. Sie zwingt mehr und mehr zu rationellem
Lehrbetrieb, zur Einsparung von Lehrkräften und Assistenten, eine
große Anzahl von Wissenschaftlern wird hierdurch brotlos werden.
In diese Tragik der Akademikerschaft mischt sich die Tatsache,
daß von den Studierenden 9.2 vom Hundert Frauen sind. Der ver¬
hältnismäßige Anteil der Frauen am Universitätsstudium ist seit
1910 von vier auf , fast elf Prozent gestiegen. Die Zahl der an den
Universitäten des Reiches eingeschriebenen Studentinnen
beläuft sich zurzeit auf 8122, während sie vor fünf Jahren noch
8114 und vor zehn Jahren noch kaum 2000 betrug. Die Zahl der
Lehramtsanwärterinnen ist von etwa 600 vor zwölf Jahren auf fast
4000 im Jahre 1918 emporgeschnellt, ohne daß ihre Zahl heute
nennenswert gefallen ist. Bedenkt man, daß der preußische Kultus¬
minister Hönisch in einem Erlaß an die Provinzialschulkollegien
im Februar 1920 feststellte, daß rund 15 000 im Studium befind¬
liche Philologen „kaum auf Anstellung in absehbarer Zeit rechnen
können“, so kann man sich die Spannungen und Gegensätze vor¬
stellen. die aus diesem Zudrang der Frauen zum Lehrberuf zwischen
männlichen und weiblichen Anwärtern erwachsen werden. Ähnlich
liegen die Dinge ;in derReclitswissenschafL in derNationälökonomie,
in der Medizin und in der Pharmazie.
Was kann geschehen, um diesem Übel Einhalt zu tun? Vor
allem wird eine fortgesetzte, nie erlahmendeVeröffent-
lichung der offenen Beamten- und Beamtinnen-
stellen, die sofort und in absehbarer Zeit zu besetzen sind, er¬
folgen müssen. Daß die Verhältnisziffer der weiblichen Anwärter
zu der der männlichen bei der endgültigen Stellenbesetzung be¬
rücksichtigt werden muß, versteht sich von selbst.
Dann aber — und dies gilt für sämtliche Akademiker, gleich¬
viel ob männlichen oder weiblichen Geschlechts — wird eine
Zentralaus gleich s't eile, ein Zentralberufs- oder Arbeits¬
amt zu schaffen sein. Die Übernahme der Mehrz*ahl der Landes¬
beamten durch das Reich ist durchgeführt oder im Gange. Der
technische Apparat kann in Anlehnung an die Zentralstelle für Be¬
rufsberatung der Akademiker ohne zu große Schwierigkeiten ge¬
schaffen werden. Endlich ist eine zwangsweise Errichtung von
Arbeitsnachweisen für Akademiker durch die akademischen Be¬
rufsstände selbst, jedoch in engster Anlehnung an den vorhandenen
Arbeitsnachweisappapat der Berufs- und Arbeitsämter geboten. Die
Einfügung einer entsprechenden Bestimmung in das Arbeitsnach¬
weisgesetz würde deshalb tunlich sein.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Großer Aufschwung; des berühmten^ „Meißener Schweins“.
Auf einen außerordentlichen Zuchterfolg kann die Zuchtgenos¬
senschaft für das Meißener Schwein zurückblicken. ' Der Geschäfts¬
bericht für das Jahr 1920 ergibt ein sehr erfreuliches Bild. Es
wurde ein Verkauf von Tieren für 142 813 Mark vermittelt. Eine
noch nie dagewesene Höhe, die aber ihre Ursache in den hohen
Zuchtviehpreisen .hat. Es wurden 185 Tiere verkauft gegen 105
im Jahre 1919. Im letzten Vierteljahr 1920 stockte wegen der
überall herrschenden Maul- und Klauenseuche der Absatz fast
ganz. Dagegen läßt sich das neue Geschäftsjahr 1921 sehr gut an
und konnte der Nachfrage durch das Angebot nicht immer genügt
werden.' Die Mitgliederzahl erhöhte sich von 32 auf 36 mit einem
Bestand von 160 ungekörten Sauen gegen 132 im Jahre 1919. Auch
im neuen Geschäftsjahr haben sich bereits vier bedeutende Züchter
der Meißener Gegend zur Genossenschaft 1 gemeldet. Die Eber¬
aufzuchtstation in Seebschütz wnrde nach dem Kriege erstmalig
mit 7 Tieren wieder besetzt und wurden dort ganz hervorragende
Resultate erzielt. Leider scheitert die Errichtung einer Schweine¬
weide in Döhritzchen an den hohen Kosten. Die am 22. Juni in
Dresden stattfindende Schweineschau wird von der Zuchtgenossen¬
schaft für das Meißener Schwein wieder reichlich beschickt werden.
Eine Anzahl vogtländischer Landwirte bereiste im Februar ur ter
Führung des Tierzüchtinspektors Bischinger in Auerbach das
Zuchtgebiet der Genossenschaft, und waren diese Züchter so be¬
friedigt von dem Gesehenen, daß sie umfangreiche Bestellungen
auf Lieferung Meißener Zuchtsch\veine aufgaben. S. M.
Auktion in Trakehnen.
Die berühmte Trakehner-Auktion fand im Januar statt. Zwei
Pferde der Trakehner Zucht hatten sich im vergangenen Jahre im
Turniersport besonders bemerkbar machen können; „Schwertlied“
und „Heiliger Speer“. Es war daher nicht verwunderlich, daß sich
viele Turnierreiter auf den Weg gemacht hatten. Man hatte mit
ganz außergewöhnlich hohen Preisen gerechnet: es wurden Preise
erzielt, wie noch nie vorher auf einer derartigen Auktion. In Tra¬
kehnen werden die Pferde bereits zweijährig eingesprungen; als
Dreijährige gehen sie bereits Iagd in dem schönen, aber schweren
Jagdgelände Trakehnens. Die Leistungen werden gegen den Herbst
hin immer mehr gesteigert, so daß man in Trakehnen ein lei¬
stungsfähiges und erprobte s Pferd kaufen kann. Die
Käufer scheuten sich nicht, für diese Pferde, wenn sie im Exterieur
u. s. w. auch nicht immer entsprachen, Summen anzulegen, die man
selbst bei urfserer heutigen Geldentwertung nie für möglich ge¬
halten hätte. — Es kamen insgesamt 60 Pferde zur Versteigerung.
Der Gesamterlös betrug 1 773 800 Mk., was einem Durchschnitt
von 29 563 Mk., also fast 30 000 Mk., entspricht. Die am höchsten
bezahlten Pferde waren der 6j. W. „Preußenstolz“, ein Master
Magpiesohn und Halbbruder von Schwertlied. (Käufer: Prinz Fried¬
rich Sigismund von Preußen, der glückliche Besitzer von Schwert-
540
lied und Heiliger Speer.) Preis: 71 000 Mk. Der 4j. H. „Cherub“
v. Djeiron, einem Hengste orientalischer Abstammung, für den der
Wirtschaftsbund für deutsches Halbblut 68 000 Mk. anlegen mußte,
und „Morgenglanz“, ein Sohn des altberühmten und bewährten
Hengstes Nana Sahib, für den Frhr. v. Buddenbrock-Pläswitz, der
bekannte Turnierreiter, trotz einer gebrannten Hasenhacke 57 000
Mark zahlte. Für 9 weitere Pferde wurden über 40 000 Mk. und
für weitere 15 über 30 000 Mk. pro Pferd gezahlt. Unter 20 000 Mk.
gingen nur die Jährlinge und Zweijährigen weg, die aus irgend
welchen Gründen jetzt schon abgestoßen wurden.
Ein hannoverscher Hengst für Argentinien angekauft.
In Hannover ist ein 3jähriger Fuchshengst von Mormone—Nc-
dione v. Nelusko—Lauthilde v. Lavater für argentinische Rech¬
nung angekauft worden. Der Hengst sei für die heutigen An¬
sprüche in Deutschland zu leicht, sonst aber in jeder Hinsicht gro߬
artig. SI S.
Unter der Überschrift „Teuerung, Finanznot und — Zusammen¬
bruch?“ weist Dr. R. Pape, Berlin, in der „Deutschen Schlacht-
und Viehhofzeitung“ lfd. Jrs., Nr. 7, S. 57, auf die gewaltige Ver¬
schlechterung unserer Wirtschaftslage, besonders seit 1918, hin.
Als Hauptursache gibt er die verkehrte Steuerpolitik, namentlich
den konfiskatorischen Einkommensteuertarif mit Durchstaffelung
oder sogenannten Anstoßsätzen (§ 21 d. Reichseinkommengesetzes),
sodann die von der Regierung immer weiter in Bewegung gesetzte
Notenpresse und endlich die gegenwärtig anhaltende Wirtschafts¬
krise, deren katastrophale Folgen noch gar nicht abzusehen seien,
an. Alle Anzeichen für einen Zusammenbruch seien vorhanden
und zeigen sich u. a. auch in der gewaltigen Teuerung, für die
nachstehende Durchschnittszahlen angegeben werden:
1914:
1918:
1920:
1
Pfund Salz.
0.12
0.28
0.50
1
„ Mehl.
0.25
1.—
5—
1
„ Grieß.
0.25
0.60
5.50
1
„ Brot.
0.20
0.40
1.10
1
„ Butter . . . . .
1.60
16—
20—
1
„ Fleisch ....
0.80
4.50
18—
1
Paar Würstchen . . .
0.30
1.80
2.50
1
Pfund Käse.
0.80
8—
15—
1
„ Tee.
5—
12—
22—
1
„ Kaffee.
2—
17.50
36—
1
„ Zucker ....
0.30
0.60
1.85
1
Glas Bier.
0.15
0.60
1.50
1
Zigarre .
0.10
1.30
1.50
1
Ei.
0.10
1.60
2.70
1
Stück Seife.
0.10
4.60
' 3.50
1
Pack Zündhölzer . . .
0.30
1.50
5—
1
Liter Petroleum ....
0.21
1.20
6—
1
Zentner Kohlen ....
1.40
5.50
16—.
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom I. mit 15. Mai 1921.
541
Notgesdilachtete Tiere
Kleinvieh
4* emqnnnz
— emqnuqy
(**t9zsiqoti0q
-ioA anz
qopiSioA nii
1-1 Cd ^ T-l 1-1
+ 1 ‘ 1 + * ‘. 1
ea
1
T-tt-oscaca 00
ca ca
-H+-H * 1
;j9zs^qoxi9a
jap nj
f,w 1 ri 1 1
10
t- co co ca^^n
co ca ca ca ca
Großvieh
4* ourquunz
— euiqBaqy
( % 5t9Zs;qoiJ9q
-ioa auz
qot9t&i9A toi
03 00 CO r(
• • •
M 1 + 1
co
1
CO lO 0 CO rH
h<m
+ 1 1 + 1 11
^lozs^qouea
i9p aj
| (M rl | H | | CJ
co
05COOlOHO<D
r-H CO CO CO ^ ^
Gefallene Tiere |
Kleinvieh
+ 9inqBunz
— araqsuqy
(»Xiezs^qoueq
-ioA anz
qoi9[J8i9A toi
CO CJ (M ^
ca !
+11 * ' *++
c-
1H
1
0 C C* IO 05 kO iO
ca T-t r-H
i-H
+ 1 1 I++I
liezsaqoiieg;
10p ui
co | co | | j ca vg
co
««•
0005CD^(M|>
cd ca ^ co ca r-t
r-H
Großvieh
-f-omqtmnz
— euiqBuqy
(aliezs^qoiieq
, -ioa Jtiz
qoj9tSa9A tnj
ca ^ co ca
• • • e
1 1 1 !
1H
1
co co ca ^ ^ ih
H-14-1 1 l
Xiozs^qoiJeg
10 p ui
1 i 1 w 1 - 1
iccaxcoo^^
t— l HrlH
i
a
£
Gehöfte**)
4* smqBunz
— oraqBuqy
(*^i9zs^qou0q
-ioa jnz
qot9lSi9A ml
CC lO kO LO O tH CO lO
th ca t—• th
1 1 1 1+++1
"55”
1
ca co t- ca 05 co ca
GO tH ^ t- O 05 co
th ca ic 0 t-* ca
rH t-I
1 l 1 1 l l l
H0ZH^qou9ii
19p ui
COiOHOOHC^
t>^oorHcacacaco
389
GO 0 co O ca tH 02
co ca co r-H oc 05 00
^ no co 05 ^ th ca
th ca ^
Gemeinden
-f-ouiqBunz
— eraqBuqy
(juliozs^qoiiaq
-ioa jnz
qoi0tSi9A toi
tH 02 r-H tH CO tH
H r-H
1 1 1 + + 1 +
M
1
TTTUCOOkOOO
»0 CD l- ^ CD 00 co
1 —i th ca iö
1 l 1 1 1 l 1
^i9zs;qDU9a
19 p u’i
OCHX^rHrhOlCi
CO r - 4 tH t-H r-H r-H r-H
172
oo^cacair-t-
05 lO rH 05 CO 05 l>
rH CI CO CO lO Cö 05
Verwaltungs¬
bezirke
4- omqBunz
— omqBuqy
(*Ii9ZSiq0ii0q
-ioa anz
qoi9XSi9A toi
^ ^ (CJ (M ^ (M CO
1 1 I ++ 1 ' 1
IO
1
QO^'H^Hr*05
t-H r-H t-H t— < — H rH
1 1 II 1 1 1
(qozsiqoiiog
19 p ui
O .55 05 O O t- O t>-
iH 1 —( i-H i-H
CO
00
OO CD CO 00 02 CO
00 0 ci ca co -?* cd
HrlrHHrlrH
i
«ft
bfl o
a «-
Jz «
bO.fi
o
0C
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
Gesamtsumme:
72 72 N KJ tZ ^
ft ft .ft .ft JO Ö
<! ^ S S Ph Ph
OOHkOOOiOH
co h co th ca rH co
') Vom 16. mit 30. April 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
542
iftaatsveterlnSrirand«, Aaslandsdienst and Versicherungswesen.
Erkrankungen an Milzbrand bei Menschen.
Nach dem Berichte lies Reichsgesundheitsamts über das Er¬
gebnis der Statistik über Milzbrand bei Menschen im Deutschen
Reiche für das Jahr 1919 sind in diesem Jahr in. Deutschland 18
Krankheitsfälle mit 2 Todesfällen festgestellt worden. Gegenüber
dem Vorjahre mit 29 Erkrankungen, und 7 Todesfällen hat die
Seuche noch einen weiteren Rückgang erfahren. Der Grund hier¬
für liegt offenbar darin, daß auch im Jahre 1919 die Einfuhr von
Rohstoffen und damit auch von Häuten, Fellen, Tierhaaren und ge¬
wissen Futtermitteln, die erfahrungsgemäß häufig Träger von Milz¬
brand sind, aus dem Ausland noch stark darnieder lag.
Die Sterbeziffern und auch der Anteil des weiblichen Ge¬
schlechts an den Erkrankungen — beide Mal mit 11,1 % — sind
zum ersten Male seit dem Krieg auf den Stand, den sie in der Vor¬
kriegszeit hatten, zurückgegangen. Letzteres erklärt sich wohl
daraus, daß Gewerbe, wie die Gerbereien, die in der Vorkriegs¬
zeit ausschließlich männliche, während des 'Krieges aber zahl¬
reiche weibliche Arbeiter beschäftigten, nunmehr zu ihrer alten
Gepflogenheit zurückgekehrt sind. Alle 18 Erkrankungen waren
nachweisbar oder doch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf beruf¬
liche Beschäftigung zurückzuführen. 9 Erkrankungen mit 1 Todes¬
fall waren nach Berührung miit solchen lebenden oder toten Tieren,
die erfahrungsgemäß gelegentlich Träger von Milzbrandkeimen
sind, aufgetreten, darunter 3 nach Notschlachtungen, 1 infolge
Verkehrs mit dem Fleisch einer von anderer Seite notgeschlach-
teten Kuh und 2 infolge Verrichtung von Abdeckereiarbeiten.
Weitere 6 Erkrankte, von denen 1 gestorben ist, hatten sich die
Ansteckung beilm Handel und Verkehr mit Fellen und Häuten oder
mit deren Bearbeitung in Gerbereien zugezogen und 3 endlich beim
Verkehr mit Tierhaarmaterial (Haare, Borsten) oder deren Ver¬
arbeitung.
Zu diesen 3 Fällen, die deshalb von besonderem Interesse
sind, weil auf sie die Bekanntmachung des Reichskanzler«, be¬
treffend die Eiinrichtung und den Betrieb der Roßhaarspinnereien
u'sw. vom 22. Oktober 1902 (RGBl. S. 269) Anwendung findet, ist
zu bemerken:
Bei allen 3 Erkrankten (davon 2 weiblichen Geschlechts) er¬
folgte die Ansteckung durch Pferdehaare. Es handelte sich ein¬
mal um eine Arbeiterin, die in einem Speditionsbetrieb nicht des¬
infizierte Haare sortierte; sie waren von der Heeresverwaltung
und aus dem besetzten Gebiet abgegeben worden. Der 2. Fall er¬
eignete sich in einer Roßhaarspinnerei und betraf eine Arbeiterin,
die sich beim Herbeischaffen der Roßhaare vom Lagerboden in
den Arbeitsraum angesteckt hatte. Die Haare — sibirische Mähnen
und Valdiviapferdehaare — waren angeblich im Inland mit strö¬
mendem Wasserdampf desinfiziert und nachher mit undesinfizier-
tem ausländischen Haaren nicht in Berührung gekommen. Der
3. Fall betraf einen Bürstenmacher, der iln einem Zimmer seiner
Wohnung mit Pferdehaaren Inländischer Herkunft hantiert hatte,
und zwar hatte er sich mit Kochen, Trocknen, Kämmen und Zer¬
schneiden der Roßschwänze beschäftigt. Ob die Haare desinfiziert
waren, ließ sich nicht feststellen. . .
Von den 18 Milzbranderkrankungen wurden in Bayern 3 Er¬
krankungen miit 1 Todesfall beobachtet. Einer der Erkrankten
hatte vorher bei Schlachtungen mitgeholfen, eine weitere Erkran-
543
kung betraf einen Wasenmeister, der zwar. 10 Wochen in der
Wasenmeisterei nicht gearbeitet, jedoch den Betrieb beaufsichtigt
hatte und nach etwa zehntägiger Krankheit starb, der dritte
Krankheitsfall 1 war die bereits berichtete Erkrankung eines
Bürstenmachers. x
Die Bezirksverwaltungsbehörden sind zu beauftragen, die mit
Ministerialentschließung vom 23. März 1914 Nr. 5343 a 2 angeord¬
nete Belehrung fortzusetzen.
(Entschließung des Bayer. Staatsministeriums des Innern vom
14. April 1921 Nr. 5343 e 3.) _
Gehalt und Rang der Veterinäroffiziere..
Nach dem Reichsgesetze vom 17. Dezember 1920, betr. Ände¬
rungen des Besoldungsgesetzes (RGBl. S. 2075) sind die Militär¬
veterinäre eingereilht wie folgt:
Gruppe VIII (6 800—10 200 Mk.): Veterinäre (Assistenzärzte und
Oberleutnants mit mehr als 4 Dienstjahren),
„ IX (7 600—11 400 Mk.) :• Oberveterinäre (Oberassistenz¬
ärzte und Hauptleute während, der ersten 2 Dienst-
jährß)
„ X (8 400—12 600 Mk.): Stabsveterinäre (Stabsärzte und
Hauptleute' mit mehr als 2 Dienstjahren),
.. „ XI (9 700—14 500 Mk.): Oberstabsveterinäre (Oberstabs-
är Z te und Mjtjorß) *
„ XII (1120(^—16 800 Mk.): Generalcberveterinäre (Gene¬
raloberärzte und Oberstleutnants),
. „ XIII (13 200—22 000 Mk.): Generalveterinäre (General¬
ärzte und Obersten),
bei den Einzelgehältern: 25 000 Mk. = der Generalstabs¬
veterinär (Generalstabsärzte u. Generalmajore).
Stand der Tierseuchen.
Deutsch-Österreich. Woche vom 20.—26. April 1. Jrs.: Maul¬
und 1 Klauenseuche: 48 Bezirke mit 166 Gemeinden und 967
Gehöften; Rotz: 1 Gemeinde und 3 Gehöfte; Räude: 65 Be¬
zirke mit 147 Gemeinden und 248 Gehöften; To 11 w u t: 3 Bezirke
mit 4 Gemeinden und 1 3 Gehöften.
Schweiz. Woche vom 9.—15. Mai 1921: Maul - u. Klauen¬
seuche: 13 Kantone mit 22 Bezirken mit 26 Gemeinden und 81
Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 3 Bezirken mit 3 Ge¬
meinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf
und Schchweineseuche): 10 Kantone mit 21 Bezirken mit 23 Ge¬
meinden und 24 Gehöften; Milzbrand: 3 Kantone mit 3 Be¬
zirken und 3 Gemeinden.
Hochschulnachriditen.
Die Steilung der emeritierten Hochschullehrer in _ Preußen.
Die Gesetze über die Neuregelung der Bieamtendiensteinkomraen
und die Einführung einer Altersgrenze bestimmen, daß die plan¬
mäßigen Hochschullehrer nicht pensioniert, sondern nur emeritiert
werden (vom 1. April 1921 ab). Der planmäßig angestellte Pro¬
fessor wird bei Erreichung der Altersgrenze von seinen Amts¬
pflichten entbunden. Zu diesen Amtspflichten gehören: die Er¬
füllung der Lehraufgaben, die Teilnahme an den akademischen
Prüfungen und an den Verwaltungsgeschäften der Fakultät und
der Universität. Danach stehen den emeritierten Professoren
544
Stimm- und Wahlrecht in der Fakultät nicht zu, sie können auch
nicht Mitglieder des Senats oder anderer von dem Statut vorge¬
sehenen Ausschüsse sein. Dagegen steht nichts im Wege, daß sie
mit beratender Stimme weiterhin an den Sitzungen der Fakultät
teilnehmen. Ihre Beteiligung an den akademischen Prüfungen ist
dann zulässig, wenn die Fakultät im einzelnen Fall sich damit ein¬
verstanden erklärt hat. Die Verantwortung für die Vollständigkeit
des Lehrplanes tragen nur die vollverpflichteten Mitglieder der
Fakultät. Dieser Grundsatz soll beii der Aufstellung des amtlichen
Vorlesungsverzeichnisses in der Weise zum Ausdruck kommen,
daß die emeritierten Professoren hinter den aktiven ihres Faches
bezw. ihrer Fakultät aufgeführt werden. Das Recht, Vorlesungen
zu halten, bleibt den emeritierten Professoren unbeschränkt. Die
eingehenden Kolleggelder sind, da es siich um eine
freiwillige Leistung handelt, dem Ab zugsverfahren nicht
unterworfen. Andererseits erlischt der Anspruch der Pro¬
fessoren auf die gesetzlich gewährleisteten Kolleggelder mit der
Emeritierung. (Mitget. v. Ak. Auskunftsamt a. d. Univ. Berlin.)
Sommer-Semester 1921.
An der Münchener Tierärztlichen Fakultät beträgt die Zahl
der immatrikulierten Studierenden der Tierheil¬
kunde: 276; hievon: a) Studierende im I. Semester: 44, b) Fach¬
prüfungskandidaten: 45, Hospitanten und Hörer: 14; Gesamtzahl:
290.
Der Vorstand der Gesellschaft deutscher Natur¬
forscher und Ärzte hat beschlossen, die Versammlung im
Jahre 1921 ausfallen zu lassen. Die 87. Versammlung wird im Jahre
1922 in Leipzig stattfinden. Dem Vorstand gehört Professor
Dr. v. Dyck (München) an.
Sachsens Tierärztliche Hochschule vor der Auflösung?
Die in den letzten Jahren ins Ungemessene gestiegenen Kosten
der Staatsverwaltung haben jetzt die sächsische Regierung ver¬
anlaßt, in allen ihr unterstellten Verwaltungszweigen äußerste
Sparsamkeit Platz greifen zu lassen. Dieses Vorgehen ist gewiß
sehr zu begrüßen, wenn es sich um die Verminderung bezw. Strei¬
chung von Zuschüssen an im allgemeinen heute entbehrliche Be¬
triebe handelt. Und deren gibt es auch in Sachsen noch eine er¬
kleckliche Zahl. Wenn man aber diese Sparsamkeit soweit gehen
läßt, daß kulturell und volkswirtschaftlich bedeutsame Institute der
Auflösung verfallen, dann ist Deutschlands ganzes wissenschaft¬
liches Leben bedroht, das bedeutet ganz einfach den'Anfang vom
Ende. Das erste Opfer soll unsere seit 150 Jahren bestehende
Tierärztliche Hochschule sein, ein Institut, das bekanntlich Welt¬
ruf genießt. Die sächsische Regierung geht ernstlich mit dem
Plane um, diese Hochschule nicht völlig aufzulösen. Ministerpräsi¬
dent Buck hat sich in einer Sitzung letzthin dahin ausgesprochen,
daß sich der sächsische Staat heute nicht mehr den „Luxus“
leisten könne, eine Hochschule für 120—150 Studierende zu unter¬
halten, von denen alljährlich nur etwa 10 für Sachsen als Tierärzte
gebraucht würden. — Nun, dieses Rechenexempel ist falsch. Im
Freistaat Sachsen amtieren zurzeit 80 Bezirkstierärzte, es besteht
eine amtliche Veterinärpolizei, sowie ein Laboratorium mit zahl¬
reichem Personal, und es haben sich etwa 400 private Tierärzte
hier niedergelassen. Dazu kommt der Lehrkörper der Tierärzt-
545
liehen Hochschule mit seinen ordentlichen und außerordentlichen
Professoren und, Assistenten. Auch die Schlachthoftierärzte der
größereif Städte dürfen nicht vergessen werden. Endlich erfordert
das 100 000 Mann - Heer 200 Veterinäre, von denen auch ein er¬
heblicher Prozentsatz auf Sachsen entfällt. Aus dieser Aufstellung
ersieht man schon, daß der mit etwa 10 Tierärzten von der Regie¬
rung angenommene Bedarf pro Jahr für Sachsen ganz erheblich
hinter den Tatsachen zurückbleibt. Nach fachmännischem Urteil
werden bei uns etwa 40 Tierärzte alljährlich allein als Ersatz be¬
nötigt. Dabei sind noch nicht die Vertreter berücksichtigt. Auch
die Zahl der Studierenden an der Tierärztlichen Hochschule ist
entschieden zu niedrig gegriffen. Zurzeit ist sie von über 200 Stu¬
dierenden besucht. In Deutschland bestehen gegenwärtig, außer
Dresden, noch 4 tierärztliche Bildungsanstalten, die Hochschulen
in Berlin und Hannover, sowie die den Universitäten München und
Gießen angegliederten veterinärmedizinischen Institute. Alle diese
Anstalten sind überfüllt; so hat in diesem Semester erst die Tier¬
ärztliche Hochschule zu Dresden 80 Studierende aus Berlin und
Hannover aufgenommen, die dort wegen Überfüllung abgewiesen
werden mußten. Die sächsische Regierung muß bei ihren Spar¬
samkeitserwägungen also auch den Gedanken in Berücksichtigung
ziehen, daß Dresdens Veterinärinstitut aus allen Teilen
des Reichs besucht wird; diese außersääsischen Studierenden
sind als Kandidaten für die Besetzung eines Tierarztpostens in
Sachsen gar nicht in Rechnung zu stellen, da sie ja wieder nach
Absshluß ihrer Studien Dresden verlassen und sich außerhalb
unseres Freistaates eine Praxis gründen. In Dresden studieren zu¬
dem noch eine ganze Anzahl Ausländer, so aus Finnland, die eben¬
falls keine Konkurrenten sind. Die für ihre Ausbildung ange¬
setzten staatlichen Zuschüsse werden dadurch aufgewogen, daß
man von den Ausländem bedeutend erhöhte Gebühren verlangt.
Wird der Plan der sächsischen Regierung Tatsache, so muß auch
der Posten „Umbauten für die Tierärztliche Hochschule in Leip¬
zig“ aus. dem Staatshaushaltsetat gestrichen werden. Daran dürfte
Leipzig auch keine Freude erleben. Denn die für die Übersiede¬
lung der Tierärztlichen Hochschule seinerzeit geforderten Neu¬
bauten sind zum großen Teil schon unter Dach gebracht, so das
pathologische und das anatomische Institut sowie die Anstalt für
Tierzucht. Auch die eigens für die Zwecke der Veterinärmedizin
benötigten Kliniken sind bereits in Angriff genommen. Bei aller
Würdigung ihres Sparsamkeitssinnes kann demnach der sächsi¬
schen Regierung nur dringend empfohlen werden, ihren Plan einer
gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Ein voreiliger Schritt
möchte sich dann bitter rächen. Man kann ein so altes Institut,
wie unsere sächsische Tierärztliche Hochschule ganz einfach nicht
ohne weiteres der Auflösung verfallen lassen, um so mehr, da der
Regierang durch Pensionierung des Lehr- und Beamtenkörpers
oder anderweite Verwendung beträchtliche Kosten erwachsen
werden. — Zu dieser Angelegenheit wird uns von amtlicher Seite
auf Anfrage folgendes erklärt: Bei den Beratungen in der Regie¬
rung, die in letzter Zeit über diese Frage stattgefunden haben,
auf welche Weise Ersparnisse im Staatshaushalt zu erzielen sind,
ist von einer Seite die Anregung gemacht worden, die Tierärztliche
Hochschule aufzuheben. Das Kultusministerium hat diesem Ge¬
danken aber auf das entschiedenste widersprochen: Es ist wohl
selbstverständlich, daß die Aufhebung eines so, wichtigen Kultur¬
instituts nicht kurzerhand von der Regierung beschlossen werden
546
kann, sondern daß erst eingehende Erörterungen mit den ma߬
gebenden wissenschaftlichen und politischen Körperschaften statt¬
finden müssen. Diese Absicht erscheint geradezu grotesk, wenn
man bedenkt, daß die Verlegung nach Leipzig bereits von der
früheren Volkskammer beschlossen wurde, daß weiter der Neubau'
in Leipzig schon zum, vor sich gegangen und daß schließlich von
den veranschlagten 28 Millionen Mark Baukosten bereits über 9
Millionen Mark bewilligt worden sind, davon C00 000 Mark von der
Stadt Leipzig; der Rest sollte in den Rechnungsjahren 1921/22/23
veranschlagt werden. Das Ganze erscheint nur als ein Manöver,
Leipzig zu einem größeren Zuschuß zu veranlassen. S. M.
Personalien.
Städt. amtstierärztlicher Dienst: Die Wahrnehmung der amts
tierärztlichen Geschäfte im Stadtbezirke Neustadt a. H. wurden dem
dortigen Schlachthofdirektor Hugo Robes übertragen.
Tierärztlicher Referatsdienst: Der Bezirkstierarzt von Landshut,
Oberveterinärrat Karl Buhmann, wurde zum Oberregierungsrat
bei der Regierung von Niederbayern, K. d. L, befördert.
Obermedizinalausschuß: Als tierärztliches Mitglied des Ober¬
medizinalausschusses wurde der Oberregierungsrat bei der Regierung^
von Oberbayern, K. d. I., Otto Heichlinger berufen.
Erledigt : _ Die Bezirkstierarztstelle in Landshut, Bewerbungs¬
gesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen
Regierung, K. d. I., bis zum 16. Juni 1921 einzureichen.
Bttcherschan.
Harms’ Lehrbuch der tierärztlichen Geburtshilfe. Fünfte, völlig
neu bearbeitete Auflage. Von Johannes Richter, Dr. phil.
et med. vet., Medizinalrat, Professor der Tierzucht und Geburts¬
kunde an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden, Johannes
Schmidt, Dr. phil. et med. vet., Obermedizinalrat, Professor
der inneren und gerichtlichen Tiermedizin an der Tierärztlichen
Hochschule in Dresden, und Richard Reinhardt, Dr. med.
vet., Professor der Tierpathologie an der Universität in Rostock.
Mit 281 Abbildungen. Berlin 1920, Verlagsbuchhandlung von
Richard Schoetz. Preis brosch. 64 Mk., geb. 80 Mk.
Das bekannte Lehrbuch von Harms hat in dieser fünften
Auflage unter der Feder der als Autoritäten in ihrem Fache ber-
kannten drei Herausgeber sich von dem ursprünglichen .Plane der
älteren Harms’schen Auflage ’niicht unerheblich entfernt. Die
Herausgeber haben nunmehr die beiden zuletzt nur mehr zu¬
sammen im Buchhandel käuflichen Teile des Werkes vollständig
von einander getrennt und nur den ursprünglichen zweiten Teil,
das Harms’sche Stammwerk der tierärztlichen Geburtshilfe ein¬
schließlich Pathologie und Therapie, als .selbständiges. Hauptwerk
bearbeitet. Der bisherige erste Teil ist als selbständiger Band
(Schmaltz: Das Geschlechtsleben der Haussäugetiere) abgezweigt
und als Einführung in die eigentliche Geburtshilfe gedacht und
in diesem Sinne in einem losen Zusammenhänge, mit dem Haupt¬
werke geblieben. Die vorliegende fünft© Auflage des Harms’schen
Stammwerkes stellt in vielen Teilen eine Neubearbeitung und eine
wesentliche Ergänzung der früheren Auflagen dar. Man kann
sagen, daß keih Kapitel des Buches ohne diese oder jene wichtige
Korrektur oder Ergänzung geblieben ist. Ganz neu ist das Kapitel
über die embryotomisch© Entwicklung der Frucht mittels Bohrung
547
der Wirbelsäule nach W. S. Stüven, Amsterdam; und mit.liecht
wollen die Verfasser die Aufmerksamkeit aller tierärztlichen und
ärztlichen Geburtshelfer auf diese Methode lenken. Auch der Ab¬
schnitt über die Torsio recti ante partum ist gegenüber der vierten
"Auflage neu hereingekommen u. a. m. Die Abbildungen sind von
255 der letzten Auflage auf 281 gestiegen. Sie sind durchweg
prächtig gelungen und sehr instruktiv, so daß der textliche Teil
gerade durch den bildlichen glänzend unterstützt wird. Der Um¬
fang des Buches hat sich von 722 auf 792 Seiten vermehrt. Die
Ausstattung ist wie durch die Abbildungen auch durch P,apier und
Druck hervorragend gelungen. Das Buch stellt im Ganzen ein für
die Wissenschaft und die Praxis unentbehrliches Werk dar. Ma.
Kompendium der Speziellen Pathologie und Therapie für Tierärzte.
Von Eugen F r ö h n e r, Dr. med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. .
Regierungsrat und ord. Professor, Direktor der medizinischen
Klinik der Tierärztlichen Hochschule in Berlin. Dritte, ver¬
besserte Auflage. Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart,
1920. Preis geh. 20 Mk.
Das Buch hat in der dritten Auflage die bewährte Einteilung
in die zwei Hauptabschnitte, nämlich I. Organerkrankungen und
II. Infektionskrankheiten, beibehalten. In dem I. Hauptabschnitte
haben die Räude und vor allem auch die infektiöse Anämie der
Pferde, letzteres Kapitel vollständig neu bearbeitet, Berücksich¬
tigung erfahren. Im II. Hauptabschnitte treffen wir auf Schritt und
Tritt sowohl auf Ergänzungen, wie Umarbeitungen. Ich nenne hier
u. a. die Pferdepiroplasmose (Pfe'rdemalaria), die epizootische
Lymphangitis, den Abortus der Pferde, die Rinderpest und auch
den Rauschbrand des Rindes, der schon um seiner vermutlichen
Beziehungen zum Gasbrand de.s Menschen, ein Zusammenhang,
auf den man erst während des Krieges gekommen ist, eine neuer¬
liche Berücksichtigung finden mußte. Das ganze Werk atmet den
Fröhner’schen Geist mit seiner wunderbaren Fähigkeit, den
schwersten Stoff klar, kurz, übersichtlich und dabei doch er¬
schöpfend zu behandeln. Abbildungen sind dem Werke keine bei¬
gegeben, was ja auch früher nicht der Fall war; ich glaube nicht,
daß dieselben vermißt werden. Dafür konnte der Verlag den Preis
sehr mäßig ansetzen, was vor allem auch von dem lernenden Teil,
dem tierärztlichen Nachwuchs, mit Freuden begrüßt werden wird.
Ausstattung, Papier und Druck lassen nichts zu wünschen übrig.
_ Ma.
Eingesandt.
Halbunterirdisdie Hühnerställe. Hühnerställe, halb oder fast
ganz in die Erde einzubauen, hat eine Menge Vorteile, welche
überall da in die Wagschale fallen, wo wenig finanzielle Mittel,
spärliche Arbeitskraft, wie durchlässiger Boden und geringer Raum
zur Verfügung stehen. Die Herstellung halbunterirdischer Hühner¬
ställe ist eine einfache und materialersparende. Der ganze Bau
kann aus. Holz aufgeführt werden, dessen Hälfte mindestens aus
teergetränkten, einfachen Brettern in der Erde einen Hohlraum dar¬
stellen. — Weitere Einzelheiten in Folge 15 der bekannten Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutit-
schein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬
gebühr für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
548
I
Pulbit
Antidiarrhoicum
Tolid - Wundstreupulver
(verbesserte Dakin-Methode)
Neguvort - Räudemittel
Istizin vet. - Purgans
m Far&enlaMen vorm. FRIEDRICH BAYER & Co.
MB Landwirtschaftliche Abteilung
w Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G.m.b.H., Köln, Eifelstr. 21.
i
Yohimbin-Veratrin — verstärkte Lösung — für
Pferde und Kinder, Schweine und Ziegen und
Yohimbin-Tablett en 0,1 — 0,01 — 0,001 — 0.00 5
Scharfe Einreibungen in Originalpackung:
Cantharidol und Scharfin
bewährt bei Gallen und Überbeinen
ferner: lose und in abgefertigten Packungen: , _
Salunguene vorzügl. wirkend bei Jodsolvin, Jodöleinreibung, auch g
Sehnenent-
Schulterlahmheit,
Zündung usw.
B Ungt. canth. acre, verstärkt mit
hohem Cantharidingehalt, vor¬
züglich wirkend.
mit Hydrarg. bijodat.
Jodsalunguene.
Restitutionsfluid, mit 01. sinapis
besonders verstärkt.
I
Maukesalben
1
Räudeliniment Bengen 1 | Räudeliniment Bengen llj
Räudeliniment nach Tierarzt Steffen
lllllllllll!lllll l IIIIXIll!l'l;lilllllllllllllliMII1 T ir r T* , llTir^ll '■ i.ü:i.l 'in ü \ Vi i.Hi'h— *' 1 ■ . . . . .
. Bengen t Co., STÄ Himiv«
h Tel. Nord 1977 u. Nord 2349 . Fahr, chem.-pharm. Präp. Dropengroflh. Tel.-Adr. Bengenco.^
549
*
Gesellschafts-Tierorzl
für Revision, Schadensregulierung, Organisation und Werbung von
erstklassiger größter
Vieh -Versicherungs-Gesellschaft
in dauernde Stellung sofort gesucht. Jüngere geschäfts¬
gewandte Herren werden gebeten, gefi. Offerten an die Schriftleitung
dieses Blattes einzureichen unter V. V. A.
Abortus
infect. und.Vä^mitlS lnfect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Or. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungyieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung. f$. cf. B. T. W. No. 1912, 0. F. W. Ho. 1912, T. R. No. 1912 etc.]
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Vorbeuge-Stäbe
Vorbeuge-Stäbe i
Zur Prophylaxe:
vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
li. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinficientien,
Antiseptica und
Desodorantien
L
Naftaform, Roh-Naflaforrn
Phenosol 1, Phenosol II 1
iteratur und Proben kostenfrei.
%
D. R. W. Z.
I
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im Auslande auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Dr. Plate [KBrügge i.W.
Größerer Ve rlag sucht einen
prakt. Tierarzt
für die Zusammenstellung von Kräuterrezepten und Erkennung von
Krankheiten, hauptsächl. nach dem Naturheilverfahren, Homöopathie
und Allopathie. Oed. Offerten unter K. M. 6 an die Schrift!, ds. Bl.
Haltbarer Hypophysenextrafct
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen a 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische FM Aihlm
Pharm. Äbteilung
Aubing bei München
Fernspr.: Telegr.:
Pasing 158. Chemische Aubing.
Sgri//h
„VaDinalhianchen und ßullensiie Kaiser
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
muicne impisioiie gegen
Tierseuchen.
Klett-Braun’sche Impfstoffe.
Chemische Präparate für
die Veterinär-Medizin.
Vertretung und ständiges Lager
Mönchen ff* n*.
Draht-Anschrift: Rbefoserum München. Fernspr.: Nr. 56853 .
' •? v _ .V«
Phymatin
zur frk derTuberkulose |
Augenprobe
Humann u.Teisleri
Oohna 5a.
Anhphymatol
| zur Schuiz-u.Heilimpfung |
"gegen
Rinderiubenkulose.
HumaniHiTeisler 1
Dohna Sa.
Diese Nummer mußte leider wegen des Generalstreiks in München
etwas verspätet erscheinen.
552
f Dr. Kleins ^
Äntiperiostm
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden * Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
F Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
A
Patente in allen Kulturstaaten
Nur für den Gebrauch
TgßKL des Tierarztes bestimmt
t/i V erlangen Sie ausführlich^^^Er
*0* Literatur
. ^ v ^ e5 -? eSCh -
T Moratorium Dr.KMn .Berlin
encraldepof Müachea Hess -3tr 12.
Maul- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
•cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
8chriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tler&rztllchen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 21. Juni 1921. Nr. 25.
Inhalt:
t Originalartikel: Richter. — Kirner. (Schluß.) — Referate. — Tierärztliche
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). —
Personalien. — Bücherschaut
Caporit — die glänzend vereinfachte nnd verbesserte
Dakinsche Methode.
Von Dr. Richter, Güntheritz.
Veranlaßt durch zahlreiche Veröffentlichungen über
„Caporit“ in der Fachpresse ließ ich mir von der Chemischen
Fabrik Griesheim-Elektron in Bitterfeld, der Herstellerin
dieses Präparates, ein Versuchsquantum kommen, um mir
selbst ein Urteil über das Produkt bilden zu können. Das
„Caporit“ (nach Dr. Reitz) wird nach einem patentierten
Verfahren gewonnen. Es ist ein weißes Pulver und im
trockenen Zustande unbegrenzt haltbar. Infolge des kn
„Caporit“ labil gebundenen aktiven Sauerstoffs ist seine
bakterizide Wirkung hervorragend.
Die Firma stellt folgende Präparate her:
1. „Caporit“- Pulver, 1 Liter- und 10 Liter-Packung zur
Herstellung von 0,05 %igem Wundwasser, das besonders
zur Spülung von Wunden, zu feuchten Verbänden und mit
Vorzug in der geburtshilflichen Praxis als Desinfiziens, Anti¬
septikum und Desodorans Verwendung findet (bei Auflösung
in Wasser tritt eine unbedeutende Trübung ein, die von
unverbrauchtem Kalk herrührt).
2. „Caporit“-Wundstreupulver zur Behandlung von in¬
fizierten Wunden jeglicher Art, besonders Oberflächen-
wunden, und zur Verhütung von Infektionen namentlich
frischer Zusammenhangstrennungen.
3. „Caporit“-Salbe zur Verwendung als Wundsalbe und
4. „Rohware Caporit“, trocken oder als 1—2 %ige Lö¬
sung zur Desinfektion der Ställe und Stallutensilien bei
Seuchen verwendet. Vermöge seines hohen Wirkungswertes
ist dies Produkt außerordentlich ausgiebig. Ich möchte
empfehlen, es bei seiner absoluten Unschädlichkeit und Bil-
554
ligkeit recht oft zur Stalldesinfektion zu verwenden, auch
wenn, keine Seuchen herrschen. —-
Ich habe bis jetzt das „Caporit“ bei 32 Fällen in der
chirurgischen Praxis angewandt und bin von seiner Wir¬
kung überrascht — nach der guten Seite hin —. Von diesen
Fällen will ich 10 schwere der Öffentlichkeit unterbreiten:
1. Ein löjähriger Fuchswallach war bei Glatteis auf der
Landstraße zu Fall gekommen und hatte sich durch Ver¬
letzung mittels Stollens an dem linken Vorderbein vier
Finger unterhalb des Karpalgelenkes an der medialen Seite
eine Hautwunde zugezogen. Die Besitzerin hatte 3 Tage *
lang „gekühlt“ und zog mich am vierten Tage hinzu. Ich
stellte eine stark eiternde Hautlappenwunde von über Fünf¬
markstückgröße fest, die schon äußerst üppig gewuchert
hätte und deren Lappen bis zur Brücke vollständig nekro¬
tisch war. Nach Entfernung des Lappens und Säuberung
der Wunde wurde ein Verband angelegt, der durch An¬
gießen mit 0,05 %igem Wundwasser feucht erhalten wurde.
Nach 2 Tagen hatte jegliche Sekretion aufgehört, die
Wucherung war vollständig verschwunden und einer nor¬
malen Granulation gewichen. Nachbehandlung mit „Capo¬
rit“- Streupulver brachte nach zirka 14 Tagen völlige Hei¬
lung der Wunde.
2. Eine äußerst unangenehme, sezernierende Warzen-
mhuke wurde nach gründlicher Säuberung mit „Caporit“-
Salbe unter Verband behandelt und heilte binnen kurzer
Zeit.
3. Bei einer stark eiternden Rißwunde, die sich ein
Fohlen äm Kopfe dicht unterhalb der rechten Jochleiste
zugezogen hatte, leisteten anfangs Spülungen mit „Caporit“-
Wundwasser und spätere Nachbehandlung mit „Caporit“-
Streupulver wertvolle Dienste, nachdem Behandlung mit
Wasserstoffsuperoxyd und Jodtinktur ohne Erfolg war.
4. Ein ljähriges Hengstfohlen war von einem umher¬
ziehenden Viehkastrierer kastriert worden und zeigte beider¬
seits nach zirka 14 Tagen „Ausfluß aus den Wunden“ ver¬
bunden mit Appetitlosigkeit, wie mir der Besitzer mitteilte.
Die Untersuchung ergab: beiderseitige Samenstrangfistel.
Das Tier wurde gelegt und unter Chloralhydratnarkose lege
artis operiert. Die eine Fistel erwies sich als geringgradig,
während die andere (links) den Samenstrang bis weit hinauf
erfaßt hatte. Zu Beginn der Operation entleerte sich auf
dieser Seite eine große Menge, schätzungsweise 2 Liter,
rahmartigen Eiters. Die Entfernung der erkrankten Teile
erfolgte mit dem Emaskulator. Nach Säuberung und Tarn-
555
ponade der Wunde (nach 6 Stunden entfernt) mit „Caporit“-
Streupulver erhob sich Patient und war sehr geschwächt,
so daß ihm Coffein injiziert wurde. Die rechte Wunde heilte
gut, während nach weiteren 8 Tagen an der linken Wunde
sich wieder übelriechendes Sekret zeigte. Patient versagte
das Futter; am Bauche hatte sich eine ödematöse Anschwel¬
lung gebildet, die bis an die Brust reichte und auf eine Peri¬
tonitis schließen ließ. Da der Samenstrang bis zur mög¬
lichen Grenze schon abgetragen war, so war die Prognose
äußerst ungünstig zu stellen. Als letzter Versuch wurden
Spülungen mit „Caporit“-Wundwasser angeordnet und nach
zirka 3 Tagen stellte ich eine erhebliche Besserung fest,
die dann auch anhielt. Die Sekretion ließ nach und sistierte
sehr bald ganz, das ödem war verschwunden. Patient zeigte
guten Appetit, genas in Kürze und hat sich zur Freude aller
zu einem recht munteren Tiere entwickelt.
5. Ein 8jähriger Belgier hatte sich einen Nageltritt zu¬
gezogen, der bei meiner Untersuchung stark eiterte. Er¬
weiterung des Kanals und Verbände mit „Caporit“- Streu¬
pulver führten baldige Heilung herbei.
6. Wegen Laryngitis mit beängstigender Dyspnoe wurde
bei einem 5jährigen belgischen .Schimmelwallach die Tra¬
cheotomie vorgenommen. Nach Heilung der Laryngitis
wurde der Tracheotubus entfernt. Die Behandlung der
Wunde wurde seitens des Besitzers recht vernachlässigt,
so daß eine starke Eiterung der Wunde eingetreten war.
„Caporit“- Salbe war hier von ganz ausgezeichneter Wir¬
kung.
7. In demselben Bestände riß sich im Rinderstalle der
Zuchtbulle los und brachte einer Kuh an der linken Brust¬
seite eine ungefähr 30 cm lange vertikal verlauf ende Wunde
bei, die teilweise 2 Rippen bloßlegte. Die Wunde konnte
wegen starker Schwellung und hochgradiger Verjauchung
nicht genäht werden und wurde offen mit „Caporit“- Spü¬
lungen behandelt. Die Eiterung ließ schnell vollständig
nach, die Abstoßung nekrotischen Gewebes ging rasch von
statten und eine straffe Granulation setzte ein, die dieWunde
bald zur Heilung brachte.
8. Bei einer erschwerten Geburt war durch unvorsich¬
tiges Ziehen ein Einriß in die Scheidenschleimhaut erfolgt,
der bei meinem Hinzukommen sich als sehr stark infiziert
erwies. Der brandige Geruch war schon beim Eintritt in
den Stall wahrnehmbar. Spülungen mit „Caporit“-Lösung
führten bald zum Erfolg.
556
9. Ein Ochse hatte sich unterhalb des rechten unteren
Augenlides eine Rißwunde durch Scheuern an einem rostigen
Nagel in der Wand zugezogen, die lange Zeit trotz täg¬
licher mehrmaliger Behandlung Eiter absonderte. Knochen¬
splitter, Fremdkörper etc., die die Eiterung unterhielten,
waren nicht festzustellen. Erst durch Anwendung von
„Caporit“-Wundwasser und -Streupulver zeigte sich eine
Besserung, die dann auch bald in Heilung überging.
10. Ein neugekaufter junger Foxterrier war von dem
Yorbesitzer kupiert worden und zeigte durch Infektion be¬
dingte Knochennekrose am letzten Schwanzwirbel. Nach
Reinigung der Wunde (von der Anwendung des scharfen
Löffels wurde absichtlich Abstand genommen) wurde „Ca¬
porit“- Streupulver appliziert und baldige Heilung erzielt.
Auch in der Gynäkologie leistet das Präparat Vorzüg¬
liches, besonders bei Retentio secundinarum, indem durch
häufiges Spülen mit „Caporit“- Lösung oft die Eihäute sich
selbst ablösen. Ist aber eine manuelle Ablösung erforder¬
lich, so kommt dabei noch seine desodorisierende Wirkung
zu besonderer Geltung, während man sonst den üblen Ge¬
ruch trotz intensivster Reinigung nicht verbergen kann. —
Aus Vorstehendem ersieht man, daß die „Caporit“-Prä¬
parate recht gute Dienste besonders zur Behandlung infi¬
zierter Wunden geleistet haben und ich möchte betonen, daß
ich zu keinem chirurgischen Patienten gehe, ohne daß ich
nicht eine „Caporit“- Packung bei mir hätte. Infolge der
äußerst praktischen Packung kann man sich sofort die
Dakinsche Lösung in Form des 0,5 %igen Wundwassers
hersteilen in jeder Menge, wie man sie gerade benötigt. Die
Röhrchen mit Wundwasserpulver enthalten 1,7 Gramm
„Caporit“-Pulver für 1 Liter Wasser, sind zu je 10 Stück
zusammengestellt und haben den großen Vorteil, daß sie
das an und für sich schon umfangreiche Gepäck des Prak¬
tikers nur ganz verschwindend belasten.
Durch die „Caporit“- Präparate ist die Frage, wie man
sich auf schnelle und einfache Weise die so umständlich
herzustellende und wenig haltbare Dakinsche Lösung an¬
fertigt, glänzend gelöst. Ohne Umstände und in jeder be¬
liebigen Menge geschieht dies in der Behausung des Pa¬
tienten. Im Hinblick auf diese Vorzüge und — was heut¬
zutage stark ins Gewicht fällt — auf seinen niedrig gehal¬
tenen Preis kann man das „Caporit“ in jeder Form wohl
als das idealste und praktischste Mittel zur „Chlorbehand¬
lung“ der Wunden ansprechen, dem in den Kreisen der
Praktiker die weiteste Verbreitung zu wünschen ist. Durch
557
*
fliese Veröffentlichung möchte ich die praktisch tätigen
Kollegen zu Versuchen anregen, Der Erfolg spricht für
sich selbst!
Die Notimpfung bei der bösartigen Maul- und
Klauenseuche. <**»»*>
Referat für die Krelsveraammlnng des tierärztlichen Kreisvereins
Schwaben am 15. November 1920 erstattet
von Kirner, Gersthofen.
Schon bei der Blutabnahme könne«! unangenehme Zwischen¬
fälle eintreten, deren Wiedergabe dann mit der gewöhnlichen Über¬
treibung wie ein Lauffeuer die Gegend durcheilt und die weitere
Blutbeschaffung schwer stören kann, namentlich wenn ein junger
Kollege einmal Pech hat. Das überaus lästige „Impfblutbetteln“
ist auch nicht jedermanns Sache, dann bekommt man nur zu häufig
auch von solchen Besitzern, bei denen man geimpft hat und die
versprochen hatten, „Blut bis zum Weißbluten abzugeben“, lange
Gesichter zu sehen, wenn man mit der Flasche den Hof herein¬
kommt. Da sind dann die Tiere „noch zu schwach, oder sie sind
trächtig, oder sie werfen auf' und sonst noch hundert andere
Gründe. Freilich gibt es . auch genug erfreuliche Ausnahmen,
namentlich wenn größere Güter in Betracht kommen.
Wer nicht selbst viel geimpft hat, hat kaum eine Ahnung von
der aufreibenden Arbeit. Es ist keine Kleinigkeit, monatelang
Tag für Tag und oft halbe Nächte hindurch sich in dreckigen,
niederen und dumpfen Stallungen, in der Sommerhitze, mit oft
recht bösartigen Tieren herumzuraufen. Wie oft hörte ich von
Landwirten sagen: an dieser Arbeit hätte ich schon für einmal
genug, ich möchte sie nicht alle Tage machen. Es ist notwendig
in Haftpflicht- und Unfallversicherüng zu sein. Die ganze Arbeit
ist voll von Verantwortung. Leicht kann es geschehen, daß un¬
gesehen Schmutz oder Staub in das Impfblut fällt, dann ist Ge¬
legenheit gegeben, einen ganzen Stall zu ruinieren und damit die
eigene Praxis, und solche Fälle sind mir von anderer Seite be¬
kannt geworden. Die Kleidung wird nicht besser, desgleichen ist
die Materialabnützuing an teuren Spritzen eine oft recht große,
wenn man das Pech hat, daß mehrere hintereinander kaput gehen.’
Wer gesundheitshalber nicht immer das Rad benützen kann, oder
vorsichtshalber alle Impfgefäße seihst mitbringen will, ist genötigt,
sein Pferd außergewöhnlich abzunützen, zumal wenn man nicht
das Glück hat» die verseuchten Ortschaften in kleinem Umkreise
beieinander zu haben und dann täglich große Strecken zum Blut
holen und zum’ Impfen zurückzulegen hat. Ferner macht das oft
notwendige Zusammentrommeln der Leute und das jedesmal not¬
wendige Abrichten derselben zur Hilfeleistung ebenfalls oft Schwie¬
rigkeiten. Vom Schwitzen oft bis auf die Haut durchnäßt tritt man
dann den Heimweg an.
Alles in allem: so schön der Erfolg der Impfung, so wenig
angenehm ist die Ausführung in ihrer heutigen, Form, wenn viel
geimpft’ werden muß. Eine feste Impftaxe wird sich nur schwer
aufstellen lassen, da das eine Mal die Impfung wenig Arbeit macht,
das andere Mal wieder sehr viel. Es dürfte am besten sein, aus¬
gleichend zu wirken. Soviel ist sicher, daß durch staatliche Impf-
558
stoffgewinnung die Sache nicht verbilligt worden wäre, wie das
z. B. in Österreich der Fall ist.
Zusammen fas send möchte ich sagen: Die Zeit ist vor¬
bei, da wir beschämt und niedergeschlagen durch die Seuchen¬
gehöfte gewandelt sind und behandelt haben: ut aliquid fiat. Das
Vertrauen zu den Tierärzten, die fest an die Sache herangegangen
sind, ist gewaltig gestiegen und der Erfolg wird von den Land¬
wirten allgemein in vollstem Umfange anerkannt. Wenn geringe
Ausnahmen Vorkommen, so ist dies immer da, wo zu spät geimpft
wurde und datnit Verluste eingetreten sind. •
Der Seuche ist der Stachel genommen und der Grund zu wei¬
terem Aufbau gelegt. Es ist von den Tierärzten viel Positives ge¬
leistet worden diesen Sommer und Herbst hindurch, zum Nutzen
der Landwirte und zum. Nutzen der Allgemeinheit, worüber wir
uns freuen können. Besonders aber darüber, daß in diesem beson¬
deren Notjahre die Schrittmacher im Kampfe gegen die bösartige
korm der Seuche bayerische Tierärzte gewesen sind. —
* *
Mitberichterstatter Frey-berger, Bezirkstierarzt in Zus-
marshausen, bestätigte im allgemeinen die Beobachtungen des
Kollegen Kirn er und bemerkte insbesondere: Ich habe nur 14 Tage
lang mit Blut geimpft und in der Folge ausschließlich mit Serum
nach der Methode Zinck-Feuchtwangen, da ich mit der Blutge¬
winnung keine Schwierigkeiten hatte und deshalb in der Lage war,
Serum meist für 80 bis 150 Tiere vorrätig zu halten. Die vielen
Vorteile des Zinckschen Verfahrens, namentlich die Keimfreihal¬
tung der Gefäße, die Serumbereitung ohne fremde Hilfe, die Sauber¬
keit des Arbeitens, die Haltbarkeit des karbolisierten Stoffes, die
Vermeidung von Phlegmonen und Abszessen etc. sind so wesent¬
lich, daß das einzig Unangenehme daran, nämlich "d^s Heim¬
schleppen des vielen Blutes' ohne weiteres in den Hintergrund
treten muß. Nur in ganz dringenden Notfällen werde ich auf die
Blutimpfung zurückgreifen. Nach meiner Beobachtung waren die
wenigsten Abszesse durch Verunreinigungen verursacht, die mit
der Hohlnadel (Hautteilchen, Schuppen, Haare) unter die Haut ge¬
bracht waren, sondern zumeist dürch Verletzungen der Muskel¬
scheide und des Muskels selbst, wenn beim Einstich die Tiere un¬
ruhig waren. Pus bonum et laudabile (schön hellgelb, rahmartig,
aufstrichfähig nach Kitt» sehen wir in diesem Falle beim öffnen^
der Geschwulst, dagegen deuten Grünfärbung und fötider Geruch
auf Verunreinigung durch Fremdkörper. Sofort auftretende, aus¬
gebreitete Phlegmonen dürften wohl durch schon in Zersetzung
begriffenem Blut verursacht sein. Später — erst nach 3 Wochen —
auftretende Phlegmonen und Dekubitus sah ich bei geimpften und
nichtgeimpften Tieren und können meines Erachtens nicht mit der
Impfung in Zusammenhang gebracht werden.
Als Impfstelle habe ich die linke oder rechte Halsseite (unge¬
fähr in der Mitte) bevorzugt, da eine außerordentlich rasche Re¬
sorption beobachtet wurde und niemals eine Massage nötig war.
Wenn die Impfung an der Brustspitze auch ihre Vorzüge haben
mag, so ist man bei der Impfung am Hals offenbar weniger der
Gefährdung durch das Tier selbst ausgesetzt. Ich darf beifügen,
daß ich 95 % der Impfungen ohne jegliche Beihilfe, d. h. ohne
Zwangsmittel vorgenommen habe. Die Einführung des Impfstoffes
direkt in die Bauchhöhle, wie sie, nach den Berichten zu schließen,
vornehmlich jetzt in Norddeutschland geübt wird, scheint mir ver-
559
schiedene Vorteile zu Haben, ganz besonders wenn es sich uni
größere Mengen bei schweren Tieren handelt.
Bezüglich der Dosis des Serum soll man'nicht allzu ängstlich
sein: von 30,0 für ein 3 Wochen altes Kalb bis zu 100,0 für aus¬
gewachsene Tiere je nach Körpergewicht. Wenn ich 80,0 für einen
schweren Zugochsen nach meiner Erfahrung als lebensrettend be¬
zeichnen kann, so muß doch durch weitere! Versuche klargestellt
werden, ob nicht durch höhere Dosen — etwa bis 150,0 Serum —
die häufig nachträglich zu Verlusten führenden — Klauenleiden bei
schweren Ochsen und 'Zuchtstiieren hintangehalten werden können:
vorausgesetzt natürlich rechtzeitige Impfung.
Ganz hervorragende Wirkung wurde durch die Impfung er¬
zielt bei Kälbern, die während der Seuchendauer in einem Stalle
geboren wurden, und bei Schweinen, die auf das artfremde Serum
besonders prompt zu reagieren scheinen.
Bei der Besprechung über die Impfgebuhren muß ich-auf die
überaus peinlichen Auslassungen in den Landtagsverhandlungen
am 5. Oktober 1920 hinweisön und bemerken, daß zu hohe Forde¬
rungen die Leute von der Impfung zurückschrecken ließen und zu¬
dem die Tierärzte in den Geruch der wucherischen Ausbeutung des
Unglücks der Landwirte brachten. Der hiedurch angerichtete
Schaden auf der einen, wie auf der anderen Seite läßt sich nicht
leicht wieder gutmachem. In manchen Gegenden haben sich die
Kollegen über diesbezügliche Taxen geeinigt, und das war gut so,
denn die Verhältnisse sind nirgends ganz gleichgearfcet. Aber was
zu viel ist, ist von Übel.
Bei der Blutentnahme war ich durchaus nicht ängstlich darauf
bedacht, ob es sich um Tiere handelte, die 3, 4 oder 5 Wochen
vorher dürehgeseucht hatten. Ich suchte mir. stets die sich sichG
lieh schwer erholenden Tiere und namentlich die an Klauenleiden
schwer erkrankten Ochsen aus. Ich ließ mich von der Anschauung
dabei leiten, daß ein kräftiger Blutentzug — selbstverständlich mit
individueller Berücksichtigung — das Herz entlastet, zu neuer
Blutbildung anregt und vor allem in den peripheren Organen fühl¬
bar wird. Das Vorhandensein der Antikörper nach der Theorie
galt als Voraussetzung, die nicht weiter in Rechnung gezogen
wurde: dafür war die Erfahrung maßgebend, daß die Tiere, welche
1911 durchgeseucht hatten, gar nicht oder nur in einem kaum be¬
merkbaren. Grade von der Seuche ergriffen wurden. Wer, wie ich,
das Blut jedes einzelnen Tieres zumeist in einem gesonderten Glas
aufgefangen hat, der konnte mancherlei Beobachtungen machen
über die Farbe, Dick- oder Dünnflüssigkeit, Gerinnbarkeit des
Blutes, über dlie Menge und Farbe des ausgeschiedenen Serums
u. a. m. Ieh habe das Gefühl bekommen, daß wir bezüglich der
Blutphysiologie und Blutchemie durchaus noch nicht auf der Höhe
sind: Blut ist ein ganz besonderer Saft!
Dem Schlußsatz des Herrn Vorredners möchte ich mich «ms
vollster Überzeugung anschließen.
Referate.
Intokttons* and Invasionskrankhoitsn.
Auszug aus dem Krankenbericht über einen Pall von
Rotz beim Menschen. (Zeitschrift f.Veterinärkunde, 1920,
Heft 5, S. 133;)
Ein Kollege hatte sich am 7. 10. 15 gelegentlich der Zerlegung
560
eines rotzkrankein Pferdes an der Spitze des linken Zeigefingers
unbedeutend verletzt. Am 14.10. trat unter Schüttelfrost, Fieber
und Schmerzen an dem verletzten Finger als Folge der Infektion
die Rotzkrankheit bei ihm in Erschetibung. Der Kranke legte mit
Beginn der Erkrankung seine subjektiven Wahrnehmungen bis
1. November, 4 Tage vor der Überführung in ein Kriegslazarett,
nieder; aus ihnen geht hervor, daß die Fiebertemperatur eiiine wech¬
selnde Höhe zeigte und oft von Schüttelfrösten begleitet war, Ab¬
spannung und darauf folgende Erschöpfung stellten sich schon in
wenigen Tagen ein. Am 16. 10. ließ sich aüs der Wunde an der
Fingerspitze ein Tropfen, dicken rahmartigen Eiters auf Druck
entleeren. Nach dem Krankenbericht des Lazaretts wurde bei dem
Patienten am 2. 11. zum erstenmale schleimig-seröses Nasensekret
beobachtet, schon 2 Tage hennach kam Schwellung und Rötung
der Nase und der rechten Gesichtshälfte hinzu. Die Gangrän der
Nase griff von einem Tage zum andern auch auf die linke Seite
über und zerstörte bils 9.11. unter vorhergehender Bildung von
zahlreichen linsengroßen, prominierenderi, meist mit hellrotem
Hofe umgebenen Knötchen die ganze Nase. An diesem Tage wurde
das Fortschreiten des gangränösen Prozesses auf die Lunge fest¬
gestellt. Am folgenden Tage endete die Krankheit, welche mit
endovenösem Elektrargol vergeblich bekämpft wurde, nach kurzeT
Atembeschleunigung tödlich. Me.
Pharmakologie, Pharmacia, Pharmakognosie.
Prof. Heinz- Erlangen und Br. Schottenheim
Regensburg: Über das Keuchhusjtenmittel „Thymipin“.
( Aus dem pharmakol. Institut d. Univ. Erlangen. — Münch.
Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 27, S. 771.)
Ein spezifisch wirksames Heilmittel gegen Keuchhusten ist bis
jetzt nicht bekannt; die gegen diese Krankheit verwendeten Mittel
wirken nur symptomatisch: krampfstillend, lösend, lokal anästhe¬
sierend oder lokal desinfizierend. In neuerer Zeit sind nun Galeni-
sche Präparate (Extrakte, Dialysate etc.) aus pflanzlichen Drogen
und zwar aus den fleischfressenden Pflanzen
Drosera und Pinguicula hergestellt und gegen Pertussis
verwendet worden. Die Fabrik pharmazeutischer Präparate in Er¬
langen bringt ein Gemisch von Dialysaten aus den genannten Pflan¬
zen, das die krystalloiden Bestandteile enthält, unter dem Namen
„Thymipin“, in Österreich und der Schweiz „Pillca“, in den Handel.
Auf die Anregung von Prof. Heinz unternahm Sch. eine Nach¬
prüfung der bisherigen Versuche mit Drosera, einö Untersuchung
der lokalen wie resorptiven Wirkungen des Mittels am Tier und
eine Zusammenstellung über die Heilwirkung des Thymipin bei
Keuchhusten, soweit sile bekannt geworden ist, und legte die Er¬
gebnisse seiner Forschungen in einer Dissertation nieder. Da
Thymipin keine lokal anästhesierende, keine stärkere bakterizide
und keine betäubende Wirkung auf das Atmungs- bezw. Husten¬
zentrum besitzt, muß es sich um eine andersartige Beeinflussung
der Krankheit durch das Milttel handeln, wobei der Abwehrjnechä-
nismus des Körpers gegen Erreger mobil gemacht oder unterstützt
wird. Heinz spricht bei der Wirkung solcher Mittel von ,4ttr
direkter Heilung“. Subkutane Injektionen des Pi’äparates bei efner
einer Anzahl gesunder jugendlicher Individuen hatten einen binnen
561
24 Stunden vorübergehenden, wässeingen Katarrh der Nasen-
schleimhaut zur Folge, der von rheumatoiden Schmerzen in der
Muskulatur des Nackens und Rückens und in der Umgebung der
Gelenke begleitet war. Bei subkutaner Einverleibung des Präpa¬
rates an Mäuse wurde diie Atmung vertieft und^dyspnoisch, die ana¬
tomische Grundlage hiefür bildete starke Rötung und Schwellung
der Tracheal- und Bronchialschleimhaut, eine ähnliche Wirkung
trat bei Meerschweinchen und Kaninchen auf, bei denen hin und
wSieder auch eine Reizwirkung auf das lymphozytenproduzierende
Gewebe, auf Lymphdrüsen und Milz beobachtet wurde. Was die
Literatur über die Behandlung des Keuchhustens beim Menschen
enthält, läßt sich dahin zusammenfassen, daß der konvulsi¬
vische Husten nachläßt, das Erbrechen schnell
au ssetzt und die Dauer der Krankheit erheb¬
lich abgekürzt wird. Da diie innere bezw. subkutane An¬
wendung des Mittels Erscheinungen herbeiführt, wie sie dem
Nasenkatarrh eigen sind und die denen einer Erkrankung gleichen,
•hat sich die Homöopathie schon länger der Drosera bedient. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftstragen.
Vollzug der Bekanntmachung über die Anstellung und Prüfung
der Tierzuchtbeamten.
Im Vollzüge der Bekanntmachung vom 20. Januar 1921
Nr. B219 a 45 (MABL. S. 7) wird folgendes verfügt:
I.
Diie staatlichen Tierzuchtbeamten haben in ihrem Dienstbezirk
Tierzuchtinspektion — folgende Dienstesaufgaben:
1. die Hebung der gesamten landwirtschaftlichen Tierzucht:
2. die Belehrung und Beratung der Züchter durch häufige Wirt¬
schaftsbesichtigungen, Erstattung, von Gutachten und Vor¬
trägen ;
3. die Förderung der Gesundheitspflege der landwirtschaftlichen
Haustiere, insbesondere die Mitwirkung bei der Bekämpfung
der Tuberkulose;
4. die Geschäftsführung der zu ihrem Dienstbezirke gehörigen
Tierzuchtverbände;
5. die Mitwirkung bei Tierschauen und Ausstellungen;
(i. die Förderung der Milchwirtschaft und des Molkereiwesens;
7. die Ein- und Durchführung von Milchleistungsprüfungen;
8. die Förderung der Alm- und Weidewirtschaft (Grünlands¬
wirtschaft) ;
9. die Förderung der genossenschaftlichen Viehverwertung;
10. die Beobachtung des gesamten Viehverkehrs, der Vieh- und
Fleisclipreise, des Viehhandels und Metzgergewerbes;
11. die Unterstützung der Bestrebungen der staatlichen Vieli-
und Pferdeversicherungsanstalt;
12. *veranlaßten Falls die Mitwirkung bei Bekämpfung von Tier¬
seuchen.
Bei Erfüllung dieser Aufgaben haben die Tierzuchtbeamten
nach den Weisungen des Staatsministeriums für Landwirtschaft zu
verfahren.
Zu § 1.
1. Die staatlichen Tierzuchtbcamten führen ein Dienstsiegel
mit der Umschrift^: Tierzuchtinspektion in (Dienstsitz des Tierzucht-
beamten).
2. Erledigte Stellen bei den Tierzuchtinspektioneu werden in
der Regel zur Bewerbung ausgeschrieben; die Ausschreibung er¬
folgt im „Bayer. Staatsanzeiger“.
Bewerbungsgesuche sind an das Staatsministerium für Land¬
wirtschaft innerhalb der jeweils bestimmten Frist einzüreichen- .
Den Gesuchen sind die Nachweise über die Erfüllung der Vorbe¬
dingungen nach Abschnitt II und III der Bekanntmachung vom
20. Januar 1921 in Urschrift oder in amtlich beglaubigter Abschrift
beizugeben. Bei Gesuchen von bereits staatlich angestelltcn Tier-,
/uchtbeamten bedarf es dieser Belege nicht.
3. Das Staatsministerium für Landwirtschaft wird die Gesuche
sodann der Regierung, Kammer des Innern, zur Äußerung zuleiten v
in deren Geschäftsbereich sich die zu besetzende Stelle befindet.
Hierauf werden die Gesuche dem einschlägigen staatlich aner¬
kannten Tierzuchtverbande zur gutachtlichen -Äußerung zugehen.
Die endgültige Entscheidung über die Besetzung trifft das Staats¬
ministerium für Landwirtschaft.
III.
Zu § 3 Ziff. 4.
Für den Vorbereitungsdienst kommen hauptsächlich die baye¬
rischen Staatsgüter in Betracht. Die Staatsdienstanwärter für den
höheren Tierzuchtdienst werden sich-'zweckmäßig vor Eintritt in
einen landwirtschaftlichen Betrieb durch Anfrage beim Staatemini¬
sterium für Landwirtschaft darüber Gewißheit verschaffen, ob der
beti*effende Betrieb für den Vorbereitungsdienst als geeignet er- ~
achtet wird.
* IV.
Zu § (i Abschnitt I Ziff. 1.
Die Prüfung erstreckt sich auf die gesamte landwirtschaftliche
Tierzucht (Pferdezucht, Rinder-, Schaf-, Schweine-, Ziegen-, Ge¬
flügel-, Bienen- und Kaninchenzucht).
München, 24. Februar 1921.
Wutzlhofe r.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Die Entwicklung der sächsischen Viehzucht nach Aufhebung der
Fleischzwangswirtschaft.
(Geringe Abnahme der Rindviehbestände und
Schafe. — Das Anwachsen der Schweinezucht. — ’
Entwicklung der Ziegenzucht und Geflügel- .
zucht.) ^
Durch die Aufhebung der Fleisch- und Viehzwangswirtschaft
sind die in den letzten Jahren üblich gewesenen vierteljährlichen
Viehzählungen in Wegfall gekommen. Um so mehr Interesse be-r
arisprucht daher, um sich einen Überblick über Sachsens Vieh¬
aufbau zu machen, die letzte am 12. Dezember 1920 vorgenommene
*** rifl lin^ l i ’jkL ll T IlV 1 1 i r -.*» ■} j|- { ’i liiAsMtä
563
Viehzählung, ist dieselbe doch die erste nach Aufhebung der
Fleischzwangsbewirtschaftung. Wenn man vor Aufhebung der
Zwangswirtschaft oft die Meinung hören konnte, daß die Aufhebung
der Fleischbewirtschaftung eine massenweise Abschlachtung der
Nutzviehbestände zur Folge haben würde, so hat sich diese Auf¬
fassung als eine irrige erwiesen. Zwar ist der Bestand des Rind¬
viehes nach der Zählung am 12. Dezember wohl um eine Kleinig¬
keit zurückgegangen, doch dürfte dieser Abgang »wohl weniger
auf eine vermehrte Abschlachtung als in der Hauptsache auf die
verheerende Maul- und Klauenseuche zurückzuführen sein, hat
doch diese Seuche unter den sächsischen Rindviehbeständen er¬
hebliche Opfer gefordert. — Im übrigen stellt sich das Ergebnis
der letzten sächsischen Viehzählung folgendermaßen dar: Am
12. Dezember 1920 betrug die Zahl des Rindviehs 721 577 Stück,
am 1. September 1920 713 686 Stück, mithin eine Abnahme von
7 888 Stück oder 1,08 Prozent. Der Rindviehstand am 1. Dezember
1919 stellte sich auf 10 257 Stück oder 1,44 Prozent geringer, mit¬
hin ist der Wiederaufbau der sächsischen Rindviehzucht einen
niicht unbedeutenden Schritt vorwärts gekommen. Der Bestand
an Schafen stellte sich am 12. Dezember 1920 auf 102 486, gegen¬
über dem 1. September 1920 um 8 962 oder 8,04 Prozent geringer,
doch hat die Schafzucht ebenfalls Fortschritte gemacht, denn das
Plus gegen 1919 beträgt 17 688 oder 20,86 Prozent. Diese günstige
Entwicklung der sächsischen Schafzucht ist auf die intensive Tätig¬
keit des Verbandes sächsischer Schafzüchter zurückzuführen. —
Wesentlich anders hat sich die Schweineaufzucht gestaltet, denn
nach der Zählung vom 12. Dezember 1920 stellte sich diese auf
454 380, das bedeutet zur Zählung vom 1. September 1920 eine
Zunahme von 17 154 Stück oder 3,92 Prozent. Daß die Schweine¬
zucht sich in Sachsen in äußerst stark ansteigender Kurve bewegt,
lmweist die-Zunahme seit dem 1. Dezember 1919, die sich auf
103 954 Stück oder 29,67 Prozent stellt. — Ein überraschendes Er¬
gebnis hat die Zählung der Ziegen gebracht, denn es wurden
hei der Zählung am 12. Dezember 1920 insgesamt in Sachsen
391 999 Ziegen ermittelt.. Diese' Zahl ist in einem Vierteljahr, seit
1. September 1920, um 69 088 Stück oder 14,98 Prozent zuriickge-
gangen. Vermehrte Schlachtungen und die Maul- und Klauen¬
seuche dürften die Ursache dieses Rückganges sein. — Auch die
Federviehbestände sind am Aufbau stark beteiligt. Gezählt wur¬
den am 12. Dezember 1920 3 122 807 Stück, das bedeutet gegen¬
über der Zählung vorn 1. September 1920 eine Zunahme von
767 601 oder 32,59 Prozent,
Erfolge Oldenburger Pferdezucht.
Die in Oldenburg und Vechta stattgefundenen diesjährigen
Hengstkörungen haben den oldenburgischen Züchtern des schweren
eleganten oldenburgischen Kutschpferdes wieder bedeutende Er¬
folge eingebracht, wenngleich der Handel mit Hengsten nach dem
Auslande, namentlich nach Holland, nicht unerheblich zurückge¬
gangen kt. Dafür war die Zahl der Inlandskäufer nicht geringer
geworden. Die früher gezahlten hohen Preise für angekörte
Hengste »ind ebenfalls von ihrer schwindelnden Höhe herabge¬
stiegen. Im vorigen Jahre wurde als Höchstpreis 300 000 Mark
für den Hengst „Gruson“ von der Ruhwarder Tlengsthaltungsge-
nossenschaft gezahlt. Dieser Preis ist jetzt überboten worden.
Die Delmenhorster Hengst ha 1 tu ngs genossen sc ha ft hat zu ihrem
Hengst „Sekretär“, der auf der Oldenburger Körung eine Haupt-
Prämie von 1500 Mark erhielt, den dreijährigen Angeldsprämien-
hengst „Diedeueh“ zum Preise von 325 000 Mark neu zugekauft;
dieser liervorragendeHengst stammt vom Prämienhengst „Gidotio“.
Die Genossenschaft ist jetzt’ im .Besitze von drei Prämienhengsten.
Auf der Körung für das südliche oldenburgische Pferd in Vechta
waren von den 48 angemeldeten Hengsten 45 zur Stelle, während
auf der Körung für das nördliche Zuchtgebiet in Oldenburg 257
Hengste angeapeldet waren. Sofort nach beendeter Körung begann
in Oldenburg ein lebhafter Handel mit den angekörten jüngeren
Hengsten. Die hierbei erzielten Höchstbeträge, namentlich für dje
Angeldshengste, betragen 375 000 Mark und 300 000 Mark, doch
stehen diese hohen Preise vereinzelt da. Auf der der Oldenburger
Körung vorangegangenen Hengstkörung in Aurieh wollte der Han¬
del nicht in Fluß kommen. Auch haben dort die Preise-absolut
nicht den Erwartungen der Züchter entsprochen, denn sie bewegten
sich zwischen 20 000 und 30 000 Mark. Ähnliche Preise, 30 000 bis
55 000 Mark sind auch in Oldenburg erzielt worden, die oben mit¬
geteilten hohen Preise sind als Ausnahmepreise zu bezeichnen. —
Auf der Insel Fehmarn hat ebenfalls die oldenburgische Pferde¬
zucht festen Fuß gefaßt. Auf der Oldenburger Hengstkörujig sind
für Fehmarn drei Hengste angekauft worden, einer von der Hengst¬
haltungsgenossenschaft und je einer von den Herren Karl Klein¬
gern - Meschendorf und Fritz Amsinck - Benkendorf. Der neue
schwarze Genossensohaftshengst, der nicht ganz so schwer wie
der braune Oldenburger ist, hat 120 000 Mark gekostet und'
stammt, wie auch der von dem Fehmarner Züchter Kleingarn ger
kaufte, von den bekannten oldenburgischen Hengstzüchtem Gäting
und Müller in Estenshamm; der Hengst, der nach Fehmarn an den
Züchter Amsinck verkauft ist, kommt aus‘dem Stall der Züchtet*
Tollem und Tantzen - Essenshamm. Nunmehr sind auf Fehmarn
vier reinrassige oldenburger Hengste stationiert, die wohlgeeignet
isnd, der oldenburgischen Pferdezucht weiterzuhelfen. — Auf der
llengstkörung für das südliche oldenburgische Pferdezuchtgebiet
zu Vechta richtete die Körungskommission folgende bemerkens¬
werte Mahnung an die Züchter: ..Die Körungskommisskm sieht
sich veranlaßt gelegentlich der jetzigen Körting den Züchtern fol¬
gendes mitzuteilen: Auf der Stutenschau zu Cloppenburg im letzten
Sommer ist festgestellt, daß eine größere Anzahl der besseren,
jüngeren Fuchsstuten, von sehr nahe verwandten
Flieh sh engste n belegt worden sind in der Absicht,
um die so beliebte Fuchsfarbe zu erhalten. Die Körungskommis¬
sion versteht diesen Wunsch, glaubt aber, es nicht unterlassen
zu dürfen, die Züchter darauf aufmerksam zu machen, daß auf
die Dauer die Paarung zu.na-lie verwandter Tiere
in der Regel auf die Fortentwickelung’ einer
Zucht nicht günstig eingewirkt ha t.“ S. M.
Staatsvetorlnärirand«, Aaslands dienst ind Verslchenngswesen.
Stand der Tierseuchen.
^Schweiz: Woche vom 16. mit 22. Mai 1921: Maul- und
Klauenseuche: 10 Kantone mit 22 Bezirken mit 26 Gemeinden'
und 42 Gehöften; Rauschbrand: 2 Kantone mit 2 Bezirken mit
2 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (einschl. Stäbchenrotlauf
und Schweineseuche): 6 Kantone mit 18 Bezirken mit 20 Gemeinden
und 23 Gehöften; Milzbrand: 4 Kantone mit 4 Bezirken mit
4 Gemeinden.
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16 . mit 31 . Mai 1921 .
565
8
£
H
1
€
i
O
Z
Kleinvieh
-f- euiqnanz
— emqijuqV
(»liezsiqoiJoq
-iOA mz-
qopiSiaA nii
tH T-> CO QO
1■++*++
IO
+
s
CO
+
03 vH l~— OS 03 <03
03
I + I++.I *
iie«siqoaea:
19 p ui
03 rH | H Ol | CO 00
\0 tH CO CO H03H<
CO 03 03 03
!
s
o
-t-emqronz
—emq'Buqy
(*Hez8iqo|ioq
-IOA Juz
qotaiSieA ^1
© 03 Ol —< 03
w
+ 1 ■ + * *++
CO 00 kO 03 CD
H vH 03
1+1l+l1
liezsiqoiiea
aep ui
© | H CI H | vH H
03
«SS4
CO 05 CD O »O H O
1—1 CO CO CO
«
h*
•
H
«
c
. •
1
a
©
1
*©
S
4- araquunz
— emqBuqy
(*l!9tzsiq0[iaq
-iOA *mz -
qoiaiSioA rai
03 rH vH vH 00 03 »O
t-h CO
[ + 1 + ‘ + 1 1
§
1
O 05 1> kO 05 kO
Hvil(dHP*H
vH
l+l11++
liazsiqoiiea
iap ai
H H (M H j X | |
CO
w
ccoodcDHd
CD Ol ^ CD HH Ol
V-H
jd
©
<3
2
o
-|-emqBauz
— eraq^nqy
(^irezsiqotieq
-iOA Juz
qoiöiSieA uii
Ol vH 03
• 9 • 9
! + 1 +
CO
+
v-4 CO CD Ol -H Hf
vH vH
l + l + l 1 *
Ijezsiqouag
iep ui
m i r i r
N
H< kO 03 00 CD © H<
vH tH vH
©
VH
1
- ©
«1
k.
£
:
©
«w
:0
A
©
o
+ eraquunz
— araq'Buqy
(*liezsiqopaq
-iOA -inz
qoiaiSi9A uii
dad^wcooN
*-« 03 vH 03 03
11 1+II+I
^ b* d CO N tC iC h*
CO kO CO H vH io O
vH
IO
CO
1
03 03 CO t- 03 03 00
Hi 00 + + U- O 05
HdiOOP-
H vH
1 1 1 1 m i
liozsiqoiiaa
* 19p ui
io
CO
03 00 O CO O 03* vH
00 CO Ol CD rH QO 03
CO 'Hl lO CD 03 HI -rf
vH 03
t>-HCCOtOO
03 kO CO L- H< CD 00
v—i 1 vH 03
1 1 1 II 1 1
c
©
.9
*©
i
ü
i
s "
ö ©
SS
’S §
>
+ 9uiquunz
— araqBuqy
(*li9Zsiqoti9q
-IOA >niz
qD19l3l9A mj
lO IO 00 CO H CO vH l-
1 1 1 + 1 1 1 1
s
1
l|9zsiqou9a
I9p UI
[ 4-9UiqBUtiz
! — amq'Buqy
. (*U9Z8iqoii9q
-iOA duz
qoiaiSieA tui
C0CO©C3©v-hv-hO3
CO V—i v—• v-H vH v-H rf
CM
Vf
dOO + ddi>
f» 03 kO vH 03 CO 03
vH H Ol CO CO kO CD
kO vH vH CO v“ 1 ^
II + 1 + ’ 1
CO
1
kCGOt-H + HH
vH i—t vH v-H —M
1 1 1 II 1 1
!{9Z8iqoii9a
10p UI
O ^ 00 H t- GO >C CO
vH t—( i—i
IO
I>
CO 00 CD CO H< 00 03
00 00 O Ol 03 CO H
vH rH vH vH vH
*
■ ha«
a
•8
ac .
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
s
s
SS
va
e
i
cs
~7Z S tS3 ^
. — ?h %4 H fH jQ
«2 R 4 u® ^
iO O IO H kC oo >o
vH CO H CO H (d H
*) Vom 1. mit 15. Mai 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
566
Hundesteuer in einigen großen Städten.
--
Abgabe für den
1. Hund j 2. Hund [ 3. Hund
Anzahl der
1919
versteuerten
Hunde
Berlin.
100.—
150.-
200-
29.000
kleine Hunde grol
Je Hunde
Hamburg.
30.—
1
60.—
16.736
München.
100.-
150.—
200.—
11.707
Dresden.
20 —
30.—
30.—
10.698
Köln.
24.—
36.-
36 —
10.327
Leipzig ..
36 —
48.—
72.—
8.210
Düsseldorf.
60.—
80 —
80.—
6.996
Frankfurt a. M.
60.-
120 —
180.—
5.500
Stuttgart.
80.—
120.—'
• 120.—
4.381
Bremen.
15.—
30.—
40.—
4.242
Hannover.
36 —
45.—
! 45.—
2.917
Magdeburg.
80 —
100 —
1 120.—
2.680
Breslau.
30.—
40.—
40.—
1
1.500
Aus dieser Aufstellung ist ersichtlich, daß außer der Reichs-
liauptstadt keine der anderen deutschen Großstädte auch nur an¬
nähernd die Höhe der Gebühren Münchens erreicht; Dresden, Bres¬
lau, Hannover und Köln haben sogar auffallend geringe Hunde¬
abgaben.
Hodischulnachrichten.
Professor Dr. L. Hoffmann f.
Am 30. Mai 1921 starb in Stuttgart der ehetn. ord. Professor für
Chirurgie a. d. weiland Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart,
Leonhard Hoffmann, im Alter von beinahe 76 Jahren. Hoff¬
mann war ein Württemberger, geb. in Nesselbach am 8. Ajug. 1845.
Seine Studien hat er an der Stuttgarter Anstalt absolviert und
hierauf die meisten deutschen Hochschulen zu kürzerem oder längerem
Aufenthalte studienhalber besucht. Man wurde bald auf den streb¬
samen jungen Mann aufmerksam und ernannte ihn im Jahre 1875,
nachdem er an einigen kleineren Orten praktiziert hatte, zum Ober¬
roßarzt in Stuttgart. Kaum hieher übergesiedelt, kam ein Kommando
zur Roßarztschule in Berlin und nach Erledigung desselben seine
Anstellung in Ludwigsburg bei Stuttgart (1876). Im Jahre 1886 rief
dhm ein Lehrauftrag an die Stuttgarter Tierarzneischule, an der er
im Jahre 1887 zum Professor für Chirurgie und Vorstand der
Chirurgischen Klinik ernannt wurde. Er verblieb in dieser Stellung
bis zur Auflösung der Anstalt, die bekanntlich eine Anzahl von
Jahren vorher noch zur Hochschule erhoben worden war. Die Aufr
lösung der Hochschule brachte natürlich auch ihm «lie Entlassung
aus seinem geliebten Lehrfache. Hoffmann war als Lehrer ge¬
schätzt und beliebt und als Kliniker in seinem Fache weit über die
engeren Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt. Als Schrift¬
steller hat er in verschiedenen Disziplinen gearbeitet, so vor allem
auch über die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- und Klauen¬
seuche. Gerade über die letztere Frage ist im Mörz 1920 von ihm
eine ausführliche Monographie ausgearbeitot worden, die 1921 im
567
Verlag von M. & H. Sehaper, Hannover, erschienen ist. Sein Haupt¬
werk ist aber der große 5 bändige Atlas der Tierärztlichen Opera¬
tionslehre, in dem eine ungeheuere Menge von Kleinarbeit als
Produkt reicher Erfahrung und ernster Studien niedergelegt ist.
Es existiert bis jetzt kein ähnlich reichhaltiges Werk auf diesem
Gebiete. Hoffm.ann war nicht nur Lehrer, Kliniker und Forscher,
sondern er war auch ein Kämpfer. Diese seine Kampfnatur entsprach
seinem ehrlichen, aufrichtigen Charakter, hat ihm aber manche
Stunde seines Lebens verbittert. Yor der Auflösung dpr Hochschule
hat seine Feder alles zusammengetragen, was gegen diese Auf¬
lösung* sprach und viele von den daselbst ausgesprochenen Be¬
fürchtungen sind inzwischen wahr geworden; aber alle Bemühungen
waren damals vergeblich. Hoffmann war bis ins höchste'Alter
von seltener Rüstigkeit. Der Tod entriß ihm seiner Gattin und
5 Kindern. Dankbar verehrt von Allen, denen sein Wirken nutz¬
bringend war und die sein Wesen richtig erfaßten, wird er in der
Erinnerung weiter leben. Mayr.
' Professor Dr. fl. Möller 80 . Geburtstag.
Am 5. Juni 1921 konnte Professor Dr. H. Möller, ehemaliger
Direktor der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule
Berlin, seinen 80. Geburtstag feiern. Möller ist bekanntlich'im
Jahre 1895 freiwillig aus seinem Lehramt ausgeschieden, ohne des¬
halb seine Freude am wissenschaftlichen Arbeiten aufgegeben zu
haben. Bekannt ist ein großes Lehrbuch der Speziellen Chirurgie
für Tierärzte, das im Jahre 1891 erstmals herausgekommen ist.
Später ist dann das Werk bekanntlich neben Mölle,r auch noch
von Frick, Hannover, (ehern. Schüler und dann Repetitor, bei
Möller) mitbearbeitet worden und darf heutzutage als eines der
besten seiner Art bezeichnet werden. Möller ist außerdem noch
bekannt geworden durch seine Arbeiten und das „Lehrbuch über
Hufkrankheiten“, ferner durch seine „Klinische Diagnostik der
äußeren Krankheiten“, sowie durch sein „Lehrbuch der Augenheil¬
kunde für Tierärzte“, das bis zu einem gewissen Grade von grund¬
legender Bedeutung für diesen Zweig der tierärztlichen Wissenschaft
geworden ist. Gebe dem verehrten Forscher ein gütiges Geschick
noch viele Jahre! Ma.
Reifeprüfung und Hochschulstudium für Offiziere. Der Deutsche
Offiziersbund, Ortsgruppe München, gibt aus einer Antwort des
Staatsministeriums für Unterricht und Kultus auf einen Sonderfall
folgende allgemein interessierende Mitteilung bekannt: a) Die
Reifeprüfung einer höheren-Lehranstalt kann durch die seinerzeit
erworbene Reife für die achte Klasse und das Studium an einer
militärtechnischen Akademie nicht ersetzt werden; b) Die Reife¬
prüfung kann auch von Nichtbayern an einer bayerischen höheren
Lehranstalt abgelegt werden, wenn besondere Gründe vorliegen;
es ist hierzu jedoch vor Ablegung der Prüfung die Erlaubnis der
Unterrichtsverwaltung des Heimatstaates einzuholen und mit dem
jGesuch um Zulassung vorzulegen; c) Offiziere, die infolge schwerer
Krjegsbeschädigung gezwungen sind, einen Berus zu ergreifen, für
den die Reifeprüfung Voraussetzung ist, können ausnahmsweise
auch jetzt noch zu einer erleichterten Reifeprüfung für Kriegsteil¬
nehmer zugelassen werden; d) Die Kriegsreifeprüfung würde zeit¬
lich mit der allgemeinen Reifeprüfung am Schluß des Schuljahres
568
zusammenfallen; in diesem Jahre würde sie auf alle Fälle im Juni
und Juli abgehalten werden; e) Für das Studium der National¬
ökonomie kommt ein Staatsexamen nicht in Betracht, sondern ledig¬
lich die Doktorprüfung; das vorgeschriebene Universitätsstudium
kann auch in der Weise nachgewiesen werden, daß sich der Stu¬
dierende zunächst mit der kleinen Matrikel immatrikulieren läßt
und die Reifeprüfung bis zur Promotion nachmacht; das Reife¬
zeugnis einer Oberrealschule berechtigt zur Ablegung der Doktor¬
prüfung in den Staatswissenschaften; f) Über die Anrechnung der
auf der militärtechnischen Akademie zu gebrachten Studienzeit auf
da« Universitätsstudium sind allgemeine Bestimmungen nicht er¬
lassen, die Würdigung ist vielmehr für den Einzelfall Vorbehalten.
Es wäre daher nach der Inunatrikulierung ein Gesuch um Anrech¬
nung bei der Universität einzureichen mit genauer Angabe des
Studienganges bei der militärtechnischen Akademie auf Grund
dessen die Anrechnung erfolgen soll.
* * *
Der Assistent am Zoologischen Institut der tierärztlichen
Fakultät der Universität München M i \jx c h e n Dr. phil. Ludwig
S <* h e u r i n g ist als Privatdozent für Zoologie und vergleichende
Anatomie in der philosophischen Fakultät der Münchener Univer¬
sität zugelassen worden. — Als Nachfolger von Geheimrat Karl
Flügge, dem Ordinarius für Hygiene an der Berliner Univer¬
sität, der am 1. April infolge des Dienstaltersgesetzes in den Ruhe¬
stand tritt, ist Geheimrat U h 1 e n h u t h in Aussicht genommen.
Personalien.
Hufbesdilagunterricht : Mit Wirkung vom 1. Juni 1921 an
werden in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt: der Assistent am
Institut für Hufkunde der Tierärztlichen Fakultät der Universität
München Dr. Eugen Mennel zum Landwirtschaftsrat an der Huf¬
beschlagschule München; der mit der Verseilung der Stelle eines
Vorstandes an der Hufbeschlagschule Landshut betraute Oberstabs¬
veterinär a. D. Dr. Hans Sippel zum Landwirtschaftsrat und Vor¬
stand der Hufbeschlagschule Landshut; der mit der Versehung der
Stelle eines Vorstandes an der Hufbeschlagschule Regensburg be¬
traute Oberstabsveterinär a. D. Dr. Karl Backmund zum Land¬
wirtschaftsrat und Vorstand der Hufbeschlagschule Regensburg.
Vom gleichen Tage an wird der Assistent der Hufbeschlagschule
München, Dr. Hans Jo ec hie, von dieser Stelle entbunden.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Gustav Lern er
aus Wirsberg (B.-A. Kulmbach) in Trebgast (B.-A. Kulmbach), Dr.
Philipp Nicki aus Hengersberg in Feuchtwangen.
Verzogen: Franz Seitz von Dorfen nach Bad Tölz, Georg
Hauber von Bad Tölz nach Dorfen (B.-A. Erding).
Promotion: Zum Dr. med. vet. in München: Distrikts- und
Grenztierarzt Anton Seipel in Weiler im Allgäu. Dissertation:
„Die einseitige Kastration bei Kühen“. (Aus der chirurgischen Tier-
Klinik, Vorstand: Prof. Dr. Mayr).
Bttcherschan.
Lehrbuch der Arzneimittellehre für Tierärzte. Von Eugen Fföhuer,
Dr. med. und Dr. med. vet. li. c., Geheimer Regierungsrat und o.
Professor, Direktor der medizinischen Klinik der Tierärztlichen
Hochschule in Berlin. Zwölfte, neubearbeitete Auflage. Stutt¬
gart. Verlag von Ferdinand Enke, 1921. Preis geh. 88.— Mk.
In ganz überraschend kurzer Zeit ist diese 12. Auflage notwen¬
dig geworden, ist doch die 11. Auflage vor nur etwas mehr als einem
Jahre (1919) herausgekommen. Obwohl in diesem kurzen Zeitraum
nennenswerte Neuerungen auf dem Gebiete der Arzneimittellehre
kaum zu erwarten waren, bietet diese Auflage doch wieder einigen
Fortschritt gegenüber der elften. Mehrere neue Arzneimittel fanden
Aufnahme und neuere Untersuchungen über die Wirkungen alter
Mittel wurden berücksichtigt. Die in den früheren Auflagen bei
den einzelnen Arzneimitteln jeweils angeführten Preisangaben hat
V erfasser diesesmal ganz weggelassen, was man im Hinblick auf die ge¬
radezu schauderhaften Zustände in der Preisnotierungsfrage unserer
Medikamente und Drogen wohl verstehen kann und doch wird dieses
vollständige Fehlen von Anhaltspunkten für Preisberechnung beim
Rezeptieren von vielen Kollegen schmerzlich vermißt werden. Es
hätte vielleicht' eben doch die letzterreichbare Preisnotierung, unter
einem entsprechenden Vermerk an der Spitze des Buches oder im
Vorwort, aulgenommen und so der Dank der Leser auch in dieser
Hinsicht gesichert werden können. Autf den übrigen Inhalt' des
Werkes einzugehen erübrigt sich, da ich anläßlich der 11. Auflage
eine ausführliche Besprechung in dieser Wochenschrift (1919, Nr. 42)
gebracht habe. Ein Beweis für die international gewordene Bedeu¬
tung dieses Leinbuches ist die durch Dr. Farreras-Barcelona
erfolgte Übertragung der 11. Auflage ins Spanische. Schließlich sei
noch erwähnt, daß auch der Verlag wieder in gewohnter Weise für
eine dem so sehr wertvollen Inhalte des Buches würdige Ausstattung
in vorzüglichem Papier und Druck gesorgt hat. Ma.
Klinische Diagnostik der Äußeren Krankheiten der Haustiere.
Mit besonderer Berücksichtigung der Lahmheiten des Pferdes.
Von Prof. Dr. H. Möller, Berlin. Sechste Auflage. Mit 34 in
den Text gedruckten Abbildungen. Stuttgart. Verlag von Ferd.
Enke. 1920. Preis geh. 34.— Mk.
Die VI. Auflage des Werkes enthält gegenüber der V., die rasch
vergriffen war, keine wesentliche Neubearbeitung. Der Verfasser
konnte sich auf Ergänzungen einzelner Abschnitte beschränken. Der
Inhalt darf als bekannt vorausgesetzt werden und es sei nur darauf
hingewiesen, daß das ganze Gebiet der äußeren Krankheiten unserer
Haustiere in ihrem diagnostischen Teil in dem Buche behandelt
wird. Wir sehen die Kapitel der Entzündung, der Wunden und-
Geschwüre, des Fiebers, der Krankheiten des Kopfes, Halses, der
Brust und des Bauches einschließlich der Beckenorgane und schlie߬
lich auch des Schweifes behandelt und endlich in einem ausführ¬
lichen Kapitel auch die Diagnose der Lahmheiten nach dei; vom
Verfasser selbst aufgestellten Methode in leicht verständlicher Weise
besprochen. Zahlreiche (34) instruktive Abbildungen ergänzen den
Text in dankenswerter Weise. Mit der Einteilung in Hangbein-
und Stützbeinlahmheit, die ja nuji vielfach Anklang gefunden hat,
ist wohl ein brauchbarer Weg beschritten, doch dürfte derselbe noch
weiterhin ausgebaut werden und zwar im Hinblick auf die 4 ein¬
zelnen Phasen der Extremitätenbewegung. Eine stärkere Berück¬
sichtigung der Lahmheiten bei anderen Haustieren, besonders Rind
und Hund, würde das Buch noch wertvoller machen. Auf alle Fälle
aber haben wir ein prächtiges, jedem Tierarzt warm zu empfehlen-
des Werk vor uns, auf das auch der Verlag in Papier, Druck und
Wiedergabe der Abbildungen jede nur denkbare Sorgfalt ver¬
wendet hat. _ Ma.
Bericht über die Tierärztliche Hochschule zu Dresden auf das
Jahr 1919, erstattet vom Rektor und Senat. Neue Folge XIV.
Dresden. Buchhandlung von Zahn, und Jaensch. 1921. _
Hier erstatten Rektor und Senat der Tierärztlichen Hochschule
zu Dresden ihren Jahresbericht für 1919. Mit diesen Jahresberichten
steht die genannte Hochschule fraglos an der Spitze aller Schwester¬
anstalten. Der Jahresbericht gibt einerseits einen Überblick über
sämtliche Lehrkräfte der Anstalt, über^das Personal der Verwaltung,
über die verschiedenen Institute und Sammlungen, sowie über die
Bibliothek usw. Es folgen die Prüfungen und Promotionen,
Stipendien, Stiftungen und Preisaufgaben, Krankenkasse, Unfall-
und Haftpflichtversicherungen, Auszeichnungen und Ehrungen etc.
und endlich Mitteilungen über den Neubau der Anstalt in Leipzig.
Zum Schluß dieses Teiles wird noch des Vereins für volkstümliche
Hochschulkurse in Dresden gedacht. Dieser mehr gesehäftliche Teil
findet, wie das früher auch schon üblich war, eine wesentliche Be¬
reicherung durch „Berichte aus den Hochschulinstituten“. Hier
melden uns sämtliche Institute, was sie gearbeitet haben, welche
Arbeiten z. Zt. in Angriff genommen sind und geben außerdem noch
Mitteilungen über besonders bemerkenswerte Fälle und Forschungs¬
ergebnisse heraus. Ich hebe hier besonders die wissenschaftlich
hochinteressanten Mitteilungen aus den Instituten für Physiologie
mit seinen 3 Unterabteilungen, für Pathologie, für Tierzucht und
Geburtskünde, sowie für Hygiene mit der Seuchenversuchsanstalt
hervor. Die Kliniken geben uns noch einen interessanten Einblick
über den respektablen Umfang ihrer Betriebe und haben es nicht
unterlassen durch Anführung einiger interessanter Fälle die trockene
Statistik angenehm zu beleben. Im Anhang wird der Bericht über
die Lehrschmiede kurz aufgeführt. — Wie aus Vorstehendem
ersichtlich, bekommen wir nicht nur einen wertvollen Einblick in
den ganzen Betrieb der großen Anstalt, sondern-auch noch eine
nicht unwesentliche Bereicherung unserer Wissenschaft.
Auf letzteren Punkt näher einzugehen ist hier des Raumes halber
nicht möglich, wir behalten uns vor, später bei Gelegenheit in
der Abteilung für Referate der wissenschaftlichen Ausbeute
dieses wertvollen Berichtes gerecht zu werden. Ma.
Eingesandt.
Hühnerzucht im städtischen Haushalt. Im Grazer Volksblatt
losen wir nachstehenden Bericht, den wir im Interesse der Ge¬
flügelhaltung abdrucken: „In den Kriegsjahren begannen manche
Städter sich eine oder mehrere Hennen zu halten. Heute hat je¬
doch die Hühnerhaltung in Graz eine derartige Zunahme erfahren,
daß in manchen Stadtvierteln und Gassen fast jedes Haus eine
Schar Hühner hat. Die meisten Parteien halten 2 bis 4 Stück,
ebenerdig findet man auch 6 bis-8, ja vereinzelte Parteien haben
10 bis 12 Hühner. Sie sind meist in Lattenkisten auf dem Küchen¬
balkon oder in, den Holzlagen des Kellers oder auch in besonderen
Ställen im Höfraum untergebracht. Ausnahmslos hört man, da,ß
die Leute recht gute Erfahrungen machen. Als Futter dienen die
Abfälle der Küche, dann etwas Hafer oder Mais, den man auf dem
Markte zu kaufen bekommt. Meist ist der Hühnerzüchter gleich-
zeitig Heimgärtner und baut sich den erforderlichen Kukuruz
selber. Das Verständnis für die Hühnerzucht ist im Wachsen. Die
Henne ist natürlich kein Salonvogel, sondern ein Mistkratzer und
Mauerpicker. Darum bringt man sie täglich hinunter auf die Gasse
oder in den Augarten, wo sie frisches Gras zulpfen, Kalk fressen,
herumkratzen und Sandbäder machen. Für die Wandlung der Ver¬
hältnisse ist ös bezeichnend, daß man unter den Hühnerzüchtern
st gar pensionierte Generäle und Hofräte findet, Leute, denen man
früher scherzhaft naehsagte, daß sie' 1 im Stadtpark Amseln füttern.
Heute ist das Hühnerfüttern notwendiger und vorteilhafter. Außer
vielen Arbeitern befassen sich auch zahlreiche Beamte und Ange¬
stellte mit Hühnerhaltung hamstern für diese Kukuruz und tragen
den Hühnermist sehr eifrig in den Heimgarten, wo er als phosphor¬
haltiger Dung für Gurken, Paradeiser usw. sehr geschätzt ist. Bei
den Hühnerzüchtern macht man die gleiche Erfahrung wie bei den
Heimgärtnern. Wer einmal damit begonnen hat, bleibt dabei, nicht
nur aus Liebhaberei, sondern wegen des Vorteiles. Mehrere Hüh¬
ner im Haus bringen einige hundert Eier. Was das bei einem Eier¬
preis von 9 bis 15 österreichische Kronen bedeutet, kann sich jeder
selber leicht ausrechnen. Mag auch mancher über die „Hendl“-
wirtschaft mitleidig oder spöttisch den Kopf schütteln, das wird
niemanden beirren. Die bekannte Wochenschrift „Mein Sonqtags-
blatt 1 ' in Xeutitschein gibt den Kleintierzüchtern und Heimgärtnern
viele praktische Winke und ist ein wertvoller Ratgeber für jeder¬
mann.“ Probefolge stellt kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬
gebühr beträgt für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Tolid
Wundstreupulver
(Verbesserte Dakin-Methode)
Pulbit - /Yntidiarrhoicum
Neguvon - Räudemittel
Istiz in vet. - Purgans
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb; Septoforma G. m.b. H„ Köln, Eifelstraße 21.
in Ampullen und Tabletten
Originalkarton Originalröhre
V 2 U 5 Ampullen zur zu 20 Ta hielten
symptomatischen
Behandlung der
nervösen
Hundestaupe
CheimPharmazeutischeWerKeBad HomburgArG.
Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr. 14, 1921, Seite 237 und 254.
Tabletten
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 5,0,
Rolle mit 10 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 10,0,
Rolle mit 10 Stück.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 0,5.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 1,0.
Natr. chlorat.-Tabletten zu 8,0.
Pulvis Doveri-Tabletten zu 0,3.
Rad. Rhei-Tabletten zu 0,5.
Calomeltabletten zu 0,2 g
Bajuvarin-Tabletten (Dauerhefe)
je 1,0, in Papphülsen zu 15 Stück
Kal. bromat. in Tabletten (gegen
Krämpfe der Schweine).
Tabletten zu 3,0, Rolle mit 10 St.,
Tabletten zu 0,0, Rolle mit 10 St.
Salicyltannarabin-Tabletten zu
1,0, in Papphülsen mit 15 Stück.
Salicyltannarabin c. Argento-
Tabletten zu 1,0 in Papphülsen
mit 15 Stück.
Hydrarg. oxycyan. Pastillen zu 0,5 (wie Sublimat- und Sublamin-
Pastillen verwendbar)
Röhren mit 10 Stück (ohne Abzug) Mk. 1.10
Gläser mit 100 Stück (ohne Abzug) Mk. 10.—
Gläser mit 1000 Stück (ohne Abzug) Mk. 95.—
Sublimatpastillen je */-> g.
Röhre mit 10 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 0.90
Gläser mit 100 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 7.—
Gläser mit 1000 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 65.—
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medlzinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel. : Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco,
573
^aSOG^
Jod-
Vasogetb
6% und 10 %
Nicht teurer als Ersatzpräparate.
Specif. Jodwirkung, dabei
reizlos für Haut und
Schleimhaut u. sparsam
im Gebrauch. Vorzüglich
bewährt u. a. bei :
Aktinomykose, Euter-, Gelenk
KnochenhautSehnenentzündung.
Acarusräude u. a. Hautkrankheiten.
Morbus maculosus, Pleuritis.
Literatur durch:
Pearson&Co., Akt-Ges.,
Hamburg 19.
574
S
Jubi
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intrnuiuskuiar. intravenös.
Ampulfen ä 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
Hubfng bei München
Fernspr.:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
für Revision, Schadensregulierung, Organisation und Werbung von
erstklassiger größter
Vieh -Versicherungs-Gesellschaft
in dauernde Stellung sofort gesucht. Jüngere geschäfts¬
gewandte Herren werden gebeten, getl. Offerten an die Schriftleitung
dieses Blattes einzureichen unter V. V. A.
■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
o Ventrase
gegen Kälberruhr
t und andere
Oarmkrankheifen.
Humann uTeisler
Dohna Sa.
Antektrol
Impfstoff gegen
Abortus infct
Humann uTeisler
Dohna Sa.
Kaule
nii Huikrebs. Siraubhiö
u. a. Beinleiden behaftete Pferde und
zahle Kollegen für Nachweis 10 v. H.
der Kaufsummen. o o o
Angebote unter „Hufkrebs“ an die
Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
m
■
i
H
■
” erscheinen in Form einer Zeitschrift in zwangloser Folge nach Bedarf. Zweck der
Zeitschrift ist die fortlaufende Veröffentlichung aller in das Gebiet des bayerischen
Veterinär-Verwaltungsdienstes und der tierärztlichen Tätigkeit einschlägigen Gesetze,
Verordnungen, Bekanntmachungen, wichtigeren Entschließungen, Urteile usw. in
übersichtlicher Zusammenfassung und, soweit veranlaßt, unter Beifügung entsprechen¬
der Erläuterungen. -■ Der Preis des Bandes von 12 Nummern zu je 16 Seiten Oktav-
Format beträgt einschließlich freier Zusendung unter Briefumschlag : Band I 6 Mk.,
II mit X je 5.50 Mk., XI 6 Mk., XII und XIII je 6.50 Mk., XIV 7 Mk., XV 9.25 Mk.,
XVI 10.50 Mk., XVII 22.50 Mk., XVIII 30 Mk. — Bestellungen wollen unter Vorein¬
sendung des Betrages an J. Gotteswinter, Buchdruckerei, München,
Theatinerstr. 18 (Tolephon 27 5 72) gerichtet werden. Durch Postabonnement
können die Vorschriften nicht bezogen werden.
_ '«**«*.
Laboratorium Dr.Klein .Berlin
Qencraldepot MüacheaHe&s-3trl2.
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf; Oberveterinar a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
IT Dr. Kleins
Antiperiostin
Bei Überbeinen» Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
j Lieferung erfolgt an Tierärzte
JS mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kulturataaten A
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
^fl^^Verlangen Sie ausführlich^^^™
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche üniversitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von:
Ministerialdirektor Dr* flttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt,
ordentlicher Uniyersitätsprofessor in München ; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär¬
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬
wesen im B. Staa,tsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität
und an der Technischen Hochschule in München ; Kürschner, Veterinärrat bei der
B. Versicherungskamiper; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München;
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht- u.Viehhofs in München ; Dr. Schmitt,
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer
Bezirks- und Obertierarzt in Müncheiff Settele, Oberregierungsrat bei der Landge-
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬
schaftlichen Akademie in VVeihenstephan ; Stautner, Oberlandstallmeister in München ;
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher^ Universitätsprofessor in München; söwie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
> herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
V _I_-___
72. Jahrg. München; den 5. Juli 1921. Nr. 27.
Inhalt:
Originalartikel: Rühm. — Scheuring. — Referate. — Tierärztliche Standes-
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien.
— Bücherschau. — Eingesandt.
Mitteilungen über ein Impfverfahren gegen Manl- und
Klauenseuche mit Trockenblnt.
Yon Veteriliärrat Rühm, München*).
Nachstehend folgt ein vorläufiger Bericht über
Impfversuche bei maul- und klauenseuchekranken Tieren
mit Blut, das nach der Methode Krause präpariert wurde.
Bei der* Anstellung der Versuche ging ich von folgender
Überlegung aus:
Prinzip:
Das Blut maul- und klauenseuche kranker Tiere ent¬
hält spezifische Stoffe, die in den Tierkörper einverleibt eine
spezifische Reaktion hervorrufen und eventuell die Ver¬
hütung des bösartigen Ausganges der Seuche ermöglichen.
Fängt man nun bei der Tötung maul- und klauenseuche¬
kränker Schlachttiere das Blut unter sterilen Kautelen auf
und trocknet es nach der Defibrinierung im Krauseapparat
— ein Verfahren, bei dem die biochemischen Eigenschaften
des Blutes erhalten bleiben —, so hat man einen brauch¬
baren und versandfähigen Impfstoff, der sich durch Hand¬
lichkeit und Haltbarkeit auszeichnet, zur Verfügung.
*) Eingerejpht am 6. Mai 1921. Die Schriftleitung.
Geschichtliches:
Es war naheliegend, daß man nach der Einführung der -
Serumtherapie durch Behring auch auf den Gedanken" •:(
verfiel, die Blutimpfung bei Tierseuchen, so auch bei maul-
und klauenseuchekranken Tieren, anzuwenden. Es ist hier
nicht meine Aufgabe, die Namen aller jener verdienten Tier-
ärzte zu nennen, die sich mit dieser Angelegenheit befaßt '
haben. Wie allgemein bekannt ist, diente zu den Versuchen
das Serum rekonvaleszenter, abgeheilter
oder hochimmunisierterTiere (Löffler u.Ai).
Da nun zur Zeit gerade die Prioritätsfrage aktuell ge¬
worden ist, so sei an dieser Stelle erwähnt, daß ich ganz
unabhängig, also ohne Kenntnis diesbezüglicher Veröffent-
lichungen und ohne Anregung von anderer Seite im vorigen
Jahre bei Beginn des großen Seuchenganges den Entschluß 4
faßte, das Blut maul-und klauenseuchekranker AJ
Schlachttiere zu gewinnen und nach der Methode Krause
zu trocknen. Was nun die Verwendung des Blutes noch
„kranker“ Tiere betrifft, so muß ich darauf hinweisen,
daß mir jetzt bekannt wurde, daß Prof. Kitt zusammen ■
mit Bezirkstierarzt Hermann bereits im Jahre 1896 -/§
virulentes Blut zu Immunisierungszwecken verwendete //
(Jahresbericht d. Tierärztl. Hochschule 1896/97) und daß
auch M o u s s u im vorigen Jahre mit verdünntem v i r u -
teilten Blute Versuche angestellt hat. (Ref. im Schweiz. /
Archiv f. Tierheilkunde, 1920).
Das Trocknungsverfahren nach Krause.
Der Krauseapparat ist so eingerichtet, daß das Blut
durch ein Zuleitungsrohr auf eine in dem Trockenraum be¬
findliche Zerstäubungsvorrichtung, welche mit einer Ge¬
schwindigkeit von 5—10 000 Umdrehungen in der Minute
rotiert, fließt, und durch die Zentrifugalkraft in den mit .
bewegter Heißluft gefüllten Trockenraum geschleudert
wird, um sofort in feinsten Staub verwandelt zu werden,
der zu Boclen fällt oder in einer zum Apparat gehörenden -
Filtervorrichtung aufgefangen wird. /
Eine sehenswerte Bluttrocknungsanlage größten Stiles hat •
Direktor Dr. Opel im Schlachthof in München eingerichtet. Wer
sich für das Verfahren interessiert, sei auf folgende zwei Arbeiten
Iiingewiesen: '
Dr. Ströse (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, Jahrgang
XXIX, Heft 5 u. 6),
Dr. Opel (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, Jahrgang XXIX,
Heft 11 u. 12).
Die Erhaltung der labilen biologischen Eigenschaften des Blntes
wird durch das „blitzartige“ Trocknen erreicht, da die
603
Heißluft im Apparat auf das trockene Blut keine Schädigungen
mehr ausüben kann. Würde hingegen das Blut nicht im Augen¬
blick getrocknet, sondern im flüssigen oder halbflüssiigen Zustand
der Heißluft länger ausgesetzt sein, so würden seine biologischen
Eigenschaften noch vor Abschluß der Trocknung verloren gehen.
Über die Erhaltung der biologischen Eigenschaften des Trocken¬
blutes liegen* Untersuchungen von Prof. Dr. Rullmann vor.
Rullmann untersuchte im Februar 1916 Trockenblut, das bei
Schlachtungen im August 1915 und im Januar 1916 ohne Ein¬
haltung besonderer Vorsichtsmaßregeln gewonnen worden war,
und kam zu folgendem Resultat:
„Der schon lange bekannte hohe Katalasegehalt des Blutes
ist durch das Trocknungsverfahren in keiner Weise beeinträchtigt
worden und ergab in dieser Hinsicht die Prüfung des 1916er
Januar-Präparates im Vergleiche mit dem 1915 er August-Präparat
gleichhohe Katalasewerte. Auch bakteriologisch wurden die beiden
Präparate verglichen und fand sich ein starkes Zurückgehen an
Keimen bei dem älteren Präparat. Dieser Rückgang war durch
das Absterben zahlreicher Keime in dem vollständig trockenen
Pulver zu erklären.
Zur vergleichenden Beurteilung können auch die im
Juli 1916 unter Leitung von Prof. Dr. W assermann im Kaiser-
Wilhelm-Institut für experimentelle Therapie veranstalteten Unter¬
suchungen über die Erhaltung der biologischen Eigenschaften
anderer im Krause-Apparat getrockneter, biochemisch leicht ver¬
änderlicher Substanzen herangezogen werden. Es wurden unter¬
sucht: 1. Blutserum, 2. der in der Armee gebräuchliche Cholera-
und Typhusämpfstoff, 3. steriler Preßsaft von Hefe.
1. Blutserum: gelbliches Pulver, löste sich in kaltem Wasser
restlos auf und zeigte sämtliche biochemischen Eilgenschaften des
ursprünglichen Blutserums.
2. Typhus- bezw. Choleraimpfstoff: schneeweißes Pulver, gab,
mit der ursprünglichen Menge Wassers vermengt, die gleichfeine
Suspension wie der Originalimpfstoff. Seine 'Immunisierende Kraft
(an Tieren geprüft) war die gleiche geblieben. Er hat keine Schä¬
digung erlitten.
3. Steriler Hefepreßsaft: gelbliches Pulver, in Wasser restlos
löslich. Die angestellten Gärungsversuche ergaben, daß die zymo-
tische Kraft des Preßsaftes durch das Trocknungsverfahren nicht
gelitten hat.
Das aus defibriniertem Rinderblut dargestellte Präparat
stellt ein rotbraunes, feines, fast geruchloses Pulver dar.
Löst man 1 Gewichtsteil Trockenblut in
4 Gewichtsteilen Wasser, so erhält man
eine dem frischen Blut vollkommen ähn¬
liche Flüssigkeit, die auch den eigentüm¬
lichen Blutgeruch erkennen läßt. Setzt man
dem Pulver Wasser unter stetigem Umrühren langsam zu,
so kann man beliebig konzentrierte Lösungen herstellen.
Rascher erfolgt die Lösung, wenn man hiezu auf 20—30 0
Celsius erwärmtes Wasser benützt.
Zu den nachstehend angeführten Versuchen dienten ver¬
schieden konzentrierte wässerige Lösungen des getrockneten
604
Blutes von maul- und klauenseuchekranken Schlachttieren
des Münchener Schlacht- und Viehhofs. Vor der Anwendung
des Impfstoffes in der Praxis erfolgte die Prüfung desselben
auf Unschädlichkeit durch Probeimpfungen an Schlacht¬
tieren.
I m p f v e r s u c h e:
Zu meinen im Monat Juni 1920 angestellten Ver¬
suchen dienten zunächst zwei seuchenfreie Kühe der Stand¬
ortschlächterei München und sechs seuchenkranke Kühe in
dem sogenannten Stiftungsgut in Erding. Das Ergebnis
der mit wässerigen Trockenblutlösungen vorgenommenen
subkutanen Impfungen war folgendes:
a) Bei den seuchekranken Tieren konnte eine auffallend
rasche Heilung und milder Krankheitsverlauf beobachtet
werden. Nachkrankheiten blieben aus.
b) Dfe seuchenfreien Tiere blieben während einer vier¬
zehntägigen Beobachtungsdauer gesund, obwohl sie mit
kranken Tieren in engste Berührung gekommen waren.
c) Impfkrankheiten (Ödeme, Phlegmonen usw.) wurden
nicht beobachtet.
Weitere Versuche wurden dann in der Praxis von Tier¬
arzt Eisenbarth in Erding vorgenommen mit dem Er¬
folge, daß bei den kranken Tieren Heilung eintrat, ohne daß
Nachkrankheiten hinzukamen und daß Notsöhlachtungen
unterbleiben konnten. (Mündlicher Bericht.)
Einen besseren Überblick über die Brauchbarkeit-des
Impfstoffes gewähren die Beobachtungen des Distriktstier¬
arztes H a e r 1 e i n in Glonn, der mir folgendes berichtete:
„Am 2. Dez. 1920 impfte ich den Tierbestand (2 Stiere,
3 Ochsen, 8 Kühe, 6 Jungrinder) des H. in A. Erkrankt
waren alle Tiere so schwer, daß ich mich auf Grund meiner
damaligen Erfahrungen auf eine Reihe Notschlachtungen
gefaßt machte; konnte doch nur mehr die Hälfte der Tiere
stehen, und fünf Tiere zeigten eine heftige Angina.
Die Darstellung eines impfungsverwendbaren Blutes aus
dem kakaoähnlichen Blutpulver gelang ohne Schwierigkeit
und zwar bereitete ich mir in einem großen, mit kochendem
Wasser ausgebrühten und mit Formalin nachdesinfizierten
Emailtiegel das Impf blut in der Weise, daß ich dem Trocken¬
blut unter stetigem langsamen Umrühren (anfänglich ganz
wenig) Wasser, das zuerst abgekocht und wieder auf 20° 0.
abgekühlt war, beigießen ließ, wobei durch das Rühren mit
einem neuen ausgekochten Kochlöffel hauptsächlich die
605
gleichmäßige Zerteilung des sich sonst klümperig zusammen¬
ballenden Pulvers herbeigeführt wurde. In wenigen Mi¬
nuten .war der — eine schwarzrote, klare, rückstandlose
Flüssigkeit darstellende — Impfstoff zubereitet,. dem noch
im Verhältnis (0,2: 100,0) Formaldehyd zugesetzt wurde.
Von diesem Impfstoff erhielten die großen Tiere (2
Ochsen, 1 Stier und 3 Kühe) je 400 ccm, die anderen je
nach Gewicht nur 100—300 ccm subkutan injiziert. Die
200 ccm fassende, vollständig zerlegbare, nur aus Metall
bestehende Impfspritze (Firma Katsch) wurde vor jeder
einzelnen Injektion einschließlich Kanüle und Gummi¬
schlauch mit der bereitstehenden 2 %igen wässerigen Kar¬
bol-Formalinlösung durchgespritzt. Es wurde bei jedem
Tier nur eine einzige Injektionsstelle gewählt und die Nadel
nach dem Einstich auf lockere Beweglichkeit in der Sub-
kutis geprüft. Man kann bis zu 500 ccm an einer Stelle in¬
jizieren. Nach der Injektion wurden die Impfstellen mas¬
siert, um eine gleichmäßige und rasche Verteilung des Impf¬
stoffes herbeizuführen. Der Tierbesitzer erhielt den Auf¬
trag, die Tiere am gleichen Tage noch zweimal nachzu¬
massieren, um die Entstehung von Injektionsbeulen zu-ver¬
hindern. k *
Der Erfolg war hervorragend: die schwer¬
kranken Tiere hoben schon tags darauf die Köpfe zur An¬
nahme dargereichten Futters, die Schmerzen ließen nach
und die pathologischen Erscheinungen gingen zurück, wäh¬
rend die übrigen Tiere nicht schwerer erkrankten, sondern
sich von da an täglich zusehends besserten und sich auch
im Milchertrag ein Fortschritt einstellte. Impfverluste und
andere Verluste sind nicht entstanden, auch anderweitige
üble Folgen (Abszesse usw.) blieben aus. Nur der große
Stier erhielt ein von selbst abheilendes Senkungsödem, das
sich aber auf mechanische Insulte zurückführen ließ (Ein¬
spritzung an der Seitenbrustwand, mangelhafte Zerteilungs¬
massage) .
Mit dem Blut der nach der Impfung abgeheilten Tiere impfte
ich am 3. Januar 1921 bei H. in E. 40 Schweine, von denen schon
15 Stück typisch an Maul- und Klauenseuche erkrankt waren, mit
dem Erfolge, daß sie rasch genasen.
Am 4. Januar 1921 impfte ich 4 an Klauenseuche er¬
krankte Schweine des W. in N., deren eines schon dem
Verenden nahe war, ebenfalls mit Erfolg. Die zwei großen
Schweine (ä 2 Zentner schwer) erhielten je 100 ccm, die
beiden kleineren (ä 80 Pfund schwer) je 30 ccm von dem
aus Trockenblut hergestellten Impfstoff.
606
Weil ich mir zuviel Impfstoff bereitet hatte, so^ blieben
mir 500,0 ccm übrig, die sich aber infolge des Formalin¬
zusatzes gleichmäßig frisch hielten, so daß ich kein Bedenken
hatte, den Impfstoff bei einem neuen Seuchenausbruch zu
verwenden.
Dies war am 8. Februar 1921 bei K. in A., wo ich 8 Kühe,
2 Jungrinder und 2 Schweine impfen sollte, der Fall. Zwei
Kühe waren schon erheblich erkrankt und die beiden Läufer¬
schweine (ä 50 Pfund) konnten infolge Klauenentzündung
schon nicht mehr stehen und ihre Körperoberfläche war
stark gerötet und fühlte sich heiß an. Da die Tiere apathisch
waren, so empfahl ich dem Besitzer die Schlachtung. Da
der Besitzer aber trotzdem auf der Impfung bestand, so be¬
nützte ich hierzu den vorhin erwähnten Rest von 500 ccm
und bereitete mir noch eine frische Trockenblutlösung von
1200 ccm.
Die 8 Kühe erhielten je 400 ccm, die 2 Jungrinder je
200 ccm und die 2 Schweine je 50 ccm. Der Erfolg
überraschte mich.
Bei den Schweinen begann tags darauf die Abheilung
der krankhaften Erscheinungen; bei den zwei Kühen beob¬
achtete ich dasselbe, während die dritte Kuh und die beiden
Jungrinde? kaum kennbar erkrankten.“
Die bisherigen Beobachtungen Haerleins, der mit
dem Trockenblut in der Praxis noch weitere Versuche an¬
gestellt hat, ermutigen zu einem weiteren Ausbau
des Verfahrens; über das vorerst noch folgendes zu be¬
merken wäre:
Nach der Schlachtung der zur Blutgewinnung dienenden
Tiere sind deren Organe genau zu untersuchen, wodurch
zweifelsfrei festgestellt werden kann, daß der Impfstoff un¬
schädlich, d. h. frei von anderen Infektions¬
keimen ist; als solche seien die Erreger des Milz¬
brandes (Rauschbrandes, der Tuberkulose, der Lungen¬
seuche und der Rinderpest) erwähnt, deren Übertragung
bei dem zur Zeit üblichen Verfahren möglich ist. Außer¬
dem ist der Impfstoff vor der Ausgabe an die Tierärzte
durch Probeimpfungen bei Schlachttieren zu prüfen.
Durch die Möglichkeit, über einen fertigen und dauernd
haltbaren Impfstoff verfügen zu können, wären die Tier¬
ärzte bei der Blutgewinnung nicht mehr auf die Gutwillig¬
keit der Besitzer durchseuchter Tiere angewiesen und die
Gefahren, die mit der Anwendung selbstgewonnenen Impf¬
stoffes verbunden sind, wie Impf Verluste durch Verwendung
zersetzten Blutes, Übertragung anderer Infektionskrank-
607
heiten, Nachahmung des Verfahrens durch Kurpfuscher,
könnten vermieden werden.
Es empfiehlt sich, daß das Verfahren nach Krause
auch zur Präparation von Impfstoffen, die zur Bekämpfung
anderer Tierseuchen dienen sollgn, erprobt wird, so hei den
verschiedenen Schweineseuchen, Tetanus,'Rin-
d e r p e s t usw. Die dauernde Haltbarkeit der Impfstoffe
würde auch bei Seuchenaushrüchen in den Tropen von
Bedeutung sein, weshalb gerade dort solche Versuche am
Platze wären.
Was aber das zur Bekämpfung der Maul¬
und Klauenseuche v o r g e s c h 1 a g e n e Ver¬
fahren betrifft, so dürfte man durch aus¬
gedehntere Anwendung in der Praxis und
durch systematische Nachprüfung der er¬
zielten Resultate in kurzer Zeit zu einem
abschließenden Urteil über die Bra uc h -
barkeit des Impfstoffes gelangen.
Coennrus cerebralis, Küchenmeister bei einer Gemse.
^Von Dr. L. Scheuring, Privatdozent für Zoologie, München.
• In seinem historischen Überblick „The Gid Parasite and
allied species of the Gestode Genus Multiceps“ führt M. C.
Hall (pag. 33) auch sechs Fälle des Vorkommens von
Coenurus cerebralis in der Gemse auf. Von diesen
von Retzius, Blainville, Frauenfeld u. Roth
beobachteten Fällen verteilen sich 4 auf Deutschland — ge¬
meint sind wohl die bayerischen Alpen —, einer auf die
österreichischen Alpen und einer auf den Zoologischen
Garten von Paris.
Das Vorkommen von Coenurus bei der Gemse scheint
demnach ein recht seltenes zu sein. In Jagdzeitschriften
mag sich vielleicht noch die eine oder andere Angabe über
drehwurmkranke Gemsen finden, doch sind diese zum grö߬
ten Teile unsicher und selten auffindbar. Es dürfte deshalb
von Interesse sein, daß ich die Zahl, der in der wissenschaft¬
lichen Literatur verzeichneten Fälle, um einen weiteren ver¬
mehren kann.
Eine auffallende Erscheinung bei den erkrankten Gemsen
scheint die zu sein, daß sie ins Tal kommen. So- wurde am
22. April 1921 nach Angaben von Herrn Schillinger in
der Nähe von Bayrischzell auf einer Wiese im Tal eine
Gemse beobachtet, die zunächst 300 Meter ab von einer von
Sonntagsgästen lebhaft begangenen Straße stand und sich
608
Herrn Schillinger unter verschieden kurzem Abspringen
bis auf einen Meter näherte. Als dieser dann wegging,
folgte sie ihm in kurzer Entfernung, bis sie durch die Zu-
.rufe von Bauernburschen wieder flüchtig wurde, sich aber
auch diesen bald näherte. ,
Auf Veranlassung von Herrn Schillinger wurde das Tier
dann von einem Jagdpächter abgeschossen und bei der Ob¬
duktion stellte sich heraus, daß das Gehirn von mehreren
Wurmblasen durchsetzt war. Leider konnte Herr Schillinger
nur eine derselben in schwachem Alkohol konservieren, die
er mir dann zur Verfügung stellte. Sie hat die Größe einer
kleinen Wallnuß und ist etwas in zwei stumpfe Zipfel aus¬
gezogen. Sie enthält zahlreiche Scolices, die sich nach Form
imd Zahl der Haken leicht alsCoenurus cerebralis
bestimmen ließen.
Wenn wir nach der wahrscheinlichen Herkunft der Finne
fragen, so dürfen wir wohl annehmen, daß ein Hund, der
Träger einer Taenia coenurus war,.mit einem Jäger
oder mit Schafen, die ja in letzter Zeit bis hoch in die Berge
getrieben werden, in die Gemsregion kam und dort mit
seinem Kot die Eier des Wurmes absetzte, die dann von der
Gemse aufgenommen wurden. Möglich ist es aber auch, daß
ein Fuchs ein drehwurmkrankes Schaf riß und sich mit dem
Cestoden infizierte und dann den Weideplatz der Gemsen
mit den Eiern verseuchte.
Daß infizierte Gemsen ins Tal gehen, hat seinen Grund
wohl darin, daß sie bei den zentralen Nervenstötungßn, die
die Infektion bewirkt, sich nicht mehr sicher im Springen
fühlen und die Felsregion verlassen. Kranke Tiere, die das
nicht tun, werden meist bald abstürzen. Dies ist vielleicht
auch ein Grund, weshalb die Drehkrankheit so selten bei
diesem Hochgebirgswild beobachtet wird.
Referate.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Dr. Alexander Sokolowsky - Hamburg: Über
einen seltenen Zebroiden. (Deutsche TierärztLWochenschr.,
1920, Nr. 20, S. 225.)
Die Abhandlung enthält zunächst Betrachtungen über die Mög¬
lichkeit der Zebradomestikation. die nach S. wenig Aussicht auf
Erfolg hat, da der kurze Hals, der weiche Fessel und der schlecht
gestellte und geformte Huf des Zebras keine Eigenschaften für ein'
brauchbares Arbeitstier sind, auch die angebliche Seuchenfestig¬
keit bezieht sich nur auf die Tsetsekrankheit. Was das Problem
der Kreuzung anlangt, so gibt Zebra mit Pferd oder Esel gepaart,
Bastarde, die wie Maultiere unfruchtbar sind. Die Mischlinge oder
609
Zebroiden sind in Form, Größe, Färbung und Zeichnung je nach
der Beschaffenheit des verwendeten Materiales verschieden. Es
lassen sich nämlich vom züchterischen Standpunkte aus pferde-
und eselartige Formen der Zebras unterscheiden, zu ersteren ge¬
hören die qüaggaartigen, zu letzteren die Bergzebras Südafrikas
und die Grevyzebras Südabessiniens; außer dem Typ ist auch die
Zeichnung bei beiden ganz anders. Abbildungen erläutern dieses
Faktum. Aber nicht nur in morphologischer, auch in physiologisch-
biologischer Hinsicht besteht eiiin abweichendes Verhalten» f bei bei¬
den Arten; so ist die Stimme beim Pferdezebra dem Wiehern, beim
Eselzebra dem Eselgeschrei ähnlich. Man machte deshalb den Ver¬
such: Grevy-, also Eselzebras mit großen spanischen und süd-
italienischen Eseln zu kreuzen, leider sind die zwei Produkte, von
denen S. eines ira Photogramm wiedergibt, durch einen Unglücks¬
fall umgekommen. Die Angaben über den wirtschaft¬
lichen Wert der Zebroiden lauten dahin, d a'ß
sie itn der Ernährung genügsam und bei der
Arbeit ausdauernd sind. Ruhige Bewegung bei starker
Kraftentfaltung ist ihnen zusagender als rasche Gangart ; ihre Un¬
fruchtbarkeit ist erwiesen. Die mit Pferden erzeugten Zebroide
sagen unserem Geschmacke mehr zu, das Urteill über den wirt¬
schaftlichen Wert der Zebroiden ist mit den wenigen Versuchen
noch nicht abgeschlossen, aber soviel steht fest, daß diese Ein¬
huferbastarde einen höheren Nutzwert besitzen als reine Zebras.
Me.
Innere Medizin und Hygienle.
Repetitor Dr. K ü s t: Ein Fall von Foramen ovale per-
sistens beim Schaf. (Aus der ambul. Klinik d. Tierärztl.
Hochschule Hannover. — Deutsche Tierärztl. Wochenschr.,
1920, .Nr. 31, S. 357.)
Das Offenbleiben des For. ov. ist bei verschiedenen Haustieren
vorgefunden worden, ein Fall beil einem Schafe ist in der Literatur
noch nicht verzeichnet. Bei einem 6 Wochen alten schwarzen
Schaflamm der Leineschafrasse bestand bei 41,0 0 C. Temperatur
und 130 gleich- und regelmäßigen Pulsen, ein sichtbarer, pochen¬
der Herzschlag die Herztöne sind rein, ohne Nebengeräusche, die
Atmung erfolgt 30 mal p. m., angestrengt. Bei der geringsten An¬
strengung steigt die Pulszahl auf 160 und mehr. Atemnot tritt ein,
dazu Zittern und Erscheinungen der Erstickung. Zwei Tage später
wurde das Tierchen tot im Stalle vorgefunden. Außer der Kom¬
munikation zwischen den beiden Vorkammern in Gestalt einer
ovalen markstückgroßen Öffnung und sekundären Veränderungen
am Herzmuskel zeigten silch keine besonderen krankhaften Ver¬
änderungen. Durch die in den beiden Vorhöfen be¬
stehende Vermischung des arteriellen und v e -
nösenBlutes entstanden infolge mangelhafter
Zufuhr Herz - und Atembeschwerden. Me.
Tierarzt Dr. Franz- Auma (S.-Weimar): Milchinjek-
tionen. (Tierärztl. Rundschau, 1920, Nr. 36, S. 545.)
Angeregt durch die Erfolge, welche in der Humanmedizin mit
dem Milchpräparat Ophthalmosan erzielt wurden, wendete F. das¬
selbe intramuskulär beim Pferde in folgenden Fällen an: Um¬
schriebenes ödem der Unterhaut am h. 1. Unterfuß; am 1. Erkran-
610
kungstage 10 ccm, am 2. 25 ccm; beiderseitige Phlegmone an den
Hinterbeinen zweimal je 25ccm; chronische Verdickung des Fessel¬
gelenkes nach überstandener Phlegmone, in viertägigen Pausen
je 20 ccm 14 Tage lang. In sämtlichen Fällen war ohne irgend¬
welche sonstige Therapie ein auffallend guter Erfolg wahrnehmbar.
Auch auf eine bereits 8 Wochen lang bestehende faustgroße Ge¬
schwulst im Kopfhalsarmmuskel, die sich bei der mikroskopischen
Untersuchung als das Produkt einer botryomykotischen Infektion
erwies, war nach Spaltung bei Injektion von 15 ccm Ophthalmosan
die Wirkung eiiine so spezifische, daß die Neubildung völlig ver¬
schwunden war. Ein Fall von Katarrhalfieber beim Rind kam auf
4 Injektionen von je 30 ccm Ophthalmosan zur Genesung. Die bis¬
herigen gutem Erfahr ungen mit dem Präparat veranlaßten
F. die Milchinjektion für alle Formen von In¬
fektionskrankheiten zu empfehlen, für welche
Sera noch nücht zur Verfügung stehen. Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen.
Tagung der veterinärmedizinischen Fachgruppe
am 2 0. und 2 1. Mai in Witzenhausen.
Die deutsche Studentenschaft hat erkannt, daß sie sich auf
die Mitarbeit der Fachgruppen aller Disziplinen stützen muß und
deshalb war es ihr Ziel, eine gewisse Einheitlichkeit in die Fach¬
gruppenbewegung zu bringen. Darum tagten diesmal alle Fach¬
gruppen zu gleicher Zeit in dem freundlichen Werrastädtchen. Die
Studentenschaft der Kolonialschule Witzenhausen hatte die Vor¬
bereitung bis ins kleinste übernommen und so ging alles wie am
Schnürchen.
Am 19. Mai abends kamen wir dort an und wurden vom Bahn¬
hof durch den Empfangsausschuß: in die Quartiere geleitet. Die
Stadt liegt im Tale zu beiden Seiten der Werra rings von bewal¬
deten Höhen umgeben und macht so einen idyllischen, fast länd¬
lichen Eindruck. Zur Linken, wenn man die Steinbrücke des rau¬
schenden Flusses überschreitet, liegt die Koloniajschule, deren
Turm mit wehender, schwarz-weiß-roter Fahne herübergrüßt.
Am Vorabend der Tagung fanden wir uns im Gesellschaftssaal
der Kolonialschule zur Begrüssung zusammen, mit den Angehörigen
der anderen Fachgruppen, dem Professorenkollegium und der Stu¬
dentenschaft der Kolonialschule. Nach Willkommensgrüßen führte
uns Herr Professor Fabarius die Aufgabe der ehemaligen Kolo¬
nialschule vor Augen, wie sie durch eine vielseitige theoretische
und vor allem praktische Schulung ihre Angehörigen als künftige
Kulturpioniere der deutschen Kolonien erzog. Auch jetzt ist die
Aufgabe der Kolonialschule eine bedeutende infolge ihrer Stellung
als Hochschule für das Deutschtum im Auslande. — Ein Kommers
schloß sich an, der uns noch lange in fröhlicher Stimmung bei¬
sammen hielt.
Am 20. Mai, morgens 9 Uhr c. t. begann unsere Sitzung im
kleinen Saale des Hotels „König von Preußen“, das schön an der
Werra gelegen ist. Der Vorsitzende begrüßte die Vertreter der
Fachschaften, besonders die Münchener Herren.
Fachschaft Hannover hatte entsandt: Herrn cand. med. vet.
Höve; Dresden: Herrn cand. med. vet. Frey; Berlin: Herrn
cand. med. vet. Kuhn; München:. die Herren cand. med. vet. S in z-
k e r und Menses. Vom Vorort waren anwesend: cand. med. vet.
611
Meidenbauer als Vorsitzender, cand. med. vet. Witten¬
berg als I. Schriftführer. Die Tagesordnung wurde mit kurzen
Zusätzen genehmigt, desgleichen der Sitzungsbericht der letzten
Fachgruppensitzung. Der Vorsitzende gab den Tätigkeitsbericht
des Vorortes:
Tätigkeitsbericht.
Nachdem auf der letzten Fachgruppensitzung die Vorschläge
der Studienreform einstimmig von den Fachschaften anerkannt
und gebilligt worden, war es die Hauptaufgabe des Vorortes, ihre
Durchführung anzustreben. Das Reichsministerium des Innern
zeigte immer noch eine große Zurückhaltung und so wurden wir
denn mit Eingaben beim Hochschulreform-Ausschuß und bei der
Vertretung der Deutschen Studentenschaft vorstellig. Das Reichs¬
ministerium des Innern erklärte, daß man Beratungen anstelle und
Erkundigungen hierüber einziehe, jedoch sei eine Regelung dieser
Frage in nächster Zeit noch nicht zu erwarten. Wir wandten uns
an Standesvertretungen und Reichsverbände, die uns ihre Unter¬
stützung liehen und auch weiterhin zusagten. Wir danken an dieser
Stelle besonders dem Deutschen Veterinänrat und der Preußischen
Tierärztekammer. Wir erkennen den Wunsch der Gemeindetier-
ärzte nach Lehrstühlen für Fleisch- und Milchhygiene als berech¬
tigt an, ein Streben, das schon lange besteht. Erfolgt die Studien-
refonn und damit die Verlängerung des Studiums, dann stehen die
Fachschaften einmütig auf dem Standpunkte, daß im 9. und 10. Se¬
mester Doktorarbeiten zp erteilen sind. Um nach Fortfall des ein¬
jährig-freiwilligen Dienstes und der damit verbundenen praktischen
Ausbildung in der Haltung und Verwendung der Haustiere (be¬
sonders des Pferdes) einen gewissen Ersatz zu schaffen, wurde die
Einrichtung von Reitkursen angeregt. Der Vorschlag wurde überall
gern aufgenommen und zum Teil sogar schon in die Tat umgesetzt
(Hannover). Es wäre wünschenswert, wenn eine solche Ausbildung
auch in den Reformplänen berücksichtigt würde. Der Fachgruppe
ist zu sagen, daß wir die von Göttingen gemachten Vorschläge zur
einheitlichen Organisation aufnahmen und auf uns anwandten. Fast
völlig neu trat das wirtschaftliche Problem an uns heran, das man
eigentlich schon bei der Gründung hätte berücksichtigen müssen.
Die Verhältnisse zwingen uns immer mehr zum wirtschaftlichen
• Zusammenschluß und hier liegt für die nächsten Jahre ein reiches
Arbeitsgebiet der Fachschaften, wenn wir uns darüber klar sind,
wie wir den kommenden Generationen das Studium ermöglichen
wollen. Unsere Einrichtungen sollen von idealem und sozialem
Geist getragen sein, deshalb müssen wir die Bedürftigsten unter¬
stützen. Aus dieser Erwägung schlugen wir den Fachschaften vor,
antiquare, gut erhaltene Bücher und Instrumente zu sammeln und
nur diesen zugänglich zu machen. Ferner schlugen wir Einkaufs¬
genossenschaften nach dem Vorbild« anderer kleiner Hochschulen
(F. A. Tharandt) vor. In Zukunft wird vielleicht nicht allein der
Ruf einer Hochschule als Bildungsstätte maßgebend sein, sondern
der Student wirc} bei der Wahl der Hochschule unter Umständen
auch die wirtschaftlichen Vorteile berücksichtigen müssen, die ihm
hier oder dort geboten werden. Um der Schwierigkeit der Berufs¬
beratung einheitlich zu begegnen, regten wir regelmäßige Berufs¬
beratungen an unter Zusammenarbeit mit Standesvertretungen und
Einteilung des Reiches im Beratungsgebiet. (D. V. R.) In Bezug
auf den Bildungsgang müssen wir danach streben,, daß der rein do¬
zierende Lehrbetrieb durch Seminar und Kolloquium ersetzt wird.
612
damit jeder zur Mitarbeit angeregt und zur Geistesarbeit syste¬
matisch erzogen wird. Mit Rücksicht auf unseren praktischen Be¬
ruf haben wir Exkursionen, Führungen usw. vorgeschlagen, ln
Anbetracht ihrer hervorragenden Bedeutung ist eine enge
Zusammenarbeit mit, den Dozenten nötig. Zur Herstellung
einer engen Verbindung schlugen wir einen Verbindungs¬
mann vor, feiner mindestens einmal pro Semester Bespre¬
chungen mit Dozenten. An der Tierärztlichen Hochschule Berlin
wurde den Praktikanten im 5. Semester ein Praktikanten-Schein
von der Klinik für kleine Haustiere erteilt und von allen Staats¬
kandidaten auch von Hochschulen, an denen dieser Brauch nicht
besteht, verlangt. Auf unsere Eingabe hin verzichtete das Fro-
fessoren-Kollegium der Tierärztlichen Hochschule Berlin dankens¬
werter Weise auf die Erteilung der Scheine. Von der Notgemein¬
schaft der deutschen Wissenschaft wurde uns der Bescheid, daß
die Tiermedizin in einer Fachabteilung gemeinsam mit der Forst-
und Landwirtschaft untergebracht werden sollte. Obgleich die
Tierärztliche Hochschule Hannover die älteste in Deutschland ist,
besitzen Rektor und Professoren immer noch nicht die ihrer akadeT
mischen Würd'e entsprechenden Insignien. Zur Abstellung dieses
Mangels richteten wir ein Gesuch an das zuständige Ministerium
und hoffen, daß es genehmigt werden möge. Zur Frage der höheren
Gestütslaufbahn ist zu sagen, daß durch einen Erlaß des preußi¬
schen Ministeriums für Landwirtschaft usw. die Gefahr bestand,
daß diese Laufbahn nur speziell vorgebildeten Landwirten Vorbe¬
halten bleiben sollte. Da hierdurch das Standesinteresse gefährdet
war, machten wir Eingaben unter Hinweis auf die Verdienste von
Tierärzten um die deutsche Tierzucht und die Vorkenntnisse und
die Vorbildung der Tierärzte, die sich der Tierzuchtlaufbahn wid¬
men wollen. Wir haben für unsere Eingaben die Standesvertre¬
tungen interessiert und sind durch den Vorsitzenden im Ministe¬
rium vorstellig geworden. Gleichzeitig, um in der Frage der Stu-
dien-Reform und der Kolleggelderhöhung Erkundigungen einzu¬
ziehen.
Nachdem in allen Bundesstaaten Kolleggeldermäßigungen für
Kriegsteilnehmer bestehen (Gießen z. B. Mk. 4.— pro Wochen-
stunde, Dresden Pauschale), suchten wir, um Einheitlichkeit und
Ausgleich zu schaffen, um entsprechende Erleichterungen in Preu¬
ßen nach. Die Eingabe konnte mit Rücksicht auf die trostlose
Finanzlage des Staates dann aber auch unter Verweis auf die be¬
stehenden Erleichterungen nicht genehmigt werden. Als die Frage
der Kolleggelderhöhung wieder akut wurde, erhoben wir bei allen
zuständigen Finanzministerien, Einspruch. An das preußische Mi¬
nisterium für Landwirtschaft usw. machten wir eine Eingabe unter
Hinweis auf die jetzigen Verhältnisse und die katastrophalen Folgen
einer Kolleggelderhöhung. Die Preußische Tierärztekammer erhob
ebenfalls Vorstellungen beim Ministerium. Eine Kolleggelderhöhung
wie geplant wird nicht kommen, doch wird der Kriegsteilnehmer
von dem kommenden Aufschlag auch nicht verschont bleiben. Für
die Fachschaft Wien schrieben wir eine Spende aus, unsere Zu¬
sammenarbeit mit deT medizinischen und pharmazeutischen Fach¬
gruppe verschaffte uns Vergünstigungen. Die Öffentlichkeit wurde
durch Pressemitteilungen über die Tätigkeit der Fachgruppe unter¬
richtet, in Fachzeitschriften und studentischen Blättern. Dem An¬
träge auf Einlegung einer studentischen Beilage gab allein von
613
allen Fachzeitschriften die „Deutsche Tierärztliche Wochenschrift“
statt. Doch werden auch die anderen fortgesetzt mit Nachrichten
versehen werden. Wir werden die Herausgabe eines eigenen Nach¬
richtenblattes einmal pro Semester erwägen müssen. Der Schrift¬
verkehr war zeitweilig stark angewachsen und nicht immer leicht
zu bewältigen.
Der’ Tätigkeitsbericht wird eingehend besprochen. Die Fach¬
schaft Dresden stellt den Antrag, daß dem Vorort für seine hervor¬
ragende Tätigkeit Entlastung erteilt wird. Der Antrag wird ein¬
stimmig angenommen.
Kassenbericht.
Herr Wittenberg vom Vorstand gibt nunmehr den Kassen¬
bericht und den Voranschlag für das Sommersemester 1921. Wäh¬
rend die Einziehung der Umlage an den Tierärztlichen Hochschulen
infolge der Einheitlichkeit von Fachschaft und Studentenschaft
nicht auf Schwierigkeiten stößt, liegen die Verhältnisse an den
Fakultäten anders, da dort die Stellung der veterinärmedizinischen
Fachschaft zum Allgemeinen Studentenausschuß noch nicht geklärt ist
und infolgedessen noch keine Umlage eingezogen ist. Da die
Münchener Vertreter sich verpflichten, für die baldige Einzahlung
der Umlage Sorge zu tragen, so genehmigt die Versammlung'
Vertreterkosten für Herrn S i*n z k e r. Die Fachschaften billigen
die Umlage und den Plan der Finanzierung. Die Kasse wird ge¬
prüft und für richtig befunden. Dem Kassenwart für seine Tätig¬
keit und Kassenführung Entlastung erteilt. Die Bestätigung er¬
folgt durch Unterschrift der Vertreter. Die Fachschaft Berlin
macht den Vorschlag, zur Besserung der Kassenverhältnisse die
Erträge geselliger Veranstaltungen der Studentenschaften heran¬
zuziehen. Die Fachgruppe beschließt^ daß die Umlage für das
Wintersemester 1921/22 auf dem Wj&ge der schriftlichen Beschlu߬
fassung festgesetzt wird.
regeln wo
linsti
chäftsordnung.
Die Geschäftsordnung j| eg t j m Entwurf vor. Das Kapitel „Vor-
tand“ wird be^^ ders besprochen mit Rücksicht auf die Para-
raphen, diesen zukünftigen Geschäftsverkehr in der Fachgruppe
od*aIti Gemä ß Antrag Dresden wird die Geschäftsordnung
«>■ en bloc angenommen.
Satzungsänderung.
Die geänderte und erweiterte Satzung liegt ebenfalls vor. Dei
Vorsitzende begründet die Notwendigkeit der Anwendung jvergl.
^etzte studentische Beilage der D. T. W.); es wird festgestellt, daß
lern Altersprinzip gewisse Mängel anhaften, daß aber die Erweit -
i, einen Ausgleich .schaffen. Gemäß Antrag Dresden^ »erden
die Satzungen einstimmig en bloc angenommen. (Schluß folgt.)
Verschiedenes.
iorzacht, Tierhaltung, Diätetik.
Das Verfohlen der Stuten, die Fohlenlähme der Fohlen und das
Güstbleiben der Stuten.
In einem Überblick über die oldenburgische P ferd A ez , u n c n ht ^.^ e
Pit den Tagen des berühmten Pferdekenners Grafen Anton Gun-
her von Oldenburg sich auch im Auslande eines guten Namens
614
erfreut, macht der bekannte oldenburgische La
Iluntemann, dessen Verdienste um die deutsche
holt anerkannt worden sind, recht betrübende
Erscheinungen, die sowohl vom tierzüchterischefl*
sportlichen Standpunkte die größte Beachtung vei
nomierat Munt ein an'n führt folgendes aus: Die Zä!
burgischen Hengste ist um 19 vermehrt, so daß nach
wenigen abgekörten Hengste reichlich 80 gekörte DeckJ
Verfügung stehen, ln früherer Zeit wurde immer mit
barkeit der oldenburger Hengste Reklame gemacht,
Recht. Wer die staatlichen Bekanntmachungen liest im
mit der Wirklichkeit beschäftigt, weiß, daß die Stuten "I
„güst“ bleiben, daß so manches Fohlen direkt nach <1
oder etwas später an Fohlenlähme eingeht, daß oft in 1
triebe drei und mehr Stuten verfehlen. Wenn man in
kreisen herumhört, dann bekommt man die ziemlich a
Ansicht zu hören: das kommt von dem und dem Hengst}
Zeit war ungünstig, so daß die Stuten nicht mehr träehti
oder das Futter hat das Verfohlen verursacht, was in äu
ringen Fällen einmal zutreffen kann, wälirend ein VerfohÜ
den Gebrauch der hochtragenden Stuten im Geschirr nach
wirklicher Pferdekenner zu den größten Seltenheiten ge
Und nun sei die Wahrheit über die*se bedeutenden Vorkd
bekannt: das Verfehlen der Stuten, die Fohlenlähme derj
und das Güstbleiben der Stuten stehen in innigem Zusamro
und sind Folgen der Infektion bestimmter kleiner Bakterie!
die Geschlechtswege eingewandert sind. Werden diese
wozu die tierärztliche Heilkunst jetzt genügend wirksam
mittel besitzt, so h#Jjcn wir alle schlimmen Ursachen besei[
erhalten gesunde undT^btmsfähige Fohlen, und einen sehr*
Prozentsatz tragender Stute J Tf>‘ ne l ir als bislang, also u m
Werte mehr in der PferdezuchtVJiiJgehört aber ungeheuer ‘v
dazu, ehe man die meisten Pfn..i..TlT>fa*fervon ihrer vorgefaßten
Meinung abbringt und diese sich entschlielülltti?* 1 rec htzeitig an
einen Tierarzt zu wenden. Durch die UnkenntrÄJ iriMMl ' r Züchter
und namentlich durch die Gleichgültigkeit dorsI^NlL" vi
hundert Fohlen jährlich i„, ,~2Z
jedem Verdacht sollte man gleich einen Tioi wvt V "
namentlich bei Fohlenlähme, während man hier meb!t
wartet bis das Tier 40 Grad und mehr hat und S ^
rn'll. Dann ist es vielfach zu spät, wenn es auch oft r 11
Transfusion des Blutes der Mutterstute dem jungen jSüi* 4,
Lebenskraft zu geben, daß es mit dem Leben datonkn' en s <>vie
die höchste Zeit, daß die Pferdezüchter sich JlS mmt ‘ Es i s1
und ihre Stuten in dem einen oder anderen Falle recht 7 !^ Cl .‘ Iioße »
a^en. — Daß es vorkommt, daß der Hengst StiUtf lt,§r , ,m Pfer
Weißfluß behaftet sind, andere Stuten ansteckt^soll nichf’v dle mit
werden, das beruht dann auf Unkenntnis des betreffen 1 b T S T tr 'do r
Halters. Diese Fälle sind indes seltener. - Auf S Ä? H ^g st .
beiden Zuchtverbänden des Oldenburger Landes den obitll 6 £? uß »r
weit mehr Beachtung als bisher geschenkt werden 7" Era.g 0r
hangt ja. die Zahl der abzusetzenden Fohlen direkt rt ,f nn da.m!<
Daß auch die Besichtigung der Nachzucht verschieden~ - US tr mIn °n
für die Hochzuchtgebiete im Lande Beachtung vn.^~ er Eenprstc
anderen Pferdezuchtgebieten Deutschlands soll nicht' 011 * '
bleiben. — Die trefflichen und zeitgemäßen Ausführung«' '
W 1 0 | ^
unerw ähnl
au«.
615
gezeichneten Tiierkenners Huntemann werden nicht verfehlen in
allen Kreisen, die sich mit der Tierzucht, der Tierheilkunde und
dem Sport beschäftigen, begreifliches Aufsehen zu erregen. S. M.
Staatsvoterlnärknnde, Aislaadsdlaost and Versichernagswesaa.
Stand der Tierseuchen.
Deutsch - Österreich. Woche vom 25. Mai bis 1. Juni 1921:
Maul - und Klauenseuche: 41 Bezirke mit 104 Gemeinden
und 471 Höfen; Rotz: 5 Bezirke mit 5 Gemeinden und 6 Höfen;
Bläschenausschlag: 8 Bezirke mit 4 Gemeinden und 4
Höfen; Räude: 56 Bezirke mit 140 Gemeinden und 305 Höfen;
Wut: 3 Bezirke mit 5 Gemeinden und 5 Höfen; Schweine-
p e s t: 25 Bezirke mit 45 Gemeinden und 72 Höfen; Schweine¬
rotlauf: 31 Bezirke mit 61 Gemeinden und 130 Höfen; G^e -
flügelcholera: 5 Bezirke mit 5 Höfen; Tuberkulose:
4. Bezirk mit 1 Hof.
Niederösterreich-Land. Woche vom 28. Mai bis 3. Juni 1921:
Maul- und Klauenseuche: 8 Bezirke mit 21 Gemeinden
und 62 Höfen; Bläschenausschlag: 1 Bezirk mit 2 Ge¬
meinden und 5 Höfen; Räude: 16 Bezirke mit 48 Gemeinden
und 56 Höfen; Schweinepest: 11 Bezirke mit 20 Gemeinden
und 32 Höfen; Rotlauf: 18 Bezirke mit 59 Gemeinden und
120 Höfen.
Schweiz. Woche vom 6.—12. Juni 1921: Maul - u. Klauen¬
seuche: 14 Kantone mit 26 Bezirken mit 34 Gemeinden uiul 113
Gehöften bezw. Weiden; Rauschbrand: 5 Kantone mit 9 Be¬
zirken mit 11 Gemeinden; Rotlauf der Schweine (eitnschl.
Stäbchenrotläuf und Schweinepest): 12 Kantone mit 40 Bezirken
mit 59 Gemeinden und 73 Gehöften; Milzbrand: 2 Kantone
mit 2 Bezirken mit 2 Gemeinden.
Laadwirteehaft, fitteraütteUrande and Ernährangswesen.
Das reifende Brotgetreide.
Nach den amtlichen Beobachtungen des Wachstums, wie sie
die Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanze n-
s c h u t z für Roggen und Weizen seit einigen Jahren plan¬
mäßig durchführt, wendet sich das Hauptinteresse selbstverständ¬
lich dem eigentlichen Brotgetreide, dem Korn; zu. Für die Be¬
obachtung des Wachstums des Roggens und des Weizens sind im
gamzen Lande zwischen 1200 und 1300 Beobachter aufgestellt, die
der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Beginn und
Dauer der Blüte, den Verlauf, Regen und Trockenheit usw. melden.
Die Berichte lauten im allgemeinen günstig, zumTeil
sehr günstig, so daß mindestens eine guteMittel-
ernte zu erwarten ist. Einzelne Berichte sprechen davon, daß
der Roggen so gut steht, wie schon seit Jahren nicht.
Die Schätzung für die Schnittreife ergibt für Nieder-
bayern und Pfalz 14. Juli, Unterfranken 15. Juli, Mittelfranken und
Oberpfalz 16. Juli, Oberbayern 20. Juli, Oberfranken 22. Juli und
Schwaben 24. Juli. Die Trockenheit fast in ganz Nordbayern, auch
in der Pfalz und iln Niederbayern hat zeitweise die stärksten Be¬
fürchtungen laut werden lassen, doch ist der Regen noch rechtzeitig
gekommen und das Wintergetreide hat die Folgen der Trockenheit
nahezu vollständig überwunden.
616
Die Berichte über den Stand des Weizens lauten fast
ausnahmslos äußerst günstig. Es wird darauf ankommen,
ob sich heuer der Brand in stärkerem Maße einstellt. Im Vorjahre
ist zwar viel Saat gut gebeizt worden, aber doch nicht im nötigen
Ausmaß. Der ungeheizte Weizen ist natürlich viel mehr gefährdet.
In Bayern, dessen landwirtschaftliche Bevölkerung glück¬
licherweise noch gegen 35 v. H. der Gesamtbevölkerung ausmacht,
gegen nur 26 v. H. im gesamten Reichsgebiet, ist zwar der Rück-
gangüer Ernteerträge noch nicht so stark her¬
vorgetreten, wie vor allem iin Norddeutschland,
aber allein in der Zeit von 1916—1919 hat sich in Bayern die Zahl
des nicht bestellten Ackerlandes und der Brachfelder um 20 000
Hektar vermehrt und die Getreideernte ergab 1919, soweit sich
aus den nicht mehr ganz einwandfreien Erhebungen schließen läßt,
um 9,3 Millionen Doppelzentner weniger als im Durchschnitt von
1901/10. In Norddeutschland haben im Jahre 1920 die Erträge an
Brotgetreide vielfach einen verhängnisvollen Tiefstand erreicht.
Diese Angaben gelten für den Gesamtertrag. Berücksichtigt man
den Ertrag des Hektars, so stehen die Verhältnisse in Bayern
recht ungünstig. Während Bayern noch vor etwa 40
Jahren im Hektarertrag der meisten Feldfrüchte den
Reichsdurchschnitt übertraf, hat sich seitdem
das Verhältnis umgekehrt und Bayern steht nun unter
den deutschen Ländern an drittletzter Stelle. Nur Württemberg
und Hohenzollern lieferten schon in der Vorkriegszeit geringere
Hektarerträge. In der Periode von 1878 bis 1913 sind die Hektar¬
erträge gestiegen, z. B. bei Roggen in Bayern um 25,6 v. H., im
Reichsdurchschnitt um 83,8 v. H. Das Zurückbleiben Bayerns und
noch mehr Württembergs beruht hauptsächlich auf dem ge*
ringen Verbrauch von Kunstdünger.
Von diesem Gedanken ausgehend, hat Prof. Dr. H i 11 n e r
eine Organisation angeregt, derem Aufgabe darin be¬
steht, eine richtige Kunstdüngeranwendung und
alle sonstigen für die erhöhte Erzeugung notwendigen Maßnahmen
rascher einzubürgern. Die Englieder der Organisation, die Ver¬
trauensleute, sollen ähnlich wie die schon wirkenden Beizobmänmer
in jeder Gemeinde tätig sein, sie sollen den übrigen Landwirten
mit Rat und Tat zur Seite stehen. An der Durchführung dieser Or¬
ganisation wird gegenwärtig eifrig gearbeitet. Das Landwirt-
sc haftsminist e-rium hat verfügt, daß die Land-
wirtschaftsr.äte, Saatzuchkjnspektoren u. s. w.
Auskunftsstellen für Pflanzenbau u. Pflanzen¬
schutz sind. An diese Auskunftsstellen wenden sich die Ver¬
trauensleute.
Das Auftreten der Kriebelmücke in Oberösterreidi.
Seit kurzer Zeit tritt ein sehr gefährliches Insekt im den Alpen
und Weideplätzen auf, eine 3 Zentimeter lange Mücke, die das Vieh
auf den Weideplätzen in Schwärmen überfällt und es durch Aus¬
saugen des Blutes mit dem Stachelrüssel tötet. Wie nun feststeht,
trat diese Mücke, Kriebelmücke genannt, zuerst in den Donau-
Überschwemmungsgebieten von Waidhofen a. Ybbs,
Amstetten, Scheibbs und Melk (Österreich) auf und nahm im
Schwärmen den Weg aufwärts. Ungefähr 200 Stück. Horn-
v i e h sind durch das Auftreten der Mücke in Oberösterreich schon
verendet. Sie ähnelt der in Ungarn auftretenden berüchtigten
617
Kolumbäcser-Mücke, die ebenfalls dem Yieli sehr gefährlich ist. Die
Kriebelmücke setzt sich beim Vieh an der Kehle, dem Bauch und
wenig behaarten Körperteilen fest. In Stallungen dringt dieser
Schädling nicht ein. Das Bundesministerium für Land- und Forst¬
wirtschaft in Österreich hat in die bedrohten Gegenden einen Pro¬
fessor der Tierärztlichen Hochschule zur Untersuchung etc. ent¬
sandt. .
Die Wanderausstellung 1922.
Auf der in Anwesenheit des bayerischen Landwirtschafts¬
ministers Wutzlhofer in Leipzig abgehaltenen 88. Hauptversamm¬
lung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde als Ort für
die Wanderausstellung des nächsten Jahres endgültig Nürn¬
berg festgesetzt. Als Ausstellungsort 1928 wurde Hamburg in
Aussicht genommen. Die nächste Herbsttagung der Deutschen
Landwirtschaftsgesellschaft, die jetzt über 23 000 Mitglieder um¬
faßt, findet voraussichtlich in Weimar statt.
Schlachtviehpreise.
Preisberichtstabelle des Deutschen Landwirtschaftsrates.
(D. Schlacht- u. Viehhof-Ztg., 1921, Nr. 10.)
Ort
Datum
Schlachtviehpreise in Mark für Zentner
Lebendgewicht
Rinder
Ochsen
Bullen
Kühe
Kälber
Schafe
Schweine
Berlin ....
16. II.
350—775
500-1100
550—800
800—1100
Breslau . . .
16. II.
200—825
500—1000
300—700
800—1300
Magdeburg . .
15. II.
300—850
500—1200
500-700
1000—1350
Dresden . . .
—
—
—
—
—
Leipzig . . .
—
—
,—
—
—
Chemnitz. . .
14. II.
350-850
600-950
600—850
900—1400
Zwickau . . .
14. II.
450—870
—
550-950
1000—1500
Hannover . .
16. II.
300—850
600—900
400-625
600—1300
Hamburg. . .
10./15. II.
300—915
500—1130
450—800
900—1350
Altona ....
10./15. II.
300—900
700—1200
400—800
900-1350
Dortmund . .
14. II.
400—1000
500-1050
450—750
1200—1400
Elberfeld . . .
14. II.
400—1025
500—1100
600-700
900-1400
Essen ....
14. II.
400-950
500—1250
450—750
800—1450
Köln a. Rh. . .
14. II.
450—1000
450—1400
550-750
1000—1450
Coblenz . . .
—
—
—
—
_
Frankfurt a. M.
10 /14. II.
400-950
600—1000
600-775
1100-1500
Mannheim . .
14. II.
400—980
680—1000
400—700
1200—1400
Stuttgart . , .
10./15. II.
250—740
600—840
—
880—1100
Nürnberg . .
—
—
—
—
—
München . . .
11. II.
360—820
700-900
—
1050—1350
Hochschulnachrichten.
Aufruf zur Errichtung eines Schütz»Denkmals.
Im November des vergangenen Jahres ist der Altmeister der
pathologischen Anatomie, Geheimrat Prof. Dr. Schütz aus dem
Leben abberufen worden. Mit ihm ging einer unserer Besten dahin!
Über 50 Jahre hat er in rastloser Arbeit der Wissenschaft gedient
und war während seiner langjährigen Lehrtätigkeit vielen Schülern
nicht nur Lehrer, sondern auch Freund und Berater, der an jeder
Bewegung des Geisteslebens reichen Anteil nahm. Wie er, ver¬
stand es keiner, seine Hörer mitzureißen und zu begeistern und
nur diejenigen, die das Glück hatten, seinen Worten lauschen zu
dürfen, können die Größe des Verlustes, der die deutsche tierärzt¬
liche Wissenschaft betroffen hat, voll und'ganz ermessen. Nun
ruht sein Leib in kühler Erde, aber sein Geist wird in seinen
Werken und seinen Schülern fortleben zum Nutzen unsererWissen-
schaft!
Die Unterzeichneten erachten es für eine vornehme Pflicht,
durch ein Denkmal das Gedächtnis an Wilhelm Schütz auch
bei kommenden Geschlechtern wach zu halten und wenden sich
an die Schüler, Freunde und Verehrer des Entschlafenen mit der
Bitte um Beiträge zur Errichtung eines würdigen Standbildes.
Beiträge sind unter der Bezeichnung „Schütz-Ehrung“ an die
Zweigstelle L der Deutschen Bank, Berlin, Chausseestraße 11, zu
senden. Uber die einlaufenden Beiträge wird in unseren Wochen¬
schriften durch Prof. Neumann - Berlin quittiert werden.
Geh. Bat Prof. Dr. Abderhalden, Halle a. S.; Generalobervet.
a. D. Alb recht, Berlin; Prof. Dr. Angeln ff, Sofia; Ministe¬
rialrat Dr. B e i 1 i n g, Darmstadt; Geh. Rat Prof. Dr. Boether,
Hannover; Präsident Dr. B u m m, Berlin; Prof. Dr. Casper,
Breslau; Prof. Dr. Eber, Leipzig; Stabsveterinär Dr. Eber¬
beck, Berlin; Geh. Rat Prof. Dr. Eberl ein, Rektor der Tier-
ärztl. Hochschule Berlin im Namen des Professorenkollegiums;
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Edelmann, Dresden; Geh. Rat Prof.
Dr. E 1 l.e n b e r g e r, Dresden; Dr. Ernst, Schleißheim; Ober-
Reg.-Rat F e h s e n m e i e r, Karlsruhe; Prof. Dr. Frei, Zürich;
Schlachthofdirektor Dr. G a r t h, Darmstadt; Ministerialrat Dr.
Gas teiger, München; General-Insp. Dr. G r am m 1 i ch-Ber¬
lin; Geh. Vet.-Rat Dr. Greve, Oldenburg; Bezirktstierarzt
Groll- Traunstein; Geh. t Oberreg.-Rat Dr. H e 11 i c h, Berlin;
Geh. Rat Prof. Dr. Hobstetter, Jena; Dr. Hock, Berlin;
Kreistierarzt Dr. H o 11 a n d t, Königsberg j. Pr.; Geh. Hofrat Prof.
Dr. v. Huty ra, Budapest; Prof. Dr. J a k o b, Utrecht; Geh.
Obermed.-Rat Prof. Dr. J o e s t, Dresden; Landesvet.-Rat Jörn,
Schwerin; Ministerialdirektor Prof. Dr. Kirchner, Berlin; Prof.
Dr. Kleine, Berlin; Dr. Krause, Berlin; Generaloberveterinär
Dr. Kühn, Hannover; Prof. Dr. Künnemann, Hannover;
Reg.- und Geh. Vet.-Rat Dr. Lichtenheld, Weimar; Geh. Rat
Prof. Dr. Lübars ch, Berlin; Prof. Dr. L ü p k e, Stuttgart;
Generalveterinär Dr. L u d e w i g, Altona; Prof. Dr. Marek,
Budapest; Geheimrat Prof Dr. Martin, Gießen; Prof. Dr. M i e fi¬
ne r, Hannover; Reg.-Rat Müssemeie r, Potsdam; Geh. Rat
Prof. Dr. N e u f e 1 d, Berlin; Prof. Dr. N e u m an n, Berlin; Geh.
Oberreg.-Rat Dr. Nevermann, Berlin; Prof. Dr. N ö 11 e r, Ber¬
lin; Reg.-Vet.-Rat Dr. Oehmcke, Braunschweig; Geh. Rat Prof.
Dr. O 11, Gießen; Prof. Dr. Peter, Hamburg; Vet.-Rat Dr. P i 1-
w a t, Beckum; Prof. Dr. Reinhardt, Rostock; Oberreg.-Rat
Dr. Richter, Dessau; Prof. Dr. R i e v e 1, Rektor der TierärztL
Hochschule Hannover; Reg.- und Vet.-Rat Rust, Breslau; Dr.
Schauder, Gießen; Prof. Dr. Schern, Kolberg; Ministerial¬
rat Dr. Schotte, Weimar; General-Oberveterinär Dr. Schultz,
Münster i. W.; Geh. Rat Prof. Dr. Stoß, Zürich; Tierarzt Train,
619
Baruth, für den Reichs verband prakt. Tierärzte; Geh. Rat Prof.
Dr. Uhlenhuth, Marburg; Geh. Hofrat Prof. Dr. V o g e 1,
München; Geh. Rat Dr. W e h r 1 e, Berlin-Dahlem; Dr. Wo lff,
Berlin.
Japan und die deutsche Medizin. Der japanische Arzt Dr. Mi&-
dera aus Tokio gab auf dem Kongreß detr deutschen Balneo-
logischen Gesellschaft und des Deutschen Bäderver¬
bandes in Wiesbaden folgende Erklärung der japani¬
schen Ärzte ab: Ich benütze diese Gelegenheit, um die Er¬
klärung vieler japanischer'Ärzte und Professoren zu wiederholen,
daß wir japanischen Ärzte unbeirrt durch die im Interesse der
Kultur beklagenswerten kriegerischen Ereignisse der letzten Jahre
nach wie vor von tiefer Sympathie und Bewunderung für die
deutsche Medizin und ihre Träger erfüllt sind und daß wir mit
Maßnahmen, die andere Nationen oder einzelne ihrer Angehörigen
gegen deutsche Ärzte ergriffen haben, nichts zu tun haben. Das
gilt nicht nur für die japanischen Ärzte, sondern auch für die japa¬
nische Regierung. Diese hat niemals, wie mir ausdrücklich der
japanische Botschafter in Berlin bestätigt hat, lilrgend einen feind¬
seligen Akt gegen deutsche Ärzte gebilligt. Wenn einmal in den
letzten Jahren zwei japanische Gelehrte, die keine
Ärzte waren, auf einer internationalen Versammlung sich
eimem Schritt gegen deutsche Gelehrte anschlossen, so taten sie
es nur für ihre Person und als Vertreter eines kleinen
a k ä d e m i s c h e n Ve r e i n s.
Hannover. Frequenz im Sommfer-Semester 1921. Zahl der
. Veterinär-Studierenden 427; hievon im I. Semester 34; Approba¬
tionskandidaten 32, Hospitanten 6; mithin insgesamt Hörer: 465.
Wien. Frequenz. Im laufeinden Semester sind an der Tierärzt¬
lichen Hochschule 681 Studierende einschließlich Examenskandi¬
daten immatrikuliert. Neu immatrikuliert sind davon 80 (33 iin
I. Semester, 45 von anderen Hochschulen). Nicht immatrikuliert:
9 Hörer.
Zürich. Tierärztliche Fakultät der Universität. Unter 1493 Stu¬
dierenden der Züricher Universität sind 46 immatrikulierte Vete¬
rinärstudenten einschließlich Examenskandidaten. Davon 5 neu
immatrikuliert; 4 im I. Semester, 1 von einer anderen Hochschule.
Personalien.
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Arnold Alias,
prakt. Tierarzt in Lichtenfels (Oberfranken). Dissertation: „Sta¬
tistischer Beitrag über die Befunde von Infektions- und Invasionsr
krankheiten bei Schlachttieren im Gesamtgebiete des Deutschen
Reiches während der Jahre 1904—1912“. Ludwig Hüttenreiter,
Tierarzt aus München. Dissertation: „Über fibrinöse Pneumonie
beim Hunde“. (Tierpatholog. Institut der Universität: Dr. Th. Kitt).
Tierarzt Emil Meller ans München. Dissertation: „Pferdeschweiß
als Nährboden und Träger von Antikörpern nebst Versuchen mit
Epithel und Linsenpräcipität“. (Tierpatholog. Institut der Uni¬
versität: Dr. Th. Kitt). Tierarzt Joseph Mörtl aus Oderberg bei
620
Traunstein. Dissertation: „Über den Einfluß löslicher Kalk salze auf
die Zuckerbestimmung mittels Fehlingseher Lösung“. (Tierphysiolog.
Institut der Universität: Dr. Yoit).
Bticherschau.
Dienstaltersliste der Veterinäroffiziere des Reichsheeres. Nach
amtlichen Quellen vbn Oberstabsveterinär Dr. W. Müller,
Referent im Reichsministerium (Veterinär-Inspektion). Stand
vom 1. Mai 1921. Berlin 1921, Verlag von E. S. Mittler & Sohn.
Die Liste enthält eine äußerst gewissenhafte Aufstellung der
Veterinäroffiziere unseres Reiehsheeres nach Alter, Approbations¬
jahr, erste Anstellung und Vorrückungen, Haushaltstelle, Dienst¬
stelle und Standort. In einem weiteren Abschnitt ist die Verteilung
der Veterinäroffiziere auf Behörden und Truppen (Dienststellen)
angegeben. Wir sehen hier die dem Reichswehrministerium unter¬
stellten Veterinäre (Veterinär-Inspektion und Waffenamt). Es
reihen sich an die Militärlehrschmieden in Berlin, Hannover und
München. Sodann folgt das Heeresveterinäruntersuchungsamt mit
einem Vorstand und drei Assistenten (Stabsveterinäre), ferner das
Veterinärdepot, die Kavallerieschule, die Artillerieschule in Jüter¬
bog, die Infanterieschule in München und endlich die Veterinäre
der Gruppenkommandos I, Berlin, und II, Cassel. Den Schluß bildet
die Verteilung unserer Veterinäroffiziere auf die 7 Divisionen und
3 Kavallerie-Divisionen. Das Schriftchen, im Verlag von E. S.
Mittler & Sohn erschienen, dürfte als erstes in seiner Art großes
Interesse verdienen. _ Ma,
Festschrift der vet.-med. Fakultät der Universität Zürich zur Feier
des hundertjährigen Bestehens der Tierärztlichen Universitäts¬
anstalt in Zürich. 1820—1920. Druck: Art. Institut Orell Füßli,
Zürich 1921.
Im Jahre 1920 konnte die tierärztliche Lehranstalt in Zürich,
jetzt veterinärmedizinische Fakultät der dortigen Universität, auf
ein hundertjähriges Bestehen zurückblicken. Diesem denkwürdigen
Umstand ist eine, Festschrift gewidmet, in der eine Anzahl von
Dozenten der Fakultät der Hundertjahrfeier einen sichtbaren Aus¬
druck verliehen haben. Zunächst gibt Zs ch ojt k e einen hoch¬
interessanten Abriiß aus der Geschichte der Anstalt über die im
Jahre 1820—1920. Wir sehen, wie aus dem unscheinbaren Pflänz¬
chen, dem immer wieder, teils aus äußeren, teils aus inneren Ein¬
flüssen heraus, die Vernichtung drohte, doch allen Gefahren zum
Trotz nach und nach, oft durch das Eingreifen eines oder einiger
aufrechter, pflichtbewußter und für ihren Stand begeisterter Män¬
ner sich eine Anstalt entwickelte, die heutzutage eine weit über .
die Grenzen der engeren Heimat hinaus reichende Bedeutung er¬
langt hat. Man muß diese hochinteressante Geschichte selbst lesen!
Man möchte fast sagen, daß darin auch ein Jahrhundert eines ge¬
wissen Teiles der schweizerischen Landesgeschichte sich spiegelt.
Bereichert ist dieser geschichtliche Teil durch wohlgelungene
Wiedergaben der Bildnisse von Rud. Z a n g g e r (1826—1882),
J.Meier (1831—1895) und Joh. Hirzel (1854—1905). Fü^ die
Münchener Schwesteranstalt ist derselbe auch dadurch interessant,
daß der Münchener Altnfeister Prof. J. F e s e r an der Züricher
Schule seine akademische Laufbahn begonnen hat: „Im Jahre 1865
wurde Tierarzt J. Fes er aus München als klinischer Assistent und
Prosektor engagiert und ihm die Vorlesungen über Pathologie, so¬
wie die Klinik übertragen an Stelle des zur Tilgung der Lungen-
621
seucbe abwesenden Direktors Zangger. Allein schon 1866 folgte
F. einem Rufe als Professor an die Tierarzneischule München.“
Diesem rein historischen Teil folgt dann ein wertvoller wissen¬
schaftlicher Abschnitt und zwar:.Zs ch o k k e E.: Die Entzündung
der Anconaen ; Z ietzschmannO.: Über die Genitalmißbildung
bei verschiedengeschlechtigen Zwillingen des Rindes; Ehrhardt
J.: Die schweizerische Haustierzucht; RusterholzA.: Das spe¬
zifisch-traumatische Klauensohlengeschwür'des Rindes; Frei W.;
Theorie und Praxis; B ü rg i O.: Uber Augengeschwülste; Acker-
knecht E.: Über Höhlen und Spalten des Säugetierkörpers..—
Jede von diesen Arbeiten bringt etwas ganz Neues und teilweise
sind dieselben durch vorzügliche gelungene Abbildungen und sof
gar durch eine prächtige, in Farbdruck hergestellte Tafel (das
traumatische Klauensohlengeschwür des Rindes) bereichert. Wir
behalten uns vor, auf den wissenschaftlichen Inhalt der einzelnen
Arbeiten, da bilefür in dieser kurzen Besprechung kein Raum ist ?
später bei Gelegenheit in unserem Abschnitt „Referate“ noch näher
einzugehen, da die Arbeiten nicht nur wissenschaftliche, sondern
auch praktische Bedeutung haben. Ma.
Eingesandt.
Gesundes Wohnen. Gesund können wir wohnen in guten und
schlechten Wohnungen. In guten selbstverständlich leichter als
in schlechten", aber wir können ebenso ungesund wohnen in guten
Wohnungen; das wird ganz von unserem Verstände abhängen, von
der Wichtigkeit, die wir der Gesundheit im allgemeinen und dem
gesunden Wohnen im besonderen beimessen. Die hauptsächlichste
Aufgabe der menschlichen Wohnung besteht im Schutze gegen
Unbilden und Gefahren der Witterung, in ihrem Innern muß ein
von der Außenwelt unabhängiges, unser Wohlbefinden förderndes
künstliches Klima geschaffen werden. Nicht immer gelingt es uns,
im Wohnhause auch einen Hort unserer Gesundheit zu finden, wir
schließen nicht nur die Unbilden der Witterung aus, sondern auch
Licht, Luft und Wärme und erzeugen im dem Bollwerke gegen
Krankheiten eine Quelle .selbstgeschaffener Gefahren. Mit dem
Witterungsschutze allein ist die Aufgabe des Hauses nicht erfüllt.
In einem gesunden Hause müssen genügend Räume für Forde¬
rungen des täglichen Lebens vorhanden sein, Schlaf-, Wohn- und
Küchenräume und zwar in zweckmäßiger Verteilung. Dieser ge¬
sundheitlich höchst beherzigenswerte Aufsatz erschien in Folge 14
der bekannten Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolgfe steht kostenfrei zur
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50
für das Vierteljahr . ,
Bekanntmachung.
Die nächste tierärztliche
Versammlung in Ingolstadt
findet, am Sonntag, den 10. Juli, vormittags 9 1 /* Uhr im Neben
zi m mer des „C af4 Ludwig“ statt.
Tagesordnung.
1. Vortrag von Tierzuchtdirektor Braun, Pfaffenhofen: „Über die
Unfruchtbarkeit der Rinder und das seuchenhafte Verfohlen und
deren Bekämpfung“.
2. Allgemeine Besprechung wie in den früheren Versammlungen.
BAYER
E
»VON!
Räudemittel .
Istizin vet. - Purgans
Tolid - Wundstrcupulvcr
_ (verbesserte Dakin-Methode) 4
Pulbit - Äntidiarrhoicum
Farbenfabriken vorn. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G, m. b. H„ Köln, Eifelstr. 21.
Tabletten.
Calomeltabletten zu 0,2 g
Bajuvarln-Tabletten (Dauerhefe)
je 1,0, in Papphülsen zu 15 Stück
Kai. bromat. in Tabletten (gegen
Krftmpfe der Schweine).
Tabletten zu 3,0, Rolle mit 10 St.,
Tabletten zu 6,0, Rolle mit 10 St.
Salicyltannarabin-Tabletten zu
1,0, in Papphülsen mit 15 Stück.
Salicyltannarabin c. Argento-
Tabletten zu 1,0 in Papphülsen
mit 15 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 5,0,
Rolle mit 10 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 10,0,
Rolle mit 10 Stück.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 0,5.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 1,0.
Natr. chlorat.-Tabletten zu 8,0.
Pulvis Doveri-Tabletten zu 0,3.
Rad. Rhei-Tabletten zu 0,5.
Hydrarg. oxycyan. Pastillen zu 0,5 (wie Sublimat* und Sublamin-
Pastillen verwendbar)
Röhren mit 10 Stück (ohne Abzug) Mk. 1.10
Gläser mit 100 Stück (ohne Abzug) Mk. 10 .— -
Gläser mit 1000 Stück (ohne Abzug) Mk. 95 .—
Sublimatpastillen je V* g.
Röhre mit 10 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 0.90
Gläser mit 100 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 7.—
Gläser mit 1000 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 65.—
I Bennen & Co., j m % h„ Hannover
= Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizlnal-Drogengrofihandlung
Ü Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
623
Chem:PharmazeutischeWerhe Bad Homburg ArC.
Neue Literatur: Tierärztliche Rundschau Nr. 14, 1921, Seite 237 und 254.
r filfrierba.res Virus ^
hepgestellt ^
vom La.bora.fonum für Schutzimpfstoffe A (jt.Buda.pe st
zu. beziehen du.pch. die
L6e$ell$dnff für Seuchenbekämpfung
Sh Frankfurt & Jk
Tele^p Ad.x> Vä.ccmcha.rb
: :1 , • /; Telefon Hö,ns ex Kp 1438
m
m
«■»T- W*h.
..,%*• * -,.v * * n, * * ■ ’' , '* ; r
Laboratorium Dr.Klein .Berlin
öencraldcpot Müachea Hess -Jtr 12.
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durcii Desinfektion mit
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tiernrztl. Rundschau 3913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
W Dr. Kleins
Antiperiostii?
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
f Lieferung erfolgt an Tierärzte
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewahrten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen.
Die Schriftleitung.
72. Jahrg. München, den 12. Juli 1921. Nr. 28.
Inhalt:
Originalartikel: Lichtenstern. (Forts, folgt.) — Stümpfler. — Referate. —
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschulnach¬
richten). — Personalien. — Bücherschau.
Über Geburtshilfe beim Pferd.
Von Dr. G. Lichtenstern in Rotthalmünster.
I. Allgemeiner Teil.
Die Arbeiten von Lin dhörst 1 ', P f 1 a u z 2 ', Lind¬
horst u. Drahn 3 ' und J ö h n k 4 ' beweisen, daß geburts¬
hilfliches Können deutscher Tierärzte bei unseren Haus¬
tieren einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht hat.
Wenn nicht gegenwärtig die Ausbildung der jungen Tier¬
ärzte in der Geburtshilfe hier in Süddeutschland stiefmütter¬
licher als sonst behandelt würde, könnte ich es mir schenken
zu Eingang meiner Arbeit die Wichtigkeit der Geburtshilfe
für unseren Stand und für das Nationalvermögen besonders
zu beleuchten. Für uns Praktiker ist es ein Satz von Grund,
daß der Tierarzt durch gewissenhaftes Arbeiten bei geburts¬
hilflichen Verrichtungen in der Lage ist ungeheure ‘ Werte
dem Nationalvermögen zu erhalten und die Ernährungsver¬
hältnisse des Volkes günstig zu beeinflussen. Wenn Kol¬
lege J ö h n k in Oldenburg eben einen Rückblick über 1000
Geburten beim Rind bringt, so kann man ersehen, wie hoch
sich die Gesamtleistungen deutscher Tierärzte schätzungs-
*' Uber die geburtshilfliche Entwickelung von Kälbern, die im
Verhältnis zum Raum der Geburtswege zu groß sind, mit beson¬
derer Berücksichtigung der Embryotomie. Verlag Richard Schütz,
Die Embryotomie des Brust- und Beckengürtels. Verlag
Richard Schütz, Berlin.
*' Praktikum der tierärztlichen Geburtshilfe. Verlag Richard
Schütz, Berlin.
Über Geburtshilfe beim Pferd. Monatshefte f. prakt. Tier¬
heilkunde.
626
weise beziffern lassen und wie wichtig sachgemäße Geburts¬
hilfe beim Tier in ihrem Verhältnis zum Staat ist.
Die psychologischen Momente, die das Verhältnis der
Geburtshilfe zu unserem Stand betreffen und die in erster
Linie tierärztliches Ansehen, tierärztlichen Erwerh und
Schaffensfreude stützen, sind ebenso wichtig.
Nicht allein die kleinen Landleute bemessen das Gesamt¬
können eines Tierarztes mit Vorliebe nach seinen geburts¬
hilflichen Leistungen. Großgrundbesitzer mit bäuerlichem
und blauem Blut haben gleiche Gewohnheiten; warum soll¬
ten sie auch nicht annehmen, daß eine stundenlange Embryo-
tomie mit einer unsagbaren Anforderung an die Zähig¬
keit, Muskelkraft, Willensstärke, Selbstbeherrschung und
Ruhe nicht auch den Schluß erlaubt, daß der Operateur
auch in anderen Sachen des. Berufes und des Lebens sich
analog verhält?
Die tierärztliche Schaffensfreude bedarf im Leben eines
Praktikers oft der Auffrischung; eine gut gelungene Ge¬
burt wird das in jedem Falle besorgen und etwas wie Würze
in Widerwärtigkeiten des tierärztlichen Lebens streuen.
Mögen es sich die Herren Kollegen angewöhnen alle Be¬
obachtungen iind Ereignisse bei einer Geburt genauestem
zu notieren; es ist kaum glaublich, wie schwer das Gedächt¬
nis manchmal im Stiche läßt; mir sind einige Fälle ganz aus
der Erinnerung geschwunden; nur der Gewohnheit in
früheren Jahren, teilweise Übersichten zu veröffentlichen,
verdanke ich die Möglichkeit im Folgenden berichten zu
können.
Die Geburtshilfe beim Pferde wird von manchen Kol¬
legen besonders gescheut. Die Verhältnisse sind von denen
des Rindes sehr verschieden. Das macht das ganze Milieu.
Hier im Rottale dreht sich alles um die Pferdezucht auf
dem Hofe. Klappt bei einer Pferdegeburt etwas nicht, zeigt
es sich, daß die Sache ohne Tierarzt nicht zu machen ist, so
kommt eine unglaubliche Aufregung auf dem Hofe zustande.
Man , lasse sich durch die allgemeine Nervosität, die auch
sonst ruhige Bauernnaturen ergreift, nicht auch noch an¬
stecken und bewahre kühles Blut. Manches ist auch schlim¬
mer wie beim Rind; bei bösartigen Pferden kann man
selbst zu Schaden kommen; die Wehentätigkeit ist bei man¬
chen Pferden unglaublich stark; auch die Größenverhält¬
nisse des Fohlens, besonders die Länge der Extremitäten
eines Fohlens sind Anfängern oftmals eine gefährliche
Klippe. Angenehm jedoch sind die weiten Beekenverhält-
nisse bei der Stute, die mit allem versöhnen.
627
In den 10 Jahren von 1911 bis 1921 habe ich in 89 Fällen
Geburtshilfe beim Pferde geleistet. Im allgemeinen handelt
es sich um besonders komplizierte Fälle, da die hiesigen
Züchter ohnehin viel Erfahrung und Gewandtheit besitzen.
(Jöhnk in 12 Jahren 108 Fälle; Levens in 22 Jahren
71 Fälle; T a pk e n in 30 Jahren 77 Fälle.) Die Fälle, die
ich in gleicher Gegend während meiner 3jährigen Assistenz
und Militärzeit erledigte, zähle ich nicht mit, da mir zum
Teil die Aufzeichnungen fehlen; sie werden mich aber in
die Nähe der Zahl bringen, die Jöhnk angibt.
Um eine allgemeine Übersicht zu bringen führe ieh an,
daß ich 47mal Vorderendlage, lmal Zwillinge, 20 mal Becken¬
endlage, 12mal Bauchquerlage, 4mal Torsio uteri, 4mal
Anteflexio uteri und lmal Hydrocephalus beobachtet habe.
Von den 89 Fällen wurden 74 Stuten, d. i. 83,1 % (Jöhnk
76,8%; Tapken 64,1%) wiederhergestellt. 15 Stuten,
d. i. 16,8% (Jöhnk 23,1%; Tapken 35,9%) gingen
ein. In 34 Fällen, d. i. 38,0 % (Jöhnk 20,3 % ; T a p4c e n
45,3 %) war die teilweise Embryotomie notwendig. Von
diesen 34 Fällen gingen 6, d. s. 17,6 %, ein. In 8 Fällen,
d. 8. 9,7 % (Jöhnk 15,7 %) konnte ein lebendes Fohlen
entwickelt Werden. Von den 15 Verlusten konnte 4 mal die
Geburt nicht vollendet werden: einmal wegen Erschöpfung
(Fall 4); ein anderer Fall wegen tödlicher Verletzung des
Muttertieres vor meinem Eintreffen (Fall 66). In einem Fall
(Fall 23) beschränkte sich mein Eingriff auf die Feststellung
des Geburtshindernisses; mit Rücksicht auf die vollständige
Invalidität der Stute (Rehhuf) ließ der Besitzer das Mutter¬
tier töten. Diese beiden Fälle scheiden für die Berechnung
der Erfolgsquote aus, so daß sich die Verluste auf 14,4 %'
(Jöhnk 19,4%) berechnen lassen.
Ich muß annehmen, daß das günstige Gesamtergebnis
auf die Verwendung des Pflanzschen Extraktors und auf
die möglichst schonende Entwickelung des Fohlens zurück¬
zuführen ist. Auffallend ist mir der hohe Prozentsatz der
von Jöhnk lebend entwickelten Fohlen; darf ich viel¬
leicht daraus schließen, daß der Oldenburger Züchter rascher
sich entschließt den Tierarzt beizuziehen? Bei dem großen
Reichtum von Laiengeburtshelfern im Rottale bin ich oft
erst nach mehrstündiger Arbeit von Empirikern oder Tier¬
ärzten beigezogen worden. [Fall 5, 6, 8, 12, 15, 17, 22, 26,
33, 39, 40, 42, 43, 45, 48, 49, 51, 52, 54, 56, 57, 60, 66, 67, 68,
70, 71, 72, 76, 78, 80, 82.]
Bei Pferdegeburten tritt sehr bald anschließend an die
ersten Wehen die vollständige Ablösung der Plazenta ein,
90 daß die Föten raschen Asphyxie eingehen können.
628
Vo rberei tungdesßeburtshelf ers: Während
ich selbst zu schweren Geburten beim Rind kaum mehr be¬
nötige als Malkmus-Messer, Augenhaken, Ivetten- u. Draht¬
säge und Stricke, ist für Pferdegeburten ein viel reichhalti¬
geres Instrumentarium nötig. Die geburtshilfliche Tätig¬
keit beim Pferde beginnt hier im Monat Januar, um ab Mitte
Mai aufzuhören. Es gibt Ausnahmen, wenn Stuten auf der
Weide oder sonstwie durch Zufall trächtig werden. Immer¬
hin habe ich in der zweiten Hälf td des Jahres genügend Zeit
mein Instrumentarium durchzusehen,. reparieren und nö¬
tigenfalls ergänzen zu lassen. Bei Beginn der Geburten ist
das Instrumentarium bereits in einen Lederkoffer komplett
verstaut, so daß ich vor der Geburt nicht mehr mit der Ord¬
nung der Instrumente aufgehalteh bin und sofort nach
meiner Benachrichtigung abfahren kann. Bei Pferdegebur¬
ten ist jede gewonnene Minute wertvoll. Die Vorbereitung
des Geburtshelfers ist denkbar wichtig für den Ausgang
der ganzen Sache. Man spricht von Antiseptik und Aseptik,
aber eine Sache ist bisher wenig beachtet worden: die Ver¬
meidung von septischen Operationen während der geburts-^
hilflichen Saison.
Beim Menschen ist das ja heutzutage ganz anders; schon
kleinere Krankenhäuser beherbergen für septische und
aseptische Fälle streng getrennte Räumlichkeiten; berühmte
Chirurgen sind hier abergläubisch genau. Kein Tierarzt ist
in der Lage sich von septischem Material vollständig fern
zu halten; aber in der geburtshilflichen Saison ist es ein
Gebot der tierärztlichen Kunst Berührungen mit septischem
Material womöglich zu vermeiden. Man braucht auch wirk¬
lich zur Diagnostik mancher Krankheiten nicht jedesmal
die Finger. Die vermehrte Heranziehung von Gummihand¬
schuhen ist zu -empfehlen, wenn notwendigerweise eine sep¬
tische Operation oder eine Sektion nicht zu vermeiden ist.
Man hüte sich dann unmittelbar der Sache eine aseptische
Operation bei der gleichen Tierart, wie sie normaliter eine
Geburt darstellt, anzuschließen. Nur sorgfältige Desinfek¬
tion kann uns schlimme Erfahrungen ersparen. Am besten
besorgen das ein warmes Wannenbad von längerer Dauer
mit gleichzeitiger gründlicher Reinigung der Hände und
frische Wäsche und Kleider. Es würde zu weit führen,
wollte ich meine Erfahrungen hier anschließen: man ver¬
meide vor Vornahme einer Pferdegeburt die Berührung mit
septischem Material; wenn nicht zu umgehen, bewerte man
die gebräuchlichen Waschungen mit den üblichen Desinfek¬
tionsmitteln äußerst vorsichtig, selbst dann, wenn sie meh-
629
rere Male wiederholt werden. Ich habe mich daran gewöhnt
septischen Verrichtungen, wie sie die Embryotomie abge¬
standener Früchte u. a. vorstellen, ein warmes Wannenbad
anzuschließen, Arme und Hände mit warmer Sublimatlösung
zu waschen und das gesamte mitgeführte Instrumentarium
auszukochen.
Ich habe mich daran gewöhnt bei Erhalt der ersten
Kunde, sei es am Telephon oder durch Boten, mich über die
Sache zu unterrichten: bei einiger Erfahrung gelingt es die
Sachlage voraus richtig zu deuten. Man wird gut tun, die
Stute bis zum Eintreffen führen zu lassen. Nach Jöhnk
ist das gewaltsame Niederwerfen der Stuten gefährlich. Ich
leiste dem Bufe des Tierbesitzers, wenn'irgend möglich,
umgehend Folge. In den Zeiten vor dem Kriege hat sich
der Kraftwagen dazu besonders geeignet. Heute kann man
diese Fahrt nur auf besonderen Wunsch des Besitzers oder
bei besonders wertvollen Muttertieren berechnen und sich
im allgemeinen auf sein Pferd, Bad oder eigenen Beine
verlassen. Die bedeutenden Gewichtsverhältnisse der ge¬
samten geburtshilflichen Ausrüstung, die annähernd 80 Pfd.
betragen, wären in der Lage, den Tierarzt schon vor der Ge^
burt zu ermüden, wo es doch ratsam erscheint mit frischen
Kräften an die Arbeit zu schreiten.
Ich nehme folgendes Instrumentarium mit:
1. Messer nach Malkmus-Hauptner (Kat.-Nr. 4560 und
4561), 2. stumpfe und spitze Augenhaken, 3. Pflanzscher Ex¬
traktor; das Gestänge in doppelter Ausführung, 4. Pflanz-
sches Embryotom, 5. mehrere Drahtsägen, 6. Messerkette
nach Pflanz, 7. Messerkette nach Lindhorst, 8. verdecktes
Messer nach Düetsch (H.-Kat. Nr. 4563), 9. scharfer Haken
nach Lindhorst (H.-Kat. Nr. 4550 a), 10. Messer nach Kauf¬
mann (H.-Kat. Nr. 4565), 11. Schlingenführer nach Sand
(H.-Kat. Nr. 4424) [leichte Ausführung], 12. ditto [schwere
Ausführung], 13. Harmsscher Haken, 14. Injektionsspritze
mit Morphium, 15. Desinfektionsmittel und Verbandtasche,
16. Wurf zeug. (Fortsetzung folgt.)
Phosphorvergiftnng bei einem Rinde.
Von H. Stümpfler, praktischer Tierarzt, Eichstätt.
Am 17. April 1921 wurde ich von einem Landwirt kon¬
sultiert, da ein Bind bei der Morgenfütterung das Futter
versagt habe. In der Nacht vom 16. auf 17. April habe er
unter den Barren der erkrankten Kalbin eine auf Brdt ge¬
strichene Phosphorlatwerge zur Battentilgung ausgelegt, die
er in der Frühe nicht mehr vorgefunden habe. Nachdem
die Bretterbarrikade nicht mehr an Ort und Stelle, sondern
verschoben war, so vermute er, daß die Kalbin die Latwerge
gefressen habe.
Bei meinem Besuche am 17. April konnte ich folgenden
Befund feststellen: Das Bind ist ein Vertreter des mittel¬
großen Fleckviehschlages in sehr gutem Ernährungszustände.
Die Temperatur beträgt 38,5 0 C., der Puls ist zirka 60 bis
70 mal in der Minute zu fühlen, die Atmung erfolgt 25 mal
pro Minute und ist ohne nennenswerte Abweichung vom
normalen Atemtyp. Die Temperatur der äußeren Haut ist
regelmäßig über die ganze Körperoberfläche verteilt, die
Ohren und Hörner fühlen sich warm an. Das Flotzmaul
und der Nasenspiegel sind vollkommen trocken, die Nasen¬
löcher außerdem mit Staub beschmutzt. Das Wiederkauen
ist vollkommen eingestellt, Magen- und Darmgeräusche sind
zwar vorhanden, aber nur ganz schwach und in größeren
Zeitabschnitten zu hören. Das Bülpsen erfolgt von Zeit zu
Zeit, die aus der Maulhöhle entweichenden Magengase haben
einen intensiven Geruch nach Phosphor. Mit dieser Fest¬
stellung war die Diagnose „Phosphorvergiftung“ gesichert.
Eine Verätzung der Maulhöhle und Zunge konnte nicht
nachgewiesen werden. Vorgelegtes Futter wurde nicht be¬
rührt. Die Behandlung bestand in der Verabreichung von
Magnesia usta in Wasser, von Mehlbrei und schleimigem
Getränk.
Am 18. April war das Allgemeinbefinden des Bindes
etwas besser (T. 39,2° C., P. 60—70, A. 20—25), es war
nicht mehr so teilnahmslos, nahm auch etwas von dem vor¬
gelegten Futter auf, dagegen bestand zeitweise heftiges
Muskelzittern insbesondere der Schultermuskulatur, so daß
die Pulsabnahme am Herzen sehr erschwert wurde. Der
Kot war fest-weich, die Darm- und Magengeräusche etwas
lebhafter. Die chemische Untersuchung des Harnes ergab
das Vorhandensein von sehr viel Gallefarbstoff (Biliverdin),
so daß bereits auf eine Miterkrankung der Leber geschlossen
werden konnte. Ikterische Verfärbungen der sichtbaren
Schleimhäute waren nicht vorhanden, der Phosphorgeruch
aus dem Maul war verschwunden.
Am 19. April vormittags ^8 Uhr mußte zur Not¬
schlachtung des Bindes geschritten werden, obwohl mir der
Besitzer kurz vorher Bescheid gab, daß er abermals eine
leichte Besserung wahrzunehmen glaube. Der Zustand des
Tierfcs verschlechterte sich ganz plötzlich, es stand nicht
mehr auf, stöhnte fortwährend, schlug mit den Beinen, ver¬
drehte die Augen und legte den Kopf auf den Bücken.
i
631
Die am 20. April vormittags vorgenommene Fleisch¬
beschau ergab folgenden Befund: Das Fleisch ist trocken,
sehr fettreich, ohne Geruch, wird jedoch an frischen Schnitt¬
flächen hell- bis ziegelrot. Die Fleischlymphdrüsen (Darm¬
bein-, Lenden-, Kniefalten-, Kniekehlen-, Gesäßbein-, Bug-
und Achseldrüsen) sowie die Brusteingangsdrüsen waren
ohne jegliche Veränderung. Die Lunge ist puffig elastisch,
gut kollabiert, auf dem Durchschnitt graurot. Die Lungen-
lymphdrüsen sind bis auf eine, in der einige verkäste tuber¬
kulöse Knötchen gefunden wurden, ohne Veränderung. Das
Herz enthält einzelne endokardiale Blutungen, punkt- und
strichförmig, vereinzelt und in Nestern beisammenliegend.
Die Milz und die Nieren sind normal. Die Leber ist ge¬
schwollen, von schmutzig-brauner Farbe, weicher, milzähn¬
licher Konsistenz, auf dem Querschnitt mit unzähligen Blu¬
tungspunkten durchsetzt. Das Leberparenchym wird schon
durch ganz leichte Fingerdrücke in eine breiige Masse um¬
gewandelt. Der Magen- und Darmkanal weist alle Stadien
der hämorrhagischen Gastro-Enteritis auf. Der Pansen ist
am größten in Mitleidenschaft gezogen. Die Epitheldecke
der Schleimhaut geht bei der Entfernung der aufliegenden
Futtermassen in Fetzen mit weg wie wenn der Magen ge¬
kocht öder der Fäulnis längere Zeit ausgesetzt gewesen
wäre. Darunter zeigt sich die Schleimhaut stark geschwollen
und streifig bis fleckig in flächenhafter Ausdehnung gerötet,
vom Hellrot bis zum tiefsten Dunkelrot. Die Schleimhaut
des Labmagens ist ebenfalls stark geschwollen und blutig
entzündet. Sowohl der Dünn- wie der Dickdarm sind mit
wenigen Unterbrechungen in ihrem ganzen Verlaufe hämor¬
rhagisch entzündet. Phosphorgeruch konnte in keinem der
4 Mägen mehr festgestellt werden, auch nicht beim festen
Zusammenpressen von Mageninhalt mit der Hand. Die
Kochprobe,' zu der aus verschiedenen Stellen Muskelfleisch
entnommen, in Würfelform, geschnitten, in kaltem Wasser
zugesetzt und 1 Stunde lang gekocht wurde, ergab weder
Phosphorgerueh der Fleischbrühe noch auch des Fleisches.
Beides hatte einen ausgezeichneten Geruch und schmeckte
auch sehr gut.
Auf Grund obigen Befundes wurde das Fleisch für
minderwertig erklärt und zum menschlichen Genüsse frei¬
gegeben. Eine Erkrankung von Menschen ist auf den
Fleischgenuß nicht vorgekommen.
Ich übergebe diesen Fall deswegen der Öffentlichkeit,
weil von einem Kollegen hinsichtlich der Genußtauglichkeit
des Fleisches Bedenken geäußert wurden.
632
Reierate.
Itltktiois- and IftvasionstaraikMtM.
Dr. G. L a u f f - Harburg: Zur Behandlung der Maul¬
und Klauenseuche. (Deutsche Tierärztl. Wochen sehr., 1920,
Nr. 31, S. 357.)
L. stellt der symptomatischen Behandlung der Maul- u. Klauen¬
seuche die Schutzimpfung nach der Schleißheimer Methode gegen¬
über, die er bei zirka 700 Stück Vieh ausgeführt hat. Einen Er¬
folg der Impfung bestreitet der Autor nilcht,
glaubt aber, nachdem er ihre verschiedenen Nachteile, wie schwere
Beschaffung von Rekonvaleszentenblut, Schwierigkeit der. Wahl
des geeignetsten Zeitpunktes zur Blutentnahme angeführt hat,
daß sie keine ausgedehnte Verbreitung finden wird. Schließlich
bekennt sich L. als Anhänger der Pettenkoferschen Grundwasser¬
lehre für die Entstehung der Maul- und Klauenseuche, denn ihr
Erscheinen im Frühjahr, ihre Maximalhöhe im Sommer und das
Abflauen im Herbste scheint nach den Beobachtungen von L. von
den Schwankungen des Grundwasserspiegels abhängig zu sein.
Me.
Tierarzt-Assistent Lerche: Die Kokzidiose der Schafe.
(Aus d. Institut d. Landw.-Kammer f. d. Prov. Sachsen in
Halle a. S. — Deutsche Tierärztl.Wochenschr., 1920, Nr. 20,
S. 228.)
•An mehreren dem Institut zur Feststellung ihrer Krankheit
eingelieferten Lämmern wurden bei negativem bakteriologischem
Befunde im Darminhalte und in den Darmepithelien zahlreiche
Kokzidien gefunden, damit ist zum erstenmale das Vor¬
kommen dieser Erkrankung bei Schafen ln
Deutschland festgestellt worden, die noch in 7 wei¬
teren Herden der Provinz beobachtet wurde. Gewöhnlich werden
Lämmer im Alter von. etwa 2 Monaten ergriffen. Die Kokzidiose
äußert sich im Verweigern des Futters, Nasen- und Augenausfluß,
Durchfall, später Verstopfung, Abgang schleimigen, mitunter blu--
tigen Kotes, i'n Herzstörungen, Knirschen mit den Zähnen, Stehen
mit gekrümmtem Rücken, Abmagerung, Dahinsiechen, Tod nach
14—28 Tagen, Mortaliitätsziffer zirka 30 %. Die Sektion ergibt als
typische Veränderung: bis stecknadeikopfgrofie, grau«
weiße Herde im Dünndarm, schleimiger Darm¬
katarrh, außerdem punktförmig e-B lutungen unter
dem Epikard, Myodegeneration am Herzen, Lungenödem. Die
Oocysten der Kokzidien, durchschnittlich 29 Mikra lang und 22
Mikra breit, sporulieren in der Außenwelt nach 3—4 Tagen, aus
den O.ocysten entstehen 4 kugelige Teilstücke, dieselben-strecken
sich zu Ellipsen und werden zu Sporoblasten, in denen sich je 2
Sporozoiten und ein Restkörper bilden. Werden die sporulierten
Oocysten mit dem Futter aufgenommen, kriechen nach Einwirkung
des Darmsaftes die Sporozoiten aus und dringen in die Darmepi-
thelien ein. Dort entwickeln sich die Sporozoiten zu Kokzidiyn
weiter. Das Scbäfkokzidium ist morphologisch und biologisch vom
Kaninchenkokzidium verschieden. Dile medikamentöse Behandlung
ist bisher erfolglos-, es ist deswegen wichtiger als der
therapeutische Versuch: die Prophylaxe, die in
633
Beseitigung kranker und verdächtiger Tiere, sorgfältiger Ver¬
nichtung des Kotes und der Einrichtung von Weehselställen be¬
steht. Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Tagung der veterinärmedizinischen Fachgruppe
am 2 0. und 2 1. Mai in Witzenhausen.
(Schluß.)
Wirtschaftliche Lage der Studierenden.
Hierzu erstatten die Fachschaftsvertreter Bericht über die
Verhältnisse an ihren Hochschulen. (Zusammenstellung erfolgt.)
Die Facbschaften müssen vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete
Erleichterungen erwirken. Zur Einrichtung sind Studierende, die
mehrere Hochschulen kennen, infolge ihres weiteren Blickes be¬
sonders geeignet. Die Fachschaften müssen antiquare, brauch¬
bare Sachen zusammenfassen, die zum Teil in Zeitungen ange-
boten werden, zum Teil von Pförtnern mit hohem Gewinn verkauft
werden. Die Fachgruppe steht einmütig auf dem Standpunkte,
daß unzeitmäßiger Lebenswandel ein schiefes Bild der wirtschaft¬
lichen Zwangslage der Kommilitonen verursacht und so die Lage
aller Studierenden schwer gefährdet. Um einen Einblick in die
Verhältnisse zu schaffen, sind an allen Hochschulen genaue Stati¬
stiken zu erheben, wie sie an der Technischen Hochschule Dresden
vorbildlich hergestellt worden sind. Die Fachgruppe wird beim
Reichsverband zur Zucht und Prüfung deutschen Halbblutes vor¬
stellig zwecks Herabsetzung der Eintrittspreise für Studierende.
Die humanistische Fakultät.
Außer dem Vorsitzenden wird: Herr Frey (Dresden) zum
Studientag als Vertreter entsandt. Als Hospitanten nehmen teil:
die Herren Wittenberg und H ö v e. Die Fachgruppe belegt
den Grundgedanken der humanistischen Fakultät (besser huma¬
nistisches Prinzip, da keine neue Fakultät gemeint ist), um so mehr
als unser Bildungsgang bisher oft nur die fachliche Ausbildung
erzielte. Die Frage der humanistischen Fakultät ist für uns mit
der Frage, ob Fakultät oder Hochschule verbunden und damit z. B.
für die preußischen Hochschulen mit dem Anschluß an das Mini¬
sterium für Wissenschaft. Kunst und Fortbildung. Deshalb stellen
sich die Vertreter der Fachschaften auf diesen Standpunkt; aus
verwaltungstechnischen, finanziellen und allgemein-studentischen
Gründen erscheint der Anschluß wünschenswert. Allerdings spre¬
chen die jetzigen Verhältnisse und finanzielle Unterstützungen
wohl noch dagegen. Die Bildungsfrage im weiteren Sinne ist durch
Erzüehungsgruppen, d. h. zum Beispiel Korporationen oder sonstige
Gemeinschaften, die zu diesem Zweck zu bilden wären, geeignet,
um Allgemeinbildung zu vervollkommnen, das Interesse an allge¬
meinen Fragen zu erwecken und die Erziehung zur Persönlichkeit
und die Vervollkommnung der Menschen zu fördern. Dem Vorort
wird zur Sitzung der Fachgruppen Vollmacht erteilt.
Studienreform.
Der Vorschlag der Gemeindetierärzte für Lehrstelle über
Fleisch- und Milchhygiene wird gebilligt zur vollkommeneren Aus¬
bildung hierin (München). An der Tierärztlichen Hochschule Ber¬
lin sind bereits lateinisch-griechische Kurse eingeführt, über die
634
am Ende des Semesters von der Fachschaft berichtet wird. Zur
Einführung in die Infektionskrankheiten des Menschen und zur
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten wird von Seite des Vor¬
orts vorgeschlagen, überall Publikationen) und Demonstrationen,
wie in Hannover, abzuhalten. Die Notwendigkeit der landwirt¬
schaftlichen Ausbildung geht aus dem engen Konnex von Land¬
wirtschaft und Tiermedizin hervor. Da z. B. die Werbung der
Futtermittel und die Aufzucht unserer Haustiere im landwirtschaft¬
lichen Betriebe vor sich geht, muß jeder Tierarzt in Theorie und
Praxis ein Mindestmaß von landwirtschaftlichen Kenntnissen und
Fertigkeiten, haben. Hieraus erhellt die Notwendigkeit der prak¬
tischen Tätigkeit in der Landwirtschaft. Die Fachschaft Berlin
weist darauf hin, daß der Tierarzt sich durch Sterilitätsbekämpfung
um die Verbesserung der Tierzucht verdient machen kann. Wenn
der Tierarzt so von verschiedenen Seiten in das -Gebiet der Tier¬
zucht vordringt, wird es ihm gelingen, sich erweiterte Erwerbs¬
möglichkeiten zu verschaffen.
Der Ausbau der Praktika wird gewünscht, Führungen unter
der Leitung von Dozenten nach Molkereien, Kadaververwertungs-
fabriken, ferner Exkursionen nach Gestüten, Pferde- und Rinder-
zuchtgebieten endlich Mustergütern. Es besteht der Wunsch, Semi-
narien und Kolloquien abzuhalten, um eine innigere Fühlungnahme
von Dozent und Student zu ermöglichen. So ließe sich mancher
Fehlschlag vermeiden, da der Student schon vor dem Examen mit-
arbeiten müßte und die Entscheidung der Reife fiele nicht allein
auf das Examen. Die Fachschaft Berlin hält bei landwirtschaft¬
lichen Exkursionen ein Zusammenarbeiten mit landwirtschaftlichen
Hochschulen für möglich. Der Vorsitzende empfiehlt den Fach-
schaften genaue Vorschläge für alle Exkursionen in einem Se¬
mester auszuarbeiten und um Zuschüsse hierüber beim Ministe¬
rium nachzusuchen. Die gesamte Anatomie hat nach Situs und
Terminologie die des Menschen zur Grundlage. Zwar sind für uns
die großen Haustiere, besonders das Pferd, in ihrer Anatomie von
entscheidender Bedeutung. Die Fachgruppe steht aber auf dem
Standpunkte, daß die menschliche Anatomie mit Rücksicht auf ihre
fundamentale Stellung auch bei uns betrieben werden muß; da
Präparierübungen an der menschlichen Leiche eine Zersplitterung
herbgiführen könnte, so erscheinen uns Demonstrationen zur Ver¬
mittlung des Notwendigsten als ausreichend. Um die akademische
Freizügigkeit zu fördern, erstreben wir die Einheitlichkeit der
Studienpläne in den Prüfungsfächern, ohne aber in die Lehrgebiete
der Dozenten eingreifen zu wollen. Es soll lediglich erstrebt wer¬
den, daß z. B. alle Hochschulen und Fakultäten nur im Winter
spezielle Pathologie und Therapie betreiben. Da das Reichsmini¬
sterium des Innern noch keine Zusage zur Einberufung der vor¬
geschlagenen Kommission gemacht hat, so will die Fachgruppe
eine Kommission zum Ministerium entsenden, ferner ein einheit¬
liches Vorgehen mit gleich interessierten Fachgruppen erzielen,
z. B. den Medizinern.
Auszug aus dem Referat des Vorsitzenden: Tierärzte und
Studienreform. — Würde das Studium nur die kurative Seite be¬
rücksichtigen, so würden Gebiete, um die der Tierarzt heute schon
ringt, verloren gehen, z. B. die Tierzucht, und damit würde die
wirtschaftliche Lage der Studierenden weiterhin mißlich werden.
Das gleiche gilt für die Nutztierphysiologie. Deswegen fordern
auch die Berufstierärzte des Regierungsbezirks Düsseldorf Ver-
635
vollkommnung in Tierzucht, Landwirtschaft, Geburtshilfe und Hy¬
giene. Ein Ausbau des Studiums über, die kurative Tätigkeit er¬
scheint uns zur Genüge begründet.
Doktorfrage.
Bisher wurde die Praxis geübt, daß an Fakultäten und Hoch¬
schulen Arbeitsgebiete auf Wunsch erteilt wurden, ein Umstand,
der für die Kriegsteilnehmer und auch andere infolge der Notlage
zu begrüßen ist. Die Fachgruppe ist der Ansicht, daß ein der¬
artiges Verfahren an allen Hochschulen gehandhabt werden möchte.;
es darf jedoch hierbei die Güte der Doktorarbeit nicht leiden und
ihr wissenschaftlicher Charakter nicht beeinträchtigt werden, da
sonst die Promotion ihre Bedeutung verlieren würde.
Nachrichtenwesen.
Die Notwendigkeit des Pressewesens liegt zum Zwecke der
Aufldärung der Studierenden klar auf der Hand. Es erscheinen
weiterhin Mitteilungen: 1. im Nachrichtenblatt der deutschen Stu¬
dentenschaft, 2. in gesammelter Form in der studentischen Beilage
der „Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift“. Die D. T. W. gilt
ferner als Nachrichtcnblatt der Fachgruppe und ist daher von jeder
Fachschaft in einem Exemplar zu halten; 3 statt des vorgeschla¬
genen Fachgruppen-Nachrichtenblattes gibt die Fachgruppe eine
eindrucksvolle Denkschrift heraus, für die Material bis zur außer¬
ordentlichen Fachgruppensitzung in Erlangen (Studententag) zu
sammeln ist. Es ist wünschenswert, daß die tierärztliche Studenten¬
schaft mehr als bisher Aufsätze in studentischen Zeitungen bringt.
Berufsberatung.
Der Vorort erneut seine Vorschläge zur Berufsberatung.
Er arbeitet gemeinsam mit den Fachschaften unter Befragung
von Standesvertretungen und Reichsverbänden, um Material zur
Bekanntgabe der Berufungsmöglichkeiten und Aussichten zu¬
sammenzustellen, das den Landesberufsämtern zugestellt wird.
Dr. med. Römer, der als Psychologe die Berufsberatung bei der
deutschen Studentenschaft bearbeitet, berichtet über die Regelung
der Berufsberatung von Reichswegen. Er betont die Bedeutung
der Statistik. Wenn die Berufsberatung gesetzlich geregelt wird,
so halten wir einen Tierarzt als amtliche Person unbedingt not¬
wendig. Da der Student, der praktische Tierarzt, der Gemeinde-
und Staatstierarzt immer nur aus ihrer Anschauung die Berufs¬
aussichten beurteilen würden, so muß hierfür eine neutrale Person
eingesetzt werden, die wir in Herrn Dr. Bach vorgeschlagen
haben. Die Berufsberatung soll den Zweck erfüllen, daß die besten
Kräfte für uns herangezogen und Enttäuschungen vermieden wer¬
den. Die Fachschaft Dresden erklärt, daß für den tierärztlichen
Beruf hohe finanzielle Aufwendungen nötig sind und auch körper¬
liche Ansprüche gestellt werden. Ferner muß der Tierarzt hohen
gesellschaftlichen Anforderungen und schwierigen Lagen innerhalb
des Berufes gewachsen sein. Auch im Interesse der Berufsberatung
ist eine sorgfältige Statistik erforderlich.
Arbeitsvermittlung.
Der Vorort schlägt vor, sämtliche Vakanzen, Assistenzstellen
u. s. w. zusammen und so nach zentraler Vereinigung den Fach¬
schaften zur Verfügung zu stellen. Eine Zentralisierung einer
Ferienarbeitsvermittlung kommt für die Fachgruppe nicht in Frage.
636
Vorderhand müssen die Fachschaften Örtlichen Bedürfnissen ge-
recht werden.
Wahl des Vorortes.
Da laut Satzung die Tätigkeitsperiode des Vorortes Hannover
abgelaufen ist, tritt der Vorstand zurück. Jedoch stellt die Fach¬
schaft Dresden den Antrag, daß der gleiche Vorstand im Interesse
zielsicherer Durchführung der einmal bestehenden Aufgaben weiter¬
hin iim Amte bleiben solle. Mit Dank für das Vertrauen und der
Bitte um Mitarbeit nimmt der Vorsitzende im Namen des Vor¬
standes die Wiederwahl für das kommende Jahr an. Die nächste
außerordentliche Fachgruppensitzung findet beim zweiten Studien¬
tage in Erlangen statt. Die Fachschaftsvertreter sollen nach Mög¬
lichkeit wieder erscheinen. Dringende Schreiben sollen an die
Vorsitzer der Fachschaften gesandt werden.
Hannover, den 1. Juni 1921.
gez. cand. med. vet. Meid'enbauer, I Versitzender.
Bayerischer Landtag, Besoldungsausschuß.
Die Beratung der Besoldungsordnung wurde am
2. Juli in zweiter Lesung bei Gruppe X fortgesetzt.
Abg. Dr. v. Kn i lling (Bayer. Vp.) erneuerte seinen in
erster Lesung ** abgelehnten Antrag auf Zusammenlegung
der Landgerichts - und Bezirks arztstellen, nach
Maßgabe der eintretenden Erledigungen an allen Landgerichten,
an denen der Landgerichtsarzt nicht voll beschäftigt ist und Ein¬
reihung dieser kombinierten Stelle in die Gruppe XI als Land¬
gerichts- und Bezirksarztstellen, ferner Umwandlung der Bezirks¬
arztstellen in die Gruppe X in solche der Gruppe XI im Rahmen
des dringlichen Bedürfnisses in den Bezirken, in denen dem Be¬
zirksarzt infolge des Umfanges seiner Amtsgeschäfte die Aus¬
übung einer nennenswerten Privatpraxis unmöglich und zugleich
der Gebührenanzahl verhältnismäßig unbedeutend ist. In ähn¬
licher Weise sollen die Verhältnisse der Bezirkstierärzte
geregelt werden.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Pudelausstellung in München.
Anläßlich seines 25jährigen Bestehens veranstaltet der Deutsche
Pudelklub am 27. bis 28. August in der Halle VI und der Arena
der Münchener Ausstellung seiiine Jubiläumsausstellung, an deren
Beschickung sich Pudelbesitzer aus allen Gauen Deutschlands und
der Nachbarländer beteiligen können. Außer einer sehr großen
Zahl von Ehrenpreisen sind Geldpreise von 10 000 Mark vorge¬
sehen.
Ialekttons- und Infaslonskrankheiten.
Schutzimpfung gegen die Hämoglobinurie der Rinder.
Der Impfstoff gegen die Hämoglobinurie der Rinder wird
durch das Gesundheitsamt der Landwirtschaftskammer für
Pommern Züllchow-Stettin von Mitte März an jeden Diens¬
tag abgegeben. — Die Schutzimpfung wird nach den' Ergebnissen
der Jahre 1907 bis 1920 empfohlen für diejenigen Rinderbestände,
in denen die Seuche alljährlich auftritt und in denen im Durch-
*> Siehe M. T. W. 1921 S. 585.'
637
schnitt der Jahre 1 Prozent der Rinder oder mehr an der Seuche
stirbt oder schwerer Erkrankungen wegen geschlachtet wird. Die
Schutzimpfung verhindert in hohem Maße die
Zahl der Todesfälle und der schweren Er¬
krankungen. _
Staatsveterin&rkud«, AaslandsdloBSt ud VerslehtrugswsMi.
Internationale Konferenz zum Studium und zur Bekämpfung
der Tierseuchen.
Vom 25. bis 28. Mai ds. Jrs. hat in Paris auf Einladung der
französischen Regierung eine internationale Konferenz zum Stu¬
dium und zur Bekämpfung der Tierseuchen stattgefunden. Von
deutscher Seite w r arcn anwesend: Direktor Dr. W ehrle, Pro¬
fessor Dr. v. Ostertag und Regierungsveterinärrat Dr. Müsse¬
meier; Österreich war vertreten durch Direktor Kasper, Un¬
garn durch Direktor Hutyra. Außerdem beteiligten sich an der
Konferenz sämtliche übrigen europäischen Staaten mit Ausnahme
von Rußland und zahlreiche außereuropäische, so daß insgesamt
48 Länder auf der Konferenz vertreten waren.
Der Zweck der. Konferenz, die künftig mindestens einmal im
Jahr zusammentreten soll, war, wie in der Begrüßungsrede durch
den französischen Landwirtschaftsminister betont wurde, in erster
Linie auf die wirksame Bekämpfung der Tierseuchen gerichtet.
Demzufolge gelang es auch allgemeine Richtlinien zur gemein¬
samen Bekämpfung der derzeit wichtigsten drei Krankheiten:
Rinderpest, Maul- und Klauenseuche und Beschälseuche aufzu¬
stellen. Ferner wurde die Errichtung eines internationalen Tier¬
seuchenbüros in Paris vereinbart. Diese Stelle ist als Sammel¬
zentrale für die von den einzelnen Ländern alle 14 Tage aufzu¬
stellenden Seuchenberichte über Rinderpest, Maul- und Klauen¬
seuche, Lungenseuche, Milzbrand, Schafpocken, Wut, Rotz, Be¬
schälseuche und Schweinepest gedacht und soll diese Berichte
wieder an sämtliche der Konferenz angeschlossene Staaten über¬
mitteln.
Aus dem Verlauf der Sitzungen wird folgendes hervorgehoben:
Beim Punkt „Rinderpest“ machte Prof. Leclainche (Frank¬
reich) interessante Ausführungen über die Verbreitung der Seuche
und teilte mit, daß sie nicht nur nach Belgien, sondern auch nach
Brasilien durch Zebus eingeschleppt worden sei und 1918 in Ober¬
italien wahrscheinlich infolge von Einfuhr von überseeischem Ge¬
frierfleisch ausbrach. Polens Vertreter verbreitete sich über die
Ausdehnung der Rinderpest in Polen und betonte die Schwierig¬
keit der Bekämpfung in seinem Land, das von der russischen
Grenze her wegen der dort ständig herrschenden Seuche immer
stark gefährdet sei.. Prof. Dr. de B 1 i e c k (Niederlande) und
Chefveterinär de R o o (Belgien) behandeln die Frage, welche
Rolle das Schwein als Überträger der Seuche spielt und sind der
Ansicht, daß das Schwein als Seuchen verschlepper erwiesener¬
maßen zwar in Betracht kommen kann, folglich auch Maßnahmen
gegen die Einfuhr von Schweinen aus verseuchten Ländern er¬
griffen werden müssen, daß aber andererseits diese Gefahr nicht
allzu hoch eingeschätzt werden braucht; denn die Seuche kann,
wie die Erfahrung vornehmlich in Belgien gelehrt hat, unter Ver¬
nachlässigung der Schweine allein durch Keulung der Rinder ge¬
tilgt werden. Praktisch würden demnach die lediglich gegen die
Wiederkäuer gerichteten Maßnahmen zur Seuchentilgung ge¬
nügen.
638
Bezüglich der Frage der Verwendung von Serum zur Binder¬
pestbekämpfung vertrat die Konferenz die Ansicht, daß die. Keu¬
lung den Vorzug vor der den Seuchengang verschleppenden Serum-
anwendung verdiene. Vornehmlich stellt sich de Roo auf Grund
der in Belgien gemachten Erfahrungen und de B 1 i ex k auf den
Standpunkt, daß für Länder' mit geordneter Veterinärpolizei die
Keulung der Tiere, der kranken sowohl wiie der seuchen- und an¬
steckungsverdächtigen unter Entschädigung das beste Seuchen¬
tilgungsmittel sei.
Bezüglich der Beschälseuche ist bemerkenswert, daß sie 1914
in Zentral- und Westeuropa noch unbekannt, 1921 in Polen,
Deutschland, Jugoslavien, Rumänien, Belgien, Frankreich, Italien
und Spanien festgestellt wurde.
Die Konferenz setzte sich aus mehreren Sitzungen zusammen.
Verbunden mit ihr war eine Besichtigung der Tierärztlichen Hoch¬
schule in Alfort, des Institutes Pasteur und seiner Impfstoffge¬
winnungsanlage Garches. Den Abschluß der Tagung bildete ein
den Teilnehmern vom französischen Landwirtschaftsminister ge¬
gebenes Frühstück. _ L.
Landwirtschaft, Fntlermlttelkunde nnd Ernährnngswesen.
Milchkonservierung durch Soda.
Im Sommer 1920 wurden in Jena 182 000 Liter saurer Milch
durch Behandlung mit Soda der Bevölkerung als Frischmilch zu¬
geführt. Angewandt wurde chemisch reine kristallisierte Soda, die
zu 358 g in 1 Liter Wasser enthalten war. Ein Liter dieser Lösung
vermag 1 cbm — 1000 Liter Milch um einen Säuregrad nach Soxleth
herabzusetzen. Grundsätzlich wurde nicht unter 6 Grad Säure nach
Soxleth herabgesetzt, durchschnittlich waren es 6,8 Grad. Die
Keimzahl der alkalisierten Milch war höher als x die der normalen.
Als Hauptfaktor für Haltbarkeit erwies sich eine, gute Kühlung, die
schon in den Dorfsammelstellen einsetzen muß. Die Haltbarkeit
der alkalisierten Milch war um 15 Stunden verlängert und prak¬
tisch kommt es gerade auf die ersten 15 Stunden an. Die Enzyme
der Milch wurden durch die Alkalisierung nicht zerstört, jedoch
waren sie in ihrer Wirkung um etwa 10 Minuten verzögert. Klagen
über Erkrankungen nach Genuß der alkalisierten Milch wurden
weder von den Kinderkliniken noch seitens praktischer Ärzte
gehört. — Selbstverständlich sollte das Verfahren nur Notbehelf
so lange sein, als die Versorgung der Bevölkerung mit Frischmilch
mangelhaft ist. (Molk.-Ztg. 1921, Nr. 23, und D. Schlacht- u. Vieh-
hof-Ztg. 1921, Nr. 23.)
Eingefrorene chinesische Schweine
sind in diesem Frühjahr auf dem Berliner Schlachthofe eingetroffen.
Die Schweine, im Durchschnittsgewicht von 180—200 Pfund, Sind
sauber geschlachtet, mit Kopf und Spitzbeinen, unzerteilt, mit an¬
haftenden Liesen in graue Leinwand eingenäht. Die Schweine sind
sehr fett, Kamm und Schulterblatt gut entwickelt, dagegen fällt
der hintere Teil im Bau auffallend ab. Die Schinken stehen zu dem
Vorderteil in gar keinem Verhältnis. Das chinesische Schwein hat
die doppelte Anzahl Saugwarzen als das deutsche Schwein. Nach
vorliegenden Meldungen sind größere Transporte von diesen
Schweinen in nächster Zeit zu erwarten. (D. Schl.- u. Viehhof-Ztg..
Nr. 11, 1921.)
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom l. mit 15 . Juni 1921 .
639
Notgeschlachtete Tiere
Kleinvieh
-f- amquuuz
— araquuqy
(»qazsjqaijaq
-joa Juz
qopi&xaA «II
Ol l-H T“* *—• CO lO
+ l + ll‘ll
***
i
ic cq os cm cq
cq
+ 1 + 1 ++ 1
liozö^qouoa
jap ui
^ 1 ^ 1 ~ 1 | CO
05
o io co co -+ cq
oq co cq cq
Großvieh
4* auiquutiz
— araquuqy
(»qazsjqoiJoq
-joa Juz
qoiai^aaA ra I
IC H (M H —'
1 * 1 II ‘ 1
©
1
CO CO CO 05
tH t— ' tH cq
+ l + l l + l
'qazsiqoiJatf
jap ui
,n 1 1 1 1 1 1 ^
05
oo co 05 to o »o ▼-<
—< — co co co
Gefallene Tiere
Kleinvieh
+ araquunz
— araquuqy
(»qazsiqoijaq
-joa Juz
qoiai^joA uii
1—* t-H Ol —* 00 tH t—1
+ 1 1 I + 1 + +
CO
1
O t'* O C5 l> tC o
oi ^ -h cq t-i r- —
l i + l l 1 +
^taz^qoijaa
jap ui
01 1 1 1 ” 1 ~ ^
m
1
CO CO O O 05 CO -
cq -+ co cq -+ co
Großvieh
-j-emquunz
— amquuqy
(*^iazsiqoijaq
-joa Juz
qotaiSjoA uii
»O LC T-»
' + ’ 1 ’ ' !
CO 1—« CO CO Ol -+
iH H
+ 1 + 1 + 1 1
^tazsiqoijaa
jap ui
i ri i i i-
CO
t- 'rh »o cq ao co o
tH tH
Verseuchte
Gehöfte **)
4- amquunz
— araqwuqy
(*qazs;qouaq
-joa Juz
qaia(SjaA uii
*+ Ol o w O I- X
(Ol 'rf t -r-H
+j 11+1++
eq
1
io 05 oi co e- cq 05
co *+• oo -h -+ r— o
hcuoo
y—4
1 1 1 l_M_L
nazsjqaijag
jap ui
kO iO co cc o» o cq iä
oo — cq ih ih c-
cq
co
oä oo o co o cq
iO GO CO Ol CO — CO
CO CO + »O CD 03
tH
Gemeinden
+ auiquunz
— amquuqy
(^tazsiqouaq
-joa Juz
qoiaikiaA mi
+ 1 1 1 1 1 1 1
CO
1
o ^ ^ X O lO
CO CI >C CO L - t< co
i i i i i TT
^azs^qouaa
jap ui
co »o co co :o oo e- »o
CO CO
111
Ol Ol O O + Ol d
-+ t"- 05 UO 05 co
tH 1-1 Ol co co o
an
tß
a ®
3
Z» m
"3
-j-araquanz
— araquaqy
! (*^ioz8iqoiJaq
-joa juz
i qotapfjaA uii
»—• co co oo co cq
' + i l i M
co
r—«
1
CO »O 00 ri + H
i i TT i TT
<v
>
^lozsiqauag
jap ui
O iO »O + O CO CO
tH — -
05
in
»C CO 00 CO CO -H GO
t— 00 00 O Ol Ol CO
»—< tH "rH tH
•
*
M C*
C M
a *-
«J «
ci
MX»
6
ae
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittel franken
Unterfranken
Schwaben
Gesamtsumme :
31. Mai
15. Mai
30. April
15. April
31. März
15. März
•28. Febr.
16. mit 31. M»i 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
Hochschulnachrichten.
Der außerordentliche Professor an der Universität Gießen
Dr. phil. et med. vet. Adolf W a 11 h e r wurde als ordentlicher
Professor für Tiierzuchtlehre an die Landwirtschaftliche Hochschule
zu Hohenheim berufen. Er trug auch in Gießen für die Studieren¬
den der Tierheilkunde Tierzuchtlehre vpr.
Privatdozent Dr. Müller-Lenhartz an der Tierärzt¬
lichen Hochschule zu Dresden wurde zum Professor ernannt.
Uber 10 000 Studierende an der Universität. Der Besuch der
Universität München hat im Sommersemester 1921 eine beträcht¬
liche Höhe erreicht und alle bisherigen Frequenz¬
ziffern bei weitem überholt. Die Zunahme ist haupt¬
sächlich darauf zurückzuführen, daß diesmal durch die Vorver¬
legung des Schuljahrsschlusses in Bayern die Neuzugänge an Ab¬
solventen außerbayerischer Lehranstalten zusammengefallen sind,
während bisher zu Beginn des Sommersemesters hauptsächlich die
nichtbayerischen Absolventen ihre Universitätsstudien begonnen
hatten. In Zukunft wird daher das Sommers «me st er stets die
stärksten Zugänge an Studierenden bringen.
Nach einer Statistik besuchen im Sommersemester 1921 die
Universität 9659 immatrikulierte Studierende, 795 nichtimmatriku-
lierte Hörer und 169 nichtiimmatrikulierte Hörerinnen, im ganzen
demnach 10623 Studierende gegen 9565 im Wintersemester 1920/21
und 7857 im Sommersemester 1920. Der Neuzugang betrug 1059
Bayern, 2242 nichtbayerische Reichsdeutsche und 87 Ausländer.
Von den 9659 immatrikulierten Studierenden obliegen dem
Studium der Theologie 141 (97 Bayern, 38 Nichtbayern, 6 Aus¬
länder), der Juulsprudenz (1871 (877 bezw. 961 und 33), der Staats¬
wirtschaft 937 (535 bezw. 375 und 27), der Forstwissenschaft 390
(291 bezw. 92 und 7), der Medizin 2368 (984 bezw. 1286 und 98),
der Zahnheilkunde 465 (237 bezw. 213 und 15), der Tierheilkunde
281 (149 bezw. 122 und 10), der philosophischen Fächer I. Sektion
2224 (1273 bezw. 870 und 81), II. Sektion 886 (494 bezw. 363 u. 29)
und der Pharmazie 96 (52 bezw. 43 u. 1). Gegenüber dem Besuch
im Wintersemester 1920/21 hat die Zahl der Studierenden in sämt¬
lichen Fächern mit Ausnahme der Zahnheilkunde (um 13 weniger)
und der Pharmazie (um 4 weniger) zugenommen, und zwar in der
Jurisprudenz um 421, der Medizin um 276, in den philosophischen
Fächern I. Sektion um 243, II. Sektion um 155, in der Staatswirt¬
schaft um 130, der Forstwissenschäft um 74, der Tierheilkunde
um 39 und in der Theologie um 33 Studierende.
Unter den 9659 immatrikulierten Studierenden befinden sich
1058 Frauen (gegen 897 im Wintersemester 1920/21 und 699 im
Sommersemester 1920), von denen 40 Jurisprudenz, 77 Staatswirt¬
schaft, 327 Medizin. 41 Zahnheilkunde, 477 pilosopliische Fächer
I. Sektion, 82 II. Sektion und 14 Pharmazie studieren. Von den
9659 immatrikulierten Studierenden sind 4989 Bayern (darunter
384 Frauen), gegen 4642 im Wintersemester 1920/21, 4363 nicht¬
bayerische Reichsangehörige (darunter 606 Frauen), gegen 3369
und 307 Ausländer (darunter 68 Frauen) gegen 294. Unter den
Ausländern sind eingerechnet Studierende aus folgenden abge¬
trennten deutschen Gebieten: 17 aus Danzig. 18 aus Polen, 8 aus
Elsaß-Lothringen und 4 aus dem Memelgebiet; außerdem zählen
zu den ausländischen Studierenden 42 Bulgaren, 25 Deutsch-Balten.
641
49 Deutsch-Österreicher, 9 Italiener (ehemalige Österreicher), 35
Schweizer, 32 aus der Tschechoslowakei, 8 Ungarn, 7 aus Luxem¬
burg. 4 aus Rumänien (ehemalige Österreicher) und 6 Schweden.
Personalien.
Gestütswesen: Zum Gestütsdirektor in Schwaiganger ernannt
Tierzuchtdirektor, Obervoterinärrat Gutbrod in Würzburg.
Als Praktikant und Assistent ausgetreten: Karl Meeder aus
Geißlingen i. B. beim Bezirkstierarzt von Feuchtwangen.
Bücherschau.
Strasser’s Taschenbuch der Wiener Börse. 1921. Preis 40 Kronen.
Herausgegeben von Strasser & Co., Wien I, Graben 17, Wien I,
Renngasse 12.
Auf den Redaktionstisch kommt uns ein Büchlein geflattert,
das vielleicht auch manchen Kollegen interessiert. Die Bankfirma
Strasser & Co. in Wien gibt hier bereits im zehnten Jahre ihr nun¬
mehr erweitertes Taschenbuch der Wiener Börse für 1921 heraus.
Der Inhalt des Buches ist ein überaus reichhaltiger, man möchte
fast sagen erschöpfender auf diesem sehr schwierigen Gebiete.
Wir sehen hier alle an der großen Wiener Börse kotierten fest¬
verzinslichen und Aktienwerte mit den Zinsterminen, der Tilgungs-
dauej, den Schlußjahreskursen von 1914/1919, den Höchst- und Tief¬
kursen des Jahres 1920, den letztbezahlten 9 Jahresdividenden und
schließlich mit dem Aktienkapital aus dem Nominalwerte vor uns.
Eine dankenswerte Ergänzung darf man in einer Kurszusammen¬
stellung der wichtigsten Papiere, auch der Tierliner, Budapester,
Prager und Triestiner Börse erblicken. Endlich finden wir die
Kurse der am meisten interessierenden Exotenwerte vom 31. De¬
zember 1920 verzeichnet. Wir haben hier ein vorzügliches Nach-
schlagebüchlein zu rascher Information vor uns und stehen nicht,
an. dasselbe allen sich interessierenden Kollegen zu empfehlen.
Ma.
A nnvAkiav^Ar X/ArfrA^ar für Anfang August
APPrODiener Vvlirvlvl (auf zirka 10 Tage)
gesucht. Offerten direkt an Distriktstierarzt Lindner, in Neu¬
kirchen Hl. Blut (Bayer. Wald).
Innger, zuverlässiger Tierarzt
sucht Iflngerdauernde Assistentenstelle bei Kollegen mit
größerer Praxis in MUnchen oder nächster Umgebung, eventuell
spätere Associerung oder Praxisübernahme. Offerten unter A. B.
an die Schriftleitung dieses Blattes.
welche Gegenden kennen, in denen
das Schelmenstechen (Nießwurz-
stecken,Fontanellenlegen mit Nieß-
werden gebeten, kurze, diesbezüg¬
liche Mitteilungen (Ort oder Bezirksamt, Tiergattung, Ver¬
anlassung zu dieser Maßnahme) an den Unterzeichneten zu senden.
L. Krieger, Distriktstierarzt, Reisbach a. Vils (Ndby).
Kollegen,
oder Schelmwurzel) geübt wird.
642
Pulbit
Antidiarrhoicum
Wundstreupulver
(verbesserte Dakin-Methode) 1
Neguvon - Räudemittel
Istizin vet. - Purgans
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
■■■■■■■MggjaiiMMBaMiagwrMrii wamaummammmaamummmmmmBtHmmmmmmmmmmmmmmm
. ;,ii' 1M!i.'iMIV !rl:|[ l l'!|!iH:
Tabletten. 1
Calomeltabletten zu 0,2 g
Bajuvarin-Tabletten (Dauerhefe)
je 1,0, in Papphülsen zu 15 Stück
Kal. bromat. in Tabletten (gegen
Krämpfe der Schweine).
Tabletten zu 3,0, Rolle mit 10 St.,
Tabletten zu 6,0, Rolle mit 10 St.
Salicyltannarabin-Tabletten zu
1,0, in Papplitilsen mit 15 Stück.
Salicyltannarabin c. Argento-
Tabletten zu 1,0 in Papphülsen
mit 15 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 5,0,
Rolle mit 10 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 10,0,
Rolle mit 10 Stück.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 0,5.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 1,0.
Natr. chlorat.-Tabletten zu 8,0.
Pulvis Doveri-Tabletten zu 0,3.
Rad. Rhei-Tabletten zu 0,5.
Hydrarg. oxycyan. Pastillen zu 0,5 (wie Sublimat- und Sublamin-
Pastillen verwendbar)
Röhren mit 10 Stück (ohne Abzug) Mk. 1.10
Gläser mit 100 Stück (ohne Abzug) Mk. 10 .—
Gläser mit 1000 Stück (ohne Abzug) Mk. 95.—
Sublimatpastillen je >/* g.
Röhre mit 10 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 0.90
Gläser mit 100 Pastilleu (ohne Abzug) Mk. 7.—
Gläser mit 1000 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 65.—
|lllllllllllllllllllllllllllllll!lllllll!llllllllllllllllllllll!llllililllli
J Beugen & Co., i n. h„ kä Hannover f
= Fabrik chem.-pharm. Präparate. : MedizinaUDrogengroßhandlung. n
lg Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco. j|
... ....|n ... . . n,, ..
643
W-
: Scheidenkatarrh
11 Die altbewährte, schnell heilende
Propria - Salbe
nach Dr. Pom ay er wesentlich verbessert wieder lieferbar.
■ •
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ohne Etikett.
■ Herstellung (unt. Stand, Kontrolle durch d. Ertinder) und Versand:
■ Apotheker Gregor Straßer, Landshut i.Bay.
■ k _
Tüchtiger Vertreter
für Mitte Juligesucht. Distriktstierarzt Christi, Hauzenberg (Ndb.).
Zur gefl. Beachtung I
Der heutigen Nummer liegt eine Zahl karte bei, die zwecks
Einsendung von Spenden zur Schütz-Ehrung (siehe letzte
Nummer der Wochenschrift) benützt werden kann.
844
Im ersten Vertriebsjahr
anerkennen
Uber 500 Tierärzte
den therapeutischen Wert und die hervorragende Heilwirkung des
Obslipalionsmitlel „Heskimal“
Zu haben . Hesk-Gesellschaft in WUrzburg. — Rheinische Serumgesell¬
schaft m. b. H. & Co., in Köln-Merheim und deren Filialen. — Tierarzt
Dr. Leo Masur in Schlawa (Schles.). — Tierarzt Dr. Zipp in Idar a.d. Nahe. —
Tierarzt Rieger in Uetze (Hannover). — Tierarzt Kirschner in Elbing (Inti),
Mühlendamm 3. — Tierarzneimittel Zentrale« Pusta in Stargard (Pomin.) —
Tierarzt Dr. Vanselow in Taucha bei Leipzig. — Tierarzt Dr. Hugo
GOldeberger« Charlottenburg« Sybelstraße 13. — Tierarzt Dr. KrUger in
® Mohorn« Bez.: Dresden.
Lleleruno nur an Tierärzte und Apotheken in Packungen zu 200 g, 500 g und 1000 g. — (Ibiiche Rabaie.
Dös ideale
Desirificiens ijy/i
Anllseplikum
Desodorans
der tierärztlichen Praxis ist
CAPORIT
D. R. P.
Vorzüglich begutachtet u.anerkannt als Glänzend
verbesserte u. vereinfachte Pflkin-Methofle
Pemer das bewährte VorbeaöunGsmilteLGeGen5eudien
CAPOR iT^ware
D. R. P.
^Gründlichen Desinfektion der Ställe, Fuiterlrööe und.
Gerate.
a Haltbar. Billig.
imfrTrocken.zum Beitreuen der SiaLLGaüen u.a
QelDit.zumAblpulen des Srallbodens.der
Wände,PuttertröGe und Geräte.
/S^Oiemifchefabrik Griesheim-Elektron,FrankfuitaK^Jai
(ö) Vertrieb durch Werk I. Bitterfeld 37 tu
Approbierter V ertreter
für 16. Juli (auf zirka 10 Tage) gesucht. Offerten direkt an
Melndlf praktischer Tierarzt in VilshGlm bei Moosburg.
tCeUotcefcl
das neue, glänzend begutachtete und bewährte Deein»
feFtionemittel für ©roh- und KleindeeinfePtion jeder flrt,
Zur ©eucf)enbePämpfung und Pernid)tung ticrifcher und
pflanzlicher Parafiten und Schädlinge. Unbedingt
wirPfam, ungiftig und fofl geruchfrei, leicht emulgier*
bar, bequeme ftnwendungeweife, unbegrenzt haltbar,
billig im ©ebraud).
Hlordax
D. n. p. Ho. 312465
tätet allee Ungeziefer, ungiftig, aromatifch, auegiebig,
daher billig.
Ju haben in allen paffenden ©efdjäften, falle nicht,
werden ©ezugequcllen nachgewieftn. JnterefTtnten
erhalten literatur Poflenloe burch die
6accbauti’$abri£,
oorrn. $oJ>lberg, Zift * <Co v
Hlagdcburg-SüdoflL
646
Creolin
unerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes ViehwaschmitteL Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren „Gesundes Vieh“
uud die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
Abortus infect. und Vaginitis Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Dr. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung, [j. cf. 8 . T. w. Ho. 1912 , o. f. w. N0.1912, i. n. No. 1912 etc.i
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Ff
i
Als
Desinfidentien,
Antiseptica und
Desodorantien
, Roh-Naftaform 1 n R w ,
I. Phenosoi II J
Literatur und Proben kostenfrei.
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im Auslande auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Dr. Plate M ifi Brügge i. W.
„Voginaimaiichen und ßullensile Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichltiore Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
Jedes Quantum umgehend lieferbar.
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
ist wieder erhältlich!
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, iniravenls.
Ampullen a 5 und 10 ecm Inhalt.
Literatur: Münch. Ticrarztl. Woehcnschr., 57. Jahrg., Nr. 85.
Uerl. Tierilrztl. Woohcnsohr.. ‘29. Jahrg., Nr. 8S.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Abteilung
ftubing bei München
Fernspr.: Telegr.:
Pasing 158. Chemische Aubing.
lflUlll Ul IllUMvIIVIWUVIlV
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinftr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
vl-1
V'
Ws
uw
s.<-4
vt;
r Dr. Kleins
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen.
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
Preis 18,- M. für eine Flasche.
I -yf Lieferung erfolgt an Tierärzte
Jyj/ mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen Kultur»taaten i
Nur für den Gcbrauek
des Tierarzt©* bestimmt
erlangen Sie ausführlich^^
Literatur
i»rV
J VfJ
fi
J?
Sfr
fr?rr.-
.*##&*.*** Ges.gesch.
Laboratorium Dr.Klein Berlin.
öeneraldepot München H<z^$ -3tr 12
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterin&rstr 6. - Druck.. n^lnnlnl 1 ^'
Kommissionsverlag M. Riegerache TiniversittUsbuchhandlung. München, Odeonspi. *.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewahrten Mitarbeitern sowie des Landetsausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen.
72. Jahrg. München, den 19. Juli 1921. Nr. 29.
^^
Inhalt:
Originalartikel: Hilz. — Lichtenstern. (Schluß folgt.) — Referate* — Tierärzt¬
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. (Hochschulnachrichten). —
Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt.
Die subkonjunktlvale Probe, ein neues Verfahren znr
Feststellung der Tuberkulose am lebenden Rind.
Von Dr. E. Hilz, Dresden*).
Die Ausführung der subkonjunktivalen Impfung ge¬
schah durch Injektion von 0,1 ccm PJiymatin = Kl immer
oder Alttuberkulin = Koch unter die durch Umstülpen des
Augenlides nach außen gekehrte Lidkonjunktiva. Hierbei
leisteten die Tiere fast durchwegs heftigen Widerstand: Zur
Kontrolle wurden .in gleicher Weise dieselben Mengen ge¬
wöhnlicher Bouillon und 50 %igen Glyzerins (als Kontroll-
flüssigkeit gegen Alttuberkulin) subkonjunktival einge¬
spritzt.
Die Ergebnisse der Untersuchungen kann ich folgender¬
maßen zusammenfassen:
. 1. Die subkonjunktivale Injektion verursacht zunächst
hei tuberkulösen und tuberkulosefreien Kindern in gleicher
Weise gewisse Reizerscheinungen. Diese zunächst auf treten¬
den unspezifischen Reizungen können sich, wie es auch der¬
artige Bouilloneinspritzungen zeigen, bei Verwendung von
Phymatin durch Auftreten eines schleimig-eiterigen Exsuda¬
tes bis zur 9. Stunde, schwachen Tränenflusses bis zur 20.
oder stärkeren Tränenflusses bis zur 14 Stunde zu erkennen
geben. Bei Applikation von Alttuberkulin (in gleicherweise
auch 50 %iger Glyzerinlösung) treten sie durch eiterig¬
schleimiges Exsudat bis zur 14. Stunde, leichten Tränenfluß
bis zur 14. und endlich mittelgradige Schwellung bis zur
20. Stunde in Erscheinung. Alle diese unspezifischen Ver¬
änderungen sind noch als negative Reaktionen zu deuten.
*) Nach einer gleichlautenden Inaugural-Dissertation (Dresden
1921), als Autoroferat. (Die Sc.hriftleitung.)
650
Als fragliche Reaktion sind bei Ve rf e n d ü n g
von.Phymatin anzusehen: leichter Tränenfluß von der v
20. bis zur 36., mittlerer von der 14. bis zur 20. und mittlere
Schwellung von der 20. bis zur 36. Stunde.
Bei Verwendung von Alttuberkulin ist als
fraglich anzusprechen: leichtes schleimig-eiteriges Ex¬
sudat zwischen der 15. und 16., leichter Tränenfluß zwischen
der 21. und 48., mittlerer zwischen der 15. und 24. Stunde-
und mittlere Schwellung zwischen der 21. und 36. Stunde.
Erst dann kann von po s i t i v e r Reaktion bei P h y - '
m a t i n einspritzung gesprochen werden, wenn eiteriges '
Exsudat nach der 9., leichter Tränenfluß nach der 48., mjtt- .
lere nach der 21. und mittlere Schwellung nach der 36.Stunde
und darüber auftreten.
Bei Einspritzung von Alttuberkulin ist
schleimig-eiteriges Exsudat nach der 16., leichter Tränen-. Zu¬
fluß nach der 48,, mittlerer Tränenfluß nach der 32. und .-A
mittlere Schwellung nach der 36. Stunde und darüber hinaus .
als positives Ergebnis zu betrachten. . £
2. a) Von 1 0 5 t u.b erkulösen Rindern, die mit 'V
Phymatin der subkonjunktivalen Probe unterzogen
wurden, reagierten positiv: 97 — 92,4 %, fraglich: ;■
3 = 2,9 %, negativ: 5 = 4,7 %. ^
b) Von diesen Rindern sind 38 von der 1. bis 12. Stunde "A
stündlich, sodann zur 24., 32., 36. und 48. Stunde kontrolliert ,A
worden. Von diesen reagierten 33 positiv = 86,9%, j
2 fraglich = 5,2 %, 3 negativ — 7,9 %. A
c) 41 tuberkulöse Rinder unterlagen von der 13. bis
24. Stunde der stündlichen und außerdem zur 32., 36. und
48. Stunde der einmaligen Beobachtung. Von ihnen reagier¬
ten : 39 positiv = 95,1 %, 2 negativ. v
d) 26 tuberkulöse Tiere schließlich wurden von der 9.
bis 24. Stunde stündlich tind zur 36. Stunde kontrolliert.
Davon war bei 25 Rindern = 96,1 % die Reaktion po¬
sitiv, bei einem Rind negativ = 3,9 %.
3. Auf die subkonjunktivale Probe mit Alttuberkulin
reagierten
a) von 26 tuberkulösen Tieren positiv 16 £
= 61,5 %, fraglich 2 = 7,7 %, negativ 8 = 30,8 %. ;.ä
b) Davon wurden 14 während der 1. bis 12. Stunde Tg
stündlich und zur 24., 36. und 48. Stunde beobachtet. Von
diesen reagierten 7 = 50,2 % positiv und 7 = 50,2 % ^
negativ.
c) Die übrigen 12 tuberkulösen Tiere, wurden von der
12. bis 24. Stunde stündlich und zur 32., 36. und 48.Stunde
- 3 -
651
kontrolliert. Von ihnen reagierten 9 positiv = 75 %,
2 fraglich — 16,7 %, 1 negativ = 8,3 %.
4. Subkonjunktivale Injektionen von Phymatin und Alt¬
tuberkulin bei den gleichen Tiereü an je einem Auge vor¬
genommen, lassen die kräftigere spezifische
W irkung des Phymatin» gegenüber dem Alttuber-
kulin deutlich erkennen. Während durch Alttuberkulin
vorwiegend nur Tränenfluß ausgelöst wurde, verursachte
Phymatin eiteriges Exsudat 1. und 2. Grades in der
doppelten, 3. Grades in der 18 fachen Anzahl gegenüber
dem Alttuberkulin. Infolge der subkonjunktivalen Injektion
von 0,1 ccm Phymatin und Alttuberkulin reagierten nach
der 12. Stunde 58,3 % der tuberkulösen Tiere, sowie 20 %
der fleischbeschaulich tuberkulosefreien mit Fiebe r,
wodurch die Vorteile der örtlichen Reaktionen (fehlender
nachteiliger Einfluß auf Milchsekretion etc.) gegenüber der
allgemeinen hinfällig werden.
5. Die Grenze zwischen positiver und
negativer Reaktion ist undeutlich, die ge¬
wöhnliche Augenprobe ist der subkonjunktivalen in diesem
Punkte überlegen.
6. Die Subkonjunktivalprobe ist unge¬
nau, denn innerhalb der günstigsten Beobachtungszeiten
reagieren nur 92,4 % der tuberkulösen Rinder positiv,
gegenüber 99,1 % bei der gewöhnlichen Augenprobe mit
Phymatin.
Diese Nachteile erlauben es nicht, die
Subkonjunktivalprobe als Ersatz der
A n g e n p r o b e zu e m*p fehlen, da jene gegen¬
über dieser nicht eine Ve rbesserung, wo h 1
aber eine ausgesprochene Verschlechte¬
rn n g d a r s t e 111.
Über Geburtshilfe beim Pferd.
Von Dr. G. Lichtenstern in Rotthalmünster.
(Fortsetzung.!
Ich habe mich derart mit dem Pflanzschen Extraktor ein¬
gearbeitet, daß ich selten in die Lage komme eine andere
Methode anzuwenden. Das Instrumentarium allein genügt
freilich nicht: nach wie vor ist ein langer starker Arm das
Hauptinstrument und ein rasches Dispositionsvermögen die
- beste Assistenz. Ich bin auch überzeugt, daß ein Großteil
von Geburten nicht die Summe der oben angeführten Werk¬
zeuge benötigt und daß mancher Kollege mit größerem ge-
b
burtshilflichem Können mit wesentlich einfacheren Hilf
mittein auskommt; es ist eine Frage für iich, ob es im:Tn-
teresse des Patienten gelegen ist. Es wäre verfehlt aus - ;
bloßer persönlicher Eitelkeit oder als Sklave seiner Prin¬
zipien ein Instrument nicht gebrauchen zu wollen. Ich per- J
sönlich könnte ohne Pflanz bei einem vollständig ausge- ;
wachsenen Fohlen die Embryotomie des Brustgürtels nicht
vornehmen, ohne eine Verpflichtung für die sachgemäße Er¬
ledigung ablehnen zu müssen. Die gewaltsame Losreißung
einer Vordergliedmaße mit 6 und mehr Mann Zugkraft ist
unschön und für das Muttertier gefährlich; die Methode
A 1 b r e c h t - L i n d h o r s t ist nur in leichteren Fällen
durchführbar; in den meisten Fällen arbeitet der Pflanzsche :
Extraktor glänzend. Am besten sprechen für die Sache die' 'j
Erfolge: In 12 Fällen von Bauchquerlage (die 4 Füße sind , .1
vor dem Becken ( wurde der Brustgürtel mittels Pflanz ein- J
bryotomiert und der Fötus in Steißendlage entwickelt. Ge- A
samtverlust: 2 Muttertiere, d. s. 16,6 %, von denen ein Fall I
(Prolapsus ani in einer Länge von 55 cm vor der Geburt) '!
a domo infaust war. Bei 7 Embryotomien (zurückgeschla- ^
gener Kopf) ein Gesamtverlust von 2 Stück, d. s. 28,5 °/o. .
ad 1, 8 u. 10. Messer : Zum Arbeiten außerhalb der Ge- -
burtswege, wie sie die Dekapitation, das Absehneiden der
Extremitäten, u. a. darstellen, genügt jedes gut schneidende j
Messer (Kauffmann, H.-Kat. Nr. 4565). Lindhorst 1
schreibt, daß die vom Publikum gegebenenfalls zu entleihen-. *
den Messer meist in kümmerlichem Zustand sind. (Welcher
Trost für die Entente!) Für die oldenburgischen Verhält- 1
nisse mag das zustimmen. Im Bottale gilt es als ein Zeichen •
der Mannbarkeit ein schwertähnliches im Griffe feststehen- j
des Messer in einer besonderen Hosentasche mitzutragen, '
das den verwöhntesten Ansprüchen zu genügen in der Lage ■ ;
ist. —
Zum Arbeiten innerhalb der GeburtsWege hat sich fast, -
jeder Tierarzt ein anderes Messer angewöhnt; das ist auf
die individuell verschiedene Bewegungsfähigkeit der Hand
und im besonderen des Daumens zurückzuführen, der ja
innerhalb der Geburtswege mit dem Zeige- oder Mittelfinger
die Hauptarbeit zu machen hat.
Für den Hautschnitt habe ich mir das verdeckte Messer
nach Malkmus (mit hakenförmiger Schneide) angewöhnt;
besonders der Hautschnitt von der Scapula bis zum Fessel¬
gelenk ist damit bequem auszuführen; auch das geballte
Messer nach Malkmus ist hiefiir verwendbar; beide besitzen
eine Sicherungsöse, die bei besonders unruhigen Tieren
653
Dienste erweisen kann. Für tiefe Muskelschnitte habe ich
das verdeckte Messer nach Duetsch schätzen gelernt. Die
Rieherungsöse vermisse ich. Besonders für die Durchtren¬
nung des Musculus pectoralis ist das Ding recht zu ver¬
wenden. Da es bis zu 3 14 cm herausschnellt, kann man es
in den Pektoralis stoßen und durch Verschiebung des Hand¬
griffes in radiärer Richtung mit tiefen ergiebigen Schnitten
die Hauptsache des Pektoralis so durchstechen, daß das Em¬
bryotom wenig Schwierigkeiten mehr vorfindet.
ad 2. Haken: Während in der Rinderpraxis die stumpfen
Haken den gleichen Zweck erreichen, sind die spitzen Haken
in der Pferdegeburtshilfe vorzuziehen. Es mächt oft eine
außerordentliche Mühe bei zurückgeschlagenem Kopf die
Augenhöhlen zu erreichen und es ist nicht wieder gut zu
machen, wenn bei Ausgleiten eines stumpfen Hakens durch
eine Bewegung des Fötus oder des Muttertieres der Kopf
sich noch weiter verschlägt. Bei Verwendung von scharfen
Haken, die möglichst tief in der Orbita angelegt werden
müssen, ist die Gefahr nicht so groß; man lasse nur schwach
ziehen, bis der Haken gut sitzt, und lege, so bald auch die
zweite Augenhöhle erreicht werden kann, den zweiten
Haken an.
ad 3. u. 4. Pflanzscher Extraktor und Embryolom:
Ich werde im speziellen Teile bei zurückgeschlagenem Kopf
und bei Bauchquerlage auf die einzelnen Phasen der Ope¬
ration zurückkommen und möchte hier untei* Bezugnahme
auf die Ausführungen von Pflanz: die Embryotomie des
Brustgürtels und Beckengürtels von Pflanz pag. 33 (Die
Anwendung des Instrum. Beckeneingang) nur
betonen, daß es mir bei den verhältnismäßig häufigen Fällen
von Bauchquerlage und zurückgeschlagenem Kopf niemals
möglich war, bei bereits vorgetretenen Vorderfüßen einen
Fuß ganz in den Uterus zurückzuschieben. Es ist mir auch
noch niemals der Fall vorgekommen, daß eine Extremität
abgezogen werden konnte, ohne daß die Kette zuerst ober¬
halb des Fessel gelenkes, dann oberhalb des Karpal gelenkes
und zuletzt oberhalb des Ellenbogengelen¬
kes angelegt wurde. Speziell für Pferde hätte ich für den
Extraktor ausreichende Größenverhältnisse gewünscht:
jedenfalls stellen sie den idealen Typ noch nicht dar, wenn
ich auch ausdrücklich hervorheben muß, daß ich ohne Em-
bryotom und Extraktor an keine komplizierte Pferdegeburt
he rantreten möchte.
ad 5. Drahtsägen: Ich führe diese Instrumente nur als
Reserve mit'für den Fall, daß die Messerkette versagt oder
654
bricht. Bei Tarsalbeugehaltung wird die Messerkette nach
Pflanz oder Lindhorst besser funktionieren als die Draht¬
säge, die man in mehreren Exemplaren mitführen soll.
ad 11. u. 12. Schlingenführer nach Sand und Zwick:
Ich halte diese beiden Instrumente für ganz unentbehrlich.
Ich habe das Arbeiten mit dem Sandschen Schlingenführer,
den ich in zwei Größen mitführe, besonders bei zurückge¬
schlagenem Kopf schätzen gelernt. Die Raumverhältnisse
bei der Stute sind meist dermaßen bedeutend, daß es oft nur
mit-Mühe gelingt den Haken mit der Fingerspitze eben
noch zu erreichen und die Umschlingung ohne Führungs¬
ring ganz unmöglich erscheint. Man kann mitdemSchlingen¬
führer gewissermaßen seinen Arm verlängern; man schiebt,
wenn man den Hals anseilen will, den Schlingenführer von
oben her um den Hals und so bald man an der unteren Seite
die Spitze des Schlingenführers fühlt, suche man die Öse
mit dem Mittelfinger auf und ziehe den Schlingenführer, an
dem der Strick befestigt ist, hervor.
ad 9. Scharf erHaken nach Lindhorst (H.-K.Nr.4550a):
Ich habe von diesem Instrument so wenig Nutzen davonge
tragen, daß ich dessen Ankauf nicht zu empfehlen wage.
ad 14., 15. u. 16. Narkotika, Desinfektionsmittel,
Wurfzeug: Bei Verlagerungen des Uterus (Torsio, Ante-
flexio) ist das Abwerfen der Stute bezw. die Beckenhochlage¬
rung notwendig. Jeder Praktiker ist in der Lage mit Seilen
allein das Abwerfen fertig zu bringen; immerhin würde das
einen Zeitverlust veranlassen, da es so schnell wie mit Wurf¬
zeug nicht ausgeführt werden kann. Zudem sind Seile,
wenn sie längere Zeit straff anliegen, ni.cht ungefährlich und
können Hautnekrose veranlassen; besonders wenn Becken¬
hochlagerung erwünscht ist, sind unter allen Umständen
Lederfesseln zu benützen, denen noch Tücher unterlegt
werden. Im Falle 12 hatte ich eine wochenlange Nachbehand¬
lung des Strangulationsgebietes oberhalb der beiden Sprung¬
gelenke durchzuführen; ich habe es mangels an Erfahrung
noch unterlassen Wurfzeug mitzunehmen.
Die Beckenhochlagerung kann man am bequemsten und
schnellsten mit Flaschenzug ermöglichen. Die hierzu zu
verwendenden Seile können nicht stark genug sein; man
tut gut zwei Seile zu gleicher Zeit anzulegen; im Fall 48
ist mir wahrend des Aufzuges ein Seil gerissen und als wir
dann das zweite Mal die Stute mit zwei Seilen aufzogen,
ging noch eines in die Brüche. Dadurch, daß die Stute noch
an einem Seile festgehalten wurde, konnte das zweite Seil
wieder geknüpft werden. In allen Ortschaften, in denen
655
größere Baugeschäfte, Maschinenhandlungen u. dergl. vor¬
handen sind, kann man zu dem Zwgck Flaschenzüge ent¬
leihen; auf weit abgelegenen Gehöften kann man sich mit
Ersatzmitteln behelfen; die in Süddeutschland zum Ein¬
fahren von Heu und Getreide verwendeten Heuwinden sind
dazu am geeignetsten. In Pferdestallungen mit Holzdecken,
wie wir sie als Überreste mittelalterlicher Baukunst hier
noch vereinzelt antreffen können, ist es leicht zu machen,
daß man die Decken mit einem großen Bohrer durchlöchert
und oberhalb der Decke dann die Winde anhringt. In hoch-
gewölbten Stallungen mit großen Boxen, deren Abteilungs¬
wände bis zu 2,5—3 Meter hoch sind, gelingt es durch Quer¬
legen von Balken das ganze Windensystem unter reichlicher
Verwendung von eisernen Klammern gegen seitliches Ab¬
gleiten sicher und brauchbar auf den Abteilungswänden an¬
zubringen; bei kleinen Stallungen mit niedrigem Gewölbe,
dem Stroh oder Heu auf gelagert ist, so daß man auch ober¬
halb nichts anbringen kann, ist es unmöglich. Man muß so
viel Augenmaß besitzen, daß man das zuvor schon abschätzen
kann, bevor man noch an die Arbeit gegangen ist. Es bleibt
dann nichts anderes übrig als im Stalle eines Nachbarn die
Sache zu machen oder wenn die Witterung nicht zu kalt ist,
in der Tenne die Operation vorzunehmen.
Das Abwerfen und die Vornahme der Operation sind
wesentlich erleichtert, wenn das Bewußtsein der Stuten er¬
heblich oder vollständig herabgesetzt ist. Jöhnk tritt be¬
sonders warm für die Chloralhydratnarkose ein; er infun¬
diert 20—30 Gramm intravenös; beiden Teilen — Geburts¬
helfern wie Muttertieren — würde dadurch geholfen; auch
Lindhorst empfiehlt bei sehr unruhigen oder heftig
drängenden Pferden die Allgemeinnarkose; ich vermisse in
seiner Arbeit die detaillierten Angaben, wie sie Jöhnk
macht. Ich. hatte mich am Anfang meiner Tätigkeit, um die
gefürchtete Intensität der Wehen etwas zu schwächen, an¬
gewöhnt, kräftige Morphiuminjektionen zu machen. War
der dadurch verursachte Dämmerschlaf im Sinne der Ver¬
ringerung der Wehen der Zahl und Intensität nach als ge¬
nügend zu erachten, so habe ich mich im Laufe der Jahre
doch davon wieder entfernt und die Natur in ihrer Ein¬
richtung nur dann gestört, wenn es nötig ist, das Muttertier
abzuwerfen. In allen Fällen ist durch die Morphiumeinwir¬
kung eine Apathie auszulösen, wie wir sie gewöhnlich beim
Binde vorfinden. Da fast alle geburtshilflichen Operationen
(das Abziehen ausgenommen) am stehenden Tiere leichter
auszuführen sind, ist es ein unangenehmes Geschick, wenn
656
' ■■■
Stuten unter der Morphiumeinwirkung sich kaum mehr er-,
heben wollen. Umgekehrt kam es mir vor, daß Stuten sich
im Dämmerschlaf nicht legen wollten, wenn das Liegen, zum
Beispiel bei Torsio uteri, zwecks Fesselung erwünscht ge¬
wesen wäre. Das Abwerfen hochträchtiger Stuten gilt in
den Augen der Landwirte als besonders gefährlich, obgleich.
mir ein unglücklicher Ausgang nicht bekannt ist.
Die norddeutschen Kollegen empfehlen das Mitführen
von Hanfstricken, wie sie Hauptner verkaufsweise an¬
bietet. Dieses Konto belastet ganz unnötig das tierärztliche
Budget, nachdem jeder bäuerliche Betrieb, in dem Mutter¬
stuten stehen, Stricke, Führungsleinen und Seile in genügen¬
der Anzahl und Qualität hat.
Die Notwendigkeit der Anwesenheit von Desinfektions¬
mitteln, an deren Spitze ich Sublimat stellen möchte, brauche
ich nicht besonders hervorzuheben. Die Desinfektion wird
und kann niemals den Zweck verfolgen ein absolut keim¬
freies Operationsfeld zu schaffen; das wäre eine Sisyphus¬
arbeit; seien wir es schon zufrieden, wenn wir ein an¬
nähernd keimarmes Operationsfeld vor uns haben.
(Schluß folgt.)
Referate.
Anatomie and Physiologie.
In der Sitzung der Gesellschaft für.Natur-
und Heilkunde zu Dresden vom 6. März 1920
hielt Baum- Dresden einen mit einer großen Anzahl von
Abbildungen und natürlichen Präparaten illustrierten. Vor¬
trag, dem wir nach einem Berichte in der Münch. Medizin.
Wochenschrift, 1920, Nr. 40 vom 12. Nov. 1920 folgendes
entnehmen:
Baum: Anatomische Betrachtungen über die Zähne
der Säugetiere.
1. Das Verhältnis der drei Zahnsubstanzen zueinander. Der
im Innern die Zahn- oder Pulpahöhle enthaltenden Dentinsubstanz
sitzt die Schmelzsubstanz entweder höckerartig auf (schmelz-
höckeriger Zahn) oder sie ist, besonders von den Seitenflächen des
Zahnes aus, wellblechartiig in die Dentinsubstanz eingebuchtet
tschmelzfaltige Zähne). Die schmelzhöckerigen Zähne können
wieder sein : a) Schmelz - ein - höckerige Zähne, event. mit einer
Schmelzeinstülpung von der Kaufläche aus, b) Schmelz - mehr¬
höckerige Zähne mit schneidendem Kaurand oder mit Kaufläche
und event. mit Schmelzeinstülpungen von dieser aus. Die Schmelz¬
substanz überzieht im allgemeinen den distalen Teil des Zahne«;
ihre Ausdehnung und Anordnung schwankt aber innerhalb der
weitesten Grenzen. Sie kann fast den ganzen Zahn überziehen,
aber auch auf das freie Ende desselben beschränkt sein. Bei vielen
Zähnen erstreckt sie sich nicht an allen Flächen und Rändern des
657
Zahnes gleichweit wuTzelwärts, sie kann selbst nur einzelne Leisten
bilden. — Den scbmelzbedeckten Teil des Zahnes nennt Baum
den Zahnkörper, den.schmelzlosenTeil den Zahnsockel. Die Zement¬
substanz überzieht entweder nur den Zahnsockel oder den ganzen
Zahn; im letzteren Falle füllt sie bei schmelzfaltigen Zähnen auch
die Täler zwischen den Sehmelzleisten aus und" erstreckt sich in
die Schmelzeinstülpungen von der Kaufläche aus.
2. Die Verhältnisse der Pulpahöhle und des Wachstunxs des
Zahnes. Während der Bildung und Entwicklung des Zahnes.ist die
Pulpahöhle groß, wurzelwärts offen und nicht verengt. Ein solcher
Zahn mit offener unverengter Pulpähöhle zeigt echtes Längen¬
wachstum, weil die Zahnpulpä unversehrt ist und ihre Odonto-
blasten fortgesetzt primäres Dentin erzeugen. Das Aufhören des
echten Längenwachstums eines Zahnes erfolgt mit dem Beginn •
der Verengerung der Pulpähöhle; bei vielen Zähnen (z. B. denen
des Menschen und der Fleischfresser) ist das der Fall, im allge¬
meinen alsbald nach dem Durchbruch der Zähne bezw. mit der In-
benützungnahme des Zahnes, andere Zähne wachsen nach dieser
Zeit no*ch jahrelang weiter (z. B. die Backzähne eines Pferdes).
Erst nach Abschluß des Längenwachstums eines Zahnes erfolgt
entsprechend der Abnützung desselben von der Kaufläche aus ein
Kürzerwerden desselben, und zwar auf Kosten des intraalveolären
Teiles des Zahnes.
3. Verhältnis von Krone und Wurzel. Krone ist der extra-
alveoläre, Wurzel der intraalveoläre Teil des Zahnes. Der Vor-
iragende unterscheidet mithin an den Zähnen: diiie Krone als
extraalveolären Teil und die Wurzel als intraalveolären Teil, den
Zahnkörper als den schmelzbedeckten Teil und den Zahn¬
sockel als den schmelzlosen Teil und nach dem Wachstum Zähne
mit seitlicti begrenztem und Zähne mit unbegrenztem Wachstum;
die ersteren werden zu einer gewissen' Zeit Zähne mit abgeschlos¬
senem Wachstum, die letzteren sind immerwachsende Zähne oder
Zähne mit offenbleibender Pulpähöhle.
Bei denjenigen Zähnen, bei denen Krone und Zahnkörper einer¬
seits, Wurzel und Zahnsockel andererseits zusammenfallen, wie es
im allgemeinen bei den Zähnen des Menschen und der Fleisch¬
fresser der Fall ist, sind Krone und Wurzel durch einen Hals ge¬
schieden, bei den Zähnen hingegen, bei denen Krone und Zahn¬
körper, Wurzel und Zahnsockel nicht zusammenfallen, ist ‘ auch
ein Hals nicht zu unterscheiden. Wurzellose Zähne gibt es nach
dem Vortragenden überhaupt nicht. —
Aussprache; Herr Joest: Während die schmelzhöckerigen
Zähne der Fleischfresser in Bezug auf ihre Krankheiten im all¬
gemeinen den Zähnen des Menschen gleichzustellen sind, bieten
die schmelzfaltigen Zähne, namentlich diejenigen des Pferdes,
viele Besonderheiten dar. So treten bei ihnen manche Krankheits¬
zustände auf, die an den Zähnen des Menschen überhaupt nicht
Vorkommen, während andere pathologische Prozesse, die sowohl
an den Zähnen des Menschen, wie auch an den Zähnen des Pferdes
beobachtet werden, bei letzteren in einer vom Menschen abweichen¬
den Form sich zeigen. Letzteres gilt z. B. von der Karies. Näheres
zur vergleichenden Pathologie der Zähne habe ich in meinem
„Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie der Haus¬
tiere“ ausgeführt. Mayr.
658
Iilektions- und InTasloBskraaUeiton.
Tierarzt Gustav Sdimäling- Uelzen: Ueber die Be¬
handlung des Rotlaufs der Schweine mit intramuskulärer
Aolan-Injektion. (Tierärztl. Rundsch. 1921, Nr. 17, S. 301.)
Selmi. schickt der Schilderung und Therapie von 5 Fällen
Schweinerotlauf eine kurze epidemiologische Betrachtung über
diese Krankheit und die Behandlung und ihre Erfolge mit spezi¬
fischem Serum voraus, ln Anlehnung an die Versuche mit unspezi¬
fischen Eiweißstoffen bei der Maul- und Klauenseuche hat nun
Schm, bei Rotlauf ebenfalls zu dieser Methode gegriffen und Aolan
25—35 ccm intramuskulär versucht. Die zum Teil schweren Er¬
scheinungen des Rotlaufs waren innerhalb 2—3 Tagen auf die Ein¬
spritzung hin verschwunden, so daß kein Verlust eintrat. Schm,
glaubt, daß diese Eiweißtherapie dem spezifischen Serum
in einer Wirkung überlegen ist; weitere Vorzüge sind, daß
sie billiger zu stellen kommt, jederzeit zur Verfügung steht
und ohne zu verderben vorrätig gehalten werden kann. (Die Mus¬
keln, welche zur Injektion benützt wurden, sind nicht genannt, es
scheint also für die Wirkung gleichgültig zu sein, welche man
wählt. D. R.) Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen.
Tierärztlicher Kreisverein von Schwaben und Neuburg.
Am Sonntag den 29. Mai 1921 versammelten sich 32 Mitglieder
(4 hatten sich entschuldigt) unseres Kreisvereines im Saale des
Hotels „Weißes Lamm“ in Augsburg, der diesem Zwecke schon
so oft gedient hatte, zur 72. Tagung. Nach herzlichen Begrüßungs¬
worten, die im besonderen an den anwesenden RegieTungsrefe-
renten Oberregierungsrat Günther gerichtet waren, ging der
Vorsitzende, Schlachthofdirektor S c h,n e i d e r - Augsburg, auf
die Geschichte des Kreisvereines ein. Eine Zeitspanne von 75
Jahren hatte sich der Verein lebensfähig erhalten; über seine
Tätigkeit gaben die aufliegenden Dokumente, der der Vorsitzende
fast ausschließlich zu Worte kommen ließ, den deutlichsten Auf¬
schluß. Schon die künstlerische Ausstattung der Aufnahmsurkunde
und die Fassung der ersten Statuten beweisen den Ernst und die
arbeitsfreudige Liebe der Gründer zur Sache im Interesse des
Tierärztestandes. Wie in der Folgezeit d.er Verein an der Ent¬
wicklung unseres Standes in hervorragender Weise mitgearbeitet
hat; welch prächtige Männer, deren Namen immer in der baye¬
rischen Tierärzteschaft einen guten Klang haben werden, den
Verein geführt; wie einmal der Verein in den Geruch kam, ein
„politischer“ zu &ein und deshalb der Suspension verfiel, bis
endlich der behördliche Irrtum erkannt und die Maßregelung zu¬
rückgenommen wurde; wie in den achtziger und neunziger Jahren
der Kampf um die Pragmatisierung der Amtstierärzte zum guten
Ende geführt, um die Jahrhundertwende die Einreihung der Mili¬
tärveterinäre als Offiziere in die Wege geleitet wurde — eine
merkwürdige Tatsache darf hier eimgefloehten werden, daß näm¬
lich die Militärveterinäre (man möchte glauben ostentativ) unserem
Vereine ferngeblieben sind, obwohl sie die Erfüllung ihrerWünsohc
ausschließlich den Bemühungen der Kreiisvereine im Bunde mit
dem Deutschen Veterinärrate zu verdanken haben; wie die ver¬
änderte Zusammensetzung des Deutschen Veterinärrates Rück-
659
Wirkung ausübte auf die Kreisvereine: und noch manches andere,
dessen Erwähnung zu weit führen würde, schilderte der Vor¬
sitzende in lebendiger Darstellung. Daraufhin kam allgemein der
feste Wille zum Ausdruck, den Bestrebungen, welche auf Auf¬
lösung «der Kreisvereine abzielen, sich nicht ^nzuschließen, son¬
dern dem Verein als solchen treu zu bleiben. Dem Beschlüsse
des mittelfränkischen Kreis Vereins (Antrag auf paritätische Zu¬
sammensetzung des Landesausschusses) wurde beigetretem.
Der Kasenbericht des Kollegen Dr. Ott- Unterthingau gab
ein erfreuliches Bild; nach Prüfung der Rechnungen wurde dem
Kassenführer unter Dank und Anerkennung die Entlastung erteilt.
Die Einziehung der Beiträge erfolgt beschlußmäßig auch fernerhin
durch Postnachnahme-'Quittung, da nur auf diese Art Rückstände
und häufige Mahnungen ausgeschaltet werden.
Nach Abwicklung einiger geschäftlicher Gegenstände hielt
Kollege Dr. S t r o h - Augsburg einem Vortrag über das Vor¬
kommen derrBandwürmerbeim Pferde. Die Grund¬
lage hiezu bildeten Untersuchungen bei mehr als 2000 Pferde¬
schlachtungen im Augsburger Schlachthof. Ausgezeichnet scharfe
Lichtbilder,' durch Projektionsapparat vermittelt, unterstützten die
Schilderungen und statistisch bearbeiteten Ergebnisse. Die For¬
schungen bezüglich Kasuistik der Leberzirrhose führten Stroh
dazu, die eventuelle Bedeutung der Bandwürmer in dieser Be¬
ziehung zu untersuchen. Es kann nicht Sache dieses Berichtes
sein, dem Vortrag entsprechend zu würdigen. Nur die eine Be¬
merkung sei gestattet, daß, wenn wirwiicht längst die gediegen
wissenschaftliche Arbeitsweise des Kollegen Stroh aus früheren
Abhandlungen kennen würden, die Bearbeitung dieser Materie
den besten Beweis für seine Forscher-Eignung erbracht hätte;
Die herzlichen Worte des Dankes und der Anerkennung von
Seiten unseres Vorsitzenden fanden freudigen Wiederhall in der
einmütigen Zustimmung der Versammlung.
Die Zeit drängte zum Schluß, denn die Züge, welche die Kol¬
legen wieder nach allen Richtungen entführen sollten, warten
leider gar micht, und so schloß der Vorsitzende die harmonisch
verlaufene Versammlung mit dem Wunsche auf gesundes Wieder¬
sehen im nächsten Jahre und mit der Mahnung, unserem Kreis¬
vereine im allgemeinen Standesinteresse die Treue zu bewahren.
L. F.
Unter welchen Voraussetzungen ist ein Notfall im Sinne des § 174
Abs. 3 der Vollzugsvorschriften vom 27. April 1912 zum Vieh¬
seuchengesetze anzunehmen?
Im Sommer 1920 trat die Maul- und Klauenseuche im Bezirke
D. in großem Umfange und so heftig auf, daß manche Tiere kurz
nach der Erkrankung verendeten; wenige Stunden waren für die
Behandlung entscheidend. Überdies reichten die vorhandenen Tier¬
ärzte zur unverzüglichen Behandlung aller Seuchenfälle nicht aus.
Deshalb wendeten sich Landwirte des Bezirks D., deren Vieh er¬
griffen wurde, an die die Tierheilkunde- ausübenden und deshalb
besteuerten: Angeklagten um Hilfe. Deren Heilmethode besteht
darin, daß sie den verseuchten und in der Gesundung begriffenen
Tieren Blut entnehmen und den plötzlich erkrankten Tieren ein¬
spritzen (impfen). So haben sie gesperrte Gehöfte betreten, um
den dort verseuchten Tieren Blut zu entnehmen und es den in
nicht- gesperrten Gehöften befindlichen Tieren eingespritzt, von
660
deren Besitzern sie zur Impfung geholt worden sind. Sie haben
mit diesem Verfahren gute Erfolge erzielt und viele Tiere-ge¬
rettet. Das Schöffengericht sprach von der Anklage wegen eines
fortgesetzten Vergehen« gegen § 74 Nr. 3 des Viehseuchengesetzes
frei. Die Strafkammer verwarf die Berufung des Aint^nwalts.
Die Vorinstanzen rfhhmen an, daß ein Notfall im Sinne des § 174
Abs. 3 der .bayerischen Vollzugsvorschriften vom 27. April 1912
zum Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 und zum bayerischen
Äusführungsgesetz vom 13. August 1910 gegeben war, der zum
straflosen Betreten der verseuchten Gehöfte berechtigte. Die Re¬
vision des Staatsanwalts wurde verworfen.
Aus den Gründen: Wann ein Notfall gegeben ist, läßt sich
allgemein nicht sagen. Es kommt auf die Verhältnisse des Einzel¬
falles an. Bekanntlich ist ein Allheilmittel für die Maul- u. Klauen¬
seuche noch nicht gefunden. Die Anwendung von Heilmitteln durch
die'Tierärzte bewegt sich noch auf dem Versuchsgebiete. Der revi¬
dierende Staatsanwalt gibt selbst zu, daß die Tierärzte sich gegen¬
über dem Heilverfahren der Angeklagten nicht ablehnend, sondern
nur abwartend verhalten. Wird erwogen, daß sie gute Erfolge
erzielt haben und die Tierärzte bei ihrer großen Inanspruchnahme
nicht immer gleich zur Stelle .sein können, während nur durch so¬
fortiges Eingreifen tödliche Folgen hintangehalten werden können,
so ist begreiflich, daß die Viehbeitzer in dieser schweren Bedräng¬
nis andere Heilkundige um Hilfe angehen, um zu rette®, was zu
retten ist. In solchen Fällen kann unbedenklich ein Notfall im Sinne
der Vollzugsvorschriften angenommen werden, der den. zu Hilfe
gerufenen Angeklagten als Heilkundigen das Betreten der ge¬
sperrten Gehöfte behufs .Gewinnung des Heilmittels straflos ge¬
stattete. (Urt. d. I. Str.-S. v. 3. Mai 1921 Rev.REg. I 148/21. -
Zeitschr. f. Rechtspflege in Bayern Nr. 11/12 v. 10. Juni 1921.) A.
Dämmernde Einsicht?
Die „Süddeutsche Apotheker-Zeitung“ bringt in ihrer Nr. 43
vom 31. Mai 1921 folgende sehr beachtliche Notiz:
v,Herr L. K. in K. schreibt in Nr. 41 über eine Beobachtung
in Würzburg, daß-dort in den Drogerien alle möglichen Tierarznei¬
mittel einer mit großer Reklame arbeitenden Würzburger Firma
ausgestellt gewesen seien. Dies ist nicht verwunderlich, wenn mau
bedenkt, welche Unmasse derartiger „Fabriken“ entstanden sind.
Verwunderlich ist nur, wie skrupellos und vor¬
urteilslos ein großer .Teil der- Kollegen diese
Präparate vertreibt. Man sehe die Drogistenzeitungen
an und wird eine ganze Zahl dieser „neuen“- Bekannten finden..
Zweifellos machen aber diese Firmen keine Reklame in diesen
Blättern, damit sie ihr Geld gut an den Mann bringen, sondern
um ein Geschäft zu machen. Verwunderlich ist nur, daß die Apo¬
theker auf Präparate von Kollegen, die ihre Tierarzneimittel nur
nur an Apotheken verkaufen, nur ungern eingehen, obgleich die
letzteren ein ebenso glänzendes Geschäft machen könnten wie die *
vorgenannten „Fabriken“, wollten sie ihren Kollegen in den
Rücken fallen, die aber Standesbewußtsein und Kollegialität per¬
sönlichem Eigennutz vorziehen. Diese Rücksicht kennen aber diese
Fabriken nicht, und den Kollegen, die sich hier aus vorgenannten
Gründen Rücksicht auferlegen, wird dies von ihren Standesgenossen
schlecht gelohnt. Es ist eben, wie überall in heutiger Zeit: „Ehr¬
lichkeit, ein Stück Dummheit“. Daß diese Erkenntnis recht bald
661
den Kollegen dämmern möge, das hoffe ich mit Kollegen L. K. in K.
Darüber ist kein Zweifel, daß Mischungen von Chemikalien und
Drogen als Heilmittel nur in Apotheken verkauft werden dürfen.
Welches Präparat von Wirkung aber bestünde nur aus einer
einzigen Droge? Daraus geht hervor, daß sie alle den Apotheken
Vorbehalten sind, nur heißt es, wo kein Kläger ist, da ist kein
R ichter! Die Apotheker jammern lieber über
schlechteTaxe und dieBehandlung derKranken-
kassen*), als daß sie sich die oben angeführten
Tatsachen einmal- vor Augen führten.
Tezät in W.**)
In der Tat wäre es sehr zu begrüßen, wenn sich die Apotheker,
statt gegen das tierärztliche Dispensierrecht loszuzuiehen, besinnen
und den Kampf gegen die Drogisten (die zum Teil ja geprüfte
Apotheker sind), aufnehmen würden, die Arzneien abgeben, -die
den Apotheken Vorbehalten sind. Im Kampfe gegen dieses
Pfuschertum könnten Apotheker und Tierärzte Hand in Hand
arbeiten und so in einer Einheitsfront mehr für die leidende
Menschheit und das Tierreich leisten als bei ständigem einseitigen
befehden. _____ P.
Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft.
Die Wanderausstellung der Deutschen Land-
w i r t s c h a f t s 1 - G e « e 11 ts c h a f t in Leipzig wurde am
Sonnabend den 18. Juni ds. Jrs. von 50 Studierenden der Tier¬
ärztlichen Hochschule in Dresden unter Führung von Mediiizinalrat
Prof. Dr. R i c h t e r und seines Assistenten Dr. Götze besucht.
Nach Besichtigung des zum landwirtschaftlichen Institut der Uni;,
versität gehörigen, gut besetzten Rassestalles konnten sich die
Teilnehmer vorn Stand der Neubauten der veterinärmedizinischen
Institute in Leipzig überzeugen, von denen bereits 3 Institute,
nämlich dasjenige der Anatomie, pathologischen Anatomie sowie
Tierzucht und Geburtskunde fertiggestellt sind, während diile Kli¬
niken sich im Bau und teilweise schon unter Dach befinden. Die
Ausstellung selbst bot einen interessanten Ausschnitt ans der Zucht
der Ziegen, Kaninchen, des Geflügels, der Fische und Bienen.
Bezüglich der letzteren gab Obermediiizinalrat Prof. Dr. Schmidt,
der sich dem Lehrausflug als Vertreter .der Bienenkunde zu dem
Zwecke mit angeschlossen hatte, erläuternde Hinweise. Die Lei¬
stungsprüfungen des Reichsverbandes für Zucht und Prüfung
deutschen Halbbluts, deutscher Schäferhunde, die Vorführungen
von Lehrfilms aus der Tierzucht und Landwirtschaft, die Besich¬
tigung der wissenschaftlichen Abteilungen sowie der sehr zahl¬
reichen landwirtschaftlichen Maschinen usw. boten so viel An¬
regendes. daß die Mehrzahl der Teilnehmer erst Sonntagabend die
Rückfahrt antrat.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Die Aussichten unserer Vollblutzucht.
Im Frühjahr hat eine von dem General-Inspektor Bellamy ge¬
führte französische Studienkommission zwanzig deutsche Staatsgestüte
*) und über das Dispensierrecht der Tierärzte! D. Ref.
**) Sperrungen von uns. D. Schriftltg.
662
besucht, um sich über die Voraussetzungen zu unterrichten, die durch
den Friedensvertrag für das Gebiet der Pferdezucht Geltung besitzen
würden. Der Friedensvortrag verlangt von Deutschland eine Ausliefe¬
rung von 1500 Beschälern der Zugschläge und 20 Vollblutheng¬
sten. Der Bericht dieser Kommission liegt jetzt vor. Es wird zunächst
festgestellt, daß der deutsche Bestand an Deckhengsten im allgemeinen
stark überaltert sei, da seit 1913 keine Gelegenheit zu neuen
Importationen vorhanden war. Daher seien Hengste von 18—20
und noch mehr Jahren zahlreich, die seit 1914 eingestellten Hengste
machten erkennbar den Eindruck von Müdigkeit und übermäßiger
Inanspruchnahme. Dann wird im besonderen erklärt, daß die Voll¬
bluthengste alt, verbraucht oder mittelmäßig seien. Die Kommission
hat von wirklicher Verwendbarkeit nur Dark Ronald und Nuage
gefunden, den letztgenannten habe sie aber nicht besichtigen können,
da .der betreffende Gestütsleiter erklärt habe, daß er an ein Kon¬
sortium von Hoppegartener Besitzern vermietet sei. Infolgedessen
habe sie die Zahl von 20 Vollbluthengsten nicht erreichen können
und habe sich damit begnügen müssen, Nuage, Dark Ronald
und einige Hengste von gemischtem Vollblut auf die Ausliefe¬
rungsliste zu setzen. Wir stehen also vorder Möglichkeit, unsere
zwei führenden ausländischen Deckhengste zu .verlieren. Was die
Halbbluthengste anbeiangt, so erklärt der "Bericht, daß der Bestand
noch sehr zahlreich geblieben sei. da ihn Deutschland habe aufrecht
erhalten können, indem es in vier Hauptgestüten selbst produziere,
aber diese Hengste seien in Gebäude und Typus zu verschieden von
den französischen. Mit wenigen Ausnahmen würden sich ernste Un¬
zuträglichkeiten ergeben, wenn man diese Hengste für die franzö¬
sischen bodenständigen Stämme benützen würde. Infolgedessen habe
<Iie Kommission nur eine sehr geringe Anzahl vormerken können.
Was schließlich die Hengste der Zugschläge betrifft, so sei es nicht
möglich gewesen, die 1500 im Friedens vertrag vorgesehenen Pferde
zu linden, nicht einmal annähernd. Der Krieg habe auch in Deutsch¬
land einen erheblichen Mangel au Zugpferden zurückgelassen, man
arbeite aber in Deuschland an einer Hebung der Produktion. Die
Hengste müßten jetzt 120 bis 130 Stuten im Jahr decken, während man
in Frankreich nur mit 70 oder 75 rechne. Dies sei durch das deutsche
System zu erzielen, das ganze Jahr hindurch decken zu lassen, in
Frankreich beschränke man sich auf die Zeit vom 15. Februar bis
15. Juli. Durch dieses System sei aber eine fühlbare Überanstrengung
der Hengste eingetreten. Jnfolgedessen habe die Kommission trotz
der großen Anzahl der ihr vorgestellten Hengste schließlich nicht
mehr wie 100 bis 110 von ihnen auswählen können.
Zeitfragen in der Pferdezucht.
Der neugegründete Landesverband sächsischer Pferdezüchter
hielt in Dresden eine zahlreich besuchte Versammlung ab, in der
Zeitfragen in der Pferdezucht behandelt wurden. Der Vorsitzende,
Rittergutsbesitzer Roßberg, verwies in seinen einleitenden
Worten auf die Millionenverluste, die die Pferdezucht unmittelbar
und mittelbar durch den Weltkrieg erlitten hat, und auf den da¬
durch hervorgerufenen Pferdemangel, der in den hohen Pferde¬
preisen am deutlichsten zum Ausdruck komme. Der wirksamste
Aufbau der sächsischen Pferdezucht werde auf genossenschaftlicher
Grundlage erfolgen, und in richtiger Erkenntnis dieser Tatsache
sei der Verband gegründet worden, indem der frühere Landstall¬
meister Graf Münster an leitender Stelle mitarbeiten werde.
%
663
Graf Münster gab einen Überblick über den Stand der
sächsischen Pferdezucht vor und nach dem Kriege und
betonte, daß die Bewegung in geordnete Bahnen gebracht werden
müsse. Es sei viel zu viel Gewicht auf die Form und zu wenig
Wert auf die Leistungsfähigkeit gelegt worden. Die Zucht des
Warmblutes gehöre in die Hand des Staates, die des Kaltblutes in
die Privatpflege. Es müßten Stammbücher geschaffen werden, in
denen alle Tiere verzeichnet seien, die nach Erscheinung und Lei¬
stungen allen Anforderungen entsprechen. Die Grundlage und die
weitere Entwicklung hänge davon ab, daß den Pferden eine ange¬
messene Weideerziehung zuteil werde. Pferde- und Rinderzucht
müßten sich ergänzen. Die Vorbedingungen zur Pferdezucht seien
infolge der starken Nachfrage und gegenwärtigen Geschäftslage
im Pferdehandel so günstig, daß jetzt mit der rationellen Aufzucht
der Anfang gemacht werden müsse. — Hiernach behandelte Zucht¬
direktor M o m m s e n (Halle), eine Autorität auf dem Gebiete der
Pferdezucht, ausführlich das obengenannte Thema und gab zu¬
nächst einen Ülberblick über die gegenwärtige allgemeine Lage auf
dem' Gebiete der Pferdezucht, wobei er betonte, daß die Zukunft
auch in Deutschland mehr als bisher der Tierzucht gehöre. Augen¬
blicklich schützten uns die Valutafrage, der Tonnagenmangel und
die verworrenen politischen Verhältnisse vor der Weltkonkurrenz.
Mit der Einfuhr sei es für absehbare Zeit vorbei. Der Redner ver¬
breitete sich dann an Hand reichen statistischen Materials über die
Gründe der außerordentlichen Nachfrage und der zum Teil dadurch
hervorgeruf&nen Preissteigerung und wandte sich dann der Be¬
sprechung rein züchterischer Fragen zu. Bei der R a s s e f r a g e
vertrat er die Forderung, daß in der Landespferdezucht auf Pas¬
sionen einzelner Züchter keine Rücksicht genommen werden dürfe.
Im Interesse des Handels und der Züchter müßten große, einheit¬
liche Gebiete geschaffen werden. Für Züchtung von Renn- und
leichten Pferden, deren Bedarf sich auf 0,5 v. H. der gesamten Er¬
zeugung belaufe, neue Gebiete zu erschließen, liege kein Anlaß
vor. In der Typ frage müsse man sich von dem Gedanken frei¬
machen, daß das Pferd ein Produkt der Scholle sei. Die Haupt¬
frage für den Züchter sei. ob der Typ seinen Ansichten entspreche.
In Bezug auf den Umfang der Pferdehaltung müsse sich der Züch¬
ter klar sein, daß er zur Zucht mehr Pferde haben müsse, als er
zu seiner Arbeit gebrauche. Er dürfe niemals Verschleißer seines
Materials werden und mit allen Stutenmaterial arbeiten. — Zum
Schluß wurde noch über Fütterung und Aufzucht der FoMen ge¬
sprochen. Der Redner belegte durch Beispiele die Bedeutung der
öffentlichen Organisationen und den Zusammenschluß aller Tier¬
züchter. S. M.
Sondergebiete (Haftpflicht).
(R e i c h s g e r i c h t s b r i e f e.)
, (Nachdruck verboten.)
Tötung von Vieh durch mangelhaften Impfstoff und Schadens-
. Haftung. ■ -
Eine interessante Schadensersatzklage gegen den Tierarzt M.
und die Gesellschaft für Seuchenbekämpfung in
Frankfurt a. M. hat unlängst das Reichsgericht be¬
schäftigt.
Zur Bekämpfung des Milzbrandes unter dem Vieh¬
bestand der in der Störniederung liegenden Dörfer wurden in den
664
Jahren 1912 und 1913 Schutzimpfungen mit Pasteurscher Lymphe
ausgeführt und im Jahre 1914 mit Milzbrand-Serovakzine. Da im
Jahre 1915 und 1916 solche Schutzimpfungen polizeilich nicht au-
geordnet wurden, ließen die Yiehbesitzer in A r ps d o r f bei Neu-
münster solche auf eigene Kosten durch den Tierarzt M. ausführen.
Dieser bezog die erforderliche Lymphe von der beklagten- Gesell¬
schaft für Seuchenbekämpfung. Im Jahre 1915 fanden keine Impf¬
verluste statt, im Jahre 1916 aber sind von 245 geimpften Rindern
7 4 Tiere unter den Erscheinungen des Milzbrandes e i n ge¬
gangen. Der Kläger B. hat 15 Rinder durch den Tod verloren.
Seinen Schaden berechnet er auf 20 835 Mark. Hierfür nimmt er
sowohl den Tierarzt als die Lieferanten des Impfstoffes in An¬
spruch.
Landgericht und Oberlandesgericht Kiel haben den Anspruch
gegen die Gesellschaft für Seuchenbekämpfung dem Grunde nach
für gerechtfertigt erklärt, gegenüber dem beklagten Tier¬
arzt jedoch abgewiesen. Das Oberlandesgericht führte zur
Begründung seines Urteils unter anderem aus, daß ein Versehen
des Tierarztes als Ursache des Schadens nicht in Frage komme,
die Ursache .vielmehr in der Beschaffenheit des Impfstoffes zu er¬
blicken sei. Die gegen dieses Urteil eingelegte Revision der ver¬
urteilten Beklagten ist ohne Erfolg geblieben und vom Reichs¬
gericht zurückgewiesen worden. Aus folgenden Entschei¬
dungsgründen: Das Berufungsgericht hält es für erwiesen,
daß sich der Impfstoff bei seiner Abgabe an den beklagten Tier¬
arzt schon in einem Zustand befand, der ihn zu Impfungen un¬
geeignet machte. Das Gericht erachtet ferner als erwiesen,
daß die Beschaffenheit des Impfstoffes bei dessen experimenteller
Prüfung mit Sicherheit hätte erkannt werden können und erörtert
weiter verschiedene Möglichkeiten, die als Ursache für die Schäd¬
lichkeit der Lymphe in Betracht kommen könnten. Danach gelangt
es zu dem Ergebnis, daß die Lymphe vor Abgabe an den Tier¬
arzt auf ihre Eignung hätte n a c h g e p r ü f t werden müssen,
was nicht geschehen ist. In diesen Ausführungen ist kein Rechts¬
irrtum enthalten. Daraus, daß die beklagte Gesellschaft ein H e i 1-
mittel in den Verkehr brachte, das schwere Schädi¬
gungen verursachen konnte, erwuchs für sie die Pflicht
den bedenkenfreien Zustand des Heilmittels vor seiner Abgabe
zum Gebrauche in möglichst zuverlässigerWeise fest-
z u s t e 11 e n. Stand Ihr hierfür ein geeignetes Mittel in der ex¬
perimentellen Nachprüfung zur Verfügung, so enthält es regel¬
mäßig eine Verletzung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt
wenn dieses Mittel nicht zur Anwendung gelangt ist. Sache der
Beklagten war es, den Nachweis zu erbringen, daß die Unter¬
lassung der Nachprüfung im gegebenen Falle sachgemäß gewesen
sei. Das Berufungsgericht hat nun festgestellt, daß die Bestand¬
teile der Serovakziilne kurz vor dem Mai 1916 zuletzt geprüft, die
Impfungen aber Ende November 1916 ausgeführt worden sind. Die
Prüfung von April habe in Rücksicht auf die
Schwierigkeiten während des Krieges nicht
a u s g e r e i c h t. um die Ausgabe des Mittels im
November ohne erneute Prüfung zu gestatten.
Die Beklagte habe damit rechnen müssen, daß die Kultur seit
April 1916 an Virulenz zugenommen habe und der Impfstoff da¬
durch schädlich geworden sein könne. Auch die hiergegen ge¬
richteten Angriffe der Revision sind unbegründet. K. M.-L.
665
Staatsveterinärtnrnde, Auslaids dienst and Verslchernngswesen.
Die Opfer der Maul- und Klauenseuche in Sachsen im Jahre 1920.
Nach den Feststellungen des Ministerialrats und Landestierarzt
Dr. Edelmann wurde über die Maul- uqd Klauenseuche im
Jahre 1920 Folgendes berichtet: Die Seuche wurde in der Haupt¬
sache durch die Einfuhr von Schafen aus Oldenburg und Ostfries-
land eingeschLeppt. Sie verbreitete sich etwa von Mitte Mai an
in raschem Zuge durch alle Bezirke des Landes. Die Zahl der
verseuchten Gehöfte betrug Ende Juni bereits 465; sie stieg Ende
Juli auf 763, Ende August auf 1827, Ende September auf 5873,
Ende Oktober auf 11077 und erreichte Mitte November die Höhe
von nahezu 12000 Gehöften. Seitdegi flaute die Seuche nach und
nach wieder ab, so daß in der letzten Seuchenstandsnachweisung
vom 28. Februar 1921 nur noch 232 Gemeinden und 507 Gehöfte
mit Maul- und Klauenseuche zu melden waren. Insgesamt sind''
im Jahre 1920 im Sachsen 2666 Gemeinden und
22 7 62 Gehöfte von der Seuche betroffen worden. Am
schwersten war die Kreishauptmannschaft Leipzig mit 9445 ver¬
seuchten Gehöften. Ihr folgten die Kreishauptmannschaften Dres¬
den mit 5220, Bautzen mit 3662, Zwickau mit 2314 und Chemnitz;
mit 2221 Gehöften. Besonders stark waren die Veterinärbezirke
Grimma mit 1944, Borna mit 1936 und Rochlitz mit 1879 Gehöften
getroffen. Über 1600 verseuchte Gehöfte wiesen weiterhin auf die
Bezirke Großenhain und Döbeln, über 1200 die Bezirke Bautzen,
Meißen, Oschatz. Am wenigsten verseucht waren die Bezirke
Dresden-A., Chemnitz, Zwickau, das obere Erzgebirge und Vogt¬
land, in denen die Zahl unter 200 Gehöfte in jedem Bezirke be¬
trug. — Hinsichtlich der Verluste an Klauehtieren durch Verenden
ist die Seuche in Sachsen bei weitem nicht so verheerend aufge¬
treten, wie besonders in süddeutschen Ländern, wo irr manchen
Orten bis zu 80 % der Tiere fielen oder notgeschlachtet werden
mußten. Die Gesamtzahl der durch die Seuche verlustig ge¬
gangenen Tiere beläuft sich im Jahre 19 2 0 in Sachsen
auf 3805 Rinder, 4200 Kälber, 1607 Schweine,
10735 Ferkel, 290 Schafe und 1486 Ziegen. Da¬
von verendeten infolge Seuche 749 Rinder, 524 Kälber, 235
Schweine, 7726 Ferkel, 53* Schafe und 433 Ziegen. Die übrigen
sind notgeschlachtet worden. Vergleicht man diese Verlustziffern
mit dem Gesamtviehbestand nach der Zählung vom 1. September
1920, so ergibt sich, daß der Seuche zum Opfer fielen 0,55 % der
Rinder, 6,5 %■ der Kälber, 0,47 % der Schweine, 11 % der Ferkel,
0,26 % der Schafe und 0,33% der Ziegen. Am stärksten waren
die Verluste bei Rindern mit Einschluß der Kälber in den Be¬
zirken Rochlitz mit 1217, Grimma mit 891, Döbeln mit 783 und
Großenhain mit 565 Tieren. Bei Schweinen traten die em¬
pfindlichsten Verluste namentlich in den schweinezuchttreibenden
Bezii’ken auf, da die Seuche erfahrungsgemäß besonders bei Fer¬
keln viele Opfer fordert. Obenan stehen in dieser Beziehung die
Bezirke Meißen und Döbeln mit je etwa 2300 Verlusten. Auch in
den Bezirken Rochlitz, Großenhain und Oschatz mit je etwa 1400
bis 1600 verendeten Ferkeln waren die Abgänge verhältnismäßig
groß. Bei Schafen sind stärkere Verluste (168 Todesfälle) be¬
sonders aus dem Döbelner Bezirke gemeldet worden, während die
Bezirke Borna, Grimma und Rochlitz hinsichtlich der Verluste
an Ziegen mit etwa je 200—250 Todesfällen obenan stehen. —
Erfreulicherweise ist seit Ende 1920 ein starkes Abflauen der
666
Seuchen eingetreten, da« hoffentlich in der Folge dazu führen
wird, daß unser Land in absehbarer Zeit von den schweren Heim- ä
suchungen durch die Seuche an seinen Viehbeständen befreit sein 23ä
wird. . _8. M.
Landwirtschaft, Fntteraittelknnde and Ernlhrnn§swesen.
Die staatliche Hilfsaktion für die Maul- und Klauenseuche.*)
Im der Sitzung des Staatshaushaltausschusses vom 16. Juni
wurde die staatliche Wohlfahrtsmaßnahme für die durch die Maul- ___ ]
und Klauenseuche schwer geschädigten Landwirte dadurch im all- " ,
gemeinen zum Abschluß gebracht, daß der Antrag der Regierung
auf Bereitstellung von weiteren 15 Millionen Mark Annahme fand.
Einem Antrag Walz zufolge wurden im Frühjahr 1920 zu¬
nächst 1 Million und unterm 29. Juli v. Jrs. insgesamt 30 Millionen
Mark als Staatsbeihilfen in Form von gering verzinslichen Dar¬
lehen und nicht rückzahlbarer Zuschüsse vom Landtag genehmigt.
Am 15. Juni 1921 waren 11302 Gesuche mit einem Beihilfe¬
betrag von 34 787 375 Mark besehieden, wovon rund die Hälfte auf
nichtrückzahlbare Zuschüsse und geringverzinsliche Darlehen ent- ‘.;
fällt, An die Versicherungskammer, Abteilung für Viehversiche-,
rung, wurde der Betrag von etwas über 3 Millionen Mark zur Min-
derung der Prämien überwiesen, so daß bis zum heutigen Tag A
rund 38 Millionen Mark an Staatsbeihilfen verausgabt sind.
Der Landtag hat nunmehr insgesamt 45 Million e*n
Mark zurVerfügung gestellt, wovon schätzungsweise 20 Millionen ■<
Mark gewährter Darlehen wieder an die Staatskasse zurückfließen ' i
dürften. Gewiß eine sehr beträchtliche Summe, wie sie noch nie-
mals zuvor für gleiche Zwecke gewährt wurde; allerdings hat auch : t
die Seuche noch zu keiner Zeit so allgemein und so verheerend ;i
gewütet, wie bei dem nun abgeschlossenen Seuchenzug 1920/21. <
45 000 Gehöfte waren von der Seuche befallen, rund 76 772 Stück !
Groß- und Kleinvieh, d. i. 1,2 6 Prozent des gesamten
bayerischen Groß- und Kleinviehbestandes sind . v :
der Seuche zum Opfer gefallen. An der Spitze steht
Oberbayem mit 17 852, Schwaben mit 12 736, Mittelfranken mit >
12 503, Niederbayern mit 11180 Stück, es folgen sodann Unter¬
franken mit 6 240, Oberfranken mit 5 247 und die Pfalz mit 4 252
Stück. Wenn man diese Viehverluste im Verhältnis zum Viehstand
der einzelnen Kreise vergleicht, so treffen auf Mittelfranken 1,58
Prozent, Oberbayern 1,52 Prozent, Schwaben 1,34 Prozent, Unter¬
franken 1,19 Prozent, Niederbayern 1,13 Prozent, Oberfranken 0,99
Prozent, Pfalz 0,97 Prozent, Oberpfalz 0,93 Prozent.
Bemerkenswert ist auch die Tatsache der rapiden Abnahme
der Todesfälle beim Einsetzen der allgemeinen Impfung
der Tiere trotz weiterer Ausbreitung der Seuche im Sommer ver- i
gangenen Jahres, wenn auch dabei noch andere Ursachen mitge- /<
wirkt haben können. _
Hochschulnachrichten.
Ernennung. Der Prosektor am Anatomischen Institut der tier¬
ärztlichen Fakultät der Universität Bern, Privatdozent Dr. med. vet. ^
Hans Richter, wurde zum a. o. Professor für Veterinär-Ana¬
tomie daselbst ernannt.
*) Aus einem Berichte des Herrn Landtagsabgeordneten Walz
(M.-A.A., Nr. 260, 1921).
667
„ Schütz - Ehrung.“
(1. Quittung.)
Profesorenköllegium der Tierarzt-
ilichen Hochschule Berlin. 3000.— Mk.
Prof. Dr. Neumann - Berlin.100'.—
Prof. Dr. P. Toepper- Berlin. 20.— „
Prof. Dr. C. C a s p e r - Breslau.100.— ,.
Voreinsendung..* 50.— „
Desgleichen. 20.—
VeterinüranstaltJ e n a ((«eh.-Kat llobstetter) 300.— „
W ö h r i c k - Sorau.. 30.— „
Dr. K u n t z e - Oberndorf. 10.— „
V o ß - Uetersen . 50. — „
8 e tu e i n - Friedenau. 15.—
Dr. Eberbeck - Berlin.100.— „
Pelka- Neuhof.. . . , 50.—
zusammen: 3845.— Mk.
Abgeschlossen am 7. Juli 1921.
Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz-Ehrung“ der
Deutschen Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestraße 11. Post¬
scheckkonto: Berlin NW 7 Nr. 1012. Prof. Neu in ann - Berlin.
Die deutsche Studentenschaft hielt am 22. Mai auf Burg Han-
stein bei Eichenberg im Anschluß an Tagungen der einzelnen Fach¬
gruppen einen Studententag ab. Dieser setzte sielt aus Vertreterin
der 13 Fachgruppen und einer Anzahl Studierenden, die vom Vor¬
stande der deutschen Studentenschaft berufen waren, zusammen.
Außerdem waren an eine Anzahl von jüngeren Akademikern Ein¬
ladungen ergangen. An größeren Referaten wa'rein vorgesehen:
1. Die Idee der humanistischen Fakultät und die Arbeit des Aus¬
schusses der deutschen Studentenschaft für die humanistische Fa¬
kultät (Dr. W. Mahrholz, Berlin); 2. Kritik und Gegenvorschläge
(Dr. S. Berger, Halle); 3. Der Plan einer humanistischen Fakultät
an der Universität Göttingen (Prof. Dr. Ehrenberg, Göttingen).
Das Hochschularchiv der deutschen Studentenschaft in Göt~
fingen, das am 1. Oktober 1920 eröffnet wurde, bittet alle studen¬
tischen Ausschüsse, Verbindungen und Vereine, ihm recht reich¬
lich gedrucktes Material zuzusenden. In Betracht kommen insbe¬
sondere für die Verbindungen: Satzungen von Verbindungen, Kor-
porationsverbänden u. Altherrenverbände, Verbindungsgeschichten,
Semester- u. Jahresberichte, Komments aller Art, Ehrenordnungen,
Mitgliederverzeichnisse, Festschriften, Bierzeitungen, Liederbücher.
Vereinspostkarten, Bilder von studentischen Feiern und Aufzügen,
Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften, alte studentische Zeit¬
schriften usw. Alle Sendungen werden erbeten an das Hochschul¬
archiv Göttingen, Weenderstraße 12/13.
Neuordnung des medizinischen Studiums. Die Vertreter der
Ärzteschaft und der Fakultäten hatten in Halle Ende 1920 be¬
schlossen, die Verlängerung des medizinischen Studiums um ein
Jahr zu fordern. Gegen diesen Beschluß wendet sich die Mün¬
chener Medizinerschaft in einer Denkschrift mit der Begründung,
eine derartige Änderung würde eine solche Verteuerung des medi¬
zinischen Studiums bedeuten, daß es dem gebildeten Mittelstände
unmöglich würde, sich dem ärztlichen Stande ferner zu widmen.
Zur Abänderung der tatsächlich vorhandenen Schäden fordert die
Münchener Medizinerschaft: 1. das medizinische Studium besteht
668
aus vier vorklinischen, sechs klinischem Semestern und einem prak¬
tischen Jahr; 2. Verlängerung der Semesterzeit auf 3% bezw.
4 Monate mit ifi Deutschland einheitlichen, gleichen, pünktlichen,
für Studenten und Dozenten verpflichtenden Beginn und Schluß;
3. Verschärfung der Vorprüfung und des Staatsexamens mit nur
einmaliger Wiederholung, Ablegung der theoretischen Prüfung vor
einer Kommission; 4. Einführung eines obligatorischen Kranken-
ptlegedienst(fts; 6. Wegfall der kostspieligen medizinischen Doktor¬
dissertation; Verleihung des Doktortitels mit bestandenem Staats¬
examen auf Grund einer besonderen, der bisherigen schriftlichen
Doktorarbeit entsprechenden Arbeit;.6. Einführung eines numerus
clausus.
Personalien.
Ernennungen: Vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus
wurden vom 1. Juli 1921 an in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt:
die Assistenten an der chirurgischen Klinik der Tierärztlichen
Fakultät der Universität München mit dem Titel Obertierärzte
Dr. Hermann Wenger und Dr. Karl Eugen Fischer zu Ober-,
tierärzten daselbst.
Praxisanmeldung : Oberveterinär bei der Landespolizei Ludwig
Lutz in Augsburg. Tierzuchtinspektor a. D. Dr. Johannes Schmid
in Ansbach.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Andreas Palm in
München.
Promotionen : Zum Dr. med. vet. in München: Tierarzt Hanns
Leick in Mering. Dissertation! „Das Werk des Flavus Vegetius
Renatus de raulomedicina libri“ nach dem heutigen Stand der
Wissenschaft betrachtet unter besonderer Berücksichtigung der
Chirurgie“. (Aus der Chirurgischen Tierklinik: Dr. Mayr). Tier¬
arzt Heinrich Enzenbach aus München. Dissertation: „Zur
Serumgewinnung für die bayer. Notimpfung gegen den bösartigen
Verlauf der Maul- und Klauenseuche“. (Aus der veterinärpolizeil.
Anstalt Schleißheim: Dr. Ernst).
Bticherschan.
„Volksernährung und Tierzuchtförderung“. Von Tierzuchtdirektor
Dr. Probst -Weiden. Sonderabdruck aus dem Landwirtschaft¬
lichem Jahrbuch für Bayern 1920, Heft 11/12. München, Buch¬
druckerei und Verlagsanstalt Carl Gerber.
Verfasser der vorliegenden Schrift ist schon durch frühere
Werke, so vor allein „Probleme der modernen Tierzucht“, das er
noch als Distriktstierarzt in Heidenheim a. H. im Jahre 1904, und
durch sein „Handbuch der gesamten Landwirtschaft“, für das er
die ersten Autoritäten auf diesem Gebiete als Mitarbeiter gewonnen
hatte, und das er im Jahre 1905 veröffentlichte, hinlänglich be¬
kannt. Dazu kommt, daß er seit mehr als einem halben Menschen¬
alter als Tierzuchtlehrer tätig ist. Wir dürfen also von der vor¬
liegenden Schrift mit Recht eine gründliche Bearbeitung des so
schwierigen Themas unserer „Volksennährung im Hinblick auf die
Tierzuchtförderung“ erwarten,. Die Frage ist hochakut, denn die
Steigerung unserer landwirtschaftlichen Produktion und vor allem
unserer Tierzucht ist fraglos eines der wenigen Mittel, die uns
vielleicht noch bei dem jetzigen Chaos ein Fingerzeig zur Rettung
sein können. Verfasser geht zunächst von der Bedeutung
der landwirtschaftlichen Erzeugung für die
669
Volkswirtschaft aus und betont, daß wir in erster Linie
selbst die Mittel finden müssen uns ausreichend zu ernähren, wenn
nicht viele Millionen au.s unserem Volke zur Auswanderung ge¬
zwungen oder dem Untergang verfallen sein sollen, ln einem Ab¬
schnitte über die allgenfeinenGrundlagen Verstei¬
gerung der landwirtschaftlichen Erzeugung
finden sich außerordentlich beherzigenswerte Anregungen, indem
gezeigt wird, wie viele Fehler aus Unkenntnis in Bayern allein
schon gemacht werden, z. B. in der falschen Behandlung der in
Wiesentälern an stauender Nässe leidenden Grundstücke etc. Ver¬
fasser fordert hier vor allem eine berufliche Schulung der Land¬
wirte und denkt sich sogar die Sache so, daß der ganze ländliche
Schulbetrieb auf die landwirtschaftliche Fachschulung eingestellt
werden könnte und müßte. Hier wird man allerdings den Verfasser
bitten, nicht zu weit zu gehen, weil sonst vielleicht die ländliche
Schule zu einseitig im Unterricht eingestellt werden könnte. Daß
auch Verwaltungsbeamte eine gewisse landwirtschaftliche Schulung
brauchen können, wird man nicht in Abrede stellen dürfen, es frägt
sich nur, wie man am besten ihnen dieselbe übermitteln könnte.
Zu der landwirtschaftlichen Schulung fordert Verfasser die saat-
züchterische Organisation bis ins letzte Dorf hinein, und es ist
sehr lesenswert, wie er sich diese Sache näher denkt. Es erfordert
das allerdings, besonders von unserer Landwirtschaft, eine Selbst¬
zucht, die bei manchen, harten Köpfen gerade unter unseren Bauern
vielleicht nicht immer leicht sein dürfte. In ähnlicher Weise mü߬
ten nach dem Herrn Verfasser die Düngerfrage und die Kunst¬
düngerfrage, und nicht zuletzt die Förderung, Erzeugung, Be¬
schaffung und Haltung der männlichen Zuchttiere in Angriff ge¬
nommen werden.
Das nächste Kapitel bringt „Grundsätzliches z-u r
Frage der Tierzucht förderun g“. Es verlangt eine
bessere, fachliche Schulung der Landwirte, eine sorgfältige Zucht¬
wahl bei) Tier und Pflanze und eine gesteigerte Düngung.. ,Dem
Satze, daß die Bedeutung eines planmäßigen, raschen Ausbaus der
Grünlandwirtschaft nicht überschätzt werden .könne, wird man un¬
bedingt zustimmen müssen. Besonders die Bedeutung des Grün¬
landes als Wiese für die Winterfütterung dürfte zu unterstreichen
sein: „Wo bestes, gehaltreiches Heu zur Verfügung steht, wachsen
die Jungtiere ohne nennenswerte Beigabe von Kraftfutter rasch
und gesund heran. Auch die Milcherzeugung ist eine hohe. . . .
Bei wenig und schlechtem Heu aber in der Winterfütterung läßt
Aufzucht und Milchleistung viel, wenn nicht alles zu wünschen
übrig, wenn wie heute, eiweißhaltige Kraftfuttermittel fehlen.“
Bei dem Abschnitt über „Z u c h t w a h 1“ ist der Hinweis,
daß der Einfluß von Klima und Boden auf Form und Leistung der
landwirtschaftlichen Nutztiere viel größer ist, als gemeinhin an¬
genommen wird, gewiß zu unterstreichen und die Forderung, an
' der Hand einer geologischen und hydrographischen Karte festzu-
' stellen, wo schweres und leistungsfähiges und wo geringgewich¬
tiges und leistungsschwaches Vieh vorhanden sein könnte, wäre
wohl zu erfüllen. Für den Gang einer planmäßigen Erzeugung und
Verwendung von männlichen Zuchttieren verlangt Verfasser:
1. Standzuchten (Zuchtzentren) auf Staatsgütern usw.; von diesen
werden mit männlichen Zuchttieren nur versorgt 2. die besten
Zuchtgemeinden der Hochzuchtbezirke der betreffenden Tierart;
von diesen aus wiederum werden die weniger hochstehenden Ge¬
meinden der Hochzuchtbezirke und 8. die fortgeschrittensten Zucht-
670
gemeinden der Gebrauchszuchtbezirke versorgt und 4. in diesen
erfolgt alsdann flie Erzeugung der männlichen Zuchttiere für die
verbleibenden Gemeinden der Gebrauchszuchtbezirke. Dieser Plan
des Herrn Verfassers dürfte reiflichen Erwägungen entsprungen
sein und verdient wohl Anerkennung.*
Es folgen «nun noch eigene Abschnitte, in denen die Ma߬
nahmen zur Förderung der Pferde-, Rinder-,
Schweine-, Schaf- und G e f 1 ü g e 1 z u c h t - behandelt
werden. Auch hier begegnen wir einer Fülle von sehr beachtens¬
werten Anregungen neben gründlicher Berücksichtigung der ein¬
schlägigen Arbeiten der letzten Jahre. Es würde zu weit führen
auf Einzelheiten hier einzugehen, doch sei u. a. darauf hingewiesen,
daß Verfasser eine Aufhebung der Landgestüte vorschlägt und
eine restlose Pflege der Kaltblutschläge verlangt, eine Sache, die
doch wohl noch zu überlegen sein dürfte.
Die Arbeit ist ein Sonderdruck aus dem Landwirtschaftlichen
Jahrbuch für Bayern, was ja an sich schon für deren Bedeutung
spricht. Es wäre zu wünschen, d$ß dieselbe die weiteste und ein-
gendste Beachtung finden möchte. Ma.
Eingesandt.
Die Bienenzuchtbetriebsweise im Breitwabenstock. Wenn wir
uns entschließen, die Bienenzucht mit Breitwabenstöcken zu be¬
ginnen und uns daher einen solchen gekauft oder selbst nach
einem vorhandenein oder entlehntem Muster hergestellt haben, so
tritt diie Frage an uns heran, wie wir diesen Breitwabenstock be¬
völkern, d. i. mit Bienen besetzen können. Hiezu bieten sich ver¬
schiedene Möglichkeiten, unter anderem: 1. durch Besetzen mit
einem Schwarm, 2. durch Umschneiden oder 3. durch Obersiedeln
eines am Stande bereits vorhandenen oder eines angekauften
Volkes m Mobilbau (Ständerbeute) oder Stabilbau (Korb, Bauern¬
oder Krainerkiste). Alle diese Möiglichkeiten werden in einem
x\rtikel in Folge 16 der Wocheinschrift für Haus, Hof und Garten
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein erläutert. Probefolge steht
kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland be-
trägt Mk, 10.50 für das Vierteljahr. __
Nr. 359 h 58. Staatsveterin ärdienst.
Staatsministerium des Innern.
Bekanntmachung.
Betreff: Prüfung für den tierärztlichen
Staatsdienst in Bayern.
Mit Rücksicht auf zu Tage getretene besondere Umstände
werden zu der am Montag, den 26. September 1921 beginnenden
Prüfung auch Tierärzte zugelassen, welche zufolge Dienstleistung
beim Heere zwar die Voraussetzung des § 15 Abs. 2 der Verordn,
vom 21. Dezember 1908 (GVB1. S. 1141) nicht erfüllt haben, jedoch
noch im Laufe des Jahres 1919 approbiert worden sind.
Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind tunlichst umgehend mit
dem tierärztlichen Approbationsschein in Urschrift oder in amtlich
beglaubigter Abschrift und mit den Belegen über die geleistete
Militärdienstzeit beim Staatsministerium des Innern einzureichen.
München, 13. Juli 1921.
I. A.: gez. Graf von Spreti.
Tolidü
Wundstreupulver
(Verbesserte Dakin-Methode)
Pulbit - Äntidiarrhoicum
Neguvon - Räudemittel
Istizin vet. - Purgans
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
• Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstraße 21.
Tabletten.
Calomeltabletten zu 0,2 g
Bajuvarin-Tabletten (Dauerhefo)
je 1,0, in Papphülsen zu 15 Stück
Kal. bromat. in Tabletten (gegen
Krämpfe der Schweine).
Tabletten zu 3,0, Rolle mit 10 St.,
Tabletten zu 0,0, Rolle mit 10 St.
Salicyltannarabin-Tabletten zu
1,0, iu Papphülsen mit 15 Stück.
Salicyltannarabin c. Argento-
Tabletten zu 1,0 in Papphülsen
mit 15 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 5,0
Rolle mit 10 Stück.
Tartar. stibiat.-Tabletten zu 10,0
Rolle mit 10 Stück.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 0,5.
Natr. bicarbonic.-Tabletten
zu 1,0.
Natr. chlorat.-Tabletten zu 8,0.
Pulvis Doveri-Tabletten zu 0,3.
Rad. Rhei-Tabletten zu 0,5.
Hydrarg. oxycyan. Pastillen zu 0,5 (wie Sublimat- und Sublamin-
PastiTlen verwendbar)
Röhren mit 10 Stück (ohne Abzug) Mk. 1.10
Gläser mit 100 Stück (ohne Abzug) Mk. 10 .—
Gläser mit 1000 Stück (ohne Abzug) Mk 95 .—
Sublimatpastillen je */* g.
Röhre mit 10 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 0.90
Gläser mit 100 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 7.—
Gläser mit 1000 Pastillen (ohne Abzug) Mk. 65.—
iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
Bennen & Co., c-m-ö-H., rÄ Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medfzfnal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel. : Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
672
öes.^csch
laboratorium Dr.Klein .Berlin
Generaldepot Müachea Hess -3tr 12.
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierarzt]. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins
Äntiperiostin
Bei Überbeinen, Knochenneubildungen,
Sehnenscheiden • Gallen, Callusbildung
der Sehnen, Hygrom der Schleimbeutel
mit hervorragendem Erfolg angewandt
e eis 18,- M. für eine Flasche.
eferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
ite in allen Kulturstaaten A
ur für den Gebrauch
es Tierarztes bestimmt
ingen Sie ausführlich^^^^P5jJj
Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riefjersche HniversitatsYiiichhandlung. München, Odeonspl. 2.
(frflher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern Rowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kr eis vereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 26. Juli 1921. Nr. 30.
Inhalt:
Originalartikel: Lichtenstern. (Schluß.) — Wenger. — Referate. — Staats¬
veterinärwesen. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.
(Hochschulnachrichten). — Personalien. — Eingesandt.
Über Geburtshilfe beim Pferd.
Von Dr. G. Lichtenstern in Kotthalmünster.
{Schluß.)
Vorbereitung des Muttertieres und des
Operateurs: Die Stute ist in eine geräumige Boxe zu
bringen; hier im Rottale herrscht im Pferdestalle eine
außerordentliche Raumverschwendung, so daß die Auswahl
nicht schwer ist; beiderseits eines geräumigen Futterraumes
befinden sieh die Stände, die ohne weiteres durch Einhängen
von Türen zu Laufständen verwandelt werden können. Ich
»teile das Muttertier in eine helle Boxe (in die Nähe der
Lichtquelle), lasse zu beiden Seiten die Pferde abführen und
bringe in einen der freien Stände einen großen Waschtisch,
auf dem ich warme Desinfektionslösung, Handtücher, Öl
und mein Instrumentarium auflege.— Zur geburtshilflichen
Kleidung: J ö h n k und Lindhorst benützen einen
Schutzanzug aus Ölstoff. Ich habe mir abgelegte Hemden
und Jacken entsprechend in ärmellose abändern lassen, die
den Vorzug der Billigkeit haben und bei dem hiesigen kalten
Klima im Januar und Februar angenehm warm sind. Die
bei Stiefenhofer erhältlichen Gummiwesten sind ein
guter Schutz gegen das Fruchtwasser. Schon während man
die Stute entsprechend stellt und sich umkleidet, tut man gut
sich um das Personal umzusehen; es sind 5—7 Mann erfor¬
derlich. Entdecke ich unter den anwesenden Leuten einen
berufsmäßigen Empiriker, so veranlasse ich dessen Ab¬
marsch ; ich halte es für durchaus standesunwürdig und ver¬
werflich gemeinsam mit einem Empiriker eine Geburt durch¬
zuführen.
Ist alles bereit, so gehe man an die Untersuchung der
Stute; man darf nicht unterlassen den Besitzer um den Cha-
674
rakter der Stute zu befragen; auch bei Zusicherung abso-
' luter Frömmigkeit tut man gut bei fremden Pferden sich
zu sichern. Ein Mann stellt sich vorne an den aufgetrensten
Kopf; an beiden Seiten des Beckens steht je ein Mann;
einer zieht den Schwanz zur Seite. Bei Beginn der Unter¬
suchung lasse ich mir den entsprechenden Vorderfuß auf-
heben. Eine Allgemeinuntersuchung vor der speziellen
Untersuchung ist zeitraubend und deshalb nicht nur un¬
nütz, sondern zweckwidrig.
Die gewissenhafte Reinigung der Umgebung der Scheide
ist Hauptgebot; eine Person hält zur Seite eine größere
Menge warmes Wasser zur Verfügung. Mit Verwendung
von Seife gelingt e§ ein relativ keimarmes Operationsfeld
zu schaffen.' Die Verwendung von einhüllenden Mitteln am
Arm (Adeps suillus,Vaselin) ist bei zu Furunkulosis geneig¬
ter Anlage sehr zu empfehlen.
Untersuchung: Die Untersuchung erstreckt sich
1. ob nicht Verhältnisse vorherrschen, die jede weitere
Arbeit illusorisch machen; besonders der Vorfall von Darm¬
teilen der Stute ist absolut prognostisch ungünstig zu be¬
urteilen. Bei sehr heftig drängenden Stuten kann man in
der Excavatio rectouterina eine Ruptur des dorsalen Schei¬
dengewölbes beobachten, durch die schon vor der Geburt
Dünndarmschlingen hervortreten. Ich selbst konnte schon
beobachten, daß bei Anteflexio uteri Geburtshelfer die Ano¬
malie durch Einschneiden'in den umgestülpten Teil zu lösen
versuchten. Auch in diesen Fällen treten Dünndarmschlin¬
gen hervor. Solche Tiere sind verloren.
Bei Prolapsus ani oder Prolapsus vesicae urinariae sind
die Aussichten für den Erfolg zwar auch zweifelhaft, immer¬
hin ist man verpflichtet die Geburt durchzuführen. Die Pro¬
gnose sei auch dann vorsichtig zu stellen, wenn die Stute
nach beendeter Geburt sieh denkbar gut befindet. Bei Pro¬
lapsus ani treten mit Vorliebe Zerreißungen des dorsalen
Aufhängeapparates ein; durch die Peristaltik des Darmes
tritt dan schon nach einigen Stunden eine Drehung des
Mastdarmes ein, dem man ganz ohnmächtig gegenübersteht.
Bei Harnblasenvorfall ist dann der Erfolg negativ, wenn
durch den Vorfall eine Zerreißung eines oder beider Harn¬
leiter eingetreten ist.
2. Die Untersuchung erstreckt sich weiters nach Hal¬
tung, Stellung und Lage der Frucht und
3. ob der Fötus noch lebt oder schon tot ist. —
ad 1. Die Verhältnisse abgesehen, die ich schon sub 1
besprochen habe, ist die Untersuchung bereits dann not-
675
wendig, wenn bereits andere Leute gearbeitet haben; .bei
Uterusrissen schenke man dem Besitzer klaren Wein ein,
ohne natürlich eine der bereits tätigen Personen namentlich
zu benennen. Es wäre unrichtig, längere Zeit noch daran zu
arbeiten, da man dann das Odium auf sich lenken kann.
ad 2. Die Feststellung der Lage, Stellung und Haltung
macht dem Anfänger oft Schwierigkeiten. Bezüglich der
Definition der Begriffe Lage, Stellung und Haltung ver¬
weise ich auf die Lehrbücher (Ziffer 46, 47, 48 des „Prakti¬
kums der tierärztlichen Geburtshilfe“ von Lind hörst
und Drahn).
ad 3. Die Feststellung, ob ein Fötus noch lebt oder schon
abgestorben ist, ist manchmal recht schwer; bei Geburten
vor Beendigung der Trächtigkeitsperiode- braucht man sich
mit der Feststellung nicht abzuplagen, da solche Tiere ohne¬
hin regelmäßig bald nach der Geburt eingehen. Tn anderen
Fällen wird ein Druck auf den Bulbus, Zug an der Zunge
oder einem Beine, Palpation der Herzgegend, bei Stei߬
endlagen der Arteria umbilicalis in Zweifelsfällen Klarheit
schaffen. Falls der Fötus noch lebt, ist man verpflichtet eine
Berichtigung des Stellungs-, Haltungs- oder Lagefehlers zu
versuchen. ' ,
Die Geburt: Der Anfänger wird sich auf die genaue
Voruntersuchung einrichten müssen. Tch selbst leite mit
der Untersuchung die Geburt selbst ein; ich werde also, so
bald ich eine Anomalie festgestcllt habe, z. B. eine Karpal-
beugehaltung, ohne weiteres auch versuchen die Anomalie
zu lösen. Das ist natürlich jedesmal,individuell verschieden;
ebenso versuche ich bei Anomalien, die nach meinem Er¬
messen nur durch Embryotomie gelöst werden können
(Bauchquerlage) nicht mehr durch Berichtigungen die
Sache zu beheben und werde mich unnützerweise ermüden.
Ein Anfänger kann das nicht entscheiden und er muß sich
so lange mit Berichtigungsversuchen abmühen, bis er auf
Grund bestimmter Erfahrungen allmählich das richtige Ur¬
teilsvermögen erworben hat. Nichts ist verfehlter als in
der Geburtshilfe nach einem bestimmten Schema zu ver¬
fahren. Die Geburtshilfe kann nur dann zu einem guten
Ergebnis führen, wenn sie das Produkt vprsichtigster Ab¬
schätzung des eigenen Könnens und der Verhältnisse des
Muttertieres darstellt. Auf jeden Fall hat man sich beim
Pferde so zu benehmen, daß in erster Linie die Mutterstute
gerettet werden muß, nachdem erfahrungsgemäß durch
rasche Lösung der Eihaut infolge bestimmter physiologischer
Vorgänge die Fohlen sehr leicht ungeboren eingehen. Die
676
Lösung einer Schwergeburt ist demnach dann die glück¬
lichste, wenn wir sofort die Methode ausfindig zu machen
imstande sind, den Fötus unter der geringsten Gefahr für
für das Muttertier zu entwickeln.
Ist ein Tierarzt zu wenig vertraut mit Embryotomie,
so lasse er besonders bei wertvollen Tieren die Hände weg,
besonders wenn er sieht, daß es sich um verwickelte Fälle
dreht. Durch unsachgemäßes Arbeiten kommt er selbst
nicht ans Ziel und wenn er dann am Schlüsse doch sich an
einen Kollegen wenden muß, findet dieser unentwirrbare
Verhältnisse.
Die Schnelligkeit in der Geburtshilfe ist von außerordent¬
licher Wichtigkeit; man erhält sich selbst leistungsfähig;
durch schnelle Erledigung der Arbeit wird auch das Mutter¬
tier geschont, die Rekonvaleszenz erheblich verkürzt, konse¬
kutive Gebärmutterentzündungen werden in ihrer Heftig¬
keit gemindert und es wird auch die Fruchtbarkeit der Stute
durch das Ereignis nicht gestört. Bei dem wertvollen Zucht-
stutenmaterial des Rottales ist der letzte Umstand von be¬
sonders'wirtschaftlicher Bedeutung und es ist mir noch nicht
eingefallen eine Stute deshalb von der Zucht auszuschließen,
weil einmal eine Embryotomie vorgenommen werden mußte
(Stoß).
Die Dauer einer Geburt wird in erster Linie von dem
Geburtshindernis und der Gewandtheit des'Geburtshelfers
abhängen; jch habe schon Fälle in Minuten erledigt, die
Empiriker in Stunden nicht erledigen konnten; ich rechne
für eine Geburt, bei der die Embryotomie des Brustgürtels
ausgeführt werden muß, eine Dauer von 20—45 Minuten.
Bei Verlagerungen des Uterus, wie Torsio uteri, Anteflexio
uteri, darf man sich auf eine Arbeit von Stunden gefaßt
machen. —
Über die Wart und Pflege einer Stute nach Schwerge¬
burt, die Prognose bei unverletzter und verletzter Gebär¬
mutter, Behandlung von Dammrissen, Mastdarmschwellun¬
gen, die Behandlung von neugeborenen Fohlen, Nachkrank¬
heiten u. a. werde ich am Schlüsse des zweiten Teiles das
Notwendigste bringen.
(Aus der chirurgischen Universitäts-Tierklinik in München,
Vorstand: Professer Dr. Mayr).
Entfernung einer verschluckten Metallkugel unter
Benützung des Brechaktes.
Von Dr. H. Wenger, Assistent und Obertierarzt.
Ein Dachshund (männlich, braun, D/4 Jahre) hatte eine
Metalflkugel verschluckt. Sie ließ sich röntgenologisch an
677
der tiefsten Stelle des Magens nacliweisen. Krankheits¬
erscheinungen bestanden nicht.
Die Entfernung eines derartigen spezifisch schweren
Fremdkörpers ist nicht gerade vordringlich, aber immerbin
wegen eventueller pathologischer Folgezustände (Druck¬
nekrose) erwünscht. Das gewöhnliche operationslose Ver¬
fahren, das zunächst eingeschlagen wird, besteht in der An¬
wendung von Brechmitteln, Abführmitteln oder einhüllen-
den Mitteln, z. B. Kartoffelbrei. Diese Methoden versagen
bekanntlich häufig, wenn man es mit schweren Fremdkör¬
pern zu tun hat, die eben trotz allem am Magengründ liegen
bleiben. Da die Magenöffnungen höher liegen, so wäre es
zweckmäßig, sie durch entsprechende Lagerung des Tieres
in tiefere Lage zu bringen, um damit die Wirkung der
Arzneimittel zu unterstützen.
Der Hund bekam am nächsten Morgen nüchtern eine
Morphindosis subkutan. Da innerhalb fünf Minuten Er¬
brechen eintritt, so warteten wir dieses ab. Beim ersten
Würgen erbrach der Hund Schleim. Eine Minute später,
während^der zweiten antiperistalltischen Welle, hob ich das
Tier an den Hinterfüßen hoch und schüttelte es kräftig.
Die Vorderfüße standen dabei noch auf dem Boden. Plötz¬
lich rollte während des Brechakt.es die Kugel aus dem Maule
heraus. Sie hatte ein Gewicht von 27,7 g, einen Durch¬
messer von 19,2 mm, also ungefähr die Größe einer Kirsche.
Nach dem Abflauen der Morphinwirkung waren eben¬
sowenig Krankheitserscheinungen wahrzunehmen wie zuvor.
Die Möglichkeit, einen schweren, glatten, metallischen
Fremdkörper mit Hilfe eines Brechmittels und der geeig¬
neten Körperhaltung zu entfernen, dürfte auch für größere
Stücke als die in unserem Fall gegeben? Kugel gelten.
Referate.
Tierzaeht, Tiertaltang, Diätetik.
Dr. Wen dl er, Vorstand d. Landw. Kreiswinterschule
Mühldorf a. I.: Über die Trocknung der Kartoffeln und an¬
derer für Volksernährung und Fütterung wichtiger Stoffe.
(Südd. Landw. Tierzucht, 1919, Nr. 22 ff., S. 205.)
Ein Haupterfordernis zur Erhaltung und Hebung unserer Vieh¬
bestände ist neben Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung
die Herstellung von Ersatzfutter aus vorhandenen Rohstoffen und
möglichst verlustlose Aufbewahrung desselben. In .erster Linie
gilt es, die Kartoffelernte, bei der die jährliche Einbuße
durch Verderbnis auf mindestens 200 Millicnen Mark geschätzt
wird, ökonomischer zu bewirtschaften und zu diesem Zwecke die
künstliche Trocknung durch Hitze als bestes Konservierungsver-
fahren zu verbessern und auszubauen. Dadurch wäre ein Aus¬
gleich diieser Futtersorte in ertragreichen und armen Jahren schon
durch den leichten Transport der Trockenware ermöglicht und
würde bei der Lagerung und dem Verfrachten viel Raum gespart.
Auch die Verteilung und Verfütterung des Trockenfutters ist spar¬
samer und die Gewinnung unabhängig von der Witterung. Von den
verschiedenenTrockensystemen sind für kleine Betriebe die Darren
am zweckmäßigsten, sie sind Allestrockner und erfordern die we¬
nigsten maschinellen Einrichtungen und Kenntnisse; aus 4 Zentner
Rohkartoffel , wjrd rund 1 Zentner Trockengut gewonnen. Die
Trockenkartoffel sind ein nahrhaftes, in seiner Zusammensetzung
konstantes Futtermittel, das sich der hohen Verdaulichkeit wegeji
zur Schweinemast eignet, aber auch zur Fütterung an Milchkühe
und Pferde brauchbar ist. Kalk, Phosphorsäure und Kochsalz
müssen anderweitig zugeführt werden. W. spricht auch dem Kar-
toffelzusatz zur Herstellung des Brotes dasWort. In gleicherweise
könnte ein Teil des Grünfutters und der R üb e n, nament-
litfh die bei ihrer Ernte übrigbleibenden Blätter und Köpfe durch
Trocknen für die Wintermonate dem Verzehr erhalten werden.
Getrocknetes Rübenkraut ist nach neueren Versuchen bestem
Wiesenheu gleichwertig und kann in Mengen von 5—15 Kilo auf'
1000 Kilo Lebendgewicht ohne Bedenken verfüttert werden. In¬
wieweit Gras und anderes Grünfutter sowie Getreide an Stelle.der
natürlichen Trocknung der künstlichen vorteilhaft vorzuziehen ist,
bleibt von wirtschaftlichen Verhältnissen abhängig; wenn auch die
Sonnen- und Lufttrocknung an erster Stelle bleibt, so kann bei
größerem Umfange der Grünfutterflächen, um höhere Nährwert¬
verluste zu vermeiden, Dürrheubereitung durch Sauerfutter in
Futtertürmen oder Silos ergänzt werden. In feuchten Jahren be¬
trägt die Wertminderung der, Heuernte 30—40 %, in nassen bis
70 %•. Angesilchts der Tatsache, daß in Bayern unter 10 Ernten
.4 mit zu hohem Wassergehalt des Getreides *sind, ist auch die
Trocknung des Getreides zu erwägen, um die Verluste
durch zu feucht gelagertes Getreide, die sich auf Hunderte von
Millionen errechnen, zu verringern. Auch aus tierischen
Abfallstoffen, Panseninhalt, Abfall- und Kehrichtblut, aus
Fleischabfällen, Konfiskaten und Knochen sowite aus Haushalt¬
abfällen lassen sich auf dem Wege der Trocknung Ersatz¬
futterstoffe gewinnen, deren Wert viele Millionen beträgt. Durch
die Heranziehung von Trockengut aus den erwähnten Rohstoffen
ließe sich die Einfuhr von Futtermitteln, die unserer Landwirt¬
schaft jährlich über 1 Milliarde kosten, bedeutend eÜnschränken.
W. denkt sich die Trockenbetriebe genossenschaftlich organisiert
und aus öffentlichen Mitteln unterstützt und erwartet davon, daß
sie sich rentabel gestalten. Me.
Staatsveterinärwesen.
österreichischer Veterinärdelegierter.
Der österreichische Veterinärdelegierte, Herr Hofrat Karl
Hank a, wohnt ab 12. Juli München, Elisabethstraße 8/0 r.
Die Fernsprechnummer wird später bekannt gegeben werden.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Professor Dr. NÖller an der Tierärztlichen Hochschule in
Berlin ist zum Mitglied des Landesveterinäramtes und Mitglied
der Prüfungskommission für Kreistierärzte und Regierungs- und
4
i
<
Veterinärrat Müssemeier im Ministerium für Landwirtschaft
zum stellvertretenden Vorsitzenden der Prüfungskommission für
Kreistierärzte ernannt worden.
Eine Anregung zur Ermöglichung einer Pensionsversicherung
der bayerischen Freiberufstierärzte.
Im bayerischen ärztlichen Korrespondenzblatt Nr. 18 vom
7. Mai 1921 verbreitet sich der Vorsitzende des Landesausschusses
Bayern, Dr. Stauder- Nürnberg, eingehend über die Notwen¬
digkeit einer Pensionsversicherung der Ärzte und sieht die Lösung
dieser Frage in dem Anschluß an den bayerischen Versorgungs¬
verband, der unter Aufsicht des Staatsministeriums des Innern
an die bayerische Versicherungskammer in München angeglie¬
dert ist.
Das Vorgehen der bayerischen Ärzte, die im Kampfe um die
Sicherung ihrer wirtschaftlichen Lebensbedingungen mit denselben
Schwierigkeiten wie wir zu kämpfen haben, verdieint unsere ernste
Aufmerksamkeit. Die Ausführungen Dr. Stauders sind daher auch
für uns aktuell und sei in Kürze der Inhalt des Artikels in seinen
wichtigsten Punkten wiedergegeben:
Der Ersatz für die Pension des Staatsbeamten wurde neben
den Pensionskassen einzelner Verbände, die jedoch schon vor dem
Kriege nur ganz unzureichende Beträge aus zu zahlen in der Lage
waren, bisher in einer Lebensversicherung gesehen, die von einem
gewissen Lebensalter ab entweder durch Kapitalabfindung oder
in Form einer Leibrente ein Existenzminimum gewährleisten sollte.
Ihr war in der Regel eine Kranken- und Invalidenversicherung
angegliedert. Sie bot also im Falle eines frühzeitigem Todes eine
Hinterbliiebenenversieherung und bei Ablauf .der Versicherungs¬
dauer eine Altersversorgung. Nachteile dieser auf dem Boden des
Kapitaldeckungsverfahrens aufgebauten Versicherungsform sind
die außerordentlich bescheidene Höhe der Rente, die sowohl im
Falle der Invalidität für den Arzt, im Falle des Todes für die
Witwe zur Auszahlung kommt. Höhere Renten verlangen eine so
enorme Steigerung des versicherten Kapitals lyid damit der Prä¬
mienzahlungen, daß sie für die Allgemeinheit nicht erschwinglich
sind. Ferner ist damit zu rechnen, daß für alte, kranke und in¬
valide Ärzte auf die gesundheitliche Untersuchung des Einzelnen
nicht verzichtet werden kann, und für diese Kollegen Ablehnung
oder mindestens erhöhte Prämiensätze in Frage kommen.
Eine völlig andere Art der Versicherung ist im Gegensatz zu
diesem auf dem Kapitäldeckungsverfahren aufgebauten Versiche¬
rungssystem die Versicherungsform, die sich auf dem Uinlagever-
t'ahren aufbaut. Nach dieser wird der Aufwand, den die Versiche¬
rung mit ihrem Verwaltungsapparat erfordert', durch einen Um¬
lagesatz, zum Beispiel 5 Prozent des Jahreseinkommens, gedeckt.
Auf dieser Grundlage beruht der bayerische Versorgungsverband,
der für die Stadt- und Distriktsgemeinden Bayerns eine Rückver¬
sicherung für die gesamten Pensionen darstellt, welche sie an ihre
Invaliden oder im Ruhestand befindlichen Beamten an deren Wit¬
wen und hinterbliebenen Kinder ausbezahlen müssen.
Der bayerische Versorgungsverband bezahlt:
Ruhegehalte, soweit sie in den ersten 10 Dienstjahren
35 Prozent, in den nächsten Dienstjahren 37,3 Prozent bis 55 Pro¬
zent, in den folgenden 20 Dienstjahren 50, 57 usw. bis 75 Prozent
und weiterhin 75 Prozent der Besoldungen nicht überschreiten;
680
Sterbegehalte bis zum dreifachen Monatsbetrage der
Besoldung oder des Ruhegehaltes;
Witwengelder bis zu zwei Fünftel des Ruhegehaltes
des Angestellten;
W aisengelder (auf die Dauer der Minderjährigkeit bis
zu ein Fünftel, bei Doppelwaisen bis zu ein Drittel des Witwen¬
geldes ;
Unterhalts bei träge bis zur Höhe des Ruhegehaltes,
Witwen- und Waisengeldes;
Abfindungen wegen Verheiratung einer Ruhegehalt¬
oder Witwengeldberechtigten bis zum fünffachen Betrage des
Jahresbezuges.
Endlich kann der Verband die Kosten des Heilver¬
fahrens, das zur Anwendung oder Beseitigung oder bereits
eingetretener Dienstunfähigkeit eines Angestellten eingeleitet wer¬
den soll, ganz oder teilweise übernehmen.
Der gesamte Aufwand samt den Verwaltungskosten wird durch
das Umlageverfahren gedeckt. Zur Zeit beträgt beim bayerischen
Versorgungsverbamd der Umlagesatz 5 Prozent des Diensteinkom-
mens. Es ist damit zu rechnen, daß dieser Satz eine gewisse Er¬
höhung erfahren wird. Bei diesem außerordentlich niedrigen Satz
von 5 Prozent des Jahreseinkommens sind die Leistungen des Ver¬
bandes wie oben kurz dargestellt außerordentlich hohe; es er¬
halten in den ersten 10 Beitragsjahren alle Versicherten 35 Pro¬
zent ihres Jahreseinkommens als Ruhegehalt und im Falle der
völligen Invalidität. Dieser steigt bis zu 75 Prozent des ver¬
sicherten Diensteinkommens. Bei Teilinvalidität wird ein Teil des
Ruhegehaltes ausbezahlt. Die Altersrente steht vom 65. Lebens¬
jahre an jedem in den Ruhestand getretenen Versicherten zu.
Dr. Stau der führt zwei Versicherungsbeispiele an: 1. An
Hand des bayerischen Beamtenbesoldungsgesetzes vom 2. Juli 1919
wäre es möglich, die bayerische Ärzteschaft für die Gehaltsklassen
X bis XIII dieses Gesetzes zu versichern mit einem Anfangsgehalt
von 21 000 Mark, einem Endgehalt von 45 000 Mark. Bei der Auf¬
stellung von 12 Gehaltsstufen, die alle drei Jahre um je 2000 Mark
steigen und bei der Berechnung eines Umlagesatzes von 6 Prozent
würde die niedrigste Gehaltsstufe von 21 000 Mark eine Jahres-
umlage von 1260 Mark bezahlen müssen und nach drei Jahren
bereits mit einem Ruhegehalt von 8050" Mark rechnen können.
Nach 10 Jahren würde bei einem Prämiensatz von 1620 Mark der
Ruhegehalt 9450 Mark betragen, nach 20 Jahren bei einem Prämien¬
satz von 1980 Mark der Ruhegehalt 18150 Mark, nach 30 Jahren
bei einem Prämiensatz von 2340 Mark der Ruhegehalt 26230 Mark,
nach 40 Jahren würde der Höchstsatz von 75 Prozent des Gehaltes
erreicht werden bei einem Prämiensatze von 2700 Mark und einem
Ruhegehalt von 331750 Mark. Die Witwenrente wäre mindestens
3220 Mark, höchstens 13300 Mark. Das Waiiseaigeld für die ein-
facheWaise 664 Mark bis 2700 Mark, für die Doppelwaise 1107 Mark
bis 4500 Mark jährlich. — 2. Bei der Annahme eines einheitlichen
versorgungsfähigen Einkommens von 50000 Mark jährlich für jeden
bayerischen Arzt und bei der Staffelung der Umlagesätze von 2
bis 8 Prozent, um den anfangenden Ärzten niedrigere Prämien¬
zahlungen zu ermöglichen, würden bei jährlichen Prämiensätzen
von 1000 Mark bis höchstens 4000 Mark Altersrenten von minde¬
stens 17500 Mark und höchstens 37500 Mark zur Auszahlung
kommen. Die Witwenrente davon würde 7000 Mark bis 15 000 Mark
betragen, das Waisengeld 1400 Mark bis 3000 Mark bei der ein¬
fachen Waise, 2100 Mark Tm 5000 Mark hei der Doppelwaise.
Diese auf dem Boden des Umlageverfahrens aufgebaute Pen¬
sionsversicherung stellt demnach eine Gesamtversicherung dar,
die 1. einen Ruhegehalt garantiert, 2. für den Fall der Invalidität
eine ansreichende, in dön Höchstsätzen sogar gute Rente gewährt,
8. eine Witwen- und Waisenversicherung mit günstigein Sätzen
enthält, 4. ein Sterbegeld von nennenswerter Höhe zusichert, 5. das
Heilverfahren im Falle der Krankheit für gewisse Fälle sichert
und 6. eine Unfallversicherung in sich schließt.
Es ist von Seite des Präsidenten der bayerischen Versiche¬
rungskammer, Herrn Dr. von Englert, bereits die Zusage ge¬
geben worden, dem bayerischen Versorgungsverband eine Zweig¬
stelle anzugliedem für die Versicherung des gesamten ärztlichen
Standes. Außerdem wurde die Bereitwilligkeit erklärt, die Ver¬
sicherungsbedingungen durchaus den ärztlichen Wünschen anzu¬
passen, so daß alle Bedürfnisse des ärztlichen Standes Berück¬
sichtigung finden würden.
Soweit die Ausführungen Dr. Stauders.
Der tierärztliche Beruf erfordert wie kein anderer eine An¬
spannung der geistigen und körperlichen Kräfte im Höchstmaße.
Demgemäß ist der Verbrauch an Lebensenergie ein gewaltiger
und hat bei manchen oft ein frühzeitiges Altem zur Folge. Der
Existenzkampf aber duldet kein Erlahmen der Schaffensfreudig¬
keit. Ein stetes Auf-dem-Platze-sein ist unbedingt erforderlich.
Wird, bei der heutigen Geldentwertung der Freiberufstierarzt die
Möglichkeit haben, sich während seiner besten Mannesjahre das
zu.erübrigen, was er bedarf, um im Alter nicht darben zu müssen?
Wird er nicht mit Sorge der Zeit gedenken, wo er den Anforde¬
rungen, die die Ausübung der Praxis an ihn stellt, nicht mehr ge¬
nügen kann, oder gar eine trauernde Familie an einem frühen
Grabe steht? Den wenigstem der Kollegen wird es heute bei den
erdrückenden Steuerlasten und teueren Lebensverhältnissen mög¬
lich sein nennenswerte Rücklagen für das Alter zu machen. Und
selbst wenn, was stellt bei der Unsicherheit der Kapitalsanlage,
bei der Zerrüttung aller Wirtschafts Verhältnisse heute ein Kapital¬
besitz dar? Dazu kommt, daß es den meisten der Kollegen infolge
der Überfüllung des tierärztlichen Berufes nicht mehr möglich
sein wird, mit einer Bezirkstierarztstelle zu rechnen. Es gehören
zu dieser Kategorie nicht nur die jüngsten Jahrgänge, sondern
auch jene, die bereits vor 10 und mehr Jahren die amtstierärztliche
Prüfung mit Erfolg bestanden haben. Für die Kollegen aber, die
als Auserwählte einmal eine pensionsberechtigende Stellung zu
erhalten hoffen, dürfte neben dem Gefühl der Geborgenheit für
alle Fälle die Rückzahlung der geleisteten Beträge samt Zinsen
beim Eintritt einer anderweitigen Versorgung etwaige Bedenken
gegen die Pensionsversicherung nehmen.
Die Frage, ob für uns Tierärzte eine Pensionsversicherung
eine Lebensnotwendigkeit ist, wird wohl Jeder bejahen. Es fragt
sich nur, ob die gesamte bayerische Freiberufstierärzteschaft ge¬
schlossen dieser Versicherung beitritt und ob sie in der Lage ist,
die hierdurch erwachsenden finanziellen Lasten zu tragen.
* Meinerseits soll hier nur im Anschluß an den Artikel Dr. Stau¬
ders eine Anregung gegeben werden, Sache des Verbandes der
Freiberufstierärzte, zunächst der Gaugruppen, wäre es, den Vor¬
schlag aufzugreifein, in alsbald einzuberufenden Gau- bezw. Landes-
682
Versammlungen beraten und der Verwirklichung zuzuführen, zuiu
Besten des Einzelnen und zum Wohle des ganzen Standes.
Prien a. Ch., den 15. Juni 1921.
Dr. L e o p. Hoerning, Distrikts- u. Grenztierarzt.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Das Schaf als Milchtier.
Im allgemeinen wird die Ziege als.Milchtier des kleinen Mannes
vorgezogen, weil ihre Haltung, besonders als Stalltier, sich ein¬
facher gestaltet wie die Schafzucht, auch wird ihr größere Milch¬
ergiebigkeit. zugesprochen. Ihre weitere Verwendung als Fleisch¬
ist aber gering, und Wollespender, wie das Schaf, ist sie nicht.
Bei der Umschau nach einem Milchtier soll aber das Schaf, be¬
sonders die os t friesische Kasse, das sogen. Milchschaf,
nicht übersehen werden. Eis gedeiht zwar besser, wenn es etwas
freie Weide hat, kann aber auch bei Stallfütterung völlig ernährt
werden. Auf der Weide kann es, ebenso wie die Ziege, angebunden
oder von Kindern an der Leine gehütet werden, besonders wenn
es hieran von Jugend auf gewöhnt wurde. Das ostfriesische Milch¬
schaf läßt sich, wie wir der „Ackerscholle“ entnehmen, an Wegen,
Grabenrändern und auf kleinen Plätzen selbst mit ganz kurzem
und spärlichem Graswuchs hüten oder anbinden und stellt auch
an die Trockenfütterung nur geringe Ansprüche. Die Milch-
M i 1 c h e r g i e b i g k ei t . i s t etwas geringer wie die
der Ziege, doch gibt es auch hier Tiere, die 4—6 Liter Milch
täglich liefern. In den Karpathen wird aus der Schafmilch der
Liptauer Käse bereitet, der als Delikatesse einen Weltruf
erlangt hat, und dessen Herstellung, wenn auch nicht in gleicher
Güte und Wohlgeschmack, doch sonst überall möglich sein dürfte.
Das ostfriesische Schaf ist mit etwa zehn Monaten ge¬
schlechtsreif; seine Trächtigkeit beträgt 139—161
Tage, im Mittel 147 Tage, gleich 21- Wo c h o n. Es wirft meistens
zwei Lämmer, bisweilen auch bis zu vier, die' leicht heranwachsen
und im Alter von 6 Monaten etwa 75 Zentimeter groß sind und
ein Gewicht von etwa 100 Pfund haben. Die Verwendung
des Fleisches ist vielseitig und kann zum Teil, wie z. B. die
Keulen, geräuchert werden, um, gleichwie Schweineschinken, wert¬
volle Beilagen abzugeben. Daneben liefert das Schaf 6—8 Pfund
Wolle, die gerade jetzt von ganz besonders hohem Werte ist.
Sodann ist das Fell wertvoll. Es läßt sich zu Pelzwaren ver¬
arbeiten und zu Leder für Schuhmacher, Sattler und anderen ge¬
werblichen Zwecken gerben. („Alm und Weide“, Heft 3. 1921.
2. Jargang.) s
Landwirtschaft, FnttermltteUnmde and ErnShraigswesan.
Milchversorgung und Milchbehandlung.
Auf Einladung des Oldenburger Konsumvereins fanden sich
kürzlich eine Anzahl Vertreter der freien Gewerkschaften zu einem
Vortrag über Milchaufbereitung dort ein. Der Chemiker der S{ol-
kerci, Dr. Maurer, schilderte in kurzen Zügen an der Hand von
Zeichnungen und Versuchen die Arbeitsweise unserer verschie¬
denen Milchaufhereitungen. Zur Besprechung kam zunächst ihr
.Milcherwärmung im gewöhnlichen „Pasteur“; dieses Verfahren ist
683
pr
bei der Trinkmilch nicht anzuwenden, da bei dieser Behandlungs-
weise die Milch ihre Rohmilcheigenschaften verliert. Bei dieser Art
der Milchbehandlung wird die Milch schwer geschädigt; den® die
wichtigen Schutzstoffe usw. gehen verloren und das Eiweiß geht
in festen Zustand über und die Milch nimmt Kochgeschmack an.
Dieses muß im Interesse der Säuglings- und Kindernahrung ver¬
mieden werden. Auch der Keimgehalt der so behandelten Milchi
erhöht sich durch das Fließen nach ihrer Erwärmung über die
Kühler durch die Pumpen und Rohre sehr beträchtlich und ver¬
liert ungemein an ihrer Haltbarkeit. Dann folgte die Erklärung
über die Däuerpasteurisation. Bei dieser Behandlungsart wird die
Milch unter langsamen! Rühren^im Gefäß 30 Minuten bei 62 bis
65 Grad Celsius gehalten. Dieses Verfahren hat schon den großen
Vorteil, daß hier der Rohmilch Charakter erhalten bleibt, auch die
wichtigen Schutzstoffe und das Eiweiß sind in dieser Milch in lös¬
lich gut verdaulicher Form erhalten; aber auch hier muß die er¬
wärmte Milch über den Kühler usw. und leidet, wie das vorher
geschilderte Verfahren auch daran, daß auf diesem Wege die Milch
wieder mit zu viel Bakterien verunreinigt ist und so für unsere
Kinderernährung Schäden zeigt. Alsdann schilderte derVortragende
das Degermaverfahren, das in der Molkerei des Konsum¬
vereins angewandt wird. Bei diesem Verfahren kommt die Milch
direkt in Flaschen oder Kannen. Diese werden in einen recht¬
eckigen Behälter gestellt, und nun wird die Erwärmung durch einen
Strom heißen Wassers ausgeführt, eine Pumpe sorgt für schnellen
Kreislauf. Nach der Erwärmung werden mit Brunnenwasser und
dann mit Eiswasser die Gefäße gekühlt, bleibt also in ein und dem¬
selben Gefäß. Die Milch ist durch diese Behandlungsweise von der
Rohmilch nicht zu unterscheiden; sie enthält alles, was man in
einer Rohmilch vorfindet, hat aber den großen Vorteil, daß sie
vollständig frei von gesundheitsschädlichen Keimen ist und große
Haltbarkeit besitzt. Die Milch braucht nur angewärmt zu werden,
und es wäre ein Fehler, dieselbe zu kochen, da man ja dann die
wichtigsten Eigenschaften der Milch vernichten würde. Der Bezug
der Milch in der Flasche ist der beste, denn es ist garantiert reine
und gute Milch und Verfälschung ausgeschlossen. Die Flaschen-
milch ist, da. sie sich von der Rohmilch nicht unterscheidet, das
beste Nahrungsmittel für Säuglinge und Kinder. Was den Preis
der Milch anbetrifft, so hatte Dr. Maurer recht treffende Ver¬
gleiche mit anderen Nährprodukten aufgestellt. So hat ein Liter
Vollmilch g£inau so viel Nährwert wie ein Kalbsschnitzel von 200
Gramm, 225 Gramm Kartoffeln und 34 Gramm Schmalz zusammen
oder 6 mittelgroße Hühnereier. Ein Liter beste Flaschenmilch
kostet 2.60 Mark. Das Schnitzel mit Kartoffeln und Schmalz kostet
4.80 Mark und die Hühnereier 0 Mark; also ist die Milch das preis¬
werteste Nahrungsmittel. Auch ergab sich aus dem Vortrag, daß
eine nach dem neuesten Verfahren behandelte Milch ruhig einige
Pfennige mehr kosten kann. Der Vortragende war der Meinung,
daß es keinen Zweck habe, die Milchpreise, die sich ja selbstver¬
ständlich nach dem Butterpreise einstellen werden, durch Zwang
künstlich niedrig zu halten, denn dann werde ja sofort schlechter
geliefert, wie die Zwangswirtschaft gezeigt hat. — Nach dem Vor¬
trage fand eine Führung durch die mit vorzüglichen wärmetechni-
schen Einrichtungen versehene Molkerei mit ihren Kühlräumen,
ihren Räumen für Käse- und Butterherstellung, ihrer Eisfabrik usw.
statt und darauf wurde das Degermaverfahren erläutert. S. M.
684
'i -V:
Frachtermäßigung für Milch.
Durch die auf Verbilligung der Volksuahruögsmittel gerich¬
teten Maßnahmen der Reichseisenbahnverwaltung wird u. a. auch
die Milch begünstigt. Atu 1. JulE 1921 ist im Bereiche der Beichs-
eisenbahnen, preußisch-hessisches, sächsische«, pfälzisches, meck¬
lenburgisches umd oldenburgisches Netz, ein Ausnahmetarif für die
regelmäßige Beförderung von Milch eingeführt. Der neue Äus-
uahmetarif behält die für diese Beförderungsart der Milch ein¬
schließlich , der Rückbeförderung der leeren Gefäße bereits be¬
stehende vereinfachte Abfertigung unter Stundung der Fracht bis-
zum Monatsschluß im allgemeinen bei, gewährt aber gegenüber
der bisherigen Frachtberechnung^art eine' ganz bedeutende Er¬
mäßigung. S.M.,
Günstige Aussichten für die Eierversorgung.
Nach dem „Butter- und Fettwarenverkehr“ sind früher jähr¬
lich in Deutschland, und zwar ohne die abgetretenen Gebiete,
rund 8 Milliarden Stück Eier verbraucht worden, das sind auf den
Kopf der Bevölkerung etwa 115 Eier. Hiervon stammte etwa die
Hälfte aus der heimischen Produktion, während die andere Hälfte
eingeführt wurde, und zwar vorwiegend aus den östlichen Ländern.
Während des Krieges ging die heimische Erzeugung stark zurück;
Seit der Freigabe der Erwirtschaft, dem 1. Januar 1920, hat sich
aber der Hülmerbestand sehr stark vermehrt. Kenner sind der
Ansicht, daß bereits im vergangenen Jahre die heimische Produk¬
tion wieder den Friedensstand, also 4 Milliarden Stück, erreicht
hat, sie rechnen in diesem Jahre auf eine Steigerung der Produk¬
tion um wenigstens 50 v. H., so daß insgesamt, ohne die Einfuhr,
(> Milliarden Stück zur Verfügung ständen, eine Menge, die allein
schon nahezu den Friedensbedarf, auf den Kopf der durch das
Friedensdiiktat verringerten Bevölkerung umgerechnet, deckt. Dazu
kommt noch die Möglichkeit der Einfuhr, die seit dem Juli 1920
völlig frei ist. Wenn sich die Einfuhrmöglichkeiten auch infolge
des Ausfalls der früheren Hauptbezugsländer, namentlich Polen,
Rußland, Ukraiine usw., zum großen Teile ganz wesentlich ver¬
ringert haben, so kann doch immer noch damit gerechnet werden,
daß aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien (namentlich
Siebenbürgen), Serbien und Jugoslawien nicht unbeträchtliche
Mengen hereingebracht werden können. Der Eiereinfuhrhandel
gibt sich jedenfalls die größte Mühe, seine alten Geschäftsbezäeh-
iingen wieder in Gang zu bringen, soweit dies bei den heutigen
Valuta Verhältnissen möglich ist. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Müchr
hygiene, 1921, Heft 13.)
Praktisch.
In Stallhofen in Steiermark lebt ein ehrsamer Schneider, der
in seiner freien Zeit das ebenso ehrsame Gewerbe eines Kastrierers
nusübt. Da er offenbar ein sehr praktischer Mensch ist, ließ er an
seinem Häuschen die unfreiwillig witzige Aufschrift anbringen:
„N. N., Herren-, Damen- und Sauschneider.“ (D. 0. W. 1921,
Nr 12/13.)
-»
"i
Stand der Maul> und Klauenseuche in Bayern vom 16 . mit 30 . Juni 1921 .
685
Notgeschlachtete Tiere
Kleinvieh
+ araqBnnz
— eraqmiqv
(*l!8Zsiqoiieq
-joa Jnz
qopi&ioA mi
CO CO rn
o
• tH • • • •
1 4- 1
+ 99
h »o <M H l>* C5 CI
rH y-H Ol
1 4-1 4- I 4~b
ji0Z8iqoiJ0a
jap ui
h is i i i r
iH
CO
o
*-«
Ol CO Ol
Großvieh
+ omqBunz
— euiqnuqy
(*q0zstqoueq
-JOA JllZ
qai0[3j0A m I
rH rH tH -h tH
1 ' + ' + + + +
4-
OWCOCO^iC^
rH rH r*H T— 1 Ol
1 4-14-1 14-
Ii0zs^qoij0g
J0P UJ
^ I £ | ^ H H O
CO
CO
C5 05 CO 05 CO O »C
rH rH CO CO
Gefallene Tiere
Kleinvieh
+ 0UiqBnnz
— araqBuqy
(,liezsiqoiJ0q
-joa Jnz
qoi0[SJOA uii
CM Ol tH rH rH rf*
14-4- t 1 4-
CO
4-
OOOt-OOt-vO
^ Ol H Ttl d H h-
1 1 14-1 1 1
^lozsiqoijae:
J0P ai
1 w - 1 1 1 1 S
CO
IOCOCOOOC5CO
Ol r* oi ZO
Großvieh
-j-auiqBunz
— ©uiqtfuqy
(*'q0ZSiqoiJ0q
-joa Jnz
qoi0lSjOA mi
rH CO CO rH tH rH rH
++1+’++1
CO
+
rH CO rH CO CiO Ol ^
tH tH
1 4-1 4-1 4-1
;i0Z8^q0ii0a
J0P UJ
tH CO Ol rH | r- rH |
o>
<x> ^ io cq qo co
▼H
Verseuchte
Gehöfte**)
+ amqBunz
— oraqtmqy
(*li0zs^qou0q
-joa Juz
qoi0lSj0A nii
t- 00 Ol lO h* O rH CM
^ CO
l+l1111+
Iß
Ol
1
Ol tO 05 (M CO t- CI
1—1 CO ^ 00 -+I ^ t—
HdtO
1 1 1 II 1 \
)10Z8iqoij0S
jep rij
OOCO^HOOiO^Hhi
h h rl rl rl W ^
r-H
317
Ol 05 00 O oo O
lO 00 CO CI CO ^
CO CO CO kO CO 05
Gemeinden
+ 0mqBunz
— oraqBuqy
(*^iozsiqou0q
-joa mz
qoi0iÄj0A uij
(MOOrldH^HOi
4- 4* 4- 4- 1 1+4*
129 + 18
HOt^^^OOO
CO CO Ol lO CO L-
NIMM
Ii0zs^qotj0a
J0p UJ
38
13
7
10
5
4
8
44
HCKMOÄO^Cl
r-• r— <j5 io r-t 05
▼H rH tH rH Ol CO CO
Verwaltungs¬
bezirke
+ 0raqBunz
— oinqBuqy
(*;i0zsiqoiJ0q
-joa Jnz
qoi0lSj0A raj
<M*^rH Ol i-HOlrHrH
++1++1+1
9 +
CO GO kO 00 t- tH
rH tH rH rH
1 1 1 1 1 1 1
*tozsiqoiJ0a
J0P UJ
OOOi^hiOCO^iO
Iß
CO
05 to CO 00 CO CO ^
io r- GO 00 O CM CM
rH rH tH
■ ’ ’ ' •
Regierungs¬
bezirke
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
Gesamtsumme:
N N
rH •— tn fn h ^
h cä p<ic$ cctf
lO H o O lO H o
rH CO rH CO rH CO rH
üMM
') Vom 1. mit 15. Juni 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
tlochschulnadiriditen.
Universität München. Für das Studienjahr 1921/22 wurde als
neuer Rektor raagnificus der ordentl. Professor der philosophischen ,
Fakultät II. Sekt., Dr. v. Drygalski, gewählt. Die Tierärztliche -
Fakultät stellte als neuen Dekan den ord. Professor für Physiologie
und Diätetik, Geh. Hofrat Dr. E. Y o i t, auf. Die ord. Professoren
dieser Fakultät entsenden in den Senat an Stelle des ausscheidenden <
ord. Prof. Dr. Fr. Schmitt den ord. Prof, für Tierzucht und poli- -
zeiliche Tierheilkunde, Geh. Hofrat Dr. L. Vogel. Die etats- '
mäßigen a. o. Professoren der Gesamtuniversität wählten als einen
ihrer Vertreter im Senat den a. o. Professor für Hufkrankheiten und
Hufbeschlag, Dr. E. Moser.
Schweiz. Tierärztliche Fakultät der Univer¬
sität Zürich. Zum Dekan wurde Dr. O. B ü r g i, ord. Pro¬
fessor der Chirurgie, gewählt.
Schüterzahl der höheren Lehranstalten Bayerns im Schuljahr
1921/22. Nach einer im Unterrichtsministerium fertiggestellten
Übersicht ergibt sich für den, Besuch der staatlichen höheren Lehr- _
anstalten Bayerns zu Beginn des Schuljahres 1921/22 (1. Mai 1921)
folgendes Bild: Die Gesamtschülerzahl der nach Aufhebung des
Luitpold-Gymnasiums in München v‘on 49 auf 48 verminderten
humanistischen Gymnasien beträgt nunmehr unter Ab¬
rechnung von 39 Realschülern und 385. Realgymnasiasten 16 603
gegen 16 681 des Vorjahres. Abgenommen hat der Besuch an 19
Gymnasien. Der Zugang zur ersten Klasse der Gymnasien beträgt
2296 Schüler (2372 im Vorjahr); Mädchen 291 (205). Das stärkst
besuchte Gymnasium ist das Wilhelms-Gymnasium (720). An den
28 Progymnasien beträgt die Schülerzahl 2469 (gegen 2535).
In der ersten Klasse sind 1 um 57 Schüler weniger zugegangen.
Mädchen befinden sich an 20 Progymnasien 317 (272). Das stärkst
besuchte Progymnasium ist Pasing: 385 Schüler (102 Realschüler).
Die Gesaintschülerzahl der 3 Lateinschulen beträgt heuer
(ohne die 46 Realschüler) 136 (138), Mädchen 40 (31).
Die Gesamtschülerzahl der humanistischen
Anstalten beträgt 19252 (1 9401); Mädchen 648 (508).
Die 5 Realgymnasien und das Reform-Realgymnasium '
in Nürnberg werden unter Zurechnung von 532 Realgymnasiasten '
an den Gymnasien und in St. Ingbert von 4052 (3859) Schülern be¬
sucht; Mädchen 48 (66). Das Realgymnasium in Nürnberg steht
mit 837 Schülern am der Spiitze; Reform-Realgymnasium 432. Die
14 Überrealschulen weisen 10 373 (10 510) Schüler auf. Der Zu¬
gang zur ersten Klasse beträgt 1831 (1960); Mädchen 134 ( 99).
Die Würzburger Oberrealschule mit 983 Schülern ist die stärkst .
besuchte.
Die Gesamtschülerzahl der 47 Realschulen
beläuft sich auf 17 160 Schüler (16 774). In der ersten Klasse sind
3968 (4179) Schüler zugegangen; Mädchen 863 ( 663). Stärkster Be¬
such : Gisela-Kreisrealschule mit 846 (843).
Die realistischen Anstalten Bayerns werden somit^
von 28 289 (2 7 94 2) Schülern besucht; es ergibt sich eine Ge-
saintmehrung um 347 Schüler. Mädchen sind an den realistischen
Anstalten im ganzen 997 gegen 762 im Vorjahre.
687
v
Personalien.
Auszeichnung : Geheimrat Dr. Vogel, o. ö. Professor an der
Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen, wurde durch Ent¬
schließung des Herrn Reichspräsidenten mit dem Charakter eines
Generaloberveterinärs ausgezeichnet.
Gestütsverwaltung: Mit Wirkung vom 1. Juli 1921 an wird der
Tierzuchtdirektor Hans Guthrod in Würzburg auf sein Ansuchen
vom Antritt der Stelle des Gestütsdirektors am Stammgestüt Schwaig-
anger entbunden. Vom 1. August 1921 an wird der Bezirkstierarzt
Eugen Groll in Traunstein zum Gestütsdirektor am'Stammgestüt
Schwaiganger in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt.
Militärdienst: Es erhalten den Charakter als Oberveterinär der
Veterinär der Reserve a. D. Dr. Mößel (H. München); den
Charakter als Veterinär der Feldhilfsveterinär der Reserve a.D.
Friedrich Weber, sowie der Feldunterveterinär der Reserve a.D.
Dr. Nicki (beide II. München); die Erlaubnis zum Tragen der
Uniform der Vdterinäroffiziere des Beurlaubtenstandes: der Stabs¬
veterinär der Reserve a.D. Dr. Alfred Schneider, Aschaifenburg.
Als Assistent ausgetreten: Dr. Hans Geiger aus Ingolstadt
beim Bezirkstierzt von Freising-Land.
Anmeldung der Ausübung privater Praxis: Oberstabsveterinär
a. D. Hermann S c h m i d in München.
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Traunstein. Bewerbungs¬
gesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen
Regierung, E. d. I., bis zum 4. Augst lfd. J. einzureichen.
Eingesandt.
Die Schafzucht als einträglicher landwirtschaftlicher Neben¬
erwerb. Der Weltkrieg hat allen Ländern Europas große Ernäh-
rungs- und Bekleidungsscliwierigkeiten gebracht, so daß alle taug¬
lichen' Mittel angewendet' werden müssen, um die Produktion au
Fleisch und Wolle zu heben. Die Ernährungs- und Bekleidungs¬
schwierigkeiten verweisen uns darauf, einen in vielen Gegenden
fast völlig in Vergessenheit geratenen Zweig der Landwirtschaft,
nämlich die Schafhaltung, wieder aufzunehmen und auszugestaltcn.
In vielen Gegenden des alten Österreich, sowohl im Alpen- als
auch im Sudetengebiete, war die Schafhaltung Jahrhunderte hin¬
durch ein für die Landwirtschaft sehr einträglicher Betriebszweig.
Große Schafherden zogen, vom Hirten und seinem treuen Hunde
begleitet, über den Gemeindeanger, über das rastende Brachfeld
und durch die grasreiehen Waldtriften. Der Bedarf des Landes an
wollenen Strick-, Wirk-, Web- und Walkwaren wurde durch die
Erzeugung des Landes selbst gedeckt, in keinem Bauernhause
fohlte das Spinnrad. Der Bauer und seine Söhne trugen warme
Pelze aus Schaffellen, im Gebirge wurde guter Hausloden erzeugt.
Die Bäuerin und ihreTöchter spannen fleißig an den langenWinter-
abenden und die für den eigenen Bedarf nicht benötigte Wolle
wurde in die Stadt verkauft, wo das ehrsame Tuchmachergewerbe,
die Webermeister, Strumpfwirker und Strumpfstricker ein reich¬
liches Auskommen fanden. In Wien und in anderen Städten er¬
innern heute n,och die „Wollzeile “ und die „Tuchlauben “ an
diese Zeiten. Die Blütezeit der Schafzucht war das Ende des 18.
und der Anfang des 19. Jahrhunderts, als die großen Gutskörper
die Zucht des feinwolligen Merinoschafes einführten und eine Ehre
688
dareiusetzten, für die feinste Wolle die höchsten Preise zu erzielen.
Näheres darüber wird in einein Aufsatz der Folge 18 der Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu-
titschein erläutert. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung.
Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für dasViertel-
jahr.
/
Chemisch-Pharmaceutische Werke Bad Homburg A.-G.
In der außerordentlichen Generalversammlung wurde die Er¬
höhung des Aktienkapitals um Mark 1000000 auf Mark 2000000
genehmigt.
Es wurde mitgeteilt, daß die Gesellschaft auf die Dauer von
25 Jahren mit der Stadt Bad Homburg einen Pachtvertrag abge¬
schlossen hat, zum Vertrieb der Bad Homburger Mineralquellen und
deren Produkte, welcher in Form einer getrennten G. m. b. H. unter
dem Namen „Bad Homburger Heilquellen G.m.b. H. Bad Homburg* 1
geführt werden soll. *
Einladung
zu der am Sonntag, den 31. Juli 1921 vorm. 10 Uhr in Liditenfels
im Hotel Anker stattfindenden
Generalversammlung
des tierärztlichen Kreisvereins.
Tagesordnung:
1. Wahlen.
2. Ergänzungsfleischbeschau. Referent: Distriktstierarzt
Bauriedel.
3. Verschiedenes.
Münch berg, den 20, Juli 1921.
Fa ekler, Vorsitzender.
Wir empfehlen:
"\
Ruhrheil:
Unübertroffenes Mittel bei Kälber¬
ruhr. In der tierärztlichen Praxis
bestens bewährt.
Wurmmittel
für Pferde. Einfach zu verab¬
reichen, sicher in der Wirkung.
Mittel legen LohmbeiteB.
Contusionen, Distorsionen, Entzün¬
dung der Gelenke in Sonderheit des
Schulter- u. Hüftgelenkes. Einf. zu
applizieren. Frappante Heilerfolge.
Fabrik tierärztlicher Arzneimittel
MAX BERGMANN Nacbi., Inh.: Dr. R. Samuel, EMMI, TMr.
T-Elnreibung
von vorzüglicher Heilwirkung bei
Sehnenentzündungen der Pferde.
Einschuß
einzig wirkend bei Einschuß der
Pferde, Rezidive ausgeschlossen.
Rehemittel.
Neues Verfahren die Rehe auch in
schwersten Fällen sicher zu heilen.
Lieferung nur an Tierärzte.
689
fCarbo medicinalis Bengen %
g (biologisch geprüfte Tierblutkohle) g
I in der Praxis ausgezeichnet bewahrt. §§
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., fi-m-nx rÄ! Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medlzlnal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
ichiio inr Pferde- und Vlehbesiizer!
Pferde- und Viehbestände, auch Hunde,
versichert jeder vorteilhaft und zu festen,
billigen Prämien bei der
„Süddeutschland“
Versichenrngs - Aktien - Geselischall in Nürobero
Untere Baustr. 20.
Prospekte gratis. Vertreter werden angestellt.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß
der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für
die in der folgenden Woche erscheinende Nummer der Wochenschrift.
BAYER
Mercaffin Merpon Kynoda!
ges. gesch.
Behandlung
Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orig.-
Bei Darmstaupe u. anderen Bei L u n g e n s ta u p e, wie Bei nervöser Hundestaupe
Magen- und Darm- überhauptbeieintretentiem zur symptomatischen
erkrankungen Fieber, Lungentzündung u. Behandlung
Orig.-Karlon: SAmpullen ä 2.5. Herzschwäche Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orig.-
lOccm. Orig.-Glas: Tabletten Orig.-Röhre zu 15Tablelten Karton zu 5Ampullen 6 lOccm
i—----Literatur:-
Mercaffin. Berliner Tierarzfl. Wochenschrijt 1920, Nr. 23; Tierärzll. Rundschau 1921, Nr. 6;
j TierarztI. Rundschau 1921 N . 15; Berliner Tierärzll. Wochenschrljl 1921, Nr. 17; Deutsche
) Tierärztliche Wodienschri|t 1921, Nr. 18 — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
ISHZIN veL I
Purgans
NegUVOn - Räudemittel
Tolid - Wundstrcupulvcr
(verbesserte Dakin-Methode) 3
Pulbit - Antidiarrhoicum
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
690
Approbierter Vertreter
ab 13. August auf 3 Wochen gesucht. Offerten bei freier Station
erbeten unter H. St. an die Schriftleitung dieses Blattes.
691
Impfstoffe „<Bans“
Gegen Geflügel-Cholera
GeflUgel-Cholera-Vacclne
und l
Geflügel - Cholera - Serum
zur
Simultanimpfung aktiven u. passiven Immunisierung.
Nachweislich hervorragende Iimnunisierungskralt bei
Sclmtz- und Heiliaaa.pfvm.gr-
Pharmazeutisches Institut
Ludw. Wllh. Gans, Oberursel a.T.
Depot für Bayern:
Br. R. Geller, Tierarzt, Scbwarzacb Ni-Bayem. t.-a. : oeiier/schwarzach n<i.-B ayern.
Dr. Richard Unolert. Ullenweiler bei Riedlingen (Württemberg).
Hntistrongyiin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche "Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Erfolge des Kollegen.
„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu
<ler Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬
liches Abführmittel ist. Bisher hatte icli bei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticnm cps. ,,E.Bark“ ä8.— M , erste Probefl. 5.— Jä, dem
Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16.
Lager für Schlesien bei Dr. Masur, Sdilawa.
Creosot-
Vasogen>,
Nicht teurer als Ersatz-Präparate.
Sparsam im Gebrauch.
Vorzügliches, von vielen
Tierärzten empfohlenes
E xp ektor ans mit
gleichzeitig appetit-
a n r egende r Wir¬
ft u n g. Auch in hart¬
näckigen Fällen bewährt
bei:
Bronchitis , Pneumonie , Druse , Morbus
maculosus.
Dosis: kl. Tiere tgl. 2 mal 1 Teelöffel
gr. Tiere tgl. 2 mal 1 Esslöffel,
gelöst in Milch, Honig v. s. w.
Pearson&Co., Akt-Ges.,
Hamburg 19.
693
Cdlofrefol
das neue, glänzend begutachtete und bewährte Desin>
feftionsmittel für $ro$- und Rleindesinfeftion jeder flrt,
Zur Seuchenbefämpfung und Vernichtung tierifcher und
pflanzlicher Parafiten und Schädlinge. Unbedingt
mirFfam, ungiftig und fafl geruchfrei, leicht emulgier*
bar, bequeme ftamendungsmeife, unbegrenzt haltbar,
billig im Gebrauch.
UTocdax
D. K. P. He. 312465
tätet alles Ungeziefer, ungiftig, aromatifch, ausgiebig,
daher billig.
3u hoben in allen pa|?enden Befchäften, falls nicht,
»erden Bezugsquellen nachgeroiefen. Jntereffenten
erhalten Literatur Foftenlos burch die
6accbarin--$abrif,
oorm. Jasberg, £1/1 & Co.,
inagdcburg--t0üdo|t.
694
ln FriedensQualität wieder lieferbar:
SMninWrfo
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Almungsbeschwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24. — ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.mlH., Hannover
Ludwigstrafle 20 und 20 a,
Fabrik chemlsch-pharm. Präparate, Drogengrollhandlung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349 . o o Tel.-Adr. liengenco.
Abortus infect. und Vaginitis Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig gehellt durch:
Dr. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z, mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung. ($. cf. 8. T. w. No. 1912, o. r. w. No. 1912, r. r. No. 1912 etc.)
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinfidentien,
Antiseptica und
Desodorantien
L
Worin, Roh-Worin
Phenosol 1, Phenoso! II 1
iteratur und Proben kostenfrei.
D. R.W. Z.
Ä- ** * *
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
Im Auslande 1 auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
phatm. Präparate Brügge i.W.
Dr.
„VaginalDläiichen und Bullenstie Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Sofortige sichtbare Tiefenwirkung unmittelbar nach der Applikation.
jedes Quantum umgehend lieferbar. ,
Tierarzt Dr. Kaiser, Bad Harzburg.
695
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Berlin SW. 47, Mttrnstr. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161. *
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verteilungsstelle staatlich her¬
gestellter Impfstoffe und Sera.
Herstellung von Präparaten nach gegebener Vor¬
schrift. — Abfassungen in fertigen Packungen. —
Auf Wunsch Aufdruck des ordinierenden Tierarztes.
♦ ♦♦
♦
♦
♦
♦
♦
♦
I
!:
♦
best bewährtes Räudemittel
namentlich für den Kopf, welcher heim Vergasen nicht
entsprechend mit behandelt werden kann.
Au! Veranlassung des Ministeriums für Landwirtschaft auf den Seuche-
stationen dauernd im Gebrauch; Preis pro Liter Mk. 5.- ohne Kanne J
ausschließlich Porto. J
♦ ♦♦ ♦ ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦ » 4 .-»
Rotlaufserum
ab 15. Juli.
Pro Liter Mk. 420.— netto.
Vertretung und ständiges Lager
lff _Augustenstraße 26
ünincnen dp. «t »et. i. oopier.
Draht-Anschrift: Rheinserum München. Fernspr.: Nr. 56853.
69
Ges. S esch
Laboratorium Dr.Klein .Berlin
Generaldepot Müadiea Hess -Jtr 12.
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
cf. Oberveteriuftr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
pr Dr. Kleins
^ntiperiostin
Überbeinen, Knochenneubildungen,
tenscheiden • Gallen, Callusbildung
Sehnen, Hygrom der Schleimbeulel
hervorragendem Erfolg angewandt
P Preis 18,- M. für eine Flasche.
Lieferung erfolgt an Tierärzte
mit 10 Prozent Rabatt
Patente in allen lCulturataaten A
Nur für den Gebrauch
des Tierarztes bestimmt
^Verlangen Sie ausführlich^^^P^Kj
Ifefcw Literatur
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung* München, Odeouspl. 2,
(frtter: Tierärztliches Wochenblatt o. Wochenschrift Idr Tterhatlkanda n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72 Jahrg. München, den 2. August 1921. Nr. 3L
Inhalt:
Originalartikel: Berger. — Biendinger* — Referate. — Tierärztliche ßtandes-
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien.
— Eingesandt.
(Aus der Medizinischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule in
Dresden. Direktor: Obermedizinalrat Prof. Dr. J. Schmidt).
Beiträge zur Kenntnis des Zwerchfellskrampfes.
Von Assistent Dr. Walter Berger.
Eine in der tierärztlichen Praxis relativ selten beob¬
achtete Erkrankung ist der Zwerchfellskrampf (abdominale
Pulsation), eine Neurose, die mit dem Singultus des Men¬
schen nahe verwandt ist.
Ursachen: Nach Fröhner n. Zwick [1*] rufen
häufig „katarrhalische und entzündliche Zustände des Ma¬
gens und Daimes (Kolik) entweder reflektorisch oder durch
Fortpflanzung der Entzündung auf das Zwerchfell Krampf¬
anfälle des letzteren hervor“. So beobachtete Brie Zwerch¬
fellskrämpfe im Anschluß an Erbrechen, Berghuis nach
Überfütterung, O r e s t e bei gastrischen Zuständen, schlech¬
ter Beschaffenheit des Futters und Kolik, Großwendt
bei Darmentzündung, Zürn nach abnormer Anhäufung
gärender Futtermassen im Magen, L e b 1 a if-c, W ö r z u. a.
unmittelbar nach dem Trinken kalten Wassers, B r i t e a u
nach der Aufnahme schimmeligen Heus, Curtwright
nach Verabreichung einer Aloepille, L u c e t bei einer hoch¬
trächtigen Kuh nach gierigem Fressen. Wo g g o n [2] be¬
obachtete bei zwei Doppelponys Zwerchfellskrämpfe nach
Aufnahme von Akazienrinde. Oftmals gehen dem Krampf
Verstopfungen voraus. Uebele[3] führt Traumen als
Ursache an. So beobachtete K r e d o [4] als Ursache des
Zwerchfellskrampfes bei einer Kuh einen Fremdkörper.
W i r t h [5] berichtet über Zwerchfellskrampf nach Wirbel¬
bruch mit nachfolgender mächtiger intrathorakaler Blutung,
*) Die in eckigen Klammern [] beigefügten Zahlen beziehen
sich auf die^am Schlüsse des Artikels befindlichen Literaturangaben.
die eine Alteration des N. phrenicus hervorrief, indem dieser -
Blutungsbezirk, in dem der genannte Nerv eingesclilossen
war, auf diesen einen Druck ausübte. Nach akuter Affek- ~
tion der Brustorgane [6] und des Brustfells stellt sich eben¬
falls bisweilen Zwerchfellskrampf ein. Übermäßig anstren¬
gende Arbeit, psychische Aufregung oder auch Eisenbahn¬
transporte geben nach Huty ra und M a r e k [7] mitunter
Anlaß zu dieser Erkrankung. Für solche Fälle nehmen nach
ihnen' Haubner und Siedamgrotzky Erschütte¬
rungen des Zwerchfellsnerven durch den stark arbeitender^
Herzmuskel (erscheint mir allerdings sehr fraglich) oder
eine unter solchen Umständen auftretende Erregbarkeits¬
steigerung an. Klingberg [1] beobachtete den Krampf
bei zwei Pferden als Folge von Nervosität und Schreck
(Blitz). ;
Desgleichen stellte N e v e n [8] Zwerchfellskrampf bei
einem Pferde fest, das eine achtstündige Bahnfahrt bei
heißer Tagestemperatur überstanden hatte. Bemerkenswert =
ist, daß nach einem anschließenden einstündigen Marsche .
zum Wohnort des Besitzers mit dem Stärkerwerden der -
Zwerchfellskrämpfe auch ein vorübergehender klonischer -
Kaumuskelkrampf sich einstellte. Auch Myelitis im Be¬
reich der Ursprungsstelle des Nervus phrenicus kann die
Erkrankung hervorrufen.
W i r th [9] sah bei einem an Hämoglobinämie leiden¬
den Pferde kloniscjie Zwerchfellskrämpfe, Py rescu [10]
ebensolche, von einem Icterus eatarrhalis begleitet, als Be-
flexwirkung der Schweifamputation.
Nach H u t y r a und M a r e k [7] schloß sich bei einer
Hündin ein mit dem Herzstoß synchroner linksseitiger
Zwerchfellskrampf nebst gleichzeitiger Bradykardie für die
Dauer eines halben Tages Geburtskrämpfen an.
G o 1 d b e r g e r [11] sah die Krankheit nach einer
Eserin-Arecolin-Injektion auf treten; Dtfschanek [ll be¬
obachtete eine Komplikation des nervösen Herzklopfens mit ■
Zwerchfellskrämpfen.
Symptome: Der Zwerchfellskrampf äußert sich l
nach H u t y r a und M a r e k [7] in beiderseitigen rhyth- .
mischen Erschütterungen des Bumpfes besonders längs des
Bippenbogens, die auf den ersten Blick den Eindruck eines
sehr starken Herzklopfens machen. Begleitet sind sie oft- 5 -
mals von dumpfen, auf einige Schritte hörbaren Tönern
„Diese, elektrischen Schlägen oder dem Pumpen einer Ma-
schine vergleichbaren Stöße“ sind nach F r öhner und.
Zwick [1] besonders deutlich im Verlauf des Zwerchfells- --
699
ansatzes fühlbar und scheinen sogar zuweilen auf umschrie¬
bene Stellen des letzteren beschränkt zu sein. Die durch
deutliche Intervalle getrennten Stöße können nicht nur an
den Seitenwänden des Thorax, am Rücken, in der Lende,
sondern nach Dechsler [6] manchmal selbst an der
Kruppe mit der flach aufgelegten Hand gefühlt werden.
Hach H u t y r a und M a r e k [7] erscheint bei jeder
Erschütterung eine Einziehung in der Rippenbogengegend
mit gleichzeitiger mäßiger Yorwölbung des Epigastricums
und der Hungergruben, ferner mit Einziehung der Zwischen¬
rippenräume im Bereiche der unteren Brustpartien oder
bloß im hinteren Brustdrittel. Die Stöße erfolgen zuweilen
gleichzeitig mit dem Herzstoß oder schließen sich letzterem
unmittelbar an.
Mit einer etwaigen Beschleunigung der Herztätigkeit
würden auch die Stöße an Frequenz zunehmen. Meistens
sind jedoch die Erschütterungen mit dem Herzschlag nicht
synchron, sondern betragen nach Fröhner u. Zwick [1]
pro Minute 10—15. Meistenteils ist der Herzschlag nicht
pochend, sondern normal, oder selbst abnorm schwach zu
fühlen. In wenigen Fällen sind diese Stöße von Schluchzen
begleitet.
Nach TT e b e 1 e [3j werden auch gleichzeitige Muskel¬
zuckungen am Kopf, Hals usw. beobachtet. Auch Schüttel¬
fröste leiten nach genanntem Autor bisweilen den Zwerch¬
fellskrampf bei Pferden ein. Die Häufigkeit der linksseiti¬
gen Pulsationen ist nach Fröhner und Zwick [1] viel¬
leicht auf die Lage des Magens oder auf Veränderungen
im Magen als Krankheitsursache zurückzuführen.
Die Prognose ist im allgemeinen günstig zu stellen,
falls nicht unheilbare pathologische Veränderungen vor¬
liegen. Die Zeitdauer der Erkrankung bewegt sich zwischen
Minuten und einigen Tagen. L e b 1 a n c [1] beobachtete
eine Krankheitsdauer von drei Wochen, in Ausnahmefällen
soll nach D e x 1 e r [6] der Krampf auch jahrelang dauern
können. '
In therapeutischer Hinsicht sind Sedativa
(Morphium, Chloralhydrat, Bromsalze) bezw. Beseitigung
der Grundleiden angezeigt.
In der Dresdener medizinischen Klinik kamen während
der letzten Jahre folgende Fälle zur Beobachtung:
Fall I: Im September a. c. wurde der Klinik ein
Pferd — schwarzbraune Stute, ca. 15 Jahre alt — mit dem
Bemerken eingeliefert, daß es seit zwei Tagen Appetit¬
mangel zeige, öfters huste und Nasenausfluß habe.
Status praesens: Oben näher bezeichnetes Tier
macht einen müden, benommenen Eindruck; Ernährungs- ,
zustand mittelmäßig; entgegen seinem sonstigen Verhalten
als Schläger und Beißer zeigt es sich gutmütig. Das Haar¬
kleid ist kurz, glatt und glänzend. Extremitäten und Ohren
fühlen sich abnorm kalt an. Konjunktiven stark gerötet*
Mastdarmtemperatur 39 °. Puls beschleunigt, matt, zeit¬
weise unregelmäßig. Die Zahl der Pulse beträgt 82 pro Mi¬
nute. Herzschlag pochend und laut. Gleichzeitig beobach¬
tet man heftige rhythmische Erschütterungen des Rumpfes
besonders in der Rippenbogengegend, begleitet von einem
dumpfen Ton, der auf einige Schritte Entfernung deutlich
hörbar ist. Bei jeder Erschütterung wird eine Einziehung
in der Rippenbogengegend beobachtet, sowie mäßige Vor¬
wölbung des Epigastricum. Mit der auf die Thoraxwand in
der Nähe des Zwerchfellsansatzes flach aufgelegten Hand
verspürt man deutliche Stöße, die mit dem Herzschlag syn¬
chron sind. Die Zahl der Atemzüge beträgt 20. Die Ex¬
spirationsluft ist übelriechend. Nasenschleimhaut gerötet.
Nasenausfluß ist mißfarben, übelriechend und wird beson¬
ders beim Husten in verstärktem Maße ausgestoßen. Kehl¬
gangslymphknoten sind nicht geschwollen. Husten läßt sich
leicht auslösen und ist kräftig, kurz und dumpf. Perkussion
der Brusthöhle, sowie Auskultation der Lungen negativ.
Die Auskultation der Trachea ergibt Rasselgeräusche nahe
dem Brusteingang. Die Inspektion der Maulhöhle ergibt
keine Besonderheiten. Patient macht öfters Kaubewegungen.
Die Getränkeaufnahme wird bis auf ein einziges Mal, wo
starkes Regurgitieren erfolgte, verweigert, ebenso die
Futteraufnahme. — Am nächsten Tage Verschlechterung
des Krankheitszustandes; T. 38,9°, A 26, P. 84.
Die Kopfhaltung ist weiter steif, Kopf wird nach vorn
gestreckt. Meistens stützt Patient den Kopf auf der Krippe
auf. Der Blick ist matt, das Auge zurückgesunken. Ge¬
tränke- und Futteraufnahme sistiert vollständig. Der
Zwerchfellsnervenkrampf ist verschwunden. Im Laufe .
des Nachmittags tritt eine weitere Verschlechterung ein.
T. 39 °, A. 35, P. 94. — Am nächsten Tage früh mußte das
Tier notgeschlachtet werden. ,
Die Fleischbeschau ergab: Der Schlund ist in
seinem ganzen Halsteil sowie Anfang des Brusfteils bis in
die Gegend der Lungenwurzel prall mit gut zerkleinertem ,
Futter gefüllt. Der Oesophagus ist stark erweitert, seine
Wandung sehr dünn, stellenweise fast durchscheinend. j
Schleimhautfalten bestehen nicht mehr, die Schleimhaut 9
&
«iAL'-r
701
selbst ist nekrotisch. Am Übergang vom oberen zum mitt¬
leren Drittel weist der Oesophagus einen intra vitam ent¬
standenen 3—4 cm langen Riß auf. Außerdem besteht Gan¬
grän der Spitzenlappen der Lunge.
Patholog.-anatom. Diagnose: Obstructio,
Dilatatio et Ruptura oesophagi, Gangraena pulmonum.
Kritische Betrachtung: In vorliegendem
Falle bewirkten die pathologischen Veränderungen des
Schlundes, hervorgerufen durch*die stagnierenden Futter¬
massen bezw. deren Zersetzungsprodukte, eine Reizung des
N. sympathicus, der seine Erregung mit Hilfe der über das
Ganglion thoracale primum zum N. phrenicus verlaufenden
Fasern auf den letzteren übertrug. Mit der Zunahme der
Schwere der Erkrankung und mit der sich steigernden De- -
pression des Sensoriums wurde aber der Zwerchfellskrampf
immer geringer, bis er endlich am letzten Krankheitstag
ohne Applikation voh Sedativmitteln verschwunden war.
Fall II : Das betreffende Tier hatte poliklinisch wegen
Ascariasis eine Pille (Acid. arsenicos 2,0; Hydrargyr. chlo-
rat. 4,0; Extract. Aloes 30,0) erhalten. Am nächsten Tage
stellte sich profuser Durchfall mit anschließender Magen-
Darmentzündung ein, weswegen der Patient am Nach¬
mittag in die Spitalklinik aufgenommen wurde. -— Be¬
merkt sei, daß ein halbes Jahr früher das Tier bereits einen
schweren Kolikanfall gehabt hatte und seit dieser Zeit im
Habitus verschlechtert war. — Im Verlaufe der neuerlichen
Erkrankung stellten sich Zwerchfellskrämpfe ein. Die Zahl
der rhythmischen Erschütterungen war mit der der Herz¬
stöße synchron, erstere schlossen sich den letzteren unmittel¬
bar an. Bemerkenswert ist, daß im Laufe des Abends zwei¬
mal ausgesprochenes Schluchzen beobachtet wurde. Wegen
hochgradiger Herzschwäche mußte das Tier noch in der
Nacht notgeschlachtet werden. Der Krampf war bis zum
letzten Atemzuge bestehen geblieben.
Die Fleischbeschau ergab außer einer akuten Gastro-
Enteritis und dem Vorhandensein einer mäßigen Anzahl
von Askariden nichts Pathologisches.
Kritische Betrachtung: Im vorliegenden Falle
bestand sicherlich seit dem Überstehen der ersten Kolik
eine übergroße Reizempfindlichkeit des Magendarmes, die
ihrerseits nach Verabreichung der Arsenik-Calomel-Aloe¬
pille zur Irritation des N. sympathicus und damit auch des
N. phrenicus Anlaß gab. Der ungünstige Ausgang der Er¬
krankung mahnt insofern zur Vorsicht, als er zeigt, wie
wichtig es mitunter ist, für die Dosierung eines Medika-
inentes nicht nur den Vorbericht der letzten Tage zu be¬
rücksichtigen, sondern auch rechtzeitig sich über das frühere
Verhalten des Patienten zu orientieren.
Fall IIIr Das betreffende Pferd — dunkelbrauner
Wallach, 7 Jahre alt — war wegen Anschoppungskolik mit
Sennatin vorbehandelt worden. Am folgenden Tage hatte
der Besitzer große Mattigkeit und Atembeschwerde beob¬
achtet. Er führte aus genanntem Grunde das Pferd am
nächsten Tage in der Klinik vor. Es wurde Zwerchfells¬
krampf festgestellt. Der Krampf verschwand ohne jede
Behandlung am folgenden Tage.
Kritische Betrachtung: Im vorliegenden Falle
fehlt der Zwerchfellskrampf während der eigentlichen Er¬
krankung, er tritt erst nach Ablauf derselben ein und doku¬
mentiert sich hierbei also als Ausfluß der durch die Er¬
krankung gesetzten abnormen, aber bald wieder vorüber¬
gehenden Beizempfindlichkeit des N.‘sympathicus und N.
phrenicus.
Literatur:
1. Fröhner und Zwick: Lehrbuch der Spezifischen Pathologie
und Therapie der Haustiere. 8. Auflage, I. Band.
2. Woggon: .Zwei Fälle von Zwerchfellskrämpfen nach Aufnahme
von Akazienrinde. Zeitschr. für Veterinärkunde 1914, Heft 2.
g 92 — 94
8. Uebe 1 e: Handlexikon d. tierärztl. Praxis. 1918, 2. Aufl., S. 1042.
4. Kredo: Zwerchfellskrampf bei einer Kuh cit. nach dem Jahres¬
bericht von Ellenberger-Schütz. Jahrg. 1911, S. 147.
5. Wirth: Ein Fall von Zwerchfellsnervenktampf auf traumatischer
Grundlage cit. nach dem Jahresbericht von Ellenberger-Schütz.
Jahrg. 1910, S. 167.
6. Dexler: Nervenkrankheiten des Pferdes. 1899, 8.234.
7. Hutyra und Marek: Spezielle Pathologie und Therapie der
Haustiere. 5. Aufl., II. Band.
8. Neven: Zwerchfellskrampf bei einem Pferde. Zeitschrift für
Veterinärkunrle. 1913, Heft 10, S. 444.
9. "Wirth: Abdominelle Pulsation bei Hämoglobinämie cit. nach
dem Jahresbericht von Ellenberger-Schütz. Jahrg. 1907, S. 133.
10. Pyrescu: Amputation des Schweifes gefolgt von Zwerchfells¬
krämpfen und lctei'us catarrhalis bei einem Pferde, cit. nach dem
Jahresbericht von Ellenberger-Schütz. 1908, S. 419.
11. Goldberger: Zwerchfellskrämpfe nach einer Eserin-Arekolin-
Einspritzung. Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1912, S. 683.
Colpitis lnfecttosa.
Von Dr. Biendinger in Nennslingen.
Vielen Tierärzten, die in der Bujatrik stehen, ist es
schon seit einefn Jahrzehnt klar geworden, daß die Bekämp¬
fung der Folgezustände des Scheidenkatarrhs volkswirt¬
schaftlich von größerer Bedeutung ist als die Behänd-
708
lung der übrigen Krankheiten zusammengenommen, wie
dies im bayerischen Landtag schon von zwei Volksvertretern
hervorgehoben wurde. Nun habe ich seit einiger Zeit den
Eindruck, daß die Literatur in Bezug auf diese Krankheit
auf ein totes Geleise geraten ist. Der Grund hiefür scheint
mir darin zu liegen, daß sich in den letzten Jahren mit dieser
Krankheit zu sehr die Spezialisten und zu wenig der prak¬
tische Tierarzt beschäftigt hat. Ein anderer Grund ist der,
daß während des Krieges das Interesse für eine solche Krank¬
heit naturgemäß stark zurücktreten mußte. Die Beurteilung
dieser Seuche zeigt die größten Gegensätze; am besten
scheint mir folgende Theorie bezw. Erklärung der Seuche
diese Gegensätze auszugleichen % und den verschiedenen Be¬
handlungsmethoden eine gemeinsame Grundlage zu geben:
Selbst dem Laienpublikum kann man durch folgenden
Vergleich, wobei ich hier im Kollegenkreis die Vergleichs¬
momente nur andeuten will, die schwierigen Verhältnisse
klar machen: Nasenkatarrh beim Menschen und Scheiden¬
katarrh gelten bei vielen Sachverständigen und Laien
als ungefährlich und unbedeutend. Zugegeben wird jedoch
auf beiden Seiten, daß beim Nasenkatarrh die Folge¬
zustände gefährlicher sind als die Hauptkrankheit. So ver¬
hält es sich auch beim Scheidenkatarrh. Bei beiden Krank¬
heiten haben wir Polypenbildung, Empyem der Kiefer-
Stirnhöhlen, Otitis interna bezw. Polypen im Mutter¬
mund, Endometritis, Hyperplasie des serösen Eierstocks¬
überzuges, eine Folge chronischer Reizzustände im Ge¬
schlechts-Apparat. Wenn man durch den Vergleich sieh
diese Verhältnisse klar macht, z. B. in Vorträgen, die
der gemeindeweisen Behandlung vorausgehen müssen, dem
Publikum den Vergleich ausmalt, dann wird beiden Teilen,
den Kollegen wie dem Publikum es möglich sein, jede Be¬
handlungsmethode zur Anwendung zu bringen.
Nun will ich einige spezielle Beobachtungen meiner
Behandlungsart vorausschicken: Während seuchenhafter
Abortus auch nach Ansicht der Nachbarkollegen in unserer
Gegend nicht vorkommt, beobachte ich häufig eine chroni¬
sche Endometritis sogar bei Kalbinnen, die noch nie belegt
worden sind. Solche Tiere sind häufig die Träger eines
Virus, dessen direkte Übermittlung im Stalle oder durch
den Bullen zu epidemieartigem Auftreten des Nichtträchtig¬
werdens vieler Kühe führt. Nicht selten verwerfen träch¬
tige Kühe, wenn neben ihnen eine Kuh chronische Endo¬
metritis hat. Ich habe den Verdacht, daß der Ansteckungs¬
stoff unter Luftabschluß im geschlossenen Uterus häufig
än Virulenz zunimmt und dann zu periodisch heftiger auf¬
tretender Epidemie hei den anderen Kühen der Gemeinde •
Veranlassung gibt. Dieser Virusträger halber ist bei sol- '
eher bösartigen Epidemie eine gemeindeweise Behandlung
nötig, da in erster Linie es notw#t>dig ist, diese auszumerzen/ .
Eine weitere merkwürdige Beobachtung ist auch} daß fast;
immer nur an einem Eierstock die Bildung von Zysten
oder Corpora lutea sich zeigt. Nach dem Kriege habe ich
in 8 Gemeinden die Sterilität folgendermaßen behandelt:
Alle Tiere, die vor mehr als einem Vierteljahr gekalbt
haben, und alle, die nicht nachweisbar trächtig sind, werden
per rectum untersucht und dem Besitzer Aufschluß über die '
Verhältnisse in folgender ,Weise gegeben: Der Tragsack
ist so groß, als ob die Kuh soundsoviele Wochen trächtig '
wäre (wenn nicht die Trächtigkeit sowieso nachzuweisen ist).
Zugleich werden die Eierstöcke untersucht und behandelt
durch Abdrücken von Zysten oder Corpora lutea. Dann
wird folgende Behandlung vorgeschlagen:
Bei sichtbarer Knötchenbildung in der Scheide Ausspü¬
lungen alle 2 Tage mit l%iger Holzaschenlauge (lauwarm)
und Einführung eines Medikaments (Stifte, Kugeln, Pulver
etc.). Ich verwende fast nur die Stifte von Wolfrum. Ist
der Uterus vergrößert, mehr als 5 Wochen Trächtigkeit vor¬
täuschend, so werden je nach der Hochgradigkeit die Aus- „
Spülungen mit einer Temperatur vorgenommen, die so hoch ,
ist, als sie der Ellenbogen des Menschenarmes vertragen •
kann, alle 2 Tage 5—10 mal nacheinander; den heißen Aus¬
spülungen lasse ich seit einiger Zeit noch einen Viertelliter
kalten Wassers folgen, um durch die gegensätzliche Tempe¬
ratur deh Uterus zu stärkerer Kontraktion und Entleerung .
etwaig vorhandenen Sekretes zu veranlassen; darnach wer¬
den die Ausspülungen alle 3 Tage mit nur mäßig warmer
Aschenlauge fortgesetzt, bis die Kuh wieder rindert. Wenn
•es auch kaum wahrscheinlich ist, daß auf die Kontraktion
des Uterus jedesmal eine Entleerung erfolgt, so muß diese
doch häufig eintreten, wie mir der Erfolg in zahlreichen
Fällen beweist. Bei dieser Behandlung kann ich mit großer
Sicherheit bei mehr als 2 / 3 der Tiere auf Konzeption rech¬
nen. Die Tiere mit chronischer Metritis, wobei der Uterus
10 und mehrWochen trächtig zu sein scheint, habe ich bisher
zur Schlachtung verkaufen lassen, da auch beim Ausdrücken
der Zysten der Uterus sich nicht immer vom Eiter entleert; -
jetzt will ich sie in manchen x Fällen nach F r a s c h (Ol.
terebinth. u. Copaivbalsam aa 100,0 täglich 2 Eßlöffel voll \
in einem halben Liter lauwarmem Leinwasser) behandeln. ...
Die Ausspülung halte ich für unentbehrlicher als das Medi¬
kament, da häufig dasselbe in Schleim eingehüllt abgeht,
wenn man nicht durch Ausspülung den Schleim entfernt
und die weitere Schleimbildung für eine Weile sistiert hat.
Es ist aus doppelten Gründen sehr wichtig, eine nicht zu
komplizierte und nicht zu teure Behandlungsmethode zu
finden, die auch dem Publikum verständlich gemacht werden
kann, weil die volkswirtschaftlichen Schäden ganz enorm,
sind, so daß Gefahr besteht, daß die Behandlung in Laien¬
hände übergeht, wenn wir Tierärzte nicht nach einer ge¬
meinsamen Theorie und durch relativ billige Ausführung
diese mühselige, aber im Erfolg dankbare Behandlung über¬
nehmen. (Cfr. Artikel über Scheidenkatarrhbehandlung
von Gg. Müller, Oberschweizer, Weihenstephan, in Nr. 6
vom 9. Febr. 1921 des Wochenblattes des landwirtschaft¬
lichen Vereins in Bayern, S. 38.)
Zur Behandlung wähle man eine Zeit, wo der Land¬
wirt auf dem Feld weniger Arbeit hat, also vor allem den
Winter, dann die Pausen zwischen Saat und Ernte; man be¬
arbeite zuerst Bullenhalter, 'Bürgermeister und einige gute
Viehhalter, daß sie für möglichst vollzähliges Erscheinen
aller Viehbesitzer beim Vortrag sorgen; gut ist es, den
Frauen' und den erstmalig nicht erschienenen Männern in
einem zweiten Vortrag dieselbe Aufklärung zu geben. In
der Behandlung übe man ja keinen Zwang, nur durch Auf¬
klärung wird die zum Erfolg dringend nötige Bereitwillig¬
keit aller Viehbesitzer erzielt. Dabei bereite man die Leute
auch vor, daß oft erst auf längere Behandlung, die nach
14—20 Tagen nur poch in Ausspülungen (mit Aschenlauge)
alle 3—4 Tage erfolgt, sich die starken Veränderungen be¬
heben lassen. Das größte Gewicht lege ich jedoch darauf,
die Leute immer wieder aufzufordern, ihre Tiere mit zirka
16 Wochen auf Trächtigkeit untersuchen zu lassen, denn
gerade darin liegt der größte volkswirtschaftliche Schaden;
daß unzählige Tiere erst mit zirka 30 Wochen als nicht
trächtig erkannt, also oft 15—20 Wochen nutzlos gefüttert
werden. Nach meiner Erfahrung ist die Trächtigkeit mit
16-—20 Wochen leichter festzustellen als mit 20—2ft Wochen.
Weiter will ich hier vielbeschäftigten Kollegen mitteilen,
daß auch ich zur Aufklärung und Behandlung einer Ge¬
meinde manchmal drei und mehr Wochen brauche. Auf die
Behandlung des Bullen lege ich nicht mehr so viel Wert
wie früher, doch ist es bei einem eifrigen und zuverlässigen
Bullenhalter sehr zweckmäßig, wenn bei etwa 8 tägiger
Schonzeit der Pinsel abgeschoren und später nach jedem
706
Sprung eine Abwaschung oder Ausspülung des Schlauches
mit Desinfektionslösung vorgenommen oder 1 Stift ein¬
geführt wird. Wenn auch das Ausspülen den Viehbesitzern
sehr unangenehm ist, so weiß ich es doch nicht zu umgehen,
denn zur Massenbehandlung eignen sich die Methoden des
Auskratzens, Einpulverns, Ausreibens mit Flachs od. dergl.,
die in Einzelfällen sehr wirksaiü sind, meines Erachtens
nicht, noch weniger die Albrechtsensche Methode.
In 3 Gemeinden habe ich nach zirka 1 Jahr eine Ver¬
sammlung abgehalten züm Zweck der unparteiischen Fest¬
stellung des Erfolges; dabei stellte ich immer einen Erfolg
von mehr als 75% fest; es sind nie alle Viehbesitzer da, des¬
halb bleibt es immer ungenau. Dann gebe ich einen kurzen
Überblick und Ermunterung zu weiterer Behandlung der
Einzeltiere; auch vertrete ich den Bauern gegenüber stets
die Anschauung, daß die Seuche nie erlöschen wird, wenn
es nicht gelingt, eine Schutzimpfung zu erfinden. Vorläufig
verspreche ich mir nichts von der Schreiberschen Heil¬
impfung, da ich nicht glaube, daß die Folgekrankheiten da¬
durch genügend beeinflußt werden können. Eine Schutz¬
impfung scheint mir eher möglich, da doch die Bullen durch
einmaliges Überstehen meistens immun werden.
Veröffentlichungen über solche Impfversuche, überhaupt
über zustimmende und ablehnende Ansichten wären sehr
erwünscht.
Beigabe: Alle Jahre muß ich 4—5mal eine Haferspelze
von der Kornea des Rindes entfernen. Wie? Eine Flocke
Baumwollwatte auf die Zeigefingerspitze, damit zwischen
die Lider eingehen und die Kornea abstreifen. Meist aufs
erstemal, manchmal beim zweitenmal mit neuer Watteflocke
hängt die Spelze an der Watte. Die ganze Sache ist in 3
bie 5 Minuten geschehen ohne Abwerfen und Chloroform-
narkose nach Imminger. Korneatrübung oder -eiterung
wird viel häufiger durch eine Haferspelze verursacht als
durch Hornstoß, wie der Besitzer glaubt, der die Spelze
nicht erkennt, was ja oft schwer ist.
Referate.
Pathologische Antonio, Fleisckbesohan and Nahnngsmlttolkaido.
Dr. Claufien -Hamburg: Ein Pall von Gallengangs¬
adenom beim Huhn. (Aus d.Laboratorium d. Fleischbeschau¬
amtes Hamburg. — Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene,
30. Jahrg., 1920, Heft 24, S. 322.)
Da die in der Literatur aufgeführten Statistiken über Ge¬
schwülste bei Tieren ein Adenom in der Leber des Huhnes nicht
707
enthalten, teilt CI. einen solchen Fall bei einer etwa 3 Jahre alten
Henne unter ausführlichem pathologisch-anatomischem und histo¬
logischem Befunde mit. Die anatomische Ähnlichkeit mit
den bei Tuberkulose vorkommenden Verände¬
rungen veranlaßte zur Untersuchung von Ausstrichen aus ver¬
schiedenen Leberknötchen au! Tuberkelbazillen, dieselbe blieb
negativ. Der histologische Befund ließ erkennen, daß eine Neu¬
bildung vom Typus des tuberkulösen Drüsengewebes ein Adenom
vorlag. Die Geschwulstknoten haben ihren Ausgang von den inter¬
lobulären Gallengängen genommen. Die Leber des Huhnes muß
nach dem Befund von einem Reiz betroffen worden sein, der zu¬
nächst lokal begrenzte Wucherungen der interlobulären Gänge
nach sich gezogen hat, die.se wurden allmählich zu derben Ge¬
schwulstknoten; schließlich griff der Prozeß von der Oberfläche
der Leber auch auf die Serosa des Darmes über. Me.
Ittekttois- nd Iifasloiskraittettei.
Dr. Böhm, Amtstierarzt am Schlachthof in Nürnberg:
Zur bösartigen Maul- u. Klauenseuche. (Zeitschr. f. Fleisch-
u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1920, Heft 24, S. 321.)
An im letzten Stadium der Maul- und Klauenseuche notge¬
schlachteten Tieren könnte B. feststellen, daß in einer oder bei¬
den Nebennieren eine starke Sekretionstätig¬
keit bestand. Alsbald nach dem Durchschneiden dieses Organgs
war der Unterschied in der Färbung der Rinden- und Marksubstanz
verwischt, so daß die ganze Schnittfläche streifig Chromgelb er¬
schien und einen ebenso gefärbten Saft abstreifen ließ; schon inner¬
halb einer Minute tritt diese Gelbfärbung zurück und weicht einer
dunkleren, so daß sich die Rindensubstanz wieder deutlich abhebt.
An diesen Befund reiht B. eine Betrachtung über die innere Se¬
kretion und die Lehre von den Hormonen an, wobei besonders die
Funktion der Nebenniere und ihr Sekretionsprodukt, das Adre¬
nalin berücksichtigt wird. Die toxische Wirkung desselben er¬
streckt sich auf die Zirkulationsorgane, bei Versuchstieren stellen
sich degenerative Veränderungen im Herzmus¬
kel, Hämorrhagien am Herz und im Darm ein. Da
auch bei der sogenannten bösartigen Maul - u. Klauen¬
seuche vorwiegend an diesen Organen Veränderungen
angetroffen werden, liegt der Gedanke an einen Zusammen¬
hang zwischen Seuche und Nebenniere nahe. B.
rät daher, den beschautechnisch stiefmütterlich behandelten Drüsen
der inneren Sekretion, besonders der Nebenniere, mehr Aufmerk¬
samkeit zu schenken. Me.
Tierarzt Dr. Klein, Abt.-Vorst. am tierphysiol. Institut
d. Landw. Hochschule Berlin: Etwas über Maul- u. Klauen¬
seuche. (Deutsche Tierärztl.Wochenschr., 1920, Nr.20, S.225.)
Unter Berücksichtigung physiolog.-chem. Ergebnisse tritt K.
der Annahme Bertschy’s entgegen, nach der infolge der geringen
Menge verfütterter Kraftfuttermittel ein Eisenmangel im Organis¬
mus herrsche, der eine verminderte Resistenz dem Maul- u. Klauen¬
seuche-Erreger gegenüber zur Folge habe. Dann müßten nach K.
Tiere, die kein Eisen im Wasser erhalten, Zeichen der Chlorose
aufweisen. Was die Frage anlangt, in welchem Verhältnisse der
708
Eisengehalt der Nahrung zum Körperbedarf steht und welche Rolle
das im Wasser gelöste Eisen «pielt, so berechnet K. die mit einer
Futterration für Milchkühe zugeführte Eisenmenge p. d. ayf 5,71 g.
Ausgeschieden werden so kleine Mengen, daß ein gewaltiger Über¬
schuß im Körper verbleibt. Beil endovenöser Einver¬
leibung von Eisen wird dasselbe zum Teil als Schwefel¬
elsen Im Darm ausgeschieden, ohne in die Körperge¬
webe aüfgenommen. zu werden. Auch die prophylaktische Verwen¬
dung von Eisen per os hat nach K. wenig Aussicht auf Erfolg, denn
es werden im Magen-Darmkanal zu geringe Mengen resorbiert.
K. glaubt, daß im Futter Eisen in hinreichender
Menge v o r h a’n d e n ist und daß dieses Metall
nicht der wirksame Faktor im .Sinne B.’s sein
kann.. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
(Reichsgerichtsbriefe.)
(Nachdruck verboten.)
Tierversicherung.
Die Frage der Mitteilung s pflicht von Kolik-
a <n fällen bei stillschweigender Verlängerung
der Versicherung.
Der Landwirt E. versicherte in der .Versicherungsgesellschaft
H. seinen Hengst „Cleveland“ bis zur Höhe von 10 000 Mark für
die Zeit vom 14. April 1914 bis 14. April 1915. Vereinbarungsge¬
mäß lief die Versicherung nach Ablauf des ersten Jahres still¬
schweigend weiter, da nicht spätestens 1 Monat vor Ablauf bei der
Direktion in Halle gekündigt wurde. Am 1. September 1915 ver¬
endete das Tier an einem Kolikanfall. E. verlangt im Klagewege
eine Versicherungsentschädigung in Höhe von 7500 Mark. Die
Beklagte wendet ein, daß das Pferd schon vor dem 14. April 1914
mehrere Kolikanfälle gehabt, der Kläger die diesbezüglichen
Fragen auf dem Fragebogen aber mit „Nein“ beantwortet habe.
Zum mindesten habe er auf Grund der Bedingungen diie Pflicht
gehabt, den Kolikanfall vom 22. Dezember 1914 mitzuteilen, als
der neue Versicherungsvertrag für das Jahr 1915/16 zustande kam.
Landgericht Münster und Oberlandesgericht Hamm gaben der
Klage statt. Das Oberlandesgericht machte die Entscheidung von
einem Eide des Klägers abhängig, daß er nicht gewußt hat, daß
das Pferd „Cleveland“ schon vor dem 22. Dezember 1914 einen
Kolikanfall gehabt hat. Das Reichsgericht hat die Ent¬
scheidung des Oberlandesgerichts gebilligt. In den höchstrichter¬
lichen Entscheidung-s gründen wird unter anderem fol¬
gendes ausgeführt: Der Einwand, daß Kläger bei Schließung des
Vertrags erhebliche Gefahrumstände, nämlich das Vorkommen
von Kolikanfällen bei dem versicherten Pferde verschwiegen habe,
erledigt das Berufungsurteil, sofern nur der Vertragsschluß vom
14. April 1914 in Betracht zu ziehen ist, bedenkenfrei mit dem dem
Kläger auferlegten Eide, den der Kläger nur leisten kann, wenn
bei dem Pferde weder in der Versicherungszeit bis zum 22. De¬
zember 1914 noch auch in der Zeit, während deren es sich vor dem
14. April 1914 im Besitz des Klägers befunden hatte, Kolikanfälle
eingetreten sind. Die Beklagte will, wie in den Vorinstanzen, so
noch mit der Revision die am 14. April 1915 erfolgte Vertragsver-
709
längerung einer Schließung des Vertrags im Sinne des § 16 Vers.-
V.-G. gleichstellen und dem Kläger zum Vorwurf machen, daß er
bei der Verlängerung vom April 1915 nicht den damals schon vor¬
liegenden Kolikanfall vom 22. Dezember 1914 gemeldet habe. Hier
ist jedoch bfei Anwendung des. § 16 anzunehmen, daß zwischen den
Parteien nur e i n Vertragsabschluß, nämlich am 14. April 1914
stattgefunden hat. Insbesondere kann nicht davon die Rede sein,
daß es später auf Seiten der Beklagten zu einer neuen Entschlie¬
ßung über Gewährung der Versicherung und zu einer neuen Ver¬
tragsschließung gekommen sei. Der Abschluß vom 14. April 1914
enthielt neben dem bedingungslosen Abkommen über einjährige
Versicherungsdauer zugleich das von einer Bedingung abhängig
gemachte Abkommen über Erstreckung der Versicherung auf ein
weiteres Jahr, und diese bedingte Vertragsverlängerung trat auf
Grund und zufolge des Abschlusses vom 14. April 1914 in Wirk¬
samkeit, da Kläger von der ihm offengehaltenen Möglichkeit, die
Versicherung spätestens am 14. März 1915 bei der Direktion in
Halle zu kündigen, keinen Gebrauch gemacht hat. Wöllte man
aber selbst mit der Beklagten davon ausgehen, der Vertrag sei
im April oder März 1915 auf ein zweites Jahr geschlossen worden,
so hat doch der Berufuingsriehter für diesen Fall mit Recht an¬
genommen, daß die Unterlassung einer Anzeige von dem vorge¬
kommenen Kolikanfalle bei Anwendung des § 16 Vers.-G.-V. dem
Kläger nicht zur Schuld angerechnet werden kann (§ 16 Abs. 3).
Es mußte für diesen Fall dem Kläger zugute gehalten werden, daß
hier die Frage einer Anzeigepflicht rechtlich zweifelhaft war.
Einer näheren Begründung der erwähnten Annahme des Berufungs¬
richters, die von der Revision vermißt wird, bedurfte es daher
'nicht. Mit Grund hat der Berufungsrichter ferner den Einwand
zurück gewiesen, daß durch den Kolikanfall vom 22. Dezember 1914
eine Gefahrerhöhung eingetreten sei und Kläger eine Anzeige da¬
von unterlassen habe. K. M.-L.
Wirtschaftsgenossenschaft
Der genossenschaftliche Gedanke der „Wirtschaftsgenossen¬
schaft deutscher Tierärzte “ hat in den letzten Monaten weitere,
erhebliche Fortschritte gemacht, indem die Zahl der Mitglieder
seit Oktober vorigen Jahres um 436 gestiegen ist. Der Vorstand
hat mit Schluß des verflossenen Vierteljahres das 3623. Mitglied
gerichtlich eintragen lassem. Mit diesem Zugang an Mitgliedern
nahm auch der Geschäftsumfang wiederum erheblich zu.
Gelegentlich der mit dem Verlage August Hirschwald in Ber¬
lin geführtem Verhandlungen über die weitere Herausgabe des
Jahresberichts über die Leistungen auf dem Gebiete der Veterinär¬
medizin, dessen 38. Jahrgang in einigen Monaten erscheint und
den Mitgliedern der „W. d. T.“ wieder auf Kosten der Genossen¬
schaft zur Verfügung gestellt wird, hat der Verlag im Hinblick
auf die ihm für den Jahresbericht gewährte Hilfe die Zusage ge¬
macht, das Archiv für wissenschaftliche und praktische Tierheil¬
kunde den Mitgliedern der „W. d. T.“ beim unmittelbaren Bezüge
vom Verlage zu einem Vorzugspreise zugänglich zu machen. Der
47. Jahrgang des Archivs, dessen 1. Heft demnächst zur Ausgabe
gelangt, wird, durch den Buchhandel bezogen, Mk. 80.— kosten,
während der Vorzugspreis für die Mitglieder der „W. d. T.“
Mk. 60.— beträgt.
710
Die den Mitgliedern satzungsgemäß zustehende Wohlfahrts¬
rücklage von 10 bezw. 11 Prozent des Umsatzes für die Zeit vom
1. Juli vorigen Jahres bis 30. Juni dieses Jahres wird in diesem
Vierteljahr den Mitgliedern zugeführt werden. Bekanntlich wurden
den Mitgliedern im verflossenen Jahr für diesen Zweck 1 100 000
Mark zurückgestellt. Dieser Betrag wird in diesem Jahr erheb¬
lich übertroff ein werden.
Der Segen der Wohlfahrtsrücklage für das einzelne Mitglied
wird sich von Jahr zu Jahr immer stärker insofern bemerkbar
machen, als sie von 10 Prozent im ersten Jahr alljährlich um
1 Prozent des Umsatzes des Mitgliedes auf 20 Prozent steigt. Es
sind ganz erhebliche Beträge, die auf diese Weise fast unmerk-
lich in der Wohlfahrtsrücklage, die man als eine Sparkasse an¬
sprechen kann, für das einzelne Mitglied gesammelt und im 11.
Jahre, oder auf Anfordern früher, an dieses ausgezahlt werden.
Daneben läuft die Gewährung von Umsatzrabatten für die
Mitglieder, die bisher bekanntlich bis zu 30 Prozent betragen
haben.
Im Landsberger Serumimstitut der „W. d. T.“ ist neben neuen
Stallbauten ein Pförtnerhaus neu gebaut und eine neue Anatomie
ist im Bau begriffen. M a r k s - Hannover.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Verstellungskünste des Wildes.
Geschichten von der schauspielerischen
Begabung unseres Wildes, das sich scheintot stellt
oder im Augenblick der Gefahr sich scheinbar eifrig mit Äsen be¬
schäftigt, werden an jedem Jägerstammtüsch erzählt. Aber viele
derartige Beobachtungen sind zweifelsfrei bewiesen und zeigen
deutlich diese Begabung des Wildes. Im „St. Hubertus“ werden
einige Beispiele dieser Verstellungskunst auf Grund genauester
Beobachtung mitgeteilt. So schoß der Erzähler einen Graureiher
ab, der kreisend ins Rohrdickicht hineinfiel. Als der Jäger ins
Rohr hineinging, sah er dort den Reiher scheinbar mausetot liegen.
Er lag aber in einer solchen Stellung, daß er zweifellos doch
lebendig sein mußte. Die Beine nach hinten gespreizt, die Schwin¬
gen breitend, den Kopf eingezogen, lag er auf der Brust da und
rührte kein Federchen. Als der Jäger sich bückte, um den Reiher
aufzuheben und mit der Hand beinahe an der einen Schwinge war,
sprang dieser auf und stach ihn mit seinem starken Schnabel an
die linke Schläfenseite, so daß er eine große Geschwulst davon¬
trug. Ein ähnlicher Fall ereignete sich mit einem Kaiseradler, der
getroffen etliche Schritte vor ihm zur Erde stürzte. „Nachdem ich
deutlich gesehen, daß er mich eräugt hatte, warf er sich auf die
Seite, machte den Seher zu, streckte die Fänge und lag wie tot
vier bis fünf Schritte von mir. Ich sagte mir aber sofort: «Nach
dem greife ich schon lange nicht!‘ und beobachtete ihn einige
Minuten lang mit dem Glas. Und sonderbar, so oft ich das Glas
angesetzt hatte, und der Adler meine Augen nicht sah, öffnete er
das eine mir zugewandte Auge. Sobald ich aber das Glas absetzte,
kniff er das Auge zu. Mehrere Male wiederholte ich diese Beob¬
achtung. Ich nahm jetzt meinen Stock bei der Zwinge, ging an
den Adler heran, hielt den Stock mit der Krücke hin, und siehe
711
da, mit einem Mal hielt er wie ein Rasender mflt dem Fängen die
Krücke des Stockes fest, so daß ich den Stock mitsamt dem Adler
auf die Erde auf schlagen mußte.“ Ähnliches hat der Verfasser
Auch mit einem Seeadler und einem Habicht erlebt. Rehböcke ver¬
stehen sich ebenfalls auf solche Verstellungskünste. So brach ein
getroffener Bock wite tot zusammen; aber als der Jäger ihn holen
wollte, war er fort auf Nimmerwiedersehen. Ein Meister in der
Fertigkeit, sich totzustellen, ist Reineke Fuchs. Man kann öfters
beobachten, daß er sich an Rebhühner heranschleicht, und wenn
sie auf ihn aufmerksam werden, alle Viere von. silch streckt und
mäuschenstill daliegt. Die Hühner sind freilich meistens nicht so
dumm, daß sie. darauf hereinfallen. Auch den Menschen gegen¬
über sucht sich der Fuchs manchmal auf diese Weiise zu retten.
Wenn unsere Rehe und das Edelwild sich von Menschen beob¬
achtet wissen, so tun sie bisweilen so wie wenn sie ästen, fressen
aber keinen Halm, sondern blicken nach der Richtung, in der der
Jäger steht. Ähnliches hat man beim Trinken des Wildes beob¬
achtet, doch sind die Fälle überhaupt sehr selten, in denen man
das Wild bei dieser Tätigkeit trifft.
SokdergeMet« (Zoologie, Tierpsychologie, ßerlchtseitsehetdnngen.)
Störche in Dürrwangen, B.-A. Dinkelsbühl (Mittelfranken).
Man schreibt uns:
Am 5. Februar 1920 habe ich die Beobachtung gemacht, daß
das auf dem Försterhause (altes Schlößchen) in Dürrwangen be¬
findliche Storchennest bewohnt ist. Erkundigung bestätigten das
Verbleiben der Störche in Dürrwangen über Winter seit 1918/19.
1918/19 blieb ein Storch zurück und seit 1919/20 sind beide ständige
Gäste in D.- Die zeitweise sehr kalten Wintermonate überstanden
sie. Die ihnen von den Ortsbewohnern Dürrwangens vorgelegte
Nahrung nahmen sie nicht zu sich, sondern suchten diese sich in
den nicht eingefrorenen Wasserstellen (Quellgebiet der Umgegend
von Dinkelsbübl). — Die seltsame Erscheinung hat wohl ihre Ur¬
sache in dem Krieg.
Wieder ein „rechnender“ Hund.
Im Verein „Rolf“ für Tierseelenk unde in Stutt¬
gart führte Prof. Dr. Ziegler von der dortigen Technischen
Hochschule seinen Hund „Awa“ vor, einen Enkel des Mannheimer
Airedaleterriers „Rolf“.
Einen ungewöhnlich Intelligenten Hund be¬
sitzt der Käafer Heggle in Helling. Das Tier holt seit 6 Jahren
täglich, ohne alle Begleitung, mit einem Wägelchen in sieben, in
verschiedenen Richtungen gelegenen Ortschaften die Milch zu¬
sammen und bringt sie stets tadellos nach Hause.
Zum Erinnerungsvermögen eines Pferdes.
Der Landwirt Philipp Mergenthal zu Hachborn, Kreis Marburg,
hatte in den Mobilmachungstagen des Jahres 1914 seine Rappstute
an das Militär abgeben müssem. Dieses Tier machte den Feldzug
von A bis Z mit und überstand die furchtbaren Strapazen desselben
glücklich. Der Rückzug der gewaltigen Heeresmassen brachte
712
auch eine Batterie schwerer Artillerie nach Hachborn und dieselbe
wurde natürlich von der Dorfjugend eingehend besichtigt. Einer
der Jungen bleibt plötzlich vor einer schönen Rappstute stehen,
mustert das Tier und eilt mit dem Jubelruf: „Das ist ja unsere
.Lina 4 !“ nach Hause. Vater und Bürgermeister begeben sich zu
dem Pferde und die längst totgeglaubte »Lina 4 wird agnostiziert.
Es wird eine Probe gemacht, indem man das Pferd aus¬
schirrt und frei laufen läßt. Das Tier setzt sich alsbald in schnellen
Trab und nahm nach ganz kurzem Besinnen seinen
Weg schnurstracks in den ziemlich entfernt
liegenden Hof des Mergenthal. An der Hand der
Pferdestammrolle wurde die Identität des Tieres auch amtlich fest¬
gestellt und alsdann dem Wunsche des ehemaligen Besitzers, das¬
selbe wieder zu erwerben, bereitwilligst entsprochen. Die Stute
wanderte von der Batterie wieder zu dem heimatlichen Hofe und
Offiziere und Mannschaften der Batterie waren für den Abend die
Gäste der erfreuten Familie. (Nach D. Tiersch.-Kal. 1921.)
Oberstrichterliche Entscheidungen.
Reichsgericht (Zivilsachen).
Unfall. Röntgenbestrahlung. Operationen.
Ein Mann, dem durch eine Röntgenbestrahlung beide Hände
verbrannt wurden, verlangte von der Unfallversicherung Schaden¬
ersatz. Diese bestritt, daß es sich um einen Unfall gehandelt habe,
da unter einem solchen nur ein plötzliches schädigendes Ereignis,
das gegen den Willen des Verletzten wirksam geworden sei, ver¬
standen werden könne. Die Klage drang d u r c h. Ein
plötzliches Ereignis liegt nicht nur dann vor, wenn die schädigen¬
den Wirkungen augenblicklich eintreten, Sondern auch dann, wenn
die Einwirkung erst in ihrer einen verhältnismäßig kurzen Zeit¬
raum umfassenden Fortsetzung die Beschädigung herbeigeführt
hat; zum Wesen der Plötzlichkeit gehört nicht sowohl die Schnel¬
ligkeit als das Unerwartete und Unvorhergesehene des Ereignisse«.
Das traf zu* da der Kläger in keiner Weise damit gerechnet hatte,
daß die Krankenschwester, welche die Bestrahlung vornahm, diese
über die zulässige Dauer ausdehnen werde. Die Unfreiwilligkeit
der Beschädigung wurde dadurch nicht ausgeschlossen, daß der
Kläger die Bestrahlung an sich hatte vornehmen lassen, denn die
durch sie herbeigeführte Verletzung war von ihm nicht gewollt.
In Frage käme auch, ob die Bestrahlung als eine Ope-'
rat Ion anzusehen sei; diese Frage wurde mit der Begründung
vermeint, daß nach dem Sprachgebrauch des täglichen Lebens
eine Röntgenbestrahlung nicht als Operation aufgefaßt wird, und
daß es Sache der Versicherungsgesellschaft gewesen wäre, es
deutlich zum Ausdruck zu bringen, wenn sie eine Auslegung des
Begriffes in dieser Ausdehnung gewollt hätte. (Jur. Wochenschrift,
1921, S. 33.) _
Vertragserfüllung. Änderung der wirtschaft¬
lichen Verhältnisse. Undeutliche Vertrags-
Beurkundung.
Ein Händler verkaufte im Februar 1919 einen Kraftwagen, der
am 1. April 1919 geliefert werden sollte, für den Preis von 12 000
Mark, In der Preisliste der Fabrik war er mit 11 000 Mark ein-
713
gesetzt. Die Fabrik lieferte ihn nicht zu diesem Preis, sondern für
13 300 Mark. Darauf verlangte der Händler von dem Käufer einen
Preis von 17 000 Mark. Das Berufungsgericht wies die Klage auf
Lieferung zum vereinbarten Preis ab; das Reichsgericht ordnete
eine neue Prüfung des Sachverhalts an. Grundsätzlich hatte der
vereinbarte Preis zu gelten, auch wenn der Verkäufer dadurch
Schaden erlitt; er hatte aber vorgebracht, daß er eine Reihe von
Verträgen in der gleichen Weise abgeschlossen habe, und d^iß er,
wenn er sie alle erfüllen müßte, gezwungen wäre, seinen Konkurs
anzumelden. Wenn das richtig war, entspreche die Vertragserfül¬
lung nicht mehr dem, was beim Vertragsschluß vernünftigerweise
beabsichtigt war und ginge gegen Treu und Glauben. In dem Ver¬
trag war eine Bestimmung enthalten, die für den Käufer ungünstig
war. Dieser hatte sie, ehe er den Vertrag unterschrieb, eingeklam-
mert, aber in einer Weise, daß die Einklammerung nicht in die
'Augen fiel. Der Verkäufer hatte, ohne die Änderung zu sehen,
unterschrieben. Dieses Vorgehen des Käufers ging wider Treu
und Glauben ; der Vertrag hatte also mit der eingeklammerten Be¬
stimmung zu gelten. (Entscheidungen, Bd. 50, S. 134.)
Wildernde Hunde.
Ein für weitere Preise interessantes Urteil wurde
nach der „Jäger-Zeitung“ vom Landgericht Gießen er¬
lassen. Ein Jagdpächter hat einen revierenden Hund auf seinem
Jagdgebiet erschossen. Die von dem Eigentümer erhobene Schaden¬
klage wurde kostenfällig abgewiesen. Durch Zeugen war bewiesen
worden, daß der erschossene Dachshund wiederholt, auch zur
Schonzeit, auf fremden Jagdgebieten sich, nach Wild suchend und
jagend, teils auch ohne Aufsicht, trotz Verwarnung des Eigen¬
tümers umhergetrieben hat. Das Gericht hat festgestellt, daß wil¬
dernde Hunde für jedes Jagdrevier auch außerhalb der Schonzeit
eine Gefahr bedeuten, weil sie durch ihr Hetzen das Wild ver-
grämen und so allmählich aus dem Revier vertreiben. Gleichgültig
aei es, ob der Dackel Wild fangen konnte und gefangen und ab¬
gewürgt oder solches im Augenblick der Tötung verfolgt habe.
Der Jäger sei berechtigt gewesen, den Hund, weinn er ihn wildernd
traf, niederzuschießen. Es sei dies auch für ihn die einzig wirk¬
same Art, seine Jagd gegen Schädigungen durch den Hund zu
schützen. Der Schaden, der durch die Tötung des Hundes ent¬
stand, stehe auch nicht außer Verhältnis zu dem durch die Beein¬
trächtigung der Jagd zugefügten Schaden. Die Jagden seien heut¬
zutage recht teuer und das Wild stehe hoch im Preise. Der Hund
sei auch im gegebenen Falle unbeaufsichtigt gewesen, da der
Knecht, mit dem er gegangen, sich nicht um ihn gekümmert habe.
Die Voraussetzungen des § 228 des Bürgerlichen Gesetzbuches
seien daher gegeben. Diese Entscheidung ist nicht nur für Jäger,
sondern auch für die Hundebesitzer von weittragender Bedeutung.
tfochsdiulnadirichten.
Professor Dr. A. Rusterholz f.
Soeben kömmt aus Zürich die Nachricht, daß in der Nacht vom
20. auf 21. Juli lfd. J. Herr Dr. Arnold Rusterholz, a. o. Professor
für Rinderkrankheiten an der Tierärztlichen Fakultät' der dortigen
Universität nach langer Krankheit gestorben ist.. Geboren 1869,
hat derselbe 26 Jahre lang mit hervorragendem Erfolge als Dozent
7U
an der dortigen Universität gewirkt; während zweier Amtsperioden
führte er das Dekanat seiner Fakultät. In seinem Fach der Kinder¬
krankheiten galt er als Autorität und es gelang ihm, seine ganze
Kraft in den Dienst der Landwirtschaft stellend, in ganz hervor¬
ragender Weise zur Hebung der Milchhygienie der Stadt Zürich
und deren Umgebung beizutragen. Mayr.
Berufung. Der Ordinarius für Chemie und Direktor des chemi¬
schen Institutes der Tierärztlichen Hochschule in Hannover, Herr
Geheimrat Professor Dr. Arnold, tritt mit dem Ende des laufen¬
den Sommer-Semesters nach 41 jähriger überaus erfolgreicher Dozen¬
tenlaufbahn in den Ruhestand. Arnold hat eich vor allem durch
sein vorzügliches Handbuch „Repetitorium der Chemie“, bereits in
1&. Auflage erschienen, einen wissenschaftlichen Ruf gemacht. Ihm
wurde auch vor einem Jahre von der Tierärztlichen Fakultät der
Universität München die Würde des Ehrendoktors der Tiermedizin
verliehen. Mögen dem scheidenden Gelehrten noch viele glückliche
Jahre in bester Gesundheit und geistiger und körperlicher Rüstigkeit
beschieden sein.
Als sein Nachfolger auf diesen Lehrstuhl wurde Professor Dr.
P. W. Dankworth, Ordinarius für pharmazeutische Chemie der
Universität Greifswald, berufen. Professor Dankworth, ein ge-
borner Magdeburger, hat zunächst die Ausbildung als Apotheker
genossen und sich später der Nahrungsmittelchemie zugewandt, in
welchem Fache er auch das Rigorosum ablegte. Er war hernach
Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin (unter
Beckmann), von wo er im Jahre 1907 im Reichsgesundheitsamte
als Leiter der Herausgabe des Deutschen Arzneibuches Verwendung
fand. Ein Jahr später wurde er Assistent am Institut für technische
Chemie in Jena (unter Vongerichten) und wieder ein Jahr darauf
Assistent am pharmazeutischen Institut in Breslau, wo er sich für
pharmazeutische Chemie und Nahrungsmittelchemie habilitierte. Als
Flieger-Offizier an der Ostfront verwendet, geriet er in rußische
Gefangenschaft, aus der er erst nach 4 Jahren, im Jahre 1920, heim¬
kehren durfte. Über seine Erlebnisse in Sibirien hat er ein sehr
interessantes Buch veröffentlicht (bei Teubner-Leipzig). Nach seiner
Rückkehr erhielt er einen Ruf nach Greifswald als Extraordinarius
für pharmazeutische Chemie, dem bald die Ernennung zum Ordi¬
narius folgte. Die Hochschule dürfte in dieser Berufsangelegenheit
eine glückliche Hand gehabt haben. Die Schriftleitung.
Weltreisen der dänischen Studenten. Nach der „Maanedskrift
for Dyrlaeger“ (1921, S. 171) sind vom internationalen Komitee der
dänischen Studenten mit der ostasiatischeu Dampfschiffsgesellschaft
10 „Langreisen“ vereinbart, die im. Spätsommer d.*J. stattfinden
sollen. Die Reisen sollen den Studenten einen größeren Horizont
verschaffen dadurch, daß sie selbst Eindrücke und Vorstellungen
von den Verhältnissen in der weiten Welt sammeln. An den Reisen
sollen die Studenten der Universität, des Polytechnikums, der land¬
wirtschaftlichen und tierärztlichen Hochschule, sowie der Kunst¬
akademie teilnehmen. (Zeitschr. für Fleisch- und Milchhygienie.)
Die Technische Hochschule München weist im Sommerhalbjahr
1921 einen Gesamtbesuch von 4 5 8 6 Studierenden — 4480
männliche und 106 weibliche — auf. um 256 mehr als im vorigen
Winterhalbjahr und 1360 mehr als im Sommerhalbjahr 1920. 3064
35 ^
tt5
Studierende sind Bayern, 1159 Angehörige der übrigen Glied¬
staaten, 265 Ausländer deutscher Abkunft und 98 .sonstige Aus¬
länder. Die einzelnen Abteilungen werden besucht: die Allge¬
meine Abteilung von 784 Studierenden, um 155 mehr als im Winter¬
halbjahr, die Bauin gen ieur^Abteilung von 561, um 15 mehr, die
Architekten-Abteilung von 328, um 13 mehr, die Maschinen-Inge-
nieur-Abteilung von 1933, um 112 mehr, die Chemische Abteilung
von 516, um 20 weniger, und die Landwirtschaftliche
Abteilung von 519 Studierenden, um 19 weniger.
Von den Studierenden der Bauingenieur-Abteilung sind 451 Bau¬
ingenieure, 57 Vermessungs- und 45 Kulturingenieure, von den
Studierenden in der Maschineningenieur-Abteilung sind 935 Ma¬
schinen-, 840 Elektro- und 105 Maschipaen-Elektroingenieure. Unter
den 671 Hospitanten sind 148 Studierende der Universität, 365 der
Handelshochschule, 2 der Akademie der bildenden Künste usw.
Spanische Studienreise nach Deutschland. Am 3. Juli ist aus
Saragossa eine Ärzte-Mission abgereist, um die bedeutend¬
sten Kliniken und Krankenhäuser in Hamburg, Berlin, München,
Leipzig und Freiburg zu besuchem. Leiter der Reise ist Dr. Horno
Algorta, Professor der Gynäkologie. Er wird unterstützt von
seinen Assistenten Dr. Romero und Perez Larossa. Die spani¬
schen Ärzte werden in München an den Kliniken Sauerbruch und
Döderl'ein Vorträge hören über das Neueste auf dem Gebiete der
Krebsforschung. _
*
Personalien.
Praxisanmeldung : Johann Hesl aus Eschenbach (Opf.) in
München.
Praxisaufgabe: Franz Simon in Markt Rettenbach (B.-A.
Memmingen).
Als Praktikant eingetreten : Karl Meise aus Ludwigstadt (B.-A.
Teuschnitz) im Schlachthof Regensburg.
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Otto Bäurle,
Tierarzt aus München. Dissertation: „Über die Eckstrebe des
Pferdehufes“. (Institut für Hufkunde: Dr. E. Moser.) Franz Xaver
Gentner, Pferdezuchtinspektor in Donauwörth. Dissertation:
„Beitrag zur Behandlung der Fohlenlähme durch parenterale Zufuhr
von Eiweißstoffen“. (Aus der Praxis.) Tierarzt Alois Neher in
Forchheim. Dissertation: „Experimentelle Untersuchungen über
Wurmmittel, speziell über Thymol und Oleum Thymi“. (Aus dem
Pharmakologischen Institut der Universität Erlangen: Dr. Heinz.)
Tierarzt Rudolf Stetter aus Burgau in Schwaben, Assistent an
der medizinischen Tierklinik. Dissertation: „Beiträge zur Diagnostik
der Dämpfigkeit“. (Aus der medizin. Tierklinik: Dr. Schmitt.)
Eingesandt.
Gründung der Deutschen Gesellschaft für Nutzgeflügelzucht
für die Tschechoslowakei (G. m. b. H.). Ostermontag fand in Neu-
titschein die gründende Versammlung der „Deutsche Gesellschaft
für Nutzgeflügelzucht für die Tschechoslowakei (G. m. b. H.)“ statt.
Von maßgebenden Vertretern der deutschen Landwirtschaft und
Kleintierzucht Mährens und Schlesiens waren dabei anwesend: die
deutsche Sektion des Landeskulturrates für Mähren, die deutsche
Landwirtschafts - Gesellschaft in Brünn, der Zentralverband der
deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften Mährens und
Schlesiens, die erste mährisch-schlesische Geflügelbrutzentrale
Olmütz, der Landesverband der Kleintierzüchtervereine Mährens.
Ihr Interesse für die neue Gesellschaft haben außerdem bekundet
die „Deutsche Sektion des Landeskulturrates in Böhmen“ und die
„Deutsche Land- und Forstwirtschafts-Gesellschaft in Troppau“,
der Dozent Dr. Paul Roscher an derVersuchstierhältung Gomplitz
der landwirtschaftlichen Hochschule in Liebwerd.
Die Gesellschaft hat den Zweck die Nutzgeflügelzucht in der.
Republik zu heben und all dies durch Leistungs- und Rassezucht
zu erreichen. Die Ausführung des ganzen Planes kann naturgemäß
nur nach und nach erfolgen. Die erste Aufgabe der Gesellschaft
wird e.s daher sein, Mitglieder bezw. Gesellschafter zu werben,
sich mit allen denen bekannt zu machen, die heute schon Rasse¬
geflügel züchten, daß Leistungszucht mit Fallnestkontrolle durch-?
geführt, da-ß die bestehenden Brutzemtralen des Landes unterstützt
werden. Die künstliche Brut soll in jeder Weise gefördert werden.
Die Gesellschaft ist bereit Kräfte zum praktischen Eingreifen und
zur Belehrung.des Personales zur Verfügung zu stellen. Schlie߬
lich will sie auch für den Absatz der Brutzentralen sorgen. Sie
will Volksaufklärung durch das Abhalten von Vorträgen und Lehr-
kursen über Nutzgeflügelzucht betreiben.
Die Gesellschaft wurde im Anschlüsse an die Deutsche Land¬
wirtschafts-Gesellschaft in Brünn gegründet. Die Satzungen sind
eingereicht. Alle diejenigen, die Zuchtstationen, Leistungszucht¬
anlagen milt Fallnesterkontrolle, Zuchthöfe für Bruteier, Farmen
für Gebrauchseier errichten, weiters die Kücken- und Junggeflügel¬
aufzucht betreiben wollen, mögen sich bei der Gesellschaft melden»
die Anschrift lautet: Deutsche Gesellschaft für Nutzgeflügelzucht
(G. m. b. H.), Neutitschein. Die Satzungen stehen kostenlos zur
Verfügung. Bei Anfragen ist es erwünscht, daß für Portoauslagen
immer Mk. 1.— mitgesandt werde. Es ist zu erwarten, daß sich
viele freudige Mitarbeiter finden, damit das hohe Ziel, das sich
die Gesellschaft gesteckt hat, zu unser aller Nutzen erreicht
werde.
Die Bekämpfung der Rübennematode. Der Zuckerrübenstand
hat in den letzten Jahren nicht nur iin Mähren und Böhmen, son¬
dern auch in Niederösterreieh stark zu leiden gehäbt. Die Ernten
gingen stark zurück und es mußte vielfach mit dem Zuckerrüben¬
bau durch längere Jahre ausgesetzt werden. Die Rübennematode
gehört zu den FadenWürmerm (Älchen) und ist mit freiem-Auge
kaum sichtbar. Sie bohrt sich in die feinen Wurzelchen der Rüben
ein. Nach* erfolgter Befruchtung schwellen die Weibchen stark an
und sind dann auch ohne Vergrößerungsglas als weiße, glänzende
Pünktchen sichtbar. Aus diesen schlüpfen sodann mehrere hundert
Älchen. Daß die Vermehrung eine ungeheure ist, läßt sich schon
daraus ermessen, daß während eines Jahres 5, ja 6 Generationen
einander ablösen. Besonders stark ist die Vermehrung in wannen
und lockeren Böden, so daß auf solchen Feldern der Zuckerrüben¬
anbau bald unmöglich wird, indem sich die „Rübenmüdigkeitr
immer mehr bemerkbar macht. Scheinbar gesunde Rüben beginnen
zu welken und gehen bei Trockenheit bald ein. Zuerst sterben die
äußeren Blätter ab. Weiteres darüber in der Folge 22 der Wochen¬
schrift für Haus. Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Nen-
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezug*-
gebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr—
717
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle')
in der Praxis ausgezeichnet bewfihrt.
Garbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei %
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanlcitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch Innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bennen & Co., nm-nx KÄ Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medlzinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 nnd Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
NEGUVON
Räudcmittcl _
Istizin vct. - Purgans
Tolid - Wundstreupulver.
(verbesserte Dakin-Methode) 4
Pulbit - Antidiarrhoicum
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
718
■ • • «.
Die neuartige
Staupebehandlung
Mercaffin
D. R. P.
Bei Darmstaupe u. anderen
Magen- und Darm¬
erkrankungen
Orig.-Karton: 5Ampullen ä 2,5.
lOccm. Orig.-Glas: Tabletten
Merpon
D R. P.
Bei Lungenstaupe, wie
überhaupt bei ein treten dem
Fieber, Lungentzündung u.
Herzschwäche
Orig.-Röhre zu 15 Tabletten
Literatur:
Kynodal
ges. gesch.
Bei nervöser Hundestaupe
zur symptomatischen
Behandlung
Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orlg.-
Karlon zu 5 Ampullen ä lOccm
Mercaffin. Berliner Tierärztl. Wocliei schrill 1920. Nr. 23; Tierärzll. Rundschau 1921, Nr. 6;
Tierärzll. Rundschau 1921. N> . 15; Berliner Tierärzll. Wochenschri|l 1921, Nr. 17; üeulsche
Tierärzlliche Wochenschrill 1921. Nr. 18 — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G«
• 7 ?-
• Venirase
Antektrol
gegen Kälberruhr
Impfstoff gegen
^nd andere
Oarmkrankheifen.
Abortus infci
Humann uleisler
Humann u.Teisler
Oohna 8a.
Dohna 5a.
Von erstklassiger, bedeutender Viehversicherung wird für
den Außendienst, Schadensregulierung, Organisation etc.
jüngerer Tierarzt
in dauernde Stellung sofort gesucht. Geschäftsgewandte
Herren, welche tatsächlich Interesse für den Posteir
haben, werden gebeten, Offerte gefl. umgehend _ unter
V. S. an die Schriftleitung dieses Blattes einzureichen.
Unsere geschätzten Leser werden gebeten
bei Bedarf von Fachutensilien, Medikamenten oder sonstigen beruflichen Gebrauchs-
gegenständen die in unserer Wochenschrift inserierenden Finnen berücksichtig
wollen. Bei Anknüpfung diesbezüglicher Verbindungen wolle man sich stets aui
das in der Wochenschrift gelesene Inserat berufen.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦*
719
In Friedenspalität wieder lieferbar:
S lrychiln- Veralrln
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit fl. Pferde
und Atmungsbeschwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.— ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.m.b.H.. Hannover
Ludwigstraße 20 und 20a,
Fabrik chemlsch-pharm. Präparate, Drogengrobhandlung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Tel.-Adr. Bengenco.
für
Rotlaufserum
ab 15. Juli.
Pro Liter Mk. 420.— netto.
Vertretung und ständiges Lager
• • _ a _ Augustenstraße 26
iWlUHCfien Dr. mel, vei. L Dopfer.
Draht-Anschrift: Rheinserum München. Fernspr.: Nr. 56853.
Illlillllllillilllllllllli
Praxis mit Fleischbeschau
in der Oberpfalz, jährliche Einnahmen 35 Mille, wird gegen
ebensolche Familienverhältnisse halber zu tauschen gesucht, oder
gegen Entschädigung abzugeben. Eilangebote unter O. P. 106 an
die Schriftleitung dieses Blattes.
Tüchtiger Vertreter
auf 14 Tage sof. ges. Distriktstierarzt Christi, Hauzenberg (Ndb.).
752
mmfnm = - tt . —■ ■ ■ . -- -- ■■■■■
Scheidenkatarrh
Die altbewährte, schnell heilende
Propria - Salbe
nach Dr. Pomay er Wesentlich verbessert wieder lieferbar.
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ohne Etikett.
■ Herstellung (unt. Stand. Kontrolle durch d. Erfinder) und Versand: ■}
■ Apotheker Gregor Straßer, Landshut l.Bay. S
Das Ideale
Desinficiens
Antiseptikum
Desodorans
dertLeiÄJzllichen Praxis ist
Votzö^lidi begutachtet a.anerkannt als Glänzend
verbesserte u. vereinfachte Dakin Methode.
ferner dasbevähüeV&rbeuöunösmiM^en^euclien
A 1 ® IT Rohware
Gerate.
ühöiftiö. Haltbar. Billig.
Verwendung Trocken,zum Beitreuen der 5rall£atfen u.a
Gelbit ,zomAbfpulen des Stallbodens, der
Yfände.Futtertröge und Geräte.
ChemiWie fäbrik Oriesheim*Qeklron,FrankfurtaH,
) Vertrieb durch WerKI, Bifferfeld 37 |
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter^
ftommissionsverlaff M. Rieffersehe riniversitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift tilr Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 23. August 1921. Nr. 34.
Inhalt: /
Originalartikel: Nusshag. — Referate. — Tierüiztliche Standes- und Wirtschafts¬
fragen. —Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. —Bücherschau. —
Eingesandt.
(Aus der Tierseuchenstelle der Thüringischen Landesanstalt für
Viehversicherung [Veterinäranstalt] zu Jena.)
Zur Diagnostik der Beschälseuche.
, Von Dr. Wilhelm Nusshag, Abteilungsvorsteher.
Die Bekämpfung der Beschälseuche hat sich auch in
dem neuen mitteldeutschen Seuchengang vorwiegend in
veterinärpolizeilichen Bahnen bewegt und sie wird es nach
dem heutigen Stand der Therapie auch in Zukunft vor¬
läufig tun müssen. Durchschlagende Wirkung werden die
amtlichen Maßnahmen hierbei aber nur dann noeh entfalten
können, wenn seit Ausbruch der Seuche wenig Zeit ver¬
strichen ist. Die Frühdiagnose ist hei der Beschälseuche
deswegen geradezu Voraussetzung einer erfolgreichen und
raschen Seuchentilgung, weil die Grundlagen der Seuchen¬
ermittlung immer die Deckregister der Beschälstationen
bilden werden, namentlich da auch in der neuen Epizootie
die ausschließliche Verbreitung der Seuche durch den Deck¬
akt erneut dargetan wurde. Der Wert dieser Deckregister
verringert sich aber begreiflicherweise durch Wechsel im
Besitz der Stuten im Laufe der Zeit ganz bedeutend/
Für die klinische Diagnose lagen auch im neuen Seuchen¬
gang die Umstände recht ungünstig. Die Erscheinungen
des frühen örtlichen Stadiums sind bekanntlich keineswegs
eindeutig und eine größere Bedeutung hat nur die als
„Krötenflecke“ bezeichnete fleckige Leukopathie der Geni¬
talien. Sie ist zwar nicht pathognomonisch, da ähnliche Pig¬
mentdefekte auch anderweitig beobachtet werden. In Ver¬
bindung mit Schwellung der Labien oder Scheidenausfluß
erweckt sie aber stets den Verdacht auf Beschälseuche. Ihre
Bedeutung erfährt indes dadurch eine Einschränkung,"daß
754
sie nur in 30 % aller Fälle gesehen wird. Nach der Gene-
ralisation des Leidens ist die Diagnose leicht, wenn man
das typische Exanthem vor sich hat. Die Ringflecke sind
geradezu pathognostisch. Nach meinen Erfahrungen, die
sich auf über 120 beschälseuchekranke Pferde erstrecken,
werden sie in mehr a!ls 80 % aller Fälle gesehen, und es
ist wahrscheinlich, daß sie bei sorgfältiger, dauernder Be¬
obachtung in jedem Falle festgestellt werden können. Da
sie aber sehr vorübergehend sind, werden sie bei den ge¬
legentlichen amtlichen Kontrollen verdächtiger Tiere nicht
einmal häufig angetroffen werden. Auch dann ist, nament¬
lich in Verbindung mit anderen Symptomen der Allgemein¬
infektion mitunter die Leukodermie der Genitalien dia¬
gnostisch verwertbar. Im großen und ganzen macht aber
die Seuche auch in diesem Stadium der klinischen Ermitt¬
lung die größten Schwierigkeiten.
Das Spätstadium verlief in der neuen Epizootie vollends
in über 60 % aller Fälle symptomlos.
Es besteht zwar die Möglichkeit das Leiden durch den
direkten Nachweis des Erregers einwandfrei festzustellen.
Diese Möglichkeit ist aber eine sehr beschränkte. Die Try¬
panosomen im Blut aufzufinden, ist, wie Zwick und F i -
scher [1*^] angeben, und wie ich in zahlreichenVersuchen
bestätigt fand, geradezu als Zufallsache anzusehen. Wenn
daher M a y e r [2] in der Nr. 23 der „D. Tierärztl. Wochen¬
schrift“ Pfeiler und Wa 11 h e r [3] den Vorwurf macht,
'daß sie neben der serologischen Untersuchung des Blutes
nicht auch den Nachweis der Trypanosomen in diesem durch
Verimpfung versucht hätten, so ist dazu zu sagen, daß der¬
artige Feststellungen von mir, worüber Pfeiler unter¬
richtet war, in großem Umfange versucht worden sind. Die
Versuche wurden allerdings nicht an Hunden, aber auch
nicht etwa nur an Mäusen oder Ratten angestellt. Indeß
hatte das Streben, den Erreger der herrschenden Epizootie
!jm Versuchstierkörper zum Angehen zu ^bringen, einen
gänzlich negativen Erfolg. Es wurden Serien von weißen
Mäusen mit Blut, verdünntem Scheidensekret und trypano¬
somenhaltiger Quaddelflüssigkeit subkutan, in die Blutbahn
und intraperitoneal geimpft. Das Blut der Versuchstiere
wurde wochenlang kontrolliert, Trypanosomen aber nie ge¬
funden. Nach diesem Ergebnis wurde später in zahlreich
wiederholten Fällen das unverdünnte Exsudat möglichst.
*) Die in eckigen Klammern [ ] beigefügten Ziffern beziehen
sich auf die a.m Schlüsse des Artikels angegebenen Literatur-
angaben.
frisch aufgeschossener Effloreszenzen, in dem mikroskopisch
der Erreger nachgewiesen war, Meerschweinchen, Ratten,
Kaninchen, weißen Mäusen und schließlich einem Esel ein¬
gespritzt. Die Verimpfung erfolgte bei den ersten Tieren
in die Blutbahn, hei den weißen Mäusen in die Bauchhöhle
oder in die Blutbahn, und bei dem Esel unter die Haut. Es
wurde den einzelnen Tieren bis zu 3 ccm des mühsam ge¬
sammelten Quaddelexsudats eingespritzt, also eine nament¬
lich für den Mäusekörper sehr beträchtliche Menge. Aber
das Ergebnis war auch hier ein negatives. Daß unter solchen
Umständen darauf verzichtet wurde, den Trypanosomen-
Nachweis aus dem Blut beschälseuchekranker Pferde durch
Verimpfung an Hunden zu erbringen, erscheint begreiflich.
Der Nachweis der Erreger im Scheidensekret hat für
die Diagnostik wenig Bedeutung, da sie dort nur im frühen
örtlichen Stadium oder bei örtlichen Rezidiven zu erwarten
und auch dann ungemein schwer aufzufinden sind. Leicht
ist ihr Auffinden dagegen im Exanthem. Von dem ein¬
fachen Verfahren ihres Nachweises in diesem empfiehlt es
sich, in allen Verdachtsfällen Gebrauch zu machen, nament¬
lich da es zu seiner Anwendung keiner Färbung bedarf. Es
ist daher seine Ausführung jedem Tierarzt möglich, der sich
im Besitz eines Mikroskops befindet.
Tn allen Verdachtsfällen, in denen nicht der typische,
ringförmige Ausschlag, sondern das wenig charakteristische
Quaddelexanthem vorliegt, ist dessen Prüfung auf Trypano¬
somen geradezu unerläßlich.
Es genügt, die Haare an einer 10 pfennigstückgroßen
Stelle über einer Effloreszenz kurz ab^uscheren. Man
reinigt dann die Haut vorsichtig mit Alkohol und ge¬
winnt durch einfaches und möglichst unblutiges An¬
stechen mit einer gewöhnlichen Nadel oder Spritzen¬
kanüle ein Tröpfchen des serösen Exsudats. Der Aus¬
tritt der Flüssigkeit wird befördert, wenn man den Wall
des Ringfleckes zwischen zwei Finger nimmt und auf der
Höhe des Walls die Haut, ohne sie zu perforieren, an¬
sticht. Man klatscht dann den Objektträger einfach auf
den austretenden Tropfen auf und untersucht ihn unver¬
dünnt nach Bedeckung mit einem Deckgläschen unter
einem starken oder mittelstarken Trockensystem bei
mäßiger Abblendung. Die Trypanosomen fallen durch
ihre lebhaft peitschende Beweglichkeit auch dem nicht
geübten Auge ohne weiteres auf.
In Anbetracht dieser Verhältnisse in der klinischen
Diagnostik lag es nahe, die Immunitäts-Reaktionen, die sich
756
so hervorragend zum Nachweis einer Reihe von chronischen
infektiösen Prozessen bewährt hatten, auch in den Dienst
der Beschälseuche-Diagnostik zu stellen. Von dem Ver¬
fasser wurden in diesem Zusammenhang die Komplement¬
ablenkung, die Agglomeration, die Präzipitation, die Agglu¬
tination der roten Blutkörperchen, die Serumschutzprüfung
und die Überempfindlichkeits - Reaktionen versucht.-über
die Ergebnisse dieser Untersuchungen wird in einer dem¬
nächst erscheinenden monographischen Abhandlung über
den neuen Seuchengang ausführlich berichtet werden.
Mit Rücksicht auf die Bedeutung der in Rede stehenden
Versuche sei indeß hier auszugsweise über einzelne Metho¬
den und die mit ihnen erzielten Ergebnisse berichtet.
Präzipitation.
Die Präzipitation wurde erstmalig von M a y e r [4] zum
Nachweis einer Trypanosomen-Infektion versucht. Als An¬
tigen diente ihm ein durch Verdauung von Nagana-Trypa-
nosomen erhaltener Extrakt. Schilling [5] konnte die¬
sen Befund nicht bestätigen. Auch M a n t e u f e 1 [6] teilt
gelegentlich einer Erörterung über die Agglutination der
Trypanosomen mit, daß er Präzipitine im Serum trypanoti-
scher Tiere nicht nachweisen konnte. Dagegen hatten
Winkler und Wysehelesski [7], die die Präzipi¬
tation zur Diagnostik der Beschälseuche anwandten, gute
Ergebnisse insofern, als die Sera kränker Tiere bei der
Schichtprobe sofort eine deutliche Ringbildung zeigten,
während Normal-Seren diese erst später und weniger typisch
ergaben. Ihre Ergebnisse wurden von R u p p e r t [8] be¬
stätigt.
Bei dem großen, der Tierseuchenstelle Jena zur Ver¬
fügung stehenden Material war eine Nachprüfung der Frage
in größerem Maßstabe möglich. Gelang es, auf diesemWege
zu einem sicheren und einfach zu handhabenden diagnosti¬
schen Verfahren zu kommen, so waren wir in der Beschäl¬
seuche-Diagnostik einen erheblichen Schritt vorwärts ge¬
kommen.
Es wurden aus diesem Grunde eine große Reihe von
Seren beschälseuchekranker Pferde neben dem sonst ge¬
übten Komplementablenkungsverfahren auch der Präzipi¬
tationsmethode unterworfen. Die zur Verwendung, kom¬
menden Sera waren nicht erhitzt und absolut klar. Als An¬
tigen dienten die aus den Organen und dem Blut trypano-
tischer Versuchstiere hergestellten wässerigen Koch-Aus-
Ibl
züge, sowie wässerige Auszüge aus reinen Trypanosomen.
Sie wurden wie folgt hergestellt:
Lebern und Milzen von Ratten, die zur Trypanosomen^
gewjnnung entblutet worden waren, wurden mit der Schere
grob zerkleinert und dann im Mörser mit Seeland zu einem
feinen Brei zerrieben. Darauf wurden sie im Gewichtsver¬
hältnis 1:4 mit physiologischer Kochsalzlösung, die einen
Karbolsäurezusatz von 0,5 % hatte, für 2 Tage im Schüttel¬
apparat der Extraktion überlassen, um am Ende des Schüt¬
teins im Wasserbade für 15 Minuten gekocht zu werden.
Die Klärung erfolgte nach grober Seihung durch einen
Gazefilter durch scharfes Zentrifugieren.
Die wässerigen Blutextrakte wurden in gleicher Weise
aus dem trypanosomenhaltigen Blutkuchen der Versuchs¬
tiere hergestellt. Zur Bereitung reiner Trypanosomen-Aus¬
züge wurden Ratten auf der Höhe der Infektion entblutet
und das Blut durch Zusatz einer 10 %igen Lösung von Na¬
triumcitrat flüssig erhalten. Entweder wurden die Blut¬
körperchen nun durch Ausschleudern von den Trypano¬
somen getrennt oder sie wurden durch einen Zusatz von
stark agglutinierendem Pferdeserum niedergeschlagen. Die
von den Blutkörperchen getrennten Trypanosomen wurden
durch wiederholtes Waschen möglichst blutzellfrei erhalten,
dann mit der 6—8 fachen Menge physiologischer Kochsalz¬
lösung aufgeschwemmt und schließlich 8 Tage lang im
Schüttelapparat der Extraktion überlassen. Auch dieser
Auszug wurde durch scharfes Zentrifugieren bezw. Filtra¬
tion durch Asbestwatte geklärt.
Der Versuch wurde als Schichtprobe in Pfeil er sehen
Röhrchen angestellt. Die Organextrakte sowie die aus try¬
panosomenhaltigem Blut hergestellten Kochsalz - Kochaus¬
züge erwiesen sich als gänzlich ungeeignet. Es wurde bei
ihrer Verwendung keinmal eine Ringbildung erhalten. Die
aus reinen Trypanosomen hergestellten Auszüge ergaben
dagegen in etwa 15 % der Fälle nach wenigen Minuten an
der Berührungsfläche der Flüssigkeiten eine schwache Ring¬
bildung, die auch bei längerem Stehen nicht intensiver
wurde. Starke, der Milzbrand-Präzipitation ähnliche Aus¬
fälle wurden nie beobachtet. Die Präzipitation hat mithin
für die Diagnostik der Beschälseuche keine praktische Be¬
deutung.
Die A g g lutination der roten Blut¬
körperchen.
Yo r k [9] hatte mitgeteilt, daß die Sera von Tieren, die
an Trypanosomenkrankheiten leiden, die Eigenschaft be-
758
' **
säßen, rote Blutkörperchen der gleichen Tierftrt;
nieren. Im Gegensatz zu den Seren gesunder
diese Phänomen nicht oder doch nur unverdün:
sollten sie diese Fähigkeit der Blutkörperehenag
auch in Verdünnungen beibehalten. Nach seinen-
sollte die Reaktion am besten bei 0 0 von statten
M a y e r [10], der diese Beobachtung Yorkes mitte:
eine Nachprüfung für angezeigt. Ich habe daraufhin je
eine Serie normaler und von beschälseuchekranken
stammender Sera in Mengen von 0,5 ccm mit gewafitfteäen
roten Blutkörperchen vom Pferd versetzt und die M
eine Stunde im Kühlraum bei 7° gehalten. Nach dies
zeigten 6 von 20 Beschälseuche-Seren eine deutliche
tination der roten Blutkörperchen in Form eines zusa
hängenden Häutchens am Boden des Gläschens, das suUsbei.
vorsichtigem Schütteln in Klümpchen und Flöckch
löste. 10 Seren zeigten nur undeutliche und nicht sc
beständige Agglutination. Viermal bestand ein ausgjjÄfoJ
ebener Blutpunkt. Von den Normal-Seren zeigten
deutliche und 8 eine undeutliche Agglutination. In
Fällen waren die Blutkörperchen punktförmig abgei
Darauf wurden je 10 positive und Normal-Sera, dar
die deutlich agglutinierenden mit der doppelten
physiologischer Kochsalzlösung verdünnt und abermalaj
roten Blutzellen vom Pferd zusammengebracht. Na<
die Röhrchen eine Stunde im Kühlraum gestanden
wurde abgelesen. Das Ergebnis war folgendes:
Von den positiven Seren zeigten 4 keine und 6 uni
liehe, nicht schüttelbeständige Agglutination. Von
Normal-Seren zeigten 4 keine, 4 schwache, nicht bestä:
und 2 deutliche, schüttelbeständige Agglutination. Da
gebnis beider Versuche blieb das gleiche, als sie bei Zi
temperatur wiederholt wurden. leb habe daraufhi
Versuch unter gleichen Bedingungen mit 20 positive
20 Normal-Seren wiederholt. Sowohl die positiven wi
Normal-Seren wurden in je 3 Reihen angesetzt, und
lmal unverdünnt, lmal zu gleichen Teilen und ln
Verhältnis 1:4 mit physiologischer Kochsalzlösung
dünnt. Diesmal blieben die Sera 16 Stunden im Kühl
(bei 7°). Danach wurde abgelesen. Das Ergebnis
folgendes:
Deutliche, schüttelbeständige Agglutination ergäbest]
den Beschälseuche-Sera unverdünnt neun, verdünnt ira
hältnis 1: 1 = vier, verdünnt im Verhältnis 1:4 =
Sera. Von den Normal-Seren zeigten unverdünnt ach 1
Verhältnis 1:1 = fünf, im Verhältnis 1:4 == zwei Sera
eine deutliche' Agglutination. Das Ergebnis hat sich also
auch jetzt nicht, wesentlich verändert, namentlich sind auch
in den Verdünnungen Unterschiede im Verhalten der posi¬
tiven und Normal-Seren nicht ersichtlich geworden. Für
den Nachweis der Beschälseuche kommt mithin diese Me¬
thode nicht in Frage.
Serumschutzprüfung.
Es ist bekannt, daß im Blut der an Trypanosomen-Krapk-
heiten leidenden Tiere sich Schutzstoffe befinden. Falls es
möglich war, sie im Tierexperiment nachzuweisen, war die
Möglichkeit gegeben, ihr Vorhandensein diagnostisch zu
werten. Es wurde zu diesem Zweck versucht, durch eine
vorhergehende Behandlung weißer Mäuse mit den Seren
beschälseuchekranker Tiere diese gegen eine nachfolgende
Infektion mit Dourine-Trypanosomen zu schützen. Die da¬
bei angewandte Technik war folgende:
^ Zunächst erhielt eine Maus 0,25 und eine weitere 0,5 ccm
das zu prüfenden Beschälseuche-Serums unter die Haut ge¬
spritzt. Um dem Tierkörper Zeit zur Komplettierung
des Immun-Amboceptors , zu geben, erfolgte die Infektion
lt /2 Stunde später. Sie bestand in der intraperitonealen
Einverleibung von 0,05 ccm eines zehnfach verdünnten
trypanosomenhaltigen' Meerschweinchenblutes. Zur Kon-
. trolle erhielten 2 Tiere an Stelle des positiven je ein nor¬
males Serum und 2 weitere kein Serum eingespritzt.
Die Tiere’starben sämtlich 3 bis 5 Tage später an
der. Infektion. Von einer Schutzwirkung der Sera konnte
keine Bede sein. Der Versuch wurde deshalb unter Ver¬
wendung von 1 ccm Serum wiederholt. Aber auch diesmal
vermochte die erhöhte Seruminjektion weder den Tod der
Tiere zu verhüten, noch erheblich hinauszuzögern. Unter
diesen Versuchsbedingungen ist die Methode daher diagno¬
stisch nicht verwertbar.
Literatur:
1. Arbeiten a. d. Kais. Gesundheitsamt, Bd. 36, 1910.
2. Deutsche Tierärztliche Wochenschrift, Nr. 23, 1921.
3. Ebenda, Nr. 14, 1921.
4. Kölle -Wassermanns Handbuch, 2. Auf!., 7. Bd., S. 570, 1913.
5. Ebenda.
6^ Arbeiten a. d. Kais. Gesundheitsamt, Bd. 28, S. 172, 1908.
7. Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Nr. 51, S. 933, 1911.
8. Ebenda, Nr. 22, S. 38l, 1912.
9. Kölle -Wassermanns Handbuch, 2. Aufl., 7. Bd., S. 572, 1913.
10. Ebenda.
760
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau and Nahrugsmlttelknde.
Dr. med. vet. E. J ahn, Oberveterinär, früher komman¬
diert, zum Reichsgesundheitsamt: Beitrag zur Serodiagnose
der Echinokokkenkrankheit der Tiere. (Aus der Veterinär-
abteilung d. Reichsgesundheitsamtes. — Zeitschr. f. Fleisch-
u. Milchhygiene, 1920, Heft 13, S. 173.)
Aus Pietät für den im Palästina-Feldzuge gebliebenen Ober¬
veterinär Dr. Jahn veröffentlicht Titze im Auszug eine über
obiges Thema von Jahn im Reichsgesundheitsamt ausgeführte
Am- wirksamsten ist die Flüssigkeit aus fertiilen Echinokokken-
flüssigkeit die Fähigkeit zukommt, komplementablenkende Anti¬
körper zu bilden, Schwankungen in diesem Vermögen rühren von
der Durchlässigkeit der Echinokokkenkapsel für die Antigene her.
Am wirksamsten ist die Flüssigkeit aus festilen Echinokokken¬
zysten und zwar aus solchen von Schafen. Unzuverlässig ist die
Wirkung der Extrakte von Scoleces und von der Taenia echino-
coccus. Die Präzipitation liefert ungünstige Ergebnisse. Es ist
also auf demWege der Komplementablenkungs-
methode möglich, die E c h i n o k o k k enkrankheit
n a c h z u w e i s e n, besonders bei Benutzung f e r t i -'
len Cyste in inhaltes vom Schafe, doch muß die Antigen-
wirksamkeit durch Kontrollversuche gegenüber einem positiv re¬
agierenden Serum erwiesen werden. Me.
Reg.-Rat Dr. Hans Meßner, Schlachthofdirektor in
Karlsbad : Das Bluttrocknungsverfahren nach Dr. Sgalitzer.
(Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., Heft 18,
S. 237.)
Die Ursache, daß vor dem Kriege das Blut geschlachteter Tiere
nur in. geringer Menge zu Nahrungszwecken verarbeitet oder kon¬
serviert wurde, lag daran, daß die Bevölkerung genug andere ei¬
weißreiche Nahrungsmittel ohne große Kosten zur Verfügung
hatte. Außerdem bestand gegen aus Blut hergestellte Würste ein
nicht immer berechtigtes allgemeines Vorurteil. Die Verhältnisse
während des Krieges und nach demselben haben durch den zu¬
nehmenden Mangel an eiweißhaltigen Nährmitteln Wandel ge¬
schaffen. Dr. ing. Sgalitzer in Wien kam beim Studium der
Frage der Bluttrocknung zu der Überzeugung, daß das die roten
Blutkörperchen umgebende Stroma verhindert, daß die Trocken¬
produkte weder geruchlos, noch wasserlöslich sind. S. führte die
Sprengung dieser Hülle auf rein mechanischem Wege aus, indem
er das durch Rühren defibrinierte Blut, ohne daß
das Fibrin entfernt wurde, in Eiszellen gefrieren ließ. Sodann
wird das durch mittlere Wärme wieder aufgetaute Blut
auf einer im Vakuum rotierenden, durch Dampfzuleitung er¬
hitzten Walze getrocknet. Ist die Verdampfung be¬
endet, wird das Trockenprodukt von der Walze abgeschabt und
ist handelfertig. Nach den gutachtlichen Äußerungen staatlicher
Institute ist auf diese Weise die Frage: Blut in Pulverform un¬
begrenzt haltbar und durch Behandlung mit Wasser für Ernäh-
rungszwecke nutzbar zu machen, glänzend gelöst. Selbstverständ¬
liche Voraussetzung ist die Gewinnung aus Blut gesunder Tiere.
761
Nach dem Urteil einer Reihe von großen Kiichenbetrieben in ver¬
schiedenen Großstädten sind auch die Erfahrungen mit
Blutmehl in der Praxis allerorts gute. Me.
Pharmakologie, Pharmacie, Pharmakognosie.
Dr. A. Klarenbeck -Utrecht : Das Töten von kleinen
Tieren mit Strychnin, nitric. und Zyankalium nach einer
neuen Methode. (Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1920,
Nr. 16, S. 177.)
Auf Anregung des Tierschutzvereines zu Amsterdam hat K.
eine Methode ausfindig gemacht, kranke oder nicht mehr lebens¬
kräftige Tiere schmerzlos und in möglichst kurzer Zeit aui eine
ästhetische Weise zu töten. Eine gesättigte Lösung von
Strychnin, nitric., die je nach der Größe des zu tötenden
Tieres erwärmt in der Menge von 5 —10 ccm intrathorakal
injiziert wird, ruft namentlich bei intrakordialer Applikation
prompte Wirkung hervor. Sie erfordert aber Übung, die .5—6 cm
lange Kanüle muß an der linken Brustwand 1—2 cm unter der hori¬
zontalen Buglinie zwischen 5. und 6. Rippe schief kardiopetal ein¬
gestochen werden. Die ganze Manipulation beansprucht etwa 1—2
Sekunden. K. schildert sodann eingehend die latente 10—25 Se¬
kunden und die konvulsivische 1—2 Minuten dauernde Phase der
Strychninwirkung. Der einzige Nachteil, der dieser Tötungsart
anhaftet, ist das Auftreten der heftigen Krämpfe, die, wenn sie
gleich nur kurze Zeit andauern, auf, den Besitzer einen unange¬
nehmen Eindruck machen. K. kombinierte deshalb die
Strychnininjektion mit der von Zyankalium.
Nimmt man .dieses in 5%iger Lösung und spritzt es bei
Beginn des ersten S t r y c h n i n k r a m p f e s in einer
Menge von 2 — 6 ccm je nach Größe des Tieres ein, so wird das
Stadium der Konvulsionen auf ein Minimum ab¬
gekürzt und die Dauer des lötungsaktes durchschnittlich auf
1 Minute beschränkt. Die Kosten sind sehr gering. Me.
Iistttnts- ud Anstaltsberichte.
Bericht über dieTätigkeit des Bakteriologischen Instituts
der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen zu
Halle a. S. für das Jahr 1918/19. Berichterstatter: Prof.
Dr. H. Raebiger, Leiter des Bakt. Instituts.
Erst im letzten Vierteljahre der Berichtszeit konnten die durch
die Kriegsverhältnisse eingeschränkten Arbeiten wieder aufgenom-
men werden. Das freiwillig durehgefülirte Tilgungsver¬
fahren der T uberkulose machte wenig Fortschritte, denn,
nur 300 Stück Rinder wurden untersucht. Aus dem Tilgungsver¬
fahren nicht angeschlossenen Beständen wurden 10 Einzel-Milcli-
proben geliefert, aus denen bei einem Tiere Eutertuberkulose zu
eruieren gelang, obwohl klinische Merkmale fehlten. 53 Lungen-
schleimproben, von denen 13 positive Befunde ergaben, 19 Milch¬
proben mit zweimaligem Tuberkelbazillengehalt, 1 Gebärmutter¬
schleimprobe waren ebenfalls positiv. Zur Wiederaufnahme des
Tilgungsverfahrens wurden seitens des Instituts neue Vorschläge
gemacht, sie erstreckten sich auf: 1. Abkürzung der Dauer des
Feststellungsverfahreais, 2. Erleichterung der Verpflichtungen des
762
Besitzers bezüglich des Untersuchungszwanges seiner Herde und"
der tuberkulosefreien Aufzucht des Jungviehes, 8. befriedigende
Wertbemessung bei Abschätzung der zum Töten bestimmten Tiere
bei Hintanhalten von Verlusten wirtschaftlicher Werte im Interesse
der Allgemeinheit, 4. Eintritt der Entschädigungspflicht schon bei
amtlicher Feststellung der Tuberkulose ohne Abwarten der behörd»-
liehen Anordnung der Tötung, 5. Ergreifen der Seuchenherde in
•Fällen der Feststellung von Fütterungstuberkulose bei Kälbern und
Schweinen auf Schldchthöfen oder beim Verenden von TieTen an
Tuberkulose.
Die Bekämpfung, des seuchenhaften VerkaJbens
durch aktive Immunisierung mittelst Abort in führte nach den
übereinstimmenden Berichten wiederum in allen Fällen, in denen
«ätiologisch der Abortusbazillus Bang in Frage kam, zu gutem Er¬
folge (M. T. W., 1919, Nr. 43, S. 782). Interessant ist, daß nach
Abortinimpfung häufig auch die sogen. Scheidenkatarrhknötefeen
verschwunden sind. Der Bericht weist auch auf den Fehler der .
Besitzer hind, abortusinfizierte Tiere abzustoßen und durch Neu-r
ankauf zu ersetzen. Da neubeschaffte Tiere nur selten durchge-
seucht haben, infizieren sie sich nach der Aufstallung in der Regel,
die Giftigkeit des Virus wird dadurch gesteigert, so daß Tiere des
alten, zum Teil immun gewordenen Bestandes wiederum der Ge¬
fahr der Neuansteckung ausgesetzt sind. Die Erfahrungen mit dem
Impferfolg bei seuchenhafte in Verfohlen wurden er¬
weitert. Gegen die durch Paratyphusbazillen erzeugten Fälle, auf'
deren serologische Feststellung immer mehr Gewicht gelegt wird,
erwies sich .,Parabortin“ (Landsberg) äußerst wirksam, soferne es
vor Ablauf des 6. Trächtigkeitsmonats in einem Zwischenraum von
14 Tagen zweimal subkutan injiziert wird. ,
Genötigt durch die starke Ausbreitung der R ä u«d e unter den
Pferde- und Rinderbeständen wurde ihre Bekämpfung mit SOs-Gäs
in Angriff genommen. Der Bau der für diese Zwecke konstruierten ,
Zelle und die Bedienung derselben muß im Originale gelesen wer¬
den, da ihre Schilderung zum Referate eingeengt nur verlieren
würde. Der Bericht spricht sich hinsichtlich der Ergebnisse dieser .
in mehreren Hunderten von Versuchen ausgeführten Therapie dar
hin aus, daß dieselbe rasch und verlässig ist.
Die chemo-therapeutische Bekämpfung der Schweine«
seuche, Schweinepest und ihrer Misch! nfek>
11 o n e n mit Methylenblau Höchst wurde in der Bericht¬
zeit fortgesetzt und hat abermals gute Erfolge gezeitigt. Uber die
Wirksamkeit des Präparates gegen Fohlenlähme erlaubt das zu
geringe Versuchsmaterial noch kein abschließendes Urteil. Die
in den Schweinebeständen derVerbandsinitglieder der Zuchtvereine
obligatorisch eingeführte Gesundheit skont rolle, bei der
nicht nur auf Seuche, sondern auch auf Futterkrankheiten etc. ge¬
achtet wurde, gelangte zum Vorteile der ganzen landwirtschaft¬
lichen Bevölkerung, welche über das Resultat des Gesundheifsbe-
fundes in Kenntnis gesetzt wurde, bei 316 Schweinen zur Aus¬
führung.
Die zur Tilgung der als „ S e p t i c. p I u r 1 f o r m.“ bezeich-
neten Schafseuche ausgeführte Impfung hat sich weiterhin
bewährt, so daß die Nachfrage nach Impfserum erheblich zuge¬
nommen hat.
Als Vorbeuge gegen die Stiche der Kriebelf liege und
ihre Folgen hat die Empfehlung der Nachtweide in heißer, sonniger
Zeit für Rinder und Fohlen keinerlei Nachteile gebrach^. Der Er-
4
%
•j
■ a
i
1
■d
'■M
763
forschung der Lebensbedingungen der 3 Shnulia-Arten: S. argyrect.,
xnaculat. und reptans ergab, daß die Mückenbrut in Stauwässern
kein Gedeihen findet, inwieweit das Fehlen der Unterströmung oder
der verringerte 0 - Gehalt oder beides zusammen wirkt, müssen
weitere Beobachtungen lehren. In bewegter Luft halten sich die
Mücken nicht, von Wald ringsum eingeschlossene Weiden sind des¬
halb am ungefährlichstem Details über die Krankheit sind weiteren
Veröffentlichungen Vorbehalten.
In der Berichtzeit löste die bakteriologische Untersuchung
einer großen Reihe von Tierleichen bezw. Organen, Wasser, Futter¬
mitteln, Blut, tierischen Sekreten und Exkreten sowie von Fleisch
und anderen Nahrungsmitteln eine Reihe Von.Zweifeln und Streitig¬
keiten. Die Versuchstätigkeit des Instituts erstreckte sich u. a.
auch auf die Lösung der Frage, ob die Präparate Lausofan
und G 1 o b o 1 die schädliche Rankmade in unbenutzten Bienen¬
waben zu vertilgen imstande sind; tatsächlich scheinen die beiden
Mittel den Imkern einen verlässigen Behelf zu gewähren.
Interessant ist auch das Prüfungsergebnis eines patentamtlich
geschützten Desinfektionsmittels für Kleintierställe: „K eimto d“.
Das Präparat ist in seiner Zusammensetzung sehr ungleichmäßig,
die Wirkung ist entsprechend unsicher. Die Ausführung der im
Institut vorrätigen Impfstoffe und die, Menge des Versandes gibt
einen Begriff von dieser Sparte der Tätigkeit, so sind beispielsweise
mehr als 1000 Liter Rotlaufserum benötigt gewesen.
Cli 1 o r k a 1 z i u m f ü 11 e r u n g zur Steigerung der
Fortpflanzungsfähigkeit wurde in größerem Umfange
bei 2 Schafherden, in 4 Schweine- und 6 Rirtdviehbeständen, in 1
Kaninchenzuchtanstalt und in 5 Geflügelzüchtereien fortgesetzt. Es
wurde als krystallisiertes Salz 4mal, als Calc. chlor, pur. sicc. liual,
in Form von Pedreikalzium lmal, als Dekasalz 3 mal, als Emanogen
15mal gegeben. Die Preisunterschiede der einzelnen Präparate sind
ganz erheblich, 1000 Gramm kryst. Chlorkalzium kosten 70 Pfg.,
dasselbe Quantum Pedreikalzium kostet 1 Mk. 60 Pfg., Dekasalz
7 Mk. 33 Pfg., Emanogen neuerdings 40 Mk. Die Versuche litten
unter den ungünstigen Kriegs- und Nachkriegsverhältnissen und
dem Leutemangel, der eine gewissenhafte Kontrolle der Gewichts¬
schwankungen der Tiere, der Milchmenge u. a. erschwerte; inso¬
fern« sind die gewonnenen Erfahrungen anzufechten, doch spricht
sich der Bericht dahin aus, daß dem O h 1 o r k a 1 z i u m ein s p e -
zifischer Einfluß auf die Fortpflanzungst ä t i g -
keit nicht innewohnt, daß es jedoch bei Salzhunger der
Tiere, besonders der Hühner, gute Dienste leistet, wobei un¬
entschieden ist, ob die Wirkung höher zu bewerten ist als bei den
bisherigen Gaben von phosphorsaurem Kalk,Viehsalz und Schlemm¬
kreide. Auch die gegen die Kokzidiose der Kaninchen mit Chlor¬
kalzium gerichteten Versuche befriedigten nicht.
Die Arbeiten in der Bekämpfung tierischer Schäd =
I i n g e wurden mit der Prüfung zur Tilgung solcher empfohlener
Mittel fortgesetzt: „Terror“ (Chem.-pharm. Nährmittel-Gesellsch.,
Berlin), „Ratapan“ (Chem.-Hyg.. Berlin W 9), „Rattentod u. Mäuse¬
tod“ (Chem. Labor. K. Haa.se, Brandenburg), ..Millimors“ (Chem.
Labor., Straßburg). Alle diese Mittel erwiesen sich bei der Unter¬
suchung wohl giftig, aber für die beabsichtigten Zwecke nahezu
wirkungslos.
Auch die Pilzberatungsstelle erfreute sich eines
großen Zuspruches. Für Interessenten sei erwähnt, daß der häufig
auftretende l'otbraune Milchling — Lactaria rufa als Salatpilz
mul Gurkenersatz in gesüßtem Essig oder getrocknet und gemahlen,
als Pfeiferersatz verwertet werden kann. Der Wert der Ver-
fütterung von Pilzen an Haustiere ließ sich mangels -ge¬
nügender Mengen an Pilzen nicht in beabsichtigtem Umfange prü¬
fen, es wurden giftige Sorten für sich und gemischt teils in frischem
Zustande, teils gekocht, an Ziegen, Kaninchen, .Meerschweinchen
und Geflügel ohne anderen Futterzusatz verabreicht und ohne
Schaden genossen, auch Schweine haben die Pilze bei entsprechen¬
dem Beifutter gut vertragen und ausgenützt. Am besten wird das
Futter nach kurzem Abkochen und Beseitigen des Pilzwassers ge¬
geben. Eine praktische Bedeutung kommt dieser Fütterung nur in
Wirtschaftsbetrieben zu, die an Waldungen liegen und die das täg¬
liche Sammeln der Schwämme ermöglichen; außerdem ist aie Ver¬
wertung der Pilze nur in getrocknetem und gemahlenem Zustande
durchführbar.
Die literarische und Vo r t r a g s t ä t i g k e i t war, wie
sich bei den reichen.Erfahrungen, die auf den verschiedenen Ge¬
bieten im Institute gewonnen werden, denken läßt, eine sehr um¬
fangreiche. Der ganze Bericht gibt einen Einblick, mit welchem
Fleiße und Nutzen das Institut unter der Leitung seines unermüd¬
lichen Direktors arbeitet. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Veterinäroffizier-Ergänzungsbestimmungen,
(Schluß.)
Kommando zur Militärlehr schmiede.
XIII. Im Anschluß an die beendete militärische Ausbildung
veranlaßt der Veterinär-Inspekteur die Kommandierung des An¬
wärters zur Militärlehrschmiede Berlin. Das Kommando dauert
6 Monate und bezweckt die theoretische und wraktische Durch¬
bildung im Hufbeschlag, Unterweisung in den mit dem Hufbesehlag
zusammenhängenden Hufkrankheiten, in der militärischen Seuchen^
bekämpfung, im militärischen Schriftverkehr und in den veterinären
Dienstvorschriften. Ferner wird Unterricht erteilt über Sattelung,
Zäumung, Beschirrung, in der Gesundheitspflege des Pferdes und
in der Fütterungslehre (praktische Durchbildung für den Truppen¬
dienst). .
XIV. Erweist sich der Anwärter während des Kommandos als
ungeeignet zur Fortsetzung der Laufbahn, so berichtet der Vor¬
stand der Lehrschmiede sogleich eingehend an den Veterinär-
Inspekteur. Ist dieser der gleichen Ansicht wie deT Vorstand der
Lehrschmiede, so veranlaßt er die Rücküberweisung des Anwärters
zum Truppenteil und seine Entlassung.
Beförderung zum Umterveterinär. Probe-
dienstzeit.
XV. Entspricht der Anwärter den an ihn gestellten Anforde¬
rungen, so berichtet der Vorstand der Lehrschmiede zum 15. des
letzen Ausbildungsmonats an den Veterinär-Inspekteur.
Dieser kann sich durch eine Prüfung von der Befähigung des
Anwärters überzeugen. Diese Prüfung wird immer dann notwendig
werden, wenn mehrere Anwärter vorhanden sind.
Nach den in der Prüfung gezeigten Leistungen stellt der Vete¬
rinär-Inspekteur die Reihenfolge der geprüften Anwärter fest. In
dieser Reihenfolge werden die Anwärter durch den Veterinär-
7(55
Inspekteur mit dem 1. des nächsten Monats zum Unterveterinär
befördert und durch das Reichswehrministerium (Veterinär-Inspek-
tion) auf 6 Monate zu einem berittenein Truppenteil zwecks Ver¬
wendung im Veterinärdienst versetzt. .
Entlassung auf Antrag.
XVI. Während der sechsmonatigen militärischen Ausbildung
und während des Kommandos zur Militärlehrschmiede kann der
Anwärter wegen veränderter Umstände in seinen häuslichem oder
persönlichen Verhältnissen die vorzeitige Entlassung aus dem
Dienstverhältnis beantragen. Der Veterinär-Inspekteur hat dar¬
über zu entscheiden, ob die beantragte vorzeitige Entlassung nach
Lage des Falles gerechtfertigt erseheint. Im übrigen gilt § 20 der
Heeresergänzungsbestimmungen, sinngemäß.
Probedien,stzeit.
XVII. Während der sechsmonatigen Probedienstzeit ist der
Umterveterinär durch Zuteilung zu einer Reiitabteilung oder in
anderer geeigneter Weise in seiner reiterlichen Ausbildung zu
fördern.
Über die militärische und fachliche Bewährung des Unter¬
veterinärs bei der Truppe berichten der Regimentskommandeur
und der Regiments veterinär je besonders, aber in einer Vorlage,
zum 1. des 6. Monats der Dienstleistung auf dem Dienstwege an
das Reichswehrministerium,. Die Vorgesetzten nehmen Stellung
zu den Berichten.
Wahl zum Veterinäroffizier.
XVIII. Entsprechend den Beurteilungen veranlaßt der Vete¬
rinär-Inspekteur den zuständigen Divisionsveterinär, den Unter¬
veterinär zur Wahl zum Veterinäroffizier vorzuschlagen oder ver¬
anlaßt die Entlassung des Unterveterinärs.
XIX. Die Wahl ist schriftlich. Wahlberechtigt sind die Vete-
rinäroffiziere der Division, in welcher der Unterveterinär seinen
Probedienst beendet. Der Divisionsveterinär schafft die erforder¬
lichen Unterlagen und setzt sie, wenn nötig, in Abschriften bei den
Wahlberechtigten unter „Persönlich“ und „Schleunig“ io Umlauf.
Als Grundlagen dienen ein selbstgeschriebener ausführlicher Lebens¬
lauf und eine schriftliche Erklärung des Unterveterinärs über
Schuldenfreiheit, sowie die Dienstleistungszeugnisise über die
militärische Ausbildung, die Ausbildung an der Militärlehrschmiede
Berlin und über die Probezeit als Unterveterinär, ferner ein Zeug¬
nis des Regimentsveterinärs, in dem ausgesprochen wird, daß der
Unterveterinär nach Führung, Dienstbefähigung und seinen sitt¬
lichen Eigenschaften zur Beförderung pflichtmäßig empfohlen wird.
Bei der Wahl erklärt der Wahlberechtigte schriftlich, ob er
den Unterveterinär zur Aufnahme in das Veterinäroffizierkorps
für würdig erachtet. Verneinendenfalls hat er seine Gründe gegen
die Aufnahme schriftlich eingehend anzugeben.
Die Wahl ist geheim. Alle Wahlberechtigtem sind zur Ver¬
schwiegenheit zu verpflichten.
Lehnt die Mehrheit der Veterinäroffiziere die Aufnahme des
Unterveterinärs ab. so kann er nicht zur Beförderung vorge¬
schlagen werden. Der Divisionsveterinär hat dann die Wahlver¬
handlung mit ihren Unterlagen über den Gruppenveterinär dem
Veterinär-Inspekteur einzureichen, der weitere Entscheidung her¬
beiführt.
766
_.*?V
Ist die Minderheit Kegen die Aufnahme des Unterveterinärs,
so sind die bezüglichen Meldungen, auch wenn nur e i n.Veterinär-, '•
Offizier gegen die Aufnahme ist, dem Beförderungsvorschlag mjt“
den übrigen Wahlunterlagen (XIX, Abs. 1) in Urschrift beizufügen.
Der Divisionsveterinär nimmt zu den abweichenden Urteilen Stel¬
lung und legt das gesamte Material dem Gruppenveterinär vor, der-'
es nach Hinzufügen seiner Stellungnahme dem Veterinär-Inspek¬
teur übersendet. ,
Inwieweit die abweichenden Urteile zu berücksichtigen sind,
darüber entscheidet der Reichswehrminister.
Beförderung zu in Veterinär.
XX. Vor der Beförderung zum Veterinäroffiziei“, die nur-beim
Vorhandensein freier Haushaltstellen erfolgen kann, muß sich der
Unterveterinär erneut auf eine ünunterbrochene Dienstzeit von
25 Jahren vom Tage der Beförderung ab verpflichten. /
XXI. Die Beförderung des Unterveterinärs zum Veterinär er¬
folgt durch den Reichswehrminister.
Für die Festsetzung des Patentes bei mehreren zugleich zuin
Veterinär Beförderten ist maßgebend der Wert der Dienstleistungs-
Zeugnisse, der Ausfall der Fachprüfumg und zuletzt das Lebens¬
alter.
Uniform der Anwärter und Unter veterinäre.
XXII.' Während der militärischen Ausbildung und während
des Kommandos zur Militärlehrschmiede trägt der Anwärter die
Uniform seines Truppenteils und seines Dienstgrades.
Der Unterveterinär trägt die Uniform seines Truppenteils mit
den Abzeichen eines Oberfähnrichs sowie am rechten Unterarm
1 cm über dem Aufschlag auf einem runden Spiegel aus feldgrauein
Abzeichentuch eine Schlange aus weißem Metall.
Der Reichspräsident. Der Reichswehrminister.
Ebert. Dr. Geßler.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Ausfuhr von Zuchthengsten nach dem Auslande.
Die deutschnationalen Abgeordneten Major Henning und von
Gräfe haben im Reichstage folgende Anfrage eingebracht: Schon
seit Jahrzehnten findet aus Ostfriesland eine regelmäßige Ausfuhr
von Zuchthengsten nach dem Auslande statt. Besonders Holland
hat seine ganze Warmblutzucht auf ostfriesische und oldenburgische
Ausfuhr aufgebaut. Die holländischen Hengsthalter kauften all¬
jährlich ostfriesische Hengste auf der ostfriesischen Hengstkörung
an, um sie dann sofort nach Holland zu überführen. Durch das
Reichskommissariat für Aus- und Einfuhrbewilligung in Berlin wur¬
den in den letzten Jahren die Anträge auf Ausfuhrbewilligung dpr
Hengste in unglaublicher Weise verschleppt und gingen zum Teil
in dem Geschäftsbetrieb gänzlich verloren. Die Folge davon ist,
daß in diesem Jahre bei der ostfriesischen Hengstkörung in Aurich
ein Teil der holländischen Hengsthalter ausgeblieben ist, abge¬
schreckt durch die unliebsame Erfahrung, daß die Ausfuhr dei“
Hengste unmittelbar nach dem Ankauf nicht mehr möglich ist.
Nach den diesjährigen noch schlechteren Erfahrungen in dieser
Richtung ist zu erwarten, daß nächstes Jahr überhaupt keine hol-
767
ländischen Hengsthalter mehr bei der Hengstkörung erscheinen
werden. Die Jahrhunderte alte Hengstaufzucht in Ostfriesland er¬
leidet damit einen schweren Schlag. Wir sind bereit, der Reichs¬
regierung nötigenfalls die Unterlagen für die erwähnten Mißstände
zur Verfügung zu stellen- Sind der Reichsregierung die unhalt¬
baren Zustände in der Geschäftsführung des Reichskommissariats
für Aus-'und Einfuhr bekannt, und was gedenkt sie zu tun, um
schleunigst Abhilfe zu schaffen? S. M.
Sondergebiete (Botanik etc.)
Tagung der deutschen Botaniker in München.
Die deutschen Botaniker, die der Vereinigung für angewandte
Botanik, der Freien Vereinigung für Pflanzeiigeographie und der
größten Vereinigung, der Deutschen Botanischen Gesellschaft an¬
gehören, hielten in München ihre Tagung ab, zu der eine große
Anzahl von Berühmtheiten auf diesem Gebiet, darunter auch der
90jährige Geheimrat R a d' 1 k o f e r, der frühere Direktor der
Botanischen Museen, erschienen wafen. Die Tagung, die sich auf
eine halbe Woche erstreckte und neben hochbedeutsamen Vor¬
trägen eine Anzahl interessanter Vorführungen und Besichtigungen
umfaßte, wurde mit einer Begrüßungsansprache des Direktors des
Botanischen Gartens, Geheimrats v o n G ö b.e 1, eröffnet, der ein
Bild von den Schwierigkeiten zeichnete, in die auch die botanische
Wissenschaft durch Krieg und Teuerung gekommen ist. Dr. J.
Reineke (KieT) sprach über „Botanische Gesetze“, aus denen
er das „Gesetz der kleinsten Wirkung“ — die Natur erreicht ihren
Zweck mit dem geringsten Aufwand an Mitteln — und das Quanten-?
prinzip herausgriff. Von den Ergebnissen der neuesten Forschungen
über die Befruchtung von Pilzen sprach Prof. Knie p (Würz¬
burg). Prof. N o a c k behandelte die Gründe der herbstlichen Ver¬
färbungen der Blätter, die durch die roten Farbstoffe (Anthocyan)
liervorgerufen werden.. Hochinteressant war der Vortrag, den der
Leiter der Badischen Weinbaustation in Freiburg i. Br. über Pflan¬
zenpathologie und Chemotherapie hielt. Bedeutsame Mitteilungen
über ein neues Verfahren zum Schwefeln von Pflanzenkulturen
zum Schutz gegen Parasiten machte Dr. Rupprecht (Ham¬
burg). Nach seinen Angaben haben die Deutschen Rote-Werke in
Aachen einen Apparat hergestellt, mit dem auf nahezu 450 Grad
überhitzter Schwefel in feinsten Dämpfen, die von schwefliger
Säure und Schwefelwasserstoff frei sind, auf das Gelände verteilt
werden kann. Die Erfolge, die man damit erzielt hat, waren ver¬
blüffend. Die pilztötende Wirkung hält drei bis vier Wochen an.
Durch die Verwendung dieses höchst rationell arbeitenden Appa¬
rates können der deutschen Volkswirtschaft jährlich 34 Millionen
Mark erspart werden. Aus der Reihe der Vorträge — auf einen
mußte wegen der Überfülle des Materials verzichtet werden —
seien -noch hervorgehoben: „Alterserscheinungen bei den Blättern
im Laubwald“ (Prof. D i n g 1 e r, München), Physiologie der Moose
(Prof. Pringsheim, Berlin), Strahlenpilze (Prof. Wo llen-
weber, Berlin), Pflanzenparasiten (Prof. Ileinucher, Inns¬
bruck). — Nach Abschluß der Tagungen entführten die wissen¬
schaftlichen Exkursionen das Heer der Botaniker in verschiedenen
Gruppen unter bewährter Führung, darunter Prof. Giesen-
h a gen von der tierärztlichen Fakultät in sein Wendelsteingebiet,
768
nach den verschiedensten Richtungen in die nähere und weitere
Umgebung Münchens.
Als Ort der nächsten Tagung wurde, um den österreichischen
Kollegen die Teilnahme zu erleichtern, Wien best imm t.
Hodischulnadirichten.
Sammlung „Schutz-Ehrung“.
(2. Quittung, abgeschlossen am 28. Juli 1921.)
Es sind folgende Beträge eingegangen:
Prof. Dr. Jakob- Utrecht. 300.— Mk.
Prof. Dr. M i e ß n e r - Hannover, Kreistierarzt Dr.
Sommer - Johannisburg, Dr.- Leonhardt-
Tarnowitz, Kreistierarzt Becker - Grünberg,
Kreistierarzt Schüller - Apenrade, Kreistierarzt
Dr. P i 1 w a t-Borkum, Kreistierarzt Dr. Schipp-
Cochem, Generalstabsveterinär Dr. G r am m 1 i ch-
Berlin, Kreistierarzt Dr. Holland t-Königsberg,
Veterinärrat Ziegenbein - Wolmirstedt, Dr.
K r e n z - Züllchow, Generaloberveterinär a. D.
Ohm- Königsberg, Prof. Dr. K n u t h - Lands¬
berg a. W., Verlag der „T.i erärztl. Rund-
schau“, Dr. Schulz - Münster i. W.' Dr.
Grebe - Hermülheim, Prof. Dr. N ö 1 le r - Ber¬
lin, Dr. Heine- Homberg je 100 Mk. = . . - . . 1800.— „
Bezirkstierarzt B e r t s c h y-Düdingen (Schweiz) .- . 60.— „
Prof. Stoß- München, Dr. Schuber t h - Münster,
Dr. Wolfram - Bochum, Dr. Kallmann - Ber¬
lin, Kreistierarzt Reich -Nauen, Veterinärrat
Dr. Achilles - Wernigerode, Schikarski-
Züllichau, Veterinärrat Schmidt - Prenzlau,
Kreistierarzt K a ß b a u m-Filehne, Prof. L ü p k e-
Stuttgart, F ü 11 b i e r - Freiburg (Schles.), Kreis¬
tierarzt R a s s o w - Teterow, Reg.- u. Vet.-Rat
Träger- Königsberg, Freigang - Patschkau,
Dr. R e v e n - Frankfurt a. M., Kreistierarzt Dr.
Harms - Gnoi'en, Veterinärrat Jakob- Luekau,
Vet.-Rat Wermbter - Orteisburg, Franke-
Freienwalde, Prof. Dr. Eber- Leipzig, Dr. Mil¬
ler- Borken, Dr. Roeinisch - Zobten, Kreis¬
tierarzt V e r s -Waren, Oberstabsveterinär a. D.
Giesen schlag - Insterburg , Kreistierarzt '
S c h i n k - Hebrondamnitz, Dr. Karnetzki -
Berlin, Veterinärrat Dr. Schmidt - Stadtilm,
G r ü n k e - Korschen, Mann- Zeitz je 50 Mk. = 1450.— „
Kreistierarzt Dr. Silbersiepe - Montjoie . . . 40.— »
Dr. Krüger - Meisenheim, Stempel - Kallies,
Kreistierarzt Wiele r-Xanten, Kreistierarzt See¬
mann- Zell, König - Eilsleben, Kreistierarzt
Lehman n-Arnswalde, Kreistierarzt Dr. Leip¬
ziger- Wehlau, Dr. Boß- Helmstedt, Geheim¬
rat L e i s t i k o w-Magdeburg, Dr. Goldstein-
Berlin je 30 Mk. =.. 300.— ■>
769
Dr. A. Franzenbur g-Altona, Dr. E. Franzen¬
burg - Altona, Kreistierarzt Schulze - Heils¬
berg, H a a s e-Hobenmolsen, Fr i e s i ck e-Nauen,
Dr: Nenthaus - Lennep, Oberstabsveterinär
Berg- Langensalza, Scholtz- Kassel, J a e -
ekel- Aulowöhnen je 25 Mk. =.. 225.—
Schutzpolizei Magdeburg, Verwaltungsstelle I . 21.30 .,
Prof. Dr. Lüh r .s-Dahlem, Generaloberveterinär a. D.
Achtesber - Parchim, Kreistierarzt Simon-
Görlitz, Dr. M e 1 z e r - Wilsnack, Heymann-
Schneidemühl, L o e w e 1 - Langensalza, Bauer-
Horka, Dr. Bauermeiste r-Friedeberg, L a m-
p r e c h t - Germau, Oberveterinärrat Robert-
Annaberg, Bock- Medenau, Generaloberveterinär
H e n s e 1-Cüstrin, Tr a u t w e i n-Eisleben, Hau¬
maier - Olbernhau, Generaloberveterinär a. D.
Bros« - Karlsruhe, Veterinärrat Schlägel-
Kottbus, Dr. A. S t o ß - München, Regierungsrat
Dr. Zelle r-Dahlem, Veterinärrat' R i s o r-Naum¬
burg, Oberstabsveterinär Z e u m e r-Babenhausen,
Rippert- Herleshausen je 20 Mk. =. 420.— „
Witte - Quedlinburg, Generaloberveterinär a. D.
Richter - Eberswalde je 15 ^Ik. =. 30.— „
I. o s k e - Mecklenhorst, Dr. Hartmann - Ohlau,
K o s c h w a 1 d - Misdroy, Kreistierarzt Dr. J an-
z e n - Neustadt , Hermann Mayr- Essenbach,
llackwarth - Züllichau, Schlitzberger-
Kassel je 10 Mk. =. . 70.— „
Summe: 4716.30 Mk.
Dazu 1. Quittung. . . / . . . . 3845.— „
zusammen: 8561.30 Mk.
Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz-
Ehrung“, Deutsche Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestr. 11,
Postscheckkonto Berlin NW 7, Nr. 1012.
Prof. N e u m a n n - Berlin.
Personalien.
Benachbartes Ausland: Johann Köstelbacher, Staats-
veterinärinspektor in Wels erhielt den Titel eines Staatsveterinär¬
oberinspektors.
Bttctaerschan.
Handlexikon der tierärztlichen Praxis. Vom Prof. Dr. med. vet.
Gustav U e b e 1 e. III. Auflage. Bearbeitet von Prof. Dr. R.
K 1 e 11, Oberamtstierarzt in Urach, und Veterinärrat R. M e t z-
g e r, Bezirkstierarzt in Säckingen a. Rh. 1921. J. Ebners Ver-
. lag, Ulm. Preis geb. 54 Mk.
Die III, Auflage folgt der zweiten nach nicht einmal 3 Jahren.
Es darf dies wohl mit als ein Zeichen dafür angesehen werden, daß
das Handlexikon den Bedürfnissen des Praktikers in weitem Maße
dient. Auch die III. Auflage zeigt überall dieses Bestreben. Sie
770
hat einige Neuerungen erfahren auf dem Gebiete der Seuebehf'
bekämpfung und Wundbehandlung, soweit hier die Kriegsjähre
unsere Erfahrungen bereichert haben. Neu hinzugekommen sind
die ansteckenden Bienenkrankheiten, was eine dankenswerte Ber
reicherung des Werkes darstellt. Die Rezeptsammlung ist durch.
Einfügung mehrerer brauchbarer Rezepte erweitert worden. Das
Kapitel über, die „Unfruchtbarkeit der weiblichen Tiere“ dürfte
neu durchzusehen sein; ich erinnere hier u. a. an die Unrichtigkeit
der Angabe, daß auch das Corpus luteum persistens (S. 1103) „mit
krankhaft gesteigertem Geschlechtstrieb verbunden“ sei. Das Buch ;
hat an Umfang etwas zugenommen: 1307 Seiten gegenüber 1184
der II. Auflage. Papier und Druck sind vorzüglich und die Über¬
sichtlichkeit ist bei reichlicher Verwendung von Fettdruck am
rechten Platze auch in dieser III. Auflage mit einer der Vorzüge
des Werkes gebliieben. — Unsere Praktiker, aber auch die Studie¬
renden der Tierheilkunde werden diese Neuauflage mit Freuden
begrüßen. Ma.
Eingesandt.
Wissenschaftliche Aufklärung zur Bekämpfung der Ratten»
plage! Apotheker Neumanns giftfreie Rattenbrocken „Mors“ haben
sich nach den an verschiedenen Orten ausgeführten Fütterungs¬
versuchen, zju denen Pferde! Kühe, Kälber,- Ziegen, Schafe,
Schweine, Hunde, Katzen, Tauben und anderes Geflügel benutzt
wurden, als absolut ungefährlich erwiesen. Giftig wirkt das Mittel
nur auf Nagetiere, zu denen bekanntlich auch Kaninchen und Meer¬
schweinchen gehören. Die „Morsbrocken“ sind ein für Ratten
schmackhaftes, kuchenartiges Gebäck, das aus einem geringen,
aber ganz bestimmten Teile von Bulb, mirit., Extr. spiss., Glyc.
Stillipik., Glykosid, usw. eigenartig zusammengesetzt ist und auf
das gerade Ratten mit besonderer Freßgier reagieren. Bekannt¬
lich sind Bulb, marit. gallenbitter und haben bei ihrer vielartigin
Verarbeitung einen widerwärtigen Geschmack. Aus diesem Grunde
ist. es gänzlich ausgeschlossen, daß „Morsbrocken“ selbst in win¬
zigen Partikeln, die auf der Zunge gelöst einem widerwärtigen
bitteren Geschmack hervorrufen, von Haustieren, noch weniger
von Menschen vollständig verzehrt werden und giftig wirken. Diese
Versuche sind auch bei Kindern und erwachsenen Personen mit
dem gleichen negativen Ergebnis wiederholt worden. Für die
positive Wirkung auf Ratten aber sprechen die uns-zugegangenen
Anerkennungsschreiben und Gutachten, die einzusehen wir jedem
Interessenten anheimstellen.. Das Gesundheitsamt der Stadtgas
meinde Berlin, Hygienisch-bakteriologisches Institut, hat „Mors¬
brocken“ als sicher wirkendes Rattenvertilgungsmittel ausgeprobt,
das aber für Menschen und Haustiere, außer Nagetieren, absolut
ungefährlich ist. Daher wird dieses Mittel von Staat und Behörden
zur gänzlichen Ausrottung von Ratten allseitig empfohlen.
Chemische Fabrik „Mors“.
Apotheker Bruno Neumann Nachf., Landsberg a. W.
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Bestellzettel
der Hochschulbuchhandlung Max Hueber, München, Aifialienstr,79
bei, den wir unseren verehrlichen Lesern der größten -Bejichtang
empfehlen möchten, ; .
*71
Dine Berechnung her durch die Sanktionen
verirsachien Zollahgahen liefern wir:
Istizin veL
Purgans
Sitez.-Packiuig i: Schachteln mit 10 Dosen zu 15 gr. tir Grolltiere Mk. 30 .—
„ „ II: Schachteln mit 10 Dosen zu 3 gr. für Kleintiere Mk. 7.50
Ne uvon / Räudemittel
ToliH ^ Wundstreupulver
I VlIU (verbesserte Dakin-MethodcX
Pulbit / Äntidiarrhöicum
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 3
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G.m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
Carbo medicinalls Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewahrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uterusefkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., jym
Ludwigstrafle
20 und 20o,
Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medlzinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco,
Maul- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
PhymaHn
zur frk derTuberkulosel
Augenprobe
HumannuJeislerl
Oohna Sa.
Anhphymatol
| zur S.chufz-u. Heilimpfung
gegen
Rinderhuberkulose.
HumanruiJeisler
Dohna Sa.
„Vflpdbiaiicheii und Bullenstflbe Kaiser
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Tierarzt Dr. med. vet. Kaiser, Bad Harzbnrg
Für Bayern Bez.-Tierarzt NIk. Duetsch, Wegscheid.
Worschriften für das Veterinärwesen in Ba yern
” erscheinen in Form einer Zeitschrift in zwangloser Folge nach Bedarf. Zweck der
Vorschrift ist die fortlaufende Veröffentlichung aller in das Gebiet des bayerischen
Veterinär-Verwaltungsdienstes und der tierärztlichen Tätigkeit einschlägigen Gesetze,
Verordnungen, Bekanntmachungen, wichtigeren Entschließungen, Urteile usw. in
übersichtlicher Zusammenfassung und, soweit veranlaßt, unter Beifügung entsprechen¬
der Erläuterungen. ■■ Der Preis des Bandes von 12 Nummern zu je 16 Seiten Oktav-
Format beträgt einschließlich freier Zusendung unter Briefumschlag: Band I 5 Mk.,
II mit X je 5.50 Mk., XI 6 Mk., XII und XIII je 6.50 Mk., XIV 7 Mk., XV 9.25 Mk.,
XVI 10.50 Mk., XVII 22.50 Mk., XVIII 30 Mk. — Bestellungen wollen unter Vorein¬
sendung des Betrages an J. Gotteswinter, Buchdruckerei, München,
Theatinerstr. 18 (Telephon 27 5 72) gerichtet werden. Durch Postabonnement
können die Vorschriften nicht bezogen werden.
V -
Die neuartige
Staupebehandlung
Mercaffin
D. R. P.
Bei Darmstaupe u. anderen
Magen- und Darm¬
erkrankungen
Orig.-Karfon: SAmpulIen ä 2,5,
lOccm. Orig.-Qlas: Tabletten
Mlerpon
D. R. P.
Bei Lungenstaupe, wie
überhaupt bei eintretendem
Fieber, Lungentzündung u.
Herzschwäche
Orig.-Röhre zu 15Tabletten
Literatur:
Kynodal
ges. gesch.
Bei nervöser Hundestaupe
zur symptomatischen
Behandlung
Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orig.-
Karton zu 5 Ampullen ä lOccm
Mercaffin. Berliner Tierärztl. Wochenschri|t 1920, Nr. 23; Tlerärztl. Rundschau 1921, Nr. 6;
Tierärzll. Rundschau 1921, Nt. 15; Berliner Tierärztl. Wochenschrijt 1921, Nr. 17; Deutsche
Tierärztliche Wochenschrift 1921, Nr. 18. — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Berlin SW. 47, MOckernsir. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verteilungsstelle staatlich bergeslellter Impfstoffe und Sera.
Maul- u. Klauenseuche-Serum (Löttier Serum)
hergestellt in der staatlichen Forschungsanstalt Insel Riems, vorrätig in
Flaschen von : 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 600.—.
Rotlauf - Serum
hergestellt vom Hygienischen Institut der tierärztlichen Hochschule in Berlin,
vorrätig in Flaschen von: 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 440«—.
Geflügel-Cholera-Impfstoff
nach Prof. Dr. Neumann hergestellt im Hygienischen Institut der tierärzt¬
lichen Hochschule in Berlin in Ampullen von 50 ccm Inhalt Mk. 10.—.
Maliern
in Flaschen von 10 ccm Tnhalt Mk. 12.— .
Obige Preise ohne Porto und Verpackungskosten, Lieierung nur an Tierärzte.
Vertreter
auf ca. 3 Wochen ab 1. September gesucht. Angebote mit Ge-
haltsansprüchen an Dr. Oetterich, Hergatz (Algäu).
* *
k
wird auf Grund eingehender Versuche
überaus wirkungsvoll bekämpft durch
TRYPAFLRV1N
D. R. P.
Einfache Anwendungsweise!
Intravenös: Trypaflavin pro injeetione in gebrauchsfertigen
Ampullen und in dosierter Pulverform.
Local: Trypaflavin in Form von wässrigen Lösungen,
die leicht herzustellen sind.
Ferner Trypaflavintabletten, Trypaflavinsalbe 2 °/o,
Trypaflavin-Streupuder 5 °/°
Per os: Neutral-Trypaflavin.
Ausführliche Literatur auf Wunsch zur Verfügung.
Leoiold Gassello « Co., ejik,
Frankfurt a. M.
Telegramm-Adresse: Cassella Frankfurtmain.
Scheidenkatarrh
* Die altbewährte, schnell heilende ,
Proprta - Salbe
nach Dr. Pomayer wesentlich verbessert wieder lieferbar.
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ohne Etikett.
Herstellung (unt. Stand. Kontrolle durch d. Erfinder) and Versand:
Apotheker Gregor Straßer, Landshut l.Bay.
Das Ideale
Desinficiens j
Antiseptikum
Desodorans
der HeiÄi4iIichen Praxis ist ,
CAP© R IT
D. R. P.
Vorzüglich beOuiochiet u. anerkannt als Glänzend
verbesserie uvereinfadtte n^kin-Methode
Ferner das bewährte Vorbeuö unGsmiM öe^en Seuchen
CAPORIT^*
D. R. P.
Ziu Gründlichen Desinfektion der Ställe, Futtertrööe und
Geräte.
UnQiftiä. Halibar. Billig.
Verwendung :Trocken,zum. Beüreuen der SlallGatfen u.a.
GelbÜ.zumAblpülen des Stallbodens, der
Wände,FülteriröGe und Geräte.
kChemifche Fabrik Griesheim-ElektroaFrankf urtaK /
J Verrrieb durch Werk I, Bitterfeld 37 (j
8chriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche TTniversitätsbuchhandlung. München, Odeonspl. 2.
r
(frflhar: Tierärztliches Woehenblatt n. Wochenschrift Nr Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
/ herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. Ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 30. August 1921. Nr. 35.
Inhalt:
Originalartikel: Ernst. — Lichtenstern. '— Referate. — Tierärztliche Standes-
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — (Hochschulnachrichten). — Personalien. —
Bücherschau. — Eingesandt.
Weitere Beiträge zur Frage der Schutzimpfung bei
Maul- und Klauenseuche.
Vorläufige Mitteilung über Arbeiten aus der Veterinärpolizeilichen
Anstalt von Dr. med. vet. W. Ernst.
Durch die kutane Impfung, wie sie auch Waldmann und
Pape betätigen, ist eine Erhaltung des Maul- und Klauen¬
seuchevirus durch endlose 1 Generationen leicht möglich,
wenn man stets von frisch entstandenen Aphthen Virus zur
Weiterimpfung abnimmt. Die Virulenz des Aphtheninhaltes
sinkt mit dem Alter der Aphthen. Sie wird bei dem Inhalt
von ganz jungen bis 24 Stunden alten Aphthen sehr hoch,
um dann langsam zu sinken. 4 Tage nach der Impfung ver¬
mochte der frische Aphtheninhalt zwar noch bei kutaner
Impfung, nicht aber bei intraperitonealer Eingabe selbst
hoher Dosen Erkrankungen hervorzurufen.
Für Vergleichsprüfungen der Serumwertigkeit und der
Virulenz des Ansteckungsstoffes eignet sich ein Standard¬
serum, das nach Art des Rotlaufstandardserums herge¬
stellt ist.
An der Anstalt isi zur Zeit ohne Einschieben von
Zwischenpassagen durch andere Tiere die 100. Generation
erreicht. Auch Meerschweinchenvirus der 100. Generation
macht Rinder und Schweine noch krank und diese stecken
gesunde, hochempfängliche Tiere noch an. Dabei ist die
Virulenz für Meerschweinchen seit der 3. Generation an¬
nähernd gleichbleibend hoch, für Schweine und Rinder aber
scheinbar nach bisherigen Versuchen niederer wie früher.
Intravenös mit Meerschweinchenvirus infizierte Kaninchen
erkrankten typisch an Maulseuche.
Höchst virulent ist, wie auch Oosco und Aguzzi
festgestellt haben, das Blut und das Blutserum von frisch
y 778 t . ^
* » i ^ - »; ^ U - v < *
infizierten Meerschweinchen und zwar, .wie hier festgesteüt
ißt, nach Angehen der Krankheit bis zum Ausbruch des Ex¬
anthems und noch kurze Zeit hernach. Von der Zeit der
Entstehung der Exantheme ab geht die Virulenz deß Blutes
unter Rückfällen und Schwankungen allmählich öder rasch
verloren. Es ist somit möglich große Mengen von Virus ver¬
schiedenster Stoßkraft je nach Bedarf in vivo zu züchten.
Im allgemeinen erkranken Meerschweinchen nicht spon¬
tan, sie steckei! sich gegenseitig, wie in Nr. 17 dieses Jahr¬
ganges S. 355 ff. hervorgehoben ist und wie Waldmann
.und Pape neuerdings bestätigen, auch in engstem Kon¬
takt nicht an. Besteht jedoch unter besonderen Umständen
die Möglichkeit natürlicher kutaner Infektion, z. B. wenn
akut im Maule erkrankte Säuglinge in die Zitze .der ge¬
sunden Mutter beißen, so kann, wie eine Beobachtung er¬
weist, das Muttertier angesteckt werden und erkranken.
Junge. Von durchseuchten Müttern erweisen sich im all¬
gemeinen als hoch geschützt gegen die Maul- und Klauen¬
seuche. .Diese Immunität ist bereits bei der Geburt vor¬
handen und wird, wie der Ammentauschversuch erweist,
nicht mit der Milch übertragen.
Zur Zeit können nur das Rekonvaleszentenserum und
das Löfflerserum als spezifisch wirksame Mittel gegen die
Maul- und Klauenseuche. gelten. Beide schützen noch in
der Menge von 0,06 g auf 100 g- Meerschweinchen gerechnet
gegen eine mehrfache, intraperitoneal eingebrachte hohe
Virusdose. Zum Versuche eignen sich am besten Meer¬
schweinchen von 60—100 g. Bei kleineren Serumdosen wird
die Schutzwirkung unsicher, wobei ein Unterschied, der
allerdings - wenig erheblich erscheint, zugunsten des Löffler-
serutns' besteht. Passiv immunisierte Meerschweinchen kön¬
nen 2—3 Tage nach der Immunisation bereits wieder nach
intraperitonealer Infektion erkranken; die Schutzstoffe,
gehen aUs dem Meerschweinchen rasch wieder verloren.
Andere Mittel, wie Milcharten, Rinderserum, Aolan,
Kaseosan, Enäsin, Inkarbon zeigen einen Einfluß auf den
spezifischen Ablauf der Impfkrankheit beim Meerschwein¬
chen nicht, eine Tatsache, die nicht zur Anwendung nicht
spezifischer Impfstoffe bei Maul- und Klauenseuche rät.
. ■ Der Komplementgehalt des Blutes von an Maul- und
Klauenseuche leidenden Tieren macht Schwankungen durch.
Mit dem Sinken der Fieber senkt sich der Komplementge¬
halt oft sehr erheblich. , •
. In der Nähe akut entstandener Aphthen ist eine An¬
sammlung eosinophiler Leukozyten besonders auffällig.
779
«F" • -
Mit der Ausführung der einschlägigen Experimental-
arbeiten waren von der Anstaltsleitung die Tierärzte Dr,
Drescher, Dr. Heß, Lämmler und E n a p p befaßt.
Eine neue Behandlungsweise 4er nervösen Staupe.
Von Dr. 6K Liehtenstern in Rotthslmünster.
Bei der Behandlung der nervösen Staupe müssen wir
nur zu oft erkennen, daß wir dieser Krankheit ohnmächtig
gegenüberstehen, wenn wir sie mit den Arzneimitteln und
Impfstoffen behandeln, wie sie in Lehrbüchern, Fachblättern
und Doktorarbeiten empfohlen werden. Wenn wir diese
Erzeugnisse nach den Gesichtspunkten betrachten, wie sie
E. B 1 e u I e r eben in seiner Abhandlung: „Das autistisch¬
undisziplinierte Denken in der Medizin und seine Über¬
windung“ auf stellt, so werden wir bei der Beurteilung dieser
therapeutischen Vorschriften noch strenger verfahren
müssen und nur den Maßnahmen, die als Ergebnis der
biologischen Eigentümlichkeiten zu betrachten sind, eine
besondere Bedeutung anerkennen.
Von der allbekanntenTatsaebe ausgehend, daß alte Hunde
an der Staupe nicht mehr erkranken, vermute ich in dem
Blute von Alttieren Bestandteile, die jeweils in der Jugend
durch eine besonders leichte Form von Staupe ausgelöst
wurden und die dann für die ganze Lebenszeit den Ausbruch
der Krankheit zu verhindern vermögen.
Da diese biologische Gesamtleistung des Blutes, wie sie
bei erworbener Immunität in Erscheinung tritt, auf dem
Prinzip einer komplizierten Arbeitsteilung beruht und
ihrerseits durch verschiedene Antigene ausgelöst wird, wie
wir sie schon früher in den Eiweißbestandteilen und erst
in jüngster Zeit in den liperden Stoffen der Krankheits¬
erreger entdeckten (Bergei: Die Lymphozytose), so
werden wir die Antikörper nicht allein in den serösen
Stoffen, sondern für die eiweißhaltigen Entzündungserreger
in den polymorphkernigen Leukozyten, für. die Antigene
lipoiden Charakters in den Lymphozyten suchen müssen.
Die Biologie des Staupeerregers ist heute noch ungeklärt;
der Inhalt der Staupebläschen jedoch zeigt, daß den Leuko¬
zyten und Lymphozyten neben den serösen Stoffen eine
besondere Bolle bei der Antikörperbildung zukommt, und
daß bei der Staupe Antigene verschiedenster Art auftreten.
Es ist deshalb mein Bestreben bei der Therapie das Blut
init allen seinen Komponenten zu benützen; zu dem Zwecke
habe ich alte, zu Schlaehtzwecken abgegebene Hunde völlig
780
entblutet, die Gerinnung durch Zusatz von 10 %iger steriler
Natr. citric.-Lösung verhindert und das so gewonnene Blut
in einer Menge von 100—500 ccm subkutan am Halse ein¬
gespritzt. Der Erfolg ist auch in ungünstigen Fällen, in
denen die Lähmungserscheinungen sich verbreitet haben,
derart augenscheinlich, daß die Tiere am zweiten Tage naeh
der Injektion sich erheben und gehen können, das Allge¬
meinbefinden sich bessert und so rasch eine Besserung ein-
tritt, daß nach einigen Wochen auch das Schwanken in der
Nachhand verschwindet.
Die Behandlung mit Blut von Alttieren
bei nervöser Staupe ist heute als beson¬
ders spezifisch anzusehen und ist im¬
stande, das Krankheits'bild quoad vitam
und quoad integrum günstig zu beein¬
flussen.
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahrungsmlttolkunde.
Dr. Feuereiße n, städt. Amtstierarzt in Plauen: Er¬
fahrungen mit trichinösem Fleisch. — Übertragbare Trichi¬
nen in amerikanischem Gefrierfleisch. (Aus d. Laborat. d.
städt. Schlachthofes in Plauen i. V. — Zeitschr. f. Fleisch-
u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1920, Heft 19, S. 251.)
In amerikanischem. Salz-, Pökel- und Gefrierfleisch wurden
wiederholt, so im Schauamt Plauen im Jahre 1919 zehnmal, Tri¬
chinen gefunden. Ihre Entwicklungsfähigkeit wurde durch Fütte¬
rungsversuche an Meerschweinchen geprüft. Die Versuchstiere
wurden nach 7-—9 Wochen getötet Und mit ihrem Fleische weitere
Meerschweinchen gefüttert. Nach Angabe der Lehrbücher beginnt
die Kapselbilduing um die Muskeltrichine 5—6 Wochen nach An¬
steckung des. Wirtstieres und ist nach 9 Wochen vollendet. Er¬
folgt nun die Tötung des Versuchstieres zu früh, so ist die Kapsel
noch unfertig, undeutlich sichtbar und deshalb die Parasiten wenig
haltbar, sie verblassen und werden schließlich optisch unsichtbar.
Diese Beobachtung konnte durch Versuche < unwiderleglich be¬
stätigt werden Vollkommen'abgekapselte Trichinen verschwinden
dagegen auch bei jahrelangem Aufbewahren (nicht. Die Versuchs-
ergebnisse bezüglich der Einwirkung von Kälte auf die Entwick¬
lungsfähigkeit abgekapselter Trichinen gehen weit auseinander.
F. nimmt gegen die Behauptung des Amerikaners R a n s o m, nach
der die Trichinen sicher vernichtet sein sollen, wenn man das
Fleisch nicht unter 20 Tagen bei einer Temperatur nicht über 5 0
Fahrenheit hält (R. 2,75 °, C. 2,25 °) Stellung, um so mehr als der¬
selbe die Trichinenschau durch einfaches Gefrierenlassen des Flei¬
sches ersetzen zu können hofft. F. erhielt bei der V erfütte-
rung trichinösen amerikanischen Pökelflei¬
sches kein positives Ergebnis, dagegen glückte
die Übert ra gu n g der Trichinen auf Meerschweinchen b e i
amerikanischem Gefrierfleisch zweimal; es ist
781
deshalb nach F. eine dringende Forderung, daß die Beschauämter
das amerikanische Gefrierfleisch nach dieser Richtung nachprüfen.
Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Freisprechendes Urteil wegen Vergehens gegen das Viehseuchen¬
gesetz.
Das Oberste Landesgericht, I. Strafsenat, hat in der Sitzung
vom 3. Mai 1921 den Landwirt und Tierheilkundigen Georg Hell¬
maier in Giebing und den Tierheilkundigen Michael Aigner in Afn-
storf wegen Vergehens gegen das Viehseuchengesetz vom 26. Juni
1909 und die bayerischen Ausführungsbestimmungen hierzu vom
27. April 1912 freigesprochen..
Der Anklage lag folgendes zugrunde:
Nach § 166 Abs. la der bayerischem Vollzugs Vorschriften vorn
27. April 1912 zum Viehseuchengesetz vom 26. Juni 1909 und zum
bayerischen Ausführungsgesetze hiezu vom 13. August 1910 ist bei
Bekanntwerden des Ausbruchs der Maul- lind Klauenseuche oder
des Verdachts des Ausbruchs dieser Seuche von der Distrikts¬
polizeibehörde unter anderem vorläufig anzuordnen, daß der Zu¬
tritt zu den Ställen (Standorten), abgesehen von Notfällen, nur
dem Besitzer der Tiere oder der Ställe (Standorte), dessen Ver¬
treter, den mit der Beaufsichtigung, Wartung und Pflege der Tiere
betrauten Personen und Tierärzten gestattet ist. Nach § 174 Abs. 3
der Vollzugsvorschriften dürfen die — wegen Maul- und Klauen¬
seuche— gesperrten Ställe (Standorte), abgesehen von Notfällen,
ohne distriktspolizeiliche Genehmigung nur von den — siehe oben
— im § 166 Abs. la bezeichneten Personen betreten werden, Zu¬
widerhandlungen sind nach dem § 74 Ziff. 3 oder § 76 Ziff. 1 des
Viehseuchengesetzes strafbar.
Die Angeklagten waren beschuldigt, im Sommer 1920 fortge¬
setzt vorsätzlich und rechtswidrig die wegen der Maul- und Klauep-
seuche im Bezirke Dachau gesperrten Anwesen von Landwirten,
betreten zu haben. Sie wurden am 9. November 1920 vom Schöffen¬
gericht Dachau freigesprochen. Die Strafkammer des Landgerichts
München II verwarf am 2. März 1921 die Berufung des Amtsanwalts
als unbegründet. Die Revision des Staatsanwalts konnte keinen
Erfolg haben.
Das angefoc-htene Urteil beruht auf folgenden Feststellungen:
Im Sommer 1920 trat die Maul- und Klauenseuche im Bezirke
Dachau in großem Umfange und mit einer Heftigkeit auf, daß
manche Tiere kurz nach der Erkrankung verendeten, weshalb
wenige Stunden für die Behandlung entscheidend waren. Überdies
reichten die vorhandenen Tierärzte zur unverzüglichen Behand¬
lung aller anfallenden Seuchenfälle nicht aus. Deshalb wendeten
sich Landwirte des Bezirks Dachau, deren Vieh von der Seuche
ergriffen wurde, an die die Tierheilkunde ausübenden und deshalb
besteuerten Angeklagten um Hilfe. Diese entnahmen den ver¬
seuchten und 1 in der Wiedergesundung begriffenen Tieren Blut
und spritzten (impften) es den plötzlich an der Seuche erkrankten
Tieren ein. So haben die Angeklagten in den der Anklage zugrunde
liegenden Fällen gesperrte Gehöfte betreten.
Die Annahme der Vorinstanzen, daß in diesen Fällen je ein
Notfall im Sinne der Vollzugsvorschriften Vorgelegen sei und des-
782
halb die Angeklagten die gesperrten Gehöfte behufs Blutentnahme
straflos betreten durften, ist rechtlich nicht zu beanstanden.
Wann ein Notfall gegeben ist, läßt sich im allgemeinen nicht
sagen. Es kommt auf die besonderen Verhältnisse des Einzelfalles
an. In den festgesteilten Fällen kann unbedenklich ein Notfall im
Sinne der Vollzugsvorschriften angenommen werden.
Einige Redewendungen in der Urteilsbegründung veranlassen
mich im besonderen hierzu Stellung zu nehmen. So ist u. a. an¬
geführt: „deren (der Angeklagten) Heilmethode besteht darin ...
.“. Durch diese Wendung ist der Anschein erweckt, als ob
bei der von den beiden Angeklagten angewandten Heilmethode
eine nur diesen bekannte und nur von diesen ausgeübte Behand¬
lungsart in Frage stünde. Dies ist aber keineswegs der Fall. Denn
\ die von Hellmaier und Aigner gebrauchte Behandlung würde auf
Grund bereits vorliegender wissenschaftlicher Erkenntnise von dem
Direktor der Veterinärpolizeilichen Anstalt in Schleißheim, Dr.
Ernst, ausgearbeitet und in der dortigen Anstalt im Mai 1920
in größeren Versuchsreihen ausprobiert. Die Großversuchsanwen¬
dung im Juni 1920 im Seuchengebiete Nordschwabens erzielte der¬
artig günstige Ergebnisse, daß das Staatsministerium des Innern
durch Entschließung Nr. 401al60 vom 25. Juni 1920 und durch eigene
Merkblätter die Vornahme dieser Impfungen allen bayerischen
Tierärzten empfohlen hat. Es ist bekannt, daß Hellmaier die Imp¬
fung, deren Vornahme er sich von Viehbesitzern hatte schildern
lassen, aufgegriffen hat.
Wenn des ferneren die Rede davon ist, daß die Anwendung
des Heilmittels gegen die Maul- und Klauemseuehe durch die Tier¬
ärzte sich auf einem Versuchsgebiete bewege, so ist dies in diesem
Zusammenhang unrichtig. Denn das Prinzip der wirksamen Be¬
kämpfung der Maul- und Klauenseuche kann durch die Ergebnisse
der erwähnten Impfungen, unbeschadet der noch nötigen Vervoll¬
kommnung der Technik als gelöst betrachtet werden. Die in der
Urteilsbegründung weiter angeführte Äußerung des revidierenden
Staatsanwaltes, daß „die Tierärzte sich gegenüber dem Heilver¬
fahren der Angeklagten nicht ablehnend, sondern nur abwartend
verhielten“ beruht offenbar auf einer unrichtigen Kenntnis der
Sachlage. Abgesehen davon, daß durch diese Wendung der Ein¬
druck, als ob es sich hier um eine eigene und besondere Behand¬
lungsweise Hellmaier-Aigner handle, verstärkt wird, so ist sie auch
sachlich unrichtig. Denn nach den Berichten der Tierärzte wurden
von diesen von Juli mit Dezember 1920 in Bayern im ganzen rund
350 000 Tiere nach der „Schleißheimer Methode“ geimpft. Von
einer abwartenden Stellung der Tierärzte kann demnach nicht die
Rede sein. Es ist vielmehr der außerordentlich eifrigen Tätigkeit
der Tierärzte zu dankem, daß die Seuchenverluste durch die Auf¬
nahme der Impfung auf ein wesentlich geringeres Maß zurückge¬
führt worden sind. Wie aus den Landtagsverhandlungen hervor-
geht, hat die Zahl der Viehverluste durch Maul- und Klauenseuche .
im Juli ihren Höchstpunkt erreicht; die Zahl der Todesfälle ist nach
Einsetzung der Impfung rapid zurück gegangen, während die räum¬
liche Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche noch weiterhin bis
in den November hinein gestiegen ist. Einwandfreie Feststellungen
haben ergeben, daß von dem geimpften Tieren nur mehr rund 1 %
zu Verlust gegangen ist, während von den nichtgeimpften Tieren
rund 10—13 % verendeten oder notgeschlachtet werden müßten.
783
Mit anderen Worten: Wären sämtliche an Maul- und Klauein¬
seuche erkrankten Tiere geimpft worden, so hätten sich die Ver¬
luste auf ein Zehntel vermindern können. Aus diesen Feststellungen
geht hervor, daß durch die tierärztliche Kotimpfung ganz unge¬
heure Vermögenswerte gerettet worden sihdi ; Dr. P s c h o r r.
Verschiedenes.
Landwirtschaft, Fattermlttelknnde «nt EraUmngnwnsepi.
Ernährungsministerkonferenz in Stuttgart (Juli 1921)..
Es wurden folgende Leitsätze aufgestellt:
Die Konferenz ist der übereinstimmenden Anschauung, daß diß
vermehrte Kunstdfingeranwendnng das wichtigste
Mittel zur Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung ist. Durch
fortdauernde Aufklärung, durch Beispielversuche, Beispielwirt¬
schaften soll besonders gewirkt werden. Wegen der Ausführung
der Versuche in den einzelnen Ländern scheint eine Regelung in
dem Sinne zweckmäßig zu sein, daß einer Hochschule die Bearbei¬
tung der wissenschaftlichen Grundlagen Vorbehalten wird, daneben
etwa vorhandene besondere Forschungsinstitute als Bindeglieder
zwischen Forschung und Praxis wirken, vornehmlich jedoch die
landwirtschaftlichen Schulen und' die landwirtschaftlichen Berater
(fie Maßnahmen übernehmen. Der Bezug künstlicher Düngemittel
ist durch niedrige Haltung der Frachtsätze und gleichmäßige
Frachtbelastung für die verschiedenen Reichsteile zu fördern. Eine
baldige Regelung des Verkehrs mit Kunstdünger zum Schutze der
Landwirtschaft gegen minderwertige Düngemittel ist erforderlich.
Zur Frage der Z uck erb e w ir tsch ai t u n g wurde fast
einstimmig der Beschluß angenommen: Die Konferenz der Minister
für Ernährung und Landwirtschaft ist angesichts des Umstandes,
daß^der Zuckerrübenbau eine wesentliche Zunahme gegenüber dein
Vorjahren aufweist und angenommen werden kann, daß’ die dies¬
jährige Ernte zur Versorgung des Inlandes ausreicht, der Ansicht,
daß die Zuckerzwangswirtschaft zu Beginn des neuen Emtejahres,
also zum 1. Oktober, aufgehoben werden soll.
Endlich seien die Verordnungen über den Handel mit
Lebens - und Futtermitteln vom 24. Januar 1916, über
den Handel mit Tabak vom 8. Juni 1917 und mit Wein vom
81. August 1917 aufzuheben. Die Konferenz sprach sich weiter
für die Beibehaltung der Reisebrotmarken aus.
Als Ort der nächsten Konferenz wurde Oldenburg be¬
stimmt.
Förderung der Alm- und Weidewirtschaft.
Das Landwirtschafts- und Finanzministerium haben mit dem
Ersuchen um baldige Erledigung dem Landtag einen Antrag zu¬
gehen lassen, für den Bedarf der Alm- und Weidewirt¬
schafts stelle im Rechnungsjahr; 1921 den Betrag von
5 38 000 Mark aus Mitteln des Forsthaushalts auf¬
zuwenden. Die Kosten der Alm- und Weidewirtschaftsstelle wurden
bisher aus den Erübrigungen der Fleiischversorgungsstelle be¬
stritten: diese Mittel sind jetzt erschöpft.
') Vom 1, mit 15. Juli 1921. ••) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
784
15. Juli
30. Juni
15. Juni
31. Mai
15. Mai
30. April
15. April
C5
£
cai
3
Ui
Ü
3
CO
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
Regierungs¬
bezirke
© 00 00 Ol CD CF 00
05
^3
20
5
5
5
6
11
3
12
In der
Berichtszoit
<
CO
&!
7t C
CO D
09
»
©
®
B
2
B
a
(0
D
Verseuchte
1111I++
‘ )—L P-*
-vl oo Ql QO 05 05 00
1
05
— 1
— 1
+ 3
— 2
— 1
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme +
to M K K K M K
cn CC ^4 ^ — to ^
O CO IC CO M* CD 05
137
33
13
5
6
9
20
4
47
In der
Berichtszeit
1111I++
05 CP ID 00 00 —
lK-^OHOO-1
1
CO
1 1 + + + 1
• •
M-
00 Ü* 05 IC ^ o
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme-)-
CP 00 00 CO 00 CO
IO 00 00 O' 4- 05
o oo cö to m o«
ffr»
00
CO
Cp ^ ^ M to K D
+1++1++1
-1 i— * b* b* I C
ICOOrf-C^CP^COOO
In der
Berichtszeit
Gehöfte ••)
I1111l+.
4- OD +* oo i—‘ to 4^
OO tc CD CP IC Ü' 00
T
05
05
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme +
CO
IC CC 1 1 • 1 *-* 03
In der
Berichtszeit
Großvieh
Gefallene Tiere
l+l+l+l
05 oo ^ oo ►-* oo 05
+
05
+ + 1 + < + +
b^ M- b± b-* 03
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme-}-
IO 05 4* IO M*
O O OO OO CP 00 cn
IO
CO
00 1 1 1 1 M- | ^
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme--
Zunahme’-)-
Kleinvieh
1 + 1 1 1 + 1
COrf^^tC'-‘H-*
CO C —1 O 00 00 00
+
00
+ + 1 +
4- M- © 00
>—‘*—00
Ci CD Ci CD CO 05 CP
»-*
IO
4-1 00 CC 1 *-»■ 1 CC
In der
Berichtszeit
Großvieh
Notgeschlachtete Tiere
l+l+l+l
4- 00 OO OO O ^4 *—>
+
^3
+ ++ + +
• • •
b-L LC tc b* b-L
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme -(-
M*
IC o
05 -1 Cp O CO 00 00
CO
Hl 1 Hl 1 I I
In der
Berichtszeit
Kleinvieh
l+l+l+l
!-*•
CO KKCDO
^iMtOO’KCOO
1
05
1 +
• • • • • •
-3 M*
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 16. mit 31. Juli 1921.
785
Hochschulnadirichten.
Berlin. Habilitiert hat sich für Embryologie der Prosektor des
Anatomischen Institutes Tierarzt Dr. Fritz Drahn mit der Habili¬
tationsschrift über die Morphologie und Ontogenie der Polydaktylie
des Pferdes.
Göttingen. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. med. vet. h. c. Jakob Esser
hielt am 21. Juli, seinem 78. Geburtstag, seine Abschiedsyorlesung
an dem Veterinärinstitut der Universität Göttingen, wo er 48 Jahre
lang erfolgreich gewirkt hatte.
Hannover. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. phil. et med. vet. h. c.
Direktor des chemischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule Carl
Arnold verabschiedete sich am 1. August nach 41 jähriger segens¬
reicher Tätigkeit als Dozent in feierlicher Abschiedsvorlesung von
Professorenkollegium und Studentenschaft auf Grund des neuen
Gesetzes über die Dienstaltersgrenze nach vollendetem 68. Lebensjahr;
Giessen. Geh. Med.-Rat Dr. Paul Martin, Professor für
Anatomie, wurde für das Jahr 1922 zum Dekan der Veterinärmedi¬
zinischen Fakultät gewählt.
Beginn des Wintersemesters 1921/22. Die Immatriku¬
lationen 1921/22 beginnen am 17. Oktober, die Vorlesungen am
24. Oktober.
Dresden. An der Tierärztlichen Hochschule beginnt die Imma¬
trikulation für das Wintersemester 1921/22 am 18. Oktober und
endigt am 10. November.
Verzeichnis der Vorlesungen im Winter-Halbjahr 1921/22 an der
Tierärztlichen Fakultät Mönchen.
Ordentliche öffentliche Professoren:
Dr. Erwin Voit: 1. Experimental-Physiologie I (Stoffwechsel.),
6st. 2. Physiolog. Praktikum, 4st. 3. Arbeiten im Laboratorium für
Geübtere, gratis. — Dr. B r a n d 1: 1. Chem. Praktikum, 4 st. 2. Arznei¬
mittellehre und Toxikologie, 3st. . 3. Pharmazeut. Kurs, 3st.
4. Arbeiten im Laboratorium für Geübtere. — Dr. Gi esenhagen:
1. Allgem. Botanik, 4 st. 2 < Futter- und Giftpflanzen, Ist. —
Dr. Vogel: 1. Tierzucht II (Pferdezucht, Schweinezucht, Schaf¬
zucht, Ziegenzucht), 6st. 2. öffentl. Maßnahmen zur Förderung der
Tierzucht, Ist. 3. Kurs für prakt.-züchter. Beurteilg. von Haus¬
tieren, 2st. — Dr. Stoß: 1. Anatomie u. Histologie II, 7st. 2. Topo¬
graph. Anatomie, Ist. 3. Präparierübungen, 10st. 4 Arbeiten im
Laboratorium für Geübtere, tägl. — Dr. Mayr: 1. Allg. Chirurgie
und Operationslehre, 6st. 2. Chirurg.-klin. Propädeutik, Ist., gratis.
3. Chirurg. Klinik, 6st. 4. Chirurg. Poliklinik Ist. 5. Augenheilk. I,
Ist. 6. Ophtalmoskopie, Ist. 7. Ophtalmoskop. Kurs, Ist. 8. Gesell,
der Tierheilkunde, Ist. 9. Klinische Behandlung, täglich gratis.
10. Arbeiten für Geübtere, täglich. — Dr. Schmitt: 1. Medizin.-
klin. i ropädeutik, 4 st. 2. Spez. Pathologie und Therapie II, 5 st.
3. Medizin. Klinik, 6st. • 4. Medizin. Poliklinik, Ist. 5. Anleitung zu
wissenschaftl. Arbeiten, ganz- oder halbtägig. — Dr. Dem oll:
1. Zoologie I (Allgemeine Zoologie, Vererbungslehre, Wirbeltiere),
786
4 st. 2. Fischkunde, 2 st. priv. 3. Gang- und halbtägige Arbeiten
für Fortgeschrittenere. 4. Besprechung neuerer Arbeiten, gratis. —
Dr. v. Yaerst: 1. Staat9yeterinärkunde II (Gericht). Tierheilkunde),
3st. 2. Praktikum in der Staatsveterinärkunde II (Gericht!. Tier¬
heilkunde), Ist. 3. Ambulator. Klinik (gruppenweise), täglich.
Honorarprofessor:
Dr. Kitt: 1. 'Allgemeine Pathologie und patholog. Anatomie
der Haustiere, 3st. 2. Spez. patholog. Anatomie der Haustierelt,
Ist. 3. Sektionsübungen u. patholog. anatom. Vorzeigungen, 2st
4. Sektionen, tägl. gratis. 5. Arbeiten im Laboratorium f. Geübtere,
halbtägig.
Planmäßiger außerordentlicher Professor:
Dr. Moser: 1. Hufkunde II. Teil (Hufkrankheiten), 2st. 2. Huf¬
kunde I. Teil (Hufbeschlag und Hufschmiedegewerbe), 2st. 3. Beur¬
teilung des Beschlages am lebenden Pferde, 2 st. gratis. 4. Arbeiten
im Institut, täglich.
Nichtplanmäßige außerordentliche Professoren:
Dr. Müller: 1. Ausgew. Kapitel aus d. Gebiet d. Fleisch- u.
Milchhygiene, Ist. 2. Arbeiten für Geübtere. — Dr. Süpflei
(Med. Fakultät) 1. Hygiene I, 3 st. 2. Hygien.-bakteriolog. Prakti¬
kum, 2 stündig.
Pri vatdozent:
Dr. Stoß: Trächtigkeitsdiagnose und Sterilitätsbehandlung
II. Teil, 2 st.
Fleischbeschau, 2 st. priv.
Personalien.
Niederlassungen: Franz Simon in Altmannstein (B.-A. Rie¬
denburg).
Ernannt wurden zu Oberregierungsräten die Regierungsräte
Dr. R. Mayer, Tierärztl. Berichterstatter im Württemberg. Minist,
des Innern und Dr. C. Titze, Mitglied des Reichsgesundheitsamtes.
Als Praktikant eingetreten : Dr. Hugo Friedmann von Ent-
mannsberg (B.-A. Bayreuth) beim Bezirkstierarzt in Kulmbach.
Gestorben: Landstallmeister Siegmund Beicho 1 d in Landshut,
Bticherschau.
Leitfaden des Hufbeschlages. Yon Geh. Reg.-Rat Dr. R. Eberl ein,
Professor an der Tierärztlichen Hochschule zu Berlin. Mit Unter¬
stützung der Preuß. Minist, für Handel und Gewerbe, sowie für
Landwirtschaft, Domänen und Forsten herausgegeben un'd vom
Bund Deutscher Schmiede-Innungen als Leitfaden für den Unter¬
richt im Hufbeschlag in den Fachschulen angenommen. Sechste,
verbesserte "und vermehrte Auflage. 17i bis 19. Tausend. Mit:
334 Abbildungen und 3 Tafeln. Berlin 1921. Yerlag v. W. Mann-
staedt & Co., Scliönebergerstr. 23. Preis 20.— Mk.
787
"W
Die V. Auflage dieses Werkes war bekanntlieh schon seit
einiger Zeit vergriffen. Die vorliegende VI. Auflage nun bringt
manches Neue, so vor allem ist der Beschlag nach Stark u. Gutber
-nach jeder Hinsieht eingehend behandelt. Bei dem Kapitel über
die Haftpflicht der Schmiede wurden die Bestimmungen über die
Verjährung von Ansprüchen, die aus einem Werkvertrag oder aus
einem Verschulden usw. des Schmiedes abgeleitet werden können,
neu aufgenommen. Dtabei wird der Schmied besonders auch darüber
unterrichtet, daß ihm bei vorkommenden Beschädigungen der Beweis
einer sorgfältigen Erfüllung seiner Vertragspflichten als Unternehmer
eines Werkes (Beschlag) obliegt. Kann der Schmied den Beweis
erbringen, daß er kein Versehen begangen hat, so muß der Besitzer
als Tierhalter auch für die Beschädigungen eintreten, die dem
Schmied oder seinem Personal beim Beschlag durch das Pferd zu¬
gefügt sind. In den Schlußabschnitt „Gesetze- und Ausführungs¬
verordnungen etc.“ wurde auch die Ausführungsverordnung für
Reuß jüngere Linie vom 7. V. 1914, sowie die Verordnung mit
Prüfungsordnung für Sachsen vom 24. 9. 1920 neu aufgenommen, so-
daß wir nun hier eine ziemlich vollständige Sammlung dieser Ver¬
ordnungen in unserem jetzigen Deutschen Reiche haben, natürlich
sind die betreffenden Bestimmungen für Elsaß-Lothringen in Weg¬
fall gekommen. Das Büchlein konnte durch geschickte Stoffver¬
teilung und Druckeinteilung trotz der Vermehrung seines Inhaltes
gegenüber der vorigen Auflage um einige Seiten verkürzt werden.
Abbildungen sind nach Mitteilungen im Vorwort 3 neue hinzuge¬
kommen. Das ganze Werkchen zeichnet sich bekanntlich durch
große Übersichtlichkeit, leichtverständliche Darstellungsweise und
durch die große Zahl der wohlgelungenen instruktiven Abbildungen
aus. Es wird also auch diese neue Auflage ihre zahlreichen Freunde
finden. Ma.
Eingesandt.
Ein enormer Kultur Schädling. Von Dr. A. M. Grimm. Ein
solcher, wie er derart verheerend kaum noch jemals in unseren
Gegenden aufgetreten ist und nur mit den Heuschreckenschwärmen
verglichen werden kann, verbreitet sich, alles vernichtend, nicht
nur in der Slowakei, sondern auch über die Gebiete Mährens und
Schlesiens, während aus Böhmen bisher noch keine Nachrichten
vorliegen. Es handelt sich hiebei um eine Mottenart, den russischen
Wiesenzünsler (Phlyctaenodes botys sticticalis). Da aber ein wei¬
teres Vorschreiten nach Westen beobachtet wird und in letzterer
Zeit sowohl in Niederösterreich in 5 Bezirkshauptmannschaften und
auch aus Oberösterreich dessen Auftreten gemeldet wird, ist überall
größte Aufmerksamkeit vonnöten. Wir empfehlen allen Interes¬
senten das Lesen dieses Artikels in der Folge 27 der Wochen¬
schrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neu-
titschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugs¬
gebühr beträgt für Deutschland Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt
der bekannten Verlagsbuchhandlung M. & H. Sdiaper, Hannover,
Marienstr* 8 bei, auf den wir unsere verehrlichen Leser aufmerk¬
sam machen möchten.
788
Okne Berechnung der durch die Sanktionen xspjsjs
verursachten Znllnhoahen liefern wir:
NeguvonMi
ro\i'$&r
Räudemittel
1 Liter Mk. 16 .SO (ausschl. Kanne)
Mc°LÜJ
Istizin vct. / Purgans
Tftljfl / Wundstreupulvcr
® 11 (verbesserte Dakin~Methode)
Pulbit / Äntidiarrhoicum
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 4
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H„ Köln, Eifelstr. 21.
^iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
| Carbo medicinalis Bengen §
« (biologiscli geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewahrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., yyx
LudwigstraOe
20 und 209 ,
Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizlnal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengeneo.
.....,m.: <!I.....
TRYPAHBLAD
„CflSSELLH“
Name gesetzlich geschützt
i»; das Mittel gegen Piroplasmose
(Haemoglobinurie, Blutharnen, Weiderot, Rotwasser) der
Rinder und Hunde. Neuerdings mit ausgezeichnetem Er¬
folge auch gegen
Hundestaupe
(katarrhalische Form, nervöse Staupe und Staupepneumonie)
verwendet.
t
Anwendungsform: Intravenös und subkutan in 1 °/osteriler
Lösung. '
Im Handel: In gebrauchsfertigen sterilen 1°/« Lösungen
* in Ampullen zu 5, 10, 20 und 50 ccm.
In Packungen zu 10, 25, 50 und 100 g in Sub¬
stanz.
Leipold Cassella & Co, c. ■. o.
Frankfurt a. M.
Pharmazeutische Abteilung.
-1 t
(Sarcoptes, Acarus),
Flechten, Favus, Lause
Larven, Hufkrebs,
Strahlkrebs usw.
Sulfoliquid
ist jetzt (1er ges. gesch. Name dieses als zuverlässig wirk¬
sam erwiesenen Räudemittels, das eine große Zahl der
Herren Tierärzte unter dein Namen „Sulfodiol" bereits
kennen und schätzen lernte. Die klare, nicht ölige und
nicht schmutzende Flüssigkeit wird nach besonderem Ver¬
fahren (D. R. P. ang.) hergestellt, eignet sich
für Ganz- u. Kopf-Behandlung
und wird nur an und durch Tierärzte abgegeben, denen
Probe und Literatur kostenlos zur Verfügung stehen, "i
(ca. 35 Liter in
einem Kilo Sulfoliquid)
791
*
Wirksames Prin z lEi
Methylenblau Cassella mit
NaH*P0 4 in besonderer
Kombination
Bewährtes Mittel zul¬
innerlichen Desinfektion
bei: Kaninchenkokzidiose,
Kückenruhr, ferner auch bei
Schweineseuchen und hierdurch im
Wachstum zurückgebliebenen Kümmerern
Originalröhre zu 10 Tabletten
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
r filfrierbires Virus ^
hep^eSfellf ^
vom Laboratorium für SchufrimpfStoffe A.G.Budapest
zu. beziehen dupeh die
Läesellsdufi für Seuchenbekärnpfungj
bH Frankfurt & Jl
Telegp. Ad:p V^ccinchö.rb,
Telefon H^nsa^ M p 1438
V *
792
In Friedensmalität wieder lieferlar:
SMih-Yeriirti
c. Ergotlno Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Atmungsbescbwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.— ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.HIL, Buoover
Ludwigstraße 20 und 20 a,
Fabrik chemisch pin. Präparate, QrooenororttandiUBQ
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o TeL-Adr. Benneeco.
Scheidenkatarrh
Die altbewährte, schnell heilende
Pr opria - Salbe
nach Dr.Pomayer wesentlich verbessert wieder lieferbar.
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ohne Etikett. ^
Herstellung (unt. stand. Kontrolle durch d. Erfinder) und Versand:
Apotheker Gregor Straßer, Landshut I.Bay.
Große Preisermäßigung
in unseren sämtlichen Serum-Präparaten
Roilaniseram „SH“, siaafllch geprflH,
das Liter zu Mk. 400.— netto.
Gesellschaft für Seuchenbekämpfung m. b. H.,
Frankfurt a. M.-Niederrad
Depot in: Schierling bei Regensburg.
Telegr.-Adr,: Vaccincharb Schierling Telef.: Eggmühl 15
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. GotteSWinter.
Kommissionsverlag M. Riegersehe ryniversitätsbuchhandlung. München, Odeouspl. 2,
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschritt fiir Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, (len 6. September 1921. Nr. 36.
Inhalt:
Originalartikel: Bayer. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Tieräiztliche
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Bücherschau.
Lösung von Gebärmntterverdrehungen durch
Flankenschnitt.
Von F. Bayer, Neu-Ulm.
Im Mai vorigen Jahres kam ich gelegentlich meiner
Amtstätigkeit in einen Stall in B., in welchem die Maul¬
und Klauenseuche herrschte. Dabei fiel mir eine seuchen¬
kranke Kuh auf, welche ziemlich heftige Geburtswehen
zeigte. Der Besitzer sagte mir, daß die Wehen schon einen
Tag lang erfolglos andauerten und daß die Kuh 7 Monate
trächtig sei und bat mich, das Tier zu untersuchen.
Ich fand bei der Untersuchung durch die Scheide die¬
selbe bis zum Muttermund frei, ohne das geringste An¬
zeichen einer Verdrehung, letzteren ohne .Schleimpfropf
und für einen Finger passierbar. Die darauf vorgenommene
Untersuchung durch den Mastdarm ließ nicht ohne Schwie¬
rigkeit eine Verdrehung der Gebärmutter nach links fest¬
stellen, wobei sich die Drehungsstelle v o r dem inneren
Muttermund befand, so daß also weder Zervix noch Scheide
mit in dieselbe einbezogen waren.
Die Kuh wurde nun in einem hinter dem Stalle ge¬
legenen Grasgarten zirka dreißigmal nach links gewälzt,
ohne daß irgend eine Veränderung in der Lage der Gebär¬
mutter herbeizuführen gewesen wäre, weshalb dieser Ver¬
such als nutzlos eingestellt wurde.
Tch schlug dem Besitzer als letzten Ausweg vor, die
Drehung von der geöffneten Flanke auszulösen, worauf er
nach einigem Zögern einging.
Die Operation wurde im Freien am stehenden Tiere vor¬
genommen und die rechte Flanke nach Anlegung einer
Sehenkelbrerase am gegenüberliegenden Fuße und nach
794
Vorbereitung des Operationsfeldes durch einen zirka 12 cm
langen Schnitt in der bekannten Weise eröffnet.
Nunmehr konnte die Drehungsstelle unmittelbar abge¬
tastet und die Richtigkeit der zuvor gestellten Diagnose
leicht festgestellt werden. Die Rückdrehung des Tragsackes
gelang ohne Schwierigkeit, obwohl eine vollständigeDrehung
nach links um 180 Grad Vorgelegen hatte.
Darnach wurden die Muskellagen mit Seide mittels
Knopfnaht geheftet und die Hautwunde geschlossen und
mit einem in Desinfektionswasser getauchten Tuche be¬
deckt, das durch eine darüber gelegte Decke mittels Gurten
fastgehalten wurde.
Die Wunde heilte innerhalb weniger Tage per primam;
auch die Seidennähte in den Muskellagen heilten ohne
weiteres ein.
Das Allgemeinbefinden der Kuh blieb völlig unbeein¬
flußt.
Ich glaubte nun natürlich, daß nach der Operation die
Geburt alsbald erfolgen werde. Dem war aber nicht so;
die Wehen hörten vielmehr auf und die Kuh brachte erst
zwei Monate später ein gesundes ausgetragenes Kalb zur
Welt.
Damit dürfte auch die Frage beantwortet seih — und
das ist der Grund, warum ich den Fall veröffentliche; denn
die Lösung von Torsio uteri durch Laparotomie ist ja an
sich nichts Neues und nichts Schwieriges —, ob Tragsack¬
verdrehungen erst unmittelbar vor der Geburt eintreten
oder ob sie auch schon früher zustande kommen können.
Die bei fraglicher Kuh beobachteten Wehen waren natür¬
lich keine echten Wehen gewesen, sondern nur ein Drängen,
das durch Schmerzen an der Umdrehungsstelle infolge von
Stauungen hervorgerufen war. Wäre die Drehung eine
weniger vollständige gewesen, so daß sie keine Stauungen
verursacht hätte, so hätte sie vermutlich, ohne bemerkt zu
werden, bis zum Zeitpunkte der Geburt f ortbestehen können.
Der Fall zeigt auch, daß das trächtige Rind mechanische
Eingriffe stärkster Art ertragen kann, ohne durch Abor¬
tieren darauf zu antworten, J wobei im vorliegenden Falle
dazu kommt, daß die fragliche Kuh noch überdies an l^aul-
und Klauenseuche erkrankt war, die bekanntlich die Nei¬
gung zu Frügeburten erhöht.
Nebenbei ist zu empfehlen, die beschriebene Operation
nicht vorzunehmen, wenn das Tier stark angefüttert ist,
sondern in diesem Falle lieber 24 Stunden zuzuwarten und
so lange Hungerdiät zu verordnen, weil nach gemachten
795
Erfahrungen die Rückdrehung einer Torsio bei angefülltem
Wanste auch von der geöffneten Bauchhöhle aus einmal
nicht gelingen kann. —
Ich möchte hei dieser Gelegenheit noch eine Bemerkung
machen zu einem Artikel in Nr. 14 der „Berliner Tierärztl.
Wochenschrift“ heurigen Jahrganges über Torsio uteri mit
Sectio caesarea beim Rinde von Prof. Dr. Schüttler.
Verfasser empfiehlt hierin, in Fällen, in denen sich nach
Lösung einer Torsio uteri der Muttermund nicht oder nicht
genügend öffnen will, das Kalb mittels Sectio caesarea zu
entfernen. Ich habe in solchen Fällen stets mit Erfolg zu
einem weniger heroischen Verfahren gegriffen.
Es kommt auch nach meiner Erfahrung nicht selten vor,
daß nach Aüfdrehung einer Torsio uteri der Muttermund
sich nur ungenügend öffnet, so daß er oft gerade noch für
die Hand passierbar wird, aber auch bei langem, ja tage¬
langem Zuwarten, wie ich es anfänglich für geraten hielt,
und auch durch Anwendung von bohrenden und drehenden
Bewegungen mit der Hand nicht weiter aufgeht. In solchen
Fällen lasse ich den mittels eines Augenhakens fixierten
Kopf des Kalbes fest in den Muttermund hereinziehen, so
daß sich dieser wie eine Manschette eng um den ersteren
spannt, und mache nun mit einem Fingermesser einen oder
zwei Einschnitte durch den gespannten Muttermund auf
den Kopf des Kalbes zu. Der Schnitt darf nicht etwa nur
am Rande des Muttermundes, sondern muß herzhaft durch
die ganze Länge der gebildeten Manschette durchgeführt
werden. Wenn das Kalb dabei einen kleinen Stirnschmiß
abbekommt, so tut das nichts zur Sache. Während der
Schnittführung darf an dem Augenhaken nicht mehr stärker
angezogen werden. Nach Anlegung des Schnittes tritt der
Kopf gewöhnlich ohne weiteres durch den Muttermund
durch, der sich sofort so erweitert hat, daß die Extraktion
des Jungen ohne Schwierigkeit und ohne daß der angelegte
Schnitt weiter reißt, erfolgen kann.
Eine fast immer eintretende, oft stärkere Blutung aus
der Schnittwunde ist ohne Bedeutung und kommt von selbst
zu stehen.
Das Verfahren habe ich während meiner geburtshilf¬
lichen Tätigkeit im Allgäu und auch später ungefähr 50mal
angewendet und nur in einem einzigen Falle erlebt, daß
der angelegte Schnitt weitergerissen ist. Einer Nachbehand¬
lung in Form von Ausspülungen hat es nie bedurft. Wird
die Extraktion aber ohne das beschriebene Verfahren bei
ungenügend geöffnetem Muttermund versucht, so läuft man
796
stets Gefahr, daß der übermäßig ausgedehnte und gespannte
Muttermund platzt und bis in die Bauchhöhle einreißt, was
natürlich immer die Schlachtung des Muttertieres nach sich
ziehen muß.
• Gestattet das Orificium das Durchtreten der Hand in
die Gebärmutter nicht, was ich jedoch nur in ganz seltenen
Ausnahmefällen beobachten konnte, so bleibt allerdings nur
der von Prof. Schottler angegebene Ausweg der Sectio
caesarea übrig.
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.)
Über Darmnähte bei den Hansiieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik.
Das Kapitel der Darmnaht findet in den tierärztlichen
und ärztlichen Chirurgiebüchern ungleiche Beachtung. Die
Lehrbücher beschränken sich zum Teil auf eine wahllose Auf¬
zählung und Beschreibung verschiedenartiger Darmnähte,
ohne Angabe über die Brauchbarkeit und ohne Rücksicht auf
die Art des Darmes. Meine Aufgabe ist es, eine Zusammen¬
stellung aller wichtigen Darmnähte zu machen, festzustellen,
inwieweit diese in der Tierheilkunde anwendbar sind und
zu untersuchen, ob nicht für die einzelnen Darmsorten der
verschiedenen Haustiere bestimmte Methoden besonders ge¬
eignet sind.
Als Repräsentanten für die Tiergattungen habe ich
näher untersucht den Hund, das Pferd und das Rind.,
1. Hauptteil.
Die histologischenVerhältnisse derDärme
mit Rücksicht auf die Naht.
Die Betrachtung der histologischen Verhältnisse in der
Darmwandung der einzelnen Tiergattungen ergibt fast in
jeder Schicht teils kleinere, teils größere Unterschiede. Es
fragt sich nun, inwieweit diese für eine Darmnaht in Frage
kommen.
Die Länge der Zotten, ihre Form,'ihr Bau und die An¬
ordnung der Zottenmuskulatur und der elastischen Fasern
in ihnen sind für die Darmnaht von keiner Bedeutung, denn
die Mehrzahl der Nähte vermeidet die Perforierung der
Darmwand lind selbst wenn speziell eine Schlehnhautnaht
gemacht wird, so kommt diese für den Heilungsprozeß nicht
in Frage, sondern hat lediglich den Zweck einen raschen
Verschluß des Darmrohres zu bewirken. Die Heilung er¬
folgt durch darüberliegende seromusculäre Nähte.
•i
797
Aus dem gleichen Grund scheiden auch die Unterschiede
als unwesentlich aus, die sich in der Propria mucosae, irn
Stratum, subglandulare und in der Muscularis mucosae
finden.
.* Wichtig dagegen für die Darmnaht sind die übrigen
Schichten: Submucosa, Tunica muscularis und Serosa, da
in ihnen die Naht gelegt wird und von ihnen die Heilung
ausgeht. An diesen Schichten interessiert uns vor allem
ihre Dicke, die wir am besten vergleichen können, wenn
•wir uns die Zahlen übersichtlich gegenüberstellen. Die
Zahlen, in Mikra gemessen, stellen einen Durchschnitts¬
wert dar, der an eigenen Schnitten nicht nachgemessen
wurde. Zahlenmäßige Angaben über die Dicke der Sub¬
mucosa im Dickdarm konnten in der Literatur nicht er¬
mittelt werden.
Dünndarm:
Hund
Pferd
Bind
Submucosa
2000
• 1500
200
Tunica muscula
iris 1700
2500
600
Serosa
10
10
10
Dickdarm:
Hund '
Pferd
Bind
Submucosa
—
—
--
Tunica muscularis 1600
3000
3000
Serosa
10
10 .
10
Bei der Betrachtung dieser Zusammenstellung fallen
uns sofort die verhältnismäßig hohen Zahlen auf, die die
Dicke der Submucosa und Muscularis beim Hund angeben.
Ganz bedeutend ist der Unterschied in der Dicke dieser
Schichten gegenüber denen des Bindes.
Die mächtige Dicke der Submucosa, der für die Darm¬
naht und ihre Heilung so wichtigen Schicht, muß auf letz¬
tere einen günstigen Einfluß haben, da in ihrem lockeren
fibrillären Bindegewebe und in ihren elastischen Netzen
Blut- und Lymphgefäße, Nervenganglien, Lymphknötchen
uind fixe Bindegewebszellen enthalten. sind, welche bei der
Heilentzündung reichlich in Tätigkeit treten können. Im
übrigen sind die Verhältnisse in der Submucosa ziemlich
die gleichen, nur die des Pferdes weist einen besonders be¬
trächtlichen Gehalt an elastischer Substanz auf, ein Um¬
stand, der das Legen der Naht erleichtern, ihre Festigkeit
erhöhen und für die J^eilung dadurch von Vorteil sein wird.
Betrachten wir die Zahlen, die uns als Mittel die Muskel¬
stärken im Darmschlauch vergegenwärtigen, so finden wir,
798
daß im Dünndarm das Pferd die stärkste Museularis hat,
dann folgt der Hund und in großem Abstande das Bind.
Die Muskelwand des Dünndarmes ist durchschnittlich star¬
ker als die des Dickdarmes beim Hund und Pferd, umge¬
kehrt beim Bind. Beim Pferd trifft dies natürlich nur zu,
wenn man die Bandstreifen nicht mitberechnet, wobei dann
die Dicke der Wand zirka 1300 Mikra beträgt.
Daß die Tunica muscularis beim Hund im Gegensatz
zum Pferd und Bind drei Schichten aufweist, ist für die
Naht nur insofern von Wichtigkeit, als die dadurch be¬
dingte Dicke der Schicht die Möglichkeit verringert, daß
der Faden ausreißt. In dieser Hinsicht ist die mächtige
Dicke der Muskelschicht im Dünndarm des Pferdes und
Hundes günstig gegenüber der des Bindes, sowie das Auf¬
treten von Bandstreifen im Dickdarm des Pferdes. Von
Bedeutung für einige Kreisnähte kann eventuell der Um¬
stand sein, daß die Muscularis des Dünndarmes an der
Mesenterialseite stärker ist als antimesenterial,- ein Unter¬
schied, der beim Pferd zirka 300 Mikra, beim Hund zirka
200 Mikra und beim Bind zirka 100 Mikra ausmacht.
Der Bau der Serosa ist bei den 3 Tierarten der gleiche,
daher wird auch der Heilungsverlauf, abgesehen von Gat¬
tungseigentümlichkeiten, der nämliche sein. Bei allen
Nähten handelt es sich ja darum Serosaflächen zur Be¬
rührung zu bringen, die durch Fibrinausscheidung ver¬
kleben. Diese Verklebung geht dann durch frühzeitige Or¬
ganisation des Fibrins (Angio- und Fibroplastenbildung)
in wenigen. Tagen in dauernde Heilung über.
Die Unterschiede im histologischen Bau des Darmes der
3 Tiergattungen sind also nicht besonders erheblicher Na¬
tur. Ob sie nun bei der Ausführung der einzelnen Darm¬
nähte ins Gewicht fallen, sollen die Versuche klären, die
im II. Hauptabschnitte beschrieben werden. Zu diesen Ver¬
suchen wurden, da in der heutigen Zeit lebendes Material
nicht zur Verfügung gestellt werden kann, Därme von
frisch geschlachteten Tieren verwendet, so daß der Darm <
noch lebenswarm war und die Verhältnisse am Darm sich
denen eines lebenden, in Narkose befindlichen Tieres mög¬
lichst näherten. _
II. Haupiteil.
Technik der wichtigsten Methoden und
anschließende Beurteilung.
Die große Anzahl der Darmnähte läßt sich nach ver¬
schiedenen Gesichtspunkten in Gruppen einteilen. Je nach
-2
799
der Art der Wunde, um welche es sich handelt, spricht man
von Längs- oder Quer- bezw.. Zirkulärnaht, nach der Art
der Fadenführung kann man einteilen in Nähte, die alle
Darmschichten perforieren oder solche, die nur bestimmte
Darmschichten anstechen. Auch der Umstand, daß irgend
ein Fremdkörper als Hilfsmittel hei der Darinnaht Ver¬
wendung findet, vereinigt mehrere Verfahren. Da sich
nun mehrere Methoden in zwei Unterabteilungen gleich gut
einreihen lassen, erscheint mir ,di e Einteilung in Längs¬
und Kreisnähte am einfachsten und gewährt einen guten
Überblick über alle Arten.
§1. K u r z e G e s a m t ü b e r s i e h t.
Unter den Längsnähten nennt die Literatur folgende
„ Methoden:
1. J o b e r t, der alle Schichten des Darms perforiert,
2. Lembert legt zur Vermeidung einer Stichkanal¬
eiterung eine Brückennaht in der Submucosa,
3. G e 1 y modifiziert die Lembert-Naht als fortlaufende
Naht,
4. E m m e r t versucht eine Verbesserung der Lembert-
Naht, indem er eine U-förmige Schlinge legt,
5. Gussenbauer vereinigt die beiden Etagennähte
in einen Faden,
6. C z e r n y vervollkommt die Naht dadurch, daß er die
Perforation der Schleimhaut vermeidet und zwei sub-
mucose Nähte übereinander legt,
7. Albert kombiniert die Methoden von Jobert und
Lemhert und schafft die Etagennaht.
Die Kreisnähte teilen wir am besten nochmals in zwei
Unterabteilungen ein :
1. Beine Fadennähte:
a) einfache Kreisnähte,
b) mit Abpräparieren einer Seromuscularismanschette-;
2. Nähte unter Zuhilfenahme von sogenannten Darm-
knöpfen.
Ad la):
«T o b e r t invaginiert den einen Darmstumpf in den
andern, nachdem letzterer nach innen einge¬
stülpt ist.
Verschiedene der oben angeführten Längsnähte lassen
sich ebensogut als Quer- bezw. Kreisnähte verwenden, be¬
sonders Methoden nach Albert und Czerny. Dabei ist
nur notwendig, das Darmrohr an zwei oder drei gegenüber¬
liegenden Stellen zu fixieren. : .
800
Ad ib):
Kummer präpariert Serosa und Muscularis im Zu¬
sammenhang von der Mucosa ab, die er sodann
durch Naht vereinigt; 'die seromusculäre Man¬
schette wird darüber gestülpt und zusämmenge-
näht;
Frey löst die Seromuscularis-Manschette nur auf der
einen Seite ab, vernäht die Schleimhaut dieses
Endes mit dem andern Darmstumpf, schlägt die
Manschette darüber und vernäht sie.
Ad 2:
Sehr zahlreich und zum Teil sehr kunstvoll konstruiert
sind die Hilfsapparate, deren man sich in der Kreisnaht
bedient und die als Darmknöpfe bezeichnet werden. Wenn
auch das Material dieser Darmknöpfe und ihre Konstruk¬
tion sehr verschieden ist, so fußen doch alle, wie auch die
Längsnähte, auf dem gemeinsamen Gedanken, daß zur Ver¬
einigung die äußeren Darmflächen mit ihren Serosenüber-
zügen aneinandergebracht werden müssen, die durch Fibrin¬
ausscheidung verkleben.
Von den zahlreichen Verfahren, welche Darmknöpfe
verwenden, nenne ich nur die Methoden nach Murphy
und Ullman n.
§2. Längsnähte.
1. J ober!
Nach Jobert werden die Bänder der sorgfältigst ge¬
reinigten und desinfizierten Wunde nach innen in das Dann¬
rohr hinein umgeschlagen und durch dichtstehende Nähte
vereinigt. Man sticht dabei etwas entfernt vom Wund¬
rande durch die Serosa ein, durch die ganze Darmwand
durch und dann nahe am Bande der Wunde von der Schleim¬
haut aus wieder nach auswärts. Der Faden wird hierauf
quer über die Wunde zum zweiten Wundrand geführt, dort
neuerdings knapp vom Wundrande von der Serosa aus in
das Darmlumen und in gleicher Entfernung wie am ersten
Wundrande von der Schleimhaut aus wieder nach außen
geführt. (Vergl. Fig. Nr. 1.) Wird der Faden dann ge¬
knüpft, so berühren sich die Wundränder mit breiten
. Serosaflächen.
[Siehe Literaturverzeichnis Nr. 9*), 14, 20, 2*3, 30.]
Diese Methode der Darmnaht, die 1826 von Jobert
empfohlen worden ist, ist die allereinfachste; sie ist aber
*) Infolge Kürzung der Arbeit beginnen die Hinweise auf die
Literatur erst mit Ziffer 9.
J!dn
vf^r J(% 5
Jy+r JC% k if(^?tf*ff~J'
verlassen, da sie, wie auch Bayer schreibt, den Nachteil
hat, daß die Fäden in das Darmrohr hineinreichen und so¬
mit zahlreiche kleine Kommunikationen des Lumens mit
der Peritonealhöhle geschaffen werden, wodurch eine In¬
fektion unter-Entzündung der Stichkanäle und in weiterer
Folge des Bauchfells zustande kommen kann. Als Längs¬
naht kommt diese Methode praktisch also nicht in Betracht
und hat nur noch historischen Wert.
2. L e m b e r t. .
Die Führung der Nadel ist bei dieser Methode, die 1826
von Lembert erfunden wurde, ganz ähnlich der nach
Jobert, nur wird hiebei die Mucosa geschont. Die Nadel
durchsticht also lediglich die Serosa und Muscularis, wird
eine kurze Strecke gegen den Wundrand hin in der Süb-
mucosa bezw. Muscularis geführt, um nach abermaligem
Durchstechen der beiden äußeren Darmschichten wieder
nach außen zu kommen, worauf die andere Wundlefze auf
dieselbe Art gefaßt wird. Die Nadel sticht also ca. 4—5 mm
Wundrand entfernt ein und in einem Abstand von 2 mni
wieder aus und wird am gegenüber liegenden Wundrand
umgekehrt in denselben Entfernungen gelegt. (Vergl. Fig.
Nr. 2 u. 3.)
Werden nun die Fäden geknüpft, so bildet sich eine
nach innen in das Darmrohr vorspringende Leiste und es
berühren sich wiederum die beiden serösen Flächen des
Darmes, die durch Fibrinausscheidung rasch verkleben.
Diese Methode finden wir in allen tierärztlichen und ärzt¬
lichen Operationslehren beschrieben, da sie die in der Chi¬
rurgie gebräuchlichste Methode zum Werschließen von
Längswunden am Darme ist 1 *.
Um nun ein Urteil über die Naht geben und eventuell
Unterschiede in ihrer Anwendung bei den verschiedenen
Tiergattungen feststellen zu können, stellte ich zahlreiche
Versuche an Därmen frisch geschlachteter Tiere an. Ich
wählte dazu charakteristische Stellen am ganzen Darmver¬
lauf vom Hund, Pferd und Bind aus, nämlich Duodenum,
die Endschleifen des Jejunums, das Ileum, Colon trans-
versum und Bectum. Vom Hunde standen mir außerdem
Därme von einem kleinen, mittleren und großen Tiere, so¬
mit von verschiedenen Lumen zur Verfügung, beim Colon
des Bindes wählte ich etwa die Mitte der Darmscheibe. An
den einzelnen Darmabschnitten machte ich zirka 4—5 cm
große Längsschnitte, die ich dann nach der Lemberfsehen
Daß diese Naht auch zu Kreisnähten verwendet werden kann,
ist in § 3 berücksichfciigt,
Methode verschloß. Auf diese Weise versuchte ich die Naht
30 mal beim Hund und je 10 mal bei Pferd und Bind und
fand dabei folgendes:
Die Fadenführung nach Lembert ist einfach. Bei
einiger Übung läßt sich ein Durchstechen der Mucosa leicht
vermeiden, da man den Widerstand der zähen Submucosa
fühlt. Notwendig ist, daß die Strecke, in welcher der Faden
in der Muskulatur bezw. Submucosa läuft (s. Fig. 3 a)
nicht zu kurz gefaßt wird, damit er beim Knüpfen nicht
ausreißt, andererseits braucht diese Strecke nicht unnötig
breit (etwa 2 mm) gefaßt zu werden, um nicht das Darm¬
lumen zu sehr zu verengern.
Für eine gleichmäßige geradlinige Naht ist ferner not¬
wendig, beide Wundlefzen bei allen Nähten in gleicher Ent¬
fernung vom Wundrande (2 mm) und gleich breit zu fassen,
um eine gleich- große Einstülpung und ein glattes Anliegen
der Serösen zu bewirken (s. Fig. 2 u. 3b). Für letzteres ist
auch ein mäßiges, gleich starkes Anziehen der Hefte von
Bedeutung, deren einzelne Nadel zur Vermeidung ^finer
Nekrose nicht zu eng gelegt werden dürfen. Ich halte einen
Abstand von 4—5 mm bei allen Tieren für das Optimum.
Unter Berücksichtigung dieser wenigen Momente ist
die Lembert-Naht die einfachste Darmnaht, mit der sich
nach meinen Versuchen an den verschiedenen Därmen
Längsverletzungen am Darmrohre jedes Tieres rasch und
sicher verschließen lassen, wobei die Art des Darmes, ob
Dünn- oder Dickdarm, von geringer Bedeutung ist. Zu
empfehlen ist diese Naht in erster Linie für kleinere Längs¬
wunden, da diese sicherer durch die einfache Naht ver¬
schlossen werden können- als die größeren. Selbstverständ¬
lich erleichtern eine dicke Muscularis und starke Submucosa
die Naht, so daß sie am Dünndarm des Hundes und Pferdes
und am Dickdarm des Bindes verhältnismäßig leichter aus¬
zuführen ist.
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau and Nahrnngsmlttelknnde.
Schlachthofdirektor a.D. Dr. Kuppelmayr, z. Zt. Ber¬
lin : Transportgewichtsverluste beim Versand von Schlacht¬
vieh. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 30. Jahrg., 1919,
Heft 5/6, S. 65.)
Trotz der großen Bedeutung, welche der Feststellung von Ge¬
wichtsverlusten beim Versand von Schlachtvieh zukommt, waren
verlässige Unterlagen über diese Frage nicht vorhanden, so daß
die Erlasse von diesbezüglichen Verordnungen lediglich auf Er-
804
fahruugen einzelner Sachverständiger aufgebaut waren. Die großen
Unterschiede, die auf diese Weise in der Beurteilung von Trans¬
portverlusten entstanden, veranlaßten K. zur Sammlung der seitens
der Reichsfleischstelle gewonnenen Erfahrungen, die wie folgt
lauten: 1. Als Transportverlust sind nachgewiesen bis zu 24 s t ü n-
diger Bahnfahrt 6,8—'10%, bis 48 stündiger bis
14,46 %, bis 120 s t ü n d i g e r bis 15,40 % ; 2. das Gewicht
der Tiere übt einen nennenswerten Einfluß auf die Ver¬
minderung der Transportverluste nur dann aus, wenn es sich
um ganz schwere Tiere (800—1000 kg) handelt; 3. m i t
zunehmender Güte verringert sich der Ver¬
lust um ein Geringes; 4, in der heißen Jahreszeit
steigt der Gewichtsverlust um 2—3 %; 5. a 11 e die¬
jenigen Verluste, die über obige Prozentsätze
hinausgehen, dürften zum größten Teil auf Überfütterung
zurückzuführen sein: 6. bei Kälbern schwanken die Transport¬
verluste zwischen 4,8 und 14,4%, bei Schafen zwischen 1,4
und 16,3%. _ Me.
Infekttons- and Invaslonskrankfaolten.
Friedrich Müller: Über die Bildung von Anti¬
körpern bei den gegen infektiösen Abortus mit Antektrol,
Abortin usw. geimpften Rindern. (Inaugural-Dissertation.)
[Autoreferat.]
Um einen Einblick in den immunisierenden Wert der Impf¬
stoffe zu erhalten stehen uns drei Wege 9 ffen:
Erstens kann man vergleichende Untersuchungen über den Ge¬
halt an Antigenen der verschiedenen Impfstoffe anstellen. Diesen
Weg hat H o 11 h bei den Impfstoffen gegen Abortus eingeschlagen
und gefunden, daß der antigene Wert des Abortins gering,
des Piorkowski sehen Bakterienextraktes nahezu
gleich Null, des Amblosins ebenfalls außerordentlich gering
ist. Diese Befunde Holths konnte Hantsche bezüglich des
Abortins und der Piorkowski sehen Lymphe bestätigen.
Zweitens kann man die antikörperbildende Kraft der verschie¬
denen. Impfstoffe im Tierversuche feststellen und die erhaltenen
Werte untereinander vergleichen. Auch diesen Weg hat H o 11 h
beschritten und beobachtet, „daß weder der von Schreiber
noch der von Piorkowski eingeführte Impfstoff günstige Re¬
sultate als Bekämpfungsmittel des ansteckenden Verwerfens des
Rindes ergeben wird. Das Ainblosin wird infolge seines ge¬
ringen Gehaltes an wirksamen Stoffen vermutlich auch nicht in
der Praxis zufriedenstellende Resultate ergeben“.
Gegen diese Folgerungen Holths kann man die Einwände er¬
heben, daß er seine Versuche erstens an Kaninchen, statt an Rin¬
dern durchgeführt hat, und daß seine Versuchsreihen zu klein
seien. *
Der dritte und beste Weg ist die Beobachtung in der Praxis.
Diese Art der Beurteilung ist aber bei der Verschiedenheit des
Auftretens des Abortus gleichzeitig der schwierigste und erfordert
großes Beobachtungsmaterial, das auf lange Zeit- hinaus zu kon¬
trollieren ist. Diese Schwierigkeiten können in der Praxis nur
unter selten günstigen Verhältnissen überwunden werden, worauf
auch die geringe Anzahl von Veröffentlichungen über praktische
Erfahrungen mit diesen Impfstoffen zurückzuführen sein dürfte.
805 .
Um möglichst bald einen wenn auch beschränkten Einblick in
die Wirksamkeit der heute wohl in der Praxis gebräuchlichsten
Impfstoffe zu erlangen, habe ich die immunisierende Wirkung von
Abortin (Dr. Schreiber, Landsberg) und Antektrol (Humann & Teis-
ler, Dohna) neben einem im hygienischen Institut der Tierärztlichen
Hochschule zu Dresden selbst hergestellten Impfstoff, der dem
Verkehr noch nicht übergeben, überhaupt noch nicht in der Praxis
ausprobiert ist, untersucht, als Versuchstiere jedoch Rinder ge¬
wählt und den Immunisierungseffekt im Agglutinations- und Kom¬
plementbindungsversuch ausgewertet.
Ich stehe auf dem Standpunkte, daß die Bildung der uns beim
infektiösen Abortus noch nicht sicher bekannten Träger der Im¬
munität mit der Bildung der im Reagenzglas nachweisbaren Agglu-
tinine und komplementbindenden Ambozeptoren mindestens an¬
nähernd parallel geht.
In dem zu meinen Versuchen dienenden Bestände (15 Tiere
eigener Zucht, 35 zugekauft) sind schon früher vereinzelt Fälle
von Abortus vorgekommen. Es ist daher anzunehmen, daß der
Abortus im Bestände stationär ist. Auf Grund der der Impfung
vorausgehenden Untersuchung des Blutes waren 16, der Milch
3 weitere, also, wenn man die Reaktion des Milchserums der des
Blutserums gleichsetzt, insgesamt 19 Tiere als infiziert anzusehen.
Die Impfungen wurden subkutan, zweimal im Abstande von 16
Tagen mit den vorgeschriebenen Dosen, beim Institutimpfstoff mit
5 ccm vorgenommen. Die Blutentnahmen fanden 10 Tage nach der
ersten und 21 Tage nach der zweiten Impfung statt.
Aus meinen Ergebnissen ziehe ich den Schluß:
1. daß Abortin nur eine geringfügige immunisierende Wir¬
kung besitzt,
2. daß dem Impfstoff „Institut“ namentlich hinsicht¬
lich der Höhe der erreichten Titer eine gute antigene Wirkung
zuzuerkennen ist und daß sich deshalb weitere Versuche mit ihm
empfehlen,
3. daß Antektrol in jeder Hinsicht die höchste immuni¬
sierende Wirkung von den drei verwendeten Impfstoffen besitzt
und dieses deshalb als Impfstoff gegen das seuchenhafte Ver-
kalben die beste Aussicht auf Erfolg hat.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftslagen.
Aufruf an die Tierärzte Deutschlands!
Kollegen! Wir besitzen in den meisten deutschen Staaten eine
Standesvertretung, wir haben den Deutschen Veterinärrat und
zahlreiche Landes-, Provinzial- und Bezirksvereine; wir besitzen
ferner die Wirtschaftsgenossenschaft deutscher Tierärzte, die glän¬
zende Erfolge auf rein wirtschaftlichem Gebiete gezeitigt hat. Es
dürfte nur wenige Kollegen geben, die einer dieser Organisationen
nicht angehören. Nur eins fehlt uns noch, das ist eine Haftpflicht-
vereinilgung deutscher Tierärzte, die wir nicht mehr entbehren
können. Die von den Haftpflichtversicherungsgesellschaften uns
Tierärzten gestellten Bedingungen sind kaum mehr zu erfüllen,
die Beiträge haben eine fast unerschwingliche Höhe für uns er¬
reicht. Wie die deutschen Landwirte sollten und müßten auch wir
deutschen Tierärzte uns zusammenschließen und uns gegenseitig
unterstützen, wenn einer von uns durch das Haftpflichtgesetz ge-
zwungon wird, für einen Schaden aufzukommen. — In der Ver¬
sammlung des Vereins der Tierärzte im Regierungsbezirk Lüne-
burg am 21. August dieses Jahres wurde mir der Auftrag, die An¬
gelegenheit weiter zu verfolgen. Ich bitte daher alle tierärztlichen
Vereine mit der Frage der Haftpflichtvereinigung deutscher Tier¬
ärzte in ihrer nächsten Versammlung sich zu beschäftigen und die
eveintuellen Beschlüsse bezw. die Zahl und Namen derjenigen Kol¬
legen, die einer Haftpflichtvereinigung beizutreten geneigt sind,
mir baldmöglichst mitzuteilen. Nur eine möglichst große Zahl von
Kollegen kann die Errichtung und vor allem das Bestehen einer
Haftpflichtvereinigung gewährleisten.
Dr. B e c k e r, prakt. Tierarzt,
Bevensen (Hannover).
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Difitetik.
Erfahrungen auf dem Gebiete der Ziegenzucht.
(Entwicklung des Herd buch wesens. — Der Fett¬
gehalt der Ziegenmilch.)
Eine überaus rege Tätigkeit hat der Verband Oldenburger
Ziegenzuchtvereine im Jahre 1920 entfaltet. Durch die Maul- und
Klauenseuche wurde die Tätigkeit des Verbandes noch in hohem
Maße behindert. Infolge der Seuchen konnten mit Ausnahme von
Rüstringen keine Schauen und auch nicht der alljährlich in Olden¬
burg stattfindende Bockmarkt abgehalten werden, wodurch die Be¬
schaffung und der Austausch von Böcken erheblich erschwert
wurde. Durch Vermittlung des Verbandes und der Landwirtschafts¬
kammer mußte der Verkauf und Ankauf von Jungböcken vorge¬
nommen werden. Dem aufmerksamen Beobachter wird es nicht
entgehen, daß bei dem schon jetzt herrschenden Bockmangel der
Ziegenzucht schwere Gefahren drohen, daher hat der Verband der
Ziegenzuchtvereine das Herdbuchwesen mit allen Mitteln
zu fördern gesucht, um auf diesem Wege die besten Tiere heraus¬
zufinden und eine auf gutem Elternmaterial fußende Nachzucht zu
schaffen. Bisher haben 19 Vereine das Herdbuch eingerichtet mit
zusammen 68 eingetragenen Böcken und 1458 Ziegen. Es steht
aber zu hoffen, daß in diesem Jahre auch die übrigen Vereine zu
dieser wichtigen Tätigkeit übergehen, zumal vom Jahre 1922 ab
nur Böcke von eingetragenen Eltern angekört werden. Die früher
übliche Einfuhr von besten Böcken aus Hessen stößt infolge der
sehr hohen Preise und des erheblich verteuerten unsicheren Trans¬
ports usw. auf unüberwindliche Schwierigkeiten; deshalb müssen
sich unsere Ziegenzüchter mehr denn je dazu verstehen, gute
Bocklämmer mit reichlicher Milch und guter Pflege aufzuziehen.
Auffallend ist es, daß die amtliche Preisverteilung ein durchaus
geeignetes Mittel zur Erleichterung der Bockhaltung ist, mit der
letzten Endes unsere ganze Ziegenzucht steht und fällt. In der
Erkenntnis, daß Herdbucheintragungen erst dann rechten Wert
erhalten, wenn sie gleichzeitig durch Aufzeichnungen über Lei¬
stungen ergänzt werden, hat der Verein Oldenburg bei 9 Tieren
die Milchkontrolle durchgeführt, die zwar auch durch die Seuche
beeinträchtigt, immerhin aber wertvolle Resultate gezeitigt hat.
Der Jahres-Milchertrag stellt sich bei diesen 9 Tieren durchschnitt¬
lich auf 492 Kilo mit einem Durchschnittsfettgehalt von 3.8%: die
807
Höchstleistung einer Ziege beträgt 643 Kilo mit 3,5% Fett; den
niedrigsten Ertrag brachte eine Ziege mit 228 Kilo und 3,8 %. —
Die Schwierigkeiten in der Futterbeschaffung sind immer noch
nicht überwunden, wenn auch viele Vereine durch gemeinsamen
Bezug von Futtermitteln ihren Mitgliedern über die schwere Zeit
geholfen haben. Besonders die rechtzeitige Ve r s o r g u n g der
Zuchtböcke mit Hafer bleibt eine Schwierigkeit; in sehr
anerkennender Weise haben aber auch hier die Kommunen helfend
eingegriffen. Die Wichtigkeit der Ziegenzucht für die Ernährung
unserer Kinder muß immer wieder hervorgehoben werden, jeder
Züchter erwirbt sich ein Verdienst um Vaterland und Volk. S. M.
Staatsveterinärinmde, Aaslandsdienst und Versicherungswesen.
Staatliche Tierversicherung.
Am 18. April 1921 fand unter dem Vorsitze des Herrn Präsi¬
denten Dr. von Englert die Sitzung der nach Art. 15 des
Vieh- und Pferdeversicherungsgesetzes der Anstaltsverwaltung
beigegebenen und in diesem Jahre neugewählten Landesausschüsse
statt.
Von der Landesanstalt waren beigezogen die Herren Ober¬
regierungsrat Cavallo, Vorstand der Abteilung für Pferdever-
sieheiung, Veterinärrat- K ü r s c h n e r, Vorstand der Abteilung
für Viehversicherung, Landwirtschaftsrat Beiiizinger und Be¬
zirkstierarzt Dr. Köstlbacher.,
Nach den Begrüßungsworten gab der Vorsitzende die Namen
der im Kampfe für das Vaterland gefallenen Vereinsvorsitzenden,
Rechner und Ausschußmitglieder bekannt, soweit sie im Sitzungs¬
bericht vom 15. April 1920 noch nicht genannt waren. Sie sollen
ebenfalls auf der im Anstaltsgebäude anzubringenden Ehrentafel
verewigt werden.
Darauf famden die Wahlen zur Ergänzung der Landesausschüsse
und die der Mitglieder der beiden Schiedsgerichte (Landesviehver¬
sicherungsanstalt — Landespferdeversicherungsanstalt) statt.
Gegen die Rechnungen für 1919 wurden keine Erinnerungen
erhoben.
Aus dem Geschäftsberichte der Landesvieh Versiche¬
rungsanstalt ist folgendes zu entnehmen:
Im Versicherungsjahre 1919/20, dem 24. Geschäftsjahre seit
dem Bestehen der Landesviehversicherungsanstalt, kam die Be¬
deutung der öffentlichen Viehversicherung ganz besonders zur
Geltung, da sie infolge des verheerenden Auftretens der Maul-
. und Klauenseuche bei einer großen Zahl von Tierhaltern helfend
eingreifen konnte (nahezu zwei Drittel aller Schäden waren Maul-
und Klauenseucheverluste). Auch bei Häufung der Schadenfälle,
, selbst wenn die Erlöse aus der Verwertung erst nachträglich aus¬
gewiesen werden konnten, gelangten die Geschädigten unverzüg¬
lich wieder in den Besitz der Mittel zur Beschaffung von Ersatz¬
tieren. Von den in der Landesanstalt verbundenen Ortsviehver-
sicherungsvercinein wurden 586 durch die Maul- und Klauenseuche
so schwer betroffen, daß ihre Beitragsleistung nur mit Hilfe der
beträchtlichen Zuwendungen aus Staatsmitteln erträglich gestaltet
werden konnte.
Die, Landesviehversicherungsanstalt erfuhr im abgelaufenen
Jahre einen Zugang von 304 Viehversicherungsvereinen und 13 683
Mitgliedern.
808
Insgesamt waren am Schlüsse des Versicherungsjahres in der
Landesviehversicherungsanstalt versichert: in 1915Vereinen
104760 Mitglieder mit 428459 Tieren und
1 088 676 767 Mark Versicherungssumme und zwar
in 1772 Vrtsvieh-Vers.-Vereinen, 13 Bullen-Vers.-Vereinen und
dem Bayer.Vieh-Vers.-Verband: 88176Mitglieder mit 376749
Tieren und 1 016 783 980 Mark Versicherungssumme,
in 64 Ziegen-Vers.-Vereinen: 5 947 Mitglieder mit 13 058 Ziegen
und 4 904 165 Mark Versicherungssumme,
in 57 Weide-Vers.-Vereinen (darunter der Bayer. Weide-Vers.-
Verein): 7021 Mitglieder mit 394 Pferden und 30 974 Rindern
und 60 913 870 Mark Versicherungssumme,
in 5 Eber-Vers.-Vereinen, 1 Ziegenbock-Vers.-Verein und 1
Schafbock-Vers.-Verein: 188 Mitglieder mit 325 Tieren und
625 720 Mark Versicherungssumme,
in der Nutzvieh-Versand-Versicherung und der Versicherung
von Ausstellungstieren: 978 Tiere mit 4 218 108 Mark Ver¬
sicherungssumme,
beim Bayer. Schlachtvieh-Vers.-Verband: in der reinen Schlacht¬
vieh-Vers. 368 446 Stück, in der Schlachtvieh-Versand-Vers.
342 245 Stück,
in dey vom Bayer. Vieh-Vers.-Verband betriebenen Schweine-
Vers.: 3 428 Mitglieder mit 7 353 Schweinen und 4 831 555
Mark Versicherungssumme,
in der Diebstahl-Vers. (Vieh und Pferde): 78 731 700 Mark Ver¬
sicherungssumme,
in der Brand- und Blitz-Vers.: 82 776 497 Mark Versicherungs¬
summe.
Entschädigt wurden insgesamt 20 056 Tiere (5,70 % der ver¬
sicherten) mit 20 842 980 Mark nach Abzug der den Versicherten
verbliebenen Erlöse von 12 905 864 Mark (38,24 %). Mit Hilfe der
Staätszuschüsse konnte die Verbandsumlage im Durchschnitt auf
1,60 % gehalten werden.
In der Landes Pferdeversicherungsanstalt
waren versichert:
in 499 Pferde-Vers.-Vereinen (darunter der Bayer. Pferde-Vers.-
Verband): 36 653 Mitglieder mit 88 958 Pferden und 3 224
Fohlen und 562 027 190 Mark Versicherungssumme,
in der Vers, der Feuerwehrpferde: 81 507 000 Mark Versiche¬
rungssumme,
in der Brand- und Blitz-Vers.: 48 044 660 Mark Versicherungs¬
summe.
Entschädigt wurden 3 597 Pferde (3,85 % der versicherten)
mit 9 480 203 Mark nach Abzug der den Versicherten verbliebenen
Erlöse von 1 911 208 Mark (16,78 %). Die durchschnittliche Ver¬
bandumlage betrug 2.76% für das zuschlagfreie Pferd.
Am Jahres schluß waren bej den beiden An - •
stalten versichert: 141413 Mitglieder mit
515 641 Tieren und 1 650 703960 Mark Versiche¬
rungssumme.
Von den in der Sitzung gefaßten Beschlüssen sind besonders
hervorzuheben:
1. Die von der Viehversicherungsanstalt vorgeschlagenen Ände¬
rungen der Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die
Schlachtviehversicheruing werden genehmigt.
2. Den Pferdeversicherungsvereinen ist nunmehr die Möglichkeit
gegeben, durch Beschluß der Mitgliederversammlung den § 11
809
der Satzung dahin zu ändern, daß die Entschädigung acht
oder allenfalls neun Zehnte 1," jedoch nicht mehr,
beträgt (die in der vorjährigen Sitzung der Landesausschüsse
der Pferdeversicherungsanstalt genehmigte, bei der Viehver-
sicherungsanstalt bewährte Entschädigungsnorm, drei Viertel
des Unterschiedes zwischen Versicherungssumme und Rein¬
erlös an die Geschädigten auszubezahlen, wurde bereits von
mehreren Pferdeversicherungsvereinen auf dem Wege der
Satzungsänderung eingeführt).
3. Die von der Pferdeversicherungsanstalt zu leistende Gebühr
für die tierärztliche Untersuchung der Pferde von Mitgliedern,
welche einem Pferdeversicherungsverein neu beitreten,
wird von 10 auf 20 Mark für jedes untersuchte Pferd erhöht.
Gegen den Untersuchungszwang für sämtliche aufzunehmende
Pferde sprach sich die Mehrzahl der Ausschußmitglieder aus.
Der Vorsitzende teilte aber hiezu mit, daß die Untersuchung
der hochwertigen, beim Pferdeversicherungsverband rückver¬
sicherten Pferde aus Rücksicht der Gegenseitigkeit verlangt
werden müsse. Köstlbacher.
Die zukünftige Leistungsfähigkeit der. deutschen Viehwirtschaft
ohne Zufuhr von ausländischen Futterstoffen.
Uber obiges Thema sprach Universitätsprofessor Geheimer Re¬
gierungsrat Dr. Falke- Leipzig in der Gehe-Stiftung zu Dresden.
Der Redner wies im Eingang .seiner Ausführungen auf die große
Leistungsfähigkeit unserer Viehwirtschaft vor dem Kriege hin, die
mit jedem Jahre wuchs. Hand in Hand ging damit die Zunahme
des Schlachtgewichts der Tiere und die höhere Ausbeute. Deutsch¬
land stand an der Spitze der fleischerzeugenden Länder; auch
unsere Milchversorgung war glänzend. Dies war nur möglich, in¬
dem wir genügend Futtermittel aus dem Ausland beziehen konnten.
Als nach Beginn des Krieges der große Futtermittelmangel ein¬
trat, zog dies den Zusammenbruch der Viehwirtschaft bald nach
sich. Unsere Landwirte haben sich während des Krieges redlich
bemüht, diese Schwierigkeiten zu überwinden, sie haben sogar
ihren Jungviehbestand nicht nur auf der Höhe erhalten, sondern
sogar zu vermehren versucht. Um nun die Leistungsfähigkeit un¬
serer Viehwirtschaft in Zukunft zu fördern, muß vor allem die
Futterfrage gelöst werden, doch darf dies nicht auf Kosten der
menschlichen Ernährung geschehen. Es bleibt uns dabei nichts
weiter übrig, als daß wir auf den bisherigen Futteranbauflächen
zu einer verstärkten Intensität des Futteranbaues schreiten. Nach
Menge und Güte müssen wir mehr Futter erhalten. Vor allem
muß der Hackfruchtanbau intensiver gestaltet werden, denn der
Wert des Futters wjrd nach dem Stärkewert bemessen, und den
besitzen die Hackfrüchte in hohem Maße. Aber ebenso notwendig
brauchen wir Klee und ähnliche Pflanzen als Eiweißquelle. Eine
Vermehrung der Futtermittel erhalten wir auch, indem wir im
Laufe eines Jahres zweimal einen Ertrag der Feldfrüchte erlangen.
Das erreichen w.ir durch Anbau der sogenannten Zwischenfrüchte.
Eine weitere Futterquelle sind die Weiden, doch dürfen sie nicht
auf Kosten des guten Ackerlandes angelegt werden. Der Redner
wies noch auf die Tätigkeit des Landeskulturrates und der öko¬
nomischen Gesellschaft hiin. Dann warf der Redner noch einen
kurzen Blick auf die züchterische Arbeit des Landwirts, die zuge¬
schnitten werden muß auf die neuzeitlichen Verhältnisse. Unsere
Tiere waren vor dem Krieg überernährt, wie die Menschen. Wir
müssen jetzt in der Anwendung konzenterierter Futtermittels
und die Anpassungsfähigkeit des tierischen Körpers an ßie
rung ausnutzen. Der Entwicklungsgang des Tieres maß sä
leitet werden, daß e/ sich an die natürlichen Verhältnisse anl
Die jungen Tiere nehmen im Sommer mehr Nahrung an
Winter. Auch nutzen die jüngeren Tiere die Nahrung bgsser :
als ältere. Die Weide ist auch ein wichtiger Faktor für dte
nährung der Tiere, denn sie ersetzt viel Kraftfutter. Weiter mj
der Redner noch über die Verwendung von Motoren zur Erlejto
rung des Fruchtbaues und über Herstellung und Konserv|Bjj
des Sommerfutters für die WTnterernährung. Am Schlüsse sÄ
Vortrages betonte er, daß die deutsche Landwirtschaft mit 9
Kraft an die Erfüllung der Aufgabe gehe, das deutsche Volk!
eigenem Brot und Fleisch zu versorgen. Dieses müsse aber j M
volles Verständnis für die Schwierigkeiten zeigen, die den iS
wirten entgegenstehen. S.M
Nonne und Zünsler.
Zwei Schädlinge hausen gegenwärtig in den Fluren der tsche¬
chischen Republik. Der Zünsler, eine Motte, zur Familie der £
Pyralidae gehörig, richtet in den Rübenfeldern großen Schaden an.
Er ist aus Polen gekommen, überfiel die Rübenfelder in Südmähren
und drang dann nach Mittelböhmen ein. Bisher sind ihm gegen
20 000 Hektar Rübenschonungen zum Opfer gefallen. Das schäd¬
liche Insekt setzt sich oft bis zu 150 Stück auf die Unterseite- der
Blätter; in kurzem sind sie bis auf die Rippen verzehrt, die Pflanze
geht ein, die Rübe vertrocknet und muß eingeackert werden.
Die Nonne trat plötzlich in den Wäldern der Fürstenbergi-
sehen Herrschaft kürzlich auf, ging dann nach Nord- und West¬
böhmen und verseuchte auch die Grenzwälder. In Prag sitzt sie
in den Bäumen des Stadtparkes und in vielen Privatgärten. Durch
die offenen Fenster kommt sie auch in die Zimmer geflogen. Die
Regierung versprach, daß für jede eingebrachte Nonne 5 Heller
gezahlt werden. Sie ist so zahlreich vertreten, daß ein fleißiges
Kind an einem halben Tag 30—40 Kronen verdienen kann. <
&
s*
Sr
Bticherschan.
Die Amputation des normal vorliegenden Hinterschenkels bei zu
großen Kälbern. Von Dr. Paul D e n z e r, prakt. Tierarzt in
Käukehmen, Ostpreußen. (Aus dem Institut für Tierzucht und
Geburtskunde der Tierärztl. Hochschule zu Dresden; Direktor
Medizinalrat Prof. Dr. Richter.) Berlin 1921. Verlagsbuchhand¬
lung von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis brasch. 5 Mk.
Verfasser zeigt zunächst an der Hand der Literatur, daß es
bisher eine durchaus befriedigende Methode zur Amputation des
normal vorliegenden Hinterschenkels in der Art etwa von der des
Vorderfußes nicht gibt. D e n z e r greift nun auf ein von Becker
in seinen „Erfahrungen aus der tierärztlichen Geburtshilfe“ mit¬
geteiltes Verfahren zurück, und entwickelt hieraus arf der Hand
theoretisch-anatomischer Studien über Wirkung und Lage der
Muskulatur des Hinterfußes des Pferdes eine neue praktische Me¬
thode zur Amputation desselben auch beim Kalbsfetus. Das Grund¬
legende bei der Sache ist, daß bekanntermaßen an der hinteren
Extremität durch den Musculus peronaeus tertius einerseits und
den Flexor digit. pedis sublimis andererseits ein Muskel- und
Sehnenapparat dargestellt ist, der Knie- und Sprunggelenk bei der
•BBS?*-
811
Bewegung eigenartig von einander abhängig macht, so zwar, daß
eine Bewegung des Kniegelenkes auch gleichzeitig eine solche des
Sprunggelenkes auslöst und daß die Zehengelenke jener Bewegung
rein mechanisch folgön müssen. Will man also eine Bewegung des
Kniegelenkes ohne gleichzeitige Beugung des Sprunggelenkes aus¬
führen, so muß die Wirk u>n g des Muse, per o.-n.. t e r t.
ausgeschaltet werden. Ah sechs ausführlich beschriebenen
Fällen von Schwergeburten, wo das Kalb absolut oder relativ zu
groß war, gibt nun Verfasser eine anschauliche Schilderung der
von ihm ausgedachten Methode einer perkutanen Amputation des
normal vorliegenden Hinterschenkels mit der Ketten- oder Draht¬
säge nach Durchschneidung des Muse, peron. tert.
Er zeigt hiebei, daß die Operation leicht und ohne Schaden für
das Muttertier ausführbar ist, und daß das Zurückschieben des
Schenkels nach Durchschneidung des genannten Muskels bei rück¬
wärts gerichteter Zehe mit der Beckerschen Kolben-Krücke usw.
ohne Schwierigkeit gelingt. Die vorstehend beschriebene Methode,
ist geeignet eine Lücke in unserer Geburtshilfe und Operations¬
lehre auszufüllen. * Ma.
Der Verband in der. Kleintierpraxis. Von Dr. med. vet. W. Hinz,
Assistent an der Klinik für kleine Haustiere der Tierärztlichen
Hochschule Zu Berlin. Mit 38 Abbildungen. Berlin 1921, Ver¬
lagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Wilhelmstr. 10. Preis
brosch. 15.— Mk.
Das Büchlein stellt einen dankenswerten Anfang in dieser'
nicht leichten Materie dar. Es bringt in dem Abschnitte II „Ver¬
bandsmittel“ in kurzer, übersichtlicher Weise, die wichtigsten ein¬
schlägigen Stoffe und Vorrichtungen, wie Halskragen, Ohrenschutz¬
vorrichtungen, Eisbeutel usw. Im 3. Abschnitt ist uns eine brauch¬
bare kurze Verbandlehre gegeben und zwar zunächst in allge¬
meiner Fassung, der dann im 4. Teil eine spezielle Verbandtechnik
bei kleinen Haustieren folgt. Dieser Hauptabschnitt des Werkchens
wird ja den Praktiker am meisten interessieren und es ist auch
derjenige, der für später gewiß erhebliche Erweiterungen erfahren
wird. Ich denke da nur z. B. an die Behandlung der einfachen und
komplizierten Brüche und die Vielseitigkeit der hier in Betracht
kommendenVerbände. Das Buch wird dem mit der KleintierpTaxis
beschäftigten Tierarzte ein willkommener Ratgeber sein. Ma.
Eier »Nährstoff prüfer. *
Daß die Zusammensetzung des Eies nicht immer dieselbe ist,
dürfte wohl schon allgemein bekannt sein. Ein normales Hühnerei
hat folgende Zusammensetzung: Wasser 65,7, Asche (Mineralien)
12,2, Eiweiß 11,4, Fett 8,9, Unbestimmt 1,8 = 100,0 Hundertteile.
Infolge unserer Bemühungen, möglichst viele Eier zu gewinnen,
legen viele Hennen Eier, welche zu viel Wasser und zu wenig
Nährstoffe, namentlich Eiweiß und Mineralien enthalten. Für die
verschiedenen Zwecke ist es nun durchaus nicht gleichgültig, in
welchem Verhältnis die Nährstoffe in einem Ei vorhanden sind.
I)a,s wird mit dem Nährstoffprüfer genau ermittelt. Näheres übeT
seine Bedeutung und Anwendung in Folge 25 der Wochenschrift
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein.
Probe-Folge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Rezugsgebühr
. für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
812
Ohne Berechnung der durch die Sanktionen
verursachten Znllabooben liefern
wir:
Pulbit
Äntidiarrhoicum
Tnlirl / Wundstreupulver
I \r 11 M (verbesserte Dakin-Methode)
NegUVOn / Räudemittel
Istizin vet. / Purgans
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 1
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G.m. b. H., Köln, Eifelstr. 21,
m Demnächst erscheint: =§
§ Tierärztlicher Toschenkalender 1922 (
= Bearbeitet von ^
= Dr. J. Mayr, Prof, an der Tierärztl. Fakultät der Universität München |E
S Buchdruckerei J. Gotteswinter, München |
= Theatinerstraße 18 Telephon 27 5 72 j||
Landpraxis
mit Fleischbeschaufixuni in der?Nähe Großstadt Süddeutschlands zu
vertauschen. Angebote unter A. Z. 80 an die Schriftl. ds. Blattes.
Kleine Praxis
in Oberbav. sofort abzugeben. Übernahme verschiedenen Inventars.
Anfragen an die Schriftleitung dieses Blattes unter F. H. erbeten.
- A
813
Ohne Kumulativ-Wlr-
diziert z. prophylak-
bei allen Infektions-
Maul- und
Klauenseuche,
um die Leistungs-
kung, besonders in¬
tischen Darreichung
krankh., insbesond.
Staupe,
fähigkeit des Herzens
zu erhalten.
ICHEMKCH^PHAttMAXCUTISCHE WBRHC BAD HOHBUBC^
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes Viehwaschmittel. Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren „Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
Carbo medicinalis Bensen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewahrt.
Carbo medicinaÜB
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bennen & Co., yjj,
Ludwigstrafle
20 und 20 a,
Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
Der heutigen Nummer der Wochenschrift liegt ein Prospekt der
Hochsdiulbuchhandiung Max Hueber, München, Amalienstraße 43
bei, auf den wir ganz besonders hinweisen möchten.
Die Werke werden zu Originalpreisen des Verlegers geliefert.
814
%eryo,
. .v«'.£w • > - .
. ■ - i
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Berlin SW. 47, Möckerasir. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
: Fabrikation tierärztlicher Präparate.
* Verteilunosstelle staatlich hergeslellter Impfstoffe und Sera.
I Maul- u. Klauenseuche-Serum (Löffler Serum)
$ hergestellt in der staatlichen Forschungsanstalt Insel Riems, vorrätig in
Flaschen von: 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 600.—.
Rotlauf - Serum
hergestellt vom Hygienischen Institut der tierärztlichen Hochschule in Berlin,
vorrätig in Flaschen von: 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 440.—.
Geflügel-Cholera-Impfstoff
♦ nach Prof. Dr. Neu mann hergestellt im Hygienischen Institut der tierärzt¬
lichen Hochschule in Berlin in Ampullen von 50 ccm Inhalt Mk. 10.—.
Mallein
in Flaschen von 10 ccm Inhalt Mk. 18.— .
Obioe Preise ohne Porto und Verpackungskosten, Llelerung nur an Tierärzte.
Sämtliche Impfstoffe Denen
1 Tierseuchen.
Klett-Braun’sche Impfstoffe.
Chemische Präparate für
die Veterinär-Medizin.
✓
Vertretung und ständiges Lager
München
Draht-Anschrift: Rhefnserum München.
Augustenstraße 26
Dr. med. vel. 1. Dopler. :
Fernspr. : Nr. 56853.
♦♦♦ ♦♦♦♦♦ ♦♦♦♦♦♦_♦tint
wird auf Grund eingehender Versuche
überaus wirkungsvoll bekämpft durch
TRYPAFLAVIN
D. R. P.
Einfache Anwendungsweise!
Intravenös: Trypaflavin pro injectione in gebrauchsfertige^
Ampullen und in dosierter Pulverform.
Local: Trypaflavin in Form von wässrigen Lösungen,
die leicht herzustellen sind.
Ferner Trypaflavintabletten, Trypaflavinsalbe 2 °/o,
Trypaflavin-Streupuder 5°/o
Per os: Neutral-Trypaflavin.
Ausführliche Literatur auf Wunsch zur Verfügung.
Leipold Cassel « Co., 0.11.0.0,
Frankfurt a. M.
Telegramm-Adresse: Cassella Frankfurtmain.
c. Ergotlno Bengen
geg. Dämpfigkeit fl. Pferde
und Afmiingsliescliwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.» ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.n.t.l„ Hannover
Ludwigstrafle 20 und 20 a,
Fahrlk chemisch-pharm. Präparate, Drogenorontiandiuno
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Tel.-Adr. Benoenco.
In Friedensnnalität wieder lieferbar:
StrychnlD-Veratrin
Maul-u. Klauenseuche
•wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
BaiCillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
! Phymahn fc'
r Anhphymafol 1 \
zur Schülz-ü.Heilimphgl |
zurfrkderTuberkulose
gegen 1
Augenprobe
Rinderluberkulose. 1 1
liumannu.TeislerpH^
liuitiannuTeislerH
‘ Oohna 5 a.
Dohna Sa.
Zur gefl. Beachtung!
RedaktionsschluB jeweils Montag vormittags ii Uhr, Schluß der Inseraten-
Annahme jeweils Mittwoch vormittags 11 Uhr für die in der folgenden W
erscheinende Nummer der Wochenschrift
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswin.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung. München, Odeonspl
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sbwie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen.
Die Schriftleitung.
72. Jahrg. München, den 13. September 1921. Nr. 37.
Inhalt: .
Originalartikel: Frieß. (Forts, folgt.) — Velasco. — Referate.— Verschiedenes. —
Personalien. — Bücherschau.
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.)
Ober Darmnähte bei den Haustieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik.
(Fortsetzung).
Beim Eröffnen eines jeden Darmlumens fällt uns übri¬
gens die starke Kontraktion der Längsmuskulatur auf, die
ein Hervorquellen und Umstülpen der Schleimhaut nach
außen bedingt. Wir finden dieses Hervorquellen der Schleim¬
haut besonders beim Hund, wodurch die Naht etwas er¬
schwert wird. Dieses Schwierigkeit läßt sich aber durch
Abtrennen der Schleimhaut sofort beseitigen.
Der einzige Nachteil dieser Methode liegt nach
Schmieden darin, daß es aus der nichtgenähten Mucosa
und Submucosa in das Darmlumen hineinbluten kann, ein
Nachteil, der gering anzuschlagen ist, wenn man den Schnitt
durch diese Gewebe zwecks Blutstillung mit dem Thermo¬
kauter gemacht hat. Nach Kausch [23j gibt die einfache
Lembert-Naht keine ausreichende Sicherheit. Die nach dem
Lumen zugewandten Schichten liegen nicht exakt anein¬
ander; wiewohl sich in der Kegel die Schleimhautränder
von selbst faltenförmig über 'die Nahtstelle legen und sie
gegen das Lumen decken, kann doch'Inhalt des Darmtrak-
tus duiteh den offenen Schleimhautspalt an die Nadellinie
gelangen und hier Infektion setzen. Diesem Urteil kann
ich mich nicht anschließen, da in der chirurgischen Tier¬
klinik zu München in zwei Fällen einfacher Lembert-Naht
818
am Dünndarm des Hundes günstige Resultate erzielt
worden sind 2) .
3. G e 1 y.
In tierärztlichen Operationslehren finden wir auch eine
fortlaufende Naht zum Verschließen von Längswunden imj
Darm angegeben, die von G e 1 y im Jahre 1841 erfunden
wurde. Die Angaben und Beschreibungen in den verschie¬
denen Lehrbüchern weichen aber von einander ab.
Hering beschreibt die Naht folgendermaßen: „Jedes
der beiden Enden eines Seidenfadens wird in je eine feine
Wundnadel eingefädelt, worauf man die Naht etwas ober¬
halb des Wundrandes beginnt. Die Nadel wird tief in die
glatte Muskelhaut eingestochen und parallel zum Wund¬
rand etwa 6 mm weit nach abwärts geführt und da ausge¬
stochen. Mit der zweiten Nadel wird an dem andern Wund¬
rand in derselben Weise verfahren. Nun werden die Na¬
deln gewechselt; die rechte wird in den Ausstichpunkt der
linken und die linke in jenen der rechten eingestochen, jede !
wiederum parallel dem Wundränd geführt und 6 mm weiter '
abwärts ausgestochen und so fort. Nun werden die ein- ’
zelnen Abschnitte der Naht mit der Pinzette angezogen, die ?
Wundränder nach einwärts gestülpt und dann nur die bei¬
den Enden des Fadens verknüpft.“ (Vergl. Fig. Nr. 4.).
Schloffer [30] schildert die Technik dieser Me¬
thode ähnlich, aber mit dem großen Unterschied, daß die
Naht die ganze Darmwand perforiert. Hoff mann [10]
läßt diese Frage offen und beschränkt sich auf eine Be- ;
Schreibung, aus der nicht hervorgeht, wie tief die Dann¬
wand gefaßt werden soll. Ebenso F r i c k [11], der ledig¬
lich eine Zeichnung der Naht bringt, welche eine Änderung
insofern aufweist, als die Ausstichöffnungen nach dem
Wechseln der Fäden nicht wieder benutzt werden. Es
werden also nach F r‘i c k die Fäden nach dem Ausstechen
gekreuzt über die Wunde geführt und einige Millimeter ■>
von der Ausstichstelle entfernt wieder eingestochen. (Vergl.
Fig. Nr. 5.) In anderen Werken fand ich die Methode nicht
beHickrsichtigt. ‘ ‘
t-KH rh f ~ f ~ r i-
Jch hatte übrigens auch Gelegenheit, die Lembert-Naht als
Magepnaht zu verwenden. Ein Hund hatte eine 113 Gramm schwere
'jEisetiku^ervon zirka 4 cm Durchmesser verschluckt. Aus Röntgen- )
dü^dhlh'uontungen und Aufnahmen ging hervor, daß die Kugel, die ”
dem Tier keine Beschwerden verursachte, im Magen lag und auf
operativem Wege entfernt werden mußte. Ich vernähte diie Magen-
wunde mit einfachen Lembert-Nähten, zwischen die ich zur Siche- '
rung als zweite Nahtreihe noch drei weitere Lembert-Nähte legte, ’j
welche in diie erste Nahtreihe eingriffen. Als Nähmaterial dSente
karbolisierte Seide. Die Heilung erfolgte per prhnam in 15 Tagen. ]
819
Zunächst versuchte ich nun die Methode nach Schloff er
— also vollständige Perforierung der Darinwand — am
Dünn- und Dickdarm vom Hund, stellte aber keine weiteren
Versuche an, da hierbei die Gefahr der Stichkanaleiterung
gegeben ist und die Verhältnisse doch ähnlich liegen wie
bei den anderen Methoden. Meine hauptsächlichen Ver¬
suche machte ich teils nach der von Hering beschrie¬
benen Methode, welche die Schleimhaut nicht verletzt, teils
nach F r i c k, wobei ich die Schleimhaut auch schonte.
Als Versuchsmaterial nahm ich wieder frische Därme von
Hunden, Rindern und Pferden und zwar stellte ich bei den
einzelnen Darmarten je 10 Versuche am Jejunum und Co¬
lon an. Beim Pferdedickdarm verwendete ich die taenien¬
freie und poschenarme linke obere Colonlage, da das übrige
Colon wegen seiner unregelmäßigen Form und ungleichen
Baues zu Vergleichen nicht geeignet ist.
Das Ergebnis meiner Versuche ist: Die Ausführung
der von F r i c k beschriebenen Methode ist leichter als
die nach Hering, da man bei dieser genau auf die Aus¬
stichstellen achten muß. Als Nachteil hat sich aber er¬
wiesen, daß außer der seitlichen Zusammenziehung des
Darmes durch die eingestülpten Wundränder noch eine
starke Kürzung der Wunde eintritt. Die Beeinträchtigung
des Lumens wird dadurch beträchtlich und bei den dicken*
engen Därmen kleiner Hunde bedenklich; im übrigen weisen
die Ausführungen nach Hering und F r i c k dieselben
Vor- und Nachteile auf. Die Naht erfordert immer eine
Assistenz, da beide fortlaufenden Fadenenden mit je einer
Nadel armiert sind; das Kreuzen der Fäden ist umständ¬
lich und verlangsamt die Ausführung, noch mehr aber das
Knüpfen der Fäden, denn diese müssen erst der Reihe nach
mit der Pinzette angezogen werden, da der Zug auf den
ganzen Verlauf des Fadens nicht gleichmäßig ausgeübt
werden kann. An irgend einer Stelle wäre sonst eventuell
einer Infektion Tür und Tor geöffnet, weil die Serosa-
flächen sich nicht berühren. Andererseits ist bei zu kräf¬
tigem, auch abschnittweisem Anziehen die Möglichkeit ge¬
geben, daß der Wundrand wellig eingezogen wird und auf
diese Weise Lücken entstehen. Durch eine zu starke Zu¬
sammenziehung und Kürzung einer größeren Wunde kann
übrigens auch eine gefährliche Verengerung des Darm¬
lumens verursacht werden. Weiterhin besteht noch die Ge¬
fahr, die alle fortlaufenden Nähte in sich bergen, daß näm¬
lich ein Teilstück des Fadens ausreißt oder sich aus irgend
einem Grunde lockert und dadurch die ganze Operation
820
in Frage stellt. Für größere Längsnähte eignet sich daher
diese Methode um so weniger, während sie bei kurzen, zirka
1 cm langen Wunden einen brauchbaren Verschluß ermög¬
licht und sich bei den verschiedenen Darmarten ohne Unter¬
schied gleich gut anwenden läßt. Trotzdem halte ich sie
aus obigen Gründen und wegen ihrer Umständlichkeit in
der Ausführung gegenüber anderen Methoden im allge¬
meinen nicht für empfehlenswert, so daß wir sie in der
Tierheilkunde entbehren können.
4. E m m e r t.
, Um den Wulst, den die nach innen eingestülpten Wund¬
ränder bei der Jobert’schen und Lembert’schen Methode
bilden, zu vermeiden, suchte E m m e r t 1862 die einfache
Lemberf-Fadenführung folgendermaßen zu verbessern:
Er stach die Nadel zirka 5 min vom Wundrande entfernt
durch Serosa und Muscularis, führte sie zirka 2—3 mm
senkrecht gegen den Wundrand in der Submucosa und stach
sie dann wieder aus. Statt jetzt, wie L e m b e r t, die Wunde
zu überbrücken, blieb er mit der Nadel auf derselben Seite,
um sie, in der gleichen Entfernung vom Wundrand sieh
haltend, nach einigen Millimetern wieder einzustechen.
Nun führte er die Nadel in der Muscularis b^zw. Submucosa
wieder etwa 3 mm senkrecht zur Wunde zurück, so daß eine
U-förmige Fadenschlinge gebildet wurde. An den beiden
Wundrändern legte er eine entsprechende Anzahl solcher
Schleifen in korrespondierender Lage an und verknüpfte
die einander gegenüber liegenden Fadenenden.
In der neueren Literatur ist diese Naht fast vergessen;
wir finden sie nur in der tierärztlichen (F r i c k [11] und
Hoffmann [10]) erwähnt. Hoffmann gibt dazu noch
an, daß die Fadenenden von je 2 gegenüber liegenden
Schlingen gekreuzt geknotet werden sollen 3 b
Mein Versuchsmaterial zu dieser Naht stellten in erster
Linie der Hund und das Rind, während ich nur einigemale
Gelegenheit hatte, die Naht am Pferdedarm und zwar am
Duodenum und Jejunum anzuwenden. Beim Hund und
Rind versuchte ich die Naht je 20 mal am Jejunum, Ueum
und Colon und zwar' bei verschieden großefl Hunden.
3 ) Nach der Beschreibung von Schloffer führte E m m ß r t
die Naht auf folgende Weise aus: „Er benutzte zahlreiche doppelt
armliierte Fäden und stach jedesmal eine Nadel hart am Wund¬
rande von außen ein und in etwas größerer Entfernung vom Wund¬
rand wieder aus. Die zweite Nadel wurde in einiger Entfernung
vom ersten Stich in gleicher Weise geführt. Das Mittelstück des
Fadens verband dann beide Einstichöffnungen und lag parallel dem
Wundrand.“
821
Die histologischen Verschiedenheiten der Darmwandun-
gen ließen auch hei dieser Naht keine speziellen Unter¬
schiede herausfinden, so daß diese für die Technik und An¬
wendung der Naht ohne Bedeutung sind.
Ich nähte bei diesen Versuchen nur mit einer Nadel,
da zwei Nadeln unbedingt eine Assistenz, die in der Praxis
aber-meist nicht zur Verfügung steht, erfordern und die
Dauer der Operation nicht nennenswert abkürzen würden.
Es erhob sich nun sogleich die Frage, wie breit die
einzelnen Fadenbrücken der U-förmigen Schlingen zu
nehmen und wie groß die Abstände der einzelnen Schlingen
zu halten seien, da die Literatur hierüber keine Aufschlüsse
gibt. Ich habe daher die Naht teils mit schmalen Brücken
und kleinen Abständen, d. h. je 2 mm, und mit breiten
Brücken und großen Abständen, d. h. 4 mm, angelegt und
dabei folgende Unterschiede feststellen können:
Bei kleinen. Zwischenräumen und schmalen Brücken
liegen die 4 Einstichstellen sehr nahe beieinander, so daß
die Ernährung der Wundränder fraglich werden kann. Die
Fadenbrücken sind hiebei sehr schmal, wodurch der Faden
leicht ausreißt, falls er nicht tief genug sitzt. Weiterhin
ist eine Infektionsmöglichkeit dadurch gegeben, daß die
Darmwand durch das schmale Querstück des Fadens selbst
bei leichtem Zug muldig eingezogen wird. Endlich erfor¬
dert eine und dieselbe Wunde eine weit größere Anzahl
von Nähten, was die Zeitdauer der Operation erheblich
verlängert. Diese vier Punkte sprechen nicht zugunsten
dieser Ausführung mit engen Abständen. Sie lassen sich
aber bei breiten Brücken und großen Abständen vermeiden.
Insbesondere das Ausreißen der Fäden, sowie die so gefähr¬
liche Darmnekrose ist alsdann weniger zu befürchten, so
daß diese Art der Ausführung bei unseren Haustieren allein
in Frage kommen könnte.
Nun • frägt es sich, wie die Fäden geknüpft werden
sollen. Man muß nämlich bedenken, daß bei der U-förmigen
Anlage der Schlinge das Verknüpfen der Fäden besondere
Schwierigkeiten macht. Will man hiebei in der Weise der
einfachen Knopfnähte verfahren, so wird man sehen, daß
in dem Moment, wo man die zwei gegenüber liegenden
Faden zum Verknoten anzuziehen versucht, sich jeder aus
der Darmwand herausziehen will, da er in ihr zu wenig
Halt hat.
Vermutlich um diesem Übelstand abzuhelfen, sollen
nach Hoff mann die Fadenenden, wie schon oben er¬
wähnt, gekreuzt geknotet werden (nach Figur Nr. 6, also
822
a' mit b" und b' mit a"). Denn hiebei zeigt es sich, daß
das Herausziehen der Fäden infolge der winkeligen Ab¬
lenkung aus ihrer ursprünglichen Verlaufsrichtung und
wegen der stärkeren Reibung an der Kante weniger leicht
eintritt. Dabei gilt es aber eine andere Schwierigkeit zu
überwinden. Werden beide Fäden auf diese Weise in der
Mitte über der Wunde geknüpft, so ist die Gefahr gegeben,
daß durch den Knopf der zweitgeknüpften Fäden jener der
erstgeknüpften — weil darunter liegend — in die Wund¬
flächen, die zur Verlötung kommen sollen, gepreßt wird,
so daß jedenfalls Heilungsschw.ierigkeiten, möglicherweise
Nekrose eintreten kann. Diese Gefahr läßt sich dadurch
umgehen, daß man jeden der Knöpfe an je eine Ausstich¬
stelle verlegt, so daß sich in der Mitte nur die beiden Fäden
kreuzen. Voraussetzung hiefür aber ist ein äußerst sorg¬
sames Arbeiten, bei dem man eine etwas langsamere Aus¬
führung nicht scheuen darf.
Eine zweite Möglichkeit de3 Knüpfens besteht darin,
daß man die beiden Faden-Enden einer U-förmigen Schlinge
zunächst für sich verknotet, auf der gegenüberliegenden
Wundseite ebenso verfährt und diese beiden geknoteten
Schlingen über der Wunde unter dem endgültigen Knopf
zusammenzieht. Hiebei entstehen aber 3 Knöpfe, die auf¬
einander zu liegen kommen und es läßt sich nicht vermeiden,
daß der obei^ Knopf die beiden anderen in die Wunde
drückt.
Als ungünstig für die Sicherheit der Naht und für ihre
Heilung erscheint mir ferner die weitere Möglichkeit des
Knüpfens, nämlich das gemeinsame Anziehen der 4 Fäden
zweier gegenüberliegender Schlingen auf einmal. Hier nahm
ich immer die zwei Fadenenden einer Seite zusammen,
gleichsam als einen Faden. Es ist aber dabei sehr schwer
die Stärke des Zuges beim Knüpfen zu kontrollieren. Bei
ziv.starkem Anziehen legen sich die Wundränder nicht glatt
aneinander, sondern lassen zwischen sich Lücken entstehen,
die dem Darminhalt die Möglichkeit geben, die Naht zu
infizieren. Außerdem kommt wiederum ein verhältnismäßig
großer Knopf auf die Wunde zu liegen, der sie eventuell
schädigen kann.
Am vorteilhaftesten dürfte es meines Erachtens dem¬
nach sein, die gegenüberliegenden Faden-Enden zweier
korrespondierender Schlingen zu verknoten. Um hiebei
ohne Assistenz auszukommen und um das unvermeidliche
Durchziehen des Fadens zu verhindern, verfuhr ich folgen¬
dermaßen : Ich verknüpfte zuerst unter leichtem Zug je
823
zwei gegenüberliegende Fadenenden zu einer einfachen
Knopf schlinge, so daß sich dabei die Fäden nicht zurück¬
zogen. Dann knüpfte ich die beiden anderen, wobei ich
einen stärkeren Zug ausüben konnte, da die Fäden einen
gewissen Halt hatten. Nun erst zog ich den ersten Knopf
mit der für die glatte Einstülpung der Wundränder nötigen
Stärke an. Diese, Knüpf methode ist' zwar etwas umständ¬
lich, jedoch wohl die geeignetste.
Das Herausziehen der Fäden bei dieser Art zu knüpfen
läßt sich auch dadurch umgehen, daß man beim Knüpfen
der einen Fäden die beiden anderen mit einer Kornzange
fixiert. Man kommt auf diese Weise auch ohne Assistenz
aus, verkürzt aber die Dauer der Operation keineswegs.
Verknüpft man also die korrespondierenden Fäden auf
die. oben geschilderte Art, so findet man, daß sich bei rich¬
tigem Zug die Wundränder von selbst einstülpen und die
innerhalb der U-förmigen Fadenschlingen gelegenen breiten
Serosaflächen in innige Berührung kommen. Der zweck¬
mäßige Abstand der einzelnen Nahtschlingen von einander
(3—4 mm) sichert den weiteren Wundverschluß, so daß
längs der ganzen Wunde breite Serosaflächen sich be¬
rühren. Diese Vorzüge wiegen aber die Schwierigkeiten
nicht auf, die sich beim Legen und Knüpfen der Naht er¬
geben haben. Das richtige Bemessen des Zuges, von dem
die Sicherheit der. Naht abhängt, erfordert sehr viel Übung
upd peinlichste Sorgfalt bei der Ausführung. Die Beein¬
trächtigung des Lumens durch den vorspringenden Wulst
bleibt die gleiche gegenüber den bereits besprochenen Me¬
thoden.
Diese Gründe werden wohl maßgebend gewesen sein,
warum die Emmert’sche Naht die Lembert-Naht nicht ver¬
drängen konnte, denn die Vorzüge werden durch ebenso
große oder größere Nachteile wieder aufgehoben. Für die
tierärztliche Praxis erscheint mir deshalb die Naht nicht
empfehlenswert zu sein.
5. Gussenbauer.
Gussenbauer erfand im Jahre 1879 die erste zwei¬
reihige Naht.
Er beginnt an der einen Wundlefze mit einer Lembert-
Naht, die er im gewöhnlichen Abstand vom Wundrande
legt. Statt nun die andere Wundlefze zu fassen, führt er
den Faden an der Oberfläche des Darmes entlang bis zum
Wundrand und sticht an der Schnittfläche derselben Seite
•nahe der Serosa wieder ein. Die Nadel wird nun in einem
Halbkreis durch die Muskelschichten bis zur Submucosa in
der Wand geführt, um dann hart an der Mucosa,-jun der
Schnittfläche der Darmwand wieder herauszukommen. Jetzt
wird die Nadel über die Durchtrennung geführt und fgßt
in analoger Weise, nur in umgekehrter Richtung, die gegen¬
überliegende Wundlefze.
[Vergl. Fig. Nr. 7 und Literaturverzeichnis Nr. 18, ,?1,
25. 30.]
Ich versuchte diese Naht mehrmals am Jejunum .und
Rectum vom Hund, Rind und Pferd und am Heum und
('olon vom Hund und Rind, .wobei keine bemerkenswerte
Unterschiede zutage traten. - .
Als erforderlich erwies sich dabei, daß die einzelnen
Fadenbrücken nicht zu kurz oder zu seicht gefaßt sind,-da
sonst der Faden ausreißt. Auch die Stärke des Zuges beim
Knüpfen der Fäden ist sehr wichtig, um ein gleichmäßiges
Aneinanderliegen der Serosaflächen zu erreichen. Von Vor¬
teil ist bei diesem Verfahren, daß bei exaktem gleichmäßi¬
gem Fassen der Schnittflächen die untere Schleife die
korrespondierenden Schichten der Wundflächen in innige
Berührung bringt. Daß also die Submucosa der einen Wund¬
lefze wieder an die der anderen Seite zu liegen kommt,
ebenso die Muscularis und Serosa, wodurch die Heilung der
Wunde begünstigt wird, da diese Schichten große Tendenz
zur Vereinigung haben. Weiterhin ermöglicht die Naht,
daß sich die Wundlefzen in einem breiten Serosastreifen
berühren.
Die Technik dieser Methode ist aber gegenüber den
anderen sehr schwierig und umständlich, so daß ich sie trotz
ihrer Vorzüge für den Gebrauch in der Tierheilkunde für
entbehrlich halte. (Forts, folgt.)
Bemerkenswerte Fälle ans der Geburtshilfe
beim Pferde.*
Von Ristriktstierarzt A. v. Velasco, Altomünster (Obby.).
Torsio uteri bei einer Stute;
Am 10. April wurde ich zu einer Stute gerufen, bei der
die Tragezeit beendet war, und die erfolglose Wehen zeigte.,
Besitzerin hatte eine manuelle Untersuchung vorgenommen,
konnte aber vom Fohlen nichts fühlen. Die Stute hatte seit
5 Tagen abwechslungsweise leichtere und wieder heftigere-
Kolikerscheinungen gezeigt, sonst aber sich in Bezug. auf
Allgemeinbefinden, insbesondere Freßlust, normal gezeigt.
Fruchtwasser ist noch nicht abgeflossen. Die Untersuchung
825
ergab: 6 jährige, trächtige, /weitgebärende Oldenburger-
Oberbayern-Kreuzung, fieberlos, Puls und Atmung normal,
Psyche frei. Wehen kaum wahrnehmbar. Wurf ist ohne
Schwellung, die Scheidfenschleimhaut trocken und rosarot.
Beim Eingehen in die Vagina stößt die Hand in Höhe des *
Blasenhalses auf eine in das Scheidenlumen hineinragende
harte Geschwulst, über die nur mit einiger Mühe hinwegzu¬
kommen ist. Die obere Scheidenwand erweist sich als ein
straff gespanntes, nach links ziehendes starkes Band. Die
gut schlüpfrig gemachte Hand fühlt nunmehr die ebenso
gespannte untere Vaginawand nach rechts hin ziehen. Zwi¬
schen der Windung hindurch gelingt es, durch die offen¬
stehende mit zähem Schleim belegte Cervix, in den Uterus
einzudringen. DiePlazenten sind noch uneröffnet, dieVorder-
beine in den Karpalgelenken eingebogen, die Schnauze des
Fohlens weist nach dem Kreuzbein der Mutter. Somit ist
eine halbe Drehung des Uterus mit dem Fötus nach links
gegeben.
Während der schonend vorgenommenen Untersuchung
sind die Wehen heftiger geworden. Bis das Wurf zeug her¬
beigeschafft, das Strohlager für die Wälzung hergerichtet
w'ar, vergingen 2 Stunden. Unterdessen stieg Temperatur,
Puls und Atmung an. Die Wehen nahmen einen heftigen
Charakter an, so daß ein Eindringen in den Uterus fast un¬
möglich wurde.
Zum Wälzen wählte ich eine sanft geneigte Rasenfläche
vor dem Hofe. Ich ließ ein etwa 10 Meter langes und
3 Meter breites Strohlager auf breiten und legte die gefes¬
selte Stute am rechten Ende des Strohlagers behutsam so
auf die linke Seite, daß ihr Hinterteil erhöht lag. Nun¬
mehr ging ich in die Vagina ein, was nicht so schwierig war,
wie bei der stehenden Stute, erfaßte den zunächst liegenden
C-arpus des Fohlens und ließ nun die Stute behutsam über
den Rücken wenden. Durch Zurückschieben des Fohlens
und kräftiges Herüberdrücken am Carpus suchte ich die
Lageberichtigung zu erreichen. Aber meine Kraft reichte
nicht aus, immer wieder entwand sich der von den derben
schlüpfrigen Plazenten bedeckte Carpus meiner Hand.
Immerhin fühlte ich nach der ersten ganzen Wälzung der
Stute ein deutliches Nachlassen der meinen Arm um¬
schnürenden Wände der mütterlichen Vagina.
Ich ließ die Wälzungen vorsichtig fortsetzen, während
ich wie oben beschrieben am Carpus des Fohlens fortfuhr
und nach der vierten, ganzen Umdrehung der Stute lag das
Fohlen fast in normaler Stellung zum Muttertier; die Ei-
826
häute drängten unter den wieder schwächer gewordenen
Wehen langsam in die nun freie Scheide vor. Nun überließ"
ich die Stute sich selbst und nach wenigen Wehen trat die
Blase vor die Vulva; eine neue Wehe brachte die Blase znm
% Bersten. Nun ging ich innerhalb der Plazenten ein und be¬
richtigte die Haltung des linken Carpus. Unter den immer
heftiger werdenden Wehen trat nun mit dem linken Fu߬
ende auch die Schnauze des Fohlens vor die Scham. Aus
der Nase des Fohlens kam etwa ein Weinglas voll gelb¬
bräunliches Fruchtwasser geflossen. Um den rechten Carpus
ausbiegen zu können, mußte ich nun das Fohlen wieder in
die Vulva zurückdrängen, worauf die Haltungsberichtigung
des rechten Carpus mit einiger Schwierigkeit rasch genug
gelang, daß das noch lebende, sehr starke Hengstfohlen mit
Hilfe von 3 Mann ausgezogen werden konnte.
Hie Nabelschnur riß dreifingerbreit vom Bauch des Foh¬
lens entfernt spontan durch, es trat erhebliche Blutung aus
den Nabelgefäßen ein, die ich durch Kompression mit den
Fingern bald zum Stehen brachte. Den Nabelstumpf begoß
ich mit Lysol und ließ das Fohlen kräftig mit Stroh ab¬
reiben, wonach es bald den Kopf hob tind sich munter zeigte,
wenn auch vermehrte Atmung und öfteres Husten andeutete,
daß schon Fruchtwasser in die Lungen geraten sein mußte.
Die Untersuchung der Geburtswege der Stute ergab,
daß sie keine Verletzungen aufwiesen. Nach Entfesselung
und bequemer Lagerung richtete sie sich in die Bauchbrust¬
lage auf und wendete ihre volle Aufmerksamkeit dem in¬
zwischen trocken geriebenen Fohlen zu. Sie nahm darge¬
reichtes Mehltrank zu sich und suchte bald aus dem Stroh
die feinen Grashalme zusammen. Etwa eine Stunde nach
dem Exodus aus dem Stalle konnte Stute und Fohlen in
diesen zurückgebracht werden.
Andern Tages fand ich die Stute frisch und munter.
Die Secundinae waren nachts abgegangen. Da die Tempe¬
ratur eine leichte Erhöhung aufwies, infundierte ich in den
schon merklich kleiner gewordenen Uterus einen Stalleimer
warmes Wasser, in dem ich zirka 100,0 Carbo animal. Morck
+ 10,0 Tinct. jodi verteilte. Der Uterus reagierte kräftig,
indem er den größten Teil des Infusums wieder- ausstieß.
Nach den mir weiter zugekommenen Berichten ist die Stute
vollkommen genesen.
Das Fohlen zeigte starke Atemnot und Hustenanfälle,
war aber sonst bei Appetit. Am dritten Tag ging es jedoch
ein. Sektion ist unterblieben.
Ich veröffentliche diesen Bericht, weil Torsio uteri bei
827
der Stute ein nicht alltägliches Ereignis ist; mir ist in 20-
jähriger Tätigkeit dieser Fall zum erstenmal begegnet, und
weil es immerhin eine Seltenheit sein dürfte, daß bei einem
derart hingezogenen Gehurtsverlauf wie im vorliegenden
Falle ein noch lebendes Fohlen erzielt wird. Infusionen
von Carbo und Jod bei metritischen Prozessen bei Bind und
Pferd sowie Kleintieren verwende ich seit Jahren und ziehe
sie anderen Medikationen weitaus vor.
Schwergeburt mit Eetentio secundinarum
hei der Stute.
5 jährige, kastanienbraune Stute, nordfranzösischer
Schlag, sehr gut genährtes, schweres Arbeitspferd.
25. März 1920. Pie Stute zeigt seit 24 Stunden starke
Kolik, gegen die Besitzer vergeblich seine Mittel anwendet.
Mittags erkennt Besitzer, daß die Stute sich zum Verwerfen
anstellt; die Tragezeit wäre erst in 6 Wochen beendet ge¬
wesen. Pie vom Besitzer vorgenommene Untersuchung er¬
gabt, daß Kopf und beide Carpi abgeheugt vor dem Becken¬
eingang stehen, trotz heftigen Prängens geht die Geburt
nicht von statten.
Gewitzigt durch frühere durch Selbsthilfe verursachte
Schäden schickt Besitzer Eilposten zu den zwei 8 und 12
Kilometer entfernten -"Tierärzten, um sicher zu sein, daß
wenigstens einer baldigst zur Stelle sei.
Ich fand die stehende Stute sehr aufgeregt in Schweiß
gebadet mit hoher Temperatur und Atmung und vermehr¬
tem, aber noch regelmäßigem und kräftigem Puls. Vom
Fohlen war Genick und Hinterhaupt ins Becken eingetreten,
so daß die untersuchende Hand zunächst auf die Ohren des
Fohlens stieß; beide Carpi waren abgebeugt und weiter
rückwärts gelegen, die Wehen sehr intensiv.
Nach Anlegung der Staa’schen Prahtsäge war die Pe-
kapitation rasch erledigt und der abgetrennte Kopf mit der
Hand leicht herausgenommen. In gleicher Weise wurden
beide Carpalgelenke durchsägt, die Vorarmstümpfe ange¬
schleift und nach Bedeckung des Halsstummels mit der
Hand die Extraktion' des starken Fohlens rasch beendet.
20 Minuten nach meiner Ankunft war die ganze Arbeit voll¬
endet, die Stute stand noch und beruhigte sich alsbald, sie
nahm Trank und Futter mit Appetit zu sich.
Pie Untersuchung der Geburtswege erwies deren Un¬
verletztsein. Pie Eihäute hingen bis zum Boden herab und
wurden in Sprunggelenkshöhe der Stute abgeschnitten.
26. März 1920. Pie Sekundinen sind noch nicht abge¬
gangen; Temp. 39,0, Puls 64, Atmung ruhig, Appetit gut.
828
Versuch die Nachgeburt manuell zu lösen mißlingt wegen
ungenügender Länge meines Armes. Wehen Lehlen voll¬
ständig. Nachts 11—12 Uhr stellen sich heftige Fieber¬
schauer ein mit starker Unruhe der Stute und profusem
Schweißausbruch, so daß Besitzer zur Tötung der Stute
schreiten will. Doch plötzlich tritt Beruhigung und Besse¬
rung ein. — Bericht des Besitzers.
27. "-März 1920. Temp. 39,0, P.uls 64, Atmung ruhig,
Appetit gut. Wiederholung des Ablösungsversuches. Soweit
meine Arme reichen, wird die Abhebung der bereits faulen¬
den Secundinae vorgenommen, doch gelingt es nicht, bis an
die Hornspitzen vorzudringen, da die Involution des Uterus
erst wenig vorgeschritten ist. Die Dolores erweisen sich
als ganz schwache. Ich entnehme der Stute 250,0 Blut aus
der Jugularis und appliziere dieses sofort subkutan an der
Vorderbrust und hinter der linken Schulter. In die Vene
injiziere ich 10,0 Jodkalium, gelöst in 200,0 Aqua. Nach
dem unter warmen Kresolspülungen beendeten Ablösungs¬
versuch infundiere ich in die Metra einen halben Eimer
warmen Wassers, in dem ich 60,0 Carbo medicinal. Merck
verteilt hatte; hernach massiere ich den Uterus vom Bek-
tum aus so lange, bis er sich in harte Falten gelegt hat.
^ständige Bewegung der Stute in der warmen Frühjahrs¬
sonne.
28. März 1920. Temp. 38,0, Puls 64, Appetit und Befinden
gut, Nachts 10—11 Uhr war wieder ein ebenso heftiger An¬
fall aufgetreten, wie oben beschrieben, dann war die Stute
wieder ruhig geworden. 3 Stunden mühte ich mich ab unter
abwechselnder warmer und abgekühlter Kresolspülung und
Uterusmassage, der Eihautreste aus den Hornspitzen hab¬
haft zu werden. Uterus verkleinert sich unter der Massage
deutlich, das Orificium zieht sich zusammen, .ist aber noch
gut passierbar. Das Uterussekret hatte stark fauligen Ge¬
ruch angenommen. Intravenös Jodkali 10,0: 200,0 Aqua, in
den Uterus wieder Carbo medic. Merck wie oben. — Be¬
wegung.
29. März 1920. Temp. 38,6, Puls 60 (kräftig), ruhige At¬
mung, Appetit gut. Cervix leicht passierbar, Uterussekret
riecht sehr stark und ist bräunlich und dünnflüssig. Aus
den Hornspitzen kommen noch einige Sekundinaereste. Kre¬
solspülung, Uterusmassage, Infusion von Carbo, Uterus
fühlt sich stark verkleinert, hart und derbwandig an und ist
schmerzlos.
30. März 1920. Temp. 39,7, Puls 68, Appetit gering, At¬
mung vermehrt. Psyche benommen. Cervix gerade noch
829
passierbar, es finden sich noch zwei tellergroße, äußerst übel¬
riechende Eihautfetzen, die jedenfalls aus den hintersten
Hornspitzen abgestoßen worden waren. Im übrigen war der
flüssige Inhalt des Uterus gering, aber sehr übelrieehend.
Massage, Infusion von Carbo, intravenöse Injektionen von
10,0 Jodkali : 200,0 Aqua.. — Bewegung in det Sonne.
31. März 1920. Temp. 38,2, Puls 53, *bester Appetit, alte
Lebhaftigkeit und Frische. Aus dem Uterus, dessen Cervix
nur noch mit Mühe zu passieren ist, werden dicke, gelbe,
rahmänliche, schleimig-eiterige Massen von mephitischem
Geruch ausgeschöpft; auch ein kleinerer Fetzen Eihautrest *
kömmt noch zum Vorschein. Uterusmukosa in Falten ge¬
legt. 10,0 Jodkal. : 200,0 Aqua intravenös, Carbo-Infusion
in den Uterus.
Nach den Berichten des Besitzers erholte sich die Stute
weiterhin gut, der Ausfluß aus der Vagina sistierte bald, so
daß die Stute nach einigen Wochen als geeignet zur Ab¬
lieferung an den Feindbund erklärt wurde sehr zum Be¬
dauern des Besitzers.
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahruagsmlttelkunde.
Dr. H. A. Vermeulen -Utrecht (Holland) : Eine bis¬
her unbekannte Ursache akuten Todes beim Pferde. (Berl.
Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 37, S. 429.)
Der Autor, der sich mit Vorliebe auf dem Gebiete der verglei¬
chenden Neurologie betätigt, untersuchte das Gehirn, eines plötz¬
lichtot zusammengestürzten Lastpferdes, an
dem sich als alleiniger Obduktionsbefund eine makroskopi¬
sche Vergrößerung des rechten Adergeflech¬
tes feststellen ließ. Verf. schickt der mikroskopischen Unter¬
suchung des erkrankten Plexus chorioideus eine durch Abbildungen
erläuterte Schilderung der normalen anatomischen Verhältnisse
dieses Organes voraus, dadurch werden die angiomatösen
W ucherungen und der Epithelschwund des krank ge¬
wordenen Plexusgewebes leichter verständlich. Anhäufungen von
strotzend mit Blut gefüllten Arterien, deren Wandungen haupt¬
sächlich im Teile der Adventitia hypertrophisch entartet sind und
reichliches Bindegewebe zwischen den Gefäßen bedingen die Ge¬
schwulstbildung. Der ganze Gefäßkomplex ist mit Ependym, das
den Charakter des Epithels besitzt, überzogen, jedoch sind diese
Zellen geschwollen, ihre Kerne degeneriert oder zum Teil ver¬
schwunden. Das Plexusepithel liefert aber nach den neuesten
Forschungen, auf die Verf. genau eingeht, die Flüssigkeit für die
Hirnkammern und den Zentralkanal des Rückenmarkes. Im vor¬
liegenden Falle waren die Plexusgefäße erkrankt, durch
die Verdickung der Gefäßwandungen wurde die Funktion
der Epithelien beeinträchtigt, der Ventrikel
mußte eintrocknen und lebenswichtige Teile des Zentral-
830
nervensysteuis wurden ihrer schützenden, vielleicht erüÄhrenden
Organe beraubt, die Folge war der apoplektische Tod in dem Mo¬
ment, wo der Krankheitsprozeß seinen Höhepunkt erreicht hatte.
Bisher sind in der Literatur nur Tumoren des Plexus mit Gefäß-
wucherung und Epithelproliferation, so Papillarepitheliome, Ade¬
nome und Angiome, beschrieben; ein Schwund des Epithels als
plötzliche Todesursache steht einzig da. Me.
Infektions- and Invasionskrankbeiten.
Dr. M. Junack: Die Gefährlichkeit der Ratten. —
• Ein Pall von Rattenräude-Infektion beim Menschen. (Aus:
Deutsche Schlacht- und Viehhofzeitung, 1921, Nr. 7, S. 58.)
, Nach einem kurzen Hinweis auf die Bestrebungen zur Be¬
kämpfung der Rattenplage, die sogar vor dem Kriege einem Welt¬
bund zu diesem Zwecke das Leben gegeben hatten, wird der wirt¬
schaftliche Schaden, den die Ratten in Getreidespeichern, in
Schlachthöfen, Fleischereien usw. anrichten, geschildert. Alsdann
geht Verfasser auf die verhängnisvolle Mitwirkung. der Ratten
bei der Verbreitung von Infektions- und parasitären Krankheiten
ein. Er erinnert an die Rolle der Ratten bei der Verbreitung der
menschlichen Pest, an die Beziehungen der Ratte zur Verbreitung
der Trichinose, was besonders bei den dänischen Ratten der Fall
sein soll, er verweist ferner darauf, daß zur Zeit der Besetzung
Belgiens durch deutsche Truppen durch Ratten eine kleine Fleisch¬
vergiftung bei einer Truppe erzeugt, wurde, und er warnt vor der
harmlosen Einschätzung der als Rattenschädling in den Handel ge¬
brachten Bakterien, weshalb es nicht zu empfehlen sei, besonders
in Schlachthöfen und Kühlhäusern, die Ratten durch diese Bak¬
terien bekämpfen zu wollen. Als Verbreiter der Maul- und Klauen- -
seuche werden die Ratten in neuester Zeit verdächtigt, da ie den
hypothetischen Ansteckungsstoff im Blute beherbergen sollen; die
im Freistaate Sachsen staatlich eingeleitete allgemeine Rattenver¬
tilgung soll mit dieser Ansicht Zusammenhängen. Sogar der Er¬
reger der ansteckenden Gelbsucht oder Weitschen Krankheit des.
Mensclien, eine Spirochäte, soll sich nach Uhlenhuth und
Zuelzer in der Ratte vorgefunden haben. Schließlich berichtet
Verfasser über Ansteckung des Menschen durch Rattenräude, zu¬
gleich erwähnend, daß Sarkoptesräude der Ratten und auch Mäuse
ein häufiges Vorkommnis sei. Verfasser hat die Übertragbarkeit
der Rattenräude auf den Menschen am eigenen Leibe erfahren;
er erkrankte stark, besonders am Unterarm, Ellenbogen, Schulter,
Flanken, Nabelgegend, Innenknie und Fußsohle und zog sich so¬
gar noch durch Kratzeffekte eine starke örtliche Furunkulose zu.
Der hartnäckige Juckreiz konnte durch 30 %ige Schwefelsalbe nicht
coupiert werden. Interessant war das Kranbheitsbild insofern, als
die Rattenräude auch beim Menschen lediglich nur in Bläschen¬
form auftrat, und daß Milben trotz vielen Suchens nicht gefunden
wurden, was im Einklang stehe mit der von Engelbert in g
erwähnten großen Schwierigkeit des Milbennachweises-der Pferde¬
krätze beim Menschen. Eine Infektion vom Pferde etc. war aber
beim Verfasser ausgeschlossen. Ma.
831
Dr. H. Zeller: Über Pocken bei Ziegen Süd westafrikas.
(Arbeiten ans dem Reichsgesundheitsamt, Bd. 52, Heft 3,
1920.)
Im Jahre 1914 trat in Deutsch-Südwestafrika bei Ziegen eine
poekenähnliche, infektiöse Erkrankung auf, die auch auf Schafe
Übergriff.
Verfasser stellte Untersuchungen mit Borkenmaterial, das von
solchen Ziegen stammte, an mit folgenden Ergebnissen: Eine In¬
fektion von erwachsenen Ziegen und von Ziegenlämmern mit dem
Borkenmaterial gelang auf verschiedene Weise bei einer Inku¬
bationszeit von 2—8 Tagen. An Lippen und Nase und an der
äußeren Haut treten nach lokaler Infektion starke Entzündungs-
erscheinungen mit Eiterpusteln und anschließender Bildung von
graubraunen Borken auf. Auf der Maulschleimhaut kommt es zu
Entzündungen, welche Epitheldefekte, Entstehung von Granulations-
gewebe und papillomartigen Neubildungen im Gefolge haben. Bei
erwachsenen Ziegen sind außerdem meist das Euter und die
Schamlippen in gleicher Weise miterkrankt.
Die Krankheit verläuft bei einer Dauer von 8%—4 Wochen
mit geringgradigem Fieber und leichter Störung des Allgemein¬
befindens, Bei Ziegenlämmern zeigt sich durchweg ein schwererer
Verlauf, doch ohne Todesfälle. Von allen Haustieren erwies sich
nur das Schaf ebenso empfänglich wie die Ziege. Im Blut, Speichel,
Harn und Milch ist der in hohem Grade kontagiöse Ansteckungs¬
stoff nicht enthalten. Denselben zu züchten gelang nicht. Verfasser
hält es für möglich mittels Präzipitation im Blutserum infizierter
Tiere spezifische Antikörper nachweisen zu können. Einstündiges
Erhitzen im Waserbad auf 70° C. tötet den Ansteckungsstoff, der
nicht filtriert werden konnte, ab, ebenso eine fünf Minuten dauernde
Einwirkung von 5 %iger Creolinlösung. Überstehen der Krankheit
verleiht Immunität bis zu 209 Tagen. Aktive und passive Immuni¬
sierung ist nicht gelungen.
Z. bezeichnet die Krankheit als „Pocken“. Da es noch unent¬
schieden ist, ob es sich bei den Ziegenpocken um eine den Ziegen
eigentümliche, selbständige Krankheit oder nur um „verirrte“
Schaf- oder Kuh- bezw. Menschenpocken handelt, sieht Verfasser
das Fehlen von typischen Pockenpusteln in Gestalt von Bläschen
mit klarem, serösem Inhalt und der charakteristischen Pockendelle
nicht als gegen die Bezeichnung „Pocken“ sprechend an. Mz.
Innere Medizin nnd Hyglenie.
Prof. Dr. D. WI r t h -Wien: Die Leukämie beim Hund.
(Monatshefte f. pr. Tierheilkunde, 1920, Heft 3/4, S. 97.)
Die Arbeit des Autors liefert einen Beitrag zur Klärung der
vergleichenden Pathologie über leukämische und pseudoleukämische
Prozesse beim Haustier. Bis jetzt sind in der tierärztlichen Lite¬
ratur nur 4 Fälle beim Hunde genauer beschrieben und erforscht,
diesen reiht W. 13 eigene auf die Klinik, den Blutbefund, die pa¬
thologische Histologie und die Übertragbarkeit der Krankheit aus¬
gedehnte Untersuchungen an. Aus denselben geht hervor, daß die
Leukämie des Hundes in Wien nicht sehr selten ist. denn innerhalb
2 Jahren wurden unter rund 3000 ^er Tierärztlichen Hochschule
eingelieferten kranken Hunden 8 Fälle = 0,26% der gesamten
Zugänge beobachtet; von den 13 Erkrankungen, über die W.
832
berichtet, trafen 12 das in ä n n 1 i rli e. n iir 1 das w eibliche
Geschlecht und alle das fortgeschrittene Le¬
bensalter. Die Krankheit verlief unter generalisierter
Lymphknotenschwellung, Blutarmut, Mattig¬
keit usw., wobei im Blute 11 mal eine Vermehrung
der polymorphkc rnigenZellen, 2m al eine s o 1 ch e
der Lymphozyten bestand. Die Erhöhung der Gesamtzahl
der Leukozyten war gering (bis 40 000) und stieg nur einmal auf
87 000. Wo Vermehrung der polymorphkernigen
Zellen bestund, war in den leukämischen Infiltraten außerhalb
des Knochenmarkes der Befund von Knodienmarksriesen-
zellen häufig, so daß auf myeloische Wucherungsvorgänge ge¬
schlossen werden mußte. Tn dem histologisch untersuchten, mit
Vermehrung der Lymphozyten einhergehenden Falle
wurden Knochenmarks riesenzellen nur im Kno¬
chenmark, sonst nirgends gefunden; die leukämischen
W ucherungen bestanden aus lymphozytären Zel¬
len. Die mit Vermehrung der polymorphkerni¬
gen Elemente verlaufenden Prozesse sind der
myelogenen Leukämie des Menschen gleich,
hingegen ist der Blutbefund der myelogenen Leu¬
kämie des Hundes von dem Blutbilde der gleichen Krank¬
heit beim Menschen verschieden. Das Blutbild der
lymphatischen Hundeleukämie ist dem des
Menschen ähnlicher, nur quantitativ weniger ausgeprägt.
Schließlich ist ein typisch myeloisch-leukämischer
Blutbefund wie beim Menschen bei den Haustieren noch
nicht beobachtet worden. Die Übertragung einer
Emulsion eines leukämischen Lymphknotens durch intraparenchy¬
matöse Injektion in die Milz eines Hundes blieb negativ. Me.
Verschiedenes.
Tlamcht, Tierhaltung, Diätetik.
Württembergische Pferdezuchtkonferenz.
Unter dem Vorsitz des Ernährungsministers Dr. Schall
fand auf dem Gestütshof St. Johann die württembergische
Pferdezuchtkonferenz, im Volksmund das „Roßparlamenl“
genannt, statt. Neben den Mitgliedern der Konferenz waren Ver¬
treter der württembergischen Pferdezuchtvereine und -verbände,
der Landwirtschaftskammer, des Finanzministeriums, der Militär¬
verwaltung usw. anwesend. Der Konferenz ging eine Besichtigung
der Pferde auf den Gestütshöfen in Marbach und Offenhausen, so¬
wie eine Besichtigung eines Teils des Gutsfeldes in St. Johann
voraus. Die Konferenzteilnehmer waren von dem Gesehenen sehr
befriedigt sowohl hinsichtlich des Pferdematerials als auch des
landwirtschaftlichen Betriebes. Bei den Verhandlungen erstattete
zunächst Landoiberstallmeister v. Pentz einen Bericht über die
Ergebnisse des Gestütsbetriebes in den letzten Jahren. Den wich¬
tigsten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Frage der
Erhaltung und Gestaltung des Landgestüts,
der Übernahme der Kaltbluthengsthaltung auf
das Landgestüt, der Aufnahme von kaltblütigen Hengstfohlen im
Gestüt, der landwirtschaftlichen Betriebe des Landgestüts usw.
Berichterstatter hierzu war Prof. S o h n 1 e - Hohenheim,
Mitberichterstatter Oberregierungsrat G a u g e r von
833
der Zentralstelle für die Landwirtschaft. Nach eingehender Aus¬
sprache wurde folgender Entschluß gefaßt: t. Der Betrieb
des Landgestüts soll unter Beibehaltung des bisherigen
Zuchtziels und des S.t a m m g e s t ü t s aufrecht erhalten
werden. .Es sollen daher keine Hengste des kaltblütigen Schlages
als Landbeschäler in das Landgestüt aufgenommen werden; da¬
gegen sollen auch fernerhin Hengstfohlen des kaltblütigen Schlags
angekauft, im Gestüt aufgezogen und nach Erlangung des zucht-
fähigen Alters an Pferdezuchtvereine verkauft werden; 2. es soll
Hand in Hand mit der zunehmenden Entwicklung der.Kaltblutzucht
der Hengstbestand des Landgestüts verringert und
die leichteren Hengste entfernt werden; 3. es sollen die Einnahmen
aus der Benützung der Landgestütshengste erhöht werden (Deck¬
gelder, Fohlengelder); 4. es sollen die landwirtschaftlichen Be¬
triebe nach wirtschaftlichen Grundsätzen (Erzielung höchstmög¬
licher Roherträge bei angemessenem Aufwand) geführt und S. es
soll die Pohlenaufzuchtanstalt im früheren Um¬
fang vorläufig nicht mehr betrieben werden.
Weiterhin wurden folgende von Präsident v. Sting gestellten An¬
träge einstimmig angenommen: 1. der Kaltblutzucht soll wie der
Warmblutzucht die ihrer Bedeutung entsprechende und durch die
Verhältnisse gebotene staatliche Förderung zuteil werden; 2. es
ist anzustreben, daß für Kaltblutzucht und für Warmblutzucht tun¬
lichst geschlossene Zuchtgebiete geschaffen werden. Die Konferenz
sprach sich auch noch dafür aus, daß ein Fohlengeld in angemes¬
senem Betrag zur Einführung ‘gelange und daß Fohlenscheine aus¬
gestellt Werden. Unter Zustimmung und Beifall der Versammlung
sprach Ernährungsminister Dr. Schall am Schluß aus, daß das
was unter Leitung von Landoberstallmeister v. Pentz im Land¬
gestüt erreicht worden sei, vollste Anerkennung verdiene. S. M.
Der Landesausschuß des sächsischen Ziegenzuchtverbandes
hat sich auch mit der Errichtung des Nutztierhofes
durch die Genossenschaft Dresdener Selbst¬
versorger in dem bekanntlich hunderte von Ziegen eingestellt
werden sollen, um so der in unserer Großstadt besorgniserregen¬
den Milchnot zu steuern, beschäftigt. ‘ Dieser Plan fand volle An¬
erkennung aller Anwesenden. Der .Sächsische Ziegenzuchtverband,
der sich aus praktischen Ziegenzüchtern und Tierzuchtbeamten
des ganzen Sachsenlandes zusammensetzt, hat mit großer Freude
auch davon Kenntnis genommen, daß jenem Nutztierhof auch eine
Ziegenzüchterschule angegliedert werden soll. Wird doch dadurch
ermöglicht, daß Wissenschaft und Praxis Hand in Hand arbeiten,
was zur Folge hat, daß nur erstklassiges Tiermaterial und dadurch
hochprozentige Milchleistungen gewährleistet sind. Die Errichtung
wird die erste in Deutschland sein. S. M.
Soidergcblete (Haftpflicht etc.)
Die Haftung des Wirtes für eingestellte Fahrräder.
Ein in einem Gasthaus einkehrender Radfahrer fragte den
Wirt, ob er das Rad in einem leeren Zimmer, in dem schon mehrere
Räder standen, aufstellen könne, worauf dieser erwiderte: „Es ist
gut, lassen Sie es da pur stehen.“ Als der Gast das Lokal verließ,
war das Rad verschwunden. Seine gegen den Wirt er¬
hobene Schadenersatzklage wurde vom zuständigen
834
Oberlandesgericht abgewiesen, weil der Wirt mit
ihm keinen Verwahrungsvertrag über das Rad abgeschlossen habe,
'denn er habe dem Beklagten nicht den Besitz des Rades überlassen,
der Kläger habe dem Wirt das Rad nur zur Bewachung übergeben,'
damit es nicht ohne Aufsicht bleibe. Bewachung und Verwahrung,
seien aber zwei ganz verschiedene Begriffe. Der Wirt habe es
picht übernommen, das Rad ständig zu bewachen, sondern nur, daß
er es in seine Obhut nehme. Bei dieser Sachlage sei er nur dann
haftbar, wenn er den Rad-Diebstahl aus Gleichgültigkeit oder gar
absichtlich habe geschehen lassen. Daiiir fehle es aber an jeder
Unterlage. _ , •
Landwirtschaft, Fnttermtttelknade and Ernttrugswcs«.
Vorsicht beim Verfüttern von Rangoonbohnen!
Infolge der zurzeit günstigen Marktlage für Rangoonbohnen
werden von den Landwirten vielfach Rangoonbohnen zur Verbitte¬
rung gekauft. Das Reichsgesnndheitsamt hat bei wiederholten
Untersuchungen das Vorhandensein geringer Mengen Blausäure
darin festgestellt; Vergiftungen oder sonstige Gesundheitsschädi¬
gungen von landwirtschaftlichen Nutztieren sind allerdings bei den
zuständigen Stellen bis jetzt nicht bekannt geworden und sind bei
dem geringen Blausäuregehalt , unwahrscheinlich. Immerhin ist
nach einer amtlichen Warnung des sächsischen Wirtschaftsmini-
steriums Vorsicht’bei der Verbitterung geboten. Die Gefahr wird
beseitigt, wenn die Bohnen den Tieren nicht im rohen Zustande,
sondern erst nach 24 ständigem Wässern und nachfolgendem
Dämpfen gegeben werden.
Abwasservergiftung bei Schafen. ,
Schweren Schaden erlitt ein Schafhalter bei Ingolstadt. Im
# heurigen Frühjahr ließ er die Herde auf dem großen Exerzierplatz
weiden, wobei sie in die Nähe der dort errichteten Munitions-Ent¬
ladestelle kam. In dieser Abteilung der Bayerischen Sprengstoff-
werke werden gefüllte Granaten unter Dampf gesetzt. Dadurch
wird der Inhalt flüssig ufid so in den Erdboden eingebaute Bassins
geleitet. Diese Flüssigkeit ist geeignet, bei Genuß das Leben vog
Mensch und Tier zu gefährden. Ein Teil der Schafherde geriet nun
in unmittelbare Nähe und hat so von der Säure gesoffen. Bald
darauf stellten sich bei diesen Tieren schwere Erkrankungs-Sym¬
ptome ein. Eine Anzahl Schafe ist bereits verendet. Der Gesanat-
schaden ist wohl auf etwa 50 000 Mark anzuschlagen.
Pudel-Ausstellung in München am 27. und 28. August 1921.
Die Jubiläum s-Ausstellung d je s Deuts c he n
Pudelklubs* (Sitz München) fand in Halle VI und in der
Arena des Ausstellungsparks statt. Es lagen 130 Anmeldungen
vor. Unter den zahlreich ausgestellten schwarzen, braunen und
weißen Woll- und Schnürpudeln sah man prächtige Tiere. Der
Zwinger des Majors Rudolf Bischoff (Partenkircben) stellte reizende
Zwergpudel aus, die Züchter Antholzer und Geigenberger zeigten.
Produkte ihrer Spezialzucht in weiße<n Pudeln, H.Gruber( München)
brachte seinen schwarzen Champ. Hakon v. d. Alpenkette, sojwie
den preisgekrönten Schwarzpudel „Medy Münchner Kindl“ zur
Schau ; zu erwähnen ist ferner der Zwinger „Schwarzteufel“ vdö
835
Dr. Freytag (Solln). Frl. Kalender (Baden-Baden) brachte eine
schöne Kollektion Zwergpudel. Ausstellungsleiter Herbert Buch¬
hold zeigte seinen aus dem Grafsehen Zwinger stammenden Pascha
v. d. Alpenkette. Eine allerliebste Gesellschaft von weißen Zwerg¬
pudeln vereinte der Raum mit den Nummern 97, 98, 119. Kunst¬
maler M. Glas hatte seinem Kollektionsraum (schwarze Zwerg¬
pudel) eine künstlerische Note gegeben. Bemerkenswert sind der
weiße Wollrüde „Flock“ von Karl Schmidt (Stuttgart), die hoch¬
wertige braune Hündin Komtesse Mussi (Besitzer: H. Herdegen,
München-Giesing) usw. Zu nennen sind noch: Woll- und
Schnürpudelrüden: Trien v. d. Alpenkette (W. Grämling,
München), Rigo v. Neckartal (G. Madelener, Osnabrück), Heinz v.
Schwaiger (Dr. Freytag, Solln); schwarze und braune
Zwergpudelrüden: Yang-a-Lat v. Sadowa (Frl. Kalender,
Ebersteinberg bei Baden - Baden), Addo - Sirius (dieselbe). Ein
brauner Rüde war mit 200 000 Mk. bewertet. Höchstgebot für ver¬
käufliche Tiere war 40 000 Mk.
Fast sämtliche ausgestellten Hunde stammten aus besten alten
und neuen Zwingern. Da bei der Hundeausstellung im Mail der
Pudel nur schwach vertreten war, ist diese Spezialausstellung nicht
nur für Hundezüchter und Sportfreunde, sondern auch für alle
Hundeliebhaber sehenswert gewesen.
Personalien.
Amtstierärztlicher Dienst: Der Bezirkstierarzt von Neumarkt
(Opf.) August Sallinger in gleicher Diensteseigenschaft nach
Landshut versetzt; der Veterinärrat im Staatsministerium des Innern
Dr. Wilhelm Pschorr zum Bezirkstierarzt in Traunstein ernannt.
Niederlassung: Dr. Friedrich Neufeld aus Haddersheim
(Rheinhessen) in Albisheim a. R. (B.-A. Kirchheimbolanden).
Erledigt : Die Bezirkstierarztstelle in Neumarkt (Opf.) Bewer¬
bungsgesuche sind bei der für den Wohnsitz des Bewerbers zustän¬
digen Regierung, Kammer des Innern, bis zum 17. September 1921
einzureichen.
Landstallmeister Siegmund Beidihold f.
Am 24. August ist in Landshut nach längerem, qualvollem
Leiden der Vorstand des dortigen Landgestütes, Landstallmeister
Siegmund Beichhold, gestorben. Mit ihm ist ein Mann von
hohem Wissen und unermüdlicher Schaffensfreude dahingegangen.
Seine großen Fähigkeiten haben die Vorgesetzten Behörden schon
frühzeitig auf den jungen strebsamen Tierarzt aufmerksam gemacht.
Wenige Jahre nach seiner Approbation wurde er bereits bezirks¬
tierärztlicher Stellvertreter, dann Bezirkstierarzt in Wegscheid.
Nach einer weiteren Tätigkeit als Bezirkstierarzt in Pfaffenhofen
a. Ilm und Fürstenfeldbruck wurde er im Jahre 1900 als Kreistier¬
arzt an die Regierung von Mittelfranken berufen. In Pfaffenhofen
und besonders in Fürstenfeldbruck hatte Bezirkstierarzt Beichhold
reichlich Gelegenheit, als Leiter der dortigen Remontezuchtvereine
sich für seine spätere Stellung vorzubereiten und seine Kenntnisse
auf dem Gebiete der Pferdezucht zu erweitern. Als im Jahre 1907
der hochverdiente Landstallmeister Adam in Landshut starb, wurde
Kreistierarzt Beichhold als dessen Nachfolger an die Spitze des
La.ndgestütes Landshut berufen.
836
In seiner Eigenschaft als Landstallmeister war Beichhold
stets ehrlich bestrebt, das Erbe seines Vorgängers weiter ansznbilden,
an der Hebung der Pferdezucht in Niederbayern bat er unentwegt
und tatkräftig gearbeitet.
Besonders am Herzen gelegen war ihm von jeher die Förde¬
rung und Weiterentwicklung der blühenden Warmblutzucht im
Rottale und diesem Ziele galt stets ein Großteil seiner hervorragen¬
den Arbeitskraft.
Was er als Vorstand des Rottaler Pferdezuchtvereins für die
Rottaler Zucht in vorbildlicher Weise geleistet hat, wird immerdar
unvergessen bleiben. Die Warmblutzüchter des Rottales, werden
seiner stets mit Hochachtung und Dankbarkeit gedenken.
Dr. Kränz le.
Bticherschan.
Das Schandelaher Schieferrohöl. Ein Beitrag zur Frage
der Anwendung ichthyolverwandter, aus bi¬
tuminösen Schiefern gewonnener öle in der
V eterinärmedizin. Inaugural - Dissertation zur Er¬
langung der Würde eines Doctor medicinae veterinariae der
Tierärztlichen Hochschule zu Berlin vorgelegt von Otto Guido
Curt L u d 1 o f f, approbiertem Tierarzt aus Kloster-Rohr. Ber¬
lin, 22. April 1920. (Aus dem Pharmakolog. Institut und der
Klinik für kleine Haustiere der Tierärztl. Hochschule zu Berlin;
Direktor; Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Regenbogen.) Buchdruckerei
Wilhelm Wittmann, Dieburg (Hessen). 1921.
Die vorliegende Dissertation spricht wieder ein Wort für die
Verwendung des „Schandelaher Schieferöles“, das meines Wissens
in die Tierheilkunde durch J.Karmann - München auf Grund
von Untersuchungen und Versuchen am Pharmakologischen In¬
stitut und der Chirurgischen Klinik der Münchener Tierärztlichen
Fakultät eimgeführt worden ist. Während K a r m a n n die Wir¬
kung dieses Öles auf Wunden sowohl wie in der Ekzemtherapie
studierte, hat die vorliegende Arbeit sich hauptsächlich auf die
parasitären und nicht -parasitären Haut-Er¬
krankungen beschränkt. Dabei kommt sie zu dem Resultate,
daß akute und chronische nässende Ekzeme günstig beeinflußt
werden, daß vor allem akute und chronische trockene Ekzeme das
Anwendungsgebiet des Schieferöles darstellen. Bei den pflanzlich-
parasitären Hauterkrankungen hat Verfasser selbst in schweren
und veralteten Fällen bei entsprechend sorgfältiger Behandlung
Heilung erzielen können. Die tierisch-parasitären Erkrankungen
der Haut, wie Sarkoptes- und auch nicht zu ausgebreitete Akarus.-
räude, können, wenn das Mittel in spirituöser Form verwendet
wird, ungefähr in der Zeit, welche die gebräuchlichsten anderem
Räudemittel erfordern, zur Heilung gebracht werden. Nicht be¬
währt hat sich das Schieferöl bei veralteten, hochgradigen und aus¬
gebreiteten Fällen von Akne und Furunkulose. Nicht zuletzt em¬
pfiehlt sich nach dem Verfasser das Mittel durch seinen äußerst
sparsamen Verbrauch und seinen mäßigen Preis. —Vielleicht darf
hier noch die Erfahrung von Karman n, die in heißen umd
fliegenschweren Monaten besonders wertvoll ist, angefügt werden:
Karmann sagt; „Das öl ist ein ausgezeichnetesSchutz-
mittel gegen Fliegen: dieselben meiden die mit Schiefer-
837
öl behandelten Wunden vollständig, ja selbst in größerer Um¬
gebung.“
Wir dürfen der vorliegenden Dissertation dankbar sein, daß
sie neuerdings die Aufmerksamkeit auf dieses relativ billige Mittel
gelenkt hat. - Ma.
Vertreter
möglichst approbiert, ab 22. September auf etwa 12 Tage
gesucht. Offerten mit Gehaltsansprüehen unter F. F. 100 an die y
Schriftleitung dieses Blattes.
Bekanntmachung.
Tierärztliche Versammlung
am 9. Oktober vormittags 10 Uhr in Ingolstadt (Kaffee Ludwig).
Tagesordnung.
1. Allgemeine tierärztliche Standesfragen.
2. Änderung der Gebühren in der Privatpraxis. ;
3. Vortrag des Herrn Amtstierarztes Dr. B ö h m - Nürnberg über:
*Parapsychologische Forschungen (Okkultismus). Er¬
scheinungen im Spiritismus“.
Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung wird zu zahlreicher
Beteiligung eingeladen. — Gäste willkommen.
G a r r e di t.
Bei Umrindern oder Verkalben
führt die „Bissulin“-Behandlung sicher u. schnell z. Ziel.
„ . . Uber 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetrelen. . . Ver-
kalbe'n ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben
normal gekalbt.“ Berl. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w. 86/1915.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
ehern. Fabrik, Aachen 25. Den Rheinzoll trage ich.
838
Ohne Berechnung der dnrch die Snnklinnen
v erursachten Znllahoahen liefern wir:
Tolid
Wundstreupulver
(verbesserte Dakln-Methode)
500 gr. Mk. 40.— 1000 gr. Mk. 75.—
Pulbit / Äntidiarrhoicum
NegUVOII / Räudemittel
Istizin vet. / Purgans
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 2
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewahrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bennen & Co., fi-nn
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : M
WRR Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel. : Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
Mercaffin Merpon Kynodal
D. r. p. D. R. P. ges. gesch.
Boi Darmstaupe u. anderen Bei Lungenstaupe, wie Bel nervöser Hundestaupe
Magen- und Darm- überhauptbeieintretendem zur symptomatischen
erkrankungen Fieber, Lungentzündung u. Behandlung
Orig.-Karton: SAmpullen ä 2.5, Herzschwäche Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orlg.-
10 ccm. Orig.-Glas: Tabletten Orig.-Röhre zu 15Table!ten Karton zu 5 Ampulle^* lOccm
._ 1 ---Literatur: --- ——~\
Mercaffin. Berliner Tierärzll. Wochenschri|t 1920. Nr. 23; Tlerärzll. Rundschau 1921, Nr. 6;
Tierärzll. Rundschau 1921. Nr. 15; Berliner Tierärzll. Wochenschri|t 1921, Nr. 17; Deu sehe
| Tierär ztliche Wodiensdinjt 1921, Nr. 18. — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
ges. gesch.
Bei nervöser Hundestaupe
zur symptomatischen
Behandlung
Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orig.-
Karton zu 5 Ampullen ä lOccm
ln Friedenspalität wieder lieferbar:
S lrvchnln- V cralrlD
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und AtmungsbescDwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.— ohne Abzug.
SENGEN & Co.. G.m.b.H., Hannover
Ludwigstratte 20 und 20 a,
Fabrik chemisch-pharm. Präparate, DrooenoroDhandluno
Tel. Nord 1977 u. Nord 2349. oo Tel.-Ädr. ßenoenco.
840
Maul- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeu^t und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillo!
cf. Oberveteriuär a. I). Christian, Tieriirztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
•ir
Bacillolwerke Hamburg
r filfrierbires Virus ^
hepgesfelll ^
vom laubora-fonum für Schufiimpfsfoffe A. G. Budapest
zu. beziehen du.pchdie
L<xe$ell$duff für Seuchenbekämpfung
Sk. bH Frankfurt & Jjä
Tele^p Adp Vä.ccincha.rb,
Telefon Ha^nsac Np 1438
Unsere geschätzten Leser werden gebeten
bei Bedarf von Fachutensilien, Medikamenten oder sonstigen beruflichen Gebrauchs¬
gegenständen die fn unserer Wochenschrift inserierenden Firmen berücksichtigen zu
wollen. Bei Anknüpfung diesbezüglicher Verbindungen wolle rrftin sich stets auf
das in der Wochenschrift gelesene Inserat berufen.
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter
Kommissionsverlag M. Riegersche rTniverfcitätflbuchhandlung. München, Odeouspl 2.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschriit lür Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Jose! Mayr,
0. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg.
München, den 20. September 1921. *
Nr. 38.
Originalartike
Personalien.
Inhalt:
1: St>oß. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Verschiedenes. —
(Aus dem Institut für Geburtshilfe der Tierärztlichen Fakultät
München. Vorstand: Hofrat Professor Dr. v. Vaerst.)
Die Sedimentierungsgeschwindigkeit der roten Blut¬
körperchen als Trächtigkeitsdiagnostiknm beim Pferde.
Von Privatdozent Dr. A. O. Stoß.
Ende des vorigen Jahrzehntes hat Itobin Fahraens
Untersuchungen über die Suspensionsstabilität der roten
Blutkörperchen beim Menschen gemacht und kam zu dem
Schlüsse, daß die Senkungsgeschwindigkeit im Blute ge¬
sunder Menschen klein und ziemlich konstant ist, daß diese
fördernd beeinflußt wird bei vielen pathologischen Zuständen
und insbesondere hei der Schwangerschaft, für welche die
erhöhte Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen
ein so ausgeprägtes und konstantes Symptom ist, daß ihr
zweifellos eine diagnostische Bedeutung zuzusprechen ist.
deppert berichtete zwei Jahre später über praktische
Ergebnisse der Fahraens - Höher sehen Schwangerschafts-
reaktion als für die Schwangerschaft im gewissen Sinne
eigentümlich, nicht aber als spezifisch für sie. Da gerade
bei unseren Haustieren ein frühzeitiger und einfacher Träch¬
tigkeitsnachweis von besonders großem Werte wäre, liegt es
nahe, die mitgeteilten Erscheinungen am Tierblute nachzu¬
prüfen. In diesem Frühjahr hatte ich durch das dankens¬
werte Entgegenkommen des Herrn Direktor Wille am Ge¬
stüt Kohrenfeld reichlich Gelegenheit, heim Pferde diesbe¬
zügliche Untersuchungen anzustellen und möchte deshalb
im Folgenden meine Ergebnisse in Kürze mitteilen.
Die IJntersuchungsteehnik ist außerordentlich einfach.
Ich habe zu meinen Versuchen 30 ccm fassende, graduierte
Reagenzzylinder verwendet. Zur Gerinnungsverhinderung
des Blutes wurde das Röhrchen vor der Blutentnahme mit
2 %iger Natriumcitratlösung beschickt und zwar so, daß
24 ccm Blut mit 6 ccm der Natriumcitratlösung gemischt
wurden. Die Blutentnahme erfolgte an der Vena jugularis»
Nach beendeter Entnahme wurde das Röhrchen zum Zwecke
inniger Mischung einigemale gekippt, in ein Reagenzgestell '
gebracht und die Zeit genau notiert. Schon nach einigen
Sekunden zeigte sich die beginnende Sedimentierung an der
heller werdenden oberflächlichen Schichte. Von 5 zu 5 Mi¬
nuten wurde die Sedimentierungsgrenze, d. h. jene Grenze,
an welcher die deutlich hellgelbe Plasmasäule mit der der
Farbe nach noch unveränderten Blutschichte in Berührung
stand, abgelesen und notiert. In den ersten 5—15 Minuten _
nach dem Ansetzen des Versuchs machte die Ablesung der
sehr undeutlichen Grenze Schwierigkeiten. Die verschie¬
denen Proben verhielten sich in dieser Hinsicht sehr ver-
schieden: während bei einigen wenigen Proben bereits nach
5 "Minuten eine scharfe Grenze zu erkennen war, xar hei
anderen Proben nur eine Aufhellung der oberen Partien
festzustellen, die allmählich in den dunkleren Farbton der
Blutsäule überging. Bei genauerem Zusehen waren bis sand¬
korngroße rote Klümpchen zu beobachten, die langsam nach
abwärts sanken. Je schneller die Aufhellungszone in der
oberen Blutsäulenpartie eintrat und je umfangreicher diese }
Zone war, desto undeutlicher war eine Grenze festzustellen.
Immerhin aber gestattete die Flüssigkeitssäule bei durch¬
fallendem Lichte eine annähernde Grenze zu bestimmen,
20 Minuten nach Anstellung des Versuchs war in jedem. ;
Falle eine scharfe Grenze zwischen der bernsteingelben 4
oberen Plasmaschichte und der roten darunter liegenden
Blutsäule abzulesen. In sämtlichen untersuchten Fällen
war nach 20 bis höchstens 24 Stunden die Blutkörperchen¬
senkung vollendet und die Plasmasäule nahm 18,5 bis 21,6
Teilstriche der 30 Teilstriche zählenden Gesamtsäule ein;
es betrug also im Durchschnitt das Plasmavolumen 2 / 3 , das 5
Blutkörperchenvolumen 1 / 3 der Gesamtmenge. Die Sedi- ~
mentierungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen bleibt je-
doch nicht von Beginn bis Ende des Versuchs (24 Stunden
später) die gleiche, sondern sie nimmt bereits eine halbe
Stunde nach Beginn des Versuchs merklich ab und wird
schon eine Stunde nach Beginn des Versuchs so gering, daß -
die anfänglich auftretenden Unterschiede in der Sedimen- r j
tierungsgeschwindigkeit der verschiedenen Proben 1 allmäh- ^
lieh vollkommen verschwinden. Die beigefügte Kurve ist . y
eine aus vielen Untersuchungen gewonnene Durchschnitts- jlj
kurve für die Senkungsgeschwindigkeit. Aus ihr ist deut-
lieh die anfangs stark abfallende Tendenz der entsprechend
großen Senkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen zu er¬
kennen, dann aber, und zwar schon eine halbe Stunde nach
Beginn des Versuchs, wird die Kurve bedeutend flacher und
gleicht sich schon eine weitere halbe Stunde später mehr
und mehr der Horizontalen an. Die Abstände der einzelnen
Kurvenpunkte von der Grundabszisse geben in den entspre¬
chenden Zeiten die Höhe der roten Blutsäu'le an, während
die Abstände von de'r durch 0 gehenden Abszisse die Höhe
der Plasmasäule angeben.
Bei der Feststellung und Vergleichung der Senkungs¬
geschwindigkeit der Blutkörperchen verschiedener Pferde
mußte die Ablesungszeit so gewählt werden, daß die genaue
Ablesung in jedem Falle durch eine scharfe Sedimentiemngs-
grenze gewährleistet ist und daß durch die später eintretende
Verzögerung in der Senkungsgeschwindigkeit etwa charak¬
teristische Unterschiede nicht verdeckt oder ausgeglichen
werden.
Eine scharfe Grenze habe ich in jedem Falle 25 Minuten
nach Ansetzen des Versuchs festgestellt ; eine merklicheVer-
zögerung in der Senkungsgeschwindigkeit tritt, wie auch
aus der Kurve ersichtlich ist, 30 Minuten nach Versuchsbe¬
ginn auf. Ich habe deshalb als optimale Beobachtungszeit
25 Minuten nach der Blutentnahme angenommen und bei
jeder Probe zu dieser Zeit die Plasmahöhe durch Ablesung
an der Graduierung der Böhrchen bestimmt.
Die untersuchten Pferde waren alle gesund und in glei¬
cher Kondition. Da bei Blutproben, die Pferden unmittel¬
bar nach der Arbeit entnommen wurden, eine Senkungsbe¬
schleunigung auffiel, wie nachstehende Tabelle für einige
844
Beispiele zeigt, habe ich bei den Blut entnahmen darauf ge-’
achtet, daß der Probeentnahme mindestens eine 12 stündige,
Ruhe des Pferdes vorausging.
Plasmahöhe nach 25 Minuten
Name des Pferdes
Geschlecht
nach Arbeit
nach 12 st&nd.
Ruhe
Amaron.
Wallach
11,2
8,0
Erbe.
71
8,6
6,0
Atlantis.
Stute tgüst)
11,5
7,0
Romola.
7i 11
17,2
17,0
Dann untersuchte ich eine Reihe güster Stuten
bezüglich der Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkör¬
perchen und fand als Durchschnittswert von 10 Stuten nach
25 Minuten Beobachtungszeit die Plasmahöhe von 10,8 Teil¬
strichen, wobei allerdings die erheblichen Unterschiede bei
den einzelnen Individuen nicht unerwähnt bleiben dürfen:
als niederster Wert wurden 4, als höchster Wert 17 Teil¬
striche in der gleichen Zeit abgelesen.
Sieben weitere frühträchtige Stuten, bei wel¬
chen die angenommene Trächtigkeit nicht weiter als drei
Monate zurücklag, zeigten in ihren Blutrpoben nach 25 Mi¬
nuten Beobachtungszeit eine Durchschnittsplasmahöhe von
12,9 Teilstrichen mit dem höchsten Werte von 19,0 und dem
niedersten Werte von 8,5 Teilstrichen.
Bei 16 hochtragenden Stuten schwankte die
abgelesene Plasmasäulenhöhe von 5,0 bis 17,0 und ergab als
Gesamtdurchschnittswert 12,3 Teilstriche.
Endlich wurde bei 10 Stuten, die vor kurzem T a £
bis längstens 14 Tage) geboren hatten, Blutproben entnom¬
men und der Durchschnittswert der Plasmasäulenhöhe von
14,8 Teilstrichen festgestellt mit den Grenzwerten 9,0 und
17,0 Teilstrichen.
Vergleicht man die gewonnenen Durchschnittswerte,
so scheint die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blutkör¬
perchen bei frühträchtigen Tieren etwas erhöht zu sein
gegenüber jener güster Tiere und auch gegenüber den
hochträchtigen Pferden. Am größten aber ist die Senkungs¬
geschwindigkeit der Blutkörperchen bei Pferden, die erst
vor wenigen Stunden oder Tagen geboren hatten. Die Unter¬
schiede sind aber nicht wesentlich, und die Reihe der Ver¬
suchstiere doch noch zu kurz, um den obigen Befund als all¬
gemein gültig anerkennen zu können.
Mit Sicherheit aber geht aus den obigen Untersuchungen
845
hervor, daß die Trächtigkeit des Pferdes keinen wesentlichen
Einfluß auf die Senkungsgeschwindigkeit der roten Blut¬
körperchen auszuüben vermag. Die Schwankungen in der
Sedimentierungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen
bei tragender. Tieren liegen vollkommen im Möglichkeits¬
bereiche der individuellen Schwankungen nicht tragender
Pferde, so daß das Sedimentierungsphänomen als Trächtig¬
keitsreaktion’ bei Pferden nicht in Betracht kommen kann.
Literatur:'
1. R. Fahraeus: „Uber die Ursachen der verminderten Sus¬
pensionsstabilität der roten Blutkörperchen während der
Schwangerschaft“. Biochemische Zeitschrift, 1918, Bd. 89, Heft
5 und 6.
2. R. Fahraeus: Hygiea 1918, „Über die Hämagglutination mit
besonderer Berücksichtigung bei Schwangerschaft und die Mög¬
lichkeit, sie diagnostisch auszunutzen.“ Vortrag in Stockholm,
Dezember 1917-
3. E. Lin zenmeyer: „Untersuchungen über die Senkungs-
erscheiinungen der roten Blutkörperchen.“ Archiv für Gynäko¬
logie, Bd. 113, Heft 3.
4. E. Linzenmeyer: Pflügers Archiv für Physiologie, Bd. 181,
S. 169. '
5. E. Linzenmeyer: „Neue Untersuchungen über die Sen-
1 kungsgeschwindigkeit der roten Blutkörperchen.“ Zentralblatt
für Gynäkologie. 45. Jahrg., 1921, Heft 10.
6. Geppert: „Berichte aus gynäkologischen Gesellschaften.“
Zentralblatt für Gynäkologie, 45. Jahrg., 1921, Heft 1. S. 39.
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.)
Über Darmnähte bei den Haustieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik.
(Fortsetzung).
6 . C z e r n y.
Czerny hat 1880 folgende zweireihige Naht erfunden:
Er sticht 3—4 mm weit vom Wundrande entfernt in die
Serosa ein, führt die Nadel schräg zur Wundfläche durch
.Muscularis und Submucosa gegen den freien Band der Mu-
cosa, so daß er, ohne die Mucosa anzustechen, auf der
Schnittfläche der Darmwunde herauskommt. Nun wird der
Faden über die Durchtrennung geführt und die Nadel in
umgekehrter Bichtung vom Bande der Schleimhaut am
Wundrand schräg durch die Wand gegen die Serosa durch¬
gestochen und zwar so, daß sie in derselben Entfernung
vom Wundrand herauskommt, als diese auf der anderen
Seite beträgt. Sind alle erforderlichen Nähte gelegt und
geknüpft, so kommt zwischen je zwei solchen Nähten, die
846
etwa 4 mm auseinanderliegen, eine verdichtende Lembert-
Naht, um weitere Serosaflächen miteinander in Berührung
zu bringen.
[Siehe Fig. Nr. 8 und Nr. 9 und Literaturverzeichnis
Nrn. 10, 11,-14, 15, 16, 18, 20, 23, 27, 28, 30.]
Ich habe diese Naht etwa 25 mal gelegt und dabesi Ge¬
legenheit gehabt diese Methode an frischen Därmen von
Hunden, Rindern und Pferden zu versuchen. Es standen
mir große und kleine Hunde zur Verfügung, bei denen ich
die verschiedensten Stellen im Darmverlauf verwendete:
Duodenum, Jejunum, Ileum, Colon transversum. Beim
Pferd und Rind versuchte ich die Naht an verschiedenen
Stellen des Jejunums sowie am Rectum. Aus meinen Ver¬
suchen ergibt sich:
Diese Naht erfüllt alle Bedingungen, die an eine brauch¬
bare Darmnaht gestellt werden müssen; sie erfordert keine
Vorübung, ist ohne besondere Instrumente und ohne Assi¬
stenz rasch und sicher zu legen und bietet die Gewähr für
einen exakten und sicheren Wundverschluß. In dieser Hin¬
sicht stimmen meine Erfahrungen mit der Literatur und
zwar auch unserer tierärztlichen Autoren überein. Unter
letzteren nennt sie Fr ick das Normalverfahren in der
Chirurgie.
Im besonderen ergab sich aus meinen Versuchen, daß
sich die Methode für Dünn- und Dickdärme aller Arten
gleich gut eignet. Auch bei den engen Hundedärmen ist
sie anwendbar, ohne die Gefahr der Obturation näher zu
rücken, denn bei der äußerst kräftigen Muskulatur von
zirka 1700 Mikra und mächtigen Submucosa von zirka 2000
Mikra Dicke braucht die innere Naht beiderseits nur 2 bis
3 mm vom Wundrand entfernt zu liegen, wobei sie genügend
Halt hat und der vorspringende Wulst sehr klein ist. Daß
die verdichtenden Lembert-Nähte ihrerseits keine weitere
allzu große Verengerung des Lumens bewirken, läßt sich
dadurch vermeiden, daß auch sie nur möglichst kleine
Brücken fassen bezw. in die erste Nahtreihe teilweise ein-
greifen. Die Entfernung der einzelnen Nähte der inneren
Nabtreihe von einander beträgt am besten 3—4 mm. Die
äußeren Nähte brauchen nicht in diesen Zwischenraum von
4 mm gelegt zu werden, sondern ihr Abstand darf, ohne
daß die Sicherheit des Wundverschlusses in Frage kommt,
einige Millimeter größer sein. Diese Naht bietet auch den
Vorteil, daß die Schleimhautränder genau aneinander stehen
und die Serosa sich beim Knüpfen spontan einstülpt, was
viel zur raschen Ausführung beiträgt.
847
7. A 1 b e r t.
Eine Kombination der Jobert- und Lembert-Nabt bildet
die zweireihige Naht, die im Jahre 1881 von Albert ge¬
schaffen wurde. Die innere Nahtreihe faßt also bei ihr
sämtliche Darmschichten, wie wir es bei der Jober’t’schen
Naht gesehen haben. Sind auf diese Weise die getrennten
Teile durch Knopf naht oder fortlaufende Naht innig und
fest vereinigt, so folgt die Anlegung einer Übernaht nach
Lembert’sehem Prinzip, die also nur Serosa und Muscularis
faßt.
[Siehe Literaturverzeichnis Nr. 10, 23, 24, 30 und Fig.
Nr. 10.]
Ich versuchte die Naht an frischen Därmen vom Hund,
Rind und Pferd und zwar ■wählte ich das Jejunum, Ileum,
Colon und Rectum der drei Tierarten. An jedem dieser
Darmabschnitte machte ich wiederum 4—5 cm lange Ein¬
schnitte, der Länge und Quere nach, wie es der Durchmesser
des Darmes erlaubte, die ich nach der Albert’schen Methode
verschloß.
Aus diesen Versuchen ergab sich folgendes: Die Naht
ist für jede Darmsorte geeignet, erfordert keine besondere
Übung, ist rasch zu legen und gibt einen sicheren Wund¬
verschluß, da die Etagennaht eine Infektion unmöglich
macht. Im übrigen kommen bei ihr die gleichen Punkte
in Frage, wie bei der Lembert-Naht und haben dieselbe Gel¬
tung. Der Einwand, daß die Stichkanäle der inneren Naht¬
reihe eine Infektionspforte für die ganze Naht abgeben, ist
nach Kausch [23] durch die praktische Erfahrung
widerlegt.
Sehr in Frage zu ziehen bei dieser Methode, wie über¬
haupt allen zweireihigen Verfahren ist ihre Anwendung
bei Därmen von engem Lumen. Bei dem dickwandigen,
engkalbrigen Darme des Hundes nämlich kann der in das
Darmlumen vorspringende Wulst, zumal wenn die einge¬
stülpten Wundränder breit gefaßt werden, eine, beträcht¬
liche Verengerung, wenn nicht eine vollständige Verstop¬
fung des Darmlumens hervorrufen, da dieser Wulst durch
das natürliche ödem anschwillt. Diese zweireihige Naht
empfiehlt sich also für enge, dicke Därme, wie wir sie beim
Hunde haben, nicht, dagegen ist sie nach meinen histologi¬
schen Darlegungen und praktischen Versuchen sehr wohl
für Nähte am Darmkanal unserer großen Haustiere ge¬
eignet.
Zusammenfassung des § 2: Längenähte.
Überblicken wir nochmals die einzelnen Längsnähte, so
können wir als vergleichendes, zusammenfasendes End¬
ergebnis folgendes feststellen:
Als zweckmäßigste Naht zum Verschließen von Längs¬
wunden am Darm hat sich die Methode von Czerny (siehe
S. 24) gezeigt. Ermöglicht sie doch bei Beachtung der be-
S. 845) gezeigt. Ermöglicht sie doch bei Beachtung der be¬
sprochenen Punkte ohne Assistenz und ohne besondere Vor¬
übung einen raschen, vollkommen sicheren Wundverschluß..
Sie ist bei den verschiedenen Darmarten gleich gut anwend¬
bar, ohne daß die histologischen Unterschiede derselben yon
Einfluß sind.
In ihrer Technik ebenso einfach ist die Naht nach Al¬
bert (S. 847), die als zweireihige Naht auch einen einwand¬
freien Wundverschluß ermöglicht, obwohl die innere Naht¬
reihe die ganze Darmwand durchsticht. Nicht angezeigt ist
ihre Verwendung nur bei den dickwandigen, engen Därmen
kleiner Hunde und in analoger Weise natürlich auch bei
den anderen kleinen Haustieren, da der ins Darmlumen
vorspringende Wulst eine starke Verengerung, eventuell
sogar eine .Obturation desselben verursacht.
Für kleinere Längswunden vollständig ausreichend ist •
die Lembert’sche Naht (S. 802). Obgleich nur einreihig,
bietet sie bei exakter Ausführung die Gewähr für einen
einwandfreien, sicheren Verschluß der Wunde und ist
wegen ihrer Einfachheit sehr rasch zu legen. Die histo¬
logischen Unterschiede in der Darmwand von Hund, Pferd
und Bind sind auch bei dieser Methode ohne Bedeutung.
Welche von den genannten drei Methoden im gegebenen
Fall in Anwendung zu bringen ist, richtet sich am besten
nach den besonderen Verhältnissen: nach der Größe bezw.
Kleinheit des Patienten, nach der Weite des Lumens sowie
der Wandstärke des Darmes. . -•
Einen sehr guten Wundverschluß ermöglicht weiterhin
die Methode Gussenbauer (S. 823), verlangt aber-eine _-j
sehr gute Technik. Selbst bei großer Übung ist die Naht
noch schwierig zu legen, so daß wir sie wohl für die Zwecke
der Tierheilkunde entbehren können, da uns andere, ein-
fächere Methoden zur Verfügung stehen. : «
Als ebenfalls nicht empfehlenswert erwiesen sich die
Methoden nach Emmert (S. 820) und Gely (S. 818). ^
Beide zeigten sowohl beim Legen als auch beim Knüpfen
der Fäden große Schwierigkeiten und stehen deshalb den ^
erstgenannten Methoden trotz gewisser Vorzüge nach.
849
Die Naht nach Jobert (S. 800) kommt für die Praxis
überhaupt nicht mehr in Frage, ich erwähnte sie nur, da
sie als grundlegende Methode geschichtliches Interesse hat.
Es bedarf keiner weiteren Erwägung, daß sich diese
Längsnähte in analoger Weise mutatis mutandis für Nähte
am Magen eignen dürften, wofür ein Beweis erbracht ist
durch die Magenpperation eines Hundes (siehe Fußnote auf
Seite (818).
- § 3. Kreisnähte.
Zur Vereinigung zirkulär getrennter Därme, wie sie bei
Resektionen auszuführen ist, sind zahlreiche sinnreiche,
teils mehl, teils weniger komplizierte Methoden ausgedacht
worden, die wir in zwei Gruppen eingeteilt haben, je nach¬
dem dabei verschiedenartig konstruierte Fremdkörper als
Hilfsmittel verwendet werden oder nicht.
Wir betrachten zuerst die Gruppe der reinen Faden¬
nähte mit ihren beiden Unterabteilungen:
1 a) einfache Kreisnähte und
1 b) Nähte mit Abpräparieren einer Seromuscularis-
manschette.
Ad la): Die erste einfache Kreisnaht, die für ihre und
für die spätere Zeit von Bedeutung war, verdanken wir
wiederum Jobert.
Auf Grund seiner Erkenntnis, daß zur Heilung einer
Darmwunde die Serosa eines Wundrandes mit der Serosa
des anderen in Berührung gebracht werden muß, verbesserte
er im Jahre 1824, wie Hoffmann schreibt, die damals
fast allgemein angewandte Invaginationsmetnode dadurch,
daß er den aufnehmenden Darmteil an seinem freien Ende
nach innen einstülpte. Zu diesem Zwecke trennte er jedes
der beiden freien Darmenden 2—3 cm von seinem Mesente¬
rium ab, versah das orale mit zwei Fadenschlingen, während
er das kaudale einstülpte. Die Fadenschlingen werden
dann am kaudalen Darmende durch die hier wie oben ge¬
bildete Doppelwand nach außen durchgeführt und unter
ihrer Verwendung das proximale Ende des Darmrohres in
das distale eingeschoben. An der Grenze des Zusammen¬
stoßes wird eine Zirkelnaht gemacht (vergl. Fig. Nr. 11).—
J obert hatte nach Hoffmann seinerzeit noch die Faden¬
schlingen zur dauernden Befestigung mitverwendet und
am empfangenden „weiblichen“ Teil außen zusammenge¬
bunden, was aber später wegen Gefahr der Stichkanal¬
eiterung unterblieb.
Wir finden die Jobert’sche Darmnaht nur noch von
K o c h [9], S c h 1 o f f e r [30], Leser [21] berücksichtigt,
850
wobei sie Leser übrigens als ein von R a m b d o r ange¬
gebenes Verfahren bezeichnet. Da J o b e r t mit ihr die
Grundlage zu zahlreichen Invaginationsmethoden schuf,
möchte ich sie doch nicht unberücksichtigt lassen, obwohl
sie überlebt ist und praktisch nicht mehr in Frage kommt.
iHrtMnAÄfo' /yuu £ .
QäU.
Mn
Meine Versuche erstreckten sich daher lediglich auf den
Dünndarm vom Hund und Rind, wobei ich folgendes fest¬
stellen konnte:
Die Ausführung der Naht bietet an beiden Darmsorten
keine Schwierigkeiten und ermöglicht breite Serosaflächen
aneinander zu legen. Die Einstülpung des aufnehmenden
Darmrohrs läßt sich ohne Assistenz: leicht ausführen, wie
auch das Einschieben bezw. Einziehen des anderen Darm¬
rohres. Dabei gilt es nur eine Schwierigkeit zu überwinden,
der aber alle Invaginationsmethoden unterworfen sind,
nämlich die Unterscheidung des proximalen und distalen
Darm-Endes. Bei falscher Wahl wird man im. Innern des
Darmes eine unüberwindbare Klappe erzeugen. J o b e r t
hat sich nach Schloffer damit zu behelfen versucht, daß
er den Patienten gefärbtes öl nehmen ließ. Auch die Be¬
rührung der Darmoberfläche mit einem Kochsalzkristall,
das eine antiperistaltische Welle erzeugt, wird empfohlen,
ist aber nicht absolut sicher. Eventuell wird es also not¬
wendig sein den Darm nach und nach zu eventerieren und
immer wieder in die Bauchhöhle zurückzulagern, bis man
eine Stelle in Händen hat, an der man sich orientieren
kann. . (Forts, folgt.)
Referate.
Pathologisch« Anatomie, Fleischbeschau and Nahnngsmtttelkande.
Dr. Preller und Dr. P r*o m m in Hannover : Zur
sanitätspolizeilichen Beurteilung des Morbus maculosus.
(Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene, 1920, Heft 9, S. 125.)
Im Dezember 1919 wurde in das Pferdeschlachthaus des städti¬
schen Schlachthofes in Hannover ein 4jähriger brauner Wallach
im Gewichte von zirka 10 Zentnern Gewicht eingeliefert, der wegen
Morbus maculosus notgeschlachtet worden war. Nasen-, Kehlkopf-
und Luftröhrenschleimhaut trugen zahlreiche, verschieden große
Blutherde; es bestand lobäre Pneumonie, 1. Lungengangrän.. Leber,
Milz und Nieren waren geschwollen und beherbergten in ihrem
Gewebe stecknadelkopfgroße Infarkte, auch in der Muscularis mu¬
cosae und unter der Serosa des Darmes waren punkt- und größere
streifeinförmige Blutflecken. An der Vor- und Unterbrust, sowie
in der Kniegelenkgegend war die Subkutis sulzig-gallertig ver¬
ändert, die darunter liegende Muskulatur beherbergte ebenfalls
Blutungen verschiedener Größe. Die Autoren untersuchten würfel¬
förmige unter sterilen Kautelen entnommene Muskelstückchen von
den Beugern des 1. Oberarmes, der Unterschultermuskulatur, dem
Muse, graziiis sowie die r. Niere bakteriologisch und fanden weder
in den angelegten Kulturen noch in den Ausstrichpräparaten irgend
welche Erscheinungen, die auf das Vorliegen einer monomorph.-
bakteriellen Septikämie im Sinne des Gesetzes hätten schließen
lassen. Auch bei den Fütterungsversuchen an Katzen und Hunde
zeigten sich keinerlei nachteilige Folgen. Das Fleisch wurde des¬
halb in gekochtem Zustande der Freibank überwiesen und ohne
Schaden von den Konsumenten verzehrt. Die Autoren empfehlen
deshalb in. unserer jetzigen wirtschaftlichen Misere die Ergebnisse
ihrer Untersuchungen allgemein zu verwerten und künftighin
852
Fleisch von Tieren, die wegen unheilbarem
Morb. m a c u 1 o s. getötet werden, gekocht zum •
Verkaufe durch die Freibank zuzulassen. Me. •
Infektion«- «ld Invaslonskrankhelten.
Dr. W. A. Collier: Gastruslarven in der Hand düs
Menschen. (Münch. Med. Wochen sehr., 1920, Nr. 34, S. 991.)
Die Gegenwart von Oestridenlarven in der Haut des Menschen
ist noch umstritten. C. veröffentlicht zur Klarstellung der Streit¬
frage einen diesbezüglichen Fall, den er als Arzt der „weißen
Garde“ im Spätsommer 1919 in Alexandrowo in Rußland beobach¬
tete. Ein Bauer hatte am Halse eine alte, eiternde, verschmutzte^
Wunde, auf der sich Fliegeneier befanden; dicht am Wundrande
fielen C. mehrere unter der Epidermis befindliche Gänge auf, aus
denen auf leichten Druck eine Fliegenmade und eine Gastrophilus-
larve auszudrücken war. C. hält das Vorkommnis auch deshalb für
interessant, als durch dasselbe der Gang der Infektion
beim Pferde beleuchtet wird. Die aus den Eiern aus¬
geschlüpften Gastrophiluslarven bohren sich Gänge in
die Epidermis, was ihnen inamentHch bei Wunden leicht
gelingt; der dadurch entstehende Juckreiz ver- '
anlaßt das Pferd zum Belecken der befallenen Stelle, i \
auf mechanische Weise werden die Larven, aus \
ihrem • Versteck entfernt, gelangen auf Lippe und
Zunge und von da in die tieferen Wege des Verdauungsappa- ' i!
rates. Me. '
Tierarzt Dr. Fritz Schanz - Berlin: Das Blutbild
des gesunden Schafes. Ubertragungsversuche mit infektiöser
Anämie bei Schafen. (Aus d. mediz. Klinik d. Tierärztl.
Hochschule. — Monatshefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 3
u. 4, S. 130.) -■ .<
Sch. unterzog sich auf Anregung des Geheimrats Dr. Fröhner
der dankenswerten obigen Aufgabe und kam gleich der japani-
sehen Studienkcynmission, zur Erforschung der infektiösen Anämie
des Pferdes zu dem Ergebnis, daß geimpfteZiegen u n d
Schafe zwar Fiebererscheinungen zeigen, daß
aber die Übertragung auf kleine Wiederkäuer
negativ ble-ibt, weshalb sich das Schaf zu Versuchen nach ^
dieser Richtung nicht eignet; dazu kommt, dhß die Zusammen¬
setzung seinesBlutes so große physiologische , j
Schwankungen zeigt, daß ein sicheres Urteil
selbst bei einem positiven Impfversuch über den Blutbefund ;.a
nicht möglich wäre. Mel . Q
Tierarzt Hans Sochtkemper -Berlin: Das rote f]
Blutbild bei Infektionskrankheiten des Pferdes. (Aus der
mediz. Klinik d. Tierärztl. Hochschule in Berlin. — Monats-
hefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 3/4, S. 159.) v
In der Klinik des Geheimrates Dr. Fröhner wurden nach t
zahlreichen Blutuntersuchungen Zahlenwerte von 5 bis
6 M i 11 i o n e n roterBlutzellen als geringgradige
853
A n ä nf i e, 4 M i 11 i o n e n als mittelgradige und 2 bis
3 Millionen als hochgradige Anämie beim Pferde
bezeichnet. L. konnte bei 23 rotzkranken Pferden mit'Ausnahme
eines Falles sekundäre Anämie und eine mehr oder weniger starke
absolute Leukozytose feststellen. Bezüglich der roten Blutzellen
fand L. Verminderung der normalen Zahlenwerte, jedoch ohne
morphologische Veränderungen. Zwei an Brustseuche erkrankte
Pferde zeigten bei den verschiedenen Formen der Pneumonidh im
rotem Blut ein wechselndes Verhalten; es läßt sich aber im Ver¬
laufe der Krankheit eine geringgradige Anämie feststellen. Auch
in je einem Druse-, Pleuritis-, Myokarditis- und Peritonitis - Fall
ergab die Untersuchung in Übereinstimmung mit den eingangs
erwähnten Fällen, daß bei fieberhaften Erkrankungen
fast immer eine verschieden hochgradige An¬
ämie nachzuweisen ist. Morphologische Veränderungen
der roten Zellen regenerativen Charakters finden sich nicht, solche
degenerierter Art in Form von Anisozysten häufiger, von Poikilo¬
zytose nur vereinzelt. Me.
Verschiedenes.
Anatomie und Physiologie.
Der Wassersinn.
Wüstenreisende haben schon manchmal von dem eigentüm¬
lichen „Wassersinn “ erzählt, den die Pferde und die andern zum
Reiten oder Lastentragen verwendeten Tiere entwickeln, wenn es
gilt, auf weite Entfernungen das Vorhandensein von Wasser auf¬
zuspüren. In einem Buch „Das Wüsten-Gebirgskorps“, in dem die
Operationen der englischen Reiterei in Palästina und Syrien 1917/18
geschildert werden, kommt der Verfasser, Oberstleutnant Preston,
auch auf diesen eigentlichen Wassersinn zu sprechen und betont,
daß er sioh bei verschiedenen Gelegenheiten nicht nur bei den
Pferden, sondern auch bei manchen australischen Soldaten und
einigen wenigen Engländern gezeigt hat. „Wer einmal diesen
Wassersinn an sich beobachtet hat“, sagt Preston, „der wird diese
Empfindung nie mehr vergessen, obwohl- es sehr schwierig ist, sie
im einzelnen zu beschreiben. Der Geruchsinn spielt da¬
bei zweifellos eineRolle, aber dieEmpfindung
ist mehr die einer plötzlichenFrische, eines eigen¬
artigen Aromas in der Luft, ajs die eines Geruches. Das Gefühl
tritt besonders kurz nach Sonnenuntergang auf, und zu dieser Zeit
kann das Vorhandensein von Wasser oft auf viele Kilometer Ent¬
fernung gespürt werden. Neben den Pferden zeigen hauptsäch¬
lich Maulesel und Esel den „Wassßrsinn“ in ausgesprochener
Form.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau mit Nahnugsmlttelkonde.
Neues vom Orientierungssinn der Ameise.
So viel auch schon über den Orientierungssinn der Ameise ge¬
schrieben worden ist, so hat man doch dieses Geheimnis der Natur
erst jetzt vollkommen einwandfrei erklärt, und zwar waren es die
zum erstenmal im Freien angestellten Versuche des Geruchs¬
chemikers Henning, über die Hans Heller in der „Naturwissen-
854
• ~.v'
schaftlichen Wochenschrift“ berichtet. Läßt man eine Ameise auf
berußtem Papier dahinlaufen, so bemerkt man, daß sie ihren
Unterleib auf 1 Millimeter Wegstrecke dreimal auf die Unterlage
auftupft, ist das Tier mehrmals über das Papier gelaufen, so nimmt-
man einen deutlichen Duft von Ameisensäure wahr. Die
Ameise sondert also während ihres Laufes beständig düe charak¬
teristisch duftende Ameisensäure ab und schafft sich so eme
f ü r *d a s Geruchsorgan merkbare Fährte. Wurde
nun an einem von Ameisen nicht begangenen Baumstamm vom
Erdboden bis in Reichhöhe eine künstliche Fährte durch Bepinse-
lung der Stelle mit Ameisensäurelösung hergestellt, so verließen
eine Anzahl der Ameisen sofort die in der Nähe befindliche Straße,
und ohne daß eine Verbindungsspur bis zum Fuß des Baumes ge¬
pinselt war, kletterten sie an der künstlichen, vorher nie verfolgten
Fährte empor. Binnen kurzem war der gesamte Verkehr der
Ameisen auf die künstliche Fährte gezogen und der Reiz des künst¬
lichen Duftes war so stark, daß die Ameisen, die sonst jede FeuclL-
tigkeit vermeiden, selbst die nasse Fährte eifrig begingen. In der¬
selben Weise wirkten auch andere Chemikalien, deren Duft dem
der Ameisensäure sehr nahesteht. Da die Tiere jeder absichtlichen
Biegung der künstlichen Fährte folgten, so war ganz zweifellos,
daß die Stärke der auf der Fährte befindlichen Geruchserregung
sie leitete. Die Ameise bedarf zu ihrer Orientierung durch den
Geruch einer hohen Duftkonzentration und ist weniger empfindlich
als der Mensch. Denn dieser immt einen Ameisenduft schon wahr,
wenn 10 Tiere über die gleiche Stelle gelaufen sind, während die.
Ameise sich erst nach durchschnittlich 66, ja oft 100 Überquerungen
nach der so entstandenen Fährte richtet. Erst die Häufigkeit, mit
der eine bestimmte Richtung eingeschlagen wird, gibt dafür Ge¬
währ, daß nachfolgende Tiere in dieser Richtung Futter- oder
Baustoffe finden. Machte jedes Tier eine merkbare Spur, so würden
sich die Einzeltiere auf diesen unzähligen Spuren verirren und die
Kolonie wäre bald ausgestorben. Auch so verirren sich noch bei
der verhältnismäßig geringen Duftempfindlichkeit der Ameise ziem¬
lich viele Tiere, und daher kommt die große Zahl der verlassenen
Haufen. Die Ameisenkolonie wird also nur dadurch zusammenge¬
halten, daß die Tiere eine ausgesprochene Reizbarkeit für Ameisen¬
säure besitzen und erst auf eine Duftkonzentration von gewisser
Stärke reagieren. Da nur viele Tiere eine gangbare Fährte her-
steilen können, so müssen sie sich an demselben Platz anhäufen.
Wenn man den Ameisen die Antennen, die der Sitz des Geruchs¬
vermögens sind, abschneidet, oder den Ameisensäureduft durch
andere Düfte übertönt, so hört der Zusammenhang der Kolonie
sofort und unwiderruflich auf. Die Staatenbildung der
Ameisen ist also durch ihre Antennen bedingt.
.3
■;!
■J
V
1
Haben die Vieh- und Schlachthofgebühren Einfluß auf die Fleisch-
preise?
Die am 1. April eingetreteme Erhöhung der Gebühren auf dem
städtischen Vieh- und Schlachthofe zu Dresden soll nach verschie¬
denen Meinungen einen ungünstigen Einfluß auf die Gestaltung
der Fleischpreise ausüben. Daß dies nicht der Fall ist, ergibt sich
ohne weiteres aus der Tatsache, daß sämtliche Gebühren für die
Benutzung des Schlachthofes und seiner Einrichtungeft, einschließ-
1
855
lieh seiner Gebühren für die tierärztliche Untersuchung der
Schlachttiere im lebenden und geschlachteten Zustande, der Tri¬
chinenschau, Lieferung des kalten und heißen Wassers usw. auf
ein Pfund Fleisch berechnet, bei einem Rinde im Durchschnitt etwa
25 Pfg., bei den übrigen Schlachttieren nicht mehr als 50 Pfg.
betragen. Sicherlich ist selbst eine solche Gebühr nicht ohne Ein¬
fluß auf die Preisbildung. Bei einem Preise von 10 Mk. bis 18 Mk.
für 1 Pfund Fleisch betragen aber sämtliche Schlachthofgebühren
auf den. Pfundpreis berechnet kaum mehr als den 40. Teil eines
solchen. Es bedarf wohl nur dieses Hinweises, um darzutun, daß
die Schlachthofgebührein keineswegs für die hohen' Fleischpreise
von ausschlaggebender Bedeutung sind. Die Gebührenerhöhung
hat auch keinen nachteiligen Einfluß auf die Zufuhr von Schlacht¬
tieren erkennen lassen. Selbst die neueingeführte, verhältnis¬
mäßig hohe Ausgleichsgebühr hat nachweisbar nicht nachteilig
auf die Zufuhr von Fleisch nach Dresden eingewirkt. Die Zufuhr
hat eher zugenommen und die Preise im Großhandel mit Fleisch,
insbesondere mit Gefrierfleisch, sind trotz diese?' neuen Gebühr
eher zurückgegangen. als gestiegen. Gerade Gefrierfleisch vom
Rind wird in den letzten Monaten in außergewöhnlich großen
Mengen hier eingeführt. Es ist von hervorragender Güte und wird
in Vierteln einschließlich aller Spesen zum Preise von 7 Mk. bis
7 Mk. 20 Pfg. je Pfund abgegeben. — Daß eine Erhöhung der
Schlachthofgebühren eintreten mußte, war unvermeidbar, wenn
man bedenkt, in welcher Weise in den letzten Jahren alle Aus¬
gaben zur Aufrechterhaltung eines jeden Betriebes gestiegen sind.
Gegenüber einer Steigerung der Arbeitslöhne um mehr als 1000
vom Hundert, der Preise für Kohlen und alle Mittel des Maschinen¬
betriebes um 1000 bis 1500 v. H. muß eine Gebührenerhöhung von
200—800 v.H. immer noch als nicht unbegründet bezeichnet werden.
Selbst die Steigerung der Kühlhausmiete um 800 v. H. gegenüber
dem Friedenssatze (200 Mk. gegen 50 Mk.) — nicht 400 v.H., wie
angegeben ist — muß' als durchaus begründet angesehen’werden,
wenn man erwägt, daß gerade diese Ausgaben die allergrößte
•Steigerung erfahren haben und fast allgemein weit über 1000 v.H.
betragen. Daß trotz dieser hohen Steigerung der Mieten für die
Kühlhausbenutzung der Dresdener Schlachthof immer noch zu den
Anlagen in ganz Deutschland gehört, die niedrige Kühlhausmieten
erheben, verdient besonders hervorgehoben zu werden. S. M.
Staatsveterinärkünde, Anslandsdienst and Versicherungswesen.
Ein Besuch im Schlacht- und Viehhof in München.
Eine Welt für sülch tut sich einem Besucher auf! Der Betrieb
erscheint heute im Vergleich zu der schwierigen Ernährungslage
der Kriegszeit nicht viel verändert. Neugebaut wird zurzeit mit
einem Kostenaufwand von 3,8 Millionen Mark die Sanitätsanstalt.
Die in den Jahren 1876—78 errichtete Anlage erhält ihre natür¬
liche Gliederung durch die Zenettistraße. Diese zerschneidet die
Anstalt in zwei Teile: in den Viehhof, der unmittelbar mit der
Laderampe des Südbahnhofes verbunden ist, und in den Schlacht¬
hof. Im Viehhof gestattet die 200 Meter lange Laderampe für
Inlandsv'ieh mit direktem Gleisanschluß an den Südbahnhof die
gleichzeitige Entladung von 37 Eisenbahnwagen. Die Auslands¬
rampe ermöglicht dazu die gleichzeitige Entladung von 10 Wag-
gons. Von ihr führt ein unterirdischer Triebgang zu den Auslands¬
stallungen im Schlachthof. Die Großviehmarkthalle faßt 800—900
Stück, der offene Marktplatz 3000 Stück Großvieh. Die für 400
Stück Viöh Unterkunft bietenden Reserve-Stallungen sowie die
Reserve-Staliungen in der sogenannten SchmellerhaUe für 300 Tiere
könnenheute dem starken Antrieb nicht genügen. Es muß deshalb
viel Vieh..im Freien nächtigen. 4000 lebende und 1200 geschlach¬
tete Kälber faßt die Kälbermarkthalle. Die Schweine werden
durch Triebgänge von der Bahn zur alten, 4500 und zur — heute
fast überflüssigen — neuen, 2800 Schwelime fassenden Schweine-
markthalle, sowie von da unterirdisch zum Schlachthof gebracht.
Eigenartig zu beschauen ist am den Hauptmarkttagen Mittwoch
undv Freitag morgens der neuzeitliche „Metzgersprung“ in den
Viehhof. Hunderte von Metzgern harren vor den Gittertoren, die
Schlag 9 Uhr geöffnet werden. Da hebt ein Wettrennen zur Kälber*
halle an, denn jedem Metzger ist es darum zu tun, die beste Ware
zu erhalten. Gemächlicher aber ist der Gahg zum Großviehmarkt,
denn hier wird genug aufgetrieben. Ein Handeln und Feilschen
besonderer, für den Laien kaum verständlicher Art hebt an, die
Preise freilich bleiben kontrolliert. Das erstandene, ipit dem Unter-
suchungs-, Versicherungs- und mancherlei Händlerstempeln ver¬
sehene Tier wird zur Wage gebracht, die Gebühren werden im
Kassengebäude entrichtet, worauf der Käufer den „Markt-Schltiß-
schein“ erhält, der zugleich Eintrittsschein für dem Schlachthof ist.
Dem Schla c h t h o f geben die sechs je 90 Meter langen
und 16 Meter breiten Schlachthallen — vier für das Großvieh, zwei
für das Kleinvieh — das Gepräge. Die angewendeten Schlacht¬
methoden sind unterschiedlich, vermieden jedenfalls dlst unnütze
Quälerei. In der neuen Schweineschlachthalle können täglich bis
zu 3000 Schweine geschlachtet werden. Der Betrieb hier ist für
ganz Deutschland mustergültig, vor allem ist das' T r i c h i n e n -
schauamt eine für die Volksgesundheit höchst segensvolle
Einrichtung. Auch die Sanitätsanstalt dient solchen
Zwecken, namemtlich wird da das Fleisch für die Freibank ge¬
prüft und . aus geschieden. Ungenießbares der Thermischen Ver¬
nichtungsanstalt überwiesen. Kuttelei mit Düngerfabrik und Appa¬
raten zur Futterverwertung, die alte Sehweineschlachthalle mit
einer neuen sehr wertvollen Trockenanlage zum Trocknen von
Blut, die Auslandsmarkthalle für 600 Großtiere, das Kesselhaus,
die Maschinenhalle und die Kühlanlage neben den Verwaltungsge¬
bäuden ergänzen die Anstalt.
Zur Verwaltung der gesamten Riesenanlage ist der ver¬
hältnismäßig nicht hohe Stab von 132 Beamten sowie von 154 Hand¬
werkern und Arbeitern nötig. Indessen sind über 3000 selbständige
Geschäftsleute, Metzger usw. und etwa 500 Hilfspersonen zuge*
las.se, n. Der Schlacht- und Viehhof München darf somit als die
größte Anlage ihrer Art in Süddeutschland angesehen werden, im
Hinblick auf den Gesamtverkehr der Viehmärkte, Exportverkehr
und Schlachtungen steht er selbst an dritter Stelle im Reich. Wie
sehr sein Marktverkehr freilich im Krieg heruntergekommen, mag
eine Gegenüberstellung weniger Höchst- und Niedrigkeitszahlen
zeigen. Der höchste Stand an Großvieh im Jahr 1915 war 123 712,
der tiefste 1918 31 428 Stück; Kälber 1909 266 729 höchster, 1920
21 465 tiefster Stand; Schweine 1911 432 159 und 1918 18 421.
Heute habern die Verhältnisse sich wieder gehoben.
857
öffentliche Sdilachtviehversicherung *).
Zur Zeit der behördlichen Bewirtschaftung des Fleisches waren
die Kommunalverbände durch den Bayer. Schlachtviehversicherungs¬
verband vor Verlusten gedeckt, welche infolge der Beanstandung
von Schlachttieren bei der Fleischbeschau entstanden.
War schon damals das Bedürfnis einer Schlachtvieh Versicherung
vorhanden, so mußte dieses noch wachsen, als nach der Freigabe
des Handels mit Fleisch und Fleischwaren die Höchstpreise beseitigt
waren und die gewerbsmäßig Schlachtenden das Wagnis allein zu
tragen hatten. Einerseits die hohen Viehpreise, anderseits die Wei¬
gerung der Verkäufer, bei der großen Nachfrage nach Schlachtvieh
eine Haftung für Schlachtviehmängel zu übernehmen, machten einen
Versicherungsschutz notwendig, wenn nicht die Geschäftsbetriebe
besonders der wirtschaftlich schwächeren Metzger ernstlich gefährdet
werden sollten. Maßgebend für die Umgestaltung und Fortführung
der Schlachtviehversicherung war auch die Rücksicht auf die Ver¬
braucher, die bei den hohen Fleischpreisen Anspruch darauf haben,
daß durch eine streng und gleichheitlich durchgeführte Fleischbe¬
schau nur gesundes Fleisch in den Verkehr kommt, was am besten
durch lückenlose Vergütung alles beanstandeten Fleisches verbürgt
wird. Deshalb wurde für die Versicherung des Schlachtviehs die
Beteiligung allgemein angeordnet. Träger der öffentlichen .Schlacht¬
viehversicherung ist aber nicht ein von den Versicherten verschie¬
dener, Gewinnsuchender Unternehmer, auch nicht der Staat, sondern
die Gesamtheit der gewerblich Schlachtenden. Die Versicherungs¬
beiträge werden von einem Verwaltungsausschuß dem tatsächlichen
Bedarf entsprechend bemessen und ausschließlich zum Nutzen der
Versicherten, zur-Deckung der Schäden und der Verwaltungskosten
verwendet.
Die Ansicht, diese genossenschaftliche Einrichtung wirke hem¬
mend auf den Preisabbau und verteuere das Fleisch, ist schon des¬
wegen falsch, weil beim Fehlen einer derartigen Einrichtung die
Schlachtenden die Verluste selbst tragen und bei der Preisbemessung
berücksichtigen müßten; daß sie dabei den durchschnittlichen Ver¬
lust der infolge der Versicherung bei 1 Pfund Rindfleisch nur 12,5
Pfennig und bei 1 Pfund Schweinefleisch nur 5,3 Pfennig beträgt,
billiger anrechnen würden, ist kaum anzunehmen.
Unbegründet ist schließlich die Befürchtung, es könnten häufig
erheblich kranke Tiere unter Umgehung der Schlachtvieh- und
Fleischbeschau geschlachtet werden, um die Beiträge für die Schlacht¬
viehversicherung zu hinterziehen. Denn solche Tiere sind ja nach
den Allgemeinen Versicherungsbedingungen überhaupt von der
Schlachtviehversicherung ausgeschlossen. Es wird daher vielmehr
mit dem Bestreben zu rechnen sein, die kranken Tiere versichern
zu lassen, um hiefür Entschädigung zu erhalten, dagegen die an¬
scheinend gesunden Tiere der Beschau und der Versicherung zu
entziehen, um die Beiträge zu ersparen.
*) Zu den Ausführungen der Fleischwarenfabrik Sauermann-
Kulmbach in Nr. 210 der Staatszeitung vom 9. September 1921.
') Vom 16. mit 31. Juli 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
858
co ^ cc m o: k oo
C cn ^- ü< O o« ►—
pTS 5 EL EL
*i -3 3 ~
00 a -3 Ü< (T.
uo cc o < CD CM CO —1
IIII++I
I—i
cc o» oo 05 cs oo cs
. CD ^4 — to ^ ao
CD IC LO I—*■ CD 05 —a
I++
1 IC CC w — M
' O ^ 00 -1 CD
4- :c oo co o: o: ^
CO oo Ü< 4- CO
(X CD 4- IO -4 Ü»
+-
00 4- CO — IO 4- Oi
lo -p w« tc o« gp er.
O' 4*--^l Oi CO CD CD
+ 1 + 1 + 1 +
CO i— 1 CO »— OO Ci o
Ö 5 JMO •— 1 ►— L LO
o cc co c» oo cn co
+1I1+1+
rf* H to I- 4 M
C -4 O 00 CO CO oo
^ >— 00 4 -^
CD Cft CD CD O C^ LO
+ 1 + 1 + 1 +
Hi M ^ OO
CO CO CO o -1 4-*- —4
LO O
I O« O CD OC 00 LO
+1+1+1
4 IC V' h CD o CS
Gesamtsumme:
Oborbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
70
n
O-OQ
n -•
2.3
-1 c
pr a
n »q
OK
1
CJi
00
►-* CO
CO CO QC’ CO CO 4— C 1 O
In der
Berichtszeit
Verwaltungs¬
bezirke
Verseuchte
1
CO
+ 1 1 1 1 1
m w W IO H-
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit *)
Abnahme —
Zunahme 4-
132 — 5
C» b± CO
>—‘ IC -I D C 1 D 00
In der
Berichtszeit
Gemeinden
+ 1 1 1 ! + 1 +
+ ICWW4MÜ1 +
Im Vergleich
zur Vor¬
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
465 + 34
LO
-1 03 *-* H 05 CD
IC LO D» CO O O CD 4^
In der
Berichtszeit
Gehöfte**)
+ 1 I 1 1 + 1 +
^ — LO
-l IC O« 4- 4- o 00 - I
Im Vergleich
zur Vor-
berichtszeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
In der
- 1 1 1 1 1 1 1
Berichtszeit
cp
o
Im Vergleich
.<*
1
II III
zur Vor-
1
II 1 li
berichtszeit*)
ZT
?
Abnahme —
5*
CO
(-*■ LC r— •— 1 CO
Zunahme +
?T
In der
H
| | 1 1 | | | _
Berichtszeit
W
«
CO
1 1 1 1 1 1 1 CO
CD
rt
Im Vergleich
b
1
1 1 1
zur Vor¬
~
berichtszeit*)
TT
CO
Abnahme —
2
1
8
Zunahme 4-
In der
Berichtszeit
a
cn
C~ 1 1 Iw 1 1 1 1
>-i
o
Im Vergleich
|
II II
zur Vor¬
O
w
berichtszeit*)
TT
2
Abnahme —
&
*<i
4-*> CO M> LO
Zunahme 4“
»
In der
&
| 1 _ 1 1 1
Berichtszeit
CO 1 1 4^ 1 | 1 CO
*—»
H
Im Vergleich
3
<T
+
+ . +
zur Vor¬
berichtszeit*)
TT
Abnahme —
Ol
IC CO
Zunahme 4~
1
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom 1. mit 15. August 1921.
859
W
Personalien.
Als Praktikant eingetreten: Dr. Friedrich Lochmüller aus
Weidenberg (Obfr.) beim Bezirkstierarzt in Kehlheim.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr.. Heinrich Stolch
aus Trochtelfingen (Oberamt Neresheim (Wrttb.) in Nordlingen.
Bekanntmachung.
In der Stadt Landau/Pfalz ist die Stelle des
Schlachthofdirektors
wieder zu besetzen. Besoldung erfolgt nach der staatl. Besoldungs¬
ordnung in Gruppe X mit Vorrückung in Gruppe XI. Für die
Dienst-, Gehalts- und Versorgungsverhältnisse ist die städtische
Boamtensatzung maßgebend. Dienstwohnung gegen eine noch fest¬
zusetzende Mietentschädigung. Der Schlachthofdirektor soll städt.
Bezirkstierarzt werden. Privatpraxis im Stadtbezirk in beschränktem
Umfange zugclassen.
Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche bis 1. Oktober 1921
beim unterfertigten Amte einreichen.
Landau, den 12. September 1921.
Das Bürgermeisteramt.
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle) 1
in der Praxis ausgezeichnet bewflhrt.
Carbo medicinalis
ln Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
' Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch Innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bensen & Co., rÄ
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Dro
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. '
ms Hannover
gdizinal-Drogengroßhandlung
[>rd 2349. Tel.-Adr.: Bengeneo
B
BAYER
zur Bekämpfung des ansteckenden
Scheidenkatarrhs
der Rinder.
Dosis: 16—20 Stäbchen bis zur Äbheilun
Dauer der Behandlung: 2-3 Wochen
Packungen: Ä& ,ckungNr V e ” ftallen, !MI. u
Originalpackung Nr. II enthaltend
250 Stäbchen nebst leerer Schachtel zum ■ nm
Einfüllen von 20 Stäbchen und Mit- MIft /lll
nehmen auf die Praxis. iflllt «iv
Literatur: Dr. Busch, Nürnberg „Tierärztl. Rundschau“, 1921, Nr. 25.
Dr. W. Wirthl, Burghausen a. S. 1921, Nr. 26.
Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung.
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.,
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen b. Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., Eifelstr. 21.
«5 ;
861
wird auf Grund eingehender Versuche
überaus wirkungsvoll bekämpft durch
TRYPAFLAVIN
D. R. P.
Einfache Anwendungsweise!
Intravenös: Trypaflavin pro injectione in gebrauchsfertigen
Ampullen und in dosierter Pulverform.
Local: Trypaflavin in Form von wässrigen Lösungen,
die leicht herzustellen sind.
Ferner Trypafiavintabletten, Trypaflavinsalbe 2°/o,
Trypaflavin-Streupuder 5 °/o
Per os: Neutral-Trypaflavin.
Ausführliche Literatur auf Wunsch zur Verfügung.
Leopold Cassel i Co., g.hd.h
Frankfurt a. M.
Telegramm-Adresse: Cassella Frankfurtmain.
•9
s
862
ln Frieflensqnalität wieder lieferbar
Mnln- V erairto
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Atmungsbescbwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24. — ohne Abzug.
BENGEN & Co., G.m.b.H., Hannover
Ludwigstraße 20 und 20 a,
Fabrik chemlsch-pnarm. Präparate, Drooenorontiandlung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o TeL-Adr. ßengenco.
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes Viehwaschmittel. Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
iim sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren ,.Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Suche für 1. Oktober bis Ende Dezember approbierten, tüchtigen
Vertreter.
Offerten mit Gtehaltsansprüchen an Distrikts-Tierarzt WÖHner,
Hornbach (Pfalz).
863
Ohne!} Kumulativ-Wir-
diziert z. prophylak-
bei allen Infektions-
Maul- und
Klauenseuche,
um die Leistungs-
52 ^
Ein
mildes
Herzmittel
kung, besonders in-
tiscnen Darreichung
krankh., insbosond.
^ Staupe,
fähigkeit des Herzens j
■ zu erhalten.
fCHEMISCHoPHAHMAXCUTISCHE WKSKt PAP HOMPUK6 £{
Phymafin
zur frkderTuberkulosel
Augenprobe
HumannuTeislerl
Oohna 5a.
Anliphymaiol
|zurSchufz-u.Heilimpfung|
« gegen
Rinderhuberkulose.
HumannuTeislerl
Dohna Sa.
Vertrieb Micher Präparate
Berlin SW. 41, Mückernstr. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verteilungsstelle staatlich hergeslellter Impfstoffe und Sera.
Maul- u. Klauenseuche-Serum (Löffler Serum)
hergestellt in der staatlichen Forschungsanstalt Insel Riems, vorrätig in ♦;
Flaschen von : 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 600.—;
Rotlauf - Serum
hergestellt vom Hygienischen Institut der tierärztlichen Hochschule in Berlin,
vorrätig in Flaschen von : 1000, 500, 250 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 440.—. ♦!
Geflügel-Cholera-Impfstoff
nach Prof. Dr. Neumann hergestellt im Hygienischen Institut der tierärzt- *
liehen Hochschule in Berlin in Ampullen von 50 ccm Inhalt Mk. 10.—.
Mallein
in Flaschen von 10 ccm Inhalt Mk. 12.—.
Obige Preise ohne Porto und Verpackungskosten, Lieferung nur an Tierarzte.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktioneschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß der Inseraten-
Annahme jeweils Mittwoch vormittags ll Uhr für die in der folgenden Woche
erscheinende Nummer der Wochenschrift
864
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
vf/
v!/
„Vaginolblättchen und ßullenslie Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Tierarzt Dr. med. vet. Kaiser, Bad Harzbarg
Für Bayern Bez.-Tierarzt Nik. Duetsch, Wegscheid.
Abortus infect. und Vaginitis Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Dr. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung, b. c». B. T. w. No. 1912, o. r. w. No. 1912, r. r. No. 1912 etc.)
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stflbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinfidentien,
Antiseptica und
Desodorantien
D. R. W. Z.
Literatur und Proben kostenfrei.
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
Im Auslande auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination.
Df. Bl3.tC pharm. Präparate Brügge i.W.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6 . — Druck von J. Gotteswinier \
Kommissionsverlag M. Riegersehe r’niversitätsbuchhandlung. München. Odeouspl 2,
(früher: Tierärztliches Wochenblatt a*Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von:
Ministerialdirektor Dr. Ftttlnger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt*
ordentlicher Universitätsprofessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär-
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der Universität
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärral bei der
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München;
^ Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt,
ordentl. Universitätsprofessor in München ; Oberveterinärrat Schneider, städtischer
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge-
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München;
Geh. Hofrat Dr. L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 27. September 1921. Nr. 39.
Inhalt:
Originalartikel: ^Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche Standes- upd
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichton. — Personalien. —
Bücherschau^
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.)
Ober Darmnähte bei den Haustieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik.
(Fortsetzung).
Die Beeinträchtigung des Lumens durch den eingestülp¬
ten und eingeschobenen Darm ist beim dünnwandigen weiten
Rindsdarm nicht von Bedeutung, dagegen macht sie sich
beim Darm vom Hunde geltend, da dieser bei verhältnis¬
mäßig dicker Wandung ein enges Lumen aufweist. Diese
Obturationsgefahr wird noch erhöht, wenn man, um die Er¬
nährung der Darmenden sicherzustellen, diese nur in ganz
geringer Entfernung vom Wundrand ihres Mesenteriums
beraubt, so daß dieses beidemale mit eingestülpt wird. Un¬
günstig ist ferner, daß der aufnehmende Darmteil durch
die zwei Fadensehlingen vollständig perforiert werden muß.
Ob sie dann zur Mitbefestigung verwendet werden oder
nicht, bleibt gleichgültig, denn die Gefahr einer Infektion
ist doch gegeben, besonders an dem schwer desinfizierbaren
I )ickdarin.
Die neueren Methoden umgehen diese Nachteile, so daß
866
die Jobert’sche Invagination keine Verwendung mehr findet,
sondern nur geschichtliches Interesse hat.
Einige der als Längsnähte* beschriebenen Methoden
lassen sich auch bei der Kreisnaht anwenden, ohne daß
man ein besonderes Hilfsmittel braucht. Hat man z. B.
eine etwa ein Drittel des Darmumfanges betreffende Quer-
durchtrennung, so kann man dieselbe jederzeit als einfache
Längswunde betrachten, die man nach den genannten Me¬
thoden der Längsnaht verschließt. Liegt nun infolge einer
Darmresektion eine vollständige Quertrennung vor, so hilft
man sich einfach damit, daß man die beiden Darmenden
zunächst an 3 Stellen miteinander vernäht und zwar in Ab-
• ständen von ungefähr ein Drittel des Darmumfanges. Zieht
man nun an zwei Heften an, so wird die dazwischen liegende
Partie des Darmumfanges nach Art einer Längswunde, an¬
gespannt und die Kreisnaht ist in 3 Längsnähte zerlegt. Am
vorteilhaftesten beginnt man dabei an der Gekrösansatz-
stelle, um sofort die richtige Lagerung der Trennungsstücke
festzulegen. Man kann bei diesen 3 Fixationsnähten alle
Schichten des Darmes umfassen, da ja über sie mindestens
eine, meist jedoch zwei seromuskuläre Nahtreihen gelegt
werden.
Von den Längsnähten können wir ohne weiteres herüber¬
nehmen die Methoden nach Czerny und Albert. Die
Lembert -Naht für sich als einreihige Naht dürfte theo¬
retisch auch hier in Frage kommen, praktisch aber erheben
sich gegen diese dieselben Bedenken, die wir bereits bei
der Längsnaht erwähnt haben, wo wir dieselbe nur für
kurze Darmwunden reserviert wissen wollten. Wollte man
die ganze Quertrennung mit Lembert-Nähten vereinigen,
so setzte man sich der Gefahr aus, daß die Naht an irgend
einer Stelle vielleicht doch undicht würde und dadurch der
Erfolg überhaupt in Frage gesetzt wäre. Auch an die Nähte
von E m m e r t und G e 1 y könnte man denken, sie scheiden
aber aus, und zwar aus denselben Gründen, die wir bei den
Längsnähten angeführt haben.
Ich beschränkte daher meine Versuche auf die Methoden
von Czerny und Albert. Als Versuchsmaterial ver¬
wendete ich wiederum das Jejunum und Colon von ver¬
schieden großen Hunden und vom Rind, sowie das Jejunum
und Ileum vom Pferd, und zwar legte ich die beiden Nähte
an jedem Darmstück, an jeder Darmart etwa 10 mal und
fand dabei, daß sich diese doppelreihigen Nähte bei den
verschiedenen Därmen jederzeit gleich gut anwenden lassen.
Ich legte die Nähte nach 3 maligem Fixieren des Darm-
667
rohres genau so wie Längsnähte an, so daß alle Punkte, die
wir bei beiden Methoden oben besprochen haben, hier wieder
zur Geltung kommen. Als günstigste Entfernung der ein¬
zelnen Nähte der inneren Nahtreihe fand ich sowohl nach
Czerny und Albert wiederum 3—4 mm, wobei ich die
Etagennähte auch in etwas größeren Zwischenräumen dar¬
über gelegt habe und zwar so, daß sie die innere Naht etwas
mitfaßten. Auf diese Weise vermied ich eine allzugroße
Beeinträchtigung des Lumens durch den ringsum in den
Darm vorspringenden Wulst. Bei den dicken, engen Därmen
von mittelgroßen Hunden wird dieser Wulst aber bedenk¬
lich und bei Därmen kleiner Hunde, bei denen die Dicke
der Wand gegenüber dem engen Lumen noch mehr zur Gel¬
tung kommt, verursacht er eine völlige Verstopfung des
Lumens. Wir können also die zweireihigen zirkulären Nähte
nach Czerny und Albert bei kleinen Hunden und
analog bei anderen kleineren Haustieren nicht anwenden.
Ko eher [20] empfiehlt, nur zwei Fixationsnähte zu
legen und zwar am Mesenterialansatz und gegenüber an der
Konvexität. Dann folgt nach ihm eine fortlaufende Naht,
welche sämtliche Darmschichten umfaßt. Der Faden des
ersten Knotens bleibt lange stehen und in einfach fort¬
laufender Kürschnernaht werden ohne Unterbrechung rings¬
um die Ränder in feste Berührung gebracht, bis man das
letzte Fadenende mit dem ersten stehengebliebenen ver¬
knüpft -hat. Über diese Naht kommt dann als eigentliche
Vereinigungsnaht eine zirkuläre Lembert-Naht, so daß hier
im Prinzip die Albert’sche Methode Verwendung gefunden
hat, nur mit der Änderung der fortlaufenden Naht. Ich
versuchte diese Kocher’sche Naht mehrmals am Jejunum
vom Hund und stellte dabei folgendes fest:
Von geringer Bedeutung ist das Anlegen von zwei statt
drei Fixationsnähten. Die Frage, ob fortlaufende Naht
oder Einzelnähte, scheint mir dahin zu beantworten zu sein,
daß die Einzelnähte einen exakteren, sichereren Wundver¬
schluß gewährleisten und deshalb vorzuziehen sind. Die
fortlaufende Naht nimmt zwar bedeutend weniger Zeit in
Anspruch, jedoch spielt bei ihr der richtige gleichmäßige
Zug beim Knüpfen eine sehr große Rolle, da von dessen
Ausführung die Sicherheit der ganzen Naht abhängig ist.
Reißt ein Faden aus, so ist die ganze Naht gelockert, und
ein zweimaliges Anlegen ist nicht nur sehr zeftraubend,
sondern eventuell auch unmöglich. Lockert sich an irgend
einer Stelle eine Schlinge, so kann leicht eine Infektion der
zweiten Reihe eintreten. Diese Gefahren lassen sich durch
868
Einzelnähte vermeiden, da man den richtigen Sitz der
zelnen Knopfnaht sofort kontrollieren kann. Auch v
Hochenegg und Payr ziehen die Einzel nähte vor.
Wenn ich das Ergebnis dieser Versuche zusammenfasse,
So ergibt sich, daß sich quere Darmdurchtrennungen sehr
wohl durch Albert’sche oder Czerny’sche Naht vereinigen
lassen, nur bei dickwandigen, engen Därmen können wir
sie nicht anwenden.
Ist eine solche Naht erforderlich, so müssen wir uns auf
andere Weise behelfen, nämlich durch seitliche Vereinigung
— Enteroanastomose —, auf die ich später zu sprechen
komme.
Ad lh) : Nähte mit Abpräparieren einer Seromuscularis-
manschette.
Eine ganz eigenartige Technik der Darmnaht verdanken
wir Kummer.
Um eine Besudelung des Operationsfeldes mit dem
Darminhalt zu vermeiden und um eine spätere Verenge¬
rung des Darmlumens zu umgehen, empfahl er 1891 die
sogenannte submucöse Resektion. Bayer beschreibt dieses
Verfahren folgendermaßen:
„Der Darm wird im Gesunden bis zur Schleimhaut Um¬
schnitten. In der Submucosa, die sich am Querschnitte des
Darmes als weißer Streifen kennzeichnet, löst man dann
ganz leicht die Serosa und Muscularis im Zusammenhang
von der Schleimhaut ab und schlägt sie in Form einer
Manschette um, so daß die Kontinuität des Darmrohres ge¬
wahrt bleibt (vergl. Fig. Nr. 12). Hierauf wird mit eigenen
Klemmen abgeklemmt, das auszuschaltende Darmstück zen¬
tral und peripher abgebunden, damit bei der Durchtrennung
nichts herausfließt, und entfernt. Während die Klemmen
noch liegen, wird zuerst die Schleimhaut genäht und dann
die seromuskulären Manschetten zurück- und nach innen
geklappt, daß sich die serösen Flächen aneinander legen und
in dieser Lage vernäht werden können.“
[Vergl. Fig. Nr. 13 u. 14 und Literaturverzeichnis Nr. 11,
14, 19, 25, 30.]
Ich habe diese Naht etwa 30 mal an frischen Därmen
vom Pferd und Rind und verschieden großen Hunden ge¬
legt. Als Operationsstellen wählte ich bei den drei Tier¬
gattungen das Jejunum und das Colon, wobei ich beim
Pferdedarm die taenienfreie und poschenarme dorsale linke
Lage nahm, da der übrige Dickdarm infolge seiner ver¬
schiedenen Dicke und unregelmäßigen Form (durch die
869
Taenien) für diese „Methode von vornherein ausscheidet.
Ich ersah daraus folgendes:
Das Abpräparieren der Seromuscularismanschette, das
schwierig erschien, erwies sich dabei als verhältnismäßig
einfach. So bald rings um das Schleimhautrohr der Anfang
gemacht ist, lassen sich die beiden Schichten sowohl am
Dick- wie am Dünndarpi leicht umstiilpen, und unter mäßi¬
gem Zug weiter rückwärts ziehen, wobei nur hie und da
mit einem feinen Messerchen das lockere Gewebe der Sub-
mucosa bezw. in ihr verlaufende Gefäßchen zu durchtrennen
sind. Das Zusammennähen der beiden Stümpfe des Schleim-
haut-Submucosarohres mit gewöhnlichen Knopfnähten bietet
auch keine Schwierigkeiten, während eine gewisse Geschick¬
lichkeit und Übung erforderlich ist, um die beiden Sero^
muscularismanschetten gleichmäßig einzustülpen und glatt
aneinander zu legen, damit durch die durch sie gelegte Naht
die Serosaflächen ringsherum sich gleichmäßig berühren
und verkleben können. Die Frage, worin die Ursache liegt,
daß dieses Einstülpen, d. h. kammartige Aufstellen der Man¬
schetten ziemliche Schwierigkeiten bereitet, ist nicht leicht
zu beantworten. Vielleicht liegt ein Grund in der verschie¬
denen Stärke der Muskelschichten, beträgt doch der Unter¬
schied in der Dicke der Dünndarmmuskulatur der Mesente¬
rialseite gegenüber der Antimesenterialseite beim Hund
zirka 300 Mikra, beim Pferd zirka 200 Mikra und beim
Rind 100 Mikra, und gerade an den Därmen vom Rind und
Pferd gelang mir die Einstülpung leichter als bei den
Därmen vom Hund. Nachteilig mag bei letzteren außer
der ungleichen und wesentlich stärkeren Muskelschicht auch
die durch die Größe bezw. Kleinheit des Darmes bedingte
Unhandlichkeit des Präparates sein.
Was die Festigkeit der inneren Naht anbelangt, so ist
diese, wie auch Markus [25] angibt, genügend, da der
Schleimhautzylinder nicht nur aus der Mucosa, sondern aus
der Submucosa mit ihren vielen elastischen Fasern besteht.
Eine Naht der Schleimhaut allein wäre unmöglich. Das
Mitfassen der Mucosa, das sonst wegen der durch die Nadel¬
löcher bedingten Infektionsgefahr unter allen Umständen
zu vermeiden ist, ist hier unbedenklich, da die Schleimhaut¬
nähte mit den Serosanähten, d. h. mit der Peritonealhöhle,
nicht in Verbindung stehen.
Einen großen Vorzug vor anderen Arten weist die Me¬
thode darin auf, daß bei ihr keine Beeinträchtigung des
Lumens durch die Naht eintritt. Dennoch aber scheint sie
mir nicht empfehlenswert zu sein. Das zweimalige Abpräpa-
870
rieren der Muskel schiebt erfordert, obwohl eis'* nicht schi
smszufiihren ist, einen ziemlichen Zeitaufwand, -noch mel
aber die Einstülpung der beiden Manschetten. Selbst
großer Übung gelingt es oft nicht diese so rasch -gieicl
mäßig einzustülpen, glatt aneinander zu legen und kb
nähen, als es wünschenswert ist. Die Dauer der Opearati«
ist also gegenüber anderen Methoden erheblich länge».
Tieren, bei denen die Operation nur in Allgemeinnark«
gemacht' werden kann, ist somit eine ungleich längere Nlj
kose erforderlich, die ungünstig auf die Operation einwirl
kann, andererseits ist die Gefahr, daß eine zu starke
kühlung des Darmes durch seinen langen Aufenthalt, auf
halb der Bauchhöhle eintritt und dadurch seine Heiltendei
beeinträchtigt wird, größer als bei anderen Methoden. *’ A
(Forts, folg
Referate.
Iafsktiou« tnd Invasloiskraikheitei.
Prof. K o c k e 1 - Leipzig : Primäre Zungenaktinomykos
(Münch. Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1044.)
K. teilt einen .solchen Fall bei einem in den 40 er Jahrenl
stehenden Manne mit, der besonders nach der ätiologischen Rieh-I
tung Beachtung verdient. Im August 1907 war eine höhnen
große, harte, ziemlich oberflächliche Ge.
tchwulst aus der Zunge entfernt worden, die bei der histo—J
logischen Untersuchung einem Sarkom glich, im Zentrum jedoch
einen erbsengioßen Herd barg, in dessen Mitte ein winzig kleiner ;
Fremdkörper, vermutlich ein Holzteilchen, saß, dem eine
Aktinomyzes-Druse angelagert war. Ein Rezidiv ;
ist nach der Operation nicht mehr aufgetreten. In ursächlicher;
Beziehung ergab sich, daß der Patient, um sich das leidenschaft-.
liehe Zigarettenrauchen abzugewöhnen, viel mit Holzzahnstochern
im Munde spielte; wahrscheinlich ist dabei ein Splitter in die Zunge
eingedrungen. Die Beobachtung lehrt ferner, daß die Zungen-:
aktinomykose beim Menschen in ähnlicher Form
wie beim Rind in Gestalt geschwulstartiger, entzündlicher,
relativ gutartiger Neubildungen auftreten kann und daß bei der
Untersuchung derartiger Geschwülste die Anfertigung von Serien¬
oder Stufenschnitten unbedingt erforderlich ist. Me.
Iwwre Medizin and Hygienie.
G. Kröncke: Uber die Behandlung der Maul- und
Klauenseuche beim Menschen mit Silbersalvarsan. (S. A.-Z.
Nr. 40.)
Kr. hat, angeregt durch die günstigen Erfolge, die er bei Sto-
matitiden und Gingivitiden aller Art mit Silbersalvarsan hatte, bei
einer Patientin, die an Maul- und Klauenseuche erkrankt war, durch
eine intravenöse Injektion von 0,1 g Silbersalvarsan einen vollen
Erfolg erzielt. Schon nacli sechs Stunden waren die subjektiven
Beschwerden allgemeiner Art verschwunden. Die Ursache der
871
Erkrankung lag darin, daß die Patientin täglich ungekochte Milch
genossen hatte, die aus einem mit Maul- und Klauenseuche infi¬
zierten Hof stammte.
Chlrargie ud Geburtshilfe.
Dr. P. Illing,!. Assistent d. Chirurg. Klinik d. Tier¬
arzt!. Hochschule Dresden: Wundex, ein neues Desinfek¬
tionsmittel. (Tierarzt!. Rundschau, 1921, Nr. 4, S. 53.)
Im Gegensätze zur Humanmedizin, wo, wenigstens in der Spital¬
praxis, die Antisepsis der Asepsis hat weichen müssen, dominiert
in der Veterinärmedizin die erstere. Das unaufhörliche Auftauchen
neuer Medikamente beweist, daß es noch nicht gelungen ist, ein
Antiseptikum herzustellen, das allen Anforderungen entspricht.
Neuerdings empfiehlt die Firma Franz Göller, Görlitz, unter dem
Namen „Wundex“, früher „Sublimator“, ein Präparat, das ähnlich
dem „Sagrotan“ ein Gemisch von Chlorxylcnol und Chlorkresol
darstellt. Schottelius, der die pharmakodynamischen Eigen¬
schaften des Gemisches prüfte, machte die interessante Beobach¬
tung, daß die Wirkung nicht gleich der Summe ihrer Komponenten
ist, sondern um 100 % gesteigert ist. Illing hat 25 besonders
ausgewählte Fälle von Verwundung oder chirurgischen Eingriffen
beim Pferde mit %- und 1 %iger wässeriger Wundexlösung be¬
handelt, von denen er 1 Stichwunde in der Tarsalgegend, 1-Gelenk-
wunde, 1 Sehnenscheidenwunde und 1 Kieferhöhlenempydm unter
dem Einflüsse des Medikaments besonders beschreibt. Sein Urteil
lautet dahin, daß die %- und l%ige Wundexlösung
ein hochwertiges Desinfektionsmittel bildet.
__ Me.
Tierärztliche Standes- und Wlrtschaltsfragen.
Deutscher Veterinärrat.
Der D. V.-R. hat am 4. September in Würzburg eine Ausschu߬
sitzung abgehalten, an. der alle Ausschußmitglieder teilgenommen
haben. Von den Ehrenmitgliedern war, freudig begrüßt, der Ehren¬
präsident Herr Geheimrat Lothes erschienen. Herr Geheimrat
Lothes hat durch seine Teilnahme das große Interesse auch
dem D. V.-R. in seiner Neugestaltung erwiesen, das er der alten
Standesorganisation gewidmet hat. So haben sich in Würzburg
die neue und die alte Zeit die Hand gereicht zur weiteren, ge¬
meinsamen Arbeit an der gemeinsamen Sache.
In achtstündiger Beratung sind wichtige Standesangelegen¬
heiten behandelt. Sehr eingehend wurde das Thema Tierarzt und
Tierzucht besprochen, wobei der Ministerialerlaß über die An¬
stellung von Tierzuchtbeamten und die Verfügung über die Aus¬
bildung von Tierzuchtbeamten zu Gestütsdirektoren einen breiten
Raum einnahmen. Der Tierzuchtausschuß des D. V.-R. wurde mit
der weiteren Verfolgung der Sache betraut. Soviel kann gesagt
werden, daß der Widerstände und Widersacher gar viele sind.
Dispensierrecht, Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel
durch Tierärzte standen zur Beratung, wobei das Verhältnis zwi¬
schen Tierarzt und Nahrungsmittelchemiker besonders beleuchtet
wurde.
Mehrere andere Fragen befinden sich in einem Stadium, das
eine vorsichtige Behandlung der Dinge erfordert und persönliche
Beratungen mit den zuständigen Zentralbehörden notwendig er-
872
scheinen läßt. Es kommen da in Betracht die Keichsuiinisterien
des Innern, für Ernährung und für die Wehrmacht.
Die deutschen Tierärzte aller Gruppen können die Gewißheit
haben, daß ihre Interessen vom D. V.-R. in jeder Richtung wahr-
genommen werden.
Bezüglich der Beiträge für das laufende Jahr erklärt der Aus¬
schuß, daß jeder Wähler zum D. V.-R., der in einer Wählerliste
steht, verpflichtet ist, den Beitrag zu zahlen, denn er ist ja auch
durch den von ihm gewählten Delegierten im D. V.-R. vertreten.
Dankbar wurde die üpferfreudigkeit der Gruppe Düsseldorf
des R. P. T. anerkannt, die dem D. V.-R, außer dem festgesetzten
Beitrag von 10 Mark noch einen Sonderbeitrag von 10 Mark zur
Verfügung stellt in der Erkenntnis, daß die tierärztliche Standes¬
vertretung ohne ausreichende Mittel nicht das leisten kann, was sie
im Interesse der deutschen Tierärzte leisten will und leisten muß.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die gefaßten Beschlüsse
die volle Einmütigkeit aller Ausschußmitglieder ergaben.
Fr. A 11 h o f,
Präsident des Deutschen Veterinärrates.
Verschiedenes.
Sammlung „Schütz>Ehrung“.
(3. Quittung, abgeschlossen am 31. August 1921.)
Sammlung d. Professoren, Prosektoren, Konservatoren
und Assistenten a. d. lltrechter Tieräi'ztlichen
Hochschule.1010.—Mk.
Verein Schlesischer Tierärzte. 500.— „
Veterinäroffizierkorps d. 2. Kav.-Div. (übermittelt von
Generaloberveterinär Jarmatz) .. 240.— „
Geh.-Rat Dr. L i cli t e n h e 1 d-Weimar, Dr. S i m o n-
Berlin je 200 Mk. =.. 400.— „
Dr. Sch m i d t - Trebnitz.150.— „ .
Kreistierarzt S c h 1 i e p e r - Goldap. 100.50 ,.
W. Fr. in Z., Generalobervet. a. D. Dr. Pfeiffer-
Köln, Martin- Gießen, Priv.-Doz. Dr. Schau¬
der - Gießen, Generalvet. a. D. B e n s - Bresalu,
Kreistierarzt Dr. W i t t e - Pr.-Eylau je 100 Mk. = 600.— „
Dr. Mertens- Fürstenberg, ? ? ? - Motteisteine,
Dr. Weber- Saarlouis, Dr. Memmen- Burhave,
Marquardt - Lübtheen, ? ? ? - Kyritz, Spill-
n e r - Borken je 63.85 Mk. -. 446.95 „
Dr. T e 1 1 z - Günzburg. 63.60 „
Dr. E g g e - Scliwaan . . ... . . 62.85 ..
Kreistierarzt Schirm eisen - Rosenberg (O.-S.),
Generalvet. a.. D. Dr. Schake- Berlin, Dr.We g e -
uer- Casekow, J o r d a n - Steglitz, Kreistierarzt
W i e g e 1 s - Sankt Wendel, Harms- Elmshorn,
Dr. Alexander - Lipke, Kreistierarzt B o 11 z -
Mohrungen; Schlachthofdirektor R i s t o w - Magde¬
burg, Dr. Mühlen - Görlitz, Oberamtstierarzt
K 1 ä g e r-Sulz, Veterinärrat Pa u 1 a t-Bartenstein,
Veterinärrat Bockelm an n-Aachen, Kreistierarzt
L o y e r - Bremerhafen, Generalobervet. a. D. S e e -
g e r t -W oldegk, Oberstabsvet. Breit enreiter-
Stolp, Morgen- Neustädtel, Dr, E n g e 1 i e n -
873
Mieste. Generalobervet. a.D. Lüneburg- Lingen,
Kreistierarzt Dr. Mülle r-Margrabowa, Dr. Holz¬
apfel- Olpe, V o g e 1 - München, Dr. B u g g e -
Kiel, Direktor Marks- Hannover, Schneider-
Bleckede, Kreistierarzt S t a r f i n g e r-Darkehmen,
Kreistierarzt Dr> G u t-h k e - Beeskow je 50 Mk. — 1350.— Mk.
T h i'e s s e n - Gettorf. 40.— „
Kreistierarzt Dr. Nikolaus - Bolkenhain, Jelen-
Baerwalde, stellv. Kreistierarzt H e n r i c h -Cosel,
Dr. Sonnenbrodt - Bad.Harzburg, Veterinärrat
Dr. Schubert h- Hirschberg. Dr. Conrad-
Wittstock, Vet.-Rat N a n c k e - Neiße je 30 Mk. — 210.— „
Kreistierarzt Dr. Roth- Bischofsburg, Kreistierarzt
Meyer- Diepholz, Hanisch - Freystadt (N.-S.),
Dr. K i s e h k e - Altdobern, Kreistierarzt Dr.
T h i e k e - Lauenburg je 25 Mk. =.125.— „
Hose- Hirschfeld, Veterinärrat Görlitz- Pr.-Hol-
landt, Oberstabsvet. H e u m e - Allenstein, Ober¬
assistent Dr. Reinhardt - Berlin, Assistent Dr.
Gör in e mann - Berlin, Stabsveterinär Buchal-
Gläsenberg, Dr. Jonas- Hohenhausen, General-
veterinär a. D. Dr. Christiane- Berlin, Dr.
Brüggemann - Salzkotten, Stabsveterinär a. D.
Mülle r-Berlin, Stadtveterinärrat Dr. Schmidt-
Chemnitz, Veterinärrat E 1 m-Bunzlau, Schlachthof¬
direktor Zbiransk i -Waren, Dr. Rosenthal-
Generalobervet. a. D. 'Kramell- Itzehohe, Kreis-
tierarzt H e n n i g - Templin, Oberstabsvet. a. D.
Neuuiann- Löwenberg, Vet.-Rat Oestreich-
Kattowitz, W e g e n e r - Arnstadt, Schlachthof¬
direktor Schmold t-Meseritz, Stabsveterinär a. D.
Perl- Bordeshoim, Dr. W. Müller- Berlin
je 20 Mk. =.. 440.- „
Oberregierungs- und Veterinärrat Dr. Noack . . . 15.— „
Dr. Borchert - Friedenau, Freude- Charlotten¬
burg, Stabsveterinär R ü h 1 - Stargard, Krüger-
Schlawe je 10 Mk. = .. . . 40.— „
Summe: 5793.90 ilk.
Dazu 1. und 2. Quittung. . . 8561.30. „
zusammen: 14355.20 Mk.
Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz-
Ehrung“, Deutsche Bank, Zweigstelle L, Berlin, Chausseestr. 11;
Postscheckkonto Berlin NW 7, Nr. 1012.
Die übersandten Beträge von 62.85 Mk., 63.60 Mk. und 63.85 Mk.
tragen keine besondere Zweckbestimmung. Sollten sie für einen
anderen Zweck als für die „Schütz-Ehrung“, vielleicht als Abonne¬
ments-Betrag für das „Archiv für wissenschaftliche und praktische
Tierheilkunde“ bestimmt sein, dann bitte ich um Nachricht. Ich
bitte ferner auf den Postscheck-Abschnitten genaue und deutlich
geschriebene Anschriften anzugebeu. Sendungen für das Archiv
sind nicht an mich, sondern an August Hirschwald, Berlin,
Unter den Linden 68, zu richten.
Schließlich darf ich noch die Bitte aussprechen, daß sich auch
die Vorstände der Tierärztlichen Vereine der Sammlung annehmen.
Prof. Neumann - Berlin.
874
Tierzucht, Tierhaitug, Diätetik.
Die 13. Auktion deutscher Pferde des Reichsverbandes für Zucht
und Prüfung deutschen Halbblutes am 10. Oktober 1921 unter neuer
Leitung.
Inmitten des mit großer Spannung erwarteten fünftägigen
Stadion-Turniers veranstaltet der Reichsverband seine 13. Auktion
im Tattersall des Westens.
Der Zeitpunkt der Auktion ist diesmal besonders glücklich ge¬
wählt und nach den bereits eingegangenen Nennungen ist mit einer
reichen Beschickung der Auktion zu rechnen. Zur Versteigerung
gelangt ein ausgewähltes Material an Turnier-, Zucht-, Arbeits¬
und Wagenpferden unserer deutschen Zuchten wie Ostpreußen,
Hannoveraner, 'Mecklenburger, Pommern, Sachsen. Die Auktions¬
leitung hat der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen
Halbbluts offiziell der im internationalen Pferdehandel erfahrungs¬
reichen Firma Wolfgang Schmidt & Co. übertragen. Bei dem gut^n
Eingang der Nennungen und der neuen Regie der Auktion durch
die Firma Wolfgang Schmidt & Co. ist ein günstiges Resultat und
eine reibungslose Abwicklung der Versteigerung zu erwarten. Der
Nennungsschluß der Auktion ist. für den 28. September angesetzt.
Nachnennungen werden bis jsum 5. Oktober und am Pfosten gegen
erhöhtes Nenngeld angenommen. Nähere Auskunft und Nennungs-
formulare durch die Auktionsleitung Wolfgang Schmidt & Co.,
Berlin W 35, Genthinerstr. 15.
Das erste Pferde-Erholungsheim in Sachsen.
Das erste sächsische Pferde-Erholungsheim ist jetzt vom Dres¬
dener Tierschutzverein auf seinem Gute Hermsdorf bei Klotzsche
nach Fertigstellung der großen Stallungen mit Boxen eröffnet
worden, so daß jetzt Pferdebesitzer ihren kranken und erholungs¬
bedürftigen Pferden in diesem Heim Erholung verschaffen können.
Direkt neben den hellen Stallungen liegen die'großen fettenWeiden
am fließenden Wasser mit eingebauter Wasserboxe und geräumigen
Koppeln. Durch den ständigen Aufenthalt in frischer Luft, ver¬
bunden mit Grasfütterung und Bewegung ohne Eisen, werden die
Pferde abgehärtet und widerstandsfähig. Besonders ist das muster¬
hafte Heim geeignet für pflastermüde Pferde oder solche, die Er¬
krankungen an den Hüften oder Sehnen haben. Das Heim soll auch
im Winter in Betrieb bleiben, es untersteht tierärztlicher Kontrolle
und verfügt über ein zuverlässiges Pflegepersonal. S. M.
Hochschulnachrichten.
Geheimrat Prof. Dr. Abderhalden in Halle lehnte den
Ruf an die Universität Basel als Nachfolger des Geheimrats Prof.
Dr. Bunge ab. _
Personalien.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Friedrich Roth aus
Windsheim in Wallerstein (B.-A. Nbrdlingen).
Archiv für wissenschaftl. and prakt. Tierheilkunde.
Nach dem Hinscheiden von Herrn Geh. Rat Schütz hat Herr
Prof. Dr. Kurt *N e u m a n n an der Tierärztlichen Hochschule zu
Berlin die Schriftleitung vom „Archiv für wissenschaftliche und
praktische Tierheilkunde“ übernommen.
875
Eingesandt.
Perlhuhnzucht. Die Heimat dieses schönen Tieres liegt im
fernen Afrika, das uns diese Rasse, als einzige von allen Hühner¬
vögeln, geschenkt hat. Dort ist es auch heute noch im wilden Zu¬
stande anzutreffen, während es bei uns schon zum Hausgeflügel
zählt. Durch das Versetzeqi aus dem südlichen in unser rauheres
Klima waren die ersten Zuchtstämme noch sehr empfindlich. Mit
vieler Mühe und oft schweren Enttäuschungen durch viele Verluste
ist es gelungen, besonders die dunklen Farbenschläge boden¬
ständig zu machen. Bis nun kennen wir reinweiße, blaugraue,
hellgraue und dunkelgraue Perlhühner. Am charakteristischsten
ist der Kopf. Dieser ist kahl und trägt einen hornigen, braunen,
leicht ins rötlich-gelbe spielenden Höcker, der seitlich flach und
hach rückwärts gebogen erscheint. Das Gesicht hat einen porzellan-
färbigen Ton mit rötlicher oder blauer Färbung. Die beiden Kinn¬
lappen sind lebhaft rot gefärbt und tragen dazu bei, die sonst so
schwere Unterscheidung der Geschlechter zu ermöglichen. Der
Hahn hat etwas längere Kehllappen als die Henne, außerdem soll
ersterer einen härteren, schrilleren Schrei als die Henne haben.
Das Gefieder ist je nach Farbenschlag grau mit einem Stich ins
blaue hell oder dunkel und mit vielen, ziemlich scharf abgegrenz¬
ten, runden, weißen Flecken versehen. Nur an den Flügeln und
Schwungfedern sind diese zu Querstreifen geformt. Der Hals ist
von ganz dünnen, blau- bis stahlgrauen Federn mit rötlichen*
Schimmer von ziemlicher Länge besetzt. Durch den Hängeschweif
bekommt der Rücken eine nach abwärts gerundete Form. Gehalten
werden die Perlhühner hauptsächlich wegen ihres Fleisches, das
von den Feinschmeckern als bestes bezeichnet wird. — Diesen in¬
teressanten Aufsatz finden wir außer einigen anderen in der übei'-
aus reich mit Bildern ausgestatteten Folge 85 der Wochenschrift
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein.
Probefolgen kostenlos. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt
Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Tierärztlicher Kreisverein von Oberbayern.
Sonntag, den 2. Oktober 1921, vorm. 9 Uhr
findet in einem Hörsaal der Tierärztlichen Fakultät der
Universität München
di. ordentliche Mitgliederversammlung
Die Unterfertigten erlauben sich hiezu ergebenst einzuladen.
Tagesordnung.
1. Entgegennahme des Berichtes des Vorstandes.
2. Engegennahme der Rechnungslegung, Prüfung der Rechnungen
und Entlastung des Rechnungsführers.
3. Bericht über das Abstimmungsergebnis wegen Auflösung des
Vereins.
4. Beratung und Beschlußfassung wegen Auflösung des Vereins,
§ 20 der Satzungen.
5. Im Falle des Weiterbestehens des Vereins Wahlen nach § 13
Nr. 4 der Satzungen.
6. Anträge.
Anträge, welche bei der Mitgliederversammlung beraten werden
sollen, müssen bis längstens 30. September 1921 bei dem Vorstande
Gestütsdirektor Groll, Schwaiganger bei Murnau, eingebracht sein.
Dr. Greif. Groll. Dr. Bleim.
8
Ohne Berechnung der durch die Sanktionen
verursachten Zollabgahen liefern wir:
Istizin vet. tlpf
Purgans
Spez.-Packung I: Schachteln mit 10 Dosen zu 15 gr. lOr croütiere Mk. 30.—
„ II: Schachteln mit 10 Dosen zu 3 gr. filr Kleintiere Mk. 7.50
NegUVOIl / Räudemittel
TnliH / Wundstreupulver
B 11 (verbesserte Dakin-Methode)
Pulbit / Äntidiarrhoicum
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 3
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewahrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., fi-m. KÄ Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medfzfnal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco
>'i < :|N'I M j I MirM'.l :. M,.' I <' 11 .IM. r-l < ü; . 1 . '
877
r :_ J
TRYPAHBLAD
„CflSSELLH“
14 Name gesetzlich geschützt
ist das Mittel gegen Piroplasmose
(Haemoglobinurie, Blutharnen. Werderot, Rotwasser) der
Rinder und Hunde. Neuerdings mit ausgezeichnetem Er¬
folge auch gegen
Hundestaupe
(katarrhalische Form, nervöse Staupe und Staupepneumonie)
verwendet.
Aiiweinliingsform: Intravenös und subkutan in l°/o steriler
Lösung.
I m II a n del: In gebrauchsfertigen Sterilen l°/o Lösungen
in Ampullen zu 5, 10, 20 und 50 ccm.
In Packungen zu 10, 25, 50 und 100 g in Sub-
stanz.
Leepold Cassella & Ca., c. n. i. h„
Frankfurt a. M.
Pharmazeutische Abteilung.
8?8
ln Frieleispaiität wieder lieferbar:
S lrvclilg- V eratrtn
c. Ergotino Bengen
oeg. Dämpfigkeit d. Pferde
und AtmongsDeschwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24.— ohne Abzug.
BENGEN II Co., G.b.IlH„ Raniver
Ludwigstraße 20 und 20 a,
FUNK chemlsch-phann. Präparate, dmmnMiwSm^ -
Toi, Nord 1977 o. Nord 2349. o o TeL-Adr. Beogeoce.
§ Scheidenkatarrh i
m Die altbewährte, schnell heilende j»
Propria - Salbe
nach D r. Pom ay er wesentlich verbessert wieder lieferbar.
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ojme Etikett.
■ Herstellung (unt. Stand. Kontrolle durch d. Erfinder) und Versand: J
S Apotheker Gregor Straßer, Landshut 8 LBay. ■
■ ■
In der Bibliothek der tierärztlichen
Hochschule zu Utrecht fehlen von der
von den genannten Jahrgängen die folgenden Nummern:
Jahrg. 11 (1867) Nr. 27; Jahrg. 78 (1869) Nr. 20; Jahrg.
15 (1871) Nr. 19; Jahrg. 16 (1872) Nr. 52 mit Titelblatt
und Inhaltsverzeichnis; Jahrg. 18 (1874) Nr. 19, 25, 43,
48; Jahrg. 24 (1880) Nr. 22, 23; Jahrg. 25 (1881) Nr. 21
bis 52 oder 53, mit Titelblatt und Inhaltsverzeichnis.
Eventuell würden auch die ganzen gebundenen Jahr¬
gänge gekauft werden. Eventuelle Angebote mit
Preisangabe zu richten an
Professor Dr. JAKOB, TierirztDche Hochschule, Direchl
BOItstraat 172 o o o o Böltstraat 172
!IIIIIIIIIIIIII!III!|IIII1!III!I!!IIIIIII!!!IIIII!I!IIIII!IIIIIM
Mercaffin
D. R. P.
Bei Darmstaüpe u. anderen
Magen- und Darm¬
erkrankungen
Orig.-Karfon: 5Ampu!len ä 2.5.
lOccm. ^Orig.-Glas: Tabletten
Nlerpon
D. R. P.
Bei Lungenstaupe, wie
überhauptbei eintretendem
Fieber, Lungentzündung u.
Herzschwäche
Orig.-Röhre zu 15Tabletten
Kynodal
ges. gesch.
Bel nervöser Hundestaupe
zur symptomatischen
Behandlung
Orig.*Röhre zu 20Tabl. Orlg.-
Karlon zu 5 Ampullen ClOccm
•
Mercaffin. Berliner Tlerärzll. Wochenschrift 1970, Nr. 23; Tierärzll. Rundschau 1921, Nr. 6;
Tierärzll. Rundschau 1921. N*. 15; Berliner Tierärzll. Wochenschri|t 1921, Nr. 17;J? e üi
1 Tierärztliche Wochenschri|t 1921, Nr. 18 — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
Ventrase
II
Antektrol
gegen Kälberruhr
Impfstoff gegen
und andere
Oarm krankheilen.
Abortus infct.
Humann u.Teisler
Humann u.Teisler
Dohna Sa.
Dohna 5a.
Erfolge des Kollegen.
** ,,Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum cps. ,,E.Bark“ ä8.— JH , erste Probefl. 5.— «M, dem
Tntogen- Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16.
Lager für Schlesien bei Dr. Masur, Schlawa.
Erfahrener Tierarzt sucht für 15. Oktober Stelle als
Vertreter oder Assislenl,
womöglich für länger. Gelegenheit mit weitgehender chirurgischer
Betätigung (Pferdelazarett) bevorzugt. Gefl. Angebote sind unter
P. 31 an die Schriftleitung dieses Blattes zu richten.
880
Mercedes
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter
Kommissionsverlag: M. Riegersche Universitätsbuchhandlung. München. Odeonspl 2
Maul- n. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Korbsessel
Klubsessel mit Wulst (laut ,
Abbldg.) nur A 135.— ; weiß
oder Tf. japanbraun gebeizt.
Klubsofa, dazu pass. „Ä2S5.—.
Korbtisch, dazu pass. A 145.—.
Blumenkrippe, dazu passend
A 135.—. Bücherständer mit
3 Etagen, 115cm hoch A 215.—.
KORBMÖBELFABRIK
An uns unbekannte Besteller
Lieferung franko gegen Nachn.
oder Vorauskasse. Aus bestem
Rohmaterial zu eleganten u. be¬
quemen Formen verarbeitet,be¬
friedigen sie jeden Käufer und
wiegen scheinbar billigere Kon¬
kurrenzfabrikate reichlich auf.
LORCH (Württ.) Post 66.
Wir empfehlen:
Ruhrhell: i T-Einreibung
Unübertroffenes Mittel bei Kälber- ♦ von vorzüglicher Heilwirkung bet
rühr. In der tierärztlichen Praxis • Sehnenentzündungen der Pferde,
bestens bewährt. * . **
Wurmmittel Einschuß
... I einzig wirkend bei Einschuß der
für Pferde. Einfach zu verab- • Pferde, Rezidive ausgeschlossen,
reichen, sicher in der Wirkung. ♦
rilltet gegen Lahmheilen. j Rehemittei.
Contusionen, Distorsionen, Entzün- l Neues Verfahren die Kehe auch in
düng der Gelenke in Sonderheit des l schwersten Fallen sicher zu heilen.
Schulter- u. Hüftgelenkes. Einf. zu J T • r rn* •• t
applizieren. Frappante Heilerfolge. : Lieterung nur an Tierärzte.
Fabrik tierärztlicher Hrzneimittel
MAX BERGMANN NachL Inh.: Dr. R. Sammet, Eisenbein. Thür.
Unübertroffenes Mittel bei Kälber¬
ruhr. In der tierärztlichen Praxis
bestens bewährt.
Wurmmittel
für Pferde. Einfach zu verab¬
reichen, sicher in der W’irkung.
Mittel gegen Lahmheilen.
Contusionen, Distorsionen, Entzün-
dnng der Gelenke in Sonderheit des
Schulter- u. Hüftgelenkes. Einf. zu
applizieren. Frappante Heilerfolge.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von:
Ministerialdirektor Dr. Httinger, Referent und Vorstand der Tierzuchtabteilung im
B. Staatsministerium für Landwirtschaft; Geheimer Hofrat Dr. med et phil. Brandt,
ordentlicher Universitätsproiessor in München; Dr. Ernst, Direktor der B. Veterinär¬
polizeilichen Anstalt; Ministerialrat Dr. Gasteiger, Referent für das Veterinär¬
wesen im B. Staatsministerium des Innern; Dr. Kitt, Honorar-Prof. an der TTniversität
und an der Technischen Hochschule in München; Kürschner, Veterinärrat bei der
B. Versicherungskammer; Dr. Moser, außerordentl. Universitätsprof. in München;
Dr. Niklas, Min.-Rat und Abteilungsdirigent im Reichsministerium für Ernährung und
Landwirtschaft; Dr. Opel, Direktor des Schlacht-u. Viehhofs in München; Dr. Schmitt,
ordentl. Universitätsprofessor in München; Oberveterinärrat Schneider, städtischer
Bezirks- und Obertierarzt in München; Settele, Oberregierungsrat bei der Landge¬
stütsverwaltung in München; Dr. Spann, Professor für Tierzucht an der Landwirt¬
schaftlichen Akademie in Weihenstephan; Stautner, Oberlandstallmeister in München;
Geh. Hofrat Dr.' L. Vogel, ordentlicher Universitätsprofessor in München; sowie
des Landesausschusses der tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 4. Oktober 1921. Nr. 40.
Inhalt:
Originalartikel: Braun. — Frieß. (Forts, folgt.) — Referate. — Verschiedenes.
— Hochschulnachrichten. — Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt.
Die Verwendung von Methylenblau in der
Wnndtherapie.
Von Distriktstierarzt Dr. Braun, Roth b. Nbg.
Es dürfte wohl allgemein bekannt sein, daß die inner¬
liche Verabreichung von Methylenblau medicinale bei
akuter und chronischer Schweineseuche und -pest, ferner
bei verschiedenen infektiösen Darmerkrankungen unserer
Haustiere vielfach mit Erfolg angewendet worden ist. Das
rege Interesse, das man dem Anilinfarbstoff entgegenbrachte,
erhellt auch daraus, daß das bayerische Staatsministerium
des Innern mit Entschließung vom 8. August 1917 die probe¬
weise Bekämpfung genannter Schweineseuchen mit dem
Präparate anempfohl. Meine diesbezüglichen Versuche be¬
friedigten und ich möchte nur eines Falles gedenken, bei
dem 2 an chronischer Schweineseuche und -pest erkrankte,
nicht behandelte Jungschweine zugrunde gingen, während
das dritte des Stalles, das mit dem „blauen Farbstoff“ ge¬
füttert ward, eine merkliche Besserung des Allgemeinbefin¬
dens und Gewichtszunahme zeigte, so daß es in mittel¬
schwerem Zustande geschlachtet werden konnte. In der
Folge habe ich mich weiter mit der Anwendung von Me¬
thylenblau befaßt und es fleißig bei infektiösen Darmerkran¬
kungen und Durchfällen der verschiedenen Haustiere ge-
882
geben. In vereinzelten Fälleti konnte ich mich bei Schlacht¬
tieren davon überzeugen, daß die Verfütterung von Me¬
thylenblau eine Veränderung und Verfärbung von Fleisch
und Fett nicht verursacht, daß letztere vielmehr auf Magen
bezw. Magen- und Darmkanal beschränkt bleibt. Meist war
der Erfolg bei genannten Krankheiten gut und ich möchte
dem Präparate in der Reihe der Obstipationsmittel einen
ersten Platz einräumen. Die vorzügliche antiseptische Wir¬
kung von Methylenblau besteht nach meiner Auffassung
darin, daß es die Bakterien in erheblichem Maße diffus und
gleichmäßig tingiert, dadurch in ihren Funktionen behindert,
ich möchte sagen „fixiert“ und vernichtet, mit anderen
Worten: Methylenblau veranlaßt eine starke Imprägnierung
des Bakterienprotoplasmas mit Farbstoff, führt zu Proto¬
plasmalähmung, zur Entwicklungshemmung, zum Tode des
Bakterienleibes.
Diese Anschauung veranlaßte mich, Methylenblau in
der Wundtherapie zu gebrauchen, zumal wir hier im¬
stande sind, es in unmittelbare Verbindung mit den Bak¬
terien zu bringen.
Ich versuche es seit Jahren bei stark sezernierenden,
eiternden, selbst jauchigen Wunden und muß bekennen, daß
die hiebei erzielten Resultate keineswegs ungünstig waren:
Die Eiterungen und Sekretabsonderungen wurden mächtig
■eingedämmt und ließen in erheblichem Maße nach, eine
rasche Granulation griff Platz. Dabei verwendete ich Me¬
thylenblau nicht in wässeriger Lösung, wie es Veterinär rat
Dr. Ellinger-Neustadt a. Orla in'der „Berl. Tierärztlichen
Wochenschrift“, 1918, Nr. 43, in t/ 2 %iger Lösung empfiehlt,
sondern stets in Pulverform. Nach Desinfektion der
Wunde wird selbige mit Wattetampons trocken getupft, das
Methylenblaupulver aufgestippt und leicht eingerieben. Bs^
Spülungen und Berieselungen der Wundfläche, sowie reich¬
liche Anwendung von Desinfektionsflüssigkeit werden stets
vermieden. Ich muß gestehen, daß der Gebrauch des Anilin¬
farbstoffes die Wundkontrolle und — Übersichtlichkeit etwas
erschwert und eine Blaufärbung der Hände trotz größter
Sorgfalt und Verwendung von Watte und Pinzette oft nicht
zu umgehen ist. Das darf aber von der Verwendung des Prä¬
parates nicht abhalten! Ausschlaggebend für uns Praktiker
ist immer der Erfolg! Im übrigen wird warmes Wasser,
Seife, Spiritus und Eintauchen der Hände in Wasser, dem
etwas Salzsäure zugesetzt ist, den Farbstoff rasch zum Ver¬
schwinden bringen.
Wenn ich nun schließlich noch erwähne, daß ich Me¬
thylenblau auch bei allen möglichen operativen Eingriffen
883
(nach Eröffnung von Abszessen, operativer Beseitigung der
verrukösen Mauke, Stollbeulen, Widerristfisteln und Druck¬
schäden aller Art und anderen) mit gutem Erfolge ver¬
wendet habe, so glaube ich einige Erfahrung über die Wir¬
kung des Anilinfarbstoffes zu besitzen. Es dürfte sich er¬
übrigen, einzelne Versuche hier anzuführen, nur eines Falles
möchte ich erwähnen:
Ein Pferd war wegen Widerristfistel in meine Behand¬
lung gekommen. Da nur der operative Eingriff Aussicht
auf Erfolg versprach, wurde die Fistel ausgiebig gespalten,
ein zirka 10 cm langer Eiterkanal freigelegt und die nekro¬
tischen Knochen- und Gewebsteile entfernt. Zur Blutstillung
und zur Erzielung eines Eiweiß - Eisenschorfes wurde die
Wündfläche nach Desinfektion und Trockentupfen mit Li¬
quor. Ferr. sesquichlor. leicht abgerieben, sodann mit Acid.
salicyl. pulv. bestreut und tamponiert Unter der Einwirkung
des Salizylpulvers ließ sich der Schorf nach ein paar Tagen
leicht abheben, eine tadellose Wundfläche kam zum Vor¬
schein. Sie wurde täglich (nach geringgradiger Desinfek¬
tion und Trockentupfen) mit Methylenblau medicinale
„Höchst“ bestreut und der Farbstoff leicht eingerieben. Die
Granulation schritt sehr hübsch und rasch vorwärts, Eite¬
rung fehlte vollständig. Da versuchte ich der Abwechselung
halber Jodipsolstreupulver. Die Folge war eine starke Eiter¬
absonderung der Wunde, so daß selbst der Besitzer dessen
gewahr wurde und die Äußerung fallen ließ, daß „das blaue
Pulver bedeutend besser ist“. Es wurde wiederum verwen¬
det, die Eiterung sistierte und rasche Heilung trat ein.
Neuerdings habe ich ein Pferd mit Geschirrdruck an
der Schulter in der oben angegebenen Weise operiert und
behandelt. Das ungiftige, arsen- und chlorzinkfreie Me¬
thylenblau medicinale „Höchst“ leistet mir auch hier gute
Dienste und hilft den Erfolg sichern.
Ich möchte empfehlen, von dem Mittel auch in der
Wundtherapie fleißig Gebrauch zu machen. Es ist nach
meinen Erfahrungen ein Antiseptikum von vorzüglicher
Wirkung.
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.) (Fortsetzung).
Über Darmnähte bei den Haustieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik,
von Frey.
Frey modifizierte die Kummer’sche Naht im Jahre 1895,
indem er den Grundgedanken derselben beibehielt, ihre
Technik aber wesentlich vereinfachte. Er präpariert die
seromuskuläre Manschette nur an dem einen Darmstumpf
ab, schlägt sie zurück und vereinigt dann den suhmucösen
Schleimhautzylinder durch die entsprechende Anzahl Knopf¬
nähte mit dem andern Darmende. Hierauf klappt er die
Manschette über die erste Nahtreihe und vernäht sie wie¬
derum durch Knopfnähte mit der Darmwand. Es kommen
hier also Serosa und Muscularis aufeinander zu liegen.
[Vergl. Fig. Nr. 15 und Literaturverzeichnis Nr. 11, 14
und 30.]
Auch bei dieser Methode verwendete ich wiederum das
Jejunum und Colon vom Hund, Pferd und Bind und zwar
legte ich die Naht in jedem dieser Darmabschnitte je 10 mal.
Außerdem versuchte ich sie am Eektum eines großen und
kleinen Hundes.
Diese Naht ist nach meinen Versuchen günstiger zu be¬
urteilen als die Kummer’sche Methode. Der Hauptvorteil
der Modifikation liegt darin, daß sie rascher und leichter
anzulegen ist. Das Abpräparieren der Manschette, das außer
guten Augen 'peinliche Sorgfalt erfordert, ist nur an dem
einen Darmende auszuführen, was einen beträchtlichen
Zeitgewinn bedeutet. Das Zusammennähen des Schleimhaut-
Submucosarohres mit dem andern Darmende läßt sich'
rasch ausführen; sehr viel leichter und einfacher ist das
Überstülpen der Serosamuscularismanschette und das Ver¬
nähen derselben mit dem nun gleichsam eingeschobenen
Darmende. Die Darmart bezw. die unterschiedliche Dicke
der Muscularis spielt hier keine Eolle.
Ein Vorzug dieses Verfahrens, der ohne weiteres ein¬
leuchtet und den ich auch bestätigen kann, gegenüber dem
von Kummer liegt nach Schloffer darin, daß die
erste Nahtreihe von der Manschette überlagert wird, was
einen sicheren Abschluß der ersten Naht gegenüber der
freien Bauchhöhle gewährleistet. Der Nachteil, daß bei
dieser Methode nicht Serosa auf Serosa zu liegen kommt,
sondern auf Muscularis, scheint mir nicht hoch einzuschätzen
zu sein, da bekanntlich Wundflächen mit benachbarter
Serosa sehr leicht verkleben. Frey hat dies an 10 Ver¬
suchen an Hunden bewiesen, 9 Operationen waren von Er¬
folg begleitet.
Ein weiterer Vorzug dieser Methode besteht darin, daß
sie keine Beeinträchtigung des Darmlumens herbeiführt.
Sie scheint mir daher für die dicken, engen Därme der
Fleischfresser, bei denen andere Methoden die Möglichkeit
der Obturation verursachen, angezeigt zu sein, da sie diese
Gefahr umgeht und in ihrer Ausführung den andern Kreis¬
nähten nicht viel nachsteht. Bei den weiten, dünnwandigen
Därmen von Pferd und Rind hingegen kommt die Verenge¬
rung des Lumens durch andere Methoden wenig oder über¬
haupt nicht in Betracht. Daher verdienen bei diesen Darm¬
arten andere Nähmethoden, die weniger Zeit in Anspruch
nehmen, den Vorzug.
2. Nähte unter Zuhilfenahme von soge¬
nannten Darmknöpfen.
Äußerst zahlreich und verschieden gestaltet sind die
Hilfsmittel, die man für die zirkuläre Darmnaht erfunden
hat. Elfenbeinringe, Röhren aus Pappdeckel, Metall, Rüben,
Kartoffel oder Gummi, zylindrische Prothesen aus Knorpel¬
ringen, dekalzinierte Knochen, durchbohrte Korkstücke,
ferner Knochen- und Knorpelplatten haben Verwendung
gefunden, doch nur sehr wenige konnten sich Geltung ver¬
schaffen. In der Literatur finden wir daher nur vereinzelte
derartige Hilfsmittel beschrieben, meist erstrecken sich die
Angaben nur auf den Namen des Erfinders und auf eine
kurze Beschreibung des Hilfsmittels.
Von wirklicher Bedeutung für die zirkuläre Darmnaht
wurde lediglich der im Jahre 1892 von Murphy erfun¬
dene Knopf.
Dieser besteht aus zwei pilzförmigen Kapseln aus ver¬
nickeltem Eisenblech, welche in ihrer Mitte Hohlzylinder
bilden, die ineinander verschiebbar sind. Damit sie in jeder
Lage verharren, trägt der Hohlzylinder des einen Teiles
an einem seitlichen Ausschnitt zwei federnde, nach außen
greifende Sperrhäkchen, welche in ein im Innern des andern
Zylinders befindliches Schraubengewinde eingreifen. Die
eine Hälfte besitzt außerdem noch in ihrem Innern zwischen
Zylinder und Kapsel einen federnden Ring, der einen
dauernden elastischen Druck auf die zwischen beide Knopf¬
hälften zu liegen kommenden Darmwandungen ausüben soll. '
An den Seiten haben die Metallkapseln 4 Öffnungen, soge¬
nannte Sek^etlöcher, deren Größe dem Knopf angepaßt ist.
Sie beträgt etwa 3—4 mm.
Um nun mit dem Knopf eine Naht auszuführen, werden
zunächst beide zu vereinigende Darmquerschnitte mit je
einer. Tabaksbeutelnaht versehen, wobei man die Gekrös-
ansatzstelle besonders umschlingt. Hat man jedes Darm¬
ende über je eine Hälfte des Knopfes gezogen, so daß der
Darm über die Kapsel reicht, den Zylinder aber frei heraus¬
schauen läßt, so werden die beiden Tabaksbeutelnähte zu-
886
gezogen und verschnürt. Die pilzförmigen Kapseln des
Knopfes sind nun von je einem Darmende überzogen und
darin befestigt und die frei herausragenden zylinderförmi¬
gen Fortsätze des Knopfes brauchen nur mehr zusammen¬
gesteckt zu werden, damit die breiten eingeschlagenen
Serosaflächen der beiden Darmenden ringsum in innige
Berührung kommen. Die Breite dieser Serosaflächen be¬
trägt je nach der Größe des Knopfes 3—7 mm. Sind die
abgeklemmten Darmteile abgestorben und die Serösen ver¬
wachsen, so geht der Knopf mit dem Kote ab, was in 8 bis
14 Stunden eintreten soll.
[Yergl. Fig. Kr. 19 und Literaturverzeichnis Nr. 11, 12,
14, 18, 20, 23, 27, 28, 30.]
Die Wiedervereinigung getrennter Därme läßt sich
also, wie schon aus dieser Beschreibung hervorgeht, mit
Hilfe des Murphyknopfes rasch ermöglichen, so daß man
annehmen könnte, daß diese Methode ausschließlich Ver¬
wendung fände. Und doch ist die Anwendung des Murphy¬
knopfes, wie v. Bruns [23] schreibt, in den letzten Jahren
zurückgegangen, da er eine große Anzahl von Nachteilen
aufweist. Die reichen Erfahrungen, die in der Human¬
chirurgie mit dem Knopf gemacht wurden, hat R u b i n in
seiner Dissertation [29] folgendermaßen zusammengefaßt.
Er schreibt:
„Die Anwendung des Knopfes ist mit folgenden Ge¬
fahren verknüpft:
. 1. beide Knopfhälften können auseinanderweichen;
2. der Knopf kann zu früh durchschneiden;
3. der Knopf kann partiell durchschneiden;
4. es kann Druckdekubitus entstehen;
5. der Knopf kann auf andere Darmpartieen drücken;
6. er kann im Organismus Zurückbleiben, und zwar
a) weil er an der Anastomosenstelle sitzen bleibt,
b) weil er in den Magen oder die zuführende Schlinge
fällt,
c) weil er auf seiner Wanderung stecken bleibt;
7. er kann durch seine Schwere zu Blutungen Veranlas¬
sung geben;
8. es ist eine Verstopfung seines Lumens und damit Hem¬
mung des Speisestroms möglich;
9. die Nekrose von Verstärkungsnähten kann zur Kot¬
fistel oder Peritonitis führen.
Von diesen Gefahren können nach der Ansicht Rubins
einige jedoch sicher vermieden werden:
1. durch gute Knopfkonstruktion:
der Knopf darf keine Ecken und Kanten haben, die
Sperrhaken müssen gut funktionieren, die Eedern dürfen
nicht zu stark «und nicht zu schwach sein;
2. durch die Technik der Anlegung:
hiebei ist zu beachten, daß das Loch, in welches die
Knopfhälfte eingenäht werden soll, nicht zu groß ist,
die Nähte sollen so liegen, daß die Mucosa möglichst
wenig evertiert ist, überstehende Schleimhaut muß ent¬
fernt werden. Schließlich ist die Art des Zusammen-
pressens der eingelegten Knopfhälften zu beachten, und
zwar soll der Druck gleichmäßig von allen Seiten
Löcher sowie die Durchtrittsstelle des Zylinders zu
vermeiden;
3. durch Hilfsnähte, für die jedoch die Kegel gilt, sie
nicht vereinzelt, sondern nur zirkulär anzulegen;
4. das Verweilen des Knopfes im Körper läßt sich zwar
mit Sicherheit nicht vermeiden, jedoch sind ernste Stö¬
rungen wohl selten.
Diesen Nachteilen gegenüber konstatiert Kubin fol¬
gende schwerwiegende Vorteile im Vergleiche zur Naht:
1. größere Schnelligkeit, 2. größere Sicherheit, 3. leichtere
Asepsis.“
In der Tiermedizin fehlen uns Angaben über Er¬
fahrungen mit dem Murphyknopf vollständig. Bayer er¬
wähnt lediglich, daß Murphy selbst über eine Statistik
von 400 Tierexperimenten verfügt, ohne aber nähere Er¬
läuterungen zu geben. Mit Sicherheit jedoch darf man an¬
nehmen, daß die nachteiligen Punkte, die sich nach Kubin
in der Humanchirurgie bemerkbar machten, für die Tier¬
heilkunde mindestens in genau demselben Maße Geltung
haben. Wahrscheinlich'fallen sie aber teilweise noch mehr
als ungünstige Momente ins Gewicht.
_ (Forta. folgt.)
Referate.
%
Inlekfloas- and Invasionskrankkelten.
Casparius -Neudamm: Erfahrungen mit dem Fried-
mannschen Mittel bei der Rindertuberkulose. (Tierärztliche
Rundschau, 1921, Nr. 3, S. 38.)
In Anbetracht des immer größeren Schadens, den die Tuber¬
kulose infolge Unterernährung anrichtet und der momentanen Un¬
möglichkeit das Tilgungsverfahren im früheren Sinne wieder in
Angriff zu nehmen, entschloß sich C. in besonders geschädigten
und gefährdeten Beständen nach der Friedmannschen Methode, die
auf der Wirkung lebender Schildkrötenbazillen beruht, zu impfen.
C. hat 468 Rinder verschiedenen Alters auf diese Weise . sehnt z-
und heilgeimpft und gibt nach längerer Beobachtungsfrist bei 142
Impflingen in 5 Beständen seine Erfahrungen bekannt.
Am 21. 7. 20 wurden in einem Gute, wo schon viele Fälle von
Tuberkulose vorgekomraen waren, 71 Rindej der Tuberkulinprobe
unterzogen, 32 Tiere reagierten positiv. A. g. T. Impfung nach Fr.
Am 30. 10. Nachkontrolle mit Tuberkulol, nur 3 positive Reaktionen.
Bei diesen Tieren bestanden auch klinisch nachweisbare Verände¬
rungen in der Lunge, und in Lymphdrüsen. Am 5.12. waren nicht
nur die 29 Tiere ohne lokale klinisch feststellbare tuberkulöse Stö¬
rungen im Allgemeinbefinden und Aussehen sehr gut, auch die drei
anderen waren in fortschreitender Besserung. -Die interkurrente
Maul- und Klauenseuche-Epizootie nahm zur allgemeinen Über¬
raschung bei allen geimpften Tieren einen sehr milden Verlauf, ob¬
wohl sie sonst in bösartiger Form auf trat. Bei Wägungen am
21.12. war durchwegs eine Gewichtszunahme bis zu 3 Zentner zu
verzeichnen, auch der Milchertrag hat sich in dem Bestände um
das Drei- bis Vierfache erhöht. In dem zweiten Bestände reagier¬
ten am 18. 7. 20 von 14 Rindern 2 aut Tuberkulol und alle 14 wur¬
den a. d. T. nach Fr. geimpft. Die Kontrollimpfung am 28.11. fiel
bei allen Tieren negativ aus.; auch sonst befinden sich alle Tiere
gegenüber vorher in besserem Zustande, der Milchertrag ist ge¬
stiegen. Das dritte Gehöft hatte schon wiederholt unter Verlusten
an Tuberkulose zu leiden, der ganze Bestand von 22 Tieren aller
Altersklassen kümmerte mehr oder weniger. Am 12. 7., dem Tage
dar Fr.-Iinpfung, ergab die Tuberkulinprobe 3 positive Resultate.
Bei der Nachuntersuchung am 30.10. war der Nährzustand aller
Impflinge bedeutend gebessert, ebenso die Milchleistung, die Tu-
berkulolprüfung fiel negativ aus. Bei der am 11.11. vorgenom¬
menen Schlachtung eimes der positiven • Tiere fand sich Lungen¬
tuberkulose und Verkäsung der linken Kniefaltendrüse. C. hatte
den Eindruck, als ob alle tuberkulösen Veränderungen im Stadium
der Rückbildung wären. Im vierten Stalle waren ebenfalls schon
Fälle von Tuberkulose vorhergegangen; die am 18.7.20 an 23 In¬
sassen vorgenommene Tuberkulolprobe ergab 4 positive Reaktionen;
a. g. T. Fr.-Impfung. Die am 4.12. erfolgte Tuberkulolkontrolle
blieb bei allen Tieren negativ. Verdächtige Lymphdrüsenschwel-
lungen sind zurückgegangen. Der fünfte Bestand mit 23 Stück Vieh
ergab bei der klinischen Untersuchung und Tuberkulolprobe am
22. 7. 20 die Gegenwart von 8 tuberkulösen Stücken, darunter zwei
Kühe mit Eutertuberkulose. Die Nachkontrolle am 3.12. ließ eine
überraschende Besserung konstatieren, nur 1 Kuh reagierte noch
positiv. Irgend welche Nachteile sind bei den Imp¬
fungen Fr.s nicht aufgetreten, hingegen zeigte
sich, wie C. zusammenfaßt, in allen mittelsTuberkulol
aufgedeckten Tuberkulosefällen eine spezi-
f i s che therapeutische Wirkung. ' Me.
Erich Eb erbeck: Die Lokalisation der rotzigen
und zooparasitären Veränderungen beim Pferde und ihre
Bedeutung für die anatomische Differentialdiagnose der
Rotzkrankheit nebst Untersuchungsergebnissen über die so¬
genannte rotzige Lungenentzündung des Pferdes. (Zeitschr.
f. Veterinärkunde, Juni 1920, S. 153.)
Die Untersuchung von 340 — darunter 305 rotzkranken — Pfer¬
den, deren Obduktion E. in der Zeit vom Dezember 1915 bis No-
889
vember 1918 an der Tierseuchen-Forschungsstelle Ost auszuführen
Gelegenheit hatte, bildete die Grundlage für obige Studien. Hin¬
sichtlich der Häufigkeit und Art der Organ bet ei¬
lig un,g bei den 305 Rotzfällen stellte der Verfasser fest, daß
304 mal (99,67 %) Lunge und zugehörige Lymphknoten erkrankt
waren, nur 48 mal (15,73 %•) waren bei kranker Lunge die Lymph-
drüsen frei von Veränderungen. Das Gebiet des Schlundkopfes
war l97mal (64,59 %) ergriffen, das der Nase 189 mal (61,97 %).
Die Leber war 171mal (56,07 %) erkrankt, die Milz 157mal (51,11%),
die-Knochen 43mal (14,10 %); die äußere Haut war 40mal (13,11%)
Sitz rotziger Gechwüre, die Körpermuskulatur trug in .19 Fällen
(6,23%) rotzige Veränderungen, die Nieren waren nur 16 mal
(5,24 %) rotzig infiziert, di© Gekröslymphknoten des Darmes 5 mal
(1,64%). Im Herzmuskel, 1. Tarsalgelenk, Euter und Nebenhoden
fand sich nur je lmal (0,33 %) das Gewebe rotzkrank. Parasi¬
täre Veränderungen ließen sich bei sämtlichoh 340 Sektionen
nachweisen und zwar Knoten in der Lunge 89 mal (26,18%),
Leber 234 mal (68,82 %), Milz 3 mal (0,88 %), Lymphknoten der
Leber 10 mal (2,94%); Gekröslymphknoten 69 mal (20.29%), in
dem Dünndarm 181mal (53.23 %), Grimmdarm 138 mal (40,58 %),
Blinddarm 125 mal (36,76 %); in den sonstigen Organen waren
Knoten nur ganz selten oder gar nicht zu finden. Parasitäre Ge¬
schwüre im Dünndarm: 20 mal (5,88 %), Blinddarm 79 mal
(23,23 %), Grimmdarm 85 mal (26.76%). — Im weiteren weist E.
die Bedeutung seiner statistischen Feststellung für die anatomische
Differentialdiagnose der Rotzkrankheit nach, so ist z. B. die Lunge
in nahezu allen Fällen Sitz rotziger Veränderungen, hingegen in
26,18% der Fälle von Parasiten befallen, es wird demnach die
histologische Untersuchung etwaige Zweifel an der Diagnose lösen
müssen oder in der Schleimhaut der Nase, des Schlundkopfes, des
Kehlkopfes und der Luftröhre sind Veränderungen infolge der
Rotzinfektion häufig (bis 56 %), solche'durch Parasiten verursachte
wurden noch nie beobachtet. — Zum Schlüsse der Abhandlung
schließt sich E. auf Grund seiner Untersuchungen der Anschauung
von Schütz an, daß zwischen den typischen Rotz¬
knötchen in der Lunge und der sekundären katarrhalisch-
eiterigen Pneumonie auf rotziger Basis zu trennen ist,
wobei namentlich die letztere, als Quelle der wei¬
teren Verbreitung der Krankheit, die größte Beachtung
verlangt. _ Me.
Innere Medizin nnd Hygienie.
Tierarzt Dr. Riethus- Hessen (Braunschweig); Zur
Behandlung der Hufrehe der Pferde. (Deutsche Tierärztl.
Wochenschrift, 1920, Nr. 48, S. 570.)
In 3 Fällen von Hufrehe, die teils durch Überanstrengung, teils
durch Überfütterung verschuldet warem machte R. nach einem
Aderlässe von 4—5 Liter endovenöse Infusionen
von Natrium bicarbonicum 2—4 %ig in der Menge bis
zu 1000 ccm und glaubt damit verlässigere Wirkung erzielt zu
haben als mit der üblichen Arekolin-Injektion, denn in einem
4. Falle trat bei dieser Therapie nur ganz allmähliche Besserung
in bedeutend längerer Zeitdauer ein. Me.
890
Sondergeblete (Augen etc.).
A. Stietenroth: Chromogallin bei Augenerkran-
kungen. (Tierärztl. Rundschau, 1920, Nr. 24, S. 345.)
St. hat bei Blutergüssen und Zerreißungen im Innern des Auges,
Trübungen des Kammerwassers und der Linse durch subkutane
Injektion von Chromogallin seitlich vom inne¬
ren Augenwinkel eventuell unterhalb des erkrankten Auges
überraschend gute Erfolge erzielt. Die Dosis beträgt beim.
Pferde 6—10, beim Hunde 2—3 ccm. Me.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, DiStetlk.
Die oldenburgische Landespferdezucht.
(Tagungen der Oldenburgischen Genossen¬
schaft für Zuchthengste und des Vereins - zur
Förderung der o 1 d e n b u r g i s ch e n L an d e s p f e r d e-.
zucht.)
Ein reges Leben herrscht wieder in den oldenburgischen Züch¬
terkreisen. Die Nachwehen des langjährigen Krieges verschwinden
nach und'nach und die oldenburgischen Züchter sind vom besten .
Willen beseelt, die Wunden, die der Krieg der Landespferdezucht
verursacht hat, wieder auszugleichen und zu neuen Erfolgen auf
dem Gebiete der Pferdezucht zu schreiten. — Die Oldenburgi-
sehe. Genossenschaft für Zuchthengste hielt jüngst in Oldenburg
ihre ordentliche Mitgliederversammlung ab. Der Genossenschaft
gehören 44 Mitglieder an. Die Zahl der versicherten Hengste be¬
trägt 101 mit einer Gesamtversicherungssumme in der Höhe von
2 188 600 Mark. An Entschädigungsgelder wurden insgesamt 40 500
Mark, an Prämien 58 772 Mark erhoben. — Im Anschluß an diese
Versammlung fand dann noch eine Aussprache des Vereins der
oldenburgischen Hengsthalter statt, in der über die Höhe und Fest¬
setzung des niedrigsten Deckgeldsatzes beraten wurde. Es wurden
folgende Sätze als Mindestdeckgeld festgesetzt: a) für Stuten, die .
ein lebendes Fohlen zur Welt bringen, 500 Mark; b) für „güst“ ge¬
bliebene Stuten 150 Mark. Wer weniger als die vorstehend ge¬
nannten Mindestsätze erhebt, hat für jeden einzelnen Fall eine
Konventionalstrafe von 5000 Mark an die Kasse des Vereins der
oldenburgischen Hengsthalter zu zahlen. Von yerschiedenenHengst-
haltem wurde darüber Klage geführt, daß immer noch Stutenbe¬
sitzer auswärtige und für Oldenburg nicht angekörte Hengste be¬
nutzen, die an den Grenzen Oldenburgs aufgestellt sind. Die Kö¬
rungskommission soll ersucht werden, in derartigen Fällen mit
aller Schärfe’ vorzugehen. — Nach einem Vortrage des Amtstier¬
arztes Dr. W o h 1 e r t über „Das Güstblelben und seu- •
chenhafte Verfohlen der Stuten wurden die Züchter
auf folgendes hingewiesen: Stuten, die verfohlt haben oder „güst“
geblieben sind, dürfen nicht eher wieder den Hengsten zugeführt '
werden, als bis tierärztlich festgestellt ist, daß die Stuten frei von
übertragbaren Krankheiten sind. Die Züchter werden gebeten, im
Falle des Verfohlens der Stuten die ausgestoßene Frucht, wenn
irgend möglich, an ein bakteriologisches Institut zur Untersuchung
einzuschicken, damit die Ursache des Verfohlens einwandfrei fest-
gestellt wird. Die Stuten sind sofort in tierärztliche Behandlung ^
zu geben. Die Züchter werden noch besonders darauf aufmerksam
891
gemacht, daß im Falle der Übertragung ansteckender Krankheiten
die Besitzer der kranken Stuten für den Schaden haftbar gemacht
werden können. — Auch der Verein zur Förderung der
oldenburgi sehen Landespferdezucht hielt unter
dem Vorsitz des Frhra. v. Feydag-Doren in Oldenburg seine Mit¬
glieder- und Ausschußversammlung ab. Die Gesamtzahl der Mit¬
glieder des Vereins beträgt jetzt rund 1000. Als wichtigster Punkt
der Tagesordnung stand die Vereinigung des Vereins zur Förde¬
rung der oldenburgischen Landespferdezucht und des Oldenburger
Rennvereins zur Beratung. Von dem anwesenden stellvertreten¬
den Vorsitzenden des Oldenburger Rennverein«, Major v. Frese,
wurden zunächst die Gründe dargelegt, die eine Vereinigung der
Vereine angebracht erscheinen lassen. Er führte u. a. aus, daß
durch die Auflösung des oldenburgischen Dragoner-Regiments die
Mitgliederzahl des Oldenburgischen Rennvereins sehr zusammen-
ge^chmolzen wäre. Die Zusammenlegung beider Vereine wurde
hierauf einstimmig beschlossen. . S. M.
Die erste Dresdener Ziegenausstellung.
(G r o ß e Er f o 1 g e auf milchwirtschaftlichem und
züchterischem Gebiete. — Großes Interesse
seitens der tierärztlichen Wissenschaft.)
In der Erkenntnis, daß die Ziege auf milchwirtschaftlichem
Gebiete in Zukunft eine große Aufgabe zu erfüllen hat und daß die
früher vielgelästerte Ziegenmilch in der Ernährung als Stärkumgs-
und Heilmittel eine bedeutsame Rolle spielen wird, ist in Dresden,
unterstützt von der Tierärztlichen Hochschule und dem Landes¬
kulturrat die erste Ziegenausstellung veranstaltet worden, die mit
einem großen Erfolge auf milchwirtschaftlichem und züchterischem
Gebiete abgeschlossen hat. Die städtischen Ausstellungshallen
waren für die Ausstellung bereitwilligst zur Verfügung gestellt
worden und beim Betreten derselben bot sich dem Auge ein präch¬
tiges Bild der in langen mit Birken geschmückten Reihen stehen¬
den weißen hornlosen Saanenziegen. Selten schöne Tiere, wie man
sie in Dresden noch nicht in so großer Anzahl beisamme i gesehen
hat, zeigten, wie weit die Zucht dieser aus dem Saanetal im Ber¬
ner Oberland stammenden Edelrasse in Dresden und seiner Um¬
gebung schon vorgeschritten ist. In einer besonderen Abteilung
wurden ältere, schon abgesetzte Lämmer vorgeführt und eine wei¬
tere Abteilung brachte Böcke, Zuchtböcke und Jungböcke zur An¬
schauung. An diese Gruppe schlossen sich die gehörnten und die
farbigen Ziegen an. Man hatte diese Tiere zur Zucht zugelassen,
obgleich die Ziegenzuchtgenossenschaft Groß-Dresden als Zucht¬
ziel sich die Saanenrasse gewählt hat. Auch unter den farbigen
Ziegen gab es schöne Exemplare, und vor allem auch Tiere mit
glänzenden Milchleistungen. Leider fehlten einige der besten an¬
gemeldeten Ziegen, da infolge plötzlich ausgebrochener Maul- und
Klauenseuche in letzter Stunde ein Verbot erging, daß die von
auswärts gemeldeten Ziegen nicht angenommen werden dürften. —
Besonderes Interesse erweckte die Sammlung wissenschaftlicher
Anschauungsgegenstände aus der Tierärztlichen Hochschule, die
die Institutsdirektoren Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Baum und
Medizinalrat Prof. Dr. Richter zusammengestellt und der Aus¬
stellungsleitung überlassen hatten. Verschiedene Gehörne keltisch-
germanischen Ursprungs, Säbel- und Schraubengehörne, solche
mazedonischer Ziegen, Skelette, Gebisse in allen Lebensaltern.
892
Präparate inaierer Organe u. a. waren ausgestellt. An der Hand
dieser Gegenstände hielt Dr. Göt-ze, Assistent an der Abteilung
für Tierzucht und Geburtskunde der Tierärztlichen Hochschule zu
Dresden, interessante Vorträge. Er wies darauf hin, daß sich die
Tierärztliche Hochschule gern bereit gefunden habe, für die erste
Dresdener Ziegenausstellung eine wissenschaftliche Abteilung zu¬
sammenzustellen. Die ausgestellten wertvollen Präparate ent¬
stammten zu einem großen Teile der Sammlung des unter der
Leitung von Medizinalrat Prof. Dr. Richter stehenden Instituts
für Tierzucht und Geburtskunde sowie aus dem anatomischen In¬
stitut der Tierärztlichen Hochschule. Mit der Steigerung der in
der Ziegenzucht niedergelegten wirtschaftlichen Werte sei auch
das wissenschaftliche Interesse mehr als früher auf diesen Zweig
der Tierzucht gelenkt worden. Erfreulich sei, daß ein großer Teil
der Ziegenzüchter durch Einsendung von totem und lebendem Ma¬
terial, durch gewissenhafte Zuchtbuchführung usw. sich eifrigst
bemüht, zur Lösung noch schwebender Fragen in der Ziegenzucht
beizutragen. An der Hand eines Teiles der von Regierungsveteri-
’närrat Dr. Augst in Kamemz dem Tierzuchtinstitut schenkungs¬
weise überlassenen Schädel- und Gehörnsammlung konnte die Ab¬
stammung der heutigen Hausziegen erläutert werden. Ferner wur¬
den Gebärmuttern von Ziegen in verschiedenen Stadien vorgeführt
und- eine Gebißsämmlung unter Anleitung zur Altersbestimmung
bei Ziegen gezeigt. Schließlich wurden an einer größeren Zahl von
Präparaten die Kennzeichen der bei Ziegen häufig auftretemden
Zwitterbildung eingehend erläutert. — Einen hochbedeutsamen
Vortrag hielt ferner Tierzuchtinspektor Dietrich, der sich um
die Entwicklung und Förderung der Ziegenzucht in Sachsen große
Verdienste erworben hat. Er sprach über die „Beurteilung der
Ziegen“ und erläuterte an lebenden Tieren deren Vorzüge und
Mängel, belehrte die Züchter, wie durch sachgemäße Haltung und
Innehaltung .des Zuchtzieles Erfolge, wie sie die Ausstellung bot,
erreicht werden und regte zu weiterem Eifer an. Die zahlreichen
Zuhörer konnten sich durch Vorführung mustergültiger und fehler¬
hafter Tiere von den mannigfachen Schäden der Verwandtschafts¬
zucht, der einseitigen Stallhaltung und sonstigen Zuchtfehlern
überzeugen und erkennen, wie es möglich ist, neben der Erhaltung
der Milchleistung auch das Äußere der Tiere zu verbessern. Be¬
sonderen Wert soll der Züchter auf die Widerstandskraft der Zucht¬
tiere legen, die vor allem bei den Böcken stets in den Vordergrund
zu treten haben. — Die Durchführung der Ausstellung war tadel¬
los. Die Ziegen stände® in weißen, sauberen Ständen, breite Gänge
gestatteten ein bequemes Besichtigen der Tiere. Gut saugende
Torfstreu sorgte für Sauberkeit und beseitigte jeden Geruch. Der
Besuch war ein außerordentlich reger. Gegen 100 Studierende der
Tierärztlichen Hochschule besuchten die Schau unter Führung des
Medizinalrates Prof. Dr. Richter, der die große Anzahl der
ausgestellten Tiere als willkommenes Anschauungsmaterial zu ein¬
gehenden Studien benutzte. Zu erwähnen ist noch die auf der
Ausstellung etablierte Molkerei, durch die alle auf der Ausstellung
gewonnene Milch zu Kostproben abgegeben wurde.. — Bei der
Prämiierung konnte eine große Zahl Aussteller mit wertvolle®
Preisen bedacht werden, ein Zeichen, daß die Ziegenzucht bedeu¬
tende Fortschritte gemacht hat und die Mitglieder der Ziegenzucht¬
genossenschaft Groß-Dresden, die die lehrreiche Ziegenschau ver¬
anstaltete, großen Fleiß auf die Ausstellung verwendet haben. Die
893
sächsische Regierung wie auch die Stadt Dresden hatten mehrere
Staats- und Stadtehrenpreise gestiftet. Beim Preismelken wurde
je ein erster Preis für beste weiße Milchziege und für beste braune
Milchziege verteilt. — Die erste Dresdener Ziegenausstellung hat
den Beweis erbracht, daß'die Züchter auf dem richtigen Wege sich
befinden, eine Ziege zu züchten, deren Leistung auf dem milch-
wirtschaftlichen Gebiete noch mehr gesteigert werden kann. Die
Wissenschaft muß hierbei den Züchtern die richtigen Wege weisen.
S.M.
Hochschulnachrichten.
Verzeichnis der Vorlesungen für das tierärztliche Studium an dm*
Universität Gießen während des Wintersemesters 1921/22.
Dr. Küster: Morphologie u. Systematik der niederen Pflan¬
zen mit besonderer Berücksichtigung der praktisch wichtigen
Arten, 2st. — Nachfolger von Dr. Spengel: Zoologie und ver¬
gleichende Anatomie II. Teliil, 5st. — Dr. Erhard: Einführung
in die Tierpsychologie, Ist. — Dr. Loos: Naturgeschichte der
wichtigeren Parasiten des Menschen und der Haustiere, Ist. —
Dr. König: Experimentalphysik, I. Teil, Optik, Elektrizität, 5st.
— Dr. König, Dr. U 11 e r und Dr. C e r m a k: Physikalisches
Praktikum für Mediziner u. Veterinärmediziner, 3st. — Dr. Elbs:
Organische Experimentalchemie, 5st. — Dr. E 1 b s u. Dr. Brand:
Chemische Übungen für Mediziner und Veterinärmediziner, 6st. —
Dr. Brand: Untersuchung von Trinkwasser und Harn, Ist. —
Dr. Martin: Systematische und topographische Anatomie des
Pferdes, 5st. — Dr. Martin und Dr. Schauder: Präparier¬
übungen I an Haustieren, 10st., Präparierübungen II an Haustieren
einschl. Exenterierübungen, lOst. — Dr. Schauder: Allgemeine
Anatomie und allgemeine Entwicklungsgeschichte der Haustiere,
2st.; Vergleichende Knochen- und Bänderlehre der Haustiere, 2st.;
Ausgewählte Teile aus der angewandten Anatomie der Haustiere
einschl. Situs der Eingeweide, 2st.; Bau und Leistungen des Haus¬
tierkörpers, II. Teil (f. Landwirte), 2st. — Dr. B ü r k e r: Animale
Physiologie, 5st.; Praktikum der animalen Physiologie, 3st.; Phy¬
siolog. Kolloquium, 2st.; Physiolog. Untersuchungen, tägl. — Dr.
•Feulgen: Physiolog. Chemie, 3st.; Praktikum der vegetativen
Physiologie, 3st. — Dr. Bostro.em: Allgemeine Pathologie und
pathologische Anatomie, 5st. — Dr. Olt: Spezielle pathologische
Anatomie der Haustiere, 5st.; Patholog.-anatom. Demonstrationen
und Sektionen: Fleischbeschau mit Demonstrationen, Ist.; Nah¬
rungsmittelkunde und Milchuntersuchungskurse, 2st.— Dr. Gep-
p e r t: Pharmakologie und Toxikologie, I. Teil, 2st.; Pharmazeu-
tisch-pharmakognostischer Kursus für Veterinärmediziner, 2st. —
Dr. Pfeiffer: Chirurg. Klinik, 5st.; Spezielle Chirurgie, 4st.;
Operationskursus, 2st.; Hufbeschlagkursus, 2st.; Gerichtliche Ve¬
terinärmedizin. 2s.t. — Dr. Zwick: Mediz. Klinik, 5st.; Spezielle
Pathologie u. Therapie, I. Teil, 4st.; Klin. Propädeutik m. Übungen
in der Untersuchungstechnliik, 2st.; Kursus der mikroskop.-chemi¬
schen Untersuchungen, Ist. — Dr. Kn eil: Poliklinik (ambulator.
Klinik), tägl.; Geburtshilfe, 3st.; Geburtshülfl. Kurs, 2st.; Viehver¬
sicherungswesen, Ist.; Besprechung poliklin. Fälle, Ist. — Dr.
M o d d e: Fleischbeschau mit besond. Berücksichtigung der Ge¬
setzgebung, Ist.; Schlachthofkunde mit Demonstrationen, Ist.;
Untersuchungstechnik in der Fleischbeschau, 2st. —,Dr. Go t -
894
schlich: Allgemeine, experimentelle u. soziale Hygiene, I. Teil,
4st. — Dr. Huntemüller: Mikrobiologischer Kurs für fortge¬
schrittene Mediziner und Veterinärmediziner, 4st. — Dr. Gise-
vius: Enzyklopädie der Landwirtschaft, II. Teil, 2st.; Molkerei¬
wesen, 2s t. — Dr. Krämer: Spezielle Tierzucht, 4st.; Zuchtwahl
und Beurteilung der Tiere, 2st.; Die öffentlichen Maßnahmen znr
Förderung d. Tierzucht, Ist.; Anleitung zu wissenschaftl. Arbeiten,
halbtäg.; Der Darwinismus im Lichte züchterischer Erfahrung,
Ist. — Dr. Kleberger: Tierernährungslehre und Fütterungs¬
lehre, 4st. _
Verzeichnis der Vorlesungen und Übungen der Tierarzt). Hoch¬
schule zu Berlin im Winterhalbjahr 1921/22.
1. Dr. Fröhner, Geh. Reg.-Rat, o. Prof.: Spezielle Patho¬
logie und Therapie, 4st.; Mediz.-forens. Klinik f. gr. Haustiere, ;
12st.; Propädeutik d. med. Klinik, viermal wöchentl.; Anleitungen
zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 2. Dr. Schmält z. Geh. Reg.-
Rat, o. Prof.: Vergleichende Anatomie, 3st.; Anatomie des Pferdes,
8st.; Anatom. Präparierübungen, tägl.; Exenterierübungen 4st.; ■
Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 3. Dr. Eber-
lein, Geh. Reg.-Rat. o. Prof. Spezielle Chirurgie einschließlich
Augenheilkunde, 6st.; Chirurg. Klinik f. gr. Haustiere, 12st.; Ope-?
rationskursus, 4st.; Propädeutik d. Chirurg. Klinik, viermal wöchent-
lieh; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 4. Dr. Re- A
genbogen. Geh. Reg.-Rat, o. Prof.: Pharmakologie u. Toxiko- -?
logie, 3st.; Arzneiverordnungslehre, Ist.; Geflügelzucht u. Geflügel- -i
krankheiten, Ist.; Klinik u. Poliklinik f. kl. Haustiere, Ist,; Pro- *
pädeutik d. Klinik f. kl. Haustiere, zweimal wöchentl'.; Anleitungen *
zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 5. Dr. Frosch, Geh. Med.- I
Rat, o. Prof.: Bakteriologie der Tierseuchen, 3st.; Bakteriol. Kur- J
sus, lOst.; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 6. Dr. *
Schroeter, o. Prof.: Organische Chemie, 6st.; Chem. Übungen, ■
12st.; Leitung wissenschaftl. Arbeiten auf dem Gebiete d. Chemie,
täglch. — 7. Dr. C r e m e r, o. Prof.: Physikal. Physiologie, 5st.;
Physiolog. Übungen, 4st.; Leitung wissenschaftl. Arbeiten auf dem
Gebiete der Biologie, tägl. — 8. Bongert, o. Prof.: Ordentliche j
Fleischbeschau u. Fleischbeschaugesetzgebung, 3st.; Kursus der
Fleischbeschau, 2st.; Kursus der ordentlichen Fleischbeschau und
Schlachthauskunde auf dem städt. Schlachthofe, 4st.; Anleitungen
zu wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 9. Dr. Schot tler, o. Prof.: •>
Geburtshilfe, 4st.; Geburtshilfl. Kursus, 2 st.; Bujatrische u. Am- a
bulator. Klinik, tägl.; Allgem. Tierzuehtlehre, 2st.; Landwirtschaft-
liehe Betriebslehre, 2st.; Anleitungen zu wissenschaftl. Arbeiten, ]
täglich. — 10. Dr. N e u m a n n, o. Prof.: Poliklinik f. gr. Haus-
tiere, 12st.; Krankheiten des Hufes, 2st.; Hufbeschlags- und Huf-
Operationskursus, lOst.; Fütterungslehire, 3st.; Anleitungen zu
wissenschaftl. Arbeiten, tägl. — 11. Dr. N ö 11 e r, o. Prof. ^Patho¬
logische Anatomie, 6st.; Obduktionsübungen, tägl.; Anleitungen L -
zu wissenschaftl. Arbeiten, täglich. — 12. N. N.: Seuchenlehre und j
Veterinärpolize'i, 4st. — 13. Dr. M[i eh e, o. Prof. d. Landw. Hoch- i
schule: Anatomie u. Physiologie d. Pflanzen, 3st. — 14. Dr. von
Baey er, o. Prof. d. Landw. Hochschule: Physik, 3st. — 15. Dr. ^
K n u t h, Prof., Vorsteher d. Tropenabteilung am hygien. Institut: J
Übungen in der Protozoenkunde; Arbeiten im Laboratorium für
Tropenhygiene. — ; 16. Dr. Drahn, Priv.-Doz., Prosektor: Aus-
gewählte ^apitel aus der Embryologie, Ist. — 17. Dr. Bier- sj
bäum: Prlv.-Doz., Oberassistent: Schutzimpfung und Serum¬
therapie, Ist. — 18. K i e h n, Apotheker: Pharmazeutische Übun¬
gen. — 19. Dr. Seuffert, Oberassistent: Einführung in die
physiolog. Übungen. — 20. Dr. Frhr. vonButtlar, Oberassist.:
Einführung in die Chemie. — 21. Dr. Mann, Oberassist.: Übungen
mit dem Augenspiegel; Kursus in der Massage u. Verbandlehre.—
22. Dr. Schwärzei, Oberassist.: Kursus der Auskultation und
Perkussion.
Portbildungskursus für praktische Tierärzte in Dresden.
In der Tierärztlichen Hochschule Dresden
wird vom Dienstag den 11. Oktober nachmittags 8 Uhr ab bis
Sonnabend den 15. Oktober 1921 ein Fortbildungskursus
für praktische Tierärzte' abgehalten.
Es liest: Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. Schmidt: 1. Aus-
gewählte Kapitel aus der inneren und gerichtlichen Tiermedizin,
2 Stunden; 2. Bien'enkrankheiten (mit Lichtbildern und Demon¬
strationen), 2 Stunden. — Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. K 1 i m -
raer: Ausgewählte Kapitel aus der Serumtherapie, 2 Stunden. —
Herr Reg.-Veterinärrat Prof. Dr. Weber: Ausgewählte Kapitel über
Rinderkrankheiten, 2 Stunden. — Herr Med.-Rat Prof. Dr. Rich-
t e r: 1. Vererbungslehre, 2 Stunden; 2. Embryotomie, 2 Stunden. —
Herr Privatdozent Dr. Haupt: 1. Ausgewählte Kapitel aus der
Serumtherapie, 4 Stunden; 2. Praktische Serodiagnostik mit De¬
monstrationen, 2 Stunden. — Herr Obermed.-Rat Prof. Dr. Joest:
1. Ausgewählte Kapitel aus der patholog. Anatomie, 5 Stunden;
2. Sektionsübungen, 2 Stunden.
Sterilitätskurse an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden.
Die nächsten beiden Sterilitätskurse finden Montag und Diens¬
tag den 10. und 11. bezw. 17. und. 18. Oktober dieses Jahres für
je 25 Teilnehmer (vor und im Anschluß an den Fortbildungskursus
fÜT Tierärzte) statt. Beginn Montag früh 8 Uhr im Hörsaal VII;
Kosten je 80 Mark. Anmeldung beim Institut für Tierzucht und
Geburtskunde in Dresden-A., Zirkusstraße 40.
Dresden, den 20. September 1921.
Prof. Dr. Richter.
Personalien.
Amtstierärztlidier Dienst: Vom 1. Oktober Ifd. Js. ab wurde
der Bezirkstierarzt von Neunburg v. W., Dr. Kreutzer, zum
Veterinärrat im Staatsministerium des Innern befördert, der Bezirks¬
tierarzt von Tirschenreuth, Hupfauf, nach Neumarkt i. Opf.
versetzt.
Städtischer amtstierärztlidier Dienst: Die Wahrnehmung der
amtstierärztlichen Geschäfte im Stadtbezirk Traunstein wurde ab
1. Oktober lfd. Js. dem Bezirkstierarzt Dr. Wilhelm Pschorr von
dort übertragen.
Erledigt : Die Bezirkstierarztstelle in Tirschenreuth und Neun¬
burg v. W. Bewerbungsgesuche sind bis 17. Oktober Ifd. Js. bei
der für den Wohnsitz des Bewerbers zuständigen Regierung,
K. d. I., einzureichen.
896
Als Assistent eingetreten: Seit Mitte Juli lfd. Js. Dr. Emil
Meller bei Distrikts- und Grenztierarzt Dr. Wirt hl in Burg¬
hausen a. S.
Niederlassung als prakt. Tierarzt: Dr. Anton Siebinger
in Schwabmünchen. .
Benachbartes Ausland: Tierarzt Wilhelm August in Jerm-
nitz zum prov. Tierarzt für die Slowakei ernannt. — Ludwig
Sch midier, Staatsveterinärinspektor in Bregenz wurde als Fach¬
mann in den Landeskulturrat für Vorarlberg berufen. — Dr. Eud.
Dostdl, Privatdozent der Universität Brünn, zum a. o. Professor
für Botanik an der Tierarzneihochschule dortselbst. — Dr. Anton
Klobouk, Adjunkt der Tierarzneihochschule und Privatdozent in
Brünn zum a. o. Professor für Bujatrik. — Dr. Franz Sevcik,
Adjunkt dieser Hochschule und Privatdozent zum a. o. Professor
für Bakteriologie ernannt.-
Bttcherschan.
Lehrbuch der Arzneiverordnungslehre für Tierärzte. Von Eugen
Fröhner, Dr, med. und Dr. med. vet. h. c.. Geh. Regierungs¬
rat und ord. Professor, Direktor der mediz. Klinik der Tierärzt¬
lichen Hochschule in Berlin. 5. verbesserte Auflage. Mit 14
Abbildungen. Stuttgart,- Verlag von Ferdinand Enke, 1921.
Preis geh. Mk. 48.—.
Bei der Bearbeitung der vorliegenden 5. .Auflage ergaben. sich
insofern Schwierigkeiten, als ja die Neuausgabe des Deutschen
Arzneibuches zwar höchst notwendig ist, aber doch wohl erst in
einigen Jahren erscheinen dürfte. Um so mehr ist es dem Ver¬
fasser zu danken, daß er sich, nachdem die 4. Auflage schon seit
längerer Zeit vergriffen war, nunmehr doch zur Neubearbeitung
dieses für den Tierarzt so außerordentlich wichtigen Buches ver¬
stand. Leider ist der Anhang „Tierärztlich - chemische Unter¬
suchungsmethoden“, der wegen seiner Kürze und Gediegenheit
besonders auch bei den Studenten sehr beliebt war, im Interesse
der Kürze weggeblieben. Dafür hat das Werk selbst viel Neues
erfahren. Die meisten Kapitel wurden ergänzt, sodann sind die
neuen reicbsgesetzl'iichen Bestimmungen über die Abgabe stark
wirkender Arzneimittel (Ergänzungsvorschriften vom 12.11.20),
sowie die neuen landesgesetzlichen Vorschriften über die amtliche
Beaufsichtigung der tierärztlichen Hausapotheken in den einzelnen
Bundesstaaten, also auch für Bayern, ineu aufgenommen worden.
.Die Arznelitaxe für 1921 ist auszugsweise wiedergegeben; bekannt¬
lich ist leider inzwischen schon wieder eine Ergänzung mit noch
höheren Preisen notwendig geworden. — Das Buch ist in seiner
bekannten Gediegenheit und praktischen Anordnung ein unent¬
behrlicher Bestandteil unserer tierärztlichen Bibliothek. Ma.
Fleisch- und Nahrungsmittelkontrolle. Ein Lehrbuch von Dr. A.
M o e 11 e r, weiland Polizeitierarzt in Düsseldorf, herausge-
geben von Dr. H. R ie v e 1, ord. Professor an der Tierärztlichen
Hochschule Hannover. I. Band. Mit 80 Abbildungen. Hannover,
Verlag von M. und H. Schaper, 1921. Preis broch. Mk. 44.—,
geb. Mk. 56.—.
Mit dem vorliegenden Buch wird einem dringenden Bedürfnis
abgeholfen, denn die Kontrolle unserer Nahrungsmittel, soweit
hierbei Fleisch verwendet witd, ist ja bekanntlich durch die
897
\
Fleischbeschau zwar eingeleitet, allein durchaus noch nicht be¬
endigt, da ja auch nach dieser Beschau diese Ware dem Ver¬
derben. anheimfallen und so Gesundheitsschädigungen nach sieh
ziehen kann. Das vorliegende Lehrbuch liegt zunächst im I. Bande
vor; es besteht aus zwei Hauptteilen, von denen der erste sich
mehr auf die Bestimmungen und die Durchführung solcher bezieht,
also mehr politischer und auch gerichtlicher Natur ist, während
der zweite uns dann den wissenschaftlichen Teil vorträgt. Der¬
selbe handelt zunächst von den Schlachttieren und bringt u. a. die
Untersuchung des' frischen Fleisches auf Verdorbenheit und Ge¬
sundheitsschädlichkeit, auf Nachmachung und Verfälschung, sowie
die Untersuchung des zubereiteten und konservierten Fleisches
nach jeder Hinsicht erschöpfend. Endlich ist auch noch ein be¬
sonderer Abschnitt der Beaufsichtigung des Gewerbebetriebes des
Fleisches gewidmet. Alle Teile sind gleich mustergültig durch¬
gearbeitet und bringen uns alles, was wir über die Materie wisssen
sollen. Eine Anzahl gut gelungener Abbildungen erläutern den
Text in dankenswerter Weise. Papier und Druck sind von her¬
vorragender Qualität. — Da, wie- schon gesagt, dias Werk eine
empfindliche Lücke gerade in der vorliegenden Disziplin ausfüllt,
so dürfte nach dem Gesagten eine Empfehlung unnötig .Sein.
Ma.
Eingesandt.
Dringend wichtig für Landwirte und Tierhalter!
Mit Recht ist nach dem heutigen Stand unserer Nahrungsmittel¬
beschaffung, die Bewegung auf dem Gebiete der Futterbeschaffung
und speziell die Verwertung der Lupine, welche für die Versor¬
gung der Eiweißstoffe für die tierische Ernährung von ausschlag¬
gebender Bedeutung ist, ein ernster Gegenstand fachmännischer
Erörterungen.
Es kommt aber nach praktischen Gesichtspunkten für die Land¬
wirte darauf an, die Lupinen auf den billigsten Wegen so zu ent-
bittern, daß diese keine schädlichen Nachwirkungen bei ihrer Ver-
fütterung zur Folge haben dürfen. Spekulative Geist'er versuchen
die Lage solcher Erscheinungen auszunutzen und ich verweise
hier kurz auf meine Erfahrungen, die ich mit der Lohnentbitterung
gemacht habe.
Die 1 Entbitterung betrug im vorigen Jahr zirka Mk. 40.— pro
Zentner, so daß ich für zirka 200-Zentner Lupinen zu entbittem
8000 Mark bezahlt habe. Natürlich kommen dazu die heute ins
Gewicht fallenden Verlade- und Transportkosten und die Abnutzung
der Säcke sowie auch der Vertausch mit minderwertigen Lappen
soll hier nur gestreift werden. Zu diesen landwirtschaftlichen Be¬
trachtungen ist noch ganz besonders in Erwägung zu ziehen, daß
solche Lohnentbitteru/ttgsanlagen 30 Prozent von der zur Entbitte¬
rung angelieferten Menge Lupinen als Verluste abziehen.
Mithin ist mit den auf diese Weise entbitterten Lupinen ejit
wirtschaftlicher Nutzen nicht zu erwarten, da die Unkosten den
ganzen Wert der Lupinen verschlingen. Auch die bis dahin be¬
kannten Entbitterungsanlagen können der praktischen Landwirt¬
schaft nicht empfohlen werden, da sie viel zu kompliziert und vor
allen Dingen einen großen Kostenaufwand verursachten — die
Apparate kosteten 10—20 000 Mark —, der in keinem Verhältnis
zu den erzielten Vorteilen stand. Diese teueren Apparate waren
mehr eine Spekulation auf die Geldbörse des Landwirtes und
weniger Hilfsmittel zur Steigerung des Reinertrages.
Die Lupinen werden am einfachsten nach dem Löhnertschen
Verfahren entbittert und zwar werden sie ins kochende Wasser
geschüttet und 30—40 Minuten gekocht und darauf 10—12 Stunden
unter zwei- bis dreimaliger Erneuerung des Wassers kalt gelaugt.
Auf diese Weise erreicht man je nach Länge des Kochprozesses
und der darauf folgenden Wässerung eine vollständige Entbitte¬
rung der Lupinen, die dann für alle Tiergattungen mit Vorteil ver¬
füttert werden können, und spart vor allen Dingen an Nährstoffen,
weil bei diesem Verfahren mit den geringsten Nährstoffverlusten
zu rechnen ist.
Kurz möchte ich noch hervorheben, daß die Lupinen ein be¬
sonderes spezifisches Kraftfuttermittel darstellen, was noch allge¬
mein zu wenig erkannt st.
Die Gesellschaft „Marsa“, Deutsche Land- und Volkswirtschaft¬
liche Bedarfsmittelversorgung, G. m. b. H., Berlin W 66, hat jetzt
einen Apparat der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, der nur
2000 Mark kostet und überall aufgestellt werden kann und keine
teuren Montagekosten verursacht. Der Apparat ist so einfach und
handhablich, daß ich ihn jedem Tierhalter dringend empfehlen
kann. Nicht nur für die Lohnentbitterung ist der Apparat von
fortschrittlicher Bedeutung, sondern er kann auch für alle anderen
Kochzwecke benutzt werden.
Der Apparat hat besonders die Vorzüge, daß die Lupinen ge¬
schlossen in dem aus verzinktem Sieb hergestellten Behälter auf
einmal eingetaucht und gekocht werden können. Das Entfernen
der gekochten Lupinen ist wiederum durch die Herausnahme des
ganzen Behälters sehr einfach, welcher gleich in das bereitgestellte
Gefäß hineingestellt werden kann. Da aber zu dem Apparat zwei
solcher Einsätze mitgeliefert werden, so kann, um die Wärme aus¬
zunutzen, durch das Einsetzen dieses gleich weiter gekocht werden.
Haben die Lupinen auch hier 30—40 Minuten gekocht, so wird
mittels eines am Boden befindlichen Ablaßventils das heiße Wasser
herausgelassen und durch kaltes ersetzt, um gleich in demselben
Apparat das Auswässern vornehmen zu können.
Angesichts der dargelegten Umstände auf dem Gebiete der
Lupinenentbitterung kann ich diesen Apparat ausschließlich im
Interesse der Sache jedem Tierhalter aufs Beste empfehlen, denn
er bietet Vorteile, welche durch ähnliche Bestrebungen bis jetzt
nicht im Entferntesten erreicht sind. Er stellt eine Errungenschaft
langgehegter Bedürfnisse der praktischen Landwirtschaft dar.
Administrator Schulze, Rosenwinkel b. Wutike.
Notiz. Die Farbenfabriken vorin. Friedr. Bayer & Co.,
Leverkusen b. Köln a. Rh. übernehmen mit dem 1. Oktober ds. Js.
den Vertrieb der Caporit-Präparate, die von der Chemischen
Fabrik Griesheim-Elektron, Frankfurt a. Main hergestellt werden
und die sich in kurzer Zeit infolge ihrer Desinfektions- und Heil¬
kraft einen vorzüglichen Ruf erworben haben. Bestellungen werden
von der Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., ausgeführt.
Tierarzt, Wintersemester 1920/21 approbiert, sucht
Praktikantenstelle
bei einem Bezirkstierarzt. Angebote an Tierarzt Lachenmayr f
Salgen (Post Pfaffenhofen).
899
Der ansteckende Scheidenkatarrh
weicht schnell der „Bissulm“-Behandlung.
. Bissulin-Behandlung bewährt, wenn andere Be¬
handlungsmethoden im Stiche ließen.“ T.Rundsch.i909,Nr.a9.
„ . . weit mehr als 1000 Tiere jeglichen Alters mit
„Bissulin“ . . behandelt.“ Münchener T. W. 1911, Nr. 15.
„. . Nachteile, die manchen anderen Präparaten an¬
haften, sind bei „Bissulin“ nicht vorhanden.“ t. r. 1912, Nr. 44.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
chem.'Fabrik, Aachen 25. Den Rheinzoll trage ich.
fil 1
a
C a p o r i t
Ab 1. Oktober 1921 übernehmen die Farbenfabriken vorm.
Fried r. Bayer & Co., Leverkusen b. Köln a. Rh. den Ver¬
trieb der von der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron,
Frankfurt a. Main, erzeugten und in der Praxis als Desin¬
fektions- und Heilmittel vorzüglich bewährten
Caporit-Präparate.
Bestellungen sind zu richten an die Septoforma G. m. b. H.,
Köln a. Rh., Eifelstr. 21. / Chemische Fabrik Griesheim-
Elektron, Frankfurt a. Main. / Farbenfabriken vorm.
Friedr. Bayer & Co., Leverkusen b. Köln a. Rh.
[■1- ■ _ _ ■— ■
■
Erfahrener Tierarzt sucht für 15. Oktober Stelle als
Vertreter oder Assistent,
womöglich für länger. Gelegenheit mit weitgehender chirurgischer
Betätigung (Pferdelazarett) bevorzugt. Gefl. Angebote sind unter
P. 31 an die Schriftleitung dieses Blattes zu richten.
Hssistent gesucht,
der neben Gehalt Wert auf Anleitung durch erfahrenen Tierarzt
legt, für kleine oberbayerische Praxis zum 1. November. Offerten
unter Nr. 101 an die Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
zur Bekämpfung des ansteckenden
Scheidenkatarrhs
der Rinder.
Dosis: 16—20 Stäbchen bis zur Abheilung
Dauer der Behandlung: 2-3 Wochen
Packungen: s n s Ä ackung lir -. 1 enlhaUerHl Mk. 18
Originalpackung Nr. II enthaltend
250 Stäbchen nebst leerer Schachtel zum »§■_ am
E infüllen von 20 Stäbchen UDd Mit- lUllf J||j
nehmen auf die Praxis.Iflll» LIU
Literatur: Dr. Busch, Nürnberg ,,Tierärztl. Rundschau“, 1921, Nr. 25.
Dr. vV. Wirthl, Burghausen a. S. „M.-T.-W.“, 1921, Nr. 26.
Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung.
Forheniabriken vorm. FM. Bayer & Co.,
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen b. Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., Eifelstr. 21.
901
Creolin
anerkannt bestes Desinfektionsmittel für Haus und Stall.
Bestes Viehwaschmittel. Eine gründliche Stalldesinfektion ist
die beste Abwehr bei Maul- und Klauenseuche.
Ersatzmittel weise man stets zurück,
um sich vor Schaden zu bewahren.
Man verlange gratis und franko die Broschüren „Gesundes Vieh“
und die häusliche Gesundheitspflege“ direkt von
Creolinfabrik Ottomar Quandt, Hamburg 11.
dP
k • Infolge bedeutender Preissteigerung der
(TV ^ wichtigsten Rohstoffe (insbesondere Jod)
mußten die Preise meiner vet.-med.
k i - Präparate ab 15. September um
ca ' 20 ° /o
'-‘V* erhöht werden.
V Chemisch. Laboratorium
J- Schürholz,
l "[ _ X Köln a. Rh. 72.
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewöhrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit. Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., fi-m-nx
m Hannover
= Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medlzinal-Drogengroflhandlung. ^
•^Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.^li
V. .
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra-
hlerender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann. Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Aubing
Pharm. Hbteilung
904
Korbsessel
Klubsessel mit Wulst (laut
Abbldg.) nur Ji 135.— ; weiß
oder ff. japanbraun gebeizt.
Klubsofa, dazu pass. A 285.—.
Korbtisch, dazu pass. M 145.—.
Blumenkrippe, dazu passend
Ji 135.—. Bücherständer mit
3 Etagen, 115cm hoch Ji 215.—.
KORBMÖBELFABRIK
„Mercedes“
II
An uns unbekannte Besteller
Lieferung franko gegen Nachn.
oder Vorauskasse. Aus bestem
Rohmaterial zu eleganten u. be¬
quemen Formen verarbeitet,be¬
friedigen sie jeden Käufer und
wiegen scheinbar billigere Kon¬
kurrenzfabrikate reichlich auf.
LORCH (Württ.) Post 66.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Schriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2. ?
Maul- n. Klauensßacbe
wird wirksam vorgebeugt und be
kämpft durch Desinfektion mit
acillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Vlehzncht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen.
Das ausführliche Verzeichnis unserer Herren Mitarbeiter am Kopfe des Blattes
können wir leider wegen des unter den gegenwärtigen Papierverhältnissen allzu
kostbaren Raumes nur von Zeit zu Zeit unseren Herren Lesern zur Kenntnis bringen.
Die Schriftleitung.
72. Jahrg. München, den 11. Oktober 1921. Nr. 41.
Inhalt:
Originalartikel: Ertl. — Frieß. (Forts, und Schluß.) — Referate. — Tierärzt¬
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes.— Hochschulnachrichten. —
Personalien. — Bücherschau.
Homblan und seine Verwendung in der Tierheilkunde.
Von Dr. Ertl, Tierarzt, Ziemetshausen.
Veterinär- und Humanmedizin verwenden schon seit
längerer Zeit mit günstigem Erfolg in der Therapie Anilin¬
farbstoffe und zwar äußerlich in der Chirurgie als auch
innerlich zur Desinfektion des Darmtraktus und außerdem
parenteral, zur Desinfektion des ganzen Organismus. Ihr
Giftwert gegen das Körpergewebe ist viel geringer als bei
direkter Einwirkung auf Bakterien. In letzter Zeit hat sich
namentlich das Methylenblau allein oder in Verbindung
mit anderen Stoffen einen beachtenswerten Platz zu erringen
und bis heute zu behaupten gewußt. Ein solches, jedoch
verbessertes Präparat, ist das von den chemisch-pharma¬
zeutischen Werken in Bad Homburg in den Handel ge¬
brachte „Homblau“, welches sich aus Methylenblau und
saurem phosphorsaurem Natron zusammensetzt.
Die ersten Versuche, die mit Methylenblau angestellt
wurden, stammen aus dem Jahre 1913 bei Bekämpfung der
Schweineseuche und Schweinepest (B. T. W. 1916 Nr. 22)
und zeigten derartig günstige Resultate, daß das Indikations¬
gebiet auch auf Mischinfektionen ausgedehnt wurde (D. T.
W. 1918 Nr. 46). Ferner wurden Versuche unternommen
bei Kälberruhr, seuchenhaftem Verkalben, Maul- und
Klauenseuche, Fohlenlähme, Borna’scher Krankheit, Euter¬
entzündung, hämorrhagischer Septikämie der Schafe, in¬
fektiöser Blinddarm-Leberentzündung der Truthühner, Koli-
bazillose des Geflügels und Wundbehandlung. Das Prä¬
parat hat sich nicht bewährt bei Maul- und Klauenseuche,
während bei den anderen Erkrankungen die Versuche als
nicht abgeschlossen betrachtet werden müssen. Ein neues
Indikationsgebiet ist die Verwendung von Homblau als
Adjuvans bei der Bekämpfung des Rotlaufes der Schweine.
Trotz der großen Färbekraft des Methylenblaus kann be¬
obachtet werden, daß bei notwendig werdenden Schlach¬
tungen eine Blaufärbung des Fleisches nicht stattfindet.
Nach Räbiger (T. R. 1920 Nr. 21) kann die bei der
Behandlung eintretende und sich unangenehm bemerkbar
machende Blaufärbung der Hände und Gefäße auf folgende
Weise entfernt werden:
Waschen mit Spiritus oder Essigsäure; bei stärkerer
Färbung nimmt man eine kleine Menge Chlorkalkbrei in
die Hände mit etwas kalzinierter Soda vermischt; dann
taucht man die Hände in eine Natriumbisulfit- oder Na¬
triumthiosulfatlösung ein und wascht mit Seife und Wasser
nach.
Die geeignetste Verwendung von Homblau ist in Form
einer l°/oigen Lösung die man sich herstellt durch Auf¬
lösen von 1 Tablette in 1 Liter reinem Wasser; vorteilhaft
ist es diese Lösung mit etwas Milch zu mischen; man ver¬
abreicht Schweinen, die Rotlauf durchgemacht haben oder
infolge dieser Erkrankung zu kümmern beginnen, je nach
Größe 50—250 g Lösung, also für Ferkel 50,0, für Läufer
etwa 100,0 und für große Schweine bis 250*0 g der Lösung,
sodaß sich die Behandlungskosten bei diesem äußerst spar¬
samen Verbrauch denkbar billig stellen.
Der Erfolg ist günstig, indem die Tiere regen Appetit
bekommen und die Erkrankung rasch vollends ausheilt.
Die Tablette zerstoßen oder als Latwerge zu geben ist
nicht empfehlenswert, da das Präparat in dieser Form zu
intensiv wirkt.
Daß die Tiere die Arznei genommen haben bezw. daß
sie ihnen tatsächlich gegeben wurde, läßt sich einerseits
an Blaufärbung des Rüssels bezw. an der. Verfärbung des
Harnes leicht erkennen.
Nach meinen Erfahrungen ist die Wirksamkeit des
Homblau gegenüber den anderen Methylenblaupräparaten
bedeutend erhöht. Diese Erscheinung dürfte ihre Erklärung
darin finden, daß das saure phosphorsaure Natron nach den
neuen Arbeiten von E m b d e n und N o o r d e n einen überaus
wichtigen Faktor für den Körperaufbau darstellt, der die
Widerstandsfähigkeit des Organismus erhöht, während das
Methylenblau gleichzeitig die im Blute vorhandenen Bak¬
terien abtötet. Es ist auch anzunehmen, daß durch diese
907
•
Kombination die Wirkungsweise und Wirkungsdauer des
Methylenblau verlängert und dadurch ein Übelstand, der
ja den meisten Farbstoffen anhaftet, aufgehoben wird, in¬
dem diese zu rasch aus dem Organismus wieder ausge¬
schieden werden.
(Aus der chirurgischen Tierklinik der Universität München.
Vorstand: Prof. Dr. J. Mayr.)
Über Darmnähte bei den Haustieren.
Von Dr. Frieß, Assistent an der chirurgischen Tierklinik.
' (Forts, und Schluß.)
Vergegenwärtigen wir uns nur den Darmkanal der in
Frage stehenden Tiergattungen, so finden wir folgendes:
Der Hündedarm besitzt sowohl im Dünn- wie im Dickdarm
eine einheitliche Form. Die Stärke seiner Wand, die in
erster Linie auf der zirka 1% mm breiten Muscularis und
der mächtigen Submucosa beruht, ist im Verhältnis zum
Lumen sehr bedeutend. Eine Verstopfung des Darmes durch
den Knopf, dessen Gewicht gegenüber der kräftigen Wand
mit ihrer starken Peristaltik wohl kaum in Frage kommt,
ist also bei dem glatten Verlauf des Darmes ziemlich aus¬
geschlossen, so daß also seine Anwendung bei Fleischfbes¬
sern aus diesen Gründen in Betracht zu ziehen ist. Anders
aber liegen die Verhältnisse beim Darmkanal unserer großen
Haustiere. Diese Därme sind sehr lang und ihre Wandung,
wie wir aus den einleitenden histologischen Untersuchungen
ersehen haben, imVergleiche zum Lumen dünn und schwach.
Was die Form der Därme in ihrem Verlauf anlangt, so ist
diese beim Rinderdarm auch gleichmäßig. Für den Abgang
eines Murphyknopfes kann hiegegen wichtig werden, daß
das Colon des Rindes in der Darmscheibe ein spiraliges
Labyrinth bildet, in dem der Knopf leichter als in einer
freien Darmschlinge stecken bleiben kann. Noch ungün¬
stiger liegen meines Erachtens die Verhältnisse am Pferde¬
darm. Auch hier haben wir gesehen, daß die Wand des
Darmes im Gegensatz zu seiner Weite schwach ist. Am
Dickdarm treten dann übrigens Taenien und Poscben auf,
die das Darmlumen zu zahllosen Seitenkammern ausbuchten,
in denen eventuell der Knopf durch den Kot beiseite ge¬
drängt und festgehalten eine Drucknekrose hervorrufen
kann.
Um nun am Dünndarm des Pferdes und Rindes eine
Naht nach Murphy machen zu können, benötigen wir einen
entsprechend großen Knopf, d. h. von mindestens 30 mm
Durchmesser. Ein solcher wiegt zirka 45 g und ist daher
WA
im Verhältnis zur Dicke der Watid schwer.~ TxMMi'/^Ar'
normaler Weise nach 8 Tagen durch Absteflteifliifir eil
klemmten Daipnwand gelöst, so wird er zunächst r %i’dec
tiefsten Stelle der Darmschlinge, die diese durch <üs C
wicht des Knopfes schon eingenommen hat, liegen bleibwjt;
Die Peristaltik wird eventuell nicht imstande sein, den,
Knopf glatt weiter zu befördern. Möglicherweise kann er
sich aus seiner der Achse des Darmes parallelen Richtung
drehen und senkrecht zur Achse stellen, so daß der Darm¬
brei nicht durch den Hohlzylinder des Knopfes, sondern
neben demselben durch die Peristaltik gedrängt wird. Der
Knopf wird also die Darmwand ausbuchten, und zwar immer
mehr, je länger er an ein und derselben Stelle liegen bleibt.
Sein relativ großes Gewicht und der Druck des durch die
Peristaltik vorbeigepreßten Kotbreies sind imstande bei
längerer Einwirkung eine Lähmung der Darmmuskulatur
an der Ausbuchtungsstelle hervorzurufen, da die dünne
Wand dem Knopfe nicht genügend Widerstand auf die
Dauer zu leisten vermag. Der Knopf wird also in der diver¬
tikelartigen Ausbuchtung der Wand liegen bleiben und eine
allmähliche Atrophie derselben bewirken. Eventuell kann
es auch zu einem Durchbruch des Knopfes in die Bauch¬
höhle kommen. Mit solchen Zufälligkeiten müssen wir bei
den Därmen unserer großen Haustiere vermutlich rechnen,
so daß also hier die Anwendung des Knopfes nicht gefahr¬
los erscheint.
Um nun ein Urteil über die der Technik der Anwendung
bei den verschiedenen Darmarten geben zu können, ver¬
suchte ich den Knopf am Darm vom Pferd, Rind und Hund.
Dazu hatte ich den Knopf in 4 Größen zur Verfügung,
nämlich in lichten Weiten zu 3,7, 2,7, 2,3 und 2,2 cm. Die
Därme, welche ich verwendete, mußte ich also nach diesen
verschiedenen Größen auswählen. Es eigneten sich die bei¬
den großen Knöpfe für den Dünndarm vom Rind und Pferd,
die kleinen für das Jejunum und Ueum großer Hunde. Ich
stellte zirka 50 Versuche mit den Knöpfen an und fand da¬
bei folgendes:
Das Anlegen der Tabaksbeutel naht verursachte keine
Schwierigkeiten, desgleichen das tlherschieben und Fest¬
schnüren der Knopfhälften. Manchmal, und z-war besonders
beim Hund, kam es vor, daß sich die Schleimhaut beim Zu¬
sammenziehen der Fäden nach außen gestülpt hatte und
nach dem Knüpfen derselben etwas Vorstand. In diesen
Fällen schnitt ich sie mit einer spitzen Schere ab und er¬
möglichte dadurch, daß sich die eingestülpten Serosaflächen
in ihrer ganzen Ausdehnung glatt aneinander legten. Um
eine völlig gleichmäßige Aneinanderpressung der Knopf¬
hälften mit ihren Serösen zu erreichen, erwies es sich als
nötig, den Druck beim Ineinanderstecken der Zylinder voll¬
kommen gleichmäßig auf beide pilzförmigen Kapseln ein¬
wirken zu lassen, wobei die richtige Stärke des Druckes
von Wichtigkeit ist.
Aus den Aufzeichnungen Rubins haben wir ersehen,
daß man die durch frühzeitige Lockerung des Knopfes im
Darm verursachten Gefahren durch Anlegung zirkulärer
Knopfnähte an der Berührungsstelle beider Darmenden
zu umgehen suchte. Diese Vorsichtsmaßregel kann auch
bei Tieren nach meinen Versuchen nur empfohlen werden.
Unter Beobachtung dieser Momente gelang es an allen
Darmarten sehr rasch und leicht eine exakte und sichere
Vereinigung querer Durchtrennungen herzustellen. Die
Technik der Methode bildet also bei den verschiedenen
Därmen keine Schwierigkeiten. Es erhebt sich nur die
Erage, ob nicht die von Rubin geschilderten Nachteile
des Murphyknopfes und meine Erwägungen hinsichtlich
des Baues des Darmkanals seine Anwendung in der Tier¬
heilkunde teilweise bedenklich erscheinen lassen. Diese
Erage dürfte dahin zu beantworten sein, daß man den
Murphyknopf am Darm des Hundes im gegebenen Fall
wohl anwenden kann, und zwar besonders dann, wenn die
Raschheit der Operation ausschlaggebend ist (siehe S. 887).
Eine Anzahl der Nachteile läßt sich nämlich dureh sorg¬
fältiges Arbeiten bei genauer Auswahl des Materials ver¬
meiden und die übrigen Zufälligkeiten brauchen nicht immer
einzutreffen. Für den Darmkanal unserer großen Haus¬
tiere möchte ich die Anwendung des Murphyknopfes aus
den zahlreichen oben angeführten,Gründen nicht empfehlen,
sondern die einfachen Nahtmethoden vorziehen.
U11 m a n n.
Aus der großen Reihe der Darmnähte mit Hilfe von
Fremdkörpern verdient noch die Methode Ullmann
(1895) besondere Beachtung. B a y e r, beschreibt sie fol¬
gendermaßen : „In dem zuführenden Darmende wird dem
mesenterialen Ansatz gegenüber eine 5—6 cm lange Längs¬
inzision gemacht und durch die entstandene Öffnung das
zuführende Darmende, in sich selbst eingestülpt, mit zwei
Hakenpinzetten herausgeleitet. Die Schleimhaut des bei der
Längswunde herausgeleiteten Darmes wird dabei nach außen,
die Serosa nach innen sehen. In diesen Darm wird das ab-
führende Darmende in seiner normalen Lage hi
zogen. Es liegt also die Serosa des abführenden DärnjH
an der Serosa des zuführenden Darmes. In das Lumen <w
abführenden Darmes wird ein 2—2% cm langes, durch-
lochtes, zylindrisches Stück einer gelben Rübe, welches an
Dicke dem Darmlumen entspricht und an seinem Mantel
eine Ringfurche trägt, geschoben und mit einem Katgut-
oder Seidenfaden beide Därme über der Rübe ligiert. Nun
werden die beiden Darmteile zurückgeleitet und die Längs¬
wunde mit einigen Knopf nähten oder fortlaufender Naht
geschlossen. Die Rübe liegt nun im Darminnern ebenso wie
die Ligatur. Die Kontinuität des Darmrohres ist durch den
Kanal der Rübe hergestellt. Die gelbe Rübe muß ziemlich
hart sein, jedoch nicht faserig, sie wird vor der Operation
zubereitet und mittels Trokarkonduktors durchlocht. Statt
der gelben Rübe kann man natürlich auch eine weiße Rübe,
Kartoffel, dekalzinierte Knochen, Hartgummi oder Metall
verwenden. Die gelbe Rübe scheint im Dünndarm am 7. Tag
verdaut zu sein.“
[Vergl. Fig. Nr. 16, 17 und 18 und Literaturverzeichnis
Nr. 11, 14.]
Ich versuchte die Ullmann’sche Methode an Därmen ver¬
schieden großer Hunde, des Rindes und Pferdes, und zwar
verwendete ich jedesmal das Jejunum, Ileum und Colon.
Beim Pferdedickdarm wiederum die poschenarme und tae¬
nienfreie linke obere Lage.
Aus diesen Versuchen ergab sich, daß die Naht keine
i besondere Vorübung und Geschicklichkeit erfordert und
an den verschiedenen Versuchsdärmen gleich gut anzu¬
wenden ist. Das TTmkrempeln des aufnehmenden Darm¬
endes, sowie das Einziehen des invaginierten proximalen
Darmes läßt sich rasch ausführen. Keine Schwierigkeiten
bietet auch das Einlegen der gelben Rübe. Von Bedeutung
ist lediglich der richtige Sitz der Ligatur. Sitzt diese in
der Kerbe der Rübe zu locker, so wird sich die Invagination
auch bei vorsichtigem Zurückbringen des Darmes wieder
lösen. Andererseits darf die Ligatur auch nicht zu stark
angezogen sein. Um das Auseinandergleiten der invagi¬
nierten Darmenden zu vermeiden, scheint es mir übrigens
angebracht zu sein eine Reihe von Lembert-Nähten an der
Berührungsstelle der Därme zu legen. Auf diese Weise
konnte ich an verschiedenen Darmarten rasch und exakt
eine gleichmäßige zirkuläre Naht legen, die die Gewähr für
einen vollkommen sicheren Wund Verschluß und den wei¬
teren Vorteil bietet, daß sie eine verhältnismäßig geringe
911
Beeinträchtigung des Darmlumens bewirkt, so daß sie auch
bei Därmen mittelgroßer Hunde angewandt werden kann.
Sehr darauf zu achten ist natürlich bei der Invagination
auf die Unterscheidung des proximalen und distalen Darm¬
stückes, eine Schwierigkeit, auf die ich schon hei der Kreis¬
naht nach J o b e r t (S. 800) hingewfesen habe. Hat man
diese aber behoben, so steht der Ausführung der Naht
nichts mehr im Wege. ,
Ich halte die Methode Ullmann daher für sehr wohl
geeignet, um in der Tierheilkunde Verwendung zu finden.
Auch Fr ick bezeichnet sie „als für Notfälle ge¬
eignet“. '
Zusammenfassung des § 3: Kreis nähte.
Vergegenwärtigen wir uns nochmals die verschiedenen
Methoden der Kreisnaht mit ihren Vor- und Nachteilen, so
können wir ein vergleichendes Urteil folgendermaßen ab¬
geben :
Die Methoden von Czerny und Albert (S. 847)
erwiesen sich als sehr geeignet zur Wiedervereinigung quer-
getrennter Darm teile. Wenn sie auch gegenüber den Ver¬
fahren, bei denen Darmknöpfe verwendet werden, an
Schnelligkeit nachstehen, so verlieren sie durch ihre ein¬
fache Anwendung und die Gewähr eines exakten Ver¬
schlusses doch den Vorzug. Nicht zu bevorzugen sind sie
lediglich an den Därmen unserer kleinen Haustiere, da sie
bei der Dicke der Wand im Verhältnis zum Lumen eine
Obturation desselben bewirken.
Für alle Darmarten gleich gut geeignet ist die Frey’sche
Naht (S. 883). Ihre Anwendung wird sich besonders dann
empfehlen, wenn es gilt eine Verengerung des Lumens zu
vermeiden, d. h. also bei unseren kleinen Haustieren. Sie
erfordert zwar einen gewissen Zeitaufwand, der aber durch
den genannten Vorteil auf gewogen wird.
Auch das Verfahren nach Ullmann (S. 909) verdient
meines Erachtens in der Reihe der Kreisnähte mit an erster
Stelle genannt zu werden. Ermöglicht es doch infolge seiner
Einfachheit einen raschen Verschluß der Därme. Für die
Sicherheit der Naht möchte ich jedoch die Anlegung einer
Reihe zirkulärer Knopfnähte an der Berührungslinie
empfehlen.
Einen sehr raschen Wundverschluß ermöglicht ferner
der Murphy knöpf (S. 885). Mit Rücksicht auf die anato
mischen und histologischen Verhältnisse in den Därmen
und ihren Wandungen erscheint mir seine Anwendung bei
unseren großen Haustieren aber bedenklich^,
dagegen empfehlenswert, zumal wenn die Kär^^f^peK
ration ausschlaggebend ist. ■**" ‘ ^
Für weniger geeignet und umständlich halte ich diel
Darmnaht nach Kummer (S. 868). Das zweimalige Ab- J
präparieren der Seromuscularismanschette bei ihr erfordert
einen beträchtlichen Zeitaufwand und die Einstülpung
bezw.- die Naht der kammartig auf gestellten Manschette
ist auch bei reichlicher Übung schwierig. Obgleich sich
die Naht nach meinen Versuchen an Därmen von Rindern
und Pferden leichter anwenden ließ als an solchen von
Hunden, glaube ich doch, daß wir sie für den Gebrauch
in der Tierheilkunde entbehre# können, da uns andere,
günstigere Methoden zur Verfügung stehen.
Die Invaginationsmethode nach Jobert (S. 800) hat
nur mehr geschichtliches Interesse. Das Ablösen des Mes¬
enteriums bei ihr, die Beeinträchtigung des Lumens, das
mehrmalige Durchstechen der ganzen Darmwand durch die
Fadenschlingen sind Nachteile, die spätere Methoden ver¬
meiden, so daß die Jobert’sche Naht nicht mehr in Frage
kommt.
Alle diese Methoden der zirkulären Vereinigung quer-
getrennter Därme können wir trotz ihrer verschiedenartigen
Technik unter einem Gesichtspunkte zusammenfassen, da
bei allen die Wiederherstellung des Lumens durch die Ver¬
einigung von Darmende zu Darmende erfolgt.
Es besteht aber noch eine andere Möglichkeit der Ver¬
einigung, nämlich die Bildung einer seitlichen Anastomose
unter blindem Verschluß der Darmenden: die Entero-
anastomose. Die bedeutenderen Anfänge derartiger Ver¬
suche gehen nach Schloffer auf den Anfang des 19.
Jahrhunderts zurück. Eine Anzahl von Autoren verwenden
auch hier einfache oder fortlaufende Nähte in einer oder
zwei Reihen übereinander, andere bedienen sich. wiederum
verschiedenartiger Darmknöpfe. Daß die Methoden von
Czerny, Lembert und Murphy usw. hiebei in ent¬
sprechender Weise auch Anwendung gefunden haben,
braucht, wohl nicht besonders hervorgehoben zu werden.
Die Möglichkeiten der seitlichen Anastomose sind aber
außer diesen Verfahren so groß und reichhaltig, daß ihre
Beschreibung und Würdigung für den Gebrauch in der
Tierheilkunde über den Rahmen meiner Arbeit hinaus¬
gehen. Immerhin hatte ich in der Klinik Gelegenheit in
einigen Fällen beim Hunde mich davon zu überzeugen, daß
die Enteroanastomose auch in der Tierheilkunde Beach¬
tung verdient.
Gesamtergebnis:
Für die Anwendung in der Tierheilkunde halte ich von
den beschriebenen Methoden folgende für empfehlenswert:
a) von den Längsnähten: die Methoden nach Albert,
Czerny und L e m b e r t;
b) von den Kreisnähten: die Verfahren nach Albert,
Czerny, Frey, Ullmann und Murphy.
Für die, Entscheidung, welche Methode im gegebenen
Fall, sei es Kreis- oder Längsnaht, vorzuziehen ist, dürften
meines Erachtens folgende Punkte wichtig sein:
Das Allgemeinbefinden des Patienten hinsichtlich der
Operationsdauer, dessen Größe bezw. Kleinheit mit Rück¬
sicht auf die dadurch bedingte Weite der Därme, die Wand¬
stärke des Darmes im Verhältnis zum Lumeu, die Größe
der Wunde.
Von den histologischen Verschiedenheiten im Darm¬
kanal unserer Flaustiere ist für die Darmnaht die Dicke der
Muscularis und der Submucosa von Wichtigkeit. Die Stärke
dieser Schichten mit dem Reichtum an elastischen Fasern
erleichtern die Naht, bewirken aber andererseits bei Därmen
mit engem Lumen die Bildung eines weit in das Lumen vor-
springenden, breiten Wulstes, welcher eventuell eine Ver¬
stopfung des Darmes hervorrufen kann. Dieser Wulst wird
natürlich bei der Anwendung von zweireihigen Methoden
noch größer als bei einreihigen, so daß bei Därmen mit
dicker Wand und engem Lumen, wie wir sie bei den Fleisch¬
fressern haben, die einreihigen Nähte und zwar besonders
die Lembert-Naht als einfachste vorzuziehen sein dürften.
Ist die in Frage kommende Wunde klein, so wird durch
die Lembert-Naht ein vollkommen sicherer Wundverschluß
gewährleistet. Nur bei größeren Wunden und bei Där¬
men unserer großen Haustiere, bei denen die Größe des
eingestülpten Wulstes wegen der Weite der Därme ohne
Bedeutung ist, empfiehlt sich die Verwendung von zwei¬
reihigen Verfahren, nämlich der Nähte nach Czerny
und Albert.
Die Dickenverhältnisse der Darmwand im Verhältnis
zur Weite haben bei den Zirkulärnähten in analoger Weise
Geltung. Die Kreisnähte nach Albert, und Czerny
lassen sich vorteilhaft also auch nur bei den Därmen vom
Rind und Pferd anwenden, während sie bei Hunden, je
nach der Größe der Tiere, eventuell eine Verstopfung des
Lumens verursachen. Für die Frage der Anwendung der
Nähte nach Frey, Murphy und U1 lm a n n dürfte in
erster Linie die für die Operation zur Verfügung stehende
Zeit mit Rücksicht auf den Zustand des Patienten aus¬
schlaggebend sein.
Als entbehrlich in der Tierheilkunde glaube ich an¬
sprechen zu dürfen
a) von den Längsnähten: die Methoden nach E m m e r t,
Gely, Gussenbauer und J o.bert;
b) von den Kreisnähten: die Verfahren nach Kummer
und J o b e r t.
Am Schlüsse meiner Arbeit fühle ich mich veranlaßt,
meinem hochverehrten Lehrer Herrn Professor Dr. Mayr
für die Anregung und die mir jederzeit gewidmete Unter¬
stützung und Hilfe meinen ergebenen Dank auszusprechen.
Literaturverzeichnis:
j. i Literaturverzeichnis:
scheu her g e r: Handbuch der vergleichenden inikroskopi-
E 11 e n u ; H, ?r Haustiere. 3. Band. 1911.
Anatomie ‘ r .6 ftU m: Handbuch der vergleichenden
• V ^Wie der Haussäugl912.
HistoioB Beiträge ^r: Grundriß der vergleichenden
1 -Tra u t m a nn. Haussäugeto ^ 08 .
Dünndarm Vergleichende h is ^gleichenden Histologie des
’ ¥ a Mo,, der Darmzotten und deb; ssertation Zürich 1907 .
den "qv {lachen, bei den verschie Untersuchungen über
ihrer -iqn7 . , -isueh einer Berechnung
tationi “ , • Das anatomische V Haustieren. Disser-
6.Bienenleld .. v* ^ ihrer phy,
Archiv für die gesamte p k yS a l ° 1: ten der Muscularis
n T^fn* Vergleichende lustologisc Ar j, sc hen Bedeutung.
a -
q iTch- EÄopWi« der Tierheilkunde End .
l885 * Atlas der tierärztlichen OperatioT-
}»■ H ° ” ^ViertÄe Operationelehre. A W19 i915 •
12.' Z u c k e r k a n d Chirurgie. MW. tire
SSJji?:^.SÄ&eCTi erlirr, e. 189!.
meDSCh
16 ‘ La am Hund. 1919. _ . Q fthe Operationskurs
2. Bd.
1908.
19 .
19. Pels-Leusden: Chirurgische Operationslehre für Studie¬
rende und Ärzte. 1910.
19. König: Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 2. Bd. 1899.
20. Leser: Die spezielle Chirurgie in 60 Vorlesungen. 1909.
21. Leser: Allgemeine Chirurgie. 1908.
22. L e x e r: Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie. 1. Bd. 1911.
28. V. Bruns, Garre und Küttner: Handbuch der prak¬
tischen Chirurgie. 8. Bd. 1912.
24. V. Hohenegg und P ay r: Lehrbuch der speziellen Chi¬
rurgie für Studierende und Ärzte. 2. Bd. 1918.
25. Markus: Zur Technik der Darmnähte. Dissertation Berlin
1894.
26. B i e r: Über zirkuläre Darmnaht. 1889.
27. R o 11 e r: Die typischen Operationen und ihre Übung an der
Leiche. 1905.
28. Tillmanns: Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 2. Teil. 1911.
29. Rubin: Beiträge zur Verwendung des Murphy’schen Darm¬
knopfes. Dissertation Heidelberg 1901.
30. Schloffer: Chirurgische Operationen am Darm. Deutsche
Chirurgie, Lieferung 46, 1. Hälfte.
Referate.
Inlektions- and Invaslonskrankheiten.
Tierarzt Walter Deckart - Boizenburg a. E.: Er¬
fahrungen mit Druselymphe und Antistreptokokkenserum
bei der Behandlung der Druse. (Aus d. Mecklenburgischen
Landesgesundheitsamt. — Deutsche Tier ärztl. Wochenschrift,
1920, Nr. 47, S. 557.)
D. führte zuf Klärung des noch strittigen Wertes der Vakzin¬
behandlung bei Druse bei 70 Pferden Heilimpfungen und zwar
40 subkutan und 30 intravenös und bei 8 Fohlen Schutzimpfungen
aus. Den Eindruck, den D. bei gleichzeitiger symptomatischer
und chirurgischer Behandlung • gewann, faßt er dahin zusammen,
daß 1. die Impfung einen gewissen günstigen Einfluß ausübt, 2. das
Rekonvaleszenzstadlilum abgekürzt ist, 3. die Abszeßbildung der
Lymphdrüsen gefördert wird. Hingegen war eine Verhinderung
der Abszedierung erkrankter Drüsen nicht zu beobachten. Außer¬
dem ist die Lymphtherapie nicht ungefährlich. Eine günstige Wir¬
kung bei Schutzimpfungen blieb aus. Mit Antistreptokokkenserum
wurden 186 Pferde geimpft, bei 156 Tieren wurde die Heilimpfung,
in 104 Fällen subkutan, in 52 intravenös ausgeführt, bei 30 Tieren
kam die Schutzimpfung zur Prüfung. Sämtliche geimpfte Pferde
kamen nebenher symptomatisch, soweit notwendig auch chirurgisch
zur Behandlung. Hier gewann D. die Überzeugung, daß 1. das
Anti'streptokokkenserum (Dr. Schreiber) eine spezifische, heilende
Wirkung hat, 2. die Druse Im Anfangsstadium ku¬
piert wird, 3. das Fileber schnell fällt. Puls- u. Atmungsfrequenz
zurückgeht, 4. keine Metastasenbildung eintritt, 5. das Rekon¬
valeszenzstadium abgekürzt und der Nasenausfluß vermindert wird,
6. Abszeßreifung gefördert, Abszedierung nur infiltrierter Lymph¬
drüsen verhindert wird, 7. eine Immunität bewirkt wird, die
sich bei vielen Impflingen über ein Jahr erstreckt. Me.
Iimfc MMixli BBd Hjglenl«.
Tierarzt Dr. W. Funk- Lassan (Pommern): Zur Kennt¬
nis der posthämorrhagischen Anämie des Pferdes. (Aus der
mediz. Klinik der Tierärztl. Hochschule Berlin. — Monats¬
hefte f. Tierheilkunde, 1920, Heft 5/6, S. 251.)
Die Untersüchung erstreckte sich auf 5 Pferde verschiedenen
Alters und Geschlechtes, denen Blutmengen nicht über 1 % des
Gesamtgewichtes entzogen wurden, nur bei einem der Pferde be¬
trug die Gesamtmenge des innerhalb 4 Wochen genommenen Blutes
das 1%fache der ganzen Blutmenge oder 9 % des Lebendgewichtes.
Es ergaben die Forschungen, daß die Zahl der roten Blut-
körperchen nach den Aderlässen abnimmt, die Abnahme
ist individuell und nicht abhängig von der entzogenen Blutmenge.
Die Regeneration der Erythrozyten beansprucht um
so längere Zeit, je größer der Blutverlust war.
Mitunter übersteigt dann die Zunahme der roten Blutkörperchen
die ursprüngliche Norm. Gleichzeitig mit denErythro-
zyten sinkt auch der Hämoglobingehalt des Blutes,
der sich auch langsamer als die roten Blutzellen ersetzt,
wohl deshalb, weil die jungen, roten Zellen armer an Hämoglobin
sind, als die alten, außerdem sind die neugebildeten Erythrozyten
größer als die sonstigen, so daß eine Anisozytose besteht. Kern¬
haltige rote Blutkörperchen kamen nicht zur Beobachtung, es er¬
folgt ihre Regeneration langsamer als bei anderen Tieren. Die
weißen Blutkörperchen sind nach Blutverlusten
der Zahl nach etwas gesteigert, bei protrahierten Blutungen
erschienen Myelozyten, die Leukozytose ist ausgesprochener. Mono¬
nukleäre Zellen und Übergangsformen sind in ihrer Anzahl kaum
verändert. Es ist demnach die therapeutische Verwer¬
tung des Aderlasses zur Erzielung einer Blut¬
verdünnung und Resorption vollkommen be¬
rechtigt. _ Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Tierärzte und Apotkeker.
Der „Süddeutschen Apothekerzeitung Nr. 74. 16. Sept. 1921“
entnehmen wir folgenden Berichtsauszug über die 11. ordentliche
Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der wirtschaftlichen
Interessen deutscher Apotheker.
Der Vorsitzende Med.-Rat Fickner berichtete über das Ver¬
hältnis des Apothekers zu den Ärzten. Die Apotheker sind sich der
Wichtigkeit der Solidarität mit diesem Stande gerade bei den Aus¬
einandersetzungen mit den Krankenkassen wohl bewußt. Der Verein
hat daher auch im verflossenen Jahre Verhandlungen mit dem ärzt¬
lichen Wirtsehaftsverbande angeknüpft, die zu den besten Hoffnungen
auf ein Zusammengehen in gemeinsamen Wirtschaftsfragen berech¬
tigen. Der Berichterstatter führt weiter aus:
Ein weniger gutes Verhältnis verbindet uns bekanntlich mit
den Vertretern der Heilkunde auf dem Veterinärgebiete. Wir
können nun einmal nicht von der Forderung auf Aufhebung des
Dispensierrechtes der Tierärzte Abstand nehmen. Unsere Bemüh¬
ungen im vergangenen Jahre waren ja bekanntlich wiederum er¬
folglos, aber das wird uns nicht hindern, dieses schwierige Ziel
weiterhin zu verfolgen, wie jener Römer mit seinem „Ceterum censeo“.
917
Den Bericht über Punkt „Arzneimittelabgabe durch Tierärzte“
hatte Apotheker Dr. Krebs übernommen. Er faßte alle die Ge¬
sichtspunkte, die gegen das Dispensierrecht der Tierärzte vorge¬
bracht werden können und die in der Fachpresse hinreichend dis¬
kutiert sind, zusammen. Vom Standpunkt des Apothekers aus ist
die Arzneimittelabgabe durch Tierärzte ebenso als Pfuscherei zu
bezeichnen, wie die Behandlung von Krankheiten an Tieren dürch
Apotheker. Die Behandlung von Mensch oder Tier ist Sache des
Arztes oder Tierarztes, die Herstellung von Arzneien für Menschen
und Tiere gehört in die Apotheke. Die Ausführungen des Redners
fanden lebhafte Zustimmung in der Versammlung. Der Wirtschafts¬
verband wird auch in Zukunft gegen das Dispensierrecht der Tier¬
ärzte, soweit dasselbe noch besteht, mit allen ihm zu Gebote stehen¬
den Mitteln ankämpfen. P.
Verschiedenes.
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom
1. mit 15. September 1921.
Regierungs¬
bezirke
Verseuchte
Gefall.
Tiere
Notgesch.
Tiere
Verwal¬
tungsbezirke
Gemeinden
Gehöfte**)
t-i
~-§
• SZ
ü .©
•.fl
fl
+_>
t 'S
O) M
-2
c «
•—1 J-1
<D
PQ
Im Vergleich
zur Vorberichts¬
zeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorbericbts-
zeit*)
Abnahme —
Zu nah me+
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorberichts¬
zeit*)
Abnahme —
Zunahme •+-
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
Oberbayern
12
- 3
32
+ 3
110
+ 24
2
_
_
Niederbayern
3
•
3
— 1
4
•
—
—
—
—
Pfalz
3
— 2
10
+ 1
60
+ 25
3
—
—
2
Oberpfalz
3
•
3
- 1
14
+ 2
—
—
i
1
Oberfranken
5
— 1
6
— 2
7
— 4
1
—
—
2
Mittelfranken
i
— 2
1
4
1
— 5
—
—
—
Unterfranken
3
— i
4
.
6
.
—
—
—
—
Schwaben
11
— 2
57
+ io
225
-i- ii
—
10
1
—
Gesamtsumme
D
- 11
116
+ 6
427
+ 63
4
12
2
5
31. Aug. 1921
52
— 6
110
— 22
374
— 91
1
11
7
16
15. Aug. „
58
— 9
132
— 5
465
-f 34
1
2
5~
7
31. Juli „
(57
— 6
137
— 9
431
-f 66
9
23
12
2
15. Juli „
73
+ 8
146
+ 17
365
+ 48
3
15
5
8
30. Juni „
65
4- 6
129
+ 18
317
— 25
Q
18
86
108
15. Juni „
59
— 16
111
— 31
342
— 12
6
5
9
9
31. Mai „
75
— 8
142
— 30
354
— 35
7
23
19
20
15. Mai „
83
— 5
172
1
— 27
389
— 49
4
43
6
5
*) Vom 16. mit 31. August 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide*
Lud Wirtschaft, FittaraltteUraade und EraUmwgswasei.
Tagung landwirtschaftlicher Grundbesitzer.
Um Gelegenheit zur Anregung und Aussprache auf wichtigen
landwirtschaftlichen Gebieten zu geben, eine engere Fühlungnahme
zwischen den Mitgliedern herbeizuführen und das Interesse an den
Zielen der Organisation zu stärken, hatte der BayerischeGrund-
besitzerTerb and seine Mitglieder zu einer Tagung nach
München geladen.
Die im Hotel Union am Donnerstag, den 29. September abge¬
haltene Sitzung leitete der Vorsitzende Oberstleutnant a. D. Rhom-
berg mit einer Begrüßung der Vertreter des Landwirtschaftsmini¬
steriums, der Bauernkammer, der Landwirtschaftlichen Hochschule,
der befreundeten Organisationen und der übrigen Teilnehmer ein.
Dann berichtete er in Kürze über die vorjährige Tätigkeit des Ver¬
bandes, betonte die günstige Entwicklung der Arbeit der Wirtschafts¬
beratungsstelle und die Stellungnahme zur Steuerfrage, wobei er
hervorhob, daß eine die gesunde landwirtschaftliche Produktion un¬
möglich machende Steuerbelastung abzulehnen ist.
Der Leiter der Wirtschaftsberatungsstelle des Verbandes Bruno
Laupert hielt einen Vortrag über Intensivierung der Land¬
wirtschaft durch Saatzucht, Saatgutbau und Sor¬
tenwahl. In längeren Ausführungen gab der Referent eine Reihe
von zweckdienlichen Ahregungen zu einer ertragsreiohen Bewirt¬
schaftung des Bodens, wobei er u. a. den Vorgang der methodischen
Pflanzenzüchtung, den hohen Wert der Original-Saatgutbestellung
und die Bekämpfung des Staub- und Steinbrandes, besonders durch
Beizen, behandelte.
Der zweite Redner, der Rektor der Landwirtschaftlichen Hoch¬
schule Weihenstephan Geheimrat Professor Dr. Kulisch, sprach
über „Technik und Landwirtschaft“, wobei er in kurzen
Hinweisen die Bestrebungen des Ausschusses für Technik und Land¬
wirtschaft in Bayern darlegte. Obwohl in Technik und Landwirt¬
schaft in Bayern schon wertvolle Arbeit vollbracht wurde, muß auf
diesem Gebiete noch ganz bedeutend mehr geleistet werden.
Maschinenprüfung, Fütterungstechnik usw. sind vordringliche Auf¬
gaben. Bayern braucht eine Einrichtung, die endlich die Fragen
der Förderung der Landwirtschaft praktisch behandelt. Staat und
Landesbauernkammer müssen diese Forderung als ihre Aufgabe be¬
trachten. Zwischen den führenden Männern der Technik und der
Landwirtschaft ist eine persönliche Berührung herbeizuführen, um
das gegenseitige Verstehen zu fördern. Den beifällig aufgenommenen
'Vorträgen folgten kurze Aussprachen.
Am Nachmittag war Führung durch die landwirt¬
schaftliche Maschinen-Ausstellung. Eine Besichtigung
des jetzt als Lehr- und Versuchsgut für Ackerbau und Viehzucht im
Ausbau begriffenen Staatsgutes Grub beschloß am Freitag die
Tagung.
Zwei landwirtschaftliche Ausstellungen in München (in diesem Jahr
mit dem Oktober- und Landwirtschaftsfest verbunden).
Die Erste bayer. Flachsbau-Ausstellung hat 43500
Besucher aufzuweisen, das sind ungefähr das Doppelte von dem, was
man erwartete. Auch sonst wurden die Erwartungen dank der in
wissenschaftlicher, technischer und künstlerischer Hinsicht muster-
919 '
gültigen Anlage der Ausstellung, um die sich ganz besondere Ver¬
dienste der Direktor der Ausstellung Landwirtschaftsrat Diplom-'
landwirt Weidner erwarb, übertroffen. Auch die norddeutschen
Gäste sprachen sich dahin aus, daß die Erste bayerische Flachsbau-
Ausstellung in jeder Beziehung bedeutend günstiger abschließt
als die beiden deutschen Flachsbauschauen in Sorau
und in Leipzig, und daß sie der nächsten Schau in Nürnberg,
an der sich die deutsche Flachsindustrie beteiligen will, als Bei¬
spiel dienen soll. Die Flachsbau-Ausstellung wird aber auch
den ständigen Bestand cfer künftigen Landwirtschafts-
Feste bilden. Man hat festgestellt, daß alle Bevölkerungskreise
aus ganz Bayern Interesse an der Schau nahmen. Voran die baye¬
rischen Landwirte an den Oktoberfestbesuchstagen, dann aber auch
die städtische Bevölkerung, voran unsere Jugend.
Die Aussprache, die die Leitung der Flachsbau-Ausstellung mit
ihren Ausstellern für Montag nachmittag angesetzt hat, pflog die
Kreisbauernkammer mit den Ausstellern der Landwirtschaft¬
lichen Maschinen-Ausstellung bei einem zwanglosen Bier¬
abend am Sonntag im Haus der Landwirte, um auf den Erfahrungen
aufzubauen und aus ihnen für die Zukunft zu lernen. Dem Austausch
der Meinungen lag ein Referat zugrühde, das der eigentliche In¬
spirator der Maschinen-Ausstellung, der bei dieser Gelegenheit ge¬
feierte Geschäftsführer der Kreisbauernkammer Reisinger er¬
stattete. Mit einem Besuch von 75000 wurde der Rekord ge¬
schlagen, den bisher noch keine Landwirtschaftliche Ausstellung (im
Rahmen des Oktober- bzw. Landwirtschaftsfestes) erreichte. Trotz
aller Risikos und Opfer und der Neubildung-des öffentlichen Rechts,
das die auf keine Tradition aufbauende Kreisbauernkammer statt
des über ein Jahrhundert alten Trägers — der Laudwirtschaftsrat —
einsetzte. Daß diese infolgedessen „traditions- und erfahrungslose“
Ausstellung ein Wagnis war, das ohne die Unterstützung und Gro߬
zügigkeit der Aussteller zu einem Fiasko geführt hätte, wer wagt
es zu bezweifeln? Zu den ideellen Erfolgen kamen aber nach den
zuversichtlichen Mitteilungen die finanziellen. Doppelt staunenswert
schon deshalb, weil die Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts¬
gesellschaft erst im Juni in Leipzig war und die letzten Anmeldungen
für München, owohl ihr Schlußtermin auf den 15. August angesetzt
war, erst am 25. September — also nach Eröffnung der Ausstellung —
einliefen. Die Gelegenheit seines Referats benutzte Geschäftsführer
Reisinger zu einem Appell zur gemeinsamen Arbeit, damit durch
die Schaffung der Maschinen die altväterliche bäuerliche Wirtschaft
zur intensivsten Wirtschaftsform überzeugt wird, die ohne landwirt¬
schaftliche Maschinen undenkbar ist. In der landwirtschaftlichen
Ausstellung soll eben ein Sammelpunkt der zerstreuten landwirt¬
schaftlichen Bevölkerung geschaffen werden. Der Redner betonte,
daß ein Oktoberfest ohne Landwirtschaftsfest unmöglich ist im
Rahmen der historischen Entwicklung. Damit die landwirtschaft¬
lichen Maschinen draußen nicht in Grund und Boden zerstört
werden durch den Mangel an handwerklicher Bildung, beabsichtigt
die Kreisbauernkammer im Benehmen mit der Industrie hand¬
werkliche Ausbildungskurse auf dem Lande durchzu¬
führen.
Was die nun geschlossene Ausstellung angeht, so brachte sie
gute Umsätze und verlief bis auf eine Ausnahme ohne Störung. Im
nächsten Jahr sollen die Stahleinrichtungen mit herein¬
gezogen werden, soweit uns die Entente nicht menr die Finger ins
Genick setzt. Geplant ist dann eine Arena f&r die Motor-
pflüge in Elipsenform mit flacher Straße, mit einer Terasse, einem
Kino und Vortragsraum. '
Die Aussprache gestaltete sich äußerst anregend. Es
wurde insbesonders dem "Wunsch Ausdruck gegeben, daß die Reichs¬
verkehrsverwaltung wie vor der Verreich liehung die bayerische
Verkehrsverwaltung den Ausstellern die frachtfreie Rücksendung
der nicht verkauften Maschinen gestattet. Vom Stadtrat München
verlangte man eine Ermäßigung der jetzigen exorbitanten Platz¬
gebühren und die Erlaubnis der Führung einer Repräsentations¬
wirtschaft. Die Erfüllung dieser Wünsche wurde für um so not¬
wendiger erachtet als Zweifel auftauchten, ob mit Rücksicht auf die
Deutsche Landwirtschafts-Ausstellung 1922 in
Nürnberg insbesonders die norddeutschen aber auch die baye¬
rischen Firmen das Risiko und die Opfer für eine Ausstellung beim
nächstjährigen Oktoberfest übernehmen würden. Von verschiedenen
Ausstellerseiten wurden Regierung wie Stadtrat daran erinnert, daß
die landwirtschaftliche Bevölkerung nicht wegen des Oktoberfestes
und seiner Freuden allein nach München kommt, sondern wegen
der landwirtschaftlichen Ausstellung, daß also aus dieser die Allge¬
meinheit in der Hauptstadt Nutzen zieht.
Wichtige Entscheidungen über das zukünftige Zuchtziel der vogt-
landischen Pferdezucht.
(Züchtung zweier Typen: als Warmblut den
Oldenburger Typ und als Kaltblut den Ar-
denner Typ.)
Vor überaus wichtigen Entscheidungen war jetzt die vogt¬
ländische Pferdezucht gestellt, die nunmehr festorganisiert und
in dem neugegründeten, vom Rittergutsbesitzer Zeidler- Oben¬
rosa geleiteten „Pferdezuchtverein für das Vogtland“ ihre Ver¬
tretung gefunden hat. Es galt nun, ein festesZuchtziel zu
bestimmen und zur Beratung waren die Züchter des Vogtlandes
zusammengetreten, die vorn Oberlandstallmieister Graf zu Münster
und anderen Fachleuten beraten wurden. Die Gründungsversamm¬
lung des „Pferdezuchtvereins für das Vogtland“ fand in Plauen
unter der Leitung des Rittergutsbesitzers Kloetzer - Thoßfell
statt. Derselbe gab bekannt, daß dem Pferdezuchtverein bis jetzt
116 Züchter mit 176 Stuten beigetreten sind, darunter 65 Kaltblut¬
stuten. Unter den Rittergutsbesitzern ist eine besondere Neigung
für Warmblutzucht vorhanden. Der Ausschuß hat deshalb be¬
schlossen, beiden Richtungen gerecht zu werden und
neben W armblut im Oldenburger Typ auch Kalt¬
blut, und zwar ein Gebirgspf erd im Typ des Ar-
denn ers zu züchten. Es sollen zwei Deckstationen errichtet
und mit je einem Warmblut- und einem Kaltbluthengst besetzt
werden. — Oberlandstallmeister Graf zu Münster gab seiner
Genugtuung darüber Ausdruck, daß so viele Landwirte sich zur
Pferdezucht bereit gefunden hätten. In Sachsen seien die Ver¬
hältnisse .so wechselnd, daß es nicht möglich sei, ein einheitliches
Zuchtziel aufzusbellen. Außer den Bodenverhältnissen sei auch die
Industrie zu berücksichtigen. Wenn Mer von Warmblut geredet
werde, so meine man das Warmblutpferd im mittelständigen Typ.
Das sei für das sächsische Vogtland das Oldenburger
Pferd. „Wenn es hier auf dem Boden aufwächst, werde es den
921
Ansprüchen genügen, es sei tief, breit und gängig. Man müsse die
Stuten nur auf die Geeignetheit prüfen und dann aber auch bei der
Stange bleiben.“ — Rittergutsbesitzer D i e t z e - Rodensdorf be¬
zweifelte, ob das oldenburgische Pferd das geeignetste sei und
bezeichnete das steiermärkische Pferd als einen Schlag,
der für das Vogtland wie geschaffen sei; es stamme aus Deutsch¬
land, sei beweglich und sicher, und werde auch im Vogtlande lei¬
stungsfähig sein. Graf zu Münster erwiderte, daß er den
Schlag der Noriker kenne und selbst Interesse für ihih gehabt
habe. Der Noriker sei genau so ein Produkt seiner Scholle wie
alle Pferde, und leiste in seiner Heimat Unglaubliches. Seine
Heimat sei Zell am See, dort habe er auch die denkbar beste
Weide; kräuterreiche Wiesen. Mit den Kaltblütern hielten aber
die Noriker nicht stand in Bezug auf ihr Äußeres. Sie leisteten
viel, zögen und trabten auch gut, hätten aber ein enges Sprung¬
gelenk, scharfgewinkelte Beine. Sie eigneten sich nicht für das
Vogtland und in dem Maße wie die Ardenner und Belgier.
Der Ardenner sei der Belgier und Rheinländer im kleinen. Im
Vogtland müsse man auf ein korrektes, tiefes, breites und gängiges
Tier kommen. Der Ardenner frißt alles, er paßt bei dem reichlich
starken Verkehr mit der schwierigen Haftpflicht schon wegen
seines ruhigen Wesens in diese Gegend. Es sei fehlerhaft, auf die
Noriker zu kommen. Sie seien hier nicht geeignet für die Zucht
im bäuerlichen Betrieb. Die Beine wären bei ihnen viel zu hoch.
Die Noriker machten nicht den Eindruck von guten Futterver¬
wertern, wie sie der Landwirt hier nötig hätte. Graf zu Münster
riet daher ab, auf den Noriker zuzukommen. — Der Vorsitzende
betonte nochmals, daß man zwei Type gewählt habe, entsprechend
den Wünschen der vogtländischen Pferdehalter, und zwar als
Warmblut den Oldenburger Typ und als Kaltblut
den Ardenner Typ, der breit, tief gebaut, immer rund sei
und gut arbeite. — Graf zu Münster bemerkte noch, das
Kriegsministerium hätte die Oldenburger stajk befehdet. Bisher
waren in Sachsein die Rittergutsbesitzer für Kaltblut und die
Bauern mit einem oder zwei Pferden für Warmblut. Der Bauer
brauche ein bewegliches Pferd, das nicht viel Futter verlangt.
Der Vorsitzende äußerte sich über die Unterhaltskosten der
Hengste. Die Hengste würden geeigneten Besitzern überwiesen
werden, bei denen sie auch arbeiten müßten. Der Hengsthalter
würde die eine, die 'Genossenschaft die andere Hälfte der Futter¬
kosten und des Wärterlohnes tragen. — Graf zu Münster
äußerte sich über das D e c k g e 1 d. Dasselbe würde jährlich fest¬
gelegt und sei von der Staatsregierung abhängig. Es würde künf¬
tig ein Mindestdeckgeld festgesetzt w r erden, das dem Satz
der Beschälstation gleichkommen werde: es würde vielleicht 130
Mark betragen. — Der Vorsitzende äußerte sich über die Kosten
des Hengstmaterials. Jeder Züchter hätte auf die Stute
einen 1000 Mark - Anteilschein zu erwerben Da 176 Stuten bisher
angemeldet seien, so würden 176 000 Mark zur Verfügung stehen.
Graf zu Münster wolle einen Ardenner zu 35 000 Mark und
einen Oldenburger zu 40 000 Mark verschaffen. Das ergebe bei
vier Hengsten, nämlich zwei Kaltblütern und zwei Warmblütern,
zusammen 150000 Mark an Mitteln für die Hengstbeschaffung. Man
beabsichtige aber das von der Zeichnung der Anteilscheine kom¬
mende Geld in den Reservefonds zu legen und mit 3 v. H. zu ver¬
zinsen, das Anschaffungsgeld für die Hengste aber von der Land-
wirtschaftlichen Genossenschaft zu entleihen. Die Anschaffungs¬
kosten seien also unbedingt gesichert. — Die Versammlung nahm,
sodann die Satzung der Pferdezuchtgenossenschaft zu Bergdorf
auf dem Eigen als die ihrige an und konstituierte sich hierauf als
„V ogtfändische Pferdezucht-Genossenschaft,
e. G. m. b. H.“ mit dem Sitz in Plauen. Zum ersten Vor¬
sitzenden wurde Rittergutsbesitzer Zeidler- Obenrosa, zum
stellvertretenden Vorsitzenden Freiherr von Bedenhausen
auf P ö h 1 und zum Geschäftsführer Rittergutsbesitzer Kloet-
z e r - Thoßfell gewählt. Die Vogtländische Pferdezuchtgenossen¬
schaft ist damit ins Leben getreten, sie wird die Pferdezucht in
Sachsen und im Vogtland zu neuer Blüte bringen. S. M.
Die Beschälordnung ln Württemberg.
Die württembergiische Beschälordnung hat seither, um eine
günstige Geburtszeit für die Fohlen zu erzielen, die Berechtigung
dAr Privatbeschälhalter zur Aufstellung ihrer patentierten Hengste
auf diel Zeit vom 15. Februar bis 15. Juli beschränkt. Durch
eine Verordnung des Staatsministeriums iist diese in den Kreisen
der Pferdezüchter als unzweckmäßig empfundene Beschrän¬
kung aufgehoben und die Beschälzeit für die privaten
Hengsthalter freigegeben worden. S. M.
Hochschulnachrichten.
Verzeidinis der Vorlesungen und praktischen Übungen an der Tier¬
ärztlichen Hochschule zu Hannover für das Winterhalbjahr 1921/22.
1. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Boether: Anatomie der Haustiere;
Anatomische Übungen, 9 st., tägl. — 2. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
Malkmus: Spezielle Pathologie und Therapie, 4st.; Medizinisch-
propädeutische Klinik, 2 st.; Spitalklinik für große Haustiere (Medi¬
zinische Klinik), tägl. — 8. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Friek: Spezi¬
elle Chirurgie, 4 st.; Chirurgisch-propädeutische Klinik, 1 st.; Spital¬
klinik für große Haustiere (Chirurgische Klinik), tägl.; Operations¬
übungen, 4st. — 4. Prof. Dr. Rievel: Fleischbeschau, 3st.; Spe¬
zielle pathologische Anatomie, 5 st.; Milch- und Milchkontrolle, 2 st.;
Michkursus, 2 st.; Pathologisch-anatomische Demonstrationen, Patho¬
logisch-anatomischer Kursus mit Anleitung zu Obduktionen, 2 st.; Ob¬
duktionen, tägl. — 5. Prof. Dr. KünnemanU: Arzneimittellehre,
4 st.; Spitalklinik für kleine Haustiere, tägl. — 6. Prof. Dr. M i e ß n e r:
Hygiene, 2 st.; Protozoenkunde, 1 st.; Hygienische und seuchen¬
klinische Übungen und Demonstrationen, 2 st.; Allgemeine Veterinär¬
polizei, 1 st.; Übungen im Anfertigen von Berichten. — 7. Prof. Dr.
Oppermann: Emhryotomische Übungen, 2 st.; Krankheiten der
Wiederkäuer, Ist.; Ambulat. Klinik. — 8. Prof. Dr. Paechtner:
Physiologie einschließlich physiologische Chemie, 5st.; Physiologisches
Praktikum, 2 st.; Enzyklopädie und Methodologie der Tierheilkunde,
Geschichte der Tierheilkunde, 1 st.; Wirtschaftsphysiologie, 1 st. —
9. Prof. Dr. Kronacher: Spezielle Tierzucht, 4st. — 10. Prof. Dr.
Danckwortt: Anorganische Chemie, 6st.; — Chemische Übungen,
12st. — 11. Geh. Stud.-Rat Prof. Haeseler: Physik, 4st. — 12.
Prof. Dr. Ude: Zoologie, Bst. — 13. Apotheker Dr. Gerkb: Phar¬
mazeutische Übungen, tägl., 1 st. —14.Direktor Scheibner: Theorie
des Hufbeschlages, 1 st, Hufbeschlagkurse. — 15. Schlachthofdirektor
Rekate: Fleischbeschaukurse auf dem hiesigen Schlachthofe, jeder
923
Kursus von dreiwöchiger Dauer. — 16. Direktor Neuberth: Land¬
wirtschaftliche Technologie, 2 st.; Ackerbau, 1 st.; Nationalökonomie,
2 ständig. _ _
Übersicht der Vorlesungen und Übungen an der Tierärztlichen
Hochschule Dresden im Wintersemester 1921/22.
Beginn: 18. Oktober.
Dr. E 11 e n b e r g e r. Geh. Rat, o. Prof.: Physiologie, 6stdg.;
Gewebelehre, 2§tdg.; Entwicklungsgeschichte, 3stdg.; Physiolog.
Praktikum (gemeinschaftlich mit Prof. Dr. Trautmann); Ar¬
beiten f. Fortgeschrittenere im phys'iiolog. Institut und in der phy-
siolog.-ehem. Versuchsstation, tägl. — Dr. Bau m, Geh. Med.-Rat,
o. Prof.: Systemat. Anatomie (Osteologie, Myologie u. Splanchno-
logie), 6stdig.; Anatom. Präparierübungen, gemeinschaftlich mit
dem Prosektor, tägl.; Arbeiten für Fortgeschrittenere im Institute,
tägl. — Dr. Röder, Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Spezielle Chirurgie,
4stdg.; Augenheilkunde, lstdg.; Operationskursus, 6stdg.; Chirurg.
Klinik undi Poliklinik f. gr. Haustiere, tägl.; Arbeiten f. Fortge¬
schrittenere im klin. Laboratorium. — Dr. Kunz-Krause,
Geh. Med.-Rat, o. Prof.: Organ. Experimentalchemie, Sstdg.; Ge¬
richtliche Chemie, lstdg.; Arbeite® im Laboratorium des ehern.
Instituts f. Fortgeschrittenere, tägl. — Dr. Schmidt, Obermed.-
Rat, o. Prof.: Spezielle Pathologie u. Therapie der Haussäuge¬
tiere, 2stdg.; Gerichtliche Tiermedizin, 2stdg.; Schafkrankheiten,
lstdg.; Geflügelkrankheiten, lstdg.; Physikal. Diagnostik und Pro-
prädeutik innerer Krankheiten 1 ; Mediz. Klinik f. gr. Häustiere,
tägl.; Arbeiten im klin. Laboratorium. — Dr. Lungwitz, Ober¬
med.-Rat, o. Prof.: Spezielle Pharmakologie mit Einschluß der
Toxikologie, 3stdg.; Spezielle Pharmakognosie (gemeinschaftl. mit
Privatdozent Dr. Bohrisch), lstdg.; Hufkrankheiten, 2stdg.;
Beschirrung und Bekleidung der Haustiere, lstdg.; Klinik u. Poli¬
klinik f. kl. Haustiere, tägl.; Arbeiten f. Fortgeschrittenere im In¬
stitut. — Dr. Klimmer, Obermed.-Rat, o. Prof.: Fütterungs¬
lehre, '2stdg.; Milchkunde u. Milchhygiene, lstdg.; Gesundheits¬
pflege, 3stdg.; Milchuntersuchungskursus bezw. Übungen in der
Gesundheitspflege u. Fütterungslehre (gemeinschaftlich mit Privat¬
dozent Dr. Haupt und Assistent Leipert); Arbeiten im Hygie¬
nischen Institut und der Seuchenversuchsanstalt für Fortgeschrit¬
tenere, tägl. — Dr. J o e s t, Obermed.-Rat, o. Prof.: Spezielle
pathologische Anatomie, 6stdg.; Pathologisch-anatomischer Kursus
mit Anleitung zu Obduktionen, 8stdg.; Pathologisch-histologiischer
Kursus, 4stdg.; Arbeiten im Patholog. Institut für Fortgeschrit¬
tenere, tägl. — Dr. Richter, Med.-Rat, o. Prof.: Besondere
Tierzucht mit Kursus für praktisch-züchterische Beurteilung der
Haustiere, östdg.; Geburtshilfliche Klinik, tägl.; Arbeiten f. Fort¬
geschrittenere täglich im Institut. — Dr. Edelmann, Geh. Medt-
Rat, o. Hon.-Prof.: Veterinärpolizei und Seuchenlehre, 3stdg.;
Fleischbeschaukurse im städt. Vieh- u. Schlachthof Dresden-Fr. —
Dr. Biedermann, Oberstudienrat, Hofrat, a. o. Prof.: Physik,
2stdg. — Dr. Naumann, Hofrat, a. o. Prof.: Botanik, 2stdg.;
Lichtbilddemonstrationen. — Dr. Brandes, a. o. Prof.: Der
heutige Stand der Des z enden ziel) re, lstdg. — Dr. Weber, a. o.
Prof.: Geschichte der Tiermedizin, lstdg.; Propädeutik der ambul.
Klinik, lstdg.; Ambul. Klinik, tägl.; Kursus in der Praxis der Ve¬
terinärpolizei, tägl.; Kolloquium über Rinderkrankheiten. — Dr.
924
Seeliffer, Dozent: Pharmazeut. Kursus. — Dittrieh, Prof.:
Veterinärtechn. Zeichnen, l%stdg. — Dr. S t e g 1 i c h, Reg.-Rat,
Prof.: Landwirtschaftslehre u. Grundbegriffe der Volkswirtschafts¬
lehre, lstdg. — Dr. W a n d o 11 e c k, a. o. Prof.: Fischkunde,
lstdg. — Dr. Traut mann, a. o. Prof.: Histologie, lstdg.; Phy-
«iolog. Praktikum (im Gemeinschaft mit Geh. Rat Prof. Dr. Ellen¬
berger), 7stdg. — Dr. Müller-Lenhartz, Hofrat, a. o.
Prof.: Einführung in das Gebiet der Landwirtschaftslehre, mit De¬
monstrationen u. Exkursionen, lM>stdg. — Dr. Illing, Dozent:
Marktpolizeiliche Kontrolle der animalischen Nahrungsmittel; nach
Anschlag. — Dr. Müller, Prof., Priv.-Doz.: Vererbung von
Krankheiten, lstdg. — Dr. S t r u b e 11, Prof., Priv.-Doz.: Ausge¬
wählte Kapitel aus der Lehre von der Immunitätsforschung, lstdg.;
Erkrankungen des Kreislaufes, lstdg.; Kursus über Immunreak¬
tionen. — Dr. v. Pflug k. Prof., Priv.-Doz.: Ophthalmologisch-
histologische Arbeiten. — Dr. Haupt, Priv.-Doz.: Die tierischen
Parasiten vom Standpunkte der Veterinärhygiene (Ausgewählte
Kapitel, lstdg. — Dr. B o h r i s ch, Priv.-Doz.: Spez. Pharmakogno¬
sie (gemeinschaftlich mit Obermed.-Rat Prof. Dr. L u n g w i t z),
lstdg. — Dr. M a n i c k e, Priv.-Doz.: Chemie der pflanzlichem und
tierischen Rohstoffe, mit besonderer Berücksichtigung ihrer tech¬
nischen und arzneilichen Verwendung, lstdg.
Personalien.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Georg Schwertschlag
in Dinkelscherben (B.-A. Zusmarshausen).
Tierärztliches Praktikum: Als Assistent ausgetreten: Franz
Kleiß beim Bezirkstierarzt von Freising. Als Assistent eingetreten:
Georg Bräun von Hemhofen beim Bezirkstierarzt von Höchstädt
a. Aisch.
Verzogen: Siegfried Freund von Herrsching am Ammersee
nach Pniowitz in Oberschlesien.
Bttcherschan.
Eierstock und Et. Befruchtung und Unfruchtbar¬
keit bei den Haustieren. Von J. Wester, ord. Pro¬
fessor, Direktor der mediz. Klinik an der Tierärztl. Hochschule
in Utrecht. Mit 41 Abbildungen. Berlin 1921. Verlagsbuchhand¬
lung von Richard Schoetz, Wilhelmstraße 10. Preis broschiert
Mk. 28.50.
Der Inhalt des vorliegenden Werkchens ist zum Teil bereits
in der „Tijdschrift voor Diergeneeskunde“ veröffentlicht worden.
Da bedauerlicherweise diese in holländischer Sprache erschienene
Publikation bei uns wenig bekannt ist, ist es dem Verfasser sehr
zu danken, daß er auch eine deutsche Übersetzung des Buches ge¬
stattete. Die Übersetzung besorgte Kollege E. B a ß in Görlitz.
Der Inhalt des Buches 'ist ein überraschend reicher und zeigt in
allen Teilen von wissenschaftlicher Gründlichkeit. Es zergliedert
sich in 4 Hauptteile. Der erste Teil behandelt die Herkunft der
Eizellen, alles über die Eifollikel Wissenswerte. Auch die Ovu¬
lation, Corpus luteum usw. finden alle wünschenswerte Berücksich¬
tigung und schließlich ist auch noch die schwierige Frage der
..interstitiellen Eierstocksdrüse“ nachdem jetzigen Stand der
Wissenschaft beleuchtet. Im zweiten Teile wird nach .einer Be¬
trachtung über die physiologischen Vorgänge der Brunst in klarer
• I-ttu-lti l
925
Weise die Nymphomanie beim Rinde und die zystöse Eierstocks¬
entartung besprochen. Im dritten Teile wird zunächst wieder die
Befruchtung und das Schicksal der Samenzellen, im weiblichen
Geschlechtsapparate behandelt, und dämm auf die Unfruchtbarkeit
der weiblichen Tiere näher eingegangen. Im Anschluß hieran
kommen interessante Ausführungen über Spermatoxine u. Sperrna-
lysine, sowie über die Rolle der Spermatoxine bei der Unfrucht¬
barkeit. Hierauf folgt die Behandlung der Unfruchtbarkeit selbst,
woran sich noch ein Abschnitt über den chronischen Gebärmutter-
katarrh beim Rinde und ein weiterer über die Prophylaxis der Un¬
fruchtbarkeit reiht. Iin vierten (letzten) Teile, erfahren wir noch
das Wissenswerte über den Bau der Spermatozoiden, über die
Fruchtbarkeit und 1 Unfruchtbarkeit beim männlichen Tiere, wobei
der Unfruchtbarkeit der Böcke ein schönes, reichhaltiges Kapitel
gewidmet wird. Endlich ist auch noch die Unfruchtbarkeit bei
Stieren und Hengsten und die Atrophie der Hoden in einem kür¬
zeren Abschnitte berücksichtigt. Den Schluß machen Bemerkungen
über Spermauntersuchungen, die ebenfalls recht Interessantes
bieten. Das ganze Buch stellt eine sehr lesenswerte in sich ge¬
schlossene Abhandlung dar, die sich nicht nur durch ihre Gründ¬
lichkeit und wissenschaftliche Bedeutung auszeichnet, sondern
dem Leser auch Freude macht durch die klare, anregende Dar¬
stellung und die nicht geringe Zahl der vorzüglichen Abbildungen.
Das Werk kommt auch unseren deutschen Tierärzten wie gerufen,
da wir uns ja gegenwärtig gerade nach den schrecklichen Ver¬
lusten des Krieges und des unheilvollsten aller Friediensverträge
der Weltgeschichte zum Kampfe gegen die Unfruchtbarkeit bei
unseren Haustieren rüsten. Ma.
Der Beruf des Tierarztes. Berufsberatungsvortrag von Dr. phil.
et med. vet. Johannes Richter, Medizinalrat, ord. Professor
an der Tierärztlichen Hochschule in Dresden. Berlin 1921. Ver¬
lagsbuchhandlung von Richard Schötz, Wilhelmstraße 10. Preis
broschiert 4.— Mk.
Mit der vorliegenden Schrift gibt der Verfasser weiteren Kreisen
in dankenswerter Weise Kenntnis von einem Vortrage, den er am
24. Januar 1921 am König-Georg-Gymnasium und am 15. Februar
1921 am Staatsgymnasium in Dresden gehalten hat. Ein jeder, der
Tierarzt werden will, Eltern, die bezüglich ihrer Söhne in der
schwierigen Lage der Berufsentscheidung stehen, Lehrer, die die
her an wachsende Jugend nicht nur mit dem für die Reife zum Über¬
tritt an die Hochschulen notwendigen Wissen versehen, sondern
ihnen auch wertvolle Winke für das spätere Leben geben sollen,
und nicht zuletzt der Tierarzt selbst, dem hier ein Spiegelbild seines
schweren, verantwortungsvollen • und umfangreichen Berufes vorge¬
halten wird, sollten sich für dieses Schriftchen warm interessieren.
Es enthält so ziemlich alles, was zur Belehrung dessen dienen soll,
der Tierarzt werden will. Ma.
Erfahrener Tierarzt sucht für 15. Oktober Stelle als
Vertreter oder Asslsteil,
womöglich für länger. Gelegenheit mit weitgehender chirurgischer
Betätigung (Pferdelazarett) bevorzugt. Gefl. Angebote sind unter
P. 31 an die Schriftleitung dieses Blattes zu richten. .
Verband der Freiberufstierärzte Baye rns. ■. y/
Verbandstag 1921
am Samstag, den 22. und Sonntag, den 23. Oktober in Augsburg.
I. 22. Oktober, nachmittags 2 Uhr, im Hotel „Drei Mohren“:
Sitzung des Hauptausschusses.
Abends 7 Uhr im Kaffeehaus Schachaulayer:
BegrUßungs- und Unterhaltungs-Abend mit Damen.
II. 23. Oktober, vormittags 9 1 /» Uhr, im Hotel „Drei Mohren“:
Verbandstag.
Tagesordnung:
1. Geschäftsbericht der Vorstandschaft.
2. Kassenbericht.
3. Festsetzung des Verbandsbeitrags.
4. Satzungsänderungen:
a) § 5, 8 und 11, Aufhebung der Gaukassiere.
b) Änderung des Abstimmungsmodus für den Verbandstag: Je
10 Mitglieder werden durch 1 Stimme vertreten, wobei 5
Stimmen ein Vertreter auf sich vereinigen kann.
c) Erweiterung der Vorstandschaft durch einen zweiten Schrift,
führer.
5. Abbau der Laienfleischbeschau. (Referent: Dr. Son der sh ause r
Massing).
6. Verlegung des Veterinärreferats. (Referent: Dr. Eder).
7. Besprechung der Fortbildungskurse.
8. Pensionsversicherung. (Referent: Dr. Erhardt, Hersbruck).
9. Die Tierärztliche Standesvertretung in Bayern: Tierärztekammer
— Arbeitsgemeinschaft: Wahlen zu letzterer. '
10. Allgemeine Gebührenordnung für Fleischbeschau und Privatpraxis.
11. Betätigung der Freiberufstierärzte für Privatversicherungen.
12. Anträge und Verschiedenes.
Anträge sind satzungsgemäß spätestens 1 Woche vor dem Ver¬
bandstag, also bis 16. Oktober, an den Verbandsvorsitzenden schrift¬
lich einzureichen.
Am 23. Oktober mittags 12 1 /« Uhr gemeinsames Mittagessen
im Hotel drei Mohren.
Den 20. September 1921.
lby| 9 e 9 en Kalberruhr Jmpfstoff gegen
_flnhnfl Ra Dohnd 5a.
Die Vorstandschaft.
Anleklrol
Jmpfstoff qeq
Abortus
927
NeguvonÄ
Räudemittel
1 Liter Mk. 16.50 (ausschl. Kanne)
Istizin vet. / Purgans
Tfllifi / Wundstreupulver
I W 11 \M (verbesserte Dakin-Methode)
Pulbit / Antidiarrhoicum
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 4
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G.m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
Carbo medicinalis Bengen
(biologisch geprüfte Tierblutkohle)
in der Praxis ausgezeichnet bewfihrt.
Carbo medicinalis
in Paketen zu 100,0 mit
Gebrauchsanleitung.
Innerlich bei
Darmkatarrhen, infektiösen
Durchfällen usw.
Carbo-Kapseln
in Schachteln zu 30 Kapseln
mit Gebrauchsanleitung.
Hervorragend bewährt bei
Uteruserkrankungen
der Tiere.
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
Bengen & Co., HH Ä“ Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizlnal-Drogengroßhandlungf.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
Methylenblau Cassella mit
NaH 2 P0 4 in besonderer
Kombination ' ..
Bewährtes Mittel znt
innerlichen Desinfektion
bei: Kaninchenkokzidiose,
Kückenruhr, ferner auch bei
Schweineseuchen und hierdurch im
Wachstum zurückgebliebenen Kümmerern
Originalröhre zu 10 Tabletten
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
In Friedenspalitüt wieder lieferbar:
Siryctt-VerM
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Atmungsbescbwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
Mk. 24. — ohne Abzug.
BENGEN & Co.. GJ.ll.ll., Hoooover
Ludwigstraße 20 und 20 a,
Fabrik cbemisch-ptiarm. Präparate, Drogen grontiandlung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Tel.-Ädr. Bengenco.
Maul-u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinär a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1913 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
Grolle Lederverbanilasche
(mit fast neuen Instrumenten) jedoch nicht vollständig, zu verkaufen.
Preis 120 Mk. Näheres durch Bez.-Tierarzt Speiser, Ebermannstadt.
8chriftleiter : Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 21% J
(trüber: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 18. Oktober 1921. Nr. 42.
Inhalt:
Originalartikel: Schwind (Schluß folgt). — Referate. — Tierärztliche Standes-
und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. —
Bücherschau.
Interessante Praxis-Vorkommnisse.
Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen b. Augsburg.
1. Verbluten eines Kastraten in der 5. Woche
post operationera.
Vor einigen Jahren erlebte ich in meiner Praxis einen
Fall, der wohl (und das glücklicherweise) sehr selten und
deshalb der Veröffentlichung wert sein dürfte:
Ich kastrierte — gleichzeitig mit mehreren andern, aber
jüngeren Hengsten — einen 4jährigen Hengst und zwar
mit Kluppen, die mit Sublimat gestrichen waren, lege artis.
Genau nach 5 Wochen wurde ich zu dem Kastraten gerufen,
weil er aus dem einen „Schnitt 4 blute. Was ich nicht und
nie für möglich gehalten, mußte ich nun konstatieren: Das
Pferd blutete tatsächlich aus der kanalartigen rechten I^a-
strationswunde und zwar war dieses Bluten etwa dem Nasen¬
bluten des Menschen zu vergleichen. Es gelang mir zum
Glück bei dem gutmütigen Tiere im Stehen den Wundkanal
zu tamponieren und so die Blutung — scheinbar — zu
stillen. Der Blutverlust war bislang minimal; zur Vorsicht
ließ ich das Pferd in der folgenden Nacht bewachen; Blu-,
tung trat keine mehr auf; der Tampon hielt; allmählich
wurde das Pferd jedoch schwach und am Morgen war es tot;
die Sektion ergab, daß es sich durch den Leistenkanal in die
Bauchhöhle verblutet hatte.
Was kann uns dieses Vorkommnis lehren? Zunächst:
daß aber auch gar alles Vorkommen kann und daß man tat¬
sächlich zu jeder Operation Glück benötigt. Auch hier
konnte ich durch Umfragen nachweisen, daß selbst das Un¬
glaublichste nicht neu ist, sondern daß alles schon da¬
gewesen. Ich konnte — auffallenderweise keinen einzigen
Fall in der Literatur — wie gesagt durch Umfrage noch
3 solche Fälle eruieren. Auch diese weiteren 3 Pferde
930
fingen in der 5.—6. Woche post castrationem zu bluten fttf
und verbluteten alle. In 2 Fällen habe der betreffende Kol¬
lege die Kastraten abgeworfen und die Blutung durch das
Glüheisen zu stillen gesucht. Jedesmal mit negativem Er»
folge.. ......
Was lehren also diese fatalenVorkommnisse? Sielehren,
daß nach der Kastration (nur nach der Kluppenkastration f\
In bew. Fällen wurden die Hengste allerdings nur. auf
diese Weise kastriert.) und zwar in der 5.—6. Woche die
Möglichkeit der Verblutung besteht.
Wie läßt sich die Sache Wohl am besten erklären? Ich
nehme an, daß in dieser Zeit, wo sich ja bekanntlich .die so*
genannte „Echera“ = das abgequetschte und abgeätzte
Samenstrangstück durch demarkierende Entzündung ab-,
stößt, die Blutgefäße des Samenstranges vielfach oder besser
ausnahmsweise noch nicht obliteriert sind, usuriert werden
resp. die Narbe (oder der Thrombus) einem momentan er¬
höhten Blutdruck nicht standhält. In dem von mir beob¬
achteten Falle behauptete der Besitzer tatsächlich, das Pferd
sei an jenem Tage beim Reiten sehr aufgeregt gewesen und
hätte ihm unliebe Sprünge gemacht; gleich darauf habe das
Bluten an gefangen.
Die Folgerungen, die man eventuell aus solchen Vor¬
kommnissen ziehen könnte, wären vielleicht diese: man -
nehme bei Kastraten (vulg. Heilem) in der kritischen Zeit
darauf Bedacht und lasse bei einer eventuellen Kastrations-
ver^icherung solche Möglichkeit nicht außeracht.
Ob in Bezug auf Blutstillung vielleicht die Radikalope¬
ration = die Unterbindung des Samengefäßes vorgenommen
werden' sollte, das wage ich nicht zu entscheiden, neige je¬
doch fast zu dieser Meinung hin.
Im übrigen wünsche ich den Kollegen, das Schicksal
möge sie vor solchem Mißgeschick bewahren. Der Bauer'
in seiner Kritiklosigkeit verübelt einem auch solche Vor¬
kommnisse, die Unika darstellen und die direkt als unver¬
schuldetes Unglück anzusprechen sind. Ich habe tatsächlich-
in jener Ortschaft (sie ist allerdings auch Grenzortschaft!)
seit jenem Fall kein Pferd mehr kastriert; jenem anderen
Leidensgenossen sagt man es tatsächlich heute — nach gut
20 Jahren — noch nach, es seien ihm einmal an einem Tage
gleich zwei Hengste „beim Schneiden“ verblutet.
2. Gehäuftes Auftreten von Raumschlauch . *
in einem Stalle. "'i
-S*.
- Vor einigen Jahren wurde ich in einen Stall gerufen . ^
mit dem Vorbericht, es seien 11 Ochsen und Stiere an Vor-
931
häutentzündung erkrankt. Ick traf tatsächlich alles, was
Vorhaut hatte in jenem Stalle, erkrankt an; zum großen
Teil handelte es sich um schwere Fälle, die nur durch Spal¬
ten zur Heilung gebracht werden konnten.
Ich dachte anfangs an ein Stallmiasma, das -— ähnlich
der kontagiösen Mastitis oder de 3 seuchenhaften Panari-
tiums — die Kalamität verschuldet haben könnte. Doch
gab die genaue Eruierung der Sachlage bald Aufschluß über
das noch nie beobachtete und beschriebene Vorkommnis :
Ein Ochse war an Vorhautentzündung erkrankt. Man em¬
pfahl den Leuten, fleißig Waschungen mit Lysolwasser vor¬
zunehmen. In ihrem Übereifer nahmen nun die etwas be¬
schränkten Töchter des Bauern — angeblich um die andern
Oehsen und Jungstiere vor solch unangenehmer und gefähr¬
licher Erkrankung zu schützen — auch bei diesen solche
Waschungen vor-und zwar unglücklicherweise mit
demselben Lappen und Gefäße (vielleicht sogar mit dem¬
selben Wasser).
Der Fall ist interessant und dürfte sogar zu denken-
geben. Ich überlasse dies den verehrten Wissenschaftlern,
ziehe aber als einfacher Praktiker auch daraus Konse¬
quenzen: nämlich, ich isoliere womöglich solche Patienten
und desinfiziere ihre Standplätze.
3. Beiträge zur Differentialdiagnose der
"Kolik des Ochsen.
Der Tierarzt auf dem Lande hat mit der Behandlung
der Kolik des Rindes ungemein häufig zu tun* oft mehr
als mit der des Pferdes. Der Möglichkeiten in Bezug auf
Ursachen der Krankheit gibt es ja bei letzterem entschieden
mehr, aber es ist auch bei der Kolik des Rindes oft die
Stellung einer exakten Spezialdiagnose durchaus nicht
leicht. Aber gerade hier kömmt es ja auf eine solche quoad-
Behandlung ganz besonders an.
Ich möchte daher auf Grund 20jähriger exakter Beob¬
achtungen einige Beiträge zur Differentialdiagnose der
Kolik des Ochsen liefern.
Die Kolik des Ochsen ist entweder bedingt durch ab¬
norme Verhältnisse im Magen-Darmkanal — Indigestion
(besonders zu Beginn der Grünfütterung zu beobachten =
Maikolik), Erkältung, croupöse Entzündung, Invaginatiou,
Inkarzeration üsw. — 1 oder aber sie ist verursacht durch
Storungen der Urinentleerung *■— Erkältung, Vorhautent¬
zündung, Bäuchabszeß, Obtüration der Harnröhre durch
einen Stein — u. a. m.
932
Bekommt man einen solchen Patienten sofort, das ist
während des Kolikanfalles, in Behandlung, so ist es zu¬
weilen schwer, die richtige Diagnose zu stellen. Wie schwer
ist es doch nur manchmal, zu erkennen, ob die bestehende
Kolik eine Darmkolik ist oder ob sie ihre Ursache in Stö¬
rungen der Harnentleerung hat. Gerade hier kommt es
auf eine gewissenhafte Untersuchung des Patienten, eine
logische Abwägung aller in Betracht kommender Momente
und nicht zuletzt auf den sogenannten praktischen Blick
des Untersuchenden an.
Ein Diagnostizieren par distanz ist hier untunlich und
dürfte sich bitter rächen. Aus dem Grade der geäußerten
Schmerzen lassen sich bei der scheinbar großen individuellen
Verschiedenheit im Reagieren auf schmerzhafte Zustände
beim Ochsen keinerlei Rückschlüsse machen. Manche Tiere
schlagen wie rasend mit den Füßen, springen in den Barren,
werfen sich rücksichtslos auf den Boden; andere — mit
genau demselben Leiden — sind infolge ihres stumpferen
Temperamentes ruhiger, schlagen nur manchmal mit den
Füßen gegen den Bauch. Ich empfehle, hierauf- zu achten.
Tritt bei solch indolentem Ochsen die Störung zur Nacht¬
zeit ein, so kann die Nichtbeachtung-dieses Umstandes zu
folgeschweren Fehldiagnosen führen. Eine „Indigestion“
ist eben leichter und bequemer „diagnostiziert“ als Darm¬
verschluß oder Harnröhrenstein resp. dessen Folgezustand,
nämlich die Blas^nruptur.
Zu einem Ochsen mit Kolik gerufen — ist durch den
Vorbericht das Bestehen einer Steinkolik nicht ausgeschal¬
tet — muß der Besuch sofort geleistet werden; er ist wegen
der eventuell drohenden Blasenruptur unaufschiebbar. Zum
ersten nehme ich eine genaue Anamnese ab: wie lange be¬
steht der Kolikanfall, hat der Ochse solchen schon früher
gehabt, hat er uriniert, hat er gekotet, wie und wann das
letzte Mal usw.
Und nun zur Untersuchung: Diese weicht von der me¬
thodischen Untersuchung eines kolikkranken Pferdes
wesentlich ab. Thermometer, Puls, Untersuchung der
Schleimhäute, kurz: die Allgemeinuntersuchung sagen dem
Tierarzt rein gar nichts und zwar weder in Bezug auf
Diagnose noch auf Prognose. Es gilt nur die rein örtliche
Untersuchung.
Zunächst kümmere ich mich um den Zustand der Vor¬
hautmündung, des sogen. Nabels. Ist er trocken oder naß,
ist er geschwollen, verklebt, schmerzempfindlich?
Ein weiteres Moment — namentlich in Zweifelsfällen
bei mangelnder oder ungenauer Anamnese .— ist meiner
933
Anschauung nach sehr wichtig; es ist die Beachtung des
After-Rutenmuskels. Sind nämlich an diesem rhythmische
Kontraktionen (vulgär „locken“ oder „pumpen“ genannt)
zu konstatieren, so kann man mit Sicherheit auf das Vor¬
handensein von Störungen in der Urinentleerung schließen.
Ich möchte dieses Hilfsmittel zur Differentialdagnose bei
der Kolik des Ochsen als bewährt durchaus empfehlen.
.Eine conditio sine qua non bei der Untersuchung eines
kolikkranken Ochsen ist weiters die rektale Exploration.
Ohne diese keine exakte Diagnose! Jungen Kollegen kann
ich nicht genug nahelegen, möglichst oft zur Übung die
Exploration der Hinterleibsorgane vom Rektum aus vorzu¬
nehmen, zumal ja schon im Rahmen des Physiologischen je
nach dem Füllungszustande dieser Organe (Darm, Harn¬
blase usw.) deren Umriß und Lagerung so sehr verschieden
ist. Wir haben bei den großen Haustieren in der Möglich¬
keit dieser Untersuchungstechnik gedachter Organe einen
nicht genug zu schätzenden Behelf zur exakten Diagnose¬
stellung, der bei derartigen Zuständen dem Humanmediziner
leider fehlt. Vor unvernünftigen Zuschauern (mit ihren
oft vielsagenden Mienen und abfälligen Bemerkungen) bei
diesem Geschäfte kann man sich ja schützen!
Es ist klar, daß dann kein Zweifel mehr über den Zu¬
stand besteht, wenn die Harnblase stark angefüllt und durch
Druck resp. Massage nicht zu entleeren ist, und desgleichen,
wenn man das Samenstrangrudiment straff gespannt fühlt
und die abgeschnürte Darmschlinge in Form einer apfel-
bis-faustgroßen, schmerzhaften Geschwulst nachweisen kann.
Allein im Anfangsstadium fraglicher Leiden sind diese Zu¬
stände noch nicht so sehr entwickelt und es ist daher eine
definitive'Diagnose eben noch nicht möglich. Bei'einfacher
Harnverhaltung zum Beispiel kann der Rand des gespann¬
ten Seitenbandes der Harnblase das Vorhandensein des Zu¬
standes Vortäuschen, wie er beim Überwurf besteht.
Handelt es sich um eine Darmkolik und man kommt —
durch die Umstände veranlaßt oder infolge mangelnder
Übung — zu keiner sofortigen Spezialdiagnose, so warte
man ruhig einen Tag zu. Indigestionskoliken beheben sieh
in der Regel baldigst von selbst; bei den andern Zuständen
treten die typischen Folgen (Darmverschluß resp. bei crou-
pöser Enteritis Entleerungen) bis dahin auf und sichern
den Befufid.
Nicht so jedoch bei einer Harnkolik! Es wäre dies beim
Vorhandensein eines Harnröhrensteines der drohenden
Blasenruptur wegen von Übel. Man darf hier höchstens
einige Stunden zur Sicherung der Diagnose zuwarten. Bei¬
fügen möchte ich noch, daß manchmal selbst die stark ge¬
füllte Harnblase bei der Exploration nicht t— wie gewohnt
— zu fühlen ist; es ist dies der Fall, wenn der Ochse eine
längliche Blase hat, die im gedachten Zustande tief in der
Bauchhöhle liegt. In solchem Falle resp. bei Vermutung
eines solchen, lege man das Tier bei der Untersuchung auf
den Bücken oder aber hebe mittelst eines unter den Bauch
geschobenen Brettes die Hinterleibsorgane in die Höhe.
Zur Sicherung der Diagnose in Beobachtung befindliche
Ochsen empfehle ich möglichst einzeln zu stellen, uin die
Abgänge besser kontrollieren zu können; wartet man auf
das Urinieren, so binde man dem Tiere einen trockenen Sack
um den Bauch.
Nicht unerwähnt möchte ich auch lassen, daß dem Prak¬
tiker die Beobachtung der Körperhaltung die Differential¬
diagnose hier sehr erleichtert und die Erfahrung betreffs
Vorkommen von Harnsteinen in der betreffenden Gegend
resp. Ortschaft überhaupt. (Schluß folgt.)
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschau und Nahrnngsmittolkunde.
HansMuch: Die Gesetze der Aktivierung durch Ver- --
diinnung und Zerlegung, zugleich eine Vertiefung der Vak- ...
zinetherapie. (Aus dem Universitätsinstitut f. pathol. Bio-
logie in Hamburg. — Münch. Mediz. Wochenschrift, 1920,
Nr. 35, S. 1005.)
Der auf dem Gebiete der pathologischen Biologie bekannte
Autor gibt zwei nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch wich¬
tige Gesetze, die in der Vakzintherapie Geltung haben, bekannt.
Der Nutzen, den man sich bei der Einspritzung des die Krankheit
erzeugenden Erregers, wie sie bei der Vakzinimpfung ausgeführt '
wird, erwartet, ist ein mehrfacher: der vollkräftige Erreger löst
infolge Überreizung häufig keine Reaktion im Körper aus. hin¬
gegen entstehen! auf den milden Reiz aufgeschlosse¬
ner Erregerstoffe Gegenstoffe mit Wirksamkeit so¬
gar gegen hochvirülente Erreger. Ferner ist die Bildung von
Gegen stoffen um so lebhafter, je aufgeschlos¬
sener die Erregerstoffe sind, vorausgesetzt, daß sie in
unschädlicher Menge und Form einverleibt werden. Dadurch, daß
die aufgeschlossenen Substanzen in den Säftestrom gelangen, kön¬
nen die Gegenstoffe auch auf Krankheitsherde wirken, die abge¬
sperrt vom Säftestrom keine Gegenstoffbildung leisten können. Der
Angelpunkt der Vakzinetheorie ist nach M. das Arbeiten mit Ver¬
dünnungen. Durch leichte Reize wird die Bewegungsfähigkeit der
Moleküle und damit ihre Kraftentfaltung gefördert. M. und seine !
Mitarbeiter konnte mit verschwindend kleinen Mengen abgestimmte • y
Immunkräfte in großer Menge erzeugen. Für die unabgestimmte
Immunität gilt dasselbe. Als Ursache des Versagens der Vakzine- ';;
therapie beschuldigt M. die Mißachtung des biologischen Gesetzes
935
der Verdünnung und diejenige der Zerlegung. Für letztere
gilt das Gesetz der Pa r 11 a 1 a n t tg e n e, nach welchem jeder
Erreger mit verschiedenen Stoffen angreift, so daß gegen jeden
Stoff — Partialantigen — ein Gegenstoff Partialantikörper —
gebildet wird, sind letztere alle hinreichend vorhanden, besteht
vollkommene Immunität. Es müssen aber nicht nur fehlende Par¬
tialantikörper erzeugt, sondern auch die vorhandenen gesteigert
werden. M. hat ferner beobachtet, daß die einzelnen Partialaoiti-
gene sich gegenseitig beeinflussen, sie können also ihre Wirkung
gegenseitig abschwächen oder sogar aufheben. So wenig, wie eine
positive Reaktion mit Vollerregern etwas Maßgebendes andeutet,
tut solches eine negative. Trotzdem können Immunkörper vor¬
handen sein, wenn man den Erreger zerlegt. Zum Schlüsse betont
M., daß Verdünnung und Zerlegung zwar ungleichen biologischen
Erfolg — Aktivierung — haben, daß sie aber dem Wesen nach von
einander verschieden sind. Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftslagen.
Reichsverband praktischer Tierärzte.
Baruth, den 3. Februar 1921.
An das Reichsfinanzamt.
Um im Interesse seiner Mitglieder eine Unklarheit zu beseitigen,
die bei der Aufstellung der umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen auf¬
getreten ist, erlaubt sich der Reichsverband praktischer Tierärzte
ganz ergebenst um baldige Beantwortung folgender Frage zu bitten:
Eine große Anzahl der praktischen Tierärzte ist mit der Aus¬
übung der amtlichen Fleischbeschau betraut. Sie erhalten hierfür
feste Gebühren, die auf Grund einer Verfügung der entsprechenden
Ministerien aufgestellt werden. Sie dürfen diese Gebühren nicht
überschreiten. Durch die Ausübung der staatlichen Fleischbeschau
sind sie während der Ausübung der Fleischbeschau Beamte. Sind
die für die Ausübung der Fleischbeschau eingenommenen Gebühren
umsatzsteuerpflichtig, oder handelt es sich bei dieser Tätigkeit um
berufliche Handlungen, die auszuführen er dem Staate gegenüber
auf Grund seiner Anstellung verpflichtet ist? . Sollte letzteres nicht
der Fall sein, und sollten diese Gebühren umsatzsteuerpflichtig sein,
wer ist dann der Leistungsempfanger, auf den die Umsatzsteuer ab¬
gewälzt werden kann? Die festgesetzten Gebühren dürfen doch
nicht erhöht werden!
* *
*
Der Reichsminister der Finanzen. 28. September 1921.
III U 16869.
Auf das Schreiben vom 3. Februar 1921 teile ich ergebenst auf
Grund umfangreicher Ermittlungen mit, daß die Trichinen- und
Fleischbeschauer nicht selbständige Gewerbetreibende im Sinne des
§ 1 Nr. 1 Umsatzsteuergesetz 1919 sind. Sie sind daher nicht um¬
satzsteuerpflichtig, unterliegen vielmehr mit ihren Einnahmen dem
Lohnabzug. Die Umsatzsteuerämter werden entsprechend ange¬
wiesen werden.
Tierärztlicher Fortbildungskurs.
Der tierärztliche Kreisverein der Oberpfalz veranstaltete m i t
dem Gau Regensburg des Verbandes der Freiberufs¬
tierärzte Bayerns am 6. Oktober in Regensburg einen Fortbil-
936
dungskurs über die Bekämpfung der Unfruchtbarkeit des Rindes.
Der Kurs war überaus zahlreich besucht, nahezu 70 oberpfälzische
und niederbayerische Tierärzte hatten sich eingefunden. Die prak¬
tischen Vorführungen fanden vormittags am Regensburger Schlacht¬
hofe statt und erfolgten durch Herrn Bezirkstierarzt Bichlmeier,
Burglengenfeld und Hei*rn Distriktstierarzt Dr. Ott, Unterthingau.
Nachmittags erstattete Herr Bezirkstierarzt Dr. Drescher ein
ausführliches theoretisches Referat über das Thema des Kurses.
Die praktischen Demonstrationen wie der wissenschaftliche Vortrag *]
fanden allseitiges Interesse. Der Erfolg des Kurses — des ersten, i
der in größerem Umfange von einer tierärztlichen Organisation in ]
Bayern veranstaltet wurde, — ermutigt zu weiterer Arbeit auf
diesem Gebiete. Dr. Kolb.
Verschiedenes.
Sammlung „Schütz-Ehrung“.
(4. Quittung, abgeschlossen am 30. September 1921.)
Verein beamteter Tierärzte in Preußen. 1000.— Mk.
Sammlung der aktiven Veterinäroffiziere der 3. Kav.-
Div., einschl. des Reiterregimentes Nr. 17 und Ober¬
veterinär Dr. Kleffrahn (überwiesen durch den
Herrn Divisionsveterinär). 380.— „
Dr. Junack-Berlin.. . 130.— „
Veterinärrat Neubarth -Zullichau, Generalveterinär
Dr. Kuhn-Hannover je 100 Mk. = . -. 200.— „
Dr. K i 11 i s c h - Rastenburg. 75.— „
Dr. H. Jahnecke-Klötze . 71.60 „
D i 1 g e r - Stolp (an das „Archiv“ weitergegeben) . . 63.85 „
Veterinärrat Haertel-Swinemünde, Jauer-Lubli-
nitz(O.S.), Prof.Dr.Hieronymi -Königsberg,Kreis¬
tierarzt Dr. Seiler-Lübben, Dr. Scherwitz-
Trebin, Kollstede - Hanesan, Dr. L. G r e v e - Iden¬
burg, Dr. Lellek-Lehe, Neumann-Neukirch
(Ostpr.), Dr. Peters-Köln, Dr. Rave-Eddelack
je 50 Mk. —.. 550— „
Ministerialdirektor a. D. Prof. Dr. Kirchner-Berlin v 40.— „
Veterinärrat Eil mann-Schleusingen, Dr. Uh len-
bruck-Kamen, Dr. Max Br au n - Hamburg, Vete¬
rinärrat Nethe-Freienwalde je 30 Mk. — . . . 120.— „
Dr. Kohlstock - Gandersheim, Dr. Bierbach-
Gebesee, Betzold-Gräfenhainichen, Dr. Lukas
We b er- Insterburg, Dr. Schantz-Weilburg je
25 Mk. =. 125.- „
Dr. Schindler -Staffelde, Baumgarten -Lucken¬
walde, Christ- Osterode (Ostpr.), R o s k e - Hayoau,
Dr. Balzer - Rostok, Veterrinärrat Warnke-
Fraustadt je 20 Mk. =.. 120.—
Generaloberveterinär Kü 11 - Königsberg . . . . 10.— »
Summe: 2835.45 Mk.
Dazu 1., 2., 3. Quittung . . . .... 14355.20 „
zusammen: 17190.65 Mk.
Herr Kreistierarzt Dr. Schmidt-Trebnitz teilt mit, daß die
unter seinem Namen in der letzten Quittung aufgeführten 150 Mk.
von der „Tierärztlichen Vereinigung-Trebnitz“ gesammelt sind.
i
i
!
4
I
\
■J
•1
.1
937
Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz¬
ehrung“ Deutsche Bank Berlin, Zweigstelle L, Chausseestraße 11;
Postscheck-Konto Berlin NW. 7 Nr.. 1012.
Prof. Dr. Ne um an n-Berlin.
Tierzucht, Tierhaitang, Diätetik.
König Wilhelm II. von Württemberg, der Gestütsherr von Weil f.
' In dem verstorbenen König von Württemberg verlieren Voll¬
blutzucht und Rennsport in Deutschland eineu ihrer tatkräftigsten
Förderer. Das Württembergische Gestüt Weil bei Stuttgart hat
Dank der persönlichen Anteilnahme des verstorbenen Königs aus
kleinen Anfängen heraus durch zielbewußte Arbeit seine Zucht hoch¬
gebracht; es wurden keine Kosten gescheut, durch Anschaffung
eigener Hengste, wie vorzüglicher Mutterstuteri aus der Scholle
herauszuholen, was nur möglich war. Dies hat sich auch Dank der
vorzüglichen "klimatischen Boden- und Weideverhältnisse erfreulich
gelohnt, denn schon seit Jahren besteht die Mutterstutenherde Weils
in der Mehrzahl aus Pferden eigener Zucht. Die Erfolge der schwarz¬
rot gestreiften Jacke nahmen von Jahr zu Jahr zu. Auch in Mün¬
chen sind die Weiler Pferde, die zuerst von W. Moore, dann von J.
Cooter und zuletzt von Lippold gearbeitet wurden, vielfach gelaufen.
Man erinnert sich noch des famosen Irrtum, der vor etwa 20 Jahren
wiederholt in Riem siegreich war. Hallunke, Orilus, Harlekin,
Schmetterling, Treue, Romanze, um nur einige zu nennen, waren
die besten Produkte der letzten Jahre. König Wilhelm war noch
vor wenigen Wochen Besucher der Badener Rennen, wo er dem
Siege Hampelmanns im Jugendrennen beiwohnte.
, Hochschulnachrichten.
Die Gebühren der reidisausländischen Studierenden an den
bayer. Hochschulen mit Wirkung vom Wintersemester 1921/22 ab:
1. Reichsausländische Studierende haben den zweifachen Betrag
der für Inländer eingeführten Unterrichtsgelder und den dreifachen
Betrag der übrigfen Gebühren einschließlich der Prüfungsgebühren
sowie der Institutsgelder (Praktikantenbeiträge) in Reichswährung
zu entrichten.
2. Die Deutsch - Österreicher und die Angehörigen der vom
deutschen Reiche abgetrennten Gebiete mit deutscher Abstammung
und deutscher Muttersprache sind, Erstere unter der Voraussetzung
der Gegenseitigkeit, hinsichtlich der Gebührenentrichtung als In¬
länder zu behandeln. •
3. Angehörigen der von der früheren österreichischen Monarchie
abgetrennten Gebiete mit deutscher Abstammung und deutscher
Muttersprache, ferner den baltischen und luxemburgischen Studieren¬
den deutscher Abstammung und deutscher Muttersprache kann auf
Ansuchen durch das Staatsministerium .für Unterricht und Kultus
im Einzelfalle die gleiche Vergünstigung wie den in Ziff. 2 Aufge¬
führten gewährt werden.
4. Reichsausländischen Studierenden, deren Familien im Inlande
wohnen und daselbst mit ihren Vermögen und Einkommen steuer¬
pflichtig sind, oder die aus sonstigen triftigen Gründen eine be¬
sondere Berücksichtigung verdienen, kann auf Ansuchen durch das
Staatsministerium für Unterricht und Kultus eine günstigere Rege¬
lung als die in Ziffer 1 getroffene bewilligt werden,
5. Die ‘ von den Reichsausländein geleisteten Unterrk
fließen, soweit sie die Sätze für Inländer überschreiten,
Dozenten, sondern der Universitätskasse zu. A- _
6. Gesuche um Gleichstellung mit den lindern oderjpä£|j
bührenermäßigung auf Grund der vorstehend^^estimmungeo^
Ziffer 3 und 4 sind von den Rektoraten etwa ll^nat nach
beginn gesammelt mit den für die Beurteilung ötforderlichOiKj
lagen und gutachtlicher Äußerung yorzulegen. ’f’.
7. Die von den ausländischen Studierenden^ nach Maßgd^j
§ 89 Abs. II der Satungen zur Erhebung k<j|gme$nde bess
Semestergebühr bleibt vorbehaltlich ihrer NMMstsetzun&Sj
ändert bestehen.
8. Die Ministerialentschließungen vom 13. April 1$80 Jfä'
vom 5. Mai 1920 Nr. 19240 und vom 31. Mai 1920 Nr. 32f)33 Eaöfl
durch gegenstandslos geworden. . I;
Die Verwaltungsaussohüsse der Universitäten erbeten Al
dieser Entschließung. •
Die Technische Hochschule In Danzig deutsdt.
Durch eine vor wenigen Tagen erfolgte Entscheidung der m
alliierten Verteilungskomraission ist nun endlich das Eigenfujp
der Technischem Hochschule der Freien Stadt Danzig ann|
schränkt zugesprochen worden. Die hieran geknüpften "5^.
gungen: Einführung eines Lektorats für polnische Sprach e^
Vorlesung über polnische Wirtschaftsgeographie, die Beecjtäf
auch polnischer wissenschaftlicher Bücher für die Bibliotbw^
die paritätische Behandlung polnischer Staatsangehöriger
Aufnahme sind von untergeordneter Bedeutung. Die'HpcbA^
bleibt somit vollkommen deutsch, behält deutsche UiilgAnKf!
spräche und Selbstverwaltung unter der Regierung dey T fl».-
Stadt ohne jeden Einfluß der Republik Polen. Ihr dettiij£|frJi$jj
rakter wird in keiner Weise angetastet. '
Personalien. IM
Veterinärkorps : Es erhalten den Charakter als GeneralveU
die Generaloberveterinäre a. D. Dr. Eduard Sigl, zuletzt
veterinär 2. bayer. Armeekorps, und Dr. Sch warz traubelt^
letzt Korpsveterinär 3. bayer. Armeekorps; den Charakter-.
Generaloberveterinär der Oberstabsveterinär a. D. Johann Mi
zuletzt beim Remontedepot Benediktbeuern; den Charakter alsj
Stabsveterinär: der Stabsveterinär a. D. H e r z e r (3. bayer.
Abtg.), zuletzt im Reichswehr-Art.-Regt. Nr. 24; den Charakt .
Oberstabsveterinär und die Erlaubnis zum Tragen der Uni
der aktiven Veterinäroffiziere, der Stabsveterinär a. D. Dr.
Stark (1. bayer. Train-Abtg.), zuletzt im Reichswehr Schü^
Regt. Nr. 42; den Charakter als Oberstabsveterinär und die Erlas
zum Tragen der Uniform der aktiven Veterinäroffiziere sowi^
Aussicht auf Anstellung im Zivildienst,, die Stabsveterinäre
Dr. Emil Kuhn (1. bayer. Scliw. Reiter-Regt.), zuletzt im Re
wehr-Pionier-Bat. Nr. 21 und Johann Krämer (2. bayer. C|
Regt.), zuletzt im Reichswehr-Art.-Regt. Nr. 24.
Verzogen: Tierarzt Barth. Lachenschmid ist von Nüra
nach Bad Aibling verzogen.
Praxisanmeldung: Stabsveterinär Joseph Rauh in Nüra|
Als Assistent ausgetreten: Dr. Alfons Krinner aus
kirchen beim Bezirkstierarzt von Deggendorf.
939
Bticherschau.
Die Erkennung der Haare unserer Haussäugetiere und einiger
Wildarten. Eine praktische Einführung in die einfache Methodik
der mikroskopischen Tierhaaruntersuchungen mit einem Bestim¬
mungsschlüssel und 16 Tafeln nach llandzeichnungen von Dr. Franz
Litterscheid, Direktor des städt. Untersuchungsamtes in
Hamm (Westf.) und Dr. Hans Lambardt, prakt. Tierarzt in
Hamm (Westf.). Verlag von Reimann & Co. Hamm (Westf.) 1921.
Das vorliegende Werk setzt sich zusammen aus einem textlichen
Teil und aus einem Tafelnheft, zu dem im ersten Teil die not¬
wendigen Erläuterungen gegeben sind. Der textliche Abschnitt
enthält zunächst das allgemein Wissenswerte über das Tierhaar
(das Menschenhaar ist nicht in das Bereich des Buches gezogen
worden). Im II. Teil bekommen wir die einfache Methodik der
Haaruntersuchung gegeben, der in einem Anhang Unterscheidungs¬
merkmale zwischen Tier- und Menschenhaar angefügt sind. Iin
III; Teil ist auf die Haare der einzelnen Haussäugetiergattungen
und einiger Wildarten eingegangen. Hier sind behandelt die Haare
der Pferde, Esel und Bastarde, der Rinder, der Hunde und Katzen,
des Schafes und der Ziege, des Haus- und Wildschweines, sodann
das von Rothirsch, Damhirsch und vom Reh, endlich das des Hasen,
sowie der wilden und zahmen Kaninchen. Der Text ist außer¬
ordentlich instruktiv, übersichtlich und bei aller Gründlichkeit von
wünschenswerter Kürze. Die beigegebenen Tafeln zeigen alles, was
die Praxis zur Erläuterung des Textes in bildlicher Hinsicht nur
wünschen kann. Mit dem vorliegenden Buche ist eine empfindliche
Lücke ausgefüllt, die besonders derjenige zu fühlen hatte, der
beruflich mit der Unterscheidung der Haare unserer Haustiere usw.,
sei es in der Gerichtspraxis, sei es in der Fleischbeschau-oder Nah
rungsmittelkunde und ähnlichem zu tun hat. Im Vorwort sind einige
lehrreiche Belege hiefür gegeben, so z. B. wenn Haare sich in Fleisch¬
konserven vorfinden, wobei es sich nachher herausstellt, daß diese
Haare Pferdehaare sind, während die Konserve als Rindfleisch be¬
zeichnet war usw. Jedem Interessenten ist die Anschaffung dieses
Buches auf das Wärmste zu empfehlen. Ma.
Bei Knötchenseuche
hat sich „Bissulin“ seit Jahren bestens bewährt.
„. . . mit „Bissulin“ . . . bei Fällen, in welchen mich
alles andere im Stiche ließ, sehr schöne Erfolge gesehen.“
Deutsche Tierärztl. Wochenschr. 42/1910.
„. . . ich konnte mit der „Bissulin“-Behandlung immer
den gewünschten Erfolg erzielen.“ M. t. w. 15 / 1911 .
„... Seit 8 /4 Jahren angewandt ... kann ich „Bissulin“
nur wärmstens empfehlen.“ Tierärztl. Rundschau 28/1909.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
ehern. Fabrik, Aachen 25.
940
Carbo-Jod-Stäbe
in Schachteln zu 5 Stück mit Gebrauchsanleitung. Bestandteile:
Biologisch geprüfte Tierblutkohle und Jod. Empfohlen bei Uterus¬
erkrankungen und Geschlechtskrankheiten der Tiere, auch innerlich
als Pillen besonders bei Pferden verwendbar.
BeDoen & Co., b-m-H-h.. Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.; Bengenco.
Worschrifte n für das V^iyj^ärwesen in B ayern
” erscheinen in Form einer Zeitschrift in zwangloser Folge nach Bedarf. Zweck der
Vorschrift ist die fortlaufende Veröffentlichung aller in das Gebiet des bayerischen
Veterinär-Verwaltungsdienstes und der tierärztlichen Tätigkeit einschlägigen Gesetze,
Verordnungen, Bekanntmachungen, wichtigeren Entschließungen, Urteile usw. in
übersichtlicher Zusammenfassung und, soweit veranlaßt, unter Beifügung entsprechen¬
der Erläuterungen. -■ Der Preis des Bandes von 12 Nummern zu je 16 Seiten Oktav-
Format beträgt einschließlich freier Zusendung unter Briefumschlag: Band I 5 Mk.,
II mit X je 5.50 Mk., XI 6 Mk., XII und XIII je 6.50 Mk., XIV 7 Mk., XV 9.25 Mk..
XVI 10.50 Mk., XVII 22.50 Mk., XVIII 30 Mk. — Bestellungen wollen unter Vorein¬
sendung des Betrages an J. Gotteswinter, Buchdruckerei, München!
Theatinerstr. 18 P’eleption 27 5 72) gerichtet werden. Durch Postahnnnement
können die Vorschriften nicht bezogen werden.
941
BAYER
zur Bekämpfung des ansteckenden
Scheidenkatarrhs
der Rinder.
Dosis: 16—20 Stäbchen bis zur Abheilun
Dauer der Behandlung;: 2-3 Wochen
Packungen: 20 Stäbchen . . N '\ Ie "“Mk. 18
Originalpackung Nr. II enthaltend
250 Stäbchen nebst leerer Schachtel zum
Einfüllen von 20 Stäbchen und Mit- M|[ /lll
nehmen auf die Praxis.IIIH# L IU
Literatur. Dr. Bu sch, Nürnberg „Tierärztl. Rundschau“, 1921, Nr. 25.
Dr. W. Wirthl, Burgbausen a. S. „M.-T.-W.“, 1921, Nr. 26.
Proben stellen auf Wunsch zur Verfügung.
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.,
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen b. Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b, H„ Köln a. Rh., Eifelstr. 21.
Die neuartige
Staupebehandlung
ges. gesch.
Bei nervöser Hundestaupi
zur symptomatischen
Behandlung
Orig.-Röhre zu 20Tabl. Orlg.-
Karton zu 5 Ampullen d tOccm
D. R. P.
Bei Lungenstaupe, wie
überhaupt bei ein tretendem
Fieber, Lungentzündung u.
Herzschwäche
Orig.-Röhre zu 15Tabletten
-Literatur:-
D. R. P.
Bei Darmstaupe u anderen
Magen- und Darm¬
erkrankungen
Orig.-Karton: 5Ampullen d 2,5.
lOccm. Orig.-Glas: Tabletten
Mercaffin. Berliner Tierärzll. Wochenschrill 1920. Nr. 23; Tlerarzll. Rundschau 1921, Nr. 6;
Tierärzll. Rundschau 1921. Ni. 15; Berliner Tierärzll. Wochenschri|t 1921, Nr. 17; Deutsche
Tierärztliche Wochensdinjl 1921, Nr. 18. — Kynodal. Tierärztliche Rundschau 1921, Nr. 14
c. Ergotino Bengen
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
===== Mk. 28- -—~
Ludwigstraße 20 und 20 a,
Fabrik chemisch-pharm. Präparate, Drooenproniiandlung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Tel.-Adr. Benoenco.
Infolge bedeutender Preissteigerung der
> wichtigsten Rohstoffe (insbesondere Jod)
LJ mußten die Preise meiner vet.-med.
VH Präparate ab 15. September um
\P1 . ca. 20°/o
k • ^v ! '| erhöht werden.
I Chemisch. Laboratorium
der Münchener Tierärztlichen Wochenschrift zu kaufen gesu
Preisangabe an Tierseucheninstitut, Kiel.
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendnno: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt
fiiteratUT: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jalirg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nf. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
entmische Fabrik Aubing
Pharm. Hbteilung
Hubfng bei München
Pernspr.:
Pasing 158.
Telegr.:
Chemische Aubing.
Zu verkaufen:
TA® he Instrumente darunter neue Koupierscheere.
Mikroskop. Wurfzeug usw. Bücher : Kitt, Fröhner, Frank. Möller,
Lwisinann, Feser, Gerlach, Beckhold, Ostertag, Diekerhoff, Roell.
■ _ Lands hut, GestütsstraBe 5.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinftrstr. 6. — Druck Von J. Gotteswinter,
mmissionsverlsg M. Rlegersche TTniver<ntH.tshnchhandhing. München. Odeouspl 2
Klett-Braun’sehe Impfstoffe.
Chemische Präparate für
die Veterinär-Medizin.
Vertretung und ständiges Lager
II — _ Augustenstraße 26
ivtuncnen Dr. med. vef. J). Kopier.
Draht-Anschrift: Rheinserum München. Fernspr.: Nr. 56853 .
Maul- u. Klauenseuche
wird wirksam vorgebeugt und be¬
kämpft durch Desinfektion mit
Bacillol
cf. Oberveterinitr a. D. Christian, Tierärztl. Rundschau 1918 Nr. 16
Literatur zu Diensten.
Bacillolwerke Hamburg
I
W.cLT.
Wirtschafts-Genossenschaft
deutscher Tierärzte,
Hannover, Ludwigstraße 20.
Herstellung und Bezug tierärztlicher Bedarfsartikel.
Bisher sind über 3600 Tierärzte als Mitglieder eingetragen.
Die W. d.T. gewährt den Mitgliedern beim
Bezüge von Medikamenten und Impf¬
stoffen 10°/« Rabatt, ferner geg. Jahresschluß
bis 30°/o Eztrarabatt u. satzungsgemäß 10
bis 20 °/o des Warenumsatzes jedes Mitglieds
diesem als Wohlfahrtsrücklage. Die Hinter¬
bliebenen verstorb. Mitglieder haben einen
Anspruch auf Sterbegeld. Der "Gewinn
kommt restlos den Mitgliedern zugute.
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß
der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für
die in der folgenden Woche erscheinende Nummer der Wochenschrift.
Als
Desinficientien,
Antiseptica und
Desodorantien
Literatur und Proben kostenfrei
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Ncckarbischofshcim (Baden).
„Vaginomiäiichen und Bullenslöbe Kaiser“
Deutsches Reichs-Patent und Auslands-Patente.
Von Tierärzten tausendfach glänzend begutachtet.
Tierarzt Dr. med. vet. Kaiser, Bad Harzburg
Für Bayern Bez.-Tierarzt Nik. Ductsch, Wegscheid.
Abortus infect. und Vaginitis Infect.
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig geheilt durch:
Or. Plate’s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung, [i. cf, b. r. w. No. 1912. 0. f. w. No. 1912, i. r. No. 1912 etc.i
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
D. R. W. Z
Verkauf in Deutschland nur an oder durch Tierärzte,
im'Auslande' auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination
Dr • Plä.t6 pharm. Präparate Brügge i*W.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift tür Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 25. Oktober 1921. Nr. 43.
Inhalt:
Originalartikel: Schwind (Schluß). — Referate. — Tierärztliche Standes- und
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. —
Bücherschau. — Eingesandt.
Interessante Praxis-Vorkommnisse.
Von Distriktstierarzt Sei) wind, Gessertshausen b. Augsburg.
'(Schluß.)
4. B a u ch w a n d a b s z e ß und (oder) B a u cli b ru ch ( ?).
Jüngst wurde ich zu einer Kuli gerufen mit dem Vor¬
berichte, sie habe in der Nabelgegend eine Geschwulst und
fresse nun nicht mehr. Dieses post hoc ergo propter hoc
war nun für mich selbstredend nicht maßgebend, erwies sich
aber doch als richtig.
Ich traf bei meinem Besuche eine schwer erkrankte Kuh
an; es waren alle Erscheinungen der Bauchfellentzündung
vorhanden: der Hinterleib war stark aufgetrieben, die Kuh
stöhnte und zeigte die typische Körperhaltung. Am Bauche
— in der Nabelgegend .— hatte die Kuh eine kindskopfgroße
Geschwulst, die bei der Betastung weich und schmerzhaft
wax. Als sie vor 14 Tagen aufgetreten, sei sie hart gewesen.
Es waren somit alle Merkmale eines Bauchwandabszesses
gegeben. Bei der Untersuchung, soweit diese im Stehen
und ohne Zwangsmaßnahmen bei dem störrigen Tiere mög¬
lich war (und solche anzuwenden, d. h. die Kuh ins Freie
zu führen und zu verfahren wie später angegeben, verbot
bei dem damals gerade sehr schlechten Wetter der Erkran¬
kungszustand), von der rechten Seite aus hatte ich die ab¬
solute Gewißheit, einen reifen Abszeß vor mir zu haben;
bei der Untersuchung von der linken Seite aus jedoch war
ich mir sehr im Unklaren; ich hatte hier das Gefühl, es
könnte auch ein Bruch sein.
Nachdem keinerlei Kolikerscheinungen bei dem Tiere
vorhergegangen waren, hatte ich an eventuelle Bruchein¬
klemmung mit konsekutiver Bauchfellentzündung nicht zu
denken; ebenso konnte man auf Grund seiner Erfahrungen
948
/
es für ausgeschlossen erachten, daß ein Fremdkörper vor¬
liege, der — beim Ochsen wäre solcher Verdacht sehr be¬
rechtigt gewesen — als Urheber des Bauchwandabszesses
und der konstatierten Peritonitis in Betracht käme. (Bei
der Kuh sticht der Fremdkörper stets nach vorne.) Ich hatte
also vorerst keinen Grund, mich viel um die Geschwulst am
Nabel der Kuh zu kümmern, und auch keine Veranlassung,
die Bauchfellentzündung als eine unheilbare anzusehen. Ich
behandelte das Tier entsprechend (hauptsächlich mit feucht¬
warmen Wickeln) und hatte die Freude, es genesen zu
sehen. Am 6. Erkrankungstage brach der Abszeß zur
Rechten von selbst auf; es entleerte sich eine Menge gut¬
artigen Eiters.
Nach weiteren 8 Tagen forderte mich der Besitzer frag¬
licher Kuh auf, ich möchte doch nun auch das „andere Ge¬
schwür“ aufmachen, da es von selbst nicht breche. Ich unter¬
suchte nochmals die nunmehr einseitig (links vom Nabel)
situierte Geschwulst und sprach sie wiederholt als Bruch an,
was mir dann auch die Rückenlägerung und die Probepunk¬
tion bestätigte.
Heute — nach 6 Wochen seit der spontanen Eiter-Ent¬
leerung — hat die betreffende Kuh auf der rechten Nabel¬
gegend denselben Bruch wie links.
Im Prinzip sage ich mit der Anführung dieses Praxis¬
falles einem Buyatriker nichts Neues. Ein jeder Praktiker
weiß e saus eigener Erfahrung, daß aus einem Bauchwand¬
abszeß mit der Zeit gerne ein Bauchbruch entsteht. Darum
ist auch ein Jeder bei der Öffnung solcher Abszesse sehr
vorsichtig. Ich zum Beispiel — nach 20jähriger praktischer
Erfahrung — öffne niemals, ohne durch Probepunktion das
Bestehen eines Bruches ausgeschaltet zu haben. Nebenbei
bemerkt lege ich die betreffenden Tiere zu diesem Zwecke
nieder (event. auf den Rücken) oder aber stelle sie an
einen Wagen und schiebe eine starke, gepolsterte Stange
vor den Hinterfüßen in die Radspeichen, um mich und das
Tier zu schützen. Besonders haben Kühe eine Fertigkeit,
zielend nach seit- und vorwärts zu hauen.
Wir hatten es also in angeführtem Falle mit der zum
Glück seltenen Tatsache zu tun, daß das „Geschwür ein¬
wärts“ brach oder daß der fast typische Bruch im Anschluß
an einen reifen Bauchwandabszeß nicht erst in der 5.—6.
Woche nach ( Eröffnung entstand, sondern schon nach drei
Wochen nach Entstehen des Abszesses, der sich in die Bauch¬
höhle entleerte und glücklicherweise eine gutartige Perito¬
nitis verursachte.
949
Die „Merks“ aus diesem Falle dürften wohl sein : Bei
Bauchwandabszessen empfiehlt sich oft Frühoperation (ob¬
wohl die aus der Spätoperation gerne hervorgehenden Bauch¬
brüche absolut nichts schaden) und stets Vorsicht in Bezug
auf Verwechslung mit Brüchen.
Erwähnen möchte ich noch, daß der Tierarzt jedesmal,
wenn er einen Bauchwandabszeß geöffnet hat, moralisch ver¬
pflichtet ist, den Besitzer des betreffenden Tieres darauf
aufmerksam zu machen, daß nach einiger Zeit die Sache
gerade wieder so aussehen könne, wie heute vor der Eröff¬
nung. Es sei aber dann kein Abszeß, sondern ein Bruch. —
Der Bauer (heutzutage noch mehr als früher) in seinem Be¬
streben, den „teuren“ Tierarzt zu sparen, ist nämlich sehr
geneigt, sich zu Sagen, jetzt sei das „Geschwür“ wieder
„eingelaufen“ und in solcher Annahme Dummheiten zu
machen. Ich kann 2 solche Fälle anführen: im einen kam
es zum tödlichen Darmvorfall, im anderen hatte die be¬
treffende Kuh . ihr Leben nur dem’Umstande zu verdanken,
daß der „Operateur“ kein spitzes Messer verwendete.
5. Lahmheiten beim Binde.
Der praktische Tierarzt auf dem Lande hat ungemein
häufig mit Fußkrankheiten des Bindes zu tun. In der Lite¬
ratur sind jedoch diese nur wenig beschrieben und auch im
Unterricht an der Hochschule werden sie — zu meiner Zeit
wenigstens war es so — sehr kursorisch behandelt. Es sei
daher einem Praktiker nach 20jähriger, zumeist buyatriseher
Tätigkeit gestattet, nachfolgend einige praktische Winke
aus diesem vernachlässigten und doch so wichtigen Gebiete
der Tierheilkunde zu geben:
Wirtschaftlich betrachtet habeij die Lahmheiten des
Bindes und ihre sachgemäße Behandlung eine sehr große
Bedeutung — zumal seinerzeit, wo man infolge der überaus
hohen Pferdepreise wieder mehr Ochsen und Kühe als
Spanntiere benutzt (wie man dies im Fränkischen schon
lange als überhaupt zweckmäßiger eingesehen und einge¬
führt hat). Die Einbuße an solcher Arbeitskraft wird unter
diesen Umständen jetzt .auch mißlicher empfunden, in dem
Maße ja noch lange nicht als die des Pferdes; Tatsache ist
und bleibt, daß der krumme Ochse dem Bauern weniger
Sorge macht als das lahme Pferd und dem Tierarzt wohl
auch, da eben ersterer beim Nichtstun besser (= fetter)
wird, das Pferd aber darunter leidet — ganz abgesehen von
der ganz anderen Verwertungsmöglichkeit des Bindes bei
unheilbaren Lahmheiten — und der Verlust an Gewicht
wird bei den heutigen Schlachtviehpreisen eben auch- viel
höher gewertet als früher; aus diesen Gründen wird der
Tierarzt zurzeit auch viel häufiger bei Lahmheiten der Rin¬
der in Anspruch genommen und ist seine Leistung auf
diesem Gebiete der Praxis viel mehr von Bedeutung als in
normalen Zeiten. Die rasche Wiederherstellung .des lahmen
Tieres oder der praktische Rat zur baldigen Schlachtung
bei schmerzhaften, unheilbaren Zuständen — ich denke an
Gonitis, Beckenbrüche und die sogen. Gliederkrankheit —
spielt die ungleich größere Rolle wie ehedem.
Darum heißt es auch hierin sattelfest sein, um sich nicht
zu blamieren, um etwas zu leisten und dadurch den Dank
und die Anerkennung der Bevölkerung zu verdienen und
— was vielleicht mehr wert ist — den Respekt vor seiner
eigenen Leistung zu bewahren, d. h. nicht nur bloß zu
„schwimmen“. Exakte Untersuchung und Gründlichkeit ist
hier alles. —
„Fußkrankheiten sind zumeist Klauenkrankheiten“. Man
halte sich diesen alten Praktikersatz immer vor und handle
darnach. Eine Diagnose ohne eingehende Klauenunter¬
suchung ist nur ganz selten möglich. Per distance (auf An¬
hieb) zu diagnostizieren geht nicht an, rächt sich oft sehr.
Ich erinnere an die beim Rinde so häufig vorkommenden
Sohleneiterungen, die dem Unkundigen so gerne eine Bug¬
lahmheit oder eine Knöchelverstauchung vortäuschen. Ich
kenne Fälle, wo der „Unkundige“ ein Tierarzt war und die
betreffenden Tiere mit Scharfsalben malträtiert, ja als un¬
heilbar auf gegeben wurden. Welche Blamage, wenn dann
ein „Kundiger“ (eventuell gar in der Person eines Kur¬
pfuschers) den Klauenabszeß öffnet und das Tier in kurzer
Zeit wieder herstellt!
Heute — nach 20jähriger praktischer Tätigkeit — dia-
nostiziere ich eine Distorsion der Zehengelenke oder gar
eine Schulter- resp. Hliftlahmheit nur nach Ausschluß des
Vorhandenseins einer Klauenkrankheit. Bei genannten
Leiden fehlen beim Rinde Schwellung, Temperaturerhöhung
und Schmerzhaftigkeit beim Betasten (überhaupt dieses Be¬
tasten beim Rinde, speziell bei der Kuh! Sapienti sat!) in
der Regel und so bleibt zumeist nur diese indirekte Me¬
thode, nämlich auf dem Wege der Ausschaltung zum Sitz
der Ursache des Lahmens zu kommen. Ich kann nicht ge¬
nug hierauf hinweisen.
Es ist freilich oft recht mißlich — es gehört oft unge¬
mein viel Pflichteifer und Geduld dazu — zumal bei störrigen
Tieren und zur Zeit dzr Grünfütterung (ich brauche gewiß
951
nicht deutlicher zu werden) eine Untersuchung der Klauen
vorzunehmen. An den Vorderfüßen geht die Sache ja sehr
leicht: die Tiere lassen sich da leicht aufheben und man hat
hier einen außerordentlich sicheren Anhaltspunkt in der
Palpation der Ballen. Äußert das Rind hiebei Schmerz, so
liegt ein Klauenleiden vor. Es handelt sich dann zumeist
um einen Entzündungs- resp. Eiterungsprozeß (ähnlich der
Steingalle des Pferdes) in der hinteren Klauenpartie, die
beim Rinde — sowohl bei Arbeits- als bei Stalltieren — so
ungemein häufig vorkommt, aber auch so ungemein oft
nicht recht erkannt und behandelt wird. Wie oft wird er
— abgesehen von jenen schon genannten groben Verwechse¬
lungen — mit Ballenentzündungen oder Quetschungen ver¬
wechselt! Die bestehende Schmerzhaftigkeit des Ballens
ist nur Folgezustand; es ist bei jenen Sohleneiterungen stets
eine plastische Infiltration der Ballen gegeben, die ein nicht
zu unterschätzendes, ungemein genaues diagnostisches Hilfs¬
mittel abgibt. Kataplasmen resp. öffnen im äußeren (late¬
ralen, hinteren) Sohlenwinkel und warme Bäder sind hier
die therapeutischen Maßnahmen.
Schwieriger sind die Verhältnisse bei der Klauenunter¬
suchung der Hinterfüße. Die Tiere lassen sich nur schwer
aufheben — auch ein Fehler der Aufzucht — und jenes
prächtige Reagenz (Schmerzauslösung durch Fingerdruck
auf die Ballen) gibt es hier nicht. Es tritt dafür die Unter¬
suchungszange, eventuell auch die Probeöffnung in ihr
Recht. (Bei sehr unruhigen Tieren, die nur im Notstände
untersucht werden können oder bei indolenten Tieren hat
nämlich die Untersuchungszange auch keinen Wert; in
diesen Fällen mache ich gerne eine Probeöffnung aus prak¬
tischen Erwägungen.) Auch an den Klauen der Hinterfüße
handelt es sich zumeist um Sohleneiterungen und zwar durch
Quetschungen resp. Vernagelungen verursacht. Der Sitz
ist. aber hier in der Mehrzahl der vorderen Sohlenwinl^el
resp. er ist im Bereiche der weißen Linie zu suchen. Bezüg¬
lich des Aufhebens der Hinterfüße zwecks Klauenunter¬
suchung möchte ich betonen, daß ich das freie Aufheben
mit einer gepolsterten Stange dem sogen. Raidein und auch
dem Aufheben im Zwangsstande vorziehe. Die Tiere re¬
agieren eben viel besser auf Zangendruck. Die Operation
selbst kann man dann im gefesselten Zustande vornehmen.
Bei Gonitis, Distorsion des Zehengelenkes (Knöchels)
ebenso bei der des Hüft- oder Buggelenkes halte man sich
nicht zu lange mit zerteilenden Einreibungen auf, sondern
greife baldigst zum Harzverband resp. Harzpflaster oder
952
k " r ~
\
aber zur scharfen Salbe. Bei der beim Rinde mit Recht so
gefürchteten Gonitis wäge man jedesmal das Für und Wider
der Behandlung ab. Oft täte man besser, dem „wider“ den
Vorzug zu geben. Das Leiden ist nämlich ungemein schmerz¬
haft, langwierig und oft — besonders wenn tuberkulöser
Natur — sogar unheilbar. - Auch bei der sogen. Glieder¬
krankheit des Rindes (ich sah dieses Leiden zumeist nur
bei Ochsen und Stieren) = bei dem chronischen Gelenk¬
rheumatismus' halte man sich nicht mit Kurversuchen auf,
sondern rate rechtzeitig zur Schlachtung.
Überbeine, Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen,
ebenso Prozesse ä la Spat oder Schale usw. sind beim Rinde
nicht oder nur äußerst selten zu beobachten.
Die Behandlung der Panaritien ist in allen Lehrbüchern
gut beschrieben. Ebenso die Klauenamputation (besonders
von Harms), die eine nur dankbare Operation darstellt und
die — allerdings als ultima ratio — von dem praktischen
Tierarzt viel öfter ausgeführt werden sollte.
Bezüglich der Unterscheidung der Distorsion des Hüft-
und Zehengelenkes (vulgär: Knöchels) kann ich leider keine
exakten Angaben machen. Es ist dies vielfach „Gefühls¬
sache“, sie ist zum großen Teil dem sogenannten „prak¬
tischen Blick“ Vorbehalten, mit anderen Worten der prä¬
zisen Beobachtung, Erfahrung und Untersuchung. Es kommt
in Betracht : Ausschaltung von Klauenleiden von vorne-
herein, die Art und der Grad der Belastung und des Durch-
tretens und endlich die Art des Ganges = des Auftretens
(auf hartem und weichem Boden) und des Vorführens resp.
Ausschreitens (bergauf, bergab, mit einseitiger oder doppel¬
ter Zehenbelastung usw.). Es ist oft ungemein schwer, hier
eine exakte Diagnose zu stellen.
Erwähnt sei noch, daß ich bei Klauenkrankheiten den
Holzteer mit Vorliebe verwende und ich als das beste
Schutzverbandmittel den — Filzhut kennen und schätzen
gelernt habe. Als Ätzmittel bei Klauengeschwüren ver¬
wende ich ausschließlich und mit dem besten Erfolge den
Liquor Stibii chlorati.
Bei Stichwunden (auch bei Nageltritten) bewährten sich
Ätzstifte vorzüglich; oft ist auch eine scharfe Einreibung
probat.
Über Harzverbände resp. Harzpflaster bei Lahmheiten
der Rinder werde ich später in einer besonderen Arbeit be¬
richten.
Daß zur Verhütung von Lahmheiten des Rindes ent¬
sprechende Klauenpflege und Bewegung der Tiere eine
953
große'Roll? spielt, ebenso der Stallboden, der Klauenbe¬
schlag und die Art der Beschlagstände dürfte wohl klar
sein.
Referate.
Pharmakologie, Pharmacie, Pharmakognosie.
Df. med. vet. Steen- Altona: Das „Mercaffin“ als Spe¬
zifikum bei Darmstaupe und anderen Darmerkrankungen
der Hunde. (Tierärztl. Rundschau, 1921, Kr. 15, S. 261.) •
D'as „Mercaffin“ der Chemisch - Pharmazeutischen Werke Bad
Homburg (A.-G.) ist eine Quecksilberoxydulverbindung des Tri-
methyldioxypurin mit etwa 50% Hg-Gehalt. Die Erfolge mit
den bisherigen Methoden der Darmbehandlung waren nicht befrie- :
digend, da sie teils nur vorübergehend waren, teils ganz aus¬
blieben, so besonders bei längerer Krankheitsdauer. St. entschloß
sich deshalb zu Versuchen mit dem neuen Präparat und
veröffentlicht 12 Enteritis-Fälle, die zum Teil mit hämorrhagi¬
schem Stuhl verliefen, mit ihrem klinischen. Verlaufe. In keinem
Falle war ein Mißerfolg zu verzeichnen. Die blutigen Diar¬
rhöenwaren zu 90% bereits am 2.Tage verschwunden;
die Wirkung des Mittels tritt so schnell ein, daß schon nach 24
Stunden eine Besserung wahrzunehmen ist; ein weiterer Vorzug
ist die Möglichkeit der subkutanen Einverleibung. Die I n d i =
k a t i o n für „Mercaffin“ sind Darmentzündungen auf infektiöser
Basis einschließlich Erkältung. Die Dosis betrug für kleine Hunde
2 ccm, für mittlere 5 ccm, für größere 5—7 ccm, bei sehr großen
10 ccm. Am 1. Behandlungstage ordnete St. strengste Diät an und
gab am 2. Tage 1 „Mercaffin“- Pulver oral. Die Injektion an der
Innenseite der Schenkel muß unter Abhebung der Haut, Bestehen¬
lassen der sich bildenden Flüssigkeitsblase und Vermeidung von
Infiltration des Nachbargewebes mit einer in destilliertem Wasser
gereinigte und gut getrockneten Spritze vorgenommen werden.
Unter diesen Voraussetzungen ist sie vollkommen ungefährlich.
Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Wichtig für den Bezug von Opium, Morphium und Cocain durch
praktizierende Tierärzte.
Durch das Reichs-Opiumgesetz vom 23. Dezember 1920 ist in
Ausführung der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages eine
besonders scharfe Kontrolle über den Bezug und den Verbrauch der
obenangegebenen Arzneimittel durchgeführt worden. Die Kontrolle
wird durch das Reichsgesundheitsamt ausgeübt, das weitgehende
Befugnisse hinsichtlich des Auskunftrechtes über dön Verkehr mit
diesen Stoffen und Zubereitungen erhalten hat.
Ein- und Ausfuhr, gewerbsmäßige Herstellung und Verarbeitung,
Handel, Erwerb und Veräußerung ist nur denjenigen Personen ge¬
stattet, denen hierzu die besondere Erlaubnis erteilt worden ist.
Die Erteilung der Erlaubnis erfolgt durch die Landeszentralbehörden
(in Preußen durch das Volkswohlfahrts-Ministerium) im Einver¬
nehmen mit dem Ministerium des Innern. Nur die Apotheken
haben ohne besondere Erlaubnis das Recht, diese Stoffe und Zube-
954
reitungen als Heilmittel zu erwerben, herzustellen, zu verarbeiten
und abzugeben. Für den Bezug dieser Stoffe von Seiten der Tier¬
ärzte ist zwischen den zuständigen Behörden eine Vereinbarung
dahingehend getroffen worden, daß vom Reichsgesundheitsamt eine
Liste derjenigen Tierärzte aufgestellt wird, die selbst dispensieren
und hierhei auch Morphium, Opium, Cocain usw. von Drogengro߬
handlungen beziehen.
Die Aufstellung dieser Liste erfolgt mit Hilfe der Polizeiorgane
in den einzelnen Niederlassungsorten der Tierärzte. Es ist also
jedem Tierarzt, der Wert darauf legt, für den Bezug
dieser Stoffe nicht ausschließlich auf die Apotheke
angewiesen zu sein, dringend anzuraten, bei etwaigen
von der Polizeibehörde gestellten Anfragen die Aus¬
kunft zu geben, daß er selbst dispensiert und auch
für diese Stoffe ein Bezugsrecht direkt von den Gro߬
handlungen erteilt zu sehen wünscht.
An alle in dieser Liste befindlichen Tierärzte gibt die Reichs¬
opiumstelle die für den Praxisbedarf benötigten Mengen frei, wohin¬
gegen die übrigen praktizierenden Tierärzte, die in dieser Liste
nicht aufgeführt sind, keinesfalls einen Bezugsschein erhalten.
Schon mit Rücksicht auf die prinzipielle Seite dieser Frage, die
eng mit dem Solbstdispensierrecht der Tierärzte zusammenhängt,
ist es unbedingt Pflicht aller derjenigen, die das Selbstdispensierrecht
den Tierärzten in vollem Umfange erhalten zu sehen wünschen,
dieser Angelegenheit weitgehendste Beachtung zu schenken.
Verschiedenes.
Zum Ehrenvorsitzenden ernannt: Der bisherige I. Vorsitzende
des Verbandes für die Zucht des Pinzgauer Pferdes in Oberbayern,
Gestütsdirektor Groll, Schwaiganger, wurde anläßlich seiner Be¬
förderung und Versetzung nach Schwaiganger in Anerkennung seiner
außerordentlichen Verdienste als Gründer und Förderer des Ver¬
bandes einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
König Ludwig III. von Bayern, der Gestütsherr von Leutstetten f.*)
Wieder hat der Tod in die kleine Reihe der süddeutschen Voll¬
blutzüchter eine empfindliche Lücke gerissen. Kurz nach dem ehe¬
maligen König Wilhelm H. von Württemberg, dem Gründer des
Gestüts Weil — dessen Rennstall auch bei den Riemer Rennen sehr
oft und erfolgreich vertreten war — (s. d. Wochenschr. S. 937 1. J.)
ist nun mit König Ludwig III. von Bayern der Gründer und Be¬
sitzer des Gestüts Leutstetten dahingegangen. Der Münchener
Rennverein hat einen großen Gönner und tätigen Förderer verloren.
Mit großer Freude hing der ehemalige König an seiner kleinen
'Vollblutzucht, aber die Erfolge des Königlichen Rennstalles waren
während längerer Zeit des öfteren nicht ganz die erhofften, insbe¬
sondere da dessen Pferde sehr oft auf überlegen^ Gegner trafen.
*) Die Bedeutung dieses Mannes für die Entwicklung unseres
Standes und besonders der bayerischen Tierärztlichen Lehranstalt
zu würdigen behalten wir uns vor, da es leider nicht mehr möglich
war, den beabsichtigten Nachruf noch in dieser Nummer an wür¬
diger Stelle zu plazieren. (Die Schriftl.)
955
Doch der passionierte Sportfreund ließ sich durch die vielen Ent¬
täuschungen nicht entmutigen und freute sich doppelt der Erfolge
in kleineren Kennen.
Einige aus Sarv ar eingeführte ungarische Stuten bildeten dann
den Grundstock zu dem in den neunziger Jahren errichteten eigenen
Gestüt, das nach dem bei Starnberg gelegenen Mustergut des Prinzen
als Gestüt Leutstetten bezeichnet wurde. Auch der Rtennstall lief
von diesem Zeitpunkt an unter diesem Namen. Die Stuten wurden
zwar nach sorgfältigster Auswahl immer sehr guten Hengsten zuge¬
führt, aber erst als im Jahr 1915, mit dem Ankauf des Deckhengstes
Laudon ein entschiedener Treffer zu buchen war, traten größere
züchterische Erfolge ein. Die Zeitereignisse brachten es mit sich,
daß König Ludwig die größten Triumphe seiner Vollblutzucbt nur
aus der Ferne miterlebte. Zum letzten Mal war er persönlich an¬
wesend, als Eiffilo, gezogen von Eider aus der Eiderduck im Jahr
1918 das Bayerische Zuchtrennen gewann, zu dem König
Ludwig seit der Gründung einen prächtigen Ehrenpreis zu stiften
pflegte, der in dem betreffenden Jahr natürlich dem Züchter des
zweiten Pferdes Yitus, Herrn W. Blatt, zufiel. Der König war
damals über den Erfolg seiner Zucht hocherfreut und bedachte
seinen Trainer Lippold und den Reiter Olejnik mit königlichen Er¬
innerungsgeschenken. Der größte Erfolg der Leutstettener Voll¬
blutzucht war der Überraschungssieg von Alamund von Laudon
a. d. Acropolis zu Hamburg im Großen Hansapreis des Jahres 1920,
den der Totalisator mit 359:10 honorierte. Ein sehr gutes Pferd
der Leutstettener Zucht war auch Sonulf von Malua aus der Sonn¬
tagsfreude, der nach einem in Grunewald errungenen Sieg auf der
Heimreise nach München einer Lungenentzündung erläg.
In den letzten Jahren war das Gestüt Leutstetten auf der Renn¬
bahn nicht mehr in' eigenen Farben vertreten, da der Nachwuchs
als Jährlinge an die Herren Sklarek abgegeben wurde, mit der Be¬
stimmung, daß die Stuten nach ihrer Rennkarriere auf Wunsch dem
Gestüt Leutstetten wieder zur Verfügung gestellt werden. Das
Gestüt wird auch nach dem Tode seines Gründers erhalten bleiben,
da Prinz Franz von Bayern der Vollblutzucht ebenfalls großes
Interesse entgegenbringt und wahrscheinlich das Gestüt über¬
nehmen wird.
Ueber Lehrgänge an der Anstalt für Bienenzucht in Erlangen
erläßt das Staatsministerium für Landwirtschaft folgende
Bekanntmachung.
Im Jahre 1922 sollen folgende Lehrgänge abgehalten werden:
1. Ein Lehrgang über zeitgemäße Bienenzucht vom 6 —10. Juni.
Teilnehmerzahl 30. Meldefrist: 1. Mai.
2. Ein Lehrgang über Königinnenzucht vom 12.—14. Juni.
Teilnehmerzahl 20. Meldefrist: 15. Mai.
3. Ein Lehrgang über Bienenkrankheiten vom 6.—8. Jul. Teil¬
nehmerzahl nicht beschränkt. Meldefrist: 1. Juni.
4. Bakteriologische Übungen vom 10.—15. Juli. Teilnehmer¬
zahl 6. Meldefrist: 1. April.
Bei dem 1. und 3. Lehrgänge sind imkerliche Vorkenntnisse er¬
wünscht, aber nicht unbedingt notwendig. Zu dem 2. und 4. Lehr¬
gänge werden nur ganz erfahrene, auch wissenschaftlich vorgebildete
Imker zugelassen. An den bakteriologischentübungen können nur
Imker teilnehmen, welche über ein eigenes Mikroskop mit ölimmer-
sion- verfügen und die sonstigen Unkosten zu decken bereit sind.
956
Der Unterricht ist unentgeltlich; für Unterkunft haben die Teil¬
nehmer selbst zu sorgen. An den Lehrgängen 1—3 können auch
Kriegsbeschädigte und Frauen teilnehmen; für Unfälle während der
Lehrgänge übernimmt die Anstalt keine Haftung. Es folgen nun
Angaben über Beihilfen an bedürftige Teilnehmer.
Die Gesuche der übrigen Teilnehmer um Zulassung zu den Lehr¬
gängen sind bei Meidung der Nichtberücksichtigung bis zu den oben¬
genannten Zeitpunkten (Meldefristen) mit einem kurzen Lebenslauf
und einer Auskunft über die imkerliche Vorbildung an die Anstalt
für Bienenzucht in Erlangen zu richten. *
Die Teilnehmer des 4. Lehrganges müssen die Kosten selbst
aufbringen.
Bewerber, die eines Urlaubs bedürfen, haben sich hierwegen an
ihre Vorgesetzten Dienststellen zu wenden, diese haben von der
Beurlaubung die Anstalt für Bienenzucht in Erlangen zu verständigen.
Der Anstalt ist auch die Gewährung von Zuschüssen aus Mitteln
der Kreise oder Distrikte oder der landwirtschaftlichen Kreis- oder
Bezirksvereine gleichzeitig mit der Bewilligung mitzuteilen. (Staats¬
anzeiger 1. J. Nr. 231.)
München, den 1. Oktober 1921.
Wutzlhofer.
Ossian von Wallenstein geschlagen.
Unser weitaus bester Dreijähriger, der nach seinem zweiten
Platz im Derby von Erfolg zu Erfolg geschrittene Weinberger Ossian,
hat am Montag, den 3. Oktober in dem mit 140000 Mk. ausge¬
statteten Gladiatoren-Rennen zu Berlin-Grunewald die Bitternis
einer Niederlage kennen gelernt, eine Niederlage, für die es kaum
eine Erklärung gibt. Im Wilamowitz-Rennen am Donnerstag war
zwar Wallenstein ein überlegener Sieger gegen König Midas und
Graf Ferry, doch hat man Ossian bedeutend höher als diese beiden
Altersgefahrten eingeschätzt. Und da für Wallenstein die weite
Distanz gefürchtet wurde, schenkte man dem Fels-Sohn unbedingtes
Vertrauen. Aber es kam genau so wie am Donnerstag. In der¬
selben Überlegenheit zog der Oppenheimer, der sich in den letzten
Wochen bedeutend verbessert hat, an die Spitze und durchs Ziel.
Ein Trost ist den Waldfriedzüchtern trotz der Niederlage von Ossian
geblieben. Sie können sich rühmen, das weitaus erfolgreichste
Pferd, das in Deutschland je gezüchtet wurde, in diesem Stall zu
haben, denn Ossian hat in diesem Jahr eine Gewinnsumme von
507 000 Mk. erreicht und damit den Rekord von Herold um 19250
Mark fibertroffen. Unter atemloser Spannung begab sich das acht¬
köpfige Feld auf die 2800 Meter lange Reise. Vor den Tribünen
ging Lorbeer an die Spitze vor dem geschlossenen Rudel, dessen
Schluß Harlekin, Gallipoli III und Geiser bildete. Ohne wesentliche
Veränderung kam das Feld unter Führung von Lorbeer bis zum
Einlaufbogen. Hier legte sich Ossian neben Lorbeer, dahinter
Wallenstein und Geiser, während die übrigen erledigt waren. In
die Gerade bog Ossian mit der Führung, wurde aber in der Distanz
von Wallenstein erreicht und überlegen mit drei Längen ge¬
schlagen. Geiser besetzte den dritten Platz vor Lorbeer.
Infekttoiis- und Invaslonskraakheiten.
Als Beitrag zur Inkubationszeit bei Tollwut des Menschen er¬
halten wir aus Landsberg a. L. folgende Mitteilung. Ein tollwütiger
957
Hund biß vor drei Monaten einen 11 Jahre alten Knaben.
Dieser verschwieg die Sache und starb jetzt an der Tollwut nach
dreiviertelstündigen Krämpfen (Eingesandt im September 1921).
Hochschulnadirichten.
Tierärztliche Fakultät der Universität Miindien.
Am 14. Oktober feierte der in weiten tierärztlichen Kreisen
wohlbekannte ehemalige Sekretär und Kassier der Münchener Tier¬
ärztlichen Hochschule bezw. Fakultät, Herr Rat Friedr. Viandt,
seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar, der die ganze Entwicklung der
Anstalt von der Zentraltierarzneischule bis zur Fakultät miterlebte,
war als Beamter von vorbildlicher Pflichterfüllung bekannt. In
reicher Arbeit ergraut, vermochte er es nicht, nach seiner im Jahr
1912 erfolgten Pensionierung untätig zu sein und übernahm daher
die Verwaltung der Bücherei der Tierärztlichen Institute, die er
seitdem mit der gewohnten Arbeitsfreudigkeit und Gewissenhaftig¬
keit führt. Wir wünschen dem Gefeierten, dem von allen Seiten
große Ehrungen zu teil wurden, daß ihm noch viele Jahre zu einem
heiteren Lebensabend beschieden sein mögen. (Die Schriftl.)
Die Tierärztliche und auch die Landwirtschaftliche Hochschule
in Riga wurden als Fakultäten der dortigen Universität angeschlossen.
Dieselbe ist dadurch zur Landesuniversität des neuen estnischen
Staates geworden. Der Lehrkörper dieser Anstalt umfaßt mehr als
100 Personen. Dieselben halten ihre Vorlesungen in estnischer,
deutscher und rußiseher Sprache; in estnischer Sprache liest unge¬
fähr die Hälfte, während die andere Hälfte sich ungefähr gleich¬
mäßig auf die deutsche und rußische Sprache verteilt. Das studen¬
tische Leben und korporative Wesen ist ähnlich dem der deutschen
Hochschulen eingerichtet. _
Rektor magnifikus der Tierärztlichen Hochschule in Yfien ist
Professor Dr. Karl Schwarz (Physiologie), Prorektor Professor
Dr. Leopold Reisinger (Bujatrik).
Personalien.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Georg Dichtl
aus München in Haag (B.-A. Wasserburg)., Dr. Walter Wolf aus
Chemnitz in Kleinwallstadt (B.-A. Obernburg).
Verzogen ; Dr. Ludwig Hofmeister von Landau a. I. nach
Haag (B.-A. Wasserburg).
Als Assistent eingetreten : Dr. Emil Miller aus München
beim Distrikts- und Grenztierarzt in Burghausen.
Als Praktikant ist Dr. Alfred Horn beim Bezirkstierarzt von
Erding, Karl Mayr aus Donaualtheim (B.-A. Dillingen) und Dr.
Joseph Mörtl aus Oderburg (B.-A. Traunstein) beim Bezirkstierarzt
in Dillingen eingetreten, Karl M e i x aus Regensburg beim Amts¬
tierarzt für den Verwaltungsbezirk Regensburg-Stadt ausgetreten.
Letzterer bleibt in Regensbnrg wohnhaft.
Bttcherschan.
Geburtshilfe. Für Landwirte bearbeitet von weil. Veterinärrat A.
T a p k e n, Amtstierarzt in Varel (Oldenburg). V. durchgesehene
958
und ergänzte Auflage, herausgegeben von Dr. Leonhard Schm id t,
Kreistierarzt in Trebnitz i. Schles. Mit 33 Textabbildungen.
Berlin. Verlagsbuchhandlung Paul Parey, SW., Hedemannstr. 10
und 11. 1921. Preis geb. 15.— Mk.
Die in dem rührigen Verlage von, Paul Parey herausgegebene
Thaer-Bibliothek wendet sich bekanntlich vornehmlich an die Land¬
wirte. Und in diesem Sinne ist auch das vorliegende Werkchen
geschrieben. Während die IV. Auflage während des Krieges im
Jahre 1916 noch von Veterinärrat Tapken selbst bearbeitet werden
konnte, mußte nun diese schon nach knappen 4 Jahren notwendig
gewordene Neuauflage wegen des im Frühjahre 1918 erfolgten Ab¬
lebens des genannten Verfassers in eine neue Hand gelegt werden.
Der Verfasser dieser V. Auflage hat einige kleine Neuerungen auf¬
genommen, konnte aber im übrigen das Büchlein unverändert im
alten Gewände bestehen lassen. Was schon früher über dieses
Werkchen gesagt wurde, gilt natürlich auch heute noch. Der Land¬
wirt kann nicht immer den Tierarzt gleich zur Hand haben und ist-
also genötigt, gerade bei Geburten, oft selbst einzugreifen. Ihn bei,
diesem Eingreifen vor groben Fehlern zu bewahren, dürfte das vor¬
liegende Buch imstande sein. Besonders für leichtere Fälle, w<r
nicht immer ein Tierarzt zugezogen zu werden pflegt, oft auch nicht,
gleich zur Verfügung steht, gibt das Büchlein gute Ratschläge. In
ähnlichem Gedankengange werden auch Regelwidrigkeiten und
Krankheiten der Zuchttiere und des Neugebornen besprochen. In
jeder Hinsicht werden viele praktische Winke gegeben und hiedurch-,
sowie durch die zahlreichen, wohlgelungenen Abbildungen dürfte'
diese kleine Geburtshilfe ihre Bedeutung für die Kreise, für die es-
geschrieben ist, behalten. Ma. •
Gehe’s Arzneipflanzenkarten, XIV. und XV. Folge, herausgegebea
von Gehe & Co. A.-G., Chem. Fabrik, Dresden-N.
Die bisher erschienenen 13 Folgen sind durch die Serien XIV
und XV in würdiger und dankenswerter Weise fortgesetzt worden.
Jede Folge besteht aus 6 Naturaufnahmen in Ansichtspostkarten¬
größe. Jeder Karte ist der lateinische und deutsche Name der
Pflanze, sowie das aus ihr hergestellte Produkt aufgedruckt. Dazu'
ist noch ein Merkblatt beigegeben, das in prägnanter Kürze über
Standort, Blütezeit, Sammelzeit, Bestandteile, Anwendung und Wir¬
kung Auskunft gibt. Die farbige Ausführung der einzelnen Karten
ist in hervorragender Weise gelungen und jedes wünschenswerte
Detail ist darauf zu ersehen. Es kommt also hier einerseits der
wissenschaftliche und andrerseits der künstlerische Wert in Frage,
die beide zur Anschaffung der prachtvoll gelungenen Serien an reizen
dürften. Ma.
Eingesandt.
„Wie man guten, haltbaren Obstwein bereitet“ ist der Titel
eines Artikels in Folge 36 der Wochenschrift für Haus, Hof utod
Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Der Leser entnimmt
aus demselben die Zusammensetzung der Obst- und Beeren fruchte,
ihre Eignung zur Verarbeitung, in welchem Verhältnisse die Mi¬
schung und der Zuckerersatz erfolgen soll. Es wird über die Reife,
Lagerung und Behandlung, den Verschnitt und alles zur Sache ge¬
hörige gesprochen. Probestücke dieser Folge stehen kostenfrei z«r
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland Mk. 10.50 für das
Vierteljahr.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrllt für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr, (
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen.
72. Jahrg. München, den 1. November 1921. Nr. 44.
Inhalt:
Original artikel: Stoß. — Reuth er (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärztliche
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. —
Personalien. — Bücherschau.
Zum Gedächtnis König Ludwig III.
Bayerns Tierärzte hegen innersten Gemütes Trauer
über den Tod des edlen Königs, dessen hohe, auf die
Wohlfahrt aller Stände bedachte Sinnesart auch dem
tierärztlichen Berufsstande den sozialen Aufschwung
gefördert, der Tiermedizin die Pforten der Universität
in München eröffnet hat.
In einer Zeit des schwierigsten Ringens um Rechte,
wo den Bestrebungen der Tierärzte, das wissenschaft¬
liche Studium der Tiermedizin zur Anerkennung zu
bringen, Vorurteile und mannigfache Hemmnisse be¬
gegneten, hat Ludwig III. durch das Gewicht seines
Wortes und seiner Willensmeinung die Erreichung
dieses Zieles mächtig unterstützt. Als erfahrener Land¬
wirt und auf allen Gebieten der wirtschaftlichen Be¬
dürfnisse des Staates kenntnisreich und weitblickend,
kannte und schätzte Ludwig III. auch das nützliche
Wirken des Tierarztes für die Erhaltung des in der
Tierzucht und im Gesundheitszustände der Haustiere
ruhenden Nationalvermögens, sowie die Bedeutung,
welche die tierärztliche Überwachung des Nahrungs¬
mittelverkehrs für die Hygiene des Volkes hat. Dieser
Würdigung unseres von Anderen oft geringwertig be¬
urteilten Faches hat Lud wig III. wiederholte Male
in der Öffentlichkeit Ausdruck gegeben und dem tier¬
ärztlichen Stande Fortschritt und Geltung verschafft.
Unvergeßlich sind Jedem, der an der Tagung der
IX. Plenarversammlung des Deutschen Veterinärrats
im Jahre 1902 in München teilgenommen hat, die
Stunden des glanzvollen Festes, auf welchem Prinz
Ludwig von Bayern, in einer alle Hörer aufs
Tiefste bewegenden Rede über die Notwendigkeit der
Angliederung des tierärztlichen Studiums an die Uni¬
versität eine gedankenreiche Aussprache hielt. Seit
einem Menschenalter hatten, wie Prof. Dr. Schmaltz
in seinem Toaste schilderte, die deutschen Tierärzte
darnach gestrebt, die Vorbildung für das Studium
zur Vollkommenheit der Universitätsreife zu bringen
und so sehr waren sie von der Unentbehrlichkeit dieses
Fortschrittes überzeugt, daß all ihr Denken auf dieses
Ziel gerichtet war. Aber die Hindernisse waren sn
groß, daß schon Ermüdung und Mutlosigkeit sich
einzustellen begann. Da erklang das in der Sitzung
des bayerischen Landwirtschaftsrates vom 21. Dezem¬
ber 1899 gesprochene Wort des Prinzen Ludwig
von Bayern „es sei den Tierärzten die Pflege so
weitgehender Interessen der Landwirtschaft und des
nationalen Wohlstandes an vertraut, daß, um diese
Aufgabe zu erfüllen, die beste Bildung gut genug sei.“
Das war ein leuchtendes Zeichen der Befreiung aus
beengenden Schranken und erweckte Zuversicht und
Hoffnung in unserem Stande.
Aus Nord und Süd waren deshalb Delegierte der
Tierärzte ganz Deutschlands nach München gekommen,
um dem königlichen Prinzen für die warmherzige
Befürwortung ihrer Bestrebungen den Dank darzu¬
bringen. In dem Festsaale des altehrwürdigen Rat¬
hauses, wo der Empfang stattfand, erlebten sie eine
Feier erhebendster Art.
Die Dankeshuldigung wurde von Ludwig von
Bayern mit jener Rede beantwortet, welche eine
Kundgebung neuen Aufstiegs des tierärztlichen Standes
bildete. Eine unbeschreibliche Begeisterung, von
Freude, Ernst, Rührung und Glücksgefühl durchwogt,
bemächtigte sich der anwesenden Tierärzte und in
einem innigen Segenswunsche für den königlichen
Protektor gab Prof. Dr. Schmaltz*) diesem Em¬
pfinden den schönsten Ausdruck.
*) Prof. Dr. Schmaltz hat in seinem Berichte über die
Plenarversammlung die bedeutsamen Ereignisse näher ge¬
schildert.
In der Erinnerung an jenen Tag werden zahlreiche
Tierärzte bei der Nachricht vom Tode Ludwig III.
Seiner in Ehrfurcht und Liebe, in Wehmut und Dank¬
barkeit gedacht haben und weit über die Grenzen
Bayerns hinaus, in allen Ländern, wo deutsche Tier¬
ärzte sind, wird sein Name im Herzen derer leben,
welche die Geschichte der Entwicklung und Kämpfe
unseres Standes kennen.
Der hohe Protektor, der uns Ehre erwiesen hat,
war auch der Erste, dem bei Schaffung des Promo¬
tionsrechtes der Münchener tierärztlichen Hochschule
das. Ehren-Doktorat der Veterinärmedizin als Zeichen
der Huldigung gewidmet wurde. Ihm, dem Begrün¬
der der tierärztlichen Fakultät der Universität Mün¬
chen und dem Fürstengeschlechte der Wittels¬
bacher, deren Fürsorge Rang und Stellung der
Tierärzte in Bayern zur jetzigen Höhe geleitet hat,
bewahren die Angehörigen dieses Berufsstandes in
Verehrung das Gedächtnis der Dankesschuld.
Prof. Dr. Kitt.
„Ueber Geburtshilfe beim Pferd“.
Von Privatdozent Dr. A. 0. Stoß, Tierärztl. Fakultät,* München.
In dem gleichnamigen Artikel schreibt Lichten-
stern (M. T. W. 1921 Nr. 30): „.es ist mir noch
nicht eingefallen, eine Stute deshalb von der Zucht auszu¬
schließen, weil einmal eine Embryotomie vorgenommen wer¬
den mußte (Stoß)“.
Die Art der Darstellung kann den Anschein erwecken,
als wäre die Stute lediglich deshalb von der Zucht ausge¬
schlossen worden, weil die Geburt eine Embryotomie er¬
forderte. Die mangelhafte Literaturangabe gestattet dem
Leser eine Orientierung im Original nicht, weshalb ich mich
gegen den Vorwurf, einen unwirtschaftlichen Ratschlag er¬
teilt zu haben, zu rechtfertigen wünsche. Der Hinweis
Lichtensterns bezieht sich auf den Artikel „Ver¬
krümmung der Halswirbelsäule eines Fohlens als Geburts¬
hindernis“ von A. Palm und Dr. A. 0. Stoß (M. T. W.
71. Jahrg. Nr. 17). Wie schon aus dem Titel zu entnehmen
ist, handelt es sich um eine krumme Verwachsung der Hals¬
wirbelsäule, also nicht etwa um eine Verlagerung des Kopfes
962
fahrend des Geburtsaktes, sondern um eine seitliche Tfopf-
Haltung, die bereits in frühem Stadium, des intr^uterinei|
Lebens bestanden hat. Die Ursachen solcher Verlagerungefi
sind nicht bekannt. ?
Albrecht (Geburtshilfe beim Pferde, Leipzig 1913|
sagt: „Vielleicht handelt es sich um eine nicht normale Be£
schaffenheit des Tragsackes, z. B. des Hornes, in welchem
der Fetus*) liegt, eine zu geringe Längen- oder Querausdeb-
riung, vielleicht — wie Frank meint — um eine zu ge*
ringe Menge Fruchtwasser; möglicherweise wird dieser Zu>
stand in der ersten Periode der Entwicklung des Fetus
durch abnorme Zug- und Druckverhältnisse bedingt, wie
bei der Bildung des Schistosoma reflexum.“ Es ist also auf
Grund der bisherigen wissenschaftlichen Forschung nicht
Von der Hand zu weisen, daß die Ursache einer Verkrüm*
thung der Halswirbelsäule in. Beschaffenheit und Funktion
des. mütterlichen Uterus gelegen, sein kann: Im strittigen
Falle hat die Stute schon im: vorigen Jahr ohne äußere Un¬
sache ein totes, haarloses Fohlen zur Welt gebracht, wo*
durch die Annahme der geringen Zuchttauglichkeit der Stute
noch bestärkt wurde.
Die fragliche Stute, die nicht ausschließlich der Zucht
dienen sollte, hatte damals einen Wert von 30 000 Mark.
Ich fand die Bedenken des Besitzers, nach wiederholtem
Mißerfolg die Stute wieder zur Zucht zu verwenden, sehr
berechtigt und hielt es für meine Pflicht, ihm zur weiteren.
Züchtverwendung nicht zuzuraten, wenn auch sehr ungern,
da es von Interesse gewesen wäre, zu sehen, ob eine weitere
Trächtigkeit zur Geburtshilfe Veranlassung gegeben hätte.
Abgesehen davon, daß eine mißglückte Frucht für den Be¬
sitzer keine Freude bedeutet, bringt sie für das Muttertier
immer eine Gefahr mit sich, und insbesondere ist eine Em-
bryotomie keine gleichgültige Operation. Lichten-
stern selbst rechnet ja mit 17,6 % Verlusten bei
Embryotomie.
Ich glaube, hierdurch gezeigt zu haben, daß die Auf¬
fassung „eine Stute deshalb von der Zucht auszuschließen,
weil einmal eine Embryotomie vorgenommen werden mußte*'
unrichtig ist. Tatsächlich wurde ddm Besitzer zur weiteren
Zuchtverwendung lediglich deshalb nicht zugeraten, weil
die Stute in erster Linie Arbeits-, nicht aber Zuchttier wajs
und weil das wiederholt vorgekommene Mißglücken der
*) Fetus, die Leibesfrucht ist verwandt mit dem veralteten feo
ich zeuge. Nicht Foetus, was man von fovere, erwärmen, hat ab¬
leiten wollen. t
96$
Zuchtverwendung aubh fernerhin keine befriedigenden
Zuehtergebnisse erwarten ließ. ,
Die periodische Augenentzttndnng des Pferdes,
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim
Bayerischen Stammgestttt Achselschwang:
Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reuth er in Achselschwang.
■ Einleitung.
Die periodische Augenentzündurig des Pferdes ist eine
schon dangst vor Entwicklung der Tierheilkunde beobachtete
Krankheit, die früher auf die Einwirkungen des Mondes
zurückgeführt und als Mondblindheit bezeichnet wurde.
Ihre Auswirkungen und Folgen sowie die damit verbun¬
denen außerordentlichen Schädigungen waren lange bekannt,
ehe die moderne Wissenschaft sich eingehender damit be¬
faßte.
Nicht nur der Zuchtwert, sondern auch der Marktwert
der von dieser Krankheit betroffenen /Tiere wird erheblich
herabgesetzt, je nachdem die Sehorgane darunter gelitten
haben oder ganz zerstört wurden. Der Verkaufswert min¬
dert sich zur Hälfte bis drei Viertel ünd noch mehr herab,
ein Umstand, der für den einzelnen Besitzer wie auch füf
das gesamte Völksvermögen eine sehr bedeutende Einbuße
därstellt. Abgesehen davoh geben solche Pferde häufig Ver¬
anlassung zu kostspieligen und langwierigen gerichtlichen
Auseinandersetzungen und Prozessen. Denn sehr oft fügen
die Verkäufer in betrügerischer Absicht den kranken Tieren
Verletzungen zu, um durch die Vortäuschung einer akuten
Erkrankung das innere Leiden des Auges zu verdecken.
Infolge solcher Manipulationen sind mitunter die gericht¬
lichen Entscheidungen sehr schwer zu fällen.
Trotzdem sich die Wissenschaft mit der Erforschung
der periodischen Augenentzündung schon viel beschäftigt
hat, ist es bis jetzt weder gelungen, ihre Ursachen festzu¬
stellen, noch Mittel und Wege zu ihrer Bekämpfung und
Heilung ausfindig zu machen. Die Ansichten der Fachleute
über diese Krankheit sind viel umstritten und bewegen sich
in schroffen Gegensätzen sowohl bezüglich der Ätiologie
als der Vererbung. .
Die Literatur über die periodische Augenentzündung ist
bereits ziemlich umfangreich. Ich glaube, es erübrigt sich,
hier in einem eigenen Abschnitte auf die verschiedenen
Werke näher einzugehen, zumal ich im Verlaufe der Ab¬
handlung an den geeigneten Stellen die betreffenden Hin-
964
Weise gemacht habe. Der Zweck vorliegender Arbeitistj
auch nicht, eine Übersicht und Zusammenfassung bereif,
bearbeiteten Materials zu geben, sondern meine Erfahrung»;
und Beobachtungen zur Kenntnis zu bringen. Das gesamte
Material, auf dem sich die vorliegende Arbeit aufbaut^ iat. *j
aus einem scharf umrissenen Gebiet entnommen, das xj&ter :.
fortwährender exakter Beobachtung gestanden hgt und >
noch steht. Dieses Gebiet ist das bayerische Stammgefctüt
Achselschwang mit seinen Vorwerken. Das beobacl
Tiermaterial waren und sind noch die Pferde des eigei
Zuchtbestandes des Gestütes, sowie zur Aufzucht aus Baye
und anderen Ländern angekaufte Tiere. Meine mehr
30 Jahre durchgeführten Beobachtungen haben positive
sichtspunkte ergeben, .so daß ich annehmen darf, daß ve
liegende Arbeit dazu beitragen kann, das Problem der pei
dischen Augenentzündung seiner Lösung wenigstens ein«
kleinen Schritt näher zu bringen.
Ehe ich mit meinen Ausführungen beginne, ist es mein«
Erachtens nötig, über die Geschichte und Lage des Gestüt
das Wissenswerteste einzuflechten.
Achselschwang ist eine uralte Zuchtstätte; die erste
kundliche Quelle reicht auf das Jahr 760 zurück. Dai
wird es in einer Schenkungsurkunde als Meierei zum erst«
mal erwähnt. Von 1130 ab war es Klosterschwaige vc
Wessobrunn und später von DieBsen. Zur Zeit des dreißi
jährigen Krieges, während dessen es schwer heimgesucl
wurde, weideten auf der Schwaige über 30 Pferde, 100 Stüc
Rindvieh, über 100 Schafe und 80 Schweine.
Nach der Säkularisation des Klostergutes (1802) erwarb|
im Jahre 1815/16 die Militärverwaltung die Höfe Achsel- r
schwang, Hübschenried mit Engenried und Westerschondor*
und richtete sie als Militärfohlenhöfe ein» Im Oktober 18f
erfolgte die Übersiedelung des Stammgestütes von Schwaig-]
anger nach Achselschwang und einige Jahre später die d«
finitive Übergabe an die Landgestütsverwaltung.
Achselschwang liegt 590 Meter über dem Meeresspiegel!
im Diluvialgebiete der bayerischen Hochebene auf demf
Moränenschutt des Ammergletschers. Das Gelände ist wel-jj
lig, mit zahlreichen Einbuchtungen. Der Untergrund
steht aus dem durch den Transport des Gletschereises er*;
zeugten lehmig-kiesigen Geschiebe, das infolge seiner Un-I
durchlässigkeit Versumpfung und Moorbildung in hoheml
Maße begünstigt. Der Boden ist infolge dessen kalt, naß,fl
lehmig und teilweise mit stagnierendem Grundwasser durch-J
setzt. Der Charakter der Moränenlan4eohaft ist besonder
965
typisch ausgeprägt zwischen Achselschwang und Wester¬
schondorf. Die sämtlichen Besitzungen sind von Wald um¬
säumt, aus dessen stellenweise versumpftem Boden das
Wasser für die Anlagen zur Versorgung der Gestütshöfe
als Tag- und Sickerwasser jahrelang entnommen werden
mußte. Die nassen Wiesen in Achselschwang und auf den
Vorwerken wurden in den 90 er Jahren durch umfangreiche
Drainageanlagen erheblich verbessert und späterhin ist mit
Vervollkommnung der Entwässerungsmethoden ein großer
Teil der Grundstücke ganz trocken gelegt worden. Das
Klima ist rauh; die mittlere Niederschlagsmenge betrug
für die Periode 1901—1910 873 Millimeter, 1917:—1920
915 Millimeter.
Der Pferdebestand des Gestütes wurde im Jahre 1893
zum erstenmal vollständig und eingehend mit dem Spiegel
untersucht. Vorher habe ich nur Einzelfälle beobachtet.
Vom Jahre 1898 an habe ich die Resultate der regelmäßig
stattgehabten Spiegeluntersuchungen der Gestütspferde
aktenm'äßig niedergelegt und bearbeitet, und die Forschun¬
gen üljer die Vererbungsmöglichkeiten bis auf den heutigen
Tag genau verfolgt. Mein besonderes Augenmerk richtete
ich dabei auf die Futter- und Wasserverhältnisse, die geo¬
logische Struktur, sowie den kulturtechnischen Zustand des
Bodens und die Witterungseinflüsse. Als Vergleichsmate¬
rial dienten mir die Untersuchungsergebnisse des Land-
und Stammgestüts Zweibrücken, dessen gesamte Pferdebe¬
stände ich wiederholt im Aufträge der Landgestüts Verwal¬
tung eingehend untersucht habe.
Die periodische Augenentzüridung (Irido-cyclo-
chorioditis (Uveitis) recidiva) ist eine bei dem
Pferdegeschlechte bezw. dem Einhufer häufig vorkommende
innere Augenentzündung, von der vorwiegend die zum
Uvealtraktus gehörenden Teile ergriffen werden; die Ent¬
zündungserscheinungen wiederholen sich in unregelmäßigen
Zeitabschnitten meistens solange, bis infolge der jedesmal
zurückbleibenden pathologischen Veränderungen das Seh¬
organ zerstört ist und Erblindung eintritt (Linsentrübung,
Glaskörpertrübung oder Verflüssigung, Netzhautablösung).
Die Krankheit tritt in der Regel sporadisch auf, ab und zu
seuchenhaft; über das epidemische Auftreten im Stamm¬
gestüt werde ich noch eingehend berichten. Als Begleit¬
erscheinungen anderer Krankheiten, Druse oder Brust¬
seuche etc. habe ich sie nie beobachten können. Desgleichen
wurden gastrische Störungen vor dem Auftreten der Ent¬
zündung nicht wahrgenommen (wie das häufig behauptet
wird [Lit.7]). Nur in zwei Fällen, bei lähmekranken Fohlen
habe ich innere Augenentzündung auf treten sehen (e. mikror
skopischen Befund S. 24). Die Temperatur ist bei frischen
Anfällen etwas erhöht auf 38—38,5 und fällt nach einigen
Tagen auf die normale zurück, Schwankungen kommen vor.
Die Prognose ist durchweg' schlecht, da die medikamentöse
Behandlung in den meisten Fällen versagt. Eine Ansteckung
von Pferd zu Pferd findet nicht statt; ebensowenig konnte
ich das Leiden beim Hornvieh feststellen,, obwohl dieses
hier unter den ganz gleichen Bedingungen gehalten wird,
wie die Pferde und mit ihnen weidet.
Bei dem Pferdebestand des Stammgestütes läßt sich das
Auftreten der periodischen Augenentzündung nachweisen
zurück bis zu seiner Gründung. Auf Grund folgender Tat¬
sachen darf man sie als ein der Gegend eigenes, schon immer
hier vorhandenes Übel betrachten.
Denn vom Jahre 1847—1874 sind 21 Pferde wegen Er¬
blindung infolge periodischer Entzündung auf einem oder,
zwei Augen veräußert worden und ziyar: 3 Zuchtstuten,
8 Hengst- und 10 Stutfohlen; eine Zuchtstute wurde wegen
Erblindung ihrer Fohlen verkauft. Unter diesen Pferden
befinden sich Nachkommen der Hengste Vitez, Power, Har-
kaway, Reichstadt, Türk, Charivary, Roseberry,. Rainbow
und Coock 2 *.
Von 1875—1882 erkrankten 16 Pferde, von denen 8 er¬
blindeten 3 *; von 1882—1898 44 Pferde, von diesen erblin¬
deten 37, 7 besserten sich 4 *.
Von Dezember des Jahres 1898 ab sind genaue Aufzeich-
2 * Vgl. Tabellen II und III.
3 ) Ein sehr ungünstiges Jahr war 1879, in dem 14 Krankheits¬
fälle aufgeführt sind: 2 Zuchtstuten, 7 Hengst- und 5 Stutfohlen,
von denen 3 Hengst- und 1 Stutfohlen erblindeten.
4 * Daraus berechnet sich die hohe Ziffer von 84,09 % als un-
geheilt, 15,91 % geheilt. Unter den geheilten ist ein Pferd als ge¬
bessert aufgeführt und einige entzogen sich durch Verkauf der
weiteren Beobachtung, so daß sich wahrscheinlich der Prozentsatz
der geheilten in Wirklichkeit noch niedriger stellen dürfte. Diese
44 Pferde verteilen sich folgendermaßen: 9 Stuten (darunter 8
Zuchtstuten) — 7 erblindet, 2 geheilt —, welche sämtlich im
Stammgestüt Achselschwang gezogen sind, während nicht eine von
den vielen Oldenburger Stuten, die während dieses Zeitraums im
Gestüt einrangiert und zur Zucht benützt wurden, an typischer
periodischer Augenentzündung erkrankte; 2 Wallache, darunter
Vollblüter „Watzmanu“, welche beide erblindeten, ferner 25
Hengstfohlen, wovon 21 ungeheilt- und 4 als geheilt in Abgang
kamen. Von diesen 25 Hengstfohlen sind 18 selbstgezogen, während
sich 7 zur Aufzucht hier befanden (2 Oldenburger, 2 Ungarn, 2
Bayern und 1 Pinzgauer). Von den erkrankten 8 Stutfohlen, sämt¬
liche selbstgezogen, erblindeten 7, 1 wurde geheilt,
967
nungen auch über die Spiegelbefunde vorhanden, die eine
zuverlässige Zusammenstellung aller Erkrankungen an
innerer Augenentzündung ermöglichen.
Aus der in Tabelle I (s. Beilagen) ersichtlichen Zu¬
sammenstellung der Anfälle von periodischer Augenentzün¬
dung von Dezember 1889—1920 geht hervor, daß innerhalb
dieses Zeitraumes bei einer Gesamtzahl von 2971 Pferden
269 Pferde an periodischer Augenentzündung erkrankten,
insgesamt 9 %. Von diesen sind 41 geheilt = 15,24 %, 228
ungeheilt = 84,76 %. Von den 41 Geheilten waren 35 ein¬
malige und 6 wiederholte Erkrankungen; von den 228 Un-
geheilten 155 Fälle mit remittierendem Verlauf (zu diesen
zählen alle schweren Fälle, bei denen die Pferde gleich
beim ersten Anfall verkauft wurden), 73 mit intermittieren¬
dem Verlauf.
Nach dem Alter ausgeschieden, verteilen sich die ersten
Anfälle wie folgt:
bei l / 2 jähr. 11 bei Hengst-, 15 bei Stutfohlen Sa. 26
„ 1-1*/* „ « „ „ , 52 „ „ „ 95
„ 2-2V* 46 . „ . 57 „ „ , „ 103
„ ' 3 „ 8 „ „ , 16 „ . „ „ 24
ältere 4 „ männl., 35 „ Stuten _ „ 39
Sa. 112 männl., 175 Stuten - Sa. 287
Daß bei älteren Pferden die Stuten überwiegen, erklärt
sich daraus, daß diese zur Zucht im Gestüt bleiben, während
die Hengste im vierten Jahr an die Landgestüte abgehen
oder veräußert werden.
Von den 269 Pferden erkrankten 120 auf dem rechten,
122 auf dem linken und 27 auf beiden Augen. Mehr als die
Hälfte aller Erkrankungen treffen auf das Alter von 1—3
Jahren, woraus hervorgeht, daß das Entwicklungsalter
beim Pferd die meisten Opfer fordert.
Auffallend erscheint auch die Tatsache, daß erheblich
mehr Stut- als Hengstfohlen (140 zu 108) befallen wur¬
den. (In den Jahren 1898—1902 betrafen 60 % aller Er¬
krankungen die-Stutfohlen). Hierbei ist die Verteilung der
Pferde auf die einzelnen Gestütsbesitzungen von Bedeu¬
tung.
Auf der Hauptbesitzung Achselschwang stehen die
Hauptbeschäler, Muttersfuten und Saugfohlen, in Wester¬
schondorf die Hengstfohlen und in Hübschenried die Stut¬
fohlen. Hübschenried und das in der Nähe gelegene Engen¬
ried hatte ungünstige Boden- und Wasserverhältnisse. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß diese beiden Umstände Ver-
anlassung zu dem vermehrten Auftreten der Augenentzün-
dungen gaben.
Auf die Kopfzahl ausgerechnet erkrankten bi» 1914
durchschnittlich im Jahre 4 % des Pferdebestandes, in ein--
zelnen Jahren stieg die Ziffer bis zu 10 %.
Von den erkrankten Pferden waren 153 selbstgezogen,
116 angekauft zur Aufzucht im Gestüt. Erste Anfälle traten
ein in den Monaten
Januar ....
. . 32
Juli . . .
.... 16
Februar
, . 26
August. .
.... 11
März ....
. . 35
September
.14
April ....
. . 35
Oktober
.... 23
Mai . . , . .
. . 23
November.
.... 24
Juni.....
. . 18
Dezember .
.... 30
Auf die Zeit der Stallhaltung, die Monate November mit
April, treffen 182, also die meisten Erkrankungen, auf die
Zeit der Weide, Mai mit Oktober, 105 Fälle. Man könnte
hiernach vermuten, daß die Infektion zum großen Teil wäh¬
rend der Weidezeit, die Auswirkung derselben später ein-
tritt.
Der Verlauf der Krankheit ist bei leichteren Fällen inter¬
mittierend, bei schwereren remittierend. Hierbei wurde be¬
obachtet, daß noch während des ersten Anfalles neue Nach¬
schübe von Entzündungen mit blutigem Exsudat auftreten
und das Auge zerstören. Die Zwischenräume zwischen den
einzelnen Anfällen sind ganz unregelmäßig und schwanken
von einem Tag bis zu 310 Tagen auf dem gleichen Auge
und von 3—601 Tagen beim Übergreifen von einem er¬
krankten Auge zum anderen noch gesunden. Im Durch¬
schnitt berechnen sich die rezidiven Anfälle auf 3 bis 4
Wochen. Als Beispiel der Unregelmäßigkeit der einzelnen
Anfälle sei eine Stute mit 9 Rezidiven erwähnt:
Zwischenzeit
vom
1. zum
2. Anfall
52 Tage,
yy
yy
2.
yy
3.
yy
66
«
V
v
•3.
yy
4.
yy
52
yy
yy
yy
4.
yy
5.
j»
16
yy
')
s y>
5.
yy
6.
41
yy
yy
yy
6.
yy
7.
yy
34
yy
yy
v
7.
yy
8.
yy
121
yy
yy
yy
8.
' yy
9.
yy
310
yy.
Wie schon eingangs erwähnt, sind die Erfolge der medi¬
kamentösen Behandlung außerordentlich gering. Hier wurde
besonders die Jodkalibehandlung in größerem Maßstabe
durchgeführt und gründlich ausprobiert auf Grund der Ver¬
suche des Lyoner Augenarztes Dor [Lit.18], Dieser führt
969
die Periodizität der Anfälle darauf zurück, daß die Mikro¬
organismen der periodischen Entzündung, die* er gefunden
zu haben glaubt, auf neutralen oder leicht sauren Nähr¬
böden besser gedeihen als auf alkalischen. Durch die in¬
folge der Entzündung her vor gerufene Auswanderung und
den Zerfall weißer Blutkörperchen würde die schwach saure
Reaktion im Glaskörper und den lichtbrechenden Medien
alkalisch werden und durch Verschlechterung der Lebens¬
bedingungen des Krankheitserregers den Anfall beenden.
Durch die Phagozytose werden jedoch nicht alle Mikroben
zerstört und so bald die Acidität im Augeninnern wieder
hergestellt sei, vermehrten sich die überlebenden Erreger
wieder und rufen einen neuen Anfall hervor. Deshalb
müssen zur Bekämpfung der Mikroben dem kranken Tier
möglichst viel Alkalien einverleibt werden..
_ (Forts, folgt.)
Referate.
airargi« ui OefcirtshlUe.
Dr. J; Nörr: Ein Beitrag zum Koppen der Pferde.
(Berliner Tierärztl. Wochenschr., 1921, Nr. 11.)
Während Dummkoller, Dämpfigkeit, Kehlkopfpfeifen und perio¬
dische Augementzündung in der. Verordnung über die Hauptmängel
der Pferde eine genaue Definition erfahren haben, sind dem
Koppen lediglich eine Reihe von Synonyma beigefügt, weswegen
die forensische Beurteilung von Köppern manchmal auf Schwierig¬
keiten stößt, umsomehr, als oft sogen. Grenzfälle und koppen¬
ähnliche Spielereien Vorkommen. Ein besonderer Fall kam iim der
forensischen Klinik der Dresdener Hochschule zur Beobachtung,
Das betreffende Pferd, eine 12—14jährige Fuchsstute, öffnet unter
einem sehr lauten, scharfen, schmatzenden Ton das Maul in rascher
Folge jeweils 2—5 mal hintereinander, worauf es den Kopf unter
Streckung des Halses nach vorne hebt. Kurz nach dem Augen¬
blick, wio Kopf und Hals aus dieser gestreckten Haltung wieder
in die gewöhnliche übergehen, hört man einen kurzen, knurren¬
den Ton; dann beginnt das Spiel von neuem. Das erwähnte
schmatzende Geräusch entsteht durch gewaltsames Abziehen des
Zungenrückens vom Gaumen, wodurch Luft in die Rachenhöhle
angesaugt wird; nach einer durch Strecken des Kopfes bewirkten
Erweiterung des Pharynx wird sie dann zum Teil abgeschluckt.
Foirensüscbe Beurteilung: Eis liegt Koppen und zwar
„Luftsohnappen“ vor.
Die einzelnen Phasen des oben kurz beschriebenen Vorgangs
werden dann vom physiologischen Standpunkt eingehend bespro¬
chen; es wird ferner versucht, alle einwandfrei zum Hauptmangel
Koppen gehörigen Fälle auf die gemeinsame Basis der „gewaltsamen
Aufnahme von Luft in den Schlundkopf durch am Pferde sinnfällig wahr¬
nehmbare Vorgänge zu stellen, welche irgendwie nachgewiesen wer¬
den, und zwar entweder durch einen Kopperton, durch ein Schluck-
getäüsch, durch sichtbares Fixieren des Kopfes nach vorne, durch
Herabziehen de® Kehlkopfs oder auch durch Aufblähen, duroh
970
trommelförmige Auftreibung und Spannung des Hinterleibs mit
oder ohne kolikartige Komplikationen. (Autoreferat.)
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Mitgliederversammlung des Tierärztlichen Kreisvereins
von Oberbayern.'
Der tierärztliche Kreisverein von Oberbayern hielt am 2. Oktober
in München die ordentliche Generalversammlung ab. Von der Re¬
gierung von Oberbayern war Oberregierungsrat Heichlinger als
Regierungskommissär abgeordnet. Die Versammlung war von 66
Mitgliedern und einigen Gästen besucht.
Der Vorsitzende des Vereins, Gestütsdirektor Groll-Sch waig-
anger, berichtete, daß der Vereinsausschuß nach den Verhandlungen
des Deutschen Veterinärrates in Bamberg einstimmig den Beschluß
faßte, zunächst die Entwickelung der Verhältnisse abzuwarten und
eine Vereinstätigkeit vorerst nicht zu entfalten. Im Frühjahr 1921
wurde neuerdings über die künftige Tätigkeit des Vereins beraten
und schließlich einstimmig beschlossen, eine schriftliche Abstimmung
bei den Mitgliedern über den weiteren Fortbestand des Vereins vor¬
zunehmen. Von 154 Abstimmungsberechtigten gaben 127 ihre
Stimme ab, 117 für, 17 gegen die Auflösung. Die nach § 20 der
Satzungen für die Vereinsauflösung vorgescbriebene Zweidrittel-
Mehrheit war mit diesem Abstimmungsresultat gegebep, der Mit¬
gliederversammlung obliegt nunmehr die Entscheidung mit einfacher
Stimmenmehrheit, ob der Verein aufgelöst wird.
Geheimrat Professor Dr. Vogel trat in beredten Worten für
den Fortbestand des Vereines ein; er schilderte in Kürze die bis¬
herige Tätigkeit der Kreisvereine und betonte, daß dieselben mit
der Entwickelung des Standes aufs engste verbunden seien, daß sie
den Stand gefördert und zu seiner derzeitigen Höhe bebracht hätten.
Die tüchtigsten Vertreter hätten mit ganzer Kraft und bestem Er¬
folge in den Vereinen gearbeitet. Schon aus Pietätsrücksichten
müßte der Verein erhalten werden. Die tierärztlichen Kreisvereine
seien aber auch die einzige gesetzliche Vertretung, welche die Tier¬
ärzte hätten, es sei doch absurd, sie aufzugeben, bevor eine andere,
in Form einer Tierärztekammer oder einer ähnlichen Einrichtung
gegeben sei. Die Kreisvereine seien auch ein neutraler Boden, auf
welchem die sich immer mehr zuspitzenden Gegensätze der Staats-,
Freiberufs- und Gemeindetierärzte ausgeglichen werden könnten.
Eine Arbeitsgemeinschaft, die nur von einigen führenden Persönlich¬
keiten abhänge, sei kein geeigneter Ersatz. Mit der dringenden
Mahnung, das Erprobte und Bewährte zu erhalten und nicht alles
Heil in den Sonderorganisationen, die für die Gesamtheit des Stan¬
des noch nichts geleistet und erreicht hätten, zu suchen, schloß
Geheimrat Dr. Vogel, der unermüdliche Förderer des tierärztlichen
Standes, seine aus reicher Erfahrung und tiefer Überzeugung kom¬
menden Worte.
Tierarzt Dr. Eder-Haimhausen führte aus, die Bamberger Be¬
schlüsse des Deutschen Veterinär-Rates hätten den Weg allgemein
vorgezeichnet, die wirtschaftlichen Interessen würden und könnten
in Zukunft nur mehr in den Gruppenorganisationen vertreten werden;
tatsächlich hätte der Verband der Freiberufs-Tierärzte in der kurzen
Zeit seines Bestehens schon viel erreicht, mehr als seither von den
Kreisvereinen für die Freiberufstierärzte durchgesetzt worden sei.
Für allgemeine tierärztliche Fragen sei in jüngster Zeit eine Arbeits-
971
gemeinschaft der drei Berufsgruppen geschaffen worden; die bereits
arbeite und ihren Zweck wohl erfüllen könne. Die Freiberufstier¬
ärzte wünschten übrigens nichts sehnlicher als eine Tierärztekammer
als gesetzliche Vertretung der Tierärzteschaft, sie geben sich der
Hoffnung hin, daß ihr Wunsch baldigst in Erfüllung gehe. Bei aller
Anerkennung der ‘Verdienste leitender Männer des tierärztlichen
Kreisvereines glaube er doch, die Vereine hätten sich überlebt und
seien durch die. Gruppenorganisationen überholt worden.
Die praktischen Tierärzte G r a f - Moosburg und Seitz-Tölz
verlangten die Auflösung des Kreisvereins. Die Tätigkeit der Kreis¬
vereine hätte den Freiberufstierärzten nichts gebracht; diese hätten
das Vertrauen auf die Vereine und „nach oben“ vollkommen ver¬
loren. Der Kampf ums Dasein habe gezeigt, daß die Freiberüfs-
tierärzte keine Hilfe von oben zu erwarten hätten, an Stelle des
Idealismus sei der Materialismus getreten. Nur der eigenen Organi¬
sation, dem Verband der Freiberuistierärzte, könnten sie noch Ver¬
trauen schenken.
Nach einer weiteren Aussprache wurde auf Antrag Dr. Pfeiffer
eine Pause vor der Abstimmung eingelegt und nachher durch schrift¬
liche Abstimmung die Meinung für oder gegen die Auflösung
eingeh olt.
, Von 62 Stimmen wurden 35 dafür, 26 dagegen abgegeben, ein
Zettel war unbeschrieben. 1
Mit diesem Abstimmungsergebnis .war die Auflösung des Ver r
eins beschlossen. Die Liquitation des Vereins wurde den Vorstands¬
mitgliedern übertragen; die noch rückständigen Beiträge werden
noch , angefordert und das verbleibende Vermögen nach erstellter
Schlußabrechnung dem Verein zur Unterstützung der Hinterbliebenen
bayerischer Tierärzte zugewiesen. Groll.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Die Mildisdiafhaltung in Sachsen.
Die Erfahrungen, die mit den ostfriesischen Mildischafen in
Sachsen gemacht worden sind, haben den Beweis erbracht, daß bei
entsprechender Zucht und Pflege und vor allen Dingen genügender
Weidegelegenheit möglich ist, diese Tiere in Sachsen einzugewöhnen.
Die Vereinigung von Milchschafhaltern in Sachsen, die seit Anfang
dieses Jahres besteht und aus kleinen Anfängen heraus sich immer
weiter ausbreitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erfahrungen
auf diesem Gebiete zu sammeln und zu verwerten. Sie veranstaltet
allmonatlich Versammlungen. Vor allen Dingen soll in nächster Zeit
die Bockfrage geregelt werden, denn es ist für den einzelnen Züchter
sehr schwer, für sein Tier den geeigneten Rassebock zu finden.
Selbstverständlich ist es natürlich unausbleiblich, 'daß zu Anfang
manche weniger gute Erfahrungen gemacht werden (auch die weißen
Sabnenziegen haben eine längere Zeit zur Einbürgerung in Sachsen
gebraucht), aber es hat sich doch im Laufe der Zeit herausgestellt’
daß es möglich ist, mit den Milchschafen im Binnenlande gute
Zuchtergebnisse zu erzielen. S. M..
Chirurgie and Geburtshilfe,
*. . Ein kostbarer Radium-Transport.
Der Radiumforscher der Universität Oxford, Prof. Soddy ist
soeben von einer Reise nach Prag zurückgekehrt und hat zwei.Gramm
reines Radium mitgebracht, die größte Menge, die je an einer Steife
zusammen war und transportiert wurde. Da das Radium gegenwärtig
einen Wert von 85000 Pfund für das Gramm hat, wurden für dfe
kostbare Sendung natürlich die schärfsten Vorsichtsmaßregeln getrof¬
fen. Wegen der gefährlichen Ausstrahlungen wurde es in einem
besonderen Bleikasten, der über 70 Pfund wog, verpackt.
Staatavsterlnlrkuie, iiiUaduUenst ud VtrslcherugsvissB.
Die Viehseuchen in Norddeutschland. (Große Ausbreitung des
Schweinerotlaufs — Beschränkung der Maul- und Klauenseuche.
Nach einem Bericht des Landesobertierarztes des Freistaates
Oldenburg — eine der viehreichsten Gegenden Deutschlands — tritt
der Rotlauf der Schweine sehr ausgebreitet auf. Es sind im Frei¬
staat Oldenburg 145 Gehöfte neu betroffen, so daß jetzt 4 Städte,
12 Ämter und 32 Gemeinden verseucht sind. Der Rotlauf hat wieder
große Opfer gefordert, viele wertvolle Schweine sind daran zugrunde
gegangen. Diese Verluste lassen sich, wie der Landesobertierarzt
ausführt, durch frühzeitige Schutzimpfung einschränken. Es sei ein
Fehler, daß vielfach mit der Vornahme der Impfung gewartet wird,
bis die ersten Rotlauferkrankungen oder Todesfälle in dem Bestände
auftreten. Sie müsse in gefährdeten Beständen, d. h. in Beständen,
in welchen die Seuche früher geherrscht hat, oder in deren Nach¬
barschaft die Seuche aufgetreten ist, im Frühjahr vorgenommen
werden, um die Tiere vor einer Infektion zu schützen. Neu ange¬
kaufte Schweine müssen vor Einbringung in das Gehöft geimpft
werden. — Die Maul- und Klauenseuche ist in 2 Gemeinden
des Freistaats Oldenburg von neuem ausgebrochen. Durch sofortige
Aufstallung der betroffenen Bestände, strenge Durchführung der
Sperrmaßnahmen und gewissenhafte Befolgung der angeordneten
Schutzmaßnahmen seitens der Besitzer der erkrankten Bestände ist
es bisher gelungen, die Seuche auf ihren Herd zu beschränken. —
Rauschbrand ist in 20 Gehöften ermittelt worden; es sind ins¬
gesamt 20 Rinder an Rauschbrand eingegangen. — Der Stand der
Schafräude ist derselbe geblieben. Es sind noch zwei Herden
betroffen. — Rotz der Pferde ist nicht neu ermittelt worden,
V on der Räude derPferdesind noch betroffen: 1 Stadt, 4 Amt».
5 Gemeinden, 6 Gehöfte. — Fälle von Neuausbrüchen des Bläschen¬
ausschlages der Pferde und Rinder sind nicht bekannt geworden.
S. M.
Instituts- ui Aistaltsberieht«.
42. Deutscher Aerztetag.
Am 16. und 17. September fand in Karlsruhe der 42. Deutsche
Ärztetag statt, auf dem 314 Bundesvereine durch 284 Abgeordnete
vertreten waren. Den Vorsitz führte Geh. Sanitätsrat Dippe, Leipzig.
Das erste Referat erstattete Geh. Sanitätsrat Dr. Hansberg
über: Die praktische Ausbildung zum Arzt. Er verlangte u. a. die
Verlängerung des medizinischen Studiums von 10 auf 11 Semester,
eine Erweiterung der praktischen Tätigkeit, vor Beginn des Studiums
einen sechswöchigen Krankenpflegedienst, die Beibehaltung des prak¬
tischen Jahres nach vollendeter Staatsprüfung, besondere Berück¬
sichtigung der Versicherungsmedizin und Standeskunde, Gewährung^
einer angemessenen Vergütung für die Medizinalpraktikanten außer
freier Station und Vermehrung der Assistentenstellen an den Kran¬
kenhäusern. In der Nachmittagssitzung wurde das AerfftHche Unttt*
stützungswesen von Sanitätsrat Dr. Voll mann, Berlin, und
Medizinalrat Dr. Bongartz, Karlsruhe, behandelt. In der Aus-
spräche fand der Plan des Vorsitzenden der Bayerischen Landes¬
ärztekammer, Dr. Stander, Nürnberg, allgemeines Interesse, näm¬
lich eine Versorgungsanstalt mit gesetzlichem Beitritts- und Um¬
lagezwang zu schaffen und zwar für eine Alters-, Invaliditäts- und
Hinterbliebenenversicherung. Er konnte mitteilen, daß in Bayern,
die in Betracht kommenden Stellen ihre Unterstützung zugesagt
haben. Es wurde ein Ausschuß eingesetzt, der die Angelegenheit
mit Nachdruck in die Hand zu nehmen hat.
Nach Erledigung einiger geschäftlicher Punkte wurde von
Professor Puppe und Geh. Sanitätsrat Alexander das Thema
behandelt: Der Arzt im Entwurf zum neuen Strafgesetz¬
buch und zum Gesetz über den Rechtsgang in Straf¬
sachen. .. Die Referenten begrüßen die Änderungen, die durch den
neuen Entwurf in der Strafprozeßordnung vorgenommen werden
sollen. Der Ärztetag erachte aus ideellen Gründen die Aufnahme
eines Rechtsgrundsatzes in das Strafgesetzbuch für erforderlich, wo¬
nach ärztliche Heilhandlungen, insoweit sie nicht gegen die Be¬
stimmungen des Strafgesetzbuches verstoßen, nicht unter den straf¬
rechtlichen Begriff der Körperverletzung fallen sollen. Der geän¬
derten Fassung über das Berufsgeheimnis des Arztes, die Gewissens¬
konflikten Rechnung trage, stimme der Ärztetag zu. Der Arzt dürfe
niemals Vollstrecker eines Todesurteils werden, auch nicht wenn
es von einem Sterbenden ausdrücklich gewünscht werde. Nach
einer eingehenden Aussprache wurden außer den Leitsätzen der
Referenten noch folgende angenommen:
„Der Ärztetag kann ein Bedürfnis für Straffreiheit der Ver¬
nichtung lebensunwerten Lebens durch Ärzte nicht anerkennen. Der
Ärztetag erklärt sich vom ärztlichen Standpunkte gegen die Straf¬
losigkeit der Tötung der Frucht im Mutterleibe, soweit die Tötung
nicht von Ärzten zur Abwendung einer gegenwärtigen, nicht anders
abwendbaren Gefahr für Leben oder Gesundheit der Schwangeren
mit ihrer ausdrücklichen Zustimmung vorgenommen wird.“
Als letzter Referent behandelte Sanitätsrat Dr. Scholl, Mün¬
chen Die hygienische Volksaufklärung. Der Redner führte aus,
daß es zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes notwendig sei, daß
'das Volk, das an Leib und Seele krank ist, in hygienischer Hinsicht
durch die Ärzte aufgeklärt werde. Noch nie habe in dem Volke
der Dichter und Denker der Aberglaube, die Pfuscherei und der
Dilletantismus so sehr geblüht, als gerade jetzt. Es müsse dem.
Arzte in der Gesetzgebung sowohl, wie in der staatlichen und kom¬
munalen Verwaltung eine größere Rolle als bisher zugeteilt werden.
Pflicht der Ärzte sei es, die unheilvolle Kurpfuscherei durch positive
Arbeit zu bekämpfen. Zur Mitarbeit seien vor allem berufen die
Träger der sozialen Versicherung, besonders die Krankenkassen.
Folgende Entschließung wurde einstimmig angenommen:
„Der 42. Deutsche Ärztetag fordert die deutschen Ärzte auf, wie
bisher an der hygienischen Volksaufklärung tatkräftig mitzuarbeiten
und hält dabei ein Zusammengehen mit den Trägern der Sozialver¬
sicherung für wünschenswert und ersprießlich. Der Deutsche Ärzte¬
vereinsbund erklärt sich ferner bereit, an den Arbeiten des deutschen
Reichsausschusses für hygienische Volksbelehrung und seiner Unter¬
ausschüsse teilzunehmen, lehnt dabei aber eine offizielle Vertretung
aller Naturheilvereine und ähnlicher Verbände ip diesen Aus¬
schüssen unbedingt ab, so weit und so lange viele der von diesen
974
Vereinen vertretenen Ansichten, besonders diejenigen >die
Schützimpfang, über Ursachen und Bekämpfung der Infektione*
krankheiten und über mancherlei von der Wissenschaft erprobte«
Heilmittel und Heilmethoden, geeignet sind, jede hygienische VdkB-
belehrung in bedenklichster Weise zu hemmen und zu schädigen.^
In der Hauptversammlung der wlrtsch af tlictwa
Abteilung des Aerztevereinsbundes wurden vorwiegend
wirtschaftliche Fragen behandelt. Sanitätsrat Dr. Scholl, .Mün¬
chen referierte über die Reorganisation des Lei p z i g e r VeäN*
b a n d e s. Der von ihm besprochene Entwurf wurde mit großer Mehr*
heit angenommen. Zur «Frage des Numeruvs clausus und der
Planwirtschaft berichtete der Vorsitzende Sanitätsrat Dr. HazÄ*
mahn, Leipzig: Da die Zahl der in Deutschland Praxis treibenden
Ärzte jetzt schon das Maß des Erträglichen überschreite und ange¬
sichts der Masse der Medizinstudierenden demnächst noch weiter
apwaohse, werde eine planvolle Verteilung der vorhandenen Ärzte
über Stadt-und Land zum zwingenden Gebot. .Unerläßliche Vorbe¬
dingung für eine solche Planwirtschaft ist eine einheitliche Wirt¬
schafts- und Rechtsgrundlage für alle Ärzte, d. h. die allgemeine
Einführung der freien Arztwahl bei allen Krankenkassen jeder
Kassenart. Auch zwinge die Fortdauer des Zustroms zum Studium
der Medizin die Ärzte aus Gründen der wirtschaftlichen - Selbster¬
haltung zu scharfen Abwehrmaßnahmen.
Als. erfreulichstes Ergebnis der beiden Tagungen ist zu buchen
der ernste Wille der deutschen Ärzteschaft, an dem Wiederaufbau
unseres deutschen Vaterlandes eifrigst mitzuarbeiten, und die Ent¬
schlossenheit, die Freiheit des ärztlichen Standes zu wahren in.
Einigkeit und Treuel
Hodischulnadirichten. j
Die Mitteilungen des Verbandes der deutschen Hochschulen j
bringen sehr bemerkenswerte Ausführungen über .
„Die Besoldung der Hochschullehrer 4 *
von Prof. Jul. Meyer, Breslau,
denen wir einige Notizen entnehmen wollen: ;
■ Wer Gelegenheit hat, etwas tiefer in die Lebensverbältnisbe
vieler Kollegen und Kommilitonen hineinzusehen, kann leicht fest¬
stellen, bis zu welchem furchtbaren Grade bereits die Verelendung ■
der deutschen Hochschulen und ihrer Angehörigen infolge des ge- ,
waltsamen Umsturzes und der Hochschulreform auch in den persön-' -
liehen Lebensumständen vorgeschritten ist. Es macht sich daher
jetzt selbst in den Kreisen der durchschnittlich doch noch immer. *
sehr ideal denkenden Hochschullehrer mehr und mehr das bittere
Gefühl bemerkbar, daß wir bei den letzten Gehaltsfestsetzungen in¬
folge unserer Gutgläubigkeit und unseres großen Vertrauens zur Re- ^
gierung sehr viel verloren und wenig oder nichts gewonnen haben.
Treffend sagte einst Wilhelm Ostwald, daß überall dort die wissen- ,
schaftliche Leistungsfähigkeit zurückgeht, wo es keine Formen des ;
bürgerlichen Lebens mehr gibt, welche die wissenschaftliche Arbeit £
frei von •. den Sorgen des Alltags ermöglichen. Diese für unsere Ver- i
hältnisse sehr bewährten Formen des bürgerlichen Lebens hat der j
gewaltsame Umsturz zerschlagen und hat nichts Gleiches oder Besseres
an seine Stelle zu setzen vermocht. - * ;
Herr Bühler, Münster, hat an der Hand von Wahlen für die
juristische Gruppe der Hochschullehrer nachweisen können, wie sehr 1
975
diese durch die Hochschulreform beeinträchtigt Worden ist. Ich Will
seine Darlegungen für eine andere Gruppe ergänzen. Während
Bühl er die Verschlechterung des Einkommens der juristischen
Hochschullehrer gegenüber den im Staatsdienst und den in freien
Berufen tätigen Juristen zeigen konnte, will ich vergleichen, um
wieviel 'besser sieh die in der Industrie tätigen Chemiker und Inge¬
nieure gegenüber den naturwissenschaftlichen Hochschullehrern
stehen. Durch ihren energischen Zusammenschluß in geeignete Ver¬
bände haben die akademischen Chemiker, Ingenieure usw. Gehalts¬
tarife erlangt, auf die ein Hochschullehrer nicht ohne ein Gefühl
von Bitterkeit hinsehen kann.
Nachdem wir uns als Privatdozent recht und schlecht durch¬
gehungert haben, überschüttet der Staat den verheirateten Hoch¬
schullehrer, der mit drei Kindern in dem bevorzugten Berlin lebt,
als außerordentlichen Professor mit 28 528 Mk., den ordentlichen
Professor aber mit 26078 Mk. Im gleichen Älter aber hat der in
der Industrie tätige Chemiker und Ingenieur schon sieben Dienstjahre
hinter sich und es steht ihm in der Provinz Sachsen ein Gehalt von
35325 bis 42 600 Mk. zu, während es sich nach 12 Jahren schon auf
55000 bis 60000 Mk. beläuft. Dazu kommen dann noch die Tantiemen,
Einnahmen aus Patenten usw.
Aber das Bild verschiebt sich noch weiter zuungunsten der
geduldigen Hochschullehrer. Während der in der Industrie tätige
Chemiker und Ingenieur Berufskleidung geliefert oder eine ent¬
sprechende Entschädigung dafür erhält, während er keine Äusgaben
für wissenschaftliche Literatur usw. hat, in Krankenkassen eingekauft
ist, in den Fabrikkasinos billig leben und an vielen Orten auch noch
billige Fabrikwohnungen beziehen kann, muß der Hochschullehrer
diese notwendigen Ausgaben sämtlich aus seiner Tasche, von seinem
kärglichen Gehalte bezahlen. Es gehört wirklich der, unverwüstliche
Idealismus, die Anspruchslosigkeit eines deutschen Gelehrten dazu,
um derartige Ungerechtigkeiten zu ertragen.
Ich will nun nicht so vermessen sein, diesen meinen Vergleich
auch auf das nicht nur für einen Hochschullehrer erstaunliche Ein¬
kommen der städtischen Arbeiter und ähnlicher Kategorien auszu¬
dehnen, da wir hiebei ja glatt im Gefühle unseres eigenen Unwertes
verschwinden müßten. Nur einen typischen Fall will ich nach den
Mitteilungen des Hansabundes zur Illustration der Fürsorge unserer
Regierung hier anführen. In einer Mittelstadt des Westens verdient der
Werkmeister einer kleinen Fabrik jährlich 24000 Mk., sein 21 jähriger
Sohn als Schlosser 21000 Mk. und sein 19 jähriger Sohn als Dreher
19000 Mk. Da beide Söhne im Haushalte des Vaters leben hat diese
kleine Familie ein Einkommen von 64000 Mk. An Steuern bezahlt
sie in Summa 6,400 Mk.! .Und wieviel Steuern muß der Hochschul¬
lehrer, der angestellte Chemiker, Ingenieur usw. bezahlen ?
Ebenso wie Herr Bühl er glaube auch ich hier gezeigt zu
halben, daß die Hochschullehrer in ihrem Einkommen durch die
Hochschulreform in schlimmster Weise geschädigt worden sind, daß
sie hinter anderen gleichwertigen Berufsklassen weit zurückstehen.
Es ist durchaus notwendig, daß die Einkommen der Hochschullehrer
zeitgemäß aufgebessert werden, und zwar'auf rund das Doppelte
der augenblicklichen Hungergroschen.
In welcher Weise diese. Richtigstellung unseres Einkommens
erfolgen soll, ist eine Frage zweiten Grades, sei es durch Erhöhung
der Gehälter, sei es durch anderweitige Regelung und Änderung
des Unsittlichen Abzuges von unseren'Kollegeinnahmen. Sämtliche
9T6
Berufe, in erster Linie die Handarbeiter, haben ihre EinkotMheiuiu
den letzten Monaten durch Streiks und andere Mittel um 5 bis
zu erhöhen verstanden. Die Teuerung ist dadurch weiter gestiegen^
die Verschwendungssucht der herrschenden Plutokratie ist schlimme*
als je. Deshalb müssen auch wir immer wieder darauf dringen, da£.
der Staat das uns angetane Unrecht wieder gut macht und uns aus»,
kömralich bezahlt.
Universität Gießen. Ehrenpromotion durch die
tierärztliche Fakultät. Die veterinärmedizinische Fa^-
kultät Gießen ernannte unter dem 12. Oktober lfd. Jrs. den Geh. ;
Medizinalrat Prof. Dr. m e. d. Eugen Boestroem an der
Ludwigs-Universität Gießen in Würdigung von dessen Verdiensten'
um die Förderung der tierärztlichen Wissenschaft und der vete¬
rinärmedizinischen Fakultät Gießen, sowie in Anerkennung seiner
erfolgreichen Tätigkeit als Forscher und Lehrer der allgemeinen
Pathologie und pathologischen Anatomie anläßlich der Feier seine« ‘
70. Geburtstages, den der Jubilar in voller geistiger und körper¬
licher Frische begehen konnte, zum Ehrendoktor der Veterinär¬
medizin.
Universität Würzburg. Prof. Dr. B o n n e t t. Im Alter von
71 Jahren verschied in Würzburg Geh. Medizinalrat Pro¬
fessor Dr. Robert Bon net. Er war zuletzt Direktor des
Anatomischen Institutes der Universität Bonn gewesen und hatte
vorher Lehrstühle an den Universitäten Greifswald, München und.
Gießen inmegehabt. Während seiner Münchener Zeit war er von’
1881—1889 Lehrer an der dortigen Tierärztlichen Hochschule gec
wesen. Den Tierärzten und Studierenden der Tierheilkunde ist er
besonders bekannt geworden durch sein „Lehrbuch der Entwick-'
lungsgeschichte“, das als Produkt seiner Lehr- und Forschertätig¬
keit an der Münchener Tierärztlichen Hochschule erstmals im:
Jahre 1891 • unter dem Titel: „Grundriß der E n t w i c k -
lungsgeschichte der Haus Säugetiere“ erschienen
ist und auch in der neuesten (4.) Auflage trotz des geänderten
Titels und stark erweiterten Inhaltes bei seiner besonderen Be¬
rücksichtigung der tierärztlichen Verhältnisse das tonangebende
Lehrbuch der Embryologie für unsere Wissenschaft heute noch
darstellt. _
Personalien.
Amtstierärztlidier Dienst : Vom 1. November lfd. Js. an werden
in etatsmäßiger Eigenschaft der Distriktstierarzt Franz Xaver
Lju ferse der in Dorfen zum Bezirkstierart von Neunburg v.-W.
und der Distriktstierarzt Normann Metz in Haag zum Bezirkstier¬
arzt in Tirschenreuth ernannt. . '
Gestütsverwaltung : Vom 1. November 1921 an wird der Be¬
zirkstierarzt Hans Wucherer in Vilshofen zum Landstallmeister
am Landgestüt Landshut in etatsmäßiger Eigenschaft ernannt.
Gewählt: Zum Pferdezuchtinspektor beim Pferdezuchtverband,
für Oberfranken in Bayreuth, Tierarzt Dr. Hans Weber aüs
München. _ ,
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Vilshofen. Bewerbungs¬
gesuche bis 12. November 1921 an die für den Wohnsitz des Be¬
werbers zuständige Regierung, K. d. I.
Bücherschau.
Die Lehre vom Hufbeschlag. Von Friedrich Gutenäcker. Eiine
Anleitung für die Praxis und die Prüfung neu bearbeitet von
Universitätsprofessor Dr. Erwin Moser, Vorstand des Instituts
für Hufkunde der tierärztl. Fakultät der Universität München
und Leiter der staatl. Hufbeschlagschule in München. 13. neu
bearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 316 Abbildungen. Stutt¬
gart, Verlag von Schickhardt & Ebney, 1921. Preis 20 Mark zu¬
schlagfrei geheftet, 24 Mark gebunden.
Die im Unterrichte und praktischen Gebrauche bewährte bis¬
herige Einteilung des Stoffes ist, abgesehen von kleinen Ab¬
weichunfeen, auch in der neuen Auflage des Buches, welche- der
letzten schon nach 3 Jahren folgt, beibehalten worden. Darnach
wird der Beschreibung des Pferdekörpers und seiner Gliedmaßen
die Anatomie und Physiologie des Hufes, das Wachstum des Huf-
hornes, sowie die Abhängigkeit des Hufes von der Gliedmaße an¬
gereiht. Einrichtung der Beschlagschmiede, Schilderung des Ma¬
teriales -und Handwerkszeuges zur Herstellung der verschiedenem
Hufeisenformen und derTechriik des Schmiedens nimmt den zweiten
Abschnitt ein. Die Ausführung des Hufbeschlages behandelt das
dritte Kapitel, ihm folgt der Beschlag der unregelmäßigen Hufe
und die Beschreibung der fehlerhaften Stellungen und Bewegungen
der Gliedmaßen. Der fünfte Abschnitt handelt von der Hufpflege,
ihr folgt die Lehre von den kranken Hufen, den Veränderungen in
der gesunden Beschaffenheit des Hornes und von den Verletzungen
der Huflederhaut. Der siebente Abschnitt beschäftigt sich mit dem
Beschläge beim Esel und Maultier, dem Klauenbeschlage des Rin¬
des und der Haftpflicht des Hufschmiedes. Im Anhänge sind die
für das Schmiedegewerbe einschlägigen Gesetzte und Verordnungen
a!u fge führt.
In den meisten Kapiteln ist bei der Neubearbeitung der fort¬
schreitenden Erkenntnis und Erfahrung wiederum Rechnung ge¬
tragen; dadurch mußte das Buch allmählich seine ursprüngliche
katechetische Form verlieren und es (ist zu einem stattlichen Lehr-
.buch geworden!
Aus dem Vorwort, welches an die, welche Hufschmiede sind
und werden wollen, gerichtet ist, spricht die hohe Auffassung,
welche M. von dem Hufbeschlaggewerbe ganz mit Recht hat, und
welche Anforderungen an seine Vertreter gestellt werden müssen.
Überall im Buche erkennt man deshalb das Bestreben des Ver¬
fassers den Hufschmied nicht nur zu einem praktisch gewandten,
sondern auch zu einem denkenden Handwerker zu erziehen. Beti
den verschiedenartigen Beweggründen, die bei der Wahl des
Schmiedehandwerkes mitsprechen, bleibt es jedoch dahingestellt,
ob die Zahl der intelligenten Elemente so groß ist, daß sie den
geistigen Anforderungen des Buches ohne Anleitung durch eine
Beschlagschule folgen könnem. Gleichzeitig dient das Buch den
Studierenden derVeterinärmedizin im Unterricht des Hufbeschlages
und bei den praktischen Übungen am Hufe als Führer, mit Rück¬
sicht auf diesen Zweck steht dasselbe vollkommen auf der Höhe,
auch für den praktischen Tierarzt und den Lehrer an Hufbeschlag-
und Landwirtschaftlichen Schulen bringt es manches Neue. In tier¬
ärztlichen Kreisen kann deshalb die Beschaffung des Buches
bestens empfohlen werden. Dem altbekannten Verlage macht die
Neuauflage durch seine vorzügliche Ausstattung alle Ehre. Me.
Wirksames Prinz!
Methylenblau Cassella mit
Nan : ,P0 4 in besonderer
Kombination
Bewährtes Mittel zu*
inn erlichen Desinfektion
bei: Kaninchenkokzidiose,
Ktickenruhr, feraer auch bei
Schweineseuchen und hierdurch im
Wachstum zurückgebliebenen Kümmerern
Originalröhre zu 10 Tabletten
Chemisch-Pharmazeutische Werke Bad Homburg A.-G.
Tolid
Wundstreupulver
(verbesserte Dakln-Methode)
500 gr. Mk. 40.— 1000 gr. Mk. 75.—
Pulbit / Antidiarrhoicum
NegUVOn / Räudemittel
Istizin vet. / Purgans
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. 2
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H„ Köln, Eifelstr. 21.
JCntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden)
n).
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift für Tierheilkunde n. Viehzncht)
Unter Mitwirkung: von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor au der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 8. November 1921. Nr. 45.
Inhalt:
Originalartikel: Schwind. — Reuth er (Forts, folgt.) — Referate. — Tierärzt¬
liche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten
— Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt.
Ans der Praxis für die Praxis.
Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen.
Ober die Kastration großer Eber.
In den Anfangsjahren meiner praktischen Tätigkeit
ging ich — offen gestanden — stets mit gemischten Ge¬
fühlen an die Ausführung der damals auch wenig von mir
verlangten Kastration von alten, schweren Ebern. Ich über¬
ließ die aufregende und verantwortungsvolle Sache neidlos
den Besitzern, die — in der Regel unter Mitwirkung von
Metzgern oder anderen Gelegenheitspfuscliern — die
Operation selbst Vornahmen. Sozusagen auf gut Glück
und öfters mehr schlecht als recht. In mehreren Fällen
verblutete sich das Tier oder ging an Sepsis zugrunde; als
man bei der rohen Prozedur auch einmal einem Eber außer
den Hoden — durch Erdrücken resp. Ersticken — das
Leben genommen hatte und als einer der Mithelfenden von
dem bösartigen Tiere schwer verletzt, „angeschnitten“ wurde,
kamen die Bauern dann doch zu mir — teils dieserhalb,
teils anderswegen .... ich glaube weniger wegen meiner
— damals noch nicht vorhandenen — größeren Routine,
als vielmehr anderer Kalkulationen (Haftpflicht) halber.
Nun hieß es seinen Mann stellen, denn einem Tierarzt durfte
solches Malheur nicht passieren. Not macht erfinderisch:
Die Hauptschwierigkeit hei der Eherkastration ist bekannt¬
lich das Bändigen resp. das Fesseln des Tieres. Zumeist
bedient man sich folgender zwei Methoden, die ich auch
Jahre lang je nach der größeren oder geringeren Bösartig¬
keit der Eber benutzte.
1. War es nicht ratsam, den Eher aus seinem Stall zu
nehmen — entweder seiner Bösartigkeit wegen oder weil
man keine schneidigen Helfer zur Verfügung hatte — und
erlaubten es die Stallverhältnisse d. li. war genug Platz und
980
Licht vorhanden, so machte man die Sache am stehenden
Tiere. Ich formte aus einem dünnen, doppelten Leitseil
eine Schlinge und befestigte sie hinter den Hauern. (Es
ist stets am besten, dies eine dem Eber vertraute Person
tun zu lassen; man gehe möglichst ruhig mit dem Tiere
um, versäume jedoch nicht, diese Person auf das Gefähr¬
liche der Sache aufmerksam zu machen.) Man lasse dem
Eber nun keine Zeit mehr zu schneiden, sondern binde
in mit dieser Leine solid an. Nun hat man gewonnenes
Spiel: in dieser Situation kann man jede Operation an einem
Eber vornehmen: er steht wie ein Sägbock, rührt und legt
sich nicht.
Ist man wirklich ein „praktischer“ Tierarzt, so wird
man nun das Tier hinten hochstellen; denn sonst ist nicht
gut und bequem arbeiten.
2. Die am meisten benutzte Methode — aber wohl die
gefährlichste — ist die Zwangslagerung des mit dünnen
Stricken gefesselten Ebers. Unbedingt nötig ist dabei nach
meiner Ansicht, daß man gewandte Leute zur Hand hat,
daß man das Tier vor dem Werfen mittels eines halfter-
artig an Hals und Brust befestigten Heuseiles an einem
Pfosten fixiert und — wenn abgeworfen — mittels einer
hinter die Hauer geschobenen Schlinge, die man gut an¬
zieht und auf die man tritt, den Kopf und mit einer kurzen
Leiter den Körper auf den Boden drückt. Man hüte sich
allzufest drücken zu lassen! Manche benützen auch einen
zweizinkigen Haken resp. eine solche Gabel zur Fixierung
des Kopfes.
3. Hat man einen soliden Schweine-Transportkastenz
zur Verfügung, so kann man den Eber hineintreiben, ihn
mittels einer Stange am Niederlegen verhindern und ihn
so kastrieren.
4. Eine weitere Methode, einen großen Eber kastrieren
zu können, ist folgende: Ich kann sie nur aufs beste
empfehlen; ich arbeite jetzt nur mehr mit dieser, da sie
wirklich praktisch und ungefährlich ist. Man kann sie in
fast allen Ställen anwenden und kommt mit dem beim
Eber so gefährlichen Vorderteil absolut nicht in Berührung.
Man läßt zwei dünne Stricke an den Hinterfüßen anschleifen,
eventuell auch ein Seil um den Bauch legen und zieht den
Eber hinten auf die (eventuell etwas durch einen Sack ge¬
polsterte) Stall wand, so, daß er nur mehr auf den Vorder¬
füßen steht. Die Stricke befestige man entsprechend und
spreitze die Beine. Der Mangel b. w. Spannung muß durch
Bildung einer Hautfalte ausgeglichen werden. Dieses „Reiten*
lassen“ auf der oberen Kante der Stallwand ist ungemein
praktisch und imponiert jedermann; die ehemals von mir
selbst gefürchtete Sache ist nun eine Spielerei geworden.
Bezüglich der Kastration selbst habe ich nur zu erwähnen,
daß ich niemals Seide oder dünnen Spagat zum Abbinden
— denn Kluppen habe ich nie. benutzt — verwendet habe,
sondern immer breite, weiße Schurzbändel, da der Sammen-
strang des Schweines so leicht durch jenes andere Material
durchschnitten werden kann. Ich habe die Tiere in der
Regel vor der Kastration nicht füttern, und sie nacher viel
bewegen lassen; Selbstredend legte ich auch stets Wert
auf reine und genügende Streu; auch habe ich — wenn
möglich — vorher den Stall auskalken lassen. Nachbe¬
handlung war zumeist nicht nötig.
Die periodische Angenentzttndnng des Pferdes,
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Foruo
Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Aehselschwang.
Die Versuche mit, Jodkali wurden hier bei einer Anzahl
von Tieren monatelang durchgeführt, das Medikament per
os und intravenös verabreicht und ins Auge instilliert. Die
teilweisen Erfolge in leichteren Fällen können aber nicht
als maßgebend erachtet werden; denn in schwereren Fällen
versagte' Jodkali genau so wie alle anderen angewandten
Mittel und die Periodizität konnte ebensowenig verhindert
werden.
In der letzten Zeit habe ich nun die Behandlung mit
Eigenblut subkutan versucht. Bei einem halbjährigen, er¬
heblich disponierten 5) Hengstfohlen heilte der erste An¬
fall am vierten Tag nach der Einspritzung; der zweite An¬
fall traf vier Wochen später ein. Die Versuche werden
fortgesetzt.**
Nach den hier gemachten Beobachtungen und Erfah¬
rungen gestaltet sich die Prognose durchweg schlecht. Die
Fälle, bei denen die Entzündung ohne Rückstände dauernd
5 * Ich sage absichtlich disponiert und nicht erblich belastet,
weil der Ausdruck Belastung geeignet ist, irre zu führen. Unter
erblicher Belastung verstehe ich direkte Übertragung, die unter
Umständen schon bei der ungeborenen Frucht nachweisbar sein
müßte, jedenfalls im Mutterleib übertragen wird; erbliche Disposi¬
tion ist die Anlage einer Schwäche des betreffenden Organes und
dadurch bedingte leichtere Empfänglichkeit für diese Krankheit.
Die beiden Ausdrücke möchte ich im Laufe der Abhandlung so ver¬
standen wissen.
*) Bis heute ist die Eigenblutbehandlung erfolglos geblieben.
abheilt und die Sehkraft voll erhalten bleibt, sind selten.
Es kommen hierbei meist nur leichte erste Anfälle bei wider¬
standskräftigen Augen in Betracht. Erkrankungen, die mit
heftigen ' Entzündungserscheinungen, blutigem Exsudat,
großer Lichtscheue und Schmerzen beginnen, führen häufig
schon mit dem ersten oft mehrere Wochen dauernden An¬
fall zur Erblindung.
In der allgemeinen tierärztlichen Praxis wird sich sicher¬
lich unter den als geheilt bezeichneten Pferden eine erheb¬
liche Anzahl von solchen Patienten befinden, bei denen ein
oder mehrere Anfälle abgelaufen sind, der ganze Krank¬
heitsverlauf aber nicht bis zum Ende beobachtet werden
konnte, und die später doch erblindeten. Vielfach wird auch
die Spiegeluntersuchung nach Ablauf des Anfalles nicht
weiter durchgeführt, was für die Beurteilung unerläßlich
wäre. Häufig unterlassen die Besitzer nach einigen An¬
fällen die weitere Zuziehung des Tierarztes, so daß letzterer
schon aus diesem Grunde den Prozeß nicht bis zum Ende
verfolgen kann.
Die Statistik wird deshalb im allgemeinen einen viel
günstigeren Nachweis über den Verlauf der Krankheit er¬
geben als tatsächlich der Fall ist.
Nach diesen allgemeinen Feststellungen über das Vor¬
kommen im Gestüt etc. komme ich auf die Vererbung
der periodischen Augenentzündung. Die
Ansichten hierüber sind nicht nur bei den Gestütsmännern,
sondern auch bei den fachwissenschaftlich vorgebildeten
Autoren sehr geteilt, je nachdem diese ihr Urteil über die
Ursachen der Krankheit sich vorgebildet haben. [Lit. 8, 9,
11, 12, 13, 14, 15, 16, 17.]
Für die Anhänger der parasitären Ätiologie scheidet
diese Frage von vornherein aus; für diejenigen, welche die
periodische Augenentzündung auf infektiöse Grundlage
stellen, ist die Vererbung möglich und wahrscheinlich. Um
sich ein Urteil über die Vererblichkeit zu bilden, genügt es
nicht, nur die äußerlich, durch Entzündungserscheinungen
deicht erkennbaren Anfälle in Betracht zu ziehen. Es müssen
zu diesem Zweck unbedingt von Jugend auf bei sämtlichen
Individuen, ob gesund oder krank, systematische Spiegel¬
untersuchungen vorgenommen werden und alle Abweichun¬
gen vom Normalen, seien sie noch so unscheinbar, kaum
wahrnehmbar, die kleinsten pathologischen Veränderungen
im Augeninnern festgestellt und registriert werden. Andern¬
falls bleiben die Endergebnisse unvollständig und nicht ein¬
wandfrei.
I
983
InÄöhsel&chwang sind die Beobachtungen in dieser Form
durchgeführt.
Dabei hat sich die Tatsache ergeben, daß schon sehr
frühzeitig, teilweise schon bei unter jährigen Fohlen, am
häufigsten aber im Alter von l-r-3 Jahren (auch im vorge¬
schrittenen Alter, aber seltener) sehr feine, oft nur nadel¬
stichgroße Trübungen in der linse und Linsenkapsel, sowie
im Glaskörper auftreten, die entweder wieder verschwinden,
d. h. zur Aufsaugung gelangen, oder sich mit der Zeit ver¬
größern, verdichten und zu sichtbaren Starpunkten ent¬
wickeln. D i e s e r Prozeß verläuft in vielen
Fällen ohne jede äußerlich erkennbare
entzündliche E r s c h e.inu n g. In v i eie n F ä l¬
len ist er aber der Vor! ä u f er de r p e r-i ö di -
sc he n Au ge n e n tzün düng. Es besteht somit ein
unmittelbarer Zusammenhang mit dieser. Die besagten
kleinsten Trübungen betrachte ich als leichte lokale Inva¬
sionen des Krankheitserregers. Zum Beweise seien in paar
Stichproben gegeben in Anm. 6 >.
Die auf geführten Fälle dürften genügen, ßie könnten
beliebig vermehrt werden.
Nun rollt sich hier die Frage auf, ob die Möglichkeit
besteht, daß mit der Zeit durch Generationen hindurch all¬
mählich durch die Einwirkung der Krankheit auf die Seh¬
organe eine auf die Nachkommen übertragbare Schwache
*1'1. V e rt - Galant - A g a m e m n o n 12, geb. 15. 4.1898,
H. (selbstgezogen, beiderseits disponiert). —■ 21. 11. 1898 beide
Augen normal. — 9.1.1900 rechts zentrale, quer über die Vorder^
fläche dir Linsenkapsel verlaufende, aus einzelnen Punkten be¬
stehende feine Trübung, links normal. — 5.3.1900 links normal,
rechts ferster Anfall von periodischer Entzündung.
2. Rawcliffe - Agamemnon 12, geb. 5. 3.1893, H. (an¬
gekauft). — 16.2.1895 rechts 2 punktförmige, links 2 netzförmige
Trübungen. — 17. 9.1895 rechts wie oben, links erster Anfall von
periodischer Entzündung; nach 8 Rezidiven vollständige Erblindung
mit Starbildung, Linsenluxation und Mydriasis. — 9. 2.1897 rechts
erster Anfall, nach 2 Rezidiven Erblindung mit Netzhautablösung,
3. Hall oh - Jeanette 21, geb. 10. 3.1896, St. (selbstge¬
zogen, väterlicherseits disponiert); rechts angeborenes Leukom,'
einzelne Irisspangen mit dem Leukom verwachsen und nach Atro-
pinisierung sichtbar, Pupille nach aufwärts verschoben. — 10.12.
1897 rechts nadelstichgroßes Pünktchen in der vorderen Linsen¬
kapsel, links normal. — 23.11. 1898 rechts 2 größere Trübungen irr
der vorderen Linsenkapsel, links normal. — 1. 6.1899 rechts erster
Anfall von periodischer Entzündung, links normal. — 28.2.1900
rechts 2 größere Linsentrübungen, links normal. — 9-1-1901 rechts
2 größere Linsentrübungen, links einige nadelstiöhgroße Trübungen
in der vorderen Linsenkapsel. — 22.1.1901 rechts 2 größere Linsen¬
trübungen, links erster Anfall von periodischer Entzündung; '
sich herausbildet, zufolge deren die Krankheitserreger hei
der Infektion für sie günstige Bedingungen antreßen und
in ihrer Wirkung leichter zur Geltung gelangen können.
Eine direkte Übertragung von Mutter auf
Kind konnte ich bis jetzt bei 1410 Geburten
im G e s t ü t Ach selschwang nicht beoba ch t en.
In den 32 Jahren meiner Beobachtung sind mir nur 4 Fälle
von angeborener Starbildung im Zweibrückener Ge¬
stüt bekannt geworden, die ich zum Teil selbst kontrollieren
konnte 1 !. Ein weiterer Fall wurde mir aus der Pfälzer
Landespferdezucht berichtet; ich selbst konnte ihn nicht
untersuchen. Bei dem Pferdezüchter Schm, in H. brachte
eine augengesunde Stute ein Fohlen blind zur Welt, das
auf beiden Augen mit Star behaftet war. Der Vater dieses
Fohlens war der auf beiden Augen infolge periodischer
Augenentzündung erblindete Vollbluthengst „Watzmann
Angesichts der außergewöhnlichen Seltenheit solcher Falle
darf man annehmen, daß sie für die praktische Pferdezucht
ohne wesentliche Bedeutung sind.
Anders verhält es sich mit der Vererbung der periodi¬
schen Augenentzündung in dem Sinne, daß Tiere mit an¬
geborener, vererblicher Schwäche der Sehorgane leichter
von der periodischen Augenentzündung befallen werden,
als Tiere mit gesunden Augen, also eine erbliche Dispo¬
sition, die unter gewissen Voraussetzungen sich auswirkt.
Diese Disposition kann in gleicher Weise, sowohl vom Vater
als auch der Mutter ausgehen (s. auch Anm. 6) ). Für beide
Fälle Seien Beispiele angeführt:
1. Der hannoverische Hengst „Hailoh“, geb. 1885 vom
Celler Landgestütshengst Hailoh aus York-Stute, war ein
starkknochiger Hengst von robuster Gesundheit, großer
Durchschlagskraft in der Vererbung, mehr im Typ des
Oldenburgers als des Hannoveraners. Er deckte mit Unter¬
brechungen von 1888—1895 in Achselschwang. „Hailoh“
*) 1. Hogarth-Jenny 2, H., geb. 1891 in Zweibrücken;
auf einem Auge Linsenluxation, auf dem anderen kreisrunde Pu¬
pille und Star. 1892 an den Pferdemetzger verkauft.
2. Resolute - Amaranthe, St., geb. 1894 in Zwei¬
brückern; rechts gesund, links Trübung der hinteren Linsenkapsel
und der unter ihr liegenden Zone der Kortikalsubstanz der Linse.
Die Linse löst sich bei Lupenbetrachtung zu einem System von
Punkten und Strichen auf und ist mit dem Augenspiegel undurch-
leuchtbar, Hintergrund nicht zu untersuchen. Pupille halbweit und
stsirr«
3. Emigrant-Thekla, H., geb. 1894 in ,Zweibrücken;
rechts gesund, links kongenitale Luxatio lentis und cataracta, Horn¬
hauttrübung, Phtysis bulbi. -
985
hatte auf beiden Augen sehr stark ausgeprägten konzentri¬
schen Linsenastigmatismus. Auf dem linken Auge traten
im 11. Jahre 3 kleine Trübungen der hinteren Linsenkapsel
auf, die sich imVerlauf von weiteren 2 Jahren zu 2 größeren
wolkigen Startrübungen verdichteten. Auf dem rechten
Auge waren helle Bläschen in der Linsensubstanz, die stabil
blieben. Äußere entzündliche Erscheinungen fehlten. „Hai¬
loh“ yererbte sehr typisch, leider auch seinen Linsenastig¬
matismus und zwar auf eine große Anzahl seiner Kinder,
sowohl Hengsten als auch Stuten. Von 20 (unter 32) Stut-
fohlen, im Gestüt als Mutterstuten aufgestellten Töchtern,
waren 12 mit konzentrischem Linsenastigmatismus auf 1
oder 2 Augen behaftet, 15 mit kleineren oder größeren
Linsentrübungen, die sich bei 4 Stuten zu sichtbaren Star¬
punkten später entwickelten. 3 Stuten wurden von perio¬
discher Augenentzündung leichteren Grades befallen. Eine
Stute hatte auf dem rechten Auge ein angeborenes Leukom
(s. Anm®), 3 *). Sie wurde auf beiden Seiten von periodi¬
scher Augenentzündung befallen und geheilt (rechts ver¬
blieb ein sichtbarer Starpunkt).' In der zweiten Generation,
Nachkommen der 20 Hailoh - Stuten, erkrankten von 173
Fohlen 26 an periodischer Augenentzündung, 3 an sonstigen
Defekten. In der dritten Generation von 123 Fohlen 20
an periodischer Augenentzündung, 3 an sonstigen Defekten.
Der Linsenastigmatismus zieht sich durch alle 3 Genera¬
tionen hindurch. Bei diesen Hailoh - Kindern feteht die
Vererbung eines abnormalen (Linsenastigmatismus) und
geschwächten Sehorgans außer Zweifel, da die aufgestellten
Stuten von Geburt bis zu ihrem Abgang aus dem Gestüt
unter Spiegelkontrolle standen.
Diesem Hengst stelle ich einen Hengst gegenüber mit
vollkommen gesunden Augen:
-v 2. der oldenburger Hengst „Ello“, vom Elegant a. d.
Olympia, geb. 1900, kam öjährig als Hauptbeschäler ins
Gestüt, war niemals krank und deckte vom Jahre 1905 bis
1919. Ellos Augen waren voll und klar. Niemals konnte
die geringste krankhafte Veränderung in denselben fest¬
gestellt werden. Von seinen 264 Kindern aber wurden 52
augenkrank, darunter 50 periodisch = 19 %, und zwar von
132 Hengstfohlen 18 = 13,6 %, von 132 Stutfohlen 34 =
25%%. Dagegen erkrankten von 137 Enkeln nur noch 5
= 3,6'%. Der Prozentsatz augenkranker Kinder in der
ersten Generation ist reichlich groß und wohl darauf zurück¬
zuführen, daß Ello auf den edleren, zum Teil erblich dispo¬
nierten Stuten (Hailoh - Einfluß) mit seiner etwas weichen
.Konstitution in der ersten Generation noch nicht genüg
durchschlug und zudem seine Kinder in damals besom
ungünstigen Verhältnissen aufgewachsen sind. Ihre 1
zucht fällt gerade in die Zeit, in der die meisten Augen¬
krankheiten vorkamen. Maßgebend ist die Tatsache, daß
es durch Einschalten des gesunden Ello-Auges gelungen ist,
bereits in der zweiten Generation die Disposition (Hailoh-
Einfluß) bedeutend abzuschwächen. Ello übertrug seine
gesunden Augen durch die Töchter auf seine Enkelkinder.
Bei Vererbung von mütterlicher Seite gehe ich von dis¬
ponierten Familien aus, wie sie schon im Jahre 1882 von
dem damaligen Gestütsvorstand in Berichten über Augen¬
krankheiten erwähnt worden sind. Es kann sich auch hier
nur um . Stichproben aus dem umfangreichen Material in
der Achselschwanger Zucht handeln.
- 1. „Rustika“-Familie (Tab. II). In der Deszendenz der
bayerischen Stute Rustika, geh. 1857, befindet sich eine
große Anzahl von augenkranken Pferden, unter denen ich
.die aus der Cook 7 geborene Zuchtstute Agamemnon 12
mit ihrer Nachkommenschaft (Tafel II A), sowie die aus
der Rainbow 19 (Tafel II B) abstammenden Kinder hervor¬
hebe, weil diese Pferde der ständigen Beobachtung unter¬
zogen wurden. Die Stute „Agamemnon 12“ wurde am
19. Oktober 1893 untersucht, wobei sich rechts 3 stecknadel¬
große, links 4 etwas kleinere Trübungen in der Linsen¬
kapsel bezw. Linsensubstanz ergaben, die sich 1897 zu sicht¬
baren Starpunkten konsolidierten, nachdem vom 22. bis
26. Juli eine beiderseitige Konjunktivitis vorausgegangen
war:
r. Auge 1. Auge
19. 10. 1893:
23. 11. 1896:
O O
o o
16, 11.1897: j; H
Agamemnon 12 hatte 12 Fohlen, von denen 9 gesund
blieben und 3 an periodischer Augenentzündung erkrankten
und erblindeten. Unter letzteren befinden sich die 2 Zucht¬
stuten: „Capitän 2“ und „Furmann 14“. Alles weitere ist
aus Tabelle II zu ersehen, wobei ich bemerke, daß die an
periodischer Augenentzündung erkrankten Pferde unter¬
strichen, die mit feinen Linsentrübungen, Starpunkten oder
Keratitis punctata behafteten Pferde ohne äußere Entzün¬
dungserscheinungen mit Punkten aufgeführt sind. Bezüg¬
lich der hier öfters auftretenden Keratitis punctata erwähne
ich, daß diese Hornhautentzündung höchst wahrscheinlich
98t
infektiösen Ursprungs und wohl auf die gleichen Ursachen
wie die periodische Augenentzündung zurückzuführen ist.
Ich konnte verschiedentlich beobachten, daß die Keratitis
punctata Vorläufer der periodischen Augenentzündung
war 7) .
Von 32 Nachkommen der Agamemnon 12 sind 6 von
typisch periodischer Augenentzündung befallen worden =
18,7 %. Aus der Rainbow 19 (Tab. IIB) sind von 11 Kin¬
dern 9 gesund, 1 periodisch, 1 mit Startrübungen.
Von 107 Nachkommen erkrankten 14 an periodischer
Augenentzündung = 13 %; demgemäß sind von 139 Nach-
7 ) Die Keratitis punctata habe ich hier öfters und meist bei
erblich disponierten Tieren, auch in rezidivierender Form auf-
treten sehen und beobachten können. Diese parenchymatöse Horn¬
hautentzündung ist sehr charakteristisch, in der Regel chronisch
verlaufend und. fast immer ohne jede äußerlich erkennbare ent¬
zündliche Erscheinung. Ich konnte nur in einem Fall große Licht-
empfindlichkeit konstatieren. Hier war gleichzeitig das andere Auge
an periodischer Entzündung erkrankt. Die Keratitis punctata, die
sich bei Spiegel- oder Lupenbetrachtung als eine Entzündung, be¬
stehend aus unzähligen feinen nadelstich- bis punktgroßen, sub¬
epithelialen, in gleichen Abständen befindlichen Trübungen präsen¬
tiert, ist häufig so unscheinbar, daß sie leicht mit freiem Auge
übersehen werden kann. Das Augeninnere ist intakt. Sie tritt auch
mit periodischer Entzündung auf und es ist nicht ausgeschlossen,
daß diese‘Form als ektogene Infektion der periodischen Entzün¬
dung aufzufassen ist.-Zur Erläuterung führe ich einige Fälle an:
1. Feriz-Beg I- Bundesrat I, H., geb. 1897 (beider¬
seits erblich disponiert), Keratitis punctata (rechts im temporalen
Rande der Hornhaut). — 19.11.1898 — 7.12.1898 geheilt. — 9. 2.
1900 — 4.4.1900 über die ganze Hornhautfläche verbreitet, ge¬
bessert, leichte Hornhauttrübung resistierend; Augeninneres nor¬
mal.
2 . Feriz-Beg I - Bundesrat I, St., geb. 1902 (beider¬
seits erblich disponiert).' (Stute Furibund.) Keratitis punctata
rechts. — 17.2.1905 — 13.1.1910 allmähliche Aufhellung. — 25.1.
1911 vollständig abgeheilt.
3. ATmansor -Cleveland IV, H., geb. 1897 (mütterlich
erblich disponiert). Keratitis punctata reehts. — 19.11.1898 — 20.
6.1899 geheilt. — Keratitis parenchymat. rechts 9.2.1900 — 29.3.
1900 geheilt; leichte rauchige Trübung resistierend; Augeninneres
normal.
4. Monteviot I, St., geb. 1896 (mütterlich disponiert). Ke¬
ratitis punctata links. — 23.11.1898 — 28. 2.1900 Trübungen meist
resorbiert. — 3.1.1901 vollständig abgeheilt. — Periodische Ent¬
zündung rechts. 25. 4.1901 — 12. 6.1901 erblindet.
5. Adeptus-J eremias, H., geb. 1895, import. Hannov.
in Zweibrücken. — Periodische Entzündung links. — 3. 2.1899 —
17. 2.1899 geheilt. — 25. 2.1899 — 6. 3.1899 ungeheilt. Keratitii
punctata rechts. 25.2.1899 — ? ohne entzündliche Erscheinung
große Lichtempfindlichkeit, die ganze Hornhaut mit punktgroßen
•und streifigen, subepithelialen Trübungen durchsetzt, Augeninneres
normal.
988
kommen der beiden Stuten 111 Kinder gesund geblieben,.
20 Kinder an periodischer Augenentzündung erkrankt. p=-
14,4 % und 8 mit kleineren nur mit Spiegel sichtbaren
Augendefekten, die aber für die Disposition von Bedeutung
sind, behaftet.
Der Rustika-Familie stelle ich eine erblich nicht dispo¬
nierte gegenüber:
2. -„Rinald I“, Oldenburger importierte Stute mit ge¬
sunden Augen, geb. 1881. Erst 1896, im 15. Lebensjahre,
stellte sich rechts im Linsenzentrum eine schleierartige Trü¬
bung und auf beiden Augen faden- und punktförmige, leicht
bewegliche Glaskörpertrübungen ein. 1901 im Alter von
20 Jahren war ^beiderseits senile Starbildung in Sternform
nachweisbar. Äußerliche Entzündungen waren nie vor¬
handen gewesen.
Tabelle III zeigt das Auftreten der periodischen Augen¬
entzündung in dieser Familie. Daraus geht hervor, daß von
79 Nachkommen nur 3 = 3,9 °/o an periodischer Augen¬
entzündung erkrankt sind, dagegen waren bei 8 = 8,8 %
kleine unbedeutende Linsentrübungen, die teils wieder ver¬
schwanden, sowie ein sichtbarer Starpunkt nachweislich.
Invasionen des Krankheitserregers haben wohl stattgefun¬
den; sie führten aber infolge der widerstandsfähigen Seh¬
organe zu keinen entzündlichen Erscheinungen bezw. An¬
fällen.
3. In der Tabelle IV bringe ich zur Darstellung, wie
durch die Benutzung von augenkranken oder disponierten
Hengsten in der Nachkommenschaft der Stute Karolin
(1857) die periodische Entzündung aufgetreten ist. Vom
Jahre 1857 bis zum Jahre 1898 kamen in dieser Familie
keine Augenkrankheiten vor, wie das aus den Grund¬
büchern entnommen werden kann. Erst die Nachkommen
des ungarischen Hengstes Furmann, Sohn des Furioso XH
aus Mezöhegyes, sowie des an periodischer Entzündung er¬
krankten Hengstes Cleveland XIV wurden augenkrank.
In Achselschwang wie in Zweibrücken wurde die Erfahrung
gemacht, daß die aus Ungarn importierten Hengste und ihre
Nachkommen stark zu Augenkrankheiten neigten. In Un¬
garn kommt ja die periodische Augenentzündung sehr häufig
vor. Es ist deshalb anzunehmen, daß die ungarischen Hengste
zu Augenleiden disponiert waren. In Zweibrücken konnte
ich feststellen, daß von 11 ungarischen Hengsten mehr als
die Hälfte an periodischer Augenentzündung erkrankten
und erblindeten.
(Forte, folgt.)
989
Referate.
CUrargla and GebnrtsMlIe,
Dr. J. Nörr: Ein neuer Trächtigkeitsnachweis durch
galvanometrische Aufnahme der Aktionsströme des fötalen
Herzens. (Berl. Tierärztl. Wochenschr., 1921, Nr. 1 u. 2.)
Zur Diagnose von Trächtigkeit führen zwei Wege: Nachweis
von Veränderungen am Körper des Muttertieres oder Nachweis des
Fötus bezw. seiner Lebensäußerungen; zu den letzteren gehört die
fötale Herztätigkeit. Wiie jedes schlagende Herz, erzeugt auch
das fötale fortwährend feine elektrische Ströme, welche die leiten¬
den Medien seiner Umgebung durchsetzen. Diese sogen. Herz-
aktionsströme können an geeigneten Stellen mittels passender
Elektroden teilweise abgefangen und in ein hochempfindliches
Galvanometer geleitet werden. Die synchron der fötalen Herz¬
tätigkeit erfolgenden Ausschläge des Galvanometersspiegelchens
werden mit Hilfe eines Beleuchtungs- und Registrierapparats als
Kurve photographisch aufgenommen. In diesen Kurven bilden sich
bei Vorhandensein fötaler Herztätigkeit die Galvanometeraus-
schläge als Zacken ab; durch ihr Auftreten im Kurvenbild ist der
Nachweis von vorliegender Trächtigkeit erbracht.
Bei Rindern und Ziegen vereitelten Unruhe und Ängstlichkeit
dieser Tiere einwandfreie Aufmachung, beim Pferde jedoch konnten
vollkommen brauchbare Kurven erzielt werden, deren Richtigkeit
auch durch die später erfolgten Geburten erwiesen war. Mangels
Stuten mit früheren Trächtdgk eit »Stadien konnten die Versuche
nur an Tieren frühestens 3 Monate ante partum dnrchigeführt
werden; bei der schon in den ersten Wochen der Entwicklung
vorhandenen embryonalen Herztätigkeit lassen sich schon in
frühen Träohtigkeitsstadien brauchbare Ergebnisse erwarten.
Daß sich die Methode vorwiegend für den Gebrauch an Hoch¬
schulen, größeren Tierkliniken und Gestüten eignet, hat sie mit
einer großen Reihe anderer klinischer Untersuchungsmethoden ge¬
meinsam, die komplizierte Apparate oder sonstige teuere Einrich¬
tungen zur Voraussetzung haben und deshalb eine Beschränkung
auf entsprechende Institute erfordern.
Der Hauptvorzug dieser Methode besteht darin, daß sie eine
graphische ist, den Nachweis der Trächtigkeit also im
wahrsten Sinne des Wortes schwarz auf weiß erbringt; durch
subjektive Eindrücke des Untersuchenden gegebene Täuschungs¬
möglichkeiten sind dabei ausgeschlossen. Die Kurven erhalten bei
der forensischen „Zusicherung der Trächtigkeit“ den Wert von
Urkunden. Daß sie eine Diagnose ohne jede Alteration der Ge¬
burtswege ermöglicht, ist ein weiterer Vorzug. — Ist der Apparat
fertig eingestellt, kann die Aufnahme vom Untersuchenden ein¬
fach, bequem und in wenigen Minuten durchgeführt werden.
Als Aufnahmeapparate kommen in Betracht: Saitengalvanö-
meter (Erbauer: Dr. Edelmann, München) und Spulengalvanometer
(Elektrokardiograph der Firma Siemens & Halske, Berlin).
Die Arbeit enthält 5 Abbildungen und 6 Kurven im Text.
_ (Autoreferat.)
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Zum 70. Geburtstage Moelters.
Obertierarzt Dr. Ferdinand Mo eit er, stellvertretender Direktor
des Schlacht- und Viehhofes München und Leiter der dortigen Sani-
tätsanstalt, feierte am 26. Oktober seinen 70. Geburtstag. Dr.
Mo eit er, in weitesten tierärztlichen Kreisen bekannt und allge¬
mein beliebt, entstammt einer alten Tierarztfamilie. Sein Gro߬
vater wurde 1811 als Tierarzt in der Tierarzneischule in Würzburg,
sein Vater, der nachmalige Bezirkstierarzt in Bad Kissingen, 1847
in München approbiert. So war denn Moelter von Kindesbeinen
an in den tierärztlichen Beruf hineingewachsen. Im Jahrs 1869
erlangte er, obwohl es damals bekanntlich noch nicht verlangt ward,
das Reifezeugnis des Realgymnasiums in Würzburg. Nach seiner
1872 an der Zentraltierarzneischule München erfolgten Approbation
vertiefte er sein praktisches Wissen teils bei seinem Vater teils bei
andern Kollegen, legte 1874 den Staatskonkurs mit der Note selrir
gut ab, um im selben Jahr noch seiner Militärpflicht als Einjähriger
beim 2. Art.-Regt. zu genügen. Bereits nach 6 Wochen rückte er
zum Veterinär 2. Klasse auf. Nach 9 jähriger Militärdienstzeit wurde
er 1883 als städtischer Tierarzt an den Viehhof berufen und 189&
zum Obertierarzt und stellvertretenden Direktor befördert. Aueh
als Schriftsteller hat sich Moelter betätigt und ist als solcher in
wissenschaftlichen Kreisen wohlbekahnt. Von ihm stammt das erste
auf dem Gebiet der Fleischbeschau erschienene Buch „Leitfaden zum
Unterricht in der Fleischbeschau und zur Beurteilung der Schlacht¬
tiere und des Fleisches“, das 1906 in 3. Auflage erschienen ist
und gewißermassen bahnbrechend gewirkt' hat. Es. ist ein Leben
reich an Arbeit, auf das der Jubilar zurückblicken kann, aber auch
reich an Anerkennungen. Wer mit Moelter zu tun hatte, hat
seine stets liebenswürdige, fast väterliche Art kennen und schätzen
gelernt. Darum hat er sich auch als Mensch, als Tierarzt und als
Lehrer überall größte Sympathie erworben, die in den allseitigen
herzlichen Glückwünschen zum Ausdruck kam.
Mit dem Ende des S. S. 1921 trat Moelter von dem Lehrauf-
auftrag über Fleischbeschau für die Studierenden der Tierärztlichen
Fakultät der Universität zurück. In Anerkennung seiner großen
Verdienste um den Unterricht in der Fleischbeschau und seiner
langjährigen Tätigkeit als Lehrer der Studierenden hat die genannte
Fakultät dem Gefeierten 1919 den Titel und die Würde eines Ehren¬
doktors der Veterinärmedizin verliehen. .
Wir wünschen dem Jubilar, der erst kürzlich durch den Hingang
seiner Gattin schwer geprüft wurde, noch viele Jahre eines'glück¬
lichen und heiteren Lebensabends.
Verband der Freiberufstierärzte Bayerns.
Bericht'über den 2. ordentlichenVerbandstag
in Augsburg am 22. und 23. Oktober 1921.
Der 2. ordentliche Verbandstag des Verbandes der Freiberufs¬
tierärzte Bayerns, der am 22. und 23. Oktober in Ausburg (Hotel
„Dreii Mohren“) stattfand, erfreute sich eines außerordentlich
starken Besuches aus allen Teilen Bayerns. Waren doch 120 Frei¬
berufstierärzte, d. i. fast ein Viertel der gesamten Mitgliedschaft,
in Augsburg versammelt.
Am 22, Oktober fanden Vorberatungen des Hauptausschusses
statt.
Die Vollversammlung am 23. Oktober eröffnete der I. Vor¬
sitzende D i 11 h o r n mit Begrüßung der erschienenen Mitglieder
und Gäste, insbesondere des Herrn Präsidenten des Deutschen
Veterinärrats, Herrn Tierarzt A 11 h o f f.
991
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte er in warnten
Worten des in Särvär (Ungarn) verstorbenen Königs Ludwig UI.
als eines eifrigen Förderers der Tierärzte und ihrer Wissenschaft.
Die Versammlung erhob sich hiebei zum Zeichen der Trauer von
den Sitzen.
I. —3. Geschäfts - und Kassenbericht wurden de¬
battelos genehmigt, der Verban d s beitrag für 1922 durch
einstimmigen Beschluß auf 100 Mark (für nicht selbständige
Tierärzte 60 Mark) festgesetzt.
Zu Punkt 4 der Tagesordnung (Sa t z u n g s ander u n ge n)
wurde besprochen, daß der Ve r b an dsbei trag künftig nicht
mehr von den Gaukässieren, sondern vom Verbands kassier
(z. Zt. Miinnich - Straubing) eingehoben wird.
5. Dr. So n d ershauser - Massing erstattete ein eingehen¬
des Referat über den Ab bau derLaienflei sch beschau,
dessen Leitsätze der Vorstandschaft zur Weiterbearbeitung über¬
wiesen wurden.
6. Die endgültige Stellungnahme zur Frage der V e r 1 e g u n g
des V eterinärreferats ins Landwirtschaftsministörium
”wurde dem. Hauptausschuß überlassen.
7. Dem von der. tierärztlichen Fakultät München entworfenen
Plan über Fortbildungskurse wurde im allgemeinen zu-
. gestimmt.
8. Großes Interesse erregte das Referat Dr. E r h ar dt s -Hers-
bruck über die im Entstehen begriffene Pensionsversiche¬
rung. Die Fortführung der Vorarbeiten wurde einer Kommission
(bestehend aus den Herren D i 11 h o r n, Dr. Erhardt und
Dr. H Ö r n i n g) .übertragen.
9. Der Verbandstag verlangt aufs neue dringen^ die sofortige
Errichtung der bayerische nTierärztekam me r n
und bis zu ihrer Errichtung die amtliche Anerkennung der-Ar¬
beitsgemeinschaft als Standesvertretung.
10. Es soll im Benehmen mit der Arbeitsgemeinschaft eine
Normaltaxe (Richtlinie) für Praxis und Fleischbe¬
schau ausgearbeitet werden.
II. Der Verbandstag macht die Entschließung des Gaues
Regensburg gegen die Bedrohung der freien Betätigung des prak¬
tischen Tierarztes für private Pferde- und Viehversicherungsgesell¬
schaften zu seiner, eigenen.
12. Zur Vertretung der Interessen der Distriktstierärzte inner¬
halb des Verbundes wird unter ausdrücklicher Zustimmung von
30 anwesenden, mit amtlichen Funktionen ausgestatteten Distrikts¬
tierärzten ein Ausschuß gewählt, bestehend aus den Herren:
Dr. iR e g n - Volkach, Dr. S c h a d - Höchstädt, W i r z - Hengers-
berg und Maier- Feldkirchen. Durch Satzungsänderung wird
bestimmt, daß ein Mitglied dieses Ausschusses, das dieser selbst
zu wählen hat, Sitz und -Stimme im Hauptausschuß hat.
Haimhausen, den 28. Oktober 1921.
* Dr. Eder, Schriftführer.
992
Verschiedenes.
Stand der Maul- und Klauenseudie in Bayern vom
1. mit 15. Oktober 1921.
Verseuchte
Verwal¬
tungsbezirke
Gemeinden I Gehöfte**)
•s'ii i+
■ajgc's g
^ r* t_ rr -t- sz, _p
a|
h -I K* ►> Ofl
O) h'T »Q 53
« S g
II l +
0) *c © ®
•ags, s e
öf-s-g-s
SS
a®»TS s äs
»H .^1 -Q
bS ^oNg||aÄ
~ sgl «ü
18 + 6 55 + 23 379 +226
8 + 3 12+5 19+9
8 + 3 27 + 14 200 + 60
10 + 3 13 + 5 56 +8
Oberbayern
Niederbayern
Pfalz
Oberpfalz
Oberfranken
Mittelfranken
Unterfranken
Schwaben
Gesamtsumme
30. Sept. 1921 52 + 11 174 j + 58 889 +462 2| 4 13. 28
+ 2
— 7
+ 2
+ 2
— 6
16 + 3 149 + 51 1944 +423
267 + 93 1613 +724 I 4 201 17 23
15. Sept.
31. Aug.
15. Aug.
31. Juli
15. Juli
30. Juni
15. Juni
41 — 11 116 + 6 427 + 53 4 12 2
6 110 — 22 374 — 91 1 11 7
9 132 — 5 465 + 34 1 2 5
6 137 — 9 431 + 66 9 23 12
73 + 8 146 + 17 365 + 48 3 15
65 + 6 129
59 — 16 111
+ 18 317 - 25 9 18 86; 108
— 31 842 — 12 6! 5 9 9
*) Vom 16. mit 31. August 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
Anatomie nnd Physiologie.
Der „elektrische Stuhl“ für Hunde und Katzen.
Von dem englischen Bund von Tierfreunden 'ist der „elektrische
Stuhl“ als die humanste Methode, herrenlose Hunde und Katzen
zu töten, mit Erfolg angewandt worden. Im Jahre 1920 wurden
42 724 Tiere mit Hilfe der Elektrizität getötet. Es handelt sich da¬
bei um solche, die herrenlos und verwahrlost auf der Straße auf¬
gegriffen wurden und für die der Bund keine bessere Hilfe weiß,
als sie schmerzlos zu töten. Auf dem elektrischen Stuhl tritt der
Tod augenblicklich ein, und ein Versehen, das zu Quälereien führen
könnte, ist unmöglich. Hunde, die getötet werden sollen, erhalten
ein Stahlhalsband, das durch eine kurze Kette mit dem elektrischen
Apparat verbunden wird, und sofort nach der Einschaltung geht
ein Strom von 2000 Volt durch den Körper des Tieres, das im selben
Augenblick stirbt. Die Katzen werden in einen offenen Kasten mit
einem Glasdeckel gesetzt, durch dessen Bioden gleichfalls ein Strom
von 2000 Volt zur Tötung des Tieres geschickt wird.
Tierzucht, tterhaltug, Diätetik.
Die Seuchenplage ln Gradltz.
Wie das Landwirtschaftsministerium mitteilt, gestattet es die
im Hauptgestüt Graditz noch bestehende Seuchengefahr vorläufig
nicht, fremde Stuten für die nächste Deckperiode zu den drei dort
aufgestellten Hengsten „Dark Ronald“, „Anschluß“ und „Herold“
in das Gestüt aufzunehmen. Um wenigstens einen der Hengste den
fremden Stutenbesitzern zur Verfügung stellen zu können, ist die
Überführung von „Dark Ronald“ auf das von Pferden unbesetzte
Schloß Vorwerk Lüderbach angeordnet. Wenn die mehrwöchige
veterinärpolizeiliche Beobachtung siowie der danach mit Blut des
Hengstes vorgenommene Impfversuch die Unverdächtigkeit des
Hengstes ergibt, wird seine Freigabe zur Bedeckung fremder
Stuten erfolgen. _
Slaatsvetartnärknnde, Anstands dienst und Verslehernngsvesen.
OldenburgischeLandesvieh Versicherung
Die Oldenburgische Landesviehversicherungsgesellschaft hatte
im letzten Rechnungsjahre an Einnahmen und Ausgaben je 1094064
Mark. An Prämien wurden 949131 Mark entrichtet; aus verwen¬
detem Vieh betrugen die Einnahmen 54173 Mark und an Zinsen
11625 Mark. An Entschädigungen wurden 525843 Mark, an Ver¬
waltungskosten 80376 Mark gezahlt. Die gutgeschriebenen und
zurückvergüteten Prämienanteile’betrugen 401324 Mk., der Vortrag
in Ausgabe für 1921 beläuft sich auf 84353 Mark.
Laadwlrtschalt, Fattermlttelknnde and Ernähnugsvesen.
Die elektrische Konservierung von Grünfutter zur Förderung der
Milchversorgung und Tierzucht.
In Reichstädt bei Dippoldiswalde versammelten sich die auf
dem Gute des Hauptmanns a. D. von Schöneberg in stattlicher
Zahl Mitglieder der ökonomischen Gesellschaft, um sich das Er¬
gebnis der elektrischen Konservierung von Klee anzusehen. Herr
Direktor Pfister aus Dresden hielt einen Vortrag über dieses
Verfahren und seine große volks- und landwirtschaftliche Bedeu¬
tung. Er sagte u. a.: In der Landwirtschaft ist das Streben nach
Unabhängigkeit von der Witterung sehr alt. Es führte nur vor
dem Kriege zu keinem praktischen Ergebnis, weil ausländisches
Kraftfutter ausreichend und verhältnismäßig billig zu haben war.
Hierdurch gerieten wir besonders in der Milchwirtschaft in eine
zunehmende Abhängigkeit vom Ausland. Da wir uns aber heute
in der Futterbeschaffung fast ausschließlich auf den heimischen
Grund und Boden beschränken müssen, so spielt auch die Berei¬
tung von Dauerfutter jetzt eine viel wichtigere Rolle als früher.
Das älteste und am meisten geübte Verfahren ist die Trocknung
an der Sonne und Luft, die Heuwerbung. Weiter besteht die
künstliche Trocknung, sogenannte Süßpreßfutterbereitung. Sie alle
haben aber Nachteile durch Verluste an Nährstoff. Das elektrische
Kornservierungsverfahren ist eine Erfindung des Diplom-Landwirts-
Theodor Schweizer. Es ist von den Siemens-Schuckertwerken
gegründeten Elektro-Futter-Gesellschaft Dresden übertragen und
ihr patentrechtlich geschützt. Das Grünfutter wird gehäckselt und
in Behälter gefüllt, die nach besonderen Vorschriften erbaut sein
müssen. Am Behälterboden liegt ein an den Nullpunkt des Trans-
994
formators abgeschlossener Eisenrost. Auf das Futter wird ein mit
besonderem Metallbelag versehener Deckel gelegt, der an die
Stromzuführungsgabel angeschlossen ist. Der Strom geht von
oben nach unten durch das Futter hindurch. Dieses leitet ihn je¬
doch nicht, ohne ihm Widerstand zu bieten. Dieser Heizwiderstand
ist die Ursache der Erwärmung -des Futters. Da er jedoch im er¬
hitzten Zustand abnimmt, so reguliert sich die Erhitzung automa¬
tisch. Die erforderliche Stromstärke beträgt etwa 50 Ampere, wo¬
bei die Temperatur etwa auf 50 Grad steigt. Der Stromdurchgang
bewirkt sofort eine Lähmung des Pflanzenlebens und die hohe
Temperatur eine Abtötung der Pflanzenzellen, wobei im Futter
Bakterienruhe eintritt, also verlustbringende Zersetzungen ver¬
hindert werden. Es kann bei jedem Wetter und in jedem Reife¬
stadium gemäht werden. Es ist also möglich, so zeitig und so oft
zu mähen, daß von der Flächeneinheit die größtmögliche Menge
an verwertbaren Nährstoffen geerntet wird. Es können auch Kul¬
turen gebaut werden, die — wie z. B. Mais — nicht nur größere
Massenerträge liefern, 'sondern auch um das Fünf- bis Sechsfache
mehr Kilo Stärkewerte, wie z. B. Wiesen. Besonders wertvoll wird
das elektrische Verfahren durch die gesicherte Eiweißerhaltung
im Futter. Das aus jungem Gras, Klee, Luzerne und anderen ei¬
weißreichen Futterpflanzen hergestellte Elektrofutter ist die wich¬
tigste Eiweißquelle für die Wihterfütterung, die das Kraftfutter
von früher ersetzt und uns dadurch vom Auslande unabhängig
macht. Nach eingehenden Mitteilungen über die Größe und zweck¬
mäßige Ausführung der Anlagen sowie über die vorliegenden Er¬
fahrungen schloß der Redner den mit großem Interesse aufge¬
nommenen Vortrag. S. M.
Hochsdiulnachrichten.
Gebührenerhöhung an den bayerischen Hochschulen. Mit Be¬
ginn des Wintersemesters 1921/22 tritt an, den bayerischen Hoch¬
schulen eine Gebührenerhöhung ein. Es wird keineswegs verkannt,
daß die Erhöhung der Gebühren eine erhebliche Belastung für
einen großen Teil der Studierenden bedeutet. Trotzdem
nicht davon abgesehen werden, auch die Studentenschaft zur Auf¬
bringung eines mäßigen Teiles der Kosten des Hochschulbetriebes
heranzuziehen, wie dies auch in den übrigen deutschen Hochschul-
ländern, zum Teil schon seit dem Beginn des Sommersemesters
1921, geschehen ist. Eine Erhöhung der Kolleggelder tritt
vorerst in Bayern nicht ein. Für bedürftige Studierende, vor
allem .für Kriegsteilnehmer, ist nunmehr in Erweiterung der bis¬
herigen Vorschriften an den Universitäten und Lyzeen auch ein
ganzer ioder teilweiser Erlaß der Gebühren vorgesehen; an der
Technischen Hochschule München wird durch Zuweisung eines An¬
teils an den Gebühren die Leistungsfähigkeit des Stipendienfonds
erhöht. ._
Die medizinischen Anstalten Japans. Eine Übersicht über den
medizinischen Unterricht Japans, der durchaus nach deutschem
Vorbild aufgebaut ist, gab der japanische Professor Yutaka Kon
in einer Ansprache, die in der „Deutsch. Medizin. Wochenschrift“
Wiiedergegeben wird.- Darnach existieren in Japan sechs Univer¬
sitäten mit einer medizinischen Fakultät und 12 medizinische Hoch¬
schulen, davon eine für Frauen; außerdem bestehen auch medi-
995
zinisehe Hochschulen in Formosa, Korea und der Mandschurei.
Diese 21 Anstalten bilden alljährlich etwa 2000 Ärzte aus. Es gibt
zwei Institute für Infektionskrankheiten, die die Heilsera und Vak¬
zine herstellen. Da die medizinischen Fachausdrücke zum größten
Teil aus* dem Deutsche® unverändert übernommen sind, so ge¬
staltet sich eline medizinische Vorlesung in Japan sehr merk¬
würdig, weil die Dozenten halb deutsch und halb jap'anisch durch¬
einander lesen. („Germania“, 9. Juli 1921.)
Eine kommunistische Orient-Universität in Moskau. In Moskau
ist eine kommunistische Universität der Werktätigen des Orients
eröffnet worden, deren. Zweck die Ausbildung kommunistischer
Agitatoren und Instruktoren für die Völkerstämme ganz Asiens ist.
Der Unterricht soll möglichst in der Muttersprache der betreffen¬
den Studenten erteilt werden; da es aber zurzeit noch an Lehrern
fehlt, sind vorläufig folgende Kurse vorgesehen: in russischer
Sprache für die Völker Sibiriens, in englischer für Chinesen, Ja¬
paner und Inder, ferner in türkischer, persischer und mongolischer
für Kalmücken und Kirgisen, in armenischer, georgischer Sprache
und in weiteren sechs Sprachen für die Bergvölker des Kaukasus.
Die Dauer des Unterrichts ist auf sechs Monate festgesetzt. Die
Studenten sollen wie Zöglinge der Obersten Militärbehörde ver¬
pflegt werden. („Vossische Zeitung“, 4. Juli 1921.)
Studentenaufruhrgegen Bücherverteuerung. In Rom und Neapel
hat die studentische Jugend lärmende Kundgebungen gegen die
Buchhändler veranstaltet, und die Universitätsstudenten in Palermo
haben aus gleichem Anlaß Bücherläden zerstört; der Aufruhr müßte
mit Waffengewalt niedergeschlagen werden, wobei auch Blut ge¬
flossen ist. Darauf hat, nach der „Papier-Zeitung“, der Handels-
mimister die Verleger und die Studentenvertreter zu einer Be¬
ratung berufen, wobei vereinbart wurde, daß den Studenten die
bis zum 1. Januar 1917 gedruckten Bücher mit einem Preisnachlaß
von 25 Prozent geliefert werden. („Hallesche Nachrichten“ vom
29. Juni 1921.)
Eine Pariser Studenten-Siedelung. Der Wohnungsnot und
dem allgemeinen Elend 1 der Pariser Studenten soll dadurch ge¬
steuert werden, daß auf dem Gelände der niedergelegten Pariser
Festungsmauem im Süden der Stadt eine große Siedelung für
Studenten errichtet wird, die neben einfachen Wohnhäusern große
Speiseräume, Gartenanlagen und Sportplätze für die studierende
Jugend umfassen soll. „Paris nimmt sehr rasch an Einwohnern
zu“, erklärte der Leiter des statistischen Amtes der Stadt Paris,
Bonnier. „In den letzten hundert Jahren ist die Bevölkerung
um 345 Prozent gewachsen. Wenn das in den nächsten 50 Jahren
so weiter geht wie in den 20, dann wird Paris eine Bevölkerung
von’14 Millionen erreichen. Wir müssen deshalb sehr ernsthaft
an Ausdehnung desWohngebiets denken, und das durch die Nieder¬
legung der Befestigung gewonnene Gelände soll zur Anlegung von
Gartenkolonien benutzt werden. Die Studentetthäuser, die im Süden
erbaut werden, sind in der Art von Arbeiterwohnungen gedacht
und werden den armen Studierenden Gelegenheit bieten, unter
günstigen Bedingungen zu möglichst billigen Preisen ihre Unter¬
kunft zu finden.“ („Freiheit“, 1. Juli 1921.)
996
Petersburger Studentenleben. Ein Sonderberichterstatter des
„Excelsion“, der St. Petersburg besuchte, hatte Gelegenheit, mit
den Professoren und: Studenten der dortigen Technischen Hoch¬
schule in Verkehr zu treten. Das Leben der Studenten wurde ihm
von allen Seiten als unsagbar schwer geschildert. Jeder der 2000
Hörer des St. Petersburger Polytechnikums erhält von der bolsche¬
wistischen' Regierung ein monatliches Stipendium von 7000 Rubel,
ein sehr geringer Betrag, wenn man die Entwertung des Rubels
in Betracht zieht. Während des ganzen Winters kamen die Stu¬
denten mit Decken und Fußsäcken ausgerüstet in die Hörsäle, mit
leerem Magen und schweren Sorgen. Daß es unter diesen Um¬
ständen um die Vorbereitung für die Prüfung schlecht bestellt ist,
versteht sich von selbst. Die Professoren erklärten, daß sie ge¬
nötigt seien, angesichts dieser Verhältnisse als Examinatoren ein
Auge zuzudrücken. („Kölnische Volkszeitung.“)
Personalien.
Als Praktikant eingetreten ; Tierarzt Hans Niodereder aus
Hohenegglkofen ; beim städt. Bezirkstierarzt in Memmingen.
Als Praktikant ausgetreten: Joseph Tausendpfund von
Baunach beim Bezirkstierarzt in Bamberg.
Als Assistent eingetreten: Dr. Georg Oswald aus Tauting
(B.-A. Weilheim) beim Bezirkstierarzt in Nördlingen.
Verzogen: Prakt. Tierarzt Michael Lang, von Wohnsees (B<-A.
Ebermannstadt) nach Marienweiher ‘(B.-A. Stadtsteinach). Tierarzt
Dr. Georg Oswald, bisher Assistent bei Distriktstierarzt Knapp
in Moosburg nach Öttingen im Ries.
Bttcherschan.
Die Bekämpfung und Ausrottung der Maul- und Klauenseuche.
Monographie über das Wesen und die verschiedenen Maßnahmen
und Erfolge. Neue Verfahren, Mittel und Wege und ihre Aus¬
sichten. Von L. Hoffmann, ord. Professor der Tierheilkunde,
Kliniker an der weil. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart.
Mit 29 Abbildungen. Hannover, Verlag von M. & R. Schaper,
1921, Preis 44 Mk.
In dem vorliegenden Buche hat der als hoch in den 70 er
stehende und nunmehr verstorbene Gelehrte einen Teil seiner Le¬
bensarbeit niedergelegt, für die er sich noch als betagter Greis mit
dem Feuer des Jünglings und mit bewundernswerter Kraft und
Ausdauer eingesetzt hatte. Man mag über die Ansicht Hoffmanns
und seinen Kampf gegen Maul- und Klauenseuche denken wie man
will, das eine muß man ihm lassen, daß er mit ungeheurem Fleiße
und einer bewundernswerten Zähigkeit sein Ziel verfolgte und darin
auch ganz entschieden vielfach Erfolge erzielte. Das Buch ist nicht
nur interessant durch das, was es schreibt, — ich erinnere hier u. a.
an die Schilderung der Stauffach ersehen Entdeckung des Erregers
der Maul- und Klauenseuche, die man kaum irgendwo so anschaulich
und ’ überzeugend lesen kann, wie hier —, sondern auch wie er es
schreibt. Beim Lesen lebt man förmlich mit und man wird von der
Schilderung so gepackt, daß man unwillkürlich den Gedanken fast
in Fällen, wo es sich um ähnliche Seuchenvorkommnisse auf ein¬
zelnen Gütern wie hier handelt, die Sache nachzumachen, oder
wenigstens Einiges, was einem besonders gefallt, vielleicht auch die
Euguforin behänd luug, zu versuchen. Iu bedauerlicher Weise hat
sich der Verfasser hinsichtlich der bayerischen, sogen. Schleißheimer
Notimpfung des Dr. Ernst, zu einem Urteil hinreißen lassen, das der
Sache nicht vollauf gerecht wird. Das darf uns aber nicht abhalten
die Lektüre des Werkes trotzdem auf das Wärmste zu empfehlen.
M. .
Eingesandt.
Ein Fortschritt unserer Zeit. Im Bezirk Höchstädt a. A. wurde
zu einer Versammlung eingeladeD, welche die Organisation der
Gänsehirten „zur Wahrung ihrer Interessen“ bezweckt.
Der Boden, ln den weiten fruchtbaren Ebenen, wo weit und
breit kein Berg, kein Fels die Eintönigkeit der Landschaft unter¬
bricht, scheint uns die Ackerkrume als die ursprüngliche, selbst¬
verständliche Bodenform; ein Ausflug ins Gebirge belehrt uns
eines anderen. Die Ackerkrume und noch mehr die Gartenerde
gehören nicht zur ursprünglichen Erdbedeckung, sie sind erst im
Laufe langer geologischer Zeiträume und zum Schluß durch die
Einwirkung des Menschen zu dem geworden, was sie heute sind.
Unablässig arbeiten die Naturkräfte an der Zerstörung und Zer¬
trümmerung der Felsgesteine, welche die feste Kruste unseres
Planeten bilden. Die verschiedenen Mineralien, welche die Ge¬
steine zusammensetzen, dehnen sich in der Wärme in ungleichem
Maße aus, es entstehen Spannungen, Risse, Wasser dringt in die¬
selben, gefriert, dehnt sich dabei aus und zersprengt so das Ge¬
stein; Regengüsse reißen locker gewordene Gesteintrüramer zu
Tale, die Gebirgsbäche schleppen zahllose solche Trümmer mit
sich, sie fortwährend zerreibend und zerkleinernd, bis diese
schließlich im Unterlauf der Flüsse als feinst zerriebener Flu߬
sand und Schlamm erscheinen. Selbst der Wind, insbesonders wenn
er feinen, harten Sand mit sich führt, wirkt zerstörend auf das
Gestein, wie dies in Wüstengegenden, wo die Bewegung des feinen
Sandes eine große Rolle spielt, beobachtet wird. Nicht nur diese
rein mechanischen Einwirkungen zerstören in langsamer, aber
stetiger Weise den ursprünglichen Felsboden, in gewaltigem Um¬
fange sind es auch chemische Einflüsse, die auf das Gestein zer¬
störend wirken, nicht nur daß das Regenwasser lösend auf viele
Mineralien wirkt, es kommt auch die oxydierende Wirkung des
Sauerstoffes und die aufschließende Wirkung der im Wasser ge¬
lösten Kohlensäure dazu. Damit nicht genug, die Pflanzen selbst
arbeiten an der Korrosion des Gesteines; die Wurzelhaare sondern
organische Säuren ab, welche das Gestein angreifen und so an
der Aufschließung des Bodens mitarbeiten. Es ist also eine Reihe
verschiedenartiger Einwirkungen, mechanische, chemische, biolo¬
gische, welche ununterbrochen zernagend an dem zutage liegen¬
den ursprünglichen Felsboden arbeiten, so lange, bis dieser fein
zerkrümelt, chemisch ganz wesentlich verändert, zum Nährboden
für die Kulturpflanzen werden kann. Dieser höchst interessante
Aufsatz, dessen Anfang wir hier bringen, erscheint in der Folge 37
der bekannten Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein
Sonntagsblatt“ in Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur
Verfügung. Die Bezugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50
für das Vierteljahr.
Ventrase
gegen Kälberruhr
und andere
Darmkrankheifen.
Humann uTeisler
Dohna Sa.
I Antektrol
Jmpfstoff gegen
Abortus infct
Humann u.Teisler
Dohna 5a.
Bekanntmachung.
Die Stelle des Distriktstierarztes in Haag (B.-A. Wasserburg a. I.)
erledigt sich ab 1. November 1921.
Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche belegt mit eigen¬
händig' geschriebenem Lebenslauf, mit Approbationsschein und dem
Prüfungszeugnis für den tierärztlichen Staatsdienst, sowie mit Zeug¬
nissen über ihre Leistungen in der Praxis bis längstens 12. No¬
vember 1921 beim Bezirksamt Wasserburg einreichen.
Mit der Stelle ist ein Bezug von 200 Mk. aus Bezirksmitteln
und bisher ein Bezug von 340 Mk. aus Kreisfonds verbunden.
Die Einnahmen aus den mit der Stelle weiter verbundenen
veterinärpolizeilichen Funktionen (Hundevisitationen, Viehmarkts¬
kontrollen und Körung), sowie aus der tierärztlichen Ergänzungs¬
fleischbeschau sind auf rund 5000 Mk. anzuschlagen.
Wasserburg, den 28. Oktober 1921.
Bezirksamt.
Sch 1 i m b a ch.
führt die „Bissulin “-Behandlung sichern. schnell z. Ziel.
„. . . Uber 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg . . . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. Verkalben
ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben normal
gekalbt. Berliner Tierärztliche Wochenschrift 16/1908.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ b. t. w. 36/i9i5.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
ehern. Fabrik, Aachen 25.
Bei Umrindern oder Verkalben
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tlerheilknnde n. ViehznchQ
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern Bowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. ProfessoV an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Mönchen.
72. Jahrg. München, den 15- November 1921. Nr. 46.
Inhalt:
Originalaftikel: Reuth er (Forts, folgt.) — Liebscher (Schluß folgt.) —
Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hoch*
schulnachrichten — Personalien.^— Bücherschau.
Die periodische Angenentziradnng des Pferdes,
unter besonderer Berücksichtignng der Verhältnisse beim
Bayerischen Stammgestät Achselschwang. (Forts.)
Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Achselschwang.
. • (Forts, folgt.)
Hengst Furmann hatte nur eine kleine zentrale Linsen¬
trübung, aber keinen Anfall von periodischer Entzündung.
Von seinen Kindern jedoch ist eine große Anzahl augen¬
krank geworden. Die beiden Töchter von Furmann aus der
gesunden Stute Stallmeister IX wurden von periodischer
Augenentzündung befallen, desgleichen 6 Kinder von diesen
Töchtern (unter 13 insgesamt).
Jedenfalls ist aus der Zusammenstellung ersichtlich, daß
in der vorher gesunden Familie Karolin durch den Ein¬
schlag der erwähnten Hengste eine Empfänglichkeit zu
Augenkrankheiten geschaffen wurde, die erst wieder bei den
Urenkeln abflaut. Im ganzen erkrankten von 69 Nach¬
kommen 12 an periodischer Augenentzündung, d. i. 17 %.
Bei 4 stellten sich leichte Linsentrübungen ein, welche nur
mit Spiegel feststellbar waren.
Neben den typischen Vertretern von erblich disponierten
und freien Familien sind Stämme vorhanden, in denen die
periodische Augenentzündung sprunghaft zum Teil in er¬
heblichem Maße auftritt und, wieder verschwindet. Diese
Fälle können für und wider die Vererbung gedeutet und
verwertet werden. An Orten, wo die Krankheit boden¬
ständig ist, ist es für den Forscher und Züchter oft sehr
schwer, ein objektives Urteil zu gewinnen, weil man nicht
zu entscheiden vermag, wo in solchen Fällen der Einfluß
der infizierten Scholle beginnt und wieweit eine vielleicht
ererbte Disposition einwirkt. Hierüber geben auch die
Ahnentafeln und Stammbäume der erkrankten Tiere unter
1000
dem Gesichtspunkt der Mendel sehen Vererbungslehre keine
genügenden Aufschlüsse. In der Aszendenz befinden sich
zu viele Lücken durch das Abstoßen der erkrankten Tiere,
die von der Weiterverwendung zur Zucht ausgeschlossen
worden sind. Selbst in einem so straff kontrollierten Beob¬
achtungsfeld wie Achselschwang ist nur ein Bruchteil des
für Vererbungsforschungen unumgänglich notwendigen Be¬
obachtungsmaterials für solche Forschungen erfaßbar, weil
eben die erkrankten Tiere ausgemerzt werden. Es ist ein
großer Unterschied, ob mit Pflanzen Vererbungsversuche
angestellt werden, die sicher zu unterscheidende Merkmale
an sich tragen, von kurzer Vegetationsdauer und großer
Nachkommenzahl sind und künstlich befruchtet werden
können, oder ob das gleiche beim uniparen Pferd mit der
langen Trächtigkeit versucht wird, noch dazu bei einer
Krankheit mit unbekanntem Erreger. Solche Versuche
müßten überdies in einer Gegend vorgenommen werden, in
welcher die Krankheit nicht stationär ist oder sehr selten
vorkommt, damit der örtliche Einfluß ausgeschaltet wird.
Wenn ich nun meine Erfahrungen über die Vererbung
der periodischen Augenentzündung zusammenfasse, die sich
auf Tausende von Spiegeluntersuchungen in den beiden
bayerischen Stammgestüten sowie auf jahrzehntelange Be¬
obachtungen bei den Gestütspferden erstrecken, so komme
ich zu folgenden Ergebnissen:
1. eine direkteVererbung der periodischen Augen¬
entzündung findet nicht statt;
2. eine Vererbung der D isposition für die perio¬
dische Augenentzündung (Augenschwäche, herabgemim
derte Widerstandsfähigkeit) ist einwandfrei vorhanden.
Solche im Erbgang geschwächte Augen sind für Er¬
krankung an periodischer Augenentzündung empfängr
lieher als gesunde. Linsenastigmatismus scheint die
Entstehung und Entwicklung der Krankheit zu be¬
günstigen (Hailoh - Familie [Lit. 10]), was auch da¬
durch erklärlich ist, daß das in höherem Grade astigma¬
tische Auge dauernd überlastet arbeitet;
3. an Örtlichkeiten, wo die Krankheit bodenständig ist,
werden nicht nur nachweisbar erblich disponierte, son¬
dern auch andere Tiere in nicht erheblich geringerem
Umfange von der Krankheit betroffen. Der Einfluß
der Vererbung darf deshalb nicht überschätzt werden.
Aus dieser Darlegung geht hervor, daß der Vererbungs¬
frage eine gewisse Bedeutung zukommt, jedoch ist die Ge¬
fahr gegeben, daß man geneigt ist, ihre Wichtigkeit anderen
1001
Faktoren gegenüber zu überschätzen. Um zu einem objek¬
tiven Resultat zu gelangen, müssen andere Faktoren in Be¬
tracht gezogen werden, die nicht minder wichtig und ge¬
eignet sind, der Vererbungsfrage ein Gegengewicht gegen¬
über zu stellen und sie so auf die Rolle zu beschränken, die
ihr in der praktischen Tierzucht zukommer^ soll.
Den Beweis hierfür hat in einwandfreier Weise das Ver¬
halten der periodischen Augenentzündung auf einem der
Vorwerke von Achselschwang der staatlichen Remonte-
Fohlenaufzuchtsanstalt Stillerhof gebracht, die ein ge¬
radezu klassisches Versuchsfeld in dieser» Beziehung bot.
Diese Anstalt ist vom Beginn ihrer Gründung bis zu ihrer
Auflösung unter meiner Beobachtung geständen, während
welcher die Krankheit eine aufsteigende Kurve bis zu einem
gewissen Höhepunkt durchmachte und dann abfiel bis zu
einem Grade, der als normal angesprochen werden muß.
Stillerhof liegt zirka 2% Kilometer von der Gestüts¬
besitzung Westerschondorf entfernt, von dieser nur durch
einen großen Wald getrennt und weist die gleichen Verhält¬
nisse auf, in Bezug auf Klima, Boden und Höhenlage, wie
sie eingangs geschildert worden sind. Die Wasserverhält¬
nisse waren dort schlecht. Es- war nur ein Pumpbrunnen da,
der ungenügendes und nicht einwandfreies Wasser lieferte.
1893 wurde eine alte Wasserleitung, welche in der Nähe
des Waldes auf nasser Wiese lag, wieder hergestellt und
Drainage- und Sickerwasser in ihr Reservoir eingeleitet.
Die Ergiebigkeit dieser Leitung hing ganz von den je¬
weiligen Niederschlägen ab. Erst im Herbst 1914 erhielt
die Besitzung eine moderne Wasserleitung in Eisenröhren,
die gutes, reines .Quellwasser gab.
Stillerhof war bei seinem Ankauf im Jahre 1898 Neu¬
boden für die Pferdezucht. Vorher wurden dort Pferde in
größerer Anzahl weder gezüchtet noch aufgezogen. Im Jahre
1899 fand die erste Besetzung mit 50, ab 1900 mit 100 Re-
montefohlen statt. Die Tiere waren 1—2jährig und jeweils
aus den Remonteznchtbezi'rken von Bayern zusammenge¬
kauft worden. Die beim Ankauf ca. 4 Monate alten Fohlen
kamen zunächst auf das Vorwerk Engenried und im Juli
des folgenden Jahres nach Stillerhof. Hier blieben sie bis
zum Alter von 3 Jahren. Dann übernahm sie die Militär¬
verwaltung. Die angekauften Fohlen stammten fast aus¬
schließlich von den bayerischen Remontezuchthengsten aus
Remontezuchtstuten ab, derenAugen bei denPrämiierungen,
wenn auch nur oberflächlich, kontrolliert wurden, so daß
man im allgemeinen hätte annehmen können, daß die Fohlen
1002
von augengesunden Eltern gezogen waren. Bald nach ihrer
Übernahme ins Gestüt wurden die Fohlen unter Spiegel*
kontrolle gestellt.
Über die Häufigkeit des Auftretens der periodischen
Augenentzündung gibt die Tabelle V sowie nachstehende
Zusammenstellung Aufschluß:
1899—1905: 10 Fälle von periodischer Entzündung,
1906—1909: 19
yy
yy
1910—1913: 40
yy
yy
1914—1917: 15
yy
yy
1918—1920: 3
yy
yy
Hie Krankheitskurve steigt mit Einführen des Weide¬
betriebes im Jahre 1905. Vor diesem Jahre fand die Be¬
wegung der Fohlen nur auf größeren Tummelplätzen statt.
Ihren Höhepunkt erreicht die Krankheit in dem nassen
Jahre 1910 mit 18 Erkrankungen und dem seuchenhaften
Auftreten. Mit der Instandsetzung der einwandfreien Trink¬
wasserleitung beginnt das Sinken der Kurve und die Ab¬
nahme der Anfälle.
Im Herbst 1910 erkrankten in rascher Aufeinanderfolge
16 Remonten meist in schwerer Form an periodischer Augen¬
entzündung und zwar im Oktober 4, im November 8, im
Dezember 4. Nur bei 2 trat vor der völligen Erblindung
noch eine Rezidive ein. Bei 15 hielt der erste Anfall so
lange an (remittierend), bis das Auge verloren war. Ein
einziges Fohlen heilte nach zweitägiger leichter Erkran¬
kung. Als Ursache des Seuchengangs konnte mit ziemlicher
Sicherheit festgestellt werden, daß Heu verfüttert worden
war von einer Wiese, welche im Sommer von dem nahen
Waldbach überschwemmt gewesen war. Das Heu selbst war
später durchaus gut ei'ngebracht worden. Mit der Verfütte-
rung dieses Heues wurde im September begonnen, als das
Weidegras nicht mehr ganz zur Ernährung ausreichte. An¬
fangs Oktober begannen die ersten Erkrankungen. Ende
November wurde die Fütterung mit diesem Heu eingestellt
und solches von einer anderen Besitzung verwendet. Am
22. Dezember kam der letzte Anfall vor. Zur Bekämpfung
der Krankheit ließ ich folgende Maßnahmen treffen und
prophylaktisch anwenden: Zunächst wurde der Bodenbelag
der in den Abteilungen aus Lehmschlag bestand, entfernt
und durch betonierten Boden ersetzt, die Überschwem¬
mungsgefahr durch entsprechende Vorkehrungen beseitigt,
der Weidegang auf dem tiefer gelegenen Grundstücke ein¬
gestellt und angestrebt, ein gutes, einwandfreies Trink¬
wasser zu bekommen. (Leider war die Ausführung dieser
1003
letzten Maßnahme erst einige Jahre später möglich.) Neben
gründlicher Desinfektion wurde an Stelle von Stroh Torf¬
streu verwendet und auch auf eventuelle Bekämpfung von
Wurmkrankheiten Bedacht genommen. Zwei der erkrank¬
ten Fohlen sind an die Tierärztliche Hochschule zu Ver¬
suchszwecken für Erforschung der periodischen Augen¬
entzündung abgegeben worden.
Das Auftreten der Krankheit auf der Besitzung Stiller¬
hof bietet geradezu ein Schulbeispiel für eine Infektions¬
krankheit. Zweifellos sind die Krankheitserreger durch je¬
weils von Engenried kommende Fohlen eingeschleppt wor¬
den; denn dort ist die Krankheit bodenständig. Ein Teil
der Fohlen mag wohl schon infiziert angekauft worden sein.
Durch die Ausscheidungen der Fohlen dürften die Krank¬
heitskeime mit dem Dünger auf die Wiesen und Weiden ge¬
bracht worden sein. Sie fanden dort einen günstigen Nähr¬
boden zu ihrer Entwicklung und haben das Futter, und das
Wasser infiziert.
Mit dem Weidetrieb erhöht sich naturgemäß die Infek¬
tionsgefahr einerseits, die Vermehrung der Krankheitsstoffe
andererseits. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dabei das
Wasser eine große Bolle spielt; denn mit Einführung ein¬
wandfreien Wassers (Quellwasser in Eisenrohrleitung) be¬
gann die Besserung. Sie wurde noch unterstützt durch rigo¬
roses Ausmerzen der erkrankten Tiere. Die Folge all dieser
Maßnahmen war ein rasches Sinken der Erkrankungen bis
auf eine fast als normal anzusprechende Ziffer.
Hier darf ich nicht unerwähnt lassen, daß ein Teil der
Fohlen aus Gebieten kani, in welchen die Krankheit in er¬
heblichem Maße herrscht, so z. B. aus der Geisenfelder
Gegend und der Bheinpfalz. Ich selbst bin dabei der An¬
sicht, daß auch ein Teil der anscheinend gesunden Fohlen
sowohl infiziert als auch erblich disponiert war. Es drängt
sich hier der Gedanke auf, ob nicht vielleicht durch das
Zusammentreffen von Krankheitserregern aus verschiedenen
Gebieten eine Steigerung der Virulenz und damit der Bös¬
artigkeit (die für Stillerhof charakteristisch war) hervor¬
gerufen worden ist.
Ein ähnlicher Vorgang, der sehr geeignet ist auch zur
Klärung etwas beizutragen, hat sich nach meinen Beobach¬
tungen im Gestüt Zweibrücken abgespielt.
Vor dem Jahre 1891 war dort die periodische Augen¬
entzündung sowohl nach mündlicher Mitteilung als auch
nach den Akten selten. Mit der Einführung von ungarischen
Hengsten erfolgte 1891 eine successive Zunahme der Krank-
1004
heit. Von 11 erkrankten außerbayerischen Hengsten waren
6 aus Ungarn, die alle erblindeten. Von 1891 bis 1895 wur¬
den fast ausschließlich die eingeführten Hengste krank U3$j'
erst 1895 begann ein wesentliches Anwachsen der Krank- V
heit bei den selbstgezogenen Pferden. Unter diesen"
wiederum erkrankten zuerst die Nachkommen erblich dis¬
ponierter Mütter. Der Verlauf der Krankheit war gut- ;
artiger als in Achselschwang, da meist viele Rezidiven und •
teilweise mehrere Jahre nötig waren, um die Zerstörung
des betroffenen Sehorgans zu vollenden. Durch ein ver¬
hältnismäßig rigoros durchgeführtes Ausmustern der er-
krankten Tiere konnte in ziemlich kurzer Zeit die Krank¬
heit eingedämmt und ein weiteres Umsichgreifen verhindert
werden. Schon im Jahre 1903 konnte ich weder bei Hengsten
noch bei Stuten eine Neuerkrankung feststellen. Von den
Fohlen erkrankte nur eines, das schon seit längerer Zeit
als verdächtig unter Beobachtung gestellt worden war.
Auch hier dürfte kein Zweifel obwalten, daß durch*y
die angekauften, bereits infizierten Hengste der Krankheit»- •
keim eingeschleppt wurde, wenn ihm auch die Zweibrücker '
Bodenverhältnisse (Buntsandsteinsormation) mit einer gw
ßeren Durchlässigkeit nicht so zugesagt haben mögen wie
der Tonboden des Stillerhofes. *
Das ganze Verhalten deutet auch hier auf eine Infek¬
tionskrankheit.
Bezüglich d e r. K r a n k h e i t s u r s a che n konn¬
ten nach den Beobachtungen und Erfahrungen im Gestüt
folgende Tatsachen festgestellt werden:
1. daß es sich um eine selbständig auftretende durch
pflanzliche oder tierische (vgl. Malaria) Mikroorganis¬
men oder deren Toxine hervorgerufene Krankheit
handelt;
2. daß die Krankheitserreger an gewisse Bodenarten, vor
allem tonhaltige Böden gebunden sind und in nassen
Jahren ihre Wirkung in verstärktem und erhöhtem
Maße ausüben;
3. daß die Infektion auf endogenem Wege stattfindet, daß '
also die Krankheitserreger durch die Blut- oder Lymph-
bahnen in die Augen gelangen, sich in den lichtbrechen¬
den Medien festsetzen und je nach der Widerstands¬
fähigkeit dieser Teile entweder unbedeutende lokale .
(nur mit Spiegel und Lupe feststellbare) Erscheinungen . 1
hervorrufen oder Entzündungen veranlassen, welche *
zur Zerstörung der Sehorgane führen.
Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Infektion auch auf
1005
ektogenem Wege stattfinden kann und zwar durch die Kon-
junktiva und Kornea 7 h Hiezu bemerke ich, daß bis jetzt
meist zu wenig die geologischen Formationen und der Kul¬
turzustand des Bodens gewürdigt worden,sind.
Man muß die Erhebungen über das Vorkommen der
periodischen Augenentzündung an Hand der geologischen
Karte machen. Die Forschungen müßten sich auch darauf
erstrecken, ob und welche Arten von tierischen Parasiten
(Insektenübertragung) gleichzeitig Vorkommen, um das eine
oder andere > ausschalten zu können. Wie oben erwähnt, ist
im Auftreten der periodischen Augenentzündung ein großer
Unterschied zwischen den beiden bayerischen Stammgestüten
Achselschwang und Zweibrücken. In Achselschwang mit
dem lehmigen, nassen, undurchlässigen Moränenboden ist
die Krankheit bodenständig; in Zweibrücken ist dies nicht
der Fall. Dort herrscht Buntsandsteinformation vor. Der
Boden ist im allgemeinen durchlässiger, - im Eichelscheider¬
hof zum Teil sehr durchlassend. Unter der oberen Humus¬
oder, Torfschicht liegt eine oft meterstarke weiße oder rote
Sandschichte; dann folgt eine kleine Lettenschicht und in
einer Tiefe von 5—6 Metern der 30—60 Meter starke Bunt¬
sandstein mit starken Wasseradern. Die Verhältnisse sind
dort viel günstiger infolge der Durchlässigkeit des Sand¬
bodens und der großzügig durchgeführten Bodenmeliora¬
tionen. Jedenfalls spielen Durchlässigkeit und Grund wasser¬
stand mit eine erhebliche Kolle für das Gedeihen des Krank¬
heitserregers. (Forts, folgt.)
Versuche mit „Cellocresol“ in der Veterinärpraxis.
Von Oberstabsveterinär a. D., Liebscher.
In neuerer Zeit sind in der tierärztlichen und land¬
wirtschaftlichen Presse verschiedene Abhandlungen über
ein noch wenig bekanntes Desinfektionsmittel „Cello¬
cresol“ erschienen, welche infolge günstiger Kritik durch
Fachleute wesentlich dazu beigetragen haben, daß sich
dasselbe in verhältnismäßig kurzer Zeit in der Tiermedizin
und auch in der Landwirtschaft große Anerkennung er¬
worben und bereits weitgehende Verwendung gefunden hat.
Bei der großen Anzahl zum Teil sehr wertvoller Desinfek¬
tionsmittel, die für den Praktiker auch ina allgemeinen voll¬
kommen genügen, geht derselbe wohl. nur schwer an die
Verwendung eines neuen heran, zumal da die Erfahrung
gelehrt hat, daß vielfach von chemischen Fabriken im Kon-
7 ) Siehe Seite 987,
1006
kurrenzkampf auf den Markt gebrachte neue Präparate,
besonders auch Desinfektionsmittel, die angelobten Eigen¬
schaften nicht oder nur bedingt besitzen und so im Werte
hinter den erprobten alten zurückstehen, so daß sie sich
in der Praxis nicht einführen können und gewöhnlich bald
wieder von der Bildfläche verschwinden.
Da nun aber erfahrungsgemäß den alten wertvollen
Desinfektionsmitteln leider mancherlei Mängel anhaften,
wie eine gewisse Giftigkeit oder Ätzwirkung, oder Schwer¬
löslichkeit bezw. auch zu intensiver Geruch, der aus Kleidern
und Händen schwer zu entfernen ist, ganz abgesehen von
einem relativ zu hohen Preise, 'der immerhin in der Praxis
mit ins Gewicht fällt, so greift der Praktiker doch, wenn
auch nur ungern und skeptisch, zu einem neuen, empfohlenen
Präparat, in der Hoffnung, daß es vielleicht doch gewisse
Vorzüge vor den alten Mitteln besitzt oder wenigstens dessen
Nachteile vermeidet'. Und letztere Erwägung war auch der
Grund, daß ich meine Aufmerksamkeit auf das neue, so
gut empfohlene Desinfektionsmittel „Cellocresol“ hinwandte
und auf Anfrage der Fabrik meine Bereitwilligkeit zur Aus¬
führung einiger Versuche mit demselben in meiner Praxis
erklärte.
Zu diesen Versuchen wurden mir von der Herstellerin,
der Saccharin-Fabrik, Aktiengesellschaft, von Fahlberg,
List & Co. in Magdeburg-Südost ein größeres Quantum
„Cellocresol“ zur Verfügung gestellt.
Das „Cellocresol“ ist nach dem mir vorliegenden
Prospekt der Firma ein Desinfektionsmittel, das 20°/o Kresole
neben einer Anzahl hochmolekularer Kohlenwasserstoffe
als wirksame Bestandteile enthält. Nach Versuchen des
Bakteriologen Dr. Piorkowski, Berlin und des Dr.
D i s s e, Leiter des pathologischen Instituts des Landes¬
krankenhauses Braunschweig, besitzt es alle Eigenschaften
eines echten Desinfektionsmittels, indem es mit Sicherheit
die Abtötung und Unschädlichmachung pathogener An¬
steckungsstoffe in Form von Spaltpilzen und Bakterien
aller Art bewirkt. Außerdem hat es eine stark desodorie¬
rende Wirkung und vernichtet die den üblen Geruch her¬
vorrufenden Fäulniskeime, was bei manchen im Handel
befindlichen Desinfektionsmitteln nicht der Fall ist, da diese
die üblen Gerüche* durch Bindung der Fäulnisprodukte nur
verderben. Cellocresol ist nach den genannten Autoren in
den zur Anwendung kommenden Mengen vollkommen un¬
giftig und daher auch für Laien z. B. bei Verwechslungen
ungefährlich. Da es auch nur einen leichten, nicht unan-
1007
genehmen Kresolgeruch hat, sich mit Wasser in jedem
Verhältnis mischt,, wobei es eine leicht schäumende, milchige
und dauernd haltbare Emulsion gibt, da es ferner keine
ätzende Wirkung auf die Haut ausübt, dieselbe jedoch gut
reinigt, auch die Instrumente nicht angreift und schlüpfrig
macht, ferner stets von gleicher Zusammensetzung und Be¬
schaffenheit ist und schließlich auch der Preis, was auch
mit ins Gewicht fällt, zumal bei der Großdesinfektion, ein
relativ niedriger ist, so muß es wegen dieser hervorragen¬
den Eigenschaften als ein Desinfektionsmittel pro excellence
gelten. Im Übrigen verweise ich auf die Abhandlung vom
28. März 1920 in der „Tierärztl. Rundschau“ XXVI. Jalirg.
Nr. 13 „Über Cellocresol“ von Dr. Kuoll, in welcher alle
diese Eigenschaften treffend gekennzeichnet und durch ein¬
gehende praktische Versuche einwandfrei belegt worden sind.
Diese Abhandlung eines bekannten Fachgenossen war
auch mit der Hauptgrund, weshalb ich einer Prüfung des
„Cellocresol“ in meiner eigenen Praxis näher getreten bin,
und gebe nun in Folgendem auszugsweise über die von
mir genauer beobachteten Fälle einen kurzen Überblick,
indem ich bemerke, daß ich das Mittel lediglich in der
Pferdepraxis in allen den Fällen angewendet habe, in welchen
ich sonst Lysol, Creolin, Sublimat, Sublamin, Wasserstoff¬
superoxyd und dergl. zu gebrauchen pflegte, und zwar in
1—5°/o wässerigen Lösungen, in einzelnen Fällen auch in
Salben- und Kataplasmaform.
1. Wunden und Verletzungen am Kopfe.
Ohrfistel am hinteren Rande der Ohrmuschel ca; 1 cm
vom Grundanfang entfernt, die schon sehr lange bestand
und zu entzündlicher Schwellung und Verhärtung des
afficirten Gewebes der Haut und Unterhaut geführt hat;
aus der stecknadelkopfgroßen Öffnung entleerte sich von
Zeit zu Zeit tropfenweise eine trübe, gelbliche Flüssigkeit.
Durch die künstlich etwas erweiterte Fistelöffnung ließ sich
mit der gewöhnlichen Stahlsonde ein enger Gang ca. 2 cm
weit nach obenhin verfolgen. Nach vollständiger Spaltung
desselben und Auskratzen bis auf den Ohrknorpel erfolgte
lediglich gründliche Desinfektion mit 5°/o Cellocresol-
lösung mit nachfolgender Bedeckung von loser Watte.
Bei täglich gleicher Behandlung zeigte sich eine gesunde
Granulation ohne jede Eiterung; Heilung in 14 Tagen,
kein Recidiv. Verletzung am oberen Augenlide.
Vom äußeren Augenwinkel ist das obere Augenlid auf ca.
2 cm Länge schräg nach oben eingerissen, so daß es
herunterhängt. Die Wundränder werden aufgefrischt und
1008
mit Knopfnähten vereinigt nach vorheriger Desinfektion
mit 3°/o Cellocresollösung. Heilung ohne Eiterung, feste
Verbindung in 14 Tagen. Querwunde über dem
Auge von 3 cm Länge, die bis auf den Augenbogen reicht.
Die vernachlässigte Wunde zeigt alle Erscheinungen der
Infektion: Schwellung, mißfarbiges Aussehen, schlaffe
Granulation, brandig-fauliger Geruch. Das ganze Auge ist
verschwollen. Nach gründlicher Auskratzung der Wund¬
fläche bis auf den Knochen wird dieselbe mit 3% Cello¬
cresollösung desinfiziert und diese Behandlung täglich 2 mal
wiederholt, worauf gesunde Granulation und Heilung in
kurzer Zeit erfolgte. Zur Nachbehandlung diente Jodtink-
turbepinselung zwecks Erzielung eines gesunden Schorfes
und guter Vernarbung.
Rißwunde an der Oberlippe. Ein Pferd hatte
sich wahrscheinlich durch Hängenbleiben an einem Haken
oder durch den scharfen Knebel der eisernen Halfterkette
die Oberlippe in der Mitte auf eine Länge von 7 cm quer
durchgerissen, so daß dieselbe weit herunterhing. Nach
Auffrischung und Glättung der unreinen, zackig-zerrissenen
Wundränder wurden dieselben mit 3 °/o Cellocresollösung
gründlich desinfiziert, durch Knopfnähte vereinigt und mit
Jodtinktur bepinselt. Bei täglicher Fortsetzung dieser Be¬
handlung, auch von der inneren Schleimhaut fläche der
Oberlippe aus, erfolgte Heilung ohne jede Eiterung
in einigen Wochen. (Schluß folgt.) ■
Referate.
InfekfloBS- and Invaslonskrankheiten.
Dr. Johann Saphir, Oberarzt der Klinik: Pallida-
färbung in dickem Tropfen. (Aus der Universitätsklinik für
Haut- und Geschlechtskrankheiten in München. — Münch.
Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1047.)
Die Dunkelfeldbeleuchtung zur Auffindung der Spirochaeta
pallida erfordert technische Hilfsmittel, die ihre Anwendung für
den praktischen Arzt unmöglich macht. Das Bestreben eine ein¬
fachere Methode ausfindig zu machen, ist, wie die große Zahl der
empfohlenen Verfahren erkennen läßt, noch nicht befriedigend
geglückt. S. hält die an der Münchener Klinik geübte Methode den
bisherigen wegen ihrer Einfachheit und Raschheit für überlegen,
weshalb er sie zur allgemeinen Nachprüfung mitteilt. Ein Tropfen
des Reizserums wird auf dem entfetteten Objektträger luftgetrock¬
net oder zur Beschleunigüng der Trocknung dreimal durch die
Flamme gezogen. Nachher wird das Präparat 1 Minute in For-
malin-Essigsäurelösung (Form.20,0, Acid.acet.glac. 1,0,
Aq. dest. 100.0) fixiert; ohne abgespült zu werden kommen auf das
Präparat einige Tropfen einer 5 %igen Tanninlösung (Äcid.
tannic. 5,0. Acid. caxbolic. 1,0, Aq. dest. 100,0), welche bis zur
Dampfentwicklung einwirken muß (10—20 Sekunden), Abspülen
unter fließendem Wasser, dann Färben mit 1 %iger alkoholi¬
scher Methylviolett- oder konzentrierter. wässeriger
Kristallviolett-Lösung 1—8 Minuten; dann gewässert und vorsich¬
tig, am besten über der Flamme, getrocknet. Me.
Chirurgie und Geburtshilfe.
Dr. Hildebrand - Spieka : Therapie der Nachblutung
nach der Kastration männlicher Haustiere. (Deutsche Tier¬
ärztliche Wochenschrift, 1920, Nr. 48, S. 569.)
Ein Obergutachten des Landesveterinäramtes, dessen Ausfüh¬
rungen darin gipfeln, daß Kaltwasserreize auf das Kreuz und das
Operationsfeld hinreichende Maßnahmen zur Stillung einer Nach¬
blutung infolge der Kastration seien, sowie die unzulängliche Be¬
handlung dieser Frage in den Lehrbüchern gibt H. Veranlassung,
seine Erfahrungen über solche Komplikationen bei dieser Operation
mittels moderner Methoden mitzuteilen. Beim Hengste ist, soferne
die Blutung nicht von selbst zum Stillstand kommt, der Samen-
strangstqmpf eventuell unter Erweiterung der Kastrations wunde
zu suchen, mit der Hand zu fassen und eine Arterienklemme,
Schieberpinzette oder eine Ligatur anzulegen; Instrument und Li¬
gatur kann ohne Nachteil 24 Stunden liegen bleiben. Versagt dieses
Verfahren aus irgend einem Grund, so ist in das leere Skrotum bis
in den Canal, inguinal, ein steriler Tampon einzuführen und die
Wunde zu nähen; Hämostatika und Desinficientia sind wegen der
reflektorischen Wirkung zu vermeiden. Der Tampon bleibt 48
Stunden liegen und wird nach öffnen der Nähte vorsichtig ent¬
fernt. Bösartige Tiere oder eintretende Widerwärtigkeiten zwingen
zum nochmaligen Abwerfen. Die Therapie beim Stier, Schaf und
Ziegenbock ist einfacher, obwohl hier, aus noch strittigen Gründen,
Nachblutungen häufiger Vorkommen; man legt nach Entfernen des
geronnenen Blutes oberhalb der Onerationswunde eine Ligatur,
die so fest angezogen wird, daß die Blutung steht, die zur Schleife
geknüpfte Ligatur kann nach 5—6 Stunden vom gut instruierten
Besitzer selbst gelöst werden. Belanglos sind nach H. konsekutive
Blutungen beim Eber, weil infolge der hohen Lage der Testikel
das Blut sich im nasalen Teile des Skrotum sammelt, gerinnt und
die Gefäße des Funicul. spermatic. gewissermaßen automatisch
verschließt. Beim Hunde ist die Blutung durch Nähen der Wunde
oder Einlegen eines TamDons zu stillen, während sich bei Kanin¬
chen und Hähnen Eingriffe dadurch erübrigen, daß Nachblutungen
unsichtbar bleiben. Bei der Verwendung von Kluppen bei der Ka¬
stration der Tiere sind Blutungen seltener, treten sie aber infolge
mangelhaften Verschlusses öder Lockerung auf, muß die Kluppe
gelöst und neu gelegt werden, wozu das Abwerfen unbedingt er¬
forderlich ist. Der Versuch der einfachen Verstärkung des Ver¬
schlusses ist nach H. nicht ratsam. Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Der Verein der preußischen Schlachthof tierärzte
hat in seiner Vollversammlung am' 9. Oktober ds. Jrs. nach ein¬
gehender Erörterung einstimmig gegen die seitens des Vereins
edutscher Nahrungsmittelchemiker gelegentlich seiner kürzlich
stattgefundenen Tagung hervorgetretenen Bestrebungen protestiert,
die Tierärzte bei der allseitig als unbedingt notwendig anerkannten
hygienischen Kontrolle des Milchverkehrs auszuschalten und in
erster Linie für die Nahrungsmittelchemiker in Anspruch zu
nehmen.
Wohin eine einseitige chemische Kontrolle der Milch führt,
lehren die beklagenswerten Mißstände in der Versorgung der
Großstädte, namentlich von Groß-Berlin, mit Frischmilch. Die
chemische Untersuchung der Milch, für die der Nahrungsmittel¬
chemiker zuständigst, und die er lediglich auszuführen imstande
ist, gibt nur über den Handelswert der Milch als Molkereiprodukt,
über den Fettgehalt und etwa stattgefundene Entrahmung und
Wässerung der Milch Auskunft, sie bietet aber in keiner
Weise eine Garantie für eine hygienisch einwandfreie Beschaffen¬
heit der Frischmilch, die für Säuglinge, werdende und stillende
Mütter .sowie für Kranke und Rekonvalsezenten unentbehrlich ist,
DieVersorgung der Städte und Industriezentren mit gesunder
bekömmlicher F r i s c h m i l«c h, die für die Gesunderhal¬
tung unserer herahwachsenden Jugend unbedingt erforderlich ist,
kann aber nur dann sichergestellt werden, wenn die Milchkontrolle
nicht wie bisher lediglich eine chemische, sondern in erster Linie
eine hygienische, d. h. tierärztliche ist. Die Beschaffenheit einer
gesunden Frischmilch, von der verlangt werden muß, daß sie frei
von Krankheitskeimen ist, die durch den Milchgenuß auf den Men¬
schein übertragen werden können, ist nur dann möglich, wenn
die amtliche Kontrolle einsetzt am Orte der Milchgewinnung und
sich auf den Gesundheitszustand, die Fütterung, Haltung und
Wartung der Milchtiere sowie auf eine saubere ordnungsmäßige
Milchgewinnung und Milchbehandlung erstreckt bis zu dem Augen¬
blick, wo die Milch in die Hände der Konsumenten gelangt. Der
Wert einer guten Frischmilch liegt in ihrer
hygienisch einwandfreien, Beschaffenheit und
erst in zweiter Linie in iirer chemischen Zu¬
sammensetzung; für erstere verlangt und erhält der Pro¬
duzent einen erheblich höheren Preis.
Aus diesen mehrfachen Gründen ist somit die einseitige che¬
mische Untersuchung der zu Markt gebrachten Milch unbedingt
zu einer sanitätspolizeilichen Kontrolle des gesamten Milchver¬
kehrs auszugestalten. Von der sanitätspolizeilichen Kontrolle und
Untersuchung der Milch aber die Tierärzte, die durch ihr Fach¬
studium und insbesondere in der sanitätspolizeilichen Milchkunde
wissenschaftlich und praktisch ausgebildet sind, auszuschalten, wie
die Nahrungsmittelchemiker verlangen, ist im Interesse der öffent¬
lichen Gesundheitspflege zurückzuweisen. Es ist kein Zufall, daß
namentlich in größeren Städten Rheinlands — Duisburg, Mülheim
a, d. Ruhr, Emmerich usw. —, und in vereinzelten Städten Branden¬
burgs — Guben, Brandenburg, Freienwalde —, in denen seit einer
•Reihe von Jahren die gesamte Milchkontrolle in den Händen der
Schlachthoftierärzte liegt, auch die Milchversorgung und nament¬
lich auch die Milchbewirtschaftung währemd des Krieges und in
der Nachkriegszeit unter dieser sachkundigen Leitung gut funk¬
tioniert hat, während in Groß-Berlin zwei große Nahrungsmittel-
Untersuchungsämter, in denen unter Ausschaltung von sachver¬
ständigen Tierärzten nur eine chemische Überwachung des Milch¬
verkehrs ausgeübt wird, bisher nicht vermocht haben, die seit
langer Zeit bestehenden Mißstände in der Versorgung der Bevöl¬
kerung mit Milch zu beseitigen. ,
Die Tierärztekammer für die Provinz Brandenburg und den
Stadtkreis Berlin in Gemeinschaft mit der Tierärztlichen Gesell-
1Ö11
schaft zu Berlin hat bereits im vorigen Jahre in einer den städti¬
schen Behörden überreichten Denkschrift auf die bestehenden Miß-
stände in der Milchversorgung und Milchbewirtschaftung in Groß-
Berlin und insbesondere auf die bedenkliche, häufig gesundheits¬
schädliche Beschaffenheit der Milch hingewiesen. Es ist endlich
an der Zeit, daß die in erster Linie die Verantwortung für solche
Mißstände tragenden städtischem Behörden den in dieser Denk¬
schrift eingehend begründeten Anträgen und Vorschlägen zur Ver¬
sorgung der städtischen Bevölkerung mit hygienisch einwandfreier
Säuglihgsmilch, die nicht weiter hinausgeschoben werden darf,
nähertreten und zwecks Anbahnung einer ordnungsmäßigen Rege¬
lung des gesamten Milch Verkehrs endlich in die Tat umsetzen.
Verschiedenes.
Instituts-, Versammlongs- and Anstaltsberichte.
Bericht über die Sitzung des Verwältungsausschusses für die
Bayerische Schlachtviehversicherung in München am 17. X. 1921.
Erstattet von der Versicherungskammer in München.
Am 17. Oktober versammelte sich in der Versicherungskammer
der ihr für die Schlachtviehversicherung beigegeheneVerwaltungs-
ausschuß. Anwesend waren die Herren: '
Obermeister Schuster - München,
„ Ackermann - Nürnberg,
„ Müller- Augsburg,
„ Hagen- Groschlattengrün,
„ Mittnacht - Aschaffenburg,
„ G r u b e r - Kitzingen,
Obertierarzt Dr. M ö x l t e r - München,
Schlachthofdirektor Dr. D i m p f 1 - Nürnberg,
• „ Schneider - Augsburg,
Landesökonomierat Mittermeier - Haunersdorf,
„ Hauber - Haunersdorf,
Güterinspektor Friedinger - Herzogsägmühle.
Als Vertreter des Staatsministeriums des Innern war Ministe¬
rialrat Hartmann erschienen. Außerdem waren Vertreter des
Landwirtschaftsministeriuins, des Handelsministeriums und des
Landesamts für Viehverkehr anwesend. Ferner waren beigezogen:
der Vorstand des Bezirksvereins Bayern im Deutschen Fleischer-
verbande und ein Vertreter des Landesverbandes bayerischer Vieh¬
händler.
Den Vorsitz führte Präsident Englert.
Ehe in die Tagesordnung eingetreten wurde, gab eine An¬
frage des Vorstandes des Bezirksvereins Bayern im Deutschen
Fleischerverbande, wann die Innungsversicherung eingeführt wer¬
den könne, dein, Vertreter des Staatsministeriums des Innern Ver¬
anlassung festzustellen, daß Jiie Ministerialentschließung vom
2. September 1921 lediglich einen Vorschlag der Versiche¬
rungskammer enthalte, der dem Bezirksverein Bayern im Deut¬
schen Fleischerverbande zunächst nur zur Äußerung hinüber¬
gegeben worden sei und noch keine Verordnung bedeute. Im
übrigen habe diese Angelegenheit durch den Beschluß der
Landesbauernkammer vom 29. September 1921 eine be¬
deutsame Wendung erfahren.
Zum Punkt 1 der Tagesordnung: Beteiligung derVieh-
v e rkäufer an der Beitragsleistung äußerte sich zu¬
nächst Veterinärrat Kürschner. Er berichtete über den Be¬
schluß der Landesbauernkammer vom 29. vor. Mts. und gab seiner
1Ö12
Freude darüber Ausdruck,. daß die 6eit langem geführten Ver¬
handlungen, die Landwirtschaft zur Beteiligung an der Beitrags-
Leistung für die öffentliche Schlachtviehversicherung zu gewinnen,
zu einem erfolgversprechenden Abschluß gelangt seien; es be¬
stehe nunmehr die Möglichkeit, den Landwirt, der Schlachtvieh
veräußert, zur Zahlung von einem Drittel des Beitrages zu ver¬
pflichten. Als Viehverkäufer kämen jedoch nicht allein Landwirte,
sondern auch Händler iiln Frage. Diese seien gerechterweise ebenso
wie die Landwirte zur Beitragleistung heranzuziehen. Zwar hätten
die Verhandlungen mit der Leitung des Landesverbandes bayeri¬
scher Viehhändler bisher noch zu keinem Ergebnis geführt; mit
Rücksicht auf ein gutes Einvernehmen zwischen den an der Fleisch¬
versorgung beteiligten Kreisen sei jedoch zu hoffen, daß sich die
Händler doch zum Entgegenkommen bereit zeigen werden»
Der Vertreter des Landesverbandes bayerischer Viehhändler
teilte hierauf mit, daß über diese Angelegenheit eine Besprechung
der Kreisvorsitzenden stattgefunden habe, die den Vorschlag auf
Drittelung des Schlachtviehversicherungsbeitrages aus folgenden
Gründen nicht beistimmen: 1. Die Tierhalter würden beim Verkauf
von Schlachtvieh das von ihnen geforderte Beitragsdrittel in an¬
derer Form dem Händler wieder zu entziehen suchen (z. B. durch
höheres Stallgeld); 2. da eine größere Anzahl Schlachttiere über
die bayerische Grenze geht, käme das hiefür von den Tierbesitzem
bezahlte Beii/tragsdrittel den Händlern zugute; dies würde die dem
Verbände gegenüber bestehende gereizte Stimmung nur noch ver¬
schärfen; 3. der Verband könne nicht für die Gesamtheit der Vieh¬
händler sprechen, da von den 9000 zum Viehhandel Zugelassenen
nur etwa 4000 dem Verbände angehören.
Demgegenüber wurde betont, daß die Tierhalter, wenn ihre
Beteiligung an der Schlachtviehversicherung vom Ministerium an¬
geordnet wird, eben hiedurch zur.Betragsleistung verpflich¬
tet werden und daß das Beitragsdrittel gegebenenfalls nicht einen
Teil des Kaufpreises darstelle, sondern nach Abschluß des Kauf¬
geschäftes vom Tierhalter dafür zu entrichten sei, daß er sich mit
der Übergabe des Tieres von jeglicher Gewährleistung entbinde.
Niemand, der die Verhältnisse kenne, würde dem Händler ernst¬
lich einen Vorwurf machen können, wenn Schlachttiere, für die
das Beitragsdrittel entrichtet sei, außerhalb Bayerns geschlachtet
würden. Er habe ja das Beitragsdrittel nicht ohne Gegenleistung
erhalten; er habe vielmehr hiefür von der Übernahme des Tieres an
auch die Gefahr für die Gewährsmängel getragen.
Die Vertreter des Metzgergewerbes forderten nunmehr die
Übernahme der Hälfte des Beitrages durch die Landwirte und er¬
klärten sich gegen die Drittelung, weil bei Kaufgeschäften, be¬
sonders auf dem Lande, wo die Beteiligung der Händler nicht in
Frage komme, die Metzger zwei Drittel des Beitrags zu bezahlen
hätten. Die Teilung entspreche auch der Billigkeit, da der Tier¬
halter, der wie jeder Verkäufer für die Güte der verkauften Ware
aufkommen müsse, ein größeres Interesse an der Schlachtviehver¬
sicherung habe als der Metzger.
Landesökonomierat Mittermeier erwiderte, für die Be¬
lange der Landwirtschaft an der Schlachtviiehversicherung genüge
die Leistung des Beitragsdrittels vollkommen. Eis dürfe nicht über¬
sehen werden, daß die Tierhalter zur Zeit Schlachttiere ohne jeg¬
liche Gewährleistung’verkaufen können.
Einer Anregung, ob allenfalls beim Verkauf an Händler Dritte¬
lung, bei unmittelbarem Verkauf an Metzger Halbierung des Bei¬
trages Platz greifen könnte, wurde entgegengehalten, daß dadurch
1013
der Verkauf an Händler zum Nachteile der Metzger begünstigt
würde.
Schließlich stellte' der Vertreter des Landesverbands bayeri¬
scher Viehhändler folgenden Antrag:
a) Der Tierhalter hat dem Händler ioder dem Schlachtenden die
Hälfte des am Kaufsort festgesetzten Beitrages im Voraus zu
vergüten.
b) Der Händler hat beim Verkauf an den Schlachtenden drei
Viertel des für den Kaufsort festgesetzten Beitrages im
Voraus zu vergüten.
Der Antrag wurde mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt.
Bei der Beratung der von der Versicherungskammer vorge-
schlagenen Änderungen der a 1 lg em ein en Ve ra 1 ch e«
rungsbedingungen wurde sodann mit 11 gegen 1 Stimme
die Ziffer 11 in nachstehender Fassung gebilligt:
„An'der Versicherung haben sich die Tier¬
halter, Händler und Schlachtenden in fol¬
gender Weise zu beteiligen:
a) der Tierhalter hat dem Händler oder dem Schlach¬
tenden einDrittel des für denKaufsort fest¬
gesetzten Beitrages im Voraus zu vergüten;
b) der Händler hat beim Verkauf an einen Wieder¬
verkäufer ein Drittel, beim Verkauf an den
Schlachtenden zwei Drittel des für den
Kaufsort festgesetzten Beitrags im Voraus
zu vergüten;
c) der Schlachtende haftet der Anstalt für den ganzen
V ersicherungsbeitrag.“
Dementsprechend wurde zu diesem Gegenstände der Tages¬
ordnung noch beschloß sen, die Ergänzung des Verwaltungsaus¬
schusses dahin zu begutachten, daß hiezu auch 3 Vertreter des
Viehhandels gewählt werden sollen, während die Vertretung der
Schlachtenden künftig aus 5 rechtsrheinischen und einem Pfälzer
Mitglied des Deutschen Fleischerverbandes und einem Fleisch¬
warenfabrikanten bestehen soll; ferner daß Landwirte und Händler
dafür, daß sie sich an der Schlachtviehversicherung beteiligen, Er¬
satzansprüchen von Seiten dieser nicht mehr ausgesetzt sein sollen.
Bei der Beratung der von der Versicherungskammer vorge¬
schlagenen neuen Beltrags-und Entschädigungs¬
ordn u n g -bildete den Hauptgegenstand die Herabsetzung der
Beiträge.
Bisher war der Beitrag vom Schlachtenden allein zu entrichten
nach folgenden Sätzen: für Großrinder je 50 Mk., für Jungrinder
bis zu 5 Zentner Lebendgewicht und bis zu einem Alter von 1%
Jahren je 30 Mk., für Schweine je 8 Mk., für Kälber, Schafe, Ziegen
je 4 Mk.
Mit Wirkung vom 1. November 1921 an wurde folgende neue
Beitragsordnung beschlossen:
Tierart
Ordentliche Schlacht-
yiehver8icherung
Ausschu߬
versicherung
Kälber, Schafe, Ziegen.
8 A
15 A
Schweine.
6 „
15 „
Qroßtiere bis zu 7 Zentner, mit
Ausnahme der Kühe ....
15 „
78 „
Alle übrigen Großtiere.
39 „
90 „
4
1014
Gleichfalls mit Wirkung vom 1. November 1921 an wurde fol¬
gende neue Entschädigungsordnung beschlossen:
Bei Vollschäden, d. h. wenn bei der Fleischbeschau der
ganze Tierkörper als zum menschlichen Genüsse untauglich oder
bedingt tauglich oder zwar tauglich, aber minderwertig erklärt
wird, wird die Entschädigung in der ordentlichen Schlacht-
viehversicherung nach dem Einkaufspreis nebst Schlachtgebühren
berechnet, in der Ausschuß Versicherung nach dem Werte der
gemäß dem Schlachtgewichte und der jeweiligen Schlachtwert¬
klasse kann, wenn besondere Verhältnisse dies erheischen, auch
für die ordentliche Schlachtviehversicherung in einzelnen
Beschaubezirken angeordnet werden. Die Versicherungsgebühr
wird bei der Entschädigung nicht rückvergütet..
Bei Teilschäden werden folgende Entschädigungen ge¬
währt: r »
Tierart
Lungen
je Stück
Lebern
je Pfund
Milz
je Pfund
Herz
je Pfund
Nieren
je Pfund
Ochsen . . .
20 A
8 A (bis zum
Höchstgewicht
von 20 Pfund)
8 A (bis
zum
8 A (bis
zum
8 A (bis
zum
Kühe u. .Stiere
20 A
8 A (bis zum
Höchstgewicht
von 16 Pfund)
Höchstge¬
wicht von
2 Pfund je
Höchstge¬
wicht von
6 Pfund je
Höchstge¬
wicht von
l 1 /* Pfund
Jungrinder . .
20 A
8 A' (bis zum •
Höchstgewicht
von 10 Pfund)
Stück)
Stück)
je Stück)
Kälber . . .
10 A ohne
Herz
10 A mit
Herz
8 A (bis zum
Höchstgewicht
von 3 Pfund)
Schweine . .
Schafe und
7 A
8 A (bis zum
Höchstgewicht
von 3 Pfund)
»
Ziegen . . .
3 A
8 A (bis zum
Höchstgewicht
von 1 Pfund)
Für Fleisch und Fett im Gewichte von 2 Pfund und
darüber gelten als H ö c h s t s ä t z e jeweils die von der Versiche¬
rungskammer im „Bayer. Staatsanzeiger“ veröffentlichten Preise.
Vom 1. November 1921 an gelten folgende Sätze (Pfundpreise in
Mark):
Tierart
1 . Klasse
vollfleischig und ge¬
mästet mit Hautfett
2 . Klasse
vollfleischig und
mittefett
3 Klasse ;
mäßig genährt, doch
angefleischt
Fleisch
| Fett
Fleisch
Fett
Fleisch
Fett
Großrinder
bis zu 13 A
bis zu 6 A
bis zu 10 A
bis zu 4A
bis zu 6 A
bis zu 2A
Kälber . .
—
j i , f 8 ,,
—
tt tt 5 >,
—
Schweine .
.. .. 12 „
>t tt 12 ,,
10 1
.. 10 „
Schafe . .
>> >» 9 ,>
i > )1 ^ M
7
ft tt * tt
> > >) 4 , >
•> >1 ü ,, 1
i» >» 2 ,,
Ziegen . .
>» »» 0 j»
»> >» ^ M
—
>» »> * >» l
—
Für Pansen werden bei Großtieren bis zu 7 Zentner Lebend¬
gewicht 20 Mk., bei allen übrigen Großtieren 30 Mk. vergütet.
Fremdartige Einlagerungen (Geschwüre, Geschwülste) dürfen
nicht mitgewogen werden.
Andere Teile (Eingeweide, Euter, Tragsäcke) werden nicht
vergütet.
Der Abteilungsleiter der Versicherungskammer bemerkt, diese
\
1015
bedeutende Ermäßigung der Beiträge setze
v o r a us, daß der hartnäckigeWider stand gegen
die öffentliche Schlachtviehversicherung nun¬
mehr aufhöre und die Schlachtenden ihre-Tiere-
in richtiger Erkenntnis der^für ihr Gewerbe
nützlichen Einrichtung lückenlos zur Ver¬
sicherung anmelden, und daß die Beteiligten
bestrebt sind, die Schäden möglichst zu ver¬
meiden und zu vermindern.
Der Vorschlag des Obermeisters Mittnacht, jenen Schlacht¬
höfen, die wegen andauernd guter Geschäftsergebnisse bisher eine
Beitragsermäßigung hatten, diese voll zu belassen,
wurde mit allen gegen 2 Stimmen abgelehnt, weil zunächst einmal
zugesehen werden soll, wie sich die neue Beitragsordnung bewährt
und weil die neuen Beitragsätze infolge der Drittelung ohnehin
wesentlich niedriger sind als die bisherigen Ausnahmssätze, indem
der Schlachtende, selbst wenn er zwei Drittel des Beitrags zu
zahlen hat, fortan für Großvieh statt 30 Mk. nur mehr 26 Mk., für
Jungvieh statt 16 Mk. nur mehr 10 Mk., für Schweine statt 6 Mk.
nur mehr 4 Mk., für Kälber, Schafe, Ziegen statt 3 Mk. nur mehr
2 Mk. entrichten muß, und bei Beteiligung des Händlers diese
Sätze sich noch um die Hälfte mindern. Zeige sich auch unter
der Herrschaft der neuen Beitragsordnung, daß einzelne Schlacht-
höfe ausnehmend günstig abschließen, so biete Ziffer 11 der all¬
gemeinen Versicherungsbedingungen auch in der neuen Fassung
die Möglichkeit, die Beitragsätze wiederum zu ermäßigen.
Bezüglich der Ausschußversicherung, deren Bei¬
tragsätze nur für Kühe und für Großtiere über 7 Zentner Lebend¬
gewicht erhöht wurden (90 Mk.), wurde bemerkt, daß diese Ver¬
sicherungsart zur Entlastung der ordentlichen Schlachtviehver¬
sicherung noch mehr als bisher angewendet werden sollte, indem
alle nicht völlig einwandfreien Schlachttiere, soweit sie nicht über¬
haupt versicherungsunwürdig sind, der Ausschußversicherung zu¬
gewiesen werden.
Nach Erledigung der Tagesordnung fragte Obermeister Mitt-
nacht nochmals an, wann die Innungsversicherung beginnen
könne.
Landesökonomierat Mittermeier erklärte hierauf, die Landes-
bauernkammer habe nur unter der Bedingung, daß die öffent¬
liche Schlachtviehver.Sicherung beibehalten
werde, die Beteiligung der Landwirtschaft befürwortet. Für In¬
nungsversicherungen, die als private Unternehmungen
zu betrachten seien, sei der Beschluß der Landesbauernkammer
nicht bindend. Hiezu bemerkte der Vorsitzende, daß die
Staatsregierung eine Beteiligung der Landwirte und Händler a n
einerlnnuaigsversicherung gar nicht anordnen könnte,
weil die Anordnungsbefugnis nach Art. 13 a des Viehveraicherungs-
gesetzes nur für die öffentliche Versicherung bestehe. Auch sei es
unmöglich, eine Innungsversicherung mit einem Beteiligungszwang
für solche Schlachtende auszustatten, welche außerhalb der Innung
stehen.
Zum Schlüsse gab der Vorsitzende noch Gelegenheit zu Er¬
innerungen, Wünschen und Anträgen.. Obermeister Mittnacht
brachte verschiedene Wünsche in Bezug auf das schiedsgericht¬
liche Verfahren vor. Der Vorsitzende sichert die Erwägung dieser
Wünsche bei einer Änderung des Viehversicherungsgesetzes zu.
1016
Hochschulnachrichten.
Berufung. Dr. Bierbaum, Privatdozent und Obeiassistent am
Hygienischen Institut der Tierärztlichen Hochschule in Berlin, hat
einen an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl für Bakteriologie
und als Direktor des betr. Institutes an der Tierärztl. Falkultat
La Plata (Argentinien) abgelehnt.
Dr. W. Pfeiler, Abteilungsleiter am Vet.-Inst. der Universität
Jena, wurde zum a. o. Professor der philos. Fakultät der
der dortigen Universität ernannt. Gleichzeitig wurde ihm der
Lehrauftrag für Tierhygiene erteilt.
Dem Privatdozenten für Anatomie an der Veterinärmedizinischen
Fakultät der Universität Zürich, Tierarzt Dr. Eberhard Acker¬
knecht, wurde der Titel Professor verliehen.
Vom Komiker zum Professor. In dem Organ der Ärztekammer
der Provinz Sachsen, den Ärztlichen Nachrichten, ist folgendes zu
lesen: Man hat in unserer kranken Zeit nachgerade verlernt, sich
über irgend etwas zu wandern; warum sollte nicht der vormalige
Varietdkomiker Otto Schlesinger von der braunschweigischen
Staatsregierung zum Professor der Psychotherapie ernannt werden?
Wie/Schlesinger zu dieser Berufsbezeichnung gekommen ist, ist aus
nachfolgender Abschrift ersichtlich:
Staatsministerium Braunschweig, 9. Juni 1921.
Abteilung für Volksbildung.
An die Gesellschaft zur Förderung psychischer Forschung,
z. Hd. des Herrn Notar Wirstorf, Blankenburg a. Harz.
Nr. V. 1801.
Wir haben Kenntnis genommen von Ihrer Absicht, in Blanken
bürg a. Harz eine Schule für wissenschaftliche Psychotherapie zu
eröffnen, Einwendungen dagegen werden nicht erhoben. Wir er¬
warten Einsendung des Lehrplans und der Satzung der Schule. Auch
gegen die Berufung des Herrn Otto Schlesinger als Lehrer an der
Schule Werden Einwendungen nicht erhoben. Ihrem Wunsche statt¬
gebend, genehmigen wir, daß Herr Otto Schlesinger, genannt Otto
Otto, in Ausübung seines Lehrberufes die Bezeichnung Professor
der Psychotherapie führt. gez. Sepp Oerter.
Gegen die Herabsetzung der Doktorwürde. Durch die Presse
geht die Meldung, daß bei Gelegenheit der erneuten Erhöhung
aller Hochschulgebühren eine Anzahl Universitäten auch die Pro¬
motionsgebühren zum Teil recht erheblich erhöht haben. Der
deutsche Doktor, der vor dem Kriege eine große Achtung in der
Welt genoß, hat auch unter dem Einfluß des unglücklichen Aus¬
ganges des Krieges gelitten, weniger im Ausland als besonders im
Inlande. Mehrten sich doch in gewissen Erwerbszweigen und in
gewissen Blättern recht unverblümte Anfragen betr. Doktortitel
und, was noch schlimmer ist, Nachfragen nach Doktorarbeiten.
Wenn man auch von milderen Prüfungshandhabungen Kriegsteil¬
nehmern gegenüber als vielleicht berechtigt absehen mag, so
konnte man doch manchen Fakultäten den Vorwurf einer „Doktor¬
fabrik“ und damit der Herabdrückung der Doktorwürde nicht er¬
sparen, und der letzte Hochschullehrertag in Halle hat sich auch
eingehend mit dieser Frage befaßt. Auch der 4. Deutsche Studen-
ten-Tag in Erlangen hat auf Vorschlag des Studientages, dem die
1017
Beratung aller hochschulreformerischen Vorschläge obliegt, fol¬
genden Beschluß gefaßt: „Die Verleihung der Doktorwürde darf
nur an eineai hohen Grad wissenschaftlicher Befähigung geknüpft
sein, wobei im besonderen der Nachweis zu erbringen ist, daß der
Anwärter die Wissenschaft selbständig bereichern kann. Damit
ist die Forderung erhoben, daß der akademische Grad des Doktors
seine ursprüngliche Bedeutung wieder erhält. Die unwürdige Ver¬
schleuderung der Doktorwürde an manchen Hochschulen upd Fa¬
kultäten wird bedauert. Der Vorstand der Deutschen Studenten¬
schaft wird gemeinsam mit den jeweils in Frage kommenden Fach¬
gruppen jeden Fall offenbarer Herabminderung der Anforderungen
oder .sonstigen Mißbrauchs öffentlich brandmarken'. Grundsätzlich
ist zu verlangen, daß die Zulassung zur Doktorprüfung von der
vorherigen bestandenen Staatsprüfung bezw. einer entsprechenden
Prüfung abhängig gemacht wird und ferner, daß die Anrechnung
einer Staatsprüfungsarbeit als Doktorarbeit unzulässig ist. Der
4. Deutsche Studenten-Tag macht außerdem mit allem Nachdruck
darauf aufmerksam, daß eine wirkliche Gesundung der Prüfungs¬
verhältnisse nur dann erwartet werden kann, wenn der starken
Abwärtsentwicklung der Anforderungen für die Mittelschulreife-
Prüfung entschieden Halt geboten wird.“
Personalien.
Praxisanmeldung: Generaloberveterinär a. D. Otto Laifle in
Landsberg a. L.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Ludwig Hütten-
raiter in Kösching (B.-A. Ingolstadt).'
Bttcherschan.
Taschenwörterbuch der medizinischen Fadiausdrücke für Nichtärzte,
insbesondere für das Krankenpflegepersonal. Von Dr. Walter
Marie, Regierungsmedizinalrat. Mit 345 Abbildungen. Urban
und Schwarzenberg 1921, Berlin N 24, Friedrichstraße 105 B,
Wien I, Mahlerstraße 4. Preis geb. 24 Mk.
Der Verfasser des. vorliegenden Werkes ist bekannt durch seine
medizinische'Terminologie, die unter dem Namen Guttmann heraus¬
gekommen ist. Als Verfasser dieses vorzüglichen und weitver¬
breiteten Nachschlagebuches war 'er wie nicht leicht ein zweiter
geeignet, das Taschenwörterbuch in analogem Sinne für Nichtärzte
zu schreiben. Verfasser wendet sich mit diesem Wörterbuch an alle
nicht ärztlichen Kreise, die irgendwie mit der medizinischen Wissen¬
schaft zu tun haben; in erster Linie natürlich an das Kranken¬
pflegepersonal. Beim Durchschauen des Buches wird man aber
finden, daß gerade auch der Tierarzt und Tierarzneistudierende hier
sehr viele Ausdrücke findet, die er sehr wohl brauchen kann. Um
so begrüßenswerter ist für uns das Erscheinen dieses Büchleins, da
wir in der tiermedizinischen Terminologie nicht günstig gestellt sind.
Unser altes, für seine Zeit vorzügliches Wörterbuch von Probstmayr
aus dem Jahre 1863 ist leider naturgemäß in manchen Sachen ver¬
altet, und das später von Schlampp herausgegebene kurze Werkchen
auf diesem Gebiete ist leider auch schon einige Dezennien alt und
nicht mehr neu bearbeitet worden. Man kann also das vorliegende
Büchlein, wenn es auch naturgemäß unseren Bedürfnissen nur teil¬
weise gerecht werden kann, doch wärmstens empfehlen, zumal es,
was bisher die Terminologien nicht enthalten hatten, durch sehr
zahlreiche, wenn auch nur kleine, so doch hinreichend verständliche
Abbildungen bereichert ist. Ma.
1018
Tierärzte des Chiemgaues.
Zusammenkunft
am Sonntag, den 20. November 1921 im Gasthaus Wochinger
(Nebenzimmer), Marktplatz.
1. Besprechung von Tagesfragen (Beginn 10V« Uhr). Gemein¬
sames Mittagessen 12 7» Uhr.
2. Vortrag: Über den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse der
Unfruchtbarkeit der weiblichen Haustiere (Dr. Ernst, Direktor
der veterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim. Beginn 1 Uhr).
Traunstein, 11. November 1921.
Dr. Pschorr.
1 Tierärztlicher Toschenkalender 1922 i
g Preis Mk. 20.—. 1
Ü Bearbeitet von §
= Dr. J. Mayr, o. ö. Prof, an der Tierärztl. Fakultät der Universität München =
| Buchdruckerei J. Gotteswinter, München I
= Theatinerstraße 18 Telephon 27 5 72 ^
fÜ Zahlkarte liegt nochmals bei. |§
Hausapotheke und Büch
die Schriftleitung dieses Blattes unter E. G. 303.
ültavir einträglich, in Niederbayern,
PInXIN s °f 01 'tabzugeben. Bedingung:
1 I UAIlJ Übernahme des Inventars,
erei. Wohnung vorhanden. Angebote an
Chirnrgie und Feinmechanik
erweiterungsfähiger Betrieb kann noch Spezialartikel aufnehmen.
Angebote an die Schriftleitung dieses Blattes erbeten.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm-
mittel für Pferde gegen Äcariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift lür Tierheilkunde n. Tlehzncht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 22. November 1921. Nr. 47.
Inhalt:
Originalartikel: Reuth er (Schluß folgt.) — Liebscher (Schluß.) — Referate. —
TierärzUiche Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnach¬
richten. — Personalien. — Bücherschau. — Eingesandt.
Die periodische Augenentzündung des Pferdes,
unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse beim
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Fons.)
Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reut her in Achselschwang.
Daß die Erreger an gewisse Bodenarten gebunden sind,
beweist unter anderem auch noch folgendes: Von den in
Achselschwang gezogenen und nach dem Landgestüt Ans¬
bach versetzten Hengsten ist in den letzten 25 Jahren nicht
einer an periodischer Augenentzündung erkrankt, wobei ich
bemerke, daß die Krankheit im Amtsbezirk Ansbach nur
höchst selten und dann nur bei eingeführten Pferden vor¬
kommt 8 h Daß in niederschlagreichen Jahren die perio-
8 ) Als weiteren Beweis führe ich folgende Tatsache an: In dem
vormaligen Graf Drexl’schen Gestüt Kanzlerhof bei Gmund am
Tegernsee, das ich von seiner Gründung bis zu seiner Auflassung
alljährlich besuchte und dessen Pferde mir genau bekannt waren,
kann ich mich keines Falles von periodischer Augenentziindung bei
den dort gezogenen Pferden erinnern. Die Zucht baute sich auf
aus ungarischen Stuten, die von einem ungarischen Privatgestüt be¬
zogen worden waren. Aus dem gleichen Gestüte wurden eine An¬
zahl Hengstfohlen angekauft, in Achselschwang aufgezogen und
an die verschiedenen Landgestüte, sowie nacli Zweibrücken ver¬
setzt. Von diesen Hengsten erkrankte, wie schon früher erwähnt,
eine erhebliche Zahl an periodischer Augenentzündung. Daraus
geht hervor, daß infizierte oder erblich disponierte Tiere, in Gegen¬
den verbracht, wo die Krankheit bodenständig ist, sehr leicht wieder
befallen werden, und in Gegenden, wo sie infolge gewisser Boden¬
arten (Kalk) nicht stationär ist, gesund bleiben. — Ähnlich lagen
die Verhältnisse in der Aufzuchtsanstalt Fall bei Lenggries, Be¬
zirksamt Tölz, wie sie mir von dem damaligen Bezirkstierarzt und
späteren Gestütsdirektor Otto Schwarzmaier von Tölz mitgeteilt
wurden. Es kam in dieser Fohlenaufzuchtsanstalt kein einziger
Fall von periodischer Augenentzündung vor, so lange diese Anstalt
bestand, obwohl dort Fohlen aus dem stark mit periodischer Augen¬
entzündung verseuchten Gebiet von Elsaß-Lothringen aufgezogen
wurden.
dische Augenentzündung häufiger auftritt, beweist d® An¬
sehwellen der Erkrankungen in den nassen Jahren 1879,
1884, 1897, 1910, 1919 (Tab. V). Solche Jahre bedingen
nicht nur eine Vermehrung der Krankheitserreger, sondern
auch eine Erhöhung der Virulenz, wie das die schlimmen
Ausgänge der Entzündung beweisen, die meist sehr rasches
Erblinden nach ein oder zwei Anfällen herbeiführen. Für
mich steht es außer Zweifel, daß die Aufnahme der Krank¬
heitskeime durch Trinkwasser und Futter erfolgt. Beim
Stammgestüt Achselschwang spielten die schlechten Trink¬
wasserverhältnisse eine üble Bolle. Das wurde zwar schon
frühzeitig erkannt, doch war keine Möglichkeit zur Abhilfe
gegeben. Als im Jahre 1914 Westerschondorf und Stiller¬
hof durch Anschluß an große Wasserversorgungsgruppen
einwandfreies Quellwasser erhielten, fand eine ganz bedeu¬
tende Abnahme der periodischen Augenentzündung statt
(s. Zusammenstellung V). In Achselschwang konnte schon
wesentlich früher, 1896, durch Fassung einer Quelle und
Drainage der nassen Grundstücke eine erhebliche Besserung
herbeigeführt werden. Die Drainage der Nebenbesitzungen
blieb solange wirkungslos, als noch mangels einer Quell¬
wasserleitung das Drainage- und Tagwasser zum Tränken
der Pferde benützt werden mußte. Der erfolgreiche Wende¬
punkt in der Bekämpfung der periodischen Augenentzün¬
dung fiel stets zusammen mit der Inbetriebsetzung
einer modernen Wasserleitung.
Der Erreger der periodischen Augenentzündung konnte
bis jetzt nicht festgestellt werden. Ich selbst habe wieder¬
holt kranke Augen eingegangener Pferde mikroskopisch
und, soweit das bei den beschränkten Hilfsmitteln möglich
war, bakteriologisch untersucht, konnte aber in keinem Fall
tierische Parasiten nachweisen. In einem Falle gelang mir
der Nachweis einer großen Anzahl von stäbchenförmigen
Bazillen in dem fibrinösen Exsudat, der vorderen Augen¬
kammer vermittels Gram’scher Färbung. Am 23. März 1896
verendete ein Hengstfohlen von Capitän VI aus der Fur-
mann IX an Magen- und Darmentzündung und Gehirn¬
depression ; es litt auch an Lähme, die im Gestüt nicht häufig
vorkommt. Am vorletzten Tag zeigte es dummkollerartige
Erscheinungen und erblindete an einer heftigen exsudativen
Iritis ganz plötzlich zwischen %6 und 6 Uhr abends. Un¬
mittelbar nach dem Tode untersuchte ich ein Auge, fand die
Netzhaut von rötlicher Farbe, Glaskörper, Iris und Linse
normal, in der vorderen Augenkammer ein festes fibrinöses
Exsudat. In letzterem konnte ich vermittels Gram’scher
1021
r
Lösung, wie oben erwähnt, eine große Menge stäbchen¬
förmiger Bazillen nachweisen. Das andere Auge sandte ich
an die pathologische Abteilung der Tierärztlichen Hoch¬
schule in München, um den Befund kontrollieren zu lassen
und eventuell Anhaltspunkte zu gewinnen, ob die Augen¬
krankheit mit Lähme in Verbindung stünde. Prof. Dr. Kitt
bestätigte meinen Befund. Er impfte Mäuse mit den Bak¬
terien, ohne eine Reaktion zu erzielen, so daß er zu
der Annahme neigte, die Bakterien seien nicht pathogen.
Von besonderem Interesse war bei diesem Fohlen noch der
Sektionsbefund des Gehirns (Gehirnhäute hyperämisch, in
den beiden Ventrikeln serös-blutiges Exsudat, in der Gro߬
hirnrinde sehr viele kleine punktförmige Blutungen), der
darauf hindeutete, daß die Infektion der Augen vom Gehirn
aus stattgefunden hatte. Demgegenüber möchte ich noch
einen anderen Fall von Augenentzündung bei einem typisch
lähmekranken Fohlen erwähnen. Hier konnte ich im Auge
Kokken (Diplo- und Streptokokken) nachweisen. Zugleich
fand ich aber die nämlichen Kokken im Nabeleiter. Damit
war einwandfrei nachgewiesen, daß es sich hier um eine
metastatische Augenentzündung handelte, die nicht mit
der periodischen identifiziert werden konnte.
Bei Versuchen, die auf Veranlassung des Ministeriums
des Innern an der Tierärztlichen Hochschule München an¬
gestellt wurden und zu denen das Stammgestüt eine Anzahl
von frisch erkrankten Fohlen abstellte, konnte, soviel mir
bekannt ist, bis jetzt ein positives Ergebnis nicht erzielt
werden.
Betreffs der Bekämpfung der periodi¬
schen Augenentzündung ergibt sich aus dem bis¬
her Ausgeführten, daß sich die Maßnahmen zum größten
Teil nach Gesichtspunkten der Prophylaxe orientieren
müssen; denn, wie gesagt, eine erfolgreiche Behandlung
der erkrankten Tiere ist im großen Ganzen bis heute ziem¬
lich aussichtslos geblieben. Dabei ergeben sich drei Gesichts¬
punkte, nach denen die ganze Vorbeuge durchgeführt wer¬
den muß. Erstens ist darnach zu trachten, den Infektions¬
herd, also das Gelände, nach Möglichkeit derart* umzuge-
*) Ein negatives Resultat, das aber von Wichtigkeit ist, hat
die in allerletzter Zeit von H. Professor Dr. Kitt in München vor¬
genommene Blutuntersuchung zu Tage gefördert; Prof. Kitt hat
von einem neu- und einem wiederholt an period. Augenentzündung
erkrankten und abgeheilten Pferde Blut entnommen und dieses auf
Piroplasmen untersucht, aber in keinem Falle solche feststellen
können,
1022
stalten, daß aus einem dem Krankheitserreger günstigen
Boden ein ungünstiger geschaffen wird. Hand in Hand da¬
mit geht selbstverständlich die Behandlung der Wasser¬
verhältnisse. Zweitens muß man das Tier durch eine ent¬
sprechende Fütterung, soweit als das irgendwie möglich ist,
gegen die Infektionsgefahr stärken. Der dritte Gesichts¬
punkt endlich ist, die Infektionsgefahr für die Tiere da¬
durch zu vermindern oder aufzuheben, daß man ererbte Dis¬
position soweit als möglich korrigiert.
Um nun auf den ersten Gesichtspunkt zu kommen! Vor¬
bedingung für S c h a f f u n g eines der Infektion
ungünstigen Geländes ist eine umfangreiche Drai¬
nage, da, wie schon bemerkt, das Vorkommen der Krank¬
heitserreger an gewisse Bodenarten (Lehmböden) gebunden
und zu ihrem Gedeihen viel Feuchtigkeit nötig ist: also
ein undurchlässiges, sumpfiges und nasses Gelände. Die
Bodenformation kann man natürlich nicht beseitigen. Je¬
doch. ist es in weitgehendem Umfange möglich, die physi¬
kalische und mechanische Beschaffenheit des Bodens derart
zu verändern, daß praktisch tatsächlich etwas Heues daraus
wird. Umfangreiche Drainageanlagen vermögen das zu ver¬
wirklichen. Durch sie wird das stagnierende Wasser abge¬
führt. Der Boden wird durchlüftet und durchlässig, da ein
dauerndes Abfließen des Grundwassers sich einleitet und
der Grundwasserspiegel gesenkt wird. Der Boden erfährt
eine mechanische Veränderung, insoferne sein Gefüge mehr
und mehr fest wird, trotz erhöhter Durchlässigkeit. Er
wird trocken, dicht und erwärmt sich leichter. Die Ver¬
änderung, welche mit dem Boden vor sich geht, ist auch
sehr gut zu verfolgen an der Flora. In Achselschwang z. B.
sind die einmähdigen, an der Peripherie des Grundbesitzes
gelegenen Heidewiesen und mit ihnen die ganze subalpine
Heideflora der Moränenlandschaft verschwunden. Dort, wo
früher im Vorfrühling die für Moore so charakteristische
Primula farinosa und Gentiana acaulis zu tausenden blühten
und mit der Pinguicula alpina und vulgaris ihre bunten
Teppiche breiteten, sprießt jetzt das dunkle satte Grün der
Leguminosen, Compositen und süßen Grasarten. Die ganze
Heideflora ist in wenigen Jahren nach der Drainage abge¬
storben.
Damit ergibt sich nun gleich auch der zweite Gesichts- -
punkt, die Einwirkung des Futters auf die Tiere.
Selbstverständlich vermag im allgemeinen ein Futter, be¬
stehend aus Leguminosen, Compositen und süßen Grasarten
die Tiere ganz anders zu kräftigen und zu ernähren, als das
1023
saure Moosheu mit den dürftigen Carex-Arten.. Es ist ganz
natürlich, daß die Widerstandsfähigkeit bei einer derartigen
Fütterung kräftigsten, .vollwertigsten Grases und Heues
sich in der entsprechenden Weise erhöht. Wird die Drai¬
nage noch ergänzt durch die entsprechende Düngung, Zu¬
führung von Kali, Phosphaten und Kalk, so ist auf jeden
Fall ein guter Erfolg gewährleistet.
Es drängt sich hier die Frage auf, ob nicht ein Zu¬
sammenhang bestehen könnte zwischen den Existenzgrund¬
lagen des Krankheitsvirus in dem Gelände und den biologi¬
schen Verhältnissen, die für ihn im Körper der Tiere ge¬
schaffen werden durch das von dem gleichen Gelände ver¬
abreichte Futter. In dieser Beziehung fühle ich mich fast
versucht hinsichtlich der analogen physikalischen und be¬
sonders chemischen Vorbedingungen wie oben von Ver-
erbungs-, so hier von Ernährungsdisposition zu
sprechen.
Die oben genannten Sanierungsmaßnahmen sind infolge¬
dessen auf jeden Fall für eine erfolgreiche Bekämpfung der
periodischen Augenentzündung unentbehrlich. Es unter¬
liegt für mich keinem Zweifel, daß die chemische Zu¬
sammensetzung vollwertigen Futters im Organismus der
Tiere derartig wirkt, daß die Widerstandsfähigkeit gegen
Infektion wie auch überhaupt die ganze Kräftigung der
Tiere erhöht und Auswirkung jjler Infektion sowie der
Krankheitsverlauf an Bösartigkeit um ein Beträchtliches
herabgemindert werden kann. Die obigen Maßnahmen sind
selbstverständlich zu ergänzen durch Beschaffung gesunden,
einwandfreien Trinkwassers. Ich habe nachgewiesen, daß
gerade die schlechten Wasserverhältnisse zur Erhaltung
und Vermehrung des Virus der periodischen Augenentsün-
dung beigetragen haben. Es bedarf wohl keiner weiteren
Ausführung, daß Tag- und Sieker- und Drainagewasser, also
dasjenige, was Träger der Infektionskeime ist, an die Tiere
nicht verabreicht werden soll. Unbedingt erforderlich zur
erfolgreichen Ergänzung der Drainagemaßnahmen ist die
Zuführung tadellosen einwandfreien Trinkwassers (Quell¬
wasser in einer modernen Fassung). Daß der Stall selbst
hygienisch einwandfrei sein muß, bedarf keiner weiteren
Erwähnung. Ställe mit Lehmböden, in welchen die Aus¬
scheidungen der erkrankten Tiere versickern und die damit
zu direkten Brutherden der Infektion werden können, sind
selbstverständlich zu beseitigen. Die Böden müssen aus
Stein oder Zement sein mit der entsprechenden Kanali¬
sation.
1024
Alles in allem: Tiere, die in hygienisch einwandfreien
Ställen gehalten werden, auf meliorierten Wiesen weiden,
mit gutem Wasser getränkt werden und kein Futter von
feuchten Wiesen bekommen, sondern aus trockenen Höhen¬
lagen, sind der Infektion nicht allzustark ausgesetzt.
Schließlich bleibt aber noch ein Gesichtspunkt zu er¬
örtern, der gleichfalls von Wichtigkeit ist, nämlich die
Korrektur der erblichen Disposition. Ich glaube an Hand t
der Stichproben und Belege nachgewiesen zu haben, daß
eine erbliche Disposition zur Infektion tatsächlich besteht. -•
Nachdem das der Fall ist, ist auch die Möglichkeit gegeben,,
durch entsprechende züchterische Maßnahmen die Nach¬
kommen der disponierten Pferde in dieser Richtung zu ver- ■<
bessern. Allerdings rollt sich nun dabei die schwerwiegende
Frage auf, inwieweit, vom züchterischen Standpunkt aus,
ein Ausmerzen der disponierten Zuchttiere stattfinden soll.
Dabei ergeben sich nun zwei Gesichtspunkte, bei denen
durchaus verschiedene Richtlinien einzuhalten sind:
1. züchterische Maßnahmen innerhalb der Gestüts-
betriebe und
2. innerhalb der allgemeinen Landespferdezucht.
Die Staatsgestüte haben die Aufgabe, für die Landes¬
pferdezucht gesunde, widerstandsfähige Zuchttiere zu er¬
zeugen. Dazu gehören vor allem einmal gesunde reine Seh¬
organe. Nun übertragen die Vatertiere ihre Eigenschaften
zwar auf eine größere Anzahl von Nachkommen, jedoch
nicht immer mit der Sicherheit und Durchschlagskraft, wie
das bei den Muttertieren der Fall zu sein pflegt. Die Mutter¬
tiere vererben auf eine weit geringere Anzahl von Nach¬
kommen, dafür aber im allgemeinen um so sicherer. . Des¬
halb muß im Gestüt der Züchter sein Hauptaugenmerk auf
die Stutherde richten und seine Maßnahmen hier noch
schärfer durchführen als beim Hengstmaterial. Stuten mit
kranken oder zur Infektion disponierten Augen wird man
in den allermeisten Fällen abstoßen müssen, es sei denn,
daß die betreffenden Tiere von so außergewöhnlichen son¬
stigen Zuchtqualitäten sind, daß man aus diesem Grund von
einem Ausmerzen absehen muß. Das Nämliche gilt für die
Hengste, wenngleich hier noch andere Gesichtspunkte mit-‘
sprechen. Jedenfalls muß es letzten Endes dem betreffenden
Gestütsleiter überlassen sein, darüber zu urteilen, wie weit
er mit dem Ausmerzen kranker Tiere gehen kann. Selbst¬
verständliche Voraussetzung ist, daß in diesen Fällen die
Tiere unter Spiegelkontrolle stehen und der Gestütsleiter
in der Lage ist, durch eigene Beobachtung und Stammbaum-
1025
forschung sich ein Urteil zu bilden. Jedenfalls wird im
Gestütsbetrieb der maßgebende Gesichtspunkt stets der sein,
kranke Tiere von der Zucht auszuschließen. In den baye¬
rischen Staatsgestüten ist es gelungen, durch die drei ge¬
nannten Maßnahmen — Gelände- und Trinkwassersanierung,
entsprechende Fütterung, Ausmerzung kranker Zuchttiere —
die periodische Augenentzündung auf ein ganz geringes
Maß herabzudrücken; während vor 1914 bis zu 10 % der
Kopfzahl erkrankten, ist von 1915—21 die Ziffer auf durch¬
schnittlich 2 % zurückgegangen und die Höchstzahl von
4 % (1919 das Regen jahr) nicht mehr erreicht worden.
In der Landespferdezucht wird man die ganze Frage
anders behandeln müssen, da nicht nur züchterische, sondern
in hohem Maße privatwirtschaftliche Gesichtspunkte mit¬
sprechen. Dazu kommt, daß in der Landespferdezucht dem
einzelnen Pferdezüchter nicht gut möglich ist, sein Stuten¬
material unter Spiegelkontrolle zu stellen. Im Gegenteil,
sehr viele Stutenhalter wissen nicht einmal, daß sie augen¬
kranke Stuten haben. Denn als Laien sind sie nicht in der
Lage, sum Teil schon sehr erhebliche Veränderungen im
Auge zu erkennen und dabei Veranlassung zu finden, einen
Fachmann beizuziehen. Würden alle derartigen Stuten von
der Zucht ausgeschlossen, so hätte das schwerste volkswirt¬
schaftliche Schädigungen in der Landespferdezucht zur
Folge. Es ist deshalb notwendig, daß das Hauptaugenmerk
auf dasjenige Zuchttier gelegt wird, über welches eine
straffe Kontrolle möglich ist. Das ist in der Landespferde¬
zucht der Hengst. Der rigorose Standpunkt, der im Ge¬
stütsbetrieb den Stuten gegenüber angewandt werden muß,
hat in der Landespferdezucht dem Hengst gegenüber zu
gelten. Der Hengst ist kontrollierbar. Beim Hengst sind
auch in den meisten Fällen Stammbäume vorhanden, be¬
sonders wenn sie vom Gestüt kommen oder von Stutbuch-
stuten aus der Landespferdezucht abstammen. Hier hat der
Hengst ungleich größere Möglichkeit, verbessernd oder
schädigend einzuwirken, weil seine Nachkommenschaft sehr
zahlreich ist und weil er häufig genug in die Lage kommt,
Stuten mit Augendefekten zu decken, von denen der Be¬
sitzer als Laie gar nichts weiß. Der Hengst muß unter allen ,
Umständen gesunde, reine Augen haben. Dieser Grund¬
satz wird bei der Körung unbedingt aufrecht erhalten wer¬
den müssen.
(Schluß folgt.)
1026
Versuche mit „Cellocresol“ ln der Veterinärpraxis.
Von Oberstabs veterinär a. D., Liebscher. (Schluß.)
2. Verletzungen im Maul, wie an der Schleim¬
haut, an derZunge und Zungenbändchen durch
das Gebiß usw. verheilten nach Auswaschen mit 1— 2°jo
Cellocresollösung ohne jede weitere Komplikation (Eiterung,
Gangrän) in kurzer Zeit glatt ohne jeden Nachteil für das
Pferd ab. '
3. Widerristschaden. Besonders eklatant trat die
hohe desinfizierende und heilende Wirkung des Cellocresols
bei der Behandlung eines Pferdes mit einem veralteten
Widerristschaden in die Erscheinung. Das Pferd hatte
laut Vorbericht seit 6 Wochen infolge Geschirrdrucks an
der linken Fläche des hinteren Widerrists eine starke Quet¬
schung mit Bluterguß und war bereits anderweitig tierärzt¬
lich behandelt worden, indem der entstandene Abszeß mehr¬
mals ergiebig gespalten und die Wundhöhle mit Jodoform
behandelt worden war, ohne daß jedoch ein Nachlassen der
Eiterung bezw. Heilung eingetreten wäre. Bei Übernahme
der Behandlung fand ich eine beträchtliche Schwellung am
linken Widerrist und eine schlecht granulierende ca. 4 cm
lange Wunde vor, aus der sich ein brandig riechendes,
mehr dünnflüssiges Sekret entleerte, das darauf schließen
ließ, daß Nekrose an einem Wirbel bezw. Dornfortsatz vor¬
liegen mußte. Bei näherer Üntersuchung fand ich auch
einen Dornfortsatz am Grunde brandig erkrankt und konnte
mit dem Finger und scharfen Löffel ein ca. bohnengroßes,
bereits im Abstoßen begriffenes Knochenstück ablösen.
Nach sorgfältigem Abkratzen der nekrotischen Knochen¬
fläche und überhaupt der ganzen Abszeßhöhle erfolgte eine
gründliche Desinfektion mit 3 °/o Cellocrespllösung und
Tamponierung mit in dieser Lösung getränkter Gaze ohne
weitere Anwendung eines Medikaments. Trotzdem trat
gute Granulation und Heilung ohne Spur einer Eiterung
ein, so daß das Pferd in 14 Tagen wieder arbeitsfähig war.
4. Wunde am rechten Hinterschenkel. Durch
Anfahren eines Autos war ein Speditionspferd am rechten
Hinterschenkel erheblich verletzt worden; im großen Gesä߬
muskel und Auswärtszieher des Hinterschenkels zeigte sich
eine dreieckige ca. 20 cm lange und 12 cm tiefe Rießwunde,
welche mit einer starken Blutung verbunden war. Nach
Stillung derselben, Glättung der stark zerrissenen Wund¬
ränder mit Messer und Schere erfolgte ergiebige Desinfektion
mit 3°jo Cellocresollösung und tiefe Vernähung derselben
1027
vermittels Knopfnaht, indem an der tiefsten Stelle eine
genügend große Öffnung zum Abfluß des Wundsekrets ge¬
lassen wurde. Der auf diese Weise entstandene Wundkanal
wurde nun täglich 2 mal, um die desinfizierende und
heilende Kraft des Cellocresols zu erproben, lediglich
mit 3°/o Cellocresolgaze austamponiert, indem ich von Jori-
gationen ganz absah, zumal ich für Wundausspülungen
überhaupt nicht bin. Trotzdem erfolgte Heilung in ca.
3 Wochen und zwar ohne nennenswerte Eiterung.
5. Hufwunden und Verletzungen. Das Cello-
cresol wandte ich wiederholt bei Vernagelungen und
Nageltritten verschiedenen Grades mit ausgezeichnetem
Erfolge an, indem ich nach Freilegen und Auskratzen der
Wundkanäle mit dem scharfen Löffel eine Desinfektion mit
2—3°/o Cellocresollösung vornahm bezw. nachdem Ver¬
bände mit in dieser Lösung getränkten Wattetampons an¬
bringen ließ. Es trat stets gute Granulation und in kurzer
Zeit Heilung ohne Eiterung ein. Zur Nachbehandlung
kam zwecks Erzielung schnellerer Hornbildung nur Jrd.
tinktur zur Anwendung.
Bei Strahlfäule, eiternden Steingallen’
Kronentritten mittleren Grades erzielte ich nach
vorheriger operativer Freilegung der teilweise brandigen
Gewebe, zuweilen durch 2— 3°/o warme Cellocresolbäder,
zumeist aber durch einfaches Auflegen von mit 3°/o Cello¬
cresollösung getränkten Watte- oder Jutetampons absolut
reine *Wundflächen mit normaler Granulation ohne jede
Eiterung. Im Allgemeinen leistete mir das Cellocresol
in 1— 5°/o Lösungen in antiseptischer, granulationsanregen¬
der Hinsicht ganz hervorragende Dienste bei der Behand¬
lung vernachlässigter bezw. unreiner und oftmals brandiger
Flächen- und Höhlenwunden verschiedener Art, indem sie
sich in kurzer Zeit gut reinigten und eine gesunde Granu¬
lation erkennen ließen. In einigen Fällen war es in 1 °/o
Lösung von hervorragender Wirkung bei Irrigationen
der Geburtswege von Pferden und Ziegen zwecks
Reinigung und Entfernung der Nachgeburt, ohne daß be¬
sonders ' starke Reizerscheinungen bei Einwirkung auf die
Schleimhäute, wie Pressen und Drängen, beobachtet wor¬
den wären.
In allen den Fällen aber, wo ich eine gute Erwei¬
chung der Hornkapsel der Hufe mit gleichzeitiger
antiseptischer Wirkung, sei es nun zwecks Vornahme
kleinerer Hufoperationen, z. B. bei Steingallen, Hgrnspalten
usw., oder lediglich behufs mechanischer Erweiterung bei
1028
Zwanghufen, Eckstrebenverbiegungen und dergl. erzielen
wollte, habe ich mit gutem Erfolg Leinsamenkatä-
p 1 a s m e n mit 5 °/o Cellocresol zusatz in Anwendung gebracht.
6. Mauke.. Bei Behandlung von nässender Mauke
der Pferde entfaltete Cellocresol eine starke desodorierende
und desinfizierende Wirkung. Die allbekannte Fesselmauke
in ihren verschiedenen Formen zeigt doch, so leicht sie
auch im Anfangsstadium bei Anwendung sachgemäßer
Mittel zu beseitigen ist, bei Vernachlässigung höchst unan¬
genehme Erscheinungen; denn wenn sie erst in das chronische
Stadimn eingetreten ist und zu mehr oder weniger starkeu
Hautschwellungen und Verdickungen mit elephantiastischen,
warzig-zottigen Neubildungen (Straub- und Igelfuß) geführt
hat, ist sie nur schwer zu beseitigen, da eine Rückbildung
nur langsam eintritt. Da haben sich mir nun nach vor¬
heriger Entfernung der Haare und Reinigung mit Seifen-
lösüng feuchte Cellocresolkompressen unter Verband aus¬
gezeichnet bewährt, indem hierdurch die Maukeerreger
(Nekrosebazillen?) abgetötet und die entzündliche, mit übel¬
riechender Exsudation verbundene Hautschwellung schnell
und vollständig beseitigt wurde, so daß durch einfache
Nachbehandlung mit Jodtinktur bezw. .austrocknenden
Pulvern in relativ kurzer Zeit Heilung erfolgte. Ich habe
in meiner langjährigen Praxis in derartigen Fällen von
Mauke einfacher und komplizierter Form mit Vorliebe Lysol
und Creolin, manchmal äuch Sublimat oder Wasserstoff¬
superoxyd in den bekannten Konzentrationen verwendet,
glaube aber bei meinen Versuchen die Beobachtung ge¬
macht zu haben, daß Cellocresol ihnen mindestens gleich¬
wertig, wenn nicht überlegen ist.
7. Bei Sarcoptes-Räude der Pferde habe ich in
frischen, aber auch in mittelschweren Fällen nach 2—3
maligen innerhalb 3 Wochen vorgenommenen Waschungen
bezw. kräftigen Einreibungen von 5°/° Cellocresollösung
Heilung erzielen können, während ich in schweren Fällen
bei starker Verschorfung mit Faltenbildung in der Haut
zur wiederholten Begasung mit SO 2 -Schwefeldioxyddämpfen
meine Zuflucht nehmen mußte. Gut bewährten sich jedoch
3—5°/o Cellocresollösungen bei Vernichtung der Pferde-
läuse in mehreren Fällen.
8. Schließlich habe ich das Cellocresol in einigen Fällen
bei Kolik, die mit Fäulnis und Gasentwickelung im Darm¬
kanal verbunden waren, in kleinen Dosen — 5—8 g — in
Pillenform mit Vorteil ordiniert, so daß ich annehmen muß,
1029
daß es bei innerlicher Anwendung in kleinen Dosen nicht
ätzend oder giftig wirkt.
i^ uf ? rund dieser günstigen Versuchsergebnisse bei
Pferden dürfte es meiner Ansicht nach keinem Zweifel
unterliegen, daß das Cellocresol auch in der Großdesinfektion
mit Vorteil Verwendung finden kann.
Im allgemeinen habe ich aus obigen allerdings nur
beschränkten Versuchen in der Pferdepraxis mj.r folgendes
Urteil über den Wert des „Cellocresols“ als Desinfektions¬
mittel etc. bilden können:
„Das „Cellocresol“ kann übep^Q Ja in der Groß- und
wohl ceteris paribus auch Kleintierpraxis zur An¬
wendung kommen, wo xjßnst Lysol, Creolin, Solveol,
öolutol, Lysoform, Pejßiydrol und selbst Sublimat ge¬
braucht worden sin<Lrd enn es j s t ein vorzügliches Anti¬
septikum, Desinfek^ ona . un d Desodorisierungsmittel, hat
einen mc *^ un j^mgenehmen Geruch, ätzt nicht, greift
Man de und Instrumente nicht an und ist, wenigstens in
den gebräucm^kgH Anwendungsformen, auch nicht giftig.
Mas »Lefi# )crego p< besitzt ferner eine sehr gute anti-
parasitäre^^irkung (Räude, Hautparasiten) und dürfte
finden 1 “ 1 # der Großdesinfektion mit Vorteil Verwendung
y;^.^prund meiner bisherigen Erfahrungen mit „Cello-
cr -ol Wq der Veterinärpraxis kann ich nur zu weiteren
praktiscÄ en Y er8uc hen raten und bin überzeugt, daß der
Praktik» er d as nicht unangenehm riechende, leicht lösliche
OellocÄ ego j den anderen zum Teil unangenehm riechenden,
scnweM. 0 d er unlöslichen und undurchsichtigen Desinfektions-
*i uss ^Jgkeiten entschieden vorziehen wird, zumal auch der
^ e rjKÜtnismäßig niedrige Preis der allgemeinen Anwendung
kei
Hindernis bietet.
Referate.
atomie und Physiologie.
W. Frieboes -Rostock: Wie ist das Deckepithel der
Haut aufgebaut? (Aus der Universitäts-Hautklinik Rostock.
— Münch. Med. Wochenschrift, 1920, Nr. 36, S. 1031.)
Den. Stillstand in der Erforschung der Hautphysiologie und
-Pathologie führt Fr. auf den Mangel an Grundlagen für die Bio¬
logie der Körperhaut zurück, der in der bisherigen Auffassung des
anatomischem Baues dieses Organes wurzelt. Auf Grund mehr¬
jähriger Studien auf diesem Gebiete hat nun der Autor die Über¬
zeugung gewonnen, daß das D e c k e p i t h e 1 entgegen der bis¬
herigen Meinung aus 2 Keimblättern, dem Ektoderm und
Mesoderm entstammt, die beide gleichen Anteil an
1031
In der Versammlung vom 19. Dezember 1920 wurde bestimmt,
die Zusammenkünfte in Ingolstadt tragen ganz zwanglosen Charakter,
Beitrag wird nicht erhoben. Es hat sich aber gezeigt, daß doch
bisweilen Auslagen erwachsen, für welche die Teilnehmer aufkom-
men müssen. Deshalb wurde diesmal beschlossen, je nach Bedarf
bei den einzelnen Zusammenkünften einen Beitrag zu erheben; zum
Kassier wurde Dr. Wildsfeuer in Ingolstadt ernannt. Jeder der
anwesenden Kollegen zahlte diesmal 10 Mark; die diesmal nicht an¬
wesenden Kollegen, die sich zur Ingolstädter Vereinigung zählen,
werden gebeten, genannten Betrag gelegentlich an den Kassier zu zahlen.
Kassabestand z. Zt.
A) Einnahmen am 9. Oktober 1921 von 33 Teil¬
nehmern .ä 10 Mk. = 380.— Mk.
B) Ausgaben
a) Reisevergütung für den bestellten Referenten 100.— „
b) Kranz für den verstorbenen praktischen
Tierarzt Hueber. 126.50 „
Bei Punkt 1 der Tagesordnung „Allgemeine tierärzt¬
liche Standesfragen“ fand eine eingehende Besprechung
a) die Frage der Kreis- und Distriktszuschüsse der Tierärzte und
b) die Verlegung des Veterinärreferates vom Ministerium des Innern
ins Landwirtschaftsministerium.
Ada). Es wird darauf hingewiesen, daß die Behörden häufig
Berichte und Nebenarbeiten, die z. Zt. nicht entschädigt werden,
verlangen. Die Amtstierärzte müssen deshalb darauf hinarbeiten,
besonders bei maßgebenden Persönlichkeiten, daß die Zuschüsse in
Rücksicht auf die zu leistende Arbeit verbleiben. Frank-Abbach
verfaßt eine Denkschrift, welche den Vorständen der Bezirkstage
vorzulegen ist. Andererseits ist es aber auch t'flicht jedes Tierarztes,
bei den landwirtschaftlichen Versammlungen anwesend zu-sein und
über Gebiete, die wir als Tierärzte für uns beanspruchen, zu sprechen
und diese Referate nicht anderen Berufen zu überlassen.
Ad b.) Eine endgültige Entscheidung, ob die Tierärzte für oder
gegen die Verlegung des Veterinärreferates stimmen sollen, konnte
trotz reicher Aussprache nicht erzielt werden.
Darauf wurde zu Punkt 2 der Tagesordnung „Änderung der
Gebühren in der Privatpraxis“ übergegangen. Wie schon
bisher, war auch heute bei dieser Frage die Debatte äußerst lebhaft.
Zunächst wurde viel gesprochen darüber, wie können wir auf tat¬
sächliches Einhalten der Mindesttaxe seitens aller in Betracht kom¬
menden Kollegen einwirken. Es wurde an ehrenwörtliche Ver¬
pflichtung mit Unterschrift unter die neugedruckte Taxe gedacht.
Allgemeine Zustimmung fand nur der Vorschlag: Die Amtstierärzte
sorgen in ihrem Bereich dafür, daß alle Kollegen zwecks Aussprache
über die neue Gebühren-Ordnung sich zusammenfinden, eventuell
kleine Abänderungen machen und dies dann als bindend betrachten.
Wer hier nicht mittut, schadet am meisten nur sich selbst. Daß
eine Mindestgebühren-Ordnung von einem größeren Verbände fest¬
gelegt werden muß, wurde allgemein als notwendig erachtet, um
schon für eventuelle gerichtliche Fälle einen Hinterhalt zu haben.
Der Vorschlag, die im Dezember 1920 aufgestellte Mindesttaxe für
die alltägliche Praxis um 50°/* zu erhöhen, wurde angenommen.
Im einzelnen wurden für folgende Verrichtungen Mindesttaxen
festgesetzt:
1. Beratung jeder Art.* . 10.—
2. Zeugnis. 20.— „
1032
8. Besuch im Uaus des Tierarztes mit Großvieh . . .
„ „ ., „ „ „ Kleinvieh . . .
4. Besuch am Wohnort bis zu 1 km Entfernung . . .
und Untersuehungsgebühr (Ziff. 3)
5. Besuch. außerhalb des Wohnortes
a) normale Ortsgebühr (Ziff. 3)
b) Weggebühr pro Doppelkilometer.
6. Subcutane Injektion exl. Arznei.
Intravenöse Infusion.
6 a. Rotlaufimpfung im allgemeinen pro Stück . . . .
H ii Dos . . ^ .
Bei Impfstoffverbrauch von mehr als 10 ccm jeder
weitere ccm.. . .
Nachimpfung mit Kultur..
6 b. Serum- oder Blutimpfung bei Maul- und Klauen¬
seuche (exl. Arznei).
7. Kastration: Hengst ..
Bulle . ..
Eber..
Bruchferkel..
8. Geburtshilfe: Pferd.
Kuh.
Schwein.
9. Ablösung der Nachgeburt.
10. Uterus-Reposition.
11. Untersuchung auf Trächtigkeit Pferd.
ii ii ii Kuh.
12. Einfache Chirurg. Eingriffe (Abszeß-Öffnen etc.) . .
13. Chirurg. Eingriffe ohne Abwerfen (Zahnraspeln etc.)
14. Chirurg. Eingriffe mit Abwerfen.
15. Gewährschafts-Untersuchung
a) auf Mängel allgemein, Pferd.
i, „ ,i Kind.
b) auf Hauptmängel, Pferd . . ..
^ „ Rind .
16. Sektion: Großvieh.
„ Kleinvieh..
17. Fleischbeschau
a) ordentliche pro Stück . . ..
b) Ergänzungsbeschau pro Großvieh.
„ „ Kleinvieh.
und Weggebühr.
18. Viehmarktkontrolle bei Großviehmarkt.
„ „ Schweine markt.
und Weggebühr.
19. Zeitversäumnis bei notwendig längerem Verweilen
pro V* Stunde
20. Sonn- und Feiertags sowie nachts die doppelte Gebühr.
21. Untersuchung der Wanderschafherden ......
und Weggebühr.
22. Hundevsitationen entweder Zeitverlust pro Stunde
und volle Entschädigung der jeweiligen Reisekosten,
oder pro Hund in jeder Gemeinde.
Als Nachtzeit gilt im Sommer von 822—6 00
im Winter von 622—8 00 -
1033
Punkt 3 der Tagesordnung: Vortrag des Herrn Amts-
tierarztes Dr. Böhm, Nürnbergüber Parapsychologische
Forschungen (Okkultismus), Erscheinungen im Spiri¬
tismus. In den mehrstündigen äußerst interessanten Vortrag
sprach der Referent über die Erscheinungen der Telepathie, des Hell¬
sehens, der Idekinese, Materialisation und das physikalische Problem
des Mediumismus. Die Zuhörer waren sehr dankbar für die Aus¬
führungen und hatten den Eindruck, daß Herr Dr. Böhm objektiv
urteilt, seine Forschung auf wissenschaftlicher Basis steht und daß
die Kulissen einzelner Zeitungen in Sachen Dietersheim über die
Person des Herrn Dr. Böhm nicht zutreffend waren. Wir alle
wünschten, Herr Dr. Böhm möge auf diesem Gebiet weiter arbeiten.
Ein Vortrag über dieses Gebiet ist allen tierärztlichen Vereini¬
gungen nur zu empfehlen. Herr Dr. Böhm wird im Interesse der
Sache etwaigen Wünschen gegen Ersatz der Auslagen gerne nach-
kommen. Dr. Wildsfeuer.
Verschiedenes.
Jubiläumsfeier.
Am 9. vor. Mts., vormittags 10 Uhr, versammelten sich die
Herren Oberveterinärrat Kronburger in Beilngries, General¬
oberveterinär a. D. Prechtl in Würzburg, Schlachthofdirektor
Saurer in Landshut, Oberveterinärrat S t e n g e r, Bezirkstier¬
arzt in Würzburg, Dr. Stoß, o. Universitätsprofessor in München,
Schlachthofdirektor Welz in Rastatt, Stabsrat W i 11 e, Gestüts¬
direktor in Rohrenfeld (Oberveterinärrat Schumann in Vils-
biburg war leider dienstlich verhindert) im Hofraume der Tierärzt¬
lichen Fakultäts-Institute zu einer Erinnerungsfeier an die vor 40
Jahren in München erfolgte tierärztliche Approbation. Groß und
herzlich war die Freude des Wiedersehens der Jubilare, von denen
manche sich wahrend dieser langenZeit nicht mehr gesehen hatten.
Ein Rundgang durch die Stätte ihres früheren Wirkens und Stre-
bens rief gar manche Erinnerung an die einstige fröhliche Jugend
und Studienzeit wach. Außerdem aber gab der Rundgang aber Ge¬
legenheit die Umgestaltung bezw. Neugestaltung der Anlage, die
vielfachen neuen Lehrmittel usw. kennen zu lernen. Den anwesen¬
den Herren Professoren, die die aufklärende Führung durch ihre
Institute übernahmen, sei für ihr überaus liebenswürdiges Ent¬
gegenkommen aufs wärmste gedankt. Nach Beendigung des Rund¬
ganges fanden sich die Jubilare in der Gaststätte „Preysing-Palais“
zu einem Festdiner zusammen, an welchem auch die liebenswürdige
Gattin des Kollegen We lz teilnahm. Herr Stabsrat Wille wid¬
mete hiebei den Jubilaren einen tiefempfundenen poetischen Will¬
komm, während Herr Oberveterinärrat Stenger in gediegener
Festrede einen Rückblick auf die vergangenen 40 Jahre, ihre
Freuden und Leiden gab, dabei auch derer gedenkend, die gleich¬
falls mit uns approbierten (Eder Lorenz aus Frauenholzen,
Engelmayer Georg aus Dachau, H e 11 b e r g Friedrich aus
Würzburg, Schwäbel Xaver aus Eyerwang, Schulz Adam
aus Leuchtershausen), die aber inzwischen schon der Tod hinweg-
gerafft hatte. — Rasch verstrichen die Stunden, nochmals führte
uns der Weg zur Hochschule, um Herrn Professor Dr. Stoß zu
einer Erinnerungs-Aufnahme zu sitzen. Das heute vor mir liegende
wohlgelungene Bild (Herrn Prof. Dr. Stoß sei hiefür besonders
1034
gedankt) ruft nochmals die Erinnerung an das Einst und Jetzt
wach. Wolle sich der Wunsch, daß uns auch noch eine 50jährige
Jubelfeier beschieden sein möge, erfüllen.
Nicht unerwähnt soll sein, daß Tags vorher das Korps „Nor-
mannia“ zu Ehren deT Jubilare, von welchen 5 dem Korps ange¬
hören, eine solenne Festkneipe veranstaltete, wofür demselben auch
hier gebührend gedankt sei.
Auf Wiedersehen, so Gott will, in 10 Jahren! S.
Oberstabsveterinär Hans Büchner-München — 75.Geburtstag*
Unserer Besten Einer hat am 18. November den 75. Geburts¬
tag gefeiert, kaum daß es ihm, kaum uns bewußt ward — so frisch
an Geist und Körper steht er da-, einer deutschen Eiche gleich. Er
hat alles miterlebt, Deutschlands Segen und Ruhm und Macht und
Deutschlands Elend, Not und Pein. Als junger Unterveterinärarzt
nahm er am großen Kriege 1870/71 teil, diente von 1873—1879 als
Veterinärarzt II. Klasse im 4. Chevaulegers-Regiment und 1. Feld¬
artillerie-Regiment, wurde 1877 zum Veterinär I. Klasse befördert
und war von 1880—1887 beim Remontedepot Schleißheim ver¬
wendet. Am 21. Februar 1887 wurde er zur Königlich Bayerischen
Equitations - Anstalt versetzt, deren Kommandeur Herzog Max
Emanuel in Bayern den fleißigen und tüchtigen Mann hoch ge¬
schätzt hat.
Vom 3. Mai 1892 bis 6. September 1899 war er dann Stabs- und
Regimentsveterinär des Königlich Bayerischen 3. Feld-Artillerie-
Regiments „Königin Mutter“ in München, genoß wegen seines
praktischen Könnens und prächtigen Charakters hohes Ansehen
beim Offizierskorps und übte auf den jungen Nachwuchs an Vete¬
rinären einen sehr günstigen Einfluß aus. Die nach 1872 nicht
besser, sondern schlimmer gewordenen Verhältnisse im bayerischen
Militär-Veterinärwesen nahmen ihm wie manch anderem die Freude
an der militärischen Tätigkeit. Er stellte sich an die Spitze jener
Männer, die sich im Jahre 1896 züsammentaten, um energisch, ziel¬
bewußt und allen Gegnern zum Trotz einen Umschwung nicht nur
für Bayern, sondern für das Reich herbeizuführen und erntete Er¬
folg auf Erfolg. 1914 standen wir kurz vor dem Ziele; da trat der
Krieg wieder störend dazwischen. Immer daran interessiert, hat
er sich gefreut, daß das, was er vor 25 Jahren angestrebt hatte,
erreicht wurde — nicht als Errungenschaft durch den Umsturz,
sondern als Frucht, die noch während des Krieges gereift war.
Auch unter den Kämpen für die Maturität als Vorbildung der
deutschen Tierärzte finden wir ihn. Er zählt zu jenen alten Herren,
die uns in allen Standesfragen mit leuchtendem Beispiel vorange¬
gangen sind, die uns in der 30jährigen Epoche des größten wissen¬
schaftlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieges der
Tierärzteschaft Deutschlands das erstritten haben, was die heutige
Generation als heiliges Vermächtnis treu zu hüten hat — durch
Einigkeit und echt kollegialen Zusammenschluß. In den Vereini¬
gungen der bewährten tierärztlichen Standesorganisation, deren
treues Mitglied er immer war und noch ist, erblickte er von jeher
unser Heil. Im Unterstützungsverein für die Hinterbliebenen baye¬
rischer Tierärzte ist er als Vorsitzender des Aufsichtsrates bestellt
und widmet sich dieser hohen Aufgabe seit Jahren mit anerkannter
Liebe und Hingabe. Der Jubilar — kein Freund von vielen Worten
— hat sich allezeit als Mann der Tat bewährt.
1035
Nach seinem freiwilligen Abschied vom Militär 1899 (später
noch zum Oberstabsveterinär befördert und zu den Yeterinär-
offizieren übergeführt) wandte Büchner sich ausschließlich der
praktischen Berufstätigkeit zu und ist bis heute immer einer der
bekanntesten und gesuchtesten Tierärzte Münchens geblieben. —
Arbeit war sein ganzes Leben, Arbeit hat ihn jung erhalten. Sein
Wesen ist durch Schlichtheit, Einfachheit, Wohltätigkeit, Kolle¬
gialität und Edelsinn gekennzeichnet.
SeinlVater war Münchener Universitätsprofessor; seine Lebens¬
gefährtin holte er sich aus einer altangesehenen Münchener Bürgers¬
familie; so gehört auch sein Herz seinem lieben München.
Dem allseits verehrten Jubilar bringen wir zu seinem Ehren¬
tage die herzlichsten Glückwünsche dar und rufen ihm zu: Ad mul-
tos annos in gleicher Frische!
Generaloberveterinär G ö b e 1 Namens des Veterinärkorps.
Distriktstierarzt Hans Geyer f.
Als Opfer, seines Berufes verschied in Geiselhöring im Alter von
44 Jahren an einer Infektionskrankheit Distriktstierarzt Hans
Geyer nach kurzer, schwerer Krankheit.
Dem allgemein beliebten und pflichteifrigen Kollegen bewahren
wir ein treues Andenken. Die Schriftleitung.
Der Erfinder der Fahrradluftschläuche +•
Vor kurzem verstarb in England der bekannte Erfinder der
Luftschläuche für Fahrräder und Wagen im Alter von 81 Jahren.-
Es war dies bekanntlich ein Tierarzt, nämlich John B. Dunlop,
Tierarzt in Dublin.
Hochschulnachrichten.
Belgischer Chauvinismus auf wissenschaftlichem Gebiete. Nach
einer Reutermeldung aus Brüssel hat die deutsche Gesandtschaft
bei der dortigen Königlichen Akademie der Wissenschaften
die Anregung gemacht, es möchte wieder der Austausch lite¬
rarischer und wissenschaftlicher Publikationen Platz greifen,
wie er vor dem Kriege geübt wurde. Der Gesandte legte eine Liste
aller deutschen wissenschaftlichen Körperschaften vor, die diesen
Austausch vornehmen wollen. Die wissenschaftliche Kommission der
Akademie hat es abgelehnt auf dieses Ersuchen einzugehen. Da¬
mit nicht genug, hat sie auch noch beschlossen, ihre Entscheidung
auf dem Zirkularwege allen gelehrten Körperschaften Belgiens und
der übrigen Ententestaaten bekanntzugeben, damit sie sich in gleicher
Weise verhalten.
Dorpat. In der Zeitschrift „Student und Ausland“ gibt Pro¬
fessor Max Va s m e r - Leipzig, früher Professor in Dorpat, einen
Überblick über die Entwicklung der nunmehr estnischen Universi¬
tät Dorpat. Die Zahl der Dozenten ist im Frühjahr 1921 auf 109
gestiegen. Hiervon sind 52 Esten, 40 Deutsche (der neue estnische
Staat hat nur 5 Prozent deutsche Bevölkerung), 7 Finnen, 5 Russen,
2 Schweden, 2 Schweizer und 1 Syrjäne.
Französische Kulturpropaganda. Ein wirksames Mittel der
Kulturpropaganda gedenkt Frankreich sich dadurch zu schaffen,
daß es Sammlungen seiner neuesten wissenschaftlichen Werke den
Hochschulen des ihm befreundeten Auslandes zuschickt und leih¬
weise zur Verfügung stellt. Zunächst sollen Italien, Polen, Ru¬
mänien, Jugoslawien und die Tschechoslowakei derartige Samm¬
lungen unentgeltlich erhalten, da Professoren und Studenten dieser
Staaten mit Rücksicht auf ihre schlechte Valuta den hohen Preis
für französische Bücher nicht aufbringen können.
Von der Universität Straßburg. Im Oktober-Heft einer großen
medizinischen Fachzeitschrift schreibt der Dekan der Straßburger
medizinischen Fakultät einen längeren Aufsatz über die 'Zustände
an der „wiedergewonnenen“ französischen Universität. Der Ar¬
tikel enthält am Ende die bemerkenswerten Worte: „1871 wurde
einem deutschen Professor gesagt: Gehen Sie nach Straßburg, Sie
erhalten dort eine glänzende Stellung. Es wird Ihnen ein leichtes
sein, von da aus nach einiger Zeit nach Heidelberg, München oder
Berlin zu kommen. Die Regierung wird Sie zudem mit Ehren über¬
häufen.“ — Für den französischen Professor aber heißt es heute;
„Wenn Sie nach Straßburg gehen, so tun Sie es auf eigene Gefahr.
Es dürfte zudem schwer sein, von dort wegzukommen, falls Ihnen
Ihr Schritt leid ist.“ — Wenn man mit diesen Worten die Phrasen
vergleicht, mit denen Frankreich seine wiedergewonnene Univer¬
sität vor zwei Jahren einweihte, so kann man sich eines-Lächelns
nicht erwehren. Es ist eben leichter, etwas einzureißen, als es
wieder aufzubauen.
Personalien.
Hufbeschlagsdiule: Der Bezirkstierarzt Oberveterinärrat Johann
Stenger in Würzburg ist auf Ansuchen von der Stelle des Vor¬
standes der Hufbeschlagschule Würzburg unter Anerkennung seiner
Dienstleistung entbunden worden. Die Stelle des Vorstandes der
Hufbeschlagschule Würzburg wurde dem Oberstabsveterinär Karl
Griesmeyer in Würzburg übertragen.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Tierarzt Ernst Laubis
in Remdingen (B.-A. Marktheidenfeld).
Praxisanmeldung : Oberstabsveterinär Dr. Karl Georg Reisen-
eder in München.
Als Assistent eingetreten: Joseph Jagenlauf aus Kiefenholz
(B.-A. Regensburg) beim Bezirkstierarzt von Passau, Dr. Anton
Schmuttermaier beim Distriktstierarzt in Helmstadt.
Als Assistent ausgetreten: Dr. Karl Gutmann beim Bezirks¬
tierarzt von Mühldorf a. I.
Als Praktikant ausgetreten: Tierarzt Franz Kleist beim Be¬
zirkstierarzt in Ebersberg.
Verzogen: Praktischer Tierarzt Karl Loy von Kösching (B.-A.
Ingolstadt) als solcher nach Pfaffenhofen (B.-A. Wertingen).
Gestorben : Distriktstierarzt Johann Geyer in Geiselhöring
(B.-A. Mallersdorf).
1037
Bücherschau.
Tierärztlicher Taschenkalender für 1922. Bearbeitet von Dr. J.
M a y r, o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Uni¬
versität München. XXVI. Jahrgang, Teil 1, 11,111. Preis 20 Mk.
Druck und Verlag von J. Gotteswinter, München. Kom¬
missionsverlag für den Buchhandel: C-1.A.ttenkofersche Sorti¬
mentsbuchhandlung (Inhaber W. Pielsticker) in Straubing.
V-orwort. Der vorliegende 26. Jahrgang hat in allen drei
Teilen Ergänzungen u>nd teilweise Umarbeitungen erfahren. Im
LBändchen (Teil I) wurden beim veterinärpolizei-
lichen Abschnitte die Bekämpfungsmaßnahmen des Rotzes
entsprechend der Ministerialentschließung vom 11. März 1920 ein¬
gefügt. Abschnitt II dieses Bändchens, therapeutische
Maßnahmen, und III daselbst, Tierarzneimittel, sind
najli den neuesten Veröffentlichungen und Erfahrungen, bei denen
ich auch die Erfahrungen in meiüen Kliniken verwertete, ganz er¬
heblich ergänzt und teilweise umgearbeitet worden. Bei der Nen¬
nung der Krankheiten habe ieh dort, wo es mir für den Praktiker
nötig erschien, in Abweichung von der bisherigen Gepflogenheit
dieses Handbüchleins, auch in Kürze klinische Notizen eingestreut,
so z. B. bei den Piroplasmosen- und den Trypanosomenkrankheiten,
bei der Eisenbahnkrankheit usw. Die Maul- und Klauenseuche er¬
fuhr u. a. auch durch die Blutgewinniysg für die Notimpfungen eine
Ergänzung. Die Sterilitätsbekämpfung wurde umgearbeitet, ebenso
das Kapitel über den infektiösen Scheidenkatarrh des Rindes. Neu
eingefügt ist die Behandlung der Saccharomykose der Einhufer.
Einige außer Kurs gekommene Arzneimittel wurden gestrichen, da¬
für aber eine große Anzahl (38) der bewährten neueren Mittel auf¬
genommen. Auch die Bezugsquellen wurden jeweils eingefügt.
Ein neues Abschnittchen bringt jene Arzneimittel, die
eine doppelte Benennung tragen, nämlich den von der Fabrik ge¬
wählten Namen und die der chemischen Zusammensetzung ent¬
sprechende Bezeichnung, was bekanntlich eine praktische Seite
hat, da man teilweise dasselbe Mittel billiger bekommt, wenn es
einfach nach seiner chemischen Bezeichnung bestellt wird. Beim
„Verzeichnis der gebräuchlichsten Tierarzneimittel“ habe ich die
Preise nach der amtlichen Deutschen Arzneitaxe 1921, 2. abgeän¬
derte Ausgabe, sowie nach dem im Juli 1921 noch herausgekom¬
menen Nachtrage hiezu eingetragen. Auch bezüglich der anderen
Medikamente habe ich die neuesten Preisnotierungen eingefügt,
soweit sie mir erhältlich bezw. durch Mitteilung der einschlägigen
Firmen bekannt geworden waren.
Im 2. Bändchen (Teil II) wurde bei den Verordnungen
Veraltetes gestrichen, dafür folgendes neu aufgenommen: die
Veterinäroffiziers-Ergänzungs bestimm ungen,
wie sie in der neuen Militärveterinär-Ordnung erscheinen werden:
die Neuordnung der tierärztlichen Gebühren für Amts¬
und Privatgeschäfte in Bayern nach der Ministerial-Entschließung
vom 6. Mai 1921 und den verschiedenen Entschließungen vom
23. März 1921; die chemischeUntersuchung der Fette
(Digitoninverfahren zum Nachweis von Phytosterin) zur Anlage D,
2. Abschnitt, III, g des Fleischbeschaugesetzes und endlich die
Vorschriften über Krankheitserreger nach der
Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 21. November 1917 mit
der bayerischen Ministerial - Bekanntmachung vom 4. September
1038
1920. Das Kapitelchen Tierzucht etc. (VII.) wurde ergänzt
durch die neuen bayerischen Bekanntmachungen des Landwirt-
bchaftsministeriums über Anstellung und Sitz der Tierzuchtbeamten
vom 20. Januar 1921 und 24. Februar 1921. Das Abschnittchen über
die wichtigste-n pathogenen Mikroorganismen
(VI.) erhielt bei den Pseudorotzformen einige Zusätze, z. B. über
die derzeit beste Methode der Färbung des Saccharomyces farci-
minosus u. a. m:
Das 3. Bändche n (Teil III) wurde bereichert durch Auf¬
nahme des Dozentenstandes der deutschen Hochschulen einschlie߬
lich Wien, ferner durch die Dienstaltersliste der Veterinäroffiziere
des Reichsheeres. Im alphabetischen Kamensverzeichnis der deut¬
schen Tierärzte ist, einem vielfach geäußerten Wunsche ent¬
sprechend, die Einteilung in die drei Hauptberufsgruppen fallen
gelassen worden, so daß jetzt sämtliche Tierärzte in
alphabetischer Reihenfolge eingeordnet sind. Sämt¬
liche Listen des Personalstandes einschließlich des alphabetischen
Ortsverzeichnisses wurden evident gehalten. Für das Namensver¬
zeichnis der deutschen Tierärzte gilt dasselbe, was ich schon im
vorigen Jahrgang leider betonen mußte, daß keinerlei amtliche
Listen zur Verfügung standen, so daß es wohl verständlich sein
dürfte, wenn dieses Verzeichnis trotz der unsagbaren Mühe, die
es verursacht, doch auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben
kann und will.
An die Herren Kollegen stelle ich die Bitte mir mit Anregungen
an die Hand gehen zu wollen, um so die schwere Arbeit, die dieser
kleine Kalender verursacht, doch etwas zu erleichtern und mög¬
lichst fruchtbringend zu gestalten. . L .
Den Herren Ministerialdirektor Dr. A 11 i n g e r, Ministerial¬
rat Dr. Gasteiger, Bezirkstierarzt Dr. B 1 a i m danke ich auch
an dieser Stelle für die mir bei den Abschnitten über das Verord¬
nungswesen und den Personalstand bereitwilligst gewährten Unter¬
stützungen.
Das Personal-Verzeichnis wurde mit dem 1. Oktober abge¬
schlossen.
München, im Oktober 1921. Mayr.
Eingesandt.
Pflege der Wiesen im Spätherbste. Im Spätherbst gibt es auf
den Wiesen mancherlei Arbeiten, durch welche ein wesentlicher
Einfluß auf den Ertrag in Hinsicht aut Menge und Güte des Heues
erfolgen kann. Da ist vor allem die Entfernung der Herbstzeitlose,
deren giftige Eigenschaften nur zp bekannt sind. Die Entfernung
der ziemlich tief steckenden, zwiebelartigen Knollen, welche Arbeit
auch durch Kinder durchgeführt werden kann, ist eines der sichersten
Mittel, die Wiesen von diesem gefährlichen Unkraut zu befreien.
Auch regelmäßige künstliche Bewässerung und reichliche Düngung
tragen zur Abnahme bei. Auch unnütze Sträucher und Steine können
schon im Spätherbst entfernt werden, besonders aber das Moos, das
heuer bei der Futternpt eine große Bedeutung als Einstreumittel
hat. Weitere nützliche Winke in der Folge 40 der Wochenschrift
für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein.
Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Bezugsgebühr für
Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 29. November 1921. Nr. 48.
Inhalt:
Originalartikel: Brixner. — Reuth er (Schluß.) — Referate. — Tierärztliche
Standes- und Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. —
Personalien. — Bücherschau.
Lösung von Gebärmntterverdrehnngen durch
Flankenschnitt.
Von Distrikts- und Grenztierarzt, Ludwig Brixner, Tittmoning.
(Zum Artikel des Herrn F. Bayer. Neu-Ulm, M. T. W. Nr. 36 vom 6. 9. 21.)
Des allgemeinen wissenschaftlichen und praktischen
Interesses halber sei folgender Parallelfall angeführt:
Kuh. Pinzgauer, zum 2. Kalb seit 32 Wochen trächtig,
frißt seit 2 Tagen nicht mehr, zeigt anamnestisch die Er¬
scheinungen auf Torsio uteri. Die sofort vorgenommene
vaginale Untersuchung ergibt 10 cm hinter dem äußeren
Scheideneingang totale Verwachsung der Scheide, ähnlich
einem persistierenden Hymen. Nach Durchtrennung des
letzteren und einstündigem Erweitern dieser eingeengten,
Hbroplastisch-derben Scheidenpartie kann Hand zum ori-
ticium externum Vordringen.
Befund: Keine Anzeichen einer Tragsackverdrehung,
Schleimpfropf festsitzend, Cervix nach vorn und hinten
beweglich, so daß Torsion des Uterus ausgeschlossen er¬
scheint. Da Unruhe- und Drängeerscheinungen fortdauern,
wird Untersuchung durch Mastdarm gemacht und hiebei
die Drehungsstelle erst vor dem Beckenrand der Kuh
festgestellt. Alle Wälzversuche auf der Bergwiese mit er¬
höhtem Hinterteil sind vergeblich.
Nachdem Lageberichtigungsversuche durch Hochziehen
des Hinterteiles mit Flaschenzug mißlungen, wird Laparo¬
tomie gemacht ; der Fruchthälter, welcher Zwillinge in sich
birgt und sehr schwer behebbar ist (Schaukelwirkung der
Zwillinge), wird mittels eines Handtuches, (ähnlich wie der
Wanst bei seiner Exenteration durch die Metzger) in seine
richtige Lage gebracht; Weiterbehandlung ä la blutiger
Überwurf-Operation; Kuh frißt die nächste Mahlzeit und
ist bis heute gesund. 8 Wochen später, d. i. am 2. Februar
1921 erfolgt die Lebendgeburt der Zwillinge.*) Als Fol¬
gerungen wären zu ziehen: 1
1. Tragsackverdrehungen können schon lange vor der
normalen Geburt entstehen, was auch Herr Bayer in seinem
Fall angibt und was ich auch schon in vielen anderen
Fällen erlebte; tritt aber hier eine Berstung der Eihäute
ein, so sind nach meinen Erfahrungen diese Fälle bei der
außerordentlich schnell auftretenden Putrifikation der Föten
sämtliche verloren, da zudem die Gefahr von den Besitzern
nicht erkannt, für gewöhnlichen Abortus gehalten und zu
spät Hilfe erholt wird. — Das Unmögliche einer Lebens-
vettung liegt darin, daß der Gebärmuttermund bei einge¬
tretener Fäulnis der Frucht durch kein Mittel sich mehr
erweitern läßt; cave blutige Erweiterungen: Sofortige Not¬
schlachtung ! •
2. Zur Diagnose „TragsackVerdrehung“ genügt im All¬
gemeinen die Feststellung der Scheideneinschnürung durch
die breiten Mutterbänder. Durch die Untersuchung per .
vaginam kann man aber diese Scheideneinschnürung —
besonders bei unausgetiagenen Früchten — durch Schei-
«Jenuntersuchung nicht feststellen, so ist man noch nicht
berechtigt, Tragsackverdrehung auszuschließen. — Trotz
Fehlens der Scheiden Verschnürung liegt nämlich Tragsack¬
verdrehung vor, wenn
a) bei Scheidenuntersuchung Cervix von hinten nach vom
und von vorn nach hinten unbeweglich ist (Cervix¬
einschnürung), oder
b) bei Mastdarmuntersuchung die Verschnürungsstelle
mehr oder weniger weit hinter dem inneren Mutter¬
mund gefunden wird; daß sich hier die Verdrehung
nicht bis zur Scheide fortpflanzt, dürfte seinen Grund
darin haben, daß sich statt des Tragsackhalses nur
der Tragsackkörper gedreht hat oder daß das Gewicht
des eingeschlossenen Fötus zu gering war, tun die
Faltenbildung bis zur Scheide zu ermöglichen.
3. Liegt Verdacht vor auf Tragsackverdrehung bei noch
nicht ausgetragenen Früchten und läßt sich solche in der
Scheide nicht feststellen, so m u ß auch rektal untersucht
werden. Tritt nämlich Torsion bei noch unausgetragenen
Früchten ein, so liegt die Verdrehungsstelle anscheinend
infolge des noch verhältnismäßig geringen Gewichtes des
Fötus hinter dem Orificium internum und externum und
pflanzt sich daher die Faltenbildung noch nicht bis zum
Muttermund oder gar bis in die Scheide fort, was bei aus-
getragenen Früchten jedesmal der Fall ist.
*) Photographie seinerzeit an geburtshilfliche Station ein-
gesandt.
1041
4. Gelingt die Lageberichtigung der Tragsackverdre¬
hung bei noch nicht ausgetragenen Früchten durch Wälzen,
Hochziehen am Flaschenzug oder Laparotomie, so erfolgt die
Geburt (bezw. der erwartete Abortus) nicht unmittelbar nach
der Berichtigung, sondern erst nach Umfluß der physio¬
logischen Trächtigkeitsdauer und zwar meist als Lebend¬
geburt.
5. Bei ausgetragenen Früchten scheint es Tragsack¬
verdrehungen zu geben, die weder vaginal noch rektal fest¬
stellbar sind, also nicht einmal eine Viertelsdrehung erreichen;
denn wie ließe es sich sonst erklären, daß — bei richtiger
Lage des Fötus und normal weiter Beschaffenheit des
Muttermundes — manche Lageberichtigung und Entwick¬
lung des Kopfes erst möglich wurde, nachdem Muttertier
gewälzt worden war? (eigene Beobachtung).
Die periodische Angenentzttndimg des Pferdes,
unter besonderer Berftcksichtignng der Verhältnisse beim
Bayerischen Stammgestüt Achselschwang. (Schluß.)
Von Gestütsdirektor Dr. Fritz Reuther in Achselschwang.
Hat der Hengst reine, gesunde Augen, dann kann auch
einmal eine augenkranke, aber sonst gute Zuchtstute zur
Zucht verwendet werden. In der Praxis hat man bisher
die Frage bewußt oder unbewußt häufig in solcher Weise
behandelt. Man kann annehmen, daß bei den Nachkommen
erblich disponierter Stuten von gesunden Hengsten nicht
mehr als 20 % von Augenkrankheiten befallen werden
können, aber nicht müssen. In der Regel sind es weniger
als 20 %. Wenn also eine solche Stute von 10 «Fohlen
8 brauchbare liefert und 2 minderwertige, so ist es vom
volkswirtschaftlichen Standpunkt aus richtiger, sie zur
Zucht zu benützen, als einen so erheblichen Ausfall an
Material und Geld auf sich zu nehmen, wie ihm die Aus¬
merzung aller kranken Stuten bedeuten würde, besonders
zu einer Zeit, in der infolge Pferdemangels abnorm hohe
Preise angelegt werden müssen. Als ein ganz interessanter
Fall sei folgendes Beispiel angeführt: Der Züchter S. in
W. hatte eine auf beiden Augen an periodischer Augen¬
entzündung total erblindete Zuchtstute. Ich ließ diese aus
Interesse und des Versuches halber decken. Später wurde
sie auch von Privathengsten besprungen. Die Stute lieferte
6 Fohlen, von denen nur ein Fohlen auf einem Auge er¬
krankte. Für 5 Fohlen wurden hohe Preise erzielt. Sie
sind bis jetzt gesund geblieben, soviel ich in Erfahrung
bringen konnte. Ich persönlich nehme in der ganzen Sache
Tabelle I. Verzeichnis erster Anfälle
der an periodischer Augeijentziindung erkrankten Qestütspferde in Aehselschwang vom Dez. 1898 mit Dez. 1920.
2 • ■
1043
«5
i* H o
T* H »c
00 03 CO
O 00 lO
o
—
*
COHiO
' 1 CO
39
.
—
-
. . .
-
13 Jahre
s
• . V •
.. .. -r-
... -
...
-
vH
_._ 00
xa
. . .
"
11 Jahre
s
• • •
i
. . .
-
. . .
V
. GO
• • vH
vH bß
’-H
J3
. . .
- - -
- -
10 Jahre
’XS
% * %
•
S
_ rC
-
• • •
-
• « •
ft
c
*5
ft.
. . .
• - vH
vH
▼H “
3 Jahre
•es
JB
• • •
• rH •
vH
9
X3
• _ • vH
vH
<m ;s
c
CO • •
CO • 03
CO GO CO
vH
*05
'S
-
. . .
•
14
kt (
c-
5
4
& *.
• • 03
Ol
r- ■
H2 5
P
~ci
Ol • CD
. .
•
8 Jahre
T=3
X2
* • *
•
. Ti
® i
00 CO CO
CD
-
• vH 03
CO
tH ' ß ®
vH D ec
br -c
5a
Ol • lO
tH CO iO
00
ft.
*• • 03
03
^ 3 .2
- hä
_ N bc
' TSS
' P
03 ^
• • r—'
*H • •
•
9
• s
• . .
•
—< 5 c
d> . OJ
rH .00
t'- 03 CD
■ O CO GO
vH VH
03
-
• v •
• • 03
•
§ r?
1— Ol CD
iC O 03
v— < T—<
Ol
03
tH
ft.
03
CO S 0
ö
Ä
■ -sj
X3
vH Ol
tH • -H
t- CD
iC vH iO
O
vH
CD
O
cd
T3
.=3
. . .
*
00 0
vH ' ~
-
-
• ■ • i-H
vH
vH *"
CD ^
• • 03
Ol
CO
vH DO
•=3
J=S
hS “
t - r-H CD |
XhO
Ol T- *
rh ’ jC iO
H »—
>0 GC 1-
▼H
vH
Jahre
T3
JES
( * •
r—i
- ; s
o
03
kO
vH
-
. . —H
V*
00 S ^
. . cD
cd
cö
-C3
T—l , • •
vH vH •
tH
CO
4 Jalire
■ö
JC3
.
• • •
*
Ol 'S Zs
«4—
- - .pH
CD
vH • D SP
CT> r-
Ol
03 t-h 03
03 03 rH
kO 03
—t • hH
vH . CD
\o
ft.
kO , :D 03
OG -
C-.
tH
H> ^ <
03
D Ci
a) Hengstfohlen
eigene Zucht .
angekaufte . .
Remonten . . ’
sS
3Q '
d«;
® - s
3 e c
S £ 2
05 S|
Sa.
d) ältere Pferde
Hengste ... .
Wallache . . .
Zuchtstuten . .
cd
QO
T.Sa.
Zalil der erkra
i) r- -: recht
Stutfohlen
▼. Jsolani
A. Agamemnon XII Nr. 444 9 Fohlen gesund 3 periodisch
1045
e©
fr
|i .
bto
<D
«
.2
*C
©
fr
e©
fr
e
c«
-M
i
S*
H
e©
fr
co
bG
fr
05 SL
CD
fr GM
£\ *
>*< •
®; fc
ti ;
CM
c«
1
ei
co
c«
K
ei)
oo
3
PS
*
fr
d'
ei
t-
Eh 5
fr
E-
OG
W
nö
0
3
X
Ä
CM |
ei
fr
o
•^3
S *
£2 cm
fr
nö.
-m
fr
bß
fr
CO
H3
B
o
0S
1-4
&
CO^
bß -I
OM ÖS
CM OO
£
2 '
©
fr
cm tr
CO O
fr«
0/
p<
ei dfr
J o o
** -d<t-
ö fr\©~
© 1-^
!i !i il
Ife
&
co
0ß
S
1047
Tabelle V.
Erkrankungen an periodischer Augenentzttndung
ausgeschieden nach Jahren.
Jalu*
Im
ganzen
1
Hiervon
in
Stillerhof
1 1
Jahres¬
nieder¬
schlags-
mengen
Bemerkungen
Dez. 1898
2
!
1899
15
1
1900
ii
4
1901
5
—
1902
5
2
* 1903
7
1 !
1904
10
1
1905
4
1 j
Beginn de» WViBegangen in
Still erhol’.
1906
7
2
1907
14
7
Mittel
i
873 nun
1908
18
7
1909
18
8
1910
33
18
Seuchenüailes Auftreten in
Still erhol.
1911
32
7
1912
21
8 i
1913
16
1
7
Neue Trinkwasserleituug in
Hübschenried und Engen
1914
12
H
ried, desgleichen in Wester¬
schondorf und Stillerhof.
1915
11
(>
*
1916
8
2
1917
4
!
1
937 nun
1918
3
2
829
1919
10
1
1052
Nasses Jahr, wiederholtes Vcr
sagen der neuen Wasser
1920
3
832
leitung in W. u. Stillerhof
i
und Benutzung der alten
Leitung.
Se.
)
269
87
|
Liter atur-V erzeichnis:
1. Dr. H. Henseler: „Über die Bedeutung der Mendel’schen
Vererbungslehre für die praktische Tierzucht“. 1918.
2. Dr. Kronaeher: Allgemeine Tierzucht. 1920.
3. Dr. W. Schlampp: Leitfaden der klinischen Untersuchungs¬
methoden des Auges. 1889.
4. Heinrich Jako’b: Tierärztliche Augenheilkunde. 1920.
5. Dr. Wilsdorf: Tierzüchtung. 1912.
6. Dr. Kronaeher: Beitrag zur Erbfehlerforschung in der Tier¬
zucht. 1918.
7. Dr. M o e 11 e r: Lehrbuch der Augenheilkunde für Tierärzte.
1898.
8. Dr. Bernhard: Uber die periodische Augenentzündung der
Pferde. Berl. Tierärztl. Wochenschrift. 1900.
9. E. Ehrensberger: Die Vererbung nicht traumatischer
Augendefekte beim Pferde. 1910. (Inaug.-Dissert. Bern.)
10. G. Götz: Über Vorkommen und Bewertung des ablenkenden
Linsenastigmatismus bei Pferden. 1915. (Inaug.-Dissertation
München.)
11. J. Aug. Herbst: Praktischer Unterricht in der Pferdezucht.
1836. . .
12. G. Graf Lehndorff: Handbuch für Pferdezüchter.
13. B. v. O e 11 i n g e n: Die Zucht des edlen Pferdes. 1907.
14. W ö r z: Pferdezucht. 1863.
15. B o r n und Möller: Handbuch der Pferdekunde. 1884.
16. S oh nie: Hippologische, veterinärmedizinische und bioloische
Beiträge zur Pferdezucht 1907.
17. S c h w a r z e <n e c k e r: Pferdezucht, 1902.
18. Grämlich: Abortivbehandlung der Mondblindheit mit Jod¬
kalium von Dr. Louis Dor-Recueil 30. 3.1901. Zeitschrift für
Veterinärkunde. 1901.
19. Dr. Kitt: Lehrbuch der pathologisch-anatomischen Diagnostik.
1895.
20. G e r 1 a c h: Handbuch der gerichtlichen Tierheilkunde. 1862.
21. Dr. Holdefleiß: Die Beziehungen zwischen Pflanzen und
Tierzüchtüng. 1913.
22. W. Häcker: Uber die Ursachen regelmäßiger und unregel¬
mäßiger Vererbung. 1920.
Referate.
Inlektions- and Iovasionskrankheiten.
Dr. med. W. Baensch, leit. Arzt d. Röntgenabteilung:
„Tebelon“ in der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose.
(Aus d. chirurg. Universitätsklinik zu Halle a. S. — Münch.
Mediz. Wochenschrift, 1920, Nr. 35, S. 1009.)
Die Abhandlung hat von den neuesten Forschungen, die sich
mit der Bedeutung der Partialantigene befassen, die Fette und
zerolipoiden Substanzen des Tuberkelbazillus zum Thema; ihnen
verdankt dieser Erreger seine ungeheure Resistenz gegen schädi¬
gende Einflüsse. Die wissenschaftlichen Bemühungen sind deshalb
darauf gerichtet, Antikörper für diese Lipoide ausfindig zu machen,
um die Bazillenkapsel zu sprengen und tatsächlich ist es nach
mühevollen Versuchen gelungen ira Isobutyleater der Öl¬
säure antigene Eigenschaften zu entdecken* 1 Das Präparat ist
1049
unter dem Schutzuamen „Tebelou“ im Handel. Der Autor behan¬
delte damit eine Anzahl chirurgischer Tuberkulosefälle im Kindes¬
alter, von denen bei 19 exakte Nachuntersuchungen möglich waren;
es handelte sich um Knochen-, Gelenk- und Drüsen-
tuberkulose, sowie um einige Skrofulodermen; von den 19
Erkrankungen kamen 10‘zur Heilung, es schlossen sich nicht nur
die Fistelbildungen, sondern, wie röntgenologisch festgestellt
wurde, war auch Rückgang der Knochenatrophie und Sklerosierung
der kranken Knochenherde eingetreten; 5 Fälle wurden gebessert
und 4 unverändert entlassen. Die Dauer der Behandlung
schwankte zwischen 1% und B Monaten, alle 3 Tage war 1 ccm
Tebelcxn am Gesäß subkutan injiziert worden. Ein unerwünschter
Folgezustand war Ln keinem Falle zu beobachten. Der Verfasser
spricht sich in der Zusammenfassung dahin aus, daß dem Tebelou
keine unbedingt spezifische Heilwirkung inne zu wohnen scheint,
doch konnte die Behandlungsdauer der chirurgischen Tuberkulose
bei Kindern verkürzt werden, allerdings ging die bisher übliche
Therapie nebenher. Me.
Pharmakologie, Pharmacia, Pharmakognosie.
Dr. Rudolf Topol, städt. Bezirkstierarzt in Wien;
Zur Frage des Überganges von Yohimbin in Ziegenmilch.
(Aus d. Institut f. Milchhygiene u. Lebensmittelkunde d.
Tierärztl. Hochschule in Wien. — Zeitschr. f. Fleisch- u.
Milchhygiene, 31. Jahrg., Heft 5.)
Der Autor hat bei den Untersuchungen über das obige Thema
eine Reihe interessanter Beobachtungen gesammelt, die dahin
gehen, daß 1. das im freien Handel käufliche Yohimbin der ver¬
schiedenen Herstellungsweise des Präparates entsprechend im
seiner Wirkung sehr ungleich und bei gleicher Dosierung unzu¬
verlässig ist. Das von der Firma „Güstrow“ in Güstrow i. M.
gelieferte Yohimbin „Spiegel“ verursachte in Dosen von 0,03 ein¬
malig und 0,01 nach Ablauf von 14 Tagen 5 Tage hindurch täglich
dreimal per os verabreicht bei der Ziege keinerlei Störungen des
Allgemeinbefindens; 2. einmalige Gaben von Yohimbin lösten keine
Brunsterscheinungein aus, doch traten diese während der sechs¬
tägigen Yohimbintherapie auf, wobei jedoch T. erwähnt, daß seine
Versuche in die Zeit fielen (November), in der die Ziegen normaler¬
weise brünstig werden; 3. eine merkliche Steigerung der Milch¬
menge ist nicht eingetreten, auch auf .den Fettgehalt der Milch
blieb Yohimbin ohne Wirkung. Auffallend war die Steigerung des
spezifischen Gewichtes, die mit den ersten Yohimbingaben ein¬
setzte und mit dem Aufhören derselben wieder zurückging; 4. nach
oraler Verabreichung von therapeutischen Yohimbin-Dosen konnte
das Präparat in der Milch nicht nach gewiesen werden;
5. im Ziegenharn dagegen fand sich Yohimbin in der 6.—8. Stunde
nach der Verabreichung. Me.
Tierärztliche Standes- nnd Wirtschaftsfragen.
Veterinär-medizinische Fachschaft München.
Die vet.-med. Fachschaft München ersucht um Aufnahme fol¬
genden Artikels:
Die vet.-med. Fachschaft München hat in ihrer letzten Versamm¬
lung die Gründung eines Arbeitsvermittlungsamtes beschlossen.
1050
’r • •. ,, j
Sie bezweckt durch Vermittlung von Praktikanten- und Vertreter¬
stellen den ihr angeliörenden Herren der klinischen Semester Ge¬
legenheit zur praktischen Ausbildung und zu Nebenerwerb zu
verschaffen. Gleichzeitig soll damit den Schwierigkeiten, die für
die Herren Tierärzte bei der Suche nach Vertretern bestehen, ab¬
geholfen werden. Vertretungen sollen auf kürzere und längere Zeit
sowohl während des Semesters als ganz besonders während der
Ferien vermittelt werden. Selbstverständlich kommen nur geeignete
Herren in Betracht.
Anforderungen bittet Unterzeichneter unter Angabe der Bedin¬
gungen an die vet.-med. Fachschaft der Universität München,
Veterinärstraße 6, richten zu wollen.
Die v’et. -nied. Fach schuft München
(gez.) Karl Zimmerer, carnl. med. vet., 1. Vorsitzender.
Folgende Ausführungen dürften von allgemeinem Interesse
sein:
Ein an seinem Wohnsitz als Zeuge und Sachverständiger zuge¬
zogener Bezirkstierarzt hat Anspruch auf Gebühren, wenn sich
seine Vernehmung nicht als Dienstgeschäft darstellt.
ln folgendem bringe ich eine diesbezügliche Entscheidung zur
allgemeinen Kenntnis, da vielfach und zwar gelegentlich der Be¬
kanntgabe des veranlassenden Falles im Verein der Staatstierärzte
Mittelfrankens allgemein die gegenteilige Auffassung vertreten
wurde.
Zur Sachlage:
1. Am t>. Februar 1921 wurde beim Viehbesitzer Th. in K. Ver¬
heimlichung der Maul- und Klauenseuche seit mindestens 4 Tagen
festgestellt und Strafanzeige durch das Bezirksamt veranlaßt.
2. Verhandlung aui 3. Mai 1921 nach Einspruch des Th. gegen
den Strafbefehl. Berechnung der Entschädigung des Bezirkstier-
arztes als Sachverständigen von 8 9 Uhr vormittags mit 4 Stunden
Versäumnis in der Privatpraxis a 7.59 Mk. — 30.00 Mk.
3. RevUionsbeuiistandung: da der Bezirkstierarzt am Wohn¬
sitz an einer Sache, in der er dienstlich tätig war, keine Gebühren
beanspruchen kann.
4. Beschwerde gegen die Beanstandung am 19. Juli 1921 mit
folgender .Begründung: Nach Entschließung des bayerischen Ober¬
landesgerichts in Strafsachen vom 22. Mai 1905 hat ein an seinem
Wohnsitz zugezoge-ner Bezirkstierarzt Gebühren nach § 3 der
Zeugengelnihreijordiuing zu beanspruchen, wenn sich seine Ver¬
nehmung nicht als ein Dionstgeschäft darstellt. Die Verhandlung
gegen Th. in k. betraf eine Sträfliche, die Zuziehung des Bezirks¬
tierarztes als Sach verständiger war kein Dionstgeschäft, weil Tli.
durch seinen nicht gerechtfertigten Einspruch gegen den Straf-
befeh! nachträglich geriehtliclie Verhandlung veranlaßt^.
5. Kntscheidmig des Landesfinanzamtes Nürnberg, Zweigstelle
Ansbach, vom 13. Oktober 1921 wie folgt: Liquidant hat zu be¬
anspruchen insgesamt 18 75 Mk. und zwar
a) die Leistungsgebiihr nach § 3 Z.-G.-O. für die Zeit, innerhalb
welcher er bei Gericht war. also 1 Stunde zu 4.50 Alk.:
■ b) die Versäiimnisgebühr nach SS 2 und 5 Z.-G.-O. für die Zeit,
welche derselbe außerdem durch seine Vernehmung bei Ge¬
richt versäumte und innerhalb welcher er seine Privatpraxis
nicht hat ausüben können, also 3 Stunden ä 3.75 Mk. —
11.25 Mk.
1ÖM
Hierbei ist zu hemorkeii. daß für die Zeit, nach der dir* Lei¬
stungsgebühr sich berechnet, eine Versäumnis gebühr nicht mehr
berechnet werden darf s. Beschluß des O. L.,G. in Strafsachen
vorn 23. Dezember 1913.
Die Zuvielzahlung zu 11.25 Mk. aus 30.00 Mk.‘ 1 8.75 Mk. ist
riick'ersetzen zu lassen.
Besonders/ h e r v o r z u h e b e n ist bei dieser
Entschließ u n g d i e W e r t e i^i schätz u n g d e r t i e r-
ä r z t 1 i c h e n Tätigkeit ä St ü n d e 3.75 Mark, w iih -
x e n dein g e w ö h n 1 i c h e r A r heit e r 4—-8 Mark er¬
hält.
Erlangen, den 9. November 1921.
V o g g, Uberveterinärrat.
Sammlung „Schützehrung“.
(5. Quittung, abgeschlossen am 81. Oktober 1921.)
Tierärztlicher Verein im Herzogtum Braunschweig . 500.— Mk.
Dr. Hubert Sch m i d t-Bryan in Texas U. S. A. . . 300.— „
Dr. Weichel-Straßburg i. Eis. ........ 100.— „
Kreistierarzt Dr. Hansen-lieinfeld . . . . . . . 80.— „
Veterinärrat Schoeneck-Berlin, Brüske-Hinden-
burg. Dr. Moldenhauer-Paderborn, Veterinär¬
rat Harde- Bad bergen, Kreistierarzt Hilschens-
Stallupönen, Kreistierarzt Oster bürg - Berleburg,
Kreistierarzt Dr. L i ngenberg-Düsseldorf, Dr.
Falk-Schlebusch (Köln), Schiel-Jever (Oldbg.),
Strauß- Dortmund, Dr. Rueplte - Perleberg, Dr.
Beh m-G-nöien, Dr. N o 1 te - Erfurt, Veterinärrat
Dr. Fi nken brück - Saarbrücken, Kreistierarzt
Irrgang-Falkenberg (Obsehl.) je 50 Mk. . . . 750.— „
Polizeitierarzt lli 1 d e br an dt - Berlin, Dr. Veit¬
mann - Kaiserswerth, Dr. G a r b e - Breslau, I)r.
ßalke-Dt. Krone, Kr au s e - Belzig, Dr. Laabs-
Berlin, Dr. Basch-Berlin, Ne um a n n- Wismar,
Dr. Ganze r- Cottbus je 30 Mk. ....... 450.— „
51. Schulz- Fürstenwerder, Dr. S c h ii t t - Kedetin,
Stabsveterinär a. D. Dr. A n d ree - Friedeberg,
Ab r om e i t-Pobethen, Dr. Langncr-Dt. Lissa
je 25 Mk. 125.— „
Dr. K1 i e m -Frauendorf (Stettin), Staatstierarzt Dr.
Januschke-Troppau, Gen. Ob.-Vet. a. D. Hein-
rieh-Ludwigsburg. Oberstabsveterinär Besch or-
ner-Schwedt, Baß-Görlitz, A. Meier - Berlin,
J. Schulz- Frankfurt a. M., Kienitz- Oberschön¬
weide, B an n asc h - Penzig (Oberlausitz), Traut-
•m a n n - Lauscha je 20 Mk. 200.— „
Oberstabsveterinär Kind-Oassei . 19 20 ^
Schlachthofdirektor K o h 1 - Sommerfe ld. . 10.— ,,
Summa: 2534.20 Mk.
Dazu 1. bis 4. Quittung . 17190.65 „
zusammen: 19724.85 Mk.
in der 4. Quittung ist zu berichtigen, daß die von Herrn Dr.
Junack-Berlin überwiesenen 130 Mk. teilweise (100 Mk.) von der
Schlacht- und Viehhofzeitung gespendet sind.
10&2
Weitere Beiträge werdeu erbeten an das Konto ,8chütli¬
eh rung“ Deutsche Batik-Berlin, Zweigstelle L, Chausseestraße 11;
Postscheckkonto Berlin Nr. 1012.
Prof. Dr. Neumann -Berlin.
Verschiedenes.
Zum 70. Geburtstag Andreas Schneidens.
Oberveterinärrat Andreas Schneider, städt. Bezirksobertier¬
arzt a. D. in München feierte am 17. November seinen 70. Geburts¬
tag. Geboren wurde der Jubilar zu Burgau; nach Besuch des Gym¬
nasiums zu Dillingen widmete er sich dem Studium der Tierheilkunde
an der damaligen Zentraltierarzneischule zu München, woselbst er,
nachdem er schon vorher bei der Durchführung der Maßregeln gegen
die Weiterverbreitung des dortmals im Amtsbezirke Tölz stark auf-
getretenen Milzbrandes praktische Verwendung gefunden hatte, im
Jahre 1876 die Approbation erlangte.
Er widmete sich sodann der Privatpraxis in Rülzheim und über¬
nahm im Jahre 1878 die Distriktstierarztstelle in Otterberg, wo er
durch sein berufliches Können, seinen Fleiß und seine gewinnende
Art des Umganges die allgemeine Beliebtheit der Bevölkerung aufs
Nachhaltigste zu erringen verstand. Nach bestandenem Staatskonkurs
wurde er im April 1880 als städtischer Tierarzt an den Schlacht-
und Viehhof zu München berufen und übernahm' im Jahre 1893.
durch die vorausgegangene praktische und Schlachtholtätigkeit hie¬
zu aufs beste vorbereitet, die Stelle des Tierarztes für das Stadt¬
gebiet. Nach dem Abgang des vormaligen, hervorragend tüchtigen
Bezirks- und Obertierarztes G. Drechsler übertrug ihm der Stadt¬
magistrat München im Jahre 1900 die Stelle des städtischen Bezirks¬
und Obertierarztes, wo er eine außerordentlich vielseitige und er¬
sprießliche Tätigkeit entfaltete. Neben der Leitung des veterinär¬
polizeilichen Dienstes im Stadtgebiete oblag ihm auch die Überwa¬
chung des Verkehrs mit tierischen Nahrungs- und Genußmitteln;
seiner Mitwirkung auf diesem letztgenannten so außerordentlich
wichtigen Gebiete ist es zu verdanken, daß die Landeshauptstadt
seit Jahren über ein trefflich geschultes Kontroll-Personal und seit
dem Jahre 1907 über eine amtliche Milchuntersuchungsstelle verfügt,
deren Leitung er bis zu seiner Ruhestandsversetzung in Händen
hatte. Daß die Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genu߬
mittel zu München einen Sachverständigen auf dem Gebiete des
Verkehrs mit tierischen Nahrungsmitteln wie Schneider zu ge¬
winnen suchte, indem sie seine Aufstellung als ständigen Berater
der Anstalt durch das Ministerium des Innern veranlagte, ist ebenso
verständlich als die für den gesamten Stand erfreuliche Tatsache,
daß Schneider’s Gutachten bei den Gerichten Münchens und da¬
rüber hinaus allgemeines Ansehen genossen. Die Wertschätzung
dieser besonderen Leistungen kommt auch darin zum Ausdruck, daß
er wiederholt als Vortragender zu den vom Staatsministerium des
Innern veranstalteten tierärztlichen Fortbildungskursen beigezogen
wurde. Von Seite der Krone wurden seine vielfachen Verdienste
anerkannt 1911 durch die Verleihung des Verdienstordens vom HL
Michael 4. Kl., 1916 durch das König Ludwigs-Kreuz und 1917 durch
die Verleihung des Titels und Ranges eines Veterinärrates, welch
letztere Auszeichnung Schneider, der von jeher frei von aller
Ruhmsucht war, um so mehr sich freuen durfte, als er der erste
1058
städtische Tierarzt in Bayern war, dem der Titel und Bang eines
Veterinärrates zu teil wurde.
Nach einer 40jährigen Tätigkeit im Dienste der Stadtgejneinde
München, in der er sich als überaus pflichttreuer, kenntnisreicher
und verlässiger Beamter aufs Beste bewährt und sich die Wert¬
schätzung nicht nur seiner Vorgesetzten Behörde, sondern auch
seiner Mitarbeiter und des Publikums in reichem Malle erworben
hat, trat A. Schneider unter Anerkennung seinerlangen und treu
geleisteten ersprießlichen Dienste vor Kurzem in den Ruhestand.
Möge dem Jubilar, der sich beneidenswerter körperlicher und geistiger
Frische erfreut, noch viele Jahre ein glücklicher, schöner Lebens¬
abend beschieden sein!
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom
16. mit 31. Oktober 1921.
Htgieraflfa-
bfiirli
Vem
tungsb
Verseuchte
Gefall.
Tiere
Notgesch.
Tiere
ral-
ezirke
Gemeinden
Gehöfte**)
m’S
21
0 v
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorbericbts-
zeit*)
Abnahme —
Zunahme +
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorberiebts-
zeit*)
Abnahme —
Zunahme-|~
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorberichts¬
zeit*)
Abnahme —
Zunahme +
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
CD (/.
oi
£
Oberbayern
20
j
b 2
82
+ 27
.
571
+192
'
1
i
8
20
Niederbayern
9
- 1
15
+ 3
65
+ 46
4
2
2
2
Pfalz
13
- 5
32
+ 5
191
— 9
—
266
—
Oberpfalz
11
-
b 1
19
+ 6
73
+ 19
6
5
—
1
Oberfranken
4
-
b 2
4
+ 1
7
+ 2
—
‘ -
—
—
Mittelfranken
6
-
b 3
7
4- 2
9
+ 4
—
—
—
—
Unterfranken
2
•
4
+ 1
10
+ 3
—
—
—
—
Schwaben
19
+ 3
205
+ 56
1728
+784
1
6
15
29
Gesamtsumme
84
H
- 17
3
00
+101
2654
+1041
12
14
291
52
15. Okt. 1921
67
+ 15
267
+ 93
1613
+724
4
20
17
23
30. Sept. „
52
+ U
174
+ 58
889
+462
2
4
13
28
15. Sept. „
41
-
- 11
116
■4“ 6
427
4” 53
4
12
2
5
31. Aug. „
52
—
- 6
110
— 22
374
— 91
i
11
7
16
15. Aug. „
58
—
- 9
132
— 5
465
+ 34
i
2
5
7
31. Juli „
67
-
- 6
137
— 9
431
+ 66
9
23
12 ‘
2
15. Juli „
73
4" 8
146
+ 17
365
+ 48
3|
15,
5
8
30. Juni „
65
+ 6
129
+ 18
317
1
- 25
Q .
18
86
108
■ i • i ■ ■ «
*) Vom 1. mit 15. Oktober 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
Inlektions- und Inlaslonskrankhelton.
Eine deutsche Expedition zur Bekämpfung der Schlafkrankheit.
Eine wissenschaftliche Expedition unter Führung von Professor
Kleine begibt sich, wie in der „Deutschen Medizin. Wochen¬
schrift“ mitgeteilt wird, dieser Tage nach Afrika, um dort neue
Mittel gegen Trypanosomenkrankheiten bei Mensch und Tier zu
erproben- Prof. K 1 e i n e hat -.Robert Koch als Assistent
seinen Expeditionen zum Studium dos Kiistenfiobers'und der Schlaf-,
krank heit begleitet und war seitdem' Leiter der Srhlafkrankhejts-
bekÜJiipfu'ng in Deutsch Ostafrika bis zürn Kriege. Ihm gelang e*s
zum ersteninalo. ;die Schlafkrankheit experimentell durch den-na¬
türlichem Zwischenwirt, die Glossina, auf Affen zu übertragen und
die Entwicklung des Erregers in der Fliege klarzulegen. An der
neuen Expedition, die von der deutschen Industrie ausgerüstet;
wird* nimmt auch Medizinalrat F i s c h e r teil, der seit 1907 Mit¬
glied rler Schlafkrankheitsbekäuipfung in Deutscb-Ostafrika war;
Das nächste Ziel der Reise ist Nord-Rhodesia. . Durch das Ent-,
gegenkommon der britischen Regierung wird den, deutschen Gef.
lehrten das Arbeiten in den englischen Kolonien ermöglicht.
Instituts-, Versammlnngs- und Anstaltsberichte.
Bayerischer Landesfischereivereui.
Die zahlreich besuchte (Generalversammlung nahm zunächst den
Jahresbericht über das Jahr 1920 entgegen. Hiernach zählt der Verein
an J4 000 Mitglieder. Der Beschaffung und Vermittlung von Besetz¬
material für Seen und Flüsse wandte der Verein sein Hauptaugen¬
merk zu. Im August 1920 bildete sich ein Verband Bayerischer
Berufsfischer mit rund 400 Mitgliedern. Die Aufhebung der Zwangs¬
wirtschaft von Fleisch hat preissenkend auf den Fischmarkt gewirkt.
Im schreienden Mißverhältnis zu dem um das Fünf- bis Achtfache
gestiegenen Fleischpreisen stehen aber die Netz- und Gerätepreise,
die zum Teil das Zwanzigfaelie des Friedenspreises betragen. In den
diesjährigen Winterungen waren allgemein große Verluste zu ver¬
zeichnen, als deren Anlaß die außergewöhnlich warme Witterung
im Januar angesehen wird. Die Forellenzucht hat nach wie vor unter
dem großen Mangel und den hohen Preisen geeigneter Futtermittel
zu leiden. Flußkorrektionen und Bachregulierungen sowie der Fisch¬
frevel üben schädlichen Einfluß auf die Fischzucht aus, ferner aus
dem Tierreiche der Reiher, der keineswegs im Abnehmen begriffen
ist, und die Bisamratte. Landesökonomierat Büttner berichtete
über den Betrieb der Fischzuchtanstalt in Starnberg. Professor Kor ff
der Landesanstalt für Pflanzenschutz hält auf Grund statistischer
Erhebungen den Schaden der Bisamratte an der Fischerei größer
als an der Landwirtschaft. Ein Redner teilte mit, daß der Fuchs
ein Feind der Bisamratte sei. Die Erfolge in der Oberpfalz, die
Bisamratte mit Gift und Bakterien zu vertilgen, seien günstig. Die
Fischzucht in der Pfalz hat, wie ein Mitglied des pfälzischen Kreis¬
fischereivereins berichtet, durch die Okkupation, aber auch durch
einheimischen Fischfrevel sehr gelitten. Die Vorstandschaft mit dein
Präsidenten Grafen von Moy an der Spitze, wurde sodann einstimmig
wiedergewählt. Die Vereinsmedaille wurde verliehe^ den Herren
Wagner (Passau), Potschacher (Grainet), Krauß (Ansbach), Sehrögl
(Neunburg v. W.), dem württembergischen Fischereisachverständigen
Dr. Braun, der auch die Versammlung namens der württembergischen
Land Wirtschaftskammer begrüßte, und sämtlichen bayerischen Ki eis¬
fischereisachverständigen. Zum Schluß hielt der erste Präsident des
Deutschen Fischereivereins. Oberregierungsrat Dr. Maier, einen
Vortrag über die Lage des deutschen Setzfischmarktes, in dem er
die tief einschneidenden Lieferungen an den Feindbund, dann die
Frage der Fischausfuhr, der Frachtermäßigung, der Futttermittel-
beschaffüng usw. darlegte. .
1055
I
Hochschulnachrichten.
Giessen. Die Gesellschaft schweizerischer Tierärzte ernannte
den Geheimen Medizinalrat Prof. Pr. Martin; Direktor des vete¬
rinär-anatomischen Institutes der Universität Giessen zum Ehren¬
mitglied.
Personalien.
Kreismedizinalaussdiüsse : An Stelle des zum Oberregierungsrat
bei der Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, beför¬
derten Bezirkstierarztes, Oberveterinärrat Karl Buhmann, wird
der Bezirkstierarzt August Sa Hin ger in Laryishut vom 1. Dezem¬
ber 1921 als Mitglied des Kreismedizinalansschusses von Niederbayern
ernannt.
Gewählt: Distriktstierarzt Vogel in Schnaitsee zum Distrikts¬
tierarzt in Haag (R.-A. Wasserburg).
Verzogen: Distriktstierarzt Dr. August Fischer in Otterberg
nach Alsenz.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Dr. Adalbert Uffinger
aus München in Rottenburg (B.-A. Rottenburg).
Privatpraxis angemeldet: Oberveterinär beim Wehrkreiskom¬
mando 7, Dr. Georg Gackstatter in München.
Als Praktikant eingetreten: Tierarzt Karl Meise aus Regens*
bürg beim Bezirkstierarzt in Stadtamhof.
Bttcherschan.
Deutscher Veterinär-Kalender für 1922 und 1923. 30. Jahrgang,
herausgegeben in 2 Teilen von Prof. Dr. R. Schmal tz, Geh.
Regierungsrat. Berlin 1921. Verlagsbuchhandlung von Rieh.
Sehoetz, Wilhehnstr. 10.
Dieses beliebte Taschenbuch ist dem schon bei der letzten Aus¬
gabe aufgestellten Plane gemäß nun nach zwei Jahren wieder er¬
schienen. Dadurch, also im Überspringen eines Jahres, soll Material
gespart und der Preis niedrig gehalten werden, da die Ausgabe sich
ja für das Jahr halbiert. Bei dem beigegebenen soliden Einbande
läßt sich dieses Verhalten wohl rechtfertigen, da auch noch im
2. Jahr der Kalender die Benützung ausiialten dürfte. Die Tages-
notizbücher werden alljährlich erscheinen und es ist geplant, den¬
selben wichtige Neuerungen, etwa in Form von Deckblättern, bei¬
zugeben, ein Gedanke, der gar nicht übel ist. Die Einlagehefte der
einzelnen Bundesstaaten bezw. Länder sind jetzt nicht mehr ohne
weiteres eingefugt, sodaß die Veterinärpolizei hinsichtlich der Er¬
gänzungsbestimmungen zum deutschen Viehseuchengesetze nur durch
die Ausführurigsvorschrit'ten des Bundesrates mit der hineingearbei¬
teten preußischen viehseuchenpolizeiliehen Anordnung vertreten
sind. Die Einlagehefte für Bayern, -Baden, Sachsen und Württem¬
berg sind aber bei der Verlagsbuchhandlung vorrätig und können
also von dort bezogen werden. Der erste Teil (im dauerhaften Ein¬
bande) bringt außer der Veterinärpolizei noch die Gewährleistung
im Viehhandel, dann die Fleischbeschau, weiterhin das Gesetz be¬
treffend die Beseitigung von Tierkadaveni vom 17. Juni 1911 und
endlich den Abschnitt über Therapie und Arzneimittel; dem letzteren
sind noch mehrere Tabellen, wie Löslichkeits-, Maß- und Gewichts¬
tabellen, Thermometergrade, Körpertemperatur, Brunst- und Träch¬
tigkeitszeiten, Schlachtgewichte und Zahnaltersbestimmungen usw.
beigegeben. In diesem ersten Teile haben die Kapitel über Vete-
rinärpolizei und Fleischbeschau Verbesserungen erfahren. Der Ab¬
schnitt: Übersicht über die Behandlung der wichtigsten Krank¬
heiten, der früher von dem verstorbenen Dr. Arndt herausgegeben
worden war, ist von Prof. Dr. Neumann in dankenswerter Weise
neu bearbeitet worden. Das Verzeichnis der Arzneimittel wurde
durch 17 Neuaufnahmen bereichert. — Im II. Hauptteil des Kalenders
sind bearbeitet die Abschnitte: Gebührenwesen, sodann: Keiehsver-
fassung, Verwaltung, amtliche Standesvertretungen, weiterhin: Ge¬
setze und Bestimmungen, die auf den tierärztlichen Stand bezug
haben, und endlich : wissenschaftliche Beiträge, die von einer größeren
Anzahl von angesehenen Gelehrten verfaßt sind. Dieser zweite Teil
hat gegen früher eine nicht unbeträchtliche Kürzung erfahren.
Diesen Kürzungen gegenüber sind die Fleischbeschaugebühren hier
neu aufgenommen worden. Das früher dem Kalender beigegebenc
Personalverzeichnis (bisher 3. Teil des Kalenders) ist
nicht mehr mit dem Kalender erschienen. Es ist beab¬
sichtigt, dasselbe als tierärztliches Adreßbuch besonders herauszu¬
geben, sobald die politischen Verhältnisse (Festsetzung der neudeut¬
schen;. Grenzen etc.) es gestatten. Dieses Adreßbuch soll übrigens
dann auch in einem besonderen Abschnitte die deutschen Tierärzte
außerhalb Deutschlands umfassen. — Mit diesem Kalender haben
sich der Herausgeber und der Verlag wieder bemerkenswerte Ver¬
dienste erworben. Er ist von jeher und auch wieder in der vor¬
liegenden Form ein treuer Begleiter des praktischen und amtlichen
Tierarztes. Sehr zu begrüßen ist auch wieder an dem Kalender
das gute Papier und der klare, wenn auch kleine Druck. Der Preis
ist auf 32 Mk.
im Buchhandel festgesetzt
Erfolge des Kollegen
„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu
der Überzeugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum cps. „E.Bark“ ä8.— jK, erste Probefl. 5.— Jä, dem
Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16
Lager für Schlesien bei Dr. Masur, Schlawa.
ist bei Gallen, Exostosen, Distor-
// sionen, Sehnen-, Sehnenscheiden-
JkJ entzündg., Pflcgmone, Ekzemen
Jb» „das Mittel“.
V \ '{'V., Zollspesen zu meinen Lasten.
( d ) Chem. Laboratorium
J. Schürholz,
*\ Köln a. Rh. 72
sucht Stelle^ als Vertreter oder Assistent womöglich auf
länger. Allgäu bevorzugt. Zuschriften unter H. 12 an die SchritT-
leitung dieses Blattes.
ln Ampullen und Tabletten
Ortglnalkorton Orlglnolröhre
\*u 5 Ampullen zur xu 20Tabletten
symptomatischen
Behandlung der
nervösen
Hundestaupe
Chem:PharmazeutischeWerKe Bad Homburg AsG.
PhymaHn
zur frk derTuberkulose
Augenprobe
■
r AnNphymatol
zurSchutz-u.Heilimpfung
gegen
Rindertubenkulose.
HumannuTeisler
Dohna Sa.
IM
HumannuTeisler
Dohna Sa.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
Für die Hundepraxis empfehlen wir:
Bajuvarintabletten 1,0 in Packungen zu 15 Stück.
Calomeltabletten 0,2 g.
Nährsalztabletten in Packungen zu 10 Stück.
Salicyltannarabintabletten 1,0 g 1 in Schachteln
Salicyltannarabin c. Argento 1 g /mit 15Tabletten
Augensalben
Augenwässer .
Bandwurmkapseln Beugen
f. große Hunde 7 l Dosierung
„ kleine „ V*
'U
m y* yy > v
in Schachteln mit 10 Kapseln
Blausäurelösung 10 >
zum Vergiften von Hunden
in Ampullen mit 5 u. 10 ccm
Carboxolkapseln
in Schachteln mit 10 Stück,
geg. Magen- u. Darmkatarrh
für kleine Hunde 1 u. 2 g
* gi'oße „ 3 g
Kanivermol
gegen Ascariden der Hunde
f. kleine Hunde V 2 Dosierung
n große „ l /i *
in Schachteln m. 10 Kapseln
Lebertranemulsion
mit Phosphorsalzen
Plasmarsin „B‘‘ in Ampull,
für große Hunde 5 ccm
„ kleine „ 3 ccm
Räudeliniment Bengen I
Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment
nach Tierarzt Steffen
Staupepillen in Schachteln
Staupetropfen in Flaschen
Staupeserum zu je 10 und
20 ccm
Trypanblaulösung l°/o
gegen Staupe in Ampullen
5 und 10 ccm
Bajuvarinseifen
gegen chronische Ekzeme
Hundewaschseife
nach Dahlgrün
Parasitenseife
1 Stück ca. 100,0
1 Riegel ca. 500,0
Räude- und Parasiten¬
creme in Kruken je 100,0
Atropin 0,005 ) , . 5
Morphium 0,1) sol " occn '
zur Narkose der Hunde
Yohimbin-Veratrin-
Lösung für Hunde
Herstellung sämtlicher
Arzneimittel für Hunde
in genauester Dosierung
und in abgabefertiger Form
nach eigenen Rezepten, so¬
wie Rezeptaufstellung
B. & 0.
Bengen & Co., yjjs STSSS Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel. : Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengeneo.
(frfihar: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschritt ttir TlorhoUknnde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
* Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 6. Dezember 1921. Nr. 49.
Inhalt:
Originalartikel: Wie her a. — Referate. — Tierärztliche Standes- und Wirtschafts¬
fragen. — Verschiedenes. — Personalien. — Eingesandt.
Panarltium (Paronychia) entan. et ossenm beim Schaf.
Von Albert Wich er a, Distriktstierarzt in Postau.
Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, eine ganze Schaf¬
herde wegen Moderhinke zu behandeln. Die Tiere lahmten
nach Aussage des Besitzers schon seit Jahren, waren öfters
in längeren Intervallen empirisch behandelt worden, das
Hinken besserte sich aber trotzdem nicht. Deshalb über¬
nahm ich selbst die Behandlung und bei dieser Gelegenheit
zeigte sich mir folgender Fall, der es mir klar machte,
warum das Leiden von den meisten Autoren mit Panaritium
verquickt wird:
Ein Jährling, Württemberger Bastard, stark abgemagert
und mit sehr minderwertiger Wolle bekleidet, lahmte schon
seit einigen Monaten auf dem linken Hinterfuß so, daß er
denselben nur selten belastete. Er wurde zur Behandlung
gebracht mit der Bemerkung, daß ihm der Eiter schon an
der Krone herauslaufe. Außerdem lahmte das Tier noch auf
dem rechten Vorderfuß.
Die Freßlust, war bei 39,5 0 Temperatur nur gering. An
beiden leidenden Füßen war die Spitze je einer Klaue von
Horn entblößt und die Klauenlederhaut ragte blutig rot her¬
vor. Am linken Hinterfuß aber, dessen äußere Klaue unge¬
wöhnlich verdickt war, erschien die Spitze völlig abgerundet
und neben eiteriger Zwischenklauenhautentzündung zeigte
sich, noch Schwellung der Haut der Krone und des ganzen
äußeren Fessels bis über das Fesselgelenk. Am Zehenteil
der Krone waren an einer etwa erbsengroßen Stelle die
Haare ausgefallen, die Haut blaurot verfärbt und aus einem
Loch floß zäher, gelber Eiter ab.
Die lädierten Klauenspitzen wurden nach Entfernung
des losen Hornes mit Dermatol unter Verband behandelt
mit dem Erfolg, daß sich nach 4 Verbänden innerhalb 12
1060
Tagen die Klauen spitze v. r. leicht überhornt hatte und nach
6 Verbänden dasselbe auch b. 1. eintrat. Die phlegmonöse
Schwellung h. 1. blieb ohne Behandlung. Trotz der Heilung
der Klauenspitze ließ aber an diesem Fuß die Lahmheit nicht
nach, und die Eiterung oberhalb der Klaue sistierte night.
Da eine weitere Behandlung des minderwertigen Tieres sich
nicht verlohnte, entschloß ich mich, dasselbe schlachten zu
lassen, die Klauen des Tieres aber überbrachte ich zwecks
mikroskopischer Untersuchung der Veterinärpolizeilichen
Anstalt Schleißheim.
Der allgemeine Zerlegungsbefund ergab völlig normale
Beschaffenheit der Organe. Nur die Lungen zeigten am
unteren Ende der Hauptlappen unscharfe Bänder und bis
zu zwei Fingerbreite bei saftiger Durchtränkung und fester
Konsistenz das Bild der verminösen Pneumonie. Im übrigen
aber war die Lunge in Größe, Konsistenz und Farbe normal,
abgesehen von den wenigen rosenroten Flecken mit unregel¬
mäßigen Bändern infolge ungleichmäßiger Blutverteilung.
Die äußere Hornwand sämtlicher Klauen war mit zahl¬
reichen, parallel der Krone verlaufenden Bingen versehen,
welche auf nutritive Störungen im Hornwachstum hin¬
deuteten. Die Zwischenklauenhaut der vorbehandelten, vor¬
deren Klaue war gelblich gefärbt mit Binnen, in welchen
Schmutz und Fremdkörper eingelagert waren, und noch be¬
legt mit einem wässerigen Exsudat. Das Ballenhorn war
zerklüftet, in geringer Ausdehnung getrennt von der Leder¬
haut, dazwischen eingelagert mazeriertes Horn. Auf dem
Querschnitt schien der Prozeß nicht besonders in die Tiefe
zu gehen. Am linken Hinterfuß war neben den oben er¬
wähnten äußeren Erscheinungen die Zwischenklauenhaut
schuppig und trocken, die Entzündung derselben also unter
Desquamation abgeheilt. Nach der vertikalen Durchtren¬
nung der b.eiden Fesselbeine zeigte sich das Gewebe um die
Klauenbeinbeugesehne der kranken Klaue um ein Viel¬
faches verdickt gegenüber dem der gesunden Seite. Die
kranke Klaue selbst war an der Spitze vollständig abge¬
rundet, jedoch war dieselbe mit einer festen Hornschichte
überzogen. Nach dem Durchsägen der Klaue erschien an
Stelle des Klauenbeines ein dreieckiges Feld von gelb¬
brauner Farbe, das ganze Knochengerüst war schmierig er¬
weicht, vollkommen untergegangen, nur mehr einzelne,
festere Knochenspangen enthaltend. Dieses Feld lag ein¬
gebettet in die einige Millimeter starke, blaugrün verfärbte,
äußere Schichte des Knochens, die so gleichsam die Toten¬
lade des nekrotischen Knochengewebes bildete. >~An der
1061
Zehenwand war auch diese Schichte schon fast eingeschmol¬
zen, stellte nur mehr eine häutige Masse dar, die in der
Mitte fistulös durchbohrt war. Die Fistel bildete die Ver¬
bindung mit den über der Klaue befindlichen Veränderungen.
Die Spitze des Klauenbeines aber war abgerundet. Das Kron-
bein, Strahlbein und subkutane Bindegewebe des Ballens
zeigte keine weiteren, makroskopischen Veränderungen.
Der mikroskopische Befund, der an der Veterinärpolizei¬
lichen Anstalt festgestellt wurde, war folgender: Der Aus¬
strich der nekrotisierten Klauenbeinmasäe zeigte mit Me¬
thylenblau gefärbt tiefblaue, amorphe Gewebsfetzen, zahl¬
reiche, untergegangene Leukozyten, in und neben diesen
eine Anzahl von Kugelbakterien zu zweien (Diplokokken)
oder in Ketten gelagert (Streptokokken), vielfach auch ohne
jede bestimmte Lagerung und ohne Verband. Dazwischen
verstreut lagen lange, gerade und abgebogene Strichbakte-
i-ien, Nekrosebazillen. Nach der Gramschen Färbung er¬
schienen noch andere, kleinere, gleichmäßig blau und satt
gefärbte Stäbchenbakterien (Bac. pyogenes), während die
Gram-negativen Nekrosebazillen als lange Fäden sich rosa
abzeichneten. Es ist demnach eine Mischinfektion von Diplo¬
kokken, kurzen Streptokokken, Pyogenes- und Nekrose¬
bazillen.
. Die völlig abgerundete Klauenspitze läßt den Schluß zu,
daß das Tier bei der früheren, empirischen Behandlung an
der Spitze des Klauenbeines verletzt wurde. Durch diese
tiefe Verletzung hatte sich an die Moderhinke das Knochen -
panaritium mit Phlegmone und Fistelbildung angeschlossen.
Bei allen übrigen Tieren, wie auch bei diesem Jährling
an den anderen Klauen beobachtete ich nur Nässen des
Spaltes, Loslösung des Hornes von der Lederhaut und eite¬
rige Unterminierung der Hornwand und -sohle. Dieser letz¬
tere Zustand ist auch in der „Zeitschrift f. Infektionskrank¬
heiten, parasitäre Krankheiten und Hygiene der Haustiere“
im 21. Band, 3. Heft, pag. 201, als enzootisches Panaritium
bei Schafen beschrieben, welcher Bezeichnung ich aber nicht
beipflichten kann, da das Panaritium wesentliche Verschie¬
denheiten von der letzteren Erkrankung bezüglich seines
Sitzes, Verlaufes und seiner Heilbarkeit auf weist. Als Pana¬
ritium pflegt man eine akute, schnell zur Eiterung führende,
regelmäßig mit Nekrose verbundene Entzündung zu be¬
zeichnen, deren Ausgangspunkt stets eine Wundinfektion
mit nachfolgender Phlegmone bildet. Es hat seinen Sitz
oberhalb der Klauen in der Krone und der benachbarten
äußeren Haut derselben, führt zu Perforationen der Haut
1062
mit Ausfluß eines dickflüssigen, gelben Eiters und weist als
Begleiterscheinungen überaus große Schmerzhaftigkeit,
starke Schwellung, Fieber und Appetitlosigkeit auf. Auch
ist es sehr schwer, unter Umstanden nur durch Exartiku¬
lation heilbar, wenn die Veränderungen bis auf die Knochen
und Gelenke eingedrungen sind.
Anders ist es bei der Moderhinke. Bei dieser
konnte ich nur Nekrose der Huf lederhaut beobachten, die
sich nicht nach oben in das Unterhautzellgewebe fortsetzte.
Auch wurden die schweren Begleiterscheinungen nicht wahr¬
genommen und die Heilung der Herde geht, soweit meine
bisherige Erfahrung reicht, wenn auch mit vielen ^Rezidiven,
doch glatt von statten.
Die Erscheinungen und der günstige Verlauf berech¬
tigen uns also, entgegen der meist vertretenen Anschauung
die Moderhinke scharf von dem Panaritium zu trennen.
Referate.
Iatoktlons- nd Inlaslonskrankheltea.
Dr. Hans Kopf -Marienbad: Uber Maul- u. Klauen¬
seuche beim Menschen. (Münch. Med. Wochenschrift, 1920,
Nr. 36, S. 1043.)
Während des Krieges fand sich in einem österreichischen Feld¬
spital in Rumänien ein zirka 30 Jahre alter Trainsoldat ein und»
klagte über Schmerzen im Mund, Speicheln und Nasenausfluß. An¬
amnestisch wurde festgestellt, daß derselbe mehrere Tage mit
seinem Fuhrwerk unterwegs war und in einem Rinderstalle ge¬
nächtigt hatte. Bei der Untersuchung fand K. geschwollene, auf¬
gesprungene Lippen, an dpr Innenfläche am Zahnfleisch, Gaumen
und auf der Wangenschleimhaut waren .soorähnliche Plaques sicht¬
bar, ähnliche Geschwüre, aber mehr krustig, auch auf der Nasen¬
schleimhaut. Finger- und Zehennägel erschienen livid verfärbt,
die Nagelbetten waren etwas geschwollen. Nur flüssige, kalte Nah¬
rung konnte durch ein Röhrchen aufgenommen werden. Die bak¬
teriologische Untersuchung des Speichels und der Geschwür-Ab¬
striche blieb negativ, d. h. weder Oidium albicans noch der Bacil¬
lus fusiformis wurde gefunden. 2—3 Tage später kamen an allen
Nagelbetten die Erscheinungen einer heftigen Entzündung und
zahlreiche runde bis markstückgroße mit gallertigem Serum ge¬
füllte Blasen hinzu, welche an Zahl abnehmend bis zu den Ellen¬
bogen bezw. Knien reichten; dabei bestand bis 38° Fieber und
Schmerzhaftigkeit in den Extremitäten. Während Spülungen mit
Wasserstoffsuperoxyd und Pinselungen mit Jodtinktur oder Lugol-
lösung keinen besonderen Erfolg aufwiesen, trat auf Neosal-
varsan-Injektionen in Dosen von 0,3 g in zweitägigen
Pausen dreimal repetiert eine ausgezeichneteWirkung
auf: das Fieber und die Schmerzen verschwanden, an den Ex¬
tremitäten trat neue Blasenbildung nicht mehr auf, die Geschwüre
im Mund und in der Nase heilten rasch. Die Onychien waren hart¬
näckiger, bei 3 oder 4 Zehennägeln kam es zur Abstoßung der
1068
Nägel und Vernichtung der Nagelwurzel, so daß sich an Stelle der
Zehennägel sehr empfindliche Narben bildeten, die das Gehen fast
unmöglich machten. Erst nach 4 Wochen wurde der Patient ent¬
lassen. . Me.
Pkamakolsfis, Pharaacle, Pharaukogaosle.
Ferdinand Flury und Albrecht Hase: Blau¬
säurederivate zur Schädlingsbekämpfung. (Aus dem Kaiser-
Wilhelm - Institut für physikalische Chemie und Elektro¬
chemie. — Münch. Med. Wochenschr., 1920, Nr. 27, S. 779.)'
Die eminente Giftigkeit der Blausäure macht ihre sonst vor- '
zügliche Verwendung auf dem Gebiete der Schädlingsbekämpfung
überaus gefährlich. Der Umfang der Ausbreitung des Blausäure¬
verfahrens geht aus der Tatsache hervor, daß innerhalb 2% Jahren
21 Millionen Kubikmeter Raum mit diesem Gase durchgast wurden.
Eis ist deshalb ein praktisch bedeutungsvolles Problem, Ersatz¬
stoffe ausfindig zu machen, denen bei gleicher verlässiger Wirkung
die Giftigkeit fehlt. Die schweflige Säure ist wohl ein solche«
Mittel, aber es bildet sich, namentlich bei Gegenwart von Feuchtig¬
keit durch Autoxydation Schwefelsäure, wodurch Gewebe, Nah¬
rungsmittel und Gebrauchsgegenstände Schaden leiden. Der größte •
Nachteil ist bekanntlich die Geruchlosigkeit der Blausäure: Die
Versuche der Autoren waren deshalb darauf gerichtet Cyanverbin¬
dungen ausfindig zu machen, denen lokale Reiz wirkung auf Schleim¬
häute innewohnt. Chlorzyan, Bromzyan, Kakodylzyanid, Kakodyl-
rhodanid und Zyankohlensäureester wurden hiezu herangezogen,
selbstverständlich ist auch bei diesen höchst giftigen Gasen größte
Vorsicht geboten. Die Tierexperimente ergaben, daß der Zyan¬
kohlensäuremethylester in schwachen Konzentrationen giftiger ist
als Blausäure. Dieser Ester (CNCOOCHs), auch unter dem Namen
„Cyklon“ bekannt, stellt eine farblose Flüssigkeit von hoher Flüch¬
tigkeit dar, die Anwendung erfolgt am vorteilhaftesten durch Zer¬
stäuben oder Verdampfen in den zu durchgasenden Räumen. Die
Ergebnisse der Versuche ermuntern zu weiteren Prüfungen, denn
der Ester erwies sich als insektizides Mittel und während grüne
Pflanzenteile ebenso getötet wurden wie durch Blausäure, behielten
Getreidekörner ihre JCeimkraft. Im Zyankohlensäure-
ester ist also ein außerordentlich wirksames
Ersatzmittel für Blausäure gefunden, das, da sich die
Gegenwart des Gases durch kräftige Reizwirkung auf die Augen-,
Rachen- und Nasenschleimhaut zu erkennen gibt, relativ weniger
gefährlich ist. _ Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Vergiftung eines Schlächtermeisters bei der Notschlachtung eines
milzbrandkranken Rindes und Haftung des mitwirkenden Tier¬
arztes.
Herleitung der Haftung aus der Verkehrspflicht.
Am 16. Juli 1912 forderte der Tierarzt Dr. Klee in Langen¬
steinbach den Eigentümer Höger zur Tötung eines Rindes auf,
bei dem er im Laufe der ersten Untersuchung eine starke Lungen¬
entzündung festgestellt hatte. H. ließ den Metzgermeister
und Gemeinderat KarlW ettach holen, und Klee wieder¬
holte seine Aufforderung zur Tötung des Tieres. Noch ehe W. die
Tötung' vorriahm, bemerkte H., daß aus dem After des Tieres Blot
floß. Der Tierarzt bemerkte dies erst nach der Tötung und äußerte
nun, daß ihm die Krankheit sehr verdächtig erscheine.
Er ordnete deshalb an, daß auf das aus Hals und After geflossene
Blut heißes Wasser gegossen werde und fragte auch, ob jemand
eine Wunde habe, worauf der Metzgermeister seinen linken Dau-
men und eine daran befindliche kleine vernarbte Wunde
vorzeigte. K. veranlaßte ihn nunmehr, die Hände sorgsam mit
heißem Wasser, Soda und .Schmierseife zu waschen und verband
den Daumen mit einem sauberen Leinenlappen. Hierauf begann
W. im Einverständnis mit K. das Rind abzuziehen und auszu-
nehmen. Als K. nach zweistündiger Abwesenheit zurückkehrte,
äußerte er, er sehe schon, daß das Tier auf die Abdeckerei komme.
Auf die Erwiderung des Metzgermeisters, daß sich dann die weitere
Arbeit nicht lohne, erwiderte K. jedoch, er solle nur damit fort¬
fahren, damit man auch die Milz und die Halsdrüsen sehen könne.
Nach Besichtigung der Milz erklärte K. das Tier für milzbrandver¬
dächtig und nahm zuhause eine mikroskopische Untersuchung vor.
Als nach weiterem Ablauf von 2 Stünden der K. den Milzbrand¬
verdacht festgestellt hatte und zurückkehrte, war Metzgermeister
W. nach Entfernung des blutigen Verbandes von seinem Daumen
und abermaligem Waschen der Hände in Seifenlauge bereits weg¬
gegangen. Abends zwischen 8 und 9 Uhr traf ihn der Tierarzt noch
einmal, ordnete aber keine weitere Desinfektion an. Am 20. Juli
empfand W. zum erstenmal Schmerzen im linken Achselgelenk. Die
Untersuchung ergab, daß er sich mit Milzbranderregern
infiziert hatte, und die Folge war ein schweres Siech¬
tum. Für den dadurch entstandenen Schaden nimmt W. den Tier¬
arzt im Klagewege auf Grund von § 823 Absatz 1 und 2 BGB. in
Anspruch.
Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und ausgesprochen,
daß dem Beklagten kein Vorwurf treffe. Das ' Oberlandesgericht
Karlsruhe dagegen hat den Anspruch des Klägers zu drei
Vierteln dem Grunde nach zuerkannt, ihn jedoch
zu einem Viertel wegen Mitverschuldens des Klägers abgewiesen.
Vom Reichsgericht ist diese Entscheidung des Ober¬
landesgerichts nunmehr gebilligt worden. Aus den reichsge¬
richtlichen Entscheidungsgründen sind folgende
Ausführungen allgemein sehr wissenswert: Das Oberlandesgericht
macht dem Beklagten zum Vorwurf, daß er es unterlassen habe,
für richtige Desinfektion der Wundnarbe des Klägers
Sorge zu tragen und die weitere Arbeit am Tiere zu verbieten.
Weiter wirft ihm das Oberlandesgericht vor, daß er es unterlassen
habe, Desinfektionsmittel mitzubringem, und daß er es unterlassen
habe, sowohl den Kläger wie den übrigen beteiligten Personen
über die Infektionsgefahr und die No t w e n d i g k e i t
der Desinfektion zu belehren. Diese Vorwürfe sind
nach den getroffenen Feststellungen tatsächlich begründet und
tragen das Urteil. Zutreffend geht das Berufungsgericht davon aus,
daß der Beklagte eine allgemeine Rechtspflicht zum
Handeln hatte, die er schuldhaft verletzt hat. Als pri¬
vater Tierarzt war er zum kranken Tiere zugezogeoi. dessen Be¬
handlung war die Berufsleistung.'zu der er sich verpflich¬
tete, und aus seiner Berufsstellung ergibt sich die Erstreckung
seiner Pflichten, auf das Leben und die Gesundheit der mittätigen
Personen zu achten. Es gibt zwar keine allgemeine Rechtspflicht
1085
für jedermann dahin, gegen die Gefährdung fremder Gesundheit
tätig zu sein. Niemand ist ohne weiteres verbunden, im Vorbei¬
gehen auf der Straße ein gefährliches Spiel fremder Kinder, eine
unvorsichtige Behandlung ansteckungsgefähr^icher Wäsche von
Kranken oder ähnliches zu hindern, oder überhaupt davon Notiz
zu nehmen. Anders derjenige, der eine damit in gewissem Zu¬
sammenhänge stehende Berufstätigkeit ausübt und sich
dafür dem Publikum anbietet. Er übernimmt eine ge¬
wisse Verantwortung dafür, daß da, wo von seinen
Diensten Gebrauch gemacht wird, ein geordneter Verl au f
der Dinge gewährleistet ist. Durch eine Berufsbetätigung
dieser Art werden besonders geartete allgemeine Rechts¬
pflichten erzeugt, die man in einem umfassenden Sinne
Verkehrspflichten nennen kann. Ein näheres Eingehen
auf die Ausführungen der Revision kann schon deshalb entfallen,
weil der Beklagte ein vorschriftsmäßiges Desinfektions¬
verfahren (mit Kresolwasser, Karbolsäure, Sublimat) zukeiner
Zeit veranlaßt hatte. Die Waschung mit Sodalauge war nach
dem gehörten Gutachten unzulänglich und entsprach nicht den
medizinischen Vorschriften.
Ein Selbstverschulden des Klägers findet das
Berufungsgericht darin, daß er den Arzt nicht sogleich nach dem
Auftreten von Schmerzen aufgesucht und ihm dann nicht sofort
von der Möglichkeit einer Milzbrandinfektion Mitteilung gemacht
hat. Ein Rechtsverstoß in der Schadensverteilung nach § 254 BGB.
ist hierbei nicht zu erkennen. Hiernach war das angefochtene Ur¬
teil schon auf der Grundlage des § 828 Absatz 1 BGB. aufrecht
zu erhalten, ohne daß es des Eingehens darauf bedarf, ob auch ein
Schutzgesetz im Sinne von Absatz 2 § 828 BGB. verletzt ist.
K. M.-L.
Fortbildungskurse für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät
der Universität München.
An der Tierärztlichen Fakultät wird von Montag, den 2. bis
einschließlich Donnerstag, den 5. Januar 1922. ein Fortbildungskurs
für Tierärzte abgehalten werden. Derselbe wird sich in der Haupt¬
sache erstrecken auf Unfruchtbarkeit der Zuchttiere* insbesondere
des Rindes, Geburtshilfe nach neueren Methoden und Jungtierkrank¬
heiten. Der genauere Plan wird noch bekannt gegeben. Die Ge¬
bühren für jede Stunde betragen 2 Mk. Anmeldungen wollen ge¬
richtet werden an: „Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse.
München, Veterinärstr. 6, Chirurgische' Tierklinik.“
Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse.
I. A.: Mayr.
Verschiedenes.
Ttorxndit, Tlerhaltang, Diätetik.
Die Vergrößerung des Hauptgestüts Trakehnen.
Mit dem 1. Juli ist das Remontedepot Kattenaü, das an die
Trakehner Gemarkung anschließt, von der preußischen Gesttits-
verwaltung übernommen worden, um künftighin von Trakehnen
aus bewirtschaftet zu werden. Aus diesem Anlaß schreibt die
„Sport-Welt“:
Seit langen Jahren wurde Trakehnen für den Betrieb zu klein
befunden, besonders die Weiden ließen sehr viel zu wünschen
übrig, denn Trakehnen besaß viel zu wenig Weiden für seine
große Pferdezahl, außerdem aber waren die Weiden in ihrer Qua¬
lität sehr ungenügend, weil sie so stark mit Pferden besetzt wer*-
den mußten, daß sie^nie recht in Gang kamen. Ausgiebige Weiden
auf guten Grasflächen, die sich in hoher Kultur befinden, das heißt,
die regelmäßig gedüngt werden, sind aber zur Erzeugung starker
Knochen unerläßlich. Dazu kam, daß nach den neuen Tarifver¬
trägen für die Trakehner Landarbeiter und Gestütsangestellten
diesen eine bedeutende Menge von Vlieh über den früheren Staad
hinaus zugebilligt wurde, so daß ein großer Teil des in Trakehnen
erzeugten Futters für das Leutevieh abgegeben werden muß.
Weiterhin sind immer größere Mengen von Hafer anzukaufen ge¬
wesen, was den'Betrieb bei den Haferpreisen der letzten Jahre
außerordentlich verteuerte. Trakehnen stand schon im letzten
Jahre vor der traurigen Tatsache, daß es trotz seiner Ausdehnung
das für die Aufzucht seiner Pferde notwendige Rauhfutter nicht
mehr produzieren konnte. Für die heutige Herstellung starker
Pferde, wie sie von Trakehnen immer dringender verlangt wird,
ist die Verfütterung reichlicher Rauhfuttermengen unumgänglich.
Die Provinz Ostpreußen hat nach dem Kriege bei der Gestüts¬
verwaltung die Angliederung von Kattenau im Interesse der ost-
preußischen Pferdezucht angeregt. Der Gedanke ist von Ober-
landstallmeister Groscurth aufgenommen und mit der ge¬
wohnten Energie verfochten worden. Es waren langwierige Unter¬
handlungen, die sich durch mehrere Monate hinzogen, notwendig,
um die militärischen Behörden zur Herausgabe von Kattenau zu
bewegen. Allerdings muß die Gestütsverwaltung das Gelände von
Zwion im Austausch für Kattenau abgeben. Das Vorwerk Zwion,
zu Georgenburg gehörend, war seinerzeit bei dem Ankäufe von
Georgenburg aus dem Besitze der Familie Slämpson durch den
preußischen Staat mit übernommen worden, und damit auch die
alte Simpson sehe Halbblutzucht, die durch die Mäch¬
tigkeit und Knochenstärke ihrer Pferde einen großen Ruf besessen
hatte. Die Georgenburger Zucht soll als Zucht
nicht aufgelöst werden. Die besseren Stuten kommen
nach Trakehnen, um dem dortigen Bestände einverleibt zu werden,
während die weniger geeigneten in öffentlicher Auktion verkauft
Averden sollen. Das bisherige Remontedepot Kattenau,
durch seine ausgezeichneten Bodenverhältnisse (ein mittelschwerer
bis schwerer kalkreicher Lehm) bekannt, befindet sich in hoher
Kultur, um die sich namentlich der frühere Administrator Bartels
außerordentliche Verdienste erworben hat. Kattenau ist 7000
Morgen groß; 1000 Morgen davon sind gute Wiesen, die hohe
Heuerträge liefern. Es sollen nun in Kattenau große Weideflächen
angelegt werden, und man dürfte den größten Teil des Trakehner
Materials nach Anlagen der Wiesen auf das Kattenauer Gelände
übernehmen; denn man wird begreifen, daß die Trakehner
Scholle schon seit Jahren pferdemüde ist, und
daß durch beständiges Übersetzen der Trakehner Weiden mit
Pferden manches nicht so ausfiel, wie die Leitung von Trakehnen
gewünscht hatte. Stallungen siind in dem früheren Remontedepot
reichlich vorhanden.
Das Veterinärwesen in Sachsen.
(Die Entwicklung derTierzucht nach dem Kriege.)
Über die Entwicklung der Tierzucht in Sachsen
im ersten Jahre nach Beendigung des Weltkrieges hat das Landes-
1067
geäundheitsamt für den Freistaat Sachsen Erhebungen angestellt,
die für weite Kreise von außerordentlichem Interesse sind. Das
Amt führt hiezu folgendes aus: Die Fortdauer der Zwangsbewirt¬
schaftung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse im Jahre 1919 hat
die Entwicklung und Leistungsfähigkeit der Viehbestände sowie
die züchterischen Maßnahmen beeinträchtigt Die Freigabe des
Hafers hat zwar den Kraftfuttermangel gelindert und eine nicht
unwesentliche Erleichterung gebracht, aber nicht durchgehends
den erwünschten Erfolg gezeitigt, da die hohen Preise für Hafer
sowie für Heu zu sparsamer Verfütterung, ja in einzelnen Fällen
sogar zur Einschränkung der Viehhaltung anreizten, um große
Mengen dieser Futtermittel vorteilhaft zu verkaufen. Der Rinder¬
bestand hat sich der Zahl nach in befriedigender Weise ver¬
mehrt, während das Lebendgewicht und die L.e istungs-
f ä h i g k e i t der Tiere infolge des Kraftfuttermangels einen be¬
achtlichen Aufstieg noch nicht erkennen lassen. In züchte¬
rischer Beziehung sind immer mehr die Nachteile der jahre¬
langen Zwangswirtschaft hervorgetreten. Die geringe Bewegungs¬
freiheit in der Wahl der Absatzkälber, die Verwendung minder¬
wertiger Bullen und die Unlust zum Züchten infolge der andauernden
zwangsweisen Abgabe von Schlachtvieh zu Preisen, die weit unter
den Nutzviehpreisen standen, haben auf die Güte und. Beschaffen¬
heit der Nachzucht in vielen Beständen recht ungünstig eingewirkt
und jahrzehntelange Arbeit vernichtet. Trotz der für die Schweine¬
zucht außerordentlich ungünstigen Futterverhältnisse haben die
Züchter es verstanden, die besten Tiere der Zucht zu erhalten und
so den Wiederaufbau zu sichern und zu erleichtern. Auch gewinnt
die Zucht des veredelten Landschweines an Ausdehnung, da die
Überzeugung mehr und mehr Platz greift, daß dessen Haltung
unter den veränderten Futterverhältnissen vorteilhafter ist. Aus
diesem Grunde sind aus der Zuchtgenossenschaft Vesselhörnte
Zuchttiere eingeführt und mit recht gutem Erfolge verwendet
worden. Die anhaltend steigenden Preise, die Ende 1919 für 50 kg
Schmutzwolle 2600—3000 Mark betrugen, bildeten einen hohen An¬
reiz für die Ausdehnung der Schafzucht. Wirtschaften, welche
die Zucht vor Jahren eingestellt hatten, nahmen diese wieder auf.
In den bäuerlichen Wirtschaften und den kleinen Betrieben ist die
Zunahme auch auf das Bestreben, die Fleischknappheit zu beheben,
zurückzuführen. Fraglich ist es daher, ob sie in Sachsen boden¬
ständig wird. Die anhaltende Milch- und Fleischknappheit hat zu
einer weiteren Zunahme der Ziegenhaltung geführt. Diese
hat auch in den bäuerlichen Betrieben erheblich an Ausdehnung
gewonnen. Die Preise sind wieder gestiegen. —
Der Gesundheitszustand der Haustiere litt zum
Teil unter den Witterungs Verhältnissen, mehr jedoch unter der
ungünstigen Ernährungslage. Bei der naßkalten Frühlingswitte¬
rung und der fortgesetzt wechselnden Witterung des Spätherbstes
und Winters häuften sich bei Pferden Erkältungskrankheiten,
fieberhafte Katarrhe der oberen Luftwege und des Verdauungs¬
kanals. Sie nahmen jedoch immer einen leichten und gutartigen
Verlauf. Infolge der Fütterungsverhältnisse stellten sich nicht
selten Verdauungsstörungen ein. Vielfach wurde die beliebt ge¬
wordene Schlachtung der Pferde einer sachgemäßen Behandlung
vorgezogen. Im Herbst kamen häufig Fälle von schwarzer Harn¬
winde vor. Wenig befriedigend war der Gesundheitszustand der
Rinder. Häufig zeigten sich bei hochtragenden Tieren Schwäche-
zustande, die durch Festliegen vor und nach der Geburt in die Er¬
scheinung traten und in einer größeren Anzahl von Fällen zu Not¬
schlachtungen führten. Das Fehlen des Kraftfutters hatte vielfach
eine mangelnde Widerstandskraft der Tiere bedingt, die nicht
allein in Fällen von akuten Krankheiten, sondern auch von chro¬
nischen und namentlich von Infektionskrankheiten den Verlauf
ungünstig beeinflußte. So wird über eine Zunahme der Tuberkulose¬
fälle bei Rindern aus mehreren Bezirken berichtet. Mit dem Ein¬
setzen der Grünfütterung wurde namentlich in Wirtschaften, in
denen monatelang nur Rüben, Stroh und Wasser verfüttert worden
war, das Aufblähen mehr als sonst beobachtet und führte eben¬
falls zu zahlreichen Notschlachtungen. Von Rinderbesitzem wurden
ferner viele Klagen über verminderten Geschlechtstrieb, Nichtauf-
nehmen und häufiges Umrindern der Kühe geführt. Von mehreren
Bezirkstierärzten wird angenommen, daß diese Zustände ihre Ur¬
sachen zum großen Teil ebenfalls in der mangelhaften Ernährung
der Tiere haben. Weiterhin liegen Beobachtungen über gehäuftes
Auftreten des ansteckenden Verkalbens vor, das teilweise zu
schweren Verlusten in den Beständen geführt hat. Auch die infek¬
tiösen Bindehaut- und Knochenhautentzündungen der Weiderinder
traten wiederum wie schon in den Vorjahren auf mehreren Ge-
•nossenschaftsweiden gehäuft auf. Der Gesundheitszustand der
Schafe war im allgemeinen befriedigend. In den Schweine¬
beständen wurde häufig Festliegen der Zuchtsauen infolge
Knochenweiche, Rachitis bei den Ferkeln, Milchmangel und Un¬
fruchtbarkeit der Muttersauen beobachtet. Vielfach brachten sie
Würfe von inur 2—3 Ferkeln zur Welt. Von seuchenhaften
Krankheiten war am stärksten die Pferderäude, die beson¬
ders nach der Demobilmachung des Heeres in außergewöhnlich
starkem Maße in die Zivilpferdebestände eingeschleppt wurde.
Schweren Schaden richtete auch die Lungenseuche des Rindviehs,
die unter anderem auf zwei Genossenschaftsweiden verschleppt
worden war, in verschiedenen Wirtschaften mehrerer Veterinär¬
bezirke an. _ S. M.
Staatsveterlnärkunde, Anslandsdlenst and Vorslchernngswesen.
Errichtung eines Tierseuchenlaboratoriums in Oldenburg.
Zum Zwecke der Untersuchung erkrankter Tiere und der Er¬
forschung der Viehseuchen, in erster Linie der Maul- und Klauen¬
seuche, der namentlich im Freistaat Oldenburg und den angrenzen¬
den ostfriesischen Landesteilen sich immer mehr ausbreitenden
und viele Opfer fordernden Schweinepest, ferner des Milzbrandes,
des Rauschbrandes, der Pferde- und Schafräude, des Rotzes, der
Tollwut u. a. plant die Oldenburgische Landwirtschaftskammer die
Errichtung eines Tierseuchenlaboratoriums, für welches die olden-
bürgische Regierung im Interesse der Landestierzucht schon seit
längerer Zeit ein lebhaftes Interesse bekundet. Auch im Interesse
der Milchversorgung und der Fleisch- und Milchhygiene würde das
Institut ein reiches Arbeitsfeld finden. Bereits im vorigen Jahre
wurde für die Errichtung des Tierseuchenlaboratoriums ein aus¬
führliches Projekt vorgelegt, das bereits damals den oldenburgi-
schen Landtag beschäftigte. Der Landwirtschaftskammer steht be¬
reits ein Grundstück nebst Gebäude zur Verfügung. Die Kosten
der ersteai Einrichtung werden wie folgt geschätzt: Grundstück und
Gebäude 50000 Mk., Umbauten 95000 Mk., Laboratorium 70000 Mk.,
Versuchsstation 25 000 Mk., zusammen rund 250 000 Mk. Die lau-
1069
fenden jährlichen Kosten, veranschlagt man auf annähernd 65 000
Mark. Aus den Überschüssen der Landesfleischstelle wurden der
Landwirtschaftskammer für die Einrichtung 200 000 Mark zur Ver¬
fügung gestellt. Weiter wurde der Landwirtschaftskammer ein
laufender jährlicher Beitrag von 20 000 Mark bewilligt. Das Tier¬
seuchenlaboratorium sollte unter Staatsaufsicht gestellt werden,
der Landesobertierarzt sollte die eigentliche Leitung des Instituts
erhalten. Die Ausführung des Laboratoriums stößt gegenwärtig
noch auf Schwierigkeiten, da infolge der eingetretenen und noch
zunehmenden Teuerung die bis jetzt zur Verfügung stehenden
Gelder nicht mehr ausreichen. Da man jedoch davon überzeugt ist,
daß im Interesse der heimischen Tierzucht und in Rücksicht auf
die große Verbreitung der Viehseuchen die Errichtung des Labo¬
ratoriums nicht mehr hinausgeschoben werden darf, hofft man, daß
der Landtag weitere Zuschüsse bewilligen wird, um das geplante
Tierseuchenlaboratorium ehestens zur Ausführung zu bringen.
S. M.
Oberstrichterliche Entscheidungen.
(Grundstücksverkauf. Unrichtige Preisangabe. - »
Bei einem Grundstücksverkauf wurde der "Wert des mitveräußerten
beweglichen Inventars höher angegeben, als er wirklich
war, um auf diese Weise eine geringere Gebührenbewer¬
tung zu erzielen. Das Grundstück war verpachtet; für den
Fall des Verkaufes war das Recht Vorbehalten, den Pachtvertrag
vorzeitig zu kündigen. Der Verkäufer kündigte unter Be¬
rufung auf diese Bestimmung; der Pächter weigerte sich aber,
das Grundstück zu räumen, weil der Kauf wegen der dabei unter¬
laufenen Gehührenhinterziehung gegen die guten Sitten verstoßen
habe und darum nichtig sei. Die Klage auf Räumung drang
durch. Gegen die guten Sitten verstößt ein Rechts¬
geschäft dann, wenn es nach Inhalt, Zweck und Beweggrund
das Anstandsgefüh) aller billig und gerecht denkenden Menschen,
das sittliche Empfinden ehrbarer Volkkreise gröblich verletzt. Das
trifft für ein Geschäft zu, das zu dem Zweck abgeschlossen wird,
um eine Gebührenhinterziehung zu verschleiern. Diesen Zweck
hatte das in Frage stehende Geschäft, nicht. Der Um¬
stand allein, daß der Vertrag unwahre Angaben enthielt, die geeignet
waren, die Staatskasse zu schädigen, konnte ihm die Eigenschaft
der Unsittlichkeit nicht verleihen. Die Steuerbeamten waren an
diese Angaben nicht gebunden, sondern hatten das Recht und die
Pflicht, den wirklichen Wert zu ermitteln; die unrichtigen Angaben
konnten auch für die Beteiligten nachteilige Folgen haben; eine
Ungültigkeit des Vertrages ergab sich aber aus ihnen nicht. (Juri¬
stische Wochenschrift 1921, S. 624.)
Personalien.
Berufen: Der frühere Regimentsveterinär des 4. Feld.-Art.-Reg.
in Augsburg, Generaloberveterinär a. D. Franz Dorn, wurde als
Nachfolger des zurücktretenden Tierarztes Joseph Berger zum
Vorstand der Huf beschlagschule Augsburg berufen.
Verzogen: Praktischer Tierarzt Dr. August Brüder lein in
Dietenhofen nach Wassermungenau (B.-A. Schwabach).
1070
Eingesandt.
Referat aus der Allgemeinen medizinischen Zentralzeitung, (jj
2yr. 42) über den Artikel „Politischer Fanatismus und Deut
pharmazeutische Industrie“. Der Brüsseler Vertreter der Schwi
rischen Firma Hoff mann-La Roche hat sich in einem Gesell
brief an einen Eupener Apotheker, offenbar durch eine versehl«
Kriegspsychose zu gehässigen, politischen Bemerkungen hinre
lassen, die aufs heftigste gegeisseit werden müssen. Die Fii 1
Hoflfmann-La Roche hat dadurch ihre Sympathie in Deutschland
völlig verscherzt; es sei aber bemerkt, daß sie bereits seit 1916 in
Deutschland erledigt ist, und daß die Deutsche Firma Chemische
Werke Grenz ach seit dieser Zeit die von Hoflfmann-La Roche
früher in den Handel gebrachten guten Präparate Digalen, Panto-
pon, Sococornin, Sedobrol, Pituglandol usw. herstellt, ohne daß
Hoflfmann-La Roche daran beteiligt war und ist. Die Firma Che¬
mische Werke Grenzach, ein rein deutsches Unternehmen, ist weder
eine Tochtergesellschaft, noch eine Lizenznehmerin dieser auslän¬
dischen Firma. Eine Verquickung beider Firmen würde zu einer
Schädigung der Deutschen Industrie führen, die heute unter allen
Umständen vermieden werden muß. Die von anderer Seite em¬
pfohlene Ausschaltung der genannten Präparate würde die Deutsche
Industrie in den Deutschen Chemischen Werken Grenzach mit ihren
Deutschen Arbeitern, Angestellten und all den Deutschen Kreisen,
die mit ihr in Zusammenhang stehen, treffen, ohne die Schweizer
Firma Hoflfmann-La Roche zu berühren.
Staatsveterinär wesen.
Staatsministeriuni des Innern,
Bekanntmachung
über die Prüfung für den tierärztlichen Staatsdienst in Bayern.
Mit Rücksicht auf Kriegsteilnehmer wird für den Fall genügen¬
der Beteiligung im April 1922 eine Prüfung für den tierärztlichen
Staatsdienst in Bayern eingeschaltet.
Gesuche um Zulassung zur Prüfung, welche die Erlangung der
Approbation vor dem 1. April 1920 zur Voraussetzung hat, sind mit
dem Approbationsschein in Ur- oder in beglaubigter Abschrift und
den militärischen Ausweisen bis längstens 20. Dezember 1921 beim
Staatsministerium des Innern einzureichen.
Die Gesuchsteller werden hierauf umgehend verständigt werden,
ob die Prüfung stattfindet und ob sie zugelassen worden sind.
München. 28. November 1921.
I. A.: gez. Graf von Spreti.
Tierärztliche HapeMeke,
reichhaltig, sowie Instrumente und ein Mikroskop (Seibert) zn ver¬
kaufen. Angebote unter M. B. an die Schriftleitung dieses Blattes.
(früher: Tierärztliches Wochenblatt n. Wochenschrift Ihr Tierheilkunde n. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern sowie des Landesausschusses der
tierärztlichen Kreisvereine Bayerns
herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 13. Dezember 1921. Nr. 50.
Inhalt:
Originalartikel: Schwind. — Lang. — Referate. — Tierärztliche Standes- und
Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnachrichten. — Personalien. —
Eingesandt.
Praktische Winke.
Von Distriktstierarzt Schwind, Gessertshausen (Schwaben.)
1. Verhütung unliebsamer Vorkommnisse
bejm Baden räudiger Schafe.
„Der absteigenden Kurve unserer wirtschaftlichen Ver-
hältnisse steht die im gleichen Tempo aufwärts führende
Kurve des Haftpflichtrisikos gegenüber. Gerade der Tier¬
arzt hat vor allen anderen Berufsarten ein erhebliches In¬
teresse an der Gewährung von Versicherungsschutz, er,
dessen Haftpflichtrisiko wie nicht leicht eines in innigem
Konnex zur Wertsteigerung des Objekts steht und das —
z. B. an den vorkriegszeitlichenViehpreisen gemessen — Um
das Zwanzig- bis Dreißigfache gestiegen ist.
Nicht jeder Tierarzt ist schon in die Lage gekommen,
sich haftpflichtig zu machen und groß wird auch die Zahl
derer sein, die wohl den unglücklichen Ausgang einer Ope¬
ration verbuchen müssen, denen aber der negative Erfolg
nicht zum Verschulden angerechnet werden kann; das sei
alles zugegeben. Aber richtig ist auch, daß über jeder tier¬
ärztlichen Operation das Damoklesschwert eines negativen
ä Ausganges und damit des Haftpflichtfälles schwebt.“
Ich könnte meinem heutigen Artikel keine bessere Ein¬
leitung geben als die Voranstellung dieser Sätze, die un¬
längst eine Haftpflichtversicherung an mich richtete. (Und
damit habe ich — insbesondere den jüngeren Herren Kol¬
legen — eigentlich den allerersten und vielleicht den aller¬
besten „praktischen Wink“ gegeben: denn — so fährt jenes
Schreiben fort — „wird der Operateur wegen eines unglück¬
lichen Ausganges einmal haftpflichtig gemacht, dann er¬
warten ihn seine psychischen und finanziellen Kräfte auf¬
reibende Unannehmlichkeiten vielerlei Art. Das Gefühl der
1072
Sicherheit, läßt ihn jedoch seine Berufspflicht leichter tragen,
wenn er sich bei allen Eventualitäten eines Versicherungs¬
schutzes sicher weiß.“) .
Ich komme zum Thema: Was stellt — offen gestanden —
die Hauptaufgabe desTierarztes beim Baden räudiger Schafe
in der Regel dar? Es ist — meiner Beobachtung nach —
lediglich die Übernahme der Haftpflicht.
Als solches Mittel zum Zweck wird er doch zumeist vom
Schäfereibesitzer angesehen und als notwendiges Übel, weil
es eben im Viehseuchengesetz so vorgesehen.
Der Tierarzt geht mit der Übernahme der Badekur, die
er in praxi aber doch dem zur Verfügung gestellten Personal
überlassen muß, einen Werkvertrag ä la Hengstkastration
ein, d. h, er verpflichtet sich, die Sache zum guten Ende zu
führen; er muß also zum mindesten alle Unterlassungen
und Fahrlässigkeiten dabei vertreten. Derlei Momente gibt
es hier sehr viele; nachstehend seien zum Nutzen und From¬
men der jungen Herren Kollegen, die — oft ohne Vor-
schulung — diese so riskante Sache ausführen wollen, die
hauptsächlichsten erwähnt:
Daß man auf die Jahreszeit und die Witterung gebührend
Rücksicht zu nehmen hat, i^t von vorne herein klar; ebenso
muß unbedingt die Kondition der erkrankten Tiere beachtet
werden. Unmittelbar nach der Schur ist die Resorptions¬
fähigkeit der Haut infolge der zahlreichen kleinen Ver¬
wundungen eine größere — man nehme bei der Auswahl
resp. in Bezug auf die Konzentration des Bademittels darauf
Bedacht. Daß die nachweisbar erkrankten Hautstellen am
intensivsten behandelt und die Schafe eventuell auch ein
drittes Mal gebadet werden müssen, dürfte bekannt sein;
ebenso, daß die Temperatur des Bades, wie seine Dauer und
Konzentration wohl zu beachten ist. Gleichzeitige Desinfek¬
tion der bisher benutzten Stallräume und Hürden ist eine
Conditio sine qua non. Daß die Tiere von der scharfen
und zumeist giftigen Badeflüssigkeit niöht schlucken dürfen
und auch die Augen zu schützen sind, ist selbstredend. Die
Außerachtlassung der von mir schon öfters beobachteten
Tatsache, daß insbesondere die Schafböcke sehr schwer zu
baden sind und ganz besonders gut gehalten werden müssen,
daß sie keine Brühe zu schlucken bekommen, hat kürzlich
in Augsburg einen Fall gezeitigt, der die Haftpflichtver¬
sicherung resp. die Gerichte beschäftigen wird. Es gingen
da nämlich 6 Widder beim Baden zugrunde; sogar das
Fleisch konnte nicht mehr verwendet werden. Schafböcke
sind eben viel empfindlicher als Hammel, Lämmer oder
¥
1073
Mutterschafe; sie reagieren viel mehr auf die immerhin
scharfe Badeflüssigkeit (Skrotum, Penis) und wehren sich
infolgedessen — und bei ihrer immensen Muskelkraft —
ganz bedeutend mehr; nimmt man hierauf nicht Bedacht
(Instruktion der Gehilfen), §o ist das Unglück geschehen.
Ich empfehle auch, die Widder nie in frischbereitetes Bad
zu geben, sondern sie mit alter Badeflüssigkeit zu baden,
da solche durch ihren Gehalt an Wollschweiß lange nicht
mehr so reizt und damit die Tiere nicht mehr in derartige
Gefahr bringt.
2. Einige „Merks“ für die geburtshilfliche
Praxis.
In meiner sehr in Anspruch genommenen geburtshilf¬
lichen- Betätigung lernte ich schon seit 20 Jahren in der
Staa’schen Drahtsäge ein unentbehrliches Requisit
— sozusagen ein Universalinstrument — kennen und
schätzen. Ich kenne aus viel dutzendmaliger Benützung das
Für und Wider dieses prächtigen Hilfsmittels. Ich bin in
der Lage, das „Wider“, das die verdiente allgemeine Be¬
geisterung für dieses so einfache und billige Instrument
immer noch viel zu sehr beeinträchtigte — nämlich die Ge¬
fahr der Verletzung der Geburtswege —, durch Bekannt¬
gabe einer sicheren und höchst einfachen Methode zu wider¬
legen. Möchte es mir gelingen, hiedurch der Drahtsäge
recht viele Freunde zu werben.
Im ersten Dezennium meines Arbeitens mit der Draht¬
säge benützte ich mit wechselndem Erfolge alle möglichen
Mittel, um die Uterus- und Scheidenwände vor Verletzungen
zu schützen: Ich ließ übers Kreuz sägen, schützte die
Schleimhaut durch meine Hände und Arme, die ich mit
Handschuhen resp. umwickelte Tücher versah und auf denen
ich die Säge laufen ließ, auch benützte ich den bewährten
Rahmen nach Schöttler. All’ diese Hilfsmittel befriedig¬
ten mich nicht. Ich ließ daain — im ständigen Suchen nach
einem Schutzmittel — die Säge in weiten Gummiröhren
laufen; auch das war das rechte nicht. Endlich fand ich es
und weise hiemit die Kollegen darauf hin: es eignet sich
dazu nichts besser als zwei entsprechend lange Stücke eines
alten Fahrradmantels, die ein- für allemal desinfiziert und
mit dem übrigen geburtshilflichen Instrumentarium mitge¬
führt, oder beim eventuellen Gebrauche überall leicht be¬
schafft und gebrauchsfähig gemacht werden können. Diese
wirklichen „Schutzmäntel“ verhüten — richtig mit den
Händen fixiert — jede Verletzung.
1074
Viel zu wenig wird — von den jungen Tierärzten haupt¬
sächlich — bei der Geburtshilfe der Wert schlüpfrig
machender Mittel beachtet und geschätzt. Ich bin
seit langer Zeit ein begeisterter Freund derselben. Ich
werde selten zu einer Schwergeburt gerufen, ohne daß
solche in Bereitschaft gestellt sind. Ich verwende zumeist
Leinschleim oder Leinöl, im Notfall Schweinefett oder die
Kolostralmilch. Wie manches Geburtsobjekt würde bei all¬
gemeiner Verwendung dieser Mittel keine TJterusruptur
resp. Cervixriß bekommen oder vor den so gefährlichen
Quetschungen der Schleimhäute bewahrt bleiben!
Bezüglich der Hochlagerung der Geburts¬
tiere — insbesondere auch bei Prolapsus uteri — kann
ich nur immer und immer wieder meine schön vor Jahren
an dieser Stelle veröffentlichte Methode empfehlen: Man
schiebe einen umgestülpten Back- oder Schweine-Brühtrog,
der durch untergeschobene Holzscheiter noch erhöht werden
kann, unter das Tier und lagere es darauf. Das Einschneiden
der vorderen Trogkante kann durch Polsterung mit Stroh¬
bündeln verhindert werden. Solcherlei Hilfsmittel sind
stabil — im Gegensatz zu Bänken und Schrägen — und in
jedem Hof resp. Dorf vorhanden. Zum Flaschenzug, den
ich auch öfters bei der Geburtshilfe benutze, greift man
eben doch nur im äußersten Notfall.
Beiträge zur Klärung des Wesens der Komplement-
ablenkung bei Rotz*).
Von Dr. Franz Lang, Assistent an der Veterinär-Polizeilichen
Anstalt Schleißheim.
Seit Einführung des KomplementablenkungsVerfahrens
zur Diagnose des verborgenen Rotzes ist bekanntlich viel¬
fach die Beobachtung gemacht worden, däß vereinzelt
einerseits bei Vorhandensein von Rotz die Methode versagt,
und andrerseits Tiere als rotzverdächtig oder hochwahr¬
scheinlich rotzkrank erscheinen, ohne es tatsächlich zu sein.
Als Gründe für die Fehlergebnisse, die in der Literatur
vielfach behandelt sind, werden angeführt: Bei rotzkranken
Pferden: Schwankungen im Antikörpergehalt des Blutes
oder zeitweiliges völliges Verschwinden der Reagine; Er¬
schöpfung des Organismus in der Gegenstoff bildung;
Schwinden der ablenkenden Substanzen nach chemothera-
*) Im Auszug aus der gleichlautenden Inaugural-Dissertation,
Giessen 1921, als Autoreferat zum Drucke eingereicht am 4. No¬
vember 1921. Die Schriftleitung.
1075
politischer Behandlung des Tieres. Bei nicht rotzkranken:
Normalambozeptoren; Uberstehen einer Malleusinfektion
mit nachweisbaren Antikörpern ohne eigentliche Erkrankung
und ohne Ausbildung sichtbarer Veränderungen; Malleini-
sation; atavistische Erscheinung (nichtspezifische Komple¬
mentablenkung vermehrt beim Esel, Maultier und Maulesel I);
Beeinträchtigung des Organismus durch andere Erkran¬
kungen; Verwandtschaftsreaktionen; Beeinflussung (Abbau!)
der Sera durch langes Stehen auf dem Blutkuchen. Trotz
zahlreicher Vorschläge ist bis jetzt die restlose Beseitigung
der Fehlerquellen nicht geglückt.
Was das Wesen der Komplementablenkung bei Rotz
anlangt, so besteht auf alle Fälle ein grundlegender Unter¬
schied zwischen der in serologischem Sinn nicht rein spezi¬
fisch arbeitenden Wassermann’sehen Reaktion bei der Lues¬
diagnose und der im wesentlichen rein spezifischen Komple-
mentablekung bei Rotz. Der hiebei sich abspielende Vor¬
gang ist allerdings aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls,
soweit wir ihn verfolgen, ein rein physikalischer, wobei
ohne Zweifel die spezifischen Kolloide des Extraktes und
ebenso die des Serums die Hauptrolle spielen. Für physi¬
kalische Reaktionen, gleichgültig ob spezifischer oder nicht¬
spezifischer Natur ist der Stabilitäts-(Altern! Inaktivieren!)
bezw. Labilitätszustand von besonderer Bedeutung. Während
die meisten Sera durch halbstündiges Inaktivieren auf
55 0 stabilisiert werden, brauchen andere längere Einwirkung,
bezw. eine höhere Temperatur und wieder ganz vereinzelte
Sera (eigene Versuche!) erreichen bei 55 0 wohl einen vorüber¬
gehenden Stabilitätszustand, der aber bei höherer Temperatur
(56°, 58°, 60°) wieder verschwindet. Solche Sera sind
scheinbar spezifisch Rotz bejahend und können durch höhere
Inaktivierungstemperaturen von wirklich spezifischen Seren
nicht unterschieden werden. Neben den Eiweißkörpern
spielen auch lipoidlösliche Substanzen und deren Mengen
sowie die Mischungsverhältnisse zu den ersteren für das
Eintreten oder Ausbleiben der Reaktion, besonders der
unspezifischen, eine nicht unbedeutende Rolle.
In der Arbeit sollte versucht werden, ob durch irgend
einen Behandlungsmodus zunächst des Untersuchungsserums
und ferner des Extraktes scheinbar spezifisch bezw. un¬
spezifisch das Komplement ablenkende Sera von echten
Rotzseris unschwer unterschieden werden können.
I. Die Untersuchungssera wurden durch verschieden
langes Schütteln mit Luft allein und mit Luft und Äther
und ferner durch Digestion mit Organpulvern (von Pferd
1076
und Rind) behandelt. Während die Digestiönsversuche
negativ ausfielen, konnten durch 24 stündiges Schütteln mit
Luft bezw. mit Luft und Äther den unspezifisch hemmenden
Seren unspezifisch hemmende Substanzen zwar entzogen
werden, aber nicht so vollständig, daß die Methode bei der
Diagnose besondere Vorteile verspräche.
II. a) Unspezifische wäßrige Organextrakte von Pferd
und Rind sind bei der Scliütz-Schubert’schen Technik zum
Nachweis der unspezifischen Hemmungen von Seren un¬
brauchbar; ebenso bei derselben Technik unspezifische
alkoholische Extrakte von Organen des Pferdes und
Rindes und Luesleberextrakt.
b) Wird statt der für Rotz üblichen Technik die
der Original-W^R. durchgeführt, so geben mit den un¬
spezifischen alkoholischen Extrakten verschiedene Pferde¬
sera schwache bis vollständige Hemmungen. Am konstan¬
testen und stärksten reagieren Maultiersera; nur teilweise
die bei üblicher Technik als normal oder scheinbar spezifisch
erscheinenden Sera, soviel wie gar nicht Rotzsera. Die
Wirkung ist beim Luesleberextrakt am bedeutendsten; frische
Sera reagieren stärker als ältere.
c) Werden aus Rotzbazillen, die mit Alkoholen ver¬
schiedener Konzentration bezw. mit Aceton vorbehandelt
sind, wäßrige Schüttelextrakte hergestellt, so sind diese
Extrakte zwar verwendbar; sie arbeiten mit den verschiedenen
Seren aber schwächer als normaler Extrakt. Aceton verhält
sich ähnlich wie 96°/o iger Alkohol. Eine Ausschaltung
der unspezifischen Hemmungen gelingt auf diese Weise
nicht. Durch Behandlung mit Alkohol wird somit den
Bazillen ein Teil der spezifischen Reaktionsstoffe entzogen
(durch absoluten Alkohol weniger als durch schwächeren
Alkohol).
d) Bei der Prüfung der Frage, ob in die oben ver¬
wendeten einzelnen Extraktionsflüssigkeiten spezifisch hem¬
mende Stoffe übergehen oder nicht, wurde im Gegensatz zu
früheren Beobachtungen mit Hilfe der Schütz-Schubert’schen
Technik festgestellt, daß alkoholische Rotzbazillenextrakte
zur Komplementablenkung relativ verwendbar sind (solche
aus 96°/oigem Alkokol besser als solche aus absolutem
Alkohol). Alkoholische Extrakte arbeiten am besten mit
Rotzseren, geben aber auch nichtspezifische Reaktionen.
Acetonextrakte sind unbrauchbar, sie geben mit Rotzserum
und nichtspezifischen Seren Lösung.
e) Unter Einhaltung der Technik der Original-W. R.
geben sowohl die zur Bazillenextraktion dienenden Alkohole
1077
als auch der Aceton (als Extrakte) Hemmungen und zwar
treten diese vorwiegend mit den unspezifisch hemmenden
Seren auf. Acetonextrakte reagieren mit nichtspezifischen
Seren stärker wie mit Rotzseren, ein Unterschied, der bei alko¬
holischen Extrakten weniger oder nicht in Erscheinung tritt.
f) Werden aus den unter „d“ verwendeten alkoholischen
Rotzbazillenextrakten die nur in absol. Alkohol löslichen
Stoffe von den nur in Wasser löslichen getrennt, so ergibt
sich, daß sowohl die rein alkohollösliche wie auch die rein
wasserlösliche Substanz Sera, die unter normalen Verhält¬
nissen hemmen, abzulenken vermögen. Rotzserum reagiert
am stärksten. Die so erhaltenen wäßrigen Extrakte sind
schwächer, aber nicht wesentlich spezifischer wirksam.
g) Bei Ausprüfung der verschiedenen Extrakte mit
menschlichen Normal- und Luesseren unter Einhaltung der
zur Zeit amtlich vorgeschriebenen Technik für W.R. zeigt
sich, daß normaler wäßriger Rotzbazillenextrakt mit keinem
Serum, lipoidlösliche Extrakte von Rotzbazillen dagegen
häufig mit positiven Lüesseren, nicht aber mit Normalseren,
Hemmung geben.
h) Wird der gleiche Versuch mit der für Rotzunter¬
suchung üblichen Technik durchgeführt, so geben sowohl
wäßrige wie alkoholische Extrakte mit den Lues- bezw.
Normalseren nur negative Resultate.
Durch keine der angeführten Behandlungsarten des
Extraktes ist es gelungen, einen rein spezifisch arbeitenden
Extrakt zu erhalten.
Die Versuchsergebnisse lassen erkennen, daß die Lipoide
beim Zustandekommen nicht spezifischer Reaktionen in der
Rotzdiagnose eine wesentliche Rolle spielen. Trotzdem ge¬
lingt es nicht durch entsprechende Beeinflussung des Unter-
suchungsserums bezw. Extraktes die Fehler mit absoluter
Sicherheit auszuschalten. Als einziges Hilfsmittel zur mög¬
lichst einwandfreien Diagnose bleibt nach wie vor die Ver¬
wendung höchst wirksamer blutlösender Ambozeptoren und
höchstwirksamer Rotzbazillenextrakte.
Referate.
Inlekttons- und Invasionskrankheiten.
Prof. Dr. Oppermann - Hannover : Maul- u. Klauen¬
seuche als Ursache massenhaften Verlammens bei Schafen.
(Deutsche Tierärztl. Wochenschrift, 1920, Nr. 52, S. 619.)
Für gewöhnlich erkranken beim Herrschen der Maul- und
Klauenseuche in einer Schafherde die Lämmer meist tödlich, die
erwachsenen Tiere hingegen werden in der Regel nur an den
1078
Klauen, ergriffen. Diese alte Beobachtung trifft auch für den gegen¬
wärtigen Seuchenzug zu; nun mehren sich aber die Klagen über
zunehmendes Yerlammen. In der Literatur wird nur ganz bei¬
läufig von Fehlgeburten beim Schafe infolge der Maul- u. Klauen¬
seuche berichtet, deshalb war auch im gegebenen Falle mit der
Möglichkeit anderer Ursachen, insbesondere von Futterschädlich¬
keiten zu rechnen. Eine Anzahl von abortierten Früchten mit ihren
Hüllen wurde mit dem Ergebnis bakteriologisch untersucht, daß
sie bis auf ein Stück frei von Bakterien waren, eine bakterielle
llrsache für das Verwerfen konnte also nicht aufgefunden werden;
das eine mit bipolaren Bakterien infiziert gefundene Tier stammte
aus einer seuchenfreien Herde. Genaue Erkundigungen und selbst-
angestellte Nachforschungen ergaben, daß Fütterung und Weide¬
gang keine Schuld an dem Verlammen trugen, daß hingegen nur
solche Lämmer von dem Abortus betroffen waren, die heftig ver¬
seucht gewesen waren. 3—10 % ausnahmsweise. 37% der tragen¬
den Schafe verlammten, in einer Herde alle. Anschwellen
des Euters und das Auftreten von Brunst¬
erscheinungen traten als Vorboten des Abortus auf,
das Allgemeinbefinden der betroffenen Tiere blieb ungestört, Kom¬
plikationen erschienen nur vereinzelt. Das kumulative Ver¬
lammen verschonte keine Basse, wurde durch den Weidegang
begünstigt und stellte sich innerhalb 10—40 Tagen nach
dem Seuchenausbruch ein. Im Hinblick auf die wirtschaft¬
lichen Nachteile hält O. prophylaktische Maßnahmen in Form von
Impfung der tragenden Schafe in gefährdeten oder frisch ver¬
seuchten Herden mit Löffler- oder Rinder-Rekonvaleszentenserum
für dringend geboten. Me.
Dr. Roth: Uber „Kynodal“ bei nervöser Hundestaupe.
(Tierärztl. Rundschau, 1921, Nr. 14, S. 237.)
Ähnlich wie bei anderen Infektionskrankheiten beobachtete R.
im letzten Jahre bei der Staupe der Hunde eine Steigerung der
Virulenz und dadurch ein häufiges Vorkommen der nervösen Form
dieser Krankheit. Der Grund für diese merkwürdige Tatsache ist
in der Unterernährung während der vorhergehenden Jahre und
in der aus geschäftlichem Interesse zu intensiv betriebenen Schnell-
aufzücht zu suchen. Die bisher angewandten Arzneimittel, Sera
und elektrotherapeutischen Behandlungsmethoden zeigten auf die
nervösen Erscheinungen nicht den wünschenswerten Einfluß, wes¬
halb K. seit länger als einem Jahr bei zahlreichen Staupefällen
Kynodal versuchte. Dieses neue Medikament ist eine
Kombination von phosphorsauren und Brom¬
salzen mit den wirksamen Bestandteilen von
Herba chirettae (? Ref.) und kommt in Form von Tab¬
letten und Ampullen in den Handel. Bei den Erscheinungen der
akuten Form der Nervenanfälle erwies sich jeden Tag eine
subkutane Injektion von 10 ccm (halbe Dosis bei kleinen Hunden)
und 3—4 Tabletten stomachal nebenbei bis zum Nachlassen der
Krampfanfälle empfehlenswert, in der Regel trat nach 3 Tagen
Besserung ein. Bei chronischem Verlaufe waren Injek¬
tionen mit eintägigen Intervallen und tägliche Gaben von 3 Tab¬
letten von anhaltendem Erfolge. Kynodal wirkt beruhigend
und schmerzlindernd und ist in jeder Form ungiftig.
Das Resultat der bisherigen Versuche faßt R. dahin zusammen,
daß durch diese Behandlungsart ein erheblich größerer Prozent-
1070
satz an Hunden mit nervöser Staupe geheilt werden kann. In
mehreren Fällen von Parese der Nacbhand konnte durch mehr¬
fache Injektion von Kynodal in Verbindung mit Veratrin Besse¬
rung erzielt werden; R. empfiehlt es zur Nachprüfung. (K. liefert
Chem.-Pharm. Werk Bad Homburg, A.-G. — Schriftl.) Me.
Tierärztliche Standes- und Wirtschaftsfragen.
Die Einreihung der Bezirkstierärzte in die Besoldungsordnung
nach dem neuen Stellenausweis.
In den Kreisen der Tierärzte ist die Meinung verbreitet, der
Staatshaushaltsausschuß des Landtages habe bei Bewertung des
Stellenausweises die Bezirkstierärzte ungerecht behandelt, indem er
von den Bezirksärzten 20, von den Bezirkstierärzten dagegen nur
6 in die Besoldungsgruppe XI. einreihte.
Diese Ansicht, ist irrig. Sie beruht auf der unvollständigen,
etwas unklaren Berichterstattung der Bayerischen Staatszeitung und
der Augsburger Abendzeitung über die Beratungen des Staats¬
haushaltsausschusses. Die Zeitungen meldeten nur kurz, daß 6 Be¬
zirkstierärzte in die Gruppe XI versetzt wurden.
In Wirklichkeit wurden außer den bereits im Stellenausweis
vorgesehenen 12 Bezirkstierarztstellen in Gruppe XI vom Staats¬
haushaltsausschuß weitere 6 Stellen in Gruppe XI genehmigt. Für
die Bezirkstierärzte stehen somit 18 Stellen in Gruppe XI zur Ver¬
fügung, für die Bezirksärzte allerdings 20. Eine vollständige Gleich¬
stellung beider Stände konnte leider nicht erreicht werden, weil in
weiten Kreisen des Landtags, zum Teil durch eigenes Verschulden
mancher Kollegen, die Meinung verbreitet ist, daß die Bezirkstier¬
ärzte im Gegensatz zu den Bezirksärzten allgemein erhebliche
Nebeneinnahmen aus Aratsgeschäften und Privatpraxis hätten.
Meines Erachtens können die bayerischen Tierärzte mit dem
erreichten Erfolg, zumal gegenüber der Stellung der Amtstierärzte
in den anderen deutschen Ländern, zufrieden sein.
Landtagsabgeordneter Gutbrod.
Zusammenkunft der Chiemgauer Tierärzte am 20. November 1921.
Anwesend waren 23 Tierärzte (Staats- u. Freiberufstierärzte);
zum zweiten Teil der Tageordnung waren auch die Tierzucht- und
Pferdezuchtbeamten des Bezirkes erschienen. — Die Versamm¬
lung eröffnete Bezirkstierarzt Dr. P s c h o r r. Nach kurzer Be¬
grüßung gedachte dieser in herzlichen Worten des allverehrten
toten Königs, dem der tierärztliche Stand viel zu verdanken hat.
Zum Zeichen der Trauer erheben sich die Anwesenden von den
Sitzen.
Als erster Punkt der Tagesordnung kam die Gebührenfrage
zur eingehenden Erörterung. Man war sich schließlich darüber
einig, daß in Anbetracht der stets zunehmenden Teuerung eine
Erhöhung der Gebühren nicht zu umgehen sei. Sämtliche an¬
wesende Tierärzte verpflichten sich gleich den Ingolstädter Tier¬
ärzten folgende M i n d e s t gebühren einzuhalten:
1. Beratung jeglicher Art.• . 10.— Mk.
2. Bescheinigung.• . . 10.—
3. Zeugnis . ..20.—
4. Im Hause des Tierarztes
Untersuchung von Großvieh.15.—
bei mehr als 5 Stück das Stück .... 5.—
Untersuchung von Kleintieren.10.— „
1080
5. Besuch am Wohnort . . . ..15.— Mk.
und Untersuchungsgebühr beim ersten Besuch 10.—
6. Besuch außerhalb des Wohnortes
Untersuchungsgebühr und Weggebühr der
Doppelkilometer.8.—
7. Gelegenheitsbesuch = Ortsbesuch und Unter¬
suchungsgebühr .25.—
8. Subkutane und intramuskuläre Injektion aus¬
schließlich Arznei.10.—
Intravenöse Injektion ausschließlich Arznei . 20.— ..
Rotlaufimpfung bis zu 10 Stück.10.—
jedes weitere Stück.7.— „
Serum- oder Blutimpfung bei Maul- u. Klauen¬
seuche ohne Impfstoff bis zu 5 Stück . . . 25.—
jedes weitere Stück.20.— „
9. Kastration
Hengst.100.— ,,
Bulle bis Vs Jahr alt.20.— „
„ älter.30.—
Eber ..50.— ..
Kälber.15.— „
Ferkel.5.— .,
10. Geburtshilfe
Pferd.150.— „
Rind.100.—
Schwein ..50.—
11. Ablösen der Nachgeburt.50.—
12. Reposition des Uterus.75.—
13. Innere Untersuchung der Geschlechtsorgane
oder auf Trächtigkeit
Pferd ...50.— ..
Rind..20.—
14. Einfachere chirurgische Eingriffe, z. B. Ader¬
laß, Abszeßöffnen.20.—
15. Gewährschaftsuntersuchung bei Pferd oder
Rind.50.—
16. Zerlegung
von Großvieh.50.—
„ Kleinvieh.30.—
17. Ergänzungsfleischbeschau
Großvieh .20.—
Kleinvieh.10.—
und Weggebühr (Ziff. 5, 6 u. 7)
18. Zeitversäumnis bei notwendig längerem Ver¬
weilen: die halbe Stunde.10.—
19. Nachts, sowie an Sonn- und Feiertagen (wenn
besonders verlangt).doppelte Weggebühr.
(Nachtzeit: im Sommer 8—6 Uhr, im Winter 6—8 Uhr.)
Für die sogenannte Armenpraxis können jeweils niedrigere
Sätze verrechnet werden.
Nach einer kleinen Mittagspause hielt Bezirkstierarzt Dr.
Drescher der Veterinärpolizeilichen Anstalt Schleißheim einen
hochinteressanten Vortrag über die Unfruchtbarkeit der weib¬
lichen Haustiere. In der regen Aussprache kam klar zum Aus¬
druck, daß die Sterilitätsbekämpfung in Zukunft einen Hauptteil
der tierärztlichen Tätigkeit ausmachen wird.
1081
Am Schlüsse dankte der Vorsitzende im Namen aller An¬
wesenden dem Vortragenden nochmals für die liebenswürdige
übernähme des Referates und gab der Hoffnung Ausdruck, daß
die nächste Zusammenkunft in etwa einem Vierteljahr ebensogut
besucht sein möge als diese. D. Lindner.
Selbsthilfe.
Die Tierärzte Mecklenburgs veröffentlichen folgende Bekannt*
macbung:
„Die Unterzeichneten Standesvereine der Tierärzte Mecklenburgs
geben hiermit bekannt, daß ihre Mitglieder die gesetzliche Taxö
vom 11. März 1908 bezw. vom 20. Mai 1920, fortan als unzeitgemäß
ablehnen. Sie erkennen nur die von ihnen herausgegebene Taxe
vom 30. Oktober 1921 als rechtsverbindlich (? d. R.) an und sind
lediglich nach dieser Taxe tierärztliche Hilfeleistungen zu leisten
bereit. Ein Auszug der Taxe hängt in den Sprechräumen der
Tierärzte zur allgemeinen Kenntnis aus.“
Man sieht also, die Angehörigen anderer Stände sind keine
solche Angsthasen wie die Apotheker und nehmen ihre wirtschaft¬
lichen Interessen selbst in die Hand. — Es ist wunderlich, daß die
Apotheker bis ad Infinitum das geduldige — Lamm markieren, statt
endlich geschlossen zur Selbsthilfe zu schreiten 1 Wo ein richtiger
Wille, ist auch ein Weg! (Pharm. Zeitung 1921, Nr, 94. S. 1016).
Verschiedenes.
IafektlOBS* and Invasionskrankheiten.
Texasfieber bei amerikanischen Kühen.*)
(Bericht des Staatstierarztes Bremen vom 23. IX. 21 an das Medi¬
zinalamt und die Medizinalkommission des Staates Bremen.)
Von den amerikanischen Kühen des ersten- Transports (Ur¬
sprungsland Texas) wurden von der Lebensmittelkommission 500
Tiere übernommen und laut Vorschrift getrennt aufgestellt. "Eine
große Anzahl dieser Kühe ist bereits abgeschlachtet, da sie keine
Milch mehr geben. Die noch lebenden 206 Kühe zeigen sich klinisch
absolut gesund und befinden sich in sehr gutem Nährzustande.
Laut Verfügung des Reichsministers für Ernährung und Land¬
wirtschaft 1/4—510 vom 4. Februar 1921 sind nach § II Abs. 2 die
amerikanischen Kühe getrennt vom Inlandsvieh aufzustellen und
durch besonderes Personal zu warten und zu pflegen. Von der
getrennten Aufstellung, Wartung und Pflege kann nach Ablauf von
5 Monaten abgesehen werden, sofern sich die in demselben Stalle
untergebrachten Kühe bis dahin als frei von Texasfieber erwiesen
Um uns Gewißheit zu verschaffen, ob die amerikanischen Rin¬
der der Lebensmittelkommission noch Träger des Texasfiebers
sind, wurde folgender Versuch angestellt:
Es wurde eine zirka 9 jährige, zur Schlachtung bestimmte ein¬
heimische Kuh ostfriesischer Rasse in dem Stall der amerikanischen
Texaskühe untergebracht. Die Kuh war anscheinend gesund. Die¬
sem Tiere wurden ungefähr 10 qcm filtriertes Schüttelblut von 10
Texaskühen, die wahllos ausgesucht waren, intravenös eingespritzt.
Nach 9 Tagen trat hohes Fieber (41,1°) auf, einen Tag' vorher
*) Von Herrn Ministerialdirektor Dr. A t t i n g e r in dankens¬
wertester Weise zur Verfügung gestellt. D. Schriftltg.
1082
V; *
wurden vereinzelt Piroplasmen nachgewiesen. Am 9. Tage. waren
Piroplasmen sehr zahlreich vorhanden (5—6 in jedem Gesichts¬
felde des Mikroskops), am 10. Tage .trat schweres Blutharnen ahf.
Die Kuh selbst zeigte sich schwer krank, der PiroplasmenbefCmd
war sehr zahlreich, am 11., 12. und 13. Tage war der Harn stark
blutig. Das Allgemeinbefinden verschlechterte sich von Tag zu
Tag, die Futteraufnahmei hatte nachgelassen und Piroptumepj
waren in den roten Blutkörperchen sehr zahlreiche nachzuweisenvf?J
Am 12. Tage war die innere Körperwärme von 41,9 0 auf 40,2 0 und
am 13. Tage auf 36,8 0 gesunken. An diesem Tage war das Allge- .]
meinbefinden sehr schlecht. Die Freßlust lag gänzlich darnieder, :
das Atmen war angestrengt, die Zahl der Pulse betrug 100 in der,!
Minute, dabei bestand starkes Muskelzittein, so daß der Tod des J
Tieres vorauszusehen war. Derselbe trat am folgenden Tage ein. j
Der Kadaver wurde tags darauf auf der Abdeckerei seziert.
Sektionsbefund: Das Tier befand .sich in mäßig gutem«
Nährzustande. Es bestand geringe Totenstarre. Die Unterhaut 1
war ikterisch verfärbt. Am Runde der Schamlippen waren ver-i
einzelt stecknadelkopfgroße Blutungen. Die Euterdrüsen waren J
stark vergrößert. In der einen befand sich ein tuberkulöser Herd
in der Größe einer halben Haselnuß. Die serösen Überzüge des
Bauchfells und der Baucheingeweide waren stark gelb gefärbt.
Die Lungenlyraphknoten w r aren mäßig geschwollen. Die linke
Bronchialdrüse und die Mediastinaldrüsen enthielten tuberkulöse
Herde. In den großen Gefäßen war nur wenig Blut; dasselbe
zeigte eine weinrote Farbe und war sehr wässerig. Das Epikard
zeigte an den Herzwandungen und besonders an- den Herzohren
zahlreiche kleinste Petechien. In dem rechten Lungenflügel be¬
fand sich eine hühnereigroße Caverne mit weichkäsigem, gelb¬
lichem Inhalt. In der linken Lunge waren vereinzelte kleine tuber¬
kulöse Herde nachweisbar. Das Netz war ikterisch verfärbt, die
Schleimhaut des Leerdarms, im besonderen des Zwölffingerdarms,
zeigte namentlich auf der Höhe der Falten streifige und zahlreiche,
schwärzlich gefärbte Blutungen; dieselben Veränderungen waren
auch im Blinddarm. Die Schleimhaut des Grimmdarms war be¬
sonders im Endabschnitt geschwollen und stark blutig. Das Ge¬
kröse war ikterisch verfärbt. Die Milz war stark geschwollen und
um ein Drittel vergrößert. Das Gewicht betrug 9% Pfund, die
Länge 70 cm, die Breite 23 cm (Mitte), die Höhe 6 cm (Mitte), im
vorderen Drittel 7 cm und der 'Querumfang 47 cm. Die Kapsel war
gespannt, die Farbe grau-violett-bläulich. Die Schnittfläche war
rotbraun, die Pulpa nicht erweicht, von mäßig fester Beschaffen¬
heit. Die Schleimhaut des Pansens war stellenweise matt diffus
gerötet. Die Schleimhaut des Labmagens war anämisch und am
Pylorus streifige und fleckige schwärzliche Blutungen. Die Leber
war stark geschwollen,, von'quittengelber Farbe, besonders auf der
Schnittfläche. Aus den feinsten Gallenkaprllaren lassen sich quitten¬
gelbe, geleeartige Ausgüsse herauspressen. Die Gallenblase war
stark gefüllt, die Galle von schleimig-klümpriger Beschaffenheit.
Die Nieren waren stark geschwollen und braunrot. Die Harnblase
war mit dunkelrotem Harn gefüllt. Die Lymphknoten waren ge¬
schwollen, blutig durchfeuchtet, auf der Schnittfläche dunkelrot.
Die- Kuh ist auf Grund des mikroskopischen und Sektionsbe¬
fundes an Texasfieber zu Grunde gegangen.
Nach dem Ergebnis des vorstehenden \ er - |
suchs ist somit der einwandfreie Nachweis er
1083
bracht, daß die a m e r i k a.-n i s c h e n K ü h e des ersten
Transports nach einer getrenntenAufstallung
von7Monaten nochTräger derKeime desTexas«
lieberg sind. gez. Körnig.
Pharo akologlo, Pharoacle, Pharmakognosie.
Arznei taxe 1921.
Das Staatsministerium des Innern veröffentlicht unter der
Nummer 5191a 64 im „Bayer. Staatsanzeiger“ Nr. 257, 1921, fol¬
gende Bekanntmachung über die Arzneitaxe
1921:
„Auf Grund des § 3 der Verordnung vom 26. Dezember 1906
(Ges.- u. Verordn.-Bl. S. 887) wird in Abänderung der Ziff. 3 der
Bekanntmachung vom 30. Dezember 1920 (Ges.- u. Verordm-Bl.
S. 508) und der Bekanntmachung vom 18. Februar 1921 (Ges.- u.
Verordn.-Bl. S. 34) bestimmt:
Die Apotheken sind berechtigt, vom 25. Oktober 1921 ab auf
jede auf ärztliche Anordnung abgegebene Arznei statt des bis¬
herigen Teuerungszuschlags von 0.80 Mk. einen Teuerungszuschlag
von 1.20 Mk. zu erheben. Diie Apotheker des Gebietes der Pfalz
dürfen vom gleichen Zeitpunkt ab statt des bisherigen Teuerungs¬
zuschlages von 1.20 Mk. einen Teuernngszuschlag von 1.60 Mk.
erheben.
Von diesem Teuerungszuschlag sind jedoch ausgenommen:
a) Arzneimittel oder Arzneien, die in abgefertigter Packung aus
dem Handel bezogen und in dieser abgegeben werden und
nach Ziff. 21 Abs. 1 der besonderen Bestimmungen der Deut¬
schen Arzneitaxe berechnet werden;
b) die nach den geltenden Bestimmungen auch außerhalb der
Apotheken verkäuflichen Arzneimittel, soweit sie unvermischt
und ungeteilt abgegeben werden.
Auch der Teuerungszuschlag wird von dem Preisabschlag be¬
troffen, der bei Arzneilieferungen gemäß § 376 Abs. 1 der Reichs¬
versicherungsordnung nach Ziff. 2 der Bekanntmachung vom 30. De¬
zember 1920 (Ges.- u. Verordn.-Bl. S. 508) zu gewähren ist. Der
Teuerungszuschlag bleibt bei Verordnung von Arzneimitteln außer
Ansatz, für die gemäß § 376 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung
Handverkaufspreise festgesetzt sind.
München, 3. November 1921.
I. A.: Graf von Spret i.“
Sondergebiete (Gerichtswesen).
Was kosten heute Prozesse?
Nachdem am 1. August ds. Jrs. die beiden Gesetze
vom 29. Juni 1921, betr. Änderung der Gerichts¬
kosten und vom 8. Juli 192 1, betr. Gebühren der
Rechtsanwälte u. Gerichtsvollzieher, in Kraft
getreten sind, wird sich jeder, der heute einen Rechtsstreit be¬
ginnt, die Frage vorlegen müssen, wie hoch stellen sich die Proze߬
kosten. die ich infolge des Beginns des Reichtsstreites möglicher¬
weise haben werde. Nach einer genauen Berechnung von Dr. R.
Hansen (Berlin) im „Zeitungs-Verlag“ ergibt sich unter der
Voraussetzung, daß die beiden Parteien sich durch Rechtsanwälte
vertreten lassen, daß in zwei Instanzen Beweise erhoben werden
1084
r<v-
(Zeugen oder Sachverständige vernommen), daß aber kein er-
lei Besonderheiten eintreten, das folgende:
1. Inst a n z:
Gerichtskosten .... 210.— Mk.
Anwaltskosten .... 7 26.— Mk. 936.— Mk.
2. Instanz:
Gerichtskosten .... 315.— Mk.
Anwaltskosten .... 9 43.80 Mk. 1258.80 Mk.
Die Kosten der 1. und 2. Instanz betragen
demnach.. 2194.80 Mk.
Handelt es sich um einen Streit über 20 000 Mk., so kommt in
Betracht, daß auch das Reichsgericht noch angegangen werden
kann, wobei allerdings in der Revisionsinstanz kein Beweis er¬
hoben wird.
Gerichtskosten .
Anwaltskosten .
1.
Instanz:
. . 960.— Mk.
. . 2368.80 Mk.
3328.80 Mk.
Gerichtskosteri .
Anwaltskosten .
2.
Instanz:
. . 1140.— Mk.
. . 2724.60 Mk.
4164.60 Mk.
Gerichtskosten .
3.
Instanz:
. . 1280.— Mk.
Anwaltskosten .
. . 1816.40 Mk.
3096.40 Mk.
Gesamtkosten:
10589.80 Mk.
Diese hohen Kosten werden sicher manche Prozesse verhin¬
dern, zum Nutzen derer, die im Vertrauen auf die Scheu ihrer
Gläubiger vor hohen Prozeßkosten die Erfüllung ihrer Verbind¬
lichkeiten verweigern. Die jetzt geltenden Sätze verteuern das
Führen eines Prozesses in so hohem Maße, daß bei kleineren Ob¬
jekten fast von einer Rechtsverweigerung gesprochen werden
kann.
Sondergebiete (Statistik).
Die Teuerung.
Die vom Statistischen Reichsamt aufgestellten Gro߬
handels-Indexziffern haben infolge der fortgesetzten
Markentwertung eine weitere bedeutendeSteigerung
erfahren.
Gegenüber einem Durchschnittsstand im Monat September
von 2067 ist im Oktoberdurchschnitt ein Hinaufschnellen auf 2469
zu beobachten. Im einzelnen stiegen Getreide und Kartoffeln von
2016 auf 2300, Fleisch, Fische und Fett von 1943 auf 2325, Kolonial¬
waren von 2317 auf 3099, landwirtschaftliche Erzeugnisse und
Lebensmittel zusammen von 2030 auf 2417, Textilien von 3670 auf
4176, Metalle von 2036 auf 2965, Kohlen und Eisen von 1870 auf
1885, Industriestoffe zusammen von 2155 auf 2539, Häute und Leder
von 372f7 auf 4539. Die vorwiegend im Inland erzeugten V aren
— Getreide, Kartoffel, Fleisch, Zucker, Fett, Eisen und Kohle *-
erfuhren eine Steigerung von 1952 auf 2225, die vorwiegend aus
dem Ausland eingeführten Waren eine solche von 2613 auf 3585.
Der Dollar stieg im Durchschnitt, des Monats Oktober gegenüber
N.
1085
dem September um 42,9 Proz., ihm folgten die sämtlichen Einfuhr¬
waren mit einer Steigerung von 35,6, während sich das Preis¬
niveau der Inlandwaren gleichzeitig um 14,3 Proz. hob.
Brot ist (rationiertes von 0,16 auf 1,90, nichtrationiertes von
0,16 auf 2,50, Semmel von 0,03 auf 0,40 Mark) auf das 12- bis
nahezu 16 fache gestiegen,
Mehl (von 0,20 auf 5.— Mk.) auf das 25 fache,
Eier (von um diese Jahreszeit 10 Pfg. auf 2.20 Mk.) auf das
22 fache,
Milch (von 0,20 auf 3,45) auf das 17 fache,
Butter (von 1 Mk. auf 28 Mk.) auf das 28 fache,
Margarine (von 70 Pfg^ auf 23—37 Mk.) auf das 32- bis
52 fäche,
Zucker (von 0,25 auf 5 Mk.) auf das 20 fache,
Kartoffeln (von 3 Mk. hoch gerechnet auf 70 Mk. durch¬
schnittlich) auf mehr als das 23 fache; im Einzelverkauf, auf den
viele Leute, und oft gerade die Ärmsten, die sich nicht rechtzeitig
eindecken konnten, angewiesen sind, muß heute schon 1 Mk., ja
1.20 Mk. für das Pfund Kartoffeln bezahlt werden.
Staatsveterinärkunde, Auslandsdienst und Versicherungswesen.
o
Epidemische Ausbreitung der Maul* und Klauenseuche.
Infolge der epidemischen Ausbreitung der Maul- und
Klauenseuche diesseits und jenseits der tschecho - slowaki¬
schen Grenze hat sich die sächsische Amtshauptmannschaft Oels-
nitz veranlaßt gesehen, die Vieheinfuhrstelle in Warnitzgrün voll¬
ständig zu sperren und für die obervogtländischen Grenzortschaften
strenge Abwehrmaßvegeln zu treffen. Auf Grund dieser Grenz¬
sperre ist der Viehverkehr zwischen der Tschechoslowakei voll¬
ständig eingestellt worden. Desto reger ist aber der Schmuggel
mit Vieh nach Sachsen und der Tschecho-Slowakei, wodurch die
yeterinärpolizeilichen Vorschriften umgangen werden und der Ver¬
breitung der Maul- und Klauenseuche Tür und Tor geöffnet wer¬
den. — Nachdem die Maul- und Klauenseuche im Freistaat Olden¬
burg und in den preußischen Regierungsbezirken Osnabrück und
Aurich seit längerer Zeit erloschen ist, fällt nach einer Verfügung
des sächsischen Wirtschaftsministeriums für Klauenvieh, das aus
diesen Gebieten nach Sachsen eingeführt wird, bis auf weiteres
die zehntägige Beobachtung weg. Ursprungs- und Gesundheits¬
zeugnisse sind für Tiere dieser Herkunft nach wie vor beizu¬
bringen.. S. M.
Große Ausbreitung der Schweinepest und des Schweinerotlaufs
im Freistaat Oldenburg.
Nach dem Bericht des Landesobertierarztes für den Freistaat
Oldenburg nimmt der Rotlauf der Schweine bei der war¬
men Witterung immer mehr zu. Auch die Schweinepest ist
amtstierärztlich in weiteren Gemeinden festgestellt. Viele Besitzer
haben schon große Verluste gehabt. Die jüngeren Ferkel sind ge¬
storben oder getötet und beseitigt, die älteren erkrankten Schweine
meist abgeschlachtet werden, da die Aussicht auf Heilung sehr ge¬
ring ist, und die Tiere, welche die Krankheit überstanden haben,
noch lange Zeit den Ansteckungsstoff in sich tragen und eine
Weiterverbreitung der Seuche verursachen können. Das Fleisch
der mit Schweinepest behafteten Tiere darf nur, nachdem es be-
1086
dingt tauglich gemacht worden (gekocht oder 'gepökelt) in den
Verkehr gebracht werden. Den Viehbesitzern ist dringend zu raten,,
bei Erkrankung oder Sterben mehrerer Schweine, auch bei chro¬
nischem, schleichendem Verlauf der Krankheit, ihren Viehbestand
tierärztlich untersuchen zu lassen, damit die Seuche baldigst er¬
kannt und die erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Verhütung
ihrer Weiterverbreitung getroffen werden. Die sichere Feststellung
der Seuche ist meist nur durch die Sektion getorbener oder ge¬
schlachteter Tiere möglich. — Die Maul- und Klauenseuche ist im
Freistaat Oldenburg erloschen. 8 . M.
Sammlung „Schützehrung“.
(6. Quittung, abgeschlossen am 30. November 1921.)
Sammlung ungarischer Kollegen, überreicht von Prof.
Marek- Budapest (Professorenkollegium der Kgl.
Ungar. Veterinärhochschule: Prof. Hutyra, Prof.
Marek, Dr. Aujeszki, Dr. Farkas, Dr. Berrar, Vi-
gadi, Csencsik, Dr. Köves, Nagy, Kertesz, H. H. Koch,
Darvas, Kiss, David, Illy, Sipos, Kalmar, Dr. Roman,
Markus, Zsemberi, Hejj, Dezsö, Raitsits, Kövesdy,
Dr. Schwanner, Revesz, Klein, Floris, Baumann,
Hegedüs, Huszar, Bieber, Lintner, Dr. Zsupan, Cze-
loth, Szecsödy, Varga, Somogyi, N. N., Fischer,
Sipos, Dr. Pataky, N. N., Gabor, Bruoth, Mehely,
Dr. Csösz, Uhlgarik, Farkas, Kardevdn, Born, Wahl,
Nagy) 3775.— Kr.. =.
Dr. Fritz M r o w k a - Trujillo (Peru).
Dr. R e h s e - Warin, Geheimrat Dr. W e h r 1 e je
100 X = . ...
Geheimrat Prof. Dr. Ellenberger - Dresden . .
Dr. Lindemann - Seelow, Biederstedt-J ar¬
men, Veterinär-Rat Hesse - Neidenburg, Vet.-Rat
Schwintzer- Oels, Vet.-Rat R u h s -Weißensee
(Thüringen), Vet.-Rat Jakobi- Berlin je 50 =
Kreistierarzt' Dr. K u r z w i g - Landsberg a. W. . .
Kreist. Dr. Friedrichs - Querfurt, Dr. H e 11 -
Freienwalde, Nenman n-Kossebau, Dr. Kunze-
Königsberg, Kreist. Dr. Hasselmann - Quedlin¬
burg je 30 =.
Generaloberveterinär Dr. Maie r-München, Schulz-
Gr. Schönebeck, Dr. Wegener - Minden, G o 1 d -
berg - Zehden, Hohenhaus - Driesen je 25 JL —
Oberstabsveterinär Zembrin - Konstanz, Dr. Dun¬
kel- Stendal, Oberstabsveterinär Steinhardt-
Dassel, Stamm - Bernau, Dr. Davids - Mülheim
je 20 X = .
Michalski - Hirschberg (Schles.), Dr. Nußhag-
Jena, Stabsvet. Hoenecke - München je 10 JL —
Summa: 2384.60 JL
Dazu 1. bis 5. Quittun g .. 19724.85 „
zusammen: 22109.45
Weitere Beiträge werden erbeten an das Konto „Schütz¬
ehrung“, Deutsche Bank, Berlin, Zweigstelle L, Chausseestr.il;
Postscheckkonto Berlin Nr. 1012.
Prof. Dr. Neumann - Berlin.
831.20 ^
500.- „
200 .- „
99.20 „
300.- „
49.20 „
150.- „
125.-
100 .- ..
30.- „
Fortbildungskurs für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät der Universität Manchen.
Vom 2. bis 5. Januar 1922.
1087
Hochschulnachriditen.
CO
i
m
1 5
®<£
m S3
© jfc
^ s
© ^
-fl fl
ft-1 ©
©
©
2 TS •
fl-3 43
A :cd
Erfahrungen ü
>s seuchenhafte:
der Haustiere
Ernst.
Die Sterilität des Rindes
mit praktischen Vor¬
weisungen
Mayr bezw. Stoß jun.
GO
® , fl
’gi 3
O o
£|> fca
co 2 3 fl
"i ^ 2 c ..
1
CO
43 *p-4
8 gM
60 3
C S
S S
^ hH
-fl" 0
rfl
© bß
.2 c
M* 2
cd Ä
£ S
V*4-
Die Sterilitäl
mit praktis
weisu
Mayr bezw
11—12
Jungtier¬
krankheiten
Schmitt.
Neues auf dem Gebiete
der Geburtshilfe mit
prakt. Vorweisungen
Stoß jun.
fl
©
Jfl
©
GO
4»
*■* ä
. Ä .fl
4a
10—11
©
fl
öS
ÖD
h
©
CO
43
fl
©
fA
©
GO
*•+2
1 •
& §
43
des Rindes mi
Vorweisungen.
t r bezw. Stoß
o
wH
1
05
Anatomie, der Geschlech
Stoß sen.
Demon¬
stration
patholog.
Geschlechts¬
organe
Kitt.
des Rindes mi
Vorweisungen
r r bezw. Stoß
£d cd
s s
f-l '
©
OQ
©
5
05
1
00
Jungtier¬
krankheiten
Schmitt.
43
:fl cd
s S
©
-4-3
OQ
©
Q
Jungtier¬
krankheiten
Schm itt.
Cd
•
Süd
rfl
© •
tt)
cd
43
; GO
fl
§
cd
■4*
cd
43
OQ
©
►
U
©
fl
l-S
fl
©
fl
©
-4J
fl
©
p
’S
o
i
Deutsch in der japanischen Wissenschaft. Die PublikationdK
der kaiserlich-japanischen Kyoshu-Universität für das Jahr 192jK*
bis 1921 sind erschienen. Es ist interessant, festzustellen, daß vom?
den 5 Bänden der Veröffentlichung der medizinischen Fakultät,
alle, bis auf eine Abhandlung, in deutscher Sprache ge- 1
schrieben sind. Etwas ungünstiger stellt sich das Verhältnis der
Veröffentlichung der technischen Fakultät, bei der Französisch,
Englisch und Deutsch sich die Wage halten. Die neu herausge-
kommenen Ausländerbestimmungen der japanischen Universitäten
stellen bemerkenswerterweise in allen Punkten die ausländischen
Studierenden den einheimischen gleich. Die Internationalität der
Wissenschaft ist, soweit es die japanischen Universitäten anlangt,
also durchaus gewahrt.
_ Frequenz an der Tierärztlichea Fakultät der Universität
München. Die Gesamtzahl der im Wintersemester 1921/22
eingeschriebenen Studierenden und Hörer beträgt 251. Darunter
immatrikulierte Studierende 220, Fachprüfungskandidaten 87,
Hospitanten und Hörer 31. Im I. Semester neu eingetreten sind 7.
Personalien.
Amtstierärztlicher Dienst: Versetzt auf Ansuchen der Bezirks¬
tierarzt Nikolaus Duetsch von Wegscheid nach Vilshofen.
Gewählt: Distriktstierarzt Eduard Denk in Velden a. Vils zum
Distriktstierarzt in Dorfen gewählt.
Niederlassung als praktischer Tierarzt: Stabsveterinär ». D.
Albert Eckart in Dietenhofen (B.-A. Neustadt a. A.).
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Michael Apfel¬
beck, praktischer Tierarzt in Plattling. Dissertation: „Untersu¬
chungen über die Dampfresistenz der Rauschbrandsporen“. (Hy¬
gienisches Institut der Universität: Dr. Süpfle). Tierarzt Paul
Hof mann aus München. Dissertation: „Über die Gültigkeit des
Arndt-Schulz’schen biolog. Grundgesetzes bei der Wirkung von
Bakteriengiften“. (Hygien. Institut der Universität: Dr. Süpfle).
Tierarzt Karl Mayr aus Donaualtheim. Dissertation: „Die Bedeu¬
tung der Kapsel für die Virulenz der Sarcina tetragena“. (Hygieni¬
sches Institut der Universität München: Dr. Süpfle). Tierarzt
Siegfried Freund aus Pniowitz. Dissertation: „Opferschau und
Fleischbeschau. — Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der
Fleischbeschau“.
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Wegscheid. Gesuche bis
17. ds. Mts. an die für den Wohnsitz des Bewerbers zuständige
Regierung.
Eingesandt.
Das Einwintern von Gemüse. Bevor wir unserem Winterbedarf
an Frischgemüse einschlagen, wollen wir uns über das Wo und Wie
klar sein. Beim Einwintern des Gemüses handelt es sich darum,
dasselbe so kühl aufzubewahren, daß durch die niedrige Tempe¬
ratur sowohl Wachstumsvorgänge als auch Fäulniserscheinungen
unterdrückt werden, andererseits ist es aber frostfrei zu halten,
um das Erfrieren zu verhindern. Insbesonders Temperaturschwan¬
kungen sollen vermieden werden, weil diese erfahrungsgemäß dem
1089
Leben der ruhenden Pflanze (Knolle, Wurzel etc.) viel gefährlicher
werden als eine mäßige ruhige Abkühlung. Ferner muß das Ge¬
müse während der Überwinterung mäßig feucht gehalten werden
(feuchter Sand), um ein unliebsames Vertrocknen zu verhindern;
doch gerade in diesem Punkte ist große Vorsicht geboten, denn
übergroße Feuchtigkeit befördert die Fäulnis und gerade davor
das Gemüse zu bewahren ist eine der Hauptaufgaben des Ein-
winterns. Soll also das Gemüse über Winter frisch erhalten bleiben,
so müssen wir zu seiner Aufbewahrung einen kühlen Raum von
konstanter Temperatur wählen, dessen Luftfeuchtigkeit mäßig ist
und der auch durchlüftbar sein soll. Ein geeigneter Ort hiefür ist
ein gut durchlüftbarer kühler Keller. In Ermangelung eines solchen
läßt sich ein leerer Mistbeetkasten für diesen Zweck verwenden,
wenn wir ihn durch Packung und Zudecken gegen Temperatur¬
schwankungen schützen; schließlich läßt sich das Gemüse auch in
einer für diesen Zweck ausgehobenen Grube überwintern; die Ver¬
wendung von (oberirdischen) Mieten kommt nur für große Verhält¬
nisse in Betracht. Weitere nützliche Winke in der Folge 39 der
Wochenschrift für Haus, Hof und Garten „Mein Sonntagsblatt“ in
Neutitschein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Be¬
zugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
IFtiWilliiHäier
zur Seuchenbekämpfung. : gegen Schafräude.
■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■
| jitäcTilol-Palronen |
* » nach Tierarzt Dr. Jüterbock, »
I S altbewährt gegen Scheidenkatarrh. J
- ■ ■
I Bacillolwerke Hamburg
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
ARICYL::.
„Dinatriumsalz der Essigarsinsäure“
Organische Arsen-Verbindung
zur subcutanen und intravenösen Injektion
Keine Kombination. Reine Arsenwirkung.
r
Indicationen \ Schwäche- und Entkräftungszu¬
stände aller Art. / Folgen von Überanstrengung.
Abmagerung auf nervöser Grundlage. / Stoff¬
wechselkrankheiten. / Nachkrankheiten der M. K. S.
Appetitmangel nach Infektionskrankheiten.
Paplmihl Np I ^ Ampullen mit je 1,2 ccm zur
rdlmlliiy Hill Verwendung bei Kleintieren..,
Daolninn Np II enth. 5 Ampullen mit je 10,2 ccm zur
iduivllliy Hl. Il Verwendung bei Großtieren.
Literatur: Dr. Busch, Nürnberg, T. R. Nr. 44/45.
Proben und Literatur stehen auf Wunsch den
Herren Tierärzten kostenlos zur Verfügung.
immiiimitmmiimiiiiimimiiiiiiimimiiiimiiiitiiiiiminiiiiiiiiiiMiii
iiiiiniiiiiiiiiiiHiiiiiniiiiiittimtHiiMimmiiHMiHinniniiin'HiiMiiiii'iiiiimuM
Farbenlabrlken vorm. Friedr. Bayer & Co.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen b. Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln a. Rh., Eifelstr. 21
(früher: Tierärztliches Wochenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung von bewährten Mitarbeitern, herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 20. Dezember 1921. Nr. 51.
Inhalt:
Originalartikel: Krieger. — Stickdorn. — Referate. — Verschiedenes. —
Hochschulnachrichten. — Personalien. — Eingesandt.
Abonnements-Einladung.
Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift
durch die Post beziehen, geht mit nächster Nummer das
Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unterbrech¬
ungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonnement
für das I. Semester 1922 bei der nächsten Postanstalt baldigst
zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amtlichen Zeitungs¬
katalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863,
in der Preisliste des Reichsgebietes unter Nr. 8252, für
Österreich unter Nr. 4203 eingetragen. Abonnementspreis
bei Bezug durch die Post halbjährlich 37.50 Mk. ausschlie߬
lich Bestellgeld. — Einzelnummer 2.— Mk. — Für das
Ausland (ausgenommen Österr., Ungarn und die Oststaaten)
100 °/o Zuschlag. — Auch im Buchhandel zu beziehen.
Kommissionsverlag: M. R i e g e r sehe Universitätsbuch¬
handlung, München, Odeonsplatz 2.
■■■■■■■■■■■•■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■■•■■■■■
Ein Beitrag znr Behandlnng chronischer Gelenkent¬
zündungen mit Sanarthrit-Heilner.
Von Distriktstierarzt L. Krieger, Reisbach (Ndby.).
Als „primäre Ursachen“ für die Entstehung der chro¬
nischen Arthritiden (Spat, Schale) sind bisher traumatische
Insulte jeder Art und Disposition verantwortlich gemacht
worden. Die Therapie konnte daher (neben Zuchtwahl) nur
symptomatisch sein und die besten Erfolge sind erzielt wor¬
den durch Ruhestellung und durch eine künstlich erzeugte
akute Entzündung, durch die eine Synostosenbildung in der
Umgebung der leidenden Stelle begünstigt wurde. Diesen
wesentlichen Heilfaktor hat Prof. Dr. »T. Mayr 1 ) als
„Heilentzündung“ oder „Reinflammatio“ bezeichnet. „Der
dadurch eingeleitete Heilvorgang äußert sich teils im Ab-
*) cf. Mü. Med. Wo. 1918 Nr. 36.
1092
bau von zugebildeten, pathologischen Geweben, teils im
Aüsheilen von durch chronische Entzündung hervorgeru¬
fenen Gewebsdefekten. _
Seit urlanger Zeit wird rein empirisch das Ziel verfolgt,
die chronischen Gelenks-, sowie überhaupt, die chirurgisch¬
chronischen Entzündungen durch Hervorbringung einer
möglichst heftigen akuten Entzündung im Bereiche des
chronisch erkrankten Gelenkes bezw. des entsprechenden
erkrankten Körperteiles günstig zu beeinflussen. Dieses ist
geschehen und geschieht noch durch chemische Reize in Ge¬
stalt der bekannten scharfen Einreibungen (Kanthariden,
Quecksilberverbindungen, auch Euphorbium, Krotonöl und
Arsenik in Salben und Flüssigkeitsform) und durch ther¬
mische Reize vermittels Brennens, jetzt wohl einheitlich
nur mehr durch das perforierende Brennen.“
E. Heil n er 2 * hat nun auf Grund jahrelanger Ver¬
suche die Theorie vom lokalen Gewebsschutz (Affinitäts¬
schutz) aufgestellt und seine Befunde nach Knorpelpräparat¬
injektionen führten zur Erkenntnis der gemeinsamen Ätio¬
logie aller Arthritiden. Nach ihm darf sich im Zellbetrieb
des Organismus die zwischen bestimmten normalen physio¬
logischen Stoffwechselprodukten (z. B. Harnsäure) und be¬
stimmten Geweben (z. B. Knorpel) bestehende chemische
Affinität nicht durchsetzen, da sonst durch das Eindringen
dieser Stoffe ins Gewebe eine Schädigung desselben die
Folge sein müßte; es besteht daher ein eingeborener, physio¬
logischer lokaler Gewebsschutz (Affinitätsschutz), durch
welchen wie durch ein stets erneutes Schutzgitter bestimmte
Affinitäten (z. B. Harnsäure) vom Eindringen in die das
Gelenk bildenden Gewebe (z. B. Knorpel) abgehalten wer- *
den. Wird dieser lokale Gewebsschutzt durchlöchert infolge
einer durch die verschiedensten, bisher primär gehaltenen
Ursachen (infektiöser, statischer, traumatischer, thermischer
Art) bedingten Schädigung der mit seiner Hervorbringung
betrauten Zellen, so dringt der physiologische Affinitäts¬
träger in das Gewebe ein. Es handelt sich dabei um ein all¬
gemein gültiges Prinzip der Organisation.
Die stetige Erneuerung des darniederliegenden, lokalen
Ge websschutzes auf fermentativem Wege wird durch-intra¬
venöse Applikation von dem Knorpelpräparat Heilner
(„Sanarthrit“) 3 ) bewirkt.
Schittenhelm 4 ) sagt, daß sich als wichtigstes Ge-
J ) cf. Mü. Med. Wo. 1916 Nr. 28, 1917 Nr. 29, 1918 Nr. 36.
8 ) Hergestellt vom Luitpoldwerk München.
4 ) cf. Mü. Med. Wo. 1921 Nr. 46 S. 1477.
1095
biet der Proteinkörpertherapie die Behandlung der cbro
nischen Arthritiden herausgestellt hat. Er gibt keinem der
verwandten Präparate (Milchprodukte, Xifalmilch, Vak¬
zineurin, Eiereiweißlösungen, Sanarthrit) den Vorzug, denn
er hat Fälle gesehen, in denen Milchpräparate nicht wirk¬
ten, Sanarthrit dagegen wirksam war und umgekehrt. Er
probiert daher in neuerer Zeit die verschiedensten Präpa¬
rate in wechselnder Dosierung der Reihe nach durch; da es
scheint, daß große individuelle Verschiedenheiten bestehen,
vielleicht auch die ätiologischen Momente die Verschieden¬
heit der Reaktionen bedingen, hält er das Gebiet für keines¬
wegs geklärt.
Angeregt nun durch günstige Erfahrungen mit „San¬
arthrit“ bei Spat, die von Prof. Dr. J. Mayr 1 ) berichtet
wurden, habe ich einen Versuch mit diesem Präparate unter¬
nommen, der, wie ich glaube, zu guten Hoffnungen be¬
rechtigt.
Ein edler Fuchswallach, 8 Jahre alt, des Gutsbesitzers
R. in B. ging am 5.10. 21 wegen Lahmheit h. 1. zur Be¬
handlung zu. Anamnestisch wurde mitgeteilt, das Pferd
sei vor zirka % Jahren bei dem Vorbesitzer durchgegangen
und schließlich in einen Sumpf geraten. Schwer lahm, auf
3 Beinen hüpfend sei es mit Mühe in den Stall gebracht
worden, am Sprunggelenk sei eine hochakute Entzündung
aufgetreten. Der zugezogene Tierarzt habe eine Behand¬
lung für aussichtslos erklärt und daher eine solche über¬
haupt nicht eingeleitet. Der Patient wurde aber in einen
Hängegurt gebracht, dort zirka ein halbes Jahr belassen und
vdn dem betreffenden Besitzer (vermutlich unter Zuziehung
irgend eines weisen Mannes) mit „Hausmitteln“ behandelt.
Vor kurzem habe er sich das Pferd eingetauscht.
Status praesens: Das Allgemeinbefinden ist nor¬
mal. An der lateralen Seite des linken Sprunggelenkes be¬
findet sich eine schmerzlose, knochenharte Auftreibung, die
von der Mitte des Gelenkes bis zirka 3 Finger breit des
oberen Endes des Hauptmittelfußknochens einschließlich des
lateralen Mittelfußknochens reicht. Der Umfang des Ge¬
lenkes ist durchschnittlich 2—3 cm größer als der des ge¬
sunden, rechten. Die Beweglichkeit des Gelenkes ist be¬
hindert, ziemlich starke Muskelatrophie der Kruppe. Die
Lahmheit ist vom Stalle weg sehr bedeutend, bessert sich
bei Bewegung und verschwindet schließlich fast ganz, wenn
das Pferd „warm“ wird. Der Zustand scheint mir dadurch
entstanden zu sein, daß der Patient seinerzeit eine rasche
Bewegung der Extremität gemacht hat, um aus dem Sumpf-
1094
W?
loche herauszukommen und sich dadurch eine Zerreißung
der Gelenkkapsel und des lateralen, langen Seitenbandes
zugezogen hat. Die dadurch entstandene akute Entzündung
hat schließlich zur chronisch - deformierenden Entzündung
geführt. Als Behandlung schlug ich Sanarthrit-Heilner vor,
mit der der Besitzer sich sofort einverstanden erklärt hat.
Über die Wirkung des Präparates sei vorausgeschickt,
daß nach Heilner 2 * drei verschiedene Reaktionsstärken
möglich sind. Für die erste, als „unterschwellig, noch eben
erfragbare“ bezeichnete ist charakteristisch, daß „Mah¬
nungen“ im Gelenke auftreten, daß als Ausdruck spezifischer
Herdreaktionen 'die Patienten das Gefühl haben, es sei
„etwas los“. Temperaturbewegungen finden hiebei nur in
mäßigem Grade oder gar nicht statt. Die zweite, mittel¬
starke Reaktion ist gekennzeichnet durch „Mahnungen“,
leichte Schmerzen im Gelenk, Frösteln, Schüttelfrost, Durst
und Temperaturanstieg bis 39° C. Die dritte, starke Re¬
aktion löst starke Schmerzen der affizierten Gelenke, 20 Mi¬
nuten bis 2 Stunden nach der Injektion Schüttelfrost,
Schweißausbruch, öfter kurze Diarrhöen und raschen Tem¬
peraturanstieg bis 39,5° C. und höher aus. Diese sämtlichen
Reaktionen klingen aber ohne Behandlung im V erlaufe von
24 Stunden wieder ab. .
Die Injektionen geschahen genau nach den Angaben
Prof. Dr. J. Mayrs 1 *.
13. 10. 21, 10 Uhr: T. 37,6, P. 38, A. 14, intravenös
2,2 ccm Sanarthrit; 4 Uhr: T. 38,9, P. 48, A. 14;
6 Uhr: T. 38,9, P. 48, A. 16, Freßlust gut; 10 Uhr:
T. 39,5, P. 56, A. 18, mittelstarker Schweißausbruch.
14.10.21: Befund wie vor der Injektion; Patient steht
mit hochgezogenem kranken Bein im Stalle und will
dasselbe nicht belasten, also Reaktion HI. Am Ge¬
lenke selber keine klinische Reaktion.
18.10. 21: T. 37,8, P. 38, A. 14, intravenös 1,1 ccm San¬
arthrit. Eine Reaktion ist in der Folge nicht auf ge¬
treten.
25.10.21: T. 37,7, P. 38, A. 14, intravenös 1,1 ccm San¬
arthrit. Temperatursteigerung etc. ist nicht aufge¬
treten.
28.10. 21: Zum 1. Mal nach bisheriger Stallruhe (mit
Futterabzug) wird Patient bewegt. Anfangs besteht
noch Lahmheit, die aber nicht mehr so hochgradig ist
als vorher; dann sehr bald einwandfreier Gang. Es
wird Weidegang und tägliche, leichte Bewegung, sn-
geordnet. , - —
1095
8.11. 21: Die Auftreibung ist um durchschnittlich 1 cm
des Umfanges kleiner geworden. Nur noch ganz
leichte Lahmheit während der ersten 100 bis 200
Meter. Das Pferd wird zu jeder Arbeit
im Schritt und im Trab benützt. Der
Muskelschwund hat sich gebessert. In der Be¬
weglichkeit der beiden Sprungge-
lenke ist kaum ein Unterschiei zu
bemerken.
Befund am 22.11. 21: Die sichtliche erhebliche Besse¬
rung besteht fort. Das Pferd macht alle seine Arbeit.
Übtir Immunität und Anükörperbildnng bei Tieren,
die mit Abortin nnd anderen Impfstoifen behandelt
worden sind.
Yon Dr. Stickdorn, Landsberg a. W.
(B. T. W. 1921, Nr. 31, S. 364.)
In Nr. 36 dieser Zeitschrift veröffentlicht Müller einen
Auszug aus seiner Inaugural-Dissertation: „Über die Bildung
von Antikörpern bei den gegen infektiösen Abortus mit
Antektrol, Abortin usw. geimpften Rindern.“ Diese Arbeit
sucht im scheinbar rein geschäftlichen Interesse der Impf¬
stoffhersteller den Beweis zu liefern, daß einerseits dem
Abortin nur eine geringfügige immunisierende Wirkung
zugeschrieben werden kann, andererseits aber Antektrol die
höchste immunisierende Wirkung besitze und deshalb als
Impfstoff gegen das seuchenhafte Verkalben die beste Aussicht
auf Erfolg habe. Die Behauptungen Müllers stützen sich
lediglich auf Agglutinations- und Komplementbindungs¬
versuche. Die umfangreiche Literatur über Abortin, aus
der hervorgeht, daß mit Abortin in der Praxis bei der
Bekämpfung des Rinderabortus die besten Erfolge erzielt
worden sind, ist in seiner Arbeit nicht berücksichtigt (Witt,
Casper, Dahne, Zietschmann, Haase, Rautmann,
Dalkiewiecz, Sustmann).
Die Versuchsanordnung Müllers ist insofern zu be¬
mängeln, als seine Untersuchungen nur verseuchte Bestände
betreffen, in denen spontane nicht auf die Impfung zurück¬
zuführende Anstiege der Titer möglich sind. Daß Tiere,
die mit lebenden oder abgetöteten Abortusbazillen (Antektrol)
vorbehandelt sind, in vitro höhere Titer ergeben als solche,
die mit Bakterienextrakten (Abortin) geimpft wurden, ist
durch eigene Untersuchungen bekannt. Der von Müller
behauptete Parallelismus zwischen Bildung von Agglutininen
usw. und Immunkörpern ist weder im allgemeinen noch
beim Abortus bewiesen. Das Gegenteil ist z. B. bei der
Cholera, dem Typhus, dem Rotz der Fall, sonst wäre auch
das Mallein ein vorzüglicher Impfstoff gegen den Rotz der
Pferde. Auch bei Rinderabortus sehen wir hohe Titer
bald nach dem Abortus, also gerade dann, wenn die Tiere
nicht immun sind, dagegen können vollständig immune
Rinder negative Werte liefern. Die Reaktionen sind nur
Beweise der Infektion, nicht der Immunität. Aus diesem
Grunde sind sie im Laboratorium wohl zu diagnostischen
Zwecken, nicht jedoch als Gradmesser der Immunität zu
benutzen. Mit dem Grundgedanken der Müllerschen Arbeit
fällt auch die daraus gezogene Schlußfolgerung, daß Antektrol
eine höhere immunisierende Wirkung und daher bessere
Aussichten auf Erfolg habe als Abortin, nur weil es höhere
Agglutinations- und Komplementbindungstiter liefere. Es
teilt diese Eigenschaft mit jeder leicht herstellbaren Vakzine
aus abgetöteten Abcjrtusbazillen. Dagegen liefern Extrakte,
insbesondere das Landsberger Abortin, zwar die genannten
Reaktionen nur in geringerem Grade; der Umstand aber,
daß Abortin die wasserlöslichen Stoffwechselprodukte und
die Eiweißkörper der in umständlichem Verfahren aufge¬
schlossenen Abortusbazillen in leicht resorbierbarer Form ent¬
hält, erklärt die damit in der Praxis erzielten Erfolge, über
die die Fachliteratur berichtet, und auf welche Autoritäten
auf dem Gebiete des seuchenhaften Abortus wie Witt u.
A. wiederholt hingewiesen haben. Autoreferat.
Referate.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Dr. Wolf, Tierzuchtinspektor, und Hans Kenner-
k n e c h t, Verbandssekretär, Immenstadt : Die Milchleistung
der Allgäuer Kühe. (Süddeutsche Landw. Tierzucht, 1920,
Nr. 19, S. 198.)
Das Bestreben die Zucht auf Leistung zu stellen wurde durch
die Idee das Probemelken zur Prüfung der Leistung heran¬
zuziehen, in hohem Grade gefördert. Selbstredend ist dazu vor
allem die Auswahl geeigneter Zuchttiere, für welche .Blutlinien mit
nachweisbaren Leistungen erforderlich sind, von Bedeutung. Das
Probemelken ist seit! 893. elngeffihrt. Der Umfang und
die Wertschätzung dieser Einrichtung ist daraus zu entnehmen,
daß allein bei der Allgäuer Herdbuchgesellschait ein Material von
7000 Abschlüssen auf Menge und 3500 auf Menge und Fett bis heute
vorliegt. Die Technik des Probemelkens besteht darin, daß
monatlich zweimal Probemelken und einmal Fettprobeentnahme
vorgenommen wird, das Gewicht von Morgen- und Abendgemelke
jeder einzelnen Kuh wird in ein mit zweckmäßigen Formularen
1097
ausgestattetes Stallbuch eingetragen; dabei umfaßt 1 Abschluß
die Zeit vom Kalben* bis zum Wiederkalben. Die
Verfasser haben in ihrer inhaltsreichen mit 20 Tabellen illustrierten
Abhandlung alle diejenigen Punkte berücksichtigt, die für die
Milchleistung in Frage kommen, und führen zunächst hinsichtlich
der Beziehungen zwischen Formen und Leistung an, daß bei 4900
Abschlüssen, nachzuweisen ist, daß mit der ansteigenden Punkt¬
zahl (nach dem hundertteiligen Schweiz. Punktschema) auch die
Leistung steigt, denn der Unterschied in der Jahresmilchleistung
beträgt bei den besten Herdbuchtieren mit 90 und mehr Punkten
568.Kilo Milch gegenüber Nichtherdebuchtieren, ebenso ist bei letz¬
teren der Fettgehalt der Milch viel niedriger. Ferner bessert sich
mit dem steigenden Lebendgewicht die Milchsekretion und zwar
gilt dies bis zum Gewicht von 12—13 Zentner, es weist der gut
mittel schwere Schlag die höchsten Werte auf.
In Betrieben, die schon lange a 1 p e n, ist zweifellos eine bessere
durchschnittliche Milchleistung nachweisbar als in solchen, die erst
seit kurzer Zeit das Jungvieh auf die Alpen bringen; auch letztere
sind denen überlegen, die nie auf Alpen übersömmert haben, der
Unterschied beträgt etwa 120 Kilo; es liegen auch Beobachtungen
vor, die die Überlegenheit der Sonnenseite der Almen
gegenüber der Schattenseite bezüglich der Milchproduktion dar¬
tun. Was den Einfluß der Fütterung auf die Milchleistung an¬
langt, so ist der Weide gang im Sommer und die Fütte¬
rung frischer Biertreber und Getreideschrot im
Winter am zweckmäßigsten. Die Verfasser empfehlen die Ver-
fütterung eiweißreicherer Kraftfuttermittel, da im Winter bei allei¬
niger Verfütterung von Heu und Grummet selbst von bester Qua¬
lität zu wenig Eiweiß verabreicht wird und hoch in Milch stehende
Tiere deshalb von dem eigenen Körpereiweiß zehren und sich
rasch verbrauchen. Je höher die Milchleistung ist, um so größer
wird das Defizit des Eiweißes von Organismus, deshalb ist zum
mindesten bei Kalber'kühen 3—4 Monate nach dem
Kalben die Zulage eines Kraftfuttermittels,
z., B. Bohnenschrot 1%—2 Kilo aus selbstgebauten Bohnen not¬
wendig. Ferner konnten die Verfasser feststellen, daß mit der
steigenden Milchmenge der Fettgehalt etwas
sinkt; so betrüg er bei 1555 Kühen unter 2500 Kilo Milch 3,75 %■,
dagegen bei 643 Kühen über 4000 Kilo Milch 3,56 %, innerhalb
einer Laktation ist es meist so, daß die Kuh nach dem Kalben
fettärmere Milch wie vor dem Trockenstehen gibt und daß der
Fettgehalt mit dem Fallen dör Milchmenge der einzelnen Tages-
gemelke steigt. Durchschnittlich ist der Fettgehalt der
Milch am höchsten beim zweiten, am nächst¬
höchsten beim ersten Kalb, von da fällt er langsam
mit zunehmendem Alter; so betrug er bei 7000 Tieren in den ersten
3 Laktationen 3,68 %, in den restigen 3.59 %•. Die Milchleistung
ist ferner am geringsten als Erstmelk, steigt dann bis zur höchsten
Höhe beim fünften und sechsten Kalb und fällt dann wieder. Be¬
züglich des Einflusses der Kalbezeit fanden die Autoren unter Be¬
rücksichtigung der besonderen-Verhältnisse im Allgäu, wo die
Hauptkalbezeit auf die Monate Oktober. November und Dezember,
dann auch auf Januar, Februar und März fällt, daß die Milch¬
leistung nach dem Befunde von 7000 Kühen in folgender Reihen¬
folge sich gezeigt hat: Februar, Dezember, Januar, März, No¬
vember. Die Leistung von im Oktober kalbenden
Tieren blieb unter dem Durchschnitt zurück, dagegen
im Vergleich zum Februar um 96, zum Dezember um 73, zum
Januar um 56, zum März um 54 Kilo zurück. In gesundheitlicher
Hinsicht halten die Autoren eine Verlegung des Kalbens
mehr gegen das Frühjahr zu für angezeigt, wenn auch
eine Reihe von wirtschaftlichen Erwägungen für das Winterkalben
spricht, vor allem ist die Zahl der Trockentage am geringsten:
54—68. Bei 3500 Abschlüssen war festzustellen, daß die voraus¬
gegangene Trockenzeit einen bedeutenden Einfluß auf die nach¬
folgende Laktationsperiode ausübt. Unter Berücksichtigung des Ge-
sundheits- bezw. des, Ernährungszustandes und der Leistungsfähig¬
keit scheint eine Trockenzeit von 7—9Wochen das Beste
zu treffen und diese Länge ist auch für die Entwicklung
des Kalbes notwendig. Im Zusammenhang mit dem Trocken¬
stehen erörtern die Verfasser die Frage des Einflusses des
Meisen s (Güst-Geltbleiben) auf die Milchleistung. Bei
400 gemästeten Kühen war der Milchertrag im Meis jahr fast so
hoch wie im vorhergegangenen Jahr, nämlich durchschnittlich
3113 Kilo, dabei schienen sich die Tiere erholt zu haben, da eie
im folgenden Jahre 3454 Kilo lieferten. Zum Schlüsse wird als
Zuchtziel die Hebung der Herdendurchschnittsleistung und das
Herauszüchten der besten Milchfamilien empfohlen; am schnellsten
ist dies durch Verwendung von Bullen mit guter Milchabstammung
und gleichzeitiger planmäßiger Ausmerzung der schlechten Kühe
zu erreichen. Der Kauf von Bullen bloß nach Formen und Farbe
muß gegenüber der Bewertung des Leistungsnachweises zurück¬
treten. ' Me.
Verschiedenes.
Tierzucht, Tierhaltung, Diätetik.
Gestüte und Pferdezuchtvereinigungen in Deutsch-Österreich.
J. B. in K., Niederösterreich:
Staatliche Gestüte für Warmblut: Wieselburg a. d. Erlaf, Nie¬
derösterreich (samt Höfen) für englisches Vollblut, englisches Halb¬
blut, Nonius, starkes orientalisches Halbblut (Gidrane) und Anglo-
Orientalen; Waldhof, Niederösterreich: Huzulen und derzeit noch
Jahrgangsaufzucht; Piber, Steiermark: Orientalisches Halbblut
und Lipizzaner Reinzucht.
Private größere Gestüte bestehen keine; kleinere: für eng¬
lisches Vollblut: Himberg (Wurmbrand), Waidhofen (Gudenus),
Tribuswinkel (Urban), Pensionsgestüt des österreichischen Jockey¬
klub Kottingbrunn; für Halbblut: Born (Hoyos); für amerikauische
Traber: einige kleine Traberzuchtstätten in der Umgebung Wiens,
Baden St. Pölten, Ried, St. Veit a. d. Glan. In neuerer Zeit haben
sich einige Versuche zu Zuchtanlageii sowohl in der Renn-, Traber-
sowie auch Halbblutzucht bemerkbar gemacht. —' Für Kaltblut
(Noriker) kommen die Aufzuchthöfe Saalfelden, Ossiach in Be¬
tracht ; staatliche und private Gestüte bestehen nicht.
Die Zucht besteht in den nach Zuchtplänen in Kalt- und Warm¬
blutdistrikte geteilten Ländern durchweg in landwirtschaftlichem
Zuchtbetrieb. Hingegen bestehen einige private Aufzuchtstätten.
Pferdezuchtgenossenschaften bestehen in allen Bundesländern.
Materialanfragen wären zu richten an das Hengstenstallamt des
betreffenden Landes: für Oberösterreich und Salzburg: Stadl bei
Lambach; Tirol: Innsbruck; Steiermark: Graz; für Niederöster-
1099
reich am zweckmäßigsten an das Oberlandstallmeisteramt, Wien I,
Ebendorferstraße; Materialanfragen über englisches Vollblut sind
zu richten an das Sekretariat des Jokeyklubs, Wien I, Augustiner¬
straße, über Traber an das Sekretariat des Trabrennvereines,
Wien I, Nibelungenstraße 8.
Seidergebiste (Physik).
Die Reichweite der Katastrophe von, Oppau.
Unmittelbar nach der Katastrophe von Oppau wurde bekannt,
daß zur selben Zeit, da die Explosion in Oppau stattfand, in M ü n -
c h e n Detonationen gehört worden waren. Diese Mitteilungen
brachten eine Bestätigung für die Beobachtungen, die man während
des Krieges hatte machen können. Nach dem Gebiet der normalen
Hörweite einer Explosion kommt für die Schallwellen eine große
Zone des Schweigens, der dann wieder ein Streifen
zweiter Hörbarkeit folgt. Die Bayerische Landeswetter¬
warte in München hat damals in einem Aufruf gebeten, man möge
ihr Mitteilungen über ähnliche Beobachtungen zukommen lassen.
Das große Interesse, da% man der Tätigkeit der Landeswetterwarte
in weitesten Kreisen entgegenbringt, hat dem Institut ein sehr
umfangreiches und höchst wertvolles Material gebracht. Es wurde
festgestellt, daß der Streifen zweiter Hörbarkeit etwas näher an
der Schallquelle durchschnittlich in 170 Kilometer
Entfernung lag. Im Süden rückte er weiter ab; an der Donau
betrug die Entfernung etwa 210 Kilometer und wuchs an
den Alpen bis zu 230 Kilometer. Der Streifen zweiter
Hörbarkeit hatte durchschnittlich eine Breite von 70 Kilometer,
doch war in mancher Richtung die Tiefenerstreckung noch be¬
deutender. Orte in 300' Kilometer Entfernung
haben den Schall noch deutlich w a h r g e n o m m e n.
Die Grenze dieses Streifens zweiter Hörbarkeit wird westlich durch
folgende Orte gekennzeichnet: Koburg, Hofheim bei Königsberg,
Buttenheim bei Bamberg, Erlangen, Fürth, Freistadt, Eichstätt,
Neuburg. Aichach, Augsburg, Waal bei Buchloe, Kempten, Weiler
bei Scheidegg. Die östliche Grenze der Zone zweiter Hörbarkeit
verbindet etwa die Orte: Asch bei Hof, Erbendorf, Weiden, Nit-
tenau. Straubing, Vilsbiburg. Freising. München. Starnberg, Tutzing
und Partenkirchen. Die Zahl der bei der Landeswetterwarte ein¬
gelaufenen schriftlichen Mitteilungen war so groß, daß es ihr un¬
möglich ist. den einzelnen Einsendern persönlich zu danken. Sie
bittet, den Dank für die wertvollen Beobachtungen auf diesem Weg
entgegenzunehmen. _
Staatsveterinärkonde, Anslandsdienst und Versloherugsvesen.
öffentliche Schlachtviehversicherung.
Zufolge Bekanntmachung iim „Bayer. Staatsanzeiger“ haben
sich vom 11. November an die Tierhalter, Händler und Schlachten¬
den bei .Vermeidung von Ordnungsstrafen in folgender Weise an
der Schlachtviehversicherung zu beteiligen:
1. Der Tierhalter hat dem Händler oder dem Schlachtenden
ein Drittel des für den Kaufort festgesetzten Beitrags im
voraus zu vergüten.
2. Der Händler hat beim Verkauf an einen Wiederverkäufer
ein Drittel, beim Verkauf an einen Schlachtenden zwei Drittel
des für den Kaufort festgesetzten Beitrags im voraus zu ver¬
güten.
2000
3* Der Schlachtende haftet der Anstalt für den ganzen Ver¬
sicherungsbeitrag.
Zufolge dieser Neuregelung sind die Land¬
wirte und HändlerErsatzansprüchen von seiten
der Schlachtviehversicherung nicht mehr aus¬
gesetzt.
Sfeit 1. November 1921 gilt folgende Beitragsordnung:
ordentliche Schlachtvieh- Ausschuß Versicherung
Tierart v Versicherung (für die voll- (für gering genährte, leicht
wertigen Schlachttiere; kranke oder verletzte Tiere)
Kälber, Schafe, Ziegen
3 Mk.
15 Mk.
Schweine.
6 „
15 „
Großtiere bis zu 7 Ztr.
Lebendgewicht, mit
Aufnahme der Kühe
15 „
73 „
alle übrigen Großtiere
39 „
90 „
Aus diesen Beiträgen sind die von den Tierhaltern, Händlern
und Schlachtenden zu tragenden Drittel zu berechnen.
(„Bayer. Staatszeitung“ vom 4. XI. 2 \ Nr. 257, nichtamtlicher
Teil. Im amtlichen Teil dieser Nummer finden sich
die „Aenderuogen der allgemeinen Versiche¬
rungsbedingungen der bayerischen Schlacht-
viehverslcherun g.“ D. Schriftltg.)
Landwirtschaft, Fnttermittelknnde nnd Eralbrtmgswesen.
Die Feststellung des Lebend- und Schlachtgewichts beim Rinde
mittels des Schöne'schen Bandmaßes.
Der Dresdener Tierarzt W ohlgemuth hat im Institut für
Tierzucht und Geburtskunde der Tierärztlichen Hochschule zu
Dresden Untersuchungen über den Wert der Schöne’schen Me¬
thode, das Lebendgewicht eines Tieres mit Bandmaß zu ermitteln,
angestellt. Hierbei ist er zu folgenden Ergebnissen gelangt: 1. Die
Bedenken, die von vornherein jedem Verfahren zur Gewichtsbe¬
stimmung von Tieren mittels des Bandmaßes oder anderer Me߬
instrumente entgegengebracht werden müssen, bestätigen sich auch
für das Schön’sche Bandmaß. 2. Bei dem Vergleiche der durch das
Bandmaß gefundenen Gewichte mit denen der Wage ergaben sich
erhebliche Unterschiede, und zwar gibt das Meßverfahren in un¬
regelmäßiger Weise bald höhere, bald niedrigere Gewichte an als
die Wage. Insbesondere ist das der Fall bei den Meßarten I und II
zur Bestimmung des Lebendgewichtes und bei sämtlichen Me¬
thoden zur Ermittelung des Schlachtgewichtes. Nur bei den Me߬
arten II und III zur Feststellung des Lebendgewichtes liegen die
Abweichungen fast ausschließlich auf einer Seite, nämlich bei der
Meßart II unter dem Wagegewichte, bei der Meßart III dagegen
über demselben. 3. Nur ausnahmsweise stimmen die Wage- und
Meßbefunde überein; sie erscheinen wohl in diesen Fällen mehr
vom Zufall abhängig. 4. Im übrigen ist bei allen Meßarten die
Schwankungsbreite der Gewichtsdifferenzen zwischen Wage und
Bandmaß sehr groß; sie beträgt im günstigsten Falle bei der Me¬
thode IV 20,7 Proz., erreicht aber bei der Methode B. sogar eine
Höhe von 36,7 Proz. 5. Der Durchschnitt dieser Gewichtsdiffe¬
renzen beträgt im besten Falle 2,7 Proz. bei der Meßart I und
im ungünstigsten Falle 9,1 Proz. bei der Meßart III. 6. Die Un¬
sicherheit des Schön’schen Meßverfahrens kommt weiterhin da¬
durch zum Ausdruck, daß Rasse, Geschlecht und Anmarsch keinen,
Alter und Ernährungszustand nur einen unwesentlichen Einfluß
2001
auf die Meßergebnisse erkennen lassen. 7. Auf Grund dieser Fest¬
stellungen kann dem Schöne’schen Bandmaße zur Gewichtsbestim¬
mung beim Rind ein praktischer Wert nicht zugeschrieben werden.
_. ' S.M.
Französisch an zweiter Stelle in Württemberg.
Einer Entschließung des württembergischen Ministeriums des
Kirchen- und Schulwesens zufolge hat die Frage der Stellung des
Englischen und Französischen im Schulunterricht der Zukunft eine
sehr wesentliche Förderung erfahren, die für die Neugestaltung
der Lehrpläne der höheren Schulen und die Umgestaltung der
Lehrerseminare von entscheidender Wichtigkeit sein wird. Auf
eine Eingabe von 95 Lehrern und mehr als 1200 Studierenden der
Universität Tübingen, die für eine neuzeitliche Umgestaltung des
englischen Unterrichts eintraten, liegt eine Antwort des württem-
bergischen Kultusministeriums vor. Sie verdient im Wortlaut wieder¬
gegeben zu werden, da sie weit über die Interessensphäre
von Schule und Universität hinaus Bedeutung
hat und zugleich ein Beweis ist für den neuzeitlichen Geist, der
in dem württembergischen Kultministerium lebt.
„Die Unterriehtsverwaltung stimmt der Auffassung zu, daß
im Unterricht der höheren Schulen in Zukunft dem Englischen
ein Vorrang vor dem'Französischen zuzuweisen sein wird.
Diese Umstellung in dem Betrieb der beiden neueren Fremd¬
sprachen erscheint geboten im Hinblick auf die politisc he
und wirtschaftliche Weltlage, wie auch mit Rück¬
sicht auf die kulturelle Bedeutung englisch-: sprechender Länder.
Auch darin stimmt das Ministerium der Eingabe zu, daß das i n
englischer Sprache niedergelegte Schrifttum für
den Unterricht in den Schulen von höherem We rte
ist, als das in französischer Sprache vorliegende, sowie daß der
formalbildende Wert der englischen Sprache zwar verschieden
von dem der französischen, aber darum nicht von geringerem Werte
ist. Aus dieser allgemeinen Stellungnahme ergibt sich, daß das
Ministerium die Anregungen der Eingabe für sehr beachtenswert
hält und sie bei Neuaufstellung der Lehrpläne für
, die höheren Schulen berücksichtigen wird. Heute
schon* kann gesagt werden, daß bei der Umwandlung einiger
Lehrerseminare in Aufbauschulen nach dem Lehrplan der deutscheh
Oberschule in erster Linie Englisch als die für alle Schüler
verbindliche Fremdsprache, die sechs Jahre lang ml t
ansehnlicher Stundenzahl betrieben werden soll, in
Aussicht genommen ist.“
Hochsdiulnadiriditen.
Tierärztliche Hochschule Berlin; Eberlein
Von der Berliner Schwesteranstalt kommt die erschütternde
Nachricht, daß der derzeitige Rektor dieser Anstalt, Herr Geheimer
Regierungsrat, ord. Professor für Chirurgie. Augenheilkunde,
Operatiönslehre und Direktor der Chirurgischen Klinik am
Samstag, den 10. Dezember 1921, plötzlich an den Folgen
einer Infektion, die er sich kürzlich bei einer Operation zugezogen
hatte, gestorben ist. Wir werden auf die hohen Verdienste dieses
führenden Mannes in der Veterinärchirurgie noch zurückkommen.
Der Tierärztlichen Hochschule in Berlin sprechen wir zu diesem
unersetzlichen Verluste unser .tief empfundenes Beileid aus.
I
Fortbildungskurs für Tierärzte an der Tierärztlichen Fakultät
der Universität München. Vom 2. bis 5. Januar 1922.
(Nachtrag.)
Mittwoch, 4. Januar:. 11—12: Neues auf dem Gebiete der Ge¬
burtshilfe mit praktischen Vorweisungen. Stoß jun.
Wegen Uebersdireitung der festgesetzten Teilnehmerzahl wird
gebeten, von weiteren Anmeldungen abzusehen.
Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse.
I. A.: Mayr.
Tierärztliche Hochschule Hannover. Im Wintersemester 1921/22
sind insgesamt 385 Studierende immatrikuliert, davon in das I. Se¬
mester 22 Herren eingetreten. ,
Zur Sonderausbildung beordert. Vom 1. Januar 1922 ab ist
auf 2 Jahre zwecks Sonderaushildung zur chirurgischen Klinik der
Tierärztlichen Fakultät der Münchener Universität Herr Stabsvete¬
rinär Pflüger von der Fahr-Abteilung 4, kommandiert als Leiter
der Seuchenstation Oschatz, beordert worden.
Abänderung der Studien- und Prüfungsordnung. Im Preu¬
ßischen Ministerium für Landwirtschaft fand am 8. Dezember eine
gemeinsame Sitzung der beihen Professorenkollegien von Berlin und
Hannover unter dem Vorsitze des Geheimen Oberregierungsrates
Dr. Hellich statt zur Beratung darüber, ob und in welchen Punkten
eine Abänderung der gegenwärtigen Anforderungen an das Studium
der Tiermedizin sowie der tierärztlichen Prüfungsordnung erforderlich
sind. Zu dieser Sitzung waren auch Vertreter der tierärztlichen
Organisationen sowie der Studentenschaft beider Hochschulen
geladen. _
Personalien.
Befördert: Vom 11. Januar 1922 an wird der Veterinärrat bei
der Versicherungskammer Karl Kürschner in München zum Ober¬
regierungsrat in etatsmäßiger Weise befördert.
Gewählt: Zum Distriktstierarzt von Geiselhöring der praktische
Tierarzt Dr. Georg Lechner in Allertshausen.
Als Assistent ausgetreten: Tierarzt Dr. Wilhelm Pöhlmann
aus Eyrichshof beim Bezirkstierarzt in Griesbach und Dr. Wilhelm
Salomon beim Bezirkstierarzt in Traunstein.
Als Praktikant eingetreten: Tierarzt Dr. Fritz Dollhopf aus
Leipheim in Schwaben beim Bezirkstierarzt in Griesbach.
Verzogen: Tierarzt Dr. Wilhelm Pöhlmahn aus Eyrichshof
nach Allertshausen bei Freising. Tierarzt Michael Lang in Marien¬
weiher nach Schnaitsee (B.-A. Traunstein). _
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Tierarzt Dr. Walter
Frieß in Dombühl (B.-A. Rothenburg o. T.), Dr. Rudolf Wiegl,
bisher Assistent bei Distriktstierarzt Dr. Seipel in Weiler i. Allg.
in Siegsdorf (B.-A. Traunstein). . , .
Als Hilfstierarzt d«r Viehsammelstelle Hochmatting beigegeben
der praktische Tierarzt Dr. Wilhelm Salomon. •
Promotionen: Zum Dr. med. vet. in München: Franz Ficker,
praktischer Tierarzt in Rosenheim. Dissertation: „Ubsr das sogen.
2003
Festliegen des Rindes“. (Aus der chirurgischen Tierklinik: Dr. Mayr).
Tierarzt Gotthard Rasberger aus München. Dissertation :* „Über
Nabeldiphtherie und fibrinöse Gerinnungen bei Vögeln.“ ^Tier-
pathologisches Institut: Dr. Kitt). Stadttierarzt Otto Schindler
in Wildbad. Dissertation: „Bestehen beim Rinde ursächliche Be¬
ziehungen zwischen den am Uterus und seinen Adnexen vorkom¬
menden Veränderungen und dem seuchenhaften Abortus?.“ (Tier¬
ärztliches Landesuntersuchungsamt in Stuttgart: Min.-Rat Dr. v.
O s t e r t a g).
Erledigt: Die Bezirkstierarztstelle in Wegscheid. Gesuche sind
nicht bis 17. ds. Mts. (s. M. T. W. Nr. 50 S. 1088), sondern bis
31. ds. Mts. an die für den Wohnsitz des Bewerbers zuständige
Regierung einzureichen.
Eingesandt.
In Nr. 46 brachten wir unter Hochschulnachrichten
eine kurze Notiz: „Vom Komiker zum Professor“. Wie die Sache
weiter ging, erzählt uns nachstehendes „Eingesandt“:
Halle, 23. November. Gegen den braunschweigischen
Kultusminister Oerter (unabhängig) sind anläßlich
einer Wahlrede in Blankenburg von dem Psychotherapeuten Otto,
dem das b r a u n s ch w e i g i s ch e K u 11 u s m i n i s t e r i u m
den P r o f e s s o r 111 e 1 verliehen und wieder ent¬
zogen hat, Beschuldigungen erhoben worden. Schon während
der Rede Oerters kam es zu Tumulten, als der Minister von dem
Herzog Ernst August von Braunschweig behauptete, dieser wolle
dem Lande Braunschweig 250 Millionen abknöpfen, um sein faules
Leben fortführen zu können. Nach der Rede Oerters ergriff Otto
das Wort. Als er noch in gutem Einvernehmen mit Oerter stand,
habe sich ihm Oerter im August dieses Jahres angeboten, ihn für
einige Millionen Pfund Sterling als Geschäftsführer einer psycho¬
therapeutischen Schule in England zu begleiten. Er habe dem
Minister auch ein Darlehen von 20 000 Mark gegeben, dieses aber
noch nicht zurückerhalten. Nachdem Otto durch Kabi¬
netts-Beschluß der Professortitel längst wieder
entzogen worden war, habe ihm Oerter die Belassung des
Titels versprochen unter der Bedingung, daß Otto den Minister
mit nach England nehme. Oerter gab die Anwürfe zu.' Er hat
nun ein Verfahren gegen sich beantragt.
Praktisch. Tierarzt
übernimmt kurzfristige Vertretungen. Offerten unter Nr. 15 an die
Schriftleitung dieses Blattes.
Ständige Assisieniensielle
erledigt sich am 10. Januar in oberbayer. Stadt. Wer neben Gehalt
Wert auf Anleitung durch erfahrenen Praktiker legt, wolle sich
melden unter Nr. 1001 an die Schriftleitung dieses Blattes.
2004
Bei Umrindern oder Verkalben
führ t die „Bissulin “ -Behandlung sichern, schnell z. Ziel.
* . . Über 300 Kühe mit „Bissulin“ behandelt . . .
sämtlich mit gleichem Erfolg. . niemals eine auffällige
Reizerscheinung nach „Bissulin“ aufgetreten. . . Ver¬
kalben ist . . nicht mehr aufgetreten, die Kühe haben
normal gekalbt.“ Bert. Tierärztl. Wochenschr. 1908, Nr. 16.
„. . . . Mit Genugtuung hörte ich, daß diese über¬
raschend gute Wirkung des „Bissulin“ auf der Domäne
angehalten habe und seit zwei Jahren der ansteckende
Scheidenkatarrh mit seinen üblen Begleiterscheinungen
unter den damals behandelten 60 Rindern mit ihrer Nach¬
kommenschaft nicht mehr aufgetreten sei.“ Berl.T.w. 36/1915.
„Bissulin“ wird nur auf tierärztliche Verordnung
geliefert. Literatur kostenfrei durch H. Trommsdorff,
ehern. Fabrik, Aachen 25.
Tolid
Wundstreupulver
(verbesserte Dakin-Methode)
Pulbit / Äntidiarrhoicum
NegUVOn / Räudemittel
\ ' V
Istizin vct. / Purgans |
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung. ^ 2
Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Go.
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G. m. b. H., Köln, Eifelstr. 21.
2005
l
Für die Hundepraxis empfehlen wir:
Bajuvarintabletten 1,0 in Packungen zu 15 Stück.
Calomeltabletten 0,2 g.
Nährsalztabletten in Packungen zu 10 Stück.
Salicyltannarabintabletten 1,0 g \ in Schachteln
Salicyltannarabin c. Argento 1 g /mit 15Tabletten
Augensalben
Augenwässer
Bandwurmkapseln Bengen
f. große Hunde */i Dosierung
kleine
7 *
7 «
in Schachteln mit 10 Kapseln
Blausäurelösung 10°/o
zum Vergiften von Hunden
in Ampullen mit 5 u. 10 ccm
Carboxolkapseln
in Schachteln mit 10 Stück,
geg. Magen- u. Darmkatarrh
für kleine Hunde 1 u. 2 g
* große „ 3g
Kanivermol
gegen Ascariden der Hunde
f. kleine Hunde 7* Dosierung
* große „ 7i
in Schachteln in. 10 Kapseln
Lebertranemulsion
mit Phosphorsalzen
Plasmarsin „B“ in Ampull,
für große Hunde 5 ccm
„ kleine * 3 ccm
Räudeliniment Bengen I
Räudeliniment Bengen II
Räudeliniment
nach Tierarzt Steffen
Staupepillen in Schachteln
Staupetropfen in Flaschen
Staupeserum zu je 10 und
20 ccm
Trypanblaulösung l°/o
gegen Staupe in Ampullen
5 und 10 ccm
Bajuvarinseifen
gegen chronische Ekzeme
Hundewaschseife
nach Dahlgrün
Parasitenseife
1 Stück ca. 100,0
1 Riegel ca. 500,0
Räude- und Parasiten¬
creme in Kruken je 100,0
sol.: 5 ccm
Atropin 0,005 \
Morphium 0,1/
zur Narkose der Hunde
Yohimbin-Veratrin-
Lösung für Hunde
Herstellung sämtlicher
Arzneimittel für Hunde
in genauester Dosierung
und in abgabefertiger Form
nach eigenen Rezepten, so¬
wie Rezeptaufstellung
B. & C.
Bennen & Co., c. m- a. h., “ä Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
%
Vieh-Versicherunos-Gesellscliolt
sucht jüngeren, bereits in Praxis tätig gewesenen Herrn, als
Gesellschailslierarzt
für den Außendienst in Bayern. Hiefür geeignete gewandte
Herren werden gebeten, wendend Offerte an die Schrift¬
leitung dieses Blattes einzureichen.
Staatlich bcracstclltcs
in Flaschen von 1000, 500, 250, 200, 100 ccm Inhalt
je 1 Liter Mk. 200, ohne Porto u. Verpackungskosten,
Lieferung nur an Tierärzte.
Vertrieb Tierärztlicher Präparate
Berlin SW. 47, Möckernstr, 69.
Postsdiedc-Konto Berlin Nr. 89 088.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, Mönchen, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter.
Kommissionsverlag M. Riegersche UniversitBlsbuchhandlung, München, Odeonspi. *.
(früher: Tierärztlich« Woehenblatt u. Wochenschrift für Tierheilkunde u. Viehzucht)
Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner, herausgegeben von
Dr. Josef Mayr,
o. ö. Professor an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München.
72. Jahrg. München, den 27. Dezember 1921. Nr. 52.
Inhalt:
Orirfnalartikel: Krieger. — Schmidt. — Referate. — Staatsveterinärwesen. —
Tierärztliche Standes- uud Wirtschaftsfragen. — Verschiedenes. — Hochschulnach¬
richten. — Personalien. — Eingesandt.
Abonnements-Einladung.
Für diejenigen Herren Leser, welche die Wochenschrift
durch die Post beziehen, geht mit dieser Nummer das
Abonnement zu Ende. Zur Vermeidung von Unterbrech¬
ungen in der Zusendung empfiehlt es sich, das Abonnement
für das 1. Semester 1922 bei der nächsten Postanstalt baldigst
zu erneuern. In den daselbst aufliegenden amtlichen Zeitungs¬
katalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 863,
in der Preisliste des Reichsgebietes unter Nr. 8252, für
Österreich unter Nr. 4203 eingetragen. Abonnementspreis
bei Bezug durch die Post halbjährlich 37.50 Mk. ausschlie߬
lich Bestellgeld. — Einzelnummer 2.— Mk. — Für das
Ausland (ausgenommen Österr., Ungarn und die Oststaaten)
100 °/o Zuschlag. — Auch im Buchhandel zu beziehen.
Kommissionsverlag: M. R i e g e r sehe Universitätsbuch¬
handlung, München, Odeonsplatz 2.
Ein weiterer Beitrag*) znr Phenolkamphertherapie
bei Gelenkseiternngen.
Von L. Krieger, Distriktstierarzt in Reisbach (Ndby.).
In meinem Berichte über die günstige Wirkung des
Phenolkamphers bei Gelenkeiterung im Anschluß an Fohlen¬
lähme habe ich zum Schlüsse den Vorschlag gemacht, das
Verfahren bei Hufgelenkeiterung (Nageltritt, Hufknorpel-
exstirpation) zu versuchen. Nun hatte ich selbst Gelegen¬
heit, einen positiven Erfolg mit Phenolkamphereinspritzung
zu erzielen und möchte den Fall der Öffentlichkeit nicht
vorenthalten, um zu weiteren Versuchen anzueifern.
Der Reisevertreter W. der Firma D. in M. stellte eines
Abends ein Pferd vor, das 2 Tage vorher lahmte und dem
*) Siehe die Wochenschr. Nr. 26 lfd. Js.
2Ö08
aus dem linken Hinterbufe ein senkrecht steckender Huf¬
nagel entfernt worden war. Die Lahmheit und die Schmer¬
zen waren derart, daß Patient stark schwitzte, bedeutend er¬
höhte Atmung zeigte und die Freßlust vermindert war.
Mastdarmtemperatur ist nicht feststellbar, da das Pferd bös¬
artig ist; Puls 58. Die spezielle Untersuchung ergab in der
Mitte der inneren, seitlichen Strahlfurche den Stichkanal,
dicht darunter der Versuch eines Schmiedes den Kanal zu
erweitern. Nach Entfernung des oberflächlichen Hornes
wurde auch das Horn um den Nagelkanal fortgeschnitten,
so daß dieser bis zu den Weichteilen freigelegt war. Dabei
wurde das Vorhandensein von Eiter sowie einer schmierigen
Masse festgestellt, weshalb ich die Vermutung aussprach,
der Nagel könnte das Hufgelenk getroffen haben. Ich ver-
ordnete zunächst dreimal täglich Bäder , mit warmer Kal.
permanganat-Lösung und wartete ab.
Die Eiterung und die Absonderung der schmierigen,
nun auch flockigen Masse nahm aber bedeutend zu und ließ
auch nicht nach, als ich den bereits vollständig unterminier¬
ten Hornstrahl entfernt hatte. Patient war zwar etwas
munterer, die Freßlust besser, Puls 56, Atmung 24, uni der
Schweißausbruch war nicht mehr vorhanden, aber der Fuß
wurde nur mit der Zehenspitze belastet und es bestanden
starke Schmerzen bei Belastung im Gehen (Patient mußte
zur Behandlung aus dem Stand geführt werden, da er sich
dort nicht aufheben läßt). Nun mußte ich zur Operation
schreiten und beschloß, gleich ganz gründlich vorzugehen,
um einer etwaig vorhandenen Nekrose leg Strahlpolsters,
Erkrankung der .Bursa gleichzeitig durch Resektion ent¬
gegentreten zu können.
Patient erhielt 25 Gramm Chloralydrat: 200 Aqua intra¬
venös, wurde niedergelegt und lege artis nach Pfeiffer
operiert. Dabei stellte sich heraus, daß Strahlpolster, Bursa
und die Hufbeinbeugesehne vollständig intakt waren, aber
der Nagelkanal hatte das Hufgelenk eröffnet. Der Kanal
selbst war sehr deutlich erkennbar, da er einen roten, ge¬
schwollenen Rand hatte und bei Streckung des Fußes konnte
man in das Gelenk hineinsehen. Substanzverluste am Knor¬
pelüberzug glaubte ich nicht zu bemerken. Ich bedeckte die
Gelenkwunde mit einem in Josorptol getauchten Watte¬
pfropfen, bestreute die Öperationswunde reichlich mit Jodi-
psol-Streupulver, legte Gaze, Watte, Werg darauf und legte
eine Kleisterbinde an. Beim Verbandwechsel 2 Tage später
bestand immer noch Volarflexion, die Eiterung und die Ab¬
sonderung der Gelenkschmiere war derartig stark, daß nicht
2009
nur das Verbandmaterial gänzlich durchtränkt war, sondern
auch die Ballen und die Ballengrube dicht verschmiert war.
Nun spritzte ich vermittels einer 10 Gramm-Spritze 15 g
Phenolkampher (3 Teile Acid. carbolicr liquefact., 6 Teile
Camphora trita, 1 Teil Alkohol) in das Huf gelenk, indem
ich den Einsatzteil des Schlauchansatzes für die Injektions¬
nadel in die Gelenkwunde steckte, die zufällig genau hinein¬
paßte. Die vorschriftsmäßige Ventildrainage war nicht
durchführbar, da ein Glasröhrchen zerdrückt und ein
Gummirohr komprimiert worden wäre. Ich verstopfte daher
die Öffnung mit einem Wattebäusehchen und legte einen
Druckverband an. Tags darauf war die Sekretion bis auf
ein klein wenig Gelenkschmiere verschwunden, wohl war
das Verbandmaterial durchfeuchtet und mit einigen Flocken
versehen. Wiederholung der Phenolkampherinjektion. Die
Sekretion hörte nun vollständig auf und man konnte deut¬
lich sehen, wie kich die Gelenkwunde bei jedem Verband¬
wechsel (jeden 3. Tag) schloß. Die Belastung wurde allmäh¬
lich besser und der bis zum Sprunggelenk diffus geschwol¬
lene Fuß nahm an Umfang ab. Am 13. Tage ließ ich ein
Schraubstollendeckeleisen anbringen und verordnete täg¬
liche Bewegung, um ein Steifbleiben des Gelenkes zu ver¬
hindern. Die Lahmheit verschwindet zusehends, der Huf
wird schon fast vollständig belastet, auf weichem Boden be¬
steht _kaum noch eine Bewegungsstörung. Die Operations¬
wunde heilt ohne Eiterung, die Behandlung besteht in Rei¬
nigung mit H 2 0 2 , Bestreuen mit Jodipsol und Druckverband
unter dem Deckeleisen.
Zwei Heilerfolge mit dem alten Fontanell bei Angen-
erkrankungen der Pferde.
Von Distriktstierarzt Schmidt, Frontenhausen fNilby.).
Bindehautkatarrhe mit Trübung der Kornea, wie solche
bei Pferden nicht selten zur Beobachtung gelangen, bereiten
oft dem behandelnden Tierarzte ganz erhebliche Schwierig¬
keiten. Einerseits scheitert die Behandlung an der Geduld
und Ausdauer des Besitzers, andererseits wird das Pferd
durch die beständigen Einträufelungen oder durch die Sal-
ben-Behandlung kopfscheu — ein Umstand, der wieder zur
Aüfgabe der Kur führt.
In zwei Fällen, die jeder Behandlung trotzten, kam ich
mit dem Fontanell zum Ziele.
In dem einen Fall hatte das Pferd einen einseitigen
Bindehautkatarrh mit Schwellung der Augenlider, ziemlich
2olö
starker Tränensekretion, nebelartige Trübung auf der Horn¬
haut, -die von der Peripherie ihren Anfang nahm und gegen
•das Zentrum sich ausbreitete. Dieser Zustand bestand bei
• dem Pferde bereits wochenlang; die anfangs eingeleitete
Zihc. sulfuric.-Therapie führte zu keiner Besserung des Lei¬
dens. Ich entschloß mich deshalb, das Fontanell in An¬
wendung zu bringen. Dem Pferde wurde, die Bremse an¬
gelegt und mittels einer Heftnadel, die vorne eine Öse hat,
einelmit Ol. Terebinth. getränkte, leinene Litze nicht ganz
zweifingerbreit unter dem erkrankten Auge durch die Haut
durchgezogen und dann verknotet. Das Fontanell blieb 14
TageTiegen; bei meinem letzten Besuch, der nach 3 Wochen
stattfand, waren die entzündlichen Umänderungen am Auge
vollständig zurückgegangen, die Trübung der Hornhaut ge¬
schwunden und Aufhellung eingetreten. -
In dem zweiten Fall war die Konjunktivitis beiderseits
mit den gleichen Erscheinungen, ähnlich wie bei einem
frischen Anfall der periodischen Augenentzündung. Der
weitere Verlauf der Erkrankung spricht gegen dieses Leiden.
Ich selbst habe keine Erfahrung, wie das Fontanell bei
der Mondblindheit wirken könnte, die Applikation einer
Scharfsalbe unter das an periodischer Augenentzündung er¬
krankte Auge brachte mir keinen Erfolg.
Die Veränderungen an den Innenorganen des Auges
ließen sich nicht beeinflussen, und es kam schließlich zur
Erblindung des Auges. Dies sei nur nebenbei bemerkt.
Auch in meinem zweiten Fall bestand das Leiden bereits
längere Zeit und waren verschiedene Medikamente erfolg¬
los angewandt worden. Ich griff deshalb auch in diesem Fall
zum Fontanell.
Auf beiden Backenseiten wurden im Bereich aer Mas-
seteren mittels Hautschnitt je eine Tasche gebildet. In diese
Tasche wurde ein 2 mm starker Pappring, der mit Werg¬
fasern umwickelt und mit Terpentinöl getränkt war, ein¬
gelegt/ Wie zu erwarten war, reagierte der Organismus auf
diesen Eingriff stärker, die Anschwellung beschränkte sich
aber auch nur auf die Masseteren. Die Fontanelle blieben
14 Tage lang liegen und Heilung erfolgte in zirka drei
Wochen.
Zugeben muß ich, daß die Behandlung, besonders letz¬
terer Art, nichts weniger als schön zu nennen ist, aber in
Fällen,- wo eben alle anderen Mittel versagten oder die Ge¬
duld des Besitzers zu einem Erfolg nicht .ausreicht, rate ich
zum Fontanell.
r
2011
Referate.
Pathologische Anatomie, Fleischbeschan and Nahrangsmltlelkande.
Dr. G. Kappeller und A. Gottfried: Nachweis
von Kuhmilch in Frauenmilch. (Aus dem städt. Nahrungs¬
mitteluntersuchungsamt Magdeburg. — Münch. Medizin.
Wochenschrift, 1920, Nr. 28, S. 813.)
Mit der Einrichtung von Sammelstellen für Frauenmilch, wie
sie während des Krieges von der Säuglingsiürsorge da und dort
in Großstädten ins Leben gerufen wurden, drohte die Gefahr, daß
gewissenlose Mütter die überschüssige Milch vor-der Ablieferung
durch Zusatz von Wasser oder anderer, insbesondere Kuhmilch,
verfälschen würden, um sich eine größere Lebensmittelmenge zu
verschaffen. Die Autoren versuchten deshalb zum Nachweis frem¬
der Zusätze bestimmte Anhaltspunkte zu gewinnen. Zur Fest¬
stellung der Reinheit von Frauenmilch sind verschiedene Ver¬
fahret bekannt. Die Umikoffsche Reaktion (? Ref.), der biologische
.Nachweis mittelst der Serumreaktion, Fermentreaktionen, Fest-
.Stellung der chemischen Konstanten, die Lichtbrechung des Serums,
Unterschiede beim Gerinnen.. Da zur Untersuchuhg nur geringe
Milchmengen zur Verfügung waren, konnten nur einige der Me¬
thoden herangezogen werden und mit diesen gewannen die Autoren
folgende Erfahrungen: 1. Der Farbton der Umikoffsehen Reaktion
wird durch eine Beimischung von Kuhmilch verändert; 2. die
Lichtbrechung des Essigsäureserums der Frauenmilch erfährt
durch Kuhmilch- oder Wasserzusatz eine Erniedrigung ; 3. die Art
der Kaseinausscheidung der Frauenmilch wird durch Mischung mit
Kuhmilch verändert. Es können also Fälschungen mit Kuhmilch
oder Wässerung der Frauenmilch mit Bestimmtheit nachgewiesen
werden, vorausgesetzt, daß für den Nachweis keine Mischpnlch
benützt wird. _ ' Me. •
Tlerzacht, Tierhaltung, Diätetik.
Tierzuchtdirektor Oberveterinärrat G u t b r o d - Würz-
burg: Soll das .Rhönschaf erhalten werden? (Süddeutsche
Landw. Tierzucht, 1920, Nr. 26, S. 279.)
Das Verbreitungsgebiet des Schwarzkopfschafes geht immer
mehr zurück und sind nach Schätzung des Verfassers kaum mehr
50 Herden vorhanden, die nur noch zum Teil rein im Farbe und Typ
sind. Die Frage nach den Ursachen des allmählichen Verschwin¬
dens dieser Schafrasse liegt nahe und zu ihrer Lösung stellt G.
einen Vergleich mit dem sie verdrängenden weißköpfigen veredel¬
ten Landschafe an. Aus demselben geht hervor, daß dem Durch¬
schnitts-Lebendgewicht des Rhön-Mutterschafes von 80 Pfund ein
solches von ISO Pfund gegenüber steht, daß die Vererbungskraft
bei ersterem viel geringer ist, weil auf 1 Mutterschaf nur 0,65
Lamjn, bei letzterem 1,31 Lamm trifft und daß. das Schurgewicht
beim Rhömschaf zwischen 200 und 1300 Gramm, beim weißen Land¬
schaf zwischen 2750 und 5000 Gramm schwankt, wobei die Qualität
der Wolle eine bessere ist. Auch die angebliche größere Wider¬
standsfähigkeit des Rhönschafes gegenüber Hungerzeit und Krank¬
heiten kann der Autor nicht bestätigen. Der einzigeV o r z u g
ist in dem lockerenVließ des Sch war zkopfschafes
zu suchen, weshalb es den Pferch und die Winterstallhaltung besser
2oi2
* v \ v .
• - ,'V : "
verträgt. Alles Ln allem sind jedoch die Eigenschaften
des weißen Landschafes überle ge n. Dazu kommt,
daß die Erhaltung des Rhönschafes züchterisch auf zu große
.Schwierigkeiten stoßen würde. G. ist deshalb aus Gründern der
Zweckmäßigkeit der Ansicht, die Durchkreuzung dieser
R a s s e m it nicht zu feinen Böcken des weißköpfigen
veredelten Landschafes unter Berücksichtigung der bis¬
her dabei gemachten Erfahrungen fortzusetzen. Me.
Assel- München: Tätigkeitsbericht des Landesver¬
bandes bayerischer Schafzüchter für das Jahr 1919. (Süd¬
deutsche Landw. Tierzucht, 1920, Nr. 21, S. 222.)
Der Bericht liefert ein Bild davon, was auf dem Gebiete der
Förderung der Schafzucht in organisatorischer, theoretischer und
praktischer Hinsicht geleistet wurde und läßt die Bemühungen
landwirtschaftlicher Kreise erkennen, der Not an Rohstoffen und
Lebensmitteln auch nach dieser Richtung nach Möglichkeit zu
steuern. Die Zahl der Schafe in Bayern ist von 491 971
am 1. Dezejnber 1913 auf 841 567 am 1. Juni 1920
gestiegen. Futter und Wetter waren im Berichtsjahre für die Zucht
nicht günstig, denn der lange Winter, das späte Frühjahr, der
kühle Sommer mit trockenen Winden und der nasse, frühzeitige
Herbst brachten Mangel an Weide und Futter, die Überwinterung
der Bestände war dadurch äußerst erschwert. Die sinkende Auto¬
rität der Behörden kam u. a. auch in der mangelhaften Unter¬
stützung der legalen Flei&chversorgung zum Ausdruck, denn die
Schafzucht lieferte nur 22 % der Pflichtmenge. Die Preise der
lebendenWare ziehen unaufhörlich an, so daß das PaarS chafe,
welches im Jahre 1915 noch um 100 Mark zu haben
war, bis 1200 Mark kostete. Die Rente in der Schafzucht
bringt die Zucht und die Erzeugung einer kräftigen, mittelfeinen
Wolle, die Hammelmästung tritt gegenüber früher als un¬
rentabel zurück. Große Hindernisse für die Entwicklung der
Schafzucht liegen in der Beschaffung von Weidegelegenheit, immer
wieder wird seitens des Verbandes die Schaffung eines W e i d e «
gesetzes und die Kultur von Odflächen gefördert, der größte
Widerstand wird gegen den Eintrieb in junge Aufforstungen ge¬
leistet, die Suche nach Bereitstellung von Winterweiden hat nur
in der Rheinpfalz Erfolg gehabt. Weiden, die vor dem
Krieg um einige hundert Mark verpachtet wur¬
den, kosten heute 10 000 Mark und mehr. Als Grund¬
lage für die Körung und Zuchtbuchführung wurde ein einheit¬
liches Zuchtbuch im ganzen Landesverband eingeführt,
außerdem bildete die Abhaltung von Bockschauen, von denen nur
2 im Jahre abgehalten wurden (Donauwörth und Nürnberg) eine
wirksame Maßnahme zur Hebung der Zucht; durch die Ausschal¬
tung von vielen lokalen Bockmärkten wurde jeder Zersplitterung
vorgebeugt. Die Frage der Wollbewirtschaftung wurd<K
nur durch engen genossenschaftlichen Zusammen¬
schluß der Produzenten zufriedenstellend gelöst und konnte ein
Durchschnittserlös von 25 Mark für das Pfund chemisch
gewaschener Wolle erzielt werden. Im Anschlüsse an die Bayer.
Landesviehversicherungskammer wurde ein Versicherungs verein
für Zuchtböcke ins Leben gerufen, an den für einen Versicherungs¬
wert von 1000 bis über 2000 Mark eine Prämie von 10 —25 Mark
2013
steigend za emtrichten ist. Zur Erzeugung einer einheitlichen Woll-
'qualität ist es schließlich ein unbedingtes Erfordernis, die Zucht
einer Schafrasse anzustreben und zwar muß ausschließlich das
veredelte süddeutsche Landschaf, wie es durch Zuchtwahl aus dem
veredelten Frankenschaf und dem Württembergerschaf hervor¬
geht, gezüchtet werden. Me.
Ialektiou* und InvasloiskraiUeiten.
Tierarzt Dr. Alex. Müller -Bauerwitz (O.-S.) : Zur
Behandlung der Maul- und Klauenseuche, mit besonderer
Berücksichtigung des Impfstoffes M K 3. (Berl. Tierärztl.
Wochenschrift, 1920, Nr. 51, S. 606.)
M. tritt dem hin und wieder vertretenen Standpunkte entgegen,
daß die gutartige Form der Maul- und Klauenseuche keiner Be¬
handlung bedürfe und daß bei ihrer bösartigen Form alles ver¬
gebens sei; er hat mit Regelung der Diät und der hygienischen
Verhältnisse die einzelne Erkrankung im günstigsten Sinne be¬
einflußt. Zur Behandlung schwerer Krankheitsformen benützte M.
den von dem Behring-Werke in Marburg hergestellten Impfstoff
MKs in 80 Fällen — 53 Stück Großvieh, 3 Kalben, 18 Kälber und
6 Saugferkeln — mit gutem Erfolge. Dieser Impfstoff ist kein spezi¬
fisches Serum, er enthält ein Protein, das sich zur Mobilisierung
von Leukozyten bewährt hat, dazu ein Serum mit hohem antitoxi¬
schen und bakteriziden Titer, ferner Blutkohle. Kühe erhalten
davon 50—100 ccm subkutan oder endovenös, kleinere Tiere 25 bis
50 ccm am besten blutwarm. Bei Bedarf wird die subkutane Dosis
nach 2 Tagen wiederholt. Der Impfstoff ist ein Heil¬
mittel, kein Prophylaktikum. M. zieht hauptsächlich
wegen dem Gehalte an Tierkohle, die endovenöse Infusion vor, er
hält sie auch für wirksamer. Von den Impflingen, die insgesamt
schwer erkrankt waren, sind 3 Kühe und 2 Kälber gestorben,
1" Bulle wurde geschlachtet. Me.
Staatsveterinärwesen.
Stellenausweis.
Der Bayerische Landtag hat in seiner Vollsitzung am 16. ds. Mts.
beschlossen, entsprechend dem Anträge des Beamten-Besoldungs-
auschusses 18 Bezirkstierarztstellen in Gruppe XI zu heben, sodaß
jetzt 18 Stellen in Gruppe XI und 146 Stellen in Gruppe X der
Beamten-Besoldungsordm^ng eingereiht sind. *
Tierärztliche Standes- und Wirtschaitsiragen.
Wirtschaftsgenossenschaft
Die am 26. November ds. Jrs. in Landsberg a. W. stattgehabte
ordentliche Generalversammlung war die zweitstärkst besuchte
aller bisherigen. Vor Beginn der Versammlung fand eine Besich¬
tigung unseres Landsberger Seruminstituts durch die erschienenen
Mitglieder statt, dessen Umfang und musterhafte Einrichtungen
den vollsten Beifall Aller fanden. Getragen von dem Vertrauen
der Herren Praktiker wächst sich das Institut zu außerordentlicher
Größe aus, wie auch die Zurzeit im Gang befindlichen Neubauten
und neuen Pläne zeigen. Herr Direktor Dr. Schreiber und
seine Mitarbeiter (7 tierärztliche Kräfte) waren Führer durch das
Institut, aus dem wohl Jeder mit einer Bereicherung seines Wis¬
sens herausgegangen ist. —
Die Generalversammlung nahm Kenntnis von dem Geschäfts--
bericht für 1920/21, welcher das beste Bild von allen bisherigen
18 Jahresberichten bot. Hat doch die Zahl der neu zugekommenen
Mitglieder 579 betragen, denen nur 48 Abgänge gegenüberstanden,
hiervon 30 durch Tod, 13 durch Ausschluß, 3 .durch Übertragung
des Geschäftsanteils und 2 durch Aufkündigung- Der Bestand der
gerichtlich eingetragenen Mitglieder betrug am 30. September 1921
3404; Der Gesamtumsatz der Wirtschaftsgenossenschaft deutscher
Tierärzte überstieg den des Vorjahres um das Doppelte!. Der Be¬
schäftigungsgrad der Unternehmungen der W. d. T. ist dauernd
auf das äußerste angespannt. Die Bilanz für 1920/21 wurde ein¬
stimmig genehmigt. Die nach den Satzungen vorgesehene Ver¬
öffentlichung der Bilanz ist aus dem Anzeigenteil dieser Nuramef
zu ersehen.
Die während des Krieges gebildete Kriegsnotrückfage wurde
durch einstimmigen Beschluß aufgelöst, derart, daß von ihrem Be¬
stand rund die Hälfte derWohlfahrtsrücklage zugeschrieben wurde,
während die andere Hälfte als Unterstützungsfonds für besonders,
dringende Fälle der Not von Mitgliedern oder deren Angehörigen
Verwendung finden soll. In der Wohlfahrtsrücklage haben die
Mitglieder 1286 426.35 Mk. gleichsam als Sparkassengeld liegen.
Diese Wohlfahrtsrücklage wurde erst im verflossenen Jahr neu
gebildet, die je länger je mehr in ihrer segensreichen. Tragweite
durch die Mitglieder geschätzt wird. Hat doch schon eine größere
Zahl von Mitgliedern Beträge von mehreren tausend Mark in der
Wohlfahrtsrücklage! Dieser Rücklage werden in diesem laufenden
Jahr 12 Prozent des Umsatzes des einzelnen Mitgliedes gutge¬
schrieben, .sofern dieses genügend lange Mitglied ist. Die Rück¬
lage wird'vom 4. Jahr der Mitgliedschaft beginnend gebildet und
beträgt im 4. Jahr 10 Prozent des Umsatzes des Mitgliedes, im
5. Jahr 11 Prozent und so weiter steigend bis zu 20 Prozent. Es
ist das eine unmerkliche Sparkasse für die Mitglieder.
Gegenüber den, der Wohlfährtsrücklage zugeführten und an
die Mitglieder als Extrarabatt gezahlten Beträgen verschwindet
ganz die geringe Summe, die mit 10 Prozent Dividende für die Ge¬
schäftsanteile zur Verteilung gekommen ist. So ist es schon seit
jeher bei der W. d. T. gewesen und daher ist die vielfach ge¬
flissentlich verbreitete Lesart, daß die Praktikter zu Gunsten der
Geschäftsanteilinhaber die Dividende aufbringen müßten. Diese
Behauptung wird kritiklos weiter gegeben, teils vielfach in der
Absicht ausgesprengt, um gegen die W. d. T. Stimmung zu machen.
Bei der Verteilung des Gewinns wurden die üblichen Rücklagen
gemacht und das weitere Erscheinen der Ellenberger-Schützschen
Jahresberichte sichergestellt. Der Jahrgang 18 erscheint in diesen
Tagen und kommt an die Mitglieder zum Versand.
Aus dem Vorstand schied satzungsgemäß Herr Geheimrat
Dr. F r i c k - Hannover aus und wurde durch Zuruf einstimmig
wiedergewählt, ebenso die Mitglieder des Aufsichtsrats: Tierarzt
B e u s t - Berlin, Prof. Dr. C a s p e r - Breslau und Veterinärrat
N u 11 - Brakei.
Der Einspruch eines gewesenen Mitgliedes wegen Ausschluß
durch den Vorstand wurde einstimmig zurückgewiesen.
Der Antrag auf Gewährung einer Beihilfe an den Deutschen
Veterinärrat behufs Drucklegung der Versammlungsberichte etc.
'r.
2015
V
wurde einstimmig abgelehnt. Die Generalversammlung war der
Ansicht, daß die W. d. T., welche nur rund die Hälfte aller deut¬
schen Kollegen umfaßt, für die allgemeinen tierärztlichen Standes-
interessen nicht in Anspruch genommen werden kann. Sie war
ferner einstiipmig der Ansicht, daß falls der Deutsche Veterinär¬
rat mit seine'm Mitgliederbeitrag nicht auskommt, er diesen er¬
höhen muß. Im übrigen wurde in der Besprechung der Angelegen¬
heit noch ganz besonders darauf himgewiesen, daß seinerzeit bei
der Festsetzung des Beitrages für den Deutschen -Veterinärrat von
führender Seite des Reichsverbandes praktischer Tierärzte in Wei¬
mar Einspruch gegen einen höheren Beitrag als 10 Mark erhoben
wurde.
Ebenso wie der Antrag zu Gunsten des Deutschen Veterinär-^
rats wurde eine Anregung eines Mitglieds vom Rhein, den Standes-*
gruppen Mittel zur Verfügung zu stellen, einstimmig abgelehnt.
Die Generalversammlung war der Ansicht, daß die W. d. T. nur
dazu diene, die Wirtschaft des einzelnen Mitgliedes zu fördern,
Wohlfahrt zu tätigen und tierärztlich-kulturelle Ziele zu unter¬
stützen, soweit hierfür Mittel verfügbar sind. Jegliche Betätigung
an den Fragen der Standesvertretungen sei geeignet der W. d. T.
abträglich zu sein. Die Aufbringung der Mittel für die Berufs¬
gruppen und Standesvertretungen sei Sache der gesamten deut¬
schen Tierärzteschaft bezw. der Mitglieder der Gruppen.
Die Generalversammlung nahm noch davon Kenntnis, daß in¬
folge der außerordentlichen Verteuerung der Frachtsätze, den
weit von Hannover wohnenden Kollegen insofern entgegenge¬
kommen wird, als neuerdings bis zu 2 Prozent des Wertes der
Sendungen als Frachtanteil von Bengen & Co. auf den Rechnungen
in Abzug gebracht werden. —
Vor der Generalversammlung vereinigte ein einfaches Mahl
die Mitglieder. Marks- Hannover.
Vermögensaufstellung vom 30. September 1921.
Besitz:
Bankkonto. 22 428.53 Mk.
Postscheckkonto . .. 39 034.15 „
Wechselbestand. 3 400.— „
Forderungen in laufender Rechnung einschlie߬
lich Beteiligungen. 4 576 576.30 „
Gesch. Guthaben bei der Landesgenossenschafts¬
bank ... . . 50 000.— „
4 691 438.98 Mk.
Schulden:
Geschäftsanteile der Genossen ....... 1 325 650.— Mk.
Reservefonds. 118 500.— ,,
Betriebsrücklage .. 118 500.— „
Wohlfahrtsrücklage. 1 286 426.35 „
Unterstützungsfonds. 21 304.12 „
Pensionsfonds . 150 000,— „
Rücklage a. zweif. Forderungen .. 50 000.— „
Schulden in laufender Rechnung. 1 468 033.56 „
Wissenschaftl. Fonds. 138 000.— „
Steuerkonto. 12 959.50 „
Vortrag auf neue Rechnung.. . ■_ 2 065.45 „
Zugang an Genossen im Jahre 1920/21: 579 mit 579 Geschäfts¬
anteilen, 86 850.— Mk. Haftsumme.
Abgang an Genossen im Jahre 1920/21: 48 mit 170 Geschäfts-
anteilen, 25 500.— Mk. Haftsumme.
Bestand am 30. September 1921: 8404 Genossen mit 26 372 An¬
teilen und 3 955 800.— Mk. Haftsumme. '
Das Geschiäftsguthaben vermehrte sich im Jahre 1920/21 um
26 450.— Mk.
Die Haftsumme vermehrte sich im Jahre 1920/21 um 81350.—
Mark.
Der Vorstand der Wirt schafts genossen schaft
deutscher Tierärzte (e. G. m. b. H.) zu Hannover.
Marks. F r i c k. Arnous.
Bericht über die 73. Generalversammlung des Tierärztlichen Kreis¬
vereins von Unterfranken am 12. November 1921.
Die Versammlung fand im Bahnhofhotel in Würzburg statt
und war von 34 Mitgliedern besucht; als Vertreter der Regierung
wohnte derselben Herr Oberregierungsrat Dennhardt bei.
Der Vorstand, Bezirkstierarzt Dr. H ä a c k - Karlstadt, hatte
die Ehre, die Herren Oberlandstallmeister Stautner, Gestüts¬
direktor Groll, die Tierzuchtdirektoren Probst- Aschaffen¬
burg und Lex- Bamberg sowie Herrn'Tierarzt Dr. vonBerg-
Würzburg als Gäste begrüßen zu können.
In seinem Jahresberichte stellte der Vorsitzende fest, daß der
Kreisverein mit 53 ordentlichen und 3 Ehrenmitgliedern noch
immer zwei Drittel der unterfränkischen Tierärzteschaft umfaßt;
in ihm sind die Staatstierärzte vollzählig, die städtischen Tierärzte
bis auf zwei Herren vertreten, während von den Distriktstierärzten
über zwei Drittel, von den 27 praktischen Tierärzten 9 dem Verein
angehören; es sei erfreulich, daß die unterfränkischen Kollegen
noch in ihrer Mehrzahl am Kreisverein festhielten; denn es müsse
ein neutraler Boden vorhanden sein, von dem aus die Tierärzte¬
schaft gemeinsame Ziele in gemeinsamer Arbeit erstreben und An¬
griffe gegen den Stand zurückweisen könne; besonders auf dem
Gebiete der Tierzucht, auf dem die Mitwirkung der Tierärzte in
letzter Zeit bekanntlich stark angefeindet werde, bieten sich für
alle Standesgruppen Berührungspunkte. Ausführungen, die von
den Herren Oberlandstallmeister Stautner und Groll in
längeren, vieles Neue bringenden Darlegungen noch unterstrichen
wurden.
Aus der Mitte der Versammlung heraus wurde dann angeregt,
daß über den Fortbestand des Kreisvereins schon heute offiziell
Beschluß gefaßt werden möge; die Versammlung beschloß dann
auch einstimmig das weitere Bestehen des Vereins und beauf¬
tragte die Vorstandschaft, Erwägungen über die Mittel und Wege
anzustellen, die geeignet wären, im Kreisverein frisches Leben zu
erwecken.
Nach Vortrag der Rechnung durch den Kassier, Distrikts¬
tierarzt Eichinger -Münnerstädt,' und Festsetzung des Mit¬
gliederbeitrags für 1922 Vrurde an Stelle des zurückgetretenen
Schriftführers Distriktstierarzt Dr. K r e 11 in Arnstein zum Schrift¬
führer gewählt.
Der Vorstand berichtet hierauf über den von ihm und Bezirks¬
tierarzt S c h r.ü f e r - Alzenau besuchten Fortbildungskurs in
2017
Gießen, drückte die Hoffnung aus, daß auch an der Münchener
Fakultät in Bälde derartige lehrreiche Kurse stattfinden möchten
und forderte zu zahlreichem Besuche derselben auf.
Herr Schrüfer erstattete dann einen nach Form und Inhalt
ausgezeichneten Vortrag über die Bekämpfung der Geschlechts¬
krankheiten unserer Haustiere unter Berücksichtigung der mo¬
dernen Forschungsergebnisse (mit Demonstrationen von Präpa¬
raten), der allgemeinen Beifall fand und in der Diskussion lebhaft
besprochen wurde.
Ein Anerbieten des Distriktstierarztes Dr. R e g n - Volkach,
bei der nächsten Versammlung die Bekämpfung der Eierstocks¬
erkrankungen an lebenden Rindern vorzuführen und die neueren,
geburtshilflichen Instrumente dabei zu demonstrieren, fand allge¬
meine Zustimmung.
Nachdem noch eine Sammlung für einen arbeitsunfähigen,
blinden Kollegen eine Summe von 515 Mark ergeben hatte, schloß
der Vorstand mit Worten des Dankes für die zahlreiche Beteili¬
gung nach vierstündiger Dauer die Sitzung.
Dr. Krell, Schriftführer.
Verschiedenes.
Anatomie and Physiologie.
Uber die Ausscheidung der Alkaloide der Wurzel von Veratrum
album durch Ziegenmilch.
(Tierarzt Joseph Traxler-Wien in: Zeitschr. für Fleisch- und
Milchhygiene, Heft 2 u. 3, 32. Jahrg.)
Verfasser stellte Untersuchungen darüber an, ob die in der
weißen Kieswurz enthaltenen Alkaloide (Jervin, Pseudojervin,
Rubijervin, Protoveratrin und Protoveratridin) nach Verabreichung
therapeutischer Dosen durch die Milch ausgeschieden werden oder
auf einem anderen We/je den Tierkörper verlassen. Den 3 Vor¬
versuchen wurden 5 Hauptversuche, ausgeführt an einer Ziege,
angeschlossen. Der erste Hauptversuch ergab nach Verabreichung
von 4 Gramm Rhizoma Veratr. alb. einen negativen Ausfall. Auch
der zweite Hauptversuch zeitigte in 14 Milchproben negatives Re¬
sultat. Es gelang also nicht, Veratrum-Alkaloide in der Milch
nachzuweisen. Dies gab Anlaß zur Beantwortung der Frage, ob
sie vielleicht auf dem Harnwege ausgeschieden werden. Hier zeilgte
sich, daß im Harn von der 24.—30. Stunde nach Verabreichung des
Medikamens die Veratrum-Alkaloide in Spuren nachgewiesen
werden könnten. Dem Verfasser erscheint auf Grund seiner Ver¬
suche Milch solcher Ziegen, welchen zu therapeutischen Zwecken
Tinct. veratr. oder Rhizom, veratr. alb. verabreicht wurde, zum
menschlichen Genüsse als unbedenklich. K.
Tierxncht, Tierhaltung, Diätetik.
Hebung der Pferdezucht in der Tschechoslowakei durch deutsche
Zuchthengste.
Die tschechoslowakische Regierung bemüht sich, die in ihrem
Lande vernachlässigte und nicht immer mit dem nötigen Verständ¬
nis geleitete Landespferdezucht zu heben, denn der Pferdebedarf
dieses neuen Staatswesens ist infolge seiner geographischen Läge
und der damit im Zusammenhang stehenden Ausführungsmöglich¬
keiten ein* recht größer. Zur Förderung der tschechoslowakischen
2018
Pferdezucht hat die Prager Regierung die Zuführung deutschen
Blutes beschlossen und zu dem Ende eine Kommission von Pferda-
zuchtkennern mit der Erwerbung markant guter deutscher Hengste
beauftragt. Diese Kommission war jetzt im Lande der Pferdezucht.
^ im Freistaat , Oldenburg, tätig, um Zuchthengste füT die tschchb-
slowakische Zucht auszuwählen. In Jever und Roden¬
kirchen, den bekannten Stätten der Oldenburger Pferde¬
körungen, waren etwa 200 Hengste zusammengeführt, um der An¬
kaufskommission der Tschechoslowakei aus Prag vorgestellt zu
werden. Für 40 Hengste hatte man Ausfuhrerlaubnis erhalten, so
daß die Zahl der schließlich abzunehmenden Hengste klein bleiben
mußte. Die Auswahl war sehr groß, die Qualität mittel bis ziem¬
lich gut und bei einzelnen Exemplaren gut. Man konnte als Zu¬
schauer schwer dahinter kommen, nach welchen Gesichtspunkten
die tschechoslowakische Kommission die Auswahl traf. Sie kaufte
Tiere von allen Qualitäten, hohe und kleinere gedrungene Typen,
schwarze und braune. Sie schien schwarze Farbe zu bevorzugen,
legte Wert auf gute Hufe, woran die Pferde der Nordseeküste ja
trotz schon bemerkbarer Besserung manchmal noch kranken. —
Diese Hengstverkäufe bieten auch den bäuerlichen Hengst¬
aufziehern, die nur einen oder zwei Hengste aufziehen, Gelegen¬
heit, ihre Tiere zu guten Preisen los zu werden, und deshalb ist
natürlich diese Verkaufsgelegenheit zu begrüßen. Die Aufzucht
der Hepgste ist recht lohnend, wenn auch Tiere mittlerer Qualität
gut abgesetzt werden können. Für den Absatz wird wohl auch
künftig der gute weltbekannte Ruf des Oldenburger Pferdes sorgen.
Dieser Schlag sichert sich infolge seiner vorzüglichen Eigenschaf-
' ten als Gebrauchspferd immer größere Absatzgebiete und erfreut
sich wachsender Beliebtheit. Die Zucht wird dauernd veredelt und
vervollkommnet. — Die tschechoslowakische Kommission hat das
Oldenburger Land verlassen, um noch das ostfriesische Zuchtgebiet
zu besuchen. Für die in Oldenburg erworbenen Hengste, die gleich
abgenommen und. in Bremen verladen wurden, hat die Kommission
recht gute Preise gezahlt. S. M.
Innere Medizin and Hygienle.
Die Grenzen der chemotherapeutischen Leistungsfähigkeit von
Arsenobenzolderivaten bei Schweinerotlauf, verglichen mit der
Wirksamkeit des Schweinerotlaufserums,
(Von W. K o 11 e und, H. Schloßberger. — Aus dem staat¬
lichen Institut für experimentelle Therapie und dem Georg Speyer-
Haus zu Frankfurt a. M. — Münch. Med. Wochenschr., 1921, Nr. 45.)
Verfasser stellten interessante Versuche sowohl beim mit
Schweinerotlaufbazillen infizierten Tier als auch im Reagensglas
an. Sie kamen neben der Beobachtung, daß durch das normale
Serum trotz seiner protoplasmaaktivierenden Wirkung niemals die
infizierten Versuchstiere am Leben erhalten werden können, zu
folgender Zusammenfassung:
1. Diie chemotherapeutische Prüfung von Chemikalien, nament¬
lich von Farbstoffen und Arsenobenzolderivaten, die bei Trypano¬
somen- und Spirochäteninfektion wirksam sind, ergab bei der ex¬
perimentellen Schweinerotlauferkrankung der Mäuse bis auf einige
Arsenobenzolderivate völlig negative Resultate.
2. Während das Alt- und Neosalvarsan und die Metallsalvar-
sane nur kurze Zeit nach der Infektion und bei Anwendung großer,
2019
der Dosis tolerata nahestehender oder dieselbe erreichender Men¬
gen eine gewisse Wirkung zeigten, gelang es durch die An¬
wendung einiger Arsenobenzolderivate mit 4,5 oder 6 Amino¬
gruppen, insbesondere durch einmalige Injektion des Hexamino-
arsenbenzols sichere Heilwirkungen bei der Schweinerotlaufinfek¬
tion der Mäuse zu erzielen,
3. Sobald die Rotlaufbazillen nach intraperitonealer Infektion
im Blute kulturell nachweisbar sind, ist weder mit Rotlaufserum,
noch mit den genannten Körpern eine Heilwirkung zu erzielen.
Diese Kongruenz von serumtherapeutischen und chemotherapeuti¬
schen Erfolgen ist bemerkenswert.
4. Die in vivo wirksamen Körper wirkten in vitro relativ wenig
oder gar nicht abtötend, dagegen entwicklungshemmend auf die
Rotlaufbazillen. Umgekehrt besaßen alle anderen untersuchtem, in
vitro stark abtötend oder entwicklungshemmend wirkenden Prä¬
parate keine die Infektion verzögernde oder dieselbe heilende Wir¬
kung bei der Rotlaufinfektion der Mäuse.
5. Daraus geht also hervor, daß es sich bei der Wirkung der
Aminoarsenobenzole bei der experimentellen Schweinerotlauf¬
erkrankung der Mäuse um eine echte chemotherapeutische Wir¬
kung handelt, die sich hauptsächlich durch den deutlichen Unter¬
schied zwischen Dosis curativa und Dosis tolerata zu erkennen
gibt. Der lebende Organismus liefert .die Körper, die, sei es direkt,
sei es indirekt, das Zugrundegehen der Rotlaufbazillen in vivo be¬
dingen.
6. Das chemotherapeutische Studium eitler Bakterieninfektion
gestattet keine Schlüsse auf eine andere. Die hier mitgeteilten
Versuche eröffnen aber die AussiclW, bei anderen, namentlich
akuten bakteriellem Infektionskrankheiten, Körper aus der Gruppe
der Arsenobenzole zu finden, die bei frühzeitiger Anwendung eine
Wirkung auf die Infektionserreger ausüben. Kr.
Staatsveterinärkonde, Anslandsdlonst md Verslekerangswesra.
Die Beschälseuche — eine Gefahr für die Zuchtbestrebungen.
(Allgemeine Tierversicherung in Sachsen.. —
Reform der Viehseuchenversicherungsgesetz-
g e b u n g.)
Der sächsische Landtag beschäftigte sich mit einer für die
Tierzucht äußerst wichtigen Frage. Es lag folgender Antrag vor:
Der Landtag wolle beschließen die Regierung zu ersuchen, das Ge¬
setz über die Entschädigung für die an Maul- und Klauenseuche
und für die an Gehirn- und Rückenmarksentzündung gefallenen
oder notgeschlachteten Rinder und Pferde dahin zu ergänzen, daß
die Verluste durch die Beschälseuche entsprechend entschädigt,
werden. — Zur Begründung dieses Antrages führten die Antrag¬
steller folgendes aus: In der Beschälseuche ist eine neue Krank¬
heit aufgetaucht, die wahrscheinlich eingeführt ist. Ihr Ursprung
ist schwer erkennbar und ihre Bekämpfung ist noch nicht sicher.
Sie bildet daher eine große Gefahr für die deutsche Pferdezucht
und damit auch für die Pferdehaltung. Das sächsische Wirtschafts¬
ministerium ' hat eine Verordnung zur Bekämpfung vorgelegt, die
allerdings ziemlich kompliziert und langwierig und schwierig in
ihrer Durchführbarkeit bei dem Charakter der Krankheit erscheint,
der noch nicht hinreichend erforscht ist. Jedenfalls hat die deutsche
Pferdezucht mit einer mehrjährigen Verseuchung zu rechnen. Des-
2020
halb ist nicht nur im sächsischen Landeskulturrat der Wunsch auf¬
getaucht, diese Seuche mit unter das Seuchengesetz fallen zu
lassen, sondern ganz besonders lebhaft auch in der Landwirtschaft.
Es muß Aufgabe der Staatsregierung sein, eine Reform der ge¬
samten Viehseuchenversicherungsgesetzgebung der Schlachtvieh¬
versicherung so bald als möglich herbeizuführen. Ein längeres
Hinausschieben bedeutet eine Gefahr für die Zuchtbestrebungen,
die gerade in Sachsen in der letzten Zeit eine glückliche und be¬
deutende Förderung erfahren haben. — Namens der sächsischen
Staatsregierunfcr gab der Wirtschaftsminister Falbisch zu■ dem An¬
träge folgende Erklärung ab: Die Beschälseuche wurde in Sachsen
zuerst Anfang August in den Amtshauptmannschaften Meißen und
Großenhain beobachtet, später allerdings auch im Bornaer Bezirk.
Es ist wohl anzunehmen, daß diese Seuche durch eine Kriegsstute
in Sachsen verschleppt worden ist. Eingegangen sind bisher an
der Krankheit vier Stuten, und neben einigen minder schweren
Krankheitsfällen ist zurzeit nur ein schwerer Krankheitsfall im Be¬
zirk der Amtshauptmannschaft Borna zu beobachten. Wenn der
Wunsch der Antragsteller dahin geht, das Gesetz über die Ent¬
schädigung für die Maul- und Klauenseuche so zu erweitern, daß
es auch Geltung hat für die Schäden, die durch die Beschälseuche
entstanden sind, so stehen dem einige Bedenken entgegen. Sie
sind aber zweifellos nicht so groß, daß sie nicht überwunden wer¬
den können. Die Staatsregierung hat deshalb keine Veranlassung,
dem Anträge grundsätzlich ablehnend gegenüberzustehen, und ist
bereit, in Erwägung über eine solche Umgestaltung des Gesetzes
allen Ernstes einzutreten. — Im sächsischen Wirtschaftsministerium
finden zurzeit Erörterungen• und Erwägungen darüber statt, ob
man nicht überhaupt dem Gedanken einer allgemeinen
Tierversicherung wird nähertreten müssen, ob¬
gleich die Landwirtschaft diesen Gedanken bisher so gut wie ge¬
schlossen abgelehnt hat. Das ist aber kein Beweis dafür, daß nicht
veränderte Verhältnisse und Bedingungen auch den Standpunkt der
Landwirtschaft in dieser Frage einmal revidieren können. Aller¬
dings beansprucht die Revision der ganzen Gesetzesmaterie, die in
dieses Gebiet einschlägt, sehr lange Zeit. Bei der Beschälseuche
und den dadurch entstandenen Schäden aber handelt es sich darum,
augenblicklich Hilfe zu schaffen, die Krankheit so schnell wie mög¬
lich wieder aus dem Lande herauszubringen und die Schäden, die
dadurch entstanden sind, analog der übrigen Schadenersatzpflicht
auch bei den davon betroffenen Besitzern auszugleichen. In dieser
Richtung wird das Wirtschaftsministerium bemüht sein und den
Antragstellern entgegenkommen. S. M.
Landwirtschaft, Fnttermlttelknnde und Ernähnugswesen.
Auf dem Kreistag von Oberbayem wurde der Voranschlag für
die Kreisgeflü lg el zuchtanstalt Erding für 1921
(45 500 Mark) genehmigt. Bewilligt wurden ferner 15 000 Mark
zur Prämiierung von Privatbeschälhengsten,
1000 Mark für den Verein zur Hebung der Pferde¬
zucht, 52 000 Mark für den Pferdezuchtverband für
das bayerische Obedland, 6000 Mark zur Prämi¬
ierung v on Zuchthengsten, beim Zuchthengstmarkt in
Erding.
2021
Zur Preis- und Teuerungsentwidclung in Bayern 1914—1921.
(Mitgeteilt vom Statist Landesamt).
00
• ’©
— CU
BÄ
• •c ^
■SIS
l-s
5»
3
Höchstpreis
10. Nov. 1920
Durchschn. Markt¬
preis bzw. Schleich-'
handeispreis
10. Nav. 1920
Höchstpreis
19. Okt. 1921
Durchschn. Markt
preis bzw. Schleich¬
handelspreis |
19 Okt. 1921 1
CD S
CU .
% ®
.g*
••o
*a
Durchschn Mai kl- i
preis bzw. Schleich¬
handelspreis
15. Nov. 1921 ||
München
4
4
4
4
4
/£
Roggenbrot 1 kg . . .
34
240
380
520 -
380
700
Roggen mehl 1 ,, . . .
34
260
—
440
440
Weizenmehl 1 .
42
380
1000
710*
850
710 1
1200
Rindfleisch 1 .
195
—
2400
—
2600
_
2600
Kartoffeln 1 .
7,5
—
80
—
160
_
240
Landbutter 1 .
208
2360
5600
' —
5200
_
5800
Milch 1 Liter.
21
152
—
—
325
_
345
Eier 1 Stück.
7.7
89
160
—
200fl70l*
_
300
Braunkohlen 1 Ztr. . .
146
1816
—
2655
—
2755
Nürnberg
Roggenbrot 1 kg . . .
30
240
400
380
500
380
600
Roggenmehl 1 .
—
—
—
—•
—
_
Weizenmehl 1 .
44
380
I050 1
—
850
1200
Rindfleisch 1 ,, . . .
187
_
2000
—
2400
_
2400
Kartoffeln 1 ,, . . .
8,5
—
75
—
160
_
260
LandbuttCr 1 .
238
2260
3900
—
5200
_
6400
Milch 1 Liter.
22
150
200
300
*_
345
Eier 1 Stück.
8,3
90 2
ISO
230
_
300
Steinkohlen 1 Ztr. . .
186
2340
_
2975
—
3250
Braunkohlen.
—
—
—
—
—
_
Augsburg
Roggenbrot 1 kg . . .
40
240
600
370
520
370
700
Roggenmehl 1.
34
260
650
440
530
440
640
Weizenmehl 1 .
44
320
1050»
700*
800
1200
Rindfleisch 1 .
196
—
2600
—
2400
_
2600
Kartoffeln 1 .
7,5
—
65
—
560
_
190
Landbutter 1 .
214
2300
4500
—
4800
_.
5600
Milch 1 Liter.
19
145
220
325
325
_
345
Eier 1 Stück.
7,7
88
180
—
180
_
220
Steinkohlen 1 Ztr. . . .
Ludwigshafen
167
1877
—
2671
2721
Roggenbrot 1 kg . . .
30
240
—
360
470
360
600
Roggenmehl 1 ,, . . .
32
—
800
—
650
650
Weizenmehl 1 .
42
500
_
—
960*
_
1300*
Rindfleiscu 1 ,, . . .
181
—
2600
—
2800
_
2800
Kartoffeln 1 .
6,5
—
76
—
200
_
270
Landbutter 1 . . .
272
2320
6200
—
6200
_
8500
Milch 1 Liter.
24
230
400
410
550
430
700
Eier 1 Stück.
9,1
100
330
—
320
370
Steinkohlen 1 Ztr. . . .
113
2300
—
2710
2950
II o f
Roggenbrot 1 kg . . .
30
250
350
390
500
390
500
Roggenmehl 1 ,, . . .
36
—
500
_
700
700
Weizenmehl 1 ,, . . .
38
280
1500
750*
840
750*
1300
Rindfleisch 1 .
188
—
2000
_
2400
2000
Kartoffeln 1 ,, . . .
6,5
—
70
_
150
_
200
Landbutter 1 ,, . . .
268
2260
4000
_
5200
_
6400
Milch 1 Liter.
20
96
150
_
280
_
280
Eier 1 Stück.
8,5
85
200
_
210
_
250
Steinkohlen 1 Ztr. . . .
133
2180
—
2700
—
2700
Koburg
Roggenbrot 1 kg . . .
30
245
480
360
600
360
300
Roggenmehl 1 .
31
270
600
400
700
450
220
Weizenmehl 1 ,, . . .
45
2S0
1100
460[700]*
800
1200
Rindfleisch 1 .
182
—
2000
2000
_
2200
Kartoffeln 1 .... .
6,7
—
70
_
180
_
220
Landbutter 1 , t . . .
223
2100
5000
_
5000
„_
6000
Milch 1 Liter.
20
120
—
300
350
350
400
Eier 1 Stück.
8,5
—
120
_
180
250
Steinkohlen 1 Ztr. . . .
1 ausländisch, * Kal
170 3
Ikeier, *
2330
Juli 1914
L
2690
—
2880
Stand der Maul- und Klauenseuche in Bayern vom
16. mit 30. November 1921.
Regierungs¬
bezirke
9
Verseuchte
Gefall.
Tiere
Notgesch.
Tiere
Verwal¬
tungsbezirke
Gemeinden
Gehöfte**)
•.ä
O *£
3f
• S1
*4.2
O
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorbericbts“
zeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
In der
Berichtszeit
Im Vergleich
zur Vorberichts¬
zeit*)
Abnahme —
Zunahme-)-
In der
Berichtszeit
Im Vergleich „
zur Vorberichts¬
zeit*)
Abnahme —
Zunahme -f-
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
In der
Berichtszeit
Oberbayern
28
155
‘ + 13
547
—144
2
25
10
9
Niederbayern
12
+ 3
22
+ 7
75
— 6
4
—
5
—
Pfalz
14
38
— 1
153
— 22
—
7
8
1
Oberpfalz
10
•
19
+ 2
48
— 50
3
2
—
1
Oberfranken
5
+ 1
8
+ 4
16
+ io
* _<
—
1
—
Mittelfranken
6
+ 2
10
+ 4
25
+ 14
—
—
—
—
Unterfranken
6
4" 1
13
+ 4
25
+ 11
-
—
—
—
Schwaben
23
+ 3
207
— 25
1049
-690
—
68
12
24
Gesamtsinnine
104
-1- 10
472
OO
+
1938
-877
9
102
31
35
15. Nov. 1921
94
10
464
+ 96
2815
+161
17
72
33
45
31. Okt. „
84
+ 17
368
+101
2654
-1011
12
14
291
52
15. Okt. „
67
-j- 15
267
+ 93
1613
+724
4
20
17
23
30. Sept. „
52
+ ii
174
+ 58
889
+462
2
4
13
28
15. Sept. „
41
— u
116
+ 6
427
+ 53
4
12
2
5
31. Aug. „
52
— 6
110
— 22
374
— 91
1
11
7
16
15. Aug. „
58
— 9
132 ;
— 5
465
+ 34
1 !
2
5
7
31. Juli „
67
— 6
137
1
— 9
431
+ 66
9
23
12
2
*) Vom 1. mit 15. Nov. 1921. **) Einschließlich Alpen und Herden auf der Weide.
Landwirtschaft, Futtermittelkunde und Ernährungswesen.
Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft
Nach eine.r Pause von acht Jahren wird zum erstenmal wieder
in Bayern, zu Nürnberg (22. bis 27. Juni 192 2), eine
Wander-Ausstellung der Deutschen Landwirt¬
schafts-Gesellschaft abgehalten werden. Die Anmel¬
dung der Pferde, Rinder, Schweine und Ziegen hat bis 28. Februar
1922 zu erfolgen; die „Beschreibungsscheind“ für Pferde bis
15. März, für Ziegen bis 15. April, für Rinder,, Schafe u. Schweine
bis 31. März. Geflügel und Fische können bis, zum 1. Mai, Schäfer¬
hunde und Kaninchen bis zum 15. Mai angemeldet werden. Unter
den Pferden wendet sich das Preisausschreiben an die Deutsche
Edelzucht (Reit- und Wagenpferde). Bei den Arbeitspferden kann
sich das deutsche Kaltblut (rheinisch-belgisch-französische Schläge)
nicht beteiligen, da die Ablieferungen an den Feindbund seinen
Bestand zu sehr geschwächt haben. Hier werden in erster Linie
die Norier (Pinzgauer), die in Bayern und Süddeutschland eine
besondere Rolle spielen, vertreten sein. Hengste, Stuten und Wal¬
lache werden im Geschirr und unter dem Reiter gezeigt werden.
Die Abteilung Rinder beschränkt sich auf Höhenvieh, großes
Fleckvieh, gelbes Frankenvieh, ebenso das graubraune Gebirgs-
vieh, das mitteldeutsche Rotvieh und die übrigen Gebirgsschläge.
Bayern, das bereits auf dem letzten Oktoberfest Zeugnis von
dem Wiederaufbau seiner Rinderzucht ablgelegt hat, dürfte eine
hervorragendeBeschickung seiner heimischen
Rassen ermöglichen. Für Schiffe und Schweine sei
erwähnt, daß die Schafe einheitlich in Merino-, Fleischschaf- und
Landrassen zusammengefaßt sind. Unter der Kleintierzucht
wird die deutsche weiße wie die bunte hornlose Ziege ein Bild
ihrer Zucht geben (Edelziegen aus Bayern, Thüringen u. Franken).
Geflügel, Kaninchen, Schäferhunde und Fische
werden den Rahmen dieser Zuchtklassen ergänzen.
Hochsdiulnachriditen.
Die Vergewaltigung der deutschen Hochschulen in der Tschechin
Slowakei. Die Prager deutsche Universität hat im Wintersemester
eine Hörerzahl von 3200 Studenten. Den stärksten Besuch zeigt
die medizinische Fakultät. Das Studentenleben ist hier traurig,
die Wohnungsnot ist groß, das seinerzeit von der Böhmischen
Sparkasse (geschenkte Studentenheim wurde seinem Zwecke von
der Regierung entzogen und zu einem Spezialitätentheater umge¬
baut. Auch die Räumlichkeiten der Universität sind aufs äußerste
beschränkt worden und der größte Teil der Hilfsinstitute genom¬
men oder deren Benutzbarkeit eingeschränkt. Schon seit Jahren
streben Professoren und Studenten die Verlegung der» Universität
in das deutsche Staatsgebiet an, aber keine der Regierungen hat
sich bisher geneigt gezeigt, diese Wünsche zu erfüllen. Es wird
von tschechischer Seite behauptet, daß eine Verlegung der Uni¬
versität in eine deutsch-böhmische Stadt für den Staat gefährlich
würde. Am liebsten würde gesehen werden, wenn die älteste
deutsche Universität verdorren würde.
Die Brünner deutsche technische Hochschule weist dieses
Wintersemester eine Hörerzahl von 2100, die höchste bisherige
Besucherzahl, auf. (Hamburger Nachrichten, 24. Okt. 1921.)
Dr. Hanns N ö r r, erster Assistent an der medizinischen Klinik
der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, auch in tierärztlichen
Kreisen Bayerns bekannt, hat sich an der Dresdener Hochschule
als Privatdozent für klinische Diagnostik habilitiert.
Einfuhrverbot für deutsche Bücher nach England. Die eng¬
lische Regierung will nach Möglichkeit die Einfuhr deutscher
Waren nach England verhindern und trifft dabei auch deutsche
Bücher. Aus einer Veröffentlichung der Leiter und Vizekanzler
der englischen Universitäten erfahrt man, daß sie das mit solcher
Meisterschaft tut, daß tatsächlich kaum ein deutsches wissenschaft¬
liches Buch die englischen Universitäten erreicht. Diese prote¬
stieren dagegen in. einem öffentlichen Brief an die „Times“ und
nennen es eine Unmöglichkeit. (Der Auslanddeutsche, Erstes Sep¬
tember-Heft 1921.) _
Japanische Spenden. Wie bereits vor einiger Zeit bekannt
wurde, hat Prof. I r i s a w a, die bekannteste Größe Japans für
innere Medizin, eine Sammlung zugunsten der medizinischen Fa¬
kultäten Deutschlands veranlaßt. Als Ergebnis dieser Sammlung,
2024
um deren stattlichen Ertrag sich Prot Tashiro und Dr. Ya~-
maya ein fesonderes Verdienst erworben haben, sind jetzt durch
Vermittlung der deutschen Botschaft in Tokio 490 000 Mark mit
der Maßgabe nach Berlin überwiesen worden, den Betrag in be¬
stimmten Einzelbeträgen an die medizinischen Fakultäten von 22
Universitäten zu verteilen. Die Verfügung über die einzelnen Be¬
träge ist den Empfängern freigestellt.
Personalien.
Niederlassungen als praktischer Tierarzt: Dr. Walter Frieß
in Dombühl (Mfr.). Dr. Michael Lang, bisher in Marienweiler
(B.-A. Stadtsteinach) in Schnaitsee (B.-A. Traunstein).
Als Assistent eingetreten ; Dr. Hans Schmidt aus Pfahlen-
heim beim Bezirkstierarzt a. D. Dr. Gruber in Mühldorf.
Als Assistent ausgetreten: Dr.. Emil Meller aus München
beim Distriktstierarzt in Burghausen.
Promotionen: Zum Dr. med. vet.-in München: Praktischer Tier¬
arzt Joseph Schilling aus Sigmaringen (Hohenzollern). Disser¬
tation: „Über die Wirkung verschiedener Sera gegen Geflügelcholera
nebst Untersuchungen über das Verweilen und die Ausscheidung
des Infektionserregers im Tierkörper.“ (Tierpatholog. Institut:
Dr. K i t1). Tierarzt Bruno Gaedke aus Magdeburg. Dissertation:
„Beiträge zur Kenntnis kongenitaler Geschwülste bei den Haustieren.“
(Tierpatholog. Institut: Dr. Kitt). Oskar Seifried, Assistent am
patholog. Institut der medizinisehen Fakultät der Universität Rostock.
Dissertation: „Zur Frage der Chondrodystrophia fetalis beim Kalb.“
(Patholog. Institut der medizinischen Fakultät der Universität
Rostock: Dr. Hueck). Tierarzt Jos. Wimmer aus Altötting.
Dissertation: „Geschichte der Fleischbeschau in München.“
Eingesandt.
Von streunenden Hunden zerfleischt!
Zwischen Wartenberg und Langenpreising bei Erding wurde
kürzlich in einem Hohlweg die 74 Jahre alte Anna Eigner von
zwei großen Hunden, deren Besitzer bisher noch nicht er¬
mittelt werden konnten, angefallen und zerfleischt.
Etwa eine Stunde später des Welges kommende Bauern fanden die
Frau tot auf. Die Hunde hatten ihr die Kleider vom Leibe ge¬
rissen und ihr an einem Oberschenkel schwere Bißwunden beige¬
bracht ; die Schlagadern an Füßen und am Hals waren durchge¬
bissen; an den Armen war das Fleisch bis auf die Knochen zer¬
fetzt. Die Hunde nagten noch an der Leiche, als diese aufgefunden
wurde. Eine amtliche Untersuchungskommission und der Bezirks¬
tierarzt hatten sich an den Unfallsort begeben.
Wie schaffe ich Ersatz für das nicht vorhandene Heu. Darüber
' lesen wir in Folge 42 der Wochenschrift für Haus, Hof und Garten
„Mein Sonntagsblatt“ in Neutitschein folgendes: „Was du nicht
hast, kannst du nicht geben. Fehlt es dir an Heu, dein Vieh durch
den Winter zu bringen, so mußt du mit Stroh füttern. Ist auch das
Stroh knapp, dann heißt es auch damit haushalten. Das Mittel
hiezu aber ist: Möglichst wenig oder gar kein Stroh in.den Ställen
als Einstreu zu benützen. Es gibt verschiedene Ersatzmittel zum
Einstreuen: Sägespäne, Waldlaub, Reisig, Torfstreu, im letzten
Falle auch trockene Erde. Dein Vieh muß nicht bis zum Bauche
im Stroh stehen. Wenn einem die Wahl bleibt zwischen einem
2025
harten Bett und dem Hunger, dann wird ihm das harte Bett wohl
lieber sein. Probefolge steht kostenfrei zur Verfügung. Die Be¬
zugsgebühr für Deutschland beträgt Mk. 10.50 für das Vierteljahr.
Forlbildunoshurs Nr üerirzle
■ ta tmmhh nnini itr unmiii mutt.
Vom 2. bis 5. Januar 1922.
Wegen Überschreitung der festgesetzten Teilnehmerzahl wird
gebeten, von weiteren Anmeldungen abzusehen.
Der Ausschuß für Tierärztliche Fortbildungskurse.
I. A.: Mayr.
Tierärztlicher Bezirksverein Ingolstadt.
Die nächste
Vierteljahresversammlung
findet am 15. Januar 1922 vorm. 10 Uhr in Ingolstadt — Cafö
Ludwig statt.
Tagesordnung.
1. Neuzeitliche Behandlungsmethoden, Operationen, Instrumente
und Medikamente. (Eiweißtherapie etc.)
2. Wünsche und Anträge.
Die Herren Mitglieder werden zu zahlreicher Beteiligung und
eifriger Mitarbeit eingeladen. Gäste willkommen.
Garrecht.
Unsere geschätzten Leser werden gebeten
bei Bedarf von Faehutensilien, Medikamenten oder sonstigen beruflichen Gebrauchs¬
gegenständen die in unserer Wochenschrift inserierenden Firmen berücksichtigen zu
wollen. Bei Anknüpfung diesbezüglicher Verbindungen wolle man sich stets auf
das in der Wochenschrift gelesene Inserat berufen.
Istizin vei
Purgans
NegUVOn / Räudemittel
Tnlifl / Wundstreupulver
■ 11 (verbesserte Dakln-Methode)
Pulbit / Äntidiarrhoicum
Literatur und Proben stehen auf Wunsch zur Verfügung.
Farbenfabriken vom. Friedr. Bayer & Co
Landwirtschaftliche Abteilung
Leverkusen bei Köln a. Rh.
Generalvertrieb: Septoforma G.m.b.H„ Köln, Eifelstr. 21.
Ängesehene Firma der chemischen
Großindustrie sucht
zwecks weiterer Einführung ihrer wissenschaftlich hochwertigen
veterinärmedizinischen Präparate
Verbindung mit Tierärzten
zur Vereinfachung der Verkaufsorganisation.
Gefl. Zuschriften mit ausführlichen Angaben erbeten an die „Ala“,
Haasenstein & Vogler, Frankfurt/Main unter R. Z. 2060.
Eine weitere Preiserhöhung tritt in
// Anbetracht der weiter erhöhten
JkJ Rohstoffe mit sofortiger Wirkung
für meine Präparate in Kraft.
V. \T)\) Bei Bestellung setze ich Anerken-
V vifHrX nun g meiner billigst berechneten
Tagespreise voraus.
Chem. Laboratorium
■““Tv J. Scliurliolz,
♦■X Köln a. Rh. 72.
Zur gefl. Beachtung!
Der Gesamtauflage der heutigen Nummer liegt ein Werbeblatt
hei von der Firma Dr. Krieger & Co., Kommandit-Gesellschaft,
Königswinter a. Rh., worauf wir hinweisen.
m
MILBEX
Einfache Anwendung / Sichere Wirkung
Packungen für große und kleine Haustiere.
Lieferung nur an und durch Tierärzte.
Chemische Werke Grenzach A.-G.
Greuzaeh i. B.
Literatur kostenlos.
Das Räudemittel
bei Sarcoptes- u. Acarusräude, Fußräude
des Geflügels und Ekzemen.
Vertrieb Tierärztli
Berlin SW. 47, Möckernstr. 69.
Fernsprecher: Amt Lützow 6161.
Postscheck-Konto: Berlin 32478.
Fabrikation tierärztlicher Präparate.
Verfeilunosstelfe staatlich hergeslellter Impfstoffe nd Sen
Ulaul- u. Klauenseuche-Serum (LOftler Serum)
hergestellt in der staatlichen Forschungsanstalt Insel Riems, vorrätig in
Flaschen von: 1000, 500, 250, 200 und 100 ccm Inhalt je Liter Mk. lOOO.—.
Rotlauf - Serum
hergestellt vom Hygienischen Institut der tierärztlichen Hochschule in Berlin,
vorrätig in Flaschen v.: 1000, 500, 250, 200 u. 100 ccm Inhalt je Liter Mk. 440.—.
Geflügel-Gholera-Impfstoff
nach Prof. Dr. Neu mann hergestellt im Hygienischen Institut der tierärzt¬
lichen Hochschule in Berlin in Ampullen v. etwa 50 ccm Inhalt Mk. 10.—.
Mallein
in Flaschen von 10 ccm Inhalt Mk. 12.—.
Obige Preise ohne Porto and Verpackungskosten, Lieferung nur an Tierarzte.
IV
Erfolge des Kollegen.
„Ich habe das Mittel in 18 Fällen ausprobiert und bin zu
der Überzpugung gekommen, daß es ein ganz vorzüg¬
liches Abführmittel ist. Bisher hatte ich bei keinem
andern Mittel den gleich guten und raschen Erfolg. Außer¬
dem ist es ein Vorzug, daß Ihr Mittel absolut ungefähr¬
lich ist bei entsprechender Anwendung“, schreibt Tierarzt
Schlumprecht gelegentlich Nachbestellung v. 40 Flaschen
Drasticum cps. ,,E. B ark“ ä 8.— M , erste Probefl. 5.—«M-, dem
Tutogen-Laboratorium, Dresden-Zschachwitz 16.
Lager für Schlesien bei Dr. Masur, Schlawa.
\m
Hö UV
Vertretung und IWIl'l n P h p n Augustenstraße 26
ständiges Lager: IVlUil It/I Id lj Dr. med. vet.A.Dopfer
Telephon: 56853 ::: Telegr.-Adr.: Rheinserum München
Sämtliche Impfstoffe gegen
Tierseuchen, sterile Subcu-
tan-lnjectionen und die be¬
währtesten veterinär - medi¬
zinischen Präparate.
Hntistrongylin
(gesetzlich geschützt — dauernd haltbar).
Anerkannt bestes und bequemstes Wurm¬
mittel für Pferde gegen Acariden- und Strongyliden.
Nur auf schriftliche tierärztliche Verordnung erhältlich.
Herstellung und Versand durch
Tierarzt Graulich, Neckarbischofsheim (Baden).
V
<£hmtfdi* < PUarraa$euttfche TDerke Q3ab Homburg 2l.<$
Originalpackungen: Kartons zu 5 Ampullen ä 2, 5, 10 ccm.
Tabletten zu 0,05 gr. zur oralen Darreichung.
Neueste Literatur: Berliner Tierärztliche Wochenschrift 1921 Nr. 17, 39. Tierärzt¬
liche Rundschau 1921 Nr 15, 38, 40. Deutsche Tierärztl. Wochenschrift 1921’Nr. 18.
In Friedeuspalität wieder lieferbar:
S lrvchnln V eralrin .
c. Ergotino Bengen
geg. Dämpfigkeit d. Pferde
und Atmungsbescliwerden.
Originalpackung mit Gebrauchsanweisung
BENGEN & Co., G.H.I.H., Hannover
Ludwigstrafle 20 und 20 a,
Fabrik chemisch-pharm. Präparate, Drooengronhandiung
Tel, Nord 1977 u. Nord 2349. o o Te l.-fldr. Be ngenco. _ _
j Scheidenkatarrh i
B Die altbewährte, schnell heilende *
Propria - Salbe
nach D r. P o m ay er wesentlich verbessert wieder lieferbar.
Wirkt durch ihren Gehalt an Phenolen und Kresolen (violett gefärbt!)
Hoher Rabatt, Packung auf Wunsch ohne Etikett.
■ Herstellung (unt. stand. Kontrolle durch d. Erfinder) und Versand:* ;
S Apotheker Gregor Straßer, Landshut 8 i.Bay. 5
■ _ ■
Zur gefl. Beachtung!
Redaktionsschluß jeweils Montag vormittags 11 Uhr, Schluß
der Inseraten-Annahme jeweils Mittwoch vormittag 11 Uhr für
die in der folgenden Woche erscheinende Nummer derAVochenschrift.
7
/
r
/
VI
C. SiißHoier, larispiatz 6, München
Fabriken illr Chirnrgie- und Veterinär-Instrumente, Operationsmobiliar,
Verbandstoife
zum Anlegen der Flessaringe
Bullenringe
für die Flessazange
Zange nach Burdizzo
zum Kastrieren von
Bullen und Böcken.
Instrumente zur
Chirurgie, Geburtshilfe,
Fleischbeschau.
Emaskulatoren
in allen Größen und
Ausführungen.
Zwangsmittel
Sterilisatoren, instrumefitenscliranke- Bad Tische.
VII
Für die Hundepraxis empfehlen wir:
Bajuvarintabletten 1,0 in Packungen zu 15 Stück.
Calomeltabletten 0,2 g.
Nflhrsalztabletten in Packungen zu 10 Stück.
Salicyltannarabintabletlen 1,0 g \ in Schachteln
Salicyltannarabin c. Argento 1 g /mit 15Tabletten
Augensalben ■ Staupepillen in Schachteln
Augenwässer j Staupetropfen in Flaschen
Bandwurmkapseln Bengen : Staupeserum zu je 10 und
f. große Hunde */i Dosierung g 20 ccm
„ kleine „ ‘/a ! Trypanblaulösung l°/o
r „ *'/<,, j gegen Staupe in Ampullen
in Schachteln mit 10 Kapseln g 5 und 10 ccm
Blausäurelösung 10°/o | Bajuvarinseifen
zum Vergiften von Hunden ■ gegen chronische Ekzeme
in Ampullen mit 5 u. 10 ccm g Hundewaschseife
Carboxolkapseln ' j nach Dahlgriin
in Schachteln mit 10 Stück, ■ Parasitenseife
geg. Magen- u. Darmkatarrh g 1 Stück ca. 100,0
für kleine Hunde 1 u. 2 g g 1 Riegel ca. 500,0
„ große , 3 g s Räude- und Parasiten-
Kanivermol j creme in Kruken je 100,0
gegen Ascariden der Hunde g Atropin 0,005 \ , -
f. kleine Hunde'/*Dosierung i Morphium 0,1/ sol -* occm
„ große n V» « S zur Narkose der Hunde
in Schachteln m. 10 Kapseln ■ Yohimbin-Veratrin-
Lebertranemulsion g Lösung für Hunde
mit Phosphorsalzen g Herstellung sämtlicher
Plasmarsin „B“ in Ampull, j Arzneimittel für Hunde
für große Hunde 5 ccm ■ in genauester Dosierung
„ kleine „ 3 ccm g und in abgabefertiger Form
Räudeliniment Bengen I ■ nach eigenen Rezepten, so-
Räudeliniment Bengen II : wie Rezeptaufstellung
Räudeliniment g B. & C.
nach Tierarzt Steffen *
■
■
........................................ft......
Bennen & Co., n-n, TR Hannover
Fabrik chem.-pharm. Präparate. : Medizinal-Drogengroßhandlung.
Gegründet 1859. Tel.: Nord 1977 und Nord 2349. Tel.-Adr.: Bengenco.
Abortus
Vaginitis
infect. und
infect,
der Rinder werden laut glänzenden Mitteilungen von Tierärzten
schnell, sicher, bequem und billig gehellt durch:
Dr. Plate s Original-Vaginalstäbe mit Pulverhülle für Kühe
und Jungvieh sowie die Original-Bullenstäbe.
Conzipin-Stäbe D. R. W. Z. mit anästesierender alkalisierender
Nebenwirkung. I*. cf. b. t. w. ho. 1912, o. f. w. no. isi 2 . t. r. Ho. «12 «tc.)
Original-Vaginalsalbe zur Nachbehandlung.
Zur Prophylaxe:
Vorbeuge-Stäbe vor dem Deckakte für Kühe u. Jungvieh
Vorbeuge-Stäbe*u. Salbe für Bullen nach dem Deckakte.
Als
Desinficientien,
Antiseptica und
Desodorantien
Literatur
kostenfrei
Verkauf in Deutschland nur ari oder durch Tierärzte,
Im Auslande' auch in Apotheken durch tierärztl. Ordination
ip Brügge i.W
Gute Gxistenzgründung für tüchtigen Cierarzt
in kl. Oberpf. Städtchen. Schöne Wohnung
gegen ähnliche in ülünchen Bedingung.
Off, unter m. B. 0654 an Rudolf ITlosse, ITlündien.
ür seine Tausend
verkrüppelte Pfleglinge (Krüppelkinder, Sieche, Idioten)
bittet herzlich um We ihnach tsgaben D. BRAUN,
Superintendent Krüppelheim Augerburg Ostpreußen.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter,
Kommissionsverlag M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München, Odeonspl. 2.
IX
Haltbarer Hypophysenextrakt
von starker uteruskontra¬
hierender Wirkung.
Frei von jeder tetanischen Nebenwirkung.
Anwendung: subkutan, intramuskulär, intravenös.
Ampullen ä 5 und 10 ccm Inhalt.
Literatur: Münch. Tierärztl. Wochenschr., 57. Jahrg., Nr. 35.
Berl. Tierärztl. Wochenschr., 29. Jahrg., Nr. 38.
Niederlage unserer Präparate bei der Firma:
Hermann Katsch, München.
Verkauf zu Originalpreisen.
Chemische Fabrik Mino
Pharm. Hbteilung
Aubing bei München
Fernspr.: Telegr.:
Pasing 158. Chemische Aubing.
X
I
ßaclllol.lläBillrl
zur Seuchenbekämpfung. : gegen Schafräude. ;
Bacillol-Pairoin
nach Tierarzt Dr. Juterbodc,
| altbewährt gegen Scheidenkatarrh.
Hamburg
W.d.T.
Wirtschafts - Genossenschaft
deutscher Tierärzte,
Hannover, LudwigstraBe 20.
Herstellung und Bezug tierärztlicher Bedarfsartikel.
Bisher sind über 3900 Tierärzte als Mitglieder eingetragen.
Die W. d.T. gewährt den Mitgliedern beim
Bezüge von Medikamenten und Impf¬
stoffen 10°/o Rabatt, ferner geg. Jahresschluß
bis 30°/o Extrarabatt u. satzungsgemäß 10
bis 20°/o des Warenumsatzes jedes Mitglieds
diesem als Wohlfahrtsrücklage. Die Hinter¬
bliebenen verstorb. Mitglieder haben einen
Anspruch auf Sterbegeld. Der Gewinn
kommt restlos den Mitgliedern zugute.
Phymaiin
zur frk derTuberkulose
Augenprobe
Humann uTeisler
Dohna Sa.
Antiphymatol
zur Schutz-u.Heilimpfüng
gegen
Rinderfuberkulose.
Humann u.Teisler
Dohna Sa.
1
Ständige Assisleonile
erledigt sich am 10. Januar in oberbayer. Stadt. Wer neben Gehalt
Wert auf Anleitung durch erfahrenen Praktiker legt, wolle sich
melden unter Nr. 1001 an die Schriftleitung dieses Blattes.
Wichtig für Tierärzte!
Immer mehr wird in Züchterkreisen über das Nichttragendwerden
(Umrossen) der Stuteh geklagt, eine Erscheinung, die unserem National¬
vermögen jährlich Millionenwerte vorenthält. Die tierärztliche Wissen¬
schaft hat in neueren Forschungen festgestellt, daß in den meisten Fällen
dieser Sterilität die Ursache in der Gebärmutter zu suchen ist, die durch
pathologische Einflüsse verschiedener Art für eine erfolgreiche Aufnahme
des Sarnes ungeeignet ist. Soviel steht fest, daß die meisten güsten
Stuten an einem oberflächlichen Gebärmutterkatarrh leiden, der eine
Befruchtung verhindert.
In Erkenntnis dieser Ursachen haben wir unter ärztlicher Mit¬
wirkung nach längeren Versuchen in unserem gesetzlich geschützten
)S Kolapo <c ein Präparat gefunden, das die der normalen Befruchtung
entgegenwirkendeu Einflüsse erfolgreicher bekämpft. Die Prüfung unseres
Kolapo-Präparates von tierärztlicher Seite hat selbst dann noch Erfolg
gezeitigt, wenn die Stute schon längere Zeit güst gewesen ist und
sonstige Mittel nichts geholfen haben. Sogar bei alten Katarrhen (bräun¬
licher Ausfluß) merkt mau- schon nach einmaliger Gebärmutterausspüluug
mit Kolapo-Lösung ein Nachlassen und Entfärben des Sekrets, welches
nach wiederholten Ausspülungen ganz verschwindet.
n Kolapo c< ist absolut unschädlich und zeitigt keine unerwünschten
Nebenwirkungen. Eine Packung enthält drei Pulver zu drei Gebähr-
mutterausspüluugen. Mit den Ausspülungen wird etwa vierzehn Tage
vor der Rosse begonnen.
4
In Anbetracht der hervorragenden Eigenschaften unseres Kolapo-
Präparates beabsichtigen wir durch eine großzügige Propaganda in land¬
wirtschaftlichen Zeitschriften die Einführung zu unterstützen. Um unserem
Mittel eine fachkundige Anwendung und damit auch Heilung zu sichern,
erfolgt die Lieferung nur an Tierärzte oder durch deren Vermittlung direkt
au den Verbraucher. In beiden Fällen gewähren wir den Tierärzten
einen Rabatt von 25%. den wir vom Verbraucher miterheben und den
Tierärzten gutschreiben.
Der Preis für die Original-Packung beträgt Mk. 45,—
Or. Krieger & Co., Kommandit-Geseilschail, Künigsuiinter a.Rh.
Laboratorium lllr chem.-pharm. Präparate.
(früher: Wochenschrift für Tierheilkunde and flehzaoht.)
Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Bezugspreis
halbjährlich Mk. 26.— ausschließlich Bestellgeld. — In deu amtlichen auf jeder Post¬
station aufliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochenschrift für Bayern unter Nr. 8f>8.
für das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich unter Nr. 4£08 eingetragen. —
Bestellungen wollen an die Post oder an dieRiegerscheüniversitätsbuclihand-
lung, München, Odeonsplatz 2, nicht an die Schriftleitung gerichtet werden.
Anzeigen kosten 0,60 Mk. für die Millimeterhöhe (Zeilenbreite 100 mm) oder deren
Raum. — Beilagen nach Vereinbarung. — Beträge für kleinere Anzeigen und für
Beilagen werden durch Nachnahme erheben, wenn nicht Voreinsendung erfolgt.
Einsendungen, welche, .Tierärztlich e Stand es-u. Wirtschaftsfragen“ betreffen,
werden an Herrn Veterinärrat Dr. Hans Schmitt in Wolfratshausen,
alle übrigen Zuschriften wie bisher an die Schriftleitung München,
Veterinärstr. 6, Elnzahlnngen auf Nr. 9500 des Postscheckamts München erbeten.
JJ:
&
11 < (wtni ttnmntt mt* am wmnmnimm«ia
llllllltUnltltltlllltllUMitlltMlIUi'nili.UJHlÜlUUiUJtUtl
Richard Edelmann
Lehrbuch der Fleischhygiene^ $
4. Aufl. geb. Mk. 45 zuzüglich Teuerungszul. ißt vorrätig u. zu beziehen durch Äe
flKhschaltmcbbandlDno Max Bieter, Mieten, Jmai«we -■=
Fernsprecher; 29 7 05 . o o o Fernsprecher; 26 7 05 .^ yr
ifln
H. Wolfrum & Co.
Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate.
Drogen-Groß-Handlung
in Augsburg und München.
Das chemotherapeutische Bekämpfungsmittel der
bösartigen Maul- und Klauenseuche ist das
Literatur: Münchener Tierärztliche Wochenschrift
Nr. 1 und 2 1912; W’ochenblatt des landwirtschaft¬
lichen Vereins in Bayern Nr. 48 und 50 1911.
Unter ständiger Prüfung des Herrn
Oberveterinärrates Dr. Hans Schmitt
Wolfratshausen München
Literatur und Gebrauchsanweisungen durch
H. WOLFRUM & Co., AUGSBURG
n
|S 2 £^==
jji *iiiiii<;iitinuiiui:iMtnuiirifrfiftfnniumu
fej.-. m Ummm
«^5553
***#*»¥■
JBpkteBotajiischen und Serum-ür$Üütl
Vr.Stihreiber, G.m.b.H
/ / J2andsber£ a. d. ‘Warthe
r t der^irtschafts^emssenschaft deutscher ( 5 /<
V vj
M
gegen
Schweine-Rotlauf — Schweineseuchen,
Seuchen der Kälber, Fohlen und Lämmer,
Geflügelcholera.
I!ll!!IIIIIII!!lllllllllll!i!!lllliIIIIIM lillll*
Druselymphe - Petechialfieberserum - Mallein
Rauschbrandimplsioile, Mllzbrandvakzine
wird wieder in altbewährter Qualität hergestellt.
Tiefenwirkung. Rasche Resorption.
Erhöhung der spezifischen
/Irzneimittel-Wirkung
innerlich Reizlosigkeit äußerlich.
Nicht teurer als Ersatz-Präparate.
r—
| Jod-Yasogen 6°/o—IO°/o j
■ Jodoform-Vasogen l
[ Kampfer Chloroform- ]
I Vasogen j
| Vasogenum splss., als |
§ Salben-Grundlage jj
1 • a
laaaaaaaaaaaaanaaeaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
■■■■■■•■■■■■■■■■■■■■■!••■■■■■«■■■■■■■■
Quecksilber-Vasogen |
Ichthyol-Vasogen i
Salicyl-Vasogen l
Teer-Vasogen l
Kreosot-Vasogen I
-- -- 1
Pyoktanin-Vasogen zur
Lokalbehandlung der
Maul- u. Klauenseuche.
I Prospekt mit Literaturangaben und 9
Preisliste durch I
Peirson < ci. Äti.-ces., Hambin 19.1
vm
H. Hauplner, Berlin NW. t.
Luisenstraße 53—55.
Spezialfabrik fUr Veterinär-Instrumente.
Teleor.-fldresse: „Veterinaria“. Telepb.: Amt Norden 10796, 10797, 10790 uod 1015.
Fabriken in Berlin und Solingen.
Filiale München: Filiale Hannover:
Königinstraße 41. Marienstraße 61.
Yeterinärstraße 4.
München Tel.: 21652. Hannover Tel.: Nord 2010.
Rotlauf-Impfbesteck
Nr. 1625 fc
nach Schreiber, -
enthaltend: “
1 Semmsprifze, 20 o f
1 Kultursurilzß, 5 o
4 Kanälen
2 Scniauchgarmturen
2 Reservezylinder
2 Reservekolben
in festem flolzetni
Impfbestecke in vielen anderen Ausführungen.
Schweinebremse
nach Michalik,
zum Halten der Schweine
beim Impfen.
Reparaturen und Vernickelungen werden bestens ausgefübrt.
iftleiter : Dr. Josef Mayr, München, VeterinArstr. C. — Druck von J. Gotteswinter ;
imlssionsverlas: M. Riegersehe ITnivorsitötsbuchhandlnng, München, Odeonnp! V
r /
'frühen Wochenschrift für Tierheilkunde and Tlehznobt.)
Die Münchener Tierärztliche Wochenschrift erscheint wöchentlich. — Bezugspreis
halbjährlich Mk. 37.50 ausschließlich Bestellgeld. — Einzelnummer Mk. 2.—. — Für
das Ausland (ausgenommen Oesterr., Ungarn und die Oststaaten) 100°/o Zuschlag. —
In den amtlichen auf jeder Poststation aiifliegenden Zeitungskatalogen ist die Wochen¬
schrift für Bayern unter Nr. 863. für das Reichsgebiet unter Nr. 8252, für Oesterreich
unter Nr. 4203 eingetragen. — Bestellungen wollen an die Post oder an die
Ri eg er sehe Universitätsbuchhandlung, München, Odeonsplatz 2,
nicht an die Schriftleitung gerichtet werden.
Anzeigen kosten 1,— Mk. für die Millimeterhöhe (Zeilenbreite 100 mm) oder deren
Raum. — Beilagen nach Vereinbarung. — Beträge für kleinere Anzeigen und für
Beilagen werden durch Nachnahme erhoben, wenn nicht Voreinsendung erfolgt.
Einsendungen an die Schriftleitung München, Veterinärstraße 6.
Einzahlungen auf Nr. 9b00 des Postscheckamts München erbeten. ,k 4
Die Hochschnlbuchhandlnng Max Hueber, in fflfufoben
Fernsprecher: 26705 Hmallenstraße 79 Fernsprecher^'26705
zialabteilung sr oermediziiiische Fochlileraior. fdr da*»* D U ök B torSt.
Alle Werke lllr das Physlkatsexamen. / Mleibllcherel. / Teilzahlung. / Antiquariat. / BUc..erankaul. ■
Die Werke werden zu den Originalpreisen des Verlegers geliefert. q: >-
UJ
i
u
H. Wolfrum & Co.
Fabrik chemisch-pharmazeutischer Präparate.
Drogen-Groß-Handlung
in Äugsburg und München.
Zur Desinfektion hat sich
Mitisol
(Name unter Nr. 123025 gesetzlich geschützt)
bestens bewährt bei Maul- und Klauenseuche,
infektiösem Scheidenkatarrh, Gehurten etc.
Reizlos, nichi ätzend, desodorisierend,
uooiilio in Jeder Konzenlrsiion.
v COLLEG
ii
SS
Schlingendrahtbremse nach Reck,
znm Halten der Schweine beim Impfen.
Empfehle mich ferner zur Lieferung von
sämtlichen Veterinär-Instrumenten und Operationsmobiliar.
Reparaturen gebrauchter Instrumente werden in eigenen Werkstätten
bestens und prompt ausgeführt. _
Hermann Kalsch, München,
Inhaber: M. Koch & J. Konopitzky,
Schillerst!*. 4 am Hauptbahnhof. Telefon: 55612-14
Fabrik für Chirurgie- lind Veterinär-Instrumente.
Rotlauf-Impfbesteck nach Schreiber
€
•Mk.
XI
das neue, glänjend begutachtete und bewährte t>esin»
fePtionsmittel für ®roß~ und RleindesinfePtion jeder Rrt,
Zur 6eu<f)enbePämpfung und Vernietung tierif<f)er und
pftanzli<h?c Parafiten und Schädlinge. Unbedingt
mirPfam, ungiftig und fafl geruchfrei, lcid>t emulgier*
bar, bequeme Tlnwendungsweife, unbegrenzt faltbar,
billig im Sebraudj.
t>. K. P, Ko. 312465
tötet alles Ungeziefer, ungiftig, aromatifch, ausgiebig,
daher billig.
3u i>nben in allen palenden c&efchäften, falls ni<f)t,
werden Bezugsquellen nachgewiefen. Jntereflenten
erhalten Literatur PofTtenlos burch die
6accbarm^abrtf,
*
vorm, ^ablbcrg, £t/l & <Cd v
IHagikbur^oiiOolt.
j •.. . 1
.-M
,
l
XII
Luisenstraße 53—55.
Instrumentenfabrik für Veterinär-Medizin und -Chirurgie
Drahtanschrift: „Velerinaria“. Fernspr.: Amt Norden 10796, 10797, 10798 und 1015.
Fabriken in Berlin und Solingen.
Filiale München: Filiale Hannover:
Königinstr. 41. Veterinärstr. 4. Marienstraße 61.
München Tel.: 21652. Hannover Tel.: Nord 2010.
nach Burdizzo
zur unblutigen Kastration von
Rindern, Schafen und Ziegen,
ohne Eröffnung des Hoden¬
sackes. — In zwei Größen.
HMIP1HER
Emaskulator,
Modell der Hochschule Hannover, 26 cm lang.
Der Emaskulator bewirkt Blutstillung
und Abschneiden mit einem Druck.
in vielen Ausführungen und Größen,
für schwere und leichte Pferde, Rinder,
Eber, Ziegen- und Schafböcke,
Kaninchen usw.
Schriftleiter: Dr. Josef Mayr, München, Veterinärstr. 6. — Druck von J. Gotteswinter ;
Kommissionsverlag* M. Riegersche Universitätsbuchhandlung, München. Odeonspi,