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a Life tneinber of the
National Women's Committee
Brandeis University
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CONVEPiSATIONS-LEXIKON.
Eine Encyklopiidie
äor
gesammten musikalischen Wissenschaften
für Gebildete aller Stände.
Unter INIitwirkung
der ITerren Musikdir. C. Billort, Prof. Franz M. Böhme, Contertmeister
F. David, Custos A. Dörllel, Kapellmeister Prof. H. Doru, Prof. G. Elidel,
K. S. Kammermusiker M. FViFstenau, Director Gevaert, Prof. Flod. Geyer,
Dir. Th. Hauptuer, Dr. F. Hütfer, Prof. F. W. Jähus, Dr. W. Langhaus, Prof.
E. Mach, Prof. Dr. Emil Naumaiiu, Universituts-Musikdir. Dr. Ernst Naumann,
Prof. Dr. Oscar Paul, Prof. E. F. Richter, Prof. W. H. Rieh), IMusikdir.
Th. Rode, Prof. H. Ruff, INIusikdir. Dr. W. Rust, Geh. Kath Schlecht, 0. Tiersch,
Dir. L. Wandelt, 0. Wangemann, Prof. Dr. H. Zoptf u. s. w., u. s. w.
begründet
von
Hermann M^endel.
Vollendet
von
Dr. August Reissmann.
Ergänzungsband.
1869.
BERLIN,
Verhii^ von Robert üppenhoini.
1883.
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Druck von Metzger & Wittip in Leipzig,
Vorwort.
In dem Zeitraum vou 10 Jiiliren, der seit dem Erscheinen des
ersten Heftes des Hauptwerkes verflossen ist, sind namentlich eine Reihe
von bedeutenden Ei-findungen und Verbesserungen auf den Gebieten
des Instrumentenbau's und der Hülfsraittel für den Musikunterricht
gemacht worden, über welche ein Lexikon die nöthigen Nachrichten
geben muss; grosse Veränderungen sind inzwischen auch in dem
Personal bestände der Künstler vorgegangen: eine ganze Reihe der-
selben, welche im Hauptwerke als noch rüstig wirkend bezeichnet
werden konnten, ist zur ewigen Ruhe eingegangen und andere, jüngere,
von denen dort noch keine Notiz genommen werden konnte, haben
sich seitdem Anerkennung und Ruf erworben, so dass sie nunmehr
einen Platz in dem W^erk beanspruchen dürfen. Neben zahlreichen
Berichtigungen von Irrthümern und Ungenauigkeiten und vervoll-
ständigenden Zusätzen bringt der Ergänzungsband eine ganze Reihe
neuer Artikel biographischen Inhalts, auch ausserdeutsche und ausser-
europäische Künstler betreffend. Als eine besondere Gunst erscheint
es, dass die neuesten Erfindungen durch Abl)ildungen erlilutert werden
konnten, wie: Accordion, Aliquotflügel, Bogenfülirer, Doppel-
flügel, Flütophoii, Klavierfingerbildner, Orchestercarillon,
Photophon u. v. A. Besondere Beachtung beanspruchen auch die
Nachträge, welche der Artikel »Literatur« gefunden hat und unter
lY Vorwort.
den neuen wissenschaftlichen Artikeln dürften besonders die Abhand-
lungen: »Tortugiesische Musik« von Dr. Piaton von Waxel
und »Skandinavische Musik« von Dr. v. Ravn das allgemeinste
Interesse erregen. So dürfen Avir lioflen, durch diesen Ergilnzungs-
band den zahlreichen alten Freunden des Hauptwerks eine willkounnene
Clabe zu bieten, und diesem damit zugleich neue zu erwerben.
Dr. August ReissiTiaun.
A.
Aaron, einer der zuerst erwähnten Orgelbauer des 12. Jahrhunderts. Er
war Mönch und Priester aus Chamberg und baute auf Veranlassung des Abts
von Petershausen 1164 hier eine Kirchenorgel, nachdem er bereits im Dome
zu Constanz eine solche aufgestellt hatte. Die Chronik von Petershausen be-
richtet darüber: y>conduxit monachum^ quonclam nomine Äaron, presbi/ferum de
Chamberch, musicae artis peritissmum , qui fecit ei Organa elegantissimae modula-
tionis. Ij)se jam antea ejusdem generis instrumentum Constantiendi ecclesiae fecerat.».
Aaron, auch Aren, Pietro (1,2.)*), starb erst nach 1545, in welchem Jahre
er noch das Werk: »Lucidario in Musiea di alcune opinioni antiche et modernev,
Venedig, 1545 in 4^ herausgab; auch erschien die letzte Ausgabe seines "Werkes:
»Toscanello in Musica<.i mit von ihm selbst versehenen Zusätzen erst 1562.
Dies letztere ist unter seinen zahlreichen Schriften die bemerkenswertheste,
und bis zu Zarlino wol überhaupt das beste Buch über die Regeln des Contra-
punkts. Es erschienen von diesem vier Ausgaben, in den Jahren 1523, 1529,
1539 und 1562, sämmtlich in Venedig. Ein anderes seiner Bücher: »I tre libri
delV Istitutione annonicav, Bologna, 1516, in 4*^, wurde von Gion. Ant. Flamiuio
in's Lateinische übersetzt und erschien unter dem Titel: y>Libri tres de insti-
tutione harmonica^a, A. Gr. Flaminio, Boloniae, 1516, kl. 4. Dieses Buch gab,
von Gaffor angefochten, Veranlassung zu mehreren Streitschriften.
Aarts, Franciscus, ein holländischer Musiker; war 1697 Singmeister zu
Rotterdam und ging später nach Amsterdam wo er nachstehend genanntes
"Werk veröffentlichte: »Italiaansch JMusiekbook over de Liederen van Dirk Ra-
phaelsz Kamphuysen ; Gecomponeerd door Fr. Aarts Musiek-Meester tot Amster-
dam. Cantus of Tenor. Tot Amsterdam gedruckt tcoor den Autheur ; en zyn te
bekamen hy Jan Mieuioertsz Boekverkooper en Staatsdrucker etc. llOö.v.
Abaco, Evaristo F. dall' (1,3), ist 1662 in Verona geboren und starb
am 26. Februar 1726 im Dienste des Kurfürsten Maximilian von Bayern. Seine
Compositionen sind: 12 Sonaten für Violine und Bass in 4" obl. ; 10 Concerte
für* vier Violinen für die Kirche: 12 Sonaten für zwei Violinen, A'^ioloucell
und Bass; 1 Sonate für Violine und Bass, auch für Sackpfeife gesetzt; 6 Con-
certe für vier Violinen, Alto, Fagott, Violoncell und Bass.
Abälardj Pierre (1,3). In der Sammlung benannt nSpicilegium Vaficaiiuma
(Frauenfeld, 1838, in 8"), herausgegeben von Carl Greith, Pfarrer in Moersch-
wyl bei St. Gallen, sind (S. 121 — 131) 6 Gesänge in lateinischer Sprache
von Abälard, mit Melodien in Neumen aufgezeichnet, veröffentlicht worden. Der
Pfarrer Greith fand sie in Rom in der Bibliothek des Vatikau im !Manuscript
LXXXV, B. des XIII. Jahrhunderts, Velin, in 8*^, aus dem Besitze der
Königin Christine von Schweden herrührend. Diese ernsten, in ziemlicher
*) Die, einzelnen Artikeln iu Klammern beigefügton Ziflern beziehen sich auf daa
Hauptwerk. Die nicht in dieser Weise bezeichneten Artikel sind neu hinzugokommen.
Musikal. ConTers.-LexikoD. Ergänzungsband. 1
2 Abbatini — Abicht.
Breite gehaltenen Gesänge, können indessen kaum die populär gewordenen
Liebesgesänge sein, von denen Heloise {»Leftres cC Heloise et Abülai'd», S. 131,
neue Uebersetzung von Jacob, »Bibliotheque d'elitea) sagt: dass wegen der Süsse
ihrer Melodien alle Welt sie singen wolle, und dass durch sie auf allen Plätzen
ihr Name wiederhalle. Die Titel der Klagen sind folgende: 1) nPlanctus Dinae
filiae Jacoh<i; 2) y>Planctus Jacob super ßlios suosa; 3) »Planctus virginum Israelis
super filiam Jephtae Galaditaea; 4) »Planctus Israel super Samson«; 5) >^Plancius
David super Ahnera; 6) nPlanctus David super Saul et Jonathans.
Abbatini, Antonio Maria (I, 3), dieser Kirchencomponist ist 1595
(nicht 1605), nach einigen in Tiferno, nach Baini (»Memorie storico-critiche
della vita e delle opere di Giov. Pierluigi etc.a II, 477) in Castello geboren. An
der Kapelle Sancta Maria Maggiore war er in drei verschiedenen Zeiträumen
thätig. Das letzte Mal versah er an dieser Kirche die Functionen des Kapell-
meisters von 1672 — 1677, in welchem Jahre er sich nach Castello zurückzog
und dort auch starb. Die gedruckten Werke dieses Componisten sind: »Psalmen
für vier, acht, zwölf und sechzehn Stimmen«, ßom, Mascardi 1630 — 1635; »Fünf
Bücher, zwei-, drei-, viel*- und fünfstimmige Motetten«, Bom, Grignani 1636 bis
1638; »drei Bücher vier-, acht-, zwölf- und sechzehnstimmiger Messen«, Rom,
Mascardi 1638 — 1650. Den Druck seiner vierundzwanzigstimmigen Sprüche
(zwölf Tenöre und zwölf Bässe) veranlasste nach seinem Tode sein Schüler
Dominicus del Pane, Bom, Mascardi Nachfolger 1677. Die ungedruckten mehr-
und vielstimmigen (bis achtundvierzigstimmigen) Messen, Psalmen, Motetten und
Responsorien befinden sich in den Archiven des Lateran, der Jesuitenväter zu
St. Lorenzo in Damascus und Maria Maggiore in Rom. A. war auch Mit-
arbeiter des grossen Kircher'schen Werkes: r>Musurgia<i. In der Dramaturgia
von Alacci ist er auch als Componist einer Oper: y>Del Male in Pane», aufge-
führt 1654, genannt.
Abbe l'aine, Ph. de St. Sevin (1,3), und sein Bruder Pierre waren
Musikmeister an der Pfarrkirche der Stadt Agen in Frankreich, nicht in Aachen.
Abbe flis, Joseph Barnabe (I, 3), wurde in der Stadt Agen in Frank-
reich, nicht in Aachen, geboren. Er starb 1787 in seinem Landhause in
»Maisons« nahe bei Charenton.
Abbey, John, trefflicher Orgelbauer, geboren zu Wilton in der Grafschaft
Northampton am 22. December 1785. Von Jugend auf in grossen Orgelbau-
werkstätten, wie die von Davis und Russec, angeleitet, kam A. 1826 nach Paris,
um mit der Ausführung einer Orgel, für welche Sebastian Erard den Plan ge-
fasst und welche in der Industrie- Ausstellung von 1827 Aufstellung fand, be-
traut zu werden. Nächst der Orgel für die Kapelle der Tuillerien (bei der
Revolution 1830 zerstört) baute er in einer nun eigens errichteten Fabrik
für Paris allein, ferner für Versailles, Rheims, Nantes, Neuilly und für viele
andere Städte Frankreichs eine grosse Anzahl von Orgeln. Auch nach Chili
und auf den Südsee-Inseln sind Orgeln, die aus dieser Fabrik hervorgingen, ver-
schickt worden.
Abdnicadir, Ben-Gaibi, Persischer Schriftsteller, von dem eine musika-
lische Abhandlung im Manuscript auf der Bibliothek zu Leyden vorhanden ist.
Der Catalog daselbst (Gatal. libr. tarn impressor quam, manuscript. Pibl. publ.
Universt. Lugduno-Batavae führt es pag. 453 Nr. 1061 an.
Abel, Clamer Heinrich (1,5), ist aus Westfalen und nicht aus Hessen gebürtig.
Abgesang (I, 8) heisst das dritte, das Schlussglied der lyrischen Strophe
des Minne- und Meistersanges. Die beiden ersten, gleichgebildeten Glieder
(Stollen) ergeben den Aufgesang; das dritte, abweichend gebildete, ist der Ab-
gesang. In der Regel gehen die beiden, den Aufgesang bildenden Stollen
voran; nur selten wird der Abgesang in die Mitte der beiden Stollen gestellt.
(S. den Artikel: »Strophe« im Hauptwerk.)
Abicht, Job., Georg (I, 8), ist 1672 zu Königsee im Schwarzburgischen
geboren. Es gehören zu seinen auf die Musik bezüglichen Schriften: nDissertatio
Abou Aloufa — Abub. 8
de Hebraeonim accentuum genuino Officio^, 1710, in 4*^. nVindiciae Uhus accen-
tuum musici et oratorii. Joh. Frankio oj/podtaev ; Lipsiae, 1713. in 4". »Accentus
Hebraeonim ex anfiquisshno usu lectorio vel musico explicafi, et ad usum hermeneu-
ticum applicati, cum duahus tabulis aeneis et specimine locorum ex accentibus
explicatorum, in quo de Poesie Hebraeorum rhythmica disxeretur. Accedit Anon.
Judaei porta accentuum in latinum sermonem versaa, Lipsiae; Joh. Christ. König,
1715. gr. 8^'. »4 Excerpta de lapsu murorum kierichuntinorum«. (Das Letztere
ist von Ugoliuü in sein Werk »Thesaurus« aufgenommen.)
Abou Aloufa, Sohn des Sahid, Persischer Autor, einer ganz frühen Periode
angehörend. Von ihm ist das Manuscript einer musikalischen Abhandlung:
»lieber den Gesang und die Instrumente, welche man mit dem Munde oder mit
den Fingern spielt«, durch »Chardiu«, der Persien in der zweiten Hälfte des
siebzehnten Jahrhunderts bereiste, mit nach Europa gebracht worden. Es be-
findet sich dasselbe in der Bibliothek des brittischen Museums in London.
Chardin giebt in seiner Reisebeschreibung (Amsterdam 1711) auch einige Er-
klärungen über den Inhalt dieses Manuscriptes. Z. B. zeigt es die Figur des
Stieles von dem »Eoudo«, einem lautenähnlichen Instrument, mit seiner Ein-
theilung der Saiten und deren Namen. Unter den beschriebenen Instrumenten
ist auch die indische »Vina« nebst der Zeichnung derselben und dem i^ersischeu
Namen ,,Kenkeri«. Jedoch zur Zeit der Anwesenheit des betreft'enden Reisenden
in Persien war dies Instrument bereits ganz unbekannt. Das System des Abon
Aloufa besteht darin, die Octaven in vierundzwanzig Theile oder Viertelstöne
einzutheilen. Er vergleicht die Musik mit einer Stadt, die aus zweiundvierzig
Vierteln besteht, von denen jedes wieder zweiunddreissig Strassen (Tonleiter)
enthält; woraus dann folgen würde dass die Persische Musik nicht weniger als
1344 Grundtonarten hätte
Abos (auch Avos und Avosa), Girolamo ein Tonsetzer spanischer Ab-
kunft, dessen Eltern sich in Neapel niedergelassen hatten, ist in Malta, um die
Mitte des 18. Jahrhunderts, geboren. Er war ein Schüler von Leo und Fran-
cesco Durante und wurde Vorsteher und Capellmeister des Conservatorio della
Pietä. Er ist durch eine Reihe kirchlicher und weltlicher Werke bekannt ge-
worden. Von seinen Opern wird namentlich nTito Manlioa, die 1756 in Lon-
don zur Aufführung gelangte, als hervorragend bezeichnet. Die Oper »Ar-
taserseci schrieb er 1746 für Venedig; »Adrianoa 1750 und »Oresoa 1758 für
London. Die Wiener Hofbibliothek besitzt von ihm: ein Magnificat; die Par-
titur der Oper: »TiVo Manlioa, Sopran -Arie mit Begleitung von 2 Violinen,
Alt und Bass und die erste Scene einer von verschiedenen Meistern (Wagen-
seil, Hasse, Jomelli, Händel und Avos) componirteu Oper »Andromeda.ii Abos
starb in Neapel in hohem Alter.
Abraham-Ben-David-Arie, jüdischer Rabbiner, von Geburt Italiener lebte
gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhundei'ts in Modena als Arzt.
Ein von ihm verfasstes (jetzt sehr selten gewordenes) Buch: >->Scilte Ilagghihborim<i
erschien 1612 zu Mantua. Es handelt von den Gefässen und den übrigen
Gegenständen, die im Tempel zu Jerusalem im Gebrauch waren. Der zweite
Theil behandelt den Dienst der Priester und Sänger. Die Abtheilung des Buches,
welche sich auf musikalische Instrumente, den Gesang oder sonst auf Musik
bezieht, hat Ugolini übersetzt und in seinem »Thesaurus antiquitatum aacrarum
etc.a aufgenommen, sie besteht aus zehn Capiteln und steht daselbst im XXXII.
Band, Sammlung 1 — 96. „
Abrahamson, Werner Hans Friedr., Schriftsteller und Componist ein-
facher Lieder, geboren in Schleswig am 10. Ajiril 1744. gab in Gemeinschaft
mit Nyerup und Rabbeck eine Sammlung »Dänischer Volks- und Kirchenlieder«
heraus. (Kopenhagen, 1812 — 14, 5 Bände.) A. starb dem 22. Sept. 1812.
Abschlagren nannte man früher das Präludiren auf der Orgel als Einleitung
zu den Versikeln u. dergl. --
Abab (I, 12), das Wort kommt nicht im Codex des alten Testaments vor,
1*
4
Acaen — Adamberger.
nennt der Erfinder,
Königgrätz V. F.
in
der Begründer
Cerveny ein,
sondern nur in den chaldiiischen Uebersetzungen alttestamentlicher Bücher als
Uebersetzung für das hebräische ügabh, mit welchem ein dudelsackartiges In-
strument, nach Andern eine Panflöte bezeichnet wird.
Acaeu oder Agaeu, spanischer Contrapunctist, der lange in Italien lebte,
dessen Aaron (s. d.) erwähnt und von welchem zwei vierstimmige Motetten:
•oNoinine qui Domini jyrodita und nJudica me Dens et discerne<i, im zweiten Buche
der yyMotetti de la Corona<i 1519 von Ott. Petrucci de Possombrone heraus-
gegeben, enthalten sind.
Accelli, Cesar, italienischer Contrapunktist, welcher in der zweiten Hiilfte
des 16. Jahrhunderts lebte und zu Venedig 1557 veröffentlichte y>Libro primo
de' Madriffali a cinque voci«. Noch einige Madrigale desselben Componisten sind
in der Sammlung enthalten: »Z)e' floridi Virtuosie d'Italia il terzo libro d^
madrigali a cinque voci, nuovamente comjjosti e dati in lucea. Venedig, Giacomo
Vincenti etc. 1586.
Accordion. Glocken-Accordion
der berühmten Musikinstrumentenfabrik
von ihm construirtes Instrument, das beim
Grottesdienste in der katholischen Kirche
an Stelle der Sakristei- und Altar- Glocken
treten soll. Mit Eecht erinnert der Er-
finder daran, dass diese, nachdem sie in
Fabriken, Hotels und Bahnhöfen ihren
Platz gefunden haben, die Andacht der
Gläubigen in der Kirche eher stören als
fördern. Das, von ihm construirte Glocken-
Accordion für Sakristei (neben-
stehend) besteht aus 5, 7 oder 8 über-
einander pyramidenförmig zusammenge-
stellten,versilberten,abgestimmtenGlocken,
die an einem gusseisernen, im gothischen
Stil geschmackvoll ausgeführten, schwarz
lackirten und vergoldeten Console befestigt
sind. Neben dieser Glockenpyramide ist
die Hammermechanik angebracht. Wird
die herabhängende Zugstange stark ange-
zogen, so ertönen die Glocken in einem
milden, lang anhaltenden Accorde. Für
die Ministranten construirte der Sohn des
oben genannten Gründer der Fabrik:
Jaroslav Cerveny das Glocken-Accor-
dion für Altar (nebenstehend). An
einem Holzgriff sind 3 ebenfalls harmo-
nisch abgestimmte Glocken ähnlich be-
festigt, die wie die gewöhnlichen Glocjten
zum Erklingen gebracht werden.
Accordsignal, s, Signal.
Acevo, italienischer Geigenbauer des
17. Jahrhunderts, war bis 1640 in Cre-
mona thätig, seitdem in Saluzzio. Er ver-
fertigte treffliche Instrumente nach dem
Modell des Hier. Amati, er selber war
ein Schüler des Guiseppe Cappa aus der
Schule des Amati.
Adam (I, .32), Adolph Carl ist am 24. Juli 1803 geboren, (nicht 8. Jan.).
Adamberger, J., vorzüglicher Tenorist seiner Zeit, geboren zu München
1743. Er sang seit dem Jahre 1762 auf verschiedenen Theatern Italiens unter
Glocken- Accordion.
Adamontl — Adriansen. 5
dem Namen Adamonti. 1770 kehrte er nach München zurück, liess eich 1781
für die deutsche Oper in "Wien engagiren und verheirathete sich mit der vor-
trefflichen Schauspielerin Marianne Jaquet. Mozart, schrieb für Adamberger
den Belmonte (1783), wie verschiedene grössere Concertarien.
Adainouti s. Adamberger.
AdaiuS) Abraham, gegen 1810 Organist an der Marienkirche in London,
ist Verfasser des "Werkes: y>Fsalnmt's new companion<i u. s. w., London, in 4", ohne
Datum. Es enthält eine Anleitung zum Ciavierspielen und eine Einführung
in die Grundprinzipien der Musik, nebst 41 Psalmengesängen und 25 Anthems
und einer hinzugefügten Trauerhymne für drei und vier Stimmen.
AdaniS) Thomas (I, 37), war bis 1824 Organist an St. Paul in Deptford
und lebte dann in London. Es sind von ihm Fantasien und Variationen für
Ciavier und für die Orgel: »Sechs Fugen« (Clemeuti); »drei Fantasien« (Hodsoll) :
»sechs grosse Orgelstücke« (London, Clementi) erschienen. Das ihm zuge-
schriebene "Werk: nFsalmisfs new comiyanionvi u. s. w. ist von Abraham Adams.
Adau, Don Vincent, lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
in Madrid, als Gesang- und Compositionslehrer, auch gehörte er als ausführen-
der Musiker zur Kapelle des Königs von Spanien. Er gab eine kurzgefasste
Musiklehre heraus: nDocmnentos para instruccion de Musicos« u. s. w. Madrid,
J. Otero, 1786, in fol. 16 Seiten Text und 75 Seiten Xotenbeispiele.
AduD de Jouveucj", französischer Minnesänger des 13. Jahrhunderts^.
Adelburg, August Ritter von (I, 41j. starb am 20. Oktober 1873.
Adlgasser) Ant. Caj. (I, 42), ist zu Luzern in der Schweiz den 3. April
1728 geboren und stai'b am 23. December 1777 als Organist der Hof- und
Domkirche in Salzburg.
Adluug: (I, 43), ist am 14. Januar (nicht Juni) 1699 geboren.
Adolfati, Andrea (1,43), war nach beendeten Studien Kirchencapellmeister
in seiner Vaterstadt Venedig, in späterer Zeit in Genua. Ausser den Opern
hat er auch Kirchenmusik geschrieben. In der Bibliothek zu Paris befinden
sich im Manusci'ipt: »Nisi Do?ninusn für eine Stimme; »Laudate pueri(.<. für vier
Stimmen. In der Sammlung des Abbe Santini in Rom der Psalm: y>Do7nine
ne in furorea, in italienischer Uebersetzung und für vier Stimmen, Violinen
und Hörn. r>Sei sonate a tre, cinque e sei, opera 1*^« erschienen in Amsterdam.
In seiner Oper: »Ariadne«, aufgeführt in Genua 1750, befindet sich eine Arie
im füuftheiligen Takt.
Adorno, Joh. Nepomuk, in Mexiko gegen 1815 geboren, trat 1855 zur
Zeit der "Weltausstellung in Paris mit einigen geistreichen Erfindungen auf,
die aber weitere Verbreitung noch nicht gefunden haben. Zu diesen Erfindungen
gehört: Eine Vorrichtung um auf mechanischem Wege Musikstücke trans-
poniren zu können. Ferner ein melographisches Piano, dessen Mechanismus
80 eingerichtet ist, dass die Musik, welche man auf dem Piano spielt, gleich-
zeitig in der gebräuchlichen Notenschrift zu Papier gebracht wird. Ein Modell
für diesen Mechanismus befand sich in der gedachten Ausstellung. Sein System
dieser »Melographie« erläutert A. in einer Schrift: y>Melographie ou Novelle
Notation musicalev. Paris, Firmin Didot freres, 1855, in 4°, 39 S. und 1 Tafel.
Adriausen, Emanuel (I, 44), nicht Adrian heisst der berühmte Lautenist:
er ist auf einigen seiner "Werke seltsam latinisirt auch Hadrianius genannt.
Er war in Antweri^en geboren. Das I, 44 erwähnte "Werk: r>Fratum 7nuKsicum«
enthält für vier und fünf Stimmen und für eine, zwei, drei und vier Lauten
eingerichtete Compositionen von Cyprian de Rore, Roland de Lassus, Jachet
de Berchem, Jacques de Waet, Philipp de Mons, Noe Faignient und Hubert
"Waelrant. A. zeigt sich in den Stücken für vier Lauten als unterrichteten
in harmonischen Combiuationen äusserst fantasievollen Musiker; besonders be-
merkenswerth hierauf hin ist die Bearbeitung des flamäudischen Liedes von
"Waelrant. Die Sammlung erschien in drei Auflagen. 1584. in fol, 1592, 1600.
Antwerpen bei A. P. Phalesius.
Q Adrieu — Ahlström.
Adrieu Paine (I, 44), ist zu Liege 1767 geboren. Sein Bruder:
Adrien, Martin Joseph, auch daselbst im Jahre 1766 geboren, wurde
in Paris auf dem königlichen Conservatorium ausgebildet und trat im Juni 1785
als Bassist bei der grossen Oper ein. Später war er bei der Oper und am
königlichen Conservatorium als Gesanglehrer angestellt, starb aber bereits den
19. Nov. 1822. Er componirte für Paris die »Siegeshymne« {III Vendemiaire)
und die »Hymne für Märtyrer der Freiheit«.
Aemingra, Siegfried Caso von, (I, 54) gab heraus: yiFrogrammata IV
de choreis festivis, de musiea instrumentali festiva, de hymnis festivis antiquitate
claris, de conviviis festivis aevi antiqui«, Greifswald, 1749, in 4^.
Agricola, Georg Ludwig (1,72), geb. zu Gross-Purra bei Sondershausen,
starb am 22. Februar 1676 in Gotha.
Agricola, "Wolfgang Christoph, deutscher Componist, der um die Mitte
des 17. Jahrhunderts lebte. Von ihm erschien zu Würzburg und zu Cöln eine
Sammlung von acht Messen unter dem Titel: »Fasciculus musicalisa, 1651, in 4^.
Eine Sammlung zwei- bis achtstimmiger Motetten von ihm erschien unter dem
Titel: y>JFasciculits variarum eantionwn.
Ihlström (1,76) [nicht Ahlström], Olof, schwedischer Tonsetzer, geboren
1756, gestorben 1835, ist besonders dadurch bekannt geworden, dass er die
Melodien Bellmanns (s. d.) niederschrieb und für Klavier arrangirte. Sein
Arrangement befindet sich in der Originalausgabe der Lieder und Epistel des
grossen schwedischen Dichters.
Ahlström, Johann Niclas, — also nicht Namensvetter des vorigen, noch
weniger sein Sohn, — ist am 5. Juni 1805 zu Wisby (Insel Gottland, Schwe-
den) geboren. Sein Vater war Drechsler und hatte den Sohn zu demselben
Handwerk bestimmt, weshalb dieser schon als Kind in der Werkstelle mit ar-
beiten musste. 1813 wurde A. in die Elementarschule "Wisbys eingeschrieben
und besuchte diese bis 1819. Ein Magister Eneqvist ertheilte ihm und einigen
seiner Mitschüler gratis Unterricht im Singen und in der Musik. A., welcher
mit ungewöhnlichen Anlagen ausgerüstet war, machte so schnelle Fortschritte,
dass er binnen kurzer Zeit den Organistendienst am Dom verrichten konnte,
da der damalige Organist ein gebrechlicher Greis war. Es ist begreiflich, dass
seine schnelle musikalische Ausbildung zum Theil auf Kosten seiner Schul-
kenntnisse geschah; doch wurde er 1824 Student in TJpsala, dort trieb er seine
Musikübungen fleissiger, als seine theologischen Studien, für die er sich hatte
einschreiben lassen, und bald war er ein gewandter Pianofortespieler. Inzwischen
erhielt er eine Hauslehrerstelle in Wermland, die er 1828 verliess. Er
ging, nach Upsala zurück, um endlich ernstlich zu studieren. Gewissenhaft
besuchte er die Vorlesungen und absolvirte auch ein Examen; doch als er
nach Ende des Semesters nach seiner Geburtsstadt kam, wurde er dort Or-
c hesterdirigent bei einer Theatergesellschaft, zog mit dieser einige Zeit umher
und liess sich endlich als Musiklehrer in Carlskrona nieder. Hier bestand
er das Director- und Organistexamen an der musikalischen Akademie, erhielt
dann die Stelle als Organist in Westeräs und Musikdirektor am dortigen Gym-
nasium. 1842 wurde er zum Dirigenten an das neu errichtete y>Nya Theatern«, in
Stockholm berufen. Danach bekleidete er folgende Posten: 1845 — 47 war er
Lehrer für die Schüler des kgl. Theaters, 1847 — 49 Musikdirektor der kgl. zweiten
Leibgarde, 1847 — 48 Orchesterdirigent an der französischen Theatergesellschaft,
1849 Chormeister an der italienischen Oper, 1854 Organist an der Hedwig-
Eleonora Kirche, 1854' — 56 Dirigent am Ladugärdstheater. Er starb am 14.
Mai 1857 in dürftigen Umständen; auf seinem Sterbebett erhielt er die Nach-
richt, dass er zum Mitglied der musikalischen Akademie gewählt sei. — Ein
Hauptverdienst A.'s ist, dass er eine grosse Menge von Volksmelodien aufsuchte
und arrangirte, doch ist die Unruhe und die Eile, womit die Verhältnisse ihn
zu arbeiten nöthigten, in diesen so wie in seinen anderen talentbezeugenden
Arbeiten bemerkbar. Von seinen zahlreichen Compositionen sollen nur genannt
Aiblinger — Albinus. 7
werden: Die Opern: »Alfred der Grosse« und »Abu Hassan«, die Musik zum
Trauerspiel »Agne«, verschiedene Gelegenheitscantaten, sechs Streichquartette,
eine Sonate für Pianoforte, Violine, Viola und Violoncell; ein Quintett für Flöte,
zwei Violinen. Viola und Violoncell; eine Trio und ein Pianoconcert mit Orchester.
Aiblinger, Joh. Caspar (1,78), ist ara 23. Februar 1779 in Wasserburg
in Baiern geboren und starb am 6. Mai 1867 in München. Seine Oper:
»Rodrigo und Xiniene« wurde am 7. Mai 1821 in München zuerst aufgeführt.
Aicb, Godfried, in der Mitte des 17. Jahrhunderts Kanonikus der Prämon-
stratenser, gab heraus: »Fructus ecclesiafticus triiim, quatuor et quinque vocum,
duorum vel trium inntrumentum cum secundo choro.
Aimou, Pamphile Leop. Franz (1,79), starb zu Paris am 2. Febr. 1866.
A'Kenipis, Florent, Organist an St. Gudule in Brüssel, in der Mitte des
17. Jahrhunderts veröffentlichte: 1) y>Si/mpJi07iiae, unius, duorum et trium violi-
norum<i. Antwerpen, 1644, in fol. 2) nSympkoniae unius, duorum, trium, quatuor
et quinque instruynentorum, adjunctae quatuor inst, et duarum voc.t op. 2, ibid. 1649.
3) liSymplioiiiae etc.a ibid. 1649. 4) yiMissae et Motetta octo vocum cum hasso
continuo ad Organums, ibid. 1650. 5) »Missa pro Defunctis octo vocuma.
Akeroyd, Samuel, um die Mitte des 17. Jahrhunderts in der Grafschaft
York geboren, componirte Gesänge, deren einige in die Sammlung : »Theatre of
musica, London, 1685, 1686 u. 1687, aufgenommen sind.
Alarm (I, 138), richtiger Allarm; ist aus dem italienischen: nalVarme«
»zu den Waffen« entstanden.
Alart, Simon, auchAlard, Contrapunktist der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, war in Peronne in Frankreich geboren und an der Kirche in St. Quen-
tin Kanonikus und Sänger im Jahre 1530. Eine Motette seiner Composition
befindet sich in der in Venedig 1549 herausgegebenen Sammlung: »Fructus
vagantur per orbejn, exellentissim. auctorum diversae modul.a lib. I. Das für vier
Stimmen gesetzte Evangelium: »Dum transisset sabbatuma, in der bereits sehr
seltenen Sammlung: y>Evangelia Dominicorum et festorum dierum, musicis numeris
pulcherrime comprehensa et ornata quatuor, quinque, sex et plurium vocum Toiui. sex
etc.vi Noribergae. loannis Montani et TJlrici Neuberi, 1554 — 1557, in 4 obl. (im
ersten Bande Nr. 27.)
Albanesi, Sebastianus, tüchtiger Geigenbauer in Cremona 1720 — 44.
Seine Instrumente waren nach guter Zeichnung, sauber ausgeführt, mit meist
flacher Wölbung und gleichen mehr den Mailander Arbeiten des 18. Jahrhunderts.
Albano, Matthias (I, 140), war Schüler von Jacob Stainer. Der in Palermo
ansässig gewesene Albano hiess Paolo (1650 — 80).
Albano, Marc, neapolitanischer Componist, geboren in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts. Fünfstimmige Madrigale von ihm wurden in zwei
Heften, das erste 1616 und das zweite 1619 bei Vitali in Neapel veröfi'entlicht.
Alberti, Gasp., neapolitaner Mönch des Augustiner Ordens, lebte in der
Mitte des 16. Jahrhunderts. Man kennt von ihm: -n II prima libro delle messe,
dal proprio autore novamente poste iti luce.a Venetia app. Hieronimo Scoto. 1549,
4^. Es sind darin eine vierstimmige Messe: »Queramus cum pastoribusa; und zwei
fünfstimmige Messen: nltalia mea<n und r>Dorman d^un giorno a Baiaa enthalten.
Albini, Felix, römischer Componist, lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. Bekannt von ihm sind nur: »7Z primo libro di musicali concerti«.
Roma app. Robletti 1625. »11 secondo libro etc.,« ibid. 1626.
Albinos. Ein werthvolles Manuscript der Genter Universitäts- Bibliothek
(Nr. 171, in fol.), enthält unter verschiedenen Abhandlungen über Musik,
auch eine über die im 14. Jahrhundert gebräuchlichen Saiteninstrumente. Ausser
den Beschreibungen sind auch die Abbildungen der Instrumente vorhanden und
unter diesen eine Viola mit vier Saiten, als deren Erfinder »Albinus« genannt
wird. Diese Viola, mit dem Bogen zu streichen, hat die Form der Guitarre und
ihre vier Saiten haben den Umfang einer Octave, die so gestimmt sind: c,d,g,c.
Der Verfasser dieser Abhandlung ist nicht genannt.
S AlbuzLo — Aliquot-Piano.
Albnzio oder Albuzzi (lat. Albutius), Giov. Giac, Lautenist und Com-
ponist für die Laute, wurde geboren und lebte in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts in Mailand. Von seineu ComiDOsitionen für die Laute finden wir in
den Sammlungen: -alntaholatura de lAitto de diversi autori etc.a Milano p.
J. Ant. Castiano, 1536, kl. in 4^ obl. und r>Hortus Musarum, in quo tanquam
ßosculi quidam seleetissitnarum Carminum collecti Stent ex optimis quibusque
auctoribiis etc.a Lovanii, ap. Phalesium bibliopolam juratum 1552. Die letztere
Sammlung enthält Fantasien , Motetten , Gesänge und Tänze , eingerichtet
für die Laute.
Alearotti, Giov. Francesco, Componist und Organist an der Kirche zu
Como, wurde zu Novarre im Piemontesischen gegen 1536 geboren. Er gab
heraus: »IZ primo libro de Iladrigali a cinque e sei voci(i, Venedig, Ant. Gar-
dano, 1567, in 4*^ obl. y>Madrigali a cinque et sei voci eon doi dialoghi a ottoa,
ibid. 1569, in 4» obl.
Alembert, (Jean le Eond d') (1,153), starb am 29. Oktober 1783.
Alessandri, G., Stiftsherr der Kathedrale zu Ferrara in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, schrieb die Musik zu dem Oratorium: nSancfa
Francesca Romanaa (für fünf Stimmen). Das Manuscript dieser Partitur be-
findet sich auf der kgl. Bibliothek zu Berlin.
Aletzie, Paolo, trefflicher Geigenbauer, lebte in München. Seine Brat-
schen und Violoncelli aus den Jahren 1720 — 1736 waren sehr beliebt.
Alexander, mit dem Zunamen der Wilde, deutscher Minnesänger des
13. Jahrhunderts. Er zog, wie aus dem einen seiner Gesänge hervorgeht,
als fahrender Sänger von Ort zu Ort, von Schloss zu Schloss, dies muss
zwischen 1234—1282 geschehen sein (s. von Hagen, »Minnesänger« IV, S. 665).
Sechs von den Gesängen mit Melodien von A. sind von v. Hagen nach den in
Wien und Jena befindlichen Manuscripten in seine Sammlung mit aufgenommen.
Alfred, mit dem Beinamen der Philosoph, englischer Gelehrter, dessen
Buf im 13. Jahrhundert auch in Frankreich und Italien verbreitet war, lebte
längere Zeit in Rom und kehrte 1268 nach England zurück. Unter seinen
Manuscripten befindet sich eins »De Musica« betitelt.
Aliquot-Piano (Aliquot-Flügel) nennt der ausgezeichnete Pianofortefabrikant
Julius Blüthner in Leipzig das, von ihm nach dem System der mitschwingenden
Saiten (Aliquot-System) construirte Instrument. Die wissenschaftlich begrün-
dete Wahrnehmung, dass der Klang der Saiten aus einer Reihe von Theiltönen
(Partialtönen, Aliquottönen) besteht, nämlich aus dem Grundton und seinen
harmonischen Obertönen, und dass der Gesammtklang sich nach der Tonhöhe
des Grundtones bestimmt, veranlasste den strebsamen Meister des Pianoforte-
bau's, den Grundton durch mitklingende Saiten zu verstärken.
Folgende Zeichnung vergegenwärtigt das Arrangement der mitschwingen-
den Saiten im Aliquot-Piano, Die Befestigung und die abgrenzenden Spannungs-
punkte der angeschlagenen Saiten sehen wir, genau wie in bisheriger Weise,
in den Stimmwirbeln bei A 1, 2, 3, in der Agraflfe 2, in den Stegstifteu auf
AliqHot-Piano.
9
dem Resonanzbodensteg C und in den Anhängestiften auf dem Eisenrahmen
bei D 1. Die Vorrichtung für die mitschwingenden — von einem Hammer-
anschlage nicht berührten — Saiten führt dieselben über die angeschlagenen
hinweg. Bei A 4 finden wir einen,
_^ ^^«^ beziehentlich zwei Stimmwirbel;
• ^rt^^'- ^- ^^^- B 2 ist die abgrenzende Agraffe,
welcher auf einem eigenen Stege
G eine zweite Agraffe entspricht;
D 2 sind die Anhllngestif'te. Da
diese neuen Saiten ihre specielle
Einrichtung haben, so sind irgend
welche Abänderungen bestehender
Vorkehrungen nicht nöthig. Ihre
Arrangements an sich aber sind
nach erprobter Methode angelegt.
Der für die Agraffen der Ober-
tonsaiten neu angelegte G-Steg
liegt in der höchsten Discautlage,
wo die mitschwingenden Saiten
im Einklang zum Grundton stehen
— (wie auch die zweite Zeich-
nung zeiert) — an dem Resonanz-
bodenstege und zweigt sich nach
der Mitte zu (siehe erste Abbil-
dung) entsprechend ab. Diesem
dürfen wir wol auch Ein-
fluss auf die erzielte bestimmte
und gesättigte volle Klangfarbe
zuschreiben.
"Wie schon
augedeutet,
sind im höch-
sten Discant
die mit-
schwinffeu-
den Saiten
im Einklang
zu den an-
geschlagenen
mensurirt
und wird
durch solche
Verstärkung
des Grund-
klanges hier
das Spitze,
Gellende,
welches sich
meistens im
hohen Dis-
cant zeigte,
vermieden
und dafür
eine selbst bei starkem Anschlag angenehme volle Tonfiirbung erreicht. Hier
also ganz besonders wie auch in den anderen Lagen wirken neben Verstärkung
des Tones die mitschwingenden Saiten veredelnd auf den Klang, indem sie uu-
10
Alkman — Alphons del Castillo.
liebsame Obertöne gewissermaassen ersticken. Die Reinheit der Stimmung kann
durch die mitschwingenden Saiten aber gar nicht getrübt werden, da diese
ja nur bei entsprechenden reinen Intervallen überhaupt in Thätigkeit treten.
Die Dämpferzeichnung zeigt was, dass auch dieser Punkt, der manch anderen
Versuch hatte scheitern lassen, in zufriedenstellender Weise erledigt wurde. Eine
präcise Wirkung ist augenscheinlich, da zu gleicher Zeit in einfachster Weise
Grund- und Oberton-Saite abgedämpft werden. Die unteren Dämpferpolster
dämpfen die angeschlagenen, der Filzkeil an der Seite die mitschwingenden
Saiten. In der Dämpferzeichnung bei F geben die angedeuteten fünf Punkte
die Saitenlage des Dämpfers an. Abweichend von der augenblicklich herrschen-
den kreuzsaitigen Bauart sind die übersponnenen Basssaiten in freier Lage auf-
gezogen, und die hieranschliessenden glatten Saiten liegen in geringer Kreuzung
zu den Discantsaiten. Blüthners Aliquot-Piano ist im gesammten deutschen
Reich, in Oestereich und Ungarn, in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika,
Norwegen, Schweden, Dänemark und in Russland patentirt und wurde auf
der Centennial-Ausstellung in Philadelphia 1876 prämiirt.
Alkman, lyrischer Dichter der Grriechen (um Ol. 30. 669 v. Chr.), lydischer
Abkunft, wahrscheinlich ist er aber in Sparta, wo er Freiheit und Bürgerrecht
gewann, geboren. Da er Volksgesang und Chorlied in bestimmte Formen
brachte, so gilt er als der Begründer der griechischen Lyrik. Er dichtete be-
sonders Parthenien (Chorlieder für Jungfrauen), Hymnen, Päane, Liebeslieder
in grosser Mannichfaltigkeit des Tons und der Versmaasse.
Allaire, Sänger der Kirche Notre-Dame zu Paris, starb den 13. April 1547.
Zwei einstimmige Messen seiner Composition sind in der Sammlung: y>Missarum
dominicalium quatuor vocuma, Lib. I, II, III, Paris, apud Petr. Attaingnant, 1534,
in 4*^ obl., aufgenommen.
Allargando = ausbreitend, den Ton oder die Stimme.
Almerighi di Bimiui) Gruiseppe, Kammermusiker des Landgrafen von
Hessen-Darmstadt, geboren zu Rimini in der Romagna, gab zu Nürnberg 1761
heraus: y>Sei sonate da camera«, für zwei Violinen und Bass. Op. 1.
Almeyda, Carlos Franceso, Violinist und Componist, geboren in Burgos,
stand in Diensten des Königs von Spanien. Zwei Streichquartette von ihm
erschienen bei Pleyel in Paris 1795.
Almond, Emma, Frau (als Miss Romer (VIII, 406) bekannte Sängerin),
starb in Margate am 15. April 1868.
Alphons X., König von Kastilien, der Weise genannt, wegen seiner aus-
gebreiteten Kenntnisse in Wissenschaft und Kunst, bestieg den Thron 1252
und starb 1284. Er gründete den ersten Lehrstuhl für Musik in Europa an
der Universität Salamanka. Eine grosse Anzahl von Kirchengesängen seiner
Composition sind im Escurial und in der Kirche zu Toledo aufbewahrt.
Alphons del Castillo, Dr. der Universität Salamanka im 15. Jahrhundert,
schrieb eine Abhandlung: »Die Kirnst des gregorianischen Gesanges«. Sala-
manka, 1504. in 4^.
Alstedt — Ammon. 1 1
Alstedt, Johann, Heinrich, gelehrter Mathematiker und Akustiker,
geboren zu Herborn im Nassauischen 1588, verfasste zwei interessante Arbei-
ten: 1) y>A(/mirandorum mathcmaticorum lihri /A'« (Herborn. 1613), von welchem
das siebente Buch die IMusik behandelt; es enthält: a) nde Cantus natura in
generefi, b) y>de cantus natura in npecieK, c) j>de contrajtuncto«, d) t>de Musica
instrumentali» ; 2) nÜHementale mathematicumu (Frankfurt, 1611) enthält: a) nde
Musica simpliciu, b) i>de Musica harmonica«.
Altenbnrg', Michael (1,185), ist nicht zu Tröchtelborn, sondern zu Alach
bei Erfurt, wo sein Vater Michael A. ^Schmied war, am Trinitatisfeste 1584 geb.
Althorn-Oblignt, ein 1859 von Cerveny erfundenes Musikinstrument von
schönem, weichem Ton; es steht in F oder Hs und hat den Umfang von.
m
m
Alvera, Andrea, italienischer Schriftsteller, gab heraus: nCanti popolari
iradizionali Vicentini, coJla lora musica originaria a pianoforte, raccolti e annotali
da Andrea Alvera. Yincence Longo, 1844.
Auiati, Andreas Amati (I, 191), ist 1520 geboren und starb 1580. Sein
Sohn Antonio ist 1550 (nicht 1565) geboren und starb 1638. Der Bruder
Geronimo zeichnete stets Hieron ymus und war der bedeutendste des Namens;
er ist 1551 geboren und starb 1635. Nicolo ist der Sohn dieses Geronimo,
er wurde am 3. Sept. 1596 geboren und starb am 12. August 1684. Ein
Sohn desselben Hieronymus ist am 26. Febr. 1649 geboren und gegen Ende
des Jahrhunderts gestorben. Er arbeitete verhältnissmässig wenig Instrumente,
die alle grosses Format haben und ausgezeichnet vollen Ton enthalten.
Ambros, August Wilh. (1,193), starb 1876 am 28. Juni in "Wien,
wohin er 1872 berufen worden war.
Ameyden, Christian (I, 202), auch Hameyden und Ameiden, ein
trefflicher Musiker des 16. Jahrhunderts, geboren zu Oirschot in Brabant, war
zu Palestrinas Zeit (seit 1763) Sänger in der päpstlichen Kapelle und mit
dem Meister eng befreundet. Auch beim Papst Pius lY. und dessen Nach-
folger stand er in Ansehen. Er gehörte zu jener Commission, welche im Jahre
1564 über den Charakter der Kirchenmusik zu berichten hatte, um dem, vom
Tridentiner Concil erwählten Cardinal- Collegium die nöthigen Vorlagen für die
weiteren Beschlüsse in Bezug auf die Kirchenmusik zu geben. Ausser den
Cardinälen: Vitellozzo Vitellozzi und Carlo Borromeo werden als Mitglieder
dieser Commission genannt die päpstlichen Sänger: Anton Calasans aus
Spanien, Fred, de Lazini und Giov. Ant. Merlo aus Rom, Giov. Luigi Vescovi
aus Neapel, Vinc. Vicomercato aus Genua, Franc, de Torres, Franz Soio aus
Spanien und Christ. Hameyden aus Flandern. Ameyden starb am 20. Nov. 1605.
AmiciS) Anna de (nicht Deamicis, III, 86), wurde durch die berühmte
Tesi in Wien zur Sängerin gebildet. 1773 sang sie noch in der Scala zu
Mailand, darauf in Venedig. In der für Mailand 1772 componirten Oper
Mozarts: »Lucio Sella« sang sie die Hauptpartie der Giunia. 1774 verheirathete
sie sich mit dem königl. neapolitanischen Beamten Buonsolazzi, trat von der
Bühne ab und sang seitdem nur in Privatkreisen. Naumann, der sie 1766 in
Neapel kennen lernte, schreibt in seinem Tagebuch, dass sie wie ein Engel singe.
Auch Burney ist voll ihres Lobes. Nach Jahns Mozart I, 232 — 3 bereitete
sie Mozart in Italien viel Schwierigkeiten, trotzdem sie seine Opern vorzüglich
sang. Ihre beiden Töchter sangen ebenfalls sehr schön, w^ie Reichardt bestätigt,
der sie 1790 hörte. Doch gehörten sie nicht der Bühne an.
AmmoD, Blasius (1,203), ein bedeutender Contrapunktist des 16. Jahr-
hunderts ist am 2. Februar 1517 zu Inst in Tyrol geboren; fand nach seiner
eigenen Angabe als Knabe schon Aufnahme in der Kapelle des Erzherzogs
12 Amuiou — Aneurin.
Ferdinand von Outrain, und war si^äter durch dessen Munificenz in den Stand
gesetzt, nach Venedig zu gehen, um sich dort in der Musik weiter auszubilden ;
dann nahm er am Churhofe zu München Dienste. Von seinen Werken werden
genannt: 1) nSaci'ae Gantiones quatuor, qtänque et sex voc«, Monachii 1540. In
diesem Werke nennt er sich Anton Blasius Ammon. 2) Motetten zu 4, 5 und
6 Stimmen, München 1554. 3) «Missa quatuor, unica pro defunctis quaternis
vocibus JöSSa. 4) y^Sacrae cantiones, quos vulgo Motetta vocans, 4, 5 el 0 vocum
1590<i. 5) »Kurze Messen von 4 Stimmen«, München 1591. 6) »Breves et se-
lectae quaedam Motettae 4, 5 et 6 vocum etc.«, Monachii 1593. Enthält 28 Gre-
sänge. 7) y>Quatuor Missae a quatuor, quinque et sex vociu, Monachii 1593. Die
Werke 5, 6, 7 sind erst nach seinem Tode herausgegeben. Die y^Sacrae cari'
tionesii (4.) enthalten die Widmung des Componisten an den Erzherzog Ferdi-
nand vom 1. Jan. 1590, zugleich aber auch die Vorrede des Druckers und
Herausgebers Adam Berg vom 21. Jan. 1590, in welcher dieser dem verstor-
benen Comjjonisten eine Lobrede hält, so dass man annehmen darf, A. ist in
der Zwischenzeit vom 1. bis 21. Jan. 1590 gestorben. Auch in Donfrieds:
y> Prompt uariuma (1627), wie in Bodenschatz y>Florilegmm(i. von 1603 und dessen
y^Florilegium Portensea (1618) finden sich Gesänge von A.
Ammou, Wolfgang (I, 203), ist geboren am 26. Januar 1540 zu Elsa
im Coburg'schen; war zuerst Pfarrer in Weidelbach im Anspach'schen und seit
1579 Prediger zu Dinkelsbühl; Grlaubensdifferenzen veranlassten ihn hier seine
Entlassung zu nehmen* er wurde Fürstlich-Schwarzenbergischer Stadtpfarrer zu
Marktbraith und starb hier 1589.
Auders, Henri, ein in Deutschland geborener Tonkünstler, der sich gegen
1696 in Amsterdam niederliess und daselbst (nach Ed. G. J. Gregoir zwischen
1720 — 1730) verstarb. Er war als Organist thätig. Compositionen sind von
ihm folgende bekannt: -»Trios, Allemandes, Sarahandes, Gighev^ u. s. w. Amster-
dam 1976; y>Äpollo en Daphnei^ von Charles Zweets, erschienen bei Corneille
Zweets, 1697, in 8"; Min en Wijntrijdt herderspei onet de muziek van heer
Andersa, 1719, 8°; y^Symphoniae introductoriae trium et quatuor instrumentorum,
op. 1 et 2. Amsterdam, Klaase Knol; enthaltend 24 Sonnaten.
Audrez, Benoit, Notenstecher in Lüttich im 18. Jahrhundert, war einer
der ersten, welcher in den Niederlanden eine periodische Sammlung von Ge-
sängen herausgab. Sein Journal »X'^cäo« erschien 1758 zuerst und dann
mehrere Jahre bis 1761. Es brachte unter Anderm: ein Lied, eine Menuett
und ein Duett und Quartett aus »Tirsi e Niece«. von Gluck, Van der Stretten
giebt (1, 110) das facsimilirte Titelkupfer des Journals. Benoit A. veröffentlichte
auch bereits eine Anweisung, um mit zwei Würfeln verschiedene Menuette mit
Bassbegleitung componiren zu können. Gegen Ende 'des Jahrhunderts führte
eine Mlle. Andrez das Geschäft.
AndrieSj Jean, Violinist, Violoncellist, Componist und Musikschriftsteller,
ist zu Gent am 25. April 1798 geboren und starb am 21. Januar 1872. 1835
wurde er Professor der Violinclasse am Conservatoi'ium zu Gent, und 1851
Direktor dieses Instituts, an welchem er von da an auch den Compositions-
unterricht übernahm. Die Stelle als Solo-Violonist an der grossen Oper, welche
er gleichfalls bekleidete, gab er 1855 auf, ebenso verblieb er vom Jahre 1856
an nur als Ehrendirektor am Conservatorium. Seine Violin- und Violoncell-
Compositionen scheinen nicht gedruckt worden zu sein. Von seinen schrift-
stellerischen Arbeiten erschien: 1) T>Apergu historique de tous les Instruments de
musique actuellement en usagev^ (Gand, in 8**). 2) y^Precis de Vhistoire de la
musique depuis les tempes les plus recules, suivi de notices sur un grand nombre
d'ecrivains didactiques et theoriciens de Vart musicala (Gand, Buscher, 1862, 8*^).
Aneurin, Gwawdrydd, britischer Barde, lebte um 510, wie alle Barden
des 6. Jahrhunderts , als Krieger und Sänger. Er war der Anführer des
Bardenchores im Kampfe gegen die Anglo-Sachsen und gehörte zu den Dreien,
die allein von den 363 kämpfenden Barden, welche in der Schlacht von Cattrath
Angeleri — Antiphonie. 13
(Yorkshire) dem Tode entrannen (s, John, ^Musical and Poetical relichs of the
Welsh Banhft, p. 14, IG, 17). lieber dieses Ereigniss ist noch ein von A.
verfasstes Gediclit vorhanden, das in altnordischer INIundart geschrieben, wol
das älteste Denkmal britischer Poesie, welche auf uns gekommen ist, sein dürfte.
Er beschreibt darin das Grauenvolle jener Schlacht und schildert den Schmerz,
den er empfindet. Zeuge von dem Falle aller seiner Genossen gewesen zu sein
(s. auch Gray, r>Dissertatio de Bardis-a).
Angeleri, Antonio, Pianist und Lehrer des Ciavierspiels von ausgebreitetem
Ruf, wurde in Pieve del Cairo (Piemont) am 2G. December 1801 geboren.
Sein Lehrer war der berühmte Pollini, dessen Stil wie den von Clementi und
Gramer A. pflegte. 1829 wurde er zum Professor am Conservatorium zu Mai-
land ernannt, aus welcher Stellung er erst 1870 zurücktrat, nachdem eine Reihe
ausgezeichneter Clavierspieler aus seiner Schule hervorgegangen waren. A. be-
schloss seine rühmliche Laufbahn als Lehrer mit der Herausgabe einer trefi"-
lichen Anleitung, die Handhaltung und die Kunst des Anschlags betreffend,
unter dem Titel: »II piano-forte<i. Mailand, Riccordi, 1872. Ein Bruder A.'s,
Filippo Angeleri, ist auch Pianist.
An^er, Louis (I, 227), starb zu Lüneburg am 18. Januar 1870.
Auschütz, Alex. R. (I, 249), starb am 20. Februar 1868 in Wien.
Auseimo, Pietro, vorzüglicher Geigenbauer, arbeitete nach dem Vorbilde
des Ruggieri von 1701 — 50, zuerst in Cremona, dann in Florenz. Seine Vio-
loncellos sind ausgezeichnet und sehr gesucht.
Antiphonie (I, 254), Antiphona — von am = contra — und q)ovTi = vox
— ui'sprünglich Gegenklang oder Gegensang, hatte wahrscheinlich schon bei
den Griechen auch die Bedeutung als AVechselgesang. Dieser ist in der
Organisation des Gesanges ganz nothwendig begründet. Umfang und Stimm-
lage der verschiedenen Gesangsorgane mussten dazu führen, die hohen Stimmen
wie die tiefen zu besonderen Chören zusammenzufassen und diese ebenso
nacheinander wie gleichzeitig miteinander wirken zu lassen. "Wenn es keine
Schwierigkeiten bereitet, die hohen Männer- und Frauenstimmen ebenso wie
die tiefen Männer- und Frauenstimmen in Octaven gleichzeitig zu führen, so
erwies sich die Verbindung der hohen und tiefen Stimmen weniger bequem;
und sie scheint auch von den Völkern der vorchristlichen Zeit niemals versucht
worden zu sein. Auch die christliche Kirche Hess noch Jahrhunderte vergehen,
ehe sie es unternahm, hohe und tiefe Stimmen in verschiedenen Intervallen
zusammen singen zu lassen. So war in der vorchristlichen Zeit die Ausführung
der Gesänge in Wechselchören durch die Nothwendigkeit geboten. Bei der
griechischen Poesie dürfte die Einrichtung der Chorgesänge in Strophe und
Gegenstrophe in diesen Wechselchören ihren Ursprung haben, und auch der
Parallelismus der Glieder der Psalmenverse der hebräischen Poesie deutet
entschieden darauf hin. Saalschütz führt in seiner vortrefflichen Schrift:
»Gechichte und Würdigung der Musik bei den Hebräern« (1829, p. 45)
eine Stelle aus Philo an, aus welcher hervorgeht, dass namentlich bei den
Therapeuten diese Wechselchöre in Anwendung kamen. Dass sie aber
auch früh in den christlichen Gemeinden eingeführt waren , dafür haben
vir mehrfach Zeugnisse. Ihre Einführung wird dem heil. Ignatius, Bischof
von Antiochien, zugeschrieben, der unter der Regierung Trajans in Rom
den Märtyrertod erlitt. Er habe, so erzählt die Sage, im Zustande der
Entzückung die Engel in Wechselchören singen hören und dann das Gehörte
in seiner Gemeinde nachgeahmt. Auch der jüngere Plinius berichtet in seinem
oft angeführten Brief an Trajan über die Christen: dass sie vor Sonnenaufgang,
an gewissen Tagen sich versammeln, um Christo, gleich wie einem Gotte. einen
Wechselgesang zu singen. Zur Zeit des Ambrosius scheint dann der Begriff
»Antiphona« dahin festgestellt worden zu sein, dass man darunter einen, von
einer Singstimme gesungenen Vers bezeichnete, dem ein, im Wechselgesange
ausgeführter Psalm folgte, worauf dann wieder die »Antiphona« aber vom
i4 Antonius — Arauda.
Gesammtchor gesungen wurde. Nach Forkel's wol nicht ungerechtfertigter
Meinung*) diente das einstimmige Versett hauptsächlich dazu, den, den Psalm
ausführenden Chören den rechten Ton anzugeben; dieser stand deshalb in der-
selben Tonart, in welcher der Psalm abgesungen wurde. Diese Praxis führte
später zu mancherlei Unzuträglichkeiteu: die Vorsänger Hessen den Text ver-
wildern und beachteten nur Ton und Melodie; schliesslich aber geriethen
selbst diese in Verfall; man änderte die Tonart der Antiphonen mit jeder
Wiederholung. — Die Antiphonae directaneae wurden nicht von Wechsel-
chören, sondern nur von einem Chor ausgeführt. Sonst unterscheidet man im
katholischen Cultusgesange die Antiphona ad ititroitum, die als Eingang zur
Messe dient; die Antiphonae majores^ die grösseren, sind die sieben, sämmtlich
mit »0« anfangenden, welche an den sieben, Weihnachten vorausgehenden Tagen,
in folgender Reihenfolge gesungen werden: am 17. December: »O sapientia!
quae ex ore Altissimi prodiiste«.; — am 18.: »O Adonai! et dux domus Israeli!
— am 19.: »0 Radix Jessen! — am 20.: »0 clavis David et sceptrum domus
IsraeU! . — am 21.: »0 Oriens! spleiidor lucis aeternaea; — am 22.: »O Hex
gentium et desideratus earum«.; — und am 23.: »O Emmanuel! Sex et legifer
nosterv-. Die Marianischen Antiphonien sind: nAlma redemptoris matern
(von Hermannus Contractus) , welche vom Advent bis Lichtmess ; ferner :
'»Ave Regina coelorum<s. (aus dem 11. Jahrhundert), die in der Zeit von Licht-
mess bis zum grünen Donnerstage; ferner: y>Regina coeli laetare, allelujaa, die
vom heiligen Osterabende bis zum Dreifaltigkeitssonntage, und: nSalve Regina,
Mater misericordiaea, welche in der Zeit vom Dreifaltigkeitssonnabend bis zum
ersten Adventsabend gesungen werden. Die Antiphone y>Asperges me«. wird bei
der Austheilung des Weihwassers gesungen , die : » Vidi aquam egredientemv. in
der österlichen Zeit; bei der Antiphona Allelujatica wechselt statt des Psalms
das Alleluja mit der Antiphona: die Antiphona invitatoria, das Invitatorium
ist der Wechsel mit dem 94. Psalm: y>Venite exultemus Dotninoa, das für jeden
der acht Kirchentöne eine eigene Melodie hat. — Nur in der Liturgie ist eine
Art Wechselgesang in die protestantische Kirche übergegangen; in jenen kurzen
Intonationen, welche der Prediger am Altar anstimmt und die vom Chor
gleichfalls in kurzen Sentenzen beantwortet werden (Responsorien).
Antonius, Julius, Orgelbauer des 16. Jahrb., erbaute 1585 für die Marien-
kirche zu Danzig die Orgel von 55 Stimmen. (Pi-ätorius, Syntagm. Mus. II, 162.)
Apel, (1,257), Stadtcantor zu Kiel, heisst nicht Carl Glottfried — sondern
Georg Christian. Er war zu Tröchtelborn bei Erfurt am 21. Nov. 1775
geboren, besuchte 1790 das Gymnasium zu Erfurt, ward 1796 Organist an der
heil. Geistkirche und 1804 Organist zu St. Nicolai in Kiel. 1810 wurde er
hier zum Stadtcantor, 1818 zum Musikdirektor und 1821 zum Musiklehrer am
Schullehrer-Seminar ernannt. Er starb am 31. August 1841. Von seinen
Compositionen zeichnen sich seine Lieder namentlich durch Einfachheit und
Sangbarkeit aus. Sein Choral-Melodienbuch erschien 1817; es enthält auch
einige eigene Melodien. Sein vierstimmiges Choralbuch, das 1832 erschien;
ist in Schleswig-Holstein allgemein verbreitet.
Aqnila, Marco de 1', italienischer Lautenist, von welchem Compositionen
für die Laute zugleich mit denen von anderen berühmten italienischen Laute-^
nisten in einer Sammlung von Toccaten, Fantasien, Saltarello's, Pavanen u. s. w
von J. A. Castilliano zu Mailand, 1536, kl. 4*^, herausgegeben worden sind
Dieselben Stücke von A. findet man auch: »Hortus mmarum etc.a. Löwen,
1552, in 4*^.
Aranda, Matheo de, spanischer oder portugiesischer Musiker, wurde im
Juli 1544 Professor der Musik an der Universität Coimbra und zur selben
Zeit auch Kapellmeister an der dortigen Kathedrale. Er gab heraus: »Tratado
de cantollano y contrapunto por Matheo de Aranda, Maestro de Oapilla de la Se
* Geschichte der Musik, Bd. II, p. 188.
Aranguren — Arnold. 15
de Lixboa. Derigido al illustrissimo senor D. Alonzo cardenal infante de Por-
tugal, Äiyobispo de Lixboa y obispo de Ecora Comendatario de Alcoba^a. Com
privilegio real.a Lissabon 1533. Germau (Irallarde , in 4", IV, 145 8. mit
gothischeu Buchstabou gedruckt. Der Gregorianische Gesang ist S. 14 — 71;
der Contrapunkt IV, S. 66, behandelt.
ArauK'ureu, Jose, Pianist, in Bilbao in Spanien am 25. Mai 1821 ge-
boren, studirte Gesang und Ciavier zuerst in seiner Vaterstadt bei N. Ledesma,
Kapellmeister und Organist. 1845 kam er nach Madrid, um seine musikalische
Ausbildung fortzusetzen, und erhielt dort von 1844 — 48 Unterricht von
H. Eslava. Hierauf widmete er sich dem Lehrfach und erhielt 1827 am
Conservatorium in Madrid den Platz für Compositionslehre. Es erschienen
von ihm: y> Metkode de pianoa (1855, in fünf Auflagen); ferner: nProatuario para
los cantantes e instrumentistasa (1861). — Eine »Elementar-Harmonielehre«.
Arban, Joseph Jean Baptiste Laurent, Virtuose auf dem Cornet ü
piston und Orchesterdirektor, ist zu Lyon am 21. Febr. 1825 geboren. Er
wurde auf dem Conservatorium daselbst ausgebildet und erhielt für Trompete
die ersten Preise, worauf er das Cornet ä pistou, welches eben zur Geltung
gelangte, wählte, um in Concerten reichen Beifall zu erwerben. Nachdem er
dann eine Reihe von Jahren als Orchesterdirektor besonders von Ballmusik, und
nachdem Strauss sich zurückgezogen hatte, in Paris en vogue war, erhielt er
1857 am kgl. Conservatorium die Professur für Sax-Horn, welche er 1869 mit
der für Cornet ä piston vertauschte. Er hat seitdem seinen Abschied ge-
nommen. Die von ihm veröffentlichte nGrande Methode complete de cornet ä
piston et de sax-hor}i<.i, Paris, Escudier, ist das bedeutendste Werk seiner Art.
Auch ein Auszug dieser Schule erschien nebst einer grossen Anzahl von Fan-
tasien u. s. w. über Opernmelodien für Cornet ä piston ebenfalls bei Escudier.
Arblay, Franc, d', geborene Burney, die Tochter des englischen Schrift-
stellers Dr. Burney, Verfassers der »Allgemeinen Musikgeschichte«, ist in
London 1757 geboren und starb daselbst 1842. Sie schrieb und veröffentlichte:
y>Memoirs of Dr. Burney(i, 3 Bde. in 8*^, London 1832.
Argries, Gauthier d', Poet und Musiker des 13. Jahrhunderts, der aus der
Picardie stammte. Auf der Pariser Bibliothek befindet sich ein Mauuscript
(7222), welches einundzwanzig Gesänge von ihm enthält.
Arnand, Jean Etienne Guill. (I, 296), starb zu Marseille im Januar 1863.
Arnkiel, Gottlieb, Pastor in Schleswig, starb als lutherischer Super-
intendent in Holstein. Ausser anderen Schriften verfasste er auch: »Vom
Gebrauch der Hörner insonderheit beym Gottesdienste«, 1683, in 4*^. Die Vor-
rede dieser Schrift enthält historische Angaben über den Kirchengesang.
Arnold, August (I, 299), ist 1835 in Würtemberg geboren. Er war als
Pianist wie als Componist in Amerika und England beliebt. Dort wirkte er
lange Zeit in New- York als Lehrer und dann in erfolgreicher "Weise als Or-
chesterdirigent in Dundee. Später war er Professor der Musik an dem von
B,. Cobden geifründeten internationalen CoUege zu Isleworth. Er starb im
deutschen Hospital zu London am 21. Juli 1874.
Arnold, Friedrich Wilhelm (1,299), ist am 10. März 1810 auf einem
Gütchen seiner Eltern zu Sontheim bei Heilbronn geboi'en. Auf dem Kloster
Blaubeuern machte er den Gymnasialkursus durch und ging dann nach Tübingen,
um sich dem Studium der Philosophie zu widmen. Hier wurde er mit Uhland
bekannt, durch den seine Liebe zum Volksgesange neue Nahrung gewann. Nach-
dem er in Tübingen Doctor j)hilos. geworden war, übernahm er eine Lehrer-
stelle an dem Hertelschen Institut. Daneben hatte er auch fleissig Musik ge-
übt, und als er 1832 in Cöln als Mitarbeiter an den »Keinblüthen« mit dem
Theater in nähere Verbindung kam, entsehloss er sich die Musik zum Lebens-
beruf zu machen; er ging als Chordirektor mit der deutschen Oper nach Lon-
don. Nach Auflösung der Gesellschaft übernahm er die Stellung als Dramaturg
und Seci'etair beim Theater in Aachen, in welcher er namentlich für die Hebung
16 Arnold — Artomius.
des Orchesters wirkte. Hier schrieb er auch mehrere Bände Novellen , srab
das bekannte Pfennig-Magazin für Piano und Gesang und die Samnalung von
Transcriptionen für Guitarre »Flora« heraus, und arrangirte für Simrock ver-
schiedene Sinfonien von Beethoven. 1835 übertrugen ihm dann die Gebrüder
Eck in Cöln die Leitung ihres neubegründeten Musik-, Verlags- und Sorti-
mentsgeschäftes. 1848 gründete er in Elberfeld ein eigenes Musikgeschäft das
er bald zu einem bedeutenden Flor brachte; daneben war er unermüdlich mit
einer Sammlung der Volkslieder beschäftigt. Als ihn der Tod am 12. Febr. 1865
überraschte hatte er das sogenannte » Lochheime r Liederbuch« grössten
Theils für den Druck vorbereitet.
Aruold, Karl (I, 300), starb am 11. November 1873.
Arnolt oder Aruonld, mit dem Beinamen Vielleuse, nach dem Instrument
»vielle« (s. d.), welches er spielte, so benannt, war ein Trouvers des 13. Jahr-
hunderts. Die königl. Bibliothek in Paris besitzt ein Manuscript (Nr. 7222)
mit zwei Gesängen von Arnolt.
Arriaga (1,304), heisst: Arriaga y Balzola, Juan-Chrisostomo-Jacobo-
Antonio, und ist zu Bilbao am 27. Januar 1806 geboren. (j>Balt. Saldoni
Efemerides de mnsicos espanoleso^.')
Arrieta, D. Juan Emilio, dramatischer Compouist der Gegenwart, in
seinem Vaterlande Spanien durch zahlreiche Opern bekannt und geschätzt, ist
in Puente la Reina in Navarra am 21. October 1823 geboren. Seine musi-
kalische Ausbildung suchte er in Italien, wohin er 1838 sich begab. 1842
wurde er Schüler des Mailänder Conservatoriums und gehörte ihm bis 1845 an.
In diesem Jahre wurde sein Erstlingswerk, die Oper -filldegondais., an einem
Theater zweiten Banges in Mailand aufgeführt, und nicht ohne für den Autor
Voraussetzungen zu erwecken. Derselbe verliess im Jahre der Unruhen 1848
Italien und kehrte in sein Vaterland zurück. Er widmete sich nun fast aus-
schliesslich der Operncomposition und hat im Ganzen mehr als fünfunddreissig
ein-, zwei- und dreiaktige Opern geschrieben. Die erste: y>Isahel la Catölica d
sea la Conquista de Granada^c, grosse spanische Oper, wurde in Madrid 1850
aufgeführt. Die darauffolgende »eZ Domino azuU nebst noch einigen anderen
y>la Estrella de Madridv^ (3 Akte), -nMarinaa (2 Akte), »eZ Grumete<s. (1 Akt), ge-
hören dem Genre der spanischen komischen Oper {zarzueld) an und haben
sich eines nachhaltigen Erfolges zu erfreuen gehabt. Im December 1857 trat
A. als Lehrer der Composition am Conservatorium zu Madrid ein, und 1875
an die Stelle des Hil. Eslava, als Rath des öffentlichen Unterrichts. Zur Zeit
ist er Director des Conservatoriums in Madrid.
Artaria, Philipp (I, 305), Mitbesitzer des früheren Kunstverlags y>Ärtaria
und Fontaine'.'^ in Mannheim, starb daselbst am 2. Oct. 1878 im 78. Lebensjahre.
Arthophius, Balthasar, deutscher Componist aus der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts. Compositionen von ihm linden sich in drei Sammlungen:
1) y)Seleetissimae nee non fam. Gantiones ultra centwm eic.v. Aug. Vindeli-
corum, Melchior Kriesstein 1540, kl. 8° obl. 2) y>Novum et insigne opus musi-
cum etc.v^ Norimbergae, Hier. Graphaeus 1537, kl. 4° obl. 3) y>Psalmortim
selectoruin tomus tertius, quinque quidam plurium vocuma. Norimbergae, apud,
Jo. Petreium, anno salutis 1541 in 4^.
Artmann, Hieronymus, einer der geschicktesten Orgelbauer Böhmens,
geboren zu Prag, erbaute 1654 im Stift der Prämonstratenser im alten Prag
eine treffliche Orgel.
Artomins, Pierre, protestantischer Pfarrer zu Thorn, ist 1552 in Grod-
zisko in Polen geboren, ursprünglich hiess er Kresy Chleb; da dieser Name
ihm nicht gefiel, vertauschte er ihn mit dem oben erwähnten. Er studirte in
Wittenberg, schloss sich der Reformation an und wirkte auch für Einführung
des Kirchengesanges in Polen. Ein sehr geschätztes Gesangbuch in polnischer
Sprache veröffentlichte er unter dem Titel: nKancyonal, to lest Piesni Ghrzes-
nianskie« (Cancional oder christliche Gesänge), das viele neue Auflagen erlebte:
Artöt — Attrup. 17
zu Thorn 1595, 1600, 1620; Dauzig 1640, 1646. Diese Sammlung von Ge-
sängen, zu denen Adam Freytag, M. E. Czerwonka v. Cekalowitz, Thomas
Chodowski, Öaspard Frisius, Andr. Triccsius, (Trzycieski), Melodien lieferten
und deren Text er thoÜH selbst dichtete, theils aus dem Lateinischen oder
Deutschen übersetzte, war die erste derartige Galje aus der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, und fand in Polen lebhafte Anerkennung. Sie gab die un-
mittelbare Veranlassung, dass eine grosse Zahl von religiösen Werken und Ge-
sängen ins Polnische übersetzt wurden. A. starb als Senior des Districts Beiz
und Prediger an der Marienkirche, in welcher Stellung er ungefähr 2;:{ Jahre
segensreich gewirkt hatte, am 2. August 1609 zu Thorn.
Artut, Maurice, genannt Montagney, ist zu Gray (Haüte-Saone) am
3. Februar 1772 geboren, war erst Musikdirektor bei einem Regiment der
Republik, später in Brüssel Solo-Hornist und Lehrer des Violinspiels. 1811
bei einem Concert in Laeken hörte ihn Napoleon I., der ihn zu seinem ersten
Hornisten ernannte. Er war mit einer Tochter des Kapellmeisters Adam Ries
verheiratet. Sein Sohn:
Artöt, Jean Desire, Montagney, geboren zu Paris den 23. Sept.
1803, wurde durch den Vater früh in der Musik unterrichtet und ebenfalls
zum Hornbläser gebildet. Er war bei verschiedenen Regimentern als solcher
thätig, später Lehrer am Conservatorium zu Brüssel und Solo-Hornist des
Königs Leopold. Eine Anzahl Compositionen, Concertfantasien u. s. w. für
Hörn, auch Trios und Quartette für Hörn oder Cornet ä piston erschienen
bei Schott in Brüssel. Seine Tochter ist die beliebte Sängerin (I, 307).
Arwidsson, Adolf Iwar, Conservator der königl. Bibliothek zu Stock-
holm, ist 1791 in Padajoki in Finnland geboren. Er veröffentlichte meistens
nach den Manuscripten eine Sammlung alter schwedischer Volkslieder und
Tänze unter folgendem Titel: nSvenska Fornsänger. En samling af Kämpavinor,
Folk-visor, Lekar och Dansar, samt Baruoch Yallsänger^. 3 Thle., in 8**. Der
erste Theil erschien 1834, II, 1837 und III, 1842. Die Stücke im zweiten
Theil sind harmonisirt von Eggert, dagegen enthält der III. Theil nur solche,
die in ihrer ursprünglichen Notirung gegeben sind.
Asantschewäky, Michael d' (I, 309), wurde nach dem Rücktritt A. Rubin-
steins Direktor des Petersburger Conservatoriums.
Asola, Giammatteo, auch Asula (1,313), ist um das Jahr 1524 zu
Verona geboren. Er war Anfangs Mitglied der Congregation der Canonici
secolari des heil. Georgs in Alga. Da er indess keine Neigung fühlte, die,
vom Papst Pius IV. dieser Verbindung auferlegten Gelübde abzulegen, so schied
er 1569 aus und blieb in der Kirche des heil. Severin Pfarr-Caplan bis zu
seinem Tode, der am 1. October 1609 in Venedig erfolgt sein soll. Auf einem
Marmorstein des Fussbodens der Kirche St. Lorenz in Venedig, ziar Rechten
des grossen Eingangsthors in der Nähe des Weihwassersteins liest man folgende
Inschrift: »S. D. \ Jo. Mattet Asola \ Div. Sever. Cap. \ Mus. emin. \ hie | ossa
quiese. | in extr. \ usq. diem \ Obit. Cal. Oct. (MDOIX).
Attrap, Carl, geboren zu Kopenhagen am 4. März 1848, erhielt in seinem
14. Jahre schon Unterricht im Ciavier- und Violoncellspiel und trat später als
Schüler im dortigen Musikkonservatorium, bei der Gründung desselben 1867,
ein. Professor N. W. Gade wurde hier sein Lehrer im Orgelspiel und A.
machte unter ihm so grosse Fortschritte, dass er schon zwei Jahre danach den
Platz Gade's als Orgellehrer am Institute einnehmen konnte. 1871 wurde er
zum Organisten der Friedrichskirche gewählt; erhielt darauf 1874 feste An-
stellung in derselben Eigenschaft an der »Kirche unseres Erlösers« und wurde in
demselben Jahr zugleich Ui'gellehrer am königlichen Blindeninstitute. A., welcher
ein hervorragender Orgelspieler und vortrefflicher Lehrer ist, hat zahlreiche
Orgelconcerte in den meisten Städten Dänemarks, auch in Schleswig und
Schweden gegeben. Er hat auch einige Lieder mit Ciavierbegleitung und mehrere
Präludien für Orgel geschrieben. Seine »Studien für Orgel« sind ein ausge-
Musikat. Cunrer8.-I<exikon. Ergänzungsband. 2
18 Ättwood — Audran,
zeichnetes TJnterrichtswerk, im KopenTia<?ener MusikconKPrvatoriura eingeführt
und von dem Cultusministerium zum Gebrauch in den Seminarien autorisirt.
Attwood, Thomas, (I, 339), war wiihrend seiner Anwesenheit in Wien
(seit 1785) auch Schüler von Mozart. Als dieser im Frühjahr 1787 nach Eng-
land gehen wollte, sollte ihm A. eine Subscription für Concerte oder den Auf-
trag zu einer Oper verschaffen.
Auber, D a n. F r. E s p. (1, 339), wurde (nach Paloschi) 1782, nicht 1784, geboren.
Aubery duBoulley, Prudent-Louis (1,344), starb zu Verneuil im Febr. 1870.
Audefroi, de Batard, Trouvers des 13. Jahrhunderts. In der Pariser
kaiscrl. Bibliothek sind von ihm 1. das Manuscri})t eines Gesanges (Nr. 66
fonds de Lange), und 2. ein Manuscript, sechzehn Romanzen enthaltend,
(c. 7222) aufbewahrt.
Audichon, Henri de, Erzpriester von Lambegere, gab folgende Sammlung
heraus: r>Recueils de Noels choisis sur les airs les plus agreables, les plus connus
et les plus en vogue dans la province de Bearn.«. Bagneres, Dossun.
Audiphon, ein von Greydon in Nordamerika erfundenes Instniment, welches,
unter Anwendung eines kleinen Elektromikrophons , es den Taubstummen
ermöglicht, mit den Zähnen zu hören. Einen ähnlichen, aber viel einfachem
Apparat Hess sich ein anderer Nordamerikaner, Rhodes von Chicago, patentiren,
und der Genfer Physiker Colladon hat diesen in jüngster Zeit so vereinfacht,
dass er leicht zu construiren ist. Das Audi p hon von Rhodes hat die Gestalt
eines Lichtschirms. Es besteht aus einer, an einem Handstiel befestigten Platte
von gehärtetem Kautschuk; diese ist etwa einen Fuss hoch und 9 Zoll breit;
nach der Seite des Handgriffs geht sie rechtwinklig zu; nach der entgegen-
gesetzten Seite ist sie abgerundet. In der Mitte des convexen Schirmrandes
sind Schnüre befestigt, die am Stiel zusammenlaufen. Durch eine Holzschraube
zieht man die Schnüre an, bis der Schirm sich nach innen krümmt wie ein
gespannter Bogen. Fasst man den Apparat am Handgriff und bringt den
convexen Rand der Kautschuk platte an die Zähne des Oberkiefers, so kann
man vermittelst der Zähne hören. Die seitwärts vom Audiphon erzeugten
Töne setzen die Platte in Vibration und diese wird durch die Zähne weiter
geleitet. Der Physiker Colladon hat dies Audiphon dadurch vereinfacht, dass
er die kostspielige Kautschukplatte durch eine Platte aus Glanzcarton (Satinir-
pappe) ersetzte. Er schnitt aus solchem Glanzdeckel von 0,8 bis 1 Millim. Dicke
einen auf einer Seite abgerundeten Schirm aus, der etwa 35 — 38 Centimeter
hoch und 28 — 30 Centimeter breit ist. Nimmt man diesen Schirm bei der
rechtwinkeligen Seite — ohne Stiel — in die Hand und setzt die abgerundete
Seite gegen die Oberzähne, so dass er in einiger Spannung leicht gekrümmt
ist, so wird derselbe Erfolg erreicht, wie mit jenem Audiphon von Rhodes.
Am 14. Januar 1880 machte Colladon mit seinem Audiphon die erfolgreichsten
Versuche vor einem zahlreichen Publicum. Der Dii-ektor einer Taubstummen-
anstalt, Louis Sager, führte ihm acht seiner Zöglinge vor, welche Worte nach
der Bewegung der Lippen des Sprechenden verstanden und articulirte Töne
mehr oder weniger deutlich nachahmten. Durch verschiedene Experimente
wurde nachgewiesen, dass ihnen das Audiphon das Hören ermöglichte und
ausserordentlich erleichterte.
Andran, Marius, ausgezeichneter Tenorist, geboren zu Aix am 26. Sep-
tember 1816, kam zwei Jahre alt mit seinen Eltern nach Marseille. Er
besuchte, um sich zum Sänger auszubilden, einige Zeit das Couservatorium zu
Paris, musste es jedoch verlassen, weil ihm die Mittel zu seinem Unterhalt
fehlten und er genügende Verwendung, eine Freistelle zu erhalten nicht
fand. Er kehrte nach Marseille zurück und erhielt dort von Etienne Arnaud
die nöthige Unterweisung, um in kurzer Zeit sich schon öffentlich vortheilhaft
zeigen zu können. 1837 betrat er zum erstenmal die Bühne der grossen Oper
in seiner Vaterstadt und wurde günstig aufgenommen. Nachdem er dann ferner
in Brüssel, Bordeaiix und Lyon aufgetreten war, erhielt er 1842 ein Engage-
Aiidran — Auffassung. 19
meut an der komischen Oper in Paris. In diesem blieb er zehn Jahre, und
hatte besonders nach dem Abganj^o Roger's ein höchst nrafangreiches Repertoir,
das er fortdauernd erweiterte. Die hübscho Tcmorpartic in T>Le roi d'l'veioU
ist von Adam für diesen Sänger gesclirieben worden. Audran war auch Solist
der Concertgesellscliaft des Conservatoriums und gehörte zur Jury desselben.
1852 verliess er Paris und begab sich, nachdem er in Marseille und Bordeaux
gesungen, auf lilngere Gastspielreisen. 1861 Hess er sich in Marseille dauernd
nieder, wo er 1863 Professor des Gesanges am dortigen Conservatorium wurde.
Zu der Reihe trefflicher Schüler, die er dort bildete, gehört auch Drsire Artot.
A. ist Componist einer Anzahl von ansprechenden Romanzen, die in Paris,
Brüssel, Lyon und Marseille erschienen. Sein Sohn:
Andrnn, Edraond, geboren zu Lyon den 11. April 1842, ist ein Zögling
der Niedermeyer'schen Schule in Paris, in welcher er mehrere Preise erhielt.
Er lebt in Marseille als Kapellmeister der Kirche St. Joseph, und hat drei
kleinere Opern componirt, die in Marseille zur beifälligen Aufführung gelangten.
Eine Messe von ihm wurde in Marseille und in Paris aufgeführt. Mehrere
kleinere Compositioneu und einzelne Nummern aus den Opern sind in Marseille
bei Carbonel und Pepin freres erschienen.
Andnbert) Jules, Professor des Gesanges zu Paris, veröffentlichte: nl'Ärt
du cTiant, siiivi d^un traife de maintien thedtral, avec figures explicativesv^. Paris,
Brandus, 1876, in 8".
Auffnssnng*. Eine der wesentlichsten Hauptbedingungen für die entsprechende
Ausführung eines Toustücks ist die Auffassung desselben seitens des oder
der ausfahrenden Künstler. Schon die meisten der Schriftzeichen, durch welche
ein Tonstück aufgezeichnet wird, lassen oft eine mehrfache Deutung zu; die
wenigsten sind so sicher und bestimmt, dass sie nicht verschiedenen Auffassungen
unterliegen. Die Noten bestimmen wol mit ziemlicher Sicherheit die absolute
Höhe des Klanges, aber schon nicht den besondern Charakter desselben; ob
dieser weicher oder härter, heller oder dunkler, zart oder rauh sein soll, das
bleibt meist der besondern Auffassung des ausführenden Künstlers überlassen.
Durch die rhythmische Construction wird auch eine Verschiedenheit der
Stärke der einzelnen Klänge bedingt; wir unterscheiden accentuirte und
accentlose Klänge, und gruppiren und nüanciren diese wieder eigenartig, um
besondere rhythmische Gebäude zu gewinnen und so erhalten wir eine Reihe
von Accenten der verschiedensten Stärkegrade, die zu unterscheiden wiederum
zumeist der besondern Auffassung des Künstlers überlassen bleibt. Selbst dort,
wo sie durch die vorhandenen Zeichen, wie f\ oder > oder \_\ oAdV fz u. s. w.
bezeichnet werden, ist damit nur ihre Stellung im Kunstwei'k, nicht aber ihre
besondere Klangweise bestimmt. Auch Porte und Piano und dergl. sind
nur Bezeichnungen für Anwendung der erhöhten oder verminderten Schallkraft,
aber nicht für das INfaass derselben; auch das bleibt in den meisten Fällen
der besondern Auffassung des Ausführenden zu bestimmen überlassen. Das gilt
selbstverständlich auch vom Crescendo wie vom Decrescendo, dessen Einführungs-
stellen nur bestimmt werden können; mit welchem Stärkegrade jedes beginnen
und mit welchem es seinen Höhepunkt erreichen soll, das bestimmt wiederum
das ausführende Organ nach der besonderen Weise wie es das Tonstück erfasst.
Auch für die Tempo-Bestimmungen, für die besondere Weise des Zeitmaasses,
in welchem ein Tonstück auszuführen ist, haben wir eine Reihe von erläuternden
Beiworten und in Mälzeis Metronomen sogar ein Instrument nach Secunden
die Zeit zu bestimmen; allein selbst hierbei wird die Auffassung des Kunst-
werkes das Beste zur rechten Wahl des Tempos thun müssen. Ebenso wenig
wie der Pulsschlag des Herzens sich genau mit Metronomschlägou bezeich-
nen lässt, ebenso wenig ist der Rhythmus eines Tonstücks ganz genau mit
dieser festzustellen; die Hauptsache wird auch hierbei die Empfindung thun
müssen, mit welcher der ausführende Künstler das Werk des schaflVudon in
seinem Geiste nachschafl't. Damit ist zugleich angedeutet, worin die AuH'assung
2*
20 Aufgeaang — Automatischer Ciavierhandleiter.
des Kunstwerkes seitens des Ausführenden besteht. Dieser muss zunächst das
fremde Kunstwerk in seinem eignen Geiste entstehen lassen; er muss es
mit seinen innern Organen uachschaffen, vollständig innerlich zu erfassen
suchen, um es dann mit den äussern Mitteln nachbilden zu können. Jene
oben erwähnten Bezeichnungen sind dankenswerthe Hülfsmittel, den poe-
tischen Inhalt eines Tonstücks erfassen zu können, sie erleichtern es den
Ausführenden die Intentionen des Componisten zu erkennen, aber sie sind durch-
aus nicht ausreichend diese vollständig darzulegen, den poetischen Inhalt ganz
offenbar zu machen. Wer nur unter treuer Beobachtung diese Zeichen die
Töne correct zu geben vermag, der hat das Kunstwerk und seinen Inhalt —
vorausgesetzt, dass ein solcher vorhanden ist — noch lange nicht ei-Jasst, der
hat noch keine Auffassung desselben. Mit Hülfe jener Zeichen muss das Kunst-
werk in der eigenen Phantasie und Seele des nachschaflfeuden Künstlers wieder
geboren werden, wie es der Phantasie seines Schöpfers vorschwebt, als er es
schuf; an seiner Hand muss ,er suchen alles durchzuleben, was jener fühlte und
in seinem Kunstwerk verkörperte. Einen Theil dieses Schafl'eusprocesses, dem
es seine Entstehung verdankt, wenigstens muss er im eignen Geiste durch-
machen, wenn er die rechte Auffassung des Kunstwerks gewinnen will, aus
der heraus er es einzig und allein nachzuschaffeu im Stande sein dürfte, selbst
ohne die äussern, oben erwähnten Hülfsmittel. Es gab eine Zeit, in welcher
diese die Meister ganz entbehren konnten, oder sie doch nur in sehr beschränktem
Maase in Anwendung brachten, wie jene unvergleichlichen Vertreter des
Vocalstils der vorreformatorischen Zeit und des Reformationszeitalters. Die
Ausdrucksmittel waren noch nicht zu solchem Reichthum angewachsen und der
Text bot ihnen noch die besten Hülfsmittel zur richtigen Auffassung der Gesänge
dar. Aber auch die Instrumentalwerke der nächstfolgenden Periode eines Bach,
und selbst die von Haydn, Mozart und die früheren von Beethoven unter-
liegen noch nicht ihres immer noch mehr allgemeinern Inhalts, so verschieden-
artiger Auffassung und entbehren der speciellern Yortragsbezeichnungen. Je
subtiler und eigenartiger der Inhalt wird, wie in den letzten Werken von
Beethoven und den Werken der sogenannten Romantiker, um so nothwendiger
werden dann die Vortragszeichen, desto schwieriger wird die entsprechende Auf-
fassung, und um so mehr verschiedene Deutungen lassen die betreffenden Zeichen
zu. Da, wo dann immer weniger die Formen an sich darstellende Bedeutung
behalten und dafür die einzelnen Phrasen einen besondern Inhalt darlegen
sollen, ist eine peinlich genaue Bezeichnung Hauptbedingung, so, dass all-
mählich auf ihre Beobachtung sich die ganze Auflassung beschränkt, dass ein
Erfassen im frühern Sinne nicht mehr nothwendig, im Grunde nicht mehr
möglich erscheint. Wenn die Wirkung des Kunstwerks nur noch auf der Weise
der äussern Ausführung beruht, ist eine Auffassung desselben eigentlich schon
nicht mehr nöthig, im Grunde auch nicht mehr möglich. (Weiteres bringt der
Artikel: >5 Vortrag« im Hauptwerk.)
Aufgesang heissen in der altdeutschen Poesie die beiden ganz gleich
gebildeten ersten Stollen (s. d. im Hauptwerk) der lyrischen Strophe. Diese
bestand in der Pegel aus drei Gliedern: die ersten beiden, ganz gleich gebil-
deten, nannte man den Aufgesang, das dritte etwas abweichend gebildete
Glied ist der Ab ge sang. (S. den Art. Strophe im Hauptwerk.)
Auspitz-Kolar, Auguste, (I, 372), starb am 23. August 1878.
Antomatischer Clavierhaadleiter, ein von Bohrer construirter Apparat,
der dem Schüler es erleichtern soll, beim Ciavierspiel eine gute und zugleich
schöne Hand- und Armhaltung zu gewinnen. Bohrer' s Haudleiter besteht
aus zwei Eisenschrauben, welche zu beiden Seiten der Claviatur in das Holz
einzudrehen sind und die zwei, horizontal übereinander liegende Holzstangeu
tragen, von denen die obere rund, die untere viereckig gezahnt ist. Die obere
Stange ruht auf zwei Spiralfedern , deren Widerstandsfähigkeit durch zwei
Holzschrauben regulirt werden kann. An der obern Stange laufen zwei hin-
Automatischer Notonblattnrawender — Bache. 21
und horbcwegliche Handpfolcnkstützen, deren mit Lcdor gepolstort(i liiogsamo
Bügel sich um die eigene Achse drehen ; mittelst zweier Stellschrauljon am
Halse der Gabel kann der Handleiter höher oder tiefer gestellt werden. Der
Erfinder, Wilhelm Bohrer, lebt als gesuchter Musiklehrer in Amerika.
Antoinntischer NotenldnttiimiTender ist ein von Trobach und Rosenzweig
in Berlin construirter Apparat, der an Stelle des Spielers das Umwenden der
Notenblatt IT ausführt. Je nach seiner Verbindung mit Notenmappe oder
Rahmen erleidet er kleine Veränderungen. An dem Rahmen oder an der Mappe,
beide für Ciavier- oder Geigenpult verwendbar, sind zwei Console angebracht,
auf welche die Notenhefte zu stehen kommen, hinter aufrechtstehende, an ihrem
obern Ende umgebogene Metallliebel; dabei werden alle Blätter, welche um-
gewendet werden sollen, nach links gelegt; darauf schiebt man den rechts
befindlichen Ueberlaghebel herunter, wodurch sämmtliche Hebel, die rechts
liegen, sich nach links niederlegen, dann rückt man die Sperrvorrichtung aus
und legt den untersten Hebel wieder nach rechts, schiebt den Ueberlagsh''bel
wieder darüber, legt ein Notenl)latt auf den aufrecht stehenden Hebel und
schiebt dasselbe in die Gabelung; dann legt man wieder einen Hebel nach
rechts, wieder ein Notenblatt auf denselben u. s. f., bis sämmtliche Notenblätter,
die umgewendet werden sollen, von Hebeln festgehalten werden, worauf wieder
die Sperrvorrichtung eingerückt wird. Eine Handabzugvorrichtung oder ein
Fuss- oder Kniepedal setzen den Apparat in Bewegung. Ein leichter Druck
auf die Handabzugvorrichtung oder das Pedal veranlasst eine Hebelbewegung,
durch welche das Blatt umgewendet und nach links niedergelegt wird. Ver-
mittelt wird diese Bewegung durch kleine Federn, die sich an jedem Hebel
befinden und die Tendenz haben, dieselbe nach links zu bringen. Dies erfolgt,
sobald durch Abwärtsziehen des Hebels dem betrefiTenden freies Spiel gelassen
wird. Sind bei einzelnen Tonstücken Wiederholungen nothwendig, so müssen
soviel Hebel, als Wiederholungen stattfinden sollen, hinter das bctrefi"ende
Notenblatt gelegt werden.
AventinDS (L 379), ist nicht der Verfasser, sondern nur Herausgeber der
•aRudimenta muidcaea. Verfasser ist Nico laus Faber. (Monatsh. für Musik-
forsch. I, 19.)
Avidins, Gerhard, geboren Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahr-
hunderts in Nimwegen, war Schüler des Josquin des Pres. Er schrieb ein
Klagelied auf den Tod seines Meisters, welches unter dem Titel: »/w Josquinu?n
a Prato musicorum Principem Monodiaa in der von Tilman Susato herausgege-
benen Sammlung: y>Qhansons ä quatre, cinq, six et huit parties de divers auteursa,
Antwerpen 1543^1550, in 4" obl. (im siebenten Buche) enthalten ist. Einige
andere Compositionen von Avidius sind unter seinem Vornamen Gerhard in
anderen Sammlungen abgedruckt.
B.
Habniiuri^, Anton (I. 387), starb in Ungarn am 28. November 1872.
Itacci, Domin ic, war einer der grössten Sänger seiner Zeit. Er starb
in Cremona, wo er auch geboren ist, am 27. Januar 1549. (s. Arisi, Cremon,
Letter II, p. 45.)
Bnche, Walter, englischer Pianist, wurde am 19. Juni 1842 in Birming-
ham geboren und widmete sich nach absolvirten Schulstudien der Musik, zu
welchem Behufe er 1858 in das Leipziger Conservatorium eintrat. Dieser An-
stalt gehörte er bis 1861 an und bildete sich innerhalb dieser Zeit unter
Leitung Plaidy's und Moscheies' als Pianist, unter Haiiptmann und Richter in
der Composition aus. 1862 wandte sich B. nach Rom, woselbst er während
dreier Jahre den Unterricht Liszt's genoss, dann aber kehrte er in sein Vater-
22 Bachmeister — Balduin-Dahl.
land zurück und Hess sich in London nieder. Hier entwickelte er seit 1865
eine höchst erfolgreiche Thätigkeit als Ciaviervirtuose und Lehrer dieses In-
strumentes; namentlich hat er sich um die Verbreitung neuerer Musik in seinem
Vaterlande grosses Verdienst erworben, und in den jährlich von ihm veran-
stalteten Orchesterconcerten stets mindestens ein grösseres Werk eines lebenden
Autoren zur Aufführung gebracht, u. a. 1871 das Clavierconcert Nr. 1 (Es-dur)
von Liszt, welches bis dahin noch Niemand in England öffentlich zu spielen
unternommen hatte; später desselben Componisten Oratorium »die heilige Eli-
sabeth« dessen 13. Psalm, symphonische Dichtungen etc. Selbstschaffend ist
B. bisher noch nicht in die Öffentlichkeit getreten. Der Componist dieses
Namens ist sein schon vor Jahren jung verstorbener Bruder J. Edward Bache.
Bachmeister, Lucas (1,407), richtiger Bacmeister. Die nOratio de Luca
Zossiov ist wahrscheinlich im Todesjahr des Lossius 1582 und nicht 1562 ge-
druckt; in diesem Jahre kam B. nach Rostock als Professor.
Backers, Americus, auch Baccers, nach Einigen ein Holländer, nach
Anderen ein Deutscher (Becker), hatte bei Silbermann in Preiburg gearbeitet
und brachte dann dessen Hammermechanik nach London. Hier arbeitete er
längere Zeit bei Tschudi (s. Shudi) und etablirte sich, seine Instrumente als
»Pianoforte« bezeichnend. 1771 stellte er in »Thalehed Jiousev. ein, von ihm er-
fundenes Original-Pianoforte aus. Seine fortgesetzten Versuche, die Mechanik
zu verbessern, führten ihn endlich zur sogenannten englischen Hammermechanik,
die durch Broadwood und Stodart wesentlich verbessert, so bedeutungsvoll für
den Pianofortebau werden sollten. B. starb um 1781.
Bacoii, Francis von Veralam (I, 408), wurde 1540 (nicht 1561) geboren.
Bacou, Richard Mackensie, englischer Schriftsteller und Musiker, ge-
boren 1788 in Norwich, gab im Januar 1818 in London die ersten Hefte einer
von ihm gegründeten Zeitschrift: y>T}ie Qiiarterly musical Magazine and Seview«
heraus, von welcher die vier jährlichen Lieferungen einen Band von 550 S.
bildeten ; ganz regelmässig erschienen sie jedoch nur in den ersten Jahren. Der
zehnte Jahrgang wurde erst 1830 complett. Der Plan eine musikalische Ency-
clopädie unter Mitwirkung von Clementi, Dr. Bishop, Dr. Crotch, M. Adams
u. A. in London herauszugeben, zu welcher B. bereits den Prospect ausgege-
ben hatte, kam nicht zur Ausführung.
Bagner, Carlos, Componist und Organist, von seinen Zeitgenossen Car-
lets genannt, ist gegen 1768 geboren. Er war Organist an der Kathedrale
in Barcelona, wo er am 29. Februar 1808 starb. Er soll ein höchst begabter
Tonkünstler gewesen sein, doch ist von seinen Werken nur eins bekannt, das
Oratorium: -nMuerte de ÄbeU, welches Fuertes in seiner »Historia de la Musica
espaholav. anführt.
Baille, Gabriel, Componist, Direktor des Conservatoriums zu Perpignan.
Von seinen ungefähr fünfzig Compositionen sind zu nennen: liEcole concertante
de violona, Paris, Brandus (leichtere Stücke für zwei Violinen, und eine in jähr-
lich zwei Lieferungen erscheinende Sammlung von Orgelstücken, von denen
sieben Jahrgänge vorhanden sind).
Baillot, Pierre Marie Fran^ois de Sales (I, 416). Zu den Werken
des berühmten Violinisten gehört noch das nachgelassene, das 1872 erschien
unter dem Titel: y>Ohservatiotis relatives aux concours de violon die Conservatoire
de musiqued.. Paris, Didot, in 8'^. Am 4. April 1872 wurde in Paris im kleinen
Saal des Conservatoriums die Broncestatuette Baillots aufgestellt, bei welcher
Gelegenheit eine musikalische Soiree stattfand und M. D. Tajan-Boge eine Rede
hielt, welche gedruckt erschien : y^Hommage ä la memoire de BailloU<i. Paris, le
Chevalier, 1872, in 12'\
Balduin-Dahl, Christian Florus, geboren am 6. Oct. 1834 zu Kopen-
hagen, wurde von seinem Vater und Bruder zu einem vorzüglichen Concert-
und Orchesterdirigeuten ausgebildet. Nachdem er 1864 — 72 ein Harmonieorchester
im Kopenhagener »Tivoli« dirigirt hatte, wurde er, da der alte H. C. Lumbye
Balestrieri — Banka. 23
als Dirigent, im Coiieertsanle des EtablisHements abtrat, von den ProfcBSoren
Gade, Hartmauu und PauUi gewählt, au Stelle desselben eingesetzt. Nicht
nur dass B.-D. beim Publicum sehr beliebt ist — was als Nachfolger des po-
pulären Lumbyo gewiss nicht leicht war — er hat auch gewuest, so tüchtige
Orchesterkriifto zu sammeln und sie so zu vcrwerthen, dass sein Orchester —
die königl. Kapeile abgerechnet — , sowohl populäre Musik als Siut'onieu aus-
führend, unbestreitbar das beste in der Stadt ist und auch von den grössten
musikaufführeuden Vereinen Kopenhagens immer benutzt wird. B.-D. ist mit
der dänischen Verdienstmedaille in Gold und der schwedischen Medaille: itjyro
literin et arfibusa decorirt.
Itulestrieri, Thomas, trefiiicher Geigenbauer, ein Schüler des Stradivarius,
lebte in den Jahren 1720 — 50 in Mautua.
Balestrieri, Pietro, lebte um 1735 in Crcmona; er lieferte gleichfalls aus-
gezeichnete Instrumente, die aber etwas schwach im Ton sind.
Balfe, Michel Guillaumo (1,424), starb am 21. October 1870 auf seinem
Landhause Rowny-Asbey bei London.
Balhorn, L. W. (I, 431), war Superintendent zu Neustadt (nicht Ncdstadt)
am Rübenberge (Provinz Hannover).
liallabile, ein charakteristischer Gesammttanz, der aus einzelnen, verschieden
rhythmisirten Tänzen zusammengesetzt ist. Er ist italienischen Ursprungs, in
Frankreich und Deutschland wurde er national weiter gebildet.
Balthasar -Florenoe, Henri Mathias belgischer Componist, geboren
am 21. October 1844 zu Arlon, trat ins Conservatorium zu Brüssel im
Jahre 1857, nachdem er schon in der zartesten Jugend in der Musik unter-
wiesen worden war, so dass er neun Jahr alt bereits in seiner Vaterstadt als
Pianist öfientlich auftreten konnte. Im Conservatorium erhielt er die ersten
Preise. Später Hess er sich in Namur nieder und machte sich mit Erfolg als
Claviervirtuos und Componist geltend. In Brüssel wurde in den Concerts popu-
laires 1868 eine dramatische Ouvertüre von ihm aufgeführt, ebenda auch zwei
einaktige komische Opern: » Une croyance hretonne<i und »Ze Docteur QuinqicinaK.
Diesen folgten ein symphonisches Concert für Ciavier mit Orchester, eine Messe
für Chor und Orchester, zwei Benedictus, zwei Laudate Domini und eine Cantate,
welche in Lille bei einer Concurrenz den Preis erhielt und dort mit vielem
Beifall aufgeführt wurde. Nach seiner Verheiratung fügte er den Namen seiner
Gattin : Florence dem seinigen l)ei.
Ban Jan Albert, lat. Bannus oder Bannius, ein holländischer Geistlicher,
ist zu Harlem 1597 oder 98 geboren und starb daselbst am 27. Juli 1644.
Für den geistlichen Stand bestimmt, studirte er zu Löwen, wurde Dr. beider
Rechte und kehrte nach seinem Geburtsort zurück. Das Harlemer Capitel
machte ihn 1627 zu seinem Capellan und 1628 zum Canonicus. Seine Amts-
pflichten Hessen ihm noch Zeit ausser zu einem ausgebreiteten Briefwechsel
mit hervorragenden und angesehenen Leuten seiner Zeit, auch zur Pflege der
Musik. Hooft übersandte ihm manche seiner Lieder zur Composition. Die
meisten seiner Compositionen schrieb er in den Jahren 1636 — 43. Bouwsteenen
Jahrg. II. p. 86 giebt ein vollständiges Verzeichniss derselben. Sein bestes
derartiges Werk soll sein: y>Deliciae municae veterist. Seine »Disfiertafio de
muxicae natura origiiic progressu et denique ntudio heue instituendo Harlem li'>'A6<i
wurde mehrfach neu aufgelegt und von Grotius (1645) und Gerh. Joh. Vossius
(1658) neu herausgegeben.
Banks, Benjamin, Chef einer englischen Instrumentenmacher- Familie,
ist geboren 1727 und starb 1795. Er hatte sich in Salisbury etablirt und
verfertigte Violinen und Violoncellis, von welchen besonders die letzteren ge-
schätzt waren. Seine Instrumente sind mit den Anfangsbuchstaben B. B. oder
mit dem ganzen Namen und dem Datum gezeichnet. Er gilt als einer der
ersten Instrumentenmacher in England. Sein Sohn Benjamin, geboren 1754,
verstorben 1820, arbeitete lange Zeit mit seinem Vater in Salisbury und siedelte
24 Barbarini — Barbieri.
diiuii nacli London über. Die beiden jüngeren Brüder James und Henry
Hessen sich in Livei-pool nieder.
Barbarini, Manfrede Luigi (1,446), schreibt sich auch: Manfredos
Barbar in OS Lupus; sein Pseudonym »Lusti« dürfte daher wohl Lupi heissen.
Barbereau, Mathurin Auguste Balthasar (I, 447), starb am 18. Juli
1879 als Professor der Composition am Conservatorium in Paris.
Barbieri, Americo, Theoretiker, Professor der Musik, ist in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts in Italien geboren und in Mailand im Juli 1869
gestorben. Er ist der Autor eines AVerkes über Akustik: y>Scienza nuova delV ar-
monia de \suoni«. Ferner hatte er die Herausgabe einer musikalischen Ency-
klopiidie unternommen, starb jedoch nachdem die ersten Lieferungen erschienen
waren. Der Titel lautete: nDizionario artistico scientifico-storico-tecnologico
musicale, eon nozioni di estetica, di poesia epica, Urica e dramatica, e dt quanto
collegasi colla musican. Mailand, Giac. Pirola, in 8".
Barbieri, Carlo Eman. (eigentlich Luigi) de (I, 448), starb 1867 (nicht
1868) am 29. September.
Barbieri, Francisco Asenjo (I, 448), ist zu Madrid am 3. Ang. 1823
geboren; er zählt daselbst zu den geschätztesten und populärsten Tonkünstlern
der Gegenwart. B. war anfangs für die Medicin bestimmt und hatte sich be-
reits eine tüchtige wissenschaftliche Bildung angeeignet, wendete sich aber dann
aus Liebe zur Musik dieser Kunst zu. Er besuchte, nachdem er einige Vor-
studien gemacht hatte, das Conservatorium Maria Christina und unterzog sich
nach Absolvirung desselben, und da er ganz allein auf sich angewiesen war,
allen möglichen Beschäftigungen um sich durchzuschlagen. Zuerst trat er als
Clarinettist in ein Bataillon der National-Miliz und gleichzeitig ins Theater-
orchester, ferner copirte er Noten, spielte zum Tanz und gab Ciavierstunden.
Hierauf wurde er Chorist am Theater »Circus« wo er zuweilen den Chordirektor
vertrat. In dieser Zeit veröffentlichte er auch seine ersten Gesänge und Roman-
zen und schrieb für die Benefiz-Aufführung des Chors den Text und die
Musik zu einer kleinen komischen Oper: »Felipa«, die jedoch nicht rechtzeitig
fertig wurde und demnach nicht zur Aufführung kam. Nach mehreren Wander-
zügen durch den Norden Spaniens als Chordirektor und Souffleur einer ita-
lienischen Opern-Truppe kehrte B. 1847 nach Madrid zurück. Hier wurde er
als Secretair das thätigste Mitglied der Gesellschaft zur Gründung eines spani-
schen Theaters zur Aufführung von Singspielen. Er schrieb auch eine zwei-
aktige italienische Oper: r>Buon Tempov, welche zwar im »Circusw-Theater an-
genommen wurde aber nicht zur Aufführung gelangte. Jetzt trat er auch als
Kritiker auf, als welcher er auch noch später öfter thätig war. Mit dem Jahre
1850 beginnen dann seine Erfolge als Componist komischer Opern. Die erste der-
selben: »Gloria y Pelueafn wurde im Variete -Theater mit vielem Erfolge gegeben
und nachdem dann noch einige andere einaktige derartige Opern mit gleichem
Beifall aufgeführt worden waren, folgte 1851 eine dreiaktige komische Oper:
y)Jugar con fuego<i, welche so enthusiastisch aufgenommen wurde, dass das Schick-
sal des Componisten auf diesem Gebiet entschieden war, und er von da an den
Theaterdirektoren stets willkommen war. B. hat innerhalb fünfundzwanzig Jahren
gegen 60 Werke dieses Genres geschrieben, die ihn in Spanien populär machten.
Die ungemeine Rührigkeit auf dem dramatischen Gebiet verhinderte indessen
B. nicht, zur Förderung und Pflege der Tonkunst noch anderweitig einzugreifen.
Er wurde thätiges Mitglied verschiedener Gesellschaften, welche diesem Zwecke
dienten. Auch gehört er zur Jury des Conservatoriums und ist unter den Be-
gründern der artistisch-musikalischen Gesellschaft zu gegenseitiger Unterstützung.
Er richtete im Theater Zarzuela Concerte ein, in denen er Aufführungen mit
200 Mitwirkenden dirigirte, und gründete 1866 Concerte für klassische Musik
(Concert-Gesellschaft), deren im ersten Jahre 26, im zweiten 50 Concerte statt-
fanden, in welchen B. die Instrumental- und Vocal-Werke der grossen deutschen
Meister zu Gehör brachte. Die Stelle eines Professors für Musikgeschichte und
Barca — Basevi. 25
Composition am königl. Oonservatorium, die ihm nngctragnn wurtlo, Ichnto er
ab. 1H60 übornahm er die Loitung des Orchesters des königl. Theaters; 1873
wurde er Mitglied der schönen Künste. Ausser den erwälinten Werken schrieb
er Ouvertüren, Märsche, Hymnen, Motetten, Gesänge u. s. w.
Itnrca, Francisco (I, 450), über diesen Kirchencomponist ist zu berich-
tigen, dass er 1G()3 gel)oren ist und seine letzte Stcdhing die eines Kapell-
meisters am königl. Hospital Todos os Sanctos zu Lissabon war, in welcher er
starb. Die Miinuscripte seiner Kirchencomposition befinden sich in der Musika-
lischen Bibliothek des Königs Joan IV. von Portugal.
Baren, Alessandro (I, 450), Nachrichten über diesen Gelehrten sind in
den hinterlassenen Schriften von Mayr von Bergamo enthalten. Herausgegeben
sind diese von dem Abbe Antonio Alessandri unter dem Titel: riBiograße di
scrittori e arfisti musicali Bergnmaschi nativi od oriundi«. Bergamo, Pagnon-
celli 1875. in 4".
Bnrgheer, Carl Louis, ist zu Bückeburg am 31. December 1831 geboren;
war in den Jahren 1849 und 1850 Schüler von Spohr. Im letzti,'enannten
Jahr wurde er Mitglied der fürstlichen Hofkapelle in Detmold und l)enutzte
mehrere Jahre hindurch seine Urlaubszeit, um noch bei David und Joachim
zu studiren. Später machte er dann erfolgreiche Concertreisen in Deutschland,
Holland, Russland u. s. w., durch die er den Ruf eines der bedeutendsten Geiger
der Gegenwart erwarb. 1863 wurde er zum Kapellmeister und Dirigenten der
Hofkapelle in Detmold ernannt. Nach der, durch den 1875 erfolgten Tod des
Fürsten veranlassten Auflösung der Kapelle ging B. im März 1875 nach Ham-
bui'g, wo er als erster Concertmeister der Philharmonischen Concerte und als
Lehrer am Oonservatorium erfolgreich wirkt.
Barnbeck, Friedrich (I, 457), Königlich Würtembergischer Kammer-
musiker; ist am 17. November 1807 zu Westfälisch-Mindcn geboren. Sein
Vater Heinrich B. war dort Stadtmusikdirektor und kam 1808 als Concert-
meister in die Hofkapelle nach Kassel. Sein Sohn Friedrich wurde durch ihn
und später durch den Concertmeister Adolph Wiele zu einem tüchtigen Violi-
nisten herangebildet. Von 1824 — 26 war er Mitglied der Kasseler Hofkapelle,
von 1826 — 28 der Braunschweiger und seitdem der Stuttgarter bis zu seiner
Pensionirung. 1844 erschien seine: »Theoretisch -praktische Anleitung zum
Violinspiel«, 1850 wurde sie neu aufgelegt.
Barre, Charles Henry de la, Ciaviervirtuos der Königin Gemahlin
Ludwigs XIV. bis zum Jahre 1669. Er gab folgende Sammlung heraus:
y>Anciens airs a chanter ä deux parties, avec les deuxiemes couplets en dimi-
nutionsv; Paris, Ballard, 1689, in 4" obl.
Barret, Apollon Maria Rose (1,461) starb am 8. März 1879.
Barriiigton, Daines (I, 461), verfasste während seines Aufenthaltes in
Wales auch eine Abhandlung über zwei in jenem Lande gebräuchliche Instru-
mente nSome Account of tico Musical instruments used in TVdlesv (Cro^vth and
Pib-Corn), abgedruckt in »Archaeologia or miscellaneons Tracts relating to anti-
quity. Pvhlished hy the society of AntiquaHes of Londonv. T. III, p. 30 — 33,
London 1775, in 4".
Barsotti, Tommaso Gasp. Fort. (I, 462), gab 1852 die Direktion des
von ihm in Marseille gegründeten Conservatoriums auf, und übertrug dieselbe
auf A. Morel. B. starb in Marseille im April 1868.
Bartholdy, Jacob Salomon (I, 465), war der Onkel (Bruder der Mutter)
von Felix Mendelssohn-Bartholdy, von dem die Familie den Namen »Bartholdy«
zu den ihrigem annahm.
ßarzellini, Aegidius, aus der Schule des Hieronymus Amati, lebte nm
1684 in" Cremona. Seine Instrumente sind sauber gearbeitet, nach Amati's
Modell; die i''-Löcher sind weit geöffnet und schräg geschnitten, der Lack ist
schön braun und 'durchsichtig, der Ton der Instrumente edel und gleichmässig.
Basevi, Antonio Dr. (I, 468), ist zu Livorno 1818 geboren. 1859. orga-
26 Bassetto — Bauldewin.
nisirte er zu Florenz »Beethoven-Matineen«, aus denen sich die »Societä del
Quartetto« entwickelte, in welcher die Quartette gespielt wurden, die mit dem
Preise gekrönt waren. Es ist dies ein, von Dr. Basevi aus seinen Mitteln errich-
tetes Institut. Veröffentlicht hat derselbe folgende Werke: ^Studio sulle opere di
G. Verdi«. r> Introduzione ad un nuovo dstema d^armoniaa (Florenz, Tofani 1862,
in 8"). »Sfiidj sulV Armonia«, »Comjjendio della Storia della Muaica«. (1866, in
12", II Theile.)
Bassetto, ein vierfüssiges Rohrwerk, meist im Pedal stehend, das sich noch
in altern Orgeln findet, wie in Erlangen, Ansbach u. s. w.
Bastiaaiis, Joh. Grzn, berühmter niederländischer Orgelspieler; ist 1812
in Twello geboren. Er war ein Schüler von Johann Schneider in Dresden,,
Als Organist zu Haarlem erwarb er sich bald einen ausgebreiteten Kuf, so dass.
Fremde selten versäumten, Gelegenheit zu suchen ihn auf seiner berühmten
Orgel spielen zu hören. Ganz besonders sjDielte er die Werke unseres grossen
Orgelmeisters Joh. Seb. Bach vortrefflich und mit Vorliebe. Auch einige
eigene Compositionen von ihm sind bekannt geworden. Er starb am 16. Febr.
1875. Von seinen Kindern hat die älteste Tochter Marie als Orgelvirtuosin
Ruf gewonnen. Sein Sohn Johann hat jetzt die Stelle des Vaters inne.
Bates (I. 479) heisst nicht John sondern William.
Batesou, Thomas (I, 482), nicht Battison, wurde 1600 Organist der
Kathedrale zu Chester und 1618 Organist und Lehrer des Singechors an der
Trinitatis-Kirche zu Dublin und zugleich Baccalaureus der dasigen Universität.
Er veröffentlichte 1614 eine Sammlung seiner Madrigale: y>EngUsh madrigals
for thrce, four, five and six voices«.
Batiste, Anton Eduard, Organist und Professor am Conservatorium in
Paris, ist daselbst am 28. März 1820 geboren, als Sohn des Sängers und
Schauspielers an der grossen Oper zu Paris desselben Namens. B. wurde be-
bereits 1828 als Chorknabe der königl. Kapelle ins Conservatorium aufgenommen
und gehörte derselben bis zum Jahre 1840 als Schüler an, während welcher
Zeit er für die verschiedenen musikalischen Curse nach einander acht Preise
erwarb, zu welchen als letzter der zweite grosse Römer-Preis gehörte. Noch
Schüler, übernahm er bereits 1838 am Conservatorium Lehrer pflichten, und
blieb in dieser Eigenschaft dem Institute während seines Lebens treu. Gleich-
zeitig war er von 1842 — 1854 Organist an St. Nicolas des Champs und von da
an bei der Kirche St. Eustache. Er veröffentlichte eine grosse Anzahl Orgel-
compositionen und ein am Conservatorium eingeführtes Studien werk: y> Petit
Solfe/je harmonique« (Paris, Heugel). Ausserdem redigirte er eine neue Aus-
gabe der y>Solfeges du Gonservatoirev. in zwölf Heften, welche er mit Begleitung
für Piano oder Orgel versah (Paris, Heugel).
Btitta, Jean Laurent (I, 481), starb im December 1879 zu Nancy.
Battista, Vincenzo (I, 482), geboren 1807, starb im Nov. 1873 in Neapel.
Battn, Pantaleon (I, 483) starb zu Paris den 17. Januar 1870.
Bauer, Michael, geboren 1842 in dem Marktflecken Reisbach in Bayern;
besuchte das Gymnasium in Regensburg, wo Proske und Mettenleiter für Wie-
derbelebung der alten Italiener in jener Zeit energisch thätig waren. B. ging
später nach Wien, um sich ganz der Musik zu widmen. Er studirte bei G. P.
Grädener Theorie, übernahm 1869 die Chorregentenstelle an der Franziskaner-
kirche und gründete den Kirchenmusikverein »Palästrina«. Später wurde er
Chorregent der Pfarre Gumpendorf und übernahm die Gesauglehrerstelle an
der Realschule und dem Gymnasium Mariahilf. Von seinen Compositionen sind
gedruckt: 5 Messen, 10 Graduale und Ofi'ertorien; an Werken für Schule und
Unterricht veröffentlichte er: »Der Elementargesangsunterricht in Schule und
Haus« und »Prima vista«, gleichfalls eine Gesauglehre; ferner »Der taktfeste
Geiger«. Eine Sammlung von kleinen, streng progressiv geordneten Uebungen
für drei Violinen.
Bauldewin, Noel (1,487), auch Baulduin (wie bei Fetis), Balduin, Bau-
Baumgart — Becker. 27
douin, latisinirt Balduinus, ist ein l)elgischer Musiker aus der zweiten Hälfte
dos 15. Jahrhnnderts und war Musikdirektor an der Kirche Nötre-Danie zu
Antwerpen vom Jahre 1513 — 1518. Seinen Wohnsitz l)t;hielt er auch B])äter
in Antwerpen, wenigstens starb er dort 1529. In den Rechnungen und Schrif-
ten der Kirche wird er fast ausschliesslich maitre oder Maestro Noel, Nouel
auch Noc- genannt. Kircheiicompositionen B.'s finden sich in nachstehend ver-
zeichneten Sammlungen: Band Nr. 22, 1565, 15G8 des Archivs der päpstlichen
Kapelle in Rom, sechs Messen von Baudouyn, Robledo und Robso. Zwei vier-
stimmige Motetten (von Balduin): »O pulcherrima mulierunm und nExallaho te
DeuK meus«, im vierten Buch der Sammlung von Octav. Petrucci, »Motetti de
la Coronaa. Die Motette yiExaltaho te Deus meum auch in der von Joannis
Montani und Ulrici Neuberi in Nürnberg 1553 — 54 herausgegebenen Samm-
lung: nPsalmorum nelcctoruma etc., 4*^ obl. Mehrere Stücke enthält auch: Salb-
linger: nSelcctit<si7nae nee non familiarissimae cantiones ultra centumv. Augsburg
1540, ferner: Tylman Susato, sechstes Buch: y>Chansonii nouvelles a cinii et aix
parties etc.<s. Antwerpen 1545, 4*^ obl. ySelectissimae symphoniae etc.«, Nürnberg,
Joan. Montanus und Ulrici Neuber, 1546, in 4^ obl., eine vierstimmige IMotette
(Natalis Baudouyn) y>Quam pulchera es» (Nr. 11), »Musis dicatum, Libro Hamado
Silva de Sirenasa, von Env. Ualderavano, Fernandez de Cordovä, 1547, mehr-
stimmige Arien von B.
Bnuiiigart, Expedit (nicht Ernst) Friedrich (I, 488), ist am 13. Jan.
1817 in Glogau geboren und starb am 15. September 1871 in Bad Warmbrunn.
Banseh, Ludwig Christian August (I, 489), ist geboren 1805 und
starb am 26. Mai 1871. Sein Sohn:
Bausch, Ludwig, geboren 1829, starb als Compagnon des Vaters am
7. April 1871. Nach des Vaters Tode übernahm
Bausch, Otto, das Geschäft, der aber bereits am 30. Decemb. 1874 starb,
worauf es an Ad. Paulus in Markneukirchen überging.
Bawr, Alexandra Sofia (I, 490), starb zu Paris den 31. December 1860.
Von Elise Gagne erschien: y>Madame de Bawr etude biof/raphique sur sa vie et
ses ouvrafjfes«, Paris, Didier, 1861.
Baylon, Aniset, in Spanien El Baylon genannt, war einer der vorzüg-
lichsten Componisten des 17. Jahrhunderts in Spanien. Es sind von seinen
zahlreichen Com2:)ositionen mehrere seiner grösseren dreichörigen Kirchenstücke
in den Archiven der Kirche in Valencia und dem Escurial aun)ewahrt.
Baziu, Francjois (I, 491), starb am 2. Sept. 1878 in Paris.
Beaulieu, Marie Desire Martin (I, 496), starb im December 1863.
Von seinen Schriften sind noch nachzutragen: y>Memoire sur quelques airs
nationaux qui .sont dann la tonalite grerjorienne« (Niort, imp. Favre 1858).
^Memoire sur Vorigitie de la musique«, Paris 1859. Ferner erschien zu Niort
1865: nNotices sur Des. Mart. Beaulieu«. Nach seinem Tode wurden die von
ihm testamentarisch ausgesetzten 100,000 Frs. den zwei von ihm gegründeten
Stiftungen »Association des artistes musiciens« und »Societe de chant
classiqucM ausgezahlt.
Becker, Albert Ernst Anton, Componist, ist am 13. Juni 1834 in
Quedlinburg geboren und zeigte schon im zarten Knabenalter ungewöhnliche
Empfänglichkeit für ernste Musik, z. B. für die Choräle, welche er in der
Kirche und im häuslichen Kreise von seiner Mutter vortragen hörte, während
er andererseits gegen eine Musik von scharf ausgeprägtem Rhythmus, nament-
lich gegen die Tanzmusik einen, für sein Alter auffallenden Widerwillen empfand.
Bei dieser exclusiven Richtung seines Musiksinnes vermochte er dem, ihm in
seiner Vaterstadt zu Gebote stehenden Ciavierunterricht keinen Geschmack ab-
zugewinnen und wurde aus der Wackerraann'schen Ciavierschule, nachdem er
sie ein Jahr lang besucht hatte, als unfähig entlassen. Bis zu seinem fünf-
zehnten Jahre blieb er ohne weiteren Musikunterricht, verwendete aber dabei
28 Becker.
seine Zeit auf ein gründliclies Gymnasialstudiuni und entwickelte gleichzeitig
seinen Tonsinn mittelbar im Umgang mit der Natur und den Dichtungen der
modernen Lyriker. Die erste Aeusserung seines musikalischen Schaffensdranges
fällt in das Jahr 1850, wo er mit einer heimlich gedichteten und componirten
C antäte für Chor und Solostimmen hervortrat, welche bei einer Aufführung im
elterlichen Hause durch die Originalität der Anlage die anwesenden Fachmänner
so sehr überraschte , dass nunmehr die künstlerische Ausbildung des Knaben
ernstlich ins Auge gefasst und er dem Organisten Bönicke als Ciavier- und
Compositions- Schüler übergeben wui'de. Unter seiner Leitung absolvirte B. den
Contrapuukt bis zur Doppelfuge, was ihn jedoch nicht abhielt, 1853 nach Berlin
zu gehen und hier in Dehn's Schule einen nochmaligen Cursus der Composi-
tionslehre durchzumachen. Als Frucht eines dreijährigen angestrengten Studiums
unter den Augen dieses Meisters erschien 1857 B.'s Erstlingswerk, ein Heft
einstimmiger Lieder bei Siegel in Leipzig, welchem bald darauf ein zweites
Heft »Lieder im Volkston für Haus und Herz« (Berlin, Simrock) folgte.
Eine erste öffentliche Ermuthigung seines Strebens wurde B. zu theil, als
er 1860 von der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde den zweiten Preis
für eine 1858 componirte Sinfonie erhielt (der erste Preis wurde bei dieser
Gelegenheit Joachim Raff zuerkannt). Doch sollten die Hoffnungen, welche
der Künstler an diesen Erfolg mit Recht knüpfen durfte, sich nicht verwirk-
lichen, denn abgesehen von einer früheren Aufführung in Potsdam (1859) ist
dies Werk (selbst in Berlin) dem Publicum unbekannt geblieben. Die Muth-
losigkeit, welche sich in Folge dieses Missgeschickes bei B. geltend machte,
hinderte ihn zwar nicht, rastlos weiter zu schaffen, veranlasste ihn jedoch 1867
Berlin zu verlassen und seinen Wohnsitz in Ohlau zu nehmen, um wenn mög-
lich von hier aus zu einer Dirigenten - Wirksamkeit in einer der schlesischen
Mittelstädte zu gelangen — ein Plan, welchen er indessen aufgeben musste,
nachdem er eingesehen hatte, dass bei der Beschränktheit der dortigen Kunst-
mittel sein eigenes Streben nur ungenügende Förderung zu erwarten habe. Im
Jahre 1869 wieder nach Berlin zurückgekehrt widmete er sich dem Ciavier-
unterricht, anfänglich im Wandelt'schen Institut, später privatim ; von den in-
zwischen entstandenen zahlreichen Gompositionen, in denen sich eine immer
gesteigertere künstlerische Reife kundgab — dies besonders nachdem B. während
seines Aufenthaltes in Ohlau durch das Studium Bach's zu erneuerten theoreti-
schen Studien angeregt war — gelangten nur zwei Hefte Lieder aus Julius
Wolff's »Rattenfänger von Hameln« sowie aus dessen »Wilden Jäger« (Leipzig,
Breitkopf & Härtel) und eine Sammlung von Nationaltänzen für Ciavier »Magy-
arenklänge« (Berlin, Simon) in die Oeffentlichkeit. Einen Wendepunkt in
B.'s verhältnissmässig ereignissloser Künstlerlaufbahn bezeichnet das Jahr 1878,
wo er die Anwesenheit Franz Liszt's in Weimar benutzte, um diesem eine,
vor kurzem vollendete Messe vorzulegen, und der Altmeister ein so lebhaftes
Interesse an dem Werke nahm, dass er es dem gleichfalls vorübergehend in
Weimar anwesenden Carl Riedel zur Aufführung empfahl. Durch die Ver-
mittelung des letzteren gelangte denn auch die B.'sche Messe schon im fol-
genden Jahre in die Oeffentlichkeit und zwar unter so günstigen Umstän-
den — bei Gelegenheit des von zahlreichen Kunstnotabilitäten aus allen
Theilen Deutschland's mitgefeierten Jubiläum des Riedel'schen Chorvereins zu
Leipzig ■ — und in so sorgfältiger Ausführung, dass die Bedeutung dieses
Werkes allgemein anerkannt wurde und die ungewöhnliche Fähigkeit des Com-
ponisten nunmehr nicht länger verborgen bleiben konnte; auch ist zu bemerken,
dass die Firma Breitkopf & Härtel unmittelbar nach der Aufführung das Ver-
lagsrecht der Messe erwarb.
Mit Ausnahme der früher erwähnten Werke sind nur noch zwei Arbeiten
B.'s im Druck erschienen : Ein Trauergesang auf die Gefallenen des Jahres
1866 »Weine nicht!« (im Selbstvei-lag) und 1879 »Sonntagsschul-Harfe«, Lieder-
buch für Sonntagsschulen, welches ausser einer Anzahl von Chorälen in der
Becker — Bekker. 29
Urform (in rhythmischer Weise) geistliche Volkslieder, darunter einij^e von
der Composition des Herausgebers enthält.
Becker, Karl Ferdinand (I, 5U4), starb 1877 im October.
Becker, Georg, Mitglied des Genfer National -Instituts, Musikgelehrter
und Besitzer einer reichen Bibliothek; ist am 24. Juni 1H34 in Frankenthal
geboren. Er veröflentlichte eine Reihe werth voller Schriiten über Musik: nLa
munique en Suisse«^, »Aperfu sur la chanmu francaistn, {du XI" ou XVII' siecle)
y>Les projets de notation musicale du XIX*^ siecle efc^t. Er ist zugleich Heraus-
geber des: nQuentioiinaire de Vassociation internationale des musicicns-ecrivainsn.
B^conrt, Violinist am Theater Beaujolais gegen 1785, schrieb für dieses
Theater einige Arien und Tänze, von denen einige allgemein wurden. Es ge-
hört dazu auch ein Coutre-danse, welche unter dem Namen Carillon national
ebenfalls populair wurde, und den die Königin Maria Antoinette öfter auf dem
Ciavier spielte. Dieser Melodie legte 1789 ein Strassensänger Namens Landre
die Worte unter zu dem bekannten Kevolutionsliede: »Ah! fa iraa.
Beehgaard, Julius, einer der talentvollsten jüngeren dänischen Compo-
nisten, ist zu Kopenhagen am 19. December 1843 geboren. Seine eigentliche
musikalische Ausbildung kann erst von 1859 datirt werden, in welchem Jahre
er nach Leipzig ging, um am dortigen Conservatorium zu studiren. Nach einem
zweijährigen Aufenthalt daselbst setzte er seine Studien in Kopenhagen fort,
und unter seineu Lehrern dort sieht er selbst Professor N. W. Gade als den-
jenigen an, dem er seine reifere Ausbildung schuldig ist. 1872 — 73 erhielt B.
das Ancker'sche Stipendium, das ihn in den Stand setzte, eine Reise nach
Deutschland und Italien zu unternehmen. Später lebte er einige Zeit in Paris,
gegenwärtig ist er in seiner Geburtsstadt wohnhaft. — Die Arbeiten B.'s be-
stehen hauptsächlich in Liedern und Ciaviersachen. Einige grössere Lieder-
compositionen, die Cyklen: »Seemannsleben« und »Am Schlachtfelde«, beide für
Baritonsolo mit Piano, sind im Kopenhagener Musikverein 1872 und 1880 auf-
geführt. Der erste von diesen und seine ausserordentlich hübschen vierstimmigen
Lieder: »Ruhen« und »Laubspring« sind gewiss seine populärsten Arbeiten.
Von Orchesterarbeiten soll nur genannt werden eine gut componirte Concert-
ouvertüre in E-moll, die mehrmals aufgeführt wurde.
Begiu, (Pierre), Ende des 18. Jahrhunderts Organist und Carilloneur
zu Nimwegen; gab heraus: »Körte verhandeling over hef zingen en speien in
de hervormde Kerh van Nederland etc.<i Nymwegen, H. Brouwer 1790. f>JDe kleine
muzijkschool ter uitoefening van hat psahngesangn. Veere. C. Van der Graaf. 1790.
Begrez, Pierre Ignace (I, 524), starb in London am 13. Dec. 18G3.
Begoiu-SalomoD, Louise Frederique Cohen, genannt Salomon. Pianistin
in Paris, wurde zu Marseille den 9. August 1831 geboren und ist im Pariser
Conservatorium gebildet, welches sie von 1843 — 1851 besuchte. In Paris er-
warb sie sich sehr bald feststehenden Ruf als ausgezeichnete Pianistin und ver-
pflichtete sich zugleich den jüngeren Componisten, indem sie deren Werke neben
den classischen Meisterwerken bekannt zu machen sich stets bereit zeigte. Sie
ist als Lehrerin in Paris ebenso geschätzt wie als Pianistin.
Behr, Heinrich (I, 525), führte in den Jahren 1870 — 76 die Direction
des Stadttheaters in Cöln und lebt gegenwärtig als Privatmann in Leipzig.
Bekker, C. A., geboren 1831, ist Älusikdirektor in der Stadt Helder.
Bekker, Johann Heinrich, gehört zu einer, in den Niederlanden höchst
ehrenvoll bekannten Künstlerfamilie. Er ist am 5. Januar 1826 zu Windschoten
in der Provinz Groningen geboren; besuchte die königliche Musikschule in
Haag, wo er bei dem Hoforganisten M. F. Smit Orgel studirte. 1847 erhielt
er in Meppel in der Provinz Drenthe eine Anstellung als Organist, und wurde
1851 Musikdirektor in Gouda. Im Druck erschien von ihm ausser Ciavier-
stücken: »Zangers feesfkoon<, dreistimmige Cantatc; »Quatorze chants d'enfantm.
Vier seiner Brüder sind gleichfalls Musiker, der älteste von ihnen:
30 Becker — Bellere.
Bekker, 0, J., geboren zu Windschoten 1820, lebt als Musikdirektor in
Vlissingeu, Ferner:
Itekker, 0. J., 1837 zu Windschoten geboren, studirte auf der Musik-
schule in Haag; ging nach Ost- Indien und lebt als Organist und Musiklehrer in
Padang (Sumatra). Der jüngste dieser Brüder:
Bekker, P. R., ausgezeichneter Violoncellist, wurde am 23. Mai 1839
ebenfalls in Windschoten geboren, besuchte 1852 das Conservatorium zu
Brüssel, wo er als Schüler von Servais den Preis erhielt. Seit 1855 lebt er
in Utrecht als Musiklehrer und erhielt 1861, nachdem er in Antwerpen con-
certirt hatte, den Titel eines Solo- Violinisten des Königs der Niederlande. Er
starb in Utrecht vor einigen Jahren.
Bekuhr, Grottlob Fried r. Wilh., Prediger zu Vogelsdorf in Sachsen,
gegen Ende des 18. Jahrhunderts, veröffentlichte ein sehr vortreffliches Buch:
»Ueber die Kirchen-Melodien«, Halle 1796, in 8", 154 S.
Belcke, Christian Grottlieb (I, 527), starb am 8. Juli 1875.
Belcke, Friedr. August (I, 527) starb am 10. December 1874.
Beliczay, Julius von, wurde am 10. August 1835 in Coraorn geboren.
Sein Vater, ein angesehener, wohlhabender Holzhändler, bestimmte den Sohn
für den Beruf eines Ingenieurs. Dieser besuchte zunächst die Elementarschule
seiner Vaterstadt, kam dann nach Pressburg 1847 und endlich 1851 zum Be-
such des k. k. polytechnischen Instituts nach Wien. Daneben hatte er auch
früh gründlichen Unterricht in der Musik erhalten ; und auch in Wien war er
eifrig bemüht, seine Studien nach dieser Seite fortzusetzen. Er suchte den
Unterricht bedeutender Lehrer, übte fleissig Ciavier und versuchte sich in den
verschiedensten Formen der Composition. Nachdem er seinen Cursus im poly-
technischen Institut beendet hatte, ging er nach Pressburg und verweilte hier
ein ganzes Jahr. 1858 trat er dann als Ingenieur in das Bureau der Theiss-
bahn-Gesellschaft. Daneben betrieb er aber auch die Musik immer so ernst
und eifrig wie einen Beruf. Er studirte noch Ciavierspiel bei Anton Halm
und später auch Theorie bei Nottebohm. In mehreren Coucerten, die er in
Wien veranstaltete, gab er Proben der bedeutenden Fortschritte, die er bei so
ernstem Streben machte. Seine theoretischen Studien befähigten ihn auch als
Lehrer der Theorie mit Erfolg zu wirken. Im Mai 1871 ging er als Ober-
Ingenieur der königl. ungarischen Staatsbahn nach Pest. Von seinen Compo-
sitionen sind zu erwähnen: eine Messe (in Fdur), ein Ave Maria, ein Streich-
quartett (als Op. 21 bei Breitkopf & Härtel erschienen), Ciavierstücke und Lieder.
Belikoff, M., Inspector der kaiserl. Kapelle in Petersburg, in den fünf-
ziger Jahren dieses Jahrhunderts, hat mehrere Werke von F. J. Fetis: y>Curio-
sites historiques de la musiquev^ etc., Petersburg 1833, 1 Bd. in 8" und y>La
musique mise ä la portee de tout le mondea^, Petersburg 1835, 1 Bd. in 8° ins
Bussische übertragen.
Bellazzi, Francesco, venetianischer Componist, Schüler von J. Gabrieli,
lebte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Seine Compositionen im Style
des Monteverde erschienen 1618 — 28 in Venedig bei Bart. Magni im Druck.
Es sind vier fünf- und achtstimmige y>Sahni di vesperia, »Salmi intieri», nSalmi con-
certatia etc. Das letzte Werk ist y>Missa Magnißcat et motetti concertati e
correnti, fahi hordoni con Gloria Patri e canzone francese a S voci con par-
tituraci, op. VIII, 1628, in 4^.
Bellere, Jean, mit seinem flandrischen Namen Beclaei-ts, Buchhändler in
Antwerpen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, beschäftigte sich haupt-
sächlich mit der Herausgabe von musikalischen AVerken seiner Epoche. 1579
assossirte er sich mit Pierre Phalese, dem Sohn eines Buchdruckers in Löwen,
der durch zahlreiche und werthvolle Ausgaben von Musikwerken bereits Ruf
erworben hatte. Nach dem Tode von B. in den letzten Jahren des 16. Jahr-
hunderts verlegte sein Sohn Balthasai-, der jetzt das Geschäft fortführt, dasselbe
Bellermann Benekon. 31
uach Douai, woselbst er auch einen Cutulog herausgab: nTliesaurus hibliutlicca-
riux sive cornu copiae Uhrairiar hrllerianaf, cum dnohua supplcmentisu. ]>uaci
1603 — 1605, den Cousseiuaker auf der Bibliothi^k in Douai herausfand.
Bellermnnn, Constantln (1,531), starb iun 1. April 1758 zu Münden
(nicht 1763).
Bellermann, Friedr. (I, 531), starb am 5. Februar 1874.
Bcllmanu, Karl Michael, der grosse Dichter und Sänger Schwedens,
geboren zu Stockholm am 4. Februiir 1740, ist eben so berechtigt zu einem
Platze in der Geschichte der schwedischen Musik, als in der, der schwedischen
Literatur, denn Worte und Musik sind kaum anderswo so innig vereint, als in
seineu, namentlich in den Jahren 1765 — 80 gedichteten und componirten Lie-
dern: »Die Episteln Fredmanns«, »Die Lieder Fredmanns« und »Die Handlungen
des bacchanalischen Ordenscapitelso, worin er seine genialen, theils idyllischen,
thcils ])urlesken Schilderungen des Volkslebens niedergelegt hat. Diese Lieder
sind zum Theil improvisirt und waren von Anfang gar nicht dazu bestimmt,
in weiteren Kreisen bekannt zu werden; seine Laute in der Hand, dichtete
und componirte, spielte und saug^sie B. Seine Melodien in Noten aufzuzeich-
nen vermochte er nicht. — Olof Ahlström (s. d.) war es, der dafür sorgte, dass
die Melodien B.'s niedergeschrieben und so für die Nachwelt erhalten wurden,
— ohne sie würde seine Poesie kaum so verstanden und geschätzt worden sein.
— B. starb am 11. Februar 1795. Als er kurz vor seinem Tode zum letzten
Male mit seinen Freunden zusammen war, spielend und singend bis spät in
die Nacht, und man ihn bat sich zu schonen, da er todeskrank war, antwortete
er: »Lasst uns sterben wie wir gelebt haben: in Musik!«
Benciai, Pietro Paolo, ausgezeichneter Kirchencomponist, war Kapell-
meister an der Sixtinischen Kapelle von 1743 — 1755. Seine Compositionen
befinden sich in dem Archiv der Sixtina und anderen Kirchen Roms, auch
gehört ein bedeutender Theil zur Bibliothek des Abbe Santini.
Bendel, Franz (I, 540) starb am 3. Juli 1874 in Berlin.
Bender, Valentin (I, 541), starb am 14. April 1873 in Brüssel.
Bendix, Victor Emanuel, zu Kopenhagen am 17. Mai 1851 geboren
und Schüler des Kopenhageuer Musikconservatoriums , hat sich als guter Com-
ponist und vorzüglicher Clavierspieler, besonders als ausgezeichneter Accompag-
neur, gezeigt. Ausser verschiedenen Liedern und Claviercompositionen hat er
ein Trio in Adur, eine Suite für Orchester und eine Sinfonie u. m. geliefert.
Erwähnt muss noch werden, dass er 1872 mit Axel Liebiuann (s. d.) zu-
.sammen den »Chorverein« stiftete, welcher jedoch schon mit dem Tode des
letzteren sich auflöste. — Zwei Brüder von B., Fritz und Otto Bendix,
welche der königl. Kapelle zu Kopenhagen als Violoncellist und Oboist ange-
hören, sind tüchtige Künstler auf ihren Instrumenten; der letztere ist zugleich
ein anerkannter Pianist.
Beneken, Friedrich Burchard, als Dilettant beachtenswerther Lie-
dercomponist; ist geboren am 13. August 1760 zu Kloster Wennigsen, einem
Dorfe bei Hannover. Bekannt wurde er als Verfasser des vielsfesunsfenen und
allgemein beliebten C-irrabgesanges : »Wie sie so sanft ruhn«, ursprünglich com-
l)onirt für eine Stimme mit Ciavierbegleitung in Fis-dur und enthalten in des
Componisten erstem Liederhefte: »Lieder und Gesänge für fühlende Seelen,
nebst sechs Menuetten«, Hannover, Schmidt, 1787. Das auf der Stadtbiblio-
thek zu Leipzig auf})ewahrte Exemplar dieser Lieder — mit der Portrait-
Silhouette von Beneken's Schwester geziert und drei Baronessen von Knigge
gewidmet — trägt die handschriftliche Bemerkung des früheren Besitzers
C, F. Becker, dass es jene »Meister-Composition« enthalte. Uebrigens tragen
auch die Menuetten darin den Stempel nicht gewöhnlicher Mache. B. war
nach der Zuschrift in diesem AVerke Hauslehrer der jungen Heri'on von Knigge
zu Leveste bei Hannover gewesen, wurde dann Diaconus zu Ronnenberg bei
32 Benes — Beretta.
Hannover 1790 bis 1802 und starb als Pastor zu Kloster Wülfinghausen, einem
Dorfe bei Hannover, am 22. September 1818 (nicht 1822). Seine Lieder fallen
in die naive, etwas emplindsame Periode der Haydn'schen Lieder, mit denen
sie sogar die einfache, keusche Sprache des gefühlvollen Herzens gemein haben,
ohne indess an die grössere Mannichfaltigkeit und Bedeutung derselben hinan-
zureichen. Sie bestehen in folgenden weiteren Heften: »Lieder und kleine
Ciavierstücke für gute Menschen in den Stunden des Frohsinns und der Schwer-
muth« (Hannover, Ritschei*, 1794); »Lieder der Unschuld und Liebe« (Hannover,
Hahn) und »Lieder der Religion, der Freundschaft und Liebe« (Hannover,
Hahn, — zwei Aufl.). Ferner ist B.'s Name eng verknüpft mit Hoppen-
stedt's (s. d.) »Liedern für Volksschulen«, zu deren zweiten Ausgabe v. J.
1800 er bereits die von Erk aufgenommene Weise zu Salis' »Traute Heimath
meiner Lieben« beitrug, und zu deren dritten von ihm »ganz umgearbeiteten
und sehr vermehrten« Ausgabe, und zwar 1. Theil, er die »Melodien« heraus-
gab (Hannover, Hahn, 1809). Im lesenswerthen Vorbericht hierzu sagt er,
dass die, mit einem B, bezeichneten Melodien (77 unter 149) von ihm eigens
componirt seien; als schön ist besonders zu nennen das Duett: »Rosen welken
und verschwinden«. Der 2, Theil dieser »Melodien« erschien bei demselben
Verleger 1819, gänzlich componirt vom Hof- Organisten Heinrich Wegen er.
— Diese Hefte sind in den Bibliotheken zu Hannover und Göttingen fast
sämmtlich vorhanden.
Beues, Joseph (Benesch, 1,545) starb am 11. Februar 1873.
Benuett, William Sterndale (I, 547), starb am 1. Februar 1875,
Bennot, John, seine Madrigalen-Sammlung erschien 1599 in London in
4° unter dem Titel: itMadrigalls io 4 voycesa.
Beute, Math., italienischer Instrumentenmacher aus dem 16. Jahrhundert,
dessen Hauptarbeitszeit gegen 1570 fällt. Eine sehr reich verzierte Laute seiner
Arbeit befindet sich im Pariser Museum unter den Antiquitäten.
Benucci, ausgezeichneter Bass-Buffo der italienischen Oper, sang 1779 — 82
und 1795 in Mailand, 1783 — 86 als Primo-BuflFo in Wien. Mozart schrieb
für ihn seinen »Figaro«, ebenso den Guglielmo in »Cosi fan tutte«. B. »besass
eine äusserst würdevolle Bassstimme und war ein ebenso vollkommener Sänger
als trefflicher Schauspieler, der die seltene und so löbliche Gewohnheit hatte,
nicht zu übertreiben«.
Berard, Jean Baptiste (I, 550), sein Werk: »VÄrt du cliantv. erschien
1755 in 8" zu Paris.
Berat, Eustache, französischer Romanzendichter, der zwar durch seinen
jüngeren Bruder Frederic (I, 551) als Liederdichter übertrotfen wurde, aber
mit dem beiden eigenthümlichen Talent zuerst hervortrat. Er ist zu Ronen
am 4. Dec. 1791 geboren und erfand bei seinen Gesängen wie sein Bruder Gedicht
und Musik. Einige von vollendeter Komik werden mit Unrecht seinem Bruder
zugeschrieben, z. B. r>J'ai perdu mon coutieau«, welches höchst populär war. Es
gehören zu den von ihm verfassten Chansons, die er auch zuweilen selber sang:
i>La lanterne maffique», y>Tac-tac<f, y>le Itieur<i, la Musette<i, yiVamour menetrierii,
y>Les Souvenir d'enfancefi, nSabet«, y>Ma Oolette<i, yiVAmour marchand de meubles<i
etc. B. spielte in seiner Jugend Violine, später Guitarre, für welches Instru-
ment er ein erstaunliches Talent entwickelte und für das er auch einige höchst
eigenartige Stücke schrieb und herausgab. B. lebte in seinen letzten Jahren
in stiller Beschaulichkeit in Neuilly bei Paris, wo er in den siebziger Jahren
starb. Biographische Notizen über ihn sind veröffentlicht in: y>Eustache Berat
par G. Boissierea (Durnetal impr. Fruchart) und y>Eust. Berat, ou le Moderne
Trouverea (Prosper Viro, Paris, Thunot, 1861, in 8" avec portrait). Sein Bild
ist auch gestochen von Gelee nach Melotte.
Beretta, Giovanni-Battista, Theoretiker, Professor der Musik, früherer
Direktor des musikalischen Lyceums zu Bologna, wurde in Verona geboren.
Berggreen — Bergmann. 33
Er lebte in Mailand und üljernahm die Fortführung der musikalischen Ency-
klopädie, welche Americo Barberi (s. d.) begründete. Er hatte dieses Werk
bis zum Buchstal)en (t geführt, als ihn der Tod am 28. April 1870 abrief.
Der 4^itel der Encyklopädie ist: »Dizionario artisticü-scicntißco-storico-tecnologico
musicale efc.a. Milano, Gioc. Pirola, in 8".
Berggreen, Andreas Peter (I, 555), wurde 1838 Organist an der Tri-
nitatiskirche und 1843 Lehrer im Gesang an der Metropolitanschule in Kopen-
hagen (nicht: »Chordirektor an der Hauptkirche«). Dasselbe Jahr stiftete er
den »Handwerkergesangvereina, der erste Volks-Sängerbund in seiner Vater-
stadt; 1859 wurde er zum Gesanginspektor für die gelehrten Schulen, Schul-
lehrcrseminarien und übrigen unter dem Cultusrainisterium stehenden Unter-
richtsanstalten ernannt; später ist er zum Professor und von der Universität
zum Ehrendoktor creirt worden. — Die grosse Bedeutung B.'s für die dänische
Musik beruht namentlich auf seiner unverdrossenen Arbeit im Dienste des
\'olks-, Kirchen- und Schulgesanges; als Resultat dieser Arbeit liegt sein grosses,
11 Bände starkes Werk: »Volks-Lieder und Melodien, vaterländische und fremde,
gesammelt und mit Begleitung des Pianoforte gesetzt«, vor, ein Werk, welches
durch seine kritische Sorgfalt, seine genauen Erläuterungen, kurz, durch die
grosse Geduld und Gewissenhaftigkeit, womit es ausgearbeitet ist, uns absolute
Bewunderung abnöthigen muss. Ferner sind zu erwähnen: Vier-, drei- und
zweistimmige Ausgaben von Melodien zu dänischen Psalmen (Gesänge), und
mehrere Bände vorzüglicher Schullieder. — Dass ihm bei einer solchen Thätig-
keit nicht viel Zeit zu selbständigem Componiren übrig blieb, ist leicht zu
begreifen, doch hat er, ausser der erwähnten Oper und verschiedenen Liedern
und Gesängen, die Musik zu den Oehlenschlägerschen Tragödien: »Tordenskjold«,
»Die Königin Margrethe«, »Sokrates« u. s. w. geschrieben. Auch als Lehrer
kann B. auf eine lange und erfolgreiche Thätigkeit zurückschauen; unter seinen
Schülern müssen N. W. Gade und P. Heise hervorgehoben werden.
Berghuis, Johann, ausgezeichneter Organist und Carillonneur, geboren
1725 zu Zutphen, starb 1802 in Delft, wo er an einer der dortigen Kirchen
angestellt war.
Berghnis, Friedrich Johann, war der einzige Sohn des Vorigen und
zu Delft 1762 geboren. Vom Vater gebildet, folgte er diesem 1802 im Amte.
Das Glockenspiel noch mehr bevorzugend als die Orgel, erlangte er in der
Kunst, dasselbe zu spielen, eine bedeutende Fertigkeit. Er starb den
11. April 1835.
Bergmann, Gustav, geboren zu Pfarrkirchen, Königreich Baiern, den
29. April 1837. Seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt er von seinem
Vater, der in obengenanntem Ort Organist war. In seinem zehnten Jahre kam
er als Kapellsänger-Knabe nach Altöttingen, wo er Schüler des damaligen schon
hochbetagten Kapellorganist Max Keller und des Kapellmeisters Georg Valentin
Röder wurde. Doch schon nach l'/^ Jahren musste er in Folge eingetretenen
Stimmbruches nach Hause zurückkehren, wo ihn ein heftiges Nervenfieber überfiel.
Im Jahre 1852 fand er Aufnahme im königl. baierischen Conservatoriuni für
Musik in München, wo er bis zum Jahr 1855 verweilte. Seiner erfreulichen
Fortschritte, sowie seines übrigen guten Verhaltens halber, wurde er der er-
klärte Liebling des damaligen Direktors Franz Hauser. Im Jahre 1857 trat
B. in die erete öfl'entliche Stellung, und zwar als Musiklehrer am ersten Seminar
im Kloster Metten ein, in welcher Stelle er jedoch nur ein Jahr verblieb, um
wieder nach INIünchen zurückzukehren, wo er seine contrapunktischen Studien
fortsetzte und vollendete. Seine Lehrer waren (1858) SchetVer und Bernhard
Scholz. Im Februar 1859 siedelte er nach Kloster Scheyeru über, um wieder-
holt als Serainar-Musiklehrer zu wirken. 1863 finden wir ihn wieder in Mün-
chen als Organist am deutschen Congregationssaal- und königl. Wilhelms-
gymnasium . wo er zugleich für seine Compositionsversuche die Unterweisung
Franz Lachners genoss. Im Jahre 1864 erhielt er eiuen Ruf als Musiklehrer
Musikal. Couvers.-L xikou. Ergäuzuut^sbaud. 3
34 liergmann — Bertha.
in die Schweiz (Muri Canton Aargau), in welcher Stelle er sechs Jahre verblieb.
1870 wurde er als Direktor des Cäcilenvereins und der Liedertafel nach Solo-
thurn berufen. 1873 wurde er als Musikdirektor und Organist nach Laufenburg
gewählt. 1875 wählte ihn die Regierung des Cantons Aargau als Musiklehrer
an das Lehrerseminar Wettingen, welche Stelle er noch bekleidet. Von seinen
Compositionen sind bis jetzt mit Opuszahl 22 erschienen, die alle sein Wissen
und Können aufs Beste bekunden, und die zu der sichern Hoffnung berechtigen,
dass noch vieles Gute von ihm zu erwarten ist.
Itergnianu, Karl (I, 588), starb am 10. August 1876.
Bergonzi, Carlo (I, 556). Seine besten Arbeiten fallen schon in die
Jahre 1712—55.
Bergouzi, Francisco, in Cremona, Vater des Carlo B., war ebenfalls treff-
licher Geigenmacher in der Zeit von 1680 — 1700.
Bergonzi, Zosimo, in Cremona, gestorben 1760, wahrscheinlich ein Enkel
des Carlo B., nicht so bedeutend wie dieser.
Beruard, Moritz (I, 563), componirte auch eine russische Oper, welche
beifällig aufgenommen wux-de. Er starb am 9. Mai 1871 in St. Petersburg.
Beruardel, Auguste Sebastien Philippe, französischer Listrumenten-
macher, ist am 12. Januar 1802 zu Mirecourt geboren. Er kam nach Paris
und arbeitete in den Ateliers von Nie. Luipot und E. Gand, etablirte sich dann
selbst und erwarb durch die von ihm verfertigten Violinen, Violoncellos und Con-
trabässe bald Ruf und die ersten Auszeichnungen auf den Weltausstellungen (London
1851 den ersten Preis). 1859 associrte er sich mit seinen Söhnen Ernst August
und Gustav Adolph, und diese nach dem Tode des Vaters, welcher am 6. August
1870 in Bougival erfolgte, mit Eugene Gand. Die Firma heisst jetzt: Eugene
Gand et Bernardel Freres, Paris.
Berneville, Gillebert de, Troubadour des 13. Jahrhunderts, zu Courtrai,
wahrscheinlicher in dem kleinen Dorfe Berneville bei Arras geboren, befand sich
im Dienste Heinrichs III. Herzogs von Brabant, der 1260 starb und von dem
ein Gesang: »Biau Gillebert sHl vos agree etc.v^ vorhanden ist. Von B., dessen
Liebeslieder, obgleich er verheirathet war, an Beatrix d'Audenarde gerichtet
sind, besitzt die Pariser Bibliothek (im Manuscript Nr. 7222) fünfzehn mit
Notation versehene Lieder, und in zwei anderen Mauuscripten (65 und 66 fonds
de Cange) noch sechs Gesänge.
Bernhard, B., wurde gegen 1812 in Strassburg geboren, und erhielt seine
Ausbildung in Paris. Er verfasste mehrere interessante Schriften, die Insti-
tutionen der Spielleute im Mittelalter, betreffend, die auf gründliche Forschungen
in den Archiven von Strassburg, Colmar und Paris gegründet sind. Aus seiner
Abhandlung, über die Zunft der Spielleute in Paris {y>Bihliotheque de Vecole
des chartesii, t. III, IV, V), sind Auszüge veröffentlicht. Eine andere Schrift
behandelt die Zunft der Spielleute im Elsass, sie hat den Titel: »Notice sur la
confrerie des joueurs d'instruments d'Alsace relevant de la juridiction des anciens
seiqneurs de Ribaupierre, et plus tard de celle des Palatins de Biricenfeld, aujourdliui
inaison royal de Saxe.fi {»Bevue historique de la noblessea, t. III, 15 livraison Paris
1844, p. 169—190.)
Bert.'ili, Antonio (I, 568), ist im März 1605 zu Verona geboren, trat
spätestens 1637 als Instrumentist in die Wiener Hof kapeile, wurde am
1. October 1649 kaisei'l. Kapellmeister und starb als solcher am 1. y^pril 1669.
Vom Kaiser erhielt er 1651 als Gnadengabe 3000 11. und 1662 1500 fl.; 1641
aber eine goldene Medaille.
Bertelmaun, Johann Georg, nicht Johann Gottfried (I, 568). Gebo-
ren wurde derselbe am 21. Januar 1782 (nicht 1785) und starb am 25. Januar
1854 (nicht 1849).
Bertelsmann, Carl August (1,568), starb zu Amsterdam am 20. Nov. 1861.
Bertha, Alexander, vau, Componist, zu Pest in Ungarn geboren, ver-
liess aus Liebe zur Musik die bereits betretene Laufbahn als Jurist und ging
Bertin — Biupi. 35
seiner musikalischen Studien halber nach Leipzig zu Hauptmann und Moscheles und
nach Berlin, wo er Unterricht von H. v. Bülow erhielt. Hierauf besuchte er F*aris.
Zu seinen Corapositionon ifchöron ausser einer Sinfonie, (Quartetten und Sonaten,
vornehmlich ungarisch-nationale Stücke, »Palotas« u. s. w., auch eine National-
Hymne, für welche B. vom Kaiser von Oestreich eine goldne Medaille erhielt.
Bortin, Louise Angelique (I, 569), starb am 26. April 1877 in Paris
als Besitzerin des von ihrem Vater gegründeten »Journal des Debats«.
Bertiiii, Domenico, Componist und Lehrer, ist zu Lucca den 26. .luni
1829 geboren. Nach einigen Zwischenfällen vollendete er seine musikalische
Bildung, so dass er 1850 mit einer Messe und einer Cantate seiner Compo-
sition hervortrat. Diesen folgten noch andere Kirchencompositionen und zwei
Opern. 1853 wurde B. Lehrer der Composition am Cäcilien-Verein iind ('on-
eertmeister am Theater in Lucca. 1857 Direktor und Kapellmeister des Musik-
Instituts Massa-Carrara. 1862 Hess er sich in Florenz nieder und widmete
sich ausschliesslich dem Gesang-Unterricht, auch wurde er Direktor der Gesell-
schaft Cherubini. 1866 veröffentlichte B. ein Handbuch der Musik, nach einem
eigenen System verfasst, welches mit Erfolg von ihm benutzt wird und die
Zustimmung der Direktoren der Conservatorien von Neapel, Mailand, Palermo
lind anderen erhielt. Der Titel ist: r>Oompendio dt principii di musica secondo
tili nuovo sistema.v
Bertrand, Jean Gustave, Musikschriftsteller, geboren zu Vaugirard (Paris)
den 24. December 1834, machte gründliche Studien am Lyceum »Louis le
Grand« und »l'ecole des Chartescf. Seine vorzugsweise Beschäftigung mit der
Archäologie der Helenen ergab den Aufsatz: y>V Histoire de Vorgue dann Vantiquite
et au moyen ägeif, aus welchem Abschnitte im Journal »la Maitrise« veröffentlicht
wurden. Als Mitglied des Comites für archäologische Forschung war B. mehrere
Jahre hindurch für Zwecke dieser Gesellschaft auf Reisen in Russland, wo er
sich auch eingehend mit der Musik des Landes beschäftigte, und seine Beobach-
tungen zusammen mit denen die er in Deutschland und Italien gemacht, in
folgendem Werke veröffentlichte: f>Les Nationalites musicales etudiees dans le
drame lyriquea. Seine weiteren auf Musik bezüglichen Schriften sind: y> Histoire
ecelesiastique de VOrguea, Paris, Ch. de Mourgues 1859, in 8*'. ^Essai sur la
musique dans Vantiquitev, Paris, Didot. (Ein wichtiger Artikel hieraus in:
•s>V Encyclopedie modernem.') »Les origines de Vharmonie<i (Separat-Abdruck in: »Za
Revue moderne<f du 1®, Sept. 1866). »De la reforme des etudes du chant au Con-
servatoire«, Paris, Heugel 1871.
Besanzoni, Ferdinande (I, 591), starb in Venedig am 5. Dec. 1868.
Besozzi, Louis Dcsire (I, 600), starb am 11. Nov. 1879 in Paris.
Bessems, Antoine (I, 601), starb in Paris am 19. Oct. 1868.
Benrhnsins (1,606). Die nJErotemata« sind zu Tremonia (Dortmund) erschienen.
Bingi, Alamanno (I, 623), ist am 20. December 1806 zu Florenz geboren
und starb ebenda am 26. Juni 1861. Er besuchte in seiner Vaterstadt die
Klassen der Akademie der Künste und war ein ebenso vorzüglicher Violonist
wie Orchesterdirigent. Längere Zeit gehörte er in dieser Eigenschaft zur
Kammermusik und der Kapelle des Grossherzogs von Toscana und wurde dann
Orchesterdirigent am Theater. Seine sehr zahlreichen Compositionen entbehren
keineswegs des AVerthes, blieben jedoch fast sämmtlich ungedruckt. Es sind
Kirchenmusik- und Instrumentalstücke. Von den letzteren erhielt ein schönes
Quartett (zwei Violinen, Violoncell, Alt) unmittelbar vor seinem Tode, den Preis
der Florentiner Quartett-Gesellschaft. Vom Goxivernement dazu berufen, redi-
girte er in Gemeinschaft mit Dr. Basevi und L. T. Casamorata die Statuten
für die zu errichtende königl. Musikschule, deren Eröffnung, welche Ende des
Jahres 1861 stattfand, er indessen nicht erlebte.
Bia?i, Alessandro, Componist, Organist und Lehrer, lebt als solcher ge-
schätzt in Florenz, wo er am 20. Januar 1819 geboren wurde. Schüler der
dortigen Akademie, wurde er 1857 au Stelle Palafutis Lehrer des Ciavierspiels
3*
36 Biaggi Bitter.
an diesem Institut. Ausser den Ciavier- und Gesangscompositioneu, die sich
Freunde erworben, versuchte er sich auch mit zwei Opern, die in Florenz günstig
aufgenommen wurden. Zu erwähnen ist noch: »Canfico di Zaccariaa 1858, für
vier Stimmen. Chor und Orchester, für welche er von der Akademie die goldene
Medaille erhielt, und ein Pater noster über Verse von Dante, welche bei einer
Festlichkeit zu Ehren dieses Dichters aufgefülirt wurden.
Biag^ri» GirolamoAllessandro, italienischer Musikhistoriker und Kritiker,
wurde in Mailand gegen 1815 geboren und besuchte das dortige Conservatoriura
von 1829 — 1839. Mit einer soliden und gründlichen musikalischen Bildung
ausgestattet, bewegte er sich jedoch ganz ausschliesslich nur auf dem Gebiete
der Musikliteratur, Historie und Ki-itik. Er redigirte in Mailand das Jour-
nal »ritalia musicale« und veröffentlichte das Buch: yiDella Musica religiosa e
delle questioni inerenti discorsoif, Mailand, Lucca 1857, in 8", 200 p. Nach
Florenz übersiedelt, wurde er daselbst nach der Errichtung der Königl. Musik-
schule an derselben als Professor der Aesthetik und Musikgeschichte angestellt.
Gleichzeitig war er als Kritiker an den Zeitungen: »Gazzetta d'Italia« (unter
dem Pseudonym Ipolito Albano), »la Nazione« und »Nuova Antologia« thätig.
Bial, Rudolph (I, 623), übernahm 1877 die Direction des Kroll'schen
Theaters und ging 1879 nach Amerika.
Big-UOD, Louis, Organist, geboren zu Paris den 12. Juli 1827, starb in
Marseille 1874 als Oi'ganist der Kirche Notre Dame-du-Mont und Lehrer der
Composition am dortigen Conservatorium. Er gab heraus: ^-»Methode pratique
d' accompagnement du plain-chanta, Blanchet, Paris.
Billert, Karl Friedr. Aug. (II, 5), starb am 22. December 1875.
Bimboui, Giovacchino, Lehrer für Trompete und Posaune an der königl.
Musikschule in Florenz, seiner Vaterstadt, in der er am 19. August 1810 ge-
boren wurde. Er bevorzugte erst die Flöte, auf welchem Instrument er sich
als Virtuose hören Hess. Später erlangte er auch auf der Posaune viel Ge-
schicklichkeit. Dieses Instrument verbesserte er nach dem System des Cornet
ä piston und nannte es »Bimbonifono«. Er stellte es auf der Wiener Weltaus-
stellung aus und erwarb sich mehrere Auszeichnungen.
Birnbach, Joseph Benjamin Heinrich (II, 16), starb am 24. August
1879 in Berlin.
Bishop) Anna, Miss, berühmte englische Sängerin, geboren gegen 1814.
Da ihx'e musikalische Begabung sehr früh hervortrat, wurde sie anfangs zur
Pianistin ex'zogen und war Schülerin von Moscheies ; als ihre Stimme sich jedoch
in wunderbarer Weise entwickelte, fand sie Aufnahme in die »Royal Academy
of Music«, wo ihre Sopranstimme zur herrlichsten Entfaltung kam. 1837 trat
sie als Concertsängerin in die Oeflfentlichkeit und errang ungetheilten Beifall,
bei den Musikfesten und in den Concerten der Philharmonie Society, wo sie
hauptsächlich Händel, Mozart und Haydn sang. 1831 hatte sie, 17 Jahr alt,
den Musikdirektor Bishop geheiratet, den sie 1839 aber verlies, um ihrem Ge-
liebten dem Harfenvirtuosen Bochsa (s. d. A.) zu folgen. Beide durchreisten
sodann ganz Europa, überall Enthusiasmus erregend. 1843 durchzogen sie Italien,
wo Anna B., die inzwischen sich mit der italienischen Opernmusik bekannt ge-
macht hatte, auch auf diesem Gebiete seltene Triumpfe feierte. In Neapel, wo
sie zuerst nur als Gast auftrat, sang sie 327 mal in etwas mehr als zwei Jahren
in den beiden königl. Theatern San Carlo und Fondo. Bochsa dirigirte alle
Opern, in denen sie sang. Hierauf gingen beide Künstler, nach einem kurzen
Aufenthalt in England, nach Amerika und dann nach Australien, Nachdem
Bochsa in Sidney daselbst gestorben war, kehrte A. B. nach England zui'ück,
entsagte jedoch der OefFentlichkeit.
Bitter, C. H., ist geboren am 27. Februar 1813 zu Schwedt a. 0. In
Berlin, wohin sein Vater als Geheimer Ober-Finanzrath berufen wurde, erhielt
er seine wissenschaftliche Ausbildung. Hier besuchte er auch (seit 1830) die
Universität und dann noch die in Bonn. 1833 wxirde er in Berlin Auscultator,
Bizet — Blaeis. 87
1835 Regierungsreforendur in Potsdam; 1845 crfolgto in Frankfurt h. O.
seine Ernennung zum Regierungsnilh ; 1850 ging er in dieser Eigenschaft nach
Minden. Als solcher war er auch Mitglied der .Fury der Pariser Weltaus-
stellung 1855. Seit 185() gehörte er als Künigl. Prcuss. Bevollmächtigter der
europäischen Donau-Comraission, die ihren Sitz in (lalatz hatte, an. Nachdem
er 1858 zum Geh. Regierungsrath ernannt worden war, erfolgte 1860 auf seinen
Wunsch seine Abberufung. Er ging als General-Inspektor der Rhein-Scliilffahrt
nach Mannheim, siedelte 18G8 nach Berlin über, und wurde dort 1809 Obcr-
Regierungbrath der Finanz- Abtheilung in Posen. 1870 erhielt er die Präfectur
des Vogesen-Departements, ging im Juli 1871 als Regierungs-Präsident nach
Posen, 1872 nach Schleswig und 1876 nach Düsseldorf. Von hier aus wurde
er nach Berlin als Unterstaatssecretair in das Ministerium des Innern berufen,
und 1879 übernahm er das Portefeuille des prcussischen Finanzministers. Neben
seiner amtlichen Thätigkeit gewann er noch hinreichend Zeit sich eingehend
mit Musik zu beschäftigen. Er veröffentlichte: »Job, Seb. Bach«, Berlin,
Schneider, 2 Bände, 1865; die erste Lieferung der neuen Aullage ist bei
Wilh. Baeusch in Dresden 1880 erschienen. Ferner: Mozarts »Don Juan« und
Glucks »Iphigenia« (1866) ; »Carl Phil. Em. und Wilh. Friedemann Bach und
seine Brüder« (1868); »lieber Gervinus Händel und Shakespeare« (1869);
»Dr. C. Lowe's Selbstbiographie« (1870) und »Beiträge zur Geschichte des
Oratoriums« (1872). Endlich gab er auch eine verbesserte Uebersetzung des
»Don Juan« 1872 heraus.
Bizet, George, ist am 25. November 1838 in Paris geboren; bereits als
13 jähriger Knabe erhielt er am Pariser Conservatorium den ersten Ciavier-
preis, fünf Jahre darauf den «PrLr de Roma. Auch sein erstes Debüt auf
dem Theater war vom Glück gekrönt. Offenbach — damals Direktor der
^Bouff'esfi — hatte 1857 einen Preis für die Composition der Operette: »Xe
Docteur Miraclea. ausgesetzt, und B. und Lecocq trugen den Preis davon. Beide
Opern wurden aufgeführt, und während Lecocq von da an hauptsächlich diesem
Genre seine Thätigkeit widmete, schlug B. eine ernstere Richtung ein; er
btudirte mehr die deutschen Meister, doch hatten die beiden Opern, die er
demnächst auf die Bühne brachte: »Zes Pecheurs des Perlesu (1863) und j>La
jolie fille de Periha. (1867) nicht den erwarteten Erfolg. Seine eigenthümlichen
Harmoniefolgen und Melodiebildungen fanden wenig Anklang beim Publicum,
und so wandte B. sich vom Theater ab und suchte auf dem instrumentalen
Gebiet ein fruchtreicheres Feld für seine Thätigkeit. Er schrieb in kurzer
Zeit eine Reihe von Ouvertüren, Balletpiecen und Orchesterstücken aller Art,
die sehr freundliche Aufnahme fanden. Es wurde daher dem Direktor des
Theätre-Lyrique-Cavalho nicht leicht, ihn zu bewegen, die Musik zu einem
Stück von Alph. Daudet: «L^Arlesienne« zu schreiben. Der bedeutende Erfolg,
den B. damit erreichte, versöhnte ihn wieder mit dem Theater, wo ihm nun-
mehr der Beifall nicht ausblieb. Seine nachfolgenden Opern : »iVi^mo« (1871),
»Djamileha (1872), vor Allem: y)Carmen<i (1875) wurden mit Beifall aufgenom-
men. Die letztere ist auch in Deutschland gegeben worden (in Wien und
Berlin) mit getheiltem Erfolge. 1869 hatte sich B. mit der Tochter seines
Lehrers Halcvy verheiratet; er starb bereits 1875 am 3. September.
HIagruve, Henry (II, 23), starlj in London am 15. December 1872.
Blasis, Francesco Antonio (11,43), ist als Sohn des Viceadmirals der
spanischen Flotte, in Neapel 1765 geboren. Ausser der Oper »Arminio« sind
von ihm in Italien ungefähr zwölf Opern und Ballette, eben so viele in Frank-
reich, während er seinen Wohnsitz in Marseille hatte, aufgeführt worden. Ausser-
dem componirte er Arien, Messen und dergleichen, und schrieb Schulen für
Ciavier, Violine und Gesang, Lehre der Harmonie und des Contrapunkts, mehrere
Biographien, einige Operntexto. Auch soll er eine Musikgeschichte geschrieben
haben. Er starb am 22. August 1851 in Florenz, wo ihm im Kloster zum
heiligen Kreuz ein Denkmal gesetzt ist.
38 Blazon — Böckeier.
Blazoii, Thibaut de, Troubadour des 13. Jahrhunderts, gehörte zur Be-
gleitung des Thibaut, Königs von Navarra und Graf von Champagne. Acht
Manuscripic seiner, mit Musik versehenen (iesänge befinden sich auf der
Pariser Bibliothek.
Itlithcinaun, William, ein ausgQzeichneter englischer Musiker, war Mit-
glied der Kapelle der Königin Elisabeth und als Orgelspieler berühmt. Er
wurde 1586 Baccalaureus der Musik zu Cambridge , einige Jahre darauf
Doktor der Musik und starb am Pfingstsonntag 1591. Besonderes Verdienst
erwarb er sich als Lehrer des ausgezeichneten englischen Musikers John Bull
(s. d. Bd. II, 224).
Blodek, Wilhelm (II, 51), starb am 1. Mai 1874 in Prag.
Boccherini (II, 60) ist geboren am 14. Januar 1743 zu Lucca und starb
am 28. Mai 1806 zu Madrid. Das Haus in Lucca, in welchem die Familie
15 Jahre wohnte, ist durch die Stadtbehörden mit einer Tafel versehen worden,
welche 1743 als Geburts- und 1806 als Todesjahr angiebt.
Boch, Franz Paula de, geboren zu Pottenstein im Königgrätzer Kreis
in Böhmen und zu Kosteletz am Adlerfluss erzogen, wurde im Prager Conser-
vatorium zu einem bedeutenden Cello- Virtuosen gebildet; war als solcher bis
1835 im Prager landstädtischen Theater-Orchester thätig, und gehört seitdem
als Cellist der Stuttgarter Kapelle an. Einen Ruf als Professor an das Prager
Conservatorium lehnte er ab. B. ist häufig mit Erfolg als Solist öffentlich
aufgetreten und darf namentlich als Mitbegründer der ersten öffentlichen Quar-
tett-Aufführungen genannt werden. Von seinen Compositionen sind mehrere
Werke für Gresang und Violoncello veröffentlicht.
Bockholz, Falconi x\nna (II, 62), starb zu Paris am 24. Dec. 1879.
Böckeier, Heinrich, geb. den 11. Juli 1836 in Köln, vollendete seine
Gymnasialstudien daselbst am 31. Juli 1856. An der Bonner Universität,
welche er darauf als kath. Theologe besuchte, wurde er durch den damaligen
Repetenten H. Konen für kirchenmusikalische Studien gewonnen und mit der
Leitung des academischen Kirchenchores betraut. Bei seinem Eintritte in's
Priesterseminar nahm der damalige Gesanglehrer desselben, Pfarrer A. G. Stein,
seine weitere Ausbildung in die Hand und veranlasste ihn, nachdem er am
3. September 1860 zum Priester geweiht worden war, das Kölner Conservatorium
zu besuchen , um seine musikalischen Studien fortzusetzen und speciell unter
Leitung des städtischen Kapellmeisters Dr. F. Hiller den Contrapunkt zu stu-
diren, zugleich aber beim Unterrichten der Seminaristen Aushülfe zu leisten.
Am 10. Mai 1862 zum Stiftsvicar in Aachen ernannt und am 12. Februar
1864 mit der Inspektorstelle des dortigen Choralenhauses betraut, fand er viel-
seitige Gelegenheit, auf das kirchenmusikalische Leben der Stadt Aachen einen
grossen Einfluss auszuüben, zumal nachdem er am 19. Mai 1869 zum Vice-
jiräses des Kölner Diöcesan-Cäcilienvereines, am 12. September 1870 zum Präses
des Aachener Bezirksvereines und am 12. Januar 1871 zum Chordirigenten
der Stiftskirche in Aachen ernannt worden war. Die in dieser Zeit von ihm
herausgegebenen Werke sind folgende : -»Mangon, Missa in suminis festis«, y>Pro-
cessionalea, fasc. 1 — 3 , »Lieder für die verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres
für Männerstimmen«, »Gesangbuch für höhere Schulen«, »Sammlung zweistim-
miger Gesänge zum Gebrauche beim Schulgottesdienste«, »Gesangbuch für
Marianische Congregationen« , »Lateinische Gesänge für Männerchor und ge-
mischten Chor«, »Volkslieder für Schule und Haus« etc. Am 1. August 1875
begann er alljährlich mehrere Lehrcursen zur Ausbildung von Organisten und
Chordirigenten abzuhalten, welche bis Mitte 1879 von ca. 130 Theilnehmern
besucht wurden. Am 1. Juli 1877 gründete er das »Gregoriusblatt, Organ für
katholische Kirchenmusik in der Rheinprovinz und Westfalen«, als dessen Re-
dakteur er mit Energie für feste Grundsätze im Betriebe der Kirchenmusik
und für Förderung des Studiums der altklassischen, speciell der palestrinen-
sischen Kirchenmusik eintrat.
Bocquillon — Bogenfiihrer.
89
Bocquillon-Wilhelm (II, 63) siehe Wilhem — nicht Wilhelm (XT, 354).
Bodiu, Fran\;ois Etienne (II, GG), starb zu Paris am 13. Aug. 18G2.
Er vcrfasstc: 1) »Tratte complet et ratiunncl den principrtt tlemcntaircs de la
musique, ou intruduction a foutcs les mcthud<'s vocales^ instrumentales ^ et ä tous
les traites d' harmonier; Paris, Duverger lH5ü, 1 vol., iu 4". 2) nRecueil de
yammeti pour le piano avec la rej'urme du doiytea. Seine; Tochter Soj)hie, später
Mm. Pierson- Bodiu, war durch ihn, Boch«u und l\)ncliard zur Sängerin ge-
bildet und lebte uach dem Verlust ihrer Stimme als Lehrerin. Sie starb in
Paris ira Juni 1874 und hat veröffentlicht: »OLservations sur Vetude de la
musiqu^a. Paris 1865.
Boerä, Joseph Carl, einer der bedeutendsten Musiker der Niederlande,
ist l.srj in Ni.jmwegen geboren und erhielt auch dort seine musikalische Aus-
bildung. 1837 ging er nach Paris, wo er am Theater Valentins einen Platz
als erster Geiger erhielt. Nachdem er von 1839 an noch zwei Jahre in der-
selben Eigenschaft in Metz gewesen war, ging er nach seiner Heimath zurück.
Von 1H41 — 1853 war er in Nijmwegen und dann in Delft als Musikdirektor
thätig, und hier wirkt er noch. Sein Name ist im ganzen Lande bekannt ge-
worden, sowol durch seine bedeutenden Orchestercompositionen und Vocal-
werke, als durch seine musikwissenschaftlichen Arbeiten. Er wandte sich
namentlich der Geschichte der niederländischen Musik zu und veröffentlichte
iu der einzigen iu den Niederlanden erscheinenden Musikzeitung: »Caeciliaa
eine sehr gründliche Studie : »Bouivstojf'en tot een nederlandsche mwzikale littera-
turv. (1846). In der letzteren Zeit beschäftigte er sich mit einer »Bibliograße
von alle Nederlandsche muzieJcstuIckena und einer »Geschiedenis der muziekinntru-
menten in de midden lemvena. B. besitzt eine sehr werthvolle Bibliothek mit
seltenen und kostbaren Büchern über Musik und Musikinstrumente.
Bogen führer, ein von Carl Gley in Berlin erfundener Apparat, um den
Schüler früh an eine entsprechende Bogenführuug beim Violin- oder Violoncello-
spielen zu gewöhnen. Er ist so construirt, dass bei Anwendung desselben die
Hand von der rechtwinkeligen Bewegung zu den Saiten nicht abweichen darf,
Fig. 1.
undjden Spieler sofort aufmerksam macht, daas er von der richtigen Bahn ab-
gewichen ist. Die Anwendung des Bogenführers erfolgt in folgender Weise:
ohne daas die Eührungsstange sich zwischen die gabelförmige Führung klemmt
40 Böhm — Böhme.
Der gabelförmige Holztheil des Aufsatzes (Fig. 3) wird auf das Ende des
Grrifin)retts der Geige so aufgestellt, dass der untere Theil der Schraube (a)
zwischen die D- und A - Saite zu liegen kommt.
Der metallene Schieber h wird unter dem Griflfbrett in die Seiteneinschnitte
des Aufsatzes geschoben und dieser dann festgeschraubt. Darauf wird der Vio-
linbogen mit der runden Führungsstange verbunden, indem die Haare am Frosch
in die grosse Klammer c in Fig. 2 eingeführt werden ; darauf wird die Klammer
c über den Frosch gezogen, dass sie so liegt wie in Fig. 1 bei aa und dann
wird der obere Theil des Bogens durch die kleinere Klammer hh gesteckt. Die
auf diese Weise am Bogen befestigte Führungsstange steckt man dann zwischen
die gabelförmige Führung. Dadurch ist der, sonst in seiner Bewegung unbe-
hinderte Bogen gezwungen parallel mit der Führungsstauge zu streichen. Bei
Anwendung der Flachleisten muss der Aufsatz Fig. 3 so dicht als möglich
nach dem Stege zu festgeschraubt werden, während bei Anwendung der mit dem
Bogen verbundenen Führungsstange der Aufsatz soweit zurückgeschoben wird,
dass die Haare des Bogens die richtige Stelle der Saiten streichen. Die runde
Führungsstange wie die Flachleiste müssen ab und zu mit trockener Seife oder
mit Talkum bestrichen werden, um die durch Colophoniumstaub verursachte
Reibung zu verhüten. Der Erfinder hält es für zweckmässig beim Beginn des
Unterrichts zunächst auf der Flachleiste eine Zeit lang stumme Streichübungen
machen zu lassen, da der Schüler mit ihr ungezwungen auf und nieder streichen
kann, so dass durch diese stets richtige Bewegung das Handgelenk sich ohne
Zweifel schneller lösen muss als ohne Bogenführer. Nach der Uebung mit den
Flachleisten wendet man wieder eine Zeit lang die, mit dem Bogen zu verbin-
dende runde Führungsstange an,
Böhm, Joseph (II, 67), ist am 4. März 1795 (nicht 1798) in Pest ge-
boren. Zu seinen Schülern gehören ausser Joachim: L. Minkus in Peters-
burg, Ludwig Strauss in London, Miska Hauser, J. Hellmesberger , M. Grün,
J. Dont, Carl Heissler, Anton Thalmann, Dobyhal u. A. in Wien. B. starb
am 28. März 1876.
Böhme, Franz Magnus, wurde am 11. März 1827 in dem thüringischen
Dorfe Willerstedt (unfern Weimar), wo seine Eltern, nicht unbemittelte Land-
leute, lebten, geboren. Hier besuchte er die Dorfschule von seinem sechsten
bis zehnten Lebensjahre und erhielt seit seinem neunten Jahre auch Unter-
weisung im Gesänge, Ciavier- und Orgelspiel durch den gut musikalischen Orts-
Cantor Thieme, der ihn so weit förderte, dass er schon im zehnten Jahre in
der Kirche den Gemeindegesang beim Gottesdienste an der Orgel leiten und
zur Kirchenmusik den Generalbass spielen konnte. Mit seinem zehnten Jahre
begann auch der Unterricht im Lateinischen, Griechischen, in Geschichte, Geo-
graphie und Mathematik, den ihm der Orts-Pfarrer G. T holden in dem, von
ihm unterhaltenen Pensionat ertheilte. Seine Lehrer riethen ihm nunmehr das
Gymnasium in Weimar zu besuchen, allein dem Wunsch der Eltern entsprechend
trat er in das Grossherzogl. Schullehrer- Seminar in Weimar und machte hier
einen vierjährigen Cursus von 1842 bis 1846 durch. Nach gut bestandenem
Examen wurde er auf kurze Zeit Hülfslehrer an der Bürgerschule daselbst und
dann 1847 von der Dorfgemeinde Berlstedt (am Ettersberge bei Weimar) zum
Lehrer gewählt; dabei hatte er auch den Dienst als Organist, Cantor und Ge-
raeindeschreiber zu besorgen. Später wurde B. nach Wahlsborn und 1854 nach
Riethnordhausen an der Gera als Cantor versetzt. Seine Liebe zur Musik ver-
anlasste ihn endlich 1857 den Lehrerberuf aufzugeben und sich ganz der Musik
zu widmen. Er ging nach Leipzig und machte dort unter Moritz Haupt-
mann und Julius Rietz gründliche Musikstudien; besonders aber zog ihn
die Musikhistorie an. Am 1. A2)ril 1859 siedelte er nach Dresden über, wo
er seinen Unterhalt als Musiklehrer suchen musste. 1861 gründete er den
Chorgesangverein: Siona zur Pflege älterer Kirchenmusik, den er indess 1864
wieder auflöste; 1867 übernahm er die Leitung des Turnergesaugvereins
lioilly - liolck. 41
und errichtete einen neuen Cliorvercin: Bölnne's Singakademie, die aber
im Krie'>:sj;ihr lö7() wieder eingin«,'. Mit grossem Fleisse sammelte er seit 18(JU:
»Niitionaliiiusik aller ^'ülker« /.u einem Werk, das diese in Proben und
Ablnlduiigcn erscliüpi'eud bclumdeln sollte. J)a er aber für ein so umfassendes
"Werk keinen Verleger finden konnte, so wandte er sich später dem Volkslied
zu und stellte jene Sammlung zusammen, die unter dem Titel: »Altdeutsches
Liederbuch«, Volkslieder der Deutschen nach Wort und AVeise vom 115. bis
17. .lahrhuudcrt, Leipzig 1877 erschien, und ihm keinen pecuniüren Erfolg
brachte, aljer ihn ehrenvoll bekannt machte. Der König von Sachsen verlieh
ihm in Folge dessen den Professor - Titel, der Kaiser von Deutschland den
Kronenordeu IV. Klasse, und der Herzog Ernst von Coburg-Grotha die Medaille
für Kunst und Wissenschaft. 1878 ward B. an dem neu gestifteten Dr. Hoch-
schen Conservatorium in Frankfurt a. M. als Lehrer für Harmonie, Contrapunkt
und Musikgeschichte angestellt. Von seinen veröffentlichten Werken sind noch
zu erwähnen: »Eine historische Studie über das Oratorium« (18G1). Ein Auf-
gabenbuch zum Studium der Harmonie« (Mainz 1880), dem bald ein kurz ge-
fasstes Lelirbuch folgen soll. Ausserdem arbeitete er an unserm Lexikon eine
Reihe werthvoller Artikel über Musikinstrumente und Tanzformen und schrieb
für wissenschaftliche Blätter Kritiken und Aufsätze. So veröffentlichte die
Zeitschrift »Germania« die von ihm gefundene Melodie eines Liedes aus der
Zeit der Flagellanten (1356). Die Noten zu einem Osterspiel nach B.'s Nieder-
schrift werden vom Lit. Verein in Stuttgart zum Druck gebracht. Als Com-
ponist ist er vielfach schon während seines Cantorats auf kirchlichem Grebiet
thätig gewesen. Nach seiner Studienzeit bei Hauptmann und Rietz wandte er
sich auch der Instrumentalmusik zu und als Dirigent der Gresangvereiue com-
ponirte er auch zahlreiche Chorlieder. Gedruckt sind von diesen Arbeiten nur
ein Psalm für Solo und Chor und zehn Hefte für Ciavier bearbeitete Volkslieder.
ßoilly, Eduard (II, 123), ist seit langer Zeit in Paris gestoi-ben, wo er,
nachdem seine Opern den erwünschten Erfolg nicht hatten, als Musiklehrer
Iclitc. Er war nie Kupferstecher, wohl aber sein Bruder Alphonse.
ßoisselot, Jean Louis, geboren zu Montpellier 1785, verfertigte anfangs
Saiteninstrumente und begründete später eine Pianoforte-Fabrik in Marseille,
in welcher er deutsche und englische Arbeiter beschäftigte und welche zu Ruf
und grosser Ausdehnung gelangte. Die »jjianos ä queuea, welche er nach da-
maligen englischen Vorbildern verfertigte, galten lange Zeit für die besten in
Frankreich. Sie erhielten auf der Weltausstellung in Paris 1844 den ersten Preis.
Sein Sohn Louis Constantin, geboren in Montpellier im März 1809, welcher
1838 Associe des Vaters wurde, Hess sich die Verbesserung des Pianoforte-
baues ausserordentlich angelegen sein und erwarb hierfür die zahlreichsten Pa-
tente. Eine zweite Fabrik wurde in den vierziger Jahren von ihm in Barce-
lona errichtet und lieferte in ihrer Blüthezeit vierhundert, die in Marseille fünf-
hundert Instrumente im Jahre. Nach dem Tode der beiden eigentlichen Be-
gründer üljernahm der jüngere Bruder, der Tonkünstler Xavier B. (s. d. A.
II, 124) die Fabrik, die zwar zeitweise Erschütterungen erlitt, wozu das gänz-
liche Niederbrennen der Fabrik in Barcelona gehört, aber zur Zeit von dem
Enkel des Jeän Louis, Franz B., noch mit Frfolg fortgefühi't wird. Die Fabrik
lieferte bis jetzt 18,600 Instrumente.
IJokemeier, Heinrich (II, 124), geboren zu Immensen, gest. am 7. Nov.
(nicht Decembei') 1751.
Holck, Oscar, ist am 4. März 1839 in Hohenstein in Ostpreussen geboren.
Sein Vater, Kaufmann daselbst, hatte ihn für denselben Le1)ensberuf bestimmt
und brachte ihn auch zu einem Kaufmann in (Tiimbinnen in die Lehre; allein
die Liebe zur Musik war so gross bei ihm, dass er nach vier Wochen ins
Elternhaus zurückkehrte, und weil man dort mit seinem Plane, sich der Musik
zu widmen, nicht einverstanden war, ernstlich erkrankte. Erst dadurch liess
sich der Vater bewegren, den Sohn 18;');'» durch II. l'aefzobl in Königsberg in
42 l^oillus — Bonawitz.
der Musik unterweisen zu lassen, und da sich rascli Erfolge geltend machten,
so gahen schliesslich die Eltern ihre Einwilligung dazu, dass B. die Musik
als Beruf crwilhlte. Er ging 1857 nach Leipzig und genoss hier im Conser-
vatoriura namentlich den Unterricht von Moscheies, Hauptmann, Richter und
Eiotz. 1861 ging B. nach Wihorg in Finnland, wo er an einem Institut
als Lehrer wirkte; hier fand er auch Gelegenheit Sinfonien und Concerte zu
dirigiren und schrieb u. A. eine »Lustspiel - Ouvertüre«. 1862 kehrte er
nach Leipzig zurück und verweilte hier mehrere Jahre, während welchei- er
zwei Opern componirte: »Pierre Rohin« (1864) und »Gudrun« (1865). 1866
ging er als Lehrer an ein Musikiustitut nach Liverj^ool, und 1867 in eine
ähnliche Stellung nach London; hier veröffentlichte er auch mehrere Compo-
sitionen. Im Sommer 1867 kehrte er wieder nach Leipzig zurück; 1868 war
er dann Kapellmeister am Theater in Würzburg und 1869 in Aachen. Der
Krieg 1870 verscheuchte ihn von hier; er ging nach seinem Geburtsort und
erst 1872 von dort wieder nach Leijjzig. 1875 im April übernahm er eine Lehrer-
stelle an der Musikschule in Riga, und hier hatte er endlich die Freude, eine
seiner Opern: »Robin Pierre« in Scene gehen zu sehen. Hierauf kehrte
er wieder nach Leipzig zurück und übernahm auf einige Zeit die Correpe-
titorstelle am Stadttheater; 1879 am 15. August ging auch hier seine Oper:
»Pierre Robin« in Scene, die indess nur einige Aufführungen erlebte und dann
vom Repertoir für immer verschwand.
Bollins, Daniel, Verfasser eines der ältesten Versuche in der Form der
Oratoriums. Das Werk befindet sich in der eigenen Handschrift des Verfassers
unter den Musikstücken der Rhedigerschen Bibliothek zu Breslau (Nr. 47) und
führt den (verdeutschten) Titel: »Harmonische Darstellung der Empfängniss
und Geburt S. Johannis des Täufers, des grossesten unter den vom AVeibe
Geborenen, dem heiligen Evaugelio Jesu Christi nach dem Lucas zufolge auf
pathetische und recitativische Weise gesetzt, in 2 Akte und 6 Scenen abge-
theilt, mit Beifügung von 5 Symphonieen als Zwischenspielen. Auetore Daniele
Bollio«. Das Werk ist dem Johann Schweighard, Erzbischof und Churfürsten
von Mainz zu seinem Geburtsfeste gewidmet, als dessen Sängermeister und
Organisten der Verfasser sich bezeichnet. Es muss in den Jahren 1615—1628
entstanden sein. Auf der gedachten Bibliothek finden sich noch andere Com-
positionen von ihm, eben so in: yy Donfried: Promptuarium musicum, IIa (Strass-
bürg 1623).
Bona, Pastjuale (II, 128), heisst Pasq. nicht Pietro, und war Gesanglehrer
am Conservatorium in Mailand. Er gab heraus: Sieben G-esangschulen für
verschiedene Stimmen (Mailand, Ricordi) , Vier Sammlungen Vocalisen, Hun-
dert tägliche Uebungen (Mailand, Canti), Hundei't Solfegien (Turin, Giudici
und Strada), Hundert Cadenzen für alle Stimmen, und fünfzig Duette ohne
Worte (Mailand, Ricordi), Metodo di divisione (Carti) und auch mehrere
Compostionen.
Bouawitz, Joh. Heinrich (auch Bonewitz, Bd. II, 131). 1871 ging er
nach New-York und dirigirte hier die, nach dem Muster der Pariser Pasdeloup-
schen eingerichteten »Populären Sinfonie-Concerte«, die indess, da ihnen die
grössere Theilnahme des Publicums fehlte, bald aufgegeben wurden. In der
ersten Hälfte 1873 machte B. eine erfolgreiche Concertreise dui-ch die Ver-
einigten nordamerikanischen Freistaaten und lebte dann in Philadelphia, wo er
seine Opern: »Die Braut von Messina« und »Ostrowenka« zur Aufführung
brachte, die beide ungemeines Aufsehen machten. In Folge dessen wurde
B. zum Dirigenten der Concerte der Centennial-Weltausstellung gewählt, als
welcher er jedoch nach 3 Monaten seine Entlassung nahm. Er ging wieder
nach Europa zurück und nahm seinen Wohnsitz in Wien, von wo aus er
erfolgreiche Concertreisen unternimmt. Von seinen Compositionen sind noch"
zu erwähnen: Sinfonien, Ouvertüren, Quartette, Trios, Sonaten, Ciavier-
stücke, Lieder.
lionicki' Horchi^rcviiuk. 43
Itüiiickc, llcriniinii (11, lül), starlt im .Jjiiiiiar 1871) zu Hcrrmiinn.stadt.
Itouii, Herinniin (11, 133), ist 1504 zu (^uackcnliriick au der Hase im
Fürstcuthuiii Osiial)rück y('l)oren. Sein Vater Arnold Gudo (daher Boiiiius),
ein wohlhabender Ivathsherr daselbst, bcstiinnite den Sohn zum Studium der
Theologie, das dieser seit 1521 in Wittenberg unter Melanehthon und Luther
und 1525 unter Bugenhagen in Bclbeck in Pommern mit grossem Eifer be-
trieb. Er wurde 1525 Religionslelirer in Greifswalde und 1527 in Stralsund.
1528 ging er als Erzieher des jungen Herzogs Johann von Holstein, eines
Sohnes Friedrichs 1. von Dänemark, nach Kopenhagen und wurde 1530 Rektor
der neu gegründeten Marienschule zu Lübeck, Am 9. Februar 1531 bereits
erwählte ihn die, der Reformation ergebene Bürgerschaft zum Superintendenten,
als welcher er am 12. Februar 1548 starb. 1543 war er nach Osnabrück be-
rufen worden, die Reformation einzuführen. Ganz besondere Verdienste hat
sich B. um den evangelischeu Kirchengesang erworben. Was Johann Spaiigen-
berg im Hochdeutschen, das hat B. im Niederdeutschen gethan, so dass er mit
Recht als Gründer des niederdeutschen Kirchengesanges zu bezeichnen ist.
Er sammelte die Schätze des lateinischen Kixxhengesanges und bearbeitete sie
für den Gebrauch in der protestantischen Kirche. Nach seinem Tode erschie-
nen: »I£y?nni et Sequentiae tarn de tempore quam de Sanctis eum duis Melodiis,
liicut olim sunt cantata in ecelenia Dei et jam passim correcta per sanctae memoria
reiK vir um. M. H. B. etc.», Lübeck 1559. Die von ihm corrigirten oder gedich-
teten Gesänge und Lieder befinden sich im Magdeburger Gesangbuch von 1543
und im Lübecker Euchiridion von 1545.
Boutempi, Antonio, ein italienischer Musikus »auf allerlei Instrumenten«
kam 15t)4 nach Berlin, hielt sich 1^/^ Jahr dort auf, spielte in dieser Zeit
auf der Laute, Theorbe und dem Zinken mehrmals am Hofe des Churfürsten
Joachim IL, wofür er unterm 1. Januar 1565 ein für alle Mal 100 Thaler
erhielt. Zugleich gab man ihm eine Art Bestallung, welche ihm gestattete,
mit allerlei Instrumenten bei Hofe aufzuwarten, aber ohne ihm irgend welchen
Gehalt festzusetzen. B. gerieth deshalb in Schulden, so dass er fast alle In-
strumente und selbst seine Kleider versetzen und »zum Juden tragen musste«.
Er scheint deshalb Berlin nicht lange nach dem verlassen zu haben; 1566 war
er in Prag beim Erzherzog Ferdinand.
Boom, Herr mann M. van, der bedeutendste Flötenvirtuose der Nieder-
lande nächst Drouet, ist am 9. Februar 1809 in Utrecht als Sohn des ge-
schickten Flötisten Jean E. G. Boom geboren. Im Flötenspiel war er der
Zögling seines Vaters, der ihn siebzehn Jahr alt nach Paris schickte um die
Bekanntschaft und die Rathschläge von Toulou (s. d. Art.) zu suchen, der
ihm vollste Anerkennung zollte und ihm seine sämmtlichen Compositioneu zum
Geschenk machte. 1830 Hess sich B. in Amsterdam nieder, wo er in den Con-
certen von Felix Meritis als Solo -Flötist mitwirkte. 1863 wurde er zum Solo-
Flötisten des Königs der Niederlande ernannt und mit dem Wappen und dem
Orden der eisernen Krone decorirt. Dem ausgezeichneten Künstler genügt die
Anerkennung seiner Landsleute, ohne dieselbe auch wie sonst Virtuosen seiner
Bedeutung in der Fremde zu suchen.
Boom, Jean van (II, 136), nach Ed. G. J. Gregoir, (Les artistes-Musi-
ciens Neerlandais) nicht Jan, ist geboren am 15. Oktober 1807.
Boom, Jean E. G. van (II, 136), nach derselben (Quelle nicht Johann,
ist geboren zu Utrecht am 17. April 1783.
ßorani, Giuseppe, Pianist, Componist und geschätzter Lehrer in Italien,
gab ausser einer Gesangschule in drei Theilen folgende zwei anei'kannte Ar-
beiten heraus: »Grammatica tnutiicalefi und nMetodo per iL pianoforte, facile e
progressiva«^^ beides bei Lucca in Mailand.
Borchgrevinck , Melchior (II, 137), war zugleich köuigl. Kapellmeister
Christians IV. und hat auch »9 Psalmen Davids vierstimmig gesetzt« compo-
nirt. Kopenhagen 1607.
44 Bosselet — Brachthuijzer.
Bosselet, Charles (II, 146), starb am 27. Juli 1873 in Brüssel.
IJost, Eduard (II, 147), starb am 1. Juni 1879 iu Berlin.
Bote ii Bock (II, 147). Emil Bock starl) am 31. März 1871 und seitdem
führt Hugo Bock, der Sohn von Gustav Bock, das Geschäft weiter.
Botgrorschek, Caroline (II, 148), verehelichte Feuchere, starb als gesuchte
Gesang- und Clavicrlehrerin in Nismes am 7. October 1875.
Böttcher, Georg AVilhelm, (II, 103), starb am 25. Mai 1877. Sein Sohn
Böttcher, "Wilhelm Dr., geboren am 22. Juni 1833 in Potsdam, studirte
von 1853 — 56 auf der Berliner Universität Theologie und Philologie und
machte dann unter Grell, Marx, Stern und Löschhorn noch gründliche Studien
in der Musik, in welcher ihn der Vater schon mit bestem Erfolge unterrichtet
hatte. 18u8 ging B. nach Posen als Lehx'er, wo er 1868 die Musikreferate der
Ostdeutschen Zeitung und 1872 das Amt eines Organisten an der israelitischen
Brüdergemeinde übernahm.
Böttcher, Theodor, geboren 1829, war ein fleissiger Musikhistoriograph,
der für dieses Werk eine Reihe schätzenswerther biographischer Beiträge lieferte.
Mit bewundernswerthem Fleiss hatte er auch eine Sammlung von 6000 Musiker-
Portraits zusammengebracht. Er starb am 4. April 1877 in Cannstatt.
Bottiui, Marianne Andreozzi Marquise, Comijonistin, geboren zu Lucca
am 7. November 1802, begann schon im jugendlichen Alter sich ernsthaft mit
der Musik zu beschäftigen. Sie war eine treuliche Harfenspielerin und wurde
von Domenico Quilici mit Sorgfalt in der Composition unterwiesen. Ihre zahl-
reichen AVerke gehören den verschiedensten Gattungen an. Ausser einer zwei-
aktigen Operette und Stücke für Gesang, Ciavier oder Harfe, Ouvertüren und
Coucei'ten für Orchester sind es Kirchencompositionen, Messen, Vespern, ein
vierstimmiges Magnificat u. s. w. Ein Eequiem und ein Stabat mater, welches
sie der Akademie vorlegte, veranlasste diese, sie zu ihrem Mitglied zu ernennen,
»wegen der Würde des Stils und der genauen Beobachtung der Regeln des
Contrapunktes«. Sie starb in Lucca am 24. Januar 1858.
Bourdean, Emile, Kapellmeister der Kirche St. Philippe du Roule und
Professor der Musik am College Chaptal, verfasste: y)Harmo7iie et compositionv.,
Paris, Lambert, 1867 in 8*^. »Hegles invariables sur la transposition musicalen,
Paris, 1861 in 8^
Bourgault ■ Ducoudray , Louis Albert, Tonkünstlei*, geb. den 2. Februar
1840 zu Nantes als Sohn einer begüterten Familie, die ihm eine solide Bildung
angedeihen liess und zum Eechtsgelehrten bestimmte. Nachdem er jedoch die
Advocatur gewonnen, begann B. so ernstliche Studien in der Musik zu machen,
dass er am Pariser Conservatorium den ersten Preis der Fuge und den ersten
Preis für Composition erhielt. Nach seiner Rückkehr von Rom wurde 1868
das inzwischen von ihm componirte »Stabat Mater v. in der Kii'che St. Eustache
mit Beifall aufgeführt. Seine späteren Compositionen bestehen nur in kleine-
ren Gesangswerken. Hier sind noch zwei interessante Arbeiten desselben
Autors, Ergebnisse einer zweiten Reise nach Griechenland, anzuführen : -oTrente
melodies populaires de Grece et d'Orient<i, gesammelt und harmouisirt von L. A.
B.-D. mit griechischem Text, einer italienischen Ilebersetzuuq- iu Versen der
Musik angepasst und einer französischen Uebersetzung in Prosa; und »Souvenir
d'ime miasion musicale en Chrece et en Orient^. Paris, Baur 1876.
Bonrnonville, Auguste de, (II, 156), starb 1799 zu Kopenhagen.
Bovery, Antoine Nicolas Joseph Bovy (II, 159), starb in Paris
den 17. Juli 1868.
Brachthuijzer. Dieses Namens sind verschiedene in den Niederlanden
bekannte Musiker. Der älteste, Daniel, geboren am 28. September 1779 zu
Amsterdam, war blindgeboren, wurde aber doch ein bedeutender Organist und
Carillonueur, weshalb er schon im 22. Lebensjahre das Amt eines Organisten
an der Neuen Kirche zu Amsterdam erhielt. Hier starb er auch am 10. Juli
1832. Er war zugleich ausgezeichneter Improvisator. Sein Sohn Joan Da-
IJruli Mülkr — Brandus. 45
niel wie eein Bruder W. H. Braclithuijzer sind j,Hoiclifullö ehrenvoll bekannt
als tüchtige Musiker.
Hrah-Müller (H, KIT)) <rc\vaiin mit einem (Quartett 1875 den, von der Sucietä
dell C^uiirtettu in Mailand austre.set/.tcii Preis. Er stiirh um 1. Novemher
1878 in Berlin.
Itranilnlla, Marietta (11, 167), ist 1807 zu Cassano au der Adda geboren.
Sie Ijesass einen herrlichen Cuntr'alt luid sang mit grossem Ausdruek. Mit
21 Jahren betrat sie zu Novara zuerst die Bühne, ersetzte im folgenden .Jahre
schon die Giuditta Pasta am Theater Careano zu Mailand und glänzte dann
auf den bedeutendsten Bühnen Italiens, in Wien, Paris und London. 1850
trat sie von der Bühne zurück, und liess sich in Mailand als Gesanglchrcrin
nieder, als welche sie nicht minder gepriesen wurde, wie als Sängerin. Sie
verölleutlichte auch (resangübungen: nExereises et Vocaliaes pouv Soprano et
Pianofortea, ferner: Romanzen und Canzonctten und auch italienische Melodien:
»Souvenirs des Alpesa. Sie starl) im November 1875 in Mailand. Die gleich-
falls nicht unbekannte Säugerin
Branibilla, Tcresina, verheiratet mit Ponchielli, dem Componisten der
Oi)ern: n[ Lituani<x und »I promessi iposi«, ist eine Nichte der oben erwähnten.
Hraudes, Wilhelm, war einer der ausgezeichnetsten Oratorien-, Opern-
und Liedersänger der Gegenwart; er ist zu Osnabrück am 23. April 1824: ge-
boren, als Sohn eines Musikers, der diesem früh eine sorgfältige musikalische
Erziehung gab. Zur weiteren Ausbildung ging er dann 1842 zu Franz Häuser
nach AVien. Nachdem er darauf zwei Jahre als Klavierlehrer in Ungarn gewirkt
hatte, ging er wieder nach Wien, um hier als Musiklehrer und Kirchensänger
thätig zu sein. Seiner schönen Tenorstimme halljer wurde er indess beim
Kärnlhner Thor-Theater engagirt, und hier genoss er noch die Unterweisung
Staudigl's. 1848 engagirte ihn Franz Lachner für das Münchener Hof-
Theater und hier gefiel er so, dass man seinen urspi'ünglich auf drei Jahre
abgeschlossenen Contract in einen lebenslänglichen verwandelte. Leider zwang
ihn ein Halsübel 1855 seine Bühnenthätigkeit mehrere Jahre einzustellen,
während welcher Zeit er am Münchener Conservatorium Gesangunterricht er-
theiltc. 1861 zog ihn indess Ed. Devrient nach Carlsruhe und hier betrat er
auch wieder mit dem besten Erfolg die Bühne. 1870 verfiel er einem Hirn-
leiden, dem er am 21. Februar 1871 in der Heilanstalt zu Klingenniünster
erlag. B. war der Liebling des Publicums; die Wii'kung seiner sympathischen,
volltönenden Stimme wurde durch bedeutende Kunstfertigkeit und durch seelen-
vollen Vortrag bedeutend erhöht. Auch in Stuttgart, Darmstadt und Frank-
furt war er ein gern gesehener Gast. B. versuchte sich auch in der Compo-
sition; mehrere seiner Lieder und Ciavierstücke sind gedruckt.
Itraudts-ltuys. Eine in den Niederlanden sehr ehrenvoll bekannte Musiker-
Familie. Der Vater CA. Brandts-Buys, geb. 3. April 1812 in Zalt-
Bommel, erhielt 1840 die Stelle als Organist und 1852 als Carillonneur in
Deveuter, dirigirte später die Concerte und lebt und wirkt noch jetzt dort in
geistiger Frische. Drei Söhne haben als Componisten, Dirigenten, Orgelspieler,
Clavierspieler u. s. w. in den letzten zehn Jahren Ruhm erworben. Mar ins
A. Brandts-Buys lebt in Zutfen und machte sich als Componist und Schrift-
steller einen Namen; Ludwig Felix Brandts-Buys ist Direktor des Männer-
Gesangvereins »üotfe^s Mannenkoor« in Rotterdam und hat hübsche Lieder und
Chorsachen geschrieben (insbesondere muss die Uhland'sche Ballade: »Das
Singenthai« für Baritonsolo, Chor und Orchester hier genannt werden); Henri
F. Robert Brandts-Buys ist jetzt Direktor d(\s Männer-Gesangvereins
nAmsfeVs Mamtenkouru in Amsterdam und bekundet ebenfalls vortreffliche Au-
lagen für die Composition, Noch werden einige Söhne genannt, die vielver-
sprechendes Talent für die Musik verrathen.
liraudnS; Gemmy (II, 171), Musikalienverleger und Direktor der vMevue
et Gazette muaivaleis, geb. 1823, starb am 12. Februar 1873 in Paris.
46 Brassin — Krell.
Brassiii, Louis (II, 172), ist nicht zu Brüssel 1846, sondern zu Aachen
iH'M) geboren. Sein Vater war auch nicht Belgier, sondern ein Deutscher und
wirkte als Baritonist an den Theatern zu Mannheim, Hamhurg und Leipzig.
1809 wurde Louis Brassin Professor des Ciavierspiels am königl. Conserva-
torium in Brüssel. 1878 nahm er seine Entlassung, um einem B,uie in gleicher
Eigenschaft an das kaiserl. Consorvatorium in Petersburg zu folgen. Seinen
sechsmonatlichen Urlaub verlebt er theils in Brüssel, theils in Brühl bei Köln.
Sein Bruder
Brassin, Leopold, geboren am 28. Mai 1843 in Strassburg, ist Lehrer
am Conservatorium in Bern; der andere Bruder
Brassin, Gerhard, geboren am 10. Juni 1844 in Aachen, lebt als Violin-
virtuose in Breslau.
Bratfisch, Albert (II, 172), starb am 28. Januar 1874 in Stralsund.
Braun, Augustus, Cantor an der St. Michaelisschule zu Lüneburg von
1695 — 1713, war während einiger Jahre der Lehrer Joh. Seb. Bach 's, der im
Convict Aufnahme gefunden hatte. B. war gleichfalls Chorschüler der Anstalt
gewesen und genoss auf der Universität das Klosterstipendium. Er spielte als
Studiosus bei Kirchenmusiken das Positiv. Bei seiner Bewerbung um das Can-
torat an der St. Michaelisschule konnte er zu seiner Empfehlung anführen:
»dass er von Jugend auf dieser Profession obgelegen habe«. Er hat auch eine
bedeutende Anzahl von Motetten und anderen Kirchenstücken compouirt. Ein
voi'handener Catalog zählt nach Junghans: »Bach als Particularschüler« (1S70)
deren 24 zu 4 — 21 Stimmen auf. Die Bibliothek des Johanneum in Lüuebug
besitzt noch eine AYeilinachtscantilene von ihm aus dem Jahre 1703.
Bredal, Ivor Friedrich (II, 176), geboren am 17. Juni 1800 zu Kopen-
hagen, war noch sehr jung schon ein ausgezeichneter Bratschist und wurde in
der königlichen Kapelle angestellt. Zu seinen früheren Compositionen gehören
ein Concert für Bratsche, ein Concertante für Bratsche und Violoncell und eine
Ouvertüre für Orchester. 1832 schrieb er seine erste Arbeit für die Bühne,
das Singspiel: nLucia di Lammermoor v^, (Text von H. C. Andersen) und später,
1834 (nicht 35) erschien die Oper: »Die Guerillosvi. Damit schloss er seine
Compositionsthätigkeit am Theater ab; er componirte danach nur noch einige
Lieder zu Schauspieleu und einige kirchliche Stücke, eine Scene für Tenor
und Orchester: »Judas Ischariot« und eine Osterhymne: »Das Auferstehen«. B.
wurde 1834 beim Abgange Schall's zum Concertmeister, 1850 zum Singmeister
ernannt, verliess den Dienst am Theater 1863 und starl) am 25. März 1864.
Br«3hy, Hercules Peter, Musikdirektor an der Collegialkirche St. Michael
und St. Gudula in Brüssel, war seinerzeit ein angesehener Kirchencomponist;
er starb 1734. Von seinen Compositionen werden erwähnt: ein Orgelpräludium
für volles Werk im dritten Kirchenton (1734) und ein zweites im vierten,
eine Litanei vierstimmig. nFariition de rep. de le Semaine sohlte des Dames
Benedictincs Anglaises ä 3 voix«, »Venite jjastoresa für eine Stimme, »A solis
ortusa für eine Stimme, eine Messe vierstimmig mit Instrumenten, ein y>Te Deumv.
für vier Siugstimmen und Instrument. Ferner: f>I*lusieures messes ä deux chan-
feurs avec des cors de cTiasse sur toutes sortes de tons, beaiccoup de motets ä plein
choeur et ä voix seule e/c«, welche seine Wittwe zum Kauf ausbot.
Breideustein , Heinr. Carl (II, 177), starb am 13. Juli 1876 in Bonn.
Breitendich, Christian Friedrich (II, 178), ist am 28. Dec. 1702 ge-
boren; wurde 1741 Hoforganist und später zugleich Organist an der Nikolai-
Kirche. Starb 1775.
Breitkopf & HärteL Dr. jur. Hermann Härtel starb am 4. August 1875
und Raymund Härtel, schied Anfangs des Jahres 1880 aus dem Geschäft aus, so
dass jetzt ein Enkelpaar Gottfr. Härteis: AVilhclm Volkmann und Dr. Georg
Oscar Imanuel Hase allein an der Spitze der weltberühmten Firma stehen.
Brell, Pater Benito, Mönch, Organist und Componist, geboren zu Bar-
celona wahrscheinlich gegen das Ende des 18. Jahrhunderts, wurde von P. Boada
Bremer — Uridgetower. 47
im Kloster Montserrtit inusikiiliach geljildct und erreichte als Orgelspieler liaupt-
siichlich in der AiisriihruniT von Fugen, die or iiiich nach gegehenen 'riiciiicn
improvisirte, nach dem Zeugnisse des Baltasar Saldoni in seinem historischen
Resume des rausik. College zu Montserrat, die höchste Vollendung.
Hrenior, Jan Bernard, gehören in Rotterdam 183U, wo er den ersten
Unterricht genoss und sich später nied(u-liess, nachdem er das Leipziger Con-
servatorium ahsolvirt und hei Johann Schneider in J)resden tüchtij'e Ortrel-
studieii gemacht hatte. Er war Lehrer an der Musikschule der Maatschajipy
und entwickelte als solcher eine ausgezeichnete Thiltigkeit; auch erwies er sich
als talentvoller Ciavierspieler und Componist. Nachdem er dann vom Jahre
1863 — 1870 mit seiner Frau, einer guten Sängerin, die Welt durchi-eist hatte,
(sogar in Afrika soll er gewesen sein), Hess er sich in Brüssel nieder, wo er
als Lehrer für Ciavier und Gresang sehr gesucht wird. Von seinen Comj^o-
sitionen verdient namentlich eine Ouvertüre (op. 16) für Ciavier und Streich-
instrumente Beachtung.
Brendel, Franz (II, 181), starb am 25. November 1868 in Leipzig.
Breslauer, Emil (II, 183). Am 1. Oct. 1879 verliess er seine Stellung
an der »Neuen Akademie für Tonkunst« und gründete am 1. Nov. desselben
Jahres das »Berliner Seminar zur Ausbildung von Ciavier-Lehrern und Lehrer-
innen«, das bald einen ungewöhnlichen Aufschwung nahm. 1875 erhielt erden
Professor-Titel als Anerkennung für sein Werk »Technische Gi-undlagen des Cla-
vierspiels« (1877 in zweiter Auflage erschienen). Im Januar 1878 gründete er
dann die musikpädagogische Zeitschrift: »Der Clavier-Lehrer«, die jetzt, nach
zwei und ein halbjährigem Bestehen bereits 1400 Abonnenten zählt. Im
nächsten Jahre rief er den »Verein der Musiklehrer und Lehrerinnen« ins Leben,
der seit dem Tage seiner ersten Versammlung, am 19. Februar 1879, im steten
Wachsthum begriffen ist und bereits 200 Mitglieder zählt. Er verfolgt als
Hauptziel: die Hebung und Förderung des Standes der Musiklehrer, und die
Errichtung von Kranken- und Pensionskassen. Eine, von B. im April 1880
in den Räumen seines Seminars eröffnete Ausstellung von musikpädagogischen Lehr-
mitteln erfreute sich einer grossen Theilnahme. Ausser dem bereits erwähnten
Werk veröfFentlicbte B. noch Werke für Chorgesang, für eine Singstimme und
für Ciavier; ferner eine Notenschreibschule und »Musikpädalogische Flugschriften«.
Bretzuer, Christoph Friedrich (11,184). Das von diesem, für Andree
geschriebene Textbuch: »Belmonte und Constanze, oder: Die Entführung aus dem
Serail« ist nach Mozart's Angabe von Stephanie dem Jüngeren so wesentlich
verändert worden, dass B. dagegen Protest erhob in einer in die Berliner
»Litteratur- und Theater-Zeitung« (1783, IL S. 398 ff.) eingerückten »Nachricht«.
Breuer, Bernhard (II, 184), starb am 16. October 1877 in Aachen.
Brennungr, Fcrd. (II, 185), geboren am 2. März 1830 in Brotterode in
Thüringen ; machte seine höheren Musikstudien am Leipziger Conservatoriura
unter Mendelssohn und Hauptmann und trat hier als Ciavier- und Orgel-
spieler mit Erfolg in die Oeffentlichkeit. 1855 wurde er an Reinecke's Stelle
Lehrer am Conservatorium in Köln und ging 1865 als städtischer Musikdirektor
nach Aachen, als welcher er noch erfolgreich wirkt.
Briard, Jean Bapt. (II, 186), starb zu Alen^on am 25. April 1876.
Bridgetower, Greorg Aug. Polgreen, ein 3Iulatte, ist 1779 zu Biala
geboren, kam gegen 1790 nach London und machte bei seinem wiederholten
öffentlichen Auftreten im Drury-Lane-Theater und in anderen Concerten be-
deutendes Aufsehen, so dass ihn der Prinz von Wales, nachmals Creorg TV.,
in seinen Dienst nahm. Sein Vater, ein unter dem Namen der »abessynische
Prinz« in den höchsten Gesellschaftskreisen wolbekannter Afrikaner, war im
Irrenhause gestorben. 1802 erhielt der Sohn Georg Urlaub nach Deutschland
zu gehen, um seine in Dresden lebemlo Mutter zu besuchen und die Bäder in
Teplitz und Carlsbad zu brauchen. Auf dieser Urlaubsreisc kam er auch nach
Wien, wo er durch seine Empfehlungsbriefe bald in die höchsten musikalischen
48 Brissou - Brückner.
Kreiso eingeführt wurde; und hier lernte er auch Beethoven kennen, der leb-
hiil'tes Interesse im ihm nahm, und ihm als Solo- und Quartettspieler grosses
Lob zollte. Die Sonate Op. 47 sijielte Beethoven zuerst mit Bridgetower, und
der Meister soll sogar AVillens gewesen sein, sie ihm zu widmen. Wie Thayer
(Bd. II der Biographie Beethovens) annimmt, entzweiten sich beide Weiber-
angelegcnheitcn halber, und so widmete Beethoven die Sonate Rud. Kreutzer.
B. war ein Schüler von Giornovichi und Barthelemon, in der Composition von
Attwood; er gab iu Wien am 17. und 24. Mai 1803 zwei besuchte Concerte,
in denen er auch mehrere eigene Compositionen zu Grehör brachte. Seitdem
ist er spurlos verschwunden. Eine Tochter von ihm soll noch in Italien ver-
heiratet leben. Nach seinem Pass für Deutschland war er mittlerer Statur,
hatte braune Augen, glattes braunes Gresicht, schwarz})raunes Haar und gerade,
etwas dicke Nase.
IJrisson, Frederic, trefflicher Pianist und Componist, geboren zu An-
goult'inc (Charente) den 25. December 1821; Hess sich 1846 in Paris nieder,
wo er als Componist von Ciaviersachen, einigen Trios und Compositionen für
Harmonium und als Professor des Ciavierspiels wol berufen ist. Sein wich-
tigstes Werk ist: y^Ecole cVorgue traitant specialeinent de la soufflerie, et contenant
3S exercises, 50 exemples et 20 etiodesv, Paris, Brandus. Er soll auch der erste
gewesen sein, welcher zwei verschiedene Grrössen der Noten in einem Stück an-
gewendet und zwar in: »iö rose et le pa'pillonvi, Paris, Escudier 1848, in welchen
die Rose mit grossen und der Schmetterling mit kleinen Noten gedruckt ist. /
IJroadwood, John (II, 190), geb. 1731 in Schottland, kam als Zim-
mermann nach England, trat 1751 in Arbeit bei Shudi (s. d.) (eigentlich
Tschudi) und heiratete 1769 dessen älteste Tochter. Nach Shudi's Tode (1773
oder 1775) übernahm er das Geschäft, und seitdem gewann dies bald einen
ausgebreiteten Ruf.
ßi'Ochi, Carlo, um das Jahr 1744 in Parma lebend; baute nach dem
Modell des Nicolo Amati treffliche Instrumente von edlem Ton, die noch heute
sehr geschätzt und gesucht sind.
Brody, Alexandre, Musiklehrer undDirektor des Gesangvereins »le Choral
du l'^emple«, gab heraus: ^^Solfege j)ratique oio nouvelle methode de leeftire tnusi-
eale, hasee sur Vetude des intervalles, dans tous les tons et sur la dietee vocale et
eerite renfermant 100 exercices et J 10 morceaux ä 1, 2, 3 et 4 parties, dans tous
les tons majeurs et mineurs a Vusacje des orplieons et des ecoles«, Paris, l'auteur.
liroekhnijzen, Georges Henri, und sein Neffe G. H. sind in den Nieder-
landen bekannt als reiche Dilettanten, die sich ganz der Kunst widmeten. Der
Aelteste besass eine der schönsten Samminngen von Büchern über Musik und
der Jüngere componirte verschiedene kleinere und grössere Werke. Beide
trugen zu der Entwickelung der Tonkunst in Amsterdam viel bei.
Broustet, Eduard, Pianist und Componist, geboren zu Toulouse am
29. April 1836 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, erwählte aus Neigung
die Musik zum Beruf. 1853 kam er nach Paris, wo Maledon und nachein-
ander die Pianisten Stamaty, Ravina und H. Litolf seine Lehrer waren. Mit
dem letzteren unternahm er eine längere Reise durch Deutschland, Ungarn und
Russland und kehrte 1869 nach Paris zurück, wo er sich als Componist und
Clavierspieler zur Geltung brachte; ebenso wie in Spanien und Portugal, welche
Länder er 1871 bereiste. Eine langwierige Krankheit veranlasste ihn nach
Toulouse zurückzukehren. Ausser Concert- und Salonstücken für Ciavier, com-
ponirte er eine Concertsymphonie für Ciavier und Orchester, Op. 38; »trois
frios pour piano, violon et violoncelle«, Op. 42, 43; »Müdes inelodieusesu, Op. 10;
»Efiides de ati/lc et de perfcctionnementi<., Op. 36; letztere sind vom Comite des
Conservatoriums als Studienwerk angenommen.
lUMickner, Anton, ist geboren 1824 zu Ansfelden in Ober-Oesterreich.
Seine theoretischen Studien machte er in Wien bei Sechter und in Linz bei
O. Kitzler. Nachdem er mehrere Jahre nls Organist zu St. Florian amtirt
I
Tlriill — Ruchwäldor. 40
hatte, wurde er Doinüri,'!iiiist in Linz. 1868 nach Sccliters Tode ging er an
dessen Stelle als k. k. Ifot'organist nach Wien und übernahm zugleich eine Professur
am Conservatorium der IMusik. 1869 folgte er der Aufforderung zu einem
Wettkampf im Orgelspiel nach Nancy, in welchem er mit Ehren bestand, so dass
er auch nach Paris eingeladen wurde, wo er gleichfalls bedeutende Erfolge
errang, ebenso wie in London, wohin er 1871 zu Urgelconcerten eingeladen
wurde, deren er in Alberthall sechs gab. Von seinen Compositionen sind zu
erwähnen: Grosse Messen, fünf Sinfonien und viele kleinere Werke.
Hriill) Ignaz, ist am 7. November 1847 zu Prossnitz in IMühren geboren.
1849 nahmen seine Eltern in Wien ihren Aufenthalt, was für die Entwickeluug
des, namentlich für Musik begabten Sohnes sehr wichtig war. Julius Epstein
unterrichtete ihn im Clavierspiel, Rufinatscha und später Otto Dessofif in der
Compösition. 1861 Ijereits spielte Epstein ein Clavierconcert seines jungen
Schülers öffentlich, das von Publicum und Kritik freundlich aufgenommen wurde.
1862 schrieb B. eine Serenade für Orchester, welche 1864 in Stuttgart auf-
geführt wurde. Seitdem ist er ein trefilicher Pianist und Componist geworden,
der in dieser doppelten Eigenschaft schon bedeutende Erfolge erzielte. Er con-
certirte als Clavierspieler in den grössten Städten Deutschlands unter wachsen-
der Theilnahme des Publicums, besonders in London, wo er 1878 in 20 Con-
certen spielte. Ebenso beifällig wurden seine beiden Concerte für Ciavier mit
Orchester, seine Sonaten und Werke für Kammermusik, Lieder und Ciavierstücke
aufgenommen. Bereits 1864 hatte er auch eine Oper: »Die Bettler von Samar-
kand« geschrieben. Seine zweite erst: »Das goldene Kreuz«, welche am 22.
December 1875 auf der königl. Hofbühne in Berlin zuerst gegeben wurde,
hatte einen bedeutenden Erfolg und ging fast über alle deutschen Bühnen.
Die dritte Oper: »Der Landfriede« entsprach nicht den Erwartungen, die man
ihr entgegenbringen durfte, ebenso wie die vierte komische Oper Bianca,
welche in Dresden 1879 zuerst in Scene ging.
Brunetti (II, 202), wurde 1777 vom Erzbischof Hieronymus engagirt und
blieb bis 1782 in der Kapelle desselben. Seine Reise nach Paris unternahm er
erst in diesem Jahre.
ßrnui, Oreste, italienischer Schriftsteller, verfasste die kleine Schrift:
»Nicola Faganini celebre violinista genovese racconta storicov^, Florenz, Gralletti
1873. 8°. 147 S.
Brnni, Scverino, italienischer Professor und Theoretiker, gab heraus:
ySuccinto di teorica fonJ amentale -per to schiavimento delV intonatio7ie e j;er Vaccor-
datura instrumentalem, Genua 1861.
Brunnmüller, auch Bronnemüller, Elias (II, 203), wurde in Deutschland
1666 geboren, lebte aber vom Anfange des 18. Jahrhunderts an in den Nieder-
landen; zuerst in Haag, später in Amsterdam, wo er auch, 96 Jahr alt, am
17. September 1762 starb. Er war Schüler von Scarlatti, C. Lunati und
Corelli, und hatte sich als Clavierspieler und hauptsächlich als Violini.st grosse
Fertigkeiten erworben, so dass er sich in London, Paris und an verschiedenen
Höfen Europas mit vielem Beifall hören Hess. Auf der Bibliothek zu Leyden
sind folgende seiner Compositionen aufbewahrt: y^Sonate a duc violoni e Violon-
cello con organofi. 1709. Op. 1. dediee a Paulo Friedeborn. — »Simon van JBeau-
monta. Op. 2. — Toccata, Fugen, Ciaconen, Suiten neben vielen Galanterien
für Ciavier und Orgel. Op. 3. — Sechs Solo's für die Violine und sechs für
die Hoboe; — »Fasciculus Musicus«, enthaltend Toccaten, Solls für Hoboe, Vio-
line, und Flöte und italienische und deutsche Arien, der Königin von England
gewidmet; — »Rechter Grund der Compösition« (30. April 1710 dem Buchhändler
F. Halma als Eigenthum überlassen).
Bronucr, Christian Traugott (II, 203),starl)am 14. April lS74in Chemnitz.
Bachwälder, Christoph (II, 208), ist zu Bunzlau 1566 geljorcn, war Con-
rektor und darauf Senator daselbt. Sein Werk: n Volumen Sacrarum Gantionnm«
erschien in Görlitz und Breslau in mehreren Auflagen. Er stai'l) am 5. Mai 1641.
Muäikal. CoDTers.-Lexikon. Ergäu7.uiigNl)aud. 4
50 Budiani — Bunte.
Biuliniii, .Tavietta, in Brescia Ende des 16. Jahrhuudorts ; baute vor-
zügliche Geigen nach dem Modell des Maggini, die dem Original täuschend
ähnlich sind, so dass sie oft mit diesen verwechselt werden.
Butrardin, Pierre Gabriel (11,221), ist 1G90 in der Provence geboren,
in Marseille aber erzogen. Durch Kescr. vom 26. November 171.5 wurde er
mit 500 Thlr. jährlichem Gehalt in der Dresdener Hofkapelle angestellt. Er
war einer der ersten, welche in Deutschland die Flöte durch eine entsprechen-
dere Behandlung auf eine höhere Stufe der Ausbildung brachten. 1718 hatte
Quantz bei ihm vier Monate lang Unterricht; er sagt über ihn: »dass seine
grösste Stärke, wie damals bei allen französischen Instrumentalvirtuosen, haupt-
sächlich in geschwinden Passagen bestanden habe<i. Franz Jos. Götzel (f 1823),
seit 1741 ebenfalls Mitglied der Dresdener Hofkapelle und Pietro Grassiflorio
(t 1795) waren ebenfalls seine Schüler. Als im Jahre 1725 der Kurfürst
Berlin besuchte, gehöi'ten Pisendel, Quantz, Weiss und Buffai'din zu seinem
Gefolge, und jeder erhielt für seine Kunstproductionen von Friedrich "Wilhelm I.
ein Geschenk von 100 Ducaten. Bis 1741 war Buffardin's Gehalt auf 1000 Thlr.
gestiegen; 1749 wurde er mit eineim Gnadengehalt von 700 Thlrn, in Ruhe-
stand versetzt. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges floh der Hof nach
"Warschau und die Künstler erlitten, wie alle Staatsbeamten, empfindlichen mate-
riellen Schaden. Im Hoftheateretat von 1764 ist B. nur mit 200 Thlrn. be-
dacht. Sein Todesjahr war noch nicht zu ermitteln; aus dem Vorhergehenden
ist nur erwiesen, dass er nicht, wie Gerber vermuthet, schon 1739 starb.
Bull, Ole (II, 225), starb am 17. August 1880.
Bnngert, August, geboren den 14. März 1846 in Mülheim an der Ruhr
(Rheinprovinz). Sein erster Lehrer für Ciavier war H. Kuffrath, der die ausser-
ordentliche Begabung des Knaben erkannte und ihn bald nichts mehr zu lehren
wusste. Gegen den "Willen des Vaters besuchte B. nach Absolvirung seiner
Schulstudien 3 Jahre lang das Conservatorium zu Köln. Dort erregte er als
hervorragendes Ciaviertalent Aufsehen. Später ging er nach Paris, besuchte
mit Unterbrechungen 4 Jahre lang das dortige Conservatorium, und genoss
noch besonderen Unterricht bei Prof. Mathias, der ihn bald als seinen jungen
Freund ansah und ihn zeitweise im Hause aufnahm, als der Vater, der immer
noch hoffte, dass der Sohn sich eines Bessern besinnen würde, ihm die ferneren
Mittel entzog. Mit grossem Beifall trat B. zu jener Zeit in Concerten als
Clavierspieler auf. Er nahm nach einem kurzen Aufenthalt in Köln und Düs-
seldorf dann eine Stellung in Kreuznach als Musikdirektor an und blieb dort
4 Jahre, ab und zu in Concerten auftretend und stets ernstlich mit Compositionen
beschäftigt. Von dort aus ging er nach Berlin und machte bei Kiel noch
einen Cursus im Contrapunkt und der Fuge durch. Schon in seinen frühesten
Jahren des Ciavierstudiums schrieb B. Lieder und Ciavierstücke, die sich nach
und nach zu Hunderten anhäuften. Es erschienen frühzeitig bei Breitkopf und
Härtel etwa 50 »Junge Liedera, op. 1 — 7, die von der Kritik als ursprünglich,
poetisch und formvollendet anerkannt wurden. Darauf folgten bei Luckhardt
in Berlin: Oden für 1 Singst, u. Pft., op. 8; Albumblätter für Pianoforte,
3 Hefte, op. 9 (theilweise jetzt von Gottschalg für Orgel bearbeitet) ; Junge
Leiden, op. 11; Meerlieder, op. 12; Variationen und Fuge, op. 13; Lieder
eines Einsamen, op. 17; Lieder aus schöner Zeit, op. 19 und Kinderlieder,
bei "Wolff in Kreuznach. — Indessen war B. mit einem Ciavierquartett,
op. 18, in dem vom Florentiner Streichquartett (Jean Becker) veranlass-
ten Preisausschreiben , bei welchem Brahms und Volkmann Preisrichter
waren, als Sieger hervorgegangen. Das Quartett erschien bei Peters; eben-
daselbst zugleich op. 16, Deutsche Reigen, vierhändig. — B. lebt jetzt anhal-
tend in Berlin. Den Winter 1878 brachte er in Italien zu. Die gesammte
Fachkritik hat sich übereinstimmend über ihn als einen der liegabteren jüngren
Componisteu ausgesprochen.
Bnute, J. F., geboi'en zu Lippstadt am 28. September 1800; ein tüchtiger
Hunklnia — Oalido. 51
Musiker, wirkte in Amsterdam als Orchester- Dirigent und iils Lehrer der \'io-
line. Zu seinen Schülern zählen: Cahuer in Batavia; Asciier in London; Naret
Koning in Mannlioim u. A. 11 hatte mit Franz Coenen einen Quartett-Yerein
gegründet, der Ihul^i! Zeit in Blüte stand.
Hiirokhns, Friedrich (II, 237), ist identisch mit Beurhusius (s. d.).
Bureiiue, Henriette (II, 237), starb (als Frau Heuser) in Prag am
21. November 1878.
Busse, Joh. Heinrich (II, 245), geboi'cn am G. December 1794, war
nicht Cantor zu Hannover, sondern zu Patteusen, einem Städtchen bei Hannover.
Er schrieb ausser dem, im Lexikon angeführten Choralbuch in Ziffern, auch eine
Anweisung zum Gebrauch desselben, unter dem Titel: »Kurze Anweisung zum
Gebrauche des Böttner'schen Chorulbuches in Ziffern für Volksschulen«, Han-
nover 1825. Er war seit 1817 in der oben angegebenen Stellung und starb
am 15. Februar 1830.
Bnssmeyer, Hugo, geb. am 26. Februar 1842 in Braunschweig, nament-
lich bekannt durch seine weiten Reisen in Amerika, wohin er 1860 ging, nach-
dem er sich unter der Leitung Carl Richters, Litolffs und Methfessels einen
bedeutenden Grad von Kunstfertigkeit als Clavierspieler angeeignet hatte. Er
concertirte in Rio di Janeiro, und dort erschienen auch seine ersten Compo-
sitionen. Dann ging er nach Montevideo, Buenos Ayres und über die Cor-
dilleren nach Chili und Peru. 1867 concertirte er in New- York und darauf
in Paris, und überall machte er als Clavierspieler bedeutendes Aufsehen.
1868 reiste er nach Süd-Mexico zurück, und liess sich darauf, nachdem er auch
noch den Chimborasso bestiegen hatte, in New- York nieder. Mehrere seiner
Claviercompositioneu erschienen bei Schott in Mainz.
Buzzola, Antonio, (II, 250), starb am 20. März 1871.
C.
Caballero, Manuel Fernandez, dramatischer Componist der Gegenwart,
zu Murcia in Spanien am 14. März 1835 geboren, besuchte das Conservatorium
in Madrid und gewann bereits in seinem achtzehnten Jahre in einem Concurse
um eine Kapellraeisterstelle den Preis, die Stelle erhielt er jedoch, seiner
Jugend halber, nicht. In Madrid, wurden in den sechziger und siebziger
Jahren mehr als fünfzehn seiner komischen Opern (Zarzuelu) mit vielem Bei-
fall aufgeführt.
Cabo, Francisco Javier, Organist und Componist, geboren zu Naguera
in der Provinz Valencia um 1768; studirte in seiner Vaterstadt INIusik und
versah dort an mehreren Kirchen nach einander den Organistendienst. 1810
wurde er an der Kathedrale Sänger, 1816 Organist und 1830 Kapellmeister. Er
starb 1832, zahlreiche Compositionen von echt kirchlicher Weihe hinterlassend.
Cabisins, Julius, geboren 15. October 1841 in Halle a/S., erhielt den ersten
Unterricht von seinem Vater. Vom Jahre 1855 — 61 studirte er bei Julius
Goltermann am Prager Conservatorium. Nach Beendigung seiner Studienzeit
war er in den Hofkapellen zu Löwenberg und Meiningen, von wo aus er nach
Stuttgart ging und daselbst 1877 erster Cellist an der kgl. Hofkapelle wurde.
Cadanx, Justin (II, 253), starb in Paris im maison de sante de Picpus,
in welchem ihm die Künstler der grossen Oper und der Opera comi(jue Auf-
nahme verschafft hatten, am 8. November 1874.
Cafll, Francesco (II, 273), starb im Februar 1874 in Padua.
Calido, zwei geschickte Orgelbauer zu Venedig, von welclien der Aeltere
1761 die grosse Orgel in der Basilika zu St. Älarcus erbaute, und der Jüngere
noch geschicktere, die Orgeln fast aller TTaupfkircheu in Venedig errichtete. Zu
den vorzüglichsten werden die zum »Engel Raphael« und »St. Faustiu« gerechnet.
4*
52 Callault — Campos.
Callnult, Salvator (II, 279), starb nicht 1839, sondern erst 1873 am
10. April in Paris.
Calvin, Johann, der Nachfolger Zwingli's als Reformator der Schweiz,
ist am 16. Juli 1509 zu Noyon in der Picardie geboren. Bereits während
seines ersten Aufenthaltes zu Genf 1536 — 38 hatte Calvin erkannt, dass mit
der, durch Zwingli angeordneten Ausschliessung der Musik aus dem Gottes-
dienste, dieser eines der trefflichsten Mittel zur Erweckung der Andacht ein-
gebüsst habe. Daher übergab er dem Genfer Magistrat eine Denkschrift, in
welcher er den hohen Werth eines gemeinschaftlichen Gesanges auseinander
setzte, und zur besseren Ausstattung des Gottesdienstes den Gesang von Psal-
men in Anregung brachte. Er machte dabei den Vorschlag, mit einem Kinder-
chor zu beginnen, in der Voraussetzung, dass sehr bald auch die Erwachsenen
einstimmen würden. Trotz mancherlei Hindernissen, die sich ihm entgegen-
stellten, und obwohl er von Genf abwesend war, setzte er seinen Willen den-
noch durch, seine t>Ordonnances ecclesiastiquesv. wurden unterm 2. Januar 1542
vom Magistrat angenommen. Im Jahre 1555 besorgte C. dann auf Grund der
Psalmenübersetzungen von Marot und Beza unter Beihülfe der Cantoren
Guillaume Franc in Lausanne und Louis Bourgeois in Genf ein, für den gottes-
dienstlichen Gebrauch eingerichtetes und mit Melodien versehenes Gesangbuch,
womit er in seiner Mustergemeinde einen solchen Erfolg erzielte, dass »alle
Welt bezeugte, Trost und Erbauung dort gefunden zu haben«. C. blieb aber
dabei nicht stehen; im Gegensatz zu Zwingli, der jeden Gesang und auch die
Orgel aus der Kirche verbannt hatte, führte er selbst den Kunstgesang, in den
unter seiner Leitung stehenden Gemeinden wieder ein. So wurden IG von
Gl. Goudimel (1562) vierstimmig gesetzte Psalmen in der Gemeinde eingeführt,
und als C. am 27. Mai 1564 starb, legte ihm Gl. Goudimel gleichsam als
frischen Blüthenkranz das, sämmtliche Psalmenmelodien in dieser Bearbeitung
enthaltende Werk: yiLes Psaumes mis en rimes frangaises imr Gl. Marot et Th.
de Beza. Mis en musiques ä 4 parties« auf sein Grab.
Cambiasi, Pompeo, Provinzialrath zu Como, veröffentlichte die chrono-
logisch geordnete Liste von sämmtlichen, in beiden Theatern della Scala und
Canobiana zu Mailand in den Jahren 1778 — 1872 aufgeführten Opern i>nd
Ballette, mit Anführung der Componisten, Librettisten , der Hauptdarsteller,
des Datums u. s.. w.
Campeuhout, Franz von (II, 287), ist am 5. Februar 1779 geboren und
starb am 24. April 1848.
Camphuysen, Dirck Baphaelz, Verfasser des bekannten holländischen
Werkes: -a Stielitelyhe rymenfs. mit Melodien, die öfter vier- und fünfstimmig ge-
setzt sind, ist 1586 zu Gorcum geboren. Er sollte ursprünglich Maler werden,
und wurde zu diesem Behufe dem Maler D. Govertze zum Unterricht über-
geben, und bald machte er auch so bedeutende Fortschritte, dass er bessere Land-
schaften malte, wie sein Meister. Später wandte er sich den Wissenschaften
.zu, studirte Theologie und wurde Prediger in einem Dorfe Vlenten. Als Armi-
nianer wurde er indess hier vertrieben und musste lange Zeit in Armuth und
Noth als Flüchtling von Ort zu Ort wandern, bis er zu Dokkum in Friesland
ein Asyl fand, wo er am 9. Juli 1627 starb. Zu seinen geistlichen Liedern
hat er höchst wahrscheinlich auch die Melodien selber erfunden. Die oben er-
wähnte Sammlung seiner Lieder erschien in den Jahren von 1624 — 1705 in
19 Ausgaben; sie wurde auch in Deutschland bekannt; ß. Roberthin hat
mehrere seiner Gedichte, \V^ie z. B.: «Maimorgen« übersetzt. C. muss als einer
der ersten und verdienstlichsten Begründer der niederländischen Dichtkunst
betrachtet werden. Auch die Psalmen Davids gab C. nach Marot und Beza
heraus ; und diese wurden nach seinem Tode noch mehrmals aufgelegt.
Oainpos, Joäo Ribeiro de Almeida c, geboren zu Vizeu in Portugal
gegen 1770, machte theologische und juridische Studien an der Universität
Coimbra und studii-te gleichzeitig Musik. In einer Abhandlung über diese
Caiuprii — Canogia. 58
Kunst voröfTcntlicht ITHO, nennt er sich Lehrer dos ChoralgcsaugcH um hiHchöf-
lichen Seminar zu Coinibrii. Später kam er als KaiiellnieiHter nach Luinegu,
wo er auch als Exaniinatur des Churalgcsaugcs riiiiglrtc. C. gab heraus:
1) r>Eicmcntois' de Alusicuu, Coimbra 178G, kl. in H", 'J2 S. und eine Tafel. Nur
die Vorrede dieser Arbeit enthält den vollständigen Namen, wogegen auf dem
Titelblatt der Name C. fehlt. 2) nElcmentos Je Cantochäu, Lissabon 18UU, kl.
in 4", 71 S., dieses Buch erlebte zahlreiche Auflagen. Die letzte erschien
1859 in Porto in Portugal.
Cainpra, Andre (II, 290), Jal im: -oDictionnairc critique de biographie et
dliistoircti, giebt nach Einsicht des betreffenden Taufregisters den Aufschluss,
dass der seiner Zeit gefeierte Oi)crncomponist nicht italienischer Abstammung,
sondern dass sein Vater aus dem Piemontesischcn stammte. Genaueres iUier
diesen Compouisten bietet Arthur Pougin in seiner Schrift: »Andre Cufnjjra«.
Paris, imp. Chaix 1861, in 8^*, 23 p.
Camps y Soler, Oscar, spanischer Pianist, Componist und musikalischer
Schriftsteller, wurde am 21. November 1837 zu Alexandrien in pjgypten, wo
sein Vater als Generalconsul von Spanien lebte, geboren. Später kam er mit
seinen Eltern nach Oesterreich und begann in diesem Lande seine wissenschaft-
lichen Studien, die er in Florenz beendete. Hier wendete er sich gleichzeitig
mit Energie auch den musikalischen Studien zu. Im Clavierspiel, das er zu-
nächst speciell betrieb, war Doehler sein Lehrer, und C. konnte sich bereits
1850 in einem Concerte mit vielem Beifall hören lassen. Hierauf studirte er
in Neapel unter Mercadante Contrapuukt und Composition und unternahm darauf
eine längere Concerttour durch Italien, Frankreich, Schottland und Spanien, um
sich nach Beendigung derselben in seinem Vaterlande niederzulassen. Er war
als Lehrer, Componist (Ciavier und Gresangstücke, eine dreistimmige Cantate)
und Schriftsteller thätig. Es sind von ihm zu nennen : »Teoria musical ilmtradav,
»Metodo de Solfeof^, »Estudios ßlosojicos sobre la musica«, eine Schrift, die C. auch
ins Italienische übersetzte. Ferner verdanken ihm seine Landsleute eine Ucber-
setzung der lustrumentationslehre von Berlioz: »Grand traite d'inatrumentation
et d' orchcstrationfi ins Spanische.
Cauis, Cornelius (II, 293) d'Hondt (de Hondt) genannt, war 1548 Sänger,
darauf Kapellmeister Carls V., und seit dem 28. September 1549 auch Sang-
meister der regierenden Königin, der Gemahlin Philipp IL Am 19. Juni 1551
wurde er vom Profos Luc. Munich zum Canonicus der Kirche St. Bavon in Gent
ernannt. Er starb am 15. Februar 1561 als Kaplan des Kaisers Ferdinand in
Prag. Von seinen Compositionen befinden sich einige unter den Tonstücken
in den päpstlichen Archiven, deren Abschrift nicht gestattet ist. Einzelne
Compositionen von ihm sind veröffentlicht in der von J. Berg und Ulr. Neuber
(Nürnberg 1554 — 56) veranstalteten Sammlupg: »Evangellca Dominicorum», und
zwar im dritten und im sechsten Bande; ferner in: »Siiaato T. Cantiones sacraevi
(1546); in: »Cantionum sacrarum culcjo Motetta vocanlv. (Löwen 1554 — 57);
in: »Selcctiasi/nariim sacrarum Cantionum<t (Löwen 1569); in: »Modulatlones^
quatuor vocum musicacn (Antwerpen 1542); in »Concentus oclo, sex, quinqiie et
quatuor oocunm. Augustae Vindelicorum (1545); in: »Psalmorum Selectorum
quatuor et plur. voc.a Tomus secundus (Nürnberg 1553); in Salbliugers:
»Cantica Ganticorumt (1548) und endlich in: »Cliansons a quatre partiesv^. Ant-
werpen, Tylnian Susato Livr. I, Antwerpen 1543; Livr. II, III, IV, V, 1544;
Livr. VIII, 1545; Livr. XII, XIII, 1558.
Canogria, Jose Avelino, Clarinettenvirtuose und Componist für dies In-
strument, geboren zu Geiras in Spanien den 10, Nov. 1784, besass sehr be-
deutende Fertigkeit als Clarinettist, so dass er in der Heimath und ebenso in
Paris und London in Concerten auftreten konnte. 1838 wurde er Lehrer am
Conservatorium zu Lissabon. Seine Compositionen bestehen in Concerten mit
Begleitung des Orchesters, Fantasien, ^ ariationen u. s. w., die in Paris und
London gestochen wurden. C, der mehrere treffliche Schüler gebildet, starb
54 Capecelatro — Carl Theodor.
zu Lissabon 1842. Sein Vater Ignacio war erster Clariucttist am Carle-
Theater in Lissabon.
Capecelatro, Vinceuzo (II, 309), wurde 1815 zu Neapel geboren, studirte
hier und in Rom und starb als Ehrendirektor der königl. Hofmusik zu Floi-enz
am 7. October 1874. Ausser den Opern, von welchen zu zwei derselben »Z«
Saffita degli Artistik und y>Gastone di Chanlei/», seine Gattin Irene Ricciardi die
Texte schrieb, veröfi'entliclite C. mehrere Gcsangssammlungen: tdEcJws de Sorrente«,
•f>Les murmures de VOrethea und y>QuisisanaK in Paris. »Zes Veillees de Baden«
in AVien und noch andere Liedersammlungen und viele einzelne Gesangsstücke,
die theilweis in Italien populär geworden sind.
Capotorti, Luigi (II, 312), starb in San-Severo 1842.
Capoiil, Joseph Amadee Victor, ausgezeichneter Tenorist, geboren am
27. Februar 1839, wurde 1859 ins Pariser Conservatorium, und zwar in die Ge-
sangsklasse von Revial aufgenommen. Nachdem er mehrere Gesangspi-eise erhalten
hatte, debütirte er in der Opera comique, wo er durch seinen zwar nicht grossen
aber einschmeichelnden Tenor bald in den Vordergrund trat, besonders nach-
dem er die Rolle des »Vert-Vert« in der gleichnamigen Oper und den Gaston
de Maillepre in y>le Premier jour de honkeur« von Auber auch schauspielerisch
überraschend zur Darstellung brachte. C. verliess indessen bald die Opera
comique und ging, um sein Talent möglichst zu verwerthen, auf Reisen, er
sang in Amerika und in London am Drurylane-Theater, und begab sich nach
einem kurzen Besuch in Paris abermals auf Reisen.
Cappa, Giofredo (11,312), lebte in der Zeit von 1590—1640, er nennt
sich selber einen Schüler des Antonius und Hieronymus Amati.
Cappa, Giachimo Saluzzio, ist 1540 geboren.
Cappa, Giuseppe Saluzzio, gegen 1640.
Capnana, Mario (II, 314), er veröffentlichte noch 5 Bücher: y>Sacre armo-
nie a 3 voei». Venedig.
Capnano, Giuseppe, Kirchencomponist und Theoretiker, geboren zu Neapel
am 3. März 1830, studirte unter Giuseppe Corregio. Ausser einer grossen
Anzahl von geistlichen Musikstücken verfasste C. eine grosse allgemeine Musik-
lehre, in vier Abtheilungen unter dem Titel: »ein neues Buch«.
Carafa, Michele (II, 315), (auch Caraffa) geboren am 17. November 1787,
starb am 26. Juli 1872 in Paris.
Carbonchi, Antonio (II, 317), ist Anfang des 17. Jahrhunderts zu Flo-
renz geboren. Nach Fetis erörtert Carbonchi in der erwähnten Guitarrenschule
12 verschiedene Arten die Guitarre zu stimmen, von denen jede ihren beson-
deren Effect habe. Das Werk erschien 1643 in neuer Auflage. C. war wegen
seiner, im Kriege gegen die Türken bewiesenen Tapferkeit Ritter des tosca-
nischen Tapferkeits-Ordens geworden.
Carey, H. (II, 320), sein Werk: y>The musical centtirt/«, trägt die Jahres-
zahl 1737, nicht 1740.
Carl Theodor, Kui-fürst zu Pfalzbaiern, geboren am 11. December 1724
zu Sulzbach als Sohn des Herzogs von Sulzbach: Job. Christian und der Maria
Anna, Markgräfin von Bergen-op-Zoom, folgte seinem Vater 1733 in der Re-
gierung, und ward beim Tode des Kurfürsten Carl Philipp am 31. December
1742 Kurfürst von der Pfalz, und nach dem Tode Maximilian Joseph's am
30. December 1777 auch Kurfürst von Baiern. Er hat als Kenner und Be-
schützer der Kunst sich berühmt gemacht. Ihm verdankt die ehemalige Rheiu-
pfalz die Akademie der Künste und Wissenschaften, das treffliche Hoforchester
(s. die Mannheimer Kapelle, Bd. VII, 39), die prächtige Oper und das gute
deutsche Theater, das er im Jahre 1778 nach München verpflanzte. Auch für
Vermehrung der Kunstgallerien , Bi1)liotheken , Museen und Denkmäler war er
eifrig besorgt. Es ist bekannt, dass auch Mozart, als er mit seiner Mutter im
Winter von 1777 zu 78 in Mannheim verweilte, am Hofe des Kurfürsten
die herzlichste Aufnahme fand. Man interessirte sich für den genialen Jüng-
ö
Carlcz — Cusamorata. 55
liijg, dieser compoiiirte, durch den Kiirlürsten veranlasst, die Oper: »Idomciieoa,
ullciii seine HoH'minjfcn, liior eine Austeilung zu gewinnen, blieben trotzdem
uiicri'üllt. Scluiliurtli spricht in seiner »Aestlictik« ([lug. 123) über den Kur-
fürsten Carl Theodor: »Der Kurfürst war ein trefflicher Tonkünstler, -er 6pi(dte
diu Viola di Gamba als Meister und strich in seinen Concerten unter Kröner's
Direction immer die \'ioline mit«. In späteren Jahren ward der Kurfürst
sehr raisstrauisch und despotisch; er starb während einer L'hoiubre-Partie am
16. Februar 1799.
C'arlez, Jules Alexis, geboren zu Caen den 10. Februar 1836, wurde
von seinem Vater, einem früheren Militärmusikdirektor, in der Tonkunst unter-
richtet und besuchte dann die Musikschule seiner Vaterstadt, in welcher er als
Lehrer, Organist und Musikschriftsteller thätig ist. Seine veröffentlichten Com-
positionen, hauptsächlich Kirchenstücke für Solo, Chor und Orchelbegleitung
erreichen Op. 45. Ausser Aufsätzen in verschiedenen Zeitungen, gab er kleinere
historische Schriften heraus, wie i>Les Musiciens 2)aysa(jiste.s Oaenu, le Blaue. Härdel
1870, in 8'\ ytOrimm et la mudque de son te7npH<i, ebenda 1872. riNotices bio-
grapldques sur Angele Cordier et Yvonne MoreU, 1873, in 8*^ ebenda, »ie chant
de Guillaume de Fecamp et les maisons de Glastonsv, 1877 ebenda. i>Auber, aperru
hioijraphique et critiqueu, 1875, ebenda. »La Musique ä Caen de J066 — JSlSa,
ebenda 1876 und andere. C. ist Mitglied der Akademie der Künste und Wissen-
schaften in Caen.
Caroso, Marco Fabricio (II, 325) da Sermoneta, ist 1535 oder 36 ge-
boren. Das Titelblatt seines "Werkes: y>Il hallerino« enthält sein Bildniss von
(yiachomo Franco gestochen, als er 46 Jahre alt war. Eine si)ätere Ausgabe
des Werkes (von 1605) bringt unter den Lobgedichten auf den Verfasser auch
ein Sonett von Torquato Tasso.
Carntti, Gustav (II, 330, siehe Ferd. C), geboren am 20. Juni 1801
zu Livoruo, verliess 1845 Frankreich und begab sich erst nach London, dann
nach Boulogne, wo er sich als Gesauglehrer niederliess, und im October oder
November 1876 starb. Er gab heraus: y>Solfege ä 1 et 2 voixa (fünf Auflagen) ;
y>Mct}iode de chant»; nüecucil de vocalises pour les quatres principauoe genres de
voixa; y>vocalices ä deux voixa. Ein- und mehrstimmige Compositiouen.
Carralho, Caroline, Felix Bliolan- eine der bedeutendsten Sängerinnen der
Gegenwart in Frankreich, wurde zu Marseille am 31. December 1827, als die
Tochter des berühmten Hornisten Felix Miolan geboren. Da der Vater früh
starb, entschloss sich die Mutter mit ihren Kindern nach Paris überzusiedeln,
um hier die Tochter, deren Anlagen schon hervortraten, ausbilden zu lassen.
Nach einjährigen Vorstudien trat dieselbe ins Conservatorium in die Gesangs-
classe von Duprez und machte so schnelle und glänzende Fortschrite unter dessen
Leitung, dass derselbe sie bei seiner Abschiedsvorstellung in der grossen Oper
gleichzeitig die erste Probe bestehen Hess. Sie sang den ersten Akt der Lucia,
und das Terzett aus dem zweiten Akt der Jüdin. 1849 debütirte sie au der
Opera comique, verheiratete sich bald darauf mit ihrem CoUegen dem Sänger
Carvalho, späteren Direktor des Theätre lyrique, an das sie 1859 ihrem Gatten
folgte. Nach dessen Rücktritt 1869 erschien sie an der grossen Opor. Vermöge
ihrer wunderschönen Sopranstimme, die vom reizvollsten Klange, voll, biegsam
und von seltener Ebenmässigkeit war, entzückte sie das Pariser Publikum, so
lange sie diesen Theatern angehörte. Jedes Jahr pflegte sie drei Monate in
London an der italienischen Oper zu singen und feierte auch hier die grüssten
Triumpfe. Ihre Haupti)artien waren und sind Cherubin, Pamina, Zerliue, Mar-
garethe im Faust, Oj^helia im Hamlet, die Gesandtin, Königin in den Huge-
notten u. s. w. Nachdom sie 1872 an der Opera comiqiie wieder aufgetreten
war, kehrte sie 1875 noch i-Inmal an die grosse Oper zurück.
Casaniorata, Louis Ferdinand, Vorsitzender der Akademie und Direktor
der königl. Musikschule zu Florenz, ist zu Würzburg in der Pfalz am 15. Mai
1807 von italienischen Eltern geboren, die sich, als er sechs Jahr alt, war nach
56 Casanovas — Gase.
Florenz begaben. Die schon in seinem l'ünften Jahr in Würzburg begonnenen
Musikstudien wurden systematisch fortgesetzt und erst 1825, als er den Com-
positionspreis errang, für beendet betrachtet. C. schrieb anfangs viele Ballet-
inusik, dann eine Oper »Iginia d'Asti«, welche in Pisa und Bologna aufgeführt
wurde uud bcfasste sich dann auf Wunsch seines Vaters mit dem Studiurngder
Rechtswissenschaft, blieb aber mit der Musik durch die Direction und Mit-
arbeiterschaft der Journale »Gazetta musicale« von Florenz und »Grazetta musi-
cale« von Mailand in Verbindung. Nachdem er den Grad als Doktor der Rechte
erlangt hatte, nahm er seine Compositiousthütigkeit wieder auf, bewegte sich
aber von jetzt an nur auf den Gebieten der Kirchen- und Instrumentalmusik,
auf welchen er an Zahl und Werth Bedeutendes leistete. Es sind grössten-
theils Messen für Solostimmen, Chor und Orchester, dann Psalme, Hymnen,
Intraden, Motetten ein- bis achtstimmig, vier Sinfonien, Trios lu s. w. 1850
wurde C. nebst Basevi und Biagi mit der Organisation der zu errichtenden
königl. Musikschule betraut und demnächst zum Direktor derselben ernannt.
Von seinen Werken ist noch das Lehrbuch zu nennen: y>Manuel di armonia,
compilato per uso di coloro che attendono alla pratica del suono e del cantov^
(Florenz 1876, in 8") und das Schi-iftchen : y>Origini, storia e ordinamento del
R. Istituto musicale fiorentinoa.
Casanovas, P. Antonio Francisc. Narciso, Mönch, Organist und Com-
ponist in Spanien, geboren zu Sabadell im Juli 1737, wurde in dem berühmten
Musik-College des Klosters Montserrat gebildet, uud galt, obwol seine unglaub-
lich langen Finger fast als Gebrechen angesehen wurden, für einen der grössten
Orgelspieler seiner Zeit. Unter seinen im Kloster aufbewahrten Compositionen
sollen: ein Benedictus, Responsorien für die Charwoche, und ein vierstimmiger
Gruss von der grössten Schönheit sein.
Casati, Hieronimo (11,331), dicto Falaglio, dessen »Sacrae Cantiones« er-
schienen 1625 in Venedig.
Case, Caspar (Casenius). Schneiders: »Geschichte der kurfürstlich bran-
denburgischen Kapelle« erwähnt mehrfach eines, der Kapelle des Kurfürsten
Georg Wilhelm angehörigen Musikers, unter den verschiedensten Schreibweisen:
Rose, Kose, Hase, Case etc., der Vorname Caspar ist immer derselbe und des-
halb darf man wol annehmen, dass diese verschiedenen Namen nur eine Per-
son, den Caspar Case bezeichnen. Dieser war aus Riesenburg in Preussen
gebürtig, und wird 1629 zuerst als Musikus am Hofe des Kurfürsten Georg
Wilhelm erwähnt. Unter den unglücklichen Folgen des dreissigjährigen Krieges
hatte auch das Kurfürstenthum Brandenburg viel zu leiden, und der grosse
Kurfürst Friedrich Wilhelm sah sich 1640 zu Ersparnissen genöthigt. Er
löste seine Kapelle auf, aber er war zugleich bemüht, seine besseren Musiker
andei'weitig unterzubringen. Unterm 31. December 1640 empfiehlt er Caspar
Case dringend für die Stelle eines Cantors der Altstadt Königsberg, aber ohne
Erfolg; Case erhielt die Stelle nicht, wurde aber dennoch vom Kurfürsten mit
anderen Musikern entlassen. Erst gegen Ende des folgenden Jahres, am 14.
December 1641, ergeht ein Befehl an die Kammer-Musici ChVistophel Hassel-
berg, Caspar Kose (Case) und Walter Rowe (f April 1671) den jüngeren,
sich wieder bei Hofe einzufinden und mit ihrer Musik aufzuwarten. Des
Weiteren heisst es unterm 14. Mai desselben Jahres, dass Christophel Hassel-
berg, der Posaunist, und Caspar Kose, der Cytharist, erneute Bestallungen er-
halten als Kammer-Musiker, da die früheren Bestallungen in denen Zeit- uud
Kriegsläuften abhanden gekommen sind. Am 22. September 1646 sollte dann
Caspar Cuse (Case) zum Kapellmeister an der Schlosskirche in Königsberg
i. Pr. bestallt werden, allein die Angelegenheit kam noch nicht so weit. 1647
tritt er abermals in die Kapelle ein, aber noch in demselben Jahre wurde er
Nachfolger des 1646 verstorbenen kurfürstl. preussischen Kapellmeisters Joh.
Stobaeus. Er wirkte in dieser Stellung bis 1661 und erreichte sogar, was
Stobaeus nicht gelang, eine Erhöhung seines Gehaltes.
Casini — Caussin do Perceval. f)?
('asiiii, Giovauui IMiiriu (II, 3i52), zu bciiicn Werken gehöron noch:
TiCanzont tlc ttpirituali», Florenz 17U.'?.
Castell«', J3. van de, Vcrliisser der Scliril't: »l'n Iudex kistori^uc-s mir GliUile
des Mcnextrcls de Briii/csu, Brügge 1H(»H in 8".
Castello, l'aolo, lobte in Genua gegen 175U als tüchtiger Instrunientcn-
macher; namentlich sind seine Violoncellos nach dem Modell des K. Amati ge-
baut, sehr geschützt.
Castro, D. Agostinho de, Geistlicher, wahrscheinlich ;iui berühmten Au-
gustinerldoster Santa-Cruze von Machudo (Bibl. lusit.) als Autor einer musi-
kalischen Abhandlung des 16. Jahrhunderts, angeführt.
Castro, Gabriel Pereira de, hervorragender Gelehrter, geboren zu Braga
1571, starb zu Lissabon IG 32, lehrte in Leipzig Geschichte, Philosophie und
Medicin. Einige seiner Arbeiten sind klassisch. Er pflegte auch mit Erfolg
die Musik. S. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexikon. Leipzig 1750.
Castro, Manuel Antonio Lobato de, geboren zu Barcellos, im Bezirk
Braga, Musiker und Schriftsteller, hinterliess schätzenswerthe Arbeiten, darunter:
» Vilhancuos que se cantavam na Se Cathedral do Porto ein as Matinas ctca
Coimbra 1712, in 12".
Castro, Musiklehrer der Gegenwart in Spanien, verfasste und veröffentlichte:
»Eine Al)handlung über Transpostition und eine neue Schule für Contra- Bass,
anwendbar auf Instrumente von drei und vier Saiten«. Madrid, Ivomero y Andia.
Castroue-Marchesi, Salvator de(VII,54), Mitglied der italienischen Jury der
Gruppe XV der AViener Weltausstellung 1873, verfasste: »lielazione sujli Instrit-
menfi miisicali quali erano rappresentati alV E-sposlzionc unioersale di Yicnna
ncl Giiigno /S73v. In der Sammlung der officiellen Berichte der italienischen
Jury enthalten und auch in einem Separat- Abdruck veröffentlicht.
Castrucci, Pietro (II, 341), studirte die Technik des Violinspiels nicht
bei Viotti, sondern bei Corclli.
Cataueo, Francesco, gab heraus: ytSaggio sopra Vantica e moderna ?nu.sica.
Stanfonc intornu al lirico Stile d& salmi. Dissertazionc intorno alla greca , latina
e toscana poesiaa. Neapel 1778. 12*^.
Catelani, Angelo (II, 345), veröffentlichte ausser den bereits genannten
Arbeiten 186G: y^ Delle apere di Älessandro Stradella esistenti nell archivio /nitsi-
cale della H. Bihliuteca pqlatina di Modena, elenco con prefazione e 7iote<i. Modena,
Vincenzi 1866, in 8'\ 42 S. Der Catalog der Werke d. Strad. ist in dieser
trefflichen Arbeit mit eingehenden Anmerkungen versehen. Der Autor starb
am 5. September 1866 in Modena. Die angeführte Arbeit erschien auch im
dritten Bande des »Atti e Memorie delle R. li. Depittaziuni di Storia patria per
le prooincie modenesi e parmensi.a
Catcua, tüchtiger lustrumentenbauer, der mit Erfolg Stradivarius nachahmte;
er baute in Turin in den Jahren 1740 — 60 seine besten Instrumente.
Catenhiiseu, geb. 1845 in E,atzc])urg, Dirigent und Cttiuponist. War
Kapellmeister in Köln, und ging dann in gleicher Eigenschaft an das Thalia-
Theater in Hamburg. Von seinen Compositionen sind zu erwähnen, ausser
Liedern zwei Opern: »Aennchen von Tliarau«, welche mehrere Aufführungen
erlebte, und: »Leichtes Blut«.
Cattiguo, Francesco, (II, 346), nicht Catugno, ist nach Franc. Florimo,
(Genno storico sulla Scuola musicale di Napoli) 1782 nicht 1780 geboren. Er
starb zu Neapel am 28. März 1847.
Caassiu de Perceval, Armand Pierre, französischer Orientalist, Mitglied
der Akademie der Inschriften und schönen Wissenschaften, 1849 Professor der
arabischen Sprache und Literatur am College de France und Dolmetscher am
Kriegsdepot, war der Sohn eines ebenfalls ausgezeichneten Orientalisten, wurde
zu Paris am 13. Januar 1795 geboren und für die Wissenschaften erzogen,
1814 kam er als Dolmetscher nach Constuntinopel, durchreiste die Türkei und
hielt sich ein Jahr am Libanon auf. Er kehrte 1821 nach Paris zurück. Zu
58 Caussinus — Cavailld-CoH.
den Arbeiten des Gelehrten über Gosehicbte und Literatur Anibieiisge-
hört aucli eine, die für allgemeiue Musikgeschichte interessant, sich speciell
mit der Musik der Araber beschäftigt. Es ist: y^Notices anccdotiques sur les
princiimux musieiens ardbes des trois premiers siecles de l'Islamismea, und erschien
zuerst im Journal asiatique im November und Dccember 1873. Ein Separat-
abzug, ungefähr 200 Seiten umfassend, erschien Paris, imprimcrie national in 8".
C. starb einige Monate vor dem Erscheinen dieser Abhandlung zu Paris 1873.
CanssiunS) Joseph, Virtuose auf der Ophicleide, geboren zu Montölimart
(Dröme) den 6. Dccember 1806 als Sohn eines Militärmusikmeisters, der ihn
auch zuerst unterrichtete. C. war einer der ersten, welcher sich nach der Er-
findung der Ophicleide dem Studium dieses Instrumentes widmete. Als er zum
5. Linien-Regiment herangezogen, mit diesem nach Paris kam, Hess er sich da-
selbst mit dem grössten Beifall in Concerten hören, und gehörte dann zu den
geschätzten Solisten der Musard'schen Kapelle, bis er später als Lehrer der
Ophicleide an die Militärmusikschule berufen wurde. Hier bildete er eine
grosse Reihe Schüler und veröffentlichte ausser einer Schule für Ophicleide auch
gegen vierzig Compositionen für dies Instrument. Auch Anleitungen für
Trompete, Cornet ä pistou und Piano gab er heraus. C. lebt zurückgezogen
in St. Mande bei Paris.
Cavaille-Coll , Dominique Hyacinthe, Orgelbauer in Toulouse, Lehrer
seines Sohnes Aristide in dieser Kunst; (s. d. folg. Art.) starb zu Paris im Juni 1862.
Cavaille-Coll, Aristide, genialer Orgelbauer der Jetztzeit, gegen 1820
in Toulouse geboren, Sohn des Vorigen, der, in der Werkstatt seines tüchtigen
Vaters aufgewachsen, sich schon als Jüngling erfindungsreich in seinem Berufe
zeigte. Eben zwanzig Jahre alt, construirte er ein Instrument, welches er
»Poikilorgue« nannte, ein, der Physharmonika ähnliches Instrument von mäch-
tigem Ton, der verstärkt l^nd vermindert werden konnte. Kurze Zeit nachher
erbaute er nach seinem eignen Plan die ausgezeichnete Orgel der Basilika von
St. Denis. Die sehr zahlreichen zum Theil durchgreifenden Verbesserungen,
welche C. bei seinen Orgeln ins Auge fasste und erzielte, gehen vornehmlich darauf
hinaus, Gleichmässigkeit der Töne herzustellen, durch welche seine Instru-
mente sich denn auch ausnahmslos auszeichnen. Die grosse Orgel zu St. Denis,
durch welche sein Ruf schon fest begründet war, wurde durch die von ihm
zunächst erbauten Orgeln der Kirchen Madelaine und Saint Vincent de Paul
zu Paris noch übertroffen. Bemerkenswerthe, von ihm erbaute Orgeln in Paris
sind ferner noch die, in: Notre Dame de Lorette, Trinite, Notre Dame, Sainte
Clotilde. Ferner die Orgel in der Schlosskapelle zu Versaille, in Notre Dame,
Saint Omer; in Saint Paul zu Nimes; in den Kathedralen zu Perpignon, zu
Nancy, zu Carcassonne, zu St. Brieuc; die Orgel Saint Nicolas zu Gent; vieler
Werke in Kirchen und Concertsälen Englands, Amerika's selbst Australiens
nicht zu gedenken. lieber die bedeutendsten dieser Orgeln sind folgende Schrif-
ten herausgegeben worden: 1) nOrgue de Veglise royale de Saint-Denis, construit
par M. M. Cavaille-Coll pere et ßls, facteurs d'orgues, du roia. (Rapport fait ä
la Societe libre des Beaux-Arts, par J. Adrien de la Fage, Paris, Imprenieurs
unis, 1845, in 8", avec gravure.) 2) vEtude sur Vorgue monumental de Saint-
Suljdce et la facture d^orgue moderne, par M. Vabhe Lamazou<i. (Paris, Repos.
in 8*^, avec gravure.) 3) »Ze Grand Orgue de la nouvelle salle de concert de
Sheffield en Ängleterre, construit par Aristide Cavaille-Coll ä Paris«. (Paris, typ.
Pion 1874, in 8 avec gravures.) Von C. selbst sind folgende den Orgelbau be-
treffende Schriften verfasst: 1) y>Etudes experimentales sur les tuyaux d^orguesv..
(Gelesen in der Akademie der Wissenschaften zu Paris am 24. Februar 1849.)
2) J>Z)e Vorgue et de son arcTiitecture«. (1856, im 14. Bande der y^Bevue gene-
rale de V arehitectitre des travaux jmblics«, und in einem Separat- Abdruck ver-
öffentlicht.) Eine zweite vermehrte Ausgabe erschien 1872. (Paris, Dacher.)
3) r> Projet d' orgue monumental pour la hasilique de Saint-Pierre de Home«, (Brüssel,
imp. 1875, in 8".)
1 1
Cavalli — Cecchcrini. 59
Cnvalli, Francesco (11,348). Sein cigciilliclicr Name ist: Pictro Fran-
cesco Calctto Briini; er wurde 1599 zu Crema geboren. Der Patrizier Federigo
Cavalli aus Crema nahm sich des talentvollen Knaben an, sorgte für .si'ino
Erziehung und brachte ihn 1G16 nach Venedig; aus Dankbai'keit nahm dieser
den Namen seines Wohlthiltcrs an. KU 7 laud Francesco Aufnahme als Sänger
in die, unter Monteverdes Leitung stehende Kapelle. 1638 wurde er dann
Organist an der zweiten Orgel und 16GH zweiter Amtsnachfolger des Monte-
vcrde. Als in Venedig 1637 die öffentlichen Theater eingerichtet wurden,
wandte sich auch Cavalli der Bühne zu. 1639 ging seine erste Oper in Scene
und bis zum Jahre 1669 schrieb er noch 38 Opern. Er erfand zuerst aus-
drucksvolle und dramatische Melodien, und gewann damit epochemachenden
Eiulluss auf die Entwickeluug der italienischen Oper. 1653 erhielt er einen
Ruf nach Mailand, wo er zur Feier eines öffentlichen Festes die Oper »Orione«
schrieb. Um das Geburtsfest des Prinzen Odoardo würdig zu feiern, rief man
ihn 1669 nach Piacenza; dort ging sein »Coriolano« in Scene. 1661 zog ihn
Mazarin zur Vermiihlungsfcier Ludwig XIV. an den fi'anzösischen Hof, und er
verherrlichte die Feier mit seiner Oper: »Ercole amanie«. Hier kam auch seine
berühmteste Oper: nSerse«. zur Aufführung. Nach einem dreijährigen Aufent-
halt in Paris kehrte er reich mit Schätzen und Ehren beladen in seine Heimath
zurück und lebte von da in den behaglichsten Verhältnissen bis an seinen, am
14. Januar 1676 (1675 nach Venezianer Rechnung) erfolgten Tod. Seine
Oattin Maria Sozomena war bereits 1652 kinderlos gestorben, und so hintcr-
liess er sein bedeutendes Vermögen der Familie seines Wohlthäters und wol-
thätigen Stiftungen. Zwei seiner Opern: y>L^U(/istoa und »Giasonev. befinden
sich auf der Wiener Hofl)ibliothek. Von s(dnen Kirchencompositionen befinden
sich: nMessa et Sahnh, 2— 12 stimmig (Venedig 1656) und y> Vesper a S voci<i
(1675) in der Academie filarmonicac zu Bologna.
CaTallini, Ernesto (II, 348), wurde 1852 als Professor des Couserva-
toriuras und als Solo-Clarinettist des Theaters und der Hofkapelle nach Peiers-
bui'g berufen. 1870 kehrte er nach Mailand zurück, wo er am 7. Januar 1874 starb.
l'azot) Fran^ois Felicien (11,350), gründete nach seiner Rückkehr von
Brüssel in Paris mit seiner Gattin der Sängei'in Josephine Armand eine Clavier-
schule, aus der eine grosse Anzahl vortrefflicher Clavierspieler hervorgingen.
Er starb in Paris 1858.
Ceballos, Francisco, Componist Spaniens im 16. Jahrhundert, war
1535 Kapellmeister in Burgos und starb daselbst 1571. Er stammt wahr-
scheinlich aus Alt-Castilicu. Seine zahlreichen Compositionen sind in den Ar-
chiven einiger Kirchen in Spanien, des Escurial, der Kathedrale von Toledo u. a.
verstreut. Die Kirche Notre-Dame del Pilar zu Saragossa besitzt eine sehr
schöne Messe von ihm, auch ist eine Motette y>Inter vesfibulumv , von Hilarion
Eslava in seine i>Lira sacra-hispanav aufgenommen.
Cecere, Carlo, Violinist und Componist, im Neopolitanischcn gebürtig,
lebte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Neai^el wurde von ilim
aufgeführt: »io Secrefinta«, musikalischer Schwank, (jopazzia per musicaa), th.
Nuovo 1738, und »Zo Tavernöla abentorosaa.
Ceccherini, Ferdinand, Sänger, Gesangsprofessor und Componist, geboren
zu Florenz 1792; mit einer ausgezeichneten Tenorstimnie begabt, erwarb er sieh
als Sänger sowol wie als Musiker überhaupt solide Kenntnisse. Obwol völlig
dazu begabt, entschloss er sich jedoch nicht die Bühne zu betreten, sondern
widmete seine Kunst aussehlieslich dem Kirchen- und Oratorien-Gesänge. Die
IMusik der alt-italienischen Schule war seine eigentliehe Doniaine, doch führte
er auch anderes, z. B. die Tenorpartie in llaydn's Schö])fung ebenfalls meister-
haft aus. C. coniponirte viele grössere Kircheustücke; eine zweichörige Messe,
ein Requiem und vier etwas opernmässig gehaltene Oratorien: »Saul; David;
San Bcnedetto und Debora e Giaele« in gutem Style gehören hierzu. Als Ge-
sangsprofessor war C. an der königl. Musikschule zu Florenz, deren Direction
60 Celaui — Ceru.
ihm auch züilwcise üljcrtragcn war, thiltig. Fünicr fungirte er als erster Tenor
der Hüfkaijelle zu Toscaua und Kapellmeister der Metropolitaukirchc. Er starb
zu Florenz den 12. Januar 1858.
Celani, Giuseppo Corso, italienischer Componist aus der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts, lebte abwechselnd in Rom, Parma und Ancona. Man
kennt von ihm: Ein neunstimmiges Oratorium mit lateinischem Text; ein an-
deres: »Ismaele cd Agare-, aufgeführt in Kom, und ein drittes »Satita Teudura<i 1688
für den Prinzen Pei'dinand von Medicis von Toscana, geschrieben; ferner 27
Responsorien und ein Miserere für die Charwoclie.
Cellarier, Hilarion (II, 354), nicht Cellerier, ist zu Plorensac (Hcrault)
in Pranki'eich, nicht in Italien, am 12. März 1818 geboren. Er studirte je-
doch in Italien unter Pacini Musik und lebte längere Zeit in Neapel. Hier
schrieb er drei Opern, mehrere grosse Messen, Quartette, eine Sinfonie u. a.
Nach Frankreich zurückgekehrt, lioss er sich dauernd in Montpellier nieder
und widmete sich dem Unterrichtsfach.
Celler, Ludovic, Schriftstellername des Louis Leclercq, geboren zu Paris
am 8. Februar 1828. Er veröffentlichte mit Benutzung zuverlässiger, zum Theil
noch nicht benutzter Documente, folgende Arbeiten: 1) »La Semaine sainte au
Vatican etiide vmsicale et jntforesquea , Paris, Hachette 1867, in 12. 2) »Zes
Ori(jines de VOjjera(i et y>le Ballet de la Reinea. Mtude sur les danses, la tnusique,
les orchestres et la mise en scene au XVI. siede, avec un apergu des progres du
drame depuis le XIII. siecle jusqiCa Lidly«., Paris, Didier 1868, in 12*^.
3) y>Moliere - Lully. Le mariage force, comedie - ballet en 3 actes ou le Ballet du
Boi, danse par Louis XIV. le 29 jour de janvier 1604, nouoelle edition puhliee
d'apres le manuscrit de Philidor Vaine, avec des fragments inedites de Moliere et
la musique de Lully reduite pour pianoa, Paris, Hachette 1867, in 12". Zu
diesen Publicationen sind die Manuscripte Philidor's, welche die Bibliothek des
Pariser Conservatoriums besitzt, benutzt worden. Das Theater specieller angehend
hat C. noch folgende zwei Bände veröffentlicht: 1) »ies decors, les costumes et la
mise en scene au XVII. siecle, 1615 — 1680«, Paris, Liejjmannsohn et Dufour,
1868 in 12". 2) y^Les Typen populaires au Theätrem id. ib.
Cello-Kesouanzboden mit Tubenstegverbindung nennen die Herren Gebrüder
A, H. Frauke in Leipzig, einen neu construirten Resonanzboden. Derselbe
bildet nicht, wie gewöhnlich bei dem Pianoforte, eine gerade Fläche, sondei-n
ist nach den Principien der alten Cremoneser Geigen und Celli gewölbt. Er
wird nicht gebogen, sondern aus massivem bömischen Fichtenholze ausgestochen.
Der Cello-Resonanzboden giebt dem Pianino einen schönen, grossen, klaren und
gesunden Ton. Der, die Saitenschwingungen auf den Boden übertragende Steg,
ist der präcisern Vermittelung wegen hohl.
Cereols, P. Juan, Mönch der Abtei Montserrat in Spanien und Componist
in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts, von dem in den Archiven der
berühmten Musikschule dieses Klosters folgende Werke aufbewahrt sind:
Eine zwölfstimmige dreichörige Messe; die Psalmen Dixit Dominus, Confitehor,
Beat US vir, Laudate pueri Dominum, Letatus sum, Nisi Dominus, Gredidi, Hymne
Ave Maris Stella und Magnificat, fast sämmtlich zehnstimmig.
Certaiu, Marie Franyoise, Ciavierspielerin des 17. Jahrhunderts, ge-
boren gegen 1662; in der Musik Schülerin Lully's, galt als Wunderkind und
wurde eine bemerkenswerthe Künstlerin auf dem Ciavier. Auch für die Malerei
und Wissenschaften voll Talent, war ihr Haus berühmt als Sammelplatz der
Künstler. Als sie fünfzehn Jahr alt war, schrieb Lafontaine ein Lobgedicht
auf sie, in dem folgende Verse vorkommen:
Certin, par mille eudroits egalement charmante.
Et dans mille beaux arts egalement savante,
Doüt le rare genie et los brillantes mains
Surpassent Chambonniere, Hardel, les Couperains.
Ceru, Domenico Agostino, geboren zu Lucca im Toscanischen am
i
Chaino — Cliarton-Pomonr. Ol
28. Auj^ust 1817, gul» nel)cn anderen Schriften auch heraus: nOentii tttorici delV
insegnamento della muslca in Lucca e dei piu notahili maestri compositori che ri
hanno J/orifo«, Lucca, Giusti in 8", 1871.
Cliaiue, EugT-uc (TT, 'MM)), ist seit 186(J mit einer Reihe Compositioncn
hervorgetreten. Eine vierstimmige Messe mit Orchester; zwei Sinfonieen, Iteide
1864 und 1866 in Holland durch Preise gekrönt; eine Ouvertüre für grosses
Orchester, Welche bei der Concurrenz in Florenz die erste Belohnung erwarb;
ein Stahat mater, das in Bordeaux den zweiten Preis erhielt. 1875 ist C. als
Professor des Violinspiels für die beiden Vorbildungsclassen des Conservatoriuras
in Paris berufen.
Chanips, Ettore de, Pianist und Componist zu Florenz, am 8. August 1835
geboren, widmete sich nach beendeten Studien anfangs dem Unterricht und
schrieb eine Anzahl eleganter Clavicrstücke, bis er sich 1869 und 1870 mit
Glück des Theaters bemächtigte mit zwei komischen Opern: »/ Tutori e le Pupillea
und »i7 Galiffon, denen dann noch einige ähnliche folgten. Zwei Ballette 1854
bis 1859 aufgeführt, und zwei vierstimmige Messen a capella und zwei dergl.
mit Orchester sind noch zu erwähnen.
Cbanipeiu, Marie Frangois Stanislaus (II, 362), starb 8. März 1871.
ChappcII, AVilliam (II, 365), ist mit einer Musikgeschichte beschäftigt,
die auf vier Bände berechnet ist und von welcher der erste Band bereits er-
schienen ist.
Chapelle, Jacques Alexandre de la (II, 365), von diesem Tonküustler
ist noch die Musik zu einer dreiaktigen Oper, »Isac«, nebst Prolog bekannt,
welche von den Schülern des College Louis le Grand .am 27. März 1734 auf-
geführt wurde, und zwar als Zwischenspiel der lateinischen Tragödie »jP^yrawe«.
Charbonuier, L'abbe Etienne Paul, geboren zu IMarseille am 19. De-
cember 1793, wurde als Chorknabe an der Metropole zu Aix in der Provence
aufgenommen und daselbst unterrichtet. 1821 wurde er Priester und 1822
Organist an dieser Kirche und trat im Juni 1867 als Stiftsherr in den Ruhe-
stand. Seinem speciellen Studium der altprovencalischen Musik verdankt man
die Herausgabe eines Bandes: »iVoe7s, Magnificats Marches des Rois, arranges
pour Vorgue et Vharmoniiuna, in 4^, Remondet-Aubin ä Aix. Seine sehr zahl-
reichen Compositionen sind: ausser einer provencalischen Pastorale, vierzig
lateinische Motetten, fünfzig französische Lieder und Gesänge, eine Sammlung
Orgelstücke, zwei Passionen u. a.; die Bücher: y>Frincipes de Musiquev., 1835,
und riPetit traite d'har7nonie<x. sind ferner zu nennen.
Charles, August, Flötenvirtuos von französischer Abkunft, in Amsterdam
am 10. Januar 1833 geboren; wurde am ConservatoriuTn zu Brüssel gebil-
det, und erhielt den ersten Preis der Classe E. Er bereiste als Virtuos
die Vereinigten Staaten, Grossbritannien und Russland, Holland, Frankreich und
Belgien, wo er zu den Gründern der Symphonischen Gesellschaft »Phalenge
artistique beige« gehörte, die eine Tournee durch dies Land unternahm. Nach
deren Auflösung ging er nach Petersburg und wurde vom Kaiser zum Solo-
virtuosen ernannt. 1861 liess er sich dauernd in Brüssel niedei*.
Chartier, Charles Jean, Musikliebhaber, wohnhaft in Breteil im Depar-
tement nie et Vilain, verkaufte der Pariser Bibliothek für ungefähr 4000 Frcs.
eine Sammlung handsehriftlicher Briefe von Poussin und da er auf die Förderung
der Tonkunst lebhaft bedacht war, überwies er testamentarisch der Akademie
der schönen Künste von Frankreich eine jährliche Rente von 700 Frcs. auf
hundert Jahre, für das jedesmalige beste Werk auf dem Gebiete der Kammer-
musik, welches sich den anerkannten Meisterwerken dieser (iattung am meisten
nähere. 1861 trat die Akademie in den Besitz dieses Legates (prix Chartier)
den zuert Charles Dancia und Mme. Farrence erhielten.
Chartou-Demcur, ]Mme. Anne Arscne Charton, ausgezeichnete Sängerin,
im Besitze einer vollen umfangreichen Sopranstirame, die sie mit völliger Meister-
schaft und mit Geschmack zu behandeln verstand, war zu Saujon (Chareute) am
62 Chassant - Chazal.
f). Mürz 1827 geboren, erhielt in Bordeaux von einem Lehrer Namens Bizot
ihre gesangliclie Ausbildung und zwar so erfolgreich, dass sie kaum sechszehu
Jahr alt am gi-ossen Theater derselben Stadt in der Partie der »Lucia di
Lammermoor« auftreten konnte, und dieser folgten, von Erfolgen getragen, bald
die bedeutenden Partien der Isaljclla (Robert), Eudoxia (Jüdin) und ähnliche.
Das nächste Jahr war Mme. C. in Toulouse und 1846 in Brüssel engagirt.
Hier verheiratete sie sich im September 1847 mit dem ])elgischeii Flötisten
Demeur und nannte sich von da an Ch.-Demeur. Nach einer kurzen Thätigkeit
an der Opera comique in Paris, begab sich die Sängerin, nachdem sie sich in
italienischen Opernpartieen heimisch gemacht hatte , auf Reisen nach Spanien,
Russland und Amerika, die sie nach kurzem Aufenthalt in Paris wiederholte und
bis in die Havanna hinein ausdehnte. 1862 trat sie in Paris als Desdemona
im Othello auf, und bald darauf schuf sie in Baden, in der Oper von Berlioz,
»Beatrice et Benedict« die Beatrice. Der Componist war so entzückt von ihrer
Schöpfung, dass er sie bewog in Paris im Theätre lyrique die Sopranpartie in
seiner demnächst in Scene gehenden Oper »Les Troyens« zu übernehmen. Sie
kam dem Wunsch des Künstlers nach und führte auch diese Partie mit allen
ihr glänzend zu Gebote stehenden Mitteln und dem Beifall des Publikums aus.
Es zog sie jedoch bald darauf wieder in die Ferne, aus der sie nach Frankreich
noch nicht wieder zurückgekehrt ist.
Chassant, Archivist, Mitglied der Commission der historischen Archive, ist
in Gemeinschaft mit M. Bonin der Herausgeber des folgenden interessanten
Schriftstückes: »P«y de musique erige ä JEvreux en Vhonneur de madame sainte
Gecile, publie d'apres un manuscrit du XVI sieclea. Evreux, imp. Ancelle
1837, in 8". 88 p.
Cliastaiu, Verfasser einer historischen und praktischen Arbeit über den
Choralgesang seit Gregor: »JEssai sur la tradition du chant ecclesiastique depuis
Saint Gregoire, suivi dhm ional inedit de Berton de MeicJienaua, Toulouse 1867,
vol. in 12 ''j avec planches.
Cliastillon de la Tour, Guillaume de, französischer Musiker, der zu
Caen zu Ende des 16. Jahrhunderts lebte, und von dem eine uns wichtige
Sammlung seiner Lieder und Gesänge, die er 1593 herausgab, voi'handen ist:
y>Airs de Vinvention de G. d. C. Sr. de la Tottr de Caen, sur plusiers poiimes saints
et chreiiens rccueillis de divers miteurs et divises en trois livres : I. De la gran-
deur de Dieu et de se rejouir en lui; II. De Vaviour divin et dtc mariage;
III. Du Mepris du monde et de VEsperance en Dieua, Caen, Jacqiies Mangeant,
in 8*^ oblong. Diese Arien sind für vier Stimmen geschrieben.
Chaussier, l'abbe, Verfasser des in drei Auflagen erschienenen Leitfadens:
y>Le plain-chant enseigne d'' apres la methode du Meloplaste<i, Paris, Perisse in 12*^.
€hauvet, Charles Alexis, talentvoller Organist, ist geboren zu Marnies
(Seine et Oise) den 7. Juni 1837, und starb frühzeitig an einer Brustkrauk-
heit zu Argentan (Orne) am 28. Januar 1871. Er trat siebzehn Jahr alt ins
Pariser Conservatorium mit der ausgesprochenen Absicht, Organist zu werden,
und erwies sich denn auch hierfür als aussergewöhnlich begabt. Er bekleidete
nacheinander die Organistenposten der Kirchen St. Thomas d'Aquin, St. Bernard,
St. Merry und la Trinite, als er erkrankte, und, wegen der Belagerung von
seinen Angehörigen von Paris weggeführt, in Argentan seinen Leiden erlag.
Als Lehrer war er sehr befähigt und wurde von seinen Schülern tief betrauert.
Seine letzten Compositionen, sechs schöne Fugen, im Manuscrijot sind unter
seinen Papieren nicht aufgefunden. Gedruckt sind: »Vingt Morceaux pour
orgue en 4 suitesa, Paris, Graff; »Quatre Oß'ertoires de VÄvent ä Noel pour
orgue Sans pedales ou harmoniiima, id. Piogel; nQuinze Ktudes preparatoires ans
Oeuvres de Bacha, id. id. »Cinq Oß'ertoires de Noel ä VJSjnphaniea, org. ou bar.
id. Piegel. Ferner bei F. Mackar, Paris, Ciavierstücke.
Chazal, Mrs., wirkte zu London als Virtuosin, Componistin, Sängerin und
Orchester-Dirigentin. Sie gab am 14. Mai 1764 im Saale Spring-Gai'dens ein
Chev^' — Ohristianns. . 63
grosses Couceit in drei Abthciluugen. Nur JiiirthOlemon, der an der ersteu
Geige stand, spielte ausser ihr ein Solu. Schon als Miss Gambarini hatte sie
in ihrem Benilice-Concerl 1759 gesuugtn niitl (Jrgcil gespielt. Diesmal dirigirte
sie zuerst ihre »Ouvertüre mit WaldhöruiTU« und darauf eine »Friedensode« ;
danu spielte sie ein Orgelconeert; dann l'olgten ein Viuliu-Solo, eine Arie und
Ciavierstücke ihrer Composition; darauf eine Ude, die sie bei Gelegenheit der
letzten Thronbesteigung compouirt hatte; dann folgte wieder ein Orgelconeert,
und den Schluss machte ein Tonstück mit »Waldhörnern und Pauken«.
Chev6, Emil, Joseph Maurice (II, 392), der unermüdliche Verfechter
seines Systems, starb am 26. August 1864. Seine Gattin und .Mitkämpferin
Nanine Paris, die selber mehrere auf die Methode ihres Mannes bezügliche
Schriften veröffentlichte, gab nach dem Tode desselben heraus: »Xes onze der-
nieres lettres d' Emile Chevea, Paris, veuve Cheve, in 8", 1866. Sie starb im
Juni 1868. Beider Sohn, Amand, ist Direktor eines nach ihm benannten Ge-
sangvereins und ertheilt IMusikunterricht, bei welchem er die Methode seines
Vaters nur sehr beschränkt mit heranzieht. Er ist Gründer und Kedakteur
des Journals: »l'Avenir musical«.
Chevest, Aime, Verfasser der kleinen, in zwei Auflagen erschienenen Schrift:
»Notice sur les musiciens du departement de V Yofinea, Auxerre, impr. Gallot, in 8".
Cheyillard, Pierre Alexandre Frangois (II, 392). Es erschien von
ihm: Methode complete de violoncelle, co7itenant la theorie de rinstrumenf, des
(jammeSy legons progressives, etudes, airs varies et legons pour chacune des positionsa,
Paris, Gerard. Er starb im December 1877.
Chiaromonte, Francesco (II, 393), nicht Chiai'amonte, ist zu Castrogio-
vanni in Sicilien geboren. Seit 1871 ist er Professor des Gesanges am königl.
Conservatorium zu Brüssel, auch veröfi'entlichte er seitdem eine Gesaugschule
in drei Theilen.
Chimai'haeuS) Jacob, ein Niederländer, aus Ruremond gebürtig; war Pro-
tonotarius der heiligen römischen Kirche — comes Palatinos — aureatae militiae
eques — Almosenier und Oberfeldprediger Kaiser Rudolph II., Probst zu
Leitmeritz-ßatibor und bei St. Severin und St. Gereon zu Köln. Seiner musi-
kalischen Kenntnisse wegen — er war ein ausgezeichneter Sänger und Violin-
spieler — übertrug ihm Kaiser Rudolph die Direction der königl. Hofkapelle
in Prag. Seiner Verdienste wegen allgemein hochgeachtet, vom Kaiser geadelt,
starl) er am 24. August 1614 zu Leitmeritz. Das Geburtsjahr wird verschie-
den angegeben; auf einem von Aeg. Sadeler gestochenen Bilde heisst es 16U1
ad vivum sc. aet. 59; hiernach wäre er im Jahre 1542 geboren.
Obiocchetti, Pietro Vincergo (II, 415), starb den 2. Februar 1753.
Chorley, Henry (II, 443), ist am 15. Dec. 18U8 zu Ashton-le- Willows
geboren und starb am 16. Februar 1872 in London.
Cliouquet, Adolph Gustav, französischer Musikschriftsteller, geboren zu
Havre den 16. April 1819, besuchte, um Musik zu studiren, das Institut Massan
in Paris. 1840 ging er nach New- York und widmete sich dem Unterrichtsfach.
186U kehrte er nach Frankreich zurück und lebte von da an in Paris, wo er
thätiger Mitarbeiter der Journale »La France musicale« und »l'Art musical«
wurde. Seine anerkennenswertheste Arbeit ist: »Histoire de la musiqne drama-
matique en France, depuis ses origines jusqu'ä non joursa, Paris, Didot 1873,
in 8". Ferner der Catalog: »Xe Musce du Conservatoire de Musü^ue, cataloijue
raisonne des instruments de cette collectiona, Paris, Didot 1875, in 8", welchen
Ch. mit Sorgfalt angefertigt, nachdem er 1871 zum Conservator des Museums
der Instrumente des Conservatoriums ernannt worden war. Auch Compositionen
und Dichtungen flössen aus seiner Feder.
Christiaaus, Arnold, Organist, geboren zu AÜerden, ProVinz Geltern, am
17. April 1811, übernahm 1830 in Haag die Organistenstelle bei der königl.
Kapelle, später an der Katharinenkirche in Bois-le-Duc. Er hat .sich hier um
die Verbesserung des Chorgesanges bemüht und ist Gründer und Direktor eines
Q4 * Chroma — Clav(?.
der besten Chorvereine in den Niederlanden: nOrfening en TJitspanningvi. Bei den
Silngerfesteu in Amsterdam 1852 und 1853 ei'hielt dieser Vorein die ersten Preise.
Chroma (s. Neuclaviatur)
Cliwaliboj?, ein polnischer Kirchencomponist, der sich durch seine "Werke
seit 1844 besonders in Warschau hervorgethan liat. Viele derselben sind dort
aufgefühx't und zum Theil auch dort erschienen. Ausser verschiedenen Offor-
lorien, Hymnen, Ci'cdo's u. dergl. schrieb er 12 Messen und ein Oratorium:
»Das Opfer Abrahams« in zwei Al)theilungen, Text von Rostkowski, das 1848
zuerst aufgeführt wurde.
Clnvatal, Franz Xaver (11,458), starb am 24. Juni 1879 im Soolbade Elmen.
Ciardi, Carlo (II, 461), starb am 24. Juni 1877 zu Strclna bei Petersburg.
Cibot, auch Cybot, Musiker des 16. Jahrhunderts, von welchem in der
berühmten Sammlung französischer Gesänge, herausgegeben von Pierre Attaig-
nant gegen 1530, zwei derselben enthalten sind: y>Äyer ne puis cellea und y>Amye
tu as SIC7' moi tropv-,
Cicero, Marciis Tullius, der berühmte römische Redner, geboren 106
V. Chr. zu Arpinum in Latium, ermordet am 7. December 44 v. Chr., hat
viele gelegentliche Aeusserungen über Musik und verwandte Gregenstände ge-
than, welche bezeugen, dass er auch mit dem Wesen der Musik sehr vertraut
gewesen sein muss. Busby in seiner: y>IIistory of Musika giebt die hauptsäch-
lichsten im Anhang I des ersten Theiles nach bestimmten Gesichtspunkten ge-
ordnet wieder.
Cico, Marie, französische Sängerin, geboren 1843, war eine Reihe von
Jahren eins der beliebtesten Mitglieder der Komischen Oper in Paris, wo sie
sich nicht nur im alten Repertoir bewährte, sondern auch mehrere neue Rollen,
wie die »Lalla Rookh« von Felicien David schuf. Sie wurde dann erste Sängerin
im Graite-Theätre, starb aber bereits im September 1875 an einer Brustkrankheit.
Cimoso, Guido (II, 466), ist nicht Schriftsteller, sondern Musiker, ge-
boren zu Vicenza am 10. Februar 1804 als Sohn eines geschickten Organisten,
Er lebt in Triest als angesehener Musiker und Componist von gegen hundert
Compositionen kirchlichen und weltlichen Genres.
Clair, Jean Marie le (II, 472). Der berühmte Violinist, der sein Lehrer
wurde, heisst Somis, nicht Sanis. Mit seinen Compositionen und durch seine
zahlreichen Schüler wurde er der Gründer einer neuen französischen Violin-
schule, die noch bis in unsere Zeit hineinreicht. Seine Compositionen werden
zum Theil heute noch mit Erfolg gespielt. Gerber erwähnt: 4 Bücher Violin-
Solis, jedes mit 12 Sonaten; 2 Bände Violin-Duette, jeder mit 6 Sonaten; der
erstere (1732) mit, der letztere (1730) ohne bezifferten Bass; ferner 3 Bände
Trios; 2 Bände Viola-Concerte. Seine Oper: y>Scylla e Glaucusa wurde am
4. October 1747 zu Paris aufgeführt. 1748 wahrscheinlich war er nach Brüssel
berufen worden, um den flüchtig gewordenen Impresario Favart als Direktor
zu ersetzen. Er schrieb in dieser Stellung die Musik zu dem Divertissement:
•f)Le retour de la paix dans les Pays-Bas ; ballet heroiquea. 1750 aber leitete
er in Gent mit Langlois gemeinschaftlich das Theater.
Claribel, Autorname der Componistin Mm. Carl Barnard, welche sich durch
eine grosse Zahl von Romanzen und Balladen, die zum Theil populär wurden,
in England bekannt machte. Sie starb den 30. Januar 1869.
ClaT6, Jose Anselmo, Componist und Dirigent in Spanien, wurde zu
Barcelona am 21. April 1824 geboren. Einige komische Ojoern von ihm wur-
den in Madrid mit Beifall aufgenommmen ; Ruf jedoch verschafften ihm haupt-
sächlich seine volksthümlich gehaltenen Lieder und Chorgesänge, die sich über
ganz Spanien verbreiteten. Nachdem C. in Barcelona den ersten Gesangverein
in Spanien gegründet hatte, organisirte er auch das erste volksthümliche Ge-
sangsfest, welches am 17. September 1860 stattfand und fünf Gesangvereine
mit zweihundert Sängern vereinigte. Die Zahl der Vereine stieg in mehreren
Jahren bis auf siebenundachtzig. C. starb zu Barcelona im Februar 1874,
Ciavier mit Orgelpedal — Ooclicus. 65
Sein Landsmann Apeles Mestres hat 187G einisrc interessante biogra])l)i8che
Notizon über ihn voriinfiitlicht.
('lavier mit Or^clpcdal. Zum hc(|Uoinern Studium des Pedalspiela bauen
die Gebrüder A. H. Franke in Leipzig, Claviere mit vollständigem Orgelpedal.
Der Umfang desselben reicht von C bis e; die Pedalmcchanik ist bis zu den
Hiimmorn der Maiiualmeclumik fortgeführl und greift hierdircct, ohne die Manual-
taste nieder zu ziehen, ein. Die Technik des Claviers wird demnach in keiner
Weise durch die des Pedals gehindert. Dies klingt im IG Fuss Ton. Selbstver-
ständlich lassen sich die Instrumente auch ohne Pedal, nur als Pianino verwenden.
Cinvel, Joseph (II, 488), ist am 2U. December 1800 geboren und starb
zu Sillt'" le Guillaurae den 31. August 1852.
Clajtou, englischer Schriftsteller, veröffentlichte in zwei Bänden die Bio-
graphieen berühmter Sängerinneen unter dein Titel: riThe Queens of the song<i.
Clodoniir, Pierre Fraugois, Instrumentalist in Paris, gehörte daselbst
verschiedenen Kapellen als Cornet ä piston- Bläser an, bis er zu Antony bei
Paris einen Trompeterchor einrichtete und leitete. Er gab Unterrichtswerke,
(Paris, Leduc) für Cornet ä piston; Saxhorn soprano, alto, und basse, Trombone
ä coulisse, et Trombone a piston; Ophicleide, Cor de chasse. Cor a piston. Cor
d'harmonie, Clairon, und Trompette ;i piston heraus. Ferner: nTraiic thtoriqtts
et pratique de Vorganii^atioR des societes mmicales, hannonies et fanfaresa. (Paris,
Leduc, in 8*^) und für Cornet :i piston mehr als hundert Compositionen, Uebungen,
Fantasieen, Transcriptionen u. s. w.
Coccia, Carlo (II, 506), starb am 13. April 1873 zu Novara.
Coccia, Maria Eosa, ausgezeichnete Musikerin, die zu Rom 1759 ge-
boren und bereits am 28. November 1774, also fünfzehn Jahr alt, nach einem
sehr rigorosen Examen unter die Zahl der bestrenommirten Kapellmeister zu
Rom aufgenommen wurde. 1780 erschien über sie zu Rom ein Buch : »Elotjio
storico della sigjiora Maria Rosa Coccia, Romana, maestra publica di capella, Acca-
demica Filarmonica di J5olot/na etc.«, in welchem Briefe von P. Martini, Meta-
stasio und Carlo Broschi abgedruckt sind.
Coelicus, Adrianus Petit (nicht Coclius, II, 507), war im Hennegau
geboren, widmete sich dem geistlichen Staude und wurde in der Musik ein
Schüler Josquin's. Nachdem er die Priesterweihe empfangen hatte, leitete er
die Musik und den Unterricht in der Klosterkirche zu Conde. Der Drang
nach einem grösseren Wirkungskreise trieb ihn ins Weite, so kam er nach
Rom. Hier trat er als Sänger in die Kapelle des Papstes Paul III. und er-
langte bald die Gunst desselben, so dass dieser ihn zu seinem Beichtvater
und zum Bischof ernannte. Allein sein unruhiges Temperament verleitete ihn
zu solchen Ausschreitungen, dass er zu lebenslänglicher Haft und zum Verlust
seiner Würden und seiner Habe verurtheilt wurde. Er selbst führt als Grund
einer so harten Bestrafung sein Interesse für reformatorische Ideen an; allein
sein weiterer Lebenslauf lässt die Annahme gerechtfertigt erscheinen , dass er
wirklich unehrenhafter Handlungen sich schuldig gemacht hatte. Durch Ver-
wendung seines früheren Gönners, des Bischofs Octavianus von Lodi, erlangte
er seine Freiheit wieder, doch wui-de er für ewige Zeiten aus dem Kirchen-
staate verbannt. Nach mancherlei Irrfahrten kam er nunmehr nach Wittenberg,
fand hier sehr freundliche Aufnahme und trat mit Melanchthon in freund-
schaftliche Verbindung. Nachdem er zur evangelischen Kirche übergetreten
war, heiratete er eine junge Wittenbergerin, und da er die akademische Jugend
mit Erfolg in der Musik unterwies, so unterstützten Rektor und Professoren
der Universität sein, 154G au den Kurfürsten gerichtetes Gesuch, ihm einen
festen Gehalt dafür auszusetzen, also gewissermassen einen Lehrstuhl für Musik
einzurichten. Das Gesuch wurde ihm indess nicht bewilligt, und so verliess
er Wittenberg. Er ging nach Frankfurt a. 0. und wirkte hier als Professor
der Musik an der Akademie. Später trat er in die Dienste des Herzogs
Albrecht von Preussen, die er indess wieder verlassen musste, weil er sich,
Musikal. Conven.-Lexikon. Ergäiizuiig'shaud. 5
6(5 Coenen — Collin.
ohne von seiner ersten Frau, die ihm davongelaufen wai*, geschieden zu sein,
aufa Neue und zwar mit einer Wittwe von sehr zweifelhaftem Rufe verheiratete.
C. ging nunmehr nach Nürnherg, und hier scheint er auch gestorben zu sein.
Jedenfalls gehörte er zu den bedeutendsten und unterrichtetsten Musikern
seiner Zeit; namentlich hat er die Entwickelung resp. Auflösung der Mensural-
theorie erfolgreich gefördert.
CoeneD, Jean M., Virtuose auf dem Fagott und Componist, geboren zu
Amsterdam. Nachdem er auf der königl. Musikschule zu Haag seine Studien
gemacht, Hess er sich in Concerten hören und nahm dann in seiner Vaterstadt
Wohnsitz. Nach dem Tode des J. B. Van Bree erhielt er 1857 in der be-
rühmten Gesellschaft »Felix Meritis« dessen Stelle. Auch wurde er Orchester-
dirigent am holländischen Theater. C. hat eine grosse Anzahl von Composi-
tionen geliefert, von denen zwei von der Niederländischen Musikgesellschaft
gekrönt wurden: eine Ouvertüre mit Introduction und »Ada van Hollandop
Tessel«, Worte von J. P. Heije, für Chor, Solo und Orchester. Im übrigen
gehören zu seinen Compositionen: Eine Sinfonie, ein Quintett, Ouvertüren,
Concertstücke und Fantasien für einzelne Instrumente und für Orchester.
Coenen, Louis, Organist und Musiklehrer in Rotterdam, wurde in Breda
1793 geboren, fünf seiner Söhne widmeten sich der Musik. Der älteste:
Coenen, Franz (II, 509), ist am 26. December 1826 in Rotterdam geboren.
Er bereiste 1851 in Gremeinschaft mit dem Pianisten Lübeck ganz Nord- und
Süd- Amerika und Hess sich 1854 in Rottei'dam als Lehrer nieder. Der König
der Niederlande ernannte ihn zu seinem Kammervirtuosen, auch fehlt es dem
trefflichen Künstler an anderen äusseren Anerkennungen nicht. — Zu den von
ihm veröffentlichten Compositionen gehören: Psalm XXII, für Solo, Chor und
Orchester; Lieder in Choralform; »Albrecht Beijling«, dramatisches Fragment
für Chor, Baritonsolo und Orchester; »Elia op Horeb«, für Chor und Orchester;
»Na de Storm«, dramatische Composition; Messe für vier Stimmen und Orgel;
Sechs kleine Salonstücke für Violine, op. 16, De Vletter; »L'Echo de Salon«,
op. 17, Schott; Sonate für Ciavier und Violine, Op. 19. Ferner Fantasien und
Salonstücke für Violine und Ciavier.
Coenen, Wilhelm, der Bruder des Vorigen, ist tüchtiger Pianist, eben-
falls in Rotterdam 1833 geboren und Schüler seines Vaters. Im Jahre 1854
ging er nach Indien und Hess sich in Paramaribo als Organist nieder. Später
unternahm er eine Kunstreise nach den Vereinigten Staaten. Nachdem er
in sein Vaterland zurückgekehrt war und dort concertirt hatte, Hess er sich
1862 in London nieder. Die beiden jüngsten Brüder sind Henri 1841 und
Anton 1848 in Rotterdam geboren. Der fünfte der Brüder, Louis, geboren
1828, sollte ursprünglich dem Handelstande angehören. Er widmete sich jedoch
ebenfalls der Musik und lebt in Boston als Organist und Musiklehrer.
Cokken, Jean Frangois Barthelemy (11,510), starb am 13. Febr. 1875
in Paris.
Colas, auch Cola, Domenico (II, 510), zwei Brüder, die als Virtuosen
auf dem, in Italien sehr gebräuchlichen Instrument Colascione (s. unten) 1753
und 1766 in London, und im April 1765 vor Friedrich dem Grossen in Sans-
souci concertirten.
Colasauti, Vincenzo, Ophicleiden-Virtuos, concertirte in Berlin 1858 mit
Stahlknecht und zeigte eine bedeutende Fertigkeit auf diesem Instrument.
Colascione, auch Caloscione, Calissonani (mit sehr langem Halse), franzö-
sisch Calichon , ist eine Art Cither , mit nur zwei schwachen Darmsaiten be-
spannt, die in Quinten gestimmt sind, mit einem Stück Fischbein oder einem
Stück Baumrinde oder einem Stäbchen (plectron) geschlagen, oder noch seltener
mit den Fingern gerissen werden. Das Instrument ist auch in der Türkei bekannt.
Collin, Charles, Organist der Kathedrale zu St. Brieuc, war auch Compo-
nist zahlreicher mehrstimmiger Kirchencompositionen und Orgelstücke, die
bei Schott, in Paris, bei Heugel, Graff, Lemoine, Flaxland erschienen.
Colombe — Cordier. 67
Ferner »Oantiques bretons, hymnes et legendes pieusesu (Kiintikou brezonek), l)eim
Autor iu Saint Brieuc.
Colomhe de Sainte (II, 510), wohl richtiger Colombe, de Sainte.
Colouue, Jules, Violinist und Orchesterdirigent zu Bordeaux, am 23. Juli
1838 geboren, war Zögling des Pariser Conservatoriums. Seine Stellung als
erster Violinist der Oper in Paris gab C. auf, um 1871 als Dirigent das »Concert
national« zu übernehmen. Später rief er die »TAssociation artistiqueo ins
Loben. Diese Concerte fanden während des AVinters jeden Sonntag im Saale
des Theaters »Odeono oder »Chätelleta statt, und C. bringt in ihnen auch wieder-
holt Compositionen jüngerer französischer Künstler zur Aufführung.
C'oltellini, Celeste (II, 525), trat schon 1779 iu Neapel als Sängerin im
Teatro uuovo auf. Anfangs April 1785 sang sie zuerst in Wien. Dort war
sie 1790 nicht mehr, sondern sie saug bereits 1789 in Neapel im Teatro de'
Fiorentini und zwar in Paisiello's »Grotta di Trofonio«. 1790 feierte sie hier
in Paisiello's »Nina« grosse Triumphe.
Concei(^'So (II, 535), nicht Concei(;,am.
('ouceii;äo, Antonio da, einer der berühmtesten Kirchen-sänger, welche
Portugal besass, war in Lissabon 1579 geboren und daselbst zur Musik erzogen.
Sein gesangliches Talent zeigte sich früh so hervorragend, dass er alsbald
in die königl. Kapelle aufgenommen wurde und in Lissabon bereits im fünf-
zehnten Lebensjahre Berühmtheit erlangt hatte. Um diese Zeit trat er iu das
Kloster des Trinitatis- Ordens zu Lissabon, und hier übte er eine solche An-
ziehungskraft, dass, um seine wunderbare Stimme zu hören, ganz Lissabon dieser
Kirche zuströmte. Leider erlosch diese unvergleichliche Stimme sehr bald und
fast gänzlich, vielleicht durch zu grosse Anstrengung. C. starb 1655, und sein
glanzvolles Leichenbegängniss, dem der ganze Hof beiwohnte, gab Zeugniss da-
von, welchen Ruf er besessen.
Concei(;äo, Br. Bernardo da, Theoretiker Spaniens, welcher gegen die
Mitte des 18. Jahrhunderts zu Lissabon lebte. Mau kennt von ihm: »0 eccle-
siastico instruido scientificamente na Arte do Ganto chäo e Modo facil e claro para
apren er Cantochdoa, Lissabon 1788, in 4".
Coucei^äo, Br. Manoel da, Geistlicher des Franziskanei'klosters zu Xa-
bregas bei Lissabon, war Kapellmeister dieses Klosters. Er verfasste: ■oManuale
serq/jcum et romanum juxta usiim fratrum Minorum almae provinciae Algarhioriim
ordinis Sancti Francisci etc.«, 1732, in 4", in zwei Theilen, zweite Auflage.
Dies noch in dritter Auflage erschienene Buch enthält eine Zusammenstellung
aller religiösen Gebräuche und Ceremonien, die Worte und Musik eingeschlossen,
des Franziskaner-Ordens.
Conrad de Mure, Stiftsherr und erster Sänger der Hauptkirche zu Zürich,
ist Autor zweier Schriften: »De Musicaa und y>Graecimi(,s<ij in welchem letzteren
eine Beschreibung verschiedener Instrumente gegeben ist, als : Orgel, Saitenspiel,
Psalterion, Cythara, Lyra, Pfeife und Tympanum.
Conradi, August (II, 544), starb am 26. Mai 1873 in Berlin.
Conti, Carlo (II, 603), starb im August 1868 iu Neapel.
Conti, Ignazio (II, 604), war ein Sohn des Francesco (Bartolomeo) Conti
(II, 603), und gehöi'te wie dieser der kaiserl. Kapelle als Theorbenspieler an.
Er, und nicht, wie meist erzählt wird, der Vater, prügelte bei einem Wort-
wechsel mit einem Geistlichen diesen durch; nur da er Abbitte leistete, entging
er schweren kirchlichen Strafen. Obwol er von seinem Vater 14,000 fl. er-
erbt hatte, starb er ganz mittellos.
Conver<^*am, Br. Ray mundo da, portugiesischer Musiker, bekannt durch
folgende Schrift: ^Manuel de tudo o que se cantafora do choro, confonne ao uzo dos
religiosos et religiosas da sagrada ordern da Penifenciaa, Co'imbra 1675, in 4^. 485 S.
Coppola, Pietro Antonio (II, 614), starb am 13. November 1877.
Cordier, Jean, berühmter Tenorsänger aus Brügge, Freund Hobrech t's,
war von 1480 — 82 in der Kapelle des Erzherzogs Maximilian, nach 1488
70 Coussemaker — Cras.
Coussemaker, Ch. E. Henri de (TU, 11), ist 1805 und nicht 1795 ge-
boren. Er starb am 12. Januar 1876 auf Schloss Bourbourg, Dep. du Nord.
Coyssard, Michel, Mitglied der Gesellschaft Jesu, geboren 1547 zu Besse
in Auvergne, schrieb ausser vielen anderen "Werken auch: »Traicte du profit
qu'on tire de chanter les Hymnes et Chansons spirituelles en vulgairea, abgedruckt
neben seiner Schrift: y>sommaire de la Doctrine chrestienne, mis en vers, avec
les Hymnes et Ödes spirituelles qu'on chanted evant et apres la leqon d'icelle etc.a,
Lyon 1708, in 12. Er. Thoinan hat in Bezug auf C. folgendes interessante,
bereits selten gewordene Schriftchen veröffentlicht: nCuriosites musicales et autres^
trouvees dans les Oeuvres de Michel Coyssard de la comgagnie de Jesus«, Paris,
Claudin, 1866, in 12. 31 S. in 50 Exempl. abgezogen.
Craeijyaiiger, Gerhard, geboren zu Utrecht 1775, war ursprünglich für
den Handel bestimmt, folgte jedoch seiner Neigung zur Musik und widmete
sich dieser ausschliesslich. Gesang und Violinspiel pflegte er am meisten. Er
dirigirte die 1798 gegründeten Concerte der Studenten und der Gesellschaft
»Tot hooger doel«, ferner machte er sich während länger als fünfzig Jahren um
die Ausführung der Kirchenmusik in Utrecht verdient. Er starb hier 1855.
CraeiJTaiig-er, K. A., geboren zu Utrecht 1817, war als Sänger und als
Direktor der Gesellschaften »Symphonia«, »Aurora«, »Duce Apolline« thätig, und
leitete auch die grossen Musikfeste zu Cleve und Utrecht 1852 und 1853.
Als Sänger Hess er sich in fast allen Städten Hollands hören. Von seinen
Compositionen wurden von der Niederländischen Musikgesellschaft sechs Lieder
gekrönt, auch war C. Ehrenmitglied dieser Gesellschaft.
Crama, Hubert, Carillonneur zu Antwerpen, geboren zu Montigny gegen
Ende des sechzehnten Jahrhunderts, gehörte in seinem Fache zu den vorzüg-
lichsten Künstlern Belgiens. An der Kathedrale zu Antwerpen ersetzte er 1624
Jacques Reuslyn, und weihte dreissig Jahre später das neue Glockenspiel dieser
Kirche, von den Brüdern Hemong verfertigt, ein. Er starb 1686 nach sechzig-
jähriger Thätigkeit an derselben Kirche, in der er auch begraben wurde.
Cramer, Heinrich (III, 14), starb im Juni 1877 in Frankfurt a. M.
Crainer, Joseph Hubert, ausgezeichneter Violinist, geboren in War-
lingen, Provinz Geldern, am 29. Februar 1844. Seine Lehrer waren Van Bree,
Leonard und David in Leipzig. Er liess sich in Deutschland und in Brüssel
hören, und nahm 1862 in Groningen Wohnsitz, wo er sehr besuchte Quartett-
Abende einrichtete. Er ist jetzt Concertmeister im »Paleis voor Volksolyt« in
Amsterdam.
Cramolini, Ludwig, ist im März 1808 zu Wien geboren. Sein Vater
Johann Cramolini — Maler und trefflicher Mandolinspieler, als welcher er oft
mit Vimercati auf der Mandoline Doppelconcerte spielte — war sein erster
Lehrmeister in der Musik. Der Sohn sollte gleichfalls Maler werden, allein
Dupart wurde auf seine Stimme aufmerksam und veranlasste, dass er auf Kosten
der Administration der Hofbühne ausgebildet und dann als Tenor engagirt
wurde. Er errang bald glänzende Erfolge. Nachdem er noch den Unterricht
Ciccimarra's genossen hatte, unternahm er ausgedehnte Gastspielreisen und
wurde dann 1841 in Darmstadt lebenslänglich engagirt. Er besass ein grosses
und vielseitiges Repertoir, namentlich aber war er in der Spieloper, besonders
als »Postillon«, »Fra Diavolo« und »Maurer« unübertrefflich. Er componirte
auch mehrere Hefte Lieder und schrieb den Text zu Mangold's: »Das Kohlen-
mädchen« und zu dem Singspiel: »'s erste Busserl«. Als Präsident der Darm-
stadter Liedertafel übte C. einen nicht geringen Einfluss auf den Geschmack
in diesem Musikzweige aus.
Cras, P. J., belgischer Organist und Componist, geboren 13. Sept. 1795,
war Schüler des Abbe Andre zu Molines, und ebenso trefflicher Orgelspieler
wie Componist. Er versah die Kirche St. Jean zu Malines von 1817 bis 1840
und dann bis zu seinem Tode den 4. Nov. 1871 die Katharinenkirche. Er hinter-
liess elf Messen, Tantum ergo, drei Ave Maria und zwölf Stücke für Orgel.
Craywiukcl — Creasent. 71
Craywiukel, Ferd. Manuel Mart. Louis Barthelömy do, Componist
von Kirchenmusik, wurde zu Madrid den 21 August 1H20 geboren und in
Bordeaux, wohin er bereits 1825 kam, erzogen. In der Musik unterrichtete
ihn Msr. Bellen, ein Schüler von Reicha. C. schrieb vier dreistimmige Messen
für Soli, Chor und Orchester die er in der Kirche St. Bruno, an welcher er
als Kapellmeister i'uugirt, aufführte. Die dritte dieser Messeii wurde von der
Cäcilien-Gesellschaft in der Kirche Notre-Darae zu Bordeaux aufgeführt. Forner
zwanzig Motetten und Saluts solenels »Deux recueils de cantiquesa, dreistimmige
Chöre ; Stabat mater, mit Chor, Soli und Begleitung von zwei Violoncells, Contra-
bass und Orgel; die 5 Hauptmessen des Jahres (im römischen Choralgesang)
und das Magnificat, harmonisirt für drei Stimmen, Contrabass und Orgel,
ausserdem mehrere Hymnen und zwei berühmte Prosen für Ostern und
Pfingsten.
Crcquillon, Thomas (III, 17), zu den Arbeiten dieses Künsters gehören,
noch: neunundvierzig Gesänge, welche in die Sammlung des Pierre Phalc'se
herausgegegeben zu Löwen 1555, aufgenommen sind, und von welcher der Titel
des ersten Buches lautet: -aPremier livre des chansons ä quatre parties, iiou-
vellement composez et mises en musique convenables tant aux instruments comme
ä la voixa, Louvain 1555, in 4",
Crespel, Jean (III, 23). Sieben Gesänge von diesem niederländischen
Künstler sind in die Sammlung des Pierre Phalese, herausgegeben in sechs
Büchern zu Loewen 1555, aufgenommen. Der Titel des ersten Buches lautet:
liPremier livre des cliansons ä quatre parties, nouvellement cotiiposez et mises en
musiques, convenables tant aux instruments comme ä la voixv, Louvain 1555, in 4^
Cressent, Anatole, Stifter eines Legats für Componisten, geboren zu
Argenteuil (Seine et Oise) den 24. April 1824; er starb zu Paris den 28. Mai
1870 an den Folgen eines Sturzes vom Pferde, Er gehörte als Advocat einem
Bankgeschäft an. Seine günstigen Verhältnisse erlaubten ihm , sich nach
seiner Neigung, mit der Musik zu beschäftigen. Bei Lefebure - Wely und Paul
Bernard hatte er ernsthafte Studien gemacht und war geschickter Ciavierspieler,
hatte auch eine Anzahl Chöre, Gesangs- und Ciavierstücke geschrieben, die zum
Theil veröffentlicht sind. Seine Liebe zur Musik bethätigte er auch dadurch,
dass er ein Legat zu Gunsten der Componisten gründete, welches in seiner
Fassung von ebensoviel Eifer zur Musik wie Verständniss für die Sache zeigt.
Dieses Legat besteht in der Summe von 120,000 Eres., welche er der Akademie
der schönen Künste überwies, mit der Verpflichtung, dass der Staat nach den
von ihm getroffenen Bestimmungen, einen jährlichen Concours zur Prämirung
einer ernsten oder komischen Oper, von ein oder zwei Akten mit Chören zu
eröffnen habe. Sein Wille war dabei der, dass die, durch den Preis ausge-
zeichnete Oper auch öffentlich und zwar mindestens dreimal aufgeführt wci'de.
An der thatsächlichen Ausführung dieses Planes verhinderte ihn sein plötzlicher
Tod; in seinem Testamente jedoch waren 100,000 Eres, der Stiftung gesichert
und 20,000 Eres, wurden in seinem Sinne von der Familie hinzugefügt. In
dem Testamente sagt C. über diesen Gegenstand ungefähr: »Die Verehrung der
schönen Künste, ins Besondere der Musik, war immer der Gegenstand meiner
Vorliebe. Das Ungefähr des Lebens hat mich verhindert, ihr meine Fähigkeiten
und meine Kraft zu weihen. War es mir nun nicht vei'gönnt einen Platz unter
den Eingeweihten der Kunst einzunehmen, der ich die reinsten Freuden meines
Lebens verdanke, so konnte ich wenigstens ihre Bestrebungen und ihre Kämpfe
begleiten. Diese stete Berührung mit den Künstlern hat mir die T^^bcrzeugung
aufgedrängt, dass das Geschick der Componisten der grössteu Thoilnahrae würdig
ist, und mir das Verlangen eingeflösst hat, nach dem Maasse meines Vermögens
die Mittel zu liefern, zur Schöpfung und einer günstigen Einweihung ihrer
Werke, wie sie Malern, Bildhauern und Architekten in so ausgedehnter Weise zu
Gebote stehen. Aus dieser tiefen Ucberzeugung und dem wohlüberlegten Wunsche
ist der Gedanke dieser Stiftung in mir entstanden«. Im December 1875 wurde
J2 Cressonnois — Curci.
der CoDCOiirs zuiii ei'stcn Mal ei'offnot. Die Theilnclimcr müssen Franzosen
oder in Frankreich naturalisirt sein. Der gekrönte Dichter und der Componist
erhalten jeder sofort 2500 Frcs. Für die aufzuführende Oper erhält das be-
trett'ende Theater, welches die Autoren wählen können, nach einer fünfmaligen
Aufführung 10,000 Frcs.
Cressouuois, Jules Alfred, Componist und Militärmusikdircktor, geboren
zu Mortagne (Orne) den 17. April 1823, dcbütirte 1858 an der Opera coraique
mit einer vieraktigen Oper. Von 1862 — 65 erschienen nacheinander vier
Hefte ansprechender Gesänge unter dem Titel: »Harmonie«. Ausser einzelnen
Grosängen und Balladen sind von C. noch »Trente-six Ballade.s joi/euses«, Paris,
Lemerre 1873, in 12, in einer Sammlung von Th. de Banville enthalten.
Christal, Maurice, genannt (Jerma, Musikschriftsteller, geboren zu Nar-
bonne 1827, studirte bei dem Orgunisten Conche und den Kapellmeistern der
Kathedrale seiner Vaterstadt Musik, die er jedoch nach dem Misserfolg mit
einer kleinen Operette aufgab und Rechtswissenschaft studirte. Später jedoch
beschäftigte er sich ausschliesslich mit der Literatur und Historie der Musik
und veröffentlichte: »L'art scandinave, la musique dans le DanemarJc, en Irlande,
en Norwege et en Suedeu, Paris, Didier 1874, in 8". Ferner zahlreiche Auf-
sätze in Journalen, Zeitschriften und Musikzeitungen, die er methodisch zusam-
mengestellt unter dem Titel: »Tahleau de VMstoire mtisicale par ecoles et par
nationalites<i in Begriif ist herauszugeben.
Crocker (Croker), Johann, aus Brieg in Schlesien gebürtig, war 1604
Sr. fürstl. Durchl. zu Preussen Musicus, von 1608 bis 1611 Sr. Durchl. zu
Brandenburg, Herzogs in Preussen Kapellmeister und seit 1624 Kurfürstl.
Brandenburg-Preuss. bestallter Kapellmeister in Königsberg i. Pr. Er unter-
richtete die Kapellknaben und hatte den Kurfürsten auf Reisen zu begleiten.
CroeSj Henri Jacques de (III, 26), folgte 1755 am 13. August zu Brüs-
sel N. de Croes (vermuthlich sein Vater) im Amte eines Kapellmeisters des
Prinzen Carl von Lothringen, und in dieser Stellung blieb er bis zu seinem
am 16. August 1786 erfolgten Tode. Schon 1734 wird er als Musikmeister
des Fürsten von Thurn und Taxis erwähnt; in diesem Jahre erschien auch sein
erstes Werk in Brüssel: »6 Concerte und 6 Sonaten« enthaltend. 1737 ging
er dann als Kapellmeister nach Begensburg ; in diesem Jahre veröffentlichte
er sein zweites Werk mit ebenfalls 6 Concerten und 6 Sonaten. Nach
einem Briefe seines Sohnes Heinrich de Croes (im Auszuge mitgetheilt von
Dom. Mettenleitner : »Musikgeschichte von Begensburg« p. 272) verliess Henri
Jacques Begensburg nach der Krönung Kaiser Franz I. (1745) und ging nach
Brüssel zurück. Er war hier Direktor des Singchores der königl. Kapelle, bis
er, wie oben erwähnt, 1755 Kapellmeister des Prinzen Carl von Lothringen wurde.
Croze, Ferdinand de, Pianist und Componist von leichten Salonstücken,
die er bereits in einer Anzahl von über Hundert und fünfzig producirt hat,
und die durch die ersten Pariser Verleger Verbreitung fanden. C. ist in Mar-
seille gegen 1828 geboren.
Cruvel, Marie (III, 32), starb am 24. Juli 1868.
Cuellar y Altariba, Ramon Felix, Componist und Organist Spaniens,
geboren in Santiago daselbst gegen Ende des 18. Jahrhunderts, war Chorknabe
an einer Kirche in Saragossa und Schüler Grarcia's. Nachdem er au mehreren
Kirchen als Kapellmeister fungirt, auch als königl. Kammermusiker angestellt
war, übernahm er 1828 die Orgel der Metropolitan-Kirche in seiner Vaterstadt,
wo er am 7. Januar 1833 starb. Er wird zu den besten Vertretern der Grarcia-
schen Schule gerechnet. Zu seinen sehr zahlreichen Compositiouen gehören:
sechzehn Messen, neun Psalmen, fünf Magnificat, Lamentationen, Te Deum,
Cantaten, Motetten u. a., die in den Kirchen Spaniens, hauptsächlich in Sara-
gossa verbreitet sind.
Curci, Giuseppe, ist zu Barletta am 15. Juni 1808 geboren, besuchte
von 1823 — 1835 das Conservatorium von Neapel. Während dieser Zeit und
CuaiuB — Dabadic. 73
später coinponirte er sechs Opern, Messen, Ouvertüren u. m. ii., von welchen
die erstgenannten am Theater dos Conservatoriuiiis in Turin, Venedig und Mai-
land zur AutTülirung gelangten. Nachdem C einige .fahre als rcnommirfcr Oe-
sanglehrer in Wien gelebt hatte, besuchte er I'aris, Belgien und Deutscliland,
um dann in seine Vaterstadt zurückzukehren. Ausser sechs drei- und vierstimmigen
Messen mit Orgel, (-Quartett- oder Orchesterbegleitung, einer Trauermesse, schrieb
er noch mehr denn sechzig religiöse (Jompositionen von kleinerem Umfang;
ferner zwei Sammlungen Solfcggien, die eine in Ungarn unter dem Titel:
»Biccolo Solfeggion, die andere in London: »// Bei Gantou, veröffentlicht.
C'nsins, W. O., Pianist und Componist der Gegenwart in England, schrieb
mehrere schätzbare Werke, darunter das Oratorium »Gideon« l)esonders hervor-
gehoben wird; aufgeführt beim grossen Musikfest zu Glocestcr am 7. September
1871. C. ist Kapellmeister der Königin und Orchesterdirektor der »Philhar-
monie Society« zu London.
Czartoryski, Adam Casimir, Fürst, Starosten - General von Podolien;
Haupt einer der bedeutendsten polnischen Familien, grosser Freund und Be-
schützer der Künste und Wissenschaften. Er schrieb mehrere dramatische
Werke, die in Warschau aufgeführt wurden. Ausserdem stellte C, ein kleines
Wörterbuch der Namen alter, in Polen gebräuchlicher Instrumente zusammen,
welches in dem .Journal »Czasopismo«, das zu Leopol erschien, abgedruckt
worden ist (s. Albert Sowinski: »ies musiciens polonais et slaves, anciens et
modernesv, Paris, Adrien Leclerc, 1857), In dieser Schrift sind die alten, jetzt
weniger bekannten Instrumente nach ihrem Namen, ihrer Form, ihrem Klange,
ihrer Verwendung im Orchester und ihrer Behandlungsweise, von der Orgel
bis zur Pfeife, ausführlich beschrieben. Es werden im ganzen fünfuudvierzig
Instrumente genannt, dreizehn bei denen die Saiten gerissen, sieben bei denen
sie gestrichen und fünfundzwanzig Blasinstrumente, das älteste derselben, die
»Kobza«, mit eingerechnet.
Czerwinsky, Wilh., geboren 1838 in Wien; wurde unter der Leitung von
Fischhof, Hellmesberger (Vater), v. Mikuli und Nottebohm zu einem
tüchtigen Musiker herangebildet, der als Pianist und Componist erfolgreich
thätig ist. Gegenwärtig lebt er in Lemberg. Dort ging 1875 seine Operette:
y)Slowirehfs. (Singvögelcbeu) mit gutem Erfolg in Scene. Ausserdem componirte
er eine Sinfonie, Streichquartette und Lieder, Chöre und Ciavierstücke, von
denen mehrere veröffentlicht sind.
Czibulku, Alphons, k. k. österreichischer Militair-Kapellmeister, ist zu
Szepes-Varallya in Ungarn am 14. Mai 1842 geboren. Nachdem er seine
Musikstudien in Pressburg und Wien dui'chgemacht hatte, ging er als Pianist
nach Russland, 1865 wurde er Kapellmeister am Carl-Theater in W^ieu. Auf
seinen Wunsch erhielt er im Jahre 1866 die Kapellmeisterstelle im k. k 17, In-
fanterie-Regiment , mit dem er im selben Jahre den Feldzug in Italien mit-
machte. Gegenwärtig ist er Kapellmeister im 25. Infanterie-Regiment zu Prag,
wo seine Tänze namentlich beliebt sind; »Waldesflüstern«, Scene de ballet, »Ein
Traumbild« und -aChannon sans parolesv. haben auch in Deutschland Eingang ge-
funden. Sein »Erzherzog-Fricdrich-Marsch« ist in der ganzen österreichischen
Armee gern gespielt. Auch als Ciavierspieler geniesst Cz. Achtung in Prag,
D.
Daluidie, Henri Beruhard (111,52), wurde in Pan am 11). .Jauuar 1797
geboren und starb im Mai 1853 zu Paris, seine (iatiin:
Dabadie, Louise Zulme (111,52), wurde 1835 pensionirt und starb im
November 1877 in Paris.
74 Dahl — Dahmea.
Dalli, Bai du in Christian, s. Balduin-Dahl.
Uahiiicii, Wilhelm, gehört zu einer, in den Niederlanden weitverzweigten
Künstlcrfamilie. W. wurde 1731 zu Doesburg geboren und vom Vater zum
Musiker erzogen. Er lebte als Musiklehrer erst in Sneek, später in Harlingen.
Seine sechs Söhne wurden ebenfalls Musiker. Der älteste derselben:
Dahmou, Herrmann, Hornvirtixos, geboren 1755 zu Sneek, erhielt den
musikalischen Unterricht vom Vater. Er bildete sich zum Violinisten und haupt-
sächlich Hornvirtuosen, und lebte als Lehrer dieser Instrumente in Harlingen,
dann in Amsterdam, wo er auch als erster Hornbläser am niederländischen
Theater angestellt war und in Concerten auftrat. 1787 ging er nach London
und Dublin wo er drei Jahre blieb. 1790 kehrte er nach Amsterdam zurück.
Von 1791 — 98 bekleidete er in Steinfurt in der fürstlichen Kapelle die Stelle
eines Solo-Hornisten, worauf er nach Rotterdam zog; dort starb er 1830. Zu
seinen Schülern gehören: B. Tours und Hutschenreuijter. Seine fünf Söhne
sind sämmtlich treffliche Tonkünstler. Der älteste derselben:
Dahinen, Wilhelm Heinrich, Solo-Violinist des Königs Wilhelm I.,
trefflicher Lehrer und Quartettist, ist zu Amsterdam am 27. März 1797 geboren.
Sein Vater gab ihm den ersten Musikunterricht und durch Begabung und
Talent erlangte er bereits im 17. Jahr eine Anstellung als Soloviolinist am
Theaterorchester. Ein Jahr später erhielt er einen Platz als Musikdirektor in
Nimwegen, den er bis zu seinem Tode ausfüllte. Er starb am 15. Dec. 1847.
Dahmen, Jacob, der zweite Sohn von Herrmann D., ebenfalls Violinist
und vom Vater gebildet, wurde in Amsterdam den 4. Mai 1798 geboren. Er
lebte in Harlingen, Amsterdam, Rotterdam und zuletzt in England, wo er auch
starb, als geschätzter Lehrer.
Dahmen, Jean Cornelius, der dritte Sohn von Herrmann D., geboren
am 9. Januar 1801 zu Rotterdam, gleich den Brüdern musikalisch begabt, er-
lernte durch den Vater Violine, Violoncello, Elöte und Guitarre spielen. Als
Flötenvirtuos zeichnete er sich aus und unterrichtete auf diesem Instrument
und auf der Gruitarre. Er starb am 28. Februar 1843.
Dahmen, Jean Arnold, der vierte der Söhne des Herrmann D., geboren
1807 in Rotterdam, Schüler seines Vaters, war Violinenvirtuos und ausgezeich-
neter Hornist. 1827 wurde er an der königl. Musikschule zu Haag Lehrer
für Hörn, später Mitglied und dann Concertmeister der königl. Kapelle. Er
starb in Haag den 5. Mai 1853.
Dahmeu, Jean Herrmann, der Zwillingsbruder des Vorigen, geboren
1807 in Rotterdam, lebt zu Utrecht als Concertmeister.
Dahmen, Peter, Bruder des Herrmann D., geboren gegen 1757. Solo-
violinist, lebte in Leeuwarden, dann in Utrecht. Er schrieb Trios, Quartette.
Dahmeu, Jean Arnold (bei Fetis; Jean Andre), zweiter Bruder des
Vorigen, geschickter Violouist, geboren in Haag 1760, lebte in London. Man
kennt von ihm: Duos und Sonaten für Violoncell, gedruckt in London, Paris
und Offenbach; drei Quartette für zwei Violinen, Alto und Bass, Op. 3, Offen-
bach 1798; drei Trios für zwei Violinen und Bass, Paris bei Erard.
Dalimeu, Wilhelm, Bruder der Vorhergehenden, geboren 1769 zu Har-
lingen, Hornvirtuos, lebte in Amsterdam, Rotterdam und London. Er folgte
Napoleon I. in den Krieg gegen Spanien, von dem er wahrscheinlich nicht
zurückkehrte.
Dahmen, Arnold, Bruder von dem Stammvater der bisher aufgeführten
Tonkünstler dieses Namens W., ausgezeichneter Flötist, wurde 1765 zu Bols-
ward geboren und vom Vater, später in Amsterdam vom Flötisten Zorge unter-
richtet. Er Hess sich, nachdem er auch gründliche theoretische Studien ge-
macht hatte, in Amsterdam nieder, und gehörte hier und in den Niederlanden
überhaupt zu den beliebtesten Flötisten. Er starb am 17. December 1829.
Seine drei Söhne, die er wiederum selbst ausbildete, sind:
Dalimen, Jean Arnold, ausgezeichneter Flötenvirtuos, geboren in Amster-
Dahmen — Dannreuther. 75
dam 1806, spielte schon als neunjähriger Knabe mit seinem Vater ein C'on-
cert für zwei Flöten in Gegenwart des Kaisers Alexander T. und dessen Familie.
Sein Spiel wird als wunderbar klar und schön bezeichnet. Er starl) jedoch in
Folge von gichtischen Leiden schon l^3i, 29 Jahr alt.
Dalinieu, Peter Wilhelm, der zweite Bruder des Vorigen, 1808 zu Amster-
dam geboren, war auch Flötist und am grossen Theater dasel])st angestellt.
Dahmeu, Hubert, der dritte Bruder, wurde 1813 in Amsterdam ge-
boren; zunächst vom Vater als Flötist ausgebildet, erlernte er auch, da
ihm die Flöte nicht genügte, Violine und Violoncell spielen, und brachte
es bald so weit, sich auch als Cellist öffentlich hören lassen zu können. Ein
Beweis seines Eifers ist wol, dass er mehrere Jahre hindurch am holländischen
Theater als Flötist und am französischen Theater als Cellist gleichzeitig thätig
war. Auch als Componist war er sehr fleissig; er hinterliess eine grosse Anzahl
von Werken, darunter die Oper: »Azalais«, eine Sinfonie, Concertstücke für
verschiedene Instrumente, Ge sangstücke. D. starb an einer schmerzhaften Krank-
heit am 21. December 1837.
Dal Coruetto, Antonio, italienischer Componist des 16. Jahrhunderts,
schrieb die Musik zum Pastorale l'Egle von Giov. Bat. Giraldi-Cinthio, welche
zu Ferrara im Hause des Autors in Gegenwart des Hofes und auf Kosten
der Universität am 24. Februar und am 4. März 1545 aufgeführt wurde.
Dali' Argine, Constantino, italienischer Componist von zahlreichen, auf
verschiedenen Theatern Italiens gegebenen Balletten und mehreren Opern. Zu
den letzteren gehört auch der Barbier von Sevilla nach demselben Text, welchen
auch Paisiello und später Eossini componirten. Die Partitur dedicirte D. Arg.
Rossini und der liebenswürdige Brief, den der Meister dem kühnen Componisten
hierauf schrieb, wurde damals in vielen italienischen Journalen abgedruckt. Die
Oper verschwand sehr schnell vom Repertoir. D. Arg. war als Concertmeister
am Theater in Alexandrien, in Valencia (Spanien) und zuletzt in Mantua thätig.
Hier wurde er während einer Vorstellung vom Schlage getroffen. Er starb
am 1. März 1877.
Dahimare, Martin Piere (III, 60), starb am 19. Juni 1839.
Dnmcke, Berthold (III, 61), starb am 15. Februar 1875 in Paris, mit
der von MUe. Pelletan veranstalteten Herausgabe der Gluckschen französischen
Partituren beschäftigt.
Dandrien, Jean Fran^ois, nicht Dandrien (III, 66).
Danhanser, Adolph Leopold, Lehrer und Componist, geboren zu Paris
dem 26. Februar 1835, ist Lehrer für Gesang am Consex'vatorium und Inspektor
für Gesangunterricht in den städtischen Schulen von Paris. Er gab heraus:
y>Theone de la musique<f, Paris, Lemoine; ferner unter dem Titel: r>Soirees or-
pheoniquesa eine Sammlung von zwölf dreistimmigen Chören.
Dänische Musik s. skandinavische Musik.
Danjou, Jean Louis Felicien (III, 67), starb am 4. März 1866 zu
Montpellier, wo er seit Jahren le])te.
Dannreuther, Edward, englischer Pianist und Musikschriftsteller, ist am
4. November 1844 zu Strassburg gestorben, verlicss jedoch schon in früher
Jugend Europa und erhielt in Cincinnati (Ohio), wohin seine Familie über-
gesiedelt war, seine erste Erziehung. Dort fand er auch in dem, gegenwärtig
am Vassar-College im Staate New. York als Musikdirektor wirkenden H. L. Ritter
einen vortrefflichen Musiklehrer und machte unter Leitung desselben so gute
Fortschritte, dass seine Eltern nicht zögerten, seinem ^''erlangen nach berufs-
mässiger Ausübung der INIusik zu entsprechen. In Folge dessen begab sich D.
nach Leipzig, wo er bis 1863 am Conservatorium unter Moschclcs Leitung das
Ciavierspiel und unter E. F. Richter die Composition studirte. Im letzgenannten
Jahre fixirte er sich in London, und hier gelang es ihm, sich in kurzer Zeit
einen umfassenden Wirkungskreis zu bilden. In erster Reihe war es die neuere
Musik, namentlich die Wagnersche, deren Verständniss beim englischen Publicum
76 Dannstroein — Dautresme.
zu vermitteln er als Pianist, Dirigent und Schriftsteller unermüdlich bestrebt
gewesen ist. Bereits 1872 gründete er den Londoner Wagner-Verein und in
den beiden Jahren leitete er die, von demselben veranstalteten Orchestercon-
certe. Inzwischen (1873) war es ihm auch gelungen, einen eignen Chorver-
ein ins Leben zu rufen, dessen Leistungen bald eine solche Höhe erreichten,
dass er sich an die Lösung der schwierigsten Aufgaben der modernen Musik
wagen durfte. D.'s Tendenz, die Werke zeitgenössischer Componisten zur An-
erkennung zu bringen, gelangte auch bei seinem wiederholten erfolgreichen Auf-
treten als Virtuose in den Concerten des Crystalpalastes zum Ausdruck, wo er
u. a. die Clavierconcerte von Liszt, Grieg, Tschaikowski, Scharwenka zum ersten
Male dem englischen Publicum vorführte, und das gleiche Streben zeigt sich in
den Programmen der Kammermusik-Soireen, die er schon seit mehi^eren Jahren
alle vierzehn Tage während des Winters im eigenen Saale veranstaltet.
Die Thütigkeit D.'s als Musikschriftsteller hat sich vorläufig darauf be-
schränkt, die Theilnahme seiner Landsleute für die Kunstrichtung Richard Wag-
ners zu wecken und zu nähren. In diesem Sinne veröffentlichte er 1873 eine
grössere Schrift: y>Richard Wagner, his tendencies and iJieories«, (London, Auge-
ner & Co.), später eine Uebersetzung von Wagners Aufsatz »Zukunftsmusik«
und dessen »Beethoven« (Mainz, Schott), überdies eine Menge kleinerer Aufsätze
Vorlesungen über musikalische Gegenstände, Analysen der, in seine Programme
aufgenommenen Musikwerke u. s. w., welche in verschiedenen englischen Zeitun-
gen erschienen sind.
Daunstroem, Joh., schwedischer Componist, von dem in Stockholm mehrere
komische Opern aufgeführt wurden; hat auch eine grosse Zahl, zum grössten
Theil populär gewordener Lieder componirt.
Danzi (III, 68), sein Vorname ist: Franz.
Da Palermo, Marc Antonio, italienischer Componist, der Ende des
17. und Anfang des 18. Jahrhunderts thätig war. Er lebte abwechselnd in
Palermo, so dass man seinen Namen mit in Betracht ziehend, wol diese als
seine Vaterstadt annehmen darf. Er componirte viel für den Fürsten von Tos-
cana, Ferdinand von Medicis, dessen Günstling er war. Die von ihm bekann-
ten Compositionen sind: ytArgenide«, opera 1699. r>San Francesco di Paolaa,
oratorio 1696, »JZ Convito d'Assalonea, oratorio 1703, ein drittes Oratorium
1704. Zweiunddreissig Cantaten, davon eine betitelt: ^^Oleopatraa; ein Psalm,
ein geistliches Duett zur Weihnachtsfeier, zwei Serenaden, eine Arie, ein
-adialoghettod und zwei Duos r>per camerav.
Da Prato, Cesare, italienischer Schriftsteller, verfasste eine chronologische
Geschichte des ersten lyrischen Theaters Carlo-Felice zu Genua, welche er unter
folgendem Titel herausgab: -oTeatro Carlo-Felice, rclazione storico esplicativa dalla
fondazione e grande apertura (anno 1828) fino alla invernale stagiona, 1874 bis
1875. Genua, Beretta 1875, klein 8*^.
Darondeao, Henri (III, 76), liess sich 1836 in Bourges nieder und kehrte
1860 nach Paris zurück, wo er am 30. Juli 1865 starb.
Dauprat, Louis FranQois (III, 77), wurde 1842 pensionirt, starb in Paris
am 16. Juli 1868.
Danssoigue-Mehul, Louis Joseph (III, 78), ist am 10. Juni (nicht 24)
1790 geboren und starb zu Lüttich den 10. März 1875.
Dautresme, Auguste Lucien, Componist, geboren am 21. Mai 1826 zu
Elbeuf (Seine-Inferieur) als Sohn eines Fabrikbesitzers. In Bouen, wo er die
Schule besuchte, erhielt er auch, da er musikalisches Talent zeigte, Ciavierunter-
richt von A. Neukomm, dem Bruder des Componisten Sigism. Neukomm. Für
die Marine bestimmt, machte er die verschiedenen Curse der polytechnischen
Schule durch, wandte sich aber nach abgelegtem Examen ganz der Musik zu.
Er wurde der Schüler Amedee Mereaux, unter dessen Leitung er in der Com-
position sehr schnelle Fortschritte machte. Mit Meyerbeer bekannt gemacht,
erhielt er auch von diesem wichtige Bathschläge für die dramatische Compo-
D'Avesnca — Davide. 77
sition. Die zwei ersten Compositioncn D.'s im Madrigalenstylc gehalten, wurden
1854 nach der Entscheidung der .Tury im Concerte der Cücilien-GesellHchaft
aufgeführt und erschienen bei Kichault in J'aris. Mit Uchergehung der (Gesangs-
stücke für eine Stimme oder Chor sind eine komische einaktige Oper: »»S'ows les
charmilles« (18G2) und nie hon femjis«, kleines musikalisches Drama, anzuführen,
welche sämmtlich von dem Talente des Autors Zeugnlss ahlegcii. Für 18G5
war von dem Direktor des Tht'utre lyrique, Carvalho, die drciaktige Oper:
nCm'diUacfi von D. zur Auflühruug angenommen. Als jedoch andere Opern
derselben vorgezogen wurden, fühlte sich D. dadurch an seiner künstlerischen
Ehre so gekränkt, dass er C. eine Herausforderung sendete, welche dieser zurück-
wies. Die Anmerkungen, die D. nun hierüber machte, zogen ihm sechs IMonate
Gefäugnissstrafe zu, die er am Moi'gen nach der nun erfolgten einmaligen Auf-
führung der betreftenden Oper antreten musste. Vom Publicum wurde diese
Oper sehr beifällig aufgenommen, in der Presse wurde dies Werk als das beste,
welches unter der Direction Carvalho das Licht der Lami)en erblickte, bezeich-
net, und das Bedauern daran geknüpft, dass durch so persönliche Vorgänge
ein Talent, welches für die französische Oper gerechte Hoffnungen erweckte, in
seiner Entwickelung gestört worden. Als Componist ist D. noch nicht wieder
hervorgetreten. Er redigirt seit einiger Zeit das musikalische Feuilleton des
Journal »Paris-Magazine« und wurde 1875 zum Vorsitzenden der musikalischen
Commission des Centenaire de Boieldien gewählt. Zu derselben Zeit war er
auch Mitglied der französischen Deputirten-Kamraer.
D'Avesnes, Violinist und Componist, lebte zu Paris, wo er 1750 zum Or-
chester der grossen Oper gehörte. Seine Sinfonien und Motetten für grossen
Chor fanden, aufgeführt in den Concerts spirituels, ihrer Zeit vielen Beifall.
1766 verliess D. den Dienst der Oper mit 300 livres Pension.
David, Ernest, französischer Musikschriftsteller, geboren gegen 1825,
hat ausser vielen biographischen Aufsätzen in französischen Zeitschriften, be-
sonders über italienische Tondichter, sich durch folgende Studien bemerkbar
gemacht: -oLa musique chez les Juifsa. Paris, Pottier 1873, in 8**, 62 p.
Daviil, Felicien (III, 80), ist den 13. April (nicht den 8. März) 1810
geboren. Er starb zu Saint-Germain-en-Laye, den 29. August 1876.
David, Ferdinand (III, 82), starb am 19. Juli 1873 zu Klosters in
Graubündten.
David, Samuel, Componist, geboren zu Paris den 12. November 1836,
trat als Schüler ins dortige Consei'vatorium und erwarb sich während seiner
Studienzeit fünf der ersten Preise; 1858 als er gleichzeitig bereits Gesang-
lehrer am Theiiter lyrique war, den grossen Römerpreis mit einer Cantate
r>Jephte<i. In demselben Jahre 1859 erwarb er für die Cantate i>Le Genie de
la terrea, bestimmt für das grosse internationale Gesangsfest, als Sieger die
goldene Medaille. Diese Cantate wurde von 6000 Sängern ausgeführt. Nach
seiner Rückkehr von Rom beschäftigte sieb D. zunächst mit einer theoretischen
Arbeit: nL'Art Je jouer en mesure<.(-, welche 1862 im Druck erschien, sodann
wandte er sieb wieder der Composition zu und zwar hauptsächlich dem Theater,
und mit mehr oder weniger Glück wurden verschiedene seiner kleinen Opern
gegeben. Von vier seiner Sinfonien sind die Ciavierauszüge erschienen (Paris,
Leduc). Seit 1872 ist S. D, Musikdirektor der jüdischen Kirchen in Paris.
Davide, da Bergamo, Klostername von Felix Moretti, welcher in dem
kleinen Städtchen Zunica in der Provinz Bergamo am 21. Januar 1791 ge-
boren war und der 1818 in das Franciskanerklostcr Santa Maria di campagua
zu Piacenza eintrat. 1804 kam er mit seinen Eltern nach Bergamo, wo er
durch den Organisten Bianchi, später im dasigen Conservatorium seine musi-
kalische Ausbildung erhielt. Mayer, der Direktor desselben, nahm den talent-
vollen Knaben noch speciell in seine Obhut, der für Ciavier- und Orgelspiel
bedeutende Anlagen besass. D. wurde Organist in Torre Baldone. dann in
Gandino und später in seinem Kloster. Sein Ruf als Orgelspieler, besonders
78 Davidotr — D^chant.
nachdem die alte Orgel des Klosters nach seiner Angabe durch Serassi reparirt
und erweitert worden war, verbreitete sich sehr bald in Italien, so dass er zu
kirchlichen Testen von einiger Bedeutung auch nach anderen Orten hingerufen
wurde, dieselben durch seine Kunst zu verherrlichen.
Davidofl*, Karl (III, 83), ist seit September 187G Direktor des Conser-
vatoriums in Petersburg.
Davidor, Stephan Ivanowitsch, russischer Componist, ausschliesslich
religiöser Musik, geboren gegen 1777, starb zu Moskau 1823.
Davidsgrewinner, auch Davidskrone (III, 84), war von Haus Sachs an
Stelle des, aus einer langen silberneu, durch grosse, breite, mit dem Namenszug
der Stifter bezeichnete Grlieder und angehängte Silbermünzen gebildeten Kette
bestehenden »Kleinods« der Gesellschaft geschenkt worden. Wagenseil Hess
dann an Stelle der abgenutzten Schnur eine silberne Kette mit einer ver-
goldeten Denkmünze anfertigen. Bekanntlich gab der Davidsgewinner seinem
Inhaber das Recht, bei der nächsten Singschule mit berathender Stimme im
Gewerke zu sitzen.
Davisou, J. W., musikalischer Schriftsteller und Kritiker, geboren zu London
gegen 1820. Seine Mutter vor ihi-er Verheiratung Miss Duukan, war eine
Schauspielerin von Ruf, der Sohn wurde eigentlich für die Advocatur be-
stimmt, widmete sich jedoch aus Neigung ganz der Musik. Eine Anzahl seiner
Compositionen erschienen im Druck. In England weit verbreiteten Ruf erwarb
er sich als musikalischer Kritiker der »Times«, der er seine Feder seit ungefähr
fünfundzwanzig Jahren widmet. Sein, auf Sachkenntniss beruhendes kritisches
Talent, kommt auch der trefflichen Musikzeitung r>The Musical World<.^ zu gute,
deren Redaction er seit längerer Zeit übernommen hat.
Deamicis, Anna (III, 86), siehe Amicis, Anna de.
Debegnis, Giuseppe (III, 87), eigentlich de Begnis, starb in New- York
1849. Seine Gattin (III, 87) Josephine Ronzi Begnis, eine Mailänderin, starb
zu Florenz am 7. Juni 1853. Ihre Tochter, der sie ein bedeutendes Yermögen
hinterliess, heiratete den berühmten Sänger Fraschini.
DeMUemont, Jean Jacques (III, 87), starb am 14. Februar 1879 in
Paris, wo er seit dem Anfang der sechziger Jahre lebte und seit 1876 Orchester-
dirigent des Theaters Porte St. Martin war.
Debuire, L., gab heraus: •t>Notice historique sur les SocieU eJiorales et autres
reunions musicales de Lilien. Lille 1858, in 12.
Debur (III, 88), wol identisch mit Dubourg Matthew (III, 262).
De Champs, s. Champs.
Dechaut (Discantus) hiess in Frankreich die Stimme, welche zum Cantus
(firmus), dem feststehenden Gesänge, in abweichender "Weise gesungen wurde.
Namentlich die französischen Kirchensänger hatten schon in den frühern Jahr-
hunderten der Einführung des christlichen Kirchengesanges neben dem, in
gleichen Intervallen mit dem Cantus firmus sich fortbewegenden Organum und
den Faux-bourdons (falsi-bordoni) eine von diesem abweichende Weise der Be-
gleitung durch eine höhere Stimme geübt und zwar derartig, dass diese mit dem,
die Melodie führenden Tenor im Einklänge begann und schloss, sonst aber in
entgegengesetzter Bewegung geführt wurde, so dass, wenn jener um eine Stufe
stieg, die begleitende Stimme eine Stufe fiel und umgekehrt, und diese Weise
bezeichnet man mit Discant oder Dechant. Beim verzierten Dechant (Fleurettes)
wurden Melismen und melodische Figuren mit eingeführt. lieber die Anwendung
des Dechant wurden bis ins 15. Jahrhundert in Frankreich mancherlei Verord-
nungen erlassen. Nach den Verordnungen Carl's VI. vom Jahre 1405 gehörten
die Unterweisung im Dechantiren zur Schuldisciplin. Die Kapellknaben wurden
vom Cantor »in lectura, cantu, discantu, accentu et aliis« unterx-ichtet und im
Journal de Paris vom Jahre 1446 wird von der Geschicklichkeit eines jungen
Mannes gerühmt, »et si scavoit de tons les instrumens chanter e dechanter mieux
que nul autrea. Weil indess dieser aus dem Stegreif geübte Dechant wol häufig
Decher — De Giovanal. 79
die Andacht störend wirken musste, so wurde er in einigen Kirchen geradezu
verboten. Jedenfalls ist aber in ihm der eigentliche Anfang der Mehrstimmig-
keit zu suchen, denn diese konnte sich nur aus dem Gesetz der Gegenbewegung
entwickeln, und dies war auch Grund und Ursache des Di'chant.
Decher, Georg Michael, geboren am 11. November 1813 in Mainz, er-
hielt auf dem Lyceum zu Speier seine Vorbereitung zur TTniversifill, die er
dann in München absolvirtc. 1845 wurde er Professor der Physik, der Ver-
messungskunde und Mechanik an der königl. polytechnischen Schule in Augs-
burg und ging, nach Autliebung der Anstalt wieder nach München, wo er am
28. August 1875 starb. Er ist auch Verfasser eines theoretischen Werks über
Musik: »Rationelles Lehrgebäude der Tonkunst«, von dem aber nur die erste
Hälfte des ersten Theils erschien. IMünchen 1870. Sein Sohn:
Decher, Adolf, geboren in Speier am 15. Juni 1841, ist als Ingenieur
bei der Generaldirection der königl. Verkehrsanstalten in München thätig. Auch
er nahm an den Bestrebungen seines Vaters in Bezug auf die Theorie der
Musik Antheil und veröflfentlichte chromographische Darstellungen der Tondich-
tungen. München 1875. Er ist zugleich ein eifriger Verfechter der Neu-
claviatur (s. d.)
De Comble, Ambroise, berühmter belgischer Lautenmacher, geboren in
Tournai, wahrscheinlich Ende des 17. Jahrhunderts. Man kennt Instrumente
von ihm mit der Jahreszahl 1735 und 1750.
De Ferrari, Serafino, dramatischer Componist der Gegenwart, geboren
zu Genua 1824, begann seine musikalischen Studien in seiner Vaterstadt bei
Bevilacqua und beendete dieselben in Mailand bei Mandanici, Hierauf begab
er sich nach Amsterdam, wo er als Concertmeister engagirt war. Nach Italien
zurückgekehrt, war er Chordirektor nacheinander an mehreren Theatern und
trat 1853 mit einer dreiaktigen Üper Don Carlos hervor, welche am Theater
Carlo-Eelice in Genua zuerst aufgeführt, sich einer guten Aufnahme zu erfreuen
hatte. Unter dem Titel Filoppo IL wurde sie später wieder aufgenommen.
Nachhaltigere Erfolge erzielte F. noch mit seinen komischen Opern leichteren
Genres, die erste, y>Pipeltv, blieb auf dem Repertoir aller italienischen Theater.
Ebenso »II Menestrello«, welche Oper im Juli 1861 in Genua zuerst gegeben
sich noch bis jetzt in der Gunst des Publicums erhalten hat. Die dritte ist
»11 Matrimonio per concorsoa, über einen abscheulichen Text componirt und eine
vierte »11 Gadetto di Guascognav, welche im November 1864 in Genua aufgeführt
wieder die günstigste Aufnahme fand. F., der guter Ciavier- und Orgelspieler
ist, schrieb auch mehrere Messen und Gesangscompositionen für eine Stimme.
Degele, Eugen, ist am 4. Juli 1834 in München geboren. Sein Vater
war dort Musiker, seine Mutter, Hofkapellsängerin, war die Tochter des einst
gefeierten Sängers Valesi. Anfangs widmete sich D. dem Studium der Medicin,
allein er musste es bald Familienverhältnisse halber aufgeben, um die Musik
als Erwerbsquelle zu wählen. Er trat als Violinist in die königl. Kapelle in
München. Daneben übte er fleissig auch Gesang und seine Stimme entwickelte
sich so bedeutend, dass er sich entschloss, Opernsänger zu werden. Mit Unter-
stützung des Königs Ludwig I. vollendete er seine Studien bei Rauscher in
der Stuttgarter Theaterschule. Marschner engagirte ihn dann nach Hannover,
wo er bis 1861 blieb, in welchem Jahre er beim Dresdener Hoftheater engagirt
wurde, dem er noch angehört. Er weiss seine schöne Baritonstimme ebenso
im Concertsaal wie auf der Bühne mit gutem Erfolge zu verwenden. Auch
als Componist ist er thätig gewesen, mehrere Liederhefte von ihm erschienen
in Leipzig und Dresden
De Giovanni, Nicola, Violinist, Componist für sein Instrument und be-
merkcnswerther Orchesterdirigent, wurde zu Genua 1804 geboren. Nachdem
er als Soloviolinist Proben seines Talentes abgelegt hatte, bekundete er als
Dirigent ein noch bedeutenderes. Das Orchester des Theaters zu Parma, welchem
er durch den Herzog von Parma an die Spitze gestellt wurde, gelangte unter
80 De Graan — Delattro.
seiner Direction sehr bald zu einer so bedeutenden Leistungsfähigkeit, dass es
zu den besten Orchestern Europas gezählt wurde. De ö, starb zu Parma 1865.
De Graaii, Jan, niederländischer Violinist, geboren zu Amsterdam den
9. September 1852, erhielt bereits als Kind von vier Jahren Unterricht im
Violinspiel und concertirte mit sechs Jahren. 1862 und 1863, als er in vielen
Coucorten auftrat, erregte er namentlich Enthusiasmus durch den Vortrag de
Beriot'scher und Vieuxtempsscher Compositionen, Seine Lehrer waren C. Fischer,
Fr. Coeneu und später Joachim, die ihn zu den schönsten Hoflnungen berech-
tigt glaubten. Am Anfang einer vielverheissenden Zukunft starb G. in Haag
am 8. Januar 1874. Sein Landsmann J. Kreppelhout widmete seinem Anden-
ken das Schriftchen: y>Een beroemd knaap. ter kerinhering van Jan de Oraan.«
Dehec (III, 100), sein Vorname ist Nazario und nicht Nassovius.
Delaborde. In Paris erschien 1761 unter diesem Namen ein Schriftchen:
i)Le clavecin clectriquea.
Delaire, Jacques Auguste (III, 108), starl) in Paris im Sept. 1864.
Delaug'e, E, F. (III, 103), jedenfalls identisch mit H. Fraii^ois de Lange,
belgischer Violinist und Componist, zu Lüttich 1717 geboren. Nach längerem
Aufenthalt in Italien kehrte L. in seine Vaterstadt zurück, in welcher er am
27. October 1781 starb. Seine gedruckten Compositionen bestehen (ausser den
Ouvertüren y>Sei overture camerali a quatro stromenti etc.«, Liege, Beuoit Andrez,
Op. 2, und Op. 6 ibid.) in »Sia; grandes symphonies ä S parties<.<., Op. 9, 1766,
ibid. 0]). 10, 1767. Ferner »ie Sossignoh, eine Sammlung Gesänge, 1765.
Messen, Motetten u. s. w. Eine Oper »Nicette ä Vecole de la vertu<^ wurde
1766 zu Lüttich aufgeführt.
De Lange, Samuel, niederländischer Pianist und Organist, wurde am
9. Juni 1811 zu Rotterdam geboren, wo er an der Südkirche daselbst als
Organist angestellt wurde und 1830 auch das Amt des Carillonueurs übernahm.
Er war Lehrer an der Schule der niederländischen Musikgesellschaft und deren
Ehrenmitglied. Er veröffentlichte mehrere Compositionen für die Orgel und
einige für Ciavier. Sein Sohn:
De Lange, Samuel (III, 243), wurde gegen 1835 geboren und unternahm
nach vollendeten Studien in Gemeinschaft seines Bruders Daniel grössere Kunst-
reisen durch Oestreich und Galizien, lebte dann drei Jahre in Lemberg als
Lehrer der dortigen Musikschule. 1864 übernahm L. die Organistenstelle in
Rotterdam und die Stelle eines Lehrers des Pianofortespiels an der dortigen
Musikschule. Beides gab er 1875 auf, um nach Paris zu gehen. Da er hier
eine, seinen Wünschen entsprechende Stellung nicht sobald fand, ging er Ende
1876 nach Cöln, wo er als Lehrer des Oi'gel- und Ciavierspiels am dortigen
Conservatorium Stellung gewann. Seine Compositionen sind schon im Haupt-
werk erwähnt.
De Lange, Daniel, der jüngere Bruder des Vorigen, ist ein Schüler von
L. Ganz und Servais, in der Composition von Verhulst. Nachdem er von den
Reisen, die er mit seinem Bruder machte und von Lemberg, wo er ebenfalls
an der dortigen Musikschule drei Jahre als Lehrer thätig war, zurückgekehrt
war, wurde er 1863 in Rotterdam an Stelle seines ehemaligen Lehrers Ganz
zum Professor des Violoncellspiels an der dortigen Musikschule ernannt.
Delfitre, Claude Petit Jan, lieferte für die schon mehi'mals erwähnte
Sammlung von Gesängen in sechs Büchern, 1554 — 55 zu Loeven von Pierre
Phalese herausgegeben, sechs Gesänge für die ersten Bücher. Im sechsten Buche
dieser Sammlung sind ausschliesslich Gesänge von D. enthalten. Der Titel
dieses Buches lautet: nSixiesme Uwe des chansons ä quatre i^arties, nouvellement
composez et mises en masique jpar maistre Jehan de Latre, mattre de cliapelle du
reverendiss. evesque de Liege, etc. convenables tant aux Instruments comme ä la
voixK. Louvain 1555, in 4*'.
DeLattre, Jos. Marie, geboren zu Marseille 1751, war Orchesterdirektor
der Oper zu Lyon, dann zu Marseille, wo er als Lehrer des Gesanges und der Com-
Deldevez — Delibes. 81
Position Kuf erlangte. Zu seinen Schülern gehören Mad. St. Aubin, Mad. Nathan
Freillet, Benedik, Reymoneuq u. a. Er gründete in Marseille die Concerte
Thubaneau, welche er unterbrochen von 18U5 — 1831 dirigirte. D. wurde zum
Mitglied der Akademie ernannt. Er starb in Marseille im November 1831.
Ueldovez, Eduard Marie Ernest (III, 1U4), ist zur Zeit erster Orchester-
direktor der Oper und der Concertgeaellschaft des Conservatoriums, ferner Pro-
fessor der Orchesterciasse. Ausser mehreren Curapositionen, die zum Theil im
Hauptwerk schon Erwähnung fanden, gab D. einige Schriften heraus, von
welchen die erst genannte besonders hervorzuheben ist: »Curiosites musicales,
notes, analyses interpretation de certaines particularites contenues dans les Oeuvres
des grands maUresu, Paris, Didot 1873, in 8*^. Ferner: y>La notation de la musi-
que classique comparde ä la notation de la musique moderne, et de Vexecution
des petites notes en gtneraU — Trilogie: 1) nPrincipes des intervalles et des
accordsi; 2) nßealisation des partimenti de FenarolU ; 3*) «Oeuvres des violinistes
celebres«; 3**) »Transcriptions et realisations d'oeuvres anciennes(.<.
Delibes, Leo, einer der talentvollsten und üeissigsten französischen Opern-
componisten der Gegenwart, hauptsächlich auf dem Grebiete der komischen Oper
und graziösen Balletmusik thätig, ist zu Saint-Germuin du Val (Sarthe) 1836
geboren. Er kam 1848 nach Paris , wurde im dortigen Conservatorium
zunächst in die untere Gesangsciasse und dann auch bald an verschie-
deneu Kirchen als Chorknabe aufgenommen. Nachdem er 1849 den zwei-
ten und im folgenden Jahre den ersten Preis erhalten hatte, trat er in die
Clavierclasse von B. Couppey. Als er 1854 auch für Harmonie und Accom-
pagnement einen zweiten Preis erworben hatte, wurde er Schüler von Benoist
im Orgelspiel und von Adam in der Composition. Auf die Empfehlung
des Letzteren erhielt er 1853 die Stelle eines Accompagneurs am Theutre-
lyrique, auch übernahm er zur selben Zeit die Verwaltung des Organisten-
amtes der Kirchen St. Jean und St. Erangois. Neben dieser Thätigkeit be-
gann er sich als Operettencomponist zu versuchen. Der ersten seiner Operetten
»Deux sous le charbona, 1855 in einem der kleinen Theater von Paris (Folies-
Nouvelles) aufgeführt, folgten im nächsten Jahre im Theätre Bouffes Parisiens
zwei Operetten r>Deux vielles gardesa (8. August 1856) und «Six demoiselles ä
marievi (12. November 1856). Jedoch erst die vierte Arbeit dieses Genres,
die einaktige komische Oper nMattre Grijl'ard(.i , w'elche im October 1857 im
Theätre lyrique in Scene ging, hatte bedeutenderen Erfolg. Diesem leicht und
pikant gearbeiteten Opus folgten in den nächsten acht Jahren mit bald mehr,
bald minder glücklichem Erfolge nacheinander: »L^ Omelette ä la Fullein buche«,
1 Akt, 1859. »Monsieur de Bonne-Etoilev., 1 Akt, 1860. r>Les musiciens de
Vorchestrev., 2 Akte (in Gemeinschaft mit Erlanger und Higuard, 1861) »Z<?
jardinier et son Seigneur<i, 1 Akt, 1863. i>Le serpent ä plumesa, 1 Akt, 1864.
y>Boeuf Apisd, 2 Akte, 1865. »ia traditiona, ein Prolog zur Wiedererötlnung
der Bouffes-Parisiens und zwei Operetten »Man ami Fierrot's- und y>Les eaux
d'Fms«, für den Kursaal in Ems geschrieben. Eine Cantate Alger nach Ver-
sen von Miry, seiner Composition wurde in der grossen Oper am 15. August
1865 aufgeführt. In demselben Jahre gab D. seine Stelle als Accompag-
neur am Theätre lyrique auf und übernahm die eines zweiten Chordirektors an
der grossen Oper. Hier errang D. einen völlig durchschlagenden Erfolg mit
seiner Musik zu dem Ballet »La sourcea, zuerst aufgeführt am 12. Nov. 1866.
Die Musik zum zweiten und dritten Bilde war von Delibes, die des ersten und
vierten von einem russischen Componisten Minkous. Für die Pariser galt nun
D. als der unbedingte Nachfolger der, in diesem Genre so beliebten Componisten
Herold und Adam. Er rechtfertigte auch insofern die Voraussetzungen des
Publicums, durch das am 25. Mai 1870 zur ersten Darstellung gelangte Ballet
in zwei Akten »Coppelia ou la ßlle aux yeux dU'mail«, zu welchem er die Musik
geschrieben. Von der französischen Kritik wurde diese !Musik als höchst reizend,
melodisch und von glänzender Instrumentation bezeichnet. Inzwischen waren
Musikal. Conrer8,-Lexikuu. Ergüuzuuggbaad. 6
82 Delia — Delle Sedie.
aber noch »VEcossais de Ghatou<s. (1 Akt, 6. Januar 1869) und »Za cour
du roi P^faiuh opera louffev.^ (3 Akte, 24. April 1869), über die Bretter
der Boufl'es Parisiens und des Theatre Varietes gegangen ; einer im Theatre
de l'Athenee im December 1867 aufgeführten vieraktigen Operette r>Mal-
horouqh .s'ßrt va-t-en guerrev, in Gemeinschaft mit George Bizct, Emile Jonas
und Legouix, bei welcher D. sich mit dem vierten Akte betheiligte, nicht zu
gedenken. 1873 wurde D. Gelegenheit gel)oteu, auf das Gebiet der komischen
Oper, auf dem er sich am Anfang seiner Carriere bewährt hatte, zurückzu-
kehren. Für die Opera comique war er mit der Composition der dreiaktigen
komischen Oper »i<? roi Ta dit<i betraut worden. Dieselbe wurde nach been-
deter Partitur sofort einstudirt, die erste Vorstellung fand am 24. Mai 1873
statt. Auch dies "Werk wurde vom Publicum mit der, dem Componisten ein-
mal zugewendeten Gunst aufgenommen. Die Oper hat unter dem Titel -oDer
König hat's gesagt«, auch auf deutscheu Bühnen, Wien, Berlin u. a. Eingang
gefunden, jedoch ohne auf denselben Fuss gefasst zu haben, hauptsächlich des
schlüpfrigen und nicht selten das aesthetische Gefühl verletzenden Textbuchs
wegen. Vorläufig kehrte D. abermals zur Balletmusik zurück, wo er dann mit
TiSylvia ou la Nymphe de Dianen., Ballet in drei Akten und fünf Bildern, auf
geführt den 14. Juni 1876, wolverdienten Beifall erntete.
Ausser dieser anscheinend ganz dem Theater zugewendeten Thätigkeit,
finden wir D. auch auf anderen Gebieten der Composition thätig. Als Mit-
glied der Commission für den Gesangunterricht der Schulen von St. Denis und
Sceaux, schrieb er für die letzteren mehrere Chöre und eine Messe; ferner
vierstimmige Männerchöre ohne Begleitung: Les Lansquenets, les Piß'erari, (Jest
Dieu! Avril, Marches des soldats, Pastorale, Trianon u. s. w. ; Frauenchöre mit
Orchesterbegleitung; eine Sammlung von Gesängen mit Clavierbegleitung ^Quinze
melodiesK betitelt, r>La mort d'Orpheevi eine lyrische Scene, mit vielem Beifall in
einem Concerte in Paris im Februar 1877 aufgeführt. L. D. ist mit der Tochter
der früheren Schauspielerin der Comedie frangaise Mme. Denain verheiratet und
hat seit einigen Jahren seine Stellung als Chordirektor der Oper aufgegeben.
Deliu, Albert, Ciavierbauer Belgiens, lebte daselbst zu Tournai in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Notar Cesar Snoek zu Renaix be-
sitzt in seiner interessanten Sammlung musikalischer Instrumente mehrere
Claviere des Erbauers in Rede aus den Jahren 1750 — 70.
Delioux de Savigrnac, Charles, Pianist und Componist, geboren zu Lorient
in Frankreich im Ajjril 1830, erhielt die ersten Unterweisungen von seinem
Vater, welcher als Beamter bei der Marine angestellt war und bildete sich dann
selber ohne weitere Hülfe eines Lehrers so weit im Clavierspiel aus, dass er sich,
neun Jahr alt, in den Tuillerien vor der königl. Familie hören lassen konnte.
1845 trat er ins Pariser Conservatorium und in die Compositionsclasse von
Halevy ein und verliess dasselbe nach vier Jahren, um sich dem Unterricht
zu widmen. Er trat auch gleichzeitig mit einer kleinen komischen Oper <i.Yvonne
et Loia, als Componist hervor, welche aufgeführt im Theatre du Gymnase gut
aufgenommen wurde, aber dennoch die einzige Arbeit dieses Genres blieb.
Claviercompositionen, die sich durch guten Stil und Geschmack auszeichnen,
schrieb und veröffentlichte D. gegen hundert. Auch verfasste er ein treffliches
Studienwerk nConrs complet dV.rercises« (Paris Flaxland), welches für die Classen
des Conservatoriums acceptirt ist, und componirte einige Gesangstücke.
Delle Sedie, Enrico, ausgezeichneter italienischer Barytonsänger, geboren
gegen 1828 in Livorno, als Sohn eines dortigen Kaufmanns. Ursprünglich für
denselben Stand bestimmt, folgte er doch seiner Neigung und studirte Musik
bei Galeffi und Declamation mit Persanola und dem berühmten Tragöden
Domeniconi. Diese Studien wurden durch die Bewegungen von 1848, die ihn
als Volontair in die Reihen der Kämpfenden trieb, unterbrochen. Eine Zeit-
lang Kriegsgefangener, nahm er nach wiedererlangter Freiheit seine musika-
lischen Studien wieder auf, in der Absicht, zur Bühne zu gehen. Er debütirte
\
Deloffre — Demersseman. 83
1851 in »Nabucco« von Verdi, auf dem kleinen Theater San Casciano bei
Florenz, wo er sofort für Pistqja und dann für Florenz engagirt wurde. Mit
der Partie des Rigoletto begründeto er hier seinen Ruf. Wien, London, Peters-
burg, Paris waren die Orte seiner Erfolge. In Paris trat er am 17. October
1861 in der Rolle des Renalo in mm hallo in maschera<i auf. Zu seinen besten
Rollen gehörten Don Juan, Don Pasquale, Traviata, Barbiere di Siviglia und
Rigoletto. Seine vorzügliche Art zu singen verdeckte den Mangel einer etwas
schwachen Stimme. Nachdem D. zum Professor der Gesangsciasse des Conservato-
riums ernannt worden, verzichtete er auf das Theater, um sich ganz dem Unterricht
zu widmen. Mit welchen vorzüglichen Mitteln er hierfür ausgerüstet war, bewies er
durch die, von ihm veröffentlichte Gesangschule y>L^art lyriquea (Paris, Escudier).
Deloffre, Louis Michel Adolphe, Violinist, Orchesterdirektor und Com-
ponist, geboren zu Paris den 28. Juli 1817, ist der Sohn eines Musikers, der
ihn auch bis zu einer gewissen Stufe selber unterrichtete. Für das Violinspiel
besonders disponirt, erhielt er erst bei Bellon dann bei de LafFont und Baillot
Unterricht, und nahm, nachdem er sich als tüchtiger Violinist ausgewiesen, die
Stelle eines Soloviolinisten bei Musard pere an. Später siedelte er nach London
über, wo er in gleicher Eigenschaft, am Theater der Königin, in der Philar-
monic society, Sacred harmonic Society und Musical Union thätig war. Jedes
Jahr jedoch besuchte er Paris, wo er mit seiner Frau, einer geschickten Pia-
nistin und dem Violoncellisten Pilet Triosoireen veranstaltete. 1851 kehrte
er gänzlich nach Paris zurück und übernahm die Orchesterdirection am Theätre
lyrique, wo er neben anderen die Opern von Gluck, Mozart und "Weber zu
Gehör brachte. D.'s Compositionen bestehen in zwei Sinfonien und Kammer-
musik. Zwei seiner Streichquartette wurden durch Preise gekrönt. Er starb
in Paris den 6. Januar 1876.
DelsartS) Frangois Alex. Nicol. Cheri, ausgezeichneter Gesanglehrer
utfd Sänger, kam jung nach Paris und betrat zeitig die von ihm mit grösster
Energie verfolgte Laufbahn eines Sängers, Die erste Bedingung hierzu, die
Stimme fehlte ihm freilich fast gänzlich, dennoch gelangte er auf dem Wege unaus-
gesetzter Studien zu einem Ruf, der an Berühmtheit grenzte. Auf dem Conser-
vatorium erwarb er unter Choron den zweiten Preis; für den im nächsten Jahre
nicht erhaltenen ersten tröstete ihn Nourrit mit den Worten: »Man hat Sie nicht
verstanden, meine Stimme hatten Sie und niemand anders als Sie soll meine
Kinder unterrichten.« Ein kurzer Versuch auf dem Theater Opera comique
und Theätre Ambigu ergab nur mittelmässigen Erfolg. Dagegen gelangte D.,
nachdem er die Direction des Kirchenchores der Kirche des Abbe Chätel über-
nommen hatte, bald zu Ansehen und Ruf. Nachdem er einen grossen Schülerkreis
um sich versammelt hatte, richtete er historische Concerte ein, in denen er die
Werke älterer französischer Meister und Glucksche Opern zu Gehör brachte,
und zwar in einer Noblesse der Ausführung und mit einer dramatischen Bele-
bung, die ganz Paris in diese Concerte zog. Unter anderem gab er Armide
von Lully und von Gluck; Castor und Pollux von Rameau; die beiden Iphigenien
von Gluck. Zu seinen Schülern gehörten bald auch Künstler. Um diese Zeit
sagt man, habe Mlle. Rachel an der Comedie-fran^aise ihn zu ihrem Partner
gewünscht, während man am Theätre italien daran dachte, durch ihn Bordogui
zu ersetzen. D. bliel) an seiner Stelle, aber strebend sein ganzes Leben. Ausser
einigen Gesäugen seiner eignen Composition, gab er unter dem Titel: -aÄrchives
du chantK, eine Sammlung älterer Gesangstücke heraus, und zwar aus einer
seltsamen Anschauung, mit so genauer Reproduction der alten Drucke, dass er
selbst die Druckfehler beibehielt. Er starb zu Paris am 20. Juli 1871, ein
Anhänger des Simonismus. Mlle. Angelique Armand gab heraus: vDelsarte,
ses cours, sa 7nethode«, Paris, Dentu 1859, in 8, 57 p.
Demersseman, Jules Auguste Ed., Flötenvirtuoso und talentvoller Com-
ponist, zu Hondshoote (Niederland) am 9. Januar 1839 geboren, kam bereits
1844 ins Pariser Conservatorium, wo er für die Composition und für das Flöten-
6*
84 Demunck — Desvignes.
spiel gleichviel Talent entwickelte. Nach dem Austritt aus dem Conservatorium
trat er als Soloflötist in den Concerten von Musard auf. Als Componist, als
welcher er Hoffnungen erweckte, trat er mit Fantasien, einem Concert für die
Flöte mit Orchesterbegleitung und einer Serie von Stücken für die Saxhörner
in die Oeffentlichkeit. D. stax'b schon am 1. Deceraber 1866 in Paris.
Deinnnck (III, 109), eigentlich de Munck.
Deprosse, Anton (III, 112), starb am 23. Januar 1878 in Berlin, wo er
in den letzten Jahren seineu A\'^ohn8itz genommen hatte.
Derckum, Franz (III, 113), starb am 11. Mai 1872.
Derx, G. W., geboren in Nymwegen in den Niederlanden 1801, machte
sich daselbst einen Namen als tüchtiger Orgelspieler und Componist. Er war ein
Schüler W. Gr. und F. Hauffs im Ciavierspiel und der Composition. Eine Or-
ganistenstelle bekleidete er zuerst 1819 in Nymwegen und übernahm eine solche
1830 an der Mennonitenkirche in Harlem. 1850 wurde er Mitglied der Commi-
sion zu einer Reform der Choralgesangbücher, zu welcher er zwei neue Melodien
setzte. D. gab heraus: Eine Sammlung von fünfzig Präludien für Orgel, Psal-
men mit Präludien, Choralmelodien harmonisirt und mit Begleitung von Orgel
und Ciavier versehen, instructive Ciaviersonaten und andere Claviercompositionen.
Deslandres, Adolph Edouard Marie, Organist und Componist, geboren
zu Batignolles Monceaux (Paris) den 22. Januar 1840. Auf dem Pariser Con-
servatorium gebildet, erhielt er 1860 die Organistenstelle an der Kirche Sainte-
Marie des Batignolles, an welcher sein Vater Kapellmeister war. Er hat sich
seitdem durch eine Anzahl anaprechender Compositionen bemerkbar gemacht.
Es gehören zu diesen die Vocalcompositiouen y>Ode ä rharmoniea und »Feuilles
d'albuma (sechs Gesänge). Ferner y>Meditations(.i, Concertstücke für verschiedene
Instrumente, von welchen das dritte für Hörn, Violine, Violoncello, Harfe, Con-
trabass und Orgel hervorgehoben wird. Das Oratorium y>Les septe Paroles du
GhrisU, für Barytonsolo und Choi-, mit Violinsolo, Violoncello, Harfen und Orgel-
begleitung. Drei Operetten, die 1872, 75, 76 an kleinen Theatern in Paris
zur Aufführung gelangten.
DesmasHi'es (111,119), die Orthographie seines Namens ist Desmazures
und sein Vorname Laurent, sein Geburtsort Marseille. Organist der Kii'che
zu E.ouen wurde er 1758,
Desiioiresterres, Gustav Lebrisoys, französischer Schriftsteller, geboren
am 20. Juni 1817 zu Bayeux. Ausser seinen andei'en Schi'iften, welche vor-
nehmlich die Geschichte der französischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert zum
Gegenstand haben, gab er heraus: Gluck und Piccini 1774 — 1780 (Paris, Didier
1872, in 8*^). Eine beträchtliche Anzahl Documente, den Aufenthalt der beiden
Tonkünstler in Paris betreffend, die dem Autor zu Gebote standen, geben die
Grundlage dieses Buches ab und machen es für seinen Gegenstand wichtig.
Desquesnes, Jean (III, 121), war Säuger im Dienste der Herzogin von
Parma, Margarethe, Statthalterin der Niederlande und erhielt durch deren
Vermittelung die Einkünfte der beiden Präbenden Tournai und Aire, welche
durch den Tod des Gerard de Turnhout frei geworden waren. (Siehe Vau der
Straeten, y>La musique aux JPays-JBas<i.)
Dessauer, Joseph (III, 121), starb am 6. Juli 1876 in Mödling bei Wien.
Desvigues, Victor Fran^ois, geboren am 5. Juni 1805 zu Treves, war
der Sohn eines Schauspielers. Er lernte früh die Violine spielen, und begann
bald kleine Orchester zu dirigiren in Amiens, Rochelle, Chai'tres, Metz, Cler-
mont und Moulin. In Metz Hess er sich endlich fest nieder, da man ihm die
Direction des Theaterorchesters übertrug. Seinen Lieblingsplan, in dieser Stadt
ein Conservatorium zu gründen, brachte er durch seine enei-gischen Bestrebungen
für diese Sache zur Ausführung. Er widmete dieser Schule seine stete Für-
ßoi'ge. Seine Compositionen sind zahlreich: kleine Opern, eine Sinfonie, neun
Ouvertüren, ein Stabat mater, Trios, Duos u. s. w. D. starb am 30. Dec. 1853.
Einen Auszug aus den Memoiren der Akademie von Metz, deren Mitglied D.
1
Dethou — Diel. 85
war, veröffentlichte Eugene Gaudar (Metz, Lamort, in 8", 32 p.) unter dem
Titel: nV. F. Deviffnes, fondafeiir de l'Ecole de musique de ]\Ietz<t.
Dethou, Amedre. gelehrter Privatmann, goborcn am 22. April 1811 zu
St. Amand (Nievre), lebte in Paris, Cosuc und dann in Marseille. Mau hat
von ihm gute Uebersetzungen in französischen Versen des Horaz, Theocrit,
Virgil u. a. Auf dem Gebiete der Musik lieferte er folgende Arbeiten. »C/ta/t-
son de VAne, Frone de la fete des fousa (12. Jahrh.), mit Ciavierbegleitung,
lateinischem Text und Uebersetzung in französischen Versen (Lavine, I'aris). »Chan-
son ä 4 voix du rot Louis XII I<i, mit Anmerkungen, »Qua/re pieces de clavecin
de O. Frescohaldiv, mit Anmerkungen und Uebertragung in moderne Schlüssel,
r)25 pieces de clavecin de divers auteurs le XVII et XVIII sieclei, mit Anmer-
kungen und Uebertragung in moderne Schlüssel, nAdieu de Maria Sfuart«. Melo-
die mit Ciavierbegleitung; eine Abhandlung über den Gregorianischen Gesang, nAve
Maria«, »Pater noster«, »0 salutarisa, »Douze melodies sur des poesies anciennesa,
12. Jahrb., mit Ciavierbegleitung. Sämmtlich bei Lavine in Paris erschienen.
S^ Devos (III, 140) richtiger De Vos.
Devrient, Eduard Philipp (III, 141), starb am 4. October 1877.
De Vries van Os, Rosa, ausgezeichnete Sängerin der Gegenwart, geboren
am 25. Febr. 1828 in Deventer in den Niederlanden. Sie sang erst im Chor und
wurde dann auf Kosten des Königs Wilhelm II. zu ihrer Ausbildung nach Paris
geschickt. Ihre schöne Sopranstimme entfaltete sich den Erwartungen gemäss,
so dass sie viele Jahre hindurch in allen Ländern Triumjihe feierte. Sie sang
zuerst 1846 im Haag, dann in Toulouse. In Paris 1848 wurde ihr Auftreten
durch die Unruhen verhindert; sie ging nun von da nach Amerika, welches sie
bis 1856 bereiste, sang dann in London, in verschiedenen Städten Italiens, in
Barcelona und kehrte noch einmal nach Italien zurück. Ihre Tochter Jeanne
de Vries (Mm. Dereims), ist beliebte Sängerin am Theätre de la Monnaie in
Brüssel, die Jüngere Fides de Vries, auch Sängerin, hat aus Grund ihrer Ver-
heiratung die Oper bereits verlassen.
Dias, Gabriel, portugiesischer Componist des 17. Jahrhunderts, der nach
Fuertes (Geschichte der spanischen Musik) erst Sänger an der Kapelle Philips IV.
und dann Kapellmeister des Klosters las Franciscanas descalzas zu Madrid war.
Nach dem Catalog der musikalischen Bibliothek des Königs D. Joaü IV. war
D. einer der fruchtbarsten portugiesischen Componisten. Man findet in dem
Catalog ausser der Menge von Messen, Motetten und andern Kirchenstücken,
allein 497 Vilhancicos von ihm verzeichnet.
Dibdin, Charles (III, 150). Erwähnenswerth sind noch seine komischen
Opern: »The paellok«, »The quakera, »The watennan«, »The wedding ringo. und
»The English fleet in 1342<.i. Das didaktische Gedicht: »The harmonious pre-
ceptor« erschien schon 1804.
Diehl (III, 153). Die Familie schrieb sich zuerst ohne »h«. Der erste Diel
als Geigenmacher in Mainz war Martin D. Sein erster Lehrer wurde der
damalige Kurmainz'sche Hof-Lauten- und Geigenmacher Nicolaus Döpfer in
Mainz. Als der junge D. in seinem 18. Jahre ausgelernt hatte, ging er in
die Fremde und arbeitete hei verschiedenen berühmten Meistern, wie bei Helraer
in Prag, bei dem er vier Jahre in Arbeit war. So blieb er vierzehn Jahre aus,
dann kehrte er wieder in seine Vaterstadt Mainz zurück, setzte sich daselbst
nieder, heiratete die jüngere Tochter des Hof- Geigenmachers Nie. Döpfer und
trieb dann seine Kunst mit grossem Fleiss und sehr gutem Erfolg. Sein Ruf
breitete sich aus und seine Instrumente waren sehr geschätzt. Zur Zeit der
französischen Revolution wurde die Festung von den Franzosen belagert, worauf
ihre Uebergabe erfolgte. Der damals in der Stadt entstandenen Krankheit fiel
auch D. zum Opfer. Sein ältester Sohn
Diel, Johann, trieb das Geschilft weiter.
Diel, Nicolaus, geboren 1779, kam später zu seinem Onkel Jacob Stei-
ninger in Frankfurt a/M. in die Lehre. Wie er soweit war, dass er selbst-
86 Diel — Dijkhuizen.
ständig arbeiten konnte, ging er wieder nach Mainz, übernahm das Geschäft
des Vaters, da sein Bruder Johann sich verheiratete und ein eigenes Geschäft
etablirte. Nicolaus D. arbeitete fleissig und mit vieler Begabung, erwarb sich
dadurch viele Freunde unter Musikern und Dilettanten und machte sich so einen
bedeutenden Ruf. Im Jahre 1811 wurde er durch die Vermittelung des Gross-
herz, hessischen Musikdirektors Mangold vom Grossherzog von Hessen-Darm-
stadt, Ludwig I., nach Darmstadt berufen als Hof-Instrumentenmacher mit einem
Jahresgehalt von 300 Gulden. Von Darmstadt aus erweiterte sich sein Ruf
immer mehr. Sein Sohn:
Diel, Jacob, lernte bei ihm, war ebenfalls talentvoll und fleissig, ging
im Jahre 1834 nach Bremen und erwarb sich dort Ruf als Geigenmacher.
Später ging er, veranlasst durch seinen Sohn
Diel, Nicolaus Louis, nach Hamburg und arbeitete dort mit Geschick
und gutem Erfolg weiter. Jacob starb 1873, sein Sohn schon 1876. Dieser
verfasste auch ein Schriftchen »Die Geigenmacher der altitalienischen Schule«,
dass 1877 bereits in dritter Auflage erschien. Der jüngere Sohn des Nicol. D.,
der dem Namen ein h einfügte:
Diebl, Friedrich, in Darmstadt geboren 1814, arbeitete bei dem Vater
bis zu dessen Tod 1851. Darauf ernannte ihn der Grossherzog Ludwig III.
zum Hof-Instrumentenmacher. Im Jahre 1867 auf der Weltausstellung in Paris
wurden seine Instrumente mit der Bronce-Medaille ausgezeichnet.
Diehl, Johann, blieb in Mainz. Als er später erkrankte und arbeits-
unfähig wurde, ging sein Sohn Heinrich nach Frankfurt a/M., wo er als Gei-
genmacher sehr beliebt war, besonders aber als Geigenreparateur. Er starb
aber schon in seinem 48. Lebensjahr. Jacob Steininger war der Schwager des
erstgenannten Martin D., da Steininger auch eine Tochter von Nie. Dopfer zur
Frau hatte. Später wurde er auch kurfürstlich Mainz'scher Hof-Geigenmacher.
Er hatte aber auch noch einen andern Dienst beim Kurfürst von Mainz, in Folge
dessen er immer beim Fürst sein musste, daher kommt es, dass seine Instrumente
die Bezeichnung Mainz, Frankfurt und Aschafi"enbui'g tragen. Sein Sohn Franz
lebte in St. Petersburg und erwarb sich gleichfalls ausgebreiteten Ruf.
Diemer, Louis, Pianist, geboren zu Paris den 14. Februar 1845, Schüler
des Pariser Conservatoriums, hat sich durch eine Menge ansprechender Clavier-
und Gesangscompositionen bekannt gemacht. Er gab in Gemeinschaft mit Alard
und Franchomme eine, mit Vortragsbezeichnungen und Fingersatz versehene Aus-
gabe der Ciavierwerke von Haydn, Mozart und Beethoven heraus. (Paris, Heugel.)
Diener, Ernst (III, 154), starb am 19. Mai 1879 in Dessau.
Dieppo, Anton Wilh. (nicht Diepvo 111,154), starb 1878 im März inDijon.
Dietrich, Sixtus (III, 158), ist zwischen 1490 — 1495 in Augsburg ge-
boren, studirte in Freiburg im Breisgau und lebte als Chronist und Musikus
in Constanz. Um der Belagerung der Stadt (1548) zu entgehen, Hess er sich,
schon krank nach St. Gallen bringen und hier stai'b er am 21. October.
Dietsch, Pierre Louis Philippe (III, 270), starb zu Paris am 20. Febr.
1865. Folgende didaktische Werke von ihm sind noch zu verzeichnen: y>Iteper-
toire de Vorganistem; r>Manuel du mäitre de chapellen] r>Äccompagnement pour
Vorgue du plain-chant roniain de la commission de Reims et de Gamhraiti; r>Äccom-
pagnement d'orgue du gradual et de V antiphonaire romaifi«; nüepertoire des
mattrises et chapellesa.
Dijkhaizeu, D. H., einer der geschicktesten Organisten Hollands und der
Jetztzeit, geboren zu Twello (Geldern) am 28. April 1821. Er war Schüler
von Friedrich Schneider in Dessau und wurde dann Organist in Elburg in
Holland. 1845 gewann er im Concours die Organistenstelle an der grossen
Orgel zu Nimwegen, eine der schönsten in Holland, mit 67 Stimmen, welche
1775 von König in Cöln gebaut worden ist. D, veröffentlichte eine Anzahl
von Compositionen, darunter eine Sinfonie — eine Ouvertüre — Psalm 23. für
Chor und Orchester u. s. w.
Dikrau Tcliihadjian — Dilhcr. 87
Dikrnn Tcliihndj'inii, Armenier von Geburt, scliricb die Musik der drei-
aktigen komischen Oper in türkischer Sprache: riShcrif Ai/Jia«, welche in Con-
stantinopel am Theiltre Üsmanie im Deceraber 1872 und Januar 1873 zur
Aulführung kam.
Dilher, Joh. INIichael (III, 161), Professor der Theologie, zu Jena, seit
1642 in Nürnberg an der St. Sebalduskirche beliebter Prediger, Schulinspektor
und Bibliothekar an letzterem Orte, ist am 14 October 1GÜ4 zu Thcmar im
Henncborgischon geboren, und starb berühmt und hochgeehrt am 8. April 1G69.
Ein Verzeichniss seiner zahlreichen theologischen Schriften, sowie die Beschrei-
bung seines Lebens findet man in Will's Nürnb. (Icl. Lex., in Hirsch und
Würfel's Lebensbeschr. I. Bd., in der Leichenpredigt von Ad. Saubert, Nürn-
berg 1669 u. s. w. D. liebte die Musik, war ein echter Kenner derselben, und
machte sich um den Kirchengesang zu Nürnberg sehr verdient, indem er mehrere
geschätzte Gesangbücher herausgab, welche einzelne Dichtungen von ihm ent-
hielten; selbst einige Melodien zu seinen Liedern, darunter zu »Hör, liebe Seel,
dir ruft der Herr«, von Staden 1644 in seiner Seelenmusik in Druck gegeben,
werden seiner Erfindung zugeschrieben. Von musikgeschichtlichem Interesse
ist eine, in Verbindung mit dem Organisten Sigism. Theoph. Staden am 21.
(nach einigen am 30.) Mai 1643 gegebene öffentliche Vorstellung über einen
»Entwurf des Anfangs, Fortgangs, der Veränderung, des Brauchs und Misslirauchs
der edlen Musika«. Das Programm lautete folgendermassen : Nach einer Intrade
von Trompeten und Pauken bestieg D. das Katheder und hielt über Zweck
und Plan des grossen musikalischen Unternehmens eine lateinische Bede (de
ortu et progressu, usu et abusu musicae), darauf folgte der Actus selbst, und
zwar aus dem alten Testament: 1) Wie vor Erschaffung der Welt die heiligen
Engel Gott gelobt. Drei Discantstimmen sangen, die eine hebräisch, die andre
lateinisch, die di-itte deutsch, aus Jesaia 6, 3 und Hiob 38, 4 — 7. 2) Wie Gott
nach Erschaffung der Welt den Adam und die Eva selbst copuliret. Gesang
aus 1. Buch Mose mit lauter hohen Stimmen, als 2 Cantus, 1 Alt, 2 Viol di
Garaba, 1 Altviol sanirat einer Mandora. 3) Nach dem Sündenfall wurde aus
1. Buch Mose 4 eine rauhe Musika ohne Stimme mit Pfeifen und Geigen auf-
geführt, wie solche Jubal erfunden. 4) Die Reise der Kinder Israel, mit 2 Trom-
peten, wie Gott selbst befohlen, ein en principal, die andre Fulgor. 3. Buch
Mose 10. 5) Die jüdische Musik bei dem Gottesdienst und Opfer, mit Theorben,
statt des Psalters Harpfen, Cymbeln und Posaunen; dazu sangen 6 Tenoristen
und 2 Bassisten den 3. Psalm. 6) David stillt des Königs Saul bösen Geist.
1 Sam. 16. Sang ein einziger Knabe zu einer Harfe den Text: 2. Mose 15, 2.
7) Wie zu König Davids Zeit nach hebräischem Accent gesungen wurde,
hebräisch der 117. Psalm. 8) Musik zur Zeit des Königs Salomo, aus dem
Hohenlied Sal. 2, drei Stimmen mit Harpfen und Posaunen. 9) Der Juden
Trauermusik von allerhand alten ungewöhnlichen, düsterlichen Instrumenten.
10) Der Griechen Musica, durch welche Alexander Magnus seine Soldaten be-
feuert. Der griechische Text: Bringt sie um mit dem Schwert. Dazu kamen
alle kriegerischen Instrumente und der Pagott Stimmen: 2 Tenore und 1 Bass.
Zuletzt wurde ein Victoria angestimmt. Darauf folgte der offenbar nicht minder
originelle Ohrenschmaus aus dem neuen Testament. 11) Der Gesang der heil.
Engel bei Christi Geburt: Gloria in excelsis Deo, durch Discantisten. 12) Aus
der Zeit der Kirchenväter, der Choral mit dem 118. Psalm: Laudate pueri etc.
13) Bei welchem Choral es lange geblieben, bis die Figuralmusik durch Orlando
di Lasso auf die Bahn gekommen ist. Eine Motette mit 5 samtbUisenden In-
strumenten. Text: Heu qualenus etc. 14) Als Repräsentation des deutschen
Kirchengesangs der von Luther bearbeitete 45. Psalm: Eine feste Burg etc.
nach der Orgel. 15) Musica jetziger Zeit. Gesungen a) ecce quam bonum
etc., b) Dilherrs Lied: Höre liebe Seele etc., c) eine Instrumentalmusik, dabei
das neu erfundene Geigenwerk Joh. Herdeng's ge1)raucht wurde. 16) Mi.ssbrauch
der Musik durch Laiern, Maultrommelu, Sackpfeifen, Hackbrett u. s. w. 17) Der
88 üionysifin — Djdmild.
Christen jetzige Trauermusik, mit D.'s Text: Erbarme dich mein, Herr Jesu
Christ. 18) Posauueuruf zum jüngsten Gericht. Matth. 24. 1. Text: Stehet
auf ihr Todten u. s. w. 19) Die himmlische Musik der Engel, soviel den
Musicis in dieser Sterblichkeit möglich, mit dem Text: Offenb. Joh. 4, 8. Dann
der Gesang der 24 Aeltesten: Herr du bist würdig u. s. w. 20) Das Zeter-
geschrei der Verdammten, durch Vocalmusik und Contrapunkt. 21) Der 150. Psalm
allen seinen einverleibten Instrumenten nach, cum Ripieno a 4. 22) Eine Gra-
tiarum actio metrica, mit allen Instrumenten musicirt. Text: Musica nostra,
vale coelestis Musica, salve. Endlich die Trompeten dreimal aufgeblasen und
die Heerjjauken darein geschlagen.
Dieser Actus ging vor in einem Garten am Lauferthor, innerhalb der
Stadt, in Gegenwart des Raths, vieler vom Adel, männlichen und weiblichen
Geschlechts und mehrerer anderer Personen, wol etliche tausend Menschen. Und
ist diese Musica schön, herrlich und lustig zu hören gewesen, und wol ausge-
führt worden. Der ehrsame Hath hat hernach noch diesen Abend den Musi-
kanten anderthalb Eimer Wein zu vertrinken gegeben und dem Maestro D.
einen feinen Pokal verehrt. (Vergl. Winterfeld ev Kg. IL 450 u. ff.)
Dionysien (III, 163). Die kleinen oder ländlichen Dionysien wurden im
Monat Poseideon (December-Januar) zur Zeit der Weinlese auf dem Lande
gefeiert. Den Haupttheil der Feier bildete die feierliche Procession der Fami-
lienmitglieder zum Opfer. Das Fest wurde ausserdem mit allerlei Lustbarkeiten,
mit burlesken Tänzen und neckischen Scherzen begangen, die als die Keime der
griechischen dramatischen Poesie zu betrachten sind. Wandernde Schauspieler
führten ihre Stücke auf, die sie meist vorher schon in den Städten gespielt
hatten. Die grossen oder städtischen Dionysien wurden im Monat Elaphebolion
(März-April) durch mehrere Tage gefeiert und zwar mit allem nur möglichen
Pomp. In glänzender Procession brachte man das alte, von Eleutherai nach
Athen gekommene Holzbild des Gottes nach einem kleinen Tempel auf dem
Wege nach der Akademie, wobei dem Gott zu Ehren jubelnde Chöre gesungen
wurden, Dithyramben, welche von den berühmtesten Dichtern eigens zur Feier
gedichtet waren. An zwei Tagen wurden dann Komödien und Tragödien mit
dem grellsten Aufwand aufgeführt vor einer ungeheuren Zuschauermenge. Nicht
selten wurden dann auch besondere ertheilte Auszeichnungen dabei bekannt gemacht.
Djemil^, berühmte arabische Sängerin (siehe; Caussin de Ferceval, Notiees
aiiecdotiques sur les principaux musiciens arahes, des trois premiers siecles de
VIslamisme), lebte in Medina im siebenten Jahrhundert der christlichen Zeit-
rechnung. Sie war ursprünglich Sclavin und machte, nachdem ihr Talent ent-
deckt war, erst ihre Herrschaft, welche sie nachdem freiliess, und dann sich
selbst reich. Sie verheiratete sich mit einem Freigelassenen und führte in
Medina, wo sie in der Vorstadt Sounh wohnte, ein grosses Haus, in welchem
die Musiker von Mekka und Medina heimisch waren. Ihr Ruf als Sängerin
war sehr gross, ihm eigentlich gleich kam der als Gesanglehrerin, Die Schüler
strömten ihr in Schaaren zu. Als sie einst eine Pilgerreise nach Mekka unter-
nahm, begleiteten sie, um ihr eine Ovation zu bringen, alle berühmten Sänger
und Musiker ihrer Vaterstadt, ebenso viele Personen von Rang. Die Damen
der höheren Stände hatten fünfzig musikalische Sclavinnen zu ihrer Begleitung
auf diesem Zuge gesendet. Der Reichthum der Gewänder dieser Pilger machte
den Zug zu einem der glänzendsten und seltsamsten. Nachdem in Mekka die
religiösen Ceremonien der Pilger beendet waren, wurde D. gebeten, vor ihrem
Scheiden ihre Gesangskunst zu zeigen, was sie jedoch ablehnte, da sie den
Zweck ihrer Pilgerschaft nicht durch profane Kunst entheiligen wollte. Da
man sie aber hören wollte, entschloss sich ein grosser Theil des Auditoriums,
sie nach Medina zu begleiten, wo sie in einiger Entfernung von der Stadt
von einer grossen Zahl der Einwohner empfangen wurde und mit diesem unge-
heuren Gefolge ihren Einzug hielt. Das Gesangsfest, welches sie den Gästen
in ihrem Hause veranstaltete und welches sie grösstentheils selbst bestritt,
Dlugosz — Doppol fliigi'l. 89
dauerte drei Tage. Am dritten Tage liess sie hinter einem Vorhänge fünf-
zig Sängerinnen, jede mit einer Laute aufstellen, welche mit diesen Laulen
in die Begleitung von D.'s Gesang, den diese ebenfalls auf einer Laute aus-
führte, einstimmten. Dies unsichtbare Orchester begleitete auch andere Gesänge
des Tages.
Dlusrosz, Tnstrnmentenmacher zu "Warschau, welcher 1825 ein besonders
construirtes Piano erfand und herstellte, das er Oelopantalnn nannte. Es
machte damals einiges Aufsehen und wurde von mehreren Künstlern gespielt,
auch in Warschau in einem Concerte zur Beirleitunfj der Chöre des Faust von
Radziwill und einer Cantato von Elsler benutzt.
Doinbrowsky, Heinrich, Pianist und Componist, geboren 1838 zu Zwi-
niacz in Yolhynien in Eussland, Schüler F. Liszt's, machte grössere Kunst-
reisen und veröffentlichte eine Anzahl Saloncompositionen besseren Stil's.
Donizetti, Gaetano. lieber diesen Coraponisten ist eine in Bezug auf
Daten reichhaltige biographische Brochüre von Filippo Ciccontini, Rom 1864
erschienen, welche auch eine Liste aller von D. componirten AVerke enthält.
Der Geburtstag ist hier als der 29. November 1797 festgestellt.
Donzelli, Domenico (III, 207), starb am 31. März 1873 in Florenz.
Door, Anton, einer der bedeutendsten Pianisten der Gegenwart, ist am
20. Juni 1833 in AVien geboren. Sein Yater, ein hochgeachteter und gesuch-
ter Arzt, hätte ihn gern für seinen Beruf erzogen, allein die aussergewöhnliche
Befähigung des Knaben für Musik trat so früh zu Tage, dass durch sie sein
weiterer Lebensgang bestimmt wurde. Schon in seinem 9. Lebensjahre trat er
als AVunderkind in die OefTentlichkeit und veranstaltete in seinem 14. Jahre
eigene Concerte. Nachdem er den wissenschaftlichen Studiengang beendet hatte,
machte er bei Simon Sechter einen dreijährigen Cursus im Generalbass durch
und trat dann, 19 Jahr alt, seine erste Kunstreise an, auf der er in Baden-
Baden mit Pixis zusammenkam, der sich seiner fortan annahm. Später ging
er dann mit Ludwig Strauss (jetzt Concertmeister in London) nach Italien
und ein Jahr darauf nach dem Norden. In Königsberg blieb D. ein halbes
Jahr und folgte im Sommer einer Einladung des dänischen Kammervirtuosen
Kellermann nach Kopenhagen. Er bereiste ganz Dänemark und Norwegen;
in Christiania konnte er fünf stark besuchte Concerte geben, die mit steigendem
Erfolge gekrönt waren. Hier lernte er auch den Componisten Halfdan Kjerulf
kennen, den er bewog, seine Compositionen zu veröffentlichen. Kjerulf s Op. 1,
D. gewidmet, erschien auf dessen A^'eranlassung bei Hirsch in Stockholm. D. blieb
ein volles Jahr in Stockholm und wurde h^er sehr ausgezeichnet. Die königl.
Akademie ernannte ihn zu ihrem IMitglied und man hätte ihn gern dauernd
dort gefesselt. Allein die Reiselust trieb den Künstler schliesslich doch weiter;
er ging über Helsingfors nach Finnland, wo er acht Concerte gab, und dann
nach Petersburg. Hier fand er im Verkehr mit Rubinstein, Henselt, Drey-
schock u. a. viel Anregung, An dem kunstsinnigen Grafen Mathieu AVielhorsky
gewann er einen einflussreichen Gönner und als der Bruder von Anton Rubin-
stein, Nicolaus, seine Professur am kaiserlichen Institut in Moskau niederlegte,
wurde D. zu seinem Nachfolger ernannt. Ein Jahr blieb er in dieser Stelle
und vertauschte sie dann mit der, an dem neuerrichteten Conservatorium, au
welchem auch Ferd. Laub angestellt wurde, mit welchem D. wiederholt Kunst-
reisen nach Skandinavien, Deutschland und Oesterreich unternahm. Als im
Jahre 1869 das neue Haus der Gesellschaft der Musikfreunde in AVien fertig
war und das Conservatorium nach diesem verlegt wurde, erging an D. die Ein-
ladung, eine Clavierbildungsclasse zu übernehmen, und die Liebe zur Heimath
veranlasste ihn, dem Rufe zu folgen. Seitdejn concertirt er seltener, aber immer
mit demselben aussergewöhnlichen Erfolge.
Doppelflfigel. Unter der Bezeichnung: »Le piano h claviers renverses«, hat
die Firma Mangeot freres & C. in Paris-Nancy einen Doppelflügel construirt.
nach einer, von Joseph AVieniawsky angeregten Idee. Ueber und zum Theil
90
Doppelflügel.
in einem, nach bisherigem System gebauten Flügel, ist noch ein zweiter, voll-
ständiger Kasten, mit Boden, Maschinen, Dämpfung und den Pedalen ange-
bracht, aber so, dass die Tasten in entgegengesetzter Ordnung liegen; bei dem
oberen Flügel beginnt der Discant links unten und geht nach rechts hinauf,
o
•n
a<?
während bei dem untern die alte Ordnung festgehalten ist. Die Tastenlage
ist aus nachstehender Gegenüberstellung der chromatischen Tonleitei'n beider
Flügel zu ersehen:
I
Dorati — Drath.
91
8va - • -
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-g-„^j__l^ti:
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u. s. w.
u. s. w.
Es ist einleuchtend, dass damit dem Spieler die Mittel zweier Flügel zu Gebote
gestellt sind, und zugleich so, dass beide Hände gleichmässig beschäftigt werden
können. Der linken Hand wird die Ausführung schwieriger Passagen dadurch
leichter gemacht, dass ihr Bau jetzt so berücksichtigt ist, wie der der rechten.
Der Pingersatz für die linke Hand ist jetzt genau derselbe, wie für die rechte.
Mit demselben Fingersatz, mit dem die eine Hand eine aufwärtsgehende Ton-
leiter oder Passage aufwärts spielt, spielt die andere sie der Lage des an deren
Claviatur ents2)rechend abwärts, damit aber ist eine gleichmässigere Ausführung
beider Hände gewonnen. Näheres hierüber bringt eine Brochüre von Jules
Zarebski: »Ze piano ä claviers renverses de MM. Mangeot freres et G. Les
ressources au point de vue de la composition et de la virtuosite avec des exem-
2)les ä VappuU. Mangeot Freres & C. Paris. 37 avenue de l'Opera, 64 rue
Neuve-des-Petits-Charaps.
Dorati, Nicolo (III, 215), ist nach Cerü (»Cenni storici delV insegnamento
della musica in Luccaa) in Granaiola im Gebiet von Lueca gegen 1513 geboren
und starb 1593. Ausser den bereits angeführten zwei Madrigalensamnilungen
sind noch bekannt: Eine Sammlung fünfstimmiger Madrigale 1579 und eine Samm-
lung achtslimmiger Psalmen 1609 (nach seinem Tode) in A^enedig herausgegeben.
Dotzauer, Justus Joh. Friedr. (111,222), starb zu Dresden 6. März 1860.
Dotzauer, Justus Bernhard Friedrich, starb am 30. November 1874
zu Hamburg.
Drath, Theodor, königl. Musikdirektor und Lehrer der Musik am königl.
Waisenhaus und Seminar zu Bunzlau in Schlesien, wurde geboren den 13. Juni
1828 zu Winzig in Mittelschlesien als jüngster Söhn des dortigen Rektors und
Predigers. Nach verschiedenen Anstellungen in Schul- und Kirchenämtern
Schlesiens, wurde er am 6. September 1861 als Musiklehrer an das von Stettin
nach Poelitz verlegte Schullehrerseminar designirt und am 7. Juni 1864 in
gleicher Eigenschaft an das königl. Waisenhaus und Lehrerseminar nach Bunz-
lau in Schlesien versetzt, wo er als Amtsnachfolger C. Karow's noch jetzt wirkt.
Am 25. Juni 1879 wurde er zum königl. Musikdirektor ernannt. Sein »Gesaug-
lehrer und seine Methode« (Berlin, Ad. Stubenrauch) ist in 2., seine »Gesang-
übungen« (ebendaselbst) in 3., sein »Schulliederbuch« (ebendaselbst) in 4. Auflage
erschienen. Seine »Musiktheorie« (ebendaselbst) hat Anerkennung gefunden,
ebenso wie seine Compositionen für Gesang (Soli, Duette, Quartette, für ge-
mischten und für Männerchor, mit und ohne Begleitung, geistlichen und weit-
92 Drechsler — Dumont-
liehen Inhalts, darunter mehrere Kirchenmusikstücke, Preussenlieder, ein Gele-
genheitssüngcr, eine Choralmotette, eine Siei^^eshymno für Männerchor und Blas-
instrumente op. 43 und der grössere Liedercyclus »die Monate« op 53, für
Orgel (Choralbuch mit Strophenzwischenspielen, die Kunst des Choralvorspiels,
Bearbeitung Mendelssohnscher Lioder, eine vierhändige Bachphantasie, Variationen
mit Introd. und Finale in G- und F-dur u. s. w.), für Pianoforte (Jubelraärsche).
Di-echsler, Karl (III, 243), starb am 1. Deccmber 1873 in Dresden.
Drouet, Louis Franz Philipp (111,257), starb am 30. April 1872 in Bern.
Druellacus, Christianus (111,260), lebte in Kellinghusen nicht Kellinghausen.
Dubois, Amedee (III, 261), starb zu Tourney am 1. October 1865.
Dabois, Charles Victor (III, 261), starb zu Ixellis-les Bruxelles am
11. Febr. 1869.
Dubois, Clement Frangois Theod. , einer der talentvollsten jüngeren
Componisten in Frankreich, ist zu Eossnay (Marne) am 24. August 1834 ge-
boren. Er kam früh nach Paris, wo er in glanzvoller Weise das Conservatorium
durchmachte. Er gewann hier den ersten Römerpreis, in Folge dessen er nach
Italien ging, von wo er 1866 nach Paris zurückkehrte. Hier übernahm er die
Kapellmeisterstelle der Kirche Sainte-Clotilde, später die der Kirche Madeleine;
1871 erhielt er die Classe für Harmonie am Conservatorium. Seine Compo-
sitionen gehören den verschiedensten Genres an. Erwähnenswerth sind: Das
Oratorium y>Les sept Paroles du Ohrista, y>Deus Abrahame, Chor mit Solo. »Ze
Paradis perdutn, grosses Oratorium, Motetten, Ouvertüren, Orchesterstücke,
Ciavierstücke u. a.
Dugraet, Dieudonne,- Organist und Kirchencomponist, geboren zu Lüttich
1794, war zuerst an der Kirche St. Denis, später an der Kathedrale daselbst
Organist. Er erwarb als solcher, mehr noch als Componist in seiner Heimath
Ruf und Ansehen. Er schrieb eine Messe, ein Te Deum (Manuscripte in seiner
Kirche aufbewahrt). Ferner ein Serie, Präludien und Versette für Orgellita-
neien, ein Orgelbuch, enthaltend die Begleitung des Gregorianisches Gesanges
für die Hauptfeste des Jahres. Gegen dreissig Motetten. Die Musikschule,
welche D. in Lüttich gründete, wurde bei der Errichtung des Conservatoriums
daselbst mit demselben verschmolzen. D. starb, nachdem er vorher erblindet
war, zu Lüttich 1849.
Duiflfoprngcar, Gaspard (III, 268), auch Duiffopruggar, hiess eigentlich
wie man mit Sicherheit annehmen kann, Caspar Tieffenbr ucker und war 1467
zu Wälschtyrol geboren. In Bologna erst, wo er bald den Ruf eines der ersten
Meister des Baues der Lauten- und der Streichinstrumente erlangte, änderte
er seinen Namen in der oben angegebenen Weise. Nachdem Franz L, König
von Frankreich, nach der siegreichen Schlacht bei Bologna (1510), seinen Geg-
ner Papst Leo X. zum Frieden gezwungen hatte, berief er drei der bedeutend-
sten Künstler Italiens: Leonardo da Vinci, Andrea del Sarto und Gaspard
Duiffopruggar an seinen Hof. Der letztere zog später, weil ihm die klima-
tischen Verhältnisse von Paris nicht zusagten, nach Lyon und hier starb er
1530. Die älteste seiner Geigen ist vom Jahre 1510. Sein Bild ist in neuerer
Zeit veröffentlicht in: »Illustirte Geschichte der deutschen Musik von Aug. Reiss-
mann, Leipzig, Fues's Verlag, R. Reislaud 1880.«
Dnke, Richard, ein in England höchst berühmter Lautenmacher, der sich
1768 in London etablirte. Mit Vorliebe kopirte er in seinen Violinen die
des Amati oder Stainer, von welchen beiden die ersteren zu seinen gelungen-
sten Instrumenten gerechnet wurden.
Dnmont, Felix, Pianist und Componist, Sohn der Schriftstellerin Mm. Me-
lanie Dumont, ist zu Paris am 14. August 1832 geboren. Er war Schüler des
Conservatoriums und erwax'b sich in der Folge bedeutenden Ruf als Lehrer.
Seine von ihm herausgegebene Ciavierschule (j^Jicole de j^mwo«) erschien bis
jetzt in sieben Auflagen. Ausser einigen Orchestercompositionen veröffentlichte
er hauptsächlich für Schüler geeignete Ciavierstücke.
Dunkler — Duvernoy. 93
Diiukler, Franz, talentvoller Militairiuusiker, ist am 14. Februar 1816
zu Numen in Belgien geboren. Sein Vater, Kapellmeister bei einer Militair-
musikkapelle, unterrichtete ihn früh in der Musik und bei seiner ausgesprochenen
Begabung gewann der Sohn, namentlich als Arrangeur, ausserordentlich grosse
und seltene Bedeutung. Er übertrug fast alle bekannteren Sinfonien und Ouver-
türen von Haydn, Mozart, Beethoven, Spohr, Mendelssohn, Schumann, Gade,
Berlioz und Wagner, mit solcher Feinheit für Militairmusik, dass er fast die
Wirkung des Originals erreichte. Auszeichnungen aller Art wurden ihm dafür
zu Theil und namentlich bewiesen ihm die Künstler der Niederlande bei seinem
fünfzigjährigen Jubiläum, am '23. September 1877, grosse Verehrung und An-
hänglichkeit. Der verdienstvolle Mann starb schon im folgenden Jahre 1878.
Er hatte das von ihm geleitete Stabmusikcorps der Grenadiere und Jäger auf
eine hohe Stufe der Leistungsfähigkeit gebracht. Seine, 2000 Partituren um-
fassende Bibliothek wurde von dem Musikcorps erworben.
Dupoiit, F. A. (III, 277), heisst (Gregoir, les artistes ueerlandais) mit Vor-
namen Jean Fran^ois. Er starb am 23. März 1875 zu Nürnberg.
Dupout, Pierre Auguste, genannt Alexis, ausgezeichneter Tenorsänger,
geboren 1796, gebildet auf der königl. Musikschule in Paris, betrat 1818 das
Theater. Er war zuerst au der grossen Oper, darauf eine kurze Zeit an der
Opera comique, und dann wiederum an der grossen Oper bis 1840 thätig. Von
dieser Zeit an wirkte er nur als Concert- und Kirchensänger, wofür seine nicht
grosse, aber reiche und biegsame Stimme, die er in der vorzüglichsten Weise
zu behandeln wusste, am meisten geeignet war. Auf diesem Gebiete war er allge-
mein geschätzt. Ein Scandalprocess, der mit seiner Verurtheilung endete, machte
seiner AVirksamkeit plötzlich ein Ende. Er starb in Paris im Juni 1874.
Duprez, Caroline, verehelichte Vandenheuvel (III, 279), starb am
17. April 1875.
Duprez, Marie, geb. Duperron (III, 278), starb am 29. Feh. 1872 in Brüssel.
Duran^-y, Celeste, eine der ausgezeichnetsten dramatischen Sängerinnen
Frankreichs im 18. Jahrhundert, geboren 1746, betrat bei einem ausgesprochenen
schauspielerischen Talent, erst dreizehn Jahr alt, als Doriude in Tartuffe zum
ersten Mal die Bühne. 1762 erschien sie in der grossen Oper, die sie nur
auf kurze Zeit mit der Opera comique vertauschte. Diese Sängerin war häss-
lich und besass eine, nur eben zureichende Stimme, riss jedoch in ihren Dar-
stellungen das Publicum, durch die Begeisterung und Leidenschaft, womit sie
ihre Partien durchführte, förmlich hin. Ihr letztes Auftreten war die »Medusa«
in »Persee« von Philidor, die sie zum ersten Mal sang. Eben von einer Krank-
heit erstanden, zog sie sich durch die Anstrengungen dieser Partie, welche sie
mit der grössten Leidenschaftlichkeit durchführte, einen Rückfall zu und starb
am 28. December 1828.
Durand, Marie Auguste, Componist und Musikalienverleger in Paris,
geboren daselbst den 18. Juli 1830, wurde erst durch seinen Vater, der Musik-
lehrer am College Bollin war, sj^äter im Couservatorium, in der Musik unter-
richtet. Er erhielt 1849 die Stelle eines Organisten an der Kirche St. Ambroise,
und war in derselben Weise noch an anderen Kirchen thätig; besonders be-
mühte er sich um die Verbreitung des Harmoniums, für welchen Zweck er
sogar Reisen nach Italien, England und Russland unternahm. 1870 übernahm
er in Gemeinschaft mit Schoenewerk den musikalischen Verlag von Flaxland,
und beendete das von dem letzteren bereits begonnene Unternehmen, die Her-
stellung einer französischen Ausgabe der Werke Robert Schumann's und
Richard Wagners. Diesen folgten bereits in derselben Weise die Werke anderer
deutscher Componisten der Gegenwart.
Durst, Matthias (III, 295), starb am 2. Mai 1875 in Wien.
Duvernoy, Victor Alphonse, Pianist und Compouist, geboren zu Paris,
den 30. August 1842, besuchte das dortige Couservatorium. aus welchem er als
ein trefflicher Ciavierspieler hervorging. Nachdem er sich in London und Paris
94 Duvois — Eigenthüinlichkeit.
als eleganter Clavierspieler Erfolge erworben, widmete er sich dem Unterricht
und der Composition. üegen 1869 gründete er in Paris Soireen für Kammer-
musik, in Geraeinschaft mit Leonhard Stiehle, Trombetta und Leon Jacquard.
Die von D. zur Aufführung gebrachten Compositionen erwarben sich in hohem
Maasse die Grünst des Publicums. Es gehören dazu: zwei sinfonische Frag-
mente, Romanzen und Scherzetto: ein Clavierconcert mit Orchester; eine Or-
chestersuite; ein Heft Lieder (nSix melodies avec accompaffnementa) ; Grenre-
stücke für Ciavier.
Duvois, Charles, Organist und Componist, geboren zu Strassburg 1830,
übernahm sechzehn Jahr alt das Organistenamt an der Kirche St. Louis in
seiner Vaterstadt. 1851 wurde er Kapellmeister der Kathedrale zu Autun,
später in der Stadt Moulins (Allier) Kapellmeister und Organist, wo er eine
Singschule errichtete, die zu den besten in Frankreich gerechnet wird. Folgende
Lehrwerke wurden von ihm verfasst und herausgegeben: 1) y>Le mecanisme du
jnano applique ä Vetude de Vharmonievi (Paris, Heugel). 2) y>Principes de musique
vocale«. (Strassburg, 1845). 3) y>Nouvelle Methode d' acco7npagnement du jüain-chanH
(Paris, Leduc). Ferner mehrere kirchliche mehrstimmige Vocalcompositionen.
Dwigüt, John Sullivan, Schriftsteller, geboren am 13. Mai 1813 in
Boston in Amerika, war kurze Zeit Prediger, widmete sich dann ausschliesslich
der Literatur und Musikschriftstellerei. Er lieferte für verschiedene Journale
Aufsätze über die deutschen Tonheroen. 1872 gründete er in Boston das, unter
seiner Redaction noch fortbestehende y>Dwiffhfs Journal of musicv-.
E.
Eckert, Carl (III, 321), starb am 14. October 1879 in Berlin.
Edolo, drei Brüder, Henrique, Joäo Francisco und Jose Fran-
cisco, waren 1820 — 1840 in Porto als Musiker thätig. Jose war als Violinist,
Henrique zugleich als Direktor an der italienischen Oper daselbst angestellt;
Jose Francisco ebenfalls Orchesterdirektor, veröfientlichte Ciavierstücke und
romanzenähnliche Gesänge (Modinhas), welche beliebt waren.
Eedeu, Johann ran der, geboren 21. December 1844 zu Gent in Bel-
gien, machte seine Studien auf dem Genter Conservatorium und errang dort
mehrere erste Preise. 1863 ging er nach Brüssel um bei Fetis Contrapunkt
und Fuge zu studii-en. Mit seiner Cantate für Solo, Chor und Orchester: »ie
Ventv. erhielt er beim Concours national 1865 den ersten Preis zweiter Cate-
gorie und 1869 mit der Cantate »ia derniere nuit de Fausta wiederum den
ersten. Er unternahm dann Reisen, die ihn durch Frankreich, Italien und
Deutschland führten und Hess sich darauf in Assisi nieder.
Ehemauu, Joh. , aus Dinkelsbühl, kam 1638 als Orgelbauer nach Ulm und
starb 1670. Im Jahre 1641 baute er die Orgel in der Dreifaltigkeitskirche,
die ohne Portal und Kasten 503 fl. kostete, und von welcher der Riss in Zei-
ler's Topographie sich befindet. Sie ist grösstentheils auf Kosten der Brüder
Jos. und Abraham Furtenbach erbaut, wurde 1690 von Phil. Vingelii aus
Eisenach und später 1711 — 18 mit einem Aufwände von fast 2000 fl. repai'irt;
sie hatte 15 Register, 2 Cjnnbeln und 1 Vogelsang, und war in zwei Haupt-
werke abgetheilt. Die übrigen Werke E.'s waren meist Hausorgeln, die jener
Zeit sehr beliebt waren und den häuslichen Gesang sehr beförderten.
Eigenthümlichkeit ist die besondere Aeussei-ungsweise, welche das eine
Individuum vor dem andern auszeichnet, die nur ihm, nicht auch dem andern
eigen ist. Diese Eigenthümlichkeit des Individuums wird zur Stammeseigen-
thümlichkeit, wenn sie sich vorwiegend bei allen Gliedern des einen Stammes
zeigt, so dass dieser sich dadurch von andern Stämmen unterscheidet. Die
Eifjjenthiimlirhkcit. 95
Völker des Nordens unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von denen des
Südens und die Völker des Continents haben andere Eixtnthümlichkeiten wie
die Inselvölker; die Bergvölker wieder andere wie die Bewohner des Üachen
Landes. Diese Eigenthümlichkeiten des Individuums, wie ganzer Stämme und
Völker, finden ihren Ausdruck auch in ihren künstlerischen Erzeugnissen. Das
Kunstwerk, das sich nicht als eigenthümlich erweist, das nicht zeigt, dass in
seinem Schöpfer ein, nur ihm eigenthümlicher Zug sich geltend macht, kann
im besten Falle nur Kopie eines vorhandenen sein, und ist von untergeordnetem
Werth, wenn nicht ganz werthlos. Damit soll nicht gesagt sein, dass das Kunst-
werk in allen seinen Theilen vollständig neu sein rauss, das kann es nur in
den seltensten Fällen. Jede Aeusserungsweise ist auf gewisse, übereinstimmende
Formen angewiesen, und dem entsprechend auch die künstlerische; aber in der
besondern Anwendung derselben für den künstlerischen Ausdruck macht sich
dann die Eigenthümlichkeit der schöpferischen Hand geltend. Diese zeigt sich
schon in der Anwendung und Anschauung des, zu verwendenden Materials.
Die verschiedenen Völker und Jahrhunderte haben auch das Tonraaterial in
verschiedener "Weise gruppirt und unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet.
Den vorchristlichen Völkern imponirte das reine Klangmaterial, der einzelne
Ton und das Intervall und je nach dem Gebrauch, den sie davon zu machen
veranlasst wurden, bilden sich die eigenthümlichen Musiksysteme der Chine-
sen und Griechen , richtet sich die unterschiedliche Anwendung des Inter-
valls bei diesen Völkern oder den Juden. Das Christenthum giebt dann dem
Ton insofern eine neue Geschichte, als es ihn zum Baustein für künstliche
Formen macht. Dadurch wird es veranlasst, das ganze Material in Tonleitern
mit fest bestimmten Intervallenverhältnissen zu ordnen, nach dem sogenannten
System der Kirchentonarten; als dieses nicht mehr ausreichend war, für
die weitere Kunstentwickelung, namentlich der Instrumentalmusik, gab es die
Musikpraxia auf und adoptirte unser modernes Tonsystem. Innerhalb dieser,
durch die Verschiedenheit und Eigenthümlichkeit der Anschauung bedingten
Systeme macht sich dann die Besonderheit des schaffenden Geistes geltend.
Wirkt seine Eigenthümlichkeit in gewissem Sinne hervorragend und neu schaffend,
dann wird sie zum Genie. Der neue Inhalt, welcher der Kunstform zugeführt
wird, erneut und verändert auch diese, und zwar in demselben Maasse, in dem
er sich eigenthümlich erweist. So wird durch die mehr oder weniger hervor-
tretende Eigenthümlichkeit der schaffenden Künstler die Entwickelung der Kunst
beherrscht und bedingt. Von der Einführung des Christenthums bis zur Refor-
mation ist es der Geist der Kirche, der die Entwickelung der Tonkunst be-
herrscht; aber daneben gewinnen doch auch die besondern Eigenthümlichkeiten
einzelner Völker hierbei entscheidenden Einfluss. Im gesangreichen und sanges-
lustigen Italien trieben die frommen und gewaltigen Melodien des Gregoria-
nischen Gesanges empor; der speculative Sinn der Niederländer entwickelte
dann aus ihnen , nachdem der immer rege Unternehmungsgeist der Franzosen
die Entwickelung der Mehrstimmigkeit energisch gefördert hatte, jene künst-
lichen Formen , die dem christlichen Geiste am meisten entsprechend sind.
Während dann wieder die Eigenthümlichkeiten der Italiener — namentlich der
Venetianer und Römer — für den weitern Ausbau der Musikforraen haupt-
sächlich eiuflussreich werden, bereiten sich die Deutschen auf ihre grosse Mission,
alle diese verschiedenen Richtungen einheitlich zu verbinden, um dann jede dieser
Formen in höchster Vollendung hinzustellen, vor. Sie lernten bei den Ita-
lienern, den Franzosen und Niederländern, um dann das so Erworbene aus der
Tiefe ihres reichen (Jemüths heraus zu befruchten und zu neuen, alle vorher-
gehenden überstrahlenden Kunstwerken zu verarbeiten. Mit einem tief gemüth-
vollen Inhalt erfüllt, wurden erst die Formen des künstlichen Contrapunkts zu
höchsten Ausdrucksformen; aber dieser neue Inhalt schuf sich im Liede zugleich
eine eigene Form des Ausdrucks. Diese dann auf den Boden protestantischer
Lebensanschauung verpflanzt, ergab den Choral und beide Formen wurden von
96 El-Gharidh — Elisabeth.
wesentlichster Bedeutung für die weitere Entwickelung der Tonkunst. Nach
Anleitung dieser Vocalformen wurde auch der Tana zur Kunstform erhoben
und beide gemeinsam bildeten die wesentlichste Grundlage für die neuen In-
strumeutalformen, die nun in reichster Fülle emportrieben. Jetzt werden auch
weniger die Stammes- oder Völkereigenthümlichkeiten, als vielmehr die Eigen-
thümlichkeit des einzelnen Individuums entscheidend für die Kunstentwickelung.
Der Process aber bleibt im Allgemeinen derselbe. Auch das Einzelindividuum
schafft nicht, isolirt und ohne Kücksicht auf seine Vorgänger. Es lernt von
ihnen was nur zu erlernen ist, aber es verwendet dann das Erlernte nach seiner
Eigenthümlichkeit; nach der Besonderheit seiner Anschauung von der Kunst
und dem durch sie dargestellten Inhalt, So nahmen Bach, Gluck und Händel
alle die verschiedeneu liichtungen, nach welchen sich die Tonkunst ausgebreitet
hatte, in sich auf, um sie dann nach ihrer Eigenart zu vereinigen und zu ver-
wenden. Sie machten sich alle Formen und Mittel ihrer Zeit zu eigen, um sie
dann ihrer Individualität entsprechend zu gebrauchen. Haydns Eigenart fühi'te
ihn auf das niedere Gebiet der Volksmusik; aber er war zugleich unab-
lässig bemüht, diese auf die höchste Stufe der Kunst zu erheben. So schuf
er jene unvergänglichen Instrumentalwerke, die den poetischen Inhalt des Lebens
an sich in höchster Gestaltung darstellen. Diesen erfasste er vorwiegend mit
seiner Phantasie; Mozart dagegen, mit seinem unendlich tief und warm empfin-
denden Herzen, strömte ihn aus mit einer alles überfluthenden, mächtig
mit fortreissenden Allgewalt; das war seine Eigenthümlichkeit, während Beetho-
ven die gewaltigen Ereignisse in Leben und Natur auf sich wirken Hess, an
den Wundern der Schöpfung und an den Weltbegebeuheiten Herz und Phan-
tasie entzündete, um so zu Tonbildern zu gelangen, die einen überwältigenden
Eindruck macheu. Dann kamen jene Meister, die wie Schubert, Mendels-
sohn und Schumann, das sich selbst empfindende Subject zum Gegenstände
ihrer künstlerischen Darstellung machten, jeder wieder nach seiner besondern
Eigenthümlichkeit. In ihr ruht dementsprechend die Hauptbedingung der
Portentwickeluug der Kunst. Leicht wird die Eigenthümlichkeit auch zur
Manier, wenn sie einzelne Darstellungsweisen einseitig und mit besonderer Vor-
liebe verwendet. In solchem Falle wird die Eigenthümlichkeit hemmend und
nicht fördernd. Der Künstler muss sämmtliche Mittel der Darstellung gleich-
massig beherrschen und nur in der besondern Art der Anwendung derselben
darf sich seine Eigenthümlichkeit zeigen, nicht aber darin, dass er die, seinem
Naturall meist entsprechenden Ausdrucksmittel einseitig bevorzugt.
El-Gharidh, Abd-El-Melek, arabischer Sänger, ein Freigelassener, lebte
im ersten Jahrhundert der Hegira und war Schüler des berühmten Sängers
und Componisten Ibn Souvaydi, als dessen Rival er später wiederholt auftrat;
aber obgleich jung und schön, was sein Lehrmeister durchaus nicht war, ver-
mochte er nicht diesen zu besiegen. Durch seinen ungeregelten Lebenswandel
wurde er genöthigt, Mekka zu verlassen. Er zog sich nach Yaman zurück,
wo er hoch betagt im Jahre 98 der Hegira (716 — 717, der christlichen Zeit-
rechnung) starb.
Elisabeth, Königin von England, Tochter Heinrich VIII. und der Anna
Boleyn, geboren 1533, gestorben 1603, gehörte zu den Fürstinnen, welche die
Musik liebten und beschützten. Sie spielte selbst mit Fertigkeit das Virginal,
und das Virginal Book, welches sie benutzte und das erhalten ist, enthält
Stücke von ziemlicher Schwierigkeit. Zu ihrer Verherrlichung wurde eine Samm-
lung von Gesängen herausgegeben, welche von den ersten Dichtern und Musi-
kern gedichtet und componirt sind, und in welchen unter dem Namen »Oriana«
die Königin glorificirt wurde. Thomas Morley veranstaltete, auf Veranlassung
des Lord Nottingham, diese Sammlung, welche 1601 unter folgendem Titel
erschien: y>The triwmphs of Oriana, to ßve and six vayces, composed by several
authorsa. Es waren im Ganzen neunundzwanzig Gesänge, von welchen jeder mit
den Worten schloss: r)Lony lim fair Oriana<s..
I
Ellerton — Eschstruth. 97
Ellertoii, John Lodge (III, 303), starb um 3. Januar 1873 zu London.
Elssuer, Jacob. Illuininist zu Nürnberg. »Dieser Elssucr war ein sehr
angenehmer Mann bey den Erbarn Bürgern und des Lautensclilagcns verstän-
dig, dero halben ihn auch die gro.ssen Künstler im Orgelschlagen, welche waren:
Sebastian Imhof. Wilhelm Haller und Lorenz Hauber sehr lieb hatten, waren
mit andern ihren (lesellen täglich um und bey ihm. Er Conterfeyet sie auch
und illuminiret ihnen schöne Becher und macht ihnen ihre Wappen und Cleinot
damit sie von Kayser und Königen begabt waren in ihre Wappenbrief; dieser
Zeit war keiner, der das Gold so rein machet, als er. Starb a. 1547.a Job.
Neudorffers Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werkleuten so
etc. (1446 — 1660). Nürnberg lJ^'28, nach dem Manuscript herausgegeben von
Dr. Friedr. Campe.
Elirart, Antoine Elie (III, 356), starb am 15. October 1877.
Emde, Christian (III, 357), starb am 30. December 1874.
Emmerich, Robert, ist am 23. Juli 1836 in Hanau geboren, genoss den
Unterricht von Th. Stauffer und Alb. Dietrich und lebt gegenwärtig als Musik-
dii'ektor in Darmstadt. Von seinen Compositionen bestehend in zwei Opern :
»Der Schwedensee« und »Van Dyck«, Sinfonien, Ciavierstücken und Liedern
haben die letzteren weitere Verbreitving gefunden.
Empedoklcs (III, 359), ist um 490 v. Chr. geboren, stürzte die Aristo-
kratie in seiner Vaterstadt um 444, worauf ihm die Königswürde angeboten
wurde, die er indess ablehnte, um eine reine Demokratie einzuführen. Als eine
ihm feindliche Partei in Agrigent an die Spitze der Regierung kam, ging er
nach dem Peloponnes und starb hier in freiwilliger Verbannung um 430.
Engel, Carl, Musikhistoriker in England; von ihm erschienen: 1) »TÄe
Music qf the most ancient, nations particularly of tJie Ässyrian, Egyptian and
HJebreivs, with special reference to recent discoceries in Western Äsia and in
Egypt, many illustrationsa, 2) »Iniroduction to the study of national music«;
3) nSeßections on church music«, 1. Bd. in 8*^. 4) y>A descriptive Catalogue of
the musical instruments in the South Kensington Museuyn, precede hy an Essay
on the history of musical instruments«. 1 B. in 8*^.
Engel, David Herrmann (111,371), starb am 3. Mai 1877 in Merseburg.
Englisches Hörn (III, 378). Das Instrument ist eigentlich nie ganz ausser
Gebrauch gekommen. Haydn schrieb beispielsweise mehrere Divertimenti für
»zwei englische Hörner, Waldhörner und Streichinstrumente«. Beethoven com-
ponirte ein Trio für zwei Oboen und englisches Hörn (Oj). 87 in C). Mit
grossem Effect verwendeten das Instrument unter anderen auch Rossini und
Bellini in einzelnen ihrer Opern.
Erasmns Koterdamns, Desiderius, ausgezeichneter Theologe und Schrift-
steller der Reformationszeit, namentlich als Meister der lateinischen und grie-
chischen Sprache weltberühmt, ist am 28. October 1467 zu Rotterdam geboren.
Er war als Chorknabe am Dom zu Utrecht Schüler des Jacob Hobrecht und
scheint in der Musik eine bedeutende Fertigkeit gewonnen zu haben; wurde
er doch der Lehrer Glarean's und H. Delmotte in seiner Schrift über Roland
de Lattre (deutsch von S. W. Dehn 1837) nennt unter den nAuctores muisci
praecipui et excellentissimi« auch Erasmus Roterdamus. Hawkins in seiner '»//is-
toty of music« (III, 60), führt einige Urtheile des Erasmus über Sänger und
Gesangmanieren seiner Zeit an und Bouwsteenen (Jahrg. II, p. 16) erwähnt
»Lofzangen von Erasmus, te Venetie uitgegeven«.
Erk, Friedrich Albrecht (III, 410), starb am 7. November 1878 in
Düsseldorf.
Erl, Joseph (III, 414), starb am 2. Januar 1874 in Hütteldorf bei Wien.
Erlanger, Max (III, 414), starb am 24. Mär/ 1873.
"Eschstruth, Hans Adolph Freiherr von (111,421). Sein hierher ge-
höriges Hauptwerk ist: »Musikalische Bibliothek für Künstler und Liebhaber,
Erstes Stück.« Marburg und Giessen 1784. Zweites Stück, 1785.
Musikal. Conrers.-Leiikon. RrKänznn^sband, >
98 Eslava — Exaudet.
Eslava, Miguel Hilario (TIT, 424), starb im August 1878.
Ea-uioll (in, 424). Die EsmoU-Tonart ist nicht so ungebräuchlich, wie
in dem Artikel des Hauptwerks behauptet wii'd. Beethoven wendete sie in der
Einleitung zu seinem Oratorium: »Christus am Oelbergea, 8pohr in der Ein-
leitung der Ouvertüre zur »Jessonda«, Bach in seinem »Wohltempcrirten
Ciavier« an u. s. w.
Espadero, N. Ruiz, talentvoller Pianist und Componist, Creole, geboren
1835 in der Havanna, war Schüler von Arizti, und lebt dort seit Jahren in
geachteter Stellung. Er schrieb eine Reihe von Ciaviersachen, charakteristische
und Saloustücke, die sich durch Eleganz und Ursprünglichkeit auszeichnen.
Sie reichen bis Opus 61 (»C/iant du Guargiro, gründe sehne earacteristique cubaine«)
und sind sämmtlich bei Escudier in Paris erschienen.
Espagne, Franz (III, 424), starb im Mai 1878 in Berlin.
Espent, Pierre, Organist und Componist, zu Marseille am 28. Aug. 1832
blind geboren, war Schüler des Blindeninstituts daselbst, und erhielt 1851 von
Adam den grossen Instrumental-Compositionspreis zugesprochen. 1858 wurde
er Lehrer des neu errichteten Blindeninstituts zu Nancy und 1865 ebenfalls
am Blindeninstitut zu Marseille Musiklehrer für die höheren Classen. Gleich-
zeitig übernahm er daselbst den Organistenposten an der Kirche Notre Dame
de la Garde. Seine Compositionen, die sich durch gute Faktur auszeichnen,
bestehen in einer Sinfonie, zwei Ouvertüren, zwei Fantasien für grosses Or-
chester, einer grossen Cantate und mehreren Messen,
Espin y Gnilleu, Joaquin, Pianist, Organist und Componist, geboren zu
Velilla im Bisthum Siguenza am 4. Mai 1812 , machte sich zuerst durch
mehrere kleine komische Opern, die in Malrid aufgeführt wurden, bekannt.
1842 untei'nahm er die Herausgabe der Musikzeitung »i« Iheria musicala, der
ersten dieser Art in Spanien. Er schrieb für diese Zeitung viele musikge-
schichtliche, aesthetische und biographische Artikel. 1845 trat er wieder mit
einer spanischen Oper hervor, y)Padilla, 6 el Äsedio de Medinaa. 1845 wurde
er zum zweiten Organisten der königl. Kapelle und zum Oesanglehrer am Con-
servatorium ernannt, auch übernahm er die Chordirection der Oper. Er bil-
dete viel treffliche Sänger. Sein Sohn:
EspiU) Joaquin y Perez, der bereits mehrere Compositionen für Or-
chester veröffentlichte, ist zur Zeit Musikdirektor in Bukarest; seine Tochter:
Espin, Julia y Perez, welche zuerst als Prima Donna am Theater della Scala
in Mailand engagirt war, ist seitdem an verschiedenen Theatern in Russland thätig.
Esser, Heinrich (111,425), starb am 3. Juni 1872 zu Salzburg.
Essipoff, Frau Annette von, treffliche Pianistin, geboren in Russland,
jetzt verheiratet mit dem Pianisten Theodor Leschetitzky, erhielt in Petersburg
und vornehmlich von ihrem jetzigen Gatten , ihre musikalische Ausbildung.
Nachdem sie in ihrem Vaterlande die ersten Proben ihrer Virtuosität abgelegt
hatte, unternahm sie 1875 eine grosse Kunstreise. Sie ging zunächst nach
Paris, wo sie in Kammermusik-Soireen in Gemeinschaft mit Henri Wieniawsky
und Davidoff und auch in anderen Concerten nennenswerthe Erfolge errang.
Hierauf concertirte sie in London und in vielen Städten Deutschlands. Ihre
grösst«n und andauerndsten Erfolge erwarb sie in Amerika 1876 — 77, wo sie viele
und besuchte Concerte gab. Ihre ganze Spielweise erweist sich namentlich für die
Ausführung der Musik von Schubert, Schumann und Chopin vortrefflich geeignet.
Enklides (III, 436). Eine der Abhandlungen über Musik, welche diesem
Schriftsteller zugeschrieben worden, erschien 1566 in einer französischen Ueber-
setzung unter dem Titel: »ie livre de la musique d.Euclide, traduit par P. For-
cadel, lecteur du JRoy , des mathematiquesvi. A. Paris, chez Charles Perier au
Bellerophon, rue St.-Jehan de Bauvais. 1566, in 12 de 24 feuillets non pagines.
Evers, Karl (111,442), starb am 31. December 1875 in Wien.
Exandet, Joseph (III, 443), ausser der erwähnten Menuett sind von ihm
noch bekannt: y>Siic sonates pour violon et basse.a Paris, Boivin.
Fuber — Fainiuzin. 99
F.
Faber, Dani(>l T oh ins (TTT, 448), war Organist zu Craylshoim , nicht
Craylsdoif.
Faber, Peter (111. 449), sein Werk führt den '^ritcl: »Agonisticon« und
nicht »Agnusticono.
Fabrizio, richtiger Fabrizi, Paolo (III, 451), wurde 1809 (nicht 1H12)
zu Onibrio in Spoledo gehören (siehe »Francesco Florimo: Ccnno fitorico sulla
scuola musicale ili NapolU); leLle in Neapel in gliiuzender Stellung, trotz
seiner Mittelnlässigkeit und zum Nachtheil besserer Künstler mit Aeratern über-
häuft. Er starb daselbst am 3. März 1869.
Faccio, Franco, Componist, Orchesterdirektor und Concertmeister am
Theater della Scala. wurde am 8. ^lärz 1841 als der Sohn eines Kellners ge-
boren. Die Eltern ermöglichten es, den musikalisch begabten Knaben das
Conservatorium in Mailand besuchen zu lassen, welches er als sehr geschickte)'
Pianist und als einer der besten Compositiousschüler verliess. Eine Concert-
ouverture und die 1863 aufgeführte O^^er »Profughi Fiamminghi« wurden als
beachtenswerth bezeichnet; die zweite Oper »Amleto«, erlitt wegen des Textes
(von Arrigo Boito) eine Niederlage. Zwei Hefte Lieder erschienen bei ßicordi
in Mailand im Druck: »Albummelodico« und »Cinque canzonette veneziane«, F.
ist Lehrer des Coutrapunktes und der Fuge am Conservatorium in Mailand
und bekundet als Orchesterdirektor hervorragende Eigenschaften. Der »Frei-
schütz« von Weber wurde durch ihn zuerst den Italienern bekannt gemacht.
Fago, Nicolö (III, 453), dessen Geburtsjahr Franscesco Florimo mit 1674
angiebt, starb in Neapel. Bekannt sind von seinen Werken noch: 1) »Credidi«
ein neunstimmiger Psalm mit Violinen, Alt, Bass und Orgel. 2) Amen und
Sicut erat für vier Stimmen mit Bass. 3) Toccate für Ciavier. 4) Zwölf Can-
taten für eine Stimme mit Bass. Zur musikalischen Bibliothek des Dr. Basevi
in Florenz gehört »Faraone sommerso«, Oratorium für vier Stimmen mit In-
strumenten. Ein lyrisches Drama »Astario« von Fago wurde 1709 in Neapel
im Theater San-Bartolomeo aufgeführt.
Fahrbacb, Philipp, jüngerer Sohn des Flötisten Joseph Fahrbach (III, 450),
erwarb sich als Componist von Tanzmusik und Dirigent eines entsprechenden
Orchesters in Oestreich und Ungarn weit verbreiteten Ruf. Er ist zu Wien
1843 geboren und erhielt von verschiedenen Lehrern Unterricht im Ciavier-,
Yiolin- und Flötenspiel, bis er in das Orchester seines Vaters als erster Geiger,
dann als erster Flötist eintrat. Seine ersten Tanzconipositionen lieferte er
bereits im siebzehnten Jahre. Nachdem er 1865 eine Zeitlang die Direction
mit seinem Vater getheilt hatte, übernahm er in Wien selbständig ein Or-
chester, und erlangte durch seine Geschicklichkeit als Dirigent und durch seine
sehr ansprechenden Tanzcompositionen bald ausgebreiteten Ruf. 1870 wurde
er Kapellmeister des 23. Infanterie-Regiments Baron Ajroli und seit 1872 leitet
er in Pest in Ungarn vielbesuchte Conci.rte, in denen er seine Tauzcomi^ositionen,
die zur Zeit ebenso beliebt sind wie die von Strauss, ausführt. Bei Heugel
in Paris erschienen in Auswahl dreissig Stück dieser Tänze, Walzer, Polka's,
Mazurka's und Galoppe unter dem Titel: y>Les soirees Je PesfJiv.
Faisst, Immanuel Gottlob Friedrich (III, 457), war nicht Schüler von
Dehn, Thiele und Haupt, sondern ist nach seiner eignen Angabe in musika-
lischen Dingen Autodidakt.
Fallouard, Pierre Jean Mich. (111,460), starb den 6. April 1865.
Famiuziu, Alexander Sergiewitsch, geboren l.s41 zu Kaluga in Russ-
land, widmete sich anfangs den Naturwissenschaften, erwählte aber dann die
Musik als Beruf. Nachdem er bei dem damals in Petersburg lebenden vortrefl'-
lichen deutschen Tonkünstler Jean Vogt ernsfe theoretischo Studien gem.icht
JOO Fanucchi — Farrobo,
hatte, ging er (1862) nach Leipzig, wo er bis 18G5 blieb und hier den Unter-
richt von Hauptmann und Richter genoss. 1866 wurde er Professor der Musik-
geschichte und Aesthetik am Conservatoriuui der Musikgesellschaft in Peters-
burg, 1870 aber Secretair der Hauptdirection dieser Gesellschaft. Im December
1875 wurde in Petersburg seine Oper »Sardanapal« mit Beifall aufgeführt. Ausser-
dem schrieb er Ciavierstücke, Lieder, mehrere Streichquartette, ein Clavierquin-
tett, eine russische Rhapsodie für Violine und Orchestei", eine sinfonische Dich-
tung: »Der Zug des Dionysos« u. a. Auch als Schriftsteller ist F. thätig. Seit
1869 giebt er die russische Zeitschrift »Musikalische Saison« heraus, und ist
an der »St. Petersburger Zeitung« und dem i'ussischen »Musikblatt« thätig.
Ferner übersetzte er das »Lehrbuch des Contrapunkts« von E. F. Richter, die
»Allgemeine Musiklehre« von A. B. Marx und die »Modulationslehre« von
F. Draeseke.
Fauucclii, Domenico, geboren zu Lucca gegen 1795, Schüler von Dome-
nico Quilici in der Coraposition und des Domenico Puccini für die Orgel, war
einer der vorzüglichsten Orgelspieler seiner Zeit. Er war lange Jahre Musik-
lehrer am Seminar San-Martino, und unterhielt eine Privatmusikschule, aus der
zahlreiche Sänger hervorgingen. Seine Compositionen, grösstentheils im ä capella
Styl, sind leicht und melodisch und bestehen in Kirchenstücken des verschie-
densten Grenres. Es sind darunter Messen, Motetten, Hymnen, Graduale u. s. w.
F. starb zu Lucca am 24. Juni 1862.
Fargas y Soler, Antonio, Musikschriftsteller in Spanien, hat es unter-
nommen ein biographisches Lexikon herauszugeben. Dasselbe erscheint seit
1866 in dem Journal »la Espana musical« allwöchentlich in Fragmenten. Der
Titel des für acht kleine Bände berechneten Werkes ist -uBiografias de los Mu-
sicos mas distinguido des todos los paisesa. Es soll indessen an Zuverlässigkeit
sehr viel zu wünschen übrig lassen. Derselbe Autor veröffentlichte auch -aDiccio-
nario de Musicaa.
Faria, Luiz da Costa, geboren zu Gruarda (Portugal) 1679, wo er auch
Theologie studirte. Er wurde 1704 Priester und bekleidete mehrere wichtige
Aemter in der Provinz Miuho. Barbosa Machado führt mehrere Werke von
•ihm an, z. B. •»Zarzuelas Vilhancicosa, ohne jedoch anzugeben, ob nur die Worte
oder auch die Musik von F. herrühren. Er nennt: y)Fabula de Älfeo e Aretusa
ßesta Tiarmonica etc.a^ Lissabon 1712, in 4". riEl poder de la Harmonia ßesta
de Zarzuelaa, Lissabon 1713, in 4'^. y> Vilhancicosa, für das Fest des heiligen
Vincent. Lissabon 1719 — 1721, 22, 23. Vier Sammlungen, In dem Werke:
■stMusicos portuguezesi) von Joaquim de Vasconcellos, Th. I, S. 98 sind die Titel
noch specieller angegeben.
Farinel, französischer Componist, der Ende des 17. und Anfang des 18. Jahr-
hunderts lebte und von dessen Compositionen noch bekannt sind: 1) Concert
in zwei Abtheilungen und Prolog; 2) »Zes chants de la paixv, Concert, aufge-
führt in Lyon 1704; 3) r>VTInion de la France et de VEspagne«^, ebenfalls 1704
in Lyon aufgeführt.
Farrenc, Jacques Hippolyte Aristide (III, 470), starb zu Paris am
31. Jan. 1865. Seine ausnehmend reiche musikalische Bibliothek, von welcher
der Catalog 1866 in Paris bei Delion erschien, wurde verkauft. Ein kleines
Schriftchen aus der Feder von F. ist: »Zes Goncerts Jiistoriques de M. Fetis ä
Pans<i, in 8°, 23 p.
Farrenc, Mme. Jeanne Louise (III, 471), die Gattin des Vorigen, starb
zu Paris am 15. September 1875, 72 Jahre alt. Bis zum Jahre 1873 wirkte
sie als Lehrerin am Conservatorium. Einige ihrer vortrefflichen Compositionen,
das Andante ihrer G-moll Sinfonie und das Trio für Ciavier, Flöte und Vio-
loncell kamen im letzten Jahre ihres Lebens in Paris zur Aufführung. Sie
beendete das von ihrem Gatten begonnene, aus 23 Bänden bestehende Sammel-
werk »ie tresor des Fianistesv.
Farrobo, Gi'af von, portugiesischer Edelmann, ausgezeichneter Musik-
Fasamann — Faure. 101
dilettant, der sich in den Jiihren 1830 — 60 in Li8.sal)on um die Föi'derung der
Kunst und der Künstler in hervorragender AVeisc verdient goraacht hat. F.
leitete auch einige Zeit sehr zum Vorthcile desselhen das- Theater Sau-Carlos
in Lissa])on. Er starb vor wenigen Jahren.
FasHinaun, Auguste von (III, 473), starb im Februar 1H74.
Fastre, Joseph, niederländischer Musikex", geb. zu Fiessingen am 22. Juni
1783, 1803 trat er in den Dienst eines französischen Regiments, später liess
er sich in Haag nieder, wo er 1830 Mitglied der königl. Kapelle und Professor
am Conservatorium wurde. Ungefähr dreissig seiner Compositionen für Flöte,
Clarinctte und Ciavier wurden gedruckt. Ausserdem erschienen: eine von ihm
verfasstc Gesangschule (bei Donij in Haag) und y>J2 tweestemmüje zanrjsUikjes
ijeschikt om te dienen bij hef onderwijs der jeugd», ferner »72 driestemyyiige zang-
nfiikjesv; »6* driesfeynmige gezangen«; 2 Soprane und Contr'alt. Für den Volks-
gcsang und die gute Ausführung der Musik in Haag hat sich F. anerkannte
Verdienste erworben. Er starb am 13. April 1842. Von seinen vier Söhnen
starb der eine als Flötist und Gruitarrist gegen 1835 in Indien.
Fau, Julien Dr., Musikliebhaber in Paris, brachte eine Sammlung von
unerefähr hundert Stücken der seltensten und schönsten alter Instrumente zu-
samraen, die in den Besitz des Pariser Conservatoriums übergegangen, eine Zierde
des Museums der Instrumente desselben bilden. Fünfzehn höchst seltene Stücke
erwarb Dr. F. in Venedig vom Grafen Pietro Correr, in dessen Palais er die
mit hundertjährigem Staube bedeckten Instrumente, von dessen Vorfahren her-
rührend, musterte. Einer dieser Ahnen, Simon Contarini, war Gesandter an ver-
schiedenen Höfen gewesen und führte stets eine erlesene Kapelle mit sich; so
darf man annehmen, dass die Instrumente von den Virtuosen derselben benutzt
wurden. Die von F. ausgewählten Instrumente sind: Ein prächtiges Barbiton,
kleine Bassgeige mit sechs Saiten, des berühmten Lautenmachers Gaspard de
Salo; fünf italienische Lauten und Basslauten, Meisterstücke der venetianischen
Lautenmacherkunst, gezeichnet Matteo Seilas und Cristofero Cocho. Ferner
Instrumente von Holz oder schwarzem Leder von der höchsten Seltenheit,
darunter ein Serpent mit Schlüsseln versehen von seltsam schöner Form, aus
dem 16. Jahrhundert; ein Krummhorn, ganz seltenes Exemplar aus demselben
Jahrhundert, und mehrere Arten Hörner und Cornets, darunter eines mit
Arabesken in Gold herrlich verziert. Ein Signalhorn von 1^2 Meter Länge,
dessen eines Ende eine vierkantige Spitze bildet, so dass das Instrument auch
als Jagdspiess benutzt werden konnte. Die ausserdem noch erwähnenswerthesten
Instrumente der genannten Sammlung sind: zwei Lauten, Heerpauken der
Cavallerie aus der Zeit Ludwigs XIII. Ein Kehmangeh (s. Band VI, S. 26),
mit Elfenbein-Fassung; ein Balalaika (1,420); ein Che (chinesisches Saiten-
instrument mit beweglichem Steg) mit dreizehn Saiten. Eine Leieroi'gel, eine
reizende kleine Leier aus dem 16. Jahrhundert, eine schöne Bassgeige von
Zanetto, eine grosse Bassgeige mit sieben Saiten. Ein französisches Spinett,
geschmückt mit Gouache-Malereien, gezeichnet Philippe Denis 1672.
Fauconier nicht Faaconnier, Benoit Constantin (111,475). Zu seinen
Compositionen gehören noch fünf Messen für grosses Orchester, von denen
drei gedruckt sind (Schott); eine grosse Messe, dem Erzbischof von Paris
zugeeignet; mehrei'e Cantaten, in Brüssel im Theater aufgeführt; zwölf Stücke
für Harmoniemusik; kurz gefasste Schulen für die verschiedenen Instrumente:
Posaunen, Hörner, Bügelhorn, Bassgeige u. s. w. F. ist zum Mitglied der
Akademie der h. Cäcilie in Rom ernannt.
Faure (III, 475), der berühmte Baritonist der französischen Oper heisst
mit Vornamen Jean Baptiste und ist am 15. Januar 1830 in Moulins (AUicr)
als der Sohn eines einfachen Kirchensängers geboren. Seine Gattin Constance
Caroline geb. Lefebvre ist zu Paris am 21. December 1828 geboren. Sie ver-
liess bald nach ihrer Verheiratung mit Faure, die gegen 1862 stattfand, zum
grössten Bedauern des Publicums die Bühne.
]Q2 Faurc — Ferrari.
Faurc, Gabriel, französisclu-r Pianist, Organist und Componist, erhielt
in der Kii-chcnrausikscliule seine Ausbildung und errang 1860 und 61 die ersten
Preise für Clavicrspiel und Composition. Es erschien von ihm eine Sammlung
»Quatre Melodiesa (Paris, Hartmann) und eine Anzahl Einzelgesänge. Aufgeführt
wurde in Paris von ihm eine Sinfonie, ein Duo für Ciavier und Violine, ein
Chor »Cajitü/ue de Hacine«.
Fayolle, Franz Jos. (111,478), zu seinen Schriften gehört auch: y>Sur Ics
drames lyriq^ues et leur eocecution<i. Paris 1813.
F^my, FranQois (III, 488), besass noch zwei Q-eschwister, die Musiker
waren: Joseph, ein ausgezeichneter Flötist, von dem biographische Nachrichten
fehlen, und eine Schwester Adele, die als Sängerin und Violinistin in Frank-
reich, England und hauptsächlich in den Vereinigten Staaten Erfolge errang.
Fendt, Bernard, Lautenmacher, geboren 1756 zu Insbruck in Tyrol,
wahrscheinlich Sohn eines Lautenmachers, arbeitete einige Zeit in Paris, später
in London, unter der Direction von Dodd und dann des berühmten John Betts,
für den er die Copien der Amati anfertigte, die in England noch heute gesucht
sind. Sein Sohn:
Feudt, Bernard Simon, geboren zu London 1800, copirte hauptsächlich
Guarneri und ist mehr durch die Massenhaftigkeit seiner Fabrikation von Vio-
linen, Viola's, Violoncello's und Contrabässe bemerkbar. Auf der Weltaus-
stellung von 1851 wurde ein von ihm ausgestelltes Quartett ausgezeichnet.
Seine vier Söhne, William, Martin, Jacob und Francis sind ebenfalls In-
strumentenmacher.
Feo, Francesco (III, 489). Nach Francesco Florimo's »Geschichte der
Neapolitanischen Schule«, ist das Geburts- und Todesjahr von F. durch nichts
festgestellt. Seine erste Oper y>l'Amor tirannico ossia Zenobia« wurde im Theater
San Bartolomeo 1713 aufgeführt. Die zweite y>Siface re di Numidia<i auf dem-
selben Theater 1723. Auch sind noch drei Intermezzi zu nennen: y>Don Ghis-
ciotte della Ma7icia(.(, »Ooriarulolo Spezialea und -oll vedovoa.
Ferling", Franz Wilhelm, geboren am 20. September 1796 zu Halber-
stadt, wurde 1816 Solo-Oboer in Braunschweig; trat 1859 in Pension und starb
1875. Sein Sohn:
Ferling', Gustav, geboren am 8. Juli 1835 zu Braunschweig, erster Solo-
Oboer, gehört wie sein Vater zu den ausgezeichnetsten Künstlern auf ihrem
Instrumente. Ein jüngerer Bruder von Gustav ist in der Petersburger Kapelle
gleichfalls Oboebläser.
Fernandes, Antonio (III, 494), drei seiner ungedruckten Werke sind noch
vorhanden, es sind: 1) y>Explicado de Segredos da Musica em a quäl brevemente
se expende as causas das principaes, cousas que se contem na mesma arte«, Manu-
script in fol. 2) y>Ärte de Musica de Ganto de Orgdo composta por um modo
muito differenie do costumado, por um velho de S5 annos dese joso de evitar o
osciov. Manuscript in fol. 3) y>Theoria do Manicordio e sua expUcagäov.. 4) y>Mappa
universal de qualquer causa assim natural como accidental que se contem na Arte
da Musica com os seus generös e demonstrapäes matJiematicas. Blanuscript in fol.
Feruandez, Pater Diogo, geboren zu Paro, Anfang des 16. Jahrhunderts
war Sänger der Kapelle Philipps IL und Philipps III. von Spanien. Er starb
zu Lissabon 1599.
Fernande/, Pater Manoel, lebte um die Mitte des 16. Jahrhunderts in
Fanchal auf der Insel Madeira als Stiftsherr einer Kirche. Er war Lehrer
des ausgezeichneten Componisten Valhadolid.
Ferrandeiro, Fernando, ausgezeichneter Guitarrist in Spanien in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. P]r gab eine Guitarrenschule heraus:
»Arte de tocar la guitarra por musicaa. (Madrid 1799, in 4".)
Ferrari, Carlotta (III, 496 nicht Carolina), ist zu Lodi am 27. Jan.
1837 geboren und auf dem Mailänder Conservatorium im Clavierspiel und Ge-
sang, in der Composition von Mazzucato gebildet. . Da ihre Stimme sich für
Ferraris — F^tis. 103
die Bühne als nicht ausreichend erwies, beschäftigte sie sich als ftesanglehrerin.
Ausser ihrer schon freiiaiinten ( )per » Uijon »Msnhieu die zweite Oper nSqßa»,
zu welcher sie ebenfalls, wie auch zur dritten, den Text selber gemacht hatte,
18GG auf der Bühne zu Mailand, später in Turin. Die dritte ihrer Opern
»Eleonora (PÄboreart, 1871 in Mailand aufgeführt, errang gleich der zweiten
lebhaften Beifall. Nachdem 1868 eine Messe ihrer Coniposition in der Kathe-
drale von Lodi aui'geführt worden war, componirte sie im Auftrage des Ministers
des Innern ein Requiem zum Jahrestage des Königs Carl Albert, welches
am 22. Juli 1868 in der Metropolitankirche zu Turin aufgeführt wurde. Eben-
falls im Auftrage schrieb sie die Musik zu einer Hymne, zum Empfange römi-
scher Deputirten, welche im Theater zu Turin aufgeführt und sehr beifällig
aufgenommen und unter ebenso günstigen Umständen in Rom wiederholt
wurde. Diese Künstlerin hat auch eine Anzahl Lieder veröffentlicht und sich
auch als Dichterin in Italien bekannt gemacht.
Ferraris, Francesco, Pianist und Coraponist, Professor des Clavierspiels,
geboren zu Valenzia, studirte in Mailand Musik, wo er auch längere Zeit als
Lehrer wirkte. Gegenwärtig ist der Ort seiner Wirksamkeit Paris. Er ver-
öffentlichte ein Unterrichtswerk: nSfudii dt stile classico. Metodo per pianoforte,
armonia e mecariisme riunitiv. (Turin, Giudici & Strada.) Ferner Compositionen
für Ciavier, Variationen, Balladen, Fantasien, Transcriptionen u. s. w.
Ferrer, Mateo, Orchesterdirektor, Componist und Organist, unter dem
Autornamen Matenet in Spanien bekannt, ist zu Barcelona am 25. Febr. 1788
geboren. Seine Vaterstadt wurde auch der Ort seiner AVirksamkeit, in welcher
er als Organist und Lehrer in hohem Maasse geschätzt war. Er bildete eine
grosse Zahl von Schülern, um die er sich oftmals in väterlicher "Weise verdient
machte. Er starb allgemein betrauert am 4. Januar 1864 und wurde unter
der grössten Theilnahme seiner Collegen bestattet.
Ferretti, Vincenzio Cesare, neapolitanischer Musiker und Kapellmeister
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, gab heraus: »ßaccolta di notturni ossia
terzetti vocalia, op. 1. Florenz, Stecchi 1772.
Ferro, Antonio, berühmter portugiesischer Componist des 16. Jahrhun-
derts, geboren zu Portalegre, wo er später die Functionen des Kapellmeisters der
Kathedrale übernahm. Zu den vielen tüchtigen portugiesischen Musikern, die
er gebildet, gehören: Joäo Gomes, Manoel Leitam de Avilez, Manoel Favares.
Fertiault, Fran^ois, französischer Schriftsteller, geboren zu Verdun (Saone-
et-Loire) den 25. Juni 1814, gab die beiden nachstehend verzeichneten AVerke
heraus: 1) «Les Noels hourguigno7i de Bernard de La Monnaye (Qui-Barozai) de
V Äcademie franoaise publies pour la j)reTniere fois avec une traduction litterale en
regard du texte patois, et precedes cfune Notice sur la Monnaye et de Tlnstoire
des Noels en Bourgogne, par F. Fertiault<i, (Paris, Lavigne, 1842, in 12). Diesem
Bändchen ist der musikalische Text von sechsunddreissig burgundischen Woih-
nachtsgesängen (Noels) beigefügt. 2) »Sistoire anecdotiques et pittoresque de
la danse chez les peuples anciens et modernes^ (Paris, Aubry, 1854, in 8.)
Felis, Fran^ois Joseph, der berühmte französische Musikschriftsteller
(III, 505), starb zu Brüssel am 26. März 1871, 87 Jahre alt. Sein wichtigstes
Werk «Biographie universelle des Musiciensu erschien in zweiter Auflage 1860 bis
1865, 8 Bände (Paris, F. Didot). Die Supplementbände zu diesem bedeutenden
Werke erscheinen unter der gewissenhaften Redaction von Arthur Pougin.
Von F. erschien noch das Schriftchen: nExposition universelle de Paris cn ISO';
Rapport sur les instrwments de musiqueii (Paris et Bruxelles, 1 vol. in 8^');
Ferner fünf Bände seiner auf acht Bände berechneten grossen allgemeinen Musik-
geschichte unter dem Titel: »Hisfoire generale de la Musique depuis les fevips
les plus anciens j'usqu'a nos jourm. (Paris, F. Didot 1869 — 1876, 5 vol. in 8".)
Der erste Theil enthält ausser einer allgemeinen Betrachtung der Musikge-
schichte die Geschichte der Egyptier, Chaldäer, Babylonier, Assyrer, Phönizier
104 F6t{s — Fighera.
und der Hebräer; der zweite behandelt die Musik der Araber, der Mauren,
Kabylen, Indier, Perser und Türken; der dritte die Völker Nieder- Asiens,
Griechenlands, Italiens, der Etrusker, Römei-, Hicilianer; im vierten Bande ist
der Kii-chcugesang des Morgen- und Abendlandes behandelt und die Musik in
Europa vom 5 — 11. Jahrhundert. Der fünfte Band endlich behandelt die Musik
des 12., 13., 14. und 15. Jahrhunderts. Das von F. in Aussicht gestellte
AVerkchen y>Souvenir d'un vieux musiciena (seine Memoiren), ebenso ein anderes
von der Buchhandlung Michel Levy seit lange annoncirtes »Causeries musicalesa,
sind der OefiFentlichkeit nicht übergeben worden. Dagegen ist von Louis Alvin,
Älitglied der königl. belgischen Akademie, verfasst: i> Notice sur Franqois Joseph
Fctisa. (Bruxelles, Hayen 1874, in 8'^, 46 p. avec portrait); vorher in y>rAnnuaire
de VAcademie<i eingerückt. In dem Artikel des Hauptwerkes ist irrthümlich ge-
sagt, dass nur ein Miserere von F.'s Compositionen gedruckt ist. Die eben
genannte Schrift giebt folgende an : »Te Deum en plain-chant mesure et rhythmea.
(Paris 1856.) y^Gantique pour voix d^hommesa. (Bruxelles, in 4^.) itDomine
salvumfac recjem<i. Ausserdem können von seinen Compositionen noch genannt
werden: TaQuintette pov/r 2 violons, 2 altos et Violoncellos. (Mainz, Schott) r>8ym-
phonie pour grand orchestre en C-molh. (Bruxelles, Schott.) TnSymiyJionie en grand
orchestre en sol mineurv. (Bruxelles, Schott.) i>Fantasie symphonique pour orgue
et orchestrea. (Bruxelles, Schott, in 8^.)
F6tis, Adolphe Louis Eugene, zweiter Sohn des Vorigen (III, 508),
starb in Paris am 20. März 1873.
FetiSj Adolphe, ein Bruder des berühmten Autors, der auch einige Com-
positionen veröffentlichte, starb 78 Jahr alt am 23. August 1871 zu Lüttich.
Fevrier (III, 509). In einer 1876 in Abbeville veröffentlichten Schrift:
y>La musique ä Abbeville J785 — J856«, ist der dort geborene Organist Fevrier,
Jacques, nicht Henri Louis genannt. Es ist auch bemerkt, dass derselbe auf
einem Tableau von Choquet unter den berühmten Männer von Abbeville unter
Nr. 65 mit figurirt.
Fiby, Heinrich, geboren am 15. Mai 1834 in "Wien als Sohn armer
Eltern, allwo er das dortige Conservatorium besuchte und im Gresange, Clavier-
und Violinspiel, wie auch in der Compositionslehre absolvirte. Im Jahre 1853
kam F. als Solospieler und Orchesterdirektor an das Theater und zugleich als
Lehrer an die philharmonische Gesellschaft nach Laibach, wo er bis 1857 blieb,
in welchem Jahre er einem Rufe als städtischer Musikdirektor nach Znaim
(Mähren) folgte, wo er noch bisher lebt und wirkt. F. fiel in Znaim die Auf-
gabe zu, die dortigen musikalischen Verhältnisse, welche auf einer sehr nie-
drigen Stufe standen, vollständig zu regeneriren. Zu diesem Zwecke organisirte
er die städtische Musikschule und Musikkapelle, gründete 1861 den Musik-
verein, welchem er fortan als artistischer Leiter angehört und führt auch eine
Reorganisation der Kirchenmusik an den dortigen Pfarrkirchen duixh. F. ge-
niesst als Dirigent, Lehrer und Componist einen ehrenvollen, weit verbreiteten
Ruf und hat in letzterer Eigenschaft in verschiedenen Fächern eine Reihe von
grösseren und kleineren, theilweise veröffentlichten Compositionen geschaffen,-
von denen einige mit Preisen gekrönt wurden und, wie z, B. sein Chor »Oester-
reich mein Vaterland«, sich grosser Popularität erfreuen.
Fiennes, Henr. du Bois (III, 515), starb zu Anderlecht am 15. Febr. 1863.
Fighera, Salvatore, italienischer Componist, geboren zu Gravina 1771,
besuchte das Conservatorium Santa Maria de Loretto zu Neapel, wo er ein Schüler
von Insanguine und Fenerola wurde. Nach beendeten Studien hielt er sich
einige Zeit in Mailand auf, wo er seine erste opera bouffa y>la Sorpresaa zur
Aufführung brachte und zwei Cantaten schrieb: y>la Finta istoria« und nla Sdegno
e la Pace<i. Nach Neapel zurückgekehrt, leitete er die Kapellen mehrerer Klöster,
für die er auch eine grosse Anzahl Compositionen schrieb, die nicht mehr vor-
handen sind. Bekannt von seinen übrigen Werken sind noch: Zwei Messen
für Doppelchor mit Orchester; mehrere Messen a la Palestrina; Miserere für
i
Figuciredo — Finoke. 105
vier Stimmen mit Orclu-stor; ein Oratorium mit Clior; Credo für acht Stimmen
im Madrigalenstyl; ein Monolog für Sopranstiramo; eine Abhandlung nSludio
di canlo» (nach den Principien des Porpora). F. starb in Neapel 1836. Sein
Sohn, ebenfalls Kapollmeister in Neapel, stai-b daselbst 1810.
Figueiredo, Jose Antonio de, Portugiese, geschickter Organist, im An-
fang dieses Jahrhunderts in Lissabon thätig.
Figueiredo, Liiiz Botelho Froesde, Philosoph und ausgezeichneter
Kcchtsgclohrter, geboren zu Lissabon 1675, zog sich, als er berechtigt geglaubte
Ansprüche nicht erfüllt sah, in das Kloster Varatoja zurück, bis er 1715 nach
Spanien ging, wo er zu einer hervorragenden Stellung gelangte. Er veröffent-
lichte ein Gedicht über das Leben und den Tod von Santa Rita, unter dem
Titel: »Coro celesie : Vida Musico em sol a metrica efc.<i Lissabon 1714, in 4", 116 S.
Filippi, Filippo, musikalischer Schriftsteller und Kritiker, geboren den
13. Januar 1833 zu Vicenza in Italien, als der Sohn eines Kaufmanns, studirte
Rechtswissenschaft, erwarb 1853 den Doctorgrad und ging dann nach Venedig,
um in das Bureau eines Advocaten zu treten. Er verliess Jedoch bald diese
Laufbahn, studirte in Wien und Venedig noch eine Zeitlang Musik und über-
nahm sodann erst die Correspondenz, 1858 die Redaction der Mailänder Zeitung
»Gazetta musicale«. Ausserdem redigirt er für die 1859 neu gegründete poli-
tische Zeitung »Perseveranza« das musikalische und dramatische Feuilleton.
Eine Anzahl kleiner, nach und nach hier veröffentlichter Aufsätze, gab er unter
dem Titel: -nMusica e Musicistia (Mailand, Brigola) heraus.
Filippi, Giuseppe de, ist am 12. Mai 1825 in Mailand geboren. Sein Vater
war renommirtcr Arzt, der sich zugleich als Dilettant vielfach in der Musik be-
thätigte. Er gab in Mailand das Schriftchen -uSaggio sulV estetica musicale<i
heraus (Mailand 1847, in 8"). F. sammelte in Paris eine auf das Theater be-
zügliche Bibliothek von 10,000 Bänden und 10,000 Kupfern, von denen er
schon 2000 Duplicate an die Oper und Opera comique abgegeben hatte. Diese
Bibliothek verkaufte er 1863, und zur selben Zeit an die kaiserliche Bibliothek
den Anfang einer Bibliographie und Biographie der italienischen Oper, bestehend
aus ungefähr 4000 Karten. Ausserdem gab er zwei wichtige auch zur Musik
in Beziehung stehende Werke heraus: 1) y>Guide dans les Thedfres« (in Gemein-
schaft mit dem Architekten Claudet), Paris 1857, in 4" obl. 2) y> Parallele des
thedtres inodernes de VEuropea, Paris 1860, in folio, 2, Aufl. Paris 1861, gr.
in 4". Dies Werk enthält 134 Tafeln, grösstentheils von Contant, früheren
Maschinisten der Oper, gezeichnet. F. F., der in der Geschichte des italienischen
Theaters bewandert ist, ist Mitarbfeiter des Nachtrags zu dem grossen bio-
graphischen Lexikon von Fetis, herausgegeben von Arthur Pougin; Redak-
teur des Journal »l'Extracte« und Mitarbeiter der »Chronique musicale«.
Filippiui, Stefano (III, 517). Als zu seinen Werken gehörig ist noch
zu nennen: »Salmi brevi ä S voci«, op. 12. Bologna, Giacomo Monti, 1686.
Finck, Heinrich (III, 520), starb am 28. December 1558 zu Wittenberg.
Fincke, Fritz, Grossherzoglich Mecklenburgischer Musikdirektor in Wis-
mar, ist am 1. Mai 1836 zu Wismar geboren und erhielt seine Ausbildung
am Conservatorium zu Leipzig, dem er von Ostern 1851 bis Herbst 4853 als
Schüler angehörte. Schon hier zeigte sich die Vielseitigkeit seiner musika-
lischen Beanlagung, indem er nicht nur als Geiger bei der öffentlichen Schüler-
prüfung des genannten Jahres mit einem Concertstück seines Lehrers David
einen ungewöhnlichen Erfolg hatte, sondern auch, nach der Absicht INIoscheles
und Plaidy's, bald darauf als Clavierspieler öffentlich debütiren sollte. Dieser
Plan wurde vereitelt, da F., durch die Beschränktheit seiner Existenzmittel
veranlasst, alsbald nach seiner ehrenvollen Entlassung aus der Anstalt eine
Stellung an der ersten Violine im Theaterorchester zu Frankfurt a. M. annehmen
musste. Der einseitige Charakter seiner dortigen Wirksamkeit war der Ent-
wickelung seiner künstlerischen Persönlichkeit keinesweges günstig und es konnte
seiner Ausbildung nur zum Vortheil gereichen, dass er bereits nach einem Jahre
106 Fink — Fiocco.
Frankfurt verliess und, vei'anlasst durch den Tod seines Vaters, in seiner Hei-
raatli Wismar seinen dauernden Aufenthalt nahm. Hier, in dem geräuschlosen
Leben einer an künstlerischen Mitteln armen Provinzialstadt, gingen mit seinem
musikalischen Naturell die bedeutsamsten AVandlungen vor sich; zunächst trat
bei ihm wieder der Clavierspieler in den Vordergrund, und als solcher erwarb
er sich, namentlich durch die von ihm im Verein mit den besten Kräften der
Schweriner Hofkapelle veranstalteten Soireen für Kammermusik, die allgemeine
Achtung seiner Landsleute. Nicht geringere Tüchtigkeit bewährte F. als Diri-
gent eines 1860 von ihm begründeten Vereines, welchem nach und nach alle
kunstsinnigen Dilettanten der Stadt beitraten, um sich an musikalischen Vor-
trägen jeder Art, sowie an musikwissenschaftlichen Vorlesungen in gediegenster
Weise zu bilden ; und einen ähnlich veredelten Einfluss übte er auf den, einige
Jahre zuvor aufgelösten, durch ihn wieder ins Leben gerufenen AVismarer
Männergesangverein. Mit diesen Functionen musste F. in der Folge die des
Organisten, als welcher er seit 1866 an der (xeorgkirche wirkt, und des Com-
ponisten zu vereinigen. In letzterer Eigenschaft hat er Proben von einer nicht
gewöhnlichen schöpferischen Kraft abgelegt, sowol durch seine bei Schott in
Mainz und bei Schlesinger in Berlin erschienenen Ciavierstücke, wie auch in
einer Arbeit instructiven Charakters, betitelt »Anschlagselemente« zur Ausbil-
dung eines kunstgerechten Clavieranschlags. Um F.'s Begabung in ihrem ganzen
Umfange zu kennzeichnen, darf nicht unerwähnt bleiben, dass er als vortreff-
licher Tenorist eine Reihe von Jahren hindurch die Stütze aller grösseren Musik-
auffübrungen in verschiedenen Städten Mecklenburgs bildete, und dass er in
neuerer Zeit, nach erreichten Mannesjahren, auch als Kritiker begonnen hat,
einen weit über seinen Wohnort hiuausreichenden Einfluss zu üben.
Im Jahre 1879 wurde F., nachdem ein von ihm gedichtetes und compo-
nirtes Vocalwerk am Schweriner Hofe mit grossem Beifall aufgenommen war,
zum Grossherzoglichen Musikdirektor ernannt, und bald darauf erweiterte er
seinen Wirkungskreis durch Begründung eines Gesangvereins in Schwerin, ohne
jedoch seinen Wohnsitz und seine Thätigkeit in Wismar aufzugeben. Die Be-
deutung dessen, was er für seine Vaterstadt geschaffen, hat dort eine so allge-
meine Anerkennung gefunden — namentlich bei Gelegenheit der Feier seiner
fünfundzwanzigjährigen musikalischen Wirksamkeit in Wismar — dass er vor-
aussichtlich auch fernerhin dieser Stadt erhalten bleiben wird.
Fink, Charlotte (III, 531), eine bedeutende reichbegabte Künstlerin, geb.
1820, ist die zweite Tochter (nicht Gattin) des bekannten Musikschriftstellers
G. W. Fink. Ihre Mutter (nicht Schwester) Henriette, geborene Nicolai, eine
Schülerin von Field, war ihre einzige Lehrerin und bildete sie zu einem solchen
Grade von Virtuosität aus, dass sie Werke der alten Meister ebenso vortreff-
lich spielte , wie die der neuern, eines Chopin, Thalberg oder Liszt. Sie ist
vielfach öffentlich aufgetreten; Concertreisen zu unternehmen war gegen den
Wunsch ihrer Eltern. Die französische und englische Sprache waren ihr eben
so geläufig wie ihre Muttersprache, und auch russisch verstand sie; dabei war
sie auch für das Landschaftszeichnen veranlagt. Leider starb sie schon in
ihrem 23. Lebensjahre, am 1. October 1843.
Fiocchi, Vincenzo (III, 532). In der Bibliothek des Dr. Basevi befinden
sich die Manuscripte der nachstehend verzeichneten Werke dieses Componisten:
VAddio d'JEttore«, Cantate, 1797; y)Piramo e Tisbe^, Cantate, 2 Stimmen; y>Fran-
cesca d'' Ariminoa, Cantate; 4 vAciv. Cantatille.
Fiocco, Pierre Ant. (III, 533), der Alte genannt, ist in Venedig geboren,
und bis jetzt nur nach seiner Thätigkeit in Holland bekannt geworden. Wal-
ther nennt ihn Kapellmeister an der Kirche Madonna del Sablone in Brüssel;
Van der Straeten Vice -Kapellmeister, oder wie es damals hiess, Lieutenant
de la musique de la cour (gegen 1696). Von 1705 — 6 dirigirte er das
Theater zu Brüssel, war von 1706 — 12 wirklicher Kapellmeister am Brüsseler
Hof, und starb am 3. November 1714. Für die königl. Kapelle componirte er
Fiofco — Fioruvanti. 107
eine Anzahl gt-istlichor Nachen, welche in f^rossartijrer Weise zur Aufführung
gelangten und seinen Namen berühmt machten. Noch grösseren Ruhm erntete
er durch seine weltliehen Com])ositionen, durch seine Opern-Prologe, oder musi-
kalische Einleitungen zu den damit nicht weiter im Zusammenhang stehendt'n
Hauptstücken, eine Art Präludien, in denen das Publicum um Nachsicht für
die folgende scenische Darstellung gebeten, oder der Monarch mit Lobhudeleien
bedacht, oder auch politische Tagesereignisse glossirt wurden. lieber die Ver-
einigung von AVort und Ton in diesen Prologen lässt sich leider etwas näheres
nicht berichten, da sie sämmtlich verschollen sind. Van der Stmeten nennt
besonders die Prologe zu Amadis, Acis und Galathea, Bellerophon, Theseus aus
den Jahren 1695 — 97. Gemeinschaftlich mit William Croft, Pepusch und Pez
componirte P. A. F. eine Sammlung von zehn Sonaten für Flöten, und hat das
Verdienst, die königl. Akademie der Musik zu Brüssel mit gegründet zu haben.
Becker, Tonwerke p. 94 erwähnt noch nSacri concerti a una e piü, con instro-
menta e setiza«. In Anversa 1691. In Quart. Seine beiden Söhne verdienen
nicht minder Erwähnung; der ältere:
Fiocco, Jean Joseph, Amtsnachfolger seines Vaters als Hofkapellmeister,
brachte das Oratorium zu grosser Beliebtheit und lieferte eine Reihe einschlä-
giger Werke, von denen zu nennen sind: nTempesta de Dolori«, 1728; nla Morte
vinta Stil Calvario«, 1730; nGiesu flagellatoa, 17.34, 35 wiederholt; y>Il transito
di S. Giuseppevi, 1737, 38, 39 u. 40 wiederholt; »Ze Profezie evangeliche di Isaiaa,
1738, 40 wiederholt; F. befand sich noch 1749 auf seinem Kapellmeister-Posten.
Von seinen Compositionen citirt van der Straeten noch aus Sammlungen:
r>Laevavi oculos meos«, vierstimmig mit zwei Violinen, Bratsche und Orgelbe-
gleitung; eine Partition de 0 repons de mort (I, 90): ferner aSacri concentus
4 vocihus ac trihus instrumentis modidandi<i. Opus primum. Amsterdam, aux
depens d'Esiienne Roger, 8", Bassus cont.; acht Psalmen oder Motetten zu zwei
Stimmen; 1 Messe und Motetten ä 1, 2, 3, 4 und 5 Stimmen mit 3, 4 und
5 Instrumenten (I, 210). Der jüngere Sohn von P. Ant. und Bruder des
vorhergehenden :
Fiocco, Jos. Hector, zu Brüssel geboren, war neben seinem Bruder Vice-
Kapellraeister am Hofe zu Brüssel, und ging um 1730 nach Antwerpen als
Singemeister oder Musikmeister an die Kathedrale. Diese Anstellung gab er
jedoch wieder auf und ward am 16. März 1737 Musikmeister und Amtsnach-
folger P. Brehy's, an der St. Gudulakirche zu Brüssel. Weitere Nachrichten
besagen, dass er als fertiger Clavierspieler gerühmt war und im Jahre 1752
noch lebte. Von seinen Werken sind zu nennen: nPieces de clavecin, dedieets
ä Son Altesse Monseigneur le duc d' Arenberg etc. etc., composees par Jos. Hector
Fiocco maitre de musique de Veglise cathedrale d^Anvers, etc. cy-devant vice-maitre
de la clmpelle royale de Brusselles^i. Oeuvre prämier. Brüssel, Jos. Laur. Krafft,
qu. fol., 33 S. nMofetti a 4 voci, con 3 Sfrom.a (1730); y) Adagio et Allegro piour
le Clavecin«. Augsburg, Lotter; nLitania de venerahili sacramentou, vierstimmig'
(1727), vierstimmige Missa solennis mit zwei Violinen, Alto- Viola und Orgel-
begleitung; Te Deum laudamus; zwei vierstimmige Ave Regina, wie überhaupt
eine ziemliche Anzahl Messen und Motetten. Von den Pieces de clavecin repro-
ducirt van der Straeten das sauber gestochene Titelkupfer in Photolithographic
(p. 99), sowie den Index, resp. die Ueberschriften der Stücke. Seine sämmt-
lichen Compositionen lassen das Gepräge hoher Meisterschaft nicht verkennen.
Fiodo, Vincenzo (III, 533), lebte seit 1820 in Neapel, wo er 1846 In-
spektor und 1858 Gesanglehrer am Conservatorium wurde. Er stai-b in Neapel
1863. Um etwas Aussergewöhnliches zu ])ringen, schrieb er eine Trauermessc
für zwei Chöre und zwei Orchester, eine andere für drei Chöre und zwei Or-
chester, und eine dritte für drei Chöre und drei Orchester.
Fioravauti, Vincenzo (III, 534), ist zu Rom am 5. April 1799 geboren
(nicht 1810 zu Neapel), seine erste Oper war nFidcineUa molinarov, in welcher
auch der später berühmte Säuger Lablache zum erstenmale auftrat und welche
108 Fiscer — Flaxlaud.
1819 in Neapel in Scene ging. Er hat gegen dreissig meistens komische Opern
geschrieben und starb zu Neapel am 28. März 1878.
Fiscer, Giuseppe und Carlo, zwei Brüder, beide Lautenraacher, welche
in Mailand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts arbeiteten (s. A. Vidal,
Les instruraents a archets).
Fischer, Adoli^he, belgischer Violoncellist, wurde am 22. November 1850
zu Brüssel geboren, woselbst sein Vater eine geachtete Stellung als Kapell-
meister einnahm, sich auch durch die Begründung der ersten Societe chorale
nach Art der deutschen Liedertafeln dauerndes Verdienst erworben hat. Unter
seiner Leitung begann F. seine musikalischen Studien schon in frühester Jugend,
wurde später Schüler des älteren Servais und errang sich bereits im Alter von
sechzehn Jahren, als Zögling des Brüsseler Conservatoriums, den ersten Preis.
Im Jahre 1868 siedelte er nach Paris über, wo sein Talent sich in so reicher
"Weise entfaltete, dass er bald zu den besten Violoncellisten Frankreichs zählte.
Sein erstes Auftreten in Deutschland fällt in die Mitte des November 1875,
wo er in Dresden in einem Concert der Sängerin Natalie Hänisch mitwirkte und
hier sowie in einem bald darauf mit dem belgischen Geiger Colyns veranstal-
teten eigenen Concert von seiten des Publicums und der Presse reichen Beifall
erntete. Einige Zeit danach Hess sich F. in einem Leipziger Gewandhauscon-
cert hören und erzielte auch hier einen so durchschlagenden Erfolg, dass er
sofort für die nächste Saison (1876/77) engagirt wurde. Seitdem hat er seinen
E,uf als Violoncellist ersten Ranges durch wiederholtes Auftreten in allen
grösseren Städten Deutschlands befestigt, und sowol im Solo- wie im Ensemble-
spiel eine Reihe von trefflichen Eigenschaften bewährt, unter denen er vor allem
die harmonische Abgeklärtheit seiner ganzen künstlerischen Individualität und
die Gediegenheit seines musikalischen Geschmackes hervorzuheben ist.
Fischer, Johann, war erst in seiner Vaterstadt Mohrungen und dann um
1595 in Angerburg Organist. Auf der Rathsbibliothek in Thorn befindet sich
ein von ihm verfasstes Manuscript: »Künstlich Tabulaturbuch auff die Orgel
und Instrument abgesetzt und sowol den Organisten als der Jugend dienstlich«.
Es besteht aus einer, nicht mehr vollständigen Sammlung von Fugen, Chorälen,
Cantionen, Canzonetten, Madrigalen und weltlichen Liedern.
Fischer, J. P. A., Organist und Carillonneur, eigentlich Mediciner, ist gegen
Ende des 17. Jahrhunderts geboren, und nachdem er in Utrecht erst an der
lutherischen Kirche Organist gewesen war, wurde er 1737 Organist und Ca-
rillonneur an der Kathedrale daselbst. Hauptsächlich in der Eigenschaft des
Letzteren that er sich hervor, kultivirte aber nebenher die Wissenschaften eben-
falls mit Erfolg. Er gab heraus: 1) » Verhandeling van de MoJcken en fiet hlohken-
spel, benevens een Tcort hericht van de outheit gehruijk, missbruijk en doopen der
klokken, als ooh van zogenaamde wonderMoJcJcena. (G. Krön, 1738.) Eine neue
Auflage erschien 1779 ohne Namen des Autors. 2) siKort en grondig onder-
* wijs van de transpositie , leneffens eenige körte aanmerkingen , over de musik der
ouden, de onnoodigheid van eenige modes, en het ut re mi; Körte en gemakkelijke
methode, om een klavier gelijk te sternmena, Utrecht, G. Stouw, 1728. 3) »Korfe
und noodigste grondregelen van de bassus continuus, benevens verscheidene aanmer-
kingen over desselfs beJiandelingen , voorgesteld en met eenige exempels verklaartv^.
Utrecht, 1733.
Fischer, Karl Ludwig (III, 541), starb am 15. August 1877.
Fischetti, Matteo Luigi, Pianist und Componist, ist zu Martina Franca
in der Provinz Lecco am 28. Febr. 1830 geboren. Er bildete sich zu einem
geschickten Pianisten und Comjionisten, und widmete sich dem Unterriclitsfache.
Ciavierstücke schrieb er gegen zweihundert, auch einige Vocalwerke und drei
Opern, von welchen die erste yyÄida di Scafali« in Neapel, 1873 zuerst aufge-
führt, über hundert Vorstellungen erlebte. Die beiden andern sind: »ia Sorren-
tina« (1873) und y>Altra ßglia di Madama Angot (1874).
Flaxlaud, Gustav Alexandre, Musikalienverleger in Paris, geboren zu
Fldf^icr — Flütoi)hon.
109
Strussburg 1821, erhielt .schon fiüli Unterricht ira Chivierspiel von Laybuch.
Mit sechzehn Jahren kam er nacli Paris, wo er noch einen Cursus in der
Harmonie am Conservatorium durchmaclitc und sich dann dem Unterrichte
widmete. 1847 gründete er mit bescheidenen Mitteln einen Musikalieuverlag,
der in der Folge zu den ersten in Paris zählte. F. unternahm es auch, eine
französische Ausgabe der Werke von R. Schumann und R. "Wagner zu veranstal-
ten. 1870 ging dieses Verlagsgeschäft an A. Durand und Schoeneweck über.
Fk'gier, Ange, Componist, geboren zu Marseille am 22. Februar 1846,
besuchte das Conservatorium dieser Stadt und von 1866 — 70 das Pariser.
Darauf kehrte er nach Marseille zurück. Es erschienen seitdem von ihm:
Cantrtte »Francisca von Rimini«, zwei Üuvei'tureu, Chorcompositionen, Ciavier-
stücke, Gesangstücke (Escudier, Carbouel, Colombier). 1875 errang seine ein-
aktige Oper: »Fatma«, im grossen Theater zu Madiüd aufgeführt, Erfolg. (Der
Ciavierauszug bei Carbonel, Marseille.)
Fleury, Jean, französischer Toukünstler, welcher in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts lebte, war der erste Organist, welcher damit betraut
wurde, die grosse Orgel, die der Erzbischof Robert de Croixmare in der Kathe-
drale von Ronen aufstellen liess, zu spielen. F. war Organist dieser Kirche
von 1467—1483.
Flor, Christian (III, 572). Nach einer handschriftlichen Mittheilung
des Lüneburger Stadtsecretair und Bibliothekar Büttner (CoUectanea etc. 153U bis
1731), starb F. 1697 bei seinem Schwiegersohn zu Neuenkirchen in Holstein,
im Alter von 71 Jahren, demnach muss er 1626 geboren sein. Er hatte von
1660 — 1676 die Cantor- und Organistenstelle an St. Lamberti und dann als
Nachfolger von Franz Schaumkelle auch die Organistenstelle an der St. Jo-
hanneskirche bis 1697 inne. Er gehört zu den gefeiertsten Meistern seiner
Zeit. Seine Söhne:
Flor, Joh. Oeorg, nach des Vaters Tode Organist an der St. Lamberti-
kirche, starb 1728, und
Flor, Grottfried Philipp, von 1708 — 1723, in welchem Jahre er starb,
Organist zu St. Michaelis, waren beide ebenfalls tüchtige Musiker.
Florimo, Francesco (III, 572), veröffentlichte seitdem ein umfangreiches
Werk: nCenno storico sulla Scuola musicale di NapolU. (Neapel 1869 — 1871.
2 Thl. in 8*^). F. ist am 12. October 1800 (nicht 1806) geboren, (s. Paloschi,
»Annuario musicalea.
FlUtophon, ein durch Maurice Baduel in Paris erfundenes, aus mehreren
metallenen Pfeifen, die den kleinem Pfeifen einer Orgel ähnlich sehen, zusammen-
gesetztes Instrument, das auf
dreifache Weise zu verwenden
ist: als Solo-Instrument, oder
in Verbindung mit dem Ciavier,
oder endlich so, dass man es
mit einem, besonders hierzu
verfertigten Gebläse nebst Tret-
vorrichtung verbindet. Im erste-
ren Falle wird es durch den, als
Blasebalg dienenden Schlauch
zum Erklingen gebracht. Durch
eine einfache Vorrichtung kann
es ferner auch mit dem Ciavier
in Verbindung gesetzt werden;
dann bläst man in die verlän-
gerte Röhre und spielt mit der
rechten Hand das Instruinent und mit der linken auf dem Ciavier die Be-
gleitung. Diese Behandlung erfoidert schon einige physische Kraft und erheb-
lichere Fertigkeit der technischen Ausführung. Um diese Behandlung zu er-
IIÜ
Foleggiati — Fontana.
leichtern, ist es ferner mit einem besondern Gebläse und einer Tretvorrichtung
versehen, welche auch ara Clavior befestigt werden kann, sodass auch in diesem
Falle beide Instrumente von einer Person gespielt werden können. Wie der
Name andeutet, ist der Ton des Instruments dem der Flöte sehr verwandt. Er
erfordert ein wol abgewogenes Anblasen; erfolgt dies zu stark, so wird der
Ton um eine Octave zu hoch, ist es zu schwach, so wird der Ton nicht voll
genug und verliert an Wolklang. Um die Stimmung zu reguliren, ist jede
Pfeife mit einem Metallstöpsel (Kern) versehen, der ein- und ausgeschoben
werden kann. Ist die Pfeife zu hoch, so wird er ausgezogen; ist sie zu tief,
wird er eingedrückt. Der Ton des Instruments kann übrigens beliebig lang
ausgehalten werden , und erscheint bei entsprechender Erzeugung runder und
voller als der der Flöte. Das Instrument hat folgenden Umfang:
von:
chromatisch bis:
also im Ganzen 30 Töne. Der Fingersatz ist bei der natürlichen Tonleiter:
„345
P
-■A-
::■£
--^-
:-E=EE§
-\r-
rs.
f
2 I
=t=f=f=i
I 4
^^^m
I
4=1=
bei der Moll-Tonleiter:
^
:; :? -r - * H
tfcEfe^^^M
k^^=E±^^^^E
=t=
11=!:,
2
:3^:
:S:
I
Foleggiati, Ercole, ist Verfasser der Schrift: »iZ Violino esposto geo-
metricamente nella sua costruzione« zwei Theile, Bologna 1873 — 74.
Folz, Michel, Flötist, geboren zu Neapel am 16. Juli 1820, Sohn eines
Flötisten i;nd dessen Schüler, hatte als Knabe von acht Jahren bereits über
zweihundert Concerte gegeben. Zehn Jahr alt, wurde er Mitglied des Theatei'-
orchesters in Neapel, und mit siebzehn Jahren kam er nach Paris, wo er die
Protection Rossinis erwarb. Er machte noch grössere Kunstreisen, hauptsäch-
lich durch England mit grossem Erfolge. Seine Compositionen für Flöte be-
stehen in Vortragspiecen und Fantasien, Variationen über Opernmelodien.
Fontaua, Giov. Battista (111,590), war einer der ausgezeichnetsten Gei-
genvirtuosen seiner Zeit, in Brescia geboren, von wo aus er seinen Ruf begrün-
dete. Er lebte dann in Venedig, später in Rom und zuletzt in Padua, wo ihn
1630 die grosse Pest mit hinwegraffte. 1641 erschienen: y>Sonate a J, 2, 3 peril
Violino, 0 Cornetto, Fagotto, GMtarone, Violoncino o simile altro istromento , del
giä molto illustre Signor Giov. Battista Fontana nell eccellenza diguesta professione
fra i megliori ottimo, Dedicate alV IIV^° e R^^^ Monsignor Abhte Gio. Maria
Eosioli, coj^piero di N. S. papa Urhano VIIIv. In Venezia 1641, appresso
Bartholomeo Magui. Das Werk enthält achtzehn Sonaten, die ersten für
Fontana — Förster. 1 1 X
Violine, Solo und Bass, die folgenden l'iii- eine und zwei Violinen, mit und ohne
Pagott, eine Sonate ist für drei Violinen.
Fontnua, Jules, Componist und Piimist, ist IHK) zu Warschau gehören,
war Schüler des dortigen Conservatoriums und hatte hei .Joseph Eisner Chopin
zu seinem Mitschüler. Anfangs widmete er sich dem Studium der Kechtswissen-
schaften, allein die Ereignisse des Jahres 1830 veranlassten ihn, Militairdienst
zu nehmen. Zur Flucht genöthigt, ging er nach London, um hier als Ciavier-
lehrer sein Lehen zu fristen. Später ging er nach Paris, und trat dort mit Er-
folg als Clavierspieler in die Oeffentlichkeit. 1841 reiste er nach Havannah und
dann nach New- York, wo er his 1850 blieb. Hier veranstaltete er berühmte
Concerte mit Sivori. Nach Chopins Tode gab er dessen nachgelassene Cora-
positioneu bei Schlesinger heraus. Am Sylvesterabend 18G9 machte er in Paris
seinem Leben freiwillig ein Ende. Eine Anzahl seiner Saloncompositioneii sind
in London und Paris und auch in Deutschland und Amerika erschienen.
Fontaine, Antoine Nicol. INIarie (III, 588), starb zu St. Cloud im
Monat April 1846.
Fontanelli, Glam- Josefo, italienischer Lautenraachex', der zu Bologna in
der zweiten Hälfte des 18. Jahi'hunderts lebte. Im Museum der Instrumente
des Pariser Conservatoriums befinden sich (Nr. 160 — 161) zwei Mandolinen von
der Arbeit des F., vom Jahre 1771 und 1772.
Fonteuelle, Grangcs de (111,591), seine ÖTper i^Medee et Jason«, gelangte
am 10. August 1813 an der grossen Oper zur Aufführung, auch wurde an dem-
selben Theater am 25. October 1793 als sein erstes Werk aufgeführt: »La
Montagne ou la Fondation du tenijüe de la libertea (1 Akt).
Forestier, Joseph (III, 592),. gab noch folgendes Werk heraus: nlfono-
grapMe des Instruments ä six pisfons et tubes independants, etudes pratique et
ilieoriques pour le nouveau Systeme de M. Adolphe Sax«. (Paris, Sax, in 8".)
Ein Bruder J. M. Forestier, Flötist, Schüler von Tulon, starb zu Paris am
18. December 1867.
Formes, Theodor (111,596), starb am 15. October 1874 in der Heil-
anstalt Endenich bei Bonn.
Forqueray, Nicolas Grille s, Organist, jedenfalls Verwandter des berühm-
ten Gambenspieler dieses Namens (s. III, 597), geboren 1702 im Dorfe Chaumes,
wo sein Vater Gasthofsbesitzer war, erhielt erst eine bescheidene Stelle unter
den Musikern der königl. Kapelle, später 1757, ersetzte er Couperin als Orga-
nist an der Kirche St. Severin. Auch übernahm er dasselbe Amt an St. Mery,
St. Inuoceuts und St. Laurent. AVegen seiner geschwächten Gesundheit jedoch
zog er sich in sein Heimathsdorf zurück, wo er am 22. October 1764 starb.
Forster, William (III, 599). Diese Lauteumacherfamilie ist durch vier
Generationen bekannt. Der erste derselben, AVilliam, 1713 zu Brampton in
Cumberland geboren, war eigentlich Eadmacher und begann mit Ausbessern
von Violinen sich der Lautenmacherkunst zu nidiern. Sein Sohn William,
geboren 1739, Hess sich 1759 in London nieder und erwarb dort Ruf. Erst
kopirte er die »Stainer«, später »Amati«. Er arbeitete nur vier Contrabässe,
von denen drei für die Musik des Königs Georg III. auf Bestellung ange-
fertigt wurden. Sein Sohn, auch William, geboren 1764, gestorben 1824,
lieferte auch gute Instrumente. Zwei Söhne von diesem, William und Simon
Andre, sind wieder Lautenmacher, besonders scheint der letztere geschickt
zu arbeiten. A. Pougin , Biogr. univ. des musiciens, nennt den einen dieser
Brüder, in Gemeinschaft mit dem Lautenmacher Sandys, als den Verfasser
des Buches: r>The history of the Violina (Londres 1864, in 8).
Förster, Alb an, ist am 23. October 1849 in Reichenbach im Voigtlande
geboren : dort wurde er vom INIusikdirektor R. Blume in der iMusik unterrichtet.
Von 1866 — 69 besuchte er das Dresdener Conservatorium und genoss hier den
Unterricht von Rietz (Composition), Lauterbach (Violine) und Döring (Ciavier).
Nachdem hatte er Stellungen in Carlsbad, Breslau und Stettin iune. 1871
112 Forsterus — Fournel.
ging er als Hofmusiker nach Neu-Strelitz. Plier wurde im December 1875 eine
Operette »Das Flüstern« aufgeführt. Ausserdem schrieb er Ciavierstücke, Lieder
und Stücke füi- Cello, ferner zwei Streichquartette, zwei Trios, Violin- und
Orchesterwerke.
Forsterns (111,599), Georg Forster, Arzt zu Nürnberg, erfahren in der
Philosophie, in Sprachen, in der Musik und Mediciu, legte den ersten Grund
zu seinen Kenntnissen zu Ingolstadt, ward dann am Hofe des Kurfürsten am
Rhein, Pfalzgrafen Ludwig, in Heidelberg erzogen, wo er auch die Universität
besuchte und vom dortigen Kapellmeister und Componisten Laurentins Lemlin
in Gemeinschaft mit seinem »Tisch- und Bethgesellen« Stephan Zierler und
Gaspar Othmayr in der Musik unterrichtet wurde. Er erwarb hier die Gunst
nicht nur der Professoren, sondern auch des Fürsten, der ihn studiren Hess,
1534 ging er nach Wittenberg, wo er mit Melanchthon und Luther Freund-
schaft schloss. Luther vergnügte sich hauptsächlich an seiner Musik und liess
sich verschiedene Gesänge von ihm componiren. Später practicirte F. als Arzt
in Amberg und VVürzburg, ward dann vom Pfalzgrafen am Rhein und Herzog
von Baiern Wolfgang als Arzt nach Heidelberg berufen und machte als Leib-
arzt des Herzogs die Feldzüge wider den Herzog von Jülich und den König
von Frankreich mit. Später ging er wieder nach Nürnberg, wurde Leibarzt
des Abts Friedrich zu Heilsbrunn und starb in Nünberg am 12. Nov. 1568.
Seine Compositionen sind fliessend und stimmgerecht und verrathen contrapunk-
tische Fertigkeit. Besonders aber hat er sich durch seine Sammlung deutscher
Volkslieder (»Ausbund schöner Liedlein«), die in den Jahren von 1539 — 56 in
fünf Theilen erschienen, mit Beiträgen von L. Senfl, Steph. Mahu, Thomas
Stolzer, Sixt. Dietrich, Wolf Grefinger, Jobst von Brandt, Arnold von Brück,
Gasp. Othmayer u. a., unsterbliche Verdienste erworben (Vergl. Eitner: Monats-
hefte für Musikforschung 1849, Nr. 1, 2). Ausserdem veröffentlichte er noch
mehrere Sammlungen geistlicher Gesänge in deutscher, hauptsächlich in latei-
nischer Sprache. Ein zweiter:
Forster, Georg, war seit 1556 Cantor in Zwickau, wurde 1564 in gleicher
Eigenschaft nach Annaberg berufen und 1568 als kurfürstlicher Sänger nach
Dresden. Als solcher empfing er einen Gehalt von 124 fl. Nach dem Tode
von Ant. Scandelli wurde er am 31. Januar 1580 Vorsteher der Cantorei und
Kapelle interimistisch bis 1581, in welchem Jahre Pinelli de Girardis Kapell-
meister und Forster Vicekapellmeister wurde. Nach dem Abgange Pinellis wurde
F. erster Kapellmeister 1586, er starb aber schon im folgenden Jahre 1587 am
16. October (Monatshefte für Musikforschung 1869, I).
Fouque, Pierre Octave, Componist, geboren zu Pau (Basses-Pyrenees)
am 12. November 1844, kam frühzeitig nach Paris, wo er Schüler des ausge-
zeichneten Organisten Chauvet wurde; 1869 erfolgte seine Aufnahme in die
Compositionsclasse des Conservatoriums. Er veröffentlichte seitdem eine An-
zahl Ciavier- und auch Gesangscompositionen, auch gelangten zwei oder drei
Operetten von ihm zur Aufführung. Ferner hat sich F. als Schriftsteller mehr-
fach bethätigt. Er war 1873 Redacteur der Musikzeitung »l'Avenir national«,
lind thätiger Mitarbeiter der »Revue« und »Gazette musicale de Paris«, wie des
Feuilletons vom »l'Echo universel« u. a. d.
Fouquet, Jean, Mandolinist und Componist, lebte in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts zu Paris und gab heraus: »Sia: Duos pour deux violons,
ou deux mandoli7ies, composes dans le goüt italiena.
Fourneaux, Napoleon (IV, 9), gab noch heraus: ylnstrumentologie. Traut
theorique et pratique de Vaecord des Instruments ä sons fixes, Vharmonium, Vorcjue
ä tuyaux et le piano, contenant iine theorie complete d%i temperament musical et
des hattements par Vingenieur N. Fourneaux fils, facteur d'orguesv,. (Paris, Repos.)
Fournel, Fran^ois Victor, unterrichteter französischer Schriftsteller,
geboren' zu Chappy bei Varennes am 8. Februar 1829. Unter seinen zahl-
reichen Schriften befinden sich auch einige, welche die Musik berühren und
Fouruier — Freier. 113
zum Tlicil sehr interessante und neue, den (Jegonstund belrcHende Details ent-
halten. Es sind: nLcs Cuntcmporains de Molicreu (Paris, Didot, 3 Bände in 8^),
ini zweiten Theile eine Geschichte des Jlorhallets enthaltend: »Xe« Sjjeclacles
poptdaires et les Artistes des rwe*«' (Paris, Dentu, 18G;}, in 12). nCuriositts
thedtralen anciennes et modernes, franmises et etramjeresa (Paris, Deluhays, 1850,
in IG). »Ce (luon voit dans les rues de Parisv. (Paris, Deluhays, 1858, in 16).
Fouruier, Edouard, Dr. med., gab ein Buch heraus: nPhysiuloyie de la
voicc et de la parola. (Paris, Delahays, 18GG, in 8".)
Fraac, Guillaume (IV, 12). Die Nachrichten über seine Lebensumstände
sind sehr spärlich, von 1541 — 1545 war er Cantor in Genf, dann bis zu seinem
1570 erfolgten Tode Cantor zu Lausanne. Im Jahre 1565 veröffentlichte er
y>Les Psaumes, mis en Bime frangalse par Cl. Marot ^ Th, de Peze-Geneve« und
zwar auf Veranlassung seiner Vorgesetzten. Vierzig dieser Melodien sind von
F., viele hat er verändert, doch hatte seine Arbeit keinen dauernden Erfolg,
denn nicht nur, dass seine Melodien in kein anderes Psalmenbuch üljerffinjiren,
auch in Lausanne scheint man bald wieder anstatt seiner, die ursprünglichen,
meist weltlichen Liedern entlehnten Melodien des Marot-Bezaschcn Psalters ge-
sungen zu haben.
Frau(^'a, P. Luiz Gonzaga e, Sänger, gegen 1830 zur Kapelle der Pa-
triarchal-Kirche in Lissabon gehörend, zog sich nach der Abdankung des Don
Miguel I., der ihn sehr ausgezeichnet hatte und dem er ei-geben war, zurück.
Er leitete auch die Chorschule der Kathedrale, und ist als Autor des folgenden
Buches zu nennen: nCompendio oic explicagäo methodica das reijras geraes mais
importantes e necessarias .para a intelliyencia do Canto-chao ianto theorico como
pratico, e para suber escrever e compor etc. Lissabon, 1831, in 4*^, 132 S.
Frauclsconi, Giovanni (IV, 14), nennt sich selbst »Le philosoph de
Lusarda«, war Kammervirtuos des Grafen von Hessenstein, lebte nach 1770.
Von ihm erschienen: nSix sonates pour le Violon et basse«. Bieter Mol. sculpt.
Amsterdam 1750. Zu Padua erschienen (1770) 6 Violinquartetten.
' FranQOis, Componist, nur bekannt durch die Gesänge: »Puisque donc via
))iaitresse<i. »Possible ti'est d^avoir plus. y>Pis nepeut me venir Philomenaa (motette),
welche in dem 1530 herausgegebeneu Werke, »Pierre Atteignanfs: Chansons
franQaises ä qiiatre parties etc.a, enthalten sind.
Frank, Ernst, ist am 7. Febr. 1847 in München geboren und im Kloster
Metten (an der Donau bei Deppendorf) erzogen. Die letzten Gymnasialclassen
absolvirte er in München und hier genoss er zugleich den Unterricht von
Franz Lachner in der Musik. "Während er dann die Universität in München
besuchte, war er zugleich als Hoforganist und als Chordirektor am Münchener
Hoftheater thätig. 1868 wurde er Kapellmeister in Würzburg, 1869 Chor-
direktor an der Hofoper in Wien und ging dann 1872 als Nachfolger von
Vincenz Lachner an das Hoftheater nach Mannheim. Nach fünfjähriger Thätig-
keit in dieser Stellung wurde er als erster Kapellmeister nach Frankfurt a/M.
berufen; aber die Zerwürfnisse, welche zwischen dem Intendanten Otto De-
vrient und den Gründern des Theaters entstanden, veranlassten auch ihn, diese
Stellung aufzugeben. 1879 wurde er an das königl. Theater zu Hannover be-
rufen. An Compositionen veröffentlichte er bisher nur einige Lieder. Eine
zweiaktige Oper »Adam de la IIale<i, wurde im Frühjahr 1880 in Carlsruhe mit
Erfolg gegeben.
Frasi, Feiice, wurde 1803 geboren und starb am 8. September 1879.
Freier oder Freyer, August (IV, 52), ist 1803 zu Mukla bei Dresden
geboren, lernte frühzeitig Gesang, Ciavier und Orgel und konnte, 10 Jahr alt,
schon seinen Lehrer auf der Orgel vertreten. Er kam als Jüngling nach War-
schau, wo er Unterricht ertheilte und bei Eisner contrapunktische Studien
machte. In der Folgezeit legte er sich besonders auf das Orgelspicl, erlangte
hierin hervorstechende Fertigkeit und machte als Orgelvirtuos 1834 eine Kunst-
reisc durch Deutschland mit viel Erfolg. Hesse, Mendelssohn und Spohr zoll-
Musikal. Couvers.-Loxikoii. Ergän7ung<;l)and. 8
114 Frescobaldi — Friedrich HI.
ten ihm ihre Anerkennung. Darauf kehrte er wieder nach Warschau zurück;
hier wurde er 1836 nach Eincrts Tode Organist an der evangelischen Kirche.
Er gründete in Warschau einen Oratorienverein, mit dem er grössere Auf-
führungen veranstaltete. Auch selhstschöpfcrisch war er thätig, er componirte
namentlich Orgelstücke und verfasste auch ein Choralbuch.
Frescobaldi, Oirolanio (IV, 54) ist 1580 geboren.
Freubel, Joh. Lud. Paul (IV, 55), wurde zu Namur 1763 (nicht 1770
in Berlin) geboren. Er starb am 21. Mai 1828 in Amsterdam.
Frey, Hans (IV, 56). »Und zwar eine solche Zahl Erliarer Künstler
kan ich nit ausslassen diesen kunstreichen alten Freycr, der in allen Dingen
erfahren war, der Musik hat er Verstand, für einen gutten Harpffenschläger
wurde er berühmt, hat einen gutten Verstand das Wasser mit Luö't in die Höhe
zu bringen, er machte aus Kupffer allerley Bilder Manns- und Weibs-Persohnen,
die waren inwendig hohl und also durchs Gebläs zugerichtet, dass das einge-
gossene Wasser ihnen zum Kopf heraus sprang und an andern Orten mehr in
die Höhe, und mögt ein jeder solchen Brunnen tragen und mitten in einen
Saal setzen und zu zierlicher Ehren gebrauchen, wo dann beim Herren Hanns
Ebner noch einer zu sehen ist. Dieser Frey verheirathet seine Tochter mit
Namen Agnes a. 1494 an den berümbten Mahler und Künstler Albrecht Dürer,
ward Grenander des grossem ßaths a. 1496 und starb a. 1523 den 21. Novem-
ber (Joh. Neudörffers Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werk-
leuten Nürnbergs, 1446 — 1660), nach einer alten Handschrift herausgegeben
von Dr. Friedr. Campe (Nürnberg 1828).« Neudörffer war Zeitgenosse von Frey
und deshalb dürfen seine Nachrichten als authentisch angenommen werden.
Dass F. 1415 bereits zu Bologna glänzte, ist wol ein Irrthum Barons, oder
ein Druckfehler in seinem Werk: »Untersuchung der Lauten«. Möglicherweise
soll es 1475 heissen. Darnach liegt auch kein Grrund vor, ihm einen Sohn zu
geben, dessen Existenz durch nichts weiter bewiesen wird.
Fricci, Antonietta, Frietsche, bekannt unter dem Namen Fricci, talent-
volle Sängerin, im Besitze einer prächtigen Sopranstimme, geboren gegen 1840
in Wien, erhielt am dortigen Conservatorium durch Frau Marchesi ihre gesang-
liche Ausbildung. Nicht ihr Debüt, aber ihre ersten Triumphe feierte sie in
Lissabon. Bei ihrem Benefiz daselbst fuhr sie in einer Hofequipage, begleitet
von zwei Musikchören, nach Hause. Später ging sie nach Moskau und dann
nach London, wo sie gleichen Erfolg errang. Nachdem sie sich mit dem Teno-
risten Neri-Baraldi verheiratet hatte und bis 1866 in Moskau und London ab-
wechselnd die Saison hindurch gesungen, ging sie nach Italien, wo sie in Mailand
wieder besonders viel Glück machte. Die Journale erzählen von dreihundert
Bouquets an einem Abend und ähnlichen Ovationen. Mad. Fricci saug noch
in anderen Städten Italiens und besuchte Cairo und noch wiederholt Lissabon
und London. In grossen pathetischen Partien excellirte sie am meisten.
Friedlowsky (IV, 61), starb am 27. December 1875 in Wien.
Friedrich III., Herzog und Kurfürst zu Sachsen, mit dem Beinamen der
»Weise«, geboren am 17. Januar 1463 zu Torgau, war auch ein eifriger Ver-
ehrer und Förderer der Musik und vortrefflich in dieser Kunst ausgebildet. Die
Gründung der Universität Wittenberg 1502, wie die Berufung Luthers sind sein
Werk. Die deutsche Kaiserkrone schlug er aus und in seinem Leben führte^
er keinen Krieg. In seiner Eigenschaft als Beförderer der Kunst wurde er
für seine Zeit von musikhistorischcr Bedeutung, er übte die Musik selbst vor-
züglich aus und bereitete ihr an seinem Hofe zu Torgau eine der ersten Pflege-
stätten Deutschlands. Als er 1493 seine Heise ins gelobte Land antrat, sorgte
er in seinem Testament für alle Fälle für seine Cantorey ebenso, wie für die
Universität. Die erstere war von seinen Vorfahren bereits gestiftet worden,
aber er erweiterte und verbesserte sie ganz liedeutend. An der, unter Leitung
des berühratüu Marcus Krodel blühenden Schule, Hess er durch einen festan-
gestellten Symphoniacus, so wie durch den Organisten Gesangunterricht erthei-
Fritz - Gabrielli. 115
len, aus den liesten Süngern der Scliule wurde die kurfürstliclie Kapelle zu-
sammengesetzt. An die Spitze derselben stellte er (.'onrad Rupff (s. d.). AVenn
der Kurfürst zum Reichstag ging, nahm (tr seine Cantorey mit und errang mit
ihr grosse Triumphe. Der Kurfürst starb am 5. Mai 152r) und sein Nach-
folger löste die Cantorey auf.
Fritz, Kaspar (IV, 67), von ihm erschienen 1742 in London: nSei Sonate
a I Stromcnfl a Viulino /""* Viola 2''" Viola Cembalo e Violoncellovi.
Frizzi, Benedetto (IV, 67). Sein bedeutendstes Werk ist: «Uisser-
tatione sidla portata dei musicali istromenti con mateniatiche analoghe rißissioni
(Triest 1802).
Frobergrer, Joh. Jacob (IV, 69), war von 1637 — 1657 Hoforganist in
Wien. 1637 ging er mit Unterstützung von Seiten des Hofes nach Kom zu
Frescobaldi. Er starb am 7. Mai 1667 zu Schloss Hericourt unweit Mout-
beliard, wo er bei der verwittweten Herzogin Sibylla von Würtemberg ein Asyl
und eine Stelle als Musiklehrer gefunden hatte. Seine Dresdener Reise fiel
ins Jahr 1656 oder gegen dieses Jahr, als Joh. Georg II. noch Kurprinz war.
Sein "Werk: -»Diversi ingegnossisime, rarissime e non piii viste curiose etc.» er-
schien nicht 1714, sondern bereits 1693 in Mainz.
Trojo, Giovanni, Musicograph, geboren zu Catanzaro am 1. Juni 1847,
welche Stadt auch der Ort seiner Wirksamkeit wurde, nachdem er in Neapel
seine musikalischen Studien vollendet hatte. F. veröffentlichte mehrere Com-
positiouen, darunter eine dreistimmige Messe, mit Orchester. Ferner eine Ciavier-
schule »Ecole du »lecanisme (Mailand, Vismara) und die zwei Schriften: y>Sa(jgio
storico-critico intorno alla Musicaa (Catanzaro, 1873). y>Osservazioni sulla Musicav.
Fromental, Louis Nicolas, Componist, geboren in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts, wurde an der Kathedrale zu Rouen, in welcher er als Chor-
knabe seine musikalische Laufbahn begonnen, 1728 erster Kapellmeister. Eine
Sinfonie und fünf oder sechs Motetten seiner Composition, die durch ihre
Schönheit niberraschten, verhalfen ihm früh zu dieser Stellung. Er brachte
nachdem noch einige Messen zu Gehör, starb aber schon 1737.
Fitmai^alli. Ausser Adolph F. (IV, 85), sind noch einige Tonkünstler
dieses Namens, wahrscheinlich Anverwandte desselben zu nennen:
Fnmagalli, Disma, Pianist, geboren zu Inzago am 8. September 1826.
Schüler des Mailänder Conservatoriums, zur Zeit Lehrer an demselben, ver-
öffentlichte gegen 250 Clavier-Salonstücke.
Fnmagalli, Polibio, ausgezeichneter Pianist und Orgelspielei-, zu Inzago
am 26. October 1830 geboren, gab gleichfalls eine grosse Anzahl von Com-
positionen desselben Genres heraus, darunter: »Ascetica tnusicalea, Op. 235,
(Mailand, Lucca), eine Sammlung von fünfzehn Oi'gelstücken.
Fumagalli) Luca, ebenfalls sehr tüchtiger Pianist, zu Inzago am 29. Mai
1837 geboren, Hess sich 1860 in Paris mit vielem Beifall hören, und lieferte
eine grosse Zahl von zum Theil sehr ansprechenden Claviercompositionen. 1875
wurde in Florenz »Louis XL«, ein lyrisches Drama in vier Akten, von ihm
aufgeführt. Am Conservatorium zu Mailand befanden sich ausser diesen noch
drei Zöglinge desselben Namens Carlo, Giulio und Amalia F.
G.
«abrielli, Nicolo (IV, 99), geboren am 21. Februar 1814.
(ilabrielli, Giov. Baptista de, wirkte in Florenz um 1715: war ein sehr
fleissiger und geschickter Geigenbauer, der sehr sorgfältig arbeitete und stets
ausgezeichnetes Holz und einen hellen durchsichtigen, gelben Lack zu seinen
Instrumenten verwendete. Seine Bratschen und Cello sind vortrefflich, nament-
lich die letztern haben hohen Werth.
8*
ll(j Gabrielski — Gambogi.
Oabrielski, Julius (IV, 99), starb um 26. Mai 187B in Berlin.
Gurte, N. W. (IV, lOü), ist am 22. Febr. (nicht October) 1817 geboren.
Gail, Edm6 Sophie Garre (IV, 108), ist zu Paris am 28. Aug. 1775
geboren (nicht zu Melun 1776). (s. Th. Lhuillei', »Note sur quelques musiciens
dans la Briei.)
Gallay, Jules, Violoncellist, Mitglied der Jury bei den Weltausstellungen
in Paris 1867 und Wien 1873, geboren 1822 zu St. Quentiu (Aisne), gab
mehrere, hauptsächlich den Instrumentenbau betreffende Schi-iften heraus: 1) y>Les
Instrmnents ä archet ä VExposition universelle de JS67<i (Paris, imp. Jouaust
1867 in 12", 67 p.); 2) »ies Luthiers Ualiens aux XVII et XVIII siecles,
nouvelle edition du Parfait Luthier {la Chelo)iomie) de Vahhe Sibire, suivie de
notes sur les maitres des diverses ecoles». (Paris, Academie des Bibliophiles,
1869, in 12.) 3) y>Le mariatje de la musique avec la danse (Wiederabdruck
desselben Werkes von Guillaume du Manoir) precede d'une introduction histo-
rique et accompagnc de notes et eclaircissementsa (Paris, Academie des Bibliophiles,
1870, in 12"). 4) -»Les instruments des ecoles italiennes, catalogue precede d'une
introdtiction et suivi de notes lur les principaux maitresu. (Paris, Gand et Ber-
nadel, 1872, in 12".) 5) r>Bapport sur les instruments de musique (a archet)^
public 1875. (Paris, Imprim. nat.)
Gallegos, J., spanischer Mechaniker, ist der Erfinder eines Instruments,
welches er »Philharmonische Harfe« nennt. Das Instrument enthielt die tiefen
Saiten des Violoncell, eine vollständige Guitarre, und die Saiten der hohen
Töne der Harfe.
Galetti-Gianoli, Isabelli, bemerkenswerthe Sängerin der Gegenwart, die
sich in Italien berechtigten Ruf ei'warb, ist gegen 1835 geboren. 1860 begann
sie ihre Bühnenlaufbahn in Brescia, sang dann in Neapel, London, Madrid und
in Mailand, worauf sie für eine, in Italien aussergewöhnliche Gage in Eom
engagirt wurde. Später besuchte sie wieder die Orte ihrer Triumphe. Ihre
Gesundheit wurde jedoch in der letzten Zeit schwankend. •
Galli, Amintore, Componist und Musikschriftsteller, geboren zu ßimini
in Italien am 12. Oct. 1845, Schüler des Conservatoriums in Mailand, schrieb
mehrere, mit Erfolg aufgeführte Opern: y)Cesare al Hubiconea; »il Risorgimento,
il corno d'oro«^] ferner das Oratorium y>Ohristo al Golgotaii; ein Stabat mater und
mehrere Messen. Für die Chorgesangschule in Mailand speciell schrieb er das
Buch: »X« Musica ed i Musicisti dal seeolo X sino ai nostri giorni, ovvero
Biografie cronologiche d'illustri onaestriv^. (Mailand, Canti, 1871, in 8".) Seine
erste schriftstellerische Arbeit war y>VArte foneticav- , in Vorbereitung sind die
folgenden: y>V Ortofoniav. und »Zö Musica militare in Europa«..
Gallo, Ignazio (IV, 115), ist (nach Franz Florimo) 1789 zu Neapel ge-
boren und besuchte als Schüler Scarlattis das Conservatorium dei Poveri di
Gesü Cristo.
Gallns auch Galli, Anton, Componist der Niederlande des 16. Jahi-hun-
derts, lieferte Gesänge für die oft genannte Sammlung des Pierre Phalese,
1555 — 1556 : »H'emier livre des chansons etcs.
Gainll)iui, P. Andrea, Componist von Kirchenmusik, geboi-en 1665 zu San
Lorenzo a Vaccoli bei Lucca, starb in Lucca 1725. Von seinen Compositionen
sind keine erhalten, jedoch berichten die Register der Congregation der heiligen
Cäcilie dieser Stadt, dass von 1700 — 1713 sieben Seelenmessen für vier Stimmen
und grosses Orchester von Gambini, bei Gelegenheit der Feste, welche diese
Vereinigung zu Ehren ihrer Schutzpatronin jährlich feierte, aufgeführt wurden.
Gambini, Carlo Andrea (III, 121), nicht Alberto, ist am 22. Oct. 1819
geboren und starb in Genua am 14. Februar 1865.
Gainboa, Pedro de, Componist und Musiklehrer in Portugal, wo er um
1640 dem Orden der Benedictiner angehörte. Seine Compositionen, die rühm-
lich erwähnt werden, blieben ungedruckt.
Gauibog-i, P. Francesco, Kirchencoiuponist, zu Camaiore im Herzogthum
(Jamueci — G<aiHlolti. 117
Luccii gel)oren {^t'ji'fii 171."> und gestorben 1781, war Musiklelirer am Seminur
St. Michel, und nachdem Kapellmeister an einer der Kirchen in Camaiore. Sein
bestes AVerk ist ein Oratorium r>Giufteppe riconoaciutoa, von welchem die Partitur
in den Archiven der geistlichen Brüderschaft der Schutzengel zu Lucca auf-
bewahrt ist. Zwischen 1743 — 1778 schrieb G. gegen zwanzig Seelenmessen,
vierstimmig mit Instrumentalbegleitung, welche am Cilcilienfeste in Lucca auf-
geführt wurden.
Gamucci, Baldassare, Componist und Musikschriftsteller, zu Florenz am
14. December 1822 geboren, widmete sich nach beendeten Musikstudien dem
Unterricht, und gründete im Jahre 1849 den Gresangvercin »del Carmine«. Er
erhielt später die Direction der Chorgesangschule am Conservatorium in Florenz.
Zu seinen Comi^ositionen gehören: Sechs Messen drei- und vierstimmig;
ein Requiem für vier Männerstimmen und Orchester; mehrere Messen ;V capclla;
»Beatrice gli JEsuli in Bahiloniafi ; eine italienische Paraphrase des 14. Psalm;
Psalme, Motetten, Litaneien, Hymnen u. a. a capella und mit Orchester; die
Oper nGhistnonda di Salernoa (nicht aufgeführt). Als Schriftsteller bethätigto
sich G. durch ein Elementar-Lehrbuch der Musik: r)Rudimenti di lettura musi-
cale per uso di tutti gV Istituti si puhlici che privati d'Italia«. Zwei Auflagen ;
und durch das Schriftchen: »Intorno alla vita ed alle opere di Luigi Cherubini,
Fiorentino, ed al monumento ad esso innalzato in Santa Oroce«. (Florenz, Bar-
bero 18fi0. in 8^, 60 p. mit Portrait.) Ausserdem schrieb er für die Memoiren
der Akademie, deren Mitglied er ist, zahlreiche Aufsätze.
Oand, Charles Frangois, Lautenmacher zu Paris, Schüler des berühm-
ten Lautenmachers Nicolas Lupot, übernahm 1824 dessen Atelier, aus welchem
bis 1845, dem Jahre seines Todes, nur anerkannte Instrumente hervorgingen.
Er verfertigte auch diejenigen Instrumente für die königl. Kapelle der Tuille-
i'ien, welche zur Vervollständigung derselben noch fehlten. Nachdem die Her-
stellung derselben von Lupot begonnen und ziemlich zu Ende geführt worden
war, ging diese ganze Sammlung selten schöner Instrumente bei dem Brande
der Tuillerien 1871 verloren. G. war auch der Instrumentenmacher für das
Conservatorium, und lieferte viele Jahre die Violinen und Cellos für die preis-
gekrönten Schüler desselben. Seine beiden Söhne:
Gand, Charles Adolph, gestorben 24. Januar 1866 und:
Gaud, Eugene, jetzt Associe von Bernadel, waren seine Mitarbeiter
und Nachfolger.
Gandini, Antonio (IV, 123), ist zu Modena am 20. August 1786 ge-
boren, er starb auf seiner Villa Formigione am 10. Sept. 1842. Sein Sohn:
Gandini, Alessandro, geboren 1807 zu Modena, war Schüler seines Vaters
und Nachfolger desselben im Amt als Hofkapellmeister zu Modena. 1827 wurde
seine erste Oper Demetrio aufgeführt; in der Zeit von 1829 — 1833 aber die
vier, irrthümlich seinem Vater zugeschriebenen Opern : y>Zdira<i; » Isahella di Lara» ;
«Maria di Brahante<i und ■aÄdelaide di Borgognav-, Ausserdem schrieb er noch
mehrere Gelegenheitscantaten: t>La FedelfrU; r>la Fatav^ und »?"Z Genio di Modene«,
Kirchen- und Kammermusikcompositionen. Er starb am 17. December 1871.
Nach seinem Tode wurde das durch zwei Freunde vervollständigte, von ihm
rcdigirte Buch herausgegeben: y>Cronisieria dei Teatri di Modena dal 15^9 al
JS7J del maestro Alessandro Gandini, arrichita dHnteressanti notizie e continuata
sino al j)resente da Ltiigi Francesco Valdrighi e Giorgio Ferrari Moreni«. (Modena,
1873, 3. B.)
Gandolfl, Riccardo, Componist, geboren zu Voghera im Piemontesischen
gegen 1839, kam nach Neapel um unter Carlo Conti Musik zu studircn, kehrte
aber mit seinen Eltern nach einiger Zeit nach Florenz zurück, wo er unter
Mabellini seine Studien fortsetzte. 1863 erschien in Mailand seine erste ernste
Oper: nAldina« und 1865 zu Turin seine Oper: nll Paggio«, welcher 1872 zu
Genua y>il Confe di Monreah folgte. G. machte sich auf dem Gebiete der Kir-
chen- und sinfonischen Musik ebenfalls bekannt. Es sind zu nennen: ein Re-
1 1 (j Gabrielski — Gambogi.
(ilabriclski, Julius (IV, 99), starb am 26. Mai 1878 in Berlin.
Gade, N. W. (lY, lOü), ist am 22. Febr. (nicht October) 1817 geboren.
«all, Edme Sophie Garre (IV, 108), ist zu Paris am 28. Aug. 1775
geboren (nicht zu Melun 1776). (s. Th. Lhuiller, »Note sur quelques musiciens
dans la Briet.)
Gallay, J u 1 e s , Violoncellist, Mitglied der Jury bei den Weltausstellungen
in Paris 1867 und« Wien 1873, geboren 1822 zu St. Quentiu (Aisne), gab
mehrere, hauptsächlich den Instrumentenbau betreffende Schriften heraus: 1) »ies
Instruments ä archet ä V Exposition universelle de JS67<.<. (Paris, imp. Jouaust
1867 in 12", 67 p.); 2) »Les Luthiers Italiens aux XVII et XVIII siecles,
nouvelle edition du Parfait Luthier {la Ohelo?iomie) de Vahhe Sihire, suivie de
notes sur les mattres des diverses ecoles«. (Paris, Academie des Bibliophiles,
1869, in 12.) 3) »Le mariage de la musique avec la danse (Wiederabdruck
desselben Werkes von Guillaume du Manoir) precede d^une introduction histo-
rique et accompagne de notes et eclaircissementsa (Paris, Academie des Bibliophiles,
1870, in 12"). 4) »Les instruments des ecoles italiennes, catalogue precede d'une
introduction et suivi de notes lur les principaux maitresa. (Paris, Gand et Ber-
nadel, 1872, in 12°.) 5) »Happort sur les instruments de musique (a archet^a
publie 1875. (Paris, Imprim. nat.)
Gallegos, J., spanischer Mechaniker, ist der Erfinder eines Instruments,
welches er »Philharmonische Harfe« nennt. Das Instrument enthielt die tiefen
Saiten des Violoncell, eine vollständige Gruitarre, und die Saiten der hohen
Töne der Harfe.
Galetti-Gianoli, Isabelli, bemerkenswerthe Sängerin der Gegenwart, die
sich in Italien berechtigten Euf erwarb, ist gegen 1835 geboren. 1860 begann
sie ihre Bühnenlaufbahn in Brescia, sang dann in NeaiDel, London, Madrid und
in Mailand, worauf sie für eine, in Italien aussergewöhnliche Gage in Rom
engagirt wurde. Später besuchte sie wieder die Orte ihrer Triumphe. Ihre
Gesundheit wurde jedoch in der letzten Zeit schwankend. «
Galli, Amintore, Componist und Musikschriftsteller, geboren zu Rimini
in Italien am 12. Oct. 1845, Schüler des Conservatoriums in Mailand, schrieb
mehrere, mit Erfolg aufgeführte Opern: y>Cesare al Hubiconea; y>il Risorgimento,
il corno d^orov.'^ ferner das Oratorium y>Christo al Golgotav.\ ein Stabat mater und
mehrere Messen. Für die Chorgesangschule in Mailand speciell schrieb er das
Buch: »iö Musica ed i Musicisti dal secolo X sino ai nostri giorni, ovvero
Biograße cronologiche d'illustri maestri«. (Mailand, Cauti, 1871, in 8".) Seine
erste schriftstellerische Arbeit war y>VArte fonetica<i , in Vorbereitung sind die
folgenden: r>V Ortofoniafs. und »Z« Musica militare in Europav..
Gallo, Ignazio (IV, 115), ist (nach Franz Florimo) 1789 zu Neapel ge-
boren und besuchte als Schüler Scarlattis das Conservatorium dei Poveri di
Gesü Cristo.
Gallns auch Galli, Anton, ComjDonist der Niederlande des 16. Jahrhun-
derts, liefex'te Gesänge für die oft genannte Sammlung des Pierre Phalese,
1555 — 1556: »^emier livre des chansons etc.a
Gambini, P. Andrea, Componist von Kirchenmusik, geboren 1665 zu San
Lorenzo a Vaccoli bei Lucca, starb in Lucca 1725. Von seinen Compositionen
sind keine erhalten, jedoch berichten die Register der Congregation der heiligen
Cäcilie dieser Stadt, dass von 1700 — 1713 sieben Seelenmessen für vier Stimmen
und grosses Orchester von Gambini, bei Gelegenheit der Feste, welche diese
Vereinigung zu Ehren ihrer Schutzpatronin jährlich feierte, aufgeführt wurden.
Gambini, Carlo Andrea (III, 121), nicht Alberto, ist am 22. Oct. 1819
geboren und starb in Genua am 14. Februar 1865.
Gaiuboa, Pedro de, Componist und Musiklehrer in Portugal, wo er um
1640 dem Orden der Benedictiner angehörte. Seine Compositionen, die rühm-
lich erwähnt werden, blieben ungedruckt.
Gauibogi, P. Francesco, Kirchencoraponist, zu Camaiore im Herzogthum
(iamuL-ci — Gandnlti. 117
LuccH goluti-cii l;(l;< 11 171."> uiul j^ostiM'bcii 17H1, w,ti- ■Musikh'lirtr um Seminar
St. Michel, und naclnlcin Kapellmeister an einer der Kirchen in (Juinaiürc. Sein
bestes AVerk ist ein Oratorium nOiuscppe riconosciutoa, von welchem die Partitur
in den Archiven der geistlichen Brüderschaft der Schutzengel zu Lucca auf-
bewahrt ist. Zwischen 1743 — 1778 schrieb G. gegen zwanzig Seelenmessen,
vierstimmig mit Instrumentalbegleitung, welche am Cäcilienfestc in Lucca auf-
geführt wurden.
Gamucci, Baldassare, Componist und Musikschriftsteller, zu Florenz am
14. Deccmber 1822 geboren, widmete sich nach beendeten Musikstudien dem
Unterricht, und gründete im Jahre 1849 den (resangverein »del Carmine«. Er
erhielt später die Direction der Chorgesangschule am Conservatoriura in Florenz.
Zu seinen Compositionen gehören: Sechs Messen drei- und vierstimmig;
ein Requiem für vier ^Männerstimmen und Orchester; mehrere Messen ä capella;
nBenfrice gli EsuU in JBabilonia« ; eine italienische Paraphrase des 14. Psalm;
Psalmc, Motetten, Litaneien, Hymnen u. a. a capella und mit Orchester; die
Oper »G/iismonda di Saleriioa (nicht aufgeführt). Als Schriftsteller bethätigtc
sich G. durch ein Elementar-Lehrbuch der Musik: y>Ru(Jimenti di lettura muai-
cale per uso di tutti gV Istituti si publici che privati d'Italiau. Zwei Auflagen;
und durch das Schriftchen: rtlntorno alla vita ed alle opere di Luigi Cherubini,
Fiorentino, ed al monumento ad esso innalzato in Santa Crocea. (Florenz, Bar-
bero 1869, in 8*', 60 p. mit Portrait.) Ausserdem schrieb er für die Memoiren
der Akademie, deren Mitglied er ist, zahlreiche Aufsätze.
Gand, Charles Fraugois, Lautenmacher zu Paris, Schüler des berühm-
ten Lautenmachers Nicolas Lupot, übernahm 1824 dessen Atelier, aus welchem
bis 1845, dem Jahre seines Todes, nur anerkannte Instrumente hervorgingen.
Er verfertigte auch diejenigen Instrumente für die königl. Kapelle der Tuille-
rien, welche zur Vervollständigung derselben noch fehlten. Nachdem die Her-
stellung derselben von Lupot begonnen und ziemlich zu Ende geführt worden
war, ging diese ganze Sammlung selten schöner Instrumente bei dem Brande
der Tuillerien 1871 verloren. G. war auch der Instrumentenmacher für das
Conservatorium, und lieferte viele Jahre die Violinen und Cellos für die preis-
gekrönten Schüler desselben. Seine beiden Söhne:
Gand, Charles Adolph, gestorben 24. Januar 1866 und:
Gaud, Eugene, jetzt Associe von Bernadel, waren seine Mitarbeiter
und Nachfolger,
Gaudini, Antonio (IV, 123), ist zu Modena am 20. August 1786 ge-
boren, er starb auf seiner Villa Formigione am 10. Sept. 1842. Sein Sohn:
Gnndini, Alessandro, geboren 1807 zu Modena, war Schüler seines Vaters
und Nachfolger desselben im Amt als Hofkapellmeister zu Modena. 1827 wurde
seine erste Oper Demetrio aufgeführt; in der Zeit von 1829 — 1833 aber die
vier, irrthümlich seinem Vater zugeschriebenen Opern : itZdiraa; »Isabella di Laraa ;
»Maria di Brabanfe« und ■oAdelaide di Borgognaa. Ausserdem schrieb er noch
mehrere Gelcgenheitscantaten : »La Fedeltn«.; »la Fataa und »il Genio di Modhie«,
Kirchen- und Kammermusikcompositionen. Er starb am 17. December 1871.
Nach seinem Tode wurde das durch zwei Freunde vervollständigte, von ihm
redigirte Buch herausgegeben: »Cronisteria dei Teatri di Modena dal J5'S0 al
JSIJ del maestro Alessandro Gandini, arrichita d'interessanti notizie e contiunata
sino al presente da Luigi Francesco Valdrighi e Giorgio Ferrari More/ii«. (Modena,
1873, 3. B.)
Gaudolfl, Riccardo, Componist, geboren zu Voghera im Piemontcsischen
gegen 1839, kam nach Neapel um unter Carlo Conti Musik zu studiren, kehrte
aber mit seinen Eltern nach einiger Zeit nach Florenz zurück, wo er unter
Mabellini seine Studien fortsetzte. 1863 erschien in INIaihind seine erste ernste
Oper: »Aldinaa und 1865 zu Turin seine Oper: »II Paggio«, welcher 1872 zu
Genua »il Conte di MonreaU folgte. G. machte sich auf dem Gebiete der Kir-
chen- und sinfonischen Musik ebenfalls bekannt. Es sind zu nennen: ein Rc-
H3 Garani — Gassier.
quiem, eine Messe, eine Sinfonie für grosses Orchester, ein Psalm, eine Cantate,
eine Elegie für Yioloncell mit Begleitung von Qujirteti, Harfe und Harmonium;
die meisten dieser Compositionen wurden mehrfach mit Beifall aufgeführt. Bei
Lucca in Mailand erschien ein Album Gesangatücke »Pennieri ed aß'cUiv.. G.
ist Mitglied mehrerer Akademien und Kitter mehrerer Orden.
Oaraui, Michel Angelo, lebte in Bologna (1685 — 1720), war ein fleissigcr,
geschickter Gi igenmacher, der Straduari mit Erfolg nacheiferte; besonders sind
seine Bratschen geschätzt. Ein
Garnni, Nicolo, lebte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Neapel;
er arbeitete nach den Modellen des Nicolo Gaghiano und zeichnete sich be-
sonders durch saubere Arbeit aus. Seine Instrumente haben einen vollen und
weichen Ton.
Garcia, Jose Mauricio Nunes, Componist, wurde vom König Joäo VI.
von Portugal, während dessen Aufenthalt in Rio de Janeiro in Brasilien, zu
seinem Kapellmeister ernannt. 1807 während Portugal von der französischen
Armee besetzt wurde, verliess fast der gesammte Hof Lissabon, und der König,
der seine Kapelle mit sich führte, nahm Wohnsitz in Rio de Janeiro. Garcia,
1767 in Rio geboren, befand sich zu jener Zeit dort, und starb auch da-
selbst 1830. Seine musikalische Bildung hatte er in einer Musikschule er-
halten, welche in einem dortigen Jesuitenstift unterhalten wurde und in welcher
Neger beiderlei Geschlechts Unterricht erhielten. Die Etablissements des Or-
dens befanden sich in Santa-Cruz, in der Nähe von Rio de Janeiro, auf den
ausgedehnten Besitzungen desselben. Die Methode, nach welcher unterrichtet
wurde, war schon durch frühere Leiter der Anstalt eingeführt woi'den, und hatte
zu bedeutenden Resultaten geführt. Die Neger führten Vokal- und Instrumen-
talmusik mit ziemlicher Vollkommenheit aus. Es waren sehr geschickte Spieler
verschiedener Instrumente und Sänger unter ihnen. Bei den religiösen Cere-
monien wurde die Musik ausschliesslich von diesen Negern, ja sogar ganze
Opern wurden von ihnen ausgeführt. Die letzteren waren von den Brüdern
Marcos und Simao Portugal componirt. G. war einer der hervorragendsten
Schüler dieses eigenthümlichen Conservatoriums und wurde vom König neben
Marcos Portugal zu seinem Kapellmeister, gleichzeitig zum Abbe und Ritter
des Christusordens ernannt. G. war in der Musik sehr untei-richtet, von seinen
Compositionen ist leider nichts erhalten, man nennt jedoch ein Te Deum, welches
1791 in Rio de Janeiro aufgeführt wurde. Er besass die grösste Bibliothek
von Musikalien in Brasilien. Ob überhaupt, und in welchem Grade der Ver-
wandtschaft G. zu der in Europa berühmten Familie gleichen Namens steht,
ist nirgends gesagt.
Gariboldi, Giuseppe, Flötist und Componist, von Geburt Italiener, ver-
öffentlichte in Frankreich eine grosse Anzahl Compositionen, hauptsächlich für
die Flöte. Es gehören dazu: y>Vingt etudes chantantes«, Op. 88 (Paris, Leduc).
yiPetite ecole de la mtisique d^enseffible et d^ aecompagnement pour piano avec flute
ou violon, ad libitum«. (Bruxelles, Schott.) f>Le Repos de l'etude, dix fantaisies«,
Op. 49 (id. ib.). Eine grosse Anzahl von Fantasien über Opernmelodieu für
Flöte; zwei einaktige komische Oj)ern, aufgeführt zu Versailles am 5. Sept. 1872;
eine Operette: »ie Reve dhm ecolierv.; Romanzen und Gesänge.
Gasperini, A. de (IV, 135), ist gegen 1825 geboren und starb am 20. April
1868 in Paris. Es erschienen noch von ihm: -dLü Nouvelle Allemagne musical.
Richard Wagner« (Paris, Heugel 1866) und y>Almanach des Musieiens de Vavenir
pour 1867«. (Paris, libr. du petit Journal.)
Gassicr, Edouard, ausgezeichneter Barytonsänger, geboren 1822 in Frank-
reich, trat früh ins Pariser Conservatorium als Gesangschüler ein, und errang
daselbst als solcher nacheinander sechs Preise. Nachdem er an der Opera
comique kurze Zeit gesungen hatte, begab er sich nach Italien und Hess sich
in Palermo, Mailand, Venedig und dann in "Wien mit vielem Beifall hören.
In Spanien, wohin er dann ging, verheiratete er sich mit der Sängerin Josefa
Gaaaier — GHUssnin. 1 19
Feriiuiulcz. (s. d.) BtiiU' uuteinaliinuu uun gi;inc'inscliH('tHch Oiistspielrcison, sie Han-
gen iu Madrid, Barcelona und Sevilla und wmdcu besonders in den Jahren 1810 bis
18Ö2 in Spanien sehr pfel'eiert. Dann besuchten sie Paris, London und Moskau
und kehrten nach Spanien zurück, hier starb Mad. (klassier nicht lange darauf.
Ihr Gatte überlebte sie nur einige Jahre, er starb in der Havanna am
18. December 1871.
Gassicr, Josefa Ferunndez ^lad., war zu Bilbao in Spanien 1821 geboren
und starb in Madrid an einer Nervenkrankheit am 8. October 18()G. Sie hatte
eine schöne klare und äusserst bewegliche Stimme, die Rosine im Barbier war
eine ihrer Glanzrollen; sie sang dieselbe in Mailand während weniger Monate
sechsunddi'eissigmal. Der vielgesungene Walzer von Venzano wurde für sie
als Einlage zu dieser Oper geschrieben.
Gatayes, Guillaume, Pierre Antoine (IV, 14U), ist zu Paris im Uctober
1846 gestorben.
Gntayes, Joseph Leon, starb in Paris am 1. Februar 1877.
Gaultier, dramatischer Componist aus den letzten Jahren des 18. Jahrhun-
derts, schrieb für das Theater der jungen Künstler in Paris die Musik zu folgen-
den Opern, Feerien und Pantomimen: »Phenix ou Vlle des Vieillesu, feei'ies 4 actes,
1796. y>Zephir et Flore ou Rose (Tamourn f. 2 actes, 1797. »Ze Dcdit opera
comiquev, 1 Akt, 1798. »ie nid d'amour«, opera comique, 1 Akt, 1798. »Vert-
Vert QU le Perroquet de Nevers«, opera comique, 1 Akt, 1800. y>Frosine ou la
Negressea, opera comique, 1 Akt, 1801. »ie Petit Poncet, ou VOrphelin de la
F6ret<i, feerie 5 Actes. y^Josepht, drame pantomime 5 Actes.
Ganntlett, Henri John Dr., Organist, Componist und musikalischer Schrift-
steller, wurde zu Wellington in der Grafschaft Salop 1806 geboren. Für den
geistlichen Stand bestimmt, besuchte er zunächst die Schule seines Vaters,
welcher Vicar zu Olney (Grafschaft Bucks) war. Nachdem er dann das Studium
der Theologie mit dem der Rechtswissenschaft vertauscht hatte, gab er auch
dies auf, um nach seiner schon früh gehegten Neigung die Musik zum Beruf
zu erwählen. 1827 erhielt er eine Oi'ganistenstelle an der Kirche St. Olaf
in Southwark (London). Die Unvollkommenheit dieser Orgel gab G. die Ver-
anlassung, für Verbesserung dieser und anderer Orgeln in London energisch
einzutreten und so erhielten die Kirchen Olaf und mehrere andere in London,
Manchester, Birmingham, Ashton und Liverpool neue Orgeln. Mit demselben
Eifer trat G. für eine Verbesserung des Kirchengesanges ein, besonders in
Betreff der Begleitung der Hymnen und der Wiederherstellung des Gregoriani-
schen Gesanges. Eine Reihe von Schriften über diesen Punkt, die er verfasste
und der Oeffentlichkeit übergab, lassen wir hier folgen: 1) '»the Psalmist«,
1836 — 1841; 2) »Church Hymn and tune Book^, 1843 — 1851 (in Gemeinschaft
mit W. S. Blew); 3) y>The Hymnal for Matins and Fvensongv, 1844 (in Ge-
meinschaft mit C. C. Spencer); 4) »The comprehensivc tune Book<i, 1846 — 47
(mit Kearns); 5) ^Psalter arranged to ihe ancient Tones, witli harmonies for the
Organ, 1847; 6) y^Hallelnjahn, 1848; 7) »The 0/iurch Musieian<i, 1850; 8) ^^Con-
gregational Psalmist«, 1851; 9) »Manual of psalmodg«, 1860; 10) »Specimens
of a cathedral Psalter«; 11) nThe Fnci/clopaedia of the chant«.. Noch ist G. als
Mitarbeiter der folgenden AVerke: y>OJ'/tce of Praise«; y>Tunes, New and Ohh ;
y>Church Psalter and Hymnah, (Harland); nParish Church IL/mnah zu nennen;
auch ist er Herausgeber mehrerer Sammlungen von Weihnachtsgesängen (Christ-
mas Carols); Anthems; Te Deums und Glorias, ein Band Hymnen und Glorias;
das St. Mark's Tune Book; eine Sammlung Hymnen für kleine Kinder (Hymns,
for Little Children) u. a. ^842 verlieh ihm der Erzbiischof von Canterbury
den Titel Doktor der Musik, ein Recht, von welchem seit dem 16. Jahrhundert
keiner der Prälaten Gebrauch gemacht hatte. G. war Organist des Hospital
St. Barthelemy und stai'b zu London am 21. Februar 1S76.
Gaussoin, Auguste Louis, Componist und Musikschriftsteller, ist am
4. Juli 1814 zu Brüssel geboren und starb daselbst am 11. Januar 1846. Sein
120 (iaiiütT — Gelin.
Viitcr, von GIcljurt Franzose, Neffe des l)crülimtcn Mailieinatikcrs Bczonl, war
Professor am Lycenm zu Lüttich iwid später zu Brüssel, wo er sich 1814 als
Belgier naturalisiren Hess. Gr. erhielt eine sorgfältige wissenschaftliche Er-
ziehung, bei welcher auch seiner Vorliebe für musikalische Studien Rechnung
getragen wurde. Er widmete sich ziinächst eifrig Gesangsstudien, die er jedoch
iius Gesundheitsrücksichten wieder aufgeben musste, worauf er sich ausschliess-
lich der Composition zuwandte. Eine eben begonnene Lehrerthätigkeit am
Conservatorium war er genöthigt, ebenfalls wieder aufzugeben, und beschäftigte
sich seitdem nur als Componist und litterarisch, indem er für mehrere belgische
Journale zahlreiche Artikel schrieb. 1843 war er Eigenthümer des Journal
»la Belgique musicale« geworden, und er unternahm die beträchtliche Arbeit
einer Geschichte der belgischen Musik, die er in dem Journal veröffentlichte.
Sie wurde ins Französische, Holländische und Deutsche übertragen. Zu seinen
Comjjositionen gehören: eine Anzahl Romanzen und viele Musikstücke leich-
teren Genres, ferner »Serenade für Orchester«, von den Schülern des Conser-
vatoriums zu Brüssel, zur Feier der Ernennung von Fetis zum Direktor desselben,
ausgeführt. »Album lyriquea, veröffentlich, in Bois le Duc; »ia Chute des feuilles<t,
Elegie, in der Gesellschaft der heiligen Cäcilie aufgeführt; »Ze poete mourantv,
Cantate; »Za mort du Contrebaiidiera, Cantate; nAlhum de chanta (Brüssel 1842).
Ouvertüre für grosses Orchester (aufgeführt 1842 in Brüssel) u. a.
Gaiitier, Jean Frangois Eugene (IV, 145), starb am 3. April 1878.
Gavadia, Joanne, Gattin von Marcus Houtermann, war eine sehr unter-
richtete Musikerin, starb aber schon, kaum 26 Jahr alt, am 25. Juli 1577 in Rom.
Oaztambide, Joaquin, ein in Spanien durch seine komischen Opern sehr
populär gewordener Componist, geboren 1822 zu Tudela in Navarra, erhielt
früh Unterricht in der Musik, zuerst in seiner Vaterstadt von einem dortigen
Kapellmeister und dann in Pampelona, wohin er 12 Jahr alt kam, von einem
Organisten Jose Guelbenzu. Zwei Jahre später übernahm er die Stelle eines
Contrabassisteu am dortigen Theater und 1842 machte er es möglich nach
Madrid zu kommen und im dortigen Conservatorium im Ciavierspiel und der
Composition seine Kenntnisse zu vervollständigen. Bald darauf unternahm er
mit dem Flötisten Sarmiento und dem Hoboisten Soler eine ei'folgreiche Kunst-
reise. Nach der Rückkehr übernahm er zunächst die Direction eines unter-
geordneten Chores und erhielt dann die Musikdirektorstelle am Theater »del
Princijie«. Jetzt begann er zu componiren und trat mit einer kleinen komischen
Oper (Zarzuela) hervor, die ihm so glückte, dass er dies Gebiet weiter pflegte
welches sein erfolgreichstes wurde. Er componirte in ungefähr fünfund-
zwanzig Jahren gegen vierzig derartige ein-, zwei- und dreiaktige Opern, von
denen mehrere weit über hundert Vorstellungen erlebten und ihn in Spanien
dui'chaus populär machten. Zu denen, die den meisten Erfolg erzielten gehören:
y>Gatalina<i, »una Viejaa, »los Maggaresv, r>El Valle de Andorra^, »El Juramento«,
y>Eti las Astas del Toro».. G. leitete in Madrid zwei der besuchtesten Opernbühnen
und die Concerte mehrerer Concertgesellschaften. Gleichzeitig war er Professor
am Conservatorium und wurde mehrfach mit äussern Ehrenzeichen bedacht. Er
starb am 18. März 1870 in Madrid. Die vollständige Liste seiner Opern giebt
Pougin im ersten Nachtragsbande S. 370 der »Biogr. univ. des musiciens« von Fetis.
Oaztambide, Xaver, lebt in Madrid als Theaterkapellmeister und brachte
daselbst die dreiaktige Oper »Estrella de Beleni und »iVb« mas ciegosv Zarzuela
zur Aufführung.
Gazzanig-a, Marietta, italienische Sängerin der Gegenwart, geboren 1824
zu Voghera, war mit einer ausgezeichnet schönen Sopranstimnie, die auch treff-
lich geschult war, ausgestattet; sie Hess sich in den grossen Städten Italiens
und Amerikas höi-en, und errang überall wo sie auftrat den grössten Beifall.
Für sie schrieb Verdi die Partie der Louise Miller in der gleichnamigen Oper.
1849 feierte sie in der Havanna die grössten Triumphe.
Gelin, Nicolas, ein seiner Zeit gerühmter französischer Sänger, debütirte
(ioatili — Gerold. 121
1710 in Paris im nOarnacnl i/u Farnassea von Mondonvillc. Er sclmf später
den Hidraot in der Annida von Gluck als eine seiner besten Partien. G. starb
am 22. oder 2.'{. Doccmbcr 1810 im vorgerückten Alter.
(jcntili, Raffaeli', talentvoller dramatischer C'omponist, dcHscn Kntwick-
luni,' durch einen IVülicu Tod uuterliroclicn wurde, war in Rom 181)7 geboren
und starb daselbst am 7. August 1867 an der Cholera. Aufgeführt wurden in
Rom drei seiner Opern: »Stefania« 1860, darauf »Werther« und im März
1867 »Rosamonda«.
Geraldy, Jean Auton Just, ausgezeichneter französichcr Sänger und
Gesanglehrer, geboren am ö. October 1808 in Frankfurt a'jM., wo sein Vater
als Kriegscommissar der französischen Armee verweilte. Er erhielt ausser seiner
guten wissenschaftlichen Erziehung, auch schon früh in Gemeinschaft mit seinen
Geschwistern Gesangunterricht, machte, nachdem er die Schulen in Nancy und
(.'Olmar und die Bergakademie zu St. Etienne besucht hatte, 1827 die Examinas
als Ingenieur und gelangte 1830, zur Zeit der Revolution, nach Paris. Nach-
dem die Ruhe daselbst wieder hergestellt war, entschloss er sich, ausschliesslich
sich mit Musik zu beschäftigen. Sein Vater, dessen Zustimmung er erhielt,
siedelte darauf von Colmar nach Paris über und führte ihn zu Garcia, der ihn
gegen ein Honorar von 6000 Francs zum Sänger auszubilden übernahm. Da
Garcia 1832 bereits starb, sorgte dessen Sohn Manuel für die weitere Ausbil-
dung. G., der auch einen Cursus der Harmonielehre auf dem Conservatorium
durchmachte , trat nun in die Oeffentlichkeit, und zwar als Concertsänger. Er
debütirte mit der Arie des Grafen aus Figaros Hochzeit von Mozart, und ge-
wann gleich bei seinem ersten Auftreten die Gunst Meyerbeers. G. war einer
der bestgeschultesten und stilvollsten Sänger von Intelligenz und gutem Ge-
schmack, ebenso ausgezeichnet im Voi'trag grosser dramatischer wie heiterer
Oompositionen. 1837 als er in Brüssel in Gemeinschaft mit de Beriot in einem
Concert auftrat, nahm Fetis Gelegenheit, ihn als Lehrer für das Conservatorium
zu gewinnen, eine Thätigkeit, welche er zwischen Paris und Brüssel theilte, da
er an jedem der Orte sechs Monate des Jahres verweilte. Er bildete an beiden
Orten eine grosse Reihe trefflicher Schüler. In Venedig hatte er am Anfang
spiner Laufbahn auch auf kurze Zeit das Theater betreten, war jedoch sehr
schnell auf sein eigentliches Gebiet zurückgekehrt. G. veröffentlichte: nTrente
etudes melodiques pour toutes les voixa (en 2 suites, Paris, Brandus) und eine
Anzahl von Romanzen und Gesängen, von denen einige sehr beliebt wai'en.
Gerard oder Geraert, Jean, niederländischer Componist des 16. Jahr-
hunderts, von dem drei Gesänge in der Sammlung von sechs Büchern des
Pierre Phalese, zu Löwen 1555 — 1556 herausgegeben, enthalten sind.
Gerl, Franz (IV, 195), Mozart schrieb für ihn den Sarastro und 1771 auch
die Bassarie y>Per questo hello mono«.
Gerle, Hans (IV, 195), 1532 erschien in Nürnberg bei Formschneider sein
bedeutendes Werk: »Musica Teutsch, auf die Instrument der grossen und kleinen
Geigen, auch Lautten, welcher massen mit grund und art jrer Composizion aus
dem Gesang in die Tabulator zu ordnen vnd zu setzen ist.«
Gennaiu, JosejDh Louis, war, nach Vidal y>Les Instruments ä archeta, ein
vorzüglich geschickter Instrumentcnmachei-, zu Mirecourt am 23. Juli 1822 ge-
boren, kam 1840 nach Paris, wo er in den Werkstätten von Grand perc und
Vuillaurae arbeitete, und sich dann 1862 selber etablirte. 1870 kehrte er nach
Mirecourt zurück und hier starb er "noch in demselben Jahre am 5. Juli.
Gerold, Julius Victor, königl. hannoverscher Armee-Musikdirektor, ist
zu AVakknburg in Sachsen als Sohn eines Stadtmusikus geboren. 1830 trat
er als Stabshoi'nist in das Hornistencorps des Garde- Jäger- Regiments zu Han-
nover ein und wurde 1833 zum Direktor desselben trnannt. Er war Virtuos
auf dem Klappenhorn und organisirte die Horumusik nach der neueren Be-
setzung. 1846 wurde er Armee-Musikdirektor; als solcher erwarb er sich grosse
Verdienste um Verbesserung und Veredelung der Militairmusik. Er war der
122 Gerono — Gianettiui.
Erste, der grössere klassische lustrumentalwerke, wie die .Siiifunien von Beethoven
für Militairmusik, arrangirtc. Von seinen Compositionen fanden Lieder und
Tänze weitere Verbi'citung ; ausserdem schrielj er zahlreiche Märsche (260) und
Fackcltänze. Er starb am 9. August 1876 zu Rethen bei Hannover.
Oerono, Christoph (IV, 207), starb zu Paris im September 1868.
Gerster, Etelka, die schnell berühmt gewordene Sängerin ist zu Kaschau
in Ungarn im Juni 1857 geboren und erhielt durch Frau Professor Marchesi
ihre Ausbildung. Am 8, Januar 1876 trat sie zum ersten Male im Theater
»Fenice« in Venedig auf und machte bereits solches Aufsehen, dass der Impres-
sario Carlo G-ardini sie sofort zu einer grösseren Gastspieltour engagirte. Diese
führte sie auch nach Berlin 1877, wo sie in Kroll's Theater unerhörte Triumphe
ex-rang. Am 16. April 1877 verheiratete sie sich in Pest mit Gardini. Ihre
ältere Schwester:
Gerster, Kauser, ist gleichfalls eine treffliche Sängerin.
Gesualdo, Carlo (IV, 228), ist geboren um 1550 nicht 1650.
Ghebart, Guiseppe, trefflicher italienischer Violinist, geboren zu Piemont
am 20. November 1796, Schüler von Radicati, trat 1814 in die königl. Kapelle
zu Turin und wurde 1824 zum Soloviolinisten ernannt. 1846 erhielt er die
Oberleitung der Instrumental- und Kammermusik, und 1832 wurde er Chef des
Theaterorchesters. Er dirigii-te auch seit 1817 die Concerte der Philharmo-
nischen Akademie. Man sagt, dass seine zahlreichen Schüler von ihm auch mit
deutscher Kammermusik bekannt gemacht worden wären. Er starb zu Mailand
am 22. Januar 1870, mehrere Violinconcerte, Duos, Etüden, Ouvertüren, Quartette
und Quintette, zwei Messen, ein Miserere und andere Compositionen hinterlassend.
Gherardeschi, Joseph (IV, 235), starb zu Pistoja 1815.
Gherardeschi , Luigi, Sohn von Joseph G., zu Pistoja am 5. Juli 1791
geboren^ war Schüler seines Vaters bis zu dessen Tode; kam dann nach Floi-enz
zu Disma Ugolini, wo er noch achtzehn Monate studirte. In seine Vaterstadt
zurückgekehrt, erhielt er die durch den Tod seines Vaters fi'ei gewordene Stelle
als Kapellmeister der Kathedrale, welche er bis 1866 inne hatte. G. schrieb
zahlreiche Kirchencompositionen, und auch eine weltliche Cantate Cristoforo
Colombo, aufgeführt in der Akademie zu Pistoja. Er starb am 21. März
1871. Sein Sohn:
Gherardeschi, Gherardo, ein Schüler von Mabellini, folgte wiederum ihm
im Amte 1866.
Ghersem, Gaugeric de (IV, 236), (Gaugerici Gery) ist gegen 1570 in
Tournai (Darnick) geboren und sang daselbst wahrscheinlich auch als Chorknabe
an der Kathedrale. 1585 ging er nach Madrid in die Hofkapelle Philipps II.
und studirte hier bei dem aus seiner Vaterstadt stammenden Kapellmeister
George de la Hele, einem der besten Meister seiner Zeit, und dann unter dessen
Nachfolger im Amte, Phil. Rogier gründlich Musik. Nach Rogier's Tode wurde
Gaugeric dessen Nachfolger und gab auf den testamentarisch ausgesprochenen
Wunsch R.'s dessen Comj)ositionen heraus (1598), denen er noch eine 7stimmige
Messe eigener Composition zufügte. Sehnsucht nach seinem Vaterlande ver-
anlasste ihn 1604 seine Stelle niederzulegen und nach seiner Heimath zurück-
zukehren. Er wurde in Brüssel Kapellmeister der Hofmusik, später des Ora-
toriums des Erzherzogs Albert und der Isabella und 1608 auch Canonicus
an St. Gudula zu Brüssel. Am 24. December 1614 promovirte er zum Canonicus
von Tournai; 1622 vertauschte er eine Pfründe, die er an der Kirche Saint-
Wandru zu Mons besass, mit einer andern der Kirche St. Gobert zu Brüssel
gehörigen, und seitdem lebte er als Lehrer ausgezeichneter Schüler, wie Phil.
Bernard (f 1656), bis an seinen am 25. Mai 1630 in seiner Vaterstadt erfolgten
Tod. Er hinterliess: Messen, Motetten und in Spanien gedruckte Villancicos
(Gesänge für Weihnachten und das Drei-Königsfest).
Gianettiui, Antonio (IV, 239), auch Zanettini genannt, wurde in Venedig
GiftDiietti — Gigout. 123
am 1. Mai 1686 geboren. Zu seinen Werken f^'ehören noch die Oratorien:
nJeftcvL und nil Marlirio di Santa Oiiisfina».
(jiauuotti, Kufiiiclc, (icsunglchrer und Cumi)ünist, geljoren zu Spoledo
am 16. April 1817, trat, nachdem er bereits Vorstudien gemacht, 1837 ins
Conservatorium zu Neapel ein, welches er erst 1844 verliess, und sich dem
(lesang-Untcrricht und der Composition widmete. Von seinen Opern wurden
drei zu Neapel aufgeführt: nGille/tav, 2 Akte 185U: r>La ßglia dd Filo/av,
2 Akte 1852; r>La Colomba di Barcelonas, 3 Akte 1855. Ausser diesen Werken
veröffentlichte er noch eine grosse Anzahl Gesänge und grössere Kirchencompo-
sitionen, darunter drei Messen für vier Stimmen, zwei mit Orchester, eine drei-
stimmige Messe mit Orchester; ein Stabat mater; zwei Ouvertüren für grosses
Orchester u. A. 6. starb in Neapel im August 1872.
Giuuuiui, Giovacchino, Organist, Pianist und Componist, geboren zu
Lucca am 20. März 1817, schrieb mehrstimmige Kirchenstücke im a capella
Styl, auch mit Instrumentalbegleitung, die in Lucca mehrfach aufgeführt wurden.
Auch eine Messe für die heilige AVoche, zwei mehrstimmige Cantaten mit In-
strumentalbegleitung; die Cantate von Manzoni »der fünfte Mai« für Gesang
mit Clavierbegleitung. G. ging gegen 1844 nach Brasilien, wo er 1861 starb.
Grianniui, Salvatore, Pianist, Lehrer und Componist, geboren zu Neapel
am 24. December 1830, verötfentlichte bei den Hauptverlegern Italiens nach
und nach 270 Claviercorapositionen und einige religiöse zweistimmige Stücke.
Ausserdem einige AVerke für den Elementar-Musik-TJnterricht. Sein Sohn:
Gianniui, Giacomo, geboren zu Neapel am 27. Februar 1856, ist Vio-
loncellist, ein zweiter
tiianuini, Alberto, geboren am 18. April 1857, Pianist.
Giauotti, Antonio, italienischer Tonkünstler des siebzehnten Jahrhunderts,
Hess im Jahre 1685 in einem Kloster zu Modcna ein Oratorium -nMaddalena
pentitati aufführen.
Gibert oder Gisbert auch Gispert, Priester und Componist, in der zweiten
Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts zu Grauadella (Provinz Lerida) geboren,
studirte bei dem Kapellmeister der dortigen Kathedrale Antonio Sala. Er selbst
wurde später Kirchenkapellmeister, und zwar von 1800 — 1804 in Taracena und
darauf in einem Kloster zu Madrid, wo er am 27. Februar 1818 starb. Er
soll in seinen Compositionen im ä capella Styl das Trefflichste geleistet haben,
sowol was die Form als den Inhalt und AVolklang derselben betrifft. AVeniger
AVerth haben seine Messen, Te Deum, A^espei'n u. dergl. mit Instrumentalbe-
gleitung (s. Balthasar Saldoni, -oEfemerides de musicos esjpanolesa).
Gide, Casimir (IV, 243), starb zu Paris im Februar 1868. Seinen
AVerken sind noch hinzuzufügen: y>Les trois Catherinen, komische Oper in 3 Akten,
November 1830 (in Gemeinschaft mit Adam); y>Les Jumeaux de la Ueole«, musi-
kalisches Drama in sieben Bildern, 22. Februar 1831 und die Musik zu vier
Ballet-Pantomimen, zum Theil in Gemeinschaft mit Carlini.
Giely, Abbe, Almosenier der Triuitatiskirche von Paris, veröffentlichte
zahlreiche religiöse Compositionen, darunter: nAmour au Sacre-Coeura für Solo,
Chor und Orgel, ein Heft (Paris, ßepos); »Echos de Väme jjieuse, chants solenneis
ä la Sainte- Viergea , mit Orgelbegleitung, ein Heft, ebenda; »ZTne Couronne u
notre mere, chants solennels, solos et choeursv, mit Oi'gelbegleitung, ibid.; nGuirlando
ä Marie, chants ä la Sainte- Vierffe<i, ibid. und viele andere ähnliche Sammlungen.
Gigout, Eugene, Professor, Componist und Organist, geboren zu Nancy
am 23. März 1844, zeigte als Kind so viel Anlage zur INIusik, dass man ihn
im jachsten Jahre bereits im Gesang und den Anfangsgründen der Harmonie
unterrichtete. Auf A^erwendung des Erzbischofs Men.jaud von Nancy wurde (i.
1857 nach Paris in die Niedermeyersche Schule für Kirchenmusik daselbst ge-
schickt. Hier erhielt er nacheinander die Preise für die sämmtlichen Discipli-
nen, und übernahm endlich, obgleich er auch andere Anerbietungen erhielt, an
derselben Schule den Unterricht, erst für Chorgesang, dann für Harmonie,
124 Gil — Giorza.
Contrapunkt und Fuge. 1H63 erhielt er die Organistenstelle an St. Augustin,
wo er nach dem Vorgange seines Lehrers Niedermeyer in anderen Kirchen, für
eine Reform der Harmonisirung und besseren Ausführung des Choralgesanges
wirkte. Auch für die Chorgesangschule zu Nancy harmonisirte er einige Messen,
welche daselbst veröffentlicht wurden. Von eigenen Compositionen hat er heraus-
gegeben ein Heft »Trois pieces j)our orguea, Paris, Richault und das wichtigere
ÄVerk: nChants du graduel et du vesperal romains harmonises ä quatre voix avec
redtiction d'orgue ad libitum, d'apres le traite d'accompagnement du plain-cliant de
L. Niedermeyer et J. d^ Ortigue«, Paris, Heugel, 3 vol. in 8".
Gil, Joaquin, spanischer Musiker, am 26. Januar 1767 zu Valencia ge-
boren, war Lehrer des Chorgesangs am Seminar St. Thomas zu Villanuova und
veröft'entlichte 1820 zu Madrid: »Breve instruccion del canto llanov..
Gil y Llagostera, Cajetan, genannt G-ilet, Flötist und Componist, geboren
zu Barcelona den 6. Januar 1807, war erster Flötist der Oper und der Kathe-
drale zu Barcelona während einer langen Reihe von Jahren. Er veröffentlichte;
zwei Sinfonien für grosses Orchester, zwei Messen mit Orchester, ein Requiem
mit Blasinstrumenten, vier Fantasien für Flöte mit Clavierbegleitung, ein Trio
für drei Flöten. Neue Uebungen für eine Flöte. Eine Unzahl von Tänzen
für grosses und kleines Orchester.
Gildemyn, Charles Ferdinand, Organist und Componist, geboren zu
Brügge am 18. August 1794, starb daselbst am 22. März 1854. Er war Organist
der Kirche Notre Dame zu Brügge von 1807 bis zu seinem Tode. Eine
komische Oper von ihm: y>Edmond et Henriette ou la Iieconciliatio7i«, wurde im
September 1819 in Brügge aufgeführt. Veröffentlicht sind nur: »O Salutarisa
für Tenor und der Ciavierauszug einer Sinfonie. Seine zahlreichen übrigen
Compositionen blieben Manuscript.
Gilkes, Samuel, englischer Lautenmacher, geboren 1787, gestorben 1827,
dessen Instrumente noch in England geschätzt sind, war Schüler seines Ver-
wandten Charles Harris. Sein Sohn William, ebenfalls Instrumentenmacher,
arbeitet hauptsächlich Contrabässe.
Gilles, Jean (IV, 246), starb am 5. Februar 1705.
Gllliers, Jean Claude, einer der fruchtbarsten französischen Operncom-
ponisten, der seiner Zeit viel Erfolge erzielte und von Ch. Poisot in seiner
Geschichte der Musik in Frankreich sogar zu den Begründern der französischen
komischen National-Oper gerechnet wii'd. Von 1699 bis 1734 schrieb er sech-
zehn komische Opern , ausserdem viele Arien und Divertissements für Stücke,
die in der Comedie fran^aise aufgeführt wurden. Die Titel dieser Stücke und
seiner Opern giebt Pougin, y>£iog. univ. des musiciensa. Nachtrag I, S. 379.
Gimenez Hugalde, Ciriaque, Kirchencomponist und Organist in Spanien,
in Pamplone am 25. Februar 1828 geboren, erhielt den ersten Unterricht vom
Vater und besuchte später das Conservatorium in Madrid, wo er unter Eslava
Composition studirte. 1865 erhielt er eine Kapellmeisterstelle in Toledo. Unter
seinen Landsleuten ist Gr. als einer der ausgezeichnetesten Componisten reli-
giöser Musik der Gegenwart angesehen. Aus seinen zahlreichen Compositionen,
die in Psalmen, Motetten, Litaneien und Messen bestehen, werden ein Miserere
und eine Messe in Es-dur hervorgehoben,
Giorgetti, Ferdinando (IV, 248), geboren am 25. Juni 1795, starb daselbst
am 23. März 1867. Er veröffentlichte: »Metodo per esercitarsi a hen suonare
Valtoviolaa. Milano Ricordi.
Giorza, Paolo, Componist, Sohn eines Opernsängers, der ihm auch den
ersten Musikunterricht ertheilte; geboren 1832 zu Mailand; erwarb sich in
Italien Popularität durch Balletmusik, die er in überraschender Menge schrieb.
Neununddreissig Ballete mit seiner Musik wurden in Italien aufgeführt, ausser-
dem veröffentlichte er noch eine grosse Anzahl von Tänzen, leichte Ciavier-
stücke und auch einige religiöse Musik. Auf die Aufforderung Garibaldis
I
Giosa — Glockon-Accordion. 125
schrieb CJ. 1HG6 die Musik zu einer Kriegshymne, zu der der Secretair (juri-
buldis, PlanluUi, die Verse geachriebou liatte.
Giosa, Nico hl de, dramatischer Compouist und Kaiiellmeister, geboren zu
Bari am 5. Mai 1820, studirtc zuerst Flöte bei seinem älteren IJruder Giuseppe,
dann bei Enrico Daniele und nachdem er 1831 ins Conservatorium zu Neapel
eingetreten war, bei Pasq. Bougiorno. Compositionsuntcrricht erhielt er von
Roggi, Zingarelli und Douizetti. Während er noch Zögling dieser Anstalt war,
schrieb er mehrere Stücke für Flöte, Fagott, Violoncello, mehrere Ouvertüren
für grosses Orchester, Kirchenmusik, Gebet für eine Sopranstimmc, Chor und
Orchester, eine Trauerhymue, zwei Operetten. Nicht ohne INIühe brachte er
seine erste komische Oper »/« Cana degli Arfistia am Theater Nuovo in Neapel
auf die Bühne, die sehr gut aufgenommen wurde. Es folgten 1845 «Elvinaa,
in 3 Akten und 1850 die komische Oper »iJon C/iecco«, welche einen 1)«-
deutenden Erfolg erzielte, so dass sie über alle italienischen Bühnen ging und
sich bis jetzt auf dem ßepertoir erhalten hat. Mit keiner seiner später ge-
schriebenen Opern, zehn bis zwölf an der Zahl, erzielte G. ähnlichen Eindruck,
einige derselben fanden wenig und noch einige gar keinen Anklang. Er ver-
suchte es auch mit einer ernsten Oper »Folco (TArlenfi, die ebenfalls keinen
nachhaltigen Erfolg erzielte, nebst der Oper »Guido Colmarn, 1851 und 52 am
San-Carlo-Theater zu Neapel aufgeführt. Sehr geschätzt und beliebt ist G.
in Italien, als Componist von Romanzen und Canzoneu. Dieselben erschienen
je drei bis sechs zu einem Album vereint, von denen die gelungensten die
Titel führen y>Aure JBartenopeev^ (Mailand, Bicordi); »La Cetra capricciosau;
ytOmaggio a Bari«; »Stör nelli d'ainore«; »Gioja e dolore«; »ie Ganzoni d^Italiaa;
»Omaggio alla Principessa Marglierita« ; »Moncensio«; »Ore d^estasi«; nOmaggio
a Donizetti«; »Montecatini« ; y>A Stella mia«; »Serenate di Mergellina« u. s. w.
G. übte die Functionen eines Kapellmeisters an verschiedenen Theatern Neapels,
in Venedig und am italienischen Theater in Cuiro.
Giraud, Frederic, französischer Theoretiker, Organist der Kirche St. Joseph
zu Grenoble, veröffentlichte ein umfangreiches A\'erk: »ie Polycorde, ou Nouveau
Traite theorique et jjvatique de musique vocale et instrumentale« (Grenoble,
Tauteur. 2 vol.)
Girelli, Giovanna Barbara, vorzügliche Sängerin, mit feiner biegsamer
Stimme und grosser Kehlfertigkeit; sang 1762 in Bologna in Glucks: »iZ trionfo
di Glelia«; 1766 gehörte sie der italienischen Oper zu Berlin an; 1768 und
1769 concertirte sie in Deutschland. 1772 war sie Prima Donna der Wiener
Hofoper und Mozart schrieb für sie die Silvia in dem gleichnamigen Festspiel.
Girod, P. Louis, Mitglied der Gesellschaft Jesu, verfasste und gab das
folgende Handbuch heraus: »Gonnaissance pratique de la facture des grandes
orgttes, ouvrage indispensable ä ceux qui sont charge de acquisition d'un orgue ou
de son entretien«. Namur, Wesmael Charlier, 1875 in 8*'.
Giaglini, Antonio (IV, 256), starb in Folge plötzlich eingetretener Geistes-
störung in seiner Vaterstadt Fano (nicht Fermo) am 12. October 1865.
Giuliani, Giovanni Domenico, Kirchencomponist, geboren zu Lucca
gegen 1670, war Kapellmeister der Kirche San Michele in foro daselbst. Zahl-
reiche Compositionen von ihm sind dort noch aufbewahrt und werden zuweilen
noch aufgeführt. Es sind drei und vierstimmige Messen, vierstimmige Psalmen
a capella, Motetten u. a. Von 1700 — 1708 schrieb G. vier Seelenmessen zur
Feier des Cäcilientages in Lucca. G. starb 1830.
Gladstoue, Francjis Edward, Organist und Componist einiger religiöser
Stücke, gab heraus: »Tlie organ Student' s«, London, Augener, in drei Auflagen.
Gläser, Franz Joseph (IV, 256), gel)oren am 29. April 1799 und starb
am 30. August 1861. Die angeführte Oper heisst: »Brgllupct red Gomosofn«.
(Die Hochzeit am Comersee.)
Glareau, Heinrich (IV, 257), starl) am 2S. März 1563 (nicht Mai).
Glocken-Accordiou s. Accordion.
12G Glover.
(Jlover, Howard, ausgezeichneter uud vielseitiger englischer Tonkünstler,
geboren um G. Juni 1819 zu Kilburn, war der zweite Sohn einer Ijerülimten
Schauspielerin Mistrcss Glover und erhielt zunächst Unterricht im Violinspiel
von dem Violinisten Wagstaff, Kapellmeister der englischen Oper am Theater
Lyceum in London. Mit fünfzehn Jahren trat G. als erster Violinist in das
Orchester seines Lehrers, damals das beste in London, ein. Nachdem er sich
ein Jahr später als Componist versucht hatte, mit einer dramatischen Scene
mit Orchester »O fatal houra, aufgeführt in der Gesellschaft »British Musicians«,
unternahm er mehrjährige Reisen nach Italien, Deutschland und Frankreich,
wo er Studien im Gesang, Ciavier- und Violinspiel und der Oomposition machte
und die Meisterwerke der vornehmsten Componisten jener Länder näher kennen
lernte. Sehr bereichert an Kenntnissen kehrte er nach England zurück, wo er
sich dann bald vortheilhaft bekannt machte, sowol als Violinspieler wie als
Accompagneur und Componist entsprechender Lieder, die er meistens nach
Worten von Shelley componirte. Er unternahm nun eine Concertreise mit dem
Sänger Braham und begleitete später Jenny Lind als Accompagneur auf ihrer
Reise durch Schottland. Nach London zurückgekehrt, gründete er dort mit
seiner Gattin eine musikalisch dramatische Akademie, die erste der Art in Lon-
don, und führte die Schüler dieses Instituts nach Vollendung des ersten Cursus,
in einer Reihe sehr bemerkenswerther Concerte vor. Unter andei'en führte er
mit ihnen die Iphigenie in Tauris von Gluck auf. Er ging mit diesen Schülern
auch nach Manchester, wo er mit Hinzuziehung einiger Sänger und Sängerinnen
eine Reihe von Vorstellungen grosser lyrischer Werke gab. Nach dem glän-
zenden Erfolg derselben unternahm es G. in Gemeinschaft mit seinem Bruder
Edmund, in den Provinzen Englands regelmässige Opernaufführungen zu ver-
anstalten, die er dirigirte und in denen hauptsächlich Schüler seiner Akademie
mitwirkten. Bei einer solchen Aufführung war es auch, dass G., um eine Vor-
stellung möglich zu machen, den Dirigentenstab niederlegte und in der Partie
des »Edgar in Lucia di Lammermoor« auftrat. In Liverpool sang er diese
Partie noch öfter, ebenso eine Partie in seiner eigenen oft aufgeführten Oper
»T//e Coqiiette'i. Als er von diesen Zügen wiederum nach London zurückgekehrt
war, wurde ihm die Redaction des musikalischen Theiles der »Morning Post«
angetragen, die er übernahm und länger als fünfzehn Jahre höchst erfolgreich
durchführte. Während dieser Zeit machte er sich auch als Componist einen
Namen. Es erschienen eine grössere Anzahl von Romanzen, ferner Hero und
Leander, eine dramatische Scene, die viel Beifall fand, ferner Ouvertüre zu
Manfred; die komische Oper riAmintati am Hay-Market aufgeführt; y>Tam OShun-
terv-; Cantate, nach einem Text von Robert Burns, aufgeführt beim Musikfest
in Birmingham; Comala, dramatische Cantate; eine Fest- Cantate zur Feier der
Vermählung der Princess Royal ; y>Ruy Blas«, grosse Oper, aufgefühi't im Covent-
Garden Theater 1861; eine reizende Operette nOnce too oftenv., aufgeführt im
Drurylane- Theater; die Texte zu den beiden letztgenannten Werken sind von
ihm selber verfasst. Mehrere dieser Compositionen errangen bedeutende Er-
folge. Seine Verdienste um die Förderung der guten Musik in England wurden
genügend anerkannt und sein Biograph erklärt ihn einer hohen musikalischen
Stellung wohl für würdig. (The Musical World, 26 aoüt 1865.) Nichtsdesto-
weniger verliess G. 1868 England und seinen immerhin ehrenvollen Platz und
ging nach Amerika, wo er sich in New- York niederliess. Er lieferte noch
einige bedeutendere Compositionen; zahlreiche Romanzen und Balladen erschie-
nen bei Peters, Diston, Pond, Hall. Aber trotz Aufbietung von Talent und
Arbeitskraft, verlor er den Boden unter den Füssen immer mehr. Der Kummer
über das unverdiente, wenig günstige Loos seiner zahlreichen Familie rüttelte
an seiner Gesundheit und warf ihn zuletzt noch auf ein langes und schmerz-
haftes Krankenlager, von dem er am 28. October 1875 durch den Tod erlöst
wurde. Eine seiner Töchter uud seine Schülerin Miss Nellie Glover soll ein
bemerkeuswerthes musikalisches Talent besitzen.
Glnck — Götz, 127
Oluck, Christoph Willibald Kitt.-r von (IV, 270). Die für ^[ail;.Mj
geschriebenen Opern: »Arfasersea (1711), »Demofontru (1742) und »Sofonishra
(1744) gingen nicht verloren, sondern erschienen seiner Zeit in mehrfachen
Ausgaben; wie beispielsweise »Dcrnofonfeu in zweiter Auflage, 1747 in Mailand.
Die 1763 aufgeführte Oper »Eziou war jed(!nfalls eine Umarbeitung einer frühe-
ren gleichnamigen. Nach dem, in der königl. Bibliothek in Dresden befind-
lichen Textbuch wurde »Ezio« bereits 17r)0 in Prag aufgeführt. Bei der Wiener
Auffuhrung im Jahre 17G3 wird die Oper ausdrücklich als »von Neuem in
Musik gesetzt« bezeichnet.
Gobelli, Francesco, einer der bedeutendsten Schüler des Straduarius und
als solcher die andern Meister des Geigenbaues venetianischer Schule über-
strahlend, arbeitete in Venedig in den Jahren von 1690 — 1720. Seine Instru-
mente gleichen denen seines Lehrmeisters, so dass viele als von ihm gebaut
gelten. Nur Saraphin und Montagnana dürfen ihm ebenbürtig gelten.
GotMnrd, Arabella, Mm. Davison (IV, 283), ist nicht 1840 in London,
sondern als die Tochter englischer Eltern, in St. Servan in der Bretagne im
Januar 1836 geboren.
Goebel, Karl (IV, 285), starb am 20. Octoher 1879.
Goi'S, Damiäo de (IV, 287). Nach Bouwsteenen II. Jahrb., p. 89 berichtet
Ed. Gregoir: Callidus Batavus rechnete den G. zu den belgischen Schriftstellern,
er war ein Bastardsohn von Emanuel von Portugal und zu Goes in Holland
geboi-en und genoss den Unterricht von Corn. Grapheus, Geheimschreiber zu
Antwerpen und von Joach. Politan Goesa aus Zeeland. 1534 ging er Studien
halber nach Italien und kehrte 1542 nach Leven zurück. Seine auf der Bi-
bliothek in Lissabon befindlichen Compositionen bezeugen, dass G. auch als
Musiker Ausgezeichnetes leistete. Auf seinem Bilde in: »Treher, theatr. viro
heisst es, Damian a Goes, Musicus, Poeta, Orator et Historicus.
Götz (IV, 288), ist am 17. December 1840 in Königsberg geboren. Seine
Neigung war schon frühzeitig auf Musik gerichtet, doch kam ihr kein eigent-
lich methodischer Unterricht zu Hilfe, und G. war siebzehn volle Jahr alt, als
er nach vieler Ueberlegung aus eigenem Entschlüsse sich den Unterricht eines
tüchtigen Lehrers, Louis Köhlers, verschaffte. Dieser übernahm des Jünglings
Ausbildung in Ciavierspiel und Harmonielehre, und sobald man in den sehr
lebhaft musiktreibenden Kreisen Königsberg von G.'s musikalischen Anlagen und
Leistungen wusste, wurde er sofort zum Dirigenten verschiedener Dilettanten-
zirkel gemacht. In diese Zeit fallen auch schon verschiedene Compositionsver-
suche, sogar an Orchesterpartituren wagte sich der Novize; Berlioz berühmtes
Werk üher Instrumentation wurde mit Heisshunger verschlungen und G.'s erste
Partitur war eine Uebertragung der Beethoven'schen Ciaviersonate Op. 10, Nr. 3,
in D-dur für Orchester. Auch einige Nummern einer komischen Oper in voller
Partitur existiren aus jener Zeit. Im Herbst 1858 bezog G. auf den Wunsch
seiner Eltern nach absolvirtem Gymnasium die Universität seiner Vaterstadt,
um Mathematik zu studiren. Freilich wurde die nun erlangte akademische
Freiheit mehr zu musikalischen, als mathematischen Studien benutzt. Der
Drang, sich der musikalischen Kunst ganz zu ergeben, machte sich immer mehr
geltend, und als G. endlich die Zustimmung der Eltern zm- definitiven Wahl
des musikalischen Berufs erlangt hatte, zog er 1860 nach Berlin, wo er nun
Unterricht in Direction und Partiturspiel bei Stern, Clavierspiel bei Bülow und
Contrapunkt und Composition bei Hugo Ulrich genoss; des Letzteren gedachte
G. stets besonders dankbar. Im Jahre 1863 erhielt er als Nachfolger Theodor
Kirchner's die Organistenstelle in Winterthur im Canton Zürich. G. gründete
hier einen Gesangverein und veranstaltete eine Reihe von Aufführungen im
Concertsaal wie in der Kirche, trat selbst hilufig als Ciavier- und Orgelspieler
auf (auf beiden Instrumenten leistete er Hervoi-ragendes) und dirigirte ein
Dilettantenorchester. Als eine herumziehende Schauspiclertruppe Opern auf-
führen wollte, dirigirte G. auch diese. Dennoch konnte G. es in Winterthur zu
128 ' öötze.
keiner Stclluuy briiigeu, in der er seine Familie hätte ernähren können. G. fing
nun an, in Zürich Chxvierstunden zu geben, wo sie besser bezahlt wui'den.
]Jennoch behielt er den Oi'ganistenposten, eine Anzahl Clavierstunden und auch
die AVohuuug in Winterthur bei und reiste wöchentlich einige Tage nach Zürich.
Kiu Jahr später siedelte er mit seiner, in AViuterthur gegründeten Familie nach
Zürich über, behielt aber immer noch die Organistenstelle und einige Stunden
in Winterthur bei, sodass er Samstag und Sonntag dort, die übrige Zeit in
Zürich war. Diese Lebensweise führte er 2^/^ Jahre hindurch; als er sie auf-
gab, war auch seine Gesundheit zerrüttet. Seit 1870 lebte G. privatisirend,
d. h. stundengebend in Hottingen, einer Nachbargemeinde Zürichs, unter müh-
seligem Leiden unverdrossen schaffend. In weitern Kreisen wurde G. erst
durch die Aufführung seiner Oper: »Der Widerspenstigen Zähmung« bekannt,
welche zu Mannheim am 11. October 1874 mit grossem Glück gegeben wurde,
G. wohnte der Aufführung bei. Das Werk gelangte dann schon im Februar
1875 in Wien mit bedeutendem Erfolg zur Aufführung, wenn sich auch die
colossalen Räume der Hofoper als der intimen Natur des Werkes nicht gerade
allzugünstig erwiesen. Das Werk kam dann in rascher Folge in Weimai',
Leipzig, Hannover, Coburg, Schwerin, Dessau, Salzburg, Darmstadt, Carlsruhe,
Berlin, Bremen, Strassburg, Frankfurt, Cassel und mehrmals in London zur
Aufführung. G. erlag am 3. December 1876 seinem langjährigen Lungenübel.
Seine im Druck erschienenen Werke sind, der chronologischen Reihenfolge nach:
Trio in Gmoll für Pianofox"te, Violine und Cello, op. 1; 3 leichte Stücke für
Pianoforte und Violine, op. 2; 3 Lieder, op. 3; Rispetti aus dem Italienischen
von Heyse, op. 4; 3 Kinderlieder in Schweizer Mundart von J. M. Usteri, op. 5;
Quartett in E dur für Pianoforte, Violine, Viola und Cello, op. 6 ; Lose Blätter,
2 Hefte Ciavierstücke, op. 7; 2 Claviersonatinen, op. 8; Der Widerspänstigeu
Zähmung, komische Oper in 3 Akten von J. V. Widmann; Sinfonie in Fdur,
op. 9 ; Nenie von Schiller für Chor und Orchester, op. 10 ; Cantate für Mäuner-
chor und Orchester (Es liegt so abendstill der See), op. 11; 6 Lieder, op. 12;
Genrebilder. 6 Ciavierstücke, op. 13. Aus seinem Nachlass erschien: Francesca
de Rimini, grosse Oper in 3 Akten (von Götz unvollendet hinterlassen, der
3. Akt nach den vorhandenen Skizzen instrumentirt von E. Frank), Frühlings-
ouverture für Orchester; der 137. Psalm für Soli, Chor und Oi'chester; Quintett
für Ciavier, Violine, Viola, Cello und Contrabass ; Clavier-Sonate zu 4 Händen ;
Clavierconcert; Violinconcert ; Lieder für eine Singstimme; für gemischtes Quar-
tett und Männerstimmen, je ein Heft. Eine führwahr stattliche Anzahl von
AA^ei'ken aller Art, die der, von Mühsal und Krankheit stets schwer geplagte
Mann geschaffen hat. Ausser der Oper: Der Widerspänstigeu Zähmung, welche
G.'s Ruf zuerst in Deutschland und England begründet hat, sind noch die Oper
Francesca, die Sinfonie, Nenie, Psalm und Ciavierquintett, als die bedeutend-
sten seiner Arbeiten hervorzuheben. G. schliesst sich im Wesentlichen der
Schumann'schen Richtung an, ist aber doch eine durchaus originale Erscheinung.
Die Vornehmheit seines künstlerischen Wesens entspi'ach vollständig seinem
edlen und vortrefflichen Charakter — als Mensch, wie als Künstler war er
stets dem Höchsten zugewandt. Seine Werke brechen sich langsam, aber hoffent-
lich stetig Bahn.
Grötze, Auguste, Grossherzoglich Sächsische Kammersängerin, Tochter
des ehemaligen trefflichen Sängers, jetzt Gesangsprofessor Franz Götze in
Leipzig (IV, 288), ist in Weimar 1840 geboren. Vom Vater im Gesänge aus-
gebildet, glänzte sie eine Reihe von Jahren als Concertsängerin in Deutschland
und im Auslande. Namentlich war sie im Liedervortrage unübertrefflich.
1870 nahm sie in Dresden ihren Wohnsitz und war hier am Conservatorium
als Gesanglehrerin thätig, bis sie 1875 die »Gesangs- und Opernschule« errich-
tete, welche seitdem zu bedeutendem Ruf gelangte. Trotz der kurzen Zeit ihr(;s
Bestehens sind eine Reihe von bedeutenden Sängerinnen aus ihr hervorge-
gangen, wie Frl. von Kotz ebne (als vortreffliche Lehrerin an der Anstalt
Goetze - Qoffrillor. 129
thiitig); Frl. Oldeii (in Frankfurt a/M. ongn^irt); Frl. Heuther (am Dres-
dener Hoftheater); Frl. Ruiloljih (Concert.siii)<,'crin): Frl. Vetter (am Hof-
tlieater in A\'elni:ir); Frl. Mandern (am lloftlicatcr zu Altf-nlturg) u. m. A.
Dass Frl. Götze mit den Anforderungen der Bühne vollständig vertraut ist,
hat sie auch durch ihre dramafischen Werke, die sie unter dem Namen:
»A. AVeimar« in die OcnVntlichlvcit hrachte, wie »Susanna Monntfort«, nA'ittoria
Accoramboni«, »Magdalena« und »Eine Heimfuhrt«, die auch an verschiedenen
Bühnen erfolgreich zur Aufführung gelangten, glänzend bewiesen.
Goet/e, Heinrich, wurde den 7. April 1836 zu AVartha, Kr. Frankenstein
in preuss. Schlesien gehören. Seinen ersten Musikunterricht erhielt er von
seinem A'ater, dem Lehrer und Chorrektor Joseph (1. daselbst. Schon früh-
zeitig nahm er an den musikalischen Hebungen und Aufführungen im Hause
und in der Kirche besonders als Sänger, Ciavier-, Violin- und Orgelspieler theil.
Seine musikalischen Anlagen drängten ihn zum Lehrfache, und besuchte der-
selbe zu diesem Behufe das künigl. Lehrerseminar zu Breslau in den .Tahren
1854 — 50. Die Gelegenheit, hier öfters grösseren Musikauö'ührungen beiwoh-
nen zu können, sowie noch besonders der Gesang- und Orgelunterricht durch
Mosewius und Baumgart, gaben seinem musikalischen Streben neue Nahrung.
Nach Ablauf seiner SeminarziMt amtirtc derselbe drei Jahre als Lehrer und be-
suchte dann zu seiner musikalischen Ausbildung das Conservatoiium zu Leipzig
von 1859 — 61. Hier widmete er seine Hauptthätigkeit dem Gesangunterrichte
beim Prof. Goetze und dem Unterrichte in der Theorie und Composition bei
den Musikdirektoren prauptraann und Richter; ausserdem wandte derselbe auch
seine Sorgfalt dem Ciavier- und Orgelspicle zu. Eine am Ende seiner zwei-
jährigen Studien eintretende und andauernde Schwäche seines Stiramorganes
veranlasste denselben, die in Aussicht genommene Gesangscarriere ganz aufzu-
geben. Nach dem Abgange von Leipzig nahm er eine Musiklehrerstelle in
Russland an, kehrte aber nach einjährigem Aufenthalte daselbst wieder nach
Deutschland zurück und liess sich in Breslau als Privat-Musiklehrer nieder.
Seine musikalische Weiterbildung wurde hier noch besonders in der Compo-
sition durch die Unterweisungen und Anregungen des Domkapellmeisters Brosig
gefördert. Im Jahre 1871 wurde demselben die Seminar- und Musiklehrerstelle
am königl. Lehrerseminar zu Liebenthal in pr. Schlesien übertragen. Neben
seiner amtlichen Thätigkeit am Seminar liegt demselben auch noch die musi-
kalische Leitung der V^ersammlungen und Aufführungen des niederschlesischen
Bezirks-Cäcilien-Vereins für kirchliche Musik ob. Von ihm erschienen ausser
mehreren in verschiedenen Sammlungen enthaltenen Compositionen seit dem
Jahre 1875 folgende Compositionen: 1) Op. 1. 15 Orgelstücke (Kothe in Leob-
schütz). 2) Op. 2. 2 Ciavierstücke (Litolff in Braunschweig). 3) Op. 3. 2 instruk-
tive Sonaten für Piano (Kothe in Leobschütz). 4) Op. 4. 8 kleine Ciavierstücke
(ebenda). 5) Op. 5. 2 Ciavierstücke (ebenda). 6) Op. 6. 3 Scherzi für Piano
(ebenda). 7) Op. 7. Ave Maria für vierstimmigen Männerchor und Orgel (ebenda).
8) Op. 8. 3 vierstimmige Lieder für gemischten Chor (Luckhard in Berlin).
9) Op. 9. 2 Abendlieder für Streichorchester (ebenda). Von grösseren noch
ungedruckten aber schon aufgeführten Werken sind zu nennen: Eine Messe
für gemischten Chor mit Instrumentalbegleitung und eine Serenade für Streich-
orchester. Auch erschienen von demselben unlängst: a) Populäre pädagogisch-
musikalische Abhandlungen über Ciavierspiel, und als Anhang hierzu: b) Die
wichtigsten technischen Hebungen für das Pianoforte (Leipzig).
Goffln, Dieudonne, belgischer Tonkünstler, Musikdirektor der Choral-
gesellschaft zu Verviers, der ältesten derartigen in Belgien. Componlrte mehrere
Cantaten, eine komische Oper »Le pic du diabiet (Vervier 1861) und eine Reihe
Wallonischer Gesänfre.
O
GofTrillor, INFatteo, ein Tnstrumentenmacher der um die Wende dps 17. und
18. Jahrhunderts in Venedig thätig war. Er ist wahrscheinlich ein Deutscher; seine
Instrumente sind sorgsam gebaut und haben vollen, doch nicht ausgiebigen Ton.
MuBikal. Cuurera.-Lexikoa Rrgänzangsbaiid. "
130 Goldstlimidt — Goovaerts,
Goldschniidt, Sigismund (IV, 294), starb im October 1877 in Wien.
Goleiiibiowski, Lucas, Sohn des fürstl. Drucki-Lubeckischen Kapellmeisters
Josef Golembiowski, zeichnete sich als polnischer Schriftsteller aus, wurde, noch
jung, Secretär von Thaddäus Czacki und später Bi])liothekar von Adam Czar-
toryski. Er war in der Musik wol erfahren, spielte mehrere Instrumente und
beschäftigte sich viel mit Forschungen in der Musikgeschichte Polens. Sein
Werk: y>JBeuple polonais«. ist mit Bezug hierauf nicht ohne Wichtigkeit; im
dritten Bande desselben findet man einen TJeberblick der allgemeinen Musik-
geschichte Polens, ein kleines erklärendes Verzeichniss von polnischer Musik-
instrumente, die Namen der wichtigsten polnischen alten und neuern Compo-
nisten, und einen Abriss der religiösen, der dramatischen, der Volks- und
Militännusik. Gr. trug auch eine reiche Sammlung polnischer Nationalgesänge
zusammen, wie er sie in den Dörfern hatte singen hören. Seine interessante
»Beschreibung von Warschau« enthielt auch y>Ohants 2)olonaisc( aus dem 15. und
16, Jahrhundert. Gr. starb 1849 zu Pulawy.
Golinelli, Stefano, vorzüglicher Pianist und Lehrer amLyceum zu Bologna,
ist in dieser Stadt am 26. October 1818 geboren. In Italien geniesst er als
Virtuose wie als Componist für sein Instrument gleich grossen Ruf. Seine bis
jetzt gedruckten Claviercompositionen, ungefähr zweihundert an der Zahl, be-
stehen in Sonaten, Präludien, Etüden, Fantasien und Salonstücken. Die elegante
und graziöse Schreibweise Gr.'s wird gerühmt.
Goltermann, Louis (IV, 296), starb als königl. Würtembergischer Kammer-
virtuos und Concertmeister zu Würtemberg am 5. April 1876.
Gomez, Eugenio, Organist und Componist, in Spanien gegen 1802 ge-
boren, begann seine musikalische Carriere als Chorknabe an der Kathedrale
von Zamora, wo er zugleich Orgel und Composition studirte. Er machte hier
so aussergewöhnlich schnelle Fortschritte, dass er im Alter von 12 Jahren den
Platz eines zweiten Organisten einnehmen konnte. Später wurde er Organist
der Kathedrale von Sevilla und liess sich hier mit vielem Beifall auch als Pianist
in Concerten hören. Die von ihm veröffentlichten Compositionen sind zahl-
reich, es gehören dazu ein grosses Offertorium für zwei Orgeln, welches in
Sevilla bei grossen Feierlichkeiten oft aufgeführt wurde; Sonaten für die Orgel;
Versetten für Chor in allen Tonarten ; Gesänge; sechs Salonwalzer und ver-
schiedene Genrestücke für Ciavier. Ferner gab er eine Sammlung Orgelstücke:
•oRepertorio de organistasa heraus.
Gomis, Joseph Melchior (IV, 297), ist geboren zu Onteniente am
6. Januar 1791.
Gonzales y Rodriguez, Jose Maria, Organist und Componist, am 5. Febr.
1822 geboren, wurde mit 18 Jahren Organist und 1844 Professor an einem
College bei San Fernando. Er schrieb zahlreiche Kirchencorapositionen, darunter
4 Messen, 4 Motetten, 24 Litaneien, einen Gruss, mehrere Offertorien, mehrere
Stabat Mater, zwei Orgelfugen, eine Hymne u. a.
Goormachtigh, L., Geistlicher, Professor der Musik am College zu Courtrai
in Belgien, veröffentlichte: y>Principes elementaires du plain-chant, suivis des regles
de la psalmodie et des formules du cantus accentus«, Brügge 1860.
Goovaerts, Alphon se, Bibliothekar in der Stadt Antwerpen, wo er am
25. Mai 1847 geboren wurde, hat auf dem Gebiete der Musik folgende Werke her-
ausgegeben: 1) y>Notice hiograpldque et hibliograpMq^ue sur Pierre Fhalese, imprimeur
de Musique ä Anvers au XVI siede., suivie du catalogue chronologique de ses
impressionsv. (Bruxelles imp. Toint-Scobier 1869 in 8"). 2) Ein neues Werk
von Pierre Benoit, analysirt von Pierre Phalese (Pseudonym), Antwerpen,
Sermon 1871, in 8", in flämischer Sprache. 3) yiLevensschets van ridder Leo
de Burbure« (Anvers Fontaine 1871, in 8*^'). »Die Kirchenmusik«, Betrachtungen
über ihren gegenwärtigen Zustand, und historischer Abriss aller Schulen Europas
(Antwei-pen 1876, in 8", in flämischer Sprache). Ferner hat G. die Lamen-
tationen für die heilige Woche von Palästrina, nebst den Responsorien, welche
Gordiginui (Joiillev. 131
«
meist zwischen diesen Lamt'utationen gesungen werden, von Asola, Croce, Via-
daua, Ortiz und andern Componisten des IG. -luhrhunderts, für die Orgel
übertragen. Er Imt auch (üiüre, eine Anzahl Motetten und Lieder auf flätniHche
Texte componirt.
(iordiiriani, Antonio (IV, 303), der Vater von (xiov. Battista und Luigi G.,
war Tenorsänger und gehörte unter dem ersten frunzösisclien Kaiserreich zur
Kapelle Napoleons. In «einen späteren Jahren war er in Florenz Theater-
direktor und brachte daselbst als der erste im Jahre 1820 Mozart's Opern
»Don Juan«, »Kigaro's Hochzeit« und »die Zauberflöte« zur Aufführung.
Goss, John, Organist der Paulskirclie in London, geboren gegen 1800
zu Fareham (Hauts), wo sein Vater als Organist fungirte, trat 1811 in die
königl, Kapelle St.-James, unter Direction von John Staffort Smith und wurde
Schüler von Thomas Attwood. Einige Jahre später übernahm er das Orga-
nistenamt der Kirche St. Luc (Chelsea) und 1838 vertrat er in derselben Eigen-
schaft seinen Lehrer Th. Attwood an der Paulskirche. Nach dem Tode von
William Knyvett wurde er zum Hofcomponisteu der königl. Kapelle ernannt. •
Seine Compositionen bestehen in zwei Ouvertüren für Orchester, mehreren
Trauercantaten , darunter eine für die Beerdigungsfeierlichkeiten Wellington's
(1852), zwei Anthems y^Praise the Lord O my souh! und Hhe Lord is my
sfre)igt}u< und einem Te Deura, aufgeführt 1872, in welchem Jahre er von der
Königin \'ictoria in den Adelstand erhoben wurde. Er gab auch einige theore-
tische "Werke heraus.
Gossec, Fran^ois, Joseph (IV, 305), heisst nach neueren Forschungen
in seiner Heimath, Gosse (vgl Becker: »Questionnaireu, 1878, Nr. 35/6).
Gottwald, Heinrich (IV, 310), starb in Breslau am 17. Februar 1876.
Gottwald, Susanna, geb. Klingenberg, Tochter des königl, Musikdirektors
Klingenberg, geboren am 20. December 1846 zu Görlitz (Pr, Oberlausitz), war
vom 7. bis 16. Lebensjahre ihres Vaters hoffnungsreiche, kunstanstrebende Schülerin,
wurde vom 4. October 1861 bis Ende 1864 dem Leipziger Conservatorium und
der speciell privaten Gesangsausbildung Professor Götze's mit grösstem und
dankenswerthestem Erfolge für die spätere Bühnencarriere anvertraut. Ihrer
glänzenden Mitwirkung in den Merseburger Domconcerten , wie an anderen
kunstgeweihten Stätten, so auch vielfach bei grossen, von ihrem Vater in Görlitz
gegebenen Concert- und Oratorienaufführungen wurde ihr zur Seite einer Mar-
tini, eines Schild und Degele, ebenso in den fürstl, Hohenzollernschen-Hofcon-
certen zu Löwenberg, die strengste Kunstkritik in begeistertem Lobe gerecht.
Die Vorsehung verlieh ihr jedoch durch die Vermählung mit Heinrich Gottwald
vom 16. Januar 1865 bis 17. Februar 1876, dem Todestage des Gatten, das
glücklichste Erden- und Künstlerwallen, davon Stadt Breslau das sprechendste
Zeugniss zu geben vermag. Dem theuren Grabe dort getreu bleibend, lebt
sie dort als Sängerin und Gesanglehrerin hoch geachtet.
Gouffä, Achille Henri Victor, Contrabassist, zu Pontoise am 4. Sept.
1804 geboren, starb am 4. August 1874, nachdem er 35 Jahre als Mitglied
der Oper und der Concerte des Conservatoriums als trefflicher Künstler seines
Instruments thätig gewesen war. Durch ihn kam in F^rankreich der, mit vier
Saiten bespannte Contrabass in Gebrauch, ferner erfand er mit dem Instru-
raentenmacher Bernadel das System der übersponnenen Saiten, ebenfalls jetzt
allgemein im Gebrauch. Auch unterhielt er wol vierzig Jahre hindurch in
seinem Hause Kammermusikaufführungen, in denen er auch jüngere Künstler
protegirte. Er schrieb für Contrabass einen guten Lehrgang i>Methode de
contrehasseii und auch eine Anzahl Compositionen.
Gougelet, Pierre Marie (IV, 312). Die angeführte: nJilt'fhode ou ahrege
des regles d' accompagnement de clavecina ist nicht von ihm verfasst, sondern von
Madame Gougelet, wie wol anzunehmen, seine Frau.
Goulley auch Goiile. Jacob Nicolas, Gesangsprofessor und Componist,
geboren gegen 1774 zu St. Jean du Cardonnay, starb zu Ronen am 30. Mai
9*
132 Goüy — Graff.
1818. Er war mit einer herrliche}i Stimme und musikalischen Fähigkeiten
ausgestattet, und trat unter der Protection des Grafen d'Hcrbonvillc als Chor-
knabe in die Gcsangschule der Kathedrale zu Ronen, wo er ein Mitschüler Boiel-
dieu's war. Mit fünfzehn Jahren wurde eine Messe von ihm aufgeführt, dieser
folgten ein Te Deum, die Motette »Incipite Domine«, eine Cantate und unge-
fähr dreissig E-omanzen im grossen Stil, von denen die eine »O ma patrie, o
inon hoiiheurv. populär geworden ist.
Goüy (IV, 317), heisst Jacques (nicht Jean), s. Ed. Vanderstraeten,
y>Jacques de Goüy, chanoine cT £mbrun(s. Hechefches sur la vie et les oeuvres de ce
musicien du XVII siecle. (Auvers, Buschmann 1865). In dieser Schrift führt
der Verfasser ein Werk von G. au, das er auf der königl. Bibliothek zu Brüssel
entdeckte. Es sind zwei Bände Psalmen, von G. in Musik gesetzt. Der Titel
des Werkes ist: ^Airs ä quatre parties sur la paraphrase des I*saumes de Messire
Antoine Godeau, evesque de Grosse. Composez par Jacques de Goüy, chanoine
cn Veglise cathedrale d' Ambrun et divisez en trois parties<.<.. A. Paris par Robert
, Ballard u. s. w.
Gonter^ Jacques, auch Oonterus, war ein belgischer Lautenvirtuos, über
den aber nur spärliche Nachrichten auf uns gekommen sind. Als er auf
dem Gipfel seines Ruhmes stand, um 1632, war er am Hofe Karl's I. von
England; hier porträtirte ihn der berühmte holländische Maler Jean Livens,
der sich um 1630 — 1633 dort aufhielt. Unter dem Bilde liest man: yJacobo
GouterOf inter regios magnae Britatuiiae Orpheos et AmpTiionis Lydiae, Doriae,
TJirygiae, festudinis ßdicini et modulatorum efc.a Nach dem Bilde zu schliessen,
ist G. um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts geboren. Seine Geschick-
lichkeit auf der Laute machte auf den Dichter Const. Huyghens, der gleichfalls
1632 am englischen Hofe war, selbst sehr fertig die Laute spielte und sich als
Sänger und Lautenspieler vor dem König hören Hess, einen solchen Eindruck,
dass nach seinem Ausspruch es ihm schien , als ob ein Gott die Saiten er-
klingen Hesse.
Gräfenthal, Christian (IV, 323), starb 1628, nicht 1634.
Graever, Madelaine, später Frau Johnson, ausgezeichnete Pianistin, ge-
boren zu Amsterdam gegen 1830, war Schülerin von Bertelsman, Koning,
Moscheies und später noch von Litolf. Sie Hess sich 1852 in Amsterdam mit
grossem Erfolge hören, besuchte dann Paris, England und Amerika, wo sie in
New-York als Pianistin und Ciavierlehrerin dauernd Aufenthalt nahm. In
Folge der Kriegsunruhen kehrte sie später, nachdem sie sich abermals in Paris,
Belgien und einem Theile Deutschlands hatte hören lassen, nach den Nieder-
landen zurück, und erhielt daselbst den Titel einer Hof-Pianistin der Königin.
Sie veröffentlichte auch einige Claviercompositionen.
Graff, Carl, Violinist und Componist, zu Also Eor in Ungarn am 20. Mai
1833 geboren, erhielt zu Pünfkirchen seine wissenschaftliche Ausbildung und
ging dann auf den Rath Liszt's, zum Besuche des Conservatoriums nach Wien.
Mit dem Diplom eines »freien Künstlers« versehen, verliess er dasselbe nach
dreijährigem Besuch, und wurde bald darauf am Theater an der Wien als Solo-
violinist angestellt. Zu dieser Zeit erhielt er noch Unterricht von Böhm im
Violinspiel und in der Composition von Sechter. Dann unternahm er eine
längere Kunstreise durch Oestreich, Ungarn und einen Theil der Türkei, theil-
weise in Gemeinschaft mit Servais, mit dem er in Jassy ziisammentraf. Um
sich immer mehr zu vervollkommnen, besuchte er in Paris noch den Unterricht
Vieuxtemps und begleitete dann diesen als zweiter Violinist, während einer
zweijährigen Tour. In London trat G. als Solist auf, ebenfalls in Paris, und
berührte auf seiner Reise Kassel, wo er 1858 von Spohr als erster Soloviolinist
engagirt wurde. Nach fünf Jahren verliess er aus Gesundheitsrücksichten und
zum Theil aus anderen Gründen diesen Platz und ging nach Marseille, wo er
als erster Violinist des Theaterorchesters, später als Lehrer thätig war. Er
gründete hier 1864 Kammerniusiksoireen mit Thurner und Aug. Talbecque.
Cirain — (iraphaciiu. J33
1870 siedelte er nach I\Ioiitono über. Seine Oompnsilionen, die im Stile und
(»eistf der deutschen Schule geBchrieheii sind, heKteheu in Clftvier.stücken;
«Tanhem cri/oa (Diahelli in Wien); drainiitische Fantasie für \''ioline und Piano,
(bei Wagner, Pest); Concertstück für Violine und Orchester; Fantasien für die
Violine; Ouvertüre zu Don Carlos; fllerculri, Operette; Stcichtiuartettc; eine
zweistimmige Messe mit Orgelbcgleitung; vierstimmige Motette mit Org<'l-
begleitung; zwei grosse Fugen für Orgel; Romanzen und Lieder; mehr-
stimmige (lesänge.
Grain, Johann da (IV, 327). Bio Passionsmusik unter dem Titel:
■oPartifura Pa.s.s-ioni.-! Dom. Nosfri J. Cl/rü/i srcundum Matth. Evang. Compo-
Sita a Dot?i. Du Grain Musico femjiore nostro Celcherrimo. Ex cujua Amicitia
eam ohtinuit Cant. Lau Anno J737u, befindet sich auf der Elbinger Bibliothek.
Der Chor ist nur zweistimmig behandelt; das "Werk fand solchen Beifall, dass
es sich dauernd einbürgerte und in zwei Abtheilungen, am Palmsonntage und
Gründonnerstage, noch in den ersten Dccennien unseres Jahrhunderts alljährlich
aufgeführt wurde. Der Text, untermischt mit Liederversen, fand als Anhang
Aufnahme im Elbinger Gesangbuch. Zur 500jährigen Jubelfeier der Gründung
Elbings 1737, dichtete Hermann Balk eine Festcautate, zu welchen G, F. Hän-
del die Arien und Chöre componirte und Du Grain die Soliloquia.
OrammanU) Carl, ist 1844 zu Lübeck geboren und widmete sich dem
Wunsch des Vaters entsprechend dem landwirthschaftlichen Studium. Erst später
durfte er seiner Neigung folgen und Musik zum Lebensberuf erwählen. Er
besuchte das Leipziger Conservatorium von 1867 — 71 und nahm dann in Wien
seinen Wohnsitz. Seine Compositionen: eine Sinfonie, Streichquartette, Trios,
Sonaten, eine Trauercantatc , Ciavierstücke und Lieder, wie eine romantische
Oper •>-> Melusinen, die im September 1875 in Wiesbaden zur Aufführung kam,
gehören der neuen Richtung au.
Grancino, Paolo, lebte in Mailand 1665 — 90, von ihm sind nur Geigen
mit schönem, vollem Ton bekannt. Sein Sohn:
Grauciuo, Giovanni Baptista, früher in Mailand, dann in Ferrara, war
gleichfalls ein sehr geschätzter Geigenbauer.
Grandis, Vincent de (IV, 331), hat nach der Chronik des Theaters von
Modena, folgende drei Opern geschrieben: 1) »// Nascimento di Mose«, in
Modena 1682 aufgeführt; 2) »Za Caduta di Adamoa.; 3) II Matrimonio di Mosea.
G. war vom 1. Januar 1682 bis 21. April 1683 Kapellmeister des Herzogs
von Modena Franz IL
Grandval, Marie Pclice Clcmence de Reiset, Vicomtesse de, talent-
volle Componistin der gegenwärtigen französischen Schule, geboren auf dem
Schlosse Cour du Bois (Sarthe), der Familieubesitzung Reiset, am 21. Januar
1830, erhielt vom sechsten Jahre an ^Musikunterricht und unternahm Compo-
sitionsversuche unter Leitung von Floto, eines Freundes der Familie, bereits
in ihrem zwölften Jahre. Nachdem sie inzwischen Gräfin örandval geworden und
schon zahlreiche Instrumental- und Vocalcompositionen geschrieben hatte, aber
die Unzulänglichkeit ihres Wissens im Tonsatz gewahr wurde, unternahm sie
aufs neue ernstliche Studien unter Leitung von Camillo Saint-Saens, die sie
zwei Jahre hindurch ununterbrochen fortsetzte. Die Resultate derselben, ver-
bunden mit natürlichem Talent, ergaben eine Reihe Compositionen der ver-
schiedensten Gattungen: Vier einaktige Operetten; eine Oper in drei Akten;
^^La foret, poeme lyrique<n, drei Theile; zwei Messen und ein Stabat mnter, für
Soli, Chor und Orchester; Sainte Agnes, Oratorium; Pater noster Tiir Sopran,
(Klavier und Orgel; 0 salutaris; Esquissis syraplioni(iues; Suite für Flöte und
Ciavier; Trio für Ciavier, Violine und Violoncell; Sonaten und Gesänge. Die
Opern und alle grösseren Compositionen kamen in Paris zur Aufführung.
Grauu, August Friedrich (IV, 335), starb nicht in Marburg, sondern
in Merseburg.
Graphaeus, Cornelius (IV, 332), Freund des Erasmus und Lehrer des
J34 Graasi — Gregoir.
DiimiHiiuR a Cioes, war Stadtschreiber zu Antwerpen, woher er auch den Namen
Scrlbonius führt. V. d. Straeten (1, 127) meint, Graphaeua und Scribonius seien
nur Uraschreibungen seines ursprünglichen Namens: De Schryver, Er folgte
Luthers Lehre mit jugendlichem Eifer und vertrat dieselbe in seinen Schriften;
dafür traf ihn die, durch das AVormser Edict legalisirte Verfolgung; nachdem
er drei Jahre (1521 — 24) zu Brüssel im Kerker geschmachtet hatte und aller
seiner Aemter verlustig erklärt worden war, wodurch seine Familie in Noth
und Elend gerieth, sah er sich zum Widerruf genöthigt.
Grassi, Bernardino Pasquino (IV, 333), gehörte auch der Kapelle der
Infantin Isabella zu Brüssel, Gemahlin des Generalgouverneurs an; er ging auf
AVunsch des Erzherzogs Leopold 1631 nach "Wien, um dort die Divertissements
für die musikalischen Feierlichkeiten zur Hochzeit Ferdinand III. mit Maria
Anna von Oesterreich, Tochter des spanischen Königs Philipp III., zu com-
poniren und einzurichten. G. führte seine Aufgabe zur allgemeinen Zufrieden-
heit durch und kehrte dann wieder nach Brüssel zurück. 1637 finden wir
ihn wieder in Wien; der Kaiser Ferdinand III. selbst in Musik erfahren,
schenkte ihm 700 Gulden und nahm ihn als Tenoristen in seine Kapelle auf,
als welcher er vom 1. April 1637 bis zum Jahre 1657 verzeichnet ist.
Orassi) Giuseppe, Pianist und Componist, geboren zu Palmi in Calabrien
am 24. Februar 1825, erhielt den ersten Unterricht von Bosa Savoia und den
späteren von einem deutschen Meister in Neapel. Er veröffentlichte gegen
zweihundert Ciavier- und Gesangstücke, und brachte 1845 — -49 drei Opern, ein
Melodrama und zwei Cantaten zur Aufführung. Die letzteren 1850 und 1857.
GrraTerand oder Gravrand, Jacques Fran^ois Urban (IV, 340), starb
am 16. Juli 1854 zu Caen.
Graziani) Lodovico, ausgezeichneter Tenorsängei', geboren zu Fermo im
Kirchenstaat im August 1823, erlangte bei seinem Auftreten in den grössten
Städten Italiens, in Rom, Mailand, Neapel, Florenz, Venedig, Palermo, Turin
und 1858 in Paris die vollste Zustimmung des Publicums. In London, aber
besonders in Barcelona, in welchen Städten er nachdem sang, machte er sich
ganz zum Liebling desselben. Die gleichen Erfolge errang er 1^0 in Wien.
Sein Bruder:
Graziani, Francesco, geboren am 26. April 1829 zu Fermo, im Besitze
einer klangvollen kräftigen Baritonstimme, erwarb sich ebenfalls Ruhm nicht allein
in seinem Vaterlande, sondern auch in New- York und in Paris und London,
wo er vom Jahre 1861 an die Wintersaison in Paris, die Sommersaison in
London an den italienischen Opern dieser Städte zu den besten Sängern zählte.
Greef, Wilhelm (IV, 342), starb am 12. September 1875.
Gregoir, EdouardGeorgesJacques, Pianist, Componist und Musikschrift-
steller, geboren zu Turnhout am 7. November 1822, ging, nachdem er schon
in seinem Vatei'lande Musikstudien getrieben, zur Fortsetzung derselben nach
Deutschland. 1837 kam er mit seinem Bruder (s. unten) nach Biberich, wo
beide unter Leitung des Pianisten Rummel, Kapellmeister des Herzogs von
Nassau, ernste Studien in der Musik machten. G. Hess sich dann zunächst in
London als Clavierspieler hören und concertirte 1847, in Gemeinschaft mit den
Geschwistern Milanollo. Nachdem er dann in Amsterdam und Paris auch
einige seiner Compositionen bekannt gemacht hatte, liess er sich in Antwerpen
nieder. G. wirkte hier für die Verbesserung der Unterrichtsmethode des Ge-
sanges in den Volksschulen, und wurde in Folge seiner Vorschläge auch vom
Gouvernement beauftragt, den Gesangunterricht in der belgischen Armee zu
organisiren. Er lieferte als Componist sowol wie als Schriftsteller zahlreiche
Werke. Von seinen Compositionen sind zu nennen: 1) »Zes Croisades, Sym-
phonie historifiuev; 2) »ia vie«, lyrisches Drama; 3) »Le Deluje«, symphonisches
Oratorium; y>IIo'mage ä Henri Conscience«, Ouvertüre; »De Belgena, National-
Drama mit Ouvertüre; »ia dernier nuit du comte d^EgmonU (Bruxelles 1851);
y>Ouverture in ut majeur<i (Nienport 1852); nLeicester, drame mele de musiqtie«
Gr^poir Grenier. 135
(Brüsselles, 13. Februiir 1854); »Wiltiin /ycuielsu , komische HiiiiuHchc Oper
(1846, Brüssel); ungefähr hundert Milnnercljörc, Lieder, Coinpositiont-n für
Cliivier, A'ioline, Orgel, für Hurraonium und Orgel. Ferner sind zu nennen:
nMt'fJtoiIi: t/ii'orique de Vortjue<i\ zwei »Methode de Mus-iquea\ »Essai historique
sur la Musiqiie et les Musicicns dans les Fai/s-Jitis (Bruxclles, Sclndt, 1861,
in 4"); »ies Artistes musicicns urerlaiufaisa, ideni, 1801 (vermehrte Auflage des
N'orhergehenden); »Galerie hiographique des artistes musicicns hehjes du XV III
et du XIX sieclcix, idoni, 1862, in 8"; »Documenfs historiques relatifs ä Vart musical
et aux artistes tniisiciensa, idcm 1872—76, 4 Yuls, in 8"; »Les Artistes musiriens
behjes, reponsc ä un critique de Faris«, idem, 1874, in 8"; nNoficc sur l'ori^itie
du celebre compositeur Louis van Beethovenj suivie du testament de Villustre mattrea
(Antwerpen, Jorscn 1863, in 8"); »HccJwrcJics historique conccrnant les journaux
de mustque, depuis les temps les plus recules, ju.squ'a nos joiirsa (Antwerpen, Legros,
1872, in 8^); »Histoire de VOrgue suivie de la hiofjraphie des facteurs d'orr/ue et
orjanistes neerlandais et belgesu (Brüssellcs, Schott 1865, in S**); »Du chant choral
et des Festivals en Belgique: Federation chorale anversoisea (Antwerpen, Dolaraon-
tagne 1865, in 8*^); »Pantheon musicaU (Brüsselles, Schott 1876, 6 vols, in 8" etc.
Gre^oir, Jacques Mathieu Joseph, Bruder des Vorigen, Pianist, Com-
ponist und vortrefflicher Lehrer, geboren zu Antwerpen am 18. Januar 1817,
spielte bereits kaum acht Jahr alt, das Dussek'schc Glavierconcert öffentlich
mit Erfolg, und wurde wegen seiner vorzüglichen Anlagen nach der Revolution
von 1830 nach Paris gebracht, um unter Henri Herz weiter gebildet zu werden.
Eine langwierige Krankheit führte ihn ins Haus seiner Eltern zurück, von wo
aus er nach seiner Genesung, in Gemeinschaft mit seinem Bruder, nach Bibe-
rich ging, um dort den Unterricht des Pianisten Rummel zu geniessen. 1837
kehrte er nach Antwerpen zurück. Hier brachte er in den nächsten Jahren
ein Lauda Sion für Chor und Orchester und eine Cantate »Faust« zur Auf-
führung. 1847 ging die dreiaktige Oper »Le Gotidolier de Venise«, am Theater
royal zu Amsterdam in Scene. 1848 lebte G. in Brüssel, 1849 in Brügge und
kehrte 1850 nach Brüssel zurück. Während dieser Zeit hatte er auch grössere
Conccrtreisen unternommen und namentlich in Deutschland und der Schweiz
Erfolge errungen. Die Anzahl seiner Compositionen, sämmtlich für Ciavier,
beläuft sich auf weit über hundert, meistens Salonstücke; bedeutend sind die
Etudenwerke: »24 JEtudes de style et d'expression, en quatre livresi<, op. 101;
»Etudes de style et de mecanisyne en quafres livresa, op. 99; »JEtudes de moyenne
force^f und die Duos für Ciavier und Violine in Gemeinschaft mit Vieux temps
und Leonard, und Duos für Ciavier und Violoncello in Gemeinschaft mit
Joseph Servals componirt. G. starb zu Brüssel am 29. October 1876.
Greive, Guillaume Frederic, Violinist und Componist, geboren zu
Amsterdam 1816, war Schüler von Kleine und Robberechts, nahm 1850 seinen
Wohnsitz in Paris und brachte daselbst bis zum Jahre 1860 mehrere Instrumen-
talstücke zur Aufführung. In Baden wurde 1863 eine komische Oper: »La
Neuvaine de la Chandeleur« gegeben und sehr gut aufgenommen. Zu derselben
Zeit übernahm er die Orchesterdirection der von Felicien David errichteten
grossen Concerte. G. starb am 19. September 1865 nach zweijähriger Krank-
heit. Gedruckt erschienen: 1) L'accord du violon, avec aceompagnement du pianou;
2) »La premiere gammev^; 3) »La premiere syncope«- (sämmtlich Paris, Gerard).
Greuier, Felix, unterrichteter Musikliebhaber, geboren am 27. September
1844 zu Marseille, verlebte seine Jugend in Burgund und Paris, und erhielt
schon sehr früh Musikunterricht, den er später auf Claviei*, Orgel, Violoncell
und Contrapunkt ausdehnte. Mit neunzehn Jahren war er Advokat. Nachdem
er Amerika und Deutschland bereist hatte, kam er 1867 nach Paris zurück, nahm
jedoch später seinen Aufenthalt in Nizza. Er schrieb und veröffentlichte ziem-
lich viel Kammermusikwerke und mehrstimmige Gesänge. Die französische
Musikliteratur hat er durch die Uebersetzung zweier deutscher AVerkc be-
reichert, 1) »Tie talents et travaux de Jean Sebastien Bach, traduit de Vallemand
\'^Q GroHuicIl (irizy.
de N. J- Forkcly aunotr et preccdc d'un apercu de Vetat de la musique en Alle-
maijne aux XVI et XVII declesa (Paris, Baur, 1876, in 16"); 2) »Felix Meti-
deUohn- liartholdt/, lettres et Souvenirs, traduit de Vallernaiid de Ferdinand Jtillcr
et precede d'un aperfiu de divers travaux critiques concernant ce mattre (Paris
Baur, 1877).
Gresuich, Antoin Frtderic (IV, 355), nicht Gresnick, ist zu Lüttich
am 2. März 1755 geLoren (nicht 1752). Ehe er sich in Paris und als Opern-
componist l)ekannt machte, veröffentlichte er: » Z7?i concerto pour clavecin avec
accompagnement de violon, alto, hasse, hautbois, ßiites et cors, ad libitum, oeuvre h
und «Recueil d^airn, romances et duos avec accompagnement de clavecin ou fortc-
piano, oeuvre IIa. Nähere Nachrichten über diesen Künstler giebt eine kleine
^chriit: .y>Gresnich par Arthur Poupna, Paris, irapr. Chaix. 1862, in 8", 23 p.
Gretry, Andre Ernst Modeste (IV, 356), zu seinen dramatischen Wer-
ken gehören noch: t>Les fausses apparences ou VAmant jaloiixa, 3 actes, Comi'dic-
Italienne, 23. December 1778; »Za Nouvelle amitie ä rcpreuvea, 3 actes, Octobcr
1786; »io JRosiere republieaine«, 1 acte, September 1794. Auch gehörte G. zu
den Mitcomponisten des j>Congres des Roisa. Der Geburtstag G.'s ist nach dem
Taufregister der 8. Februar 1741.
Griepenkerl, Friedrich Conrad (IV, 381), geboren zu Peine im Hanno-
verschen, nicht Braunschweigischen.
Grimm, Heinrich (IV, 386), war ein Schüler von Mich. Praetorius. Von
seinen Compositionen sind noch zu erwähnen: 1) 42 vierstimmige Gesänge in:
» Valentin Cremcovi: Cithara Davidica Lutliero Becceriana in Gymnasio Magde-
burgensi quondam fensa; noviter jam quarta (prima 1609) editione quihusdam
ßdihits in Christo Jesu laudem ex Musis Cremcovianis errantihus instructa: nee
non cum Melodiis Musicis expressa«. Magdeburg, typis et sumptibus Andreae
Bezelii 1624, 12**. Ferner: y>Vestibulum Sortuli Harmonici sacri, hoc est: Fas-
ciculus Trisiniorum Sacrorum, partim pro lubitu sine Basso continuo, partim ad
eundem en Concerto apte consinendorum, Autore Senrico Grimmio. Adjecta sunt
et alia nonnulla incertorum autorum«^. Brunsvigae , Typis Andreae Dunckeri,
sumtibus Conradi Gustheti Schol. Mart. Cantoris Anno 1643. AAs der Vor-
rede dieses "Werkes, datirt Braunschweig April 1643, geht hervor, dass der Ver-
fasser am 10. Juli 1637 gestorben ist, und dass sein Sohn die Ausgabe besorgte.
Praetorius giebt im fünften Theil seiner y>Musae Sioniaev von 1607 einige Ge-
sänge seines vierzehnjährigen Schülers Grimm, darnach wäre dieser gegen 1593
geboren. Bei seiner Verheiratung (1619) mit Mai'tha Brandesia machte
Fr. Weissensee das Hochzeitsgedicht. Nach Matthesons Ehrenpforte (90) »kam
der weitberühmte Cantor Grimm aus dem 1631 zerstörten Magdeburg zu. Braun-
schweig an, zu derselben Zeit wie sein Schüler Otto Griebel, den die Pest aus
seiner Heimath dahin vertrieben«. Dieser sei dann von Grimm »auf der Catha-
rinenschule in den Lehrsätzen der technischen und praktischen Musik bester-
massen angefürot worden«. Israel: Die musikalischen Schätze der Gymnasial-
bibliothek u. s. w., Frankfurt 1872, nennt von Grimm noch zwei- und drei-
stimmige Gesänge in Sammlung P 1637 No. 24 und 50 enthalten.
Grivel, Victor, Violinist, geboren in den ersten Jahren des 19. Jahr-
hunderts, gehörte lange Zeit als erster Violinist zum Theaterorchester zu Grenoble.
Er gab die Schrift heraus: -aVernis des anciens luthiers d' Italic, perdu depuis le
milieu du XVIII siecle retrouvv par V. Grivel (Grenoble impr. Allier 1867, in
8", 21 p.), über welche von der statistischen Gesellschaft der Wissenschaften
und Künste ein sehr lobender Bericht erstattet wurde: -»Bapport sur le vernis,
invenfe par M. Victor GriveU (Grenoble, Allier 1867).
Grizy, Raphael August, auch Grisy, ist zu Paris am 24. Sept. 1833
geboren, und wurde Contrabassist nachdem er, durch mehrere Preise ausgezeich-
net, das Pariser Conservatorium, verlassen hatte. Er betrat dasselbe jedoch von
neuem, als er die Entdeckung machte, dass er sich im Besitze einer angenehmen
Tenorstimme befinde. Seit 1861 ist er als zweiter Tenorsünger an der grossen
(rrnnovius — Guercia. 1M7
Oper ihiltlg. Aus.scrdfiii iilx'irmliin er djis Amt lincs ( hj^Miiistcii , spätor das
eines Kapellmeisters an der Triiiitiiti.skirflic. Seine Operette nAmourcux de
Zephymneo- und die Operd houlfa i>V Elcpha7it hlanc<i in vier Akten, wurde im
Theater Menus-jilaisirs in Paris aufgeführt.
Gronovius, Jacob (ftronov), ist am 20. October 1645 zu Deventcr ge-
I»oren, studirte thcils liier theils zu Leyden und hhto auch längere Zeit zu
Oxford und Cambridge. Später wurde ihm eine Lehrerstello in Pisa übertragen,
die er 1669 mit der Professur der schönen AVissinschaften zu Leyden ver-
tauschte: dann wurde er Geograph der Universität; er starb am 21. October
1716. Kr war ein ebenso gelehrter wie flcissigcr Archäolog, veranstaltete Aus-
gaben des Polybius, Herodot, Cicero, Ammianus Marcellinus. Durch seinen
^Thesaurus anfiquit. yraec«, 13 Bände fol., Leyden 1697 — 1702, wurde er auch
für die IVIusikwissenschaft bedeutungsvoll.
Grosj^an, Ernest, NelTe dos Organisten ßomary Crosiean und Schüler
desselben, ist zu Vagney (Bezirk Reniiremont) am 18. December 1841 geboren.
Im Clavierspiel erhielt er den Unterricht von Camille Stamaty. Zwanzig Jahr
alt wurde er als Organist der Kathedrale zu Uzes (Gard) angestellt und erhielt
1868 in einem glänzenden Concurse denselben Platz an der Kathedrale in Ver-
duu sur Meuse. G. veröffentlichte: »300 Versets composes pour Vorgue danx les
tons les plus usites, precedc d^un cTiapitre concernant la rejistrationv, Vordun,
l'auteur in 4" oblong.; »Theorie et pratique de V accompagnement du plain-chant,
metTiode tres simple et tres facile en 2 gammes et 3 exceptionsv, Yerdun, l'aut(;ur;
•oPieces Je cTiant (cJioeurs et solos ä trois voix egales)«.
Grossi, A. (lY, 415). Sein Opus 3 (12 Sonaten) erschien schon 1682
in Bologna.
GrothC) Carl Wilhelm Eduard, blinder Orgelvirtuose, ist am 7. Decem-
ber 1855 zu Naumburg a. S. geboren; wurde Schüler von Sering in der Blin-
denanstalt zu Barby und besuchte dann noch ein halbes Jahr das königl.
Institut für Kirchenmusik in Berlin, wo er den Unterricht des Professor Haupt
genoss. Er gehört bereits zu den bedeutenden Orgel virtuosen der Gegenwart.
Griinbanm, Therese, geb. Müller (IV, 420), starb in Berlin am 30. Jan.
1876, im 85. Lebensjahre.
Gruud, Friedrich AVilhclm (IV, 423), starb in seiner Vaterstadt Ham-
burg am 24. November 1874.
Grutsch, Franz Seraph (IV, 426), starb in seiner Vaterstadt AVicn am
5. April 1867.
Guanii, Giuseppe (IV, 428). Sein Geburtsjahr ist wahrscheinlich 1540
und sein Todesjahr 1626. Sein Bruder:
Gnami) Francesco, (ebenda), soll gegen 1544 geboren und ihm 1596 in
Lucca als Kapellmeister der Republik gefolgt sein. Ein dritter Tonkünstler
dieses Namens;
Gnami, Giovanni Domenico, ist 1560 zu Lucca geboren und starb
daselbst am 2. Juni 1631. In Venedig erschienen 1585 Motetten mit Bass-
begleitung seiner Composition.
Gnami, Valerie, Sohn des Giuseppe, wurde zu Lucca gegen 1587 ge-
boren, und besass den Ruf eines bedeutenden Componisten. Er war Kapell-
meister der Republik zu Lucca und schrieb als solcher mehrere Oratorien.
Er war der erste welcher daselbst eine dramatische Composition zur Aufführung
brachte, die er zur Gelegenheit einer öffentlichen Feierlichkeit componirt hatte.
Guido von Arozzo (IV, 438), sein »Micrologus« ist in deutscher Ueber-
setzung von R. Schlecht veröffentlicht in den Monatsheften für M. G. 1873.
Gaercia, Alfonso, Gesangsprofessor und Componist,' gebor« n am 13. Nov.
1831 zu Neapel, wo er seit einigen Jahren am dortigen Conservatorium als
Gesanglehrer thätig ist, gab eine Gesangschub' heraus: »TJArte dcl caiito ita-
liano mcfoJo per voce di soprano o mezzo soprano^ adottato neue sciiole del regio
Conservalorio di musica di Nai/olia. Ferner eine grosse Anzahl ansprechender
138 Guerrero — Guislain.
Gesangscompositionen, grösstcntheils für eine Stimme. Eine Oper »Rita« wurde
1878 in Noajiel aul'gelührt.
Gnorrero, Francesco, auch Guerreiro (IV, 45J2), ist nicht in Spanien
sondein in Portugal in Beja geboren; er stai'b in Sevilla im Jahre 1600.
Gnilleuiin, Arne dt' e, französischer gelehrter Schriftsteller, gab heraus:
nLr soll, notions d'acoustique physique et vmsicalev^ (Paris, Hachette 1875), mit
zahlreichen Figuren.
Gnilmant) Felix Alexandre, gegenwärtig einer der ersten Organisten
Frankreichs, ist in Boulogne-sur-Mer am 12. März 1837 geboren, und wurde
zunächst von seinem Vater, welcher in derselben Stadt fünfzig Jahre Organist
der Kirche St. Nicolas war, in der Musik, speciell im Orgelspiel unterrichtet.
Harmonielehre ertheilte ihm Gustave Carulli, Sohn des berühmten Guitarristen
dieses Namens, auch genoss er später noch den Orgeluuterricht des berühmten
Organisten Lemmens. Mit sechzehn Jahren wurde er als Organist an St. Joseph
angestellt und zwei Jahre später führte er in der Kirche St. Nicolas in seiner
Vaterstadt, seine erste Messe auf. 1857 erhielt er die Organistenstelle an dieser
Kirche, gründete einen Gesangverein und machte sich nach und nach durch
sein treffliches Orgelspiel immer bemerkbai-er. Schon 1862 erzielte er einen
nachhaltigeren Erfolg, als er vor einer Reihe von Kennern auf der neuen, von
Cavaille-Col in der Kirche St. Sulpice zu Paris erbauten Orgel, spielte. Er
führte ein Concert von Händel, eine Toccata und eine Fuge von Seb. Bach
und einen Marsch im grossen Stil über ein Thema von Händel seiner eigenen
Composition aus. Erst 1871 erhielt der sehr strebsame Künstler einen, seinen
Fähigkeiten angemessenen Platz, als er an Stelle des verstorbenen Chauvet als
Organist der Trinitatiskirche in Paris berufen wurde. Nicht allein hier, sondern
auch im Auslande, in England und in Amsterdam, wo er Orgelconcerte ver-
anstaltete, wuchs sein Ruf. Sein Compositionstalent ist ebenfalls bemerkenswerth.
Er schrieb: 4 vierstimmige Messen mit Orchester- oder Orgelbegleitung ; vierstimmige
Motetten mit Orchester oder Orgel; zwölf Motetten für eine, zwei, drei und vier
Stimmen mit Begleitung von Orgel oder Harmonium; »Quam dilectaa (Psalm 83)
für vier Stimmen, Solo und Chor mit Orgel; Sonate für grosse Orgel; viele
Gesangs-, Ciavier- und Orgelstücke, und die nennenswerthen Sammlungen »Pieces
de differents styles pour orgue». (zwölf Lieferungen, Paris, Schott); »L'organiste
pratique, recueil de pieces de moyenne difficidte pour Vorguevi (zwei Lieferun-
gen erschienen).
GuimaräeS; Jose Ribeiro, Dr., jiortugiesi scher Schriftsteller, geboren zu
Lissabon am 2. October 1818, hatte sich der Rechtswissenschaft gewidmet und
auf der Universität Coimbra seine Studien beendet. Seiner politischen An-
schauungen wegen verzögerte sich seine Anstellung als Richter, und als sie
schliesslich erfolgen sollte, fand er sich veranlasst, sie abzuweisen. 1854 erhielt
er die erste Stelle an der Nationalbibliothek zu Lissabon und seitdem veröffent-
lichte er in dem Journal do Commercio, dessen musikalischer Berichterstatter
er war, eine Reihe Abhandlungen auf dem Gebiete der Musikwissenschaft, die
dann zum Theil gesammelt erschienen unter dem Titel »Summario de varia
hisforiaa (vier Bände). Ausserdem veröffentlichte er: eine Biographie von Mar-
cos Antonio Portugal, genannt nPortugallo. Sistoria do Theatro do Bairro Altoa
(mit viel interessanten Notizen die Geschichte der Oper, wie der Musiker in
Portugal während des 18. und 19. Jahrhunderts betreffend). Zum Besten der
in Lissabon lebenden Nachkommen der berühmten Sängerin Todi, veröffentlichte
er endlich auch noch deren Biographie.
Guislaiu, Pierre Joseph, Violinist und Orchesterdirektoi', geboren 1757
zu Berg op Zoom, iiess sich in Antwerpen nieder, wo er Soloviolinist des
Theaters war und sich auch als solcher durch den Vortrag Viotti'scher, Kreutzer'-
scher und Rode'scher Concerte vortheilhaft bemerkbar machte. Als Dirigent
der Concerte der Philharmonischen und noch einiger anderer Gesellschaften,
gewann er vortheilhaften Einfluss auf die derzeitigen musikalischen Verhältnisse
Guitarre - Guyot. 139
Antwoiixus, indem vv dtii rJoschmack für kliiKsischo i\Iiisik /,u crwf^cken suchte.
Er f'iihilf dort zucrisl die (^uartotte Haydn's und Mozart's auf.
Guitarre (IV, 450). In den letzten Jahren sind von Freunden des In-
struments wieder energische Versuche gemacht worden, ihm wieder einen Platz
in dem Mu8ikle])en zu verschallen. Man hat, um iliren Ton etwas zu verljesseru,
die Darmsaiten durcli IMetallsaiten ersetzt. Die aus Därmen gt-drehten Discant-
saitcn der Guitarre haben den üborsponuenen Basssaiten gegenüber einen zu
schwachen Ton und es erscheint demnach sehr praktisch, sie durch stärker klin-
gende ^Metallsuiten zu ersetzen. Mit besonderem Eifer nimmt sich der, von
Dr. Wilh. Schöne in Leipzig gegründete und seit dessen Abgang von Herrn
0. Schlick geleitete Guitarrenclub des Instruments an. Er war zunächst auf
weitere Verbesserungen des Instruments bedacht. Durch ihn wurde der Ton-
umfang desselben, der sich bisher auf S^/g Octaven beschränkte (von H bis ä^),
um eine Quinte in der Höhe und um eine Sext in der Tiefe erweitert, so
dass er jetzt von G bis y/V reicht. Dadurch sind sechs verschiedene Stimmun-
gen ermöglicht (in G G A c d e) die eine grössere Mannichfaltigkeit im En-
semble gewähren. Es wurde nothwendig, verschiedene Instrumente mit mehr
als 6, mit 9, 12 und 13 Saiten zu bauen u. s. w. So wurde es möglich 2 — 5
selbständig geführte Guitarren zu einem vollklingenden Ensemble zu vereinigen
und, in dieser Weise verwendet, vei'half der Leipziger Guitarreclub dem In-
strument selbst in öffentlichen Concerten wieder zur Anerkennung.
Gumpeltzhaimer, Adam (IV, 457), ist zuTrosberg, nicht Trostberg, geboren.
Gnsetto, Nicolo, um 1730 in Cremona lebend, war ein trefflicher und
orginell arbeitender Geigeubauex-. Seine Instrumente haben die Eigenthümlich-
keit, dass sie in den Umrissen sowol, als auch der Schnecke wellenförmig ge-
baut sind. Die Wölbung ist massig, der Lack gelb, bisweilen braun; der
Ton kräftig und edel.
Gnsto, J. Z., Componist, welcher Mitte des 18. Jahrhunderts zu Zürich lebte;
er gab dort eine Sammlung von 170 Liedern für eine, zwei, drei und vier
Stimmen heraus, unter dem Titel: Auserlesene geistliche Lieder aus den besten
Dichtern. Mit ganz neuen leichten Melodien versehen von J. Z. Gusto (Zürich,
Ziegler 1769, in 8'')
Gatiuann, Adolph (IV, 462), ist 1819 zu Paris geboren und war bereits
in seinem 15. Jahre ein fertiger Ciavierspieler und geschickter Improvisator.
Darauf übernahm, auf Wunsch des Vaters, Chopin seine weitere Ausbildung
und zwischen beiden bildete sich bald ein inniges Verhältniss. Bald auch genoss
G. in den literarischen Zirkeln der Freundin Chopins, der bekannten Schrift-
stellerin George Sand, grosse Aufmerksamkeit. Als Chopin, nach einer sechs-
monatlichen Reise mit seiner Freundin schwer erkrankt aus Spanien nach Paris
zurückkehrte, war Moscheies eingetroffen und da er Chopins neueste Compositionen
kennen lernen wollte, diesen aber körperliche Schwäche hinderte zu spielen,
so musste G. die Ausführung übernehmen. Aus Dankbarkeit dafür, dass G.
das Scherzo Op. 39 in einem Tage fertig studirt und es Moscheies auswendig
vorspielte, dedicirte es ihm Chopin. 1846 unternahm G. grosse Reisen durch
Deutschland und Schottland und ging dann wieder nach Paris zurück, um seinen
schwer erkrankten Meister noch zu bestimmen, sich durch Franz Winterhalter
malen zu lassen. In des Schülers Armen starb Chopin am 17. October 1849.
Erst im Sommer 1866 unternahm G. wieder eine grössere Reise und zwar nach
dem Orient, den Nil herauf bis Nubien. I\Iit einem reichen Ertrag an Ruhm
und Gold, kehrte er 1867 wieder nach Paris zurück und siedelte sich dann
1871 in Florenz an. 1874 war er zur Kur in Ems und spielte hier vor dem
deutschen Kaiser. Im August 1874 ging er wieder nach Florenz und seitdem
lebt er in stiller Zurückgezogenheit fast ausschliesslich mit der Malerei beschäftigt.
Nach langen ernsten Versuchen soll er die Erfindung gemacht haben, mit Oel
auf Atlasstoff unter brillanter Farbengewinnung zu malen.
Guyot, Jean (IV, 462), hat in Ch'ment Lyon in Charleroi ueuerdiugs einen
j,]() Haenel de Croneathal — Hässlich.
Biogniplu-n gofuiKloii, und wenn wir uns auf die ErgcbnisBC von dessen Nach-
forsiliungcn verlassiu, so ist G., der sich, wie schon angegeben, auch nach seinem
Geburtsorte »Castileti« nannte, mit dem bereits angeführten Joannes (luidonius
(Bd. IV, 448), ein und dieselbe Person, da er sich auch lateinisirt: J. Guido-
nius Castilctanus nannte. Das Werk y> Miner valiav. kommt ihm demnach eben-
falls zu. Nach derselben Quelle wäre G. erst 1512 geboren, bezog 22 Jahr
alt, die Akademie der Künste in Löwen und wurde am 22. März 1537 Licen-
ciat der Künste. 1546 ist er in Lütticli Kaplan der Stiftskirche St. Paul und
gleichzeitig Singmeister der Sänger derselben. Bald darauf wird er Kapell-
meister an der Kathedrale Saint-Lambert zu Lüttich. Siebzehn Jahre später,
1563, trat er zu "Wien in die Dienste des deutschen Kaisers Ferdinand I., der
jedoch schon 1564 starb. Im December 1563 hatte G. in "Wien eine Musik-
schule eröffnet. 1564 kam er nach Lüttich zurück, wo er sein Amt an der
Kathedrale wieder übernahm, und daselbst am 11. März 1588 mit dem Rufe
eines bedeutenden Künstlers starb. .
H.
Haenel de Cronenthal, Louise Auguste Marie Julia, Marquise d'Heri-
court de Yalincourt, stammt aus einer G ratzer Patrizierfamilie und ist 1839 in
Sachsen ge"boren. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie vom 17. Jahre an
in Franki'eich, das seitdem ihre zweite Heimath wurde. Ihre Lehrer waren
Tariot, Pranchomme, Camille Stamaty, Eug. Prevost und Demerssemann. Ein
Theil ihrer Compositionen, die sich auf gegen hundert belaufen, ist gedruckt;
es gehören dazu : Vier Sinfonien, einige zwanzig Sonaten mit besonderen Bezeich-
nungen, wie y>Graziosa<i, »la bonne journee«, »Yieux Stylen.) »la Pathetiqueu, »(/aiete
classiquea u. s. w.; ferner ein Streichquartett und Stücke für Ciavier: Nocturnos,
Bomanzen, Improptus, Rondos u. s. w. 1867, bei Gelegenheit der "Weltaus-
stellung, übertrug die Componistin für das Orchester des »Jardin chinois« einige
der populärsten chinesischen Weisen, wofür sie die grosse Ehrenmedaille erhielt.
Für Ciavier erschienen die folgenden dieser Stücke im Druck: -»La Descente
de Vhirondelle<-i (aus der Sammlung der Volksgesänge des Confucius) ; »ia (jrande
Tourmentea (chinesischer Tanz); »Xa chanson du the« (im 18. Jahrhundert vom
Kaiser Khien-Long componirt); »ie Chalumeau de Nioti-Vaa (Pastorale zu Ehren
der Prinzessin Niou-Va, componirt von Ta- Joun, Musiker des Kaisers Hoang-Ti);
»La Banse des plumes«. (Ballet um die Geister der vier Welttheile einzuladen,
dem Feste der Laternen des Yang-Cheu beizuwohnen) ; y>La Tasse d'or« (Trink-
lied des Kaisers Ouan-Ti); vLa Joueuse de flute de Sou-Tchou-Tou<s. (Couplet
mit Refrain).
Härtel, Gebrüder (IV, 485), Dr Hermann Härtel starb am 4. Aug. 1875
und Raymund Härtel schied 1880 aus dem Geschäft aus, an dessen Spitze jetzt
die Enkel von Gottfried Härtel: Wilhelm Volkmann und Dr. Georg Oscar
Immanuel Hase stehen.
Haeser, Charlotte Henriette (IV, 484), starb zu Rom im Mai 1871.
Haeser, Christian Wilhelm (IV, 486), starb in Stuttgart am 27. Mai
1867, 85 Jahr alt.
Hässlich (IV, 487). Man muss hierbei sehr genau das Hässliche der Dar-
stellung und das dargestellte Hässliche unterscheiden. Die hässliclio Darstellung
hört auf Kunst zu sein, während die Darstellung des Hässlicheu durchaus zu
den künstlerischen Vorwürfen gehört. Jene bezieht sich meistens auf die Form,
diese dagegen auf den Inhalt. Der ästhetische Sinn erfasst zunächst die dar-
gebotene Form, jede Verletzung derselben wirkt hässlich, und um so mehr, je
mehr der Inhalt eine schöne, formell vollkommene Darstellung erfordert. Man-
lliisfllich. 141
gelndos Ebenmaass der einzflnon Thcllc, wie iliro [)lanlo80 Anwendung wirken
auch in der IMusik unangcncliin, wie in allen ül>rigen Küu.sten; clicnso selbBtver-
stündlich auch Ui-borladung oder ihr (legcnlheil: zu grosse Monotonie. Wer
die einfachen Formen des Tanzes und d(!S Liedes mit demselben umfangreichen
Apparat ausstatte!, wie die grossen und weiten, die zusainmejigesetzten Formen,
der wird und muss nothweudiger Weise damit nur Widerwillen und Abneigung
erzeugen, wie mit dem Hässlichen, wären aucli die Formen sonst ebeumüssig
gebildet und gegliedert. Das gilt aber auch von den wolgeformten Tonsätzen,
welche nicht mit den erforderlichen reichern und mannichfaltigeren Mitteln
ausgestattet .sind. Hiisslich wirkt ganz besonders weiterhin in der Musik auch
die Stilvermischung. Es ist nicht nur widerwärtig, die religiösen Stimmungen
wie profane behandelt zu sehen; das Kirchenlied wie ein weltliches Lied ge-
sungen, die Kirchenmusik wie Üpernmusik ausführen zu hören ; sondern auch
joner ITebereifcr unserer Zeit, selbst die subtilsten lyrischen Stimmungen zu
dramatisiren muss als hässlich bezeichnet werden. Die Wahrung der Stilgesetze
ist die erste und hauptsächlichste Anforderung für die Reinheit und Acchtheit
der Wirkung des Kunstwerks. Diese aber wird noch durch die besondere Art
des Klanges bedingt, der daher ganz sorgfältig berücksichtigt werden muss.
Wir wissen, dass das Tonstück von vei'schiedenen Organen ausgefülirt wird,
denen in der Regel mehr oder weniger schöne und auch absolut hässliche Klänge
zur Verfügung stehen. Wir wissen, dass ein Tonstück von Singstimmen aus-
geführt, ganz anders klingt, als wenn Blas- oder Streichinstrumente oder Tasten-
instrumente u. s. w. die Ausführung übernehmen. Ein an und für sich wol
geformter, künstlerisch gestalteter Tonsatz kann daher trotzdem hässlich wirken,
wenn er nicht den rechten Instrumenten zur Ausführung übergeben, wenn er
nicht in der entsprechenden Weise in Klang umgesetzt wird. Die Klänge wirken
störend, wenn sie nicht ihrer besonderen Natur entsprechend angebracht sind,
wenn sie reizend wirken, wo sie erschüttern, und abstossen, wo sie reizen sollen.
Damit ist auch bereits angedeutet, in welcher Weise sich die Musik an der
Darstellung des Hässlichen betheiligen kann. Nur bei der Tonmalerei wird
man den Begriff noch einigermassen in seiner ursprünglichen Fassung nehmen
können, bei dem Ausdruck seelischer Stimmungen i.st er schon nicht mehr ganz
zutreffend; hässlich kann man im Grunde die Empfindung des Zornes, bideji-
schaftlichen Schmerzes, der Verzweiflung, der Wuth, des Hasses u. dergl. nicht
mehr nennen, da sie zunächst ebenso menschlich berechtigt sind, als die sanftem
nnd edlern Empfindungen der Liebe, der Freude, des Dankes u. s. w.. sie sind
eben nur hässlich als künstlerische Vorwürfe, weil ihnen der Ausdruck der
absoluten Schönheit nicht entspricht. Hierauf aber beruht wiederum die be-
sondere Art ihrer Ausdrucksformen; diese müssen durchaus die Gesetze künst-
lerisch schöner Darstellung wahren, so weit das der veränderte Ausdruck nur
irgend zulässt. AVird dagegen gesündigt, dann erreicht der Künstler nicht die
Darstellung des Hässlichen, sondern seine Darstellung wird hässlich und damit
uiikünstlerisch. Tonmalereien werden leicht durch zu grosse Treue der materiellen
Wirkung hässlich; das Schlachtgemälde verliert allen höhern künstlerischen
Werth, wenn es in Kanonenschlägen, Gewehifcuer, Mitrailleusengeknatter u. dergl.
aufgeht; wer, wie das wirklich geschehen ist, die Schrecken eines Seestui-ms so
deutlich malt, dass er uns durch die, von zwei Piccoloflöten in Secunden aus-
geführte Tonleiter ganz entschieden wehthut, und durch die unangenehm wir-
kenden Dissonanzen ganz direkt persönlich bedrängt, schildert nicht das Häs.}'
liehe, sondern seine Schilderung ist hässlich, im wahrsten Sinne des Woi'lcß.
Auch wenn es sich darum handelt naturtreu zu bleiben, dürfen solche Schil-
derungen nicht jenen Grad von handgreiflicher Deutlichkeit gewinnen, die nicht,
mehr poetisch, nicht ästhetisch zulässig, also nicht mehr künstlerisch ist. Weit
weniger noch darf die Darstellung des Beängstigenden und Bedrückenden wirk-
lich persönlich beängstigend und bedrückend werden; die Darstellung muss sich
damit begnügen, den Zustand für die Fantasie angedeutet zu haben. Das gilt
142 Hagemanii — Halin.
aber selbstverstündlich noch viel mehr für die Darstellung und deu Ausdruck
der Seelenzustäude durch Musik. Diese wird nur zu häufig durch Uebertreibuug
hiisslich und widerwärtig wirkend. Wie Schmerz, Wuth, Verzweiflung u. dergl.
heftige Emplindungen sich auch in Bewegungen, im Miuenspiel u. dergl. unschön
äussern, wenn die» übertrieben heftig geschieht, so wird auch die Aeussei'ung
durch Gresaug und Musik hässlich durch die übertriebene und forcirte Anwen-
dung der mächtig wirkendsten Mittel. Das Material für diesen Ausdruck ist
auch für die Musik in grossem ßeichthum vorhanden ; für jede dieser stürmischen
Bewegungen des erregten Innern bietet sie die entsprechenden Mittel, und bei dem
eigenthümlichen Reiz den auch sie noch entwickeln, ist eine unmittelbar treffende
Wirkung zu erzielen, wie kaum noch auf andere Weise, aber deshalb müssen sie auch
mit um so grösserer Vorsicht angewendet werden; der Missbrauch führt ganz
entschieden zur gegentheiligen Wirkung ; er erzeugt Widerwillen und Missmuth
in uns, anstatt uns den betrefi'enden Seelenzustand als Inhalt zu vermitteln. Je
entscheidender die aufgebotenen Mittel in ihrer Wirkung sind, desto mehr müssen
sie gegen einander abgewogen, mit desto grösserer künstlerischer Besonnenheit
eingeführt und verbunden werden, wenn sie sich nicht gegenseitig aufheben oder
die Empfindung chaotischer Wüstheit und Wildheit erzeugen sollen. Auch der
Tiefsinn versucht manchmal in dieser Weise sich zu äussern; viel häufiger
freilich der nur vermeintliche, der uns glauben machen möchte, zusammenhangs-
lose Phrasen und Sätze möglichst bunt und widersinnig zusammen geleimt,
seien abgrundtief inhaltsvoll, während doch natürliches Empfinden und Denken
bald die hässliche, hohle Gleissnerei erkennt. Weil tief innerliche Erschütterungen
der Seele sich gern in schneidenden Dissonanzen offenbaren, ist bei manchen
Componisten der Gegenwart die Consonanz in Misskredit gerathen, und um immer
tiefinnerlich erschüttert zu erscheinen, wird die Dissonanz bei ihnen in Permanenz
erklärt. Aber diese Dissonanzen sind billiger als die tief innern" Erschütterungen.
Hagemanu, Moritz, ein tüchtiger niederländischer Musiker, geboren am
25. September 1829 in Zutfen, jetzt Musikdirektor in Leeuwarden. Seine
Studien machte er hauptsächlich am Conservatorium in Brüssel. Später wurde
er Direktor der »Maatschappy vor Tonkunst« in Batavia, nachdem er mehrere
Jahre an der Spitze der musikalischen Bewegung in Gronungen gestanden hatte.
Er hat viele hübsche Sachen für Ciavier und Gesang componirt und sich auch
als geistvoller Schriftsteller in der musikalischen Zeitschrift »Cäcilia« (redigirt
von Nicolai) durch verschiedene Aufsätze documentirt. Seit einigen Jahren ist
er mit der talentvollen Sängerin Franziska Stoetz verheiratet. Sein Vater:
Uagemann, Franz, ist 1802 zu Nymwegen geboren und war Organist in
Zutfen. Sein Bruder:
Hagemann, Franz, ist in Zutfen den 10. September 1827 geboren und
wurde Musikdirektor in Leyden.
Hahn, Albert (IV, 491), geboren am 29. September 1828 in Thorn, wo
sein Vater Steuerrath war, ei-hielt seine Gymnasialbildung dort und von 1842
bis 1846 in Posen. Schon auf der Schule wirkte er als Sänger und Spieler
in Concerten mit; durfte jedoch trotz seines lebhaften Wunsches nicht Musik
Studiren, weil Rellstab in Berlin, im Hinblick auf die unsichere Laufbahn davon
abrieth. Da er seiner Dienstpflicht als einjährig Freiwilliger genügte, wollte
es der Zufall, dass ihm der Eintritt in die preussische Artillerie nahegelegt
wurde. Schnell absolvirte er die Examina mit Auszeichnungen und benutzte
ausserdem seine freie Zeit, während des Besuches der königl. Artillerie- und
Ingenieur-Schule zu Berlin, um unter Stern, Fl. Geyer und Killidschki Gesang,
Composition und Ciavier zu studiren. Ein Sturz vom Pferde veranlasste ihn
aber 1853 den Abschied zu nehmen, um nun endlich der durchbrechenden Lust
zur Musik nachfolgen zu können. Nun studirte er erst in Köln, wo er gleich-
zeitig die Polyhymnia dirigirte, unter Hillei-, Frank, Hartmann, Derkum, Koch
und Ergmann, dann in Berlin unter Marx, Stern und v. Bülow und hospitirte
ausserdem auf Jahre langen Reisen in London, Paris, Florenz, Wien, Dresden
Hakem ol VVAdi ilall.-r. 143
und AVeimar bei Garcia, der Ungar-Sabatier, Romaui, Gentilhuomo, Sechter,
Wieck, Liszt u. a. lH5r> siedelte er für ein Jabr ganz nach Itotterdam über,
wo melircres von ihm (Orchestcr-FantaHic und grosses Trio) zur AulViihruug
kam; im Jahr 1858 nahm er seinen Wohnsitz in Berlin, wo er das Referat
der Spener'schen Zeitung übernahm und den Concertvereiii zu wulilthütigen
Zwecken gründete, welchen er l.^lU, bei seinem Abgangti iiiieli liielet'eld, an
A. Holländer übergab. ])ort und in der Nachbarstadt Herford leitete er die
gemischten Chorvereine, die Liedertafel und den Orchesterverein, brachte die
westfälischen Sängerfeste w'ieder in Gang und gründete die Ravensberger Musik-
feste, von denen er vier leitete, ])is der Krieg mit Frankreich, an dem er sich
wieder aktiv betheiligte, das Verhältniss dort trübte und er die Wahl zum
Dirigenten des Sängervereius in Königsberg annahm. Hier verblieb er von
1872 — 1875, wo Erbschaftsangelegenheiten ihn zwangen, den Ort zu verlassen und
ihm dabei die Mittel wurden, seine Ijieblingsidee, durch eine Zeitung an der Knt-
wickelung der Kunst mitzuwirken, realisiren zu können. Er ging nach Berlin und
gründete dort die »Tonkunst«, Wochenschrift für den Fortschritt in der Musik.
Diesen sieht er darin, die Musik als Kulturkraft bei der Erziehung des Volks, staat-
lich organisirt mitwirken zulassen, auf allen Gebieten einen gründlicheren, freieren,
parteiloseren Standpunkt zur Geltung zu bringen und endlich die Chromatik in
die Theorie einzuführen. Nachdem die Zeitung allgemeiner sich verbreitet hatte
und ihre Stellung eine gesicherte geworden war, zog es ihn wieder von Berlin nach
Königsberg, der Heimath seiner dritten Frau (die zweite, Bertha H., hatte
sich als Ciavierspielerin vortheilhaft bekannt gemacht), zurück. Dort fungirte
er als Dirigent, Referent der Ostpreussischen Zeitung, Instituts-Inhaber und
Pianist, und trat auch mehrfach als Componist in die Oeffentlichkeit. 1880
siedelte er nach Leipzig über, starb aber hier schon kurze Zeit darauf am
14. Juli desselben Jahres.
Hakcm el Wädi, Abou Yahya, arabischer Sänger von grosser Berühmt-
heit, dessen Heimath AVadi-el-Cora, im Hidjaz und dessen Geburtsjahr 717 der
christlichen Zeitrechnung war. Sein Vater war Barbier, ein durch den Kalifen
Walid L, Sohn Abd-el-Moliks, freigelassener Sclave. Der Lehrer des Hakem
war sein Landsmann Omar-el-Wadi. H. war als Sänger und als Componist be-
rühmt. Er erreichte ein hohes Alter und der letzte der Kalifen, dessen Gunst
er noch erwarb, war Harun-al-Raschid. In Bagdad hatte er Reichthümer er-
worben, mit denen er sich im Alter nach seiner Vaterstadt Wadi-el-Cora zurück-
zog und dort gegen 182 der Hegira, 798 nach der christlichen Zeitrechniing
starb. Vorstehendes ist dem AVerk y^Caussin de PercevaVs Notices anecdotiques
sur les principaux mimciens arahes des trois premier aiecles d^Islamismeu ent-
nommen. Es sind in demselben noch mehrere Anekdoten mitgetheilt, welche
als Beweis für die aussergewöhnliche Berühmtheit dienen, deren H. seiner
Zeit sich erfreute.
Haller, Michael, geboren den 13. Januar 1840 zu Neusaat, bei dem
Städtchen Naabburg in der Oberpfalz, erhielt seine humanistische Bildung im
bischöflichen Seminar des Benediktinerklosters Metten. Hier wurde Gesang und
Instrumentalmusik mit allem Eifer gepflegt. H. lernte schnell die einzelnen
Blas- und Streichinstrumente handhaben, studirte Harmonielehre und benutzte
die festlichen Gelegenheiten im Kloster, seine Anlagen in der Composition zu
verwerthen, die auch bald allgemein anerkannt und bewundert wurden. Nach
Absolvirung des Gymnasiums besuchte er das Lyceum und trat darauf in das
Priesterseminar zu Regensburg ein. Neben seinen philosophischen und tiieolo-
gischen Studien trieb er ileissig Contrapuukt und bildete sich gründlich darin
aus. Nach Empfang der Priesterweihe, den 26. Juni 1864, erhielt er in Regens-
burg eine Anstellung als Präfekt der Dompräbende, wo er unter Leitung des
berühmten Domkapellmeisters Schrems sich vollständig der Kirchenmusik widmen
konnte. Im Jahre 1866 wurde H. Inspektor des Knalieninstitutes zur alten
Kapelle und zugleich Kapellmeister an dieser Stiftskirche, in welcher Eigen-
144 Hallstroem — Hansen.
scliaft er noch jetzt thiitig ist. Als Lehrer an der kirchlichen Musikschule zu
Regensburg crtheilt IT. Unterricht im Contrapunkt und in der Coniposition.
Von ihm sind bis jetzt im Buchhandel erschienen: «Vackmcciwi«, eine praktisijhe
Anleitung zum Gesang, ferner acht Messen, ein Requiem und ein Te Deum
mit Posaunenbegleitung, drei Serien von 3, 4, 5, G und Sstimmigen Motetten,
mehrere Litaneien und zwei Sammlungen lateinischer Motetten und deutscher
Lieder zur JMuttei'gottes. Seine Compositionen bekunden den Meister in der
contrapunkti^schen Technik und sind durchweht von einem wahrhaft religiösen
und kirchlichen Geist.
Hallstroem, Tvar, tüncr der gegenwärtig beliebtesten Tonkünstler Schwedens,
ist 1826 in Stockholm geboren, wo er auch später seinen Wirkungskreis fand.
Seinen Namen als Tonküustler hat er sich durch mehrstimmige Lieder und
mehrere Opern gemacht. Die erste derselben »Hertig Magnus«, gelangte 1867
in Stockholm zur Aufführung; mehr Erfolg als diese erzielte jedoch die zweite,
der »Bergkönig«, 1876 auch in München aufgeführt. Von zwei späteren Oi^ern
erwarb ihm die dreiaktige die »AVickinger«, aufgeführt 1877 in Stockholm, die
meisten Freunde. »Idylle«, Composition für Solo, Chor und Orchester, erhielt
1860 den vom Musikverein in Stockholm ausgesetzten Preis. 1861 übernahm
H. in Stockholm die Musikschule von A. Lindblad.
Hamm, Valentin (IV,507), starb in Würzburg in Baiern am 21.Dec. 1875-
Hamma, Pridolin (IV, 508). Die Messe, in welcher er den Ursprung der
Marseillaise entdeckt haben wollte, ist nicht von Holtzbauer, sondern von
Holtzmanu.
Hausen, Hans Matthison, Schifferssohn aus Flensburg, geboren den
6. Febr. 1807. Seine erste Jugend verlebte er, unter Abwesenheit des Vaters
als Seemann, in Einsamkeit mit seiner Mutter. Sie liebte Musik und Gesang
und hatte die Freude, vom kleinen Hans ihre Melodien auf dem Ciavier, sogar
mit Harmonie anzuhören. Später besuchte der Knabe die Sonntagsschule und
erhielt freien Unterricht im Zeichnen, von dem später bekannten Herrn Peters
in Dresden. Als er eines Tages in dessen Heimat, Duette mit dem jüngeren
Peters bliess, fragte der alte Porträtmaler Peters: »Wer bläst denn die 2. Flöte
droben?« »Der junge Hansen!« war die Antwort; »Er wird mein Tag nicht
Maler; er ist geborener Musiker!« Nun erwachte des Knaben mehrseitige Kunst-
anlage; er zeichnete Davids Romulus mit schwarzer Kreide, nebst Luthers Büste
nach Gips, welche der Vater seinem Freunde Professor Eckersberg in Kopen-
hagen vorlegte. Dieser ermunterte den alten Schiffer Hansen, dass er den
Sohn zur Hauptstadt kommen Hess, welchen Rath der gute alte Vater ge-
nehmigte, trotz seiner spärlichen Geldmittel. Professor Eckersberg nahm sich
väterlich des jungen Hansen an, welcher sich innerlich froh und glücklich in
dem Hause seines Gönners fühlte, wo in der Regel wöchentlich verschiedene
Streichquartetts ausgeführt wurden. Ohne Lehi'er studirte der junge Hansen
nun die verschiedenen Streichinstrumente, dass er, wenn der eine oder der
andere ausblieb, die mangelnde Stimme übernehmen konnte. Auf dem Ge-
biete der Malerkunst arbeitete er sich zur Modellschule in seinem 18. .Tahre
empor. Wenn er dem Professor Eckersberg seine Zeichnungen, in dem
Antikensaale vorlegte und dieser dann die Zeichnungen umkehrte, waren sie
stets mit Noten bemalt, welchen Schmuck Eckersberg jedoch nie übel aufnahm,
sondern seinen Discipel bat, ihm es auf dem Ciavier vorzuspielen, denn der
liebevolle alte Meister liebte und übte die Musik leidenschaftlich. In selber
Zeit erhielt Hansen von dem berühmten Componisten Fr. Kuhlau Einladung,
zu ihm zu kommen. Dieser ermunterte den vielversprechenden Kunstjünger,
meinte aber doch, dass es zu spät wäre, um Musiker zu werden und rieth des-
halb, diese Bahn nicht zu betreten. Diesels aber ging M. Hansen sehr zu
Herzen; wol fasste er mit erneuertem Eifer seine akademischen Studien ein
ganzes Jahr wieder an, aber dann vermochte er nicht länger seinem Drange
zu widerstehen. Er ging zum Professor C. F. E. Weyse, damals Dänemarks
Hanaeu. 145
bedeutendster Kirchencomponist und Orgelvirtuos, diesem verschiedene seiner
Compositioneu vorlegend, worauf er dessen Schüler wurde. Nun kam neues
Leben in den Knaben. Er studirte mit Euer die Orgel, das erhabenste
Instrument, von ganzem Herzen. Nach drei Jahren wurde das Organistenamt
beim Eoskilder Dom vacant, der ältesten und schönsten Kirche in Dänemark,
welche seit vielen Jahrhunderten die Grabstiltte der Könige ist. Diesem Um-
stände zufolge ist dieses Organistenamt das best situirte im Lande. Aus der
Reihe der zahlreichen Bewerber wurde Matthison Hansen, nach Professor
Weyses kräftiger Empfehlung, als der künstlerisch Berechtigtste, gewählt am
31. Januar 1832. Da war der junge Mann recht in seinem Elemente. Er
verschrieb die Meisterwerke für die Orgel, Präludien, Fugen und Toccaten vom
unsterblichen Joh. Seb. Bach, welche damals unbekannt in Dänemark waren
und wurde somit der Erste, der Bach in Dänemark einführte und stets auf
seinen Concertprogramraen in optima forma präsentirte.
Bei König Frederiks VI. Beisetzung im Roskilder Dom 1839, welches die
erste königliche Grabbestattung unter Matthison Hansen Orgelfunction war,
wurde Professor Weyse, eben wie zuvor gebeten zu amtiren, worauf er ant-
wortete, dass nun ein Mann eingesetzt wäre, der selbst seinen Platz rühmlichst
behaupten könne. Diese Feierlichkeit sollte auch ein Glanzpunkt für des jungen
Künstlers zukünftige Bahn werden, indem er in seiner freien Fantasie den alt-
bekannt nordischen Volksang: »Dronning Dagmar« einflocht, welcher die über-
grosse Versammlung so begeisterte, dass wegen dieses Extemporale auch in
nachfolgenden Zeiten Massen von Zureisenden ankamen, um ihn zu hören.
Alle wollten die Fantasie von der Feierlichkeit hören, welches sich indess nicht
thun Hess, und desshalb componirte H. eine Fantasie über Dronning Dagmar
im selbigen Stile, welche dann seine Lieblingscomposition und die beste Gabe
für das Volk wurde, das mit gewisser Festigkeit und Liebe die dermalige
eigenthümliche Stimmung bewahrte. Es dürfte hier gesagt werden, dass M. H.'s,
sowol sanfte, erhebende, sowie seine kräftige, brausende und stürmisch freie
Fantasie seine eigenthümliche Stärke sind. Darum ziehen seine so zahlreichen
Musikfreunde und Bewunderer in grossen Schaaren, jeden August-Monat, wenn
er sein jährliches Concert giebt, zum Roskilder Dom, welcher Tag in einer
langen Reihe von Jahren und verhofFentlich noch lange ein Festtag für Viele
sein wird, die von Kopenhagen und fernen Städten sich in Roskilde versammeln,
um den alten Meister auf seiner lieben Orgel zu hören. Nach dem Tode des
berühmten Professor Weyse im Jahre 1842, wurde H. vom König Christian VIII.
übertragen, mehrere Kirchencantaten für Orchester zu componiren, welche in
der Schlosskirche in Kopenhagen aufgeführt wurden. Zu seinem 25jährigen Jubi-
läum, dem 31. Januar 1857, wurde ihm eine schöne gute Stubenorgel mit zwei
Claviaturen und Pedal geschenkt, die auf einer Silberplatte die Inschrift trägt:
»An den treuen Pfleger der Kirchenmusik Haus Matthison Hansen, von den
Freunden seiner Kunst.« Gleichzeitig wurde er von König Frederik VII.
zum Ritter des Dannebrogs ernannt, den 30. November 1869 vom König
Christian IX. zum Professor und 1872, zu seinem 40jährigen Jubiläum,
zum Dannebrogsmann. Bei derselben Gelegenheit wurde ihm sein vortreff-
liches Portrait geschenkt, vorstellend, wie er auf seiner Orgel im Dome spielt
(vom Historien- und Portraitmaler Aug. Jerndorfi^. Als Kirchencomponist und
Orgelspieler hat M. H. ein so hohes Ansehen gewonnen, welches nur höchst
wenige nordische Künstler theilen. Im Jahre 1861 gab er Concei'te in Nor-
wegen. Sein hochbegabter ältester Sohn, Gottfried Matthison Hansen, Com-
positeur. Orgelvirtuos, Organist und Conservatorienlehrer, begleitete ihn auf
dieser Reise und assistirte ihm schon damals in seinen Concerten. zur grossen
Freude für den Vater. 1862 gab er Concerte in Schweden, Stockhohn, Upsala
und 1864 in London, woselbst er im Westmünster für die Prinzessin von Wales
und deren Hofstaat sich hören Hess, so wie auch im Krystallpalast, vor einem
zahlreichen Publicum auf der grossen Händelorgel.
Musikal. CoDTers.-Lesikon. Ergänzungsband. 10
■^46 Hausen.
In seinem 70. Jahre wünschte er um sich zu schonen, einen Gehülfen bei
den doppelten Kirchendiensten, weshalb er seinen jüngeren, auch hochbegabten
Sohn als Compositeur, Organist in Nyjöbing auf Talster Waage Matthison Hansen
einlud, diese Stelle zu übernehmen, welches sehr erfreulich für Beide in Er-
füllung ging. Von seinen Compositionen, welche alle der Kirche gewidmet
sind, seien besonders erwähnt: »Schwerere und leichtere Präludien und Post-
ludien« bei Lose & Co. (Borchorst) und bei Hornemann (Hagen) ; »zwei Kyrie
eleison«; »Geistliche Gresänge und Romanzen«; »Cyclus von Kirchencompositionen
für "Weihnachten, Ostern und Pfingsten«; der 130. Psalm und »Vater Unser«;
»Ewalds Schwanengesang«. In Leipzig erschienen bei J. Schuberth: Introduction
und Variation über »Vom Himmel hoch«; in demselben Verlag in Grottschalgs Re-
pertorium für Orgel: Introduction und Variation über: Haydns »Gott erhalte
Franz, den Kaiser« und Fantasie über: »Lobe den Herrn, den mächtigen König«.
Im Manuscript sind vorhanden: »sechs Sinfonien«, »sechs Fantasien«, Fantasie
über »Dronning Dagmar«, Variationen über »Goc? save the Kiiiga, nordisches
Tonbild (alle für die Orgel); ausserdem ein Oratorium »Johannes«, 121. 150.
und 100. Psalm, welche zu Ostern in Kopenhagen aufgeführt werden (alles
für Orchester, arrangirt für Orgel oder für Ciavier).
Hansen, Gottfried Matthison, jun., ist geboren am 1. November 1832
in Roskilde. Er zeigte gleichfalls früh musikalische Anlage, insofern er, lange
bevor er überhaupt sprechen konnte, allerlei Melodien sang. Als der Knabe
später grosse Lust am Lernen zeigte, wurde er zum Studiren bestimmt und
besuchte im Jahre 1850 als Student die Kopenhagener Universität; bestand
1851 das philosophische Examen und studirte einige Jahre die Rechtswissen-
schaft. Das Musikleben der Hauptstadt Dänemarks und das Zusammensein mit
den jungen Künstlern, bewirkte endlich, dass der junge Student eines schönen
Tags alle die juristischen Bücher verkaufte, und sich ganz der Musik widmete.
Er wählte die Orgel als sein Hauptinstrument und obgleich er keinen Unter-
richt auf dem Instrument bekommen konnte, weil das Geld fehlte, konnte er
sich doch sehr bald in öflPentlichen Concerten zeigen. Als Curiosum kann erwähnt
werden, dass der junge Gr. M. H., damals ein sehr massiger Ciavierspieler, doch
als erstes Studium Seb. Bachs G-moll Fuge und A-moll Concert ganz ohne
Vorstudien (namentlich ohne Pedalübungen) einstudirt und kurz nachher öflfent-
lich mit gutem Erfolge gespielt hat. Erst im Jahre 1859 wurde der junge
Künstler als Organist der »deutschen Friedrichskirche« in Kopenhagen ange-
stellt; im Winter 1862 — 63 machte er mit Hülfe des Ancker'schen Componisten-
Reisestipendium eine Reise nach Deutschland; er ging direkt nach Leipzig, wo
er ein halbes Jahr mit Hören und Studien zugebracht hat. Im Jahre 1865
richtete er mit E. Grieg, E. Hornemann und dem früh verstorbenen Componisten
R. Nordraak das Concertinstitut Euterpe ein, um in Kopenhagen moderne
Musikwerke aufzuführen; dieses Concertinstitut existirte nur drei Jahre. Im
Juli 1867 wurde G. M. H. als Orgellehrer bei dem Musikconservatorium in
Kopenhagen angestellt, und 1871 vertauschte er seine Organistenstelle mit der
bedeutenderen Anstellung als Organist der St. Johaniskirche. In den Jahren
1874 — 77 hat er wiederholt Concertreisen in Dänemark gemacht (ca. 100 Con-
certe), und auf eigene Kosten später Deutschland jedes Jahr mit seiner musi-
kalischen Frau Helge (geb. Müller) besucht. In dem Verlage von Breitkopf
und Härtel in Leipzig sind folgende Compositionen G. M. H.'s erschienen:
Trio für Ciavier, Violine und Violoncell, op. 5; drei Charakterstücke, op. 1;
drei Mazurkas, op. 2, für Piano. »Vom nordischen Mythenkönig Frode Fredegod«,
op. 14 (Ballade für Piano); Sonate für Piano und Violoncell, op. 16; Sonate
für Piano und Violine, op. 11. Ferner werden in Gottschalgs Orgelrepertorium
zwei Compositionen für Orgel erscheinen: die eine, Fantasie in D-moll, op. 15,
dem Professor K. Riedel gewidmet, hat der Componist bei dem Musikfeste des
allgemeinen deutschen Musikvereins in Hannover im Mai 1877 gespielt und
sich, wie die Leipziger und Berliner Mnsikzeitungen anerkannten, bei dieser
Hardt — Harmouielehre. 147
Gelegenheit als ein Meister der Orgel bewährt; namentlich wurde seine Rc-
gistriruugskunst ganz besonders hervorgehoben. Die zweite Orgelcoinposition:
Concert-Tonstücke für Orgel, op. 19, hat der Componist dem Grossmeister
Fr. Liszt gewidmet.
Unrdt, Hermann vou der (IV, 521), ist zu Melle im Osnabrückischen
und nicht zu Molle in Westphalen geboren.
Hariuouiolehre (IV, 546). Es ist zu verwundern, wie schwer ülierkoramene,
durch ein langes Alter gewissermaassen geheiligte und durch die Gewohnheit
eingebürgerte Gebräuche abzuschaffen sind, wenn auch längst keine ihrer ur-
sprünglichen Voraussetzungen mehr vorhanden ist, und wenn sie selbst nicht nur
als überflüssig, sondern sogar als gefährlich sich herausstellen. Als ein solcher
Brauch ist die ganz selbstständig betriebene, oder auch mit dem Cluvierunter-
richt verbundene sogenannte Harmonielehre zu bezeichnen. Noch bis ins vorige
Jahrhundert hinein war sie als sogenannte Genoralbusslehre allerdings eine
absolute Nothwendigkeit, und der Clavierspieler konnte sie eben so wenig ent-
behren wie der Orgelspieler. Es ist bekannt, dass seit dem Ende des 16. und
Anfang des 17. Jahrhunderts für die Organisten in dem sogenannten beziffer-
ten Bass, dem »Generalbass«, eine eigene Art der Aufzeichnung der Orgel-
stimmen ausgebildet wurde. Die neue Weise der Musikpraxis im Vocalen wie
im Instrumentalen forderte eine andere Betheiligung der Orgel als die ältere.
Die Miuderstimmigkeit, vor allem die einstimmigen Gesänge, welche während
des 17. Jahrhunderts auch in der Kirche Eingang fanden, verlangten nunmehr
eine selbstständigere Begleitung; die besondere AVeise derselben wurde durch
die Richtung bedingt, welche die Gesangspraxis nahm, veranlasst durch die
Instrumentalpraxis. Diese war unablässig darauf bedacht, durch die Natur der
Instrumente dazu gedrängt, die schwerfälligen harmonischeu Massen, in denen
sich bisher die Vocalmusik vorwiegend bewegt hatte, in belebteres Figurenwerk
aufzulösen, wie es der Technik und dem Charakter der meisten Instrumente
entspricht, und diesem Zuge folgte bald auch bis zu einem gewissen Grade der
Gesang. Dadurch verlor allerdings zunächst der Gesang und natürlich auch
die Instrumentalmusik viel von der Gewalt, welche die harmonischen Massen
der voll- und vielstimmigen Vocalchöre entschieden entwickelten; es wurde den
Jüngern Meistern mit dieser neuen Führung ihrer Stimmen nicht immer leicht
und möglich, harmonisch leere Stellen zu vermeiden, und deshalb meist zogen
sie die Orgelbegleitung hinzu und beschränkten ihren Antheil von vornherein
auf Wiedergabe des harmonischen Gerüstes der accordischen Grundlage, auf
welcher das Werk sonst aufgebaut war. Sie konnten so ihre Stimmen und
Instrumente führen unbekümmert um die harmonische Gesammtwirkung, welche
unter allen Umständen durch die Orgelstimme ersetzt wurde. Für diese war
deshalb auch nicht mehr nöthig, als den Bass aufzuzeichnen, und die Accorde,
welche über ihm aufgebaut werden sollten, und dies geschah durch die bekannte
Beziff'erung. So entstand die sogenannte Generalbassschrift, mit welcher zu-
nächst jeder Organist vertraut sein musste, und die allerdings eine möglichst
eingehende Kenntniss der Harmonik voraussetzte. Selbstverständlich wurde sie
dann auch auf das Ciavier übertragen, das an Stelle der Orgel die Begleitung
übernahm, und die ersten Lieder und Gesänge für eine oder zwei Stimmen mit
Begleitung des Claviers von Heinrich Albert, Andreas Hammerschmidt im
17. und die Lieder im 18. Jahrhundert sind nur mit einem bezifferten Bass
versehen und diese Weise erhielt sich noch bis zum Ende des Jahrhunderts,
so dass es für jeden Clavierspieler absolut nothwendig war, mit dem »General-
bass« vertraut zu sein. So kam es, dass allmählich die Unterweisung in der
Theorie die Harmonie- oder Generalbasslehre zum Mittelpunkt machte und dass
die anderen Disciplinen, Contrapunkt oder gar die Formenlehre in den Hinter-
grund gedrängt wurden.
Die Harmonielehre gewann eine Bedeutung, die sie niemals haben kann,
und so ist es gekommen, dass überhaupt die Harmonik in der modernen Musik
10*
148 Harmonielehre.
über die beiden andern, docb mindestens gleich berechtigten Mächte der musi-
kalischen Darstellung, über Melodik und Ehythmik, die Herrschaft gewann, dass
diese beiden immer stiefmütterlicher behandelt werden und in der Gregenwart
fast verkümmern. Es ist nicht möglich, den weiteren Verlauf dieser Richtung
hier zu verfolgen, nur angedeutet soll noch werden, wie verfehlt es ist, mit
dem Ciavierunterricht die Harmonielehre zu verbinden , nachdem das General-
bassspielen nur noch in sehr seltenen Fällen, bei der Ausführung älterer Werke
verlangt werden dürfte. Um den Clavierspieler in das Kunstwerk einzuführen,
dazu genügt doch die Harmonielehre ganz und gar nicht. Damit, dass man
den gesammten harmonischen Apparat eines Kunstwerks in den einzelnen
Accorden erkennen lernt, hat man doch noch recht wenig von diesem selbst
begriffen, ganz gewiss nicht mehr, als etwa von einem Bilde, wenn man den
ganzen Eeichthum von Farben, den es verbraucht, auf einer Palette aufgetragen
sieht. Die andern Mittel musikalischer Darstellung, Melodie und Bhythmus,
sind nicht minder bedeutsame Factoren des musikalischen Kunstwerks und sie
verlangen natürlich die ganz gleiche Berücksichtigung, will man ein Kunstwerk
verstehen lernen. Aber auch diese dürfen dabei ebensowenig isolirt betrachtet
werden, wie die Harmonik, und so bleibt als diejenige Disciplin, welche mit
dem Ciavier- und selbstverständlich auch mit dem Gesangunterricht stets ver-
bunden sein müsste, nur die Lehre von den Musikformen übrig, die einzig
und allein das Verständniss des Kunstwerks zu erzielen im Stande ist. Für
den Gesangunterricht gewinnt die Harmonik insofern praktische Bedeutung,
als die eingehendere Kenntniss derselben das Treffen und die reine Intonation
gleichmässig befördert und unterstützt. Diese Einführung in die formelle Ge-
staltung des Kunstwerks, welche im Grunde doch nur allein fähig macht, dasselbe
in dem Sinne und Geiste, in welchem es geschaffen ist, auszuführen, lässt sich
aber sehr leicht mit dem frühesten Unterricht im Clavierspiel wie im Gesänge
verbinden. Die ersten Fingerübungen schon geben Gelegenheit, die Aufmerk-
samkeit des Schülers auf Symmetrie und rhythmisches Ebenmaass hinzulenken,
ebenso wie auf die grössere oder geringere Beziehung der Intervalle zu ein-
ander. Die ersten Fünffingerübungen schon lassen sich interessanter gestalten,
indem man den Schüler darauf aufmerksam macht, dass die Ordnung der fünf
Töne in Gruppen von zwei oder vier
12l34 4 54|32|12 oder 1234|5432|1234
befriedigender wirkt als jede andere:
12l345|43|21 oder 12345|5432 1.
Dass diese letzt verzeichneten sogar sehr beunruhigend wirken, ebenso wie dass
untermischte Terzen schon mehr interessiren als die blosse Folge von Secunden:
13|24|35|42]]13|54|35|42||13|54l24l54|J
35|31|45|42||T
Noch praktischere Bedeutung gewinnt dann diese Unterweisung natürlich, wenn
die Lehre von dem Werth der Noten und dem Accent hinzutritt, was doch
auf dieser Stufe schon geschehen muss. Ist dann die ganze Tonleiter gewonnen,
darf der Lehrer nicht verfehlen, dem Schüler die Gliederung derselben klar zu
machen, weil ja auf sie zumeist die Gliederung des ganzen Kunstwerks zurück-
zuführen ist. Unsere diatonische Tonleiter ist schon ein durchaus streng ge-
gliedertes organisches Ganzes; es ist aus fünf Ganz- und zwei Halbstufen zu-
sammengesetzt, und die Lage der Halbstufen gliedert die Tonleiter in zwei
ganz gleiche Hälften:
_^ 1
c — d — e — f g — a — h- — c
Wenn der Schüler später die chromatische Tonleiter gewonnen hat, wird er es
noch klarer erkennen, dass es diese Anordnung ist, welche die diatonische Ton-
leiter fähig macht , Grundlage fein gegliederter, organisch sich entwickelnder
Harmonielehre. 149
Kunstwerke zu seiu, und dass das abschliessende der lliilhtün ist, wodurch diese
Gliederung vollzogen wird. Bei der chromatischen Tonleiter wird dieser zwischen
jede Stufe verlegt und die ganze Tunleiter dadurch iu lauter kleinere Glie-
der getrennt:
c — eis — d; d— dis — e; e— f; f — fis — g u. s. w.
Deshalb logen wir, obwol wir alle chromatischen Tone verwenden, doch
nicht sie, sondern die diatonische Tonleiter unserra Schaffen zu Grunde. Der
Schüler lernt so als die Angelpunkte ausser (jrundton und Octave noch die
Quinte und Quarte erkennen, und es ist nicht schwer, ihm diese auch als
Angelpunkte der Tonart, als Tonica, Dominant und Unterdominant klar zu
machen. Mit der Uebung der Doppelgriffe muss der Schüler dann bereits den
Accurd kennen lernen und dann muss er sehen, wie die sämmtlichen Töne der
Tonleiter sich wiederum in die drei Hauptaccorde, die auf jenen Angelpunkten
errichtet sind, einordnen:
c — d — e — f — g — a — h — c — d
und er erkennt leicht, wie sich darnach auch die betreflfenden Gruppen melo-
disch zu einander verhalten; dass der Unterdominant- und der Dominantdrei-
klang am Weitesten von einander abliegen und der tonische, der Dreiklang der
Tonica, zwischen beiden vermittelnd steht:
f — a — c — e — g — h— d
und dies natürliche Verhältniss auch die Melodie beeinflusst. Wie dann diese
Accorde zunächst formbildend wirken, lässt sich am Leichtesten am Liede und
dem Tanze, vielleicht dem Walzer, nachweisen. Beim Tanz wird es auch
leicht, das rhythmische Gefüge zu zeigen, nachzuweisen, wie durch den Accent
nicht nur der Takt abgegrenzt, sondern wie dadurch auch grössere rhythmische
Einheiten gewonnen werden. Der Walzer besteht bekanntlich aus sechs Tanz-
schritten, die sich auf einer Umdrehung vollziehen. Dem entsprechend besteht
der Walzerrhythmus aus zwei dreitheiligen (^/^ Takten), die das rhythmische
Motiv bilden ; zwei werden dann zu einem viertaktigen Vordersatz verbunden,
dem ein gleichmässig construirter Nachsatz folgt. Dies rhythmische Motiv
harmonisch darzustellen, wird durch das eigenthüraliche Verhältniss von Domi-
nant, Tonica und Unterdominant ermöglicht, so dass sich folgendes einfachste
Schema ergiebt:
3/ I I I I I ' I I I I I I I i M I I J J I I M I i I
Tonica. Dom. T. D. T. Uuter- D. T.
dominant.
Beim Liede wird dann nachzuweisen sein, dass es zunächst gilt, das rhyth-
mische Versgefüge nachzubilden, und dass jenes Dominantverhältniss der Accorde
zueinander dazu benutzt wird, um die einzelnen Verszeilen so untereinander
zu verbinden , wie sie im Reime verbunden sind. Diese einfachste Weise der
Construction wird sich dem Schüler schon auf den untersten Stufen des Unter-
richts klar machen lassen und er wird auch die kleinern Tonstücke ganz anders
spielen, wenn er so in den Bau derselben eingeführt worden ist. Nachdem
er die andern Tonleitern und Tonarten dann hat kennen gelernt, wird er all-
mählich auch begreifen lernen, wie man mit Hülfe derselben neue Mittel gewinnt,
jenen natürlichsten ursprünglichen harmonischen Apparat reicher auszustatten,
zunächst durch Aufnahme der Paralleltonarten und dann durch gelegentliche
Einführung fremder Tonarten nur vorüberziehend oder auch in wirklichen Modu-
lationen. Die Harmonik tritt hier niemals ihrer selbst willen auf, sondern
immer nur zu dem Zweck, der Form eine individuelle Ausgestaltung zu geben.
Von dieser Grundlage aus sind dann die grösseren Formen auch leicht iu ihrer
150 Harnisch.
gesammten Construction zu erkennen; wie aus dem Liede das Rondo entwickelt
wird, aus dorn Menuett das Scherzo; wie das Lied ferner die Formen der
Variation erzeugt, und diese wieder im Adagio eigenthümliche Anwendung fin-
det, wie in dem eigentlichen Sonaten- (dem Allegro-) Satz hauptsächlich der
Gegensatz von Tonica und Dominant zur Erscheinung kommt und dabei zu-
gleich die verschiedenen Formen der thematischen Arbeit ihre Anwendung finden
u. s. w., das ist alles von hier aus ohne besondere Schwierigkeiten zu begreifen.
Es genügt zunächst immer die Hauptzüge dieser Formen aufzusuchen, um dann
das, was zu ihrer besonderen individuellen Ausschmückung gehört, zu erkennen.
Dass eine solche, auf die Formen gerichtete Unterweisung wirklich fruchtbrin-
gend für den Clavierspieler oder den Sänger werden muss, ist leicht einzusehen.
Er wird dadurch noch nicht befähigt, die betrefienden Formen nachzuahmen;
das ist auch nicht Zweck dieser Unterweisung , aber er wird sie in ganz
anderer "Weise ausführen lernen und das ist das Hauptziel alles Unterrichts.
Die blosse Harmonielehre erscheint unter allen Umständen mindestens zwecklos,
wenn nicht geradezu gefährlich, in dem sie leicht die Vorliebe für harmonische
Klangwirkungen erzeugt, unter deren einseitiger Pflege unsere gegenwärtige
Musik ganz entschieden krankt und siecht. Ein ähnlicher Gang muss aber
auch bei dem Schüler verfolgt werden, welcher wirklich schöpferisch sein will.
Auch dem Compositionsschüler gewährt die reine Harmonielehre durchaus wenig
Gewinn und ist nur zu leicht geeignet, ihn auf Abwege zu bringen. Leicht
wird er verführt, die Harmonik, welche doch gleichfalls nur Mittel sein soll,
zum Zweck zu machen, wie das in neuerer Zeit nur zu häufig geschieht. Mancher
unserer jüngeren Componisten hat nur moduliren und instrumentiren gelernt;
das mag eine Zeitlang vorhalten, namentlich in einer Zeit ästhetischer Begrifi's-
verwirrung, wie die unsere, aber doch wol nicht auf die Dauer. Auch der Com-
positionsschüler sollte kein harmonisches Gebilde, keinen Accord, keine Accord-
verbindung oder harmonische Wendung kennen lernen, ohne zugleich ihre Be-
deutung für die Formbildung, ihr Verhältniss zu Melodie und Rhythmus, klar
und sicher zu erfassen. Die Harmonielehre dürfte heutigen Tages kein selbst-
ständiges Object des Unterrichts sein, sondern nur mit den gleichberechtigten
andern Factoren — mit Melodik und Rhythmik — gelehrt, d. h. also mit der
Formenlehre verbunden werden.
Harnisch, Otto Siegfried (V, 67). Von seinen erhaltenen Werken sind
zu nennen: 1) yiArtis musicae Delineatio , ex optimis artificihus, methodo i)aulo
accuratiore conscripfa, et ex ipsis artis fundamentis exstructa: doctrinam modorum
in ipso coneentu practico accurate demonstrans ; brevis itemque introductio pro in-
eipientihus accommodata<t , Frankfurt a. M., 1607, 4°. 2) »Newe kurtzweilige
Teutsche Liedtlein, zu dreyen Stimmen, welche gantz lieblich zu singen, vnd
auff Instrumenten zu gebrauchen, Auff ein sondere arth vnd Manier gesetzt«.
Helmstädt, Jacob Lucius, 1587, 4** (12 Lieder, königl. Bibl. zu München und
Berlin). 3) »Newe lustige teutsche Liedlein zu 3 Stimmen« u. s. w. 1. u. 2. Theils.
Helmstädt, 1588, 4". — Dieselben, neu übersehen und mit dem 3. Theil ge-
mehrt. Helmstädt, 1591, 4° (königl. Bibl. Berlin, auch Nürnberg 1604? Ham-
burg 1651?). 4) Neue auserlesene teutsche Lieder zu 5 und 4 Stimmen. Helm-
städt, 1588, 4*^ (königl. Bibl. Berlin, Stadtbibl. Hamburg). 5) y>Fasciculns novus
selectissimarum cantionum V, VI et plurium vocum singulari industHa composi-
tarumti, Helmstädt, 1592, 4*^ (17 geistl. Gesänge, Univ.-Bibl. Breslau, Bibl. in
Cassel). 6) Hortvlvs Lieblicher, lustiger vnd höflicher Teutscher Lieder, mit
4, 5 und 6, sampt einem neuen Echo mit 8 Stimmen, Von neuen componiert,
vnnd inn Truck gegeben. Nürnberg, Paulus Kauff'mann, 1604, 4*^ (23 Lieder,
TJniv.-Bibl. zu Göttingen). 7) Rosetum musicum etlicher lateinischer und Teut-
scher lieblicher Art Balletten, Villanellen, Madrigalen, Saltarellen u. s. w. mit
3, 4, 5 vnnd 6 Stimmen. Rostock (Hamburg), 1617 (1619?), 4VBibl. Berlin,
Hamburg, Liegnitz). 8) Psalmodia Nova Simplex et Harmonica, Schlecht vnd
Recht, Newe vierstimmige Composito etzlicher fürnehmer Psalmen vnd Lieder
Harris — Hartinanii. 151
u. s. w. Goslar, Job. Vogt, 1621. 1° (10 Lieder, Üniv.-Bibl. Göttingen, —
das Göttinger Exemplar trügt die Namen.s-Eiuzeichnuiigen der damaligen bez.
spätem Pädagogiarchen Georg Andreas Fabricius und Justus von Dransfeld).
9) Passio Dominica. Die History von dem bitter Leiden vnnd Sterben
vnsers Heylandes vnd Seligmachers JEsu CHristi, Aus dem Evangelisten Sanct
Johanne, nach dem alten Kirchen Choral, mit Personen abgetheilet, vnd mit
fünff Stimmen componiret. Goslar, Job. Vogt, 1621, 4*' (Bibl. Göttingen).
10) Resurrcctio Dominica. Die fröhliche vnd Trostreiche History, von der
Sieghafften vnd Triumphierenden Aufferstehung vnsers HERRN und Heylandes
JEsu Christi: Aus den vier Evangelisten, mit lieblichrr Harmoney, zu 1. 2.
3. 4. vnd 5. Stimmen u. s. w. (Ursprünglich von Scandelli componirt und hier
neu bearbeitet). Goslar, Job. Vogt, 1621, 4^ (Bibl. Göttingen). 11) riCantiones
Gregorianae, festo scholastico, quo Juventus Tkeojwlitana (= Gottingensis) ad pie-
tatis et humanitatis qfficinum puhlico et solemni ritu, ^najorum instituto vere pio
invitari et adduci consiievif, destinataea. Goslar, Vogt, 1624, 4" (Bil)l. Göttin-
gen, das "Werk, sechs theils lateinische, theils deutsche Schulgesänge enthaltend,
trägt keinen Verfassernamen, ^vi^d indess Harnisch zugeschrieben).
Harris, Carl, englischer Instrumentenmacher, der sich 1800 in London
niedei'liess, verfertigte zahlreiche Geigeniustrumeute, die er aber selten mit seinem
Namen bezeichnete, da er sie meistens nicht direct verkaufte, sondern an die
Instrumentenhändler abgab, die sie mit ihrem Fabrikzeichen versahen. H. copirte
hauptsächlich Amati und Stradivari, und sind die von ihm bekannten Instru-
mente in England noch heut sehr geschätzt. H. bekleidete neben dieser Thätig-
keit gleichzeitig ein Amt bei der Steuer in London, wo er durch vielfachen
Verkehr mit Kaufleuten Gelegenheit fand, den Export seiner Instrumente so
auszudehnen, dass er sich später mit dem ebenfalls tüchtigen Lautenmacher
Samuel Gilkes vereinigte.
Hart, Georg, Sohn des englischen Lautenmachers John Thomas Hart,
welcher am 17. December 1805 in London geboren wurde und dort auch an-
sässig war. Dann hielt er sich längere Zeit in Italien auf und brachte es
durch eifriges Studium der italienischen Instrumente zu einer umfassenden
Kenntniss derselben. Nach London zurückgekehrt, benutzte er diese, indem
er wertbvolle Instrumente kaufte und verkaufte, wobei er ein Vermögen erwarb.
Sein Sohn Georg veröffentlichte ein ebenfalls von der Kenntniss seines Gegen-
standes zeugendes interessantes Buch: y>The Violin, its famous makers and their
imitatoresa. London, Dulau 1875, in 8*^. Dasselbe ist glänzend ausgestattet
und mit vielen Abbildungen versehen.
Hnrtmann, Job. Ernst (V, 74), ist am 24. December 1726 in Gross-
Glogau in Schlesien geboren und starb am 21. October 1793.
Hartmann, Emil, Sohn des Job. Peter Emil Hartmann (V, 74), ist am
21. Februar 1836 in Kopenhagen geboren. Auch seine Mutter war sehr musik-
begabt; sie componirte und veröifentlichte eine Reihe von, zum Theil beliebten
Romanzen, unter dem angenommenen Namen Fr. Palmer. So wurde auch der
Sohn frühzeitig zu Musikübungen herangezogen. Gründlichen Untei-richt genoss
er namentlich von seinem Vater und von N. "W. Gade, der mit seiner Schwester
verheiratet ist. Anfangs sollte er sich wissenschaftlichen Studien widmen und
bezog zu diesem Behufe die Universität, aber nach dem ersten Examen wählte
er die Musik zu seinem ausschliesslichen Beruf. In seinem 19. Jahre schrieb
er die Musik zu einem Ballet: »Fjeldstuen«, später ein Singspiel »Die Nixe«,
eine grosse Oper »Elverpigen« (das Erlen- oder Elfenmädchen) und eine komische
Oper: »Der Korsikaner«, welche sämmtlich im königl. Theater aufgeführt wurden.
1860 erhielt er ein Stipendium zu einer Reise, welche ihn auch nach Leipzig
führte, wo er einen längern Aufenthalt nahm. 1861 wurde er Organist einer
Vorstadt kirche und 1871 au der Christianburger Schlosskirche. Aus Gesund-
heitsrücksichten gab er indess schon 1873 diese Stelle auf und lebt seitdem
auf einem Landgut bei Kopenhagen mit Landwirthschaft beschäftigt, vor allem
152 Hartmann — Hauff.
aber fleissig componirend. Namentlich haben seine Instrnraentalcompositionen
auch in Deutschland Anerkennung und Freunde gefunden, es sind: ein Violin-
Concert, Op. 19; fünf nordische Volkstänze, Op. 18; Serenade, Op. 24; eine
nordische Meerfahrt; Ouvertüre, Op. 25 ; Vioconcell-Concert, Op. 27; Sinfonie
in Es-dur, Op. 29; Ciavierwerke; ein Trio, Op. 10 und ausserdem ein Chor-
werk: AVinter und Lenz, Op. 13, die in verschiedeneu Städten Deutschlands
mit Beifall aufgeführt wurden.
Uartniaiin, ein durch seine hohe wissenschaftliche Bildung ausgezeichneter
Mönch, ward im Jahre 920, nach Salomons Tode, Abt von St Gallen. Er dich-
tete und componirte mehrere Gesänge, die nicht nur im Kloster und in der
Umgegend gesungen, sondern auch von den Päpsten für den allgemeinen kirch-
lichen Gebrauch sanctionirt wurden. Eine seiner Litaneien sang man noch im
17. Jahrhundert. Zu seinen Tonwerken gehört auch ein Begräbnisslied für die
Könige. Sein Hauptbestreben war darauf gerichtet, dass das Gregorianische
Antiphonar rein gelehrt und die Melodien darnach fest gehalten würden.
Er starb 924.
Hasert, Johann (V, 78), geboren zu Bercka vor'm Haynich in Thüringen.
Haslinger, Karl, quondam Tobias (V, 83). Das Geschäft ging durch
Kauf, im December 1875, an ßob. Lienau, Besitzer der Musikalienhandlung,
Schlesinger in Berlin, über.
HassHng'er-Hassiug'en, Johann von (pseudonym: Johannes Hager), ist am
24. Februar 1822 geboren und widmete sich dem Staatsdienste, in welchem er
die Stellung eines Hofraths im k. k. österreichischen Ministerium des Aeussern
gewann. Dabei aber machte er auch gründliche Studien in der Musik unter
Dr. A. J. Becker, Prof. Fischhof, J. Hauser, Mor. Hauptmann und F. Men-
delssohn und componirte eine Peihe zum Theil bedeutender Werke, wie; Quar-
tetten, Trios, ein Sextett für Streichinstrumente, ein Violoncelloconcert, eine
Messe, eine Oper: »Jolanthe«, ein Oratorium »Johannes der Täufer«, eine Sin-
fonie, Lieder, Balladen u. s. w.
Hatten, J. L. (V, 91), ist zu Liverpool 1815, nicht 1814. geboren. Er
hat nicht nur eine Oper; »Bruno Pascal«, sondern deren mehrere geschrieben,
»Acis und Galathea« (theilweise componirt, London 1843); »Queen of the Thamesa;
y>Bose or Love^s Ransojna; fünf noch unaufgeführte Opern, Ouvertüren, Zwischen-
aktsmusik zu dem Drama Faust und Margaretha; eine Cantate »Robin Hood«,
beim Musikfest in Bradford aufgeführt und eine sehr grosse Anzahl von Kir-
chenmusik und Gesangstücken, die beliebt sind. 1864 wurde H. Musikdirektor
am Princess-Theater in London.
Hanbault, Madame, Virtuosin auf der Bassviola, liess sich Mitte des
18. Jahrhunderts in dem »Concert spirituel« in Paris mit Beifall hören. Daquin
(Siede litterai7'e de Louis XV) rühmt die Feinheit, Leichtigkeit und Sicherheit
ihrer Bogenführung und den einschmeichelnden Ton ihres Spiels.
Hauff, Wilhelm Gottlieb (V, 94), starb am 14. Mai 1817 in Nimegen,
wo er Organist der grossen Kirche daselbst war. Sein Bruder;
Hauff, Ferdinand, gestorben 1812, reiste als Orgelvirtuos viele Jahre in
Holland und Deutschland.
Hauff, Wilhelm G. F., Sohn von Wilhelm Gottlieb H. (V, 94), zu
Nimegen 1793 geboren, war so musikalisch veranlagt, dass er schon im zwölften
Jahre seinen Vater als Organist vertreten konnte. Er erwarb später Ruf als
Organist und erhielt 1818 einen Platz als solcher an der Kirche St. Martin
zu Groningen, wo er am 31. October 1850 starb. Seine Schulgesänge und
Orgelcompositionen sind schwach. Die Zeitschrift Cäcilia widmete ihm 1860:
y>IIerinneringen aan het orgelspel en het onderwijs van W. G. ITau^«.
Hauff, Wilhelm, Sohn des Vorigen, ist 1833 in Groningen geboren, war
Schüler seines Vaters und S. Meijer's. 1850 wurde er Organist der Hospital-
kirche und erhielt 1858 im Concurse mit neun Bewerbern, an der reformirten
Kirche zu Kampen eine gleiche Stelle und 1859 nach Vander Dussen's Tode
Hayes — Heinrich. 153
die des Carillonneurs. Er hiit die beiden Werke: ^Theorie du contrepoint et de
lafuguci von Cherii])ini und »Kunst des reinen Satzes« von Kinilu-rger übersetzt.
Uayes, Katharina, geb. Buschneil, talentvolle Sopransängerin, geboren
in Irland 1825, erhielt ihre musikalische Ausbildung zunächst in Dublin von
einem italienischen Gesanglehrer, und errang, im Besitze einer wahren Silber-
stimme, gleich bei ihrem Auftreten als Concertsängerin allgemeine Erfoge.
Nachdem sie jedoch in Dublin Gelegenheit gehabt hatte, die berühmte
Grisi zu hören, entschloss sie sich, eine höhere Stufe der gesanglichen Aus-
bildung noch anzustreben und begab sich nach Paris, um bei Garcia und dann
nach Mailand, um bei Ranconi Unterricht zu nehmen. Nach einem Debüt in
Marseille, das sehr günstig ausliel, betrat sie die Bühne in Wien, ging dann
nach Mailand, Venedig und anderen Städten Italiens und kam 1849 nach Lon-
don, überall die grösste Bewunderung erregend. Nach einer Reise nach Indien,
Amerika, Australien, sogar den Sandwichs -Inseln, kehrte sie nach Europa
zurück und verheiratete sich 1857 in London mit Buschneil. Sie starb, bald
nach ihrem Gatten, zu Sydenham bei London am 11. Aug. 1861. Mendelsohn
rechnete diese Sängerin zu den bedeutendsten Englands. Ihr dramatisches Yer-
ständniss war ebenfalls bedeutend; ihre Hauptpartien waren: Lucia Lammer-
moor, Amine in der Nachtwandlerin u. dergl.
Heermann, Johann, geboren 1585 zu Räuden, seit 1612 Pastor zu Koeben
in Schlesien, starb am 17. Februar 1647, nachdem er seine Pfarre niedergelegt
hatte, in Lissa. Er ist als geistlicher Liederdichter bekannt und soll auch die
Melodien zu seinen, in der protestantischen Kirche noch heut gern gesungenen
Liedern: »Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen«; »0 Gott, du frommer
Gott« und »Zion klagt mit Angst und Schmerzen«, erfunden haben. Allge-
meiner wurden auch andere seiner Lieder bekannt, wie: »So wahr' ich lebe,
sjjricht dein Gott«; »Jesu deine tiefen Wunden«; »Treuer AVächter Israel«. Die
meisten seiner Lieder befinden sich in seinem Werke: »Z)e voti Miisica Cordisa
oder »Haus- und Herzensmusik«, 1630. Jacob Hintze componirte in seiner:
»Praxis piet. mel.«, 1690, zu den Evangelienliedern Heermann's die Melodien
und Tonsätze.
Heije, Job. Peter, Dr. der Medicin zu Amsterdam, wo er am 1. März
1809 geboren wurde und am 24. Februar 1876 verstarb, hat sich in der Dicht-
und Tonkunst in den Niederlanden bekannt und auch verdient gemacht. Er
rief die weltberühmte Gesellschaft »Maatschaj^py, tot Bevordering der Toon-
kunst« in den Niederlanden ins Leben, auch verdankt man ihm die metrische
Uebersetzung fast aller bedeutenden Oratorien, die in den Niederlanden zur
AuflFührung gebracht wurden (und man weiss, dass nur wenige dort unbekannt
bleiben). Als Dichter von Kinderliedern war er ursprünglich und mit ent-
schiedenem Glück wirksam und hat auch andere Gedichte in seiner Mutter-
sprache geliefert, die von Verhulst und anderen niederländischen Tonsetzern
gern componirt wurden.
Heinefetter, Kathinka (V, 175), starb in Freiburg im Breisgau am
20. December 1858 an einer Hei'zkrankheit.
Heinemann, Joannes, betrieb, obgleich blind, in Antwerpen den Cla vier-
bau. Eines seiner Instrumente, mit seinem Namen und der Jahreszahl 1793
gezeichnet, ist daselbst noch vorhanden.
Heinrich, Mönch eines süddeutschen Klosters, ist der Schöpfer einer Sequenz
auf die Jungfrau Maria, welche als ein Meisterstück ihrer (üittung erscheint,
die über 500 Jahre in den katholischen Kirchen gesungen wurde und von welcher
ein kunstverständiger Mann wie Glarean (Dodecachordon 1547 p. 176) meint:
sie besitze mehr musikalischen AVerth als 600 Lasten von Compositionen anderer
Meister. Nach Schubiger war Godeschalk ((jottschalk) der Componist mehrerer
Sequenzen, ein Schüler von H. Godeschalk gegen 1015 geboren, ein Sohn
des Wendenfürsten Pribigueo Udo, lebte als .Jüngling in dem Michaelerkloster
zu Lüneburg und wurde dort von dem Abt A'ppo erzogen, der am 7. Juli
154 Heins — Hcnfling.
1066 zusammen mit Gottschalk in einem heidnischen Aufstande ermordet wurde.
Darnach könnte man annehmen, auch H. habe in dem Lüneburger Kloster gelebt.
Heins, Johann, wird von Van der Straeten als Organist und Carillonneur
der Martinskirche in Ypern erwähnt. Es erscheint als ein Beweis seiner Tüch-
tigkeit, dass man ihn im Jahre 1586 nach Lille und Tournai zur Begutachtung
und Prüfung neuer Carillons sandte. 16U5 folgte ihm in Amt Jean Schoryn
(oder Schorie), der als Componist geistlicher Musik nicht unbekannt blieb.
Heinze, Gustav (V, 181), der frühere Musikalienverleger starb, nachdem
er den Pianofortehandel angefangen hatte, auf einer Reise nach Australien 1878.
Heise, Peter Arnold, ist am 11. Februar 1830 in Kopenhagen geboren,
studirte anfangs auf der Universität in Kopenhagen, unterzog sich aber dann
mit allem Ernst dem Studium der Musik; seine Lehrer waren Anfangs A.P. Berg-
green und später N. W. Gade und M, Hauptmann. Von 1857 — 65 war er
Musiklehrer an der Akademie in Sorö (auf Seeland), gab dann diese Stelle auf
und ging nach Kopenhagen zurück. Seine charaktervollen Lieder namentlich sind
in Dänemark sehr geschätzt. In Sorö schrieb er eine Sinfonie, eine Concert-
Ouverture und eine Oper: y>Paschaens Datier», (die Tochter des Pascha), ferner
die Cantaten: y>EfteraaTsstormene<.<. (die Herbststürme), für Solo, Chor und
Orchester und y^BerglloU, für Altsolo und Orchester. In Kopenhagen com-
ponirte er eine Cantate für Männerstimmen: »Die Schlacht bei Wolmer«; ferner
die Musik zu einigen dänischen Tragödien und die Oper: y>Drot og Marska
(der König und sein Reichsfeldherr) , welche während der Saison mit ausser-
ordentlichem Erfolg im Hoftheater znr Aufführung gelangte.
Hellendaal, Peter, niederländischer Violinvirtuos, geboren zu Rotterdam;
ging gegen 1740 nach Padua, um dort die, von Tartini gegründete und gelei-
tete Violinschule zu besuchen. Nach seiner Rückkehr liess er sich in Amster-
dam nieder. Er veröffentlichte zwei Hefte Violinsonaten y>A violino solo e hasso
dedicataa etc., Op. 1 (enthaltend sechs Sonaten von ziemlicher Schwierigkeit);
» VI Sonate per violino solo<i.
Hellmont, Adrien Joseph van (V, 192), starb am 14. August, nicht
April 1747.
Hellmont, Carl Joseph ran, Vater von Adrien H., wurde in Brüssel
am 19. März 1715 geboren und starb in derselben Stadt am 8. Juni 1790. Er
wurde 1737 Organist, später Kapellmeister der Kirche St. Gudula zu Brüssel.
Man kennt von ihm ein vierstimmiges y>Lauda Sion», — eine Friedenscantate
y)Le Betotir desirev. — eine Suite von Ciavierstücken und endlich mehrere Com-
positionen in einer Sammlung verschiedener Autoren: y>Preludes et versets dans
tous les tonso. (im Manuscript). Angeführt von Van der Straeten: y>Musique
aux Fays-Basfi.
Helm, Theodor Oscar, geboren am 9. April 1843 in "Wien als der Sohn
des Professors der Universität Dr. med. Julius Helm, studirte die Rechtswissen-
schaft und trat als Dr. jur. in den österreichischen Staatsdienst. Seine Liebe
zur Musik veranlasste ihn daneben zu energischen Studien auf dem Gebiet
dieser Kunst und liess ihn dann seit dem Jahre 1867 eine ausgebreitete kritische
Thätigkeit entwickeln. Seit 1874 ist er am Horak'schen Musikinstitut als
Professor der Aesthetik thätig und seit 1876 giebt er den Notizkalender für
die musikalische Welt heraus.
Hemelsoet, Louis, belgischer Tonkünstler, geboren zu Gent am 20. Juli
1836, war anfangs Schüler seines Vaters, Gesanglehrer an der Jacobskirche
daselbst, und besuchte dann das Conservatorium zu Gent. Er veröffentlichte
Ciavierstücke, Romanzen, Lieder und die Oper: y>De Boeren-Kermis«-, in flämi-
scher Sprache, welche 1861 in Gent aufgeführt wurde.
Heufliug, Konrad (V, 194). Dessen Schrift: nSpecimen de novo systemata
musicoa erschien in den y>M.iscellanea Berolinensibus ad in crementum scientiarum
etc.o. vom Jahre 1710. Berlin, Haude und Spenef. Sie empfiehlt zuerst die
chromatische Claviatur.
Henskcns — Hermann. 155
Uenskens, Johann Emanuel, Organist, geboren zu Vertryck in Braliant
gegen 1820, übernahm das Organistenamt an der Jacobskirebe zu Antwerpen.
Im Interesse der Organisten besorgte er die Herauegiibc eines n.Iotirnal d'orgue
ou Manuel de VonjanUiea^ welches Orgelstüoke der besten Mtister aller Zeiten
und Länder brachte. Er unterhielt dies Journal, welches manchen Nutzen stif-
tete, sieben Jahre hindurch. H., der auch zahlrtiche religiöse Compositionen
veröfientlichte, starb am 25. März 1859.
Hepp, Sixtus (V, 202). Von 175G bis Ende 1770 war er Organist an
der St. Thomaskirche in Strassburg und vom 22. Deceraber 1772 al) bis zu
seinem, am 9. April 1806 erfolgten Tode, an der Neuen Kirche. Er verbesserte
die jetzt noch in Strassburg gangbaren Choralmelodien , und componirte viele
Ciavierstücke; zwei Sonaten sind in Strassburg im Druck erschienen. Sein
ältester Sohn:
Uepp, Joh. Heinrich, geboren am 10. December 1776, ebenfalls ein
tüchtiger Orgelspieler, war seit 1804 Organist an der Thomaskirche, übernahm
aber den 13. April 1806 nach dem Tode seines Vaters dessen Organistenstelle
an der Neuen Kirche. Sein jüngerer Bruder:
Hepp, Sixtus Carl, war gleichfalls Organist und gegen Ende des vorigen
Jahrhunderts an der Kirche zum jungen St. Peter angestellt.
Herbeck, Johann (V, 204), starb am 28. October 1877.
Hermann (eigentlich Hermann Cohen), ist zu Hamburg am 10. November
1821 als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater, ein reicher Bankier, liess ihm
eine vortreffliche Erziehung geben, und sorgte auch dass er frühzeitig im Clavier-
spiel, für welches der sechsjährige Knabe ebenso viel Lust als Talent zeigte, unter-
richtet wurde. Zwölf Jahr alt, als eben die Vermögensverhältnisse des Vaters
erschüttert wurden, waren die Leistungen des Knaben schon bemerkenswerth
und er konnte es wagen, in seiner Vaterstadt sein erstes Concert zu geben.
Nachdem er sich auch in einigen anderen Städten öffentlich versucht hatte,
reiste seine Mutter mit ihm, ungefähr im Jahre 1834, nach Paris, wo er, durch
Empfehlungsbriefe in die höheren Gresellschaftskreise eingeführt, durch sein
Talent Aufsehen erregte, und von Liszt, der sich auf der Höhe seiner Er-
folge befand, alsbald zum Schüler angenommen wurde. Derselbe nahm ihn sogar
mit nach Genf, wo er eben eine Musikschule organisirte und übergab ihm an
derselben eine der Clavierclassen. Nach einem Jahre der Lehrthätigkeit ver-
liess H. Genf, kehrte zunächst nach Paris zurück, und unternahm dann
eine Kunstreise durch die Schweiz, England, Deutschland und Italien, auf welcher
er sich mit Erfolg als Pianist hören liess. In Verona brachte er eine Oper
zur Aufführung, worauf er abermals Paris besuchte, und sich dort auch mit
dem früheren Erfolge hören liess. L^m diese Zeit jedoch vollzog sich eine
innere Wandlung mit ihm, oder trat vielleicht erst jetzt hervor, er fasste eine
leidenschaftliche Hinneigung zur christlichen Religion, die er sehr bald be-
thätigte. Im August 1847 wurde er zu Paris durch die Taufe in die katho-
lische Kirche aufgenommen, worauf er Theologie studii'te und im April 1851
zu Agen zum Priester geweiht wurde. Nicht lange darauf entschloss er sich
auch die Gelübde abzulegen und trat unter dem Namen Pere August in Marie
du Tres-Saint-Sacrement in den Orden der Barfüsser. Die nachdem veröffent-
lichten Compositionen dieses Tonkünstlers, der ein eifriger feuriger Priester ge-
worden ist, sind selbstverständlich der Kirche geweiht. Es gehören hierzu
einige Sammlungen Kirchengesänge: nGloire ä Marieat ; y>Amour ä Jesu Christ^:
y>Fleu7's du Carmeh; r>Le Com-onnement de la Madonne^n. Auf einer priesterlichen
Wandertour führte er in Bordeaux eine grosse Messe auf. In Bezug auf seinen
L^ebertritt zum Christcnthum erschien ein Schriftchen: i>Conversion du pianiste
Hermann, carme decJiausse , par J. B. GergeresK, Paris, A. Bray, 3. Edition,
1856, in 8.
Herniano, Matthias, kam als Jüngling um 1525 nach Italien und war
wol bei der Schlacht vor Pavia, wenn auch nicht als Theilnehmer, doch als
15G Herrmauu — Hernaudo.
Zuschauer zugegen. Mindestens seit 1538 ist er dann in Mailand als Kapell-
meister thätig und blieb in dieser Stellung bis 1555. Jedenfalls ist er nicht
mit Mattheus le Maistie identisch und nicht dieser, sondern Hermann Matthias
componirte das Tonstück: y>BaUaglia Talianav, das 1549 in einer Separataus-
gabe eischien, nachdem es bereits 1544 in einer Sammlung deutscher Gesänge
unter dem Titel: Schlacht vor Pavia veröffentlicht war. Seine kirchlichen
"Werke namentlich zeigen, dass er ein Meister ersten Ranges war. (Vergl. die
bibliogr. kritische Studie von Fr. X. Haberl, Monatshefte für Musikgesch. 1871,
Nr. 2, 1872 Nr. 1, 1875 Nr. 7, dort ist auch ein Tonsatz von ihm aus: »Tesauri
Musieiv. von 1564 mitgetheilt.)
Herrmauu, Grottfried (V, 214). Bei Gelegenheit seines 25jährigen Jubi-
läums, bei welchem er noch einmal als Componist mit zwei grösseren Werken
auftrat, der Motette: »Heilig« und der »Kaiser Wilhelm Hymne«, fand die
Dankbarkeit des Lübecker Publicums den lebhaftesten Ausdruck. Nicht minder
aufrichtig war die Trauer über seinen am 6. Juni 1878 erfolgten Tod.
Herrmauu, Gottlieb, tüchtiger deutsch-amerikanischer Componist, geboren
in Württemberg um 1840, wirkt seit einer Reihe von Jahren als Organist
und Dirigent mehrerer Gesangvereine in Detroit, Michigan, Vereinigte Staaten
von Noi'damerika. Eine anspruchslose Natur, widmete er neben getreuer Er-
füllung seiner Berufspflichten seine Mussestunden fast ausschliesslich der musi-
kalischen Composition. Die meisten seiner gediegenen Arbeiten sind bis jetzt
leider Manuscript. H. componirte Orgelstücke, Männerchöre, gemischte und
Frauenchöre , sowie Lieder für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung, von
denen besonders das Lied »Verlassen«, eine wahre Perle ist. Ausserdem sind
in engerem Kreise von ihm bekannt: eine Sonate in Cdur und eine andere
in Cmoll, welch Letztere durch die Macht des Ausdrucks an die Pathetique
von Beethoven erinnert. Seine gediegensten Werke sind jedoch Motetten in
polyphoner Schreibart, ein Fi*auenchor »Schifferlied« mit kleinem Orchester,
zwei Ouvertüren und das gewaltige Tongemälde »die Zerstörung Jerusalems in
fünf Tonbildern für grosses Orchester«, welch' letzteres Werk in einem Concert
vom 28. April 1879 einen Erfolg erzielte, um welchen H. von manchen berühm-
ten Meister beneidet werden dürfte.
Heruaudez, Pablo, spanischer Componist, geboren zu Saragossa am 25. Jan.
1834. Als Chorknabe erhielt er den Unterricht des Organisten und Kapell-
meisters Valentin Meton und des Violinisten J. Rabanais; im Alter von 14 Jah-
ren übernahm er bereits die Orgauistenstelle an einer Pfarrkirche seiner Vater-
stadt. 1846 begab er sich nach Madrid, um das dortige Conservatorium zu
besuchen, und wurde daselbst ein Schüler des Hilarion Eslava. Er erhielt 1861
den ersten Preis, und dann als Sieger in einem Concurse, die Organistenstelle
an der königlichen Basilika. Später wurde er auch Lehrer am Conservatorium.
H. veröffentlichte eine Orgelschule; ferner eine Messe für drei Stimmen mit
Orchester; ein Miserere für drei Stimmen mit Orchester; Te Deum mit Orgel-
begleitung; Messe mit Orgelbegleitung; Stabat mater; Lamentationen; 0 salu-
taris hostia, Motetten u. a. Eine Sinfonie und Ouvertüre blieben ungedruckt.
In Madrid wurden auch einige einaktige Zarzuela's von ihm aufgeführt.
Heruaudo, Rafael Jose Maria, dramatischer Componist Spaniens, geboren
zu Madrid am 31. Mai 1822, betrat nach einer guten Vorbildung 1837 das
Conservatorium seiner Vaterstadt, um in den verschiedenen Zweigen der Musik
Unterricht zu nehmen. 1843 ging er nach Paris, um auch auf dem berühm-
ten Conservatorium dieser Stadt seine Kenntnisse noch zu erweitern. Er lieferte
hier die ersten grösseren Compositionen: ein Stabat mater, aufgeführt in einem
Concert der »Societe St.-Cecile«, ferner eine vieraktige italienische Oper, die
zur Aufführung zu bringen, ihm während seines mehrjährigen Aufenthaltes in
Paris aber nicht gelang. H. kehrte nun nach Madrid zurück, wo er bald den
vollen Antheil seiner Landsleute an seinen Compositionen zu erwecken wusste.
Zuerst durch die 1849 aufgeführte komische Oper nFalo de eie^oy>, und mehr
Herpol — Herzberg. 157
noch durch eine zweite derartif^e Oper (Zarzuela) vColeyiales y Soldades«, in
der man Anfange einer nationalen Musik wahrzunehmen meinte. In Folge
dessen bildete sich ein Verein, speciell um dies Genre der komischen spanischen
Oper zu fördern, indem zu seiner Pflege ein bestimmtes Theater ausschliesslich ge-
wonnen werden sollte. H. wurde zum Direktor und Compositeur dieses Theaters
gewählt mit der Verpflichtung, vierzehn Akte jährlich zu schreiben. Gleich
das erste von ihm für diesen Zweck componirte Stück »el Duendea , erlebte
120 Vorstellungen, und nicht minder günstig wurde die nächste »Zarzuela« in
zwei Akten -nBerioldo y Coynpar.taa aufgenommen. Im Jahre 1851 wurde H.
auch Vorsitzender einer Gesellschaft zur Pflege der lyrisch spanischen Oper,
welchen Platz er gleich dem anderen mit Intelligenz und Erfolg ausfüllte. Er
schrieb noch folgende Zarzuela's »-E/ novio Pasado por agnaa^ in 3 Akten; nCosas
de Juan«, in 3 Akten; nEl Tambor«, 1 Akt; ferner zwei nicht zur Aufführung
gekommene, und zwei in Gemeinschaft componirte komische Opern. Ausser diesen
dramatischen Werken schrieb er mehrere Hymnen, eine symphonische religiöse
Fantasie, einen Triumph-Chor und Marsch u. a., eine Votivmesse, aufgeführt 1867
am Cäcilienfeste in der Kirche zu Madrid. 1852 wurde H. zum Secretär des
Conservatoriums ernannt, doch gab er diesen Posten später wieder auf, um sich
seinen übrigen künstlerischen Pflichten ganz hingeben zu können. Er war auch
als Professor der Comi^osition am Conservatorium Ihätig, als welcher er sich
um eine verbesserte Organisation dieses Unterrichtszweiges, nach dem Vorbilde
der Musikschule von Eslava, verdient machte. Auf vielfältige Weise im Dienste
der Kunst thätig, begründete H. auch einen Verein zur gegenseitigen Unter-
stützung der Musiker, und brachte denselben durch eine fürsorgliche Leitung
zur gedeihlichen Entfaltung.
Herpol, Homer (V, 214), identisch mit Hespel Homer (V, 222), lebte in
Freiburg in der Schweiz, nicht im Breisgau.
Herve (V, 219), der unter diesem Namen bekfinnte Künstler heisst eigentlich
Florimond Eonger, und ist geboren am 30. Juni 1825 zu Houdain bei Arras. Er
wurde in der Kirchengesangschule musikalisch erzogen und fungirte nachdem an
mehreren Kirchen als Organist. 1851, nachdem er bereits einige Operetten auf-
geführt, wurde er Kapellmeister des Theaters »Palais Royal«. Ungefähr 1855
wandelte er das »Cafe concert«, genannt Folies-Mayer, zu einem Theater um,
in welchem er einen Theil seiner zahllosen Operetten und Operettchen, zu denen
er auch die Worte schrieb, aufführte. Er dirigirte das Orchester oder sang
die Tenorpartien, in seinen, als die Vorläufer der Offenbachiade zu bezeich-
nenden Operetten. 1858 ging H. nach Marseille, um einen Theil seines Re-
pertoirs dort abzuspielen, dann nach Montpellier, wo er als Sänger auch in
Opern auftrat. 1870 erhielt er ein Engagement nach London, wo er nach einer
mehrmonatlichen Vorbereitung die Londoner in englischer Sprache mit seinen
Operetten bekannt machte, und zwar wie in Paris, mit dem grössten Erfolge.
Als H. im Sommer 1874 zum zweiten mal nach London kam, errichtete er im
Covent-Garden-Theater die sogenannten »Promenaden- Concerte«, in denen er
das Orchester dirigirt und die viel besucht sind.
Hespel, Homer (V, 222), ist identisch mit Herpel Homer (V, 214).
Hespel, Pierre Joseph, belgischer Componist, geboren zu Tournay am
Anfang des 19. Jahrhunderts, lebte als IMusiklehrer in seiner Vaterstadt. Er
veröffentlichte die Unterrichtswerke: y>Methode de piano«; Ecole de V Intonation«;
r>Solfeye concertant« (für vier Stimmen, für den gemeinschaftlichen Unterricht);
•»Ecole du phrase musical«; und an Compositionen: eine Messe ä capella: vier
Messen mit Orchesterbegleitung; ein Stabat mater mit Orchester; 27 Cantaten;
55 religiöse Musikstücke mit Orchester oder Orgel ; 20 Compositionen für
Violoncell; Streichquartette; gegen 100 Romanzen und Gesänge; gegen 60 Ciavier-
stücke u. s. w.
Herzberg, Anton (V, 220), lebt in Moskau als Clavierlehrer und machte
von hieraus weite Reisen nach der Türkei, Jerusalem. Griechenland, Italien,
j^58 Heugel — Hintze.
Frankreicli, England, Deutschland und Russland. Von seinen Comi^ositionen
sind ca. 130 Pieceu gedruckt in Leipzig, Berlin, Wien, Mainz, Hamburg, Bremen,
"Warschau, Kieff, Moskau und Petersburg. Der König von Portugal ernannte
ihn zum Kitter des portugiesischen Christusordens; der Schah von Persien ver-
lieh ihm den Sonnen- und Löwenordeu 3. Classe.
Heugel (Y, 227), Sohn von Henri H., Musikalienverleger zu Paris, heisst
nicht Louis, sondern Jacques Leopold.
Heullinrd, Louis Octave Arthur, französischer Musikschriftsteller, unter
anderem Begründer der »Chronique musicale« (Juli 1873), ein Journal, welches
er 2^/2 Jahr auf das Vortrefflichste redigirte, dann musste er es aufgeben. H.
redigirte nachdem den musikalischen Theil des Journal »l'Evenement«.
Heyne, Christian Gottlob, ist geboren am 25. September 1729 zu
Chemnitz, als Sohn eines armen Leinwebers. lieber seine früheste Jugend er-
zählt er selber: »Der früheste Grespiele meiner Kindheit war der Mangel und
die ersten Eindrücke machten die Thränen meiner Mutter, die für ihre Kinder
kein Brod wusste«, doch gelang es ihm, sich emporzuarbeiten; er bezog 1741
das Lyceum seiner Vaterstadt, besuchte unter den kummervollsten Verhältnissen
seit 1748 die Universität Leipzig und wurde so einer der berühmtesten Philo-
logen, der seine Wissenschaft nicht nur vom sprachlichen Standpunkt, sondern
vom höhern als eine der Mächte zur Veredlung des Menschengeschlechts er-
fasste. In diesem Sinne wirkte er 49 Jahr als Professor der Beredsamkeit
und Direktor des philologischen Seminars in Göttiugen. Aus der Menge seiner
Schriften gehören hierher nur: y>De literarum ariiumque inter antiquiores graecos
conditione, quatenus Uta ex Musarum aliorumque deorwin nominihus muniisque
ini ellig itur'-'-, 1772 und 1787 und: »lieber die Currende«. In letzterer Schrift
erklärt er sich für Abschaffung derselben. H. starb am 14. Juli 1812 zu Göttingen.
Hignard, Jean Louis Aristide, Componist, geboren zu Nantes den
20. Mai 1822, liess sich 1845 ins Pariser Conservatorium in die Classe von
Halevy aufnehmen, um seine musikalische Ausbildung zu vollenden. Die fol-
genden kleinen Opern aus seiner Feder wurden vom Jahre 1851 an in Paris
aufgeführt. r>Le Visionfiairea, 1 Akt; »Le Colin Maillardv^, 1 Akt; y>Les Com-
pagnons de la Marjolaine« ; y>Monsieur de Chimpanzea, 1 Akt; r>liouffes Parisiens<i ;
•dLb Nouveau Fourcemignacv, r^V Äuherge des Ardemiesa, 2 Akte; »ies Musiciens
de Vorchestrefi, in Gemeinschaft mit Leo Delibes und Ei'langer; eine fünfaktige
Oper: »Hamlet«, ist im Ciavierauszug gedruckt erschienen (Heu, Paris), doch
bis jetzt nur in Fragmenten privatim aufgeführt; H. lieferte auch zahlreiche
Vocalcompositionen, Chöre mit Ciavier und mit Orchesterbegleitung, auch solche
für Männerstimmen, zwei- und vierhändige Ciavierstücke.
Hilaire, Madm., Sängerin des 17. Jahrhunderts, die ihrer Zeit den Huf
einer bedeutenden Künstlerin besass. Sie war die Schwägerin des Michel Lam-
bert, Schwiegervater LuUy's und wirkte in Paris in den Hofconcerten und in
den Salons der grossen Welt neben den ersten Sängerinnen. La Fontaine,
der schon seiner Zeit den Verfall der Oper beklagt, sagt an einer Stelle: »Ce
n^est plus la saisoti de Raymond, ni d'Silaire; II faut vingt claveein, cent violon
pour lüairesi
Hildebraud, Balthasar (V, 235), wurde am 25. Februar 1609 zu Peter-
witz bei Jauer geboren, er starb am 24. October 1656 als Not. publ. caet. u.nd
Untergerichtsvogt und Mus. Organ, an St. Peter und Paul zu Liegnitz.
Hiltz, Paul, deutscher Lautenmacher, der zu Nürnberg im Laufe des
17. Jahrhunderts lebte. Im Museum dieser Stadt wird eine Viola da Gamba
seiner Ai'beit vom Jahre 1656 aufbewahrt.
Hiutze, Jacob (V, 245), ist am 4. September 1622 zu Bernau geboren,
war Stadtzinkenist der Stadt Bei'lin, wo er auch, hochbetagt als Greis von
80 Jahren, am 5. Mai 1702 starb. Als einen tüchtigen Contrapunktisten be-
nutzte ihn der Buchdrucker Runge, nach Crügers Tode (1662), dessen Nach-
folger er wurde, für die weiteren Ausgaben der r>Praxis pietaiis melicaa. Der
IlöpÜuer — Holmes. 159
zwölften Ausgabe vom Jahre 16GG, die dem KurrUrsten Friedrich AVillielra ge-
widmet ist, fügte H. eine namhafte Zahl eigener Melodien l)ei, in einem be-
sonderen Anhange mit der Ueberschrift: »Gf) geistreiche epiat. Lieder, auf
alle Sonn- und Füruehmsten Festsago, durchs gan;;e Jahra (darunter befinden
sich auch 5G Epistellieder von Martin Opitz). Im Jahre 16i»ö erschien dann:
Martin Opitzens epist. Lieder mit 1, 2, 8 und 4 A oculstimmen oder mehr In-
strumenten, nach dem Generalbass. Auf mancherley Art zu gebrauchen. Mit
einer Zugabe von drei Concerten componirt und Gott zu Ehren ans Licht ge-
geben, von Jacob Hintze, musico instr. der Stadt Berlin. Dresden und Leipzig
1695. Die Fraxis piet. mel. besorgte H. bis zur 2ö. Ausgabe 1G98; schon von
der 24. ab erschienen darin die Evangelienlieder von Job. Heermann, mit Melo-
dien und Tonsatz von Hintze. In den Jahren 1666 und 1GG7 gab er: Pauli
Gerhardi geistliche Andachten in 10 Heften heraus, deren Melodien meist von
ihm erfunden sind; die vierstimmige Bearbeitung ist durchweg sein Werk.
Ilöpffuer, Johann Caspar, geboren 1656 im Thüringischen, kam nach
Esslingen, wo er Präceptor wurde, und dann nach Ulm; hier übernahm er
17U4 das Cantorat und starb am 8. November 1729. Er war ein guter Musiker
und wusste mit gutem Erfolg die bisher vernachlässigte Vocalmusik auf dem
Gymnasium wieder empor zu bringen. Er vei'öffentlichte; Auserlesene Leichen-,
Klag-, Trost- und Jesuslieder mit beigefügten Melodeyen, Ulm 1707. Das
"Werk enthält 86 Lieder nebst einem Anhange; viele der Melodien stehen auch
im Ulmer Gesangbuch und wurden seiner Zeit von den Schülern gesungen.
Uoffmaun, Joh. Christoph (V, 263), ist geboren den 29. Mai 1623 zu
Suhl und starb den 18. November 1686 als Musicus und Armaturhändler daselbst.
Hohlfeld, Otto, einer der bedeutendsten unter den Jüngern Geigern der
Gegenwart, ist am 10. März 1854 in dem thüringischen Städtchen Zeulenroda
als der Sohn eines schlichten Webermeisters geboi-en. Von diesem zum Lehrer-
stande bestimmt, besuchte er seit 1868 in Greiz das Seminar: hier aber entwickelte
sich seine grosse Begabung für Musik, ganz besonders seine ungewöhnliche
Befähigung für das Violinspiel derartig, dass einzelne Kunstfreunde darauf auf-
merksam wurden und 1872 seine Aufnahme in das Conservatorium zu Dresden
veranlassten, ßietz wurde hier sein Lehrer in der Composition und Concertmeister
Lauterbach im Violinspiel, und H. studirte mit solchem Fleiss, und leistete bald
im Violinspiel so Aussergewöhnliches, dass Bietz ihn nach kurzer Zeit in der
königl. Kapelle anstellte. Unter den hohen Gönnern, welche der junge Geiger
hier erwarb, ist auch König Albert zu nennen. 1876 wurde H. als Concert-
meister an das Hoftheater in Darmstadt berufen, und von hier aus wusste er
sich auch bald durch seine Concertreisen, die er seitdem unternahm, in ehren-
vollster Weise bekannt zu machen. Wie in Leipzig, wo er bereits 1878 in
einem Gewandhausconcert mit grossem Beifall auftrat, erwarb er an allen
andern Orten, wo er spielte, durch seinen prachtvollen Ton, wie durch seine
aussergewöhnlich entwickelte Fertigkeit und die künstlerische AVeise seines
Vortrags, ebenso die Gunst des Publicums wie der Kritik. Diese Erfolge aber
machen ihn nicht lässig, sondern sie spornen ihn im Gegentheil zu i'astlosem
Weiterstreben an, so dass man sicher erwarten darf, dieser jüngste unter den
Concertmeistern Deutschlands werde dereinst zu den ersten Meistern seines In-
struments gezählt werden. Auch auf dem Gebiete der Composition ist er mit
Erfolg thätig; er schrieb bis jetzt ein Streichquartett, Op. 1 : Zigeunerklänge
für Ciavier, Op.. 2; Elegie für Posaune mit Orgelbegleituug, Op. 3; Elegie für
Violine, Op. 4, auf den Tod. seines Vaters componirt und Lieder für eine Sing-
stimme mit Ciavierbegleitung, Op. 5.
Hol, Richard (V, 270), ist am 23. Juli 1825 in Amsterdam geboren.
Von ihm sind zahlreiche Werke veröffentlicht: Sinfonien. 40 weitere Kirchen-
stücke, Lieder u. dei-gl.
Holmes, Alfred (V, 273), ist zu London am 28. October 1838 (nicht 1840)
geboren; lebte seit Ende der sechziger Jahre dauernd in Paris, wo er nach
IßQ Holmes — Honayn.
einer kurzen Krankheit am 4. März 1876 starb. Er war Violinvirtuose und
errang als solcher seine ersten Erfolge in Paris, wo er sehr gut aufgenommen
wurde, und begründete dort 1866 Quartettsoireen. Seine letzte Sinfonie be-
nannte er »Paris« (Belagerung 1870).
Holmes, Henri, Bruder des Vorigen, auch Violinvirtuose, errang eben-
falls bedeutende Erfolge und zwar hauptsächlich in der Ausführung von Violin-
Duo's mit seinem Bruder A. Mit diesem besuchte er Russland, Dänemark,
Belgien, Holland und Paris. Er kehrte hierauf nach seiner Vaterstadt London
zurück, wo er als Virtuose wie als Componist hervortrat. Zu seinen Compo-
sitionen gehören: die geistliche Cantate y>Praise ye ihe lorda, und ein Violin-
concert, beides mit Erfolg in London zur Aufführung gebracht.
Holmes, Auguste, ausgezeichnete Pianistin, die auch als Componistin
in die Oeffentlichkeit trat, ist in Irland gegen 1850 geboren und lebt seit
längerer Zeit in Paris, wo sie vielfach in Concerten als Pianistin auftrat
und mehrere ihrer Compositionen zur Aufführung brachte wie die Oper:
r>Sero et Leandrev^ (1874), zu welcher sie auch die Worte geschrieben und die
interessante Partien enthält; den Psalm »/« exiiwi (1873); Andante pastorale für
Orchester; Vocalcompositionen sind unter dem angenommenen Namen: Herr-
mann Zenta erschienen. Die Opern y>Astarte<i. und nLancelot du Lac.a, kamen
noch nicht zur Aufführung.
Holstein, Franz von (V,274), starb in der Nacht vom 21. zum 22. Mai 1878.
Holtei, Carl von (V, 275), starb am 12. Februar 1880.
Holtzmanu (V, 276). Der vermeintliche Entdecker des Ursprungs der Mar-
seillaise ist nicht J. B. sondern Fridolin Hamma.
Holzbauer (V, 278), ging 1752 als Kapellmeister nach Mannheim, in welcher
Stellung er bis an seinen Tod blieb.
Holzhäuser, Heinrich (V, 280), war der Nachfolger von Joh. Jos. Pux,
als Leiter der Kapelle der verwittweten Kaiserin Amalia und zugleich Mitglied
der Chormusik bei St. Stephan. Er, wie sein Nachfolger Heinr. Ponheimer,
hatten nur den Titel als Hofmusikdirektor. Seine Tochter:
Holzhauser, Theresia, geboren am 22. October 1708 in Wien, war eine
treffliche Sängerin und heiratete am 27. November 1731 den Hofcompositeur,
spätem Domkapellmeister Georg Carl Eeutter (Sohn) und starb als wohlhabende
Frau in Wien am 7. April 1782. Die Söhne von Holzhauser:
Holzhäuser, Franz, gestorben am 5. Juni 1743, 42 Jahr alt, und
Holzhäuser, Franz Ignaz, gestorben am 25. Mai 1750, 38 Jahr alt,
waren Sänger beim Gnadenbilde im St. Stephan-Dome; ein dritter Sohn:
Holzhauser, Domenico, gestorben am 13. Januar 1772, 54 Jahr alt, war
als Tenorist in der Hofkapelle angestellt.
Homilius, L., russischer Tonkünstler, Schüler Anton Eubinstein's, ver-
öffentlichte Lieder, Ciavierstücke, ferner: »Gammes dans tous les tons et pour
tous les degres, reunis d' apres la Methode d'Anfoine Ruhinstein<i (Bessel, Petersburg).
Honayn, Abou Cab, bekannt unter dem Namen Honayn al Hiry, nach
seiner Geburtsstadt Hira, früheren Hauptstadt von Irak in Arabien ; war Christ,
geboren gegen das Jahr 620 der christlichen Zeitrechnung, und ein berühmter
Sänger seiner Zeit, zugleich Dichter und Componist. Bevor man seine aus-
gezeichnete Stimme entdeckte, war er Blumenhändler. Während der Eegierung
des Kalifen Abd-el-Melik untersagte dessen Gouverneur die Ausübung der
Musik, wegen ihres, wie er meinte, verderblichen Einflusses. H- allein erhielt
die Erlaubniss, öffentlich zu singen; daher erwarb er bedeutende Reichthümer.
Er starb hochbetagt gegen 718 oder 719, durch einen Unfall in Medina, wohin
er sich, auf die Einladung der dortigen Sänger, begeben hatte. In dem Hause
seiner daselbst wohnenden Tochter Soucayna, einer Dame von hohem Rang,
war das Auditorium, um H. zu hören, versammelt. Der überfüllte Saal war
von einer Gallerie umgeben, die, während der beinah hundertjährige Greis sein
Lied noch nicht beendet hatte, einstürzte, und nur er von allen Anwesenden
Ilopffer — Uorecki. ICl
allein erlitt dtiboi den Tod, (T>Gaus.süi de. Pcrceval, Notices anecdotiques sur les
principmix musiciens arabesa.)
Hopffer, Ludwig Bernhard (V, 286), starb an der Brustkrankheit am
21. August 1877 zu Niederwald bei Rüdesheim. Sein Bruder Emil Heinrich
war kurze Zeit vor ihm gestorben.
Hopkins, John Larkin, englischer Tonkünstler, Vetter des Edward
John H., ist 1820 geboren. Er trat als Chorknabe in die Westrainster-Abtoi
ein und erhielt daselbst seine musikalische AusbiMung. Nach Beendigung der-
selben wui'de er Organist der Kathedrale zu Rochester, später /u Cambridge.
Zahlreiche Orgel- und Vocalcompositionen wurden von ihm veröilentlicht.
Hoppeiistedt, August Ludwig (V, 288), ist am 22. März 1763 zu Gross-
Schwülper im Lüneburgischen geboren, wurde 1796 Superintendent in Stolzerau
au der AVeser, 1805 General-Superintendent zu Harburg, kam als solcher 1815
nach Celle und starb am 25. April 1830 daselbst. Durch seine, in mehreren
Auflagen erschienenen: »Lieder für Volksschulen, nebst den Melodien dazu«,
hat er sich um die Hebung des Volksgesanges in seinen Kreisen verdient ge-
macht. Die Sammlung, zu welcher auch der Pastor Fr. Burchh. Beneken mehrere
Melodien lieferte, war um die Wende des 18, Jahrhunderts in allen chur-hanno-
verschen Volksschulen eingeführt und lange beliebt.
Horatius, Flaccus Qu intus, nächst Virgil und Ovid der gefeiertste
römische Dichter und Sänger, wurde am 5, oder 8. December 65 v, Chr, zu
Venusia in Apulien geboren und starb zu Rom am 27. Nov, im Jahr 8 vor
Chr. Geb. Als Sohn eines Freigelassenen, wahrscheinlich aus der tribus Horatia,
hatte er Anspruch auf die Stellung eines Freibürtigen (ingenuus). Um dem
Knaben eine bessere Erziehung geben zu können, verkaufte der Vater sein
Grundstück und zog nach Rom. Zur Vollendung seiner Bildung ging der
Sohn im Alter von 19 — 20 Jahren nach Athen und widmete sich hier dem
Studium der Philosophie. Als nach der Ermordung Cäsar's Brutus nach Athen
kam, um für Flotte und Heer zur Erhaltung der Republik zu werben, stellte
sich auch H, in die Reihen der Krieger und folgte den Fahnen des Brutus.
Der für diesen unglückliche Ausgang hatte zur Folge, dass sein väterliches
Vermögen eingezogen wurde. Die Dichter Virgil und L. Varius empfahlen
ihn darauf dem Mäcenas, der ihn dann unter die Zahl seiner amici oder
literarischen Gesellschafter aufnahm und ihm wahrscheinlich Sabinum schenkte,
oder das Geld zum Ankauf desselben, welches Horaz als Cautiou verpfänden
konnte, als er die Anstellung als scriba (Juaestorius erhielt. Der grösste Theil
der Oden Horaz's sind wirkliche Lieder, die er als Sänger wahrscheinlich bei
Tische mit seinen Freunden und Freundinnen sang; sie waren ohne Zweifel
das in Rom, was Anacreons Gedichte in Griechenland gewesen sind. Wie
Virgil, hat uns auch Horaz mancherlei Nachrichten über Musik hinterlassen;
er erwähnt verschiedene seiner Zeit in Gebrauch gewesene Instrumente, die
mit den, von Homer und anderen griechischen Schriftstellern beschriebenen,
übereinstimmen, woraus man auf ziemliche Aehnlichkeit der Musik beider Volker
schliessen darf. Viele Aeusserungen in seinen Schriften bezeugen auch, dass
der Dichter mit der Musik wol vertraut war, und ihre Bedeutung vollständig
zu würdigen verstand.
Horatiis, Cesar de, italienischer Theoretiker, schrieb folgendes Werk:
•aNuovi Elementi della scienza acus/ico-inusicale, appUcahili alla scienza della arii«,
Neapel 1865,
Horecki, Felix, Virtuose auf der Guitarre und Componist für dies In-
strument, wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Polen geboren. 1815 siedelte
er von Warschau nach Wien über, wo er als Lehrer sehr in Aufnahme kam
und auch die Erzherzoginnen zu seinen Schülerinnen zählte. Nach einigen
Jahren verliess er Oesterreich und ging nach England, In Edinburg, wo
er sich niederliess, veröfl'entlichte er gegen hundert Compositionen für die
Mnsikal. Convers. -Lexikon. Erpänzungsbaml. '■^
162 Hörn — Hromada.
Guitftrre, die in England viel Verbreitung fanden. H. war der erste Lehrer
des berühmten Guitarristeu Stanislaus Szczepanowski.
Hörn (V, 300). Der erste 8atz der »Bemerkungen des Herrn Hübler,
ersten AValdhornisten an der königl. Kapelle in Dresden, im Artikel »Hörn«
des Hauptwerks muss heisseu : »Jeder gute "Waldhornist wird bei der Benutzung
des Ventilhorns auch stets Gebrauch von den gestojiften Tönen und zu dem
Zwecke von der im Schallbecher liegenden rechten Hand machen, ja sogar die
Stopftöne bis zur höchsten Vollendung auszubilden suchen«.
Horneraaun. Emil Christian, Sohn von E. Hornemann (V, 305), ist
am 17. December 1841 zu Kopenhagen geboren, und lebt dort als Musiklehrer.
Von seinen Compositionen sind einzelne auch in Deutschland bekannt geworden,
am weitesten die Ouvertüre zu »Aladin«.
Horsley Charles Edward (V, 307), geboren am 16. December 1821 zu
Kensington bei London, siedelte später nach New-York über, wo er am 28. Febr.
1876 verstarb. Er lieferte für die Londoner Zeitung »Musical Standard« in-
teressante Berichte über die Musikzustände in den Vereinigten Staaten.
Horta y Leopart, Anastasio, spanischer Tonkünstler, ausgezeichnet als
Organist, war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboren, Schüler von
Jose Muserat, Audresi und Queralt. Er war in Barcelona nacheinander an
mehreren Kirchen als Organist angestellt und zeichnete sich von früher Jugend
an als solcher aus. Mit sehr seltenen Ausnahmen, auch bei den grössten Kir-
chenfestlichkeiten, spielte er etwas anderes als ImiDrovisationen , die er bewun-
dernswürdig ausführte. Er bildete viele ausgezeichnete Schüler und veröffent-
lichte Orgel- und Vocalcompositionen. H. war ungemein verwachsen und nicht
grösser als ein zehnjähriges Kind. Ein Biograph sagt: So klein von "Wuchs,
so gross von Talent. Er starb in Barcelona den 12. Februar 1843.
Hoyoul (nicht Hoyuos wie Gerber schreibt), Balduin, war, wie man
annimmt, ein Belgier von Geburt und gelangte in Deutschland zu grossem Ruf.
"Wie aus dem Titelblatt eines seiner, in der Bibliothek zu Grimma (siehe:
Dr. Petersen: Verzeichniss von Musikalien, 1861, p. 43) befindlichen "Werken
hervorgeht, war er 1587 bereits in herzogl. würtembergischen Diensten: y>Viginti
sacrae cantiones, 5, 6, 7, 8, 9 et 10 vocum, quae cum vivae voci, tum omnis
generis instrumentis ap^Mcari possunt. Auetore JBalduino Hoyoul, Ordinario chori
musici apud illustriss«. Wirtemberg, Ducem Componista, Nürnberg, Catharina
Gerlachin 1587. Das vollständig erhaltene Werk hat den Umfang von 1281 Blät-
tern. Später war der Componist würtembergischer Kapellmeister von 1589 bis
1599, als Nachfolger von Ludwig Daser und Vorgänger von Leonhard Lechner,
zweier Meister von anerkannter Bedeutung. Gerber erwähnt von H.'s Werken:
y)Ca)itiones sacrae«, Nünberg 1586 und yyTriciniaa, ebenda 1590.
Hrimaly, Gebrüder, bildeten einst ein berühmtes Streichquartett; sie sind
in Pilsen geboren, als Söhne des dasigen Domorganisten Hrimaly und erhielten
ihre Ausbildung im Prager Conservatorium, Der älteste Bruder:
Hrimaly, Adalbert, geboren 1842, ging als Concertmeister nach Göte-
borg und als solcher dann zurück nach Prag; später wurde er Kapellmeister
am deutschen Landestheater daselbst und darauf Direktor des Musikvereins in
Czernowitz. Er comj^onirte die Oper: »Der verwunschene Prinz«, Streichquar-
tette und Vocalsachen. Der zweite Bruder:
Hrimaly, Johann, geboren 1844, wurde Concertmeister in Amsterdam
und später der Nachfolger Laubs als Professor am Conservatorium in Moskau.
Der dritte Bruder:
Hrimaly, Jaromir, geboren 1846, ausgezeichneter Cellist, lebt in Helsing-
fort, woselbst der vierte:
Hrimaly, Bohuslaw, geboren 1848, die finnische Oper leitet, nachdem
er Kajiellmeister am Theater in Pilsen gewesen war.
Hromada, Anton, geboren am 26. December 1842 zu Kladno in Böhmen,
erregte schon als Chorknabe in der Theinkirche, später im Kreuzherrnkloster
Huberti - HuUah. 163
in Prag, durch seine schöne So|irun8tiinme, allfr<'nn'ine Aufmorksamkeit. Da
er sich dem Priesterstande widmen sullte, so machte er den vollständigen 'iym-
nasialkursus durch; dann aber folgte er seinem angeborenen Talent und wid-
mete sich ganz dem Gesauge. Nachdem er bei dein Professor Pivoda in Prag
ernste (resangstudieu gemacht liatle. wurde er im Mai 1800 in Stuttgart am
Hoftheuter engagirt, und hior fand er au dem Musikdirektor Fr. Schmidt eiuen
erfahrenen Rathgeber. Als Stockhausen nach Caustadt bei Stuttgart übersie-
delte, genoss H. noch dessen Unterricht, und bald gehörte er auch zu den
besten Concertsiingeru der Gegenwart. Als solcher errang er ausser in Stutt-
gart, in Basel, Carlsruhe. Frankfurt a. IM., Mannheim, St. Gallen, Zürich u. a. 0.
als Oratorien- wie als Liedersänger bedeutende Erfolge. 1873 ging er nach
Mailand, um dort noch den Unterricht Lamperti's zu geniesen. H. besitzt
eine sehr sympathisch wirkende Barytonstimme, die er vortrefflich zu verwenden
versteht. Dabei ist er zugleich ein ganz ausgezeichneter Darsteller, der auch
nach dieser Seite allen Anforderungen entspricht. Auch in Leipzig, wo er
der, von Julius Hofmann geleiteten Monatsoper angehörte, im Sommer 1880,
wusste er sich rasch in die Gunst des Publicums zu setzen.
Huberti, Gustav Leon, belgischer Oomponist, geboren zu Brüssel am
14. April 1843, Schüler des dortigen Conservatoriums, erwarb daselbst die ersten
Preise, und brachte 1870 in einem Concert, welches er in Brüssel veranstaltete,
eine Orchestersuite, ein Clavierconcert mit Orchester, eine Ballade und Gesang-
stücke zur Aufführung. Ein Oratorium in flämischer Sprache »Z>e lautste
Zonnestraah, hatte weniger Erfolg. H. schliesst sich der neuesten deutschen
Richtung an.
Hucbald. Sein "Werk: »Musica Enchiriadesu, ist übersetzt und mit Anmer-
kungen versehen von R. Schlecht, in den Monatsheften für M. G. 1874—76.
Hnerta y Caturla, Trinite Fran9ois, berühmter Guitarrist, wurde am
8. .Funi 1803 zu Orihuela bei Cadix geboren. Ueber seine Abstammung ist
nichts bekannt, auch nicht durch wen er in der Musik unterrichtet worden
ist. Man weiss, dass er mit 17 Jahren als Cadet in die spanische Armee ein-
trat und 1820 an dem Militäraufstande theilnahm, dessen einer Chef der General
Riego war. Als 1823 Ferdinand VII. mit Hülfe der französischen Armee die
Insurrection unterdrückt hatte, fand H. mit vielen anderen Flüchtlingen Schutz
in Frankreich. Er kam nach Paris und suchte dort seine musikalischen Fähig-
keiten zu verwerthen. Unter der Protection seines Landsmannes Garcia, trat
er als Guitarrenvirtuose in die Oeffentlichkeit. Alle Urtheile stimmen darin
überein, dass er auf diesem Instrument etwas unbedingt aussergewöhnlich
Phänomänales leistete. Mit andern Kritikern bedauert auch Fetis (Revue
musicale, 1832), dass es nur die Guitarre, ein immerhin unvollkommenes In-
strument, sei, dem eine entschieden geniale Begabung zu entlocken sich
abmühe , was es nicht zu leisten vermag. H. wurde gefeiert , besungen
in Prosa und in Versen. Mme. de Girardin besang ihn in einem über-
schwenslichen Gedicht. 1825 verliess H. Paris um der Familie Garcia nach
den Vereinigten Staaten zu folgen, wo er wahrscheinlich concertirte. In New-
York trat er in der Garciascheu Oper auch als Sänger auf, begleitete dieselbe
nach der Havanna und kehrte dann nach Europa zurück. In London, Malta,
Constantinopel und bei seiner zweiten Anwesenheit in Paris, wurde er in der-
selben enthusiastischen Weise aufgenommen. 1833 besuchte er Spanien, 1843
Belgien, später Italien, wo er sieh längere Zeit aufhielt. Von Nizza aus ver-
breitete sich die Nachricht von seinem Tode, er war jedoch in Belgien noch
1873 anzutrefi'en. Es wird ihm von mancher Seite die Composition der spani-
schen Nationalhymne r>H\jmne de Rieijov. zugeschrieben, die er 1820 in jener
Revolutionsperiode in Madrid abgefasst haben soll und zwar in Gemeinschaft
mit einem seiner damaligen Chefs, Kapitän Evariste Jan Miqnel, früheren
Officier der Armee zu Cadix und ehemaligem Redakteur des Journal »Espectador«.
Uallah, John, Theoretiker, musikalischer Schriftsteller und Lehrer, ge-
ll*
164 Hundt — Hvigghons.
boren 1812 zu Worccster in Engand; trat, nachdem er den Untei'richt von
Horsley genossen hatte, 1829 in London in die Akademie der Musik als Schüler
ein und studirte hier den Gesang bei Cruvelli. 1832 schrieb er die einaktige
Oper »Dorfkoketten« von Charles Dickens, widmete sich aber von da an mit
eben so viel Eifer als Erfolg dem G-esanjrunterricht und sjDeciell der Förderung
des Yolksgesanges. 1847 unternahm er es, für die betreuenden Uebungen einen
Concertsaal zu erbauen, St. Martin's Hall genannt, welcher aber 1860 ein Raub
der Flammen wurde. Dieser Bau hatte H. fast gänzlich ruinirt, desto mehr
Sympathien aber hatten ihm seine gemeinnützigen Bemühungen erworben. Er
wurde Professor der Vocalmusik und der Harmonielehre am College des Königs
und der Königin zu Bedford; Organist und Direktor des Orchesters und des
Chorgesaugs an der königl. Akademie der Musik in London. 1872 übertrug
man ihm die musikalische Inspection für das vereinigte Königreich, worauf er
seine Thätigkeit am College aufgab. Ausser zahlreichen Aufsätzen über musi-
kalische Themen, veröffentlichte H. mehrere Sammlungen Gresänge für Kinder;
lieferte eine englische Uebersetzung der Gesangschule von B. Wilhem und ver-
öffentlichte y>The history of modern music« (eine Serie von Vorträgen, London,
Longman 1862, in 8'^, 2. Aufl. 1875): nThe transition i^eriod of musical hisforya.
(ebenfalls Vorträge, gehalten vom Autor, London u. s. w.) ; musikalisches Elemen-
tarlehrbuch; Lehrbuch der musikalischen Harmonie; Lehrbuch des Contrapunkts;
Stimmübungen u. a.
Hnndt, Aline, Clavierspielerin und Componistin, Schülerin Liszt's. Sie
schrieb Vocal- und Instrumentalcompositionen. 1871 kam in Berlin ihre Sin-
fonie in G-moll und ein Marsch für Orchester, unter ihrer eigenen Direction,
zur Aufführung. Sie starb einige Jahre später in jugendlichem Alter in Berlin.
Hurtado, Pierre, aus spanischem Geschlecht stammend, eigentlich P. Hu-
tardo y de Avalos, Sohn eines Cavallerieofficiers in niederländischen Diensten,
war als Tonkünstler im 17. Jahrhundert in den Niederlanden ansässig und
vielleicht auch dort geboren. Er war zehn Jahre lang Chorknabe der königl.
Kapelle in Brüssel und fungirte später als Gesanglehrer an der Kirche St. Bavon
zu Gent. Van der Straeten hat in den Archiven der Kirche St. Walburga in
Audenarde ein A^erzeichniss, datirt 1734, aufgefunden, welches von P. Hurtado
die folgenden Compositionen nennt: 1) y>Motet de cTioeur a 4 voix et trois in-
strumentsa ; 2) rtMotet de choeur a trois voix et trois instrumentsa ; 3) »Te JDeum
ä 6 voix et trois instrumentsa ; »5 Motet ä 6 voix et trois instrumentsa.
HnsS; Johann, der geniale Vorkämpfer Luthers, ist in Hussinek in Böh-
men am 6. Juli 1369 als der Sohn unbemittelter Landleute geboren. Dass er
auch für Musik begabt und mit dieser Kunst vertraut war, wird durch seine
Bestrebungen für den Kirchengesang hinlänglich bestätigt. Durch ihn wurde
der Gemeindegesang in der böhmischen Kirche in der Muttersprache begründet;
er erweist sich also auch hierin als der Vorläufer Luthers; aber erst nach
seinem Tode 1420 wurde von den Utraquisten beim ganzen Gottesdienst die
Landessprache eingeführt. In mehreren Choralbüchern wird dem böhmischen
Eeformator die Melodie des Liedes: »Jesus Christus unser Heiland« zugeschrieben.
Da der Text unzweifelhaft von Huss herrührt, die Dichter aber in jener Zeit
auch meist für eine entsprechende Melodie sorgten, durch welche das Gedicht
erst seine praktische Bedeutung und Verbreitung gewann, so kann man wol
annehmen, dass auch Huss ähnlich verfuhr und seinem Liede die erwähnte
Melodie, die schon bei Walther 1524 aufgezeichnet ist, beigab, Huss, ein
Mann von reinsten Sitten, tiefer Gelehrsamkeit, ernstem "Willen und uner-
schütterlichem Charakter, fromm und wolwollend, starb bekanntlich am 6. Juli
1415 zu Constanz den Feuertod, zu welchem er als Ketzer verurteilt worden war.
Hnygrhens, Constantin (V, 334). Herr von Zuylichem, Diplomat, Präsi-
dent des Eaths von Holland; war Geheimschreiber bei drei Statthaltern:
Fred, Henrik, Willem II. und Willem III. gewesen und Eath und Secretär
des Prinzen von Oranien. Nach Edm. v. d. Straeten (»Musique aux Pays-JBas«^
Hyaciuthia — llysel. 165
II, 1872) hat H. auch Psuhuen componirt uud es wird dies durch die von
Peerlkamp veröffeutlichte Summlung: nSt-niiones de vila proprio* und durch
Koopinauu's y^Notice sur Hui/ijhcnsvi bestätigt. In Buuwstoenen: nEerste Jaarboek
der Vereenüjinij voor nederlanJachi' Muziekijeschiedenisa ^ 18G9 —72, heisst es
über das seltene, kürzlich aufgefundene Psalmenbuch von H.: nvoor de cither op
muzifk qehraijt en te PaHjs uit(fegeven<i. Der Titel lautet: nPathodia nacra et
profana occiipatia. Parisiis ex officina Roberti Ballard unici Regiae Musicae
Typographi lti47, C. P. R. -1", 44 Blatt, 88 Seiten. Aus dem Inhalts ver-
zeichniss geht hervor, dass H. 20 Psalmen und Psalmenverse, 12 nairs italiensa
und 7 y>airs frangaisv. in Musik setzte. Ausserdem sind zu erwähnen: vGehruyck
en oiujhchruyck van 7 Orgel in de Kercken des vereenigie Nirderl.a, erschien in
mehreren Ausgaben, die erste nicht unter dem Namen Huyghens ; ferner »Koren-
bloemenn, gleichfalls in mehreren Ausgaben. Van der Ötraeteu giebt den Plan
zu einem Ballet von H. aus dem Jahre 1624, der ihm als ein, für alle Zweige
der Literatur und Musik begabtes Genie erscheint. Der bekannte Dichter
Hooft, der mit H. regen Verkehr unterhielt, besingt in einem Sonett sein aus-
gezeichnetes Lautenspiel. H. producirte sich zweimal am englischen Hofe als
Sänger, Improvisator und Lautenvirtuos; 1618 vor Jacob I. (f 1625) und
danu um 1632 unter Karl I. ; er selbst besang auch in einer Reihe von Liedern
seine Vorliebe für die Laute.
Hjacinthia, Hyakinthos (V, 335), Sohn des Amyklas und der Diomede,
war wegen seiner Schönheit von Apollon, aber auch von Zephyros geliebt und
als einst Apollon sich mit dem Geliebten im Diskoswerfen ergötzte, trieb er
aus Eifersucht die Diskosscheibe auf das Haupt des geliebten Jünglings, dass
dieser starb. Aus dem Blut des Erschlagenen Hess der Gott die dunklen, mit
dem Klagelaut 'AI — 'AI gezeichneten Blumen des gleichen Namens entspriessen.
Wie die Mythe vom Adonis, so deutet auch diese auf die aufblühende und
schnell hinsterbende Natur, ebenso wie das ihm zu Amyklai von den Spartanern
gefeierte Fest. Die Hiakinthien fielen in den spartanischen Monat Hekatom-
baion und dauerten drei Tage; der erste war den Heroen- und Todtenopfern,
dem Hyakinthos in stiller Trauer dai'gebracht, geweiht; die beiden folgenden
Tage aber fröhlichen Festzügon und Wettspieleu zu Ehren des Apollon Kar-
neios. Das Fest war uralt und wurde noch von den Spartanern bis in die
Kaiserzeit gefeiert. Nach einer anderen Sage war H. ein Sohn des Pieros und
der Muse Kleio, von Thamyris und Apollon geliebt.
Hysel, Franz, Eduard, ist am 10. September 1801 zu Graz in Steyer-
mark geboren und war seiner Zeit ein beliebter Tenorist. Seine Bühnenthätig-
keit begann er 1820 in seiner Vaterstadt, 1823 war er in Agram, 1824 in
Linz engagirt; er gastirte darauf in Botzen, Steyermark und Insbruck und fand
dann im Mai 1826 in Nürnberg ein Engagement, in welchem er bis zum Ende
seiner Künsterlaufbahn blieb, ein vorübergehendes Engagement in Prag abge-
rechnet. Er war ein geachteter und beliebter Spieltenor von tüchtiger Bildung
und vielseitiger Verwendbarkeit. Ein besonderes Verdienst hat er sich durch
ein Werk: »Das Theater in Nürnberg von 1612 — 1863« erworben, das als ein
schätzbarer Beitrag zur deutschen Theatergeschichte Beachtung verdient. Er
starb am 23. September 1876. Sein Vater:
Uysel, Franz, welcher in Graz als Theater- und Musikdirektor 1841
starb, stammt aus Heugsberg in Untersteyermark ; war ein ausgezeichneter Violin-
virtuose, Pianist und Cellist und bedeutender Gesanglehrer. Er hat mehrere
Werke veröffentlicht und Ijeschäftigte sich auch mit dem Geigenbau. Die Stadt
Graz hatte ihn zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Seine Gattin:
Hysel, geborene Kaffka, genoss als dramatische Sängerin und Schauspie-
lerin einen bedeutenden Ruf.
166 Jacobi — Jacobsohu.
I. J.
Jacobi, Georg, geboren 1739 zu Mannheim, war Basssänger am Münster
zu Strassburg und so gründlicher Musikei', dass er am 14. November 1791 er-
nannt wurde, die Stelle des beurlaubten Capelimeist er Pfeffinger zu veröchen.
Am 15. October 1793 wurden alle Kirchen Strassburgs geschlossen und Jacobi
privatisirte nunmehr in Strassburg bis au seinen am 7. Januar 1805 erfolgten
Tod. Er hat auch eine ganze Eeihe von Compositionen aller Art geschrieben,
die indess Manuscript blieben. Wegen seiner ungewöhnlichen Länge wurde
sein Skelett im Strassburger anatomischen Museum aufbewahrt.
Jacobs, A., geboren in Amsterdam im Anfang des 18. Jahrhunderts, war
ein trefflicher Geigenbauer, der besonders durch seinen schönen, durchsichtigen
tiefrothen Lack sich auszeichnete und nach Nie. Amati's Modell arbeitete, aber
doch nicht die Schönheit und Fülle des Tons der Geigen seines Vorbilds er-
reichte. Dieser:
Jacobs, Henry, ein Stiefbruder des Hieronimus Amati, erst in Cremona,
dann in Amsterdam von 1690 — ^1740 lebend und wirkend, war ein trefflicher
Geigenbauer aus der italienischen Schule. Er imitirte den Nicolaus Amati so
ausgezeichnet, dass seine Instrumente von denen dieses Meisters kaum unter-
schieden werden können. Das einzige charakteristische Merkmal sind die stets
bei ihm aus Fischbein gearbeiteten ßeifchen; auch ist die Schnecke bisweilen
weniger schön geschnitten.
Jacobs, Peter, flämischer Lautenmacher, der in den letzten Jahren des
17. und Anfang des 18. Jahrhunderts zahlreiche werthvolle Streichinstrumente
baute, hauptsächlich nach dem Muster des Nicola Amati. Er lebte in Amsterdam,
Jaeobsohn, Simon E., Violinvirtuose, wurde am 24. December 1839 in
Milau (Kurland) geboren und zeigte schon im frühen Knabenalter aufi'ällige
Begabung für die Musik, insbesondere für das Violinspiel, doch waren seine
Verhältnisse zu beschränkt, als dass er einen künstlerisch fördernden Unterricht
hätte gemessen können; einzig auf die Anleitung seines Grossvaters und Onkels
angewiesen, welche sich darauf beschränken musste, ihm die zum Tanzspielen
nöthige Fertigkeit beizubringen, sah er sich auch in der Folge gezwungen, mit
dieser Beschäftigung seinen kümmerlichen Unterhalt zu verdienen, bis der Zufall
es fügte, dass ein hervorragender Künstler seiner Vaterstadt, der Musikdirektor
E.. Postel, auf sein Talent aufmerksam wurde. Dieser bemühte sich alsbald,
die Kreise der begüterten Kunstfreunde der Stadt für den strebsamen Jüngling
zu interessiren und mit Hülfe der, von denselben ihm zur Verfügung gestellten
Mittel war J. in den Stand gesetzt, für einige Zeit nach ßiga zu gehen und
unter Leitung des dortigen Concertmeister Weller die ersten gründlichen Violin-
studien zu machen. An künstlerischen Fähigkeiten wesentlich bereichert, kehrte
er sodann in seine Vaterstadt zurück, doch auch jetzt waren seine materiellen
Umstände nichts weniger als glänzend, und da er von seinem geringen Erwerb
noch Grosseltern und Familie unterstützen musste, so gerieth er wiederholt in
solche Verlegenheiten, dass er nicht einmal das nöthige Geld besass, um die
abgenutzten Saiten seiner Violine durch neue zu ersetzen. Ein von der Mitau-
schen Liedertafel auf Anregung mehrerer hochgestellter Damen der Stadt zu
seinem Vortheil veranstaltetes Concert bezeichnet den Wendepunkt in J.'s
mühevoller Entwicklungszeit, indem ihm bei dieser Gelegenheit von selten eini-
ger kunstsinniger Familien eine feste Unterstützung, zum Zwecke seiner wei-
teren Ausbildung gewährt wurde. So konnte er 1858 ins Conservatorium zu
Leipzig eintreten, wo er sich schon nach einjährigem Studium in einem der
Gewandhausconcerte als Solist hören Hess. Bald darauf unternahm er eine
Kunstreise in seine Heimath und concertirte mit Erfolg in Mitau, Riga, Dor-
Jacquards — Jal. 1(J7
pat und Petersburg bis 18G0, wo er einen Ruf nach Bremen als Concertraeistor
annahm. Hier wirkte er zwölf Jahre lang in echt künstlerischem Sinne als
Solist, als Orchestergeiger wie auch als Haupt einer von ihm begründeten
Quartettgesellschaft und war unermüdlich bestrebt, sowol die classische Musik,
wie auch die neuere eines Raft', Brahms, Goldraark u. a. beim Bremer Publicum
einzubürgern; auch concertirte er während dieser Jahre wiederholt in den
grösseren Städten Deutschlands und wirkte bei den, vom allgemeinen deutschen
Musikverein veranstalteten Tonkünstlerversammlungen zu Altenburg und Cassel
mit. Im Jahre 1872 begab sich J. nach Amerika, um als Concertmeister in
das Thomas'sche Orchester einzutreten, eine Stellung, die er bis zur Gefi^enwart
bekleidet und in welcher er sich in allen grösseren Städten der Unicjn durch
seine Solovorträge, namentlich durch seine meisterhafte Wiedergabe der Concerte
von Beethoven und Mendelssohn reichen Beifall und einen berühmten Namen
als Geiger erwerben konnte.
Jncqaard, Leon Jean, trefflicher Violoncellist, geboren zu Paris am
3. November 1826, wurde nach gründlichen Vorstudien im Conservatorium
daselbst aufgenommen; hier erhielt er in der Classe Norbert 1842 und 44 den
zweiten und ersten Preis, und erwarb in Paris, durch Sololeistungen und durch
von ihm in Gemeinschaft mit Armingaud, Mas und Sabatier veranstaltete
Quartettsoii'een bald einen soliden Ruf. 1877 wurde er Lehi'er am Conser-
vatorium. Er veröffentlichte Compositionen für Violoncell.
Jacqnot, Charles, ausgezeichneter Geigenbauer der Gegenwart in Paris,
erhielt viele Auszeichnungen auf verschiedenen Ausstellungen. Er ist 1808 in
Mirecourt (Vogesen) geboren, lebte erst in Nantes und kam 1852 nach Paris,
wo er seinen Ruf als Instrumentenbauer und Kenner alter Instrumente begründete.
Jüdin, Louis (V, 320), starb nicht 1840, sondern am 1. April 1853
zu Paris.
Jadin, Hyacinthe (V, 351), starb im October 1800.
Jahn, Wilhelm, geboren am 24. Nov. 1835 in Hof an der schlesisch-
mährischen Grenze, besuchte das Gymnasium in Ollmütz und wählte dann die
Beamtenlaufbahn. 1852 aber ging er in Temesvar zum Theater; nahm 1854
Engagement in Pest; 1855 in Agram; 1856 — 57 in Amsterdam, dann bis 1864
in Prag, und war dann als Ca^Dellmeister in Wiesbaden thätig, bis er 1881
an die Wiener Hofoper berufen wurde. Er gehört zu den besten Dirigenten
der Gegenwart.
Jakubowski, Samson, Virtuose auf der Strohharmonika, geboren gegen
1801 zu Kowno in Lithauen, lebte erst in Wladislawona, studirte dann in Königs-
berg einige Zeit Jura, und widmete sich darauf dem Handelsstande. Er ging
nach Petersburg, wo er drei Jahre verweilte. Hier construirte er nach seiner
Idee eine Strohharmonika, ein Instrument, das aus Stäben von Tannenholz
besteht, die auf Strohwalzen ruhen und mit zwei Klöppeln geschlagen werden.
Bei seinem Instrument befanden sich die längeren Stäbe, welche die tiefen Töne
angaben, rechts, die kürzeren, für die hohen Töne, links. Anfangs hatte es einen
Umfang von fünfzehn Tönen; später, als J. sich darauf hören liess, von vierund-
zwanzig. Er erlangte eine bedeutende Fertigkeit auf demselben und unterrichtete
in Petersburg auch einige Schüler. Einer derselben, Gusikow, erlangte als Spieler
dieser Harmonika europäische Berühmtheit. J. liess sich öffentlich zuerst 1826
in Viborg hören, bereiste Dänemark, Schweden, Norwegen, England und Frank-
reich, überall, besonders in Paris, mit grossem Erfolge. Er schrieb auch eine
Anzahl Compositionen für sein Instrument, die insofern zwecklos wurden, da
es doch nur Specialität blieb. Als Erfinder, als welcher auch Gusikow von
einigen genannt worden ist, können beide insofern nicht bezeichnet werden,
als das Instrument ein sehr altes ist, das bei den meisten Völkern früher schon
im Gebrauch war (s. den Artikel Strohtidel).
Jal, Augustin, französischer Schriftsteller, geboren zu Lyon am 13. April
1795, verwendete einen Theil seines Lebens dazu, die Kirchenregister und
Ißg Jan — Ibach
andere Documente zu durchsuchen, um die Daten der Geburt, des Todes be-
rühmter Persönlichkeiten festzustellen oder zu rectificiren. Er veröffentlichte
hierauf das, in diesem Punkte für Biographen sehr nutzbare Buch: y>Dic-
tionnaire critique de Biographie et dldstoire, errata et Supplement j)Our totis les
Dictionnaires historiques d'apres des documents authentiques inedifsa (Paris 1865,
in 8", 2. Bd. 1872).
Jan, Martin (V, 359), von Merseburgk, ist ums Jahr 1620 geboren. Als
seine früheste bekannte Arbeit findet sich auf der Königsberger Bibliothek eine
vielstimmige C antäte : Musikalische Jubelfreude mit 7, 10, 15, 20, 22, 24 und
mehr Stimmen, nebst dem Basso continuo auf 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Chöre, nach
italienischer Invention gesetzet und übergeben durch M. Jan bei Paschen Mense
(Königsberg). Er war zuerst als Candidat der Theologie, Cantor und Musik-
direktor an den beiden Kirchen zu Sorau, um 1653 Rector der evangelischen
Schule in der fürstlich Lobkowitz'scheu Residenzstadt Sagan, wo er 1654
ein Grablied mit vier Stimmen auf eine Frau Heidenreich drucken Hess und
wo er auch das Cantorat an der Kirche vor dem Eckersdorfer Thore zu be-
sorgen hatte. Nach mühevollen 9 — 10 Jahren erhielt er die Eckersdorfer
Pfarrstelle, wurde aber 1668 mit den andern lutherischen Predigern aus dem
Fürstenthum Sagan vertrieben und erhielt hierauf in Ohlau das Amt eines
Cantors, in welchem er 1682 starb. Am 21. Februar 1652 erschien sein:
Cantional mit 50 deutschen Passionsliedern, nach Dichtungen von verschiedenen
Dichtern mit neuer vierstimmiger Bearbeitung, theils eigener, theils fremder
Melodien. Eine vermehrte Auflage erschien unter dem Titel y> Passionale meli-
cumci, 1663 zu Sagan. Sein Lied: »Jesu meiner Seelen Wonne«, 1668 gedichtet,
das bereits 1671 in das stettiner Gesangbuch aufgenommen wurde, ist noch
heute im Kirchengesange gebräuchlich.
Jasiuska, geborene Lasanska, ausgezeichnete Sängerin und Schauspielerin,
Polin, war von 1785 — 1800 die Zierde der Polnischen Nationaloper in War-
schau und des Theaters zu Krakau. Der Operndirektor Boguslawsky wurde
zuerst auf sie aufmerksam und bewirkte auch ihr erstes Auftreten, welches in
Nieswicz auf dem Theater des Fürsten Carl Radziwill stattfand. Die Opern,
in denen sie zunächst ihr seltenes Talent entfaltete, waren: »Axur« und die
»Schule der Eifersüchtigen« von Salieri; »la Cosa rara« von Martini; »il Ee
Teodoro« von Paisiello u. a.
Janch, geschickter Lautenmacher, der zu Dresden im 18. Jahrhundert ar-
beitete und die Cremoueser Instrumente zu seinem Modell wählte. Christoph
Friedrich Hunger, tüchtiger Lautenmacher in Dresden, war sein Schüler.
Jawureck, Constanze, bedeutende dramatische Sängerin, geboren in Paris
im September 1803, als Tochter eines deutschen Musikers, und erzogen auf
dem Pariser Conservatorium, debütirte 1822 an der grossen Oper daselbst in
einer kleinen Partie. Bald jedoch gehörte sie zu den vorzüglichsten Vertre-
terinnen der Hauptpartieu der Pariser Oper fünfzehn Jahre hindurch. 1837
ging sie nach Brüssel, wo sie ebenfalls Triumphe errang; verliess aber 1840
die Bühne, noch im Vollbesitz ihrer Stimmmittel, um sich ins Privatleben zurück-
zuziehen. Sie starb in Brüssel am 8. Juni 1858.
Jaye, Henry, vorzüglich geschickter Lautenmacher Englands, der im
17. Jahrhundert in London arbeitete. Das Instrumenten-Museum des Conser-
vatoriums in Paris besitzt eine seiner Bassviolen vom Jahre 1624. Er ist
wahrscheinlich identisch mit dem V, 371 erwähnten Jay.
Ibach, Eud., Sohn, Pianofortefabrikant in Barmen (Bheinpreussen). Die
Fabrik hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen, so
dass schon jetzt jährlich über 600 Flügelpiano's angefertigt werden, welche Zahl
sich bei der stets steigernden Nachfrage nach Ibach'schen Instrumenten in wenigen
Jahren noch bedeutend erhöhen dürfte. Die Fabrik ist im Jahre 1876 in
einen grossartig ausgeführten, sechs Etagen zählenden Neubau, am Neuenweg
40 in Barmen verlegt worden, in welchem jetzt die Fabrikation durch eine
Ibn Aiclia — Jeep. 169
Dampfmaschiuc und zwölf Eisen- und Holzbearboitungsmaschinen unterstützt
wird. Eine eigene Wasserleitung', ooinplete Darapflieizung, Dampftrockenapparatu.
Fahrstuhl u. s. w., gestalten die Fabrik zu einer der intclligenteston Deutsch-
lands, und eine bisher nicht gekannte, Ins in'a kleinste durchgeführte Zer-
gliederung der Arbeit, eine rationelle Beaufsichtigung und Controle der ein-
zelnen Arbeiter ergeben Erzeugnisse, die in Bezug auf Preiswürdigkeit und
Solidität mit den besten Instrumenten der ersten Fabriken der Welt con-
curiren können.
Ibn Aicha, Mohammed, einer der berühmtesten Singer des Orients,
Schüler der Djemilie und des Mabed, starb 743 nach christlicher Zeitrechnung
(123 oder 126 der Hegira). auf seiner Rückreise von Damaskus nach Medina,
im Schlosse Dhou-Khouchb, welches der Bruder des Kalifen bewohnte. Es
wird erzählt, dass der ungeraessene Stolz dieses Säugers hier die Veranlassung
seines plötzlichen Todes wurde. Er befand sich mit dem Prinzen auf der
Terrasse, d. h. dem Dach des Hauses, und hatte eben ein Lied beend '4. welches
der Prinz wiederholt haben wollte; Ibn H. verweigerte es, der Prinz aber be-
stand auf seinem W^illeu und Hess schliesslich den stolzen Widerspänstigen
vom Dache hinunterwerfen, welches seinen Tod herbeiführte. Nach einem andern
Lesart war der Sturz ein zufälliger. (nCaussin Percival, Noüces anecdotiques
sur les j)rincij>aux musiciens arabesa.)
Ibu Moahriz, berühmter arabischer Sänger und Musiker. Als ein Beweis
Beines Ruhms wird erzählt, dass der noch berühmtere Sänger Honayn el Hiry,
als er hörte, dass M. auf dem Wege nach Irak sei, er demselben bis an das
Ende der Provinz entgegen reiste, und ihn bewog, gegen einen Entgelt von
500 Goldstücken, sich in Irak nicht als Sänger hören zu lassen.
Ibn-Souraydj, einer der berühmtesten arabischen Sänger und Componisten,
wurde gegen das Jahr 23 der Hegira (ungefähr 641 der christlichen Zeitrech-
nung) zu Mekka geboren. Sein Gesanglehrer daselbst war Ibn-Moucaddjih;
in Medina, wo er sich eine Zeitlang aufhielt, lehrte ihn die Sängerin Azze-tel-
Meyla einige ihrer Gesänge. Seine Berühmtheit erlangte er erst ziemlich spät,
denn er war in seiner Vaterstadt, ausser als Sänger bei den Leichenfeierlich-
kelten, wenig bekannt. Als er jedoch erst Gelegenheit gefunden hatte hervor-
zutreten, erlangte er bald eine ungeheure Berühmtheit. Der Kalif Walid, Sohn
Abd-el-Meliks, rief ihn nach seiner Thronbesteigung zu sich nach Damaskus,
und schätzte ihn nach Verdienst. Als Componist war er ebenfalls sehr ge-
schickt und berühmt. Im Wettstreit mit seinem Rivalen El-Garidh, comjjonirte
er nach einander in den verschiedensten Maassen »hazadj«, »ramal« u. a., end-
lich jedoch, als er Verse des Poeten Omar in Musik gesetzt, ein Gesang, der
zu den Meisterstücken der arabischen Musik gezählt wird, bekannte sich El. Garidh
als besiegt. Ibn-S. hatte ein unschönes Gesicht und schielende Augen, weshalb
er beim Singen gewöhnlich einen runden Hut und einen leichten Schleier trug,
um die Zuhörer durch seinen Anblick nicht zu stören. Er starb in Mekka
84 Jahr alt (726 Chr. Z.)
Jean de Cleves, Tonkünstler, von dem nur seine Grabschrift noch Kunde
giebt. Van der Straeten (»ia musique aux Pa^s-Bas«, Band I) giebt dieselbe
im lateinischen Text. Die Grabschrift befindet sich in der grossen Kirche
Augsburgs; sie nennt J. de Gl. einen ausgezeichneten Künstler, dessen Munde
süsse Melodien entströmten. Derselbe war Musiker des Kaisers Ferdinand I.,
auch Chordirektor des Erzherzogs Carl und starb 1582 im Alter von 53 Jahren.
Jeep, Johann (V, 373). Das Geburtsjahr desselben ist nach einem schönen
Kupferstichporträt (Hüftliild) von Seb. Fürck vom Jahre 1635, welches ihn
nach dem Leben darstellt, als das Jahr 1582 anzunehmen. In den »Monats-
heften für Musikgeschichte« 1876, theilt R. Eitner aus V. Haussmann's Tricinia
(Nürnberg 16u7) ein Spottgedicht auf J. mit und knüpft daran weitere An-
deutungen über dessen künstlerische Entwickelung. \'ora »Studentengärtlein«
besitzt die Univ.-Bibliothek Göttingen sogar eine siebente Auflage des ersten
110 Jenicke — Inhalt.
Theils (Nürnberg 1626), sowie die dritte des zweiten Theils (Nürnberg 1622).
Winterfeld's »evangelisclier Kirchengesang« und ganz besonders Schöberlein's
»Schatz des liturgischen Chor- und Gemoindegesangs« (Göttingen 1865 — 72)
geben aus J.'s »geistl. Psalmen und Kirchengesängen« (1629) zahlreiche Ton-
sätze wieder. Was schliesslich im fünften Bande über ein Porträt Jeep's von
H. Ullrich nach Gerber vermuthet wird, ist dahin zu berichtigen, dass dieses
Bildnibs ins Jahr 1613 zu setzen und auch im Tenor des »Studentengärtleins«
zu finden ist. Der Vollständigkeit wegen sei noch hinzugefügt, dass Drugulin's
Verzeichniss von Poi'träts (Leipzig 1864) noch ein drittes interessantes Bild-
niss des, seiner Zeit sicher angesehenen Tonkünstlers verzeichnet, in ganzer
Figur von S. Fürck gestochen, am Mainufer, wo Christus als vom Johannes
getauft dargestellt wird; das Ganze von einem Canon umgeben.
Jeiiike, Emil, polnischer Componist und Pianist, veröll'entlichte Gesangs-
stücke: y>Dzieivine Pies'nüi., welche hübsche Melodien enthalten. Auch ein
Trauermarsch, zum Gedächtuiss Chopin's compDuirt, erschien im Druck (War-
schau, Klukowsky). J. starb jung bereits 1852.
Jensen, Adolf (V, 375), starb am 23. Januar 1879 in Baden-Baden, wo-
hin er wenige Jahre vorher von Graz übergesiedelt war.
Jervolino, Arcangelo, Priester und Componist in Italien, lebte in der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und war Professor am Conservatorium
Santa Maria di Loreto zu Neapel. Ein Intermezzo seiner Composition »Za
Finta Remita e lo Stroccioiia, welches 1737 auf dem Theater des Conservatoriums
aufgeführt wurde, ist noch bekannt.
Jimenez, eine, von der Insel Trinidad stammende Negerfamilie, bestehend
aus dem Vater Julian und den beiden Söhnen Manual und Nicasio, welche
als Musiker Ruf erwarben. Der Vater ist als Violinist ausgezeichnet, die
Söhne aber: Manual als Pianist und Nicasio als Violoncellist. Nachdem sie
längere Zeit in Leipzig gelebt hatten, machten sie Kunstreisen durch Deutsch-
land und gingen dann nach Paris.
Jimmerthal, Hermann, ist am 14. August 1809 in Lübeck geboren, war
Schüler von Mendelssohn und ist seit 1845 Organist an der St. Marienkirche
in Lübeck. Er gehört zu den vorzüglichsten Orgelspielern und gilt als eine
Autorität auf dem Gebiet des Orgelbaues. Nach seiner Disposition wurde die
neue Orgel der Marienkiixhe mit 80 klingenden Stimmen, eine der schönsten
in Deutschland, von Schultze & Söhne in Paulinzelle gebaut. J. hat auch
manches werthvolle Werk für Orgel veröffentlicht.
Inibanlt (V, 380), ist am 9. März 1753 geboren.
Immenraet, Michel, Ciavierbauer aus Köln, der sich Ende des 16. Jahr-
hunderts in Antwerpen niederliess und 1610 Bürger dieser Stadt wurde.
Ingraude, Edmond d', Organist und Componist, am 19. März 1825 zu
Paris geboren, war Schüler von Wilhem, Taskin, später von Zimmermann und
Ad. Adam. Zur Zeit ist er Organist an der Kirche Notre Dame des Planes
^Nlanteaux und Kapellmeister an St. Leu. Unter einer grossen Zahl von ihm
veröffentlichter Chorgesangscompositionen sind mehrere, ebenso wie die Cantate
Jean d'Arc für Soli und Chor mit Begleitung von Ciavier- und Saiteninstru-
menten preisgekrönt worden. Er schrieb auch zwei Messen für dreistimmigen
Mäunerchör mit Orgelbegleitung, ebenfalls gedruckt, und betheiligte sich an
der Pedaction der Joui'nale »l'Orpheon« und »Union chorale.«
Inhalt (V, 404). Die grosse Unklarheit, mit welcher viele Künstler und
Kunstphilosophen immer noch das Verhältniss von Form und Inhalt auffassen,
ist von folgenschwerer Bedeutung, namentlich für die Kunstentwicklung unserer
Tage geworden. Weil sich einzelne gewöhnt haben, beide, Form und Inhalt,
getrennt zu denken, die Form als ein, von vornherein fertiges Gefäss betrach-
ten, in das man den Inhalt füllt, so sind sie allmälig zu jener, die Form gering-
schätzenden Verachtung derselben gekommen , welche das Kunstwerk gar bald
verwildern lässt. Andern wieder entzieht sich der besondere Inhalt, der jede
Inhalt. 171
einzelne Form entstehen lüsst; sie sehen nur diese und die Kunst: in Tönen
zu Formen ist ihnen nur unterhaltendes Spiel ohne besondern Inhiilt. Schon
die oberflächlichste Betrachtung^ des franzen Materials und der durcli dasselbe
dargestellten Formen zeigt, wie falsch beide Anschauungen sind. Es kann doch
unmöglich Zufall sein oder Laune, dass der Choral eine andere Form erhält
als das Lied oder der Tanz und dass diese wieder unter sich selbst streng
geschieden sind; dass der Hymnus, die Motette, dass Sonate, Sinfonie und alle
die andern Formen wesentlich unterschiedene Gestalt gewinnen, wenn sie auch
immer denselben Organismus zeigen. Nur der veränderte Inhalt giebt ihnen
die veränderte Gestalt; wäre dieser nicht das Treibende, so würden kaum ver-
schiedene, ganz sicher aber nicht in bestimmter Weise typisch gehaltene For-
men für die einzelnen Fälle gebildet werden. Damit ist aber zugleich auch
augedeutet, dass es keine eigentlich inhaltslosen Formen geben kann, dass Inhalt
und Form nicht getrennt sein können, sondern dass die Form der Gestalt ge-
wordene Inhalt ist, und dass in der besonderu Weise, in welcher die Form
erscheint, die Besonderheit des Inhalts sich kund thut. Es ist schon in mehreren
Artikeln des Hauptwerks gezeigt worden, wie die Klänge, so lange sie nicht
in gewisse Beziehungen unter einander gesetzt werden, nur auf die Tonempfin-
dung einwirken, nicht eigentlich einen Inhalt vermitteln. Eingehend ist dort
nachgewiesen worden, dass die einzelnen Töne der Tonleiter nicht mehr nerven-
reizend wirken, wenn sie ihren Verhältnissen, in die sie zu einander treten,
entsprechend geordnet werden; es wurde ferner nachgewiesen, dass unter diesen
Gesichtspunkten betrachtet , die diatonische Tonleiter schon formell künst-
lerisch wirkt, was von der chromatischen nicht gilt. Ausführlich ist dort ge-
zeigt, dass die diatonische Tonleiter ganz streng formell gegliedert ist, dass
sich zu diesem Behufe Tonica und Dominant (und ünterdominant) als Angel-
punkte der Tonleiter abheben, und zugleich Angelpunkte der Tonart und der
ganzen Formgestaltung werden. Hierin, in diesen Experimenten, zeigt sich
schon der künstlerische SchafFenstrieb thätig, welcher sich die Wirkung auf
die Touempfindung in dieser Weise dienstbar macht, dass er das Darstellungs-
material in jene innern Beziehungen bringt, welche die künstlerische Form-
gestaltung ermöglichen. Aus der Unsumme der überhaupt möglichen Töne und
Klänge, hebt der schöpferische Geist diejenigen heraus, die nicht nur der
Tonempfindung angenehm sind, sondern die zugleich als Bausteine für die Dar-
stellung eines bestimmten Inhalts in künstlerischen Formen dienen können.
Zu diesem Zwecke wird dann weiterhin der Ehythmus hinzugezogen, welcher
in seiner ursprünglichen Erscheinungsform mehr noch nur realistisch wirkt als
Ton und Klang und diesen ebenso von vornherein fremd ist wie der Sprache.
Seine früheste Entwickelung gewann er am Marsch und am Tanz, von hier
aus erst wurde er ebenso der Sprache wie der Musik vermittelt. Es ist gleich-
falls früher schon gezeigt worden, wie er zunächst ganz materialistisch wirkt,
indem er durch das stetig festgehaltene rhythmische Motiv die Bewegung der
Massen regelt und wie dann der combinirende Kunstverstand das Motiv zu
organisch entwickelten Kunstformen verarbeitet. Durch seinen Hinzutritt ge-
winnen dann auch jene geordneten Accordfolgen wiederum erhöhte Bedeutung
und mehr künstlerische AVirkung:
Tt-
~c^ — ^
■
ih^
In jeder dieser besondern rhythmischen Gestaltungen macht sich bereits das
Vorhandensein einer besondern Idee bemerkbar. Der Ehythmus ist hier nicht
nur seiner sinnlich aufreizenden Wirkung nach herbeigezogen, sondern nach
bestimmtem Bedürfniss des schafl'enden Kunstverstandes; er soll deshalb auch
172
Inhalt.
nicht nur materiell auf die Nerven wirken, sondern im Hörer die bestimmte
Idee erzeugen, die ihn aufbot, zur Wirksamkeit mit herbeizog. Er erhöht
demnach ganz gewiss den sinnlichen Eindruck der Accoi'de, zugleich aber auch
ihre ästhetische Wirkung, indem er uns der Idee näher führt, welche den Künst-
ler bei seiner Einführung leitete. Tritt dann die Melodie, wenn auch in ihrer
einfachsten Fassung, hinzu:
1.
i=l_
J-
:iä=:i==Ä=
P I V '
so wird zwar auch dadurch die sinnliche Wirkung des Ganzen wiederum erhöht,
aber zu gleicher Zeit seine Ausdrucksfähigkeit. Indem die Accorde in der
Oberstimme wenigstens aufgelöst werden, in ihre einzelnen Bestandtheile, wirken
sie nicht mehr so massig, sie gerathen in Pluss; und dies ist noch mehr der
Fall, wenn dann, wie im vorletzten Takt des zweiten und auch des dritten
Beispiels, ein harmoniefremder Ton eingemischt wird. Die Melodie braucht
noch nicht einen besondern Charakter zu haben, sodass sie einem ganz beson-
deren Inhalt Ausdruck giebt; schon in dieser einfachsten Einführung giebt sie
dem ursprünglichen harmonischen Material höhere Bedeutung und veredelte,
nicht nur sinnlich reizvolle Wirkung. Selbstverständlich wird diese dann
wiederum erhöht, wenn auch die anderen Stimmen an dieser Auflösung theil-
nehmen; wenn sie sich nicht damit begnügen, nur die zugewiesenen Töne der
Harmoniefolge zu bringen, sondern sie zu einer selbständigen Stimme zu
gestalten suchen. Dann erscheint diese als ein Individuum, das nicht mehr mit
den andern nur zusammengekoppelt ist, zu rein materieller Klangwirkung, son-
dern das seine Selbständigkeit zu wahren versteht, in dieser Gresammtheit
der Stimmen:
So werden Melodie, Harmonie und Rhythmus verbunden, nicht nur um die
Tonempfindung anzuregen, sondern im Dienst bestimmter, von Verstand, Phan-
tasie und dem ästhetischen Gefühl erzeugter Ideen. Auf diesem Wege vor-
schreitend, gelangt der schafi'ende Genius dann zu wirklichen, organisch geglie-
derten Tonformen, in denen dem entsprechend ein ganz bestimmter Inhalt
Gestalt geworden ist. Der Ton ist nicht mehr nur ein Mittel, die Sinne an-
und aufzuregen, sondern er wird zugleich zum Baustein für kunstvolle Formen,
in denen die höchsten und heiligsten Ideen Gestalt gewinnen. Es ist daher
zunächst der Geist des Künstlers, der uns in den Formen entgegen tritt, aber
dieser ist entweder von aussen augeregt, wie bei den grossen Meistern der
klassischen Musikrichtung oder durch die eigene mehr innerlich waltende Ge-
staltungskraft des Geistes wie bei den Romantikern. Unter dem Eindruck dieser
Ideale fügt der schaffende Künstler Ton an Ton und Accord an Accord u. s. w.
Iniguez — Jonciercs. 173
und gewinnt so den Ausdruck dessen, was er gefühlt und innerlich angeschaut,
in einer kunstvoll gegliederten Form. So stellt sich das Verhiiltniss von Inhalt
und Form; beide sind zu so untrennbarer Einheit verschmolzen, dass Eins
ohne das Andere nicht denkbar ist.
Iniguez. Ein zeitgenössischer Organist in Spanien, veröffentlichte: 1) »Eine
ausführliche Abhandlung über den Chorgesang«; 2) »Theoretische und prak-
tischer Lehrgang für die Orgel«. (Beides bei Komero y Andia in Madrid.)
Inzeuga, Jose, spanischer Tonkünstler der Jetztzeit, trat als Pianist auf
und veröHontlichte »Einige Bemerkungen über die Kunst auf dem Ciavier zu
begleiten« (Madrid, Komero y Andia). Ferner eine interessante Sammlung von
volksthümlichen Liedern und Weisen, Gresiinge der verschiedenen Provinzen
Spaniens, Tanzweisen, auch Soldaten- und Kriegslieder u. s. w. enthaltend, unter
dem Titel: ■i>Ecos de Espaiiaa (Barcelona, Vidal & Bernareggi). Ein drittes
Werk: »Impresionas de en artüta en Italiau, enthült Ansichten des Autors über
die Gesangskunst u. s. w. in Italien , die derselbe bei seiner Anwesenheit in
diesem Lande gewonnen. In Madrid wurden fünf komische Opern (Zarzuela)
von ihm aufgeführt. Er ist seit 1860 Professor des Gesanges am Conser-
vatorium in Madrid.
Joachim, Amalie (V, 467), ist um 10. Mai 1839 in Marburg (Sieben-
bürgen) als die Tochter des dasigen Magistratsbeamten Schneeweiss geboren.
Bereits im Sejitember 1853 betrat sie in Troppau in östr. Schlesien die Bühne
und nahm ein halb Jahr später ein Engagement in Hermannstadt und nach
wiederum 6 Monaten am Kärntnerthor-Theater in Wien an. Hier änderte sie
ihren Namen in den geläufigeren »Weiss« um. 1862 ging sie nach Hannover
und hier verheiratete sie sich mit Joachim, nachdem sie von der Bühne am
30. Mai 1863 als »Fidelio« Abschied genommen hatte. Seit dem wirkt sie als
Concert- und Oratoriensängerin.
Joncieres, Felix-Ludger genannt Victorin de, Componist und musi-
kalischer Kritiker, Sohn eines politischen Schriftstellers, ist zu Paris am 12. April
1839 geboren. Den ersten Unterricht in der Musik erhielt er von einer seiner
Tanten, seine wissenschaftliche Ausbildung auf dem Lyceum Bonapavte, das er mit
sechzehn Jahren absolvirt hatte. Er glaubte sich zunächst für die Malerei ver-
anlagt und trat in das Atelier von Picot, um Maler zu werden, nebenher die
Musik als Liebhaberei pflegend. Eine kleine komische Oper WAmour peintrea
nach Moliere, die er in dieser Zeit schrieb und die von Schülern des Conser-
vatoriums 1859 zur Aufführung kam, gab dem anwesenden Kritiker Frank Marie
Veranlassung, den jungen Autor als für die Musik so veranlagt zu bezeichnen,
dass derselbe die Palette niederlegte und sich nun der Musik widmete, zu wel-
chem Zwecke er in's Conservutorium eintrat. Er verliess dasselbe, als er sich
bereits zur Concurrenz um den grossen Preis vorbereitete, in Folge einer Dis-
cussion über die Theorien Wagners, der eben in Paris sein erstes Concert gab
und über welche seine Lehrer seine Meinung nicht theilten. Von seinen Com-
positionen kamen eine Ouvertüre, ein Marsch und mehrere andere Instrumental-
werke zur Aufführung. Die Musik zu der Tragödie »Hamlet«, nach der Über-
setzung von Alex. Dumas und Meurice (Ouvertüre, Entreakte und Melodramen)
führte J. ungefähr 1864 in einem eigenen Concerte dem Publicum vor. Die
Tragödie wurde mit dieser. Musik und mit Mdm. Judith in der Titelrolle in
Nantes und auch in Paris zur Aufführung gebracht. Dus Gebiet der grossen
Oper betrat J. mit Sardanapal, grosse Oper in drei Akten, welche 1867 im
Theatre lyrique mit Mdm. Nilson in der Hauptpartie in Scene ging, jedoch
nur in Bezug auf einzelne Partien Anklang fand. Auch das zweite Werk
desselben Stiles »ie Dernier jour de Pomjieiu, grosse Oper in 4 Akten, aut-
geführt 1869, erzielte nur mittelmässigen Erfolg. Es gelang dem Componisten
nur erst nach längerer Zeit eine dritte grosse Oper, »Dimitri«, aufgelührt zu
sehen; erst das Theätre Lyrique bei seiner Wiedereröffnung öffnete dersel-
ben ihre Pforten. Dieses Werk fand, vorzugsweise bei den Künstlern und
174 Josephson — Ismael.
der Kritik eine sehr günstige Aufnahme. Es wird zwar nicht als ein voll-
kommenes Work, wol aber als eines bezeichnet, welches die Aufmerksamkeit
auf den Autor desselben zu lenken wol berechtigt ist. Hauptsächlich wird die
geschickte Instrumentation anerkannt. J. veröffentlichte Romanzen, Ciavier-
stücke, ein Yiolinconcert, eine romantische Sinfonie. Er ist seit 1871 als musi-
kalischer Kritiker am Journal »Liberte« thätig.
Josephson, Jacob Axel (V, 478), starb am 29. März 1880.
Josse, Jean Marie, Componist, geboren zu Toulouse am 23. Februar 1815,
erhielt den ersten Musik-Unterricht in der Singeschule der Kathedrale zu Tou-
louse. Zwölf Jahr alt kam er nach Bordeaux, da sein Vater um jene Zeit dort
die Stelle eines Kapellmeisters am Theater annohm. Sein Lehrer wurde nun
Massin, genannt Turina, ein Schüler von Reicha. 1832, nach ernstlichen Stu-
dien, schickte ihn sein Lehrer zu seiner weiteren Vervollkommnung mit warmen
Empfehlungen nach Paris, und versah ihn zu diesem Zwecke auch mit Geld,
und zwar mit dem, welches er von ihm selber für Lectionen erhalten, und
welches er sorgfältig aufgespai't hatte. In Paris trat J. in's Conservatorium und
als zweiter Geiger in das Orchester des Thefitre Nautique, später in das der Opera
Comique, erst als Bratschist, dann als Orchesterdirektor. In diese Periode fallen
die Corapositionen des Oratoriums r>La Tentationa in drei Abtheilungen und der
einaktigen komischen Oper »le Talisman«, beide in Paris aufgeführt, 1850 nahm
J. ein Engagement als Orchesterdirektor im Theatre Michael in Petersburg an,
in welchem er bis 1861 A^erblieb; worauf er nach Frankreich zurückkehrte und in
Marseille Wohnsitz nahm. In gesicherten Verhältnissen lebend beschäftigte er
sich von nun an nur nach seiner Neigung mit der Comjaosition. Zahlreiche Or-
chesterwerke und eine Oper in fünf Akten i> Henri Ill.a, die unter dem Titel »Za
Lega« auch in Mailand zur Aufführung gelangte, sind die Früchte seiner Muse.
Joiiret, Leon, Componist, seit 1874 Professor am Conservatorium zu Brüssel,
und betraut mit der Leitung des Chorgesanges an demselben, ist zu Ath in Bel-
gien am 17. October 1828 geboren, und erhielt durch die Singeschule und im
Kirchenchor in seiner Vaterstadt früh Unterweisung im Gesang. Dem Wunsche,
sich ganz der Musik zu widmen, setzten seine Eltern, die 1839 nach Brüssel
übersiedelten, keinen Widerstand entgegen, und so bezog er 1840 das Conser-
vatorium daselbst. Seine ersten Compositionen erschienen 1848. Das von ihm
fast ausschliesslich und mit Glück gepflegte Gebiet ist die Vocalmusik. Er
veröffentlichte nach und nach Lieder, Romanzen, mehrstimmige Gesänge für
Männei'stimmen a capella, eine Sammlung Gesänge für Frauenstimmen, zwei-
und dreistimmig mit Ciavier- oder Orgelbegleitung, die zu seinen gelungensten
gehören; ferner Psalmen, Motetten, eine Messe, eine fünf stimmige Pfingst-
cantate mit Begleitung von Orgel, Violoncell und Contrabass; ein Stabat mater,
Salvum fac regem u. a. Auch mit zwei kleinen Opern trat J. sehr glücklich
an die Oeffentlichkeit. 1865 wurde die erste derselben, -aQuentin Matsysa, im
Saale des »Cercle artistique« aufgeführt und errang einen entschiedenen Erfolg;
eben so entsprach die zweite »ie Tricorne enchante« nach einer Comödie von
Th. Gautier bearbeitet, den Erwartungen vollkommen. Einem grossen Theater
jedoch hat der Componist diese beiden ansprechenden Opern bis jetzt nicht
anvertrauen mögen. Die Compositionen J.'s sind in Paris, in Brüssel, ein Theil
derselben bei Schott erschienen. Sein älterer Bruder Theodor, Professor der
Chemie in Brüssel, verfasste viele Jahre hindurch musikalische Referate und
Correspondenzen für belgische Blätter für Paris und auch für Deutschland.
Ismael, Jean Vital Ismael, eigentlich Jammes, dramatischer Sänger,
zur Zeit Lehrer der Opern-Classe am Pariser Conservatorium, ist zu Agen in
Frankreich am 28. April 1827 geboren. Als der Sohn eines armen Schneiders
konnte er von seinen Eltern nicht die geringste Unterstützung zur Ausbildung
seiner musikalischen Anlagen erhalten. Er verliess deshalb, sechzehn Jahr alt,
seine Vaterstadt und wanderte zu Fuss nach Bordeaux und von da weiter; in
Nantes erhielt er wegen seiner schönen Barytonstimme am dortigen Theater
Itier — Justiniano. 175
eine Anstellung als Chorist. Im Conservatorium zu Paris konnte er keine
Aufnnlime finden, und so wurde er, wie im Lesen und Sclireiben, so auch in
der Musik, beinah ausschliesslich sein i'ifjener Lehrmeister. Es gelang ihm
aber später, nachdem er in mancher Stadt gesungen, als Sänger bis Paris vor-
zudringen. Im Jahre 1863 wurde er von Carvalho am Thrfitrc Lyrique daselbst
engagirt. und gewann bald den ganzen Antheil des Publicums. Syrapathischer
Stiramklang, geiuhlvoller Vortrag, schönes Darstellungstalent im Pathetischen
sowol wie im Komischeu, gehörten zu seinen Eigenschaften. Er schuf mit
vielem Glück an dieser Oper mehrere Partien, ebenfalls an der Opera comique,
zu welcher Bühne er 1871 überging. Wegen stimmlicher Indisjjosition verliess
er jedoch auch diese Bühne, zu der Zeit als er als Professor ans Consei-vatorium
berufen wurde.
Itier, Leonard, Lautenist von Ruf, der in Paris seit Mitte des 17.
und noch im 18. Jahrhundert bei der Musik des Königs thätig war. Schon
1654 unter Louis XIV. w^ar er Lehrer der Pagen, eine Function, welche er
erweislich am königl. Hofe 1721 noch ausübte, und zwar gegen einen Gehalt
von 600 Livres. Für die Kammermusik war er ebenfalls Lehrer der Pagen
mit 730 Livres, auch war er als Violaspieler für das Juli-Semester engagirt,
wofür er einen Gehalt von 450 Livres bezog.
Jnlia, P. Benito, spanischer Mönch und Componist, lebte im 18. Jahr-
hundert und war in der berühmten Musikschule des Klosters Montserrat in
Katalonien erzogen. In den Archiven daselbst sind mehrere seiner werthvollen
'Compositionen aufbewahrt; die Musik zu einem Todtenamt (vierstimmig) und
Responsorien für die heilige Messe.
Julien, Jean Lucien Adolph, Schriftsteller und musikalischer Kritiker.
Sohn des gelehrten Schriftstellers Marcel Bernard (V, 509), ist zu Paris am
1. Juni 1845 geboren und erhielt eine vortreffliche wissenschaftliche Erziehung,
der frühzeitige musikalische Unterrichtsstunden beigesellt wurden. Er erhielt
Ciavier-, Violin-, Gesang- und Compositionsunterricht. J. beschäftigt sich mit
ästethischen und historischen Arbeiten, suchi diese aber häufig da, wo sie die
Musik berühren; die bis jetzt veröfifentlichten Werke sind: nLOpera en 11SS,
documents inecUts extraits des Archives d'efata (in 8'^, Paris, Pottier de Lalaine,
1873); »La Musique et les Philosophes au XVIII siede» (in 8*^, Paris, Baur,
1873); »Histoire du Theätre de Mdm. Pompadour, dit Theätre des Petits cahinets,
avee une eau-forte de Martial d^apres Poucher (grand in 8^, Paris, Baur, 1874);
»Xa Comedie ä la cour de Louis XVI, le Theätre de la reine ä Trianon, d/ apres
des documents inedits (in 8*^, Paris, Baur, 1875); »Les Spectateurs sur le theätre.
Etahlissement et suppression des hanc sur les scenes de la Comedie Frangaise et
de VOpera, avec documents inedits extraits des archives de la Comedie<s~ Frangaise
ect. avec un plan du theätre frangais avant I75H (Paris, Detaille, 1875); »Le
Theätre des demoiselles Verrieres, la Comedie de societe dans le monde galant du
siede dernier« (grand 8^, Paris, Detaille, 1875); »Les grandes nuits de Sceaux:
Le theätre de la duchesse du Maines (Paris, Baur, 1876); »Un potentat musical
Papillon de la Ferte, son regne ä VOpera de 11 SO ä JIDO« (in 8°, Paris, Detaille,
1876); L'eglise ä Vopera en 1735«; Mademoiselle Lemaure et L^eveque de Saint-
Papoul«. (in 8^, Paris, Detaille, 1877); »Weber ä Paris, son voyage de Dresde
ä Londre par la France«; »la musique et les theätres, le Monde et la Presse
pendant son sejour (in 8^. Detaille, 1877); »Airs varies, Histoire critique, hio-
graphie musicales et dramatiques« (in 12, Paris, Charpentier, 1877); »La cour et
VOpera sous Louis XVI«; »Marie Antoinette et Sacchini«; »Favart et GlucJc«
(in 12, Paris, Didier, 1878). Seit dem Jahre 1869 lieferte J. auch manchen
werthvollen Aufsatz in musikalischen Hauptzeitungen und auch in politi-
schen Blättern.
Jariewiez, Conrad, polnischer Componist, schrieb ein italienisches lyrisches
Drama »Piero Calabrese«, aufgeführt im Februar 1867 im Theater zu Odessa,
Jnstiuiano, Antonio de S. Jeronymo, portugiesischer Tonkünstler, ge-
176 Justiniano — Kaiser.
boren 1675 zu Lissabon, studirte die Musik mit Marques und Lesbio, und er-
hielt noch jung die Stelle eines Kapellmeisters am Benedictiner-Kloster zu
Enxa bregas bei Lissabon, in das er 1697 eintrat. Sein Todesjahr ist
nicht bekannt.
Justiniano, Abbe, lebte gegen 1822 in Eio Janeiro, dort bekannt als
einer der besten Pianisten. Er ertheilte Musikunterricht und schrieb eine An-
zahl Kirchenmusikstücke, die aber nicht gedruckt wurden.
lyanoff, Nicolaus, einer der wenigen Sänger Russlands, die sich einen
Namen gemacht haben, ist geboren in Klein-Russland Anfang dieses Jahr-
hunderts. Er hat eine angenehme Tenorstimme, die er in Italien und zwar in
Mailand bei Eliodoro Bianchi ausbildete; dann debütirte er 1830 in Neapel.
Bald darauf wurde er an der italienischen Oper zu Paris engagirt, wo er ohne
Nachtheil die gefährliche Nachbarschaft Rubini's bestand. Nach einem mehr-
jährigen Aufenthalt in Paris ging er nach London, und kehrte dann nach
Italien zurück, wo er hauptsächlich in Florenz, Palermo und Mailand auftrat.
Nach einem abermaligen Besuch in Paris 1850, Hess er sich in Bologna nieder.
Seine wolgeschulte Tenorstimme zeichnete sich hauptsächlich durch süssen Schmelz
im Adagio aus.
K,
Eade, Otto, ist 1825 in Dresden geboren und widmete sich früh dem'
Studium der Musik. Durch ein Stipendium des Königs Friedrich August,
wurden ihm die Mittel gewährt, den Unterricht des Hoforganisten Johann
Schneider, des Cantor und Musikdirektor Julius Otto in Dresden und des
Musikdirektor an der Thomasschule zu Leipzig Dr. Moritz Hauptmann zu ge-
messen. Eine zweijährige Studienreise in Italien, welche ihm durch die Unter-
stützung seines Oheims, des Münzgraveur Krüger in Dresden, ermöglicht wurde,
vervollständigte seine Bildung und gab seiner Neigung für Kirchenmusik, wie
für historische Forschungen, erneute Nahrung. Nach seiner Rückkehr gründete
er in Dresden den Cäcilienverein für gemischten Chor, zur Aufführung älterer
geistlicher Tonsätze, den er zehn Jahre, bis zu seiner Berufung nach Schwerin,
leitete. Zugleich übernahm er 1850 den Gesangunterricht am Vitzthum'schen
Gymnasium und trat in städtische Dienste als Organist. 1853 wurde er dann
zum Cantor und Musikdirektor der Kirche in Neustadt-Dresden befördert. 1860
berief ihn der Orossherzog von Mecklenburg, unter Ernennung zum Grossher-
zoglichen Musikdirektor, zum Dirigenten des Schlosschors nach Schwerin, welche
Stellung er am 1. October 1860 antrat. 1866 übernahm er dann auch noch
den Gesangunterricht am Gymnasium. Von seinen Werken sind zu nennen,
die preisgekrönte Schrift: »Xe Maistre« (Mainz); das »Cantionale für die Lan-
deskirche des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin«. Der erste Theil^
welcher die einstimmigen Choralmelodien zum Hauptgottesdienst für den Liturgen
wie für den Chor enthält, erschien 1867 auf Grossherzogliche Kosten in der
Sandmeyer'schen Hofbuchdruckerei. Der zweite Theil mit den Melodien für
die Nebendienste, Mette und Vesper, erschien 1875 und der dritte Theil mit
den von Kade ausgeführten mehrstimmigen Bearbeitung der Melodien des ersten
Theils 1880; der vierte, die mehrstimmigen Bearbeitungen der Melodien des
zweiten Theils enthaltend, ist noch in Arbeit. Ausser durch die neue Aus-
gabe des »Waltherschen Gesangbuchs vom Jahre 1524«, in den Publicationen
ältei-er praktischer und theoretischer Musik (Bd. YII, 1878), betheiligte sich
K. auch noch lebhaft anderweitig an diesen wie an den Monatsh. für Musikgesch.
Kahlert, August, Dr., nicht Kahle, wie er Bd. V, 517 genannt ist,
Kaiser, Martin, deutscher Lautenmacher, der in Venedig in den ersten
Jahren des 17. Jahrhunderts lebte. Eine italienische Laute seiner Arbeit, vom
Jahre 1606, befindet sich im Instrumentenmuseum des Pariser Conservatoriums.
Kalkbrenner — Kerl. 177
Kalkbrennor, Friedrich (V, 521), zu seinen Werken gehört: ^Traite
d'harmonie du pianiste, princiiws rationeis de la modulation etc. dcdic ä ses elevesa,
(Paris, l'autcur, 1849).
Kastner, Friedrich, Sohn des Johann Georg K. (VI, 2), gab 1875 in
Paris die Schrift heraus: i>Les ßammes ckantantesa, in welcher er Mittheilung
über seine Experimente mit den sogenannten singenden P'laramen macht. Diese
werden durch Verbrennung von reinem Wasserstoll'gas in einer (-Jlas- oder andern
Röhre erzeugt; die Versuche mit denselben haben K. auch auf die Erfindung
eines musikalischen Instrumentes geführt, welches vermittelst dieser Flammen
einen neuen, der menschlichen Stimme sich nähernden Ton giebt. Er hat für
dieses Instrument, das er Pyrophon nennt, für Frankreich und andere Länder
ein Patent genommen.
Kanfnumn, Friedrich (VI, 5), ist am 5. Februar 1785 geboren.
Kayser, Heinrich Ernst, ist am 16. April 1815 in Altona geboren,
war von 1840 — 57 Mitglied des Hamburger Theaterorchesters und lebt seitdem
als Musiklehrer in Hamburg. Er veröffentlichte zahlreiche Unterrichtswerke
für die Violine; namentlich sind seine Etüden Op. 20, sehr geschätzt. Auch
seine Violinschule ist ein bedeutendes Werk und weit verbreitet.
Kellog, Klara Louise, berühmte amerikanische Sängerin, geboren 1842
in Sunder in Süd-Carolina, empfing ihre gesangliche Ausbildung auf der Aka-
demie in New- York. Ihr erstes Debüt daselbst 1860 fiel nicht so aus, dass
man ihre späteren Erfolge hätte voraussehen können. Sie unterzog sich jedoch
erneuten energischen Studien, und trat erst nach vier Jahren wieder an die
Oeffentlichkeit, in der Rolle der Margareta im Faust. Der Erfolg war ein
sehr bedeutender und bald galt Miss K. in Amerika für die erste Sängerin der
Gegenwart. 1867 besuchte sie London, und auch hier gehörte sie während
eines zweijährigen Aufenthaltes zu den begünstigten Lieblingen des Publicums.
1869 folgte sie unter glänzenden Bedingungen dem Impresario Maretzek nach
Amerika, und dort, in New- York, Philadelphia, Boston und anderen grossen
Städten der Vereinigten Staaten erneuerten sich ihre ersten Triumphe. Ihre
Hauptpartien waren: Rosine, Lucia, Linda, Tochter des Regiments, Zerline
und ähnliche. Später sang sie auch dramatische Partien.
Kennedy, Alexander, englischer Lautenmacher, der in Schottland 1700
geboren, den Instrumentenbau in London betrieb, wo er gegen 1786 starb.
Seine Familie war in mehreren Generationen im Instrumentenbau thätig.
Ein Neffe:
Kennedy, John, geboren 1730, gestorben 1816, und wieder dessen Sohn:
Kennedy, Thomas, geboren 1784, gestorben 1870, entwickelten eine be-
deutende Thätigkeit, und besonders der letztgenannte lieferte, ausser G. Crask,
die grösste Anzahl von Instrumenten in England.
Kerchove, Joseph, geboren zu Gent am 26. September 1804, war Schüler
seines Vaters, später des Kapellmeisters Jean Gabriel und des Pierre Verheyen.
Nachdem er erst als Tenor an mehreren Kirchenkapellen in seiner Vaterstadt
thätig gewesen war, übernahm er im December 1839 die Kapellmeisterstelle
an der Kirche des Erlösers in Gent. Von Compositionen sind mehrere Messen
und ein Miserere besonders geschätzt. Er schrieb ausser diesen viele Motetten
und Compositionen für Männerchöre u. a.
Kerl, Job. Caspar (VI, 31), (auch Kerll, Cerlle, Kherl), ist nach Rudhart
(Geschichte der Oper am Hofe zu München p. 33) im oberbairischen Flecken
Gaimersheim bei Ingolstadt im Jahre 1625 geboren und in Wien unter Valen-
tini für die Musik erzogen. Um das Jahr 1G45 oder gegen 1649 ging er nach
Rom um unter Carissimi zu studiren, und kehrte als ausgezeichneter Orgel-
spieler zurück. In München war seit 1635 der italienische Componist Giov.
Jacopo Porro am churfürstlichen Hofe angestellt, diesem wurde K. als Vice-
kapellmeister beigeordnet. Das AnstoUungspatenl datirt vom 22. Febr. 1656.
Nach dem, im September desselben Jahres erfolgten Tode Porro 's wurde K.
Musikal. Convers.-Lciikon. Ergänzungsband. 1-
178 Ketten — Kewitsch.
unter dem 20. September »für einen wirklichen Kapellmeister mit jährlich
1180 fl. Sold und 243 fl. Weingeld angeschafft« und er verblieb in dieser Stelle
bis zum Jahre 1673. Bei der Wahl und Krönung Leopold's I. zum deutschen
Kaiser 1658 (am 8. und 22. Juli), war auch K. im Gefolge des Kurfürsten
nach Fraulcfurt gegangen. Die mehrfach und auch im Hauptwerk erwähnte
Adelsverleihung darf nach Rudhart bestritten werden, da weder in den zahl-
reichen amtlichen Ausfertigungen jemal ein »von« oder »de« erscheint, noch K.
sich dessen jemals bedient; auch das Todtenbuch der Augustiner, welches die
Titel und Chargen des Meisters ausführlich aufzählt, erwähnt nichts, was die
Adelsverleihung bestätigen könnte. Im Jahre 1659 beantragte K. »Euer Kurf.
Durchlaucht haben vor diesem deren wirklichen Kapellmeister jederzeit auch
den Ehatstitel gnädig conferiren pflegen, also bitte ich mich meinen anticesso-
ribus gleich zu halten und den Rhatstitel anschaffen zu lassen«. Dem ward
Folge gegeben und K. noch 1659 zum churfürstlichen Rath ernannt. Auch
sonst erfreute sich K., wie eine Reihe ihm verliehener Gratificationen beweist,
des Wohlwollens seines churfürstlichen Herrn. Unterm 17. Mai 1666 ward
ihm »in Anbetracht seiner fleissig und mühesam geleisteten Dienste die besondere
Gnade gethan und verwilligt, dass demselben beim Lehnhof von den künftig
allda eingehenden Gefällen ein Brief per 6000 fl. erkauft und eingehändigt
werde.« K. scheint aber ein schlechter Haushalter gewesen zu sein, denn trotz
namhafter, zu verschiedenen Zeiten erhaltener Gratificationen , befand er sich
stets in Geldverlegenheit; sein nachmals berühmter Schüler Aug. Steffani sah
sich sogar genöthigt, ein Darlehn von 150 fl. einzuklagen. Diese Umstände,
wie die Zerwürfnisse, in welche er mit den italienischen Sängern gerieth, moch-
ten seine Stellung unhaltbar gemacht haben, er verliess sie Ende 1673 und
ging nach Wien. Vom 1. Januar 1675 ab bezog er vom Kaiser Leopold I.
eine Pension von 600 fl. Am 16. März 1677 wurde er als alter Diener des
Erzhauses Oesterreich zum Hoforganisten mit 50 Thalern Monatsgehalt ernannt;
doch ist er erst in den Jahren 1680 — 1692 als Hoforganist aufgeführt. Dass
er auch hier in schlechten Vermögensverhältnissen lebte, beweist der Brief, den
er an den Kurfürsten von Baiern richtete, in Folge dessen ihm unterm 1. Juli
1684 ein Gnadengeld von 300 fl. verwilligt wurde. 1691 erhielt er »umb
willen er den Dominik Deichel im Orgelschlagen und komponiren zwei Jahre
lang instruirt, zum Recompens 600 fl.« Er starb am 13. Februar 1693, wie
Rudhart (a. a. 0. p. 36) nach einem Mortuarium von 1704 der ehemaligen
Augustiner Klosterkirche ermittelt hat, und wurde am 16. Februar 1693 in
der Augustinergruft beerdigt. Der Provinzial des Ordens: Prosper Cherle (Kerl),
ebenfalls aus Gaimershaim gebürtig, war wol ein naher Verwandter von ihm.
Von K.'s Werken führt Fetis 13 auf, denen noch ein fünfstimmiges Requiem
aus dem Jahre 1668 zuzufügen ist. Ausserdem schrieb er für den Münchener
Hof mehrere Opern, welche bis auf einige Textbücher verloren gegangen sind.
Rudhart nennt: »Oronte«, 1657; »Erinto«, 1661; und die Musik zu: y>Le pre-
tensioni del Sole«, 1661.
Ketten, Henri, geboren in Ungarn am 25. März 1848, war als Pianist
und Componist Schüler des Pariser Conservatoriums, das er eine Reihe von
Jahren hindurch besuchte. Zunächst Hess er sich in Paris mit Erfolg als
Pianist hören, und untei'nahm dann einige Kunstreisen. Nach Paris zurück-
gekehrt, machte er sich auch als Componist bekannt. Er veröfi'entlichte Gesangs-
compositionen, eine Sonate für Ciavier und Clarinette, einen Marche persane
für Orchester u. s. w.
Ketterer, Eugene (VI, 38), ist zu Rouen 1831 geboren. Seine Familie
stammt aus dem Elsass.
Kewitsch (oder Kiewicz), Karl Theodor, geboren am 3. Februar 1834
zu Posilge, Kreis Stuhm (Westpreussen), wo sein am 6. Juni 1879 zu Stolpe
in Pommern als Orgel- und Pianofortestimmer verstorbener Vater, Ferdinand
Theodor K., damals Lehrer und Organist war, wurde vom Juli 1845 bis Sep-
Kewitach. 179
tember 1848 in der Domschule zu Pelplin, dem Bischofssitze der Diöcese Culni,
erzogei), woselbst er den, im elterlichen Hause liercits erhaltenen Violin-, Cia-
vier-, Orgel- und (Tosangunterricht bei dem dortigen, als Btrengen Lehrer be-
kannten, Domchordirektor Wenzeslaus Maslou fortsetzte; trat im October des
letzten Jahres in die Tertia des Gymnasiums zu Konitz, besuchte diese Anstalt
bis Pfingsten 1853 und widmete sich von da ab ganz der Musik. Nachdem K.
das Gymnasium verlassen und sich nur durch Privatstudien, sowie drei Jahre
lang als Hoboist (Geiger und Tenorposaunist) im Musikcorps des 4. pommer-
schen Infanterie-Regiments Nr. 21, endlich durch eingr-henderc Musik- und
andere wissenschaftliche, besonders Sprachstudien in Berlin bis 1858 weiter
vorbereitet hatte, legte er am 26. October desselben Jahres die Lehrerprüfung
am Seminar zu Braunsberg ab. Am 15. Februar 1859 trat er als Lehrer und
Organist in "Wabcz bei Culm zuerst ins öffentliche Amt. Vom 1. Juli desselben
Jahres bis Neujahr 1864 war er Lehrer an der Stadtschule, zugleich Organist
und Cantor an der (evangelischen) Kirche der Irrenanstalt und Dirigent zweier
Gesangvereine zu Schwetz a. d. Weichsel, von da ab bis November 1866 Lehrer
und Organist an den königl. Zwangsanstalten, Dirigent der Liedertafel und eines
gemischten Kirchenchores zu Graudenz, und wurde dann als Seminar- und
Musiklehrer an das ueugegründete königl. kath. Schullehrer-Seminar zu Bereut
(Westpreussen) berufen, nachdem er inzwischen am 10. September 1865 die
vorschriftsmässige zweite Lehrerprüfung am Seminar zu Graudenz bestanden
hatte und gleich darauf definitiv im Staatsdienste angestellt worden war. Dem
akademischen Musikexamen unterzog er sich im Mai 1867 unter Professor
A. W. Bach in Berlin, mit gutem Erfolge. Im November 1873 wurde K. zum
ersten Seminarlehrer ernannt. Er war einer der ersten, der bei Gründung des
kirchlichen allgemeinen deutschen Cäcilienvereins (1868) die Idee desselben
nach dem Norden Deutschlands verpflanzte und für die Verbreitung derselben
wirkten, infolge dessen er zum Diöcesanpräses dieses Vereins für das Bisthum
Culm erwählt wurde; er war es, der über die zweckmässige Vor- und Aus-
bildung von Musikern und Dirigenten für die preussische resp. deutsche Armee
unterm 22. März 1874 dem königl. preuss. Kriegsminister ein Promemoria
unterbreitete, welches nicht ohne Einfluss darauf gewesen sein dürfte, dass bald
darauf für solche Militärmusiker, die sich zu Dirigenten heranbilden wollen,
ein zweijähriger Instructionscursus an der königl. akademischen Hochschule für
Musik in Berlin eingerichtet wurde. Ausser seiner Betheiligung an verschie-
denen Fachzeitschriften, die er von Zeit zu Zeit durch Einsendung von Arbeiten
didaktischen Inhaltes oder durch Compositionsbeiträge zu Musikbeilagen unter-
stützt, gelten seine Werke vorzüglich der Kirchenmusik und haben als solche
zum grössten Theil rühmliche Aufnahme in den Catalog des allgem. deutschen
Cäcilieuvereius gefunden. Es gehören dahin- 6 polnische Choialraelodien, im
doppelten Contrapunkt für die Orgel figurirt (Op. 2, J. N. Roman. Pelplin);
Missa de Beata Maria Virgine, für gemischten Chor (Op. 3, in demsell)eu Ver-
lage); Missa de Apostolis, für gemischten Chor (Op. 5, Breitkopf & Härtel,
Leipzig); Wybör szczegölniejszych piesni Koscielnych, für vier gleiche Stimmen,
(Op. 6, H. Handel, Ober-Glogau) ; Kancyonal czyli spiewnik dla miodziezy szkolnej,
einstimmige Kirchenlieder (Op. 9, in demselben Verlage) : Missa de Spiritu sancto,
für Männerchor (Op. 15. in demselben Verlage); Vademecnm für Orgelspieler,
2. u. 3. Theil (in demselben Verlage); Erstes Uebungsbuch für Orgelspieler
(Verlag von Ed. Peter. Leipzig); Vademecum für Orgelspieler, 1. Theil (Verlag
von F. G. L. Gressler, Langensalza); 500 Kadenzen für die Orgel (in demselben
Verlage): Quatuor Antiphonae de Beata M. V., für gemischten Chor (Op. 7,
Friedr. Pustet. Regensburg) ; 30 kleine Orgelstücke in den alten Tonarten, Op. 33,
0. Dittrich, Bereut (Westpreussen); 64 kleine Orgelstücke in den alten Ton-
Tonarten (Verlag von Sigismund & Volkening, Leipzig); 36 grössere Orgel-
stücke, in demselben Verlage: Kurzgefasste Choralgesanglehre (Verlag von Fr.Lintz,
Trier): Polnisches (vierstimmiges) Choralbuch für die Diöcese Culm, zu beziehen
12*
180 Khayll — Kienzl.
durch J. N. B-oman, Pelplin; Deutsches (vierstimmiges) Choralbuch für die
Diöcese Culm, (Verlag von Julius Hemmel, Schlochau AVestpreussen) : Die wich-
tigsten Melodien zum deutschen Diöcesengesangbuche, in demselben Verlage;
Auswahl von Kirchenliedern für Schulen (Verlag von H. F. Bönig, Danzig).
Von seinen Compositionen weltlichen Charakters sind bis jetzt erschienen:
Zbiör piesni dla dzieci, zweistimmige Kinderlieder (Verlag von Ernst Lambeck^
Thorn); 12 vierstimmige Lieder und Canons, Op. 16, A. Kukutsch (Ober-Glogau) ;
3 Lieder für gemischten Chor (Op. 17, E, Challier, Berlin); 6 Wanderlieder von
Uhland, für Männerchor (Op. 18, J. F. Weber, Cöln) ; »Festina lente«, Walzer
für grosses Orchester oder für Pianoforte zu 2 resp. 4 Hunden (Op. 22, Const.
Ziemssen, Danzig) ; »Weihnachtsgruss«, Galopp ä 4 mains für kleine Clavier-
spieler (Op. 24); »der kleine Postillion«, Polka, und »Champagnerwalzer« , für
Pianoforte zu 2 Händen (Op. 28, in demselben Verlage); »Mein Herzchen«, Polka-
Mazurka, Op. 29; »Slavisch«, Scherzo für grosses Orchester oder für Pianoforte
a 4 mains, Op. 23, und »Der Ahnen Tänze«, Walzer für grosses Orchester oder
für Violine und Pianoforte, Op. 30, Verlag von Sigismund & Volkening, Leipzig;
Elementar-Violinschule für Schulamts-Präparanden und Seminaristen, Op. 35,
(Verlag von P. J. Tonger, Cöln). Schliesslich sei noch erwähnt, dass K. im Auftrage
der bischöflichen Behörde seit mehreren Jahren als Examinator der Organisten
für die Diöcese Culm fuugirt, und dass er in neuester Zeit an der Anfertigung
und Herausgabe einer deutschen Uebersetzung des italienischen, für die Lehre
vom sogenannten sti'engen Tonsatze hochwichtigen Quellenwerkes »Le Istituzione
harmoniche«, von GioseflPo Zarlino da Chioggia (Venezia, 1561), arbeitet,
welche eine offenbare Lücke in der, diesen Gegenstand behandelnden deutschen
Musiklitteratur ausfüllen wird.
Khayll, Aloys (VI, 39), starb zu Ober-Döbling am 28. December 1868.
Eienzl, Carl, geboren zu Graz in Steiermark, verlebte den grössten Theil
seines Lebens in Gebweiler am Oberrhein und starb daselbst 1874. Er grün-
dete in dieser Stadt den Philharmonischen Verein und führte in demselben die
Oratorien und Sinfonien der Classiker auf. Von seinen Werken sind nur
einige Kirchenmusiken und eine Harmonielehre (kl. in 8^, 180 S.) veröffent-
licht worden.
EienzU Wilhelm, ist am 17. Januar 1857 als der Sohn eines Advocaten
in Waitzenkirchen, einem Marktflecken in Oberösterreich, geboren; in Graz
(Steiermark), wo später die Familie ihren Wohnsitz nahm, besuchte der talent-
volle Knabe die Volksschule und das Gymnasium und legte 1874 die Matu-
ritätsprüfung ab. Daneben geschah auch das Nöthige zur Entwickelung seiner
bedeutenden Anlagen für Musik. Seit dem fünften Jahr erhielt er Ciavier-
unterricht in der J. Buwa'schen Anstalt durch ein Jahr; dann waren bis 1870
Ignaz TJhl und bis 1873 Mortier de Fontaine seine Lehrer. Auf des letzteren
Anrathen nahm er Compositionsunterricht bei W. A. Rey (Dr. Wilh. Mayer)
in Graz. Gleichzeitig Hess er sich bei der philosophischen Facultät immatri-
culiren. 1875 ging er dann nach Prag um dort ebenso seinen Compositions-
studien wie seine wissenschaftlichen fortzusetzen. Bei dem Direktor des Prager
Conservatoriums Josef Krejci contrapunktirte er fleissig und bei den IJniver-
sitätsprofessoren Woltmann und Mach hörte er Kunstgeschichte und Akustik.
In Prag trat er auch öffentlich als Clavierspieler wie als Compouist mit Erfolg
auf. Im October 1876 ging er dann nach Leipzig, wo er die Vorlesungen bei
Springer, Overbeck und Paul hörte und fleissig componirte. Mehrere seiner
Compositionen waren bereits bei verschiedenen Verlegern Deutschlands im Druck
erschienen. In Leipzig begann er auch sich als thätiger Mitarbeiter an ver-
schiedenen Zeitschriften zu betheiligen. Auch hier führte er mehrere seiner
Werke öffentlich mit Beifall auf. Ende 1877 kehrte er wieder nach Graz
zurück, um hier sein Doktorat zu machen. Wiederholt spielte er hier öffent-
lich mit Beifall, hielt öffentliche Vorträge und veranstaltete Aufführungen eigener
und fremder Werke. Von seinen Compositionen sind mehrere bei Breitkopf
Kjerulf - Klang. 181
und Härtel, Kahnt, Schubert in Hamburg, Sinirock in Berlin u. a. erschienen.
Ein wissenschaftliclies Werk: »Die musikalische Declamutiono, wird von ihm
zum Druck vorbereitet.
Kjerulf (VI, 44), starb im September 1868. Der eine Herausgeber seiner
Claviercompositioneu in Berlin ist Arno Kletfel, nicht Klessel.
KieseTTCtter, Johann Friedrich (VI, 44), ist im December 1732 zu
Coburg geboren.
Kiudermaun, Hedwig, Reicher- (VI, 47), ist am 15. Juli 1853 in Mün-
chen geboren, und wurde auf dem dortigen Conservatorium ausgebildet. Von
ihrem 16. Jahre ab wirkte sie schon auf dem Hoftheater im Chor mit und
erhielt bald auch kleine Solopartien zur Ausführung übertragen. Mit dem
17. Jahre debütirte sie ehrenvoll im Gewandhause in Leipzig. Nachdem sie
als Contraaltistin in Karlsruhe, namentlich mit (ilucks Orpheus Furore gemacht
hatte, ging sie wieder nach München zurück; trat nach ihrer Verheiratung
mit dem Schauspieler Reicher aus dem Verbände des Hoftheaters und wirkte
vorübergehend im königl. Theater am Gärtnerplatz als Operettensüngerin, Wagner
hatte sehr bald ihre grosse Begabung erkannt und engagirte sie für seine
NibelungenauflPührungen als Stellvertreterin von Frl. Jaide. Von dort ging
Frau Reicher-Kiudermann an die Haml)urger Bühne und errang hier glänzende
Triumphe als Fides, Ortrud, Amneris, Klytemuestra. Nach Wien, für die ersten
Aufführungen von Rubinsteins Makkabäer berufen, kehrte sie zu den Nibelungen-
aufführungen zurück und ging dann nach Paris, wo sie unter Faure und Jules
Cohen in fünf Wochen drei Partien studirte und als Favorite in Monte Carlo
und als Königin in Hamlet mit Erfolg auftrat. Nach ihrer Rückkehr wurde
sie im Sommer 1880 von der Direction des Leipziger Stadttheaters gewonnen
und hier machte sie sich bald zum erklärten Liebling des Publicums. Ihr
»Fidelio« und »Orpheus«, wie ihre »Armida« oder »Ortruda sind aussergewöhn-
lich bedeutende Leistungen ersten Ranges.
Kircher, Michael Joseph, geboren am 5. October 1848 zu Cöln als
Sohn eines wolhabenden Fabrikbesitzers daselbst, zeigte schon frühzeitig so
entschiedene Neigung und Anlage zur Musik, dass er von seinem Vater dem
Organisten Franz Weber zur Ausbildung im Ciavier- und Orgelspiel, sowie in
der Composition übergeben wurde. Nachdem er sich später auf des Vaters
Wunsch dem Priesterstande gewidmet hatte und nach Amerika übergesiedelt
war, verwerthete er seine musikalischen Fähigkeiten in erfolgreicher Weise zu
Gunsten der katholischen Kirchenmusik, namentlich des Gregorianischen Chor-
gesanges. Gegenwiirtig bekleidet K. die zweite Präsidentenstelle am Seminar
Our Lady of angels zu Suspension Bridge in der Grafschaft Niagara (Staat
New- York), an welcher Anstalt er auch als Organist und Chordirektor wirkt,
und zwar mit solchem Erfolg, dass die dortigen kirchenmusikalischen Leistungen
für Amerika mustergültig geworden sind.
Kirkmauu, ein englischer Ciavierbauer, aus Deutschland stammend, und
hier wahrscheinlich Kirchmann genannt, arbeitete in der Fabrik von Tabel,
dessen Wittwe er kurz nach seines Meisters Tode um 1732 heiratete. Seine
Doppelclaviere »double Harpsichords« mit zwei Claviaturen und dreisaitigem
Bezug (zwei Saiten waren im Einklänge, die dritte in die Octave gestimmt)
hatten grossen Ruf, gingen nach Frankreich und Italien und wurden mit 400
bis 600 Thalern bezahlt. Er starb kinderlos und hinterliess ein Vermögen
von ca. 200,000 Pfund Sterling. Sein Neffe:
Kirkmann, Abraham, setzte das Geschäft im Sinne des Gründers fort.
Ihm folgte:
Kirkmann, Joseph, nach welchem die noch heut bestehende Fabrik:
Joseph Kirkmann & Sohn firmirt. Die alten, zu ihrer Zeit ausserordentlich
beliebten Harpsichords fabrizirte Joseph Kirkmann noch bis nach dem Jahre 1800.
Ki8t, Florenz Cornelius (VI, 76), starb zu Utrecht am 23. März 1863.
Klang: (VI, 82). Die verschiedenen Klänge der einzelnen Instrumenten-
182 Klang.
arten uucl lustruraente sind natürlich auch von entscheidender Bedeutung für
die Besondersgestaltung des Kunstwerkes. Zunächst operirt der schaffende
Tonkünstler allerdings mit dem gewissermassen abstract gefassten Ton, allein
um diesen dann lebendig wirkend werden zu lassen, muss er ihn durch das
entsprechende Organ in vernehmbare Klänge übersetzen und die Verschieden-
heit derselben erfordert die nöthige Berücksichtigung, wenn die beabsichtigte
AVirkung erzeugt werden soll. Der Gesangton wirkt wesentlich anders als der
Ton eines Saiteninstrumentes, und dieser ist wieder in seinem Klange wesent-
lich von den Blasinstrumenten geschieden , welche wiederum als Holz- oder
als Metallblasinstrumente andere Wirkung erzielen. Bei den Saiteninstrumen-
ten ist es von wesentlicher Bedeutung für ihre Klänge, ob sie mit Darm-
oder mit Stahl- oder Messingsaiten bezogen sind, ob sie mit dem Bogen oder
mit Hämmern oder mit den Fingern zum Erklingen gebracht werden. Jede
dieser verschiedenen Gattungen zerfällt wieder in einzelne, im Klange geschie-
dene Arten. So sind die Singstimmen in Sopran, Alt, Tenor, Baryton und
Bass geschieden, die Streichinstrumente in Violinen, Bratschen, Celli und Bass-
geigen, die Holzblasinstrumente umfassen Flöten, Oboen, Clarinetten, Fagotten
und einige Andere, zu den Messingblasinstrumenten gehören Hörner, Trompeten,
Posaunen u. A., und jede dieser Arten erzielt auch eine Modification der ur-
sprünglichen Klangfarbe der Gattung. Es ist klar, dass jetzt das Klangwesen,
die rein sinnliche Aeusserungsweise der verschiedenen Instrumente wiederum
mehr in den A'^ordergrund tritt , als bei der ursprünglichen künstlerischen
Schaff ensthätigkeit. Bei dieser erscheint, wie erwähnt, der Ton mehr wie ein
abstracter Begriff, der nur zu seiner Existenz des Klanges bedarf. Jetzt wird
dieser unterscheidendes Merkmal und daher von entscheidender Bedeutung. Das
tritt noch weniger bei den Singstimmen hervor, namentlich deshalb, weil hier der
absolute Ton nicht so isolirt wirkt, sondern in der Regel in Verbindung mit dem
Wort. Da wo er, wie in der Coloraturarie mehr instrumental selbständig ver-
wendet wird, gewinnt auch der Klang das Uebergewicht. Im Uebrigen ent-
spricht der Gesangton am meisten dem abstracten Klangwesen, das wir bisher
festhielten, und daher stützt sich auch der Vocalsatz auf die harmonische, rhyth-
mische und melodische Darstellung, die aus der ursprünglichen Anordnung des
Tonmaterials hervorgeht. Er hält an der gedrängten Accordbildung fest, löst
sie aber viel lieber auf in selbständige Stimmen, weil eben Sopran, Alt, Tenor
und Bass selbständige Individuen repräsentiren. Wie die Klangfarben der ein-
zelnen Stimmgattungen auf die Sololeistung sich einwirkend verhalten, kann hier
nicht näher erläutert werden. Aber auch die rein accordische Darstellung durch
Singstimmen wirkt nicht so rein sinnlich reizvoll, wie die durch Instrumente,
weil der Vocalklang von Haus aus, als von lebendig empfindenden Wesen direct
ausgehend, auch geistig belebter sein muss, weniger die Nerven, als vielmehr
die Psyche trifft. Den Singstimmen nächst verwandt sind die der Pfeife nach-
gebildeten Instrumente, die Orgel und die Holzblasinstrumente des Orchesters.
Auch bei diesen Instrumenten wird der Ton durch eine klingende Luftsäule
erzeugt ; ihre Wirkung ist dem entsprechend eine der Singstimme verwandte.
Namentlich vermag die Orgel die vocale Mehrstimmigkeit ziemlich treu nach-
zubilden und in diesem Sinne erfolgte auch zunächst ihre Verwendung und
ihre Entwickelung. Der Choral in einfachster Weise wie in der complicirtesten
Figuration, Canon und Fuge werden die Formen in denen das Orgelspiel sich
hauptsächlich darstellte. Allein weil der Ton der Orgel doch mehr massig ist
als der Gesangston und weil er nur wenig Modificationen zulässt, so musste
doch auch die Entwickelung des Orgelstils eine andere Richtung nehmen, als
die des Vocalstils. Die Stimmen lassen sich auf der Orgel selbstverständlich
nicht so individualisiren, wie beim Vocalsatz, die ursjorüngliche Stimmzahl kann
deshalb weit weniger streng festgehalten werden wie bei diesem. Dabei ermög-
licht das Instrument eine grössere Spielfülle und mit Rücksicht hierauf wird
die Thematik schon eine andere; diese Spielfülle zu zeigen und die machtvollere
Klang.
183
Harmonik zu entfalten, wird dann der Contrapunkt mehr auf Accorde basirt
und in den Zwischensätzen entwickelt sich jenes reiche und freie Spiel mit
Arpeggien, das nur darauf berechnet ist, die Eigenthiiralichkeit des Urgelkianges
in seiner mannigfachsten Verwendung zu zeigen. In derselben Weise mit Kiick-
sicht auf die besondere Klangwirkung der Instrumente erfolgt auch die Ent-
wickelung des Stils der anderen Instrumente und des Ürcheaters. Auch die
Flöten, Oboen oder Clarinetten eignen sich untereinander oder mit Fagotten
verbunden zur Darstellung einer vocalen Mehrstimmigkeit, doch auch nur in
beschränkter und vielfach veränderter Weise. Nur Clarinetten und Fagotte
sind einigcrmassen ähnlich wie die vier Singstimmen chorisch zu vereinigen,
aber das entspricht weder ihrer Technik noch ihrem Klangwesen. Die Sing-
stimmen lassen sich wol durch sie ersetzen, aber ihre Eigenthümlichkeit kommt
damit durchaus nicht zum Ausdruck. Die Flöten aber und zum Theil auch
die Oboen haben ihre wirksameren Töne meist in anderen Lagen als den ent-
sprechenden Singstimmeu; vor allem aber erfordert ihre besondere Technik wie
ihr verändertes Klaugwesen eine andere Behandlung. Die Flöte namentlich ist
einer grossen Beweglichkeit fähig, und ihr luftiger heller Klang kommt hierbei
mehr zu sinnlich reizvollster Geltung uls in getragener Melodie, mit der sie
indess auch recht wol dem Ausdruck herzlichster Innigkeit dient. Das gilt
zum Theil auch noch von der Oboe, die indess nicht die gleich grosse Beweg-
lichkeit besitzt. Noch weniger ist sie bei der Clarinette vorhanden, die aber
dafür einen grösseren Grad warm innigen, üppig hervorquellenden Ausdrucks
besitzt. Erhöhten Reiz der Klangwirkung entwickeln weiterhin die Streich-
instrumente. Sie bieten eine so grosse Menge von Modificatiouen des Klanges,
wie kein anderes Orchesterinstrument. Bei allem sinnlichen Glanz hat ihr
Klansr ein weit entschiedeneres, festeres und darum mehr charakteristisches
Gepräge als der, der Rohrinstrumente. Während der Ton der Blasinstrumente
nur Luftklang ist, gewinnt der der Streichinstrumente durch das Aufsetzen des
Bogens festere Begrenzung. Die Streichinstrumente vermögen jeden Ton im
leisesten Pianissimo wie im stärksten Fortissimo anzugeben und auszuhalten.
Die Blasinsti-umente sind dagegen nicht im Stande, einen ziemlich bestimmt
abgegrenzten Grad des Piano oder Forte zu übersteigen, ohne dass die Into-
nation unsicher oder unrein wird. Alle diese Modificationen beziehen sich nur
auf das Klangwesen, werden nur um die sinnliche Wirkung zu erhöhen oder
zu verändern unternommen. Das Kunstwerk an sich wird nicht verändert
durch eine andere Vortragsweise, sondern nur der Eindruck desselben; seine
Wirkung auf den Geniessenden. Die, wie oben angegeben, mehr abstract ge-
dachten Ton Sätze werden, von Streichinstrumenten ganz in derselben Weise aus-
geführt wie sie ursprünglich erfunden sind, schon eine andere Wirkung machen
als wenn Blasinstrumente oder Singstimmen ihre Ausführung übernehmen. Die
Streichinstrumente aber lassen wiederum eine mehrfache Ausführung zu:
Violine I:
"Violine II:
Bratsche;
Violoncello ;
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Wie unter b. mit Tremolo ausgeführt, wird der höchat einfache, durchaus harm-
lose, ganz inhaltsleere Satz einen bis zu einem gewissen Grade aufregenden
Eindruck machen; pizzicato ausgeführt, wie unter c. wird seine Wirkung
eher neckisch, spannend geheimnissvoll klingen; noch mehr Spannung erregend
aber dürfte eine dynamisch veränderte Ausführung wie unter d. werden. Der
Satz an sich ist nicht eigentlich verändert; die bei c, und d. eingestreuten
Pausen sind nicht als Veränderungen anzusehen, sie werden durch die andere
Spielweise nothwendig. Der ursprüngliche Inhalt ist durch keine dieser Spiel-
weisen verändert worden, nur mit der besonderen Wirkung, welche die verän-
derte Ausführung gewinnt, wird der Eindruck ein anderer und damit tritt auch
der ursprüngliche Inhalt in neue Beleuchtung. Selbst wenn der ursprüngliche
Satz noch mehr der G-eigentechnik entsprechend anders geführt wird, wie hier:
^^SSee^S^
^-^-^-* d-
A-
£j^jijz:|ijHEEJdrjj^
-m- -•■
I i^ — H— r>f— — L — fS- — P — K-
<
ti|=
=t^:Ft=i^
^EE^
^
^^
Klauf,'. 185
ist sein urHjirünglicher Inhalt nicht einfentlich verändert; nur der Eindruck
wird ein anderer und der Inhalt erscheint wieder von anderer Seite beleuclitot.
Selbstverständlich wird diese Wirkung wieder verändert, wenn zu dieser Dar-
stellung durch Streichinstrumente die Rohrblusinstruinente hinzutreten. Schon
wenn sie nichts weiter thun als den unveränderten (ieigenstiraraen sich treu
anschliesseu, wenn sich die erste Flöte, erste Oboe und erste Clarinette dt-r
ersten Violine, die zweite Flöte, Oboe und Clarinette der zweiten Geige zuge-
gesellen und das erste Fagott der Bratsche, das zweite dem Violoncello, so
wird die "Wirkung schon wieder verändert; mehr noch selbstverständlich, wenn
auch die Blasinstrumente in eigener, ihrem Klangwesen und ihrer Spielweise
mohr entsprechender Führung herbeigezogen werden. — Die Messinginstru-
mente sind ihrem Klange nach wesentlich von den Singstimmen und den
Streich- und Holzblasinstrumenten geschieden. Die Wände der letzteren sind
fest und hart, so dass sie nur wenig resonniren; daher wird durch sie der
Luftklang auch nur wenig verändert. Die Wände der Messinginstrumente da-
gegen sind sehr dünn, sie resonniren bei der Erzeugung des Tones sehr stark
und ihr Klang wird daher rauh, schmetternd und schallend. Nur das Hörn
hat noch einen ziemlich weichen Ton, namentlich wol deshalb, weil sein Rohr
mehrfach kreisförmig gewunden ist, während es bei der Trompete in ein läng-
liches Viereck zusammengelegt und bei der Posaune mehrfach seitlich zurück-
gebogen ist. Durch diese Besonderheit des Klanges wird die Mischung dieser
Instrumente mit den übrigen sehr erschwert; man beschränkte sich in der
frühei-eu Zeit der Zusammensetzung unseres Orchesters darauf, sie mehr mit
ihrem Klang, als mit ihrem Tonvermögen herbeizuziehen. Im vorigen Jahr-
hundert noch waren die Trompeten oft sehr brillant melodieführend behan-
delt worden. In der durch Haydn begründeten Organisation des Orchesters,
bei welchem die Streichinstrumente den Mittelpunkt bilden, dem der Chor der
Eohrbläser verstärkend beigefügt wird, hatten nur die Hörner zunächst Auf-
nahme gefunden; erst später wurden die Trompeten hinzugefügt und noch später
die Posaunen und so wurden die Messinginstrumente zu einem dritten Chor im
moderneu Orchester, der aber auch jetzt noch vorwiegend, ebenso wie die Pauken,
zur besonderen Färbung verwendet wird.
Andere Klänge bietet wieder das Ciavier und da auch seine Technik von
entscheidendem Einfluss auf die Ciavierformen werden muss, so entwickelt sich
auch der Ciavierstil abweichend vom Vocalstil und dem Orchesterstil, nach dem
Bedürfniss der zu erzielenden Wirkung. Alle diese Erwägungen gehen von der
Tonempfindung aus und werden in ihrem Interesse unternommen; allein sie ist
aber durchaus nicht allein bestimmend. Um einen Inhalt zu offenbaren, genügt
es nicht, wie aus den angegebenen Beispielen klar hervorgeht, die Tonempfin-
duug an- und aufzuregen; mit reizvollen Klängen die Sinnlichkeit zu erregen,
das Blut in Wallung zu bringen und die Nerven in erhöhte Thätigkeit zu ver-
setzen; diese Wirkung ist, weil sie nur durch den speciellen Klang erzeugt
wird, noch keine künstlerische, sondern eine rein materielle vne das Rauschen
des Windes, das Rollen des Donners, das Säuseln der Blätter u. s. w. Eine
derartige Wirkung kann höchstens die Phantasie anregen, nicht aber ihr auch
einen Inhalt ermitteln. Zum Greist spricht nur der Geist, und dieser
offenbart sich nicht in den Klängen, sondern in der Art ihrer
Verwendung zum wolge formten Kunstwerk. Es ist hier mehrfach
gezeigt worden, wie im Tonmaterial selber dieser Zug nach formeller Abrun-
dung vorhanden ist, dass sie genau n:ich dem in diesem Material liegenden
Gesetzen erfolgt, und dass es erste Aufgabe war, diese Kunstgesetze zu er-
kennen und dass nur, indem der Künstler sie dann seinen Ideen dienstbar
macht, diese erkennbar in die Erscheinung treten, sich in Formen verkörpern,
deren Wirkung auf die Beschauenden und Geniessenden dann eine ganz andere
ist, als die des blossen ungeformten ^Materials. Sie steht dieser an Eindring-
lichkeit nach, kann nicht so aufreizend und aufregend sein als die des blossen
186 Klauser.
Materials, aber sie geht selbstverständlich tiefer, indem sie sich nicht nur an
den äussern Sinn wendet, sondern den ganzen Menschen beansprucht, der nicht
nur hört und fühlt, sondern auch denkt, weiss und will. Wie bei allen
Künsten darf die Wirkung der Musik nicht durch das Material,
sondern nur durch die Form erreicht werden, wenn der Psyche ein
Inhalt vermittelt werden soll. Nur dadurch, dass die als Material
verwendeten Klänge sich zu Formen zusammenfügen, werden sie
zu Trägern einer bestimmten Idee und nur indem die Form als
solche wirkt, wird dem Hörer der Inhalt vermittelt; die sinnliche
Klangwirkung ist nur das Mittel, die Hörer anzureizen, dass sie
sich ernstlich mit der Form und dem durch sie dargestellten In-
halt beschäftigen.
Klauser, Karl(YI,89), amerikanischer Musik-Pädagoge, geboren am 24. Aug.
1823 in St. Petersburg von Schweizer Eltern, wurde von diesen zum Buch-
händler bestimmt und kam in den ersten Jünglingsjahren nach Deutschland um
hier seine Lehrjahre durchzumachen. Wohin ihn aber auch sein Weg führte,
in Hamburg, Leipzig, Karlsruhe, überall wusste er neben seinen Berufspüichten
noch Zeit zu gewinnen, zur Pflege der von ihm über alles geliebten Musik,
überall wurde componirt und in jeder Stadt gelang es K,, die ihm erreichbaren
musikalischen Kräfte vereinsmässig zu gestalten und zur Ausführung seiner
musikalischen Schöpfungen zu benutzen. Das Jahr 1848 mit seinen vielfachen
Umwälzungen, brachte auch bei K. den Entschluss zur Reife, dem Buchhandel
Valet zu sagen und sich fortan ausschliesslich der Musik zu widmen. Nach
zweijährigem eifrigen Studium begab er sich 1850 nach Amerika, damals noch
eine Art musikalischer Wildniss und noch keineswegs auf der nöthigen Stufe
des Kunstverständnisses angelangt, um einen Musiker von den gediegenen Fähig-
keiten und dem geistigen Grehalte K.'s zu würdigen. So erklärt es sich, dass
derselbe auch in der verhältnismässig musikalisch gebildetsten Stadt der Union,
in New- York, eine Reihe von schweren Jahren durchzumachen hatte, anfangs
sogar durch Reparatur von Ciavieren seinen Lebensunterhalt zu gewinnen sich
genöthigt sah. Mit der Zeit aber kam sein pädagogisches Talent zur Aner-
kennung, die Zahl seiner Schüler vergrösserte sich mehr und mehr, und als
im Jahre 1855 die durch die ganzen Vereinigten Staaten berühmte Damen-
Erziehungsanstalt von Farmington im Staate Connecticut die Musik unter ihre
Disciplinen aufnahm, erging an K. der ehrenvolle Ruf, an die Spitze des dor-
tigen musikalischen Departements zu treten. Er hätte kaum einen seiner musi-
kalischen Tendenz entsprechenderen Wirkungskreis finden können, als an dieser
Anstalt, welche unter der Leitung der Miss Sarah Porter (einer Schwester des
Präsidenten der berühmten Universität Yale bei Newhaven im Staate Connec-
ticut), die Gediegenheit und Vertiefung des Wissens weit energischer anstrebt,
als es in den meisten fashionablen Damen-Unterrichts-Etablissements der Union
der Fall ist. Demgemäss beschränkte auch K. seine Thätigkeit keineswegs auf
den blossen Musikunterricht, es lag ihm vielmehr vor allem am Herzen, ein
Unterrichtsmaterial zusammenzustellen, welches ihm die Aufgabe, seine Schüler
wahi-haft musikalisch zu machen, erleichtere. Zu diesem Zwecke unterwarf er
die bis dahin in Amerika gangbaren mangelhaften Ausgaben der classischen
Meister einer gründlichen Revision, verbesserte die corrumpirten Texte, löste
die bezüglich der Verzierungen bestehenden Zweifel, indem er sich hierbei auf
die Liszt-Bülow'schen Principien, besonders auf des letzteren Ausgabe der
Cramer'schen Etüden stützte und versah einzelne der älteren Ausgaben mit
den nothwendigen instructiven Bemerkungen. Die Vorzüge dieser Bearbeitungen
konnten der musikalischen Welt nicht lange verborgen bleiben und wurden zum
Theil auch in Europa bekannt, nachdem die Firma J. Schuberth & Co. ihre
Veröffentlichung unternommen hatte. Ihre Anzahl ist eine sehr bedeutende
und umfasst ausser den, für Lehrzwecke wichtigsten Werken von Beethoven,
Mozart, Weber, Field, Chopin, Mendelssohn und Schumann auch Musikstücke
Klavier-Finj^orbildner — Kleine. 187
leichterer Gattung vun Kuhlau, Moscheies, Ascher, Herz, Stephen Heller,
Jaell u. a., insoweit dieselben ein nützliches Element für das Studium der
Claviertechuik enthalten: endlich eine Sammlung von Studiou in progressiver
Folge von Plaidy's und Schmitt's Füaf-Fingerübuiigen bis zu Cramers Etüden.
Ein weiteres Verdienst hat sich K. durch seine Arrangements neuerer Orchester-
und Kammercompositioneu erworben (meistens bei Breitkopf & Härtel und
Schuberth & Co. in Leipzig publicirt), unter ihnen Wagners Faustouvorture
und Schumanns Genovevaouverture für acht Hände; Schumanns »Davidsbünd-
1er« und »Symphonische Etüden« für vier Hände; dessen Streich(juartette, erste
und vierte Sinfonie, sowie Liszfs »Präludes« für zwei Hände. Farraington ins-
besondere verdankt ihm noch die Einrichtung regelmässiger Concerte, an denen
sich die bedeutendsten amerikanischen wie auswärtigen Künstler mit Eifer be-
theiligen, wiewol das Publicum ausschliesslich aus dem Schüler- und Lehr-
personal der Anstalt besteht; der beste Beweis für die hohe Stellung, welche
K. in der Musikwelt Amerikas bekleidet und für die Anziehungskraft seiner
Künstlerpersönlichkeit.
Klavier-Fingrerbilduer, ein, von dem Kammermusikus Heinrich Seeber in
Weimar erfundener Apparat, welcher dem Schüler während seiner Ciavierstudien
zur Selbstkontrole dient und die normale Hand- und Fingerhaltung, sowie den
correcten Anschlag bewirkt.
Der Apparat besteht aus MS^ ,J^^~L T A \vA^%v
eleganten Fingerringen, an
welchen sich kleine Vor-
richtungen befinden (einen
zeigt Fig. 1). Diese Ringe -™ - w^^ -^
lassen sich nach Bequem- |pi ^ mmmmMmm
lichkeit erweitern und ver- ^^' '
engern. An jeden der dreigliedrigen Finger wird ein solcher Ring angesteckt,
wie es Fig. 2 zeigt. Bringt man den Bildner in Anwendung, so nehmen die
Finger ihre sanft gerundete Stellung und die Hand die regelrechte Haltung an;
dann ist die Führung des Fingers, sobald sich derselbe im Handknöchelgelenk
bewegt, eine schulgerechte und wird bei solchem Anschlag die Taste nur von
der Fingerspitze berührt (siehe Fig. 2). Liegt dagegen in der Haltung oder
Bewegung irgend ein Fehler, z. B. zu gestreckte oder zu gekrümmte Finger-
haltung, schiefer Anschlag, Hervorstehen der Handknöchel, schräge Handstellung
oder Drehung der Hand, gehobenes oder gesenktes Handgelenk, so trift't gleich-
zeitig auch die Vorrichtung mit auf die Taste und verursacht ein, die Aufmerk-
samkeit erweckendes Klopfen, welches sofort zur Correctur auffordert. In Fällen,
wo es sich beim Schüler nur um »einzelne« unfügsame, umknickende oder ver-
nachlässigte Finger handelt, bedarf es auch nur einzelner Theile des Apparats,
welche der Erfinder des Klavier-Fingerbildners, Heinrich Seeber in Weimar,
unter dem Namen »Klavier-Fingerringe« versendet. Die Grösse eines Apparats
wird nach der, am Nagelglied abzumessenden Fingerstärke bestimmt. Um das
Anstecken der Klavier-Fingerringe zu reguliren, ist dem Apparat
das sogenannte Richtplättchen beigegeben (Fig. 3). Wenn der (■ ^
Ring auf den Finger geschoben ist, drückt man die Fingerspitze -' /
in die Vertiefung des Richtplättchens, wodurch der Ring so weit ü-'^T
zurückgeschoben wird, dass die Fingerspitze entsprechend fern bleibt. °'
Der sinnreiche Apparat ist angelegentlich zu empfehlen, um so mehr, als er
sich bereits sehr bewährt hat. Die Finger werden dadurch gezwungen, einen
normalen Anschlag sich anzueignen.
Klein, Joseph (VI, 92), starb am 10. Februar 1862.
Klein, Karl August, Freiherr von (VI, 93), starb am 13. Febr. 1870
auf seiner Villa zu Assmannshausen.
Kleine, Johann Wilhelm, Hautboist eines Regiments des Prinzen Wil-
helm V. von Oranien, später Kapellmeister eines Regiments und Hautboist der
Jg3 Kleine — Klcinknecht.
Hofmusik und der Kapelle des französischen Theaters in Haag, war ein Deutscher,
in Wien geboren und nahm "Wohnsitz in den Niederlanden, wo seine Söhne und
Enkel, zahlreich vertreten, sich als Musiker hervorthaten. K. lebte zuletzt in
Amsterdam als Musiker am deutschen Theater und starb 1797 in Folge eines
Falles auf dem Glatteis. Sein ältester Sohn:
Kleine, Job. Wilh., geboren in Haag am 2. Februar 1776, war tüchtiger
Yiolinist, der sich in Paris niederliess und dort starb.
Kleine, Heinrich, zweiter Sohn von J. W., geboren in Haag, war Clari-
nettist der Kapelle des Prinzen Wilhelm Y., später gehörte er in Amsterdam
zur Opernkapelle und starb daselbst 1798, Seine Söhne, sämmtlich Musiker,
waren: Dietrich, Heinrich, Christoph, Wilhelm, Anton und Samuel.
Kleine, Bernhard Samuel, dritter Sohn von J. W., geboren in Haag,
war Fagottist, der in Amsterdam wirkte und dort 1815 oder 16 starb.
Kleine, Dietrich, geboren in Haag 1778, erhielt gute musikalische Bil-
dung und zeichnete sich als Clarinettist aus. Er ging später nach Deutsch-
land und wurde in Carlsrahe als Soloclarinettist bei der grossherzoglichen
Kapelle angestellt. Er starb in Carlsruhe 1837. Seine Compositionen er-
schienen bei Simrock in Bonn.
Kleine, Heinrich Christian, genannt Hein Kleine, ist im Haag am
28. Juli 1765 geboren. Er erhielt erst vom Vater, später von den besten
Lehrern, darunter auch Spohr, Unterricht im Violinspiel, und zeichnete sich
so aus, dass er sich schon früh in Concerten, in Amsterdam wo er aufwuchs,
hören lassen konnte. Er nahm eine feste Stellung in der Gunst des Publicums
ein, und seine Mitwirkung in Concerten war sehr gesucht. Vielfach war er
auch als Dirigent thätig; während 25 Jahren gehörte er der Felix Meritis als
Ehrenmitglied an. In den spätem Jahren seines Lebens wurde er von einem
nervösen Zittern heimgesucht und musste seine Thätigkeit auf den Unterricht
vorgeschrittener Schüler beschränken. Er starb am 23. August 1839. Seine
drei Brüder: Wilhelm, Anton und Samuel, von welchen der ältere ein guter
Pianist war, traten in das Musikchor der Garde Napoleon L, dem sie 1812
nach ßussland folgten, und starben alle drei als Opfer der Kälte, in der
Gegend von Wilna.
Kleine, Jacob Christoph, geboren in Haag den 6. März 1785, war einer
der vorzüglichsten Clarinettisten und Schüler von Dreiklufts. Er trat erst spät,
aber mit Erfolg in die Oeffentlichkeit. K. starb in Amsterdam am 24. April
1832. Sein Sohn:
Kleine, J. G., geboren zu Amsterdam 1815, zeichnete sich auf demselben
Instrument als feiner Spieler aus. Nach dem Tode seines Vaters, dessen Schüler
er war, wirkte er als zweiter Clarinettist in den Concerten der Felix Meritis,
ging aber später mit der Kapelle de Boer nach England, wo er in Concerten
auftrat. Trotzdem er vom englischen Publicum sehr freundlich aufgenommen
wurde, kehrte er 1847 doch nach seiner Geburtsstadt zurück.
Kleinknecht (VI, 94). Der Vater der im Hauptwerk angeführten Brüder
dieses Namens: Johann, ist zu Ulm um das Jahr 1676 geboren, besuchte dort
das Gymnasium und war von 1697 — 1701 Studiosus. 1712 wurde er zweiter
Organist am Münster zu Ulm, hatte auch den Titel eines Concertmeisters und
starb am 2. Juni 1751. Er unterrichtete seine drei Söhne in der Musik. Ein
Sohn von Jacob Friedrich:
Kleinknecht, Christian Ludwig, zu Baireuth am 12. August 1766 ge-
boren, war mit seinem Vater bei der erfolgten Regierungsvereinbarung 1697
nach Anspach gekommen, besuchte hier das Gymnasium und erwarb die Gunst
des Markgrafen Alexander, der ihn 1684 nach Leipzig sandte zum Studium
der Rechtswissenschaft. Nach seiner Rückkehr 1688 nahm ihn der Markgraf
in seine Kapelle auf, er starb aber schon (als Kammermusiker) am 11. März
1794. Er war ein trefflicher Geiger und auch in der Composition erfahi-en.
Kleinmichel — Kliug. 189
Einzelne seiner Compositionen sind bekannt, darunter ein Gesang auf das
Geburtstest König Friedrich Wilhelm II. von Preusst-n.
Kleinmichel, Richard, ist tun 31. December l)-!46 in Posen geboren. Von
seinem Vater, Militärmusikdirektor daselbst und dann in Potsdam und Ham-
burg, erhielt er früh eine gründliche Unterweisung in der Musik und früh-
zeitig konnte er mit Krfolg in die Oeffentlichkeit treten. Wol vorbereitet ging
er dann nach Leipzig, um seine Studien auf dem diisigen Couservatorium fort-
zusetzen. Er genoss hier den Unterricht von Hauptmann, Richter, Moscheies,
Reinecke und Plaidy während dreier Jahre und bildete sich so zu einem aus-
gezeichneten Clavierspieler und vielversprechenden Cumponisten. In Hamburg,
wo er dann wieder seinen AVohnsitz nahm, erwarb er sich bald eine unge-
sehene Stellung auch als Lehrer und unternahm von hier aus Concertreisen,
die ihn auch in weiteren Kreisen ehrenvoll bekannt machten. Daneben com-
ponirte ir fleissig, es entstanden Ciavierstücke, Lieder, Chorwerke, Orchester-
und Kammermusikwerke, die zum grössten Theil auch gedruckt sind und weitere
Verbreitung fanden. Im Winter 1876 ging er wieder nach Leipzig, wo im
Gewandhause eine Concertouverture und ein Ciaviertrio sehr beifidiige Auf-
nahme fanden. Am 4. November 1879 verheiratete er sich mit der vortreff-
lichen Coloratursängerin am Leipziger Stadtheater Clara Monhaupt. Im Februar
1881 kam seine zweite Sinfonie mit entschiedenem Erfolge im Gewandhause
zur Aufiührung.
Klemm, Friedrich (VI, 94), starb zu Meiding bei Wien am 13. Sept. 1854.
Klengel, Julius Wilhelm (VI, 95), geboren am 4. März 1818, war
Dr. phil. und Privatgelehrter in Leipzig, aber in der Musik sehr wol erfahren
und geübt, was durch die werthvollen Werke für Kammermusik, deren mehrere
bei Breitkopf & Härtel erschienen, glänzend dargelegt wix'd. Von seinen
Söhnen ist der jüngere;
Klengel, Julius, geboren am 29. September 1859 in Leipzig, bereits
als ausgezeichneter Violoncellovirtuose mit ganz aussergewöhnlichem Erfolge
in die Oeffentlichkeit getreten und hat zugleich Proben eines beachtenswerthen
Compositionstalentes gegeben. Der ältere Bruder:
Klengel, Paul, Dr. phil., geboren den 13. Mai 1854, ist, wie Julius, auf
dem Leipziger Couservatorium gebildet und vFurde seiner Zeit als einer der
hervorragendsten Schüler entlassen. Er ist ein trefflicher Geiger und hat auch
mehrere Compositionen, Lieder und Ciavierstücke veröffentlicht. Gegenwärtig
(1881) ist er Musiklehrer im Hause des Landgrafen von Hessen.
Kling, Henri Adrien Louis, Hornvirtuos und Componist, in Genf
lebend; geboren den 17. Februar 1842 in Paris, bildete sich früh in der Musik
aus, besonders wurde das Waldhorn sein Lieblingsinstrument, auf dem er sich
auch zu einem fertigen Künstler ausbildete. Mau rühmt besonders seinen ge-
fühlvollen Vortrag, verbunden mit einem schönen Ton. In der Composition
hat sich K. auch besonders ausgezeichnet. Unter seinen Orchesterwerken sind
folgende hervorzuheben: •DL'Escalade de Geneve, Foeme si/fnphoniquev ; y>Le Salere,
Symphonie pittoresquea ; >^Ädieuj' de Winlcelrieda , Elegie; von seinen Opern
kamen bis jetzt folgende zur Auff'ührung im Genfer Stadttheater: »ie dernier
des Paladins^, opera comique; i>Les devx rivaua;«, y>Le Flutiste«, i>J. J. Rous-
seau«, Cantate; »ie Bataille de Moratv., Fragmente aus »ia Reine Rerfhe«,
op. com. en 3 actes und y>le Castel de Rij)aille<.<, op. bouffe 3 actes u. s. w. \ on seinen
bis jetzt veröffentlichten Werken sind zu erwähnen: »Horn-Schule«; »J4 Trans'
criptions classiques en forme de Duos coneertantsa , pr. 2 cors; j)40 Etudes
caracferistiquesu; Bearbeitungen der Hornconcerte von Mozart und ^^ eher
(Leipzig, Breitkopf & Härtel); Sonate in A-moll für Hörn und Piano (Paris,
cbez Meis); Trio in D-dur für Piano, Violon et "N'iolonc; Quartett in D-dur
für Piano, Violine, Viola et \;iolonc.; Horn-Concert in F-dur, mit Begleitung
des Orchesters oder Piano; Symphonie concertante für Flöte, Oboe, Clari-
nette. Hörn, Fagott und Orchesterbegleitung u. s. w. Ferner sind noch zu
190 Klingeuberg — Kniese.
nennen zahlreiche Tanzcompositionen , Fantasien , Ouvertüren für Orchester
und Militärmusik.
Klingeuberg', Emilie, geboren in Sulau (Schlesien) am 8. April 1811,
von ihrem Vater daselbst, späteren Organisten in Liegaitz, nach dessen Tode
1827 von ihrem Bruder Wilhelm und von den Musikdirektoren Siegert und
Mosewius in Bi'eslau gebildet, lebt seit 1840 als geachtete Concertsängerin,
Gesang- und Clavierlehrerin in Görlitz.
Kliugenberg, Johannes, geboren am 28. August 1852 in Görlitz (Pr. Ober-
lausitz). "Während seiner Gymnasialbilduug zugleich die musikalische Erziehung
seines Vaters, königl. Musikdirektor daselbst, geniessend, war er von 1869 bis
1872 Schüler von Fr. Grützmacher und G. Merkel in Dresden, und wurde
dann geachteter Orchester- und Solovioloncellist in den Kapellen zu Homburg
v. d. H. und am Hamburger Stadttheater. Eine Lungenkrankheit veranlasste
ihn, seine Herstellung in Görbersdorf zu suchen, worauf er in die Wiesbadener
Kurkapelle eintrat. Von hieraus machte er verschiedene erfolgreiche Concert-
reisen in die Heimath und Nachbarstädte; seit 1878 ist er in der herz. Braun-
schweig'schen Hofkapelle angestellt.
Klose, Hyacinthe Eleonor (VI, 102), von diesen bedeutenden Clari-
nettisten und Lehrer seines Instruments sind noch anzuführen: drei Schulen
für die verschiedenen Saxhörner, und eine grosse Clarinettenschule y>Grande
Methode pour la clarinette ä anneaux mobiles«.
Knabe, Wilhelm, Begründer einer Ciavierfabrik in Baltimore, wurde am
3. Juni 1803 zu Kreutzberg im Grossherzogthum Sachsen- Weimar geboren
und wanderte 1833 nach Amerika aus, nachdem er sich während einer drei-
jährigen Lehrzeit bei Langenhahn in Gotha, sowie später in den angesehensten
Fabriken Deutschlands eine gründliche Kenntniss seines Berufes angeeignet
hatte. In Baltimore angelangt, trat er zunächst als Arbeiter in die Fabrik von
Hartge ein, welcher als der Erfinder der eisernen Ciavierrahmen gilt und dafür
bereits 1832 patentirt wurde; vier Jahre später jedoch etablirte K. ein Geschäft
auf eigne Rechnung, anfangs nur mit Reparaturen beschäftigt, von 1839 an
aber mit eignen Arbeiten hervortretend. In demselben Jahre associirte er sich
mit einem Collegen Namens Gaehle und bis zu dessen Tode 1855 gelang es,
das Geschäft, ungeachtet des, damals beim amerikanischen Publicum herrschen-
den Vorurtheils gegen die heimische Ciavierfabrikation , auf eine ausserordent-
liche Höhe zu bringen. Fünf Jahre darauf errichtete er, nunmehr unter der
Firma Wm. Knabe & Co., einen grossartigen Gebäudecomplex, welcher noch
gegenwärtig die Lager-, Fabrikations- und Verkaufsräume des Geschäftes um-
fasst, und schon damals war der Betrieb desselben ein so grossartiger, dass selbst
der 1861 ausgebrochene Bürgerkrieg ihn nur zeitweilig unterbrechen konnte,
wiewol die Südstaaten bis dahin das haujjtsächlichste Absatzgebiet für die K.'schen
Claviere gewesen waren. Nach kurzer Zeit war es den Anstrengungen K.'s
gelungen, im Westen und im Norden der Union einen neuen Markt für seine
Waare zu finden, so dass er bei seinem Tode am 21. Mai 1864 das von ihm
begründete Geschäft in höchster Blüte' hinterlassen konnte; dasselbe beschäf-
tigt gegenwärtig 250 — 300 Arbeiter, welche wöchentlich 30 — 36 Instrumente
der verschiedensten Grössen fertig stellen. Die Zahl der bisher aus der Fabrik
hervorgegangenen Claviere übersteigt zwanzig Tausend. Die Leitung des Ge-
schäftes übernahmen nach K.'s Tode seine Söhne Ernst (geb. 16. August 1837)
und Wilhelm (geb. 7. Juli 1842), beide praktische Ciavierbauer und Schüler
ihres Vaters, in Gemeinschaft mit dessen Schwiegersohn Karl Keidel (geboren
2. Juni 1838).
Kniese, Julius, ist am 21. December 1848 in Roda bei Jena geboren
und machte seine Musikstudien hauptsächlich in Altenburg unter dem Hof-
kapellraeister Dr. Friedrich Wilhelm Stade. 1871 ging er als Dirigent der
Singakademie nach Gross-Glogau in Schlesien und übernahm am 1. September
Knyvett — Köneu. 191
1876 die Leitung des Rühl'schen Gesangvereins in Frankfurt a. M. Von seinen
Compositionen sind einige Lieder veröft'entlicht.
Knyyett, Deborah, Travis, GJattin des berüliniten Uratoriensängers Wil-
liam K. (VI, 108), war ihrerseits auf demselben Gebiete eine anerkannte Künst-
lerin und theilte die Erfolge ihres Gaflen bei den Oratorienaulführungen und
Festivals in England. Sie starb zu Heyside bei Oldham am K). Januar 1876
im Alter von 79 Jahren.
Koch, Bernhard, Sohn eines Juv?elenhilndlers in Amsterdam, wurde da-
selbst 1791 geboren. Unterricht in der Musik erhielt er von Bertelmann,
Stassens, Binger. Bereits 1806 mit drei Schwestern verwaist, kam er nach
Haag, wo er Schüler Navoigille's wurde. Dieser unterstützte ihn und vermit-
telte ihm auch ein Auftreten im Hofconcert, durch welches er als Ueberzühliger
in der Kapelle Louis Bonaparte's angestellt wurde. Bis 1810 war er hier
thätig, worauf er über Utrecht nach Amsterdam zurückkehrte. Hier erwarl>
er sich als Lehrer eine angesehene Stellung, übernahm die Direction eines
Musikvereines, später der deutschen und italienischen Oper während mehrerer
Jahre. Seine Oper »ia mere Ganz et VOeuf cForti wurde mit Erfolg in Haag,
Rotterdam, Amsterdam und Leyden aufgeführt. In mehreren Concursen erhielten
seine Compositionen den Preis, wie: Prijs-Fantasie und Variationen und die
Cantate ri^oeder lief da. Ausserdem sind noch anzuführen: »Der hölzerne Säbel«,
Operette, in einem Akt. — »Das gestohlene Lämrachen«, Operette. — »Pumper-
nickel« (nicht aufgeführt). — tiJane Gray recit historique.<i — T)Binjamin, recit
biblique.K — »De Verlatene«, Cantate. — »Elegie auf den Tod Mendelssohns.«
— Romanzen, Streichquartette u. a.
Kocher, C . . ., veröffentlichte gegen 1860: »Harmonik. Die Kunst des
Tonsatzes aus den Grundelementen theoretisch entwickelt und praktisch dar-
gestellt«. Stuttgart in 4^ 210 S.
Köllin, Jacob Jäcklin, wahrscheinlich ein Sohn des Lautenschlägers
Köllin in Ulm, welcher 1434 — 42 vorkommt. Im Jahre 1470 war er Stadt-
pfeiffer und Lautenmacher in Ulm; 1476 gab ihm die Stadt Erlaubniss bei
König Matthias von Ungarn, der ihn erbeten hatte, in Dienste zu treten, »ob
sie ihn«, wie die Väter der Stadt dem Könige berichteten, »gleich ungern ent-
rathen, da er ihre Stadt mit seinem Blasen ziere.« Ihm selbst stellten sie das
Zeugniss aus, »dass er der Stadt mit seiner Kunst des Pfeiffens meisterlich er-
baulich und wohl gedient habe«.
Kocipinski, Anton, polnischer Pianist und Compouist von Ciavierstücken,
hauptsächlich Tänzen, Polonaisen, Mazurkeu u. dergl., lebte in diesem Jahr-
hundert und etablirte in Kamiennie^-Podolski einen Musikalienverlag.
Konen, Friedrich, Domchordirigent in Köln, geboren am 30. April 1829
in Rheinbach bei Bonn , erhielt seinen ersten Unterricht in der Musik für
Ciavier- und Orgelspiel bei seinem Vater Jos. Konen, Lehrer in Rheinbach,
für Violoncell bei Biermann, Sohn des ehemaligen Domkapellineisters in Pader-
born, jetzt Pfarrer in Mülheim an der Moene. Den 4. September 1854 zum
Priester geweiht, fand er zu Köln im Sängerchor des katholischen Gesellen-
vereins zuerst Gelegenheit, für die Kirchenmusik thätig zu sein. 1862 ward
er vom Kardinal von Geissei nach Regensburg gesandt , um dort unter
der Anleitung von Domkapellmeister Schrems und dem damaligen Seminar-
professor Witt sich speciell dem Studium der Kirchenmusik zu widmen. Von
Regensburg zurückgekehrt, wurde er 1863 als Lehrer des Gesanges im erz-
bischöfl. Pi'iesterseminar zu Köln und bald darauf auch als Chordirigent in der
Domkirche angestellt. Einen gemischten Chor mit Knabenstimmen einrichtend,
pflegte er in den ersten Jahren seines Wirkens als Domchordirigent fast aus-
schliesslich die ältere Kirchenmusik Palestriua's und seiner Zeitgenossen, wandte
sich aber nachher neben dieser auch der neuesten, durch den Einfluss des Cäci-
lienvereins sich herausbildenden Kirchenmusik zu. Im Jahre 1869 schloss er
sich dem Allgemeinen Deutschen Cäcilienverein an, wurde ins Referenteucolle-
192 Köneu — Koman.
gium aufgrnommen und gründete am 19. Mai 1869 einen Diöcesanverein für
die Erzdiöcese Köln, dessen Präsident er seitdem geblieben. Derselbe ist auch
als Componist thätig und_ sind bis jetzt von ihm folgende Werke erschienen:
zwei Messen für Männerchor; fünf Messen für gemischten Chor, theils mit,
theils ohne Orgelbegleitung; Psalm 41; Te Deum, für gemischten Chor mit
Orgelbegleitung; lateinische und deutsche Kix'chengesänge für Frauenchor; Samm-
lung von Motetten für gemischten Chor und endlich eine Orgelbegloitung zu
dem Kölnischen Kyriale. Yon Compositionen profaner Musik ist zu nennen:
eine Sammlung von 25 Liedern für eine Singstimme mit Clavierbegleitung.
Konen, Heinrich, Bruder des vorgenannten Fr. K., geboren am 6. Juni
1827 in Rhcinbach, erhielt denselben Unterricht für Ciavier-, Orgel und Greige,
wie sein Bruder. Als Theologe wurde er zu Bonn durch Prof. Heimsoeth und
durch Ferrenberg (bekannt als Herausgeber älterer kirchenmusikalischer Werke)
für die Pflege der Werke des Palestrina gewonnen. Am 14. September 1851
zum Priester geweiht, wirkte er zwei Jahre an der höheren Lehranstalt in
Opladen, dann acht Jahre als Repetent im katholischen Convictorium, von
1861 an als Lehrer an der Bitterakademie in Bidburg und von 1864 an als
Domvicar in Köln, wo er am 16. Juni 1865 starb. In genannten verschie-
denen Stellungen blieb er stets für die Kirchenmusik thätig und sind als Früchte
seines Schattens zu verzeichnen: 1) eine Sammlung von älteren Kirchenliedern,
für gemischten Chor bearbeitet und mit kritischen Notizen versehen; 2) eine
Messe: y^Tota pulchra es«, für gemischten Chor, eine tüchtige contrapunk-
tische Arbeit.
Kohl, Heinrich, geboren 1816 in Holstein, gründete in Hamburg 1856
unter den bescheidensten Verhältnissen eine Ciavierfabrik, welche er bald
durch unermüdlichen Eifer und Fleiss, wie durch ernstliches Nachdenken und
Forschen auf dem Gebiete der Ciaviertechnik zu den bedeutendsten ersten Ban-
ges erhob. Was edle Schönheit, Gleichmässigkeit und Kraft des Tones, sowie
ausgezeichnete Spielart und solide Arbeit der Instrumente anbetrifft, wird er
wol von keinem arderen Fabrikat übertroffen werden. Im Jahre 1870, als die
Fabrik in ihrer vollsten Blüte stand, wurde sie noch durch Dampfkraft er-
weitert, so dass stets 60 Arbeiter darin thätig sind und die Fabrik jährlich
über 300 Instrumente liefert. Der Absatz der K. 'sehen Instrumente erstreckt
sich in bedeutendem Maasse nach transatlantischen Plätzen, da die Dauerhaftig-
keit derselben selbst an den klimatisch ungünstigsten Orten bald zu günstigem
Rufe verhalf. 1874 als K. sich ins Privatleben zurückzog und seinem Sohne
Emil das Geschäft übergeben hatte, machte leider ein Herzschlag seinem irdi-
schen Dasein ein Ende. Sein Sohn:
Kohl, Emil Heinrich Adolph, geboren 1847 zu Hamburg, welcher
13 Jahre in dem Geschäft seines Vaters mitwirkte und um seine Kenntnisse
noch zu erweitern, während dieser Zeit mehrere Jahre in verschiedenen der
berühmtesten Pariser und deutschen Ciavierfabriken thätig gewesen ist und ganz
in dem Sinne seines verstorbenen Vaters das Geschäft fortführt, dehnte das-
selbe noch auf den Bau von Flügeln aus, welche bald überall, wohin sie kamen,
den ungetheiltesten Beifall fanden und von Künstlern ersten Ranges als zu
den vorzüglichsen gezählt werden. In dem neuen, im Jahre 1878 zum Ge-
schäftszwecke speciell eingerichteten Hause in der Büschstrasse Nr. 3 befinden
sich, ausser Magazinen für Flügel und für Pianos. Studirzimmer für Künstler,
kurz alles was zu einem Geschäft ersten Ranges gehört.
Koeuppers, Jean, einer der geschicktesten flämischen Lautenmacher des
18. Jahrhunderts, arbeitete in Haag von 1755 — 1780.
Kolbe, Oscar (VI, 121), starb in Berlin am 2. Januar 1878.
Koinau, Heinrich, Pianist und Componist, geboren 1828 zu Warschau, wo
sein Vater Musiker eines Chors der früheren polnischen Armee war. Nachdem er
von diesem die nöthige Vorbereitung erhalten hatte, trat er ins Conservatorium zu
Warschau, an welchem er zur Zeit selbst Lehrer des Claviersjaiels der oberen Classen
Komorowski — Kothe. 193
ist. Er hat sich in seiner Vaterstadt durch öffentliche Vorträge einen guten
Ruf als (ylavierspieler erworben und vcröffentliclite auch eine Reihe von (Jom-
positiouen für Ciavier: Sonaten, Nocturnos, Impromptus, Concertwalzer u. s. w.
Komoro>vski, Ignaz, polnischer Compt/liist, geboren in der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts, gab eine Jieihe von Vocalcompositionen heraus, die thfil-
wcise ein nationales Gepräge an sich tragen; zu den letzteren gehört der Ge-
sang »Kalina«, für eine Stimme und »Gesang der Maria«, für Solo und Chor.
Sämmtliche Compositionen sind in Warschau bei Klukowski, Spies & Co. und
Friedlein erschienen. K. ist zugleich talentvoller Sänger der seine Lieder selbst
vorträgt und auch selbst begleitet.
Kouin;?, David (VI, 125), starb in Amsterdam am 6. November 187G.
Kouradin, Carl Ferdinand, ist 1833 in Uesterreich geboren. Seit dem
Jahre 1861 war er an verschiedenen Theatern in München, in Breslau und in
Wien als Kapellmeister thätig. Von seinen Compositionen haben seine Operetten :
»Flodoardo AVuproholl« ; »Der Drachenstein«; »Einquartirung«; »Prinz Eugen«;
»Liebchen am Dache«; »Der Abbee« u. s. w. an verschiedenen Bühnen aufgeführt,
Beifall errungen. Gedruckt sind einige Lieder von ihm.
Koutski, Carl von (VI, 126), starb in Paris am 27. August 1867.
Koutski, Appolinari von (VI, 126), starb am 29. Juni 1879.
Korsoff, einer der geschätztesten russischen Sänger in Petersburg, wo er
am Theater »Marie« engagirt ist. Er ist im Besitze einer schönen Baryton-
stimme, zu deren Ausbildung er Italien aufsuchte. Ausser seiner Thätigkeit an
der Bühne, pflegt er jedes Jahr eine Reihe von Concerten zu veranstalten,
in denen er seine Landsleute mit der Concertrausik ausländischer Literatur,
hauptsächlich der französischen, bekannt macht.
Koscbat, Thomas, geboren am 8. August 1845 zu Viktring bei Klagen-
furt, besuchte die Wiener Universität um Chemie zu studiren, wurde aber durch
Hofkapellmeister Heinr. Esser veranlasst, ein Engagement bei der k. k. Hof-
oper als Chorist anzunehmen, wo er noch jetzt für kleine tiefe Basspartien
und als Chorführer sowie als Hofkapellsänger angestellt ist. Im Jahre 1873
lenkte er durch seine naiven Lieder im Kärntner Volkston, wozu er die Texte
selbst dichtete, die Aufmerksamkeit des grösseren Publicuras auf sich. Sein
»Verlassen bin i« erlangte eine ausserordentliche Popularität. Mit einigen seiner
CoUegen bildete er 1875 das Kärntnerquintett, mit dem er in Wien sowol auf
der Bühne wie in Concerten und auch später auf Concertreisen Furore machte.
Besondere Beliebtheit erlangte seine 1878 erschienene Walzeridylle »Am Wör-
thersee«, dem 1879 eine ähnliche Ccmposition »Eine Bauernhochzeit in Kärnten«.
188U »Kirchtagsbildcr aus Kärnten« folgten. Auf Veranlassung dei- Direction
der k. k. Hofoper vereinigte er seine beliebtesten Compositionen zu einem Lieder-
spiele »Am Wörthersee«, das nach dessen beifällig aufgenommener Aufführung
in Wien, auf sehr vielen Proviuzialbühnen zur Darstellung gelangte.
Kosmowski, geschickter Orgelbauer zu Warschau im 18. Jahrhundert,
wurde als Hoforgelbauer des Königs 1721 beauftragt, die Orgel in der Kapelle
der St. Maria von Czenstochowa zu erbauen, für welche er eine Bezahlung
von 4000 polnischen Gulden erhielt.
Kossak, Ernst (VI, 130), starb am 3. Januar 1880.
Kothe, Aloys, ist am 3. October 1828 zu Gröbnig bei Leobschütz in
Schlesien geboren ; wurde auf dem Lehrerseminar in Oberglogau zum Lehrer ge-
bildet und amtirte als solcher mehrere Jahre; darauf besuchte er noch einige
Jahre das königl. Institut für Kirchenmusik in Berlin und erwarb hier drei
Preise. 1860 wurde er in Braunsberg in Dstpreussen Organist und Musik-
lehrer am Gymnasium; 1863 aber Musiklehrer am Lehrerseminar in Breslau:
hier starb er am 13. November 1868. Von seineu Compositionen wurden ver-
öffentlicht: Lieder; eine Messe für Männerstimmen; ein Adoramus te; Ciavier-
stücke u. s. w. Sein älterer Bruder:
Kothe, Bernhard, ist am 12. Mai 1821 zu Gröbnig geboren, widmete
Musikal. ConTers.-l.cxikon. Ergün7:iii)i7äbau(l. !•'
294 Kothe — Krause.
sich ebeufalls dem Lehrfach; besuchte 1843 und 1844 das köuigl. Institut für
Kircheumusik in Berlin, und wux'de 1851 zum Gesanglehrer an das Gymnasium
in Oppclu berufen; 18G9 trat er an die Stelle seines Bruders am Breslauer
Schullehrerseminar und wurde zum königl. Musikdirektor ernannt. Er ent-
wickelte hier eine reiche Thätigkeit, namentlich auch als Gründer des schlesi-
scheu Cäcilienvereins für katholische Kirchenmusik. Er verößentlichte ausser
Liedersammlungen, Orgelstücken und Kirchengesängeu auch mehrere Schriften:
»Abriss der Musikgeschichte« (2 Auti., Leipzig, Leuckart 1877); »Die Musik in der
katholischen Kirche«; »Musica sacra«; »Eine Gesanglehre« u. s. w. Ein dritter Bruder:
Kothe, Wilhelm, ist am 8. Januar 1831 in Gröbnig geboren, besuchte
ebenfalls das Lehrerseminar in Oberglogau und das königl. Institut für Kirchen-
musik in Berlin; wurde 1855 Seminarlehrer in Braunsberg; 1863 Musiklehrer
an dem neubegrüudeten Lehrerseminar in Liebenthal in Schlesien und ging
1871 in gleicher Eigenschaft an das neugegründete Seminar in Habeischwert.
Wie seine Brüder, ist auch er ein gründlich durchbildeter Musiker und aus-
gezeichneter Lehrer. Ausser mehreren Uuterrichtswerken, wie: einer praktischen
Violinschule und einer Gesanglehre, veröflentlichte er auch Liederhefte und
Olavierstücke und die Schrift: »Friedrich der Grosse als Musiker«.
Kragen, Carl Phil. Heinrich (VI, 134), starb am 14. Februar 1879.
Krakamp, Emanuel, ausgezeichneter Flötist und Componist für die Flöte,
ist in Palermo am 3. Februar 1813 geboren. Sein Vater war Militärmusik-
direktor und unterrichtete den Sohn auf der Flöte, die dieser sehr bald mit
grosser Virtuosität zu behandeln verstand. K. unternahm nun ausgedehnte
Coucertreisen, besuchte Messiua, Catania, Malta und durchreiste die Vereinigten
Staaten, Mexiko, Canada, die Antillen. 1837 traf er wieder in Neapel ein,
wurde Chef des Musikchors vom 92. Regiment auf Corfu, und kehrte 1841
abermals nach Neapel zurück. Er übex'uahm jetzt die Untei'inspection der
Classen des Conservatoriums San Pietro a Majella und die Soloüötistenstelle
l)eim Grafen von Syrakus. 1848 musste er in Folge der politischen Bewegung
nach Rom flüchten, wo er als Militürmusikdirektor der ersten römischen Legion
und Unterlieutenant alle Kämpfe mitmachte. Nach dem Falle der Republik
begab er sich auf neue Coucertreisen und Hess sich fast in allen grossen Städten
Europas höi-en. Nachdem er 1860 nach Neapel zurückgekehrt war, erhielt er
eine Anstellung als Professor am Conservatorium Albergo de poverie. K. schrieb
für die Flöte 255 Werke, die sämmtlich veröffentlicht sind. Es gehören dazu:
Eine Flötenschule und verschiedene Etudenwerke für Flöte; ferner Schulen für
Clarinette, Hoboe und Fagott, eingeführt in sämmtlichen Conservatorien Italiens^,
Kraiuer, H., deutscher Lautenmacher, der zu Wien im Anfang des 17. Jahr-
hunderts arbeitete und von welchem sich in der Sammlung der Gesellschaft der
Musikfreunde zu Wien, eine Viola di bordone, mit seinem Namen und der Jahres-
zahl 1717 gezeichnet, befindet.
Krascropolsky, polnischer Componist der gegenwärtigen Zeit, schrieb die
Oper »Lesta«, welche vor einigen Jahren in Russland aufgeführt wurde.
Kraus, Alessandro, Pianist und Musikschriftsteller, ist zu Florenz am
12. October 1853 von deutschen Eltern, die sich dort niedergelassen hatten,
geboren. Er erhielt eine gute musikalische Erziehung und widmete sich nach
Vollendung derselben dem Unterricht und historischen Arbeiten. Bis jetzt ver-
öffentlichte er: »ie Quattro Scale diatoniche della moderna Tonalitm (Florenz 1874)
und gleichzeitig die von ihm hergestellte Uebersetzung dieser Abhandlung ins
Französische, unter dem Titel: ^>Les quatres (jammes diatoniques de la tonalite
modernem. Ferner: nEsercizi elementari per »^ciocjliere le dita ai pianistia (Florenz
1873). K. ist mit einer Geschichte der musikalischen Instrumente beschäftigt,
deren Erscheinen bereits angekündigt ist.
Krause, Carl Christian Friedrich (VI, 142). Ausser durch die ge-
nannten musiktheoretischen Werke, besonders: »Die Anfangsgründe der allge-
meinen Theorie der Musik nach Grundsätzen der Wesenlehre«, bethätigie sich
Krauu» — Krauss. 195
der grosse PhiluBoph au iler Wcitereutwickluug di;r Theorie durch seiue Auf-
siitzi! iu dur Leipziger AUgem. luus. Zeituug, wie iu Nr. 41 und ü4 lÖlO:
»Ueber eine chroiiuitisclie (Jliiviatur ohue Obertuöteuo, und IHll in Nr. liU:
»Leber eiue neue Xotousehriit«.
Krauss, Gottfried Uebhard, ciu sehr geschickter und von Kennern ge-
schützter Waldhornist und Violoncellspieler in Ulm; ist am 6. December 1751
zu Aalen geboren, dort war sein A'^uter Schreiner und Stadtmusikus. Dieser
ei'theilte ihm den ersten Unterricht in der r\iu8ik; dann kam er zum
Hol'musikus Heinrich Hetsch (f löOl) nach Stuttgart; erlaugte bedeutende
Fertigkeiten und wui'de in Folge dessen hier iu die Hot'kapelle aufgenommen.
Nach einem vierzehnjährigen Aufenthalt iu Stuttgart ging er 1778 auf Keiaen
und coucertirte in den grösseren Städten Deutschlands und der Schweiz mit
bedeutendem Erfolge. Als 17)S5 der Stadtmusicus Joh. Fr. Henne in Ulm
starb, übernahm er dessen Stelle. K. war zu einer Zelt in Ulm, wo jeuer
Zeit bedeutende lustrumeutalisten lebten, wie Eitel Eberhard von Besserer
(t 1-1. October 18"J1), Joh. Jacob von Scheid und sein Bruder Christoph Fried-
rich von Scheid, Albr. Ludwig Hetsch, Joseph Hammer von Tichingen, der
Fagottist Silberbaur, Carl Fx'iedrich üechsleu, Georg Balth. Kieder u. m. A., an
deren Spitze der Musikdirektor Johannes Martin stand, welche iu den Freitags-
coucerteu auf dem Schwörhaus sich versammelten und mit Geschmack und Kunst
die Musik vorzüglicher Tonkünstler hören Hessen. K. gab hier öfter Coucerte
mit allgemeinem Beifall. Er starb am 16. October lbU8.
Krauss, Marie Gabriele, eine der vortreiflichsteu und vielseitigsten Sän-
gerinnen der (jegenwart, geboren zu Wien am 23. März 1842 als die Tochter
eines Ministerialbeamten, zeigte bereits früh bedeutende musikalische Anlagen,
und wurde iu Folge dessen von ihrer älteren Schwester für den Besuch des
Couservatoriums, in das sie, dreizehn Jahr alt, eintrat, vorbereitet. Im Gesänge
war sie die Schülerin der Frau Marchesi und gehöx'te überhaupt zu den bevor-
zugtesten.Schüleriuueu des Instituts, denn sie erwai*b sämmtliche Preise, welche die
Schüler dort erwerben können. Nach Vollendung ihrer Ausbildung wurde sie
an der Hofoper in Wien engagirt und debütirte als Mathilde im Teil, welcher
Partie die der Berta (Prophet), Alice (Robei't), Pamina (Zauberiiöte), Agathe
(Freischütz), Elisabeth (Tannhäuser), Elsa (Lohengrin), Elvira und Donna Anna
(Don .luau) folgten. In Wien waren die Erfolge der jugendliclien Säugerin
bedeutend und sie befestigte ihren günstigen Huf noch fortdauernd, indem sie
immer neue Partien ihrem B-epertoir einverleibte, die sie alle gleichmässig künst-
lerisch durchführte. Sie sang noch in: Fidelio, Figaros Hochzeit, Cosi fau
tutte, Hugenotten, Fliegender Holländer, Weisse Dame, Troubadour, Belisar,
Jjalla Book, Euryauthe, Hernani, Gustav III., Lucrezia Borgia, Zampa, Maria
di Bohan u. s. w. Nach Ablauf ihres Coutrakts nahm sie ein neues En-
gagement an der italienischen Oper in Paris an; wo sie ein für Adeline
Patti schwärmendes Publicum antraf, und aus diesem Grunde vielleicht völlig,
nur von der Kritik gewürdigt wurde. Bei ihrer zweiten Anwesenheit in der
nächsten Saison jedoch, wurde sie ihrer Künstlerschaft würdig empfangen.
Sie sang in Lucia , Norma , Othello, Semiramis , il Templario, Ballo in
Maschera, Rigoletto, Aida und Piccolo, O^jer von Mm. Grandval. 1870 ver-
liess sie Frankreich. 1872 sang sie mit sehr grossem Erfolg iu Neapel am
Sau Carlo Theater, und verhalf hier der Oper »Manfredo« von Petrella zu einem
Erfolge. Anfang des Jahres 1873 schuf sie bereits eiue andere neue Partie
in der Oper Fosca von Carlos Gomes am Theater la Scala in Mailand und
sjnlter in »Bianca Orsini« von Petrella in Neapel. 1874 kehrte sie nach Paris
zurück uud entschloss sich zur französischen Oper überzugehen, indem sie ein
Engagement an der grossen Oper annahm. Sie begann diese neue LauiLahn
mit der Kachel iu der Jüdin, und erntete auf derselben neben Faure verdiente
Anei'kenuung. Der Haupt Vorzug der ausgezeichneten Sängerin beruht in der
vollendeten Ausbildung ihrer Stimme. Ihr Gesangstil, die Phrasirung wie die
iu
] 9G Krausshaar Kritik.
Behandlung der Recitative entsprechen den hculisten Anforderungen. Diesem
musikalisch vollendeten Gesang gesellt sich künstlerische Begeisterung, durch
welche Eigenschaften Mlle. K. zu den ersten Sängerinnen der Gegenwart zählt.
Krausshaar, Otto (VI, 144), starb in Kassel am 23. November 18G6.
Krebs, Carl August (VI, 145), starb am 16. Mai 1880.
Kreipl, Joseph, starb in AVicn im Juni 18G6.
Kremser, Eduard, geboren am 10. April 1838 in Wien, war ursprüng-
lich von seinen Eltern zum Handelsstande bestimmt, widmete sich aber früh
ausschliesslich der Musik. 1869 im October wurde er Chormeister des Wiener
Männergesangvercius und hat als solcher eine Reihe von weit verbreiteten ge-
fä.lligen Männeichören veröffentlicht. Ausserdem erschienen Ciavierstücke und
Orchesterwerke von ihm bei Hasslinger. Ende 1875 kam seine Operette: »Eine
Operette«, in Psst zur Aufführung.
Kreuel, Pius, Conventual des Klosters Einsiedeln, einer der geschicktesten
Orgelbauer der Schweiz im 17. Jahrhundert, wurde geboren zu Zug 1629,
und starb 1696.
Kretzschmar, Hermann, Dr. phil., ist am 19. Jan. 1848 zu Olbernhau im
sächsischen Erzgebirge geboren; dort war sein Vater Cantor und früh musste er
diesen in seinen amtlichen Leistungen unterstützen, so wurde er schon in seiner
Jugend in die Musik eingeführt. Den ersten theoretischen Unterricht erhielt er in
Dresden von Julius Otto, unter dessen Direktorat Kretzschmar Alumnus und
Präfect im Sängerchor des Gymnasiums zum heiligen Kreuz war. In Leipzig
besuchte er neben den philologischen Collegien auch das Conservatorium, an
dem er 1871 als Lehrer angestellt wurde. Daneben übernahm er die Leitung
der Euterpecoucerte, des Bachvereins u. dergl., und erwarb namentlich als Orgel-
virtuos Ruf und Anerkennung. 1876 ging er als Kapellmeister an die Oper
in Metz und 1877 als Hniversitätsmusikdirektor nach Rostock; um seinen
Weggang nach Sondershausen zu verhüten, machte man ihn hier 1880 auch
zum städtischen Musikdirektor. Von seinen Compositionen sind Qhorsachen,
Orgelstücke und Lieder im Druck erschienen. Ausserdem veröffentlichte er
eine Reihe von Abhandlungen u. dergl. in verschiedenen Zeitschriften und in
der Sammlung von Vorträgen, welche Graf Waldersee heraus giebt.
Kreutzer, August Jean Nicolas (VI, 156), wurde am 3. Sept. 1787
geboren und starb in Paris am 31. August 1832.
Kreutzer, Leon Charles Fran^ois (VI, 157), starb zu Vichy den
6. October 1868. Von seinen Schriften ist noch zu nennen: »Essai sur Vart
Vyrique au theäfre, depuis les anciens jtisqu^ ä Meyerheer», (de concert avec
E. Tournier, Paris, Bouchard-Husard 1849, in 12"). Notizen über ihn giel)t
A. Pougin: »Leon Kreutzer«, Paris, Liepmannsohn et Dufour, 1868, in 8*' 16 p.
Kreutzer, Conradin (VI, 157), ist am 22. Nov. 1780 (nicht 1782) geboren.
Kreutzer, Rudolph (VI, 159), zu den dramatischen Werken K.'s gehören
noch: »Za journee du 10 aoüt 1792 ou la Chute du dernier tyran, 4 actes,
Opera« (10 aoüt 1795); -nVheureux retour, divertissement (en societe avec Berton
et Persuis) Oper aa (25 juillet 1815) \ y>Blanche de Province, ou la cour den fees,
S actes (en societe avec Berton, Boieldieu, Cherubini et Paer) Opera (3 mai,
1821); y>Le paradis de Mahomet, 3 actes, Opera comiquev- {23 mars 1822);
y>Pharainond, 3 actes«.
Krig'ar, Hermann, starb nach längerer Krankheit am 5. Sept. 1880 in Berlin.
Kritik (VI, 165). Die Kritik, welche Bedeutung und Werth eines Kunst-
werkes feststellen soll, setzt selbstverständlich die vollständigste Vertrautheit mit
allen ästhetischen und technischen Voraussetzungen, unter denen ein Kunstwerk
entsteht, voraus. Das natürliche und durch die Uebung geschulte Kunstgefühl
reicht schon nicht mehr für den oberflächlichen Genuss, für ein tieferes Erfassen
aus, aber ganz und gar nicht für die kritische Würdigung eines Kunstwerkes.
Der seltsame Irrthum, aus der Tiefe des Gemüths heraus kritisiren zu wollen,
hat eine unsägliche Begriffs- und Prinzipienverwirriing, die namentlich für die
Kritik. 197
Kuustcntwickcluiii,' unserer Tage von folgonachworcm Kinlluss gi'wordeii iat,
lioivorgeiufcM. Bis zum Ausgange des vorigen Jiilirliunderts beschränkte sicli
die Kritik meist iiul" eine rein teehuische Analyse des Kunstwerks, sie versuchte
hauptsächlich über die verwendeten harmonischen Durstellungsmittel ausführlich
Rechenschaft zu geben mit meist nur andeutender Angabe über ihre Verwen-
dung zu Formen und deren melodische und rhythmische Darstellungsweise. Mil
dem Ausgange des Jahrhunderts trat eine ganz bedeutsame Wendung in dieser
Beziehung ein; mehr dichterisch veranlagte, als technisch durchbildete Kritiker
begannen das Kunstwerk nur nach seiner AV'^irkung auf Ohr, Herz und Gemüth
zu beurtheilen und diese neue Richtung fand rasch so begeisterte Anhänger,
dass jede technische Erörterung bald als Versündigung an der Kunst erschien.
Es sollte von jetzt an nur der sogenannte poetische Inhalt in einige tönende
Phrasen gebracht werden. »Wie, mein Freund,« schreibt Rochlitz im zweiten
Jahrgang der »Leipziger Allgemeinen Musikzeitung« (1799), »Sie sollen einer
jungen Dame Unterricht geben im Generalbass, Contrapunkt, im gelehrten Satze,
ich soll mich über diese Nachricht freuen? Nun ja, ich thue mein Möglichstes,
aber aufrichtig, es will mir nicht recht gelingen; es ist, als ob ich nicht wagte,
darüber froh zu werden. Ihre schöne Schülerin glaubt, weit mehr, weit reinern
Genuss an den Werken der Tonkunst zu haben, wenn sie sich eine gründliche
Kenntniss der Harmonie und ihrer Gesetze erworben haben wird? Mir ist um
ihretwillen bange. Musik und deren Genuss machte bisher ihre vorzüglichste
Unterhaltung in den schönsten Stunden ihrer Einsamkeit aus. Wie, wenn sie
auf dem jetzt erwähnten AVege Gefahr liefe, sich um Alles oder doch den grössten
Theil dieses Wohlthätlgeu zu bringen? Glauben Sie nicht, dass ich zu den
Schwärmern gehöre, welche Denken den Tod des Gefühls nennen, aber dass
der reine Genuss an einem Kunstwerk aufhört, wenn man über die Mittel und
AVege, wodurch mau gerührt wurde, grübelt, das ist nur allzugewiss. Aller
Genuss in unserm Leben ist mehr oder weniger Traum und man darf nicht
wachen um zu träumen.« Der Dilettantismus ist ganz gewiss vollkommen be-
rechtigt dem Kunstwerk gegenüber diese Stellung einzunehmen; allein Kunst-
kritik und Aesthetik müssten unbedingt den höhern bereits angedeuteten Stand-
punkt einnehmen, der durch die vollständigste Einsicht in die Schöpfungsweise des
Kunstwerkes gewonnen wird. In den verschiedenen Artikeln des Hauptwerkes
ist schon nachgewiesen worden, dass die Tonkunst sich über die ganze Geistig-
keit des Menschen verbreitet; dass sie des ganzen Menschen bedarf, sein Denken
nicht minder wie sein Empfinden; dass die Anregung des Formensinns viel
höheren und zwar künstlerischeren Genuss gewährt, als die Gefühlserregung, die
durch die Musik immer nur sinnlich reizend erfolcft. Wiederholt konnte cre-
zeigt werden, dass die Tonkunst nur dadurch überhaupt zu einem Inhalt ge-
langt , dass sie sich formell abrundet , und wie die volle Aneignung desselben
nur durch die lebendige Erkenntniss der Form, in welcher er Gestalt gewonnen
hat, ermöglicht wird; und dass nur in demselben Maasse, in welchem der ge-
niessende Hörer die specielle Form erfasst, in welcher der Geist des Künstlers
sich krystallisirt, dieser selbst ihm gegenwärtig wird. Nur für den, welcher die
specielle Form erkannt hat, hört der Ton auf rein sinnliches Material zu sein. Wol
sahen auch eine Reihe von Theoretikern des vorigen Jahrhunderts, wie Mattheson,
in der Musik die Kunst schöne Empfindungen auszudrücken und zu erregen
allein bei ihnen konnte diese Ansicht nicht von nachtheiligem Einfluss auf die
Kunstentwickelung werden, weil formelle Festigung für sie als ganz selbstver-
ständliche Voraussetzung für das Kunstwerk galt. Erst in uns( rm Jahrhundert
wurde die unmittelbare .sinnliche Wirkung des Kunstwerkes auf die Em])lindung
zur Grundlage für Aesthetik und Musik gemacht. Die Aesthetik erklärte für
schön was ihr gefiel, ohne zu wissen, ob ihr auch wirklich nur gefiel, was schön
ist, in dem Glauben, dass ihr nur das Schöne gefällt. Je nachdem die Em-
pfindung an Bach oder Händel, Gluck oder Mozart vorwiegend gewöhnt und
geschult war, erhob sie die AV^erke des einen oder des anderen Meisters zum
198 Kritik.
Ideal der Schönheit und heurthcilte und verm-theilte danach alle übrigen. Je
nachdem der einzelne Theoretiker oder Aesthetiker sich gewöhnt hatte mit dem
einen oder dem andern zu empfinden, construirte er sich das Kunstideal, das
natürlich jedem, der anders empfand, nimmer als solches erscheinen konnte. Der
eine Aesthetiker dieser Richtung erkannte in der sinnlich reizvollen Melodik
das Haupterforderniss künstlerischer Wirkung und musste dementsprechend
grosse und bedeutende Epochen unserer Kunstentwickelung als l)arbarisch und
unkünstlerisch verwerfen, während ein anderer in dem Rhythmus das Lebons-
element der Kunst sieht, weicher dem entsprechend dann andere Stilarten ver-
werfen muss; wer von diesen Kritikern und Aesthetikern nur die Melodie als.
Oberstimme zu erkennen und zu würdigen versteht, wird nur den homophonen
Stil künstlerisch berechtigt ei-klären, während ein anderer, welcher auch die
Vereinigung künstlich verflochtener Stimmen aufzufassen versteht, der Poly-
phonie höchste Bedeutung zuerkennen wird. Eine solche Sprach- und Begriffs-
verwirrung kann nicht einflusslos auf die Kunstentwickelung bleiben, namentlich
durch die kritische Thätigkeit. Früh schon zeigte sich der Widerspruch zwi-
schen dem Grenie und der Kritik. Schon in der frühesten Zeit der Kunst-
entwickelung, als die Theorie anfing aus der Praxis gewisse Gesetze zu ab-
strahiren, versuchte sie zugleich diese als Maassstab festzusetzen, um mit ihm
die nachfolgenden Produkte zu messen. So klagt schon Glarean (1547) über
die Freiheiten, welche sich Josquin des Pres in seinen Arbeiten erlaubt, und
seitdem sind die Klagen über die vermeintliche Willkür des Genius von Jahr-
hundert zu Jahrhundert niemals verstummt und noch Bach, Händel und Gluck
mussten sich von der theoretischen Kritik schulmeistern lassen. Aber das Schul-
meistern war doch weit entfernt von dem factischen Verwerfen gewisser Richtungen,
welches heute an der Tagesordnung ist. Jene Kritik war eine vollständig sach-
und facbgemäss begründete; aus den vorhandenen Kunstwerken hatte man be-
stimmte Prinzipien abstrahirt und diese zu einer Theorie construirt, welche
besonders auf das Kunstwerk Anwendung fand. Dabei aber hatte sich der
Gesichtskreis jener Theoretiker verengt, so dass sie eben nicht zu erkennen
vermochten, wie weit das neue Kunstwerk hineinpasste; wie es ganz auf dem-
selben Boden erwachsen war, dessen Grenzen jene nur zu eng gezogen hatten.
Jene Theoretiker verwarfen nicht das Kunstwerk an sich, sondern nur was
ihnen dai'an als Ausschreitung erschien. Anders gestaltet sich das Wesen der
Kritik des neunzehnten Jahrhunderts, die nur nach dem individuellen Eindruck,
welchen das Kunstwerk zurücklässt , urtheilt und von diesem berichtet. Seit-
dem die individuelle Besonderheit des schaffenden Künstlers sich so mannichfaltig
schaffend erweist, ist jene theoi'etische Kritik ungleich schwieriger geworden,
da der, in allen, auch noch so verschiedenartigen Kunstwerken lebende Orga-
nismus immer schwerer erkennbar wird. Der nur ästhetisirenden Kritik ist
damit das weiteste Feld eröffnet worden und sie musste nothwendiger Weise
nun entweder unbedingt verwerfend oder anerkennend werden. Sie ist nicht
an der analysirenden Erkenntniss des Kunstwerkes erzogen, sondern an dem
fleissigen, erkenntnisslosen Genuss desselben. Das Ohr ist oberster Richter
geworden und die geringere oder grössere Erregtheit der Nerven einziges Kri-
tirium. Behält der Verstand dabei noch so viel Antheil, dass er den Eindruck
in Begriffe zu fassen vermag, dann ist das Urtheil spruchreif. Wurde das Ohr
eines so verfahrenden Kritikers beispielsweise an Jos. Haydn geschult, so er-
scheint ihm Mozart noch allenfalls annehmbar; Beethoven kaum noch in seinen
frühesten Werken, und alles was nach diesem folgt, wird schonungslos verurtheilt.
AVer dagegen hauptsächlich für diese späteren Werke ausschliesslich sich be-
geistert, dem erscheint wieder leicht alles was ihnen vorausging als leer und
inhaltslos. Dass alle diese Meister und ihre Werke auf demselben Boden stehen,
das ist eben nicht durch das Gehör zu erkennen, sondern nur durch die tech-
nische Analyse, welche sich die ästhetische, oder wie sie einer der urtheilslosesten
Kritiker dieser Art nannte, »die psychologische Analyse« vom Halse hält. Diese
Kroll — KruR. 100
hört eben nur die Spccialitiit iintl berichtet, ob sie ilir zusagt oder nicht, was in
der Regel ganz ohne Bedeutung ist. Der Eindruck, den das Kunstwerk aul
den Geniessenden macht, hängt ja zum grossen Theil mit von dessen Erapfäng-
liohkeit ab. AVären alle Cleniessenden gleich gestimmt und gebildet, könnte
man dem Eindruck, den das Kunstwerk auf die Massen macht, grössere Be-
deutung beilegen. Aber da das nicht der Fall ist. da dasselbe Kunstwerk
auf denselben Hörer unter veränderten Umstünden anders wirkt, so kann die
Wirkung als solche nimmermehr entscheidend für den Werth eines solchen sein.
Der subjektiven Empfindung darf daher niemals die entscheidende Stimme iiljer
den AV'crth oder Fnwertli eines Kunstwerkes zugestanden werden, weil sie durch
zu viel ganz unberechenbare Zufälligkeiten l)eherrscht und bestimmt wird. Die
einzig berechtigte Werthschätzung eines Kunstwerkes kann nur durch jene, nur
das Kunstwerk an sich betrachtende und zergliedernde Analyse erreicht werden,
welche nach bestimmten, aus dem Wesen der Kunst entnommenen Principien
erfolgt. Das gesetzmässig ästhetisch geschulte Gefühl wird selten in seiner
Schätzung irre geben, es wird meist das Rechte auf den ersten Blick trefifen,
allein unfehlbar ist es dennoch nicht und die letzte Entscheidung bleibt auch
dann noch immer dem ordnenden Verstände, der den ästhetischen Maassstab
an jeden einzelnen Theil des Kunstwerkes anlegt, überlassen. Es ist durch-
aus möglich, dass das individuelle Empfinden gegen einen ihm dargebotenen
Inhalt sich abweisend verhalten möchte, weil er ihm nicht sehr behagt oder
geradezu antipathisch ist, allein wenn dieser in tadelloser Kunstform geboten
wird, ist er trotzdem nicht anzufechten. Dem einen persönlichen Empfinden
sagt Händeis Ausdrucksweise mehr zu als die eines Bach und umgekehrt; an-
dere finden sich in grösserer Uebereinstimmung mit dem, was Haydn oder Mo-
zart bieten, als mit Beethoven oder Gluck; wieder andern ist jeder der genannten
Meister nicht so sympathisch wie Mendelssohn oder Schubert und so ist das
persönliche Empfinden jedes Einzelnen in anderer Weise durch jeden einzelnen
Meister beansprucht. Es erscheint daher doch wol durchaus ungerechtfertigt,
dies zur Grundlage der Beurtheihing der verschiedenen Werke und Meister zu
machen. Das aber geschieht in unserer Zeit fast ausnahmslos und deshalb darf
man mit Recht behaupten: wir haben keine Kritiker mehr, sondern nur
noch Berichterstatter, welche über den Eindruck, den ein Kunstwerk auf sie
machte, berichten, was in der Regel recht überflüssig ist. Die Kritik soll den
Schöpfer des Kunstwerkes, wie den dasselbe geniessenden Hörer gleichmässig
fördern; sie soll helfen jenen über seine Ziele aufklären und diesem das Dar-
gebotene zu leichterem Verständniss näher bringen. Um dies zu erreichen,
muss sie sich selbstverständlich mit dem Kunstwerk beschäftigen und nicht mit
dem jeweiligen Eindruck. Sie muss seine Bedeutung und Stellung innerhalb
der Kunstentwickelung nachweisen, dazu aber befähigt nur das eingehendste
Kunstverständniss, nimmermehr aber die selbst aussergewöhnlichste Empfänglich-
keit für künstlerische Eindrücke.
Kroll, Franz (VI, 166), starb am 28. Mai 1877 in Berlin.
Kromer, Valentin, Bischof von Varmic, einer der bedeutendsten Männer
Polens, Historiker von Ruf, wurde zu Biecz bei Krakau 1612 geboren und
starb 1689. Von diesem Gelehrten sind auch zwei Werke in lateinischer
Sprache abgefasst. welche die Musik zum Gegenstande haben: riDe concentibus
mu.fices quos chorales a/ipellamtis« und vMusica ßgurataa.
KrU^er, Göttlich (VI, 168), starb in Stuttgart am 8. Mai 1868.
Krag, Arnold, ist am 16. (-)ctober 1849 in Hamburg geboren. Unter
Leitung seines Vaters Dietrich Krug (VI, 170), machte er seine ersten Musik-
studien, seit seinem 13. Jnhre unter C. Gurlitt, und in seinem 15. Jahre schrieb
er bereits ein Requiem, eine Sinfonie und ein Clavierconcert. 1868 ging er
nach Leipzig um auf dem dortigen Conservatorium seine Studien fortzusetzen.
1869 gewann er mit einem Streich(iuartett und einem Liede das Stipendium
der Mozart- Stiftung, 1871 ging er nach Berlin um bei Fr. Kiel und Dr.
20Ü J^'"t; — Kunze.
Ed. Frank weitere Studien zu uiacbon. 1872 trat er als Lehrer in das Steru'sclie
Conservatorium. Von seinen Compositionen : eine Sinfonie; ein Psalm für Chor
und Orchester; eine Orchestersuite; Chorwerke u. s. w., sind nur wenige gedruckt:
Lieder; Ciavierstücke; Chöre und ein Trio.
Krug, Dietrich (VI, 170), starb am 7. April 1880 in Hamburg.
Künstelei (VI, 182). Nur wo durch die erhöhte Künstlichkeit der Foi-m
ilir l)eabsichtigter Eindruck geschwächt und gestört wird, erscheint sie als
Künstelei und ist verwerflich, ebenso wie die übertriebene Einfachheit. Diese
ist nicht ein unbedingtes Erforderniss der künstlerischen Darstellung; zu höch-
sten Mustern ihrer Art werden die Kunstformen immer nur dadurch, dass sie
nicht nur ihren Inhalt treu und erschöpfend darstellen, sondern in höchster
Vollendung kunstvoll zusammengefügt sind. Nur wo diese Darstellung ihrer
selbstwillen künstlichere Form annimmt, ohne einem besondern Inhalt zu dienen,
und um Kunstfertigkeit zu entwickeln, führt dies zur Künstelei. Doch kann
auch diese unter Umständen noch lebhafteres Interesse erwecken als jene Ein-
fachheit, die jede künstlerische Gestaltung vermeidet. Die Kunstfertigkeit in-
teressirt die denkenden Kunstverständigen immer noch mehr als ihr Gegentheil,
und der scheinbar inhaltloseste, aber wolgefügte Canon, oder eine ebenso ge-
artete Fuge sind immer noch werthvoller und bedeutender, als die ebenso inten-
tiouenreichen als kunstlosen Stimmungsbilder der Gegenwart.
Küster, Hermann (VI, 183), starb zu Berlin den 17. März 1878.
Kufferath, Louis, Bruder von Johann Hermann und Hubert Ferdinand
K. (VI, 183), ist zu Mühlheim am 10. November 1811 geboren, studirte bei
seinem Bruder Hermann und bei Friedrich Schneider in Dessau. Er wurde
ein ausgezeichneter Pianist und Hess sich in Deutschland und Holland mit Bei-
fall hören. 1836 ging er nach Leeuwarden, wo er Direktor der dortigen Musik-
schule wurde, siedelte jedoch 1850 nach Gent über und leitete dort zwei Jahre
lang die Societe roj'al des choeurs. Seine Compositionen bestehen in einer
vierstimmigen Messe; Orgelpräludien; 250 Canons; Männerchören; Ciavier-
stücken ; Kammermusik.
Knhian, Friedrich Daniel Rudolph (VI, 185), ist am 11. September
(nicht 13. März) 1786 geboren und starb am 12. März 1832 in Kopenhagen
(nicht in Lyngby). Er war königl. dänischer Kammermusiker, nicht Kapell-
musiker. Kammermusiker ist ein Hoftitel und hat mit dem Theater nichts zu
schaffen. Auch dass er Flöten virtuos war, ist nicht richtig; er war ein tüch-
tiger Clavierspieler und schrieb, wie für andere Insti'umente, auch bequem und
dankbar und viel für . die Flöte, die damals sehr beliebt war. Als gewandter
Contrapunktist belustigte er seine Freunde und rächte sich an seinen Feinden
mit manchem witzigen und beissenden Canon und ernsten Räthselcanons. Beetho-
ven nannte ihn deshalb scherzweise: den grossen Canoner und beehrte ihn mit
einem Canon über »Kühl nicht lau«.
Kummer, Friedrich August (VI, 191), starb am 22. Mai 1879.
Kummer, Heinrich (VI, 192), starb am 20. März 1880 in Dresden.
Kunkel, Franz Joseph (VI, 194), starb am 31. December 1880 zu
Frankfurt a. M.
Kunze, Carl, Direktor des Conservatoriums der Musik zu Stettin, wurde
geboren am 25. September 1839 zu Halle a. S. Er besuchte die Franke'schen
Stiftungen daselbst und war Schüler des Leipziger Conservatoriums in den
Jahren 1863 — 64. Nach Beendigung seiner Studien wirkte er als Musiklehrer
und Dirigent an mehreren Erziehungsinstituten in Russland und Deutschland
und gründete am 1. October 1868 das Conservatorium der Musik zu Stettin.
Seitdem leitet er dies Institut, welches sich einer grossen Schülerzahl erfreut,
mit gutem Erfolge und ist ausserdem bekannt als vorzüglicher Lehrer, bedeu-
tender Orgelspieler, guter Theoretiker und Clavierspieler. A'^oii seineu bis jetzt
erschienenen Werken sind zu nennen: Lieder für eine Singst inime mit Clavierbe-
gleitung; Präludien und Fugen für die Orgel; Lieder für gemischten Chor; Leit-
Kuuzeu — Lache/,. 201
fiidon für den ersten llnterricht im C/lavierspiel; mehrere; inslructive Sfjnaleii lür das
Pianoi'urte; Technische Studien für Chivierunterricht undClioral-Trios für die Orj^el.
Kunzen, ¥. L. A. {\l, 2U1), geboren am 24. September 17(il, bezog die
Universität in Kiel 1781 und kam nach Kopenhagen 1784. Seine deutschon
Opern sind: »Das Fest der Winzer oder die Weinlese« und »Osaians Harfe«. Die
letzte ist nie in Kopenhagen aufgeführt worden und soll in Deutschland durch-
gefallen sein: den Text dazu hat er einem unvollendeten und ungedruckten
Operngedicht von J. Baggesen entlehnt, ohne Einwilligung des Verfassers. Seine
dänischen Opern sind: »Holger Danske« (Holger der Däne, 1789); »Heinmelig-
heden« (Das Geheimniss, 1796); »Dragedukken« (ein Findelkind, das Wohlstand
ins Haus bringt, 1797, machte Furore) ; »Jockeyen« (der Jockey, 1797); »Erik
Ejegod« (d. h. König Erik der Herzensgute, 1798); »Naturens Rost« (die
Stimme der Natur, 1799); »Hjemkomsten« (die Heimkunft, 1802); »Husarerne
paa Frieri (die Husaren auf Freierei, 1813); ferner die Musik zu den Schau-
spielen oder Dramen: »Eropolis« (1803); «Hussiterne« (die Hussiten v. Kotzebue,
1806); »Gyrithe« (1807); besonders die letzte enthält sehr viele Musik, ein ver-
kürzter Ciavierauszug ist vor einigen Jahren erschienen. Unter seinen Can-
taten können noch die Hymne: »Das Hallelujah der Schöpfung« und die Can-
tate: »Der Eroberer und der Friedeusfürst« genannt werden, da sie beide in
gestochener Partitur vorliegen.
L.
Labat, Jean Baptiste (VI, 207), starb am 6. Januar 1875 in Lagarosse
(Dep. Tarne et Garonne).
Labory, belgischer Componist für Militärmusik und Chef einer derartigen
Kapelle, ist 1843 geboren und crliielt von Fetis und Gevaert Unterricht in
der Harmonielehre. Er hat ungefähr zweihundert Stücke für Harmoniemusik
veröffentlicht ; von ihm wurden eine Oper in zwei Akten, und ein Te Deum, in
Löv^en aufgeführt, das Te Deum auch bei einem Feste in England.
Labro, Nicolas Charles, Contrabassist und Lehrer dieses Instruments,
ist zu Sedan am 19. October 1810 geboren. Er erwählte zuerst das Violoncell
zu seinem Instrument und trat 1830 in die Violoncellclasse Vaslin des Pariser
Conservatoriums ein: vertauschte es jedoch bald mit dem Contrabass (Chenie),
für welches Instrument er den zweiten und ersten Preis erwarb. Nachdem L.
als erster Contrabassist der Concertgesellschaft des Conservatoriums und der
Opera coniique bis 1853 gewirkt hatte, wurde er als Professor am Conservatorium
angestellt. 1870 gab er eine vortreffliche Schule r,Methode de cwitrebassev. heraus,
der er unter dem Titel i>Notes sur la co7ifrebasse«. einen interessanten historischen
Abriss voranschickt.
Lacerda, Bernarda Ferreira de, eine der berühmtesten Portugiesinneu,
die sich in Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet haben, wurde in Porto 1595
geboren und starb in Lissabon 1644. Sie entstammte einer vornehmen Familie.
Sie sprach nicht allein alle lebenden europäischen Sprachen, sondern verstand
auch gründlich Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. Ihr musikalisches Talent
war so hervorragend, dass sie es dahin brachte, fast sämmtliche gangbaren In-
strumente mit nicht gewöhnlicher Fertigkeit zu spielen. Auch waren ihre
Miniaturmalereien in ganz Spanien berühmt. Ihr Ruf war im Anfange des
17. Jahrhunderts so bedeutend, dass der König Philipp ihr die Erziehung seines
Sohnes, zu welcher Stelle sich viele Gelehrte drängten, anvertrauen wollte. L.
lehnte jedoch den Antrag ab. Ihr Sinn für gemeinnützige Interessen wird
ebenfalls gerühmt, so betheiligte sie sich bei der Gründung des Klosters der
Carmeliter auf Goa. Unter den von ihr hinterlassenen Manuscripten ist ge-
schätzt nUcspanha libertada«.
Lachcz, Theodore, Architekt, Inspektor der öffentlichen Arbeiten u. s. w.
202 Lachner — La Fleur.
in Paris, j^ab die Schrift heraus: »Acousiique et Optique des Hallen de reunionii
puhliqurs, fJ/edtrr et amphitheätre, Npectaclex, eoncerts etc. suivie)^ d'un projet de
solle d'Assemhlee comtituaiite pour neuf Cents membrcsa (Paris, l'auteur 1848, in
8*^, 137 p. avec trois planches gravees sur cuivre).
Lachner, Theodor (VI, 217), starb am 22. Mai 1877 zu München.
Laconibe-D'Estalenx, Paul Jean Jacques, Componist, geboren in Houga
(Gers), am 4. März 1838, erhielt eine wissenschaftliche Erziehung, die damit
abschloss, dass er das Diplom eines Baccalaureus erwarb. Da seine Eltern die
Musik sehr liebten, erhielt er auch früh Unterricht, und versuchte sich bereits
im Knabenalter in der Composition von kleinen Opern. Als er, 19 Jahr alt,
die Bekanntschaft des Organisten Jose Puig y Absubide, eines trefflichen (Jon-
irapunktisten machte, unterwarf er sich unter dessen Leitung gründlichen Studien
in der Composition, und betrieb sie während der nächsten drei Jahre mit Eifer.
Eine Operette, die er zu jener Zeit schrieb, errang in einem, von Paris ausge-
schriebenen Concurse den Preis. L. eilt nach Paris, das Werk dort zur Auf-
führung zu bringen. Jedoch war ihm dies , durch allerlei Umstände vereitelt,
auch nach sechs Jahren noch nicht möglich geworden. L. wandte sich inzwischen
der Schriftstellerei zu und lieferte Artikel für die verschiedensten Zeitungen,
da er sich zum Unterrichtgeben nicht entschliessen mochte. In den Jahren
1870 — 76 brachte er einige Operetten zur Aufführung: y>Epicier par amour«;
itTveux mon pei(jnoir<-<- ; »^« Espagnev.] )^La dot mal placeeo., 3 Akte (auch in
Spanien aufgeführt); »Xe Mouton enragea,- y)AmpJiitry(>n(f., bemerkenswerthe ein-
aktige Oper, welche neun Jahre im Theaterarchive geruht hatte, und die drei-
aktige komische Oper: -aJeanne Jeannette et Jeannetona. Drei grosse Opern, eine
Feerie, und vielleicht zehn komische Opern sind noch nicht zur Aufführung ge-
langt. Veröffentlicht sind folgende Compositionen: Ein Trio (Paris, Richault);
ein Cornetquartett (Paris, Sax); Pastorale für Saxophon; Polonaise für Cornet
a six piston. id. id.: Claviercompositionen, Vocalcompositionen, Paris, bei Schöne-
werk, Heugel, Benoit. r>Douze Fsaumes des lyriques fran^ais, ä une ou plusierx
voix, avec accompagnement d^orgue ou de pianov- id., Leduc. Ausserdem ist L.
der Herausgeber folgender Sammlungen: »Ze hon vieux Temps, douze airs de
societe, serieux; äfredons, ä danser et ä boire, ä une ou deux voix,par divers auteurs
oublies den XVII et XVIII siecles, transcrit avec accompagnement de piano par
irt<?077JÄe« (Paris, Heugel); •s>jLchos d'Espagne, chansons et danses populaires recueillies
et franse, par P. Lacomhe et J. Puig y Absubide« (Paris, Durand Schoenewerk) ; y>Le
Tour du, Mond, en 10 chansons nationales et caranteristiques<n (Paris, Choudens).
Lacroix, Paul, fruchtbarer französischer Schriftsteller, geboren in Paris
am 27. Februar 1806, hat den grössten Theil seiner Arbeiten unter dem Pseu-
donym »Bibliophile Jacob« herausgegeben. Das Werk »Guriosites de T Histoire
des Arfsa (Paris, Delahays 1858, in 16*^), enthält ein Capitel über die musi-
kalischen Instrumeiite im Mittelalter,
Lacy, Eophino (VI, 219), starb in London am 20. September 1867.
Läufer (VI, 221), oder laufende Figur nennt man eine Reihe rasch aus-
geführter auf- oder absteigender Töne, durch welche in der Regel nur die beiden
äussersten Enden verbunden werden sollen. Insofern ist der Läufer wol von
der Coloratui", Passage, Fioritur oder Roulade zu unterscheiden (S. d.).
La Fläche, J. A. M. de, war 1820 in Gremeinschaft mit einem Violon-
cellisten Lefevre Vorsteher einer Musikschule in Lyon. Es sind eine ziemliche
Anzahl Romanzen von ihm bekannt, ferner wurden mit Erfolg zwei komische
Opern von ihm in Lyon aufgeführt: nlsaureK (drei Akte, 1808); und «Ic Eoman
d'un jourv (ein Akt, 1812).
La Fleur, Jacques, Lautenmacher, vornehmlich geschickter Verfertiger
von Violinbogen, ist zu Nancy 1760 geboren und starb zu Paris 1832. Er
war bereits 1782 in Paris ansässig, und seine Nachkommen sind es noch jetzt,
jedoch in den Leistungen als Lautenmacher bedeutend zuinickgegangen. Ein
Mitglied dieser Pariser Familie ist jetzt in London etablirt.
La FIcur — Lr Hyo. 203
La Flonr, .losoph Ronö. Sohn des Vorigen und sein Scliiilor, verfnrti'^'te
aiK^h sehr gute Bogen, von denen einer im Museum des Conservatoriums auf-
bewahrt isl. Er wurde zu Paris den S. Juli 1812 geboren und starb zu M»i-
sons-Lafitte den 19. Februar 1874.
Lafont, Charles Philipp (VI. 222). Die Oper r>Zi'lie et Trrnlleu ist
nicht von L.. sondern von Blangini. aber eine andere nicht erwähnte kommt
ihm zu: nlUvalUr iiUagoi.se«. aufgeführt .un 20. üctobcr löül im Theütre des
jeunes artistes.
Lafont, Marcelin, Sänger, welcher zur Zeit der grossen Erfolge de.s
Ad. Xourrit an der grossen Oper erschien. Er wurde zu Bordeaux 1800 ge-
boren und betrat die grosse Oper als Debütant 1823 als Polynices in Oedipus
auf Colonos und obwol sehr gut aufgenommen, vcrliess er unverzüglich wieder
Paris, da er sich als Schauspieler für diese erste Bühne Frankreichs nicht ge-
nügte und suchte sich das Mangelnde auf kleineren Bühnen erst zu erwerben.
1828 trat er als Masanicllo abermals vor das Pariser Publikum, und diesmal
mit durchschlagendem Erfolge. Obwol seine künstlerische Carriere nicht gerade
durch äussere Umstände begünstigt wurde, so war er doch durch seine Eigen-
schaften als Sänger zu einer brillanten Stellung berechtigt, die ein plötzlicher
Tod schon am 23. August 1838 endete.
Lagarde, Pierre (VI. 222), ist am 10. Februar 1717 in der Umgegend
von Cn'cy (in La Brie) geboren. Es ist schon gesagt, welche Stellung er am
Hofe Louis XV. und Louis XVI. ausfüllte. Auch die Königin Maria Antoinette
unterrichtete er im Harfenspiel, und erhielt 1789 Gehalt und Beköstigung vom
königlichen Hause. 1791 bezog er eine Pension von 7,542 Frcs. Auch ist er
in der Liste der Lebenden, welche der Almanach y>Les spectacles de Paris« jähr-
lich brachte, noch 1792 aufgeführt. Das einaktige Opernballet y>Egle<i, geschrieben
für das Theater der Petits- Appartements, wurde daselbst am 13. Januar 1748
aufgeführt, und zwar durch die Marquisc vou Pompadour, die Herzocnn de
Brancas und dem Herzog d'Ayen. Auf dem Privattbeater der Pompadour wurde
im Februar 1749 ein dreiaktiges Opernballet nebst Prolog von L. aufgeführt.
Endlich am 25. Februar 1750 kam ein drittes Opernballet in drei Akten zur
Aufführung: y>La journte galatite«, in welcher die Marquise P. ebenfalls mitwirkte.
Der erste und dritte Akt dieses Stückes war der Oper -»TSgle«, welcher den mittel-
sten bildete, angefügt. (Tb. Lhuillicr, Note sur quelques musicicns dans la Brie.)
Lagret, Henri (VI. 223). ist zu Toulouse am 10. December 1821 geboren.
Lagot, August, geboren 1820. gebildet auf dem Pariser Conservatorium,
gründete in Toulouse eine Schule für Gesang und lyrische Deklamation . und
ist zugleich Professor des Gesanges am dortigen Conservatorium.
La Hye, Louise Genevieve, geb. Rousseau. Pianistin, Organistin und
Componistin, Professorin der Harmonie am Conservatorium zu Paris, wurde zu
Cbarenton (Seine) am 8. März 1810 geboren. Ihr Vater, Carl Louis R.. ein
geringer Musiker, war der Enkel des älteren Bruders von J. Jacques R. Musik
studirte sie schon früh, anfangs mit ihrem Vater, später mit Saint-Amans und
begann schon im neunten Jahre zu componiren. und zwar ohne viel von den
Regeln zu \vissen. nur mit einem glücklichen Instinkt, der ihre aussergewöhn-
liche Begabung ausser Zweifel stellte. Sie trat mit elf Jahren ins Conser-
vatorium zu Paris . und gewann die erste Auszeichnung in der Gesangsklasso,
musste jedoch aus Gesundheitsrücksichten das Studium des Gesanges bald auf-
geben. 1826—27 erhielt sie den zweiten und ersten Preis für Orgel und wid-
mete sich nun der Composition und dem Unterricht. 1830 übergab ihr Cheru-
bini eine Classe der Harmonielehre, speciell für junge Mädchen eingerichtet,
welcher sie jedoch nicht sehr lange vorstand, da sie sich verheiratete. Nach-
dem sie in einem Concert des Conservatoriums eine Orgelfantasie ihrer Com-
position mit vielem Beifall aufgeführt, folgte sie ihrem Gatten 1S34 nach Cam-
brai. Nach dreijähriger Abwesenheit kehrte sie nach Paris und zu ihren Be-
schäftigungen des Unterrichts und der Composition zurück. 1835 führte sie
204 L'air de Bcauvais — Lalo.
iiu Hütel de villo in einem eigenen Concert eine grösaere dramatische Com-
position für Solo und Chor auf: »ie So)ige de la Religieunev.. Ihre stets schwan-
kende Gesundheit uothigte sie jedoch bald, ihre Thätigkeit zu beschränken, der
das verheerende Uebel einer Brustkrankheit bald ganz ein Ziel setzte. 8ie
starb 28 Jahr alt am 17. Nov. 1838. Gedruckt von ihren Werken sind unter
dem Namen Leon Saint Amans-fils: Romanzen; Gesänge; Duos für Ciavier und
Hörn; Variationen für Ciavier mit Quartettbegleitung; Clavierstückc u. s. w.
Nach ihrem Tode erschien ihre: »Methode d'orgue expressifa — eine Sammlung
von sechs italienischen Gesängen, aus l'Esule des Pietro Giannone u. s. w.
TJngedruckt hintei'liess sie mehrere Messen, Clavier-Etuden ; ein Lehrbuch des
Contrapunkts und gegen hundert Romanzen, Gesänge, dramatische Scenen u. s. w.
Zwei Novellen von ihr erschienen in der »Gazette des salons«.
L'air de Beaurais, Alfred, Componist, geboren zu Bayeux gegen 1820
als Sohn eines Architekten, betrieb schon früh und mit Eifer musikalische
Studien. Von den zahlreichen Compositionen, die vorwiegend in Kirchenstückeu
bestehen, errang er einen allgemeinen Erfolg mit Romanzen, die durch die ersten
Sänger dem Publikum bekannt gemacht wurden. Ausser den kirchlichen Werken,
Messen, Litaneien, Te Deum, Motetten, Sologesängen u. a. erschienen im Druck
auch biblische, lyrische und dramatische Scenen und mehrere Chorwerke. (Paris,
Heugel, Richault.) Auch veröffentlichte er ein theoretisches Werk: »Traue des
principes theoriques qui regissent la musiquea (Paris, Dentu, 1862, in 8*^). L.,
der sich im Besitze eines Vermögens befand, gründete 1846 in Bayeux das
Journal »Courier musical du Calvados^, welches er in splendider Art, jedoch nur
ein Jahr aufrecht erhielt. Er errichtete darauf ein Etablissement zum Verkauf
von Orgeln und Claviereu, doch auch dies Unternehmen glückte nicht, und so
verliess er seine Vaterstadt, um sich in Caen als Musiklehrer niederzulassen.
Hier veranstaltete er mehrere grössere Aufführungen seiner Werke, in welchen
MUe. Masson, MM. Roger und Lefort mitwirkten. L. vertauschte Caen nach
einiger Zeit mit Brest, und diese Stadt, wo er einen musikalischen Verein
gründete, mit Paris. Endlich da er sein Vermögen bereits daran gegeben hatte,
nahm er eine Organistenstelle in Dreux an, in welcher Stadt er im Mai 1869
starb. L. war Mitglied der Akademie der h. Cäcilia zu Rom und der x4.kademie
der schönen Künste zu Florenz.
La Jauniere, Andre de, französischer Musiker aus der Normandie stammend,
fungirte als Kapellmeister des College St. Sepulcre zu Caen ziemlich ein halbes
Jahrhundert hindurch. Er war schon 1714 in diesem Amte, das er 1757 noch
verwaltete. Von seinen Compositionen sind unter anderen noch bekannt »Tri-
omplie de la vertu, ou Saitite CecileK, christliche Tragödie, veröffentlicht in Caen
bei Godes 1714.
Lake, Georg, Organist und Componist, starb zu London am 24. Decbr.
1865. Sein Oratorium »Daniel« wurde in St. Martin's Hall aufgeführt.
Lalande, Henriette Clementine Mcric (VI, 229), starb zu Chantilly
bei Paris 7. Sept. 1867.
L'alliet, Casimir Theophile, ausgezeichneter Hoboenbläser, geboren zu
Evreux (Eure) am 5. December 1837, war Schüler des Pariser Conservatoriums
der Classe Verroust und Hess sich besonders in den Concerteu der classischen
Gesellschaft mit vielem Beifall hören. Er gehört zum Orchester der grossen
Oper und hat einige dreissig Vortragsstücke für die Hoboe veröffentlicht (Paris,
Gerard, Grus, Mahr).
Lalo, Edouard (VI, 231), ist gegen 1830 geboren und studirte in Lille
im dortigen Conservaturium bei einem deutschen Professor Namens Baumann.
Ausser der Sinfonie »Espagnola und dem Violinconcert, welches Sarasate durch
die Welt führte, hat L., der zu den talentvollsten Componisten der Gegenwart
in Prankreich gehört, noch zahlreiche, hauptsächlich der Kammermusik ange-
hörige Werke veröffentlicht (Pougin, Biog. univ., Suppl. T. II p. 6 ff. bringt
ein Verzeichniss derselben).
La Madelainp Lambillotte. 205
La Madelaiiie, Etienne Jean Baptiate Nicolas, gonaunt Stephen von,
französischer Gesangsprofessor und Schriftsteller, wurde zu Dijon am 10. April
iSDl gehören : kam nach iMetz um dio wissenschaftliche Carriere zu verfolgen,
und bestand 18'25 in l'aris das Doctor-Examen. Hierauf vcrliess er aber die
beschrittene Bahn und widmete sich während zweier Jahre der Ausbildung
seiner schönen Bassstimme, zu welchem Zweck er das Conservatoriura besuchte.
(Gleichzeitig war er durch Verwendung der Herzeige Damas und Blacas als
Sänger der Capelle und Privatmusik des Königs Charles X angestellt worden.
Indessen trotz des Erfolges als Sänger gab er auch diesen Beruf wieder auf, und
nahm eine Anstellung im Ministerium des Cultus und des Innern an. Neben-
her beschäftigte er sich eifrig mit der pädagogischen Seite des Gesangunterrichts
und fand schliesslich solches Gefallen daran, dass er sich ihm ausschliesslich
widmete. Er veröffentlichte zwei hierauf bezügliche Werke nPhy.üologic du chanUf.
(Paris, Desloges 1840) und y>Theories completes du ehant-i (Paris, Amyot in 8"),
von denen das erstere ins Italienische, Englische und auch ins Deutsche über-
setzt worden ist, das zweite von der französischen Akademie belobt und für
mehrere fremde Conservatorien angenommen wurde.
Um dem Gesang noch ein neues Unterrichtsmittel zuzuführen, kam er auf
den Gedanken schriftliche Unterrichtsstunden auszuarbeiten. Eine solche rilegon
ecrite<s. bestand darin, dass er ein ( lesangstück Phrase für Phrase, Note für
Note in Bezug auf Ausführung und Vortrag bis ins Kleinste analysirte und
beschrieb. Das erste Musikstück, welches er in dieser Weise behandelte, ist die
Arie der Agathe im »Freischütz«. Die Akademie, der er seine Arbeit vorlegte,
erkannte sie sehr lobend an. Von anderer Seite werden nur einige Freiheiten
in Bezug auf Vortrag dem Componisten gegenüber getadelt. La M. liess in
derselben Weise dieser Arie noch eine Anzahl anderer berühmter Arien folgen
und gab eine Serie derselben heraus: r>Etudes pratiques de style vocaU (Paris,
Albanelj 1868, 2 vol. in 12^), versehen mit guten Anmerkungen über den ersten
Unterricht im Gesänge und ülier die verschiedenen Stilarten desselben. Leider
starb dieser vortreö'liche Lehrer drei Monate nach dem Erscheinen dieses Werkes
in Paris am 3. September 1868.
Lambert, Nicolas, Lautenmacher, welcher in Paris vom Jahre 1745 bis
1783, in welchem Jahre er starb, bekannt war.
Lambertl, Giovanni Tommaso (VI, 233), war in Bologna geboren und
lebte daselbst als Caplan, Copist und Sänger am Kirchencollege San-Petronio zu
Bologna vom Jahre 1545 an. Wegen seiner schlechten Führung wurde er nach
wiederholten Verwarnungen aus der Liste der Capläne endlich gcstriclien, ge-
hörte jedoch noch 1569 zur Kapelle des Collegs. 1573 befand er sich in Rom
in der Umgebung seines Protektors des Cardinal Ottone Truchses, in dessen
Dienst als Musiker er bereits in seiner Jugend gestanden hatte. Weitere Nach-
richten fehlen (Caspari, Memorie risguardanti la storia dell'arte musicale in
Bologna al XVI secolo).
Lambert!, italienischer Componist, der in Turin lebt, ist in Italien sehr
geschätzt. Zwei seiner Opern, r>Leila di Granatan (1857) und nMalek- Adeln
wurden in Turin mit Erfolg aufgeführt. Besonders viel Anklang fand eine
Trauermesse mit Orchester, aufgeführt in der Kirche San Giovanni zur Todten-
feier des Königs Carl Albert. Ebenso eine Cantate, geschrieben zur Hochzeits-
feier der Tochter Victor Emanuels.
Lambillotte, Pater Louis (VI, 233), ist im Dorfe Hamaide bei Charle-
roi geboren. Es erschien über ihn und seine Brüder das Schriftchen ^Loms
Lambillotte et ses freres, par Matthieu de Monfera (Paris, Kegis, KutVet. Ib7l.
avec Portrait et autographes).
Lambillotte, Franko is (VI, 233), ist zu Hamaide bei Charleroi 1802 ge-
boren und starb zu Freiburg in der Schweiz 1836.
Lambillotte, Joseph (VT, 233), ebenfalls im Dorfe Hamaide geboren, starb
im Jesuiteucollege zu St. Acheul.
206 Lainotte — Lapierre.
Lauiotte, Nie. Autouy, Cumpuuisi vuu Tanzmubik, bat sich al« hulclier
iu Paris uud Luiidou, wohin er 1857 zur Direction eine« Tanzmusik-Orcheatera
iu Argyll-Roüius ging', beliebt gemacht. Vorher leitete er in Paris ähulichc
Orchester. Er schrieb vier- bis l'üufhuudert Tauzsiücke, last säiiiiutlich ver-
öti'eutlicht. L. ist lbl9 in Beaurieux (Aiame) geboren und ging später von
London wieder nach Paris zurück.
Lamoureux, Charles (VI, 235) ist am 28. September 1834 geboren. Zur
Zeit ist er erster Kapellmeister der grossen Oi)er in Paris.
Lampadius, Johann (A^I, 23t)), war von (Joslar aus lö32 in sein Lüne-
burger Amt gekommen und verliess dasselbe im Jahre lö37 vor der Pest liiehend,
an welcher er bereits uiedcrgelegeu und welche ihm seine ganze Familie geraubt
hatte. Er wandte sich nach Braunschweig uud dann nach Halberstadt, wo er
Prediger und Licentiat wurde; er soll circa 1559 zu Halberstadt gestorben sein.
Sein Compeudium besteht aus drei Abtheilungen: 1) de cantu piano; 2) Musicae
iiguralis compendium; 3) de compositione cantus compeudium; die Ausgabe von
1537 ist seinen Schülern Töbing und Schomacher gewidmet.
Lamperti, Francesco, Gesangsprofessor von europäischer Berühmtheit,
wirkt seit vielen Jahren in der genannten Eigeuschai't am Conservatorium zu
Mailand und hat im Laufe der Jahre eine höchst bedeutende Zahl von Schülern
ausgebildet. Er geniesst den Ruf fast der Einzige zu sein, der die berühmte
grosse Schule des italienischen Gesanges durch Tradition kennt und zu über-
tragen versteht, aus welchem Grunde auch viele, selbst bedeutende Künstler, die
auf diesem Gebiete etwas leisten wollen, seines Rathes nicht glauben entbehren
zu können. Im April 1876, nachdem er seine ganze Thätigkeit ununterbrochen
dem (liesangunterrichte gewidmet hatte, zog er sich aus seiner Stellung am Conser-
vatorium zurück. Er veröffentlichte die folgenden Werke: nGuiäe tkeorico pra-
iique eltmentaire pour Vitude du chanti (Milan, Ricordi) ; 2) r>Exercises journaliern
pour soprano ou mezzo sopranov. (id, id); 3) »JEtudes de bravoure ■pour soprano
(id, id); 4) nObneroations et conseü «ur le trilled. (id, id); 5) »iS' lSolfc(/es dans le
style moderne, pour sopranoa. Ein Gesanglehrer desselben Xamens G. B. Lam-
perti gab in Mailand bei Lucca heraus: y>J£cole du chanta.
Lampn^uaui, Giov. Battista (VI, 237). Zu seinen Werken gehören
noch: die Bullo-Oper »Scuola delle Caittatricivi und »rOlimpiadea, aufgeführt in
Italien 1750.
Lauciaui, Elavio, italienischer Componist, geboren in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts, schrieb das Oratorium y>Santa Clotüde reina di Franciav.,
welches 1704 zu Bologna aufgeführt wurde.
Laudskron, Leopold, ist in Wien 1842 geboren; nachdem er die juristi-
schen Studien absolvirt hatte, ging er zur Musik über. Er besuchte das Wiener
Conservatorium, an dem er jetzt als Lehrer wirkt. Von seinen Compositioneu ver-
öHentlichte er Chöre für Männerstimmen, Orchester und Ciavierstücke und Lieder.
Laudwing, Marc, Componist, geboren zu Zug in der Schweiz gegen 1759,
trat im Alter von achtzehn Jahren in's Kloster Einsiedeln, wo er Gelegenheit
fand sein musikalisches Talent auszubilden. Folgendes Werk ist von ihm an-
zuführen; i>Mariana Salve Heijina in cantu chorali cum 3 vocibusv (Einsiedeln,
Oechslin, 1787, zweite Autlage 179o). Ein Benedictus Dominus Dens von
L. wird in Einsiedeln noch heut gesungen. Er starb 1813.
Lauge, Hieronymus (VI, 242), nennt sich auf dem Titelblatt seiner drei-
stimmigen Jjieder (Breslau 1584) Gregorius Langius, und so führt ihn
auch Walthers Lexikon auf. Der Irrthum, dass er Hieronymus heisst, ist wol
durch die Addeuda Walthers entstanden, welche so zu lesen sind: f zu St. Hiero-
nymus (in Breslau) Georgius Langius von Havelsberg etc.
Lauge, Otto (VI, 243), starb am 13. Februar 1879 in Berlin.
Launoy, Gräfin vou Looz Corswarem (VI, 248), ist am 29. Juni 17G4
geboren und atarb zu Lüttich den 4. Juni 1820.
Lupierx-e, Franrois Antoiue, geboren zu Cavaillon am 5. April 17G9
Lapomiuerayc — Lassabatliie. 207
starb zu St. Remy (Bouches-du-Rhüne) um 25. December 1824. Er war lange
Zeit KupelluieisttT im Aix-eii Proviucu uutl schrieb Kircheiimuaik, darunter
ein Stabat mater und ein Requiem. Sein Knkei iht zur Zeit iurektor
des Conservatoriums in Aix. Dieser schrieb ebenfalls Messen, Motetten, eine
icomische Oper.
Liipouuueraye, Victor, Ilcrdalle de, Componist, geboren zu Paris am
24. IV'bruiir i;S2.'j, besuchte das C'ulkge zu Ronen, während er gleichzeitig von
Amod«'e Mi-reaux Musikunteri'icht erhielt. Später ging er zum Besuche des
Conservatoriums nach Paris. Die Psalmen Davids, welche er nach einer üeber-
setzung in \'erseu von Gitlard in Musik setzte, erhielten die Anerkennung
kritischer Autoritäten, wegen der Kraft des Ausdrucks und ihrer Originalität.
Auch trug ihm diese Compositiou die Ernennung zum Mitgliede der Akademie
der heil. Oäcilie in Rom ein. Einige Compositionen leichten Genres gewannen
ungemeine Verbreitung y>Les Matelota de La belle Kageniev.] nie l'ariaa; »Le
JJomino roaea u. s. w., eine Polka für Ciavier »/« lac (TEtKjJäenv. (P. Leduc).
wurde in ÖU.UUO Exemplaren verkauft. L. siedelte nach Bukarest über, wo er
in Glatinu am Typhus im Januar 1866 starb.
Lardiu, Jules, Musikliebhaber, geboren 1780, starb zu Paris gegen 1870. Er
verfasste einen Bericht über Danican Philidor, nach seinen Erinnerungen und
mit Hülfe einiger Aufzeichnungen von dem Sohne des Künstlers. Diese Notizen
erschienen 1847 im Journal »Palamede« und in einem Separatabdruck unter
dem Titel: »I'hilidor peint par lui memea.
LargThi, Desiderio, italienischer Musiker des 18. Jahrhunderts, verfasste,
zur Zeit als in Erankreich die heutige Art des Solfeggireus schon allgemein,
in Italien dagegen die Solmisation noch gebräuclilich war, die Abhandlung:
»11 Modo di solfegyiare aW uso francese, introdotto nuuvamente in Siennaa, 1744.
Larigot (VI, 250), heisst eine offene Orgeistimme, kleine (Quinte von
0,10 Meter, mit scharfem spitzigem Ton, daher nur meist in kleinen Orgeln
und Positiven zu finden. Sie ist stets von englischem Zinn, mit weitem Auf-
schnitt gefertigt und eignet sich vorzüglich als EüUstimme.
La Koche, Rosa, Ciavierspielerin und Componistin, lebte in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Druck erschienen von ihren Compositionen
eine Serie Clavier-Sonateu und ein Clavier-Concert mit Orchesterbegleitung
(Paris, Benout).
Larue, Pierre, Orgelbauer zu Paris, in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts, war daselbst noch im Jahre 1785 thätig.
Lasalle, Albert de, Musikschriftsteller, ist am 10. August 1833 zu Maus
geboren, unterzog sich, nachdem er seinen wissenschaftlichen Cursus in Paris
beendet hatte, musikalischen Studien. Gleichzeitig debütirte er als Journalist
und bald auch als musikalischer Kritiker. Im Laufe der Zeit hat er dem
Publicum die folgenden Schriften dargeboten: 1) »Histoire des bonjf'es parisieiiaa
(Paris, librairie nouvelle, 1860); 2) »Za Musi(j^ue de Farisv. (Paris, Morizot,
1863, in 12*^'), in Gemeinschaft mit Thoiuan, ein musikalischer Kalender des
Jahres 1862, die beste Arbeit derart, welche in Erankreich veröti'entlicht wurde;
3) i>Meytrbetr, sa hiojraphie, et le cataloyue de sea oeuvresv. (Paris, Dontu 1864,
in 16*^, 31 p.) ; 4) »Dictonnaire de La Musinue applitfuee a l'amourv. (Paris,
Lacroix, 1868), enthält in einem Anhang die Liste aller musikalischen Wörter-
bücher die in Erankreich erschienen sind; 5) »ia Muöif^ue jjendant le siege de
l'aris. Im£)ressioHs du tnoment et souvenirn anecdotiques sur La Marseillaise, le
Jihin alleinand, les Girondins, le Ohant du derart les chansons de la rue et du
tliedtre, la musii£ue religieuse, les concerls de l Opera, Les cuncerts au proßts des
Canons, les instruments de musique militaire etc.n (Paris, Lachaud, 1872, in 12*^);
6) y>Les Treize salles de COpera<s. (Paris, Sartorius, 1875, in 12"); 7) y>Meinorial
du Thedtre hjritiue catalogue raisonne des cents fjuaire-üingt-deux operas qiii g
ont etr repr< Senfes dejjt/is sa Jondations etca (Paris, Ijecuir, 1877).
Laäsubutüie, Theophile, geboren zu Bordeaux am 13. August IrtüO, trat
208 Lasso Lavall eye.
früh als Verwaltimgsbcarater zu Paris ins Ministerium des Innern (Bureau der
Theater). Am 1. August 1854 wurde er Administrator des Conservatoriums,
und starb zu Paris in einem Krankenhause am 5. December 1871. Er ver-
ött'entlichte : nHintoire du Conservatoire imperial de imidque et de declamation«
(Paris, Levy, 1860 in 12**). Seine Sammlung von Büchern und Documenten, die
dramatische Kunst betreifend, gehörte zu den reichsten und werthvoUsten in Paris.
Lasso, Orlando di (VI, 254). Sein Geburtsjahr ist 1520 (nicht 1520
oder 1532). Seine Keise nach Rom, wo er durch Gregor XIII. zum Ritter vom
goldenen Sporn ernannt wurde, fällt nicht in das Jahr 1571, sondern 1574.
1571 unternahm er seine Reise nach Paris, von welcher er wieder nach München
zurückkehrte, 1574 ging er auf Einladung des Königs von Frankreich zum
zweiten Mal nach Paris. Der Meister starb am 14. Juni 1594.
Laudaiuo, Antonio, dramatischer Componist, geboren zu Messina im October
1814, studirte Musik in seiner Vaterstadt bei Walter, Piatone und G. Mosca.
Er schrieb sieben Opern, sämmtlich in Messina aufgeführt; Ouvertüren; fünf
Cantaten; vier dramatische Dialoge; eine Nationalhymne; Märsche, Vocal- und
Instrumentalcompositionen ; Kirchenmusik.
Lauer-Münchhofen , A. Freiherr vou (VI, 2G3), ist geboren am 16. Mai
1796; sein Singspiel: »Rose die Müllerin«, wurde bereits 1820 in Berlin auf-
geführt. Er starb am 4. Januar 1874 in Berlin.
Laugel, August, französischer Gelehrter, gab das Buch heraus: »Xa voix
Voreille, et la musique«. (Paris, Germer, Bailiiere 1867 in 12*^).
Laurencin, Ferd. Peter, Graf von, Dr. phil. (VI, 264), ist nicht 1808,
sondern 1819 geboren. Sein Erzieher, der Privatgelehrte Wilhelm Wildfeyr,
unterrichtete ihn nicht nur in den Wissenschaften, sondern auch in der Musik,
für welche der Knabe schon Neigung und Talent verrieth. Auch in Bremen,
wo er seit 1832 das Gymnasium besuchte, setzte er seine Musikstudien unter
Gottfr. Rieger, dann unter Nowotny, Job. Nejwa und E. Streit fort. 1836 be-
gann er dann am Bremer Lyceum das Studium der Philosophie; ging 1837
auf die Prager Hochschule und erwarb sich hier die Doctorwürde. Seine Musik-
studien trieb er während dem von 1837 — 1839 bei Tomaschek und von 1839 bis
1841 bei C. F. Pitsch. 1847 trat er in den Staatsdienst, den er aber 1852
quittirte und seitdem lebt er privatsirend in Wien.
Laurent de Rille, Frangois Anatole, Componist, geboren zu Orleans
1828, hatte bereits Studien in der Malerei gemacht als er sich ganz der Musik
zuwendete. Er studirte erst bei einem italienischen Lehrer, Comoglio, später in
Paris bei Elwart. Man übertrug ihm die Inspektion des Gesangunterrichts in
den Lyceen und Normalschulen, und das Interesse, welches er für die betreffen-
den Zweige des Unterrichts entwickelte, war nicht gering. Er componirte eine
grosse Zahl von Chorgesangstücken, welche Eigenschaften besitzen, die ihnen
allgemeine Verbreitung verschafften. Es sind mehr denn Hundert, von welchen
einige besonders beliebt sind: »JVbeZ«; y>Les martyrs aux Arenesa; ^La noce de
villagea; y>Les Suveursa; r>Le Charit des Travailleursa ; y>Le soirv^] i>La Hetraite«;
y>Les ßls d^Egyptevi; y>V Orpheon en voyagev.; y> Hymne ä Sie. Gecilea u. s. w. Ausser
diesen veröffentlichte L. Gesangstücke für eine Stimme; eine Anzahl Messen für
zwei, drei, vier Stimmen, mit Orgel oder auch mit Harmoniebegleitung. vSaluf,
vierye Marien, für drei Frauenstimmen mit Orgelbegleitung. Ferner die Samm-
lungen: y>Morceaucc de cJiants ä une, deux ou trois voix, composes ou choisis pour
les cours de chant des lycees imperiaux des ecoles normales et des ecoles primaires«
(Paris, 1870); »Exerdces de chant choral pour les Orphions et les societes chorales
en 4: partiesa (Paris, Chahal); ein Handbuch für den Chorgesang: y>Du chant
rhorahi (Paris, Perrotin) ; eine Fest-Cantate am 15. August 1867 in der Opera
Comique aufgeführt. In den kleineren Theatern von Paris wurden von L. d. R.
in den Jahren 1857 — 1878 vierzehn ein- und dreiaktige Opern und Operetten
gegeben. L. ist Ritter des Ordens der Ehrcsnlegion.
Lavalleye, Edoiiard, belgischer Schriftsteller, Professor an der Universität
La Valliöre — Lazarc. 209
zu Lüttich, wo er um 17. April 1811 ge])oren wurde und ira SejHember 1869
starb, verfasste zwei, auf die Musik bezügliche Schriften: itDocuments inedits sur
la crenfion d'une E'cole de musique ä Lieye en ll'JSa (Liege, üarraaiine, 1859,
in 8"): nEssais de hiographies Wgeoisem (Les Hamal, Liege, Reuard, 1860, in 8").
La Valliere, Lehrer und Componist, bekannt unter dem Namen la Valliere
Taint'- lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jiihrhunderts in Paris. Von einer
seiner Corapositionen führt A. Pougin (Biog. universelle) folgenden Titel an:
)i>Six sonates, en duo pour le tambourin, accoinpagnees d'un violon seul, didiees
ä M. le eomte de la Blache, marechal etc. par M. La Valliere Vaine, mäitre de
musique et de tamhourin , onzieme oeuvre. JElles peuvent s'executer sur le violon,
flute, hauthoia , clarinette, jxtr-dessus de viole, mandoline, guitare, et sur la vielle
et musette, en les transposant en sol-ut. La quatrieme et la cinquieme peuvent se
jouer ä deux flütes de tamhourin.
Lavaine, Ferdinand (VI, 268), starb im Januar 1874.
Larazza, Antonie-Maria und:
Larazza, Sautino, lebteu beide während der ersten Jahre des 18. Jahr-
hunderts in Mailand. (A. Vidal, Les Instruments ä archet.)
Lavigue, Jacques Emile, französischer Sänger, geb. zu Pau 1782, begann
seine Laufbahn als Sänger in der Provinz und debutirte an der grossen Oper am
2. Mai 1809. Seine Tenor-Stimme war schön und kräftig, so dass man ihn den
Herkules des Gesanges nannte. Anfangs liess sein Vortrag in Bezug auf Gre-
schmack zu wünschen übrig, doch beweist ein noch vorhandener Brief von
Spontini, vom 19. Juli 1817, dass er sich in dessen Oper Ferdinand Cortez in
der Titelrolle derselben als ein vorzüglicher Sänger gezeigt haben muss; denn
Sp. spricht seine Anerkennung aus über das ausgezeichnete Talent, welches er
in der Rolle entfaltet hat. 1825 zog sich L. in seine Vaterstadt Pau zurück,
wo er gegen 1855 gestorben ist.
La Tillemarqae, Theodore Claude Henri, Hersart de, Schriftsteller
und französischer Gelehrter, Mitglied der Akademie, ist in der Bretagne am
6. Juli 1815 geboren, und gab mehrere Werke über Sprache und Literatur der
Bretagne heraus, von welchen eines hier anzuführen ist: rtOhants populaires de
la Bretagne«- (Barzaz-Breiz), nebst den Originalmelodien und mit einer französi-
schen TJebersetzung und Notizen versehen; die erste Ausgabe erschien 1839,
2 Bände in 8"; die vierte 1846, 2 Bände in 12*', vermehrt durch 33 Balladen.
Lawrowska, Elisabeth, ausgezeichnete Sängerin in Russland, gegen 1848
geboren, besitzt eine der schönsten, klangvollsten und umfangreichsten Mezzo-
sopranstimmen. Sie besuchte das Petersburger Conservatorium, wo sie Schülerin
der Frau Nissen-Saloman wurde. Nach vollendeten Studien trat sie am Theater
Marie in Petersburg in »Das Leben für den Czar«, zum erstenmal vor das
Publicum. Ihr wahrhaft schönes Organ erwarb ihr sofort die Gunst desselben,
die sich während der zwei Jahre ihres Engagements noch steigerte. Nach Ablauf
desselben nahm sie in einem glänzenden Concerte von den Petersburgern Ab-
schied und ging auf Reisen. In Paris studirte sie noch unter Frau Viardot-
Garcia die französische und italienische Schule und trat dann in einigen Con-
certen auf. Hierauf durchreiste sie Deutschland und sang mit vielem Erfolg
auch in Leipzig und in Berlin. Sie kehrte dann wieder nach Russland zurück.
Seit 1871 ist sie mit einem russischen Prinzen Zeretelew verheiratet.
Lazare, Martin, Pianist und Componist, geboren zu Brüssel am 27. October
1829, besuchte das Conservatorium zu Brüssel, bis seine Eltern nach Haag
übersiedelten, wo er unter Van der Does seine Ciavierstudien fortsetzte. Später
ging er nach Paris und wurde Schüler des dortigen Conservatoriums. Nach-
dem er auch noch London besucht hatte, ging er nach Holland zurück. Hier
betheiligte er sich an einem, vom König der Niederlande eröffneten Concurs für
eine komische Oper: »Xe roi de Bohemen, aus welchem er als Sieger hervorging.
Die Oper wurde am 1. April 1852 aufgeführt. Darauf begab sich L. auf
Reisen, er concertirto in Deutschland, und ging dann uacli den Vereinigten
Musikal. Courera.-Leukou. Ergäuzuu^baud. ^■^
210 Ij^aJ — Leclalr.
Staaten; drei Jahre blieb er in Toronto (Canada), kehrte darauf nach Europa
zurück und wohnte drei Jahre in London. Jetzt lebt er seit 1863 in Brüssel
als Musiklehrer. In Paris, London und in Haag veröffentlichte er mehrere
seiner Claviercompositionen.
Leal, Eleutherio Franchi, portugiesischer Tonkünstler, war Professor
am Seminar zu Lissabon während der Regierung D. Maria I. und Joäo YL
Er hat viel Kirchenmusik geschrieben, unter dem Einfluss der damals herr-
schenden Italiener, im theatralischen Stile und mit Bravourarien überladen.
Zu seinen besseren Werken gehören ein Requiem und »Matinas da Congeieaon.
Leal, Jodo, ebenfalls Portugiese, ausgezeichneter Componist auf dem Ge-
biete des einfachen Liedes, in Portugal yModinhas«. genannt, war im Anfange
des Jahrhunderts wegen dieser Compositioneu sehr geschätzt. L. gehörte einer
durchweg musikalischen Familie an. Schon sein Grossvater und auch sein
Vater waren sehr musikalisch. Der letztere war ein trefflicher Violinist, und
seine zehn Kinder waren derartig musikalisch veranlagt und gebildet, dass er
mit ihnen vollständige Opern darstellen konnte. So führte diese Familie allein
eine italienische Oper, am Bord des englischen Linienschiffes, welches den König
Joäo VI. von Rio Janeiro begleitet hatte, aus, und zwar nach dem Urtheil des
Schriftstellers Balbi mit einer Geschicklichkeit, die nicht zu beschreiben ist.
Lebel, Louis Bon, Professor und Organist der Kirche St. Etienne du
Mout zu Paris, und zu Nangis (Seine sur Marne) ist am 10. Februar 1831
geboren. Da er des Augenlichtes verlustig war, kam er im Alter von 10 Jahren
in das Blindeninstitut zu Paris, und erhielt dort auch seine musikalische Aus-
bildung. Hier erwarb er den Preis für Orgel, Ciavier, Violine und den soge-
nannten sechshundert Francs-Preis; dann machte er noch einen Cursus im Orgel-
spiel und der Composition am Conservatorium durch. 1851 wurde er zum
Professor am Blindeninstitut und 1869 nach dem Tode Roussels zum Orchester-
chef ernannt. Seit 1853 ist er Organist der Stephanskirche. Als Lehrer am
Blindeninstitut hat er sich sehr um die Weiterentwicklung des Musikunterrichts
verdient gemacht. Er schrieb Orgel-, Ciavier- und Orchesterstücke, doch sind
nur einige seiner Ciavierstücke veröffentlicht.
Leblanc (VI, 271), starb im März 1827 in Paris.
Leborne, AimeAmbroise Simon (VI, 271), starb in Paris am I.April 1855.
Le Camus, französischer Musiker, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrb.
zur Kapelle des Königs gehörte, schrieb zahh-eiche, seiner Zeit beliebte Arien.
Le Camns, Jean Pierre, Componist, geboren zu Genf am Anfange des
18. Jahrhunderts, starb 1768. Folgendes Werk ist von ihm bekannt: y>Les
Psaumes du roi et prophete David ^ mis en vers francais, revus et approuves
par les pasteurs et professeurs de VIEglise et de VAcademie de Geneve. Mis en
musique par Jean-Pierre Le Camus, citoyen de Genevea (Geneve 1760, 2 edt. 1764).
Le Cene, Michel Charles, Musikalienverleger in Amsterdam, Associe
und Schwiegersohn des berühmten Verlegers E. Roger. E. Gregoir (j>Docuvients
historiques relatifs ä Vart musical etc.vi) giebt folgende Nachricht über ihn:
L. Cene ist 1690 geboren und stammt wahrscheinlich aus Frankreich. Im
Mai 1717 trat er als Compagnon in das Geschäft und wurde in die Genossen-
schaft der Verleger in Amsterdam aufgenommen. Mehrere Verlagswerke tragen
den Namen beider Compagnons. Mit dem Tode C.'s, der 1741 erfolgte, ver-
schwand das grosse Verlagshaus aus der Musikwelt. Eine neue vermehrte Auf-
lage des, 1716 von E. Roger herausgegebenen Catalogs veranstaltete Le C. 1732:
»Cafalogue des livres de musique imprimes ä Amsterdam cliez Etienne Roger et
contenues par Michel-Charles Le Cenea (Amsterdam, petit 8, 72 p.).
Lecerf, Justus Amadeus (VI, 273), starb in Dresden am 28. März 1868.
Lechantre, Mlle., Clavierspielerin und Componistin, die in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zu Paris lebte, veröffentlichte als Op. 1 zwei Clavier-
concerte mit Begleitung von zwei Violinen, zwei Hoboon, Alt und Bass.
Leclair, Pierre. Von einem Violinisten dieses Namens erschien zu Paris
Lpclerc — Lefewe. 211
1764, dem Todesjahr des berühmten Violinisten Jean Marie Leclair (s. Clair, le)
als Op. 1 eine Sammlung von Duos für zwei Violinen (Paris, Lemeru).
Leclerc, Jean Bnptiste (VI, 274), ist am 29. Februar 1756 geboren und
starb am 16. November 1826.
Leelercq, Tli., belgischer Componist, geboren zu Hoeylaet am 17. Februar
18.34, Schüler des Brüsseler Conservatoriums, wurde in Löwen Kapellmeister
an der Kirche St. Gertraut und dann Organist der Kirche Notr. Dame und
Professor des Gesanges an der dortigen Musikschule. Fr veröffentlichte eine
Messe für drei Stimmen mit Orgel])egleitung; sechs dreistimmige Motetten;
einige Romanzen; ein Te Deum mit Orchester wurde in Löwen aufgeführt.
Lecocq, Charles (VI, 275), ist am .3. Juni 1832 geboren.
Ledno, Alphonse, Pianist, Componist, Lehrer und Musikalienverleger,
ist zu Nantes am 9. März 1804 geboren und starb in Paris, wo er 1841 einen
Musikalienverlag gegründet hatte, am 17. Juni 1868. Sein Vater, ein guter
Fagottist, unterrichtete ihn auf verschiedenen Instrumenten, so dass L. sich in
einem Concert auf dem Fagott, der Flöte und der Ouitarre hören lassen konnte.
Er besuchte einige Jahre das Pariser Conservatorium und widmete sich dann
dem Unterricht. L. versorgte das Publicum nach und nach mit ungefähr drei-
zehnhundert Compositionen der verschiedensten Genres. Aus dieser grossen
Zahl, die aus zwei- und vierhändigen Ciavierstücken, Romanzen, ein- und mehr-
stimmigen Gesängen. AVerken für Flöte, Fagott, Guitarre und Orgel und Tanz-
stücken bestehen, führen wir nur einige Studienwerke an: r>Methode clementaire
de piano ä Vusage des pensions» (dreizehn Auflagen); 1)25 Petits efudes tres faciles
pour les petit mainsa, Op. 156; y>Etudes elementairesu, Op. 128; Etudes melodiques«,
Op. 146 ; f>Etudes de mecanisme«, Op. 106 ; »Etudes chantantes et concertantes ä
quatre mainsa, Op. 191, u. s. w.
Leemans, flämischer Tonkünstler, geboren zu Brügge, lebte zu Paris in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er veröff'entlichte daselbst 1767: Sechs
Quartette: drei für Flöte, Fagott, Violine und Violoncello, drei für Hoboe,
Fagott, Violine und Violoncello; und eine Ariette r>le Sonr/e«, über Worte von
Voltaire mit Begleitung von Harfe, zwei Violinen, zwei Fagotte, zwei Jagd-
hörner und Bass. L. lebte noch 1785 in Paris.
Leenders, Maurice Gerard Hubert, belgischer Violinist, geboren zu
Venloo den 9. März 1833, trat, nachdem er durch seinen Vater einem unter-
richteten Musiker, vorgebildet worden, im zwölften Jahre ins Brüsseler Con-
servatorium, wo er sich unter Meerts und Leonard zu einem trefflichen Violi-
nisten ausbildete. Er unternahm dann von Erfolg begleitete Kunstreisen durch
Holland. Deutschland, Dänemark, Schweden und Polen und widmete sich nach
Belgien zurückgekehrt, dem Unterricht. Er ist Direktor des Conservatoriums
in Tournai. L. schrieb ein Concert, Fantasien und einige Gesangstücke. Seine
Schwester Jeanne, geboren 1830, vorzügliche Pianistin, starb als die Gattin
des Tonkünstlers Vandestraden bereits am 10. November 1858.
Lefebvre, französischer geschickter Lautenmacher, arbeitete in Amsterdam
in den Jahren 1720 — 1735.
Lefebvre, Charles Edouard, geboren zu Paris am 19. .Tuni 1843, Schüler
des Conservatoriums, erhielt bei seiner dritten Bewerbung 1870 den grossen
Römerpreis für die Cantate: «Le jugement de Diena. Nach der Rückkehr von
Rom wurden in Paris verschiedene grössere Werke von ihm aufgeführt: Eine
Ouvertüre; eine syinphonische Suite; Psalm 23 für Chor und Orchester; eine
Sinfonie; lyrisches Drama »Judith«, in drei Abtheilungen (in Fragmenten zur
Aufführung gebracht); nPierrs si/mpjforiiqifesa (Prelude et Choral. Scherzo);
dramatische Ouvertüre: Chor und Romauzeu für Hörn; nDalila, Scpnrs pour
orchcsire d'apres le drame de M. Oct. Feuilleta ; Ciavierquartett; Ciavier- und
Gesangstücke.
Lefevre, Victor Gustav, Componist, T^ehrer und Direktor der Musik-
schule für Kirohenmusik zu Paris, ist zu Provins (Seine et Marne) am 2. Juni
14«
212 Lefort — Lejenne,
1831 geboren. In Rücksicht auf sein ausgesprochenes Talent und seine Neigung,
willigten seine Eltern darein, dass er die Musik zum Berufe erwählte. In Paris
wurde er in die Classe Colet des Conservatoriums aufgenommen, verliess das
Institut jedoch schon nach zwei Monaten und erwählte sich Maledeu, einen
ausgezeichneten Lehrer, unter dessen Leitung er zehn Jahre lang arbeitete.
1865 übernahm er die Leitung der Niedermeyer'schen Schule für Kirchenmusik,
zu deren gedeihlicher Weiterentfaltung er beitrug. Innerhalb zehn Jahren gingen
aus derselben gegen achtzig Organisten und Kapellmeister, die in Frankreich
thätig sind, hervor. 1872 richtete er die ebenfalls von Niedermeyer 1853 be-
gründete Gresellschaft für klassische Vocalmusik ä capella neu ein, und führte
in den Concerten derselben in Paris noch nicht gekannte Compositionen aus
dem 16. Jahrhundert auf. L. schrieb mehrere Messen und die Musik zur
Tragödie Komeo und Julie. Für den Druck vorbereitet (bei Richault) ist ei^ie
Harmonielehre und eine Schule für Accompagnement nach beziffertem Bass,
bestimmt für den Gebrauch seiner Schule.
Lefort, Jules (VI, 281), dieser geschätzte Gesanglehrer gab noch heraus:
»De Vemission de la voix« (Paris, Heu, in 4*^).
Legreay, le R. P., Benedictinermönch der Abtei Solesmes, gab unter dem
Titel: y>Noels anciensa (Paris, Victor Palme, 1876), eine Sammlung von vier-
zig volksthümlichen Weihnachtsliedern Burgunds und der Champagne heraus.
Er fügte eine Clavierbegleitung hinzu.
Leg'cudre, Jules, Virtuose auf dem Cornet ä piston und Lehrer des In-
struments, verfasste ein Handbuch über die Behandlung desselben: y>Traite
complet d'articulation ou le Secret des coups de langue simples et doubles, classes,
raisonnes et expliqttes, pour cornet au bügle et en gener al pour tous les instru-
ments ä vent.v. (Bruxelles, Mahillon, in 8*^).
Leguaüi, Louis (VI, 282), hat folgendes Werk veröffentlicht: y^Metodo
per imparare a conoscere la musica e suonare la chiiarra, composto colla massima
semplicitä e chiarezza, Milan, Ricordi<i:
Legrrand, Pierre, Pianist, Organist und Componist, wurde 1780 »maitre
de musique« an der grossen Oper und der Concertgesellschaft zu Marseille. Er
war der Nachfolger von Rey und überliess seinei'seits seinen Platz 1793 Parent.
Im mittäglichen Frankreich hatte sich L. einigen Ruf als Componist erworben.
Er schrieb Ouvertüren und Märsche für Orchester, Mottetten und Chöre. Eine
Cantate »Hymne des Lys«, und die Chöre zur Athalia von Racine. Bei der
Gründung der Akademie der Künste zu Marseille, waren er und Delattre die
beiden ersten musikalischen Mitglieder derselben. L. starb 1809.
Leite, Antonio da Silva, portugiesischer Componist von Ruf, geboren
zu Porto in Portugal gegen Ende des 18. Jahrhunderts, war Kapellmeister der
Kathedrale dieser Stadt. Er veröffentlichte: 1) »üezumo de todas as regras, epre-
ceitos da Cantoria assim da Musica metrica, comodo GantocTiao, dividido em duas
porfesii. (Porto, 1787, kl. 4*^, 42 S.); 2) Estudo da Guitarra em que se expoe o
modo mais facil para aprender este instrumento<i (Porto, 1795, 2. Aufl. 1796 mit
einigen Veränderungen im Titel). Von den Compositionen L.'s sind nur wenige
gedruckt, dazu gehören: y>Hi/mno patriotico a grande orchestral. (Paris, Ignaz
Pleyel, 1820. Prachtausgabe mit dem Bilde des Königs Joäo); y>Tantum ergo
a 4 vozes e orchestral, 1815; r>Seis So7iatas de Guitarra com acompanhamento de
Babeca e duas Trompas ad libitumn, 1792 in fol. Auch Modinhas (volksliedartige
einfache Gesäuge) schrieb Leite, veröffentlicht durch eine Musikzeitung 1793.
Sein Todesjahr ist nicht bekannt.
Leite, Pater Jose, portugiesischer Musiker, schrieb die Musik zu dem lyri-
schen Drama ^Angola tri^imphantea, aufgeführt im Jesuitencolleg (Santo-Chitao)
zu Lissabon am 18. Juli 1620. Das Drama, dessen Verbleib nicht bekannt ist,
bestnnd aus vierzehn Scenen.
Lejenne, eine Lautenmacherfamilie, die mehrere Generationen hindurch in
Paris ansässig war. Das älteste Mitglied derselben, Fran^ois, dessen, Violinen bereits
Lomaire — Lcmoiiuier. 213
17fit jTcschillzt wiirt'u. Von scin-n Nnclikommcn, Jeiin Charles, Louis und
Juan r^aptiste, vericrligtc der letztere, der Ende des 18. Jahrhuiulerts arbeitete,
auch Harfen. 1819 waren drei des Namens in Paris bekannt: Lejeuue alne,
L. cadet und L. fils. Ein letztos Mitglied starb gegen 1870 in Paris.
Leinaire, Charles (V'I, 293). ausserdem bereits angeführten Bueh: »Uan-
tatcu« kennt man von ihm noch vier Cantaten, welche einzeln, bei Baiard gedruckt
sind: »i« sacrißce d'a/noura; nEndt/mion«; ■oLaconsta?ice(t ; »ie retour du printempsa,
Ijeinaire, Theophile, Gesangsprofessor und Musikschriftsteller, ist zu
Essigny-le- Grand (Aisne) am 22. März 1820 geboren. Ursprünglich im Be-
sitze einer prächtigen tiefen Basstimme, wurde er im Couservatoriura in die
Classe Garcia's aufgenommen, um sich für die Theaterlaufbahn auszubilden.
1851 wurde er aber von einer gefährlichen Halsbräune betroffen und musste
nach seiner Genesung diesen Plan aufgeben. Er entschloss sich daher, seine
Thätigkeit dein Gesangunterricht zu widmen. Zu diesem Zwecke unternahm
er sehr eingehende Suidicn, und die Gesangschulen, von denen er Kenntniss
nahm, bildeten nach und nach eine der vollständigsten Sammlung m dieser Art.
Durch diese war L. auch in den Stand gesetzt, die Bearbeitung einer Geschichte
der Gesangskunst zu unternehmen. Dieses "Werk »rkiafoi/'e com^iletc de Vart du
chanU verfasste L. in Gemeinschaft mit Henri Levoix, und erhielt dabei die
Unterstützung des Ministeriums der Künste. Es umfasst eine Geschiebte der
Gesangskunst von der frühesten Zeit bis auf unsere Tage, eine Besprechung
der Methoden der verschiedenen Epochen, Vergleiche der italienischen mit der
französischen Schule, eine Bibliographie der auf Gesaugstudium bezüglichen
Werke u. s. w. Ein zweites Werk Lemaires ist die Uebersetzung eines Werkes
über die Kunst des Gesanges von Pierfrancesco Tosi aus dem Italienischen ins
Französische. Das Werk ist auch ins Deutsche und Englische bereits seit längerer
Zeit übertragen. Der französische Titel desselben ist: Lart da chant, opiaions
sur les cliaiiteurs anciens et modernes, ou Observation^ sur le chant ßyurv, par
Pierfrancesco Tosi, traduit de Vitalien et accompagne de notes et d'exemples par
Theophile Lemaire« (Paris, Rothschild 187 4).
Lemaure, Catherine Nicol (VI, 293), wurde den 3. August 1703 geboren,
und debütirte als Solistin 1721. Nachrichten über diese berühmte Sängerin des
vorigen Jahrhundei-ts giebt das Schriftchen von A. Pougin «L'^ylise et VOpera
en 1135, Mlle. Lemaure et Veveque de Saint-Pupouh (Paris, Detaille, 1877).
Lemmens, Jacques Nicolas (VI, 295), lebt seit 12 Jahren in London,
als Organist an der Jesuiten-Kirche.
Lemmens, Shcrrington (VI, 295), Helene ist zu Preslon 1831 geboren
und nahm mit ihrem Gatten in London Wohnsitz.
Lemoiue, Achill e, Componist und Inhaber der ältesten Verlagshandluug
in Paris, die vor ihm sein Vater Henri, und sein Grossvater Antoine der sie
1780 gründete, geleitet hatten. Er ist am 15. April 1813 in Paris geboren.
Als Pianist erhielt er Unterricht von Brice, Bertini und Kalkbrenner, und er-
theilte dann selbst Unterricht; auch veröffentlicht er unter dem Namen »Heintz«,
Ciavierstücke leichteren Genres. Nach dem Tode seines Vateis, dessen Associe
er bereits zwei Jahre gewesen war, übernahm er das Geschäft, und führte es
den Traditionen des Hauses gemäss weiter. 1858 begann er die Veröffentlichung
der Sammlung von Ciavierstücken der classischen Meister» Paz/^/teo« des Pianisfcsa,
welche bereits über 600 Werke umfasst, und bei correcter und schöner Her-
stellung zu einem massigen Preise ausgegeben wurde. Dieser folgten alsdann
ähnliche Ausgaben, hauptsächlich Unterrichtswerke umfassend, und nebenher
Luxusausgaben, die seinem Etablissement, welches Ateliers für Notenstich und
Druck umschlie^st, zur Ehre gereirhen. Er wurde nach Beendigung der Wiener
Weltausstellung 1873 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Lenionnier, Louise Th'Tese Antoinette, RoguauIt-lJoueours, begründete
ihren Ruf als ausgezeichnete Sängerin bereits als Mlle. Regnault, den sie un-
geschmälert bis zu ihrem Abgange von der Bühne 1828 sich erhielt. Sie war
214 Lemonnior — Lesser.
zu Brest um 24. August 1789 geboren und trat in Rouen 16 Juhr alt, zum
ersten Mal auf. lÖUH wuiJe sie nach Paris an die komische Oper berufen, wo
sie zu den besten Darstellerinnen gerechnet wurde. Ihre im Uebrigen ganz
freundschaftliche Rivalität mit der, an demselben Theater engagirteu Mme. Daret-
Suiut-Aubin ist berühmt geworden. Boieldieu schrieb immer für sie, Nicolo
immer für die andere Sängeiün. 1817 oder 1818 verheiratete sie sich mit ihrem
CoUegen Lemonnier, und zog sich mit diesem 1837 nach Saint-8ever zurück,
wo sie am 5. April 1866 starb. Ihr Gatte
Lemonuier, Louis Augustin, war 20 Jahre beliebtes Mitglied der komi-
schen Oper, verliess das Theater 1837 und starb in 8aint-Sevcr am 4. März 1875.
Lemoyne, Jean Baptiste (VI, 296), das erste bekannte "Werk von L.
ist eine wcitläulige Composition in oratorischer Form, aufgeführt im Concert
spirituel in Paris im Jahre 1778, dem Jahre der Schlacht von Quessant, welcher
die Composition geweiht ist: »Ode sur le combat d'Qitessantv.
Leo, Leonardo (VI, 299), den genannten Werken des Componisten sind
noch folgende hinzuzufügen: 1) »11 trionfo di Camillaa; 2) y> Regina di Volscia
(Rom, 1726); 3) »1/ contea, Neapel; 4) »Midoroa, id. 1740; 5) y>la Fedeltä odiaiaa,
id. 1744; 6) Ezio.
Leoni, Jose Maria Martins, portugiesischer Theoretiker, sclmeb; y>Princi-
pios de rimsica theorica et pratica, para a instruccao da mmica de portwjuezav.
(Lissabon 1833, in 4" 52 8. 8 S. Beispiele). Dem ersten Theil des Werkes ist
(vor den Beispielen) eine günstige Beurtheiluug des berühmten Componisten
Frei Jose Marque de Silva beigegeben.
Leplns, Gabriel (VI, 304), starb im März 1874 zu Paris.
Leprevost, Etienne Alexandre (VI, 304), starb zu Paris am 19. De-
cember 1874. L. hat gegen 100 Werke geschaffen, von denen die Kirchenstücke
geschätzt sind. Die angeführte einaktige Oper heisst: «ie Reveur eveilUv., nicht
»Dormeur eveillev..
Leroy oder Leroi, Guillaume (VI, 304), verliess 1530 Paris und die
königliche Kapelle, und übernahm au der Maitrise zu Rouen das ihm an-
vertraute Direktorat.
Lesbio, Antonio Marques, portugiesischer Componist, ist 1639 geboren;
er war hauptsächlich fruchtbar als Componist von Vilhancicos, deren er mehrere
in der Zeit von 1660 — 1708 veröffentlichte.
Leschetitzky, Th., ausgezeichneter Pianist, ist 1840 in AVien geboren,
machte sich zuerst in Petersburg rühmlich bekannt, und ging dann 1864 nach
London, wo er in den Concerten der »Union musicale« sehr glänzend aufge-
nommen wurde. Nach Russland zurückgekehrt, erneuerte und befestigte er seinen
Ruf als Virtuose, und exellirte auch vornehmlich in den Kammermusiksoir-een
in Gemeinschaft mit Auer und DavidofF. L. ist gegenwärtig Professor am Con-
servatoriura in Petersburg und hat sich auch als solcher in sehr vortheilhafter
Weise bewährt. Zu seinen hervorragenden Schülern gehört auch seine Gattin
Fi'au Essipoff L. Ausser einigen Claviercompositionen hat er auch eine ein-
aktige Oper geschrieben, die 1867 in Prag zur Aufführung kam.
Lesfaaris, Jean, musikalischer Theoretiker, geboren zu Saint -Esprit in
der Nähe von Bayonne im October 1808, studirte Harmonie bei dem gelehrten
Professor Ferroud in Bordeaux. L. publicirte 1852 ein Schriftchen: y>Origine
de la gamme modernem (in 8^*, chez L. Hachette); ferner: y>JPhysiologie de la voix
chantee et Auscultation de la voix au point de vue du beauu (in 12^, Bordeaux,
chez Gounouilha); y)Essais d' Esthetique<.<. (1858, id.); »Mements de VÄcoustique
musicale, reposant sur les capacites estethiques de l'ouie«.
Lesser, St anislaus, Baron vou, verfasste ein Handbuch »Musikalische
Gymnastik« (Leipzig, Veit 1877). Der Inhalt derselben bezieht sich auf gym-
nastische Uebungen, für die praktische Ausübung der Musik, als der Finger,
Hände, Arme, selbst der Füsse, die bei der Orgel thätig sind. Für die an-
Leaucur — Liudeman. 215
empl'uhlüiiüu Uobungcu luit L. mehi'ero sehr eiuliiche uiid pniktiHclic \'ox-
riclituiigcu erdacht.
Lesiicar, Jean Franyois (VI, 306). Nach dem neuerdings veröffentlichten
Schril'tchen: ^^La Muniquc d'Älbecille J7S5 — 1S50; Souvenire d'un musicieiiv
(Alltcville, Briez, Piiilhirt et Retaux, 187G), ist L., wie das Taulregistcr crgiebt,
um 15. Februar 176U (nicht 15. Januar 1705) geboren. Er ist in dem betreffen-
den Document Jean Fx'anijois Sueur genannt. 1852 wurde ihm auf einem der
öffentlichen Plätze in Albeville eine Bronze-Statue errichtet.
Lcybach, Ignaz (VI, 313), ist zu Gambsheim (Niederrhein) am 17. Juli
1817 geboren. Er erhielt erst in Htrassburg, später in Paris bei Pixis, Kalk-
brenner und Chopin Ciavierunterricht. 1844 erwarb er im Concurse die Stelle
des Organisten an der Metropolitankirche zu Toulouse. Später liess er sich in
Paris nieder. Seine Ciavierwerke, welche die Zahl 200 übersteigen, sind
grösstcntheils für den Zweck des Unterrichts geschrieben.
L'Höte, Leon Albert, Violinist und Componist, zu Paris am 21. Mai
1828 geboren, war Schüler des Pariser Couservatoriums, und durch die ersten
Preise daselbst ausgezeichnet worden. Er ist Solo- Violinist am Theater-Italien,
und machte sich durch verschiedene ansprechende Compositionen bekannt. Ge-
druckt sind nur Ciavier- und Gesangsstücke, Chorcompositionen, ein Trio und
»Coniidence«, Romanze für die Violine. Er schrieb drei Ouvertüren für grosses
Orchester; eine Messe für Soli, Chor und Orchester, Trio, Quartett u. a.
Lhnillier, Edmond, französischer Chansonnetten-Componist, geboren 1820,
veröffentlichte gegen 300 Chansons, zu denen er die Worte und die Musik
schrieb, und die zum Theil recht gelungen sind. Von Operetten ist die eine
rtMonsieiir et Madame Jearm im Ciavierauszug (Paris bei Heugel) erschienen.
Lhuillier, Th., Mitglied der Archeologischen Gesellschaft, und der Künste
und Wissenschaften des Saine- Departements, gab ein durch seine authentischen
Nachrichten werth volles Schriftchen heraus: y>Notes sur quelques artistes musieiens
dann la Briea (Meaux, typ. Carro, 1870, in 8^. 24 pp.).
Lianovosani, Luigi, Pseudonym, unter welchem das Repertoir der im
Theater Fenice zu Venedig aufgeführten Werke in aller Vollständigkeit gegeben
wird. »Za Fenice f/ra7i teatro di Venezia, serie decjU spetta coli, della primavera
11 (J2. a tutto il cornovale 1876» (Mailand, Ricordi, 1878 in 4°).
Lickl, Carl Georg (VI, 317), starb am 3. August 1877 in Wien.
Lie, Erika, geboren am 17. Januar 1845 in Kongsvinger bei Christiania
(Norwegen), war bis zu ihrem 15. Jahre Schülerin ihres Vaters; darauf genoss
sie ein Jahr lang den Unterricht des berühmten Liedercomponisten Ilalfdan
Kjerulf und ging dann nach Berlin 1861, wo sie bis 1866 Schülerin von
Th. KuUak war. Sie erwarb auf ihren Concertreisen in England, Schweden und in
Deutschland den Ruf einer der bedeutendsten Pianistinnen der Gegenwart.
Lillo, Guiseppe (VI, 327), ist am 26. Februar 1814 geboren.
Lima, BrazFranzisco de, portugiesischer Tonkünstler, der 1760 mit seinem
Bruder (s. u.) und anderen Musikern auf Kosten der Regierung zur Ausbildung
nach Italien geschickt wurde. Nach der Rückkehr ins Vaterland fand er An-
stellung als Musiklehrer an einem Lehrerseminar.
Lima, Jeronymo Franzisco de, Bruder des Vorigen, aber bedeutend
talentvoller, schrieb aus Italien zurückgekehrt, von 1772 bis 1789 fünf Opern,
welche in den Hoftheatern, im Palais Salvaterra, Queluz und Ajuda aufgeführt
wurden und ihm einen Namen machten. J. L. war vor seiner Reise nach Italien
Schüler des Seminars gewesen. Er starb 1822.
Liniuander de Nieuweuboe, Armand Marie (VI, 328), ist am 22. Mai
(nicht März) 1814 geboren.
Lindemau, Ole Anders, norwegischer Clavierspieler und talentvoller
Componist, wurde 1768 geboren. Er besuchte in Kopenhagen die Universität
und erhielt von Wernicke, einem Schüler Kirnbergers, gründlichen Musikunter-
richt, im Ciavierspiel- und dem Contrapunkt. Durch Talent und eifrige Studien
216 Lingiardi — Literatur.
erwarb er sich bald eine bemerkenswerthe Fertigkeit als Clavierspieler, und eine
ausgezeichnete Stellung als Lehrer in Kopenhagen. Auf einer Reise in Nor-
wegen bot man ihm die Stelle des Organisten in Drontheim an, die er annahm.
Nach länger als 50 Jahren endete seine Wirksamkeit, die vornehmlich in einer
ausgebreiteten Lehrthätigkeit bestand, in dieser Stadt. Er starb gegen 1855.
Von seinem nicht gewöhnlichen Talente als Componist geben die Clavicrstücke,
neun an der Zahl, Zeugniss, welche Farrenz in Paris in seiner Sammlung
»Tresor des pianistesa veröffentlichte. Nur eines derselben war bereits im Druck
erschienen. Sein hervorragendes Talent nach dieser Seite hin zur Entfaltung
zu bringen, hinderte ihn die Sorge für eine zahlreiche Familie. Seine zwölf
Kinder jedoch bildete er selbst zu trefflichen und geschickten Musikern.
Lingiardi, Giacomo und Luigi, die Söhne von Giov. Bapt. L., Orgel-
bauer in Pavia, wurden, ö. am 16. April 1811, und L. am 2. Juli 1814 ge-
boren und zu Orgelbauern vom Vater ausgebildet. Die Brüder erbauten ihre
erste Orgel in Pavia in der Kirche del Carmine, und haben seitdem über 120
Orgeln in Italien und auch in Frankreich aufgerichtet.
Liuley, Greorg, englischer Romanzen-Coraponist, geboren gegen 1795, hat
sich in England durch die Veröffentlichung von zahllosen Romanzen, Balladen
und Gesängen populär gemacht. Auf der ganzen Halbinsel werden diese seit
einem halben Jahrhundert gesungen. Eine Oper aus seiner Feder »Die Nürn-
berger Puppe«, wurde 1861 in London aufgeführt. L. starb in London am
10. September 1865.
LintermanS) Frangois, belgischer Componist, geboren zu Brüssel am
18. August 1808, erwarb sich die Anerkennung seiner Landsleute für seine
eifrigen Bemühungen um die Pflege und Hebung des Chorgesanges in Belgien.
Er schrieb einige religiöse Musik- und Männergesangscompositionen.
Lirenka, (polnisch) Diminutiv von Lyra, wörtlich übersetzt das »Leierchen«.
Die Lyra der slavischen Völker entspricht ihrer Form nach weder der Lyra
der Alten noch der modernen Leier. Der Resonanzkasten der slavischen Lyra
ist dreieckig, und die drei Saiten, mit denen er bezogen ist, laufen über ein
halbkreisförmiges (rriffbrett. Der Resonanzkasten hat übrigens keine Schall-
öffnungen. Diese Lirenka ist in Litthauen, Gralizien, Podolien und Volhynien
sehr verbreitet, und wird als Begleitungsinstrument zum Gesänge verwendet.
Ein anderes Begleitungsinstrument, das früher sehr häufig angewendet wurde,
ist dem alten Organistrum, der sogenannten Bauernleier, ähnlich. Es hat die
Gestalt einer Guitarre und ist am unteren Ende mit einer Kurbel versehen,
welche ein, mit Colophonium bestrichenes Rädchen in Bewegung setzt. Während
der Spieler diese Kurbel dreht, drückt er die betreffenden Saiten nieder, so dass
sie das Rädchen berühren und so zum Erklingen gebracht werden.
LissajonS; gelehrter Akustiker, in Frankreich geboren gegen 1830, jetzt
Rektor der Academie in Besangen, gehörte zur musikalischen Jury der Welt-
ausstellung in Wien 1873. Er veröffentlichte den, für das Ministerium be-
stimmten Bericht: »Rapport sur les insfruments de musique. Instruments ä vent
et autres appareils acoustiquesa (Paris, Imprimerie nationale, 1875, in 4^). 1863
hielt L. in der Gesellschaft musikalischer Componisten in Paris einen Vortrag
über optische Beobachtungen der Töne. (Abgedruckt in den Annalen der Ge-
sellschaft.) Ehe L. nach Besangon berufen wurde, war er seit der Direction von
Amb. Thomas am Conservatorium, daselbst als Professor der Akustik, angestellt.
Literatur (IV, 366). 1,2,3,4. Ursprung, Nutzen und Wirkung der
Musik. H. Berg: »Die Lust an der Musik; erklärt« (Berlin, Behr, 1879). —
»Studien über die Tonkunst zur Fördei'ung richtiger Erkenntniss ihres hohen
Zweckes und Benützung ihrer Macht« (Wien, Mayer & Co., 1871). — L. Raud-
nitz: »Die Musik als Heilmittel«, oder: »Der Einfluss der Musik auf Geist und
Körper des Menschen, und deren Anwendung in verschiedenen Krankheiten.
Nebst Anhang: Diätetik für Sänger und solche Musiker, welche Blasinstrumente
LiterAtur. 217
])»'handeln u. s. w.« (Prag, 1H40). — Chomet: »E/frfs et inßuence de la muttique
siir la saufe ei sur la tnaladiru (Paris, 1H71).
5) Allgcnaciuc Geschichte der Musik. J. Hawkins: nj (jener al hU-
lorif of the sciencc and praclice of music« (London, 1B58). Neue Ausgabe in
2 Bänden mit Atlas. — Dasselbe Werk: »neiv edition , with the aulhorn post-
/lumoiis notesa (London, 1876, Novello) 2 Bilnde. — A. de La Fage: »Hisfoire
(jf'nerale de la musiquc et de la dansea. Tora. 1 u. II. (Antiquitr). (Paris, 1844)
2 Bände, nicht mehr erschienen, mit 2 Atlas in fol., Musikstücke und andere
Beilagen enthaltend. — A. Reissmann: »Allgemeine Geschichte der Musik«,
'S Bände (Leipzig, 1863 — 64). Mit 50 vollständigen Tonstücken. — August
Reissraann: »lllustrirte Geschichte der deutschen Musik« (Leipzig, Fues's
Verlag), mit 144 Abbildungen und zahlreichen Facsirailes. — Emil Naumann:
»lllustrirte Musikgeschichte« (Stuttgart, W. Speeraann, 1880). Im Erscheinen
begriffen. — A. W.Ambros: »Geschichte der Musik« (Leipzig, Leuckart, 1862 bis
1878). Band 4: »Fragment, Geschichte der Musik im Zeitalter der Renaissance
von Palestrina an«, wurde aus dem Nachlass herausgegeben mit Vorwort von
Notlebohm und Nachwort von E. Schelle. — F. J. Fetis: nSistoire generale de
la musique, depuia les temps Ics plus anciens jusqu^ä nos jotirs«, 5 vol. (Paris,
Firmin Didot, 1869—76). — AV. Chappell : »The history of yniisic (art and
science), Vol. 1. »From the earliest records to tlie fall of the Roman onpirea
(London, Chappell & Co., 1874). Im Erscheinen begriffen. — A. v. Dommer:
»Handbuch der Musikgeschichte von den ersten Anfängen bis zum Tode Beetho-
vens in gemcinlasslicher Durstellung«, 2. Auflage (Leipzig, Grunow, 1878). —
Heinrich Adolf Küstlin: »Geschichte der Musik im Umriss für die Geljildeten
aller Stände dargestellt« (Tübingen, H. Laupp, 1875). — Dr. Jos. Schlüter:
»Allgemeine Geschichte der Musik in übersichtlicher Darstellung« (Leipzig, Engel-
mann, 1863). — Alsleben: »Abriss« (Berlin, Trautwein, 1862); Reissmann:
»Grundriss« (München, Bruckmann, 1865) und »Leichtfassliche Geschichte der
Musik in 12 Vorlesungen« (Berlin, Janke, 1877); B. Kothe: »Abriss«, 2. Aufl.
(Leipzig, Leuckart, 1877): 0. Wangemann: »Grundriss« (Magdeburg, Htinrichs-
hofen, 1878); W. Laughans: »Die Musikgeschichte in 12 Vorlesungen« (Leipzig,
Leuckart, 1878); Robert Musiol: »Katechismus« (Leipzig, J. J. Weber, 1877).
— Carl Czerny: »Umriss der ganzen Musikgeschichte. Dargestellt in einem
Verzeichniss der bedeutenderen Tonkünstler aller Zeiten, nach ihren Lebens-
jahren und mit Angabe ihrer Werke chronologisch geordnet, nach den Nationen
und Epochen abgetheilt, den gleichzeitigen historischen Ereignissen zur Seite
gestellt, und mit einem alphabetischen Namensregister versehen, 815. Werk,
I. Abtheilung bis 1800« (Mainz, B. Schotts Söhne, 1851), 92 schön gedruckte
Seiten in qu. gr. 4''. — Dr. K. E. Schneider: »Zur Periodisirung der Musik-
geschichte. Ein Vorschlag« (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1863) — F. J. Fröh-
lich: »Beiträge zur Geschichte der Musik der älteren und neueren Zeit, auf
musikalische Documente gegründet«, 1. Band (Text), 2. Band (Documente, d. h.
Musikstücke, autographirt) (Würzburg, Stahel, 1868, 1874. In hoch 4''). Nach
des Verfassers Tode herausgegeben von Prof. Weigand. — Lor. Kraussold:
»Die Musik in ihrer kulturhistorischen Entwickelung und Bedeutung von den
ältesten Zeiten bis auf R. Wagner«. Drei Vorträge (Bayreuth, Grau, 1876).
Mit 4 lithographischen Beilagen. — Jean Andries: r>Frecis de Vhistoire de la
musique, depuis les temps les plus recules, suivi de notices sur un grand nomhre
d'ecrivains didactiques et theoriciens de l'art ynusieah (Gand, Busscher, 1862).
Mit Porträt Rolands de Lattre. — Abr. Mankell: r>Musikens historia, i korta
bcrättelser lättfattligt framställd<i (Oerebro, 1861). In 3 Abtheilungen. — Kaz.
Lada: »Historja muzykW (Warszawa, 1861).
6) Musik der Aegypter, Hebräer, Japanesen, Araber. Carl Engel:
y>The ?nusic of the most ancient nations, particularh/ of the As.s-i/rians, Egi/ptians
and Hehrewsf) (London, Murray, 1864). — Ijauth: »Ueber altägyptische Musik«
(München, 1873). Mit Tafeln. — Em. David: r>La musique chez les Juifs:
218 Literatur.
essai de critique et d'histoire« (Paris, Pottier de La-Laine, 1873). — Alexandre
Kraus fils: »La miidque au Japona (Ploreuce 1878). Mit 9 Tafeln Photo-
graphien japaneaischer Musikinstrumente im Museum Kraus in FlorensJ. —
R. Gr. Kiesewetter: »Die Musik der Araber, nach Originalquellen dargestellt«
(Leipzig, 1842). Mit Abbildungen und Notenbeilagen. — Eli Smith: rtA Treatise
on Ärab music, chiefly from a loorh l>y Mikhäil Meshäkah, of Damascua. Transl.
front the Arabien (Boston, 1847). Mit Tafeln (aus Vol. I der »American Orien-
tal society«). — Daniel Salvador: v>La musique arabe, ses rapports avec la musique
grecque et le chant Grtyorienv. (Alger, Bastide, 1863). Der Verfasser war Direk-
tor des Pariser Conservatoriums während der Commune und wurde erschossen.
Alex, Christianowitsch: »Unquisae historique de la munique arabe aux tempa anciens,
avec dessins d'instrumeiits et 40 mcLodies notees et harmonisees« (Köln, Du Mont-
Schauberg, 1863, fol.)
7) Musik der Griechen und Römer. Rud. Westphal: »Grcschichte der
alten und mittelalterlichen Musik«, 1. u. 3. Abtheilung (2. nicht erschienen)
(Breslau, Leuckart, 1865, 66). Die 3. Abtheilung ist betitelt: »Plutarch
über die Musik, Griechisch und deutsch von R, W,« — F. A, Gevaert:
yiSistoire et theorie de la musique de V antiqioitea , 2 vol, (Gand, 1875, 78), — -
H. Wichmann: Ueber Gevaert's »Musique de V antiquitev. (Berlin, Mitscher und
Röstell, 1876). — F. Bellermann: »Die Hymnen des Dionysius und Mesomedes,
Text und Melodie u. s. w.« (Berlin, 1840). Mit 4. Tafeln. — C. Fortlage:
»Das musikalische System der Griechen in seiner Urgestalt. Aus den Ton-
leitern des Alypius zum ersten Male entwickelt« (Leipzig, Breitkopf & Härtel,
1847). Mit 2 Tabellen in fol. — P. Marquard: »Des Aristoxenus harmonische
Fragmente, Griechisch und deutsch u. s. w.« (Berlin, 1868). — Dr. J. Papasta-
matopulus: »Studien zur alten griechischen Musik« (Bonn, Lempertz, 1878).
— 0. Paul: »Die absolute Harmonik der Griechen. Eine Abhandlung« (Leipzig,
Dörffel, 1867). Mit 5 Tabellen in gr. 4. — C. Lang: »Altgriechische Har-
monik« (Heidelberg, 1872). — Appellationsgerichtsrath Frhr, Albert v, Thimus
(t 1878 in Cöln): »Die harmonikale Symbolik des Alterthums«, 2 Bände (Cöln,
Du Mont-Schauberg, 1868, 76). Mit Beilagen. — Trinkler: »Die Lehren von
der Harmonik und Melopöie der griechischen Musik« (Posen, 1842). Mit 1 Taf.
Rud. Westphal: »Harmonik und Melopöie der Griechen« (Leipzig, 1863). —
Derselbe: »System der antiken Rhythmik« (Breslau, 1865). — Prof. Friedrich
Heimsoeth (f 1877 in Bonn): »Die Wahrheit über den Rhythmus in den Ge-
sängen der alten Griechen. Nach einem Anhange über die Aufführung der
griechischen Gesänge« (Bonn, 1846) — A. Rossbach und R. Westphal: »Metrik
der Griechen im Vereine mit den übrigen musischen Künsten«. 2 Bände, 2. Aufl.
(Leipzig, Teubner, 1867 [1. Band]). Das Werk erschien zuerst in 3 Bänden
1854 — 56. — Dr. J. H. Heinr. Schmidt: »Die Eurhythmie in den Chorgesängen
der Griechen.« Allgemeine Gesetze zur Fortführung und Berichtigung der Ross-
bach-Westphal' sehen Annahmen (Leipzig, Vogel, 1868). — Derselbe: »Leitfaden
in der Rhythmik und Metrik der classischen Sprachen« (Leipzig, 1869.)
8) Musik im Mittelalter. Die Fortsetzung von des Abt Gerbert:
»Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimumv. (3 tom., 1784), bildet des
gleichverdienstlichen Forschers E. de Coussemaker Hauptwerk: »Scriptorutn
de musica medii aevi novam seriem a Gerbertina alter am collegit nuncque
primum edidit JE. de Cm, 4tora. (Paris, Durand & Pedone-Lauriel, 1863 — 77).
— Hieran reihen sich desselben Verfassers: »Histoire de Vharmonie au moyen-
dge«. (Paris, 1852) mit 38 Tafeln Facsimile's und Notenbeilagen; »L'art har-
monique aux XIF. et XIIP. siecles« (Paris, 1865), mit 1 Tafel und 228 Seiten
Noten; »Les harmonistes du XIV^ sieclea (Lille, 1869). Letzteres Werk ist nur
die Vorrede des unvollendeten: »L^ Harmonie au XIV'^ siecle«. Ferner nMesse
du XIII^ siecle, traduite en notation moderne et precedee d''une introduclionv.
(Paris, 1861), und »Drames liturgiques du moyen-ägea (Paris, 1861), in Text
und Musik mit moderner Uebertragung der letzteren, beide Werke mit Facsim.
Literatur. 219
— Mone: »Lateinibclic und griechische Messen aus dem 2 — 6. Jahrhundert«
(Frankfurt, l^l50). — P. Ans. Schuljigor: »Die SäugerHcliulo St. (lallcns vom
H — 12. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gcbanggeschiclitc des Mittehilters« (Ein-
siedeln, Grebr. Benziger, 1858). Mit 8 Facsimile's und Beispielen. — P. Louis
Lambillütte: »Antiphonaire de St. Grcgoire, fac-simile du manuscrit de St. Gall.
Gopie authentl(iue de l'autotjrap/ie, ccrite vers l'an llfO. Avec une notice kisto-
rique, d^unc dissertatioii doimant la clef du chant Gregorien dan.s les antiques
notations etc.(n Av. 150 pl. (Bruxelles, 1872). — Dr. Karl Lind: »Ein Antipho-
nariura mit Bilderschmuck aus der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts im Stifte
St. Peter zu Salzburg befindlich, beschrieben und herausgegebeu« (Wien, Cirone-
meyer, 1870). Mit -15 Tafeln. — Prof. Karl Bartsch: »Die lateinischen Sequen-
zen des Mittelalters in musikalischer und rhythmischer Beziehung« (Rostock,
Stiller, 1868). — Kehroin: »Lateinische Sequenzen des Mittelalters« (Mainz,
1873). — Y. V. Arnold: »Die alten Kirchenmodi historisch und akustisch ent-
wickelt« (Leipzig, Kahnt, 1878). — A. Bottee de Toulmon: »Inalrurneuts de
muaique au moyen ägei (Paris, Crapelet, 1838). — E. de Coussemaker: »Essai
sur les Instr. de mus. au moye)i-dgc<s. (Annales archeologiques t. 3, 4, 6, 7, 8, 9, 16;
Paris), — fl. Lavoix fils: y>La musique dans Vi/magerie du moyen-dge« (Paris,
Püttier de Lalaiuo, 1875). Mit 4 Tafeln Abbildungen aus alten Msc.
9) Geschichte der neueren Musik. R. G. Kiesewetter: »Geschichte
der europäisch-abendländischen oder unsrer heutigen Musik. Darstellung ihres
Ursprunges, ihres Wachsthumcs und ihrer stufenweisen Entwickelung; von
dem ersten Jahrhundert des Christenthums bis auf unsre Zeit«, 2. Auflage
(Leipzig, 1846). — F. Marcillac: nHistoiro de la musique moderne etc.a (Paris,
1876). Älit 22 Tafeln. — John Hulbili: »The history of modern musica. 2*^- ed.
(London, Longmans, 1876). — Derselbe: »Third or transition period of musical
kistory.'i. 2** ed. (Daselbst, 1876). — Gymn.-Prof. J. M. Fischer: »Musikalische
EiUndschau über die letzten drei Jahrhunderte« (Leipzig, Veit & Co., 1859).
— Robert Schaab: »Zwei Tafeln der deutschen, englischen, französischen und
italienischen Musikgeschichte« (Leipzig, Violet, 1878). — R. Eitner: »Biblio-
graphie der Musik-Sammelwerke des 16. und 17. Jahrhunderts. Im Verein
mit Haberl, Lagerberg und Pohl bearbeitet und herausgegeben« (Berlin, Liepmans-
sohn, 1877). — Cyriacus Spangenberg, 1598: »Von der Musica und den Meister-
säugern«, herausgegeben von Keller (»Bibl. des lit. Vereins in Stuttgart«, Cotta,
1861). — Beruh. Loos: »lieber den Einfluss der Renaissance auf die Entwicklung
der Musik« (Basel, Bahnraaier, 1876). — F. Gleich: »Charakterbilder aus der
neueren Geschichte der Tonkunst«. 2 Bändchen (Leipzig, Merseburger, 1863).
— A. W. Ambros: »Culturhistorische Bilder aus dem Musikleben der Gegen-
wart« (Leipzig, Matthes, 1860). — Ludw. v. Gantiug: »Die Grundzüge der
musikalischen Richtungen in ihrer geschichtlichen Entwicklung dargestellt«
(Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1876). — G. Döring: »Zur Geschichte der Musik
in Pi'eussen. Ein historisch-kritischer Versuch«. 3 Lieferungen. (Elbing, Neu-
mann-Hartmann, 1852 — 55). — W Lynker: »Geschichte des Theaters und der
Musik in Kassel«. Herausgegeben von Dr. Th. Köhler (Kassel, Krieger, 1865).
— D. Mcttenleiter: »Aus der musikalischen Vergangenheit bayrischer Städte.
Musikgeschichte der Stadt Regensburg. Aus Archivalien und sonstigen Quellen
bearbeitet« (Regensburg, Bössenecker, 1866). »Musikgeschichte der Oberpfalz.
Aus Archivalien und anderen Quellen zusammengestellt, 2. Band der Musik-
geschichte Bayerns« (Araberg, Pohl, 1867). — Derselbe: nOrlando di Lasso.
Registratur iür die Geschichte der Musik in Bayern, in zwanglosen Heften
herausgegeben von D. M.« 1. Heft (Brixen, theol. Verl. -Anstalt, 1868). —
M. Fürstenau: »Beiträge zur Geschichte der königl. sächsischen musikalischen
Kap«'lle. Grossentheils aus archivalischen Quellen« (Dresden, Meser, 1849). —
»Zur Geschichte der Musik und dos Theaters am Hofe zu Dresden. Nach
archivalischen Quellen«, 2 Bände (Dresden, Kuntze, 1861 — 62. Mit 2 Beilagen).
— Heinr. Manustein: »Denkwürdigkeiten der churfiirstl. und königl. Hofmusik
220 Literatur.
zu Dresden im 18. uud 19. Jahrhundert. Nach geheimen Papieren und Mit-
theilungen« (Leipzig, Matthi's, 1863). — Dr. Emil Kneschkc: »Zur Geschichte
des Theaters und der Musik in Leipzig« (Leipzig, F. Fleischer, 1864). -— Hof-
kapellmeister, Mil.-Mus.-Dir. Georg Sebastian Thomas: »Die grossherzogl. Hof-
kapelle, deren Personalbestand und Wirken unter Ludwig I., Grossherzog von
Hessen und bei Rhein. Als ein Beitrag zu seiner Lebensgeschichte und zur
Geschichte der Kunsteutwicklung Darmstadts«, 2. Aufl. (Darmstadt, Jonghaus,
1859). Mit Portr. Ludwig I. — Georg Huemer: »Die Pflege der Musik im
Stifte Kremsraünster. Culturhistorischer Beitrag zur elften Säcularfeier« (Wels,
Haas, 1877). — Christian Ritter d'Elvort: »Geschichte der Musik in Mähren
und Oestereichisch-Schlesien« (Brunn, C. AViniker, 1873), — J. Stettner: «Ueber
das nationale Element in der (ungarischen) Musik«, ungarisch (Oberschiitzcn,
1872). — F. Liszt: »Die Zigeuner und ihre Musik in Ungarn«. Deutsch be-
arbeitet von P. Cornelius (Pest, Heckenast, 1861). — J. F. Lobstein: »Beiträge
zur Geschichte der Musik im Elsass und besonders in Strassburg von der ältesten
bis auf die neueste Zeit« (Strassburg, 1840). Mit 3 Lithogr. — Conr. Berg:
nÄpergii hisforique sur Vetat de la musique ä Strasshourg , pendant les cinquante
dernieres anneesa (Strassbourg, 1840). — W. Bornemann sen. : »Die Zelter'sche
Liedertafel in Berlin, ihre Entstehung, Stiftung und Fortgang, nebst einer Aus-
wahl von Liedertafelgesängen und Liedern« (Berlin, v. Decker, 1851, 12").
— J. Th. Mosewius: »Die Breslauische Singacademie in den ersten 25 Jahren
ihres Bestehens« (Breslau, Hainauer, 1850). — J. Schaeff'er: »Die Breslauer
Singacademie. Ihre Stiftung, weitere Entwickelung und Thätigkeit in den ersten
50 Jahren ihres Bestehens« (Breslau, Leuckart, 1875). — Th. Schneider: »Zur
Geschichte der Gurrende und des Singechors zu Dessau. Bei Gelegenheit der
50jährig. Stiftungsfeier der Reorganisation des Singechors herausgegeben« (Dessau,
Aue, 1859). — »Der Dresdner Männergesangverein Orpheus nach seinem 30jährigen
Bestehen« (Dresden, 1864). — »Der Tonkünstlerverein zu Dresden 1854 — 79.
Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier im April 1879« (Dresden, Hoflfarth, 1879).
— W. Weiss: «Der Hermannstädter Musikverein. Eine Skizze seiner Geschichte«
(Hermannstadt, Michaelis, 1877). — Eisen und Krähe: »Der Cölner Männer-
gesangverein unter der Leitung des königl. Mus. -Dir. Herrn Franz Weber etc.«
2 Bände (Cöln, 1854 — 67). — F. Weber: »Der Cölner Männergesangverein«
(Cöln, 1852). — »Der Musikverein Euterpe zu Leipzig 1824 — 74. Ein Gedenk-
blatt u, s. w.« (Leipzig, Kahnt, 1874). — »Chronik des academischen Gesang-
vereins Arion. Festschrift zum 25jälmgen Jubiläum« (Leipzig, 1874). — »Der
Kirchengesangverein in Magdeburg. Festgabe bei Gelegenheit seines 25jährigen
Jubiläums» (Magdeburg, 1871). — A. W. Ambros: »Das Conservatorium in
Prag. Eine Denkschrift bei Gelegenheit der 50jährigen Jubelfeier der Gründung.
Herausgegeben vom Verein zur Beförderung der Tonkunst in Böhmen« (Prag,
Reichenecker, 1858). — C. F. Pohl: »Denkschrift aus Anlass des 100jährigen
Bestehens der Tonkünstler-Societät (»Haydn«)« (Wien, Gerold's Sohn, 1861).
— George Becker: y>La tnusique en Suisse depuis les temps les plus recuUs jusqü'
ä la fin du IS*^ siede. Notices histor. hiograph. et bibliographiquesK (Geneve,
Richard, 1874). — Derselbe: »Kulturhistorische Skizzen aus der romanischen
Schweiz« (Schweizerisches Sängerblatt, Zürich, 1878, Nr. 12 und 13; Monats-
hefte für Musikgeschichte, Berlin, 1878, Nr. 10). — Götzinger: Die Singgesell-
schaft zum Antlitz in St. Gallen« (St. Gallen, 1870). — Ch. Poisot: ^yHistoire
de la musique en Francea (Paris, Dentu, 1860). — St. Morelot: »De la musique
en XV"^ siecle. Notices sur un manuscrit de la bibliotheque de Dijona (Paris,
1856). — Er. Thoinan: »Les origines de la ehapelle-musique des souverains de
Franceai (Paris, Claudin, 1864). — Eusebe Lucas: -»Les concerts classiques en
Franceii (Paris, Sandoz & Fischbacher, 1876). Mit einem Titelkupfer von Felix
Lucas. — Lassabathie: »Histoire du conservatoire imperial de musique et de
declamationu (Paris, 1860). — A. Elwart: »Ristoire de la societe des concerts du
conservatoire imperial de musique» (Paris, 1860). Mit Porträts u. s. w. — Derselbe:
Literatur, 221
nllistoire des concerts po/mlaires de mnsique cla8sique<i, 2. ed. (Paris, 18G4). —
A. Kunc: n Reche rcht's /lisforüjites sur Vart mudcuJ rcligieux dans la province
eccUsiantique d'Auchv. (Auch, 186:5), — Ch. Poisot: r>Les mudcitius Bounjuijnons
efcM (Dijou, 1854). — L'huillier: »Nofe sur quelques artistes musiciens dans La
Briea (Meaux, 1870). - Julos Carlez: y>La musique ä Caen de 1006 ä J84S<t
(Caen, 1876). Vorläufer dieses Werkes waren diejenigen von Jolin Spencer Smith
(aMemoire etCM, 1828) und MUe. Erania Chuppin (»i'c' i etat de La musique en
Norviandievt, 1837). — Li'-on Nutly: nBio(/raphie.s artistiques, ou notes et documents
pour servir ä Thistoire musicale de Douain (Extr, des Memoires de la Societe im-
periale d' agriculture etc. de Douai, 1863). — F. G. Hainl: »De la musique a
Lyon, depuis 11 13 jiisqu'en 1S5'2« (Lyon, 1852). — Edmond Vander Straeten:
nLa mu.siquc aux Fays-Bas acant le XIX' siede. Documents inedits et annotes etc.<i,
4 tom. (Bruxelles, van Trigt, 1867, 72, 75, 78). Mit vielen Tafeln u.s.w. Haupt-
werk dieses grossen Musikgeschichtsforschers seines Vaterlandes. — Derselbe:
»Les menestrels aux Pays-Bas du XIIP au XVIII" siede. Leurs gildes etc.,
d'apres des documents inedits« (Bruxelles, Mahillon, 1878). Mit Tafel, Vignetten
und einem Anhang. — Edouard (t. J, Gregoir: «Essai histoirique sur la musique
et les musiciens dans les Pays-Bas« (Bruxelles, 1861). — Ed. Fetis fils: «Les
musiciens beiges« (Bruxelles, 1848), sowie: »ies artistes beiges ä Vetranger« (Bru-
xelles, 1857 — 65), in je zwei Bänden. — Ed. G. J. Gregoir's AVerke über nieder-
ländische Musikgeschichte sind ferner: «Galerie biographique des artistes musiciens
beiges du 18. et du 19. siede« (Anvers, De la Montagne, 1864). y>Biographie
des artistes musiciens neerlandais des 18. et 10. siecles et des artistes ttrangers
residant ou ayant reside en Neerlande ä la meme epoque« (Ebendaselbst, 1864).
■oSchetsen van Nederlandsche Toonkunstenaars, meest allen zveinig of tot liierte niet
gehend« (Antwerpen, 1869). y^Liiterature musicale. Documents historiques relatifs
ä Vart musical et aux artistes musiciens«, 4 vol. (Bruxelles, 1872 — 76). y>Pantheon
musical populaire« (Anvers, 1876 ff., eine Reihe Bände, theils theoretischen, theils
historischen Inhalts). yBibliotheque musicale populaire« (Bruxelles. desgl.). «Mistoire
de Vorgue, suivie de la biograpJiie des facteurs d'orgues et organistes Neerlandais
et Beigesa (Bruxelles & Anvers, 1865). y>Becherches historiques concernant les
journaux de musique depuis les temps les plus recules jusqu' ä nos jours« (Anvers,
1872), — X. van Elewyck: »Alte flamändische Klavecinistcn« (Brüssel, Schott,
1878). 2 Bände. — Ed. Jacops: T)Nomenclature des societes musicales de la Belgique,
suivie d^une notice chronologique sur Vassociation royale de societes lyriques d' Anvers«
(Anvers, 1853). — Aug. Thijs: n Historique des societes chorales de Belgique«
(Gand, de Busscher, 1855 [und fernere Aufl.]). — Ed. G. J. Gregoir: y^Notiee
historique sur les societes et ecoles de musique d' Anvers depuis les temps les p)lus
recules jusqu' ä nos jours, suivi de notices biographiques d'' artistes-musiciens Anversois«
(Bruxelles, 1869). — Edm. Vander Straeten: r>Recherches sur la musique ä
Audenarde, avanf le XIX. siede« (Anvers, Buschmann, 1856). Mit einer Tafel.
— Derselbe: r>Notice sur les carillons d' Audenarde« (Gand, de Busscher, 1855).
— Derselbe: »Maitres de chant et organistes de St. Donatien et de Sauveur ä
Bruges. Documents recueilUs par D. Vande Casteele« (Bruges, Vande Casteele-
"Werbrouck, 1870). — Dr. Jan Bieter Heije f 1876: nBouwsteenen, Jaarboek der
Vereeniging voor Nederlandsche Muziekgeschiedenis« (Amsterdam, seit 1869). Ver-
bunden mit: -nUitgave van oudere Noord-nederlandsche Meestertverken«. Die Edi-
tionen betreffen besonders Sweelinck's »Regina Coeli« Orgelstücke, Chansons und
Psalmen, ferner die altniederländischen Lieder aus des Adrianus Valorius Samm-
lung »Gedenck-Clank« (1626), Geusscn-Lieder von 1588 u. f., Madrigale von
Cornelis Schuyt (1600). Auch historische, seltene Bildnisse werden hier ver-
ewigt; die 6. Edition der acht 6stimmigen Psalmen von Jan Pieters Sweelinck
(1613 — 19) mit Biographie von Tiedeman (Amsterdam, Louis Roothaan, 1876)
bringt des berühmteu Meisters Portrait nach dem neuerdings in Darmstadt
aufgefundenen Orijjinal. Hierbei wäre zu erwähnen, dass auch Vander Straeten
in seiner IMusikgeschichte alte Meister in ihren Bildnissen vorführt, z.B. Josquin,
222 Literatur.
"Willaert, Defesch, Jean Taisnier u. A. Die meisten Portraits enthält Reiss-
mann's Illustrirte Geschichte der deutschen Musik.
W. W. Cazalet: nThe history of de royal academy of munica (London, 1854).
— W. Husk: y>An account of the musical celehrations on St. Cecilia's day in tlie
16.., 17. and 18. centuries. To tohich is appended a collection of ödes on St. Cecilia's
day« (London, 1857). — Roger North (f 1734): »Memoirs of Musica, mit dessen
Portrait herausgegeben von Rimbault (London, George Bell, 1846). Vergl. den
Art. »Roger North« im Lexikon. — Ueber Italien stehen voran die Arbeiten
des Gelehrten und Musikforschers G. Gaspari: »La musica in Bologna« (Milano,
1858). Mit 2 Tafeln. Ferner: »Memorie etc.« in den y>Atti e Memorie della
R. Deputazione di storia patria per le provincie di liomarjna« (Bologna, 1875).
Ueber Musik in Bologna im 16. Jahrhundert. — (G. Gaspari): y>Cenni istorici,
sul Liceo musicale di Bologna etc.« (Bologna, 1844). — L. F. Casamorata:
■DÖrigini-Storia-Ordinamento del R. Istituto Musicale ßorentino« (Firenze, 1873).
— nCenni storici intorno alla Societä del quartetto di Firenze« (Firenze, 1870).
— D. Cerü: »Cenni storici delV insegnamento della musica in Lucca, e dei piit
notabili maestri compositori che vihanno ßorito« (Lucca, 1871). — Melzi: y>Genni
storici sul Conservatorio di musica di Milano« (Milano, Ricordi, 1873). — March.
di Villarosa: nMemorie dei compositori di musica del Regno di Napoli« (Napoli,
1840). — F. Florimo: »Cenni storici sul Gollegio di musica di S. Pietro a Majella«
(Napoli, 1873). — Michele Ruta: y>Storia critica della condizione della musica in
Italia, e del conservatorio di 8. Pietro a Majella di Napoli« (Napoli, tip. De
Angelis, 1877). — T. Zacco: y>Cenni hiograßci di illustri scrittori e compositori
di musica Padovani« (Padova, 1850 — 51). 2 Hefte. — P. Alfieri: vBrevi notizie
storiche sulla Congregazione ed Äccademia di S. Cecilia in Roma« (Roma, 1845).
— van Elewyck: »Z>e retat actuel de la musique en Italic. Rapport officiel adr.
ä M. le Ministre de V Interieur du royaume de Belgique« (Bruxelles, 1875). —
M. Soriano-Fuertes: y>Musica Araba-JEspahola« (Barcelona, 1853) vind y>JIistoria
de la Musica espanola etc.«, 4 Bände (Madrid & Barcelona, 1855 — 59). —
F. A. Gevaert: »Die Musik in Spanien«; übersetzt von W. Langhans (N. Berl.
Musikztg., 1878, Nr. 13 — 16). — Prince Youssoupoflf: r>IListoire de la musique
en Russie. P^^- partie: Musique saeree« (Paris, 1862).
10) Kirchenmusik. Dr. J.K. Schauer: »Geschichte der biblisch-kirchlichen
Dicht- nnd Tonkunst und ihrer Werke« (Jena, Mauke, 1850). — H. M. Schletterer:
»Uebersichtliche Darstellung der Geschichte der kirchlichen Dichtung und geist-
lichen Musik« (Nördliugen, Beck, 1866). — C. v. Winterfeld: »Zur Geschichte
heiliger Tonkunst. Eine Reihe einzelner Abhandlungen« (Leipzig, Breitkopf uud
Härtel, 1850 — 52). 2 Theile. — Hoffmann von Fallersleben : »Geschichte des
deutschen Kirchenliedes bis auf Luther 's Zeit. 3. Ausg. Nebst einem Anha,nge:
In dulci jubilo, Nun singet und seid froh. Ein Beitrag zur Geschichte der
deutschen Poesie. Mit einer Musikbeilage von L. Erk. 2. Ausg.« (Hannover,
1861). — Prof. Philipp Wackernagel (f 1877): »Das deutsche Kirchenlied von
Martin Luther bis auf Nie. Hermann und Ambros. Blaurer« (Stuttgart, 1841).
— Derselbe: »Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes im
16. Jahrhundert« (Frankfurt a/M., 1855). — L. 0. Schieferdecker: »Geschichte
des geistlichen Liedes von den ersten Anfängen bis Anfang des 16. Jahrhunderts«
(Dresden, 1866). — Prof. F. A. Cunz: »Geschichte des deutschen Kirchenliedes
vom 16. Jahrhundert bis auf unsei'e Zeit« (Leipzig, 1855). 2 Theile. — K. Lebe-
recht Kriebitsch: »Geistliches Lied- und Choralgesang in seiner geschichtlichen
Entwickelunff und Bedeutsamkeit für das kirchliche Leben u. s. w.«, 2. Aufl.
(Jena, 1859). — Eduard Emil Koch: »Geschichte des Kirchenlieds und Kirchen-
gesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche«,
8 Bände. 3. Aufl. (Stuttgart, 1867—77). — Lehrer Otto Ungewitter: »Kurz-
gefasste (leschichte des evangelischen Kirchengesanges, vorzugsweise des Choi-als,
von der Reformation bis auf unsere Zeiten« (Königsberg, Theile, 1867). —
F. Sucher: »Geschichte des evangelischen Kirchengesangs, wie sie im württera-
Literatur. 223
bergischen Chorulbuche vom Jahre 1844 onthalton sind, nebst einer Erklärung
der alten Kirchentonartcn« (Tübingen, Laupp, 1H()2). — C v. Winterfeld: «Der
evangelische Kirchengesang und sein Verhilltniss zur Kunst des Tonsatzes«
(Leipzig, Breitk()pi& Härtel, 1843—47). 3 Theile. — G.Frhr. v. Tucher (f 1877):
»Schatz des evangelischen Kirchengesangs im ersten Jjihrhundert der Reformntiono
(Leipzig, daselbst, 1848). 2 Theile. — C. v. Winterfeld: »Dr. Martin Luther's
deutsche geistliche Lieder, nach den während seines Lebens dazu gebräuchlichen
Singweisen und einigen mehrstimmigen Tonsätzen über dieselben von Meistern
des 16. Jahrhunderts« (Leipzig, 1840). Mit Holzschnitten. — Ph. Wackernagel:
»Martin Luther's geistliche Lieder mit den zu seinen Lebzeiten gebräuchlichen
Singweisen« (Stuttgart, 1848). Mit Eandzeichnungcn. — »Enchiridion oder eyn
handbuchlein u. s. w., Erffordt, 1524. Nach dem einzigen zu Strassburg noch
bewahrten [aber 1870 verbrannten!] Urdrukkc durch Ph. Wakkernagel's Ver-
mittelung neu und treu wieder besorgt von Rheinthaler in Erfurt« (1848).
48 Blatt, lithogr. Facsim., mit ]Musiknoten. — ».Tob. Walther's Wittenbergisch
Geistlich Gesangbuch von 1524 zu drei bis fünf Stimmen. Neue Partituraus-
gabe nebst Ciavierauszug von 0. Kade« (Publication der Gesellschaft für Musik-
forschung, Berlin, Trautwein, 1878). — C. F. Becker: »Die Choralsam inlungen
der verschiedenen christlichen Kirchen« (Leipzig, 1845). — G. Döring: »Choral-
kuude in 3 Büchern« (Danzig, Bcrtling, 1861—65). — Sem.-Dir. Wilh. Thilo:
»Thüringens evangelische Kirchenliederdichter und Kirchenmusiker in syn-
chronistischem Ueberblick«. 2 Blatt in Imp.-Fol. (Erfurt, Neumann, 1848). —
Dr. Herm. Oesterley: »Handbuch der musikalischen Liturgik in der deutsch-
evangelischen Kirche« (Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1863). — Prof.
Ludwig Schoeberlein: »Schatz des liturgischen Chor- und Gemeindegesangs nach
den Altarweisen in der deutsch-evangelischen Kirche, aus den Quellen vornehm-
lich des 16. und 17. Jahrhunderts geschöpft, mit den nöthigen geschichtlichen
und praktischen Erläuterungen versehen und unter der musikalischen Redaktion
von Friedr. Riegel, für den Gebrauch in Stadt- und Landkirchen herausgegeben«.
In 2 Theilen oder 3 Bänden (Ebendaselbst, 1864—72). — Fast. J.W.Lyra:
»Die liturgischen Altarweisen des lutherischen Hauptgottesdienstes«. Mit Noten-
beilagen (Ebendaselbst, 1873). — Derselbe: »Andreas Ornithoparchus und dessen
Lehre von Jen Kirchenaccenten« [1517] (Gütersloh, Bertelsmann, 1877). —
»Siona«. Musikalisch-liturgische Zeitschrift, herausgegeben von Schoeberlein und
E. Krüger (Ebendaselbst). — W. Thilo: »Das geistliche Lied in der evangelischen
Volksschule Deutschlands«. 2. Ausgabe (Berlin, W. Schultze, 1865). Mit Bei-
lagen. — Dr. B. Hölscher: »Das deutsche Kirchenlied vor der Reformation. Mit
alten Melodien« (Münster, Regensberg, 1848). — Lehrer Heinr. Aug. Kione-
mund: »Kurze Geschichte des katholischen Kirchengesanges«. 2. Aufl. (Mainz,
Schott's Söhne, 1850). — Fr. Bollens: »Der deutsche Choralgesang der katho-
lischen Kirche, seine geschichtliche Entwickelung, liturgische Bedeutung und
sein Verhalten zum protestantischen Kirchengcsunge. Ehrenrettung desselben
wider die Behauptung, dass Luther der Gründer des deutschen Kirchengesanges
sei« (Tübingen, Laupp, 1851). — K. S. Meister: »Das katholische deutsche
Kirchenlied in seinen Singweisen von den frühesten Zeiten bis gegen Ende des
17. Jahrhunderts. Auf Grund älterer Handschriften und gedruckter Quellen«.
1. Band. (Freiburg i/Br., Herder, 1862.) — »Michael A'ehe's Gesangbüchlein
vom Jahre 1537. Das älteste katholische Gesangbuch. Nach dem Exemplar der
königl. Bibliothek zu Hannover, herausgegeben von HofFmann v. Fallersleben«
(Hannover, 1853). — Bernh. Quante: »Zur Refoi'm des Kirchengesanges. T. Das
gregorianische System« (Münster, Regensberg. 1867). — B. Kothe: »Die Musik
in der katholischen Kirche. Wegweiser u. s. w.« (Breslau, Leuckart. 1862). —
F. Filitz: »lieber einige Litcressen der älteren Kirchenmusik« (München, Kaiser,
1853). — .Johannes Tzetzes: »Heber die altgricchischc Musik in der griechischen
Kirche« (Älünchen, 1874). — Prof. Franz INlagnus Böhme: »Das Oratorium.
Eine historische Studie« (Leipzig, Weber, 1861). — C. H. Bitter: »Beiträge
2 24 Literatur.
zur Geschichte des Onitoriums« (Berlin, Oppenheim, 1872). — F. Chrysander:
»Ueber die Moll-Tonart in den Volksgesängen und über das Oratorium. Zwei
Abhandlungen« (Schwerin, Oertzen & Co., 1853). — Dr. Franz Lorenz: »Haydn,
Mozart und Beethoven's Kirchenmusik und ihre katholischen und protestantischen
(legner« (Breslau, Leuckart, 1866). — Dr. F. P. Graf Laurencin: »Zur Ge-
schichte der Kirchenmusik bei den Italienern und Deutschen. Eine Abhandlung«
(Leipzig, Matthes, 1856). — H. Weber: »Geschichte des Kirchengesanges in der
deutschen reformirten Schweiz seit der Reformation. Mit genauer Beschreibung
der Kirchengesangbücher des 16. Jahrhunderts« (Zürich, 1876). — 0. Douen:
^Clement Marot et le Psautier huguenot, etude historique etc.a (Paris, aux librairies
protestantes , 1878). I. vol. — F. Clement: nHistoire generale de la musique
religieuse« (Paris, 1860). — Dim. Easoumowski: j>Du chant d'eglise en Russien.
(Moscou, 1867).
11) Theatralische Musik. H. M. Schletterer: »Zur Geschichte drama-
tischer Musik und Poesie in Deutschland. 1. Band: Das deutsche Singsjiiel
von seinen ersten Anfängen bis auf die neueste Zeit« (Augsburg, Schlosser,
1863). — Joh. Rist: »Das Friedewünschende Teutschland und das Friede-
jauchzende Teutschland. Zwei Schauspiele. Mit einer Einleitung, herausgegeben
von H. M. Schletterer« (Augsburg, 1864). Mit Musikbeil. — H. M. Schletterer:
»Die Entstehung der Oper« (Nöi'dlingen, 1873). — L. Rellstab: »Die Gestal-
tung der Oper seit Mozart« (Sondershausen, Neuse, 1859). — Ferd. Freiherr
V. Biedenfeld: »Die komische Oper der Italiener, der Franzosen und der Deut-
schen. Ein flüchtiger Blick in die Welt, wie sie war und ist« (Leipzig, T. 0. Wei-
gel, 1848). — E. 0. Lindner: »Die erste stehende deutsche Oper; dargestellt«.
2 Theile (Berlin, Schlesinger, 1855). Der 2, Theil enthält: 9 Compositionen
von Reinhard Keiser aus den Jahren 1700 — 1734. — 0. Taubert: »Daphne,
das erste deutsche Operntextbuch. Ein Vortrag» (Torgau, F. Jacob, 1879). —
A. B. Marx: »Gluck und die Oper«, 2 Bände (Berlin, Janke, 1862). Mit Porträt,
Autogr. und vielen Musikbeilagen. — L. Nohl: »Gluck und Wagner. Ueber
die Entwicklung des Musikdramas« (München, L. Finsterlin, 1870). — J. Cor-
net: »Die Oper in Deutschland und das Theater der Neuzeit« (Hamburg,
0. Meissner, 1849). — L. Nohl: »Neues Skizzenbuch. Zur Kenntniss der
deutschen, namentlich der Münchener Musik- und Operuzustände der Gegen-
Vi^art« (München, Merhoff, 1869). — G. Köberle: »Die Theater-Krisis im neuen
deutschen Reiche« (Stuttgart 1872). — Alfr. Freiherr v. Wolzogen: »Ueber
Theater und Musik. Historisch-kritische Studien« (Breslau, Trewendt, 1860).
— »Gesang und Oper. Kritisch-didaktische Abhandlungen in zwanglosen Heften.
Herausgegeben von Maria Heinr. Schmidt« (Magdeburg, Heinrichshofen, 1861
bis 1867, Heft 1 — 7). — Y. v. Arnold: »24 auserlesene Opern-Charaktere in
Bezug auf deren musikalisch -deklamatorische, wie dramatisch-mimische Dar-
stellung analysirt und beleuchtet. Mit 120 erläuternden Zeichnungen in Holz-
schnitt. (12 Hefte)«. 1. Heft: »Der Freischütz. 2. Heft: Robert der Teufel
(nicht mehr erschienen). (Leipzig, Voigt, 1867). — R. Voss: »Ueber den heu-
tigen gesellschaftlichen Tanz und das Ballet. Nebst einem Auszuge aus Lessings
Uebersetzung der Briefe Noverre's über die Tanzkunst« (Weimar, 1862). —
F. Gleich: »Aus der Bühnenwelt. Biogr. Skizzen und Charakterbilder«. 2 Bänd-
chen (Leipzig, 1866). — Derselbe: »Wegweiser für Opernfr-eunde u s. w.« (Leip-
zig, Matthes, 1857). — H. Mendel: »Operntext-Bibliothek« (Berlin, Gust. Mode,
1870 ff.). Etwa 100 Nummern erschienen. — Jos. Kürschner: »Operntexte«
(Oberhausen, Spaarmann, seit 1877). — Blum, Herlosssohn & Marggraff: »All-
gemeines Theater-Lexikon«. 7 Bände (Altenburg und Leipzig, 1846 — Jos.
Kürschner: »Jahrbuch für das deutsche Theater«. 1. Jahrgang (Leipzig, H. Foltz).
Ilmfasst das Theaterjahr 1877 — 78. — Fölsch: »Theaterbrände und die zur
Verhütung derselben erforderlichen Schutzmassregeln«. Mit 4 Tafeln (Hamburg,
1878). A. E. Brachvogel: Geschichte des königl. Theaters zu Berlin« (Berlin,
Janke, 1877). — J. H. Behncken: »Geschichte des Bremischen Theaters« (Bi-emen,
Literatur. 225
1856)- — Rob. Prölss: »Geschichte des Hoftheaters zu Dresden« (Drertden,
Baensch, 1878). — Dr. Herin. Uhde: »Das Stadttheater in Hain])urg 1827 bis
1877« (Stuttgart, Cotta, 1879). — Herrn. Müller: »Chronik des künigl. Hof-
theaters zu Hannovera (Hannover, Helwing, 1876) - Hagen; (beschichte des
Theaters in Preusscn u. s. w.« (Königsberg, 1854). — F. Grandaur: »Chronik
des königl. Hof- und Nationaltheaters in München« (München, Ackermann, 1878).
— F. E. Hysel: »Das Theater in Nürnberg von 1612-1863. Nebst einem
Anhang über das Theater in Fürth« (Nürnberg, 18G3). — E. v. Seyfried:
»Rückschau in das Theaterleben Wien's seit den letzten 50 Jahren« (Wien,
1864). - H. Laube: »Das Burgtheater« (Leipzig, 1868). — Ed. Wla:isack:
»Chronik des k. k. Hof- Burgtheaters. Zu dessen Süculurfeier im Februar 1876
herausgegeben« (Wien, 1876). — Denuerlein: Geschichte des Wiirzbui-ger Theatera«
(Würzburg, 1853).
Martin Plüddcmann: »Die Bühnenfestspiele in Bayreuth, ihre Gegner und
ihre Zukunft« (Colberg, Post, 1876). — Hans Freiherr v. Wolzogen: »Erläu-
terungen zu R. Wagner's Nibelungen-Drama«. 4. umgearbeitete Aufl. (Leipzig,
Schloemp, 1878) — Fr. Nietzsche: »R. Wagner in Bayreuth«. 2. Aufl. (Schloss-
Chemnitz, 1876) — Derselbe: »Die Geburt der Tragödie aus der Musik« (Chem-
nitz, 1878). — Prof. Karl Köstlin: »R. Wagner's Tondrama: Der Ring der
Nibelungen. Seine Idee, Handlung und musikalische Compositiou« (Tübingen,
H. Laupp, 1877). — K. Pabst: »Die Verbindung der Künste auf der drama-
tischen Bühne« (Bern, 1870). — H. v. Wolzogen: »Die Sprache in R. Wag-
ner's Dichtungen« (Leipzig, Schloemp, 1878). — Osk. Berggruen: »Das Bühnen-
festspiel in Bayreuth im Hinblick auf die bildende Kunst« (Leipzig, Seemann,
1877). Aus der »Zeitschrift für bildende Kunst.« — Ad. Horawitz: »R. Wag-
ner und die nationale Idee«. 2. Aufl. (Wien, 1874). — Dr. Ludw. Schemann:
»R. Wagner in seinen künstlerischen Bestrebungen und seiner Bedeutung für
eine nationale Kultur. Vortrag« (Braunschweig, Zwissler, 1878). — F. Hüff"er:
»R. Wagner und die Musik der Zukunft«. (Titel-Auflage von: »Die Poesie in
der Musik«). (Leipzig, Leuckart, 1875). — Ed. Schure: »Das musikalische
Drama«. A^erdeutscht von H. v. Wolzogen. Autor. Ausgabe (Leipzig, Schloemp,
1877). Mit 2 Tafeln. — Filippo Filippi: »R. Wagner. Eine musikalische Reise
in das Reich der Zukunft«. Aus dem Italienischen von F. Furchheim. Autor.
Uebersetzung (Leipzig, Härtung & Sohn, 1876). — Carlo Magnico: »Bossini e
Wagner, o la musica italiana e tedesca. Saygio eritico«. (Torino , 1877). —
Heber die sogenannte Wagner-Frage, vergleiche man überhaupt den eben er-
schienenen »Waguer-Catalog von Kastner« (Üfi"enbach, Andre). — Alphonse
Royer: »Hisfoire Je TOpermi (Paris, Bachelin-Deflorenne, 1875). Mit 12 Stahl-
stich-Portraits. — (lust. Chout^uet: »Hisfoire de la musique dramatique en France
depuis ses origines jusqu'd nos jour.-iu (Paris, 1873). — Lud. Celler (Pseud. für
Louis Leclercq): nLes origines de l'opera et le ballet de la Reine (1581), etc.«
(Paris, Didier, 1868). — A. Pellet: vEssai sur Vopera en France depuis Lully
jusqri'ä nos joursa (Nimes, 1875). — Gustave Desnoiresterres: »La musiqiie
franf;aise au Will" necle. Gluck et Piccinni, 1774 — 1800«. 2« ed. (Paris,
Didier, 1875). — Ad. Jullien: »La cour et Vopera sous Louis XVL Marie-
Antoinette et Sacchini, Salieri, Favart et Gluck etc.<-^ (Paris, libr. academique,
1877). — Jacques Hermann: »Le drame lyrique en France dejjuis Gluck jus-
qu'ä nos jours« (Paris, E. Dentu, 1878). — Alph. Royer: »Histoire du thidtre
contemporain en France et ä Vetranger depuis 1800 jusqu' eji 1875» (Paris,
Paul Olleudorf, 1878) 2 vol. — Alb. de Lasalle: »Les treize salles de Vapera
{de Paris) J 640— 181 5^^^ (Paris, 1875). — Castil-Blaze: r>Thtdfres li/riqiws de
Farisa (Paris, 1855, 56). — Derselbe: »L'academie imperiale de ma.sique /O L't —
1855« (Paris, 1855). — E. Solie: -aHistoire du thedtre royal de r Opera-Comiquea.
(Paris, 1847). — Derselbe: »Nolice sur VOpera nationaU (Paris. 1847). —
J. Bonnassies: »La musique ä la Comcdie-Franraiseu (Paris, J. Baur. 1874) —
Alb. de Lasallc: »Memorial du Thedtre-Lyrique, catalogue raison ne des 182 Optras
Musika). ConTerSt-Lexikou, Ergäuzuugsbaud. 1^
226 Literatur.
etc.ü (Paris, libr. naodeiue, 1877). — J. d'Ortigue: »Du Thi'ätre- Italien et de
son inßuence sur le gout musical fran^aisii (Paris, 184U). — A. Jullien: y>Les
spectat eitrs sur le theätrea (Paris, 1875). — iJcrselbe: »LU-glise et Vopera en
1135, Mlle Lemaure et l'eveque de iSt.-Fapouh (Paris, Detaille, 1877). — Jules
Carlez: »Un opera hihlique au XVIII^ siedelt (Caen, 1879). — •» Pygmalion par
J. J. Rousseau, jmblie d'apres Vedition rarissime de Kurzhöek (Vienne, 1772)
avec quelques notes j)reliminaires par G. Beckerv^ ((jeneve, Georg, 1878). —
H. Lavoix fils: y>Les traducteurs de ^Shakespeare en musiqueoi (Paris, 1869). —
F. Crozet: »Revue de la musique dramatique en France etc.u 2 vol. (Crröuoble,
1867, 72), — Clement & Larousse: »Dictionnaire lyrique ou histoire des operas
etcM (Paris, 1869—77). — Theodore de Lajarte: »Bildiotheque musicale du
Theätre de VOpera, Gatalogue historique etc. Avec portraits par Le Rat. (2 vol.)«
(Paris, libr. des Bibliophiles, 1877). Liv. 1 — 5. — Edouard Noel et Edmond
StouUig: »Les annales du theätre et de la musiquea. I® — IV^ annee (Paris,
Gr. Charpentier, 1876 — 79). — Neree Desarbres: »Sept ans ä Vopera, Souvenirs
anecdotiques dun secretaire particuliera (Paris, Dentu, 1864). — Hippolyto
Hostein: »Historiettes et souvenirs d'un komme de thedtre<i (Paris, daselbst, 1878).
— Edm. Vander Straeten: »Le Theätre villageois en Flatidrea, vol. I (Bruxelles,
Ciaassen, 1874). — Hellwald: »Geschichte dos holländischen Theaters« (Rotter-
dam, 1874). — G. Hogarth: »Memoirs of the opera in Italy, France, Germany
and Englands. (London, 1851) 2 vol. — Sutheiiand Edwards: »History of the
opera, from Monteverde to Donizetti«, 2^ ed. (London, 1862) 2 vol. — B. Lumley:
»Ttoenty years director of S. M. theätre. Reminiscences of the opera<i (London,
Hurst & Blackett, 1864). Mit Porträt. — Ab. L. Perosa: »Bella origine, dei
progressi e degli ejfetti del Melodramma in Italiaa (Venezia, Antonelli, 1864).
G. Pacini: »Sulla originalitä della musica melodrammatica italiana del sec. J[VIIL(.
(Lucca, 1841). — March. Gino Monaldi: »La musica melodrammatica in Italia
etc.(.< (Perugia, 1875). — L. Romani: »Teatro alla Scala Gronologia etc.v. (Milano,
1862). — P. Cambiasi: »Rappresentazioni date nei reali teatri di Milano ll'iS —
I812v. (Milano, 1872).
12) Die übrige weltliche Musik, ß. G. Kiesewetter: »Schicksale und
Beschafi'enheit des weltlichen Gesanges vom frühen Mittelalter bis zu der Er-
findung des dramatischen Stiles und den Anfängen der Oper« (Leipzig, 1841).
Ferd. Wolf: »Ueber die Lais, Sequenzen und Leiche u. s. w,« (Heidelberg, 1841).
— Otto Kade: »Die deutsche weltliche Liedweise in ihrem Verhältnisse zum
mehrstimmigen Tonsatze« (Mainz, 1874). Mit Musikbeilagen. — Dr. K. E. Schnei-
der: »Das musikalische Lied in geschichtlicher Entwicklung. Uebersichtlich
und gemeinfasslich dargestellt« (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1863, 64, 65,
3 Bände. — A. ßeissmann: »Geschichte des deutschen Liedes« (Berlin, 1874).
Mit Musikbeilagen. — Prof. Franz M. Böhme: »Altdeutsches Liederbuch. Volks-
lieder der Deiitschen nach Wort und Weise aus dem 12. bis zum 17. Jahr-
hundert. Gesammelt und erläutert« (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1877). —
R. Eitner: »Das deutsche Lied des 15. und 16. Jahrhunderts in Wort, Melodie
und mehrstimmigem Tonsatz. 1. Band« (Berlin, L. Liepmannssohn, 1876). —
C. F. Becker: »Lieder und Weisen vergangener Jahrhunderte. Worte und
Töne den Originalen entlehnt«. 2. Auflage (Leipzig, Kössling, 1853). —
Hoffmann v. Fallersleben : »Die deutschen Gesellschaftslieder des 16. u, 17. Jahr-
hunderts. Aus gleichzeitigen Quellen gesammelt« (Leipzig, 1844). Nur Texte.
— Ad. Frölich: »Ueber die ausserkirchlichen Liedertexte des 16. Jahrhunderts«
(Monatshefte für Musikgeschichte, Berlin, 1875 Nr. 7 u. 8). — W. H. Riehl:
»Das Volkslied in seinem Einfluss auf die gesammte Entwickelung der modernen
Musik«. (»Die Gegenwart«, 3 Band; Leipzig, Brockhaus, 1849). — Hoffmaun
v. Fallersleben: »Unsere volksthümlichen Lieder«. 2. Auflage (Leipzig, W. Engel-
mann, 1859). — Derselbe: »Deutsches Volksgesangbuch. Mit 175 eingedruckten
Singweisen und Nachrichten über die Dichter und Tonsetzer« (Leipzig, 1848).
— G. W. Fink: »Musikalischer Hausschatz der Deutschen«. 6. Ausgabe, von
Literatur. 227
A. Dörffel (Leipzig, 1860). — H. IMendel: »Deutsches Lioder-Lexicon. Ein
Tascheiilit'derbuch u. s. w. Nebst Angabe der Tomirtcn, sowie der Dichter
und Cdiuponisteu u. s. w.« (Berlin, Mode, 187U). Kiitliält den geuau revidirteu
Text von 510 Liedern. — Ferd. Sieber: »Handbuch des deutschen Liederschatzes.
Catalog von 10,000 auserlesenen, nach dem Stimmuiiifaiige geordneten Liedern
u. s. w.o (Berlin, 1875). — F. Marlow: »Der deutsche Müiinergesang nach seiner
Bedeutung für die Gegenwart, nach geschichtlichen Andeutungen und einem
Verzeichniss der für ihn erschienenen Comi)Ositionen. Herausg. vuu M. L. Löweo
(Dresden, 1844). — Dr. Otto Eiben: »Der volksthümliche deutsche Männer-
gesang, seine Geschichte, seine gesellschaftliche und luitionale Bedeutung« (Tübin-
gen, LaujDp, 1855). — ßob. Schaab: »Führer durch die Literatur des Männer-
gesanges«. 2. Aufl. (Leipzig, Forbürg, 1867). — E. v. Destouches: »Geschichte
der Sangespflege und Sängervereine in der Stadt München« (München, 1875).
— Hermann Allmers: »Die Pflege des Yolksgesanges im deutschen Nordwesten«
(Bremen. Bruns, 1878) — A. Tottmann: »Der Schulgesang und seine Bedeu-
tung für die Verstandes- und Gemüthsbildung der Jugend. Herausgegeben vom
allgemeinen deutschen Musikverein« (Leipzig, Kahnt, 1879). — Seminarlehrer
Rud. Lange: »Der deutsche Schulgesang seit 50 Jahren. Ein Beitrag zur Schul-
buchliteratur« (Berlin, Springer, 1867). — E. Schure: yHistoire du Lied ou la
chanson populaire en Ällemagne, avec une centaine de traductions en vers et sept
melodiesa. 2 ed. (Paris, 1876). — J. B. Weckerlin: nHistoire de la chatiso7ia.
nChants et chanso7is populaires du printemps et de Vete.a (»Bulletin de la Societe
des compositeurs de musique«, Paris, 1866 ff".). — G. Becker: y>Apergu sur la
chanson franraise (du XI^ au XVII'' siede) Lecture etc.v. (Geneve, Ziegler & Co.,
1876). — Ch. Coligny: »ia chanson franraise, histoire de la chanson du caveau,
contenant Vhistorique des principales societes chantantes et des hioijraphies des chan-
sonniersa (Paris, 1876). Mit 90 photographischen Porträts. — G. Kastner:
»Xe« chants de la vie. Cycle choral ou Recueil de 28 morceaiix a 4, 5, 0 et S
parties po2ir tenors et hasses etc., prec. de recherches hist. et de considtrations gen.
sur le chant en choeur pour voix dliommesv. (Paris, 1854). — Derselbe: »Ze.s
voix de Paris. Essai d'une histoire litteraire et musicale des cris populaires de la
capitale, depuis le moyen-äge jusqu^ä nos jours etc., suivi de: Les cris de Paris,
gr. Symphonie humoristique, vocale et instrutnentalea (Paris, 1856). — L.deBaecker:
nChants historiques de la Flandre 400-/050« (Lille, 1855). — W. Chappell:
nBallad literature and p>opular music of the olden Hme« (London, 1859) 2 vol. —
Ant. Capelli: y^ Poesie musicali dei secoli XIV, XV e XVI tratte da vari codici,
con un saggio della musica dei tre secoli« (Bologna, 1868), — F. Bellermann:
»Die alten Liederbücher der Portugiesen vom 13. bis zu Anfang des 16. Jahr-
hunderts, nebst Proben aus Handschriften und alten Drucken« (Berlin, 1840).
— W. J. v. Wasielewsky: »Die Violine im 17. Jahrhundert und die Anfänge
der Instrumentalcomposition« (Bonn, Cohen & Sohn, 1874). — Derselbe:
»Geschichte der Instrumentalmusik im 16. Jahrhundert« (Berlin, Guttentag,
1878). Mit Musikbeilagen. — H. Lavoix fils: »Sistoire de Vinstrumentation
depuis le /6''^™*' .necle jusquW nos jours« (Paris, F. Didot & Co., 1878). —
G. F. Weitzmann: »Geschichte des Clavierspiels und der Ciavierliteratur« (Clavier-
schule von Lebert & Stark, 3. Theil, 2. Abtheilung; Stuttgart. Cotta, 1863).
— C. Eschmann: »Wegweiser durch die Ciavier-Literatur« (Zürich, 1871). —
A. Czei'winski: »(leschichte der Tanzkunst. Mit 34 Abbildungen und 9 alten
Tanzraelodien» (Leipzig, 1862). — Derselbe: »Die Tänze des 16. Jahrhunderts
und die alte französische Tanzschule vor Einführung der Menuett. Nach Jean
Tabüurot's Orchesographie herausgegeben« (Danzig, im Selbstverlag, 1S7.^). —
R. Eitner: »Tänze des 15 — 17. Jahrhunderts. Aus den Quellen gezogen und
veröffentlicht«. (Beilage zu den Monatsheften für Musikgeschichte, Berlin. 1875).
— Alfred Waldau: »(leschichte des ])öniisclien Nationaltanzrs« (Prag, 1861). —
G. Kastner: »Les danses des morts, dissertations et recherches hist., philus., litter.
et musicales sur les divers monuments de ce genrea (Paris, 1852). Mit 20 Taf.
15*
228 Literatur.
— Derselbe: r>Les chants de Varmee fran^aise, ou Recueil de morceaux ä plus,
pari., composes pour Vtisage special de chaque arniec, et precedes d'un essai his-
torique sur les chants militaires des Franraisv. (Paris, 18f)5).
13) Biographien und Nekrologe; Memoiren und Briefwechsel.
Emil Naumann: »Deutsche Tondichter. Von Seb. Bach bis auf die Gegenwart«.
4. (wohlfeile) und 3. (Pracht-) Ausgabe (Berlin, Oppenheim). — Derselbe:
»Italienische Tondichter. Von Palästrina bis auf die Gegenwart« (Ebend., 1876).
2. (Pracht-) Ausgabe (Ebendaselbst). Diese beiden AVerke sind in den Pracht-
ausgaben mit 6 bez. 4 Porträtsphotographien geziert. — »Biographien salz-
burgischer Tonkünstler» (Sulzburg, Glonner, 1845). — Dr. Aug. Schmidt: »Denk-
steine u. s. w.« (Wien, Mechitharisten-Congreg.-Buchh., 1848). Inhalt unter
»A. Schmidt« im Lexikon. — W. Neumann: »Die Componisten der neueren
Zeit. In Biographien geschildert. Mit Porträts«. Heft 1 — 109 (Cassel, 1854 ff.).
— 0. (lumprecht: »Neue musikalische Charakterbilder« (Leipzig, Hassel, 187G).
— AVilhelm Lackowitz: »Musikalische Skizzenblätter. Biogr. Essays«. 2. (Titel-)
Ausgabe. Mit 23 Illustrationen (Leipzig, Matthes, 1876). — La Mara: »Musi-
kalische Studienköpfe«. 3 Bände (Leipzig, Schmidt & Günther, theils 4. Aufl.).
■ — Clara Laar: »Lebensbilder berühmter Todten« (Zofingeu, 1876). — W. H. Riehl:
»Musikalische Charakterköpfe«. 3 Bände (Stuttgart, Cotta, theils 5. Aufl.). —
J. Stieler: »Deutsche Tonmeister. Biographische Erzählungen und Charakter-
bilder, der musikalischen Jugend gewidmet«. Mit Holzsch. (Leipzig, A. Dürr,
1878). — L. Nohl: »Musikerbriefe. Eine Sammlung Briefe von Gluck, Ph. E. Bach,
Haydn, Weber und Mendelssohn. Nach dem Original veröfientlicht« (Leipzig,
Duncker & Humblot, 1867) — »Neujahrsgeschenke au die Zürcherische Jugend
von der allgemeinen Musikgesellschaft in Zürich, auf das Jahr 1813 bis jetzt«
(Zürich; Orell, Füssli & Co., 1813 ff.) Enthält von 1830 an: Biographien mit
Porträts, z. B. von Seb. Bach (1839), J. G. Naumann (1843—45), J. A. Hiller
(1848), A. Lortzing (1869), K. Kreutzer (1870), Xaver Schnyder v. Wartensee
(1871), Meyerbeer (1873), C. v. Blumenthal (1874), P. Alberic Zwyssig und
Carl Schmied, zwei Schweizersängern (1876) u. A. — Fei, Clement: »Ze*' musi-
ciens celehres depuis le JLVI'^ siede jusqu^ä nos joursn. Avec 47 portr. etc.
(Paris, 1868). — Escudier freres: y>Etudes hiographiques sur les chanteurs con-
temporains« (Paris, 1848) mit 10 Porträts. — Dieselben: »Vie et avantures des
cantatrices celehres, prec. etc.v. (Paris, 1856). — Amedee Mereaux: »Zes clave-
cinistes de 1637 — 1700. Sistoire du clavecin, portraits et hiograpTiies des celehres
clavecinistesv. (Paris, 1869). Mit 16 Porträts u. s. w. — Marmontel: y>Les
pianistes celehres; silhouetfes et medaillonsa (Paris, Henzel & Fils, 1878). —
J. M. Cayla: y>Celebrites europeennes : D.esaugiers, Bouffe, Boieldieua (Paris, 1854).
— Theodore Nisard: y>Monographies'. JBaini, Cherubini, Dieudonne Denne-Baron ,
Mdm. Dural, Jos. Franck, Gerhert, Jean Romain Grosjean, Jean Gilles, celehre
compositeur provencal, Benoit de Jumilhac, Jean-Baptiste Lahat, ex-organiste de
Montatihan, Lully, Martini, G. G. Nivers, St.-Odon de Gluny, Palestrina, Leonard
Poisson, celehre reformateur fran^ais du chant liturg. au XV IIP siede. Vogler«-
(Paris, ßei^os, 1866, 67). Jede Biographie ist auch einzeln käuflich. —
E. C. Clayton: y>Queens of song. Being Memoirs of some of the most celehrated
female vocalists etc.v- 2 vol. (London, Smith, Eider & Co., 1864. Mit 6 Porträts.
— F. L. Phipson: i>Biographical shetches and anecdotes of celehrated violinists<i.
(London, Bentley, 1877). — C. Thrane: y>Danske Komponister. Fire Skildringera
(Kopenhagen, Forlagsbureauet, 1875). — A. Galli: »Zo musica ed i musicisti
del secolo X sino ai nostri giorni, ovvero Biograße cronologiche di illustri maestria
(Milano, 1871). — W. M. Thoms: y>The World of Arta (New-York, F. B. Thoms,
1877 ff.) Enthält Biographien und Porträts von Musikern, Dichtern u. s. w.,
besonders Amerikanern. — C. F. Becker: »Die Tonkünstler des 19. Jahrhun-
derts. Ein kalendarisches Handbuch zur Kunstgeschichte« (Leipzig, Kössling,
1849). — G. Paloschi: »Annttario musicale storico-rronologico-universale». Ed. II
(Milano, Ricordi, 1878).
Literatur. 220
Ad. Adain: nSourenirn d^un musicien«. (2. t'd., Paris, IH(iO). » Derniers sou-
oenirx« (Paris, 1859). — Arthur Pongin: nAd. Adam, sa vic, carriere, memoircu
artiütiquesa (Paris, Charpentinr, 1877). Mit Porträt. — P. Petr. Alk. Uötzl:
»Zum (^odiichtniss J. C. Aiblinger's. Rede gehalteu den 8. Mai 1867 am Grabe
desselben« (München, Lentner, 1867). — »Dr. K. F. Wilhelm Altmunn. Biogr.
Charakterbild« (Erfurt. Körner, ls7-4). — R. Eitner: »A. W. Ambros. Nekroloif«
(Monatshefte für I\Iusikgeschichte, 1S77, Nr. 1). — Uebcr Auber schrieben:
B. Jouvin (Paris, 1864): Pougin (Paris, 1873); Victor Masse (Paris, F. Didot,
1875); Jules Carlez (Caen, 1876). — J. N. Forkel: »Ueber J. S. Baches Leben,
Kunst und Kunstwerke«. Neue, unveränderte Ausgabe. Mit Porträts und Kuj^fer-
tafüln (Leipzig, 1855). Dasselbe Werk ins Französische übersetzt: »Vie, talents
et travaux de J. 8. Bach«. Par Felix Grenier. Av. portr. (Paris, Baur, 1876).
— Cautor C. Alb. Ludwig: »J, S. Bach in seiner Bedeutung für Cantoren,
Organisten und Schullehrer« (Bleicherode, 1865). — Alb. Sowinski: uNotice
biojraphique sur G. Bachmann, pianiste de S. A. J. Madame la ijrande-duchesse
Marie de Bussie, professeur honoraire ä r Institut imperial Nicolas de St.-Felers-
hourg etc.a (Angers, 1868), — A. do Lafage: »Notice sur Joseph Baini« (Paris,
1844). — Charles Lamb Kennj': -aMemoir of M. W. Balfei (London, Tiusley
br., 1875). Mit Porträt. — G. Bianchi: »Bella vita e delle opere di Girolamo
Barhieri, maestro compositore e socio degV Istituti micsicali di Roma, Bergamo,
Firenzea (Piacenza, 1871). — Antouio Pena y Goni: »Nuestros müsicos. Bar-
biert« (Madrid, Murillo, 1875). Mit Porträt.
C. Widraer: »Wilhelm Baumgartner. Ein Lebensbild« (Zürich, 1868). —
Ueber Joh. Seb. Bach sind nachzutragen: »Job. Seb. Bach von Ph. 8pitta«,
Band I, IL (Leipzig, Breitkopf & Härtel); und: ».Toh. Seb. Bach. Sein Leben
und seine Werke von Aug. Reissmann« (Berlin, J. Guttentag [D. CoUin]). —
Ueber Beethoven sind nachzutragen: J, Moscheies: y>Life of B., inchtding the
correspondance with Ms friends«. (2 vol., London, 1841); Schlosser (2. Aufl.,
Augsburg, 1844); Schindler (4. Ausg., Münster, 1871); Marx (3, Aufl., Berlin,
1875); Nohl (3 Bände, Leipzig, Günther, 1864—77); Thayer (3 Bände, Berlin,
AV. Weber, 1866 — 79), Ferner: L, Nohl: »Die Beethovenfeier und die Kunst
der Gegenwart« (Wien. Braumüller. 1871); Derselbe: »Eine stille Liebe zu B.«
(Leipzig, 1875); Derselbe: »B. nach den Schilderungen seiner Zeitgenossen«
(Stuttgaj-t, Cotta, 1877); A. W. Thayer: »Ein kritischer Beitrag zur Beethoven-
literatur« (Berlin, W. Weber, 1877); G. Nottebohm: ^^Beefhoveniana ; Aufsätze
und Mittheilungen« (Leipzig, 1872); Derselbe: »B.'s Unterricht bei Haydn,
Albrechtsberger und Salieri« (Leipzig, 1873); Ludw. Foglar: »B., Legenden«
(Wien, lit.-art. Anstalt, 1870); F. Hiller: »B., gelegentliche Aufsätze« (Leipzig,
Leuckart, 1871); Gerb. v. Breuning: »Aus dem Schwarzspanierhause. Erinne-
rungen an B. aus meiner Jugendzeit« (Wien, 1874); v. Dürenberg: »Die Sym-
phonien B.'s« (2. Aufl., Leipzig, 1876); v. Eiterlein: »B.'s Ciaviersonaten« (4. Aufl.,
Leipzig, 1875); Marx: »Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Ciavierwerke«
(2. Aufl., Berlin, 1875). Im Auslande erschienen: A. Audley: »7i., sa vie et ses
Oeuvres« (Paris, 1857); H. Barbedette: desgleichen (2, ed,, Paris, 1870); EUiot
Graeme: »S., a Memoir« (2. ed., London, Griffin, 1876); Gregoir: »Notice sur
Vorigine du celebre componteur L. van B., suivi du testament de Villustre maitre«
(Anvers, Jorssen, 1863). — A. Brigidi: »Cenni sulla vita e sulle opere di Giulio
Belli Longianese, maestro e scrittore di musica del sec. XVIm (Modena, 1865).
— Ueber Bellini haben geschrieben: F. Cicconetti (Prato, 1859); Pougin (Paris,
L. Hachette & Co., 1868), mit Porträt; Vincenzo Percolla (Catania, stab. Bellini,
1876), als B.'s Asche von Paris nach Catania übei-geführt wurde. — P. Carl
Böhm : »Nachruf an den verstorbenen Componisten A. W. Borlyn« (Amsterdam,
1875). — Berlioz' »Memoires« erschienen bei Calmann Levy (Paris, 1878, 2 vol.),
seine ^tCorrespondanc inedife« daselbst (Paris, 1879). — Edmond Galabert:
»Georges Bizet, souvenirs et corrryiondancc« (Paris, Calmann Levy, 1877). —
L. Boccherini's Leben und Werke beschrieben: A. Cerii (Lucca, 1864) und
230 Literatur.
L, Picquot (nNotice etc., sidvie du catalogue raisonne de toutes ses oeuvres, tant
publikes qu'' inedites«, Paris, 1851), mit 2 Porträts; D. Bertini verfasste: »Z. Boc-
chermi, Illustrazione dello Stahat Mater dt detto autore e Cenni hioc/rqficia (Firenzc,
1877). — »Leben und Schicksale des ehemaligen Musikmeisters Boeck« (Leipzig,
1844). — A. Quantz: »Zwei verschollene Kapellmeister. 1) Franz Neubauer.
2) Ludwig Böhner« (»Deutsche Kunst- und Musikzeitung«, Wien, 1878, Nr 28ff.).
— »Nekrolog Theodor Böttcher's« [f 1877 zu Cannstatt als ausgezeichneter
Dillettant und Sammler von Musikerporträts] (»Tonkunst«, Berlin, 1878, Nr. 41).
— Boieldieu wurde geschildert von: Gr. Hequet (»vie et oeuvresa, Paris, 1864
und nochmals 1875); Pougin: (»vie, oeuvres, caractere, correspondancev^ (Paris,
1875); Thannberg: »Ze Centenaire de B., anecdotes et souvenirsa (Paris, 1875);
ferner in; »Boieldieu a Ronen« (2. ed., Rouen, 1876). — Dr. Beruh, öjiiegel:
»Hermann Bonnus, erster Superintendent von Lübeck und Reformator von Osna-
brück« (Leipzig, Rossberg, 1864). — De Burbure: »Bosselet, de Lj/ona (Bruxelles,
1876), mit Porträt. — J. Fölsing: »Biographisches über W. C. Briegel« (Darm-
stadt, 1853). — H. Zimmerthal: »D. Buxtehude. Historische Skizze« (Lübeck,
Kaibel, 1877). — Hugo Wittmann: »Ein Unbekannter« [Alexis Chauvet f 1870]
(»Echo«, Berlin, 1874, Nr. 47, nach der »Wiener Neuen Freien Presse«.) —
Werke über Cherubini: Ch. Place: r>Biogr. et analyse phrenologique<i (Paris, 1842);
Miel (Paris, 1842); L. Picchianti (Milano, 1843); -oNotice des maniiscrits auto-
(jrap/i es«. (Paris, 1843); Denne-Baron (Paris, 1862); B. Gamucci (Firenze, 1869);
endlich: Edw. Bellasis: y)Memorials illustrative of Ms life« (London, 1874), mit
Porträt und Catalog der Werke Ch.'s. — W. Bernhardt: »Dr. E. Chladni der
Akustiker. Eine Biographie und geschichtliche Darstellung seiner Entdeckungen«
(Wittenberg, Herrose, 1856). Mit Porträt. — Chopins Leben und Werke sind
uns dargelegt von: L. Enault: (Paris, 1856 u. 1861); H. Barbedette: y>Essai de critique
musicale« (Paris, 1861) ; F. Liszt (Paris. Escudier, 1852 ; nouv. edition: Leipsic, Breit-
kopf &Härtel, 1879) ; J.Schucht (Leipzig, C.P.Kahnt), am ausführlichsten in: Moritz
Karasowski »Leben, Werke und Briefe« (Dresden, Ries, 1877), mit Portr. u. Facs. —
A. deLafage: -a Eloge de öhorona (Paris, 1843). — Gautier: desgleichen (Paris, 1845).
— E. Thoinan: «Louis Constantin, Roi des violoris, 1624 — 57« (Paris, J. Baur, 1878),
mit Facsim. — A. v. Wolzogen: »P. Cornelius« (Leipzig, Weber, 1867). — lieber
Coussemaker's Leben, und musikalische sowie archäologische Schriften sind zwei
Brochüren vorhanden: A. Desplanque (Lille, 1870) und C.Dehaisnes (Lille, 1877).
— E, Thoinan: y>Antoine de Gousu et les singulieres destinees de son livre rarissime,
nLa musique universelle« (Paris, 1866). — Werke über Fei. David: »St.-Etienne
(Marseille, 1845); AI. Azevedo (Paris, 1863, mit Porträt); E. Reyer (»twtice«,
Pax'is, F. Didot, 1877). — G. P. Galloni: ^yCenni biogr. del P. Davide da
Bergamo« (Bologna, 1863). Mit Porträt. — A. Pougin: »Devieniie« (Paris, 1864).
— Ueber Donizetti: Fil. Cicconetti (Roma, tip. Tiberiiia, 1864); B. Zendrini:
»D. e S. Mayr« (Bergamo, 1875); Alborghetti e Galli: »Z). e Mayr, notizie e
docvmenti« (Bergamo, 1875), mit Porträt — und andere Werke. — H. Dorn:
»Ergebnisse aus Erlebnissen. Fünfte Folge der Erinnerungen« (Berlin, Liebel,
1877). — Morel: y>Etude sur VAbbe Dubos« (Paris, Dnnind, 1850). — »Zur
Erinnerung an Louis Eller« (Dresden, Kuntze, 1864). — Karl Schnitze: »L. Erk.
Eine biographische Skizze. Nebst einem Anhang: Die Jubiläumsfeier am 10. Juni
1876« (Berlin, Enslin, 1876). — Archivrath Dr. Aug. Beck: »Ernst der Zweite,
Herzog zu Sachsen- Gotha, als Pfleger und Beschützer der Wissenschaft und
Kunst« (Gotha, J. Perthes, 1854). Mit Porträt und Facsim. — A. Pougin:
»Musiciens frangais du XVIII. siecle. Floquet« (Paris, Chaix & Co., 1863). —
Skizzen und Studien über Rob. Franz: A. W. Ambros, abgedruckt aus dessen
»Bunte Blätter« (Leipzig, Leuckart, 1872); F. Liszt (Leipzig, 1872); Heinr.
M. Schuster (Leipzig, Leuckart, 1874); Aug. Saran (Ebrndaselbst, 1876). —
C. G. Freudenberg: »Aus dem Leben eines alten Organisten«. Herausgegeben
von W. Viol. (2. Aufl., Leipzig, Leuckart, 1872). Mit Porträt. — Dr. Edm. Schebek:
»Zwei Briefe über J. J. Froberger. Ein biographischer Beitrag« (Prag, 1874).
Literatur. 231
— Fil. Filippi: »Ddla vila e delle opere di AdolJ'o Fumaf/allia (.Mihinu. Ricordi,
1864). — Miel: nNoHcc. siir Pierre-Jean Gnrat, crlrbre chantcur<x (Paris, 1H41).
— •nMinne af Erik Gustav Oeijer« (Orebro, A. Bohlin. 1H70), — Jos. Bader:
»Fürstabt Martin (Jerbert von St. Bhisinn. Ein Lebensbild« (Freibur^ i/Br.,
Herder, lH7ö). — Dr. J. B. Schwab: »Johannes Gerson, Professor der 1'hco-
logie und Kanzler der Universität Paris. Eine Monographie« (Würzburg, Stahl,
1H.5S). — Anton Schmid: »Chr. Will. Ritter v. Gluck. Dessen Leben und ton-
künstlerisches "Wirken« (Leipzig, F. Fleischer, 1854). Mit Musikboilage. —
F. M. Rudhiirdt f 1S79: »Gluck in Paris« (IMünchen, 1H64). — Gustave Lang-
lade: r>L. Gordiyiani, sa vie et ses oeuvresa (Firenze, Molini, 1H63). — Ch. Gounod:
yiAatcbiojraphie et articles swr la routine en mattere d^art, edites et compilis, avec
une priface, par Mme. Georgina Weldon«. (London, W. Reeves, 1H75). — Ed-
mond Vander Straeten : nJacques de Goöy, chanoine d'Embrun, Recherchen sur la
vie et les oeuvres de ce musiciena (Anvers, Buschmann, 1<S63). — F. van Hülst:
•^Biographie de Gretrgv. (Liege, 1842), mit Porträt; De Gerlache: nEssais sur G.a
(Bruxelles, 1844). — A. Pougin: »Albert Grisar, etude artistiquea (Paris, 1870).
Mit Porträt. — G. Pacini: nOenni biogr. intorno a Guido Monaco [di Arezzo']«.
(Pescia, 1865). — Ristori: »JBiogni/ia di Guido Monaco« (Arezzo, 1868). —
»Origine e vicende della impresa aretina di onorare Guido Monaco con un monu-
mento europeoa (Firenze, Aip. Cenniniana, 1872). — Clement Lyon: »Jean Guyot,
le Chätelet, celebre musicien wallon, au XVI. siede, etc.a (Charleroi, 1875). —
»(Auto-) Biographic des Adalbert Gyrowetz«. Mit Porträt (Wien, 1848). —
K. Ed. Förstemann: »Gg. Frd. Händel's Stammbaum, nach Originalquellen und
authentischen Nachrichten aufgest. und erläutert« (Leipzig, 1844). — G. M. Meyer:
»G. F. Händel. Eine biographische Charakteristik« (Berlin, Trautwein, 1857).
— Frommel: »Händel und Bach« (Berlin, 1873). Mit Porträt. — lieber F. Halevy
sind zu bemerken: Beule: ■aNotice etc.u (Paris, F. Didot, 1862); Leon Halt'vy
(2. ed., Paris, Morris & Co., 1863), mit Porträt. Ferner: A. Pougin: »Halevy,
ecrivaina (Paris, Claudin, 1865). — De Burbure: »Notice sur Gh. Louis Hanssensa.
(Bruxelles, 1872). — 0. Paul: »Moritz Hauptmann. Eine Denkschrift u. s. w.«
(Leipzig, Dörffel, 1862). Mit Verzeichniss seiner Werke. — »M. Hauptmann:
Briefe an Ludw. Spohr u. A. Herausgegeben von Ferd. Hiller« (Leipzig, Breit-
kopf & Häi-tel, 1876). — Th. G. v. Karajau: »J. Haydn in London 1791 und 92«
(Wien, Gerold's Sohn, 1861). — Cantor Alb. Ludwig: »J. Haydn. Ein Lebens-
bild« (Nordhausen, Büchting, 1867). — Mme. A. Grandsard: »La jeunesse de
Haydn. Suivie d'une notice sur Augustin Pajoua (4® ed., Lille & Paris, Lefort,
1876). — (Const. Wurzbach:) »J. Haydn und sein Bruder Michael. Zwei bio-
bibliographische Künstler-Skizzen« (Wien, Lechner, 1862). — »J. Haydn. Sein
Leben und seine Werke, dargestellt von Aug. Reissmann« (Berlin, F. Gutten-
tag, 1879). — uEtudes sur les artistes contemporains. Stephen Heller, sa vie et
ses oeuvresa (Paris, Maho, 1876). — B, Jouvin: »Herold, sa vie et ses oeuvresa
(Paris, Heugel & Co., 1868). — Edm. Yander Straeten: »Notice sur Cliarles
Felix de Hollandre, compositeur de musiquea (Gand, De Busscher, 1854). —
Jules Carlez: »Les Hotteterre. Notes biographiquesa (Caen, 1877). — J. Vahlen:
»Otto Jahn« (Wien, Gerold's Sohn, 1870). — Edm, Vander Straeten: »J. F. J. Jans-
sens, compositeur de musiquea (Bruxelles, Sannes, 1866). — P. Alfieri: »Not.
biogr. di N Jomellif (Roma, 1845). — »Adolphe Jullien, un potentant musicalu
(Paris, Detaille, 1876). — A. Behlau: »Athanasius Kircher« (Heiligenstadt,
1875). Progr. — Karl Brischar: »P. Athanas. Kircher. Ein Lebensbild« (W^ürz-
burg, Woerl, 1877). - - vOnori alla memoria di Luigi La/dachea (Napoli, 1858).
— Matthieu de Monter: »Louis Lambillotte et ses freresv (Paris, Regis Ruffet,
1871). Mit Porträt. — F. C. Kist: »De levensgeschiedenis ran Orland <fc Lassusv
('s Hage, Schinkel, 1841). Mit Porträt. — W. Bäuniker: »Orlandus de T^a.^su8,
der letzte grosse Meister der niederländischen Tonschule« (Froiburgi/Br., Herder,
1879). — Ernest Bouton: »Esquis.'ie biogr. et bibliogr. sur Claude Lejeune, natif
de Valenciennes, surnommt le PhenLv des musiciensa (Valenciennes, 1845). Mit
232 Literatur.
Porträt uud Musikstücken. — A. J. Becher: «Jenny Lind« (2. Aufl., Wien,
lS4fi). Mit Porträt. — Griacomo Meyerbeer; »Jenny Lind. Fi'agmente uus dein
Taf^ebuche eines alten Musikers für Freunde der Tonkunst« (Wien, 1847;
Leipzig, Fr. Fleischer). — F. Liszt's »Leben und Wirken« ist bearbeitet bereits
von Gr. Schilling (Stuttgart, 1844), mit Porträt. Ausserdem in verscliiedenen
kleineren Brochüren über einzelne Seiten seiner musikalischen Thätigkeit. —
Das »thematische Yerzeichniss der Werke, Bearbeitungen und Transcriptionen«
von F. Liszt erschien in neuer, vervollständigter Ausgabe (Leipzig, Breitkopf
und Härtel, 1877). — L. L. Gozlan: »JP. Lis-zt et fies poemes symphoniques. Free,
d'une note hiogr. et auivi du catalogue des oeuvres de Liszta (INIarseille, 1870).
(H. Mendel:) »Gallerie berühmter Musiker. Albert Lorlzing« (»Deutsche Musiker-
zeitung«, Berlin, 1876, Nr. 4, 5 und 7) Mit Porträt. — Dr. Friedr. Kof-
niann u. A. : »Otto Ludwig« (»Gartenlaube«, 1865). Mit Porträt. — Georg Lotz:
»Maria Malibran als Weib und Künstlerin u. s. w. Nach der Gräfin v. Mertin«
(Leipzig, 1839). — ■ Mathilde de Castrone-Marchesi geb. Graumann: »Erinne-
rungen aus meinem Leben« (Wien, Gerold's Sohn, 1877). Mit Porträt. —
Seb. Brigidi: yiJJingegno virtuoso, ossia Älessandro MarcTietti, il suo maentro, i
suoi alunni, i suoi amici. Bacconto hiograficov. (Firenze, tip. Galileiana, 1867). —
Dr. C. V. Weber: »Maria Antonia Walpurgis, Churfürstin zu Sachsen, geb.
kaiserl. Prinzessin in Bayern« (2 Bände, Dresden, 1857). Auch eine biographische
Skizze der Fürstin von M. Fürstenau in den Monatsheften für Musikgeschichte
(Berlin, 1879, Nr. 10). — A. de Lafage: rilKemoria intorno la vita e le opere di
Stanislav Mattei JP. Minorita Bolognese. Traduzione (di G. Pancaldi) c. note,
catalogo delle opere ecc.n (Bologna, 1840). Mit Porträt. — E. Thoinan: »Maugars,
celehre joueur de viole, musicien de üicheUeu, sa biographie etc.« (Paris, 1865). —
Giov. Finazzi: »// maestro Giovanni Simone Mayr; orazione ecc.« (Bergamo, 1875).
— y)G. S. Mayr. Biografie di scrittori e artisti musicali hergamascM native od
oriundi, raccoUi e p)ubhlicati dal prof. ah. Antonio Älessandri, con aggiunta degli
scrittori musicali hergamascM del P. Vaerini« (Bergamo, tip. Pagnoncelli, 1875).
— E. Thoinan: » Z7?2 hisdieul de Moliere, recTierches sur les Mazuel musiciens des
16^ et 11^ siecles, allies de la famille Paquelinm (Paris, 1878). — lieber Mendels-
sohn sind nachzutragen: W. A. Lampadius: »F. M.-B., ein Denkmal für seine
Freunde« (Leipzig, Hinrichs, 1848), nebst Uebersetzung ins Englische: »Zj/e of
F. M.-B. With supplementary shetches hy Julius Sir Benedict, Henry F. Chorley,
Ludwig Bellstah, Bayard Taylor, R. S. Willis, and Sir J. S. Divight. Additional
notes hy C. L. Gruneisen. Fdited ad translated hy William Leonhard Gage« (London,
W. Eeeves, 1876). — Eduard Devrient: »Meine Erinnerungen an F. M.-B. und
seine Briefe an mich« (Leipzig, Weber, 1869). Yergl. hierzu die berichtigende
Brochüre von Therese Marx (Leipzig, Dürr, 1869). — Ferd. Hiller: »F. M.-B.
Briefe und Erinnerungen« (Cöln, 1874). — H. Döring: »Leben und Wirken M.'s«
(Braunschweig; 1878). — S. Hensel: »Die Familie Mendelssohn (1729—1847),
nach Briefen und Tagebüchern«. Mit 8 Porträts (3 Bände, Berlin, Behr, 1879).
— F. M.-B.: »Briefe aus den Jahren 1830—1847« (4. Aufl., Leipzig, 1878). —
Cam. Seiden: »ia musique en Ällemagne. Mendelssohn« (Paris, 1867). — Q. Bigi:
y>Di Claudio Merulo da Correggio principe dei contrappuntisti e degli organisti del
16. secolo« (Parma, 1861). Mit Porträt. — Angelo Catelani; nMemorie della
vita e delle opere di Claudio Merulo« (Milano, Ricordi, 1864). — D. Mettenleiter:
»J. G. Mettenleiter, weil. Stifts-Chorregent an der alten Kapelle in Regens-
burg. Ein Künstlerbild« (Brixen, theol. Verlagsanstalt, 1866). — r>Biography of
Leop. de Meyer, imper. and royal Pianist« (London, 1845). Mit Porträt. — Ueber
Meyerbeer schrieben noch: Beule: »Eloge« (Paris, F. Didot, 1865); A. Pougin:
y>notes hiogr.« (Paris, Tresse, 1864); H. Blaze de Bury: y>sa vie, ses oeuvres et
son temps« (Paris, 1865), mit Porträt und Autogr. — Castil-Blaze: y> Moliere
musicien. Notes s. l. oeuvres de cet illustre maitre et sur les drames de Corneille,
Macine, Quinault, Regnard etc., oü se melent des considerations sur Vharmonie de
la langue frangaise«. 2 vol. (Paris, 1852). — »Aus Moscheies' Leben. Nach
Literatur. 233
Briefen und Tagrbüchorn herausgegeben von seiner Frau« (2 Bände, Leipzig,
IH72 7'?). — »Erinnenwif^'on an MoBcwius« (Breslau, 1^50). — lieber INInzart
sind nachzutragen folgende Werke: Nemetschek (2. Aufl., Pra;,^. 1H6H): v. NisHcn
(2. wohlfeile Aufl., Leipzig, Senf, 1849), mit Tafel und Notenbeilage; Schlosser
(3. Aufl., Augsburg, 1844); L. Nohl (2. Aufl., Leipzig, Günther, 1877), mit
4 Porträts und Musikbeilage; Kristinus: »IM., ein deutsches Kiinstlerlcben«
(Wien, 187H); Friedr. Pirckmeyer: »Zur Lebensgeschichte M.'s, aus Mittheilungen
der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde« (Salzburg, Dieter, 1876). Im
Auslande erschienen: E. Holmes: r>The life of M.. including his correxpondancea
(London, 1845); Etienne C-rervais: »üf., ou la jctinesse d\tn fjrand artinte«. (Tours,
1876); sowie: i>Vie iPun artUte chretien au IS'' siede, extrait de )ia correspoiu/ance
authentique, traduite par J. OoscMer« (Paris, 1857). — »M.'s Briefe. Nach dem
Original herausgegeben von L. Nohl« (2. verm. Aufl., Leipzig, Breitkopf und
Hilrtel, 1877), mit Porträt und Facsim. — Dr. Frz. Lorenz: »W. A. Mozart
als Ciavier- Componist« (Breslau, Leuckart, 1866), mit einer Notenbeilagc. —
nW. A. Mozart. Sein Leben und Wirken. Gedenkbuch zu seinem lOO.jährigen
Geburtstage am 27. Januar 1856« (Stuttgart, Köhler, 1856). — C. Haushalter:
»Geschichte des Mozart-Yereins. Denkschrift zur 100jährigen Jubelfeier M.'s,
aktenmässig dai'gestellto (Erfurt, Köhler, 1856). — L. Köhler: »Die Gebrüder
Müller und das Streichquartett« (Leipzig, Matthes, 1858). — J. Sclmeebeli:
»H. G. Nägeli, ein Lebensbild« (Zürich, 1873). Mit Porträt. — »Zur Erinnerung
an die Feier des 100jährigen Geburtstages von B. Ch. L. Natorp, dem Refor-
mator des Volksschulwesens in der westfälischen Mark und in der Mark Branden-
burg. Festprogramm« (Essen, Bädeker, 1875). — H. Mendel: »0. Nicolai. Eine
Biographie« (Berlin, H. Mendel, 1866). — Normand: n Mojioc/raphie litteraire et
musicale de Theodore Nisardv. (Lille, 1865). — L. Quicherat: •» Adolphe Nourrit,
sa vie etc.n (Paris, 1867). 3 vol. — nDeploration de Guillaume Cretinsur le trcpas
de Jean Okeghem musicien, premier chapelain du roi de France, remise au jour,
prec. d'une introduetion hiogr. et critique et annotee par E. Thoinan<i (Paris, 1864).
— J. Offenbach: ttOff'enhacli en Ämerique. Notes d^un musicien en voyage. Free,
d'une notice hiogr. par Alb. Wolff"» (Pai'is, 1877). — J. Ohm: »Die 13jährige
Pianistin Alwine Ohm aus Hannover und deren 4jährige Kunstreise durch
Deutschland. Nebst Zugabe: über vernünftigen Ciavier- Unterricht« (2. Aufl.,
Hamburg, 1861). — F. Halevy: r>Notice hist. sur la vie et les travaux de G. Onsloiv«
(Paris, Didot, 1855). — G. Pacini: »ie mie memorie artistiche, autohiografia etc.,
puhl. da Ferd. Magnani« (Firenze, tip. Le Mounier, 1875). — G. Conestabik:
oVita di N. Faganini da Genova illustrataa (Perugia, 1851). Mit Porträt und
Facsim. — F. J. Fetis: »Notice hiograph. s. N. Faganini, suivie de Vanalyse de
ses oeuvrages et precedee d'une Esquisse de V Histoire du Violon« (Paris, 1851). —
L. Escudier: »Aus dem Leben Paganini's«, nebst einer Biographie der Malibran
von dems. (Leipzig, Bergson- Sonenberg, 1862). — Wilh. Bäumker: »Palestrina.
Ein Beitrag zur Geschichte der kirchenmusikalischen Reform des 16. Jahr-
hunderts« (Freiburg i/Br,, Herder, 1877). — L. A. Frankl: »Maria Theresia
v. Paradies« (Linz, 1877), mit Porträt. — Carlo Gervasoni: i>A 63 antii
d'intervnlh ; cenni sul maestro di ynusica Pietro Giovanni Faroloni di Fontremoli,
cstratti dalV opera i>Nuova teoria di musica» (Farma JSJ2)» (Pontremoli, 1877).
• — St.-Leger: »JVb»' acfrices. Biographie d'' Adelina Fatti (Marquise de Caux)v.
(Paris, Le Clerc, 1875). Mit Porträt. — E. M. Vacano: »Der Roman der Adelina
Patti, nach spanischen, englischen und mündlichen Quellen. IMit Federzeichnungen
von Karl Klic« (Wien, 1875). — P. Cailissano: nErrico Fetrella composiforc di
musiea. Cenni hiogrqficiu. (Siena, 1876). — Giov. Carotti: «Cenni hiogr. e ritratto
di E. Fetrella, valente compos. di mus.» (Torino, 1877). — G. Allen: oT/ie life
of Fhilidor musician and chessplayerv. (Philadelphiii. 1863). — 0. Commettant:
r>Francis Plante, portrait musical a la pliimc" (Paris, Chaix, 1874). — Mt'reftux:
»Fonchard» (Paris, 1866). — L. da Ponte: »Denkwürdigkeiten«, aus dem Italie/ii-
schen übersetzt von E. Burckhardt ((lotha, 1861). — R. Müller: »Joseph Proksch.
234 Literatur.
BiojTraphisches Denkmal aus dessen Nachlasspapieren errichtet« (Prag, 1874).
Mit Porträt und Facsim. — D. Mettenleiter: »Karl Proske. Ein Lebensbild«
(Regeusburg, Bössenecker, 1868). — Albert Quantz: »Leben und AVerke dos
Flötisten J. J. Quantz, Lehrers Friedrich des Grossen. Nach den Quellen dar-
gestellt« (Berlin, R. Oppenheim, 1877). Zusammenstellung des Materials, weniger
Bearbeitung desselben. — F. Cicconetti: »Memorie di Pietro Raimondm (Roma,
1867). — A. Pougin: »Eanieaun, essai etc. (Paris, Decaux, 1876). — Ch. Poisot:
»Notice hiogr. sur R., publice ä Voccasion de Vatiniversaire seculaire de sa morta
(Dijon, Decailly; Paris, Dentu, 1864). — M. Gr. "W. Brandt: »Leben der Luise
Reichardt« (2. Aufl., Basel, 1865); Vincenzo Dal Torso: »Di Luigi Ricci e delle
Site opere, Memoriev. (Trieste, 1860), mit Porträt; F. de Villars: »Notice sur
Luigi et Federico Ricci etc.«. (Paris, 1866); Arth. Heulhard: »Etüde sur une
folie ä Rome, opera-houffe de Fed. Ricci etc.a (Paris, 1870), mit Porträt. —
Jacob: »Ernst Richter f 1876. Eine biographische Skizze« (»Euterpe«, Leipzig,
1877, Nr. 3 — 5). — J. Fölsing: »Züge aus dem Leben und Wirken Ch. H. Rinck's«
(Erfurt, Körner, 1848). — A. Pougin: »Notice sur Rode, violo niste fran^ais«
(Paris, Pottier de Lalaine, 1875). — Ueber Rossini sind zahlreiche Schriften
zu verzeichnen: A. Struth (Leipzig, Bergson - Sonenberg, 1865); Stendhal
(nouv. ed., Paris, 1854); Escudier freres (Paris, 1854); A. Azevedo (Paris, Morris,
1866); Beul6 (»Floga^, Paris, Didot, 1869); H. S. Edwards (London, 1869);
Maxime de Montrond: »Etüde hiogr.a (Lille & Paris, Lefort, 1870); A. Pougin:
»Notes, impressions, Souvenirs, commetitairesa (Paris, Claudin, 1871); L. S. Silvestri
(Milano, 1874); A. Zanolini (Bologna, 1875); F. Mordani: »della vita privata«
(Imola, 1871). Fast alle diese AVerke enthalten auch R.'s Porträt. — Fetis:
»Biographie d^ÄdolpTie Sacca (Paris, 1864). — H. Henkel: »Leben und Wirken
von Dr. Aloys Schmitt« (Frankfurt a/M., Sauerländer, 1873). — Friedr. Kempe:
»Friedrich Schneider. Ein Lebensbild. Herausgegeben von Dr. Arthur Lutze«
(2. Ausgabe, Berlin, Janke, 1864). Mit Porträt u. s. w. — Ciaire v. Glümer:
»Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient« (Leipzig, J. A. Barth, 1862),
mit Porträt und Facsim. — Dr. Heinr. Kreissie v. Hellborn: »F. Schubert«
(Wien, Gerold's Sohn, 1865), mit Porträt; F. Barbedetta: »5a vie, ses oeuvres,
son tempsa (Paris, 1866); Mmc. Audley (Paris, 1871); J.Risse: »F.Schubert und
seine Lieder, 1) Müllerlieder, 2) Goethelieder« (Hannover, 1872 — 73). — A. Reiss-
mann: »R. Schumann« (3. Aufl., Berlin, Guttentag, 1879); Leonce Mesnard:
»un successeur de Beethove7i» (Paris, Schönewerk & Co., 1876). — C. F. Pohl:
»S. Sechter's Biographie« (Wien, 1868). — L. Mooser: »Gottfr. Silbermann der
Orgelbauer; historisches Lebensbild« (Langensalza, 1857). — H. A. Köstlin:
»C. M. v. Weber. Fr. Silcher« (Stuttgart, Levy & Müller, 1877). Mit 2 Porträts.
— AI. Malibran: »L. Spohr. Sein Leben und Wirken. Nebst einem Verzeichniss
seiner Schüler vom Jahre 1805 — 1856« (Frankfurt a. M., Sauerländer, 1860).
Mit Porträt und Facsim. — L. Sjiohr: »Selbstbiographie« (2 Bände, Cassel,
Wigand, 1860 — 61), mit Porträt. — Heinr. Giehne: »Zur Erinnerung an L. Spohr.
Ein kunstgeschichtlicher Vortrag u. s. w.« (Karlsruhe, Müller, 1860). — Abr.
Mankell: »L. Spolir, Tonsättare och Virtuose (Stockholm, Müller, 1861). — lieber
Spoiitini handeln: Eduard Maria Oettinger (Leipzig, 1843); Raoul-Rochette:
»Notice historique« (Paria, 1852); A. Romagnoli: »Cfewni ii'oyr.« (Macerata, 1875);
A. Moretti (Imola, 1875); Ant. Gianandrea: »Genni biogr.»- (Lucca, 1875); sowiej
»Ricardo della festa centenaria di Sp., celebrata in Jesi il 3 ottobre /S75« (Jesi,
1876). — V. Mosel: »Nekrolog des grossen Tonsetzers. Abbe M. Stadler« (Wien,
1864). — S. Ruf: »Der Geigenmacher Jakob Stainer. Eine Lebensskizze«
(Innsbruck, 1872). — Ludw. Storch: »J. A. Stumpff, 1769—1846, aus Ruhla,
Harfenmacher in London«. Mit Porträt. (»Gartenlaube«, 1857, Nr. 32 — 34 und
Nachtrag.) — Ed. Kulke: »Salomon Sulzer, Professor und Obercantor. Bio-
graphische Skizze« (Wien, Herzfeld & Bauer, 1866). — Jacquez de Biez:
»Tamburini et la mvsique italiennev. (Paris, Tresse, 1877). Mit Porträt T.'s. —
E. Baumstark: »A. F. J. Thibaut. Blätter der Erinnerung für seine Verehrer
Literatur. 235
und für die Freunde der reinen Tonkunst« (Leipzig, 1841). — J. de VasconcoUos:
nLuiza Todi, estudo crifico« (E'orto, 1873), mit 2 Tafeln. — A. W. Gottwchalg:
»Dr. J. ö. Töpfer. Kine biogniphische Skizze« (Weimar, Kühn, 1867). —
Clt-raent Lyon: »Une excursion a Marchieniie-au-Pont et ä Thuiim (Charleroi,
1879). Enthält die Biographie der Brüder Tolbec(jue von Hanzinue gebürtig.
— X. van Elewyck: »Matthias van den Gheyn u. s. w.« (Louvain, Vanlinthout & Co.,
1862). Näheres besagen die betreffenden Artikel im Lexikon. — Charles Mei-rens:
»Edmond Vander Straeten. Notice bio(j/rapJiif^ue« (Bruxelles, 1877). — L'^cber Verdi
schrieben: B. Bermani: uSchizzia (Milano, Ricordi, 1846); A. Basevi: nStudioa
(Firenze, 1859); G. Perosio (Milano, Ricordi, 1876); G. Monaldi (Firenze, 1877). —
A. Parazzi: nDella vita e delle opere musicali di Lodovico Grossi- Viadana, inventore
dii Basso cuntinuo nel secolo XVI.v (Milano, 1877). — Comte de Resbecq : »Biographie
de Vincentvi (Paris, 1869). — J. Fröhlich: »Biographie des grossen Tonkünstlers
Abt Vogler« (Würzburg, 1845), mit Porträt; »Abt Vogler, ein Lebensbild«
(Darmstadt, 1867). — B. Vogel: »Rob. Volkmann in seiner Bedeutung als
Instrumoutal- und Vocal-Componist« (Leipzig, 1875). — Edra. Vander Straeten:
n Voltaire musicien etc.» (Paris, J. Baur, 1878). Auszüge aus seinen Werken
über Musik und Musiker. — »Th. Wachtel. Ein Künstlerbild« (Hamburg,
W. Oncken, 1868). — C. F. Glasenapp: »R. Wagner's Leben und Wirken«
(2 Bände, Cassel, Maurer, 1876 — 77). Dr. F. v. Hausegger: »R. W. und Schopen-
hauer« (Leipzig, Schloemp, 1878). — Emericli Kastner: »R. Wagner- Catalog«.
Chronologisches Verzeichniss aller von und über R. W. veröfi'entlichteu Coraposi-
tionen und Aufsätze (OfFenbach, J. Andre, 1878). Mit Porträt W.'s. — A. de
Gasperini: »R. Wagner« (Paris, 1866). Mit Porträt. — A. Pougin: y)W. V. Wallace.
Etüde hioijr. et critiquev. (Paris, Ikelmer & Co., 1866). — lieber AVebcr sind
nachzutragen: Max Maria v. Weber: »C. M. v. Weber. Ein Lebensbild« (3 Bände,
Leipzig, E. Keil, 1864—66): »C. M. v. Weber. Ein Lebensbild« (Leipzig, Röhl
1876); Barbedette : y^Weher. Essai de critique miisicale» (Paris, 1862); Ad. Jullien:
»Weber ä Paris en IS20; son voyage de Dresde ä Londres par la France; la
musique et les thedtres, le monde et la presse pendant son sejoura (Paris, Dt'taille,
1877). — A. P. Berggreen: »0. E. F. Weyse's biographie^ (Kopenhagen, Reitzel,
1876). Mit 3 Porträts und 3 Musikbeilagen. — »Extrait biographique de Joseph
White, üiolonisteu (Paris, Dupont, 1874). — A. v. Meichsner: »Fr. Wieck und
seine beiden Töchter Clara Schumann geb. Wieck und Marie Wieck. Biograiihische
Notizen über dieselben nach ungedruckten Briefen von H. v. Bülow, Czerny,
R. Schumann, C, M. v. Weber u. s. w. Ein Familiendenkmal« (Leipzig, Matthes,
1875). Mit einem Stahlstich. — Lic. M. Kerker: »Wilhelm der Selige, Abt
von Hirschau und Erneuerer des süddeutschen Klosterwesens zur Zeit Gregors Vll.«
(Tübingen, Laupp, 1863). Ad. Helmsdörfer: »Forschungen zur Geschichte des
Abtes Wilhelm v. Hirschau«. 1. Theil (Göttingen, 1874). Dissert. — E. G. J. Grögoir:
»Bijdragen tot de Kennis der Vlaamsche Toonkunstenaars. Adrian Willaert.
Lecensschets« (Brüssel, 1869). — Dr. Wilh. Rintel: »C. F. Zelter. Eine Lebens-
beschreibung, nach autobiographischen Manuscripten bearbeitet« (Berlin, Janke,
1861). — Archidiac. Aug. Wilh. Müller: »Aus des Lieder-Componisten Audr.
Zöllner Leben und Streben. Eine Skizze« (Magdeburg, Heinrichshofen, 1862).
Den vorstehend alphabetisch zusammengestellten Biographien der einzelnen
Tonkünstler sind die hier nicht wiederholten Werke, welche das Hauptwerk
enthält, hinzuzufügen.
14) Tonkünstler - Lexika , Encyklopädien und Fremdwörter-
Ijücher. »J. Schuberth's Musikalisches Conversation- Lexikon. lU. Auil., be-
arbeitet von Robert Mubiol« (Leipzig. J. Schuberth & Co., 1877). — H. Pfeil:
»Tonkünstlermerkbüchlciu« (Leipzig, 1875). — F. J. Lipowski: »Baierisches
Musik-Lexikon« (München, 1811). — Kossmaly und Carlo: »Schlesisches Ton-
künstler-Lexikon« (Breshiu, 1846). — Nicht zu übergehen ist hier forner, und
zwar zunächst die »Allgemeine Deutsche Biographie herausgegeben durch die
historische Commission bei der königl. baierischen Academie der Wissenschaft,
236 Literatur.
unter der Redaction des Frhr. v. Liliencron und Professor Dr. Wegclc« (Leipzig,
Duncker & Hurablot, seit 1875). — Den musikalischen Theil dieses seit Jöcher's
(4elehrlen- Lexikon nicht wieder erschienenen Unternehmens — in Frankreich
[n£iop\ universelle^, und y>Nouoelle Biogr. </ener(ile<i), Belgien {y>Biogr. nafionale«),
Schweden {»JBiograplmM LeociJcon<i), Dänemark (jnTorfatter Lexikon») längst ver-
treten — bearbeitete im Allgemeinen anfangs A. v. Dommer, dann M. Fürstenau.
Hieran reiht sich gleich bedeutend das »Biographische Lexikon des Kaiserthums
Öesterreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche
seit 1750 in den österreiehischen Kronländern geboren wurden oder darin
gelebt und gewirkt haben. Von Dr. Constantin von Wurzbach« (Wien).
Ferner: v. Weech's »Budische Biographien«. — Unübertroffen jedoch als rein
musikalische »Ehrenpforte« (mit Matthosou zu reden) bleibt noch immer in seiner
Reichhaltigkeit und Gediegenheit trotz einzelner Fehler das Riesenwerk eines
Einzelnen, nämlich: F. J. Fetis' y>Biogra]>hie universelle des musiciens et bihlio-
graphie generale de la musique. 2^ ed., entierement refondue et augmentee de plus
de noitiea. 8 vol. (Paris, Firmin Didot, 1866). — Hierzu erscheint jetzt: y>Supple-
ment et complement publies sous la direction de Mr. Arthur Pougin«. T. I. (Eben-
daselbst, 1878). — L. & M. Escudier: y>Dictionnaire de musique«. 5* ed. (Paris,
1872). — Gh. SouUier: nJSfouvean dictionnaire de mui^ique« (Paris, 1855). Halevy
gewidmet. — J. d'Ortigue: -»Dictionnaire liturgique, historique et theorique du
plain-chant et de musique d'eglise au moyen ätje et dans les temps modernesa (Paris,
Potier, 1854). — George Grove: -»A Dictionary of music and musicians« (London,
1878 ff.). — Regli: -aDizionario hiograßco dei piü celebri poeti ed artisti melo-
drammatici etc.a (Torino, 1860). Ein Theater-Lexikon von 1800 bis 1860. —
A. Barberi & G. B. Beretta: y>Dizionario artistico, seientißco, sforico, tec7iologico-
miisioalea (Milano, L. di G. Pirola). — A. Sowinski: »Les musiciens Polonais
et Slaves anciens et modernes« (Paris, 1857). — Josef Sägh: y>Magyar Zeneszeti
Lexikon« (Musikalisches Lexikon, bearbeitet nach J. Schuberth; Budapest,
Täborszky & Barsch).
15) Aesthetisches, Kritisches und Polemisches; gesammelte
Schriften. E. Hanslick: »Vom Musikalisch-Schönen« (5. Aufl., Leipzig, Barth,
1876). — A. Reissmann: »Zur Aesthetik der Tonkunst« (Berlin, H. W. Müller,
1878). — H. A. Köstlin: »Die Tonkunst. Einführung in die Aesthetik der
Musik« (Stuttgart, Engelhorn, 1879). — Thibaut: »Ueber Reinheit der Ton-
kunst« (5. Auflage, mit und ohne Th.'s Porträt, Tübingen, Mohr, 1875). —
F. J. Wiedemann: »Musikalische Effektmittel und Tonmalerei« (Dorpat, 1856).
— Dr. Ed. Kreuzhage: »Ueber Programm-Musik« (Münster, Coppenrath, 1868).
— Jules Carlez: -»Les musiciens-paysagistes« (Caen, 1870) — A. W. Ambros:
»Die Grenzen der Musik und Poesie« (2. Aufl., Leipzig, Matthes, 1872). —
Dr. C. Trümmer: »Die Musik von Vormals und Jetzt, vom Diesseits und Jen-
seits« (Frankfurt a. M., Winter, 1856). — 0. Hostinsky: »Das Musikalisch-Schöne
und das Gesammtkunstwerk vom Standpunkt der formalen Aesthetik. Eine
Studie (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1877. — Emil Naumann: »Zukunftsmusik
und die Musik der Zukunft« (Berlin, Habel, 1877). — C. Durutte: »Esthetique
musicale etc.« (Paris, 1876). ■ — Charles Beauquier: »La musique et le drame.
Etüde d'Esthetique« (Paris, Sandoz & Fischbacher, 1877). — J. B. Sabatier:
-nL^opera et la Symphonie ou idee generale de la musiqueoi (Paris, 1879). —
Fz. J. A. Keppner: »Kurze Geschichte der musikalischen Ideen« (Freiburg,
1856). — Georg V., König von Hannover: »Ideen und Betrachtungen über die
Eigenschaften der Musik'.t (Hannover, Helwing, 1858) — Louise Otto: »Die
Mission der Kunst mit besonderer Rücksicht auf die Gegenwart« (Leipzig,
Matthes, 1861). — J. J. Schäublin: »Ueber die Bildung des Volkes für Musik
und durch Musik«. 2. Auflage (Zürich, 1865) — L. Nohl: »Unsere geistige
Bildung« (Leipzig, Schloemp, 1877). — Aloys Hennes: »Die Musik in der
Familie und die musikalische Erziehung der Jugend« (Berlin, 1878, im Selbst-
verlag; Leipzig. C. A. Händel). — Jul. Merling: »Der Gesang in der Schule,
Literatur. 237
seine Bodiutuug und Behandlung« (Ijelpzig, IS^Ö). — Gottfried Stallluiimi:
»lieber den innern Ziisjuiiiiienhang musikuliMcher liilduug der .fugend mit dem
(lesiiinmt/.wecke des (Tynuiusiunis« (Leipzig, ISI'J). Inauguralrede. Euthidt
audi l)iographische Nachrichten über die (Jantoren an der 'rhüuiasscliule zu
]jeipzig. — S. Bagge: »lieber das Verhältniss der Musik zur lleligiou und zum
christlichen Kultub« (Basel, 1H7G). — F. Brendel: »Die Organisation de.s ^lusik-
wesens durch den Staat« (Leipzig. Kahnt, 1866). - A. Mahn: »Die Staats-
nuisik der Zukuiil't« (Berlin, Stilke. 187G) — J. B. Labat: Etudex jjhiluNuiihi'jUfg
et morales si/r Vhintoire de la musique etc.v. (2 vol., Paris, 1852). — Ch. Beau-
qnier: nP/iilonop/iie de la musiquea (Paris, 1865). — A. JuUien; »La musique
et les philoüophes au XVII l' sirle«. (Paris, Baur, 1873). — Prof. Ed. Krüger:
»Beitrilge für Leljen und Wissenschaft der Tonkunst« (Leipzig, lireitkopf und
Hilrtel, 1847). — William Pole: »The iihiloHophy of musica (London, ^l'rübner
und Co., 1879). — »Aphorismen über Musik, von Amadeus Autodidactos« (Leip-
zig, C. A. Klemm. 1847). — L.Rellstab: »Musikalische Beurtheilungen« (Leipzig,
Brockhaus, 1848). — Louise Rost: »Cücilia. Betrachtungen über Kunst und
Musik« (Würzburg, Stahel, 1851). — A. B. Marx: »Die Musik des 19. Jahr-
hunderts und ihre Pflege. Methode der Musik« (Leipzig, Breitkopf & Härtel,
1855). — Jul. Merling: »Musikalisches Laienthum« (Leijizig, Mersebxxrger, 1857).
— H. V. Brousart: »Musikalische Pflichten« (2. Aull., Leipzig, Matthes, 1858).
— J. C. Lobe: »Musikalische Briefe. Wahrheit über Tonkunst und Tonküustler«
(2. Aufl., Leipzig, Baumgürtner, 1860). — S. Bagge: »Gedanken und Ansichten
über Musik und Musikzustände, in einer Reihe gesammelter Aufsätze« (Wien,
Wessely. 1860). — C. Billert: »Musik und Museen. Refornuitorische Ergehungen«
(Berlin, 1870). — L. Meinardus: »Des einigen Deutschen Reiches Musikzustäude.
Zwölf Briefe« (2. Aufl., Oldenburg, 1873). — W. Langhuns: »Das musikalische
Urtheil und seine Ausbildung durch die Erziehung« (Berlin, Oppenheim, 1872).
— H. Küster: »Populäre Vorträge über Bildung und Begründung eines musi-
kalischen Urtheils, mit erläuternden Beispielen«. 4 Theile (Leipzig, Breitkopf
und Häi-tel, 1871 — 77). Der 4. Cyklus enthält: »Das Ideal des Tonkünstlers«.
— V. Hentl: »(iledanken über Tonkunst und Tonkünstler« (2. Aufl., Leipzig,
Barth, 1876). — L. Ehlert : »Briefe über Musik an eine Freundin« (3. Aufl.,
Berlin, Behr, 1879). - — Dersellie: »Aus der Tonwelt. Essays« (Ebendaselbst,
1877). — Ferd. Hiller: »Musikalisches und Persönliches« (Leipzig, Breitko[)f
und Härtel, 1876). — Derselbe: »Briefe an eine Ungenannte« (Köln, Du Mont-
Schauberg, 1877). — Karl Mörike: »Maximen beim Musikunterricht. Mit ein-
gestreuten bis jetzt noch ungedruckten Gedanken C. M. v. A\'eber's« (Stuttgart,
(löpel, 1848). — K. E. Schneider: »Mu.-,ik, Ciavier und Clavierspiel. Kleine
musikalisch-ästhetische A'orträge« (Leipzig, 1874). — J. C. Eschmann: »Ein
Hundert Aphorismen. Erfahrungen, Ergänzungen, Berichtigungen, Anregungen,
als Resultate einer 30,jährigen Clavierlehrerpraxis« (Berlin und Leipzig, Luck-
hardt, 1878). — F. Wieck: Ciavier und Gesang. Didactisches und Polemisches«
(3. Aufl., Leipzig, Leuckart, 1878). — Derselbe: »Musikalische Bauernsprüche
und Aphorismen ernsten und heitern Inhalts« (2. Aufl., Dresden, 1876). —
H. Dorn: »Ostracismus. Ein (-lericht Scherben« (Berlin, Behr, 1875). —
H. v. Bülow: »Reise-Recensionen. Drei Billetsdoux an R. Senö"« (Leipzig,
1878). — P. Scudo: »Critiqiie et litte ra füre musicales«. 2 vol. (Paris, 1856 — 59).
— V. Sassaroli: »Considerazioni sullo stato attuale delV arte musicale in Italiaa.
(Genova, 1876).
Sammlung musikalischer Vorträge, herausgegeben von Paul Graf Waldersee«
(Jahrgang I u. II, Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1879, 80). — A. W. Anibros-
»Bunte Blätter«. Neue Folge (Leipzig. Leuckart, 1874). — C. GoUmick: »Feld-
züge und Streifereien im Gebiete der Tonkunst« (Darmstadt, 1846). — C. Gril-
dener: »Cesanunelte Aufsätze über Kunst, vorzugsweise Musik« (Hamburg, 1872).
— M. Hauptmann: »Opuscula. Vermischte Aufsätze« (Leipzig. 1874). — F. Hiller:
»Aus dem Tonlelten unserer Zeit. (Jelegent liebes«. 2 Bände (Ticipzig, Mendels-
238 Literatur.
söhn, 1868). Neue Folge (mit Porträt, Leipzig, Leuckart, 1871). — H. Witt-
mann: »Musikalische Momente. Geschichten und Erinnerungen« (Leipzig, Klink-
hart, 1879). — Direktor Carl Theodor Kriebitsch: Für Freunde der Tonkunst«.
Mit Porträt F. Schubei't's (Leipzig, Merseburger, 18G7). — E. 0. Lindner:
»Zur Tonkunst. Abhandlungen« (Berlin, Guttentag, 1864). — G. Schilling:
»Für Freunde der Tonkunst. Kleine Schriften vermischten Inhalts, zugleich
Fortsetzung des gleichnamigen Werkes von Rochlitz« (Kitzingen, 1845). —
C. M. V. Weber: »Hinterlassene Schriften«. 3 Bände. (2. [Titel-] Ausgabe,
Leipzig, Arnold, 1850). — ß. Schumann: »Gesammelte Schriften über Musik
und Musiker«. 2 Bünde (3. Aufl., Leipzig, G. Wigand, 1875). — F. Liszt:
»Gesammelte Schriften«. 1. Band (Cassel, 1855). ■ — E. Wagner: Gesammelte
Schriften und Dichtungen«. 9 Bände (Leipzig, Fritzsoh, 1871 — 73). — A. de
Lafage: y>Miscellanees musicales« (Paris, 1844. — Derselbe: yUssai de diphtero-
graphie musicale, ou notices etc. de mss. relatifs ä la musiquev^ (Paris, 1862). —
P. Halevy: y>Souvenirs et portraits. Mludes sur les beaux-arfsa (Paris, 1861).
Derniers s. et p. (Paris, 1863). ■ — • E. M. E. Deldevez: y^Ouriosites musicales,
notes, analyses, Interpretation de certaines particularites contenues dans les oeuvres
des grands mattresa (Paris, 1873) — Ern. Reyer: y>Notes de musiquef (Paris,
1875). Gesammelte Aufsätze. — Ad. Jullien: r>Airs varies, histoire, crifique,
hiographie musicales et dramatiqiiesa (Paris, 1877). — Ch. Dancia: y>Miscella»ees
inusicalesa (Paris, Colombier, 1877). — Amedee Mereaux: ^Varietes litteraires
et musicales; pree, d'une notice biogr. piar Marmontel<i (Paris, Calmann Levy,
1878). — Armand de Pontmartin: r)Souvenirs d'un vieux melomanea (Ebendas.,
1878). — W. Gardiner: y>Music andfriends; or, pleasant recoUecfions of a dilet-
fante«. 3 vol. (London, 1828 — 53). — H. F. Chorley: y>Music and mamiers in
Trance and Germany«. 3 vol. (London, 1841). — Derselbe: r>Modern German
mnsic; Recollections and criticismsv. 2 vol. (London, 1854). — Derselbe:
»Thirtg gears' musical recollectionsa. 3 vol. (London, Hurst & B., 1862). —
Henry Phillips: y>Musical and personal recollections during half a Century a. 2 vol.
(London, Skeet, 1864). — Carl Engel: »Mitsical myths andfactsti. 2 vol. (London,
1876). Mit einer Tafel. — Filippo Filippi: y>Musica e musicisti; Gritiche, bio-
grafie ed escursionin (Milano, Brigola, 1876). — F. Gumbert: »Musikalisch
Gelesenes und Gesammeltes«. Illustrirt von J. Raymond de Baux (Berlin, Las-
car, 1860). — Clara Fromm: »Musikalische Anthologie. Eine Sammlung von
Aussprüchen über Tonkunst von Tonküustlern, Theoretikern und Dichtern«
(Leipzig, Matthes, 1869). — La Mara: Musikalische Gedanken-Polyphonie.
Aussprüche berühmter Tonsetzer über ihre Kunst«. Mit Vignetten u. s. w.
(Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1873). — H. Mund: »Musikalisches Künstler-
brevier« (Leipzig, G. Wigand, 1878). — J. Seiling: »Aphorismen und Aus-
sprüche berühmter Persönlichkeiten über Musik« (Berlin, Luckhardt, 1879). —
Dr. Ludw. Schemann: »Die Musik und ihre Classiker in Aussprüchen R. W^ig-
ner's (Leipzig, Schloemp, 1878). — G. Kastner: »Paremiologie musicale de la
langue J'ran^aise , ou Eocplication des proverbes etc., qui tirent leur origine de la
musique ete., suivi de la Saint-JuUen des Menetriers, symplionie-cantate a gr. orch.«^
(Paris, 1866). — J. B. W'eckerlin: r>Musiciana; Exfraits d'otivrages rares ou
bizarres, anecdotes, lettres etc., concernant la musique et les itiusicicnsa (Paris,
Garnier, Freres, 1877).
16) Gesangstudium und Gesangunterricht. H. F. Mannstein: »Ge-
schichte, Geist und Ausübung des Gesanges von Gregor dem Grossen bis an
unsere Zeit« (Leipzig, 1845). — Derselbe: »Die grosse italienische Gesang-
schule.« 2. Auflage des Werkes: »Das System der grossen Gesangschule des
Bernacchi von Bologna« (Dresden und Leipzig, 1848), — Manuel Garcia Sohn:
»Garcia's Schule oder: Die Kunst des Gesanges in allen ihren Theilen voll-
ständig abgehandelt«. Mit französischem und deutschem Texte; letzterer von
Wirth und Mangold. 2 Theile (Mainz, Schott). — Friedr. Schmitt: »Grosse
Gesangschule für Deutschland« (München, Lindauer, 1854). — Aug. Reissmann:
I
Literatur. 239
»Ciavier und Gesangschule« (Leipzig. Siegels Musiknlieiihaiullung, R. Linnemann).
— ¥. Huinraa: »Der deutsche Kunsttfesang. Seine Begründung und fjutwickelung
nach physiologischen (iesetzen und künstlerischen Principicn« (Hcrlin, Schlesin-
ger, 187;^). — G. Engel: »Die Consonanten der deutschen Spruche« (Berlin,
Challier, 1874). — H. Mannstein: »Katechismus des Gesanges im Lichte der
Naturwissenschaften, der Sprache und Logik« (Leii)zig, Matthes, 1864). —
('. H. Döring: »Aphorismen vom Felde der Kunst des Gesanges« (Dresden,
18tJU). — Ferd. Sieber: »Aphorismen aus dem Gesangslebcn. Didaktisches,
Humoristisches, Polemisches« (Leipzig, Matthes, 1865). — Elise Polko: »Vom
Gesänge. Musikalische "Winke und Lebensbilder« (2. Aufl., Leipzig, Barth,
1877). — J. G. Vcnzoni: »Aus dem Tagebuche eines Gesanglehrers« (Leipzig,
Matthes, 1879). — Jules Audubert: »L'art du chanh^ (Paris, 1876).
17) Harmonie- und Compos itionslehre ; allgemeine Musiklehre
und -Unterricht; Notenschrift. A. Baumgartner: »Kurzgefasste Geschichte
der musikalischen Notation« (München, Franz, 1856). Mit einer Tafel in Fol.
— Derselbe: Kurzgefasste Anleitung zur musikalischen Stenographie oder Ton-
zeichenkunst« (Ebendaselbst, 1853). Mit einer Tafel. — H. Riemann: »Studien
zur Geschichte der Notenschrift« (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1879). —
K. B. Schumann: »Vorschläge zu einer Reform auf dem Gebiete der Musik
durch Einführung eines einfachen und naturgemässen Tastatur- und Noteu-
Systems« (2. Auflage, Langensalza, Verlags-Comptoir, 1861). Mit 2 Notentafeln.
— Ad. Decher: »Chromographische Darstellung der Tondichtungen« (München,
Ackermann, 1875). — Otto Quantz: »Zur Geschichte der neuen chromatischen
Claviatur und Notenschrift« (Berlin, Stilke, 1877). Mit 3 Taf. — Stef. Tempia:
»Sfiidi sulla musicografiav. (Venezia, Grimaldo, 1873). Mit Tabelle. — Charles
Meerens: »i<? diapason et la notation simplifieesa (Bruxelles, Schott, 1873).
J. C. Lobe: »Katechismus der Musik« (17. Aufl., Leipzig, Weber, 1876).
— A. V. Dommer: »Elemente der Musik« (Leipzig, T. 0. AVeigel, 1862). —
0. Singer: »Metaphysische Blicke in die Tonwelt u. s. w.« Herausgegeben von
G. Phillipps (München, lit.-art. Anstalt, 1847). — S. Stehlin: »Die Naturge-
setze im Tonreiche und das europäisch -abendländische Tonsystem vom 7. Jahr-
hundert bis auf unsere Zeit« (Innsbruck, Pfaundler, 1852). Mit 18 Notentafeln.
— H. J. Vincent: »Die Einheit in der Tonwelt« (Leipzig, Matthes, 1862). —
C. F. Weitzmann: »Harmouiesystem« (Leipzig, Kahnt, 1860). — Dr. Hermann
Oesterley: »Academische Vorlesungen über Theorie der Musik« (Leipzig, Breit-
kopf & Häi-tel, 1861). — Professor Ed. Krüger: »System der Tonkunst« (Eben-
daselbst, 1866). — Arthur v. Oettingen: »Harmoniesystem in dualer Ent-
wickelung. Studien zur Theorie der Musik« (Dorpat, Gläser, 1866). — A.J.Koch:
»Neue Tonlehre« (Wien, Gerold's Sohn, 1876). — F. J. Kunkel: »Das Ton-
system in Zahlen. Anleitung zur Entwickelung und Berechnung der Ton-
verhältnisse« (Frankfuit, 1877). — A. Basevi: »Introduzioue ad un nuovo siatema
d'armonia'i. (Firenze. 1S62). nSti/di suirarmonia<.< (Firenze, 1865). — Melchiore
Balbi: *>Ntiovo sistema armonieo fondaio sulla divisione delVottava in dodeci semi-
toni equahilii.i (Padova, Prosperini, 1878). Mit 12 Tafeln. — F. P. Graf Lau-
rencin: »Die Harmonik der Neuzeit erläutert« (Leipzig, Kahnt, 1861). —
C. Mayrberger: »Lehrbuch der musikalischen Harmonik«. 1. Theil (Pressburg
und Leipzig, Heckenast, 1878). — Ludwig AVestphal: »Elemente des musikali-
schen Rhythmus mit besonderer Rücksicht auf unsere Opern-Musik«. 1. Theil
(Jena, 1872). — A. W. Arabros: »Zur Lehre vom Quinten - Verbote. Eine
Studie« (Leipzig, Matthes, 1859). — Dr. 0. Hostinsky: »Die Lehre von den
musikalischen Klängen. Ein Beitrag zur ästhetischen Begründung der Harmonie-
lehre« (Prag, Dominicus, 1878). — S.W. Dehn: »Theoretisch-praktische Harmonie-
lehre« (2. Au.sg,, Berlin, Schlesinger, 1860). — E. F. Richter: »Lehrbuch der
Harmonie« (13. Aufl., Leipzig, Breitko^if & Härtel, 1878). — W. Oppel: »Die
Lehre von der musikalischen Harmonie« (Frankfurt a. M., Dieaterweg, 1876). —
Savard: »Coitrs complei d'/iarmonir» (2'" ed., Paris, 1868). — A. F. Vivier: »Traitc
240 Literatur.
complet d'harmonie tlieorique et pratique<i (4^ ed., Bruxelles, Katto, 1878). —
L. F. Casamorata: »Manuale di armoniav. (Firenze, 1876). — Federico Parisini:
i)Trattato elenientarc d'armoniaa (Bologna, 1879). — H. Bellenuann: »Der Contra-
punkt« (2. Aufl., Berlin, 1877). — M.Hauptmann: »Erläuterungen zu J. S. Bach's
Kunst der Fuge« (Neue Ausg., Leipzig, 1871). — L. Busslor: »Der strcinge
Satz in der musikalischen Compositionslehre« (Berlin, Habel, 1877). — »Contra-
pnnkt und Fuge im freien Tonsatz« (Ebendaselbst, 1878). — »Musikalische
Formenlehi-e« (Ebendaselbst, 1878). — Emil Naumann: »Darstellung eines bisher
unbekannt gebliebenen Stylgesetzes im Aufbau des clussischen Fugenthemas«
(Berlin, Oppenheim, 1878). — »Beethoven's Studien im Geueralbass, Contra-
punkt und in der Cümjjositionslehre, von Ritter v. Seyfried. 2. vervollständigte
Ausgabe von Prof. H. Pierson« (Leipzig, .T. Schuberth & Co.) — D. G. Türk:
»Anweisung zum Generalbassspielen« (5. Aufl. von Dr. Fr. Naue, Halle, 1841),
— J. H. Knecht: »Theoi^etisch-praktische Generalbassschule« (2. Ausg., Bozen,
Thuille, 1858). — F. W. Schütze: »Generalbass für Dilettanten« (4. Ausg.,
Dresden, 1872). — Dr. C. Wöltje: »Neue (ilrammatik der Tonsetzkunst« (Leipzig,
Matthes, 1853). — S. Sechter: »Die Grundsätze der musikalischen Composition«.
:} Theile (Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1853—54). — A. B. Marx: »Die Lehre
von der musikalischen Composition praktisch -theoretisch«. 4 Theile (Neueste
Aufl., Leipzig, Breitkojjf & Härtel, 1868—75). — J. C. Hauff: »Die Theorie
der Tonsetzkunst«. 5. Band (Frankfurt a. M., Klimsch &, Co., 1877). — H. Rie-
mann: »Musikalische Syntaxis. Grundriss einer harmonischen Satzbildungslehre«
(Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1877). — A. Andre. »Lehrbuch der Tonsetzkunst«
(Neueste Ausgabe von H. Henkel, Offenbach, Andre, 1879). — P. Gleich: »Die
Hauptformeu der Musik. Populär dargestellt« (Leipzig, Kahnt, 1862). — F. L. Schu-
bert: »Die Instrumentalmusik in ihrer Theorie und ihrer Praxis oder die Haupt-
formen und Tonwerkzeuge der Concert-, Kammer-, Militär- und Tanzmusik
wissenschaftlich und historisch erläutert« (Leipzig, M. Schäfer, 1865). — B. Wid-
raann: »Formenlehre der Listrumentalmusik. Nach dem Systeme Schnyder's v.
Wartensee u. s. w.« (Leipzig, Merseburger, 1862). — F. Z. Skuhersky: »Die
musikalischen Formen« (Prag, Mikulas & Knapp, 1879). — H. Berlioz: »lu-
strumentationslehre« und »Der Orchester-Dirisent«. Autorisirte deutsche Aus-
gäbe von Alfred Dörffel (Leipzig, Heinze, 1864). — G, Kastner:. y>Mamiel
general de musique militaire ä Vasaye des armees francaises<i (Paris, 1848). —
Deldevez: yyL'art du clief d^orclitstrev. (Paris, F. Didot & Co., 1878). — J. Vesque
V. Püttlingen: »Das musikalische Autorrecht« (Wien, Braumüller, 1864).
G. Schilling: »Allgemeine Yolksmusiklehre« (2. Ausgabe, Augsburg, Lam-
part & Co., 1854). Mit Sch.'s Porträt. — J. Proksch: »Allgemeine Musiklehre«.
2 Theile (Prag, 1857). — A. B. Marx: »Allgemeine Musiklehre« (9. Aufl.,
Leipzig, Breitkopf & Härtel, 1875). — F. Zimmer: »Musiklehre«. 3 Theile
(2. Aufl., Quedlinburg, Vieweg, 1877). — Chr. Urban: »Zur Reform des all-
gemeinen Musikunterrichts« (Elbing, Neumann- Hartmann, 1855). — J. Aisleben:
»Das musikalische Lehramt« (Offenbach, Andre, 1877). — »Entwurf einer um-
fassenden und geordneten Darstellung aller bei der Beurtheilung des Musik-
unterrichts, seiner Erfolge und des Inhalts einschlägigen Lehrwerke massgeben-
den Factoren. Herausgegeben vom Vereine der Wiener Musiklehrer und Musik-
lehrerinnen« (Wien, 1877). — A. Basler: »Musikalische Faulenzer« (Ludwigs-
hafen a. Rh., Lauterborn, 1879).
18) Geschichte der musikalischen Instrumente, deren Technik,
Studium und Unterricht. H. Welcker v. Gontershausen: »Neu eröffnetes
Magazin musikalischer Ton Werkzeuge, dargestellt in technischen Zeichnungen
u. s. w.« Mit 160 Abbildungen (Frankfurt a. M., Winter, 1854). — Th. Bert-
hold und M. Fürstenau: »Die Fabrikation musikalischer Instrumente und ein-
zelner Bestandtheile im königl. sächsischen Vogtlande« (Leipzig, 1876). —
A. de Pontecoulant: y>Oryano(jraj)hie. Essai sur la faclure insiru/nenfale«. 2 vol.
(Paris, Castel, 18G1), - — O. Comettaiit: »La musique, les musiciens et les instruments
Literatur. 24 1
de musique chez les diff^erents peuples du moudea (Paris, 1869). Mit 150 Ab-
bildungen. — Galliiy: t>Les instrumenta des ecoles italiennes , cat. suivi de notes
sur les principatix maitresa (Paris, 1H72). vLes luthiers Italiens anx 11. et iS.
siecles. Nouv. ed. du parfait luthier de VÄhbe Sihire , suivic de notes sur les
maUres des diverses ecoles« (Paris, 1869). — G. Chouquet: »Le musee du con-
servatoire national de musique. Cat. rai.<tonne des instruments de cette collectioni
(Paris. 1875). — r>Catalogne du Musee instrumental de Mr. A. Saxv. (Paris, 1877).
— ttCataloque des instruments de musique anciens et modernes du Musee Kraus
ä Florcncen (Florence, 1878). — »Cataloc/uc of the special exlnhition of ancient
musical instruments 1872 in South Kensington Museum« (London, 1872). —
J. Gilhofer: »Das Bücblein von der Geige. Geschichte und Charakteristik der
Violine« (Wien. 1857). — Hyacinth Abele: »Die A'ioline, ihre Geschichte und
ihr Bau«. Mit Abbildungen und 1 musikalischen Beilage (2. Aufl., Neuburg a. d.
Donau. Prechter, 1874). — N. L. Diehl: »Die Geigenmacher der alten italieni-
schen Schule. Eine Uebersicht u. s. w.« (2. Aufl , Hamburg, Richter, 1866). —
Dr. E. Schebeck: »Der Geigenbau in Italien und sein deutscher Ursprung«
(Prag, 1874). — Fr. Niederheitmann: »Creraona. Eine Charakteristik der italieni-
schen Geigenbauer und ihrer Instrumente« (Leipzig, Merseburger, 1877). —
»Die Meister der Geigenbaukunst in Italien und Tirol« (Wien, 1877). — Herrn.
Ritter: »Die Geschichte der Viola- Alta und die Grundsätze ihres Baues« (2. Aufl.,
Leipzig, Weber, 1877). Mit 2 Tafeln. — F. Savart: »lieber den Bau der Geige
und anderer Saiteninstrumente«. In's Deutsche übertragen (Leipzig, 1844). —
(N. Fürst Youssoupoff:) riLuthomonographie historiqiie et raisonnee. Essai etcs^
(Francfort s. M., Jügel, 1856). — Antoine Vidal: »ie.? instruments ä archet.
Les feseurs, les joueurs dHnstruments , leur histoire sur le continent europeen ;
suivi d'tm cat. gen. de la musique de chamhre«. Tom. 1 — 3 (Paris, impr. Quantin,
1876 — 78). Mit vorzüglichen Abbildungen, gestochen von F. Hillemacher. Um-
fassendes und gediegenes Werk. — Edm. Vander Straeten : -»Le noordsche Balk
(instr. ä cordes) du musee communal d'Ypres« (Ypres, La Fonteyne, 1868). Mit
1 Tafel. — Sandys und Forster: i>The liistorg of the violin and other instruments
played on toith the botv, from the remotest times to the present« (London, 1864).
Mit Abbildung. — G. Hart: i>The Violin: its famous makers and their imitatorsa
(London, 1875). Mit Abbildung. — Fr. Regli: i^Storia del Violino in Piemonfea
(Torino, 186.3). Mit Porträt Paganini's. — E. Folegatti: y>Storia del violino e
deir archetto«. 2 vol. (Bologna, 1873—74). Mit Abbildung. — Th. de Lajarte:
r>Instruments Sax et fanfares civiles. J&tude pratiquea (Paris, 1867).
H. Welcker v. Gontershausen : »Der Ciavierbau in seiner Theorie, Technik
und Geschichte« (3. Aufl., Frankurt a. M.. AVinter, 1864). Mit 80 Abbildungen.
— Derselbe: »Der Flügel oder die Beschaff'euheit des Pianos in allen Formen.
Eine umfassende Darstellung der Fortepiano -Baukunst vom Entstehen bis zu
den neuesten Verbesserungen« (N. Aufl., ebendaselbst, 1856). Mit 21 Stein-
tafeln. — J. Fischhof: »Versuch einer Geschichte des Ciavierbaues« (Wien,
Wallishausser, 1853). — C. A. Andre: »Der Ciavierbau in seiner Geschichte,
seiner technischen und musikalischen Bedeutung« (Offenbach, Andre, 1855). —
Blüthner und Gretschel: »Lehrbuch des Pianofortebaues in seiner Geschichte,
Theorie und Technik«. Mit Atlas (Weimar, Voigt, 1872). — Ed. Zachariae:
»Das Kunstpedal an Ciavierinstrumenten u. s. w.« (Wien, 1874). — Derselbe:
»Das Luftresonanzwerk an Tasten-Instrumenten« (Wien, 1877). — H. Schmitt:
»Das Pedal des Claviers. Seine Beziehung zum Ciavierspiel und Unterricht,
zur Composition und Akustik« (Wien, Wessely, 1875). — Castil-Blaze: »ie
Piano, histoire de son invention etc.« (Paris, 1840). — E. Rimbault: y>The Piano-
forte, its origin etc.« (London, Cocks, 1860). — Leto Puliti: »Cenni storici
della vita di Ferdinando de^ Medici gran Prineipi di Toscana e della origine del
Pianoforte. Memoria ecc.i (»Atti dell' Accademia del R. Istituto musicalc di Firenze«.
A° XII"- Firenze, 1874). Hier wird die erste Erfiuderschaft des Pianoforte
definitiv dem Bartolomeo Cristofori zuerkannt. — C. Ponsicu'hi: t>Tl Piano-
Mnsikal. Convera.-I.exikon. ErpänTiiiii^ljRnd. lli
242 Literatur.
forte, sua origine e svilujJj^oa (Firenze, 1876). Mit 1 Tafel. — Graf L. F. Yaldrigi:
»Musurgiona« (Modeua, 1879). Ueber Giacomo Alviri aus Padua, einem Vor-
gänger Cristofori'8. — »Arnolt Schlick's Spiegel der Orgelmacher. Heidel-
berg MDXI. Mainz bei Peter SchoefFer«. Neuer Abdruck als Beilage zu den
Monatsheften für Musikgeschichte (Berlin, Trautweiu, 1870). — J. G. Töpfer:
»Lehrbuch der Orgelbaukunst u. s. w.«. 2 Theile in 4 Abtheiluugen. Mit
1'30 Tafeln (Weimar, Voigt, 1855). — M. Fürstenau: »Zur Geschichte der
Orgelbaukunst in Sachsen« (Dresden, 1861). — H. Sattler: »Die Orgel, nach
den Grundsätzen der neuesten Orgelbaukunst dargestellt« (4. Aufl., Langensalza,
Gressler, 1868). Mit 6 Steintaf'elu. — C. Kuntze: »Die Orgel und ihr Bau.
3. gänzlich umgearbeitete Auflage von Seidel's gleichnamigem Buche« (Leipzig,
1875). — Otto Wangemann: »Geschichte der Orgel und der Orgelbaukunst von
den ersten Anfängen bis zur höchsten Vollendung« (Demmin, A. Frantz, 1879).
— E. Rimbault: r^The Organ, its Jiistory and construction etc.a (London, Cocks,
1855). — W. L. Schmidt: »Die Aura oder Mundharmonika (Brummeisen) als
musikalisches Instrument dargestellt« (Quedlinburg, 1840). Mit Tafel und Noten-
beilage. — C. F. Pohl: »Zur Geschichte der Glasharmonika« (Wien, Gerold, 1862).
K. Courvoisier: »Die Violin-Technik« (Cöln, Tonger, 1878). — A. Tott-
mann: »Führer durch den Violin-Unterricht. Repertorium u. s. w.« (Leipzig,
J. Schuberth & Co.). — C. Ph. E. Bach: »Versuch über die wahre Art
das Ciavier zu spielen. Im Gewände und nach den Bedürfnissen unserer Zeit
neu herausgegeben von G. Schilling«. 5. Aufl. des Originals (Berlin, Mecklen-
burg, 1856). Mit 3 Tafeln Musikbeilagen. — G. Schilling: »Der Pianist oder
die Kunst des Clavierspiels in ihrem Gesammtumfange theoretisch - praktisch
dargestellt« (2. Ausg., Osterode, Sorge, 1854). — Lebert und Stark: »Gr.
theoretisch-praktische Ciavierschule für den systematischen Unterricht nach allen
Richtungen des Clavierspiels vom ersten Anfang bis zur höchsten Ausbildung«.
4 Theile (Stuttgart, Cotta). — St. Freiherr, v. Lesser: »Musikalische Gym-
nastik« (Leipzig, Veit & Co., 1877). — E. D. Wagner: »Musikalische Orna-
mentik« (Berlin, Schlesinger. 1869). — H. Germer: »Technik des Clavierspiels«
(2. Aufl., Leipzig, Leede, 1879). — L. Bussler: »Harmonische Uebungen am
Ciavier« (Berlin, Stubenrauch, 1878). — Johanna Kinkel: »Acht Briefe an eine
Freundin über Ciavier -Unterricht« (Stuttgart, Cotta, 1852). — Eugen Eisen-
stein: »Die Reinheit des Ciaviervortrages« (Graz, Leuschner & Lubensky, 1870).
— J. Knorr: »Führer auf dem Felde der Clavierunterrichts-Literatur« (2. Aufl.,
Leipzig, Kahnt, 1869). — G. Armellino: »Die Kunst des Clavierstimmens u. s. w.«
(3. Aufl., Weimar, Voigt, 1872). — J. G. Herzog: »Orgelschule« (Erlangen,
Deichert, 1867). — F. W. Schütze: »Praktische Orgelschule« (6. Aufl., nebst
Handbuch dazu, Leipzig, Arnold, 1877). — S. Neukomm: »Methode eUmentaire
sur Vorgue en general et pour Vorgue expressif, harmoniicm, melodium, physharmo-
nica, etc., en particulierv (Paris, Richault, 1858). — Das Partitursj)iel in einem
geordneten Lehrgang, dargestellt von Dr. Aug. Reissman (Leipzig, Fr. Kistner).
19. 20) Akustik, Physiologie der Stimme u. s. w. G. Schilling:
»Akustik oder die Lehre vom Klange« (2. Ausg., Stuttgart. Hallberger, 1856).
— F. W. Opelt: »Allgemeine Theorie der Musik auf den Rythmus der Klang-
welleni^ulse gegründet u. s. w.« (Leipzig, J. A. Barth, 1852). Mit 3 Tafeln. —
F. Zamminer: »Die Musik und die musikalischen Instrumente in ihrer Beziehung
zu den Gesetzen der Akustik« (Giessen. Ricker, 1855). — R. Pohl: »Akustische
Briefe« (Leipzig, Matthes, 1853). — J. S. C. Schweigger: »Ueber Magnetismus
in akustischer Beziehung und damit zusammenhängende weltharmonische Ge-
setze« (Halle, 1856). — Professor Fr. Jos. Pisko: »Die neueren Ajjparate der
Akustik« (Wien, Gerold's Sohn, 1865). — Consist.-Rath Dr. Ebrard: »System
der musikalischen Akustik« (Erlangen, Deichert, 1866). — W. Preyer: »Ueber
die Grenzen der Tonwahrnehmung« (Jena, 1876). — Derselbe: »Akustische
Ilntersuchungcm« (Jena, Fischer, 1879). Mit 2 Tafeln. — H. Helmholtz: »Die
Lehre von den Tonempfiudungen u. s.w.« (4. Ausg., Braunschweig, Vieweg & Sohn,
Literatur. 243
1877). — E. Mach: »Einleitung in die Helmholtz'sche Musiktheorica (Graz,
Leuschner & Lubensky, 1866). — R. Radau: »Die Lehre vom Schall. Geraein-
fassliche Darstellung der Akustik« (2. Aufl., München, 1875). — P. Blaseruu:
»Die Theorie des Schalls in Beziehung zur Musik. 10 Vorlesungen. In's
Deutsche übersetztet (Leipzig, Brockhaus, 1876). — John Tyndull: »Der Schull«.
Autorisirtf deutsche Ausgabe, herausgegeben von H. Helmholtz und G. Wiede-
raann {'2. Aufl., Braunschweig, Vieweg & Sohn, 1874). — J. AV. Strutt, Baron
Rayleigh: »Die Theorie des Schalles«. Autorisirte deutsche Ausgabe. Ueber-
setzt von Dr. Fr. Neesen. 1. Bund (Ebendaselbst, 1879). — W. Preyer: »Ueber
die Grenzen der Tonwahrnehmung« (Jena, 1876). — Delezenne: nConsiderations
sur Vacouistique musicalea. (Lille, 1855). — A. Guillemin: »ie son. Notions
(Tacoustique jihi/sitjue et musicale« (Paris, 1875). — J. Rambosson: »Les harmonits
du son et Vhistoire des instr. de musiquea. (Paris, 1878). Mit vielen Illustra-
tionen und 5 chromolithographischen Tafeln. — Ad. Thürlings: »Die beiden
Tongeschlechter und die neuere musikalische Theorie« (Berlin, Liepmannssohu,
1877). — AI. Kraus Sohn: »ie quattro scale diatoniche della moderna fonalitm
(Firenze, 1874). Ein »Vorschlag«, auch französisch gedruckt. Mit 1 Tafel. —
Charles Meerens: »Memoire sur le Diapason, adr. a V Institut national de Qenevcn
(Bruxelles, 1877). — Derselbe: ^Hommage ä la memoire de Mr. Delezennea
(Lille, 1870). — Prof. Frz. Delitzsch: »Physiologie und Musik in ihrer Be-
deutung für Grammatik, besonders die hebräische« (Leipzig, Dörffling und
Franke, 1868). — Dr. Osk. Wolf: »Sprache und Ohr. Akustisch-physiologische
und pathologische Studien« (Braunschweig, Vieweg & Sohn, 1871). — M. Rie-
mann: »Das musikalische Hören« (Leipzig, 1874). — Prof, C. L. Merkel: »Ana-
tomie und Physiologie des menschlichen Stimm- und Sprach-Organs (Anthropo-
phonik) u, s. w.« (Leipzig, 1857). — Derselbe: »Der Kehlkopf oder die Erkennt-
niss und Behandlung des menschlichen Stimmorgans im gesunden und erkrankten
Zustande« (Daselbst, Weber, 1873). — Dr. Mich. Jos. Rossbach: »Physiologie
und Pathologie der menschlichen Stimme auf Grundlage der neuesten akusti-
schen Leistungen bearbeitet«. 1. Theil (Würzburg, Stuber, 1869). — 0. Gutt-
mann: »Gymnastik der Stimme« (3. Aufl., Leipzig, Weber, 1876). — Dr. L.Mandl:
»Die Gesundheitslehi'e der Stimme in Sprache und Gesang« (Braunschweig,
Vieweg & Sohn, 1876). — Prof. C. Reclam: »Sprache und Gesang. Eine
Uebersicht u. s. w.« (Stuttgart, J. Hoffmann, 1878). — G. Gottfried Weiss:
»Stimmbildungslehre für Gesang und Rede« (Braunschweig, Vieweg & Sohn,
1877). — H. Zopff: »Die Behandlung guter und schlechter Stimmen im ge-
sunden und kranken Zustande« (Leipzig, Merseburger, 1878).
G. Kastuer: »ies Sirenes. Essai sur les principaux mythes relatifs ä Vin-
cantation (les enchanteurs, la musique maijique, le chant du cygnc, etc.), consideres
dans leurs rapports avec Vhistoire, la philosophie, la litterature et les heaux-arts.v.
(Paris, Brandus, 1858). Mit vielen Tafeln. — Derselbe: »ia harpe d'Eole, et
la musique cosmique. j£tudes sur les rapports des phenomenes sonores de la nature
avec la scienee et Vart; suiv. de Stephen, ou la Harpe d'Eole, gr. monologue lyrique
avec choeursci (P&ris, 1856). Mit Tafeln und Musiknoten. — A. de Pontecoulant:
»Zes phenomenes de la musique, ou inßuence du son sur les etres animesa (Paris,
1868). — H. Lavoix fils: »La musique dans la naturea (Paris, Pottier de Laleine:
1873). — Casimir Colomb: »Za musique<i. Illustr. de 119 grav. (Paris, Ha-
chetle & Co., 1879). Ist eine Abtheilung der r>Bibliotheque des Merceillesa und
gehört zum grossen Theile hierher. — M. J. Estcourt: aMusic, the voice of
harmony in creationa (London. 1857).
21) Belletristik und Curiosn. Elise Polko: »Die Bettler-Oper. Ein
Lebensbild aus der Dichter- und Musikerwelt der Zeit Georg I.« 3 Bände
(Hannover, Rümpler, 1863). »Alte Herren, die Vorläufer Bach's. Sechs Cautoren
der Leipziger Thomasschule. Silhouetten« (Ebendaselbst, 1865). »Pagauiui und
die Geigenbauer« (Leipzig, B. Schlicke, 1876). »Aus der Künstlerwelt« (Neue
Ausg., Leipzig, 1878). »Neue Künstlermärchou« (Leipzig, Barth, 1879). —
16*
244 Literatur — Loder.
Ernst Pasque: »Aus der Welt der Töne. Erlebnisse eines Mädchen- Quartetts
am Haidehause« (Leipzig, Spamei*, 1878). — E. 0. Lindner: »Sturm und Com-
pass« (Berlin, 1859). Ein Koman, in welchem unter andern auch das populäre
musikalische Leben der Deutschen zur Darstellung gebracht ist. — George Sand:
»Die Musikanten -Zunft«. Deutsch von Ciaire v. Glümer (2. Ausg., Leipzig,
0. "VVigand, 1863). — G. Scheurlin: »Musiker-Novellen« (Hannover, Rümpler,
1872). — Mor. Hanemann: »Felix Fistel« (Berlin, 1846). »Aus der Musiker-
welt« (Daselbst, 1874). — Heinr. Schaumberger: »Bergheimer Musikanten-
(jreschichten« (Wolfenbüttel. Zwissler, 1876). — A. E. Brachvogel: »Friedemann
Bach« (Berlin, .Tanke). — Eduai-d Mörike: »Mozart auf der Reise nach
Prag. Novelle« (Stuttgart, Cotta, 1856). — Heribert Rau: »Beethoven«, »Mozart«.
»AVeber«. Drei Romane (Berlin, Janke.). — Ed. Maria Oettinger: »Rossini«.
»Strauss«. Zwei komische Romane (Ebendaselbst). — P. Scudo: »Der Chevalier
Sarti«. Roman, aus dem Französischen übersetzt von Otto Kade (Dresden, 1858).
— Ottfried: »Schubert-Novellen. 6 Blätter aus dem Liederkranze des unsterb-
lichen Meistersängers« (2. Aufl., Innsbruck, Wagner, 1865). — Heinr. Pfeil:
»Kleine Musikantengeschichten. Ernst und Humor aus dem Leben berühmter
Tonkünstler« (Leipzig, Spamer, 1878). Anekdoten-Sammlung. — •aL'Entretien.
des musiciens«, par le Sr. Annihal Gantez, de Marseille. Puhlie d' apres la rarissime
edition d'Auxerre, 1643, par JE. Thoinan (Paris, 1878). — Barnard: nCamüla:
a tale of a violin. Being the artist life of Cam. ZTrso» (Boston, 1874). —
G. Phillips: »Heber den Ursprung der Katzenmusiken« (Freiburg, 1849). —
Alexander Moszkowski: »Poetische Musikgeschichte« (Berlin, Th. Barth, 1876).
— W. Tappert : »Ein AVagner-Lexikon. Wörterbuch der TTnhöflichkeit, u. s. w.«
(Leipzig, Fritzsch, 1877). — A. de Lasalle: -oDictionnaire de la musique appliquee
ä Vamouri^ (Paris, 1868). Mit einem Titelkupfer. — D. Mettenleiter: »Philomele«.
Taschenbuch aus 1866, 67 (Regensburg, Brixen). — Theodor Drobisch: »Humo-
ristischer Musik- und Theater-Kalender« aus 1852, 53, 55 (Leipzig, Wengler).
Litzan, J. B., niederländischer Organist, geboren zu Rotterdam am 9. Sept.
1822, ist in dieser Stadt Organist an einer reformirten Kirche daselbst. Er
gab heraus: »ie« melodies des psaumes et chants en vsage dans Veglise reformee
des I'ays-Bas<i (Rotterdam, Lichtenauer, 1861); nLes melodies des psaumes et
chants en usage dans Veglise evangelique lutherienne arrangees ä quatre partiesv,
id. id. 1852.
Lobo, Hector, portugiesischer Musiker, berühmt als Organist und gleich-
zeitig als Orgelbauer von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt. 1559 restaurirte
er die grosse Orgel der Kirche Santa Cruz in Coimbra, welches Werk jedoch
vor einigen Jahren durch einen Unberufenen fast ganz zerstört worden ist.
Loder, Edward James, englischer dramatischer Componist und Orchester-
dirigent, ist 1813 zu Bath als Sohn eines talentvollen Musikers, Violinisten
geboren. In seiner Familie waren zwei seiner Brüder John und Wilhelm,
die aber lange vor ihm starben und zwei Schwestern bereits zur Musik
ausgebildet, als Loder, der von seinem Vater und in Frankfurt a. M. von
Ferdinand Ries ebenfalls schon in der Musik unterrichtet, über seinen Beruf
jedoch noch unentschieden war. Er wollte Medicin studiren; jedoch nach
einer erneuerten Begegnung mit Ries in Frankfurt a. M., vertraute er sich der
Leitung dieses Künstlers an und erwählte die Musik als Lebensberuf. Nach
England zurückgekehrt, übergab ihm der Direktor des zu eröffnenden Theaters
»Lyceum« einen von ihm verfassten Operntext, den L. in Musik setzte. Diese
Oper »Nourjahad« erhielt des Textbuches wegen, nur mittelmässigen Erfolg,
die Musik aber bekundete nach dem Urtheile Macfarrens, nicht allein ein be-
merkenswerthes Talent, sondern bereitete auch in England ein neues Genre der
dramatischen Musik vor, auf welchem englische Componisten sich in der Folge
auszeichneten. Die nächste Oper L.'s war nDice of Deatha. Seinen Ruf als
Componist befestigten alsbald die bei Almen & Comp, erschienenen zwölf
geistlichen Gesängo, denen, in demselben Verlage, eine sehr grosse Anzahl von
Lodüjensky - Löwe. 245
GeBÜngen, Duos u. s. w. folgten. Den cigonthiimlichen Gcdiinkcn, aus diesen
verschiedenen Musikstücken eine Art Oper zusammenzustellen, verwirklichten
die Herausgeber derselben 1838, indem diese Oper unter dem Titel »Franz I.«
im Drury-Lauc Theater zur Aullühruiig kam. Einige Jahre später übernahm
L. die Leitung des Orchesters am l'riiicesH Theater, und brachte daselbst 1846
die Opern liTJie night Danccrsa, sein bestes dramatisches Werk, und 1848 fPucka
Operuballade zur Aufführung. Als Operorchesterdirektor ging er in einiger
Zeit nach Manchester, und brachte auch hier ein bedeutendes Werk nRaymond and
Aynesa zur Autführung, eine Oper, welche auch in London im St. James Theater
gegeben wurde, jedoch unter ungünstigen Umständen. L. schrieb noch drei
Opern, welche nicht zur Auflührung kamen, ferner Ciavierstücke, Streichquar-
tette, viele Gesangstücke und eine grosse Cantate y>Tke Island of Cali/psoa,
aufgeführt 1851 im neuen Philharmonischen Concert, alles Werke von künst-
lerischer Keife. Im Jahre 1856 wurde L. von einer Geisteskrankheit befallen,
von der er nach einigen Jahren anscheinend geheilt war; aufs neue von dem
Uebel befallen, starb er zu London am 5. April 1865.
Lodüjensky, N., russischer Componist, hat sich in den letzten Jahren durch
die Veröffentlichung einer Anzahl Komanzen und Gesänge bekannt gemacht.
Lövenskjold, (nicht Löwenskjold, VI, 428), Hermann Severin, Baron
von, ist am 30. Juli 1815 in Norwegen geboren, kam mit seinem Vater, einem
Dänen von Geburt, und mit seiner in Norwegen geborenen Mutter, 1829 nach
Dänemark, wo er auch seine musikalische Bildung erhielt. 1836 wurde sein
erstes Werk für die Bühne, die Musik zu Bournonvilles Ballet »Die Sylphide«,
aufgeführt und sprach sehr an. Auch mehrere seiner Opern gingen in Scene:
1839 »Saracf; 1841 »Die Höhle im Kullabergea; 1848 »Die Feuerprobe« und
1851 »Turandot«. Ausserdem componirte er die Musik zum Drama: »König
Wolmer und die Meerfrau«; zwei Concert-Ouverturen; ein Trio; ein Quintett;
Ciavierstücke und Lieder. 1841 wurde er königlicher Kammermusiker und
1851 Organist.
Low, Josef, einer der fruchtbarsten Pianofortecomponisten der (Gegenwart,
ist am 23. Januar 1834 in Prag geboren, bildete sich zu einem hervorragenden
Ciavierspieler, als welcher er bereits 1854 eine grössere Concertreise nach Mäh-
ren, Schlesien, Galizien und die Bukowina unternahm. 1856 Hess er sich in
Prag nieder und trat in den folgenden Jahren öfter noch als Clavierspieler in
die Oeffentlichkeit. Ganz besonders fleissig schrieb er Ciavierwerke, deren mehr
als 300 bereits veröffentlicht sind, darunter einige werthvollere Unterrichtswerke.
Löwe, Job. Jacob (VI, 425), war ein, seiner Zeit grosser und nach
C. Printz, namentlich in Stylo canonico, berühmter Musicus. Er ist im Jahre
1628 zu Eisenach geboren und bildete sich in Wien zu einem bedeutenden
Geiger und Componisten aus. Am 24. Januar 1655 wurde er Kapellmeister am
Braunschweig-Lüneburgischen Hofe zu Wolffenbüttel und Ostern 1663 Kapell-
meister am herzoglich Zeitzer Hofe. Später war er dann wieder in Wien; er
starb in den ersten Tagen des Septembers 1703 in Lüneburg, wo er bereits
1682 als Organist der St. Nicolai- und Marienkirche erwählt wurde. Von seinen
Werken sind bekannt: 1) Zweier gleichgestimmten Freunde Tugend- und Scherz-
lieder auff die jetzige neueste Art in die Sing- und Dichtkunst verfasset, durch
Johann Jacob Löwen von Eisenach, fürstl. Braunschw.-Lüneb. Kapellmeister
mit Jul. Johann Weiland, fürstl. Braunschw. Lüneb. ]\Iusicus, Bremen, 1637.
Das Werk enthält Arien, Duette, Terzette mit Streichinstrumenten; 2) »Amelindc«
oder die »Triumphirende Seele«, geistliches Singspiel, zu AVolffenbüttel erstmals
am 16. April 1657 aufgeführt; 3) »Orpheus aus Thracien, der Calliope und des
Apollonis Sohn«, Singspiel, erstmals am 20. August 1659 zu Wolffenbüttel auf-
geführt; 4) »Iphigenia, ein königliches Fräulein«, aufgeführt am 5. Mai 1661
zur Geburtstagsfeier des Herzogs; 5) Sinfonien, Intraden, Gagliarden, Arien,
Balletten, Couranten und Sarabanden mit drei oder fünf Instrumenten, Bremen,
1657; 6) Zwölf neue geistliche Concerto mit 1, 2, 3 Stimmen zu singen und
246 Löwe — Longet.
zwei Violinen, nebst der Grundstimme für die Orgel. Wolffenbüttel, 1660.
7) Canones 1, 2, 3, 4 bis 8 stimmig, theils für Instrumente und theils für Sän-
ger, theils leicht und theils schwere über M. Mart. Kempens Arien. Wolffen-
büttel, 1664.
Löwe, Johanna Sophie (VI, 427), ist am 24. März 1816 geboren.
Loisel, Jean, Geistlicher und Tonkünstler, ist in Hesdin in Artois ge-
boren. Er trat in den Orden der Prämonstratenser, wurde Kanonicus der Abtei
St. Josse-aux Bois oder Dompmartin in der Diöcöse Amiens und später als
Gesangsmeister an die Kapelle der Abtei St. Michel zu Antwerpen berufen,
wo er sich 1646 befand. Dieses Faktum erweist der Titel eines der Werke
von L., welches erst neuerdings durch Vander Staeten aufgefunden worden ist:
y>Sur culus olivae, notis musicis concertantibus et pacifis VI vocum vel insirumen-
torum adornatus S. S. Mariae Pacis aeternae que reginae concordiae pro patriae-
felici eoncordia oblaius a venerabüi, D. F. Joanne Loisel Sesdiniensi , ecelesiae,
J. Judoci in Nemore, sacre Ordinis Praemonstratensis, canonico, necnon ecclesiae
8. Michaelis Anfverpae phonosco. Opus secunduma (Antverpiae, apuel heredes
Petri Phalesi M. D. C. XVLI in 4"). Das dritte Buch dieser Sammlung ent-
hält eine grosse Menge mehrstimmiger Motetten mit Begleitung von Instrumenten.
Lomagne, Joseph, Violinist und Componist, geboren zu Perpignan in
Frankreich 1804, erhielt erst in seiner Vaterstadt von Coste Musikunterricht
und dann in Paris, als Schüler des Conservatoriums von Kreutzer Unterricht
im Violinspiel. Nachdem er an den Theatern in Nimes und in Bordeaux als
Soloviolinist gewirkt hatte, kehrte er nach Perpignan zurück, in welcher Stadt
er 1842 ein Conservatorium errichtete, dessen Leiter er bis zu seinem Tode
1868 blieb. Er schrieb Etüden für die Violine, viele Kirchenstücke, darunter
eine dreistimmige Messe, Psalmen, Vespern, Stabat mater und eine Oper:
»iß Maronite<i.
Loiubardi, Giacomo, Professor des Gesanges und Componist, geboi'en zu
Parma 1810, studirte auf dem Conservatorium zu Neapel und war dort und
in mehreren anderen Städten als Tenorsänger thätig, ehe er in Folge einer
Krankheit der Stimme sich in Neapel als Gesanglehrer niederliess. Er stiftete
daselbst einen Gesangverein, auch gab er die folgenden Schriften heraus:
•aElementi di linguaggio musicale«^ (Neapel); y^Metodo per apprendere la giusta
durata delle figurev. (id. Orlando); -ail Canto moderne», vier Hefte Gesänge;
nVÄmico de" principianii«. Es wurden drei Opern von L. aufgeführt; ausser
diesen schrieb er dreiundzwanzig Messen alla Palestrina oder mit Instrumen-
talbegleitung und andere Kirchenstücke, von denen ein Theil veröffentlicht ist.
L. starb in Neapel im April 1877.
Lombardiui, Giuseppe, eigentlich Lombardo, Gesangsprofessor und Com-
ponist, geboren 1820 zu Palermo, studirte Clavierspiel unter Pixis, Harmonie
bei Carini und Contrapunkt bei Pietro Raimondi. Noch sehr jung schrieb er
für eine Gesellschaft von Liebhabern, deren Dirigent er war, einige komische
Operetten. Er ging dann nach Neapel und gründete dort eine Gesangschule,
die bald in Aufnahme kam und aus welcher geschätzte Sänger hervorgingen.
1857 wurde L. Direktor der Musikschule Albcrgo de'Poveri und der Gesell-
schaft der Gelehrten und Künstler. Er veröffentlichte nachstehend verzeichnete
Werke zum Studium des Gesanges: 1) y>Gnida alV arte del Cantoo. (Neapel,
1851); 2) rtStudio di perfetta intonazione« (Neapel, Cottrau, 1873; ausserdem
noch Romanzen und Gesänge. In Neapel wurden drei seiner Opern aufgeführt.
Lonieuie, Louis Leonard de, Schriftsteller und Kritiker, Mitglied der
französischen Akademie, geboren zu Saint- Yriex 1818, gab unter dem Namen
liSomme de rien«, ein zehn Bände starkes Werk, biographische Studien enthal-
tend, heraus: y>Qalerie des contemporainsn (Paris, Rene, 1846 — 47), in welchem
Auber, Cherubini, Meyerbeer, Rossini und Spontini auch ihren Platz gefunden
haben. L. starb zu Menton am 2. April 1878.
Longet, Fran§ois Achille, französischer Mediciner und Physiologe, Mitglied
I
Lobca — Lorundi. 247
der Akademie der Wissenschaften u. s. w., geboren ^u Stiint-nertuain en Laye
1811, verfasste neben vielen anderen Schriften auch die: ojß/udea experimentales
sur la voix et sur les causes de la production du son dans divers Instruments de
musique Paris, 1852, in 8", 114 p. L. starb 1870.
Lobez, Francisco Miguel, Kapellmeister und Organist in Spanien, ge-
boren zu Villaroya in Arragonien in der zweiten Hälfte dos 17. .Jahrhunderts,
war in der Musikschule des Klosters Monserrat in Katalonien gebildet uud trat
1684 in den Orden der Benedictiner. Nachdem er acht Jahre Kapellmeister
und Organist des Klosters gewesen war, vertrat er dasselbe Amt in Madrid
und dann in Valladolid. L. galt für einen vorzüglichen Organisten; er ver-
öffentlichte auch zwei Schriften über Musik in lateinischer Sprache: »Exar/oja ad
musicama uud »Miscellanea musicav.
Loos, Vincenz Angelo, geboren am 22. Juli 1826 zu Teplitz in Böhmeu,
kam mit dem 9. Jahre schon nach Dresden in das königl. Kapellknaben-Institut,
wo er mit einer Gymnasialbildung zugleich eine tüchtige Bildung im Ciavier-,
Geigen- und Orgelspiel, Gesang- uud Harmonielehre erhielt; seine Lehrer darin
und hauptsächlich im Gesang waren der damals sehr gesuchte Italiener Cicarelli
und im Orgelspiel der königl. sächsische Hofkapellmeister C. G. Eeissiger, der
ihm auch mit 17 Jahren darin das schriftliche Zeuguiss der vollständigen Reife
ertheilte, so wie überhaupt sich höchst lobend uud anerkennend über seineu
Fleiss und seine Fähigkeiten aussprach. Dann besuchte L. eine Zeit lang das
Leipziger Conservatorium und war auch später Lehrer an der Opern-Gesang-
schule; von dort ging er mit guten Empfehlungen nach Warschau, wo er bald
als tüchtiger Ciavier- und Orgelspieler bekannt und als Lehrer gesucht wurde,
unter anderen auch den später so berühmten Ciavierspieler, damals 10jährigen
Carl Tausig einige Zeit unterrichtete. IJm seiner Militärpflicht zu genügen,
musste er nach vier Jahren diese angenehme geachtete Stellung verlassen, lebte
eine Zeit laug in Teplitz, wo er viel mit Fr. Liszt verkehrte und von ihm
lernte und mehrere Sachen componirte, unter anderen eine Sinfonie. Noch eine
grosse Menge kleiner und grösserer Sachen für Orchester, Gesang und Ciavier
schrieb L., die zum Theil als INIanuscript aufgeführt, zum Theil bei Breitkopf
und Härtel erschienen und vom Publicum beifällig aufgenommen wurden. Später
vertrat er ein halbes Jahr in Ballenstedt den damals erkrankten Hofkapell-
meister und erwarb sich dort als Dirigent und im Einstudiren grosser Orchester-
werke und Opern grosse Routine. Durch Jul. Rietz auf's Wärmste nach Iser-
lolm in Westfalen empfohlen, lebt L. seit 1855 dort als Lehrer für Ciavier und
Gesang, als Dirigent dreier Gesangvereine und als tüchtiger und erfahrener Leiter
ihrer Concerte und derjenigen der Gesellschaft »Harmonie«, für welche Vereine
er auch zu verschiedenen Gelegenheiten kleine und grössere Sachen componirt.
Lopez, Jose Venarcio, spanischer Musiker, geboren zu Madrid am 18 Mai
1795, war Contrabassist am Theater de la Cruz von 1826 — 1846, wurde 1830
Professor des Instruments am Conservatorium und trat 1839 als Contrabassist
in die königl. Kapelle. Er schrieb eine ausgezeichnete Schule für Contrabass.
Lopez, ein spanischer Componist der Gegenwart, gab eine Schule für die
»Mandora« heraus (Madrid, Romero y Andia).
Loquin, Anatole, französischer Musikschriftsteller, geboren zu Orleans
am 22. Februar 1834, erhielt zu Bordeaux Unterricht in der Harmonielehre
von Ferroud. Er gab folgende Werke heraus: •aNofa/ions elementaircs d^Har-
monit modernen; »Letfres sur Venseüjnemeni populaire de la Musique«; »Z>e Vavenir
des theories musicalesvi ; riApergu sur un nouveau .v^sterne de notation pour represen-
ter les suc^essions harmoniques«; riTahleau de tou.s les eßets harmoniqucs de une
a cinq notes.a L. ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Bordeaux.
Lorandi, Giovanni Alberto, Componist, lebte zu Brescia in den ersten
Jahren des 18. Jahrhunderts, schrieb für den Prinzen von Toskana, Ferdinand
von iMedici, ein Oratorium Santa Maria Maddalena 1701 und ein Te Deum
zur Feier der Genesung des Prinzen 1709.
248 Lorente — Lott.
Lorente, Andreas (VI, 434), Jose Parada y Barreto (Diccionari tenico,
historico y hiografico de la Musicd) setzt den Geburtstag des Lorente auf den
15. April 1624.'
Loret, Jean Joseph, Organist und Orgelbauer, geboren zu Termonde in
Belgien den 6. März 1757, versah, während er zugleich die Kunst des Orgel-
baues betrieb, an der Kirche St. Gilles in Termonde 55 Jahre hindurch das Amt
des Organisten und des Carillonneurs der Stadt. Er starb am 11, Sept. 1847.
Loret, Fran^ois Bernard, Sohn des Vorigen, geboren zu Termonde am
6. April 1808, war Schüler seines Vaters und hat durch erfindungsreiche Ge-
schicklichkeit zur Verbesserung der Orgelbaukunst in Belgien beigetragen. Er
erhielt für Verbesserungen mehrfache Patente und Auszeichnungen. In Malines
ansässig, hat L. mehr als dreihundert Orgeln in Belgien, Holland und anderen
Ländern aufgerichtet, unter denen sich ausgezeichnete Werke befinden. L. hat
auch mehrere eingehende Beschreibungen einzelner Orgeln verfasst. Er starb
zu Malines am 17. November 1877.
Loret, Hippolit, Bruder des Vorhergehenden, ebenfalls Schüler seines
Vaters, war Organist erst in Termonde und dann in Mons. Seine Orgelbau-
werkstätten hatte er in Laeken-les-Bruxelles, etablirte sich aber später in Paris.
Er baute gegen fünfhundert Orgeln, die in Paris, in Belgien, Holland und in
überseeischen Ländern aufgestellt sind.
Loret, Clement, ausgezeichneter Componist, Organist und Lehrer, Sohn
von Hippolyte L., ist zu Termonde 1833 geboren, und verdankt zum Theil
seinem Vater seine musikalische Bildung. 1851 Hess er sich in Brüssel im
Conservatorium aufnehmen und wurde Schüler von Petis und Lemmens. Er
erhielt 1853 den ersten Preis für Orgel. 1855 kam L. nach Paris und war
nacheinander Organist am Pantheon, Suresnes und Notre-Dame des Victoires.
1857 wurde er als Lehrer des Orgelspiels an der Niedermeyer'schen Schule für
Kirchenmusik angestellt und übernahm bald darauf auch das Amt des Orga-
nisten an der Kirche Saint Louis d'Autin, welches Niedermeyer bis dahin ver-
sehen hatte. Hervorzuheben ist, dass L. seine Zöglinge und Zuhörer mit den
bis dahin in Prankreich noch weniger bekannten Werken J. S. Bach's und auch
Mendelssohn's eingehend bekannt machte. Die Compositionen L.'s bestehen in
zahlreichen geschätzten Orgel- Studienwerken und Compositionen für die Orgel
und dem Werke: -^Methode complete pour orguea, in vier Theilen, 1. Orgel ohne
Pedal, 2. Orgel mit Pedal, 3. die Verbindungen (Combinaisons) der modernen
Orgel und die Improvisation, 4. der Chorgesang und die Orgelbegleitung.
Ferner veranstaltete er die Herausgabe der zwölf Concerte für Orgel und
Orchester von Händel, für die Orgel allein nach der Ausgabe von 1792. Eine
Sinfonie, eine vierstimmige Messe mit Orchester und Orgel, Quartette, Clavier-
compositionen und das Oratorium »ie Galvairea sind noch ungedruckt.
Lot, Thoraas, einer der geschicktesten und wohlrenomirtesten Verfertiger
von Blasinstrumenten, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Paris,
trat dort 1770 in die Corporation ein und arbeitete noch 1785 daselbst.
Lot, Martin, wahrscheinlich Verwandter des Vorigen, von 1785 an in
Paris als geschickter Instrumentenmacher von Blasinstrumenten thätig.
Lot, Gilles, ein Vetter von Thomas L., war ebenfalls geschickter Instrumen-
tenmacher. Ein Instrument von ihm befindet sich im Museum des Conservatoriums
von Paris. Er leitete nach dem Tode von Le Clerc (s. d. A.) dessen Geschäft.
Lott, John Frederic, ausgezeichneter Instrumentenbauer, Deutscher,
ursprünglich Kunsttischler, geboren 1775, kam jung nach England, und trat
mit einem seiner Landsleute in London in das Atelier des Instrumentenbauers
Dodd, wo er sich dem Instrumentenbau widmete. Er erreichte eine bedeutende
Geschicklichkeit in der Verfertigung von Violoncellos und Contrabässen und
galt besonders für die letzteren, als der Erste in England. Seine Instrumente
sind äusserst sorgfältig gearbeitet und können nach dem Urtheil von Kennern
(G. Hart, The violon), italienischen Instrumenten an die Seite gestellt werden.
Lott — Lucchesi. 249
Lott, Georg Friedrich, Sohn des Vorigen, geboren zu London IHQO,
starb 1868 und sein Bruder:
Lott, Johu, gestorben 1871, beide Lautenmacher, waren besonders in
der Nachahmung italienisclicr Instrumente sehr geschickt.
Louchet, Gustave, Pianist und Componist, geboren in Boulogne-sur-Mer am
■l. Oct. 1840, wurde in der Musik erst von seinem Vater, einem ausgezeichneten
Liebhaber dieser Kunst, dann in Ronen und in Paris unterrichtet und trat zuerst
mit einer Keihe Chorcora2)ositiouen, deren eine j>Uymne de Noiila in Paris einen
Preis errang, mit Glück hervor. Diese, ebenso die von ihm veröflentlichten
CLavierstücke sind in gutem Stil und Geschmack geschrieben. Seine sämmt-
lichen Werke für Ciavier erschienen bei Maho in Paris. L. lebte erst in
Ronen, seit 1876 in Paris.
Louet, Aristius, Bruder des Alexander L. (VI, 445), Virtuose auf mehreren
Instrumenten und Componist von Gesängen und Romanzen, von denen z. B.
y)Pres d'un JBerceau«, einen ganz allgemeinen Erfolg erzielte. Als Violinist und
Accompagneur war L. in Brüssel, wo er anfangs der fünfziger Jahre lebte, sehr
wol berufen. Er liess sich als solcher und als Guitarist in Concerten hören.
Bei einer solchen Gelegenheit schreibt das Journal »l'Eclair« vom 4. Januar
1851, dass er ein eben so ausgezeichneter Violinist, wie aussergewöhnlicher
Guitarist sei und in Brüssel nicht seines Gleichen habe.
LoniS) Mme. (VI, 445), war bereits als Mlle. Bajon Ijerühmt, und eine der
ei'sten, die das Fortepiano in Frankreich in die Mode brachten {Correspondance
secrete, T. III).
Loys, Jean, flandrischer Tonkünstler des 16. Jahrhunderts, von dem sich
zwei Gesänge in der Sammlung von Pierre Phalese, Löwen 1555 — 56, finden.
Lucautoui, Giovanni, italienischer Componist, geboren zu Macerata 1825,
schrieb das Ballet r>Don Oiisciottea, die Oper »JElisaa, eine vierstimmige Messe,
eine Cantate zur Enthüllungsfeier der Büste Metastasios, eine Ouvertüre für
grosses Orchester; eine beträchtliche Zahl Gesangscompositionen erschienen in
Paris bei Choudens, Flaxland, Heugel, Hartmann und in London. L. ist seit
1857 in Paris ansässig.
Lucas, Charles, Componist, Violoncellist und Musikprofessor in England,
ist in Salisbury 1808 gebox-en. Die ersten musikalischen Studien machte er in
dieser Stadt in der Gesangschule der dortigen Kathedrale, dann ging er, um
sich zu vervollkommnen, nach London an die königl. Musikschule. 1830 wurde
er zum Compouisten, Violoncellisten und Arrangeui' der Hofmusik der Königin
Adelaide ernannt; Imld darauf auch zum Organisten der hannoverschen Kapelle
St. Georg. Nachdem L. dann als Nachfolger Lindley's Violloncellist am königl.
italienischen Theater geworden war, übernahm er an der königl. Musikschule
die Orchesterdirection, und endlich 1859 das Direktorat dieses Instituts. L. schrieb
mehrere Opern, Sinfonien, Ouvertüren, Anthems »Sonjsa und r>Glees<t. Er starb
in London am 23. März 1869.
Lucatclli, Giovanni Batista (VI, 448), lebte im Anfang des 18. Jahr-
hunderts in Venedig, und schrieb dort für den Fürsten von Toscana Ferdinand
von Medici eine Cantate da caniaru und ein Divertissement » Vittorie di David
e la gelofda di Sauln, aufgeführt 1701.
Liicchesi, Prediano Matte o, ein seiner Zeit geschätzter Kirchencomponist,
geboren zu Lucca gegen 1710, war Schüler des berühmten Leo, und wurde
Kapellmeister an der Stiftskirche zu St. Michael in foro. Seine zahlreichen
Compositionen sind in öffentlichen und Privatsammlungcn in Lucca aufbewahrt.
Es gehören dazu mehrere Messen für zwei, vier und fünf Stimmen a capella;
eine Messe für zwei Orchester; Resjjonsorien zu vier Stimmen für die heilige
AVoche; eine grosse Anzahl von Motetten; 13 grosse gottesdienstliche Musiken
für vier Stimmen und Orchester, ausgeführt 1747 und 1748 bei (Gelegenheit
des Cäcilienfestes. L. war auch als Lehrer sehr geschätzt und zählte Domenico
Quilici und Antonio Puciui zu seinen Schülern; er starb am 18. August 1779.
250 Lucilla — Lussy.
Lncilla, Domenico, dramatischer Componist, geboren zu Riofreddo am
17. Februar 1820, war Schüler des Lyceums zu Bologna und wurde dann auf
den Rath Rossini's Schüler des Domenico Vecciotti zu Loretto, in Rom von
1843 — 1846. 1853 trat L. mit der ersten Oper »il Solitario«, die in Bologna
aufgeführt wurde, hervor. Diese und die vier späteren Opern ryGuiliano
SalviattK; mI Sijidaco del Villaggio<.<. ; r>Eroe delle Asturiea und »t7 Oonie di
Beuzeval« erfuhren eine günstige Aufnahme, f>Il Sindaco del F!« hatte soga)'
einen glänzenden Erfolg. Mehrere Gelegenheitscantaten, die eine auf dem Platz
des Capitols von 700 Stimmen ausgeführt, sind noch zu erwähnen. L. ist Vor-
sitzender der Philharmonischen Akademie in Rom.
Ludwig:, Otto, der bekannte dramatische Dichter, geboren am 11. Februar
1813 zu Eisfeld in Thüringen, gestorben am 25. Februar 1865 in Dresden,
ist auch auf musikalischem Gebiet thätig gewesen, er hinterliess eine fertige
Oper »Die Köhlerin«, und die angefangene »Romeo und Julia«, und einen
Operntext: Der goldene Schlüssel; ausserdem Lieder und Ciavierstücke.
Lübeck, Ernst (VI, 454), dieser ausgezeichnete Künstler verfiel in "Wahn-
sinn und starb in Paris am 17. September 1878.
Lumbye, Hans Christian (VI, 471), ist am 2. Mai 1810 geboren und starb
am 20. März 1874 zu Kopenhagen. Das Orchester im Tivoli dirigirte er bis 1873.
Lnnn, Charles, englischer Schriftsteller, veröffentlichte im Journal »Medical
Press and Oircularo. und in einem Separat- Abdruck: The Philosophy of voice
and the hasis of musical expression (4 Aufl.). Ferner: y>The JRoots of musical
artj a catechism for ehildrenn.
Lnpot (VI, 472), die Vorfahren des berühmten Lautenmachers Nicolas L,,
ebenfalls Lautenmacher, sind nach Vidal: (Zes Instruments ä archets)
Lupot, Jean, im 17. Jahrhundert als Lautenmacher in Mirecourt in Frank-
reich ansässig. Sein Sohn:
Lnpot, Laurent, geboren 1696, war 1747 Schulmeister in Plombiere, zog
1751 nach Luneville und 1756 nach Orleans und betrieb ebenfalls das Lauten-
macherhandwerk.
Lupot, Frangois, Sohn des Vorigen, geboren zu Plombiere 1736, arbeitete
als Lautenmacher mit seinem Vater zu Luneville und ging 1758 nach Stutt-
gart, wo er zwölf Jahre hindurch als Lautenmacher des Herzogs von Württem-
berg fungii'te. 1770 Hess er sich in Orleans nieder und starb zu Paris 1804.
Seine Söhne sind, der berühmte Nicolas, und
Lnpot, Frangois, geboren zu Orleans 1774, Hess sich 1815 in Paris
nieder und starb daselbst am 4. Februar 1837. Er beschäftigte sich aus-
schliesslich mit der Fabrication von Violinbogen, an welchem er auch Ver-
besserungen in der Construction anbrachte.
Lnssy, Mathis, Musiklehrer in Paris, geboren in Stanz in der Schweiz
am 8. April 1828, erhielt den ersten Musikunterricht vom Organisten der Stadt
Abbe A. Businger und konnte mit zehn Jahren bereits die Orgelstimme bei
Aufführungen mit Orchester nach bezifferten Bässen ausführen. Später erhielt
L. noch bei Nägeli und in Paris Unterricht, wohin er um Medicin zu studiren
gegangen war, bald aber entschied er sich ganz für die Musik und zwar aus-
schliesslich für das Unterrichtsfach. Er nahm seinen bleibenden Wohnsitz in
Paris. Seine, in vieler Hinsicht empfehlenswerthe Methode, die er nach eigner
Idee beim Unterricht in Anwendung bringt, verfolgte das Ziel, den Schüler
zu einer grösseren Selbstthätigkeit anzuhalten, und neben dem Mechanischen,
die musikalische Bildung im Allgemeinen zu fördern. Er veröffentlichte mehrere
hierauf bezügliche Werke: •oReforme dans Tenseignement du piano. 1. partie.
Exercices de piano dans tous les tons majeurs et mineurs ä composer et ä ecrire
par Veleve, precedes de la theorie des gammes, des modulations, du doigte, de la
gamme harmonique etc. et de nombreux exercices theoriques« (Paris, librairie
internationale, 1863, in 8"). Ein anderes sehr gut geschriebenes Werk desselben
Autors, ist: r>Traite de V expression<t.
Lutzer — Miiatscliappij. 251
Lutzer, Jenny (VI, 475), starb am 3. Octobor 1877.
Lnznrche, Victor, fninzösischer Gelehrter uud Bibliograph, wurde zu Tours
1805 geboren und Htaib zu Am(''lie Ics Bains 1809. Der Besitz eines bedeuten-
den Vermögens hatte ihm gestattet, nach und nach eine Bibliothek vom seltensten
Werth zusammen zu bringen; ferner war er Conservator der Bibliothek seiner
Vaterstadt, von welcher er mit vieler Sorgfalt einen Catalog vorbereitete. Unter
den Manuscripten dieser Bibliothek fand er mehrere sehr interessante Stücke,
die er durch Veröffentlichung dem Staube der Vergessenheit entzog. Zwei der-
selben haben nur indirekt Bezug zur Musik. Es sind, 1) ein fantiistisches Ge-
dicht, dessen Held der in der Musikgeschichte wolbekannte Papst Gregor ist: » Vie
du pape Greijoire le Granda legende fran^aise puhlie pour la premiere fois (Tours,
impr. de J. Bousorez, 1857 in 16); — 2) y>Ädam, drame aiujlo-normand da
XII siede, public pour la premiere fois d'apres un manuscrit de la Bi/diothcque
de Toursa (Tours, impr. etc., 1857). Dies Drama enthält mehrere Chöre, von
denen die Musik jedoch nicht vorhanden scheint. Die dritte Publication von
L. ist das wichtige Fragment eines Werkes aus dem 12. Jahrhundert. L. gab
es unter dem Titel heraus: ^Office de Päques ou de la Resurrection, accompacjne
de la notation musicale et suivi d'hymnes et de sequences inedites, puhlies pour la
premiere fois d'apres un manuscrits du XII^ siede de la Bihliotheque de Tours
par V. Luzarchea (Tours, 1856 in 8").
Lnzzasco Luzzaschi, berühmter Musiker des 16. Jahrhunderts, lebte ohne
Zweifel noch im Anfang des 17. -Jahrhunderts; denn durch den Musikalien-
händler Guidi in Florenz ist 1876 eine Sammlung von Madrigalen aus dem
Jahre 1601 aufgefunden worden. Dies bis dahin unbekannte Werk von L. L.
ist noch dadurch interessant, dass es in Partitur und mit der Begleitung von
Ciavier oder Orgel gedruckt ist. Der Titel des AVerkes ist: y^Madrirjali di
Luzzasco Luzzaschi per cantare e 'sonare a uno e due e tre soprani, fatti per la
musica del giä Ser. Duca Älfonso d'Este, stampafi in Roma app. Simone Veroni
IßOUi (ein Band in Folio mit gestochenem Deckelblatt).
Lnzzi, Luigi, italienischer Componist, geboren 1825 zu Olevano, besuchte
die Universität zu Turin um Medizin zu studiren, und beschäftigte sich schon
während dieser Zeit ernstlich mit der Musik. Seine erste öffentlich aufgeführte
Composition war eine Hymne, welche 1848 von Studenten in Genua beim
Durchzug des Königs Carl Albert und nach der Schlacht von Novaro von
700 Sängern gesungen wurde. L. schrieb noch andere patriotische Hymnen,
eine reizende Operette: yCkiarinad; einen Trauermarsch u. a. und veröffent-
lichte mehrere Gesangsalbums, deren Inhalt nicht ohne Werth ist. L. starb
zu Stradella am 28. Februar 1876.
M.
Maatschappij tot bevorderlngr der toonknnst (Gesellschaft zur Beförderung
der Tonkunst), so nennt sich ein, in den Niederlanden im Jahre 1829 durch die
Iniatiative eines Dilettanten, Herrn A. C. G. Vermeulen, begründeter Verein,
welcher ganz bedeutenden Einfluss auf die Entwickelung der Tonkunst dort aus-
geübt hat. In musikalischer Beziehung sah es damals hier ziemlich traurig aus. Die
Musik als Kunst wurde wenig beachtet, und daraus folgte mangelhaftes Studium
und schlechte Ausübung derselben, sowie Geringschätzung der Künstler, die fast
nicht als zu der gebildeten Gesellschaft gehörig angesehen wurden. Um nun
in Bezug hierauf eine Aenderung herbei zu führen und den alten erstorbenen
Sinn für Musik, der einst so bedeutungsvoll für die Entwickelung der Musik-
geschichte geworden war, wieder zu wecken, verbanden sich die bedeutendsten
252 Maatschappij.
Kunstfreunde aus Amsterdam, Arnheim, Dordrecht, Haag, Haarlem, Nymegcn,
Leeuwarden, Middclburg, Rotterdam und Utrecht und stellten folgende Grrund-
sätze fest: 1) Es sollen gute Compositionen in's Leben gerufen werden (Can-
taten, Ouvertüren, Opern, Volksgesänge u. s. w.), und zwar durch Preisaus-
schreiben für ein oder mehrere der genannten Fächer, oder indem man die
Componisten einladet, ihre Arbeiten der Maatschappij anzubieten; die besten
sollen dann für Rechnung der Gesellschaft herausgegeben oder es soll an die
Componisten eine Geldsumme gezahlt werden; 2) sollen im Lande selbst und
auch im Auslande so viel als möglich die Werke der niederländischen Compo-
nisten bekannt gemacht werden; 3) sollen Honorare für das Arrangiren von
bekannten grösseren Sinfonien oder Ouvertüren für kleine Orchester gezahlt
werden, damit auch in kleineren Städten, wo kein gi'össeres Orchester zusammen
zu bringen ist, derartige "Werke gespielt werden können; 4) sollen talentvolle
Damen und Herren, welche sich der Musik widmen, in ihren Studien thätig
unterstützt werden. "Weiter wurde die Errichtung von Abtheilungen in jeder
Stadt zu gleichem Zwecke beschlossen, die selbst ihren Vorstand wählen und
ziemlich frei in ihren Handlungen bleiben sollten; nur waren sie verpflichtet,
von den jährlichen Beiträgen ihrer Mitglieder einen Theil an das Hauptcomite
zum Besten der allgemeinen Zwecke der Maatschappij beizusteuern. Mitglieder
sollten alle Künstler und alle Kunstfreunde der Niederlande werden. Der Vor-
stand wurde zuerst ausschliesslich aus Dilettanten zusammengestellt, die, und
zwar seit 1841, ihren "Wohnsitz in Amsterdam haben. Später wurden auch wol
einzelnen Künstlern ein Platz im Hauptcomite eingeräumt. Das Ausschreiben
von Preisen hat in den ersten 25 Jahren zu einigen bedeutenden Erfolgen ge-
führt; es wurden eine Sinfonie, mehrere Ouvertüren und Gesangswerke prämiirt
mit 400 bis hinab zu 50 Gulden. Späterhin, seit 1869, gab man das Preis-
ausschreiben auf und setzte dafür Ehrenpräm"ien und Ehrenducaten aus, welche
an jeden Componisten, dessen Werk in den Concerten der Maatschappij zur
Aufführung kam, gezahlt werden. In Bezug auf die zweite Bestimmung ist
die Maatschappij hinter den Erwartungen zurückgeblieben ; sie hat ihren Ein-
fluss mehr den Aufführungen der Werke bedeutender Componisten des Aus-
landes zugewendet, als dass sie den Niederländern die Gelegenheit geboten hätte,
im Vaterlande selbst, oder gar im Auslande bekannt zu werden. Dies wurde
in den letzten Jahren so schlimm, dass einige der besten unter den Künstlern
einen Tonkünstlerverein in's Leben riefen, wobei grade dieser, von der Maat-
schappij vernachlässigte Punkt zur Hauptbedingung gemacht wurde (siehe
unter »Toonkunstenaars-vereeniging«). Der Umstand, dass fast kein Künstler,
nur Dilettanten als Mitglieder des Vorstandes erwählt wurden und die Meinung
auch in den Niederlanden stark verbreitet ist, dass nur was aus der Fremde kommt
gut ist, mag wol als die Ursache hiervon zu betrachten sein. Was in dem
Programm nicht erwähnt wurde und doch eines der lobenswerthesten Bestre-
bungen der Maatschappij war, ist die Errichtung von Musikschulen, zunächst
in den kleineren SVädten, wo am wenigsten Gelegenheit war, gute Lehrer zu
finden ; später wurden auch in Amsterdam, Rotterdam, Utrecht solche Schulen
ei-richtet. Neben der königlichen Musikschule, welche schon im Jahre 1826
errichtet wurde und welche stets das Vorbild aller anderen Schulen hier zu
Lande war, hat die Maatschappij ihr Bestes gegeben in Bezug auf den Unterricht.
Von den unter 3) erwähnten Arrangements hat man, glücklicher Weise,
nicht viel vernommen. Diese dilettantische Idee scheint also nicht verwirklicht
worden zu sein. Dagegen hat die Maatschappij die schönsten Früchte geerntet
von der unter 4) angegebenen Unterstützung an talentvolle junge Musiker. Es
genügt die Namen Verhulst, Dykhuizen, F. Coenen, Fuyn, Hekking, Goudal und
Jakob Kwast zu nennen, um zu beweisen, welche tüchtige Künstler des Landes
Zöglinge der Maatschappij waren. Ihr grösstes Verdienst besteht aber in der
Errichtung von bedeutenden Musikfesten, die Anfangs aller fünf Jahre, später-
hin aller zwei Jahre, und zuletzt jährlich stattfanden. AVurde dabei die
I
Macchi — Macedo 253
Nationalität nicht selten verleugnet, d. li. brachte man nur oder hauptsächlich
CompositionenausländischerMeisterzur Aufführung und wurden nur ausnahmsweise
einheimische Künstler für die Soli zuf,'elassen, so verdient doch die Art und Weise,
in welcher die oratorischen AVerke von Händel, Bach, Haydn, Mozart, Beethoven,
Mendelssohn, Schumann. Gade, Hiller u. a. m. ausgeführt wurden, die höchste
Anerkennung, Mit grösstem Lobe müssen dabei genannt werden die Direktoren
der Musikfoste, die Herren .T. B, van Bree und J. H. Lübeck in den früheren,
.T. J. H, Yerhulst und Richard Hol in den späteren Jahren. In den »Ab-
theilungen«, in 13 bis 17 Städten Niederlands errichtet, haben sich bei den jähr-
lichen zwei oder drei Concerten mehr oder weniger hervorgethan — ausser den
vier genannten — die Musikdirektoren Bargiel, Gernsheim (Rotterdam), Nicolai
(Haag und Rotterdam), Meyroos (Arnheim) u. s. w. Als Solisten traten alle be-
deutenden Sänger und Sängerinnen Deutschlands auf (P'orraes, Hill, Dr. Gunz,
Frau Bürde-Ney, Frau Joachim, um nur einzelne zu nennen) und aus Niederland
selbst, die Damen Hekking, Offermans, van Have, die Herren de Chavonnes-
Vrugt, Tuyn, van Hove u. a. m. Die Musikfeste der Maatschappij haben
nicht blos dazu beigetragen, dass man im Auslande eine bessere Meinung über
den Musiksinn der Niederländer bekommen hat, sondern, und das ist das
wichtitiere, im Lande selbst ist der Sinn für das Höchste und Wahre in der
Musik wieder geweckt, veredelt und diese selbst zum Gemeingut gemacht worden.
Rühmlichst erwähnt muss noch werden die schöne Bibliothek, welche sich
die Maatschappij aus eigenen Mitteln oder durch Schenkungen erworben hat;
man findet darin Partituren, Ciavierauszüge und eine beträchtliche Zahl Chor-
und Orchesterstimmen zur Benutzung für die verschiedenen Abtheilungen, oder
durch die einzelnen Mitglieder, zu allen bedeutenden Oratorien der grossen Com-
ponisten von Bach und Händel bis auf die Gegenwart. Die Maatschappij hat es
sich in den letzten Jahren auch angelegen sein lassen, die Werke der Nieder-
ländischen Componisten aus früheren Jahrhunderten, die hier fast gänzlich ver-
gessen waren, hervor zu suchen und heraus zu geben. So hat man jetzt Psalmen
und Orgelstücke von Sweeliuck, Schuyt, Wanning, und auch mehrere Alt-Nieder-
ländische- und Geusen-Lieder veröffentlicht. Auch ist der Anfang gemacht mit
einer allgemeinen Biographie der Niederländischen Künstler, ein sehr lobens-
werthes Unternehmen, wenn man dabei nur nicht zu sehr die Zeitgenossen ver-
nachlässigt. Auch für den Volksgesang ist man in den letzten Jahren sehr
thätig gewesen. Es werden einfache vierstimmige Lieder mit und ohne Clavier-
begleitung herausgegeben, meistens von einheimischen Comjionisten oder auch
von berühmten ausländischen Meistern, aber alles mit Niederländischem Texte,
eigens dazu gedichtet oder übersetzt. Die bedeutendste That der Jetztzeit ist
wol, dass die Maatschappij einigen talentvollen Männern aufgetragen hat zu
untersuchen , wie der Gesangunterricht in den Volksschulen beschaffen ist und
sich vorgenommen hat, die Bildung von guten Gesanglehrern (für eben diese
Schulen) in ihre Hand zu nehmen, um damit auf die allgemeine musikalische
Bildung einen heilsamen Einfluss auszuüben. Die Maatschappij fing ihr
Wirken mit 713 Mitgliedern an, bei dem 25jährigen Jubiläum zählte sie deren
1746, und bei dem 50jährigen 3624. Sie suchte die bedeutendsten Künstler
zu gewinnen, durch Ernennung zu Verdienst-, zu Correspondirenden- und zu
Honorarraitgliedern, und wenn man die stattliche Reihe sieht, die in dieser
Beziehung zu ihr gehören, so muss man gestehen, dass sie meistens eine sehr
glückliche Wahl getroffen hat.
Macclii, Luigi Davide de, italienischer Musiklehrer und Theoretiker,
verfasste ein Lehrbuch der IMusik, das in Italien Verbreitung fand. Der Titel
ist: TiGrammatica musicale, oovero Frincipii teorico-semeiografici della munira,
metodicamente e-sposti«.
Macedo, Antonio de Souza de, portugiesischer Diplomat des 17. Jahr-
hunderts, wurde 1606 in Porto geboren und starb zu Lissabon 1682. Unter
den vielen seiner Schriften war hauptsächlich »Eva e Ave, flicatro de cnidirao
254 Macedo — Machicourt.
e pTiilosophia cfiristäa (Lissabon, 1676), in Portugal in zehn Auflagen verbreitet.
M. war ein Günstling des Königs Joäo IV. und wurde von diesem zu wich-
tigen [Missionen in London, Holland und Schweden verwendet. Bei einer solchen
Grelegcnheit war er so glücklich, in Schweden, in der Bibliothek der Königin
Christine, das Autograph des »Micrologus« von Guido von Arezzo aufzufinden,
nachdem bereits von den übrigen Gesandten und Ministern des Königs in ganz
Europa dafür die grössteu Anstrengungen gemacht worden waren. Nach M.
hat der König selber den Fund gethau. Näheres hierüber giebt Joaquim de
Vasconcellos iu seinem y>Ensaio critico sobre o Cataloyo del-Rey D. Joäo 1 Y.<s.
1873, S. 47 und Anhang VI und VII.
Macedo, Manuel, portugiesischer Componist, lebte zu Madrid um die
Mitte dcs 16. Jahrhunderts. Er schrieb Motetten und Vilhancicos.
Macfarreu, Georg Alexander (VII, 4) ist am 2. März 1813 zu London
geboren als der Sohn des bekannten Schriftstellers M. Auf der königl. Musik-
schule, in welche QI. 1829 eintrat, war er hauptsächlich Schüler von Cyprian
Potter. Ausser den bereits angeführten Opern erschienen noch: y'Freyas Gifta
uud -üJess^y Leaa (1863); nSke stoops to conquer<s- ; y>The soldier's Leyacyvi und
y3jE[elfelly7i<s. (1864). Ferner das Oratorium »Joseph« (aufgeführt am Leeds
Festival 1876), die Cantaten »Lenora«; »May Day«; »Christmas« und andere
zahlreiche Instrumental- und Vocalcompositionen. M. , der auch als Schrift-
steller {-nBudhnents of Harmoniev) und Kritiker thätig war, nimmt als Com-
ponist und Lehrer eine hervorragende Stellung unter den englischen Musikern
ein. Er ist Direktor (Principal) der königl. Akademie der Musik in Interden
(Hannover Sq.), nicht der neuen königl. Akademie der Musik. Seine grosse
und vielseitige Thätigkeit fällt umsomehr in's Gewicht, als er bereits in ver-
hältnissmässig frühen Jahren, nach einem längeren Augenleiden, gänzlich er-
blindete. Sein Bruder:
Macfarren, Walter Cecil (nicht sein Sohn "William, wie es im Haupt-
werk heisst), ist geboren am 28. August 1826 zu London, war Chorschüler
der Westminster Abtei von 1836 — 41 und Schüler der Royal Academy von
1842 — 46, im Ciavierspiel Schüler von Holmes, in der Composition von seinem
Bruder und C. Potter. 1846 wurde er Lehrer an der Akademie; Direktor der
Concerte derselben 1873. Die Philharmonische Gesellschaft erwählte ihn zum
Direktor 1868. Seine Compositionen bestehen in den Ouvertüren: »Beppo«;
»A. Winter's Tale«; «Hero uud Leander«; »Pastoral«; ein Clavierconcert; Ciavier-
sonaten, Ciaviermusik und Vocalcompositionen.
Machado, Carlos Maria, portugiesischer Componist und Professer der
Musik am geistlichen Seminar zu Santarem in Portugal, schrieb viel kleinere
Musikstücke und auch Kirchencompositioneu, die ungedruckt blieben. Er ist
zu Santarem 1816 geboren und starb 1865.
Machado , Barbosa Diego (VTI, 5), ist zu Lissabon 1682 geboren
uud starb 1772.
Machado, ßafael Coelho, portugiesischer Tonkünstler, geboren 1814 zu
Angra do Heroismo, kam, obwol eigentlich für den geistlichen Stand bestimmt,
nach Lissabon, wo er bis 1835 Musik studirte. 1838 reiste er nach Brasilien,
wo er sich in der Folge eine ehrenvolle Stellung erwarb. Er unternahm von
da aus Reisen nach England und Frankreich zur Erweiterung seiner musi-
kalischen Kenntnisse, und besuchte auch Spanien und Portugal, ehe er zum
zweiten Mal nach Brasilien zurückkehrte. M. schrieb gegen fünfzig brasilianische
Gesänge, von denen einige in's Italienische übersetzt wurden. Ferner religiöse
Schulgesänge (1857) , Messen , Te Deum und mehrstimmige Kirchenchöre.
Er verfasste auch Elementarschulen für fast sämmtliche Instrumente, die in
Rio Janeiro in den viei'ziger Jahren publicirt wurden, auch eine kurzge-
fasste Harmonielehre, jedoch beruhen diese sämmtlich auf Benutzung bereits vor-
handener Schulen.
Machicourt, Pierre (VII,5), ist identisch mit Mauchicourt Pierre (VII,31),
Mach-ts — Mackenzie. 255
zwei Gesänge von ihm sind auch in der bekannten Sammlung des Pierre Phalöse,
in Löwen 1555 — 5G herauagegeben, enthalten.
Machts, Carl, geboren am 16. Juni 18-16 in Weimar, ist ala Pianist,
Geiger und Componist mit Erfolg in die Oeflfeutlichkeit getreten. 1875 ging
er nach Riga als Kapellmeister des dasigen Stadttheaters. Von seinen Com-
positionen, zu denen auch die Ouvertüren zu »Othello« und »Hamlet« gehören,
sind einige Lieder, Chöre und Ciavierstücke gedruckt.
Mackeuzie, Alc-x ander Campbell, schottischer Componist, wurde am
22. August 1847 zu Edinburg geboren, als Sohn des gleichnamigen, 1858 ver-
storbenen, in Schottland vielbeliebten Violinisten und Dirigenten des Edinburger
Stadttheaters. Bereits im zartesten Knabenalter trat M.'s Neigung und Anlage
zur Musik so unzweideutig hervor, dass seine Eltern ihn unbedenklich für den
Musikerberuf bestimmten und er im Jahre 1857, behufs seiner künstlerischen
Ausbildung, nach Deutschland gesandt wurde. Sein Glück führte ihn nach
Sündershausen, wo er in dem Concertmeister W. Uhlrich einen vortrefflichen
Violinlehrer und in dem Hofkapellmeister Eduard Stein einen nicht minder
vortrefflichen Compositionslehrer fand. Die Fortschritte, welche er unter der
Leitung dieser Männer machte, waren so befriedigend, dass er schon 1861, im
Alter von vierzehn Jahren, als Violinist in die fürstliche Hofkapelle aufge-
nommen werden konnte, in welcher Stellung er anderthalb Jahr wirkte. Im
Jahre 1862 ging M. nach London, um unter Sainton's Leitung seine Violin-
studien fortzusetzen ; auf Veranlassung dieses Meisters trat er auch als Schüler
in die »Royal academy of Musik« und erwarb sich als solcher binnen wenigen
Monaten den ersten Preis, die sogenannte Kingscholarship , deren Besitz zu
zweijährigem freien Besuch der Anstalt ermächtigt. Nachdem er sich hier mit
Hülfe des Unterrichts von Sainton (Violine), Jenson (Ciavier) und Charles Lucas
(Contrapunkt), zu einer bemerkenswerthen Stufe der ausübenden Künstlerschaft
emporgearbeitet, verliess er London, um in seine Vaterstadt zurückzukehren und
sich in derselben einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Wirkungskreis zu
bilden, ein Streben, welches vom besten Erfolg begleitet gewesen ist; denn gegen-
wärtig nimmt M. eine der ersten Stellungen unter den Tonkünstlern seines
Vaterlandes ein, und hat sich namentlich um das musikalische Leben in Edin-
burg als Violinvirtuose, Clavierlehrer und Dirigent der Scottish Vocal Asso-
ciation, sowie als Musikdirektor an der St. Georges Kirche vielfach verdient
gemacht. Neuerdings hat M. auch als Componist namhafte Erfolge gehabt,
welche für ihn um so ehrenvoller sind, als er der erste Schotte ist, welcher sich
überhaupt in dieser Eigenschaft bemerkbar gemacht hat. Unter seinen, auch
über die Grenzen Englands hinaus bektinnt gewordenen Compositionen verdient
eine Ouvertüre »Cervantes« genannt zu werden (aufgeführt 1877 durch die Hof-
kapelle zu Sondershauseu), sowie ein Ciavierquartett in Es-dur (aufgeführt 1879
durch Hans von Bülow in Hannover). Im Druck erschienen sind folgende
Werke M.'s: 1) Lied, op. 5, »J saiv thee weepa (London, Czerny); 2) Lied, op. 6,
»Tum foHune<i (London, Chappel); 3) Lied, op. 7, »Love and deatha (London,
Novello); 4) Sieben Lieder für vierstimmigen gemischten Chor, op. 8 (Ebenda);
5) Vier Ciavierstücke, »Bustic sceneaa (London, Augener); 6) Larghetto und
AUegretto für Violoncell, op. 1(3 (London, Lucas Weber); 7) Ciavierquartett
in Es-dur, op. 11 (Leipzig, Kahnt); 8) Lieder, »In our boatu und »Spanische
Serenade«, op. 12 (London, Novello); 9) Fünf Ciavierstücke, op. 13 (Ebenda);
10) Drei Lieder von H. Heine, op. 14 (Leipzig, Kahnt); 11) Drei Ciavierstücke,
op. 15 (London, Neumeyer); 12) Drei Gesänge von L. Robertson, op. 16 (Lon-
don, Hutchings & Romer); 13) Drei Gesänge von C. Rossetti, op. 17 (London.
Novello); 14) Drei Lieder, op. 18 (London, Werkes); 15) Drei Authems für
Chor, op. 19 (London, Novello); 16) Sechs Ciavierstücke, op. 20 (London, Neu-
meyer). Ferner ohne Opuszahl 17) Drei »Voluntariesu (Fautasiestücke) für Orgel
(London, Novello); 18) Drei Lieder »The knights vowa, »Slaunch and truea, »The
old Grenadierit (London, Chappellj: 19) »Tä^ cocal melodies of Scotlandu, Sechs
256 Maelzel — Maillard.
Hefte schottischer Volkslieder für Ciavier bearbeitet (Edinburg. Paterson & Co.
Von den zum Theil bereits mit Erfolg aufgeführten Manuscripteu M.'s sind
zu erwähnen: Claviertrio in B-dur; Streichquartett in G-dur; Ouvertüre zu einer
Komödie für Orchester in C-dur; Tempo di Ballo für Orchester in Gr-dur;
Scherzo für Orchester in F.; »Hochlandsscenen«, drei Ciavierstücke in schotti-
scher Weise; eine Anzahl Lieder; endlich die eingangs erwähnte Ouver-
türe »Cervantes«.
Maelzel, Leonard, Bruder des durch die Erfindung des Metronom be-
kannt gewordenen J. Nep. Maelzel (VII, 9), war ebenfalls Mechaniker und con-
struirte in Wien 1822 ein Harmonikon, welches ziemlich vollkommen gewesen
sein soll. Es bestand aus einem Kasten von fünf Fuss im Quadrat und drei
Fuss Tiefe, und hatte einen TJmfang von fünf Octaven; es gab beim leisen
Berühren der Tasten einen Flötenton, welcher der menschlichen Stimme sehr
ähnlich war, und der so lange die Taste berührt wurde, fortklang.
Magri, Fortun at, italienischer Tonkünstler, geboren zu Lucca im Tos-
kanischen am 6. October 1839. studirte unter Leitung seines Schwaerers Paccini
an der Musikschule seiner Vaterstadt, und wurde, nachdem er sich durch eine
grosse Messe als Componist eingeführt hatte, als Lehrer an diesem Institut
angestellt. 1872 erhielt er die Direction, die er jedoch nach einiger Zeit wieder
aufgab, gleichzeitig mit seiner Stellung als Kapellmeister an der Kathedrale.
1874 übernahm er die Direction der Musikschule in Ferrara und 1876 die des
neuen Musikinstituts zu Spezia. M. schrieb mehrere Kirchenmusikstücke, ein
Miserere, Motetten, Graduale, Sinfonien, Opern, Ciavier- und Gesangscompo-
sitionen. M. ist Mitglied der Philharmonischen Gesellschaft zu Bologna, des
königl. Instituts zu Florenz und der Akademie der h. Cäcilia zu Rom.
Mag'lioui, Giovacchino, geboren gegen 1830 zu Pontassieve im Toska-
nischen, ist Pianist und zugleich Comj)onist von zahlreichen Claviercompositionen
für zwei und vier Hände und für zwei Claviere. M, schrieb auch Kirchen-
musik und ein lyrisches Drama »Ferruccio«, welches in Florenz, wo sich M.
niedergelassen, aufgeführt wurde.
Maliillon, Victor, Akustiker und Instrumentenbauer von Blasinstrumenten,
ist zu Brüssel am 10. März 1841 geboren, und erwarb bei seinen Lehrern:
Bosselet Sohn, De Swert, Humblet, Golle und Bemler g\ite Kenntnisse in der
Musik, theoretisch sowol wie practisch, und wurde dann 1865 der Associe seines
Vaters, Besitzer einer bedeutenden Fabrik von Blasinstrumenten und später
der alleinige Leiter derselben. M. gründete seitdem eine Zeitschrift »l'Echo
Musical« für sein Kunstgewerbe ; er ist Conservator des Instrumentenmuseums
zu Brüssel. M. hat ebenfalls eine ausserordentlich seltene und reiche Samm-
lung von Instrumenten in seinem eigenen Etablissement aufgestellt. Auch
verfasste er ein vorzüglich geschriebenes Buch, über seinen Gegenstand viel-
leicht das beste y>]SUments cVacoustique micsieale et instrumentale, comprenant
Vexamen de la constmction theorique de tons les Instruments de musique en usage
dans V orchestration modernen (Bruxelles, Mahillon, 1874, in 8") und ausserdem die
beiden Schriften: 1) r>Tableau synoptique de la science de Vharmo7iie indiquant
la theorie de totis les accords et la loi de leur successiona ; 2) r>Tableau synoptique
des voioc et de tons les instruments de musique employes dans Vinstrumentation
moderne des orchestres de Symphonie dliarmonie et de fanfares, indiquant Vetendue
la Position et Vemploi de ehacun d^eux, la moniere de les ecrire et les rapports
qui existent entre eitxa.
Maillard, Pierre (VII, 20). Aus den, von Van der Straeten mitgetheilten
Nachrichten darf man scbliessen , dass P. Maillart um 1530 geboren ist und
1609 noch lebte. Als seine Motetten erschienen, in den Jahren von 1554 — 56,
dürfte er zwanzig und einige Jahre alt gewesen sein. Zur Herausgabe seines
theoretischen Werkes: -nLes tons ou discours etca, wurde ihm am 19. August
1609 das Privilegium ertheilt. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in der
geistlichen Schule zu Cambrai; 1563 war er bereits Sänger der Kapelle
Mailly — Malliot. 257
Philipps II. zu Madrid. Er ging, entweder 1581 mit George de la Hele oder
ir)85 mit (-rherseni und N. Mussele wieder nach Spanien. Bei seiner Rückkehr
wurde er erster Singmeister an der Kathedrale zu Tournai und auch Canonikus.
Nach Cousseniaker wäre er erst 1622 gestorben.
Mailly, Jean Alphonse Ernest, zur Zeit der bedeutendste Orgelspieler
in Belgien, ist in Brüssel am 27. November 1833 geboren, und erhielt Unter-
richt im Orgelspiel bei Christian Girschner, dem bedeutenden Organisten, der
auch J. Lemmens gebildet hatte. In sehr jugendlichem Alter erhielt M., da
er trefflich vom Blatt spielte, die Stelle eines Accompagneurs am Theater la
Monnaie und die des Organisten an der Kirche St. Joseph. 1861 wurde er
als Lehrer des Ciavierspiels und 1869 als Lehrer für die Orgel am Conser-
vatorium in Brüssel angestellt. Seitdem übernahm M. auch die Function des
Organisten an der Carmeliterkirche. Im März 1858 liess er sich auf der grossen
Orgel St. Vincent de Paul in Paris hören und erregte dort durch seine vir-
tuose Behandlung des Instruments Aufsehen. Fortgesetzte Erfolge verschafften
ihm unzählige Einladungen für Einweihung neuer Orgelwerke. 1871 vertrat
M., auf die Empfehlung von Fetis, Belgien auf der internationalen Ausstellung
zu London , ebenfalls mit ausserordentlichem Erfolge. Neben seiner hervor-
ragenden Leistung als ausführender Künstler, besitzt M. den gerechtfertigten
Ruf als ausgezeichneter Lehrer, und eine Reihe trefflicher Organisten Belgiens
sind aus seiner Schule hervorgegangen. Als Componist ist M. weniger hervor-
getreten; es sind einige Motetten mit Orgelbegleitung, Orgel- und Claviercom-
positionen , ein Trio , eine Serenade und mehrere Stücke für Harmonium,
welche M. veröfi'entlichte.
Mainzer, Joseph (VII, 26), nach seiner Uebersiedelung nach England,
gab er noch folgendes "Werk heraus: r>Musical Äthenaeum or nature andart,
music an musioians in Germany , France, Italy , and other parts of Europefs.
(London, 1842).
Majo, Giuseppe di (VII, 23), schrieb ausser Kirchenmusik auch zwei
Opern, die in Neapel am Theater Fiorentini aufgeführt wurden: nLo Finio
Laccheoa, 1725 und 'i>Lo Veechio Avaro«, 1727.
Malaschkin, russischer Componist, führte unter seiner Leitung im April
1872 im Theater zu Petersburg eine Programm-Sinfonie in fünf Sätzen, be-
titelt: »Das Leben eines Künstlers«, auf.
Malibran, Alexandre (VII, 26), starb am 13. Mai 1867 in Boulogne
(Seine); seine Gattin Marie Louise, geb. Perret, in Paris am 8. Januar 1871.
Malliot, Antoine Louis, war als Sänger, Componist, Lehrer und musi-
kalischer Kritiker thätig. Er ist zu Lyon am 30. August 1812 geboren,
machte in seiner Vaterstadt zuerst bei Ed. Jue einen Cursus im Gesänge durch,
und ging 1832 nach Paris, wo er den Unterricht Choron's genoss; nach dessen
Tode 1834, trat er ins Conservatorium ein. Da er unbemittelt war, suchte
er zunächst seine Tenorstimme zu verwerthen; er sang an den Theatern in
Nancy, Metz, Lille, Brüssel, Ronen u. s. w. Dieser Beruf strengte ihn jedoch
zu sehr an, deshalb liess er sich in Ronen als Gesanglehrer nieder und bildete,
vermöge seiner guten Methode, viele treffliche Sänger und Sängerinnen, wie
Mme. Dejean, Poultier, später an der grossen Oper beschäftigt u. a. Neben
dieser Thätigkeit war er Mitarbeiter und Kritiker an mehreren Journalen, und
machte sich aiich als Componist durch Romanzen und Gesänge vortheilhaft be-
kannt. Endlich versuchte er es auch mit einer dramatischen Composition »ic
Vendeenne«, Oper in drei Akten, welche sich einer durchaus günstigen Aufnahme
zu erfreuen hatte und in Ronen , Toulouse und Lyon gegeben wurde. Eine
einaktige Oper nTneß'omaniea, errang gleichfalls einen völligen Erfolg. Ausser
seinen kritischen Artikeln und Aufsätzen in den Zeitschriften: Journal de Ronen,
La France musicale u. a., schrieb M. mehrere Broschüren polemischen Inhalts
von Wichtigkeit, die in Paris und in der Provinz zu seinem Ansehen beitrugen.
Es gehören dazu: »Za Musique an Theätrea (Paris, Arayot, 1863); r>Le Nouveati
Musikal. CoDTers.-Lexikon. Ergänzungsband. 17
258 Mancinelli — Manier.
Begime des theätre dans les departementsa (Rouen, imp. Lapierre, 1865); »Institut
£oieldieu<i ; creation d'u7i Conservatoire de musiq^ue ä JRouena; nDeuxieme Peti-
tion an Senat; Fondation des Theätres iniperiaux et des Conservatoires de la
province« (Paris, Amyot, 1866). M. starb nach zehnmonatlicher Krankheit am
5. April 1867 in Rouen. Die Stadt kaufte, um seine Verdienste zu ehren,
die Partitur seiner Oper » Vendeenne, für 2000 Francs an.
Mancinelli, Luigi, italienischer Componist der Gegenwart, geboren zu
Orvieto am 5. Februar 1848, veröffentlichte mehrere Sammlungen ein- und
mehrstimmiger Gesänge und erzielte mit der Musik, die er zu dem, in Rom
1877 aufgeführten Drama »Kleopatra« von Pietro Cossa schrieb, einen be-
deutenden Erfolg.
Mandanici, Placido (VII, 32), starb am 6. Juni (nicht 5.) 1852.
Maudini, Stefano. Neben dem trefflichen Tenorsünger Paoli Mandini
(VII, 32), ist auch der berühmte BassbufFo Stefano zu erwähnen, für den Mozart
den Grafen Almaviva in »Figaro's Hochzeit« schrieb.
Maudl, Louis, ausgezeichneter Arzt und Physiologe in Paris, ist in Pest
1812 geboren, studirte in Wien, Hess sich 1836 in Paris nieder und wurde bald
darauf als Franzose naturalisirt. Er machte später das Stimmorgan zu seinem Spe-
cialstudium und veröffentlichte darüber mehrere ausgezeichnete Arbeiten: »Tratte
pratique des maladie du larynx et du pharynx«. (Paris, Bailliere, 1872 in 8**).
Ferner: »Hygiene de la voix parlee ou cliantee». (Paris, Bailliere, 1872 in 8"),
und »De la fatiyue de la voix dans ses rapports avec le mode de respiratio7u<.
(Paris, 1855 in 8*^). Seit 1872 hält M. im Conservatorium zu Paris Vor-
lesungen über die Pflege der Stimme. M. ist leidenschaftlicher Musikdillettant,
und sein Haus der Sammelplatz der Künstler.
Maufredi, Filippo (VII, 35), ist (nach Cerü: »Öennistorici delVinsegnamenfo
della musica iu Luccav.) 1729 geboren, kehrte 1773 nach seiner Vaterstadt
Lucca zurück, wo er am 12. Juli 1777 starb,
Manfroce, Nicola Antonio (VII, 35), ist zu Palmi (nicht Palmo) in
Calabrien am 20. Februar 1791 geboren. Er starb am 9. Juli 1813 in Neapel.
Seine erste für Rom geschriebene Oper heisst »Alzira« (nicht Armida) und die
zweite »Ecuba«: (nicht Piramo und Thisbe).
Mangin, der Name zahlreicher Musiker durch mehrere Generationen in
La Brie in Frankreich. {»Uhuillier, Notes sur quelques musiciens dans la Brie.«)
Es sind darunter zu nennen:
Mangrin, Charles, war Ende des 17. Jahrhunderts Organist, ebenso einer
seiner Söhne. Ein anderer:
Maugin, Pierre, 1721 Organist zu Mitry, ist der Vater des berühmten
Architekten Charles M.
Mangin, Etienne, war Organist zu Joigny, 1735 — 40.
Mangin, Franko is, Orgelbauer zu Trier.
Mangin, Eleonor, gehörte zur Kammermusik Ludwig XIV.
Mangin, Eugene Edouard, Pianist, Orchesterdirektor, Direktor des Con-
servatoi'iums zu Lyon, ist zu Paris am 9. Deceml)er 1837 geboren, und im
Conservatorium daselbst erzogen. Er erhielt die ersten Preise und wurde 1860
Gesanglehrer der Stadtschulen zu Paris. 1871 ging M. nach Lyon und über-
nahm die Orchesterdirection des grossen Theaters, die er bis 1873 beibehielt.
Inzwischen hatte er trotz mancher Schwierigkeiten, besonders da die Fonds
fehlten, seinen Plan, in Lyon ein Conservatorium zu gründen, verwirklicht.
Am 24. Mai 1872 erhielt er die Ernennung zum Direktor der Musikschule,
die unter seiner Leitung sich in fortschreitender Entwickelung befindet. Sie
zählte 1877 647 Schüler und wurde 1874 durch Ministerial- Verfügung zur Filiale
des Pariser Conservatoriums ernannt.
Manier ( V^II, 40). Stil und Manier dürfen nicht verwechselt werden. Jener
wird durch die vollständigste Herrschaft über die betreffenden Darstellungs-
mittel erreicht, diese nur durch einen besonders bevorzugten Theil derselben.
Mauua. 259
Der Stil wird durch das Durstellungsobjekt eben so bestimmt, wie durch die
Mittel der Darstellung; die Manier dagegen, durch die subjektive Vorliebe für
einen Theil derselben. Diese verleitet nur zu häufig zu einer unkiinstlerischen
Verwendung der Mittel. Im Allgemeinen sind die musikalischen Mittel der
Darstellung: Melodie, Harmonie und Khythmus möglichst gleichmiissig zu ver-
wenden, doch machen gewisse Stilurten an jede dieser Mächte verschiedene An-
forderungen, die falsche Anwendung wird leicht zur Manier. Der Tanzstil er-
fordert eine schärfere Berücksichtigung des Rhythmus und nächst dem auch der
Melodie, die Harmonik tritt bei ihm in den Hintergrund, wilhrend beim Lied,
und namentlich beim ernsten und gar religiösen Liede, der Rhythmus weniger
wirken darf, besonders beim religiösen, bei welchem sogar die Melodik an sinn-
lichem Reiz verliert, während die Harmonik au Gewalt und Macht des Aus-
drucks gewinnt. Der schaffende Künstler, welcher diese Erfordernisse der Stil-
gattungeu unbeachtet lässt, und, weil er für die pikante Tanzrhythmik eine be-
sondere Neigung hat, diese auf das Lied überträgt, oder der gewiegte Harmo-
niker, der seine, dem Kirchenstil entsprechenden Harmonien dem Tanz aufbürdet,
verfällt in Manier. Als solche erscheint ferner auch die zu häufige Verwendung
derselben, besonders stark wirkenden Darstellungsmittel. Der häufige Gebrauch
des verminderten Septimenaccordes um Schrecken und Grauen zu charakteri-
siren, oder mit ihm wirksam zu modulireu; die stehend verwendeten Geigen-
tremolos, wenn es gilt, erregten Dialog zu begleiten, die heftig wirkenden Trug-
schlüsse, die aufregende Einführung der Chroraatik und Enharmonik und der
nur nervenreizenden Klaugeffecte werden zur Manier, wenn sie alle andern Mittel
der Darstellung verdrängen und Monotonie erzeugen. Wie zu grosse Einfachheit,
so kann ferner auch die Künstelei manirirt erscheinen. Der nur durch die
einfachste Melodik, ohne die entsprechende Harmonik und Rhythmik erreichte
Ausdruck, kann nicht tiefer interessiren, er muss monoton werden. Nicht besser
steht es um jenes Kunstwerk, bei welchem die Wirkung der einfachen Melodik,
durch iresuchte Intervallenschritte und durch eine überladene Harmonik, oder
einen seltsam verrenkten Rhythmus gestört oder aufgehoben wird. Die Sucht
nach Originalität führt ebenso zur Manier wie das Streben nach harmlosester
Einfachheit. Die Munier ist in der Regel eine Folge der unküustlerischeu
Speculation auf den Erfolg. Wer auf solchen bei der Schöpfung eines Kunst-
werks bedacht ist, sucht nach den Darstellungsmitteln, welche ihm als die wirk-
samsten erscheinen und er wii'd dabei meist zur Uebertreibung gedrängt, die
zur Manier führt. Der Künstler, der bei vollständiger Herrschaft über das
Darstellungsmaterial nur unter dem Einfluss einer bestimmten Idee schafft, ohne
Rücksicht auf den Erfolg, wird nimmermehr in Manier verfallen, wol aber sich
einen eignen Stil schaffen.
Manna, Ruggero, Compouist, Sohn der berühmten Sängerin Carolina
Bassi, wurde zu Triest am 6. April 1808 geboren. Er erhielt den ersten L^nter-
richt von einem Onkel, und besuchte dann das Couservatorium zu Bologna,
um daselbst den Unterricht des P. Mattei zu geniessen. Nach l^j jährigen
Studien trat er mit einer dreistimmigen Messe hervor, deren Aufführung er
selbst diriffirte. Mit 15 Jahren wurde M. in die Philharmonische Akademie
zu Bologna aufgenommen. Seine Mutter führte ihn hierauf nach Wien, wo er
deutsche Musik und viele bedeutende Musiker kennen lernte. Während seines
Aufenthaltes in AVien 1832, wurde ein Stabat mater seiner Composition dort
aufgeführt, auch veröffentlichte er mehrere Sammlungen italienischer Arietten
und ein Requien für vier Stimmen und Orchester; zurückgekehrt nach Triest,
brachte er dort die Oper nJacopo di Valenzaa zur Aufführung, 184G daselbst
die Oper »/Z Profeta Velato«: in Casalmaggiore die Oper nFreciosa». 1835
übernahm M. das Amt des Kapellmeisters der Kathedrale in Cremona, wo er
später dieselbe Funktion am Theater übernahm. Er starb in dieser Stadt am
14. Mai 1864. M. war hauptsächlich als Kirchencomponist fruchtbar. Er schrieb
zehn mehrstimmige Messen, sechs Trauermessen, dreissig drei- und vierstimmige
n*
260 Manry — Mariani.
Psalmen mit Orchester, drei Stabat raater, zwei Salve Regina mit Orchester,
Dies irae zu vier Stimmen, ein Ave Maria für eine Stimme, ein De profundis,
den 136. Psalm Davids, sechs Credo für drei und vier Stimmen, acht Kyrie,
vier Litaneien mit Orchester, zwanzig Hymnen, Versetten, Antiphonien u. s. yt.
Ferner schrieb er die Musik zu Sonetten von Petrarca; mehrere weltliche
Cantaten und Hymnen, und einige Ouvertüren.
Maury, Charles Casimir (VII, 42), starb in Paris am 18. Januar 1866.
Mnuzaros, N. , griechischer Componist, der im Mai 1872 in Corfu starb;
er veröfi'eutlichte zahlreiche patriotische Gesänge.
Manzoliui, Carlo Andrea, italienischer Tonkünstler zu Bologna, um die
Mitte des 17. Jahrhunderts geboren, war ein Schüler von Griovanni Benvenuti,
ausgezeichneter Violinist und geschickter Contrapunktist. Es sind Sonaten für
di'ei Instrumente von ihm bekannt. 1688 wurde er Mitglied der Akademie der
Philharmonischen G-esellschaft.
Marals, Marin (VII, 50), ist auch der anonyme Verfasser der Schrift
»l'histoire de VAcademie royale de musiqueti. Das Manuscript befand sich im
Besitz des Baron Taylor und wurde vor einigen dreissig Jahren im Journal
y>Oonstituonnel<i abgedruckt.
Marcello, Marco Marcelliano (VII, 53), ist gegen 1817 in San Gerolamo
Lupatolo im Veronesischen geboren. Er starb am 25. Juli 1865 in Mailand.
Marchetti (VII, 56), heisstFilippo und ist am 26. Februar 1631 in Bolognola
bei Camerino geboren.
Marchisio (VII, 57), die Contraltistin Barbara ist zu Turin am 12. De-
cember 1834 geboren; ihre Schwester Carlotta am 6. December 1836, ebenfalls
in Turin; sie starb dort am 28. Juni 1872. Der Bruder beider:
Marchisio, Antonio, Pianist, ist zu Battigliera am 19. Februar 1817 ge-
boren. Er hatte sich in Turin niedergelassen, wo er am 4. August 1874 starb.
Es sind dort drei seiner Opern zur Aufführung gelangt.
Marcillac, F., französischer Musikschriftsteller, ist zu Genf geboren, wo er
am 9. März 1876 starb. Musikunterricht erhielt er von seinem Vater. Später
machte er mehrere Jahre lang hindurch als Erzieher und dann Secretär einer
russischen Familie ReiKen durch ganz Europa. 1848 kehrte er nach -Genf
zurück und beschäftigte sich von da ab vorwiegend mit musikhistorischen Studien,
deren Resultate er in einem trefflichen Werk niederlegte: y>Ilisfoire de la musique
moderne et des Musiciens celehres depuis Vere chretienne jusqu' ä nos joursa
(Sandoz et Fischbacher, Paris, 1876). M. war auch w^ährend mehr als 20 Jahren
Mitdirektor des Conservatoriums in Genf. Für den Gebrauch dieser Schule
redigirte er das Werk -üTheorie eUmentaire de la Musiquea (Genf, Martinet),
und das Schriftchen y>Siir Venseignement populaire de la musique d' apres la methode
Chevk-. (Genf, J. G. Fick, 1862).
Marcucci, Ferdinand, ausgezeichneter Harfen virtuos, geboren in Florenz
am 6. Mai 1800, starb in dieser Stadt am 29. December 1871. Er war der
Schüler seines Vaters, des Harfenvirtuosen Curzio M. und liess sich mit vielem
Beifall in italienischen Städten hören, kam 1827 nach Frankreich, ebenfalls
concertix'end und trat dann in Paris in das Orchester des Theatre Italien.
1835 kehrte er nach Florenz zurück, wo er sich dem Unterricht widmete.
Marek, Louis, bedeutender polnischer Pianist, geboren 1837 in Galizien,
Schüler Liszt, imponirte namentlich durch eine bedeutende Technik. Er machte
mit Erfolg Concertreisen in Russland und Oesterreicb, und liess sich dann in
Lemberg als Lehrer des Clavierspiels nieder. Von seinen Ciavierstücken sind
mehrere erschienen.
Marenzio, Luca (VII, 58), die früheste bekannte Ausgabe seiner Madrigale
vom Jahre 1588 führt den Titel: y>Di Luca Marenzio madrigali a 4, 5, 6' voci,
lihro primo novamente et date in luce. In Venetia, presso Giacomo Vicenzi 1588«.
Mariani, Angelo, Componist und Orchesterdirigent von bedeutendem Euf
in Italien, ist zu Eavenna am 11. October 1822 geboren nnd starb zu Genua
Marimba — Marlus. 261
am 13. Juni 1873. Uuterricht iu der Musik emi)(in;f er nur vuu verschiedenen
untergeordneten Musiklehrern seiner Vaterstadt. Mit 18 Jahren etwas Ciavier
und Violine spielend, übernahm er die Direction eines kleinen Orchesters. Nach-
dem er diinn als ürchestermitglied in verschiedenen Stildten der Roraagna
thätig gewesen war, kam er nach Bologna, wo Kossini, damals Direktor des
dortigen Lyceums, eine Ouvertüre seiner Composition aullührte. Auf den Rath
ßossini's studirte M. nun die classischen Werke der verschiedenen Schulen und
setzte Quartette von Mozart und Beethoven in Partitur. 1844 begann er seine
Carriere als Orchesterdirigent in Messina, wo er die Oper «SqJ/^o« von Pacini
zur AuüÜhrnng brachte, und übte dann dieselben Functionen in Mailand und
in Vicenzn. 1847 folgte er einem Ruf au das Hoftheater in Kopenhagen, und
führte dort ein Requiem seiner Composition bei den Trauerfeierlichkeiten für
den König Christian VIII. auf. Die Ereignisse von 1848 riefen ihn aus dieser
glänzenden Stellung in die Reihen der Kämpfenden nach Italien. Nach be-
endetem Kriege ging er nach Constantinopel, endlich 1852 nach Genua als
Kapellmeister des Theaters Carlo -Feiice. Bisher als geschickter Dirigent be-
kannt, begann er nun berühmt zu werden, und erhielt nach einigen Jahren
einen Ruf nach Bologna au eines der ersten Theater Italiens. Als unvergleichlich
wird seine Intelligenz gerühmt mit der er auf die Intentionen der Componisten
einzugehen verstand, und demgemäss die Ausführung der, von ihm einstudirten
Opern leitete. Er brachte in Bologna die Afrikanerin von Meyerbeer, Aida und
Don Carlos von Verdi und Tannhäuser und Lohengrin von R. Wagner zur
Aufführung. 1873 kehrte er an das Theater Feiice nach Genua zurück, um die
bevorstehende Aufführung der Oper, die »Perle von Brasilien« von Felicien David
zu leiten, wurde jedoch von einer schweren Krankheit befallen, der er am
13. Juni 1873 erlag.
Marimba, nicht Marimbach (VII, 65), eine Art Holzharmonika der west-
afrikanischen Völkerschaften. Jedes der abgestimmten Klanghölzer hat einen
hohlen Kürbis als Resonanzboden. Um die Hölzer zum Klingen zu bringen,
schlägt man sie mit zwei Klöppeln. In der Regel liegen die Klanghölzer auf
einem halben Doppelreifen in bestimmten Entfernungen, und jedes auf einem
Kürbis von entsprechender Grösse; der Marimbaspieler trägt das Instrument
so an einem, über den Nacken gehängten Riemen, dass er mit beiden Klöppeln
die Hölzer bequem anschlagen kann.
Mariuelli, Gaetano (VII, 66), folgende Nachrichten über ihn sind den
bereits gegebenen hinzuzufügen: M. befand sich vor 1790 in Madrid, wo er
Gesangunterricht ertheilte; 1817 war er in Lissabon und componirte hier eine
Cantate zu den Hochzeitsfeierlichkeiten des Prinzen D. Pedro, ausgeführt im
Theater San Carlos. 1820 war M. in Porto, wo er ebenfalls Musikstunden gab,
Mario, Giuseppe (VII, 68), ist weder zu Turin noch zu Genua, sondern
in Cagliari geboren.
Marias, genialer französischer Ciavierbauer, der zu Paris gegen Ende des
17. und Anfang des 18. Jahrhunderts lebte, über dessen Lebensumstände aber
nichts bekannt ist. Zur selben Zeit fast, als in Italien Cristofali und in Deutsch-
land Schröter, kam Marius in Frankreich auf den Gedanken, die Construction
des Claviers zu verbessern, indem er anstatt der Kiele und Tangenten hölzerne
Hämmer und Tangenten anbrachte. 1716 veröffentlichte M. in den Memoiren
nMachines et inventions approuvees par VAcademie royale des scieuces« (T. III,
1713 — 19) die Beschreibung und die gravirten Abbildungen von drei Ciavieren
mit Hilramern (»a maillettsa) seiner Erfindung. Eine andere seiner Erfindungen
im Jahre 1700 gemacht, war das tragbare Ciavier, Clavecin portatif. d. h., ein
Ciavier zum zusammenlegen. Beschreibung und Modell eines solchen enthält
ebenfalls die oben angeführte Sammlung (T. I). Von seinen Hammerciavieren
ist leider kein Exemplar bekannt, dagegen von den letztgenannten mehrere.
Ein vorzüglich gut erhaltenes vom Jahre 1713 mit dem Namen des Erbauers
und der Bezeichnung nExclusif privilege du Iioi/<i versehen, befindet sich in der
262 Marqne — Martin.
Instrumentensammlung von Alexander Kraus in Florenz. Ein zweites besitzt
Auguste Tolbecque in Paris, und ein drittes die Instrumentensammlung des
Conservatoriuras in Paris. Das Letztere ist im Catalog daselbst folgeuder-
maassen beschrieben: Dies Instrument hat einen Umlang von vier Octaven, vom
tiefen H bis y^, es ist in drei Abtheilungen getheilt, von denen eine über die
andere gelegt werden kann, so dass ein Reisekoffer das Instrument aufnehmen kann.
Der Resonanzboden des Claviers ist reich verziert, und trägt ebenfalls den
Namen und den Hinweis auf das Privilegium des Verfertigers.
Marque, Pierre (VII, 76), starb zu Paris im December 1868.
Marques, Joaquim Jose, portugiesischer Musikscbriftsteller, geboren zu
Lissabon 1836, ist bekannt durch seine unausgesetzten Bemühungen, in seinem
Vaterlande und bei dessen Künstlern die ideale Seite der Kunst zu fördern.
Er gründete das Journal •oÄrte Musical^ zu Lissabon und veröff'entlichte unter
anderm dai'in y>öhronolocjia da Opera em Portugal. JEstiidos sobre a historia da
musica em Portugal.
Marra-VoUmer, Marie (VII, 76), starb am 25. December 1878.
Marschner, Heinrich (VII, 80), er vollendete die Oper y>Hjar)ie«, oder
»Tyrfingschwert« 1857; 1864 wurde sie in Frankfurt aufgeführt.
Martel, Abbe A., verfasste eine i>Methode de piain chant sehn Je rit romain,
suivie des Principes compares du chant musicah (Frejus, Perreymond, in 12'').
Marti, Anselm, Componist, trat 1779 ins Kloster Engelburg in der
Schweiz ein. Nach Georg Becker (die Musik in der Schweiz) war er ein Organist
und Componist von Verdienst. Er schrieb Messen, Motetten, Operetten u. s. w.
Marti, P. Jose, spanischer Componist und Kapellmeister, geboren zu
Tortosa 1719, trat im 30. Jahre in das berühmte Benedictiner Kloster Mont-
serrat, und gehörte zu den Musiklehrern desselben. Er war vorher Kapell-
meister an einer Kathedrale gewesen. In Montserrat starb er am 3. Januar 1763.
In den Archiven des Klosters sind seine Compositionen aufbewahrt, von denen
hervor zu heben sind: Ein Gesang auf die Geburt Christi, und Lamentationen
für die heilige Woche.
Martin, Alexander, Violinist und Componist, geboren zu Warschau 1825.
starb daselbst bereits 1856. Seine Mutter war Polin, sein Vater Franzose.
Als Violinist am Theater in Warschau angestellt, beschäftigte er sich vielfach
mit der Composition. Gedruckt sind: Grosse Fantasie für Violine mit Ciavier-
begleitung; Noturne für Violoncell; Zwei Episoden für Violoncell; Fantasie für
Hoboe; Elegie für zwei Violinen und Violoncell; Trauermarsch für drei Trom-
peten und Chor u. a. (die letztern wurden bei seinem Leichenbegängniss aus-
geführt). Zwei Opern blieben unvollendet; Fragmente der einen »Wianka«, in
Warschau aufgeführt, machten bedeutende Wirkung.
Martin, Jean Blaise (VII, 86), ist am 24. Februar 1768 geboren, und
starb am 28. October 1837. Er war als Professor des Gesanges von 1816 — 18
thätig, später von 1832 — 37.
Martin, N., geboren zu Marseille 1810, machte die ersten Musikstudien in
der Gesangschule der Metropolitankirche daselbst. Seine Eltern bestimmten ihn
eigentlich für den Handelstand, gaben aber seinen Wünschen nach und Hessen
ihn Musik studiren. Er erhielt später die Stelle eines Contrabassisten
am grossen Theater zu Marseille. 1831 kam er nach Paris, wurde als
Pensionär in die Schule Chorons aufgenommen, und gehörte nach dessen Tode
zu denjenigen Schülern, die im Conservatorium Aufnahme fanden. Nach drei-
jährigen Studien trat er als Sänger bei der Oper ein, ohne jedoch als solcher
hervorzutreten. Er nahm deshalb das Anerbieten, in seiner Vaterstadt Marseille
am Conservatorium eine Gesangsciasse einzurichten an, und hat in dieser Stellung
Wesentliches geleistet. Man hielt diese Gesangsciasse, aus der zahlreiche gute
Sänger und Lehrer hervorgingen, für die beste in den französischen Provinzen.
Für den Chorverein Trotebas, von M. gegründet und fünfzehn Jahr hindurch
geleitet, schrieb er Messen, Motetten u. s. w. M. besitzt die bedeutendste Musi-
Martinez — Massaini. 263
kaiische Privatbibliothek, aus mindestens 10,0(J0 Bänden musikalischer Bücher
und Partituren bestehend, und viele Seltenheiten enthaltend.
Martiuez, Nicolas Gonzales, spanischer Componistder Gegenwart, Organist
der Parochialkirche in ^Madrid, unternahm vor einif,'en Jahren in Gemeinschaft
mit Lopez Juarranz die Herausgabe dea Werkes nEl Canto sacro publicacion
religiosa musical dedicada a S. S. Pio IX.«- (Madrid, Andres Vidalj.
Martiuez, Vice nie, spanischer Priester und Musiker, geboren in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, wurde Kapellmeister an der Kirche Albarracin am
19. Juni 1764, und starb in dieser Stadt den 10. Februar 1777. Seine haupt-
sächlich für diese Kapelle geschriebenen Compositionen sind in derselben auf-
bewahrt. Es sind 6 Messen, 124 Cantateu, überhaupt Kirchenstücke aller Art,
meistens fünf- und sechsstimmig, vier-, sieben- und achtstimraig.
Martini, Andrea (VII, 89), starb 1819 in Florenz.
Martini, Giovanni Battista (VII, 9U), ist am 3. October (nicht August)
1784 geboren.
Martini, Johann Paul Aegidius (VII, 91), eine biographische Schrift
über ihn erschien von A. Pougin unter dem Titel »Martini« (Paris, 1864), eine
andere nl'JEloge de Martini« von der Prinzessin Constance von Salm (in ihren
Gesammtwerken Theil IV., Paris, 1842).
Martncci, Giuseppe, talentvoller Pianist und Componist, ist als Sohn eines
Militärmusikers zu Capua am 6. Januar 1856 geboren. Er besuchte das Conser-
vatorium in Neapel, und Hess sich nach vollendeten Studien in den italienischen
Hauptstädten und in England mit vielem Erfolg als Pianist hören. 1878 be-
suchte M. Paris, wo sein delicates Spiel ebenfalls den grösstcn Anklang fand.
Zur selben Zeit erhielt er für ein Quartett in Mailand den Preis. Seine Clavier-
compositionen sind stilvoll und elegant.
Masini, Francesco, italienischer Componist, der den grössten Theil seines
Lebens in Frankreich lebte, war in Florenz am 16. Juli 1804 geboren. Er
schrieb mehrere Hundert Eomauzen und Gesänge, die theilweise in der üblichen
Form von Albums erschienen. Ausdrucksvoll und graziös, errangen diese Ge-
sänge einen andauernden Erfolg und wurden viel gesungen, z. B.: Latigaye des
ßturs; Ma Bretagne; Plus heureux qu'un roi; Les deiix Madones; Le Depart
de V hirondelle ; VExile; La ßancee du pecheur u. a. M. starb in Paris im Hospice
Dubois am 20. August 1863.
Mason, Lavel, Dr., geboren 1792 in Medfield bei Boston, widmete sich
namentlich der Kirchenmusik und dem Schulgesange. Die von ihm herausge-
gebenen r>Carmina sacraa sind weit verbreitet in den Vereinigten Staaten.
1854 veröffentlichte er »Musikalische Briefe aus der Fremde«. Die Universität
in New- York, wo er seit 1850 seinen Wohnsitz genommen hatte, verlieh ihm
die Würde eines Doctor der Musik. Er starb am 11. August 1872 auf seinem
Landsitz. Sein Sohn
Mason, William, ist 1828 in Boston geboren, studirte von 1849 — 54 in
Leipzig, Prag und Dresden und zuletzt unter Liszt Musik, und ging dann zurück
nach New- York, wo er sich als Componist, Pianist und Lehrer bald ausge-
breiteten Ruf erwarb.
Massaini, Tiburce, Augustinermönch, fruchtbarer Kirchencomponist, ist
zu Cremona in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geboren. Nachdem er
seine Gelübde abgelegt hatte, erhielt er eine Kapellmeisterstelle an der Kirche
St. Maria del Popolo in Rom. 1580 ging er nach Prag in den Dienst des
Kaisers Rudolph IL, kehrte aber bald nach Rom zurück, wo er noch 1605
lebte. Seine sehr zahlreichen mehr- und vielstimmigen Compositionen: Madrigale,
Motetten, Psalmen, Messen u. s. w., wurden in Venedig in den Jahren 1567
bis 1607 veröftentlicht. Madrigale von i\I. finden sich in den Sammlungen
•aMelodia Olimpica di diversi eccellentis simi musiciv. (Antwerpen, 1594) und
-oPardiso musicale di Madrigali et canzoni a cinque voci« (1596). Abbe Santini
2ß4 Massart — Masutto.
in Korn besitzt die Partituren im Manuscript von mehreren vier-, fünf- und
achtstimmigen Werken.
Massart, Lambert Joseph, Violinist und Professor des Violinspiels am
Pariser Conservatorium, stammt aus Lüttich, wo seine Eltern und Vorfahren
schon als Musiker thätig waren, ebenso wie drei seiner Brüder. Er selber
wurde wegen seines Talentes von seinem Lehrer Delaveu in Protection genommen,
und nach Paris geführt, wo er, vom König der Niederlande Wilhelm I. mit einer
Pension bedacht, seine Studien bei R. Kreutzer vollendete. In den Concerts
spirituels Hess sich M. unter vielem Beifall wiederholt hören; widmete sich
dem Unterricht, und erlangte bald den Ruf eines der besten Violinlehrer. Zu
seinen Schülern gehören Henri Wieniawski, Isidor Lotto, Victor Cheri u. a.
Massart, Louise Aglae, geb. Mnsson, Gattin des Vorigen, eine der be-
deutendsten Ciavierspielerinnen der Gegenwart in Paris, ist daselbst am 10. Juni
1827 geboren und trat 1838 ins Pariser Conservatorium. Sie erhielt daselbst
im Jahre 1840, eben dreizehn Jahr alt, sehr glanzvoll den ersten Preis. Nach-
dem sie auch öffentlich gespielt, ernannte sie die Herzogin von Orleans zu ihrer
Hofpianistin. In Paris errang L. M. zahlreiche und glänzende Erfolge, die ihr
auch an anderen Orten nicht gefehlt haben würden; doch unternahm diese höchst
bedeutende Künstlerin niemals Kunstreisen. Ihr Spiel vereinigte in seltener
Weise Kraft mit Grazie, Glanz und Poesie; als unterrichtete Musikerin bequemt
sie sich den Stilen der verschiedensten Meister an. 1875 übernahm L. M. die
Classe der Mdme. Farrenc am Conservatorium,
Masset, Nicolas Jean Jacques, Violinist und Sänger, geboren zu Liege
am 27. Januar 1811, wurde auf dem Pariser Conservatorium gebildet. Habeneck,
Seuriot, lelensperger, Dourlen, Benoist waren seine Lehrer. Nachdem er als
Violinist zwei Jahre am italienischen und am Varietes Theater thätig gewesen
war, übernahm er an dem letzteren die Orchesterdirection. In dieser Zeit gab
er mehrere Violincompositionen heraus ; mehrere Fantasien (Habeneck und dem
König Leopold I. gewidmet), ein Concert mit Orchesterbegleitung, Six eaprices,
einiges für Flöte und zahlreiche Romanzen, die theilweis beliebt waren. Im Be-
sitze einer schönen Tenorstimme, gab M. dem Drängen seiner Freunde nach
und betrat am 19. September 1839 die Bühne der Opera Comique, in der Rolle
des Marcel, (La Seine d^un jour) von Adam für ihn geschrieben. Seine Erfolge
erhielten ihn, trotz seiner Abneigung für dieselbe, bis 1852 auf der Bühne,
Von 1845 — 48 befand er sich in Italien, 1850 in Madrid; sonst blieb er Paris
getreu, wo er sich auch nach seinem Rücktritt von der Bühne als Gesanglehrer
etablirte , aber ein Jahr später einem Ruf als Musikdirektor des kaiserlichen
Hauses nach St. Denis folgte. Er veröflfentlichte seitdem Vocalisen und Gesänge.
Masson, Charles, Kapellmeister der Kathedrale Chrdons-sur-Marne gegen
1680, später au einer Jesuitenschule zu Paris, gab ein, seiner Zeit geschätztes
Werk heraus >^Nouveau traite des regles pour la composition de la musique, par
leq_ueVon apprend facilement ä faire tcn chant sur des paroles, ä composer ä deucc,
trois et quatre parties, et ä chiffrer la hasse continuea (Paris, 1694, 1699, 1705;
Amsterdam, 1738). M. starb gegen 1705.
Massoneau, Louis, Violinist, geboren zu Cassel in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts, war Schüler von Heuze, und in der Composition von Rode-
wald. Er war erster Violinist des Landgrafen von Hessen, Direktor der akademi-
schen Concerte in Göttingen, erster Violinist in Frankfurt a. M. und in Mecklen-
burg-Schwerin. 1818 und 1819 erregte er noch in Hamburg und in Ludwigslust
Aufsehen durch seinen mächtigen Ton. Seine Compositionen bestehen in Sinfo-
nien, einem Violinconcert, Quartetten, Duos für zwei Violinen u. a., veröffentlicht
durch Andre in Offenbach.
Masntto, Giovanni, italienischer Schriftsteller, Direktor der Volksschulen
für Mu.-sik in Venedig, ist Redakteur der Zeitschrift »Za Volontär und gab die
historische Abhandlung heraus: »La Musiea della sua origine et della sua storiaa
(Dritte Auflage, 1878),
Materua — Mathieu. 265
Materua, Am alle Friedrich- ist zu St. Georgen einem Marktflecken in
Steiermark 1847 geboren. J)er Vater, Lehrer des Orts, führte sie früh in die
Musik ein, und seit ihrem neunten Tjcbensjahre sang sie schon Solopartien in
den Kirchenmusiken. Nachdem sie kaum das zwölfte Jahr zurückgelegt hatte,
starb der Vater. Der älteste Bruder wollte sie zur Sängerin ausbilden lassen,
und ging mit ihr nach Wien zu dem bekannten Professor des Gesangs Genti-
luomo. Diesem gefiel die Stimme zwar sehr gut, aber für das geringe Honorar,
das der Bruder bieten konnte, wollte er die Ausbildung nicht übernehmen.
Amalie ging nun zu einem Bruder nach St. Peter in Obersteiermark, und nach-
dem der älteste Bruder Telegraphenbeamter in Graz geworden war mit der
Mutter zu diesem. Hier wurde sie durch den Theaterdirektor Czernitz veran-
lasst, am Thaliatheater in der Operette aufzutreten und damit war ihre fernere
Laufbahn bestimmt. Sie sang zwei Jahr in Graz und ging dann an das Carl-
theater in Wien. Hier studirte sie unter Heinrich Proch privatim Partien der
grossen Oper, und 1869 sang sie mit glänzendem Erfolg die Selika in »Die
Afrikanerina im Hofoperntheater und wurde darauf sofort engagirt. Ihren
Weltruf verdankt sie ihrer Darstellung der Bruubilde in den Bayreuther
Vorstellungen des »Nibelungenringes«. Frau Materna ist mit dem Schauspieler
Carl Friedrich verheiratet.
Mathias, Georg Amadee Saint Clair, Componist, Pianist ersten Ranges
und ausgezeichneter Lehrer des Ciavierspiels, war langjähriger Schüler Chopins
und auch Kalkbrenners und übertrug Methode und Stil dieser beiden berühmten
Clavierspieler auch auf seine Schüler. M. übernahm am Conservatorium die
sehr in Misscredit gekommene Classe Laurent und brachte dieselbe wieder zu
Ehren durch die treftlichen Pianisten, die aus derselben hervorgingen. Auch
als Componist ist M. hervortretend. Seine zahlreichen Compositionen sind gehalt-
voll und mit Geschmack geschrieben. Es sind: eine Sinfonie für grosses
Orchester; mehrere Ouvertüren; ein Clavierconcert mit Orchester; viele Trios;
fünf sinfonische Stücke für Ciavier, Violine und Violoncell; ytTrois Esquisses
d' apres Goethe, ä quatre mains«; y>Älle(/ro symphonique». ; j>Alleqro appasionata<s. ;
»Trois suites de romances sans parolesf ; viele Ciavierstücke; »24 Eludes de style
et de mecanisme en deux livres. Op. 28«; ^10 iltudes de genre. Op. 10«. Diese
Werke erschienen Paris bei Brandus, Hartmann, Heugel, Richault, Flaxland.
Mathias, Hermann, mit dem Beinamen Verrecorensis, wol der latinisirte
Name eines Ortes, ist als deutscher Musiker des 16. Jahrhunderts anzusehen.
Lateinische vierstimmige Gesänge von ihm sind aufgenommen in die Sammlungen
Selectissimae nee non familiaiKssimae contionesa etc. Augustae Vindelicorutn,
Melchior Kriesstein. excudehat 154(K Kl. in 8" obl. Ist wahrscheinlich identisch
mit Mathias, Hermann (p. 155).
Mathieu, Giovanni Battista, geboren am 2. Januar 1762 zu Billone
in Auvergne, trat 1779 als Schüler in das Musikchor der französischen Garde.
Er blies Serpent, gewann aber später auch soviel Fertigkeit im Gesang und
Guitarrenspiel, dass er in diesen Zweigen TJnterrieht ei'theilen konnte. Bald
wurde M. als Serpentist an der Kirche St. Eustache angestellt, und auch als
Lehrer des Gesanges an das neuerrichtete Conservatorium berufen. Den Musik-
unterricht am Blindeninstitut übernahm er ebenfalls, und schrieb für die Schüler
daselbst die kleine Oper »ia Ruse d' Aveugles«. 1809 ging M. als Kapellmeister
der Kathedrale nach Versailles, in welchem Amte er dreissig Jahre verblieb.
Er schrieb fünf Messen und viele Motetten die in den Kirchen von Paris zur
AuÖuhrung gelangten. Ferner schrieb er gegen 10,000 Gesangsübungen, und
ein Buch über den Cantus planus, das zu den instruktivsten und besten
dieser Gattung gehört. Der Titel desselben ist: •aNouvelle methode de piain-
chant ä Vusage de toutes les eglises de France, traitant de tout ce qui a rapport
ä Voffice divin ä Vorganiste , aux chantres, aux enfants de choeur; contenant
un abrege du plain-chant ancien ; precedee d'iine notice historique etc.» (Paris,
Auge, 1838, 12^). Mathieu übersetzte auch das Wei*k des Glarean nDode-
266 Mattei — Mattei.
cachoniorm ins Französische, und übertrug die in dem Werke enthaltenen
Musikstücke in Partitur.
Mattei, Saverio, Advokat und ausgezeichneter Schriftsteller, geboren in
Calabrien 1742, wohnte lange Zeit in Padua und starb in Neapel 1802. Er
gab ein sehr gut geschriebenes Buch heraus vDissertazioni preliminari alla
traduzione de^Salmia (Padua, 1780, 8. Bd.); der letzte der Bände enthält eine
Correspondenz des Autors mit Metastasio, über die Musik der Alten. Zwei
andere Schrift chen sind: i>Se i maestri di capella sono compresi fracjli artigiani<s,
und DÄneddoti secreti della vita dell ah. Piefro Metastasio, colla storia deM progresso
della poesia e musica teatrale, memoria storico satirico curiosa; Golle Amenoa
(ohne Namen und Datum). — Memoria per la hlblioteca musico fondata fiel öonser-
vatorio della Pietda (Neapel, 1795, in Ü^).
Mattei) Abbe Stauislao, Kirchencomponist und Lehrer des Contrapunkts
am Lyceum der Musik zu Bologna, in welcher Stadt er am 10. Februar 1750
geboren wurde. Sein Vater betrieb das Schlosserhandwerk und M. wurde in
die Arraenschule geschickt, die nothdürftigsten Kenntnisse zu erwerben. Nach-
dem der Knabe, jedoch durch Zufall, einmal in die Kirche der Franziskaner
gekommen war, in welcher täglich der Gottesdienst mit Musik begleitet wurde,
suchte er diese Kirche so häufig auf, dass Pater Martini, der berühmte Contra-
punktist, ihn bemerkte und sich für ihn interessirte, auf welche Weise dann
Mattei in dessen Kloster aufgenommen wurde. Er studirte nun Theo-
logie und Philosophie, legte mit 16 Jahren die Grelübde ab, und empfing mit
21 Jahren die priesterlichen Weihen. Seit seinem Eintritt ins Kloster hatte
er gleichzeitig mit den anderen Studien die Musik unter des berühmten Pater
Martini, seines Gönners, Anleitung betrieben, dem er aber auch mit zärtlicher
Dankbarkeit ergeben war, und den er in seinen letzten Lebensjahren unterstützte
und pflegte wie ein Sohn. Pater Martini vermachte ihm seine Bücher und
Schriften, zu welchen auch seine unvollendete Geschichte der Musik gehört, die
aber nicht durch M. fertig gestellt wurde, der sich dieser Arbeit vielleicht nicht
gewachsen fühlte. M. folgte seinem gelehrten Vorgänger in dem Amte des
Kapellmeisters der Franziskaner, das er eigentlich seit 1770 schon ausfüllte.
1776 trat er zuerst mit eigenen Compositionen hervor, deren er ziemlich viele
schrieb und die in Messen, vier-, sechs- und achtstimmigen Motetten, Hymnen,
Psalmen u, a. Kirchengesängen bestehen. Der grösste Theil ist in Bologna in
der Bibliothek St. Georg aufbewahrt, nur einige Copien derselben befinden sich
in Pom in der Bibliothek des Pater Santini. Als 1798 die Klöster aufgehoben
wurden, ging M. nach Bologna zurück und lebte dort mit seiner alten Mutter.
Er suchte seinen Unterhalt durch Unterrichtertheilen in der Composition, und
erlangte hierin bald weit verbreiteten Ruf, so dass Schüler von nah und fern
zum Abbe M. wanderten. Mehrere Anträge als Kirchenkapellmeister, lehnte er
ab um in Bologna zu bleiben, nahm aber eine solche Stellung in seiner Vater-
stadt an der Kirche St. Petrone gern an. Als 1804 in Bologna das Lyceum
der Musik errichtet wurde, übernahm er an demselben den Unterricht des Contra-
punkts. Zu seinen hervorragenden Schülern gehörten hier Rossini, Morlacchi,
Donizetti, J. A. Perotti, Robuschi, Palmerini, Bertolotti, Corticelli, Nancini,
Tadolini, Tesei, Pilotti. Der Letztere folgte ihm in seinem Kapellmeisteramt.
Nach dem Tode seiner Mutter lebte M. in dem Hause seines Freundes Batistini,
Pfarrer von St. Katharina und verbrachte dort seine letzten Lebensjahre, aus-
schliesslich mit dem Unterricht seiner Schüler und mit schriftlichen Arbeiten
beschäftigt. Er starb daselbst am 17. Mai 1825 und wurde ehrenvoll bestattet.
Er war Mitglied (von 1791 — 94 Präsident) der Philharmonischen Gesellschaften
in Bologna und auch anderer gelehrten Gesellschaften. Ausser seinen Composi-
tionen verfasste er ein Lehrbuch: y>Pratica d'accompagnamento sopra hassi nume-
rati et contrappunti a pik voci sulla scala ascendente, magyiore et minore con
diverse fughe a quattro e ottoa (Bologna, Cipriani, 1825 — 30). Aber weit da-
von entfernt ein System aufzustellen, giebt M. in demselben nur Regeln des
Mattci — Matthison-Hansen. 267
Contrapunktes, wie sie ihm überkommen sind, nebst Beispielen, ohne sich auf
principielle Erklärungen einzulassen. Ein Porträt M.'s von Capuri wurde in
Bologna herausgegeben, ein zweites von Romagnoli der Biographie M.'s ange-
lugt » Vita di Stanislao Mattet scritta da FiUpiio Canuti avvocato, alV Academia
Filarmonico di Bologna dedicafa« (Bologna, 1829 in H^).
Mnttei, Tito, italienischer Pianist und Componist, geboren zu Campobasso
am 24. Mai 1811, begann unter seines Vaters Leitung mit vier Jahren Cluvier
zu spielen, und konnte schon nach wenigen Jahren öffentlich auftreten. Bald
darauf wurde er in Neapel der Schüler Thalberg's. 1853 Hess sich M. unter
beifälliger Aufnahme in Paris, in London und in Deutschland hören, und nahm
dann Wohnsitz in London. Hier gehört er zu den vom Publicum bevorzugtesten
Künstlern. J]r ist als Ciavierspieler, Orchesterdirigent und Componist thätig.
Ein Clavierconcert mit Orchesterbegleitung, Romanzen und (jresänge, und die
Musik zu einem lyrischen Drama »Maria di Ganda wurden sehr günstig auf-
genommen. Einen ganz allgemeinen Erfolg erzielte der Walzer »Ze Tourbillona
und einige italienische Gesänge, wie r>Non e verv ; -nNon torno»; »La Pescav.
Gegen vierzig Clavicrstücke erschienen bei Alph. Leduc in Paris.
Matthäi, Conrad, ein Componist der altpreussischen Schule, ist 1610 zu
Braunschweig geboren und war ein Schüler von Heinrich Grimm in Magdeburg.
Er studirte in Königsberg in Preussen die Rechte, wurde Dr. juris und übte
darauf in seiner Vaterstadt das Amt eines Advokaten. Doch verliess er die
juristische Cariere und 1654 finden wir ihn als Cantor an der Altstädtischen
Kirche in Königsberg. 1667 scheint er verstorben oder von Königsberg ver-
zogen zu sein. Seine Compositionen, deren noch mehrere in der Bibliothek in
Königsberg aufbewahrt sind, erweisen ihn als bedeutenden Contrapunktisten der
altpreussischen Schule, deren Haupt Joh. Eccard ist. M. veröffentlichte ein
treffliches theoretisches Werk: »Bericht de modis musicis aus den besten und be-
währtesten autoribus der Musik zusammengetragen« (Königsbei'g, 1652), dessen
eigentlicher Verfasser indess nach der zweiten Vorrede Heinrich Grimm ist.
Mattheiä, Nicolas, italienischer Violinist, der sich während der Regierungs-
zeit Charles II. in London niederliess. Er kam sehr arm nach London und
verscherzte sich auch die Gunst des Hofes, vor welchem er spielte, durch un-
gemessenen Stolz. Es gelang ihm aber dennoch, besonders als Lehrer, sehr in
Aufnahme zu kommen. Er schrieb für seine Schüler Lectionen, deren Ab-
schriften sehr gesucht waren, weshalb er sie in Kupfer stechen Hess und an
dieselben direct verkaufte, und das Exemplar mit fünf oder sechs Guineen be-
zahlt erhielt. Es waren mit die ersten gestochenen Musikstücke die in Eng-
land gangbar wurden, und M. erwarb durch diesen Verkauf und seine Stunden
ein bedeutendes Vermögen. Der Titel des Werkes ist: »Ayres for the violin
to wit: prehides, fuguen, allemandes, sarabands, coiirants, gigues, fancies, and like
tcise other passages, introductions for single and double sfops. M. Hess auch ein
ähnliches AVerk für Guitarre stechen. Seine Violincompositionen, Concerte u. s. w.
blieben ungedruckt.
Mattheis, Nicolas, Sohn des Vorigen, geboren zu London, wurde von der
frühesten Kindheit an von seinem Vater im Violinspiel unterrichtet, und machte
sehr schnelle Fortschritte. 1717 kam er nach Wien als erster Violinist der
kaiserl. Kapelle. Später ging er nach Böhmen, wo er 1727 noch in Prag
weilte. Hier componirte er, wie es das Titelblatt bezeugt, die Balletmusik zu der
Oper Costanza e Fortezza von Fux, des damaligen Kapellmeisters, der diese
Oper zu den Krönungsfeierlichkeiten Carl VII. schrieb. M. kehrte jedoch wieder
nach England zurück, wo ihn 1737 in Shrewsbury Burney kennen lernte und
von ihm Unterricht in der Musik und der französischen Sprache erhielt. B. ver-
sichert, dass M. Corellische Sonaten bewundernswürdig spielte. M. starb in
Shrewsbury 1749. In Amsterdam erschien von ihm: »Arie cantahile a violino
solo e Violoncello o basso continuoa.
3Iatthisou-Uaasen; s. Hansen.
268 Mattioli — Mayr.
Mattioli, Pater Andrea, Barfüsser Mönch, geboren zu Faeuza gingen 1617,
gehörte erst als Chordirektor zur Kathedrale von Smola und wui'de später
Stiftsherr und Kapellmeister des Herzogs von Mantua, in welcher Stellung er
sich noch 1671 befand. Seine Werke bestehen in 1, 2, 3, 4, 5 und 6stimmigen
Kirchencompositionen und fünf Opern, die in den Jahren 165U — 66 in Ferrara
aufgeführt wurden.
Maug-ars, Andre, berühmter Viola da Gambaspieler, lebte zu Paris in
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er gehörte zur Musik des Cardinal
Richelieu, und erhielt, nachdem er 1623 in England gewesen, den Titel E.ath,
Secretär u. s. w. Aus England brachte er die Abhandlung Bacon's »De augmeniis
scientiariima mit, welche er ins Französische übersetzte und unter folgendem
Titel herausgab: riLe progres et avancement aux sciences divines et kumainesa (Paris,
1624). Zu seinen Schriften gehört auch: nUesponse faite d'un curieux sur le
sentiment de la musique d'Italie, escrite ä Homea. (Paris, 1. October 1639 in 8'').
Wieder abgedruckt unter dem Titel: -DDiscours sur la viusique d'Ifalie et des
aperas, dans le Recueil de dirers traites d'kistoire de morale et d\eloquence<i (Paris,
1672, in 12^). Ernest Thoinan veranstaltete 1865 eine neue Ausgabe dieser
Schrift M.'s, versehen mit biographischen Nachrichten über den Autor unter
folgendem Titel: nMaugars, celebre joueur de viole, musicien du Cardinal de
Jiichelieu, conseiller secretaire, interprete du JRoi en langue anglaise, traducteur
de F. Baeon, prieur de Saint- Pierre Eynac; sa biographie, suivie de sa Response
faite ä un curieux sur le sentiment de la musique d'Italie, escrite ä Rome le
premier act. 1639 avec notes et eclaircissements par Er. Tkoi7ian<t (Paris, Claudin,
1865). Wurde nur in hundert Exemplaren ausgegeben.
Maurer, Franz Anton, Bassist, geboren zu Poelten bei Wien 1777, wurde
daselbst im Seminar aufgenommen, und erhielt in Baron Swieten einen Gönner,
der ihm eine musikalische Erziehung geben liess. Er hatte sich schon durch
mehrere kleinere Compositionen bemerkbar gemacht, als er 1797 am Schika-
neder'schen Theater als Sarastro in der Zauberflöte zum erstenmale auftrat,
und mit seiner brillanten Bassstimme die bis zum Contra F reichte, glänzenden
Erfolg hatte. 1800 ging M. nach Frankfurt, dann nach München, wo er an
einem hitzigen Fieber am 19. April 1803 starb. Er schrieb zwei kleine Opern
und Arien und Scenen, die bei Weigl in Wien und Andre in Offenbach erschienen.
Maurer, Ludwig Wilhelm (VII, 100), starb am 25. October 1878. Seine
beiden Söhne Wsevolod und Alexis, geboren in Petersburg, Violinist und Cellist,
Schüler ihres Vaters, concertirten in Deutschland und kehrten dann nach
Petersburg zurück.
Maxaut, Joh. Nepomuk Adalbert, ausgezeichneter Organist Böhmens,
geboren zu Rosenberg bei Diwicz in Böhmen, war Schüler des Oi'ganisten Rokos
und Koprziwa, einer der besten Schüler des berühmten Segert. Nachdem M.
an mehreren Klöstern thätig gewesen war, erhielt er 1776 in Friedberg eine
Stelle als Schulrektor und Chordirektor, und bildete hier eine Reihe vortreff-
licher Organisten, die in Böhmen thätig sind. Von einigen zwanzig seiner
Messen, ist nur eine in Linz gedi'uckt worden. Er schrieb ausserdem Motetten,
Gesänge und Orgelstücke.
Maxyllewicz, Vincent, polnischer Componist, geboren 1685, starb als
Kapellmeister der Kathedrale in Warschau am 24. Januar 1745. Einige seiner
Compositionen bewahrt die Bibliothek der Kathedrale in Krakau auf.
Maylath, Heinrich, geboren in Wien am 4. December 1833, vortrefflicher
Pianist, ging 1867 nach New-York, nachdem er seit 1863 bedeutende Kunst-
reisen untei-nommen hatte. In New-York zählt er zu den geachtesten Lehrern.
Mayr, Rupert Ignaz, Kapellmeister des Bischofs von Freisingen, geboren
zu Schardingen um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Nachdem er zu Eichstadt,
zu Ratibor und zu München in der Kapelle des Kurfürsten als Violinist an-
gestellt gewesen, trat er 1666 in den Dienst des Bischofs von Freisingen. Er
starb in jenem Amte 1716. Folgende seiner Compositionen sind gedruckt:
\
Mazns — Mazzucato. 269
1) -aPalestra musica«, dreizehn Sonaten für zwei, drei und vier Stimmen, ein
Lamento für fünf St. (Augsburg, 1674, in fol.): 2) r>'25 0//'ertoria domin icaliaa,
Motetten für vier und fünf coucertirende Stimmen, zwei Violinen, drei Posau-
nen oder Violinen und Bass continuo: Ij) «Sacri concentus psalmorum, antipho-
uaritm piarum cantionum, ex sola voce et iliversis inslrumenlis cojnjiosida (Ratis-
lionae, 1681, in 4"); nPi^almodia hrevis ad vesperas toHti-s- anniu, für vier Stimmen,
zwei Violinen, drei Violen oder Trorabonen und Bass continuo.
Mazas, Jaques Fereol (VII, 103), ist zu Beziers (nicht Lavaux) am
23. September 1782 geboren.
Mazooehi, Dom i nie, und
Mazocchi, A irgilio (VII, 103), sind in Civita-Castellana geboren.
Mazziugrhi, Joseph, Pianist und Componist, wurde in London 1765 als
Sohn italienischer Eltern geboren und erhielt den ersten Unterricht von seinem
Vater, der Organist an der portugiesischen Kapelle war. Später erhielt er
von Christian Bach, Bortolini, Saccliini und Anfossi Unterricht. Seine Fort-
schritte waren schnell hervortretend. Nachdem er, nach dem Brande des Theaters,
die Partitur der Oper »Locando« von Paisiello, aus dem Gedächtniss nur mit
Hülfe der Gesangstimmen in Partitur gesetzt hatte, ehe eine neue aus Italien
anlangte, componirte er eine eigene italienische Oper -nll Tesoro«. Von 1791
an schrieb er fünfzehn englische Opei'n, Ballets und Melodramen in grosser
Anzahl. Im Ciavierauszug erschienen drei Ballets: Paul und Virginie; die drei
Sultane; Sappho; und die komische Oper »Die schöne Arsena«. M., der auch
Ruf als Ciavierlehrer besass, erwarb in London bedeutendes Vermögen und wurde
von Georg III. in den Grafenstand erhoben. Er zog sich später nach Bath
zurück, wo er am 15. Januar 1854 starb. Gedruckt sind von seinen übrigen
Compositionen: 67 Ciaviersonaten in 21 Heften (bei Clementi, Dalmaine, Broderip),
drei Quartette. Ciavier, Flöte, Violine, Alt, op. 3 ibid. Eine Sinfonie für zwei
Violinen, Flöte, Alt und Bass, Op. 41. Stücke für zwei Clarinetten, zwei
Flöten, zwei Fagotte, zwei Hörner, Trompete, Serpent und Posaune, Op. 33. Ferner
t>Tyro Musicus heing a complete introduction to the pianoforte (Clementi, London).
Mazzoui, Antonio, dramatischer und Kirchencomponist, ist 1718 in
Bologna geboren ; war Schüler von Predieri und wurde schon jung Kapellmeister
an verschiedenen Kirchen. Er lebte eine Zeitlang in Madrid und Lissabon, in
Petersburg und in Kopenhagen und schrieb für die betreffenden Theater Opern,
kehrte aber immer wieder nach Bologna zurück, wo er bereits 1743 Mitglied,
und 1773 Präsident der Philharmonischen Gesellschaft wurde. Er übernahm
daselbst auch die Kapellmeisterstelle, erst an der Stiftskirche des Lateran und
dann an der Kathedrale St. Peter. Daneben componirte er Kirchenmusik und
zahlreiche Opern für italienische Theater. Die Bibliothek des Lyceuras in
Bologna besitzt Compositionen von ihm, auch befindet sich in der königlichen
Bibliothek in Kopenhagen eine achtstimmige Messe und ein »Laudate pueri« für
eine Stimme und Orchester.
Mazzucato, Alberto, italienischer Tonkünstler, geboren am 28. Juli 1813,
zu Udino. starb als Direktor des Conservatoriums zu Mailand am 31. Dec. 1877.
M. erhielt schon früh Musikunterricht, besuchte aber die L^niversität Padua um
Mathematik zu studiren und kehrte dann aus Neigung ganz zur Musik zurück.
Sein Lehrer war Bresciani. M. schrieb sieben Opern, mit denen er kein Glück
hatte. Ausserdem veröffentlichte er noch Gesänge (Ricordi, Mailand), und
schrieb eine Messe und die Hymne »Roma«. 1872 wurde er Direktor des Con-
servatoriums. nachdem er demselben als Lehrer 33 Jahre angehört hatte. Als
Schriftsteller und Kritiker hat er, der ein wol unterrichteter Tonkünstler war,
in Italien einen höchst vortheilhaften Einfluss ausgeübt. Er war Redakteur
der »Gazetta musicale« in Mailand, auch des »Giornale della Societä del Quar-
tetto«. Ferner bereicherte er die italienische Literatur durch Uebersetzung der
Gesangschule von Garcia, Harmonielehre von Fetis, Instrumentationslehre von
Berlioz, i>Hygiene du chanfeurv , de M. L. A., ''Abc daire vocah von Panofka,
270 "* Meckenheuser — Meerons.
und des eigenen AVerkes »Atlas der alten Musik«, mit einer Vorrede für die
Schüler der Geschichte und Philosophie der Musik.
Meckenheuser, Jacob Georg, Hoforgauist zu Quedlinburg, geboren zu
Goslar 1660, war Organist des Klosters Hammersleben, wo er sich mit Mathe-
matik beschäftigte. Er gab das Werk heraus: »Die sogenannte allerneueste
musikalische Temperatur, oder die von den Herren Kapellmeistern Bümlern und
Mattheson communicirte 12 rational gleiche Toni minores oder seraitonia«,
1727, in 4", 8 Blätter.
M<;dard, Nicolas, Lautenmacher, der zu Nancy in den letzten Jahren des
17. Jahrhunderts lobte. 1701 Hess er sich in Paris nieder. In London be-
findet sich eine Violine von ihm, gezeichnet Pariisis 1700. Er imitirte die
Amati Geigen.
Mederitsch oder Medritscb, Johann, mit dem Beinamen Gallus, dessen
eigentlicher böhmischer Name aber Megdrzicky ist (auf deutsch »Hahn«),
wurde zu Nimburg an der Elbe gegen 1765 geboren und studirte Musik in
Prag und Wien. Als Ciavierspieler und Componist hatte er gegen Ende des
18. und Anfang des 19. Jahrhunderts Erfolge. 1794 ging er als Kapellmeister
nach Ofen, kehrte aber schon 1796 nach Wien zurück. Hier wurden vier seiner
Opern mit Erfolg aufgeführt; eine fünfte auf dem Schikanederschen Theater 1797
zuerst aufgeführt, war von ihm in Gemeinschaft mit Winter componirt: »Die
Ruinen von Babylon«, gedruckt in AVien, Oflfenbach, Leipzig, Braunschweig.
Ausserdem schrieb M. die Musik zur Tragödie »Macbeth« und anderen Dramen,
und gab bei Artaria in Wien und Andre in Offenbach heraus: Zwei Ciavier-
quartette, Sonaten für Ciavier und Violine, Trois sonates dialoguees für Ciavier
und Violine. In Traegs Catalog in Wien 1799 sind noch Clavierconcerte,
Kammer- und Kirchenmusik und Compositionen für Männerchor verzeichnet.
Medici, Ferdinand von, Prinz von Toskana, Sohn des Grossherzogs
Cosimo III., geboren 1663, starb am 30. October 1713. Er war einer der eif-
rigsten fürstlichen Pfleger und Förderer der Tonkunst, zog viele Componisten
an seinen Hof, die er mit der Composition von Opern, Oratorien und anderen
Werken betraute und auch sonst förderte. Es gehören zu diesen: Scarlatti,
Perti, Händel, Clari, Pasquini, Palaroli, Della Porta, Mancini, Lucatelli, Mon-
tuoli. Auch Cristofori lebte an seinem Hofe, der 1709 das erste Pianoforte
construirte. Leto Puliti publicirte (in den Akten der königl. Musikakademie
zu Florenz im 12. Jahrgang) das Schriftchen: r> Delta vita del Serenissimo Fer-
dinando dei Medici gran-principe di Toscana e^della origine del piano-f ortet.
Meerens, Charles, Violoncellist und musikalischer Schriftsteller auf dem
Gebiete der Akustik, geboren in Brügge in Belgien am 26. December 1831
als Sohn eines auf der Flöte, Guitarre und Violine geschickten Virtuosen. 1845
kam er mit seinem Vater nach Antwerpen, und erhielt dort J. Bessem als
Lehrer des Cellospiels. In Gent untei'richtete ihn Dumont, worauf er nach
Brügge, 1855 aber nach Brüssel ging und am Conservatorium daselbst noch
unter Servais studirte. Nachdem er sich auch öffentlich producirt hatte, trat
er in das, von seinem Vater errichtete Ciaviermagazin ein, und beschäftigte sich
nun hier in der Folge sehr angelegentlich mit physikalisch-mathematischen
Untersuchungen, welche zur musikalischen Kunst in Beziehung stehen. Es
entstanden die folgenden Schriften: 1) »Ze Metrometre, ou Moyen simple de
connailre le degre de vitesse d'un mouvement indiquev- (Bruxelles, Schott, 1859);
2) ^Instruction elementaire du calcul musical et pJiilosophie de la musiquea (Brüssel,
Schott, 1864, Broschüre in 8°); 3) r>Phenomenes musico-physiologiquesu. (id. id.,
1868, Broschüre in 8^*; 4) i> Hommage ä la memoire de M. Delezenne, examen
analytique de ses precieuses experiences d^aooustique musicalea (id. id., 1869,
Broschüre in 8*^); 5) y>Le Diapason et la notation musicale simplißeea (id. id.,
1873, Broschüre in 8''); 6) »Memoire sur le diapason, adresse a V Institut national
de Genevea (id. id., 1877, Broschüre in 8*^); 7) nPetite Methode pour apprendre la
musique et le piano en peu de temps, d'apres le Systeme de notation musicale
Meerts - Möhul. 271
simplißeca. M. ist corresjiondirendes Mitglied des National-Instituts zu Genf
und zu Palermo.
Meerts, Lambert Joseph, Professor des Yiolinspiels am königl. Con-
servatoriura zu Brüssel, ist geboren daselbst am 6. Januar 180U. Ursprün<.'lich
für den Handelsstand bestimmt, und die Musik nur zum "Vergnügen betreibend,
konnte er bei veränderten Glücksumständen seine Kenntnisse alsbald verwerthen,
indem er vierzehn Jahr alt, als Repetitor und erster Violinist am Theater zu
Antwerpen angestellt werden konnte. Er wurde hier Schüler von Fridzeri und
bei mehrfachem Aufenthalt in Paris, von Habeneck, Lafont, Baillot. Nach
Brüssel zurückgekehrt, widmete er sich dem Unterricht, und trat 1H28 als Solo-
violinist in's Orchester. Iin Concert Hess er sich mit Beifall hören. Obgleich
er schon einige Concerte, Fantasien und dergl. componirt und mit Beifall vor-
geführt hatte, wurde er 1833 Compositionsschüler von Petis , Direktor des
Brüsseler Conservatoriums, an welchem M. 183;') als Lehrer eintrat und sehr
erfolgreich wirkte. Nach eingehender Beschäftigung mit dem Gegenstände, ver-
öfi'entlichte er eine Reihe durchdachter Lehr- und Studienwerke für Schüler
des Violinspiels, welche von den bedeutendsten Autoritäten anerkannt sind, und
deren ^Methode auch durch Warot für Cello, und Bernier für Contrabass über-
tragen worden ist. Es sind: 1) »Efudes pour violoti avec accomparjnement d'un
seconJ violon<i, 2 Theile (Mainz, Brüssel, Schott). Betrifft die Bogenführung;
2) y>Mt'canisme du violon^; 3) »Douze etudes considerees comme introductioii ä la
seconde partie du mecanisme du violon en ce qui regarde la double cordea; 4) »Trois
livraisons sur V Stade de la deuxieme de la quatrieme et de la sixieme positiona;
5) nDouze livraisons d'etudes de njfhmes sur des motifs de Beefhovetia ; 6) »Trois
etudes pour le style fugue et staccato«; Le mecanisme de Varchet en douze etudes
pour violon seuh; »Le travail journalier des jeunes solisfesa; nSix fugues ä deux
parties pour violon seula; "Trois etudes brillantes«. Sämmtlich Schott, Mainz
und Brüssel.
Megrerle, Abraham (nicht zu verwechseln mit Ulrich Megerle, Abraham a
Sancta Clara genannt), ein berühmter und fruchtbarer Tonsetzer, ist am 9. Febr.
1607 zu Wasserburg im Isarkreise geboren. Von Jugend auf für die Musik be-
geistert, machte er früh darin bedeutende Fortschritte. 1617 trat er als Kapell-
knabe in das Serviten-Kloster zu Insbruck, wo er vier Jahre blieb, dann wurde
er als Instrumentalist unter die Hofmusiker des Erzherzogs Leopold aufge-
nommen. Nach Beendigung seiner Studien trat er in den geistlichen Stand.
Als 1632 der Erzbischof mit dem Tode abgegangen war, ertheilte M. drei Jahre
lang Unterricht bei den Chorfrauen im adeligen Stift zu Hall und hier erwarb
er sich bereits Ruf durch seine Aufführungen von Kirchenmusik. In Folge
dessen wurde er vom Fürstbischof zu Konstanz zum Kaj)ellmei9ter der Kathe-
drale ernannt, und hier schloss er einen engen Freundschaftsbund mit dem
Grafen Carl von Fugger. Als der Kapellmeisterposten an der Erzbischötlichen
Kirche zu Salzburg erledigt war, zog man M. dorthin, und hier erwarb er sich
Ehren und Würden; er wurde Canonikus an der Kirche der heil. Jungfrau
Maria ad Nives, dann Canonikus und Scholastikus an der Collegiatkirche zu
Alt-Oetting in Baiern und endlich der römischen Kirche Protonotar und öffent-
licher apostol. Notarius juratus. 1650 ging er nach Wien, ward 1652 vom
Kaiser in den Adelstand erhoben, und starb zu Alt-Oetting am 29. Mai 1680
im 74. Jahre seines Lebens. M. hat an die 2000 Compositionen, theils gedruckt,
theils handschriftlich hinterlassen, »ohne die Schlagsachen (wie er selbst sagt)
und Spartituren, dabei ich auch mit genennet worden, die vielfältige »Arcana
Musica, auch Anagrammata, Logogrgphi, LabtjrintJn, Canones, Aenigmata Musica,
Aß Cdaria, Invoratio per nonima notarum et aliac plures picturae Äliimcaea.
M6hul, Etienne Nicolas (VII, 104), Pougin Biogr. des Mus. Supp. II,
S. 197 giebt nach Einsicht des Taufzeugnisses MehuTs, dessen Vorname als
Etienne Nicolas (nicht Etienne Henri) an, nach derselben Quelle ist auch der
Geburtstag M.'s am 22. (nicht 24. Juni) 1763.
272 ' Mehwald — Meinardus.
Mclnyald, Friedrich, geboren in Schlesien gegen 1802, besuchte das
katholische Gymnasium in Breslau, wo er später als Musiklehrer lebte. Er gab
die Biographie seines Lehrers heraus: Biographie Herrn Joseph Ignaz Schnabels,
weiland königl. Universitätsmusikdirektors, Domkapellmeisters, Lehrers am katho-
lischen Seminario u. s. w. (Breslau, 1831, zwei Blatt in 8"). M. war auch
Redakteur der schlesischen Musikzeitung in den Jahren 1833 — 34 (Breslau, Crantz).
Mei, Orazio (VII, 109), starb zu Livorno im October 1787.
Meibom, Markus (VII, 109), es existirt noch ein Schriftstück von ihm -nEpistola
de Scripforibus variis musieis, ad Marqxiardum Gudium<s., datirt 14. April 1667,
abgedruckt in den Episteln des Gudius (Utrecht, 1697).
Meifred, Joseph Emil, geboren zu Colmar am 22. Nov. 1791, starb zu Paris
am 29. Aug. 1867. Er kam mit 21. Jahren nach Paris ins Conservatorium, und bil-
dete sich zu einem vortrefflichen Hornisten aus. Hierauf nahm er Anstellung als
solcher erst am italienischen Theater und dann an der Oper. 1833 wurde am Con-
servatorium eine Classe für ihn eröffnet, die nach seinem Ausscheiden als Lehrer
der Anstalt 1865 wieder einging. M. hatte, nachdem das Cornet ä piston in
Frankreich eingeführt war, sich mit Verbesserungen dieses Instrumentes be-
schäftigt, die er auch herausfand. Sie bestehen in der Verlegung der Pistons
in die Nebenröhren, und in der Anbringung von kleinen Saugern in das Blase-
rohr. Diese Veränderungen stellte 1827 der Instrumentenmacher Labbaye her.
Ausser einigen Compositionen für Hörn veröffentlichte M. folgendes: nDe Veten-
due, de Vemploi et des ressources du cor en generale et de ses corps de recJiange
en particulier avec quelques considerations sur le cor ä pisfon« (Paris, Launer, 1829,
in 4^); y>Methode pour le cor ä deux pistons, a Vusage du Conservaioire de Parisa
(Paris, Richault); -aMethode de cor chromatique en particulier« (Paris, de Soye
et Comp., 1851, 8^. 16 pp. 2 planches); y>Quelques mots sur les chanyemenis
proposes pour la composition des musique d^nfanterien (Paris, 1852. 16*^. 32 jjp.).
Meinardus, Ludwig (VII, 110), ist am 17. Septbr. 1827 in dem kleinen
Hafenort Hooksiel a. d. Jahde geboren. Der Vater wurde später nach Jever
als Bentmeister versetzt und dort besuchte Ludwig das Gymnasium. Er glaubte
sich zur Theologie bestimmt und konnte doch die Neigung dazu nicht finden;
in diesen Kämpfen sprach der ältere Bruder das versöhnende Wort, in dem er
ihn, als für den Künstlerberuf bestimmt, erklärte. Bei seiner grossen Neigung zur
Musik war es leicht, ihn für diese zu gewinnen, und da keine Lehrer dafür am Oi'te
waren, half er sich mit Selbststudien so gut es eben anging, durch. Fink's
Musikalische Schulgrammatik und Albrechtsberger's Generalbassschule wurden
fleissig von ihm studirt. Doch machte es ausserordentliche Schwierigkeiten, die
Eltern mit dem gewählten Beruf zu versöhnen. Sie verlangten, dass er die
Virtuosenlaufbahn erwähle und so entschied er sich für das Violoncello, und
weil kein Lehrer desselben am Ort war, so musste der Stadtmusikus, ein guter
Violinspieler, einen solchen ersetzen. M. unterbrach seine Gymnasialstudien
und übte mit so grossen Eifer Violoncello, dass er sich schliesslich eine lang-
wierige Krankheit zuzog. Nach seiner Genesung Hess er sich bestimmen, seine
Gymnasialstudien wieder aufzunehmen, die er dann auch vollständig beendete.
Dann aber widmete er sich ausschliesslich der Musik. Bob. Schumann, an den
er einige seiner Compositionen gesandt hatte, bestimmte den Vater, den Sohn
nach Leipzig zum Besuch des Conservatoriums zu senden. Weihnachten 1846
ging der junge M. dahin ab, aber bereits nach ^/^ Jahren gab er das Conser-
vatorium auf und nahm Privatunterricht bei A. F. Riccius. 1849 wurde er
Hauslehrer bei einem Gutsbesitzer bei Potsdam, und 1850 ging er nach Berlin,
um noch den Unterricht bei Marx zu geniessen. Allein die Berliner Polizei
hielt ihn für politisch compromitirt und wies ihn aus. Er wandte sich nach
Weimar und trat in nahe Beziehungen zu Franz Liszt; da er indess dessen
mächtigen Einfluss zu spüren begann , ging er wieder von Weimar fort und
nahm eine Kapellmeisterstelle bei einer ambulanten Schauspielertruppe an, die
damals gerade in Erfurt weilte, und mit ihr ging M. auch noch nach Nord-
Mcissonnier — Meister. 273
hausen. Eine Erbscliaft , welche inzwischen der Vater angetreten hatte, er-
möglichte es, dass Ludwig seine Studien wieder aufnehmen konnte und bo ging
er, mit den nöthigen Legitimationspaiiiereu versehen, wieder nach Berlin zu
A. B. Marx. In dieser Zeit erschienen auch seine ersten Compositionen :
Eomanzen und Balladen Op. 3. 9. 11. Biblische Gesänge Op. 4. Ein Cyklu.s
Lieder aus Kückert's »Liebesfrühling« Op. 8. und mehrere Hefte Clavierstückc
Op. 1. 7. 10. 1853 wurde er Dirigent der Singakademie in Glogau in Schlesien,
die er zwölf Jahre leitete und auf eine hohe Stufe ihrer Leistungsfähigkeit
stellte. Hier componirte er für Chor »Deutsche Messgesänge« Op. 6. ein
Passionslied für Chor, Solo und Orchester Op. 19.; Frau Hill und Rolands
Schwanenlied Op. 22. Sein Oratorium: »Simon Petrus« wurde hier gleich nach Voll-
endung desselben zweimal hintereinander aufgeführt; noch in demselben Jahre
folgte eine Aufführung des Werkes in Berlin. Auch die Oratorien »Gideon«
und »König Salomo« entstanden in Glogau, ebenso der Entwurf einer Oper.
"Während dieser Zeit veröiTentlichte er 2 Hefte zweistimmige Lieder Op. 15;
eine Suite für Pianoforte Op. 16; 2 Sonaten für Ciavier und Violine, und
mehrere Hefte Lieder. Daneben war er als Kritiker für verschiedene Zeitungen
thätig. Mit besonderem Eifer studirte er die menschliche Stimme und ertheilte
erfolgreich Gesangunterricht. 1805 verliess er seine Stellung; er ging auf den
Rath von Julius Rietz nach Dresden und übernahm hier den Gesangunterricht
am Conservatorium. Neben einer Reihe von Compositionen veröffentlichte er
in dieser Zeit »Kulturgeschichtliche Briefe« und »Ein Jugeudleben«. 1874 er-
hielter den Ruf als Musikreferent des Hamburger Correspondenten nach Hamburg,
dem er folgte. Seine Oratorien wurden vielfach öffentlich aufgeführt: »Gideon«
in Oldenburg, Bremen und Dresden ; »König Salomo« in Elbeifeld, Oldenburg,
Varel und Petersburg; »Luther in Worms«, das er in Dresden componirte,
wurde in Weimar, Hamburg, Elberfeld und in Königsberg aufgeführt. Von
Compositionen aus der Hamburger Zeit sind zu erwähnen: ein kleines Concert-
stück »Baldurs Sieg« für Solo, Chor und Orchester; die Bearbeitung der Skizze
zu dem Concertdrama »Odone«: die Oper »Banchsa«; viele Kammermusikwerke
und Lieder. Bei Gelegenheit des 200jährigen Jubiläums der deutschen Oper
schrieb er eine Brochüre »Rückblick auf die Anfänge der deutschen Oper« und
für die Sammlungen von Vorträgen: »Mattheson, ein Lebensbild«.
Meissonuier, Autoine, geboren zu Marseille am 8. December 1785; kehrte
nach mehrjährigem Aufenthalt in Italien als guter Guitarrist nach Frankreich
zurück und Hess sich in Paris nieder. Er schrieb und veröfi'entlichte für dies
Instrument eine grosse Sonate, Variationen und Divertissements, auch ^^ Methode
simplißte pour la lyre ou guitarren (Paris, Siebert) und viele Romanzen. 1814
errichtete er in Paris eine Musikalien- und Verlagshandlung, die er einige
zwanzig Jahre hindurch führte. Er starb zu Suint-Germain-eu Laye bei Paris 1857,
Meissonnier, jeune, Joseph, Bruder des Vorigen, geboren zu Marseille
1790, Guitarrist, gebildet durch seinen Bruder, gab in Paris lange Zeit hin-
durch Unterricht im Guitarreuspiel und veröffentlichte viele Arrangements und
mehrere Duos für (juitarre und Violine. Er übernahm die Musikalienhandlung
Corbaux und edirte von 1824 an zahlreiche Verlagsartikel aller Art. M. starb
ungeflihr 1855. Sein Sohn Joseph übernahm den Verlag.
Meister, Albert Friedrich Ludwig, geboren 1724 in Weichersheim im
Fürstenthum Hohenlohe, studirte in Leipzig und Göttingen, und starb als Pro-
fessor der Philosophie an der Universität Göttingen am 18. December 1788.
Die Memoiren der Universität (T. IL S. 159) enthalten einen ^'ortrag, welchen M.
1777 ü])er die Wasserorgel der Alten hielt, unter dem Titel: »De Vtieru7n /n/drauloa,
Meister, Johann Friedrich, geboren zu Hannover in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts, gehörte zur Musik des Herzogs von Brauuschweig, dann,
des Bischofs von Lübeck zu Eutin, und starb als Organist an St. Marie zu
Flensburg am 28. October 1697. Bekannt sind von ihm: Eine Sammlung von
Gesängen: Fürstlich Holstein-Glücksburgische musikalische Gemüthsbelustigungen
Musikal. Convers. -Lexikon. Ergänzungsband. 18
274 Meister — Mercadaute.
(Hamburg, 1693. 12 Abtheilungen in fol.) und: nüaccolta di diversi fiori
musicali per Vorgano ossia gravicembalo come sonate, fugue, imitazioni, ciaccone, etc.n
(Leipzig, 1695).
Meister, Johann Georg, Organist der Stadt- und Hauptkirche und
Lehrer am Seiuinar zu Hildburghausen, geboren am 30. August 1793 zu Getters-
hausen bei Heldburg in Sachsen-Meiningen, gab neben mehreren Heften Orgel-
compositionen (Erfurt bei Koerner) heraus: Vollständige Generalbassschule und
Anleitung zur Composition. Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht u. s. w.
(Ilmenau, Vogt, 1834). M. starb zu Hildburghausen im September 1870.
Meletiiis, griechischer Mönch, der im 10. Jahrhundert im Trinitaskloster
zu Strumizza in Bulgarien (Tiberiopolis) lebte und von dem zu Cambridge in
der Bibliothek des Jesuiten-College das Manuscript einer Abhandlung aufbe-
wahrt ist (unter Nr. 212); es ist in griechischer Sprache geschrieben und be-
trifft Musik und Gesang der griechischen Kirche. Der Titel ist: ytMeletius
monachus de Musica et canticis ecclesiae graecae cum hymnis musicis«.
Melle, ßenaut, in Italien Rinaldo del Mele genannt, ein tüchtiger belgi-
scher Musiker des 16. Jahrhunderts, lebte lange in Italien und veröffentlichte
auch dort den grössten Theil seiner AVerke. 1580 kam er nach Rom und trat
in den Dienst des Cardinal Palcotto , der ihn, nachdem er Bischof von Sabina
geworden v?ar, zum Kapellmeister seiner Kirche und zum Lehrer am Musik-
seminar ernannte. 1587 besuchte M. sein Vaterland, und veröffentlichte in dem-
selben Jahre zu Lüttich das vierte Buch seiner mehrstimmigen Madrigale,
welches 1588 auch in Antwerpen von P. Phalese gedruckt wurde. In der Vor-
rede der Ausgabe von 1587 theilt M. mit, dass seine Familie sich im Dienst
des Herzogs Ernst von Baiern, Erzbischofs von Cöln und von Lüttich befand.
In Venedig bei Gardane erschienen 1582 — 83 Vier Hefte dreistimmiger Madrigale,
(eine andere Ausgabe ebenda 1596); Vier Bücher vier- und füufstimmige
Madrigale 1584—86; Fünf Bücher fünfstimmige Madrigale 1587—90; Zwei
Bücher sechsstimmige Madrigale 1591 (das erste Buch dieser beiden ist ein
Abdruck des 1588 in Antwerpen erschienenen); Fünf Bücher fünf-, sechs-, acht-
und zwölfstimmige Motetten 1592 — 95. Viele Manuscripte von Compositionen
von M. sind ausserdem in den Kirchen Rom's zu finden.
Melzi, Ludovico Graf von, ausgezeichneter Dilettant, Vorsitzender des
Directoriums des Couservatoriums zu Mailand, schrieb im Auftrage des Gouverne-
ments einen vortrefflichen historischen Abriss: »Cenni storici sul R. Gonser-
vatorio di Musica in Milanoa (Mailand, Ricordi, 1873). Durch diese Schrift wurde
die betreffende Musikschule auf der Wiener Weltausstellung 1875 repräsentirt.
Mendelsohn, Felix (VII, 119), es muss eigentlich Mendelsohn-Bartholdy
heissen, da die Familie Mendelssohn nach dem Tode des Legationsrath Bartholdy
(s. d.) laut testamentarischer Bestimmung, den Namen desselben mit aufnahm.
Menzel, Ignaz, geschickter Orgelbauer, der im Anfange des 18. Jahrhunderts
in Schlesien thätig war. Er lebte in Breslau und baute daselbst 1812 die Orgeln
in der Frauenkirche, in der Kirche Corporis Christi und der heil. Barbara;
ferner die Orgeln in der Peter- und Paulskirche in Liegnitz, mit 31 Stimmen
1722, in Nimptsch 1725 mit 22 Stimmen, in Landshut 1729 mit 47 Stimmen.
Mercadante, (Xaver) Saverio (VII, 133), schrieb mehr als fünfzig Opern,
gegen zwanzig Messen mit Orgel oder Orchester, viele Hymnen, Psalmen,
Motetten, Antiphonien und andere vier- und fünfstimmige Kirchencompositionen,
eine ebenfalls sehr beträchtliche Zahl von weltlichen Cantaten und Hymnen
für verschiedene Gelegenheiten, dreizehn Sinfonien für grosses Orchester, darunter
drei charakterische und zwei Trauersiufonien , eine andere über Motive aus
Rossini's Stabat mater u. s. w., ferner einen Sinfoniemarsch und Compositionen
für einzelne Instrumente, Kammermusik, darunter viel Quartette. M., nachdem
er schon früher den Gebrauch des einen Auges verloren hatte, erblindete 1862 völlig.
Er nahm als dramatischer Componist in der Gunst seiner Landsleute einen
bedeutenden Platz ein, welches diese durch die Errichtung einer Marmorstatue,
Merc^ de FondevUa — Mereaux. 275
verfertigt vom Bildlmuer Tito Angelini, ])ezeugten. Er ist geboren am 17. Sep-
tember 17DÖ (nicht 2t). Juni 1788) und starb um 17. Dec. (nicht 13.) 187U.
Merce de Foudeviln, Alejo, Priester und Componist, geboren in Spanien
in Lerida am 5. Januar 18U5, war in Madrid Musiklehrer mehrerer königlichen
Schulen, bis er in Lerida die Kapellmeisterstelle an der Kathedrale erhielt.
Er schrieb gegen 3UÜ Kirchencompusitioneu, von mehr oder weniger Werth.
Merchi, Guitarrist und ^Mandolinenspieler, gegen 1730 in Neapel geboren,
kam 1753 nebst seinem Bruder nach Paris und liess sich in Duos mit diesem
auf dem »Calascione«, einer ehemals beim neapolitanischen Volke gebräuchlichen
Guitarre mit langem Stiel hören. M., auch als Guitarrist sehr geschickt, war
lange Zeit in Paris als Lehrer sehr gesucht. Er veröH'entlichte gegen sechzig
Werke für sein Instrument, von denen noch Trios für zwei Violinen oder
Maudolinen und Cello und einige Präludien und Variationen bekannt sind.
3Iercier, Jules, talentvoller Violinist, geboren zu Dijon am 23. April 1819,
Schüler seines Vaters und Lejeune's, ging, um das Conservatorium zu besuchen,
nach Paris, erkrankte aber schwer und kehrte deshalb nach Dijon zurück.
Nichtsdestoweniger liess er sich später in den grösseren Städten Frankreichs,
Elsass, Lothringens und in Karlsruhe, Würzburg und Stuttgart mit Beifall hören; in
Frankfurt wurde seine ßeise wieder unterbrochen, indem er erheblich erkrankte.
Seine Violincompositionen erschienen bei Brandus in Paris. In seiner Vater-
stadt Dijon gründete und leitete er die Philharmonische Gesellschaft und übte
auf das Musikleben günstigen Einfluss. Er starb in Dijon am 5. März 1868
und wurde höchst ehrenvoll bestattet, indem über dreissig musikalische Vereine
sich bei seinem Leichenzuge vertreten liessen.
Mercuri, Andreoni Agostino, italienischer Tonkünstler, ist am 2. Aug.
1839 zu Sant Angelo in Valo in der Provinz Pesaro geboren; bezog 1853 das
Conservatorium in Neapel, und übernahm nach vollendetem Studium zunächst
in seiner Vaterstadt die Stelle des Kapellmeisters an der Kathedrale. Er führte hier
auch 1860 seine erste Oper »Adello« auf, die auch an anderen grösseren Theatern
Italiens gegeben wurde. 1864 fand er Gelegenheit, bei den Festlichkeiten zu
Ehren Rossinis in Pesaro, sein Directionstalent zu zeigen, und kam als
Orchesterchef nach Assisi, dann 1868 an das Theater Carlo Feiice in Genua.
1871 componirte er für Urbini zur ßafaelfeier die Hymne und leitete die Aus-
tührung der Messe von Vecchiotti. M. gründete nun in Perugia eine Musik-
schule, wurde aber nach dem Tode i\.ngelo Mariano's als Orchesterdirektor nach
Bologna, eines der bedeutendsten Theater Italiens, berufen. Seine Oper »Adel-
nida«, wurde hier und in anderen Städten Italiens mit vielem Beifall gegeben,
ebenfalls die 1878 in Cagli zuerst aufgeführte y>Il Violino de Diavolov. In
Florenz wurde die Hauptpartie von der Sängerin Carolina Ferni übernommen,
die in derselben als Sängerin und Violinistin glänzte.
Mereaux, Jean Nicolas, Le Froid de, Componist, geboren zu Paris 1745,
studirte bei französischen und italienischen Lehrern, wurde Organist der Kirche
Saint Jacques du Haut Pas, für welche er mehrere Motetten schrieb. Sein
Oratorium »Samson« wurde im Concert spirituel 1774, »Esther« 1775 daselbst
autgefühlt. Ferner schrieb er sieben oder acht Opern. Eine derselben r>Älej:andre
aux Indesit und die Cantate nAline, reine de Golconde«, sind gedruckt. Eine
Ode auf die Geburt des Dauphins, wurde im Concert spirituel, am 8. December
1781, aufgeführt. M. starb in Paris 1797.
Mereaux, Joseph Nicolas, Le Froid de, Sohn des Vorigen, wurde 1767
zu Paris geboren. Er ist durch seinen Vater zum Organisten gebildet. 1789,
bei Gelegenheit der Bundesversammlung auf dem Marsfelde, spielte er die daselbst
errichtete Orgel und wurde alsbald als Lehrer an der königl. Gesangschule
(Menus-plaisir du roi) augestellt. Man kennt von ihm Compositionen für Ciavier
allein und mit Flöte oder Violine.
Mereaux, Jean Amedee, Le Froid de, Sohn des Vorigen, geboren zu
Paris 1803, ausgezeichneter Musiker, Clavierschüler seines Vaters, sollte auf
18*
276 Merk — Merklin.
deu Wunsch seiuer Mutter, der Tochter des Präsidenten Blondel, der als junger
Advocat in der berühmten Halsbandgeschichte der Königin plaidirt hatte, eben-
falls Jurist werden. Sein musikalisches Talent war jedoch so hervortretend,
dass er, zehn Jahr alt, der Leitung Reicha's anvertraut wurde und mit vier-
zehn Jahren seine ersten Compositionsversuche bereits gedruckt sah. Nachdem
er das Gymnasium absolvirt und die musikalischen Studien beendet hatte, wurde
er Musiklehrer. In Paris Hess sich M. wiederholt mit Beifall als Clavierspitiler
hören, bereiste dann als solcher Frankreich, worauf er nach London ging und
sich dort während zweier Jahre aufliielt, Concerte gab und Unterricht ertheilte.
1835 Hess er sich in Ronen nieder. Er war auch hier in ausgezeichneter "Weise
thätig; Mad. Tardieu und Charl. Mellville und die in London gebildete Pianistin
Clara Lovedaj' sind unter seinen Schülern zu nennen. In weiteren Kreisen
machte sich M. durch ungefähr neunzig veröffentlichte Compositionen, zu denen
fünf Etudenwerke gehören, die im Conservatorium in Paris eingeführt wurden,
vortheilhaft bekannt. 1867 bereicherte er die Ciavierliteratur durch ein sehr
bedeutendes Werk: nLes Clavecinistes de 1637 ä 17110, oeuvres choisies classees
dans leur ordre chronologique, revues, doiytees et accentuees avec les agrements et
ornements du temps traduits en toutes notesv. (Paris, Heugel, 1867). Es sind in
dieser Sammlung Compositionen von Frescobaldi, Chambonieres, Louis etFrauQois
Couperin, Purcell, J. S. Bach, Händel, Marcello, Scarlatti, Rameau u. a. ent-
halten. Er war auch langjähriger Mitarbeiter des Journal de Ronen u. a. und
nach seinem am 25. Ajjril 1874 erfolgten Tode veröHentlichte seine Wittwe einige
seiner Abhandlungen unter dem Titel: to Varietes litteraires et musicales, pages
d'histoire, critique, portraits ä la pliime, discours, preceedes d'une Jiotice hiographie
que par Marmonteh (Paris, Levy, 1878, 1. Band).
Merk, Joseph (VII, 133), wurde am 18. Januar 1795 geboren. Er war
ursprünglich Violinist und hatte als solcher bereits eine ziemliche Fertigkeit
erreicht, als er durch den Biss eines Hundes in den linken Arm arg verletzt
wurde, und in Folge dessen nicht fähig war, die Geige in der üblichen Lage
zu halten. Er entschloss sich hierauf das Violoncello zu wählen , und erhielt
von dem wenig bekannten Cellisten Schindlaeker Unterricht. Er ging dann
zuerst als Quartettist in das Haus eines ungarischen Magnaten, durchreiste
darauf fünf Jahre lang Ungarn, Böhmen, 0 estreich als Virtuose, kam 1816
nach Wien, und trat 1819 in die kaiserliche Ka^jelle. Bei der Errichtung des
Conservatoriums 1825 wurde er Lehrer desselben und 1834 zugleich mit
Maiseder zum kaiserlichen Kammervirtuosen ernannt. M. Hess sich nun in
Prag, Dresden, Leipzig, Hannover, Hamburg und London hören, und kehrte
dann nach Wien zurück, wo er am 16. Juni 1852 starb.
Merklin, Joseph, geschickter Orgelbauer, geboren am 17. Januar 1819
zu Oberhausen in Baden; Sohn des Orgelbauers M. zu Freiberg in Baden und
dessen Schüler, Hess sich, nachdem er die Schweiz und Deutschland durchreist
hatte, in Brüssel nieder. Dort gingen aus seinem Atelier die grössten und
musterhaftesten Orgeln hervor. Er erwarb sich auch das nicht zu unter-
schätzende Verdienst, der erste, seiner Zeit der Einzige, in Belgien gewesen
zu sein, der von den Verbesserungen, die in England und anderen Ländern
in Bezug auf Orgelbau bereits gemacht waren, Kenntniss zu nehmen und sie in
Anwendung zu bringen. Er associirte sich mit F. Schütze, einem ebenfalls ge-
schickten Orgelbauer, und wandelte 1853 die Fabrik in ein Aktienunternehmen
um, unter der Firma Merklin, Schütze & Comp. 1855 ging die Orgelfabrik
Ducroquet in Paris ebenfalls in den Besitz der Gesellschaft über. Seit 1858
nennt sie sich »Societe anonyme pour la fabrication des orgues etc. etablissement
Merklin Schütze«; sie ist an Ausdehnung die grösste in Europa. Grosse Orgeln
dieser Fabrik stehen in Lüttich, in Löwen, Namur, Brüssel (Blindeninstitut
und Conservatorium, im grossen Saale der Akademie der schönen Künste mit vier
Manualen, Pedal, vierundfünfzig Registern und vielen Combinationen), in Frankreich
und Spanien. Ausser Orgeln baute diese Fabrik auch ausgezeichnete Harmoniums.
iMerling — Metallo. 277
Merling:, Julius, Gesanglehrer an der höheren Töchterschule zu Magde-
burg, verfasste: »Theoretisch praktischer Gesaugskursus« (Magdeburg, Heinrichs-
hof en, 1855), und »Der Gesang in der Schule, seine Bedeutung und Behandlung«
(Leipzig, 1856, 1 Band).
Merriok, Arnold, Organist der Parochialkirche zu Cirencester in der Graf-
schaft Glocester, starb daselbst 1845. Er lieferte eine englische Uebersetzung
der Harmonielehre von Albrechtsberger. Eine zweite Ausgabe derselben, nebst
Vorrede und Inhaltsvorzeichniss ist von John Bishop in Chettenham heraus-
gegeben unter dem Titel: nMethod of Harmony Jiyuretl Base and Compoüition,
adopted for seif Instruction etc.« (London, Rob. Cocks et Comp., 2 Bände).
Mertens, Joseph, belgischer Violinist und Componist, geboren am 17. Febr.
1834 zu Autwerjien. wo er später als Jjehrer am Conservatorium und als erster
Violinist am Theater thätig war, veröft'entlichte Komaiizeu für Ciavier und
Lieder, und schrieb acht einaktige und zwei dreiaktige Opern in flämischer
Sprache, die aufgeführt wurden und günstige Aufnahme fanden. Ein Oratorium
»Angelus« wurde in Boom aufgeführt.
Mertke, Eduard, ist 1833 in Kiga geboren, machte 1859 grosse Kunst-
reisen als Ciaviervirtuose, nahm dann Stellung an in Wesserling im Elsass und
darauf in Luzern, liess sich 1865 in Mannheim als Musiklehrer nieder und
ging 1869 als Professor an das Conservatorium in Köln. Er componirte ausser
Salonstücken für das Pianoforte auch eine Oper »Lisa« und veröffentlichte
eine Sammlung russischer Volkslieder.
Messaus, Georg, belgischer Musiker, lebte zu Antwerpen im Anfange des
17. Jahrhunderts; er war dort Chorgesanglehrer an der Kirche St. Walburga.
Zwei Motetten -aBeata recjinav. für zwei Tenöre und Bass und »O quam suaviter«,
sind in der Sammlung -nPratica musicav. (Antwerpen, 1634) enthalten; ausser-
dem gab M. eine Sammlung von achtundzwanzig religiösen Gesängen für die
Hauptfeste des Jahres heraus: »Cantiones sacrae praecipuis an ni festig accomo-
datae octo vocum ete.a (Antwerpen, 1635, in 4^).
Messemackers, Henri, geboren zu Venloo am 5. November 1778, war
ausser dem ersten Unterricht, den er vom Vater erhielt, auf Selbststudien an-
gewiesen. Er lebte in Binissel als Componist und Musiklehrer. Es wurden
zwei seiner Opern i>La Toison d'or ou Philippe de Bourgogne« (3 Akte) und
»ie« deux pieces nouvellesa (1 Akt) im königlichen Theater in Brüssel aufge-
führt. Veröfl'entlicht sind von seinen Compositionen ein Clavierconcert mit
Orchester (Brüssel Messemackers) nTrois quatuorsa (Paris, Carli), Sonaten, Trios,
Divertissements u. s. w. (bei demselben und bei Weissenbruch in Brüssel). M. starb
in Schaerbeck-les-Bruxelles am 25. December 1864.
Messemackers, Louis, Sohn des Vorigen, geboren in Brüssel am 30. Aug.
1809, Schüler seines Vaters und in Paris Liszt's und Reicha's, lebt daselbst
als ^lusiklehrer; er veröffentlichte gegen sechzig Claviercompositionen.
Mestrino, Nicolas, Violinist, geboren zu Mailand 1748, stand als erster
Violinist im Dienste des Fürsten Esterhazy und dann des Grafen Erdödy.
Er machte grosse Reisen durch Italien und Deutschland, und bewarb sich in
Brüssel 1786 um den Platz eines ersten Violinisten bei dem Prinzen Karl von
Lothringen und der Erzherzogin Marie Christine. Das Document. welches diese
Angaben enthält, fand Fetis in den Archiven Belgiens. Die gewünschte Stelle
erhielt jedoch Witzthumb und nicht Mestrino, der nun nach Paris ging und
mit vielem Erfolge in den Concerts spirituels auftrat. 1789 erhielt er am neu
errichteten italienischen Theater die Kapellmeisterstelle, die er sehr ehrenvoll
ausfüllte. Er starb schon 1790 im September. Gedruckt wurden von seinen
Werken: y>Concertos pour violon principal et orchesfre«, Nr. 1 — 12 (Paris, Sieber,
das 12. Conc. von Mozin für Ciavier arrangirt, bei Naderman); Duos für zwei
Violinen (Paris, Sieber, Leduc). Etüden, Sonaten (Paris. Sieber. Lcduc).
Metallo, Grammatio, italienischer Componist, der gegen Ende des 16.
und Anfang des 17. Jahrhunderts folgende Compositionen veröffentlichte: nCan-
278 Metra — Meysenheim.
zoni aUa napoletana a 4 e 5 voci, con 2 canzoni alla francese per sonare lihro 4«
(Venedig, 1594, in 4"); »Bicercari a canto e tenorev. (Venedig, 1595, in 4*^);
unter dem Titel: -aMetallo Ricercari a due voci etc.a (Roma, 1654, in 4"); eine
dritte Auflage nüieercari a due voce etc.« (Roma, Mascardi, 1685, in 4''); ■all
primo libro di Moletti a Ire voci, con una Messe a qwattrov. (Venezia, Giacomo
Vincenti, 1602, in 4*^). Der Catalog von Breitkopf giebt eine vierstimmige
Motette i>Sanctus Dominus<i an.
Metra, Julius Louis Olivier, geboren zu Eheims am 2. Juni 1830,
war anfangs Violinist, Cellist und Contrabassist einer Theaterkapelle, besuchte
von 1849 — 54 das Pariser Conservatorium, und wurde später Ürchesterdirigent
von Ballmusiken der Opernbälle u. s. w. Er schrieb eine grosse Anzahl graziöser
Tänze (Gerard, Paris), die viel Erfolg hatten; ausserdem die Musik zu mehr
als dreissig Operetten, Divertissements und dergl.; das dreiaktige Ballet »Yedda«
ist eines seiner besten.
Menschel, Hans, Posaunenmacher und Stadttrompeter zu Nürnbei'g:
Was Zierd und Lobs in dieser Stadt
auch Ruhms in allen Städten,
»Darinnen man die musikalischen Instrument braucht, dieser Meuschel hat,
auch was man seiner Arbeit mit Posaunen machen von ihm in mancher Stadt
hält, das wissen alle die, so an den königl. und Fürstlichen Hoffen mit Posaunen
umgehen, dann er nicht allein dieselben zum besten zu machen geübt, sondern
auch dieselben zum besten zu blassen, zu dempfen und zu stimmen, auch mit
allerley Lieblichkeit ins Gesang zu richten, künstlich gewest ist, Pabst Leo X.
dem er silberne Posaunen gemacht hat, lies ihn seiner Kunst halben gen Rom
fordern und höret ihn gerne, ward auch hochgelobt und von ermeldeu Pabst
mit einem guten Stuck und gnädigster Bezahlung wiederum gen Nürnberg ab-
gefertigt. Ist im Sterben a. 1533 mit noch zweyen Todtenbahren und
12 Kerzen auf S. Rochus Kirchhof zu Grab getragen worden« (Job. Neu-
dorffer's Nachrichten).
Meyer-Dustmann, Louise, eine der bedeutendsten Vertreterinnen des Opern-
und Concertgesanges in Deutschland, ist in Aachen 1832 geboren, und erhielt
von ihrer Mutter den ersten Gesangsunterricht. Nachdem sie in Wien am
Theater der Josephstadt bereits 1848 zum erstenmal aufgetreten war, ging sie
nach Cassel, wo sie sich unter Spohr noch im dramatischen Gesänge vervoll-
kommnete. Hierauf nahm sie ein Engagement in Prag an, von wo aus sie 1856
an das Hoftheater in Wien berufen wurde. Sie war zwanzig Jahre hindurch
eines der vorzüglichsten und geschätztesten Mitglieder dieser Bühne, und ver-
liess 1876 die Oper mit dem Titel einer Kammersängerin, sich von da an dem
Unterricht widmend. Frau Meyer-Dustmann besass die brillantesten Stimm-
mittel, vorzügliche Schule und vereinigte damit künstlerische Inspriration. Ihre
beste Partie war Fidelio , der sich Donna Anna, Euryauthe, Valentine, Elsa,
Elisabeth u. s. w. anschlössen; auch als Lieder- und Oratoriensängerin nimmt
sie einen sehr hohen Rang ein.
Meysenheim, Cornelie, die vortreffliche Sängerin, ist in Haag geboren;
als fünfjähriges Kind kam sie nach Java, wohin ihr Vater gesandt worden war,
um das Telegraphenamt, dem er als Chef vorstand, dort einzurichten. Den ersten
Unterricht in der Musik erhielt das reichbegabte Kind von der Mutter und
schon im Alter von 12 Jahren sang Cornelie in einem Concert in Djocjakar
auf Java und ein Jahr später in Samarang. Aus Gesundheitsrücksichten kehrte
der Vater später auf zwei Jahre nach Europa zurück und Hess sich in Brüssel
nieder, und hier wurde Cornelie dem bekannten Professor Francesco Chiaromonte
zur weiteren Ausbildung übergeben. Auch in Brüssel fanden bald die Leistungen
der jugendlichen Kunstnovize ermunternde Anerkennung, so dass man sich zu
den schönsten Hoffnungen berechtigt glaubte. Als daher der Vater nach Ab-
lauf seines Urlaubes als Präsident wieder nach Indien ging, blieb die Mutter
in Europa zurück, um ihren Kindern eine sorgfältige Erziehung geben zu lassen
M(?zeray. 279
und vorzüglich auch, um unter der Leitung bewährter Lehrkräfte das Gesangs-
talent der Tochter zur weiteren Entfultung zu bringen. Sie übersiedelte von
Brüssel nach dem Haag, und Cornelie besuchte nun während dreier Jahre das
dortige Conservatorium, den Gesangs- und Ciavierunterricht August Seiffcrt's
geniessend. Im letzten Jahre ihres Aufenthalts in Holland machte sie sich als
Concertsängerin einen Namen; sie sang in Delft, in Haag, in Breda, Helder,
Haarlem, Amsterdam und anderen Städten, überall reichen Beifall erntend.
1871 ging sie nach Wien, um ihre Studien zu vollenden, zu welchem Zweck
der König von Holland ihr ein zweijähriges Stipendium gewährte, Ihr Lehrer
war der k. k. Hofkapellmeister Otto DessoflF, bei dem sie, da sie sich zur drama-
tischen Sängerin auszubilden beabsichtigte, eine Anzahl Rollen studirte, während
gleichzeitig dessen Gattin sie im Spiel unterrichtete. Ehe sie Wien verliess,
sang sie noch einmal iin Burgtheater, und zwar in einem Concert, das in der
Osterwoche veranstaltet wurde. Im Mai 1872 kam die Künstlerin nach München,
sang Probe und wurde sofort auf ein Jahr engagirt. Ihr Debüt an der Hof-
oper machte sie am 29. August als »Gretchena mit durchschlagendem Erfolg.
Die Kritik lobte ihren Stil, ihren seelischen Ausdruck und verglich ihr »Gretchen«
mit dem der Stehle und der Mallinger. Alsbald erhielt die glückliche Debütantin
von verschiedenen Seiten glänzende Anerbietungen, doch zog sie es vor, einen
Contract auf weitere zwei Jahre mit München abzuschliessen. Die Gunst des
Münchener Publicums, das sie sich im Sturm erobert hatte, ist ihr auch ferner-
hin treu geblieben. Ihre L^rlaubszeit benützte Fräulein Meysenheim zu Gast-
spielen und Concertreisen , wodurch sich ihr Ruhm sehr gesteigert hat. Am
Rhein ist sie die beliebteste und gefeiertste Concertsängerin. Sie hat sich in
Frankfurt, Cöln, Düsseldorf, Aachen. Essen, in Regensburg, Nürnberg und
Kissingen hören lassen, zu wiederholten Malen auch in den Niederlanden, wo
sie zuletzt beim Musikfest in Leyden im Jahre 1875 sang. Ferner gastirte
sie an den Bühnen von Rotterdam, Mainz, Cöln, Augsburg, Aachen und Dresden,
und trat auch in Wiesbaden einige Male auf, unter Anderem wirkte sie in den
Festvorstelluugen mit, die zu Ehren des deutschen Kaisers im April des Jahres
1876 daselbst stattfanden. Bei allen Triumphen, die sie feierte, hat die Sängerin
ihre künstlerische Fortbildung dennoch nie aus den Augen verloren. Seit 1879
ist sie mit dem vortrefflichen Violoncellisten Heinrich Schübel verheiratet. Ende
August 1880 verliess sie die Münchener Hofbühne, da sie ein neues Engagement
nach Carlsruhe rief.
Mözeray, Louis Charles Lazare Costard de, geboren am 25. November
1810 in Braunschweig, Sohn eines Beamten der französischen Administration,
kam mit seinen Eltern nach Strassburg, wo beide, da der Vater nach der
Restauration ohne Amt war, Engagement bei der Strassburger Oper annahmen.
Hier erhielt er Gesang- und Violinunterricht und machte so schnelle Port-
schritte, dass er fünfzehn Jahr alt, bereits die Stelle eines zweiten Orchester-
direktors einnehmen konnte. 1825 wurde seine erste komische Oper: y>Le Sicilien
ou l'amour peintrea gegeben. Bald darauf erhielt er in Vervier die Stelle eines
zweiten Orchesterdirektors und nahm siebzehn Jahr alt, den Platz eines ersten
Orchesterchefs am grossen Theater in Lüttich ein. 1830 ging er an das königl.
Theater in Haag, und brachte daselbst die Oper »W^ilhelm von Nassau« zur
Auftührung, die sich eines bedeutenden Erfolges zu erfreuen hatte. 31. erhielt
aus der Chatulle des Königs einen Gehalt von 12000 Pres. Diese glänzeude
Stelle gab er jedoch auf, und ging nach Paris. Nachdem er dann abermals
als Orchesterdirektor in Gent, Rouen, Marseille thätig gewesen war, debütirte er
1841 in Bordeaux als Bariton, in der Rolle des Asthon (Lucia), Montpellier,
Nantes, Antwerpen lernten ihn gleichfalls als Sänger kennen, bis M. in Bor-
deaux am grossen Theater daselbst wieder den Taktstock ergriff. Er reor-
ganisirte das Orchester, das er seitdem, also länger als dreissig Jahr, mit nicht
gewöhnlicher Geschicklichkeit leitet. 1843 gründete M. in Bordeaux die Gesell-
schaft St. Cäcilia, zu deren Vicepräsidenten er erwählt wurde, und um die er sich
280 Michaelis — Micheli.
ebenfalls nach allen Seiten hin verdient machte. Die Töchter M.'s, Caroline,
Cäcilie und Reine, sind unterrichtete Sängerinnen, die sich auf grösseren Bühnen
Frankreichs und Belgiens bereits hören Hessen.
Michaelis, Christian Friedrich, Sohn eines Musikers in Leipzig, wurde
daselbst 1770 geboren. Nachdem er hier 1793 die Würde eines Magisters er-
worben hatte, eröffnete er einen Privatcursus der Philosophie. 1801 übernahm
er die Stelle eines Erziehers beim Kanzler von Rochow in Plessow bei Potsdam.
Nachdem er nach Leipzig zurückgekehrt war, nahm er seine philosophischen
Vorlesungen wieder auf. In der Philosophie schloss er sich der damals herr-
schenden Kantschen Richtung an. Sein Gegenstand war vornehmlich die Aestethik
der Musik, Zu seinen zahlreichen Schriften und Journalartikeln, die er ge-
liefert, gehören: lieber den Geist der Tonkunst mit Rücksicht auf Kant's
Kritik der ästethischen Urtheilskraft (Leipzig, I. Tbl. 1795, II. Tbl. 1800 in
8*^); Mittheilungen zur Beförderung der Humanität und des guten Geschmacks
(Leipzig, 1800); Entwurf der Aestethik, als Leitfaden bei akademischen Vor-
lesungen (Augsburg, 1796). Einzelne Aufsätze, die Aestethik der Tonkunst
betreffend, im Wochenblatt für Deutsche 1801; Eutonia Berlin 1801, 1804:
Leipziger Musikzeitung 1804, Nr. 21, 50; 1806, Nr. 43, 44; 1808, Nr. 29;
Reichardsche Berliner Musikzeitung 1805 — 6. Zahlreiche Artikel in der Leip-
ziger Musikzeitung von 1802 — 14, in der Wiener Musikzeitung 1818, 1820,
enthalten Bevirtheilungeu von musikalischen Werken und Büchern.
Michel, Francis cus Xa vi er, Philologe, geboren zu Lyon am 18. Febr. 1809,
studirte dort und kam dann nach Paris, wo er sich mit dem Studium des Mittel-
alters beschäftigte. 1846 wurde er als Professor der fremdländischen Literatur
nach Bordeaux berufen. Er ist Mitglied vieler gelehx'ter Gesellschaften. Eines
seiner Werke ist für den Musikhistoriker von Werth, es ist eine Ausgabe aller
Gesänge des Stiftsherrn de Coucy. Diese luxuriös gedruckte Ausgabe enthält
werthvolle Aufklärungen über das Leben dieses französischen Minnesängers, dux-ch
Beschreibung der Manuscripte und Richtigstellung der Texte. In moderne
Notenschrift wurden die Melodien derselben durch Perne übertragen, der sie
auch harmonisirte und mit Ciavierbegleitung versah, leider nicht mit Berück-
sichtigung der Tonart und des Zeitcharukters der Gesänge. Der Titel ist:
y>Chansons du chätelain de Coucy revues sur tous les manuscrits, suivies de
Vmicienne musique, mise en notation moderne, avec accompaynement de piano, par
M. Pernea (Paris, imprimerie de Crapelet, 1830, gross in 8*^. Ausgegeben in
120 nummerirten Exemplaren). Fr. M, gab ferner heraus: »Ze Pays basqne;
sa population, ses 7noeurs, sa litterature et sa musiquev (Paris, Firmin Didot freres
1857. L vol. petit in 8").
Micheli, Romano, ausgezeichneter Componist, zu Rom 1575 geboren, war
Schüler des Sovinio und Nanini in der Musik; wurde Priester und erhielt ein
Pfründe an der Kirche von Aquila in Rom. Er unternahm darauf eine längere
Reise, deren Geschichte er in der Voi'rede seines Werkes «Musica vaga ed
ariificiosav. mittheilt, wo er auch über seine Begegnung mit berühmten Musikern
in den verschiedenen grossen Städten Italiens Mittheilung macht. Einige Zeit
hielt er sich dann in Concordia auf und ertheilte Musikunterricht, worauf er,
vom Cardinal von Savoien 1625 nach Rom berufen, daselbst mit einer Kapell-
meisterstelle betraut wurde. M. gehörte zu den unterrichtetsten Musikern seiner
Zeit. Als sein Landsmann Marc. Scacchi von dem Danziger Contrapunktisten
Paul Syfert angegriffen wurde, der behauptete, die Italiener könnten nur Opern
und Canzonetten schreiben, gelehrten Tonsatz müssten sie erst von ihm und
Förster erlernen, übernahm M. die Vertheidigung und brachte Syfert zum
Schweigen. Später jedoch als er sein Werk r>Cano7ii musicali composti sopra le
vocali di piii parole da Pomano Micheli romano, del quäl modo di comporre
eijli e irivenforea diesem Scacchi übersandt hatte, veröti'entlichte derselbe in
Warschau eine Broschüre, worin er zu beweisen suchte, M. sei nicht, wie
er meine, der Erfinder derartiger Canons, sondern deren Erfindung sei viel
Micheroax — Michna. 281
ülter. M. schrieb hierauf eine neue Sammlung 3, 4, 5 und Gstimmiger zum
Theil sehr künstlicher Canons, denen er eine sehr bestimmte und gelehrte Be-
antwortung an Scacchi anfügte. Gedruckt wurd«' nur eine Auswahl dieser
Canons unter dem Titel: •nCanoni musicali di liomani Michelitt. Ausser dem
schon erwiihnton Werk nMusica raga<t (Venedig, 1615), sind noch bekannt
oLCompieta a sei locea (Venedig, IGlb); viele einzelne Canons, 1618, 19, 2(J;
y>Madri(/ali a sei voci in canonici (Rom, 1621; Salmi a 4. Rom, 1638); »Mt-sse
a quattro roria (Rom, 1650); »Respoiisori a cinque vocin (Rom, 1658). M. gab
auch ein Schriftchen ülier die Erfindung des Räthselcanons heraus: ^Lettre di
Rotnano Michcli romano alli musici della capella di N. S. ed altri musici romania
(Venedig, 1618).
Mlcheroux, N. Jiitter von, Sohn eines Ministers des Königs Murat von
Neapel, geboren in Frankreich, diente als höherer Officier in der Armee Napoleons.
Nach dem Sturze Murat's Hess er sich in Mailand nieder. Er hatte von
Jugend auf Musik und besonders Gesang unter den besten Lehrern betrieben,
und widmete sich dann dem Unterricht. Er bildete viele gute Sänger und
Sängerinnen, zu denen auch die berühmte Pasta gehört. An einer schweren
Wunde, die er 1815 erhalten hatte, häufig leidend, zog er sich später nach
Venedig zurück, wo er 1846 starb. Es sind auch Arietten von ihm erschienen
(Venedig, Ricordi).
Michl, Ferdinand, geboren zu Neumarkt 1713, besuchte in München
das Seminar und erhielt die Stelle des Organisten an der Jesuitenkirche
St. Michael. Sein^ Talent als Oruelspieler und Violinist verschaffte ihm die
Grünst des Herzogs von Baiern und die Stelle eines Conccrtmeisters in dessen
Kapelle. M. starb schon 1753 in München. Ein geistliches Singspiel von ihm
wurde in der Jesuiteukirche 1747 aufgeführt. Gedruckt sind nXIL Symphoniae
tribus coiicertantihus instrumentis scilicet violino 1 und 2 ac basso continuoa Op. 1
(Augsburg, 1740 in fol.). Sein älterer Bruder
]»Mchl, Jose])h Ildephons, geboren 1708 in Neumarkt, Schüler WagenseiFs,
war geschickter Violinist und Componist. Ehe er 1733 Kapellmeister des
Fürsten von Turn und Taxis in Regensburg wurde, befand er sich im Dienste
des Herzogs von Sulzbach. Er starb in Regensburg 1770. In einem Anfall
von Melancholie verbrannte er seine sämmtlichen Compositionen. Nur sechs
seiner A'iolinconcerte befinden sich in Regensburg.
Michl, Josaph, Neffe des Vorigen, geboren 1745 zu Neumarkt, erzogen
im Seminar zu München, machte sich durch seine Geschicklichkeit im Orgel-
spiel früh bemerkbar. Nachdem er auch schon zahlreiche Kirchencompositionen
geliefert hatte, schickte ihn der Kurfürst von Baiern Maximilian III. zum Kapell-
meister Camerloher nach Freisingen, damit er dort einen Cursus im Contra-
punkt durchmache. Hier componirte er das Oratorium »Gioas re di Criudaa,
welches bei seiner Rückkehr nach München dort aufgeführt wurde und so ge-
fiel, dass der Kurfürst ihn sofort zu seinem Hofcomponisten ernannte. Sein
nächstes AVerk die Oper »II Trionfo di Clelia«, aufgeführt 1776, wird ebenfalls
als ein schönes Werk bezeichnet. Ein Streichquintett von M., welches Burney
1772 in München hörte, zählt er zu den besten dieser Gattung. Nach dem
Tode des Kurfürsten erhielt M. seine Entlassung und zog sich ins Kloster
zurück; als dasselbe 1803 aufgehoben wurde, ging er nach Neuinarkt und
starb dort 1810. Es wurden acht Opern von M. meistens sehr gut auf-
genommen, in München aufgeführt; »Elmirevi und nMilfona auch in Mainz
und Frankfurt.
Michna, Adam von Oltrodowicz, ausgezeichneter Organist und Componist,
geboren in Neuhaus in Böhmen, wo er um die Mitte des 17. Jahrhunderts lebte.
(-Jcdruckt sind von seinen Compositionen: Ein Heft vierstimmiger Lobgesänge
an die .lungfrau, in böhmischer Sprache «Laut na Martfunskafs. (Prag, 1657,
in 4"); Gesänge für alle Feste der Heiligen, dem Magistrat zu Prag zugeeignet;
y>Sualo-Iiocnj Musika, aneb sioaniepnj Kancgonah (Prag, 1661, in 8"); »Cantiones
282 Miculi — Miller.
sacrae pro festis totuis anni 1, 2, 3, 4, 5 et 6 vocib. cum J, 2, 3, 4 instru-
mentis ad libitum«.
Miculi, Carl (VII, 147), nicht Micula.
Milano, Francesco, Schüler des Lorenzo Guidomini und als solcher ein
sehr geschätzter Geigenbauer, lebte in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
zu Mailand. Seine schönsten Geigen fertigte er nach dem Modell der Stradivari.
Milanollo, Geschwister (VII, 148), die ältere der Schwestern heisst Maria
Teresa und ist am 28. August 1827 geboren, die jüngere Maria wurde am
19. Juni 1832 geboren.
Milczarski, Matthias, Orgelbauer in AVarschau, geboren iu der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts in Polen, war ausserordentlich eifrig bemüht, in
seinem Vaterlande die Orgelbaukunst auf eine zeitgemässe Stufe zu erheben.
In Warschau hat er mehrere bedeutende Orgeln erbaut.
Miller, Julius, Sänger und Componist, geboren zu Dresden 1782, besass
als Knabe eine so schöne Sopranstimme, dass er 1794 mit nach Prag geführt
wurde, um bei der Kaiserkrönung mitzusingen. Musikunterricht erhielt er kaum,
nur von einem obscuren Lehrer etwas Violinunterricht. Dennoch Hess er sich
1799 in Halle in einem Concert, welches Türk dirigirte, als Violinist hören.
Von da ging er nach Amsterdam und debütirte als Tenorsänger am deutschen
Theater als Tamino in der Zauberflöte. Nachdem dieser Versuch sehr glücklich
ausgefallen war, begann er sein Wanderleben als Sänger. Er ging nach Flens-
burg, dann an das Hoftheater in Schleswig. Hier wurde 1802, gleichzeitig seine
erste Oper »Der Freibrief« aufgeführt und mit Wärme aufgenommen. Im
nächsten Jahre war er in Hamburg engagirt, und galt in dieser Epoche für den
besten Tenorsänger Deutschlands. Von Hamburg ging er nach Breslau und
machte hier die Bekanntschaft C. M. v. Webers, zu dem er in ein freundschaft-
liches Verhältniss trat, das sehr günstig auf M. einwirkte. Hier ging auch
seine zweite Oper »Die Verwandlung«, nachdem sie schon in Hamburg, Berlin
und anderen Städten mit Beifall gegeben worden war, in Scene. In dieser Oper
sang M. in Wien, Leipzig und Dessau, und schloss sich nun einer wandernden
Truppe an. Während er von 1810 — 13 sich in dieser, seiner Künstlerschaft
wenig passenden, aber seinen Neigungen zusagenden Stellung befand, wurde in
Leipzig »Der Kosakenofficier«, die jüngste seiner Opern, die am beliebtesten war,
gegeben. Im Begriff nach Russland zu gehen, erhielt M. in Warschau durch
Kotzebue die Auff"orderung, nach Königsberg zu kommen um ein Engagement
am Theater anzunehmen. Er gab dem Folge und schrieb während dieses Aufent-
haltes die beiden Opern »Die Alpenhütte« und »Herrmann und Thusnelde« nach
Texten von Kotzebue. 1816 sang er wieder in Berlin und in Frankfurt a. M.,
wo er nach der Vorstellung »Titus« von Mozart vom Publicum im Triumph
nach seiner Wohnung geleitet wurde. Darauf engagirte ihn der Grossherzog
von Hessen-Darm Stadt unter glänzenden Bedingungen für sein Theater. 1818
war er indessen schon wieder in Hannover, 1820 in Amsterdam; hier brachte
er seine Oper »Merope« zur Aufführung. 1827 reiste er nach Paris und gab
in Brüssel mit Drouet Concerte. Nachdem hierauf M. noch in Riga, Peters-
burg, Moskau, Lübeck und Hamburg gesungen, ging er nach Berlin, wo er
Gesangunterricht ertheilte. Dann übernahm er die Direction des Dessauer
Theaters. Von hier an jedoch warf ihn die Unordnung seines Lebenswandels
von Stufe zu Stufe zurück, so dass er zuletzt kaum noch die Erinnerung an seine
glänzende Vergangenheit behielt. Frau und Kinder waren in Dessau dem Elend
Preis gegeben. Er selbst gänzlich herabgekommen, starb in Charlottenburg
bei Berlin am 7. April 1851. Er schrieb auch inehrei-e kleinei'e Opern: »Julie
oder der Blumentopf«, »Das zurückgegebene Bouquet«, »Michel und Hannchen« u. a.
Gedruckt wurde nur die Oper »Der Kosakenofficier« (Dresden, Hilscher); ausserdem
Gesänge für drei und vier Stimmen und für eine Stimme mit Clavierbegleitung.
Sechs Gesänge für eine Stimme (Leipzig, Hoffmeister). Eine seiner Töchter
wirkte als Opernsängerin 1835 — 46 in Düsseldorf, Kassel, Berlin und Wien.
Millico - Minpotti. 283
Milllco, (riuseppo, Componist und ausgezeichneter Sopransänger, wurde
1739 zu Terlizzi in A])ulicn geboren. Ueber seine Jugend fehlen die Nach-
richten. Gluck, der ihn in Italien hörte, zählte ihn zu den bedeutendsten
Sängern seiner Zeit und ül)ergab ihm seine Nichte als Schülerin, als er 1772
nach Wien kam und am Hoftheatcr sang. 1774 ging M. nach London, dann
nach Berlin. 1778 kehrte er nach Italien zurück, wo er zur Musik des Königs von
Neapel gehörte, dessen Gunst er erworben, die er aber zuweilen sogar zum Nach-
theil seiner CoUegen soll benützt haben. M. schrieb drei Opern, mehrere Cantaten,
und veröfl'entlichte italienische Arietten mit Harfenbegleitung, drei Sammlungen
ä 6 Arietten (Wien, Artaria); Canzonetten mit Ciavier oder Violine (London, 1777).
Milton, John, Vater des berühmten Dichters, stammt aus einer alten
römisch-katholischen zu Milton in Oxfordshire ansässigen Familie. Enterbt,
weil er zur protestantischen Kirche überging, erhielt er seine Erziehung in
Christ Church zu Oxford, und galt später als einer der besten Musiker seiner
Zeit. Von seinen Compositionen kennt man: Das sechsstimmige Madrigal
y>Fai/res Oriana in tlie mornea (in: The Triumphes of Oriaua 1601): Vier Mo-
tetten, enthalten in Leighton's y>Tearcs or Lamciitacionsa 1614; ferner mehrere
Gesänge, darunter die bekannten »York« und »Norwich« (in Eavencroft's »W^hole
Booke of Psalmes«, 1621). M. soll auch ein y>In Nominea für vierzig Stimmen
geschrieben haben. Sein Sohn glorificirte seine Geschicklichkeit als Tonsetzer
in dem lateinischen Gedicht »Äd patretn«. M. starb in vorgerücktem Alter 1646 — 47.
Mingotti, Eegina, berühmte Sängerin des 18. Jahrhunderts, wurde 1728
in Neapel als die Tochter deutscher Eltern geboren. Ihr Familienname war
Valentin! und ihr Vater Officier in Oestereichischen Diensten. Dieser nahm sie
als ganz junges Kind mit nach Glatz in Schlesien , wohin er beordert worden
war. Dort starb er und Regina wurde durch ihren Onkel und Vormund in
das dortige TJrsulinerinnenkloster gethan. Hier erhielt sie von der Aebtissin
auf ihren Wunsch, um im Kirchenchor mitsingen zu können, die erste Anleitung
im Gesang. Kaum vierzehn Jahr alt, kehrte sie in das Haus ihrer Mutter und
Schwestern zurück, in dem sie sich aber nicht heimisch gefühlt zu haben scheint,
denn sie nahm den Heiratsantrag eines alten Venezianers an, den sie nicht
liebte. Derselbe war damals Entrepreneur der Dresdner Oper und es liegt nahe,
zu glauben, er habe zu allererst gewusst, welches Kleinod R. in ihrer Stimme
besitze. In Dresden angelaugt, säumte er nicht, bei Hofe die nöthigen Schritte
zu thun, um ihre Ausbildung zu veranlassen; sie wurde anfangs mit dem
kleinen Gehalt von 3 — 400 Gulden als Sängerin engagirt, während Porpora um
sie auszubilden monatlich 100 Gulden erhielt. Das Talent und die Stimme der
M. erregten bald Aufsehen, und in nicht sehr langer Zeit verbreitete ihr Ruf
sich bis nach Italien. Als sie am Dresdner Hofe zu leuchten begann, befanden
sich die Faustina und Hasse bereits am Dresdner Hofe, den sife aber zu eben
dieser Zeit verliessen, um nach Italien zu gehen, weshalb dann, ob mit Recht
oder Unrecht, Faustina eine neidische Regung gegen die junge Sängerin nach-
gesagt wurde. R. M. ging dann ebenfalls nach Italien und erregte in Neapel
als »Asträa« in der Olimpiade von Galuppi die grösste Bewunderung, erhielt
auch sofort von allen Seiten Anträge. Jedoch an Dresden gebunden, kehrte
sie dorthin zurück. 1751 wandte sie sich nach Spanien, und errang in Madrid
die giössten Triumphe. Der Operndirektor Farinelli, unter dem sie sang, ge-
stattete ihr nicht allein nicht, irgend wo anders als am Hofe, oder in der Oper
zu singen, sondern er untersagte ihr sogar, in einem Zimmer zu üben, dessen
Fenster auf die Strasse gingen. Sie erhielt bei ihrer Abreise unschätzbare Ge-
schenke, und kehrte über Paris und London nach Dresden zurück, das sie bis
zum Tode des Königs August als ihre Heimath betrachtete. In allen grossen
Städten Italiens sang sie ebenfalls mit immer wachsendem Beifall. 1763 zog sie
nach München, und lebte dort bequem von ihren Ersparnissen, in allgemeiner
Achtung. 1772 noch, als Buruey München besuchte, fand er den Klang ihrer
Stimme und Ausdruck ihres Gesanges zum Entzücken. Sie war überhaupt
284 Mioduszewski — Misou.
sehr musikalisch; dem Dr. Buriiey sang sie vier Stunden vor, indem sie sich
selbst am Flügel begleitete. Sie besass auch bedeutende Sprachkenntnisse. 1787
zog sie sich nach Neuburg an der Donau zurück und starb daselbst 1807. Ihr
Bildniss in Pastell von ßosalbe, sie im jugendlichen Alter darstellend, befindet
sich in der Dresdner Gallerie.
Mioduszewski, Abbe Michel Martin, Priester der Missionsgesellschaft,
Professor der Theologie und Kirchenrechte am Seminar zu Krakau, wurde in
Warschau 1787 geboren. Bei einer kii'chlichen Inspectionsreise, auf welcher er
den Bischof von Krakau begleitete, machte er die Bemerkung, wie wenig die
Kirchenlieder und (xesilnge in den Gemeinden bekannt waren, und dass den Orga-
nisten ein Buch fehle, aus dem sie auch für den Unterricht der Kinder schöpfen
könnten. Er sammelte deshalb mit vielem Fleisse alle Gesänge der katholischen
Kirche des alten Polen, und gab dieses Gesangbuch, Text und Melodien ent-
haltend, unter dem Titel heraus: »Spiewnik Jvos'cielni/ czyli pies'ni mabozne
zmelodya nuiio Kosciele Katoligkim tizywane adla ivygody Hoscioloio paraßgalynch
przez X. M. M. M. Zgromadzenia XX. Mission arzy Zehranea (Krakau, Cieskowski,
1 B. in 8", 1838). In demselben Verlage erschienen auch die Texte ohne
Melodie. Ferner gab M. zum erstgenannten Werk noch drei Nachträge 1842,
1853, 1854 (Bobrowicz, Leipzig) heraus. M. stellte noch eine andere Samm-
lung nicht kirchlicher Gesänge zusammen, »Pastoralen und Weihnachtslieder»
(Krakau, 1843), denen auch Volkslieder zugesellt sind. Unter den Weihnachts-
liedern dieser Sammlung sind neuere und ältere, auch solche aus dem 14. und
13, Jahrhundert enthalten.
Mlremont, Claude Augustin, französischer Lautenmacher, geboren zu
Mirecourt 1827, wo sein Vater, der ihn unterwies, als Lautenmacher ansässig
•war. Er kam 1844 nach Paris, lebte in New-York von 1852 — 61, in welchem
Jahre er sich in Paris niederliess. Er arbeitete allein, um die grösste Präcision
zu erreichen, und erhielt für seine sehr guten Instrumente auf mehreren Aus-
stellungen Auszeichnungen.
Miry, Componist und Professor der Composition am Conservatorium zu
Gent; geboren in dieser Stadt am 14. August 1823, war Schüler des Conser-
vatoriums und erhielt nach seinen ersten Compositionsversuchen von der Stadt-
behörde zu seiner weiteren Ausbildung in Paris, die Mittel auf zwei Jahre
zugewiesen. Nach seiner Rückkehr bezeigte er sich dankbar durch die Widmung
einer Sinfonie. M. erhielt auch von Gevaert einigen Unterricht, und versah
■die Stelle eines Theaterkapellmeisters, bis er 1857 ans Conservatorium berufen
wurde. Als Theatercomponist ist er sehr fruchtbar. Seine ersten Opern sind,
•die flämische in drei Akten »Brigitte«, 1847; »Za Lanterne magiquev- (3 Akte,
in Gent, Brüssel, Löwen); y^Charles-Quinü^, Oper in fünf Akten. Eine seiner
Ouvertüren und ein Chor, und drei flämische Chöre erhielten 1850 die von
seiner Vaterstadt ausgesetzten Preise. M. schrieb nachdem noch 15 Opern,
theils über flämische, theils über französische Texte. Es sind zum Theil kleine
Opern in einem Akt; die grössern Opern sind: y^Bouchard d^Avesnesa, 5 Akte
(Gent, 1864); ^Maria van Burgondiea, 4 Akte (Gent, 1866); »Franz Ackerman«,
4 Akte (Brüssel, 1867); »ie poet et son ideal«, 4 Akte; drei in Brüssel auf-
geführte Ballette. Noch sind anzuführen: »Volkliedjes voor schoolen«, ungefähr
200 1, 2, 3, 4stimraige Schullieder; »Schoolgezangen«, 105 Schullieder, mit
und ohne Clavierbegleitung; 12 Fabeln nach Worten des Aesop für Kinder-
stimmen mit Ciavierbegleitung: Romanzen; vierstimmige Männerchöre, von denen
» Vlaemsehe Lienwa und »ia JBelgiqtce« populär geworden sind.
Misou, Luis, spanischer Componist und Flötenvirtuose, der in seinem
Vaterlande sehr geschätzt war, ist vor Mitte des 18. Jahrhunderts in Barcelona
geboren. 1748 trat er in die königl. Kapelle zu Madrid ein und erhielt 1756
daselbst als Flötist und Hoboenbläser den, für jene Zeit sehr hohen Gehalt von
9000 Realien. Als Componist stand M. ebenfalls in bedeutendem Ansehen.
Er schrieb mehrere Opern und Zarzuelas, »Echo und Narciss«, »Pryamus und
Moderne — Molleubauer. 285
Thisbe« u. n. xind wird als Vrliebor der »'rcmadillas« (ein dramatischer Gesang)
angesehen. In diesem Genre compouirte er eine sehr groase Anzahl ein- und
mehrstimmiger Gesänge. M. gilt als nationaler Compouist; er starb in Madrid
am 13. Februar 1766.
Moderne« Jacciues, französischer Musiker des 16. Jahrhunderts, wegen
seiner Kürperlänge »(irand Jacques« genannt, war Kapellmeister der Kirche
Notre Dame du Conlort zu Lyon. Von seinen Corapositionen führt Gessner
an : «Chansons fran^aises ä quatre parties« und nMotets ä cinq et a six voix lib. ,'{a.
M. errichtete in Lyon eine Notendruckerei, aus der zahlreiche Drucke hervor-
gingen. Die früheste Sammlung von Motetten von J. Moderne gedruckt, trägt
das Datum 1532; die letzte der Sammlungen aus dieser Officin ist vom Jahre 1556.
Molianniied ben Adolinedschid, arabischer Musikschriftsteller, geboren in
Latakie in Syrien^ starb 848 (christliche Zeitrechnung 1448). Seine Abhand-
lung »Fethidjet« ist das vollständigste und bestronomirte Buch über moderne
Musik in Arabieli. Es enthält zwei Abtheiluugen, die erste behandelt die Ton-
arten, die zweite den Rhythmus. Nach Hammer-Pui-gstall ist es dem Sultan
Bajasid II. zugeeignet. Eine Abschiüft befindet sich in der Wiener Hofbibliothek.
Möhuike, Theodor Christian, geboren am 6. Januar 1781 zu Grimmen
in Pommern, war Schulrektor in Greifswald und wurde I8l8 Prediger in Stral-
sund. Er giebt einige wissenswerthe Nachrichten über den Gegenstand »Ge-
schichte des Kirchengesanges in Neuvorpommern, von der Reformation bis auf
unsere Tage« (Stralsund, 1831, in 8^).
Molique, Bernhard (YII,166), ist nicht 1803, sondern 1802 am 7. Oct. geb.
Molleuhauer, Heinrich (YII, 167), Violoncellist und Begründer des Con-
servatoriuras der Musik zu Brooklyn bei New- York, i§t am 10. September 1825
zu Erfurt geboren, woselbst sein Vater ein ausgedehntes Pelzgeschäft betrieb.
Bereits im vierten Lebensjahre zeigte sich M.'s tonkünstlerische Begabung, in-
dem er alle, ihm zu Ohren gekommene Musik nach dem Gehör auf dem Ciavier
reproducirte, und zwei Jahre später hatte der inzwischen mit ihm begonnene
Ciavierunterricht so gute Früchte getragen, dass er sich auf HummeFs Empfeh-
lung vor der Grossherzogin von Weimar als Pianist hören lassen durfte. Der
Erfolg dieses Debüts veranlasste seinen Vater, mit ihm und seinen beiden eben-
falls begabten Brüdern, eine Kunstreise durch ganz Deutschland zu unternehmen,
auf welcher die AVunderkinder überall mit Enthusiasmus aufgenommen wurden.
Nach Erfurt zurückgekehrt, erhielt M. auf seinen besondern AVunsch Unterricht
auf dem Violoncell, und dies Instrument lernte er unter der Leitung Knopp s
bald so vollständig behen-schen, dass er das Ciavier und die A^ioline verliess,
um sich ihm ausschliesslich zu widmen. In Folge späterer Kunstreisen ver-
breitete sich der Ruf seiner Virtuosität auch über Deutschlands Grenzen hin-
aus und 1853 erhielt er ein Engagement in der königl. Kapelle in Stockholm,
welcher er einige Jahre angehörte, bis der Ablauf seines Contraktes ihn ver-
anlasste, aufs neue längere Concertreisen — diesmal in Schweden und Däne-
mark — zu unternehmen. Inzwischen hatten sich seine Brüder in Amerika
niedergelassen, und ihrem Beispiele folgend, schifl'te auch er über den C>cean,
und landete 1856 in New-York, wo er vom Publicum um so freundlicher aui-
genommen wurde, als die Kunde von der Vortrefflichkeit seiner Leistungen
schon längst auch hierher gedrungen war. Zunächst spielte er mit grossem
Beifall iii einem Concerte der i^hilharmonischen Gesellschaft, dann reiste er zu
verschiedeneu Malen als Begleiter Thalbergs, Gottschalk's und der Sängerin
C. Patti durch die A-'ereinigten Staaten. Erst in den sechziger Jahren, nach-
dem M. einen häuslichen Heerd begründet, gelangte seine Laufbahn als reisender
Virtuose zum Abschluss: nunmehr widmete er sich in erster Reihe der päda-
gogischen Seite seines Berufes und gelangte namentlich durch die Begründung
einer eigenen Musikschule in Brooklyn (1867), zu einer höchst erfolgreichen
Wirksamkeit in dieser Richtung. Dass M. die Thätigkeit des ausübenden Künst-
lers damit nicht aufgegeben hat, dass er vielmehr die Zöglinge seiner Anstalt
286 Moller — Moncouteau,
neben der Unterweisung auch durch sein Beispiel fördert, darf hier nicht un-
erwähnt bleiben. Im besondern hat er während der letzten Jahre durch seine
echt künstlerische Wiedergabe classischer Kammermusik, auf den Geschmack
sowol seiner Schüler, als auch des gesammten kunstsinnigen Publicums der
Schwesterstädte New- York und Brooklyn veredelnd gewirkt.
Moller, Johann, Philologe, geboren zu Flensburg 1661, studirte in
Kiel, Jena und Leipzig. 1701 wurde er Schulrektor in seiner Vaterstadt, wo
er sich neben seiner Amtsführung literarisch beschäftigte. Er starb am 26. Oct.
1725. Eine seiner Schriften: fCimbria Litterata seu historia scriptorum ducatis
utriusque Sleswicensis et Holsatici, quibus Luhesenses et Hamhurgenses accen-
sentura (Kopenhagen, 1744, 3 Bd. in fol.), enthält viele Nachrichten über Musiker
und Musikschriftsteller des betreffenden Ländchens.
Mombelli; Dominico, berühmter italienischer Sänger, ist am 17. Februar
1751 zu Yillanova bei Vercelli geboren. Er studirte Gesang zu Casale Mon-
ferrato unter Ottoue. 1775 wurde er in der kleinen Stadt Crescentino Organist.
Hier setzte er »Didone« von Metastasio für ein Liebhabertheater in Musik, ver-
liess aber wegen einiger Misshelligkeiten den Ort. In seiner Vaterstadt betrat
er nun die Bühne und verschaffte sich sehr bald als Sänger Ruf. 1779 debü-
tirte er in Parma und sang hierauf mit wachsendem Buhme in Bologna, Rom
und Neapel. In letzterer Stadt, wo er 1783 eintraf, wurde er am San Carlo
Theater als erster Tenor engagirt. 1800 ging er mit dem Rufe des ersten
Tenoristen Italiens nach Madrid. Nach seiner Rückkehr hatte seine Stimme
schon verloren, dennoch errang er auch in Wien vielen Erfolg. M. in zw^eiter
Ehe Vater von zwölf Kindern, sang noch 1812 als Sechziger bei dem Debüt
seiner beiden Töchter Esther und Annette in »Demetrio e Polibio« von Rossini.
Einige Zeit darauf zog er sich mit seinen Ersparnissen nach Bologna zurück,
wo er am 15. März 1835 starb. M. schrieb Kirchenmusik, Opern, Arietten,
Die beiden erwähnten Töchter waren seine Schülerinnen, und sehr beliebt während
ihrer Theaterlaufbahn. Besonders brilliirte Esther, geboren zu Neapel 1794,
auch als sie 1823 in Paris auftrat. Sie vei'liess 1827 als Gräfin Gritti die
Bühne. Sein Sohn Alexander ist Gesanglehrer am Lyceum in Bologna.
Monasterio, Jesus, einer der tüchtigsten Violinisten der Gegenwart in
Spanien, Lehrer am Conservatorium zu Madrid, ist am 31. März 1836 in Potes,
Provinz Santander, geboren. Er zählte zu den Wunderkindern und erregte
schon im Juni 1845 bei seinem ersten Auftreten im Theater del Principe kein
geringes Aufsehen. 1849 erfolgte seine Aufnahme im Conservatorium zu
Brüssel, wo er drei Jahre hindurch Schüler de Beriot's war. Nach Ablauf
dieser Zeit erhielt er in Gemeinschaft mit Beumer, jetzt Professor am Con-
servatorium zu Brüssel, den ersten Preis. M. liess sich mit vielem Bei-
fall in Frankreich, Belgien, Deutschland, auch im Gewandhaus in Leipzig
hören. Er wurde in Madrid zum Professor des Conservatoriums und zum Solo-
violinisten der königlichen Kapelle ernannt, auch wurden ihm dort verschie-
dene Auszeichnungen zu Theil. 1861 richtete er in Madrid Quartett-Soireen
ein, die sehr in Aufnahme kamen.
Moucouteau, Pierre Fran^ois, Organist der Kirche St. Gerraain-des Pres
zu Paris, blindgeboren am 3. Januar 1805 zu Ville-Juif. Sieben Jahr alt
wurde er im Blinden-Institut, gegründet von Valentin Haüy aufgenommen und
erzogen, bis er dem Gebrauche gemäss dort selber lehrte. 1825 verliess er das
Institut und trat in die Reihe der Organisten von Paris. Nachdem er schon
an anderen Kirchen thätig gewesen war, gewann er im Coucurse die Organisten-
stelle an St. Germain-des Pres. M. unternahm es auch in der Harmonielehre
zu unterrichten und gilt seitdem als einer der besten Lehrer in Paris. Er gab
die folgenden Werke heraus: uTraife d^harmonie, contenant les regles et les exercices
necessaires pour apprendre ä bleu accompaijner un cliantv. (Paris, Grus); •uReAumi
des accords appliques ä la cotnpositiona (ebendaselbst); »Traue du contrepomt et
de lafugue, precede d'une recapitulation de toute Vharmonieu- (ebendaselbst) ; y>Explica-
Monnet — Moore. 287
iiofi des accorda; Excercises harmoniques et meloJiquesa] nManuel de transposition
musicalea (ebenduselbst).
Mouuet, Jean, geboren zu Condrieux bei Lyon, kam 15 Jahr alt, in der
Erziehung vernachlässigt, nach Paris. Er fand eine Stelle im Hause der Her-
zogin von Berry und erhielt durch diese einige Lehrer zugewiesen. Nach dem
Tode derselben 1719 fand er sich jedoch ohne jegliche Hülfsquelle. Nach ver-
lorenen sturravollen Jahren, erhielt er 1743 das Privilegium der Opera comique.
1745 war er Direktor des Theaters in Lyon, 1748 des französischen Theaters
in London. Von 1752 — 58 führte er zum zweitenmal die Direction der Opera
comique, zu deren vortheilhaften Entwicklung er entschieden beitrug. Das
Theater hörte auf Vaudville-Theater zu sein. M. starb vergessen in Paris 1785.
Er gab heraus: TiAntholofjie frangaise, ou chansons choisies depuis le treizieme
siede jusqu' ä presenU (Paris, 1765, 3 vol. in 8*^). Dieser Sammlung sind die
Melodien beigefügt; auch enthält sie als Vorrede eine historische Abhandlung
über »Chansons« von Meusnier de Querlon. Ein vierter Nachtragsband ist be-
titelt: «ChoLr de chansons joyeusesa (Paris, 1765, in 8"^). Die Schrift: -aSupple-
ment au Roman comique, ou Memoires pour servir ä la vie de Jean Monneta
(Paris, mit Porträt), rührt von ihm selbst her.
Moutade, Gregorio, ein vortrefflicher Geigenbauer und Schüler des
Stradivari, lebte in Cremona von 1670 — 1730. Seine Instrumente, nach dem
Modell seines Lehrers gearbeitet, haben einen grossen, edlen und vollen Ton
und stehen hoch im Preise.
Moutagruana, Dominicus, 1700 — 50; ein geschätzter Geigenmacher und
Schüler des Stradivari. Im grossen Ganzen ähneln seine Instrumente denen
seines Meisters, und zeigen nur Abweichungen im Detail, wie z. B. im Schnitt
der F-Löcher. Sein Lack ist gelbbraun, feurig und lebendig und doch sammt-
artig im Aussehen. M. lebte anfangs in Cremona, zog dann nach Venedig
und starb in Tyrol.
Montanas, Irenius, Pseudonym, unter welchem Johann Gottfried Hauck,
Carillonueur der Peterskirche in Freiberg, vermuthet wird, gab heraus: Historische
Nachricht von den Glocken, oder allerhand curieuse Anmerkungen von Ursprung,
Materie, Nutzen, Gebrauch und Missbrauch der Glocken (Chemnitz, 1728, in 8'^).
Montegratia, Petro Johannes, lebte als geschätzter Geigenmacher gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts in Mailand. Seine Instrumente haben ganz
den Charakter wie die des G. Bapt. Guadagnini, im Modell und im Lack. Seine
Violinen sind besonders gesucht und stehen hoch im Preise.
Montichiaro, Giovanni, Lautenmacher in Brescia, Ende des 15. Jahrli.
geboren, der dafür bekannt war, gute Lauten, Lyren, Violinen und kleine
Violinen verfertigt und in Brescia eigentlich die Lautenmacherei begründet zu haben.
Moore, Thomas, einer der berühmtesten neuern englischen Dichter, der
erste irische Barde, zugleich Sänger seiner Lieder, ist am 28. Mai 1780 zu
Dublin geboren, bezog im 14. Jahre die Universität seiner Vaterstadt und ging
1799 nach London, um Rechtswissenschaft zu studiren. Hier veröft'entlichte er
seine treffliche Uebersetzung des Anakreon, die er schon in früher Jugend be-
gonnen haben soll. Er bereiste Nordamerika und lebte hochgeschätzt und ge-
ehrt abwechselnd in Dublin, London und Paris. Sein poetisches Hauptwerk
y>Lalla Hookha lieferte bekanntlich mit der zweiten Erzählung desselben den
Stoff zu Schumanns »Das Paradies und die Peri«. Eine Gesammtausgabe seiner
^^ erke gab nach seinem Tode sein langjähriger Freund Lord Russell zum
Besten der Wittwe heraus (1853 — 56). Von musikalischem Interesse sind die
»Irish Melodies«, die von 1807 — 34 in 10 Abtheilungen erschienen, zu Stevenson's
irischen Nationalmelodien gedichtet; ein Seitenstück dazu sind die »Sacred
Songs Duetts and trios« (1816) mit Melodien von Moore und Stevenson. M. ver-
lebte die letzten Jahre seines Lebens im ruhigen Genuss einer Pension von
300 L., die ihm seine politschen Gönner ausgewirkt hatten, und starb zu
Sloperton Cottage, London, am 26. Februar 1852.
288 Alooser — Moretti.
Mooser, Aloys, Orgelbauer, geboren 27. Juni 177U in Freiburg in der
Schweiz, Sohn des Orgelbauers Joseph M., Schüler Silbermann'a in Strassburg.
Aloys M. übernahm die Werkstatt seines Vaters und verfertigte ausser Oi'geln
auch Pianos. Auch stellte er ein Instrument her, in welchem er die Eisten-
Schäften von Orgel und Piano vereinigte »Clavier-Orgel«, welches einen ganz guten
Eftekt gemacht haben soll. Eine seiner besten Orgeln ist die zu Bern in der
heil. Geist-Kirche; besonders aber erwarb ihm die, in Freiburg in der Nicolai-
Kirche sehr umlangi-eiche Orgel, an welcher er von 1824 — 34 arbeitete. Ruf.
Sie hat vier Claviere und Pedale und zweiundsechzig Stimmen. Am besten ge-
lungen sind die Stimmen, welche die Saiteninstrumente nachahmen, weltbe-
rühmt ist die Vox humana. M. starb am 23. December 1839.
Moreau, Henri, belgischer Musiker, geboren zu Lüttich am 15. Juli 1728,
war Lehrer und Kapellmeister des College St. Paul in Lüttich. Gretry empfing
von ihm den ersten Compositionsunterricht. Bekannt sind von seinen Compo-
sitionen nur ^iWeihnachtsgesäuge«, die in seiner Provinz Popularität erlangten.
Er wurde zum cori'espondirenden Mitglied der französischen Akademie ernannt,
als er sein Buch veröffentlichte: y>Lliarmonie mise en pratique, avec un tahleau de
tous les accords, la methode de s'en servir, et des regles utiles ä ceux qui etudient
la composition ou Vaccompagnementvi (Liege, J. G. M. Loxhay, 1783).
Morel, Auguste Frangois, Tonkünstler der Gegenwart, geboren zu Marseille
am 26. November 1809, war ursprünglich für den Handelstand bestimmt, fühlte
sich aber von Kindheit an zur Musik, mit der er sich stets beschäftigte, hin-
gezogen. Er hatte schon mehreres geschrieben, als er endlich alle Hindernisse
besiegte und 1836 nach Paris ging, um das Conservatorium zu besuchen. Da
er aber bereits 25 Jahr alt war, konnte er nicht angenommen werden. Halevy
jedoch, dem er seine Compositionen vorlegte, tröstete ihn, indem er sagte, dass,
wenn man so schriebe, man keines Lehrers mehr bedürfe. So wurde und blieb
M. in der Composition sein eigener Lehrmeister. Er schrieb seitdem Musik
jeden Genres, durch welche er sich den besten französischen Componisten der
Gegenwart anreiht. Nur ist seine Musik nicht nach Verdienst verbreitet. Am
höchsten stehen seine Kammermusikwerke, in denen der Einfluss deutscher
Meister dieser Gattung bemerkbar ist. Auch ist seine Vocalmusik, darunter
die Romanzen, bemerkenswerth. M. schrieb aussei'dem zwei Sinfonien; drama-
tische Musik; Kirchen- und Chorwerke: eine Oper r>Le jugement de Dieua, auf-
geführt in Ronen und Marseille; mehrere Ouvertüren; Cantaten. M. lebte in
Marseille, seit 1877 in Paris.
Morel, Frederic, berühmter Drucker in Paris, und einer der gelehrtesten
Hellenisten des 16. Jahrhunderts, wurde in Paris 1558 geboren und starb dai-
selbst am 27. Juni 1630.
Moretti, Andrea, mit dem Beinamen »maestrino della cetera«, geboren in
Sienna (im Toskanischen) in der Mitte des 16. Jahrhunderts, war berühmt als
Lautenspieler, auch spielte er die Violine und das sogenannte Cetarone oder
Chitarone, ein Instrument, welches er auf seinen langjährigen Reisen in Polen
kennen gelernt und das er später um vier Saiten vermehrt hatte. M. stand
im Dienste des Prinzen Ferdinand von Medici, und wirkte bei den glänzenden
Festen, die in Florenz stattfanden, mit, wofür er reiche Belohnung erhielt.
Er ertheilte auch Unterricht im Lautenspiel und bildete viele gute Schüler.
In späteren Jahren seines Lebens erhielt er eine jährliche Besoldung, wegen
seiner Geschicklichkeit, die Laute und die Theorbe zu spielen, von der Kathe-
drale zu Sienna, an der er wahrscheinlich beschäftigt gewesen ist.
Moretti, Giovanni, Componist der Gegenwart, geboren 1807 zu Neapel;
Schüler des Conservatoriums, hatte mit seiner ersten kleinen Oper, aufgeführt
1830 in Pavia, viel Erfolg, und componirte hierauf noch gegen zwanzig Opei-n,
die bis 1857 zur Aufführung gelangten. Ausserdem schrieb er zahlreiche Kirchen-
compositionen, darunter zwölf Messen mit Orchester und viele Ouvertüren für grosses
und kleines Orchester. M. ist Kapellmeister am Theater San Carlo in Neapel.
Moriaui — Mornington. 28f)
Morinni, Napoleon, berühmter Tenorist, geboren in Florenz am 10. März
1808, war im Besitze einer wunderbar schönen Tenorstimme. Er betrat, nach-
dem er in Salons schon Aufsehen erregt hatte, 1832 in Mailand die Bühne.
Obwol er als Schauspieler wenig leistete, bezauberte er doch jedes Publicum
während der kurzen Zeit seiner Theaterlaufbahn, einzig durch den seltenen
Zauber seines Organs. Er sang in allen italienischen Städten, und wusste sich
selbst neben Ronconi und Caroline Ungher, mit denen er unter der Leitung
des Impresario Lanari gastirte, geltend zu machen. 1844 — 45 liess er eich
in London bewundern, doch zeigten sich schon Spuren eines stimmlichen Ver-
falls. In Wien hatte ihn der Kaiser zum Kammersänger ernannt, in Spanien
erhielt er von der Königin den Isabellenordcn. Nach den grössten Triumphen
kehrte er nach Italien zurück, und sang im Herbst 1847 zum letzten Mal in
Mailand. Er starb in Florenz %,m 4. März 1878.
Moriolielli, Anna Bosello, eine der bemerkenswerthesten Sängerinnen
Italiens, am Ende des 18. .Jahrhunderts, war in Reggio 1760 geboren und
mit einer wunderbar schönen Stimme begabt. Ausgebildet wurde sie durch den
Sopranisten Gruadagni. 1779 betrat sie in Parma mit dem grössten Erfolge
die Bühne, und enthusiasmirte nach und nach ganz Italien. Dieselben Erfolge
hatte sie in Wien, Paris und London. Der Dichter da Ponte, der ihr 1793
in der letzteren Stadt begegnete, giebt von ihren Sitten und Charaktereigen-
schaften aber kein besonders anziehendes Bild. 1794 kehrte sie nach Italien
zurück, und verliess auch bald darauf die Bühne.
Moritz von Menzingen, Mönch und Musiker, in Menzingen in der Schweiz
1654 geboren, trat in den Orden der Kapuziner und wurde Priester dieses
Klosters. Später lebte er in Andermatt und dichtete dort zahlreiche geistliche
Gesänge, zu denen er auch die Melodieen erfand. Ein Theil derselben ist ver-
öffentlicht unter dem Titel: -nPhilomela Marianaa. die Marianische Nachtigall,
welche das Unterschiedlich schöne Lob- und Lieb's-Gesetzlein der allerschön-
sten und holdseeligsten Maria zu schuldigen Lob, Preis und Ehrenschall
schlagend und singend die Herzen thut erquicken, in 36 Liedern verfasset und
beigefügten Noten durch P. Fr. Mauriz von Menzingen, Capucinern der Schwei-
zerischen Provinz Zug, 1713.
Moritz, J. G, (VII, 173), Carl Moritz, dem jetzigen Inhaber der berühm-
ten Weltfirma C. W. Moritz, ist für eine verbesserte »Cylinder-Drehventil-
Maschine« ein Patent ertheilt worden. Diese Maschine hat, der älteren Con-
struction gegenüber, den Vortheil, dass die langen Schieber und sämmtliche
Charniore in Wegfall gekommen sind. Durch diese zweckmässige Einrichtung
ist das sogenannte Ausleiern der Charniere unmöglich geworden. Somit werden
auch die frühern, kostspieligen Reparaturen erspart. Was aber ganz besonders diese
verbesserte Ventil-Maschine erapfehlenswerth macht, ist die sanfte, gefällige
Hebung der Ventile ohne das unangenehme, geräuschvolle Klappern. Ein weiterer
grosser Fortschritt ist es, dass die Stahlfedern durch gewundene Messingfedern
ersetzt sind, ein Springen derselben also nicht mehr stattfinden kann. Für die
königl. Hochschule für Musik in Berlin hat M. zwei Exemplare der alten Oboe
d'amour mit Glück und (xenie bei reinster Tonwirkung angefertigt. In neuester
Zeit ist M. für die königl. Oper zum Instruraenteninspektor. resp. Instrumen-
tenrevisor ernannt worden ; er hat dafür Sorge zu tragen , dass sämmtliche
Kamraermusikerinstrumente und auch diejenigen Instrumente, welche auf der
Bühne und zu Theaterrausiken auf derselben benutzt werden, in stets guter und
brauchbarer Verfassung sind.
Morninirton, Graf von, Vater des Herzogs von Wellington, geboren um
1720 in Irland, wird von Daines Barrington in seinen Miscellanies (1781) als
Beispiel frühzeitig entwickelten Musiktalentes erwähnt. Seine Vocalcompo-
sitionen waren sehr beliebt. Prinz Albert wählte sie in den Jahren 1840 bis
1848 vorzugsweise zur Aufführung in den Ancient-Musik-Concerten. Die Glees
(eine Specialität englischer Musik, 3 — 5 stimmiger Gesänge heitern Charakters)
Musikal. Convers.-Lexikon. Ergäuzungsband. 1^
290 Mors — Mosonyi.
von Morningtoii, namentlich der eine y>Here in cool grot», waren zu ihrer Zeit
sehr beliebt. Der Componist gewann damit drei Preise des Catch-club in den
Jahren 1776—79. Er starb am 22. Mai 1781 zu Kensington.
Mors, Antoine, Orgelbauer, geboren zu Antwerpen 1480. 1514 lieferte
er für die Hofkapelle eine Orgel, für welche er 115 livres erhielt; 1516 ein
paar Orgeln für Carl V. (pour s'en servir a son tres-noble plaisir) und in dem-
selben Jahre auch ein Clavichordiura an die Erzherzogin Eleonore für 16 livres
und so fort. 1559 baute ein Ant. Mors aus Antwerpen für den Herzog Johann
Albert von Mecklenburg eine Orgel, bestimmt für die Hauptkirche von Schwerin,
Ein Sohn dieses Ant. M., Jerome, ist dort ansässig geworden. Er kam 1536
nach Schwerin und starb daselbst 1598. Noch ein anderer Orgelbauer desselben
Namens in Antwerpen, Henri Mors, verkaufte 1517 für die Summe von 62 livres
10 sous an Karl V. zwei kleine Orgeln, die derselbe bei seiner bevorstehen-
den Reise nach Spanien, weil die anderen zu gross und zu schwer seien, mit-
nehmen wollte.
Moskowa, Joseph Napoleon Key, Prinz von, ältester Sohn des Marschall
Ney, Herzog von Elchingen, zu Paris am 8. Mai 1803 geboren, französischer
Politiker, Schriftsteller und Musikdilettant, verlebte einen Theil seiner Jugend
in Italien, und hatte seinen Wohnsitz später in Paris, wo er als Pair von
Frankreich am 25. Juli 1855 starb. Er gründete in Paris die nSociete de musi-
que vocale, religieuse et classique«, deren Versammlungen in seinem Hause unter
seiner Direction stattfanden. Es wurden nur Compositionen a capella oder mit
Orgelbegleitung von Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts ausgeführt. Auch
veranstaltete der Prinz eine Ausgabe der Partituren der, in diesen Concerten
aufgeführten "Werke, unter dem Titel: y>Recueil des morceaux de musique ancienne
executes aux concerts de la Societe de musique vocale, religieuse et classique, fondee
ä Paris en 1843 sous la direction de M. le prince de la Moskowac^ (Paris,
11 Bände, in 4"). Sehr regen und thatkräftigen Antheil nahm M. gern, wenn
es sich um eine, die Tonkunst fördernde Sache handelte. Eine wichtige Stütze
wurde er z. B. den, von Fetis inaugurirten historischen Concerten, ebenso des,
von Niedermeyer geschaffenen Conservatoriums für Kirchenmusik. M. schrieb
mehrere Messen, die erste als dreizehnjähriger Knabe; diese wurde in Lucca, eine
grosse Messe mit Orchester in Paris aufgeführt. Seine beiden Opern, aus denen
ein hübsches Talent spricht, wurden in Paris mit Beifall gegeben, i>Yvonne(i. und
•»Le Gent-Suisse«', die letztere erlebte über hundert Vorstellungen.
Mosonyi, Michael, eigentlich Brand geheissen, hat sich als ungarischer
Nationalcomponist einen Namen gemacht. Er wurde am 4. September 1814
in Boldogasszong in Ungarn geboren, wo er vom Dorfschulmeister auch Musik-
unterricht erhielt. Zwanzig Jahre alt, ging er nach Pressburg, in der Absicht,
Lehrer zu werden, wandte sich jedoch durch Turanyi, später Musikdirektor in
Aachen, in der Musik gefördert, in seiner Vorliebe bestärkt ganz dieser zu.
Er trat als Musiklehrer in die Familie des Grafen Pejachevits, in der er sieben
Jahre verlebte, jede freie Zeit zu eifrigen Studien benutzend. 1843 wurde
er in Pest ansässig, wo er in musikalischen Kreisen bald Freunde fand, auch
durch mehrere kirchliche Compositionen und eine Sinfonie vortheilhaft bekannt
wurde. Ein Heft Lieder erschien in Leipzig. In allen diesen Compositionen
folgte M. der classischen Richtung. Die nächste, ein Ciavierstück: »Das Leben
der Puszta« im ungarischen Charakter geschrieben, fand soviel Anklang, dass
von hier an M. es sich zur Aufgabe machte, sich ganz der Förderung der
ungarischen Musik zu widmen. Das genannte Musikstück schrieb er für ein
Album ungarischer Nationalcompositionen, das der Verleger Rozsavölgyi der
Königin bei ihrer Anwesenheit in Pest überreichte. Die ferner im ungarischen
Stile geschriebenen Stücke sind: ^Souvenir de Kazinczy«. und ^i Monde enfantind,
Ciavierstücke; zwölf Etüden zur Ausbildung der ungai'ischen Musik; eine Can-
tate für Solo, Chor und Orchester; eine sinfonische Composition auf den Tod
Szechenyi; eine Ouvertüre, in welcher der Nationalgesang »Szozat« verwendet
Mossi — Miihldorier. 291
ist; ein Orchesterstück r>Triomphe et le deuil du Honvedu; lerner die ungarische
Oper »llkiio, 1861 in Buda-Pcsth aufgeführt. Eine heroische Oper »Alraosa,
gelangte trotz seiner Anstrouguugen nicht zur Auä'ülirung. M. hatte mit J. Ah-
ranyi ein Journal für ungarische Musik gegründet und in demselben ausge-
zeichnete, für die ungarische Literatur sehr werthvollc Aufsätze veröfi'entlicht.
Des Kampfes müde, zog sich M. mehr und mehr zurück. Vor dem Publi-
cum erschien er 1867 zum letzten Mal, als er zur Krönung Franz .loseplis
als König von Ungarn die Krönungsmesse von Liszt dirigirte. Er starb am
;n. October 1870.
Mossi, Giovanni, Violinist und Coraponist, geboren gegen Ende des
17. Jahrh. zu Rom, war Schüler von Corelli, dessen Stil er in seinen Corapo-
sitionen imitirte. Seine Concerte und Sonaten sind in Amsterdam 1730 gedruckt.
Moszkowski, Moritz, ist am 23. August 1854 in Breslau geboren und
erhielt auch dort den ersten Unterricht im Clavierspiel. In Dresden, wohin die
Eltern 1865 übersiedelten, besuchte er das dortige Conservatoriura, und als drei
Jahre später seine Eltern nach Berlin zogen, wurde er Schüler des Stern'schen
Conservatoriums und dann der Kullak'schen Akademie. An letzterer Anstalt
wirkte er auch mehrere Jahre als Lehrer. Mit 19 Jahren gab er sein erstes
eigenes Concert in Berlin, in welchem er als Componist und Ciavierspieler
bereits Aufsehen machte, und seitdem hat er den Ruf eines eben so bedeutenden
Pianisten wie reichbegabten Componisten erworben. Von seinen Compositionen
sind ausser der sinfonischen Dichtung ^Johanna d^Area zahlreiche Ciavierstücke
und Lieder erschienen.
Movius, Caspar, Rektor der Schule zu Stralsund, geboren in der Mark
Brandenburg gegen 1600, verfasste sechs- und achtstimmige Kirchengesänge
und Psalmen, die er unter dem Titel: -»Triuyiiphus musicus spiritualis«, das ist:
»Newe geistliche deutsche Kirchengesaenge und Psalmen mit sechs und acht
Stimmen, sampt dem Basso contiuuo (Rostock, 1640, in 4*^) veröffentlichte.
Mozart (VII, 181), der Verfasser des Verzeichnisses der Wei'ke des Meisters
heisst Ludwig Ritter von Köchel, nicht Köchly.
Mühldorfer, Wilhelm Karl, Sohn des jetzigen Hoftheater-Inspektors
Mühldorfer in Mannheim und Neffe des hochberühmten Maschinisten und
Decorationsmalers gleiches Namens, ist am 6. März 1836 zu Graz in Steier-
mark geboren, besuchte das Gymnasium zu Linz und legte dort den Grund zu
seiner musikalischen Bildung. Im Alter von 12 Jahren wirkte er bereits als
anerkannt tüchtiger Clavierspieler in mehreren öffentlichen Aufführungen mit.
Daneben zeigte sich ein, nicht unbedeutendes Talent zur Malerei, welches viel
für die Zukunft versprach. Im Jahre 1850 ging M. nach Mannheim, förderte
dort seine Studien durch Unterrichtnehmen in Harmonielehre und Generalbass,
und pflegte, im Besitze einer sonoren Baritonstimme, selbst das Feld der
dramatischen Kunst. In allen diesen Fächern von tüchtigen Meistern geleitet,
neigte er mehr und mehr der dramatischen Laufbahn zu, um so mehr als Auto-
ritäten, wie Davison sehr günstig über seine desfallsigen Anlagen urtheilten.
Als er das 18. Lebensjahr erreicht hatte, trieb ihn der Drang nach künstlerischer
und unabhängiger Stellung aus den Räumen des Vaterhauses, und sein erster
Contrakt, für »Chor und Orchester« lautend, fesselte ihn, vom 2. Mai 1854 ab,
an das kleine Theater in Saarlouis-Saarbrücken, wo er zum ersten Male, und
zwar als Student Justi im Schauspiel »Das bemooste Haupt« von Benedix, die
Bühne betrat. Nach wenigen AVochen stellte jedoch die Direction du Zahlungen
ein, und M., genöthigt, einen anderen AVirkungskreis zu suchen, begab sich
nach Heidelberg, dessen Bühne sich damals unter Haake's Leitung des besten
Rufes erfreute. Dort spielte er mit Glück grössere Rollen im Fache der jugend-
lichen Liebhaber und Bouvivants, so dass ihm die Aussicht auf ein Probegast-
spiel am grossherzogl. Hoftheater in Carlsruhe eröffnet wurde. Mochte nun M.
an seiner Leistungsfähigkeit als dramatischer Künstler zweifeln, oder ahnte er,
dass er zu etwas Anderem berufen sei. kurzum, er studirte mit eisernem Fieisse
19*
292 Müthel — Murska.
die "Werke der Meister, die Compositionslehre und Instrumentirungskunst, und
im "Winter 1855 entstand sein erstes grösseres "Werk: »Im Kyffhäuser«, roman-
tische Oper in 2 Akten, welchem viele Versuche in Liedern und kleineren
Orchestersätzen vorangegangen waren. Im Sommer 1855 erhielt M. durch einen
niemals aufgeklärten Zufall einen Contrakt als Kapellmeister am Stadttheater
in Ulm. Dieser Umstand entschied für seine Zukunft. Obwol überrascht durch
den Antrag, nahm er denselben doch schnell entschlossen an und legte am
5. October 1855 als Dirigent der Oper »Lucia von Lammermoor« den ersten
Beweis von der ihm angeborenen Directionsbegabung ab. Seitdem fungirte M.
an den kleinen Hoftheatern zu Bernburg und Detmold, wie an den Stadttheatern
zu "Würzburg, Görlitz, Lübeck, Krakau, Münster, Altena, Elberfeld und Mainz
mit wachsendem Erfolg. Im Frühjahr 1867 wurde er nach Leipzig berufen;
er trat seine Stellung am 21. Juni desselben Jahres als Dirigent in Mozart's
»Die Hochzeit des Figaro« unter allseitiger Anerkennung an. Unter vier Direk-
toren widmete er dem Institute seine Thätigkeit in aufopferndster Weise, ver-
vollkommnete sich durch eifrig fortgesetzte Studien und hatte das Glück, dass
seine Erzeugnisse, Compositionen jeglichen Genres, an vielen Orten aufgeführt
und durch Beifall ausgezeichnet wurden. In- und ausländische Fürsten, vor
allen Se. Majestät der deutsche Kaiser, ehrten M. durch Verleihung von Orden,
und auf Grund unablässigen Strebens, eigenen Fleisses und grosser Ausdauer
erwarb sich M. mit Becht den wohlverdienten Buf, einer der umsichtigsten und
und intelligentesten Dirigenten Deutschlands zu sein. Im Juli 1881 scheidet
er aus seiner Stellung in Leipzig und geht als erster Kapellmeister an das
Kölner Stadttheater.
Miithel, Job. Gottfr. (VII, 200), ist in Mölln im Sachsen-Lauenburgi-
schen (nicht Möllin) geboren.
Müller, Friedrich (VII, 192), starb in Budolstadt am 12. Decbr. 1871.
Müller, Hippolyt (VII, 194), starb am 23. August 1876 in München.
Muffat, Georg (VII, 200). Ausser den erwähnten "Werken veröffentlichte
er: »Ärmonico tributo« oder Kammersonaten, gedruckt 1682 zu Salzburg; in Born
componirt, wie aus der Dedication d.d. Born, 4. September 1682 an den Fürst-
bischof Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg gerichtet, hervorgeht. Zu
dieser Beise nach Italien war er wol durch die Munificenz des Fürstbischofs,
zu dem er wahrscheinlich schon in Folge der Ueberrumpelung Strassburgs
durch die Franzosen (am 31. September 1681), geflüchtet war, begünstigt
worden. Zu der am 18. October 1682 veranstalteten Feier des 11 hundertjährigen
Bestehens des Erzbischofthums Salzburg, war er wieder zurückberufen worden.
Nach dem Tode des Erzbischofs (3. Mai 1687) ging M. nach Bassau in den
Dienst des Fürstbischofs Job. Bhilipp Graf von Bamberg, wurde 1690 zum
Bang eines Kapellmeisters und Bagenhofmeisters erhoben. Das Sterberegister
der Dompfarrei zu Bassau enthält die Nachricht, dass er am 23. Februar 1704
beerdigt wurde. 1701 veröfi'entlichte er noch: »Auserlesener mit Ernst und
Lust gemengter Instrumentalmusik erste Versammlung«, Bassau.
Mullinger-Hig'g'ius, "W^illiam, Brofessor der Bhilosojohie und Naturwissen-
schaften, veröffentlichte mehrei-e Werke über Bhysik und Bhilosophie, darunter:
y>Philoso]phy of Sound and History of Musia. (London, 1838, in 8*^. 256 S.).
Marska, II ma von, vortreffliche Sopransängerin der Gegenwart, geboren
in Croatien gegen 1836, erhielt die erste gesangliche Ausbildung in Italien, die
sie in Wien unter Leitung der Frau Marchesi vollendete. Nachdem sie sich
zuerst in Deutschland eingeführt, besuchte sie flüchtig Baris, Barcelona, Ham-
burg, Best, 1864 Berlin, wo sie mit vielem Erfolge in »Lucia«, »Troubadour«,
»Nachtwandlerin« und ähnlichen Bartien auftrat. Hierauf gehörte sie zehn Jahre
der Wiener Hofoper au, wo sie - unter andern Bartien auch die der Dinorah
in »Die Wallfahrt nach Bloermel« von Meyerbeer, zuerst, und mit dem grössten
Erfolge sang. Auch in London, wo sie fast in jeder Saison zu einem Gastspiel
anwesend war, nahm man sie sehr glänzend auf. 1874 ging die Künstlerin
Nabich — Natur der Töne. 293
nach den Vereinigten Staaten und Australien. Sie war die Wittwe eines
österreichischen Officiers, und heiratete 1876 in Amerika den Pianisten Anderson,
der aber bald darauf starb. Hierauf kehrte sie nach Deutschland zurück und
hat der Oetlentlichkeit noch nicht entsagt.
N.
Nabich, Moritz (VII, 222), ist am 22. Februar 1815 geboren.
Nadal, J., spanischer Kirchencomponist, geboren 1793 zu Lerida, war
Schüler des Klosters Monserrat in Catalonien. Er war in Lerida und dann
in Madrid Kirchenkapellmeister, wurde 1839 Opernkapellmeister in Valadolid,
und beschloss seine Laufbahn als Kapellmeister der Kathedrale zu Astorga. Er
schrieb viel Kirchenmusik. Eine seiner Messen, im Auftrage des Kriegs-
ministeriums componirt, wurde bei einem Nationalfest im Kloster San Gero-
uimo aufgeführt.
Nadaud, Gustav, französischer Chansonnetten-Componist, geboren zu Rou-
baix am 20. Februar 1820, besuchte das College ßollin in Paris und trat dann
in ein Handlungshaus um Kaufmann zu werden. Einige Chansons, die er schrieb,
"Worte wie Musik, machten so lebhaften Eindruck, dass man ihm allgemein zu-
redete, sein Talent nach dieser Seite hin auszubilden. Er versorgte denn auch
sein Publicum mit einer umfänglichen Zahl dieser Gesänge, die sich über Frank-
reich und weiter verbreiteten. Sie sind zum Theil komisch, zum Theil rührend,
fast immer fautasievoll; zu allen schrieb N. Worte und Musik, auch verstand
er sie sehr gut zu singen. Der Musikalienverleger Heugel in Paris veranstal-
tete eine complette Ausgabe dieser Chansons, in fünfzehn Bänden, jeder zwan-
zig Chansons enthaltend, nebst einem Bande y>Gkansons legeresa. Ebenda ver-
öffentlichte X. drei Operetten für den Salon: y>Le docteur Vieuxtemps<i; -uLa
Voliere<i; y>Porte et fenetre<s.^ zu denen er ebenfalls auch den Text gedichtet hatte.
1861 w^urde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Nantier-Didiee, Constanze, ausgezeichnete französische Sängerin, wurde
zu Saint-Denis am 16. November 1831 geboren, und 1845 als Schülerin des
Pariser Conservatoriums aufgenommen, wo sie unter Duprez 1849 die beiden
ersten Preise erhielt. Ihre Stimme, die sie ausserordentlich zu beseelen ver-
stand, war ein höchst klangvoller Contraalt, auch besass sie eine natürliche
Anlage zur dramatischen Darstellung. Sie studirte italienischen Gesang, und
fand ihre Erfolge in der italienischen Oper. Nach einem Debüt in Turin er-
schien sie in Paris auf kurze Zeit, und nahm dann ein Engagement für drei
Saisons in London an. 1854 ging sie nach Amerika, sang in New- York,
Boston, Philadelphia, Baltimore, Washington, besuchte wiederholt London, Peters-
burg, Paris und Madrid, wo sie sich mit einem ausgedehnten Hepertoir überall
viel Sympathie erwarb. In Madrid starb sie am 3. December 1867.
Nardini, Pietro (VII, 232), über diesen berühmten Virtuosen erschien
1793 von Raimondo Leoni: yiElogio di Pietro Nardini celebratissima professor
di violino».
Nathan, Isaak (VII, 235), starb zu Sydney in Neu-Schottland am
15. Januar 1864.
Natnr der Töne, das ist zunächst ihre rein materielle Wirkung auf die
Empfindungs- hier also auf die Gehörnerven. Sie wird ebenso durch die ton-
erzeugenden Körper, wie durch die besondere Art ihrer Erzeugung bedingt. In
der Natur selber wird der Ton nur selten hervorgebracht; sie erzeugt haupt-
sächlich nur Schälle und Klänge; das Rauschen des Wassers, das Säuseln der
Blätter, das Rollen des Donners und selbst das Pfeifen des Windes, wie die
ähnlichen Naturerscheinungen gewinnen selten oder nie den bestimmten Charak-
294 Natur der Töne.
ter uuterscheidbarer Töne; uud auch der Gresaiig der Vögel ist nur sehr schwer
in bestimmten, feststehenden Intervallen darzustellen. Der Kukuk dürfte
wol der einzige Vogel sein, der seine kleine Terz mit einiger Sichei'heit intonirt.
Aber auch die sogenannten Naturinstrumente, diejenigen, welche die Natur uns
unmittelbar zur Verfügung stellt, wie das Rohr verschiedener Pflanzen, das
Hörn des Stiers, oder die Stoffe, die sie uns zu Instrumenten bietet, das Fell und
die Därme der Thiere, Holz, Metalle u. s. w., sie alle geben wirkliche Töne
erst unter bestimmten Voraussetzungen, die bei deren Erzeugung erfüllt werden
müssen. Das Hörn, wie die, aus dem Schilfrohr, der Weidenrinde und dergl.
gewonnenen Pfeifen, geben Töne nur bei der entsprechenden Behandlung, und
Holz und Metalle, wie die Därme und das Fell müssen bestimmte Formen an-
nehmen, um zu tonerzeugenden Körpern zu werden. Damit wird die Natur
der Töne — oder besser der Klänge — nicht verändert, höchstens nur ver-
edelt. Die zu Saiten verarbeiteten Metalle geben ganz andere Klänge, als die
z\i Blasinstrumenten verwendeten; dort verhalten sie sich wirklich tonerzeugend,
während sie hier hauptsächlich klangverändernd, mindernd, oder verstärkend auf-
treten. Die tönende Luftsäule hat einen andern Klang, wenn sie in einer
metallenen, oder in einer hölzernen Röhre, oder in der Menschenstimme ertönt;
und die, aus den Därmen gewisser Thiere oder aus Seide gewonnenen Saiten
haben andere Klänge, als wenn sie aus Metall gefertigt sind, und diese werden
wieder verändert durch die Art, in welcher sie tönend gemacht werden, ob
durch Anstreichen, oder Anschlagen, Anreissen, Anblasen u. s. w. Selbstverständ-
lich ist dann auch die besondere Art des Stoffs der tonerzeugenden Körper auf
die besondere Art der erzeugten Klänge von wesentlichem Einfluss; nur gewisse
Holzarten sind klangerzeugend und klangverstärkend zu verwenden, ebenso wie
gewisse Därme und Felle von Thieren, und auch unter den Metallen ist mit
Auswahl bei ihrer Verwendung zu verfahren, weil schlecht gewählte, auch
schlechte Klänge erzeugen. Auf der verschiedenen Natur dieser Stoffe nun
beruht zunächst die unterschiedene, rein sinnliche Wirkung der, durch sie er-
zeugten Klänge. Die materiellste, eigentlich nur rein materielle Wirkung,
machen die sogenannten Schlaginstrumente, namentlich die, welche im Grunde
nur Schälle, nicht eigentlich Klänge erzeugen, wie Castagnetten, Tamtam,
Becken, Triangel und grosse und kleine Trommel. Die Pauken verlieren schon
an materialistischer Wirkung, weil sie zwei, unter Umständen auch mehr Töne
bringen und rhythmisch mannichfaltiger geführt werden können. Die Messing-
instrumente vermögen jetzt auch an der Darstellung des Kunstwerks ganz andern
Antheil zu nehmen als früher, da ihre Leistungsfähigkeit bedeutend gesteigert
ist; während sie früher hauptsächlich mit ihrem Klang-, weniger mit ihrem
Tonvermögen hinzugezogen werden konnten, ist jetzt auch dies mehr erweitert,
aber die Natur ihres Klanges lässt ihre Wirkung noch immer mehr materia-
listisch erscheinen, weil er viel heftiger auf die Gehörnerven wirkt, als der
Klang der andern Blasinstrumente. Die Metallwände der Trompeten und Posau-
nen sind so dünn, dass sie heftig mit erschüttert werden und daher sehr stark
resoniren. Bei den Hörnern wird diese Resonanz dadurch gemässigt, dass das
Rohr in verschiedenen Windungen zusammengelegt ist. Die Wände der Holz-
blasinstrumente sind bei weitem stärker, und da Holz überhaupt weniger reso-
nirt als Messingblech, so ist der natürliche Klang der Holzblasinstrumente auch
mehr gedämpft als der, der Blechblasinstrumente, und daher weniger materiell.
Es liegt dann weiterhin ebenso in der Natur der Streichinstrumente, dass ihr
Klang an rein sinnlicher Wirkung noch mehr einbüsst; dass er schon mehr be-
seelt erscheint, was dann bei den Menschenstimmen im höchsten Maasse der
Fall sein muss, da der Ton der Menschenstimme unmittelbarer Ausdruck eines
beseelten, von Empfindungen geleiteten lebendigen Organismus ist. Mit der
Natur dieser Klänge muss der schaffende Künstler zunächst vollständig vertraut
sein, da er sie sich so dienstbar machen soll, um sie für seine künstlerische
Schaffensthätigkeit zu verwenden. Töne und Klänge sollen ihm nicht nur Mittel
Naturtöne. 295
werden, die Gehörempfindung anzureizen, sondern er soll sie zu Bausteinen
machen, mit denen er einen speciellen Inhalt in künstlerischer Forin darstellt.
Dazu gehört: dass er dann auch die Natur der Töne im engeren Sinne nach
ihrem innersten Wesen zu erlassen sucht. Der künstlerisch schaffende Geist
hebt aus der unendlichen Reihe der überhaupt möglichen Töne diejenigen heraus,
welche er für seine künstlerische Schaffensthätigkeit verwenden kann. Diese
untersucht er dann nach ihrer Zusammengehörigkeit und er findet, dass in der
Natur der Töne eine grosse Mannichfaltrgkeit der Verwandtschaft unter ein-
ander vorhanden ist; dass sie sich dui'chaus nicht indifferent gegen einander
verhalten, sondern dass sie in engere oder weitere Beziehungen zu einander
treten. Er findet: dass gewisse Intervalle sich leicht, andere nur widerstrebend
unter einander verbinden und so beginnt er, sie in gewisse Systeme zu brin-
gen. Das geschieht mit Rücksicht auf die Natur der Töne, aber diese Systeme
darf man deshalb doch nicht etwa als natürliche, sondern höchstens nur als
naturgemässe betrachten. Im Grunde erzeugt die Natur keine Systeme, sondern
der schaffende Meuschengeist ordnet die betreffenden Töne je nach den Zwecken,
zu denen er sie zu verwenden gesonnen ist. So entstehen die Systeme der
Inder, der Chinesen, der Araber, der Griechen, wie das der Kirchentonarten
und unser modernes Musiksystem, die alle verschieden unter einander sind,
von denen aber keins als natürlich oder unnatürlich bezeichnet werden kann.
Die Systeme der Griechen sind eben so auf die Natur der Töne gebaut, wie
das der Kirchentonarten und unser System; und jene entsprachen ihrem Zweck
ebenso, wie unser modernes Tonsystem. Es liegt auf der Hand, dass in allen
diesen Systemen schon nicht mehr die Natur der Töne allein wirkt, sondern
dass aus ihnen bereits der schaffende und denkende Menschengeist deutlich er-
kennbar wird. Nur der einzelne Ton, oder die verbindungslos erklingenden
Töne wirken rein materiell; in den Klängen, welche so angegeben werden, dass
ihre innern Verwandtschaftsverhältnisse gewahrt sind, offenbart sich der Geist,
dor diese Verwandtschaftsverhältnisse zu erkennen versuchte, um sie dann ge-
nau zu berücksichtigen und mit ihnen zu operiren. Die Natur des Klanges
und der Töne büsst selbstverständlich dabei nicht ihre "Wirkung ein, diese tritt
nur in den Dienst der höhern Idee.
Naturtöne (VII, 236). Akustische Beobachtungen haben festgestellt, dass
durch einen, zum Klingen gebrachten Körper, auch andere, in seiner Nähe
befindliche Körper, unter gewissen Umständen mit erklingen. Es ist eine
immer wieder neu zu machende Erfahrung, dass unter Umständen die Saiten
einer Geige klingen , auch wenn sie nicht angestrichen werden , sondern
wenn in ihrer unmittelbaren Nähe gesungen wird; dass Fensterscheiben in
Musikzimmern mit klingen, wenn gewisse Töne angeschlagen werden, ist eben-
falls längst bekannt, und auf nahe liegende Thatsachen zurückzuführen. Eigen-
thümlicher ist die weitere Erscheinung, dass ein erklingender Ton im Stande
ist, andere zu wecken, die nicht direkt angegeben werden. Wenn man beispiels-
weise die Taste des kleinen c auf dem Ciavier leise niederdrückt, so dass sie die
Saite nicht berührt, sondern dass diese nur vom Dämpfer befreit wird, und schlägt
dann das grosse C kräftig an, doch so, dass der Finger die Taste alsbald wieder
verlässt, so klingt das kleine c noch längere Zeit vernehmlich fort, und in dieser
"Weise kann man den ganzen Accord g — c — ' u. s. w. gewinnen. Das führt
auf die andere Erscheinung, dass auf diese Weise andere Töne nicht auf ver-
schiedenen, sondern auf derselben Saite gleichzeitig gewonnen werden können:
dass also durch die entsprechende Bewegung eines klingenden Körpers auch
noch eine Reihe andei-er Töne erzeugt werden. Man hat diese Erscheinung
dahin erklärt, dass die vibrirende Saite nicht nur in ihrer ganzen Ausdehnung,
sondern in vielen, durch die sogenannten Schwingungsknoten abgegrenzten
Theilen schwingt, wodurch die entsprechenden Nebentöne hervorgebracht werden.
Doch treten von diesen Nebentönen nur einzelne einigermassen hörbar auf und
diese auch nicht in der Stärke des Grundklanges; nur so wird überhaupt melo-
296 Naturtöne.
dische Musik zu erzeugen möglich; andern Falls würden wir nur Accorde zu
hören bekommen. Bei der Aeols- oder Windharfe sind diese Beitöne vernehm-
licher hörbar, wahrscheinlich weil der, die Saiten erklingen machende Luftstrom
nicht nur diese in ihrer ganzen Saitenlänge, sondern zugleich auch alle ein-
zelnen Theile derselben gleichzeitig und direkt trifft und ergreift; während bei
den andern Instrumenten nur die Saitenlänge bewegt wird, und durch diese
erst die einzelnen Theile; nur der Grundton ist als primäres Erzeugniss anzu-
sehen, die Partialtöne aber als secundäres. Die sechzehn ersten Töne der ganzen
Reihe von vorhandenen Nebentönen sind zugleich die, welche in den sogenann-
ten Naturtrompeten und Naturhörneru ohne Stopfen erzeugt werden können,
und die deshalb Naturtöne genannt werden, es sind dies:
- + + - :•- Pa- ftjL i:
Beim Hörn erklingen sie selbstverständlich eine Octave tiefer, wie überhaupt
dies Instrument eine Octave tiefer steht als die Trompete. Die mit + versehenen
Töne sind nicht mathematisch rein und der Bläser muss hier bereits tem-
periren. Die zwischen diesen liegenden Töne mussten bisher durch das soge-
nannte Stopfen erreicht werden. Dies wird mit der linken Hand im Schall-
ti'ichter hervorgebracht; durch das sogenannte halbe Stopfen wird der tiefere
Halbton , durch das ganze Stopfen der tiefere Ganzton gewonnen. Der
Klang der Naturtöne ist hell und durchdringender, als der der gestopften; in
der tiefern Lage wird er geradezu schmetternd, und auch bei den leichter an-
sprechenden Stopftönen der obern Octave, ist diese hellere Klangfarbe leicht
zu erreichen, während die tiefern immer etwas gedämpft erklingen. Um nun
für die verschiedenen Tonarten die Mitwirkung dieser Instrumente zu ermög-
lichen, mussten besondere Vorrichtungen getroffen werden. Zunächst nahm man
Instrumente von verschiedener Stimmung in Gebrauch, für G-dur G-Hörner
oder Trompeten, für D-dur D-Hörner oder Trompeten u. s. w., dann kam man
auf das noch bequemere Mittel der Einsatzbögen, durch welche die Stimmung
des einen Instruments verändert werden konnte, bis man endlich auf die Ven-
tile kam, durch welche die, dem Instrument eingefügten Einsatzstücke ver-
schlossen oder geöffnet werden können, wodurch die ursprüngliche Stimmung
des Instruments jederzeit beliebig verändert wird. Dadurch ist es auch möglich
geworden, die ganze chromatische Tonleiter auf diesen Instrumenten zu ge-
winnen, so dass die Scheidung von Naturtönen und Stopftönen hinwegfällt.
Auf der Eigenthümlichkeit der Obertöne beruht übrigens auch die Erzeugung
des Flageolettspiels bei den Streichinstrumenten. Die Flageoletttöne sind Ober-
töne, die ohne ihren Grundton erzeugt werden. Man gewinnt sie dadurch, dass
der betreffende Finger der linken Hand nicht fest auf die Saiten aufgelegt wird,
sondern dass er diese nur lose berührt, während der Bogen sie leicht und rasch
anstreicht. Wird die Saite in der Hälfte ihrer Länge berührt, so entsteht die
erste, in einem Viertel die zweite Oberoctave und in einem Drittel die Duo-
decime als Flageolettton. Auf den vier Saiten der Violine können demnach
in dieser Weise folgende Flageoletttöne erzeugt werden:
i
-•- —
I25I
beim Violoncello, diese auf der (7-Saite:
. i
Naudin — Nava. 297
Die Halbe Note zeigt die Stelle, wo die Saite zu berühren ist, und die Viertel-
note bezeichnet den, dudurcli erzeugten Ton. Auf anderen Theilungspunkten der
Saite lassen sich natürlich neue Flageoletttöne erzeugen, und hier tritt die
eigenthümliche Erscheinung hervor, dass bei der ^'ioline nur von der Uctave
abwärts wirklich neue Töne erklingen, während aufwärts nur bei der Terz nicht
der natürliche Ton und der Flageolettton zusammenfallen. So sind auf der
Ö-Saite der Violine folgende Flageoletttöne zu erzeugen:
J=i£ J I
:f=
Entsprechend der Erzeugungsart der Obertöne, werden neue Flageoletttöne ge-
wonnen, wenn auf fest bestimmten Punkten zwei Finger auf derselben Seite lose
aufgesetzt werden, und ebenso können mit Hülfe zweier Saiten auch Doj^pel-
flageoletttöne erzeugt werden. Dass auf der "Wahrnehmung dieser Obertöne
auch die Einführung der Mixtur als Orgelregister beruht, ist unter dem
Artikel »Mixtur« im Hauptwerk nachgewiesen.
Naadiu, Emilio, ausgezeichneter italienischer Sänger, wurde zu Parma am
23. Octüber 1823 geboren. Sein Grossvater war Franzose, der in Spanien die
Tochter des Marquis Guzman geheiratet hatte; der Vater war Hofmaler der
Erzherzogin Marie Louise in Parma. Hier besuchte N. das College Marie Louise,
betrieb aber zugleich Musik; er bezog zwar, um Medicin zu studiren die Uni-
versität, Hess sich aber von einem stärkeren Zuge bald davon abziehen, und
wurde Opernsänger. Er ging nach Mailand, wo er unter Leitung von Giacomo
Panizza bald soweit kam, dass er es wagen konnte, in die Oetientlichkeit zu
treten. In Cremona erschien er unter lebhaftem Beifall zum erstenmal auf der
Bühne, und eröÖ'nete damit eine sehr glänzende Theaterlaufbahn. Schau-
spielerisches Talent besass er gar nicht, ausserdem hinderte eine ungemeine
Steifheit seiner Bewegungen jeden Erfolg nach dieser Seite hin. Seine Stimme
aber, die er mit sehr viel Geschmack zu behandeln wusste, war kraftvoll,
zugleich weich und von so reizvollem Klange, dass man über andere Mängel
hinweg sah. Mit gleich grossem Beifall sang N. an allen grossen Theatern
Italiens, ferner in Wien, London, Petersburg, Moskau, Lissabon, Madrid,
Barcelona, Berlin, Cairo, Paris. In der letzteren Stadt erschien er 1862 in der
italienischen Oper zum erstenmal, und rief allgemeinen Enthusiasmus hervor.
Meyerbeer hatte in seinem Testamente zwar das Theater der grossen Oper
autorisirt, seine Oper »Die Afrikanerin« zur Aufiührung zu bringen, die Be-
dingung jedoch angefügt, dass hierzu der Sänger N. für die Partie des A^asco
de Gama engagirt werden müsse. In Folge dessen berief die Direction N. an
die grosse Oper, gegen eine Gage von 110,000 Frcs. jährlich. Nach zwei
Jahren jedoch, als der Reiz der Neuheit der Afrikanerin vorüber war, und da
es ihm nicht möglich war alle Partien des laufenden Repertoirs auszuführen,
verliess er die grosse Oper, um zur italienischen zurückzukehren.
Nava, Antonio Maria, Componist und Gesanglehrer, in Mailand an-
sässig, wo er auch als Guitarren virtuose Ruf hatte, wurde in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts geboren und starb 1826. Er veröff-»ntlichte: r,MethoJe
complete de guitare fran^aisea, und zahlreiche Phantasien für Guitarre und Flöte,
ebenso Vocalcompositionen.
Nava, Gaetano. Sohn des Vorigen, zu Mailand am 16. Mai 1802 geboren,
war Schüler seines Vaters, später des Conservatoriums in Mailand. Er erwarb
sich grossen Ruf als Gesanglehrer und übernahm am Conservatorium mehrere
Gesangsclassen. Seine Studienwerke für Gesang sind zahlreich und einige der-
selben über Italien hinaus weit verbreitet. Er veröH'entlichte Vocalisen für ver-
schiedene Stimmen: Op. 10. 11, 12, 36, und Solfeggien für eine oder mehrere
298 Navoigille — Neruda.
Stimmen Op. 4, 6. 7. 14, 15, 17, 18, 23, 24, 25, 28, auch einige Kirchenstücke
und Romanzen. N. starb zu Mailand am 31. März 1875.
Navoigrille, Guillaume (VII, 242), schrieb auch zwei komische Opern:
t>Ijora(je, oii Quel Ouignon<i (1 Akt, 1793); »ies Jionneurs funebres, ou le Tomheau
des Sans-Culotte, drarne lyriquea (1 Akt, 1793); und nL'empire de la foliea, Pan-
tomime in 3 Akten, 1799.
Neander, Alexis, Prediger und Kirchenmusikdirektor anSt. Kilian in Würz-
burg im Anfang des 17. Jahrhunderts, gab drei Motettensaramlungeu heraus,
welche vier- bis vierundzwanzigstimmige Motetten enthalten: yCantiones sacrae,
qvas vulgo motetas vocanta (Frankfurt a. M., 1605 — 10, in 4"),
Neander, Joachim, eigentlich Neumann, in Bremen 1610 geboren, war
Schulrektor in Düsseldorf und von 1679 an Prediger an der Martinskirche in
Bremen. Dort starb er am 21. März 1680. Er veröffentlichte mehrere Samm-
lungen Kirchengesänge, die sehr verbreitet waren. Es erschienen in Bremen
und auch anderswo von 1680 — 1730 neun Auflagen.
Neate, Charles, Pianist, wui'de zu London am 28. März 1784 geboren.
Den ersten Ciavierunterricht erhielt er von James Wilson (Bath); im Cello-
spiel unterwies ihn W. Sharpe; später wurde er der Schüler und Freund
Field's, dessen vortreffliche Schule er sich ganz aneignete. In England wurde er
seiner Zeit zu den besten Pianisten gezählt und gehörte in London, wo sein
Haus das Rendez-vous der Künstler wurde, zu den Lehrern ersten Banges.
Wegen seines classischen Stiles, den er nach Kramer und Hummel gebildet und
wegen seines äusserst sauberen Spieles, wurden seine vielfachen Concertvorträge
immer beifällig aufgenommen. Er war auch einer der ersten, die Beethoven's
Ciavierwerke in England vortrugen. Einzig um Beethoven kennen zu lernen,
reiste er 1816 nach Wien, wo er sich acht Monate aufhielt, und sein Verlangen
auch erfüllt sah. 1818 kehrte er nach London zurück. Er gehörte zu den
Begründern der, 1813 ins Leben gerufenen älteren Philharmonischen Gesell-
schaft, deren Concerte er von 1813 an dirigirte, und starb als letztes Mitglied
derselben am 30. März 1877 zu Brighton dreiundneunzig Jahr alt.
Nebra, Jose, Organist der königl. Kapelle zu Madrid, in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts, schrieb viele Kirchenmusik, darunter, als besonders zu
erwähnen, ein Requiem für die Königin Barbara. Er schrieb auch ein Drama
y>]^o todo indicio es verdada-, aufgeführt in Madrid 1744.
Neeb, Heinrich (VII, 248), wurde 1805 (nicht 1807) geboren und starb
am 18. Januar 1878 in Frankfurt a. M.
Negri-Tomi, Anna, genannt la Mestrina, wurde in Mestre bei Venedig
geboren, und galt von 1670 — 1685 für eine der geschicktesten Sängerinnen Italiens.
Negri, Maria Anna Catarina, ausgezeichnete Sängerin in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, war Schülerin von Pasi. Von 1724 — 27 gehörte
sie dem Theater des Grafen Spork in Prag an, worauf sie nach Italien zurück-
kehrte, und dort an mehreren Theatern glänzte. 1733 engagirte sie Händel
für seine Oper in London.
Negri, Cesar, mit dem Beinamen il Trombone, geboren in Mailand,
war Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts berühmt als Tanzlehrer. Er
schrieb eine Abhandlung über den Tanz und die Balletmusik: y>Nuove inventioni
di halli etc i in drei Abschnitten (Mailand, 1664), mit dem Bilde des Verfassers.
Nerada, Jos6ph, Schullehrer zu Vodolka in Böhmen, soll die erste Polka
veröffentlicht haben. Er hörte sie von einem böhmischen Mädchen Anna Slezak
singen, zeichnete sie auf und verbreitete sie unter dem Namen Polka, der auch
von dem Mädchen herrühren soll, in Böhmen. 1839 wurda sie in Wien, 1840
in Paris bekannt. N. wurde am 10. April 1876 in Vodolka ermordet.
Neruda, Johann Georg (VII, 254), ist 1704 in Rossicz in Böhmen ge-
boren und starb 1780. Seine beiden Söhne Ludwig und Anton Friedrich, waren
Violinisten und wie der Vater, als solche bei der kurfürstlichen Kapelle in
Dresden angestellt.
Neruda — Neuclaviatur. 209
\eriida, Oeschwister (VII, 254). die berühmteste derselben W i 1 li e 1 m i n e, jetzt
Frau Norman-Nerudu. wurde zu Brünu in Mähren im März 1839 geboren. Vier Jahr
alt erhielt sie vom Vater den ersten Unterricht auf der Violine, und wurde sechs
Jahr alt nach Wien geführt, wo sie Leopold Jansa unterrichtete. Ein Jahr später
trat sie zum erstenmal öffentlich auf. 1H47 unternahm sie mit ihrer älteren Schwester,
die Ciavier, und mit ihrem Bruder Franz, der Violoncello spielte, eine Concert-
tour durch Deutschland, Belgien und die Niederlande, zwei Jahre später nach
England und Kussland. Bei ihrer Anwesenheit in Petersburg 1850 starb der
jugendliche Cellist Franz. Das Trio wurde durch den Hinzutritt eines anderen
Bruders wieder vervollständigt, eine Zeitlang sogar zum Quartett erweitert,
indem die jüngere Schwester Maria die zweite Violine übernahm. Dies kleine
Quartett besuchte alljährlich Riissland; 1862 concortirten die Schwestern in
Schweden, und "\V. wurde vom König zur Kammervirtuosin ernannt. In Ge-
meinschaft mit Dauberd, Lindblad und Soedermann, eröffneten sie hier be-
suchte Kammermusiksoireen.
Nervins, Leonard, Kapuziner und belgischer Componist des 16. Jahr-
hunderts, schrieb zahlreiche Kirchencompositionen. Bekannt sind: 10 vier-,
fünf-, sechs- und siebenstimmige Messen (Antwerpen, 1610, in 4"); r>Cantionea
sanrae et Litaniae D. B. M. Virg«, achtzehnstimmig (Antwerpen, 1623) ; «Trias
harmonica sacrariim cantionum, cum hasso continuo ad Organum«, (ibid, 1631, in 4");
Van der Straeteu (Musique aux Pays-Bas) führt noch drei Werke an: r^Mag-
nificat super octo consuetos tonos, una cum alijuot moteUis et litanis B. Mariae
Virginis octo vocum, cum hasso continuo ad organuma (Antwerpen, 1624, in 4'^);
liMissae sacrae octonis vocihus etc.« (Antwerpen, 1624, in 4"); nFascieulus can-
tionum sacrarum quaticor, quinque et sex vocuma (Antwerpen, 1628, in 4*^).
Kessler, Victor, ist zu Baldenheim bei Schlettstadt im Elsass am 28. Jan.
1841 geboren; er studirte anfangs Theologie, übte aber dabei fleissig Musik.
1864 wurde bereits eine Operette: »Fleurette« in Strassburg aufgeführt, und
in Folge dessen sah er sich veranlasst, der Theologie zu entsagen und ganz der
Musik zu leben. Er ging nach Leipzig, übernahm hier die Direction mehrerer
Männergesangvereine, für die er eine ganze Reihe beliebter Chöre componirte.
1870 wurde er Chordirektor am Leipziger Stadttheater und 1879 Musikdirektor
am Carolatheater. Während dieser Zeit schrieb er auch mehrere Opern: »Die
Hochzeitsreise« (1867); »Nachtwächter und Student« (1868); »Der Alexander-
tag« (1869); »Irraingard« (187G); »Dornröschens Brautfahrt« (1876); doch erst
mit der Oper: »Der Rattenfänger von Hameln«, welche 1879 im März in Leipzig
zuerst in Scene ging, hatte er einen entschiedenen Erfolg: die Oper machte
seitdem die Runde über alle grösseren Bühnen Deutschlands.
Netzer, Joseph (VII, 255), wurde am 18. Mirz 1808 zu Zams in Tyrol
geboren und starb in Gratz am 28. Mai 1864.
Neuclariatur. Von Jahrhundert zu Jahrhundert seit der beginnenden Ent-
•wickelung unseres Tonsystems und der darauf basirten Notenschrift, sind ver-
einzelte Versuche gemacht worden, die Töne nach neuen Gesichtspunkten zu
ordnen und mit neuen Schriftzeichen darzustellen. Es ist bekannt, dass Laute -
nisten und Organisten in den Tabulaturen (s. d. Artikel im Hauptwerk) sich
ganz eigenthüniliche Methoden der Niederschrift für ihre Instrumente ersannen
und dass die Tonsysteme der Griechen nicht nur abweichend von den, in dem
ersten Jahrtausend unter dem Einfluss des Christenthums ausgebildeten Ton-
systemen construirt sind, sondern dass sie auch unter sich wesentliche Abwei-
chungen in der Construction zeigen; und dasselbe gilt auch von den verschie-
denen Systemen, in denen sich die sogenannten Kirchentonarten darstellten,
die wiederum in wesentlichen Punkten von unserm Tonsystem unterschieden
sind. Die speciellere Betrachtung der organischen Entwickelung aller dieser
verschiedenen Methoden, die Töne in bestimmte Systeme einzuordnen und sie
in Scbriftzeichen dem Auge darzustellen, wird zeigen, dass sie nur Bedeutung
gewannen, wenn sie aus der lebendigen Praxis hervorgingen, an diese
300 Neuclaviatur.
anknüpften und ihr im strengsten Anschluss folgten. Alle die, aus der
einseitigen Speculation einzelner Theoretiker gewonnenen oder — wie die Tabula-
turen und die Buchstabennotationen — der Technik einzelner Instrumente entlehn-
ten, konnten nur vorübergehende Bedeutung gewinnen und mussten allmälig jenen,,
durch die allgemeine, nicht an ein Instrument oder eine einseitige Anschauung
anknüpfende Musikpraxis gewonnenen, weichen. Seit dem vorigen Jahrhundert
hat die Chromatik einzelne Theoretiker veranlasst, neue Tonsysteme aufzustellen
und sie in neuer Weise in Schriftzeichen darzustellen. "Während das 17. Jahr-
hundert noch Claviere baute, welche die enharmonische Tonleiter darstellten,
hat das 18. Jahrhundert bereits Versuche aufzuweisen, ein vollständig tem-
perirtes System aufzustellen, in welchem die Enharmonik ganz ausgeschlossen
ist. In unserm Jahrhundert aber hat sich sogar ein Verein gebildet »Chroma«,
welcher eine, auf das gleichstufige Tonsystem basirte neue Claviatur (daher
Neuclaviatur) und eine, dem entsprechend neue Tonschrift praktisch durchzu-
führen bemüht ist. Mattheson giebt im ersten Bande seiner »Critica musica«
(1722) schon von einer sogenannten chromatischen Claviatur Nachricht, welche
ein deutscher Mechaniker Conrad Henfling (Hänfling) 1708 gebaut hatte, und
in der 29. und 30. Betrachtung des Musikalischen Patrioten (1728), wird eine
zweite ähnliche Claviatur beschrieben, welche ein Herr F. A. aus Richmond
in England gebaut hatte. 1792 erschien in Königsberg in Preussen eine Schi'ift
vom Prediger Johann ßohleder in Friedland: Erleichterung des Clavierspielens
vermöge einer neuen Einrichtung der Claviatur und eines neuen Notensystems.
Zwanzig Jahre später gab dann Dr. Fr. Chr. Werneburg in Weimar eine »All-
gemeine neue, viel einfachere Musik-Schule für jeden Dilettanten und Musiker
heraus« (Grotha, 1812), der ein Anhang beigegeben ist, in welcher er auch eine
Neuclaviatur beschreibt, bei der bereits die bisherige Tastenform aufgegeben ist;
die Claviatur besteht vielmehr aus schmalen, kurzen Tastenknöpfen, welche in vier,
stufenförmig aufsteigenden Reihen stehen. Eine andere Neuclaviatur Hess sich
der bekannte Göttinger Philosoph Prof. Dr. K, Chr. F. Krause (1810) bauen,
und im nächstfolgenden Jahre machte er seine chromatische Tonschrift bekannt.
1859 trat K. B. Schumann in Rhinow bei Rathenow mit einer Broschüre her-
vor: Vorschläge zu einer Reform auf dem Gebiete der Musik, durch Einführung
eines einfachen und naturgemässen Tastatur- und Notensystems (Langensalza,
Verlags-Comptoir), die 1861 in neuer Auflage erschien. Schumann vertheilt
die zwölf Töne der chromatischen Tonleiter ganz gleichmässig an die Tasten
seines Claviers, so dass seine Octave aus sechs Unter- und sechs Obertasten
besteht, die in jeder Reihe eine Ganzstufe von einander entfernt sind, wie folgt:
Obertasten: eis dis f g a h
Untertasten: c d e fis gis ais.
Die Tastatur des Claviers meint Schumann, ist der äussere und sichtbare Aus-
druck des ganzen Tonsystems, und das Notensystem muss wiederum, soweit es
möglich ist, das getreue Abbild von beiden sein.*) Deshalb sieht er sich auch
genöthigt, eine Veränderung in der Notenschrift vorzunehmen, doch nur soweit,
dass die Namen verändert werden; er construirt eis nicht aus e, durch das vor-
gezeichnete Kreuz, sondern giebt ihm die nächste Stelle im Liniensystem, und
in dieser Weise fährt er fort, so dass er die chromatische Tonleiter in folgen-
der Weise aufzeichnet:
ß
eis d dis e f fis g gis a ais
*) Eine interessante Zusammenstellung dieser Versuche ^iebt Otto Quantz: »Zur
Geschichte der neuen chromatischen Claviatur und Notenschrift« (Berlin, 1877), der wir
hier folgen konnten.
Neuclaviatur. 301
Die fernem Erörterungen des Systems intercssiren vorlüiifig nicht weiter. Wie
es scheint durch Schumann angeregt, beschäftigte sich dann H. J. Vincent in
ähnlicher Weise mit dem Gegenstande; er bekannte sich ebenfalls zu der Gleich-
berechtigung der zwölf chromatischen Töne und suchte in seinen Schriften
»Kein Generalbass raehro (Wien, 1860), und: »Die Einheit in der Tonwelta
(Leipzig. 18G2). die Nothwendigkeit eines neuen Tonsystems und einer neuen
Theorie desselben nachzuweisen, und machte schliesslich auch seinen Vorschlag
zu einer chromatischen Neuclaviatur. Er ordnet seine chromatische Scala
wie Schumann:
1. 2. 3.
4. 5. 6.
7.
8. 9.
10. 11. 12.
eis
' des ^
dis
es ^ f
ßs
ges
gis
9 as
ais
a ^ h
will aber
noch dem Stiel
der Note eine besondere
Bedeutung geben:
F^f=^
2 3 4 5
1 1 i
-a^-i=
9
• —
10 II
12 I
1 1
1
-•- 1
0 1
^ 1
7
1 1 1 ii
-^ 1— L-
12 ' -
1
3
4- ' .
4 5
6 7
-•- 1
— r
-•- 7
1
so dass jede abwärts gestielte Note um sechs Halbstufen höher ist, als die auf-
wärts gestielte. Andere Versuche, eine Veränderung des Tonsystems oder der
Notenschrift, die noch früher gemacht wurden, bezweckten keine durchgreifen-
deren Umgestaltungen, wie z. B. der von Emmanuel Gambale (übersetzt von
F. A. Häser, 1841). Gambale ])ediente sich wie Rohleder zur Darstellung des dia-
tonischen und des chromatischen Tons der Viertel und der Halben Note, aber in
I
»_
eis d dis
umgekehrter Ordnung: Rohleder notirt: — • & ^ — und Garabale
ß^
gis
ges
3
as
Je
l
m
— ^ ^ Nach Schumanns Principien legte endlich G. Decher sein
c eis d dis
»Rationelles Lehrgebäude der Tonkunst au«, von welchem bis jetzt die erste Hälfte
(München, 1870) erschienen ist, und machte zugleich den Vorschlag einer
durchaus neuen Notation. Er theilt ebenfalls die Octave, die er mit Klang-
fuss bezeichnet, in zwölf Töne und ordnet sie und benennt sie mit a beginnend
folgendermaassen :
ais eis j dis
Jetzige Benennung: a, ^ . h, c, ^^^ d, ^^ e /,
Nach Decher: ah c d e f g h i
und vertheilt sie in folgender Weise auf die Tasten:
Untertasten: a, c, e, g, i, l,
(a) (Ä) (eis) (dis) (/) 07),
Obertasten: b, d. f, 7/, k, m.
(b) (c) (d) (e) (Js) (as).
Zur Aufzeichnung bedient sich Decher ferner eines Sieben-Liuiensystems, bei
welchem er aber die mittelste Linie der grössern Uebersichtlichkeit wegen fehlen
lässt. Um dann den ganzen Umfang von etwa vier Octaven darzustellen, be-
dient er sich eines zweiten Liniensystems, das er mit dem ersten zusammen-
koppelt. Es ist hier nicht am Orte, die weitern Vorschläge Dechers in dieser
Richtung zu verfolgen und die Verbesserungen, welche durch den, für die Sache
begeisterten Redakteur der Tonkunst, Albert Hahn, in Anregung gebracht
wurden, näher zu erörtern. Erwähnt sei nur noch, dass auch wieder, und zwar
durch H. Hohmann und durch Leo Kuncze, Notationen in Ziffern in Vorschlag
gebracht worden sind. Decher und Hahn und ebenso Hohmann und Kuncze
haben zugleich gezeigt, wie vorhandene Musikstücke in ihre Notationsweisen zu
302 Neuclaviatur.
übertrageu sind. Zur praktischen Durchführung dieser Veränderung des Ton-
und Notensystc'ius boten auch einzelne Instrumentenbauer die Hand, welche
sogenannte Neuclaviaturen bauten: J. Mayer & Co. in München bauten wol das
erste Instrument mit chromatischer Claviatur 1870; C. J. Gebauhr in Königs-
berg in Preussen folgte 1874; ebenso J. Schiedmeyer & Söhne in Stuttgart
1874; aus dem Jahre 1875 sind zu nennen: J. Schramm in München; P. Preuss
und Schleip in Berlin; H. Wagner in Stuttgax't; Uebel & Blechleiter in Heil-
bronu und Dreher in Oldenburg; aus dem Jahre 1876: Ed. Steingräber in
Bayreuth; E,. Ibach Sohn in Barmen; Ascherberg in Dresden; Greichen in Erfurt;
Quant in Breslau und C. Steck in New- York, und 1879 folgten L. Bösen-
dorfer in Wien; C. Bechstein in Berlin und J. Reichel in Oettingen.
Trotz der energischen Thätigkeit, welche demnach die Vertreter und Ver-
theidiger der Neuclaviatur entwickeln und ungeachtet der einzelnen Vorzüge,
welche diese unbestritten besitzt, wird sie doch wol kaum die alte verdrängen,
noch weniger aber dem neuen Tonsystem Eingang verschaffen können; denn
dies beruht auf ganz falschen Voraussetzungen. Mit dem Grundsatz, den
K. B. Schumann aufstellt: »Die Tastatur des Claviers ist der äussere und sicht-
bare Ausdruck des ganzen Tonsystems, und das Notensystem muss wiederum,
so weit es möglich ist, das getreue Abbild von beiden sein«, der von seinen
Nachfolgern auf dieser Bahn allgemein angenommen ist, kann man Tabu-
laturen für besondere Instrumente gewinnen, aber nicht die Dar-
stellung eines, für alle Instrumente und die Singstimme passenden
Tonsystems. Die Orgel- und Lautentabulaturen wai'en ebenso den Instru-
menten angepasst, wie heutigen Tages die Notenschrift der Neuclaviatur ange-
passt werden soll. Die alte Claviatur ist im Gegentheil eine Darstellung des
Ton- und Notensystems, wie es sich aus der allgemeinen, und namentlich der
Gesangspraxis entwickelt hat; das aber ist das einzig richtige Verhältniss, in
welchem beide zu einander stehen müssen. Tonsysteme und Notensysteme müssen
unabhängig von instrumentalem Bedürfniss aus ihrer eigensten Natur heraus
construirt werden und dann erst können die Versuche beginnen, sie auf den
verschiedenen Instrumenten darzustellen.
Aber auch der andere Grundsatz, nach welchem die Chromatiker das neue,
das chromatische Tonsystem construireu: »die zwölf Halbstufen unseres Ton-
systems, aus welchem eine Octave besteht, sind alle gleich berechtigt«, erweist
sich als durchaus falsch und unhaltbar. Die eingehendere Betrachtung über das
Wesen und die Bedeutung der Tonsysteme ergiebt sofort, dass eine chromatische
Tonreihe im Grunde gar kein Tonsystem darstellen kann, das unserer Erkennt-
nise vom Wesen der Tonkunst entspricht. Bekanntlich beruht nur die Er-
zeugung der Töne auf gewissen ewig feststehenden Naturgesetzen, nicht aber
auch ihre Einordnung in bestimmte Systeme; diese sind vielmehr das Ergeb-
niss der Speculation. Der menschliche Geist hebt aus der grossen, fast unend-
lich zu denkenden Beihe von Tönen diejenigen heraus, welche er für seine
Zwecke als verwendbar erkennt und in dem er dann ihr Verhältniss unter-
und zueinander abzuwägen versucht, und sie darnach ordnet, kommt er zu einem
in sich gefestigten Tonsystem, das er seiner künstlerischen Thätigkeit zu
Grunde legen kann. Je nach der Erkenntniss dieser Tonverhältnisse und den
verschiedenen Zwecken, welchen die Töne bei den verschiedenen Völkern dienst-
bar gemacht werden, gewinnen diese auch verschiedene Tonsysteme. Es ist
hinlänglich bekannt, dass die vorchristlichen Völker die Natur des Tones ein-
gehenden Untersuchungen unterwarfen , dass die Chinesen genaue akustische
Berechnungen anstellten, dass sie das gesammte Tonmaterial kannten und be-
rechneten und dennoch ebenso wie die Inder, die noch schärfere Untersuchun-
gen und Scheidungen der Intervalle unternahmen, sich mit der unvollständigen
Tonleiter bei ihrer praktischen Musik begnügten. Die Griechen erhoben diese
Tonberechnungen zum wissenschaftlichen Princip, mit Hülfe dessen sie ihre
Systeme aufbauten, aber obgleich auch sie selbstverständlich mit der ganzen
Neuclaviatur. 303
t'hroniatik und Eiiharmonik vertriUit waren, erbauten auch sie ihre Tonßysteme
auf der Grundlage der Diatonik. ])abei erl'olgte ihre künstlerische Schaffens-
thütigkeit nach ganz imdern Gesichtspunkten, als seit der Zeit, seit welcher
die christlichen Ideen sich die Tonkunst dienstbar machten. Die Griechen ver-
wandten im Ganzen und Grossen den Ton hauptsächlich dazu, ihrer Sprache
Form und Klang zu geben, und diese entwickelten sie mit seiner Hülfe zu einer
Fülle von künstlerischen Formen, wie sie kein anderes Volk besitzt. Sie kamen
dabei darauf, auch das Intervall des Halbtons noch zu theilen und so getheilt
zu verwenden, allein immer nur innerhalb ihres, auf die Diatonik gegründeten
Systems. Der veränderten Anschauung, nach welcher dann das Christenthum
sich den Ton dienstbar machte, entspricht es aber vollständig, dass dies die
Chromatik zunächst ganz und gar aufgab, sich nur auf die diatonische Ton-
leiter beschränkte. Der neue Inhalt, den das Christenthum dem menschlichen
Geiste zuführte, verlangte nach einer selbständigen Darstellung in selbständigen,
von der Sprache unabhängigen Tonformen. Diese kannten die vorchristlichen
"N'ölker nicht; der gregorianische Hymnus brauchte den Ton nicht nur als
Schmuck, sondern als ein selbständiges Ausdrucksmittel. Der Inhalt desselben
sollte nicht nur in Worten ausgedrückt, sondern durch die selbständige Melodie
in Tönen dargestellt werden. Dafür aber erwies sich nur die diatonische Ton-
leiter als einzig mögliche Grundlage. Die chromatische Tonleiter entspricht
schon äusserst wenig den natürlichen Anforderungen des Gesangsorganes, dem
die weitern Intervalle mit Ausnahme der grossen Septime bequemer zu singen
sind, als die engern der kleinen und selbst der grossen Secunde, und dem die
Häufung gleicher Intervalle, wie sie die chromatische Tonleiter bietet, vollstän-
dig zuwider ist. Vor Allem aber bietet die chromatische Tonleiter nicht die
Bedingungen für die formelle Gestaltung des Tonmaterials. Diese
setzt voraus, dass die einzelnen Töne unter sich in nähere oder entferntere
Beziehungen treten. Die Formgestaltung wird überhaupt nur dadurch erreicht,
dass die einzelnen Theile nicht alle gleich sind, dass sie mindestens unter sich
in verschiedene, nähere oder entferntere Beziehungen treten: dass die an sich
gleichen Theile zu verschieden zusammengesetzten grössern Partien, die dann
wiederum in verschiedener "Weise auf sich bezogen sind, zusammengesetzt werden.
Diesen Bedingungen entspricht die chromatische Tonleiter ganz und gar nicht;
c, eis, d, dis e f ßs g gis a ais h c.
Hier steht jeder Ton für sich; die Reihe ist bis ins Unendliche fortzusetzen,
und es sind so viele Gruppen zu bilden, als die Anzahl der Töne nur immer
zulässt, denn auf jedem Ton ist ein Abschluss möglich. Das ergiebt eine solche
unendliche Mannichfaltigkeit der Formgestaltung, dass sie aufhört eine solche
zu sein. Die chromatische Tonleiter entspricht daher durchaus nicht den neuen
Anforderungen, welche die Praxis steUt, wol aber die diatonische:
c — d — e — -J"] g — a — h — c.
Diese erweist sich selbst schon als ein, in sich gegliedertes Kunstwerk. Selt-
samer Weise ist dieser Tonleiter von ihren Gegnern zum Vorwurf gemacht
worden, dass sie keine »Leiter« sei, da sie aus verschiedenen Sprossen bestehe.
Es lag natürlich nicht in der Absicht, eine »Leiter« damit zu gewinnen, sondern
einen Organismus, der das Formen des Tonmaterials ermöglicht; und dieser
Organismus erhielt dann den Namen, der am meisten passend erschien; schliesslich
dürfte wol auch eine, aus, in verschiedenen Entfernungen angebrachten Sprossen
bestehende Leiter, noch nicht als Fnding anzusehen sein. Die beiden, den
Ganztönen eingefügten Halbtöne bilden hier das gliedernde Prinzip, und sie
stellen zugleich die engeren Beziehungen zwischen dem Grundton und den
Dominanten her; Grundton und Ober- und Unterdominant bilden die Gipfel-
punkte, und sie sind es zugleich für die gesammte Formgestaltung geworden.
304 Neuclaviatur.
Der Umstand, dass diese Gliederung bei den sogenannten Kirchentonarten nur
in der einen, der sogenannten jonischen, ganz treu zur Nachahmung kommt,
hat die Entwickelung der Formen nur langsam vor sich gehen lassen und
als diese dann in dem Volksllede einen neuen Anstoss gewann, und durch
die Pflege der selbständigen Instrumentalmusik in neue Bahnen geführt wurde,
war es ganz natürlich, dass die neue Musikpraxis das System der Kirchenton-
arten verliess iftid ein neues construirte, indem sie jene jonische, unsere C-dur
Tonleiter, welche diese Formgestaltung in ihrem ganzen Umfange allein zulässt,
zur Norraaltonleiter erhob und alle andern genau nach ihr construirte. Es ist
auch hinlänglich bekannt, dass innerhalb der Kirchentonarten selbst die Chroma-
tik reiche und weiteste Anwendung finden muss; aber nur als das, was sie ihrer
eigensten Natur nach immer nur sein kann: »als Färbung« der Grrundtöne.
In der Guidonischen Tonleiter ist bereits das vertiefte H aufgenommen,
aber auch nur als solches, nicht als selbständiger Ton mit selbständigem Namen;
es hiess 5molle, während der ursprüngliche Ganzton {h) als 5 durum bezeichnet
ist. Dies Verhältniss aber zwischen Diatonik und Chromatik wurde auch durch
die folgende reiche Weiterentwickelung durchaus nicht verändert. Schon in der
Yocalmusik des 15. und 16. Jahrhunderts wird die Chromatik in ausgedehntestem
Maasse verwendet, aber immer nur als reiche und prächtige Ausschmückung
des ursprünglich diatonischen Systems; und daran hat auch die selbständige
Entwickelung der Instrumentalmusik nichts geändert. Die Instrumentalformen
zeigen denselben Organisationsprozess, der die diatonische Tonleiter entstehen
lässt, ebenso wie die Vocalforraen; ganz wie bei diesen und wie bei der Ton-
leiter bilden Tonika und die Dominanten und im weiteren Sinne deren Sub-
stitute, die Terzen (als Medianten) die Angelpunkte wie der Tonleiter so auch
der Formen. Wir verwenden die gesammte Chromatik, aber wir
legen unserm ganzen Kunstschaffen das, auf der Diatonik beruhende
Tonsystem zu Grunde, weil nur dieses Formgestaltung überhaupt
ermöglicht. Die Vertheidiger des gleichstufigen Tonsystems — der chroma-
tischen Skala als Grundlage für Praxis und Notenschrift — haben nach alle-
dem wenig Grund, Anschuldigungen gegen die diatonische Tonleiter und deren
Anhänger zu erheben, wie G. Decher das thut:*) »Wenn nun die gebräuchliche
Tonschrift schon in der Bezeichnung der Ur-Tonleiter gegen die ersten An-
forderungen an eine zweckmässige Touschrift: richtige Darstellung der Klang-
stufen und Einfachheit der Bezeichnung, sündigt, so ist das noch in viel höherem
Grade der Fall bei Bezeichnung der abgeleiteten Zwischentöne, und zwar in
solchem Grade, dass man glauben sollte, diese Tonschrift sei, wie die kabba-
listische Symbolik, dazu erfunden, um von der Tonkunst abzuschrecken und
ihre Werke den Nichteingeweihten zu verschliessen, und man kann kaum be-
greifen, wie die Musiker so zähe an derselben festhalten können. Es wird dies
nur durch die alte Zunftmeistergesinnung erkläi'bar, die darauf hinausläuft:
Haben wir dieses Tonsystem und diese Schrift erlernen müssen und können, so
können sie die Jüngern nach uns auch erlernen; wir haben nicht Lust, noch
etwas Neues zu erlernen, bloss damit es die nach uns leichter haben. Die
theoretischen Musiker und Tondichter kleben am Hergebrachten, Ueb erlieferten
und quälen lieber sich und ihre Schüler mit subtilen Untersuchungen in Namen
und Schrift, die sie nur zu oft aufzugeben gezwungen sind, als dass sie sich
dazu verständen, das Einfachere und Zweckmässige einer Beachtung zu würdigen
und sich die kleine Mühe zu geben, nach etwas Besserem zu streben und sich
etwas Neues anzueignen«. Ton- und Notensysteme werden wahrlich nicht für
Schüler oder einem einzelnen Instrument zu Liebe organisirt, sondern um der
Musikjiraxis und vor allem der künstlerischen Schaffensthätigkeit zur Grundlage
zu dienen. Wer uns ein neues Tonsystem aufzwingen will, muss vor Allem
erst beweisen, dass die künstlerische Schaffensthätigkeit eine andere geworden
*) § 18 seiner erwähnten Schrift.
Neuclariatur.
305
ist, und demgeraäss auch die gesummte Musikpraxis eine andere werden muss,
und das dürfte, wie anzunehmen ist, recht schwierig sein. Der Gewinn, den
die Neuclaviatur bietet, eine beciuemcre und leichter zu erlernende Spielart des
Pianoforte, ist zu unbedeutend gegen die Verluste, die uns das auf sie basirte
Ton- und Notensystem unausbleiblich ])ringen würde.
]Mit der Einführung des gleichstufigen Tonsystems verliert, wie oben ge-
zeigt worden ist, die schöpferische Thätigkeit, vor Allem die Formgestaltung ihre
natürliche Basis. Mit dem Verlust der Formgestaltung aber hört die Musik
auf Kunst zu sein. Es ist an verschiedenen Urten des Ergänzungsbandes und
des Hauptwerkes gezeigt worden, dass die einzelnen Töne und Accorde an sich
nur rein materialistisch, nervenreizend wirken, dass nur in der Weise, in welcher
diese unter sich in ganz bestimmt erwogene Beziehungen treten und in welcher
diese Beziehungen verwendet werden, das Tonraaterial einen Inhalt darzulegen
im Stande ist. Diese verschiedenen Beziehungen der Töne unter sich offenbart
nur die diatonische Tonleiter, während sie die chromatische vollständig auf-
hebt. So lange also Kunstwerke entstehen sollen, wird die Musikpraxis an
dem diatonischen Tonsystem festhalten müssen, das in der Chromatik nur die
Mittel zur individuellen Gestaltung des ganzen Schaffensprozesses besitzt.
Für die Musikpraxis aber wäre es ein grosser Verlust, wenn ihr mit Ein-
führung der gleichstufigen chromatischen Tonleiter, der Unterschied der, trotz
allen Temperirens zwischen den enharmonisch verwandten Tönen factisch be-
steht, verloren ginge. Dass die Tasteninstrumente — Orgel und Ciavier — ihn
nicht markiren können, ist ein Mangel ihrer ganzen Construction, den wir uns
einfach gefallen lassen müssen; aber es wäre doch thöricht, ihn deshalb auch
den andern Instrumenten aufnöthigen zu wollen. Die Geiger wie die Bläser
der Rohr- und der Messinginstrumente, und vor allem die Singstimmen, unter-
scheiden sehr scharfes und ges; eis und des; dis und es; sie construiren ^.s
aus / und ges aus g; des aus d\ und eis aus c. Daher klingt der ö^s-dur-Drei-
klang von Streich- oder Blasinstrumenten ausgeführt wesentlich anders als der
enharmonisch verwandte -F««-dur-Dreiklang und der Sopran, der in folgen-
den Sätzen:
1. 2. 3.
f
-ög^^ftg
55C
:§f
-t
>&.--
X=:.
— I !
die, nach dem gleichstufigen Tonsystem ganz gleiche Oberstimme nicht jedesmal
anders sänge, würde sich wenig Dank verdienen; ebenso wie der Alt der im
ersten Beispiel^'« genau wie ges im zweiten singt:
1. 2.
Diese wenigen Andeutungen werden genügen, um darzuthun, dass das neue Ton-
system nur für die Neuclaviatur passt, durchaus nicht für unsere gesammte
Musikpraxis, und dass der Gewinn, den sie bietet, viel zu gering ist, um sie
auch nur für die Ciaviermusik zu adoptiren. Das Ciavier ist zwar gegenwärtig
das, für den praktischen (Gebrauch geeignetste Instrument, aber deshalb darf man
es noch nicht zur Grundlage der gesammten Musikpraxis machen, deren weit
bedeutsamere Zweige immer noch Orchester- und vor allem die Vocalmusik
Musikal. ConTere.-Lexikoa Ergänzun^band. 20
306 Neucia viatur.
bleiben. Für diese aber ist das neue, auf die Chromatik gebaute System äusserst
wenig entsprechend. Besonders unpraktisch erweist dies sich für den Gesang;
es gehört eine ausserordentlich grosse Uebung dazu, die chromatische Tonleiter
zu singen, während die diatonische der Menschenstimme beinahe so sicher ein-
gefügt ist , wie einer Claviatur nach dem altern Systeme. Das gilt aber auch
von den meisten Blasinstrumenten, denen die Chromatik immer grössere Schwie-
rigkeiten bereitet, als die Diatonik; ja selbst den Streichinstrumenten erscheint
die Diatonik natürlicher und leichter als die Chromatik. Darnach sind auch
die Vorwürfe, welche die Chromatiker der diatonischen Tonleiter machen, leicht
zu entkräften, wenn das überhaupt noch nöthig erscheint. Ein Tonsystem, das
eine so reiche, mehr als tausendjährige Entwickelung hat, auf dessen Grunde
sich so stolze Meisterwerke aufbauten, wie sie in ähnlicher Zahl kaum eine
andere Kunst besitzt, und die eine Musikpraxis hervorrief, welche zu den stau-
nenswerthesten technischen Leistungen auf allen Gebieten der Instrumental-
und Vocalmusik führte, kann wol nicht so verworren, unsinnig und unjiraktisch
sein, wie es die Chromatiker uns glauben machen wollen. Der Einwurf: dass
man nach unserm System nicht rein singen könne, erscheint schon mehr komisch,
den Leistungen der grossen, unerreichten Sänger alter und neuer Zeit und den
Chorvereinen gegenüber, die nach dem angegriffenen Tonsystem geschult und
deren Leistungen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt bedeutender geworden sind. Dass
das System auch nicht so verwirrend wirkt, wie es die Chromatiker darzustellen
belieben, wird ebenso durch die unabsehbare B-eihe von Musikern bewiesen, die
sich darin recht hübsch zurecht zu finden wussten. Das wäre nun allerdings
noch nicht Grund genug, es auch dann noch zu behalten, wenn ein besseres
geboten würde; allein dass das, auf die Neuclaviatur gebaute, ein solches nicht
ist, das unterliegt wol kaum dem leisesten Zweifel mehr. Es entspricht der
Praxis des Flügels, aber nicht der, der Musik im Allgemeinen, und eines solchen
bedürfen wir; das aber ist das auf die diatonische Tonleiter gebaute durchaus.
Dass sie den weitesten Spielraum gewährt, und ganz besonders durch die Ein-
fügung der Chromatik ausserordentlich erweitex't werden kann, ohne dass ihre
Grundverhältnisse gestört werden, ist einer ihrer bedeutendsten Vorzüge; und
wie sie entwicklungsfähig, namentlich in harmonischer Beziehung ist, das ist
in den Jahrhunderten ihrer fortschreitenden Ausbildung glänzend dargethan
worden. Nachdem sie lange Zeit den harmonischen Apparat auf Tonika und
die Dominanten beschränkte, hat sie dann auch für die formelle Formation die
Medianten aufgenommen und zu ihrer weitern individuellen Ausschmückung
den gesammten übrigen harmonischen Aj^parat, so dass die ganze Chromatik
in ihr aufgegangen erscheint.
Alles das gilt aber auch wol im ganzen Umfange von unserm Notensystem:
dies ist so streng der Entwickelung des Tonsystems gefolgt, dass es mit diesem
steht und fällt, dass Verbesserungen und Vereinfachungen sich wie bei diesem
wol noch aus der Praxis ergeben dürften, schwerlich aber durch einseitige Sjjecu-
lation. Ganz verwerflich erscheint die, wiederum versuchte Aufzeichnung der
Töne durch Zahlen. Das Bedürfniss, nach einem äussern Bilde vom Gange
der Melodie, ist es hauptsächlich, was überhaupt dazu drängte, besondere Noten-
zeichen zu erfinden. Die Buchstabenbezeichnung bei den Griechen giebt ein
solches Bild nicht, und diese bedurften eines solchen auch nicht, weil sie mehr
mit dem einzelnen Intervall operirten, das mit Buchstaben leicht anzugeben ist;
als dann aber die selbständige Melodie sich vom AVort loslöste, wurde auch sofort
das Bedürfniss rege, eine Notenschrift zu erfinden, die von dem Gange der-
selben ein einigermaassen anschauliches Bild lieferte; und so entstanden die
Neumen, die neben der Buchstabennotation in Anwendung kamen. Ganz ent-
sprechend wandte man beim Unterricht, wo es nur galt. Töne und das Ton-
system zu fixiren und zu lehren, die Buchstabennotation an, in der pi*aktischen
Ausübung des Gesanges aber die Notation mit Neumen. Als dann die Melodie
immer erweitertem Aufschwung nahm, als die melodischen Formen immer zahl-
Neuclaviatur. 307
reicher anwuchsen, so dass die Neumen nicht mehr ausreichten, vor allem aber
als die beginnende Mehrstimmigkeit, die genaue Messung der Töne ihrem Zeit-
wc-rth nach nothwendig machte, entstand die verschiedenwerthige Note und so
erwuchs das Nutensystem im testen Anschluss an die Entwickelung des Tou-
systems, und zugleich immer in dem Bestreben, ein möglichst deutliches äusseres
Bild von dem Gange der Melodie in den ein/einen Stimmen zu geben. Daneben
wurde, wie bei der Orgeltabulatur, auch die Notirung mit Buchstaben beibe-
halten und bei der Lautentabulatur wol auch die mit Zalilen, und wiederholt
gewann auch, namentlich beim Gesang, die Zahlennotirung Eingang, aber immer
nur vorübergehend. Jene Tabulaturen vermochten sich unserer Notenschrift
gegenüber eben so wenig zu halten, wie die Ziffernsysteme, weil sie durchaus
nicht im Stande sind, jene zu ersetzen. Ein anderes Schicksal wird auch die
Neunotatiun schwerlich haben. Auch das Siebenliniensystem ist nichts Neues.
Bekanntlich wurden im Laufe der Jahrhunderte fast alle nur irgendwie über-
sichtlichen Liniensysteme versucht, von einer bis zu zehn und mehr Linien.
Als es galt, den Neumen eine festere Stellung anzuweisen, bediente man sich
der einen Linie; mit der wachsenden Ausbreitung der Melodien, kam die zweite
hinzu; die eine war eine c-, die andere eine y-Linle; dann wurde die Zahl der
Linien verdoppelt, oder man begnügte sich auch mit drei, und endlich erwei-
terte man die Zahl derselben bis auf zehn und mehr, aber schliesslich wurde
die Zahl fünf beibehalten, weil sie sich entschieden als die bequemste erweist ;
ganz sicher bequemer als die, von den Chromatikern angenommene Siebenzahl,
die in ihrer Einführung mit zweimal drei, durch einen Zwischenraum ge-
trennten Linien besonders bedenklich ist. Jedenfalls aber ist auch das neue
Notensystem deshalb unhaltbar, weil es sich auf dieselben falschen Voraus-
setzungen stützt, unter denen das chromatische Tonsystem, das in ihm zur Dar-
stellung kommen soll, construirt ist. Nicht nach der grössern Bequem-
lichkeit der Einrichtung der Claviatur ist dies Tonsystem zu con-
struiren und dem entsprechend das ganze Notensystem, sondern
einzig und allein nach den Anforderungen, welche die Schaffens-
thätigkeit des schöpferisch sich erweisenden Künstlergeistes stellt
und stellen muss. Diesen aber entspricht nur das diatonische Tonsystem,
aus dem sich die Chromatik nach beiden Seiten ergiebt, sowol durch Vertiefung
als durch Erhöhung, nach der XJnterdominantseite, wie nach der Oberdominant-
seite. Dem schaffenden Künstler ist eis zunächst kein selbständiger Ton, sondern
nur das erhöhte c: es ist ihm aber ein anderer Ton als des, das vertiefte d;
er braucht beide Töne verschieden und daher auch verschiedene Zeichen für
beide. Er sieht darin, dass c und eis und d und des u. s. w. auf derselben
Stufe stehen:
'M
-- -|.-
->.-
keine Inconsequenz, sondern im Gegentheil die höchste Consequenz; das davor-
stehende Versetzungszeichen zeigt die veränderte Bedeutung an, so dass er
keinen Augenblick darüber im Zweifel sein kann.
So dürfte »Chroma« wol schwerlich das vorgesteckte Ziel erreichen, für das
alte Ton- und Notensystem das neue einzubürgern. So wenig es gerechtfertigt
erscheint, was Jahrhundei'te alt geworden ist, nur deshalb, weil es alt ist, dem
andrängenden Neuen gegenüber zu vertheidigen und zu halten zu suchen, so
wenig ist es gerechtfertigt, das Neue anzunehmen, nur weil es neu ist. Wenn
sich dies nach vorurtheilsfreier Schätzung so haltlos in seinen ersten Voraus-
setzungen erweist, so nur auf ein ganz specielles Verhältniss berechnet ist, wie
diese sogenannte Neuclaviatur, dann ist es entschieden Pflicht, für das Altbewährte
einzutreten, weil mit ihm viel mehr eingebüsst wird, als mit der Neuclaviatur zu
gewinnen ist. Die Neuclaviatur mag für den Dilettantismus einige Bequemlich-
keiten bieten, der künstlerischen Entwickelung würde sie nur Schaden zufügen.
20»
308 Neuendorff — Neumann.
Neneiidorff, Adolf, geboren am 13. Juni 1843 in Hamburg, kam im Juni
1855 mit seinen Eltern nach New- York, wo er sich anfangs dem Kaufmanns-
stande widmete, bald aber die Musik als Lebensberuf ergriff. Er machte unter
der Leitung seiner Lehrer, des Dr. Gustav Schilling und der Kapellmeister
Herweg und Auschütz so bedeutende Fortschritte, dass er 1858 bereits als erster
Violinist in das Orchester des deutschen Theaters treten konnte; 1863 wurde
er zum ersten Kapellmeister an das deutsche Theater in Milwaukee berufen.
In den Jahren 1864 — 67 führte er mit Anschütz gemeinsam die Leitung der
deutschen Oper in New-York, und von 1867 — 1870 ganz allein. 1871 beglei-
tete er Theodor Wachtel auf seinem Triumphzuge durch Amerika, und über-
nahm bei seiner Rückkehr nach New-York die Leitung des deutschen Theaters
daselbst; er gründete dem Germania-Theater, im obern Theile der Stadt, eine
würdige Stätte und erhob es zugleich durch seine unermüdliche Thätigkeit auf
eine hohe Stufe künstlerischer Bedeutung. 1878 wählte ihn die Philharmonische
Gesellschaft zu ihrem Kapellmeister. Neben dieser ausgebreiteten öffentlichen
praktischen Thätigkeit entwickelte er auch eine reiche schöpferische: ausser
zwei Sinfonien und den Ojaeretten: »Kadettenlaunen«; »Der Rattenfänger von
Hameln« und »Don Quixote«, componirte er Lieder, Märsche und Ciavierstücke,
und als Dirigent der »New- Yorker Sängerrunde« zahlreiche Männerchöre.
Neuland, Wilhelm, Componist, geboren in Bonn am 14. Juli 1806, er-
hielt den ersten Unterricht in der Musik von dem Musiklehrer Klebs; später
unterrichtete ihn Carl David Stegmann in der Composition und im Clavier-
spiel. Nachdem N. seine Militärpflicht erfüllt hatte, ertheilte er in seiner
Vaterstadt Unterricht, bis er 1828 einen ehrenvollen Ruf nach Calais in Prank-
reich erhielt. Er übernahm daselbst die Leitung der Philharmonischen Gesell-
schaft und blieb dort bis zum Jahre 1830, wo er nach London übei'siedelte.
Dort ertheilte er Unterricht im Clavierspiel, in Gesang und Composition, errich-
tete zwei deutsche Gesangvereine und betheiligte sich mit vielem Erfolge an der
Herausgabe der Lyra germanica, einer Sammlung deutscher classischer Lieder.
Da ihm auf die Dauer das Klima in London nicht zusagte, so folgte er nach
einem Aufenthalte von fünf Jahren einem neuen ehrenvollen Rufe nach Calais,
um seine frühere Stelle wieder zu übernehmen. Hier wirkte er nach allen
Seiten hin mit dem günstigsten Erfolge als Dirigent, Lehrer und Componist,
bis ihn die Liebe zur Heimath im Jahre 1871 wieder nach seiner Vaterstadt
Bonn zurückführte. Seine Compositionen gehören der grössern Zahl nach der
Kirchenmusik an, worunter vorzüglich zu erwähnen sind: zwei Messen für
Chor mit Orchester; ein »0 salutaris« für Tenorsolo mit Chor und Orchester;
ein Ave Maria für Contr'alto solo mit obl. Violine und zwölf Marienlieder für
Chor und Soli mit Orgelbegleitung. Ausserdem erwähnen wir noch Gesänge
mit deutschem, französischem oder englischem Texte, auch viele Instrumental-
Compositionen für Ciavier, Violoncello, und eine Reihe von Duetten für Ciavier
und Guitarre. Besonders heben wir hervor ein Quartett (op. 48), Ignaz Mo-
scheies gewidmet, für Piano, Violine, Bratsche und Bass. Seine beiden grossen
Messen, in Paris bei S. Richault erschienen, machten ihn besonders bekannt,
sie wurden wiederholt aufgeführt, nicht allein in Deutschland (im Kölner
Dom und im Münster zu Aachen), sondern auch in Belgien, Frankreich und
Spanien und zuletzt im Jahre 1872 in Boulogne sur Mer, wozu der Componist
eingeladen wurde.
Neuiuann, Angelo, wurde am 18. August 1838 in Wien geboren. Seine
Eltern hatten ihn für das Studium der Medicin bestimmt; allein Neigung und
Begabung veranlassten ihn, sich der Musik zu widmen. Dem Rath der vor-
trefflichen Gesanglehrerin Stilke-Sessi, unter deren Leitung er eingehende Ge-
sangstudien machte, folgend, entschloss er sich Opernsänger zu werden. Er
ging 1859 nach Berlin und sang mit so günstigem Erfolge vor dem General-
intendanten Herrn von Hülsen, dass dieser ihm ein Engagement für zweite
Barytonpartien anbot. Dem Ehrgeiz des jungen Künstlers sagte dies aber
Neumans — Neoschcl. 309
wenig zu, und so Hess er sicli von dem Direktor l'Arronge, dem Vater des be-
kannten Lustspieldichterö, als lyrischer Baryton für Köln engagiren. Allein
am 27. Juli 1859 brannte das Theater in Köln ab und so nahm N. ein Enga-
gement am Krakauer Theater au ; zwar erwarb er hier bald die (iunst des
Publikums, allein die Verhältnisse sagten ihm dort wenig zu und so ging er
nach Wien, wo er mit der berühmten Sängerin Tietjens mit solchem Erfolg
concertirte, dass er unter ehrenvollen Bedingungen für die grosse Oper in
Oedenburg und Pressburg gewonnen wurde. Hier lernte er in einer, den höhern
aristokratischen Kreisen angehörenden Dame, seine jetzige Frau kennen, mit
der er bald einen glücklichen Familienbund schloss. 1861 folgte dann der
strebsame Künstler, der ausser einer schönen Stimme und sehr anziehender
äusseren Bühnenerscheinung, auch ein nicht ungewöhnliches Darstellungstalent
besitzt, einem Ruf nach Danzig, und am 1. April 1862 trat er dann in den
Verband der "Wiener Hofoper, welcher er bis zum Jahre 1876 angehörte. Sein
Kegie- und Directionstalent kam zuerst zur Geltung, als er im November 1871
bei einer "Wohlthütigkeitsvorstellung im Theater a. d. Wien, Lortzings Waffen-
schmidt, inscenirte; und seitdem wurde sein Rath nicht selten in Regieange-
legenheiten eingeholt. Nach einer Reihe ehrenvoller Grastspiele verband er sich
mit seinem langjährigen Freunde, dem damaligen Regisseur des Hofburgtheateis,
Dr. Förster, zur Uebernahme des Leipziger Stadttheaters, und hier hat er eine
Reihe zum Theil glänzender Beweise für sein organisatorisches Talent gegeben,
ebenso durch die Inscenirung neuer Opern, wie der Mozart- und Gluckcyclen
und der Inscenirung des Nibelungenringes, mit welcher er auch in Berlin — im
Mai 1881 — ausserordentliche Erfolge errang.
Neumaus, Alphonse, Virtuose auf dem Fagott, zu Antwerpen am 23. Aug.
1829 geboren, war Zögling des Brüsseler Conservatoriums, an welchem er, vier-
zehn Jahr alt, den ersten Preis für sein Instrument erhielt. Vier Jahre später
übernahm er eine Classe, die seitdem zu den besten dieser Schule gehört, und
aus welcher eine Reihe der vortrefflichsten Bläser hervorgingen.
Neuuiark, Georg (VII, 260), ist nach dem Kirchenbuche der St. Stefans-
kirche zu Langensalza in Thüringen am 7. März 1621 getauft und darnach
kann man annehmen, dass er Tags vorher, also am 6. März geboren wurde.
Er besuchte die Gymnasien zu Schleusingen und Gotha, wurde 1640 Hauslehrer
in Hamburg und ging 1643 nach Königsberg, um dort die Rechtswissenschaft
zu studiren. Durch seine Dichtungen, wie durch seine bedeutende Fertigkeit
auf der Gambe und dem Clavicymbal, erwarb er sich in Danzig und iu Thorn,
wo er später lebte, viele Freunde, allein schliesslich erfasste ihn das Heimweh,
und so ging er wieder nach seiner Heimath, und hier wurde er vom Herzog
Wilhelm IL von Weimar zum Bibliothekar, Kanzleiregistrator und Archiv-
secretär ernannt. 1653 trat er als 605. Mitglied in die »fruchtbringende Ge-
sellschaft«, deren Geschichte er unter dem Titel: »Der aufsprossende teutsche
Palmbaum« (Nürnberg, 1668) verfasste. Seinen geistlichen Liedern sind auch
fünfzehn seiner eigenen Tonsätze beigegeben, in dreistimmigem Satz, ohne allen
rhythmischen Wechsel. Das eine Lied: »Wer nur den lieben Gott lässt walten«,
das er dichtete, als er (in Kiel 1640) seine Gambe, die er aus Noth hatte ver-
setzen müssen, wieder einlösen konnte, ist zum Gemeindelied geworden, das iu
allen protestantischen Kirchen Deutschlands gesungen wird.
Neuschel oder Neyschel (VII, 264). Das erwähnte Bild gehört dem »Triumph-
zuge Kaiser Maximilians I.« an. Dieser besteht aus einer ganzen Reihe von
Bildern, welche Hans Burgkmair nach dem Entwürfe, den der Kaiser seinem
Secretär Marcus Treitzsauerweiu (1512) in die Feder dictirte, malte. In den Jah-
ren 1516 — 1519 wurde dann der ganze Triumphzug zum Theil mit Verän-
derungen von 17 der berühmtesten Holzschneidekünstler in Holzschnitten aus-
geführt. Ein collossaler Vogel Greif, auf dem ein nackter Manu sitzt, eröffnet
die Reihe der Darstellungen. Das 20. Bild bringt »Musica Schalmeyen pusau-
nen vnd Krummhörner«, als deren Meister Neyschel genannt wird. (VergL
310 Ney — Nicou-Choron.
Reissmann: Illustrirte Geschichte der deutschen Musik, Leipzig, 1881, welche
auch das betreffende Bild in treuer Nachahmung bringt, p. 224.)
Ney, Jenny, Frau Bürde -Ney, bedeutende dramatische und Colaratur-
Sängerin, ist am 26. December 1826 in Graz geboren und erhielt den ersten
Unterricht von ihrer Mutter, die selbst eine vortreffliche Sängerin war. Später
genoss sie den Unterricht italienischer Lehrer. Nachdem die junge Künstlerin
in mehreren kleineren Theatern in Böhmen und Oesterreich, und am Kärthnei'-
thortheater in Wien die ersten Proben ihres Talentes abgelegt hatte, erhielt
sie ein Engagement an der Hofoper in Dresden. Dieser Bühne blieb sie bis
zum Schlüsse ihrer Wirksamkeit als Opernsängerin treu, brachte sich auf Gast-
spielreisen aber auch in weiteren Kreisen zur Geltung. 1867 verliess sie die
Bühne, mit dem Titel einer königlich sächsischen Kammersängerin; seitdem
sang sie nur noch in Oratorien und Concerten. Sie ist mit dem Schauspieler
Bürde verheiratet. Ihre besten Partien waren: Dinorah, Norma, Armida, Donna
Anna, Iphigenia, Valentine (Hugenotten) und ähnliche.
Jficcolini, Louis (VII, 266), starb in Livorno 1829.
Nicodami, Franyois (VII, 268), ist in Willimor in Böhmen 1758 ge-
boren, und erhielt den ersten Musikunterricht von einem Onkel. In Wien,
wohin er später kam, war er der bevorzugte Copist und Freund Mozarts. Kurz
vor dem Ausbruch der Revolution ging er nach Frankreich. In Paris war er
Professor am Conservatorium, und starb daselbst am 13. August 1829 (nicht
1844). Siehe die von seiner Wittwe herausgegebene Biographie (Paris, Mal-
teste, 1843). Diese, seine Wittwe, in zweiter Ehe Mm. Ravinet, 1864 gestoi'ben,
schenkte dem Conservatorium die Marmorbüste ihres Gatten N. und 10,000 Fr.
ohne Bedingung. Es erhalten aus diesem Fonds jährlich ein oder zwei ausge-
zeichnete Schüler 500 Eres, als Belohnung (Prix Nicodami). In der Bibliothek
des Conservatoriums befindet sich auch ein Manuscript von Mm. Nicodami,
welches interessante Mittheilungen über mehrere Künstler enthalten soll, mit
denen sie in ihrer Jugend bekannt wurde.
Nicola, Karl (VII, 268), starb zu Hannover den 8. Mai 1875.
Jflcolai, Friedrich Christoph (VII, 269). Ein drittes, hier hauptsäch-
lich zu erwähnendes Werk, sind die »Anekdoten vom König Friedrich IL von
Preussen etc.« (Berlin, 1789 — 92), mit ausführlichen und authentischen Mit-
theilungen über »des Königs Flötenspiel und musikalische Compositionen«
(Bd. I, p. 247 — 26; Bd. II, 145 — 169 von Quantz), welche geeignet sind, die,
im 4. Bande des Hauptwerks enthaltenen Mittheilungen über die Gewohnheiten
des Königs, Noten zu setzen, zu seinen Gunsten zu berichtigen.
Nicolas, Didier, genannt der Taube, geschickter Lautenmacher, wurde
zu Mirecourt gegen 1757 geboren. In dieser Stadt arbeitete er auch, und
starb daselbst hochbetagt 1833. Seine Violinen zeichnete er »A la ville de
Cremone, D. Nicolas aine«, durch Eisen eingebrannt. Sein Sohn:
Nicolas, Joseph, geboren zu Mirecourt 1796, war Schüler und Nachfolger
seines Vaters. Er zeichnete seine Instrumente »J. Nicolas fils« in derselben
Weise durch Einbrennen. 1864 starb er und seine Wittwe verkaufte mit dem
Geschäft zugleich auch die Namenschiffer von Nicolas Vater und Sohn, sodass
nun auch Violinen neuerer Arbeit mit derselben versehen, anzutreffen sind.
Nicolas, Michel, Professor der Philosophie und der Theologie zu Mon-
tauban, wurde zu Nimes am 22. Mai 1810 geboren. Zu seinen vielen, meist
historischen oder theologischen Schriften gehört: tillistoire des artistes peintres,
sculpfeur architecfes et musiciens-compositeurs nes dans le departement du Gardv.
(Nimes, impr. Ballivet, 1859, in 12").
Nicou-Choron, Stephan Louis, Componist und Musiklehrer, geboren in
Paris am 20. April 1809, wurde mit zehn Jahren in die Musikschule von Choron
aufgenommen, wo sein musikalisches Talent schnell zur Entfaltung gelangte.
Er wurde Lehrer dieses Instituts, und nach dem Tode Chorons, dessen Schwie-
gersohn er geworden war, Direktor desselben. Nachdem diesem jedoch alle
Niecks. 311
staatliche Beihälfe entzogen worden war, ging es ein. N. witlmete sich hier-
auf dem Privatunterricht und der Composition. Er schrieb mehrere Messen
mit Orchester, zahlreiche Motetten und Kirchenmusikbtüclte, Oratorien für Weih-
nachten, Ostern und Pfing&ten; mehrere Cuntaten und andere Orchester- und
Chorwerke. Auch gab er eine Gesangschule und eine Sammlung Vocalisen für
Sopran und Tenor heraus. N. erhielt für seine Compositionen wiederholt Preise
und Auszeichnungen.
Nieeks, Friedrich, bekannter Musikschriftsteller in England, ist am
3. Februar 1845 in Düsseldorf geboren, wo sein Vater als Bratschist in dem
Orchester wirkte. Von diesem erhielt er den ersten Unterricht im Geigenspiel.
1857 wurden M. Langhans und später L. Auer, welche nach einander in Düssel-
dorf als Concertmeister angestellt waren, seine Lehrer und N. würde, bei seinem
Talent und seinem Fleiss, gewiss einer der bedeutendsten Violinvirtuosen ge-
worden sein, hätten ihn nicht die dürftigen Umstünde, in welchen seine Familie
lebte, gezwungen, schon im Knabenalter durch Spielen zum Tanz sein Brod zu
verdienen. Diese Beschäftigung wirkte natürlich bei seiner schwächlichen Con-
stitution nur hemmend auf seine ganze Entwickelung. Andrerseits hatte die
frühe und gründliche Bekanntmachung mit den Schattenseiten des Musiker-
berufes für ihn den Vortheil, dass er, wenn auch anfangs nur instinctiv und
durch keinerlei äussere Anregung unterstützt, seine wissenschaftlichen Fähig-
keiten zur Ausbildung brachte. Dabei blieben seine äussern Lebensverhältnisse
unverändert; denn wenn auch durch gelegentliche Mitwirkung im Orchester der
Kölner Gürzenich-Concerte und mit seiner Anstellung an der, Anfang der sech-
ziger Jahre begründeten städtischen Kapelle zu Düsseldorf, seine Umstände
einigermaassen verbessert wurden, so war er doch nicht in der Lage auf den
Tanzmusik-Erwerb zu verzichten, dies um so weniger, als sein Vater inzwischen
gestorben war, und die Sorge für seine Familie nunmehr grösstentheils ihm
zufiel. Inzwischen hatte N. auch Gelegenheit gefunden, bei dem Düsseldorfer
Kapellmeister Tausch Compositions-Studien zix machen und im Verkehr mit
einem dortigen Organisten sich einige Fertigkeit auf dem Ciavier zu erwerben;
auch benutzte er die Bekanntschaft mit einem Franzosen, um sich die Kennt-
niss der französischen Sprache bis zu einem gewissen Grade anzueignen. Mit
diesem bescheidenen geistigen Besitzthum verliess er 1867 seine Vaterstadt und
ging auf Veranlassung des schottischen Componisten Mackenzie nach Dumfries
in Schottland, vv'o er eine Anstellung als Organist und eine verhältnissmässig
einträgliche Lehrthätigkeit fand. Von nun an verbesserte sich seine materielle
Lage zusehends: bei äusserster Anspruchslosigkeit in Betreff seiner Person er-
übrigte er genug um seine Familie zu unterstützen und zugleich seinem Wissens-
drang durch Anschafiung von Büchern zu genügen; auch konnte er hinreichende
Zeit gewinnen, um die Lücken auszufüllen, welche bei äusserst mangelhafter,
schon im dreizehnten Lebensjahre unterbrochener Schulerziehung, seinem ferneren
Bildungsgange hinderlich waren. Neben dem Studium der englischen und fran-
zösischen Sprache, begann er nun auch das, der lateinischen und griechischen,
sowie der Philosophie, Physiologie und Logik; endlich erlaubten ihm auch seine
Mittel, auf grösseren Reisen in Frankreich und Italien und nach Leipzig, wo er
zwei Semester hindurch Philosophie studirte. seine Kenntnisse zu erweitern und zu
befestigen. Das erste Auftreten N.'s als Schriftsteller fällt in das Jahr 1875,
wo er seine, beim Ciavierunterricht gewonnenen Anschauungen von dem Charak-
ter der Chopin'schen Musik in der Londoner Musikzeitung »Musical record«
veröffentlichte, und in Folge des Beifalls, welchen diese Arbeiten, sowie eine
zweite »Mendelssohn and Jiis contemporary criticsa bei den Fachmännern fand,
unter die regelmässigen Mitarbeiter dieses Blattes aufgenommen wurde. Weitere
Arbeiten über Schumann's Ciavierwerke in einer Reihe von Artikeln, über
Weber's Freischütz, über den Gebrauch des Clavierpedals etc. befestigte seinen
Ruf als gründlichen Musiker und gewandten Stilisten, so dass er nach einigen
Jahren auch von den »Musical Times« die Aufforderung zur ständigen Mit-
312 Niederheitmann — Niemann.
arbeitorscbaft erhielt. Unter N.'s grösseren Arbeiten ist ein Werk über Chopin
zu erwähnen, welches binnen kurzem erscheinen wird. Bezüglich seiner Lebens-
umstände ist noch zu bemerken, dass er 1874 nach Edinburg übersiedelte,
durch die Rauheit des dortigen Klima's jedoch veranlasst wurde, diese Stadt
schon nach Jahresfrist zu verlassen und sich wieder nach dem milderen Dum-
fries zurückzuziehen.
Niederheitmann, Friedrich, Musikliebhaber und Sammler werthvoller
italienischer Instrumente. In der Schrift -^Oremona». (Aachen, 1877), giebt
er Nachrichten über die bedeutendsten italienischen Lautenraacher und die
speciellen Eigenschaften der, von ihnen verfertigten Instrumente. N. starb in
Aachen 1878.
Niederländischer Tonküustiervereiu (Neederlandsche Toonkunstenaars-ver-
eeniging) , ist eine, über das ganze Land und die vlämisch gesinnten Städte
Belgiens verbreitete Gesellschaft, welche den Zweck verfolgt, die Compositionen
einheimischer Künstler zur Auffühi-ung zu bringen, sowie die dazu Befähigten
als Solisten auftreten zu lassen. Das eine wie das andere wurde in den letz-
teren Jahren so sehr vernachlässigt, dass einige Künstler selbst den Entschluss
fassten, hier eine Besserung herbeizuführen. Gr. A Heinze, der verdienstvolle
Componist mehrerer oratorischer Werke, ergriff die Initative; ihm schlössen sich:
Eichard Hol (Utrecht), W. F. Gr. Nicolai (Haag), H. A. Meijroos (Arnhem),
W. Stumpff (Amsterdam), C. van der Linden (Dortrecht) an, und bildeten das
Comite für's ganze Land. Der Verein, der jetzt (1881) beinahe sechs Jahre
besteht, veranstaltete grosse Musikfeste, bei welchen bis jetzt »Bonifacius« von
Nicolai; »Der fliegende Holländer« und »Leiden's Glorie« von Hol ; »Der Feeen-
schleiero von Heinze; »Die Rubenscantate« vom vlämischen Componisten Peter
Benoit; Sinfonieen oder Ouvertüren von Gernsheim, Hol, Heinze, Nicolai, Ver-
hulst, Franz Coenen, Ed. de Hartog, Peter Benoit, Meijroos, van der Linden
u. a. m., und kleinere Gesangs- oder Instrumentalwerke von den genannten
und vielen jüngeren aus dem Lande zur Aufführung gelangten. Ausserdem
wurden zum gleichen Zwecke seitens des Vereins Ooncerte veranstaltet in Amster-
dam, Arnhem, Dortrecht (wo besonders reges Leben herrscht), Haag, Leiden
und Utrecht, in welchen namentlich Kammermusik und auch Lieder zum Vor-
trage kamen. Ausserdem hielten Heyblom, Hol, Nicolai, Caspers und Pijzel
VoTträge über: »Den Gesang«; »Die musikalische Ornamentik«; »Die musika-
lische Kritik«; »Nationalität in der Kunst«; und »Die niederländische Sprache
als Gesangsprache«. Es wurden auch Preise ausgeschrieben, und solche erhielten:
AV. Kes für ein Violinconcert; C. Krill für ein Ciaviertrio; Leon, C. Bouman
für Fantasiestücke, für Violine und Ciavier, und G. H. Witte für Fantasiestücke
für Cello und Ciavier. Ehrenvolle Erwähnung fanden: Henri Völlmar für eine
Ballade (Chor, Soli und Orchester) und Govert Dorrenboom für Fantasiestücke
für Cello und Ciavier. Einige Dichter erhielten Prämien für eingesandte Werke
zur musikalischen Composition geeignet. Der Verein besitzt eine Bibliothek
von Werken niederländischer Componisten, und hat auch den Grund gelegt zu
einem Pensionsfonds für seine Mitglieder. Ein mit Fleiss zusammengestellter
Catalog der Werke von den meisten Componisten des Landes und von den bel-
gischen Mitgliedern ist soeben erschienen und zeigt aufs Ueberzeugendste, wie
Vieles und Gutes im Lande selbst geschrieben wurde, und wie sehr es zu be-
dauern und zu beklagen ist, dass die Concertgesellschaften und selbst die IMusiker
fortfahren, das meiste davon zu negiren.
Niemaun, Rud. Friedr., geboren am 4. December 1838 in Wesselburen
(Holstein), war zuerst Schüler seines Vaters und dann in den Jahren von
1853 — 1856 des Leipziger Conservatoriums. Zu seiner weitern Ausbildung
ging er dann nach Paris und schliesslich nach Berlin, wo er noch die Unter-
weisung von Hans von Bülow genoss. N. darf zu den besten Pianisten der
Gegenwart gezählt werden. Composition studirte N. bei Rietz, Halevy und Kiel.
N. erweiterte seinen Ruf namentlich durch die, in den Jahren 1873 — 1877 mit
Nieuweahuijaen — Notograpli. 313
"Wilhelmy gemeiuschaftlich unternommenen Concertreisen in Deutschland, Ru38-
land, England u. s. w. Seine Compositionen gehören zu den beachtenswerthesten
Erscheinungen der Neuzeit, namentlich hahen seine Gavotte op. 16 für Piano-
forte und seine Sonate für Pianoforte und Violine op. 18 allgemeined In-
teresse erregt.
Nienwonhuijseu, F. (VII, 281), wurde zu Zutphen 1758 geboren und war
Schüler des Organisten Bleuraer und des Carillonneur (iroenemann. Er starb
am 29. Januar 1841 zu Utrecht. Sein ältester Sohn:
Nieuweuhuijseu, J. Friedrich, wurde zu Utrecht am 27. Februar 1784
geboren, starb daselbst 1851.
Nieuweuhuijsen, G. J. F., der jüngere Bruder des Vorigen, geboren zu
Utrecht am 4. Januar 1818, starb daselbst am 19. Mai 1869.
Nohr, Christian Friedrich (VII, 284), ist am 7. October 1800 geboren
und starb am 16. October 1875.
>'orbliu, Louis Pierre Martin, sehr talentvoller Violoncellist, wurde
in "Warschau am 2. December 1781 geboren. Sein Vater, französischer Maler,
hatte, zum Hofmaler des Königs Stanislaus August ernannt, 1772 dort Wohn-
sitz genommen. 1798 wurde N. zum Besuche des Conservatoriums nach Paris
geschickt, und gewann dort als Schüler Baudiot's den ersten Preis. 1809 trat
er in das Orchester der italienischen Oper, von 1811 — 1844 gehörte er als Solo-
Violoncellist der grossen Oper an. 1826 wurde er zum Professor am Conser-
vatorium, an Stelle Levasseur's ernannt, auch gehörte er zu dem weltberühm-
ten Quartett von Baillot. N. starb am 14. Juli 1854 auf dem Schlosse
Connantre (Marne).
Nor manu, Barack, gehörte zu den geschicktesten Lautenmachern Englands
im 18. Jahrhundert. Er wurde 1688 geboren und starb 1740. Wahrscheinlich
war er ein Schüler des Thomas Urquhart. In England schätzte man ihn hoch
und er gilt auch für denjenigen, der Violoncellos daselbst zuerst verfertigte.
1715 associirte er sich mit Nathauael Gross, und beide zeichneten ihre Instru-
mente »The bass-viol«.
Norris, John, englischer Lautenmacher, der in London in Gemeinschaft
mit Thomas Smith arbeitete, wurde 1739 geboren und starb 1818.
Noskowski, Siegmund von, in Warschau am 2. Mai 1846 geboren, wurde
1865 Schüler des dasigen Conservatoriums, als welcher er namentlich Ciavier,
Violine und Gesang studirte. Nach seinem Abgange wurde er Musiklehrer am
Warschauer Blindeninstitut; als solcher erfand er ein neues Noten system für die
Blinden, das von dem Collegium angenommen wurde. Daneben war er auch zum
Stellvertreter des Professor Ciaffei am Conservatorium ernannt worden. Er gab
indess diese Stellungen 1873 auf und ging als Stipendiat der Warschauer Musik-
gesellschaft nach Berlin, um noch bei Professor Kiel Composition und Contra-
punkt zu studiren. Durch dessen Vermittelung wurde er 1876 als städtischer
Musikdirektor nach Constanz berufen, wo er noch wirkt. Von seinen Com-
positionen sind bisher nur wenige gedruckt.
Noteuumwender (VII, 304), siehe: Automatischer Notenblattumwender.
Notker, Balbulus (VII.304), starb 912, nicht 812. Reissmanns »lUustrirte
Geschichte der deutschen Musik« (Leipzig, 1881) bringt sein Bild.
>'ot02:raph (s. auch Notenschreibmaschine VII, 295), so nennt der Lehrer
E. Schmeil in Magdeburg die neue von ihm erfundene Maschine, welche das,
auf dem Ciavier Gespielte sofort zu Papier bringt. Sie besteht aus einem recht-
eckigen Kasten mit Claviatur und zwei Pedalen, von denen das linke zum Auf-
ziehen des Laufwerks, das rechte aber zur Bestimmung des Taktwerths der ent-
stehenden Noten dient. Um die Claviatur des Notographen bei verschiedenen
Instrumenten anzuwenden, ist sie verstellbar. Vermittelst einer Triebwalze wird
das Papier von den eingelegten Papierrollen abgezogen und unter den ßadir-
stiften, die sich über der Triebwalze befinden, um ihre Perii)herie bewegt und
auf eine Rolle gewickelt. Linienzieher und Notenzeichner notiren so das Ge-
314 Nottebohm — Novelle.
spielte. Das Laufwerk wird durch eine Feder getrieben und mit Hülfe eines
Windfangs geregelt.
Nottebolini, Martin Gustav, Componist, Clavierspieler und Musikschrift-
Bteller, ist zu Lüdenscheid bei Arnsberg in Westfalen, als Sohn eines Fabrik-
besitzers, am 12. November 1817 geboren. Während er 1838 — 39 in Berlin
als Volontair seiner Militärpflicht genügte, nahm er Unterricht im Clavierspiel
und der Composition bei Beiger und Dehn. 1840 ging er nach Leipzig, wo
er in nähere Beziehung zu Schumann und Mendelssohn trat, und von dem letz-
teren durch ein Zengniss über seine musikalische Befähigung vom Militärdienst
befreit wurde. Im September 1846 siedelte N. nach Wien über, wo er noch
einen Cursus der Composition unter Sechter durchmachte. Ausser zahlreichen
Artikeln in verschiedenen Zeitschriften, veröffentlichte er nachverzeichnete
Werke: »Ein Skizzenbuch von Beethoven« (Breitkopf & Härtel, 1865); »Thema-
tisches Yerzeichniss der im Druck erschienenen Werke von Beethoven«, mit
chronologischen und kritischen Anmerkungen (Breitkopf & Härtel, 1868);
»Beethoveniana« (Rieter-Biedermann, 1872); »Beethovens Studien« (bei Hajdn,
Albrechtsberger und Salieri, nach Original-Manuscripten) (Rietcr-Biedermann,
1873); »Thematisches Verzeichniss der im Druck erschienenen Werke von Franz
Schubert« (Wien, Schreiber, 1874); »Mozartiana« (Breitkopf & Härtel, 1880);
»Ein Skizzenbuch von Beethoven aus dem Jahre 1803« (Breitkopf & Härtel,
1881); Von N.'s Compositionen sind erschienen: Ein Ciavierquartett, op. 1;
Ciaviertrios, op. 4; Solostücke für Ciavier, op. 6, 10, 11 — 13, 15, 16 (Wien,
Spina, und Leipzig, Peters) ; Variationen über ein Thema von Seb. Bach für
Ciavier zu vier Hunden, op. 17.
Xovellette. Robert Schumann dürfte wol der erste gewesen sein, der diese
Bezeichnung auf Ciavierstücke von tieferm Gemüthsinhalt anwandte in seinem
so bezeichneten Op. 21. Der Meister, der von der frühesten Jugend an bemüht
ist, die Musik zum Träger seiner Innerlichkeit zu machen, dem diese Kunst
nur Werth hat, so weit sie offenbart, was in der Phantasie und dem Gremüth
des schafi'enden Künstlers vorgeht, war unablässig bemüht, die Mittel und die
Formen der Darstellung zu erweitern und zu vermehren und ihre Ausdrucks-
fähigkeit zu steigern. In seinen KPapillons«, im »Carneval«, den »Davids-
bündlern«, der »Kreisleriana« u. s. w. hatte er neben Träumen seiner Phantasie
auch schon ein gut Stück des Romans seines Herzens in dramatischer Leben-
digkeit vorgeführt. In den Sonaten machte er dann bereits auch schon den
Versuch, den neuen Inhalt der altern Foi-m aufzunöthigen , w^as ihm nur zum
Theil gelingen konnte, und so war es ganz naturgemäss, dass er eine, der Sonate
verwandte, aber in ihrer Zusammensetzung viel freiere Form wählte, und dass
er diese dann als »Novelle«, oder besser »Novellette« bezeichnete, erscheint auch
durchaus nicht als unpassend. Bekanntlich stammt der Name Novelle aus dem
Italienischen und bezeichnet ursprünglich nichts, als eine gut und geistreich
erzählte Neuigkeit von allgemeinem Interesse. Soll diese künstlerische Bedeu-
tung gewinnen, so muss sie zugleich irgend eine höhere Idee, eine Wahrheit
des Lebens versinnlichen. In diesem Sinne fasste sie Bocaccio und seine Nach-
folger auf diesem Gebiet. Die Musik vermag natürlich nur die Stimmungen
solch novellistischer Vorgänge darzustellen und in diesem Sinne nur ist natür-
lich auch die Uebertragung des Namens Novelle auf Musikformen zu fassen.
Dass Schumann die einzelnen Sätze unter dem direkten Einfluss von bestimm-
ten Vorgängen schrieb, das wird auch dadurch bewiesen, dass er das Inter-
mezzo (in Nr. 3) bei seiner ersten Veröffentlichung in »Sammlung von Musik-
stücken alter und neuerer Zeit als Zulage zur Neuen Zeitschrift für Musik«,
mit einem Motto aus Macbeth versah.
Novelle, Vincent (VII, 307), starb nicht in London 1845, sondern zu
Nizza im August 1861.
>"OYeIlo, Joseph Alfred, Sohn des Vincent Novello, einer der intelligen-
testen und geschicktesten Musikalienverleger in London, geboren 1810 daselbst,
O — Obertöne. 315
folgte den Traditionen seines Vaters, und war für Verbreitung guter Musik in
England ungemein thiitig. Er erfand auch eine Methode, den Druck der Musi-
kalien billiger herzustellen, in Folge dessen eine Preisermilssigung eintreten
konnte. »Mendelssohns Paulus« und »Lobgesang« übersetzte er und kam mit
der Herausgabe dieser Werke dem Wunsche des englischen Publicums entgegen;
auch -wirkte er thatkrilftig für die Abschaffung einiger Stempelsteuern, die den
Buchhandel belasteten. Er zog sich 1850 vom Geschäft zurück und lebt seit-
dem in Italien.
O.
0 oder ^les 0 de Noelt (VII, 310). Die sogenannten grossen Antipho-
nien sind folgende: für den 17. December: »O sapientia! quae ex ore Ältissimi
prodiixfia; für den 18. Dec. : »O Ädonai! et dux domus Israeh; für den 19 Dec:
»0 Radix Jesse! qui sfas in signum populoruma; für den 20. Dec: »0 clavis
David, et sceptrum domus Israel. 'v. für den 21. Dec: »O Oriens! splendor lucis
aeternae'-i; für den 22. Dec: »0 Rex (jentium, et desideratus earuma; und für
den 23. Dec: »0 Emmanuel! Rex et legifer nosterlt.
Obertöne (auch Aliquot-, Partial- oder Beitöne), werden in neuerer Zeit
meistens die Töne genannt, welche ein klingender Körper neben dem Grundton
noch erzeugt. Akustische Beobachtungen haben ergeben, dass die, zum Erklin-
gen gebrachte Saite z. B. ausser dem einen Ton noch eine ganze Reihe, mit
diesem in näherer oder entfernterer Beziehung stehende Töne hören lässt, doch
nicht annähernd mit der Stärke des Grundtons. Man erklärt diese Erscheinung
daraus, dass die vibrirende Saite nicht nur ihrer ganzen Ausdehnung nach,
sondern zugleich in ihren vielen proportionalen Theilen schwingt und so die,
durch die betreffenden verschiedenen Knotenpunkte genau abgegrenzten ver-
schiedenen Töne erzeugt. Die Reihe dieser Obertöne erfolgt selbstverständlich
für alle musikalischen Klänge in derselben Ordnung. Sie entspricht zunächst
genau jenen auf Trompete (und Hörn) erzeugten Naturtönen (s. d.). Die Reihe
aber lässt sich noch erweitern; so ergiebt der Grundton C^ (Contra (7) bis zum
viergestrichenen c eine Reihe von 64 Obertönen, von denen natürlich nur wenige
einigermassen hörbar werden:
C\ : C : G : c : e:(j : h : c^ : d^ : e^ : f : g^ : a^ : h^ : h^ e- des'~ : d- : es- : e- : /- : /= ;
ßs'- : o2 : ois-^ : a2 . ^2 . j2 . „^-,2 . ^2 . ^^^2 . ^3 . ;3 . j^^.a ^3 . ^3 . Js . ^^.3 .^3.^3. g3 .
4 + + +
ß -.ß ß \fis -.ßs : g'^ : g^ : as^ : gis^ : gis^ : a^ : a^ : a^ : a^ : P : b^ : ais'^ : ais^ : k^
-t
h^ : It^ : c* : c*. Der Akustiker Georg Appun in Hanau hat einen Apparat er-
funden, einer Physharmonika ähnlich, welcher die oben verzeichneten Obertöne
genau nach den angegebenen Verhältnissen enthält. Selbstverständlich erzeugt
ein anderer Grundklang auch andere Obertöne, aber immer genau in derselben
Ordnung. Natürlich gehören geübte Ohren dazu, auch nur die Töne der ersten
Reihe zu unterscheiden. Um sie leichter hörbar werden zu lassen, hat H. Helni-
holtz die sogenannten Resonatoren erfunden, gläserne Hohlkugeln oder Röhren
mit zwei Oeffnungen, von denen die eine mit scharf abgeschnittenen Rändern
versehen ist, während die andere trichterförmig ausgeht und zwar so, dass mau
sie in das Ohr einsetzen kann. Bedeckt man das eine Ohr mit der Hand,
während man den Resonator an das andere Ohr ansetzt, so hört man die, in
der Umgebung erklingenden Töne nur gedämpft, während der Ton des Reso-
nators, sobald er angegeben wird, mit schmetterndet Kraft auf das Ohr wirkt.
Ueber die Obertöne nach ihrer Verwendung als Flageoletttöne s. d. und Naturtöne.
Helmholtz hat ferner nachzuweisen gesucht, dass diese Obertöne namentlich
die Natur des Klanges bestimmen helfen. Der Mangel an scharfen Obertönen
:; acht den Klang gewisser offener Orgelpfeifen weich und sanft, so dass selbst
316 Obertöne — Obiols.
herbe harmonische Dissonanzen durch sie ausgeführt, viel von ihrer Herbheit
verlieren. Nach dieser Seite sind ihnen die Flöten und die Flötenregister der
Orgel verwandt. Bei ihnen tritt schon die Octave deutlich zum Grundton hinzu,
bei scharfem Blasen auch die Duodecime. Die Octaven und Quinten sind dann
schon schärfer durch Obertöne begrenzt, die Terzen und Sexten aber nur schwach
durch Combinationstöne. Daher ist auch der Charakter ihres Klansres dem der
gedeckten Orgelpfeifen noch sehr ähnlich. Die sogenannten Priucipalregister
der Orgel geben, wie die Singstimmen die niedern Obertöne deutlich hörbar
an und sind daher in Klang und Behandlungsweise dieser verwandt. Reicher
an Obertönen sind die Streichinstrumente, daher ist ihr Klang auch schäi-fer
und eindringlicher. Aus demselben Grunde hat die Clarinette weichern Klang
als die Oboe und das Fagott. Unter den Messinginstrumenten hat nur das
Hörn noch eine weiche Klangfarbe, während die Trompeten und die Posaunen,
•wegen der Zahl und Kraft ihrer Obertöne sehr rauschend erklingen. Selbst
die unvollkommenen Consonanzen sind, durch sie dargestellt, von geringerem
"VVolklange, und die Dissonanzen werden leicht unerträglich. Bei allen diesen
Instrumenten ist die Klangfarbe natürlich auch von der Art, wie der Ton er-
zeugt wird, abhängig. Werden die Saiten mit einem Stift gerissen, oder mit
scharfen, unelastischen Hämmern angeschlagen, so werden eine grosse Menge
hoher Obertöne erzeugt und man erhält einen scharfen, klimpernden Klang.
Dieser wird weicher und wolklingender, wenn man die Saiten mit dem weichen
Finger reisst oder mit einem befilzten Hammer anschlägt, weil dann die hohen
Obertöne wegfallen. Auch die Anschlagsstelle ist nicht gleichgültig für die
besondere Klangfarbe der Saite; liegt diese auf dem Drittel der Saite, so fallen
die ungradzahligen Obertöne aus und der Klang wird hohl und näselnd; auf
der Mitte der Saite aber fallen die gradzahligen aus und der Klang wird ebenso
getrübt. Erfahrungsmässig steht fest, dass die Anschlagsstelle auf ^/^ bis ^/g der
Saitenlänge verlegt, die besten Klänge giebt. Auch die Stärke der Saiten und
das Material derselben beeinflusst die Erzeugung der Obertöne und dem ent-
sprechend die Klangfarben. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Pfeifen der
Orgelpfeifen und den verwandten Blasinstrumenten. Helmholtz hat seine Unter-
suchungen nach dieser Richtung auch auf die Vocale ausgedehnt und gefunden,
dass man bei den heilern Vocalen vermittelst der Resonatoren sehr hohe Ober-
töne selbst bis zum 16. erkennen kann. Die Vocale zerfallen in drei Reihen
nach der Stellung der Mundtheile:
/e — i
a — ö — ü
\o—u
Als Ergebniss der weitern Untersuchungen von Helmholtz in dieser Richtung
stellte sich heraus, dass a der Ausgangspunkt für alle drei Reihen bildet; er
wird bei der, vom Kehlkopf ab ziemlich gleichmässig trichterförmig erweiterten
Stellung der Mundhöhle gewonnen. Diese ändert sich bei der Bildung der
übrigen Vocale und damit auch die Resonanz, welche Helmholtz wie folgt angiebt:
ff^ P d* cis^ g^ as^
f P P cf ß f ß f
u 0 a ä e i ö ü
Aus diesen Untersuchungen gewann Helmholtz das Resultat: dass Klänge, die
von einer Reihe ihrer niedern Obertöne bis etwa zum sechsten hinauf in massiger
Stärke begleitet sind, wie die des Pianoforte, der offenen Orgelpfeifen und
der menschlichen Stimme, wie des Hornes, weicher und angenehmer wirken als
die, bei denen nur ungeradzahlige Obertöne da sind, wie bei den gedackten
Orgelpfeifen, den in der Mitte angeschlagenen Saiten, die einen näselnden Charak-
ter erhalten. Wenn dagegen die höhern Obertöne jenseits des sechsten und
siebenten deutlich sind, wird der Klang schärfer und rauher, wie bei den Saiten-
instrumenten, der Oboe, dem Fagott u, s. w.
Obiols, Mariano, Componist, Violinist und Direktor der Musikschule zu
Obtusa -- Ückonheim. 317
Barcelona, ißt am 26. November 1809 geboren. Er erhielt früh Violinunter-
richt, durfte sich jedoch luisschliesslich der Musik erat widmen, nachdem er
bereits einige Zeit in einem kaufmännischen Cumptoir gearbeitet hatte. Er
unterzog sich nun einem dreijährigen Compositionstudium unter Leitung von
Ramon Vilanova, und trat dann mit Yocal- und Instrumentalcompositionen
hervor, die in Barcelona zur Aufführung kamen. 1831 ging er nach Italien,
wo er in Mercadante einen Lehrer und väterlichen Freund erwarb. Er durch-
reiste mit diesem Italien, Deutschland und Frankreich, um von der Musik dieser
Länder Kenntniss zu nehmen. Nach seiner Kückkehr nach Italien schrieb er
die Oper vOdio ed amorei (aufgeführt in Mailand in der Scula 1837). Hierauf
begab er sich nach Barcelona zurück, und wurde dort mit der Direction des
neu errichteten Lyceunis für Musik betraut, in welchem Institut er auch Con-
certe einrichtete, die er dirigirt. Später wurde 0. (jeneraldirektor der Musik
des Theaters Lyceum, zu dessen Einweihung er die Cantate <j.II Reijio Imeneov.
schrieb. Seine ziemlich zahlreichen Compositionen bestehen in dramatischen
Scenen, mehreren Messen, Psalmen, Motetten, vier grossen Hymnen, Gesangs-
stücken, die in Heften (Album) erschienen, drei Ouvertüren, eine Serenade, ein
Concert für englisch Hörn, die vieraktige Oper y>Editta di BelcourU. 0. nimmt in
Barcelona als Componist, Dirigent und Lehrer einen hervorragenden Platz ein.
Obtusa, auch obtusior = dumpf, heisst ein Orgelregister von 8 Fusston.
Ocnriua, ein italienisches Instrument, das durch M, Dinardo auch in
Deutschland eingeführt worden ist. Seine Einrichtung ist die denkbar ein-
fachste einer Thonpfeife. Es hat die Form einer Wasserrübe, ist aus Thon ge-
fertigt, inwendig hohl und hat an der Seite eine mundstückartige Oeffnung.
Ausserdem ist es mit neun Tonlöchern versehen, welche zunächst mit den
Fingern geschlossen werden; ein zehntes dicht neben dem Mundstück gebohrtes
Loch bleibt offen, um die Luft ausströmen zu lassen. Sind die neun Tonlöcher
geschlossen, so wird bei massigem Anblasen der Grundton des Instruments
erzeugt; beispielsweise c^; bei etwas schärferem Blasen entsteht cis^, wird dann
das zweite Tonloch noch geöffnet, so erklingt d^, e- wenn auch noch das dritte
und f^ wenn auch noch das vierte geöffnet werden und in dieser Weise gewinnt
man die diatonische Tonleiter bis e^. Die chromatischen Töne werden durch
andern Fingersatz gewonnen; 2 allein geöffnet, während alle geschlossen sind,
ergiebt dis, für ßs^ werden 1, 2 und 4 geöffnet, für gis^ 1, 2, 3, 5, für dis^
1, 2, 4, 5, 6 u. s. w. In neuerer Zeit hat sich der Fabrikant H. Fiehn in
Wien zur Aufgabe gemacht, das Instrument in Aufnahme zu bringen. Er hat
es mit Stimmzug und Klappen versehen; durch jenen kann es höher und tiefer
gestimmt werden; durch diese aber wird sein Umfang erweitert. Fiehn ver-
fertigt Concert-Ocarina's in allen Grössen und Tonarten und hat einen eigenen
Verlag für Ocarina-Noten gegründet. Aus diesem sind zunächst drei Ocarina-
Schulen zu nennen, eine von Fahrbach sen., eine: y>Petife methode, collections
choisie d'airs populaires pour Vocarinati (Paris, bei Weiser & Neumann) und
nMethode de l'ocariiiaa von H. Fiehn. Fahrbach sen., Ernestini, Sahmetini und
Grossi componirten Tänze und andere Tonstücke für Ocarina mit Pianoforte-
begleitung; Froschhard Etüden und Arien mit Variationen für Ocarina allein
und Ernestini, Sahmetini und andere arrangirten und componirten Duette. Trios,
Quartette, Quintette, Sextette und Septette für zwei, drei, vier, fünf, sechs und
sieben dieser Instrumente und schrieben Potpourris für 8, 9 und 10 Ocarina.
Ockeuheim oder Oke^hem, Johannes (YII, 316), von Ed. Van der Strae-
ten sind neuerdings in Italien noch einige Compositionen dieses Componisten
wieder aufgefunden worden. Es ist eine Sammlung von sechs Messen, ein Ave
Maria und eine Motette. Auch ist die von Er. Thoinan herausgegebene Schrift
zu erwähnen: »Deploration de Guillaume Cretin sur le trepas de Jean Oketjhem,
musicien, premier chapelain du roi de France et trt'sorier de Saint-Martin de Tours
remise au jour, prtcedee (furie introduction Inographique et critique et annotee par
Hr. TJioinani (Paris, Claudin, 1864, in 8").
318 Oct. - Opor.
Oct., Abkürzung für Octava, heisst auch die Achttagsfeier eines Festes im
katholischen Cultus.
Oc'on y Rivas, Eduard, Componist, Organist und Pianist spanischer Ab-
kunft, ist in Malaga am 12. Januar 1834 geboren, und erhielt in der Sing-
schule der dortigen Kathedrale zuerst Unterricht. Er soll mit dreizehn Jahren
ein vierstimmiges Miserere geschrieben haben, welches dort aufgeführt wurde
und in welchem er das Sopransolo sang. 1853 wurde er Organist dieser Kirche,
nahm aber nach dieser Zeit einen längeren Aufenthalt in Paris. Es sind von
ihm Messen, Motetten, Psalme, Litaneien, Hymnen u. s. w. gedruckt. Ausser
einer Sammlung spanischer, französicher und italienischer Gesäuge und Ciavier-
stücke gab er ferner eine Sammlung von ungefähr dreissig spanischen Volks-
liedern heraus, die zum Theil bisher noch nicht notirt waren. Die Gesänge
sind mit Ciavier-, einige mit Guitarrenbegleitung versehen, auch ist den Texten
eine deutsche Uebersetzung beigefügt. Der Titel der Sammlung ist: y^Cantes
espanoles, colleccion de aires nacionales y populäres, formada e iUustrada con notas
expUcativas y hiographicasa. (Malaga, 1874).
Octoliüi de Stephanis, eine Künstlerfamilie im 13. Jahrhundert. Frater
Salimbene von Parma, dessen Chronik (von 1244 — 57) A. Bertoni in den
y>Monumenta Jiistorica ad provincias Parmensem et Placentinam pertinentla^^
(Parmae, 1857) herausgegeben wurde, berichtet von einer, ihm anverwandten
Familie (pag. 21) i^Soror patris mei domina Ghlsla fuit, ex qua, marilata, natae
sunt duae filiae, Grisopola et Vilana, optimae cantatrices. Pater istarum, dominus
Martinus Octolini de Stephanis, fuit solatiosus homo, suavis et jocundus libenter
libens vinum: maximus cantator cum istrumentis musicis non tarnen
joculator<s.. Es waren darnach ausübende, tüchtige Künstler, die nicht zu den
umherziehenden Joculatores oder fahrenden Künstlern gehörten.
OfiF. Abkürzung für Offertorium = Opfergesang bei der Messe nach
dem Credo.
Ofifenbach, Jacques (VII, 326), starb am 5. October 1880 in Paris.
O'Kelly, Joseph, französischer Pianist und Componist, irländischer Ab-
kunft, ist in Boulogne sur Mer 1829 geboren. In Paris war er Clavierschüler
von Osborne und Kalkbrenner, und in der Composition von Dourleu und
Halevy, 1855 wurde im Theätre Lyrique eine lyrische Dichtung in drei Ab-
theilungen »Parayuassuti, von ihm in Musik gesetzt, aufgeführt. Es gelangten
ferner: y>Le Lutin de Galwayv-, komische Oper, Boulogne sur Mer, 1878, und
y>La Zmgarellav., komische Oper, 1879 zur Aufführung. O'K. schrieb auch
mehrere Cantaten, ein Trio und eine Anzahl Chansons und Romanzen. Haupt-
sächlich jedoch ist er Claviercomponist. Er veröffentlichte Fantasien, Transcrip-
tionen, Salon-Etuden, Genrestücke, y>55 Etudes recreativesa , op. 50 u. s. w.
Oliphant, Thomas (VII, 332), starb zu London am 9. März 1873.
Olthovius, Statins (VII, 333), nicht Olthorius.
Oo. Ss. fest. Abkürzung für: Omnium sanctorum festum = Aller Hei-
ligen Fest.
Oo. fidel, def. com. Abkürzung für: Omnium fidelium defunctorum com-
memoratio = Allergläubigeu Verstorbenen Andenken.
Oper (VII, 336). Im weitern Sinne bezeichnet man damit auch die sämmt-
lichen Mitglieder und den ganzen complicirten Apparat für die Darstellung des
musikalisch-dramatischen Kunstwerks. Man spricht in diesem Sinne von Hof-
Opern, städtischer oder landständischer Oper und meint damit nicht das Produkt
eines schaffenden Künstlers, sondern das, zur Aufführung desselben errichtete
und organisirte Institut, dessen Leitung zunächst der Operndirektor führt. In
der Regel ist es mit einem ähnlich organisirten Institute zur Aufführung des
recitirenden Drama's, des Schau- und Lustspiels verbunden, dessen Leitung dem
Schauspieldirektor übertragen ist. Die Oberleitung beider Institute führt bei
Hoftheatern ebenso wie bei Theatern mit städtischer Verwaltung der Intendant
Oper. 319
oder General-Iütendant, bei den auderen städtischen Theatern der Pächter als
Direktor. Dem Üperudirektor zur Seite stehen zunächst der Opern-Regisseur,
der Kapellmeister, der Musikdirektor und der Dramaturg, deren Rath der
Direktor Ijereits bei der Annahme neuer Uporu, dem Neueinstudireu älterer
und überhaupt bei Festsetzung des Kepertoirs einholt. Zur Entscheidung über
die Annahme neuer Opern giclit in der Regel zunächst der Dramaturg sein
Urtheil über den Text ab; über diesen berichten auch Kapellmeister und Musik-
direktor, sie aber namentlich über die Musik. Auf Grund dieser Gutachten
wird die neue Oper von der Directiou abgelehnt oder zur Aufführung ange-
nommen. Im letztern Falle erfolgt dann zur Zeit die Vertheilung der Rollen.
Der, mit dem Einstudiren der Oper betraute Kapellmeister beginnt dann mit
den Soloproben: der Chordirektor die Proben mit dem Chor. Währenddem
richtet der Operuregisseur das Textbuch zur scenischen Darstellung ein; er
giebt die nöthigen Andeutungen über "Wahl der Decorationeu und Kostüme,
und nach diesen Bestimmungen wird mit Genehmigung des Direktors von dem
Decorationsmaler, dem Garderobe- und dem Maschinenpersonal das ganze äussere
Sceuarium hergestellt. Von entscheidender Wichtigkeit sind selbstverständlich
die Hauptdarsteller der Oper. Die verschiedenen Gattungen derselben verlangen
natürlich verschieden charakterisirte Darsteller. Dem entsprechend besteht das
Opernpersonal nicht nur aus Solo- Sopran- und Altsängeriunen, und Solo-
Tenor-, Baryton- und Basssängeru, sondern diese sind wieder nach den ver-
schiedenen Gattungen der Oper geschieden. Die ernste, grosse Oper erfordert
ein, auch mehrere dramatische Sängerinnen und wol auch eine Coloratursängerin ;
neben einer Altistin einen Heldentenor, neben einem lyrischen Tenor einen
Baryton und ersten Bass; die komische Oper aber braucht neben der soge-
nannten Soubrette einen lyrischen Tenor, Teuorbuffo, einen Bassbuffo u. s. w.
Ein wolbesetzter Chor vervollständigt das darstellende Personal. Ein nicht
minder wichtiger Bestaudtheil der modernen Oper ist das Orchester, das unter
der unmittelbaren Leitung der Kapellmeister steht und in welchem die Concert-
meister eine bevorzugtere Stellung einnehmen. Ehe das Orchester bei neuen
oder neueinstudirten Opern mit den Sängern gemeinsam probirt, werden mit
ihm noch vorher besondere Proben abgehalten. Die Correcturprobe hat zunächst
den Zweck, die etwa noch in den Orchesterstiramen sich vorfindenden Fehler
zu verbessern, wol auch, um die, bereits in den Singstimmen vorgenommenen
Streichungen auszuführen. Dann erst beginnen die eigentlichen Orchester-
proben, in denen das Orchester sich mit dem betreffenden Werk eingehender
beschäftigt, um nicht nur die etwaigen technischen Schwierigkeiten, die es bietet,
überwinden zu lernen, sundern auch in den Geist desselben, so weit er vor-
handen ist, einzudringen. Vollständig kann Letzteres natürlich erst erreicht
werden, wenn auch die Darsteller mit hinzugezogen werden. Für diese sind
vorher aber noch die sogenannten Arrangirproben nothwendig. Diese werden
bereits auf der Bühne abgehalten, mit Decorationen und dem nöthigen Sceua-
rium, um das Auf- und Abtreten der Darstellenden und das ganze Arran-
gement genau festzustellen. Erst dann können die gemeinsamen Proben mit
den Darstellern und dem Orchester beginnen und diese finden dann in der
Generalprobe, welche der ersten Vorstellung meist unmittelbar vorauszugehen
pfiegt, ihren Abschluss. Zum Opernpersonal gehören auch noch der Correpe-
titor, der den Sängerinnen und Sängern beim Einstudiren ihrer Partien be-
hülflich ist, und der Souffleur, der bei Proben und Vorstellungen den Darstellern
leise den Text vorliest, damit sie vor Irrungen bewahrt werden, oder sich wieder,
in Augenblicken, wo ihr Gedächtniss sie verlässt, leichter zurechtfinden. Der
Inspicient hat hauptsächlich die Aufgabe, den nicht auf der Scene beschäftigten
Darstellern es rechtzeitig anzuzeigen, wenn sie wieder auf der Scene erscheinen
sollen. Dass ein so mannichfach zusammengesetztes Institut ferner noch eines
bedeutenden Verwaltungspersonals bedarf, ist selbstverständlich; es gehören dazu
der Hausinspektor, der Theaterinspektor, der Garderobeinspektor, der Beleuch-
320
Orchester-CarilloD — Orsini.
tungsiospektor, die Kassenbeamten, Billetteure und Controlleure, Logenschliesser,
Theaterdiener u, s. w.
Orchester-Carillou. Die bis jetzt meist in den Orchestern zur Anwendung
kommenden Glockenspiele haben mancherlei Nachtheile. Bei den Glockenspielen
in Form der Lyra wird die Vibration der Stahlstiibchen aus freier Hand, ver-
mittelst eines kleinen Hammers erzielt; bei geringer und beschränkter Leistungs-
fähigkeit ist daher schon eine bedeutende Fertigkeit der Behandlung noth-
wendig, die dabei doch immer von Zufälligkeiten abhängig ist. Diesen Uebel-
ständen hat C. Mahillon in Brüssel dadurch abgeholfen, dass er den An-
schlag bei den Stahlstäben auf mechanischem Wege, nach dem Princip des
Orchester-Carillon.
Hammeranschlages beim Ciavier, einführt. Das neue Orchester-Carillon, aus
einem Kasten bestehend, in welchem ähnlich wie beim Ciavier, vorn die
Tastatur und dahinter die Stahlstäbe sich befinden, wird auf einen Stuhl oder
auf einen Tisch gestellt, die beiden Deckel werden dann geöffnet, damit die
völlige Schallkraft sich entwickeln kann. Der vordere Deckel, welcher sich über
der Claviatur befindet, wird durch eine eiserne Stütze gehalten und dient dem
Spieler zugleich als Pult. Das Instrument von Mahillon hat einen TJmfang
von 27 Tönen und zwar von h^ bis c^.
Orgeni, Anna Maria Aglaja (VII, 424), ist geboren am 17. December
1844 in Tj-sminnitza in Galizien.
Orolog'io (auch Horologius), Alessandro (VII, 428), war 1580 Geiger
und Kammermusikus in der kaiserl. Hofkapelle Rudolph IL, als welcher er
monatlich 15 Gulden erhielt. 1603 wurde er mit »monatlich 30 fl., item jähr-
lichen Kleidgeld 20 fl., jährlichen Neujahrsgeld 30 fl. und des Jahres Hauszins
70 fl.,« zum Vicekapellmeister ernannt und als solcher am 31. October 1613
pensionirt. Er soll mit seiner Pension noch 1630 in Prag gelebt haben.
Schadaeus (Promptuarum musicum 1611 — 14), wie Bodenschatz (Florilegiura
Pertenso 1603, 1618), bringen Motetten von ihm in den genannten Samm-
lungen. Zwei Bücher seiner Madrigale zu vier und fünf Stimmen erschienen
1589 in Dresden.
Orsiui, Alessandro, italienischer Componist, ist zu Rom am 24. Januar
1842 geboren und machte dort seine musikalischen Studien. Er wirkte als
Orchesterdirigent an verschiedenen Kapellen in Italien und schrieb in dieser
Orsini — Othmayer. 321
Zeit ftcht Ballette. Fünf (.)i)ern gelangten nicht zur AiifVührung. Nach Jlom
zurückgekehrt, wurde er zum Mitglied der Akademie der heil. Cäcilia und 187U
zum Bibliothekar dieser (Tesollschaft ernannt. 187.3 übernahm er auch den
fTCsanguntcrriclit an der Schule dieses Instituts. Bei mehreren musikalischen
Concursen, an denen er sich betheiligte, ging er als Sieger hervor, er erhielt
in Rom, Florenz und Turin die Preise für Cantaten. 0. schrieb Kirchenmusik
im a capella-Stil und mit Begleitung, Orchesterstücke und das Werkchen: nCon-
stiderazionr (jenrraU xiilV arte dd canfon (Hom, 187G, in 8'', 55 p).
Orsiui, Antonio, Pianist und Componist, geboren zu Neapel am IIJ. Juni
1843, war Clavierschüler des Antonio Coop und in der Theorie des Baron
StaiFa. Nachdem er sich als Ciaviervirtuose in seiner Vaterstadt hatte hören
lassen, ging er nach Rom, Paris und Tjondon, um auch dort zu concertiren.
Nach Rom zurückgekehrt, veröffentlichte er: v-Fuijlie per f voci« (Neapel,
Giannini); riXorme per apprendere la compoaizione musicala, ed il contrappmnUm
(Neapel, De Augelis); r^Schema di un indirizzo all arte del canto (Neapel, Grallo).
Ortigrne, Joseph Louis de, starb in Paris am 20. Nov. 1866 (nicht 1870).
Ortolaui, Terenzio, geboren in Pesaro im Gebiet von Ancona am
4. September 1799, studirte erst Rechtswissenschaft und erwarb nebenher aus
Liebhaberei auf der Flöte so viel Fertigkeit, dass er in einem Orchester als
Flötist mitwirken konnte. Etwas Unterricht in der Composition, den ihm
Ripini von Fano ertheilte, flösste ihm so viel Lust an diesem Studium ein,
dass er die Rechtswissenschaft aufgab und 1822 nach Bologna ging, um unter
dem berühmten P. Mattei einen regelrechten Cursus durchzumachen. Er machte
so schnelle Fortschritte, dass er bereits 1825 von der Philharmonischen Gesell-
schaft zu Bologna das Diplom als Meister der Composition erhielt. Nachdem
er es 1830 mit einer Opera buffa »io Pastorella delle Alpi« versucht, aber
ohne Erfolg zu erringen, wendete er sich ausschliesslich der Kirchenmusik zu.
Es sind von ihm gedruckt: zehn Fugen für acht Stimmen und bezifferten Bass
(Ascoli, Galanti. 1844); 100 Fugen für 2, 3 und 4 Stimmen und zehn Cirkel-
Cauons (Mailand, Yismara); viele Messen, Psalmen u. s. w. und eine Harmonie-
lehre blieben ungedruckt. 0. fungirte als Kirchenkaijellmeister, zuletzt in seiner
Vaterstadt Pesaro, wo er am 7. April 1875 starb.
Othmayer, Kaspar (VII, 440), 1545 bereits wird er als magister artium
erwähnt. In diesem Jahre ging er als Schulmeister und Rektor an die Kloster-
schule in Heilsbronn, bewarb sich aber schon im folgenden Jahre um ein
Kanonikat zu St. Gumbert in Ansbach, »damit er sein Leben und Wesen allein
haben und sich und seiner Kunst seines Gefallens ihm selbst und andern zum
Nutz brauchen möge«, 1547 wurde er Kanonikus. Der Abt Greulich gab ihm
bei seinem Abgange das Zeugniss: »Er ist vor Andern in unsern Lande ein
hoch und weit berühmter Musicus«, im nämlichen Jahre heiratete er Anna,
die Tochter des Heilsbronner Richter Hans Härtung und erhielt die Erlaubniss
mit seiner Frau am Heilsbronner Hofe zu Ansbach wohnen zu dürfen. 1548
war er Probst in Ansbach geworden. In Folge einer unglücklichen Meinungs-
verschiedenheit zwischen der Vormundschaft des unmündigen Markgrafen von
Ansbach und dem Markgrafen von Bayreuth, wurde 0. die Stelle von ersterer
Seite streitig gemacht; es erwuchs ihm ein Mitbewerber und damit ein ärger-
licher Prozess, der erst mit seinem Tode beendigt wurde. 0. starb nach lang-
wieriger schwerer Krankheit 1553 in Nürnberg, wohin er sich hatte bringen
lassen und ward zu Ansbach begraben. Sein (Trabstein in der Kirche zum heil.
Kreuz trägt die Inschrift: Anno D™' 1553 den 4. Tag des monats February
Ist in Christo verschieden zu Nürnberg Der Erwürdig wolgelart Auch weit
berümbt Componist und jNIusicus Herr Magister Caspar Othmayer Probst und
Canonikus Sanct Gumprechts Stiff't zu Onoltzbach. So allhier begraben welchem
Gott wolle verleihen ein fröliche Aufl'erstehung und das Ewige Leben. Amen.
Ein fünfstimmiges Werk von ihm ist noch insofern wichtig zu erwähnen, als
O. darin die Wappen der hohen Häupter in Musik setzte. Am 8. .lanuar 1550
Musikal. Convers.-Leiikou. Ergänzun^aband. 21
322 Ondrid y Scgura — Ovejero y Ramos.
übersandte er dem Magistrat zu Nürnberg Gratulatorische Gesänge zu lob des
Printzen aus Hisi^anien, des geliebten Sohnes unsers gnädigsten Herrn der
Römisch Kaiserl. Majestät (a 1549 reiste Philipp II. durch Deutschland zu
seinem Vater Karl V. nach Brüssel). Hierfür erhielt er eine Verehrung von
12 Thalern, Auch früher scheint er dem Magistrat mehrmals Compositionen
übersandt zu haben. Das fünfstimmige Werk mit der "Wappenmusik zeigt uns
sein Bildniss iu seinem 28. Jahr (anno 1547). Die, auf der Zwickauer Bi-
bliothek befindlichen Werke 0. sind: t)Tricinia<i (Nürnberg, 1529) mit seinem
Portrait und »JBicinia sacra«, November 1547.
Oudrid y Segura, Cristobal, spanischer Componist und Orchesterdirigent,
ist zu Badajoz um 7. Februar 1829 geboren. Er kam 1844 nach Madrid, hat
aber über seine Kindheit und seinen Bildungsgang niemals Auskunft geben
mögen. Als Componist trat er fünfzehn Jahr alt schon mit Erfolg auf, und
mit seinen Opern (Zarzuela), die theilweise sehr günstig aufgenommen wurden,
stellte er sich in die Reihe der beliebtesten Operncomponisten in Spanien.
Er schrieb wol dreissig derartiger ein-, zwei- und dreiaktiger Opern, die von
1852 bis 1874 über die Bühne von Madi-id und anderer Städte gingen. 0. war
geschickt als Theaterkapellmeister, zuletzt als solcher am Theater »Oriente«
thätig. Er starb plötzlich im März 1877.
Onseley, Rev. Sir Frederic Arthur Gore, Baron, Sohn des William
0. (VII, 446), Geistlicher und einer der vorzüglichsten Musiker der Gegenwart
in England, ist am 12. August 1825 geboren und bezog, nachdem er seine Studien
am Kirchencollege zu Oxford absolvirt hatte, die Universität daselbst. 1849
wurde er Diakonus und gelangte in der Musik stufenweise (1855) bis zum Doktor
der Musik, wurde auch in demselben Jahre als Nachfolger von Henri Bishop
Professor der Musik an dieser Universität. Gleichzeitig übernahm er die Func-
tion des ersten Sängers (Praecantor) an der Kathedrale Hereford, und als das,
dieser Kirche zugehörige College St. Michael zu Tenbury 1857 eröffnet wurde,
übernahm er an demselben den Musikuntei'richt und leitete die Chorübungen.
Dieser Chor, der täglich in der Kirche Hereford sang, leistete bereits nach
kurzer Zeit unter der intelligenten Leitung von 0. das Trefflichste. Gegen-
wärtig ist 0. Rektor des College. Er ist ausgezeichneter Pianist und Organist,
und besitzt ein hervorragendes Talent für Improvisation. Zu seinen Compo-
sitionen gehören: vier Sonaten für Ciavier und Violoncello (1839 — 41); zwei
Trios für Ciavier, Violine und Violoncell (1841); Clavi.erquartett; fünf Ciavier-
sonaten; Sextett für Streichinstrumente; gegen vierzig Gesänge über italienische
Worte; Ciavierstücke; Präludien für Ciavier; sechs grosse Präludien für Orgel
(1860); Ode für Sopransolo, fünfstimmigen Chor und Orchester, componirt für
die Universität zur Friedensfeier nach dem Krimkrieg; grosse geistliche Can-
tate für Baryton, fünfstimmigen Chor und grosses Orchester; vier achtstimmige
Seelenmessen: sechs Anthemen; zehn »Glees« über englische Worte; das ein-
aktige Oratorium »The Martyrdom of St. Polycarp« (London, Novello); Oratorium
yyllaffara] englische Lieder; Anthems, von denen nHoiv goodly are tliy tents, o
Israel», populär geworden ist. Er veröffentlichte ferner eine Harmonielehre;
Lehre des Contrapunkts und der Fuge und mehrere Sammlungen älterer und
neuerer Kirchenmusik in Gemeinschaft mit Doktor Monk.
Ovejero y ßnmos, Ignacio, spanischer Componist und Organist, geboren
zu Madrid am 1. Februar 1828, erhielt von einen Organisten Gimeno den
ersten Unterricht, den ferneren von dem Kapellmeister der königl. Kapelle
Ledesma. Es heisst, dass er elf Jahr alt, die erste Ouvertüre für Orchester
schrieb, die er im Theater »del Principe« selbst dirigirte. Mit einer Oper
»Fernando Cortez« trat er im März 1848 in die Schranken, wendete sich aber
sodann, mit Ausnahme einer kleinen komischen Oper r>La Öabana«, aiifgeführt
1858, ausschliesslich der Composition von Kirchenstücken zu. Er schrieb deren
gegen zweihundert, von denen mehrere beachtenswerth sind. Bei Kirchenfesten
übernimmt 0. am spanischen Hofe die Direction.
Pacey — Palosclii. 323
P.
Pacey, Fredt'Tlc A\'illiam, euglischor Organist und Componist der Jetzt-
zeit, studirte erst bei Dr. J. Peck in London, später in Oxford bei Dr. Corfe
Ciavier, Orgel und Tlieorie. Er war als Direktor eines Chorvereins in Alüng-
ton, hierauf als Organist (1865 — 1873) in Oxford, dann wieder in Aljington
als Orchesterdirektor der dortigen Musikgesellschaft thiitig. 1874 ging er als
Organist und Kirchendirektor an die Triuitatiskirche nach Boston. Er schrieb meh-
rere Anthenis, Kirchengesänge, Hymnen, Orgelstücke und Gesangscompositionen.
Pacini, Andreo (VII, 460), wurde zu Lucca gegen 1705 geboren. Dort
gelangten zum Cäcilienfeste auch Compositionen von ihm zur Aufführung. Er
starb in Lucca, wohin er sich nach Beendigung seiner Laufbahn als Sänger
zurückgezogen zu haben scheint, 1764.
Pat'ini, Antonio Gaetano (VII, 460), starb in Paris am 10 März 1866.
Paciui, Giovanni (VII, 460), war in Catane, nicht Syrakus, am 17. Febr.
1796 geboren und starb in Pescia am 6. Dccember 1867. Im zweiten Nach-
tragsbande von Fetis, yyJ3io(/. univ. des Musiciensa, p. 293 sind 71 Opern seiner
Compositionen namentlich aufgeführt; ausserdem fünf Oratorien und eine sehr
grosse Zahl von Hymnen, Cantaten, Messen und andern Kirchoncompositionen ;
die Chöre zum Oedipus von Sophokles; die Sinfonie »Dante«; Kammermusik
und Vocalmusik; und endlich dreizehn Werke über Theorie und Literatur, der
Musik und Kritik.
Paetzold, Herr mann, Organist und Componist, geboren am 15. Augast
1824 in Neudorf am Gröditzberge in Schlesien, erhielt eine gute Erziehung,
besuchte, nachdem er Erzieher der Kinder des Grafen York von Wartenburg
gewesen war, das Kirchenmusikinstitut zu Berlin, und ging dann als Organist
der Schlosskapelle und Musiklehrer am Waisenhause nach Königsberg in Preussen.
Hier übernahm er später auch die Direction der Singakademie. Bei einer Auf-
führung des Elias in einem der Concerte, das er dirigirte, am 6. Februar 1861,
wurde er plötzlich vom Schlage tödtlich getroffen. Er war ein tüchtiger
Organist und hat auch mehrere Werke für die Orgel componirt, neben eini-
gen Vocalstücken.
PaiEres, Alphonse, französicher Schriftsteller, gab ein Schriftchen zur Ver-
theidigung der Notation der Musik in Zahlen heraus unter dem Titel: -oMethode
musicale Galin- Paris-Cheve, expose Mstoriqua (Paris, 1860, in 8*^, 31 p.).
Palestrina, Giovanni Picrluigi da (VIII, 3). Die neuerdings aufge-
stellte Behauptung, dass Santo der Familienname des Meisters sei, ist dahin
zu berichtigen, dass der Vater den Taufnamen Santo trug, der Familienname
ist Pierluigi. Von den verschiedenen Angaben in Betreff seines Geburts-
jahres dürfte die, nach welcher er 1514 geboren ist, die meiste Wahrschein-
lichkeit für sich haben. Die noch vorhandenen Documente in Palestrina be-
zeugen, dass Pierluigi im Jahre 1544 als Organist und Chorleiter in seiner
Vaterstadt augestellt war. Im Jahre 1547 verheiratete er sich mit einer wol-
habenden Bürgerstochter in Palestrina. 1551 wurde er als Maestro di Capella
an der Kapelle Giulia in St. Peter angestellt, als solcher hatte er auch die
Chorknaben (Soprane) zu unterrichten. Er hinterliess nur drei Söhne: Angelo,
Rudolfo und Iginio. Silla war ein Bruder Giovannis, der gleichfalls Motetten
componirte, welche Giovanni in Lil). II Mot. publicirte. In Betreff der Aus-
gabe der Werke des unsterblichen Meisters ist noch nachzutragen, dass der
vierte Band (Lib. IV und V) 1874 erschien; der fünfte Bund (Lib. I und II
der östimmiger Motetten) 1875; der sechste und siebente Band enthalten die bisher
unedirten Motetten des Meisters; der achte Band, die vierstimmigen Hymnen
enthaltend, erschien 1878, in diesem Jahr starb Espairne. der Herausgeber. Im
Jahre 1879 veranlasste Donikapellmeister Fr. Haberl in Reifensburg die Grün-
•Jl*
324 Palloni — Panormo.
düng einer Palestrinagesellschaft für Fortsetzung und Vollendung der Heraus-
gabe der Werke des Meisters. Seit dieser Zeit ist der neunte Band, sämmt-
liche Offertorien (G8 fünfstiramige) von Fmnz Coramer und der zehnte und
elfte (das erste und zweite Buch der Messen enthaltend) von Fr, Haherl ver-
ölfentlicht worden. Bis spätestens 1894 (300 Jahre nach dem Tode des un-
sterblichen Meisters) werden demnach seine sämmtlichen Werke in 30 Folio-
biluden vorliegen. Der letzte Band wird Nachtrüge, Dokumente, kritisch-aesthe-
tische Bemerkungen und des Meisters authentische Biographie bringen.
Palloni, Cajetano, geboren am 4. August 1831 zu Camerino im Gebiet
von Ancona, verlebte seine Kindheit mit seinen Eltern in Termo, einer Stadt
desselben Gebietes. Er erhielt schon vom sechsten Jahre an Ciavier- und
Orgelunterricht und von seinem elften Jahre an Compositions- und Gesangs-
unterricht von Cellini. Bald darauf machte er sich als Orgelspieler bemerkbar.
1855 ging er nach Florenz, geuoss dort die Unterweisung Mabellinis, und trat
mit eigenen Compositionen hervor. Nach der Aufführung einer grossen Messe
wurde er zum Kapellmeister des Vereins der heiligen Cilcilie an der Kirche
SS. Michael und Cajetan ernannt. Beliebt waren seine Vocalcompositionen,
ein- und mehrstimmige Gesänge, Romanzen, Balladen, Nocturnos, Lieder mit
Ciavierbegleitung. Diese wurden in der Form von Albums veröffentlicht, deren
siebzehn bei Lorenzi in Florenz und bei Fanti und Ricordi in Mailand er-
schienen. P. ist Ehrenmitglied der Philharmonischen Gesellschaft und Mitglied
des königlichen Musikinstituts zu Florenz.
Paloschi, Giovanni, gab heraus: y>Ännuario musicale universale<i- (Mailand,
Ricordi, 1876. Zweite bedeutend erweiterte und verbesserte Auflage, 1878).
G. P., der auch Mitarbeiter der Musikalischen Zeitung in Mailand ist, über-
trug mehrere französische und deutsche musikalische Lehrbücher ins italienische,
die bei Ricordi in Mailand erschienen. Auch der 700 Seiten umfassende Cata-
log des Hauses Ricordi ist von P. abgefasst.
Palotta, Matte 0 (VIII, 7), mit dem Beinamen »II Panormitano«, war
ein Sizilianer von Geburt. Er wurde 1733 bei der Kaiserlichen Hofkapelle
in Wien eigens als Componist für Gesangwerke ohne Begleitung angestellt, wozu
er nach Fux's Zeugniss (v. Köchel: Fux, p. 439) »vermög' gutem Fundaments
sonderlich tauglich war«. 1741 wurde er entlassen, aber 1749 wieder angestellt.
Er starb am 28. März 1758 im 70. Lebensjahr in Wien. Seine Compositionen:
Messen und andere Kirchengesänge, zeichnen sich durch natürliche, fliessende
Melodik und eine oft überraschend fein gewählte und eigenthümliche Har-
monik aus.
Paniagaa, Cenobio, mexikanischer Tonkünstler, machte sich in seinem
Vaterlande durch verschiedene Compositionen bekannt. Seine Oper »Katharina
von Guise« mit Erfolg auf dem Nationaltheater in Mexiko aufgeführt, ist bis
jetzt das bemei'kenswertheste derartige Werk von einem Coraponisten des Landes.
P. starb in Vera-Cruz im November 1865 arm und vergessen.
Panofka, Heinrich (VIII, 10), lebt seit 1866 in Florenz als Lehrer der
Theorie und des Gesanges.
Pauormo, Francesco, nicht wie er (VIII, 10) genannt »Panorma«.
Panormo, Vincenzo (VIII, 10), nicht Panorma. Nach Vidal {Les In-
struments u archets) kam dieser Lautenmacher 1735 nach Paris und arbeitete
daselbst bis 1780. Er verfertigte Violinen, Altviolen und Bassgeigen, die von
den Kennern geschätzt werden. Der Lack ist hellgelb. Gezeichnet sind seine
Instrumente entweder französisch: Vincent Panormo, rue de l'arbre sec 17 . .
oder lateinisch: Vincenzo Triusano Panormo fecit Parisiis, anno 17 . • Die
Jahreszahlen umfassen die Zeit von 1738 — 1778. In London lebten nach 1772
fünf Lautenmacher desselben Namens. Vincenzo P., wahr;3cheinlich Sohn des
erstgenannten, kam 1772 nach London und starb daselbst 1813. Dessen Söhne
Joseph, Georg Louis (Verfertiger von Bögen), Edouard und Georg P. waren
gleichfalls geschätzte Instrumentenmacher,
Pape — Parker. 325
Pape, Heinrich (VIII, 12), starb zu Asnieres bei Paria am 2. Febr. 1875.
Pupera, Giovanni Antonio, Kirchencompünist, geboren zu Lucca 1G8U,
starb diisolbst am 3. Februar 1746. Am Ciiciliontage wurden daselbst von 1699
bis 1733 vierzehn Messen seiner Coraposition aufgeführt.
Papier, Louis, starb in Leipzig als Organist der Thomaskirche am
13. Februar 1878.
Papini, Guido, beraerkenswcrther italienischer Violinvirtuose der Gegen-
wart, ist zu Camajore im August 1846 geboren. Er bildete sich in Florenz
unter Giorgetti im Violinspiel aus, und liess sich mit Erfolg in Concerten
hören, worauf er in seine Vaterstadt zurückkehrte und die Musikerlaufbahn
verlassen wollte. Durch Dr. Bascvi veranlasst, in dessen berühmter (^uartett-
Soirre die erste Violine zu übernehmen, wurde dies die Veranlassung dass er diesen
Vorsatz nicht ausführte. Nicht allein in diesen Quartetten, sondern auch als Solo-
spieler erwarb er sich in Italien viele Anerkennung. Er concertirte hierauf
auch in Frankreich, wo seine vortrefflichen Eigenschaften als Geiger ebenfalls
gewürdigt wurden. Mit vielem Beifall spielte er auch in London. Für die
Violine schrieb er einige 30 Stücke, Genre- uud Concertstücke, Transcriptionen.
Pappalardo, Salvator, italienischer Compouist, geboren zu Catane am
21. Januar 1817, schrieb die Opern: vFrancesca di Eimini«; r>Il Corsaroa; i>La
Fiolia del Dogc<i\ »VAtrabi lavca; ■nMirindaa.. Ausserdem Messen, ein Requiem,
drei Salve Regina, eine Sammlung zwei- und dreistimmiger Gesänge für Frauen-
stimmen, Gesänge für eine Stimme, einige Instrumentalmusik. P. lebt seit
1854 in Neapel, wo er zur Zeit Lehrer des Contrapunktes am Conservatorium
Albergo de' Paveri ist, und wo er auch zum Kammervirtuosen des Grafen von
Syrakus ernannt wurde.
Paque, Guillaurae (VIII, 13), wurde am 24. Juli 1825 in Brüssel ge-
boren und starb zu London am 3. März 1876.
Parazzi, Antonio, italienischer Musikschriftsteller, gab mit Benutzung
authentischer Documente heraus: y>Della vita e delle opere mmicali di Lodovico
Grossi- Viadana, invetitore del hasso continuo nel secolo XVI con ritratto e quattro
concerti ecclesiastici del Viadanaa. (Milan, Ricordi, 1877).
Parepa-Rosa, Euphr. (VIII, 16), starb am 21. Januar 1874 in London.
Parfaict, Fran^ois et Claude (VIII, 17), das von den Brüdern hinter-
lassene Manuscript führt nicht den Titel »Geschichte der Oper«, sondern r>Ris-
toire de VAcademie royale de musiquea. Es befindet sich in der Nationalbi-
bliothek zu Paris. Das Werk von Frangois: y> Agenda hisforüpie et chronohgique
den thedtrcs de Paris«, 1735, 1736 und 1737 veröffentlicht, ist von Arthur Pougin
nach dem, in seinem Besitze befindlichen einzig vorhandenen Exemplar zum
Neudruck befördert. Mit einer Vorrede versehen erschien es (Paris, Bonnaissies,
1876, 3 vol., in hundert Exemplaren).
Paris, Aime (VIII, 17), starb am 29. November 1866. P. veröffentlichte
noch mehrere von seinen, für den Unterricht berechneten Erfindungen: «Oedipe
musicaU, »Panotiscopea und ein Tableau y>Stcnographie mclodique«. Ausführ-
liche Darlegung dieser Erfindungen sind in drei Aufsätzen in der »Opinion natio-
nale« (25. August, 1. und 8. September 1863) enthalten, der Titel derselben
ist: »M. Aime Paria et ses inventions, trois feuilletons de M. Alexis Azevedoa.
Parker, Daniel, war einer der besten englischen Lautenmacher des 18. Jahr-
hunderts. Seine Instrumente stammen aus der Zeit von 1740 — 1785. Parker
und Benjamin Banks waren die ersten in England, welche die Geigen von Stainer
zu ihrem Vorbild nahmen.
Parker, Matthew, geboren am G. Aug. 1504 zu Norwich, gestorben am
17. Mai 1575, war erst Lehrer der Musik, wurde dann Hofprediger der Königin
Elisabeth und später Bischof von Canterbury. Er führte die erste Liturgie
in England ein und gründete die hohe Schule in Stoke (Suffolk), in welcher
die Erlernung des Gesanges obligatorisch war. Schon in seiner Jugend hatte
er sich unter Anleitung eines Priestors Namens Love und später des Klerikers
326 Parlow — Piiuniunn. •
Manthorp in Norwicli mit dem Studiuiii des Gesanges und der Composition
beschäftigt, und so konnte er für die Liturgie zum Gottesdienst selbst die Musik
zu den Psalmen und andern Gesängen componiren. Seine Bemerkungen über
die alten Kirchentöne, die er in seiner Uebersetzung der Psalmen giebt, be-
weisen, dass er eine gründliche Kenntniss des Kirchengesanges besass.
Parlow, Albert, ist am 1. Januar 1824 in Turgelow bei Ueckermünde
geboren, trat 1844 in das Colbergsche Regiment Nr. 9 in Stettin ein und
machte bei dem ßegiments-Caj)ellmeister Leonhard seine theoretischen Studien,
die er bei Marx in Berlin fortsetzte. 1852 wurde er Kapellmeister bei der
Marine und 1854 beim Füsilier-Regiment Nr. 43 in Mainz und 1860 wurde
er nach Rastatt versetzt. 1865 concertirte er in Paris im Cirque de l'impera-
trice und ausserdem auf besondern Wunsch Napoleons III. in St. Cloud. Er
wurde mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet und erhielt den Titel
königl. preuss. Musikdirektor. Bei dem grossen musikalischen Wettstreit in
Lyon 1866 erhielt er den ersten Preis. Nachdem er seinen Abschied genommen
hatte, errichtete er eine eigene Kajaelle, mit der er mehrere Jahre in Stettin
gute C oncerte gab. Gegenwärtig leitet er in Berlin die Concerte im Central-Hotel.
Parrau, Antoine (VIII, 20). Auf der Bibliothek zu Paris befindet sich
eine authentische Ausgabe des »Traite de la musiquea vom Jahre 1639, ein
Band 144 Seiten mit in den Text gedruckten Beispielen.
Pasquini, Bernard o (YIII, 28). Zu den Werken dieses Künstlers gehören
noch: ein Oratorium »« Sefe di Ghristoi^ und die Oper »ia Forza d'amore«.
Patey, Missis, geborene Whycoth, eine der bedeutendsten Oratorien-
sängerinnen der Gegenwart in England, ist in London 1843 geboren. Sie erhielt
früh eine vortreffliche musikalische Erziehung und vollendete ihre Studien in
der Gesangskunst unter Anleitung ihres Gatten, eines geschickten Basssängers.
Ihre Stimme, ein Contr'alt von schöner Klangfarbe und bedeutendem Umfange,
ist auf das Ebenmässigste ausgebildet. Schon ihr Debüt in den Concerten
von Leslie war von Erfolg gekrönt, so dass Michael Costa sie nach dem
Rücktritt der Mad. Sainton-Dolby für die Sacred harmonic Society engagirte.
In den Aufführungen dieser Gesellschaft erwarb sie sich ihren bedeutenden Ruf
als Oratoriensängerin, ebensowol durch stilvollen Vortrag, wie durch die Schön-
heit ihrer Stimme. 1875 sang sie ebenfalls erfolgreich in Paris, in der Auf-
führung des Messias von Händel, veranstaltet von Ch. Lamoureux.
Patti, Adelina (VIII, 34), wurde am 8. April 1843 geboren.
Patu de Saint-Viucent, veröffentlichte zwei Schriften über den Cantus planus
»SepUque ä la Simple reponse de M. J. Bonhomme au R. P. Lamlillottefs.
(Paris, 1855, in 8°); »Quelques Ohservations sur le chant gregorien<i (Paris, 1856,
in 8°), die letztere wurde von der Akademie gekrönt.
Pauiuanu, Conrad (VIII, 37), ist ums Jahr 1410 in Nürnberg geboren.
Da sich seine bedeutenden Anlagen früh bemerkbar machten, fanden sich
einige vornehme Nürnberger veranlasst, für seine Ausbildung zu sorgen.
Bald gewann er eine hervorragende Fertigkeit im Spiel aller jener Zeit ge-
bräuchlichen Instrumente, der Orgel, Laute, Geige, Flöte und Trompete, und
war auch geschickt in der Kunst des Contrapunkts. Da er die sämmtlichen
gebräuchlichen Melodien des gregorianischen Kirchengesanges auswendig konnte,
so wurde er zum Organisten an der Sebalduskirche ernannt und erwarb sich
in dieser Stellung einen solchen Ruhm, dass ihn Rosenblüt in den angegebenen
Versen feierte. 1446 vermählte er sich mit Margaretha Weichser. Um 1452
veröffentlichte er sein Fundamentum organisandi. Sein Ruf hatte sich in dieser
Zeit bereits so weit verbreitet, dass er von fremden Fürsten eingeladen wurde,
seine Kunstfertigkeit an ihren Höfen zu zeigen, wie Kaiser Friedrich III. und
der Herzog von Mantua, der ihn mit Gold gesticktem Gewände, mit einem
Schwerte am goldenen Gehänge und mit goldener Kette beschenkte. Auch
der Herzog von Ferrara beschenkte ihn in ähnlicher AVeise reich, und in Ita-
lien wurde er auch in den Ritterstand erhoben. In spätem Jahren berief ihn
Pavcsi — Pcdrotti. :{27
Hcrzof^ Albroclit mit fiiicni .Tiihresgelialt von 80 rhoinisclun Gulden an seinen
Hui" uuch München und liii-r starb er am 21. Januar 1473.
Pavesi, Öteluno (Ylll, 39). Nach der biogra])liischcn Skizze von J. San-
severiuo, einem Freunde P.'b (Hicordi, 1851), ist V. am 22. Januar 1779 im
Dörfchen Casaletto Vaprio im Cremonosisclun geboren. Ausser den Ojiern hat
er nach dieser Schrift auch Kirchenmusikstücko gcsclirieben, deren fiinfund-
siebcnzig angefühlt werden.
Payue, John, amerikanischer Tonkünstler, geboren 1792 zu New- York,
schrieb Worte und Musik des weltbekannt gewordenen Liedes y>Home, swet homea.
Er vorfasste es während seiner Anwesenheit in Paris, und in London trug es
eine junge Sängerin Miss Tree zuerst öllentlich vor. Es fand schnelle Ver-
breitung und ist seitdem in die verschiedensten Sprachen übersetzt und für
alle möglichen Instrumente übertragen worden. Mit seiner Oper nClaria hatte
der Autor kein ähnliches Glück. Er starb 1852 in Tunis.
Pazzag'lia, Salvadore, geboren zu Pistoja 1723, starb zu Florenz gegen
1807. Er betrat zuerst die Laufbahn eines dramatischen Sängers, als Tenorist,
auf der er mit Erfolg bis zum vierzigsten Lebensjahre thätig war. Hierauf
nahm er bei dem Grossherzog von Toskana und bei der Erzherzogin Marie
Louise die Stelle eines Kapellmeisters ein. Unter den Compositionen, die er
in dieser Periode schrieb, werden als besonders wirkungsvoll angeführt: das
Oifertorium ytDextera Duminiv, die Fuge des Kyrie im Requiem für die Kaiserin,
und das »Libera«, welches er im 80. Lebensjahre schrieb.
Pecoate, Dominique, Lautenmacher, und neben Tourte der am rühm-
lichsten bekannte Yerfertiger von Bögen. Er ist am 15. Juli 1810 in Mire-
court als Sohn eines Barbiers geboren und wurde für dasselbe Geschäft be-
stimmt. Er wollte aber Lautenmacher werden, und kam 1826 zu diesem Zwecke
nach Pai'is zu J. B. Vuillaume. Bald entschied er sich für die Specialität der
Bogenverfertigung, für welche er eine bedeutende Intelligenz entwickelte. Auch
Vidal {liLes instruments ä archetsa) rechnet die von P. verfertigten Bögen zu
den vorzüglichsten, die man hat. P. verkaufte seine Bögen, die jetzt das vier-
fache kosten, für zwanzig Francs. 1837 nach dem Tode des Lautenmacher
Lupot hatte P. dessen Geschäft übernommen, und 1847 verliess er Paris, um
nach Mix'ecourt zurückzukehren, dort lieferte er nicht mehr soviel Bögen, wenig-
stens nicht soviel, als von ihm verlangt wurden. Er starb in Mirecourt am
13. Januar 1874.
Pecour, Louis, Hoftanzmeister der Herzogin von Burgund, Balletcomponist,
Mitglied der Akademie der Musik zu Parma und Pensionair des Königs von
Frankreich, lebte von 1647—1729. M. Feuillet (Paris 1700) sammelte und
veröflentlichte 72 Tänze von P. auf eben so viel Seiten mit Musiknoten und
choreographischen Beschreibungen, unter dem Titel: nRecueil de danscs com-
posees par AT. Fccour, compositeur des ballets de V Academie roijal de Musique et
mises sur le papiera.
Pedrell, Felipe, spanischer Pianist und Componist der Gegenwart, in
Catalonien in Spanien geboren, schrieb die Opern »Ultimo Abencerrojo<i, auf-
geführt im April 1874 in Barcelona und »Quasi modo«. (1875). Ferner eine
Messe für drei Solostimmen, Chor und grosses Orchester, und viele Gesang-
und Claviercompositionen. Er veranstaltete auch eine umfangreiche Ausgabe
classischer Ciavierwerke unter dem Titel: "Die Dichtungen des Pianisten, eine
kleine kritisch-analjtisch-biographische Encyclopädie der Ciavierwerke der grossen
Meister, nebst einem Catalog ihrer Werke«.
Pedrotti, Carlo, italienischer dramatischer Componist, Orchesterdirektor
und Direktor des Lyceums in Turin, ein begabter Künstler, ist zu Yerona
am 12. November 1847 geboren. Seine musikalischen Studien machte er unter
Leitung eines bewährten Musikers Domenico Foroni. Nachdem seine erste
Oper »Liiiaa 1840 in Yerona aufgeführt und günstig aufgenommen worden
war, ging P. als Orchesterdirektor der italienischen Oper nach Amsterdam, in
328 I*c^i — Pcüua y Goni.
welcher Stellung er fünf Jahre blieb, und wo er seine zweite Oper y>La ß(jUa
delV arcicre« zur Aufführung brachte. 1845 kehrte er nach Verona zurück und
übernahm die Stelle des Concertmeisters am Theater Nuovo. -aRomeo di Mon-
forH (1845), »Fiorina<i (1851) und »»7 Parrucchicre della Rerjgenzav. (1852)
waren seine nächsten Opern, von welchen Fiorina sehr gefiel. Hierauf jedoch
war er mit zwei andern Opern nGdimav. und «Genoveß'aa, die in Mailand in
Scene gingen, wenig glücklich, erzielte aber mit der folgenden halb ernsten
Oper TüTutti in mascherwi , einen unzweifelhaften Erfolg. Diese und die 1861
zur Aufführung gelangte reizende komische Oper -aGuerra in quaftroa, erhalten
sich seit zwanzig Jahren in der Gunst des italienischen Publicums. P. schrieb
in der Folge noch die Oper »^7 Favoritov. (1870) und »Olema la Schiavm (1872).
y>Tutti in mascheraa. wurde auch in Paris (Les Masques) unter dem lebhaftesten
Beifall gegeben. Seit dem December 1868 hat P. die Direction des Lyceums
in Turin übernommen, zugleich die Function des Orchesterdirektors am Theater
E,egio daselbst. 1872 unternahm er die Begründung populärer Concerte, die
sehr schnell in Aufnahme kamen, und vom Publicum begünstigt blieben. 1878
führte P. dies Orchester zur Zeit der Weltausstellung nach Paris und gab in
den Räumen des Trocadero vier sehr besuchte Concerte.
Peli, Francesco (VIII, 42), bekannt ist auch sein Oratorium nVJJltima
Fersecuzione di Säule contra Davidea, 1708 in Modena aufgeführt, und eine
Cantate y>Giove pronuhon.
Peellaert, Augustin Philippo, nicht Pellaert (VIII, 42), ist die rich-
tige Schreibart des betreffenden Namens. P. starb am 16. April 1876 in
Saint-Josse-ten-Noode-les Bruxelles. Er veröffentlichte nCinquante ans de Sou-
venirs, recueillis en 1866 par Ä. de Feellaert<s. (Brüssel, Decq., 1867).
Pelletan, Mlle. Fanny, Dilettantin, Tochter eines ausgezeichneten Arztes,
geboren am 28. Juli 1830, starb am 2. August 1876 zu Passy. Sie erhielt
eine ausgezeichnete Erziehung, bei der die Musik einen breiten Platz erhielt.
Angeregt durch die Klage Berlioz in einer seiner Schriften, dass die fran-
zösischen Ausgaben der Meisterwerke Glucks mit der Zeit verloren gehen
würden, da zu einer Erneuerung derselben in ganz Europa weder durch Sub-
scription noch sonst durch Jemand die Hand geboten sei, beschloss Mlle. P.
eine neue Herausgabe der sechs grossen Opern Glucks selbst mit Aufopferung
ihres bescheidenen Vermögens zu veranstalten. Ihr Compositionslehrer und
Freund Damke (s. d. Art.) stand ihr bei dem bedeutenden Unternehmen mit
Rath und That zur Seite und übernahm die sehr sorgfältige Redaction derselben.
1873 erschien ytlphigenie en Aulide<i und dann »Tphigenie en Tauridea, künst-
lerisch vorwurfsfrei und in materiell glänzendster Ausstattung. Es folgte yyAlceste«,
und die Vorbereitung der y^Armide«, vor deren Erscheinen Frl. Pelletan durch
den Tod abgerufen wurde. Damke war schon vor der Fertigstellung der nlpM-
genie en Tauridea gestorben. Mlle. P. hat jedoch ihre Massregeln so getroffen,
dass das von ihr mit aller Kunstliebe begonnene Werk vollendet werden wird.
Der Nationalbibliothek vermachte sie das in ihrem Besitze befindliche Original-
Manuscript der y>Alceste<i von Gluck, welches sie von der Wittwe des Orchester-
direktors Girard für 10,000 Eres, gekauft hatte, und das Manuscript y>VEnfance
du Ohristn von H. Berlioz.
Pembertou, Edward, englischer geschätzter Lautenmacher, lebte in London
in der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Peiaua y Goni, Antonio, spanischer Musikschriftsteller, ist am 2. Nov.
1816 zu St. Sebastian in Spanien geboren, und wurde, früh verwaist, in Frank-
reich im College St. Jean de Luz erzogen und für eine wissenschaftliche Lauf-
bahn bestimmt. Nach St. Sebastian zurückgekehrt, erhielt er dort von dem be-
rühmten Rath des Don Carlos, Manterola, griechischen und lateinischen Unter-
richt, fand jedoch noch Müsse zu musikalischen Studien. In Madrid besuchte
er eine Zeitlang das Conservatorium, und nahm dann eine Anstellung in den
Bureaus des Ministeriums für Unterricht und Kunst. Sein bedeutendes schrift-
rcrcUi - Periode. 329
stellerisches Talent verwendete er jedoch luissclilicsslicli im Interesse der Ton-
kunst. Er hat das Verdienst, die niusikulische Kritik in Spanien einf^eführt
zu haben, denn er war der erste, welcher musikali.sche Kritiken für den »Im-
parciale«, das bedeutendste politische Blatt in Madrid, verfasste. Es ge-
lang ihm derartig, das Publicum für musikalische Fragen zu interessiren, dass
alle übrigen Journale genöthigt wurden, der gegebenen Bewegung zu folgen
und für eine .'^pecielle Berücksichtigung der IMusik ebenfalls zu sorgen. Ausser
den zahlreichen Aufsätzen, in welchen die gewandte Feder P.'s bemüht war,
die Interessen der Musik in Spanien zu vertreten und derselben einen besseren
Platz zu bereiten, sind einige seiner separat erschienenen Schriften zu nennen:
nLos Dc.s'jiojo/i de la Africanaa (Madrid, Medina, in 12); «La obra macutra de
Verdi, Aidim (Madrid, Iglesias e Garcia); nßarbierU (Madrid, Ducazcal, 1875,
in 8*^, mit Porträt); Gesammelte Aufsätze nlmpresioiies musicales». (Madrid, 1878,
in 8") und nlmpresiones y Becucrdos. Carlos Gounoda (Madrid, 1879, kl. in 8",
^0 p.). P. ist Ehrenmitglied der spanischen Gesellschaft zur Förderung der
Kunst, der heil. Cäcilia in Rom u. a. Kitter mehrerer Orden.
Ferelli, Natale (VIII. 47), ist in Mailand am 24. Docember 1817 ge-
boren, und starb in Philadelphia im März 1867.
Terelli, Edoardo, italienischer Componist der Gegenwart, in Mailand am
2Ü. November 1842 geboren, schrieb die Opern: »Xa Jlartire«, 18G9 in Florenz
mit Beifall aufgeführt. Weniger gefiel das in Mailand 1873 aufgeführte lyrische
Drama in vier Akten » Viola Fisania. Eine dritte seiner Opern ist »Marion
Delormev. Veröffentlicht sind ausserdem von P. eine vierstimmige Messe mit
Orgel; sechs vierstimmige Madrigale im modernen Stil; ein Streichquartett;
Lieder mit Claviei-begleitung, darunter eine Sammlung von zwölf ins italienische
übersetzter Lieder von H.Heine; Ciavierstücke und mehrere Hymnen, von welchen
eine zur Feier des Einzugs der italienischen Truppen in Rom 1871 auf dem
Domplatz in Mailand ausgeführt wurde.
Perez Martinez, Tenorsäuger der königlichen Kapelle zu Madrid während
dreissig Jahre, berühmt als Sänger und Gesanglehrer, wurde zu Cifuentes
(Siguenza) in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboren, und nachdem
er in Toledo Sänger der Kathedrale gewesen, 1770 bei der königl. Kapelle in
Madrid angestellt. Er verfasste ein bedeutendes Werk über den Gregorianischen
Gesang in drei Bänden, von welchem der erste Band 1799 erschien. Der
Titel desselben ist: y>Prontuario del canto Mano r/rer/oriano , corre(jido todo del
mal acento y otros defectos notados cn los libros antiguos<i. Ant. Heruandez ver-
anstaltete 1828 eine neue verbesserte und vermehrte Ausgabe des Werkes,
P. ]\I. starb in Madrid am 2. Januar 1800.
rergolese, Giovanni Battista (VIII, 47). Folgende Manuscripte des
Meisters sind in den Archiven des Conservatoriums in Neapel aufbewahrt und
durch Francesco Florirao zusammengestellt worden: eine Messe für zwei Chöre
und mehrere Instrumente (Ddur); Messe für zwei Chöre und mehrere Instru-
mente (Fdur); Messe für vier Stimmen und Bass (Fdur); »/« hoc dien, Motette
für fünf Stimmen und mehrere Instrumente; »J« coelestibus reynis«, für Contr'alt
mit Begleitung von Violine und Bass; nSicuf eraU, für vier Stimmen und
mehrere Instrumente. Ferner die fünf Cantaten: vAve tu ben mio non seia;
y>Cki non ode e chi non vedev; »Euridicc, ah! dove seia? r>A te torna il tuo
Filenov] y>Dite che oyni momcnto; mehrere Arien mit Begleitung von Violinen,
Alt und Bass; mehrere Duos mit derselben Begleitung; »Vado a morir bin
mio«; nCieco che non vid' io<i und Terzette mit Begleitung von Violinen, Alt
und Bass; Scherzo für Tenor und Bass; zwölf Sonaten für zwei Violinen und
Bass; Violinconcert mit Begleitung von Streichquartett; Solfeggien für zwei
und drei Stimmen.
Teriode (VIII, 49). Bei jenen Tonstücken, welche die äussere Bewegung
regeln sollen, beim Tanz und Marsch ist der Periodenbau au die streng pro-
gressiv erfolgende Zusammensetzung gebunden. Es ist im Hauptwerk gezeigt
330 Periode.
worden, wie der Marsch und der Walzer ganz iiaturgeiniiss in acht- oder auch
vieractige Periode, gegliedert sind. Der Marsch namentlich lässt kaum eine
andere Gliederung zu. Es erscheint ganz selbstverständlich, dass das, durch
zwei Schritte hestimmte rhythmische Motiv des Marsches immer nur durch
Verdoppelung erweitert wird; dass man den so gewonnenen zwei Takten nicht
einen dritten anhängt, sondern sie als Vordersatz betrachtet, der einen rhyth-
misch ganz gleich construirten Nachsatz (von zwei Takten) erfordert, und dass
dann die grössere Einheit von vier Takten, welche man damit erhält, wiederum
nicht durch Anhängung von ein, zwei oder drei Takten erweitert, sondern
dass man jetzt jene vier Takte als Vordersatz betrachtet, dem wiederum ein
Nachsatz von vier Takten folgen muss. Ausnahmsweise würde auch eine perio-
dische Anordnung von je drei Takten möglich sein, wodurch indess der Marsch
viel an seiner natürlichen ordnenden Wirkung verliert. Freier in dieser Con-
struction ist schon der Tanz gestaltet. Mannigfaltig wie die Zusammensetzung
der Tanzschritte (Pas) war namentlich in früheren Jahrhunderten auch deren
Zusammenstellung zu Tänzen und Tanztouren. Nicht nur zwei, drei und vier
Schritte wurden zu Tanzpas zusammengenommen, sondern auch fünf und sieben,
und nicht nur so, dass, wie beim Mazurka in unsern Tagen, diese ungeraden
Pas doch in geraden Rhythmen dargestellt wurden, so dass der tanzende Fuss
auf dem letzten Taktglied doppelt so lange aushielt -j • — • — • — I— • — ^ —
oder -|- —•-•-•-• — ^_«_«— o — sondern, wie das aus alten Tauzmelodien und
choreographischen Aufzeichnungen hervorgeht, dass ungerader und gerader
rp 1 . . , , , . 3 i I I I 4 I I ,4111113111
iakt gemischt erscheinen: -: — •— •— • — \—ü'-*—*— und ~r~*—*~'—* — ^-j— •—•—•—
° 4 12 4 I 4
Die fünf Tritte der Galliarde (Cinq-Pas) finden wir häufiger bei den Laute-
3 I I I I 2 I I
nisten noch in dieser Weise rhythmisirt -r—*—*—* — ', — r — *~* — als in dieser:
-^r— •-•— • — ^— s— •— Grössere rhythmische Freiheit aber noch war beim Tanz
durch die verschiedenen Touren in der periodischen Gliederung gewährt; wir
finden drei- und fünftaktige Perioden neben vier- und sechstaktigen consequent
durchgeführt und mit ihnen wechselnd. Nur noch die Polonaise zeigt in unserer
Zeit ähnliche Freiheiten, sie besteht in der Regel aus sech-, acht-, zehn- oder
zwölftaktigen Perioden.
Noch freier wird natürlich der ganze periodische Aufbau bei Tänzen,
die nicht zum Tanz bestimmt sind, sondern als selbständige Tonstücke, nur
den Charakter des betreffenden Tanzes haben. Hier treten dann an Stelle der
mehr räumlich äusserlich bedingten rhythmischen Gesetze der engsten Symmetrie
die ästhetischen der Proportion in Kraft. Nach diesen wird es sogar oft noth-
wendig, die Perioden ungleich zu construiren. Dies wird zunächst am Liede
bequem nachzuweisen sein. Der Bau der Liedmelodie wird zuerst durch das
strophische Versgefüge bedingt, für welches gleichfalls Symmetrie in der An-
ordnung der Versfüsse zur Verszeile und der Verszeilen zur Strophe, eine der
ersten Hauptbedingungen ist. Die musikalische Darstellung dieses Versgefüges
hält zunächst streng daran fest, so lange der Sinn nicht eine Abweichung noth-
wendig macht. Die Melodie soll nicht nur die Sprachaccente fixiren, sondern
sie soll zugleich den ursprünglichen Gefühlsinhalt in eigener Weise darstellen,
und desshalb wird sie häufig in der Lage sein, einzelne, besonders bedeutsame,
für den Ausdruck wichtige Wörter auch durch eine längere Dauer auszuzeichnen,
und somit das Versgefüge rhythmisch zu erweitern. Nur an einem Beispiele
soll diese abweichende Construction hier nachgewiesen werden. Zelter hat in
der ersten Strophe des Liedes »Gretchen am Spinnrnde«; »Meine Ruh' ist hin««,
streng den ursprünglich rhythmischen Vers nachgebildet:
Poriodo.
331
Ändantino.
^3e!eS=P^^ö3^S
K-t
-A^^
.ZMHZ
m
,E3:
w
Mei - 110 Kuli* ist liin, mein Ilorz ist schwer, ich fin - de sie
g^^ü^rt^i^^
uim - mer und nim - mermclir. Wo ich ihn
nicht hab'
ist
Welt ist mir
Die Strophe ist in viertaktige Perioden gegliedert; dass die ersten beiden
Takte der vierten zu einem Dreivierteltakt zusammen gezogen sind, ist geschehen
um die "Worte: »die ganze Welt ist mir vergällt«, gewichtiger heraustreten zu
lassen. Für Schubert war dieser knappe rhythmische Rahmen zu eng und so
erweiterte er schon die rhythmisclie Darstellung des ursprünglichen Sprach-
metrums, indem er den Sechsachteltakt anstatt des Dreiachteltakts wählt:
y=V-
^m^
-^t-.
-ß —
--^
Mei - ne
mein Herz ist schwer. Ich fin - de, ich
l^fe^ff=»^i
tirri?— tii
U=i
ztufi^
S^
fin
de
sie mm - mer
und
^=:
nim - mer -mehr.
Zugleich erweitert er aber auch das ganze rhythmische Gefüge, indem er die
zweite Periode zu einer fünftaktigen ausdehnt. Dies Vei-fahren mit künst-
lerischer Besonnenheit angewendet, führt zu einer Mannichfaltigkeit der rhyth-
mischen Gestaltung, welche ausserordentlich wirksame Mittel des Ausdrucks ge-
währt und zugleich vor jMonotonie bewahrt. Selbstverständlich dürfen aber
solche Erweiterungen, an deren Stelle gelegentlich wol auch Verkürzungen treten
müssen, nicht willkürlich auftreten und nicht die Symmetrie des Ganzen stören,
sondern sie müssen aus der Idee des Gedichts hervorgehen und dürfen nur als,
die Regel bestätigende Ausnahmen erscheinen. Das Ohr vermag nicht so
genau zu messen, als das Auge, es kann die Vergleichung zunächst nur mit
Hülfe des Gedächtnisses auszuführen, da die einzelnen Theile nach einander
flüchtig vorüber rauschen, während die, durch das Auge zu messenden neben
einander unverrückt stehen bleiben. Daher werden diesem auch Störungen
der Symmetrie weit empfindlicher als dem Ohr. Man darf daher nicht ohne
weiteres die Gesetze der räumlichen Symmetrie auf die der Zeit übertragen.
Daher ist es auch wenig angemessen, bei den selbständigen, erweiterten In-
strumentalformen in derselben "Weise die Perioden nach Takten abzumessen,
wie beim Marsch und Tanz. Hier schon fanden wir Abweichungen gerecht-
fertigt, und in derselben Weise, wie beim Liede der ideelle Inhalt eine mannich-
faltigere Ausdehnung der Perioden ])cdingt, so ist auch bei den Instrumental-
formen eine Verschiedenheit der rhythmischen Construction der Perioden geboten.
Die direkt aus dem Liede hervorgehende Instrumentalform — das Rondo —
hält Anfangs noch streng die Gliederung in achttaktigen Perioden fest, wie
bei Couperin und den deutschen Componisten in der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts. Durch Haydn und Mozart wurden dann die Zwischensätze eingeführt;
die eigentlichen Rondosätze sind bei beiden Anfangs nach achttaktigen Perioden.
Erst allmälig gelangen sie dazu, die Haupt- und Nebensätze auch anders rhyth-
misch zu construiren, und zwar in demselben IMaasse, in welchem sie einen
332
Periode.
speciellen Inhalt zu gestalten unternehmen. Der grössere oder geringere Inhalt
der gewählten Themen bestimmt ihre engere oder weitei-e Verarbeitung. Im
Allgemeinen wird immer noch die Gliederung der einzelnen Theile in acht-
taktigen Perioden zu Grunde gelegt; aber diese erscheinen zugleich mannich-
fach erweitert und zusammengesetzt, je nach der grössern oder geringem Er-
giebigkeit der Themen. Das Scherzo ist bekanntlich eine Instrumentalform,
welche aus der Menuett hervorgegangen ist, und noch in den ersten Scherzi
von Beethoven ist die Consti'uction dieser Form ziemlich streng festgehalten;
erst alhnälig erweitert sie der Meister und zwar zunächst in der einfachsten
Weise, wie gleich am Anfange des Scherzo der C-moll-Sinfonie durch Erwei-
terung der ursprünglichen Periode.
i
J I
poco rit. a tempo.
^t:
pp
^^^E^-
1^=1=1
Die Anfangsperiode von acht Takten wird bei der sofort erfolgenden Wieder-
holung auf zehn Takte erweitert. Je schärfer bei dieser wachsenden Ausbrei-
tung die Perioden unter sich abgegrenzt heraustreten, um so übersichtlicher
bleibt das Ganze bei aller Complicirtheit und Mannichfaltigkeit der Anwendung.
Glänzend hat dies unter andern Beethoven namentlich in dem Scherzo der
neunten Sinfonie dargcthan, das sich in gewaltiger Breite und gigantischer
Grösse vor dem staunenden Sinn aufbaut, und doch bis in seine kleinsten
Theile hinein ebenmässig und darum leicht fasslich gegliedert ist.
Bei den , aus der Motette und den künstlichen canonischen Formen her-
vortreibendeu Instrumentalformen, dem eigentlichen Sonatensatz, zum Theil
auch beim Adagio, so weit es nicht Lied- oder Rondoform annimmt und bei
der Instrumentalfuge, tritt die, im kleinen gliedernde Periodisirung nicht so
scharf hervor, wie in den erwähnten Formen. Der erste Theil des Sonaten-
satzes wird meist aus einem kürzern Motiv gewonnen, das erst in der Ver-
arbeitung und durch seinen Gegensatz ein bestimmteres Gepräge gewinnt; die
Anordnung des Satzes kann demnach weniger in Perioden gliedernd, als nach
den allgemeinern Gesichtspunkten der Proportion erfolgen. Erst das zweite
gegensätzliche Motiv des Sonatensatzes hat in der Regel liedmässige Fassung,
daher gewinnt dieser zweite Theil mehr in Perioden erfolgende Gliederung.
Der Mittelsatz des Sonatensatzes wird dann meist fugirt, wodurch die, mehr
im Grossen anordnende Gliederung bedingt wird. So falsch es demnach er-
scheint, diesen weiten Instrumentalformen die nach Takten bemessene enge
Periodengliedcrung der Tanz- und Marschformen aufnöthigen zu wollen, eben
so wenig gerechtfertigt ist es, sie ganz aufzugeben, wie das meist in den sin-
fonischen Dichtungen geschieht. Mehr noch wie bei den Vocalforraen macht
Periodische Fuge — Petrow. 333
sich bei den Instruraentulfurraen die Nothwendif^kcit der strenpfon Gliederung
geltend. Jene haben im Text die erliluternden Worte, welche über den Inhalt,
den der Componist in ihnen darlegen will, uns hinreichend unterrichten. Die
Instrumentaltormen müssen allein durch sich selbst sprechin, und daher ist
die formelle Festigung und Gliederung für sie noch nothwendiger als für
die Vocalformen.
Periodische Fuge. Fuga jirrioJira (VIIT, 51), wurde deshalb so genannt,
weil sie in verschiedene, Durchführungen oder Wiederschlüge genannte, Perioden
ffe'diedert ist, abweichend vom Canon der in früheren .Tahrhunderten bekannt-
lieh auch Fuga (in conseguenza) hiess, bei welchem die ursprünglich gewühlte
Melodie nicht als Thema verarbeitet, sondern in einem Guss nachgeahmt wird.
Perotti, Giovanni Augustin (\'I1I, 5:J), ist zu Verceil nicht 1774,
sondern am 12. Apiil 17G9 geboren und starb zu Venedig am 28. Juni 1855.
Persiani, Josef o (VIII, 54), starb am 15. August 1869 in Paris.
Persiaui, Fanny Tacchinardi (VIII, 54), nicht Luigia, wurde am
4. October 1812 in Rom geboren und starb plötzlich in Neuilly-sur-Seine am
3. Mai 1867. Eine der letzten Vertreterinneu der berühmten italienischen
Schule, verlor sie 1849 in Folge einer Heiserkeit die Stimme, worauf sie mit
ihrem Gatten Josefo die Direction des italienischen Theaters in London über-
nahm und bei diesem Unternehmen auch die Früchte ihrer Thätigkeit als
Sängerin cinbüsste. Sie lebte hierauf in Paris als Gesanglehrerin.
Persuis, Louis Luc. Loiseau de, nicht Persius (VIII, 55), wurde am
4. Juli, nicht 21. Mai, 1769 geboren.
Perucchiui, Giovanni Bapt. (VIII, 56), wurde nicht in Venedig, sondern
in Bergamo 1784 geboren, er starb in Venedig im Januar 1870.
Pessard, Emile Louis Fortune, einer der fleissigsten und begabtesten
Componisten der jüngsten französischen Schule, ist zu Montraarte (Paris) am
29. Mai 1843 geboren. Sein Vater, ein geschickter Flötist, unterwies ihn in
den Anfauffsgründen der Musik. Obwol er von den Instrumenten das Ciavier
hauptsächlich übte, war er doch als Contrabassist in mehreren Orchestern thätig.
Compositionsversuche machte er schon zeitig. Im Conservatorium , das er be-
suchte, erhielt er mehrere Preise und erwarb für seine Cantate »Delila«, auf-
geführt in der Oper am 21. Februar 1867, den grossen Compositionspreis. Von
der Studienreise nach Italien wieder nach Paris zurückgekehrt, glückte es ihm,
seine erste einaktige Oper »La Cruche casseea alsbald in Scene gehen zu sehen.
Trotz des günstigen Eindrucks jedoch, den das Werkchen machte, erreichte P.
eine Aufführung seiner zweiten einaktigen Oper »Xe Cham erst nach acht
Jahren. In dieser Zwischenzeit wendete er sich der Kirchen- und Kammer-
musik zu, und schrieb sehr ansprechende Vocalmusik. Endlich 1878 brachte
die Opera comique »i^ Ohara und nun auch das Theatre Lyrique die grössere
Oper liLe Capitainr Fracassea nach dem gleichnamigen Roman von Theoph.
Gautier bearbeitet, zur Aufführung. Beide Werke, besonders itLe Capitaine
Fracasse«, wurden mit entschiedenem Beifall aufgenommen, und der Componist
zählte von diesem Augenblick an zu den Stützen der gegenwärtgen lyrischen
französischen Oper. Ausser diesen dramatischen Werken schrieb er: eine kleine
Messe für zwei gleiche Stimmen mit Orgel oder Harmonium; Ave Maria mit
Begleitung von Orgel, Violine und Violoncello; ■^Meditation relijieusen; Joyeusttes
de hoiine compar/niea; Dliccuril de chansons et melodiesv.; ein (Quintett, ein Trio,
eine Orchester-Suite; »Grande marche j)Our orchestre; Ciavier- und Vocalcom-
positionen. P. ist Inspektor des Gesanges in den Volksschulen in Paris und
wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Petrow, Ossip, russischer Sänger, der in seinem Vaterlande sich des
grössten Rufes erfreute, war 1807 geboren und begann zeitig seine kräftige
Barytonstimme auszubilden. Er widmete sich der dramatischen Laufbahn und
hauptsächlich der nationalen Musik, war aber auch des italienischen Gesanges
kundig, so dass er selbst neben Rubiui und Negri in den Concerten auch auf
334 Petrus — Petzold.
diesem Gebiete glänzte. Er gehörte dem kaiserlichen Theater in Petersburg
länger als fünfzig Jahre an, und hat an demselben seine Glanzrolle riSouzanincK
in: »Das Leben für den Czaren« von Glinka ins Leben gerufen. In dieser Rolle
betrat er am 28. Nov. 187G, bei der vierhundcrtachtundvierzigsten Vorstellung
dieser Oper, noch einmal die Sceue. Den fünfzigsten Jahrestag seines ersten
Debüts an der Oper hatte er wenige Monate vorher gefeiert. Er starb in
Petersburg am 11. März 1878.
Petrus, war einer der beiden römischen Sänger, welche Papst Hadrian L
auf den Wunsch Carl d. Gr. nach Deutschland sandte, damit sie dort den
gregorianischen Kirchengesang in seiner authentischen Gestalt lehrten und ver-
bx'eiteten. Der eine von beiden, Romanus, erkrankte beim Uebergange über die
Alpen heftig am Fieber und kam nur bis nach St. Gallen, wo er blieb. Petrus
aber ging weiter nach seinem Bestimmungsort Metz und errichtete hier eine
berühmte Schule des gregorianischen Gesanges und sein Kloster zu Metz wurde
ebenso einflussreich für die Ausbreitung des christlichen Gesanges, wie das zu
St. Gallen. Von den Melodien, welche Petrus erfand, sind noch zwei be-
kannt, sie heissen: »Metienseroi, die längere: »metensis major«, die kürzere:
y>mete>isis minor«.
Petzold, Carl Eugen, geboren den 7. November 1813 zu Ronneburg im
Herzogthum Sachsen-Altenburg, zeigte frühzeitig Lust und Anlage zur Musik.
Sein Vater Gottlob P., Glasermeister, wendete, so viel in seinen Kräften stand,
alles daran, ihn darin ausbilden zu lassen. Von seinem 10. Jahre an erhielt
er Unterricht vom Cantor Hasenmeyer im Ciavier und vom 11. Jahre beim
Stadtmusikus im Violinspiel und in der Behandlung der meisten übrigen gang-
baren Instrumente. 1828 zu Michaelis kam er nach Leipzig auf die Thomas-
schule und genoss hier theoretischen Unteri'icht beim Cantor AVeinlig. Im Jahr
1830 den 27. März wurde auf der Thomasschule die z. Z. neue Oper: »Der
Templer und die Jüdin« , von H. Marschner, vor einem gewählten Publicum,
worunter der Componist, aufgeführt, wobei P. die Partie der Rebecca sang.
Ostern 1836 bezog er die Universität Leipzig, hörte philosophische und mit
Auswahl theologische Collegien, studirte aber vorzugsweise die geliebte Ton-
kunst weiter unter den besten Kräften Leipzigs: Weinlig (Contrapunkt), Men-
delssohn (Partitur spiel), David (Violine, als einer seiner ersten Schüler in Leip-
zig), Jul. Knorr und Aug. Klengel (Piano), Aug. Pohlenz (Gesang und Orgel),
Prof. Fechner (Akustik) und "W. Fink (Geschichte der Musik). Durch David
erhielt er Gelegenheit, in Gewandhausconcerten und im Theaterorchester in
Opern und dergl. mitzuwirken und auszuhelfen. 1837 gründete er den phil-
harmonischen Verein, in welchem nicht nur Männergesänge, sondern auch Ge-
sangs- und Instumentalsolostücke, Opern und Oratorien, letztere mit Zuzug
von Thomanern eingeübt und vor einem eingeladenen gewählten Publicum aus-
geführt wurden, welchen Uebungen und Vorträgen auch Mendelssohn auf Ein-
ladungen hin zuweilen beiwohnte. Dieser Verein verschmolz später als Männer-
gesang mit dem Paulinervei-ein. Im Winter 1838/39 kam er durch Empfehlung
von Mendelssohn und Weinlig als Kapellmeister ans Stadttheater nach Bautzen,
kehrte im Sommer darauf wieder nach Leipzig zurück und studirte die Musik
besonders für Kirche und Coucerte unter den früheren Verhältnissen wieder
weiter. Während dieser Zeit hatte P, Verschiedenes componirt, Lieder mit
Pianofortebegleitung und oblig. Instrumenten, Motetten, 4 und 8stimmig-doppel-
chörig, welche in der Thomaskirche zuweilen zur Aufführung kamen. Im Jahr
1840 erhielt er durch Empfehlung von Rob. Schumann und Jul. Knorr, z. Z.
Gründer und Redakteur der Neuen Zeitschrift für Musik, die Stelle als Musik-
lehrer an der Erziehungsanstalt auf Schloss Lenzberg in der Schweiz. 1841
reiste er in den Sommerferieu nach Paris, lernte daselbst Cherubini, Halevy und
Habeneck persönlich kennen, wurde in Soirees musicales, wobei die ersten
Künstler des Conservatoriums sich betheiligten, eingeladen, und sang und sjjielte
daselbst. Ihm wurde der Antrag, eine Direktorstelle zu übernehmen, den er
Pfeiiior — pr.iiuit. :?8r)
aber Contniktspflichton luilbor zu Schloss Tjenzburg ablohnen inusste. 1842
kam er als Musikdirektor, Organist der deutschen Kirche und Gesanglehrer
an die Stadtschulen nach IVFurten (Canton Freil)urg). Sein "Wirken daselbst
währte nur anderthalb Jahre, aber es war ein der Hel)ung der MusiUzustiinde
sehr erspriessliches. Nach dieser Zeit, i. J. 1843, erhielt er den Ruf als
Musikdirektor, Gesanglehrer an den Schulen und Organist nach Zofingen (Gant.
Aargau), welche Stelle er den 1. Mai 1844 antrat.
Er führte daselbst vor allein anfangs regeliiiUssige Winter-, später vier
Abonnements-Concerto ein, und von je zu zwei Jahren grössere Oratorien-Auf-
führungen mit verstärkten Gesangs- und Orchestcrkrüften in der Kirche, in
Verbindunsr der Orcel. 1845 unternahm er eine mehrinonatliche Kunst- und
Studienreise nach Italien, um die Conservatoricn, Opern, Kirchenmusiken u. s. w.
daselbst kennen zu lernen. In Neapel kam er in Verbindung mit Mercadante
und Florimo, in Rom mit Direktor Landsberg, Dr. Heyse u. a. ra. 1847 wurde
durch seine Veranlassung ein neues Orgelwerk von Fr. Haas erbaut, welches
in Bezug auf Qualität den besten der Neuzeit an die Seite gesetzt wei'den kann.
1801 reiste er nach London zu gleichen Zwecken wie zur Zeit nach Italien.
1869 beging er sein 25 jähriges Aratsjubiläum in Zofingen, wobei ihm von
Seiten der Behörden und Stadt mehrfache Ovationen zu Theil wurden. AVährend
dieser Jahre componirte er Verschiedenes, grössere und kleinere Stücke, be-
suchte die grösseren Musikfeste, Tonkünstlerversammlungen im In- und Aus-
lande. 1874 hielt er es für geboten, nach SOjährigem Wirken als Direktor
von allen Concertangelegenheiten zurückzutreten; ebenso zwei Jahre später,
1876, auch als Lehrer des Gesanges an den Schulen, obgleich noch in besten
Kräften; nur den Organistendienst behielt er bis auf die Gegenwart bei. Seine
Tochter Ida hat er in den Jahren 1873 — 77 auf den Conservatorien in Stutt-
gart unter Koch und in Leipzig unter Frau Schimon-Regan zur Concertsängerin
(Coloratur) ausbilden lassen, und überall, wo sie schon aufgetreten ist hatte sie
grossen Erfolg. Componirt hat P. Kirchenstücke, ein- und mehrstimmige Lieder und
Gesänge, Instrumentalstücke, Concertsätze für Solo, Chor und Orchester und für
verschiedene Soloinstrumente; Musik zu Schillers »Wilhelm Teil« und zu Goethes
»Faust«. Von diesen Werken sind mehrere im Druck erschienen (bei A. Klemm,
Fr. Kistner, AVhistling, C. Simrock, Rieter-Biedermann). P. ist Ehrenmitglied
von verschiedenen Vereinen des In- und Auslandes.
Pfeiffer, Georg Jean, ausgezeichneter Pianist und einer der begabtesten
unter den gegenwärtigen französischen Componisten, ist in Versailles am
12. December 1835 geboren. Seine Ausbildung als Clavierspieler erhielt er
von der Mutter, Clara Virginia Pfeiffer, in Versailles im April 1816 geboren,
selbst ausgezeichnete Pianistin und Schülerin von Kalkbrenner und Chopin.
In der Composition unterrichteten ihn Maledon und Damke. Gleich sein erstes
Auftreten als Componist und Pianist in Paris war durch glänzende Erfolge
ausgezeichnet, die durch spätere Leistungen nur erhöht worden sind. Als
Componist nimmt er einen ehrenvollen Platz ein. Einer der vorzüglichsten
ausführenden Künstler ist er zugleich geschickt und gesucht als Lehrer. Die
bis jetzt veröffentlichten Corapositionen sind folgende: drei Clavierconcerte mit
Orchester (Op. 11, 21. 58); Sonate für Ciavier und Violine (Op. 66); Trio in
Gmoll (Op. 14) ; Quintett für Ciavier, zwei Violinen, Alt und Violoncello (Op. 41) ;
Sinfonie für grosses Orchester (Op. 31); y>Alleijro symphoniqur, Piano et Orchestre«.
(Op. 40); nJeanne d'Arc, Poeme symphoniquen (Op. 43); »At/ar, scencs lyriques
pour soli, orchestre et choeursK (Op. 58); rtOuverture du Oida (Op. 24); »Ze Capi-
taine JRocJi, opera comique eu un acieu. (Op. 19). Zahlreiche Clavierconipositionen.
Pflugrhanpt, Robert (VIII, 67), starb in Aachen am 12. Juni 1871.
Pfundt, Ernst Gotthold Benjamin (nicht Pfund, VIII, 67), starb am
7. December 1871. Die erwähnte Brochiire über das Paukenschlagen erschien
1849 unter dem Titel: »Die Pauken«. Eine Anleitung dieses Instrument zu
erlernen 1849, gr. 16, Leipzig, Breitkoj)f & Härtel.
336 Phantasie.
Pliiiiitasio (VITI, 68). Nachdrücklich muss immer darauf hingewiesen
werden, dass Verstand, Gefühl und Phantasie nicht etwa als getrennt wirkend
sredacht werden müssen. Wol erscheinen bei der Vocalmuwik im Alliremeinen
Gefühl und Verstund mehr betheiligt, als die Phantasie, die wiederum an der
Schöpfung der Instrumentalmusik grössern Antheil zu nehmen scheint. Aber
eine gänzliche Isolirung dieser wirkenden Kräfte kann selbstverständlich nicht
stattfinden. Die Schöpfung, bei welcher der Verstand als einziger Erzeuger er-
scheint, würde im günstigsten Falle nichts weiter werden, als ein Produkt einer
gewissen künstlerischen Betriebsamkeit, aber nimmer ein Kunstwerk. Auf diesem
Wege können Formen geschaffen werden, mit dem ihnen von Haus aus
innewohnenden, aber nicht mit einem individuellen Inhalt erfüllt, der im
Grunde allein das Kunstwerk als solches entstehcju lüsst. Der Verstand erfüllt
mit seiner einseitigen, isolirten Thätigkeit nur die technischen Bedingungen
des Kunstwerks; um auch dem idealen und sittlichen zu genügen, müssen eben
Gefühl und Phantasie mitwirkend hinzutreten, die aber für sich wiederum allein
nicht ausreichend erscheinen, ein vollendetes Kunstwerk zu schaffen. Bei der
Vocalmusik erscheint das unzweifelhaft. Der vorschali'ende Dichter hat das,
was er innerlich anschaute, bereits mit Hülfe des Verstandes in concreten Bil-
dern anschaulich zu machen gewusst, und der nachdichtende Musiker muss diese
wiederum zuerst mit seinem Verstände erfassen und sie gewissermassen für
Gefühl und Phantasie auflösen, um sie auf ihren früheren Boden zu verjDflanzen.
Der nachdichtende Tondichter muss zuerst den Dichter »verstehen« lernen, er
muss sich in seine Schöpfung hinein denken, um ihm nachzuempfinden und
sich ihm nachschaffend verhalten zu können. Der Tondichter muss den Prozess,
der sich im Dichter vollzog, vom Moment des Empfindens und Erfindens, bis
zur völligen Gestaltung seines dichterischen Produkts, aber in umgekehrter
Ordnung, an sich durchmachen. "Während jener das, was er innerlich empfand
und anschaute zu verdichten sucht, um es an die Begriflfswelt zu veräussern,
ist der Tondichter bemüht, diese Begriffe mit seinem Verstände zu erfassen,
um sie wieder aufzulösen und so die Bilder der Phantasie oder Reafunaren der
Empfindung zu gewinnen, die in ihnen verkörpert erscheinen. Beim epischen
und dramatischen Gedicht ist das zu augenfällig, als dass es noch weiter be-
wiesen werden müsste. Gefühl und Empfindung sind nicht entfernt im Stande,
alle die äussern Voraussetzungen, die zur Schöpfung dieser Formen nothwendig
sind, zu ersetzen, das kann nur der Verstand. Wie der Dichter schon die, nur
nach Individualitäten geschiedenen Charaktere nimmermehr nur aus der Tiefe
seines Gemüths zu schaffen im Stande sein dürfte, so wird ihm dies noch weniger
bei den, nach Zeiten und Völkerschaften unterschiedenen gelingen; hierzu ge-
hört ein oft reich umfassendes Wissen und zur vollen Erkenntniss eine, meist
recht scharfe Verstandesthätigkeit, die in solchem Falle dann aber auch der
nachschaffende Tondichter im ganzen Umfange zu üben gezwungen ist. Weder
Phantasie noch Gefühl allein sind vermögend uns vergangene Zeiten und Völker
zu vergegenwärtigen; das vermag in erster Reihe nur der Verstand, der die
Kunde davon aufnimmt. Dann erst, nach vollständig erlangtem Verständniss,
können die Bilder der Vergangenheit in unserer Phantasie aufsteigen; dann
erst lernen wir mit den längst dahin geschiedenen Personen mitempfinden und
mitfühlen. Nur bei dieser in einander greifenden Thätigkeit von Verstand,
Phantasie und Empfindung entsteht das dichterische, epische oder dramatische
Kunstwerk und wird es vom nachdichtenden Musiker richtig erfasst und nach-
gebildet. Aber der ganze Prozess ist nur wenig verändert, auch bei der lyrischen
Dichtung. Hier ist allerdings die Empfindung als solche das künstlerische
Darstelluugsobjekt, an welchem der Verstand scheinbar keinen Antheil nimmt,
oder doch höchstens nur bei ihrer Erzeugung, nicht aber bei ihrer Erkenntniss, die
wiederum für Wort- und Tondichter erste Bedingung ist. Man hat, nament-
lich in unserer Zeit, diesen Theil dichterischer Thätigkeit — die Reflexion —
nur zu oft verkannt, und die Behauptung aufgestellt, als ertödte und unter-
PhaiituHip. 337
wühl<' sie die wahre und frische Kraft der Prodiictioii. Ks ist kaum tMUZUseheii,
wie diese ursprüngliche Huhatiintielh^ (leistesgiibe, die dichterische Froductiou,
durch irgend eine, die schüpferiache Thiltigkcit nicht negirende, aondern nur
anregende (lewalt zerstört oder uucli nur hoeinllusst werden künne. Aus
einem dürren, uufruchtharen Boden wird allerdings die Reflexion nur dürftige
Gewächse einer künstlerischen Betriehs.uukeit zu erzeugen vermögen. Aher
wo sie nur das Licht ist, welches in die innersten, reichen Schlitze hinein
leuchtet; wo sie nur die formirende \'ermittelung ist zwischen dem, sich ewig
gleichl)U'iboudeu Inhalte der Poesie und den besonderen Gestalten, welche jede
Zeit und jedes lebendige (leschlecht versteht und begehrt, wo sie die eigenste
Thätigkeit des IJewusstseins selbsl, als der Geist, der über den Leben enthal-
lenden Wassern schwebt, der die dunkle Welt formloser Gestalten aus ihrer
lichtlosi-n Tiefe auf die Höhe eines gesonderten, sich selbsterkennenden Daseins
zu stellen weiss, da ist sie nicht allein etwas, dem formellen Prozess der Her-
vorbringuug Nothwendiges, sondern sie giebt auch erst der Kunst ihre wahre
Bedeutung, nämlich, dass sie uns in einer unmittelbaren, sinnlichen Gewissheit
die Höhe kuudgiebt, welche der menschliche Geist in seineu jedesmaligen Ent-
wickelungen erstiegen hat. ITeberall wo die Reflexion sich nur auf das Tech-
nische bezieht, ist sie unfruchtbar, eine echte Kunstgestaltung wenig fördernd.
Nothwendig aber ist sie, wo die Um- oder Neugestaltung einer Form oder eines
grössern Kunstwerks von Innen heraus erfolgt. Dem schaffenden Künstler
muss das, wass er künstlerisch gestalten will, in vollständiger Klarheit ausge-
bildet gegenüber stehen, er muss es mit unbefangenem Auge volLständig über-
schauen, wenn er es äusserlich nachbilden will. Diese klare Anschauung aber
wird er nur auf dem Wege der Reflexion gewinnen können. Der Dichter, der
seiner Empliudung nicht Herr geworden ist, so dass er über ihr steht, wird
sie nicht zu gtstalten vermögen, der Künstler, in dessen Phantasie nicht volle
Klarheit herrscht, wird auch aus ihr heraus nimmer ein, sich selbst vollständig
aussprechendes Kunstwerk schaff'en. Das gilt auch für die Darstellung der
subtilsten Emptindungen, für jene Selbstbeschaulichkeit, die sich in der Lyrik
ausspricht, im vollsten Umfange. Einer der bedeutendsten Lyriker unter den
Tondichtern, Robert Schumann, bemühte sich, sein eigenes Innere in einer
Doppelgestalt, als Plorestan und Eusebius anzuschauen und versuchte seiner
Phantasie an Erscheinungen der äussern, der Begritfswelt, Form und (4estalt
zu geben, um das, was in ihm lebte, möglichst klar zu überschauen und es
plastisch nachbilden zu können. Dieser reflectirenden Thätigkeit verdanken
wir eine Reihe der wunderbarsten tief empfundenen und phantasievollen genialen
Schöpfungen. So erscheint selb.->t beim Erfinden des Kunstwerks die Reflexion
in vollständiger Thätigkeit, diese steigert sich selbstverständlich bei der eigent-
lichen Ausführung. Dass der Inhalt seine specielle Poi*m selbst erzeugt, ist
eine der, am meisten missverstandenen Wahrheiten. Natürlich fordert jeder
Inhalt auch seine specielle Form, aber diese wird nur bei dem naivgestaltenden
Volksgrist auch ohne weiteres in ihm geboren. Der Künstler, der seinen Inhalt
tiefer und mehr individuell fasst, wird meist längere Zeit zu suchen und ab-
zuwägen haben, welche IMittel der Darstellung und welche specielle Anordnung
derselben die entsprechendsten füi- den besondern Inhalt sind. Dieser Prozess
wird sich selbstverständlich in dem Maasse verkürzen, in welchem der Inhalt
an Klarheit und der schaffende Künstler unumschränkte Herrschaft über das
Darstellungsmaterial gewinnt, aber ganz ohne Reflexion ist ein vollendetes
Kunstwerk kaum denkbar. Bedüifte (s dafür noch der Beweise, so wären sie
zu Tausenden aus unsern besten Meistern bei/ubriu^en. Selbst jener, bei welchem
die Naivetät des Schaöens die Reflexion anscheinend überwiegt, liet« rt treflende
Beweise für diese Anschauungen. Man kann gern zugeben, dass Haydn's be-
deutendste Werke weniger unter dem Einfluss der Reflexion entstanden sind,
allein diese erscheint bei ihm durch die grosse Masse seiner andern, weniger
bedeutenden Werke ersetzt, die gewissermassen als Vorstudien zu diesen er-
Ma»ikal. ConTerä-Lexikon. Ergänzuugsbaud. 22
H3S Phantasiestücke.
scliejjion. Ihn klärte die praktische Ausführung sicherer über seine eigenen
Ziele und Pliiue uuf, als die Reflexion; dass aber auch er nicht ganz ohne sie
fertig wurde, das bezeugt sein eigenes Bekenntniss neben eintu- Reihe von,
durch Reilexion bedingter Züge in vielen seiner Werke. Auch Mozart mit
seiner bewunderungswürdigen leichten (irestaltungskraft bezeugt es durch viele
seiner Aussprüche, dass er der Reilexion nicht entbehren konnte; und das grösste
Forinengenie aller .lahrliunderte, .Joh. Seb. Bach, der zugleich aber auch in der
übergrossen Fülle von Formen, die er schuf, die gestaltende Grösse und Macht
seiner Phantasie bekundete, konnte selbst in der Zeit seiner höchsten Meister-
schaft dieser reflectix'enden Thiitigkeit nicht entbehren. Er ändert und verwirft
so lange, bis das betreffende Kunstwerk dem, was er innerlich anschaute, ganz
entspricht, und das gilt auch von den beiden zeitgenössischen Meistern (Huck
und Händel. Ileberaus lehrreich alier sind die Skizzenbücher von Beethoven,
des Meisters mit der so gewaltig schaffend sich erweisenden Phantasie. Man
ersieht daraus, wie er oft selbst die einfachsten Themen erst nach mehrfachen
Versuchen gewinnt; die Motive schon, aus denen er dann seine mächtigen
Bilder entfaltet, erscheinen ihm Anfangs in manuichf'altiger Grestalt und er
ändert und verwirft so lange, bis er die entsprechende Form derselben ge-
wonnen hat. In noch weit erhöhterem Maasse aber übt er diese kritische Thätig-
keit bei der Verarbeitung der so gewonnenen Motive. Zu ganzen, oft weit
ausgearbeiteten Partien verwendet er sie ehe er erkennt, dass diese dem ur-
sprünglichen Bilde nicht entsprechen , das sich in seiner Phantasie aufbaute ;
er ändert daran, schaltet ein odei- nimmt heraus und verwirft sie dann am Ende
auch vollständig. Unermüdlich beginnt er dann wieder von Neuem; das Ziel
hat er immer unverrückt vor Augen, aber die AVege dazu zu gelangen, ebnen
sich ihm meist nur langsam; erst nach oft recht abweichenden Umwegen, die
er immer wieder verlässt, um vom Ausgangspunkt wieder anzufangen, findet
er, was er sucht; aus oft recht mühevollen verunglückten Versuchen erwächst
ihm so erst das gesuchte Bild in strahlender Schönheit und überwältigender
Wirkung. Mit leichter Hand ist hier meist nur das hingeworfen, was mehr
allgemein gültig ist, was den Meister als in der geschichtlichen Entwickelung
stehend, als ein Glied in der Reihe der Meister von monumentaler Bedeutung
erscheinen lässt. Alles Neue aber, was er zu verkünden hatte, der neue Inhalt,
mit welchem er die Formen eiweitcrte und eineuerte, das kommt erst nach langer,
oft selbst mühsamer Arbeit zu Tage, und der förderndste Hauptfactor derselben
bleibt der kritisirende Verstand, die Reflexion.
So erscheinen Phantasie, Empfindung und Verstand bei der Schöpfung
des Kunstwerks gleichzeitig betheiligt. Jene sind gewissermaassen der Grund
und Boden, aus dem es erwächst, dieser abei- ist einer der wirksamsten Mächte
es hervorzuzaubern und erstehen zu lassen. Der Verstand bietet jenen beiden,
der Phantasie und der Empfindung, die entscheidendste Anregung zu schöjjfe-
i'ischer Thätigkeit und er leistet dann bei der Schöpfung des Kunstwerks die
beste und förderndste Hülfe. Die durch ihn in der Phantasie heraufbeschwo-
renen Bilder, und in der Empfindung angeregten Gefühisbewegungen, werden
sich immer als die besten und höchsten Objecte künstlerischer Darstellung be-
währen, und nur durch eine solche, bei welcher Phantasie, Empfindung und
der Verstand gleichzeitig thätig sind, kann als ein Kuustwerk im höchsten
Sinne gelten.
Phantasiestilcke nannte Robert Schumann die reizenden, ungemein charak-
teristischen Ciavierstücke, die er als Op. 12 veröffentlichte, und seitdem ist
der Name zur Bezeichnung für jene fein ausgeführten Stimmungsbildchen ge-
worden, an deren Schöpfung die Phantasie hauptsächlich betheiligt ist. Die
in ihnen offenbarten Bilder der Phantasie sind zwar auch meist durch äussere
Einflüsse angeregt, aber vou diesen ist nichts mit eingedrungen; die Phantasie
hat alles umhüllt und umrankt, was an die äussere Wirklichkeit erinnern könnte,
daher erscheinen auch die Bilder nicht mit der Bestimmtheit und Deutlichkeit,
Pliautasiefanz — PhillipH. 339
durch welche »Mne prllciserc Bezeiclinuiif^ gprcchtfertiirt, wäro. Es sind eben
Stimiuungtn iillgeiiuüiierer Art. dii^ »Des AbendR« oder »In der Nuchto geweckt,
durcli dii^ Kruge: Warum ? oder durch eine »Fiiliel« heruuflieHiihwort'ii werden;
wie die »(Trillen«, so sind auc^h »'l'rivuuies Wirren« unendlich niannichfaltig, nur
das »Lied vom Ende«, das meist »mit gutem Humor« lieginnt, endet in der Regel
in sich ruhend reslgnirt. Die Form dieser IMiautasiestücke ist, in der Kegel
die, des einlachen Präludiums, das nur formell etwas mehr gefestigt erscheint.
Der bedeutendere und immerhin auch bestimmter charakterisirte Inhalt, der
im Phantasiestück nach Utfenbarung drängt, erzeugt auch bedeutendere Motive
und diese machen eine seliärfere formelle (iliideriing als das Präludium er-
fordert, nothwendig. Mitunter gewinnt der Inhalt solche Bestimmtheit, dass
er nach lied- und selbst balladenmässiger Abgrenzung drängt, wie in den
Schumauuschen Phantasiestückeu Op. 111, oder in des Meisters »Phantasie-
stücken für Pianolorte und Clarinette«, Up. T.i. Auch als
Phautusietuuz bezeichnet er eins seiner Phantasiestücke (Albumblätter
Op. 1*24 Nr. 5). Ks ist in den betrettenden Artikeln dieses AVerkes nachge-
wiesen worden, dass der Tanz überhaupt zum Phantasietanz werden, dasa er
seine Beziehungen zu dem erzeugenden äussern Vorgange möglichst aufgeben
muss, wenn er künstlerische Bedeutung gewinnen soll. Die besondere Bezeich-
nung als solcher aber deutet au, dass dieser Vorgang ganz und gar nach der
Phantasie verlegt ist, sich dort abspielt und mit der äussern Wirklichkeit
nichts mehr gemein hat.
Philalethes (Vlll, 73), unter diesem Namen veröffentlichte Christian Gott-
lieb ßebs, Dr. phil., Cantor und Musikdirektor der Michaelskirche in Zeitz,
mehrere seiner Kritiken. Er wurde am 23. August 1771 in Rossleben geboren.
Er veröffentlichte Sonatinen, deutsche Gesänge für eine Stimme mit Ciavier-
begleitung und Variationen, meistens über Themen aus dem Freischütz. In
der Leipziger allgemeinen Zeitung erschienen 1841 mehrere Aufsätze in Form
von Fragen und Antworten, die Construction der Orgel betrettend. Er gab
ferner heraus: »Erinnerungen aus meinem Leben« (Zeitz, 1839, in 8*^, 132 S.).
Philipot, Jules, Pianist und Compouist für sein Instrument, ist zu Paris
am 24. Januar 1824 geboren. Er war Schüler des Conservatoriums. Unter
seinen zahlreichen Claviercorapositiouen sind hervorzuheben die Studienwerke:
y>Dix hudes de stylen, Op. 30, 34, 37, 41, 47, 48, 49, 50, 56, 61 ; y>Dix iitudes
de Salona, Op. 19, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 29, 32, 34.
Phillips, Henri, berühmter englischer Sänger, gleich ausgezeichnet im
dramatischen, wie im Oratorien- und Liedergesange, wurde zu Bristol am
13. August 1801 geboren. Er war israelitischer Abstammung; seine Mutter
eine Deutsche; beide Eltern gehörten zur Oper. Sobald seine hübsche Stimme
sich geltend machte, erhielt er bereits als neunjähriger Knabe Gesangunterricht,
und er erschien in Harrogate zum ersten Male auf der Scene. In London
nahm er Unterricht bei Georg Smart und debütirte dann im Haymarket-
Theater. Später wurden Price und Leoni Lee seine Lehrer. Als seine
Stimme mutirte wollte er eigentlich Maler werden, allein diese entwickelte
sich zu einem prachtvollen Barytou, und so entschied er sich aufs neue, die
Laulltahn zu betreten, auf der er so zahlreiche Erfolge erringen sollte. Zuerst
nahm er ein Engagement als Chorist am Theater Lyceum an, und trat erst
nach zwei Jahren, in Covent-Garden, in einer Oper von Bishop, und zu der-
selben Zeit auch als Oratoriensäuger auf. Als solcher erwarb er in England
einen weit verbreiteten Ruf, so dass er bei keinem PVstival und in keinem be-
deutenden Concerte fehlen durfte. Als Balladen- und Liedersänger hatte er
keinen Rivalen. Vierzig Jahre hindurch war er in der Oper und im Concert-
saal der bewunderte Tjiebling des Publicums. 1S6;5 nahm er in St. James Hall
in einem Concerte, bei welchem alle hervorragenden Künstler Ijondons sich be-
theiligten, vom Publicum Abschied. Einige Jahre lebte er hierauf in Edy
baston bei Birmingham, und dann in Dalston , wo er am 8. November 1876
22*
340
l'llotopllÜD.
starb. Er hatte auch eine Oper componirt y>Th(^ Harvest Qiienia, die 1838 in
Druiy-Laue aufgeführt wurde, und ausserdcia auch BaUadeu und Lieder. Endlich
veröil'entlichtü er: y^ Musical and personal Mecollecllons iluring half a centarif»-
(London, 1864, 2 Bde. in 8", mit Porträt).
rhotophon — Ijichtsprecher nennt der bekannte Professor Alexander
Graham Bell einen neuen, mit Sumner Taiuter erfundenen Apparat, welcher
die Ue])ertragung des Hchalles vermittelst eines Lichtstrahls auf grössere Ent-
fernungen bewirkt. Die Wirkung des Apparates ist also dieselbe wie beim
Telephon und ein solches ist auch auf der Empfangsstation nöthig, doch die
Drahtleitung zwischen beiden Stationen, welche die Abgangs- mit der Empfangs-
station verbindet, ist beim Photophon nicht nöthig; an ihre Stelle tritt der
Lichtstrahl der durch den Aljsendungsapparat gewissermass(?n dazu präparirt
wird. Es geschieht dies durch das neuentdeckte chemische Element, das Selen.
Fig. 1.
Es ist dies eine neue elementare Substanz, die 1817 von Berzelius entdeckt
und von ihm Selenium genannt wurde, das die Eigenschaft besitzt, unter dem
Einfluss des Lichtes sein Leitungsvermögen für den elektrischen Strom wesent-
lich zu ändern. lieber die Einrichtung des Apparates giebt Herr Ingenieur
A. Hertens in Berlin in der »Central-Zeitung für Optik und Mechanik, Redak-
teur: Dr. Oscar Schneider (Leipzig, Gressner & Schramm) einen klaren Bericht,
den wir hier mit Genehmigung des Redakteurs folgen lassen : Wenn ein Strahl
parallelen Lichtes durch irgend eine Schallwelle in schwingende (intermittirende)
Bewegung versetzt und auf eine empfindliche Selenzelle geworfen wird, mit
welcher ein Telephon und eine Batterie verbunden ist, so wird die schwingende
Platte des Telephons genau in gleiche Schwingungen versetzt, wie sie der Licht-
strahl empfangen hatte. Werden die Schwingungen des Lichtstrahles auf
geeignete Weise durch die menschliche Sprache an dem einen Orte erzeugt,
Pliotophou.
341
HO rufen sie im dem entfernten Orte im Teleplion Schwin^^niiigen hervor, welche
die gesprochenen Worte in dem letzteren hörbar rauchen. NiK^hdem Bell sehr
verschiedenartige ('onstrukl innen ersonnen und für seine nntersu<;liungen ver-
wendet luitto, ist er zu den nebenstehend ahijehildelcn einfachen Formen ge-
kommen. J)as erste Bild zeigt die photophonischc Aulgabeatation (Fig. 1). Um
deren Einrichtung ver-
ständlich zu machen,
fügen wir noch ein
Kchematisches Bild der-
selben (Fig. 2) bei.
Durch das sehlauchför-
raige IMundstück wird
in den Apjjarat liinein-
gesprochen. I )urch die
Schallschwitigungeu
wird das kleine, in
einen Rahmen B, nach
Art eines Trommel-
felles fest eingespannte Häutchen in schwingende Bewegung gesetzt. Ein kleines
Silberspiegelchen, welches auf der Vorderseite des Häutchens angebracht ist, macht
diese Schwingun-
gen mit. Wird
nun Sonnenlicht
(man kann auch
künstliche Jjicht-
quelle II anwenden)
durch den Spiegel
M auf die Linse
L geworfen , so
gelangt es, durch
dieselbe koucen-
trirt, auf den Sil-
berspiegel , wel-
cher dem Licht-
strahl nunmehr die
gleichen Schwin-
gungen ertheilt,
die er selber
empfangen hat.
Durch die Linse
R werden die vom
Spiegel reflektir-
ten Strahlen wie-
der parallel ge-
macht und können
nun auf eine be-
trächtliche Ent-
fernung nach der
Empfangsstation
Fig. 3 entsendet
werden. Diese
Empfangsstation ist niit einem grossen Reflektor c c versehen, welcher den
Lichtstrahl auffängt und auf eine in seinem Fokus angebrachte lichtempfind-
liche Selenzelle .v wirft (siehe Fig. 2). Diese Zelle steht mit einer Batterie
P und mit einem, resp. zwei oder mehreren Telephonen T in Verbin-
dung. Da das auf die Selenzelle fallende Licht, entsprechend den , ihm in
Fig. 3.
342 Photophon.
der Aufgabostation ertheilten Schwingungen, in seiner Intensität sehr rasch
auf einander folgend wechselt und das Selen die Eigenschaft hat, dem elek-
trischen Strom je nach der Beleuchtungsstärke verschiedenen Widerstand ent-
gegen zu setzen, so werden die Ströme im Telephon verschieden stark ausfallen
und ausserdem in derselben Schnelligkeit aufeinander folgen, in welcher die
Schwingungen des Lichtstrahles erfolgen. Von der Stromstärke und der Zahl
der Stromschwankungen in der Zeiteinheit ist aber die Natur der Schwingungen
der Eisenplatte im Telephon abhängig und man sieht somit ein, dass die auf
der Aufgabestation in den Apparat hineingesprochenen Worte auf der Empfangs-
station durch Vermittelung der Lichtstrahlen gehört werden müssen.
Dies ist die schliessliche Gestalt, welche Bell seinem Telephon gab. Wird
es auch noch ein Weilchen dauern, bis es alle die ungeduldigen Hoffnungen
leicht empfänglicher Enthusiasten erfüllt, so steht doch zu erwarten, dass das
ernste Streben weiterblickender Männer Mittel und Wege zu finden wissen
wird, diese ersten Anfänge auszubauen und den intelligenten Grundgedanken
zum Wohle der Menschheit nutzbar zu machen. Prof. Bell fand nun aber bei
seinen Experimenten, dass verschiedene Körper, welche er in den Weg des in
»tönende Schwingungen« versetzten Lichtbündels bi'achte, Schallschwingungen
annehmen, welche mit Hülfe eines Hörrohres oder durch Anlegen des Ohres
vernommen werden können. Da diese Körper von verschiedener Natur, wenn
sie in den AVeg des Strahlenbüudels zwischen Aufgabe- und Empfangsstation
gebracht wurden, zum grössten Theil die Wirkung desselben nicht auflioben, so
lag die Frage nahe, ob es denn wirklich das Licht sei, welches die Vermittelung
zwischen den beiden Stationen übernahm. Und es sind über diesen wichtigen
Punkt bereits von vielen Forschern umfassende Versuche angestellt worden,
von denen wir einige kennen lernen wollen. Prof. Bell und Prof. Gross unter-
suchten die verschiedenen Stoffe in der Weise, dass sie dünne Plättchen der-
selben mit einem Hörrohr versahen oder Röhrchen mit dünnen Wandungen
aus denselben herstellten. Wurden dieselben einem intensiven Lichtstrahle von
wechselnder Stärke ausgesetzt, so gaben sie mehr oder weniger deutliche Töne
von sich, die das angelegte Ohr vei'nehmen konnte. Die stärksten Töne wurden
an Hartgummi und Antimon beobachtet; Gold, Silber, Piatina, Elfenbein,
Celluloid, Holz, Papier, Selen, Eisen, Stahl gaben weniger deutliche Resultate,
Kohle und Glas gar keine. Die Fähigkeit Lichtstrahlen in Tonschwingungen
umzusetzen, ist also keine, dem Selen speciell zukommende Eigenschaft; wol
aber ist seine Fähigkeit, die Stärke eines elektrischen Stromes unter verschie-
dener Beleuchtung zu beeinflussen, eine ihm speciell zukommende. Es sind
ferner verschiedene Gelehrte bemüht gewesen, zu ermitteln, ob die Wirksamkeit
des Selens ausschliesslich den Lichtstrahlen oder zugleich auch den Wärme-
strahlen zuzuschreiben sei. Man hat deshalb den Lichtstrahl durch verschie-
dene Körper hindurchgehen lassen und zwar besonders durch solche, welche
wol die Licht- nicht aber die Wärmestrahlen durchlassen, wie z. B. Alaun-
Lösung, Doppelt- Schwefel-Kohlenstoff u. s. w. Zwei Beobachtungen jedoch
haben gezeigt, dass der Vorgang noch nicht völlig klar erkannt ist. Eine
durchsichtige Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff hob die Wirkung beinahe
vollständig auf, während andererseits eine undurchsichtige Hartgummiplatte die
tönende Wirkung des Lichtstrahles auf das Selen im Empfänger des Photophones
zwar verringerte, sie aber durchaus nicht aufhob. Die durchsichtige Jodlösung
Hess Licht-, aber keine Wärmestrahlen durch , doch wirkten die Lichtstrahlen
nicht; die Gummiplatte liess Wärme-, aber keine Lichtstrahlen durch, also lag
der Schluss nahe, dass die »dunklen« Wärmestrahlen die wirksamsten sind.
Bestärkt wurde diese Annahme durch den Umstand, dass man die Wirkung
aufheben kann, wenn man seine Hand in die Bahn dieser Strahlen zwischen
Gummiplatte und Empfänger bringt. Dieser Schluss wurde jedoch durch fol-
gende merkwürdige Erscheinung wieder in Frage gestellt.
Um die Wärmestrahlen abzusperren, brachte man zwei Gummiplatten an,
Photophon.
343
zwischen denen sich eine Alaunlösunpf befand: trotzdem die letzt.f^-e keine
Würmestrahlen diircli sich thirch^fehen iässt, war die Wirkunj^ docii nicht
aufgehoben, zum grössten Erstaunen der Beobachter. Denn dies schien wieder
auf die Lichtstrahlen, als die wirksamen, hinzudeuten, die doch anscheinend
durch die ündurihsichtigkeit der Guinmiplatten aus^'eschlossen waren! Was
wäre nun ans AlUni zu folgern? Da der Schwefelkohlcnstofl' der .J<»dlÖ8ung die
Würmestrahlen crfahruugsmiissig nicht durchlässt, die Durchsichtigkeit derselben
jedoch einer gewissen Art Licht Durchgang gewäiirt, so würde folgen, dass es
ganz bestimmte Tiichtstruhlen sind, die vom Jod nicht durchgelassen werden,
denen die eigenthümliclie Wirkung auf das Selen zuzuschreiben ist. Es liegt
deshalb naht-, an die Feststellung der wirksamen Strahlen mit Hülfe des Spek-
trums zu denken. Doch auch hier erhalten wir keinen Aufschluss. Denn
während Säle fand, dass der dunkle Theil des durch Zerlegung des Lichtstrahles
entstehenden Farbenspektrum der wirksamste sei (derjenige diesseits des rothen),
erklärt Adams, dass es der leuchtende Theil sei, der im Grrünen und Gelben
gelegene. Mercadier will, wie wir sehen werden, ebenfalls gefunden haben, dass
die Wirkung auf die rothen und ultrarothen Strahlen des Spektrums beschränkt
seien. Preece unternahm nun von der Voraussetzung der Wärmewirkuug aus-
gehend eingehendere TTutersuchungen über die Natur der Vorgänge bei der
photophonischen Ueberti'agung. Es fragte sich zunächst, ob die Wirkung der
Wärmestrahlen in einer Zusammenziehung und Ausdehuung der Masse in Folge
der Wärmeaufnahme sich äussere, oder ob sie eine Störung der Molekularan-
ziehung hervorrufe, oder endlich ob sie auf anderen Ursachen beruhe. Um den
ersten Fall zu untersuchen, wurde die nebenskizzirte Anordnung des Versuches
benutzt. AB ist ein dünner Streifen oder ein Draht aus der zu untersuchenden
Substanz, welcher an dem Hebel C
Figf. 4 und au dem Hebel des Unter- ,
brechers E befestigt ist. Er wird
durch zwei vSpiralfedern, welche auf
die Hebel einwirken, in Spannung
gehalten. Diese Spannung kann
durch den um die Schraube D ge-
schlungenen Seidenfaden geregelt werden.
A
f.
f^
c
u
l ■/
«tttHtMC»-)
■^11-
Fi?. 4.
^^n
Man lässt nun Wärme von ver-
schiedenen Quellen und aus verschiedenen Entfernungen mit regelmässigen Unter-
brechungen auf den zu untersuchenden Körper einwirken. Die Resultate haben
ergeben, dass die Erforschung so leicht nicht gemacht werden konnte. Um nun
ferner zu untersuchen und nach-
zuweisen, ob die Wirkungen etwa ^ c'
durch eine Aenderung der Mole-
kularanziehung bedingt sei, wurde -i^f-
ein Apparat verwendet, welcher im
Allgemeinen Aehnlichkeit mit dem ^
von Bell und Tainter früher be- ^
nutzten hat. Derselbe ist in unserer
Skizze Fig. 5 schematisch wieder-
gegeben. Das Licht eines Drum-
■h
Fig. h.
mondbrenners L wird durch das Linsenpaar CC auf die Löcher in einer roti-
rendon Ziiikscheibi' E geworfen, durch die Linse C parallel gemacht und ge-
langt dann durch die Linse D auf die Platte J, aus dem zu untersuchenden
Material. Diese Platte A ist in eine Holzbüchse eingeklemmt, welche mit der
Platte zusammen eine Kammer B bildet, die in das biegsame Hörrohr E aus-
mündet. Wenn die Platte H in Rotation versetzt wird, so wird der Lichtstrahl
sehr schuell auf cinaiider folgend unterbrochen und so in Schwingungen ver-
setzt. Diese Schwingungen werden durch die Linsensysteme C und D auf
die zu untersuchende Platte übertragen und die Folge ist, dass dieselbe je nach
ihrer Natur die Schwingung< n des Lichtstrahles in Schallschwingungen umsetzt,
344
Photophon.
A
Jt\
Fig. 6.
welche in dem Hörrohre wahrnehmbar werden. Die Stärke der Wirkungen
erwiesen eich als von den Kammcrformen ahhängigp. Yen allen untersuchten
Kammerforraen war die dargesloUte die zwt ckmässigere. Es wuiden Experi-
mente gemacht mit geschwiirzten, reinen und polirten Platten von Ebenholz,
Zink, Glimmer u. 8. w., aber die Resultate waren unontscheidend. Bezeichnet
nämlich in unserer Fig. 6 A die zu untersuchende Platte und B die Wärme-
quelle, so müsste sich die Platte bei der Einwirkung von B
in die Lage C begeben, wenn die photophonische Einwirkung
eine Folge der Wärmeabsorption ist. Hingegen müsste die
Platte A die Lage T) einnehmen, sobald diese Wirkung eine
jj Stosswirkung der Wärraestrahlen ist. Aber sehr empfindliche
-;^ -JfC- elektrische Konlaktvorrichtungen Hessen erkennen, dass ein-
mal der eine und ein andermal der andere Zustand eintrat;
die Effekte waren geringe und es lag die Frage nahe, zu
untersuchen, ob bei den Bell'schen Experimenten die Scheiben
überhaupt in Schwingungen versetzt werden. Diese Schwin-
gungen konnten selbst mit einem sehr empfindlichen Mikro-
phon nicht erwiesen werden und mau kam zu der Einsicht, dass die von Hughes
ausgesprochene Ansicht die richtige sein möge, und dass alle Wirkung« n durch
eine Zusammenziehung und Ausdehnung der im Gehäuse B Fig. 5 einge-
schlossenen Luft erzeugt würden. Wird die Linse D entfernt, und ist kein
Hohlraum vor und hinter der Scheibe A vorhanden, so wird kein vernehmbarer
Laut erhalten. Lässt man die Scheibe A ganz fort und b nutzt eine ä.hnliche
Anordnung des Gehäuses wie in Fig. 5, so wird kein Ton erhalten, so lange
die Wandungen rein sind, aber sobald dieselben mit Kampherruss geschwärzt
Averden, bekommt man starke Wirkungen. Die Experimente haben gezeigt, dass
die tönenden Schwingungen durch die Schwingungen der eingeschlossenen Luft
erzeugt werden und unabhängig sind von den verwendeten Platten , und dass
ihre Erzeugung wesentlich durch das Auskleiden der cm^jfangenen Höhlung mit
einem Wärme absorbirendeu Körper unterstützt wird, dass sie ferner abhängig
sind von den Wärmestrahlen und nicht erhalten werden können, sobald die
Wärmestrahlen durch ein athermanes, d. h. die
Wärmestrahlen nicht durchlassendes Diaphragma
aufgefangen werden. Als man in einem geschwärz-
^ ten Hohlraum A Fig. 7 eine feine Platindraht-
spirale P anbrachte und durch dieselbe den durch
das Blitzrad C unterbrochenen Strom einer Batterie
B aus 4 Chromelementen hindurchsandte, wurden
,l.|lj J Geräusche erhalten, die stärker waren als alle
p,. _ früher beobachteten. Hierbei wurde durch die
eintretenden, kurz auf einander folgenden Erwär-
mungen die Leistungsfähigkeit des Drahtes für den elektrischen Strom fort-
während geändert und diese Stromäuderungen erzeugten die Töne im Telephon.
Nun lag es auf der Hand, dass, wenn man das Blitzrad E durch einen empfind-
lichen mikrophonischen Unterbrecher ersetzen würde, man auch die artikulirte
Sprache würde übertragen können. Als man dies ausführte, fand man diese
Vermuthung glänzend bewahrheitet und hatte einen sehr empfindlichen photo-
phonischen Empfänger entdeckt.
Dass übrigens die Erzeugung der Töne im Photophou nicht die Wirkungen
schwingender Platten sind, hat auch Mercadier, durch eine andere von den vor-
hin beschriebenen abweichende Versuchsanordnungen nachgewiesen. Wir wollen
die Schlussfolgerungen dieses Gelehrten, dessen Versuchsapparate mit den vor-
gehend beschriebenen Preece'schen einige Aehnlichkeit hatten, noch weiter
kennen lernen, da seine Untersuchungen dazu angethan erscheinen, ein klares
Licht auf die Vorgänge im Photophon zu werfen. Er konnte zunächst mit
Hülfe des in Fig. b dai-gestellten Apparates durch die tönende Platte Töne in
Photophon. 345
beliebiger Tonhöhe, von der höchsten bis zur allerticfsten ohne Kontinuitiits-
störung auf einander fulifetid liervorluingen. Aupserdem konnte er ebenso leicht
Accorde in allen inögliclien Tönen erzeugen, die er cbenlalls kontiuuirlich variiren
konnte, wenn er die Geschwindigkeit der rotirenden Scheibe allmälig änderte.
Hierbei war die rotirende Schiilto nicht mit einer Reihe von Löchern versehen,
sondern sie trug deren vier Reiben, welche je 80, fiO, TjO und 10 Löcher ent-
hielten. Liess er nun mit Hülfe einer Cylinderlinse Licht auf diese Ivöcher
fallen, so wurden vollkommene Accorde in der untersuchten Platte erzeugt.
Keine starre, vibrirende Platte, die man kennt, ist im Stande, solche AVirkungen
hervorzubringen. Die Grösse und die Dicke der empfangenden Platte A Fig. .5,
hat sehr wenig Einfluss auf den Klang und die Höbe der Töne. Die empfan-
genden Glasplatten konnten zwischen 0,5 bis 0,02 mm Dicke variiren, ohne
selbst die Tonstärke wesentlich zu beeinträchtigen. Man konnte durchsichtige
Platten, besonders Turmalinplattcn , bis zu 1 qcm Grösse verwenden. Selbst
zersprungene Platten von Glas, Aluminium u. s. w. erzeugen genau die gleichen
Wirkungen wie unversehrte. Empfänger (Platte A Fig. 5) von gleicher Ober-
fläche und Dicke erzeugen Töne von gleicher Höhe, wie immer auch ihre sonstige
Beschatfenheit sein möge. Lässt man die Dicken der Platten allmälig abnehmen
und dabei die (Grösse der bestrahlten Oberfläche konstant bleiben , so werden
die Unterschiede in den von den verschiedenartigen Platten erzeugten Tönen
immer geringer, wenn man die Oberflächen aller Platten ihrer Natur nach
einander gleich macht, indem man sie alle mit einer dünnen Schicht Kienruss
überzieht. Wir sahen bereits früher, bei Besprechung der von Preece verwen-
deten Apparate, dass man die Platten sogar ganz fortlassen kann und werden
weiter unten bei Besprechung der Untersuchungen von Röntgen finden, dass
man im Stande ist die photophonische AVirkung auch auf Gase zu übertragen.
Wenn man vermittelst Schirme mit verschieden passenden Oeffnungen die Menge
der auflallenden Strahlen vermindert, so verkleinert man auch die Tonstärke.
Polarisirt man die Strahlen und nimmt man als empfangende Platte einen
dünnen Analysator z. B. eine Turmalinplatte, so schwankt die Tonstärke der
erzeugten Töne, wenn mau den Polarisator oder den Analysator dreht.
Die Tonstärke hängt in hohem Grade von der BeschüfFenheit der Ober-
fläche der empfangenden Platte ab. Alle Umstände, welche die Reflexion an
derselben verringern, verstärken den Ton; namentlich stark wirken schwarze
Ueberzüge. Wir sehen oben, dass nach den Preece'schen Ermittelungen dasselbe
auch für den einfachen Hohlraum nach dem gänzlichen Fortlassen der Platt' A
gilt. Die Wirkung der schwarzen Ueberzüge wird aber nur bei dünnen Platten
besonders merklich (0,1 bis 0,2 mm). Die Anwendung sehr dünner berusster
Empfänger aus Zink, Glas und Glimmer zeigte, dass die photophonischen Wir-
kungen sehr starke sind. Denn man kann sie nicht allein durch die Strahlen
der Sonne, oder der elektrischen Lampe erzeugen, sondern man erhält auch
deutliche ^^'irkungen selbst wenn man Petroleumlampen oder Platinspiralen
verwendet, welche im Bunsenbrenner rothglühend gemacht wurden. Mit Hülfe
der beschriebenen sehr empfindlichen Empfänger hat Mercadier dann im
Spectrum des elektrischen Lichtbogens diejenigen Strahlen bestimmt, welche die
grösste Wirkung ausüben, und hat gefunden, dass das Maximum der Wirkung
durch die rotheu und die unsichtbaren ultrarothen Strahlen hervorgebracht
wild. Er hebt besonders hervor, dass er vom Gelb an bis zum Violett und
darüber hinaus, unter den von ihm angewendeten \'ersuchsbcdinguugen, keine
merklichen Wirkungen erhalten konnte. Diese Versuche sind verschiedene Male
mit Empfängern aus angerusstem Glas, mit Platinmoor überzogenem Platin und
aus Zink mit unbedeckter Oberfläche wiederholt. Hierdurch sind die Angaben
Sales bestätigt, während diejenigen Adams wiederlegt sind. Wir werden, nach-
dem wir noch die ferneren Mittheilungen Mercadiers an die Pariser Akademie
kenuen gelernt, die aus seinen Arbeiten zu ziehenden Schlüsse noch einmal kurz
zusammenfassen. Er sagt in seinem Bericht, dass es ihm gelungen ist, photo-
346 Photophon.
phonische "Wirkungen mit Quellen zu erzeugen, deren Lichtstärke viel geringer
ist als die einer gewöhnlichen Gaslampe.
Wenn man eine Kupferscheibe von 2 mm Dicke und 4U mm Durchmesser
etwa 1 cm von einem Diaphragma aufstellte, welches unmittelbar vor der rotiren-
den Unterbrechungsscheibe angebracht war, so konnte man durch die erhitzte
Kupferplatte, ohne die Zuhilfenahme von Concentrirungslinsen, einen photo-
phonischen Ton erzeugen. Das Diaphragma hatte den Zweck nur den Strahlen
eines Theiles der Kupferplatte den Zutritt zu gestatten und den Rest abzu-
Idenden. Wurde durch ein regulirbares Oxyhydrogcn- Gebläse die vom Unter-
brechungsrade abgewendete Seite der Kupferplatte erhitzt, so hörte man sehr
deutlich Töne, wenn das Kupfer hellrothglühend war. Es wurden also Töne
von dieser so wenig leuchtenden Quelle hervoi'gebracht. Liess man nun durch
Reguliren der Flamme die Temperatur der Kupferplatte allmälig sinken, so
nahmen die Töne an Stärke ab, aber man hörte sie selbst dann noch, wenn
die Scheibe im Dunkeln tinsichtbar war. Aus den mitgetheilten Untersuchungen
Mercadiers geht nun sehr klar hervor, dass wir es im Photophon nicht mit
einer reinen Lichtwirkung, sondern vielmehr mit einer Wirkung der Wärme-
strahlen zu thun haben. Die dunklen Strahlen des rothen und ultrarothen
Theiles des Spektrums scheinen die eigenthümlichen Ti-äger der Töne auf ihrem
AVege von der Aufgabestation nach der Empfangsstation zu sein. Und es liegt
daher sehr wol die Möglichkeit voi', die photophonische resp. thermophonische,
oder, wie sich Mercadier in grösserer Verallgemeinerung ausdrückt, radiopho-
nische Uebertragung der artikulirten Sprache selbst auf sehr grosse Entfer-
nungen zu bewirken, wenn die Empfänger genügend empfindlich gemacht werden
können. Die Möglichkeit einer derartigen Verbesserung scheint sogar in nahe
Aussicht gestellt zu sein, denn es gelang S. P. Langley (vergl. Centralzeitung
Nr. 6 d. J. S. 70) eine so empfindliche Einrichtung zu ersinnen, dass er mit
deren Hülfe die Strahlungswärme des Mondes unter Benutzung eines Aequa-
toreals, also nach dem Durchgange der Wärmestrahlen durch eine in diesem
Falle dreizehnzöllige achromatische Linse, messen konnte. (Es mag hier neben-
bei bemerkt werden, dass Langley das Minimum der Wärmewirkung bei vor-
läufiger Untersuchung der einzelnen Theile des Spektrums im Orangeroth ge-
funden haben will; weitere Bestätigung bleibt abzuwarten.) Man würde höchst
wahrscheinlich in dieser Wärmewaage einen sehr empfindlichen photophonischen
Empfänger haben, wenn man in den Schliessungskreis ein Telephon einschalten
und nun den intermittirenden Lichtstrahl auf einen der beiden Drähte fallen
lassen würde. Im Grunde genommen wird ja auch das Princip der Langley-
schen Wärmewaage, nämlich die Gleichgewichtsstörung des elektrischen Stromes
durch die Erwärmung des Leitungsdrahtes, von Preece in seinem unter Fig. 7
abgebildeten Apparat benutzt.
Die Mercadier'schen Untersuchungen lassen aber ferner noch erkennen, dass
die radiophonische Wirkung durch die Natur der kleinsten Theile des Empfän-
gers und deren Gruppirung in keiner nennenswerthen Weise beeinflusst wird,
so wie dass sie sicher durch direkte Wirkung der Strahlen auf die Empfänger
entstehen und zwar der Hauptsache nach durch die Natur der Oberfläche des-
selben bedingt zu sein scheinen. Dass diese Wirkungen im Wesentlichen auf
eine Wirkung der Wärmestrahlen zurückzuführen seien, machten schon die
früher erwähnten Untersuchungen Röntgens wahrscheinlich. Derselbe konnte
durch intermittirende Bestrahlung von Gasen ebenfalls Töne erzeugen. Sein
Apparat bestand aus einem etwa 4 mm weiten und 120 mm langen Glasrohr,
welches zur Aufnahme der zu untersuchenden Gase diente. Dasselbe wurde
auf beiden Enden durch Steinsalzplatten verschlossen. Durch eine dieser Stein-
salzplatten konnte nun der, durch einen ganz ähnlichen Apparat mit rotirender
Scheibe, wie wir ihn in Fig. 5 abgebildet haben, erzeugte intermittirende Licht-
strahl auf die Gassäule geworfen werden. Die etwa entstehenden Töne wurden
durch ein Höhrrohr, welches mit dem Glasrohr in Verbindung stand, in das
Pianoforte. 347
Ohr des Beobachters übertragen. Es ergab sich nun, daRS dio stark wärmeab-
sorbirenden (4a8e Leuchtgas und Aiiimoniakgns in deutlich wahrnehinbaro Ti»n-
schwingungen versetzt werden konnten, während andere, wie Lutt, trockener
WasRprstoflf und Sauerstoff nicht ertönten. Die Wirkung verschwand sofort,
wenn man eine Bh-nde in den (4ang der Strahlen einschaltete. Kine einge-
schaltete Alaunlösung bewirkte das sofortige Verschwinden des 'i'ones, dagegen
war kaum eine Schwächung zu beobachten, wenn die Strahlen durch eine ungefähr
lÜO min dicke Schicht einer Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff hindurch-
gegangen waren. Für Leuchtgas und Ammoniak sind es also die weniger
brechbaren Strahlen , welche am meisten wirken. Bemerkt sei hierzu auch
noch, dass Bregnet und Bell l)ei ihren gemeinschaftlichen Untersuchungen fanden,
dasB die photophonischen Töne sich umgekehrt verhielten. Sie blieben beim
Zwischenschalten einer Alaunlösung unverändert und verschwanden, wenn eine
Jodlösung deren Platz einnahm. Auch die Untei'suchungen von Preece scheinen
im Gegensatz zu denen von Röntgen zu beweisen, dass die Luft in seinem
photophonischen Empfänger das Hauptmedium ist, welches durch die von ihm
aufgenommenen Schwingungen den Ton zu Stande kommen lässt. Denn in
den Fällen, in welchen er Töne in einem Apparate erhielt, in welchem die
Platte {A Fig. 5) ganz fortgelassen wurde, kann man doch nicht gut ein anderes
Mittel hierfür ausfindig machen. Freilich konnte in diesem Apparate die Luft
auch nur in deutliche Schwingungen versetzt werden, wenn man die Oberflächen
der Kammern berusste, so dass die Erwärmung der Luft erst durch Rück-
strahlung von den Wänden geschah. Wir erinnern daran, dass bei den Mou-
chatschon Sonnenmaschinen ein ganz ähnlicher Vorgang benutzt wird.
Uebrigens ist auch T\ ndall überzeugt, dass die musikalischen Töne, welche
man hört, wenn man einen Lichtstrahl auf eine isolirende Scheibe fallen lässt,
einzig und allein durch den Wechsel der Temperatur erzeugt werden. Tyndall
hat die Idee, einen Lichtstrahl, den er durch eine durchlöcherte Scheibe unter-
brechen konnte, auf kleine Glasballons fallen zu lassen, welche Gasdämpfe und
dergl. enthielten, und deren Durchmesser von 1 — 16 Zoll variirte. Tyndall
hat auf diese Weise allmälig sehr intensive musikalische Töne durch Ein-
wirken des Lichtes auf die Dämpfe und Schwefeläther, Essigäther und dergl.
hervorgerufen; deren Tiefe war proportional der Kraft, mit welcher die Gase
die Wärme absorV)irten. Gewisse Gasarten, z. B. Chloroformdämpfe, aber, die
zu der Classe von Gasen gehören, welche die Wärme durchpassiren lassen und
nicht absorbiren, gaben bei Bestrahlung durch Licht keinen Ton. Ebenso wenig
gaben Sauerstoff, Wasserstoff und atmosphärische Luft einen solchen, wenn sie
rein waren. Waren sie aber mit Wasserdampf geraengt, so entstand ein sehr
intensiver musikalischer Klang in Folge der nun entstehenden Wärmedifferenzen.
Pianoforte (VIII, 85). Namentlich in den letzten zwei Decennien hat der
Pianofortebau einen ungeahnten Aufschwung genommen. Nicht nur in allen
grossen Städten Deutschlands, sondern selbst in vielen kleinern sind bedeutende
Pianofortefabriken entstanden, deren intelligente Leiter nicht nur vortreffliche
Instrumente nach anerkannt guten Mustern bauen, sondern die auch zugleich
bemüht sind, Verbcsserungen anzubringen. Diese grössere Sorgfalt, mit welcher
heutigen Tages der Piauofortebau betrieben wird, erstreckt sich schon auf das
Aeussere. Die Formen sind im Grossen und Ganzen dieselben geblieben. Die
Wohnungsbeschränkung, welche in den grossen Städten namentlich immer mehr
zur Nothwendigkeit wird, hat besonders die Fabrikation von Instrumenten mit
geringerm Umfange, wie der Stutzflügel und Pianinos zu grosser Blüte gebracht,
und die IGrfindung der Kabinet- und Diminutivflügel veranlasst. Die längst
weltberühmten Firmen: Bochstein in Herliii, Blüthner in Leipzig, Kaps in
Dresden, Ehrbar &- Bösendorfer in Wien, Schiedmayer & Söhne in Stuttgart
u. a., deren Concertflügcl in der ganzen Welt bekannt und beliebt sind, bauen
auch wundervolle Stutzflügel von 1,80m Länge und ausser ihnen Römisch in
Dresden, Gebauhr in Königsberg, F. Oeacr und C. Hofmaun in Wien, E. Wester-
348 Pianoforte.
raayer in Berlin, R. Ibach & 8ohn in Barmen und viele Andere. Auf der
Landesaupstelluug in (iraz (1881) hatte C. Hofmann aus A¥ien einen Diminu-
tivflügel luisgestellt, der bei einer Länge von beinahe nur V/^ Meter doch einen
vollen Ton erzeugte. Durcli die Bemühungen der erwähnten Firmen wie der,
sich spccieller mit dem Bau von Pianinos beschäftigten Firmen wie W. Biese
und G, Sohwechten in Berlin, E. Rosenkranz in Dresden, A.A.Franke, J. G. Irm-
1er in Leipzig u. a. ist auch das Pianino als Concert-Pianino zum Conccrtinstrument
geworden. Ein pianinoartiges Ciavier, dus er Wandflügel nannte, stellte Mar-
tin Ropas in Schwarzenburg (Steiermark) auf der Grazer Ausstellung aus.
Auch die Pianinos baut man in verschiedenen Grössen: das Concerl-Piaiiino
etwa 1,44m hoch, das Salon-Pianino etwa 1,34m hoch und das Kabinet-Piauino
1,1^9 m oder selbst l,'27ra hoch. Namentlich gewährt die Form des Pianinos
viel Gelegenheit zur Ausschmückung, und einzelne Firmen treiben damit einen
wahren Luxus. Das Gehäuse wird nicht nur mit Schnitzwerk reich ausge-
stattet, sondern häufig auch mit künstlerisch ausgeführten Reliefs versehen, la
Bezug auf das Innere wird namentlich der Resonanzboden immer noch zum
Gegenstände der Experimente gemacht. Des Frankeschen Celloresonauzboden
ist unter dem betreffenden Artikel Erwähnung gethan, ebenso des Resonanz-
bodens mit Regulirsteg von Carl August Henkel in Leipzig und der eigenthüm-
lich construirte von Siegfried Hiinsen in Bernberg (s. Resonanzboden). Um
die Resonanz zu erhöhen, erfand Blüthner seinen Aliquotflügel (s. d.); Kaps
in Dresden den Resonatorflügel (s. d.) und C. C. Rissmann in Hannover brachte
bei übersaitigen Pianinos einen doppelten Resonanzboden au, so dass jeder der
beiden Stege einen besondern Resonanzboden für sich erhält. Um dem Ton
immer mehr Fülle zu geben und ihn gesangreicher zu machen, ist man auch
weiterhin immermehr bemüht, eine zweckentsprechende, exact wirkende Dämpfung
zu erzeugen; verschiedene Erfindungen, deren Erfolge indess immer noch sehr
zweifelhaft sind, bezeugen die besondere Sorgfalt, welche man gerade diesem
Theil der Mechanik zuwendet. Auch in Bezug auf die Repetitionsmechanik
ist mancherlei in neuerer Zeit geschehen, die verstellbare Repetitionsmechanik
an Pianinos von H. F. Flemming in Leutzsch bei Leipzig ist in einem beson-
dern Artikel erläutert (s. Repetitionsmechanik). Auch in Bezug auf die Claviatur
sind Neuerungen versucht worden, eine vollständige Neuconstruction derselben
ist unter dem Artikel Neuclaviatur beleuchtet worden. Auch in Bezug auf die
schwerere oder leichtere Spielbarkeit der Instrumente wird noch fortwährend
experimentirt. So lange es galt, einen möglichst grossen Ton zu erzielen, war
die, eine grössere Kraftanstrengung erfordernde schwere Spielart beliebter. Jetzt
wo es mehr galt, einen schönen Ton zu erzeugen, kommt wieder wie es scheint,
die leichtere Spielart in Gvinst. In Frankreich sind es immer noch die altern
Pariser Firmen: Erard, Pleyel, Henri Herz, neben welchen die Jüngern einen
schweren Stand behalten. In ganz ungewöhnlicher Weise hat sich die Piano-
foi'tefabrikation in Amerika gehoben: Stein way & Sons in New- York, Chickering
und Sons in Boston machen einen jährlichen Umsatz von 3 — 5 Millionen Mark,
Wm. Knabe & C in Baltimore und H. Haines & Brothers in New-York von
mehr als einer Million; ausserdem sind noch als bedeutende Fabriken zu nennen
in New-York: Albert Weber, Joseph P. Haie, C. J. Lighte & C, Ernst Gabler,
Geo. Steck & C, Decker Br., Hazelton Br., Groveston Füller & C, Marschalt
und Mitbauer, F. & C. Fischer, United Piano Makers, Lindemann & Sons,
Baven, Bacon & C, Calenberg & Vaupel, Central Piano und Co. und Krausch
Bach & C. ; in Boston: Wm. P. Emerson-Hallet, Davis & C, Henry J. Miller,
Hallet & Cunnton, J. W. Voss; in Baltimore: Stieff" Br. und Gaehle & C. Der
erneute Versuch, einen Doppelflügel zu bauen, der sich von den früheren in-
sofern unterscheidet, als er nicht wie diese für zwei, sondern nur für einen
Spieler berechnet ist, wurde ebenfalls in einem besondern Artikel behan-
delt. Während bei den früheren Doppelflügeln die Claviaturen einander ge-
genüber angebracht waren, stehen sie bei dem neuen übereinander und zwar
l'iuiioi'urte-Qiiui-iett — Piel.
34y
HO, (Iftss l'iir heido Hiliidi- geituu (liesflbo Apjilicatur bei gltMcheu Figuren iioth-
wendit,' ist.
riaiiororte-t^uurU'lt iyt dw, uiclit '^im/. conckte Hezeichiiuiig IVir ein, voii
dem Piaiiüfoite uud noch drei ;iiidern luHtruiiieuien (Violine, liratuche und
Violoncello) iiusgefülirtes grösserea Tonslück in Sonuteni'oriu. W«'il jedes dieser
Instriiiiieiite niögliihst selltHtiiudig grliilirt werden soll, so ist die Hrzeiclmiing
als C^iuirtiitt gfiechtliTtigt; das l'iunol'oite alu-r ist den andern Instrunieuteu
in vieler Beziehung überlegen, deshalb darf man es recht wol zur nähern Be-
stimmung gelten lassen. Das
IMaiiOt'orte-i^iiiiitett ist ähnlich zusammengesetzt, es tritt nur noch eine
fünfte Stiuune hiu/.u (zunächst eine zweite Violine). Doch sind selbstverständ-
lich auch noch andere Zusammensetzungen möglich. Au Stelle der Streich-
instrumente können auch Blasinstrumente mit dem Pianoforte verwendet werden,
oder Streichinstrumente und Blasinstrumente.
Piatti, Alfred (Vllf, 98). wurde am 8. Januar IB'J'i geboren; sein Vater
Anton (nicht Carl) war \ iolinist (nicht Sänger) und starb in Bergamo am
27. Februar 1878.
Piccolo (VIII, 103). Die Piccoloflöte steht eine Octave höher, als die
gewöhnliche Flöte, sodass ihr, in folgender Weise notirter Umfang
. ... ^h: ±
$
■^-
:«*=
:i^
u. s. \v.
eine Octave höher erklingt:
, ••- -■- fr— — —
»--
M. ■•: *^
^ :=:
i
--kz
u. s. w.
Bei der Kürze und Enge de.^ Rohres ist der Klang des Instruments scharf
und wird namentlich weiter hinaufgeführt, eindringlich grell und schneidend.
Die über a- hinausgehenden Töne werden auch immer schwieriger zu erzeugen.
Das Instrument wird deshalb meist nur eingeführt, um besonderu Effect zu
erzeugen. In der Regel begnügt man sich mit einer Piccoloflöte, doch werden
in einzelnen Fällen auch zwei herbeigezogen, wie z. B. im Licde des Caspar
im »Freischütz«, wo sie das Hohngelächter der Hölle so trefflich charakterisiren:
tr.
l^^
iit
m^^mm^
in der Regel
tr. tr.
wird sie mit den grossen Flöten gemeinsam geführt, um
den
Klang derselben eindringlicher zu machen, wie in dem Duett: »Vivat Bachus.
Bachus lebea, aus »Die Entführunga, oder in der Arie des Mohren: »Alles fühlt
der Liebe Freuden«, in der »Zauberflöte '. Dass indess auch der spitze Klang
der Piccoloflöte allein charakteristisch wirkend zum Gesauge eingeführt werden
kann, zeigt Haydn, der die Arie: »In langen Furchen schreitet er«, in »Die
Jahreszeiten«, mit dem Streichquartett (7-Hörnern, Fagotten und Oboen und
mit der Piccoloflöte begleitet. Der Flüttnklang war hier nnerlässlich, aber die
grosse Flöte, das Instrument der Idylle des Landlebens, erweist sich zur Schil-
derung der harten Arbeit wenig geeignet und so war die Wahl der Piccolo-
flöte geboten.
Piel, Peter, ist den 12. August 18;{r) zu'Kessenich bei Bonn geboren;
1838 siedelten seine Eltern nach Köln über, wo P. mit seinem 14. Jahre in
den dortigen Präparandenkursus eintrat, um sich auf das Lehramt vorzubereiten.
Von dieser Zeit an datirt auch seine Ausbildung in der Musik, worauf das
350 Pieltain — Pisani.
rege Musiklebon in Külu einen grossen Einfluss ausübte. Von 185G — 58 war
P. /iögling des Lehrerseminars in Kempen und erhielt dox't speciellen Unter-
richt in der Kirchcuiinusik durch den um diesen Kunstzweig hochverdienten Semi-
uarlehrer Lejjkeus. Nach Absolviruug des Seminarkursus wurde P. als Hülfs-
lehrer am Seminar zu Kempen angestellt und hatte während 12 Jahren Gele-
genheit, sich in der musikalischen Lehrthätigkeit zu üben und auszubilden. Bei
der Gi-ündung des Lehrerseminars zu Boppard 18G8 wurde P. als Musiklehrer
an diese Anstalt l)erufen, woselbst er jetzt als erster Seminarlehrer thütig ist.
In die Zeit nach 1870 fällt die Herausgabe zahlreicher Compositionen: Messen
für gleiche und gemischte Stimmen, Marianischc Antiphone für 4-, G- und
8 stimmigen Männerchor, acht Magniiicat in den Kirchentonarten u. a. m.
Pieltaiu, Dieudoune Pascal (YIII, 104), ist am 4. März 1754 geboren
und stai'b in seiner Vaterstadt Liege am 10. Decembor 1833.
Piusuti, Giro, Pianist und Componist, geboren in Sinalunga (Provinz
Sienua) am 9. Mai 1829. Als er elf Jahr alt 1840 in Concerten als Pianist
auftrat, wurde er zu den Wundei'kindern gerechnet, und in Folge dessen denn
auch nach London geführt, wo er ebenfalls mit Beifall spielte. Er ex-hielt dort
Violinunterricht von Potter und kehrte dann nach Italien zurück, um in Bologna
noch ernstliche Compositionsstudien zu machen. Rossini gehörte hier zu seinen
Lehrern. Fast zu derselben Zeit erhielt er am Lyceum eine Clavierclasse und
wurde nicht viel später zum Mitgliede der Philharmonischen Gesellschaft er-
nannt. 1848 ging er wieder nach London, wo er sich bleibend niederliess und
sich eine angesehene und glänzende Stellung als Lehrer geschaffen hat. Seine
Lehrthätigkeit theilte er zwischen London, wo er den Sommer, und Newcastle,
wo er den Winter zubringt. In London erhielt er von der königl. Akademie
daselbst eine Anstellung als Lehrer der Gesangskunst. Bei zeitweisen Besuchen
in Italien brachte er dort mit Erfolg zwei seiner Opern zur Aufführung: y>Il
Mercante di Veneziaa, Oi^ernballet in vier Akten (1873, Bologna) und die drei-
aktige Oper: y>Mathia Corvinofi (1877, Mailand). Veröffentlicht hat P. eine
Reihe Schätzenswerther Vocal- und Instrumentalcompositionen, deren Zahl sich
auf dreihundert beläuft. Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Weltausstellung
in London 1871 war er mit der Composition der Italien repräsentirenden
Hymne betraut worden, die vor 12,000 Zuhörern von 120U Sängern aus-
geführt wurde.
Piot, Charles, belgischer Schriftsteller, verfasste vier Abhandlungen, die
in den Bulletins der königlichen belgischen Akademie, deren Mitglied er ist,
aufgenommen sind, und von denen auch Separatabzüge gemacht wurden. 1) »Par-
ticularitts inedites concernant les oeuvres musicales de Gossec et de Philidon'^
(Brüssel, 1875, in 8*^, 32 p.) ; 2) ^Quelques lettres de la Gorrespondance de Gretry
avec Vitzthumb« (Brüssel, 1875, in 8^, 30 p.); 3) »La Methode de chanter ä
V Opera de Parka (Brüssel, 187G, in 8^); 4) »Les Origines de Vopera dans les
Pays-Bas espagnolsa (Brüssel, 1877, in 8*^, 12 p.).
Pique, F. L., französischer Lautenmacher von Ruf, geboren zu Rorci bei
Mirecourt 1758, etablirte sich in Paris 1785 und arbeitete noch 1819. Er
starb 1822 zu Chareuton-Saint-Maurice bei Paris, wohin er sich auf seine
Besitzung zurückgezogen hatte. Er verfertigte Violinen, Violoncellos und auch
(Tuitarren. Besonders gesucht waren seine Violinen. Spohr in seiner Violin-
schule bezeichnet diese und die des Lupot als die besten der Epoche. Der
letztere soll, ehe er sich selbständig niederliess, viel Violinen für Pique ver-
fertigt haben, die dieser nur mit seinem Lack versah. Der Verbreitung seiner
Violinen war auch der Umstand günstig, dass der berühmte Violinist Baillot
sie sehr gern spielte und demgemäss empfahl. Im Conservatorium zu Paris
ist unter Nr. IG eine dieser Geigen aufbewahrt. Der Lack des P. ist dunkelroth.
Pisani, Bartolomeo, italienischer Componist und Orchesterdirigent, geboren
zu Constantinopel 1811, war Schüler von Mercadante. Er schrieb die Opern:
y>La Perüi ; »Rosa?nundavi; »Ladislaoa; »Heheccaa und »Gitanav.. In einem Con-
PinaioMi - Plant.''. 351
certe, welches er in Paris YtTuiiHtallite, bruchle er mclirere Cliorwerke, eine
grosse Fantasie tür vier Stimmen, (Jlior und Orchester über nLcs DjiunsH von
Victor Hugo, eine Ouvertüre u. s. w. zur Aulliihrung. Ausserdem veröHent-
liclite er ein- und mehrstiuuuige (icsangsstüc^ke, darunter nunf Lacrima milla
tomba di Mtrcatlanfca und eine patiiotische Hymne: »dem König von Italien«.
IMsuroni, Benedetta Rosamunda (V1^^, 112), war hereils seit vierzig
Jahren von der Bühne zurückgetreten, als sie am 0. Aug. 1872 in Piacenza starh.
l'ischek, Johann Baptiste (VIII, 112), starb in Sigmariiigeu am
IG. Februar 1873.
ristilli, Achill, italienischer Componist, ist zu Montagano, in der Provinz
Campobasso im Juli 1820 gelionn, wurde sehr jung nach Nejipel gebnicht und
daselbst im Conservatorium San Pietio u Majella aufgenommen. Noch während
seiner Studienzeit wurde seine Operette r>il Fi/ifo Fruf/nfnrio« im Theater des
Conservatoriums aufgeführt. 1840 gingen in Neapel die drciuktige Oper nUudolJo
de Brienzau und 185G ebenda djis lyrische Drama nAlalildr d'Oataua in Scene.
Später schriel) er nur noch Kirclu-ncümpositionen: Vier grosse Messen mit
Orchester; Miserere für vier Stimmen; To Deum für vier Stimmen, Chor und
Orchester; Magniiicat für vier Stimmen und Orchester; Tantum ergo 1, 2, ü
und 4 Stimmen; Motetten und (lelegenheitshymnen; einzelne (lesäuge. Durch
den Tod eines hoffnungsvollen 1.'} jährigen Sohnes, den er sehr liebte, tief er-
schüttert, endete P. in einer Irrenanstalt am 29. Januar 18G9.
Pitr^, Griuseppo, italienischer Schriftsteller, gab eine umfangreiche
Sammlung seltener sicilianischer Volkslieder heraus, nebst einer kritischen Studie
der interessanten Lieder, von denen er bei mehreren die Originalmelodieu an-
giebt. Es sind ihm bei der Herausgabe mehrere T'onküustler behülflich ge-
wesen. Der Titel ist: y>Canti popolari siciliauh, Palermo, Pedone, Lauriel
(187U— 71, 2 B., in 12>
Piutti, Carl, Orgelvirtuos und geschätzter Componist für sein Instrument,
ist 184G in Bad Elgersburg in Thüringen geboren, widmete sich anfangs wissen-
schaftlichen Studien und besuchte zu dem Zweck das Gymnasium in Wittenberg
und dann die Universitäten Halle, Tübingen und Leipzig. Erst 18G8 fasste er
den Entschluss, sich ganz der Musik zu widmen. Nachdem er auf den Con-
servatorien zu Cöln und Leipzig eingehende Musikstudien gemacht hatte, wurde
er 1875 Lehrer am Leipziger Conservatorium und 1880 als Nachfolger Dr. Rusts
Organist an der Thomaskirche. Ausser verschiedenen Werken für Orgel schrieb
er Ciavierstücke und Lieder.
Plantade, Charles Frau(;ois, Sohn des Charles Henri ("\'l 1 1, 1 19), wurde
um 14. April 1787 gelioren und starb zu Paris am 26. Mai 1870. Er war
Schüler des Conservatoriums, wurde aber Beamter im Ministerium des kaiser-
lichen Hauses und der schönen Künste, Von seinen, mehr denn zweihundert
Romauzen, Chansons und Chansonnetten waren viele Jahre lang en vogue und
einige haben sich noch in der Ounst des Publicums erhalten. 182S gehörte
P. zu den Gründern der Conservatoriums- Coucerte, und in Gemeinschaft mit
einigen Collegen rief er die Gesellschaft von Autoren, Componisten und Musi-
kalienverleger ins Leben, deren Vorsitzender und Schatzmeister er bis zu seinem
Tode blieb.
Plauts, Frangois, genannt Fran^ois, der hervorragendste Pianist der
Gegenwart in Frankreich, ist zu Orthez (Basses-Pyrenees) am 2. März 1839
geboren. Mit seiner Familie kam er sehr früh nach Paris und erhielt dort
den er.sten Ciavierunterricht von Mm. Saint-Aubert. Zehn Jahr alt wurde er
ins Conservatorium aul'genoninien, nach dem er sich schon in ötlentlichen Con-
certen hatte hören lassen. Im December 1849 war er in die Classe Marmontel
eingetreten und erhielt nach siebenmonatlicher Studienzeit, unter der enthu-
siastischen Zustimmung des Pulilioums, den ersten Preis. War die Technik
für ein so zartes Alter eine überraschende, so war es mehr noch die Kennt-
niss und die zutreffende Interpretation der Meister der Clavierliteratur. Diese
352 Plantania — Fohle.
war für sein Alter so ausaergewühiilich, dass die Künstler Alard und Franchomuie
den jugendlichen Pianisten als Partner in ihre viel besuchten Kammermusik-
Suireeii aufnuhmen. 1853 trat P. noch einmal ins Conservatoriuin ein, uiu
theoretische Studien \orzunehmen. Er erhielt in der Classe Bazin l'iir Hai-
luonie und Accompagnenient 1854 einen Accessit und 1855 einen zwi^iten
Preis. Mehitarh trat er jetzt auch in Goncerteu auf, als ein kleiner Zwischen-
fall, durch den er sich in seiner künstlerischen Eigenliebe gekränkt fühlte, ihn
veranlasste, Paris plötzlich zu verlassen und nach seiner Heimath zurückzu-
Ivehieu, wo er während einer beinah zehnjährigen Zurückg( zogeuheit sein Talent
zur höchsten Entfaltung und Reife brachte. Er unternahm nun grössere Keisen,
mehr jedoch um zu hören als um sich hören zu lassen und trat in Beziehung
zu Thalberg, Liszt, Rubiustein und anderen. Erst 1872 erschien er wieder in
Paris und trat in Wohlthätigkeitsconcerteu, welche jene Zeit vielfach hervor-
rief, in die Oetientlichkeit, und setzte Paris, durch das was er geworden, in
Erstaunen. Bald vereinigte er sich auch wieder mit den alten Freunden Alard
vind Franchomme zu einer Reihe von Soireen im Saale des Conservatoriums,
die zu den besuchtesten in Paris zählten. Auf einigen Reisen, welche P. nun
unternahm, errang er ebenfalls, vorzugsweise in Belgien, die glänzendsten Er-
folge. P. wird als einer der feinsinnigsten Pianisten, dem eine tadellose Tech-
nik zu Gebote steht, bezeichnet, uud dem einer der ersten Plätze als Pianist
der Gegenwart unzweifelhaft zukommt. Als Componist ist er nicht hervorge-
treten. Er ist Ritter der Ehrenlegion.
Platania, Pietro, Pianist und Componist, Direktor des Conservatoiiums
zu Palermo, ist zu Catana am 5. April 1828 geboren. Eigentlich lür die
Rechtswissenschaft bestimmt, gestatteten ihm dennoch seine Eltern, wegen seiner
von Kindheit an geäusserten Vorliebe für die Musik, dieselbe zum Berufe zu
erwählen. Nachdem er mehi-ere Jahx'e Ciavier- und Compositionsunterricht er-
halten hatte, gelangten einige von ihm in Musik gesetzte Gesänge im Theater
zu Catana zur Aufführung und in Folge dessen spendete seine Vaterstadt ihm
die Mittel, das Constrvatorium in Palermo besuchen zu können. 1852 debütirte
er hier mit der Oper nMatilcle Bentivogliou., die ihm vom Gouvernement eine
Belohnung von 300 Dukaten eintrug. Diese Oper wurde ebenfalls sehr bei-
fällig in Catana aufgenommen. Einen erhöhten Erfolg errang jedoch 1857
seine zweite Oper ^Piccarda Doiiatm. Mit der vieraktigen Oper » Vendella
slavaa beschloss P. 1865 seine dramatische Laufbahn; er schrieb noch mehrere
Hymnen, eine Trauersinfonie u. s. w., und veröffentlichte ein Lehrbuch »Voll-
ständiger Lehrgang für Canon und Fuge«. Seit 1863 ist P. Direktor des
Conservatoriums. Er ist auch Mitglied der Akademie in Rom und Ritter
mehrerer Orden.
Platz, Gabriel (Vlll, 122), wurde in Krain nicht Baiern geboren.
Platzor, Joseph, deutscher Componist der Gegenwart, machte sich durch
einige komische Opern bekannt, von denen die letzte »Der Raub der Sabi-
nerinnen«, in München im December 1876 mit Beifall gegeben wurde. Er
starb im April 1877 sechsunddreissig Jahre alt, und hinterliess unter anderen
auch eine Musik zu »Die Frösche von Aristophanes«.
Pleyel, Camille (VIII, 124), ist nicht 1792, sondern 1788 am 18. Decem-
ber geboren.
Pleyel, Mad. Marie Felicite (VIII, 124), wurde in Paris am 4. Sep-
tember 1811 geboren. Sie gab 1872 ihre Stellung als Lehrerin des Ciavier-
spiels am Conservatorium in Brüssel auf, und starb in Saint-Josse-ten Noode-
lez-Bruxelles am 30. März 1875.
Pohl, Carl Ferdinand (VIII, 128), zu seinen Werken gehört noch:
»Bibliographie der Muaiksammel werke des 16. und 17. Jahrhunderts«.
Pohle, Hugo, geboren den 22. Juni 1843 in Guben in Schlesien, grün-
dete im October 1870 einen Musikverlag, der bereits einen achtunggebieten-
den Umfang erreicht hat.
Poise — Poluische Musik. 353
Poise, Jean Alexandre Ferdinand (VIII, 129), wurde am 3. Juni
1828 geboren.
roissl, Job. Nepoiu. Freiherr von (VIII, 129), starb in München am
17. August 1865.
Poisson, Toussaint Rene, geboren in Paris 1797, starb in Paris am
13. September 1861. Als Schüler des Conscrvatoriums erhielt er 1819 den
zweiten grossen Compositionspieis, während Hah'vy den ersten erhielt. Er gab
heraus: »V Harmonie Jana scs plus ijratuls dereloppeme/its, ou Theorie de com-
position miisicalea (P&t'is, Meissonnier); >^De la Lasse sous le chant, ou VArt
d''accompa(jner la mtlodie et du contre-point et de la fugue<i (Paris, Vve. Canaux),
Poitevin, (4uillaume, Priester und französischer Musiker des 17. Jahr-
hunderts, war Mubikkhrer an der Metropolitankirche des heiligen Erlösers zu
Aix in der Provence. Laurent Belissen und der berühmte Operncomponist
Campra waren hier seine Schüler. Es sind vier Messen von P. bekannt, die
sehr geschätzt wurden und von denen eine in der Kathedrale noch lange Zeit
am Jahrestage des Todes von P. gesungen wurde. Er starb in Aix am
7. Januar 17U6.
Politiauo, Angelo (Politien VIII, 132), verfasste auch ein Schäferspiel:
i>0rp7ieus^i, zur Feier des Einzugs des Cardinal Francesco in Mautua, das eine
Geschichte der Anfänge dieser dramatischen Form giebt. Jeder der fünf Akte
trägt eine besondere Bezeichnung: »Pasforaleu, ytninj'alea, y>eroico-ne//romantico'i
und »baccanalea. Leider ist die Musik dazu nocht nicht aufgefunden worden.
Polka, ein böhmischer Nationaltanz im -/ ^ Takt, aus der neuern Zeit. Er
soll von dem Lehrer Jos. Neruda (s. d.) nach den Angaben eines Landmäd-
chens, 1835 aufgezeichnet worden sein, worauf er schnell Verbreitung und
zahh'eiche Nachahmer fand. Eine besondere Art ist die
Polka-3Iaznrka, eine Mazurka mit Polka-Touren und die
Polka tremblante (Zitter- oder gewöhnlich Hüpfelpolka genannt) , die
wiederum aus andern Touren zusammengesetzt ist. Auch zu einem besondern
Musikstück ist die Polka ausgeführt worden und man unterscheidet die
Polka de Concert, die besonders brillant, für den Concertvortrag einge-
richtet ist und die
Polka de Salou, mit mehr eleganter und zierlicher Fassung.
Pollet, Marie Nicole Simonin (VIII, 134), als Mi\e. Pollet Harfen-
spielerin der Kaiserin Josephine, später des König Murat von Neapel, starb
in Chattillon bei Paris im März 1864.
Pollini, Francesco (A'III, 134), starb in Mailand am 17. September
1846 (nicht 1847).
Polnische Musik. Als das älteste Denkmal polnischer Musik gilt uns bei
gänzlichem Maugel au schriftlichen älteren Documenten die Hymne y>J3o(/a rodzicaa
(aus dem Jahre 959), Musik und "Worte vom heiligen Adalbei't, der Böhme
von Geburt, seine geistlichen wie seine Musikstudien in Rom machte, später
nach Polen kam und daselbst Erzbischof von Gnesen, der damaligen Hauptstadt
des Reiches, -wui'de. Als solcher schrieb er, und zwar in polnischer Sprache
diese Hymne, die Polen sonach wol für sich beanspruchen darf. Sie fand bei
Polen und Slaven überhaupt grosse Verbreitung, galt dem damaligen Volke
nicht nur als Kirchenlied, sondern wurde auch vor Schlachten, bei feierlichen
Einzügen der Könige in eine Stadt und anderen wichtigen Anlässen intonirt.
Im Laufe der Zeiten erlitt sie stellenweise empfindliche Veränderungen, ist
jedoch glücklicherweise auf dem Grabe Adalberts in der Kathedrale von Gnesen
in Stein gehauen, und so uns damit authentisch erhalten. Die gräflich Zaluski'sche
Bibliothek in Warschau und jene der Fürsten Czartoryski in Puhiwy besitzen
wol die ältesten echten Kopien davon. Die ausserordentlich zahlreichen pol-
nischen und littau'scheu Volkslieder und Tanzmelodien mit ihren eigenthüm-
lichen fremdartigen melodischen Wendungen und Rhythmen, lassen auf ein noch
Musika], Convers.-Lexikon. Ergänzungsband. 23
354 Polnische Musik.
viel höheres Alter schliessen. Leider bringen die wenigen noch vorhandenen
Sammlungen aus früheren Jahrhunderten die Texte nicht mehr in dem ursprüng-
lichen Idiom mit dem sie entstanden sind, so dass in der Sprache kein An-
haltspunkt zur Bestimmung ihres Alters zu gewinnen ist. Noch weniger ist
dies bei den neueren Sammlungen eines Carl LijDinski, Albert Sowinski und
mehrerer Anderer, wie des, in dieser Eichtung besonders verdienstvollen Oskar
Kolberg, dessen Arbeiten nächstens vollständig veröffentlicht werden sollen.
Aus frühesten Zeiten stammen wol auch die polnischen Weihnachtslieder
ttKolendyv; die schon in den ältesten Cancionalen enthalten sind, und von denen
viele bis zum heutigen Tage im Yolksmunde fortleben; ebenso die yiHajnalya,
Morgenlieder, welche von den Ki-akauer Thürmen herabgesuugen wurden, um
die Einwohner zu wecken. Einer späteren Zeit gehört auf dem Gebiete der
Kirchenmusik die, in Czgstochowa gesungene Hymne an die heil. Jungfrau:
»O gloriosa domiiia«. Im 14. Jahrhundert unter Wiadysiaw Lokietek compo-
nirte Abt Witowski mehrere Gesänge in polnischer Sprache, nach dem Zeug-
niss des Bischofs Kadlubek, ebenso Kampa Jiodzia, Bischof von Posen, viele
Marienlieder und eines an den heil. Adalbert. Die böhmischen Brüder waren
die ersten, welche die ältesten Kirchenmelodien in einem Cancionale in Krakau
veröffentlichten, ein späteres vom Pater Artomius stammt aus dem Jahre 1558;
Mathias Siebenreich gab in Krakau eine Sammlung religiöser Gesänge 1557
heraus. Ebenso alt ist ein Auferstehungschor ytPrzez Tiuoje zmartwychwstaniea.
Das Cancionale von Wenceslaus Brzozowski, consenior der böhmischen Con-
fession, enthält mehrstimmige Motetten; eine spätere Arbeit desselben Brzozowski
ist ein Gesangbuch, welches in dem, damals polnischen Königsberg (Krolewiec)
im Jahre 1554 publicirt wurde. Eine wichtige Sammlung solcher mehrstimmiger
Motetten aus dieser Zeit ist jene von Andrysowicz, Krakau 1556 (die Bibliothek
in Pulawy besass das kostbare einzige Exemplar davon, welches jedoch im
Hevolutionskriege 1831 verloren gegangen zu sein scheint). Unter den Namen
der dort vertretenen Componisten trifft man folgende: Wenceslaus Szamotulski,
Lubelczyk, Tricesius u. a. m. Bald hierauf erschien das, der grossen Epoche
der Sigismunds würdigste Werk: die 150 Psalmen des Gomolka, eines Zeit-
genossen Palestrinas, Naninis etc. Man setzt sein Geburtsjahr auf 1564, was
jedoch irrthümlich erscheint, da sein Psalmenwerk die Jahreszahl 1580 trägt,
wie es das in der Krakauer Universitätsbibliothek befindliche Exemplar bezeugt;
er müsste sonst dieses Werk im 16. Lebensjahre verfasst haben. Josef Cichocki
hat in unserer Zeit mehrere dieser Psalmen in moderner Notation veröffentlicht.
Gomolka starb in Chorawla 1609.
Damals war Polen überhaupt reich an vielen hervorragenden Kirchencom-
ponisten, denn ausser obigen können wir anführen: Sebastian Eelsztyn, Wences-
laus Szamotulski, Martin von Lemberg, Organist des Königs Sigmund August
(1540), Zelencius, Christof Kicker, Brandus von Posen, Diomedes Caton, Palin-
gonius. Zu nennen sind hier noch aus jener und der nächsten Zeit: Eawa,
Priester in Posen (1545), Simon Piontka, Yicar der Krakauer Kathedrale
(gest. 1592), Jan Broski de Kurzelow (1581) etc. Leider findet man ihre
Werke nur zerstreut in den verschiedenen Klöstern und den wenigen Bibliothe-
ken grosser Familien, die eben den A^erwüstungen der Türken, Tartaren und
Schweden in den blutigen Kriegen, deren Schauplatz Polen war, entgangen
sind. Die grössere Anzahl solcher Werke besitzt Krakau, seit den ältesten
Zeiten der Heerd aller intellectuellen und besonders Kunstbestrebungen des
polnischen Volkes. Hatte die Krakauer Kathedrale schon längst ihre eigene
Musik, bei der wahrscheinlich auch Instrumente verwendet wurden (ihr Musik-
archiv bewahrt noch viele, darunter manche ausser Gebrauch gekommene), so
stiftete 1542 Sigismund der Alte eine der wichtigsten Institutionen für die
Kunst in Polen: das Collegium der Korantisten au derselben Kathedrale, die
täglich Frühmessen und an den Sterbetagen der Jagellonenkönige Trauermessen
zu singen hatten, und zwar nach römischer Art a Capeila, wie die in dem
Polnische Musik. 355
Kathedrularcliiv sich Ijofindliche königl. Originalstiftungsurkunde besagt: itprae-
nohili arte italianav. Im Laufe der zwei Jalirhund<'rte seiner Existenz hatte
dieses Collegium 17 Direktoren, namentlich: 1. Abhe Nicoluus von Posen (1543),
2. Christof Borek (lö57), 3. Benedikt von Strvjkow, Kaplan Sigmund Augusts
(1574), 4. Abbe Stanislaus Zajac (1602), 5. Adalbert Warka (1019), 6. Johann
Borimius (1624), 7. Martin von Mielce (102H), 8. Hanibal (Jrgass, Kapell-
meister (1629), 9. Johann Kromer(163U), 10. Adam Janicki (1669), 11. Mathias
Miskiewicz (1680), 12. Mathias Lukaszewicz (1685), 13. Nikolaus Pieskowicz
(1694), 14. Johann Porembski (1700), 15. Abbe Gregor Gorczycki (1734),
16. Josef Masilewicz (1740), und 17. Penkaiski (1760). Unter den letztern
ragt besonders Gregor Gorczycki (gest. 1754) hervor; was wir von seinen
Arbeiten in der Bibliothek der Krakauer Kathedrale besitzen, gibt eine hohe
Idee von seinem Talent und seinen Studien, Gorczyckis Denkmal befindet sich
neben dem Grabe Kasimirs des Grossen und trägt die Aufschrift: »dem unaus-
löschlichen Andenken Gregor Gorczyckis, Kanonikus von Skalmierz, Peniten-
tiarius und Musikdirektor, von Allen, die Perle der Geistlichkeit genannt, ge-
storben 1754«. Ausserdem hatten in Krakau die Jesuiten eine Musikkapelle,
anfangs in der heil. Barbarakirche, später bei St. Peter; sie zählte hundert
Musiker, und verfügte zur Zeit des berühmten Jesuiten Skarga über ein Kapital
von 40,000 Gulden, für damalige Verhältnisse wol eine ansehnliche Summe.
Die Königin Bona, Gemahlin Königs Sigmund des Alten, selbst Italienerin
von Geburt, zog viele italienische Künstler nach Polen; Musikschulen wurden
unter deren Leitung an vielen Punkten des Landes gegründet, und obwol die
zwei letzten Könige des Jagellonenstammes noch bedeutend die einheimischen
Kräfte bevorzugten, so behaupteten doch bald Italiener ausschliesslich das
Terrain. "Während bisher alles ernste musikalische Streben der Yocalkirchen-
musik zugewandt war, organisirten nun die fremden Meister an den Höfen
Orchester, deren Leistungen bald allgemein beliebt wurden, und so einen der
Instrumentalmusik günstigen Umschwung in der Geschmacksrichtung hervor-
riefen. Nach dem Vorbilde des königl. Hofes begannen alsbald auch grosse
Adelsfamilien des E-eiches in ihren Familiensitzen eigene Musikkapellen, Sänger
und Instrumentisten, meist eingeborne Kräfte, unter Leitung von Italienern,
zu halten. So hatten die Fürsten Eadziwil, seit Jahrhunderten grosse Kunst-
gönner, von denen viele selbst als tüchtig gebildete Musiker, ja als Componisteu
sich ausgezeichnet (namentlich die Fürsten Christof, Boguslaue, Karl, Louis, Anton),
die besonders kunstliebenden fürstl. Familien: der Czartoryskis, der Sapiehas,
der Sanguszkos (besonders Fürst Janus Sanguszko) und Oginskis, ferner die
Grafen Starzenski, Zamoyski und viele andere, nicht nur ihre eigenen Kapellen,
für welche ausgezeichnete Kräfte des Auslandes herangezogen wurden, sondern es
galt auch diesen wahren Kunstgönnern als Ehrensache, aufkeimende Talente
im Auslande bilden zu lassen.
Freilich musste unter solchen Umständen in diesen höheren Kreisen, die
echte polnische Musik mit ihrem eigenthümlichen nationalen Charakter, nach
und nach italienischen, später auch deutschen Einflüssen weichen; diese wurde
aber im Volke und dem kleinen Landadel immer mit liebevoller Pietät ge-
pflegt und auf unsere Zeiten vererbt, so dass sich heute noch in den oben er-
wähnten Weihnachtsliedern {i>Kolendyu) , andern populären Kirchengesängen,
Balladen, Liebesliedern, Kriegsgesängen, ferner in den Tanzmelodien, wie den
Mazurkas, Krakowiaks, Obertas, Kujawiaks, endlich in den schwärmerischen
Dumkas und den litauschen Dainos der Typus polnischer Musik bis auf
unsere Tage erhalten hat. An diesen unverfälschten Klängen des Volkes hat
sich die Chopinsche Muse vollgesogen, und bringt ihren Duft nicht nur in
den Mazurkas und Krakowiaks, sondern auch in den grössten Schöpfungen des
polnischen ^Meisters. Die ehemals volksthümlicheu . freilich mit jedem Tage
seltener werdenden Instrumente waren: aus der Familie der Saiteninstrumente
die Bandurka, der Bardon (Lautenarten), die Lyra, Teorban, Harfe, Cymbaiy
23*
356 Polnisclie Musik.
(Cimbel) und unsere heutigen Bogeninstrumente; von den Blasinstrumenten die
Szalmaj, Surma, Dudy, Dudka, Fujara, Geüsla, Gaida, Stört, Krzywula, Mul-
tanka, Szryary; und das Schlaginstrument Taraban etc. Ausführliches darüber
findet sich in dem "Werke von IMargocki »Ueber die polnischen Instrumente
des 16. Jahrhunderts«, und in einem interessanten Ai-tikel von Fürst Adam
Czartoryski, in der Zeitschrift »Czasopismo« (Jahrgang 1828 Nr. 1).
Schon unter AVludyslaw IV., also Anfangs des 17. Jahrhunderts, entwickelte
man eine grosse Thätigkeit auf dem Felde des musikalischen Dramas ; in War-
schau wurden mit einem reorganisirten Orchester am Hoftheater Dramen mit
Musik aufgeführt, wobei freilich eine, für diese Epoche sehr glänzende Aus-
stattung und Scenerie die Hauptrolle spielte. So gab man im Jahre 1634:
y>Il ratto d^J^llenaa, draraa musicale von Virgil Puccitelli, in Danzig zum Empfange
der Gremahlin Wladyslaws, Maria Gonzaga, die Oper y^Ciipido und Psychen von
Marco Scacchi, einem Schüler Anerios, welcher schon von Sigmund III. nach
Polen berufen war. Das hierzu eigens erbaute Theater, die Decorationen,
Maschinerien kosteten 100,000 Thaler. Im Jahre 1635 gab man im "War-
schauer Schloss das Musikdrama y>Daphnis(i von Jeremias Paschatti. Unter
August II. wurden in AVarschau italienische Opern gegeben, zu denen das ge-
ladene Publicum freien Eintritt hatte. August III. ernannte den grossen
J, S. Bach zum königl. ijolnischen Hofcompositeur. Stanislaus August Ponia-
towski hielt eine italienische Oper mit den vorzüglichsten Gesangskräften besetzt.
Paisiello, Cimarosa, Pugnani und Viotti (letzterer sogar als Orchestermitglied)
weilten damals in Warschau und Paisiello führte da sein Passionsoratorium
1774 auf. Der Schauplatz dieser Bestrebungen waren anfangs freilich nur die
königlichen Höfe und die der ersten fürstlichen Familien, welche sich ein so
kostspieliges Vergnügen erlauben durften. Erst gegen Ende des 18. Jahrhun-
derts, mit der sich entwickelnden Blüte der grösseren Städte, konnte diese
Kunstgattung auch dort einen Boden gewinnen, und so bekam Warschau sein
öffentliches Theater, auf welchem allerlei Melodramen, Singspiele u. dergl. ein-
heimischer und fremder Autoren aufgeführt wurden, und kurz darauf wurden
auch in Krakau, Lemberg, Posen, und endlich in Wilna und Dublin stehende
Bühnen errichtet. Im Jahre 1778 gab man mit grossem Erfolge die erste
polnische Oper: y>JJszczeslitviona nedzav^ von Math. Kaminski (geb. 1734). Ihr
folgte bald 1779 rtZoskaa und y)Prostota CTioflüvaa ; 1780 y>Tradycya zaiatwiona« ;
1781 liBalik (jospodarskU; 1794 yiSiowik«, alles Werke desselben Autors. Kajetani
schrieb 1779 »Nie kazdy spi, ten co chrapia; 1787 »Zofniers czarnoTcsieznik<.<.;
1788 y>ZöUa szlafinycai- Weinert: 1782 y>Szkrupul niepotrzebnys. ; 1808 -nDiabel
alchimistaa. Epochemachend war Johann Stefanis populäres Singspiel nKra-
koioiacy i Görale«, welches heute noch mit Beifall auf jedem polnischen Theater
gegeben wird und zu dem später Karl Kurpinski einen zweiten Theil schrieb.
Hochverdient um die Entwicklung der Oper ist Josef Eisner geworden
(geb. 1768, gest. 1848), der 31 grosse und kleinere Opern componirte, von
denen viele ganz ausserordentlichen Erfolg hatten. Diesem Manne schuldet die
polnische Kunst sehr viel, und so gross seine Verdienste um Kirchenmusik
und Oper in Polen waren, so stellt ihn fürwahr der Umstand fast noch höher,
dass von ihm grössteiatheils die Anregung zur Gründung des Warschauer Con-
servatoriums ausging; der höchste Titel aber zur unauslöschlichen Dankbarkeit
seiner Landsleute bleibt wol, dass er so grosse Verdienste an der Heranbildung
eines Chopin hatte. Nach Eisner müssen wir in erster Reihe Karl Kurpinski
(geb. 1784), als einen der rüstigsten Arbeiter für die Hebung der polnischen Oper
nennen. Wir besitzen von ihm ausser vielen Opern auch Kirchenmusikwerke, Can-
taten und Instrumentalcompositionen von anerkanntem Werthe. Feliks Dobrzynski
(geb. 1807), ein Studiengenosse und Jugendfreund Chopins, machte sich durch
seine Oper »Monhar« oder »die Flibustier«^ und durch zwei Sinfonien, namentlich
durch jene in Cmoll, auch in ausserpolnischen Kx'eisen vortheilhaft bekannt. Stanis-
laus Moniuszko (geb. 1819 in Lithauen, gest. 1873), ein äusserst fruchtbarer
Polnische Musik. 357
Coinponist, liess der polnischen Bühne die Opern: nHalkau, nStrasziii/ dwörv,
nllral/inaa, vFlin«, nJaivnutav., » T'erbum nobilea u. s. w., die sich sämintlich einer
grossen Beliebtheit bei seinen Lundsleuten erfreuen; Fürst Kadziwii, Componist
der Musik zu »Faust«, Franz Mirecki, "Wojciech Sowinski, Fürst Poniatuwski,
der talentvolle, leider früh verstorbene Duniecki, Holfman, Münchheiraer, Hertz
und viele andere waren und sind theihveise auf diesem Felde tliätig. Es konnte
nicht anders kommen, als dass bei solchem Eraporblühen der polnischen Oper,
sich auch hervorragi-nde Gresangskräfte heranbildeten; so Antonia Campi, ge-
borne Michalowicz, eine Polin für die IMozart, die Rolle der Donna Anna in
Prag schrieb. Berühiut als ausgezeichnete Königin der Nacht in der Zauber-
flüte und später in Rossinischen Sachen, wurde sie k. k. Hofopernsängerin in
Wien und starb daselbst 1822. Ausser diesen verdienen erwähnt zu werden
die Sängerinnen: Truskolaska, Jasinska, Lesnicwska, Turowska, Eywacka, Rivoli,
Zawisza, Dowiakowska, Jakowicka, Majeranowska; die Sänger: Negroni, Dobrski,
Kaczkowski, Troszel, Miller, Markowski, Borkowski, Kaminski, Filleborn u. a. m.
In neuester Zeit ernten eine Kochanska, ein Reszke und Mierzwinski an den
grössten Bühnen Europas ungetheilten, grossen Beifall. Auch die höhere
Dilettanteuwelt ist hier glänzend vertreten durch die Gräfin Delfine Potocka,
die enthusiastische Freundin Chopins, dem sie an seinem Sterl)ebette Stradellas
Kirchenarie vorsingen musste; Frau Marcella Lederer in Lemberg, eine musi-
kalisch hochgebildete Schülerin von Emanuel Garcia, Baron Larisch, Schüler
des Lablache und noch viele andere. Das rauhe, nördliche, stimmenfeindliche
Klima mag wol schuld sein, dass diese Liste nicht noch reicher ist.
Ausgezeichnete Instrumentalisten kann Polen wol noch in weit höherer
Anzahl aufweisen. Nennen wir hier gleich und vor allen Anderen die Sterne
erster Grösse, die mit ihrem Glänze alles andere in der Kunstgeschichte ihres
Vaterlandes überstrahlen und deren Namen ganz gewiss zu den besten in Europa
gezählt werden: Karl Lipinski (s. d.) und Friedrich Chopin (s. d.). "Was
Chopin schrieb, bleibt für alle Zeiten das höchste Ideal polnischer Musik.
Ohne dass sich in einem einzigen Takte eine banale Benützung nationaler
Themen, oder eine sklavische Nachäffung derselben nachweisen liesse, schwebt
doch über allen der Geist polnischer Melodik, mit ritterlichen, stolzen, schwär-
merischen Accenten; ja selbst der Geist polnischer Sprache findet sich so präg-
nant in der musikalischen Diction wiedergegeben, wie nicht sobald in einer
Composition irgend eines seiner Landsleute ; höchstens sind ihm hier etwa Fürst
Oginski mit seinen Polonaisen, und Dobrzynski in seinen glücklichsten Momenten
nahe gekommen. Das gilt auch von seinem ausgezeichneten Schüler Carl
Mikuli, der die unstreitig beste Ausgabe der Werke des Meisters redigirte und
dessen Claviercompositionen an dem Geiste Chopins genährt und gross gezo-
gen erscheinen. Nach Lipinski glänzte unter den polnischen Violinisten, von
denen die meisten in der französischen Schule herangebildet waren, vor allen
der jüngst verstorbene Heinrich AVieniawski, der durch seine ausserordentliche
Technik auf Iteiden Hemisphären Ruhm erwarb. Allgemeine Anerkennung fanden
seiner Zeit Apoliuary Kontski, Serwaczynski, ein Zeitgenosse Lipinskis, Dura-
nowski, Baranowski; dann Taborowski, Biernacki, Friemann, Felix Lipinski (ein
jüngerer Bruder des grossen Carl), Lada, Lotto, Barcewicz u, v. a.
Als Cellisten zeichneten sich aus: Herrmann und Kossowski. Das Clavier-
spiel wird, wie im übrigen Europa, auch in Polen am meisten cultivirt; einen
hervorragenden Platz nehmen ein: Frau Szymanowska, die bekannte Freundin
Goethes und Schülerin Fields, Hedwig Brzowska, Anton Kontski, Edward Wolf,
Fontana, Szopowicz , Nowakowski , Zarzycki , Smietauski . Hofmann, Josef
Wieniawski. Aus der Schule Chopins stammen die Fürstinnen Marcelina
Czartoryska und Karl Mikuli (s. d.). Wenn wir nun noch schliesslich den
ausgezeichneten Clarinettisten Tropianski, die Flötisten: Jackowski, Gabrielski,
die berühmten Brüder Dopi)ler (gebürtige Lemberger), endlich die Organisten:
Freyer, Prochaska, Zientarski, Stoczynski und Goraczkiewicz anführen, so giebt
358 Polnische Musik.
diese reiche Liste ein ganz ehrenvolles Zeugniss von den erfolgreichen Bestre-
bungen auf dem Gebiete der Instrumentalmusik in Polen. Alle genannten Vir-
tuosen haben, wie natürlich auch für den Concertgebrauch, Compositionen ge-
schaffen, von denen viele eine grössere Verbreitung in Europa gefunden haben.
Keines aber mehr als die y>priere cVune vier(je<.<. einer Badarzewska (!!), wol ein
trauriger Beweis, dass es mit der Allgemeinverbreitung musikalisch aesthetischen
Sinnes in Europa noch immer nicht sehr glänzend steht. Auf dem Felde der
Sinfonie und Kammermusikwerke sind nicht viel Namen anzuführen, denn ausser
den bereits erwähnten Dobrzynski, Kurpinski, Duniecki, zu denen wir noch
Lessei, einen Schüler Haydns, und Graf J. St. Ilinski (geb. 1795), der Beetho-
vens Unterricht genossen haben soll und mehrere bedeutendere Sachen geschrie-
ben hat, unter andern ein Requiem, Tedeum, Stabat mater, Streichquartetten
u. s. w. hinzufügen wollen, leisten in letzter Zeit nur Zelenski und Noskowski
ganz Verdienstliches. Von Liedercomponisten sind nächst Moniuszko, der viel
geschrieben hat und sehr jjopulär wurde, noch Troszel, Fürst Lubomirski,
Nowakowski, Zarzycki und Marceil Madeyski sehr beliebt.
Viel versprechend für die Zukunft ist das, seit mehreren Decennien in
Polen sich entwickelnde Musikvereinswesen. Nicht nur dass es die ausübenden
Künstler- und Dilettantenkräfte in regerer Thätigkeit erhält, sie einander zu
gemeinschaftlichen Wirken näher bringt, sondern es schafft auch ein, mit musi-
kalischen Dingen immer mehr vertrautes Publicum, dessen reifende Urtheils-
fähigkeit nicht ohne wohlthätigen Einfluss auf junge Talente bleiben kann. War-
schau, die volksreichste Stadt des Landes und noch immer das Centrum des
polnischen Lebens, gebietet hier natürlich über die grössten Mittel. Mehrere
an den Theatern bestehende Orchester erleichtern bedeutende grössere Musik-
auffühi-ungen und so besteht seit Jahren ein Musikverein, der sowol Vocal-
sachen, Orchesterwerke, als auch die Kammermusik sorgsam pflegt. Trotzdem
es an Mitteln bedeutend äi-mer ist, darf man jedoch Lemberg mindestens auf
gleiche Höhe mit Warschau stellen. Schuppanzigh, dem die Beethovenschen
Quartette gewidmet sind und der gegen das Jahr 1820 als Beamter in Lem-
berg weilte und regelmässige Streichquartettabende veranstaltete, gab die erste
Anregung zur Pflege guter Musik in Lemberg. Lipinski, J. C. Kessler, Mozarts
Sohn (welcher seit 1823 in Lemberg lebte und 1844 in Karlsbad starb), end-
lich Puckgaber setzten das begonnene Werk mit grossem Eifer fort, und be-
warben sich schon in den zwanziger Jahren um die Bewilligung zur Gründung
eines Musikvereins, welche aber erst im Jahre 1835, von der damals in Ver-
einsangelegenheiten sehr vorsichtigen Regierung ertheilt wurde. Die oben ge-
nannten tüchtigen Musiker waren die Leiter der jungen Anstalt. Das Jahr
1848 machte dessen weitere Existenz fraglich, Bibliothek, Instrumente wurden
während der Revolution dieses Jahres ein Raub der Flammen, und es dauerte
geraume Zeit, ehe es den Musikfreunden gelang, diese Wunden zu heilen. Im
Jahre 1858 berief man Karl Mikuli (s. d.), einen Schüler Chopins, und Henri
Rebers in Paris an die Spitze des Vereins, einen ausgezeichneten Musiker, der
sein Publicum mit den besten Werken der Kunst, namentlich auf klassischem
Gebiete seit 23 Jahren vertraut macht, so dass man Lemberg heute wol mit
Recht die musikalischeste Stadt Polens nennen kann. Seinem unermüdlichen Eifer
genügten Concertaufführungen und Kammei'musiksoireen, bei welchen er auch
als Ciavierspieler thätig ist, nicht, denn in der Kirche St. Nicolaus und der
armenischen Domkirche wurden auch jahrelang die Meisterwerke altitalienischer
und deutscher Kirchenmusik aufgeführt.
Erfreulich für polnische Musikzustände ist es, dass dem Beispiele War-
schaus und Lembergs folgend, seit einigen Jahren selbst in kleineren Provinz-
städten Galiciens und Congresspolens Musik- und Gesangsvereine entstehen.
Eine lange Reihe von Jahren besass nur das einzige Warschau eine öffentliche,
mit Staatsmitteln subventionirte Musikschule, das Conservatorium , gegründet
1821. Soliwa, Eisner, Kurpinski waren die ersten Direktoren desselben. Die
Polnische Musik. 359
Revolution von 1830 trieb Schüler und Professoren auseinander, so dass die
Anstalt geschlossen werden musste. Zwar wurde sie im Jahre 1834 unter
Soliwa wieder eröfi'net, aber sie fristete doch nur ein sehr Ijescheidenes Dasein,
bis Apolintiry Kontski im Jahre 1861 von der Regierung zum Direktor der-
selben ernannt wurde, welcher der Anstalt neuen Aufschwung gab. Nach seinem
Tode überuahm Zarzycki, ein tüchtig gebildeter Musiker, das Direktorium.
Heute besitzt Polen ein zweites Conservatorium und zwar in Lemberg. Hervor-
gegangen aus dem dortigen Musikverein wird es vom Lande und der Stadt
subventionix't, und steht gleichfalls unter der Direction Karl üNIikulis. Bedeu-
tende Unterstützungen kunstliebeuder Gönner sichern dessen weitere Entwickelung;
so fiel ihm ein nahrahafter Theil des Lipinskischen Vermögens zu, und Dr. jur.
Malinowski , Advokat in Lemberg , verschrieb ihm jüngst ein Kapital von
20,000 ü. In letzter Zeit entstand auch in Krakau eine Musikschule unter
Leitung des Direktor Niedzielski. Alle diese Schulen thuen ihr Redlichstes
für die Verbreitung von solidem "Wissen und Können, ihr Hauptverdienst aber
ist, dass sie das Land mit tüchtigen Lehrern versorgen, an denen es bisher
grossen Mangel litt. Da die Liebe zur Musik den Polen in hohem Grade
eigen ist, und im Volke selbst tief wurzelt, die Masse interessanter Volkslieder
spricht schon dafür, muöikalische Talente selbst von hoher Bedeutung nicht
selten sind, so lässt sich hoffen, dass das Emporblühen der Musik in Polen
schon in nächster Zukunft ein sehr erfreuliches werden wird, besonders wenn
die betreffenden Regierungen nicht nur keine Hindernisse der nationalen Ent-
wicklung entgegenstellen, wie es leider bis zum Jahre 1848 der Fall war, wo
alles polnische Streben eben als hochverrätherisch galt, sondern im Gegentheile
die sich organisirenden und bereits bestehenden Institute kräftig und mit Geld-
mitteln untersützen. Vor allen aber haben die an der Spitze der geistigen
nationalen Arbeiten stehenden Ki'eise die hohe Aufgabe, zwei Gefahren von
ihrem Vaterlande fern zu halten: fürs erste den leider in Polen seit Jahrhun-
derten bestehenden Hang zur Parteizersplitterung. Das »liberum veto«, welches
für Polen viel verderblicher war als alle fremden Bajonette, ist auf allen Ge-
bieten, auch auf musikalischen, geradezu unheilbringend. In fast allen polnischen
Vereinen kommt der betrübende, leider häufige Fall vor, dass sie sich nicht
sowol in Prinzipien- als in Personalfragen in kleinere, natürlich dann ohn-
mächtige Körper zu zersplittern geneigt sind. Selten ist es einer leitenden
Kraft gegönnt, die heilsamsten und bestgeplanten Beschlüsse, durch eine längere
Reihe von Jahren ungestört durchführen zu können ; so verliess ein Carl
Lipinski, fast weggedrängt obscurer Nebenbuhler wegen, einst Lemberg. Der
Warschauer Verein hatte im Zeitraum der letzten sieben Jahre vier Direktoren.
Die Lemberger musikalischen Kräfte sind in mehrere Lager gespalten, welche
einander feindlich entgegen arbeiten; es ist beinahe unerklärlich, dass dort
Mikuli sich 23 Jahre lang am Ruder hält! Dasselbe Beispiel wiederholt sich im
Schoosse der Vereine kleinerer Städte; »Concordia parvae i'es crescunt« sollte
der heilsame "Wahlspruch aller polnischen Gesellschaften werden! Ebenso hin-
derlich kann für das Gedeihen der Kunst in Polen das in jüngster Zeit immer
mehr sich bemerkbar machende Streben werden , ausländische Kunst geradezu
über Bord zu werfen und Sympathien nur den einheimischen Componisten zu-
zuwenden. So erklärlich eine Abneigung gegen alles Fremde bei einem ^'olke
ist, welches seine Selbständigkeit verloren, und unter fremden, mehr oder
weniger empfindlichen Druck seit einem Jahrhundert leidet, dem selbst der
Gebrauch seiner Sprache im öffentlichen Leben, Schulen u. s. w. gehindert war,
so wäre doch solche Tendenz auf dem Gebiete der Kunst, für Polen selbst
sehr beklagenswerth. Die eigene polnische Musikliteratur ist trotz einiger
glänzenden Namen, noch immer zu arm dazu (wir haben doch nur wenige
Sinfonien, zwei von Dobrzynski, eine von Duniecki, eine von Zelenski und zwei
von Noskowski). "Wo stände die Kunst, wenn die Italiener im 15. Jahrhun-
dert es verschmäht hätten, von den Niederländischen Meistern zu lernen? Hat
360 Poncliard — Ponchielli.
Deutschland in weiterer Epoche der Kunstgeschichte eine glänzende musikalische
Zukunft eingebüsst, dass Italiener und deren Musik Jahrhunderte lang an seinen
Höfen und allen Kunstanstalten beinahe ausschliesslich dominirten? Hat Salieri
einen Beethoven, Porpora einen Haydn, P. Martini einen Mozart verhindert,
die Heroen eben deutscher Kunst zu werden? AVenn die Franzosen stolz auf
ihre Lullys, ihre Eameaus, ihre Grretrys, ihre Boildieus, die Sinfonien der
deutschen Grrossmeister von ihren Programmen fernhielten, woran sollten sich
aufwachsende Geschlechter in dieser Kunstgattung zu eigenem Schaffen be-
geistern? das sich so leicht selbst genügende Italien holt in jüngster Zeit fleissig
nach, was es durch vornehme Nichtbeachtung hoher Geistesschöpfungen anderer
Völker, an sich selbst verbrochen. Endlich hat sich denn das musikalische
Europa gegen Grössen wie Chopin, Lipinski, Wieniawski und viele Andere je
ablehnend verhalten, dass dies eine Eecij^rocität hervorrufen sollte?
"Wir zweifeln nicht, dass eine geradezu krankhafte Erscheinung mit dem
Besserwerden der politischen Lage der Polen und an der Sonne der Freiheit
schwinden wird, und dass eine so intelligente, thatkräftige Nation voll hoher
Aspirationen, eine Nation, die einen Mickiewicz, Slowacki, Krasinski, Malecki,
einen Mateiko, Siemiradzki u. s. w. besitzt, in der europäischen Völkerfamilie
auch auf dem Gebiete der Tonkunst einen ebenbürtigen Platz einzunehmen
berufen ist.
Pouchard, Louis Antoine Eleonore (VIII, 139), nicht Jean Frederic
Auguste, wurde geboren am 31. August 1787 und starb in Paris am 6. Januar
1866. Seine Gattin:
Pouchard, Marie Sophie (VIII, 139), starb ebenfalls in Paris am
19. September 1873.
Ponchielli, Amilcare, einer der hervorragendsten dramatischen Compo-
nisten der Gegenwart in Italien, wurde in Paderno Fasolaro am 1. September
1834 geboren und betrat, kaum neun Jahr alt, das Mailänder Conservatorium,
in welchem er Schüler Cagnonis wurde. Im September 1854 zwanzig Jahr
alt, verliess er dasselbe, und da er den Kampf mit den Verhältnissen in Mai-
land sich nicht aufzunehmen getraute, auch die Stadt, und nahm in Piacenza
die bescheidene Stelle eines Musikdirektors der Nationalgarde an. Dieselbe
Function übernahm er später in Cremona, wo er auch Gelegenheit fand, seine
erste Oper »J Promessi Sjyosi«, am 30. August 1856 zur Aufführung zu brin-
gen, welcher 1861 y>La Savojarda« folgte. Ferner schrieb er das lyrische Drama
yiBoderico re de'' Goti«; in Piacenza 1864 aufgeführt, ein Ballet und die Oper
»La Stella del monte«. Diese sämmtlichen "Werke verhallten jedoch, ohne den
Namen des Componisten in weiteren Kreisen bekannt zu machen. Erst 1872
als im neuerbauten Theater Dal Vermo seine erste Oper y>i Promessi S2)0si«
in überarbeiteter Fassung Avieder auf die Sceue gelangte, kam P. zur gebühren-
den Anerkennung. Die Oper erzielte trotz ihrer Ungleichheiten, einen durch-
schlagenden Erfolg, und als es zur Kenntniss des Publicums gelangte, dass der
Componist sechszehn Jahre in Geduld diese Stunde erharrt hatte, überschüttete
es ihn förmlich mit Beifallsbezeigungen. Von dem Theater La Scala erhielt er
alsbald den Auftrag, die Musik zu einem siebenaktigen Ballet zu schreiben:
nLe Due Gemelli^, welches im Februar 1873 in Scene ging. Auch diese Musik
rief einen derartigen Enthusiasmus hervor, dass der Verleger Ricordi in Mai-
land die Ciavierpartitur dieser Musik im Druck erscheinen liess, etwas was in
Italien nicht zu häufig vorkommt. Ein Marsch aus dem letzten Akt dieses
Ballets wird als von besonderer Wirkung bezeichnet. Als den genannten Wer-
ken in Bezug auf Grösse des Stils und geschickter Behandlung des Vocalen
und Instrumentalen noch bei weitem voranstehend, werden die nächstfolgenden
Werke P.'s bezeichnet: »J Litiiani«, Oper in di-ei Akten von Ghislanzoni, auf-
geführt am 7. März 1874 in Mailand, erzielte einen bedeutenden Erfolg, nicht
minder nGioconda«, ebenfalls in der Scala in Mailand am 8. April 1876 auf-
geführt. Minder glücklich fiel die Wiederaufführung der Oper »La Savojardaa
Poniatowaky — Poimlus. 361
unter dem Titel nLinau aus. P. gehört in Italien zur Zeit mit zu denjenigen
dramatischen Componisten, auf den die Nation die meisten HotVnungen setzt. Er
schrieb noch nil l^arlatore eternoa Scherzo comico von Ghislanzoni (in Lecco 1873
aufgeführt); die Gelegenlu'itscautate »A Gaefano Donizettiv, im Theater Riccardi
am 13. September 187;') in Bergamo aufgeführt: eino Trauercantate y>il'2'.) Maijfjioit,
zum Gcdächtniss des Dichters IManzoni; einen Trauerujarsch; nFanfasia militare<t\
das Ballet »Clarinai; Romanze nEternatnentta für Sopran, mit Begleitung von
Piano und Violoncello u. s. w. P. ist mit der dramatischen Sängerin Teresina
Brambilla verheiratet.
Poniatowskj, Joseph Michel Xaver, Prinz (VIII, 13'J)) starb plötzlich
in London am 3. Juli 1873. Nachdem er in Paris, in Folge eines commer-
ziellen Unternehmens, der Docks von Saint-Quentin, zu welchem er von Napo-
leon III. ein Privilegium erhalten, alles was er besass verloren hatte, kam ei*,
durch die Kriegsereignisse aus Paris vertrieben, 1870 von allen Mitteln ent-
blösst, nach London. Er unternahm es dort, Gesangstunden zu geben, und
schrieb die Oper nGehiina« , die mit Adelina Patti in der Titelrolle 1872 in
Covent Garden aufgeführt wurde. Er hatte eben mit dem Entrepreneur Uli-
mann einen Contract als Orchesterdirektor einer lyrischen Truppe für Amerika
unterzeichnet, als ihn der Tod ereilte.
Ponsit'chi, Cesare, Pianist und Musikschriftsteller, ist in Italien 1830
geboren und bekleidet seit 1861 am Conservatorium in Florenz die Stelle eines
Stimmers und i\Iechanikers der Instrumente. Er veröffentlichte ein kleines,
mit Sorgfalt verfasstes Buch, eine Geschichte des Claviers, in welchem die Er-
findung und die ersten Verbesserungen des Claviers durch Cristofori besonders
berücksichtigt sind. Der Titel ist: »7Z Piaiwf orte sua origine e sviluppo<i.
(Florenz, Guidi, 1876, in 12, 77 p. mit Zeichnungen). Zwei andere, seit lange
vorbereitete AVerke desselben Autors sollen demnächst erscheinen: 1) »ia
Completazione di tutti i 7nodelli deV inveiitione del inanoforte, coi perfezionamenti
2)ortati dal progresso«; 2) »Del Tempcramento in generale, e piic specialmente di
quello degli istnanenti a tastiera.
Poutecoulaut, Louis Adolphe (VIII, 143), veröffentlichte: y>Musee in-
strumental du Conservatoire de Musique, Histoires et anecdotesa (Partie I, Paris,
Levy, 1864, in 12); y>La Musique ä V Exposition universelle de 186'«. (Paris
aux bureaux de l'art musical, 1868, in 8''): TnLes Phtnomenes de la musique«
(1868. in 12").
Poorteu, Arv., Violoncellist, geboren in Riga gegen 1835, studirte erst
in seiner Vaterstadt Musik und besuchte dann das Conservatorium in Brüssel.
Er Hess sich als Virtuose in Belgien, Holland, in Paris und in Russland hören.
Zur Zeit gehört er der kaiserl. Hofkapelle und als Lehrer dem Consei'vatorium
in Petersburg an. Er gab in französischer Sprache heraus: »Tournee artis-
tifjue dans Vinterieur de la Russiea (Brüssel, Maquardt, 1873).
Popper, David (VIII, 145), einer der bedeutendsten Violoncellovirtuosen,
ist am IS. Juni 1845 in Prag geboren, und machte auch dort am Conservato-
rium seine Studien. Er wurde dann Violoncellist in der Hofkapelle des Fürsten
von Hechingen in Löwenberg und erhielt 1868 einen Ruf nach "Wien als Solist
und Concertmeister der Hofkapelle. Seit 1872 ist er mit der Pianistin Sophie
Menter verheiratet.
Populus, Nicolas Adolphe Alphouse, Organist und Componist, wurde
in Arcueil 1831 geboren. Er war erst Schüler der Kirchensingschule St.
Jacques du Haut-Pas, unter dem Direktor Dhibaut, wurde dann in Paris
der Schüler von Elwart, Charles Manry, Perez y Alvarez, !M. Gueit, und
erhielt, eben vierzehn Jahr alt, die Organistenstelle an St. Jacques. Nach-
dem er dann älinliche Stellungen an zwei anderen Kirchen gehabt, kehrte er
an St. Jacques zurück und wirkt dort seitdem als Kapellmeister. P. ist auch
Gesanglehrer der Stadtschulen in Paris, Musikdirektor und Gesanglehrer der
Schulen St. Genevieve und Sacre Coeur. Er gründete 1869 den Chorverein
362 Porion — Pougin.
»St.-Michel« und 1870 »Societe des quintettes liarmouiques«. Die Compositionen
P/s bestehen in Orgel- und Claviercompositionen und Vocalwerken , Einzelge-
sänge mit Clavierbegleitung und mehrstimmige, meist religiöse Gesänge.
Porlou oder Borlon, Artus, Verfertiger von Lauten, lebte gegen Ende
des IG. Jahrhunderts in Antweri^en.
Porion oder Borlon, Peter, betrieb ebenfalls die Lautenmacherei in
Antwerpen, um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Ein Contrabass, den er
für den Ivirchenchor an der Kathedrale anfertigte, ist noch vorhanden. Im
Innern des Instrumentes befinden sich die Worte: Peeter Porion tot Ant-
werpen f. 1647.
Porion oder Borlon, Joannis, ein dritter Lautenmacher, jedenfalls Ver-
wandter oder Nachkomme der Vorgenannten, von dem ein Contrabass erhalten
ist, in dessen Innern sich sein Name »Joannis Borlon tot Antwerpen« befindet.
Dies Instrument ist aus Platanenholz gefertigt, bis auf den Resonanzboden,
der aus Tannenholz besteht.
Porion oder Borlon, Francis, wie die vorhergehenden Lautenmacher in
Antwerpen. Auch von diesem ist ein Instrument erhalten, eine Viola grossen
Formates, und bis auf den Lack der verschwunden ist, gut erhalten, ein treff-
liches Instrument. Im Innern liest man: Francis Borlon tot Antwerpen, op
de Cathelyne Vest.
Porta, Don Perseo della, italienischer Tonkünstler des 17. Jahrhun-
derts, war Kirchenkapellmeister. Dr. Basevi besitzt das Manuscript einer theore-
tischen Arbeit von ihm -oArianna musicalea, mit dem Datum Neapel 1696.
Portogallo, Marco Antonio (VIII, 149), wurde in Lissabon am 24. März
1762 geboren und starb daselbst am 7. Februar 1880. Zu seinen Opern ge-
hören noch yiMeropea (Lissabon, 1804); y>Cinna<i (Florenz, 1807); »Tz7o Vespa-
sianot (Livorno, 1807).
Potholt, Jacob, Organist und Carillonneur, ist wahrscheinlich identisch
mit dem, im Hauptwerk (VIII, 154) Potthof genannten Organisten. Gr. Nieu-
wenhuijsen in Utrecht besitzt: y>IIarmonisation des Psaumes pour piano ou orgue
par Jacques Fotholt, i777«,
Polier, Henri Hippolyte (VIII, 153), starb in Paris am 8. Oct. 1878.
Pongin, Frangois Auguste Arthur, Paroisse - Pougin, bekannt
unter dem Namen Arthur P., französischer Historiker und Kritiker, ist zu
Chateauroux am 6. August 1834 geboren. Seine Eltern gehörten zu einer
Schauspielergesellschaft, die in der Provinz bald hier, bald dort ihren Beruf
ausübte, und die Mutter, etwas musikalisch, unterrichtete den Sohn vom sieben-
ten Jahre an in der Musik. Ein Jahr später erhielt er auch Unterricht auf
der Violine, auf welchem Instrumente er schnelle Fortschritte machte, obgleich
er stets mit dem Wohnorte seiner Eltern auch den Lehrer zu wechseln ge-
nöthigt war. 1846 nahmen die Eltern in Paris Wohnsitz und P. trat ins
Conservatorium, musste aber vom dreizehnten Jahre an zugleich für seine
Existenz mit sorgen. Er gehörte nacheinander den Orchestern Cirque national,
Vaudeville und Grymnase als Soloviolinist an, und betrieb nebenher eifrig Studien
im Contrapunkt bei Alb. Lhote, in der Harmonielehre bei Reber und im Violin-
spiel bei Berou. 1855 übernahm er ein Engagement als Orchesterdirektor am
kleinen Theater Beaumarchais, trat jedoch bald darauf ins Orchester Musard
fils als erster Violinist und brachte hier drei von ihm componirte Fantasien
für Violine mit Orchesterbegleitung zu Gehör. Drei Jahre später übernahm
er eine Stelle als Repetitor und zweiter Orchesterchef am Theater Folies-
Nouvelles. Die Operette »Ferrine<i gelang ihm nur in einem Privatsalon
auszuführen, und einige sinfonische Orchesterstücke durch Arban im Casino.
Die Schwierigkeiten einer Componistenlaufbahn gewahr werdend, versuchte P.
sich hierauf als musikalischer Schriftsteller. Die ersten seiner Aufsätze er-
schienen 1859 in der Gazette musicale unter dem Titel: y>de VOrigine de la gamme
et des noms des sept notes qui la composenUi. Eine Reihe biographischer Auf-
Pradher — Programmmusik. 363
Sätze über französische drainatischo Musiker folgte. Sechs dieser ersten Bio-
graphien erschienen unter dem Titel: r>Musiciens frangais du XVIII »iecleu,
und auch einzeln (Paris, Chaix). Sie behandeln: Campra, (iresnich, Dezedes,
Floquet, INIartini , Devionno. 1860 übernahm Pougin die Redaction des
politischt'U Journals Opiniou nationale, und trat fast gleichzeitig als erster
Violinist in das Orchester der Opera comique ein. Das Letztere hauptsäch-
lich, um sich praktisch mit Stil und Art der französischen Comi)onisten ein-
gehend bekannt zu nuichen. Denn die französische Musik war und blieb fast
das ausschliessliche Gebiet, welchem P. seine Thätigkeit als Historiker und
Kritiker widmete. Er veröffentlichte nun nach einander mehrere Studien über
die Componisten der lyrischen französischen Oper: Rameau, Boieldieu, Ad. Adam,
Alb. Grisar u. a. Eine kleine komische 0])er mit Chören, zu der er Worte
und Musik schrieb, kam nicht zur Aufführung. 1865 gab er seine Thätigkeit
als Musiklehrer und als ausübender Musiker ganz auf und widmete sich von
hier an ausschliesslich literarischen Arbeiten. Er veröffentlichte in Kunstblättern:
»La France niusicale«, »le Menestrel«, »l'Art musical«, »Le Theätre«, eine grosse
Reihe von Aufsätzen über Musiker der Gegenwart, die in Büchern und Broschüren
nächstdem im Separatabdruck erschienen: Wallace, HaK-vy als Schriftsteller,
Meyerbeer, Rossini, Bellini, Leon Kreutzer u. a. In dem Journal »Le Soir«,
für welches 1871 P. das musikalische Feuilleton übernahm, brachte er eine
Reihe von Aufsätzen zur Würdigung der französischen Tonkünstler der Jetzt-
zeit. Es gehören dazu: Massenet, Georg Bizet , Leo Delibes, Emile Pessard,
Ernest Guiraud, Theodore Dubois, Charles Lenepreu, Ed. Lalo, Ch. Lecocq
u. a. In der Chronique Musical erschien ein historischer Aufsatz über Andre
Philidor. Hervorzuheben ist eine andere historische Schrift »Les vrais Createurs
de V Opera fran^aisa, in welcher P. zur Evidenz nachweist, dass der Titel
»Schöpfer der französischen Oper«, den Lully und Quinault seit zwei Jahr-
hunderten besessen, für Cambert und den Abbe Perrin reklamirt werden muss.
Ferner y>Almanac7i illustre clironolorjique, Jiistorigue, critique et anecdotique de la
Mtisique par un Musicien<i (Paris, Ikelmer, 1866, 1867, 1868, 3 Vol., die beiden
letzten Bände je mit einem Supplementband), Neben diesen verdienstlichen
"Werken nimmt der Nachtrag zu Fetis »Biogr. univ. des Musiciensa, den P.
redigirte, einen Hauptplatz ein. Er liegt in zwei Bänden n Supplement et Com-
plement, publies sous la Direction de M. Arthur Pouf/ina (Paris, Firmin-Didot
et Comp.) fertig vor. In dem Artikel Pougin sind die sämmtlichen "Werke des
hochverdienten Verfassers in chronologischer Ordnung angeführt. Er ist Secre-
tär der »Societe des compositeurs de musique«, des »Comite de l'Association
des artistes musiciens«, des »Institut orpheonique fran^ais« und des »Comite
des etudes de lEcole de musique religieuse«.
Prudlier, Felicite More, Gattin des Componisten P. (VIII, 155), starb
in Gray (Haute-Saone) am 12. November 1876.
Praetorins, Christoph, in Schlesien geboren, war vom Jahre 1562 bis
zu seinem Tode 1582 Cantor an St. Johannis »und der Musikverordneter zu
Lüneburgk«. Dem Lüneburger Conrector Lucas Lossius (s. d.) war er bei der
Ausgabe von dessen »JSrotemata ATusicae practicaen insofern behülflich, als er
sie (1570) mit einigen Veränderungen und Zusätzen zum Druck beförderte,
die Ausgabe von 1597 besorgte er allein. Die königl. Bibliothek zu Berlin
besitzt von ihm zwei Theile: Fröliche und liebliche Ehrenlieder, von züchtiger
Lieb, und ehelicher trew , auff eine sondere Art zu singen, mit vier Stimmen.
Wittenberg, Matthes Welack, 1581, in dem Vorwort dazu sagt er: dass er viel
geistliche Kirchengesänge und lateinische und deutsche Ehrenlieder gemacht habe.
Prodi, Heinrich (VIII, 169), starb in Wien am 18. December 1878.
Pro^Taiiinimiisik (VIII, 170). Die Programmmusik geht von der, durch-
aus falschen Anschauung aus, dass die Musik eine Sprache ist. Beide sind
Offenbarungsweisen der geheimsten Vorgänge im Geistesleben des Menschen,
und beiden dient der Ton als Ausdrucksmittel, aber die besondere Weise, in
364 Programmmusik.
welcher jede diesen dann verwerthet, ist so verschieden, dass jede zu durchaus
anderen Resultaten gelangt. Nur in den Naturlauten, den Vocalen, verwerthet
die Sprache noch die unmittelbar wirkende Macht des Tons; die Consonanten
sind bereits Hemmuugsformen desselben. Indem ihn der menschliche Geist zu
Sprachlauten verdichtet und begrenzt, erfolgt die Bildung der Yocale und Con-
sonanten und aus der Verbindung derselben zu Silben und Wörtern erwächst
ihm das eine Ofienbarungsmittel für sein inneres Leben. Dies kommt dabei selbst-
verständlich nicht in seiner unmittelbaren Wesenheit zum Ausdruck, sondern an
eine Reihe von Begriffen veräussert, die zunächst vom Verstände geschaffen und
auch nur von diesem zuerst aufgefasst werden. In der Sprache tritt der Geist
gewissermassen aus sich heraus, in die äussere Begriflfswelt; der die Sprache
durchklingende und als Accent ordnende Sprachton nur verleiht ihr noch un-
mittelbare Wirkung auf die Empfindung. Um zu dem ganzen Empfindungs-
gehalt zu gelangen, muss der Verstand das Begriffliche der Sprache erst wieder
auflösen, er muss dies zurückführen auf die erzeugenden Bilder der Phantasie
und die Gefühlsregungen.
In ganz anderer Weise wird der Ton bei der Blusik verwendet, hier be-
hält er seine ursprüngliche, sinnlich wirkende Macht, und das Hauj)tbestreben
des künstlerischen Schafifenstriebes geht sogar dahin, nur diese zu erhöhen und
zu veredeln. Zum Offenbarungsmittel wird er aber in ganz anderer Weise als
wie bei der Sprache. Schon seine rein sinnliche Wirkung kann unter Um-
ständen zu einer Kvindgebung werden , indem sie im Hörer dieselbe Emi^fin-
dung erweckt, durch welche sie veranlasst ist. Ein einziger, lang gehaltener
klagender Ton, kann in uns das Schmerzensgefühl erwecken, das in ihm
ausklingt; ebenso wii-kt ein einziger freudiger Trompetenstoss selbst auf Massen
belebend und anregend und die Wirkung der einfachsten Naturtöne, des Glocken-
tons und dergl. ist hinlänglich bekannt und gewürdigt. Es liegt im Wesen
des Menschen begründet, dass er, um sich dieser Wirkungen ganz bewusst zu
werden, sie wiederum in Begriffe umsetzt, aber sie selber sind durchaus be-
griffslos, gewissermassen wesenlos unmittelbar. Diese Wirkung ist natürlich
noch keine künstlerische, sondern eine rein materielle; zu einer künstlerischen
wird sie erst dadurch, dass die einzelnen Töne unter einander in Beziehung
gebracht und dem entsprechend verwendet werden. Erst jetzt, in der beson-
deren Weise, in welcher der schaffende Künstler diese unterschiedene Wirkung
der Tone sich dienstbar zu machen weiss, ofi"enbart sich uns der Inhalt, in
der Erkenntniss seiner besondern Absichten. Das Verhältniss aber, in welches
die Töne jetzt zu einander gebracht werden, ist durchaus nicht ein Begriff-
liches wie bei der Sprache, sondern es ist ein gewissermassen Räumliches wie
bei der Architektonik; deshalb ist die Tonkunst nicht als Sprache, sondern
immer nur als Kunst zu betrachten. Tritt doch selbst die Sj^rache erst dann
in die Reihe der Künste, wenn die einzelnen Worte in ein ähnliches, räum-
lich und zeitlich abgemessenes Verhältniss zu einander gebracht werden, wie
die Töne im musikalischen Kunstwerk. Nicht durch den begrifflichen Inhalt
wird die sprachliche Darstellung zu einer künstlerischen, sondern zunächst nur
durch die Form. Jeder Inhalt ist in durchaus referirender Weise zu often-
baren, die nicht den leisesten Anstrich künstlerischer Formgestaltung hat. Eine
solche gewinnt diese Darstellung nur, wenn die Wörter auch äusserlich in be-
stimmt abgewogenen Verhältnisse zu einander treten, so dass sie eine inner-
lich und äusserlich symmetrisch abgeschlossene Form bilden. Dann aber wirkt
nicht mehr das Begriffliche der Sprache, sondern vielmehr in erhöhtem Maase
das Künstlerische der Form; die sprachliche Darstellung gewinnt künst-
lerische Bedeutung und die Dichtung wird wirklich zur Kunst. Es erscheint
demnach ganz verkehrt, die Musik als eine Sprache zu betrachten, mit der sie
im Grunde nichts weiter gemein hat, als das ursprünglichste Material, das aber
in der Tonkunst, wie oben angedeutet ist, ganz andere Verwendung findet.
Begrifflich verständlich kann dem entsprechend die Musik deshalb niemals werden,
Programmmusik. 365
man darf sie darum nach nicht als Sprache betrachteu, sondern nur als Kunst,
die einzig im {igürliclun Sinne zu uns spricht, wie alle andern Künste. Wir
verstehen sie nur. indem wir die besondere Absicht des Künstlers uua der be-
sondern AVeise erkennen lernen, in welcher er die einzelnen Darstellungsmittel
verwendete. Dem entsprechend wurden schon die Tonsysteme in den frühesten
Zeiten geordnet. Dem beschränkteren (lefühlskreis der vorchristlichen Zeiten
genügten die eng begrenzten Systeme von wenigen Tönen. Der Gefühlsreich-
thum, den das Christenthum im Innern des Menschengeistes erschloss, erwei-
terte nicht nur die Tonleiter, sondern auch das System der Tonleitern, dem
nunmehr die Achttonreihe zu Grunde gelegt wurde. Die verschiedene Führung
derselben, ob authentisch (von Octave zu Octave) oder plagalisch (von (^uint
zu t^uint) wurde, als charakteristisches Hülfsmittel des Ausdrucks erkannt, eben
so wie die besondere Natur der Intervalle und ihre Verhältnisse zu einander,
und genau nach diesen Gesichtspunkten wurde auch das, sich in grossem Ton-
reichthum allmälig ergebende Material weiter geordnet. Mit der wachsenden
Ausbreitung der Klänge wurden auch diese in demselben Sinne geschieden und
verwendet und wurde der Khj-thmus eingefügt. Auf diesem Weg aber erwuchsen
die einzelneu Musikformen mit ihrem ganz bestimmten Inhalt. Die äussern
Bewegungen erzeugten den ^Max'sch und die verschiedenen Tänze, an deren be-
sonderer 3Iusikgestaltung dann auch die besondern Stimmungen und Empfin-
dungen, welche in der äussern Bewegung nur ganz allgemein gefasst in die
Erscheinung treten, präciser und auch in ihren Einzelheiten zerlegt, zum Aus-
druck kommen. Die IjTische Empfindung schafi't sich das Lied, und zwar für
die nur rein menschliche, das weltliche, und für die, aus dem Yerhältniss zur
Gottheit sich ergebende religiöse, das Kii'chenlied, den Choral. So erstehen im
weitern Aufbau die breitern Formen der Arie, des Hymnus, der Motette und
die andern vocalen und die instrumentalen Formen und die aus vocaleu und
instrumentalen zusammengesetzten der Cantate, des Oratoriums und der Oper.
In der besonderu Ausstattung und Ausgestaltung dieser Formen durch den
schaß'enden Künstler kommt dann der individuelle Inhalt, den dieser ofienbaren
will, zur Erscheinung, aber nicht so, dass er in Begriffe zu fassen ist. Das
macht diesen Inhalt eben zu einem musikalischen, dass er nicht begrifflich, in
einem Programm darzulegen ist, dass er nur in Tönen Ausdruck gewinnen
kann. Alles, was der Künstler innerlich angeschaut und fühlt, was er erlebt
und was ihn bewegt und erfüllt, das kann er in Musik nur ausdrücken, indem
er es in Tönen gestaltet; und wenn er des Worts dazu bedarf, um es be-
stimmter und unzweifelhafter deutlich zu machen, nimmt er es mit hinzu,
aber nicht getrennt vom Kunstwerk, als Programm, sondern innig verbunden
mit ihm als Gesang. Dann nimmt er die menschliche Stimme zu Hülfe, der
auch das AVort als Ausdrucksmittel zu Gebote steht. Aber auch damit wird
die Stellung der Musik nicht verrückt, das AVort tritt nur hinzu, als neues
Hülfsmittel, den Ausdruck bis zur unzweifelhaften Deutlichkeit zu steigern. Es
sind eben nur von der Musik ausgeführte Malereien äusserer Dinge, die sich
allenfalls in AVorte fassen lassen; man muss den Paukenwirbel als Donner gelten
lassen ; unter Umständen unterliegt er ja auch noch andern Deutungen nicht weniger
berechtigten: das Geigentremolo soll nicht nur das Zitteru innerer Angst oder
wol aufregender Freude, sondern unter Umständen auch das Säuseln des Laubes,
Rauschen des AVassers oder auch Geistergeflüster malen: für Schlachtengetöse
und Sturmgebi'ause haben unsre Programnimusiker in der Kegel die ganz gleichen
Mittel wie für irgend einen Hüllenspuk, und es gehört in den meisten Fällen
ein gut Theil Gutmüthigkeit des Hörers dazu, um das alles als wahr hinzu-
nehmen. Derartige Schilderungen haben ihre Berechtigung, wenn sie der Phan-
tasie zu Hülfe kommen und wenn sie dem A'erstando die nöthige Anregung
geben, die Intentionen des Componisten in ausgedehnterem Maasse erkennen
zu lernen. Aber auch dann lässt sich ihre AVirkun" nur iranz im Allcremeiuen
in AVorten ausdrücken, nimmermehr in einem ausführlichen Programm. In der
366 Proksch — Prumier.
unmittelbar auf Phautasie und Herz wirkenden erschöpfenden Treue, mit welcher
die Musik alles das entschleiert, was nicht im Begrifflichen der Sprache dar-
gelegt werden kann, beruht ihre Hauptbedeutung und zugleich ihr Hauptreiz.
Proksch, Josef, geboren am 4. Aug. 1794 zu Eeichenberg in Böhmen, war
seit 1811 vollständig erblindet, trotzdem wurde er zu einem bedeutenden Musiker
ausgebildet und errichtete in Prag eine Musikschule, aus welcher eine Reihe
bedeutender Tonkünstler hervorgingen. Auch veröffentlichte er eine Schule
der Technik des Pianofortespiels, die als sehr brauchbar bezeichnet wird. Er
starb in Prag am 20. December 1864. Zehn Jahre nach seinem Tode er-
schien: Joseph Proksch, biographisches Denkmal aus dessen Nachlasspapieren
errichtet (Prag, Rudolf, 1874).
Prota, Gabrieli (VIII, 175), wurde in Neapel 1754 geboren und starb
daselbst am 22. Juni 1843.
Prout, Ebenezer, englischer Componist und Schriftsteller, ist zu Oundle
in der Grafschaft Northampton 1835 geboren und erhielt trotz ausgesprochener
Neigung zur Musik eine wissenschaftliche Erziehung. Nachdem er die Univer-
sität in London besucht und mehrere Jahre an Schulen als Lehrer thätig ge-
wesen war, verliess er die Carriere, um Musiker zu werden. 1862 und 1865
erhielt er zuerst für ein Streichquartett Op. 1 , und dann für ein Quartett
mit Ciavier Op. 2, von einer damals in London bestehenden Tonkünstlergesell-
schaft einen Preis. Dies lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf seinen Namen.
Er schrieb seitdem ein Orgelconcert mit Orchester Op. 5, zwei Sinfonien und
Vocal- und Instrumentalwerke, die freundliche Aufnahme fanden. Als Schrift-
steller machte er sich in noch weiteren Kreisen bekannt. Er gab das Journal
»Monthly Musical Record« heraus, das er bis 1874 leitete; von da an über-
nahm er die musikalischen Kritiken im Journal »the Academyct, auch gehört er
zu den Mitarbeitern des y>Dictionary of music and musiciansu. , herausgegeben
von Georg Grove. In seinen Schriften ist P. ein Yertheidiger der Principien
Richard Wagners, denen er jedoch, zum Befremden seiner kritischen Landsleute,
auf sich selber keinerlei Einfluss gestattet. Er folgt als Componist der classi-
schen Richtung, und ein Vorzug seiner Compositionen ist die Reinheit der
Form. P. ist gewandter Orchesterdirigent und angesehener Lehrer der Com-
position und des Clavierspiels.
Prnckner, Dionys, einer der hervorragendsten Pianisten und Schüler
Liszt's, wurde den 12. Mai 1834 in München geboren. Den ersten Unterricht
erhielt er von dem sehr tüchtigen Lehrer Friedrich Niest in München, woselbst
P. schon in seinem zwölften Lebensjahre in öffentlichen Concerten als Solist
auftrat. Im Jahre 1851 spielte er in einem Gewandhausconcerte, in Folge
dessen ihn Liszt nach "Weimar einlud und als Schüler aufnahm. Daselbst ver-
weilte er bis 1855, ging dann einige Jahre nach Wien und auf Concertreisen,
bis er 1859 dem Rufe als Professor in das Stuttgarter Conservatorium Folge
leistete. 1864 auch zum königl. Hofpianisten ernannt, widmet er sich mit be-
sondrem Eifer dem Lehrfache und im Verein mit E. Singer der Pflege der
Kammermusik, durch welche sich beide Herren grosse Verdienste um das Stutt-
garter musikalische Leben erworben haben. 1871 — 1872 war einer Kunstreise
nach Amerika gewidmet. P. ist, was seine sichere Technik und edlen Vortrag
anbelangt, unbedingt einer unserer besten Pianisten.
Prnmier, Antoine (VIII, 178), starb in Paris plötzlich während einer
Sitzung des Lehrercollegiums am 20. Januar 1868.
Prumier, Ange Conrad, Sohn des Ant. P. und dessen Schüler am
Conservatorium, ebenfalls ein ausgezeichneter Harfenspieler, erwarb mehrmals
Preise, und gehörte als Harfenist erst der Opera comique, später der Grossen
Oper an. Seit 1870 übernahm er die Stelle Labarres als Lehrer des Harfen-
spiels am Conservatorium. Er veröfCentlichte Compositionen für die Harfe,
darunter rtEtudes speciales pour la harpev- (Paris, Brandus); ferner einzelne
Stücke für Harfe und Hörn und mehrere Gesangswerke.
Puccini — Puig. 367
l'uccini, Giacomo, italienischer Organist und Kirchencomponist, ist in
Lucca 1712 geboren, studirte Musik in Bologna, und crliiilt, 1730 zurückge-
kehrt in seine Vaterstadt, den Titel Kapellmeister der Kepuljlik Lucca. Er
starb 1781. Zu den Compositionen , die in der Familie aufl)ewahrt werden,
gehören: ein Doniine für vier Stimmen; ein Te Deum für vier Stimmen; ein-
unddreissig Messen für das Fest der heil. Cäcilie, aufgeführt von 1733 — 17H0.
Puccini, Antonio, Sohn des Vorigen, ist in Lucca 1747 geboren, und
studirte, wie sein Vater, in Bologna unter Caretti. 1781 folgte er in Lucca
seinem Vater im Amt als Kirchenkapellmeister. Er schrieb Kirchenmusik, von
welcher das Requiem, aufgeführt 1789, als Trauergottesdienst für Joseph IL
hervorgehoben wird, ausserdem zahlreiche Psalmen, Messen, Hymnen und Motetten,
für zwei^ drei, vier und acht Stimmen, einunddreissig Messen für das Cäcilien-
fest 1778 — 1830. Er war IMitglicd der Akademie in Bologna und starb am
3. Februar 1832.
Puccini, Domenico, Enkel und Sohn der Vorigen, wurde in Lucca 1771
geboren, und vollendete, nachdem er sich schon einige Vorkenntnisse erworben
hatte, in Bologna und Neapel seine musikalische Ausbildung. Er war Schüler
des Abbe Mattei und Abbe Tesei, und lieferte in zahlreichen religiösen und
weltlichen Compositionen Proben seiner Tüchtigkeit. Ausser Messen, Psalmen,
HjTnnen, Motetten, Vespern, Te Deum für zwei bis acht Stimmen, eine Motette
für sechzehn Stimmen und Doppelorchester, dem Papst Pius VII. gewidmet,
und mehrere Cantaten, schrieb er Opern, die auch mit Erfolg aufgeführt wurden,
wie: T>Quinto Fahioo ; y>Il Ciarlatajio«; y>Le Frecce cVamorea; nLa Moglie capric-
ciosaa; »L^Ortolanellai. Nach seiner Rückkehr nach Lucca trat auch er in die
SteUe seines Vaters als Kapellmeister. Er starb in Lucca vierundvierzig .Jahr
alt am 25. Mai 1815. Auch er war Mitglied der Akademie in Bologna.
Puccini, Michel, Sohn des Vorigen, wurde in Lucca am 27. December
1813 geboren, und da er zwei Jahr alt, bereits den Vater verloren hatte,
übernahm sein Grossvater die Leitung seiner Erziehung, die schliesslich in
einer musikalischen gipfelte. Er besuchte, den Traditionen seiner Väter fol-
gend, Bologna, wo er 1834 unter Pilotti Contrapunkt studirte und beschloss
1839 seine Studien in Neapel unter Mercadante. Auch er lieferte Kirchen-
musik aller Art, und zwei Opern y>Ant. Foscarinia und y>Cattani, o la Hivoluzione
degli Straccionia. Am meisten geschätzt war er jedoch als Lehrer. 1841 wurde
er zum Direktor der Musikschule in Lucca ernannt, aus welcher unter seiner
speciellen Leitung sehr gute Musiker hervorgingen. Er starb in Lucca am
23. Januar 1864.
Puccita, Vincenzo (VIII, 184), starb in Mailand am 20. Dec. 1861.
Pug'ui, Cesar, italienischer dramatischer Componist der Gegenwart, ge-
boren Anfang des 18. Jahrhunderts, war Schüler des Mailänder Conservatoriums
von 1815 — 1822. Er schrieb eine Anzahl Opern, die mit ungleichem Erfolg
aufgeführt wurden, während seine Balletmusik weite Verbreitung fand. Inner-
halb von dreissig Jahren schrieb er nur Ballette in einer unglaublichen Anzahl,
die ausser in Italien, in Paris, "Wien, London und hauptsächlich in Petersburg,
wo er speciell für diesen Zweck engagirt war, aufgeführt wurden. Er hatte
indess auch einige sinfonische Werke und Kirchenmusik geschrieben. Er
starb in Petersburg 1869.
Puig, Bernardo Calvo, spanischer Componist, Organist und Sänger,
geboren zu Vieh am 22. Februar 1819, erhielt von dem Kapellmeister der
Kathedrale daselbst den ersten Gesangunterricht, wurde in den Kirchenchor
aufgenommen und erhielt Orgelunterricht vom Organisten Jose Galles. Diesem
Lehrer folgte er im Amte und wurde gleichzeitig Direktor des Kirchenchors, auf
welche Aemter er 1838 wieder verzichtete, um in Barcelona seine Kenntnisse
in der Musik noch zu erweitern. Hier studirte er unter Jose Roses und Juan
Quintana und erhielt des letzteren Platz als Organist an der Kirche del Pino.
Nach dem Tode Francisco Andrevis 1853, wurde ihm die Stelle dieses vorzüg-
368 l'uliti — Pyne.
liehen Tonkünstlers als Kirchenkapellmeister übertragen. Als Componist ent-
wickelte P. eine aussergewöhnliche Thütigkeit. Die Zahl seiner Compositionen
übersteigt fünfhundert. Es gehören dazu zwei Oratorien: »Die letzte Nacht
Babylons« und »Die Gründung des Ordens der Barmherzigkeit in Barcelona
durch die Jungfrau Maria«; einundvierzig Messen; ein Stabat mater; ein Miserere;
einunddreissig Hymnen für jeden Tag des Monat Mai; gegen zweihundert Hym-
nen, Psalmen, Motetten u. s. w. , mit Begleitung von Orgel oder Harmonium.
Ferner componirte er mehrere Opern, die aber wahrscheinlich noch nicht zur
Aufführung gelangten.
Piiliti, Leto, wurde zu Florenz am 29. Juni 1818 geboren und für die
Wissenschaften erzogen, während er aus Liebhaberei Musik gründlich studirte.
Nachdem er von grösseren Reisen durch Deutschland, Frankreich und England
zui'ückgekehrt war, trat er auch mit einigen Compositionen hervor. Sein wissen-
schaftlicher Beruf nahm ihn aber bald so gänzlich in Anspruch, dass die musi-
kalische Thätigkeit aufhörte. In späteren Jahren jedoch beschäftigte ihn eifrig
die Geschichte der Musik, und er lieferte auch einige interessante historische
Schriften. In den Akten des Musikinstituts zu Florenz (Bd. VI, VII, IX, XII)
sind mehrere Monographien aufgenommen, von denen die eine, gestützt auf un-
angreifbare Documenta, die Erfindung des Claviers, durch den Lauteninacher
von Padua, Bartolomeo Christofori feststellt. Geschichte und Commentar dreier
Madrigale von Arcadelt und Tromboncino über Worte von Michelangelo
Buonarroti sind der Schrift angehängt, welche bei Gelegenheit des vierhundert-
jährigen Geburtstags des Dichters von Gotti in Florenz veröffentlicht wurde.
Mit einer Geschichte der Musik der Stadt Floi-enz beschäftigt, starb P. am
15. November 1875.
Purcell, Henri (VIII, 188), schrieb noch die Opern >> Didoa nnd aAeneasa.
Puzoue, Gui Seppe, italienischer Componist und Orchesterdirektor, wurde
im December 1821 in Neapel geboren. Im Conservatorium San Pietro a Majella,
in das er frühzeitig eintrat, waren auch Donizetti und Mercadante seine Lehrer.
Hier schrieb er eine vierstimmige Messe mit Orchester, zwei Ouvertüren, eine
Hymne zu einem Empfange Rossinis im Conservatorium, einen Trauermarsch
und die Oper in zwei Akten »II Marchese Älhergattiv., welche 1839 aufgeführt
wurde. 1844 übernahm P. die Stelle des Concertmeisters am Theater San
Carlo und brachte zwei Opern »II Figlio dello Schiavovi und (1849) »Mfrida di
Salerno«. mit Beifall zur Aufführung. Dagegen fiel »JZ Dottor Sabatoa vollständig
durch. P. der inzwischen die Kapellmeisterstelle an San Carlo eingenommen,
schrieb seitdem nur Kirchenmusik. Es sind mehrere Messen, das Oratorium
y>le Tre Ore d'affotiia«, drei »Tantum ergo«, drei Ouvertüren zu nennen.
Puzzi, Giovanni, ausgezeichneter Virtuose auf dem Hörn, war in Parma
in den letzten Jahren des 18. Jahx'hunderts geboren. Er entwickelte sehr früh
eine bedeutende Geschicklichkeit im Hornblasen, und erlangte so bedeu-
tende Fertigkeiten darin, dass er sich mit dem grössten Beifall in fast allen
grossen Städten Europas hören lassen konnte. Er starb in London am 1. März
1876. Seine Frau war eine ausgezeichnete Sängerin, die in den Bellinischen
Opern glänzte.
Pyne, Louisa, ausgezeichnete englische Sängerin, Tochter eines ebenfalls
trefflichen Sängers, wurde 1832 geboren. Sie war Schülerin des berühmten
Organisten und Orchesterdirektors G. Smart und trat bereits im elften Jahre
in Concerten öffentlich auf. 1847 war sie vorübergehend in Paris und 1849
fand in London ihr Debüt als dramatische Sängerin statt. Nach einer 1854
begonnenen dreijährigen Tournee durch Amerika, wo sie sehr gefeiert wurde,
kehrte sie nach London zurück und formirte hier in Gemeinschaft mit dem
Tenoristen Harrison eine, aus trefflichen Künstlern bestehende Operngesellschaft,
zur Pflege der englischen Nationaloper. Diese Vorstellungen fanden im Theater
Lyceum, Drury Lane und zuletzt in Covent Garden statt, und brachten eine
ganze Reihe neuer Opern englischer Tonkünstler der Gegenwart zur Aufi'ührung.
Pyrophon — Qusntz. 369
1865 gaben Miss Pyne und M. Harrison dies T^nternehmen wieder auf, und
die erstere trat an der italienisclien Oper des Theuter »lier Majeaty« in ein
Engagement. Sehr häufig auch wirkte sie hei jMusikfisten in Concerten, und
in den Soireen der Königin in Windsor und Buckinghiim mit.
rjrophon, nennt Friedrich Kaslner (s. d.) das von ihm erfundene Inslru-
ment, das sich auf die Beobachtung der »singenden P'Uunmen« stützt. Diese
waren sclion von dem Enghinder Jl iggens im .lahre 1777 zum Gegenstande der
Untersuchung gemacht worden. Chladny (s. d.) führte später dt-n Nachweis,
dass die Höhe des Tons, welchen diese singende Flamme erzeugt, durch die
Länge der Röhre, in welcher sie brennt, hauptsächlich bi dingt ist. Neuerdings
beschäftigte sich Graf Schafl'gotsch in Berlin mit den singenden Flammen und
1860 stellte Sondhiius die Behauptung auf, dass die Hauptursache der Erschei-
nung in den Oscillationen der, im Ausflussrohre enthaltenen Gas.säule li. ge.
An die Erfahrung, dass das Tönen um so leichter eintritt, je kleiner und breiter
die Flamme ist, knüpfte Kastner an. Er stellte als Resultat seiner Untersuchung
fest, dass die Röhren am stärksten tönen, wenn die singenden Flammen im
untern Drittheil ihrer Länge entstehen, dass der Ton am präzisesten erzeugt wird,
wenn man die Flamme in zwei oder mehrere kleine Flämmchen theilt, welche
unisono vibriren, während das Tönen sofort aufhört, wenn diese Flämmchen
sich in eine Flamme vereinigen. Er stellte ferner fest, dass die Weite dir
Röhren mit der Anzahl der Flammen in einem gewissen Verhältniss stehen
muss und dass ebenso die Form des Gasbrenners von Einfluss ist. Auf diese
Erfahrungen gestützt, construirte er das Pyrophon, ein Instrument, das äusser-
lich einer Orgel ähnlich sieht. Es ist mit einer Claviatur wie diese versi hen,
hat aber anstatt der Pfeifen Tonröhren von verschiedener Länge. D.r Ton
aber wird in dieser durch Gasflammen (Leuchtgas) erzeuyt. Zur Regulirung
der Tonhöhe, um auch bei verändertem Gasdruck Unreinheiten auszubleichen,
sind am obern Ende der Röhren sogenannte Läufer aus Pappe angefertigt,
kurze bewegliche Cylinder, deren Verschiebung eine geringe Veränderung der
Länge der Röhren herbei führt. In jeder dieser Röhren brennen in geeigneter
Höhe 5, 6 bis 8 Gasflammen, von genau bestimmten Dimensionen. Die Brenner
derselben sind beweglich und stehen durch den entsprechenden Meclumismus
mit der Claviatur in Verbindung, so zwar, dass ein leichter Druck auf eine
der Tasten, die Brenner der zugehörigen Röhre rasch auseinander fahrt. Wenn
also die Taste niedergedrückt wird, theilt sich die vereinte Flamme in mehrere
Flämmchen und diese erzeugen den Ton, der so lange andauern muss, als die
Taste niedergedrückt bleibt; lässt der Finger die Taste frei, so tret« n die
Brenner wieder sofort zusammen und der Ton verstummt. Die Röhren sind
nach dem temperirten System chromatisch abgestimmt. Das Instrument urafasst
3 Octaven und giebt die Töne einer Orgel mit 16, 8 und 4 füss gen Pf ifen;
ihr Charakter ist weich wie die gedeckten Orgelregister. Sie habt n vi 1 Aehn-
licbkeit mit dem Klang eines gestopften Horns oder eines Fagotts. Die Tech-
nik des Instruments ist natürlich beschränkt. Mit der jetzigen Mechanik sind
schnelle Passagen nicht gut auszuführen. Doch sind schtm bedeutende Ver-
besserungen angebracht worden, welche die Spielart des Instruments erl. ichteru;
aber getragene Stellen glücken immer noch am besten bei der Ausführung.
Q
Qnaisnin, Adrien (VIII, 192). schrieb auch sechs komische Opern, unter
denen »Zo Musicomanica von Pixerecourt die meisten Erfolge hatte.
Qnantz, Johann Joachim (VIII, l'.)3). Zwei UrgrossnetVen von ihm
sind, obgleich andern Berufszweigen angehörig, auch auf musikalischem Gebiet
noch thätig. Der ältere:
Musikal. CooTers.-Leiikoa Ergänzun^band. -4
370
Quantz — Quartetttisch.
Quautz, Albert, 1837 geboren, hat in verschiedenen Zeitschriften werth-
volle Beitrüge historischen Inhalts geliefert und ist auch ein treuer und ge-
wissenhafter Mitarbeiter des Musik. Convers. Lexikons und des Ergänzungs-
bandes. Ferner veröffentlichte er eine treffliche Arbeit über seinen Urgross-
Onkel: Johann Joachim Quantz. Sein jüngerer Bruder:
Quantz, Otto, ist namentlich für die Neuclaviatur energisch mit einge-
treten. Er veröffentlichte auch ein Werk darüber unter dem Titel: »Zur Gre-
ßchichte der neuen chromatischen Claviatur und Notenschrift (Berlin, Freund
und Jäckel).
Quarenghi, Guglielmo, ausgezeichneter italienischer Violoncellist, Com-
ponist, Lehrer des Violoncellspiels, ist zu Casalmaggiore am 22. October 1826
geboren. Er war Schüler des Mailänder Conservatoriums von 1839 — 1842 und
wurde 1851 als Lehrer an demselben angestellt. Als Solovioloncellist gehörte
er dem Theater della Scala an. Er schrieb für Violoncello: nSix capricesd
(Mailand, ßiccordi); »Capriccios, mit Pianofortebegleitung (ebend.); n Friere
avec pianovi (ebend.); y>Romanze avec pianof (ebend.); » Z7n pensiero al la(/oi,
Eomanze mit Ciavier; Fantasien über Opernmelodien; Quartette; Messen. 1879
nach dem Tode Boucherons, erhielt er dessen Stelle als Domkapellmeister
in Mailand.
Quartetttisch. Eine hübsche Idee hat Herr Möbeltischler Knabl in Ingol-
stadt in seinem Quartetttisch verwirklicht. Es ist ein mehr oder weniger
Quartetttisch.
elegant ausgeführter Tisch, der mit eingelegten Platten versehen ist, die, wenn sie
herausgezogen sind, wie unser Bild zeigt, vier bequem stehende Pulte bieten. Selbst-
verständlich ist der Tisch auch für zwei oder drei Spieler verwendbar, da nur so viel
Platten ausgezogen zu werden brauchen, als Spieler vorhanden sind. Der Tisch
Quatremere de Quincy — Quointe. 371
ist zugleich eine hübsche Zimmerziordc, und auch anderweitig zu verwenden.
tJnten ist noch ein Notenkasteu angebracht.
({uutrcniere de (|uiucy, Antoine Chrysostorae (VIII, 2U1). Ausser
den bereits angeführten verölVentlichten Vorträgen, wurden noch drei andere
von Q. in der Akiidemie gelesene historische Studien über Boieldieu, Catel und
Gossec gedruckt. Der über Boieldieu erschien auch in einem Separata))druck
(Paris, 1835, in i"), säraratliche Vorträge in: nliecueil de notices historiquen
lues dans les seances publiqucn de VAcademie royale des Beaux-Arts, de rinstitut
par Quatmnere de Quinei/a (Paris, Adrion, Leclerc, 1834 — 1837, 2 vol).
({aerult, Francesco, spanischer Geistlicher und Musiker, geboren gegen
1740 in Borjas d'Urgel in Catalonien, war seiner Zeit einer der berühmtesten
Contrapunktisten und bildete aus seinen zahlreichen Schülern Künstler, die
alle bedeutende Stellungen einnahmen. Er schrieb viel Kirchenmusik, meistens
Werke für zwei und drei Chöre, durch welche er sich in seinem Vaterlande
einen Namen machte. Er starb in Barcelona am 28. Februar 1828.
(^uesada, Adolfo de, talentvoller Pianist, Schüler von Gottschalk (s. d.),
wurde in der Havanna geboren und war musikalisch so begabt, dass er sich
im siebeuten Jahre bereits in einem Concerte hören lassen konnte. Für das
Ciavier schrieb und veröflFentlichte er: y>Trois contredanses (la Havana, Edelmann);
Marche (ebend.); uTrois valses arfistiques«, Op. 8, 10, 12 (Madrid); t^ Polonaisen,
Op. 3. ebend.; r> Marche apotheose ä Gofhchalka (für Orchester in Madrid mit Bei-
fall aufgeführt); nHavane cherie, cotitredanse creole«, Op. 16 (Paris, Heugel) u. s. w.
Quesnel, J., Componist und französischer Schriftsteller, geboren in Saint-
Malo am 15. November 1749, starb zu Montreal in Canada am 3. Juli 1>!09.
Er war zuerst Seemann und machte als solcher von 1768 — 1778 die ausge-
dehntesten und weitesten Reisen. 1779 gerieth er in englische Gefangen-
schaft und ging dann, nach wieder erlangter Freiheit, nach Canada, wo er sich
in Montreal niedorliess und nun Musiker wurde. Er schrieb unter anderen
die dreiaktige Oper nColas et Colinette ou le Bailli dupev., aufgeführt 1790, und
die Oper y>Lucas et Cecilea, Sinfonien, Motetten, Gesänge und Arien. 1805 gab
er eine kleine Abhandlung heraus y^Vart dramatique^.
Qoilici, Domenico, geboren zu Lucca 1759, Schüler von Soffi und Matteo
Frediano , war fleissiger Kirchencomponist der gegen siebzig Werke schrieb,
darunter Messen, Motetten u. s. w. Q. war Hofkapellmeister in Lucca und
»maestro concertatore« am Theater daselbst. Er errichtete, nachdem die Semi-
nare St. Martin und St. Michael aufgehoben worden waren, eine Musikschule,
ebenso dirigirte er die wöchentlichen Concerte in Lucca, in welchen er auser-
wählte Musik zu Gehör brachte. Er starb am 9. November 1831.
(juilici, Biagio, Bruder des Vorigen, zu Lucca am 24. August 1774 ge-
boren, schrieb ebenfalls Kirchenstücke. Hauptsächlich beschäftigte er sich mit
Unterricht. Er starb in Lucca am 23. August 1861.
Quilici, IMaximil iano, Sohn des Vorigen, dramatischer Componist, dessen
erste Oper »Francisco di Rimiiiin, 1829 in Lucca aufgeführt wurde; drei andere
gelangten in Florenz und Venedig zur Aufführung. Q. ist Direktor des musi-
kalischen Lyceums in Lucca.
Quointe, Pater Le, Geistlicher und Componist, lebte Ende des 17. und
Anfang des 18. Jahrhunderts. Nur seine Werke, die in Amsterdam bei Etieune
Roger gedruckt wurden, geben noch von ihm Kunde. Es sind: nPieces eii trio
pour les ßütes, violons et hauthois, composees ä la maniere italienne et ä la moniere
fran^aisea; »2 Messes et moteta ä 3, 4 et 5 voix et 5 instrumrntsa, Op. 2;
^Sonates ä deux violons premier haute contre, une hasse dt' viole et une hasse
continuea, Op. 3; r>Cantiques spirituels en trois parties {messes, litanies, mofet't).
Tantum ergo 5 voix et 5 instruments. Psaumes concertants ä 1, 2, 3, 4 et .> voix
et 4 et 5 instrumentsa , Op. 6; aMotetti a voce sola e basso continuoa^ Op. 7;
'Äfotrtti a voce sola contre sfromenti«, Op. 9.
24*
372 Rabaud — Radoux.
R.
Babnnd, Hippolyte Frangois, ausgezeichneter Violoncellist, ist am
29. Januar 1839 zu Salleles d'Aude geboren, war Schüler von Franchomme
am Pariser Conservatorium, das er, durch Preise ausgezeichnet, 1861 verliess.
R. ist Solo-Violoncellist an der Oper und Mitglied der Concertgesellschaft des
Conservatoriums. In Gemeinschaft mit Tandou, Desjardins und Lefort ver-
anstaltet er ausgezeichnete Quartett- Soireen in Paris. Er gab eine gute Schule
für Violoncell und mehrere Genrestücke für sein Instrument heraus.
Babboni, Giuseppe, Flötenvirtuos von Ruf in Italien und Componist für
sein Instrument, ist zu Cremona am 16. Juli 1800 geboren und wurde bereits
1808 als Schüler im Mailänder Conservatorium aufgenommen, wo er im Flöten-
spiel ein Schüler Buccinellis wurde. 1827, nach dem Tode dieses Lehrers,
nahm er dessen Stelle ein. E. verblieb in derselben dreissig Jahre lang, bis
zu seinem Tode am 10. Juni 1856. Er war erster Flötist am Theater la Scala,
was ihn nicht verhindei'te, in den Städten Italiens und anderen Ländern viel-
fach in Concerten, meistens in Gemeinschaft mit dem Clarinettisten Ernesto
Cavallini aufzutreten. Seine Compositionen für die Flöte erreichen die Opus-
zahl 67. Es sind Divertissements, Fantasien u. dgl. für eine oder zwei Flöten,
die in Italien zum Theil viel Anklang fanden.
Badau, E., französischer Physiker, veröffentlichte: yV Acoustique ou les
FTienomenes du sona (Paris, Hachette, 1867, in 12, mit 114 Abbildungen)
und y>Sur la base scientißque de la musique, analyse des recherches de M. Helm-
holtzvi (Paris, 1865, in 8*^), erschien zuerst im Moniteur scientifique Quesneville.
Badoux, Jean Toussaint, belgischer Musiker, geboren zu Lüttich am
4. September 1825, ist ausgezeichnet als Hornbläser und Lehrer des Instrumentes.
Er ist als solcher und als Lehrer des Gesanges am Conservatorium in Lüttich
thätig und zugleich Direktor des berühmten Chorvereins »La Legiaa und Kapell-
meister am Collegium St. Servals. Von seinen Compositionen sind zu nennen:
Ein grosses Te Deum mit Orchester, wiederholt in Lüttich aufgeführt; y>Marie
de Brahanta, lyrische Episode; »Ze Heveil des Turcs», Cantate; r>Cantate patrio-
tigne«; y>La Patrie et le roia, Cantate; Chöre und religiöse Gesänge, darunter
■n41 Melodies religieusesa (Liege, Muraille); weltliche Gesänge, Harmoniemusik.
ß. erhielt 1875 den Leopoldorden.
Badonx, Jean Theodore, Bruder des Vorigen, ausgezeichneter belgischer
Componist, ist zu Lüttich am 9. November 1835 geboren. Die erste musi-
kalische Unterweisung erhielt er vom Vater und vom neunten Jahre an besuchte
er das Conservatorium in seiner Vaterstadt, wo er in kurzer Zeit den ersten
Preis für Solfeggitn erhielt. Einige Jahre später wurde er in die Classe für
Pagott von Bacha aufgenommen und erwarb auch hier dieselbe Auszeichnung.
1856, als sein Lehrer starb, betheiligte er sich an der Concurrenz um die er-
ledigte Stelle, und trug auch hier den Sieg davon. Nachdem er auch im Ciavier-
spiel den ersten Preis erhalten hatte, wurde er in die Compositionsclasse von
Daussoigne-Mehul aufgenommen, dessen Lieblingsschüler er wurde. 1857 bereits
gelangte ein Te Deum in Lüttich zur Aufführung, und 1859 wurde seine
Schülerlaufbahn durch den grossen Eömerpreis, um den er in Brüssel koncurrirte,
gekrönt und zwar mit Einstimmigkeit, der erste Fall seit 1840, der Gründung
dieses Concurses. Bis hierher hatte E., neben seinen Studien zugleich, für
die Existenz der Familie auf den Wunsch des Vaters mitsorgen müssen, was
er denn durch seine Mitwirkung bei der Musik in Kirchen, auf Bällen und
bei Processionen und durch Unterrichtgeben erzielte. Als er den grossen
Preis erhalten, ging er nach Paris, nachdem zuvor noch eine sinfonische Dich-
tung »Ahasver« in Lüttich aufgeführt worden war. Das Werk, unter dem Ein-
fluss der neuen Eichtung entstanden, wurde von der Kritik ziemlich ablehnend
Uadüux — liahu. 373
behandelt, R. entzog sich den Einflüssen der Richtnng und schlug in Paris
eine andere ein. Unter Halt'-vy studirte er vier Jahre, und schrieb während
dieser Zeit eine grosse Zahl von öesangdtücken, zu deren Verbreitung sein
Freund der Silnger Öeraldy mit beitrug. In schneller Folge erschien nunmehr
eine Anzahl meist grösserer Compositionen: »Z^ Fentin de Balthasar, tahleau
si/mp/ioniquea (1861); »Tr Deuma ; f>Epopee nationale, troisieme ouverture »ym-
phoniquea; nL'art et la liberte«, Hymne mit Harmonie oder Sinfonie mit Chören;
»Xe travaih, Hymne mit Chören (zur Entliüllungsfeier der Statue John Cocke-
rill), Sinfonische Fragmente für zwei Orchester; r>Qrande marche royalei (beim
Besuche des Königs in Lüttich 1868) ; »Z,e Bearnaisu, komische Oper in drei
Akten (Lüttich 1868 und Brüssel mit vielem Erfolg aufgeführt); r>La Coupe
enchanteea, komische Oper in zwei Akten (Brüssel, 1872); j>Orande marche
internationalca, n Hymne triotnphaled, für Chor und Orchester; nCaina, Oratorium,
beim vierten Musikfest in Brüssel unter Direction des Componisten aufgeführt:
T>La ßlle de Jephten, Cantate für Soli, Chor und Orchester; T>Le Printemps^,
Frauenchor und Orchester; Sammlungen von Gesungen und Romanzen mit
Ciavier, geistliche Gesänge u. s. w. erschienen in Paris, Heu, Liege, Gevaert
und Muraille. 1872, nach dem Tode von Etieune Soubre, wurde R. Direktor
des Conservatoriums zu Lüttich. 1877 erhielt er den Leopoldsorden. Sein Bruder:
Kadonx, Jean Joseph, geboren 1833, in Lüttich am 15. April 1877
gestorben, war Schüler des dortigen Conservatoriums und machte wie sein
Bruder ausgezeichnete Studien. Er erhielt den ersten Yiolinpreis. In Lüttich
war er Musiklebrer der Communalschulen und Dirigent mehrerer Vereine. Er
schrieb eine grosse Zahl Romanzen, Motetten und Chöre für Männerstimmen.
Ein vierter Bruder war Bassist am Theater in Lüttich.
Raejntroph, Fortuuato, italienischer Componist, ist am 6. März 1812
geboren. Er besuchte die königliche Musikschule in Neapel, und schrieb ausser
Ciavier- und Gesangstücken, die im Druck erschienenen acht Opern , die zum
Theil mit Beifall aufgeführt wurden. Die erste derselben: i->Venf anni d'esillioa
gelangte 1837 in Neapel zur Aufführung. Als Gesanglehrer hatte er einen
gewissen Ruf erworben. Er starb in Neapel am 11. März 1878. Sein Bruder
Girolamo, geboren 1820 in Neapel, veröffentlichte Ciavierstücke; grössere
Kirchencompositionen die er aufführte gelangten nicht zum Druck.
Rafauelli, Luigi (VIII, 229), ist in Pistoja (nicht Lecco) am 21. März
1752 geboren und starb in Mailand 1821.
Rabies, Ferdinand, deutscher Musiker, Lehrer des Ciavierspiels und der
Harmonie und musikalischer Schriftsteller, der in London lebte und dort am
19. März 1878 starb; er gab heraus: »Practical hints and observations relative
to the introduction hy yovernment of sinyiny in j)Mic schools.
Rahn, Bernardin, französischer Theoretiker und Lehrer, ist am 23. Mai
1824 zu Chatenois (Niederrhein) geboren. Als der fünfzehnte Sohn eines
Lehrers, der in der genannten Stadt zugleich den Organistendienst versah, erhielt
er von diesem auch den ersten Musikunterricht. Sein Traum war der Besuch
des Conservatoriums in Paris, der nur dadurch verwirklicht werden konnte,
dass er in ein Regiment eintrat und sich so auszeichnete, dass er nach dem
Reglement, zum Besuch des Conservatoriums nach Paris geschickt werde, um
sich zum Militärmusikdirektor auszubilden. Dem entsprechend trat er in das
3. Linienregiment das in Strassburg stand, und nach einigen Jahren sah er
sich auch in Paris am Ziele seiner ^Vünsche. Er wurde in die Compositions-
classe von Bazin aufgenommen und machte fleissig theoretische Studien. Sein
angeborenes Talent war ein Lehrtalent, und sein Bestreben war bald haupt-
sächlich darauf gerichtet, besonders den ausführenden Musikern gegenüber, eine
vereinfachte und zugleich vervollständigte Theorie zu entwerfen. Er stellte eine
neue, sehr leicht anwendbare Unterrichtsmethode zusammen, von der in den
von ihm veröffentlichten Lehrgängen nähere Kenntniss genommen werden kann.
Das Ansprechende der Methode bethätigt sich in ungefähr 6000 Schülern, die
374 ßaif — Rambaux.
B,. gebildet und die zum Theil dieselbe mit verbreiten. ß., der zahlreiche
öffentliche Curse eröffnete, gründete auch 1865 das »Journal de coraposition
musicale«, in welchem er einen ganzen Cursus der Harmonie veröffentlichte.
Die veröffentlichten Lehrgänge sind: »Nouvel enseignement musical ou Methode
pratique pour apprendre simultanement la lecture musicale, les accords et la com-
position«; y>Specimen d'' une grammaire musicalea ; y) Methode de piano et d' harmonier. ;
die Broschüre: y>V Enseignement musical en France et le conservatoire imperial de
musiquea (Paris, Dentu, 1864).
Baif, Carl, ist 1816 in Schütterthal bei Lahr geboren, wurde Schüler von
Christoph Schunke in Carlsruhe und bildete sich unter dessen Leitung zu
einem der grössten AValdhornisten. 1846 wurde er erster Hornist an der königl.
Kapelle in Haag, 1853 Musikdirektor in ZwoUe in Holland. Er starb am
25. April 1881 in Berlin, wohin er nach seiner Pensionirung gezogen war,
um bei seinem Sohne Orscar die letzten Jahre seines Lebens zu verbringen.
Dieser ist 1847 in Haag geboren, wurde von seinem Vater zu einem trefflichen
Musiker und Ciavierspieler erzogen. In den Jahren von 1867 — 1869 genoss
er den Unterricht von Tausig in Berlin, 1875 wurde er als Lehrer des Clavier-
spiels an der königl, Hochschule für Musik angestellt. Er zählt zu den bedeu-
tendsten unter den Jüngern Clavierspielern und hat auch bereits Proben eines nicht
unbedeutenden Compositionstalents in mehrei-en veröffentlichen Werken gegeben.
Baimondi, Pietro (VIII, 231), über diesen berühmten Componisten wurde
das Schriftchen veröffentlicht: »Memorie intorno Pietro JRaimo7idij raccolte e an-
notate da Filippo Cicco7ietti<x (Roma, 1867, in 12").
Raisin, genannt l'aine, Organist in Troyes in Frankreich im 17. Jahr-
hundert, von dem der Chevalier de Mouhy in: i^Tahlettes dramatiquesa die in-
ventiöse Art mittheilt, durch welche er seinen Vermögensverhältnissen aufhalf.
Er construirte ein Spinett mit drei Ciavieren und reiste mit diesem und seiner
Familie, aus Frau und vier Kindern bestehend, Anfang des Jahres 1662 nach
Paris, miethete dort auf der Messe Saint- Grermain eine Schaubude und kündigte
an, dass er etwas vorführen würde, was die Bewunderung der ganzen Welt
erregen müsse, und das einem Wunder ähnlich sähe. Er Hess auf zwei Ciavieren
des betreffenden Spinetts, zwei seiner Töchter ein Stück spielen; nach Been-
digung desselben erhoben sie die Hände, worauf das dritte Spinett dasselbe
Stück von selber wiederholte. Die Sache machte so grosses Aufsehen, dass R.
zum König nach Versailles befohlen wurde , wo vor den Majestäten und dem
versammelten Hofe ebenfalls, erst die Schwestern und darauf das dritte Ciavier
von selber spielte. Der König war sehr erstaunt, befahl aber, ihn von dem
Mechanismus in Kenntniss zu setzen. R. entfernte nun eine Holzdecke, worauf
sein jüngster Sohn, ein reizender fünfjähriger Knabe, hervorkam, der auf
einer inneren Claviatur das Ciavier in Thätigkeit gesetzt hatte. Dieses Kind,
Jean Baptiste, ward später der, unter dem Namen le petit Moliere bekannte
Schauspieler. Ein älterer Sohn des R., ebenfalls Schauspieler, schrieb Comödien
und auch die Musik zu Divertissements und mehreren Stücken, unter anderen
zu »Je vous prens sans verd«. von La Fontaine (1693).
Ramazzotto, Domenico (nicht Ramazzotti VIII, 234), war Geistlicher des
Klosters San Michele in bosco unweit Bologna, wo er 1542 geboren wurde. Er
starb im Kloster Santa Maria in Regola in Imola 1594. Gedruckt wurden noch
von ihm: y>Psalmi aliquot ad vesperas dierum festorum et solemnium cantari soliti,
cum uno Magnißcat, quinque vocuma. (Venedig, 1567); y>Psalmi omyies qui cunctis
diebus anni festis pro tempore reeitantur sex vocibus decantandi« (Ferrara, 1584, in 4°).
Rambanx, Claude Victor, geschickter französischer Lautenmacher, ge-
boren zu Darney (Vogesen) am 25. Februar 1806, erlernte die Lautenmacher-
kunst bei Moitessier in Mirecourt und kam ungefähr 1827 nach Paris, wo er
im Atelier von Gand pere arbeitete bis er sich 1838 selbständig machte. Er
genoss eines guten Rufes als Verfertiger von neuen Instrumenten ; für die
Erneuerung und Wiederbelebung der alten werthvollen Instrumente galt er als
Itaiidegger — Regel. 375
unübertrefnich. 1857 zog er nach Mirecourt, wo er mehr nur noch aus Lieb-
haberei seine alto Beschäftigung fortsetzte. Er starb am 15. Juni 1871.
Kandeirger, Albert, Coinponist und Musiklchrer, am 13. April 18.32 zu
Triest geboren, erhielt von Privatlehrcrii in seiner Vaterstadt vom vierzehnten
Jahre an ^Musikunterricht in verschiedenen Fächern und inaciite bei Luigi Ricci
einen vierjährigen Cursus in der Composition durch, während welcher Zeit er
Kirchencantaten, Kirchenmusikstücke und zwei Ballette: »Zo Fidanzata di
Casft'llamarea und »X« <S/jo.s'o di AppenzcUo<i componirte. Es folgte die im Verein
mit drei anderen Musikern componirte Upera butl'a »// Lazzaronea, in Triest
1852 aufgeführt. 1853 ging »Bianca Caiipdlo». in Brescia in Scene. Hierauf
reiste E. nach Paris und dann nach London, wo er sich mit warmen Empfehlungs-
briefen seines früheren Lehrers Ricci bei Costa vorstellte. Mit Hülfe dieser
einflussreichen musikalischen Persönlichkeit und seines Talentes, erwarb er in
London bald eine ausgezeichnete Stellung. Er übernahm zunächst die Orchester-
direction am Theater St. James, die er nach einem Jahre aufgab. 1869 wurde
er als Professur des Gesanges an der Royal Academy of Music angestellt und in
demselben Jahre bildete er einen Chorgesangvertin der gegen 3(J0 Mitglieder zählt.
Kiindles, Bessi (Elize), Tochter eines blinden Organisten aus North-\\'ales,
der wiederum ein Schüler des blinden Harfenvirtuosen Parry war, zeigte schon
früh ausserordentliche Anlagen für Musik. Sie spielte, als sie zwei Jahr alt
war, noch ehe sie sprechen konnte, öii'entlich ein Musikstück auf dem Ciavier.
Der Vater brachte sie nach London , wo sie sich bei Hofe producirte. Im
Alter von sechs Jahren spielte sie Dusseksche Sonaten. Zwei Jahre später
gab sie in Hanover-squar-room ein Concert, in welchem auch die Catalani sang.
Sie spielte auch Harfe und Orgel, hatte dann noch Unterricht bei Kalkbrenner
und nahm später in Liverpool ihren Wohnsitz; hier ging ihre Spur verloren.
Razzi, Fra Serafino, italienischer Geistlicher und Musiker des 16. Jahr-
hunderts, geboren in Florenz, von dem bekannt ist: »Libro primo delle Laudi
spirituali da diversi eccell. e divoti autori, antichi e moderni composte, le quali si
usano cantare in Firenze neue chiese, doppo il Vespro o la compieta a consolatione
e trattenimento de' devoti servi di Dio. Con la proprio musica e modo di cantare
ciascuna Laude, come si e iisato da r/li antichi et si usa in Firenze. Haccalfe dal
-R. F. Fra Seraßno JRazzi, fiorentino, Venetia, 1563«.
Rebbeling', Carl Heinrich Louis, geboren zu Einbeck am 20. April
1827. Nachdem er Anfangs als praktischer Musiker sich die Kenntniss und
Behandlung fast sämmtlicher Orchesterinstrumente erworben, wandte er sich
später der höhern Musik und vorzugsweise dem Studium der Harmonie u. s. w.,
sowie dem Claviere und der Orgel zu. Im Jahre 1862 wurde er als Seminar-
musiklehrer und Organist in Blankenburg a/H. angestellt und erhielt 1869 die
Stellung als Musikdirektor am herzogl. Gymnasium und der Realschule I. 0. in
Brannschweig, wozu ihm auch später die Organistenstelle an der St. Petri-
Kirche daselbst übertragen wurde.
Reä, Anton, ist am 5. October 1820 in Aarhus in Jütland geboren, kam
mit 15 Jahren nach Hamburg und genoss hier den Unterricht von J. Schmitt
und C. Krebs. 1819 concertirte er in Wien, 1841 in Paris. In letzterm Ort
machte er die Bekanntschaft von Chopin und Kalkbrenner, 1842 liess er sich
in Kopenhagen nieder. Er ertheilt erfolgreich Unterricht und beschäftigt sich
schriftstellerisch sowol als Mitarbeiter verschiedener Zeitschriften, wie auch in
selbstständigen Schriften.
Regel (VIII, 266). Die Missachtung der Regeln bei der Schöpfung eines
Kunstwerks rächt sich ebenso wie die Ueber Schätzung derselben. Jene
führt meist zu Ungeheuerlichkeiten, welche die künstlerische Wirkung beein-
trächtigen, während das, nur aus der strengen Befolgung der Regeln hervor-
gehende Kunstprodukt meist sehr geringes Interesse zu erregen vermag. Man
darf die Regeln nur als Grundsätze betrachten, welche aus der Summe von
Erfahrungen gezogen sind, die in Jahrhunderten am lebendigen Kunstwerk ge-
376 ^^sel
macht wurden. Früh kam man zu der Erkenntuiss, dass gewisse Intervalle sowol
gleichzeitig wie auch nach einander gehört, einen beruhigenderen Eindruck
machen als andere, die nahezu beängstigend wirken. Da aber jene beruhigende
Wirkung als höchste Aufgabe der Kunst erscheint, so kam man dazu, jene
sogenannten consouirenden Intervalle und Accorde vorwiegend zum Material
für die klingenden Formen zu machen; es wurde zur Regel, die Dissonanzen
nur als sparsam einzuführende, von den Consonanzen vollständig abhängige
Zwischenglieder zu behandeln. Die einseitige Befolgung dieser Hegel führte
zu jener unfruchtbaren Theorie vom »sogenannten reinen Satz«, die nichts als
trockene charakterlose Copien zu Tage fördert. Die Missachtung der durchaus
richtigen Regel von der Bedeutung der Consonanzen, führte dagegen zu jenen
unerquicklichen Gebilden, die im Grunde nur das künstlerische Gefühl ver-
wirren und verletzen. Wirklich künstlerisch gestaltende Bedeutung gewinnen
allerdings nur die Consonanzen; aber für die individuelle Ausgestaltung der
so geschaffenen Kunstwerke sind die Dissonanzen von nicht geringerer Bedeu-
tung und so entsteht nur aus dem harmonischen Zusammenwirken von Cou-
sönanz und Dissonanz die künstlerisch vollendete Wirkung. Es ist durch-
aus nuthwendig, dass das Verhältniss zwischen Dissonanz und Consonanz fest
bestimmt wurde, durch Aufstellung bestimmter Regeln über die Einführung
der Dissonanzen und ihre Auflösung, allein es ist auch ebenso nothwendig für
die besondere Bedeutung des Kunstwerks, dass der schaffende Künstler inner-
halb dieser Regeln mit der grössten Freiheit sich bewegt. Dann erscheint die
Abweichung nicht als Willkür sondern als Noth wendigkeit. Dux'ch die Regel
wird der Weg bezeichnet, auf welchem bestimmte "Wirkungen gewonnen werden,
sie giebt aber damit zugleich auch Anleitung auf ebenso natürliche und gesetz-
mässige Weise andere zu erreichen, so dass durch die Regel selber die Ab-
weichungen gewissermaassen bedingt erscheinen. Die Erfahrung hat weitei'hin
gelehrt, dass die Wirkung des Kunstwerks durch die organische Entwickelung
und sinngemässe Gliederung der einzelnen Tlieile desselben wesentlich erhöht
wird, und so wurden die Regeln über die Construction desselben aufgestellt,
deren ängstliche Beobachtung wieder nur zu den bereits oben charakterisirten
Resultaten führt. Ihre blinde, kritiklose Anwendung erzeugt nur leb- und farb-
lose Gebilde der Abstraction; während ihre Nichtbeachtung im besten Falle
nur zu Tableaus zusammenhangsloser, wenn auch glücklich erfundener Partien
fahrt. Selbst bei jenen Formen, die nur durch die strenge Beobachtung ganz
bestimmter Regeln entstehen, wie bei den canonischen und den verschiedenen
Formen der Fuge, behält der schaffende Genius genügende Freiheit, um in der
besondern Handhabung jener Regeln seine Eigenart zu zeigen. Der Canon
wird nur dadurch zum Canon, dass die Regeln der Nachahmung genau beobachtet
werden und die Fuge nur dadurch zur Fuge, dass die Nachahmung in anderer
Weise als beim blossen Canon erfolgt und zwar in ganz bestimmt vorgeschrie-
bener, allein auch hier fordert die besondere Idee vielfache Abweichungen
von den allgemeinen Gesetzen, die so lange gerechtfertigt sind, als sie in der
ursprünglichen Bedeutung der Form begründet erscheinen und durch den neuern
lohalt bedingt werden. So erscheint es durchaus nothwendig, dass die Gestal-
tunsf des Kunstwerkes im Allgemeinen und die der einzelnen Formen im Be-
sondern ganz bestimmten Regeln unterliegt, dass diese aber auch nicht zum
trockenen Schematismus verkörpern dürfen, sondern dass sie dem schaffenden
Geist die Freiheit gewähren müssen, aus dem allgemeinen Gesetzen die ab-
weichenden für den besondern Fall herzuleiten. So wird die Regel zu dem,
was sie überhaupt sein soll und kann, zum Hülfsmittel für den schaffenden,
nicht nur nachahmenden Menschengeist; sie klären ihn über seine Ziele und
die Mittel diese zu erreichen noch sicherer auf, als eine Reihe damit nutzlos
gewordener Versuche, die er sonst anzustellen meist gezwungen wäre. Das
nur regelrechte Kunstwerk kann demnach nicht viel Bedeutung gewinnen,
weniger aber noch das regellose, das im Grunde keins ist. Jenes erfüllt wenig-
Regnard — Reiudl. 377
steus die äussern Bedinf^'ungen ; es kann nur nicht tiefer intereßsiren, da eB
koineu besonders ansjjrcchenden Inhalt gewährt. Das regellose Kunstwerk aber
verliert mit der untersten ]iedingung, der Formvollendung im Grunde überhaupt
die Bedeutung als Kunstwerk.
Ueguard, Jacques (\'1I1, 2G9), ist 1531 geboren, war vom 1. December
1564 bis 1577 oder 1580, nachdem er vorher Alumnud Chori musici gewesen,
als kaiserlicher Tenorsänger der Hofkapelle in Diensten Maximilian II. resp,
Kudolph II., ward darauf neben Phil, de Monte Yicekapellmeister vom 1. Januar
158U bis 9. April 15H2. Darauf ging er zum Ei'zherzog Ferdinand, der sich
ihn erbeten hatte, nach Prag. Er starb am 15. Januar 1599.
Keichu, Anton (VIII, 270), auf der Bibliothek des Conservatoriums zu
Paris befindet sich eine Schrift K.'s in deutscher Sprache: Philosophische prak-
tische Anmerkungen zu den j^raktischen Beispielen. Die Hauptkapitel behandeln:
Vortheile der Musik unter den sieben freien Künsten; Mathematik und Musik;
der Künstler; der Componist; der Pianist u. s. w.
Iteichniann, Theodor, ist in Rostock am 18. Mürz 1849 geboren und in
Berlin, wo seine Eltern später ihren Wohnsitz nahmen, für seinen Beruf vor-
gebildet worden. Schwer genug ist es ihm geworden, den Eltern die Zustimmung
zu dem gewählten Beruf als Sänger abzuringen ; noch schwerer die Mittel dazu
herbei zu schaffen. Aber es gelang. Professor Mmtius und Chordirektor Elss-
1er wurden seine Lehrer, und nach einem Probesingen vor dem General-Inten-
tanten von Hülsen und dem Kapellmeister wurde ihm auch eine Unterstützung
aus der Chatulle des Königs auf zwei Jahre bewilligt. Nachdem der jugend-
liche Künstler auch noch den Unterricht von liess in Prag und Prof. Lamberti
in Mailand genossen hatte, ging er in sein erstes Engagement nach Magdeburg
und dort wurde er bald der Liebling des Publicums; auch in Berlin, wo er
dem Oi^ernunternehmen von Nowack (im jetzigen Residenztheater) angehörte,
errang er damals schon lebhaften Beifall. Darnach war er in Rotterdam und
Stras.-burg eugagirt; hatte aber auch bereits die Aufmerksamkeit der Münchener
Opernleitung auf sich gezogen; er erhielt eine Einladung zu einem Gastspiel
auf Engagement, welcher er folgte und sein Auftreten als »Teil«, »Templer«
und »Wolfram« war mit so aussergewöhnlichem Erfolge begleitet, dass er sofort
unter den günstigsten Bedingungen engagirt wurde. Vorher hatte er sich für
einen Winter in Hamburg verpflichtet, wo er ebenfalls sich rasch in die Gunst
des Publicums hinein sang und spielte. In München fand der ausserordent-
liche Künstler erst seinen rechten Boden; seine Stimme entfaltete sich zu immer
blendenderem Glanz, so dass sie jetzt wol als die schönste Barytonstimme zu be-
zeichnen ist; dabei bildet sich auch sein schauspielerisches Talent zu einer,
von nur wenigen Sängern erreichten Höhe aus. Als er daher im vergangenen
Sommer 1880 in Leipzig und Berlin gastirte, war man allgemein überrascht von
seinen Leistungen und fand, dass Fama nicht übertrieben hatte, dass sie viel
eher hinter der Wahrheit zurück geblieben war. Dass der Träger einer so
phänomenalen Stimme auch so ernste Studien gemacht hat und so trefllich zu
singen versteht, und dass er daneben auch ein ganz ausgezeichneter Darsteller
ist, das erscheint in unserer Zeit, in welcher der Dilettantismus auf der Bühne
so stark grassirt, nahe zu unglaublich. In Leipzig wie in Berlin errang denn
auch R. Erfolge, welche an die der Patti und der (jcrster erinnern. In Leipzig
hatte man noch keinen ]>essern »Teil« und »Hans Heiling«, in Berlin noch keinen
ebenbürtigen »Don Juan« gesehen. Als er aber vor einigen Wochen in Wien
gastirte, war man keinen Augenblick im Zweifel, dass nur er der Nachfolger
von Beck werden könne. München, wo man von seinem »Hans Sachs«, »Tel-
ramund«, »Wotan«, »Wolfram« ebenso enthusiastisch eingenommen ist, sieht man
ihn sehr ungern scheiden. Auch die ehrenvollsten Auszeichnungen, welche ihm
bereits zu Theil wurden, haben ihn nicht lässig gemacht, wie ein echter Künst-
ler strebt er rastlos weiter.
Ileiudl, Benedict, Benediktinermönch d.r Abtei Dissentis in der Schweiz,
378 Renaud — Ren^.
schrieb vierstimmige Messen, die er 1789 in einer Sammlung unter dem Titel:
•oAnnulus eucharisticus sex gemmis coruscansa, veröffentlichte.
Reiner, Jacob (VIII, 287), ist wahrscheinlich zu Altorf gegen 1560 ge-
boren, besachte 1567 die Schule des dort gelegenen Klosters Weingarten, ward
namentlich von den besten Lehrern auch in der Musik ausgebildet und genoss
dann den Unterricht von Orlandus Lassus in München. Er ward in Wein-
garten weltlicher Musiklehrer , sowol für Gesang wie für Instrumente und
dann Kapellmeister und Magister chori musici, als welcher er am 7. Decem-
ber 1604 starb.
Remi, oder Remy, ist der Name einer Lautenmacherfamilie, die in Paris seit
länger als einem Jahrhundert thätig ist. Der Chef der Familie war schon 1760 in
Paris ansässig. Zur Zeit betreibt Jules Remi, geboren 1813 in Paris, das Geschäft.
Renaud, Prangois Augustin, französischer Physiker, verfasste und gab
heraus: i>Le Principe radical de la musique et la tonalite moderne ou la Science
de Vharmonie basee sur la nature meme du son musicalv^ (Paris, Tolra et Haton,
in 8'', 1870) ; -»Etüde sur les diverses interpretations ou evaluations de la gamme
diatonique majeure ut, re, mi, fa, sol, la, si, ut, precedee de notions elementaires
de calcid musicah (Paris, Haton, 1876, in 8"); y>Du röle de la sience dans Vart
musicaW (Paris, Haton, 1872).
Renault, Nicolas, Lautenmacher, der aus Nancy stammend in Paris 1546
etablirt war. Er hatte mit den Brüdern Medard (Nicolas und Jean) zusammen
gearbeitet und ebenfalls mit Andre Amati, als derselbe von Karl IX. nach Paris
berufen worden war, ein Orchester herzustellen mit 24 Violinen (de grand patron),
12 Violinen (moyens), 6 Violen, 8 Bassgeigen.
Rendano, Alfonso, italienischer vortreflPlicher Pianist und Componist,
geboren in Carolei bei Cosenza am 5. April 1853, begann seine Musikstudien
in Neapel, wo er kurze Zeit Schüler des Conservatoriums war, studirte unter
Thalberg und besuchte dann das Leipziger Conservatorium. Nachdem er sich
erfolgreich im Gewandhaus in Leipzig als Clavierspieler eingeführt hatte, Hess
er sich in Paris und London mit vielem Erfolge ebenfalls hören und kehrte
nach Italien zurück. Er veröffentlichte nur Claviercompositionen.
Rene, Carl, geboren am 12. September 1833 zu Stettin, gestorben am
2. Mai 1876 ebendaselbst, Abkömmling einer französischen adligen Emigranten-
familie, studirte anfangs Baufach, wandte sich aber später aus Interesse dem
Pianofortebau zu. Er bildete sich in den bedeutendsten deutschen, französischen
und amerikanischen Fabriken zu einem tüchtigen Pianofortefabrikanten heran
und gründete in Stettin am 1. April 1860 die Pianofortefabrik von C. Rene
und zugleich mit seinem Bruder Frangois Rene in Berlin eine Filiale unter
der Firma: Gebrüder Rene. In kurzer Zeit waren die Fabrikate der jungen
Fabrik weit und breit geschätzt und hatte der Name C. Rene schon damals
einen guten Klang in der musikalischen Welt. Zahlreiche Auszeichnungen
wurden ihm zu Theil, im Jahre 1875 ward er officieller Lieferant für königl.
Seminare und Präparandenanstalten. R. vervollkommnete seine Claviere durch
Anwendung eigener Erfindungen und bei seinem frühen Tode stand das Unter-
nehmen in voller Blüthe. Carl Rene war vermählt mit der Pianistin Louise
Klug in Stettin, aus dieser Ehe entspross der jetzige Inhaber der Firma:
Rene, Carl Alfred, geboren am 6. December 1861 war nach Absolvirung
einer Realschule I. Ordnung schon früh in den grössten deutschen Pianoforte-
fabriken thätig und bildete sich nebenher noch in der Chemie aus, für welche
er das lebhafteste Interesse an den Tag legte. R. übernahm nachdem er seine
Studien vollendet hatte, die Fabrik des Vaters. Im Jahre 1879 trat C. A. Rene
mit seiner ersten Erfindung, ein neues klingendes Orgelpedal, an die Oeffent-
lichkeit, über welches sich die bedeutendsten Journale und Autoritäten sehr
lobend aussprachen. Dieser Erfindung folgten im Jahre 1880 zwei neue paten-
tirte Erfindungen, die allgemeines Aufsehen erregten: 1) Die Präparations-
methode von Holz durch Anwendung des ozonisirten Sauerstoffs. 2) Eine Cello-
Hopetitions-Mechanik.
379
Resonunzanordnung (s. Rcsonunzboden). Im Jiihre 1881 erfiind Ren«'- seine
»Pianoforte-Orgela, ein neues Instrument, dessen l'feifen nicht wie sonst durch
Wind, sondern durch hindurchgeleitete abgestimmte Saiten, die nach Ciavierart
angeschlagen, zum Ertönen gebracht werden. Grösstes Aufsehen erregte seine
oben erwähnte Priiparationsmetliode unter den Gelehrten und Fachgenossen
und widmeten die grössten Journale der Wilt der Rent'-'schen Erfindung um-
fangreiche Referate, die dieselbe als einen epochemachenden Fortschritt bezeich-
neten. R. machte die Entdeckung und stellte durch viele Experimente fest,
dass Sauerstoff und speciell der ozonisirtc Sauerstoff die Wirkung auf Holz
ausübt, dass dasselbe jedem Tcmperatureinfluss absolut und auf die Dauer
widersteht. R. löste damit ein grosses Problem, das für die gesammte Industrie
und insbesondere für die Pianoforte- Industrie von schwerwiegendster Bedeutung
ist. Es wurde ihm die Genugthuung, dass die Bedeutung seiner Erfindung,
von vornherein, nicht nur von den Gelehrten, sondern auch von den berühm-
testen Fachgenossen, die sich um Benutzung derselben bewarben, voll und ganz
gewürdigt worden ist. Die Fabrik hat eigene Filialen in Hamburg, London,
Amsterdam, New-York, Capstadt, Bombay, Calcutta und steht jetzt im Begriff
auch in Südamerika ein neues Etablissement einzurichten. Der jährliche Absatz
der Fabrik beziffert sich auf gegen 1000 Instrumente, die in fast allen Plätzen
der Welt gut eingeführt und begehrt sind. Viele Virtuosen bedienen sich mit
Vorliebe der R. sehen Instrumente zu ihren Concerten. Für seine Erfindungen
wurden R. die goldene Medaille der Academie »Giambattista Vico« zu Neapel
zuerkannt und derselbe zum Ehrenmitglied der Academie ernannt, auch wurde
ihm das Ritterkreuz I. Classe der »Chevalliers Sauveteurs« von Frankreich ver-
liehen. Auch als Fachschriftsteller ist R. thätig, momentan arbeitet er an
einem grossen Werke über Pianofortebau und Geschichte desselben.
Repetitioiis-Mechanik. Die neue, von dem Pianofortefabrikanten H. F. Flem-
ming in Leutzsch bei Leipzig erfundene verstellbare Repetitions-Mechanik erzielt
Rcpetitions-Mcchanik.
leichtes und schnelles Anschlagen eines Tones auf sehr einfache, bequem zu
regulirende Weise. Es ist bei dieser Mechanik von nicht zu unterschätzendem
Vortheil, dass selbst der Bruch einer Stösserfeder niemals den Anschlag des
Tones unmöglich macht. Um zu bewirken, dass der Stösser c sofort nach dem
Anschlagen, ehe die Taste in ihre oberste Stellung zurückgekehrt ist, wieder
unter den Nacken f greift, wurde dem Mechanismus folgende Anordnung ge-
geben: mittelst der Schraube j wird der Kloben h und durch Letztern die
380
Reuchlin — Resouauzboden.
Feder i gespannt, so dass hierdurch ein stetes Andrücken des Stössers c unter
dem Nacken f unbedingt stattfinden muss. Die Spannung der Feder i lässt
sich mittelst des Schräubchens g bequem reguliren und kann dadurch die Weise
des Andrucks wesentlich verschieden gemacht werden. Die Mechanik ist durch
deutsches Reichspatent geschützt.
Reuclilin, Johann (VIII, 309). Er bekleidete verschiedene hohe Staats-
und Lehrämter in Deutschland, machte mehrere Reisen durch Italien, lebte
dann lange beim Kurfürsten Philipp von der Pfalz, war elf Jahre lang Vor-
sitzender des schwäbischen Landgerichts und endlich Professor an der Univer-
sität Ingolstadt, wo er an der Pest erkrankte; nach Stuttgart flüchtend, starb
er dort am 30. Juni 1522. Von seinen Schulkomödien sind noch zu erwähnen:
»Scenica progymnasmata h. e. ludicra pre exercitamenta 1595(i, die Chorgesänge
mit Angabe der Melodien in Noten und: y>Joh. Reuclilini comoediae duae, Scenica
progymnasmata et Segius Colonae 1534a, die Chöre dreistimmig in Noten.
Resonanzbodea (VIII, 307). Decke, Klang-, Sang- Schallboden (franz.
Table d'harmonie) heisst bekanntlich bei den Saiteninstrumenten der wichtigste
Resonanzboden.
Theil, über welchen die Saiten aufgespannt sind, und der dem entsprechend
die Schwingungen der Saiten unmittelbar aufnimmt und dadurch den Klang
verstärkt. Einzelne Verbesserungen die mit dem Resonanzboden am Pianoforte
vorgenommen wurden, sind bereits erwähnt, wie der Cello-Resonanzboden. In
neuerer Zeit hat Herr Pianofortefabrikant Carl Augast Henkel in Leipzig einen
Resonanzboden mit Regulirsteg construirt, der in obiger Abbildung veranschau-
licht ist. Der Regulirsteg hat zu beiden Seiten Lappen, welche in ihren End-
Resonanzboden.
381
punkton mit Scliriiulien bc'l'estijrt sind, durch deren Anziehen oder Nachlassen die
Möglichkeit gewährt wird, den Druck und damit die Spannung, welche diese
federnden Lappen in ihrer Verbindung mit dem Steg auf den Resonanzboden
ausüben, zu reguliren. An der unteren Seite des Resonanzbodens (da, wo sonst
die Rippen liegen) sind schwache Leisten angebracht, welche den Regulir-
schruuben entsprechend mehr Halt geben. Die Saiten ruhen mit der erforder-
lichen Schränkung auf der Rippe. Dieser Steg ist ebenso beim Piauino wie bei
dem Flügel und den tafelförmigen Instrumenten anzubringen. Die Erfindung ist
Herrn Henkel für Deutschland (am 5. März 188U) und durch Brevet vom
16. Juli Ibbü auch für Frankreich auf die Dauer von fünfzehn Jahren geschützt.
{
•^
Resonanzboden.
Eine andere Einrichtung des Resonanzbodens hat der Pianoforttfabrikant
Siegfried Hansen in Bückeburg erfunden. Durch die sogenannte Berippung
des Resonanzbodens beim Ciavier (die, unter demselben angebrachten Holzleisten),
wird bekanntlich verhindert, dass der Boden sich nicht als Ganzes bewegen
kann. Den Ciavierbauern war schon im Beginne des Piauofortebaues klar ge-
worden, was der ])erühmte Aknstiker Pellisow wissenschaftlich dargethan hat,
dass die Transversalschwingungen der Saite nicht im Stande sind, den Resoniinz-
boden eines Claviers zum Resoniren zu bringen, sondern dass dies die Stoss-
schwingungen bewerkstelligen, welche durch die, an die Saiten anschlagenden
Hämmer erzeugt werden. Der Resonanzboden niuss demnach die Stossschwin-
gungen der Saite zur Fortpflanzung des Tons repitiren, er darf daher keine
382
Resonanzboden.
Trausversalschwingungen machen, d. h. sich nicht als Ganzes bewegen, weil
dadurch die Stossschwingungen der Saiten und des Bodens aufgehalten werden.
Die Instrumentenmacher bringen zu diesem Behufe unter dem Resonanzboden
Holzleisten an, welche diese Transversalschwingungen verhindern und nennen
dies Verfahren Berippung. Steinway in New-York brachte eine besondere Vor-
richtung am Resonanzboden an, Resonator genannt, durch den ein steigender
Druck auf die Rippen von den Rändern des Resonanzbodens aus erfolgt. Bei
seinem Apparate wirken die Stossschwingungen der tönenden Saiten mit mehr
Intensivitüt auf den Resonanzboden. Ein durchaus entgegengesetztes Verfahren
Kehrseite des Eesonanzbüden.
wendet Siegfried Hansing an, indem er die Zugkraft in Verwendung bringt,
den Resonanzboden nach Art eines Trommelfelles spannt.
Durch die tönende Saite wird der Boden in Molecularvibration versetzt,
d. h. die kleinsten Theilchen desselben nehmen an den Schwingungen Theil.
Ohne dass seine Elasticität dabei leidet, wird der Boden durch diese Spannung
verhindert, Transversalschwingungen zu machen. Der neue Resonanzboden von
Hansing besteht zunächst aus einem Rahmen von 5 cm im Quadrat starkem
Buchenholz gearbeitet, dessen äussere Kante der vollen Breite des Instruments
entspricht; ist der Stimmstock fest auf den oberen Theil des Rahmens aufge-
leimt, so dass er ein Rahmenstück bildet, so entsjDricht der Rahmen der Höhe
des Instruments. Wie auf der vorstehenden Zeichnung angegeben, wird in den
Rpsoiianzboden. 383
Riihmen der Krunimbiilkon A mit Zapfen befestigt, die in dem Seitenstück 1<J
und dem Unterstiick des Kahmens eiugelej^t sind, so dass der ganze Balken
1,5 cm verschiebbar ist. Hinter diesem verschielibaren Balken liegt ein zweiter
in den Rahmen festgearbeiteter Balken B, von derselben Form wie A; zwischen
beiden liegt ein Spiidraum von 1,5 cm. inm-rlialb dessen A bewegt und genau
bis an den Balken £ gerückt werden kann. Beiden gegenüber liegen zwei
gleiche Balken 0 und D, die mit ihren Zapfen in das obere Rahmenstück I£
und dem gegenüberliegenden Seitenstück K gelocht sind; C ist beweglich, D
aber fest. Innerhalb der beiden Balken A und C wird der Resonanzboden
mit seinen Langenden eingeleimt, so dass das Resonanzholz seiner Länge nach
möglichst winklig auf den Balken stösst. Die beiden Balken A und C stehen
mit dem Nebenbalken B und D durch "2 — 3 Stück Bolzen, die an ihren Enden
Mutterschrauben haben, in fester Verbindung, so dass mittelst dieser A näher
an B, und C näher an D gerückt werden kann. Auf diese Weise köonen A
und C weiter von einander entfernt und der Resonanzboden ähnlich wie ein
Trommelfell gespannt werden. Vermittelst der Mutterschrauben kann der Reso-
nanzboden je nach Bedürfniss nachgespannt werden. Die Rippen des Resonanz-
bodens werden, da sie theilweis in das Ober- theilweis in das Unterstück des
Rahmens und zum Theil auch mit ihren Enden in einen beweglichen Balken
fassen, auf diese Weise gleichzeitig mit gespannt. Die beiden Eisenplatten,
die auf beiden Seiten des Rahmens liegen , werden durch ihn vor Bruch ge-
schützt und da sämmtliche Holztheile die durch den Zug der Saiten zu leiden
haben, zwischen diesen Eisenplatten liegen, so ist ein Losreissen des Holzes
nicht zu befürchten. Auch die Saitenlänge des Pianos ist von Hansing neu
construirt, ebenso der Klangsteg in Fig. 1, welcher die Discantsaiten auf den
nicht tönenden Theil durchschneidet und bewirkt, dass die Stossschwiugungen
der tönenden Saiten intensiver auf den Bodensteg wirken. Die Kehrseite dieses
neuen Resonanzbodens hat die in der zweiten Ab1)ildung veranschaulichte Gestalt.
In neuester Zeit hat auch Herr A. C. Henkel in Leipzig, der Erfinder
des Resonanzbodens mit Regulirsteg, den Resonanzboden zweckmässig verändert,
so dass die Berippung uniiöthig geworden erscheint; er giebt dem Steg ein
besonderes, der Form desselben genau angepasstes Podium, von der Stärke des
Resonanzbodens, das er auf diesen so aufleimt, dass die Kanten fest in einander
schliessen (also umgebogen sind), und somit ein Zwischenraum bleibt, welcher
trotzdem die freie Bewegung des Resonanzbodens nicht beengt, sondern be-
fördert. Der Ton der Saiten verliert das metallene gläserne Colorit der Metall-
saite, er wird mehr dem, der Menschenstimme und der Orgel verwandt. Die
Praxis des doppelten Resonanzbodens endlich hat in Herrn C. Rene in Stettin
eine neue und eigenthümliche Anwendung gefunden. Er verwendet an Stelle
derselben behufs Veredlung des Tons einen hohlen, kastenförmigen Resonanz-
körper, der aus zwei gleich grossen Resonanzboden besteht, welche an ihren
Rändern durch doppelte Wände, ausserdem aber noch an gewissen Stellen durch
trichterförmige Schalhöhren eigenthümlicher Construction mit einander verbunden
sind. Diese Schallröhren oder Schalltrichter haben den Zweck, die Schwin-
gungen des obern Resonanzbodens auf den untern zu übertragen. Sie sind
unterhalb des obern Resonanzbodensteges in beliebiger Anzahl angeordnet und
bestehen aus einem, unten konisch zulaufenden hohlen Körper mit rundem, drei-
oder viereckigem oder polygonischem Querschnitt, stehen auf den untern ]\esonanz-
bodensteg und sind mit dem obern fest verbunden. Der Schalltrichter enthält
eine elastische Membrane aus Pergament oder anderem elastischem Material,
welche an ihren Rändern fest mit den Wänden des Schalltrichters und durch
eine von ihrer Mitte ausgehende Leitung oder Stange aus hartem Holze oder
anderm Material mit dein obern oder untern Resonanzboden oder deren Stege
verbunden ist. Diese Membrane kann ebenso in dem obern, wie im mittlem
oder untern Theil des Schalltrichters angebracht sein, und hat den Zweck, die
Resonanz zu erhöhen und die in dem Schalltrichter eingeschlossene Luftsäule
384
Resonatorflügel.
lind die Schwingungen derselben zu verstärken und dadurch den Ton zu ver-
edeln. Der Schalltrichter kann aus Holz oder irgend einem andern Material
hergestellt sein. Auch diese eigenthümliche Construction des Resonanzbodens
welche der Erfinder »Cello-Resonanzbodenanordnung« nennt, verleiht dem Pianino
die Fülle und Schönheit des Plügeltons und macht das Instrument, nach dem
Zeugniss von Autoritäten wie Franz Liszt, für den Concertsaal verwendbar.
Reaonatorflügel oder Resonatorpiano, nennt der berühmte Pianofortefabrikant
Herr Ernst Kaps in Dresden seine, mit einer neuen, von ihm erfundenen Vorrichtung
versehenen Instrumente. Dem allgemeinen Bestreben der Pianofortefabrikanten
folgend, die Klangfarben des Instruments zu veredeln, wurde er auf ein sehr
rationelles Verfahren zur Klangverstärkung geführt. Die Saiten der tiefern
)fJMERTHMANN. DRESDEN.
Resonatoiflügel.
Tonlagen bedürfen vermöge ihrer grössern Masse und Länge keiner besondern
Unterstützung, um den Resonanzboden des Instruments in hinreichende Schwin-
gungen zu versetzen, dagegen wird für die obere Hälfte des Instruments, von
der kleinen Octave an aufwärts, eine Vorrichtung zur Erhöhung der Resonanz
sehr wünschenswerth und eine solche brachte Kaps in seinem Resonator au.
Derselbe besteht in der Hauptsache in einem Schallkasten, der unter den be-
treffenden Saiten auf dem Resonanzboden aufgeschraubt ist. Er hat die Form
einer Harfe und reicht von dem sogenannten Steg, d. h. der festen Auflage
auf dem Resonanzboden, von welcher aus der schwingende Theil der Saite be-
ginnt, bis zur Dämpferlinie. In der beifolgenden Abbildung ist er mit A be-
zeichnet. Die Decke desselben wird durch einen, unten mit Rippen vorsehenen
Keventos y Truch — Reynicr. 385
Resonanzboden gebildet, der, wie der ganze Resonator so gestaltet ist, dass
jeder Saitenchor (die, zu einem Ton gehörigen drei gleicligestimmten Saiten)
mit zwei Dritttbeilen seiner Länge dicht über ihm schwebt. Unter der Mitte
des, über dem Resonator liegeudon Theils der Saiten ist jedesmal ein Schall-
loch angebracht. Die Saitenchöre liegen nicht der ganzen Länge nach frei über
dem Resonanzboden, sondern jeder derselben ist durch einen, auf diesem be-
festigten Schallkuual geführt, der von dem Steg bis zu dem iTwähnten Schall-
loch reicht. Die Länge dieser Kanäle entspricht , wie leicht einzusehen ist,
der Wellenlänge der, duixh die hindurchgeführten Saiten hervorgebrachten
Töne: diese sind nach oben durch eine aufgeschraubte Mahagoniplatte der
Schallhaube B abgeschlossen. Durch die beschriebene Vorrichtung werden die
Töne zunächst unzweifelhaft verstärkt; dann aber erhalten sie auch eine schöne
Klangfarbe. Die ganze Vorrichtung ist ohne jede Schwierigkeit anzubringen.
Keveutos y Truch, Jose, spanischer Tonkünstler der Gegenwart, ist in
Barcelona am 29. Jauuur 1840 geboren und studirte Musik unter Andrevi und
Calvo Puig. lbG5 wurde er Professor am Conservatorium in Madrid, ausser-
dem dirigirte er die, von ihm an der Kirche Montserrat eingerichtete Gesang-
schule für Kinder. Seine Compositionen wurden in Madrid aufgeführt; es
gehören dazu: Eine Sinfonie; ein Stabat mater, für Chor und grosses Orchester
eine Messe für Solostimmen; ein- und mehrstimmige Kirchencompositionen mit
Orgelbegleitung u. a.
Revinl, Marie Louis Benoit (VIII, 311), starb, nachdem er seine Stelle
am Conservatorium in Paris aufgegeben, in Etretat am 13. October 1871.
Rey, Jean Etienue, Componist, geboren in Toulouse (Haute-Garonne)
am 3. August 1832, wo er auch den ersten Musikunterricht erhielt, kam später
nach Paris, um Schüler des dortigen Conservatoriums zu werden. Er besuchte
die Composltionsclasse von Carafa, und nur auf den Rath Revial's, der ihn zu-
fallig singen hörte auch dessen Gesangsciasse, und erhielt einen zweiten Preis
für Gesang gleichzeitig mit Mll. Balla, welche den ersten erhielt. Im folgen-
den Jahre erwarb die letztere , die inzwischen Mmd. Rey-Balla geworden war,
die drei Preise: für Gesang, Oper, Opex-a comique, worauf sie auswäi'ts ein glän-
zendes Engagement annahm, überhaupt Reisen in Italien, Belgien, Spanien und
Portugal unternahm, auf welchen ihr Gatte sie begleitete. Er schrieb: Opern,
sechs Messen, sechs Sonaten für Ciavier, Violine und Violoncell, zwei Trios,
drei Quartette, zwei Quintette und ein Sextett für verschiedene Instrumente;
viele religiöse Musikstücke mit Begleitung von Orchester, Ciavier oder Quartett;
eine noch grössere Zahl mit Orgelbegleitung; ferner Gesangstücke über italieni-
sche, spanische und französische Texte; sieben vierstimmige Chöre; vier Can-
taten: sieben Sinfonien. In Toulouse brachte R. 1856 ein grosses Oratorium
»Ze Martiire de Saint SaturnitHi und im Februar 186-4 in Bordeaux die grosse
Oper in fünf Akten »io Giianav- zur Aufführung. Als 1872 seine Gattin, die
in Paris am Theatre lyrique engagirt war, von einer heftigen Krankheit er-
griffen wurde, welche ihre Theaterlaufbahn beendete, bestrebte sich Rey um
so mehr mit einer seiner Opern in Paris auf die Bühne zu kommen, was
ihm indess noch nicht geglückt ist. Die Opern welche er beendigt hat, sind:
jijai coupc le roia; l'Amour villa(/oi.si.i ; »Stribo7', Ojjcras-comiques en un acte«; y>Le
Talismaji des Sultanesv, opera bouffes in 3 actes; nBaltliazarii, grand ojiera en
4 actes; nlre/w«, grand opera en 5 actes. Von seinen Compositionen sind ein
grosser Theil der Kammermusik, der religiösen Musik und der ein- und mehr-
stimmigen Vocalrausik veröflentlicht.
Keynier, Joseph Frix Simon Marius, Organist und Componist zu Aix,
erwarb sich in der Provence ausgebreiteten Ruf als Orgelspieler. Er wurde
in Aix am 26. .Juli 1797 geboren und starb daselbst am 5. Januar 1S74.
Sein Vater war Musiker und unterrichtete den Knaben früh, besonders nach-
dem dieser im siebenten Jahre in Folge der Masernkrankheit völlig erblindete.
Später erhielt er noch den Orgel- und Compositionsunterricht vom Organisten
Mobikal. ConTers.-Lexikon. Ergänzungsband. 25
B86
Keyn — Rhythmus.
Lapierre und wurde 1825 als Organist an der Magdalenenkirche angestellt.
Dies Amt verwaltete er nahezu fünfzig Jahre, bis er ein Jahr vor seinem Tode
nach einem Schlaganfalle , sich davon zurückzog. Er unterrichtete und com-
ponirte ziemlich viel, obgleich er durch sein Gebrechen genöthigt war, seine
"Werke zu dictiren. Den grössten Theil derselben schrieb in dieser Weise sein
Schüler Henri Poncet, jetzt Kapellmeister in Aix; derselbe beförderte auch
pietätvoll, nach dem Tode ß.'s, einen Theil von dessen Comi^ositionen zum
Druck (Remondot Aubin ä Aix, 1876).
Kliein, Charles Laurent (VIII, 316), starb in Paris im October 1864.
Rhythmus (VITI, 320). Die veränderten Wirkungen des extensiven, die
Zeitdauer der einzelnen Theile bestimmenden und die des intensiven, aus der
Wechselwirkung von Hebung und Senkung sich ergebenden Rhythmen sind
leicht an einem Beispiel nachzuweisen. Nehmen wir das nachfolgende, nach
der altern quantitirenden Metrik aus Spondeen zusammengesetzte Sätzchen, um
eine Eeihe von rhythmischen Veränderungen mit ihm vorzunehmen:
^
!^^
t=:t
::=^
*^-J U-
^
Zunächst vermögen wir jeden einzelnen Takt, den Versfuss, anders darzustellen,
ohne das Metrum zu ändern:
:^^
rj:
wobei dann der accentuirende Rhythmus mehr in Wirksamkeit tritt. Anders
ist die Wirkung, wenn man es dreitheilig (trochäisch):
:^:
I
)=#=
oder (jambisch):
--^-
=t=
^^r--
m
Es ist nicht nothwendig weiter zu verfolgen, wie jeder einzelne Takt immer
erneuert in anderer Weise darzustellen ist, ohne das ursprünglich gewählte
Metrum aufzugeben. Daraus aber ergiebt sich auch von selbst die Möglichkeit
einer Mischung dieser Rhythmen wie:
oder:
Selbst eine Mischung der Taktarten ist damit gerechtfertigt:
^--^
^l^^&
■ß—
=4=1:1:
^J
^-
-«'— I
^^1
oder:
^
:^
^
£
^=M=
:4:
::2=4
4:
In dieser Weise finden auch die fünf- und siebentheiligen Rhythmen ihre Recht-
fertigung, und sie begründet zugleich auch eine grössere Freiheit in der Ver-
bindung der Metra zu grössern rhythmischen Einheiten. Die natürlichste
Construction bleibt es immer, dass zunächst zwei Takte zu einer neuen Einheit
lihythmus.
387
zusammengefasst werden, und dass dieser eine ganz gleich construirte von zwei
Takten entgegongcsetzt wird; die dadurch gewonnene neue grössere Einheit von
vier Takteu erfordert ganz naturgeraäss als Gegensatz eine neue Einheit von
vier Takten und so erweitert sich das Toustück rhythmisch zu 8, IG, 32 Tak-
ten u. 8. w., wie das am Tanz gezeigt worden ist. Aber hier schon machten
sich Abweichungen geltend. Es ist selbstverständlich vollständig zulässig, auch
eine Einheit von drei Takten anzunehmen und ihr eine gleichconstruirte ent-
gegenzusetzen: .
»/\-
im
4=
1=:
t^^^
~s ^
m=mi
-:3=i:
^
Aber auch eine ungleiche rhythmische Construction schon in der untersten
Zusammensetzung ist möglich und oft geboten; sie ergiebt sich zunächst ganz
natürlich aus der Wiederholung des Schlusstakts eines jeden Abschnitts:
^^mmm^i
Hier ist dadurch noch eine grössere Ebenmässigkeit herbeigeführt, dass wir die
Erweiterung der zweiten Hälfte des Vordersatzes auch auf die des Nachsatzes
übertragen; das ist nicht absolut uothwendig, man kann sich mit der Erwei-
terung des einen begnügen, wodurch die rhythmische Construction noch mehr
anscheinend an Symmetrie verliert:
''- _ _^ . -' ^
^fep^
— rt"-
• f* ■
. tf _i
— 1 — 1—
|k
. -J 1 .
H-j-
Ä^p=t
— J — »—
Ft^-ö
=3— r~
:-3-£
• •
• ä
: ^— :■
Solche Abweichungen wirken nicht störend sondern im Gegentheil anregend,
weil sie sich ganz natürlich organisch entwickeln. Ebenso naturgemäss ergiebt
sich weiterhin eine rhythmisch mannichfaltigere Construction durch Erweiterung
oder Verkürzung der Darstellung der einzelnen Versfüsse:
In der Regel werden derartige Abweichungen von der ursprünglichen Con-
struction bei Vocalwerken durch den Text bedingt, bei dem es öfter uothwen-
dig wird, ein oder das andere Wort besonders auszuzeichnen, andere wieder
leichter zu behandeln. Aber auch instrumental erscheinen sie nicht nur gerecht-
fertigt, sondern geradezu geboten. Die rein physische "Wirkung des Rhythmus
ist fast noch grösser, als die des Tones an sich; sie macht sich in gewissem
Sinne körperlich fühlbar, so dass durch sie, ohne jede andere Beihülfe, die Be-
wegungen grosser Massen, dass die koraplicirte körperliche Arbeit damit geregelt
wird. Deshalb wirkt auch rhythmische Monotonie bei einem Tonstück viel
eher erschlafl'end als melodische oder harniouische. Dem Wesen der Meludie
und auch der Harmonie widerspricht die, in sich beharrende Gleichmässigkeit
der Fassung, durch welche eine gewisse ruhige Behaglichkeit erzeugt wird, weit
25*
388
Rhythmus.
weniger als dem vorwürtstreibenden, anregenden, lebenwirkenden Charakter des
Rhythmus. Daher hat rhythmische Monotonie sehr bald Erschlaffung zur Folge,
die selbst oft dui'ch die sinnlichreizendsten Klangwirkungen nicht zu beseitigen
ist. Daraus ergiebt sich aber auch die Nothwendigkeit der sorgfältigsten orga-
nischen Entwickelung des Rhythmus beim Kunstwerk. Wie seine monotone
Anordnung abspannend wirkt, so muss seine gegentheilige, bunt und willkühr-
lich zusammengewürfelte, aufreizend und zerstreuend wirken. Selbst innerhalb
des festgefügten Satzes wie hier, äussert sie sich in dieser Weise:
Hier ist noch die strophische Gliederung festgehalten, und so erscheint die bunte
Darstellung der einzelnen Glieder noch nicht so verwildert, wie sie es in der
That ist; auch kann man sie leicht etwas ebenmässiger gestalten:
Den Eindruck vollständiger Wüstheit und Zerfahrenheit aber macht eine solche
Rhythmik, wenn sie, was meist der Fall ist, auch auf die Gestaltung im Grossen
und Ganzen übertragen wird. Dann ist ihr ursprünglicher Zweck, Ordnung
in die Massen zu bringen, vollständig verfehlt. Es ist hier gezeigt worden,
wie schon auf der untersten Stufe rhythmischer Gestaltung die ursprünglichste
Ordnung verlassen werden kann, in besondern Fällen verlassen werden muss,
ohne dass dadurch auch nur eine Spur von Unordnung herbeigeführt wird.
Die alte Ordnung wird vielmehr durchaus festgehalten und sie erhält nur dort
eine andere Fassung, wo sie der individuellen Anschauung nicht mehr ent-
spricht. Das aber ist das einzige, in der Idee von der Rhythmik begründete
rechte Verfahren. Der Rhythmus soll seine anregende und selbst aufregende
Gewalt nicht verlieren, indem er sich in einem rhythmisch ebenmässig geglie-
derten Gebäude darstellt, er soll sie in seinem ganzen Umfange ausüben aber
nur so, dass er damit zugleich das Kunstwerk übersichtlich und fassbar gliedert;
das ist auch seine Aufgabe bei der Wortdichtung. Ihr ganzer Inhalt ist
in den meisten Fällen in durchaus zureichender Weise, durch die schmuck-
loseste Prosa zu geben; wenn der Dichter die metrische Form wählt, so thut er
dies eben nur, um in dem rhythmischen Gebäude der Empfindung fassbaren
und direkt wirksamen Ausdruck zu geben. Diese gewählte metrische Form
darf er aber dann nicht nach Willkür gestalten wollen, sondern nach den auf
ihren innersten Oi-ganismus gebauten Gesetzen. Wer die dichterische Form
wählt, darf sie nicht zur prosaischen Unform verunstalten. Das gilt selbst-
verständlich noch vielmehr von der Tonkunst, für die keine Prosa vorhanden
ist, bei der, als Kunst, alles schöne Form sein muss, die nur damit künst-
lerische Wirkung erzielen kann. Für sie ist diese rhythmisch vollendete Con-
struction noch w^eit mehr nothwendig, wie für die Dichtkunst und sie wird um
so nothwendiger, je complicirter und umfangreicher das Kunstwerk erscheint.
Mit der weitern Ausdehnung aber wachsen auch die Mittel, der an und für
sich zunächst ziemlich gleichmässig erfolgenden Construction, immer neu und
zugleich immer mannichfaltiger zu organisiren. Jene Buntheit der Darstellung
der einzelnen Glieder, der musikalischen Metra, die auf dem engen Rahmen
von vier oder acht Takten Hast und Unruhe bewirkt, lässt sich im weitern
Rahmen von 16 — 32 und mehr Takten schon recht gut zur mannichfaltigeren
Entwickelung des Rhythmus verwenden. Durch die vei'schiedenartigen Zusam-
mensetzungen aber, welche schon bei den kleinsten rhythmischen Abschnitten
möglich sind, und die mit der Erweiterung progressiv anwachsen, lässt sich
die höchste Mannichfaltigkeit neben höchster Gliederung und Abgeschlossenheit
Ricci — Kicliault. 380
des rhythmischen Gebäudes erreichen; nur damit aber werden die höchsten
Anforderungen, welche an das Kunstwerk zu stellen sind, erfüllt.
Kicci, David (VTII, 328), eigentlich Kiccio, wie ihn die Königin in einen
Brief von 15GG nennt, war der älteste Suhu eines armen, aber achtbaren Musi-
kers in Turin und ist daselbst gegen das Jahr 1520 geboren. Seine Eltern
liessen dem begabten Sohn eine sorgfältige Erziehung zu Theil werden und
sandten ihn 1540, nebst seinem jungem Bruder Joseph, nach Nizza, wo beide
ein Unterkommen in der Kapelle des Herzogs von Savoyen fanden. Nach mehr-
jährigem Aufenthalt am Hofe des Herzogs, traten sie in die Dienste des Her-
zogs von Moretto, in dessen Gesandtschaftsgefolge sie gegen Ende des Jahres
1561 nach Ediuburg kamen. Kurze Zeit darauf traten beide in die Dienste
der Königin Marie Stuart. David zunächst als Kämmerling und Sänger. Die
Königin hatte von Frankreich drei Pagen nach Schottland gebracht, welche ihr
Trios singen mussten. Damit sie ein vierstimmiges Madrigal zu hören bekam,
wurde David Eiccio als Basssänger dazu engagirt. 1564 wurde er dann Privat-
secretär der Königin. Er wird von seinen Zeitgenossen als heiterer Gesell-
schafter, mit glänzendem, jederzeit schlagfertigem AVitz, lebhafter Phantasie und
sanften gewinnenden Manieren geschildert. Dabei war er hässlich und bereits
über die mittlem Jahre hinaus, als er von dem Dolche des Grafen Douglas
am 9. März 1566 durchbohrt wurde.
Ricci, Frederico (YIII, 329), starb in Conegliano, wohin er sich nach
seinem Aufenthalt in Paris zurückgezogen, am 10. December 1877.
Richards, Brinley, ausgezeichneter Pianist und Componist Englands.
Sohn des Organisten der Peterskirche in Carmarthen in Wales, wo er 1819
geboren wurde. Obwol bestimmt Mediciner zu werden, beschäftigte er sich doch
bald ausschliesslich mit dem Studium der Musik, zu der er sich unwiderstehlich
hingezogen fühlte. Er erhielt durch die Protektion des Herzogs Newcastle und
des Grafen Westmoreland eine Freistelle auf der königl. Musikakademie in Lon-
don und bildete sich hier zu einem der bemerkenswerthesten Pianisten der Gegen-
wart in England. Hauptsächlich in der "Wiedergabe classischer Claviercom-
positionen nimmt R. einen hervorragenden Platz ein, und errang bei seinem
öffentlichen Auftreten in England, sowol wie in Deutschland, Frankreich und
Italien die grösste Zustimmung der Zuhörer. In Paris lernte er Chopin kennen
und benutzte auch dessen Rathschläge. Nach seiner Bückkehr nach England
erhielt er alsbald die Stelle eines Professors an dem Institut aus dem er her-
vorgegangen ist. Als Componist entwickelte er ebenfalls eine bedeutende Thätig-
keit, wobei die Clavierliteratur den Vorzug erhielt. Seine sehr zahlreichen
Compositionen für dies Instrument bestehen in einigen Concerten, Etüden,
Genre- und Salonstücken. Er schrieb ausser diesen für Orchester eine Ouver-
türe in F., und den in den drei Königreichen populär gewordenen Marsch
»der Carmarthen«; ferner die, im Walliserland ebenfalls berühmt gewordenen
Vocalwerke »Gesang der Walliser Krieger«, »Walliser Harfe«, y^God hless ihe
Prince of Walest. Ausser diesen componirte er noch religiöse und auch andere
weltliche Gesänge.
Richardsou, John Elliot, englicher Pianist, Organist und Componist der
Gegenwart, war Schüler der Singeschule der Kathedrale zu Salisbury und nach-
dem, während fünf Jahren, des Organisten Corfe. Seit 1863 ist er an der
genannten Kirche Organist und Chordirektor. Er schrieb mehrere Messen,
Anthems und andere religiöse Compositionen.
Richanlt, Charles Simon, der Begründer der Verlagshandlung gleichen
Namens, einer der bedeutendsten in Frankreich, wurde 1780 geboren. Nach-
dem er eine Zeit lang bei Momigny Commis gewesen war, reifte der Plan in
ihm, selber einen Verlag zu begründen, und er strebte die Ausführung dessel-
ben zunächst dadurch an, dass er nach beendeter Tagesarbeit diejenigen Werke,
welche er zu veröffentlichen gedachte, selber zu stechen begann. 1805 richtete
er sich in ßue Grange-Bateliere ziemlich bescheiden ein, vermochte aber das
390 Richault — Richomme.
Geschäft uach und nach zu Ruf und Ansehen zu bringen. Ausser den vielen
Werken seiner zeitgenössischen Landsleute, brachte er den Franzosen als der
erste, die Lieder und Clavicrwerke Fr. Schuberts und auch anderer deutscher
Meister. Nachdem er wegen der Ausdehnung des Geschäftes bereits einmal
den Platz gewechselt hatte, verlegte er es 1862 nach dem Boulevard des Italiens.
Hier starb er im Februar 1866, mehr als ein halbes Jahrhundert später nach-
dem er sein Haus gegründet. Sein Sohn:
Bichault, Simon, geboren 1806, seit Jahren des Yaters Mitarbeiter,
führte es nach dem Tode desselben nach gleichen Principien weiter. Auch er
bereicherte den Verlag durch viele bedeutende Werke, und vermehrte ihn auch
noch durch die Hinzunahme des Verlags von Pacini, der viele Opernpartituren
enthält. R. starb in Paris am 7. Februar 1877, wiederum dem Sohne das
Geschäft überlassend. Dieser:
Richault, Leon, ist der jetzige Leiter der berühmten Firma, die einen
Catalog aufweist, der über 18,000 Nummern zählt, und darunter die Namen:
Cherubini, Boieldieu, Mehul, Meyerbeer, Niedermeyer, Onslow, Kreutzer, Spon-
tini, Carafa, Ad. Adam, Ries, Marschner, Rossini, Donizetti, Bellini, Monpou,
Mercadante, Vaccaj, Coppola, Cimarosa, Marliani, Zingarelli, Pacini, Ricci,
Balfe, Paer, Paisiello, Gretry, Nicolai, Ambr. Thomas, H. Berlioz, 0. Masse,
Duprato, Bazin, Thalberg, Mendelsohn, Schumann, Gramer, Moscheies, Pixis,
Hummel, Reissiger, Döhler, Lysberg, A. Mereaux, Rosellen, Liszt, Alkan, Schul-
hotf, Wilmers, St. Heller, Herz, Rode, Viotti, Baillot, Paganini, Robberechts,
Spohr, Habeneck, Mayseder, Fesca, Servais, Dotzauer, Kalliwoda, Romberg,
Ernst, Lee, Piatti u. a. enthält. Neben diesen brachte die Firma zahlreiche
Ausgaben deutscher Classiker. Die Ciavierauszüge der Beethovenschen Sin-
fonie erschienen zuerst bei Richault.
Kichert, Felix, Pianist und Componist, lebte als Musiklehrer in der
Provinzialstadt Tonnerre (Tonne). Er gab ausser Ciavier- und einigen Gesangs-
compositionen mehrere Schulen heraus: y>U art de jouer le ^nano siiivant les lois
de la nattirevi (Paris, Leduc, 1 vol. 12, 216 p.), es ist ein technisches Hand-
buch, in welchem durch methodische Analyse aller Schwierigkeiten ein System
in wissenschaftlicher Form dargelegt wird. Die auf dem Princip der möglich-
sten Einfachheit gebaute Theorie des Fingersatzes in dem interessanten Werk
ist vortrefflich. Ferner veröffentlichte er: •t>Mcole pratique du pianiste suivant
Vetat technique actuel de Vart de jouer le piano^<~ (Paris, Leduc); -aCours tJieoriqtoe
et pratique de jnusique vocale, conte?iant un expose analytique et raisonne des prin-
cipes de Vart du chant etc.<t (Paris, Leduc, quatre editions); r>Traite elementaire
du plain-chant<i (id. id.); y>Guide methodique du professeur de piano etc.« (Paris,
libr. intern. 1866, in 12).
Bichmond, William Henri, Pianist, Organist und Componist in England,
Schüler von J. Rhodes und Marsh. Er wurde Oi'ganist an den Kirchen zu
Knaresboroug in York, dann in Dundee in Schottland, wo er zugleich in mehreren
Chor- und Kirchenvereinen und als Pianist in der musikalischen Gesellschaft
mitwirkte. Seine Compositionen bestehen in einem Triumpfmarsch, einem Andante
für Orgel, mehreren Messen, Offertorien, Intraden und andern Kirchenstücken.
Richonime , Frangois, Kammerviolinist des Königs Henri IV. und
Louis XIIL, wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geboren. Nach
dem Tode von Pierre Roussel folgte er diesem in dem Amt als »König der
Geiger«. 1620 bekleidete er noch diese Würde, denn in dem genannten Jahre
(s. Jal. Dictionnaire critique de hiograpliie et d'kistoire) hatte er eine Streitigkeit
mit vier Musikern der Kapelle Louis XIII., welche erstens, dem Hofe auf
seinen Reisen nicht folgen, und zweitens, ohne die Erlaubniss des Geiger-
Königs in der Stadt Tanzunterricht geben wollten. R. verklagte sie beim
königlichen Gerichtshof in Paris, wo ihnen denn auch, selbst nach einer Appel-
lation, aufgegeben wurde, dem Hofe zu folgen und ohne Erlaubniss »de sa
llichter — Kicordi. 391
Majeste FniiK^ois Eichoiumea keinen Tanzunterricht zu ertheilen. Die Sentenz
ist vum 2;;. März IGl'U.
Kifhter, Kriist Friedrich Eduard (VIII, 333), starb in Leipzig am
9. April 1879.
Kichter, Ernst Heinrich Leopold (VIII, 334), starb am 24. April 1876.
Richter, Hans, einer der talentvollsten Jüngern Orchesterdirigenten der
Gegenwart, ist zu Raab in Ungarn am 4. April 1843 geboren. Sein Vater
Kapellmeister der Kathedrale in Raab, unterwies ihn in den Anfängen der
Musik, starb aber bereits, als der Knabe zehn Jahr alt war. Dieser kam nun
nach Wien, wo er als Chorknabe in die Hofkapolle aufgenommen wurde, und
1859 ins Conservatorium eintrat. Er war hier in der Theorie Schüler von
Sachter und llellmesberger, und bildete sich unter Kleincke zum Hornvirtuosen
aus. Als solcher gehörte er auch zum Orchester der kaiserlichen Oper. Einige
Jahre später wurde er auf die Empfehlung des Kapellmeisters Esser von R. Wag-
ner nach Luzern gerufen, um eine Abschrift von der Partitur der Oper »die
Meistersinger« anzufertigen. R. verweilte in Luzern vom October 1866 bis
zum December 1867, und verliess Luzern als begeisterter Anhänger Wagners.
Durch die Vermitteluug des letzteren erhielt er 1868 die Stelle eines Chor-
direktors am Hoftheater in München. 1869 ging er nach Paris und dann
nach Brüssel, wo er Proben und Aufführung der ersten Lohengrin-Vorstellung
(1870) mit grossem Erfolg leitete. Hierauf begab er sich wieder zu R. Wagner,
um die Cqpie der Partitur »Der Ring des Nibelungen« auszuführen. 1871
übernahm er die Direction des Orchesters am Nationaltheater in Pest, die er
1875 mit der Stelle eines Orchesterdirigenten an der Wiener Hofoper ver-
tauschte, welche er noch bekleidet. 1876 wurde ihm von Richard Wagner für
die Aufführung der Nibelungen-Trilogie in Baireuth das Einstudiren und die
Direction derselben übertragen, welche Aufgabe er mit grossem Erfolge löste.
Ebenso begleitete er Wagner nach London, als dieser Fragmente seiner Dramen
dort zur Aufführung brachte. Er nahm auch hier Theil an der Direction und
an den persönlichen Erfolgen Wagners. In Wien ist er zur Zeit an Stelle
Dessoffs Leiter der Philharmonischen Concerte.
Ricordi, Giovanni, berühmter Musikalienverleger in Italien, geboren in
Mailand 1785, starb daselbst am 15. März 1853. Er war ursprünglich nur
unbemittelter Notencopist, der in einer Art Bude, zwischen zwei Säulen des
Archivgebäudes auf dem Platz dei Mercanti in Mailand seinen Stand hatte.
Aber er war jung und intelligent und fasste den Plan seine Situation durch
commercielle Unternehmen zu verändern. Die erste Gelegenheit hierzu brachte
ihm die Oper »i Pretendenti deluski von Luigi Mosca, deren erster ei'folgreichen
Aufführung er beiwohnte. Er suchte den Componisten auf, und bot demselben
eine Summe von hundert Thalern für die Cession der Oper. Es war in Italien
noch nicht Brauch, dass die Componisten auf diese AVeise für ihre Werke nur
irgend etwas erhielten, und so ging Mosca auf den Vorschlag ein. Diesen
Handel schloss R. im Herbst, und noch vor Beginn des Carnevals hatte er an
verschiedene Impressarios wol fünfzehn Copien der Partitur verkauft. Er
miethete nun einen Laden und erweiterte sein Geschäft nach und nach der-
gestalt, dass es eins der bedeutendsten Musikalienverlagsgeschäfte in Europa,
jedenfalls das grüsste in Italien geworden ist, durch welches der Musikalien-
handel in diesem Lande eigentlich begründet wurde. R. besuchte Deutschland
um sich dort über die vortheilhafteste Art von Stich, Druck und Veröffentlichung
der Musikalien Kenntniss zu verschaffen. Bald stand er mit allen bedeutenden
Componisten Italiens in Verbindungen, und dehnte seine commei'ziellen Be-
ziehungen über alle Theile Europas und noch weiter hinaus aus. Um seinem
Verlage noch einen neuen Hintergrund zu geben, gründete er die »Gazetta
musicalci, die unter der Redaction von A. Mazzucato in Italien von EinÜuss
war. Das Geschäft ging auf seinen Sohn über :
Ricordi, Tito, der es im Sinne des Vaters weiterführte und dieselbe grosse
392 Ricordi — Riga.
Umsicht und Rührigkeit entwickelte wie dieser. Nach einem ungefähr siebzig-
jährigen Bestehen hat das Haus 46,000 Werke, von mehr als 2500 italienischen
und fremden Componisten herausgegeben. Es werden jährlich ungefähr 40,000
Platten hergestellt, dei'en das Magazin überhaupt 600,000 besitzt, nachdem
8 — 10,000 jährlich eingeschmolzen werden. Es befinden sich im Hause Ateliers
für Stich, Typographie, Lithographie, Cromolithographie und Buchbinderwerk-
stätten. Der 1875 erschienene Catalog bildet einen B;ind von 738 Seiten.
Ein Schatz des Hauses ist die Authographensammlung von 2 — 300 Partituren
von allen Opern, die seit der Gründung des Hauses durch dasselbe veröffent-
licht worden sind. Aus Gesundheitsrücksichten ist die Leitung der Geschäfte
einer di'itten Generation, wiederum den Händen eines Sohnes anvertraut:
Ricordi, Giulio, geboren 1835, ist der heutige Chef des berühmten
Hauses. Er erhielt eine ausgezeichnete Erziehung, von welcher er vei'schiedent-
lich Zeugniss ablegte. Zunächst machte er sich bekannt durch gegen 200 Com-
positionen verschiedenen Genres, darunter Quartette, Trios, Etüden, und die
Musik zu einem Ballet, aufgeführt in Mailand (La Scala) und Claviercompo-
sitionen. Als gewandter Schriftsteller nimmt er Theil an der Redaction der
»Gazetta musicale« und zeichnet für seine Verlagswerke die sehr hübscheu
Titelblätter. Das Haus besitzt Filialen in Rom, Florenz, Neapel und London.
Ridley, "William, englischer Organist, Pianist und Componist der Gegen-
wart, war von 1836 — 1844 Schüler von Henry Forbes im Clavierspiel und von
Dearle in der Composition. Nachdem er Chordii-ektor und Organist an den
Kirchen verschiedener Städte gewesen, übt er dieselben Functionen zur Zeit
an einer der Hauptkirchen in Liverpool. Er gab heraus: 1) 256 Anthem's
von ihm für den Gebrauch in den Parochialkirchen geschrieben; 2) eine Samm-
lung von 301 alter und neuer Gesänge; 3) y>JPsautier ponctue j)our le chanta.
Rie, Bernard, Pianist, Componist und Lehrer, ist am 25. October 1839
zu Prag geboren. Seinen früh hervortretenden Anlagen entsprechend, erhielt
er schon vom sechsten Jahre an Unterricht im Clavierspiel, und konnte, elf
Jahr alt, im Theater in Prag ein Beethovensches Concert mit vielem Erfolge
spielen. Alexander Dreyschok unterrichtete ihn von dieser Zeit an bis 1856,
zu welcher Zeit ß. eine Kunstreise durch Deutschland unternahm. Nachdem
er in Prag noch bei dem Organisten C. Pitsch Compositionsstudien gemacht,
ging er 1858 nach Paris. Er wurde hier als Virtuose sehr vortheilhaft
bekannt, entsagte aber bald dem öffentlichen Auftreten, und widmete sich ganz
dem Unterricht im Clavierspiel, auf welchem Gebiet er sich in Paris eine her-
vorragende Stellung errang. Ausser Genrestücken für Piano, gab er folgende
Studienwerke heraus: «JSccercices des cinq doigts, ouvrage ecrit principalement en
vue des nomhreuses comhinaisons des doigts et de leur independancea (Op. 32) ;
r>Etudes speciales et progressives de mecanismea (Op. 34); y>Le Debüt, 25 etudes
facilesu (Op. 33); »ie Progres, 25 etudes preparaioires<i (Op. 35); s^VIndepen-
dance des doigts, 25 etudes pour delier les doigts« (Op. 36); y)25 Etudes d'agilitev.
(Op. 37); 25 Etudes de velocitea (Op. 38).
Riechers, August, geboren den 8. März 1836, einer der besten Geigen-
macher der Gegenwart, lernte bei Bausch in Leipzig die Kunst des Geigenbaues
und etablirte sich, nachdem er in verschiedenen Fabriken gearbeitet hatte, gegen
1862 in Hannover. Auf Veranlassung Joachims siedelte er 1871 nach Berlin
über. Seine Instrumente, bei denen er Stradivarius, Guarnerius u. s. w. imitirt,
zeichnen sich durch edlen Ton aus.
Rietz, Julius (VIII, 348), starb am 12. September 1877 in Dresden.
Riga, Fran^ois, belgischer Componist der Gegenwart, ist am 21. Januar
1831 in Lüttich geboren. Er empfing den ersten Musikunterricht von dem
Organisten und Kapellmeister Dieudonne Duguet, und besuchte später das Con-
servatorium in Brüssel, wo er ein Schüler von Bosselet, Fetis, des Organisten
Lemmens und Ch. Hansens wurde. Nachdem übernahm er die Kapellmeister-
stelle an der Kirche »des Minimes« und entfaltete eine bedeutende Thätigkeit
Rimski-Korsakoir — Kitter. 393
als Componist. Seine Hauptwerke gehören dem religiösen Genre an, und sind
in Belgien und in Frankreich sehr verbreitet und auch in anderen Ländern
hekiviint. Die Zahl dorselben reicht bis sechzig und die meisten sind mit
Orchesterbegleitung geschrieben. Es gehören dazu: f^ine Messe für vier Männer-
stimmen mit Orchester, in allen Hauptstädten Belgiens wie in Valenciennes,
Haag, Florenz u. a. aufgeführt; ein grosses Te Deum, sehr beifällig aufgenom-
men; ein Ave verum; Salve regina; Tota pulchra: Tantum ergo; Ave Regina:
Alma Eedemptoris; Cor Jesu; Ave Maria für zwei Stimmen; Pie Jesu; Jesu
doloris; Pater noster; Sub tuum; Hymne ä saint Joseph, für drei Stimmen:
Motetten für zwei und drei Stimmen. Auf dem Gebiete des weltlichen Gesancres
seien genannt: einige zwanzig Frauenchöre mit Clavier])egleitung; Noi"l für
eine Stimme, Doppelchor und Orchester; Scene maritime, für vier Stimmen,
Solo und Orchester; Fatala von La Fontaine; drei Concertouverturen; Compo-
sition für Violine, Yioloncell und Hörn, für Ciavier zu 2, 4 und 8 Händen
und Einzel-Gesänge. R. ist Ritter des Leopoldordens.
Kimski-Korsakoif, Nicolas Andreas, russischer Tonkünstler, ist zu Tich-
win 1844 geboren. Er war schon Offizier der kaiserlichen Marine als er diese
Carriei-e verliess, um sich nach seiner Neigung ganz der Musik zu widmen.
Durch eingehende Studien gelangte er dahin, sich den beachtenswerthesten
Coraponistcn in Russland anzureihen. Er schrieb zahlreiche Werke des ver-
schiedensten Genres. Seine vieraktige Oper: y>Ps/iOvitai)iei-(, wurde in Petersburg
mit vielem Erfolu' aufgeführt ; ebenso die sinfonische Dichtung »Sadkoa. Ausserdem
componirte er Sinfonien; Werke für Kammermusik; eine Fantasie für Orchester;
Chore. Romanzen, Lieder. Bruchstücke eines dramatischen Werkes erschienen ge-
druckt bei Besscl !n Petersburg; ferner veröffentlichte er »Hundert russische Volks-
lieder mit Ciavielbegleitung«. Er ist Direktor der Musikschule mit freiem Unter-
richt in Petersburg und Lehrer mehrerer Classen am Conservatorium daselbst.
Ilinck, Gustave, Pianist und Componist, lebt in Bordeaux, wo er als
ausführender Künstler sehr geschützt ist. Auch als Componist hat er die Auf-
merksamkeit mehr und mehr auf sich gezogen. Er schrieb: ein Clavierconcert
mit Begleitung von Streichinstrumenten; ein Quartett für Ciavier und Streich-
instrumente; Menuet und Fuge für Streichinstrumente; Tarantella für Violine
und Violoncello; Vocalcompositionen unter denen nlTi/jnne triomphalea gerühmt
wird und die zweiaktige Oper y>Matlemoiselle de Kerveim mit Beifall im grossen
Theater von Bordeaux am 10. April 1877 aufgeführt.
Kintzkf, Christoph von St. Florian in Oestreich, Orgelbauer und Organist,
lebte in Braunau, Linz u. s. w. ; im Jahr 1580 wurde er vom Rath in Ulm
als Organist am Münster in Dienst genommen, nach eingezogener Kundschaft
»weil er guter Organist und Pedalist, auch geschickter Musiker und wegen
seiner Kunst in Linz und im Kloster Weylern, wo er auch die Orgel verfer-
tigte, sehr beliebt gewesen sei«. Im Jahre 1.591 gerieth er mit dem Orgel-
macher Sturm in Streit, dieser verliess 1593 Ulm. R. starb dort 1595.
Rischbieter, Wilh. Albert, geboren 1834 in Braunschweig, war Schüler
von Hauptmann und ist seit 1862 Lehrer der Harmonie und des Contrapunkts
am Conservatorium in Dresden. Er veröffentlichte ausser theoretischen Schriften
auch einige Compositionen.
Ritter, Hermann, ist am 16. September 1849 in Wismar (Mecklenburg)
geboren. Seine früh erwachte Neigung zur Musik veranlasste ihn als Knabe
von 8 Jahren schon die Erlaubniss zum Eintritt in den Schweriner Domchor
zu erbitten, die ihm denn auch, da er mit einer hübschen Stimme begabt war,
gewährt wurde. Hier lernte er die trefflichsten Werke des a capella-Gesanges
kennen ; sein Musiksinn erhielt dadurch entsprechende Förderung und so reifte
der Gedanke, Musiker zu werden, in ihm zur That. Er erwählte die Violine
zu seinem Instrument und ging dann , mit Unterstützung Seitens des Gross-
herzogs von Mecklenburg-Schwerin 1865 nach Berlin und trat als Schüler in
die »Neue Akademie der Tonkunst«, wo Grüuwald sein Violinlehrer wurde und
394 Robert-Mazel — Roberti.
"Wüerst ihn in der Theorie unterrichtete. 1870 verliess er die Anstalt, an der
er im letzten Jahre auch als Lehrer der Elementarviolinclasse thätig gewesen
war und nahm noch Unterricht bei Joachim. Noch in demselben Jahre trat
er als Violinist in die Hofkapelle des Grossherzogs von Mecklenburg-Schwerin;
von 1872 — 1873 genügte er seiner Militärjiflicht als Einjährig-Freiwilliger und
ging dann als städtischer Musikdirektor nach Heidelberg. Allein diese Stellung
sagte ihm so wenig zu, dass er sie nach Ablauf von drei Vierteljahren wieder
aufgab und nun beschloss, der Musik zu entsagen und sich den Wissenschaften
zu widmen. Er besuchte zu diesem Behufe seit 1874 die Universität Heidel-
berg und studirte mit Eifer Philosophie, allgemeine Kunstgeschichte und Ar-
chäologie; allmählig aber gewann auch wieder die Liebe zur Musik die Oberhand;
er beschäftigte sich jetzt eingehend mit seinem Lieblingsinstrument der Bratsche
und bald reifte in ihm der Gedanke, dasselbe aus seiner untergeordneteren
Stellung innerhalb des Streicherchors zu erheben. Eifrig studirte er die Ent-
wickelungsgeschichte der Streichinstrumente und ihren Bau; machte eingehende
akustische Studien und gelangte endlich dazu Bau und damit die Leistungs-
fähigkeit des Instruments zu verbessern. Er giebt darüber in einer Schrift:
»Die Geschichte der Viola alta und die Grundzüge ihres Baues (Heidelberg 1876,
zweite Auflage Leipzig 1877) genauen Bericht. Das Instrument erwarb den
Beifall der Pachkenner und auf einer Kunstreise im Winter 1876 — 77 brachte
es R. auch in die Oeffentlichkeit mit durchschlagendem Erfolg. Der Gross-
herzog von Mecklenburg- Schwerin ernannte ihn zum Kammermusiker und ver-
lieh ihm das goldene Verdienstkreuz des Ordens der wendischen Krone. Im
Herbst 1879 wurde er an die Würzburger Musikschule als Lehrer der Aesthe-
tik und Geschichte der Musik berufen. Ausser dem genannten Werk über
die Viola alta veröffentlichte er auch eine Anzahl Transscriptionen für das In-
strument und Pianoforte. Andere hierauf bezügliche Arbeiten sind noch Manuscript.
Kobert-Mazel, Helene Mlle., Pianistin, Componistin und Lehrerin, machte
sich anfang der dreissiger Jahre als VirtuosiA und als Componistin vortheilhaft
bekannt. Es erschienen von ihr (Paris, Delahante) ansprechende Liedex", Roman-
zen, Balladen und eine Cantate »Ze Jugement dernierv. Sie widmete sich dem
Unterricht und zwar mit Vorliebe dem Gesangunterricht der Kinder, für welchen
Gegenstand sie die zwei AVerke verfasste: 1) -aConcert des enfantsa, eine Folge
von kleinen Stücken für eine oder zwei Stimmen, in dem Umfange der Kinder-
stimme; 2) riG-uide musical de Venfance'i, enthaltend die vollständigen Elemen-
tarregeln in kleine Lectionen eingetheilt und: »Solfeggien zur Uebung und
Erholung«, in allen Dur- und Molltonarten welche mit drei Tönen beginnen
und die Octave der Kiuderstimme nicht überschreiten (Paris, in 8^'). Ad. Adam
giebt den Compositionen der Mlle. B,. ein sehr lobendes Zeugniss und bezeichnet
sie als bei weitem interressanter, als das was man gewöhnlich auf diesem Ge-
biete von Frauen gewohnt ist, und als etwas von der deutschen Schule Webers
und Schuberts angehaucht.
Roberti, Giulio, italienischer Gesanglehrer, Componist und Musikschrift-
steller, wurde am 14. November 1823 zu Bärge in Piemont geboren. Auf den
Wunsch seiner Eltern zur Advocatur bestimmt, widmete er sich nach erreichtem
Jünglingsalter dem Studium der Hechte, gab jedoch nach vollständiger Absol-
viruug desselben seiner Neigung zur Musik nach und begann nun die Com-
position zu studiren, dabei geleitet von dem gelehrten Turiner Meister Luigi
Felice Rossi, welcher noch durch den Padre Mattei und durch Zingarelli die
gediegenen Traditionen der Bologneser und der Neapolitanischen Schule unmit-
telbar empfangen hatte. So konnte E. bereits 1849 als Operncomponist vor
das Turiner Publicum treten und mit seinem Erstlingswerk y>Piero de'' Medicia,
im Theater Carignano einen ermuthigenden Erfolg erringen. Auch in Paris,
wohin er bald darauf übersiedelte, fanden seine Compositionen allgemeinen Bei-
fall , gleichwol aber fand er sich durch den Misserfolg seiner zweiten Oper,
des 1858 im Turiner Theater Vittorio Emanuele aufgeführten »Petrarca« be-
Kobcrti. 395
wogen, die musikalische Laufbahn zu verhisscu, und nach Paris zurückgekehrt,
in den Verwaltuugsrath einer Eisenbahngcsellschaft als Beamter einzutreteu.
In seinen Freistunden fuhr er trotzdem fort zu coiiip<jniren. Die Frucht der-
selben war eine Messe für vier Stimmen mit Orchester, welche zuerst in London
zur Autlührung gelangte und vom dortigen Publicum so warm aufgenommen
wurde, dass eine Reihe von englischen Städten sie ebenfalls zur Aufführung
brachten und das Haus Novello Sc Co. sie veröffentlichte. K. aber wurde durch
diesen Erl'ulji: veranlasst, sich aufs Neue ausschliesslich der Kunst zu widmen;
er nahm nunmehr seinen Wohnsitz in London und begann hier eine schöpferische
Thätigkeit zu entfalten, von deren Fruchtbarkeit zahlreiche, in den ersten
Londoner Verlagshandlungen erschienene Werke für Kirche und Kammer Zeug-
uis8 ablegen.
Durch Familienverhältnisse veranlasst in sein Vaterland zurückzukehren,
fixirte sich R. in den sechziger Jahren in Florenz, wo er bald nach seiner Ankunft
ein neues Feld der musikalischen Wirksamkeit betrat. In der Erinnerung an
die grossartigen Leistungen der Dilettantenchöre in England und von dem
Wunsche beseelt, seine Landsleute zur Nacheiferung des, vom Auslände gege-
benen Beispiels anzuspornen, begründete er zunächst eine Chorgesangschule für
die Zöglinge der Erziehungsanstalt »Pia casa di Lavoro« und später (Sommer
1869) Abendeurse zum unentgeldlichen Chorgesangunterricht in seiner Wohnung.
Der Erfolg dieser Bestrebungen war ein über alle Erwartung glänzender, denn
bereits im nächsten Jahr trat der junge Verein mit Ehren in die Oeflfentlich-
keit und bewies durch den mustergültigen Vortrag der Werke eines Palestrina,
Marcello, Cherubini u. a., dass R.'s Bemühungen zur Wiederbelebung des Ge-
schmackes für classische Musik nicht vergebens gewesen waren. Auch an
äusseren Auszeichnungen fehlte es dem Künstler bei dieser Vei'anlassuug nicht,
an höherem Orte wurden seine Verdienste durch Verleihung des Ritterkreuzes
der italienischen Krone anerkannt, und der Magistrat von Florenz übertrug
ihm die Oberleitung des Gesangunterrichts in den städtischen Schulen. Nun-
mehr war es R.'s erste Sorge, ein Seminar zur Heranbildung tüchtiger Elemen-
tar-Gesanglehrer, sowol männlicher als weiblicher zu errichten; schon nach
einem Jahre konnte er 32 Personen mit dem Zeugniss der Reife für diesen
Beruf entlassen, die nun ihrerseits auf einen Complex von über 1000 Schülern
die erlangten Fähigkeiten übertrugen und so glückliche Resultate erzielten, dass
bei einer öffentlichen Prüfung der städtischen Schulen in der Kirche Santa
Maria Novello (1873), wo mehrstimmige Chöre a capella mit überraschender
Präcision von den Zöglingen ausgeführt wurden, die Bestrebungen R.'s sowie
seine Methode die höchste Anerkennung fanden. W^enige Tage darauf wurde
R. vom königl. musikalischen Institut einstimmig zum Akademiker erwählt. Zu
dem Vortrage, welchen er als solcher bei der folgenden Sitzung halten musste,
nahm er das Thema »der Chorgesang in seinen praktischen Beziehungen zur
Volksbildung, zur Kirche und zum Theater« und gab bei dieser Gelegenheit
seinem praktischen Wirken eine werthvoUe theoretische Ergänzung.
Mit den bisherigen Erfolgen noch keineswegs befriedigt, gründete R. noch
in demselben Jahre die »Societä armonia vocale«, ein Chorverein, der durch
wiederholtes öfl'entliches Auftreten die Theilnahme des Florentiner Publicums
zu gewinnen wusste, sowie eine Musikkapelle für den griechisch-russischen
Cultus in Palast des Fürsten Demidoff zu San Donato bei Florenz. Im Jahre
1875 wurde er von den Städten Mecheln und Gent eingeladen, als Vertreter
Italiens bei den dort stattfindenden Chorgesangfesten unter den Preisrichtern
einen Platz einzunehmen, bei welcher Gelegenheit ihm auch von der Stadt
Löwen der Vorsitz bei der Prüfungscommission des dortigen Conservatoriums
der ]Musik übertragen wurde. Im Anschluss an diese Reise unternahm R.
einen Ausflug in die grösseren Städte Deutschlands, dessen musikalische Ergeb-
nisse er bei seiner Rückkehr in einer für Deutschland äusserst schmeichelhaften
Fassung dem italienischen Publicum mittheilte, zunächst in einer Sitzung der
396 Eobson — Robusti.
Florentiner Akademie durch eine Abhandlung »ia musica italia?)a a Lipsiai.,
die sich vorwiegend mit den Leistungen des Leipziger Riedelschen Chorvereins
beschäftigt (abgedruckt im 16. Jahresbericht des Instituts, Florenz, 1877, sowie
si^äter in der Zeitschrift »Rivista europea«), ferner in einer Sammlung geist-
voller Aufsätze über Musik «Payme di buona fede«, Florenz, 1876.
Das finanzielle Missgeschick welches die Stadt Florenz um diese Zeit be-
traf und u. a. die Zurückziehung der, dem Schulgesangunterricht gewährten
Subvention zur Folge hatte, machte auch dem doi'tigen künstlerisch so segens-
i-eichen Wirken R.'s ein uuzeitiges Ende. Doch fand er alsbald einen neuen,
seinen Fähigkeiten nicht minder entsprechenden Wirkungskreis in Turin, wohin
er als Generaldirektor des Schulgesangunterrichts und Dirigent der Singakademie,
nach ihrem Begründer »Stefano Tempia« benannt, berufen wurde. Wie erfolg-
reich er auch hier zur Hebung des Kunstsinnes gewirkt und sich das ihm von
der italienischen Musikpresse gegebenen Beinamens eines »Apostolo del canto
corale in Italia« würdig gezeigt hat, beweist u. a. die Thatsache der neuerdings
von ihm ermöglichten Aufiuhruug des Händeischen »Judus Maccabäus«, der
ersten in Italien. Zu bemerken ist noch, dass R. mit seinem Dirigenten-,
Lehrer- und Componistenberuf den des musikalischen Kritikers verbindet, in
welcher Eigenschaft er bereits in Florenz als Mitarbeiter an der »Gazzetta
d'Italia«, nach seiner Uebersiedeluug nach Turin aber an der »Gazetta Piemon-
tese« einen seiner schriftstellerischen Gewandtheit und der grossen Verbreitung
der genannten Blätter entsprechenden Eiufluss ausgeübt hat.
Ausser den schon genannten dramatischen Werken y>Piero de* Medich
(Mailand, Ricordi) und nPefrarcaK (London, Novello, Ewer & Co.), sowie der
vierstimmigen Messe in E-moll (ebenda) hat R. noch folgende Compositionen
veröffentlicht: 4) Messe für vier Männerstimmen a capella (Florenz, litho-
graphirt); 5) ■»Inspirations italiennesa, zwölf ein- und zweistimmige Lieder mit
Ciavierbegleitung (Paris, Schonenberger) : 6) Trio für Ciavier, Violine und
Violoncell (Paris, v. Launer); 7) Streichquartett in G (Sivori gewidmet, Brüssel,
Katto); 8) y>Les feuillets de Madeleine«, Ciavierstücke (Paris, Girod); 9) Sechs
Lieder mit Clavierbegleitung (Paris, Flaxland) ; 10) Sechs Terzette für Frauen-
stimmen mit Ciavier (London, Ewer & Co.); 11) Kammerduette für Frauen-
stimmen mit Clavier (London, Cramer & Co.): 12)H%-mnen und geistliche Gesänge
für gemischten Chor (London, Lamben & Co.): 13) Sechs Kammerterzette für
Sopran, Mezzosopran und Tenor mit Clavier (Mailand, Lucca); 14) yUalhum
di Ninaa, ein- und zweistimmige Lieder nach Texten im venezianischen Dialect
(Mailand, Lucca); 15) «Armonia vocalea, fünfzig Chöre, theils Originalcom-
positionen, theils Ai-rangements, in zwei Hälften (Neapel, Cottrau). Unter R. s
Manuscripten sind zu erwähnen: 16) y>JIusic for vespers«, für gemischten Chor
und grosses Orchester, aufgeführt in verschiedenen katholischen Kirchen Londons;
17) Ciavierquartett in F; 18) Sextett in frei concertirender Form für Clavier,
zwei Violinen, Bratsche, Violoncell und Coutrabass. Von seineu Unterrichts-
werken und musik-wissenschaftlichen Arbeiten hat R. die folgenden veröffent-
licht: 1) Corso elementare di musica vocaJen (Firenze, tip. Claudiana, 1871);
2) ytMetodo di canto coralen (ebenda); 3) y>Pa(/ine di huona ßde a proposito di
musicoK (ebenda, Barbera, 1876); 4) ^^La musica alla corte dei principi di
Savoja^i, 1515—1870 (Torino, Roux & Fava, 1879).
Robson, Johann Jacob (VIII, 371), starb am 24. October 1785 in
Tirlemont.
Robusti, Jacob, genannt II Tintoretto, der berühmte Schüler Tizians, war
auch in Musik sehr wol erfahren. Er ist 1512 zu Venedig geboren und starb
daselbst 1594. Er war einer der bedeutendsten Lautenspieler seiner Vaterstadt
und liebte die Musik so leidenschaftlich, dass er in seinem Hause selbst häufig
Familienconcerte veranstaltete, denen auch Zai'lino beiwohnte und wobei seine
Tochter Marietta, eine Schülerin des Neapolitaners Giulio Zacchino, als über-
aus angenehme Sängerin und fertige Ciavierspielerin mitwirkte. Marietta war
Rocabert — Rojjel. 397
mit einem reichen Juwelier Namens ]Mtirio Aucjusto verheiratet und starb von
allen betrauert die sie kannten vor ihrem Vater 1590, noch eue sie ihr 30. Lebens-
jahr vollendet hatte.
Kocabert, Joän, spanischer Tonkiinstler, wurde geboren gegen 1660 und.
im Kloster Mouserrat erzogen, wo er 1674 das Ordensklcid nahm. Er galt
iür einen der bedeutendsten Organisten seiner Zeit und war ebenfalLs geschickter
Harfen- und Violinspieler. Seine Compositionen fanden weite Verbreitung.
Im Kloster Monserrat war er acht Jahre lang Kapellmeister und Lehrer der
Musikschule und wurde dann Organist im Kloster St. Martin in Madrid. Hier
starb er am 7. Januar 1701.
Rode, Pierre (VIII, 375), starb am 13. (nicht 30.) Nov. 1830. Seinen
bereits angeführten Compositionen sind hinzuzufügen: Drei Concerte in D-dur,
E-dur (Paris, Frey) und das in Fis-moll, Schluss in C-dur, nachgelassenes Werk
(Paris, Lauuer): Quartett Op. 18 (Paris, Grambars); stDeux quatuors ou Sonates
IriUantes pour violon principal avec accompa(jnement d'un second ciolon , alto et
violo7icelle<i, Op. 28 (Paris, Frey); r,Beux quatuors brillantsa, Cherubini gewid-
met (Paris, Launer); ^Vinyt-quatre Caprices en forme d'etuJes, dans les vingt-
quatre tons de la ijammesi (Paris, Frey); r>Douze etudesa (Paris, Launer, nach-
gelassenes AVerk) ; nDeiix romancesa; -oDeux Rommices frangaises et un petit
air ifalietKi (Paris).
Rodio, Rocco (VIII, 377), von seinen "Werken sind noch bekannt; »Libro
di riceseafe ä 4 voci, con alcune fantasie sopra varii canti fermU (Neapel, 1575).
Rückel, Job. August, Beethovens erster »Florestan«, ist am 28. August
1783 zu Neuenburg vorm "Walde in der Pfalz geboren, war zum Geistlichen
bestimmt, vertauschte aber in seinem zwanzigsten Lebensjahre die Theologie
mit der diplomatischen Laufbahn, indem er als Gesandtschafts-Secretär in die
Dienste des Kurfürsten von Baiern trat. In Salzburg hörte ihn der Hoftheater-
unternehmer aus "Wien in einer Privat-Opernvorstellung singen und gewann
ihn als Tenor für die k. Oper, als welcher E. bald reiche Lorbeeren erntete.
Er war es auch, der wie erwähnt, den Florestan bei der ersten Aufführung
von Beethovens »Fidelio« sang. 1823 ernannte ihn Kaiser Franz I. zum Pro-
fessor des Gesanges, als welcher er eine Reihe trefflicher Schüler ausbildete;
auch Henriette Sontag gehörte zu ihnen. 1828 folgte er einem Ruf nach
Aachen als Operndirektor und im nächsten Jahre schon verwirklichte er einen
längst gehegten Plan, er ging mit einer deutschen Truppe nach Paris und
führte dort deutsche Opern mit vielem Erfolg auf. 1832 machte er dasselbe
Experiment in London und mit demselben Erfolg. 1835 zog er sich aus der
Oeffentlichkeit zurück: doch erst 1853 erfolgte seine Rückkehr nach Deutschland,
er starb am 19. September 1870 zu Cöthen.
Roeder, Martin, ist am 7. April 1851 in Berlin geboren, sollte anfangs
Kaufmann werden, musste aber seiner anffewriffenen Gesundheit halber diesen
Beruf aufgeben und nun wandte er sich der Musik zu. Er wurde Schüler der
königl. Hochschule in Berlin und ging dann als Chordirektor an das Teatro dal
Vermio nach Mailand. 1875 studirte er "Wagners »Rienzi« in Venedig ein;
bei seiner Rückkehr nach Mailand gründete er hier einen Verein für classische
Musik, mit dem er erfolgreiche Aufführungen veranstaltete. Im "Winter von
1875 zu 1876 leitete er die Oper in Ponta Delgada auf den Azoren, darauf
kehrte er wieder nach Mailand zurück, wo er in Italien die erste Aufführung von
Mendelssohns »Paulus« (am 24. und 27. April 1877) veranstaltete. Neben
dieser ausgebreiteten praktischen Thätigkeit correspondirte er für mehrere
Zeitungen und compouirte eine ganze Reihe umfangreicher Werke; drei Oi^ern:
y>Pefro Candiano IV.a; i>Giuditta<s. und »Veraa; zwei sinfonische Dichtungen
»Azorenfahrt« und »Leonore«; ein Oratorium: »Maria Magdalena«, Trios, Sona-
ten u. s. w.
Rogel, Jose, spanischer Componist und Orchesterchef, ist am 24. Decem-
ber 1829 in Orihuela Provinz d'Alicante geboren, begann zeitig INEusikstudien bei
398 Roger — Rolland.
dem Organisten der Kathedrale Joaquim Cascales, und corapouirte uud instru-
mentirte bereits im Knabenalter. Im zehnten Jahre schrieb er eine leicht
ausführbare ]Messe, die in der ganzen Provinz bekannt wurde und übernahm
auch bald darauf die Leitung des Stadtorchesters und der Militärkapelle daselbst.
Nichts destoweniger studirte er auf den "Wunsch seines Vaters in Valencia die
Kechte und blieb sechs Jahi*e in dieser Stadt. Er ertheilte nebenher Unterricht
im Gesang, Ciavier- und Flötenspiel und nahm Unterricht in der Composition
bei Pascal Perez. Auch schrieb er zahlreiche Orchestercompositionen und reli-
giöse Vocalwerke und ging dann nach Madrid, seine Studien der Rechtswissen-
schaft zum Abschluss zu bringen. Hierauf wandte er sich aber mit erneutem
Eifer wieder der Musik zu und schrieb ausser Orchester-, Ciavier- und Tanz-
stücken »Zarzuelas« und zwar im Laufe von fünfundzwanzig Jahren fünfund-
siebzig ein-, zwei- und dreiaktige derartige komische Opern. Er ist als Or-
chesterdirigent thätig.
Roarer, Gustav Hippolyt (VIII, 387), starb am 22. Sept. 1879 in Paris.
Rogers, Roland, englischer Tonküustler der Gegenwart, machte ausge-
zeichnete Studien und wurde an der Universität Oxford 1870 Baccalaureus der
Musik und 1875 Doctor der Musik an eben der Universität. Er ist zur Zeit
Organist der Kathedrale von Bangor. Er schrieb Orgelcompositionen, Roman-
zen, mehrere Messen und die geistliche Cantate y>I'rayer and Praise«.
Roaroski, Gustav, polnischer Componist und Lehrer der Theorie, ist in
"Warschau 1839 geboren, studirte daselbst und in Berlin unter A. B. Marx.
1865 kehrte er nach "Warschau zurück, wo er am dortigen Conservatorium als
Lehrer der Composition wirkt. Er schrieb eine Sinfonie für grosses Orchester,
zwei Messen, ein Quintett für Ciavier und Streichinstrumente, zwei Quar-
tette, Trios u. a.
Rolandenu, Louise Joseph ine(VIII,391), starb in Paris am 27. Mai 1809.
Rolnudt, Hedwig, ist am 2. September 1858 in Graz in Steiermark ge-
boren, als die Tochter des k. k. Finanzbeamten "Wuchutta (»Rolandt« ist ihr
angenommener Theatername), der sich durch hübsche Novellen und Gedichte
in weitern Kreisen bekannt gemacht hat. Sein früh erfolgter Tod brachte die
Hinterbliebenen in harte Bedrängniss. Die Wittwe ernährte sich und ihre
Tochter kümmerlich mit ihrer Hände Arbeit und ihre Lage wurde auch durch
die später erfolgte zweite Verheiratung mit einem Ciaviermacher nicht gebessert.
Das Loos der kleinen Hedwig war demnach wenig beneidenswei'th, trotzdem
entwickelte sich ihr Talent in wunderbarer Weise. Ihre prächtige Stimme
erregte bald allgemeines Aufsehen, aber für ihre Ausbildung konnte wenig ge-
schehen, bis sie der Gelanglehrerin Louise "Weinlich-Tipka in Graz bekannt
wurde, welche sie sofoi't unter ihre Schülerinnen aufnahm. Dreiundeinhalbes
Jahr studirte hier Hedwig und als sie für die Oeß'entlichkeit vollständig vor-
bereitet erschien, vermittelte es Frau Weinlich-Tipka, dass sie in Wiesbaden
debütiren durfte. Am 21. 23. und 28. März 1877 trat sie in Wiesbaden als
Rosine (Barbier), Margaretha (Hugenotten) und Lucia auf und mit solchem
Erfolge, dass sie sofort vom 1. Juni 1877 an auf zwei Jahre engagirt wurde
und bald hatte sie sich so in die Gunst des Publicums gesetzt, dass ihr schon
nach Jahresfrist der Intendant einen dreijährigen Contract unter bedeutend
günstigem Bedingimgen anbot, was die Sängerin acceptirte. Sie zählt jetzt
schon zu den bedeutendsten Coloratursängerinnen der Gegenwart. Ihre Haupt-
partien sind: »Königin der Nacht«, »Katharina« (Nordstern), »Dinora«, »Elvira«
(Puritaner), »Rosine« (Barbier), »Amina« (Nachtwandlerin), »Lucia von Lammer-
moor«, »Angela« (Schwarzer Domino), »Margaretha« (Hugenotten), »Prinzessin«
(Johann von Paris), »Isabella« (Robert der Teufel), »Gilda« (Rigoletto) etc.
Rolland, Hector Alfred, Musikfreund, bekannt durch den Männerchor
den er aus Bergbewohnern (Montaguards pyreneens) gebildet, und der seiner-
zeit ganz Europa mit grösstem Erfolge durchreiste. R. stammte aus einer der
ersten Pariser Finanzfamilien, hatte eine vorzügliche Erziehung genossen und
RoUfuss — Romani. 399
war gesanglich durch den berühmten Baryton Lays ausgebildet worden. 1832
vcrliess er wegen der Cholera, die dort wüthete, Paris und suchte die Pyrent-en
auf. Hier war es, wo er seinen philantropischen Ideen Kaum gebend, zunächst
aus armen Hirten der Berge einen Gesangschor zu bilden suchte, bald aber
aus den fernsten Theilen des Gebirges Schüler um sich versammelt sah. Er
schrieb am Morgen nieder, was am Abend gesungen werden sollte, und endlich
hatte er seinem Chor ein feststehendes Programm in fünf Abtheilungen ein-
studirt, mit dem er eines Tages mit einer Anzahl von hundert Sängern in
Toulouse einen Versuch vor der Oeffentlichkeit machte. Durch die Originalität
und Frische ihrer Vorträge erzielte dieser Chor einen ungeheuren Erfolg, so
dass R. bald darauf einen Elitechor von vierzig Sängern zunächst nach Paris
führte und hierauf ganz Europa, auch Russland, Italien, Türkei, Griechenland
und einen Theil Asiens «und Afrikas durchreiste. Ziemlich zwanzig .Jahre
hindurch ertönten die Gesänge dieser Naturkinder in den Kirchen und
Moscheen fast aller Völker, selbst bei den Feueranbetern. Die Einnahmen
dieser Concerte werden auf nahezu zwei und eine halbe Mülion Francs ange-
geben, die jedoch von den Ausgaben, Reisekosten und Erhaltung der Montagnards
um 102,000 Frcs. überschritten wird. Dieses Deficit floss aus der Börse R.'s,
der überdem sein ganzes sehr bedeutendes Vermögen seiner Sache geopfert
hatte. Er starb in Grenoble, wo er die letzten Jahre seines Lebens zubrachte.
Unter den Compositionen die er speciell für die Montagnards geschrieben, wird
eine Messe y>Messe des Montarjnards j/yreneenst hervorgehoben. Sie wurde zuerst
in Rom, dann in Jerusalem von ihnen gesungen, auch vor einigen Jahren in
Bordeaux mit Beifall zur Aufführung gebracht.
Rollfass, Bernhard, geboren am 21. Juli 1837 in Göritzhain in Sachsen,
war Schüler von Fr. "SVieck und "Woldemar Heller in Dresden und dann von
Hauptmann und Rietz in Leipzig, machte in den Jahren von 1856 — 1861 er-
folgreiche Reisen als Claviervirtuos und Hess sich dann in Dresden nieder, wo
er als Pianist und Lehrer in hohem Ansehen steht. Er hat auch Lieder und
Ciavierstücke veröffentlicht.
Romani, Pietro, geboren in Rom am 29. Mai 1791, erhielt von seinem
Vater, der Organist und zugleich Sänger war, den ersten Musikunterricht.
Bald hatte er im Clavierspiel soviel Geschicklichkeit erworben, dass er als Be-
gleiter, und wegen seiner hübschen Knabenstimme in den Kirchen auch als
Sänger gern gesehen war. Später, als er sich schon mit der Composition be-
schäftigte, kam er nach Florenz und zwar in der Zeit als Rossinis Barbier von
Sevilla dort zur Aufführung vorbereitet wurde. Da dem Sänger Rosich die
Arie des Bartolo »A un dottor della mia sorte« nicht zusagte, schrieb R. zu
"Worten von J. Gaspari die Arie nATanca un fo'jliot, die seitdem von den Dar-
stellern des Bartolo nicht selten dem Originale vorgezogen worden ist. Viele
andere Arien und Einlagen die R. für verschiedene Opern schrieb, sind mit
diesen vergessen. Seine ansprechende Musik zu Balleten, deren er viel schrieb,
zeichnete sich vor der, bis dahin in Italien üblichen, durch ein mehr künst-
lerisches Gepräge aus, auch dadurch, dass sie den scenischen Vorgängen mehr
angepasst ist. R. war auch ein trefflicher und bis in sein hohes Alter sehr
gesuchter Gesanglehrer. Er starb am 6. Januar 1877 als Mitglied mehrerer
Akademien und Ritter mehrerer Orden.
Romani, Carlo, Neffe des Vorigen, geboren am 24. Mai 1824 in
Avellino im Neapolitanischen, wurde in Florenz erzogen und machte sich zuerst
bekannt durch die Composition der Recitative in "Webers Freischütz, der in
Florenz 1842 — 43 aufgeführt wurde. Eine Anzahl Opern, die er hierauf schrieb,
fanden nur theilweis Anklang. Er starb am 4. März 1875.
Romani, Luigi, italienischer Schriftsteller, gab heraus: y>Teatro alla Scala.
Cronoloijia di tutti jU njjectacoli rappreseiitati in questo teatro dal giorno del
solenne suo aprimento sino ad oggi, con iniroduzione ed annotazioni^ (Mailand,
Piroli, 1862, kl. in 4^).
400 Romberg — Roses.
Bomberg:, Cyprian (VIII. 406), wurde am 28. October 1807 (nictt 1810)
geboren und ertrank beim Baden in der Elbe bei Xeumühlen am 14. Oct. 1865.
Körner, Miss (VIII, 406), starb als Frau Emma Almoud am 15. April
1868 in Margate.
Romero j Andia, Antonio, Musikalienverleger in Madrid, wurde daselbst
gegen l^ 15 geboren. Er leistete als Virtuose auf der Clarinette so erhebliches, dass
er sich in den bedeutendsten Theatern Spaniens hören lassen konnte. 1849
vrurde er Professor am Conservatorium in Madrid. Auch Verbesserungen der
Construction der Clarinette erfand er, die auf den Ausstellungen, Paris 1867,
Aragon 1868. Salamanka, Madrid und "Wien 1873, Auszeichnungen erhielten.
Im Jahre 1856 gründete er in Madrid eine Musikalienhandlung, die zur* Zeit
daselbst die bedeutendste ist. E. veröffentlichte »Musikalische Grammatik«,
Schulen für Solfeggien. Clarinette, Trompete und Fagott, und Vorstudien für
alle Blasinstrumente. E. ist Ritter mehrerer Orden.
Ronehetti-MonteTiti , Stefano, Componist und Lehrer der Composition,
zur Zeit Direktor des Mailänder Conservatoriums, welche Stelle er nach dem
Tode Mazzucatos einnahm. Er schrieb Kirchenmusik und die in Mailand auf-
geführte Oper ^Perffolesia.
Ronge, Jean Baptiste, belgischer Tonkünstler der (regenwart, wurde in
Lüttich am 1. April 1825 geboren. Er gab später die bereits begonnenen
Studien des Bergfaches auf, um sich der Musik zu widmen und trat in Lüt-
tich in das, unter Direction von Daussoigne-Mehul stehende Conservatorium.
Bei der Betheiligung an der grossen Concurrenz in Brüssel 1851 erwarb er
den zweiten grossen Eömerpreis und beschäftigte sich nun vorwiegend mit der
Composition. Zwei Gelegenheitscantaten (zur Majorennitätserklärung des Her-
zogs von Brabant und dem Geburtstage Gretrys) kamen im Theater in Lüttich
zur Aufführung. E., der sich auch speciell mit Studien über den Ehythmus
in der Musik beschäftigte, veröffentlichte: j>24 Htudes rJi^thmsquesa. für Ge-
sang und Ciavier, femer y>12 MeJodies pour foufes les voia;<i\ y>12 choeurs pour
gu€(tre voix d'hommes. Sans accompac/nementa; y>Romances pour piano seulm u. a. In
Gemeinschaft mit dem Dichter Andre van Hasselt. unternahm er die Ueber-
setzung deutscher und itadienischer Operntexte mit Beobachtung des Ehythmus.
Es erschienen nach und nach (bei Litolf) die französischen Ausgaben von den
Opern: Don Juan — Die Hochzeit des Figaro — Die Zauberflöte — Fidelio
— Freischütz — Oberon — Euryanthe — Preciosa — Norma — Barbier
von Sevilla. Ferner übertrug er dreissi? Lieder von Schubert und dreissig
der bedeutendsten Tenor und Bassarien der deutschen Meister.
Ronzi, Louis (VIII, 418), wurde in Florenz am 7. Januar 1805 geboren
und starb daselbst am 15. Mai 1875.
Rose, Carl, ist am 21. März 1842 in Hamburg geboren und machte
schon als Knabe von 12 Jahren Concertreisen in England, Schottland, Däne-
mark und Deutschland. Später besuchte er das Conservatorium in Leipzig und
wurde dann auch noch Schüler des Pariser Conservatoriums. 1863 wurde er
nach seiner Vaterstadt als Concertmeister berufen. 1865 ging er nach London
und hier wurde er zu einer Concerttour nach Amerika mit der berühmten
Sängerin Parepa, mit welcher er sich 1867 vermählte, engagirt. Seitdem ist
er selbst Impresario geworden, als welcher er erfolgreich auch für deutsche
Musik Propaganda machte.
RoseUen, Henri (VIII, 423), starb in Paris am 20. März 1876.
RoseS; Jose, spanischer Geistlicher und IMusiker, wurde in Barcelona am
9. Februar 1791 geboren und starb daselbst am 2. Januar 1856. Er war
Anfangs Organist am Kloster San Pablo und wurde später Kapellmeister an
der Kirche »Del Pino«. Er schrieb zahlreiche grössere Kirchencompositionen,
auch Motetten, Sequenzen u. s. w., die in den Archiven der Kirche, für die
sie geschrieben, aufbewahrt werden. Ausserdem bildete E. ausgezeichnete Schüler,
darunter: Calvo y Puig, Antonio Eins, HipoUto Casanovas.
Roapigliosi — Rossi. 401
Rospigrliosi, G. C, italienischer Schriftsteller, Mitglied der Akademie in
Pistoja, giil) die, von ihm iu dieser Akademie gelesenen Notizen üher, in Pistoja
geborenen Tonkünstler, gesammelt unter dem Titel: riNotizie dei maentri ed
artisti di musica Fistoiesia (Pistoja, Nicolai, 1878, in 12", 52 p.) heraus.
Rossari, Cnrustavo, italienischer Virtuose auf dem Hörn und Professor
des Instruments am Conservatorium in IMailand, wo er am 27. December 1827
geboren wurde. Er besuchte das Institut als Schüler von 1839 — 49. Als
Militiirmusikdii'ektor (der Nationalgarde) und Componist für Harmoniemusik
ist er in Mailand und selbst in Italien weit bekannt. Die Zahl der Com-
I^ositionen, zum Theil patriotische, wie nViva Ifaliaa; nGaribahli- Hymiien ;
nFcsta nationaJea u. s. w., erreicht Zweihundert. Rossari veröffentlichte
auch Concertstücke für die verschiedenen Blasinstrumente mit Ciavierbeglei-
tung u. s. w.
Rossi, Isidoro, italienischer Componist der Gegenwart, geboren in Correggio
im früheren Herzogthum Modena am 13. Decbr. 1818, machte gute literarische
Studien und wurde dann von seinem Onkel, dem Theoretiker Bonif. Asioli und
auf dem Mailänder Conservatorium ausgebildet. Darauf Hess er sich in Miran-
dola nieder, wo er sich mit Comjioniren und Unterrichtertheilen beschäftigte.
Später ging er nach Modena, wurde dort Chordirektor am Theater, was ihn
nicht hinderte, einige Kirchencompositionen zur Aufführung zu bringen. 1859
wurde er Chef der Musik der Nationalgarde in Pavia. Hier brachte er 1875
die Oper nlsahella Orsinia zur Aufführung, und 1877 bei Gelegenheit der Er-
öffnung der Industrieausstellung eine Hymne. Ausser diesen und mehreren
Opern, die er noch nicht zur Aufführung brachte, schrieb er die Oratorien
»ia Fine del mondo«, die geistlichen Dramen riVAgonia di N. S. Giesu Crisfo«
und »/. Treni di Geremia Profetai.] mehrere Sinfonien, Trios, Quartette, »der
fünfte Mai« von Manzoni, Cantate für vier Stimmen mit Chor.
Rossi, Giovanni, italienischer Componist und Orchesterdirigent, geboren
in Borgo San-Donnino am 5. August 1828, lebt in Genua als Concertmeister
und Orchesterchef des Theater Carlo Felice. Er schrieb die Opern ^Nicolo de'
Lapii und nContessa d'Altember/^«, die letztere wurde sehr günstig aufgenommen.
Ausserdem componii'te er Kirchenmusik, unter andern auf Verlangen der Stadt
Parma eine Messe für Solo, Chor und Orchester, auf den Tod des Prinzen
Otto. Ein Componist desselben Namens Giov. E., lebte als Chorgesanglehrer
in Mailand.
Rossi, Salomon (VIII, 432), durch S. Naumbourg, erstem Cantor der
Synagoge in Paris, wurden neuerdings Compositionen von ß. in einer Samm-
lung von zwei Bänden (Paris, Naumbourg, 1877, kl. 4^') herausgegeben, zum Theil
nach einem bis dahin unbekannt gebliebenen Original. Der Titel des veröflent-
lichten Werkes ist: »Cantiques de Salomon Rossi, hehreov.. Der erste Theil ent-
hält dreissig Gesänge und Hymnen für 3, 4, 5, 6, 7 und 8 Stimmen, nach
dem Original (Venedig, Pietro Lorenzo Bragadini, 1620) in Partitur gesetzt.
Im zweiten Theil sind zweiundzwanzig Madrigale für fünf Stimmen, nach den
beiden Ausgaben, Venedig 1600 — 1607, in Partitur übertragen: einzelne der
Madrigale sind mit Begleitung von Chitarone, andere mit Orgel und Bass
continuo und andere ohne Begleitung geschrieben. Die Gesänge des ersten
Theiles (siehe Vorrede der Publication) sind einer der beiden Sammlungen ent-
nommen, deren Existenz nicht bekannt war und die durch N. aufgefunden
worden sind. Diese eine Sammlung führt den Titel: »Gesänge Salomons«,
Psalmen, Hymnen und Lobgesänge, nach der musikalischen Wissenschaft gesetzt
für 3, 4, 5, 6. 7 und 8 Stimmen (Venedig, Pietro und Lorenzo Bragadini,
1620). Der Name Salomo bezieht sich nur auf den des Autors, denn es sind
meistens Psalmen Davids die den Text bilden. Die Madrigale sind mit seltener
Eleganz und Stilreiuheit geschrieben. Im zweiten Theile hat N. zu den Ma-
drigalen auch ein kleines Ballett für vier Stimmen von Rossi angehängt,
welches er (siehe gleichfalls die Vorrede) einem Werke entnommen, das sich
Musikal. Convers.-Leiikon. Er^änzun^baud. *-0
402 liota — Rotter.
auf der Bibliothek Liceo musicale in Bologna befindet. Es führt auf die Spur
eines Dramas, das Rossi 1617 in Gemeinschaft mit dem berühmten Monte verde,
Kapellmeister an St. Mai-cus in Venedig, Muzzio Effrem, Kapellmeister des
Herzogs von Mantua, Allessandro Guinizzani, Componist von Lucca, in Musik
setzte und das betitelt war: y>Musiche de alcuni excellentissimi musici, composte
per la Maddalena, sacra rappresentazione di Gio. Battista Ändreini, fiorentino.
Stampa del Gardano<.<. (Venetia MDCXVII, Appresso Bartholomeo Magni). Die
zweite von N. aufgefundene Sammlung ist: Erstes Buch der Sinfonien und
Galliarden für drei, vier und fünf Stimmen zu spielen mit zwei Violinen oder
Hörn und eine Guitarre oder andere Saiteninstrumente (Venedig, R. Amadius,
1607, in 4").
Rota, Andrea (VIII, 438), ist nach seiner Grabschrift, die durch Pater
Martini erneuert wurde, im Juni 1597 im Alter von vierund vierzig Jahren
gestorben und demnach gegen 1553 geboren. Ehe er im Jahre 1583 die Kapell-
meisterstelle an San Petronio annahm, verweilte er längere Zeit in Rom, wo
er, trotz der Concurrenz mit Palestrina und Nanini, eine Musikschule eröffnete,
die sehr besucht wurde. In dem Werke y>Memorie risgiiardanti la storia delV
arte musicale in Bologna al XVI secolo« von Gaspari sind noch folgende Werke
von Rota angeführt: r>Dixit Dominus'i für acht Stimmen; die Motette ^Hodie
Christus natus esta für neun Stimmen und ein »Magnificat« für zwölf Stimmen
in drei Chören.
Rota, Giuseppe, italienischer Tonkünstler der Gegenwart, war in Triest
als Kapellmeister thätig. Zur Aufführung kamen von ihm die Opern: y>Ginevra
di Scoziaa 3 Akte (Parma, 1862); »Beatrice Gencin 3 Akte (1863); »Penelopea
(Triest, 1866); »Bomani in Pompejano«. R. hat ein System erfunden, durch
welches Taubstummen das Wort ersetzt werden kann, und welches er in Paris,
wo er seit einigen Jahren lebt, in öffentlichen Sitzungen mit sehr guten Resul-
taten soll zur Kenntniss gebracht haben.
Rotter, Ludwig, k. k. Vice-Hofkapellmeister, ist am 6. September 1810
in Wien geboren. Seine frühzeitig hervortretenden Anlagen wie seine lebhafte
Neigung zur Musik fanden zunächst und insbesondere durch dessen Vater,
Dr. Josef Rotter, selbst wolbewandert und heimisch in Kunst und Wissenschaft
und andere Lehrer, erspriessliche Pflege und Förderung. Zugleich mit den
lateinischen Studien, die R. am Wiener academischen Gymnasium zurücklegte,
gingen vielfache Uebungen im Ciavier-, Violin-, später auch Orgelspiel Hand
in Hand. Nach beendeten Humanitätsclassen, um welche Zeit schon die eine und
andere Aufführung seiner ersten Kirchenmusikstücke stattgefunden hatten, wid-
mete sich R. ausschliesslich der Tonkunst. Eine sich eben darbietende Gele-
genheit, die vacant gewordene Organistenstelle an der Pfarrkirche »am Hof«
zu übernehmen, ergriff derselbe, entsprechend seiner Neigung zur Kirchenmusik.
Mehrere Jahre später wurde er Professor der Harmonielehre und des General-
basses und Orgelspiels am Wiener Kirchenmusikvereine; dann im Jahre 1845
als Nachfolger des, als beliebter, genialer Organist hochgeschätzten Prof. Josef
Drechsler, Chordirektor und Kapellmeister obenerwähnter Pfarrkirche. Im Laufe
der Zeit fand R. bei einem Concurse um Anwartschaft auf eine Hoforganisten-
stelle Gelegenheit, durch Darlegung voller Kenntniss und Uebung im strengen
contrapunktischen Style, der Fuge, die Zufriedenheit der anwesenden Prüfungs-
commission, des damaligen Musikgrafen v. Amade, der HH. Hofkapellmeister
v. Eybler und Assmayr zu erwerben, und zwar in dem Maasse, dass R. für eine,
seinerzeit sich ergebende Vacanz in Vormerkung genommen wui'de; demzufolge
auch derselbe in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, zweiter Hoforganist,
und in der Folge, nach des würdigen 80jährigen Meisters im Tonsatze S. Sechters
Ableben erster Hoforganist wurde. Mehrere Jahre später wurde er zum k. k. Vice-
kapellmeister ernannt mit Beibehaltung der ersten Hoforganisten- und Chor-
direktorstelle. Seine Wirksamkeit fand vielfache Anerkennung. Academien,
Musikvereine, das Mozarteum, der Dommusikverein zu Salzburg, Kirchen-
Roussol — Koskosny. 403
vereine zu Prag, Wien, Innsbruck, Proesburg, wählten ihn zum Ehrenmitgliede.
A'on seinen "Wei'ken mögen hier Erwähnung finden: Zahlreiche Messen, theils
solenn, theils kurzgefasst, Pivstorule, Fiistenmessen, llequiem, Gradualen, Uft'er-
torien, .Tantum ergo, Veni sancte, Te Deum, u. s. w. Ein Theil hiervon
ist im Druck erschienen bei Fr. Glöggl, dann Vcrlagseigenthum der Kunst-
handlung Fr. Schreiber, A. Cranz-Spina. Ferner veröflentlichte er ein theore-
tisch-praktisches Werk über Harmonie und Generalbass , Fuge (Cmoll) für
Pianoforte (beide ebendaselbst), Sonate für Pianoforte zu 4 Händen, Op. 12
(Müllers Wittwe & Sohn), Canons, Fugen; in früherer Zeit: kleinere Piano-
fortestücke, Variationen, Rondos, Notturnos u. s. w.
Ron$8el, Pierre, Violinspicler und Kammermusiker des Königs Carl V.
von Frankreich, bekleidete das Amt eines Königs der (reiger. In der Taufakte
seines Sohnes Johann vom 15. September 1572 ist er »roy des joueurs d'instru-
ments du royaume de France« genannt. (Jal, Diction. crit. de biogr. et d'hist.)
Roasselois, Marie Wilhelmiue de, bedeutende französische Sängerin,
wurde in Wien am 26. Februar 1765 geboren. 1784 war sie als erste Sän-
gerin der französischen Oper in Kassel engagirt und 1786 trat sie an der Oper
in Paris als Klytämnestra in der Iphigenie in Aulis von Gluck zum ersten-
mal auf. Ihre Gestalt soll für die Bühne nicht gerade vortheilhaft gewesen
sein, doch besass sie ein machtvolles Organ, und war musikalisch ungemein
durchbildet, so dass sie jegliches Genre der Gesangskunst mit gleicher Sicher-
heit beherrschte. Ein bedeutendes schauspielerisches Talent unterstützte sie
noch darin, die Coquette in einem Vaudville ebenso vorzüglich, wie die tragische
Partie in einer Gluckschen Oper auszuführen. 1800 verliess sie Paris und
ging nach Brüssel, wo sie in Didon von Piccini debütirte, und mit Ausnahme
eines kurzen Engagement in Rouen, bis an ihr Ende verblieb. Bei dem Theater-
brande in Reuen, bei welchem mehrere ihrer Collegen in den Flammen um-
kamen, rettete sie sich durch einen glücklichen Sprung aus dem Fenster. In
Brüssel sang sie noch bis in ein ausnahmsweise hohes Alter, ohne dass ihre
Stimme erhebliche Einbusse erlitten hätte, mit dem grössten Erfolg neben ihren
Enkelinnen, den späteren Mmes. Genot und Yolnys. Erst 1831 verliess sie
definitiv die Bühne und nahm in einer Benefizvorstellung am 31. Mai des-
selben Jahres unter den üblichen Ovationen des Publicums von demselben
Abschied. Die 73jährige Künstlerin soll sich noch vollkommen mit den ge-
wählten Rollen in den beiden Opern y>Les voitures verseesa und »Ze Gamiii de
Parisd. abgefunden haben. Sie starb in Brüssel am 8. November 1850. Ihre
beide Töchter Mme. Fay, Gattin des Sängers und Componisten des Namens,
und Mme. Lemesle waren ebenfalls gute Sängerinnen.
RoDSSelot, Scipio, Violoncellist und Componist, geboren im Anfange dieses
Jahrhunderts, besuchte das Pariser Conservatoriura, wo er in der Classe Baudiot
für Violoncell 1823 den ersten Preis erhielt. Seine Compositionsversuche für
die Bühne glückten nicht, jedoch fanden seine Sinfonien und die Kammer-
musikwerke, die in Paris aufgeführt wurden, gebührende Anerkennung. Eine
Sinfonie für grosses Orchester, ein Sextett, fünf Quintette, vier Quartette, drei
Trios, Sonaten und eine Anzahl Compostioncn für Violoncell mit Ciavierbe-
gleitung erschienen bei Richault in Paris im Stich.
Roxas, Emanuele de, italienischer Tonkünstler der Gegenwart, spanischer
Abkunft, wurde in Reggio in Calabrien 1827 geboren, bildete sich anfangs auf
dem Conservatorium in Neapel zum Hoboenbläser aus, und studirte dann Ge-
sang und Composition. Mehrere seiner Opern wurden mit Erfolg aufgeführt.
Gesangs- und Kirchencompositionen, darunter das dreistimmige Oratorium »die
sieben Worte Jesu Christi«, erschienen in Mailand bei Ricordi. Als Gesang-
lehrer ist er sehr geschätzt und hat ausgezeichnete Künstler gebildet, darunter
Tiberini und den Baritonisten L. Colonnese. Er ist Professor am Conser-
vatorium in Neapel.
Rozkosny, Josef Richard, böhmischer Operncomponist , geboren den
26*
404 Rubenson — Rühl.
21. September 1833 in Prag als Sohn eines Advokaten. Die ersten Studien
in der Musik machte er in der rühmlichst bekannten Jiranekschen Musikschule,
später wurde er Friedr. Kittl's Schüler. Nach vollendeten philosophischen und
technischen Studien widmete er sich gänzlich der Musik und concertirte im
Jahre 1855 als erster Pianist Böhmens in Oesterreich, Ungarn, Italien u. s. w.
Er componirte zwei Messen für Männerstimmen, mehrere Ouvertüren, viele
Piano-Salonpieceu, gegen 200 Lieder und Chöre und die Opern: ^Ave Maria«;
nMikuldsn (St. Nikolo); i->Svafojn)iske jjroudya (St. Johannes Stomschnellen) ;
Repertoiroper der böhmischen Naiionaloper; t>Zdvis z Falkenstejnaa (Zavis von
Falkenstein) ; y>Pi/fldci<i (die Wildschützen), und i^Ehhav. (die Tochter des Alchi-
misten). Seine Compositiouen zeichnen sich durch besonderen Melodienreich-
thum, ausgezeichnete Taktur, kenntnissreiche und gewandte Behandlung der
Siugstimmen und des Orchesters aus.
Rubenson, Albert, in Stockholm 1826 geboren, machte seine Studien auf
dem Leipziger Conservatorium und wurde dann Secretär der musikalischen
Gesellschaft in Stockholm. Von seinen Compositionen sind bekannt geworden:
zwei Sinfonien, eine Operette (»Eine Nacht im (rebirge«), Ciavierstücke, Lieder,
eine Ouvertüre zu »Julius Cäsar« u. s. w.
Bubini, Griovanni Battista (VIII, 454), gab heraus: »i2 Legons de
cliant moderney pour tenor ou sopranov. (Paris, Bernard-Latte, 1839, mit Porträt)
und ein Heft, sechs Gesangstücke enthaltend: -«V Adieu, Jiommages et Souvenirs
ä son eleve mademoiselle de FlaJiauUi (Paris, Bernard-Latte). Die Glattin von
Rubini war die Sängerin, Französin von Geburt, Mll. Adele Chomel, die unter
dem Namen Chomelli in Italien und England und später neben ihrem Gatten
bedeutende Erfolge erzielte. Sie starb in Mailand Anfang des Jahres 1874.
Rnbiustein, Nicolaus (VIII, 457), wurde 1835 in Moskau geboren und
starb nach kurzer Krankheit bei einer Anwesenheit in Paris am 23. März 1881.
Die Russische Musikgesellschaft in Moskau, deren Direktor er war und welche
als Zweigverein der Petersburger anzusehen ist, orgauisirte sich 1860. Das
Direktorium bildeten Fürst Obolensky, Lostev, Jacuncikow, Kiselev und Nico-
laus Rubinstein, der zugleich zum Direktor der, von der Gesellschaft gegebenen
sinfonischen Concerte ernannt wurde. Das Conservatorium, dessen Direktor er
von der Gründung desselben bis zu seinem Tode war, wurde von derselben
Gesellschaft 1866 errichtet. In Russland, wo er auch als Clavierspieler auftrat,
hatte er auch als solcher Ruf erworben. Diesen verwerthete er im letzten
Orientkriege, in den russischen Städten, in dreissig Concerten zum besten der
Verwundeten, denen er namhafte Summen zuführte. Auch 1878 in Paris, bei
Gelegenheit der "Weltausstellung, wo er im Trocadero drei russische Concerte
dirigirte, deren günstiger Erfolg ein viertes veranlasste, trat er als Pianist hervor.
Kueg', Benedict, schweizer Tonkünstler, geboren zu Uznach am Züricher
See, lebte Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts. Er war Kapell-
meister des Klosters Weifingen bei Baden und gab verschiedene Werke heraus,
darunter: »Corona Mariana stellar um duodecim sei totidem Salve Ite(iina<i 3 Voci-
hus 2 Violinis et 2 clarinis necessariis 5 ripien vero et 3 violis ad libitum
una cum duplici Basso continuo; compilata a R. P. F. Benedicto Rueg, celeber-
rimi Monast. B. v. de Maris Stella Musicae Praefecto ac. Philos. Prof. ordin.«,
Op. 11, 1703.
Bübl, Friedrich Wilhelm, ist am 7. Februar 1817 geboren, genoss den
ersten Unterricht bei seinem Vater und beim Conrector Willich in Hanau im
Ciavier- und Orgelspiel. Letzterer, ein Schüler von Eni. Bach und Forkel,
machte ihn mit den Werken von Joh. Seb. Bach bekannt. 1833 ging R. nach
Frankfurt a/M., studirte bei Schelble und Andre weiter, kurze Zeit auch bei
Mendelssohn und Hess sich dann als Ciavier- und Gesanglehrer in Frankfurt
nieder. 1852 gründete er den Rühlschen Gesangverein, der durch seine aus-
gezeichneten Aufführungen der Werke von Palestrina, Carissimi, Arcadelt,
Eccard, Schütz, Händel, Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Mendelssohn u. a.
Ruelle — Rummel. 405
axisgehreiteten Ruf gewann. Bei diesen Aufführungen unterstützte ihn auch
der Hanauer Oratorienverein. R. schrieb ausser der ergänzenden Instrumen-
tation zu Händelschcn Oratorien eine Messe und (Quartette. Der Wunsch, eine
bessere Lebensstellung zu suchen, führte ihn 1861 nach Mainz, aber nach
wenigen Jahren kehrte er wieder nach Frankfurt zurück und hier starb er am
6. November 1874.
Kuello , Charles Emile, französischer Hellenist, dessen musikalische
Kenntnisse ihn befähigten, die französische Literatur durch mehrere interessante
Werke zu bereichern. R. ist in Paris am 24. October 1833 geboren. 1856
wurde er Secretär von J. A. H. Vincent, des gelehrten Forschers und Schrift-
stellers über griechische Musik, unter dessen Augen er auch die Uebersetzung
der Harmonik des Aristoxenos begann. Er legte dies Werk fertig vor unter
dem Titel: »Elements harmoniques (VAristoxene traduits en franrais pour la
jiremiere fois, d' apres un texte revu sur les sept manuscrits de la Bibliotheque
imperiale et sur celui de Strasshoury par Ch. Em. ßueUe<t (Paris, Pottier de
Lalaine, 1870, in 8"). Dem Werke, welches von der Gesellschaft für griechische
Studien gekrönt worden ist, ist ein Bericht des Uebersetzers mit interessanten
Notizen über das Leben und die Werke Aristoxenos beigegeben , auch ist der
Text des Autors durch zahlreiche und gelehrte Anmerkungen erläutert. 1871
erschien die, zuvor in den Memoiren der Akademie und schönen Wissenschaften
veröffentlichte Arbeit: ^J^otices et variantes dun manuserit fjrec relatif ä la
mtmijue qui a peri pendant le bombardement de Strassbouryf- (Paris, Donnaud,
1871, in 8^, 4 jd.). Vom französischen Gouvernement beauftragt, in den spani-
schen Bibliotheken nach griechischen, die 3Iusik betreffenden noch uuedirten
Werken Nachforschungen anzustellen, entledigte er sich des Auftrags und gab
in Folge dessen noch heraus: »Etudes sur Vancienne musique (jrecque. Rapports
ä Mons. le Jlinisfre de V Instruction publique sur une mission litteraire en Espaijne<i
(Paris, imprimerie nationale, 1875); -oTraduction de quelques textes (jrecs inedits,
recueillis ä Madrid et ä VEscurial : lettres de Psellus, frajments anonymes sur la
musique et sur V accentuation yrecque, table des chapitres du Dynameron du medecin
Elius Promotusv (Paris, Durand, 1875, in 8^^). Neben diesen interessanten
Werken sind zahlreiche Aufsätze desselben Verfassers in den Zeitschriften
rUnivers musical — La Revue et Gazette musicale — Le Bibliographe musical
und Revue archeologique zu finden.
RUhlmaun, Adolf Julius (VIII, 460), starb in Dresden am 27. Oct. 1877.
Rugrgi, Francesco (VIII, 463), dieser, auch als Theoretiker sehr reuom-
mirte Tonkünstler, wurde in Neapel am 21. October 1767 geboren und starb
daselbst am 23. Januar 1845. Er war Schüler von Fenaroli, und wurde be-
reits 1795 von der Stadt Neapel zum ausserordentlichen Kapellmeister da-
selbst ernannt.
Raggi, Francesco, dramatischer Componist der Gegenwart, wurde in
Neapel 1826 geboren. Er schrieb fünf Opern, zahlreiche Kirchenmusik und
Gesangstücke.
Rumniel, Christian Franz (VIII, 464), wurde in Baiern (nicht Nassau)
am 27. November 1787 geboren. Zu seinen Schülern, deren er einige nam-
hafte gebildet hat, gehört auch seine Tochter Josephine, geboren in Man-
zanares in Spanien am 12. Mai 1812, wo sich R. verheiratete, als er von
1808 — 13 als Nassauischer Regimentsmusikdirektor unter König Joseph den
Feldzug in Spanien mitmachte. Sie war ausgezeichnete Pianistin und starb
am 19. December 1877. Seine zweite Tochter Franziska, ist am 4. Februar
1821 geboren, war ebenfalls seine Schülerin im Ciavierspiel, und wurde später
im Gesänge von Bordogni in Paris und Lamperti in Mailand unterrichtet.
1843 war sie als erste Sängerin in Wiesbaden engagirt und begleitete ihren
Vater nachdem auf Concertreisen in Deutschland und Belgien, bis sie sich mit
dem Musikalien Verleger P. Schott in Brüssel verheiratete. Sein Sohn:
Rumiiiol, .loseph, geboren am 6. October 1818, Pianist, lebte längere
406 Hummel — Kuthardt.
Zeit als Lehrer in Paris, ist jetzt in L ondon, wo er eine grosse Zahl meistens
leichtere Claviercompositionen veröffentlicht hat. Dessen Sohn:
Kümmel, Franz, geboren am 11. Januar 1835 in London, war Schüler
seines Vaters und dann des Brüsseler Conservatoriums, wo er als einer der
besten Pianisten der belgischen Schule 1872 die Classe L. Brassin verliess.
Nachdem er sich mit Beifall in Belgien, Frankreich, England und Deutschland
hatte hören lassen, Hess er sich 1878 in Amerika nieder.
Raug', Heinrich (VIII, 465, dän. Henrik), nicht E., ist am 3. März 1807
in Kopenhagen geboren. Als junger Mann spielte er die Guitarre viituostn-
mässig; 1834 wurde er Contrabassspieler in der königl. Kapelle. 1837 machte
seine Musik (Ouvei'ture, Gesänge und Melodramen) zu H. Hertz Drama y>Svend
I}yrin(js Huusa Aufsehen und trug ihm ein 3jähriges Beisestipendium ein. Er
studirte in Italien mit grossem Eifer die italienische Musik und in Paris bei
Garcia Gesang und verwerthete seine Studien bei seiner Rückkehr nach allen
Seiten. 1842 wurde er Singmeister am Hoftheater und gründete 1852 den
Cäcilienverein. Er bildete mehrere tüchtige Sänger und Sängerinnen und com-
ponirte acht Opern, von denen »Die Erstürmung von Kopenhagen« und j>Die
Studenten von Salamanca« besonders gefielen. Auch als EomanzencomiDonist
ist er sehr fruchtbar gewesen und viele seiner Lieder sind populär geworden.
Ausserdem schrieb er mehrere grössere Werke für den Cäcilienverein und
die Liedertafel des scandinavischen Vereins. Er starb in Kopenhagen am
12. December 1871.
Bnta, Michele, italienischer Componist, Lehrer am Conservatorium
S. Pietro a Majella in Neapel und Musikschriftsteller, wurde in Caserta 1827
geboren. Sein Vater Vincenzo E. und sein Grossvater Michele B. waren eben-
falls Musiker und wie er Schüler des Conservatoriums in Neapel gewesen.
Er verliess dasselbe 1848 um in den Beihen der Freiwilligen in dem italie-
nischen Unabhängigkeitskriege mitzukämpfen und ging nach der Lombardei.
Nach seiner Rückkehr nach Neapel, wo die politischen Verhältnisse ihn nöthig-
ten sich zurückgezogen zu halten, beschäftigte er sich mit der Abfassung ver-
schiedener Lehrbücher: y>Gorso completo di composizionea (Neapel, Cottrau) ;
TüCorso completo di canto coralev. (Neapel, Maddaloni); »Qrammafiea elementare
di musicati (Mailand, Ricordi); »Breve metodo di canto (Neapel, Ti'amater);
y>Annotazionl ed illustrazionia für die Abhandlung y>Iiegole e JPartimentia von
Fenaroli (Neapel, del Monaco). Nach der Publication dieser Werke widmete
er sich der Composition und brachte die folgenden Opern nach und nach zur
Aufführung ToLeonildan 1859; ^y Diana di Vitry ; und n Impresario per progettcs.
1873. Ferner schrieb er zwei Messen mit Orchester; drei Messen alla Palestrina;
zwei Messen für drei Männerstimmen, mit Begleitung von Harfe, Harmonium,
Violine und Contrabass; ein Requiem für vier Stimmen; Te Deum; Motetten;
die Musik zu dem Ballet »Imelda« und Gesangstücke für verschiedene Dramen
und Schauspiele, die in Neapel zur Aufführung gelangten. Gedruckt erschienen
ein- und mehrstimmige Gesänge und Ciavierstücke in ungefähr sechzig Werken.
B. begründete in Neapel die Fachzeitung »La Musica«, die er auch redigirt,
verfasste noch eine Harmonielehre, die am Conservatorium eingeführt ist, und
veröffentlichte die Schrift, welche Vorschläge zu einer Beorganisation des Con-
servatoriums enthält: »Sfoi'ia critica delle condizioni della musica in Italia e del
Conservatorio di San Pietro a Majella di Ifapolits. (Neapel, Detken und Bocholl,
1877, klein in 8'^). Eine Tochter B.'s, Gilda, ist durch ihn zur Pianistin,
Sängerin und Coraponistin ausgebildet.
Rnthardt, Friedrich (VIII, 495), wurde 1800, nicht 1810, in Stuttgart
geboren, und ist nicht der Sohn eines Oboisten, sondern selbst erster Oboist
der Hofkapelle des Königs von Würtenberg seit 39 Jahren. Für sein Haupt-
instrument die Oboe schrieb er: Concert für Oboe mit Orchester, Variationen,
Fantasien u. a. Drei seiner Kinder erzog er für die Musik. Sein Sohn Adolf
der in Genf ansässig ist und die Tochter Minna (Frau Firth) leisten Ausserge-
Ruthard — Saetta. 407
wohnliches im Ciavierspiel, auch sind Clavierstücke von ihnen in Leipzig und
in Genf erschienen. Ein anderer Sohn:
Uutbiird, Julius, gehören am 13. December 1841 in Stuttgart, war bereits
im Alter von vierzehn Jahren als Violinist in der Stuttgarter Hofkapelle an-
gestellt und ging später nach Paris. Seit 1871 fungirt er als erster Kapell-
meister am ständischen Theater in Kiga. Er componirte unter andern die
Musik zu Hulda von Bjürnsen, die in Riga aut'geliihrt wurde; gedruckt bind
nur einige Lieder.
Rzovuski, "Wenzeslaus, Graf, setzte die geschichtlichen Gesänge von
Niemciwicz in Musik und schrieb eine Anzahl Romanzen, auch ein Requiem
auf den Tod Thaddeus Czacki (1818).
S.
Sabadiui, D. Bernardo (IX, 1). Von diesem Componisten sind noch die
beiden Opern y^Circe abandonnata da JTlisse« (Parma, 1693) und »Talestri inna-
morafa di Alessandro mafjno<.i (Parma, 1693) zu nennen. Die Oper »ZZ Favore
degli Dein wurde nach dem noch vorhandenen Textbuch nicht in Venedig,
sondern in Parma 1690, bei Gelegenheit der Vermählung des Prinzen Odoardo,
aufgeführt. Das Textbuch ist mit fünfzehn Radirungen geziert. In einer Vor-
rede ist unter anderem gesagt, dass das Theater in Parma das bedeutendste
sei und dass die Vorstellung sieben Stunden dauern werde.
Saboly, Nicolas, wurde am 30. Januar 1614 in Monteux (Kirchspiel
Carpentras) geboren und starb am 25. Juli 1675 in Avignou, wo er Almosenier
an der Collegial-Kirche St. Pierre gewesen, an der er auch viele Jahre als
Kapellmeister und Organist fungirte. Die Noels, von welchen viele noch heute
in der ganzen Provence gesungen werden, dichtete er in provencalischer Sprache
und setzte sie zum grössten Theil in Musik. Das letztere unternahmen jedoch
auch andere Componisten, so dass von einzelnen Gesängen mehrfache Compo-
sitionen vorhanden sind, unter denen jedoch die Melodien von S. immer den
Vorzug beanspruchen dürfen. Eine biographische Notiz über N. Saboly gab
Auguste Boldin heraus.
Sacchiui, Antonio Maria Gasparo (IX, 5), ist am 8. (nicht 7.) October
1786 gestorben.
Sachs, Julius, ist 1830 in Meiningen geboren, war Schüler von Kessler
und Rosenhain und liess sich, nachdem er erfolgreiche Concertrcisen unter-
nommen hatte, in Frankfurt a/M. nieder. Er veröffentlichte Pianofortewerke,
Lieder u. a.
Sachs, M. E., ist am 28. Februar 1843 in Mittelsinn in Unterfranken ge-
boren, besuchte 1863 das Conservatorium in München und liess sich dann
hier nieder. 1868 übernahm er die Direction des Männergesangvereins »Lieder-
kranz«, den er 1872 wieder abgab. 1871 wurde er Professor an der königl.
Musikschule. Von seinen Compositionen: zwei Sinfonien, eine Oper u. a. sind
nur Lieder und Clavierstücke gedruckt. Bekannt ist er namentlich als Vor-
fechter der Neuclaviatur geworden.
Sackpfeife (IX, 8). Dem schottischen Dudelsack (12) fehlt das F nicht,
die Tonleiter heisst dcshall): y, a, ä, d, e, f, g. F ist gerade ein charakteristi-
scher Ton; das Instrument steht in B.
Sacmanu, Carl Heinrich (IX, 14), wurde am 30. September 1790 in
Königsberg geboren und starb daselbst am 29. Januar 1860.
Saetta, Vincenzo, Pianist, Componist und Lehrer, 1836 in Neapel ge-
boren, war Schüler von StafTa und Mercadante und widmete sich vorwiegend
408 Sagh — Saint-Leon.
dem Unterricht. Er gab heraus: y>La Scienza estetican und eine vollständige
theoretisch-praktische Clavierschule.
SiVgli, Joseph, ist am 13. März 1852 in Budapest geboren, war Schüler
von C. Abrünyi und hat sich um die ungarische Musik vielfach verdient ge-
macht. Er war lange Zeit Mitarbeiter der Musikzeitschrift »Zeneszeti Lapok« ;
veröffentlichte 1873 einen Leitfaden für den Gesangunterricht in Volksschulen,
der sehr weit verbreitet ist und 1877 ein Convei'sations-Lexikon der Musik
in ungarischer Sprache.
Saiu d'Arod, Prosper, Kirchencomponist, ist 1814 geboren und studirte
Composition unter Paer und Halevy. 1841 erhielt er in der Concurrenz
den, von der Akademie der heiligen Cäcilie in Rom ausgesetzten Preis für
eine grosse Messe für Soli, Chor und Orchester oder Orgel, bestimmt für
die Feierlichkeiten der Kanonisiruug des heiligen Alfonso von Liguori. Unter
des Componisten Leitung wurde diese Messe mit feierlichen Ceremonien und
in Gegenwart des Papstes ausgeführt. Später brachte S. dA. sie auch in den
grösseren Städten Frankreichs zu Gehör, den Ertrag der Aufführungen, gegen
80,000 Frcs., zu wohlthätigen Zwecken verwendend. Vom Papste wurde er in
Folge dessen zum Commaudeur des Ordens vom heiligen Gregor und zum
Kapellmeister ad honorem ernannt. Nachdem S. d'A. in Paris den vergeblichen
Versuch gemacht hatte, die Schule Choron's wieder einzurichten, betheiligte
er sich an der Gründung der Niedermeyerschen Kirchenmusikschule und errich-
tete in den Provinzen fünfzehn Singschulen an verschiedenen Kirchen. Kurze
Zeit bekleidete er auch das Amt des Kapellmeisters au der Kirche St. Sulpice
in Paris, das er 1861 wieder aufgab, als er zum Inspektor der Kirchensinge-
schulen der Provinzen ernannt wurde. Von seinen Compositionen erschienen:
•altepertoire ä Vusage du choeur et du seminaire de Saint- Sulince^<-, Sammlung,
sechzig Motetten enthaltend (Paris, Repos, zwei Bände in 8"); zwei Messen
für vier Männerstimmen und Orgel (Paris, Regnier-Cauaux) ; y>Messe de chariten,
Sopran, Tenor, Baryten, Bass (Paris, Meissonnier) ; »Te Deum militairevi, für
vier Stimmen und grosse Sinfonie (Paris, Benoist); r>Te Deum en contre pointa,
für vier Stimmen über den Gesang der Liturgie (Paris, Rejios) ; y>Litanie« (id. id.) ;
y>Regina coeli«, Tenor, Bass, Orgel (Turin, Magrini); r^Ave Mariaa, drei Stimmen
und Orgel; r>Tantu7n ergoa, drei Stimmen und Orgel (Paris, Pegiel); »0 Sahcfarisu
(Paris, Richault); »La Greation, Ode, Oratoriov. (Paris, Schoneberger); r>La
Fin du temps, ode oratorioa (Brüssel, Katto) ; Trio für Piano, Violine, Violon-
cello ; Gesangstücke.
Saing-Hwang' ist der Name für das kleine Orgelwerk, das die Chinesen
Tscheng (Cheng) nennen und das auch die Japanesen besitzen.
Saint-Christoph, französische Sängerin des 17. Jahrhunderts, wurde Ende
1674 von Lully, in dessen Opern sie die Hauptpartien sang, engagirt. 1682
nahm sie ihren Abschied vom Theater und begab sich in ein KJoster, wo sie
bald darauf den Schleier nahm.
Saiut-L^ou, Carl Victor Arthur, Tänzer, Choreograph, Violinist und
Componist, war 1815, nach anderen 1821, in Paris geboren. Als der Sohn
des Balletmeisters am Hoftheater in Stuttgart erhielt er früh Ausbildung in
der Tanzkunst, gleichzeitig wurde er zum Violinisten gebildet, als welcher er
schon im vierzehnten Jahre in Concerten auftrat. Zu derselben Zeit debütirte
er in München in einem Ballet von Pentenrieder als Solotänzer. 1838 machte
er ausgedehnte Reisen durch Belgien, Franki-eich, Italien, Spanien, Portugal,
England, Ungarn, Deutschland und Russland und errang überall, als Tänzer
und Geiger, grosse Erfolge. Nachdem er sich in Italien mit einer der an-
muthigsten Tänzerinnen, Fanny Cerrito, verheiratet hatte, trat er mit dieser
gemeinschaftlich, meist in den von ihm geschaffeneu Balletten, auf, wie: Marke-
tenderin und Postillon (Italien, 1843); fLa ßlle de marhrei. (Paris, 1847);
»Ze violon du Diable (1849). In diesem Stück zeigte er sich gleichzeitig
als Choreograph, Tänzer, Violinist und Componist. Er scenirte noch die
Sainton-Dolby — Saldoüi. 400
Ballette ■nSfellaa und r> Paktier et tc^i und die beiden in Paris aufi^eführten Opern-
Ballette »ie Lutin de la Vallvcvi und nLe JJanseur du roia, zu welchen er auch
einen Theil der Musik schrieh, während der andere von Eug. Gautier herrührt.
In späterer Zeit trat er nicht mehr als Tänzer auf, richtete aber allein oder
in Gemeinschaft noch melirere in Paris viel gegebene BaUettc ein. Sein Talent
als Violinspieler war ein sehr angenehmes, seine Technik virtuos entwickelt.
Der talentvolle Künstler starb in Paris am 2. Dccember 1870.
Saiutou-Dolby, Charlotte, Gattin des Violinisten Prosper Sainton (IX, 19),
eine der hervon-agendsteu Concert- und Oratoriensängerinnen in England, ist
1821 in London geboren und in der königl. Akudcraie der Musik daselbst ge-
bildet. Im Besitze einer wundervollen Contraaltstimme, verliess sie nach ener-
gischen Studien, als eine der besten Sängerinnen das Institut. Ihr bedeutendes
Talent widmete sie von vornherein ausschliesslich dem Oratoriengesange und
der Pflege der englischen Musik, namentlich hat sie im Vortrage der Ballade
keinen Rivaleu. Mendelssohn der sie in seinem Paulus hörte, schrieb die Alt-
partie in seinem Elias speciell für diese schöne Stimme, auch dedicirte er ihr
das Liederheft Op. 57. Im Jahre 1846 sang sie auf Mendelssohns Veranlassung
im Gewandhause in Leipzig und auch in anderen Städten des Festlandes unter
dem lebhaftesten Beifall. 1860 vermählte sie sich mit Sainton und gehörte
noch bis 1870 der Oeffentlichkeit an, worauf sie sich einen neuen Wirkungs-
kreis in der Begründung einer Gesangsakademie schuf, aus welcher vortreffliche
Künstler hervorgingen. Sie gab eine Gesangschule heraus, welche mehrere
Auflagen erlebte, und ein Buch über Uuterrichtspriucipien, Auch veröTient-
lichte sie Lieder die allgemeine Verbreitung fanden, und eine grosse Cantate
für Soli, Chor und Orchester »Die Legende der heiligen Dorothea«, welche
1876 in London und nachdem in anderen Städten mit Beifall zur Auf-
führung gelangte.
Salaman, Charles Ken sing ton, englischer Pianist und Componist, ist
zu London am 3. März 1811 geboren. Im zwanzigsten Jahre liess er sich
in England als Pianist hören und concertirte dann auch in Deutschland und
Italien. Er veröffentlichte zahlreiche Ciavier- und Gesaugscompositionen und
hielt wiederholt Vorlesungen über Aesthetik und Geschichte der Musik. Als
Mitbegründer der Musikgesellschaft in London war er jahrelang der Secretär
dieser Gesellschaft. Er ist als Lehrer sehr geschätzt, wurde auch von der
Akademie Cäcilia in Rom zu deren Mitglied ernannt.
Salbliuger, Sigismund (IX, 23), auch Salmiuger, kam 1527 aus Bayern,
wo er Klostergeistlicher war, nach Augsburg und schloss sich den Wieder-
täufern an, weshalb er gefangen gesetzt wurde, in Folge dessen er widen-ief.
Darauf blieb er in Augsburg Schulmeister, beschäftigte sich aber mehr mit Musik
und war deshalb bei den Fuggers gern gesehen, denen er auch einige seiner
Werke widmete. In der Widmung seiner, bei Ulhard in Augsburg 1545 ver-
öftentlichteu »Cantiones» an den Augsburger Magistrat, nennt er sich selbst
»Musicus«. Ausser den, im Hauptwerk angeführten Werken von Salblinger,
ist noch das, gegen die Augsburger Orthodoxie gerichtete unter dem Titel:
»Der new Gesang Psalter, darinnen alle Psalmen Davids an der Zahl 150 in
g'sangweiss gestellt mit verzeichnus, in was Melodey ein jeder gehe, sampt der
Litaney vnnd allen Geystlichen Liedern so yetzumal an viel orten gesungen,
mertheils jtz hin zu thon worden« 1538 zu erwähnen. Salblinger zeigt sich
hier auch als Dichter, indem er neben 13 Psalmenliederu hierzu auch vier
Lieder frei »nach anmutung des Geistes« dichtete.
Saldoni, Don Balthasar (IX, 24), schrieb ausser den angeführten noch
drei Upern, die in Spanien zur Aufführung gelaugten, und ausser diesen sehr
zahlreiche religiöse Compositionen aller Art; ferner zwei- bis achtstiminige
Vocalcompositionen mit Orchester oder Ciavier oder Orgel (Messen, Motetten
Hymnen u. s. w.). Orgelfugen, Sinfonische Musik, weltliche Hymnen und Gan-
taten; Märsche, Chöre; ein- und mehrstimmige Gesänge mit Begleitung von
410 Salinas — Sam-hin.
Orchester oder Ciavier, Ciavierstücke, Harmoniemusik, Schule der Solfeggien
und Vocalisen, eingeführt im Conservatorium an welchem Saldoni noch als
Lehrer wirkt.
Saliuas, Franciscus de (IX, 29), starb 1590 im 77. Jahre.
Salouian, Henriette geb. Nissen (IX, 31), starb am 27. August 1879.
In Petersburg hatte sie als Gesanglehrerin eine Classe des Conservatoriums
übernommen, die sie jedoch bald wieder aufgab um sich nur den Privatunter-
richt zu widmen. Ihr ausgezeichneter Ruf als Gesanglehrerin ist durch die
vortrefflichsten russischen Sängerinnen die sie bildete gerechtfertigt.
Saloinon, Hector, Componist, wurde am 29. Mai 1838 in Strassburg
geboren; besuchte von 1850^1855 das Pariser Conservatorium, während welcher
Zeit er mehrere Preise errang. Da er über Mittel nicht zu gebieten hatte,
nahm er nach dem Austritt aus dem Conservatorium eine Stelle als Begleiter
an der Oper Bouffes-Parisiens an, wo er ein Ballet y>Fascination<.i 1856 zur
Aufführung brachte. A'^on 1860 — 70 befand er sich in derselben Stellung am
Theutre-Lyrique und sah auch hier seine hübsche einaktige Oper y>Les Dragees
de Suzetfe<i (1866), und eine andere y>V Aumönier du regiment<i, mit Erfolg in
Scene gehen. Von fünf grossen Opern erblickte noch keine das Lampenlicht.
S., der zur Zeit Chordirektor an der Grossen Oper ist, schrieb ausser den
dramatischen Werken die Cantate »ie genie de la France<s, aufgeführt 1877;
zwei Sinfonien, ein Streichquartett, eine Sonate für Ciavier und Violine, Kirchen-
und Ciavierstücke, Kirchenmusik und gegen zweihundert Gesangstücke, die jedoch
nur zum Theil gedruckt sind. Neuerdings erschien die Sammlung: •f>20 Melodies
avec accompagnetnent de piano«. (Paris, Brandus).
Salvayre, Gervais Bernardo, französischer Componist, ist am 24. Juni
1847 in Toulouse (Haute Garonne) geboren, in der Singschule der Kathedrale
daselbst machte er seine ersten Musikstudien, die er im dortigen Conservatorium
fortsetzte, das er dann mit dem Pariser vertauschte. Hier wurde er Schüler
von Benoist (Orgel), Amb. Thomas und Bazin (für Contrapunkt und Fuge).
Vom Jahre 1867 erhielt er regelmässig den einen oder den anderen Preis, bis
er 1871 für die Cantate »Cali/psoa auch den grossen Pömerpreis davon trug. 1872
ging er nach Rom und lieferte während der vier Jahre des Stipendiats mehrere
grössere Compositionen, die ihn in die Reihe der viel versprechenden Künst-
ler der jüngsten französischen Schule führten. Er schrieb in Rom die Partitur
der Oper »ie Bravoa, aufgeführt April 1878 in Paris; fünf ital. Gesänge (Ricordi,
Mailand); Instrumentalscene y>Les Bacchantesv, den 63. Psalm und Stabat mater.
Ferner brachte er nach der Rückkehr von Italien -»Ouvertüre symplionique». zur
Aufführung, ein Divertissement als Einlage für die Oper s^Les Amour du Didble«.
von Grisar und die Balletmusik zu dem einaktigen Stück »ie Fandayigovi, auf-
geführt an der Grossen Oper im November 1877; »ie Bravo« erschien in Paris
bei Lemoine; das Stabat mater in Paris bei Hartmann.
Salvi, Lorenzo (IX, 35), wurde in Bergamo 1810 geboren und starb
in Bologna im Februar 1879.
Salvi, Matteo (IX, 35), ging, nachdem er einige Zeit Direktor einer
italienischen Operngesellschaft in Berlin gewesen war, nach Wien, wo er unge-
fähr dreissig Jahre hindurch thätig war. Er ertheilte Gesangunterricht und
war von 1861 an mehrere Jahre Musikdirektor an der Hofoper. Auch brachte
er seine Oper »Catarina Howard« dort zur Aufführung. 1876 wurde ihm die
Direction des Lyceums in Bergamo übertragen. Sein Bruder Luigi ist an
demselben Institut Gesanglehrer.
Sanibuca lyncea (luchsförmige Sambuke), ein Saiteninstrument mit 50 Saiten
(daher auch Pentecontachordon genannt), erfunden im 16. Jahrhundert vom
Neapolitaner Fabio Colonna. Der Erfinder vermeinte durch dieses sein Instru-
ment alle drei Tongeschlechter der Alten (das diatonische, chromatische und
enharmonische) wieder in Ausübung bringen zu können.
Sam-hin oder Sam-jin, ein modernes Lieblingsinstrument der Chinesen,
Sainiseng — Santa Coloma-Sourget. 4 1 1
das verrouthlich von Miltelasien nach China gekommen und mit dem Samiseng
der Japanesen wesentlich übereinstimmt. Es ist ein hiutenartiges Griflbrett-
instrument mit Uingem Halse und drei Darmsaiten bezogen. Der Resonanz-
kasten ist viereckig, mit abgebrochnen Ecken. Ein Exemi)lar vom Sam-hin
(engl. Sam-heen) befindet sicli im Kensington-Mufceum zu London , davon
C. Engels Catalog der Musikinstrumente daselbst S. 66 eine Beschreibung gi^bt.
Nach Chouquet (»Ze musie du comervatoire national de musique. Catalotjue
raisonne des insirumentsa, Paris, 1875, p. 115) ist die Stimmung der drei Saiten
sowol des chinesischen Sam-hin, als des japanesischen Samsin variabel; sie sind
gestimmt entweder in c^ f^ c- oder c^ g^ c^ oder c^ f^ h^.
Sainiseng odir Samsin, ist eine Laute der Japanesen. Sie hat einen
viereckigen Schallkasten ohne Oefi'nungcn, daran einen sehr langen Hals, der
schwanenhalsartig gebogen ist und drei Darmsaiten, die von einem Saitenhalter,
oben vom "NVii-belkasten festgehalten und mit einem spateiförmigen Plcctrum
(Batsi gennnnt) gespielt werden. Die Stimmung der Saiten ist wie beim chine-
sischen Sam-hin (s. d.). Das Instrument, welches die Länge von 1,02 Meter hat.
dient zur Begleitung des Gesanges.
Saucliioli, Giulia, geboren 1824 in Mailand, war eigentlich bestimmt
Malerin zu werden; der Vater Hess sie aber, in Anbetracht ihrer schönen
Stimme, von Yaccaj ausbilden, jedoch ohne eigentlich den Beruf der Biihneu-
siingerin im Auge zu haben. Sie wurde indessen jung zur Wittwe und da sie
ohne Vermögen war, debütirte sie mit grossem Erfolge in Rom als »Norma«,
und saug dann auch in London mit Auszeichnung. In Italien inaugurirte sie
den Propheten, und Meyerbeer wünschte sehr, sie an der Grossen Oper in Paris
engagirt zu sehen; doch kam es nicht dazu. Nach ihrer Verheiratung mit dem
spanischen dramatischen Dichter Aparici, lebt sie in Pau als Gesanglehreiün.
Sandr<5, Gustav, französischer Pianist und Componist von nicht sehr
zahlreichen, aber interessanten "Werken, grösstentheils für Ciavier, lebt in Paris.
Es sind bemerkenswerth: y>FeuiUes d' Albums«, Op. 16; ^JDvuze valses ä quatre
mains<i Op. 17; Ciavierquartett, Op. 15; Fantasie, Rondo und Sonate für Ciavier
und Violine; Balladen und Gesänge.
Sauelli, Gualtiero (IX, 42), starb am 15. December 1861.
Saugerinauo, Luigi, italienischer Componist, am 14. October 1846 in
Arpino (Provinz Caserta) geboren, studirte in Rom unter Filippo Marchetti
und in Neapel unter Mercadante. Er schrieb drei Opern, die in Neapel auf-
geführt wurden: -aGoretta»., ytRegina e Favoriian und nClelia Olgiafov. Ausser-
dem compouirte er eine Sinfonie, Quartette u. A. Veröffentlicht sind verschie-
dene Vocalcomjiositionen.
Snnsa, ein Musikinstrument der ostafrikanischen Völker, bei welchem nur
eiserne Stränge, die mit dem Daumen geschlagen werden, die Töne erzeugen.
Die ärmeren Leute verfertigen ein ähnliches Instrument aus Mapiro-Kornsten-
geln, die einen leidlichen Ton von sich geben, wenn sie in eine ausgehöhlte
Kalebassenschale gestellt werden. Die Kalebasse ist mit Schellen oder Zinn-
stückchen eingefasst, deren Geklingel das Spiel der Sansa begleitet.
Santa Coloma-Sourget, Mm. Eugenie, geboren am 8. Februar 1827 in
Bordeaux als die Tochter des Generalconsuls, erhielt bei auffälliger Begabung
Musikunterricht bei Zimmermann und Bertini in Paris und trat, vierzehn Jahr
alt als Pianistin auf. Nachdem auch stimmlich aussergewöhnliche Veranlagung
zu Tage trat, erhielt sie von einem spanischen ^lusiklehrer Arregni in Bor-
deaux gesangliche Ausbildung und errang 1847 in Paris eine Reihe von Triumphen
als Sängerin und zugleich als Componistin. Eine Anzahl Gesänge, von denen
einige wirklichen Erfolg hatten, erschienen in Paris bei Meissonnier, Escudier
und später verötTcnt lichte, bei Gt-rard. Sie schrieb auch die einaktige Oper
fVImageii von Scribe, nur iu einem Salon aufgeführt. Neuerdings erschien ein
Trio für Streichinstrumente (Gerard, Paris), welches, wie alle ihre Compositioneu
eigenthümlich reizvoll ist.
412 Santley — Saro.
Sautley, Charles, englischer dramatischer Sänger, gegen 1835 in Liver-
pool geboren, machte seine Gesangsstudieu in England und in Italien. Seine
Bühnenlaufbahn begann er in London an der englischen Oper daselbst (s. Miss
Pyne und M. Harrison), wo er in den Opern der englischen Componisten
Wallace, Benedict, Balfe u. a. durch seine aussergewöhnlich umfangreiche treff-
licl>e Bar^'toustimme bereits die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Nach einigen
Gastspieleu an der Scala und in Barcelona gehörte er wiederum in London
der italienischen Oper an, und zwar in den Theatern »Her Majesty«, »Covent
Garden« und »Drury Lane«, wo er mit vielem Glück in den Opern: Die Zauber-
flöte, Oberon, Hamlet, Faust, Templer und die Jüdin, Lustige AVeiber, Troubadour,
Rigoletto, später auch im Figaro, fliegenden Holländer und Jocondo von Nicolo
u. a. auftrat. Zur letztgenannten Oper übertrug er den Text ins Englische,
als er mit Carl Rosa und dessen Gattin Parepa-Rosa 1875 in London und
den Provinzen eine Tournee englischer Opernaufi'ührungen unternahm. 1872
sang er mit vielem Beifall in New-Yoi'k. Zu seinem begründeten Ruf als
Opernsänger tritt noch der, des Oratorien- und Concertsängers; er ist bei den
vielen Oratorienaufführungen und Festivals in London und anderen Städten
Englands ein thätiger und gesuchter Künstler, so dass er unter den englischen
Sängern der Gegenwart einen der ersten Plätze einnimmt.
Sarasate, Pablo de, Martin Meliton (IX, 50), ist nicht in Saragossa,
sondern in Pamplona (Provinz Navarra) in Spanien am 10. März 1844 ge-
boren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er ausschliesslich in Paris, wo
er im Januar 1856 ins Conservatorium und zwar zunächst in die Gesangs-
und in die Violinclasse von Alard eintrat. 1857 erhielt er in beiden Fächern
den ersten Preis, 1859 in der Compositionsclasse von Reber einen zweiten Preis,
zu welcher Zeit er als Violinist bereits in die Oeff'entlichkeit trat.
Sarmieuto, Salvator (IX, 51), wurde in Palermo 1817 geboren und starb
in Neapel, wo er 1854 vom König zum Kapellmeister und Kammermusiker
ernannt worden war, am 13. Mai 1869. Ausser den Opern schrieb er zahl-
reiche Messen und andere Kirchencompositionen.
Sarria, Enrico, dramatischer Componist, ist in Neapel am 19. Februar
1836 geboren. Er war Schüler von G. Vitale im Ciavierspiel und von N. For-
uasini und G. Staflfa in der Composition, Mit der ersten Oper y>Oarmosi?ia'i,
mit welcher er 1853 einen bedeutenden Erfolg errang, debütirte er siebzehn
Jahr alt. Es folgten r,Donna Manuela^., 1856 und yiEstellaa 1858. Die 1872
zur Auff'ührung gelangte komische Oper y>£abbeo e Vintrigantei erzielte einen
durchschlagenden Erfolg, erlebte im Theätre Rossini 150 Vorstellungen und
wurde am Theater Nuovo wieder aufgenommen. Auch seine ferneren Opern :
r>Guidetta<i, 1875; »La Gampana clelV Eremitaggioa , 1875 und •oGli Equivoch,
wurden beifällig aufgenommen. S. ist Accompagneur am Theater Mercadante
in Neapel.
Saro, J. H., Musikdirektor im Kaiser Franz- Garde- Grenadier-Regiment
Nr. 2 in Berlin, ist am 4. Januar 1827 zu Jessen (Prozinz Sachsen) geboren.
Von 1841 — 1846 erlernte er praktisch die Instrumentalmusik bei dem Stadt-
musikus Seidel in Dommitsch. Nach absolvirter Lehrzeit trat er, gut vorbereitet,
am 11. November 1846 als Posaunist, resp. Tubaist, in das Musikchor des
Garde-Schützen-Bataillons als Hautboist ein. Hier, in Berlin, waren C. Böhmer
und A. B. Marx seine Lehrer in der Theorie der Musik und im Contrapunkt.
Am I.Juni 1856 wurde er Musikmeister des 11. Infanterie-Regiments zu Breslau.
Als 1859 Christoph, der Nachfolger Aug. Neithardts, als Dirigent des Kaiser
Franz-Regiments starb, erhielt S. dessen Stelle am 11. Mai genannten Jahres.
Mehrere Märsche von ihm sind zu Armeemärschen bestimmt worden. Nachdem
er mit seinem Musikchore in Deutschland verschiedene Kunstreisen unternommen
hatte, folgte er im Jahre 1872 mit seiner Kapelle einem Rufe nach Boston in
Amerika, und erzielte dort durch diese die weittragendsten Erfolge. Nach
Wieprechts Tode (1872) erhielt er mehrfach den Allerhöchsten Auftrag, militai-
Sarnis — Sattler. 413
rische Massenrnusikaufiiihrungen und grosse Zapfenstreiche zu leiten. 107 Com-
positionen von ihm sind durch den Druck veiriffentlicht. ManuBcript geblieben
sind: Mehrere Concertuuvertureu und eine Sinfonie für grosses Orchester, ein
Streichquartett, Instrumental- und Vocalfugen und eine Oper: »Die beiden
Bergknappen«. Zur Ausbildung für die Musikmeister und Stabstrompeter der
deutschen Armee hat er seit vielen Jahren ein l'rivatinstitut ge<,M-ündet. durch
welches bis jetzt ö'J Schüler von ihm Militairmusik-Dirigentenstellen erhalten
hüben. Für diesen Zweck erschien von ihm: »Die Lehre vom musikalischen
AVohlklang und Tonsatz« und »Die Instrumentationslehre für Militairmusik«.
Am 1. Juni 1881 feierte er unter vielfachen Ovationen sein 25 jähriges Militair-
musikdirigeuten- Jubiläum. Ausführlicheres hierüber brachte in einer Extra-
ausgabe die Deutsche Mililair-Musiker-Zeitung vom 1. Juni 1881.
Sari'us, Pierre Frederic, französischer Mathematiker, gegen Ende des
18. Jahrhunderts in Saint-Affrique (Aveyron) geboren. Unter seineu schätzens-
werthen "Werken ist die Dissertation nEssai sur la thtorie du sonn (Montpellier)
1821 zu nennen.
Sartiro, Paul (IX, 55), eigentlich Sartorius.
Satter, Gustav, am 12. Februar 1832 in AVien geboren, war vom Vater
zum Mediciner bestimmt und vollendete auch seine darauf bezüglichen Studien
auf den Universitäten in "Wien und Paris. Allein seine bedeutende musikalische
Begabung veranlasste ihn endlich, sich ganz der Musik zu widmen, die er früh
geübt hatte. Er war ein so bedeutender Pianist geworden, dass er auf seinen
Kunstreisen, die er seit 1854 unternahm, Aufsehen erregte. Von 1854 bis
1861 lebte er in Nord-Amerika, 1861 ging er nach Paris, 1864 nach Wien;
dann wählte er Dresden, später Hannover und endlich Stockholm zu seinem
AVohnorte. Von seinen Compositionen eine Oper: y>Jolanthe<.<; "Werke für Kam-
mermusik u. a. sind nur wenig gedruckt. Als Pianist gehört S. zu den be-
deutendsten der Gegenwart. Gegenwärtig lebt er in Amerika.
Sattler, Johann Heinrich Ferdinand, geboren zu Quedlinburg am
3. April 1811, besuchte das Gymnasium zu Blankenberg a. H. und später,
vom Jahre 1833—36 die Musikschule des Organisten und Musikdirektors
F. "W. Liebau zu Quedlinburg. Nachdem er verschiedene grössere "Werke
(ungedruckt) geschrieben hatte, munterte ihn Mendelssohn B. auf, eine Aus-
wahl zunächst kleinerer Compositionen drucken zu lassen, und nahm selbst die
Dedication seines Op. 1 (vierstimmige Lieder) freundlichst an. Es erschienen
bald darauf in der Leibrockschen Hof- Musikalienhandlung in Braunschweig seine
mehrstimmigen Gesänge für höhere Töchterschulen (3 Hefte), einstimmige Lieder
mit Ciavierbegleitung (Herzensklänge), bei Heinrichshofen in Magdeburg ver-
schiedene Gesänge für Männer- und gemischte Stimmen, bei Kahnt in Eisleben
jNIotetten für INIännerstimmen (in »Siona«) und kleinere Sachen, welche sämmt-
lich von der Kritik sehr günstig bcurtheilt wurden. Bei Gelegenheit der ersten
Tonkünstlerversammlung in Leipzig 1847 Hess sich S. mit eigenen Composi-
tionen auf der, von Mende neu erbauten Orgel der Nicolaikirche hören, in Folge
dessen S. zur Herausgabe von Orgelsachen Aufforderung erhielt. So erschien
bei Körner in Erfurt Sattlers Orgelschule, die D-moll Fantasie, ausserdem
Pianoforteschule, Chor- und Violinschule, bei Schmidt in Oldenburg ein Choral-
buch und eine Harmonielehre, bei Kuhn in Weimar ein Präludienbuch, eben-
daselbst eine Auswahl Kiuderstücke für Ciavier und Harmonium. Besonders
scheinen S. mehrstimmige Gesänge anzusprechen, was die Auti'ührungen der-
selben in Leipzig (Thomaskirche), Zürich, Prag u. a. 0. beweisen; von letzterem
Orte aus wurden S. sogar für 21 in dem Liederbuche für Deutsche in Böhmen
aufgenommene Lieder eben so viele Ehrenpreise bewilligt. Ausser den genann-
ten erschienen bei Rieter-Biedermann in Leipzig und in verschiedenen Samm-
lungen dergleichen Gesänge, während S.'s grössere Werke, Cantaten, Messen,
Psalmen, ein Oratorium »die Sachsentaufe« noch nicht zum Druck gelangt sind.
Von Ciaviersachen erschienen ausser den genannten: Harzalbum: sechs Sceneu
414 Sauret — Schäffer.
bei Brüggemann in Blankenburg. Dass S. auch als musikalischer Schriftsteller
einen geachteten Namen errungen hat, beweisen sowol dessen bei Ernst in
Quedlinburg, Geissler in Langensalza, Schmidt in Oldenburg, Peter in Leipzig
herausgegebenen Schriften (Gesanglehre) »die Orgel«, »Mozart«, Harmonielehre,
Lehrgang für den Gesangunterricht, (dass S. die Pedalapplicatur mit Ziffern,
sowie die natürliche Entwickelung des Violinspiels von den blossen Saiten aus
(Orgel- und Violinschule) eingeführt hat, ist zu bemerken), als die zahlreichen
Beiträge, Correspondenzen und Concertberichte in den vorzüglichsten Fach- und
Localblättern. S. war vom Jahr 1838 — 1861 Organist und Musiklehrer in
Blankenburg am Harz, von 1861 bis jetzt wirkt er in Oldenburg (Grossherzog-
thum) als Seminarmusiklehrer in rüstiger Weise fort.
Säuret, Emil, ist am 22. Mai 1852 in Duu le Roi (Dep. Cher) geboren,
war Schüler der Conservatorien zu Paris und Brüssel und erwarb namentlich
unter Beriots Leitung jene meisterliche Behandlung der Violine, die ihn bald
in die erste Reihe der Violinvirtuosen der Gegenwart stellte. Seit 1866 hat
er die halbe civilisirte "Welt durchreist und ist überall mit Enthusiasmus auf-
genommen worden. Er ist als Professor an das Kölner Conservatorium berufen.
SaTOJa, Paolo, italienischer Tonkünstler, geboren am 17. August 1820,
war Schüler des Consers-atoriums in Neapel (Ruggi, Donizetti, Mercadante) und
ist Chef der Kapelle des Theaters San Carlo in Neapel. Zwei seiner Opern
r>Maestro di musica ed un Foetav. und y>Cristaniella<s. kamen zur Aufführung; ausser
diesen schrieb er zahlreiche Messen, Hymnen und andere Kirchenmusikstücke.
Sax, Charles Prosper (IX, 64), wurde am 1. Februar 1791 zu Dinant
geboren und starb in Paris am 26. April 1865.
Scarainelli, Giuseppe (IX, 69), starb in Triest im Februar oder März
1862. Er wurde 1781 (nicht 1761) geboren.
Scali^er, Julius Cäsar (IX, 67), ist 1484 geboren.
Scalig'er, Josephus Justus (IX, 67), starb am 21. Jan. (nicht Juni) 1609.
Scapitta, Vincenzio (IX, 69), ist zu Valenca am Po im Mailändischen
und nicht zu Valenzia geboren.
Schaab, Robert, geboren am 28. Februar 1817 in Rötha bei Leipzig,
lebt als Lehrer an der 1. Bürgerschule und ist Organist an der Johanniskirche
in Leipzig. Er hat sich durch seine Artikel in verschiedenen Musikzeitschriften,
wie durch eine Reihe von "Werken und Arrangements für Orgel, Harmonium,
Violine und Pianoforte ehrenvoll bekannt sfemacht. Besonders hervor zu heben
sind: eine Harmoniumschule, ein Führer durch die Literatur des Männergesauges,
ein Choralbuch, ein kleines musikalisches Handwörterbuch u. s. w.
Schad, Joseph (IX, 75), lebte zuletzt in Bordeaux als sehr gesuchter
Musiklehrer und brachte am dortigen Theater das Ballet »Frantzia« zur Auf-
führung, das eine Reihe von Vorstellungen erlebte. Seh. starb in Bordeaux
am 4. Juli 1879. Seine gedruckten Compositionen erreichen die Opuszahl 95.
SchäflFer, August, starb am 7. August 1879 in Berlin.
Schäffer, Paul, nennt sich selbst ordinirten Musicus instrumentalis der
Republik Gora. Auf der Bibliothek der Ritterakademie in Liegnitz befinden
sich folgende seiner Werke: 1) nAcfus gratulaiorius oda harmonica sereniss. princ.
(Job. Georgio, Saxoniae, 1615); 2) -nMelodiannri hiblicarum senis voeihus Über
secundus« (Gorae, 1618); 3) nCantiones sacrae quas vuhjo motettas vocanta (Gorae,
1621); 4) nPratum musicalea (Lipsiae, 1622). Ferner besitzt die Bibliothek
des grauen Klosters in Berlin: 5) y>Promulsis epuli musicalis, continens Modu-
lationes aliquot, vul(/o dictas Canzon. Padovan. Intrad. Ballet. Courant. Oalliard.
Volt. Bransl. Älamand et Choreae Polonicae ad Musicum concentum et Harmoniam
ita adornatus et elahoratas, ut non tantum cum Base generali verum etiam ahsque
illa modulari possint ,'{ voeihus, non tarn in lucem emissa quam in gustiim prae-
missa opera Pauli Seh. S. P. que Tratisl. Musicia (1626). David von Rohr
gewidmet, »equiti Silesio, Hered. in Mallendorf und Metzdorf«. Endlich erwähnt
Schaeken — iSchinal. 415
Becker: Ton wirke p. 1'20 u. 130 noch zwei Bände: JiMelodiarum Bibliearumtt
von 1617 und iGlt».
iSchaekeu, Jeau Hubert, geboren zu Weert (Lirabur;,') am 2. Januar
1832 als Sohn eines Organisten, besuchte, nachdem er vom A'ater vorgebildet,
von 1853 an das Conservatorium in Brüssel. Nach beendeten Studien, die ilim
die beiden ersten l'reise in der Composition eintrugen, Hess er sich in Amster-
dam als Lehrer nieder und brachte dort eine dreistimmiLre INIesse zur Auf-
führung. Einige Jahre später ging er nach Java, besuchte Butavia und liess
sich dann in Samarang, wo er eine Organistenstelle erhielt, nieder. 1868 kehrte
er nach Europa zurük und lebt seitdem in Brüssel als Gesanglehrer. Gedruckt
von seinen Corapositionen sind: Te Deum für vier Stimmen mit Orgel; 24 Orgel-
stücke in allen Dur- und Moll-Tonarten; 24 geistliche Gesänge; 62 Gesaugs-
übungen; 0 Salutaris, für drei Stimmen u. a.
Schaffner, Xicolaus Albert (IX, 79), starb als Theaterkapellmeister in
Bordeaux 186U.
Schellenberg, Hermann (IX, 95), starb am 31. August 1862 in Plagwitz
bei Leijizig.
Schiavelli, Julius (IX, 102), lies Schiavetti.
Schiedmajer, Julius (IX, 105), starb im Februar 1878 in Stuttgart.
Schilling, Gustav (IX, 108), starb in Nebraska, Nord- Amerika, im
Juni 1880.
Schladebach, Julius (IX, 112), starb im August 1872 in Kiel.
Schleiuitz, Conrad (IX, 116), starb am 13. Mai 1881 in Leipzig.
Schlesinger, Heinrich (IX, 117), starb in Berlin am 14. December 1879.
Die Musikalienhandlung hatte er schon 1864 an Bob. Lienau verkauft, der
1879 die Musikzeitung »Echo« eingehen liess.
Schlick, Arnold (IX, 118), ist 1460 (nicht 1640) geboren. Ausser dem
augeführten AYerk »Tabulaturen etlicher Lobgesänge« verfasste er noch »Spiegel
der Orgelmacher und Organisten« 1511, ebenfalls in Mainz bei Peter Schöffer
erschienen. Beide wurden von der Gesellschaft der Musikforschuug in Berlin
1869, aber nur für ihre Mitglieder, neu gedruckt.
Schmal, Georg Friedrich (IX, 122), ist zu Heilbronn am 15. November
1700 geboren, lernte bei seinen Vater Michael und kam 1729 als Orgelbauer
nach Ulm. Seine erste Hauptai'beit hier war die Reparatur der Münsterorgel;
sie hat 45 klingende Register, alle von Zinn. Die Arbeit währte von 1731
bis 1735 und bestand darin, »dass er das Brust werk und Rückpositiv ganz neu
gemacht, drei neue Manuale verfertigt, die zwei Principalregister im grossen
"Werk umgegossen, die Mixtur auf acht Pfeifen und die Cymbeln auf fünf Pfeifen
eingerichtet, die quartain decimam in eine sesquialteram und das Holzflöten-
register in eine frische Waldflöte verändert hat, zu dem Yiolonregister im Pedal
hat er noch eine Octave verfertigt und alles Uebrige durchaus reparirt und
in brauchbaren Stand hergestellt«. Das grosse Manual und Pedal sammt zu-
gehörigen Blasbälgen zusammen 12 Bälge von 9 Schuh, Windladen, Claves,
Registern u. s. w. hat er 1737 theils neu gemacht, theils reparirt. Ausser
verschiedenen kleinern Arbeiten hat er 43 Orgeln neu gebaut, wie 1761 die
im Kloster Roggenburg mit 3 Ciavieren und 37 Registern und die im Wengen-
kloster in Ulm mit 2 Ciavieren und 36 Registern u. s. w. Sein Sohn:
Schmal, Georg Friedrich, lernte bei ihm und lebte als Orgel- und
Instrumentenmacher in Ulm. Ein anderer Sohn:
Schmal, Job. Matthäus, geboren 1734, war ebenfalls Schüler seines
Vaters und starb in Ulm am 24. Nov. 1793 mit dem Rufe eines sehr ge-
schickten Orgel- und Instrumentenmachers. Ein Sohn von Georg Friedrich
dem Jüngern:
Schmal, Christoph Friedrich, ist am 23. September 1787 in Ulm ge-
boren, etablirte sich hier 1825 und verfertigte neben Orgeln auch Fortepianos
in Tafel- und Flügelform, welche sich eines guten Rufes erfreuten.
416 Schinalholz — Schoelcher.
Schuinlliolz, Carl Ferdinand, geboren in Bonndorf auf dem Schwarz-
walde am 20. October 1802, besuchte die Realschule seines Geburtsorts, darauf
das Gymnasium in Donaueschingeu, dann das Lyceum in Rastatt und bezog
1819 die Universität Freiburg. Daneben hatte er auch fleissig Musik geübt
und so bedeutende Fertigkeit in Ausübung derselben gewonnen, dass er in
Constanz, wo er bis 1827 Beschäftigung als Bautechniker hatte, einen, von ihm
gegründeten Orchesterverein mit Erfolg leiten und Ciavierunterricht ertheilen
konnte. 1827 übernahm er die Oi'ganistenstelle an der evangelischen Kirche
und ward 1829 Musik- und Zeichenlehrer am Lyceum. 1831 entwarf er dem
Plan zu einem Gesangverein am Bodensee, den er auch bald realisirte; er ver-
anstaltete mit dem Verein bis 1839 grossartige Aufführungen. Der Verein
ging an dem Widerspruch der Geistlichkeit zu Grunde und Seh. gründete nun-
mehr den Verein »Sängerrunde Bodan«. Besondere Verdienste hat er sich
noch in seiner amtlichen Eigenschaft als Orgelbauinspektor des Seekreises er-
worben. 1854 übernahm er das Amt eines Chordirektors und Oi'ganisten in
Constanz. Von seinen Compositioneu haben namentlich ansprechende Männer-
chorgesänge weitere Verbreitung gefunden.
Schmidt, Friedrich, geboren den 5. März 1840 zu Elkeringhausen an
den Quellen der Ruhr, kam als Knabe zu seinem Onkel in Hartefeld bei
Geldern, welcher ihm den ersten Unterricht in Musik, Ciavier und Orgelspiel
ertheilte; später war er Schüler des Domvikar Quante in Münster und der
Regensburger Musikschule, wurde dann Domvikar und Domchordirigent in
Münster, stiftete einen Diöcesan-Cäcilienverein und wurde Mitglied des Referen-
tenkollegiums. Von seinen Compositioneu und sonstigen AVerken sind zu nennen:
r)Missa in honorenw für vier Männerstimmen; y>Missa de Nativitate« für gemisch-
ten Chor; Orgelstücke; Anleitung zur katholischen Kirchenmusik (gemeinschaft-
lich mit Diebels), viele Artikel im Münsterschen Pastoralblatte; musikalische
Beiträge zu Sammlungen u. s. w.
Schmidt, Johann Christian (IX, 126), lies Johann Christoph.
Schneider, Louis (IX, 144), starb in Berlin am 15. December 1878.
Schneitzhoefifer, Jean Madelaine (IX, 145), ist in Toulouse (nicht Paris)
am 13. October 1785 geboren, und starb in Paris am 4. October 1852.
Schuitker, Arp., auch Schnitger (IX, 145), wurde am 2. Juli 1648 in
Hamburg geboren, wo er 1718 oder 19 starb.
Schol)erlechner, Sophie, geborene Dali 'Occa (IX, 148). Nach Paloschi
{Annuario musicale«), wurde diese Sängerin in Bologna 1709 geboren, und
starb in Petersburg, wohin sie wegen veränderter Vermögensverhältnisse zurück-
kehrte und als Gesanglehrerin lebte, im Januar 1864.
Schoelcher, Victor, französischer Politiker und Senator, geboren in Paris
am 21. Juli 1804, machte in jüngeren Jahren ausgedehnte Reisen in Amerika
und Afrika, die für die Musik auch nutzbar wurden, indem S. eine Sammlung
primitiver Instrumente der wilden Völkerstämme, deren Länder er bereiste,
heimbrachte. Er bereicherte durch Schenkung mit derselben das Museum des
Pariser Conservatoriums. Die bewegte politische Laufbahn S.'s wurde Ver-
anlassung, dass er noch einmal in anderer Weise in seiner Thätigkeit der Musik
diente. Als er 1851 mit den Waffen in der Hand die Constitution verthei-
digte, auch durch einen Bajonettstich verwundet wurde, musste er aus Frank-
reich flüchten, das er erst 1870 nach Aufhebung des Kaiserreichs wieder be-
treten durfte. Während seiner Verbannung hielt er sich in England auf, und
richtete nun hier seinen Sammelfleiss auf alle, Händel betrefienden Werke.
Nachdem er eine ganz complette Sammlung aller Ausgaben der Händeischen
Werke vereinigt hatte, fügte er die Opern und Oratorientexte, Porträts und Docu-
mente, Schriften, und schliesslich die Compositionen der Zeitgenossen Händeis,
die ihrerseits in England ebenfalls hervortraten, hinzu. Zu den letzteren ge-
hören Opern des Bonoucini 1720 — 23; Fragmente der Opern von Cimarosa;
«Rosemonde« von Clayton; seltene Stücke von Crotch; andere von Guglielmo^
Schollenberger — Schreiber. 417
Paisiello u. s. w. ]Mit Hülfe dioscs Materials verfasste S. eine Geschichte
Händela in englischer Spruche »2V/t' Life of UandeU (London, 1H57, in 8'^).
Die betreflende Sammlung ist ebenfalls dem Conservatoriura iu Paris einver-
leibt, wo sie in der Bibliothek daselbst in ungefähr hundert Cartons aufbewahrt
ist. Dieser Händi-lsaniinlung fügte S. noch eine interessante Collection eng-
lischer Lieder aller Epochen hinzu, l)ereits 1797 von .Joseph liaildon zusammen-
getragen. S. bezeichnet sie: -aTlie Laicrel a neio collection of eni/lish soni/av.
Soliollenlterjjer, Caspar (IX, 150), ist zu Hochstädt 1673 geboren, besuchte
in Augsburg die Schulen, studirte in Dillingen, kam dann in das AVengen-
kloster in Um, ward 1713 Dekan und starb am 31. August 173.J.
Schollz, Hermann, geboren am d. Juui 1845 in Breslau, wo er seinen
ersten Unterricht durch M. Brosig erhielt; 1866 ging er nach Leipzig und dann
auf Aurathen Liszts nach München, wo er Schüler des Conservatoriums wurde
und dann als Lehrer an demselben thiltig war. 1875 siedelte er nach Dresden
über. Von seinen Compositionen sind eine Reihe Ciavierwerke u. a. gedruckt.
Schondorf, Johannes, geboren 1833 in Rubel (Mecklenburg), machte
1848 seine wissenschaftlichen Studien in Rostock und ging 185U nach Berlin,
wo er Privatunterricht bei Th. KuUak und R. "Wurst nahm. 1855 liess er
sich als Musiklehrer in Neubrandenburg nieder und wurde 1864 nach Güstrow
als Organist berufen : hier entfaltete er zugleich eine rege Thätigkeit als Musik-
und Gesanglehrer. Seine Lieder und Pianofortewerke erwarben ihm Achtung
und Freunde.
Scboofs, Fran^ois Xaver, Comjionist, Pianist und Lehrer, ist in Saint-
Trond 1835 geboren, studirte in Lüttich Musik, wo er AVohnsitz nahm und
noch als Lehrer thätig ist. Seine zahlreichen ansprechenden Compositionen
bestehen in Romauzen (ein Album, dreissig enthaltend), einer Sammlung, fünf-
zig flämische geistliche Gesänge enthaltend; eine andere Sammlung Litaneien
und französische Gesänge; eine vierstimmige Messe; »0 Salutarin«, für zwei
Stimmen; r>Ecce panisa, für fünf Stimmen; -aChant de Noel«.; Ciavierstücke.
Schott, Name einer der bedeutendsten deutschen Musikalienverlagsfirmen, die
in Mainz 1780 von Beruh. Schott begründet wurde. Das Geschäft das zu einem
der ausgedehntesten in Europa zählt, war bei dem Tode des Begründers, welcher
1817 erfolgte, bereits in Blüte. Es ging auf seine beiden Söhne über, von
welchen J. J. Schott, geboren am 12. December 1782, gestorben am 4. Febr.
1855, bereits seit 1800 im Geschäft mit thätig war. Der andere Sohn war
A. Schott. 1840 übernahm ein Neffe Franz Philij^p Seh. die Handlung, der
ihr durch intelligenten Betrieb noch neuen Aufschwung gab. F. P., der auch
Bürgermeister von Mainz war, starb auf einer Reise in Mailand am 8. Mai
1874. Zur Zeit ist das (Geschäft in den Händen der Erben, Peter Schott,
geboren in Brüssel und als Belgier nationalisirt, Louis Strecker und Frauz
von Landwehr. Das Hauptgeschäft, das sich noch in Mainz befindet, hat
Filialen in Brüssel, Paris, London, Leipzig und Rotterdam. Die Firma besitzt
gegen 24,000 Werke. Sie giebt in Brüssel das Journal »Guide musical« heraus,
und war die erste, welche die Lithographie für Herstellung des Notendrucks
in Anwendung brachte.
Schreiber, Friedrich, geboren am 6. September 1824, der Besitzer der
Musikalienhandlung gleichen Namens in AVien (früher C. A. Spina) übernahm
das bedeutende Geschäft, das mit umfangreichem A'erlag versehen ist, 1872.
Schreiber, Johann, Mönch und Componist, geboreu in Arth in der Schweiz
1716. Im Kloster St. Urban legte er 1738 seine Gelübde ab und starb 1800.
Die Kunst des Tonsatzes lernte er im Kloster. Er gab heraus: y>Fasciculus
Ariarum vigcnti quatuor (jloriosae Vir<jini<i. y>Quarum XII, Ductto Xllvi. ^Solo
2 violin, viola e duplici bassoa, Op. 1, 1747. »Missale Cistercieuse mutncum,
complectens VI missas cum Appendice II Requiem a 4 voc, 2 viol, viola, 2 darin,
vel coc.a, Op. 2, 1747. »Adoratio Dei per XV Off'crtoria solemnia a 4 voc.
2 viol. ect.<i, Op. 3.
Musikal. Convere.-Lexikou. Ergäuzuugtiband. 27
418 Schrems — Schule.
Schrems, Joseph, geboren am 5. October 1815 zu Warmensteinach
(Diücese Regensburg), ist im königl. Studienseminar zu Arnsberg zum Priester
ausgebildet, war dann ein Jahr lang Seelsorger zu Hahnbach und erhielt am
24. December 1839 die Kapellmeisteratelle am Dom zu Regensburg, die er
bis zum 1. October 1871 bekleidete, in welchem Jahre er pensionirt wurde.
Ein Jahr darauf starb er und wurde am 27. October 1872 beerdigt. Er hat
sich um AVicdererweckung des altitalienischen Kirchengesanges grosse Verdienste
erworben, namentlich hatte er sich in den Geist der Werke von Palestrina ein-
gelebt. Zu Proskes »Musica divinav. lieferte er vier Bände Portsetzungen.
Schubert, Franz (IX, 165), starb in Dresden am 12. April 1878. Seine
Tochter Georgine (IX, 166), in demselben Jahre am 25. Dec. in Potsdam.
Schuberth, Julius Ferdinand Georg, Chef der Musikalienverlagshand-
lung J. Schuberth & Comp., wurde am 14. Juli 1804 in Magdeburg geboren,
trat 1819 als Commis in das Geschäft von Heinrichshofen daselbst und errich-
tete 1826 in Hamburg eine Buchhandlung. Später Hess er sich in Leipzig
als Musikalienverleger nieder, und eröffnete nach mehrfachen Reisen in die
Vereinigten Staaten in New-York ein gleiches Geschäft, welches zu bedeutender
Ausdehnung gelangte. Seh. übte die Musik selbst praktisch aus, er spielte
Violine und schrieb auch ein Sti'eichquartett; er gab in New-York Journale
heraus, gründete musikalische Gesellschaften und veröffentlichte: »Kleines musi-
kalisches Conversations-Lexikon für Tonkünstler und Musikfreunde. Seh. starb
in Leipzig am 9. Juni 1875. Das Geschäft wird von seiner Gattin Frau
Bertha geb. Praeger (einer guten Pianistin) weiter geführt. 1877 trat ihr
Neffe Heinrich A. Rüppel als Theilhaber in das Geschäft.
Schuler, Peter, geboren in Trier am 10. November 1820, einer der
intelligentesten Ciavierbauer und Ciavierstimmer, hatte zuerst in Trier ein
kleineres Ciaviergeschäft, siedelte aber 1846 nach Amerika über, bei'eiste dann
die Vereinigten Staaten nach allen Richtungen, in den Hauptpianofortefabriken
arbeitend und Kenntnisse sammelnd. 1851 gründete er mit Friedr. Wilhelm
unter der Firma Wilhelm & Schuler eine eigene Fabrik und war der Absatz
ihrer Instrumente ein starker in Folge ihrer Haltbarkeit und Güte, dieselben
wurden bis nach Californien versandt. Doch blos zehn Jahre sollte dieses
Geschäft bestehen. Unglückliche Umstände veranlassten, dass es aufgelöst wurde.
Seit der Zeit handelt Schuler mit Instrumenten und machte Reisen mit seinem
Sohne A. J. Schuler, geboren am 22. December 1851 in Philadelphia, einem
Pianisten mit bedeutender Technik und geschmackvollem Vortrag. Er ist Schüler
des Leipziger Conservatoriums und des Prof. Wilh. Speidel in Stuttgart.
Schule. Der vielumfassende Begriff wird in seiner ganzen Mannichfaltig-
keit auch auf musikalischem Gebiete angewendet. Er bezeichnet hier ebenfalls
nicht nur die Unterweisung an sich, den Ort an welchem sie gegeben und die
Lehrbücher in denen sie ertheilt wird, sondern auch die besondern Richtungen,
welche nach Anleitung der hervorragendsten Meister die ganze Knnstentwick-
lung zu verschiedenen Zeiten nimmt. Im letztern Sinne sprechen wir von
einer Schule der Niederländer, von einer römischen, einer venetianischen, fran-
zösischen und deutschen Schule. Die Vertreter dieser einzelnen Schulen werden
damit noch nicht immer auch zu Schülern des Begründers der Schule, wie man
doch annehmen sollte, um so weniger, als dieser nicht immer auch als das
Haupt der Schule zu bezeichnen ist, sondern sie sind alle nur in derselben
Richtung thätig, welche von dem Begründer angei'egt worden ist, die dann
von den Nachfolgern auf diesem Gebiet weiter gebildet wird und dann erst
in einem Meister ihren Gipfelpunkt findet, der so zum Haupt der Schule wird.
So darf man Guilelmus Dufay den Begründer der niederländischen Schule
nennen, weil er die ersten uns bekannten, mehr künstlerisch organisirten con-
trap unktischen Tonsätze schrieb, aber erst in Johannes Ockenheim gewann
die Schule einen Höhepunkt, um welchen sich die, im gleichen Sinne thätigen
Meister gruppirten und Josquin de Pres erst wurde, indem er die ganze
Schule. 4 1 9
Kiclitung zu höchster Hölie führte, das Hiiui)t der Schule (s. uiedcrUlndische
Schule). Aehnlich verhält es bich mit deu anderen Schulen. Etwas abweichend
erfolgt die Bildung der sogenannten Schulen bei den au8ü1)enden Künst-
lern, den Sängern, wie den Instrumentalisten, den Geigern, Bläsern u. s. w.
Hier ist in der Kegel der Gründer eim-r Schule zugleich auch das Haujit der-
selben und das erscheint in der Natur der Sache bedingt. Bei den schaffenden
Künstlern bestimmt der besondere Inhalt die Richtung, und es ist ganz natür-
lich, dass es meist nicht dem Begründer derselben, sondern erst den, ihm nach-
schaflfenden Meistern vollständig gelingt, den neuen Inhalt ganz und voll in die
Erscheinung treten zu lassen. Der ausübende Künstler dagegen wird vornehm-
lich dadurch schulebildend, dass er eine, dem gewühlten Instrument durchaus
entsprechende vollendete Technik gewonnen hat, zu deren Aneignung sich
die Schüler um ihn sammeln und wenn es ja einem oder dem andern gelingt,
diese Technik noch zu erweitern, so geschieht das doch immer nur in der be-
schränkteren vorgezeichueten Bahn; verlässt der Schüler diese, dnnn hört er
damit auf, der Schule anzugehören und er kann unter Umständen selber zum
Gründer einer neuen Schule werden. In demselben Sinne haben sich auch ver-
schiedene Schulen des Instrumentenbaues gebildet. Die Principien des einen
Meisters, nach denen er seine Instrumente baut, werden auch von einer Reihe
anderer angenommen, nach denen sie ihre Instrumente anfertigen, und da diese
Principien in der Regel nur dann so impouirend zu Tage treten, wenn sie
durch die betreffenden Instrumente so vollendet dargestellt sind, dass diese zur
Nachahmung anreizen, so tritt auch hier der Eall ein, dass nur die vollendet
gebauten Instrumente schulebildend wirken, dass also der Giünder der Schule
zugleich auch als Haupt derselben zu betrachten ist. Man ist zu sehr geneigt,
die Arbeiten dieser nachbildenden Talente, dem neuschaffenden Genie gegenüber
zu unterschätzen ; ihre Arbeiten vermag nur zu häufig auch das Genie nicht
zu entbehren, dem sie oft die Wege in emsiger Arbeit zu ebnen bemüht sind
(vergl. Talent); aber auch die Bedeutung der Werke an sich ist meist höher,
als der blendenden Thätigkeit des Genies gegenüber anerkannt wird. Aus der
Summe der Arbeit der uachschaffenden Talente gewinnt das Genie meist die nach-
drücklichste Förderung seiner eignen Entfaltung. Nachtheilig wirkt die Schule,
wenn sie, was leider nur zu häufig der Fall ist, zu jener Bornirtheit verleitet,
die alles ausserhalb der Schule gelegene missachtet und bekämpft; dann hemmt
und hindert sie nur die allgemeine Entwickelung der Kunst.
Von besonderer Wichtigkeit für die allgemeine Ausbreitung der Tonkunst
sind endlich die Unterweisungen geworden, die als »Schulen« alljährlich in
vielen Tausenden gedruckt durch den Buchhandel verbreitet werden. Hierzu
gehören im Grunde auch jene ersten Abhandlungen über die Praxis des Kirchen-
gesanges und die Notation desselben, wie sie uns Hucbald (s. d.) in seiner:
Musica enchiriadis und Guido von Arezzo (s.d.) in seinem Microlvgus gehen
wie ferner die zahlreichen Schriften über die Solmisation und den Mensural-
gesang von Frauco von Köln (Ar.s catifus inensurahilis) , Marchettus von
Padua {ÄTusica seu Lucidarium in arte musicae plaiiae), Johannes de Muris
{Tracfatus de Musica), Adam de Fulda {De Musica), Tinctoris (Terminonim
musicae Di /finitoi'um); Franchinus G&iov {Musica practica, theorica et insfrumen-
talis) , Pietro Aaron {II Toscanella in Musica) u. a. m. Meist sind diese
Werke und Schriften zum Theil recht gelehrte Abhandlungen über Berechnung
und Messung der Intervalle, über Solmisation, Contrapunkt und die Yocalmusik
überhaupt. Erst im 16. Jahrhundert gewinnen sie dann mehr Ton und Form
des Lehrbuchs. Sebastian Virdung {Musica (jetutscht, l.'Sll) und Martin
Agricola {Musica ins/ ru mentalis, 1529) zogen auch die Instrumentalmusik in
den Kreis ihrer Unterweisung. Virgil Hang {Erotemata musicae practicae)
wie Wolfgang Figulus, Matthäus Greiter, Heinrich Faber {Ad Musi-
cam practicum introductio, 1550), Adrian P. Coclicus, Johann Zanger
{Practicae Musicae, \bb\), YievmxinnY'iwcVi {Practica musica), Luccas Lossius,
420 Schule.
Gallus Di'essler {Elcmenta 3Iusicae practicae in usum Scholae Ilagdehurgensis
(1571) u. V. A. schrieben ihre Werke direkt zum Schulgehrauch und einzelne wühl-
ten dabei auch bereits die katechetische Form. Die Werke eines Ornitoparchus
(Musicae activae Microlo(jus, 1519), oder des Steffauo Yanneo, des Nicola
Vincentino, Gioseffo Zarlino {Istitutioni harmoniche, 1558), wie Glareaus
(^Dodecacliordon, 1547) v. a. sind wieder mehr wissenschaftliche Abhandlungen,
während Wilphingseder {Deutsche Musica , 1574), wie Georg Rhau
(EncJiirii/ian titriusque mudcae practicae, 1530) ausdrücklich ihre Abhandlungen
für die Schule schrieben, neben n. a. Auch das 17. Jahrhundert bi-ingt eine
grosse Anzahl derartiger Werke von Harnisch, Gesius, Willichius, Wid-
mann, Thüringus u. a. Daneben aber erscheinen auch bereits Unterwei-
sungen für bestimmte Disciplinen, wie von Walliser {Musicae ßguralis prae-
cepta hrcvia, 1611); das sich weniger mit dem Kunstwerk, als vielmehr mit
seiner Ausführung im Gesänge beschäftigt. Eine wirklich methodische Anord-
nung merkt man in allen diesen Werken noch wenig; sie handeln die ein-
zelnen Materien in einer bestimmten, aber nichts weniger als methodischen
Reihenfolge ab. Am ehesten zeigt sich eine solche noch bei den Instrumen-
talisten. Schon Agricola und Vir düng geben in den erwähnten Werken
für einzelne Instrumente eine Art methodischer Anleitung sie spielen zu lernen.
Mehr Fleiss verwandten hierauf die Lautenisten wie Judenkönig (Utilis
et compendiaria introductio , 1523), Arnold Schlick (Tabulaturen Etlicher
lobgeseng, 1512), HansGerled. Aeltere (Ein Newes, sehr künstliches Lauten-
buch, 1552), M. Newsiedler (Ein Newgeordnet künstlich Lautenbuch, 1536),
Sebastian Ochsenskuhn (Tabulaturbuch auff die Lautten, 1558), Ammer-
bach (Orgel- oder Instrument-Tabulatur, 1571) u. a., die mehr oder weniger
ausführliche und methodische angeordnete Unterweisung in dem Gebrauch des
Instruments für die einzelnen Fälle geben. Auch Besardus fügt seiner Samm-
lung von Lautenstücken {Thesaurus harmonicus Colonia, 1603) eine Anweisung
bei, ebenso V all et {Le Secret des Muses, Amsterdam, 1619) und M outhon,
Michel-Ange, ein Tonkünstler in Paris, beschäftigte sich mehr mit der
Theorbe {Methode pour la Theorbe), ebenso Campion {Traite d'accompagnement
l)Our la Theorbe, Amsterdam, 1710). Ausführlich handelt noch von der Laute:
Baron Ernst Gottlieb, ein Rechtsgelehrter (Historisch-theoretisch und prak-
tische Untersuchung des Instruments der Lauten, 1727). Auch für das ver-
wandte Instrument die Guitarre wurden früh Unterweisungen veröflfentlicht,
namentlich in Spanien, wo schon 1534 ein Dilettant: Ludovico Milan und
1547 ein Tonkünstler: Valterabano (Henrico de) hierauf bezügliche Werke
drucken Hessen und seitdem sind noch eine Reihe von Guitarrenschulen in
Spanien erschienen von Briscenno {Tanner et templar la Guitarra, 1575),
Joh. Carolus {Guitarra Espahola, 1626), Velasco {Nueva modo de cifra
para taner la Guitarra, 1640), Corbera {Guitarra Espanold). Auch in Frank-
reich fand das Instrument bald Freunde, und schon 1578 veröiFentlichte Adrien
le Roy {Brief ve et f adle Instruction pour apprendre la tubulature ä bien accorder,
conduire, et disposer la main sur la Guiterne). Doch erst das 18. Jahrhundert
brachte auch hier zahlreichere Werke, von Derosier {L'art de jouer de la
Guitarre), Carpentier {Instructions pour le Cythre ou la Guitarre Allemande,
Paris, 1770), Rieter {Methode tres f adle pour la Guitarre anglaise ou allemande,
1770), Merchi {Traite des Agreinens de la Musique, executes sur la Guitarre),
Baillon {Nouvelle Methode de Guitarre Selon le Systeme des meilleurs Auteurs),
Corbelin {Methode de Guitarre pour apprendre seul ä jouer de cet instrumeni),
Lemoine de Limai {Nouvelle Methode courte et f adle pour la Guitarre ä Vusage
des Commengans, 1790, und Methode pour la Guitarre a 5 et ß Cordes), Labarre
{Nouvelle Methode pour la Guitarre, 1793), Alberti {Methode et Sonate, 1796),
Phillis {Methode courte et f adle), Yid&l {Methode de Guitarre), Doisy (Prm-
cipes generaux et raisonnes de la Guitarre, 1801, erschien in deutscher Ueber-
setzung 1802 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig), Gatayes {Methode de Gui-
Schnle. 421
tarre und Xouvclle Methode de Gtiitarre ou Li/re, 1802, erschien auch iu deut-
scher Uebersctzung hei Andr»'- iu Offenbiich), Porro {Inntruction pour la Lyre
ou Guitarrc), Guichurd {Petite Methode de Guitarrr), Mulino (Nouvelle
Methode complete de Guitarre und Grande Methode complete pour la Guitarre),
Meissonier (Methode de Guitarre), Maresot {Methode de Guitarre), Cheres-
saille (Nouvelle Methode), Carulli {Methode de Guitarre erschien mehrfach
ins Deutsche übersetzt unter andern bei Fr. Kistner unter dem Titel: Voll-
ständige Anweisung um auf die leichteste und einfachste Weise die Guitarre
spielen zu lernen. Eine italienische Uebersetzung erschien unter dem Titel:
Elementi di Musica e Frincipij per chitarra, INIilano presso Gio. Ricordi), La
Fleche (Methode de Guitarre), Pacini (Methode generale de Guitarre), Fauvel
(Methode elementaire de Guitarre) u. v. a.
Geringer ist die Zahl der Guitarrenschulen, welche in Italien erschienen
oder von Italienern verfasst sind, doch sind darunter mehrere bedeutende. Als
die erste hier ei'schienene darf wol die von Abbatessa, Giovanni Battista
(Ghirlanda di varii ßori, ovvero infavolatura) gelten, die um 1690 in Mailand
erschien. Die ersten vier Seiten sind nur Anweisung im Guitarrespielen. Die
GuitaiTenschule von Bortolazzi (Nuova ed esatta scuola per la chitarra) er-
schien in mehrfachen, immer verbesserten Auflagen in Wien und sie galt lange
Zeit neben den Schulen von Carulli, Bathioli (Gemeinnützige Guitarren-
schule und: Neueste Wiener Guitarrenschule) und Giuliani (Studio per Chitarra)
zu den besten ihrer Art. Ausserdem wären noch zu nennen Monzino (Metodo
per Chitarra Lira, Milauo), Calegari (Elementi generali della Musica e Prin-
cipj di Chitarra) und Nava (Metodo completo per Chitarra, Milauo).
In England veröffentlichte der berühmte Violinvirtuose Geminiani auch
zwei Anweisungen für Guitarre (Art of Playiiig the G^ittar und Instructions
for the Guitarr); ausserdem ein englischer Musiker Ligth (E. The Art of
playing the Guittar , 1795), die Instrumentenmacher Preston (Preston's
Pocket Companion for the Guittar, 1797) und Bremner (Instructions for the
Guittar) u. s. w.
Gross ist die Zahl der Guitarrenschulen, die in Deutschland erschienen.
Bereits 1569 veröffentlichte Sixtus Kargel in Mainz ein Werk über dies
Instrument (Renovata Cythara, hoc est, novi et comtnodissimi exercendae Cyfharae
modi). Später behalf man sich mit TJebersetzungen italienischer und fran-
zösischer Werke. Erst in unserm Jahrhundert mehrte sich die Zahl der
Guitarrenschulen auch in Deutschland, durch Bergmann (Anweisung zum
Guitarrenspielen, Halle, 1802), Lehmann (Neue Guitarrenschule, 1808) u. a.
1804 war eine: Vollständige Guitarrenschule bei Hofmeister, 1806 eine: Neue
Guitai-renschule bei Kühuel in Leipzig erschienen, welche mehrere Auflagen
erlebten. Besonders gewannen die Guitarrenschulcn von J. H. C. Bornhardt
(Anweisung die Guitarre zu spielen, 1807, Ansicht der Guitarre, Kurze An-
weisung die Guitarre zu spielen. Gründliche Anweisung die Guitarre leicht
spielen zu lernen) Ruf und grosse Verbreitung. In mehreren Auflagen war
auch die, bei Spohr in Braunschweig erschienene: Vollständige Guitarrenschule
verbreitet. Ausser diesen sind noch zu erwähnen die Schulen von Stähl in
(Kurz gefasste Guitarrenschule nebst Uebuugsstücken und Gesängen, Ofi"enbaeh,
Andi-ü), Celli (Neue gründliche theoretisch-praktische Guitarivnschule, W^ien
bei Cappi), Schneider (Neue Guitarrenschule, München, bei Falter), Grässer
(Systematische Guitarrenschule, Wien), Härder (Neue theoretische Guitarren-
schule, Berlin), Blum (Neue vollständige Guitarrenschule, Berlin), Knjze
(Vollständige Guitarrenschule, Prag), Schacky (Gründliche, auf praktische
Erfahrung sich stützende Anleitung die Guitarre spielen zu lernen, München),
Bodstein (Anweisung die Guitarre zu spielen, Braunschweig), Häuser
(Guitarrenschule, Quedlinburg), Wohlfuhrt (Neueste Guitarrenschule, München),
Pfeiffer (Gründliche Guitarrenschule, Wien), Schneider (Neue Guitarren-
schule, München), Seegner (Guitarrenschule, Wien), Henning (Vollständige
422 Schule.
theoretisch-praktische Ouitarrenschule, Magdeburg), Mertz (Schule für Guitarre,
Wien), Padowetz (Theoretisch-praktische Guitarreuschule, Wien), Eeichhart
(Neue Guitarrenschule, Augsburg), Siber (Praktische Anleitung für Guitarren-
spieler, Stuttgart) u. a.
Spärlich nur erschienen Anweisungen für Mandoliue: von Fouchetti
(^Methode pour apprendre facilement ä jouer de la Mandoline ä 4 et 6 Cordes,
Paris, 1770), Leone {Methode raisonnee pour passer du Violen ä la Mandoline,
Paris, 1783), Denis {Methode pour apprendre de la Mandoline, Paris, 1792),
Bortolazzi (Anweisung die Mandoline von selbst zu lernen, Leipzig).
Harfeuschulen erschienen namentlich in Frankreich in grösserer Anzahl
von Meyer, Philij)p Jacob {Methode sur la vraie maniere de jouer de la Marpe,
Paris, um 17 70), Corette {Nouvelle Methode pour apprendre ä jouer de la
Harpe, 1774), Compan {Methode de Harpe, Paris, 1783), Cousineau {Methode
de Harpe), Cardon {Uart de jouer de la Harpe, 1784), Krumpholz {Prin-
cipes de la Harpe), Pollet {Methode de Harpe), Gatayes {Methode de Harpe),
Burckhöfer, Bedard, Laurent, Blatmann, Garnier, Petrini, Nader-
maun veröffentlichten jeder eine Methode de Harpe, Desargus {Traite general
sur Vart de jouer la Harpe, ferner Cours compilet de Harpe und Traite complet
et raisonne compose pour V Enseignement des Harpes ä simple et ä double Mou-
vement), Bochsa {Nouvelle methode pour la Harpe, und Petite Methode de Harpe),
Labarre u. a.
In Deutschland veröffentlichten Harfenschulen We mich (Versuch einer
richtigen Lehrart die Harfe zu spielen, Berlin, 1772), Herbst (lieber die Harfe,
nebst einer Anleitung sie richtig zu spielen, Berlin, 1742), Schwanenberg
(Vollständiges theoretisch-praktisches Lehrbuch zur Davids- und Pedalharfe,
Wien, 1797), Backofen (Anleitung zum Harfenspiel, (Leipzig, 1802), Heyse
(Anweisung die Harfe zu spielen), Wenzel (Neue vollständige theoretisch-
praktische Pedal- und Hakenharfenschule, Wien).
In einzelnen altern Lautentabulaturen wurden auch zugleich Anweisungen
für das Spielen der Orgel und des Clavichord gegeben, wie z. B, in Ammer-
bachs: Orgel- oder Instrument- Tabulatur (1571). Die ersten selbständigen
Unterweisungen für diese Instrumente dürften wol die von Lambert {Traite
de V accompacjnement du clavecin, de lorgue et des autres Instruments, Paris, 1680,
und Frincipes du clavecin, 1702) und von Frangois Couperin {L'Ärt de
toucher le Clavecin 1701) sein.
In Deutschland erschien 1738 dann ein ähnliches Werk von Maichel-
beck (Die auf dem Ciavier lehrende Cäcilia, welche guten Unterricht ertheilet,
wie man nicht allein im Partiturschlagen mit 3 und 4 Stimmen spielen, sondern
auch wie man der Partitur Schlagstücke verfertigen und allerhand Läufer finden
könne, Augsburg, 1738). In London veröffentlichte 1757 Pasquali ein solches
Werk {Art of Fingering tlie Harpsichord) und in Kopenhagen 1746 Thilo
ein ähnliches {Tanker og Regler fra Gründen af om Musiken). Hauptsächlich
beschränken sich diese Ciavier- und Orgelschulen darauf, zu zeigen, wie die
vocalen Darstellungsmittel und einige, an andern Instrumenten gewonnenen
Effecte auf die Tasteninstrumente zu übertragen, und vor allem, wie die Ver-
zierungen auf dem Ciavier auszuführen sind. Eine aus der Technik und dem
Klaugwesen des Instruments entwickelte Theorie zu geben, wird in keinem der
erwähnten Lehrbücher versucht und auch Marpurg (Die Kunst das Ciavier
zu spielen, erster Theil, 1750) vermochte eine solche noch nicht zu bieten.
Erst der Sohn jenes grossen Meisters des eigentlichen Begründers des Ciavier-
spiels, der Sohn Joh. Seb. Bachs, des Meisters aller Meister: Carl Philipp
Emanuel Bach gab eine solche (Versuch über die wahre Art das Ciavier zu
spielen, mit Exempeln und achtzehn Probestücken in sechs Sonaten erläutert,
1753). Er entwickelte darin die Lehre vom Fingersatz, von den Manieren
(Verzierungen) und dem Vortrage nach durchaus naturgemässen, auf Spielart
und Klangwesen basirten Principien und gab somit die natürliche Grundlage
f
Schule. 423
für die "Weiterentwickelung des Clavierstils und für die weitere Unterweisung.
Alle bedeutendem Clavicrscluilon di«- nachher erschienen, haben auf diesem,
von Bach gelegten Grunde weiter geliaut, so gleich Marpurg (Anleitung zum
Ciavierspielen, der schönern Ausübung der heutigen Zeit gemäss entworfen,
Berlin, 1755). Während diese Clavierschulen nur den Stofl' des zu Erlernenden
möglichst ausführlich geben, ohne einen eigentlichen, den Bedürfnissen des Ler-
nenden methodisch geordneten Lehrgang, beginnen mit der Schule von Löhlein
(Ciavierschule oder kurze und gründliche Anweisung zur Melodie und Har-
monie, 1765), die Lehrbücher mit einer mehr stufenweis fortschreitenden An-
ordnung des Stofl's. Die Ciavierschule von Löhlein war daher einst sehr be-
rühmt und wurde wiederholt in neuer Bear])eitung herausgegeben von August
Eberhard Müller 1804 u. a. Es erschienen jetzt eine ganze Reihe von
Lehrbüchern im Ciavierspiel für Anfänger und zum Selbstunterricht von Wiede-
burg, Töpfer, Laag, Riegler, Schmiedtchen, Kobrich, Buchholz,
A\'olf, Petschke u. a. , bis endlich wieder durch Türk (Ciavierschule oder
Anweisung zum Clavierspielen für Lehrer und Lernende mit kritischen An-
merkungen, Leipzig und Halle, 1789. Neue verb. Auflage 1800) in der Weise
wie von Ph. E. Bach, Theorie und Praxis des Clavierspiels auf dem Grunde
der erweiterten Technik und des verbesserten Klanges des Instruments behan-
delt wurde. Nunmehr legten auch die Virtuosen die Resultate ihrer Erfahrungen
in besondern Schulen nieder, wie Dussek {Instructions on tke Art of Playinrj
the Piano Forte, London, 1796; erschien in französischer Uebersetzung in Paris
unter dem Titel y^Methode jpour le Pianofortea und in deutscher unter dem Titel
Pianoforteschule; nach der englischen Ausgabe übersetzt und von den Ver-
fasser selbst verbessert und mit vielen praktischen Beispielen vermehrt, heraus-
gegeben Leipzig, 1803) und Ignaz Pleyel (Nowelle Methode de Piano/orte,
Paris, 1797, wurde ebenfalls und zwar mehrfach ins Deutsche übersetzt und
neu bearbeitet). Auch die grosse Ciavierschule von Louis Adam (Xouvelle
Methode du Principe general du doigte pour le Fortepiano , Paris, 1798) wurde
ins Deutsche übertragen, ebenso wie die Schule von Clementi {^Methode pour
le Pianoforte, Paris, 1801. Die erste Ausgabe erschien übrigens in London
in englischer Sprache; eine deutsche Uebersetzung in Leipzig, 1802). Ebenso
wurden die Schulen von Steibelt (^Methode de Piano/orte) und von C ramer
(Instructions poxir le Pianoforte) die beide in Paris erschienen, in mehrfachen
deutschen Bearbeitungen ausgegeben.
Daneben waren immer wieder eine Reihe von Theoretikern bemüht, die,
durch die Meister des Clavierspieles gewonnenen neuen Mittel, auch möglichst
Anfängern und den weitern Kreisen überhaupt zu vermitteln, wie Albrechts-
berger (Clavierschule für Anfänger, Wien, 1800), Knecht (Kleine Ciavier-
schule für den ersten Anfänger, 1800, 1802 und Bewährtes Methodenbuch beim
ersten Clavieruuterricht, Freiberg), Hering (Neue praktische Clavierschule für
Kinder nach einer bisher ungewöhnlichen, leichten Methode, Leipzig, 1804 bis
1807), Guthmann (Methodik des Ciavier- und Pianofortespiels. Nürnberg,
1805, Pianoforte-Schule nach einer neuen Methode, Leipzig), Götz (Methode
mehrere Schüler zugleich auf einem einzigen Instrumente im Clavierspielen zu
unterrichten), Lauska (Kleine praktische Clavierschule), Müller, August
Eberhard (Kleines Elementarbuch, Leipzig), Starke (Wiener Pianoforteschule,
mit Verbindung einer leichten Anweisung das Pianoforte rein zu stimmen),
Czerny, Joseph (Der Wiener Ciavierlehrer oder theoretisch-praktische An-
weisung das Pianoforte nach einer neuen und erleichterten Methode in kurzer
Zeit richtig, gewandt und schön sjjielen zu lernen, Wien) u. v. a., Johann
Nepomuk Hiiramel, der ausgezeichnete Virtuos fasste dann wieder in einem
grossen erschöpfenden Werke (Ausführliche theoretisch-praktische Anweisung
zum Pianofortespiel vom ersten Elementarunterrichte an bis zur vollkommenen
Ausbildung, Wien) alles zusammen, was seit Johann Seb. Bach weiter in
Bezug auf Technik, Spielwcise des Instruments und Vortrag gewonnen war.
424 Schule.
Mehr die Technik berücksichtigten Henri Herz (Praktische Pianoforteschule),
Fr. Hunten {Methode pour le Pianoforfe, Mainz, Schott), und Kalkbrenner
(Anweisung das Pianoforte mit Hülfe des Handleiters spielen zu lernen). Eine
Vorschule zu dieser Kalkbrennerschen Schule schrieben Bert in und Romag-
nesi (Praktische Pianoforteschule nach Jacototschen Grundsätzen), Bertini
veröffentlichte auch eine eigne Schule {Methode coynplete ei progressive). Reiches
Material namentlich in Bezug auf Technik bieten Moscheies und Fetis
{Methode des Methodes de Piano). Unter den instructiven Werken der neueren
Zeit stehen immer noch die von Carl Czerny (Neue jiraktisch- systematisch
geordnete Ciavierschule für die Jugend, Op. 139 — Die Schule der Geläufigkeit,
Op. 299 — Die Schule des Staccato und Legato — Die Schule des Virtuosen u. s. w.)
oben an. Aussei-ordentliche Verbreitung gewannen zu verschiedeneu Zeiten die
"Werke von W. A. Müller (Erster Lehrmeister im Ciavier- und Pianoforte-
spiel), "Wohlfarth H. (Kinder-Clavierschule), Beyer (Vorschule im Ciavier-
spiel), Brauer Fr. (Praktische Elementar-Pianoforte-Schule), Breitung (Der
kleine Ciavierschüler), Brunner (Clavierschule), Kullak (Die Schule des
Octavenspiels, — Die Schule der Fingerübungen), Reiser H. (Clavierschule). Hier-
zu gesellen sich in noch neuerer Zeit die Ciavierunterrichtsbriefe von Hennes
und die Ciavierschulen von Louis Köhler, Rohde, Hohmann, Krüger,
Stein, Wilhelm Ruhoff, Damm, TJrbach und die umfassende von Lebert-
Stark. In seiner Ciavier- und Gesangschule (Leipzig, C. F. W. Siegels
Musikalienhandlung, R. Linnemann) hat A. Reissmann den ersten praktischen
Versuch gemacht, mit dem Ciavierunterricht auf der untersten Stufe gleichzeitig
die erste Unterweisung im Gesänge zu verbinden.
Weniger zahlreich sind die Anweisungen für die Orgel: Neben dem be-
reits erwähnten Ammerbach sind aus frühester Zeit zu nennen: Cruz {Prado
Musical para Orgaü) , Antegnati {U Arte Organica, Brescia, 1608), Diruta
{Prima parte del Transilvano, dialogo sopra il vero modo di sonar organi e in-
strome?iti, Venedig, 1612, Seconda Parte, 1609), Scheidt {Tahulatura nova, Ham-
burg, 1624), Arauxo oder Araujo {Musica practica y theoretica de Organo),
Samber {Manuductio ad Organum, oder sichere Anleitung zur edlen Schlag-
kunst, Salzburg, 1704), Justinus a Despons {Ghirologia Organica Musica,
1711), Martini {Pegola per gli Organisti Bologna). In neuerer Zeit schrieben
Anleitungen zum Orgelspiel: Türk (Von den wichtigsten Pflichten des Orga-
nisten, Halle und Leipzig, 1787), Knecht (Vollständige Orgelschule für An-
fänger und Geübte, 1795), Kittel (Der angehende praktische Organist), Petri
(Anweisung zum regelmässigen und geschmackvollen Orgelspiel, 1802), Martini
{Ecole d'Orgue, Paris, 1804), Beauvarlet-Charpentier {Theorie d^Orgue,
1804), Werner (Orgelschule, 1805), Guntersberg (Der fertige Orgelspieler),
Rink (Praktische Orgelschule in sechs Theilen, 1819 — 21), Becker (Rath-
geber für Organisten), Schneider Fr. (Orgelschule, Halberstadt , 1830),
Göroldt (Die Orgel und deren zweckmässiger Gebrauch beim öffentlichen
Gottesdienst, 1835), Gebhardi (Neue praktische Orgelschule, Meissen), Gress-
1er (Praktische Orgelschule, Langensalza), Kegel (Orgelschule), Schütze F.W.
(praktische Orgelschule, Dresden), Braun (Praktische Orgelschule), Ritter
(Die Kunst des Orgelspiels, Erfurt), Volckmar (Orgelschule, Leipzig) und
ausser ihnen Frankenberger, Oberhoffer, Hohmann u. a.
Wie für die Handhai*monika (Accordion) Schulen geschrieben wurden von
Band (Accordiouschule für das 40 und 44tonige Accordion, Crefeld), Rüdiger
(Die Kunst in einer Stunde auf dem Accordion ohne Lehrer und Notenkennt-
niss ein Stück spielen zu lernen), T heb es (Anleitung in kurzer Zeit die Hand-
harmonika ohne Lehrmeister spielen zu lernen), Zimmermann (Anweisung
das 40tonige Accordion zu spielen), A. Müller; so sind auch für die Phys-
harmonika Schulen verfasst worden, von Lickl (Theoret. -prakt. Anleitung
zur Kenntniss und Behandlung der Physharmonika) u. a.
Die Methode für die Unterweisung im Tiolinspiel entwickelte sich ziem-
Schule. 425
lieh nach denselben Grundsätzen wie beim Clavierspiel. Die grossen Meister
stellten in ihren betroirenden Werken in gewissen Zcitiibschnitton di-.n Stand
der jeweiligen Technik fest und zogen daraus die entsprcchfiiden Theurien und
die kleinern versuchten dann die Resultate dieser Entwickelung zu verallge-
meinorn. Schon 1530 gab ein Spanier, Lodovico de Narvaez, in seinem
Werke (Libros del Delßn de }ruKica , pnra Taner la Yignela, Viilludolid) auch
Anleitung zum Violinspiel. In Deutschland dürfte wol Hans Gerle (Jlusica
teutsch , autV die grossen vnd kleinen Gcygen, auch lautten, Nürnberg im Jar
1533) der erste sein, der eine derartige Anweisung giebt. Aehnlich sind noch
die Werke von Ortiz, Cruz, Zanetti u. a., welche im 17. Jahrhundert er-
schienen. Die Technik des Instruments entwickelte sich in dieser Zeit noch
ziemlich langsam. Schon die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts bringt mehrere
methodische Werke wie von Monteclair (^Methode facile pour apprendre ä
jouer du Violon, Paris, 1726) und einige Jahre darauf erschien ein Werk von
epochemachender Bedeutung von dem berühmten Violinspieler Francesco
Geminiani (T/ie Art of playincj the Violon, containing all the Rulen necessary
to attain perfection an that instrxment, London, 1740), von dem auch eine
französische und eine deutsche Uebcrsetzung (1785) veranstaltet wurde. Gemi-
niani macht an einer Zeichnung den Schüler mit Gritlbrett und dem Gebrauch
des Bogens bekannt, und entwickelt dann die Regeln der Technik an 12 Sonaten.
In Deutschland veröffentlichte ein derartiges grundlegliches Werk zuerst der
Vater unseres grossen Meisters W. A. Mozart, der Salzburger Vice-Kapell-
meister Leopold IMozart (Versuch einer gründlichen Violinschule entworfen
und mit vier Kupfertafeln sammt einer Tabelle versehen, Augsburg, 1756; das
Werk ist seitdem in mehreren Auflagen und neuen Ausgaben erschienen). Durch
die grosse Klarheit und sachgemässe Gründlichkeit mit welcher Leopold Mozart
seinen Gegenstand behandelt, hat das Werk ebenfalls epochemachende Bedeutung
gewonnen. Tartini, Giusejipe, der grosse Geiger, entwickelte in einem Brief
an Signora Maddalena Lombardini, eine bedeutende Componistin und Sängerin,
namentlich seine Ansicht über den Gebrauch des Bogens (Letfera del defunto
Giuseppe Tartini alla Signora Maddalena Loinhardini incerviente ad una impor-
tante lezione peri Suonatori di Violino, Londra, 1771. Eine deutsche Uebersetzung
in J. A. Hillers Lebensbeschreibung berühmter Musikgelehrter und Tonkünstler
1784, p. 278 — 285 und in der Leipziger Allgemeinen musik. Zeitung Bd. VI,
134 — 138). Von nun an mehren sich die Unterweisungen für Anfänger; deren
veröffentlichten: Van neck (Petite Methode de Violon, Paris), Löhlein (An-
weisung zum Violinspielen mit praktischen Beispielen und zur Uebung mit
zwölf kleinen Duetten erläutert, Leipzig und ZüUichau, 1774, und seitdem in
mehreren Auflagen und umgearbeiteten Ausgaben), Kauer, Ferdinand (Kurz-
gefasste Violinschule für Anfänger, Wien, 1787), Bornet, l'aine (Xouvelle
Methode de Violon et de Musique dans laquelle on a observe toutes les gradations
necessaires pour apprendre ces deux arts ensemble, suivie de nouveaux airs d'operas,
Paris, 1788), und von Galeazzi, Duport, Schmitt. Hiller, Schweigl,
Demar, Cartier, Bedard, Perrin, Dupierge, Thieme, Vaillant u. a.,
bis endlich Baillot, einer der grössten Violinspieler seiner Zeit, jenes Wei'k
veröffentlichte (Methode de Violon par Baillot, Rode (Pierre) et Kreutzer (Rudolph)
redigee par Baillot adoptee par le Conservatoire, Paris, 1803 und seitdem auch in
mehreren deutschen Ausgaben erschienen) , mit welchem wieder ein Markstein
in der ganzen Entwickelung des Violinspiels gewonnen wurde. Darnach er-
schienen wieder die mehr instructiven Schulen und Methoden von Woldemar,
Wranitzky, Bruni, Faure, Hering, Fröhlich, Garaude, Lachnith,
Baillard, Campagnoli (Nouvelle Methode de la inecanique progressive du
Jeu du Violon), Guhr (lieber Paganinis Kunst die Violine zu spielen, ^lainz,
1829), Mazas (Methode de Violon suivie d'tin Traite des Sons harmoni'jues en
simple- et doubles cordes, Bonn, 1830) und darauf veröfientlichte der deutsche
Grossmeister der Geiger, Louis Spohr, jenes Werk, das eine neue Schule
426 Schule.
becrründete (Violinschule. In drei Abtheilungen, nebst dem Porträt des Ver-
fassers und mehreren erläuternden Kupfertafeln, Wien, 1831). Ausserdem sind
noch die entsprechenden Werke von Ries, Henning, Abel, E. Hofmann,
Hering, Zimmermann, Eichberg, Alard, Barnbeck, Mettner, Hoh-
mann, Witting, Kastner, Schoen, Hermann Schroedor, Solle, Seh-
ring, Singer und Seifriz, Wichtl u. a. zu nennen. Hervorzuheben aus den
letzten Decennien unseres Jahrhunderts sind noch zwei Violinschulen von grosser
Bedeutung, die von Charles de Beriot {Methode de violon en trois Partie,
Paris, 1858) und die von Ferdinand David (Erster Theil: Der Anfänger.
Zweiter Theil: Der vorgerückte Schüler, Leipzig, Breitkopf & Härtel), Werke
die sich den ähnlichen von Bai Hot und Spohr würdig anreihen. Eine Er-
gänzung zum letzterwähnten Werk bildet die: Hohe Schule des Violinspiels;
Werke berühmter Meister des 17. und 18. Jahrhunderts, bearbeitet und her-
ausgegeben von Ferdinand David (Leipzig, Breitkopf & Härtel).
Auch die Bratsche regte in verschiedenen Zeiten zu einer mehr virtuosen
Ausbildung des Spieles an und dem entsprechend wurden auch eingehendere
Anweisungen für das Instrument geschrieben, wie von dem Violinspieler Jean
Rousseau {Principes pour la Viole, Paris, 1687), von Corette {Methode pour
appreiidre facillement d jouer de la Quinte ou Alto (Paris, 1782), Cupis Decombe
{Methode d'Alto, Paris, 1803), Bruni {Methode pour ÄU-Violes), Grebauer
{Methode d.Alto), Woldemar {Methode elementaire pour VAlto, Paris), Fröh-
lich (Violaschule, Bonn), Oxaraude {Methode d^Alto Violo, Paris), A. Schultz,
Eehbaum (s. Hermann Ritter).
Für das Violoncello schrieben Anweisungen unter Andern: Baumgärtner
{Instruction de Musique theorique et pratique ä Vusage du Violoncelle), Tilliere
{Methodede Violoncelle), Corrette {Methode pour le Violoncelle), Cupis {Methode
nouvelle et raisonnee pour apprendre ä jouer du Violoncelle), Grunn {The art
and practice of fingering the Violoncelle, 1793), Münzberge r {Nouvelle Methode
pour le Violoncelle), Breval {Traite de Violo7icelle) , Aubert {Methode de
Violoncelle), Hardy {Violoncello preceptor, with Scales for fingering in the
various Keys), Bideaux {Grande et nouvelle methode raisonnee pour le Violon-
celle), Stiasny {Methode de Violoncelle), Dotzauer {Methode de Violoncelle,
Violoncelloschule für den ersten Unterricht, Wien), Kummer (Violoncelloschule),
Romberg, Bernh. (Violoncelloschule), Alexander (Anweisung zum Violon-
cellospiel), Baillot, Levasseur Catel et Baudiot {Methode de Violoncelle
et £af<s), Duport {Essai sur le Doigte du Violoncelle et sur la Gonduite de
VArchei), Grross (Elemente des Violoncellospiels), Carl Schroeder, S. Lee,
Banger u. A.
Schulen für den Coiitr.abass schrieben: Mine {Methode de Gontrahasse,
Paris), Asioli {Elementi per il Gontrahasso, con una nuova maniera di digitare,
Milano, 1838), Hause (Contrabassschule und Methode complete de Contrehasse),
Fröhlich (Contrabassschule), Slama (Contrabassschule in 30 leicht fasslichen
und gründlichen Lectionen), ausser diesen sind noch Contrebassschulen von
Franke, Sturm und Karl Richter zu nennen.
Die Flöte gehört mit zu den Instrumenten, welche zuerst mit Anweisungen
bedacht wurden. Agricola giebt in seiner Musica instrumentalis (1529) eine
ausführliche Anleitung »für der zungen bewegung odder application auff den
Pfeiflfen«. Granassi dal Fontego bringt in: La quala insegna di suonare in
Flauto (1535) ebenfalls Anleitung zum Flötenblasen. Hotteterre, Kammer-
musikus zu Paris, veröffentlichte wahrscheinlich um 1707 ein ausführliches
Werk über die Flöte {Principes de la Flute traversiere etc.), ebenso Corette
{MetJiode pov/r apprendre aisement a jouer de la Flute traversiere, Paris, 1710),
Schickhard {Principes de la Flute, 1730), Mahaut {Nouvelle Methode pour
apprendre en peu de temps a jouer de la Flute traversiere, Amsterdam). Eine
erschöpfende Flötenschule, dass sie grundleglich für alle weiter erscheinenden
werden konnte, brachte erst der berühmte Flötenvirtuose Johann Joachim
Schule. 427
Quant z (Versuch oiner Anweisung die Flöte traversit-re zu spielen, mit ver-
schiedenen zur Beförderung dos guten Geschmacks in der praktischen Musik
dienlichen Anmerkungen begleitet und mit Exempeln erläutert, nobst 24 Kupfer-
tafeln, Berlin, 1752). Das treffliche AVerk erschien in mehreren Auflagen und
wurde in verschiedene fremde Sprachen übersetzt. Von den 18 Hauptstücken,
in die es abgetheilt ist, beschäftigen sich die ersten 10 nur mit dem Unter-
richt, die andern 8 handeln vom Vortrage, von der Art das AUegro zu spielen,
von den zufälligen Veränderungen u. s. w. Von da an beeiferten sich auch
die bedeutenden Flötisten, ihre Erfahrungen in Schulen niederzulegen. Es er-
schienen noch in diesem Jahrhundert ähnliche Werke von Dr. Lorenzini
{Saqijio per hen snnan- il Flaiüo iraverso, Vicenza, 1779), Taillard l'aine
{Methode pour apprenJre ä joner de la Flute traversiere, Paris, 1782), Tromlitz
(Kurze Abhandlung vom Flötenspiel, Leipzig, 1786, die zweite Auflage unter
dem Titel: Ausführlicher und gründlicher Unterricht die Flöte zu spielen, 1791),
Eöser {Methode de flute, Paris), Gunn {Art of playimj the <jerman Flitte,
London, 1793), Devienue {Methode de Flute iheorique et pratique, confenant
lous les principes, des petits Aim, Duos et Sonates faciles, Paris, 1795), Preston
{Pocket Companion for the German Flute, London, 1791), Vanderhagen {Methode
claira et facile pour apprendre ä jouer en tres peu de temps de la flute, Paris),
Cainbini {Methode pour Flute suivie de 20 petits Airs et six Duos ä Vusage
des Commen^ants, Paris, 1799), Kreith (Schule für die Flöte, jedem Spieler dieses
Instruments sehr nützlich, sowol für die Finger als auch Zunge, in 15 Lectionen,
"Wien). Auch unser Jahrhundert ist durch eine Eeihe zum Theil bedeutender
Flötenschulen vertreten von Hugot und Wunderlich {Methode de Flute adoptee
pour Venseignement dans le Conservatoire de Paris. Erschien auch in deutscher
Uebersetzung und in mehreren Ausgaben). Wunderlich {Principes elementaires
pour la Flute, suivis de Preludes, Caprices, Rondeaux en II Parties, Paris),
Michel {Nouvelle Methode de Flute, Paris, 1802), und ausser diesen Schulen
von Doremieux, Bochsa, Perault, Ame, Vaillant, Bordet, Leroy,
Fröhlich (Flötenschule), Berbiguier {Methode pour la flute divisee en trois
parties, Paris), Bayr, Georg (Praktische Flötenschule), James {A ward or ttco
Oll the Flute, 1826), Drouet {Methode pour la FVute, Paris), Fürstenau
(Flütenschulc , Op. 42, Leipzig, und Die Kunst des Flötenspiels, Op. 139),
Jamme {Methode de Flute harmonique ou a double Parties, YsiTis), Fahrbach,
Joseph (Neueste Wiener Flötenschule, Wien, 1834), Tulou, Bärge, Popp,
Kummer (Caspar), Struth u. a.
Auch für die, in Frankreich unter dem Volke noch gebräuchliche Flötenart:
Galoubet (s. d. Bd. IV, 116), sind Schulen veröffentlicht von Marchand {Prin-
cipes de Galouhet, ou Flute de Tamhourin, Paris, 1787), Carbonel {Methode
de Galouhet, Paris), Chatominois, Chedeville, Abraham, eben so wie für
die in Oesterreich beliebte Stockflöte (Csakan), Klingenbrunner (Neue theore-
tisch-praktische Csakan-Schule nebst 40 zweckmässigen Uebungsstücken, Wien),
Matiegka (Kurzgefasste Csakanschule), Krähmer (Neueste theoretische und
praktische Csakanschule, Wien).
Auch für die Flagreolet (s. d. Bd. III, 551), genannte kleinste Flötenart,
sind Anweisungen erschienen von Greating {The pleasant companion, or new
Icssons and Instructions for the Flarjeolet, 1675), Claveau {Nouvelle Methode
pour le Flajeolet, Paris, 1798), ferner von Abraham, Demar, Collinet
Pere, Chalon, Davin. Durand, Gaveaux, Cambini, Porro, Vaillant,
Leroy, Matthieu, Bellay et Vizien, Weber, Roy, Metzler u. a.
Die Oboe ist ein jüngeres Instrument, und erst das vorige Jahrhundert
hat Oboeschulen aufzuweisen von Schickhard {Principes du Haufbois, Amster-
dam, um 1730), Vanderhagen {Methode nouvelle et raisonnee powr le Haut-
bois, Paris, 1798), Garnier {Methode pour le Hauthois, Paris, 1800), ferner
Chalon, Brahim, Brod {Grand Methode complete pour le Sautbois), Seilner
(Theoretisch-praktische Oboe-Schule, Wien), AViep recht u. a.
428 Schule.
Für das englische Horu schrieben Schulen: Chalon {Methode pour le
Cor mujlais, avec des Airs et Cors, Paris) u. A.
Auch die Clarinetto ist ein jüngeres Instrument, für das ebenfalls erst im
vorigen Jahrhundert Anweisungen geschrieben wurden, von Vanderhageu
(Nouvelle Methode de Glarinette, Paris, 1785), De mar {Nouvelle Methode pour la
Olarinette, Paris, 1795), Blasius {Nouvelle Methode de Olarinette, Paris), ferner
von Michel, Abraham, Bochsa, Woldemar, Lefebre, Backofen (An-
weisung zur Olarinette, nebst einer kurzen Abhandlung über das Bassethorn),
Leroy, Yaillant, Rybicki, Röderer, Fröhlich, Küffner, Adami, Iwan
Müller {Methode pour la nouvelle Olarinette ä 13 Glefs et Olarinette Alto, Paris),
ferner von Bender, Fleissner, Baermanu, Carl u. a.
lieber das Fagrott giebt Albonesio, Kanonikus am Lateran, zuerst Kunde
{Introductio in Chaldaicam linguam, Si/riacum atque Armenicam et decem alias
linguas, Pavia, 1539). Ausführlichere Unterweisungen bringt ebenfalls das
vorige Jahrhundert von Cugnier {Methode pour le Basson): eine sehr berühmte
Fagottschule veröffentlichte Ozi {Methode nouvelle et raisonnee pour le Basson,
Paris, 1787), ferner Abraham, Blasius, Fröhlich, Almen räder {Traite
sur le perfectionnement du Basson, Fr. Heinr. Hof mann u. a.
Erst nachdem das Horu (eins der ältesten Instrumente) in das Orchester
mit aufgenommen worden war, erschienen auch Anweisungen für seine Behand-
lung von Haupt {Methode pour apprendre les elemens des 1 et 2 Oors, Paris,
1796), Yan derb rock {Nouvelle Methode et raisonne pour apprendre ä sonner
du Cor, Paris, 1787), Punto (eigentlich Stich: Methode pour apprendre faci-
lement les elemens des premier et second Oors aux jeunes Eleves, Paris, 1798),
Domnich {Methode pour premier et second Cor, Paris, 1808), Duvernoy
{Methode pour le Cor, Paris), Klein {Nouvelle Methode de premier et second
Cor), Fröhlich (Hornschule) , Dauprat {Methode Cor alto et de Cor hasse,
Paris, 1824), Nemetz (Hornschule für das einfache, das Maschinen- und das
Signalhorn), Jahn (Anweisung zum Gebrauch des Waldhorns, sowol in der
Orchester- als Harmonie musik), Grörold (Ausführliche theoretisch-praktische
Hornschule), ferner von Franz (Oscar), Grumbert (Friedr.) , Kling, Hof -
mann, (R.) Wirth u. a.
Auch Anweisungen für das Signalhorn wurden geschi-ieben von Leroy
{Methode pour le Cor de signal ä 6 et 7 Clefs et Gamme du Cor de Basse ä
12 Glefs) und Instructionen und Tabellen für das Kent- oder Signalhorn er-
schienen in Amsterdam, Berlin und Hamburg.
Die erste ausführlichere Anweisung für Trompete giebt Altenburg (Ver-
such einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und Paukerkunst,
zu mehrerer Aufnahme derselben histoi'isch, theoretisch und praktisch beschrie-
ben und mit Exempeln erläutert, Halle, 1795). Trompetenschulen schrieben
ferner: Leroy {Methode de Trompette simple), Fröhlich (Trompeteuschule),
Buhl {Methode de Trompette), Nemetz (Neueste Trompeteuschule, Wien),
Arban, Hofman, R., Wirth, Soussmann u. A. Für Cornet ä piston: Ar-
ban, Wurm, Fahrbach, Joseph u. A.
Die Posannen wurden früh in einem besondern Chor angewendet, nament-
lich in der protestantischen Kirche schon Ausgangs des 16. Jahrhundei'ts ; so
lange sie sich streng an den Vocalsatz hielten, nur die Singstimmen aus-
führten, bedurfte es keiner besondern Anweisung für diese Instrumente. Erst
als diese Instrumentengattung als besonderer Chor im Orchester eingeführt
wurde, galt es ihn selbständiger zu entwickeln und in Folge dessen wurden auch
Anweisungen, die Posaunen zu erlernen, veröffentlicht von Braun {Methode
pour les Tromhones alto, tenore et Basse, Paris), Sturm {Methode complete pour
les Tromhones hasso tenore et alto). Fröhlich (Posaunenschule, Bonn), Nemetz
(Neueste Posaunenschule), Ellenrieder (Unterricht für die ßass-, Tenor- und
Altposaune), Cornette {Methode de Tromhone, Paris), Hofmann, R., Wirth.
Anweisungen zum Paukenschlagen ertheilen Altenburg (in dem erwähnten
Schule. 429
AVerk: Versuch eiiur Anleitung zur heroißcli-inusikiilischeii Trora))eter- und
Puulierkunbt) , und Pfund (Die Paukt n. Eine Ank-itunj,»- das Instrument zu
erlernen, Leipzig).
Ferner erschienen Schulen für das Scrpoiit von Hardy {Methode de Serpent
contenant des priiicijjex et des exemplrn pour le plaiiirJiaiit et pour la Musique,
Paris), Fröhlich (Serpentscliule), Ht-rmenge (Mi'i/iode pour le Serpmt ordinaire
et ä Clefs, Paris); für die Trommel von Ciofan o (Praktische Trommel- und
Pfeifenschule oder Vorschrift zur Anlernung und Ausbildung der Tambour
und Querpfcifor).
Ein umfassendes A\ erk in Bezug auf diese Instrumente veröffentlichte
Friedrich AVagn er, IMilitärmusikdirektor in Dresden, unter dem Titel: Schule
der Geläufigkeit. Von den Anfangsgründen bis zur vollendeten Fertigkeit
für sämmtliche, in der Militärmusik vorkommenden Holz-, Messing- und Metall-
instrumente in 25 verschiedenen Schulen.
Am zahlreichsten sind selbstverständlich die Gcsnug'schuleu vertreten Die
früher erwähnten Anweisungen zur Musik im Allgemeinen sind im Grunde
auch Gesangschulen. Die Unterweisungen, welche seit der Einführung des
Christenthums in Deutschland, Frankreich und England in den Klöstern ge-
geben wurden, bezogen sich direkt nur auf den Gesaug und auch die erwähnten
Schriften des Hucbald, Guido von Arezzo und der nachfolgenden Theore-
tiker sind immer in Bezug auf den gregorianischen Kirchengesang abgefasst,
auch wenn sie keine direkte Anleitung für die Ausführung durch die Sing-
stimmen geben. Eine solche finden wir noch früher, bei der Neumennotation,
durch welche in einzelnen Fällen auch die besondere Weise des Vortrags an-
gedeutet wurde. Bei den Mensuralisten finden sich dann weniger derartige
Vorschriften; für sie galt es immer als Hauptaufgabe, die neuen Disciplinen:
Harmonielehre, Notenschrift und Zeitmaass in ihrer allgemeinen Bedeutuug
festzustellen. Auch die, seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts erscheinenden
Schriften, welche sich hauptsächlich mit dem Choralgesange beschäftigen,
wie den von AVollik (WoUicius, Vouillick: Opus aureum Musice castiyatissimum
de Gregoriana et ßgurativa atque Contrapuncto, 1501, Coloniae), Zaberu {Ars
hene cantandi choralem cantum 1500), 'S o uav entnr a, (Regula Musicae planae, 1501).
Praspergius {Glarissima plane atque choralis musice interpretatio, Basel, 1501).
Quercu {Opusculum Musices p)er quam hrevissimum: de Gregoriana et ßgurativa,
AVinterburg, 1509), Viscargui {Arte de Causo llano, Saragossa, 1512),
Bogentanz {Collectaneis untriusque cantus, Münster, 1515), Gendre {Briefue
Introduction en la Musique taut en plein chant que choses faietes, Paris, 1554),
Agricola {Musica choralis, Wittenberg, 1533) u. a. geben meist nur die all-
gemein musikalischen Unterweisungen über die Ausführung des Gregorianischen
Gesanges. Einzelne darunter werden bereits als direkt für die Jugend be-
zeichnet, wie das von Gottingus (Catechismus Luthers von Wort zu Wort
in vier Stimmen, schön und lieblich componirt, daneben einem Bericht, wie
junge Knaben und Mägdlein innerhalb 12 Stunden die Music an begreifen
können, Frankfurt, 1605), oder Quitsch reiber (Ein kurz Musikbüchlein, in
teutschen und lateinischen Schulen für die Jugend zu gebrauchen mit Beweiss
wie man Gesänge anstimmen solle, Jena, 1607).
Besondere Noth machte den Gesangschülern die sogenannte Solmisation
(s. d.), namentlich durch die allmälige Erweiterung des Figuralgesauges (s. d.).
Die Anweisungen zum Figuralgesange bringen deshall) auch meist sehr
ausführliche Anleitung über den Gebrauch der sogenannten Solmisationssilbeu
und zugleich auch mit Rücksicht auf die verschiedenen Stimmen, wie Agri-
cola (Eine kurz deutsche Musica, mit 63 schönen lieblichen Exempeln, in vier
Stimmen verfasst. Gedruckt zu Wittenberg 1528), Heyden oder Hayden,
Sebald {De arte canendi ac vero Signorum in vantibus usu, Norimbergae, 1537),
Faber {Compendium musicae pro incipientihus, Brunsuigae, 1548), Gumpeltz-
haimer {Compendium Musicae latina-germanicum , 1595) u. v. a. Mit dem
480 Schule.
Beginne des 17. Jahrhunderts schon tritt allmälich die Singkunst als solche
in den Vordergrund, was auch in den Titeln angedeutet wix'd. So erschien
bereits 1602 ein derartiges "Werk: Musica novo neue Singkunst, da sowol
Frauen als Mannspersonen in einem Tage können lernen mit singen (Steinfurt,
1602). Aehnlich verfuhren Orgosini (Neue Singkuust, der lieben Jugend
zum Besten in Frag' und Antwort verfasst, Nürnberg, bei Fuhrmann, 1606),
Demantius {Isa^oije artis Musicae ad incipientium captum maxime accom)>iodatae.
Kurze Anleitung recht und leicht singen zu lernen, Freiberg, 1607), Beringer
(Musica, d. i. die Singkunst der lieben Jugend zum Besten in Frag' und Ant-
wort verfasst, Nürnberg, 1606, und: Musicae der freien lieblichen Singkunst,
erster und anderer Theil, 1610), Friederici {Musica ßguralis, oder neue, klär-
liche, richtige und verständliche Unterweisung der Singkunst, mit gewissen
Regeln, klaren und verständlichen Exempeln, Rostock, 1641), Grengenbach
(Neue Singkunst, Leipzig, 1626), Pfreumder (Richtige Unterweisung zur Singe-
kunst, Strassburg, 1629), Stenger {Manuductio ad Musicam theoreticam, d. i.
Kurze Anleitung zur Singekunst, darinnen die nothwendigsten und führnehm-
sten Stück zum Singen gehörig. Vor die Anfahenden ordentlich beschrieben
und zur Uebung derselben etliche schöne und liebliche Fugen aus berühmten
Musicis colligirt, Erfurt, 1635), Staden {Rudimentum Musicum, d. i. Kurze
Unterweisung des Singens, für die liebe Jugend und die so noch keinen Anfang
haben, auf das einfältigste und kürzeste zusammengetragen, Nürnberg, 1636),
Ribovius {Enchiridioii musicum, oder kurzer Begriff der Singkunst, 1638),
Herbst {Musica Practica sive Instructio pro Symphoniacis d. i. eine kurze An-
leitung, wie die Knaben und Andere so sonderbare Lust zum Singen tragen,
auf jetzige italienische Manier, mit geringer Mühe und kurzer Zeit doch gründ-
lich können informiret und unterrichtet werden), Hase (Gründliche Einführung
in die edle Musik oder Singkunst, 1643), Gibel {Seminarium modulatoriae
vocalis, d. i. ein Pflanzgarten der Singkunst, in welchem derohalben erst an-
fahende Schüler ganz leicht uud vortheilhaft können erzogen und fürs erste
gleichsam auf die Beine gebracht werden, dessen Methodus in vorgehefter Prä-
fation ordentlich beschrieben. Für alle vier Menschenstimmen und Sänger also
je gerichtet und publicirt, 1645), Weichmann (Musica oder Singkunst, 1647),
Ahle, Johann Rudolph {Compendium pro tenelUs, 1648, Zweite von seinen
Sohne Johann Georg besorgte Ausgabe unter dem Titel: Teutsche kurze und
deutliche Anleitung zu der lieblich und löblichen Singekunst, 1690), Heinrici
{Myrtiramus pro discentihus oder deutsche Singkunst, 1665), Printz (Anwei-
sung zur Singkunst, 1666, und Modulatoria vocalis, oder zierliche und manier-
liche Singkunst, 1678, und Gompendiimi Musicae signatoriae et modulatoriae
vocalis, d. i. kurzer Begriff aller derjenigen Sachen, so einem, der die Vocal-
musik lernen will, zu wissen von nöthen sein, 1689), Grub er {Synopsis musica,
oder kurze Anweisung, wie die Jugend kürzlich und mit geringer Mühe in der
Singkunst abzurichten, 1673), Quirsfeld {JBreviarium Musicum, oder kurzer
Begriff, wie ein Knabe leicht und bald zur Singekunst gelangen, und die nöthig-
sten Dinge dazu kürzlich begreifen und erlernen kann, Pix-na, 1675), Graden-
thaler {Horologium Musicum, Treu wohlgemeinter Rath vermittelst welches
ein junger Knab von neun oder zehenthalb Jahren mit Lust und geringer Mühe
in kurzer Zeit den Grund der edlen Musik und Singkunst lernen und fassen
kann, 1676). Aehnliche Werke veröffentlichten: Ulich, Fischer, Mylius,
Falke, Hofmann, Feyertag, Martini, B eyer, Fuhrmann (Musikalischer
Trichter, 1706, und Musica Vocalis in Nuce, d. i. Richtige und völlige Unter-
weisung zur Singekunst, in wenig Blättern, nach welcher ein Informator seinen
Informandis die ganze Vocal-Musik nach heutiger Manier bald und leicht ein-
bringen kann, 1715), Ammerbacher, Münster, Marpurg (Anleitung zur
Musik überhaupt und zur Singkunst besonders, mit Uebungsexempeln erläutert
und den berühmten Herren Musikdirektoren und Cantoren Deutschlands zuge-
eignet, 1763), Kürzinge r (Getreuer Unterricht zum Singen, mit Manieren und
Schule. 431
die Violine zu sinclen, 1703), lliller (Kurze und erleichterte Anweisung zum
Singeu, für Scliuleu in Städten und Dörfern, Leipzig, 1792), Nopitscli, Wolf,
"Widder, Höpfner u. v. a.
Für den Schul- und Volksgesang wurde in unserm Juhrhunderi Nägeli
(Die Pestulozzische Gesantrljüdungslehre nach Pfeifers Erliiidunf,' kunstwissen-
schaftlich dargestellt im Xaimn Pestalozzis, Pfeifers und ihrer Freunde, 1809,
und Gesangbildungslehro nach Pestalozzischen Grundsätzen , pädagogisch be-
gründet von Michael Traugott Pfeifer, methodisch bearbeitet von Haus Georg
Nägeli, 1810) einilussreich, und seitdem sind eine Reihe Unterweisungen für
den Schulgesang veroßentlicht worden mit mehr oder weniger Erfolg von
Carl Schulz (Leitfaden bei der Gesangslehre nach der Eleraentarraethode,
1812), AVilke (Leitfaden zum praktischen Gesanguntei-richt besonders auf dem
Land--, Berlin, 1812), Natorp (Anleitung zur Unterweisung im Singen für
Lehrer in den Volksschulen, 1816, seitdem in mehreren Auflagen erschienen),
Koch (Gesanglehre. Ein Hülfsmittel für EleraentarschuUehrer, durch eine ein-
fache Bezeichnungsart und Lehrmethode, und durch eine zweckmässige Samm-
lung von Singstücken einen reinen, mehrstimmigen Volksgesang zu bilden, 1814.
Der Verfasser ist einer der ersten, der den Gesang in Volksschulen nach Ziffern
und nicht nach Noten ausgeführt sehen wollte). Hering, Heinroth (Gesangs-
unterrichtsmethode für höhere und niedere Schulen), Gläser, Wachsmann
(Praktische Singschule, 1821), Löwe, Carl (Gesanglehre, praktisch und theore-
tisch für Gymnasien, Seminarien und Bürgerschulen), Jacob (fassliche Anwei-
sung zum Gesangunterricht in Volksschulen, 1828), Henkel, Immler, Georgi,
Hientzsch, Hahn (Handbuch beim Unterricht im Gesänge für Schulen und
Gymnasien und Bürgerschulen, 1829), Hoppe, Guhr, Georgi, Schade,
Schiirtlich, Erk (Methodischer Leitfaden für den Gesangunterricht), Sering
(Gesanglehre für Volksschulen), Rode (theoretische und praktische Gesang-
lehre), Kotzolt (Gesangschule höherer Unterrichtsanstalten), Widmann
(Elementar-Cursus der Gesanglehre nach rationeller Methode für Volks- und
Bürgerschulen), Müller-Hartung (Grundlage für den Gesangunterricht in
der Volksschule) u. v. a.
Mit der beginnenden Ausbildung des Sologesang-es seit Ende des 16. und
Anfang des 17. Jahrhunderts erschienen dann auch Anleitungen für Sologesang.
Eine solche bietet schon Giulio Caccini in seiner Nuove musiche , 1601.
Gedrängter giebt eine ähnliche Anweisung zur Ausführung des Einzelgesanges
jener Zeit mit seinen reichen Verzierungen Dur ante {Arie devote, le quali
contengono in se la Maniera di cantar con grazia V imitazioni delle parole, ed il
modo de scriver passaggi ed altri affeiti, Rom, 1608). Ihnen folgten auf dieser
Bahn Carissimi (Ars cantandi) und dann mit einem umfassenden Werk Tosi
{Opinioni de' Cantori antichi e moderni o sieno Osservazioni sopra il canto figurato,
Bologna, 1723), ein Werk das mehrfach übersetzt ist, und grundlegliche Be-
deutung für den Gesangunterricht gewann. Ferner verötVentlichten Schulen für
den Sologesang Berard {Vart du chant, 1755), Hiller, Joh. Ad. (Anweisung
zum musikalisch richtigen Gesauge, Leipzig, 1774 und Anweisung zum musi-
kalisch-zierlichen Gesänge, 1780), Mancini {Fensieri e Rißessioni pratiche
sopra il Canto ßyurato, 1774), Vogler (Stimmbildungskunst, 1776), Aprile
Giuseppe {The Italian Method of Siugimj), Durieu {Xouvelle Methode de chantj
1793), Gossec {Princij/es elementairen de Muai(^ue arretes par les Membres du
Conservatoire pour servir ä Vetude dans cet etaUissement suivies de Solfeges par
les Cit. Agus, Catel, Cherubini, Oossec, Mchul, Langte, Lesueur et Eicher le P.
1800. In demselben Jahre erschien auch noch: Methode de Chant du Conser-
vatoire de Musi(jue), Perrino {Ossercazioiii ml canto), Pellegrini {Grammatica
0 siano regole per ben cantare, Rom, 1810. Ins Deutsche übertragen von
Joh. Gottfr. Schicht), Benelli {Regole i)er iL canto ßgurato, Dresden, 1814),
Winter (Vollständige Singschule, Mainz und Paris, 1824), Mainzer (Sing-
schule, 1831), Garaude {Methode cotnplete de Chant), Mannstein (Das System
432 Schulze — Schwarz.
der grossen Gesaugschule des Bernacchi von Bologna, 1835). Die bedeutendste
Gesangschule aus neuester Zeit ist wol die von Manoel Garcia, 1847 ver-
öffentlichte {Traitt- complet de Vart du chant). Ausserdem sind noch zu nennen
die Schulen von Lablache, Concone (Anleitung zur Gesangskunst), Panofka,
Scharfe, Koch, Lamperti, Nehrlich, Panseron, Hauptner (Methode
der Gesangskunst und Ausbildung der Stimme), Sieber, Nava {Metodo
pratico), Schmitt (Grosse Gesangschule), Weiss, Marchesi (Mathilde de
Castrone) u. a.
Schulze, Josephine, geb. Killitschgy (IX, 182), starb am 1. Januar
1880 in Preiburg in Breisgau, 90 Jahr alt.
Schuuke, Karl (IX, 187), starb am 30. April 1879 in Berlin.
Schurig', Jul. Wilh. Volk mar, geboren den 24. März 1822 in Aue im
Sachs. Erzgebirge, erhielt den ersten Unterricht in der Musik (Ciavier, Orgel,
Harmonielehre) von seinem Vater, dem Cantor Ad. Wilh. Schurig daselbst.
1837 — 1841 besuchte er das SchuUehrerseminar zu Friedrichstadt Dresden,
blieb dann in der Residenz, um sich in den musikalischen Fächern weiter aus-
zubilden und erhielt von Jul. Otto und später von Th. Uhlig Unterricht in
der Theorie, von Moritz Siering im Pianoforte- und Joh. Schneider im Orgel-
spiel, von C. Näke im Gesang. 1842 — 1852 war S. thätig als Chordirektor
bei der israelitischen, 1845 — 1856 als Organist bei der englischen Gemeinde
in Dresden ; dabei wirkte er als Liedermeister der Männergesangvereine Arion
und Germania. Im Juli 1856 folgte er dem Kufe als Cantor und Organist
der evangelischen Gemeinde nach Presburg und wurde dort Mitgründer der
noch blühenden Liedertafel, gab aber Michaelis 1861 seine Stellung auf, um
sich wieder in Dresden als Musiklehrer niederzulassen. 1871 wurde S. Nach-
folger Näke's als Gesanglehrer an der königl. Landes-Blindenanstalt und war
in dieser Stellung bemüht, den ausgezeichneten Ruf des Chores hinsichtlich des
feinnuaucirten und warmen Vortrages zu erhalten. 1873 trat er das Cantorat
an der Annenkirche an, wo er sich Verdienste um die Reorganisation des Chores
erwarb. 1876 ward er Nachfolger von Ed. Kretschmer als Lehrer der Theorie
der Musik an der Musikacademie für Damen von B. Rollfuss. Von seinen
gedruckt erschienenen Werken sind zu erwähnen: Op. 1, Fantasie und Fuge
(Fmoll) für Orgel; Op. 4, 24 Kinderstücke zur leichten Erlernung des Bass-
schlüssels; Op. 6, 16 zwei- und dreistimmige Lieder für die Jugend; Op. 8,
5 geistliche Gesänge für gemischten Chor, 1868 — 1871 gab er das über ganz
Deutschland verbreitete zweibändige Sammelwerk: »Liederperlen deutscher Ton-
kunst« (Dresden, Weinhold) heraus.
Schurmauu, Georg Caspar (IX, 188), heisst Schürmann.
Schwarz, Wenzel, geboren am 3. Febr. 1830 zu Brunnersdorf in Böhmen,
widmete sich anfangs dem Volksschullehrerstande, verliess denselben aber nach
dreijähriger Thätigkeit und ging im Jahre 1851 nach Prag, wo er zwei Jahre
später die dortige Orgelschule unter Pietsch mit erstem Prämium absolvirte,
lernte dann durch mehrere Jahre in dem berühmten Jiranek'schen Musikinstitute
als Clavierlehrer das Proksch'sche Clavierunterrichtssystem kennen, gründete
im Jahre 1858 in Eger ein selbständiges Musikinstitut, und übersiedelte im
Jahre 1862 nach Wien, wo er seit dem Jahre 1864 ein vielbesuchtes Ciavier-
institut besitzt. In seiner freien Zeit arbeitete er neben anderen Ciavier- und
Gesangscompositionen ernsterer Art, die auch theilweise im Drucke erschienen,
an einem grossen theoretisch-praktischen und methodischen Clavieruuterrichts-
werk, das 1873 bei der Wiener Weltausstellung unter allen vorhandenen Clavier-
schulen allein prämiirt, von der Kritik sehr günstig besprochen wurde, und
sich bereits einer grossen Verbreitung ei'freut. Eine, von ihm im Jahre 1879
erschienene Broschüre, betitelt: »Die Misere des Wiener Ciavierunterrichtes«,
macht auf die Mängel und Vorzüge des österreichischen Ciavierunterrichtes
aufmerksam, befürwortet die Vorzüge desselben als Muster im Unterricht und Lehr-
plan, und drängt auf die Errichtung eines Staats-Unterrichts-Pädagogiums hin.
Schwarz — Semet. 433
Schwarz, Wilhelm, Dr. (IX, 193), starb in Berlin um 4. Januar 1878.
Schwegrel (IX, 104), iindct sich mich als ein Orgelrcgister in alten (Jrgeln
vor. Es ist eine gedeckte Flütenstimmo von 8 und 4 Fua«ton, deren Pfeilen
in der Mitte dicker sind und oben in der Spitze das SchalUoch haben.
Sebastian!, Claudius (IX, 2Ü0), sein Werk: nBellujn musicalea ^ ist von
R. Schlecht übersetzt in der »Cäcilia« von HermesdorH' (Trier, 1875).
Sedlazck, Johann (IX, 2u3), starb in Wien den 11, April 1866.
Seelen, Job. Heinr. von (IX, 204), heisst Job. Friedrich.
Seidl, Anton, am 6. Mai 1850 in Budapest geboren, war anfangs für
das Studium der Rechtswissenschaft bestimmt. Nach dem Tode des Vaters
verliess er indess die Universität und wandte sich der Musik zu, für welche
er bereits als Kapellsünger und Clavierspieler die entschiedensten Fähigkeiten
gezeigt hatte. Er ging nach Leipzig, wurde Schüler des Conservatoriums und
studirte namentlich bei Professor 0. Paul und Musikdirektor E. F. Richter
Theorie. Seine grosse Vorliebe für die Musik Richard Wagners führte ihn
dann zu Hans Richter, der mittlerweile in Pest Kapellmeister am National-
theater geworden war und unter dessen Leitung namentlich bildete er seine
aussergewöhnliche Directionsbefähigung aus. Ende August 1872 ging er dann
nach Bayreuth zu Richard Wagner, um unter seiner Leitung ausser dessen
Werken auch die der klassischen Musik zu studiren. Zugleich nahm er den
thätigsten Antheil am Einstudiren der »Nibelungen«; er führte die darauf be-
zügliche Correspondenz und begleitete den Meister auch auf seinen Concert-
reisen im Jahre 1875 nach Wien, Pest und Berlin und 1878 nach London.
In demselben Jahre wurde er nach Leipzig gesandt, um »Siegfried« und »Die
Götterdämmerung« dort einzustudiren und dann wurde er Correpetitor am Hof-
theater in Wien. Im folgenden Jahre folgte er einem Ruf als Kapellmeister
an das Leipziger Stadttheater und hier erwarb er sich bald den Ruf eines der
bedeutendsten und intelligentesten Dirigenten der Gegenwart. In den weitesten
Kreisen machten ihn die Aufführung der Nibelungen in Berlin im Mai 1881
bekannt, die er so gewissenhaft vorbereitet hatte, dass sie unter seiner Leitung
zu Musteraufführungen wurden. Neben seiner tiefen und wahren Werthschätzung
der Wagnerschen Musik hat er sich aber auch einen unbefangenen Blick für
alle andere Musik erhalten, was ihm zum besondern Ruhm gereicht.
Seidelmann, Eugen (IX, 209), starb am 31. Juli 1864.
Seidler, Caroline, geb. Wranitzki (IX, 210), wurde in Wien 1794
geboren und starb in Berlin am 4. September 1872.
Seiss, Isidor, Pianist, Componist für sein Instrument und Lehrer des
Ciavierspiels, machte sich in Deutschland und Belgien auf Concertreisen als
Pianist vortheilhaft bekannt, und ist in Köln am Conservatoriura daselbst als
Professor angestellt. Ausser Claviercompositionen veröffentlichte er ein Adagio
für Violoncell mit Orchester, Op, 13; Cadenz für das Clavierconcert von Weber,
Op. 32; Scene und Marsch für grosses Orchester, Op. 16 u. a.
S^jan, Louis (IX, 212), starb in Paris im April 1849.
Sellner, Joseph (IX, 213), starb in Wien am 17. Mai 1843.
Semet, Theophile Aime Emile, geboren in Lille (Nord) am 6. Sept.
1824, besuchte das Conservatorium daselbst um Violoncello und Composition
zu studiren, und erwarb durch einige Orchestercompositioneu die er vorlegte,
von seiner Vaterstadt ein Stipendium in Paris seine Studien zu vollenden.
1845 wurde er daselbst im Conservatorium aufgenommen und trat in die Classe
Halevy ein. Als dramatischer Componist versuchte er sich nach einigen Jahren
zuerst mit einigen Arien für das Vaudville »La petite Fadetta«, gab Unterricht
und nahm zugleich die Stelle eines Paukenschlägers im Orchester der Grossen
Oper an, einen Platz auf dem er sich noch befand, als er bereits als Componist
mehrere Erfolge errungen. Diese trugen ihm hauptsächlich zwei seiner Opern
ein. Die komische Oper ytLes uuits d' Ettpagna, aufgeführt 1857, erzielte einen
sehr bemerkenswcrthen Erfolg. Nicht so das folgende Werk »Za Vemoiseüe
Musikal. Converp.-Leiikon. Erf^änzungsband. 28
434 Serassi — Serenade.
d'honneura, deren Aufführung aber auch an misslichen Umständen zu leiden
hatte. Die nächstfolgende komische Oper in fünf Akten »Gil Blasa, dagegen
erfreute sich eines ganzen Erfolges. Eine Serenade daraus wurde schnell populär
und in Tausenden von Exemplaren verkauft. Er schrieb noch y>Undine<i, in
drei Akten und »ia petite Fadette<i, die nicht weniger als die vorhergehenden
Zeugniss eines sehr ansprechenden Talentes geben. Ausser diesen Opern schrieb
S. noch eine Cantate »io Fete de Napoleon Ill.a und die Musik zu einem
Tanz-Divertissement. Er ist Ritter der Ehrenlegion.
Serassi, Giuseppo (IX, 229), starb am 19. Februar 1817. Er hatte
1815 einen Catalog der, von der Familie Serassi angefertigten Orgeln heraus-
gegeben r>Catalogo degli organi fabricati da Serassia. Der erste der Orgelbauer,
unter seinen Vorfahren ist
Serassi, Giuseppo, genannt ü vecchio, wurde 1694 in Gordano am Comersee
geboren, kam aber zeitig nach Bergamo, wo er sich anfangs mit dem Studium
der Blasinstrumente, dann der Orgel beschäftigte. Auf dem letzteren Instru-
ment erlangte er angemessene Fertigkeit im Spielen, interessirte sich aber für
die Construction des Instrumentes so, dass er sich in der Folge mit dem Bau
von Orgeln beschilftigte. Bei der Sorgfalt, die er hierbei anwendete, kam er
auch auf Verbesserungen. Von ihm sind unter anderen die Orgeln in San
Pelegrino (Thal Brambana), in der Dominikanerkirche in Lodi und in der der
Gebenedeieten Jungfrau in Caravaggio, in welcher ein neuer Gebrauch der
B-egister angewendet ist. S. starb 1760 in Crema, wo er sich eben mit dem
Bau einer Orgel beschäftigte. Sein Sohn:
Serassi, Andrea Luigi, geboren in Bergamo am 19. Mai 1725, erhielt
eine vortreffliche und auch musikalische Erziehung. In seiner Jugend com-
ponirte er Messen, Hymnen, Psalmen und andere religiöse Musik, die mit
Erfolg aufgeführt wurde. Später jedoch theilte er die Beschäftigung seines
Vaters, und seine Intelligenz und Liebe zur Sache führte auch ihn auf Ver-
besserungen im Orgelbau. Von den zahlreichen Instrumenten die aus seiner
Hand hervorgingen, sind die hervorragendsten die Orgeln der Kathedrale in
Crema, im Dom zu Parma, für welche er eine goldene Medaille und ein Ge-
schenk von 200 Unzen Silber erhielt, die Orgel in San Bartolomeo in der-
selben Stadt. Bei der letzteren war sein Sohn Guiseppo (IX, 229) mit be-
schäftigt; eine Marmortafel mit einer lobenden Anerkennung für den Erbauer
ist in der Kirche daselbst angebracht. 1756, nach dem Tode seiner Frau, trat
er in einen Orden ein, beschäftigte sich jedoch ferner mit dem Orgelbau, unter
wachsender Anerkennung. Er starb 1799. Sein Bruder:
Serassi, Giovanni Battista, Abbe, geboren in Bergamo am 9. Mai
1727, trat frühzeitig in den Orden, beschäftigte sich jedoch leidenschaftlich mit
der Musik, und wurde ein ausgezeichneter Orgelspieler. Als Componist schrieb
er zahlreiche Sonaten für die Orgel, auch mehrere Vocalwerke. Dies hinderte
ihn jedoch nicht, den Traditionen der Familie getreu sich auch mit dem Orgel-
bau zu beschäftigen und sich bei den Orgeln, die sein Bruder Andre erbaute,
zu betheiligen. Er starb am 13. Mai 1808.
Serenade, Serenata (IX, 230). In Italien bezeichnete man mit Serenata
auch eine dramatische Form, die meist als Festspiel verwendet wurde. Es
war im 18. Jahrhundert an den Höfen allgemein Sitte geworden, den Namens-
oder Geburtstag oder auch andere wichtige Tage des fürstlichen Herrn und
seiner nächsten Angehörigen durch solche Festspiele auszuzeichnen, oder an-
wesende, erlauchte Gäste damit besonders zu ehren. Man wählte dazu meist
Begebenheiten, die sich leicht dramatisiren Hessen und zwar so, dass sie zur
direkten Huldigung für die ausgezeichnete Person, welcher die Feier galt, wurde,
oder dass sich eine solche leicht anfügen Hess. So dichtete der bedeutendste
Hofdichter des vorigen Jahrhunderts Metastasio eine Reihe von solchen Fest-
spielen, wie t>Orti Esperidia (Der Garten der Hesperiden), das er im Auftrage
des Vicekönigs von Neapel zur Geburtstagsfeier der Kaiserin Elisabeth Christina
Serra - Shudi. 435
Gemahlin Kaiser Karl YI. .schrieb, und die berühmtesten Meister der Tonkunst
jener Zeit setzten sie in Musik. Bald fand diese neue leichtere (jattung
dramatischer Musik auch in den engern Zirkeln des Hofes Eingang, und die
hohen Herrschaften betheiligten sich selbst an der Darstellung derselben. In
den, gleichfalls von Metastasio gedichteten derartigen Spielen: nFalladio Con-
servatac (Das erhaltene Paladium) und in nGrazio Vendicatea (Die gerächten
Grazien 1735) spielten die beiden Erzherzoginnen Maria Theresia, die nach-
malige Kaiserin, und Marianna mit. Bei solchen Privataufführungen gab man
wol auch zuerst die scenische Darstellung mit Kostüm, Decorationen und Action
auf und führte diese Seronaten nach Art der C antäte aus, indem die ein-
zelnen Partien nur gesungen, nicht auch gespielt wurden. Diese AVeise der
Ausführung fand dann auch auf den öffentlichen Bühnen Eingang. Die Sänger
Sassen im Gesellschaftsanzug auf Stühlen in einem Halbkreis auf der Bühne,
und erhoben sich nur um ihre Gesänge zu singen. Diese verschiedene Weise
der Ausführung ist wol zumeist Ursache, dass der Begriff »Serenata« so sehr
schwankend wurde, dass man auch die blosse Cantate damit bezeichnete, Haupt-
erforderniss scheint übrigens immer gewesen zu sein, dass das Ganze in dem,
im Anfange erörterten Sinne zu einer Huldigung wurde. So belegte auch
Bach seine Huldigungscantaten mit diesem Namen, wie die, welche er in Anhalt-
Cöthen schrieb: »Serenada AufF hochf. Geburtstag des Durchl. Fürsten und
Herrn Leopolds, Fürst zu Anhalt-Cöthen, ä due Voci Soprano e Boss, due
Traversieri, due Violini, una Viola. Bassono, Violoncello e Continuoi. Auch
Händel componirte mehrere derartige Serenaden, wie y>Il trionfo del Tempo<i
und als der jugendliche Mozart 1771 in Italien weilte, erhielt er von der
Kaiserin Maria Theresia den Auftrag, die grosse theatralische Serenata zur
Vermählung des Erzherzogs Ferdinand zu schreiben und diese: nAscanio in Albaa
wurde am 17. October 1771 mit ausserordentlichem Beifall aufgeführt. Mit
dem Ausgange des vorigen Jahrhunderts schon verschwand die Form allmälig
wieder und wie sie auch instrumental erst wieder in der neuern Zeit lebendig
gemacht wurde, ist bereits im Hauptwerk gezeigt worden.
Serra, Giovanni (IX, 236), starb in Genua im December 1878.
Serrao, Paolo, italienischer Componist, ist in Philadelphia in Oalabrien
(Provinz Catanzaro) gegen 1830 geboren. Als achtjähriger Knabe erwarb ihm
die Ausführung eines Steibeltschen Clavierconcertes in einem Concert des
Theaters ein Stipendium, das ihm den Besuch des Conservatoriums in Neapel
ermöglichte. Er war Schüler desselben von 1839 — 1852, mit einer Unter-
brechung während der revolutionären Bewegung der Jahre 1848 — 49, an welcher
er sich lebhaft betheiligte. In Folge dessen gelang es ihm auch erst 1857
eine seiner Opern zur Aufführung zu bringen: nGiamhattista Ber^olesia, welche
eine günstige Aufnahme fand. Noch mehr Erfolg hatte nDuchessa di Guisaa,
im April 1868 aufgeführt. Eine dritte Oper ml Fifjliuol prodii/oa, erlebte nur
wenige Vorstellungen. Seitdem schrieb S., der als Lehrer des Contrapunkts
am Conservatorium und als Kapellmeister am Theater San Carlo wirkt, keine
dramatischen Werke mehr. Es sind von seinen Cömpositionen noch zu ver-
zeichnen: yiGli Ortonesi in Scioa, Oratorium; Hymne für den König Emanuel II.,
für zwei Chöre und Orchester; r>Omaggio a Mercadante«., Trauersinfonie; Messe
für vier Stimmen und Orchester; Requiem; Magnificat; Salve Regina; Tantum
ergo; Te Deum; »i<? tre Ore d'agoniaa, sämmtlich für vier Stimmen und Or-
chester; Motetten mit Orgel- und Ciavierbegleitung; eine Ouvertüre für grosses
Orchester; Ciavier- und Gesangstücke.
Sgambati, Giovanni (IX, 245), nicht Sgambetti.
Shudi, Burkhart, eigentlich Tschudi, ein Schweizer, stammt aus einer
adeligen Familie des Schwandner Geschlechts, kam als mittelloser Tischlerge-
selle nach England und trat in die Ciavierfabrik des Tabel (s. d.) ein, nach
dessen Tode er sich, um 1732, auf eigene Rechnung etablirte. Bald wusste
er sich durch seine grosse Geschicklichkeit zu einem der ersten Instrumenten-
28*
436
Siboni — Sierakowski.
macher empor zu schwingen. Er wurde -oHarpsichordmaker to her B. H. the
Princess Daicager of Wales<i und lieferte unter anderen auch ein prachtvolles
Ciavier nach Berlin für Friedrich d. Gr. Sein früherer College Kirkmänn,
hatte ihn anfangs überholt, allein durch G. Fr. Händel, der mit ihm befreundet
war, kam er immer mehr in Ruf und 1769 nahm er auf eine Verbesserung
ein Patent. Burney fand auf seinen Reisen in Italien viele Claviere von Kirk-
männ und Shudi, die von den Italienern allgemein bewundert wurden. Shudi
verheiratete 1769 seine älteste Tochter an John Broadwood (s. d.), einen schotti-
schen Zimmermann und Schreiner, der seit 1751 bei ihm in Arbeit stand und
als Begründer der Pianofortefabrik des Namens Weltruf erlangte. Shudi starb
1773 oder 1775.
Siboni, Giuseppe (IX, 248), ist am 27. Januar 1780 in Forli im Kirchen-
staat geboren, wurde 1819 Direktor der Gesangschule des Hoftheaters in Kopen-
hagen und erwarb sich als Gesanglehrer grosse Verdienste um den Kunstgesang
in Dänemark. 1827 gründete er ein Conservatorium als Pflanzschule für die
Oper, das indess bald nach seinem, am 28. März 1839 erfolgten Tode wieder
einging. Sein Sohn:
Siboni, Erik (IX, 248), ist am 26. August 1828 geboren, wurde 1865
P. Heises Nachfolger als Lehrer an der Akademie in Sorö. Ein Stabat mater
von ihm erwarb bei einem Concurse in Frankreich den Preis und wurde 1873
vom Cäcilienverein in Kopenhagen aufgeführt.
Siebenspruug (IX, 250). Ein Freund unseres Lexikon, Herr Carl Stiebler
in Baltimore (geboren am 18, Mära 1827 in Düsseldorf) theilt uns die Melodie,
nach welcher der Siebensprung in seiner Jugend in der Umgegend von Düssel-
dorf getanzt wurde, mit, die wir hier folgen lassen:
:E^
TS=
:^
li::
^iSf^
^
^^-
mm.
^
^^-
Erster Sprung.
Dabei giebt Herr Stiebler eine etwas abweichende Darstellung über die Aus-
führung des Tanzes. Er schreibt: Gewöhnlich tanzte ihn einer von den Alten
zum Schluss einer Hochzeit oder einer Kirmes, und zwar abwechselnd auf den
Absätzen und Fussspitzen und mit dem Körper wiegend bald rechts oder links,
bald nach vorn oder hinten sich beugend, bis der erste Sprung kam, welcher
auf dem rechten Absatz gemacht wurde. Dann fing der Tanz wieder von vorn
an, der Tänzer Hess ihm aber zwei Sprünge folgen, der erste wurde auf dem
rechten, der zweite auf dem linken Absatz gemacht, und in dieser Weise wird
der Tanz weiter geführt, es kam noch ein dritter Sprung mit dem rechten
und dann ein vierter mit dem linken Knie hinzu, ein fünfter mit dem rechten
und ein sechster mit dem linken Ellenbogen; beim siebenten Sprung musste
der Tänzer mit der Stirn die Erde berühren; darauf wurden in derselben Reihen-
folge die Sprünge wieder zurück gemacht, so dass der Tänzer mit dem siebenten,
wobei er den Boden mit der Stirn berührt anfing und mit dem ersten und
dem rechten Absatz aufhörte. Der Tanz war natürlich sehr anstrengend.
Siegfried, Othon (IX, 258), unzweifelhaft identisch mit Harnisch, Otto
Siegfried V, 67.
Sierakowski, Graf Wenzeslaus von Boguslav, wurde in Polen 1741 ge-
boren und starb 1806 in Krakau als Stiftsherr und Probst der Kathedrale.
Hier gründete er auf Anregung des Bischofs von Krakau, Cajetan Saltyk, eine
Gesangschule, aus der sehr gute Künstler hervorgingen. Auf seine Kosten
berief er ausgezeichnete Lehrer von auswärts, hauptsächlich aus Böhmen, an
diese Schule, die sehr bald in Blüthe kam. S. gab eine kleine Schrift »die
Musikalische Kunst, für die Jugend des Landes« heraus, Krakau, 1795 — 96.
Sievcrs — Signal.
437
Sieyers, Jacob Ferdinand, Clavicrbauer, geboren iu Petersburg am
10. .Juni 1809 (wabrschoinlich der ISohn des deutschen MusikschriftHtcUers Georg
Lud, Peter S., der später in Rom lebte), erlernte die Behandlung verschiedener
Instrumente, wurde dann Ciavierbauer und errichtete eine Pianofortefabrik gegen
1835 in Neapel. Durch die guten Instrumente, welche er verfertigte, erwarb
er ausgebreiteten Kuf; auch veröffentlichte er ein sehr praktisch abgefasstes
AV'erk über den Ciavierbau, in zwei Bänden mit Abbildungen der zur Con-
structiou des Claviers gehörigen Theile in natürlicher Grösse, unter dem Titel:
»// Fianoforte, (juida pratica per costruttori, accordatori, diletlanti e possessori di
pianofortiv., Neapel, 1868).
Sigl-Vespermanu, Katharina(lX,255), starb in München am 30. Juli 1877.
Signal (von Signum = das Zeichen). Schon in den frühesten Zeiten
wurden die Hörner oder Trompeten dazu benutzt, um den Beginn bestimmter
Verrichtungen bei Massenunternehmungen anzuzeigen. Bei den Juden bedienten
sich die Priester früh der Trompete, um den Anfang und Fortgang der gottes-
dienstlichen Handlungen zu verkündigen. Beim Centralheiligthum waren zwei
silberne Trompeten, die nur von den Priestern bei den Opferfeierlichkeiten ge-
blasen werden durften. In ähnlichem Sinne wurden diese Instrumente auch im
Kriege verwendet; der Befehlshaber hatte zu diesem Zwecke immer einen oder
mehrere Hornisten oder Trompeter in seiner Begleitung, um durch sie in der
angegebenen Weise den Truppen die auszuführenden Bewegungen anzugeben
und seinen "Willen auch dorthin zu verkündigen, wo das Kommandowort nicht
mehr hinreicht. Als dann die Kriegführung immer mehr zur Kriegskunst wurde,
gewannen auch diese, das Kommando wort ersetzende Signale, immer höhere
Bedeutung; bald wurden alle Gesammtunternehmungen der Soldaten durch solche
Trompeten- oder Hornsignale geregelt. Seit mehreren Jahrhunderten bezeichnet
man sie auch als Feldstücke. Es sind dies kurze, bestimmt charakterisirte
Sätzchen, von denen das eine zum »Sammeln«, das andere zum »Fertig zum
Angriff machen«, ein drittes zum »Angriff«, ein viertes zum »Rückzug» u. s. w.
auffordert. Um ihre Ausführung zu erleichtern und sie möglichst schallstark
werden zu lassen, beschränken sie sich auf die Naturtöne der Trompete auf:
c — g — c^ — e^ — g^ — c^ und sie sind nur melodisch rhythmisch von einander unter-
schieden. Sie sind also, da sie auf den Accord basirt sind, Accordsignale
im eigentlichen Sinne. Selbstverständlich finden solche Trompetensignale auch
bei anderen Angelegenheiten Anwendung. Die sogenannte Fanfare ist nur ein
etwas erweitertes Signal, das die Ankunft hoher Herrschaften, oder den Beginn
einer Festlichkeit und dergl. ankündigt. Da alle diese Signale einer ganz be-
stimmten Deutung unterliegen, so sind sie vielfach von den Meistern der Ton-
kunst in ihren instrumentalen Tongemälden echt künstlerisch verwendet worden.
In den sogenannten »Schlachtgemälden« sind sie selbstverständlich nicht zu ent-
behren, aber auch in vielen andern Fällen sind sie, und meist viel mehr künst-
lerisch eingeführt worden. Geniale Beispiele bieten Beethovens Leonoren-
(Fidelio) Ouvertüren. Schon in der kleinern (in E-dur) findet eine solche
Fanfare ihren bedeutsamen Platz:
Viel treffender noch ist die Trompetenfanfare in der grossen Leonoren-
Ouvertüre verwendet, so dass durch sie die Katastrophe angedeutet wird:
^^^3i5sf^i3ii^s
438
Silva-PoU — Sinico.
In ähnlich geistvoller Weise hat der Meister auch die eine Trompetenfanfare
in seiner Musik zu der Traurascene in Groethe's Egmont eingeführt:
Flöten,
Oboen,
Klarinetten,
Fagotte,
Tromba
inD.
,=E^äS^ä^^ E3^=P^g^^jTlli-?^=:^S
r
-^-
-tj®-
^
I
u. s. w.
=^m^^^:^^^i^^s^^^
Häufig werden sie selbstverständlich bei dramatischen Darstellungen durch Scene
und Situationen bedingt; wie in Glucks »Alceste«, wo durch sie in der ersten
Scene der Herold angekündigt wird. In solchen Fällen werden sie dann wol
auch mehrstimmig behandelt, wie von Wagner in seinem »Lohengrin«,
Eine prachtvolle Verwendung und Verarbeitung einer mehrstimmigen Fanfare
bietet Beethovens grandiose Ouvertüre Op. 124.
Silva-Poll de, David (IX, 261), erblindete völlig, und seine Mutter Anäis
S. schrieb seine Compositionen nach seinem Dictat nieder. In Folge einer
schweren Krankheit starb er in Clermont (Oise), wohin er gebracht worden
war, am 9. Mai 1875. Er hinterliess ausser den gedruckten noch sehr zahl-
reiche grössere Compositionen im Manuscript.
Simon, Jean Henri, belgischer Componist und Violinist, wurde in Ant-
werpen im April 1783 geboren und starb daselbst 1861. Seine musikalischen
Anlagen die sehr früh hervortraten, erhielten ihre Ausbildung in Paris, wo er
bei Houssaye und Rode im Violinspiel, bei Qossec, Catel und Lesueur in der
Composition Unterricht erhielt. In Antwerpen, wohin er zurückkehrte, erwarb
fir sich als Violinist und Componist eine sehr geachtete Stellung. Hauptsäch-
lich fanden seine Kirchencompositiouen, die wiederholt zur Aufführung gelangten,
viel Anklang. Es sind zu nennen: drei Messen; mehrere Oratorien; sieben
Violinconcerte; eine Ouvertüre; eine Cantate; Chöre; verschiedene Compositionen
für Violine und für Gesang. Zu den Schülern Simons gehören unter anderen
Meerts, Prof. des Violinspiels in Brüssel, Janssens und Vieuxtemps.
Singel^e, Jean Baptiste (IX, 266), war auch in München eine Zeitlang Or-
chesterdirektor. Er veröffentlichte weit über 100 Compositionen. Mit seiner Toch-
ter Louisa, Schülerin des Brüsseler Conservatoriums, durch ihn zur Violinistin ge-
bildet, unternahm er Concertreisen. Später ging diese, da sie auch zur Sängerin
ausgebildet war, zur Bühne. Von 1872 — 77 gehörte sie den Theatern »Athenee«
und »Lyrique« in Paris an, unter dem Namen Singelli auch einige Zeit der
italienischen Oper in London. S. starb in Brüssel am 29. September 1875.
Sinico, Giuseppo (IX, 272), war Tenorsänger und als solcher in Madrid,
Oporto, Florenz und Mailand thätig; der Componist und Begründer von Gesang-
schulen ist sein Bruder, mit dem er gemeinschaftlich ausgebildet worden war:
Sinico, Francesco, ebenfalls in Triest am 12. December 1810 geboren,
war Schüler des Organisten Andreuzzie und des Kapellmeisters Farinelli. Er
übernahm noch ziemlich jung die Direction der Philharmonischen Concerte in
Triest, wobei er sich sehr geschickt zeigte. Nachdem er auch mit einigen
Chören und der Musik zur Tragödie von Somma: »Parisina« debütirt, die
Oper: »t Virtuosi di Barcelona« und mehrere Kirchenmusiken zur Aufführung
gebracht, erhielt er 1843 die Kapellmeisterstelle an der Jesuitenkirche in Triest.
Von dieser Zeit an widmete er seine ganze Zeit, die ihm seine Amtsthätigkeit
Sinico ~ Smart. 439
übrig Hess, der Begründung von Volks-Gesangschulen in seiner Vaterstadt.
Zuerst gelang es ihm unter dem Schutze der Muuicipulität, eine Gesangschule
für Kinder ins Leben zu rufen. Nachdem er mit einem Chor von achtzig
Kindern in kurzer Zeit nach der Methode Wilhem sehr gute Resultate erzielt
und diese öflontlich dargelegt hatte, eröffnete er eine zweite Schule für Kinder
und eine andere Chorschule für Arbeiter beiderlei Geschlechts. Eine Folge
seiner rastlosen Bemühungen war ferner die Einführung des Gesangunterrichts
in acht Volksschulen unter seiner Oberleitung. Er veranstaltete viele Concerte,
meist zu wohlthiitigen Zwecken, wo er oft an der Spitze eines Chors von
tausend und mehr, von Männern, Frauen und Kindern stand, den, mit den
besten Compositionen bekannt zu machen, er unaufhörlich bestrebt war. Er
führte unter anderen Oratorien von Händel und Haydn, die Messen von Cheru-
bini und Beethoven auf. Er selbst componirte auch Messen, Hymnen u. dergl.
zum Gottesdienst für seine Kapelle. S. starb in Triest am 18. August 1865.
Sein Sohn :
Sinico, Giuseppe, geboren zu Triest am 10. Februar 1836, schrieb die
Opern: -aMoscheltieriti und -aMarinellaK, die mit Beifall gegeben wurden, im
Uebrigen widmete er sich wie sein Vater dem Unterricht. Er gab das darauf
bezügliche Buch heraus: nBreve Metodo teorico pratico di canto elementare per
uso delle scuole popolari di canto per adulti.
Sivori, Ernest Camille (IX, 277), wurde am 25. October 1815 (nicht
6. Juni 1817) geboren.
Skaudinavische Musik s. »Nachtrag«.
Skibiuski, Luibitch, Hofpianist von Rumänien und Componist, schrieb
die erste Oper über einen rumänischen Text » Verful cu dora, welche in Bukarest
am 6. Februar 1879 aufgeführt wurde. Das Libretto ist (unter dem ange-
nommenen Namen P. de Laroc) von der Prinzessin Elisabeth von Rumä-
nien verfasst.
Skranp, Job. Nep. (IX, 280), starb in Prag am 18. November 1865. Er
gab auch einige theoretische Werke in böhmischer Sprache heraus, darunter
»Theoretisch und praktischer Lehrgang der Musik, für Lehrer und Direktoren
von Kirchen-Gesangschulen (Prag, 1862, 254 S.)
Skuhersky, Franz, geboren im Jahre 1830 zu Opocno in Böhmen, ab-
solvirte neben den Gymnasialstudien in den Jahren 1845 und 1846 die Prager
Organistenschule, und genoss dann noch bei Direktor C. J. Pitsch und Direktor
J. Fried. Kittl Privatunterricht. Dadurch gedieh er zu einem tüchtigen Ciavier-
spieler und geschmackvollen Componisten. Im Jahre 1852 gab er die medic.
Studien , die er auf der Universität zu Prag und Wien kultivirte , auf und
widmete sich nun ganz der Kunst. Durch Aufführungen von Compositionen aller
Gattungen, machte er sich einen guten Namen und 1854 wurde er als Kapell-
meister des Musikvereins und Chordirektor der Universitätskirche nach Inns-
bruck berufen. Hier erwarb er sich durch Hebung der Musikzustände Ver-
dienste, weshalb ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich im Jahre
1866 die grosse goldene Medaille für Kunst und Wissenschaften verliehen
wurde. Im selben Jahre folgte er dem Rufe als Direktor der Lehranstalt für
Kirchenmusik nach Prag. Im Jahre 1868 wurde er zum Chordirektor bei
St. Triuitas und bald darauf zum Vorspieler Sr. Maj. des Kaisers Ferdinand
und zum Direktor der k. k. Hofburgkapelle ernannt. S. gehört unter die all-
seitig gebildeten, denkenden Musiker. Von seinen zahlreichen Compositionen
(vier Opern, zwanzig Messen, Sinfonien, Ouvertüren, Lieder u. s. w.), von
denen sich die dem kirchlichen Gebiete angehörenden, wie die Motetten, die
Messe B. Agnetis, y>Ferdinandi imperatorisa, ungetheilter Anerkennung erfreuen,
sind über vierzig Werke bis jetzt im Druck erschienen. Auch als Pädagog
steht S. in gutem Ruf.
Slam» (IX, 281), starb am .30. April 1879 in Wien.
Smart, George Thomas, Sir (IX, 282), ist am 10. Mai 1776 zu London
440 Smart — Sokolovka.
geboren, machte als Sängerknabe der königl. Kapelle St. James seine musi-
kalischen Studien unter Dr. Ayrton und später unter Dr. Arnold (Westm.-
Abtey). Dr. Dupuis war sein Lehrer im Orgelspiel und ernannte ihn dann
zu seinem Substituten, Gramer unterrichtete ihn im Clavierspiel, bei Salomon
war er als Violinist thätig. 1822 ward er Organist, 1833 Componist der königl.
Kapelle St. James wie auch Organist des Freimaurerordens und Ritter. Bedeu-
tend ward er nur als Dirigent. Seit 1813 dirigirte er 13 Jahre lang die
Oratorien in Covent-Garden und Drury-Lane. In letzterem führte er 1814
Beethovens »Christus am Oelberg« in England zum ersten Male auf. Von
1816 — 44 dirigirte er 49 Concerte der Philharmonie-Society und 25 Provinz-
Musikfeste. Am 21. März 1825 brachte er in London erstmals Beethovens
9. Sinfonie. Smart besuchte darauf den Meister in Wien. Auf der Rückreise
besuchte er Mendelssohn in Berlin und lud diesen nach London ein, 1835
brachte er dessen »Paulus« in Liverpool zur Aufführung. Weber vollendete
seinen Oberon in Pmarts Hause, und starb dort bald nach der Aufführung am
5. Juni 1826. Durch Joah Bates angeregt, führte Smart auch viele Händeische
Werke auf, zeichnete sich ferner durch Heranbildung vieler Zöglinge aus und
starb am 23. Februar 1867, 91 Jahr alt.
Smart, Henry (IX, 282), war der Neffe des George Thomas Smart,
wurde in London am 25. October 1812 geboren und starb daselbst am 6. Juli
1879. Er gehörte als Organist zu den besten seines Faches, und war auch
talentvoller Improvisator, Obgleich erblindet, entwickelte er auch als Componist
eine ungemeine Thätigkeit. Er schrieb die Cantate mit Orchester »Bride of
Dunkeron<f.\ Cantate für Frauenstimmen r>The Fischermaidensa; eine dritte y>King
Pornes Daughter<.<. , sämmtlich aufgeführt; mehrere Messen für Orgel und eine
erhebliche Anzahl ein- und mehrstimmiger Lieder (Songs), die in England
weit verbreitet und theilweise sehr beliebt sind. S. war Organist an der Pan-
kratiuskirche in London und Mitglied des Organisten-Collegiums.
SmitS) Willem, geboren am 22. October 1804 in Amsterdam, ist Com-
ponist sehr zahlreicher Chorcompositionen, auch solcher für den Schulgebrauch
und für Männerstimmen, einer Oper y>De Geloftea^ (Amsterdam, 1840), mehrere
Cantaten, Messen u. s. w. Für die Hebung des Volksgesanges hat er sich in
den Niederlanden, speciell in Amsterdam, sehr verdient gemacht. Er verfasste
das Buch y>IIandleidi7ig en schoolboeJc voor het volJczanga u. s. w., welches sehr
verbreitet ist. S. erhielt mehrere Orden und ist Ehrenmitglied zahlreicher
Gesellschaften.
Snoeck, Cesar, Musikliebhaber, geboren gegen 1825 in Belgien, lebt in
Renaix als Notar. Er besitzt eine der umfangreichsten vollständigsten und
schönsten Sammlungen von Musik-Instrumenten , die er durch eignen Sammel-
fleiss in mehr als fünfundzwanzig Jahren zusammengebracht hat. Alle Instru-
mente, von der Pan-Flöte bis zu unseren modernen Instrumenten sind vertreten;
sie sind sehr gut erhalten und in zwei Sälen aufgestellt, wo denjenigen, die
sich dafür interessiren , die Besichtigung der Schätze vom Besitzer keineswegs
vorenthalten wird.
Sobolewski, Eduard (IX, 285) , starb am 23. (nicht 28.) Mai 1872 in
St. Louis in Amerika.
Soffl, Pasquale, geschätzter Kirchencomponist, der gegen 1732 in Lucca
geboren wurde und dort gegen 1810 starb. Er war als Organist und Lehrer
ausgezeichnet und bildete treffliche Künstler, darunter Domenico Quilici und
Donato Barsanti. S. schrieb auch zahlreiche Compositiouen , darunter das
Oratorium »Der Apostel Thomas«. Zur Feier des Cäcilientages wurden in
Lucca in den Jahren 1761 — 1807 einundzwanzig Messen seiner Composition
aufgeführt. Andere für die heilige Woche geschriebene gelangen noch heute
dort zur Aufführung.
Sokolovka nennt Cerveny ein, von ihm construirtes Turnerhorn, das in
F steht und einen angenehmen, aber durchdringenden Ton besitzt.
Soliva — Staffa. 441
Soliva, Carlo Evasio (IX, 293), starb in Paris am 23. Dec. 1853.
Soitiis (IX, 298), der Ijoriilimte italieuische Violinist, dem der betreffende
Artikel im Hauptwerk gilt, heisst mit Vornamen Giovanni Battista (nicht
Lorenz). Er starb in Turin am 14. August 1763. Sein Bruder ebenfalls
Violinist, dir aber nicht hervortrat, hicss Lorenzo. Die Bildnisse in Oel
beider Brüder liofiiiden sich in der i'orträt-Samnilung des musikalischen Lyce-
ums in Bologna.
Sor, Fernando (IX, 312), wurde nicht in Barcelona, sondern in ^ladrid
und zwar am 14. Februar 1778 geboren.
Soriauo Fuertes, Mariano (IX, 315), starb in Madrid im April 1880.
Er veröffentlichte noch: n Memoria sohre las sociedates corales en Espanat; und
iiEspaha artistica e industrial en la Exposicion de J807<t.
Soubre, Etienne Joseph (IX, 318), starb in seiner Vaterstadt Lüttich
am 8. September 1871. Von Henri Vieuxteraps erschien eine biographische
Notiz über ihn in »Annuaire de VÄcaJemie royale de Belgique<i und im Separat-
Abdruck (Brüssel, Hayes, 1872, in 12).
Sourindro, Mohun-Tagoro, indischer Rajah, leidenschaftlicher Musik-
freund, der sich auch mit dem Studium der Musik angelegentlich beschäftigt,
und mehrere unten augeführte Werke veröffentlichte, gründete in Calcutta die
erste Musikschule in Bengalen. Das Institut, in der Art unserer europäischen
Conservatorien eingerichtet, wurde am 3. August 1871 eröffnet. Die Kosten
desselben bestreitet S. fast ausschliesslich. Es sind nur einheimische Lehrer
angestellt, welche in der Theorie, dem Gesang, dem Bahoolin (Violine), dem
Mrdunga (Blasinstrument) und der Sitara unterrichten. Vor mehreren Jahren
waren acht Lehrer und sechzig Schüler an dem im Aufblühen begriffenen In-
stitut thätig. Der Schüler hatte monatlich eine Ruppie zu zahlen. Die Preise
welche alljährlich ausgetheilt werden, bestehen wie bei uns in Büchern und In-
strumenten. S. veröffentlichte nSayigita-Sära-Sangrahasa (Calcutta, 1875), ein Werk
welches mit Anmerkungen versehene theoretische ältere Abhandlungen über
Tonarten, Rhythmus, über Takt, über die Instrumente und den Tanz enthält.
Ferner ^Victoria Gitika<i (Calcutta, 1875, in 8^), eine Sammlung von 118 Ge-
sängen in der Sanskritsprache, Worte und Musik von Rajah S. Den Inhalt
der Dichtung bilden meistens Vorgänge aus der englischen Geschichte; der
Musik in Hindostanischer Schreibweise ist auch eine Notation in der Euro-
päischen beigegeben. Ein anderes Werk von ihm enthält fünfzig Gesänge in
Sanscrit zur Ehre des Pi'inzen von Gallien, Dichtung und Musik von Sourindro-
Tagore. Dem Brüsseler Conservatorium machte derselbe eine complette Samm-
lung Hindostanischer Musikinstrumente zum Geschenk, und der köuigl. Bel-
gischen Akademie eine Reihe von Schriften und Werke über indische Musik.
S. ist Mitglied der Akademie der heil. Cäcilia in Rom.
Sowiusky, Albert (IX, 319), starb in Paris am 5. März 1880.
Spang-enberg, Johann (IX, 347), dessen Geburtsort heisst Hardegsen
nicht Hardeiseu.
Speyer, Wilh. (IX, 351), starb in Frankfurt a/M. am 4. April 1878.
Speranza, Antonio (IX, 352), ist nach Franc. Regli (Dizioriario hiograßco)
in Mantua 1812 geboren und starb geisteskrank 1850 in Mailand.
Spindler, Franz Stanislaus (IX, 372), starb am 8. September 1819 als
Domkapellraeister in Strassburg im Elsass.
Spittel, Wilhelm, geboren am 23. Februar 1838 in Molsdorf bei Erfurt,
besuchte durch drei Jahre die Universität und zugleich das Conservatorium in
Leipzig und wurde dann Direktor der Musikschule und 1876 Hoforganist und
Seminarlehrer in Gotha. Er hat sich namentlich als Orgelvirtuos bekannt ge-
macht und veröffentlichte auch einige Compositionen.
Staffa, Giuseppo, Baron, geboren in Neapel im December 1807, starb
daselbst am 18. Mai 1877. Er machte unter Franc. Ruggi und Giacomo Tritto
gründliche Musikstudien, brachte sieben Opern zur Aufführung, schrieb auch
442 Stainer — Stefien.
Kirchenmusik und verfasste eine Harmonie- und eine Compositionslehre. Als
Compositionslehrer bildete er mehrere gute Tonkünstler, auch war er an den
Theatern »Fondo« und »Nuovo« in Neapel als Orchesterdirektor thätig; alles
aus grosser Vorliebe für die Musik, denn er befand sich im Besitze eines Ver-
mögens, das ihn ganz unabhängig machte. Er war Mitglied und Präsident
der Akademie der Wissenschaften und Künste in Neapel.
Staiuer, John, englischer Theoretiker, Musikschriftsteller und Componist,
Doktor der Musik, veröffentlichte zahlreiche Werke, zu welchen die folgenden
gehören: »Music of ihe ^iblea; »Dictionary of musical termsa, in Gemeinschaft
mit W. A. Barrett (London, Novello, in 8^); »A Treatise on harmonya (London,
Novello, vier Auflagen) ; y>Christmas Carolsv. (alte und neue Weihnachtsgesänge,
die Worte von Rev. Henry Eamsden Bramley, die Musik von St. edirt (London,
Novello); »Tä<? School round booka, Sammlung von hundert Rondos, Catsches
und Canons, Woi'te von Powell Metcalfe, Musik von Stainer. Ferner gab St.
von seinen Compositionen : Gesänge, Magnificat, die Cantate »The Daugter of
jairus« u. a. heraus.
Stangre, Hermann, ist am 19. December 1835 in Kiel geboren und wurde
dort, nachdem er längere Zeit in Hannover, Neuried und England und von
1866 — 76 als Domorganist in Schleswig thätig gewesen war, Organist an der
heil. Geistkirche und Dirigent des Gesangvereins. Er ist namentlich als Orgel-
virtuose und als Dirigent rühmlichst bekannt.
Stainleiu, Saaleinstein, Louis Charles Corneille, Graf tou, geboren
am 3. Juli 1819, erlangte auf dem Violoncello so bedeutende Fertigkeit, dass
er sich in Deutschland und Frankreich mit Anerkennung öffentlich hören lassen
konnte. In Paris gab er mit Sivori, Casim. Ney, Van Gelder und Ernst
Lübeck vier Kammermusiksoireen, in welchen auch von seiner Composition
zwei Quartette, ein Trio und eine Sonate für Violoncello und Ciavier zur Aus-
führung kamen. Er liess sich später in Belgien nieder und starb am 22. Nov.
1867 in Angleur-les Lieyes.
Stanistreed, Henry Dawson, englischer Pianist, Organist und Componist,
machte seine Musikstudien an der Singschule der Kathedrale von York, wurde
Baccalaureus und Dr. der Musik, und übernahm in Bandon in der Grafschaft
York eine Organistenstelle. Er schrieb Kirchenmusik.
Stark, Humphrey John, englischer Pianist, Organist und Componist,
Mitglied des Organisten- Collegiums, erwarb 1875 den Grad eines Baccalaureus
an der Universität Oxford. Er ist gegenwärtig als Organist und Chordirigent
an der Trinity-Kirche und als Lehrer der Harmonie am Trinity-CoUegium
thätig. Er schrieb Orgelstücke und Kirchenmusik, auch mit Orchesterbegleitung.
Steenhuis, Tjerko, niederländischer Tonkünster, in Appingedan 1840
geboren, studirte in Leipzig unter Moscheies, Richter und Carl Reinecke und
wurde nach seiner Rückkehr ins Vaterland als Organist in Groningen angestellt.
Er schrieb Lieder und Ciavierstücke.
Stefaui, Johann (IX, 410), starb am 22. Februar 1829 (nicht 1819).
Steffen, Hans (zuweilen schrieb er sich auch Johannes Stephan), war der
Sohn des königl. Raths Heinr. Steffen zu Itzehoe und ein tüchtiger Musiker
und Componist, der grosse Berühmtheit erlangte. Im jugendlichen Alter noch,
nachdem »er mit vielen Unkosten ausgebildet worden, zu dem, dass er eine
Zeit lang bei einem Orgelmacher gewesen«, war von dem Rathe als Nachfolger
des 1589 verstorbenen Organisten an St. Lamberti Franz vorgeschlagen worden,
musste aber seinem Nebenbuhler Herm. Segebade, Sohn des Hofpredigers der
Herzogin Dorothea von Braunschweig-Lüneburg, weichen. Nicht lange darauf
ward der alte Johannis-Cantor Jobst Funke dienstunfähig, Steffen übernahm
einstweilen dessen Stelle und ward dann als Organist provisorisch, seit 1595
definitiv auf zwanzig Jahr angestellt. Er gehörte zu den 53 Organisten, die
1595 nach Groningen berufen wurden, um das, in dortiger Schlosskirche neu
erbaute Orgelwerk zu spielen. Von der hohen Achtung die er in Lüneburg
Stcgpnl - Stil. 443
genoes, zeugt die Fassung des, am Montage nach Estoraihi 1615 erneuerten
Contractß in dem er der »kunstreiche .lohannes Slephana genannt wird. Darin
gedenkt der Eath auch der grossen Anzahl der »iJiscipulen, welche nach der
Orgel- auf und ablaufena. St. starb 1G16. Nach seinem Tode erschienen:
Neue Teutsche weltliche Madrigalen und Ballaten von ihm. Dem Käthe der
Stadt widmete er 1600 etliche deulsche Gesänge.
Steggnl, Charles, englischer Pianist, Organist und Componist der Gegen-
wart, besuchte als Schüler die köuigl. Akademie in London unter Sterndal-
Bennett. Er wurde 1851 Doktor der Musik und im folgenden Jahre Lehrer
des Orgelspiels und der Harmonie an der künigl. Akademie und Organist an
der Christ-Kirche; die letztere Stelle übernahm er später auch an anderen
Kirchen. Man hat von ihm Anthems für Singstimmen und Orchester, eine
geistliche Cantate ebenfalls mit Orchester, den 33. Psalm, Messen und andere
Kirchencompositionen und eine Concertouverture.
Steinkühler, Emil (IX, 419), musste Lille, den Ort seiner "Wirksamkeit,
1870 — 71 wegen der Kriegsereignisse verlassen, worauf er sich in Gent nieder-
liess, dort starb er bereits am 22. November 1872.
Stehle, Sophie, königl. bayr. Hof- und Kammersängerin, ist 1835 in
Sigmaringen geboren und wurde zur Sängerin ausgebildet. Bei ihrem ersten
Auftreten in Stuttgart stellte man ihr kein günstiges Prognostikon, allein Franz
Lachner wusste ihre bedeutenden Mittel sofort zu schätzen und eröffnete ihr
an der Münchener Bühne einen Wirkungskreis, in welchem sich sehr bald ihr
herrliches Talent entfaltete. Durch Gastspiele wurde sie auch im übrigen
Deutschland bekannt und überall fanden ihre trefflichen Stimmmittel, wie ihre
Schule und ihr durchdachtes Spiel lebhafteste Anerkennung. Sie war im Con-
certsaal nicht minder beliebt und gefeiert, wie auf der Bühne. 1874 verheiratete
sie sich mit dem ehemaligen Hannoverschen Gesandschafts-Attache Baron von
Knigge und entsagte der Bühne.
Stengel, Gottfried (IX, 424), starb 1868 im December in Dessau.
Steuzell, Johann, Edler von Pflichten, Ritter, der Römischen Kayser-
lichen Maystät gewesener Fendrich in Ober- und Unter-Ungarn, auch der
gnädigen Stadt Danzig durch der gnädigen 72 Hansestädte Intercession be-
stallter Rittmeister über 100 Pferde«, ward durch eine schmeichelhafte Bestallung
des Churfürsten Johann Sigismund vom 4. Februar 1611 als Rittmeister und
Fiolist im Hoflager zu Cöln an der Spree ausgezeichnet. In der Bestallung
heisst es: wie Ingleichen dahero dass von Menniglich er vor den fürtrefflichsten
Fiolisten und Geiger in ganz Europa geachtet und gehalten.
Stephen de la Madeleine (IX, 425), starb am 3. Sept. 1868 in Paris.
Steruberg, Constantin, geboren 1850 in Petersburg, machte seine Musik-
studien seit 1864 am Leipziger Conservatorium, war dann mehrere Jahre als
Musikdirektor thätig, und ging darauf nach Berlin, um den Unterricht von
Th. Kullak noch zu geniessen. Seit 1875 concertirte er mit vielem Erfolg als
Pianist, bis er sich in Schwerin niederliess, wo er ein Musikinstitut gründete.
Er hat mehrere Werke für Ciavier veröffentlicht.
Stiava, Francesco Maria (IX, 431), wurde 1640 in Lucca geboren, wo
er 1702 auch starb.
Stierlein, Ambrosius, Kirchencomponist, geboren 1767 in Säckingen in
der Schweiz, trat 1767 ins Kloster Mariaschein, in dem er 1809 starb. Er
war guter Organist und Componist von zwölf drei- und vierstimmigen Messen,
sieben Vespern, Magnificat, Offertorien und Motetten. Sein Bruder Augustin
auch Organist, legte 1801 in demselben Kloster seine Gelübde ab. Er starb 1822.
Stil (IX, 433), der Stil, als die besondere Art der Verwendung des künst-
lerischen Darstellungsmaterials, wird hauptsächlich durch die Individualität des
schaffenden Künstlers bedingt. Allerdings ist dieser dabei an die besondere Natur
des Materials ebenso gebunden, wie an die besondere Form, in welcher der
allgemeine Inhalt bereits Ausdruck gefunden hat, aber nur indem er diese
444 S^il'
in bestimmter Richtung entwickelten Formen und Kunstmittel in eigenthüm-
licher Weise verwendet, kommt er zu einem besondern Kunststil, durch den er
erst durchgreifend bedeutungsvoll für die Kunstgeschichte und Kunstentwickelung
wird. Es ist gezeigt worden, dass die Nachahmungsformen im Grunde
nicht einem besondern Inhalt ihre Entstehung verdanken, sondern aus der
Gesangspraxis der früheren Jahrhunderte hervorgingen. Das christlich religiöse
Empfinden fand in ihnen aber den entsprechendsten Ausdruck, und so wurden
Canon und Fuge und die verwandten Formen zur charakteristischen Grund-
lage für den Kirchenstil. Ohne sie in den Grundzügen irgendwie zu ver-
ändern, gestalten sie dann ganze Völker und einzelne Meister wesentlich anders,
nach ihrer abweichenden religiösen Anschauung. Die Niederländer behandeln
sie anders als die Italiener und die Deutschen, und auf dem Grunde dieser
nationalen Sündergestaltung gewinnen auch die einzelnen Meister der Nationa-
litäten ihre Sonderstellung durch einen eigenthümlichen Stil. Obgleich die
Fugen und Canons der Niederländer genau denselben Organismus haben, wie
die eines Job. Seb. Bach, so sind sie doch in ihrer Wirkung grundverschieden.
Das, allen Gemeinsame, ist der allgemeine Stil der Nachahmungsformen, und
das, wodurch sie sich unterscheiden, der besondere der Nationen und der In-
dividuen. Die Nachahmungsformen sind deshalb die entsprechenderen für die
Kirchenmusik geworden, weil sie am ehesten jene ernste Stimmung hervorrufen,
welche das ßewusstsein von der Nähe Gottes erzeugt. Selbstverständlich ist
diese ernste Stimmung auch in anderer AVeise zu erzeugen , durch eine freiere
Polyphonie und selbst durch eine entsprechende Homophonie. Sobald aber die
Kirchenmusik diesen ernsten, würdigen Charakter aufgiebt, den selbst die freu-
dige, jubelnde religiöse Stimmung trägt, wird sie entweder stilwidrig oder stil-
los. Das Bewusstsein der Nähe Gottes bändigt den Ausdruck höchster Freude
und lautesten Dankens, deshalb erscheinen die meisten kirchlichen Werke von
Joseph Haydn selbst stilwidrig, weil in ihnen meist die Stimmungen ohne die,
durch das Gotteshaus gesetzten Schranken zum Ausdruck kommen und Werke
wie »Der Tod Jesu« von Graun sind stillos, weil hier weltliche und kirchliche
Ausdrucksweisen bunt durch einander gemischt sind. Die Wahrung der Stil-
einheit ist das erste Erforderniss für die künstlerische Gestaltung; die Aus-
prägung eines individuellen Stils aber verleiht dem Künstler historische Be-
deutung, wenn dieser von innen heraustreibt, und nicht aus der einseitigen
Pflege besonderer Darstellungsmittel erzeugt wird. Diese führt zur Manier
(s. d), welche nur vorübergehend interessiren kann. Den Stil schafft sich eine
allseitig reich ausgestattete Künstlerpersönlichkeit; in Manier zerfällt das, nur
einseitig begabte Geschick, das nur in einer engbegrenzten Richtung erfolgreich
zu arbeiten versteht, und nur so lange interessirt, als die besondere Pflege
specieller Ausdrucksmittel neu erscheint. Daher können auch nur einzelne
Arbeiten dieser Manieristen, in denen die Manier besonders scharf oder zuerst
eclatant ausgeprägt erscheint, auf Beachtung Anspruch machen ; alle andern ver-
fallen nur zu früh der Vergessenheit. Auch die bewusste Nachahmung eines be-
stimmten Stils erzielt bei den Meistern andere Resultate, als bei den blossen
Manieristen. Es sind bekanntlich eine Reihe deutscher Meister zu nennen,
welche die verschiedenen Stilarten der Italiener wie der Franzosen sich aneig-
neten, und ganz bewusst Tonstücke in dem einen oder anderen Stil schrieben;
allein sie thaten dies doch auch nur so, dass sie diesen wesentlich anders ge-
stalteten. Die Opern, welche Händel und Gluck und auch noch Mozart im
italienischen Stil schrieben, unterscheiden sich doch im wesentlichen Punkte
von denen der Italiener, obgleich sie nach den auch von diesen festgehaltenen
Gesichtspunkten gearbeitet sind, und welche Bedeutung diese verschiedenen
Stile dann für die Weiterentwickelung des betreffenden Meisters gewinnen, ist
an verschiedenen Stellen weitläufig gezeigt worden. Der blosse Nachahmer der
besondern charakteristischen Züge einer Stilart kommt niemals über diese
hinaus, er gelangt nur zur Manier.
Stockhausen — Strauss. 445
Stockhausen, Franz (IX, 458), starb in Colmar gegen 1868. Seine Gattin,
geborene »Sclimuck (IX, 458), elienfulls in Colmar am 6. October 1877.
Stössel, Niculaus (IX, 464), starb in Ludwigslust am 13. Mai 1839.
Stoltz, Jules, Pianist, Organist und Coraponist, ist in Frankreich gegen
1850 geboren und war Schüler der Niedermeierschen Schule für Kirchenmusik,
an welchem Institut er zur Zeit Professor des Gesanges ist. Als Orgelspieler
machte er sich vortheilhaft bekannt durch Orgelconcerte nach Art der eng-
lischen »recitals«. Ausser Compositionen für Orgel kennt man von ihm ein
grosses Oratorium T>Pythonisse cVEndor ou Saul evoquant Votnhre de Samueh
aufgeführt im April 1880.
Stolz, Teresina, ausgezeichnete dramatische Sängerin, geboren in Triest
1840, trat zuerst in Mailand auf und errang dann auch auf anderen grossen
Bühnen Italiens bedeutende Erfolge, besonders als Aida in der Verdischen
Oper, die sie in Mailand, später in Paris zuerst sang. Sie inaugurirte auch
andere Partien Yerdischer Opern in Italien und in Paris.
Stonmon, Oscar, belgischer Componist, ist zu Lüttich am 20. August
1835 geboren, verliess das Studium der Rechtswissenschaft um das der Musik
zu betreiben. Nachdem er einen vollständigen Cursus in der Composition durch-
gemacht hatte, trat er als dramatischer Componist auf. In dem Zeitraum von
1860 — 75 wurden in Brüssel und Lüttich fünf komische Opern, zum Theil in
einem Akt, Worte und Musik von St. und sieben Ballette aufgeführt. St., der
auch drei Schauspiele zur Aufführung brachte, ist zur Zeit Direktor des Theaters
La Monnaie in Brüssel.
Stradella, Allessandro (IX, 467), wurde in der Zeit zwischen dem
6. und 16. Juni 1681 ermordet und zwar zu Genua, wohin er gereist war, um
zur Trauung eines vornehmen Paars: Carlo Spinola mit Paola Brignole eine
Serenata- aufzuführen. Diese Trauung fand am 6. Juni 1681 statt. Die Serenata
führte den Titel: »7Z Barcheggioi, und die auf der Bibliothek zu Modena vor-
handene Partitur trägt auf dem letzten Blatt die Bemerkung: »16SJ. 16 giugno,
Vutima composizione del Sigti. Stradellaa. Von seinen Compositionen sollen noch
vorhanden sein: 11 dramatische Werke; 6 Oratorien; 20 verschiedene kirch-
liche Werke; 8 Cantaten; 3 Motetten: 2 Sinfonien. lieber Stradella sind zwei
Schriften herausgegeben, die wichtigere in italienischer Sprache: y>DeUe Opere
di Allessandro Stradella esistenti nelV Archivio musicale della H. Bihlioteca Pala-
tina di Modena eleuco, co?i prefazione of e note di Angelo Catelanid (Modena,
Vincenzi, 1866, in 4*^). Ausserdem veröffentlichte P. Richard, Conservator der
kaiserl. Bibliothek in Paris, im Journal »Le Menestrel«, ziemlich zu derselben
Zeit, eine kleine Studie über Stradella.
Strangs, Joseph (X, 7), der zweite Sohn des beliebten Walzercomponisten
Joh. Strauss, wurde in Wien am 20. August 1827 geboren. Obwol für den
Beruf eines Ingenieurs bestimmt, studirte er doch mit Eifer Musik und erlangte
besonders als Ciavierspieler bedeutende Fertigkeit. Nachdem er, während sein
Bruder Joh. sich auf einer Reise befand, dessen Kapelle mit sehr vielem Ge-
schick geleitet hatte, wendete er sich ausschliesslich zur Musik und dirigirte
zunächst abwechselnd mit seinem Bruder Joh. dessen Kapelle, und leitete, nach-
dem dieser sich ganz von der Directionsthätigkeit zurückgezogen hatte, sie in
Gemeinschaft mit dem jüngsten Bruder Eduard. Er unternahm mit der Kapelle
Reisen nach Deutschland und Russland. 1870, im Begriff die Direction der
Concerte im Schweizergarten in AVarschau zu übernehmen, erkrankte er gleich
nach seiner Ankunft daselbst heftig, und starb in Folge eines Gehirnschlages
nach einer beschleunigten Rückkehr in seiner Vaterstadt am 22. Juli 1870.
Als Componist von Tänzen hat er sich gleich seinem Vater und Bruder viele
Freunde erworben. Seine Walzer haben jedoch mehr den träumerischen Charakter
der Lannerschen Tänze. Sein jüngerer Bruder:
Stranss, Eduard, geboren am 15. März 1835, bildete sich auf seinen
Wunsch für den Beruf des Musikers aus, er wurde Schüler vom Hof-Kapell-
446 Streioliinstrumente — Stumme Violine.
meistei- Gottfried Preyer und entwickelte sowol als Clavierspieler wie als
Violinist und Harfenist sehr ansprechendes Talent. 1861 übernahm er die
Leitung von Concerten, theilte dann wie schon erwähnt, die Direction der
Strauss'schen Kapelle mit seinem Bruder Joseph und behielt dieselbe nach
dem Tode desselben allein bei. Die Kapelle verstärkte er hierauf bis auf fünf-
zig Mann. Durch schwungvolle Direction erhält er zur Zeit den Ruf der, in
Wien so beliebten Strauss'schen Concerte aufrecht, in denen er ausser den
klassischen Werken, die er in das Programm aufnimmt, die Composition seines
Vaters, seiner Brüder und seine eigenen zur Geltung bringt. Die Zahl der
Letzteren beläuft sich auf ungefähr einhundertundvierzig.
Streicbinstrumento (X, 9). In dem Bau und der Einrichtung einzelner
Streichinstrumente sind in neuerer Zeit wieder einige Veränderungen versucht
worden. Für den entsprechenderen Bau der Bratsche (Viola alta) hat Hermann
Ritter (s. d.) neue Gesichtspunkte entwickelt und sie auch praktisch durchge-
führt; mit dem Contrabass aber hat das Mitglied des Leipziger Theater- und
Gewandhausorchesters Carl Otho einige wichtige Neuerungen vorgenommen.
Er hat dem Instrument zunächst die fünfte tiefere (7-Saite zugegeben, wodurch
die Töne:
gewonnen werden. Die Saite hat einen Durchmesser von 10 mm. Ein circa
2 mm starker Stahldraht ist seiner Länge nach mit Seidenfäden belegt, auf
die Seidenschicht ist dann ein einfacher Eisendraht gesponnen; die Eisendraht-
schicht ist dann wieder der Länge nach mit Seidenfäden belegt, und darüber
ist nochmals einfacher Eisendraht dicht gewickelt, dieser dann wieder mit
einer Schicht Seide dicht überlegt und als letzte Hülle ist über diese versil-
berter oder vernickelter Kupferdraht gesponnen. Der Contrabass, dessen Bau-
art breiter und kräftiger als gewöhnlich ist, hat ferner eine verstellbare Stütze,
durch welche er höher und tiefer gestellt werden kann, erhalten. Sie besteht
aus einer, in einen Holzkloben eingelassenen eisernen Hülse, in welcher sich
eine, mit einer Spitze versehene eiserne Stange befindet, die innerhalb derselben
leicht verschiebbar ist, und mit einer Schraube festgehalten werden kann, damit
beim Losschrauben die Stange nicht ihrer ganzen Länge nach in die Hülse
fahren kann, ist ein Ansatz angebracht.
Streit, Robert, Sohn des, in Brunn lebenden Regens chori Eduard Streit,
geboren den 4. März 1851, wurde in Folge seiner guten musikalischen Anlagen
von seinem Vater für das Musikstudium bestimmt. Er genoss deshalb im
Ciavier- und Violinspielen und auch in der Theorie einen gründlichen Unter-
richt. In seinem 18. Jahre trat er mehrmals als Clavierspieler mit Erfolg in
die Oeflfentlichkeit und wurde in Folge dessen als Musiklehrer bei dem Erz-
herzog Karl Ferdinand, wo er die Prinzen zu unterrichten hatte, eingeführt.
Er stellte einen sogenannten Gelenkstützer zur Befestigung des Handgelenkes
bei den ersten mechanischen Studien zusammen. Als guter Geiger wurde er
im Jahre 1870 für die Violinclassen der Brünner Musikschule gewonnen, und
mit dem Rücktritt des Lehrers Carl Brand übernahm er die Leitung des ganzen
Violinunterrichtes der Anstalt. Für den Violinunterricht stellte er ein Riem-
zeug zur Regelung der Bewegung des rechten Armes zusammen, welches jedoch
wenig Anwendung findet. Von seinen Compositionen; Ciavier- und Violin-
stücke und Vocalwerke ist bis jetzt nur wenig gedruckt.
Strepponi, Josefina Guiseppina (X, 13), wurde in Lodi (nicht Monza)
am 8. September 1815 geboren; sie ist die Gattin des Componisten Verdi.
Stumme Violine, eine Erfindung der Gebrüder Wolff in Kreuznach, durch
welche eine Geige gewonnen wird, die wenig klingt und deshalb Andere nicht
belästigt, für den Spieler aber bei seinen Hebungen die Geige vollständig er-
setzt. Die stumme Violine entspricht in ihrer Einrichtung der gewöhnlichen
Suabile — Snnger.
447
Violine vollständig, es fehlt ihr nur der hohle Körper und damit das, in ihm
abgeschlossene Luftvolumen, welches huui»taüchlich tonverstürkend wirkt. Die
stumme Violine besteht nur aus einem Holzrahmen von Mahagoni, in Form
und Grösse des Geigenkörpers und ist mit Hals, Saitenhalter, Griffbrett und
Steg versehen. In der Nähe des Saitenhalters, wo das Kinn aufliegt und auch
am Halse, sind Holzstücke aufgeleimt, um an diesen Stellen genau die Form
und Grösse wie bei der Geige herzustellen, damit das Spiel ganz genau wie
Stumme Violine.
bei dieser erfolgt. Der Holzrahmen vibrirt nur sehr wenig und die Saiten
klingen deshalb sehr abgedämpft, so dass der Spieler jeden Ton hat, dass aber
sein Spiel die Nachbarschaft gar nicht stört und belästigt. Da die Technik
genau die, der gewöhnlichen Geige ist, so erfüllt die stumme Violine vollstän-
dig den Zweck bei der Uebung.
Suabile ist ein achtfüssiges Flötenregister von Holz, offen und von sehr
gutem Ton.
Suarcialapns, Ant. (X, 22), wol identisch mit Squarcialupus X, 389.
Sub-Contrabass, nennt der Erfinder Cerveny ein, von ihm 1873 construir-
tes Metallblasinstrument mit starkem Ton und gewaltiger Tiefe.
Sub-Contrafagott in JB , ist ein von Cerveny 1867 erfundenes Metallin-
ßtrument, das mit Rohrmundstück geblasen wird; es steht eine Quart tiefer als
sein Contrafagott. Die Klappen sind wie die Tasten beim Ciavier angeordnet,
so dass sich die Bläser leicht damit zurecht finden. Das Instrument ist ver-
möge seines vollen und kräftigen Tons eins der besten Metallblasinstrumente.
Sacco, Franz Adolf, ist geboren am 26. November 1802 zu Stargardt
in Pommern, als jüngster Sohn des Superintendenten und Pastor prim. der
St. Marienkirche daselbst. Die Neigung zur Musik zeigte sich bei dem Knaben
schon früh, aber erst nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt bis zur
Prima durchgemacht hatte, gestattete ihm der Vater sich seinem Lieblings-
studium hinzugeben. Er ging 1819 nach Berlin und wurde hier Schüler des
neugegründeten königl. akademischen Instituts für Kirchenmusik. Unter Zelter,
Bernhard Klein und A. W. Bach studirte er hier mehrere Jahre die ernsten
Formen der Kirchenmusik; bei Ludwig Berger hatte er Pianoforteunterricht.
1826 folgte er einem Rufe nach Görlitz in Schlesien als Organist an die dortige
Haupt-Pfarrkirche und hier gründete er auch seinen Hausstand. Allein die
Verhältnisse seiner Stellung konnten ihm auf die Länge nicht genügen und
so ging er 1840 nach Berlin zurück und lebte hier als Musiklehrer bis 1846,
in welchem Jahre er als Organist und städtischer Musikdirektor nach Lands-
berg a. d. "W. ging. Hier wirkte er mit bedeutenden künstlerischen Erfolgen
bis an seinen am 20. Januar 1879 erfolgten Tod. 1864 war er zum königl.
Musikdirektor ernannt worden. Von seinen Compositionen ist nur wenig ge-
druckt. Sein Sohn Reinhold Succo lebt als königl. Musikdirektor und
Lehrer der königl. Hochschule in Berlin und hat sich durch mehrere Werke
im a capella-Stil bekannt gemacht. Zwei Töchter von Fi". Ad. S. sind in
Landsberg verheiratet, zwei wirken daselbst als Musiklehrerinnen.
Sangrer, R. Leandro, geboren zu Mastorell in der Provinz Barcelona in
Spanien am 13. März 1833, erhielt schon als Knabe Musikunterricht von aus-
gezeichneten Lehrern, hauptsächlich von Mateo Ferrer, unter dessen Leitung
448 Supp^ — SzczpanowBki.
er seine musikalische Erziehung vollendete. Kaum neunzehn Jahr alt, erhielt
er im Concurse den Platz des Kapellmeisters der Kirche Santa Maria del Pino,
den er aber nach Jahresfrist wieder aufgeben musste, da er nicht in den Orden
eintreten wollte, wie es für dieses Amt Bedingung ist. Er wendete sich nun
mehr dem Unterricht und der Composition zu; schrieb Motetten, Psalmen,
viele andere geistliche Musikstücke und ein fugirtes Te Deum für zwei Chöre.
Sehr viel Erfolg erzielte S. auch mit einigen Zarzuelas, die in Barcelona und
in Madrid zur Aufführung gelangten, z. B. -^Tios de sus sohrinosa (die ünkel
ihrer Neffen) ; t>Las Mu<jeres del svjloa. (die Frauen des Jahrhunderts) und
i>Politicomania<i. Das von S. in Barcelona gegründete Conservatorium, welches
einen glänzenden Aufschwung zu nehmen schien, ging nach seiner Berufung
als Professor an das Conservatorium in Madrid wieder ein.
Suppe, Franz von (X, 31), wurde am 18. April 1823 (nicht 1820) geboren.
Suremont, Pierre Jean, belgischer Componist, wurde in Antwerpen 1762
geboren und widmete sich nach beendeten Studien der Composition und dem
Unterricht. 1804 wurde von ihm eine y>Missa funer ale<i, bei den Beerdigungsfeier-
lichkeiten seines Freundes Pauwels aufgeführt, welcher in den nächsten Jahren
vier andex'e Messen folgten. 1816 erhielt er zugleich mit Yerheyen den ersten
Preis von der königl. Akademie der Künste in Gent, ausgesetzt für eine Cantate
über die Schlacht von Waterloo. Auch eine andere Cantate »Z>e Toonkunst<i.
wurde von der Niederländischen Gesellschaft mit dem ersten Preise gekrönt.
1824 gelangte in Antwerpen eine dreiaktige komische Oper i>Les trois Cousines,
zur Aufführung. Ausserdem sind noch zu nennen: nlnvocation ä Ja paia:«, Chor
für Frauenstimmen; -nNederlandsch Zegepraala, Cantate; eine Sinfonie für Har-
moniemusik u. a. Ferner die Schrift: nOpiiscule apologetique sur les merites
des celebres musiciens beiges aux quatorzieme, quinzieme et seizieme siecles«. (Anvers,
Schoesetters, 1828), welche indessen keine günstige Beurtheilung erfuhr. S.
starb in Antwerpen am 8. März 1831.
Sylvestre, Frangois Xavier, geboren zu Lacoste (Vaucluse) gegen 1793,
starb in Aix (Bouches-du ßhone) am 27. Juli 1856. 1829 wurde ihm in dieser
Stadt die Direction der Gesangschule an der Metropolitankirche übertragen
und diese Function als Kapellmeiser der Kirche übte er bis zu seinem Tode
aus. Er schrieb zahlreiche kirchliche Tonstücke, die ihn in der Provence vor-
theilhaft bekannt machten.
Szamotnlski, Wenceslaus (latinisirt Venceslaus Samotuliensis), berühmter
Musiker Polens des 16. Jahrhunderts, wurde in Szamotuly geboren und machte
seine wissenschaftlichen Studien auf dem Collegium Lukzanki in Posen, später
in Krakau, wo er an der Universität daselbst den Doctor phil. erwarb. Nach-
dem er bei J. Chodkiewicz Hatman von Littauen Secretär gewesen, widmete
er sich ausschliesslich der Literatur, Musik und Mathematik. Später wurde
er zum Musikdirektor des Königs von Polen Sigismund August ernannt. Seine
schönen Compositionen erweckten die ganze Bewunderung seiner Landsleute.
Er setzte die Klagelieder Jeremiae in Musik und schrieb zahlreiche religiöse
Gesänge. Alle im 16. Jahrhundert in Polen erschienenen Sammlungen enthalten
dergleichen, meistens mit den Initialen V. S. versehen. Von seinen Compo-
sitionen sind zu nennen: r>Alleluia<i (Krakau, Andrysoric); -aChriste qui lux es
et dies«, Motette für vier Stimmen über polnische Worte (ebenda) ; Gesang von
Andreas Trzycyeski y>Ach noy niehieski panie«, für vier Stimmen (ebenda);
r>Inclina Domine, aurem tuama, 85. Psalm, über polnische Worte; »Beatus vir
qui non ahiit in concilio impiorum«, vierstimmige Motette, über polnische Worte;
■»Domine quis halitahit in tabernaculo iuoa, Psalm 14, für vier Stimmen, über
polnische Werte (ebenda); Abendgebet für vier Stimmen (ebenda). S. starb
im Alter von einigen vierzig Jahren.
Szczpanowski, Stanislaus, einer der bedeutendsten Virtuosen dieses Jahr-
hunderts auf der Guitarre, wurde 1814 in der Woiwodschaft Krakau geboren.
In Edinburg, wohin er in seiner Jugend kam, begann er das Studium der
Szczurowski — Szcmelc-nyi. 449
Guitarre bei Horecki, der sich damals dort aufhielt. In Paris nahm er noch
bei Sor auch in der Composition Unterricht. Hierauf ki'hrte er nach Edinburg
zurück und gab mit sensatinonellcm Erfolge sein erstes Concert. Auf den
Reisen, die er seitdem durch alle Theile Europas machte, erregte er ein
gleiches Aufsehen, und erhielt mancherlei Auszeichnungen. 1852 bei seinem
zweiten Besuch in Deutschland, erschien sein Porträt und eine Lebensbeschrei-
bung in der »Illustrirten Zeitung«. Er spielte auch gut das Violoncell, auf
dem er sich auch hören liess; Compositionen schrieb er jedoch nur für die
Guitarre, deren einige bei Cocks in London erschienen sind.
Szczurowski, Joh. Nepomuk, einer der ausgezeichnetsten Sänger, welche
Polen hervorgebracht hat, ist 1771 in Pinezow im Krakauischen geboren.
Nachdem er in seiner Vaterstadt Gesangstudien gemacht hatte, debütirte er aa
der Krakauer Oper bereits 1787. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in
Dubno und Lublin trat er dann 1793 in »Frascatana« von Puisiello in War-
schau auf, seitdem war er mehrere Jahre hindurch eine Zierde der dor-
tigen Oper, der er nach einer neuen Reise nach Dubno, Tulczyn, Kunienioc,
Podolski dauernd angehörte. S. besass eine trefflich geschulte ausgezeichnete
sonore Bassstimme, und beherrschte ein sehr umfängliches Repertoir italienischer,
deutscher, französischer und polnischer Opern. Die Gunst des Publicums, welche
er gleich anfangs errang, blieb ihm während der ganzen Dauer seiner Bühnen-
thätigkeit erhalten und der beliebte Sänger sah sich bei seinem fünfzigjährigen
Sängerjubiläum am Theater in Warschau aufs ehrenvollste gefeiert. Noch 1845
im Alter von vierundsiebzig Jahren saug er bei einer Festlichkeit in einem
Concert. Er starb wenige Jahre später.
Szenielenyi, Em est, geboren im Jahre 1823 bei St. Gotthard in Ungarn,
wurde von seinen sehr musikalischen Eltern für den Civil- und ^Militär- Staats-
dienst erzogen und hatte in Erwartung einer Anstellung im öflFentlichen Dienst,
sich für eine Zeit an dem, in deutscher und magyarischer Sprache erscheinenden
Journal Honderü betheiligt, als im Jahre 1848 der Krieg zwischen Oesterreich
und Ungarn ausbrach, an welchem er sich auf ungarischer Seite thätigst be-
theiligte und mit so vielen Andern im Herbst 1849 über Bremen nach Holland
und Amerika fliehen musste. Da die Dringlichkeit der Umstände eine lange
Wahl nicht gestattete, so ging er auf das erste beste Schiff, welches nach
Baltimore segelte. Er hatte im väterlichen Hause von wenig bekannten, aber
tüchtigen Lehrern Unterricht erhalten, später durch Bekanntschaft mit Fischhof,
Carl Czeruy, Kessler (in Lemberg) und Ignatz Ritter von Seyfried, auch Kapell-
meister Drexler seine Kenntnisse im musikalischen Felde erweitert, wozu die
Sonntagsmusiken im Vaterhause — sein Vater war Schüler von Spangler und
Salieri, die Mutter von Abbe Gelinek und Hummel — nicht wenig beitrugen.
Die Esterhazysche Kapelle und die Concerte in Wien blieben auch nicht
ohne Einfluss, In Amerika angekommen, wurde sofort Musik als Beruf er-
fasst und beharrliche technische Studien, sowie eine hing -beude enthusiastische
Vertiefung in die Werke der grossen Meister auch der Neuzeit, stellten ihn
in Kürze in die Reihe der Musiker von Bedeutung. Er war jedenfalls in
Amerika in den Jahren 1854 und auch noch später der Erste und Einzige,
der die grossen Sonaten von Beethoven wie Op. 24, oder die Kreutzer-Sonate,
oder die Trios Op. 11, Op. 1 in G, Op. 70 in I^s und Op. 97 in B öfl'entlich
auswendig vortrug. Als Lehrer wirkte er in Baltimore höchst anregend, indem
er seine Schülerinnen in bedeutender Anzahl zum Vortrage von Kammermusik
(Trios, Quartetten, Quintetten) und grossen Concertstücken mit Orchester an-
leitete; sein Unterricht wird als sehr gewissenhaft und namentlich in Bezug
auf Klarheit und fassliche Darstellung der Harmonielehre gerühmt. Als Com-
ponist hat er noch wenig veröfl'entlicht, es sind Werke für Pianoforte und
für Gesang.
Musikal. ConTeri.-LexikoB. Ergänzungsband. 29
4g0 Tabel — Tactuhr.
T.
Tabel) ein geschickter Meister im Ciavierbau, eignete sich seine Kunst-
fertigkeit bei den Nachfolgern der Ruckers in Antwerpen an, und wirkte darauf
in den Jahren 1680 bis über 1720 hinaus in London, wo er als der erste
bedeutende englische Ciavierbauer zu grossem Ruf gelangte. Er starb um das
Jahr 1732. Aus seiner Werkstatt gingen Tschudi (s. d.) und Kerkmann (s. d.)
hervor. Der letztere heiratete die AVitwe Tabel und setzte das Geschäft, das
in grösserer Ausdehnung heute noch besteht, fort.
Taborinum, Tahorum, Taburcinum, Taburium, waren im Mittelalter (bes. im
10 — 14. Jahrhundert gebrauchte) kleine flache Trommeln, welche die Spielleute,
mit einem Bande um den Hals gehängt, vor der Brust trugen und mit zwei
Schlägeln bearbeiteten. Einige Abbildungen versinnlichen diese jetzt ganz un-
gewöhnliche Behandlungsart; die eine stellt einen von den Spielleuten des Mark-
grafen Friedrich von Brandenburg mit dem Tamborinum dar; das Original
des Bildes befindet sich in der Manesseschen Handschrift (Anfang des 14. Jahrh.)
und ist zuerst mitgetheilt vom Professor v. d. Hagen in seiner Abhandlung in
der Berliner Akademie 1844, Taf. III.
Taborelles, kleine Pauken, die im Mittelalter im Abendland genannt werden
und vermuthlich, weil das Wort an den arabischen Namen Tabl (Kesselpauke)
erinnert, auch diesen von den Mauren herübergekommenen kesseiförmigen Schlag-
instrumenten in der Form nachgebildet waren, also »Päukleina, nicht aber von
Cestalt des Tambourins, sondern halbkugelförmig.
Tacchinardi, Nicolas (X, 72), sein Geburtstag ist der 3. Sept. 1772 und
sein Todestag der 14. März 1859.
Tactuhr, ein von Carl Gley in Berlin erfundener Apparat, durch den man
in den Stand gesetzt wird, die richtige Ausführung einer jeden Tacttheilung
und ferner in jedem Tempo auf das Genaueste zu messen. Die Tacttheilungen
werden durch geometrische Figuren und durch einen, dieselben durchlaufenden
Zeiger dem Auge, und durch Glockenschläge dem Ohr gleichzeitig bemerkbar
gemacht. Die Tactuhr hat an ihrer Aussenseite ein Zeigerblatt von schwarzem
Schiefer, an dessen Peripherie die 5 Notenlinien angebracht sind. Die ganze
Tafel (genannt »Tacttabelle«), ist durch Radien in drei gleiche Theile getheilt,
und es ist angenommen, jeder dieser Theile sei ein ganzer Tact (3 ganze Tacte
sind deshalb bezeichnet, weil darin alle gebräuchlichen Tactarten aufgehen. Aus
drei */^ Tacten lassen sich bilden: sechs '^/^, vier ^/^ oder ^/g, oder acht ^/g Tacte).
Jeder dieser Tacte ist nach Art eines Gradmessers durch immer kürzer werdende
Striche nach Innen in Ya» Vi» Vs» Vie ^^^ V32 getheilt, während die ^j^, Ys
und ^/jß Triolen in eben der Weise ausserhalb der Notenlinie angebracht sind.
Jeder dieser Grade ist durchlocht. Ausserdem befinden sich nach der Mitte
der Tabelle zu, in jedem Tacte noch 8 Löcher, welche bestimmt sind, den Tact
(Y4 oder Ys) ^^^^ -A-rt des gewöhnlichen Metronoms anzugeben. Ein wesent-
licher Yortheil der Tactuhr besteht darin, dass durch die letztgenannten Löcher
der gute Tacttheil »marcato« angegeben werden kann, und somit der monotone
Schlag des gewöhnlichen Metronoms fortfällt. Die äusseren Lochreihen dienen
dazu, jede Tacttheilung, die sich aus 7i ^is 732» V* ^^^ Vie Triolen bilden
lässt, durch Glockenschläge auf das genaueste zur Darstellung zu bringen. Man
nehme einen von den, dem Apparat beigegebenen Stiften (der Knopf desselben
stellt gewissermaassen die Note vor), stecke ihn durch ein beliebiges Loch, setze
das Uhrwerk durch nach Linksschieben des unten befindlichen Hebels (nach
rechts geschoben steht das Uhrwerk still) in Bewegung, so wird jedesmal,
wenn der aussen rotirende Zeiger einen Knopf (Note) passirt, ein Glocken-
schlag erfolgen. Daraus geht hervor, dass man jede gewünschte Tacttheilung
durch Yersetzen der Stifte und dadurch bewirkten Glockenschlag dem Ohre,
Tadolini — TatjUoni.
451
und durch den, die Tacttabelle durchlaufenden Zeiger zu gleicher Zeit auch
dem Auge vermitteln kann. Der Apparat wird, wie jede Ihr, hinten aufge-
zogen. Die Laufgeschwindigkc'it ist dieselbe, wie bei dem Metronom, und durch
einen, hinten angebrachten, verstellbaren Windfang auf das genaueste zu regu-
liren. Man achte beim Gebrauch der Stifte auf die Länge und Farbe der-
selben; die längsten (weiss) sind stets für die Aussen-, die kürzeren (gelb)
für die Mittel- und die schwarzen für die Innen-Reihe anzuwenden.
Tadolini, Giov. (X, 72), starb am 29. November 1872.
Taglioni, Ferdinando, Componist, Musikschriftsteller und Gesanglehrer,
wurde in Neapel am 14. SL'ptember 1810 als der Sohn des berühmten Choreo-
graphen T. geboren. Musik und Clavierstudien begann er schon zeitig und
setzte dieselben in Lucca, wohin er zum Zwecke schulwisscnschaftlicher Studien
ging, unter Leitung von Massimiliano und Domenic. Quilici fort. Nach seiner
Rückkehr nach Neapel wurden noch Raimondi und (üraf (lallemberg seine
Lehrer. Als Componist betrat er zuerst das dramatische Gebiet mit zwei
29*
452 Talexy — Tanz.
Opern, die günstige Aufnahme fanden: »7 Gualderano<i (1838) und »J due
Marifm (1839). 1842 zum Kapelldirektor der S. Casa di Lanciano ernannt,
schrieb er zahlreiche Kirchenstücke a capella und mit grossem Orchester,
darunter eine Miserere, ein Te Deum und das Oratorium »Maria«. Von 1849
bis 1852 befand er sich in Neapel als »maestro concertatorea am Theater San
Carlo. "Wegen politischer Verurtheilung musste er um diese Zeit Neapel ver-
lassen, durfte jedoch später zurückkehren, und übte nun nicht allein eine aus-
gebreitete Thätigkeit als Gesanglehrer, sondern führte auch, der erste in Italien,
historische Concerte ein. 1865 errichtete er in Neapel die erste Chorgesang-
schule. Unter den, von ihm veröffentlichten Compositionen befindet sich auch
eine Sammlung von Uebungen und Melodien für den Chorgesang. Die E,eihe
seiner schriftstellerischen Arbeiten ist grösser. Es gehören zu diesen: y>Progetto
di riforme musicali didattiche, chiesastiche, teatralw (1861); y>Discorso inaugurale
della Societä del Quarfetto« (1862); y>Proposta di un regolamento per Vinsegnamento
ohhligatorio della musica nelle scuole primarie e normalin (1865); ^Discorso iri'
augurale del 1^ TCongresso musicale italianoa (1865); ».La Questione del collegio di
musieau. (1866); »Osservazioni intorno alla relazione della commissionne dHnchiesta
per le scuole di musica nel R. Älbergo de' Poverii (1867); y>Lezioni popolari di
lettura musicale dettale per Vi7isegnamento simultaneon (1868); r>VOrganico del
collegio di musica osservazioni e pensieria (1869); »Metodo razionale per Vinseg-
namento del canto corale nelle scuole infantili e popolariv. (1871); -o Manuale per
Vinsegnamento pratico c?e' canti per udizione« (1870); »Manuale di rudimenti
elementari per Vinsegnamento teorico del canto corale nelle scuole popolari« (1870)',
y>Disegno di un corso di estetica musicale« (1873).
Talexy, Adrien, Pianist und Componist, in Frankreich gegen 1820 ge-
boren, war als Lehrer thätig und veröffentlichte eine grosse Anzahl Clavier-
compositionen, vielleicht einhundertundfünfzig, die durch ihre leichte Grazie
ein Publicum gewannen. Er schrieb auch eine y>Met]wde elementaire et progres-
sive de piano« (Paris , Colombier) und » Vingt Etudes expressives« , Op. 80
(ebenda). T., der auch kurze Zeit Direktor eines Theaters in London ge-
wesen, componirte in den letzten Jahren auch eine Anzahl Operetten, die in
Paris zur Aufführung gelangten.
Tämerlin (X, 90) oder Tamerlin, bezeichnete im Mittelalter nicht eigent-
lich die Trommel, sondern die Verbindung von Trommel und Pfeife in den
Händen eines Spielers. Dieser schlug mit der rechten Hand die Trommel
und dabei blies er eine Art, mit zwei oder drei Tonlöchern versehene Lang-
flöte, welche er mit der linken Hand hielt. Zahlreiche Bilder aus jener Zeit
bezeugen es, dass diese Zusammenstellung der beiden Instrumente, namentlich
beim Tanz sehr beliebt war. Auch bei den Begleitern der Minnesänger finden
wir sie und der Triumphzug Maximilians I. enthält ebenfalls noch ein »Tamer-
lin« (Abb. 79, s. ßeissmann: Illustrirte Geschichte der deutschen Musik, p. 229,
auch 153 u. s. w.). Nur diese Vereinigung von Pfeifer und Trommler in
einer Person nannte man Tamerlin; waren beide geschieden, wie in der Regel
beim Kriegsvolk, dann bearbeitete der Trommler sein Instrument mit zwei
Trommelschlägeln, dafür aber galt die erwähnte Bezeichnung nicht mehr;
Trommel und Pfeife waren beim Tamerlin immer durch einen Spieler vertreten.
Tanz (X, 93). Als Musikform hat der Tanz eine ganz ausserordentliche
Bedeutung, sowol an sich, wie auch in seiner Einwirkung auf die übrigen
Instrumentalformen gewonnen. Ganz besonders unter seinem Einfluss ent-
wickelte sich die instrumentale Rhythmik, die ein Haupterforderniss des in-
strumental dargestellten Kunstwerks ist. Auch die metrische Anordnung der
Sprache dürfte zunächst durch den Tanz bedingt und hervorgerufen sein, aber
ihre weitere Entwickelung erfolgte dann nach wesentlich andern Gesichtspunkten.
Für die Bildung von Tonformen wurde das, im Tanz lebendig sich wirksam
zeigende rhythmische Princip viel unmittelbarer schaffend bedeutsam, als bei
der weitern Entwickelung der Sprachmetrik. Diese folgt nur in ihren An-
Tanz. 453
fangen dem gleichen ordnend schöpferischen Zuge, der sich im Tanz kund
thut, während die begleitende Musik auch bei der weitern Anordnung sich der
engen äussern Tunzbewegung anschliesst. Uanz in derselben Weise, wie die
verschiedenen Tänze aus der niannichfaltigen Zusammensetzung der, aus be-
stimmten, zum Pas zusammengefügten Tanzschritten gebildet wurden, fügte
sich auch die begleitende Musik zusammen. Es genügt zur Regelung der Tanz-
bewegung und zu ihrer gleichraässigen Fortdauer, dass nur einfach der ursprüng-
liche llhythmus ununterbrochen markirt wird, und daher ist es möglich, mit
einfachen Trommelschlägen die Tanzbewegung zu ordnen. Allein auch hierbei
schon macht sich das früh hervortretende Bestreben, die ursprünglichen Tanz-
pas' mannichfaltiger zusammen zu setzen, geltend, es werden auch selbst die
Trommelrhythmen in vielfältigster "Weise zusammengestellt. Die hinzutretende
Melodie aber und die Harmonie dienen der äussern Bewegung des Tanzes
schon nicht mehr unmittelbar, diese kann ihrer im Grunde ganz entbehren;
sie wirkt zunächst erfrischend und belebend, erhöht die Freude und Lust am
Tanz uud gewinnt so auch Einfluss auf die Bewegung, aber nicht direkt auf
die bestimmte des betreffenden Tanzes, wie der llhythmus der ganz genau der
äussern Bewegung angepasst ist. Durch die rhythmische Anordnung und Ver-
knüpfung des ursprünglichen einfachen rhythmischen Tanzmotivs zu grössern,
rhythmischen Formen wie in dem Hinzutritt der Melodie und des Rhythmus,
wird die Tanzform zu einer Kunstform, in welcher sich ein bestimmter Inhalt
offenbart. So lange die Tanzmusik nur die Bewegung der Beine regelt, ist
sie ohne künstlerischen Werth, erst wenn sie auch der Stimmung der Tanzen-
den Ausdruck glebt, gewinnt sie künstlerische Bedeutung. Früh kam man
dazu, einen besondern Theil des Tanzes, das sogenannte Trio, dem Ausdruck
für die weichere Stimmung der Tanzenden zuzuweisen ; während die ersten
beiden Theile ausschliesslicher der Bewegung dienen, oder dem Ausdruck der
freudigen Gefühle, durch welche sie hervorgerufen ward, spricht sich im soge-
naunten Trio mehr die innigere Empfindung der Tanzenden aus, ohne selbst-
verständlich die Tanzbewegung aufzugeben. Von hieraus nun erfolgte dann
die weitere Pflege der Tanzmusik in künstlerischer Weise, der Tanz
wird Kunstform und damit zugleich beginnt auch sein Einfluss auf die Ent-
wickelung der Instrumentalmusik. Dieser fehlt das formelle Band, das der
Vocalmusik im Text gegeben ist; sie lehnte sich deshalb an den Tanz an, und
adoptirte von diesem die rhythmische Gliederung und Anordnung des gesammten
Materials. Die Meister des Lautenspiels und dann des Orgel- und Clavier-
spiels im 16. Jahrhundert schon versuchten, ein jeder nach seiner Art, die
verschiedenartigste Darstellung der Allemande, Sarabande, Gavotte, Bourre
u. s. w. unter treuestem Festhalten des ursprünglichen rhythmischen Schemas,
wie es durch die Tanzbewegung bedingt ist; und auch die Meister der folgen-
den Jahrhunderte bis auf Job. Seb. Bach beobachten dies selbst in ihren
Orchestertänzen mit äusserster Strenge und Gewissenhaftigkeit, aber sie ent-
hüllen darin zugleich auch einen immer neuen, anmuthend veränderten Inhalt;
ganz in derselben Weise wie in unserm Jahrhundert Schubert und Chopin
dem Walzer und der Polonaise und selbst Strauss, Lanner, Labitzky u. a.
dem Walzer neuen Inhalt zu geben vermochten. Namentlich durch Schubert
und Chopin sind diese Tänze zur höchsten Kunstform ausgebildet worden,
ohne dass sie ihrer ursprünglichsten Bestimmung ganz entrückt wurden. Es
sind im Grunde keine Tänze mehr, sondern Kundgebungen innerer Zustände
in Tanzform.
Von entscheidender Bedeutung für die Entwickelung der Instrumental-
musik wurde dann die Zusammenstellung der Tanzformen zur Suite, die im
17. Jahrhundert bereits erfolgte. Hierbei machte sich die Wirkung durch den
Contrast geltend, auf welchem hauptsächlich der Erfolg der Instrumentalmusik
beruht. Diese Zusammenstellung schon erfolgte nicht willkürlich, sondern man
beobachtete dabei die Wirkung der einzelnen Tänze, um diese durch die An-
454 Tarisio — Technik.
ordnuDg nicht zu stören, sondern im Gegentheil zu erhöhen, und das führte
dann auf jene zusammengesetzten Instrumentalformen, Sonate und Sinfonie,
welche den Gipfelpunkt der ganzen instrumentalen Entwickelung bilden. Auch
für den Allegrosutz und das Adagio der neuen Formen blieb der Tanz nicht
einflusslos, obgleich beide ursprünglich mehr durch die vocalen Formen:
die Motette und das Lied hervorgerufen wurden. Das Allegro in seiner ur-
sprünglichen Gestalt, wie es seit Gabrieli bis auf Scarlatti und selbst Bach
ausgebildet wurde, ist direkt aus der Motette hervorgegangen, aber erst nach-
dem es nach dem Princip der Wirkung durch Entgegensetzung, wie es in der
Suite sich geltend erweist, organisirt wurde, konnte es zum ganz entsprechen-
den Sonaten- und Sinfoniesatz werden und das gilt zum Theil auch von dem
Adagio, das aus dem Liede oder dem Hymnus instrumental entwickelt ist.
Werden auch hier die Gegensätze nicht so entscheidend wirksam, so müssen
sie dennoch, wegen der grössern Ausdehnung welche die Form gewinnt, schärfer
hervortreten als beim Liede. Von entscheidendster Bedeutung aber wurde der
Tanz für die andern Sätze in der Sinfonie und Sonate. Als dritten Satz nahm
bekanntlich Haydn die Menuett ganz direkt herüber und auch auf sein Finale
wurde die Tanzform ganz entschieden einflussreich. Wie Mozart hier dann
weiter bildend verfährt und wie Beethoven die Menuett zum Scherzo er-
weitert und das Finale grossartig ausbildet, ist an den betrefi"enden Orten ein-
gehend nachgewiesen worden. Das ist die hohe Bedeutung des Tanzes als
Kunstform. ' Ueberall wo es gilt, die natürlichste, ursprünglichste Poesie des
gemeinsamen Lebens zum Ausdruck zu bringen, wird der Tanz sich immer als
die bequemste Form desselben erweisen. Am realen Leben erzeugt, muss er
schon als unmittelbarste Kundgebung desselben gelten und wer ihn dann mit
den entsprechenden rhythmischen, melodischen und harmonischen Darstellungs-
mitteln auszustatten versteht, ofi"enbart in ihm ein köstliches Stück warmpul-
sirenden Volkslebens, wie das die erwähnten Meister in anziehendster und hin-
reissendster Weise gethan haben.
Tarisio, Luigi (X, 109), wurde in Fontanetto bei Mailand geboren.
Taskln, Pascal (X, 114), ist 1723 (und nicht 1730) und in Theux in
der Provinz Lüttich geboren.
Tandon, Antoine Barthelemy, Violinist und Compouist, wurde in Per-
pignan am 24. August 1846 als Sohn eines Lehrers geboren. Wegen seiner her-
vortretenden musikalischen Anlagen brachten ihn die Eltern früh nach Paris,
wo er ins Conservatorium eintrat. Er studirte dort unter Massart, Savard
Reber und hatte bis zum zweiundzwanzigsten Jahre alle Preise, die auf dieser
Schule zu erwerben sind, erhalten, mit Ausnahme des grossen Bömerpreises,
den er 1869 bei seiner ersten Mitbewerbung darum auch erhielt. Wegen seiner
schwankenden Gesundheit wurde ihm gestattet, in Paris seine Studien fort-
zusetzen. Zu den bis jetzt bekannt gewordenen Compositionen gehören: y>MarcTie-
balleta; die Instrumentalstücke »Chant d'automnea und y>Marche nocturnea; zwei
Trios; ein Violinconcert; eine Cantate zur Enthüllung des Arago- Denkmals
in Perpignan : Gesangstücke u. s. w.
Taylor, John, englischer Theoretiker und Musiklehrer, veröfi'entlichte ein,
in England sehr geschätztes Werk: y>Text-Book of the science qf musica (London,
Georg Philipp, in 8°). Es behandelt in drei Theilen die Lehre von der Melodie,
der Harmonie, dem Contrapunkt und der Composition.
Taylor, William, englischer Tonkünstler der Jetztzeit, Baccalaureus der
Musik, schrieb unter anderen auch das Oratorium »Johannes der Täufer«.
Technik (X, 123). Die Technik beschäftigt sich zunächst mit den Aeusser-
lichkeiten des Kunstwerks, dem mehr Handwerksmässigen der Kunst. Sie be-
zeichnet den besondern Grad der Fähigkeit oder Fertigkeit mit einem bestimm-
ten Material zu formen und zu gestalten. Wie der Maler Pinsel und Palette
beherrscht, wie er zu zeichnen, Schatten und Licht zu vertheilen versteht, wie
er die Farben mischt und verwendet, das ist seine Technik. Das veränderte
Technik. 455
Material, in welchem die andern Künste bilden, erfordert selbstverständlich ebenfalls
eine eigene Technik, deren vullstündige Beherrachung allein zur Schöpfung eines
Kunstworks belllhigt. Für die Tonkunst wird sie in doppelter Hinsicht be-
deutungsvoll, erst für die Schöpfung und dann für die Ausführung des Kunst-
werks. Der schallende Tonkünstler rechnet auf bestimmte ausführende Organe,
deren besondere Natur und Leistungsfähigkeit er ganz genau kennen niuss.
Er muss mit der besondern Art der Töne genau vertraut sein, muss wissen,
unter welchen Bedingungen sie sich zu künstlerischen Formen verbinden lassen.
Durch rein beziehungslose Studien, ohne direkt künstlerische Absichten, muss
er sich eine vollständige Kenntniss der Singstimme und ihren Gattungen ange-
eignet haben, wenn er sie zu Trägern seiner künstlerischen Idee machen will;
sollen ihm aber die Instrumente als solche dienen, dann muss er sie ganz in
derselben Weise nach ihrer eigensten Natur und Leistungsfähigkeit zu erkennen
und zu ergründen suchen. Nur indem er so das ganze Material beherrschen
und verarbeiten lernt, gewinnt er die Technik, welche als unterste Voraus-
setzung für das Kunstwerk gilt. Im weitern Verlauf gehört aber dann auch
noch dazu, dass er sich die Herrschaft über die organisch gewordenen For-
men, in welchen das Material bereits* Grestalt gewonnen hat, aneignet, um
sie in seiner eignen "Weise anzuwenden, zu erweitern und zu erneuern, oder
neue aus ihnen heraus zu gestalten, wie es seiner eigenen Individualität ent-
spricht. Nur dann, wenn die Technik sich zu dieser Erneuerung und Neuge-
staltung heraus arbeitet, gelangt sie zu höchster künstlerischer Bedeutung;
ausserdem führt sie zur Nachahmung und zur Virtuosität. Gefährlicher für
die Entwickelung der Kunst als die einseitige Uebung der Technik, ist jeden-
falls die Vernachlässigung und Verachtung derselben. Jene führt doch immer
nur zu nicht gerade unkünstlerischen Kopien, deren Bedeutung nur durch das
Original geschmälert wird, während die Vernachlässigung der Technik zur Ver-
wilderung und zur Verrohung der Kunst führt, und die Kunstentwickelung
aufzuhalten im Stande ist. Selbstverständlich ist auch für den ausführenden
Künstler die Technik erste Hauptbedingung. Der schaffende Künstler hat sein
Werk in bestimmten Zeichen — in Noten — niedergeschrieben und er rechnet
darauf, dass die ausführenden Künstler diese dann in Klängen vernehmbar
machen. Dazu gehört zweierlei, das vollständige Verständniss jener Schrift-
zeichen und die Fertigkeit, alles was in ihnen vorgezeichnet ist mit den betreflfen-
den Musikorganen auszuführen. Um diese Fertigkeit zu gewinnen, machen
die angehenden ausführenden Künstler ebenfalls energische, rein technische
Studien. Es bedarf besonderer Uebungen, um den Instrumenten einen schönen,
grossen, vollen, edlen und der mannichfachsten Nuancen fähigen Ton zu er-
zeugen, der natürliche Organismus der Singstimmen und der meisten Blas-
instrumente erschwert eine, in allen Lagen gleichmässige Behandlung der Organe
und so werden besondere rein technische Studien nothwendig, um diese Uneben-
heiten in der Tonbildung auszugleichen. Aber auch die andern, als die eigent-
lich klingenden Organe, bedürfen besonderer energischer Uebungen, um ihre
Funktionen im Sinne des Kunstwerkes verrichten zu können. Die Lungen der
Sänger gewinnen meist erst durch besondere Athemstudien die Fertigkeit in
allen Fällen den entsprechenden Athem zu geben; Clavierspieler, Geiger und
Bläser gelangen meist nur durch besondere Fingerübungen dahin, alle tech-
nischen Schwierigkeiten zu überwinden; es werden bei dem Clavierspieler noch
besondere Anschlags- oder auch Handgelenkstudien nöthig, um Hände und
Arme zur künstlerischen Ausführung der betrefi'euden Tonstücke fähig zu machen.
So gehören eine Menge rein äusserlicher Studien dazu, wenn der ausführende
Künstler die Technik gewinnen soll, welche zur Ausführung bestimmter Kunst-
werke nothwendig ist. Auch das Zusammenwirken bei mehrstimmigen Ton-
stücken, wird nicht ohne Weiteres im Sinne des Kunstwerks erreicht; auch
hierzu gehört Uebung und ein fleissiges Erwägen der Wirkung nach rein tech-
nischer Seite. Auch der Ensemble- und der Chorgesang haben ihre eigene
456 Teichman — Teniers.
Technik, ebenso wie das instrumentale Ensemble- und das Orchesterspiel. Mit
der blossen Technik wird aber auch hier noch nicht alles gewonnen, was zur
entsprechenden Reproduktion eines solchen Kunstwerks gehört. Eine technisch
bis in die kleinsten Theile correkte Ausführung bringt meist noch nicht den
ganzen poetischen Inhalt des Kunstwerks zum Ausdruck. Viele Zeichen und
Formen in denen dies sich darstellt, unterliegen verschiedener Auffassung und
es ist Sache des Künstlers, diese im Sinne und Geiste dessen, der es schuf, zu
deuten und dem entsprechend auszuführen. Bei aller Schärfe der Bestimmung
des Zeitmasses lässt auch dies selbst eine individuelle Auffassung zu und ebenso
die Ausführung der Melodie und der verschiedenen andern Darstellungsmittel,
so dass der individuellen Anschauung des Ausführenden ein weites Feld der
Thätigkeit sich eröffnet (siehe Vortrag).
Teichman, Anton, Violoncellist, Sänger und Componist, im Anfang dieses
Jahrhunderts in Warschau geboren, war daselbst am Theaterorchester als
Solo-Violoncellist angestellt, Hess sich auch sehr vortheilhaft im Vortrage seiner
eigenen Lieder als Sänger hören. Er schrieb viele Einzelgesänge und geist-
liche Gresänge mit Begleitung von Instrumenten.
Teile, Friedrich Wilhelm (X, 131), starb am 10. Mai 1862 in Berlin.
Tellefsen, Thomas Dyke Acland (X, 131), starb in Paris im Oct. 1874.
Teuipia, Stefano, italienischer Violinist, Componist, Lehrer und Kritiker,
geboren in Bacconigi im Piemontesischen am 5. December 1832 als Sohn
eines Militärmusikers, war Schüler seines Vaters und des Luigi Feiice ßossi,
wurde 1853 Kapellmeister und übernahm 1859 in Turin die Direction des
Theaterorchesters , später auch den Violinunterricht am Lyceum der Musik
und die Direction der Chorgesangschulen der Stadt. Als Componist trat er
zuerst 1864 mit einer Messe zur Wiederkehr des Todestages des Königs Carl
Albert, für die königl. Kapelle in Lissabon geschrieben, hervor. Ferner sind
von seinen Compositionen zu nennen: yt Hymne alla Palestrinaa; r)Ave virgo
Singular isa; Sinfonische Fantasie »die Caravane«; viele Violinstücke, darunter
»Zwölf Etüden« u. a.
Ten Brink, Eugene, Componist, geboren am 4. Nov. 1838 in Amster-
dam, erhielt von Koch, Tuijn, Smits und Heinze seine erste musikalische Aus-
bildung, an welcher dann in Brüssel Dupont und in Leipzig Richter fördernd-
sten Antheil nahmen. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Lyon, wo er
einen Gesangverein leitete, Hess er sich in Paris nieder. Er versammelte zahl-
reiche Schüler um sich und entwickelte eine grosse Thätigkeit als Componist.
Eine Orchestersuite 1874 in den Concerts populaires aufgeführt und »Poeme
symphonique^i (1876) erwarben ihm allgemeine Anerkennung, ebenfalls die später
zu Gehör gebrachten Compositionen, eine Sinfonie, eine zweite Orchestersuite,
Kammermusikwerke u. v. a. Im Theater Athenee wurde die einaktige komische
Oper y>Galonice<i mit günstigem Erfolge aufgeführt. Eine Oper in fünf Akten
gelangte noch nicht zur Aufführung.
Ten Cate, Andre, niederländischer Violoncellist und Componist, geboren
in Amsterdam 1796, wurde Schüler von Bertelmann. Er schrieb Streichquartette
und Quintette, Cello-Concerte und mehrere Cantaten für Chor und Orchester.
1831 gelangte in Amsterdam das Opern-Ballet y>Se'id et Palmire«, und 1835
eine zweite Oper nConstajitiaa mit Erfolg zur Aufführung. Ausserdem ist noch
die ebenfalls in Amsterdam aufgeführte Oper y>Numa Pompiliusa zu nennen.
Veröffentlicht sind von Ten Cate, der für die Pflege der Musik in den Nieder-
landen mit Eifer wirkte, Schulgesänge, vierstimmige Chöre und kirchliche Ge-
sänge. T. starb in Harlem am 27. Juli 1858.
Teniers, Guillaume Albert, belgischer Violinist und Componist, geboren
1748 in Löwen, lebte in den ersten Jahren des Jahrhunderts in Amsterdam,
wo er als erster Violinist am französischen Theater angestellt war. Er starb
dort am 12. Februar 1820. Sonaten für Alt, Viola und mehrere Violinconcerte
Terby — Thoinan. 457
sind bei Böhme in Hiunburg erschienen. Ausserdem componirte er Fantasien
und Viiriationen für A'ioline u. a. w.
Torby, Josej)h, Violinist und Kapellmeister in Löwen, wo er am 25. Dec.
1780 geboren wurde, starb daselbst am 23. Februar 186U. In Brüssel machte
er unter Leitung des Violinisten Pauwels seine Studien und Hess sich nach
Beendigung derselben dauernd in seiner Vaterstadt nieder. 1809 gründete er
daselbst eine Musikschule, zunächst für Violinspiel, später auch für Gesang,
für welchen bis dahin in Löwen der Geschmack nicht sehr entwickelt war.
1833 wurde T. Kapellmeister an der Peterskirche und gründete 1842 den
Lyrischen Chorverein. Er hinterliess eine bedeutende Sammlung von Instru-
menten, hauptsächlich von Musikalien, unter welchen die Instrumentalmusik,
von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Neuzeit in chronologischer Folge
vertreten war. Zu den zahlreichen Schülern T.'s gehören seine Sühne Joseph
und Fran^ois, beide ausgezeichnete Violinisten:
Terby, Joseph, geboren am 4. Juli 1808, war in Paris Schüler von
Robberechts und erhielt nach seiner Rückkehr in Belgien den Titel Violinist
des Königs der Niederlande. Nach dem Tode seines Vaters erhielt er dessen
Stelle als Kapellmeister in Löwen. Er starb daselbst am 19. Mai 1879. Auch
er hinterliess eine Sammlung von Instrumenten und werthvoUen Manuscripten.
Terby, Frangois, geboren 1813, ist Lehrer des Violinspiels au der
Musik-Akademie in Löwen. Compositionen für die Violine sind bei Schott
in Brüssel veröffentlicht.
Tettamanzi, P.Francesco Fabriccio, nicht wie (X, 155) geschr. Tetaraanzi.
Theras, Pierken, holländischer Componist aus der letzten Hälfte des
15. und ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, von welchem in den Manuscripten
der k. k. Ambraser Sammlung in Wien in einem Pergament-Codex aus dem
Ende des 15. Jahrhunderts eine Messe »O vos omnes qui transitus per viam
istama vierstimmig befindet. Dass er mit Petrus de Therache (X, 175) iden-
tisch ist, muss noch stark bezweifelt werden.
Thiebanlt, Paul Charles Frangois Adrien Henri Dieudonne
(X, 177), starb in Paris am 14. October 1846.
Thimns, Albert, Baron von, Hof- und Appell. -Rath in Cöln, geboren
1806, gab heraus: Die harmonikale Symbolik des Alterthums, Cöln, 2 Bände,
1868—1876. Th. starb in Cöln am 6. November 1878.
Thoinan, Ernest (Autorname des französischen Musikschriftstellers Antoine
Ernest Roquet), wurde in Nantes am 23. Januar 1827 geboren und kam 1844
nach Paris, um eine kaufmännische Carriere zu verfolgen. Später ging er nach
London, machte dann grosse Reisen und kehrte darauf nach Frankreich zurück.
Neben seinem Beruf betrieb er mit Eifer Studien der Musikgeschichte, denen
man folgende interessante Schriften verdankt: »Xa Musique ä Paris en JS02<i
(in Gemeinschaft mit Alb. Lasalle, Paris, Morizot, 1863, in 12); »Zes Origines
de la chapelle-musique des souverains de France« (Paris, Claudin, 1864, in 12**);
nLa Defloration de Guillaume Orestin sur le trepas de Jean Ockeghem, miisicien,
premier chapelain du roi de France (Paris, Claudin, 1864, in 8*^); y>Maugars,
celehre joueur de viole, musicien du cardinal Richelieu etc. sa biograjdiie, suicie
de sa Response faite ä un curieux sur le sentiment de la musique d'Italie, avec
notes et eclaircissements« (Paris, Claudin, 1865, in 8'^'); tiÄntoine de Oousu et les
singulieres destinees de son livre rarissime: la Musique universelle« (Paris,
Claudin, 1866, in 12*^); nCuriosites musicales et aufres, frouvees dans Ics oeuvres de
Michel Coyssard de la Compagnie de Jesus« (Paris, Claudin, 1866, 12"); i>Un
Bisaieul de' Moliere. Recherches sur les Mazuel tnusiciens des XVI et XVII
siecles, allies de la famille Poguelin« Paris, Claudin, 1878, in 12", Elzevier);
r>Louis Constantin roi des riolons , avec un facsimile de hrevet de maitre joueur
dHustruments de la ville de Paris« (Paris, Baur, 1878, in 4"); r>Notes bibliographiques
sur la guerre musicnle des gluckistes et des piccinnistes« (Paris, Baur, 1878, in
8"). Ferner veranstaltete Th. den Neudruck eines der seltensten musikalischen
458 Thomas — Thurner.
Bücher der französischen Literatur, den er mit einer Vorrede und Anmer-
kungen versah: -aV Eyitretien des Musiciens, par Annibal Oantezv. (Paris, Claudin,
1878, in 12"). Seine musikalische Bibliothek ist auf dem Gebiete der fran-
zösischen Literatur eine der bedeutendsten und umfangreichsten.
Thomas, Georg Sebastian, Kapellmeister und Musikdirektor des Gross-
herzogs von Hessen-Darmstadt, war in Pirmasens am 17. December 1788 ge-
boren. Bereits im elften Jahre gab er Concerte als Violinist und Waldhornist,
auf welchen Instrumenten er Bedeutendes leistete. Bei Abt Vogler war er
Mitschüler von Meyerbeer und C. M. v. Weber. Er starb zu Darmstadt am
4. September 1866 und hinterliess Sinfonien, Ouvertüren, Quartette und andere
seiner Compositionen.
Tbomeliu, J., ausgezeichneter Organist des 18. Jahrhunderts, einer Orga-
nistenfamilie zugehörend, die aus La Brie stammt. Er war 1667 einer der
Organisten, die zur Kapelle Ludwig XIV. gehörten. Zur selben Zeit hatte er
auch die Organistenstelle an der Kirche Saint Jacques la Boucherie inne. Bemer-
kenswerth ist er namentlich als erster Lehrer von FranQois Couperin, später
Couperin le Grand genannt. Titon du Tillet (Parnasse Frangois) bezeichnet
Louis und Charles Couperin und Thomelin als diejenigen, die an Festtagen
durch ihr Orgelspiel alles in die Kirche lockten. Er hinterliess werthvolle
Orgel- und Claviercompositionen im Maiiuscript.
Thooft, Willem Frans (X, 184), (nicht W. E.), ist am 10. Juli (nicht
Juni) 1829 geboren, war Anfangs für die juristische Laufbahn bestimmt, die
er indess aufgab, um sich der Musik zu widmen. Er machte 1851 — 52 einen
Cursus in der Composition bei Dupont, damals Musikdirektor in Amsterdam,
durch und ging dann nach Leipzig, wo er während der Jahre 1852 — 55 seine
Studien bei Hauptmann und Richter vollendete. Er ging dann nach Holland
zurück und 1860 gründete er die deutsche Oper in Rotterdam. Hier wurde
auch eine Oper von ihm »Aleida« mit Beifall 1866 aufgeführt. Von der Sin-
fonie mit Chor, nach Anleitung der Gedichte: Kaiser Carl V., ist nur der
Ciavierauszug gedruckt; ausserdem veröffentlichte er noch Ciavierwerke und
Lieder, darunter die beliebt gewordene Romanze für Baryton aus der Oper
Aleida, und eine Fantasie für Orchester »In Leid und Freud«.
Thurner, Theodor, Pianist, Organist und Componist, wurde in Pfaffens-
heim am Oberrhein am 13. December 1833 geboren. Einer Familie angehörend,
die viele Künstler zählt, erhielt er schon früh Musikunterricht und wurde mit
dreizehn Jahren ins Pariser Conservatorium aufgenommen. In der Classe
Zimmermann war er der Mitschüler von Bizet, Plante Joseph Winiawski und
Ketterer und erhielt 1848 den zweiten, 1849 in Gemeinschaft mit Joseph
Winiawski den ersten Preis im Clavierspiel. Nachdem er noch bei Alkan, der
ihn mit den Werken Seb. Bachs bekannt machte, und bei Bazin Compositions-
unterricht genommen hatte, Hess er sich 1850 in Toulon nieder. Er fungirte
hier neun Jahre als Organist, erst an der Kirche Saint Jean, dann an der
Kathedrale. Hierauf ging er nach Marseille, wo er sich seitdem im Mittel-
punkte des Musiklebens bewegt. Von 1864 — 1874 war er als Professor des
Conservatoriums dort angestellt und eröffnete gleichzeitig Triosoireen, in welchen
vornehmlich neuere Werke zur Geltung gebracht wurden. Th., der trefflicher
Orgelspieler, übernahm die Orgel St. Charles, später die zu St. Josephe. Als
Pianist wird er mit Plante verglichen. Als Componist ist die Richtung Men-
delsohns und Schumanns von Einfluss auf ihn gewesen. Veröffentlicht wurden
von ihm bis jetzt: s^Six romances sans parolesa; y>Barcarolle<s.; r>TarenteUe<i ; ttSat'ak,
la bai(/neuse(i; »Souvenir de Guebvillera (Lemoine); »Moderator; y>Deux Valses
dans le style de Ohopin«; Wiegenlied (Meissonnier); Polonaise; »Etüde Toccata<s.',
»Chansons de matelots«, »Polonaise en re bemolh ; »Souvenir de Valfrais». (Richault),
andere bei Carbonel in Marseille. Von den nicht gedruckten sind hervorzu-
heben: Pastorale für Orchester, »Grand Trio en re majeiir, Concerto en sol
mineur pour piano et orchestrea.
Thys — Tinttoris. 459
Thys, Alphon se (X, 186), starb in Bois-Guillaume bei Ronen im Sep-
tember 1879.
Thys, Mad. Scbault, Pauline, Tochter von Alphonse Thys (X, 186),
wurde gegen 1836 geboren. Sehr jung trat sie als Componistin von Chan-
sonnetteu und Komanzen hervor, welche in den Salons zu einigen Erfolge ge-
langten. In der Folge schrieb sie noch eine Anzahl von Operetten und
komischen Opern, zu welchen sie, mit der einen Ausnaiime der komischen
Oper »Ze Pays de cocagneo. von Forges, auch die Texte verfasste. Es sind:
»ia Pomme de Turquieu; -nQuand Dieu est dans le menar/e, Dieu le gardei ; nLa
Perruque du Baillia; y>Manette<i und r>Le Caharet du Pot Cassea, Operette in
drei Akten, gelangten sümmtlich in Paris, die letztgenannte in Brüssel zur
Aufführung.
Tibaut, Vincent, Ciavierbauer, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts in Toulouse in Thätigkeit war, und von dessen Geschicklichkeit ein
reizendes Ciavier mit zwei Claviaturen noch Zeugniss giebt. Es gehört zu der
Tolbecqueschen Instrumentensamniluug in Paris. Das Instrument trägt die
Inschrift: -»Fait par moy, Vincent Tibaut, ä Tolose 1670».
Tilnian, Alfred, belgischer Componist und Pianist, ist in Brüssel am
3. Februar 1848 geboren. Seine Studien absolvirte er auf dem dortigen Con-
servatorium in den Jahren 1866 — 1870, erwarb die ersten Preise für Ciavier,
Contrapunkt und Fuge, und wurde ehrenvoll erwähnt bei seiner Bewerbung
um den Eömerpreis. Hauptsächlich als Componist von Kirchenmusik hat er
sich vortheilhaft hervorgethan. Es sind zu nennen: Ein »0 Sacrum«; ein
Requiem in der Kirche Notre-Dame de Lacken in Brüssel 1875 zum Gedächt-
niss der Königin aufgeführt und mehrfach wiederholt; ein grosses Te Deum;
vITymne ä la naturea, für vierstimmigen Chor; »ia cJiute des feuilles«, Solo mit
Chor; r)Les Ples sont mursa ; y>Deux Pallades caracteristiquesa ; y>Äve Älariaa,
eine Sammlung von vierundzwanzig Fugen für zwei und drei Stimmen; nMarnixa,
Scene für eine Bassstimme; y>Chänt sacre«, in Löwen aufgeführt 1874; Quartett
für vier Hörner u. A.
Tilmant, Theodore Alexandre, Violinist und Orchesterchef, geboren
in Valenciennes am 8. Juli 1799, machte seine Studien am Conservatorium zu
Paris, wo er als Schüler Kreutzers den ersten Preis für Violinspiel erhielt.
Bald darauf trat er als erster Violinist ins Orchester des Theätre Italien, 1825
in das der Grossen Oper. 1834 wurde er zweiter, 1838 erster Orchesterchef am
italienischen Theater. 1849, nach dem Rücktritt Labarres, übernahm er die
Kapellmeisterstelle an der Opera comique, und leistete als solcher sehr Bemer-
kenswerthes. Er behauptete diesen Platz zwanzig Jahre hindurch. 1838 schon
hatte er mit seinem Bruder Alexander, einem geschickten Violoncellisten,
Kammermusiksoireen eingerichtet, in denen die klassischen Meisterwerke Haydns,
Mozarts und Beethovens zur Aufführung kamen; auch die Concerte im Gymnase
musical, gegründet 1834, leitete er und führte in denselben die Werke von
Berlioz und Turbry u. A. auf. 1868 gab er seine Functionen in Paris auf
und zog nach Asnieres bei Paris, wo er am 7. oder 8. Mai 1878 starb. Sein
Bruder Alexander, der zu den Begründern der Concertgesellschaft des Conser-
vatoriums gehörte, und Mitglied des Orchesters der italienischen Oper war,
starb in Paris am 13. Juni 1880.
Timpe, Job. Willem, niederländischer Orgelbauer, wurde 1760 im Dorfe
Glaan geboren, er erbaute Orgeln von grossen Dimensionen, auch viel kleine
Orgeln in Zutphen, Groningen, Embdcn, Veendam, Amsterdam, Duiven, de
Bedam, Middelbert u. a. 0. T. starb gegen 1840.
Tinctoris (X, 195). Nach Vanderstraeten (r>La Musique aux Pays-Basdy
Bd. IV) ist der eigentliche Name dieses Tonkünstlers »Jean de Vaerwere«, der
dem Gebrauch jener Zeit gemäss lateinisirt worden. Nach derselben Quelle
wäre T. nicht in Nivelles, sondern in Poperinghe 1446 geboren. Sein Tod
erfolgte vor dem 12. October 1511.
4ßQ Tinel — Tolbecque.
Tinel, Edgar, belgischer Pianist und Componist, geboren am 27. März
1854 zu Sinay, wo sein Vater als Lehrer und Organist angestellt war, erhielt
als Schüler des Brüsseler Conservatoriuras in der Clavierclasse Brassin den
ersten Preis, nahm noch Unterricht bei Gevaert und Kufferath in der Com-
position und erwarb 1877 den Römerpreis für seine Cantate »De Klohhe Roe-
land«. über flämischen Text für Soli, Chor und Orchester, die bei der öffent-
lichen Aufführung allgemeinen Beifall fand. Seitdem veröffentlichte er Ciavier-
stücke und Lieder über flämisch und deutschen Text (Sämmtlich bei Schott
in Brüssel).
Tintorer y Se^arra, Pedro, spanischer Componist, in Palma am 12. Febr.
1814 geboren, studirte Musik in Barcelona bei ßamon Vilanova und besuchte
dann das Conservatorium daselbst, und zwei Jahre, von 1834 — 36, das Pariser
Conservatorium unter Direction von Zimmermann. Hierauf ging er nach Lyon,
wo er vierzehn Jahre als Lehrer und Componist thätig war. In gleicher Eigen-
schaft lebte er von dieser Zeit an in Barcelona. Er schrieb: zwei Messen für
vier Stimmen, Chor und Orchester; ein Stabat mater für vier Stimmen und
Orchester; ein Te Deum desgl.; zwei Sinfonien für Orchester; drei Quartette
für Ciavier, Violine, Bratsche und Violoncello (Paris, Richault); ein Streich-
quartett; ein Trio für Ciavier, Violine und Violoncello (Paris, Gerard); Duos
für Ciavier, Violine und Violoncello, und viele Etüden für Ciavier.
Tirpenue, Victor, französischer Pianist und Theoretiker, der seit Jahren
als Lehrer des Clavierspiels thätig ist, gab ein Werk heraus, welches einen
umfänglichen Lehrgang des Clavierspiels darstellt und zugleich Theorie, Har-
monie, Transposition und den Choralgesang berührt. Das anerkannte Werk
erschien unter dem allgemeinen Titel: -^Cours complet de musique applique au
pianoa (Paris, Brandus) und enthält Methode de piano (trois parties), Solfege
elementaire; Cent Etudes graduees (cinq livres). Ausserdem gab T. heraus:
DGrammaire musicalea und «Peiits Solfeges«..
Tisza, Aladär (eigentlich Victor Langer), ist am 14. October 1842 in
Budapest geboren, war zum Kaufmann bestimmt, wählte dann aber die Musik
zu seinem Lebensberuf. Er wurde Schüler von Pob. Volkmann und dieser
bestimmte ihn, das Leipziger Conservatorium zu besuchen, und hier wurden
Hauptmann, Richter und Reinecke seine Lehrer. Nach seiner Heimath zurück-
gekehrt, entwickelte er eine ausgebreitete Thätigkeit als Componist, Musik-
lehrer, Theater-Kapellmeister und Schriftsteller, welche namentlich Hebung der
ungarischen Nationalmusik sich als Ziel setzte. Seine ungarischen Tänze wurden
bald beliebt; ausserdem arrangirte er ungarische Volkslieder, Stücke aus unga-
rischen Opern u. s. w.
Tobin, Richard, Lautenmacher, der im Anfang des Jahrhunderts in
London thätig war und zu der Zeit zu den gesuchtesten Instrumentenmachern
Englands gezählt wurde. Sein Sohn war ebenfalls Lautenmacher.
Tofano, Gustav, Pianist, Componist und Lehrer, wurde in Neapel am
22. December 1844 geboren und bildete sich unter der Leitung verschiedener
Lehrer in Pisa, Turin, Bologna und Neapel, wo ihn G. Lillo, A. Coop und
Luigi Siri unterrichtete, zu einem Pianisten, der in Italien mit in der ersten
Reihe steht und besonders in Neapel sehr geschätzt ist. 1872 wurde er als
Professor des Clavierspiels am Lyceum in Bologna angestellt. Er veröffent-
lichte sehr zahlreiche Compositionen für Ciavier und für Gesang; auch die
Cantate yiMargherita delle Alpiv-, Hymne für Chor, aufgeführt in Neapel, und
in Gemeinschaft mit anderen Tonkünstlern das Ballet y>Alpha et Omegav.. Die
von ihm (Text und Musik) verfasste Oper y>Amore e suo tempo« (Neapel, 1875)
fand nur geringen Beifall.
Tolbecque, Jean Baptiste Josephe (X, 208), starb in Paris am
23. October 1869.
Tolbecque, August Joseph (X, 208), starb in Paris am 27. Mai 1869.
Tolbecque, August (X. 208), Sohn des oben genannten, war von 1865
Tomasiiil — Ton. 461
bis 1871 Professor am Conservatorium in Mnrseille, lebte dann in Paris, wo
er zur Concertgesellscliaft cUs Conservatoriuras gehörte. Er hatte eine vor-
zügliche Sammlung von musikalischen Instrumenten /.usamraengebracht, die er zur
Bereicherung des Museums des Conservatoriuras der französischen Regierung
anbot, welche aber von der Belgischen Eegierung erworben wurde. Sein Sohn
Jean, geboren zu Noit am 7. Uctober 1857, ist ebenfalls Violoncellist. Er
gehört zum Orchester der italienischen Oper.
Toinasini, Luigi (X, 210), ist 1741 geboren und starb am 25. April
1808. 1761 war er in die Esterhazysche Kapelle getreten. Zwei seiner Töch-
ter waren hier als Discantistiunen engagirt. Sein Sohn:
Toinasiui, Anton (Luigi), ist am 17. Februar 1775 zu Eisenstadt geboren,
wurde von Joseph Haydn aus der Taufe gehoben, trat 1796 in die fürstliche
Kapelle, nachdem er schon in Wien öffentlich aufgetreten war. Doch kam,
in Folge seines leichtsinnigen Lebenswandels, sein Talent nicht zur Entfaltung;
er starb am 12. Juni 1824 zu Eisenstadt, leiblich und geistig verkommen.
Tomeoni, Pelegrino (X, 211), wurde 1729 (nicht 1759) geboren. Er
war Kapellmeister an mehreren Kirchen, zuletzt am Dom zu Pietra santa. Er
schrieb sehr zahlreiche Kirchenmusikstücke und auch einige dramatische Stücke
und Recitative für die »Zenobia« von Metastasio, welche 1761 in Lucca auf-
geführt wurde. Zu dieser Zeit versah er am Theater die Stelle eines maestro
al Cembalo.
Ton (X, 212). Die Unmittelbarkeit der Wirkung des Tones auf unsere
Empfindung, beruht hauptsächlich darauf, dass er im Grunde als ein natürliches
Produkt derselben erscheint. Dass das vom Gesangton ohne weiteres zuge-
geben werden muss, bedarf keines Beweises mehr. In der Stimme hat die
Natur dem Menschen das Organ gegeben, durch das er die Veränderungen in
seinem Innern direkt kund zu thun im Stande ist. Freude oder Schmerz,
Jubel oder Klage, lebensfreudige Hoffnung oder todwünschende Verzweitlung
werden gern ganz direkt einwirkend auf das Stiramorgan, so dass dies Kunde
giebt von der jeweiligen Stimmung in freudigem oder schmerzerfülltem, jubeln-
dem oder klagendem, hoffnungsfreudigem oder verzweifelndem Gesänge. Die Töne
erscheinen demnach als das unmittelbare Produkt dieser Stimmungen und sind
dem entsprechend auch geeignet, dieselbe Stimmung in dem Hörenden hervor-
zubringen. Da, wo dieser natürliche Ursprung fehlt, wo dieser Zusammenhang
mit den innern erzeugenden Mächten nicht mehr zu verspüren ist, wie häufig
im Kunstgesange, wirkt dieser nur rein sinnlich oder höchstens durch die geist-
volle Form. Daher verfehlt das Volkslied diese Wirkung auf unser Gemüth
nicht, weil es diesen Ursprung zeigt. Das Volk singt nie, wenn sein Herz
nicht voll ist und wäre es auch nichts weiter als übersprudelnde Sangeslust,
durch die es bewegt wird und die in dem entsprechenden Gesänge dann auch
Ausdruck erlangt; das Volk singt aber auch nur von dem, w'ovon sein Herz voll
ist; und daher findet das Volkslied auch immer wieder den Weg zum Herzen.
Der Kunstgesang aber erreicht dieselbe Wirkung nur unter den gleichen Be-
dingungen; wenn auch er nur als der Herold des bewegten und erregten Innern
erscheint. Ganz vermag der Gesangton selbst unter den ausgeklügelten und
erkünstelten Spielen der Virtuosität seine ursprüngliche Bedeutung als un-
mittelbarer Ausdruck der Innerlichkeit nicht aufzugeben, und so entwickeln
auch die vocalen Kunststückchen immer noch grössern Reiz der Wirkung, als
die ähnlichen instrumentalen, allein die höchste Aufgabe erfüllt doch der Kunst-
gesang auch nur dann, wenn er Ausdruck des, von den höchsten Idealen
erfüllten Innern ist; wenn ihn der schaffende Künstler nur in diesem Sinne
in seinem Kunstwerk anwandte und nicht um irgend welche nichtige Effekte
zu erreichen, so dass ihn der ausführende Künstler nur in einem Sinne aus-
zuführen gezwungen ist. Ein so direkter Zusammenhang ist zwischen dem
Instrumentalen und der, den Ausdruck suchenden Innerlichkeit des Menschen
nicht vorhanden , obgleich auch er zum grossen Theil auf dasselbe Bedürfniss
462 Tonanzeiger.
zurückgeführt werden muss. Seiner Natur nach ist der Instrumentalton mehr
sinnlich reizvoll, aber er wird doch auch früh schon dem Ausdruck der Empfin-
dung uud innerer Zustände überhaupt dienstbar gemacht. Es ist weder die
Unterweisung, noch klares Bewusstsein von der zu erreichenden Wirkung,
welche den Schalmeybläser sein Instrument behandeln lässt, die dem Volks-
geiger Bogen und Finger führt und durch welche das ganze Mittelalter hin-
durch die Instrumentalmusik allmälig immer ausgebreitetere Pflege fand. Jene
Alpenhornmelodien, oder die verkräuselten Geigen- oder Flötenmelodien der
Spielleute im untern Volk bei allen Nationen sind eben so als Produkte des
Volksempfindens zu betrachten, wie die Volksmelodien, wenn sie diesem auch
nicht so unmittelbar treffenden Ausdruck zu geben vermögen, wie der Gresang.
Dabei waren diese Volksmusiker auch bemüht, die Gesangsweise auf ihren
Instrumenten nachzubilden und so gelangte auch der Instrumentalton zu
grösserer Innigkeit und Wärme des Ausdrucks. In dem Bestreben, von den
reichei'n Mitteln des Ausdrucks, Vfelche das Instrumentale bietet, allmälig immer
umfassendem Gebrauch zu machen, kamen die Instrumentalisten dann weiter-
hin dazu, wieder die sinnliche Seite des Instrumentalen, das Reizvolle des
Klanges mehr zu berücksichtigen und den grössern Tonreichthum einzelner
Instrumente zu verwertheu; damit gewann die Virtuosität allmälig einen viel
bedeutenderen Einfluss bei der Weiterentwickelung, als wie oben bereits er-
wähnt, bei der Vocalmusik. Die grössere Beweglichkeit des Instrumental tons
im Allgemeinen und der mehr sinnlich reizvolle Klang der Instrumente führte
sie allmälig mehr in den Dienst der Phantasie und selbst des blossen, wenig
inhaltsvollen Spieltriebes. Die blosse Lust am Instrumentalklange hat einen
bedeutenden Theil der Entwickelung der Musik beeinflusst, sie namentlich hat
verschiedene Stilarten erzeugt, und selbst manches hochbedeutsame Kunstwerk
hervorgebracht. Daneben aber hat auch die tiefste und leidenschaftlichste
Empfindung ihren überwältigenden Ausdruck mit rein instrumentalen Mitteln
gefunden, und zwar so reich, wie er mit vocalen Mitteln kaum erreicht worden
ist. Deshalb aber wird die Verbindung von vocalen und instrumentalen Mitteln
immer die höchste Wirkung erreichen; mit den vocalen wird der Ausdruck in
überzeugendster und überwältigender Deutlichkeit und Treue gewonnen, so dass
er nicht misszuv^erstehen oder verschieden zu deuten ist, mit den instrumen-
talen ist er dann auszuweiten und bis zum letzten B-est zu erschöpfen. So
werden die Töne, der Vocalton, wie der Instrumentalton zu treffendsten
und unmittelbar wirkenden Ausdrucksmitteln für die ganze Welt und das ge-
sammte Leben des menschlichen Geistes und die Tonkunst wird zu der Kunst,
in welcher die Innerlichkeit des Menschen am Unmittelbarsten zur Erschei-
nung kommt.
Die Naturgewalt des Tones wird auch noch" durch jene Melodie, welche
die Sprache durchzieht und die wir schlechtweg mit Eedeton bezeichnen, be-
zeugt. Die geistvollst zusammengestellte Bede verliert viel an ihrer Wirkung,
wenn sie in tonloser, trockner Weise vorgetragen wird, wenn ihr jene Sprach-
melodie fehlt, während selbst nur klingende Phrasen mit klangvoller Stimme vor-
getragen, oft selbst nachhaltigere Wirkung zu erzeugen vermögen. Der »Ton« der
Rede wirkt in vielen Fällen überzeugender als diese und hat nicht selten schon
die Worte geradezu Lügen gestraft.
Tonanzei^er, nennt der Erfinder W. Bartmuss in Bitterfeld ein vorzüg-
liches Veranschaulichungsmittel für den ersten Musikunterricht. Es ist ein
einfacher, aus einer kleinen gedeckten Orgelpfeife bestehender Apparat, der
durch ein, an einem Gummischlauch befestigtes Mundstück angeblasen wird,
und dann einen flötenartigen Ton angiebt. Die verschiedenen Töne werden
durch das Verschieben eines, in der Pfeife auf- und niedergehenden Filzkolbens
gewonnen. An der Kolbenstange befindet sich ein Messingdraht, welcher in
zwei seitwärtsgebogenen Spitzen ausläuft, die links und rechts auf der, an der
Pfeife aufgezeichneten chromatischen Scala, den angeblasenen Ton bezeichnen.
Tonart.
463
Dadurch werden dem Schüler nicht nur die IntervallenverhältnisBe der Ton-
leiter zur Anschauung gebracht, sondern er lernt aus dem Standort des Kolbens
auch die Länge der schwingenden Luftsäule kennen.
Tonanzeisrer.
Tonart (X, 217). In seltsamster Verkennung der eigentlichsten Natur des
Darstellungsmaterials wie der besondern Art seiner künstlerischen Verwendung
und in dem Bestreben nach höchster Ungebundenheit der Kunstgestaltung, hat
die Neuzeit auch den Versuch gemacht, die Tonart zu beseitigen und die Har-
monik ganz willkürlich oder nur in dem Bestreben zu wählen, bestimmte reiz-
volle Klänge zu erzeugen, um damit gewisse Effekte zu erzielen. Der, nur
auf nervenreizende Wirkung bedachten neuen Richtung konnte nur wenig noch
daran liegen, die Tonart harmonisch auszuprägen und so ist es auch nicht zu
verwundern, dass man sie einfach für beseitigt erklärte und sie schliesslich
nicht einmal mehr äusserlich durch die Vorzeichnuncr andeutete. Es ist an ver-
schiedenen Orten dieses Werkes ausführlich gezeigt worden, dass der Kunst-
gestaltung des Materials nothwendiger Weise die Einfügung in ein bestimmtes
System vorausgehen muss. Die Töne müssen nach ihrer eigensten innern Ver-
wandtschaft zusammengestellt werden, so dass sie in genau abgewogene Be-
ziehungen zu einander treten, wenn sie als Bausteine zu Kunstformen benutzt
werden sollen; es wurde nachgewiesen, wie mit dieser Einreihung des Materials
die künstlerische Thätigkeit beginnt und wie es dadurch erst geeignet wird,
gewissen Ideen fassbare Gestalt zu geben. Eine schöpferische Thätigkeit, welche
darauf verzichtet und diesen, durch die Natur gesetzten Organismus missachtet,
kann nichts weiter als nervenreizende Wirkungen erreichen, nimmer aber uns
in fassbarer Form einen Inhalt offenbaren. Dabei verliert aber auch ganz ent-
schieden das harmonische Material an Mannichfaltigkeit der Wirkung. Der
Dreiklang gewinnt in seinen verschiedenen Stellungen als Tonika, Domi-
nant und Unterdominant jedesmal eine andere Wirkung und diese wird
wiederum wesentlich verändert, wenn der betreffende Dreiklang nicht formbil-
dend, sondern nur ausschmückend und ausgestaltend wirkt. Der Des-dur Drei-
klang beispielsweise macht als Tonika der Des-dur Tonart einen ganz andern
Eindruck, als wie als Dominant von Ges-dur oder als Unterdominant von
As-dur; und wieder wirkt er anders wenn er die C-dur- oder die F-dur, die
A-dur- oder B-dur-, die C-moU- oder F-moll-, die Des-moll- oder eine andre
Tonart nur ausschmücken oder vertiefen helfen soll. Wie die Chi'omatik, wenn
sie das System auflösend eintritt ganz charakterlos wird, so wird es auch die,
auf sie basirte Harmonik. Die feinsten harmonischen Effekte werden immer
nur mit der fein abgewogenen Verwendung jener intimen Beziehungen, in
welche die Töne in der diatonischen Tonleiter gesetzt sind und zu deren
mannichfaltigeren Gestaltung dann die chromatische Tonleiter mit herbeigezogen
wird, gewonnen. Die harmonisch feststehende, in Tonika, Dominant und Unter-
dominant sich darstellende harmonische Gestaltung der Tonart ist durch die
Chromatik so mannichfaltig darzustellen, dass sie unerschöpfliche Mittel zu in-
464 Torri — Towers,
dividuellster Charakteristik gewährt. Die grössten und frühesten Harmoniker
Johann Sebastian Bach und Franz Schubert haben dies glänzend dar-
gcthan. Es erscheint deshalb selbst von dem Standpunkt der sogenannten
Neuromantiker aus als ein B-ückschritt, diese Mittel der Charakteristik damit
aufzugeben, dass man ihnen in der fest ausgeprägten Tonart ihren eigentlichen
Grund und Boden entzieht. Mit den ausgesuchtesten, fein erwogenen Klang-
efifekten wird nicht erreicht, was jenen Meistern oft mit den einfachsten Harmo-
nien gelingt, die sie jenem einheitlichen Grunde einwirken und in ihrer, noth-
wendig ohne Stütz- und Zielpunkt erfolgenden Häufung wirken die pikanten
Harmonien der Neu-Komantiker leicht ermüdend, während die kühnen Harmonien
dem Organismus der Tonart eingefügt, immer anregend und belebend wirken.
Torri, Pietro (X, 272), stand bereits 1689 als Kammer-Organist in kur-
fürstlichen Diensten in München und erwies sich hier schon 1690 als drama-
tischer Componist sehr thätig. 1692 ging der Kurfürst Maximilian zur Ueber-
nahme der Statthalterschaft der spanischen Niederlande nach Brüssel und ein
grosser Theil der Hofmusik erhielt Befehl, dorthin zu folgen; 1694 im October,
ward auch der Organist P. Torri als Hofkapellmeister dorthin befohlen und er
blieb hier bis 1701, in welchem Jahre er mit dem Kurfürsten zurück nach
München ging. Im spanischen Erbfolgekriege erklärte sich der Kurfürst Max
Emanuel bekanntlich für Frankreich, brach mit Oesterreich und musste nach
der Schlacht von Holstein (13. August 1704) flüchten, wurde 1706 geächtet
und erst im Frieden zu Baden (1714) wieder in seine Länder eingesetzt. T.,
der seit 1704 den Titel eines Kammermusikdirektors führte, ging mit dem
Kurfürsten zum zweiten Mal 1704 nach Brüssel und hielt auch wieder im
Gefolge desselben am 10. April 1714 seinen Einzug in München. Nach dem
am 9. März 1732 erfolgten Tode des Hofkapellmeisters G. Ant. Bernabei, trat
T. an dessen Stelle und behielt dieselbe bis an seinen, am 6. Juli 1737 er-
folgten Tod. Von seinen zahlreichen Opern gelangten in München zur Auf-
führung: y>Gli Oracoli di Pallade e di Nemesi«, am 6. Februar 1690 (es war
dies nur eine musikalisch dramatische Indroduction zu einem Tournier), ytMeropea
(1719), y>Ädelaide<i (1722), r>Pariatü<- (1722), r>Lucio Vero«. (1723), y>Ainadisa
(1724), »Venzeslao« (1725), y>Epaminondaa (1727), »Mcomedea (1728), ^Edippov.
(1729), y>Ippolito (1731), y>Griseldm (1735), y>Catonea (1736) u. A. Ueber seine
Thätigkeit in Brüssel ist wenig bekannt. Van der Straeten citirt ihn als den
Vorgänger von P. Ant. Fioceo und spricht besonders von einem Oratorium
Torri's: r>Les vanites du mondea, das unter ungeheurem Beifall im Jahre 1706
wiederholt aufgeführt wurde. Dass übrigens sowol der Kurfürst Maximilian
Emanuel, wie dessen Nachfolger Carl Albert den Künstler sehr hoch schätzten,
wird durch viele Gunstbezeugungen bestätigt. Ein Passus eines Dekrets d. d.
Namur 13. Juli 1712 lautet: »dem Rath und Kapellmeister P. Torri in sonder-
barer Consideration der zur vollsten Satisfaktion geleisteten Dienste täglich
zwei Bouteillen Burgunderwein bewilligt. Nach seinem Tode wurden seinen
beiden Töchtern bis zu ihrer etwaigen Versorgung jährlich 200 fl. Pension
bewilligt, dem Sohne waren schon seit 1719 für die Studienzeit jährlich 200 fl.
ausgesetzt worden.
Tosti, F. Paoli, italienischer talentvoller Componist von Einzelgesängen
mit italienischen und französischen Texten, welche bei Ricordi in Mailand er-
schienen ; er gab auch eine sehr interessante Sammlung von Volksliedern aus
den Abruzzen heraus. Diese höchst eigenthümlichen Melodien, zu denen die
Worte aus dem Dialekt ins Italienische von Petrosemolo übertragen wurden,
sind veröffentlicht unter dem Titel: r>Ganti popolari abruzzesi«.
Towers, John, englischer Musiker, studirte in Manchester, auf der königl.
Akademie in London und drei Jahre in Berlin bei A. B. Marx Musik. Hierauf
kehrte er nach Manchester zurück, wo er eine Anstellung als Organist erhielt.
Er leitet dort auch mehrere Gesangvereine und veröffentlichte Ciavier- und
Gesangscompositionen.
Treu - Tutilo. 465
Tren, Abndias (X, 294), geboren am 29. (nicht 22.) Juli 1597.
Trlebert, Charlos Louis (X, 298), wurde 1860 Prolessor der Oboe am
Conservatorium in Paris und starl» am 18. Juli 1867 auf der Rückkehr von
Hveres, wo er Genesung von einem Brustübel suchte, in Gravelle St. Maurice
bei Joinville-le-Pont. Sein Bruder Frederic war auch Oboenbläser und zugleich
Instrumentenbauer von Blasinatrunieuten, er starb in Paris im März 1878.
Tritto, Giacomo (X,311), nach Adrien de la Fage (DMiscellanees musicalesa)
der die Notizen direkt von dem Sohne erhalten hatte, ist der eigentliche Name
Tritto's »Giac. di Turitto«, und sein Geburtsjahr 1735 oder 1736. Den Todes-
tag giebt derselbe als den 16. (nicht 17.) September 1824 an.
Trojano, Massimo (X, 312). Im Jahre 1570 ermordete er in Gemein-
schaft mit einem andern Hofmusiker, Canillo aus Parma, in Landshut aus Hass
und Neid einen seiner Collegen und rausste mit seinem Complicen aus Baiern
flüchten, seitdem verlor man jede Spur von ihm.
Troman, Thomas, englischer Musiker, geboren gegen 1828, lebt in Bir-
mingham, wo er als Pianist bekannt ist und als Organist an verschie-
denen Kirchen thütig war. Er gab eine Anzahl Orgel- und Ciavierstücke
heraus, ferner Anthems und andere Kirchenstücke und schrieb die Cantate: »5y.
the waters of Babylona.
Trombetti, Ascanio (X, 312), war von lc83 — 89 Kapellmeister der Stifts-
kirche San- Giovanni in Monte. Es sind noch folgende Werke von ihm be-
kannt: »// Primo Lihro de Madrüjali a 5 vociv. (Venedig, Gardano, 1583);
«Jl Frimo Libro de Madrigali a 4 vocüi (Venedig, Gardano, 1586), enthält
21 Madrigale; »JZ Frimo Libro de Motefti« ä 5, 6, 7, 8, 10 und 12 Stimmen
(Venedig, (^ardano, 1589), ist dem Herzog Alfons von Este dedicirt und ent-
hält achtunddreissig Corapositionen; ein vierstimmiges Madrigal (gedruckt 1587
bei Giovanni Rossi). Tr. gehörte als Instrumentalist einer Kapelle in Bologna
an. Sein Bruder:
Trombetti, Girolamo, geboren in Bologna, war Virtuose auf der Posaune
und gehörte zu derselben Kapelle in welcher sein Bruder thütig war; folgte
auch diesem alrj Kapellmeister an San Giovanni in Monte. Man kennt von
ihm: einige, in die Sammlungen seines Bruders mit aufgenommene Compo-
sitionen und: y>Il Frimo Libro de Madrüjali a 5 voci(f (Venedig, Gardano, 1590),
enthält dreiundzwanzig Stücke.
Tschirch, Adolph (X, 329), starb am 27. August 1875 in Guben.
Talou, Jean Louis (X, 333), starb in Nantes, wohin er sich zurückge-
zogen hatte, am 23. Juli 1865. Die von ihm für die Flöte componirten Stücke
erreichen die Zahl hundert.
V
Turnerhorn heist ein von Cerveny erfundenes Metallblasinstrument, ähn-
lich dem Jägerhorn mit i*^- Stimmung.
Turnboat, Jean (X, 353), der eigentliche Name dieses Musikers ist zufolge
der Forschungen des belgischen Musikforschers Leon de Burbure, »Jean Jacqueso.
Das Dokument aus den Archiven des Vormundschaftsgerichts auf das sich B.
stützt, datirt vom 19. März 1589, nennt ihn Jean Jacques, fils de Gerard
maitre de la chapelle de Son Altesse (meester Jan Jacques Gheerts 'sone, sang-
meester von Zyne Hoochlyt). L. de Burbure hat über den Gegenstand in der
königl. belgischen Akademie eine Vorlesung gehalten, welche in den Abhand-
lungen derselben (2. Serie T. XLVI Nr. 12, 1878) und in Separatabdrücken
veröffentlicht ist.
Tutilo (auch Tuotilo), ein Mönch in St. Gallen, war ein Universalgenie;
er galt in der Schnitzkunst und im Baufach für einen Meister, hiess wegen
seines Muthes und seiner Tapferkeit ein Haudegen und war auch als Redner,
Goldschmidt und Musiker ausgezeichnet. "Wie Notker durch seine Sequenzen,
so hat sich Tutilo durch seine Tropen (s. d.) einen Platz in der Geschichte
des Kirchengesanges erworben. Zwei seiner Melodien hat Schubiger (Die Sän-
gerschule St. Gallen) in neuerer Zeit veröflentlicht. Auch mit den, jener Zeit
Musiknl, Ct nrers.-Lexikon. Er^SnzungübaDd. 30
466 Tyndall — Urio.
geübten Instrumenten: Flöte, Organum, Rota, Cimbal u. s. w. war Tutilo wol
vertraut. Er starb geliebt und bewundert am 27. April 915. Die Katharinen-
kapelle, in welcher er bestattet wui*de, nannte man in der Folgezeit Tutilokapelle.
Tjudall, John, berühmter Physiker Grossbritauiens, gegen 1820 in
Leighliu-Bridge bei Carlow in Irland geboren, gab in sehr klarer Darstellung'
ein Buch »Ueber den Ton« heraus (Acht Vorlesungen welche er im königl.
Physikalischeu Institut, dessen Direktor er ist, gehalten hat). Das Buch unter
dem Titel: »ie Soni, von Abbe Moigno ins Französische übersetzt, erschien
(Paris, Gautier Villars, 1869) mit vielen Abbildungen.
Tyrell, Agnes, geboren 1848 in Brunn, ist durch Prof. Pacher in "Wien
zur trefflichen Pianistin ausgebildet. Ihre theoretischen Studien leitete Otto
Kitzler in Brunn und mehrere veröffentlichte Werke wie: zwölf grosse Etüden
für Pianoforte, zwei Nocturnes und eine Mazurka zeugen von bedeutendem
Talent und Geschick. Ausserdem componirte sie auch Werke für Orchester:
drei Ouvertüren, eine Sinfonie u. s. w.
Tywersas, Lautenmacher des 16. Jahrhunderts, befand sich 1520 im Dienste
der Prinzen von Lothringen und wohnte auf dem Schlosse Ravenel, der Residenz
seiner Gönner. Seine Instrumente sollen in der Bauart mit denen des Andre
Amati einiges gemein haben.
Tzartzelew, Prinzessin, s. Lavrowska Elisabeth,
U.
Uccelli, Mad. Carolina (X, 360), starb gegen 1855.
Ungarische Masik (X, 390). Csardas wird von dem Wort »Csärdä« =
die Haideschenke abgeleitet. Bis zur Revolution des Jahres 1848 wurde der
Csardas zumeist nur in den untersten Schichten der Bevölkerung Ungarns ge-
tanzt, erst seit dieser Zeit gewann er auch in den Salons der Aristokraten und
bei öffentlichen Bällen Eingang. Er besteht aus einem Lassü (sprich: Laschuh),
ein im */g Takt gehaltener und mit Andante con moto bezeichneter Tanz, der
aus mehreren meist 8taktigen Theilen zusammengesetzt ist. Er wird so oft
wiederholt, als es dem Dirigenten oder den Musikern beliebt. Diesem schliesst
sich der sogenannte Czifra an, der in raschen, Sechzehntel- oder Zweiund-
dreissigstel-Noten gehalten ist und gegen den Schluss im Tempo stringendo
zum Fris überleitet. Der Fris (sprich: Frisch) ist der zweite Haupttanz des
Csardas, er ist im ^/^ Takt im Allegro-Tempo gehalten und besteht wieder
aus mehreren Theilen, die ebenfalls mehrmals wiederholt werden. Um den
Tänzern nach diesem schnellen und ermüdenden Tanz einige Ruhe zu gönnen,
lässt der Dirigent den Lassü folgen und schliesst dann mit dem Fris dem ein
Czifra als Coda beigefügt wird. Im beschleunigten Tempo wird dann das
Ende herbeigeführt. Die beliebtesten Csardas sind: y>Tolnay lakadalmasa ; r>Makoi
Csdrddsa; y>Luiza<i; -aldaa; y>8zegeny 'paraszH ; nUartfai emlek«-; •aTeclmikusv. ; nisteni
Csdrddsa; n Rozsahokora u. a. Die hervorragendsten Csärdäs-Componisten sind: Josef
Rizner, Rozsavölgyi, Egressy, Dobozy, Tormäsy, Swasztics, Ignaz Frank, Keler
Bela, Thern, Dome, Moritz Windt, Joh. Veszter, Konkolyi Thegem, Joh. Kirch,
Rupp, Bartay, Merty, Nittinger, Tisza u. a. Der Zigeuner-Race gehören fol-
gende Componisten an: Kälozdy, Farka, Bunko, Särkozy, Kecskemety, Pecseny-
änszky, Räcz Pal, Patikarins u. a. m.
Unger, Caroline, Frau Sabatier (X,401), starb am 23. März 1877 auf
ihrer Villa della Concezione bei Florenz.
Urio, Francesco Antonio (X, 429), es sind folgende noch nicht er-
wähnte Compositionen desselben bekannt: Eine »Ganfafa da camerav. 1696 (dem
Prinzen Ferdinand von Medicis gewidmet); die Oratorien y>Samsone(i 1701 und
*Madalena converUtaa. 1706.
Urqiihart — Urdprünglich. 467
Urqahart, Thoinas, geschickter Lautunraacher, der Ende des 17. Jahr-
hunderts in London arbeitete und dessen Instrumente mit denen des Jacob
Rayraan Aehnlicbkeit haben. Einer seiner Schüler war Norman, dessen In-
strumente in Enghmd im 18. Jahrliundert geschätzt wurden.
Ursillo, Kabio (X, 430), verbrachte den grössten Theil seines Lebens in
den Niederlanden, denn er gehörte vom Jahre 1725 an zur Privatmusik des
Bischofs von Tournai, und zwar vierunddreissig Jahre hindurch, bis 1759,
wahrdciieinlich das Jahr seines Abstorbens (s. La Musique aux Pays-Bas,
Vander Straeteii).
Urso, Camilla, geboren 1842 in Nantes in Frankreich, bildete sich unter
Massart in Paris zu einer ausgezeichneten Pianistin. 1862 ging sie mit ihrem
Vater nach Amerika, wo sie in den bedeutendsten Städten mit ausserordent-
lichem l']rf()lge spielte.
Ursprllugrlich (X, 437). Selbst dem Wortsinn nach wird der Begriff
»ursprünglich« nicht so eng gefasst, wie im Hauptwerk geschieht. Im Allge-
meinen bezeichnet man mit »ursprünglich» beim Kunstschaffen das, was seinen
Ursprung im Künstler hat, diesem nicht von aussen zugeführt worden ist. In
diesem Sinne dürfte es nur wenig Kunstwerke geben, die in allen ihren ein-
zelnen Theilen als ursprünglich gelten können. Wiederholt ist darauf hinge-
wiesen worden, dass der schaffende Künstler an verschiedene Bedingungen, unter
denen das Kunstwerk überhaupt erst entsteht, gebunden ist; er muss die Gesetze,
nach denen das Material zum Kunstwerk zusammen zu fügen ist, beobachten,
ebenso wie die, durch unsere Siunesthätigkeit und Empfänglichkeit gebotenen,
und so ist er genöthigt, an gewissen Formen der Darstellung fest zu halten,
die ausserhalb seiner Innerlichkeit entstehen, also ihm nicht eigentlich ursprüng-
lich sind. Erst in der besoudern Weise, in welcher er sie durch seine Inner-
lichkeit beseelt, und so zum Träger seiner Individualität macht, zeigt sich die
Bedeutung und Grösse seiner eigenen Ursprünglichkeit. Es ist an den ver-
schiedensten Formen nachgewiesen worden, dass sie selten durch eine gestal-
tende, geniale Kraft geschaffen wurden, sondern dass sie sich aus der, durch
eine Reihe schaffender Genies repräsentirten Praxis ergaben. Auch jene Melo-
dien des gregorianischen Kirchengesanges, die im Hauptwerk als durchaus
ursprünglich bezeichnet wurden, entstanden auf diese Weise und sie beherrschten
die gesammte Musik ein Jahrtausend und erzeugten eine unübersehbare Reihe
durchaus ursprüuglicher Werke. Auch die künstlichen contrapunktischen Formen,
in denen diese sich darstellen, sind nicht durch das Genie einzelner, sondern
durch die speculirende Thätigkeit einer Gesammtheit geschaffen. Aber aus
diesen gegebnen Melodien und innerhalb der überkommenen contrapunktischen
Formen, haben die Meister in Italien, Deutschland und in andern Ländern
eine Reihe durchaus eigenthümlicher und ursprünglicher Werke geschaffen.
Die späteren Meister schöpften dann aus dem andern Quell ursprünglicher
Melodik, der ihnen im Volksliede sich erschloss und unter der emsigen Arbeit
der Musikpraxis entstanden wiederum neue Formen und gleichfalls nicht als
unmittelbares Ergebniss genialer Schöpferkraft, aber diese bemächtigt sich der
neuen Melodik ebenso wie der neuen Formen um wieder neue durchaus ursprüng-
liche Kunstwerke auf dieser veränderten Grundlage aufzubauen. Weder Händel
noch Bach haben im Grunde neue Formen geschaffen und ihre Melodik verräth
überall, dass sie aus dem allgemeinen Quell derselben schöpfen, aber indem sie die
Motive und die, aus ihnen heraustreibenden Formen mit ihrer Innerlichkeit
erfüllen, werden diese ursprünglich in dem angegebenen Sinne. Auch die
Vollender des eigentlichen Instrumentalstils, Haydn . Mozart und Beethoven,
haben, wie an verschiedenen Orten gezeigt wurde, keine eigentlich neue Formen
gebildet, aber sie haben diese nicht nur mustergültig organisirt, sondern sie
zugleich mit dem entsprechenden, ewig verständlichen Inhalt erfüllt, und so
schufen auch sie Werke von durchaus ursprünglicher Bedeutung. Nur in diesem
Sinne wurde Schubert der Schöpfer der modernen musikalischen Ijyrik. Seine
30*
468 Utendal — Valentino.
Melodik und seine Formen weisen gleichfalls auf frühere Jahrhunderte zurück,
aher sie sind doch auch wieder in seinem eigenen Innern so erneut und um-
gestaltet, dass sie als durchaus ursprünglich gelten müssen. Aus diesen Unter-
suchungen, die auf alle grossen und kleinen, bedeutenden und unbedeutenden
Meister ausgedehnt werden könnten, und immer zu demselben Resultat führen,
ergiebt sich, dass es eine TJrsprünglichkeit, die einzig in ihrer Art ganz
selbständig, nicht nachgebildet oder von anderen Kunstschöpfungen abgeleitet ist,
im strengsten Sinne kaum geben kann. Das ewig Gesetzmüssige am Kunst-
werk ist eben Allen eigen und Keinem daher ursprünglich und dies wird immer
mehr oder weniger nachgebildet erscheinen. Erst in der besondern Weise der
Anwendung, in der eigenthümlichen Art der Ausstattung, in der Besonderge-
staltung der ursprünglichen Formen überhaupt zeigt der einzelne schaffende
Künstler, wie weit seine eigene Ursprünglichkeit reicht. Jene, im Hauptwerk
erwähnte, welche nur durch die Verletzung der ewigen Gesetzmässigkeit erreicht
wird, hat geringe Bedeutung, kann höchstens zeitweise interessiren ; einzig
jene, innerhalb dieser Gesetzmässigkeit erreichte, erlangt Bedeutung für die
Kunstentwickelung.
Utendal, Alexander (X, 438, nach Vander Straeten »Musique aux Pays-
Bas« ist Uutendal die richtige Schreibart dieses Namens). Nach dessen Unter-
zeichnungen ist er nicht in der Kapelle Kaiser Ferdinands I. und dessen
Nachfolger Maximilian thätig gewesen, sondern stand im Dienste des Erz-
herzogs Ferdinand von Oestreich, Grafen von Tyrol, und starb in Insbruck
am 8. Mai 1581.
V.
Vaccaj, Nicolo (X, 439), starb am 6. August 1848 (nicht 1849) in Pesaro.
Seine berühmte Gesangschule erschien bei Eicordi in Mailand in einer italienischen
und einer französischen Ausgabe; die italienische unter dem Titel: -oMetodo di
canto italiano per cameraa. Ebenda erschienen noch von ihm: »i2 Ariette per
Camera, per Vinsegnamento del Bel-Canto italiano«; eine Sammlung von vier
Bomanzen (nachgelassene) und mehrere Einzelgesänge.
Vacher, Louis, Arzt in Paris, der auf dem Conservatorium in Lyon
gründliche Gesangstudien gemacht hat, veröffentlichte: y>De la voix chez VJiomme
au point de vue de sa formation, de son efendue et de ses registresi (Paris,
G. Masson, 1877, in ^^).
Valdrighi, Graf Luigi Francesco, veröffentlichte eine Geschichte der
Lautenmacher- Schule von Modena in dem Schriftchen: liRicherche sulla luiteria
e violineria modenese antica e moderna«. In einem zweiten Werkchen »Musurgiana«
beschreibt er die zwei alten Instrumente »Scrandola« und »Psalterion« (Modena,
Olivar, 1879, in 12°). Eine dritte seiner Arbeiten ist: »i)i una hnsta di antichi
e rari strumenti di ßatoa (Florenz, Guidi, in 12°).
Talentini, Carlo (X, 443), starb am 1. April 1853. Er schrieb ausser
den Opern auch viel Kirchenmusik.
Yalentino, Henri Justin Joseph, einer der ausgezeichnetsten Orchester-
dirigenten, die Frankreich besass, wurde am 15. October 1785 in Lille, wo seia
Vater, Italiener von Geburt, Hospitalarzt war, geboren. Bereits im vierzehnten
Jahre dirigirte er in der Provinz kleinere Orchester. 1820 wurde er am
Theater in Metz neben Kreutzer als zweiter Kapellmeister engagirt, und nach
Abreise desselben theilte er die Opernleitung, während welcher viele neue Opern
in Scene gingen, mit Habeneck. V. fand indessen Grund, 1830 seine Stellung
aufzugeben, und wurde hierauf für die Opera comique in Paris gewonnen, wa
er gleichfalls als Dirigent ausgezeichnetes leistete. 1837 gab er auch diese
Stellung auf und gründete im »Salle Saint-Honore (jetzt noch Salle Valentino
Van den Berghe — Van der Ghinste. 469
genannt) Yolksconcerte für classische Musik, die ersten in Frankreich. Er
bildete ein Ürchester aus fiinfundachtzig jungen Künstlern, von welchen mehrere
sich später einen Namen machten. Die classischen Concerte fanden viermal
in der Woche statt. Die Virtuosenstücke, die zur Ausführung gelangten, dirigirte
Joseph Habeneck der Bruder des Dirigenten der Oper, die leichtere Musik,
welche an einigen Abenden der Woche ausgeführt wurde, ein dritter Kapell-
meister. Das Entree betrug für die classischen Abende 2 Frcs., für die anderen
1 Frc, aber die Zeit war noch nicht reif für das, mit aller Sorgfalt geleitete
Unternehmen. Nach einer kurzen Glanzzeit mussten die Sinfonien Beethovens,
den Quadrillen von Musard u. s. w. weichen. Valentino trennte sich jetzt von
dem Unternehmen und zog sich 1841 nach Versailles zurück. Noch 1846 wurden
ihm 15,000 Frcs. und eine Benefiz- Vorstellung (vom Direktor der Oper Leon
Pillet) geboten, wenn er die Stelle Habenecks einnehmen wolle, was V. jedoch
ablehnte. Er starb in Versailles am 28. Januar 1865, gleich hochgeschätzt
als Künstler wie als Mensch.
Tan den Berghe, Philipp, belgischer Componist und Ciavierspieler,
besuchte das Collegium zu Namur und die Universität Löwen. Als Pianist
erhielt er Anleitung von Thalberg, Herz, Kühmstedt, Schulhoff und Dreyschok,
in der Composition von F. Hiller. Er Hess sich in Belgien, Paris und London
hören. VeröflFentlicht hat er: Achtundvierzig Etüden für Orgel, Präludien und
Fugen für die Orgel, Clavierconcert, viele Ciavierstücke, ein Te Deum, sechs
Messen, mehrere Cantaten, Motetten u. a.
Van den Boom, Jean, geboren iu Gronsfeld 1826, besuchte das Conser-
vatorium zu Lüttich unter Desoigne-Mehul und bildete sich zu einem trefflichen
Pianisten. Nach längerem Aufenthalt in Paris, concertirte er zunächst in
Lüttich, wo er auch mit Prume und Massert Kammermusiksoireen eröffnete,
und dann in Belgien, Holland, Deutschland, der Schweiz und m England.
Nachdem Hess er sich in Lüttich nieder. Er schrieb hauptsächlich Duos für
Ciavier und Harmonium, welche Beifall fanden. Sein Bruder Edouard,
geboren 1829 in Gronsveld, war auch Schüler des Lütticher Conservatoriums
und ist ebenfalls Pianist und geschickter Harmoniuraspieler, für welches In-
strument er auch schrieb.
Van den Eeden, Jean Baptiste, belgischer Componist, zur Zeit Direktor
der Musikschule in Mons, geboren in Gent am 26. December 1842, war Schüler
des Brüsseler Conservatoriums, auf welchem er 1869 den Römerpreis für die
flämische Cantate: y>Faust laatsie NacliU erwarb. Es gelangten seitdem grössere
Compositionen von ihm zur Aufführung, darunter: eine Cantate zur Enthüllungs-
feier der Statue Grisar's im Theater zu Brüssel, ein sinfonisches Scherzo
y>Marches des esclaves«, Orchesterstück, Brutus, historisches Oratorium u. a.
Gedruckt erschienen: n Judith ou le Siege de Bethuliea, grosse Scene für drei
Stimmen, r>Les Oouronnesu, Chor, » Vaderlandsche Volksliederen«, sechs patriotische
Gesänge, Sonate für Orgel, Orgelpräludien, Ciavierstücke.
Van den Gheyn, Matthias (X, 450). Eine Auswahl der Compositionen
des berühmten Organisten wurde unter dem Titel: nMaUhiäs Van den Gheyn
le plus grand organiste helge du XVIII siede, recueil de produciions legeres pour
piano ou pour orguea, durch Xavier Van Elewyck (Brüssel, Schott, in 4^*)
veröffentlicht. Ebenso enthält der erste Band, das von X. van Elewyk heraus-
gegebenen Werkes: nCollection d'oeuvres d'anciens et celebres clavecinistes ßamandsa
(Brüssel, Schott), ausschliesslich Werke desselben Componisten, nämlich: r>Six
swites de pieces de clavecin«, Op. 3, y>Six Divertimenti pour le memc instrument.
Deux preludes pour orgue, et deux preludes pour carillona.
Van der Ghiuste, Pierre, belgischer Componist, 1789 in Courtrai
geboren, schrieb die Oper: y>IIet pruissiach Soldaten Kwartiera, die erste
über flämischen Text coraponirte Oper, welche zur Aufführung gelangte (1810
in Courtrai). Van d. Gh. war Kapellmeister der Kirche in Coui'trai und starb
470 ^^^ <^cr Plancken — Van Lamperen.
in seiner Vaterstadt am 21. Octobcr 1861. Er schrieb eine Anzahl Messen
und andere Kirchenstücke und einige Claviercompositionen.
Tan der Plaucken (X, 452), heisst Correille nicht Charles.
Tander Straeten (X, 452), nicht Straetten wie gedruckt ist.
Van Dinter) P. F., das älteste Mitglied einer Orgelbauerfamilie, die in den
Niederlanden seit bald einem Jahrhundert thätig ist, wurde 1785 in Rotter-
dam geboren und starb in Teyelen in Limburg am 18. August 1854. Sein
Sohn und wahrscheinlich Schüler:
Van Dinter, P. A,, etablirte sich in Tirlemont und arbeitete später in
Maeseyck. Er lieferte zahlreiche schätzenswerthe Instrumente, unter welchen
das beste Orgelinstrument 1854 für die Kirche St. Martin in Courtay erbaut,
mit der Kirche zugleich durch Feuersbrunst zerstört wurde. Drei Brüder van
Dinters sind ebenfalls Orgelbauer: Matthias in Weert ansässig, Fran9ois
in Monhein-sur-le-ßhin und P. F. zur Zeit in der Schweiz.
Van Eijsden, auch Eysden, Jacques, niederländischer Musiker, geboren
am 18. Februar 1839, betrieb seine musikalischen Studien in Rotterdam, auf
dem Conservatorium in Brüssel und in Leipzig. Er lebte in Utrecht, wo er
auch Quartettsoireen gründete, bis er 1862 in Gothenburg in Schweden die
Direction eines Orchesters übernahm. Eines seiner Quintette wurde von der
Musikgesellschaft der Niederlande mit dem Preise gekrönt, auch erhielt er für
eine, unter seiner Leitung in Rotterdam ausgeführte Cantate, die goldene Medaille.
Er schrieb ausserdem Lieder, eine Ouvertüre für Orchester, Polonaise für Violine
und Orchester u. a.
Van Eyken, Jean Albert, s. Eyken van, Hauptwerk (III, 445).
Van Eysden s. v. Eijsden.
Van Geertsom, Jean, Notendrucker, der um die Mitte des siebzehnten
Jahrhunderts in Rotterdam thätig war, und unter dessen Publication auch eine
Motettensammlung sich befindet, die seinen Namen als Componist trägt.
Van Gheluwe, Leon, belgischer Componist, ist am 15. September 1837
in Wanneghem-Lede bei Audenarde geboren, studirte in Gent Musik, nahm am
Concurse in Brüssel theil, erhielt den zweiten Preis, und vom Gouvernement
die Mittel, eine Reise durch Italien und Deutschland zu machen. Der Bericht,
den er bei dieser Gelegenheit über den Stand des Musikunterrichts in den
Elementarschulen abstattete, erwarb ihm die Stelle eines Inspektors der Musik-
schulen Belgiens. Einige Jahre war er auch Lehrer am Conservatorium in
Gent, später Direktor der Musikschule in Brügge. Van d. G. veröffentlichte
Kirchencompositionen (unter einem Pseudonym), Vocalsachen unter seinen Namen.
Er schrieb das Oratorium » Venise sauvee« und die flämische Oper nPhilippinne
van Vlanderena , aufgeführt in Brüssel 1876. G. ist mit der Pianistin Marie
Simonis verheiratet.
Van Hoey, Gustave Jean Constant Marie, belgischer Componist, ist
zu Malines am 26. October 1835 geboren, machte erst Studien in der Malerei,
wendete sich dann aber der Musik zu und bezog das Brüsseler Conservatorium,
auf dem er mehrere Preise erwarb. Es wurden vier Opern von ihm aufgeführt:
y>£en Schilders mesdag« (Brüssel, 1866); »iö Saint Luca (Brüssel, 1865); y)I£et
Eerekruisv. (Löwen, 1868); •f>Le VioUer<i (Malines, 1872). Ferner Cantaten,
Ouvertüren, Messen, Chöre u. a.
Van Hülst, Felix Alexander (X, 454), starb als Professor der Universität
Lüttich in dieser Stadt am 12. April 1872.
Van Lamperen, Michel, belgischer Bibliograph und Tonkünstler, in
Brüssel am 26. December 1826 geboren, machte am Conservatorium daselbst
seine Studien. Später wurde er auf Empfehlung von Fetis zum Bibliothekar
der damals noch ungeordneten und erst im Entstehen begriffnen Bibliothek
des Conservatoriums ernannt. Er vervollständigte und ordnete diese und gab
einen 5000 Nummern umfassenden Catalog derselben heraus: t)Catalo(jUe de la
bibliotheque du Conservatoire royal de musique de Bruxelles, dresse par ordre de
Van Maldere — Vaucorbcil. 471
matieres, alphahttique et chronologiquet (Brüssel, Püot ot Comp), Der zweite
Theil (4000 N.) ist in Vorbereitung. L, veröffentlichte auch mehrstimmige
rtligiüse Gesilnge mit Orgellj( gleitung.
Vnn Maldere, Pierre (X, 454), starb 1708 um 3. November,
Van Keysschoot, D. L. H., Organist und belgischer Componist, X'^renkel
des gleichnamigen Malers, wurde in Gent 1832 geboren, und begann seine
musikalische Laufbahn als Chorknabe, besuchte dann die Genter Musikschule
und wurde später Urganist an der Kirche d» s Jesuittn-CoUegiunis Sainte Barbe.
Er schrieb und veröffentlichte zahlniche Kirchencompositionen, auch ein Trio
und Ciavierstücke. In Gent gelangte 1864 seine komische Oper in einem
Akt -oNi roi, ni reiiita zur Aufführung.
Vaunucci, P. Domenico Francesco, geboren zu Lucca 1718, wurde
1743 Kapellmeister an der erzbischöflichen Kirche, und unterrichtete daselbst
im Choralgeeange und im Violoncellspiel; auch Boccherini gehörte zu seinen
Schülern. Er starb in Lucca, wo er sehr in Ansehen stand 1776. Seine
Compositionen sind in den Archiven der Ordensgesellschaft der Schutzengel
und der erzbischöflicheu Kirche aufbewahrt. Es sind sechs Oratorien, eine
vier- und eine achtstimmige Messe, Motetten für die heilige AVoche, und neun
Seelenmessen für grosses Orchester, geschrieben 1740 — 1771 für die Feste der
heiligen Ciicilia.
Varney, Pierre Joseph Alphonse (X, 461), starb in Paris am 7. Febr.
1879. Er übernahm 1865 die Direction des Theaterorchesters in Bordeaux
und wurde ein Jahr später Präsident der Gesellschaft der heil. Cäcilia daselbst.
1868 kam die einaktige Oper » Une legon d^amour« zur Aufführung. Von ihm
ist auch der, in Frankreich populär gewordene yiChant des Girondins: Mourir
j/Our la pdtriea, ursprünglich für ein Drama von A. Dumas, »ie chevalier de la
maison rouget, geschrieben, welches 1847 im Theätre historique zur Auf-
führung gelangte.
Vascoucellos, Joaquim de, ausgezeichneter portugiesischer Musikschrift-
steller, hat auf dem Gebiete der Historie und der Bibliographie einige sehr
wichtige Werke geliefert. Das eine ist ein biographisch -bibliographisches
Lexikon der portugiesischen Tonkünstler: i>Os Musicos jporivf/uezesa (1870, 2 B.,
in 8^^), ein sorgfaltig gearbeitetes Werk, welches eine Lücke in der musikalischen
Literatur ausfüllt. Ein anderes gab er unter dem Titel: nArcheoloyia artisticaa
heraus. Einen der Abschnitte im ersten Theile desselben, bildet eine Studie
über die berühmte Sängerin Todi, welche Portugal als die ihrige reklamirt.
»Luiza Todi estudio critice«. (Porto, 1873, kl. in 4*^, 157 p.). Einen anderen
Abschnitt dieser Veröffentlichungen bildet der kritische Catalog der berühmten
musikalischen Bibliothek des Königs D. Joäo IV. von Portugal. Diese
interessante Arbeit, herausgegeben unter dem Titel: y>Ensaio critico mhre o
catalogo drl-Rey D. Joao IV. (Porto, 1873, kl. in 4*^, 102 p.) wurde nur in
wenig Exemplaren ausgegeben, auch veranstaltete V. einen Neudruck desjenigen
ersten Theiles, eines Cataloges, welcher auf Veranlassung des Königs Joäo IV.
seinerzeit veröffentlicht worden war. Der Titel dieses Werkes ist: -aCatalogo
da livraria de mussica del rey D. Joäa IV primeira a parte unica puhlicada,
novo edicao critica segundo a de 1640 precedida d^una exposigao historica du arte
ate mendo do secvlo XVII e enrique cida cotfi um hello retrato de D. Joao IV
com um volume sujiplemeiitaride notas e additamenlos ineditos. V., der zum Zwecke
seiner Studien grössere Reisen machte und sich auch, um die bedeutenden
Bibliotheken von Berlin und Paris zu benutzen, in diesen Städten längere Zeit
aufhielt, lelit in unabhängiger Stellung in Porto in Portugal.
Vaucorbeil, August Emmanuel, französischer Componist, ist zu Rouen
im December 1821 geboren. Er i rhielt von Mlle. Vigano Gesangunterricht
und besuchte das Couservatorium in Paris, wo er einer der letzten Schüler
Cherubinis war. Nach Beendigung seiner Studien trat er mit Vocalcom-
positionen, Sonaten für Clavicr und Violine und dann mit zwei Streichquar-
472 Veitheim — Verzierungen.
tetten hervor, welche allgemeinen Beifall fanden. Freundlich aufgenommen
wurde auch die komische Oper in drei Akten nBataille d'amouri (1865, Opera
comique), die Cantate »La Mort de Dianei, in einem der Conservatoriums-Con-
certe aufgeführt, erfreute sich gleichfalls der Zustimmung von Kritik und
Publicum. 1872 wurde V. von der Regierung zum Commissar der subven-
tionirten Theater ernannt. Darauf erwählte ihn der Verein der Componisten
zu ihrem Vorsitzenden, und er wirkte als solcher ungemein für Förderung der
Interessen der Gesellschaft. Es sind von seinen Werken noch geistliche Com-
positionen zu nennen und die Oper •s>Ma}iometv., welche bis jetzt noch nicht
aufgeführt wurde. V. ist Ritter der Ehrenlegion.
Veitheim, Charlotte (XI, 1), starb als sächsische Kammersängerin am
27. April 1873.
Tenua, Fr. Marc-Antoine (XI, 6), starb in Heavytren bei Exeter im
October 1872.
Vermenlen, A. C. C, Musikdilettant und eifriger Förderer der Tonkunst,
ist der eigentliche Begründer der Gesellschaft zur Beförderung der Tonkunst
in den Niederlanden, welche am 20. April 1829 ihre Thätigkeit begann und
deren Generalsekretär er bis zu seinem Tode blieb. Er wurde 1798 in Rotter-
dam geboren und starb daselbst im Juli 1878.
Verstorsky, russischer Componist, war Inspektor des Theaters in Moskau.
Seine Oper: »Das Grab des Ashold«, blieb zwanzig Jahre auf dem Repertoir;
eine andere Oper führte den Titel : ^^Gromotoi«.
Verzierungen (XI, 33). In unserer Zeit haben diese Verzierungen ihre
ästhetische Bedeutung zum Theil eingebüsst. Sie sind bekanntlich im 17. Jahr-
hundert namentlich in dem Bestreben ausgebildet worden, der monotonen, gleich-
massig rhythmisirten Gesangsmelodie erhöhten Reiz zu geben. In diesem
Sinne wurden einzelne, namentlich trillerartige Figuren schon beim Vocalgesange
in den früheren Jahrhunderten angewendet und weiter gebildet ; durchgreifende
Pflege fanden sie indess erst als die Instrumentalmusik zu einer Auflösung der
langwerthigen Töne in solche von geringerem Werth Veranlassung gab; es
kamen zunächst namentlich der Triller, die Bebung, Arpeggien u. s. w. zur
Anwendung und zwar auch in erhöhterem Maasse als früher beim Gesänge,
und im 18. Jahrhundert bereits überboten sich oft Sänger und Instrumen-
talisten in der virtuosen Ausführung solch reich verzierter Tonsätze. Die Arie
der italienischen Oper wurde diesem Streben geradezu direkt dienstbar gemacht.
Es lag nahe, diese so dreitheilig zu construiren, dass einem ersten Theil ein
zweiter folgte und diesem dann als dritter die Wiederholung des ersten; und
dieser dritte Theil namentlich wurde besonders reich mit Verzierungen ausge-
stattet und zwar meist durch die Sänger; der Componist gab in der Regel nur
die Umrisse der Arie, und überliess es dem Sänger, diese nach seinen besondern
Fähigkeiten mit eigenen Figuren zu verzieren. Hauptsächlich durch die
neapolitanische Schule wurde diese Praxis stark geübt, und zwar hauptsächlich
in dem Bestreben, möglichsten Efi'ekt zu erreichen, durch Virtuosität zu
glänzen. Doch wurden auch früh diese Verzierungen von den grossen Meistern
in echt künstlerischer Weise verwendet, um einen besondern Inhalt dadurch
entschiedener zum Ausdruck zu bringen. Instrumental waren sie zunächst
hauptsächlich durch die besondere Technik und das Klangwesen der betreffenden
Instrumente bedingt. Das C lavier des vorigen Jahrhunderts noch war weniger
für den Vortrag getragenen Gesanges geeignet, deshalb war man unablässig
bemüht, einen solchen auszuschmücken und so entstand jene Unzahl von Ver-
zierungen, die heut nicht mehr in Anwendung sind. Beim Gesänge ist dieser
Gruud für die Einführung der Verzierungen selbstverständlich nicht vorhanden,
hier erfolgt diese zunächst, um ihm erhöhten Reiz zu geben. Früh aber auch
wussten die Meister sie zu besondern Ausdrucksmitteln zu machen. So charak-
terisirt Händel das Trillern der Lerche:
Viadana — Vicecoute. 473
tr. tr. tr. tr.
^^m^^^ä=£t^i^^^^^
in einer Arie aus »Semele« und in iihnlicher Weise sind trillerartige Figuren
auch später angewendet worden, wie bei3])ielsweise von Hiiydn. Dass dieser
Meister auch das Kollen des Donners oder das Brüllen des Löwen damit zu
malen versucht, ist hinliinglich bekannt. Der Mordent wie der kurze Vorschlag
entsprechen mehr dem Ausdruck neckischer Lust, leicht beschwingter Freude
am Scherz und sind in diesem Sinne instrumental wie vocal bis auf die neuere
Zeit vielfach von uusern Meistern verwendet worden. Beide finden d;iher
namentlich auch um komische AVirkung zu erreichen Verwendung. Dass Mozart
auch mit dem Triller solche erzielte, ist bekannt wie in der Arie des Osmin:
tr. tr.
as^^g^^g^^^^^^FS^^^^
Sei- che her- ge- lauf- ne Laf
Der lange Vorschlag dient mehr dem Ausdruck tieferer Empfindung und der
Doppelschlag dem, einer gewissen überschwänglichen Rührung. Von grossem
sinnlichem Reiz kann das Tremolo werden , wenn es sparsam und am rechten
Orte angewendet wird. In der modernen Musik sind die Verzierungen nur
noch sparsam eingeführt; die vorwiegend declamatorische Weise des Gesanges
verträgt sie weniger; aber auch in der Instrumentalmusik sind sie auf das
geringste Maass beschränkt, wol kaum zu ihrem Vortheil; bei entsprechender
Verwendung verleihen sie einem Tonstück nicht nur grössern Heiz, sondern
auch wie oben angedeutet wurde, charakteristisches Gepräge.
Yiadana, Ludovico (XI, 45). Vom italienischen Schriftsteller Antonio
Parazzi ist über die Lebensumstände und Werke des V.'s eine eingehende
Schrift herausgegeben worden: r>Della vita e delle opere musicali di Lodovico
Grossi- Viadan aa (1876), vorher wurde sie (1876 — 77) in der Gazzetta musicale
(Mailand) veröflFentlicht. Nach diesen ist der eigentliche Familienname des
Tonkünstlers Grossi und Viadana der Name seines Geburtsortes im Man-
tuaschen; das Geburtsjahr nimmt Parazzi gegen 1564 an. Die Schrift giebt
auch ein Verzeichniss sämmtlicher Corapositionen Viadanas.
Viardot-Garcia, Pauline Michelle Ferdinande (XI, 48), die drei
Operetten zu denen sie die Musik schrieb sind: y>Le Dernier Sorciera; r>VOyre<i
und vTrop de femmes«. Ihre Tochter, Mme. Louise Henritte-Viardot, widmete
sich der Musik. Sie schrieb ein Clavier-Quartett, ein Terzett für Frauen-
stimmen und eine grosse Anzahl von ein- und zweistimmiger Gesänge; ferner
in Worten und Musik zwei komische Opern »Lindoroa, ein Akt, in deutscher
Uebersetzung in Weimar (1879) aufgeführt und nLes Fetes de Bacchusa, in
Fragmenten unter ihrer Leitung in Stockholm aufgeführt (1880). Zwei andere
Töchter Mme. Chamerot-Viardot und MUe. Marianne V. sind zu Sängerinnen
ausgebildet. Ihr Sohn Paul Violinist, Schüler Leouard's in Brüssel, trat
in Paris (1876), dann in London, Brüssel und Stockholm mit Erfolg iu
Concerten auf.
Ticeconte, Ernesto, italienischer Componist, geboren in Neapel am
2. Januar 1836, begann mit acht Jahren das Studium der Musik, besuchte
das Conservatorium in Neapel und trat 1826 mit der Oper ^Evelinea vor das
Publicum, bei welchem diese Oper viel Erfolg errang. Er schrieb noch nLuisa
Strozzut (1862) und y>Selva(jgioi. Ausserdem componirte er viele Kirchenmusik:
Messen mit und ohne Orchesterbegleitung, Cantaten, Magnifikat, geistliche und
weltliche Einzelgesänge; auch eine Ouvertüre für Orchester und ein Clavier-
concert. Er starb plötzlich einundvierzig Jahre alt am 18. März 1877. Unter
seinen hinterlassenen Manuscr. befindet sich auch die Oper: r>Benvenuto Oellini«^
474 Vidal — Villanis.
Yidal, Jean Joseph (XI, 54), starb in Paris am 14. Juni 1867.
Yidal, Louis Antoine, französischer Musikgelehrter, wurde am 10. Juli
1820 in Ronen, wo sein Vater, der einer alten Juristenfamilie in Nimes an-
gehörte, Bankdirektor war, geboren. Er studirte früh, obwol nur zu seinem
Vergnügen, Musik, erlernte das Violoncellspiel bei Franchomme, beschäftigte
sich aber später vorwiegend mit der Litterat ur der Musik, und bereicherte
dieselbe in der Folge mit dem interessanten Werke, das in seiner Art das
erste ist, welches veröflFectlich worden: »Les Instruments ä archi't les feseurs, les
joueurs d'mstruments, leur histoire sur le continent europeen, suivi d'un cafalogue
yeneral de la musique de cTiamhren (Paris, J. Claye, in 4*^). Das Werk, das
aus drei Bänden besteht, die 1876, 77 u. 78 erschienen, ist auf das glänzendste
ausgestattet und mit Illustrationen geschmückt, die seine Bedeutung wesent-
lich erhöhen. Es sind ungefähr 120 Stahlstiche, die von dem Kupferstecher
Frederic Hillenmr.cher herrühren, einem Freunde des Autors von dem der
Gedanke, das Werk mit Illustrationen zu versehen, ausging.
Yidal, Franko is, geboren in Fix am 14. Juli 1832, gab ein Werk in
provenzalischer Sprache nebst einer buchstäblichen Uebersetzung ins Französische
heraus unter dem Titel: f>Lou Tambourin, Musique, Poesie et Prose provengalesa
(Aix, Bomondet-Aubin; Avignon, J. Bomanille), ein Band in drei Abtheilungen.
Die erste enthält eine Geschichte des Tambourin (s. d.) und des Galoubet (s. d.).
Nachrichten über den Ursprung der Instrumente und der Länder in denen sie
bevorzugt wurden und was sich sonst an sie knüpft. Der zweite Theil ist
eine Schule für das Galoubet nebst Uebungen; der dritte bildet eine Samm-
lung Provenzalischer Volkslieder, die ehemals bei kirchlichen und weltlichen
Festen im Gebrauch waren. Das Buch enthält eine Fülle interessanter Nach-
richten über die beiden Instrumente. Der Verfasser wurde als Provenzalischer
Schriftsteller mehrmals durch Preise gekrönt.
Vidal y Roy er, Andres, der älteste Musikalienverleger in Spanien, ist
am 19. Juni 1807 in Barcelona geboren und gründete den Verlag 1826.
Ausserdem leitet er eine Eeihe von Jahren das wichtige Journal rt La
Espana musicaU.
Yidal y Llimoua, Andres, Sohn des Vorigen, geboren in Barcelona am
5. Juni 1844, machte musikalische Studien in Frankreich und Deutschland,
und schrieb mehrere komische Operetten (Zarzuelas), die in Barcelona mit
vielem Erfolg aufgeführt wurden. 1874 errichtete er in Madrid ein Musikalien-
Verlags-Geschäft, welches zur Zeit das Bedeutendste in Spanien ist.
Vietti, Carolina (XI, 63), wurde zu Turin am 3. Febr. 1820 geboren.
Vieuxtemps, Henri (XI, 63), starb am 6. Juni 1881. Sein Bruder Jean
Joseph Lucien, geboren am 5. Juli 1828 zu Verviers, wurde durch Ed. Wolf
zum Pianisten ausgebildet. Er lebt als Ciavierlehrer in Brüssel, wo er Capricen,
Mazurkas, Walzer, Balladen, Romanzen u. s. w. veröffentlichte. Ein jüngerer
Bruder: Jules Joseph Ernest zu Brüssel am 18. März 1832 geboren, ist Solo-
Violoncellist der Concerte Halle in Manchester.
Vilanora, Ramon, spanischer Kirchencomponist, geboren in Barcelona
den 21. Januar 1801, studirte daselbst Musik und hielt sich zu demselben
Zwecke auch einige Zeit in Mailand auf Nach seiner A^aterstadt zurückgekehrt,
wurde er dort Kapellmeister der Kathedrale, welches Amt er 1833 mit dem
eines Theaterkapellmeisters in Valenzia vertauschte. Er kehrte jedoch bald
nach Barcelona zurück, wo er in der Musik unterrichtete. Dort starb er im
Mai 1870, als Lehrer wie als Componist sehr geschätzt. Von seinen Com-
positionen werden hauptsächlich mehrere Requiem hervorgehoben.
Vilhar, Miroslaw, ungarischer Componist und Dichter, schrieb die Oper
fJamska Ivankaa und eine grosse Zahl von Gesängen, durch welche er sich in
seinem Vaterlande bekannt machte. Er starb auf seiner Besitzung Kalz bei
Pest am 6. August 1871.
Yillanis, Angelo, dramatischer Componist, ist zu Turin 1821 geboren
Vülarosa — Vitzthumb. 476
und starb am 7. September 18B5. Er schrieb aclit meist f^rosi-e Opern, die
zum Theil entschiedenen Erfolg hatten, wie: stl.aßijlia del I'roscrifOd und »Za
Regina di Leonen^ und auch Vocalcompoßitionen. Der Schrecken den er erlitt
als sein Sohn durch einen Unfall zu einem Fenster hinunterstürzte und in
Folge dessen die Amputation eines Armes übernt( hen sollte, versetzte ihn in
Geistesstörung, der er nach sehr kurzer Zeit erlag, erst 44 Jahr ult.
Villurosa, Marquis de, italienischer Musikschriftsteller, gab eine Sammlung
von Biographien der Tonkünstler der neapolitanischen Schule heraus, unter
dem Titel: •oMemorie Jei compositori di musica del reyno di \apoha (Neapel,
königl. Druckerei, 1840, in 8°). Ferner veröllentlichte er ein Schriftchen über
Pergolese: nLettera hiografica intorno alla patria ed alla vita di Gio. Botti^ta
Pergolexe, celebre compositore di musicaa (Neapel, 1843, 2. Aufl., in 8*^).
Yillars, Franz de, geboren auf der In&el Bouibon am 26. Januar 1825,
erzogen in Fraiikreich, l)eschiiftigte sich als Liebhaber auch viel mit Musik
und Malerei. Er war musikalischer Mitarbeiter an mehreren Journalen und
gab auch einige Schriften heraus, unter denen: nNotices sur Luigi et Federico
jRiccia (Paris, Michel-Levy, 1866, in 12*^) erwähnenawerth ist. Es enthält
Mittheiluugen und Dokumente, die von dem übei lebenden Bruder selber her-
rühren; de V. starb in Paris im April 1879.
Villiers Stuudford, C, englischer Tonkünstler, Pianist und Organist des
Trinity College in Cambridge, wo er auch Direktor des Gesangvereins ist. Er
schrieb eine Sinfonie (1876 von den Direktoren des Alexander-Palastes preis-
gekrönt), Gesänge und Entre-akt zur Tragödie von Tennyson »Queen Marge,
eine Ouvertüre zum Festival in Glouccster 1877, Kammermusik, Yocalcom-
positionen, den Psalm 46 für Solo, Chor und Orchester.
Villoing', Alexander, Pianist und Musiklehrer, in Russland geboren,
bildete in Petersburg eine grosse Anzahl von Schülern, zu denen Anton und
Nicolas Rubinstein gehören. Er veröffentlichte: ein Clavierconcert, ein Violin-
concert, beide mit Orchesterbegleitung und eine praktische Ciavierschule: »Ecole
pratique du pianoa. (Paris, Heugel). V. starb in Petersburg im September 1878.
Vincent, Alexandre Joseph Hydulphe (XI, 73), starb in Paris am
26. November 1868.
Vinyals y Gali, P. Joseph, spanischer Mönch und Musiker, geboren 1770
oder 1771 in Tarrasa im Kirchspiel von Barcelona, war Musikschüler der Abtei
Montserrat, in welcher er Kapellmeister wurde, nachdem er 1791 in den Orden
eingetreten war. Seine Compositionen sind nicht erhalten. Er starb in seiner
Vaterstadt am 10. Januar 1825.
Viol, Friedrich Wilhelm (XI, 76), starb in Breslau am 30. Mai 1874.
Yiola, Pater Anselmo, spanischer Priester und Musiker, geboren in
Torruela im Bisthum Gerone gegen 1739, war Schüler des Pater Marti im
Kloster Monserrat. 1756 trat er in den Orden und wurde bald darauf in die
Abtei, welche das Kloster in Madrid besass, geschickt. Er schrieb hier sehr
zahlreiche Kirchencompositif nen, die gern gehört wurden, bis er als Lehrer
des Collegiunis nach Monserrat zurückberufen wurde, wo er in dieser Eigen-
schaft erfolgreich wirkte. Er starb nach längerer Kränklichkeit am 25. Jan. 1798.
Viret, Frederic, Componist und Kapellmeister der Kirche Saint-Germain-
l'Anxerrois in Paris, erhielt seine Au&bildung an der Singschule der Kirchen
Saint-Merry und Saint-Roch und durch J. B. Stiegler, welchen er auch auf
einer Reise nach Deutschland begleitete. Seine zahlreichen Compositionen
bestehen in: Sechs Messen, sechzig Motetten für eine und mehrere Stimmen,
■oMecueil de cantiques ä Marita, für vier Männnerstimmen, DVEgg^tei, Ode für
vier Männerstimmen, »ie« Fionniers du genre humainu, Cantate für Männei-
und Frauenstimmen ohne Begleitung; eine Sammlung vierstimmiger Psalmen
für vier Männerstimmen rtChants du psalmistea.
Titzthnmb, Ignace, belgischer Theoretiker und Componist, wurde am
20. Juli 1723 geboren. Er war ein sehr verdienter Theoretiker und für die
476 Viviani — Vuillaume.
Entwickelung der Musik in Belgien nach den verschiedensten Richtungen hin
ungemein thätig. Auch bildete er als Compositionslehrer mehrere treffliche
Künstler, darunter seinen Schwiegersohn H. Mees, ferner Ferdinand Staes,
Verheyen, Englebert Pauwels u. a. Als Componist ist er von geringer Bedeu-
tung; er schrieb mehrere Opern, die in Brüssel aufgeführt wurden, Sinfonien,
Messen, Motetten u. a., von denen jedoch nichts zum Druck gelangte. Es ist
von diesem Tonkünstler ein gutes Porträt, im Stahlstich von Cardot vorhanden,
mit einer seinen Tugenden und seine Talente rühmenden Unterschrift in Versen,
Von Charles Piot erschien: y>Quelques lettres de la Gorrespondance de Gretry
avec Vitzthumb<i (Brüssel, 1875). In einer Schrift von Papeliers: nPrecis de
Vhistoire des chambres de rheforique et des societes dramatiques lelf/esa (Brüssel,
"Wouters, 1864) ist der Name Vitzthumb in Fiston verwandelt. Ein Sohn von
V., Paul Joseph, geboren am 3. März 1751 in Brüssel, gestorben daselbst am
21. März 1838, war Pauker der Kapelle des Prinzen Carl von Lothringen und
des königlichen Theaters von 1769 — 1831. Seine Tochter Marie Fran§oise
Ghislaire, geboren in Brüssel am 24. October 1753, war erste Sängerin des
Theaters, folgte später ihrem Gatten Mees nach Bussland, wo sie starb. Ihr
Sohn Joseph Henri Mees, geboren in Brüssel am 28. Mai 1777, musikalisch
sehr veranlagt, war im Contrapunkt noch Schüler seines Gross vaters Vitz-
thumb. Er lebte in Paris, einige Zeit in Petersburg und Moskau und Hess sich
dann in Kiew nieder, wo er eine Musikschule leitete.
Tiyiani, Pater Felician, Kirchencomponist, ist in Lucca gegen 1672
geboren und starb 1751. Er schrieb viel Psalmen, Motetten, Messen mit und
ohne Orchesterbegleitung. An den Cäcilienfesten wurden von 1701 — 1723
zwölf grosse Messen seiner Composition aufgeführt.
Vog-t, Gustav (XI, 139), starb in Paris am 30. Mai 1879. Seine Pen-
sionirung erfolgte 1853 (nicht 1844).
Yogt, Carl (XI, 140), starb am 6. Februar 1879 in Hamburg.
Voigt, Valentin, geboren 1487, war Bürger und Meistersinger zu Mag-
deburg. Handschriftlich finden sich von ihm auf der Universitäts-Bibliothek
zu Jena: »Die postill in Gesangsweiss«; »Das erste Buch Mose in Meister-
gesangk« gesetzt und »Der ganze Psalter in Meistergesang« gesetzt.
Voirin, Frangois Nicolas, französischer Instrumentenmacher, haupt-
sächlich Fabrikant von Bögen, deren er sehr vorzügliche liefert, ist zu Mirecourt
am 1. October 1833 geboren. V., ein Verwandter des Lautenmachers Jean
Bapt. Vuillaume, erlernte in dessen Atelier, in das er 1855 eintrat, die Lauten-
macherkunst. 1870 machte er sich in Paris selbständig und lieferte seitdem
eine grosse Anzahl Bögen, durch die er sich den berühmten Bogenfabrikanten
Tourte, Luport und Peccate würdig anschliesst und die ihm zahlreiche Aus-
zeichnungen auf den verschiedenen Industrie- und Weltausstellungen eintrugen.
Totiy-Timpani nennt Cerveny die, von ihm neu construirten Pauken, bei
welchen der Kessel nicht wie gewöhnlich auf den drei ausgespreitzten eisernen
Füssen festgenietet ist, sondern in einem Reifen frei hängt, so dass die Vibration
des Kessels nicht durch die Füsse gehemmt wird. Der Kessel ist ferner aus
Messing und nicht wie bisher aus Kupfer, das weniger klangreich ist als jenes.
Vroye, Theodore Josephe de (XI, 226), starb zu Lüttich den 29. Juli
1873. Erwähnenswerth ist noch das Werk, welches er in Gemeinschaft mit
Elewyk herausgab: -»De la musique religieuse, les corKjres de Malines (1863 und
1864) et de Paris (1860) et la Ugislation de V Eglise sur cette matiere« (Paris,
Löwen und Brüssel, 1866, in 8°).
Vaillaume, Nicolas (XI, 229), starb 1871.
Vuillaume, Nicolas Frangois (XI, 230), starb in Brüssel 1876 am
14. Januar.
Wackcnthaler — Wanaki. 477
W.
Wnckenthaler, Joseph (XI, 233), starb in Strassburg am 3. März 1869.
Waelput, Henri, belgischer Coiuponist, wurde am 26. October 1845 in
Gent geboren und erhielt in derselben Stadt seine erste musikalische Erziehung,
die er in Brüssel auf dem Conservatorium fortsetzte. Er erwarb hier 1866
den ersten Compositionspreis und 1867 den Röraerpreis für die flämische Cantate
■oHet Jl'ouih. 1869 bereits übertrug man ihm die Direction des Conservatoriums
in Brügge. Hier übernahm er auch die Direction des Theaterorchesters und
gründete Volksconcerte, die sehr in Aufnahme kamen. 1871 vertauschte er
Brügge mit Dijon bis er 1875 nach Belgien zurückkehrte und in Gent wieder
die Leitung eines Theaterorchesters übernahm. Grössere Compositionen führte
er 1876 in Brüssel in einem eigenem Concerte vor: Zweite Sinfonie, Bruch-
stücke einer dritten und vierten Sinfonie; aus der Oper »Berkun der Diamant-
slijper« (Berken der Diamantenschleifer), ebenfalls Fragmente, und eine Cantate
uZegens der Wapensix (für die Geh genheit eines Besuchs der englischen Scharf-
schützen in Gent), in welcher der belgische Nationalgesang die i>Brabanro7ine(i
und die englische Nationalhymne T)God save the Queena verwendet sind. Alle
diese Werke fanden viel Beifall. W. schrieb noch eine andere in Gent auf-
geführte Cantate »ia Tacißcation de Gant«, den Festmarsch »Hans Memling«
und die Cantate (Soli und Chor) »Memling«, Lieder.
Waelrant, Hubert (XI, 233), in der, aus sechs Büchern bestehenden Samm-
lung des Pierre Phalese (Löwen, 1555 — 1556) sind neun Gesänge auch von
"Waelrant enthalten. Nach neueren Forschungen ist Tongerloo, ein Dorf bei
Campine im früheren Herzogthum Brabant, der Geburtsort Waelrant's.
Wale, Henri "William, englischer Componist und Organist, Baccalaureus
der Musik, Mitglied der Akademie Oxford und des Collegiums der Organisten,
ist Organist und Chordirektor der Peterskirche in Leicester. Er schrieb eine
Sinfonie, eine geistliche Cantate y>Joela, Vocal- und Orgelcorapositionen und
Kammermusik.
Walker, Eberhard Friedrich (XT, 250), starb in Ludwigsburg in Baiern
am 4. October 1872.
Walkiers, Eugen (XI, 251), starb in Paris am 1. September 1868.
Wambach, Emil, geboren 1854 zu Arion im belgischen Luxenburg, bildete
sich bei früh hervortretenden Anlagen zum Tonkünstler. Er erhielt zuerst
in Antwerpen, wohin seine Eltern übergesiedelt waren, (von Hoeben) Unter-
richt und trat mit elf Jahren in Brüssel ins Conservatorium. In Antwerpen
besuchte er noch die Musikschule von Pierre Benoit. Er machte sich als
Pianist, Violinist, Organist und Componist bekannt. Es sind von seinen
Werken zu nennen; Fest- Marsch für Orchester, 1870 im Theater zu Antwerpen
aufgeführt. Cantate zur Rubensfeier (1877) y>Aan de Voorden van de Scheide«,
sinfonisches Gedicht; Fest- Cantate; Nathans Parabel, Drama über flämische
"Worte; y>Hi/m>ie sacris solemniis« für Orchester und Chor; »De Lentea, Chor
für Frauenstimmen mit Orchester; Memorave für Chor und Orchester; Vlaander-
land, Männerchor und Orchester; Burlesca, humoristische Fantasie für Orchester;
Ave verum; 0 Salutaris; Tantum ergo; Fantasie für Violine und Orchester;
Lieder; Ciavierstücke.
Wanisley, Peter, einer der besten englischen Lautenmacher dieses Jahr-
hunderts, arbeitete in London und seine Instrumente, besonders die, welche er
nach dem Vorbilde der Stainerschen arbeitete, wurden daselbst geschätzt.
Waneki, Johann, polnischer Componist und Violonist, wurde in Polen
1762 geboren und war besonders als nationaler Componist seiner Zeit hoch-
geschätzt, er galt, wie sein Neffe Carl Kurpinski, während einer Reihe von
Jahren für den besten Componisten Polens. Ausser Liedern, Mazurken, Polo-
naisen und Militärmärschen schrieb er mehrere Opern, die in Posen aufgeführt
478 Wanskl — Weinert.
wurden und ebenso wie seine Sinfonien und Messen viel Beifall fanden.
Sein Sohn:
Wauski, Johann Nepomuk, geboren im G-rossherzogthum Posen, bildete
sich in Kaiisch und Warsch.iu zum Violinisten und Componisten. Nach vielen
Reisen durch Frankreich, Belgien und Italien nahm er ans Gesundheitsrück-
sichten in Aix in der Provence seinen Wohnsitz. Er ertheilte dort Unterricht
und veröÖ'entlichte ausser seinen eignen Compositionen eine grosse Anzahl
Studienwerke für die Violine.
Warot, Charles, Violinist und Componist, geboren zu Dänkirchen am
14. November 1804, erhielt von seinem Vater und einem blinden Musiker
Namens Fridzeri Unterricht. Er erlangte bald bedeutende Fertigkeit im
Violinspiel, widmete sich aber, nachdem er einigemal öffentlich gespielt, der
Composition. Seine erste Oper r>VAoeugle de Glarensi wurde mit vielem Beifall
1829 in Antwerpen aufgeführt, der noch mehrere andere Opern folgten. Ferner
schrieb er eine Anzahl Kirchenmusikstücke. Er starb schon am 29. Juli 1836.
Warot, Victor, Bruder des Vorigen, wurde in Grent 1808 geboren, gewann
Fertigkeit auf fast allen Instrumenten und wirkte als Orchesterdirektor erst
in Amsterdam, dann in mehreren Städten Frankreichs. 1855 Hess er sich in
Paris nieder und starb auf seiner Besitzung in Bois-Colombes (Seine) im
Juli 1877. Er schrieb mehrere Opern (Dijon, 1834), Cantaten, Kammer-
musik, Orchesterwerke. Sein Sohn Victor Alex., geboren in Verviers am
18. September 1834, war als Tenorsänger in Paris und Brüssel (Theätre la
Monnaie) thätig.
Warot, Constant Noel Adolph, Bruder des Vorigen, geboren in Ant-
werpen am 28. November 1812, war talentvoller Violoncellist, er starb am
10. April 1875 zu Saint-Josse-ten-Noode-les Bruxelles. Hauptsächlich veröffent-
lichte er Vocalcompositionen und eine Violoncelloschule, die am Brüsseler
Conservatorium, an welchem er als Lehrer wirkte, eingeführt wurde.
Wartel, Terese (XI, 269), ist am 2. Juli 1814 zu Paris geboren, wo sie
am 6. November 1865 starb. Es erschien von ihr: lyLegons ecrites sur les
sonates pour piano seul de L. van Beethoven«.
Weber, Rudolf, ist am 29. September 1819 im zürcherischen Oberlande
in "Wetzikon geboren. Hier war der Bruder von Hans Georg Nägeli Pfarrer
und dieser bestimmte den Vater des jungen Weber, da er sein Talent erkannte,
ihm ein Ciavier anzuschaffen und ihn in Musik unterrichten zu lassen. In
Zürich, wohin der Knabe als er 13 Jahr alt geworden war ging, wurde Hans
G. Nägeli sein Lehrer und Gönner. In den Jahren von 1835 — 37 war er
dann Schüler des Seminars und versah zugleich die Musiklehrerstelle. Dann
ging er nach Hinslanden als Lehrer und hier bereits machte er sich um die
Pflege des Volksgesanges verdient; er veröffentlichte eine Musik- und Gesangs-
Anleitung, welche in mehreren Auflagen erschien. Nach einer l^o jährigen
Studienreise durch Deutschland, siedelte er sich in Bern als Musiklehrer an,
zog aber 1842 nach Münchenbuchsen und in dieser Zeit schrieb er seine
»Methode der Gesaaglehrecc in 4 Bänden, welche sehr weite Verbreitung fand und
mehrfach in fremde Sprachen übersetzt ist. 1847 wurde er Direktor des kan-
tonalen Gesangvereins und bald darauf gründete er in Bern eine Musikschule,
welche rasch in Ruf kam. Eine Stelle am Grunholzer'schen Seminar, die er
in Folge der Auflösung desselben verloren hatte, erhielt er 1860 wieder und
zugleich wurde er zum Hauptlehrer ernannt. Gleichzeitig machte ihn der eid-
genössische Sänger verein zu seinem Ehrenmitglied, er kam ins Kampfgericht
und in das Musik-Comite und wirkte in dieser Stellung ohne Unterbrechung
bis an seinen Tod. 1861 gründete er sein Sängerblatt und führte die wich-
tigen musikalischen Curse für Lehrer ein. Er starb zu Bern im Sept. 1875.
Weinert, Anton, Tonkünstler, der aus Böhmen stammt, wo er 1750 oder
1751 geboren wurde, kam als Masiklehrer sehr jung in die Familie des Grafen
Raczynsky und Hess sich dann in Warschau nieder, wo er bald hervorragende
Weitzmann — Widor. 479
Bedeutung gewann. Er wurde Kapellmeister des Kiliiigs von Polen, Stanislaus
August Poniatowski, J^ohror an der Musikschule und Mitglied des Theater-
orchesters. Es kamen drei seiner Opern zur AulFiihrung: nNiejiotrzehity Skn/puh
(Unnöthiges Bedenken), n Donerwetera und r>Diabel alchiminta. Er schrieb
auch Kircheurausik, darunter ein 0.1'ertoriura, welches zu seinem besten Werken
gehört. W., der erst 1H50 starb, erreiclite das Alter von beinah hundert
Jahren. Von seinen sechzehn Kindern wurden nur zwei Söhne, von welchen
der eine jung starb, Musiker. Der andere Philipp W., in Ragolin 1798 ge-
boren, war talentvoller Tenorsänger, der in Polen für einen der besten drama-
tischen Sänger g:ilt. Er verliess später das Theater, verlor auch seine Stimme
und starb in dürftigen Umstünden 1843.
Weitzmann, Carl Friedrich (XI, 317), starb in Berlin am 7. Nov. 1880.
Weller, Friedrich (XI, 319), starb in Zerbst am 30. Mai 1870.
Weutzel , Ernst Friedrich (XI. 322), starb im Bad Kosen am
16. August 1880.
Wery, Nicolaus Lambert (XI, 328), starb in Bande im Luxenburgischen
am 6. October 1867. Sein Geburtstag ist der 9. Mai 1787.
Wesley, Samuel (X, 328). Neuerdings wurden von der Tochter dieses
Tüukiinstlers Miss Eliza Wesloy unter dem Titel: rthettera referrintj to the works
of John Sebastian Bach«, eine Sammlung von Briefen ihres Vaters S. Wesley
an den Organisten Jacobs, seinen Freund und Gollegen gerichtet, herausgegeben.
Der Briefwechsel beginnt im Jahre 1808 und giebt Zeugniss von der Beharr-
lichkeit und Anstrengung, die W. entwickelte, um die in England jener Zeit
noch unbekannten Werke Joh. Seb. Bach's seinen Landsleuten bekannt und
werth zu machen, nach seiner eignen Ueberzeugung. Die Briefe bieten auch
sonst Interessantes genug, besonders ist in Bezug auf die Gebräuche und
Traditionen bei der Pflege der Musik, welche am Anfang.; dieses Jahrhunderts
in England herrschten, manches in diesen Briefen enthalten.
Wesley, Samuel Sebastian, Organist und Kirchencomponist, Neffe von
Samuel W. und Sohn von Charles AV. (XI, 328), wurde Ende des 18. Jahr-
hunderts geboren und starb in Gloucester am 19. April 1876. Er erwarb den
Titel Doctor der Musik und war wie sein Vater ein sehr anerkannter Musiker.
Westmeyer, Wilhelm (XI, 331), starb am 4. September 1880 in einer
Heilanstalt bei Bonn.
Wickede, Friedrich von, geboren am 28. Juli 1834 zu Dömitz a. d. Elbe,
ergrifi', trotz seines ausgesprochenen musikalischen Talents die militärische
Laufbahn, aus welcher er jedoch nach zehnjährigem Dienste wegen mangel-
hafter (jesundheit als Offizier ausscheiden musste. Er wurde durch eine An-
stellung in der Postverwaltung versorgt und arbeitet, unausgesetzt alle seine
Musestunden der Composition widmend, noch gegenwärtig bei der Kaiserl.
Ober-Postdirection in Leipzig, wohin iha d.jr geniale Postchef Stephan wegen
seinen Beziehungen zur Musik i. J. 1873 versetzte. W. erfreut sich des Rufes
als eines begabten deutschen Liedercomponisten und hat bereits über hundert
Lieder und Gesänge, ferner eine Anzahl Ciaviersachen meist populärer Natur
veröffentlicht. Daneben hat er auch Orchestersachen geschrieben, von denen
besonders eine heroische Ouvertüre -aPer aspera ad asfraa bereits an verschie-
denen Orten mit bedeutendem Erfolge aufgeführt worden ist. Auch als Kritiker
für Opi-r und Concerte war W. in Leipzig während mehrerer Jahre thätig.
Widor, Charles Marie, französischer Pianist, Organist und Componist,
wurde in Lyon am 22. Februar 184ö geboren und erhielt auch dort die erste
musikalische Ausbildung, bis er nach Brüssel kam, wo er die8ell)e unter Fetis
und Ijemmens vollendete. 1860 erhielt er die Organistenstelle an der Kirche
Saint-Frau^ois in Lyon, und wurde entsprechend seinem Talent, später an die
Orgel St. Sulpice nach Paris l)erufen. Auch als Componist nimmt er eine sehr
geachtete Stellung ein. Er schrieb: »La Ntiit de IValpurgisa. symphonische Com-
position: Clavierconcert mit Orchester in F-moll; vMarche nupfialev für Orchester;
480 Wielhoraky — VVouters.
Quintett, Serenade, Trio, Stücke für Violoncell und Ciavier, sechs Sinfonien für
Orgel, viele Ciavierstücke, Chorsachen u. a.
Wielhorski, Michael (XI, 345), wurde am 31. October 1789 in Volhinien
geboren und starb in Moskau am 9. September 1856. Sein Bruder Joseph,
ebenfalls grosser Musikliebhaber, war ausgezeichneter Violoncellist und Ciavier-
spieler und hat auch zahlreiche Claviercompositionen (Berlin, Schlesinger,
Bote & Bock; Leipzig, Breitkopf & Härtel, Kistner, Hofmeister und in War-
schau) veröffentlicht. Der im bezeichneten Artikel erwähnte Graf Mattieu war
der Onkel dieser beiden, ein Schüler Bernhard Romberg's auf dem Violoncell
und derjenige von ihnen, welcher sein eigenes treffliches Orchester, unter
Direction von Estrowski, hielt.
Wieuiawski, Henri (XI, 345), nicht Wieniawsky, starb in Moskau am
2. April 1880.
Wieprecht, Friedrich (XI, 348), starb am 17. Sept. 1880 in Berlin.
Wilhelm III., König der Niederlande, Prinz von Oranien und Nassau,
Grossherzog von Luxemburg, geboren zu Brüssel am 19. Februar 1817, um
die Tonkunst verdient durch Schutz und Förderung, die er derselben seit dem
Beginn seiner Regierung angedeihen lässt. In der Musik selbst sehr wol
unterrichtet, hat sich dieser Fürst ein sicheres Urtheil in musikalischen Fragen
erworben, wodurch seine warme Protektion der Tonkunst und Künstler in
den Niederlanden an "Wichtigkeit noch gewonnen. 1871 errichtete der König
in Brüssel eine Musikschule, in welcher die Zöglinge auf seine Kosten die
vollständige miisikalische Ausbildung im Gesänge, Ciavier, Violine, Violoncell
und Composition empfangen können. Er erwarb auch in Brüssel ein Grund-
stück, in welchem die Gesangsschülerinnen unter dem Schutze einer Vorsteherin
zugleich Wohnung finden. Aufgenommen als Pensionäre des Königs in das
Institut werden diejenigen, welche nach einer Prüfung durch den Commissar
des Königs (z. Z, vander Does) dazu bezeichnet werden. Eine Prüfung der
Gesangsschülerinnen findet nach einer Bestimmung des hohen Protektors alle
drei Jahre statt, und hat der König für die beste Schülerin der ersten Classe
einen Preis, bestehend in einer goldenen mit Brillanten verzierten Medaille
(Medaille-Malibran) ausgesetzt. Auch für die Pensionäre der anderen Zweige
ist für die beste Composition einer Sinfonie oder Ouvertüre eine goldene
Medaille, für ein Kammermusikstück eine silberne und für das beste Clavier-
oder Gesangstück eine bronzene Medaille ausgesetzt. Alljährlich veranstaltet
der König in seinem Schlosse Loo prächtige Musikfestlichkeiten, in welchen
sich die vorzüglichsten der Schüler vor einem Kreise, vom König geladener
einheimischer und auch fremder Künstler, hören lassen dürfen.
Wilson, Miss, englische Sängerin, geboren in den ersten Jahren dieses
Jahrhundert, war eine Schülerin des Sängers und Componisten Thomas Welsh.
Sie trat 1821 im Drury-Lane Theater zum erstenmal auf und erzielte sensa-
tionellen Erfolg, wie ihn die Sängerinnen Sontag und Jenny Lind kaum
errangen. Ihre Einnahme während des ersten Jahres ihres Auftretens soll
10,000 Pf. Sterling betragen haben. Ueberanstrengung jedoch machte einen
längeren Aufenthalt in Italien nöthig, worauf sie sich mit F. Welsh verheiratete
und zur Bühne nicht zurückkehrte. Sie starb als Wittwe Ende des Jahres
1867. Ihre Tochter war an den Violoncellisten Piatti verheiratet.
Woeltje, C. L. H. (XI, 399), wurde 1785 geboren und starb in Celle am
23. Juli 1864.
Wolff, Eduard (XI, 406), starb in Paris im October 1880.
Woronieg, Arnulph, Abbe, Priester und Musiker, in Polen geboren,
lebte gegen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts. Er gab ein Werk
über den figurirten Choralgesang heraus: r,Poc zoniki muzyhi tak ßguralnego
jak i clioralnego Kantu (Vilna, 1806).
Wouters, Adolphe Frangois, belgischer Componist und Lehrer des
Ciavierspiels am Conservatorium in Brüssel, bekleidet zugleich die Stelle eines
Wüerst — Zaremba. 481
Kapellmeisters an der Kirche Saint-Nicolas und die eines Organisten an Notre-
Dame-de-Finisterre in derselben Stadt. Zu seinen Hauptwerken in der Com-
position gehören: n Messe solennelU' de Sainfr-Ct'cile« für Solo, Chor, Orchester
oder Orgel und Harfe (hei Schott); 1878 in Brüssel aufgeführt; eine vier-
stimmige Messe mit Orchester oder Orgel: eine kleine IMesse für drei gleiche
Stimmen; ein Te Deum für grosses Orchester: vierstimmige I^lünncrchüre;
■nEtudes principales poiir piano«. (Brüssel, Schott) und andere Studien, die in
mehreren Conservatorien für den l'nterricht angenommen sind.
Wüorst, Kichard (XI, 418) starb am 9. October 1881 in Beilin.
Wurda, Joseph (XI, 420), starb in Hamburg am 28. April 1875.
Y.
Yradier, Sebastian, ein spanischer Componist von Gresängen, von denen
der eine y>Ay CJiiquita« eine ganz allgemeine Verbreitung, auch in aussersjjani-
schen Ländern, gefunden hat. Yradier, von dessen Lebensumständen nichts
weiter bekannt ist, starb in Yittoria im November 1865. Bei Heugel in Paris
erschien eine Sammlung von fünfundzwanzig seiner Gesänge mit Clavierbe-
gleituncr und mit französischem Text von Paul Bernard und Tagliafico.
Z.
Zahn, Joh. Georg, geboren am 9. März 1856 in Fürth in Bayern, absol-
virte 1874 das k. Lehrerseminar in Bamberg, war 1"^/^ Jahr Lehrer in einem
Dörfchen des Fichtelgebirges, ging im April 1876 nach Leipzig, studirte unter
E. F. Richter Coutrapunkt und Dr. E,. Papperitz Orgel, und wurde des Letz-
teren Stellvertreter im Organistenamt an der Nicolaikirche zu Leipzig. Er
spielte mit grossem Erfolge auf den Tonkünstlerversammlungen zu Erfurt 1878
und AViesbaden 1879 Orgel, ist der vielbeschäftigte Organist des Bach- Vereins
und des Riedelschen Vereins in Leipzig, ebenso des Hasslerschen Vereins in
Halle und hat hier wie auch in selbständigen Concerten in Leipzig, Bayreuth,
Regensburg. Frankfurt seine Fertigkeit im Orgelspiel gezeigt. Bei F. E. C. Leuckart
erschien von ihm eine Bearbeitung der Präludien und Fugen aus Seb. Bachs
wohltemperirtem Ciavier für die Orgel im Herbst 1879. Zahn ist auch Dirigent
des Breitkopf & Härteischen Gesangvereins in Leipzig.
Zaui de Ferranti (siehe Ferrani, III, 495), starb in Brüssel am
28. November 1878.
Zapater, Rosaria, ausgezeichnete spanische Künstlerin, Sängerin, Pianistin
und Dichterin, war Gesangsschülerin von Valdemosa, Concertdirektor der Königin
Isabella. Gegen 1860 trat sie als Concei'tsängerin und fast gleichzeitig als
Dichterin hervor. Sie verfasste den Text der italienischen Oper nGIi amanti
di TerueU, welche ihr Landsmann Avelino de Aguirre in Musik setzte und welche
1865 aufgeführt einen sehr bedeutenden Erfolg erzielte. Das Textbuch wird
nach allen Seiten hin als bedeutend bezeichnet. Rossini und Meyerbeer wür-
digten ihre Gesangskunst sehr; der Letztere hat auch eines ihrer Gedichte: »7/
Primo Amoreu. in Musik gesetzt. Frl. Zapater, die auch als Gesanglehrerin
thätig ist, veröffentlichte auch bei Brandus eine ausgezeichnete complette Ge-
sangschule und ausserdem eine Ciavierschule.
Zaremba, Nicolas, russischer Musiker, geboren im Gouvernement AViteb,
war Direktor des Petersburger Conservaturiums als Nachfolger Anton Rubin-
steins, ihm selber folgte Asantschewski in dieser Stellung. Namentlich ist er
durch das Oratorium »Johannes der Täufera bekannt geworden. Er starb in
Petersburg am 8. April 1879.
Musikal. Convers.-Leiikon. Er)räi)zunp8band. 31
482 Zaytz — Zeitschriften.
Zaytz, Johann, Componist und Orchesterdirektor, wurde 1834 in Fiume
geboren, wo sein Vater, der aus der Gegend von Prag stammte, als Regiments-
musiker stationirt war. Schon im sechsten Jahre konnte der kleine vom Vater
unterrichtete Sohn sich im Theater auf dem Ciavier und der Violine und im
zehnten mit einigen Probestücken seiner Composition, zwei Ouvertüren und einer
Fantasie über Verdische Motive für die Violine hören lassen. Trotzdem musste er
sich auf des Vaters Wunsch für den Stand des Advokaten vorbereiten, und durfte
erst, nachdem er die hierzu erforderlichen Studien vollendet hatte, 1850 ins Conser-
vatorium in Mailand eintreten. Nachdem er dasselbe 1856 verlassen hatte, wurde
er Musikdirektor am Scala- Theater in Mailand, lebte dann einige Zeit in
Fiume, und ging 1862 nach Wien. Er hatte bereits gegen hundertfünfzig Com-
positionen veröfl'entlicht, darunter Sinfonien, Ouvertüren, vier Messen und drei
Opern: »Za S2)osa di Messina'.'-, -nAJeliwi und y>Amelia(i. In Wien wurde er von
einer schweren Lungenkrankheit, die ihn schon einmal heimgesucht hatte, be-
fallen. Nach seiner Genesung schrieb er zwölf Operetten die in Wien fast alle
mit Beifall aufgeführt wurden. Er folgte dann einem ßuf nach Agram in
Croatien, wo er Direktor und Lehrer der Musikschule wurde. Er schrieb hier
noch vier Opei'etten und die grosse Oper f>Fan Twardowsky.'. Ausser den
dramatischen Compositionen sind noch Messen, Gesangs- und Tanzstücke zu
verzeichnen, im Ganzen vierhundertsiebzig Werke.
Zdenko, Fibich, böhmischer Componist in Prag, ist 1851 geboren, erhielt
seine höhere Ausbildung in Paris und Leipzig, wirkte dann in Prag anfangs
als Musiklehrer und dann als Kapellmeister am böhmischen Theater in Prag.
Ausser drei Sinfonien, verschiedenen Ouvertüren, einer sinfonischen Dichtung
y>Othello<i, Liedern, Chören u. dergl, mehr allgemeinen Stils, componirte er auch
eine Reihe von Werken slavischen Charakters, wie die sinfonischen Dich-
tungen yyTomaji" und y^Zaboja; ein Streichquartett; zwei Violinsonaten; eine
grosse Oper •f>JBlanch" u. s. w.
Zeerloeder, Nicolas, Musiker des 17. Jahrhunderts, aus Bern in der
Schweiz gebürtig, war um 1649 Lehrer des lateinischen Collegiums, später
Prediger und Stiftsherr zu Kilchberg. Man kennt von ihm eine Abhandlung
über die Anfangsgründe in der Musik, betitelt: »Ein Musikbüchlein«. Bern,
1678, in 8°.
Zeitschriften (XI, 443), Den, im elften Bande genannten Zeitschriften
für Musik und Theater sind noch hinzuzufügen:
1. Neue Musikzeitung, erscheint in Köln unter Redaktion von A. Reiser,
im Verlage von P. J. Tonger, monatlich zweimal (Jahrg. 3).
2. Musikalisches Centralblatt, erscheint im Verlage und unter
Redaktion von R. Seitz in Leipzig, wöchentlich (Jahrg. 2).
3. Deutsche Militär-Musiker-Zeitung, erscheint unter Redaktion
und im Verlage vom Em. Prager (Jahrg. 4).
4. Orgelbau -Z eitung, erscheint unter Redaktion von Dr. Mor. Reiter,
im Verlage von W. Peiser in Berlin, wöchentlich (Jahrg. 4).
5. Zeitschrift für Instrumentenbau, erscheint unter Redaktion und im
Verlage von Paul de Wit in Leipzig, monatlich zweimal (Jahrg. 3).
6. Harmonie, erscheint in Leipzig unter Redaktion und im Verlage von
Emil Eulenburg, als Centralblatt für die Interessen des Zitherspiels,
wöchentlich (Jahrg. 2).
7. Centralblatt deutscher Zithervereine, erscheint wöchentlich in
Hamburg bei R. Wächter (Jahrg. 5),
8. Ziehrer's Deutsche Kunst- und Musikzeitung, erscheint in
Wien bei J. Kiebeck, wöchentlich (Jahrg. 8).
9. Schweizer Sängerblatt, ei'scheint in Zürich bei Gebr. Hug, unter
Redaktion von G. Weber, monatlich zweimal (Jahrg. 22).
10. Musikalischer Anzeiger, Leipzig, C. W. Leipner (Jahrg. 1).
Ist nur Anzeigeblatt, ebenso:
Zeitschriften. 483
11. Die Ct locke. Neiulamm bei F. Kümmerer.
l'i. Wiener Signale, erscheinen in Wien V)ei Ignaz Kugel, meist
wöchentlich (Jahrg. 4).
13. Halleluja. Organ für ernste Hausmusik, redigirt von Dr. Fr. Zim-
mer, Verlag von Vioweg in Quedlinburg.
14. Bayreuther Blätter, erscheinen in Bayreuth im \'erlage des l'atru-
natvereins der Waguerauffiihrungen unter Jiedaktion von H. von AVolzogen,
monatlich einmal (Jahrg. 3).
15. Zeitschrift für die musikalische Welt, erscheint in Wien bei
Anton August Naaff, wöchentlich (Jahrg. 5).
IG. Fliegende Blätter für evangelische Kirchenmusik, erscheinen in
Oels in Schlesien.
17. Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik. Zugleich
Organ des Cäcilienvereins für alle Länder deutscher Zunge; redigirt von Dr.
Frz. W^itt, Kanonikus z. Z. in Landshut, erscheint im Verlage von F. Pustet
in Regensburg, monatlich einmal.
18. Musica sacra. Beiträge zur Reform und Förderung der katholischen
Kirchenmusik, herausgegeben von Dr. Frz. Witt im Selbstverlage (Jahrg. 15).
19. Der Kirchenchor. Eine gemeinverständliche Zeitschrift für Kirchen-
musik. Zugleich Organ der Cäcilienvereine der Diöcese Brixen: redigirt von
F. J. Battlogg, Expositus in Gurtis (Vorarlberg), herausgegeben vom Vorarl-
bergisehen Cäcilienverein, monatlich.
20. Sendbote der heil. Cäcilia. Monatsschrift für Kirchensänger.
Zugleich Organ des Diöcesanvereins Speier, redigirt vom Domvicar C, Ln. Mairn.
Verlag der Kleeberger"schen Buchhandlung; erscheint monatlich.
21. Zeitschrift für kath. Kicheumusik. Organ des oberösterreichischen
Diöcesan - Cäcilien- Vereins; herausgegeben von demselben, redigirt von Joh.
Evangelist Habert, Organist iu Gmunden am Traunsee. Selbstverlag, monatlich.
Jahrgang 11.
22. Cäcilia. Vereiusorgan des amerikanischen Cäcilienvereins. Monats-
schrift für kath. Kirchenmusik in St. Francis-Station (Milwaukee), Verleger
Pustet & Comp. New-York, monatlich.
23. Der Chorwächter, erscheint unter Redaktion von dem Domchor-
direktor G-. E. Stehle in St. Gallen, im Verlage von F. J. Moriell in
St. Gallen (Jahrg. 5).
24. Ambrosiusblatt, erscheint unter Redaktion von A. Podrabsky, in
der Hofl)Uchdruckerei von C. Fromme in Wien (Jahrg. 2).
25. St. Gregoriusblad, Tydschrift tot bevordering van kerkelijk Toon-
kunst, Redakteur J. A. Lans, Haarlem. VII.
26. Musica sacra, Revue de chant d'eglise et de musique religieuse, Red.
le Chanoine Van Damme. Verleger C. Poelmann ä Gand.
27. Wiener Blätter für kath. Kirchenmusik.
28. Lyra ecclesiast ica. Monthly bulletin of the irish society of St. Caecilia,
Dublin, H. Gill & Sohn.
29. Caecilia. Journal de Musique religieuse quatrieme annee. Librairie.
J. Gurtler ä Purrentruy (Suisse).
30. Harmonia. Ungarische Musikzeitung, erscheint in Budapest monat-
lich zweimal (Jahrg. 1).
31. Dalibor, eine böhmische Musikzeitung, erscheint in Prag unter
Redaktion von Novotny, im Verlage von Urbanek.
32. La Renaissance musicale. Paris, Brandus, Directeur. Gerant:
Edmond Hippeau. Annee 2.
33. Revuedumondemusicalet dramat. Paris. Armand Roux. Annee 5.
34. Questionnaire de Tassoc. internationale des musiciene-
ecrivains. G. Becker annee 7. Geneve.
35. L'echo musical. Bruxelles. Mahillon. Annee 14.
31*
484 Zenger — Zublaurre.
36. La Musique populaire. Journal hebdomadaire illustre. Redacteur
en Chef: Arthur Pougin. Paris.
37. LeProgresartistique. Musique, Litterature,Beaux-Arts,Fiuauce, Paris.
38. Napoli musicale. Neapel. Umb. Mazzoue.
39. Caecilia. Allgemeen Musikaal Tijdschrift van Neederland. Haag.
Redakteur Nicolai.
40. The London and proviucial. Music Trades review. London.
41. The Orchestra and the Choer. London. Vol 8.
42. The Americain Art Journal. New- York. Thoms & Delano. Vol. 36.
43. Music et Dramatic Courier. New- York. J. Freund. Yol. 2.
44. The Score. A Journal of Musik. Islington. Vol. 8.
45. New- York er Figaro. New-Y''ork (Deutsch mit Portraits).
46. Das Telephon. New-Y''ork. G. Stein, mit Portraits.
47. Dwight's Journal of Music. Boston.
48. Folie. A Journal of Music, Drama, Art and Literatur. Boston.
Die »Tonkunst« (XI, 460), ging nach ihres Begründers Tode Albert
Hahn, in den Verlag von Frantz in Demmin über, wo sie unter Redaktion
von 0. Wangemann weiter erscheint.
Die »Allgemeine deutsche Musikzeitving (XI, 460) ging 1879 in
den Verlag von Raabe & Plothow in Bei'lin über und erscheint gegenwärtig
unter Redaktion und im Verlage von Otto Lessmann in Charlottenburg.
Eingegangen sind unter anderen: »Echo« (XI, 457); Revue et Grazette
musicale (XI, 461) und nach kurzem Bestände die, von Max Goldstein in
Berlin begründete und i'edigirte »Musik weit«.
Zenger, Max, Componist, geboren am 2. Februar 1837 in München,
studirte bei Prof. Stark und auf dem Conservatoi-ium in Leipzig Musik, worauf
er als Kapellmeister in Regensburg, München und Karlsruhe fungirte. 1863
gelangte in München seine Oper y^Foscarm, 1867 das Oratorium r>Cdin<.<. und
1868 die Oper r>Euy Blas<i zur Aufführung. Er schrieb noch ausserdem die
Oper » Wiland der Schmiede und Vokal- und Instrumentalwei-ke.
Zichi, Geza, ungarischer Musiker, und obgleich der-rechten Hand beraubt,
ein bedeutender Ciaviervirtuose. Er entstammt einer alten berühmten unga-
rischen Grafenfamilie, wurde in Sztara am 22. Juli 1842 geboren und verlebte
Kindheit und Jugend in Pressburg, wo er auch die Rechte studirte. In seinem
fünfzehnten Jahre führte ein Jagdunglück den Verlust seines rechten Armes
herbei. Er liebte so leidenschaftlich das Ciavierspiel, dass er nunmehr die
energischesten Studien mit der linken Hand vornahm und so brachte er es mit dieser
zu einer ganz ungewöhnlichen Virtuosität, durch die er bei seinem Auftreten in
"Wien, Pest und Paris Sensation erregte. Er versteht nicht allein mit der
einen Hand den Mangel der zweiten zu verdecken, sondern sein Spiel ist auch
aller Nuancen mächtig, vom Seelenvollsten bis zur grössten Bravour. In der
Composition erhielt er vom Kapellmeister der Kathedrale in Pressburg, Meyer-
berger, und von Robert Volkmann in Budapest Unteriicht. Es erschienen von
ihm: ein Ave Maria für Sojjran; Lieder (Kahnt, Leipzig) und ein Heft Etüden
für die linke Hand, seinem Lehrer Fr, Liszt zugeeignet, welcher von denselben
sagt: dass sie in gutem Stil und Geschmack geschx'ieben seien, auch die Wir-
kung mancher zwei- oder vierhändiger Com^jositionen hervorbringen, aber so
schwierig seien, dass nur der Componist allein das Wunder sie zu spielen fertig
bringe. Z. lebt in Budapest, wo er an der Spitze mehrerer Musikgesell-
schaften steht.
Zubiaurre, Valentin, ausgezeichneter spanischer Componist, wurde in
Garay am 13. Februar 1837 geboren, trat, nachdem er bei einem Dorfcautor
den ersten Unterricht erhalten hatte, als Chorknabe in die Basilika Santiago
in Bilbao, wo er vom Kapellmeister Nicolas Ledesma in den vei'schiedeiaen
Disciplinen der Musik Unterricht erhielt. Schon 1852 erwarb er einen Platz
als Organist, ging aber bald darauf nach Amerika, wo er sich in Caracas,
Zuccholli — Zur Lauben. 485
später in Guayra niederlioss und Unterricht ertheilte. Nach Spanien zurück-
gekehrt, trat er noch als Schüler ins Conservatorium in INIndrid und erwarb
unter Eslava 1866 den ersten Preis in der Compositiun. Kurze Zeit nachher
erhielt er gleichzeitig mit Barreras für die spanische Oper »Don Fernando il
Emplazado<f. den Preis. Diese Oper wurde 1873 mit Beifall in Madrid auf-
geführt (Tamberlik in der Titelrolle). Als Pensionär der spanischen Akademie
ging Z. nun zwei Jahre auf Reisen. Er besuchte Italien, Frankreich. Deutsch-
land, Oesterreich und Belgien, und legte seine Wahrnehmungen in den Schrift-
chen nieder: »Aufsatz über den Stand der Kunst in Italien und in Europa«.
Auch schrieb er in dieser Zeit ein Oratorium nach "Worten der Matthäus-
passion. Ferner zwei Messen für die königl. Kapelle, zu deren zweiten Kapell-
meister er ernannt wurde. Im April 1877 gelangte seine Oper nLedian im
königl. Theater zur Aufführung, die seinen Kuf als Componist feststellte, so
dass er zu den berufensten Componisten der Gegenwart in Spanien zählt. 1879
ging seine zweiaktige Oper r>Tigre de mara in Scene.
Zucchelli, Carlo (XT, 505), wurde in London am 28. Januar 1793 ge-
boren und starb in Bologna im Februar 1879.
Zugrposauue heisst bekanntlich die Art Posaune, bei welcher die A^er-
äuderung der Tonhöhe durch den sogenannten Auszug und nicht wie bei
der Ventil- oder chromatischen Posaune durch Ventile herbeigeführt
wird. Weil in den verschiedenen Orchestern immer noch keine Ueberein-
stimmung in Annahme eines Normaltons herrscht, die Zugposaune aber für
eine bestimmte Stimmung gebaut ist, so musste der Posaunenbläser jür jede
Stimmung ein entsprechendes Instrument haben, bis man durch einen, zwischen
Zug- und Schallstück angebrachten Aufsatz die Stimmung reguliren lernte.
Dadurch aber verliert das Verhältniss der einzelnen Theile zu einander das
nöthige Gleichmaass, die Zugstücklänge wird der Länge des Schallstücks gegen-
über verändert und das erschwert es, die Sauberkeit und Tonreinheit beim Blasen
zu erreichen. Dem abzuhelfen hat E. Schiott in Gohlis bei Leipzig einen
Stimmzug sowol am Schallstück wie am Zugstück angebracht, durch welchen
die tiefe wie die hohe Stimmung hervorgebracht werden können, ohne die Ver-
hältnisse der einzelnen Theile des Instruments zu verändern.
Znliani, Prospero, italienischer Musikschriftsteller, als Professor der
Geschichte und Aesthetik am Lyceum der Musik in Rom angestellt, auch
Redakteur des musikalischen Theiles am Journals l'Italia in Rom, gab heraus:
1) nOsservazioni suUe riforme proposte del R. CoUer/io di musica di Napoli«. Rom,
1877, in 8*^; 2) nHoma musicale appunti, osservazioni, notiziea, Rom, Botta,
1878; 3) nLoliengrin di Riccardo IJ'ajner«, Rom, Botta, 1880.
Zur Lauben, B. Fid. Ant., veröß'entlichte in den Memoiren der Akademie
der schönen Wissenschaften und Künste in Paris Tbl. XLI, 1780: "Obser-
vations sur un manuscrit de la hihliotheque du roi qui contient les chansons des
trouveres ou trouhadours de la Souabe ou de VÄllemagne de la fin du douxieme
siede jusque vers Van J.330«.
Nach t r a g\
Adler, Gruido, ist am 1. November 1855 in Eibenschütz in Mähren ge-
boren. Schon nach seinem kaum vollendeten ersten Lebensjahr verlor er den
Vater und die Mutter zog mit ihren unmündigen sechs Kinder nach Iglau,
wo der heranwachsende Guido auch den ersten Musikunterricht genoss. 1864
ging dieser nach Wien und besuchte hier das akademische Gymnasium, an
welchem auch die Musik, unter Direktor Hochegge r bedeutend gepflegt wurde,
und später auch das Conservatorium, hier den Unterricht im Claviei'spiel von
den Professoi'en Schenner und Dachs und in der Theorie von Brückner
und Dessof geniessend. 1874 verliess er das Conservatorium preisgekrönt.
Mittlerweile hatte er auch die Universität bezogen um Jura und Philosoj^hie
zu studlren. 1878 erwarb er die juridische und 1880 die philosophische
Doctorwürde. Seine Dissertation: »Die historischen Grundklassen der christlich
abendländischen Musik bis 1600« erschien in der »Allgemeinen Musikalischen
Zeitung«, Jahrgang XY Nr. 44 — 47. 1881 habilitirte er sich an der Wiener
Universität und liest hier historische und systematische Spezialkollegia über
Musikwissenschaft. Seine Habilitationsschrift: »Eine Studie zur Geschichte der
Harmonie« (speciell über den Fauxbourdon), wurde von der kaiserl. Akademie
der Wissenschaften in den Sitzungsberichten der philos.histor. Classe (XCVIII.Bd.
III. Heft p. 781) und in einem Separatabdruck bei Carl Gerold in Wien
veröffentlicht.
Barberean, Mathurin Auguste Balthasar (1,447), starb am 18. Juli 1879
zu Paris.
Bärge, W., einer der trefflichsten Flötisten der Gegenwart, ist am 23. Nov.
1836 in Wulfsahl (Amt Dannenberg, Prov. Hannover) geboren. Seine Eltern,
unbemittelte Landleute, vermochten wenig für seine Ausbildung zu thun, so
dass er meist auf eigenes Studium angewiesen war. Doch hatte ihn dies so
weit gefördert, dass er im 18. Lebensjahr als Flötist in eine Militärkapelle
eintreten konnte, mit welcher er nach Hannover kam. Hier suchte er den
Unterricht des weltberühmten Flötisten Heinemeyer, jedoch vergeblich, und
da auch ein andei'er Flötist der Hofkapelle es ablehnte ihn zu unterweisen,
so war er auch hier genöthigt, sich durch eigenes Studium weiter zu bilden,
was ihm in solchem Maasse gelang, dass er bald ein beliebter Solosjneler
wurde. Nach Beendigung seiner Dienstzeit, im Mai 1861, wurde er Mitglied
der sogenannten sächsischen Concertkapelle von Lopitsch; schon nach vier
Monaten erhielt er einen Ruf als erster Flötist in die Hofkapelle zu Detmold.
Hier hatte er vollauf Gelegenheit sich weiter zu bilden, neben dem Flötenspiel
auch das Ciavierspiel zu üben und theoretische Studien zu machen. 1867
wurde er erster Flötist im Gewandhaus- und Theaterorchester in Leijjzig, dem
er noch als eins der trefflichsten Mitglieder angehört. Ausser einer ausgezeich-
Häumker — Dvorak. 487
ueten Flöteuscliule veiöftVntlichte er eine Reihe trefllicher Arrangements ein-
zelner Toustücke von Händel, Mozart, Haydn, Schubert, Mendels-
sohn, Chopin u. A.
BUiiiuker, Friedrich Wilhelm, geboren am LT). October 1842 zu Elber-
feld, besuchte nach Vollendung seiner Studien am Gymnasium daselbst die
Akademie in Münster und die ITuiversität in Bonn, um Theologie und Philo-
logie zu stiidireu. Am 1. September 1867 wurde er in Köln zum Priester
geweiht; gegenwärtig wirkt er als Kaplan und Schulinspektor in Niedeikrüchten,
Regierungsbezirk Aachen. Die Keformbestrebungen auf dem Gebiete der kath.
Kirchenmusik veranlassten ihn, sich eingehender mit der geschichtlichen Ent-
wickeluiig der Tonkunst zu beschäftigen. Als Frucht dieser Studien veröffent-
lichte er: »Pulestrina«. Ein Beitrag zur (leschichte der kirchenmusikalischen
Reform des 16. Jtdnhunderts (Freiburg, 1877); vOrlandus de Lassusn (daselbst
1878) und: »Zur Geschichte der Tonkunst in Deutschland« (daselbst 1881).
Ausserdem jjublicirte derselbe eine: »Studie über den Todt entanz« (Frank-
furt a/M., 1881). Dabei ist er fleissiger Miturbeiter verschiedener Zeitschriften.
Beuuewitz, AVilhelm (1,548), starb am 21. Februar 1880 in Berlin.
Iteruard, "S'incenzia, Clavierlehrei-in, wurde um das Jahr 1840 in dem
kleinen Dort'e Krischanowitz (bei Austerlitz) in Mühren geboren: ihr Vater,
Schullehrer des genannten Dorfes, war ihr einziger musikalischer Lehrmeister;
er hielt sie meist zum Orgelspiel an, und bald musste sie ihr kaum erwor-
benes Wissen an die Unterlehrer übertragen. Der Vater, ein guter Organist
und Violinspieler, hatte nicht die Fähigkeit, von seinem Wissen in systema-
tischer Folge etwas abzugeben, seine grosse Strenge trug dazu bei, dass
seine Tochter die Verwirrung, welche die Accordlehre in ihrem Kopfe hervor-
brachte, dem Vater gegenüber nie eingestanden hätte. In ihrem 15. Jahre
wurde sie Clavierlehrerin in Austerlitz. Später, als sie die AVerke grosser
Meister verstehen lernte, begann sie ernstlich darüber nachzudenken, wie es
möglich zu macheu wäre, dass ein Lehrer, dem noch Unterrichtspraxis mangelt,
den Schüler dennoch so leite, dass dieser nicht erst auf Umwegen sein Ziel
erreiche und kam zu der Ansicht, dass man schon die ersten Fingerübungen
stets mit regem Denken verbinden, d. h. sie in ihre möglichen Bestaudtheile
vom Schüler zergliedern lassen sollte. Auf ihre Erfahrungen gestützt, stellte
sie ein praktisches »Hilfsbuch für den Ciavier Unterricht« zusammen,
welches (1881) bei M. Perles in Wien erschien. Sie wirkte zumeist in Brunn,
wo sie sich den Ruf einer eifrigen und äusserst geduldigen Lehrerin erwarb,
gegenwärtig lebt sie in Wien.
Berthold, Carl Friedrich Theodor (1,569), starb am 28. April 1882
in Dresden.
Billeter, Agathon (I, 6), starb am 8. Februar 1881 in Burgdorf in
der Schweiz.
Blieseuer, Louis (I, 49), starb am 22. August 1880 in Berlin.
Boeklet, Carl Maria von (II, 62), starb am 15. Mai 1881 in Wien.
Bradsky, Wenzel Theodor (II, 162), starb am 9. August 1881 in
Rackonitz in Böhmen.
Brede, Albrecht, geboren am 19. December 1834, Schüler des Professor
Dr. Volckmar, wurde 1869 als Musiklehrer an das Lehrerinnen -Seminar und
die höhere Töchterschule nach Kassel berufen; hier wirkt er zugleich als Orga-
nist und als Dirigent des Oratorienvereins. Wegen seiner A'erdienste um die
Musik (grosse Oratorien- Auflührungen und Herausgabe werthvoUer Compo-
sitionen für Ciavier, Orgel und Gesang) erhielt er von der Akademie der Künste
in Berlin den Titel eines »Königl. INIusik-Direktors«.
Cauipaua, Fabricio (II, 287), starb Mitte Februar 1882 in London.
Cnuthnl, August (II, 301), starb am 31. December 1881 in Hamburg.
üvorÄk, Anton, 1842 geboren, gehört zu den hervorragendsten böhmischen
488 Eberlin — Hagen.
Compouisteu der Gegenwart; namentlich in seinen Clavierconcerten, zwei
Streichquartetten, einem Sextett und vor allem in der komischen Oper:
»Der schlaue Bauer« (1877), wie in den »Slavischen Tänzen« machen sich
nationale Einflüsse bei ihm geltend. Ausserdem componirte er drei Sinfonien,
ein Stabat mater für Soli, Chor und Orchester u. v. a.
Eberliu, Johann Ernst (111,311), starb am 19. Juni 1762.
EngelbrecM, Karl Friedrich (III, 373), starb am 10. December 1879
in Havelberg.
Eseudier, Leon (111,422), starb am 22. Juni 1881 in Paris.
Fischer, Adolph, ist am 23. Juni 1827 zu Uckermünde in Pommern
geboren; seine frühere Jugendzeit verlebte er in Strassburg in der Uckermark;
in seinem zwölften Lebensjahre kam er in das Haus seines Onkels, eines Kauf-
manns, nach Frankfurt a/0. Dem Wunsch der Eltern gemäss sollte er sich
dem Baufach widmen; seine unbezwingliche Neigung zur Musik aber, die sein
Onkel bekämpfte, veranlassten ihn 1845 das Haus desselben zu verlassen und
nach Berlin zu gehen, um sich ganz der geliebten Kunst zu widmen. Er
nahm bei dem Chordirektor der Königl. Oper Elssler Oesangunterricht und
wirkte auch im Opernchor mit. Bald darauf wurde er auch in das königl.
Institut für Kirchenmusik aufgenommen und hier genoss er bis 1850 den
Unterricht von A. "W. Bach im Orgel- und von Killitschgy im Clavierspiel,
von E. Grell im Contrapunkt. 1850 wurde er Schüler der Compositiousklasse
der königl. Akademie der Künste; er genoss als solcher den Unterricht von
ßungenhagen und Grell, und erhielt 1851 in der öffentlichen Sitzung die grosse
akademische »Medaille«. Mitlerweile war er auch schon mehrere .Jahre als
Organist thätig gewesen: 1847 als officieller Vertreter des erkrankten Organisten
der Dreifaltigkeitskirche Kuhnau und seit 1848 als Organist der Johannes-
Kirche. 1851 wurde er Cantor und Organist am Grossen Friedrichs- Waisen-
hause und 1853 ging er als Hauptoi'ganist und Dirigent der Singakademie und
Liedertafel nach Frankfurt a 0. 1865 erhielt er das Prädikat eines königl.
Musikdirektors. Vom preussischen Cultusminister v. Mühler unterstützt, ging
er 1867 zur Ausstellung nach Paris und hier erwarb er als Orgelvirtuose auch
die Anerkennung der ersten Meister, Auber und Eossini. Sein Bericht über
die Orgeln ist in der, von der Regierung herausgegebenen Sammlung von
Berichten mit aufgenommen. 1870 wurde er nach Breslau als Oberorganist
an die Elisabethkirche berufen und 1880 errichtete er das »Schlesische Conser-
vatorium« , das im schönsten Wachsthum begriffen ist. Von seineu Compo-
sitionen sind Motetten, Lieder und Werke für Orgel gedruckt; drei Sin-
fonien von ihm sind mehrfach mit Erfolg aufgeführt worden.
Fortlage, Carl (III, 601), ist am 12. Juni 1806 in Osnabrück geboren;
widmete sich den Wissenschaften und habilitirte sich 1829 in Heidelberg. Seit
1864 gehörte er als Professor der Philosophie der Universität Jena an; hier
starb er am 8. November 1881. Ausser seinen epochemachenden Werken auf
dem Gebiete der Philosophie und Psychologie schrieb er ein bedeutendes Werk
über: »Das musikalische System der Griechen (Leipzig, 1847), das er
dem grossen Philologen Böckh widmete. Einen Auszug daraus bringt der
Artikel: »Griechische Musik« in der »Allgemeinen Encyclopädie von
Er seh und Gruber«. Ausserdem enthalten seine, bei Fischer in Jena
erschienenen »Sechs philosophischen Vorträge« einen Aufsatz »Ueber
die Anfänge der Musik« und die: »Beiträge zur Psychologie« (Leipzig,
1875), gehaltvolle Darlegungen über das Verhältniss der Tonempfinduugen zu
ihren physikalischen Reizen.
Jagen, Edmund von, ist am 10. Aug. 1850 in Gieboldshausen geboren,
studirte in Berlin und Göttingen Philosof)hie und Jurisprudenz und widmete
sich auch dem Studium der Musik. Er componirte ausser einem Oratorium
Hasselt-Barth — llorinesdorlV. 489
nOchonnaa, Lieder u. a, und verüti'entlichte mehrere Scliriften, von denen hier
S5U erwühnou sind: »Uchor die Dichtung der i rstcn Sceno des ]{ht'ingold von
Richard Wagner« (München, Kaiser); »Ricliard Wagner nls Dichter in der
zweiten Scene des Rheingold« (München, Kaiser); »Das Wesen der Senta in
Richard Wagners Dichtung: Der fliegende Holländer (Hannover, 8chüssler, 1880).
Hassclt-Unrth, Anna IMarie Wilhelmine (V, 90), starb am 4. Januar
1881 in Mauuhciin.
Heise, Peter Arnold (Ergi^nzungsband 154), starb am ö. Juli 1879
in Kopenhagen.
Herintr, Karl Ed. (V, 209), starb am 25. November 1S79 in Bautzen.
llerMiesdorir, ^lichael, geboren zu Trier den 4. März 1883, wurde sehr
frühe durch den älteren Bruder J. M. Hermesdorff, Organist an St. Gangolpf
und Musiklehrer daselbst, in die Kenntniss der Musik eingeführt. Schon mit
seinem zehnten Jahre konnte ihm das Orgelspiel beim öll'entlichen Gottesdienste
überlassen werden. Im Herbste 1844 besuchte H. das (Tymnasiura seiner
Vaterstadt, nebenbei die theoretische und praktische Ausbildung in der Musik
fleissig fortsetzend. Als im Sommer 1851 seine geschwächte Gesundheit eine
Unterbrechung der Studien nothweudig machte, ging er im Januar 1852 nach
Ettelbrück, um dort eine Stelle als Organist und Musiklchrer zu übernehmen,
womit der Gesangunterricht an den Privatschulen, der höheren Stadtschule und
dem Töchterpensionate und zugleich die Direktion des Männer-Gesangvereins
und des städtischen Musik-Vereins verbunden war. Viele (4elegenheits-Com-
positionen, eine Reihe Männerquartette, Motetten und Chöre für gemischten
Chor, Lieder, kleinere Ciavier- und Orgelcompositionen, Potpourris und Arran-
gements für Orchester , eine Männermesse in O, eine Instrumentalmesse in D,
desgleichen in F, in welchen eine ruhigere, kirchlichere Behandlung der Instru-
mente angestrebt wurde, fallen in diese Zeit. Im Herbste 1855 kehrte H.
nach Trier zurück, um am dortigen Priesterseminare die theologischen Studien
zu beginnen. Die musikalische Thätigkeit beschränkte sich während dieser
Zeit besonders auf das Studium der altklassischen Kirchenmusik und des
Chorals. Eine Frucht dieser Arbeiten ist die 1861 erschienene Messe in £.
Am 28. August 1859 zum Priester geweiht, feierte H, am 5. September seine
Primiz, bei welcher die Instrumentalmesse in F und ein Motett in C zur Auf-
führung kam. Zum Kaplan in Cues ernannt, bot ihm die dortige Bibliothek
des Nicolaus v. Cusa werthvolles Material für die bereits vorbereitete Heraus-
gabe der bisher ungedruckten trier'schen Chorbücher nach den Pergament-
Handschriften der Doni-Bibliüthek zu Trier. Das Graduale (5.3 Bogen 8")
erschien bereits 1863, das Antiphonale (64 Bogen 8") 1864. Im Herbste 1862
war H. zum Domorganist und Lehrer des liturg. Gesanges am BischöH. Priester-
seminare nach Trier berufen worden, und hatte auch den Gesangunterricht und
später die Direktion der Dom-Musikschule übernommen. So in seine frühere
volle musikalische Thätigkeit wieder eingeführt, besorgte er nun zunächst die
Herausgabe der trierschen Präfationen, die Harmonisirung der Haupttheile des
Graduale und Antiphonale für Orgel und mehrstimmigen Gesang in sechs
Bänden (1865 — 1867), die Revision und Neubearbeitung des Diözesan-Gesang-
buches nach den Originalquellen (1869 — 1871), die vierstimmige Bearbeitung
desselben 1872, daneben schrieb er verschiedene Gelegenheits-Compositionen kirch-
licher und weltlicher Art. In den Herbst 1869 fällt die Gründung des Diözesan-
Cäcilien-Vcreins Trier, dessen Präses H. bis heute geblieben ist. Die General-
versammlungen und jährlichen Vereinsgaben waren Veranlassung zu verschie-
denen Arbeiten; hierher gehören: zwölf Motetten älterer Meister in leichtem
Arrangement (1870); n Ves-prrao in fest. Corp. C/ir.a (1871); J>Missa a lleredia
JRom.« (1872); Alia.'<a nSaccrdotes tuU (1873); Gesangschule zum systematischen
Unterricht der Kirchenchöre (1874); nMicroloyus (iuulonisa, übersetzt und
erklärt (1875); zwölf kirchliche Gesänge (1877); zehn Orgelstücke nebst Fuge
(1878); Lamentationes für die Charwoche, Requiem u. a. 3Iit 1S72 übernahm
490 Hesse — Lackowitz.
H. die Reduktion der, von Oberlioffer gegründeten Zeitschrift »Cäcilia«, die
zunächst als Ox'gan des Diözesan-Cücilien-Vereins dienen sollte. Da aber durch
das Erscheinen der sogenannten »officicllen« Regensburger Choralbücher die
Choralfrage in den Vordergrund getreten war, so suchte H. durch die regel-
mässige Veröffentlichung von Facsimile's alter Choral - Handschriften des
10 — 15. Jahrhunderts in autographisch hergestellten Beilagen zur Cäcilia das
Interesse für das Studium alter Choral-Codices in weiteren Kreisen anzuregen,
um damit der dem Choralgesange drohenden Gefahr einer gänzlichen Entartung
zu begegnen. In Folge hiervon bildete sich bereits im Juli 1872 auf Vor-
schlag des Herrn geistlichen Rathes Schlecht in Eichstädt ein Verein »zur
Erforschung alter Choi'al- Handschriften behufs "Wiederherstellung des cantus
S. Gregorii«, dem sehr bald die hervorragendsten Kenner auf diesem Gebiete
sich anschlössen. Mit vereinten Kräften wurden die Zwecke des Vereins der
Art gefördert, dass H. bereits im Jahre 1876 auf Grund der Forschungs-
Resultate mit der Herausgabe eines -oGraduale ad normam cantus S. Gregorih
beginnen konnte, wovon acht Lieferungen bis jetzt erschienen sind. In diesem
Graduale sind die Choralmelodien nach den ältesten und zuverlässigsten Hand-
schriften in zweifacher Schrift notirt, nämlich in den ursprünglichen Neumen-
zeichen, welche hier zum ersten Male nach einem, von H. selbst erfundenen
Systeme durch Typendruck hergestellt sind, und in moderner Choralschrift, in
welcher die Uebersetzung den neumirten Melodien beigefügt ist. Das steigende
Interesse, welches allenthalben sich kund giebt, kann als ein weiterer Erfolg
dieser Arbeiten betrachtet werden. Der eifrigen Thätigkeit H.'s und seiner
Vereinsgenossen kann jetzt schon das Verdienst nicht abgesprochen werden,
auch in Deutschland dem Verständnisse des gregoi'ianischen Gesanges Bahn
gebrochen zu haben.
Hesse, Julius (V, 224), starb am 5. April 1881.
Jaell, Alfred (V, 354), starb Ende Februar 1882 in Paris.
Klauwell, Adolph (VI, 89), starb am 21. November 1879 in Leipzig.
Kotzolt, Heinrich (VI, 133), starb am 2. Juli 1881 in Berlin.
Krause, Julius (VI, 142), starb am 18. März 1881 in Berlin.
Rrejci, Joseph (V, 149), starb am 19. October 1881.
Kückeu, Friedrich Wilhelm (VI, 175), starb am 3. April 1882 in Schwerin.
Kufferath, Louis (VI, 183), starb am 2. März 1882 in Brüssel.
Kullak, Theodor (VI, 188), starb am 1. März 1882 in Berlin.
Labitzky, Joseph (VI, 208), starb am 18. August 1881 in Carlsbad.
Lackowitz, Wilhelm Aug., geboren am 13. Januar 1837 zu Trebbin,
Sohn eines Stadtmusikers, widmete sich dem Lehrberuf und war, nachdem er
an der Universität Berlin noch naturwissenschaftliche Disciplinen gehört, mehrere
Jahre hindurch als Lehrer an Berliner Schulanstalten thätig. Die ursprüng-
liche praktische musikalische Bildung aber, die in Berlin unter Ludwig Erk,
an der Kullak'schen Akademie und privatim daneben vielseitig erweitert worden
war , sowie die reichen musikalischen Anregungen der Hauptstadt liessen die
Beschäftigung mit der Kunst mehr und mehr wieder in den Vordergrund
treten. Als Mitarbeiter an den gelesensten Zeitungen und Zeitschriften bald
gesucht, wandte sich L. endlich ganz der Literatur zu. Es konnte nicht aus-
bleiben, dass seine gewandte Feder vornehmlich auch der Musik dienstbar
wurde, und so gehöi't er seit einigen Jahren zu denjenigen Referenten Berlins,
auf deren Urtheil etwas gegeben wird. Die ehemalige »süddeutsche Musik-
zeitung«, »Neue Berliner Musikzeitung«, »Deutsche Musiker-Zeitung«, welch'
letztere er seit 1876 redigirt, enthalten eine lange Reihe von Aufsätzen, die
ebenso sein gediegenes Wissen, wie die Klarheit seines Urtheils bekunden.
Eine kleine Zahl dieser Aufsätze, meist historisch -biographischen Inhalts,
erschien unter dem Titel: »Berühmte Menschen« bei Matthes in Leipzig.
Lemmens — Palme. 491
Lonnnens, Jaques Nicolas (VI, 295), starb am 31. Januar 1881 auf
Schlüss Linterpoül bei Mechelu.
Lewy, Josei^h Hudolf (VI, 313), starb am l'J. Fel)ruar 18bl zu Ober-
lössnitz bei Dresden.
Lobe, Johann Christian (VI, 415), starb am 27. Juli 18H1 in Leipzig.
Mar(iues, Jouijuim Jose (Ergänzungsband S. 2G2), in dem, diesen i)or-
tugiesischen Schriftsteller betreffenden Artikel ist demselben unrichtiger Weise
ein Abriss über die (beschichte der Musik in Portugal y>E.<<tudos sohre a historia
em l'orlugaU'^ zugeschrieben. Der Autor dieser Arbeit ist Platon von "Waxel
(s. d. Art.).
Marx, Pauline (VII, 'J5), starb am 19. Juni 1881 in Potsdam.
Meister, Carl Severin (VII, 110), ist am 23. Oktober 1818 zu König-
stein am Taunus geboren, besuchte von 1^35 — 37 das Lehrerseminar zu Idstein,
wirkte von 1837 — 1842 als Lehrergehülfe und Organist in Montabaur, bis
1849 in "Wiesbaden, bis 1851 in Eibingeu und seit November 1851 als Musik-
lehrer am Seminar zu Montabaur und starb als solcher am 30. September 1881.
Er hat sich als Musik- und Gesanglehrer bei seinen Schülern ein bleibendes
Andenken gesetzt und auch seine Orgelcompositionen haben viel Freunde er-
worben. Das Werk, das ihn auch als gewissenhaften Forscher weit und breit
bekannt machte: »Das kath. deutsche Kirchenlied in seinen Siugweisen von
den frühesten Zeiten bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts«, von dem er nur den
ersten Band veröfi'entlichte, wird nunmehr von Wilh.Bäumker (s.d.) fortgeführt.
>'ie(l/ielski, Stanislaw Karl von Prus, geboren zu Rudki in Galizien
am 13. Juli 1842. Er war anfangs Schüler des Karl Mikuli in Lemberg,
ging im Herbst 1863 nach Wien, und wurde als Zögling in die k. k. Hof-
opernschule aufgenommen. Den Gesang studii'te er bei Gentiluomo und Alexander
Arlet , Harmonie und Contrapunkt bei J. Krehn. Seit dem Jahre 1867 war
er als erster Bariton an einigen deutschen Bühnen thütig; im Jahre 1873
stiftete er die j^oluische Oj^er in Lemberg, deren Direktor er durch zwei Jahre
war. N. gehört zu den ersten und berühmtesten Sängern Polens. Seit dem
Jahre 1876 ist er Direktor des Musikvereins in Krakau. Von seinen Com-
positioneu sind noch wenige bekannt. Die von diesem Musikvereine aufge-
führten Chöre wui'den vom Publikum mit grossem Beifall aufgenommen. Seine
bekannten Lieder sind sehr originell und haben einen polnisch nationalen
Charakter.
Jfissen-Salomou, Henriette (VII, 282 und IX, 31), starb am 27. August
1879 in Harzburg.
Orchestrionette nennen die Erbauer (Fabrik Leipziger Musikwerke,
vorm. Paul Ehi-lich & Comp, in Gohlis bei Leipzig) eine kleine Art Dreh-
orgel. Während indess bei dieser verschiedene Walzen uothwendig sind, um
eine grössere Anzahl verschiedener Stücke darauf spielen zu können, bedarf
das Orchestrionette nur einer Walze; über diese gehen Papierstreifen von feiner
Pappe, die den Tönen des betreffenden Tonstücks genau entsprechend durch-
brochen sind und die Stifte der AValze ersetzen. Um ein neues Tonstück
erklingen zu machen, darf nur ein neuer Papierstreifen eingesetzt werden.
Palme, Rudolph, königl. Musikdirektor und Organist au der Heil. Geist-
kirche zu Magdeburg, geboren den 23. October 1834 zu Barby. war Schüler
von A. G. Ritter und bildete sich zum vorzüglichen Orgelspieler und Orgel-
comj^onisten. Er veröffentlichte Choralvorspiele, Op. 7, 11, 23; zwei Sonaten,
Op. 22 u. 27; Orgeltransscriptionen. Op. 22; Concertfantasie, Op. 5; Orgelweihe
für Orgel und gemischten Chor, Op. 19. Seine, bei Max Hesse in Leipzig
erschienenen Sammlungen: Allgemeines Liederbuch für deutsche Männerohöre.
»In Freud und Leid«, leicht ausführbare Männerchöre; Liederbuch für gem.
Chor; fünfuudvierzig Festmotetten für gem. Chor, Op. 25 etc. haben weite
492 Portugiesische Musik.
Verbreitung gefunden. Auch seine Gesangscompositionen sind von musi-
kalischem Werthe.
Portngiesische Musik. Zur Ergrüudung der Thatsachen, welche sich auf
die früheren Epochen der Geschichte der Musik in Portugal beziehen,
besitzen wir als Quellen nur die Sammlungen historischer und gesetzgebender
Dokumente, die Chroniken, einige Memoiren, die Akten der Kirchenversamm-
lungen, Liedersammlungen i;nd Theaterstücke und noch eine beschränkte Anzahl
musikalischer AVerke des 16., 17. u. 18. Jahrhunderts, die durch den Druck
erhalten sind. Die portugiesischen musikalischen Werke waren fast in ihrer
Gesammtheit Manuscript geblieben: ein Theil derselben ging bei dem Erdbeben
von 1755 zu Grunde, der andere ist zur Zeit der Aufhebung der Klöster, in
den Jahren, welche der Revolution von 1834 folgten, verstreut worden.
Was die neuere Epoche betrifft, so ist es die Journalistik fast allein,
welche eine Quelle für die weitere Forschung abgiebt, und zwar sind es die
politischen Blätter, von der -nGazeta de Lishoa<s. des 18. Jahrhunderts bis zum
r>Jornal do Commercio« unserer Zeit, viel mehr noch, als die Zeitschriften, welche
im besonderen der Musik und dem Theater gewidmet sind. Man wird gleichwol
mit Nutzen folgende zu Rathe ziehen: yUevista dos especfaciilos« (1852 — 55),
welche die Mphemerides musicaes des Thomaz Oom Junior enthält, die acht
Jahrgänge der Chronica dos Theatros (1860 — 68) von Pereira Rodrigues und
vornehmlich die beiden Jahrgänge Ä arte musical (1873 — 75) von Joaquim
Jose Marques, welcher hier seine y>01ironologia da opera em Portugal<i, geführt
bis zum Jahre 1793, zum Abdruck gebracht hat. Marques hat zur Kenntniss
der Geschichte der portugiesischen Musik seit dem 17. Jahrhundert viel bei-
getragen, indem er die Materialien für dieselben zusammentrug, um sie den-
jenigen Schriftstellern, welche sich speciell mit diesem Zweige beschäftigen, zu
überlassen. Er selbst veröffentlichte von diesem Material einiges im y>Jornal
do Commercioi^ (von Lissabon), in welchem Blatte auch einige musik-historische
und biographische Artikel des Dr. Guimaräes (f 1878) abgedruckt sind.
Der erste Versuch, all dies verstreute Material zur Benutzung heran
zu ziehen, um es in ein System zu bringen, fällt in das Jahr 1866 und ent-
stammt der Feder eines russischen Schriftstellers, Piaton von AVaxel (s. d.), damals
im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Seine Arbeit veröffentlichte er in der
Gazeta da Madeira^) und betrieb, in Funchal wohnend, während der nächst-
folgenden Jahre die Weiterförderung seiner musikgeschichtlichen Arbeiten,
indem er für diesen Zweck, gleichzeitig die ganze alte Literatur der Halb-
insel zu seinem Studium machte. Schon 1869, ein Jahr früher als er Madeira
verliess, hatte er an Marques in Lissabon das Manuscript einer beträcht-
lichen Arbeit über seinen Gegenstand, eingesendet. Diese bestand in einer
Geschichte und in einem Biographischen Dictionnär. Von der Ge-
schichte veröffentlichte Marques, in der Zeitschrift Arte musical (1874 — 75)**)
nur den ersten Theil, das Diktionnär wurde Joaquim de Vasconcellos
übergeben, welcher es für den letzten Theil seines Werkes, Portugiesische
Musiker***), von dem der erste Theil sich bereits unter der Presse befand,
benützte. Seitdem jedoch ist es Vasconcellos, ein gewissenhafter aber weit-
schweifiger Schriftsteller, welcher am thätigsten auf dem Gebiete der Geschichte
der Kunst seines Vaterlandes gearbeitet hat. Er veröffentlichte einen kritischen
Essay über die Sängerin Todi und eine Studie über die Epoche D. Joäo IV.,
welche an authentischen Nachi'ichten i'eich ist, eines Systems aber leider er-
*) Ä musica em Portugal, neun Artikel.
**) Esttidos sohre a hisioria da musica em Portugal, neunzehn Artikel.
***) Os musicos portuguezes, biographia-bibliographia. Porto, 1870, 2 Bände in 8".
Es war nach seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er sich sechs Jahre aufliielt (1859
bis 1865) als er seine musikschriftstellerischen Arbeiten begann. Sein Dictionnär enthält
400 Namen, man muss es jedoch mit Vorsicht benutzen, denn es sind ausser den, im Druck-
fehlerverzeichniss angegebenen, noch viel Druck- und Unachtsamkeitsfehler stehen geblieben.
Portufjiesische Musik. 493
mangelt. Zur sell^eu Zeit ^chiieh Tbcophil Braga, einer der Iterühintesten
heutigen Schriftstoller, eine Geschichte des portuij^iesischen Theaters*) ein Werk,
zwar etwas leichthin geurbeitet, aber immerhin das einzige, über diesen Gegen-
stand vorhandene. Ein ausgezeichnetes Resume der Geschichte der ISIusik in
Portugal verdanken wir der leichten Feder Martin lioeder's. Er schrieb diesen
Abriss 1877 wiihrend eines Aut'entlialtes auf den Azoren und verüfifentlichte
ihn in Italien.**)
Die portugiesische musikalische Biographie besitzt als Grundlage das kost-
bare biographisch und bibliographische portugiesische AVürterbuch von Diogo
Barbosa Machado***), eines der grössten Werke des Gelehrtenfleisses aus
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Betreff der Tonkünstler vor dem
Erdbeben, ist der Gegenstand fast erschöpft: Forkel, Gerber, Fetis, Innocencio
Francisco da Silva t), selbst Vasconcellos in seinen »3fusicos<( und im ersten
Bande (1878) des Nachtrags von Pougin zur »Bior/rap/iie unioersrlle des
musiciensu von Fetis, haben nur wenig hinzugebracht. Für den Zeitaljschnitt
nach 1755 verdankt man einiges Fetis, Balbi, dem Cardinal Saraiva (D. Fran-
cisco de S. Luiz)tt), Silva und hauptsächlich Vasconcellos, obgleich er in
seinem Buche davon Abstand nahm, die Lebenden aufzuführen, während diese
in dem handschriftlichen Diktionuär von Waxel, welches ihm überlassen worden
war, zu finden sind.
Dieser ist es nun auch, dem man die Theilung der Geschichte der portu-
giesischen Musik in Perioden verdankt. Seine Eintheilung, welcher der berühmte
Dichter Antonio Feliciano de Castilho: »Freludio da Lyra j)Ortut/uezaa von
1868 und Martin Reeder in seiner bereits erwähnten italienischen Arbeit,
folgen, stellt drei Zeitabschnitte dar, welche mit dem heri'schenden Charakter
der drei Hauptepochen der portugiesischen Geschichte zusammenhängen:
1) Die volksthümlicheEpoche welche jene vier Jahrhunderte umschliesst
die zwischen Don Affonso Henriques, dem Begründer der Monax'chie und
D. Joäo III. dem Einführer der Inquisition, verflossen ;
2) die kirchliche Epoche, umfassend die Regierungsjahre der letzten
Könige der Dynastie Aviz, die Herrschaft der Philipps von Spanien und die
AViederherstellung von 1640 bis zum Erdbeben von 1755, welches die musi-
kalische Bibliothek des D. Joäo IV., das einzige Hauptarchiv der portugiesischen
Kirchenmusik vernichtete; und
3) die weltliche Epoche, das heisst die Geschichte der italienischen
Oper in Lissabon, des einzigen Zweiges der musikalischen Kunst, welche seit
der Katastrophe von 1755, daselbst zur Blüthe gelangte.
Für die erste dieser Perioden werden wir unsere Nachrichten dem ge-
druckten Abschnitt der nEstudom von Waxel entnehmen, welcher allein diese
Periode erschöpfend behandelt hat; für die zweite Periode der Bibliot/ieca lusita?ia
von Barbosa Machado und den Schriften derjenigen, welche diese durchgesehen
und vervollständigt haben, Vasconcellos an der Spitze; für die dritte endlich
werden wir aus der Geschichte des Theaters von Theoph. Braga, dem
ersten Essay von Waxel, den Schriften des Marques, Vasconcellos, Roeder und
anderer schöpfen.
Die »Estudos« von Waxel greifen in eine viel frühere Epoche, als die der
Gründung der portugiesischen Monarchie ist, zurück. Man weiss, dass Portugal
geographisch nahezu die Stelle des alten Lusitanien einnimmt. Die Bewohner
desselben, celtischeu Ursprungs, waren nicht ohne Neigung zur Musik. Mehi'ere
*) Hisioria do tluatro poi'tuguez. Porto, 1870—71, ;^ Baude.
**l Dal Taccuino di un Direttore d'urchestra. Milauo, 1681: La Mu^ica in Por-
togallo. Cenni storici-critici pp. 69 — 169.
***) BibUütheca lusitana. Lisboa 1741 — 50, 4 Baude.
7) Biccionario hibliographico pordtguez. Lisboa, 1856 — 70, 9 Baude.
77) Lista de alguns arlistas portuguezes. Lisboa, 1839. Mau tindet darin 57 Notizen
über portugiesische Toukünstler.
494 Portugiesische Musik.
classische Schriftsteller erwilhnen dies. Führen wir zunächst einen Text des
Strabo, über die Tänze und Gresänge der Bewohner dieses Landes an: Inter
potandum ad iiliam saltant , et ad tubam choreas dvcunt: Interim exilientes, et
popUtibus ßexis rectum corpus demittentes. In Bastetania id etiayn mulieres
faciunt, una alteram manu tenentes«. Derselbe Schriftsteller spricht auch von
Gesetzen in Versen (der Turditaner), die folglich auch gesungen wurden, Silius
Italiens schrieb Verse auf die Wehklagen der galizischen Conscribirten:
Fihrarum et pennae divinarum que sagacem
Flammarum misit dives Gallaecia pubem
Barbara nunc pafriis ididantem carmina Unguis
Nunc pedis alferno percussa verber e terra.
Alte portugiesische Chroniken enthalten eine Unzahl auf diese fernliegende
Epoche bezügliche Legenden: den düstern Gesang der Soldaten von Viriato,
die den Scheiterhaufen umstehen, der die Reste ihres Hauptmanns verzehrt,
der Trommelschläger von dessen Armee und besser noch, »Musik und Folias«
(musicas e folias) des guten alten Bacchus, welcher sich 1340 Jahre vor der
christlichen Aera, der Halbinsel bemächtigt haben würde.*)
Lassen wir diese Fabeln bei Seite, wir werden uns mit anderen mehr that-
sächlichen Einfällen zu beschäftigen haben und zwar derjenigen Völker, welche
nach und nach auf der Halbinsel erschienen und aus deren Verschmelzung die
spanische Nation hervorging. Diese theilt sich in mehrere Zweige. Einer
derselben, der portugiesische Zweig, ist berufen worden in den Jahrbüchern
der Welt, durch eine geschichtliche Mission und durch seine besondere Xatur-
anlage seine Rolle zu spielen. Jener Schriftsteller welcher eben hier**) die
Geschichte der spanischen Musik aufzeichnete, hat dies mit so genügender Aus-
führlichkeit gethan, dass auf diese wieder zurück zu kommen wir uns wol
enthalten dürfen. Die Geschichte der Entwicklung des christlichen Kirchen-
gesanges auf der Halbinsel, die für das richtige Verständniss der anderweitigen
Vorgänge in der Geschichte der Musik des portugiesischen Volkes so nöthig
ist, dürfen wir indessen nicht vergessen.
Ursprünglich war die, in diesen Ländern gebräuchliche Liturgie latei-
nisch, ganz wie die in Rom***); aber es blieb nicht aus, nachdem sie von
den Neuerungen der Leo's, der Gelasius und Gregor' s des Grossen
wenig berührt worden war, dass sie durch fremde Einflüsse doch noch ver-
ändert wurde. Die Barbaren brachten die arianische Lehre in das Land
und die griechischen Priester der Halbinsel führten gegen das 4. Jahrhundert
die Gebräuche der orientalischen Kirche hier ein. Vom folgenden Jahrhundert
an nahmen die Päpste das spanische Bisthum in Schutz gegen die Eingriffe
der Griechen!) und versahen 538 die Galizische Kirche mit einer Abschrift
des römischen Messbuchs ff), welches dreiundzwanzig Jahre später auf dem ersten
(rechtsgültigen) Concil zu Braga (can. IV) adoptirt wurde. Diese berühmte
Versammlung bestrebte sich eine Einheit des Ritus herzustellen, ganz so, wie
viel später, im Jahre 666 das Concilium zu Merida (die ehemalige Hauptstadt
von Lusitanien) es gleichfalls anempfohlen hatte (can. II). Das Concilium zu
Braga, in der Weise desjenigen von Laodicea, hatte für die Kirche jeglichen
Gesang von Versen, mit Ausnahme desjenigen der Psalmen und der Bibelverse
untersagt. Dieses Verbot war gegen die Hymnen der Priscillianisten gerichtet;
*) Man sehe: Bernardo Brito. Monarchia lusitana.
**) Man sehe: B. IX des vorliegenden Coii vers.-Lex. p. 321 u. folg.
***) Der Papst St. Damasius (t 384), welchem man die Einführung des Psalmen-
gesanges in die römisch-katholische Kirche zuschreibt, wird aus Lusitanien stammen.
Ein anderer Papst, Johann XXI. (t 1277), war ebenfalls portugiesischer Abstammung und
zugleich der Verfasser einer Dissertation über die Musik, welches Manuscript auf der
Universitätsbibliothek in Leipzig noch aufbewahrt sein wird.
t) Florez. JEspana sagroda t. III p. 192 u. folg.
tt) Argote. Memorias para a histor. do arceh. de Braga, tit. 11 t. I, p. 414 u. folg.
Portugiesische Musik. 495
nachdem abei* diese Sectc im Laufe des folgenden Jnhiluindcrts verschwunden
war, befalil das IV. Concilium von Toledo, abgehalten (J.'M , von neuem den
Gebrauch der Hymnen in den Kirchen von (-ralizien und Spanien (can. XII),
Bei dem Erklingen der Psalmen begrub man die Todten und die geistliche
"Würde war dem versagt, der sein Psalmonbuch und den Gebrauch der geist-
"lichon Gesänge und Hymnen nicht kannte (can. VIII des H. Concils zu
Toledo G58). Der Unterricht hierin wurde ihnen nur während der Dauer
eines Jahres ertheilt, was vielleicht als Beweis einer grossen p]infachheit im
Ritus und der gebriluchlichen Musik gelten könnte.
Dies war die Beschaffenheit des Kirchengesanges auf der Halbinsel, zur
Zeit der arabischen Invasion, im ersten Viertel des VIII. Jahrhunderts. Ein
Theil der christlichen Bevölkerung flüchtete sich in die nördlichen Gebirge,
während der andere sich unter die Eroberer mischte, die ihnen volle Freiheit
des Cultus gewährten. Die den Mauren unterworfenen Christen erhielten den
Namen Mostarabuna (Mostarabier) und ihre Liturgie, bis dahin die gothische
genannt, wurde als die mostarabische oder mosarabische*) bezeichnet.
Dieser Ritus, obgleich in lateinischer Sprache abgehalten, näherte sich sehr
der ambrosianischen und griechischen Liturgie, vornehmlich im Messkanon.
Bei dem mosarabischen Gottesdienst war dem A'olkc seine Rolle fest be-
stimmt; es wechselte mit dem Chore, beim Gesänge der Responsorien, an
den messelesenden Geistlichen.**) In den Werken des heiligen Isidor von
Sevilla***) lindet man eine Stelle über Harmonie, welche den Gebrauch des
diatonischen Geschlechts in der Musik des mosarabischen Ritus bezeugen würde,
was um so mehr erklärlich ist, als man die Einwirkung kennt, welche ehemals
die griechischen Priester auf den gothischen Ritus ausübten. Zuweilen ist der
mosarabische Ritus zur Ehre des ebengenannten Bischofs auch isidorischer
Ritus genannt. Derselbe präsidirte im Jahre 633 dem IV. Concilium zu Toledo,
bei welcher Gelegenheit ihm die Erfindung dieses Ritus zugeschrieben wurde,
eine Absurdität, denn dieser Ritus war ja nur die Verschmelzung aller auf
der Halbinsel gebräuchlichen gottesdienstlichen Ordnungen in eine. Es war
das Resultat der gemeinsamen Arbeit von der wir vorher gesprochen haben.
Der mosarabische Ritus verlor inzwischen in denjenigen Theilen Spaniens
die ausserhalb des arabischen Einflusses geblieben waren, mehr und mehr an
Terrain. Dem Papstthum gelang es von 1071 an, den gregorianischen Ritus
in Aragonien und acht Jahre später in Kastilien einzuführen. Die Verdrängung
des mosarabischen Gottesdienstes durch den gregorianischen Ritus, vollzog sich
im Volke jedoch nicht ohne Gährung und es ist manche Legende erhalten, welche
von den "Wundern berichtet, die um die Uebermacht der nationalen Liturgie
zu erweisen, sich ereignet haben sollen.f) Heinrich von Burgund, der
Vater des ersten Königs von Portugal, wird dem einen derselben in Toledo
selbst beigewohnt haben, was Alfons VI. von Kastilien aber nicht verhin-
derte, die Beibehaltung der mosarabischen Liturgie in dieser Stadt auf sechs
Kirchspiele zu beschränken. Bekannt ist es, dass sie sich in Toledo bis heute
erhalten hat. und dass dies der einzige Ort ist, an welchem sie überhaupt noch
fortbesteht.
Man sieht, dass in dem Augenblick, in welchem Portugal im Range der
selbstgesetzgebenden Nationen erscheint, der gregorianische Ritus auf der
ganzen Linie siegte. Papst Gregor VII. suchte in Spanien wie überall anderswo
die nationalen Eiuzelbestrebungen unter das Joch der katholischen Gemein-
schaft zu zwängen.
*) Hefele, Der Cardinal Ximenes, \). 153.
**) Silva Leal. Memoviait pora a bist, crcles. do hinpado (h Omirthi, p. 161 u. folg.
***) "Marmonica est modulatio i'oci'i, et coiicordanfia pluriniuruni sunonnn, et coaptaiio.
Sentent. de Mus. cap. IV der Sammlung des Abbe Gerbert, Script, eccles. de mus. t. I, p, 21.
t) Mariana, Kist. de Esp. T, I. Fr. Antonio Brandao, Mon. lusit T, III,
496 Portugiesische Musik.
Welcher Sprache bediente sich nun aber das Volk, das in der Kirche
sang? Nach der Hypothese des Yico war es das Latein welches sie sangen,
nebenbei verdarben und so die neuen Mundarten der Halbinsel hervorbrachten.
Theophil Braga*) hat in den alten Volksliedern die achtsilbigen Verse der
Kirchenhymnen wiedergefunden.
AVar dieser Gesang immer von erhabenem und kirchlichem Charakter?
Die Geschichte beweist uns das Gegentheil und zeigt uns diese bekehrten Völker
wenig geneigt, ihre alten heidnischen Gewohnheiten zu vergessen. Die Geist-
lichkeit erklärte gegen diese XJeberbleil)sel des Heidenthums einen Krieg auf
Leben und Tod, machte sie dadurch aber erst recht lebendig, denn das,
beim heiigen Amt mit Gewalt aufrecht erhaltene Latein, blieb von der
Menge unverstanden. Diese, verführt durch das üusserlich Reizvolle der kirch-
lichen Ceremonien, verband mit diesen bei den Festesfeiern die alten profanen
Gesänge und Tänze von zuweilen unzüchtiger Art. Noch heute ist in der
Religion des Portugiesen weniger heiliger Ernst als vielmehr naive strah-
lende Freudigkeit.
Es ist klar, dass das dritte Concilium zu Toledo (589), als es diese
Volksgebräuche mit dem Bannfluch belegte und die Ersetzung der volksthüm-
lichen Leichengesänge durch Psalmen und christlichen Kirchengesang in einer
wenig verständlichen Sprache anordnete, den wahren Bedürfnissen der Bevöl-
kerung nicht entgegenkam.
Vergeblich versuchte die Geistlichkeit das Volk von seinen alten Gebräu-
chen dadurch abzuziehen, dass es ihm die Vorstellungen der Mysterien**),
später sogar in der Volksmundart, bot; das weltliche Element gewann mehr
und mehr die Oberhand und wir sehen um die Mitte des 13. Jahrhunderts***)
satyrische Possenspiele voll Plumpheit und Unschicklichkeiten, sogar bis in die
Kirche dringen. Dies war übrigens in jener finstex^n Zeitepoche in allen Län-
dern der Fall; man weiss es aus den Verdammungsurtheilen der Concilien zu
Basel und Trient.f)
Da wären wir nun inmitten der volksthümlichen Epoche der Ge-
schichte der Musik in Portugal. Die ersten Könige der Dynastie waren noch
ausschliesslich durch ihren Kampf mit den Mauren, denen sie die Elemente
für ihr zukünftiges Königsthum Stück um Stück entrissen, beschäftigt. Unter
diesen Umständen war es geboten in festen Schlössern (solares), wo Volk
und Aristokratie noch Hand in Hand gingen und an gleichen Vergnügungen
Theil nahmen, Schutz zu suchen. Das bäuerische und volksthümliche Element
findet man in den ältesten galizischen oder portugiesischen Versen noch wieder,
ebenso in der Zeit, die man mit Recht oder Unrecht dem Gon^alo Hermigues
und Egas Moniz Coelho, dem berühmten Vetter des D. Affonso Henriquesft)
zuschreibt.
Der Einfluss der Troubadours und der pro venzalischen Jongleurs
(jograes), welche in Spanien seit dem Ende des 11. Jahrhunderts erschienen
waren und die ihre profanen Stimmen selbst mit dem gregorianischen Gesang
der Kirchenchöre mischten, hatte sich unter dem ersten Könige noch nicht
befestigen können; von dem Beginne der folgenden Regierung an, findet man
aber die Spuren derselben. Ein Dokument von 1193ttt) spricht von der Ge-
bietsschenkung, die der König seinem Possenreisser (fargante oder bobo), genannt
Bonamis (deutet dieser Name nicht auf provenzalische Abstammung?) und
dessen Bruder Acompaniado machte.
Zu dieser Zeit herrschte der mosarabische Ritus noch ungetheilt und unbe-
*) Sist. da poesia popidar fort., p. 147,
**) Baret. Histoire de la litt, esp., p. 208 und ft'.
***) Le-i/es de Partidas, parte I tit. VI, liv. 34.
"1") Clement. Hisf. g^n. de la mus. relig., p. 45.
tt) Bouterwek. Hist. of spanisli and fort, liter. t. II, p. 6.
tttj Viterbo. Elucidario, t. I, p. 139.
Portugiesische Musik. 497
stritteu in GaHzicn und den, südlich dieser Provinz gelegenen Ländern, in Braga,
Coimbrn. Porto und Lumego. Die Geistlichkeit war hier stärker als die burgun-
dischen Eroberer und diese mussteu, um ihnen zu schmeicheln, Klöster und
Kirclien erbauen. Diese entfalteten schon unter D. Affonso Henriques,
welcher mit den Mönchen von Sta. Cruz zu Coinibra*) im Chore sang, einen
grossen Pomp. Während der Regierung desselben ist auch vom Bischof
D. Giraldo von England in Lissabon der Ritus von Salisbury, welcher lange
Zeit hindurch dem römischen Kitus die Spitze bot**), eingeführt worden..
Derselbe König war nichts destoweuiger vor allem Krieger und obgleich
er aus einem Nach])arlandc Frankreichs stammte, wo gewisse musikalische
Instrumente schon in der frühesten Zeit im Gebrauch waren***), ist doch anzu-
nehmen, dass in der Armee dieses D, Affonso Henriques keines davon
zur Anwendung kam. In den zeitgenössischen Dokumenten sind sie niemals
erwähnt, vielmehr sind Hinweiset) darin vorhanden, dass der König die
Tru})pen schreien Hess und mit den AVaffen aneinander schlagen, wenn es
nöthig war den Feind glauben zu machen, sie seien zahlreich. Indessen wird
er doch nicht haben zögern dürfen, von den Mauren ihre Trommeln, ihre
busina (bucina, bussina, Hirtenhorn), ihr clarim (darin, alte Trompetenart)
zu entlehnen, welche von Portugal aus in die anderen Länder Europas ge-
langten.tt) Auch die Kreuzfahrer welche zweimal (1147 und 1189) Portugal
durchzogen, entlehnten von den Mauren ihr kriegerisches Orchesterfff): und
wiederum den Mauren verdankten die Bewohner der Halbinsel den Gebrauch
der Saiteninstrumente, unter anderen den der Laute und des kleineu
Rebec, welch letzterer Name in der portugiesischen Sprache für die ganze
Familie der Violinen gilt (rabeca).
Das 13. Jahrhundert ist noch eine Epoche der Dunkelheit im entstehenden
Königreich. Die Folgen der Kämpfe mit den Mauren waren noch verschlimmert
durch innere Misshelligkeiten zwischen Kirche und Königthum. Erst gegen
Ende des Jahrhunderts machte der VI. König von Portugal D. Diniz (1279
bis 1325) Anstrengungen, Licht in seinem Königreiche zu verbreiten, indem
er den Ackerbau und die Industrie entwickelte und 1288 in Lissabon eine
Hochschule (Estudos geraes) gründete, die er bald darauf nach Coimbra
verlegte und dort errichtete er, wie wir in der Folge sehen werden, einen
Lehrstuhl für Musik. Der König selbst war nicht etwa gelehrt, sein fran-
zösischer Erzieher Aymeric d'Ebrard hatte ihm nicht einmal Latein gelehrt.
Es war dies möglicherweise der Grund, dass zu dieser Zeit die Einführung
der Nationalsprache bei officiellen A^erhandlungen stattfand, eine der vortheil-
haftesten Neuerungen für den Fortschritt der portugiesischen Literatur.
Verstand D. Diniz kein Latein, so war er in der heiteren Kunst der
Proveuzalen desto geschickter. Ein Enkel Alfons des Weisen von Kastilien,
war er wie dieser ein grosser Verskünstler, r>de diez siUahas a la manera de
los limodsK, wie der Marquis von Santillana in seinem berühmten Briefe an
den Counetabel von Portugal sich ausdrückte.
Man weiss, dass mau in der Volkspoesie, sich zu jener Zeit des acht-
silbigen Verses bediente. Die Verschiedenheit des Metrums, setzt eine Verschie-
denheit der Melodien voraus, die bei D. Diniz sich denen der provenzalischen
Troubadours nähern sollen. Dem Refrain (estribilho) begegnet man darin
vielfach. In seiner zweiten Manier ist indessen der Anschein einer Rückkehr
zum volksthümlichen Element vorhanden.
*) Monarc/iia lusif., parte III, p. 'M)4.
**) Waxel. Alquius frmv/i da hist. da musica na Madeira, drei Artikel des Jornaf
do Commerciu von 1869.
***) Kästner. Ma/iuc! at'ii. de mux. vidi f., p. 63,
+ 1 Alexander Hercnlano. Jlisf. de Fort. t. I, p. 365.
++I Bachelet. Dicf. des I et (res, dr.i beaiw arts etc., p. 540.
+++) Siehe Band IX des vorliegenden Werkes, p. 329.
Musikal. Convers.-Lexikou. Ergänzungsband. 3,i
498 Portugiesisclic Musik.
D, Diuiz wai* von eiuem ganzen Kreise aristokratischer Poeten umgeben,
unter denen sicli sein Sohn und Nachfolger D. Affonso IV. und vor allem seine
beiden Bastardsöhne D. Affonso Sanches und D. Pedro, Graf von Barcellos
(f 1354) hervoi'heben. Dieser Letztere, von dem noch neun trovas erbalten sind,
ist hauptsächlich bekannt durch die Bildung eines Cancioneiro, zusammen-
gestellt aus den Werken seines Vaters und einhundertsiebenundzwanzig anderer
portugiesischer Troubadours, welche den Höfen von drei Königen: D. Affons o III.,
D. Diniz und D. Affonso IV. zugebörten. Zwei Abschriften sind davon
vorhanden, in der Bibliothek des Vatikan und in der Ajuda*) in Lissabon,
die erstere mit der Angabe des Thema's (solfa) für jede erste Strophe des
Gesanges**), die zweite geschmückt mit Vignetten, welche die in jener Zeit
gebräuchlichen Instrumente darstellen.
Es werden nach dem berühmten Schriftsteller Alexander Herculano***),
den heutigen ähnliche Sistrum's (adufes) und kleine Castagnetten in
Form von Parallelogrammen gewesen sein. Bemerkt muss indessen werden, dass
in allen gedruckten Poesien des Cyklus des Don Diniz kein einziges Musik-
instrument genannt ist, obwol die Troubadours jener Epoche allgemein sich
der Laute und der Theorbe bedienten.
In Betreff der damaligen Notation wissen wir, dass in einer eigenhändigen
Abschrift der Gesänge Alfons des Weisen, welche in Toledo aufbewahrt
ist, das Notensystem und die Notenzeichen angewendet sind, welche gemeinig-
lich dem Guido von Arezzo zugeschrieben werden. f)
TJm die Geschichte der Musik und der Entstehung des Theaters in Por-
tugal wol zu verstehen, muss man die Gesäuge, die Tänze und Gebräuche des
Volkes und die Hofsitten der ersten Jahrhunderts der Monarchie kennen.
Waxel in seinen »Estudos« (Kap. III u. IV) giebt uns hiervon ein vollstän-
diges Bild.
Ein Vermächtniss des Heidenthums waren Gesänge, bestimmt gewisse
Monate des Jahres zu feiern, die sogenannten maias und janeiras. Die
letzteren waren in Porto noch 1835 gebräuchlich ff), obgleich die Behörden
von Lissabon sie seit dem Jahre 1385 verboten hatten, als -»descendetido dos
(/efitiosa (von den Heiden herrührend) fff). Die Weihnachtsgesänge, zum
Tage der heil, drei Könige, und zu andez'en grossen Pesten, genannt vilhan-
cicos, waren nur Umdichtungen und Nachahmungen der, an das Heidenthum
erinnernden Gesänge. Neben diesen vilhancicos, welchen, wie wir sehen
werden, eine beträchtliche Entwickelung vorbehalten war, besass das Volk noch
trovas, gesungene Improvisationen, die noch heute geübt werden. Ferner
kennt man den stets achtsilbigen descante mit dem Refrain (estribilho);
die cantiga und die cangao; die xacara (sjarich: schakara), ein Zigeuner-
gesang und der Ursprung des modernen fado; die romance welche nur selten
gesungen wurde.*t) Camoens in seinen »Lusiadas« (II, 15) spricht von der
lohen celeuma Matrosengesang, ebenso von der barca, eine Art Schifferlied.
Es folgen noch die Wiegenlieder cantigas do berge und die Leichengesänge
endexas oder nenias, welche in unseren Tagen nicht mehr bekannt sind.
Einer der Haupttänze dieser fernliegenden Epoche war die chacota
(sprich schakota), sie wurde von vielen Tänzern gleichzeitig ausgeführt; der
Text des Chores war satyrisch und die Musik ein gemessener Gesang (canto
*) Th. Braga. Sist. da. litter. po)'f,, 1875, p. 58 u. ft'. Siehe auch: Cancioneiro
d'El-rei D. Diniz, ed. von Lopes de Moura 1847, und von Moüaci, 1875.
**) Siehe: Trovas e cantares des Grafen von Barcellos, herausgegeben vom brasi-
lianischen Geschichtsschreiber F. A. de Varuhageu, Madrid 1849.
***) Monge de Cister, t. 11, p. 225.
t) L. Viardot. Mtudes sur l'Esp., p. 397 der portug. Uebersetzung.
tt) J. P. ßibeiro. Reflex, histor. Tbl. I. p. 26.
ttt) Soares da Silva. Mem. de D. Joäo 1, Thl. IV, p. 362.
*t) Theoph. Braga. Hist. da poesia pop. port, p. 40 und if.
Portugiesische Musik. 4951
d'orgiTu).*) In demselben Genie war auch die Ijeriihmtc folia, welche die
Legende bis in die Zeit des Bacchus ziirückverlegL und die, im 16. Juhr-
huudert wenigstens, in Pirouetten bestand, welche acht Männer um einen
Tambour herum ausführten, sie selbst sangen und spielten den Dudelsack und
das Tambouriu (gaitas o pandeiios).
Es gab noch drei Arten orientalischer Tänze: die captiva oder mourisca,
welche bis in die Zeit der Mosar abier zurückreicht und welche ])ei den prunk-
vollen Hochzeitsfeierlichkeiten in Evora, 1490, von zweihundert Männern aus-
geführt wurde**); die gitana, Zigeunertanz und die judenga, jüdischer
Tanz***), welche alle drei — eine seltene Anomalie — bis ins \ö. Jahrhundert
hinein, nicht allein bei Hoffesteu, sondern auch bei christlichen Prozessionen
getanzt wurden, was bis zur Vertreibung der Juden und Mauren in Folge
Befehls des Königs D. Manuel (1496) t) ganz allgemein Sitte war.
Zur selben Zeit erschienen auch diu afrikanischen Neger, deren Tänze und
Gesänge jedoch in Lissabon und eine Meile im L'^mkreis untersagt wurden.ff)
Die Trompete war das einzige Instrument welches bis zur zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts, bei den Festen, die im Freien gefeiert wurden, in An-
wendunff kam. Es erklärt sich dies durch das Verbot Don Pedro's des
Grausamen, irgend ein anderes Instrument als die trompa oder trombetta
zu benutzen. Man weiss dass dieser König, berühmt durch sein Liebesver-
hältniss zur unglücklichen Ines de Castro, nach den Klängen silberner Trom-
peten in den Strassen von Lissabon selber tanzte, ftt)
Unter der Eegierung seines Bastardsohnes Don Joäo I., dem grossen
Begründer der Dynastie Aviz (1385), gab es dieser Instrumente so viel in
der Armee, dass zu Genta um 1415 am Schlüsse eines Te Deum's, welches
dort gesungen wurde, zweihundert Trompeten erklangen.*!) Wenn man dem
Herculano**t) Glauben schenkt, so war am Hofe dieses Königs ein Orchester
vorhanden, welches aus Orgeln, Lauten, Guitarren, Harfen, ayabebas,
anafils (maurische Trompeten), charamelas (Schalmeien) und Violinen
bestand. Das letztere Instrument würde demnach in Poitugal bekannt gewesen
sein, bevor es am Anfange des 16. Jahrhunderts von Italien nach Frankreich
kam.***t) Man weiss dass der zweite Sohn des Don Joäo I., D. Pedro,
Herzog von Coimbra, Italien bereist hatte. Er wird dort, nimmt man an,
mehrere Instrumente gespielt und selbst vervollkommt haben.*tt) Die Königin
D. Leonor, Gattin des Königs D. Duarte, Bruder des Vorherigen, spielte
*) Gil Vicente. Obras. Ausgabe von 1852, t. II, p. 440.
**) Garcia de Eesende. Cliron. del-rey D. Juam II, p. 117 u. ff.
***) Garcia de Resende beschreibt sie'also in seiner berühmten Mi'ceUania:
Vimos grandes juJarias
Judeus, quinolas, e iouras,
Tambem mouros, mourarias
Seus baiJes, f/alanfarias
De muytas fermosas mouras ...
tl Inzwischen findet man noch die judenga bei einer Prozession zu Coimbra
um 1517, und die mourisca bei einer in Porto 1621. Diese, ebenso wie die gitana,
tigurirten bei den Empfangsfeierliclkeiten eines ai>obt()lischen Legaten zu Elvas im Jahre
1571. Bei einer Prozession in der rmgegend von Coimbra, 1612, nahm man die Zigcuntr-
tänze nicht mehr auf, wie es Miguel Leitäo de Andrade, Ml^ceUanea, Ausg. von 1SÜ7,
p. 240 nachweist. Man sehe auch Panorama von 1841, p. 309 und Theoph. Braga. Ifisf.
do Theatro port. Bd. II, p. 242 u. flg. , . ^
ttl Orden. Filippina, liv. V, t. LXX. ^. 1. Im 16. Jahrhundert war in Europa
ein Gesellschaftstanz gebräuchlich, Foffutjalohe genannt. E. Fetis. U.t mun. lelqes.
vol. I, p. 121.
ttt) F- Lopes. Chron. del rei) D. Pedro I. p. 76 u. ff.
*t) Azurara. Chron. d'el rti D. Joao I, p. 259.
**t) Monge de Cister, t. II, i). 257. _
***t) Cellcr. Les originea de Lopera, p. 247. Eine Art der portugiesischen \ lohnen
nannte man arrahil. Viterbo Elucidnrio Bd. I, S. 1S6.
*tt) Ferd. Denis. Portugal, p. 110.
32*
5QQ Portugiesische Musik.
ein lustrumeut, welches man monocordio*) nannte. Bei den grossen öffent-
lichen Festlichkeiten zur Zeit D. Joäo II. und bei dessen Aufzügen zu
Pferde durch die Stadt hörte man mannichfache Blasinstrumente, wie trombetas
bastardes, charamelas, sacabuxas, und die Schlaginstrumente atombores,
atabales oder a t ab a que s.**) Derselbe Gebrauch bestand noch unter
D. Manuel. Die charamelas und sacabuxas (sprich scharamelas und
sakabuschas) wurden damals in Yerbinduug mit der Orgel beim Gottesdienst
angewendet. Die Städte unterhielten musicos da camara (Stadtmusikanten),
die nur Trompeter waren. Nach Bischof Osorio (f 1580) begleitete man zu
seiner Zeit den Gesang mit der Theorbe.
AVas die Dorfmusik anbetrifft, so scheint sie gegen den Anfang des 16. Jahr-
hunderts etwas entartet gewesen zu sein, nach dem zu urtheilen was Gil Vicente
in dem Prologe einer seiner Stücke, geschrieben 1530***), davon sagt:
Em Portugal vi eu ja
Em cada casa pandeh'o,
E gaita em cada palheiro;
E de vinte annos a ca
Nao ha hi gaita nem gaiteiro ....
Im Gegensatz hierzu jedoch nahm der Volksgesang, bei mehreren Dich-
tern und Männern aus dem Volke eine ausgebildetere Form an. Der berühmte
Bandarra (f 1556), der Schustei;- Prophet von Trancoso und der Mönch
Antonio ßibeiro (f 1591) genannt Chiado, nehmen unter diesen die ersten
Stellen ein. Sie sangen ihre trovas, indem sie sich auf der Guitarre (viola)
begleiteten.
Herumziehende Blinde bedienten sich eines kleinen Instrumentes mit
Saiten und Tasten, das sanfonina hiess.f) Sie sangen, ganz nach Studenten-
art, Nachtgesänge, der Ursprung jener Serenaden, welche seit dem 15. Jahr-
hundert auf der Halbinsel so im Schwange waren und trotz vielfältiger Ver-
boteft) noch jetzt bestehen.
Den Clerus sahen wir dem Volke die lateinischen Hymnen aufdrängen,
und dieses mischte den heiligen Textesworten Ausdrücke in der gemeinen
Sprache bei, derart, dass der Priester lateinisch sang, während das Volk ihm
portugiesisch antwortete. Diese Art Gesang wurde im 11. und 12. Jahrhundert
mit farcis bezeichnet. Gil Vincente hat uns zwei Pater noster, ein
Miserere und ein Ave farcis ftt) aufbewahrt.
"Wir sahen auch die morgenländischen Tänze bei Prozessionen zur Ausführung
kommen. Volksgesänge und Tänze aller Art wurden reichlich bei den-
selben geübt, vor allem bei der Prozession des Frohnleichnamsfestes (Corpus
Christi) das zu Evora um 1264 *t) zum erstenmal gefeiert wurde. Später als
man die Vorstellung der autos sacramentaes bei den Stationen der genann-
ten Prozessionen verboten hatte, duldete man zur selben Zeit die Tänze und
folias, vorausgesetzt, dass man die Kreuze vorauftrug und die Gesänge keine
unzüchtigen waren. Der Chronist der Carmeliter**t) ei-zählt sogar, dass Pilger
von Lissabon inmitten der Kirche, um den Sarkophag des heiigen Connetabel
Tänze ausführten, die sie mit Tambourins und Sistrums (adufes) begleiteten.
In Bezug auf die Geschichte des Kirchengesanges während der ersten vier
*) Sousa. Provas da Hist. genealogica, Bd. VI, S. 350.
**) G. de Resende. Chron. pp. 21 u. 118.
***) Triumpho do inverno. Obras, t. II, p. 442.
t) Pacheco. Divert. erudito, t. III, S. 352. Siehe auch Sa de Miranda: »O Encan-
tamento«, ecloga.
tt) Orden. 3Ianuelina, liv. V, tit. 103. Orden. Eilipp., liv. V, tit. 81. Constit.
synodaes (de Lisboa) 1737, p. 233. Es ist darin ein Verbot gegen die Jesuiten, sich
an Serenaden zu betheiligen, enthalten.
ttt) Ohras t. I, p. 367; t. III, pp. 62, 325.
*t) Fouseea. Evora gloriosa, p. 274.
**t) Pereira de S. Auna. Chron. dos carmelitas t. I, p. 466.
Portugiesische Musik. 501
Jahrhunderte der Monarchie lierrscht eine gewisse Verwirrung. Waxcl in
seiner oben genannten Studie über die Musik in Madeira stellt fest, sich
stützend aiif 'eine Oeschichtd der Kirche zu Funchal (Manuscript Ijis
1794 reichend), dass in der Kathedrale zu Lissabon der Ritus von Salisbury
von 1150 — 1586 in Uebung war, dem Jahre, in welchem der römische Ritus
dort eingeführt wurde. In der Kathedrale zu Funchal wurde dieser letztere
Ritus erst 1G"J9 angeordnet, während l)is dahin der englische üblich war.
Auf der anderen Seite ist es gewiss, dass in der königlichen Kapelle zu
Portugal, welche 1299 unter dem Patronate des heil. Michael*) im Castello
zu Lissabon definitiv eingerichtet wurde, von der Regierung ihres Begründers
des Königs D. Diniz an, die kirchengesetzlichen Stundengebete nach dem
römischen Ritus gesungen wurden. Ein Breve des Papstes Eugen lY. befahl
im Jahre 1439 den ausschliesslichen Gebrauch dieses Ritus in der Kapelle
der Könige von Portugal. Nach dem Chronisten Francisco Brandäo**)
hätte nun aber der König D. Affonso Y. um die !Mitto des 15. Jahrhunderts das
Ceremoniel der königlichen Kapelle in England angenommen. Im allgemeinen
ist diese Thatsache bestritten worden, sollte sie aber auf ein gleichzeitiges
Bestehen des römischen und englischen Ritus nicht um so mehr hinweisen, als
— wie wir gesehen haben — alle L^rsache vorhanden ist zu glauben, dass in der
Kathedrale von Lissabon der englische Ritus noch während eines ganzen Jahrhun-
derts in L'ebung war und dass in Madeira der römische Ritus erst 1629 eindrang.
"Wie dem auch sei, die. königliche Kapelle gerieth unter den unmittelbaren
Nachfolgern des D. Diniz sehr in Verfall. Der König D. Duarte ernannte 1437
Affonso Yicente zum Capelläo Mor, in der Absicht, die vom Begründer
festgesetzte Ordnung wieder herzustellen. In seinem berühmten Buche Leal
Conselheiro***) empfiehlt D. Duarte seinem Nachfolger D. Affonso V. die
Zahl der Sänger zu vermehren und giebt gute Rathschläge über die Art den
Chor zu leiten; er empfiehlt ferner die Sänger vom siebenten bis achten Jahre
an bereits zu unterrichten, die Stimmen nur in den ihnen gemässen Lagen
singen zu lassen und die Knaben zu verhindern, dass sie während der Mutation
singen. Nichtsdestoweniger nahm die Zerrüttung unter D. Affonso Y. noch
mehr überhand, denn zu dessen Zeit — wie uns Garcia de Resende be-
richtet — wurden die Stundengebete von den Kaplänen nicht allein in ihrer
Wohnung, sondern sogar in den Ställen -nvendo eurar suas mulas« (während
sie der "Wartung ihrer Mauleselinnen zuschauten) hergesagt. Eine "Wiederher-
stellung fand in den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts unter D. Joäo IL
statt. Die Grebetstunden wurden hier feierlich wie in den Kathedralen abge-
halten; gute Sänger angestellt, und nach dem Ausspruche desselben G-arcia de
Resendet), war die Kapelle dieses »vollkommenen« Königs, die best gehal-
tene aller Könige der Christenheit. D. Manuel verlegte sie in den Palast
da Ribeira; D. Joao III. vermehrte die Zahl der Ausführenden ft); eine
*) "Vasconcellos Musicos port., Bd. T, p. 151 u. flj?., verlegt den Ursprung dieser
Kapelle in die Epoche der Sueven (569).
**) Monarchia lusit., parte V, p. 441.
***) Ausgabe des Visconde de Santareni, S. 449 u. flg.
t) Chron. cap. 192.
tt) Sousa. Provax. Bd. II, S. 78 u. flg. Es gab daselbst einen Kapellmeister Joäo
de Villa Castim, 52 Sänger, darunter mehrere Spanier, einen früheren Sänger der
Kaiserin (Pero de Ferreira), des Erzbischofs von Braga u. s. w. Sechs Instrumeu-
talisten, darunter der Organist Mestre Joäo und der Harfenist Nicoiao d'Escobar; 15 Mini-
strels (charamelas, sacabuxas, tambouril) mit einem charamela nior; 12 Trompeten,
9 Tambom-s ( atabaleiros), ohne der S Tänzer der mourisea mit ihren Frauen zu
gedenken. An den Kirclien Sj)auions fjab es zu jener Zeit viel Ca.-<traten. wahrem! srolche
in Portugal noch keine Erwähnung finden. An der Kapelle des Kiinigs D. Seba.stiäo
erhob man sehr den Sänger Domingos Madeira, den Organisten Antonio da Silva
und v()rnehmlich den Hornisten Alexandre de Aguiar. Man sehe ein zeitgenössisches
Manuscript, dem Visconde de Juromcnha aufiehörig, von welchem auch ein Auszug im
IV. Kap. der "JSstudos^i von Waxel veröftentliclit wurde.
5Q2 Portugiesisclie Musik.
ffründliche Umgestaltung erfulir sie jedocli erst unter der spanischen Herr-
schaft, als D. Philipp II. ihre ersten Statuten hewilligte (1592)*), deren
X.Kapitel, einen Kapellmeister (mit 80 milreis), vierundzwanzig Sänger
(tiechs für jede Stimme, und mit fünfzig milreis Gehalt für jeden), zwei Fagot-
tisten, einen Hornisten und zwei Organisten festsetzten. 1608 wurde
die Zahl der Sänger auf siehzehn reducirt. Privatkapellen wurden noch einige
von Mitgliedei'n der königlichen Familie unterhalten. Yoran D. Diniz zu
Torres Vedras; zur selben Zeit die dos Grrafen Barcellos; später, von 1505 an,
die der Herzöge von Braganga zu Villa- A'^igosa. Der berühmte heilig ge-
sprochene Connetabel D. Nuno Alvares Pereira besass die seinige am Anfang
des 15. Jahrhunderts.**)
Es befand sich bei dei' königlichen Kapelle, wie es das Leal conselheiro
beweist, eine Siugeschule. Die geistlichen Schulen waren auf der Halbinsel,
vom 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung an häufig. Das Concil zu Merida
hatte 666 das Amt der Sänger gestiftet, welche damit betraut waren, in den
geistlichen Sclurleu den Gesangunterricht zu leiten, während der Unterricht in
der Grammatik den Schullehrern oblag.***) Im 12. Jahrhundert hiess der Sänger
cabiscol.f) Zur Zeit des D. Afi'onso Henriques wurde das gesammte Personal
des Hofes Scolaff) genannt, eine Benennung, die sich durch die Thatsache
erklärt, dass man lange vor D. Diniz im königlichen Palast »o* donzeis ou
ßllios de fidalrjosi. erzog.ftt) Mau lehrte den (-Jesang in vielen bischöflichen Palästen,
in den Kathedralen und in den Klöstern. Die Schule der Kathedrale in Coimbra
bestand seit 1086 und gegen 1200 zählte die Kathedrale von Lissabon zu ihren
Schülern den berühmten Antonio von Padua, welcher dort die Grammatik
und die Musik studirte.*t) Die Mönche, vornehmlich die Dominikaner**!),
unterhielten zahlreiche Schulen und das Kloster von Alcoba^a war es, in
welchem 1269 die ersten öffentlichen Vorlesungen über Grammatik, Logik und
Theologie gehalten wurden.***!) Von der Musik war hier noch nicht die Rede,
so wenig wie in dem ersten Programm der Estudos geraes, welche 1288
in Lissabon durch die Bemühungen des D. Diniz ins Leben gerufen wurden
und für die derselbe zwei Jahre später von Rom die päpstliche Sanction er-
hielt. 1309 nach Coimbra verlegt, besass die hohe Schule auch noch keinen
Lehrstuhl für Musik, wie es ein Register der Vorlesungen, welches bis zum
gedachten Jahre zurückreicht, erweist.f*)
An der Universität Oxford bestand inzwischen ein Lehrstuhl für Musik
schon seit geraumer Zeit und in Salamanka in Spanien ein solcher seit länger als
einem halben Jahrhundert. Man wird nun auch nicht mehr gezögert haben, ihn
an der Hochschule zu Coimbra aufzurichten, den Zeitpunkt jedoch, in welchem
diese Gründung stattfand, genau festzustellen, ist schlechterdings unmöglich.
Gewiss ist nur, dass er 1323 bereits bestand, denn in diesem Jahre hatte
der König D. Diniz einen Gehalt von 65 Libras (sechs bis siebenhundert Mark
in heutiger Münze) für den Professor der Musik an der Universität festgesetzt;
alle anderen Lehrer erhielten viel mehr, die Einkünfte eines Professors der
Rechte z. B. beliefen sich bis auf 600 Libras. Der Lehrstuhl für Musik
ertheilte keine Diplome und gelangte auch zu keiner Blüte während der 160 Jahre,
in denen die Universität sich zu Lissabon befand, bevor sie (1537) nach Coimbra
*) Siehe den Text dieser Statuten iu Yasconcellos Mus. 2iort., Bd. I, S. 157.
**j F. Lopes. Chrou. d'El-rei D. Joäo I., Kap. 93.
***) Im Seminar zu Fuuchal, gegi'üudet 1556, war der Unterricht im Gesänge und
in der Grammatik in der Person eines Lehrers vereinigt. Siehe Waxel. Alguns tragos etc.
t) Viterbo. Elucidario Bd. I, S. 222.
tt) Item. Bd. II, S. 306.
ttt) Aut. Brandäo. JSIonarchia liisit., Bd. IV, S. 31.
*t) Abreu. Sol nascido no Occidente, Ausg. 1753, S. 10 u. d. flg.
**t) Fr. Luiz de Sousa. Rist, de S. Domingo.^, Thl. I, S. 363.
***t) Fr. Man. dos Sauctos. Alcoha^a ülustrada. parte I, p. 100 u. flg.
t*) Leitäo Ferreu-a. Noticias chronol. da univers. de Coinibi-a, S. 100.
Portugiesische Musik. 503
verlegt wurde. Selljst in den Statuten vom Jahre 1503 findet dieser Lehrstuhl
keine Erwähnung.*) Dessenungeachtet unterliegt es aher keinem Zweifel,
dass man zu Jener Zeit daselhst den Mcnsuralgesang (canto d' orgao) lehrte,
denn von 1520 au lehrte man ihn, auf Befehl des Königs Manuel, schon an
der Schule der Kathedrale zu Funchal.**)
Aus dieser ganzen Periode ist kein Name eines der Musikprofessoren dieser
l^niversität erhalten worden. Der erste, welcher genannt wird, ist Mathias
de A ran da. Er war erst Kapellmeister an der Kathedrale zu Lissabon, wo
er 1533 eine Abhandlung über den gregorianischen Gesang und den Contra-
punkt veröffentlichte, und dann von 1544 an Professor der Musik zu Coimbra.
Fünf Jahre S2)äter hatte diesen Platz ein gewisser Balthasar Teiles iune.
Ar an da ist nicht der älteste portugiesische Schriftsteller von dem wir
Kenntniss haben. In der Mitte des 15. Jahrhunderts blühte Tristao da Silva,
der Lehrer des Königs D. Affonso Y., welcher selbst für die Musik sehr begabt
war, und wie man sagte, mit seinem Meister rivalisirte.***) Dieser nun
war der Verfasser eines Buches über die Musik, betitelt: nÄmahles de musica»,
dessen Mauuscrijjt mit der königlichen Bibliothek in Lissabon zugleich zerstört
wurde. In demselben Jahrhundert citirte Francisco Vellez de Guevara
das AVerk Tristäo's in seiner Abhandlung: »De Ja realidaJ y experiencia de la
musica«, die gleichfalls verloren ging.
Die ältesten j^ortugiesischen Kirchencorapositionen, deren Titel erhalten
blieben, sind die Psalmen für das Todtenamt {ji^Psalmos certos para finados«)]
sie werden dem König D. Joäo I. durch seinen Sohn D. Duarte, in dessen
nLeal conselhcirois., zugeschrieben.
^Yährend dieser grossen Regierung, hatte sich das Genie der portugiesischen
Nation auf das vollkommenste offenbart. Um davon zu überzeugen, wird
es genügen, an die militärischen Talente des Königs und seines heilig gespro-
chene n Connetabel D. Nunc Alvares Pereira zu erinnern: an die Kenntnisse
des Eechtsgelehrten Joäo das Eegras; an das hellsehende Genie des grossen
D. Henriques, des Seefahrers; an die naive Freimüthigkeit der berühmten
Chronisten Fernäo Lopes; endlich an das hohe Talent des Affonso Domingues,
Baumeister des Klosters Batalha, dem Ausdrucke der reinsten portugie-
sischen Kunst.
AYenn die Dichtkunst erst zwei Jahrhunderte später, in Camoens
ihren Höhepunkt erreichte, so geschah dies, w^eil das Erblühen der Literatur
fast immer den grossen historischen Eijochen folgt. Was die Musik betrifft,
diese Kunst, welche sich auch in Europa erst als die letzte entwickelte, so
darf es nicht verwundern, wenn sie sich in Portugal im Anfange des 15. Jahr-
hunderts noch in der Kindheit befand.
Der Name des Begründers der Dynastie Aviz ist nicht der einzige seiner
Familie, welcher in der Geschichte der Musik seines Vaterlandes eine EoUe
spielt. Sein Enkel D. Affonso V. (1438—1481) war, wie wir gesehen haben,
ein unterrichteter Musiker; unter seiner Regierung gab es an der Seite des
Tristao da Silva noch andere Musiker: es ist die Rede von einem Officium
in der AVeise des gregorianischen Gesanges, mehrstimmig componirt vom Licen-
tiaten Alvaro. Ein portugiesischer Musiker, Fr. Affonso de Palma, Componist
vieler Kirchenstücke, verbrachte den Haupttheil seines Lebens in Cordova, wo
er auch im Jahre 1450 starb.f)
Die Kammermusik des Königs D. Joao II., Sohn und Nachfolger des
D. Affonso V., stand ziemlich in Blüte. Für die Hochzeitsfeierlichkeiteu von
) Leitäo Ferreira. Not. pp. 115, 435.
) Waxel, Alffuns fra^os etc.
Itisit, Bd
***) Ruy de P'ina. C'/iron. de D. Affonso V., p. 609. Barbosa Machado. Bihl.
. III.
f) Wie wir schon gesagt haben, ist Barbosa Machado, Bihliutheca lusit., die Hauiit-
quelle der biograi)hischen Angaben, portugiesischer Musiker bis zur Mitte des IS. Jahrh.
504 Portugiesische Musik.
Evora, 14:90, Hess der König, den Woi-ten des Chronisten zufolge*) mit grossen
Kosten aus fremden Ländern, mit den Köchen zugleich auch »muytos menistres
altos e bayxos« kommen. Man soll daselbst eine Musik gehört haben »von
fremdartigen Instrumenten und süsse Gesänge«. Viel früher, als der Infant
D. Manuel, Vetter und Nachfolger des Königs, 1483 eine Reise durch Kasti-
lien machte, hat man keinen Anstand genommen, ihn von Sängern und Meuestrels
des portugiesischen Hofes begleiten zu lassen.**)
Unter D. Joäo IL fand eine Art von Wiederaufblühen der heiteren
Künste statt. An seinem Hofe wurden zu bestimmter Zeit wiederkehrende
Versammlungen eingerichtet (seröes), in welchen man recitirte und trovas
sang. Garcia de Resende (1470 — 1554), der gefeierte Dichter und Chronist,
auch als Sänger und Lautenspieler wol berufen (er hatte auf Kosten des
D. Joäo IL die Musik studirt). Resende sagen wir, hat die Verse von 286
portugiesischen fidalgos***), die fast sämmtlich dem Hofe des »vollkommenen«
Königs angehörten, der Vergessenheit entrissen. Er, welcher direkte Beziehungen
mit Angelo Poliziano unterhielt, that den Ausspruch, dass es für einen Edelmann
ebenso unerlässlich sei, die besten trovas, als wie das Pater noster zu
kennen.|). Unter den Dichtungen des Cancioneiro von Re sende befinden
sich einige des D. Joäo de Menezes, welche — wie es daselbst heisst — für
drei Stimmen r>de canto cVorgama in Musik gesetzt waren.
Der Hof des D. Joäo IL war auch reich an ausführenden Künstlern,
deren Namen uns durch die Miscellanea des Garcia de Resende aufljewahrt
sind, welcher nicht ansteht die Behauptung auszusprechen, dass in dieser Epoche
die Musik den Gipfel der Vollkommenheit erreicht habe.ft)
Der König D. Manuel umgab sich nach seiner Thronbesteigung mit ge-
schickten Musikern, sowol Sängern wie Instrumentalisten, welche er nach dem
Zeugniss des berühmten Damiäo de Goesftt) aus allen Theilen Europas an seinen «
Hof kommen Hess. Es war eine der besten Kapellen ihrer Zeit, und Goes
hatte fast alle gehört. Dieser »beglückte« König, dessen Regierung durch
Vasco de Gama, Albuquerque und Gil Vicente Glanz erhielt, nahm an
Festtagen seine Mahlzeiten beim Klange der Musik ein, während er zugleich
von seinem Zimmer aus dem Tanze der Edelleute seines Hofes zusah ! Bei
Musik legte er sich zu Bett, und sie begleitete ihn bei seinen Schiffswett-
fahrten und auf die Jagd, ja selbst bei seinen Audienzen liebte er es Musik
zu hören.
Der König war jedoch nicht der einzige, welcher Sänger und Instrumen-
talisten hielt, die grossen Herren des 15. Jahrhunderts machten sich die Besten
derselben einander streitig, und wie uns einer der Poeten des Cancioneiro
von Resende mittheilt, sah man ausgezeichnete Sänger durchaus nicht immer
bei einem Herren verweilen. *t) Von den Mitgliedern der königlichen Familie
*) G. de Resende. Chron. S. 117 u. flg.
**) Damiäo de Goes. Chron. do felic. rey D. Emanuel^i Ausg. von 1749 p. 6.
***) Siehe sein Cancioneiro geral, Ausg. von Kausler, Stuttgart 1846 — 52, 3. Bd.
t) G. de Resende. Chron. p. 269.
tt) Siehe die bezüglichen Verse (Miscellanea, Ausg. von 1798, p. 362):
Musica vimos chegar
a mais alta perfei^am
Sarzedo, Fönte cantar,
Francisquilho assi juntar
langer, cantar, sem razam:
Arriaga qiie tanger!
ho cego que gram saher
nos orgaos .' e o Vaena!
Badajoz! outros que a penna
deixa agora descreuer.
ttt) Chron. p. 595 u. flg.
*t) Nao vi esmerados cantores
serem sempre de hum Senhor.
Portugiesische ilusik. 505
hatte eiue der Töchter des D. I\Ianuel, die Infantin D. Maria, ihren Hof
in eine wahre «Acadcmia de coiisonanciasu*) umgewandelt. Die geschickteste
Musikerin ihrer Umgebung war Angehi Sigfa. Man spricht auch mit Be-
geisterung von einer Nonne, Namens D. ^Nlargarida de Noronha. Die Prin-
zessin D. Joanna, Tochter Karl 's des V. und Mutter des Königs D. Sebas-
tiao, hatte ebenfalls ihre Musik aus fünfzehn Personen zusammengestellt.**)
Einer der Söhne des D. Manuel, der Infant D. Luiz (f 1555), ein Schüler
des berühmten Mathematikers Pedro Nunes, und sehr geschickt im Contra-
puukt, unterhielt eine Kapelle von 47 Musikern, seine acht Trompeter unge-
rechnet.***)
Ein hervorragender Zeitgenosse des D. Luiz, der berühmte Poet, Sä de
Miranda war ein grosser Liebhaber der Musik und spielte die viola d'arco.
Die letzten Jahre seines Lebens brachte er auf einem Landsitze zu, zwischen
Douro und Minho gelegen, und erhielt auch dort den Besuch eines anderen,
nicht minder berühmten Dichters des Jorge de Monte-Mor, Verfasser der
Diana, welcher in seiner Jugend, in Spanien und den Niederlanden, als
Musiker von Beruf gelebt hatte. Der Sohn des Sä de Miranda, Jeronymo
de Sä, spielte fertig mehrere Instrumente und der Schwager des Dichters
Manuel Machado de Azevedo, excellirte auf der Laute. AVeun man diesen
Namen noch einige von anderen Zeitgenossen hinzufügt, den des grossen
Historikers Joäo de Barros und des Bischofs Osorio, welche über den
Nutzen der Musik schrieben j); des Hellenisten Ayres Barbosa, Professor
von Salamanka, welcher in seiner Epometria (1515) die Erzeugung der Töne
behandelt; des berühmten Archäologen Andre de Resende (f 1573, nicht
zu verwechseln mit Garcia de Resende) und des Greschichtsschreibers Damiäo
de Goes (1501 — 1573), welche beide geschätzte Kirchencomponisten warenft)?
so sehen wir, dass die Ausübung dieser Kunst im 16. Jahrhundert in der
portugiesischen Gesellschaft sehr verbreitet war.
Welches war nun der Charakter der Musik, die in dieser Epoche in
Portugal geübt wurde? Es ist aller Grund vorhanden zu glauben, dass dies
Land an der musikalischen Bewegung des übrigen Europa theilnahm. "Wir
haben gesehen, dass vom Beginn der Regiei'ung des D. Joäo II. an (1490),
der Hof von Portugal mit grossen Kosten gute Künstler aus der Fremde
kommen Hess. Die Flamänder und Spanier wären es, die zu jener Zeit
am meisten in Ansehen standen; unter D. Joäo IL citirt bereits Garcia de
Resende einen Musiker Badajoz, ein Name, der auf spanische Abkunft
deutet: unter D. Joäo III. gab es deren viele unter den Sängern der Kapelle
(einer hiess Castelhano, ein anderer de Madrid, ein dritter de Burgos),
und mehrere noch unter den Kammermusikern: drei Baena, Juan de Badajoz,
Antonio de Madridftt) und sogar einen gefeierten Violinisten D. Luiz Milan,
welcher zu den Edelleuten gerechnet wurde und 7000 »cruzados« Einkünfte
bezog.*t) Es gab auch einen Joäo de Borgomäo Flamengo, und unter
*) Frocs Peiyni. Theairo herohw etc. das muH/eres illustres, Tid. II, p. 00.
**) Der Kapellmeister war Ainbrosio Vaz; man nennt noch Francisco .Martins und
den Organisten Souto. Siehe Sousa. Provas IUI. II, p. 69.
***) Co.sta e Silva. Ensaio biogr.-critico, Bd. II. p. 328. Panorama, Bd. II, p. 320.
tl Für Barros, sehe man den Panegyrikus der Infautin D. Maria.
+t) Einige "Werke dieser beiden sind sogar gedruckt: von Andr«5 de Resende
ein OXficium und Missa Sanctae Elisaheihae, in Lissabon 1551, in (>*' (es ist dies das
früheste Zeichen des Notendrucks in Portugal; im 17. .Fahrhundert war das Haus
Crae^beck in Lissabon berühmt l, inid von Goes eine Motette für drei Stimmen, im
Dodecachordon des Glarean (1547), eine andere in einer Madri":alensammluii|c von 1545.
Die Mutter des Goes stammte aus Flandern imd er selbst lebte in den Niederlanden
vom zwanzigsten bis dreis.«igsten Jahre. Er .stand in Beziehung zu Luther und Caivhi;
und fand in den Kerkern der hKiuisition zu Batalha seinen Tod. Siehe Lopes de
Mendonga. D. de Goes, cstudu hiugr. Lisb. Ib49, iu 4".
++tl Sousa. Provas. Bd. II, p. 78.
*tj Soriano Fuert^s. Historia de la mus. esp. vol. II, j). 176.
r-jQQ Portugiesische Musik.
den Minestreis welche 1553 mit der Prinzessin D. Joanua nach Portugal
kamen, zwei Burgunder und einen Milaneser.*) D. Sebastian und der
Ivöuig-Cardinal D. Henrique hatten zum Kapellmeister den jungen belgischen
Componisten Renaut de Melle, welcher gegen 1580**) Portugal verliess, um
iu Eom, wo er sich einen Namen als Madrigaleu- und Motetten-Com-
ponist erwarb, seine Studien fortzusetzen. Noch weitei-e Hindeutungeu auf
die Anwesenheit flämischer Musiker von Ruf sind nicht vorhanden.***)
Während dem sollte der Einfluss der gallo-belgischen Schule der vor-
herrschende werden ; der französischen Gesänge nicht zu gedenken, von denen
einer für vier Stimmen, zwei Autos von Gil Vicente, d;itii't 1504 und 1505 f)
angepasst wurde; der bei'ühmte Barrosft) führte 1530 die Theorie von Reguem
(sollte nicht Jean Regis gemeint sein?) und Josquim (Josquin Depres) an,
welche er beide als französische Musiker bezeichnet. Einige zwanzig Jahre
später erwähnt der humoristische Schriftsteller Antonio Prestesftt) des Jos-
quim und des Morales (der berühmte spanische Componist Chi'ist. Moiales)
beiläufig, jedoch in Ausdrücken, die ihre Popularität im Lande beweisen. Die
Beziehungen Portugals mit dem Burgunderlaude datiren vom Anfang des
15. Jahrhunderts, der Vermählung der Donna Isabel, Tochtt^r D. Joao I., mit
Philipp dem Guten. Der Maler Johann van Eyck kam 1428 in Person
nach Portugal und eine Anzahl anderer flämischer Künster folgte ihm dahin.*j-)
Auffallend ist es demnach nicht, dass die Musik ihres Landes daselbst auch
Eino-ang- fand. Wir wissen ausserdem, dass Damiao de Goes in den Nieder-
landen, von 1521 — 1531 lebte und studirte; genau der Zeitraum in welchem
Josquin die grösste Popularität genoss. ' Dieser wird Einfluss auf ihn geübt
haben. In der, durch Glarean veröffentlichten Motette: »iVe laeteris inimica
meav. findet Fetis**t) die Art und Weise des Josquin wieder. Unter
D. Joao III. gegen 1546 war Goes sicher nach Portugal zurückgekehrt.
Die spanischen Componisten des 16. Jahrhunderts waren gleichfalls dort
sehr geschätzt. Der Poet Caminha verfasste sogar Grabschriften zur Ver-
herrlichung dreier Tonkünstler, von denen einer der berühmte Luis de Vit-
toria ist.***t) Von englischen Musikern lebte nur einer in Portugal: einer der
Musiklehrer des Königs D. Joao des IV., Roberto Tornar (Turner?), ein
Schüler von Gery de Ghersem.f*)
Es sind demnach, wie wir sehen, die gallo-belgischen und die spanischen
Schulen, welche den portugiesischen Componisten zum Vorbild dienten.
Die Glut der Scheiterhaufen der Autodafe's des Joao III. (1536) und
*) Provas. Bd. II, p. 69.
** I Baini, Mem. stov. crit. della v'ita e delle op. di G. P. da Paleslniia. Bd. II, p. 126.
***! Vascoucellos [Ensaio, p. 23 u. flg.l meint, dass Philippe Eogier (welcher ebenso
wie sein Schüler Gery de Ghersem zur Kapelle Philipps II. gehörte), Nicolas du Pont
(den man nur durch den Catalog des D. Joao IV. kennt) und selbst der berühmte Pierre
de la Eue (der, es ist aller Grund zu glauben, sein Vaterland niemals verlassen hat)
iu Lissabon sich aufhielten — eine blosse auf nichts gee;vündete Hypothese — denn die
Thatsache, dass sich ihre Werke in der Bibliothek des D. Joao IVl befanden, steht mit
der Art und Weise, iu welcher die Werke aller grossen und kleinen Meister jener Epoche
gesammelt wurden, in gar keiner Beziehung.
tj Ohras t. I, pp. 75 u. 92. Auto da fe und Auto dos quatro tempos.
tt* Rhopica pneuma, Moralisches Gespräch Ausg. Porto 1859.
tif) Auto do mouro encantado. Neue Ausg. Porto 1871, p. 353.
*t) Siehe ßaczyuski. I)ict. hist.-artisf. du Portugal.
**t) Biogr. univ. des mus. 2. Ausg. T. IV, p. 46. Fetis findet die Motette in Rede
gut geschrieben, und an derselben keinen anderen Fehler als den, einer gewissen Nüch-
ternheit in der Harmonie.
***f) Poesias, p. 272. Die beiden anderen Musiker hiessen Francisco Mendes
und Eodrigo Velho.
t*) Er war es in Madrid oder etwa, nach 1607 in Brüssel, wohin Gery nach dem
Tode Philipp II. zurückgekehrt war. Nach Suriano Fuertes gab es nach dem Tode dieses
Königs an der königlichen Kapelle in Madrid fremde Musiker nicht mehr.
Portagicsiache Musik. 507
die Unglücksfälle des J). Sebastifio zu Alcficer Quebir (1578)*), zwei Jahre
vor dem jnnimervuUen Tode des Sängers der Lusiadas, welcher mit dem
Verlust der Unnbhiingigkeit Portugals**) zusiinimeiitrifTt , waren Missge-
schicke ernster Art genug, um die portugiesische Gesellschaft für den Augen-
blick wenigstens in eine neue Kichtung zu werfen. Die Hoffestlichkeiteu und
die Volksfeste machten denen der Kirche Platz, und mit diesem jNIomente
l)eginut auch die Eijoche, in welcher die Kirchenmusik zur Erhebung gehingt.
Das geistliche Element in allen seinen Formen, ob kirchlich oder welt-
lich (Vorstellungen der Vilha ncicos) , praedominirte länger als zwei Jahr-
hunderte hindurch, von der Regierung des D. Joäo III. an, bis zu der des
D. Jose I. Die Fruchtbarkeit ist beträchtlich, aber ohne Originalität. "Während
des IG. Jahrhunderts überwiegt der Einilu-s der Hämischen Musik, der in den
l.ieideu nächstfolgenden Jahren durch den der italienischen Schulen ersetzt wird.
Unterwerfen wir die portugiesischen Componisten, ausführenden Musiker
und die Theoretiker der fünfzig Jahre, welche der spanischen Grewaltherrschaft
vorangingen, einer Musterung. Ein Theil derselben blieb im Lande selbst, während
ein anderer sich in Sj^auien niedcrliess. Unter den letzteren ist Pedro do Porto,
Kapellmeister iu Sevilla, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bekannt durch
eine Motette, die der Historiker Barros »den Fürsten der Motetten« nennt.
Vor dem Erdbeben von 1755 waren die Kirchencompositionen der beiden
Antonio Carreira, von denen der eine Kapellmeister in Compostella war,
sehr geschätzt; ebenso die des Affonso Vaz da Costa, der, nachdem er seine
Studien iu Eom vollendet hatte, Kapellmeister zu Badajoz und zu Avila geworden
war; des Manuel Macedo, der iu Madrid lebte. Der Organist Gregorio
Silvestre (f 1570), der Freund des Monte-Mör und wie dieser Dichter,
war berühmt in Granada. Im Escurial hatte mau 1500 Lamentationen des
D. Francisco Castelhauo, Kapellmeister des Klosters Sta. Cruz zu Coimbr;»
aufgeführt. Dort lebte auch ein anderer Mönch, D. Heliodoro de Paiva
(t 1552), dem man den Namen der Orpheus seines Jahrhunderts bei-
legte; er hatte sich als Compouist, Sänger und Instrumentalist ausgezeichnet,
spielte die viola d'arco, die Harfe, das claviorgao und die Orgel. Heitor
Lobo war gleichfalls ein berühmter Organist von Coimbra, und auch Andre
de Escobar, Virtuose auf der charamelinha, einer Art Schnabelflöte, wurde
sehr gefeiert. Zwei »Passionarium« wurden durch Fermoso iu Lissabon
(1543) und durch Manuel Cardoso in Leiria (1575) veröffentlicht. Der
Organist Pimentel (f 1599) hatte für sein Instrument Compositionen ge-
schrieben.***) Mau nennt auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zwei
berühmte Guitarristen: den Franziskaner Peixoto da Pena, welcher am Hofe
Karl V. Begeisterung erweckte, und Alexander de Aguiar, welcher
sich am Hofe Philipps IL auszeichnete; der Letztere ertrank 1603 auf der
Rückreise von Madrid nach Lissabon. Viel später, um 1640, Hess der Gui-
tarrist Dias Velasco sich am Hofe Philipps IV. hören.
Unter den Theoretikern der Epoche muss Fr. Joäo Rodrigues, der in
der Gegend von Portalegrc lebte, genannt werden; er widmete vierzig Jahre
seines Lebens der Abfassung eines Tractats über deu kirchlichen Gesang
(1560), der Manuscript blieb, aber in Rom von Palestriua anerkannt wurde. In
Sevilla lebte um dieselbe Zeit ein portugiesischer Kapellmeister, Joäo Martins,
Avelcher den mehrstimmigen Gesang öffentlich lehrte und einen Lehrgang in
*) Während der Ueberfahrt des Königs naeli Afrika sang Jemand in seiner Gegen-
wart eine Romauze von böser Vorbedeutung. Fr. J?eniardo da Cruz ( C/iro>i. de D. ISehasficw)
sagt, dass man dies für ein Vorzeiclien des Unglücks ansah. Viele Khigelieder wurden
au^" die Katastrophe geschrieben. Eines dcrselbeu, für drei iStimnien von .sehr ernstem
Charakter, ist erhalten, in deu AlisceUanea (neue Ausgabe, p. 164) von Miguel Leitäo
de Andrade, welcher sieh den Text und die Musik zuschn-ibt.
**) Die Herrschaft der drei Pliili])i)e von Spanien währte von 15S0— 1640.
***) 1551 bestanden in Lissabon angeblich areizehu ötieutliche Organisteuschuleu.
508 Portugiesische Musik.
spanischer Sprache über denselben veröffentlichte (1560); dieser erschien im
ersten Viertel des 17. Jahrhunderts in drei portugiesischen Ausgaben.
Demselben Zeitabschnitt gehört auch Vicente Lusitano, Theoretiker
von portugiesischer Abstammung (geboren in 01iven9a), der einen Platz in
der Musikgeschichte einnimmt, an. Den grössten Theil seiner Lebenszeit ver-
brachte er in Italien, erst in Viterbo und Padua, dann in Rom und vielleicht
auch in Venedig, wo 1558 und 1561 die zweite und dritte Ausgabe seines
italienischen Werkes erschien, das verschiedenen Fragen der musikalischen
Theorie gewidmet ist, hauptsächlich der Verwendung des gregorianischen Ge-
sanges als Fugenthema für mehrere Stimmen.*) Dies ist alles, was er uns
als Theoretiker hinterlassen hat und auch als Componist kennen wir ihn nur
durch eine Sammlung von Motetten (sehr selten) für sechs und acht
Stimmen, 1551 in Rom herausgegeben.
Sein öffentliches Bekanntwerden datirt indessen von einer musikalischen Strei-
tigkeit her, die 1551 in Eom ausgefochten wurde, und bei der es sich um das,
der modernen Musik entsprechende Geschlecht handelte. Sein Gegner Nicolas
Vicentino, ein Schüler Willaert's, behauptete, dass das diatonische, chroma-
tische und enharmonische Geschlecht der Griechen ihr anzupassen wäre, während
der portugiesische Tonkünstler nur das diatonische Geschlecht darin entdecken
wollte. Das Tribunal der Schiedsrichter, für diesen Zweck berufen (der Holländer
Danke rts und der Spanier Escobedo) gaben ihm natürlich Recht; Vicen-
tino aber hielt sich nicht für besiegt, und veröffentlichte vier Jahre später
eine Gegenschrift, auf welche Vicente indessen nicht antwortete.
Dies gab ohne Zweifel den Grund zu der falschen Auslegung des Jesuiten
Arteaga, welcher in einem, 1789 gedruckten Buche den Vicentino als
Sieger bezeichnet. Dieser Irrthum ist auch von anderen Musikographen , bis
zu dem Augenblick, in welchem der berühmte Abt Baini**) die "Wahrheit
wiederherstellte, wiederholt worden.
"Während der spanischen Herrschaft thaten sich in Portugal mehrere Musik-
schulen auf, von denen in Evora zwei rivalisirten. Die eine derselben wurde
von dem, seiner Zeit sehr angesehenen Componisten Antonio Pinheiro (f 1617),
einem Schüler des berühmten spanischen Musikers Guerrero***), geleitet.
Die Schule des Pinheiro bildete mehrere ausgezeichnete Schüler: Nun es
Pegado und Dias de Vilhena (f 1617), beide Kapellmeister in Evora;
Fr. Francisco Baptista (f 1660) zu Cordova, und zu Lissabon Fr. Manuel
Pousao (t 1683), von welchem sogar ein y>Liher passionum«, das 1676 zu Lyon
veröffentlicht wurde, erhalten ist.
Die zweite Schule zu Evora gewann noch mehr Bedeutung. Ihr Leiter
Manuel Mendes (f 1605) hiess bei seinen Landsleuten der .Fürst der Musik,
In der That hat er die besten portugiesischen Musiker jener Epoche gebildet,
Duarte Lobo (1567 — 1670) an der Spitze.
*) Introduttione facilissima e novissima, di canto fermo, figurato^ contraponto simplice,
e in concerto con regole generali per fare fugJie differenti sopra il canfofenno a 2, 3 e 4 voci,
e compositioni proporfioni, generi Diatonico, Cromatico, Enarmonico. Roma, 1553, 46 p., in 4".
Bernardo da Fonseca hat davon eine portugiesische Uebersetzung geliefert. Lissabon 1603.
**) Mem. stor.-crit, Bd. I, p. 322 u. flg.
***) In Bezug auf den berühmten Guerrero, giebt es einen streitigen Punkt. Er
gilt für einen Spanier, geboren in Sevilla. Barbosa Machado (^Bihl. lusit. Bd. II, p. 160)
sagt indess in deutlichen Worten, dass er in Beja, in Portugal, 1528 geboren ist, und
dass er von da aus mit seinen Eltern nach Estramadura in Spanien kam. Er gehört
dessenungeachtet der Schule Spaniens an, dem Lande in welchem er studirte und sein
Leben zubrachte. Sein erstes Messbuch ist dem König D. Sebastiao von Portugal
gewidmet; Pinheiro war sein Schüler. Vasconcellos {Jh'nsaio, Appendix p. IV) setzt
voraus, dass dieser das Königreich niemals verlassen habe, und schhesst daraus, dass
Guerrero zu ihm gekommen sei. Es ist dies nur die Hypothese eines Autors, welcher
deren beständig gebraucht oder missbrancht. Barbosa Machado beansprucht gleicher-
weise die Vaterschaft Portugals, für den Vorgänger des Guerrero an der Kathedrale von
Sevilla — Pedro Fernandes — eines gescliätzten Componisten, der ein Andalusier
sein sollte.
PortugioBiache Musik. 509
Von den "Werken diesea Coinponiöten, der fünfundvierzig Jahre Kaijell-
meister au der Kiithedrale zu Lissabon war, kann man mit Suchkenntniss
sprechen, da er einer der wenigen portugiesischen Componisteu war, deren
Werke gedruckt wurden: zwei Bücher Magnificat und zwei Bücher Messen,
welche in Antwerpen von 16U5 — 1639 erschienen.
Ohne gerade grosse Reinheit des Stils zu zeigen, erscheinen die Compositiouen
des Duarte Lobo, die ausserordentlich complicirt sind, vor allem als AVerke der
Factur. Das Beispiel des Benevoli scheint ebensowol dem Meister, wie seinen
Schülern den Kopf verdreht zu haben, welche diese Tendenzen bis in's Aeusserste
führten. Es waren unter ihnen solche, welche Messen für 16 Stimmen (Nicolau
da Fonseca) und für 36 Stimmen — in neun Chören — (Fr. Miguel Leal)
schrieben. Die Schüler des Duarte Lobo waren zahlreich und es befanden sich
unter ihnen als Kirchencomponisten sehr wol bekannte: der eine von ihnen,
Manuel Machado, gehörte zur königlichen Kapelle von Madrid, ein anderer
Fr. JoEo Foga^a (f 1658) wurde vom König Joäo IV. pensionirt.
Als Pädagoge war Duarte Fortschrittler und Neuerer, denn bei der Lehre
seiner Kunst, hatte er die empirische Methode, welche bis dahin die herrschende
war, verlassen. Die seinige war auf Erfahrung und Berechnung basirt. Wir
finden hiervon den Beweis in zwei Abhandlungen, 1626 und 1662 von zweien
seiner Schüler veröflfentlicht: Antonio Fernandes*) und Joäo Alvares
Frovo (t 1682), zwei renommirte Theoretiker, der erste Direktor einer i\Iusik-
schule in Lissabon, der andei-e Bibliothekar des Königs Don Joäo IV. und
später Kapellmeister an der Kathedrale in Lissabon.
Duarte Lobo war nicht der einzige hervorragende Touküustler aus der
Schule des Manuel Mendes. Von seineu Schülern muss noch Felipe de
Magalhäes, Hofkapellineister in Lissabon, genannt werden, von dem ebenfalls
gedruckte Compositionen vorhanden sind: ein Gesang an die Jungfrau
(Lissabon, 1636), ein Buch Messen (Antwerpen, 1635) und eine Litanei
für vier Stimmen, abgedruckt in einer Sammlung von 1691. Auch Magalhäes
besass Schüler, von denen sich zwei in Spanien kekannt machten: Fr. Manuel
Correa in Saragossa und Esteväo de Brito zu Badajoz und zu Malaga.
Ein anderer Schüler von Manuel Mendes, Joäo Mendes Monteiro, war
Hofkapellmeister in Madrid. Die "Werke dieser Componisteu sind nicht er-
halten.
Die Musikschule des Manuel Mendes zu Evora wurde von einem anderen
seiner Schüler: Manuel E-ebello, weitergeführt, der neben anderen, auch
Antonio Vieira, Kapellmeister in Crato — nicht zu verwechseln mit dem ge-
feierten Kanzelredner dieses Namens — ausbildete.
Gleichzeitig mit den Schulen des Mendes und des Pinheiro in Evora,
nennt mau noch die Schule des Theoretikers Antonio Ferro in Portalegre,
dem Spanien auch einige Kapellmeister zu verdanken hat, Avilez und Tavares.
Im Allgemeinen muss zu dieser Zeit im Laude ein Ueberfluss von musikalischen
Kräften vorhanden gewesen sein, nach der Zahl wenigstens der portugiesischen
Künstler zu schliessen, die in Spanien Anstellung nahmen. Vascoucellos**)
zählt neunzehn, im Laufe des 15., 16. und 17. Jahrhunderts, und man darf
diese Zahl getrost noch erhöhen, da ein Componist von der Bedeutung des
D. Afi'ouso Lobo, ansässig in Toledo und sehr gelobt von Lope de Vega***J,
nicht einmal genannt ist.
Es befanden sich zu derselben Zeit auch Spanier in Portugal. So war
Pedro Thalesio ein Spanier, welcher den Unterricht in der Musik an der
Universität zu Coimbra wieder belebte, doch auch diese hat bemerkeus-
*) Siehe die Analyse der Arte de musica von Fernandes in Vaseoncellos, Miisicos
port., Bd. I, p. iUi u. ^^. Von Lobo selbst erscliien in Antwerpen 160'2: Opuscula vuifica
nunc primum edifa. in 4".
**) Jitisaiu, Ajipendix.
***) Eslava hat eines seiner "Magnißcat- fiir aciit Stiuiinen veröftentlicht.
510 Portugiesische Musik.
wertho Schüler nicht gebildet. Dieser Lehrstuhl erhielt im Jahre 1612
erneute Statuten, und ein Jahr später nahm Thalesio denselben im Besitz,
den gregorianischen Gesang, den Meusuralgesang und den Contrapunkt lehrend.
Sein Arte de Canto Chao (1617, neugedruckt 1628) gleit Zeugniss seines
umfangreichen "Wissens; er erwähnt darin mehr als siebzig Theoretiker aller
Epochen.*) Sein Nachfolger wurde 163G Fr. Antonio de Jesus, ein Schüler
des Duarte Lobo, welcher sechsundvierzig Jahre an dieser Universität lehrte
und dem wiederum Fr. Nuno da Couceigao folgte, dessen Professorat gleichfalls
sechsundvierzig Jahre währte (von 1691 — 1737).
Ein anderer Spanier, der Componist Francisco Garro**), gehörte seit
1591 zur königlichen Kapelle in Lissabon, an welcher er von 1609 an als
Kapellmeister fungirte. Zur letztgenannten Zeit scheint das Musiktreiben in
der portugiesischen Gesellschaft ein ganz allgemeines gewesen zu sein. Man
Hess sich rühi'en von Kirchensängern, wie z. B. vom jugendlichen Antonio da
Coucei^ao, welcher bald seine Stimme verlor, oder der Nonne Ignez do Menino
Jesus. Der Gesangsprofessoren waren in Lissabon gegen 1610 ungefähr
siebzig. Der geschickte Ciavierspieler Rodrigues Coelho gab zur selben
Zeit eine Sammlung Ciavierstücke von bedeutender Schwierigkeit heraus.
Lissabon besass damals sechs Verfertiger von monocordios und fünf Orgel-
bauer.***) Zweihundertundfünfzig Jahre später glänzen die Pianofortefabrikan-
ten daselbst durch ihre Abwesenheit!
Kehren wir jedoch zur Epoche der Philippe zurück. Diejenigen Meister,
welche aus den Schulen von Evora und Lissabon hervorgingen, erschöpfen
die vollständige Liste der Kirchencomponisten der Epoche nicht. Sie alle
anzuführen würde überflüssig sein, da die Werke der meisten von ihnen ver-
loi'en sind. Eben deshalb werden wir auch nur die hervorragendsten und die-
jenigen nennen, deren Wei'ke nicht vollständig verschwunden sind. Unter
diesen letzteren ist Fr. Esteväo de Christo (f 1609), der Componist eines
Passionarium, das zwei Auflagen erlebte (Lissabon, 1593 und 1595);
Pedro Alvares de Moura, Stiftsherr zu Coimbra, gab 1594 zu ßom eine,
dem Paolo Sforza zugeeignete Sammlung von Motetten heraus. Joilo de
Es CO bar liess eine andere um 1620 in Lissabon erscheinen. Auch kennt man
ein Buch Messen, 1609 von Francisco Garcia in derselben Stadt heraus-
gegeben. Der Violinist D. Agostinho da Cruz war gleichermaassen als
Organist, Componist und Theoretiker gepriesen.
Neben diesen Tonkünstlern zweiten Pianges sind aus der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts noch drei berühmte Componisten zu nennen:
Fr. Manuel Cardoso (1569 — 1650) — nicht zu verwechseln mit dem
früher erwähnten Autor des Passionarium — war Schüler des Musikseminars
zu Evora, die Stadt in welcher er Kapellmeister der Kathedrale wurde.
Später trat er in derselben Eigenschaft in's Kloster der Karmeliter in Lissabon.
Während seiner Anwesenheit in Madrid verehrte ihm der König Philipp IV.
den Titel eines königlichen Kapellmeisters. Der König D. Joäo IV. über-
häufte ihn mit Gun&tbezeugungen, er besuchte ihn zweimal und lies sein Bild-
niss in der königlichen Bibliothek aufhängen. Sein Ruf ist durch den Werth
seiner musikalischen Werke, die in Lissabon veröffentlicht wurden, gerecht-
fertigt: Magnificat (1613), drei Bücher Messen (1625, 1636 und 1646) und
ein Buch Gesänge für die Charwoche (1648).
Joäo LoureuQO Pebello (1609 — 1661) — ebenso bekannt unter dem
Namen Soares Rebello — galt für einen der begeistertesten Meister der alten
portugiesischen Schule. Man weiss nicht wessen Schüler er gewesen ist, die That-
*) Vasconcellos. Ensaio p. 38 u. flg.
**) Item, p. 34 u. flg.
***) Die grossen Orgeln kamen aus Spanien. Ebenso wurde die Orgel der Kathedrale
von Funchal 1636 aus Cordova gebracht. Sie ist in Versen in der Insulana des Manuel
Thomaz beschrieben. Siehe Waxel, Alguns tra^os u. s. w.
l'ortugiesisehc Musik. 51 1
Sache aber, dass sioli unter seinen Werken Stücke für 12, 16, 17 und selbst für
39 Stimmen befaudeu, würde beweisen, dabs er sich nicht ganz ausserhalb des
Einflusses der Schule des Duarte Lobo befunden. \''on seinen Werken ist uns
nur eine Sammlung von Motetten für 16 Stimmen, in Rom 1657 hurausgegebeu,
durch den Druck erhalten worden. Die ^lusik des Palesti ina war sehr geschützt
am Hofe des Don Joäo IV., dessen einer Lehrer und (iüustling ]^ouren\;o
Rebello gewesen war, und sie musste sowol Einlluss auf die Werke des Meisters
wie seines königlichen Schülers ausüben.
D. Joao lY. (1604 — 1656), der Wiederhersteller der ])ortugiesischen
Monarchie und der erste König aus dem Hause Bragau^a, ist einer der besten
Componisten seiner Nation gewesen. Er war sogar mehr Musiker wie König.
Nur eine sehr kleine Zahl der Compositionen des D. Joüo IV. ist auf uns
gekommen, im ganzen zwei Motetten, die in der oben angeführten Sammlung
des Louren(,o Eebello veröffentlicht wurden. Diejenige über die Worte »Crux
fidel is« ist in Paris mit Erfolg aufgeführt und daselbst gestochen worden.*)
Ohne ausführender Künstler zu sein, war D. Joäo IV. ein sehr gelehrter
Musiker, wovon seine Dissertationen über Musik Zeugniss geben. Er schrieb
deren vier in spanischer Sprache, von denen jedoch nur zwei ans Licht traten:
y>Defensa de la Musica modcrnaa (seinem Lehrer Rebello dedicirt) , ein ^\ erk-
chen von einigen sechzig Seiten, auch in's Italienische übersetzt, und aller
Wahrscheinlichkeit nach 1649 zum Druck befördert; ferner eine Analyse der
Messe: r,Panis quem ego drtboa von Palestrina, Broschüre von einigen dreissig
Seiten, gleichfalls in's Italienische übertragen, und fünf Jahre später als die
erste gedruckt.**)
Vornehmlich aber begründete D. Joäo IV. seineu Ruhm durch seine
musikalische Bibliothek***), eine der reichsten die bekannt geworden
sind, und die zum grösbten Theil vom Könige selbst zusammengestellt wurde,
dessen Vertreter in fremden Landen mit dem Erwerb der werthvollsten Musik-
stücke, sowol gedruckter wie handschriftlicher, betraut waren. Die Bibliothek
von Villa- Vi 50sa, ein Jahrhundert früher durch seinen Vorfahren D. Theo-
dosio de Bragan^a begründet, ebenso wie die Archive der königlichen Kapelle
zu Lissabon, besassen ohne Zweifel die Abschriften der besten musikalischen
Werke, und es ist wahrscheinlich, dass seit der Regierung des D. Sebastiäo
die Kapelle sich im Besitze einer gewissen Anzahl der Composition Palestrinas
befand.!) D. Joäo IV. suchte die Sammlung der Werke des grossen römischen
Componisten zu vervollständigen.ft) Ein Gegenstand der Bew^underung dieser
Bibliothek war auch das Original des Micrologus des Guido vonArezzo,
ein Geschenk der Königin Christine von Schweden; die handschriftlichen Ab-
handlungen des Jean de Muris und des Tinctoris; eine enorme Sammlung
*l Die Ausführung fand 1867 in einem Coucerte der Schule für Kirchenmusik
in Paris statt. Man sehe das Stück selbst in dar Anfholoqie universelle de musique sacree
von G. Schmidt. Paris, 1869, 1. Serie, 15d. VII.
**i Man sehe die Analyse dieser Schriften in Vasconcellos Jlusicos port., Bd. I,
p. 131 u. flg.
***l Diese Bibliothek wurde von D. Joäo IV. als Majorat zu Gunsten der köuighchen
Kapelle errichtet, und mit einem besonderen Fond dotirt. Sie war in 42 Kästen im könig-
lichen Palast (^Caza do Pa(,oi zu Lissabon verwahrt. Paul Craesbeek verötlentliehte auf
Befehl des Königs, über den Inhalt von 40 Kästen, den Catiüog: Primeira jmrte^ do
Index da Livraria de Musica de m. a. e. ji). Jif-y Dom Joito o II', Ui4;», XIX. 525 S.
in 4°. Das einzige noch vorhandene Exemplar befindet sich auf der National-Bibliothek
zu Paris. Vasconcellos anuoneirtc ISTH einen Neudruck desselben, der aber noch nicht
erschienen ist. Dieser I)ide.r enthält tausend und eiiiiice Namen von portugiesischen,
spanischen, italienischen, französi.schcn . flämisclien, englischen uutl deutsclien Autoren
(nicht aliein von H. L. llassler. H. Schütz, M. Praeturius und S. Scluidt, sondern auch
von Bodensehatz, H. Fink, .1. Frosch, Kapsberger, Lechner, J. Schoppen etc.) und unter
dieser Zahl 420 Namen, die Fetis unbekannt waren. Man sehe Vasconcellos, I.'maio
critico sohre o Catalogo iVel Hey D. Joa» IV., Porto, 1873, in 4".
7) Baini. Mem. stor.-cHt. t. II, ji. 126.
tt.) Vasconcellos. Musicos porf. t. I, p. 141.
512 Portugiesische Musik.
von Kirchenmusikstiicken seit Hobrecht und Ockeghem, und viel Kammer-
musik, sowol für Gesang, als für Instrumente (Orgel, Ciavier, Spinett, Harfe,
Laute, Theorbe, Violine, Flöte u. a.), ja selbst einige der ersten Versuche der
italienischen dramatischen Musik, darunter ein Fragment der Ariana von
Monteverde. Der König erwähnt übrigens der Neuerungen dieses Meisters
in seiner Defensa. Was aber diese Bibliothek einzig machte, ist, dass sie
in einem Lande, wo beinahe nichts zum Druck gelangte, das einzige De^^ot
der ganzen musikalischen Production des Königreiches war. Man kann sagen,
dass mit dem Untergange dieser Bibliothek im Jahre 1755, die Werke der
portugiesischen Meister dieser Epoche der Kiixhenmusik, fast sämmtlich verloren
gingen und zwar ohne Wiederkehr.*) Die musikalische Bibliothek war zur
Zeit ihres Gründers, kein todter Begriff. Man erzählt, dasa der König nach
dem Anhören eines Werkes selbst entschied, ob es in das Eepertoir der Kapelle
aufgenommen werden durfte.
Die Kirchenmusik hatte seine ganze Gunst; der Prediger Vieira sagt
es mit deutlichen Woi'ten, dass D. Joäo keine Kammermusik unterhielt, weil
er nur die Kirchenmusik liebte. Nichts destoweniger bereicherte er seine
Bibliothek auch mit Madrigalen, französischen Liebesliedern, Tanz-
weisen u. s. w.**) Die an seinem Hofe am meisten geschätzten portugiesischen
Componisten — Louren§o ßebello selbst, und sein Bruder Marcos Soares
Pereira (f 1655) — übten fleissig die Composition der tonos, eine Art zwei-,
drei- und vierstimmiger Madrigale. Waren es nun die Sänger der königlichen
Kapelle, welche diese profanen Musikstücke ausführten? Wenn wir einem seiner
Biographen Glauben schenken***), so gestattete ihnen der König nicht leicht,
viel in einem andern, als dem Kirchenstil zu singen, »um die Stimmen nicht
zu verweichlichen«, eine sehr scharfsinnige Empfehlung, welche der Einsicht
des Musik-Königs die grösste Ehre macht.f)
Seine unmittelbaren Nachfolger thaten sehr wenig für die Musik und er-
füllten selbst nicht einmal seine letzten Wünsche, welche darin bestanden, seine
ungedruckten Schriften und den zweiten Theil des Cataloges drucken zu lassen.
D. Affonso VI. stellte zum wenigsten die Kammermusik, welche seit der
spanischen Eroberung aufgehoben war, wieder her und ernannte Fr. Felipe
da Madre de Dens, als Componist von tonos meist bekannt, zum Direktor
derselben. Die Ausbildung der Kirchenmusik hatte inzwischen fast alle musi-
kalischen Kräfte des Landes für sich in Ansjjruch genommen, sowol während
der Eegieruug des unglücklichen D. Affonso VI. und D. Pedro IL als
unter D. Joäo VI. (1706 — 1750), obwol eine neue Tendenz damals durchzubrechen
begann. Wir kommen auf diese zurück. Einstweilen wollen wir die Periode der
Kirchenmusik durch jene Thatsachen, welche sich auf die kirchlich-musikalische
Thätigkeit der Begierungszeit D. Joäo V. beziehen, abschliessen, jenes ver-
schwenderischen und bigotten Königs, von welchem Friedrich der Grosse
sagte: »Seine Zerstreuungen wären priesterliche Amtsverrichtungen gewesen, seine
Bauwerke Klöster, seine Armeen Mönche und seine Maitressen Nonnen.«ff).
*) Die Archive der Kathedrale von Evora soUen indessen Manuscripte aus der
Zeit vor dem Erdbeben enthalten, doch nur von Werken solcher Meister wie Fi-. Antonio
de Belem (y 1700), Melga9o (-[ 1700), dessen Schüler Vaz Rege (t 1736) u. s. w., alle einer
Epoche nach der Regierung D. Joäo IV. angehörend. Die Bibliotheken der Klöster wurden
seit 1834 aufgelöst; Vasconcellos giebt empörende Schildermigeu von dem Vandalismus
mit welchem man liierbei verfuhr {Ensaio, p. 40). Auch die reiche musikalische Bibliothek
des Francisco de Valhadolid, Kapellmeister in Lissabon (v 1700) ist verschwunden ohne
eine Spur zu hinterlassen.
**) Sermbes varios, 1748, Bd. XI, p. 293.
***) Sousa. Hisi. cienealog. Bd. VII, p. 240 u. Hg.
t) Die Tochter des D. Joäo IV., Donna Catharina, war die Gemahlin Carls II.
von England. Sie hatte an ihrem Hofe einige portugiesische Tonkünstler.
77) Histoire de mon temps. Was übrigens seine Liebhaberinnen, die Nonnen von
Odivellas betrifft, so sind sie doch einmal und zwar durch die zweite Sängerin des Theaters
da Rua dos Condes, der Petronilla Trabo Basili, eine Römerin, entthront worden (1738j.
I'urtugiesische Musik. 513
Es war 17 IG als D. Joäo V. vom römischen Stuhle als Tauscii l'iir seine,
mit brasilianischem Golde beladeneu Schifle, die Institution des Patriarchats
in Lissabon erhielt, und er verausgabte für die, mit der königlichen vereinigte
patriarchalische Kapelle alljährlich 50,UÜO cruzados. (iregen das Ende seiner
Kegierung kostete ihn seine Kirchenmusik jährlich gegen 200,000 Francs. Der
Chor welcher 1728 nur aus ungefähr vierzig Stimmen, zum grössten Theil
Italienern bestand, zählte 175-1 einhundertdreissig Stimmen. 172H befand sich
unter den Sängern der Castrat Floriani und der Tenor Massi*); Organisten zählte
die Kapelle vier; die Instrumentalisten waren nicht sehr zahlreich, aber unter
ihnen der berühmte spanische Hornbläser D. .fuan Plü**) und der italienische
Violoncellist Domenico Bonoucini, der 1737, im Alter von fünfundachtzig
Jahren noch in Lissabon wohnte.***) Von den Kirchencomponisten Portugals,
nach der Epoche des D. Joäo IV, werden wir nur einige nennen.
Antonio Marques Lesbio (1639 — 1709), Kapellmeister des Königs
D. Pedro IL, der in seinem Lande bedeutenden Ruf hatte, den zu con-
troliren uns jedoch nicht möglich ist, da seine Werke nicht erhalten sind.
Seine Gesangscompositionen, sowol kirchliche wie weltliche, waren äusserst
zahlreich. Die Mode, für eine sehr grosse Anzahl von Stimmen zu schreiben,
hatte sich während des 17., ja sogar bis ins 18. Jahrhundert hinein immer
noch erhalten. Barbosa Machado citirt von Marques Lesbio zwölf-
stimmige Werke: Francisco de Valhadolid von Madeira schrieb Messen
für sechzehn und Antonio Teixeira eine für zwanzig Stimmen, ausgeführt
in Lissabon 1734.
Wir haben früher in einer Anmerkung, die besten Kirchencomponisten
der Epoche von Evora genannt; in Lissabon standen in hoher Achtung
Sebastiäo da Costa (f 1696), Fr. Diniz dos Anjos (f 1709), Christovuo
da Fonseca (f 1728), Nunes Pereira (f 1729), Henrique Carlos Correa,
Fr. Manuel dos Santos (f 1737), Schüler von Lesbio, Manuel Soares
(f 1756), der fruchtbare Silva Moraes, Kapellmeister der Kathedrale, und noch
mancher andere, darunter der vielbeklagte Pedro da Conceieao, ein junger
Künstler von hervorragender Begabung, gestorben 1711 im Alter von einund-
zwanzig Jahren.
Als aussergewöhnliches Talent muss noch Carlos de Seixas (1704 bis
1742) genannt werden, welcher an der Basilika des Patriarchen in Lissabon,
bereits mit sechzehn Jahren das Amt des Organisten versah und an dessen
Leicheubegängniss, zweiundzwanzig Jahre später, ganz Lissabon theiluahm.
Ausser Kirchenmusik schrieb er hunderte von Toccaten für Ciavier und
achtundzwanzig dergleichen für die Orgel. Diese letzteren werden auf der Univer-
sität zu Coimbra noch vorhanden sein. Genannt sei noch Seixas da Fonseca,
ein brasilianischer Bischof, welcher in Florenz 1732 Sonaten für Ciavier herausgab.
D. Joäo V. hatte zu S. Jose de ßiba Mar eine Schule für den Choralgesang
(Cantus planus) gestiftet, an deren Spitze er einen venetianischen Mönch stellte.
Zu derselben Zeit fand auch der mehrstimmige gregorianische Gesang viel
Pflege. Methoden und Officicn für den Choralgesang wurden unter dieser
Regierung veröß'entlicht, von Villa Lobos, Vaz Barradas, Fr. Luiz
de S. Caetano und Fr. Domingos do Rosario, dessen nTJitatro ecclesiasticoa
von 1743 acht aufeinanderfolgende Auflagen erlebte.
Eine besondere Erwähnung verdient der Jesuit Thomaz Pereira (t 1692),
welcher seine ganze Kraft dafür opferte, den Geschmack an der christlichen
Musik unter den bekehrten Chinesen zu verbreiten. Er schrieb in ihrer Sprache
Kirchengesänge und sogar eine musikalische Abhandlung, welche der Kaiser
von China ins Tartarische übersetzen Hess.
*) Vasconeellos. Music. port. t. I, p. IUI u. Hg. ]£)isaio, p. 74.
**) Soi-iano Fuertes. Hht. X. IV, p. 83.
***) Fetis. Biofjraphie uiiir. t. II. p. 23.
Musikal. Convers.-Lexikou. Ergänzungisband. 33
514 Portugiesische Musik.
Bevor wir zu der dritten und letzten Epoche der Geschichte der portu-
giesischen Musik übergehen, zur weltlichen Epoche, beherrscht durch die
italienische dramatische Musik, müssen wir den Symptomen nachforschen, welche
im Laufe der Jahrhunderte, als Vorläufer dieser neuen Phase in der künst-
lerischen Entwicklung des Landes erschienen. Der Ursprung und die Ent-
wickelung des nationalen Theaters ist überdem einer der anziehendsten Ab-
schnitte der Literatur und Kunstgeschichte der Halbinsel.
Die ersten Spuren davon haben wir in den Gesängen des Heidenthums
wahrgenommen, die unter der Form der Volkshymnen der Arianer und der
Priscillianisten, welche später einen integrirenden Theil der mosarabischen
Religion ausmachten, Einbruch in den christlichen Cultus thaten. Da ist der
Ursprung der volksthümlichen Loa zu suchen, welche, nach Theoph. Braga,
in der Provinz Minho noch zu finden sein dürfte. Neben den Loas kam die
Vilhancete auf, eine Variante der heidnischen Gesänge auf die Monate des
Jahres (maias und janeiras) christlich gewendet, welche später in die ersten
dramatischen Versuche des Juan de la Encina und des Gil Vicente mit
überging.
Dies sind die Früchte der volksthümlichen Schöpferkraft der ersten
Jahrhunderte. Zur Bereicherung des katholischen Cultus trugen noch die
Neuerungen von aussen bei. Man rechnet sie und mit Recht unter die con-
stituirenden Elemente der dramatischen Kunst in Portugal. Schon früh führte die
Geistlichkeit die Mysterien ein, welche ohne Zweifel nichts anderes als die au tos
sacramentaes der nachfolgenden Jahrhunderte waren. Zu diesen andächtigen
Vorstellungen gesellten sich bald die Possenspiele der Jongleure provenzalischer
Abstammung, welche sich in Spanien schon lange vor der Regierung Alfons
des "Weisen vorfanden. Dieser nun versuchte durch eines seiner schon früher
erwähnten Gesetze, die profanen Schauspiele aus der Kirche zu verbannen, und
nur die, von Geistlichen ausgeführten Vorstellungen der Geburt, Anbetung
und der Auferstehung aufrecht zu erhalten. Unter dem zweiten König
D. Sancho I. (1185 — 1211) gab es in Portugal, wie wir gesehen haben,
Bob OS und Fargantes, welche wahrscheinlich ausserhalb der Kirche arre-
m'edilhos, eine Art von Possenspielen aufführten.
Bobo und Far^ante war gleichbedeutend mit maninello, chocarreiro,
bufäo (für die Frauen bufana oder die spanische soldadera), trejeitador
und truäo (es gab auch maurische)*). Diese bildeten auf der Stufenleiter der
herumziehenden Komödianten die niedrigste; der jogral**) (Jongleur), der zuweilen
aber mit dem gewöhnlichen Possenreisser verwechselt wurde, die höchste Stufe.
Im allgemeinen wurde der Stand der Jongleurs als vollständig herabwürdigend
nicht angesehen. Die Musiker der Kirche hiessen zur Zeit D. Affonso V.
jograes clerigos. ***) Es gab sogar unter ihnen solche, die an den Tänzen
und Vorstellungen der au tos theilnahmen, eine Praxis die ihnen aber später
untersagt wurde, f)
"Während der Prozessionen der grossen Festtage ("Weihnachten, drei Könige,
Ostern) und auch in der Kirche fanden die Vorstellungen der autos sacra-
mentaes statt. In einer seiner bewundernswürdigen Novellen (a Abobada)"j*f ),
beschreibt Alexander Herculano eine dieser, den Königen Mages geweihten
Vorstellungen, welche im Jahre der Gnade 1401 im Innern des Tempels von
Batalha auf einer daselbst aufgerichteten Estrade stattfand. Man sang dabei
zwei Löas, componirt von einem der berühmtesten Jongleure der Epoche. In
Spanien wurden im 14. Jahrhundert, nach Hita, diese Loas mit Begleitung
der Laute gesungen. So war der Jongleur Autor, Darsteller und Musiker in
*) Viterbo. Elucidario.
**) Herculano. Mojige de Cister, t. II, p. 256.
***j Ordena^ao Affonsina 1446, Buch III, Tit. 85, §. 18.
t) Const. synod. (von Lissabon) Ausg. 1737, p. 238.
tt) Lendas e narrativas.
l'ortugiesisclio Musik. 515
einer Person, uud nacli der Forschung von \\'iixel*) nliegegiiet man in Gil
Vicente dem letzten, zugleich auch dem volkbthüiulichsten und liervurragendbten
Repräsentanten derselben.«
Man weiss, dass die Werke dieses Poeten, für welche, um sie lesen zu
können, Erasmus das rortugiosischo erlernt hatte, in der That das kostbarste
Denkmal für das Studium des Geistes und der Geliräuche des portugiesischen
A'olkes, im Anfange des IG. Jahrhunderts, bilden.
Bevor wir auf dem Theater dieses Poeten verweilen, müssen wir über
eine andere Gattung scenischcr Vorstellungen, die an den Höfen der Könige
D. Affonso Y. und D. Joäo II. sehr beliebt waren, noch einige Worte sagen.
Wir meinen die mumos, welche allgemein für mimische, mit Musik uud Tanz
begleitete Vorstellungen galten.**) Die frühesten fanden bei den Hochzeits-
feierlichkeiten zu Lissabon (1451) und zu Evora (149U)***) statt. Der König
und die Mitglieder seines Hofes nahmen in Person an dieser Art von Schauspiel
theil. Jedoch nicht immer waren die mumos Pantomimen. Man icennt
beispielsweise ein mömo aus der Eegierungszeit D. Joäo II., welches dem
Grafen Vimioso zugeschrieben wird, und bei welchem ein Engel kam um eine
cantiga zu singen. Es war dies ein der Pantomime eingeschaltetes Zwischen-
spiel (intermez). Garcia de Resende spricht auch von »mumos reaes«, reich
an Erfindung und »differenqas de intremezes« (Verschiedenartigkeit der
Zwischenspiele). In der That waren die Zwischenspiele in Spanien seit den
letzten Jahren des 14. Jahrhunderts f) bekannt, und wenige Jahre später,
wie es in den alten portugiesischen Versen des Alvaro de Brito heisstyi'), durch
Flamengos, Genovezes, Frorentyns e Castelhanos nach Portugal ge-
bracht worden. Man weiss, dass D. Joiio IL ijortugiesische dramatische Künst-
ler, damit sie sich vervollkommneten, nach Italien geschickt hatte.
Zu derselben Zeit, um 1492, war das spanische Publikum eingeladen worden,
den Eklogen des D. Juan de la Enciua beizuwohnen, die ersten theatralischen
Erzeugnisse, werth dieses Namens, welche auf der Halbinsel Fuss fassten.ftt)
Sie wurden 1496 veröfl'entlicht. Ein Jahr früher bestieg D. Manuel den Thron
von Portugal. Er unterhielt an seinem Hofe spanische Schauspieler (chocar-
reiros castelhanos. *t) Erst 1502 war es, als ein früherer Student der
Rechte, genannt Gil Vicente (1470 — 1536) am Hofe zu Lissabon seinen
Monolog des Hirten (monologo do Vaqueird) aufführte, ein in Portugal ganz neues
Schauspiel, dem bis 1536 eine ganze Reihe weiterer Stücke folgten, die ebensowol
in der königlichen Kapelle, wie bei den Prozessionen und in den Gemächern
des Königs aufgeführt wurden, in Lissabon, in Evora oder Coimbra, denn
der berühmte Poet folgte dem Hofe, wohin er sich auch begab.
Gil Vicente ist ein sehr viel bedeutenderer Autor als sein spanischer
Vorgänger, welcher aber trotzdem, wenn es auch Herrn Theophil Braga**T)
missfallen sollte, Einfluss auf ihn geübt haben wird. Die oben augeführten That-
sachen beweisen, dass Gil Vicente, Encina gekannt haben muss, um so mehr,
als er sich vielfach der castilischen Sprache bedient, und in seinen, für den
Gesang bestimmten Fragmenten, diese sogar fast ausschliesslich zur Anwendung
**\
*) Estudox, cap. \'.
**) Trigoso. Memor. sohre u theafro poH., p. 45.
***) Ruy de Pina. Chrou. d'elrei D. Joäo IL, p. 126 vmd fiarcia de Rosende Chron.
p. 178, nahezu dieselbe Jieschreibuug gebend,
j) Haret. Kist. de la litt, esp., p. 235.
■\-\S Cancioneiro gerat.
ttt) Garcia de Resende hatte gesagt:
Posto que Juan del Encina
O Pastoril comeiou ....
*t) D. de Goes. Ohm^ t. I, j). H.
**-!-) Hist. do iheatro vort., t. 1, p. 31. Man sehe Anhang VI dir Hamburger Aus-
gabe des Gil Vicente, welche Thatsaclien enthält, die den Ansichten des Th. Draga
widersprechen.
33*
516 Portugiesische Musik.
bringt.*) Theoph. Braga, verführt durch das Aehnliche der Persönlich-
keiten des Gil Vicente mit den französischen bazochit-ns, gleichzeitig
Autoren und Schauspieler, war geneigt, in seinen "Werken den EiuÜuss der fran-
zösischen Dramen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu entdecken. Wir
sind mehr geneigt, spanischen Einfluss anzunehmen, obwol hinwiederum die
Superiorität der Werke des portugiesischen Autors diese den Dramaturgen des
Nachbarreiches zu Mustern werden liess.
Die Musik nahm auf dem Theater des Gil Yicente einen wichtigen
Platz ein. Ueber die musikalischen Formen, welche dabei zur Anwendung
kamen, hat Waxel in seinen Werken**) alle vorhandenen Hindeutungen in
Betrachtung gezogen. Wenn in den Farcen und Komödien die Musik nur
geringeren Antheil hat (im Auto dalndia gar keinen), so nimmt sie dagegen
in den Werken der Andacht, in den Tragikomödien einen breiten Platz ein.
Fast jedes Stück endigt mit einem Tanze (bailado)***) oder einem Gesänge.
Theophil Braga entdeckt hierin eine Entlehnung aus den französischen
Mysterien. Thatsache ist, dass die portugiesischen Volksgesänge eine Haupt-
rolle darin spielen, obgleich ebenfalls mehrstimmige Stücke im Mensural- Gesang
(canto d'orgäo) darin enthalten sind. So begegnet man in der Nau d'amores
einer Musik dieser Art für vier Stimmen; gleicherweise in anderen Gesangs-
stücken für drei und vier, gleichzeitig gesungener Stimmen. In Farga
dos fisicos haben vier Sänger »a vozes esta ensaiada» auszuführen: En
el mes era de Maio ....
In der Tragikomödie o Tempi o de Apollo findet man ein Duo; die Tänze
sind zuweilen von zwei Chören begleitet, die miteinander abwechseln, sich
jedoch niemals vereinigen. In den Dialogen und Monologen ist der Gesang
oft der Eecitation untermischt ganz in der Art der Couplets in den modernen
Yaudevilles. Die Soli, welchen man darin begegnet, sind vilaneetes, can-
gojietas, cantigas, romances, cangöes <pastoris^ cantigas de hergo, cantigas maritimas,
canügas de negros, »in der Sprache ihres Landes«, ein Gesang der Teufel
r>muito desacordadav , ferner lateinische Gesänge und farcis. In der Farce
Quem tem farellos singt und spielt Hosado vor der Thür der Isabella eine
Serenade; in der Komödie die Comedia da Ruhena singt Dario und spielt die
Guitarre (viola). Auch fehlt es an Trompeten nicht.
Wer nun schrieb die Musik zu jenen, zuweilen enselladas genannten
Gesängen, von denen uns nur die Texte bekannt sind? Einige, wie wir gesehen
haben, kamen aus Frankreich f), andere wurden vom Autor selbst in Musik
gesetzt;ff) deutlich erklärt derselbe: in Auto da Sihilla y>cantiga feita e ensoada
pelo autor& und in der Sistoria de Dens »romance que fez o mesmo autor ao
mesmo propositov.. Die Tochter Vicente's, Paula Vicente, war eine gute Musikerin
und da sie bei den Werken ihres Vaters mitarbeitete, wäre es wol möglich,
dass die Musik von ihr herrührte.
Der Einfluss des Conciliums zu Trient begann nun aber bald sich
fühlbar zu machen. 1538 wurde durch ein Decret des D. Joäo III., jegliches
*) Seit zwei Jahrhunderten war das Kastilische in der Literatur Portugals in der
Mode, vornehmlich für die Dichtungen, die für die Musik bestimmt waren. Einer der
Nachahmer des Gil Vicente — Jorge Ferreira de Vasconcellos — beklagt sich,
dass man die portugiesischen trovas, obgleich sie den kastilischen oft voranstäuden,
verachte [Äuleqraphia, Ausg. von 1619, p. 661, und später entschuldigt sich Manuel de
Pinho in der Vorrede des zweiten Theiles seiner rilhancicos (1618) zwei oder drei vil-
hancicos über portugiesische Worte in Musik gesetzt zu haben, indem er anerkennt, dass
»der Christus U. H. weder portugiesisch noch castilisch sei!«
**) Estudos, cap. V.
***) Es sind folias, chacotas und im Auto da Sihilla Cassandra ein hailado de ter-
reiro de tres por tres.
j) Eine französische chanson fing an: Ay de la noble villa de Paris .... Obras
Bd. I, p. 92.
tf) Vasconcellos. 3Ius. port., t. I. p. 118, glaubt zu wissen, dass Gil Vicente auch
Kirchenmusikstücke geschrieben habe.
Portugiesische ^[u.sik. 517
auto profanen Inhalts bei religiösen Ceremonien verboten, auch erschienen
von dieser Zeit bis 1585 eine ganze Reihe Verordnungen der Geistlichkeit,
welche diese in mehreren Diöcesen des Königreiches und der Inseln bekannt
machten, und durch welche sie ihrerseits ganz wie es 1505 das Conciliuin zu
Toledo in S2)anien*) gethan hatte, die Auto's untersagte.
Die Verfassung des Bisthuras zu Coimbra (1591) ging noch weiter und
verdammte in gebieterischer Form sogar die hieratischen au tos. Ungeachtet
dessen bestand der Gebrauch weiter fort und die Iiisulana**) theilt uns mit,
dass zu Madeira im 17. Jahrhundert die Prozessionen zusammengesetzt waren
aus: .... joijos, danpas, mascaras, J'olias, canas, toitros, comedias, sacros cantos,
artißciosos fogos e actos sanctos ....
Zu Braga in Minho führte 1729 eine Prozession unter Anderem einen
Tanz (bayle) mit Menuetten, Arien, Duos u. s. w. aus, und nach Theoph.
Braga***) hätte sich der Gebrauch der autos sacramentaes unter dem Land-
volk auf den Azoren, bis auf den heutigen Tag erhalten.
Den Verfolgungen, welche gegen die weltlichen Theatervorstellungen ge-
richtet waren, folgte sehr bald, 1536, die Einführung der Inquisition. Die
ersten drückenden Massregeln reichen bis in's Jahr 1541 zurück, und durch
den Index der vom römischen Hofe verbotenen Bücher von 1564, 1581 und
1597, und vor allem des von 1624 t) wurde ein guter Theil der dramatischen
Literatur des Landes unterdrückt. Aber trotz dieser Verfolgungen blühte die
Schule des Gil Vicente während der ganzen Dauer des 16. Jahrhunderts
fort, soviel Saft und Lebensfähigkeit war in der National-Literatur vorhanden.
Im folgenden Jahrhundert warf seine Schule noch einige Strahlen auf die
öffentliche Schaubühne in Lissabon, genannt Pateo das Areas (1591 — 1755)
und zu Santa rem mit den Stücken des Mulatten Pires Gonge. Als letztes
L'eberbleibsel des portugiesischen nationalen Theaters ist das Stück des berühm-
ten D. Francisco Manuel de Mello anzusehen, betitelt: Auto do Fidahjo Aprendiz
(1641). Vom Ende des 17. Jahrhunderts an prädominirt der spanische Ein-
fluss, was ohne Zweifel mit der Ankunft der besten Truppe von Madrid, in
Lissabon 1672, im Zusammenhange steht.
Gleichlaufend mit dieser, im eigentlichen Sinne komischen Schaubühne,
bestand in Portugal noch ein Genre dramatischer Vorstellungen, die zu
gleicher Zeit weltlich und kirchlich waren, und eine der originellsten Seiten
in der Geschichte des musikalischen Dramas bilden. Wir wollen vom drama-
tisirten vilhancico sprechen, sehr verschieden von der italienischen Oj^er,
deren Ursprung klassisch ist, während derjenige des vilhancico rein volksthüm-
licher Natur ist, im Dunkel der Zeiten sich verlierend. Später unterlag das
vilhancico ein wenig den Einflüssen der Formen des modernen lyrischen
Dramas, welches seinerseits damit endigte, es schliesslich völlig und zwar in
ziemlich ungestümer Weise zu verdrängen. Theoph. Braga ff) schreibt dem
religiösen Charakter des vilhancico den Umstand zu, dass es sich zu einer
wirklichen nationalen Oper nicht hat entwickeln können. Diese Ansicht ist
indessen um so weniger annehmbar, als, wie wir sehen werden, das vilhan-
cico sich verweltlichte, nicht allein unter der Form der volksthümlichen
loa, sondern auch unter derjenigen rein artistischer Versuche, die vornehmlich
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts glücklich zu Stande kamen. Der
Kampf gegen ein so entwickeltes Genre, wie es das der italienischen Oper,
*) Acta II, cap. 2.
**) Waxel. Alauns frafos etc., III. Artikel.
***) J//.S-/. do theatro fort., t. II. p. 119.
7) Die Wirkung diet^es Index wurde 1772 durch den Marquis von Pombal auf-
gehoben, welcher an Stelle desselben ein permanentes Bureau für Censur einrichtete
(real mesa censoriai.
tt) Rist, do Tlieatro port., t. II, p. 356.
513 Portugiesische Musik.
im Augenblicke ihrer Eiuführuug in Portugal war, verlangte vom Mitbewerber
eine grosse musikalische Befähigung, die sich auf eine nationale Musik von
ursprünglichem Charakter gründen durfte. Dies ist es, was zu allen Zeiten
Portugal gefehlt hat; daher ist auch seine dramatische Musik nicht aus den
Windeln gekommen und konnte in diesem primitiven Zustande neben der
italienischen Oper eine Mitexistenz nicht haben. Die Einführung dieser war
das Signal für das Verschwinden des vilhancico, sowol des kirchlichen, wie
des weltlichen, und die vorhandenen Kräfte des Landes begaben sich von da
an in den Dienst der fremden Schaubühne.
Das vilhancico als musikalisch dramatische Vorstellung ist, wie Theoph.
Braga*) meint, ein Nachkomme der italienischen Schäferspiele. Wir sind nicht
dieser Ansicht, sondern glauben vielmehr dass es von den alten, durch die
ungenannten Autoren der aiitos sacramentaes und durch Gril Vicente er-
weiterten loas und villi ancetes abstammt. Das zweite Stück von diesem:
Auto pasioril castelhmio (1502) wurde bei den Weihnachtsfrühmessen aufgeführt,
ganz wie später die vilhancicos und enthielt nicht allein am Schlüsse des
ersten Monologs des Gil ein Gesangstück, sondern auch eine cangoneta und
ein spanisches villancico.
Aehnliche Beispiele sind in den Werken des Schöpfers des portugiesischen
Theaters und in denen seines Nachfolgers sehr zahlreich vorhanden. Unter
D. Sebastiao **) führte man zwischen jeder Gebetsstunde (Hora), eine
chan^oneta aus, und nach jedem Nocturn eine comedia oder eine farga;
diese wurde immer mit Musik beschlossen, sogar mit einem Gesänge mit Be-
gleitung der Guitarre. Während der Reise desselben Königs in Spanien, wurden
die Rollen der Priester in diesen Stücken von Castraten ausgeführt, welche
beispielsweise bei Gelegenheit einer Abendgesellschaft beim Herzog von Alba
irmnitos modos de vilancicos e chacotasa ausführten. Ist dies nicht der Keim
zum dramatisirten vilhancico? In den ersten Jahren der spanischen Herr-
schaft erschien dieses nur noch wie ein losgelöstes lyrisches Stück, so wird es
in den verloren gegangenen Compositionen von Ledesma, Juan de Luque
und Fernandes gewesen sein, so ist es aufbewahrt (wenigstens was den Text
betrifft) in den beiden Sammlungen der vilhancicos und romances des
ministril Manuel de Pinho, gedruckt zu Lissabon 1615 und 1618.
Während der spanischen Herrschaft kam noch ein anderes Genre sceni-
scher Vorstellungen, mehr als die andern in Aufnahme. Die tragicome-
dias, welche die Jesuiten in ihren Collegien zu Lissabon, Evora, Coimbra,
Braga und auf den Inseln, selbst in Brasilien***) aufführen Hessen. Diese
Geistlichen, nachdem sie 1578 die italienischen Schauspieler aus Lissabon f)
hatten vertreiben lassen, entfalteten eine der prunkvollsten Inscenesetzungen
bei den grossen von ihren Schülern aufgeführten Schauspielen, ff) Sie nahmen
darin Tänze und Gesänge in portugiesischer Sprache auf, während die Verse
lateinisch recitirt wurden.
1570 schrieb der Jesuit Luiz da Cruz den Text und die Musik der
Tragicomödie Sedecias, welche erst füufunddreissig Jahre später veröffentlicht
*) Eist, do th. fort. t. n, p. 348.
**) Man sehe das Fragment, des, dem Viscondc de Juromenha zugehöreudeu Manu-
scripts, aufgenommen in den Estudos von Waxel ain Ende des IV. Cap.
***l Jose Silvestre Ribeiro. Eist, dos estabelecimentos scientißcos etc. t. IV (1874),
\). 322. Von 1559 an führten die Jesuiten zu I5ahia den Unterricht in der Musik ein.
In den Kirchen der Dörfer indischer Bekehrter, war seit dem 17. Jahrhundert der Men-
suralgesang geübt {canto d'orgao). Die Flöten und die Guitan-en waren daselbst verbreitet.
-f) Man sehe Tragicae comicaeque actiones, 1605.
tt' Das Prototyp dieser Stücke waren die kastilischen Zauberkomöilien des Portu-
giesen 8imäo Machado: Comedia de Diu und Encanfos de Älfea, welche Theoph. Braga
{Eist, do th. port., t. I, p. 293 u. flg.) als unvollendet und nnaufführbar bezeichnet, während
dem nach Alphonse Royer (Eist. univ. du theutre, t. II, p. 312) das zweite dieser Stücke
in Porto mit viel Verwandlungen, Maschinerien, Ballets und Musik aufgeführt worden ist.
Portugic'dische Musik. 519
■wurde. Der Verfasser sagt in der Vorrede seiner Sammlung, dass bei den
Tragikomödien immer Flöten zur Anwendung kamen und dass diese Stücke
gewöhnlich mit grossen Chören beschloä.sen wurden. In der berühmten Tragi-
komödie, die königliche genannt, aufgeführt 1610 im Collegium St. Antonio zu
Lissabon bei Gelegenheit des Einzugs Philipps III, in diese Stadt, war ein
Chor von dreihundert Stimmen vorhanden. Die Musik dieses Stückes wurde,
wie INI im OSO Sardinha, der Geschichtsschreiber dieser Feste, mittheilt, von
den besten IMusikern Lissabons, zu denen jedenfalls der Jesuit Jose Leite,
selbst Autor der allegorischen ein Jahr später aufgeführten Tragikomödie Anyola
triumphantc, gehörte, in sechsuudzwanzig Tagen compouirt. In dieser letzteren
ist ein Chor bezeichnet: »^e vozes e de instrumentos muito ajustadosa*^
Während der spanischen Herrschaft war es auch, dass die villi ancicos
sich bis zu jenem Punkte entwickelten, wirkliche in Musik gesetzte Comödien
zu sein. Die volksthümliche Sphäre verlassend aristokratisirten sie sich, und
drangen in die Kapellen der Paläste ein. Der Herzog von Braganya hatte
sie bereits 1637 oder vielleicht noch früher, in seine Privatkapelle zu A'illa
Vi^osa bei Elvas, aufgenommen, indem er sie bei den "Weihnachtsfrühmessen
ausführen Hess.
Drei Jahre sjjäter nahm sie D. Joäo IV. von Braganra, als er König von
Portugal wurde, auch in die königliche Kapelle zu Lissabon auf.
Nach der Meinung eines spanischen Aesthetikers**), ist das vilhancico
zu allen Zeiten eine, für die Musik bestimmte Dichtungsform gewesen. Theo^jh.
Braga***) setzt indessen voraus, dass gewisse coplas darin recitirt worden
wären, vornehmlich alle diejenigen von regelmässig metrischer Form. Xach
dem äusseren Ansehen, so wie es sich schliesslich in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts darstellte, war das vilhancico aus drei Nocturnos zusammen-
gesetzt, deren jedes aus zwei vilhancetos gebildet war, die \vieder aus einer
lutroduction, einer Romanze, einem estribilho und coplas bestanden; jede
vilhancete war von der andern durch ein Responsorium geti'ennt.
Die Anzahl der Compositionen dieses Genres, von denen man nur die
Libretti aufbewahrt hatj), war sehr gross; in dem, 1649 veröfientlichten
Catalog D. Joäo IV. sind 2250 derselben verzeichnet. Beinah die Hälfte ent-
stammte der Feder nur zweier Componisten: Fr. Francisco de Santiago
(f 1646), ein Barfüssermönch von Lissabon, der in Sevilla lebte, und 574
diese Stücke mit Musik versah, und Gabriel Diaz, wahrscheinlich ein
Spanier, der an der Kapelle Philipps IV. Sänger gewesen warft) und
welcher deren 497 in Musik setzte. Die andere Hälfte der Sammlung der
vilhancicos, welche mit der königlichen Bibliothek zugleich verschwand,
war aus den "Werken von vierundneunzig Musikern zusammengestellt, von
denen einige fünfzig Portugiesen waren, die übrigen Spanier und einige
Flamänder, darunter Gery de Ghersem.ffj) Auch in den vilhancicos trat
die der Schule des Duarte Lobo anhängende Tendenz, der verwickelten Formen,
zu Tage; einige des Felipe de Magalhäes, die sich iu der königl. Bibliothek
befanden, waren siebenstimmig. Gegen das Ende der Regierung des D. Joäo IV.
componirte, dessen Bibliothekar Frovo dergleichen für vier und sechs Stimmen;
unter D. Pedro IL, der Epoche, in welcher das vilhancico sich in seiner
'1 Dies Genre von Stücken war in den Jesuiten-CoUegion bis zur Vertreibung des
Ordens durch I*ombal üblich. 1753 wuivle nocli eines derselben im Collegium zu Coimbra
aufgeführt.
**) Reugifo. Arte poet. esp. cap. 29.
***) Hist. do fhcatro porf., t. II, p. H57.
fl Eine enorme Sammlung dieser Libretti besitzt die Universitätsbibliothek zu
Coimbra; cini' andere Marques. Nach der Rechnung Vasconeellos hat man nicht weniger
als 532 Te.xte von rilhancicvs, dii- meisten zu Lissabon und zu Evora veriirtentliclit.
77) Soriano Fuertes. Ilint. de la mux. esp., vol II, ]). l!S5. D. Joäo IV. lobt iu
seiner Defensa sehr eine Motette: 'Asstanpsif Jesus> von Diaz.
ftt) Vasconeellos. Ensaio, ]t. 18.
520 Portugiesische Musik.
besten Blüte befand, schrieb der königliche Kapellmeister Lesbio eine beträcht-
liche Menge für acht, elf und sogar zwölf Stimmen.
Der Text der meisten vilhancicos war kastilisch: Von denen die sich
auf der königlichen Bibliothek befanden, waren von 2259, 2191 kastilisch.*)
Manchmal indessen ist spanisch mit portugiesisch untermischt; in dieser
Sprache allein waren auf der Bibliothek nur 37 vilhancicos vorhanden, beinah
die gleiche Anzahl in einem, mit dem galizischen gemischten Jargon, 58 die
Sprache der Neger parodirend, 14 baskische, ein maurisches und ein franzö-
sisches vilhancico. Diese Jargons, welche etwas an das Latein der Mediziner des
Moliere erinnern, geben sie nicht Zeugniss von dem TJebergewicht des burlesken
Elements der Stücke, die in der Kii-che, in den Intervallen der verschiedenen
Abtheilungen des Abendgottesdienstes gespielt wurden?
Die durch das Concilium zu Trient erweckten religiösen Bedenken waren,
wie wir schon erwähnten, die Quelle jenes Krieges, der gegen das profane
Element der Volksvorstellungen erklärt wurde; man endigte damit, die Angriffe
auch auf die kirchlichen Stücke auszudehnen, die trotz des, sie auszeichnenden
lasciven Charakters vom Hofe sehr begünstigt wurden. Die Thronbesteigung
des bigotten Königs D. Joäo V. sollte diesen rigoristischen Tendenzen freien
Lauf verschaffen, und es währte nicht lange, so wurde dies Genre von Vor-
stellungen auf seinen Befehl untersagt. 1723 wäre nach Marques**) das letzte
vilhancico in Lissabon, wo dieses Genre von 1702 — 1722 auch von der Brüder-
schaft der heil. Cäcilie sehr cultivirfc worden war***) gesungen worden. Von 1709
an waren diese Stücke einigermassen den Formen der italienischen dramatischen
Musik unterworfen; man nahm arias und arietas auf, selbst recitatifs,
welche übrigens in Portugal schon seit der Zeit D. Joao IV. bekannt waren.
Das rein kirchliche vilhancico oder oratorio, wie man es nach 1722 nannte,
welches jedoch mit den italienischen Oratorien, die später in den königlichen
Theatern zur Aufführung gelangten, nicht verwechselt werden darf, bestand
noch einige Zeit fort.
In dem Augenblick, in welchem die, gegen das weltliche Element der
für die Kirche bestimmten Stücke gerichteten Verfolgungen erneuert wur-
den, kehrte das vilhancico in der Form der volksthümlichen, dramatisirten
loa, welche immer gesungen wurde, zu seiner Quelle zurück; man findet diese
im 18. Jahrhundert in den Klöstern und in den Collegien. Auch auf die ersten
Versuche der dramatischen Musik, welche in Portugal auftauchten, übten die Tragi-
komödien gleichen Einfluss. Die Stücke der Jesuiten lieferten ihnen die Vorbilder
für die Inscenirung, so wie die vilhancicos die für die Musikformen. Die Tänze
welche sowol bei den Prozessionen wie bei den momos, den autos des Gil
Vicente und den Tragikomödien der Jesuiten seit langer Zeit gebräuchlich
waren, werden wol die Kosten aller jener, unter D. Joäo IV. unter der Benennung
ballets (bayles) aufgeführten Stücke, bestritten haben. Thome de Tavora
de Abreu schrieb deren vier, unter folgenden spanischen Titeln: -oel Marinero
ferdidod; »las Quexas de Cynthiaa.; -ola Justicia que hiso Parisa ; «el Galan en
SU reHro(i;-f) ob sie zur Darstellung gelangten ist jedoch keineswegs erwiesen,
ebensowenig von jenen Opern, für welche in derselben Epoche (gegen 1641)
D. Francisco Manuel de Mello, als er von einer Reise nach Italien zurück-
kam, die Dichtungen schrieb. Theoph. Braga giebt die Analyse eines dieser
Libretti, betitelt »Juicio de Paris«.jf) Erst im 18. Jahrhundert findet man
*) Vasconcellos, Ensaio, p. 19.
**) A Arte musical von 1875, Nr. 56.
***) Die Gründung dieser musikalischen Gesellschaft, welche noch besteht, wird dem
Pedro Thalesio zugeschrieben. Er wird sie vor seiner Ernennung zum Professor der
Musik in Coimbra, 1613, ins Leben gerufen haben. Siehe Vasconcellos. Mus. porf. t. II, p. 191.
t) Th. Braga. Hist. do th. fort, t. II, p. 349.
tt) Item p. 351 u. flg. Derselbe Autor bringt (ö. 350) eine der_ seltsamsten That-
sachen zum Vorschein, die, wüsste man ihren Ursprung, Licht auf eine der dunkelsten
Partien in der Geschichte der Entstehung der Opern werfen würde. Bis dahin kannte
Portugiesische Musik. 521
bestimmte Hinweise, iibei- Darstellungen lyrischer Stücke, die dem Typus der
dramatisirten 10a sehr nahe kommen. Ihr Verfasser war der Abt Luiz
Calisto da Costa e Faria, ein Portugiese (geboren in Guarda 1679), die
Libretti jedoch waren kastilisch, ganz wie diejenigen der vilhancicos. Das
erste Stück von Costa e Faria wurde zum Namenstage des Königs D. Joao V.
am 24. Juni 1712 am Hofe der Königin Marie von Ocstreich aufgeführt und
hiess: vFahula de Alfeo e Arcfusa«. Auf dem unteren Titelblatt des erhaltenen
Libretto steht: yyj'esta harmonica con toda la variedad de insfrumienlox tnusicos«.
Am 22, Oktober des folgenden Jahres, dem Geburtstage des Königs, führte
man im königlichen Palast ein "neues Stück desselben Autors auf: nEl poder
de la Harmoiiiaa, bezeichnet als nfiesta de zarzuda<i. Theoph. Braga*) giebt an:
noch Kenntniss von einer anderen zarzuela desselben ^Musikers zu haben,
welche 1716 im Kloster der Sta. Clara in Lissabon aufgeführt wurde. Man
darf aber auch nicht vergessen, dass nach Barbosa Machado dieser Componist
gleicherweise auch die Musik zu den letzten vilhancicos schrieb, welche in
Lissabon von 1710 — 1723 gesungen wurden.**)
Der Eiufluss der Tragikomödie der Jesuiten, vereinigt mit dem ersten
Leixchten der italienischen Oper im Lande, liess etwas später ein neues Genre
von lyrischen Vorstellungen, diesmal in portugiesischer Sprache entstehen,
welche bis zum heutigen Tage in der Geschichte des portugiesischen Theaters
unter dem Xamen y>Operas do Judeui (Opern des Juden) berühmt sind. Der
Verfasser dieser Stücke war der Advokat Antonio Jose da Silva (1705 bis
1739), ein getaufter Jude aus Brasilien, welches Land er im Alter von acht
Jahren verlassen hatte. Seine Familie war von der Inquisition verfolgt worden,
er selbst, nachdem er zwei Jahi'e in den Kerkern des Ketzergerichts in Lissabon
zugebracht, wurde lebendig verbrannt. Und dies war im 18. Jahrhundert, das
bedeutendste Talent des portugiesischen Theaters!
Ira Theatre do Bairro Alto wurden von 1733 — 1738 acht Stücke dieses
Antonio Jose da Silva***), welche einen allgemeinen Erfolg errangen, aufgeführt;
das eine derselben -nGuerras de Alecrim e Mangeronaa, ein ausgezeichnetes Bild
portugiesischer Sitten, erhielt sich bis 1787 auf dem Repertoir. Diese Stücke
waren grosse Ausstattungsstücke, wie die Tragikomödien der Jesuiten; die
besten Dekorateure von Lissabon, Simäo Nunes an der Spitze, sorgten für
Dekoration und Maschinerie. Jedoch waren die Judenopern Komödien, in
denen der Musik ein breiter Platz eingeräumt war. Wie die spanischen aus zwei
oder drei Akten bestehend, unterschieden sie sich von den kastilischen Komödien
durch die Verbindung der Recitation mit dem Gesänge: man schaltete modin-
has ein, portugiesische Romanzen, welche sich in Brasilien unberührt von jedem
fremden Einfluss erhalten haben. Die Popularität der italienischen Oper seit
man die Autoren von Orfeo ed Euridice, 1647 am Hofe Ludwig des XIV. aufgeführt,
nicht. Chouquet {Rist, de la mus. dram. en France, p. 92) beweist, dass es Oifeo von
Montevorile nicht gewesen ist. Th. Ikaga nun orklärt, dass der Autor tlieser "musika-
lischen Tragödie . der berühmte portugiesisrhe Franziskaner Fr. Fraucisco de St. Agostinho
de Macedo, Professor der Philosophie in Padua, gewesen sei.
*l Eist, do th. port. t. III, p. 330.
** I Ebensowol am Pateo da Rua dos Condes als am Theater do Bairm Alto, befanden
sich in jener Epoche Truppen spanischer Schauspieler. Zu der einen derselben gehörte
wahrscheinlich eine Schauspielerin von Madrid, Namens Ganiarra, berühmt in Lissabon
durch ihre Schönheit und galanten Abenteuer. Sie wird — und das ist eins der urifiinell-
sten Zeichen der Zeit — den Schleier genommen haben, um die Maitresse eines Marciuis
de Gouvea zu werden, denn nach dem Tode desselben verliess sie das Kloster wieder,
um nach Maih-id zurückzukehren und ihre Kiiustlercarriere wieder aufzunelmien. Was
die portugiesischen Schauspieler dieser Epoche anbetrifft, so nennt man wol einige, aber
Antonio Jos6 beklagt sich über ihre Rohlieit und ihren Mangel an Cultur.
***) ll Vida do grande D. Qui.rofe de la MaiicJni (17331; 21 JCsupiada (11341; 3) os
Encantos de Medea (1735); 4) Anip/ii/friöen; b) Lahyrintho de Creta (1786); 6) Guerra^
de Alecrim e Manqerona; 7i as Var'iedades de Prof'eo (17371; 8) Preripicio de Phaefonfe
(1738). Wahrend 'der Arbeit dieses letzten Stückes wurde Antonio Jose in den Kerker
geworfen.
522 Portugiesische Musik.
1735 durch die Truppe Paghetti's, bewirkte übrigens, dass Antonio Jose
auch seinerseits von der nationahjn Fährte ablenkte: seine letzten Stücke ent-
halten bereits Arien im italienischen Geschmack.
Diese Tendenz nahm an demselben Theater, in den Jahren welche dem
Martertode des Autors der Opern des Juden folgten, sehr bedeutende
Dimensionen an: Alexander de Lima und andere Arrangeure, brachten
daselbst Nachbildungen der Libretti von Metastasio und von Apostolo Zenp
zur Aufführung, indem sie ab und zu ein vollksthümlich komisches Element
mit aufnahmen. Schon vor dem Erdbeben beklagte der Dichter Glar^ao in
seinem Theatro Novo die leidenschaftliche Liebhaberei für das Melodramatische,
als etwas aus der Fremde herstammendes und seufzte um die Existenz eines
nationalen Theaters; aber weder sein Protest noch die Anstrengungen der
Arcadia, einer literarischen Gresellschaft, welche während der zwanzig Jahre,
die dem grossen Zusammensturz von 1755 folgten, bestrebt war, das nationale
Theater wieder zu erneuern, konnten die Strömung auflialten, und die Nach-
ahmung des Italienischen herrschte beinahe ungetheilt, einmal in den, in Prosa
geschriebenen Stücken des Rocha e Saldanha, geschmückt mit modin has,
aber sehr entartet durch den herrschenden italienischen Stil, und dann durch
die grossen Spektakel- Stücke des Nicolau Luiz. Das nationale Schauspiel ging,
wie man sieht, nicht aus dem Vaudeville oder der Feerie mit Musik hervor.
Selbst viel später noch als Marcos Antonio den Versuch machte, an dem neuen
Theater des Salitre, welches 1782 von Simäo Nunes erbaut wurde, portugiesisch
singen zu lehren, gelangte man nicht dazu, eine ursprünglich portugiesische
Oper, sei es auch nur eine komische, zu schaffen. Wir werden in der Folge
noch darauf zurückkommen, nachdem wir uns zuvor noch mit dem Historischen
der Einführung und der Entwickelung der italienischen dramatischen Musik
in Portugal beschäftigt haben.
Theophil Braga, welcher die italienischen Schäferspiele aus dem Ende
des 15. Jahrhunderts für die Vorläufer der Oper ansieht, nimmt an, dass Sä de
Miranda, indem er gegen die Mitte des 16. Jahi'hunderts im solar von Perei-
ras eine seiner Eklogen (Nr. 7) zur Aufführung brachte, die dramatische
Musik im Genre der Schäferspiele*) in Portugal eingeführt habe, was eine
reine Hj'pothese ist. Eine andere, noch weniger annehmbare, würde die sein,
dass die, gegen 1578 durch den Einfluss der Jesuiten vertriebene italienische
Truppe, Opern aufgeführt hätte. Man darf nicht vergessen, dass Dafne von
Peri erst 1594 gespielt wurde und dass diese Art von Schauspiel dem Publikum
erst im Anfange des 17. Jahrhunderts zugänglich wurde. Die vocale Kammer-
musik der Italiener war längst in Lissabon bekannt und die "Werke (1665)
von Francisco Manuel de Mello enthielten yi Madriffales para musica al modo
ifalianoa, ebenso wie nGancionetasa und nBalalas al modo iialiano.v Padilha**)
erklärt, dass 1682 bei Gelegenheit der Anwesenheit des Herzogs von Savoyen
in Lissabon »man zum erstenmale italienische Musik gehört habe, die damals
so verlacht worden wäre, wie sie seitdem beliebt wurde«. Das werden vielleicht
Fragmente von Opern gewesen sein.
Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts findet man sehr bestimmte Hin-
deutungen auf italienisch-lyrische Vorstellungen, die jenen spanischen Zarzuelas,
welche am Hofe des D. Joäo V. an den Geburtstagen von den Mitgliedern der
königl. Familie aufgeführt wurden, auf dem Fusse folgten. Dieser Gebrauch
wurde im Laufe des ganzen Jahrhunderts aufrecht erhalten, nur dass von
1720 an die spanischen Stücke durch italienische Cantaten und Serenaden
ersetzt wurden.***) 1724 sang der berühmte Castrat Farinelli bei der portu-
giesischen Gesandtschaft in Rom eine Oper von Gasparini; der Hof von
*) jffist. do theatro port., t. II, p. 335.
***) // Trionfn della virtu 1,1120)^ le Ninfe del Tago (^1123), Dramma pasforale (1126)
und gli Sogni amorosi (1728).
rortugiesischo Mu-ik. 523
Portugal wird davon Kenntnlss erhalten haben ; auch uiiterniihra im darauf-
folgenden Jahre der, seit 1721 in Lissabon wohnhafte grosse Clavierspicler
Domenico Scarlatti eine Reise nach Italien*). Bald darauf kam er wieder
zurück und befand sich in der Eigenschaft eines königlichen Kapellmeisters
noch 1728 dort. Er stand an der Spitze eines Orchesters von einigen dreissig
Musikern, fast siimmtllch Fremde (Italicner, Spanier, Czechen, Franzosen) und
eines Chores von dreissig bis vierzig Stimmen, meistens Italienern.**)
Nach der Ansicht von Yasconcellos***) wäre es Domenico Scarlatti
gewesen, welcher in Portugal die wirkliche italienische Oper eingeführt hättet),
es ist uns jedoch kein Titel eines, unter seiner Direktion zur Aufführung ge-
kommenen lyrischen Dramas bekannt geworden (die vorerwähnten "Werke waren
nur Cantaten). Barbosa INIachadott) erw.ihnt, ohne sie namhaft zu machen,
sieben Opern »für sechs Stimmen und Orchester«, componirt von einem "Würden-
träger der Kirche des Patriarchen zu Lissabon, Antonio Teixeira, der in Rom
seine Ausbildung erhalten hatte. Diese Opern wurden mit vielem Erfolg in
den Jahren von 1728 — 1740 aufgeführt. Aus derselben Zeit sind noch die
Titel zweier Opern eines anderen portugiesischen dramatischen Componisten,
Francisco Antonio d'Almeida (in Musicos portuguezes von "Vasconcellos
weggelassen), erhalten: y>la Finta pazzaa und r>la Spinalba o vero il vecchio
matOK, die erstere wurde am Hofe im Carueval 1735 und die zweite am
4. November 1739 zur P^inweihung des königlichen Theaters von Ajudaftf)
aufgeführt. Dies wäre alles was wir von der königlichen Bühne, vor der An-
kunft des David Perez im Jahre 1752, zu berichten wüssten.
Gerade in diesen Zeitabschnitt füllt das Erscheinen einer ersten öflfent-
lichen und privaten italienischen Opern-Truppe in Lissabon, die daselbst glänzte.
Dieser Umstand dürfte zur Genüge beweisen, eine wie geringe Thätigkeit in
dieser Epoche von der königlichen Hofbühue entwickelt wurde. Ganz Lissabon
scheint von diesen italienischen Vorstellungen völlig hingerissen worden zu
sein und wie wir schon gesagt haben, wählte der König aus dieser Truppe
eine der untergeordneten Sängerinnen zu seiner Geliebten. Diese Truppe nun
kam 1735 von Madrid*!) und richtete sich alsbald im Theater da Trindade,
einem Kloster gegenüber gelegen, welches denselben Namen führte, ein. Das
unternehmen, welches von einem Alessandro Paghetti aus Bologna geleitet
wurde, nannte sich Academia de musica, während das Volk kurzweg Companhia
das Faquefas sagte. In der That befanden sich an der Spitze der Truppe
vier Sängerinnen, mit dem Namen Paghetti (die besten von ihnen waren Elena
und Angela).**!) Die erste von der Truppe aufgeführte Oper hiess Farnace
*l Fetis. Biof/r. univ. t. "VII, p. 432.
**l "Walter. ]\lus. Lex. Leipzig 1732, p. 488. Wir haben gesehen, dass fünfzehn
Jalire später die königliche Kapelle bereit« einen Chor von 130 Siuimen besass. Was
das Orchester des Hofes während der Epoche der riUiancico-f betrifft, so besttiml es nur
aus zwei Orgeln, einer kleinen Anzahl Saiteninstrumente und einen oder zwei Blas-
insb-umenten (Hörn mid Trompete). 1761 unter Direktion von Perez bestand das Orchester
aus 48 Musikern. Hundert Jahre später bestand das von S. Carlos aus .ö4 Musikern,
24 Militairumsikern und 45 Choristen beiderlei Geschlechts.
***) Eiixaio p. 74.
YI 1729 folgte Dum. Scarlatti seincrSchülerin, der Infantin 1). Barbara von Portugal,
Prinzessin von Asturien, spätere Königin von Spanien, Proteetorien desFarinelli. nach Madrid.
tt) Bibl. hisif., liil. IV. p. ()1.
777) 1738 führte mau von Almeida in der itidienischcn Oper der Rua dos Cordes,
eine Serenade auf: la l'irfu frionfaiife. Es scheint dass la Spinalha daselbst ebenfalls
zur Aufführung kam.
*Yi Fonseca Benevides. A JUusica in Arch. pitt. von 1866.
**-;-) Die italienisclie Piivatbiihne besa.ss bis 1740 zahlreiche Sänger, unter denen
sich aber berühmte nicht befanden. Valleti nannte sich nichts destoweniger Kaunner-
sänger des Herzogs von Toscaua. 1740 erschien l'io Fabri, der kein anderer als der be-
rühmte bolognesische Tenor Balino war, ein Sclüiler I'istocehi's und später zur königl.
Kajjelle gehörend. Er starb 17G0 in Lissabon.
524 Portugiesische Musik.
(1735), wahrscheinlich von der Composition des Caldara.*) Der Tod einer
Infantin wurde Veranlassung zu einer Unterbrechung der Vorstellungen von
IMitte des Jahres 1736 an, die dann mit um so mehr Geräusch, mit Alessandro
neir In die von dem Bologneseu: Gaetano Maria Schiassi, Kammercompositeur
des Herzogs von Darmstadt, der der Truppe als Kapellmeister zugehörte,
wieder aufgenommen wurden. Noch zwei andere Opern dieses Kapellmeisters
gelangten zur Aufführung: Demofoonte (1737) und Demetrio (1739). Im
Ganzen kennt man neunzehn Opern, die bis zum Eintritt des Erdbebens von
dieser Truppe gesungen wurden; zwei derselben gehören dem Leonardo Leo
an (Siface, 1737, und Sesostris, 1738), zwei oder drei dem Caldara, zwei
dem Rinaldo di Capua, andere den Sala, Giacomelli u. s. w. Die meisten
dieser Opern wurden in den Jahren von 1736 — 1741 gegeben. Zu dieser Zelt
spielte auch eine beständige Truppe, welche zuerst von Paghetti, dann von 1740
an von Antonio Ferreira Carlos geleitet wurde. Diese Impresarii zahlten
seit 1737 jährlich siebenhundert Milreis an das Allerheiligen-Hospital, das von
1588 — 1762 den Nutzen eines, ihm von Philipp II. octroyirten Privilegiums
genoss.**) Die Truppe Pagbettis verliess 1738 das Theater Trindade und
richtete sich im alten Pateo dos Condes, später Theater das Hortas oder
da Rua dos Condes genannt, ein. (Vorübergehend fanden auch italienische
Opernvorstellungen im Theater do Bairro Alto statt, namentlich 1754).
Hier sind wir nun bei der Glanzepoche der italienischen Oper in Lissabon
angelangt, welche unter der Regierung D. Jose I. (1750 — 1777) zu einer
Höhe des Glanzes gelangte, welche beinahe ohne Beispiel ist. Der Marquis
von Pombal um seine Machtstellung sehr besorgt und bestrebt, sowol den König
wie die Aristokratie von den Staatsangelegenheiten abzulenken, versäumte
nichts, um durch den Prachtaufwand der Schauspiele, die er bot, den Hof zu
blenden und zu verführen. 1752 Hess er in der Eigenschaft eines königlichen
Kapellmeisters einen neapolitanischen Componisten David Perez (1711 bis
1778), welcher zu dieser Zeit in Italien eine aussergewöhuliche Beliebtheit
genoss, nach Lissabon kommen. Er führte sich mit der Oper Demofoonte ein,
und setzte sich mit einem Schlage an die Spitze des Musiklebens in Lissabon.
Wenn man die Stufe des Talentes beider Meister ganz ausser Vergleich lässt,
so darf man sagen, dass David Perez der Hauptstadt Portugals das war,
was Händel der Englands gewesen ist. Er consolidirte die italienische Oper,
brachte fünfzehn neue Oj^ern seiner Composition zur Aufführung***) und zeichnete
sich zugleich auf dem Gebiete der Kirchenmusik aus, für welches Genre er
überhaupt mehr Talent gehabt zu haben scheint, als für die dramatische
Musik. Wie Händel in England, so blieb Perez in Portugal bis zu seinem
Tode im Dienste seines Adoptivvaterlandes, in welchem er sechsundzwanzig
Jahre hindurch gelebt hatte. Dem grossen deutschen Meister war er noch
ähnlich durch seine Corpulenz und seine Vorliebe für eine gute Tafel; er starb
in Lissabon erblindet, jedoch ohne dass dieses Gebrechen ihn daran verhindert
hätte zu arbeiten, da er ein Mittel entdeckt hatte, Musik schnell zu diktiren.
Portugal verdankt dem David Perez die Ausbildung mehrerer vorzüglicher
Schüler, darunter Luciano Xavier und Jose Joaquim dos Santos, sowie
Antonio da Silva. Auch die berühmte Todi wird von seinen Rathschlägen
Nutzen gezogen haben. Er erhob die königliche Kapelle wieder, welche nach
*) Es ist nicht immer möglich die Namen der Autoren aufgeführter Opern anzu-
geben, die Libretti kommen nicht in Frage und derselbe Text diente einer Unzahl
von Componisten.
**) Nogueira. Archeologia do theatro portuguez im Jornal do Commercio von 1866.
***) 1) nemofoonte (1752); 2) VEroe cinese; 31 Ärtaserse (1753); 4) Adriane in
Siria; b) Ipermestra: 6) Olimpiade {1154) -^ 1] Alessandro nelV Indie [llbb]; 8) Ä/roi? ( 1756);
9) Enea in Italia (1759); 10) Giulio Cesare (1762); 11) l'Isola desahitata (1767); 12) Solimano
(1768); 13) Creusa in Belfo und 141 Ritorno di Ulysse in Itaca, Balletten (1774) und
15) VEroe coronato cantate (17751. Von seinen älteren Opern gab man noch in Lissabon :
Didone ahhandonata (1753) und Demetrio (1765). Er schrieb im Ganzen 25 Opern.
Portugiesische Musik. 525
der Katastrophe von 1755 für den Augenblick etwas iu l'norduuug gerathen
war, und brachte daselbst die "Werke Palestrinas und Handels zur Auf-
führung. Auch eine Messe von Jomelli wurde gesungen, von ihm selbst
Responsorien, Frühmessen für das Todtenamt (Matutini de' Morti, gL'stochen
iu London 177-i) und ein Te Deutn, welches iu Portugal berühmt blieb.
Während dieser Epoche stand die dramatische Musik allein in Blüthe,
die wunderbaren Sänger jedoch, welche Perez vereinigt hatte, vertraten Theater
und die Kapelle. Dies war vielleicht einer der Gründe, weshalb, entgegen der,
bei der öHentlichen Bühne herrschenden Praxis, Frauen am Hoftheater nicht
auftraten. Ihre Partien wurden von Castraten gesungen, welche dort eine
bevorzugte Stellung einnahmen. Mau bezahlte sie sehr hoch*) und die berühm-
testen haben auf der Bühne von Lissabon während einer Periode von fünfzehn
bis zwanzig Jahren fast sämmtlich gesungen, mit Ausnahme von: Senesino,
Farinelli, J'acchierotti und L. Marchesi.
Die ersten berühmten Sänger, welche daselbst erschienen, waren: der schon
früher erwähnte Tenor Balino; Giovanni Angeli, mit dem Beinamen
Lesbina, weil er nur an der Kapelle zu Lissabon gesungen**) und Giovac-
chiuo Conti, berühmt unter dem Namen Gizzi eil o, einer der grössten Castraten
des 18. Jahrhunderts. Das erstemal erschien er 1743, worauf er nach Italien
zurückreiste und iu Neapel mit Caffarelli rivulisirte. 1752 kam er nach
Lissabon zurück uud saug im Theater da Ajuda in nDemofoojitea von Perez mit
Anton liaff, dem berühmten deutschen Tenor (welcher sich am Hofe zu Por-
tugal von 1752 bis zum Monat August 1755 aufhielt).***) Gizziello wird Lissabon
und die Bühne Ende des Jahres 1753, vor der Katastrojjhe, verlassen haben,
um sieb in Rom niederzulassen. Er starb daselbst 1761. Dies ist die Lesart
von Fetis.t) Sie scheint uns jedoch nicht exact.
Mau weiss, dass Gizziello den jungen, später sehr berühmt gewordenen
Contraltisten Guadagni, nach Lissabon gezogen hatte; dieser hatte in den
Concerts spirituels zu Paris 1754 geglänzt, und kam hierauf nach Lissabon,
wo er sich während des Erdbebens befand. Es wäre demnach möglich, dass
die von Burghf j) mitgetheilte und von Fetis widerlegte Thatsache dennoch
glaubwürdig sei: das Erdbeben hatte, wie der englische Schriftsteller angiebt,
auf Gazziello einen solchen Eindruck gemacht, dass er die Bühne aus freien
Stücken verliess und in ein Kloster trat, in welchem er kurze Zeit darauf
verstarb. Auf jeden Fall war dieser Sänger einer von denjenigen, die in
Lissabon die grösste Sensation hervorriefen. Nach der Ausführung einer
Cantateftt) beschenkte ihn der König D. Jose mit einer Henne nebst zwanzig
Küchlein aus Gold.
Auch Caffarelli erschien in Lissabon, obgleich seine Biographen davon
nichts sagen. Es ist dieses Stillschweigen durch den Umstand vielleicht zu
erklären, dass das Erscheinen Caffarellis in Lissabon iu die Zeit nach seinem
*1 Burney. A qen. hisl. qf Mus. t. IV, p. 570. Caffarelli und Gizziello erhielten
jährlich jeder 72,000 francs; sie sangen nur zwei oder drei Monate im Jahre. Der Tenor
Balbi (oder vielmehr Baldi) wird für zwei Saisons 132,000 francs erhalten haben. D. Perez
selbst erhielt 50,000 francs jährUch.
**l Fetis. Bioffr. univ., t. I, p. 107.
***) Mau sehe das vorliegende Mus. Couvers. Lexikon t. VIII. i>. 226. In Por-
tugal scluieb man Kaaf.
j) Biogr. univ., t. II, p. 351.
77) Anecdotes of music, t. III, p. 169.
^77) Fetis, ebenso wie Vasconcellus, Mus. jiurt., t. I, p. 185, sagen, es wäre dies bei
Gelegenheit der Geburt eines der Söhne des Köni^rs gewesen: D. Jo.se I. hatte aber p\r
keinen Sohn. Vasconcellos begeht auch noch i-inen anderen unbegreiHichcn Irrthum.
indem er ausführt, die besagte Cantate wäre wahrscheinlich die von Jomelli, naeh seinem
Rücktritt aus seiner Stellung als Ht)fka|)ellmi'i.ster von Würtemberg, verlangte gewesen.
Dies Ereigiiiss fand aber 1T6S statt (sielie das vorUegende Miui. Cunrcrx. Le.rikon, t. V,
p. 4731: mindestens dreizehn Jahre nach der Abreise Gizziello's aus Lissabon uud sieben
Jahre nach seinem Tode.
526 Portugiesische Musik.
Rücktritt vom Theater fällt, welcher kurze Zeit nach seiner Reise nach Paris,
im Jahre 1750, stattfand. Nach Buruey war es gegen 1755 als er auf dem
königlichen Theater zu Lissabon erschien.*)
Die berühmte Truppe, welche David Percz zusammengebracht hatte, bestand
noch aus den Tenören Balino, Elisi (wahrscheinlich der, welcher nachdem in
London sang) und Balbi (oder vielmehr Baldi, vorher in London bekannt.)**)
Dieser letztere blieb zwei Jahre, von 1753 — 55, in Lissabon. Ferner fanden
zwei, ihrer Zeit sehr berühmte Castraten viel Beifall: Tommaso Guarducci,
ein Schüler des Bernacchi, dessen einfacher und ausdrucksvoller G-esang in
Lissabon, Italien und London viel bewundert wurde, und der junge Griovanui
Manzuoli, ein Sopranist von vieler Bravour, der sich 1753 noch in Madrid
befand und zehn Jahre später in London viel Aufsehen machte. Es ist der-
selbe, für den der kleine Mozart in Mailand eine Serenade schrieb.***)
Der Gebrauch, die Geburtstage der königlichen Familie durch dramatische
YorstelluDgen zu feiern, und die häufige Verlegung des Hofes aus einem Palast
in den anderen, Hess das Bedürfniss hervortreten, Schauspielhaussäle in den
meisten der königlichen Residenzen zu unterhalten. Man Hess deshalb 1753
den berühmten Dekorateur Bibiena (aus Bologna) von Italien kommen, welcher
mit Hülfe des Azolini, Berardi, Ignacio de Oliveira, Narciso, Cunha, Petronio
Manzoni und den berühmten Maschinisten Nicolas Servandoni, das Theater
Ajuda wieder aufbaute und das Theater Salvaterra, in der Umgegend von
Santarem gelegen, neu errichtete. Endlich, um die Vorstellungen nicht zu
unterbrechen, improvisirte Bibiena ein Theater in der Casa da India, wo
man die Oper Demofoonte von Perez wieder aufnahm und Artaserse desselben
Componisten neu in Scene setzte. Im Laufe des Jahrhunderts wurde für
derartige Vorstellungen noch mehr als einmal zu dieser improvisirten Bühne
Zuflucht genommen.
Das Theater von Ajuda wurde in demselben Jahre (1753) mit y>IEroe
cinese<i- von Perez feierlich eingeweiht; die Eröffnung des Theaters Salvaterra
fand ebenfalls im Jahre 1753 mit y>Didone abbandonata<.<~ desselben Meisters statt,
welcher sehr bald Fantesca von Hasse folgte. Das Wunder aller "Wunder war
indessen die, von Bibiena im königlichen Palast Pacos da Ribeira zu Lissabon
erbaute Bühne, gewöhnlich Opera do Tejo genannt, weil sie solcher Gestalt
am Ufer des Tajo gelegen war, dass man, nachdem ein Vorhang aufgezogen
worden war, eine Scene am wirklichen Meeresufer darstellen konnte. Die Opera do
Tejo wurde am Geburtstage der Königin am 31. März 1755 t) ™it Älessandro
nelV Indie, von Perez mit einer neuen Musik versehen, eröffnet. Es zeichnete
sich dies Theater, dessen Existenz nur sieben Monate gewährt hatff), durch
einen wunderbaren Reichthum scenischer Ausstattungen aus. Die, von den
berühmtesten Kupferstechern (Berardi, Le Bouteux, Dourneau) illustrirten
Libretti der beiden Opern Metastasios; Älessandro nelV Indie und la Clemenza
di Tito, welche unter Mitwirkung der grössten Sänger der Epoche aufgeführt
wurden, geben eine Vorstellung jener Pracht.ftt I^i der ersteren dieser Opern
erschien ein macedonischer Zug, der nach dem Zeugniss des Cyrillo Volk-
mar Machado*f), vierhundert Pferde zählte!
*) Cyrillo Volkmar Machado. Collecgäo de Memorias, p. 129 cfiebt es ebenso an.
**) Elisi und Baldi, siehe Grove, A Dict. qf music, t. I, pp. 486 und 126.
***) Gegen 1755 befanden sich in der Truppe des Perez noch Domenico Luciaui,
Veroli, Raina, Gallieni, Cinci, Sänger für welche biographisches Material fehlt. Wir
bedauern den ersten Thcil der Chronoloqia da opera em Portugal von Marques nicht zur
Hand zu haben, welcher es uns möglicn gemacht hätte, mehrere unbestimmt gebliebene
Thatsachen festzustellen.
j) Bumey. A cjen. Hisf. of mus., t. IV, p. 570.
tt) Man hat daselbst nur cfrei Opern gegeben: Älessandro von Perez, la Clemenza
di Tifo, des jungen bolognesischen Componisten Mazzoni, und Antigono, von einen nicht
genannten Componisten (vielleicht Cafaro).
ttt) Vasconcellos. Mus. port., t. I, p. 182 und flg.
*t) Collect, p. 187.
Portugiesisflie Musik. 527
Am 1. November 1755 fand das schreckliche Erdbeben statt, welches einen
grossen Theil der Stadt mit sämmtlichen Theatern zerstörte und in der Kunst-
geschichte Portugals eine so düstere Stelle einnimmt. Indem das Ereigniss
die musikalische künigliche Bihliothek verschlang, wurden die mu.sikalischen
Compositionen des 17. Jahrhunderts last in ihrer (Tcsaniratheit vernichtet und
verfielen der Vergessenheit.*) Der (ilanz der fremdländischen, in dies Land
verpflanzten Kunst, wurde ebenfalls verlöscht und zwar dergestalt, dass trotz
der Anstrengungen des Hofes, die Oper von Lissabon den Glanz der letzten
Tage sobald nicht wiederfand. Die relative Blüte der Jahre, welche der
Katastrophe folgten, war auch nur von kurzer Dauer.
Der Hof hatte sich nach Coimbra geflüchtet, seine Architekten jedoch
machten sich an's ^Verk und schon vom nächsten Jahre an konnten auf einer
improvisirten Bühne gemeinhin o barracäo iVAjuda genannt, die Vorstellungen
wieder aufgenommen werden. AVenigstens wurde »Siroe« von Perez 1756 am
Hofe zu Lissabon gespielt, im folgenden Jahre nSolimanoa und von demselben
Componisten 1759 »JEnea in Italiav und 1762 y>Giulio Cesare«^**) Es scheint
indessen als habe man bis 1763 sich der provisorischen Bühnen bedient, denn
in den drei königlichen Theatern von Ajuda, Siilvaterra und Queluz fanden
regelmässige Vorstellungen nicht statt. Das königliche Theater zu Queluz,
erbaut von Ignacio de Oliveira, wurde 1763 mit y>Amante ridicolo deiusoit.
von Piccinni eröff"net. Die Musik dieses Componisten war in Lissabon
sehr beliebt; in Ajuda und Salvaterra wurden noch acht andere seiner
Opern aufgeführt. Die beiden letztgenannten Theater waren während der letzten
Regierungsjahre des Königs D. Jose L (f 24. Februar 1777) der Pflege der
Musik italienischer Meister gewidmet, während das Theater von Queluz von
seiner Entstehung an den Erzeugnissen der portugiesischen Tonkünstler vor-
behalten wurde.
Ehe wir uns mit diesen letzteren beschäftigen, widmen wir dem eigentlich
italienischen Repertoir und deren Interpreten einige Zeilen. Von Gizziello,
Caffarelli und Raff ist keine Rede mehr; es sind mehr oder weniger unbe-
kannte Sänger, welche diese grossen Virtuosen jetzt ersetzen. Unter der Truppe,
welche 1765 am königlichen Theater thätig war, findet man nur einen einiger-
maassen bekannten Namen, den des alten Sopranisten Jozzi, der, nachdem er
zwanzig Jahre in London gesungen hatte, sich in Amsterdam als Gesang- und
Clavierlehrer nicderliess.***) Alle anderen Künstler befanden sich nicht ein-
mal im Besitze eines vergangenen Ruhmes. Nichts desto weniger blieben mehrere
lange Zeit in Lissabon und erfreuten sich einer gewissen Popularität. t)
Was das Repertoir der königl. Bühnen unter der Regierung D. Jose I.
betriff't, so bestand es ausser den Werken des Perez und Piccinni's aus
zwei Opern von Paisiello (y>i Francesi hriUautia, 1765, »Lucio Fapirioa, \llb),
einer von Galuppi {r>V Inimico delle Don7ie«, 1774), meist komischer Stücke
von P. Guglielrai, Scolari, Bertoni, Alessandri, Borghi u. a., sowie
Balletten von Perez, P. Guglielmi, Florian Gassraann u. a.
Der Tonkünstler jedoch, der den meisten und nachhaltigsten Erfolg errang,
war der berühmte Nicolas Jomelli. Als die Rührigkeit des Perez abzu-
nehmen begann, wünschte der König den Componisten der Merope nach
Lissabon zu ziehen, was ihm jedoch nicht gelang, da dieser den Hof von
Würtemberg nicht meiden wollte. D. Jose setzte ihm nun, auf die Bedingung
hin, dass er ihm die Abschriften seiner neuen AVerke liefere, einen Jahrgehalt
*) Es kami-n mehrere Timkünstler bei der Katastrophe um, unter ihnen die Com-
ponisten von Kirchenmusiken: Vi: Jdäo de S. Felix, Fr. Duniingos de Sant' Anna und (ier
Organist Fr. Joaquim von Sant' Anna.
**) Fötis. Bioff): uuiv. t. VI, p. 484,
***) Fetis. Biogr. uuiv. t. IV, p. 451.
7) Orti (1764-811, Ripa (1779-85), Rejna (1779—91), Gelati (1779—93) und haupt-
sächlich der Castrat Ferracuti (1778—93).
528 Portugiesische Musik.
aus.*) Auf den verschiedenen Bühnen Lissabons hörte man von 1767 — 1776
siebzehn Opern von Jomelli, fast alle diejenigen, welche er für den Hof von
Stuttgart schrieb und ferner einige, welche auf Bühnen Italiens vor und nach
seinem Aufenthalt in Deutschland aufgeführt worden waren, endlich eine Oper:
ml Trionfo di Clelia« (Ajuda, 6. Juni 1774) und zwei Divertissements: y>VAcademia
di miisicaa und y>la Conversazione« (Salvaterra, 1775), speciell für den Hof von
Portugal geschrieben.**)
Wir haben schon erwähnt, dass das Theater Queluz zum grössten Theil
der Vorführung von Werken portugiesischer Componisten bestimmt war. David
Perez hatte, wie wir gleichfalls wissen, drei hervori-agende Schüler ausge-
bildet: Jose Joaquim dos Santos, Professor am patriarchischen Seminar
in Lissabon***), hauptsächlich als Kirchencomponist bekanntgeworden; Luciano
Xavier dos Santus, Organist der Kapelle des Palais Bemposta; und Antonio
da Silva, Organist von Ajuda. Joäo Cordeiro da Silva, sein College zu
Ajuda, wurde in Neapel ausgebildet f) ohne aber zu jenen vier portugie-
sischen Musikern zu gehören, welche 1760, auf Kosten des Königs D. Jose I.,
in dieselbe Stadt geschickt wurden. Drei von diesen machten sich als drama-
tische Componisten bekannt: Jeronimo Francisco de Lima (1743 — 1822),
früher Schüler und dann Lehrer des Seminars; sein Bruder Braz Fran-
cisco de Lima, ebenfalls Professor am Seminar, und endlich der berühmteste
von allen Joäo de Sousa Carvalho, Professor des Contrapunkts an dem-
selben Institut und nach dem Tode von Perez Musikmeister der königlichen
Familie. Er war auch der Lehrer des Antonio Leal Moreira, Professor
am patriarchischen Seminar und des berühmten Marcos Antonio da Pon-
seca Portugal, welche beide der folgenden Regierung zugehören und mit
welchen die Liste der portugiesischen dramatischen Componisten der zweiten
Hälfte des 18. Jahi'hunderts erschöpft ist.
Von diesen Tonkünstlern versuchten sich in der Composition italienischer
Opern zuerst Luciano Xavier und Cordeiro da Silva; der erste debütirte
1762, der zweite 1764. Luciano Xavier Hess seiner ersten Partitur eine
Beihe von Opern und Oratorien folgen, deren letzte vom Jahre 1793 datirtff);
Cordeiro da Silva entwickelte nach einem vierzehnjährigen Schweigen noch
*) Balbi. Essai staust, t. II. Die jährliche Pension wird tausend Thaler betragen
haben. Nach seiner Eückkehi- von Neapel 1768 lieferte Jomelli noch andere Werke.
Nach Fetis, Biogr. nniv. t. IV, p. 445, hatte ihm der Hof von Portugal für zwei Opern
imd eine Cantate 1200 Dukaten bezahlt. (Sollte es nicht eine Oper und zwei Cantaten
fewesen sein?) Perez erhielt mehr als 2000 Francs für die Cantate, welche er 1775 zur
eierlichkeit der Enthüllung der Reiterstatue des Königs D. Jose I. schrieb. Man sehe
Fr. Claudio da Concei^'äo. Gabinete histor., t. XVII.
**) Siehe Marques. Chronol. da Op. em Port, in Arte mus. von 1874, Nr. 42. Die
in chronologischer Folge genannten Opern Jomelli's, welche in Lissabon aufgeführt wm-den,
sind folgende: 1) Enea nel Lazio (1767): 2) Fenelope (1768); 3) Vologeso; 4) il Fedonte
(1769); 5) il Be Pastore; 6) la Schiava liherata (1770); 7J la Clemenza di Tito-, 8) Niceti;
9) Semiramide ; 10) il Cacciatore deluso (1771); 11) Ezio (1772); 12) Armida ahhandonata ;
1^) la Pastorella illustre (1773); 14) Olimpiade; 15] il Trionfo di CZeZ/a (1774); 16) Demo-
foonte (1775) und 17) Ifigenia in Tauride (1776); ein Oratorium; 18) Passioiie de Gesu
Christo (1786). Jomelli ist 1774 gestorben.
***) Das Seminario musical, der Kirche des Patriarchen zu Lissabon, wurde von
D. Joäo V. gegründet und vom Papste 1741 sanctionirt. Anfangs war es im bisehöf-
lichen Palast zu Lissabon gelegen, wurde aber in der Folge in den Palast von Ajuda
verlegt, wo es bis zum Jahre 1834 verblieb. Die Zahl der Schüler bewegte sich zwischen
fünfzehn und zwanzig. Man sehe Innoceucio in Archivo pittor. von 1868, p. 291.
t) Pougin. Supplem. zu Fetis. t. II, p. 112.
tt) Hier das Verzeichniss seiner Opern und Cantaten: 1) le Grazie vendicate (1762);
2) Isaacco (1763); 3) gli Orti esperidi (1764); 4) la Danza (1766); 5) il Sogno di Scipione
(1768); 6) il Palladio eonservato (1771); 7) Aleide Albino (1778); 8) Ali a Sangaride,
Serenade (1779); %) Palmira di Tehe, Serenade (1781); 10) Ezione (1784); und \\) Ercole
sid Tago (1785).
Portiigicsiache Musik. 529
von 1778 — 1789 eine grosse Thätigkeit.*) Soukh Carvullio erschien erdt
17G9 zu Ajudu mit der (Jper »l'Amore imlunfriosoa, welcher vierzehn nnderc
drauuitische Werke folgten**), von denen einige auch in Italien zur Aufführung
gelangten.***) Seine ('antäte: »o Moiiuini'iito imrnarfdU (iihcr einen portugie-
sischen Text von (iome.s Carvalho) wurde gleichzeitig mit r> DetnoJ'oo/i/ea von
Jomelli und y)Eroc coronatoa von Perez hei (Telcgcnheit der Feierlichkeiten
von 1775"|") ausgeführt. Der ältere der Brüder, Lima, welcher 1772 in die
Oeffcntlichkeit trat, war weniger iVuchthnr als seine Nehenhuhler"j"|"), und noch
weniger Braz der jüngere, welcher mir eine <>per: »i7 Trionfo di JJariddea
(Queluz, 1787) schriel), chenso wie J ose Joatju i m dosSantos, von welchem nur
~eine lilndliche Cantate (1787) hckannt ist. Antonio da Silva galt für einen
der hegahtcsteu Componisteii der Epoche; er scluieh nicht viel ff f), seine
Popularität war aher dennoch von lunger Dauer. Eine Arie (»A/i iacia) aus
seiuem ersten dramatischen Versuch: »la Galateav. ((^ueluz, 1779), wurde vom
Castrateu Ferr:icuti*f) noch 1793 mit grossem Erfolg gesungen. Es hleil)en
uns, da Lehen und Werke des Marcos Antonio, später Erwähnung finden
werdi'n, nur noch die dramatischen Compositionen des Leal Moreira zu
nennen ülirig, der durch seiu hohes Alter weit in unser Jahrhundert hinein
reicht, während seine erste Oper aus Qneluz von Jahre 1782 datirt.**f)
Hiermit befinden wir uns nun mitten in der Regierungszeit der D. Maria I.,
müssen uns aber, bevor wir eine Charakteristik derselben entwerfen, einen
Augenblick bei dem erneuten Versuch, der zur Begründung eines öffentlichen
italienischen Theaters unter der vorhergehenden Regierung gemacht worden
war, aufhalten. (Die königlichen Bühnen waren nur dem Hofe zugänglich.)
Es war 1770 als das neue Theater da Rua dos Condes errichtet wurde
(mit dem alten Pateo desselben Namens hatte es nichts geraein), und in dem-
selben Jahre noch richtete sich daselbst, geführt von einem gewissen (ralli,
eine italienische lyrische Opern-Trupjie, zu der einige Sänger zweiter Ordnung
gehörten und welche viel Erfolg erzielten, dort ein. Nicodemo Calcina
wurde 1772 in »Anello ineantado« von Bertoni sehr applaudirt, und die Sängerin
Zamperini nicht nur in den Opern von Sarti, Paisiello, P. (luglielmi
und Scolari, sondern auch in -»Isola d'ainorevi. von Sacchini (1774). Diese
Truppe bliel) vier Jahre in der Rua dos Condes, das Andenken an ärger-
liche Auftritte, zu denen sie Veranlassung gegeben, hinterlassend. Man hatte
in Lissabon seit langer Zeit keine Säugerin gehört und die Zarapex'ini verdrehte
'•y 1) Arcadia in ßrenia (1764); 2) il Na/ale di Giove (1778); 3) il Itatfo di
Proserpina (1784); 4) Archeiao (1785); 5) Telcmaco (1787); G) Edalide e Camhise (17öO);
7) Megara tehana (1788); 8) Lindane e Dalmire; ü) PhUemone e Bauce-, und 10) Jiiaitca
e Palemone (1789).
**l 1) Amore industrioso (1769); 2) Eumene (1773); 3) o Monumente immorlal,
Cantate [lll^)\ 4) Anrjelica (1778); 5) Perseo (1779); 6) Testuride argonauta (1780);
7) Seleuco, re di Siria (1781); 8) Penelope; 9) Everardo IL, re degli Lituani (1782);
10) Endemione; 11) Tomiri (1783); 12) Adrasto, re degli Argivi; VS) Alcione ^1784);
14) Neffuno cd Eglc (1785); und 15) Numa PompiUo, Serenade (1789).
***) Pougin. Supplem., T. I, p. 155.
f) Fonseca Benevidcs im Archivu pitt. von 1866, p. 148.
ff) 1) Lo Sj/irifo di contradizione (1772); 2) gli Orfi esperidi (1779); 3) Enea in
Tracia, Serenade (1781); 4) o Jlyinineo; 5) Teseo (1783); 6) la Vera Costanza (1785);
7) le Nozze d' Ercolc e d'Ehc (1787) bei der spanischen Gesandtschaft.
fff) 1) la Galalea, Serenade (1779); 2) Calliroe in Siria (17«2); 3) Cadnto; und
4) Archeiao (1785). In der Rua dos Condes gab man 1788: 5) o Prazer de Olissea, Musik
von Antonio da Silva Gomes, wahrscheinlieli derselbe.
*f ) Manjuis de Kesende. Oufeiru nucfurno, p. 44.
**f) 1) Bireno ed Olimpia (1782); 2) Siface e Sofnuisha (1783); 3) Ascaiiio in Alba 0);
4) Ülminei di Delfo (1785); 5) gli Eroi sparfani (1788); G) gli A//'effi dcl gcnio Iwsifano
(Castello de S.Jorge, 1789); 1) il Nafale augu.tfo (bei S(il)ral); im riieater von S.Carlos:
^) Jiaollo; *.)) a Sa/</ia eiKimorada, l?urleta in portugiesischer Sprache ( 1793); 10) a l'ingan^'a
da Cigana, IJurleta (1794); \\) a Jicroina lusifamt [W.\h)\ VI) a Sirva rcconosccnfc [\'l\^'6\.
l*o\igiii (Supplem., t. II, p. 85) nennt 13) il Deserfore von Leali MoKiera, 1800 an der Scala
zu Alailand gegel)en. Ks mag dies der entstellte Name von Leal Mon>ira seiu.
Musiknl. ('iiiivprs.-I,exilion. Ergäu7.iinf.'8l)and. 34
530 Portugicaische Musik.
der ganzen Stadt die Köpfe; Alt xmd Jung befand sich zu ihren Füssen. Die
Poeten besangen sie, und zu deren Zahl gehörten Berühmtheiten wie Diniz,
der Verfasser des y>IIijasope<.<. und der Augustinermönch Macedo, ebenso bekannt
durch seine Kanzelreden wie durch sein leichtsinniges Leben. Der Geliebte
der Sängerin war der (iraf von Oeiras, der Sohn des Marquis von Pombal selbst.
Um das, seinem Herzen so theure Unternehmen aufrecht zu erhalten, gelang
es ihm, eine Aktien-Gesellschaft zu bilden, an welcher sich die ersten Capitalisten
der Hauptstadt betheiligten. Nach Verlauf von zwei Jahren jedoch waren die
Fonds erschöpft, trotz der verhältnissmässig hohen Eintrittspreise (12 Francs
ungefähr für die Loge im ersten Rang), und die Aktionäre sahen sich um die
Summe von hunderttausend Cruzados betrogen. Der grosse Minister sah sich
nun veranlasst (1774), die Geliebte seines Sohnes auszuweisen und. das Theater
schliessen zu lassen.*)
Zuweilen wurde das Theater desBairro Alto, welches für die portugiesische
Comödie bestimmt war, auch von italienischen Operntruppen eingenommen.
Es scheint sogar, dass Galli bis zur Vollendung des neuen Saales da Rua dos
Gondes dort anwesend blieb. Dort war es, wo Calcina und andere Künstler
der Truppe in E,ede 1770 »?Y Viaggiatore ridicoloa von Scolari sangen. Diese
Vorstellung war hauptsächlich durch das Zusammenwirken der beiden Schwestern
Aguiar: Cecilia Rosa und Luiza, i^ortugiesische Schauspielei'innen des
Theaters do Bairro Alto, ausgezeichnet, und die letztgenannte ist keine andere,
als die berühmte Todi. Seit 1768 spielte sie daselbst die Rollen der Soubretten.
Durch Perez ermuntert, versuchte sie sich bald darauf in der italienischen
opera buffa; sie sang ausser in der schon angeführten Oper von Scolari auch
in der r>Incofjnita perse(juitafa<s. von Piccinni. Sehr wahrscheinlich gehörte sie
bis zur Thronbesteigung der D. Maria I., 1777 zum Theater do Bairro
Alto. Es ist bekannt, dass diese Regentin bald nach ihrer Thronbesteigung
den Frauen untersagte auf der Bühne zu erscheinen. Dies dürfte auch der
Grund zu der Abreise der Todi in's Ausland gewesen sein. Nichtsdestoweniger
ist diese Epoche in der Künstlerlaufbahn der grossen Sängerin eine dunkele,
was zu dem Schlüsse berechtigt, dass sie in der opera buffa wenig Erfolg gehabt
habe. Diese Annahme erscheint umsomehr begründet, als die Künstlerin 1777
in London in demselben Genre auch nur einen zweifelhaften Erfolg errang.
Erst seitdem sie sich der ernsten Oper näherte, entwickelte sie sich zu einer
der grössten Sängerinnen ihres Jahrhunderts. Ihre Art und Weise des Gesanges
war, wie wir heut sagen würden objektiv, nicht auf äussere Effekte abzielend,
aber durch natürliche und tiefe Empfindung eindrucksvoll. Der pariser Theore-
tiker Reicha hat nicht gezögert sie als die »Sängerin aller Jahrhunderte« zu
proklamiren**), und Garat, der Regenerator der französischen Vocalmusik,
schrieb ihr seine eigene Umwandlung zu.***)
Nach den neueren Forschungen ist der eigentliche Name der grossen
Künstlerin, der einzigen welche die Geschichte der Musik in Portugal aufweist,
die einen wirklich universellen Ruf erwarb, Luiza Rosa de Aguiar f); der
Name Todi ist derjenige ihi'es Gatten, eines italienischen Violinisten, mit dem
sie sich im 16. Jahre vermählte. Sie wurde in Setubal am 9. Januar 1753
geboren. Ihr Vaterland verliess sie 1777 und kehrte in dasselbe manchmal
ihrer Familienangelegenheiten halber zurück, nicht wie Fetisff) undVascon-
cellosfff) es wollen, um ihrer künstlerischen Engagements halber. Der Grund
*) Theoph. Braga. Rist, do th. fort. T. UI, p. 47 u. flg. Erst 1788 fand die
Wiedereröffiiung dieses Theaters statt, und zwar um eine portugiesische ^'companhia do
cantou und zwei Jalu-e später eine italienische Operntruxipe aufzunehmen.
**) Traite de melodie, p. 57.
***) Fetis. Biogr. tcniv., t. TU, p. 390,
f) Dr. Guimaracs. Biographia de Tndza de Aguiar Todi, Lissabon, 1872, in 8".
Vasconcellos. Luiza Todi. Porto, 1873, hi 4'>.
tt) Biogr. univ., t. VIH, p. 233.
ttt) TMiza Todi, S. 19 u. flg.
Portugicaisclie Miiaik. 5!il
hierfür ist selir oinfach, dcu Fnuicn war dio lUiliiic viirachlosscn, uiul uichts
lilöst darrtuf schliessou, dass es zu jener Zeit in Liaaabün üllentliclie Concert-
gesoUschafteu gegeben hätte. Wie es sich nun auch in diesen besondern Falle
verhalten haben mag, die dramatische Laulljahn der Todi geiiört völlig
der Fremde an. \'or der Reise nach London hatte sie bereita im März 1777 in
Madrid in der y^Ulimpiadeu. von i'aisiello geaungen. Im folgenden Jahre
erschien sie zum erstenmale in den riConcerts spirifuelsa in Paris, worauf sie
ein Engagement am Theater in Turin annahm. Von 1781 an hatte sie viel
in deutschen Ländern gesungen, in Wien sowol wie in Süddcutschlaud, jedoch
immer nur in Concerten. In Berlin allein gehöi'te sie der Oper an: zuerst
während des Winters von 1783 — 84, später von 1787 — 89. In Paris erschien
sie wiederholt in den »Ooncerfb- spirituels«, und dort fand auch 1783 ilir be-
rühmtes Zusammentreffen mit der Mara statt. In Petersburg am Hoftheater
Catharina II. war es von 1784 — 1787 die Todi, welche schön Wetter muclite.
Ihre letzten Reisen machte sie in Italien und S2)auien. In Madrid rivalisirte
sie mit der Banti und im Frühling 1793 liess sie sich, bei den Festlichkeiten,
die bei Gelegenheit der Geburt der Prinzessin von Beira stattfanden, hören. Sie
sang daselbst im Castello de S. Jorge im Oratorium »/a Freyhiera csauditaa
vom römischen Kapellmeister Cavi, und bei Sobral die Serenade des portu-
giesischen Componisten Leal Moreira: y>ü Natale ainjustov. Hierauf wird sie
der Hauptstadt Spaniens noch ein oder zwei Besuche gemacht haben; ihren
Wohnsitz hatte sie in Lissabon, wo sie auch am 1. Oktober 1833, nachdem
sie erblindet war, aus dem Leben schied.
In derselben J]poche gab es auch noch einige andere portugiesische lyrische
Künstler, welche Erwähnung verdienen, wie: Joaquim de Oliveira, welcher
1760 in Gemeinschaft mit Sousa Carvalho und di'ei anderen jungen Leuten,
zum Zwecke der Studien nach Italien geschickt wurde; er blieb dort und erwarb
sich als Theatorsänger einen Namen. Policarpo da Silva, Tenor der könig-
lichen Kapelle in Lissabon, zeichnete sich durch die Biegsamkeit seiner Stimme
und durch seinen kraftvollen Gesang aus; er betheiligte sich von 1788 an bei
Opernaufführungen. Spilter (1790) debütirte eine Sängerin aus Lissabon:
Lourenza Correa in Madrid; sie wurde in Italien mit Beifall ausgezeichnet,
während sie 1810 in Paris keine Erfolge errang.
Unter den Instrumentalisten waren während der Regierung des D. Jose
ziemlich viele Künstler aus der Fremde in Lissabon ansässig, wie z. B. der
belgische Ciavierspieler Leonard Boutiiiy. Von Portugiesen sind aus
dieser Epoche nur zwei Guitarristen, welche sich auch in Deutschland be-
wundern Hessen, bekannt: Menezes, welcher dieses Land 1766 besuchte uuil
der Abbe Costa*), ein Schöngeist, welcher 1749 auswanderte, zuerst in Italien,
dann in Wien lebte und 1780 in der letztgenannten Stadt starb.
Die Musikliteratur unter D. Jose I. hat nur ein einziges Original werk
aufzuweisen; ^Nova instrucräo musicaU (1764) von Francisco Ignacio
Solano. Der Verfasser versucht darin die Solmisation durch Veränderung
der Notennamen auf alle Töne und alle zufälligen Versetzungszeichen der
Modulation der modernen Musik anzuwenden. Solano wurde, obgleich seine
Art sich auszudrücken, eine ziemlich unklare ist, von den besten Musikern
Lissabons, David Perez an der Spitze, beglückwünscht. Der Tod des letz-
teren fällt mit der Thronbesteigung der D. Maria I., deren erste Maassrogel
die Entsetzung und Verbannung Pombal's war, zusammen. EiS war dies das
Signal zum Verfalle der königlichen Oper und auch die Privatbühnen wurden
für lange Zeiten unmöglich, ebensowol in Folge des Verbotes, dass Frauen
auf der Scene nicht erscheinen durften, wie hauptsächlich durch die Antipathie
der Ingotten Königin gegen alles was nicht den Weihrauch der Kirche ausströmte.
Diese Manie artete l)ald in Wahnsinji aus, so dass vom Jahre 1792 an die
*) Vasconci'llos veröft'entlielite seine Correspondenz: Carfax curiosas; Porto, 1879, in 8*.
34*
532 Portugiesische Miiaik.
Stiiatsgeschälte durch ihren Sohn, D. Joao VI. traurigen Andenkens, der por-
tugiesische Falstaff, wie ihn Vasconcellos genannt hat, geleitet wurden.
Es ist begreiflich, dass unter diesen Umständen die Sänger des königlichen
Hofes sich mehr im Kirchen- als im üperngesange übten. Die Oratorien
kamen in die Mode. Ausser denjenigen der einheimischen Compouisteu*) hörte
man noch die Passion von Jomelli, und sogar »il lUtorno di Toliaa von
Joseph Haydü, aufgeführt zu Ajuda am 19. März 1784.
Was nun die portugiesischen Kirchencomponisten betrifft, so haben wir
den Schüler von Perez, Jose Joaquim dos San tos, bereits genannt. Er
schrieb ein »JStabat matem, ein fünfstimmiges »Te Deuma, mehrere Messen, Früh-
messen u. a. Hinzufügen dürfte man noch eine Messe von Antonio da Silva;
diejenigen des Leal Moreira, von dem auch ein Gesang : »Paa; Jerusalemiif.
in London gestochen wurde; und die Frühmessen des Organisten J oäo Jose
Baldy. Ihr Zeitgenosse Jose Mauricio (1752 — 1815) geboren in Coimbra,.
lebte anfangs in Salamauca, wurde dann Kapellmeister zu Guarda und 1802
Professor der Universität Coimbra.**) Er war ein unterrichteter Musiker, in
dessen Hause, wenn man seinen Biographen Glauben schenkt,***) die Werke
Haydn's und Mozart's aufgeführt wurden. Allzu verbindliche Beurtheilcr
gingen so weit, seine zahlreichen Kirchencompositionen mit denen von Pergo-
lese und Haydn zu vergleichen f) , und ein Stahat mater und ein Miserere,
welches im Manuscript in der Kathedrale von Coimbra noch aufbewahrt wird,
überschwenglich zu loben. Vasconcellos ff), welcher sie durchgesehen, erklärt
sie für- unbedeutend.
AVährend der Periode der persönlichen Regier ungsthätigkeit der D. Maria I.
war indessen die italienische Oper nicht völlig aufgegeben. Ob aus nationalen
Tendenzen, ob aus ökonomischen Rücksichten, man hielt sich zunächst an die
Werke der bereits namhaft gemachten portugiesischen Componisten. Erst seit
1784 wurden in Folge ihres wachsenden Ruhmes von Paisiello und Cimarosa
einige ihrer Bufi'o-Opern in das Repertoir von Salvaterra aufgenommen. Und
von diesem Augenblicke an gelangten auf den königlichen Theatern auch andere
Compositionen italienischer untergeordneter Componisten zur Aufführung:
P. Guglielmi, Anfossi, Bianchi, Marcello di Capua u. a. 1790 gab
man im Theater Ajuda (1795 niedergebrannt) »Arwr« von Salieri und 1792
zu Salvaterra y>liicardo cur di Leone<i von Gretry.
*) Gioas, re di Giuda (1778) von Antonio da Silva; Salome (1783) von Cordeiro da
Silva; la Passione di Gesu Christo (1783) von Luciano Xavier; Ester (1780) von Leal
Moreira, und il lle Fastore (1793) von Luciano Xavier.
**) Die Lehrthätigkeit in der Musik war daselbst witbrend des ganzen 18. Jahrhunderts
ziemlich matt. Jose Mauricio verschaffte dem Lehrstuhl neue Statuten, welche am
10. Mai 1802 in Kraft traten; er unterrichtete daselbst täglich im Kirchengesang, dem
Orgelspiel, der Begleitung und dem Coutrapuukt. 1806 gab er einen Lehrgang für
Musik heraus, welcher so geschätzt wurde, dass einer seiner Nachfolger als Lelu-er jener
Universität, F. Sarmento, das Werk in zwölf Lektionen zusammengedrängt 1849 unter
dem Titel: »Princijnos elementar es '.> erscheinen Hess. Nach dem Tode Jose Mauricio's
erfolgte der Kückgang im Musikunterricht zu Coimbra mit grossen Schritten, obwol gegen
183.'> der Componist Migone einige Zeit dort gelehrt hatte. Heutigen Tages besteht nm-
noch ein ins Lyceum verwiesener Cm-sus im cantus i)lanus. Man sehe Waxel: '<A Musica
em PortagaU, 6. Artikel.
**■:) Wegen seiner Biographic sehe man Innoceucio Francisco da Silva, sechs
Artikel in A^'ch. pittor. von 1859. Fonseca Pinto, im B. XI des Instituto : Conimbricenses
illustres.
t) Es war eine nationale Wxmderlichkeit der Portugiesen von ehemals, alles zu
übertreiben. Iln-e Sprache selbst ist davon berührt: sie sagen Minister das justi(/as,
ebenso wie sie kleine Dorfurchester, welche bei Prozessionen u. s. w. mitwirken pJdlhar-
monicas, und noch heute Ouvertüren leichten Styles symphoiiias nennen. Wenn man
den Barbosa Macliado's mid Innocencio's Glauben schenkte, jede Mittelmiissigkcit wäre
ein Genie. Die Kritiker der zeitgonössisclicn Generation sündigen dagegen durch ehi
Ueberinaass des Gegentlieils. Thcoj)li. Braga in der Literatur und Vasconcellos in der
Musik, arten sogar manclmial in Schmähungen aus.
tt) Music. fort. t. I. p. 236 u. Hg.
l'ortugiesiscliu Musik. 533
Die PrlvutbiiliiiL'ii licfaiulen sich in ciMeiii tiuiirif^en ZuätHiidu; es wiir
die Zeit der dni uuitischon Elogen*), tun Genre, das tun neuen Tlieiiter
Sjilitre, welelies wie wir gesehen hahen in jener Kpuclie in Aufiuilirne kam,
sehr gepflogt wurde. Die Tru])pe daselljst war ausHchliesslich aus Männern
zusaninjengcsetzt, welchen aher kraft einer Autorisation der Behörde von Lissabon
gestattet war, Fraueiirollen zu spielen. So gab es /l7iM) daselbst drei Schau-
spieler (8erra, \'ictoriiio und Victor Porphyrio), welche sich jii-i>nri/-a.s
damas nannten; es gab auch eine scfjunda ilama. Die anderen Rollenfächer
der Truppe waren: der erste Galan (Cardoso Nobre), zwei erste yraciojfo« (Hilva
und Santos) u. s. w. Von 1788 — 1791 war am Theater Salitre kein geringerer
Kapellmeister als Marcos Antonio da Fonseca Portugal, welcher zugleich
den Titel eines Organisten und Componisten der Patriarchalkirche zu Lissabon
führte.**) Am 17. Deceraber 1787 brachte er eine erste dramatische Eloge
unter der Bezeichnung: Kleines Drama zur Auffüluung, der mehrere andere
folgten. 179U setzte er drei komisehe zweiaktige Stücke in Scene, deren Sujets
dem Italienischen entnommen waren und die »(Ira/nas jocososa***) genannt wurden:
dasselbe was man seitdem burletas hiess.
Die Biograidiie des Marcos Antonio f) glebt in Portugal zu manchen
Widersprüchen Veranlassung. Es scheint jedoch erwiesen, dass er am 24. März
17G2 in Lissabon geboren wurde, und im achten Lebensjahre ins musikalische
Seminar der Kirche des Patriarchen eintrat, wo er den Unterricht des Sousa
Carvalho genoss. Später, da er eine schöne Tenorstimme besass, nahm er
bei einem Italiener, Namens Borselli, Gesangstundeu, der ihn dann, da er
sein Talent errieth, mit sich nach Madrid nahm. Obgleich erst zwanzig Jahi-e
alt, erhielt Marcos Antonio in der Eigenschaft eines Begleiters am Ciavier
eine Anstellung an der Oper, Er mag wol einige Jahre dort geblieben sein, die
Biographen jedoch stimmen von hier an nicht mehr ül)erein. Das chronologische
Verzeichniss seiner 58 Opern ist jedoch vorhanden, und zwar mit der Bezeich-
nung der Städte, in welchen sie zuerst aufgeführt wurden; ff) nun ist aber weder
*l Th. liniga. Bist, do theatro port., t. ITI, p. 382.
**) Marques. Chronol. in Arte mus. von 1874 Nr. 48. In einem lierieht von 1790
der Gesellschaft des Salitre, ist Marcos Antonio Kapellmeister dieses Theaters genannt.
***\ Später, gegen 1802, erschien das portugiesisch lyrische Repertoir des Salitre
noch einmal in der Kua dos Condes.
f) So nannte man ihn allgemein in Portugal; in Italien dagegen kurzweg Porto-
gallo, wie früher den Theoretiker Vicente — Lusitano.
77) 1) Pequeiio Drama, Lisb., SaHtre (17. Dec. 1787); 2) Idilio, item zweimal
(25. April und 25. Julil; H) l'Eroe cinese, Turin; 4) la Bachetfa porfenfosa, Genua (1788);
5) 0 Amor conjuqal, Lisb. Sal.; 6) a Grafidao, item (25. April); 7) a Inveja abatida,
item (13. Mai 1789); 8) os Viaja»tes ditosos, item; 9) a Noira finqida, item; lÖ) o Mundo
da lua (waln-scheinlich dasselbe wie Lima n'o i/Iiidido, aufgeführt 1791 ) item; W) TAsfutfo,
Florenz (Frühliugl; 12) Ü M(diiiaru, Venedig (Carueval 17901; 131 la Do/nni dt (joim
voluUle, l'arma (1791); li] lihialdo d'Asti, Venedig; \b\ il Ciiia, Florenz, l'ergola; 16) i7
Prhici.pe dl S/iazzacamhio, Venedig; 11) i Due Gohbi, Florenz (1793); 18) la Vedora raij-
flituitrice, item; 19) Demofooiite, Mailand, Seala; 20) Oro iioii compra amore, item (1794);
21) Artjeiiide, item; 22) Arfasersa, item (179V); 2ii) l' Ave» fitrieri, Florenz; 24) il Rifonio
di Serse, item (1795); 25) Znlema e Sclimo, item; 26) l'Jnqaiiu puru dura. Neajiel (1796");
27) Fernando in Mesfdco, Rom; 28) le Donne camhiate (dieselbe wie il Diavolo a (^natro
und il Cia bofinoj, Venedig; 29) la Maschera forfunafa , item (1797); 30) il Fdo.tofo
sedicente (dieselbe wie Nun irritar le Bonne), item; 31 ) VFcquivocu in ecquivoco (dsu^selbe
wie Quern busca lä), Verona; 32) la Madrc rirfuusa (dasselbe wie Scniiramide), Venedig
(1798); 33) Alcesfe, item; 34) Orazi i Curiazi, Ferrara; '.\i^) le Nozzc di Figaro, Venedig;
36) Idonle, Mailand, Scala (1799); 37) Omar, re di Temagene, item; 38) il Muto per
anfiizzla, item (179?); "9) Adra.ito, Liss., S. Carlos (1800)"; 40) VIs(da piaeerole, item
(26. .Januar 1801); 41) a Cam de campo, Liss., Rua dos ('ondes; 42) o Sapafriro, item
(1802); 43) Sofonijsba, Liss., S. Carlos (Carueval); 44) il Trionfo di Clelia, item (1S(I3);
■ib) Zaira, item (Sommer); 4ß) Mcrope, item (1.S04); 41) Ginevra di Scozia, item ( Winter);
48) il Duca di Foix, item ( 1805); 49) Murfe di Mitridafe, item (Carneval 1806); 50) Cinna,
Florenz; 51) Tito Vespasiano, Livoruo (1807); 52) Demofnonfe, Mlterarbi-itet. Liss., S. Carlos
(15. Aug. 1808); 53) il Trionfo di Gmnnano, item ( 10. .|an. I8IO1; .")4) a Saloiu namorada,
Rio de Janeiro (1812); 55) o Jurameiito de Numes, item, S. Joäo (12. Oct 1813); 56) Barseni,
534 Portugiesische Musik.
in Portugul uoch in Italien Gebrauch, eine neue Oper in der Abwesenheit ihres
Autors zur Auffülirung zu bringen. "Wenn man von diesem Princip ausgehend
dif in Ecde stehende Liste zu Rathe zieht, so werden die Thatsaclien, wie uns
scheint, auf eine ziemlich natürliclie, und in Abwesenheit positiver Belege für
die ihnen wiedersprechendeu Angaben, auch auf eine durchaus annehmbare
Weise sich ergeben.
Von Madrid wii'd Marcos Antonio nach Lissabon zurückgekehrt sein,
wo wir ihn als Kapellmeister des poitugiesisch lyrischen Theaters Salitre vom
Ende des Jahres 1787 bis in die erste Hälfte des folgenden Jahres thätig
finden. Die Herbst schifffahrt wird ihn nach Italien geführt haben, wo er in
Turin und Genua seine beiden ersten Buffo-Opern, von denen die zweite »Za
Bachetfa fortentosav. Erfolg errang, zur Aufführung gebracht haben wird. Im
Frühling 1789 befindet er sich in Lissabon wieder auf seinem Posten im
Salitre, während er den Carueval und den Frühling des folgenden Jahres in
Italien zubrachte. Mit seinem y)Molinaro<i befestigte er dort vollständig seineu
Ruf, wenigstens ist dies die Angabe von Fetis. Im selben Jahre kehrte er
nach Lissabon zurück und nahm dort seine Direktion der Opernmusik im
Theater Salitre wieder auf; seinen Titel als Organist und Componist der
Patriarchalkirche vertauschte er mit dem eines königlichen Kapellmeisters.
1791 besuchte er abermals Italien und zwar um bis zum Jahre 1799 daselbst zu
verweilen, mindestens brachte er dort in jedem Jahre (mit der einzigen Aus-
nahme des von 1792) einige seiner neuen Opern zur Aufführung (vorwiegend
in Florenz, A-^enedig und Mailand).
In dieser Zeit fand nun auch in Lissabon eine Art von "Wiederaufblühen
des Theaters der italienischen Oper statt. Seit der Entfernung der Zamperini
hatte es in dieser Stadt kein, dem grossen Publikum zugängliches ital. Theater
gegeben. Am 25. Juli 1790 erschien aufs neue eine Truppe italienischer
Sänger, die ihre Vorstellungen im Theater da JRua dos Condes, mit der drama-
tischen Eloge »0 Sacrißcio puroa von Fr. Marcelino de Sto. Antonio, welcher
trotz seiner Eigenschaft als Mönch, daselbst Musikdirektor war, eröffneten;
eine andere war: »o Templo da gloria«, gleichfalls portugiesisch, aber mit Musik
von Spontini. Von 1791 an war Leal Moreira Kapellmeister dieser Oper,
welche innerhalb zwei Jahren fünf Opern von Paisiello, darunter: »il Bar-
biere di Sivitjliaa und »la Serva padronaa, fünf andere von Cimarosa, den
y>Don Giovanni« von Gazzauiga u. a. zur Aufführung brachte.
Zu dieser Zeit wurde der Gedanke lebendig: ein grosses, ausdrücklich für
die italienische Oper bestimmtes Theater zu errichten, welches zu gleicher Zeit
die kleinen Privatbühnen und die Hoftheater, welche bald darauf aufgegeben
wurden, ersetzen sollte. Einige Liebhaber mit dem Baron von Quintella
(später Graf von Farrobo) an der Spitze, sammelten von 1792 an die nöthigen
Fonds zur Errichtung des Gebäudes, das bis heute unter dem Namen Real
Theatro de S. Carlos bekannt ist. Der Architekt desselben war Costa e
Silva (j 1802), der Dekorateur der Römer Mazoneschi. Der Raum, in Betreff"
der Akustik sehr vortheilhaft, fasst 1200 Zuschauer.*) Das Theater wurde in
neun Monaten vollendet und am 30. Juni 1793 fand die Eröffnung mit »Za
Ballerina amanfe« von Cimarosa statt. Die Impresarii waren Lodi und Lenzi;
der Musikdirektor Leal Moreira. Bis 1798 brachte dieser von seinen Com-
positionen fünf zu Gehör, darunter zwei portugiesische hurletas, die von dem
Sopranisten Domenico Caporalini, welcher bis 1801 in Lissabon blieb, inter-
pretirt wurden. Die Rollen der Frauen wurden zunächst noch von Männern
regina di Iddia, London (3. Juni); 57) VAdriano In Syria, Mailand (18151; 58) Äugurio
di fcUcita, Serenade, Eio de Janeiro (7. November 1817). Man könnte hier noch einige
Couplets aus den Farcen nennen : o Amor arfifice, a Castanheira, a Casa de Caf6, os Bons
amigos u. s. w.
*) Mau sehe über die Erbauung dieses Theaters: Bevisfa universal lisbonense, t. V,
p. 465 u. flg. Die Kosten des Baues beliefen sich auf 800,000 Francs.
l'urtugioBibdiu Mu.-iik. 5^5
uusgiiiülirt , denn tTst 17'.>9 wurde das V('r])ot ge^'cn das Betreten der Bühne
von Friiuen aufgehoben, und noch herrschten die CaBtruti^n. 1797 weihte man
den, im Tlieatergcbilude befindlichen Concertsaal mit der Aufführung der Passion
von Paisiello ein*), bei welcher sich der Bassist Pietro Angelleli betheiligte,
der seit 1792 zur königl. Kapelle gehörte und an S. Carlos noch 18U3 sang.
1798 erschien der letzte der hervorragenden Castmien, der (Jontraltist
(ilirolamo Crescentini, und erregte einen Sturm des Beifalls. IHUl
wurde er Impresario und engagirte eine gewählte Truppe, die selbst jener
berühmten, unter David Perez**) vereinigten, nichts nachgab. Neben Cres-
centini, der Lissabon erst 1803 verliess, glänzte die berühmte Angelica
Catulaui, welche vom Ende des Jahres 18U1 bis zum Iferbst 180G anwesend
war; ebenso gehörten Elisal^etta Gafforini, ausgezeichnet im komischen Genre,
der Sopranist Pietro Mattucci, der Bassist Ludovico Olivieri und die
Bufibsängcr Gaetano Nery und Giuseppe Naldi bis 1806 zu dieser
Truppe; der Letztere war der Vater der bekannten Sängerin dieses Namens
und er selbst ein vorzüglicher Künstler seines Faches. Als er Lissabon 1806
verliess, wurde er noch dreizehn Jahre lang der Liebling des Londoner Publikums.
Der berühmte Tenor Domenico Mombelli, verweilte noch länger in Lissabon
als seine Genossen und gehörte noch zu der Truppe von 1806, bei welcher
Eufemia Eckart und die gefeierte Marianna Sessi Prime donnc waren.
Trotzdem stand diese Truppe der vorhergehenden bedeutend nach.
In den ersten Jahren war in S. Carlos das Rcpertoir aus den besten
Opern von Cimarosa, Paisiello, Sarti und Borghi zusammengestellt. Man
gab unter anderen y>la Molinarcm (1793) und rtNiiia pazza^f. (1794) von Paisiello,
auch nGiulio Sahinou (1798) von Sarti. Und nun erschienen auch die Opern
von Marcos Antonio in Portugal. Es gelangten deren, und wahrscheinlich
in Abwesenheit des Componisten, der sich in Italien befunden haben wird,
vom ersten Semester 1799 an zur Aufführung. Crescentini sang in der
»Donna di (jenio voluhilev.; der berühmte Principe di Spazzacaraino, welcher
Dank der Zuvorkommenheit der Ccnsur in Lissabon zum Baron herabgesetzt
wurde, folgte dieser.***)
Vielleicht war es der Erfolg seiner Oi^ern an S. Carlos, welcher Marcos
Antonio bewog, in sein Vaterland zurückzukehren. Er wurde daselbst sofort
als Professor am Seminar der Patriarchalkirche und als Kapellmeister am Theater
S. Carlos angestellt. In der Truppe Crescentini (1801) figurirt er neben
Valentine Fioravanti, dem bekannten Autor der oCanfatrice villanea (einer
der Triumphe des Buffosängers Naldi) und der r>CamiUa<i (geschrieben und auf-
geführt in Lissabon), als Componist. Der Italiener erhielt jedoch einen etwas
höheren Gehalt als sein portugiesischer College f), während sich Marcos Antonio
grösserer Populai'ität erfreute, zum Theil vielleicht seiner intimen Beziehung zur
Catalani wegen, welche viel unter seiner Leitung studirte (nicht wie man be-
hauptet unter Crescentini). Sie sang in zehn seiner Opern (gemeinschaftlich
mit Crescentini in dreien) und die Musik Marcos Anton io's behielt ihre
Anziehungskraft im ßepertoir der grossen Sängerin. In Lissabon debütii'te
sie in der »Setnirmnidea dieses Meisters, und fünf Jahre später auch in
*) Fonseca Benavides in ArcJi. pitt. von 18G0, p. 149.
**) Die Gehälter der Künstler waren eminn: die Catalani erhielt 50,000 Francs,
die Gafforini 18,000 Francs, ebenso Mombelli, Mattucci und Naldi. Die unt^ir-
geordneten Mitglieder wurden mit 2500—12,000 Francs bezahlt. Die Gesamintsumme
der Unterlialtuiig der Truppe belief sich auf 275,000 Fres. Man sehe die Kinzellieiten
bei Iniioeencio in Arch. pittor. von 1S(>8, p. '^\'i.
***) Schon früher, 1794, war die ()|)er in der Rtia dos Comics unter dem Titel:
»Basculho da Chamuw« portugiesisch aufgeführt worden, ebenso wie eine Uebersetzung
des Rinaldo d'Asti.
j) Fioravanti erliiclt jälulieh 4000 fr. und Marcos Antonio 3360 fr. 1807 befand
sich Fioravanti bereits in Paris.
536 ' 'Lii'tugicöisitlic Muöik.
Londuii, indem sie dort die berühmte Arie uua der tiofoiiisbe : »Son re</i/iav,
welche Marcos Autonio für sie geschrieben liaite, einlegte, und welche auch
das Paradestück ihres Concertrcpertoirs blieb,*) Der portugiesische INIeister
entfaltete an S. Carlos eine bedeutende Thätigkeit; jedes Jahr, bis einschliess-
lich 1806, schrieb und führte er daselbst ein oder zwei neue Opern auf, und
studirte während dieser sechs Jahre einige zwanzig Werke verschiedener Com-
ponisten ein, darunter ausser den Opern von Cimarosa, Paisiello uiul
Zingarelli, yiOrJ'cov. von Gluck (18U1) und »la Clcmcnza di Tiioa von Mozart
(1806) unter Mitwirkung der Catalani.
Das Jahr 1807 ist das der französischen Invasion durch Junot. Mau
weiss, dass bei der Annährung des Feindes der Regent mit der wahnsinnigen
Königin und dem ganzen Hofe am 27. November 1807 sich nach Brasilien
einschulte. Das Theater scheint während dieses ganzen Jahres geschlossen
gewesen zu sein; auch finden wir Marcos Antonio in Italien, wo er zwei
neue Opern, in Florenz und in Livorno, in Scene gehen lässt.**) Dies mag
auch die Veranlassung sein, aus welcher er dem Hofe nicht nach liio de Janeiro
folgte. Im Sommer 1808 befand er sich in Lissabon und leitete in S. Carlos
auf Befehl des feindlichen Generals, zur Geburtstagsfeier des Kaisers Napoleon I.,
den y>Demofbonte«, welchen er mit neuer Musik versehen hatte. Die Truppe,
welche bei dieser Gelegenheit zusammengebracht wurde, bestand nur aus unter-
geordneten Kräften; allem Anschein nach hat sie sich jedoch erst 1810 nach
der Vorstellung einer neuen Oper von M. Antonio y>il Triovfo di Gusmano»
aufgelöst. Ein Jahr danach, 1811, ging Marcos Antonio über den Ocean,
um die Ausübung seiner Funktion als königlicher KajDellmeister wieder auf-
zunehmen.
W^ie erwähnt, hatte der Hof sich nach Brasilien geflüchtet; er langte
1808 daselbst an. Die Königin D. Maria I. starb hier 1816 und der König
D. Joao VI. verblieb bis 1821, dem Jahre seiner Rückkehr nach Portugal,
worauf die National- Versammlung seinen ältesten Sühn D. Pedro I. (IV. von
Portugal) zum Kaiser von Brasilien jjroklamii'te.
Vom musikalischen Gesichtspunkt aus betrachtet, war diese berühmte
Colonie kein ganz unfruchtbares Feld. Die portugiesischen Colonisten
verpflanzten das nationale Genre der modinha, das in Portugal durch die »Op er n
des Juden« zu grosser Beliebtheit gelangt war, dahin, und erhielten es lange Zeit
intact; die Jesuiten ihrerseits führten die Kirchenmusik und die Unterweisung
in derselben daselbst ein. Im 18. Jahrhundert hatten sie sogar in ihrem Collegium
zu Santa Cruz (bei der Ankunft des Hofes in eine königliche Residenz um-
gestaltet) eine Musikschule, »das afrikanische Conservatorium« genannt,
errichtet, welches für Neger beiderlei Geschlechts bestimmt war.***) Der be-
deutendste der Schüler dieses Instituts war der Mulatte und Priester Jose
Mauricio Nunes Garcia (1767 — 1830), welcher zur Zeit der Ankunft des
Hofes in Rio de Janeiro das Amt eines Organisten an der Kathedrale daselbst
versah. Acht Monate nach seiner Ankunft ernannte ihn der Regent zum
Inspektor der Musik der königlichen Kapellen von Sta. Cruz und S. Christovao,
mit einem Gehalte von ungefähr 3000 Frcs. Endlich schmückte ihn der Regent,
um das hämische Wesen der europäischen Musiker, welche ihre Missachtung
für den Mulatten nicht verbargen, zum Schweigen zu l)ringen, 1810 eigen-
*) Die andern grossen Sänger, welche die Musik von Marcos Autonio saugen,
waren der berühmte Mar che si und die Grassini au der So ala zu Mailand in »Demo-
foDufe« (171)4); die Billington, für die er sein bestes Werk '''Fernando in Messico«
schrieb, in welchem sie in Rom (1797) und in London (1803) saug, wo sie auch sjiäter
mit IJraham in der »Argenlden auftrat; die Gafforini und die Sessi saugen jede hi
zweien seiner Opern; Mombelli in sieben und Mattucci in fünf; "La Donna di (/enio
volubileu wurde 1813 in Paris der Schwauengesang der armen liarili.
**) Pougiu. Supplem., t. II, p. 363.
***) Balbi. Essai statist., vol. II und Jose Silv. Eibeiro, Hist. dos eslah. scient.
t. IV, p. 323.
l'Hrtiif;ifhisrhe Mii.Hik. 5ii7
liäiulij^f mit dem Kicu/ ilcs C'liristusordtnis. Xiicli der Aidciiiill de« hcriihitden
Marcos Antun io tlioilto dei- IMiihitlc! mit. diesum die liuliu Ötuliun;^ eines
ersten Componisten der kiMiiglichun KapcllL-.*)
Marcos Antonio, der von seinem vierzehnten Jahre an viel Kirelicn-
uiusik gcschrielien hatte, deren Manuscripte in der T'ildidthek von Ajuda auf-
bewidut sind**), entwickelt!' in Rio de .Inneiro eine grosse Tliätigkeit auf diesem
(lel)it te der C^oniposition und schrieli für die königliche Kapelle einige zwanzig
Sliicke von hedeutendem Umfang. Das Verdienst dieses Theiles seiner Wirk-
samkeit wird verschiedentlich geschützt; man lobt indessen sehr ein »T/? Daum«.
mit Begleitung des Orchesters, Frühmesse; n und eine Se([uenz für sechs
Orgeln***), welche für die Basilika von ^faira bestimmt war.f) Von den
patriotischen Hymnen und der Instrumentalmusik sagt Vasconcellos nicht
viel Gutes.
Kaum in Brasilien angekommen, brachte IM. Antonio seinen neuen
t>J)rinoJ'oontt<^i und eine portugiesische Burleta seiner Composition zur Auf-
führung. Diese letztere wurde von den Sclaven des Regenten, das heisst
von den Neger-Zöglingen des afrikanischen Conscrvatoriums, ausgeführt, deren
Leitung der berühmte INIeister in Gemeinschaft juit seinem Bruder Simäo
Portugal, welcher als Hoforganist in Brasilien blieb, ül)ernahm. Zu dieser
Zeit gab es in Kio de Janeiro ein grosses öffentliches Theater noch nicht,
erst am 12. Oktober 1813 eröffnete mau eines, genannt S. Joäo, und führte
daselbst ein Gelegenhettsstück, zu welchem die Musik von Marcos Antonio
war, auf. Er wird viele Instrumeutalisten und Sänger von Portugal mit sich
geführt haben, jedoch scheint es, dass von den letzteren die meisten Portugiesen
waren. Mit Auszeichnung wird eine Sängerin, Maria Candida und der
Mulatte Joäo dos Reis, ein trefflicher Bassist, genannt. Das Theater
S. Joao konnte IGOU Zuschauer aufnehmen, und ward bis zur Feuersbrunst,
welche es im Jahre 1823 zerstörte, von Marcos Antonio geleitet.
Der Meister blieb aber nicht in Rio ohne Europa noch einmal zu besuchen
und es ist Grund vorhanden zu glauben, dass er sich 1815, nachdem er zu
der Würde eines Commandeurs des Christusordens erhoben worden war, und
vom nlnatitut dt: , France<i das Diplom eines correS[)ondirendeu Mitgliedes er-
halten hatte, nach Mailand reiste, wo er in der Scala daselbst eine seiner
besten Opern aus der Lissaboner Zeit: »/a Morte cU Mitridateff- uud Im Theater
Re eine neue Part'tur: nÄdriano in Syrla». zur Aufführung brachte. Auf dem Wege
dahin besuchte er vielleicht London, wo man am 3. .hini desselben Jahres eine
andere seiner ungedruckten Opern: »Barseni, reylna di Lidia« auf die Bühne
brachteff). 1816 und 1819 nahm man in Lissabon noch die eine oder die andere
seiner alten Partituren in S. Carlos wieder auf; es war dies aber das letzte
Aufleuchten seines Ruhmes, denn der Glanz des Gestirnes Rossini verdunkelte
ihn nun ohne Wiederkehr. Die Wiederaufnahme eine seiner Bufl'o-Opern würde
* ) Man sehe sein Elogio vom Poeten Porto Alegre ( Revinta (rimoisal do Lis/ifufo,
liaud XIX), welcher ihn mit Jose Mam-icio von Coiml)ra verwechselt. Nunes Garcia hatte
IJrasilien niemals verlassen.
**) Die Maniiscripte von einem Dutzend ( )iieru des Marens Antonio sind in den
beiden grossen IJiltliuthekcn zu Lissabon autljcwahrt. Noch andere lindet man in l'rivat-
biblintlieken. Man hat (Paris bei Girod) zwei Terzette aus "/a Donna di gcnio ooluhilc«
und ein Duett mid ciiu; Arie aus "l'Oro iioii compra amore« gestochen.
***) Vasenncellos. Mus. purL t. II, ji. 94.
f) Sein hymno da patria war in Portugal bis zum Jahre 1S:U ül)lieh, dem Jihre.
hl welchem er durch den Iii/miio da Contifi/iiift'io, eine dem \). Pedro IV. zuges.lnii-liene
Art Marsch verdrängt wurde. Die Keihe der patriotischen Hymnen in Portugal ist
mizählbur; vom Pianisten Innocencio hIUmu existirten eine ganze Serie. Der lieniinnte
Poet Garrett machte sie läeherlicli so viel er konnte; in .seinem Koman o Jrcu de Sitnf'
Anna (t. II, p. 5(4) wollte er sie auf die schlechttm Statuen, welche sich auf der öff'ent-
lichen Promenade von Lissabon befinden, oder auf das MosaikpHaster des Platzes do
iioeio, eingegraben sehen.
tt) Grove. A Dict. of Music, B. III, S. 19.
538 Portugiesische Muöili.
indessen vielleicht den Versuch gelohnt hahen, denn gerade in diesem Genre
entfaltet die italienische Oper ihre ganze Originalität.
Marcos Antonio war nach allen Seiten hin der Eingeweihte dieser
Schule, er besass in hohem Grade die Fähigkeit, sehr sangbar zu schreiben
und Melodien zu finden, die zwar nicht besonders eigenartig, doch immer
angenehm und blühend wirkend und manchmal sogar stilvoll waren. Im
komischen Genre fehlte ihm Schwung und Grazie niemals, wogegen ihm die
Individualisirung manchmal fehlschlug. Was die Faktur betrifft, so war sie
hauptsächlich, namentlich in Bezug auf Instrumentation, etwas naiv, indem sie
dem Einflüsse Mozart 's und selbst Rossini's fern geblieben war, deren
Musik er nur in Mailand bei seiner letzten Anwesenheit daselbst zu hören
Gelegenheit gehabt hatte, eine Epoche, in welcher seine eigene Laufbahn bereits
abgeschlossen war. Seine Werke, welche sich in ganz Europa einer grossen
Popularität erfreuten *) , gehöi'en der italienischen Schule an , jeuer Epoche,
zwischen Paisiello und Rossini, diejenigen Nasolinis und der Fioravantis
bei weitem überragend, weniger gelehrt als Paer und Simon Mayr, war er
ein Nebenbuhler von Guglielmi und Zingarelli und überragte sie vielleicht.
Die grössern italienischen Meister der Epoche, Cimarosa und Paisiello,
legten einen ziemlichen Werth darauf, in ihre 02)ern mehi'ere Stücke seiner
Composition einzulegen. Der Charakter von Marcos Antonio galt für leut-
selig und umgänglich; nach anderen wieder wäre er von Begier, Dünkel und
sogar Eifersucht nicht ganz frei zu sprechen gewesen.**) In Rio erwarb er
noch mehrere Aemter, selbst ausserhalb des künstlerischen Gebietes. Er wird
seinem Oollegen Nun es Garcia das Leben wol etwas sauer gemacht haben***)
und betrachtete die Ankunft Sigismuud Neukomm's in Brasilien, eines Schülers
von Joseph Haydn, welcher um den Infanten D. Pedro f) in der Composition
zu unterrichten, dort hingerufen war, mit scheelem Auge. Obgleich der deutsche
Tonkünstler, welcher 1816 ankam (das Jahr in welchem wahrscheinlich die
Rückkehr von M. Antonio aus Italien erfolgte), bis zum Jahre 1821 dort blieb,
war es ihm weder gelungen dort Unterricht zu ertheilen, noch seine Werke zur
Aufführung zu bringen ; eine Messe, die er zu diesem Zwecke componirt hatte,
wurde der Censur und der Beurtheilung von Simao Portugal und eines
höchst mittelmässigen Kirchencomponisten Namens Maziotti untervvorfen.ff)
Die letzten Lebensjahre Marcos Antonio's verliefen bis zur Abreise
des Königs D. Joäo VI. nach Europa, in der Ausübung seiner verschiedenen
Fvinktionen; er hatte sogar in dieser Zeit für die Hochzeitsfeierlichkeiten des
Infanten D. Pedro (1817) eine dramatische Serenade geschrieben, und 1820
eine letzte grosse Messe, Bald darauf, da er sich schwächer und schwächer
fühlte, nahm er die Gastfreundschaft einer alten Freundin, der Marquise von
Aguiar, in Anspruch; in deren Hause er, in Folge eines wiederholten Schlag-
anfalles am 7. Februar 1830 starb. Seine sterblichen Reste ruhen in der
Kapelle eines Franziskanerklosters der brasilianischen Hauptstadt.fff)
*) Die Opern Marcos Antonio's wurden mehr oder weniger überall gesun-
gen; zwei derselben sind ins Deutsche (»der Teufel ist los« und »Verwirrung
durch Aehnlichkeit« — le Bonne cambiate und i Due Gohbi) und drei ins Kussische
übersetzt.
**j Man sehe über diesen Gegenstand die Briefe eines gewissen San tos Marrocos,
zu Rio von 1811 — 1817 geschrieben, und welche vom Dr. Guimarfies im Jornal do
Commercio von 1870 Nr. 4892 im Auszug veröffentlicht sind.
***) Innocencio, in Arch. fitt. von 1868, p. 351.
t) D. Pedro IV. spielte mehrere Blasinstrumente und componirte eine Oper,
deren Ouvertüre im italienischen Theater zu Paris 1832 aufgefiüirt wurde.
tt) Jf>se Silv. Ribeiro. Rist. t. IV, p. 327.
tit) Man .seile die Biographien Marcos Antonio von Innocencio Francisco
da Silva \S.\\\\^ P^v\jik.Q\'va. Arch. pittor. von 1868) imd von Dr. Guimaräcs (fünf Artikel
im Jornal do Commercio von 1870). Die 88 Seiten welche diesem Meister in Mus. fort.
t. II, p. 44 u. flg. von Vasconcellos gewidmet sind, enthalten ebenfalls interessante
Details. Mau selie auch den Catalog der Werke von M. Antonio, welcher von ihm selbst
l'ortu^ieaiuubc Miiaik. 539
Dio Pflege der Musik »cliritt im ersten Viertel unsercH Jaluliunderts in
Lissabon selir schnell vorwärts. In den ersten Jahri-n fusselte noch die; ganze
Aufmerksamkeit der Liehliaher die Oper, und aucli in den Concerteu handelte
es sich nur um Vocalmusik. Ausnahmen dürften selten gewesen sein; eine
derselben war im üctober 179l> das Erscheinen des berühmten Violoncellisten
Bei-nhard llomberg in Lissaljon. Die begabtesten Dilettanten jc^ner Epoche
cultivirtcu nur den Glesang; man nennt D. Maria Benedicta de lirito e
Cunha, welche ihre schöne Sopranstimme sehr gut zu behandeln verstand.
Die Claviere waren noch sehr selten in Lissabon, man zählte zwanzig im
Jahre 1809, während 1821 bereits fünfhundert vorhanden waren, meist
englischer Fabrikation, denn die einheimischen Ciavierbauer hatten noch bis
heutigen Tages kein (ilück damit. Gute Pianisten gab es dort schon vor der
Flucht nach Brasilien. Der Improvisator Bachicha folgte dem Hofe dahin,
und starb dort im Wahnsinn; ein anderer vortretnichcr Clavierspieler in Brasilien
war der Abbe Justin iano. In Lissabon waren die Dilettanten Gregorio
Franchi, welcher sich 1817 in England niederliess, D. Maria Izabel Matta,
der Hauptmann Torriaui (f 1821) und der Capitain Neri, welcher gleich nach
dem Tode des letzteren in Mozambique Dienste nahm, sehr geschätzt. In
Porto glänzte Rocha Pinto. 1816 hielt sich Neukomm auf seiner Durch-
reise nach Brasilien einige Wochen in Lissabon auf, Hess sich jedoch nur
in Privatkreisen hören, welche damals sich mit Vorliebe der Pflege ernster
Musik hingaben. Das Haus des Jose Dias Pereira Chaves (f 1824) stand
an der Spitze-der Bewegung, und rivalisirte mit dem des Handelsherrn Driesel,
welcher bei sich die Kammermusik von Haydn, Mozart und Hummel cul-
tivirte. Schon 1808 führten Liebhaber eine Sinfonie von Mozart und 1816
die erste Sinfonie von Beethoven auf. 1821 constituirte sich auf Anregung
Driesels und eines anderen deutschen Kaufmanns Klingelhöfer ein Dilettanten-
Orchester, welches im Laufe des ersten Jahres einuudzwanzigmal zusammen-
trat. Die Orchester von Lissabon besassen einige gute Künstler, zu welchen
der Violinist Freitas, Vater, und der Violoncellist Griordani, der Hornist
Gazulla und der Clarinettist Canongia, Vater*), gehörten.
Zu dieser Zeit kehrte Joäo Domingos Bomtempo (1775 — 1842), ein
ausgezeichneter Pianist und Componist**), nach Lissabon zurück, nachdem er
fünfzehn Jahre in Paris und in London, wo er sich einen Namen gemacht
hatte, seinen Wii'kungskreis gehabt hatte. Er wurde während der nächsten
zwanzig Jahre nach seiner Rückkehr die Seele des Musiklebens in Lissabon.
Nicht allein dass er daselbst, wie wir sehen werden, ein Conscrvatorium
errichtete und unter der constitutionellen Regierung die königliche Kapelle
dirigirte, sondern er rief auch in Lissabon im Januar 1823 eine Con-
certgesellschaft, die Philharmonische genannt, ins Leben, welche einen
Moment des Glanzes gehabt hat. Man hörte dort nicht allein die Orchester-
werke von Bomtempo selbst***), sondern auch die von Haydn, Mozart,
Beethoven, Romberg, Mehul u. a. Das Unternehmen bestand nur kurze
Zeit, während die grossen Aufführungen der Kirchenmusiken keine Unter-
brechung erfuhren. Die geistliche Brüderschaft der heil. Cäcilia führte an ihrem
herrühren soU, von Porto Alegi-e, Eci'ista trimensal do Instituto von 1866, p. 200 und
folgende.
*) Vasconeellos: Arte nuis. em Lisboa, h» Arte musical von t!ST5, Nr. 54.
**) Siehe seiner Hiogiii|iliie halber: Mncmotiiie lif<i/uiia von iyi7 t. II, p. 345 und:
o Lwc.ffifiadur purfuguez Nr. LXII. p. '-'05; Nr. XXITI, p. :W5; Nr. LIX, p. :t5!t.
***) IJomtempo achrieli unter anderem zwei (^•ueerte nnd viele \'ariatinnen für
Ciavier; eine Sonate, gestoclien in Paris 1803, und eine Claviersehule, virötVentlielit in
London IHlfi. Im Allgemeinen haben die Portugiesen die Instrunu-ntahnuaik sein- wenig
geptlegt. Waxel iJ/c/uns fra^-us u. s. w. 3. Art.) spricht von -coiicer/os ffrogsu.t^ von
Antonio Pereira dii Costa (7 1770), Kapellineisfer der Kathedrale zn Funelial, lu'raus-
gegeben in London; Vaseoncellos, Mus. pur/., fnlnt sechs Sfrcicluiuartelte des Violi-
nisten Almeida an, gestochen 1798 zu Paris, Ouvertüren von Freitas (Vater) u. h. w.
54Ü rmtugicsir^clic MusUi.
Stirtuugöleste am 29. November jeden Jahres, Ins 1825, das »liequiema von
Jomelli und die Responsorien von David Perez abwechselnd auf. Seit 1803
wurde auch das t> Requiems von Mozart oft gehört. 1821 leitete Bomtempo
persönlich die Aufführung seiner hohen Messe und später mehrere nUcquion's«.
Ein »Requiem« war zum Gediichtuiss Camoens (gestochen in Paris) geschrieben,
und wäre nach dem Urtheile Vasconcellos*) in der melodischen Erfindung
schwach, im Styl dem Mozart's gleichend. Es würde dies ein vereinzeltes Beispiel
seia, denn die portugiesischen Kirchencompünisien der ersten Hälfte unseres
Jahrhunderts waren ganz anderen Einllüssen unterthan. Die einen folgten den
Bahnen von Jomelli und Perez, die anderen übei'liessen sich einfach der
Nachahmung dessen, was man in der italienischen Oper hörte.
Die erste dieser Strömungen fand in zwei gelehrten Musikern ihre Reprä-
sentanten: Fr. Jose Marques (f 1837), ein Schüler Baldy's und Kapell-
meister im Palast Bemposta, Componist einer grossen Anzahl, in Portugal
geschätzter Kirchenmusikstücke, bei welchen der Ernst des Stils eine melo-
dische Erfindung nicht ausschloss; Antonio Jose Soares (1783—1865), ein
Schüler von Leal Moreira, dessen Stil in seiner Messe etwas schwerfällig
erscheint. Jose Marques hatte zahlreiche Schüler gebildet, von denen einige
in seine Fusstapfen traten: Francisco Xavier Migone (1811 — 1861), Com-
ponist einer bedeutenden grossen Messe**) und Joäo Fradesso Bello (f 1861),
welcher in Madeira lebte. Andere hingegen Hessen sich von theatralischen
Einflüssen verführen, welche auch die Kirchenmusik in Portugal, gegen das
Ende der Regierung D. Joäo VI., gewaltsam überfluteten. Di«ser Monarch
verlangte von Eleutherio Franchi Leal, Professor am Seminar der Patriarchal-
kirche im Jahre 1823, Frühmessen für das Fest der Empfängniss Maria's und
eine Messe und ein Te De um für das Fest der Proklamirung der Constitution.
Der Componist lieferte bei dieser Glelegenheit eine völlig theatralische mit
Figurenwerk überladene Musik. Noch mehr übertrieben Avurde diese Richtung
von jenen musikalischen Ausschreibern der italienischen dramatischen Musik,
unter denen einem Schüler des Jose Marques, Joaquim Casimire (1808 bis
1864)***), Kapellmeister der Patriarchalkirche , die erste Stelle gebührt; man
nannte ihn den portugiesischen Donizetti, was für einen Kirchencora-
ponisten bezeichnend genug ist. Wenn wir M. Roederf) Glauben schenken,
so besitzen die Azoren in dem Geistlichen Joaquim Silvestre Serrao (1801
bis 1877), seit 1841 Kapellmeister der Kathedrale von Ponta Delgada, einen
Componisten von Kirchenmusik, welcher der besten Epoche der neapolitanischen
Schule des 18. Jahrhunderts würdig ist. Er schrieb 81 Stücke für das Officium
der heiligen Woche, einige fünfzig Responsorien u. a. Diese ganze Kirchen-
musik ist nicht gedruckt und cirkulirt nur in zahlreichen Abschriften. Das
Beispiel von 1755 dürfte den Freunden der nationalen Kunst zu denken geben,
denen es für ihr Land obliegt, dem Beispiele, welches im benachbarten König-
reiche der berühmte Verleger Eslava gegeben, zu folgen. Bedauerlicherweise
giebt es in Portugal keinen Musik Verleger der diesen Namen verdiente.
*) Mus. port; t. I, p. 23.
**) Siehe seine Biograjihie von Monteircj de Almeida, Illush'a^'au populär. B. III.
'■'•'■') Sielie seine Biograiihie von Firnio, Chron. dos theatros von 1867, Nr. 15. In
Bezug auf diese ganze Schule der Kircheuuuisik siehe WaxcI. A Musica em Portugal,
T.Art. Die anderen Componisten derselben ßichtung waren: Oliveira Paixäo (t 1833
zu Madeira), J. Griordani (7 1858), Maziotti, Osternbold, Pinto if 1861), Costa
(7 1854 zu l'orto), Azevedo Varella in Gidmaräes u. a. Ein Conipunist, A. Carrero,
schrieb Frühmessen über Themen aus »Robert der Teufel« und »Der schwarze
Uoniiuo« u. s. w. Vasconcellos, 3Ius. port. t.I, p. 42 hat Unrecht, wenn er den Bischof
D. Joaciuini Menezes e Atliaide mit diesen Plagiatoren in eine Categorie setzt. Dieser
Prälat, geboren in Braga, nahm den bischöflichen Stuhl in Funclial von 1812 — 1820 ein
und starb 1821 auf Gibraltar. Er war Lebemann und schrieb Kirchenmusik in etwas
leichtem Stil, die jedoch niemals von melodiöser Insi)iration cntblösst war. Von seinen
Werken wird vornehmlich ein »Requiem < genannt.
j) Dal Taccuino, p. 158 u. lig.
Porhigu'sische Musik. 541
T)jis Theater S. Carlos wird uns, du os nach seinoi- Schlicssuiiif von l^^l()
zu einer Bühne zweiten Kaugea lienibyaulc, nicht viel beschältigcMi. IHK» öchelnt
es wieder eröilnet worden zu sein, aber die Truppe bestand aus untergeordneten
Persönlichkeiten. Das Kepertoir umlasste jedoch nicht allein die älteren Werke
von Marcos Antonio, von Gugliulnii, Zingarelli, (Jrenei'ali, von Paer
(l'Agnesc) u. s. w., sondern auch noch ^l'ltaliaiia in Aljüria und ni Trancredia
von llossini. Mit der Ankunft von Coccia, einem Schüler Paisiellos, welcher
das Orchester an S. Carlos von 1820 — 1823 leitete, und welcher daselbst auch
sechs seiner eigenen Opern zur Aufführung brachte, entwickelte der Rossini-
Cultus sich mehr und mehr. Allein im Jahre 1821 wurden sechs Opern dieses
Meisters, darunter »/a Gazza ladra», y>la Oeneren/olaa und DOtcllo«, aufgeführt;
drei andere, darunter »Most«, erschienen im folgenden Jahre. 1823 kam nil
Barbiere di Sivijjlian und 182G y>Semira7nidra an die Keihe. Neben diesen Opern
wurden auch »Trajano in JJaciaa von Paisiello (1821), r>Emma di UrKhurijo<t
von Meyerbeer (1822) und yiElitsa v Claudio« von Mercadante (1823), auch
nTeohaldo e Isolinaa von Morlacchi (1823), die letztere mit vielem Erfolge
aufgeführt. Zu dieser Zeit wahrscheinlich glänzte eine junge portugiesische
Sängerin Chiari, deren frühzeitiger Tod mit der Schliessung des Theaters
S. Carlos zusammentreffen dürfte. Diese Schliessung des Theaters fand in Folge
der Bürgerkriege statt (D. Miguel und D. Pedro), welche nach dem Tode
D. Joäo VI. (182G)*; ausbrachen.
Es scheint, dass das Theater bis zum entschiedenen Siege D. Pedro IV.,
im Jahre 1834 geschlossen blieb. Ein Mailänder: Erancesco Schira, hatte
von 1835 — 1840**) die Kapellmeisterstelle dieses Theaters inne; von da an
bis kurze Zeit vor seinem Tode der Sicilianer Coppola (f 1877), beide drama-
tische Componisten, deren AVerke, hauptsächlich die fünf Opern des letztern,
Erfolge erzielten. Nach dieser neuen "Wiederherstellung eines italienischen
Theaters in Lissabon, waren dort, besonders was die ersten Kräfte anlangt,
zuweilen sehr gut zusammengesetzte Truppen.***) Das Repertoir bestand
zunächst aus den Opern Bellini's und Donizetti's, nach deren Triumphen
alsliald Verdi einzog und zwar mit allen seinen Partituren, sel!)st den
ausserhalb Italiens weniger Ijekannten. Er war zwanzig J^ahre hindurch, bis
ungefähr 1865 und ist theilweise noch bis heute der absolute Beherrscher
der Bühne Lissabons. Selbst die grosse französische Oper hatte Mühe sich
Platz zu verschaffen. Die »Hugenotten« hatten 1854 ein Fiasco zu erleiden,
und wurden erst 1867, nachdem Mongini sie zur Geltung zu bringen wusste,
vom Publikum acceptirt. »"Wilhelm Teil« wurde erst gegen 1864 populär,
dank demselben Tenor und einer vorzüglichen Inscenirung. Kaum gelang es
Naudin (1867) »die Afrikanerin«, in welcher das Sujet die nationale Eigen-
liebe verletzte, zur Geltung zu bringen. Ebenso Steger die »Jüdin« von Hah'-vy
(1869). Nur »Faust« von Gounod erzielte 1866 unter der Mitwirkung der
Volpini, einen sensationellen Erfolg. Was das klassische Repertoir anbetrifft,
so gab man nur den »Don Juan« von Mozart, und auch dieser musstc erst
von 1838 — 1868 die verschiedensten Niederlagen erleiden, bis er zu dem dureh-
*) Der Kapellmt'istcr von 8. Carlos war in diesem Augenbhck der l'oK; Franz
Mireyki, ein Schüler Huuuners, welclier seine Oper: n l>ue Forzaü-t aufführte (siehe
Sowinski: Les Masiriens pißlonais, p. 4();t).
**) Nicht zu verwechseln mit seinem IJruder Vincenzo Schira, gleich ihm Kapell-
meister in Lissabon, wo er 1857 starb.
***) Man hörte nacheinander die IJoceabadatti. den Ilass Fornasari und den
Baryton Colletti (I8H81; Tauiberlick in seiner Jugend (1847), Rosiua Stoltz und
Clara Novello (18r)0), die Castelhm unil die lierühinle All)oni (I8ö7l, die Tedeseo
(18581, den Tenm- Fraschiiii (186U -02), dem Mongini ful-te ( Ks(i'_' -(>' l; dieser hatte
bedeutenden Erfolg und erhielt für eine Saison (104 Vorstellungen) 12."),01>U frcs. (»age;
die IJorglii-Mamo und die \'oli)ini (18K4— Gfi), die Schwestern Marehisio und <len
Tenor Saudin (18G7), den liarytou Cotogni (1871), liie Sass (1874), die Donadio
(18.'Sl I u. s. w.
542 Portugicsischf Muaik.
schlageuden Erfolge gelangte, dei- ihm 1871 durch die vorzügliche Interpretation
des berühmten Baryton Cotogni verschafft wurde. Mongini hatte, wie man
sagt die Absicht, den »Freischütz & einzustudiren, was ihm jedoch nicht ge-
lingen wollte.*^
In unserem Jahi-hundert haben die portugiesischen Componisten an S. Carlos
die Erfolge ihrer Vorgänger vom Theater Queluz nicht erreicht. Zwar ist
die Zahl ihrer, zur Aufführung gelangten Opern gross genug**), doch sind
es unter diesen im Grunde nur zwei, welche ihrer nationalen Stoffe halber,
eine Art sensationellen Erfolges sich erfreuten. Es ist »l'Arco de Sunt'
Anna» (1868) vom Violinisten Francisco de Sä Noronha, geboren 1821
in (luimaräes und ^iEitricou. (1870) von Miguel Angelo Pereira. Die
Stoffe dieser Opern sind den berühmten Werken des Garrett und des Herculano,
den beiden grössten portugiesischen Schriftstellern dieses Jahrhunderts, ent-
nommen. Die Musik derselben ist nur italienisch und sehr untergeordneter
Art. Für dramatische Vorstellungen in portugiesischer Sprache hat man den
Versuch bis jetzt nur für das komische Genre gemacht.
Der Baron von Quintella (später Graf von Farrobo), einer der Mit-
begründer von S. Carlos, hatte 1798 in seiner Villa das Larangeiras bei
Lissabon ein Theater eingerichtet***), auf welchem während der ganzen ersten
Hälfte des Jahrhunderts von Musikfreunden (Donna Francisca ßomana
Martins f) und der Sänger Coelho an der Spitze) sowol italienische und fran-
zösische, wie in's Portugiesische übertragene Opern aufgeführt wurden. Unter
anderen ging y>il Sogno del Zimjarov. von Miro dort in Scene. Der Sohn dieses
Grafen Forrobo war es auch, der sich für die Bildung einer Academia phil-
harmonica in Lissabon (nicht zu verwechseln mit der von Bomtempo) lebhaft
interessirte. Diese Gesellschaft veranstaltete vier bis fünf Jahre hindurch,
allwöchentlich Concertaufführungen von mehr oder weniger ernster Art und
brachte 1844 sogar eine kleine portugiesische Oper von Miro: »os Infantes
em Ceutaa (Text von Herculano). Auch Daddi am Theater E, u a dos
Condes machte 1842 den Versuch, französische und italienische komische
Opern in portugiesischer Uebersetzung singen zu lassen. Man hörte dort den
»Barbier«, »Zampa«, »Der Zweikampf«, »Pra Diavolo«, »Die weisse
Dame« u. a. Jedoch auch dies Unternehmen war von keinem Bestände und
der einzige, einigermassen ernsthafte Versuch, eine portugiesische Oper zu
schaffen, ist bis heute eigentlich nur in üio de Janeiro gemacht worden.
Es war im Jahre 1857. Ein Franzose Joseph Amat, welcher in Rio
als Professor des Gesanges wirkte, versuchte, unterstützt von einer Truppe, die
*) Das Portugal dieses Jahrhunderts hat der italienischen Bühne noch keine aus-
gezeichneten Sänger geliefiu-t, höchstens könnte man drei Barytons zweiter Ordnung,
Celestino (1. Aufti-itt 1844), F. Vieira (1. Auftritt 1865j und Ferreira Veiga nennen;
einen Tenoristen Alfrede Gazul, die Sängerin Alba u. s. w.
"•'*) Hier ist das Verzeichniss der italienischen Opern portugiesischer Componisten,
welche an S. Carlos seit Marcos Antonio zur Aufführung gelangten: von Antonio
Jose do Rego: 1) »il Conie di Saldacfnau ; 2) nl Trionfo d^Emilian (1807); 3) «l'Inganno
felicei' (1817) und «J^lhabefta« (1826); von Antonio Jose Soares: 5) »ü Merito esaltafo«,
Cantate (1818); von J. Griordani: 6) ^gli Avventurieri de Cordellaa (1826); von Joäo
Evangelista Pereira da Costa (1805—18301; 7) ^^Egilda de Provenza^^ (1827) und
8) »Tributo ä viriude'^ (1828); von Miro, ein Schüler liomtompo's; 9) nl So?iambido<r^
10) >>il Trionfo di Lysia (1833); 11) »^te/-« (1837); 12) «Virginia'.^ und 13) 4a Marque.m«
(1840); von Daddi: 14) «Gloria dos Lusos» (1835); und 15) »a Despedida^'. (1845), Cantaten;
von Manuel Innocencio dos Santos: 16) «Inese di Castro« (1839) und 17) »o Cerco
de Diu» (1841); von Frondoni: 18) »un Tema al lotto« (1841) und 19) nl Profugo di
Parga^^ (1844); von Migone: 20) «Sampiero» (1858) und 21) »Mocana« (1854); von Thorner:
22) »Stefano» (1855); von Sa Noronha: 23) «VArco de Sanf Anna (1868); von M. A.Pereira:
24) »Eurico» (1870); von Visconde von Arneiro (geb. in Macao 1838): 25} »JEUsire di
giovinezza» (1876) und Frederico Guimaräes: 26) »Beatrice» (1882).
***) Schon 1787 bestand eine andere lyrische Privatbühne im Hause des Grafen
von Marialva.
t) Siehe seine Biographie von Marques im Jonial do Commercio von 1872.
l'nrtuf^ifsiscbo Musik. 543
er aus seinüii Scliiilcrn f.fi;l)ilJct hiittf, erst im Tlieuter S. Fruncisco, duiiu
im Thcuter D. Pedro II. eine iiutionalo Upornltühne zu hegrUndcn, welche
mit der, in der brasilianischen Jluuptstadt damals sich in ziemlicher Bliithe
hcfmdenden italienischen Oper in den Kampf treten sollte. I)ie La^rua und
Tamljorlick auf der llölie ihrer Leistungsfiihi^'keit, befanden sich zu jeuer Zeit
(185G — 59) bei dieser italienischen Gesellschaft. Nichts dcstoweniger war der
Erfolg der lyrischen portugiesischen Oper sehr gross; und sio erhielt den
pomphaften Titel: i>AcaJcmia irnju^rial da Opera national^.*) Ausser den lleber-
setzungcn der »Norma«, »Das Thal von Andorra« (Halevy), »Die Kron-
diamanten« und anderer italienischer üjjern, wurden auch mehrere Original-
opern, sowol ernste wie komische, aufgeführt. Die erste Oper eines brasilianischen
Componisten, die mit Erfolg gegeben wurde, war »o Vajabundoa von Mesriuita,
die ihr Autor in Paris, während er seine Studien auf dem Conservatorium
daselbst machte , geschrieben hatte. Zu einem Triumphe der kaiserlichen
Akademie wurde jedoch die Erscheinung eines dramatischen Componisten von
wirklichem Talent: Antonio Carlos Gomes (geboren 1839 zu Campinas),
welcher im September 1861 mit der dreiaktigen Oper »a Noite do Castelloa (nach
einem Gedicht von Castilho) glanzvoll debütirte. Er durfte auf Kosten des
Unternehmens nach Italien reisen, und dort blieb er drei Jahre, um seine
Studien in Mailand unter Lauro ßossi zu vollenden. Sein Debüt in dieser
Stadt machte er mit: »ä? sa ininga<s. (1867), worauf er in der Scala: »i7 Giiaraniu.
(1870) folgen Hess, deren Aufnahme so entscheidend war, dass die Oper auch
in London (1872) und in Petersburg (1879) über die Bühne ging. »Za Fo.sca<i,
in Mailand aufgeführt (1873), hatte keinen Erfolg, wogegen nSalvafor Rosaa in
Genua (1874) wieder Glück machte. Die Nationaloper hatte jedoch dem Talente
des Gomes keinen Nutzen bringen können, da sie beim Ausbruche des Krieges
mit Paraguay (1865) nach einem achtjährigen Bestehen aufgelöst wurde.
Unser Abriss würde nicht vollständig sein, wollten wir nicht über das
Musikleben der Stadt Porto auch einige Worte sagen.**) Die italienische Oper
daselbst wurde auf Befehl des Gouverneurs Almada eingerichtet, welcher das
Bürgerthum über die fatalen Eindrücke zu zerstreuen wünschte, welche durch
eine, in Folge der Unruhen von 1757 zur Anwendung gebrachten Strenge
hervorgerufen worden waren. Dies ist zum wenigsten die Version von Theoph.
Bi'aga.***) Die Oper, welche man dort 1762 in der Baracke der Haupt-
wache aufgeführt hat, war Pergolese's r>il Trascuratov.f) Die Sängerin, welche
dabei am meisten Beifall fand, hiess Giuntini, und die italienischen Opern-
aufführungen, welche wöchentlich zweimal stattfanden, wurden bis zum Jahre
1788 fortgesetzt. Derselbe Almada fasste auch den Plan, in Porto ein grosses
Theater nach Art des von S. Carlos zu erbauen. Es bildete sich eine Aktien-
gesellschaft; mit dem Bau wurde Mazoneschi beti'aut, und am 13. Mai 1798
fand die Einweihung des Theaters S, Joao, welches noch besteht, statt. Ein
Componist dieser Stadt Antonio Silva Leite (1759 — 1833) brachte dort
von 1807 an zwei Opern seiner Coraposition zur Aufführung: »i Pumjegli per
*) Koyer. Uist. du theatre contemp. t. II, p. 44S u. Hg.
**) Was die Inseln betrifft so genügt es anzufüln-i n, dass in Madeira Musikfreunde
1759 Fragmente ans Artaser.se von ^letastasiü auffiilirteu, dass gegen ItSlt eine
Operntnippe, welche einige .Jalu'e dort blieb, italieniselie ButVor* >pcrii zur Auffülunng
brachte, und von 1871) an abermals eine italienische Trupjie dort Aufentlialt nalnn. In
der Zwischenzeit von 1840—48 bestand dort eine pliiliiarmonisciie (ifsellschaft, und
von 18.'34 — 1869 begnügte man sich mit Licbliaber-Conccrtcn, organisirt von 1 ). Julia de
Franya Netto (man sehe ihre IWogiaphie von Waxel in der (iazcta da Madeira von
1868 Nr. 93), eine Dilettantin und Sängerin ersten Ranges, Schülerin von Monoldi und
preisgekrönt auf dem Conservatorium zu Genf. In Säo Miguel lauf den Aznren) bestand
ebenfalls von 1874—1877 eine italienische, von Martin Koedcr geleitete Oper. 1H(;7
war von einer desgleichen in Macao (portugiesisches China) die ixedc.
***) liiaf. do th. porL t. 111, p. 65.
f) Keiner der liiographcn Pcrgoleses erwähnt diese Partitur, sie gestehen jedo<Ii
ein, nicht alle Titel seiner Opern zu k<>nnen.
544 Portugiesische Musik.
ecfjuivocoa und itAstuzia Jellc Donnen*) ; di-ci .lalire später gab mau dort ein
grosses indisches Ballet mit Musik von Paiva**) und 1816 war den Bewohnern
voji Porto vergiinnt yiCosi Jan t((lte<s. von Mozart zu bewundern. Eine seiner
glänzendsten Epochen hatte das Theater S. Joao gegen 1820 unter der musi-
kalischen Direktion des Violinisten Edolo, welcher eine Reihe Opern von
Simon Mayr, Coccia, Cimarosa, Paisiello, Rossini u. s.w. ihnen vor-
führte. Seitdem jedoch hat die Oper von Porto noch nicht aufgehört, das
Echo Lissabons zu sein, nur mit beschränkteren Mitteln. Die Componisten
Sä Noronha und Miguel Angelo lebten in Porto, der erstere Hess dort,
früher als in Lissabon, seinen r>Ärco de Sanf Annaa aufführen (1867) und
ungefähr zehn Jahre später: y>Tida<i; »If^iii'icütn von Miguel Angelo wurde
ebenfalls 1874 dort aufgeführt.
In der neuesten Zeit hat die Pflege ernster Musik in Porto Fortschritte
gemacht. Nicht etwa dass man, ebensowenig wie in Lissabon, bereits dahin
gelangt wäre, AVagnerische Aufführungen in's Bereich zu ziehen, aber man
versucht sich mit den Werken der grossen klassischen Meister vertraut zu
machen. 1875 wurden das nStahat mater<i. von Haydn, das von Rossini und
das »Requiem« von Verdi aufgeführt. Seit 1874 besteht auch eine Quartett-
Gesellschaft, welche während der Saison sechs Kammermusikaufführungeli
veranstaltet. Im ersten Jahre kamen ein Original-Quintett von Miguel Angelo
und Fragmente der Trios und Quartetten von Beethoven, Mendelssohn,
Schumann und Rubinstein zur Ausführung. Inzwischen richtete diese
Gesellschaft auch symphonische Concerte ein und ging in ihren Kammer-
musiksoireen bis zu Brahms und andern neuesten Componisten.***)
Dieselbe Tendenz gewann auch in Lissabon immer mehr Boden. Während
noch 1870 ein eben begründeter Musikalischer Verein die Vorführung des
Allegretto aus der siebenten Sinfonie von Beethoven j) umsonst versuchte,
gab die, 1875 ins Leben getretene Concertgesellschaft sechs Concertauf-
führungen klassischer Musikstücke, die allerdings mit einigen von Lefebure-
Wely und Cohen untermischt waren; aber doch Quartette von Haydn und
Mendelssohn, das For eilen quintett von Schubert und sogar das Qui ntett
von Schumann zu Gehör brachten. Die Pianisten waren Daddi und Jose
Antonio Vieira. Schwieriger war es Orchesteraufführungen einzubürgern.
Indessen gewann das Publikum auch für diese Gattung Geschmack durch die
Anregung des Wiener Damenorchesters und die Concerte von Lud. Brenner
aus Berlin. Nun fasste auch der musikalische Verein einen grossen Ent-
schluss und engagirte für die Direktion der symphonischen Concerte für eine
Frühjahrssaison den Kapellmeister Barbieri von Madrid (1878). Mau hörte nun
endlich im neuen Theater da Trindade (fast nur den Operetten von Offenbach und
Lecocq gewidmet) Beethovens y>Sinfonie pastoralev. vollständig und zwar dreimiil
hintereinander (ausgezeichnetes System!) und jedesmal vor einem dicht ge-
drängten Publikum. Die Programme der Sinfonie-Concerte umschlossen
die Namen Mozart, Haydn, Weber, Mendelssohn, Glinka, St. Saens,
Gönn od u. a. In den darauffolgenden Jahren dirigirte Coloune aus Paris
diese Concerte, welche in S. Carlos abgehalten wurden, und nun ei-schieneu
selbst Wagner und Berlioz auf dem Programm. Im Frühjahr 1882 fand
eine Serie von Kammcrmusikconcerten, welche das Quartett Monasterio-
Miregki (Victor) von Madrid veranstalteten, statt und erzielten einen sen-
sationellen Erfolg; der Hof wohnte sämmtlichen Concerten bei und alle Künstler
*) Innocencio. Dlcc. bihliogr., t. VIII, p. 305.
**) In Lissabon schrieb der Hornist Saiitos Pinto (-[• 1860) die Musik zu einigen
fünfzig lialletten, welche in S. Carlos und anderswo zur Auffiihrnng kamen. Der Viseonde
von Arneiro brachte 1866 das Balk^t Ginn zur Auffülirung. Die beiden genannten schrieben
aucli Kircheninvisik: Arncüro ein Te De um, welches in Paris gesungen wurde.
**') Roeder. Dal 7\icciii»o, p. 142.
i) Vasconcellos. Mus. port. t. II, p. 130.
Portugiobiscbe Musik. 545
wurden dckorirt. r)as Septett von Beethoven, von den genannten Künst-
lern aus Madrid und Niupurtli (Fugutt), Freitas Gazul (Coulrubass),
Carlos Campos (Clariuette) und Thomaz del Negro (Hörn) aus Lissabon
aufgeführt, rief den meisten Beifall hervor.
Gewühnlicli ]illegten die Virtuosen, welche sich in Lissabon hören Hessen,
in den Zwischenakten im Theater der italienischen Uper zu spielen. Kegel-
rechte Concerte wurden ehemals nur sehr selten gegeben; unter anderen von
Liszt. In der letzteren Zeit sind sie häufiger geworden. Man erinnert sich
der sensationellen Concerte von Pablo de Sarasate und Annette Essipoff,
und Anton Kubinsteins, der IbtSl erschien, jedoch bereits nach seinem ersten
Concert in Folge des Attentats auf den Kaiser von Russland, Alexander IL,
zu einer Unterbrechung seiner Kunstreise genöthigt wurde.
Was die portugiesischen A'irtuosen betrifft*), so sind deren erster
Ordnung, wenn war den jungen brasilianischen Violinisten Mauricio Dengre-
mont, der 18G7 von französischen Eltern in Kio de Janeiro geboren wurde,
ausnehmen, kaum zu nennen, sondern nur Virtuosen von lokalem Rufe anzu-
führen. Zu den besten dei'selben gehört der Pianist Duarte Santos (f Iböo),
ein Schüler Hummels, der in London, später in Madeira seinen "Wirkungs-
kreis hatte. Manuel Innocencio dos iSantos, ein Schüler des Frei Jose
Marques, Musiklehrer der königlichen Familie (einige Patrioten besassen so
wenig Geschmack ihn selbst Liszt, während dessen Anwesenheit in Lissabon,
entgegenzustellen und vorzuziehen); endlich Athur Xapoleäo von Porto,
welcher 1853 im Alter von neun Jahren in Paris und London applaudirt
wurde, seitdem aber in Rio de Janeiro ansässig ist. Canongia, Sohn (f 1842),
galt für einen ausgezeichneten Clarinettisten, ebenso sein Schüler Croner;
ein anderer Croner, Bruder desselben (Antonio Jose) ist ein bemerkenswerther
Flötist. Ribas (f 1861) von Porto war ebenfalls auf der Flöte als Virtuos
berühmt und gehörte während einer Reihe von Jahren den beiden italienischen
Theatern in London als Mitglied an. Als Violinisten galten der Italiener
Masoni und Freitas Sohn, in Lissabon für die ersten; Guilherme Cossoul
(f 1880) war guter Violoncellist und zwanzig Jahre lang Orchesterdirektor an
S. Carlos, auch zeitweise Direktor des Couservatoriums in Lissabon.
Dies Institut ist im Grunde nur das neugestaltete Patriarchats-Seminar.
Es wurde 1822 bemerkbar eingeschränkt (dreizehn Lehrer wurden verabschiedet)
und durch ein Decret vom 5. Mai 1835 unter dem Namen: Con servatorium
neu organisirt. Die Dotation für dasselbe betrug 24,000 Frcs. Im darauf-
folgenden Jahre (15. November) eröffnete der Dichter Garrett das allgemeine
Conservatorium für dramatische Kunst, welchem das Conservatorium für Musik
einverleibt wurde. Der Cursus umfasste bei diesem sechs Disciplinen: Elemente
der Musik, Blech- und Holzblasinstrumente, Steichiustrumente,
Orchester und Gesang. Die Lehrer waren: Hygino da Silva, Huckenbuk,
Canongia Sohn, Fr. Jose Marques und Soares**). Direktor war Bom-
tempo und nach dessen Tode Migone, welcher diesen Posten von 1842 bis
1857 einnahm. Unter der Leitung dieses letzteren kam das Institut bald
zurück. Der polnische Pianist Anton Kontski, welcher Lissabon 1849 be-
suchte, legte der portugiesischen Regierung den Plan zu einer Umgestaltung
des Conservatoriums vor; der Verfasser wurde zwar dekorirt, seine Rathschläge
*l Vascoucellos macht sich den Scherz, den holländischen Cellisten Franoo-Mondes,
als von den, im XVI. Jahrhundert aus Portugal verbannten Juden abstainuieud, zu den
Portugiesen zu zählen! Dasselbe thut er mit einigen enghsehen KünstK'ni. Zu erwähnen
ist noch die Vorliebe der Portugiesen für nmsikalische Scbnurrpteifereien. Man nimmt
es daselbst auch mit den Virtiio:!-en, weihe pfeifen, ganz ernsthaft. Nmli in iliesem
Frühjahr |lb82) strömte die Menge dem Tlieater da Trindade zu, um dort einem Glas-
harmonika-Quintett von Julio Taburda Bei fall zu .^j »enden. Fünf Küustler strengten
sich an, auf 120 abgestimmten Gläsern Tänze und Potiiuurris zu spielen.
**) J. iSilv. liibeiro. liiit. t. lU, p. 420 u. il^.
Musikal. Couvers.-Lcxikun. Ergüiuungsbnud. 35
54(3 Portugiesische Musik.
jedoch keiner weitereu Berücksichtigung unterzogen. 1861 erhielt das Institut
abermals ein neues Reglement und die Benennung Schule der dramatischen
Kunst. Der Unterricht in der dramatischen Kuust ist nun allerdings in allen
seinen Verzweigungen berücksichtigt, selbst der Tanz, die Mimik und die Gym-
nastik, wobei die musikalische Abtheilung jedoch nur um so entschiedener
geopfert wurde; sie musste sich mit einem jährlichen Budget von 10,ÜUÜ Frcs.
und einem Personal das aus fünf Lehrern bestand, von denen jeder 1000 bis
2500 Frcs. erhielt, begnügen. Dies war zum wenigsten der Etat im Jahre
1866.*) Für die gegenwärtige Zeit fehlen uns die näheren Angaben; es ist
uns aber bekannt, dass der jüngste der portugiesischen dramatischen Com-
ponisten F. Guimaräes aus dieser Schule hervorging.
Man wird sich keiner TJebei'treibung schiüdig machen, wenn man den
IMusikunteri'icht in Portugal, hauptsächlich was den Unterricht in den Singe-
schulen der Kirchen betrifft, als einen ziemlich primitiven bezeichnet. In
Madeira zum Beispiel unterrichtete man noch vor zehn Jahren nach der
Solmisation und zwar ohne Zuhülfcuahme einer harmonischen Grundlage, was
diese Methode noch mehr erschwert.**)
Für die musikalische Theorie wären seit der Mitte des 18. Jahrhunderts
ungefähr fünfzehn Autoren von musikalischen mehr oder weniger elementaren
Lehrbüchern zu erwähnen***), von denen wir die beiden hervortretendsten
anführen: y>Compendio de musica theorica e ^r actio a<x (Porto, 1806) vom Organisten
Varella, welches besondere Beobachtungen über gewisse Phänomene der Har-
monie in ihrer Anwendung auf verschiedene musikalische Instrumente enthält;
ferner nJPrincipios de musicaa (Lissabon, 1820 — 24, 2 Bände) vom Ritter Ho dr ig o
Ferreira da Costa, einem der ersten Deputirteu der Cortes von Portugal,
dessen Buch das Verdienst hat, sich auf der Höhe der "Wissenschaft seiner Zeit
zu befinden, und in welchem die Principien mit Klarheit und Schärfe dargelegt
sind.f) In den letzten Jahren ist auf dem Gebiete der Theorie in Portugal
nichts bemerkenswerthes erschienen.
Am Anfange dieses Abrisses haben wir die Hauptwex'ke musikalischer
Gelehrsamkeit bezeichnet, und brauchen nicht darauf zurück zu kommen. Was
die Kritik betrifft, so muss man sagen, dass sie sich in der Kindheit befindet.
Um sich hiervon zu überzeugen würde es genügen auf das, was über Kunst
in den Blättern von Lissabon geschrieben wird, einen Blick zu werfen. Die
Unwissenheit verräth sich überall, während ehemals, vor länger als einem Jahr-
hundert, eine sehr aufgeklärte Kritik vorhanden war. Der Stiftsherr Francisco
Bernardo de Lima, Redakteur der Gazeta litteraria von Porto, der
seine Beispiele in den Partituren von Lully und Destouches, ebenso wie in
den Schriften R am e au 's fand, was vielleicht auf eine, in Frankreich genossene
Erziehung schliessen Hesse, protestirte schon 1762 gegen die gekünstelte
Musik (Rouladen) der Sängerinnen und sprach sich über die ausdrucksvolle
Musik in folgenden Worten aus: »es würde viel besser sein, beim Gesänge die
Melodie zu gebrauchen, um poetische Bilder hervorzurufen und die Modulationen
der Stimmen durch die Reize der Harmonie zu verschönen.« Bei der Be-
sprechung eines englischen Buches über das Theater in Europajf), berührt
dieser Kritiker mit Vorliebe Fragen der Aesthetik und sagt zum Beispiel über
die dramatische Wahrheit und die Wahrscheinlichkeit der Oper sehr gescheidte
Dinge. Er berührt auch die Frage der schildernden Musik und empfiehlt sie
*) Waxel. A Mus. em Fort. 9. Artikel. Es ist ims nicht bekannt, ob die Aca-
demia lyrica von Porto (1870) noch besteht.
**) Waxel. Älguns tragos etc. 3. Artikel.
***) Man sehe das Verzeichniss derselben in Waxel, Ä Mus. em Portugal. 6. Artikel;
auch die Bibliographie der Mus. port. von VasconceUos t. II.
7) Man sehe die Analyse des Werkes in J. S. Ribeiro. Hist. t. II, p. 338.
tt) Gazeta litter., vol. I.
I'ortugiesiticho Musik. Ö47
den Instnimontalcoinpoiiistcn. Es scheint allerdings als geschohc nichts Neues
unter der Sonne.
Bevor wir nun /.um Sclilusso dieser historischen Studie über diu Musik
in Portugal gelangen, müssen wir auf das Gebiet des portugiesischen Volks-
liedes, wie es sich bis zur Gegenwart erhalten hat, noch einen Blick werfen,
indem wir zugleich noch Einiges über die nationale Jvoiuan/.o iu(Mlinluv, von
welcher im Lauf der Studie schon wiederholt die Rede war, hinzufügen.
Die portugiesische Volksmusik einst so mannichfach, weicht bei dem ge-
waltsamen Vordringen der italienischen Arien und dei- französischen Chansonnetten,
die in den Strassen der Städte und in kleinm ]*larktllecken im linhiut sind,
immer mehr und mehr zurück. Der einzige Typus eines Volksgcsanges, der
sich noch aufrecht erhält, ist der r>fadoa, dem Martin Koeder eine interessante
Studie' gewidmet hat.*) Der fado stammt, wie wir gesehen haben, von der
alten Xacara der portugiesischen Zigeuner ab. Die Etymologie des Worts
scheint Koeder nicht bekannt zu sein ; das Wort fauste bedeutet in der ge-
meinen Sprache der Völker romanischer Abstammung Versemacher. Dem
germanisch-italienischen Autor nach wäre das AVort fado erst seit einem Jahr-
hundert bekannt.
Was versteht man nun eigentlich unter diesem Worte? Eine stark rhyth-
misirte Guitarrenbcgleitung mit einer gesungenen Eecitation {trovd) halb arabi-
schen Genres, welche des Taktes und der Accentuirung fast haar ist, sodass
die Prosodie der portugiesischen Sprache darin oft förmlich umgestossen wird.
Es scheint auch, als ob der fado manchmal ohne die Mitwirkung der Gesang-
stimme zur Anwendung käme, in welchem Falle das Thema einer Guitarre mit
Metallsaiten {viola portugueza oder de arame) anvertraut ist, während die Be-
gleitung auf einer gewöhnlichen sechssaitigon Guitarre (viola franceza) aus-
geführt wird. Die letztere ist heut zu Tage fast allein gebräuchlich, obgleich
die viola de arame, welche man nur noch in entlegenen Dörfern antrifft, das
eigentliche National-Instrument ist. Ein Dilettant aus Coimbra: Paixäo
Ribeiro, Schüler von Jose Mauricio, gab 1789 eine Schule für dies Instru-
ment heraus, in welcher er in der Vorrede bemerkt, dass man sich zu dieser
Zeit ziemlich allgemein, hauptsächlich bei den Damen, dieses Instrumentes mit Vor-
liebe bediene. In den vorhergehenden Jahrhunderten sind wir mehr als einem
portugiesischen Guitarristen selbst in der Fremde begegnet. Im Anfange unseres
Jahrhunderts war es jedenfalls noch die viola de arame deren sich Vidigal,
der namhafte Guitarrist von Elvas und der blinde Improvisator von Porto,
Luiz dos Quarteis**), bedienten. Es verhält sich jedoch schon längst nicht
mehr so, denn als der Arzt und berühmte Guitarrist von Coimbra Jose Dias
(1824 — 1869; vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren mit seiner viola portufjueza
und seinem fado de Coimhra in den Salons von Lissabon erschien, erregte er
mehr Erstaunen als Bewunderung, Enthusiasmus erst, als er ein zweites
Mal erschien und sich mit Potpourris aus italienischen Opern versehen hatte.
Vascon Cellos***) giebt eine reizende Schilderung von dem Talent des Dias,
der sein Auditorium stundenlang in Athem zu erhalten verstand. Unterstützt
von einer wunderbaren Technik, war er im Stande, über ein Thema des fado
bis in's Unendliche zu improvisiren und immer neue Effekte zu finden. Wahr-
scheinlich erfand er auch die Texte, denn die Gabe des Versemachen s ist dem
Portugiesen angeboren. In Bezug auf die Harmonie ist die jähe Ueberleitung
vom Moll nach Dur der charakteristische Zug des fado. Es giebt beinahe
soviel Arien fados wie Orte. Der fado von Coimbra erwähnten wir bereits,
wir könnten von Lissabon, Cascaes, Tancos, Figueira da Foz u. a.
*) Dal Taccuino, p. 145 n. tig.
**) Eine Broschüre in Versen mit seinem Portrait geschmückt, wurde IS2S in
Lissabon vom Componisten Silva Leite veröffentlicht.
***) Mus. port. t. I, p. 82 u. flg.
35*
548 Portugiesische Musik.
dasselbe thun. Martin Roeder*) si)riclit vom faäo der Azoren, Waxel**)
\om. Ja Jo von Madeira; dieser letztere wird von Guitarreu in drei verschie-
deueu Grössen begleitet: viola, rajao und machet e (der cavaquinlio Brasiliens),
die letztere ist sehr klein und übernimmt beim Eitornell die Obliearenheiten
der Mandoline.***) Man nennt nocli den fado nacional, den fado maritimo, fado
carnpestre, fado dos ceyos u. s. w.f)
Auf dem Lande lindet mau noch einige andere Yolksgesänge von weniger
ausgeprägtem Charakter als den fado. AVaxelff) führt eine cantiga de ceifa
aus dem Kirchspiel Sao Yicente auf Madeira an, welche ein etwas maurisches
Gepräge an sich trägt, wogegen im Allgemeinen diese bäurischen Gesänge
kraftlos und schläfrig sind. Mehr accentuirt und besser rhythmisirt würden sie
einige Analogie mit gewissen Typen der spanischen Volksmusik aufweisen. Sie
verlieren sich jedoch immer mehr und mehr und verallgemeinern sich unter
der AVirkung der, aus der Fremde herüber gekommenen Melodien, ff f) Es sind
dies die, so zu sagen entnatioualisirteu AVeisen, welche in den Yulks-Ojieretten
wie zum Beispiel a Morte da descasca milho im heutigen ßua dos Condes
zur Ausführung qelangen.
Demselben Schicksal verfielen auch die 7nodi7ihas*f) , die portugiesischen
und brasiliauisclien Bomanzen, welche in diesem Augenblick zum wenigsten,
einen durchaus italienischen Charakter an sich tragen. Hat nun die portu-
giesische vokale Kammermusik jemals eine Originalität besessen? Unter D.Diniz
war die trova eine Tochter des provenzalischen Eeimes ; unter D. Manuel
ist es das castilische Lied, welches mit dem französischen rivalisirte und von
welchen, wie uns bekannt ist, in den Stücken des Gil Vicente die Spuren
zu finden sind. Im 17. Jahrhundert verwandelten sich die italienischen Madrigale
in mehrstimmige portugiesische toiios, zuweilen mitEefrains versehen (estribilhos),
ein Genre der Composition, welches neben den Bomanzen alle Kosten der
*) Dal Taccuino etc. p. 153.
**) Alguns tragos etc. 3. Artikel.
***) In Madeira gab es höchst geschickte Virtuosen auf der machete: Candido,
unlängst verstorben, hatte sich in den Concerten von Funcbal einen wahren Kuf erworben;
D. Maria Paula Klingelhöfer Rego war auch eine Virtuosiu von vieler Grazie auf der
machete.
f) Der fadista gehört der niederen Klasse des heutigen Lissabon an, ein leicht-
lebiges schlechtes Subjekt, das von seiner Guitarre und seinem fadinho, und was schlimmer
ist, von einer Revenue unsauberen Ursprungs lebt.
77) Alguns tragos etc. 3. Artikel. Hier ein Thema welches die Schnitterinnen im
Einklang und indem sie immer neue Worte anwenden, zu singen pflegen:
#-•
?=1=Ö=&^3S?^
-1^ — /-
Foi me a cei-fa ao Por-to San - to As ce - a - ras ama - re-las . .
777) Vor ungefähr fünfzehn Jahren wurden der Text und die Musik einer ge-
wissen Anzahl portugiesischer Volksgesäuge und Pseudovolkslieder veröffentlicht, darunter
ausser den fados von Coimbra und da Figueira da Foz die chula (sprich Schula), ein der
trova des fado sehr ähnlicher Typus eines Gesanges. Man findet in der Sammlung eine
cJiula von Penafiel und eine andere von Amarante, bei welchen die Harmonie unver-
änderlich aus einfachen vollstimmigen Accorden hergestellt ist. Im allgemeinen entfernt
man sich in den Volksgesäugen Portugals nicht von den gebräuchlichsten Dur- und Moll-
tonarten. Die melodische Plu-ase der chula von Amarante bewegt sich in den Grenzen
einer Noue; eine cantiga (im ^/g), angeblich von Sao Joäo, überschi-eitet eine Quinte nicht,
während der erwähnte Gesang der Schnitterinnen von Sao Vicente, wie wir gesehen
haben, sieh um* in den Grenzen einer Terz bewegt. Die chula von Penafiel, ebenso wie
ein anderer Gesang, genannt: Bureira de Louzada, sind augenscheinlich dureh die blühen-
den Themen des Dudelsacks [gaita de fülle) eingegeben worden, während dass 0 Trulha
d'Afiffe (in Dmoll) dem fado wieder ziemlich nahe steht. Der Gesang von lebhaftem
Tempo: a Raptada hat auch gesprochene Partien. Die drei oder vier anderen Ge-
sänge der Sammlung sind einfache ganz moderne mudinhas-, die eine derselben [as Peneiras)
ei-innert sogar an die Couplets des französischen Vaudevilles.
*7) Die 7)iudinhas des Theaters heissen manchmal lunduns.
Portugiesische Musik. 549
Salonmusik tlei* Zeit D. Jolio IV. und D. Pedro II. bestritt. Man musa indessen
benierken, dass sänimtliche ionox des Dichters D. Francisco Manuel de Melle
(f 1G66)*), welche ebensowol von spanischen wie von portugiesischen Tonkiinst-
lern (Fr. Felipe de Madre de Deus, L. Eebello, Lesbio u. a.) in Musik gesetzt
wurden, in kastilis-cher Sprache abgefasst waren, ebenso wie überhaupt fast die
Gcsanimtheit aller Verse, welche in Portugal im 16. und 17. Jahrhundert, aus-
drücklich iür den Zweck der Compositicn geschrieben wurden. I'as.-elbe war
der Fall mit den »fünfzig Romanzen« des D. Francisco Manuel, von
denen nur einige für die Singstimmen berechnet waren. Der erste tono dieses
Poeten, wiir für die Kammermusik der Königin Katharina von England
bestimmt, welche, wie wir wissen, einige portugiesische Musiker an ihren Hof
berufen hatte. Die anderen mÖLreu wol für die Acatlemia de iniisica e poesia be-
stimmt gewesen sein, welche D. Fraucisco Manuel, gelegentlich selbst als Com-
ponist thiitig, in Lissabon nach dem Vorbild der florentiner Akademie der
Vernio's und der Galilei's organisirt hatte, und die in seineu A\'erken
häufig Erwähnung findet.
Sind es nun diese spanischen Romanzen oder andere noch ältere, aus denen
die modinha hervorging? Dem AVorte begegnet man nicht vor dem 18. Jahr-
hundert. Und in dieser Epoche war in Portugal von, aus Bra.silien einge-
führten molinhas die Rede, welche die Colouisten daselbst, unberührt von
fremden Einflüssen erhalten hatten. Sie werden selbst die Grundlage für den
musikalischen Theil der Opern des Juden (1733) gebildet haben.**) Wie
wurden nun zur Zeit der brasilianischen Colonisation oder vielmehr, seit der
Zeit der Ankunft der verbannten Juden in diese Gegend (1548), von denen
auch Antonio Jose abstammte, diese Gesänge benannt? (ril Vicente hatte
eine bedeutende Anzahl trovas und volksthümlicher Romanzen entweder
nur gesammelt oder componirt, welche zu jener Zeit sehr im Schwange ge-
wesen sein müssen, unter D. Joäo III. aber durch die Fürserge der inqui-
sitorischen Ceusur werden vernichtet worden sein.***)
"Welcher Art nun auch ihr Ursprung gewesen sein mag, die modinhas
durch Antonio Jose in die Mode gebracht, wareu im 18. Jahrhundert und
selbst im Beginne des 19. Jahrhunderts allgemein verbreitet. Der englische
Geschichttschreiber Stafi"crd entdeckte in denselben noch vor fünfzig Jahren
eine originale Modulation, welcher wir indess, aufrichtig gesagt, in den zahlreichen
Probestücken dieses Genres, die bis auf uns gekommen sind, niemals begegneten.
Nach 1761 waren sie bereits in den Comödien »im portugiesischen Geschmack«
von Rocha e Saldanha, durch iti.lienischen Eiufluss eutuatioualisirt; sie ge-
fielen aber trotzdem den Einheimischen sowol wie den Fremden sehr gut.
"Wenigstens stellt ihnen ein französischer Hauptmann, welcher sich länger als
ein Jahr in Portugal aufhielt, dieses Zeugniss nus.f) Einige Jahre .-später,
wenn wir dem Marquis de Resende Glauben schenken jf), war es in den
musikalischen Soireen der grossen Welt Lissabons üblich, dass den Arien der
italienischen Künstler der Gesang von modinhas:, den die Damen der Gesell-
schaft ausführten, folgte. Nach Lord Beckford, welcher Lissabon 1787
besuchte und dort von den Damen des Hofes modinhas hrazileiras singen hörte,
waren diese voller Leidenschaft und sinnlicher Gluth.fft) Sollte auch die
französische Romanze, welche 1789 in der Form von revolutionären Ge-
sängen in's Land eindrang, und von 1791 auf Befehl des Polizei-Intendanten
Manique unterdrückt wurde *t), von den Verfassern der modinhas unlienutzt
*) Obras metricas, Ausgabe von 1G65.
**) Th. Braga. Rist, do th. purt. t. III, p. 153.
***) Item. t. II, p. 117.
f) Etat prcsent du royaume de Portugal 1766, p. 160.
y\) Outeiru noctur7iOy p. 43.
trt) Brief VIII.
*7) Innoceucio. Dicc. bibl., t. VI, p. 16-1.
550 K'^ö ~ Sachse-Hofmeister.
geblieben sein?*) Der italienische Einfluss herrschte indessen vor, und be-
festigte sich mit der Herrschaft Rossinis und seiner Nachfolger mit Ent-
schiedenheit. So erschienen im zweiten Viertel unseres Jahrhunderts eine
Schaar von Sängern und Guitarristen, geführt von einem gewissen Schiopetta,
welche die Salons von Lissabon überschwemmten und dort nichts weiter als
italienische Opern-Fragmente vortrugen. Dies war der Gnadenstoss für die portu-
giesische modinha, welche in der neuesten Zeit in einer bescheideneren Sphäre
Zuflucht fand und bis heute, nebst der viola franceza das ganze musikalische
Gepäck des kleinen Bürgerthums ausmacht.
Die modinhas sind ein- oder zweistimmig von einer durchaus primitiven
Faktur und wie wir gesehen haben von Originalität entblösst. Viele, mehr
oder weniger renommirte Künstler haben sich darin versucht: in Lissabon seit
dem Ende des vorigen Jahrhunderts Marcos Antonio selbst, ebenso wie
Cordeiro da Silva und Sousa Carvalho; etwas später Rego, Bomtempo,
Soares, Pereira da Costa, Coelho, Cabral und Joäo de Mesquita;
in Coimbra: Jose Mauricio; in Porto: Silva Leite, Nunes, Edolo und
Pires; endlich in Rio de Janeiro: der Priester Teiles, Joao Leal, Ayres
und eine Dame Donna Marianna. Die hrazileiras zeichnen sich den portu-
giesischen modinhas gegenüber durch mehr "Wärme des Gefühls aus. Zu dem
Reize dieser Melodien haben seit zwanzig bis dreissig Jahren die Dichtungen
gewisser brasilianischer Poeten aus der Schule Gonsalves Dias, voll eines lokalen
GejDräges, viel beigetragen. In Rio erschienen zwei umfangreiche Sammlungen
derselben, die erste wurde von dem natüi-lichen Sohne des berühmten Mulatten
Jose Mauricio Nunes Garcia (a* Mauricinas, 1851) herausgegeben, und die
zweite von dem Theoretiker der Azoren: Raphael Coelho Machado**) (os
Hrazileiras, Grinalda hrazileira u. s. w.). Die Mehrzahl der, im Augenblicke bei
der bürgerlichen Bevölkerung beliebten modinhas vnhvenYow ungenannten Autoren
her. Das macht, weil in diesem Lande alle Welt Guitarre spielt und mehr oder
weniger componirt, denn die portugiesische Race ist von der Natur sehr gut
begabt, obgleich, für unser Jahrhundert wenigstens, aufmerksamen Studien etwas
zu wenig geneigt. A^ielleicht beruht in dieser Leichtigkeit das Geheimniss der
Fülle der Componisten einerseits (wir haben nur die hervorragendsten genannt)
und ihrer verhältnissmässig doch geringen Bedeutung andererseits. Haben nicht
dieselben Ursachen und dieselben Wirkungen im 17. Jahrhundert, dem goldnen
Zeitalter der portugiesischen Musik, au^ch vorgewaltet? Es ist schwer hierauf
zu antworten, denn nur eine sehr kleine Zahl der Com2DOsitionen jener E230che
ist den Lüsternen von 1755 und 1834 entgangen. Eine Thatsache würde
jedoch immerhin die Superiorität des Jahrhunderts D. Joao IV. über die gegen-
wärtige Epoche beweisen können, die nämlich, dass in jener Zeit die Musik-
schulen in Evora, Lissabon, Coimbra und anderswo zahlreich waren, und dass
im Augenblick, leider! eine ernstliche Unterweisung in der Kunst fast gänzlich
verfehlt wäi'e.
Raff, Joseph Joachim (VIII, 226), starb in der Nacht vom 25. zum
26. Juni 1882.
Reber, Napoleon Henri (VIII, 256), starb am 26. November 1880.
Sachse-Hofmeister, ist am 26. Juli 1852 in dem weinberühmten Humjaolds-
kirchen bei Wien geboren ; früh erregte ihre Sopranstimme bei Gelegenheit
von kirchlichen Aufführungen, an denen sie sich betheiligte, Aufmerksamkeit.
*) 1793 erschien sogar ein Jornal de modinhaf:^ lierausgegebeu von P. A. Marchai
Milcent und 1812 ein anderes vom Com])unisten Antonio Jose do Eego redigirtes.
**) Innocencio, Dicc. hibl., t. V und VII. Vasconcellos ist im Irrthum wenn er
sagt, Coelho Machado sei in Madeira geboren {3Ius. poH, t. I, p. 2191. Er würde über-
haujjt im allgemeinen gut gethan haben, das Dictionnär von Innocencio mehr zu Käthe
zu ziehen.
Schmidt — Skaiulinavisfhc Musik. 551
Urs-prüuglich wollte sie Geigoiivirtuosiu werden und Prot'. Hcllmpsherger am
Wiener Conservatorium war ihr letzter Lehrer; später er.-^t ging sie zum Gesangs-
studiura über und Frau Passy-Cornett, gleichfalls am Wiener Conservatorium,
war ihre ers-te Lehrerin: später ühernahni dann Kapellmeister Proch die i)rak-
tische Ausbildung lür die Bühne. Ihr erstes Engagement fand sie in Würz-
burg; nach Ablauf der Saison ging sie an das Stadttheater zu Frankfurt a/M.,
wo sie unter stets sich steigerndem Beifall fünf Jahre als erste Sängerin blieb.
Hierauf folgte sie einem ehrenvollen Eufe an die Berliner Hofoper, der sie bis
1878 angehörte. Darauf wurde sie Mitglied der Dresdner Hofliühne und dann
des Lei])ziger Stadttheaters, und hier wie dort machte sie sich zum erklärten
Liebling des Publikums. Seit 1881 gehört sie wieder der Berliner Hoflnihne au.
Schmidt, Gustav (IX. 126), starb am 10. Februar 1882 in Darmstadt.
Schnabel, Karl (IX, 133), starb am 11. Mai 1.^81 in Breslau.
Schrems, Joseph, geboren am ö. Oktober 1815 in Warmensteinach in
der Oberpfalz, zeichnete .sich als Zögling des Seminars in Amberg bereits als
Yiolinspieler aus. Nachdem er am 5. Oktober 1838 zum Priester geweiht
worden war, erhielt er 1840 die Stelle als Kapellmeister und Inspektor der
Domiriibeude in Ecgensburg. in welcher er alsbald eine gesegnete Wirksamkeit
entwickelte. Besondere Verdienste erwarb er sich um Hebung der kirchlichen
Musik ; der Domchor gelangte unter seiner ausgezeichneten Leitung bald zu
höchster Blüthe, und durch seine Schüler namentlich gewann er Einfluss auch
in den weitesten Kreisen in Bezug auf AViedererweckung der altkatholischeu
Kirchenmusik.
Singer, Peter (IX, 267), starb am 25. Januar 1882 in Salzburg.
SkaudiuaTisohe Musik. Die geographische Lage der skandinavischen Länder,
fern von dem Ursprünge der Civilisutiou und unter einem Himmelsstriche, wo
die laugen Winterabende die Bevölkerung zu gemeinschaftlicher Arbeit und
gemeinschaftlicher Zerstreuung um den geselligen Heerd sammeln, hat vielleicht
in noch höherem Grade als der zähe Konservatismus des Volkscharakters dazu
beigetragen, zahlreiche Erinnerungen längst verschwundener Zeiten bei den
nordischen Völkern mit seltener Treue im Singen und Sagen zu bewahren.
Obgleich eine umfassende und planmässige Sammlung, namentlich der Volks-
weisen, erst in neuerer Zeit begonnen hat, ist es doch Männern wie Berg-
green in Dänemark, Lindeman in Norwegen, Afzelius, Dybeck,
Arwidsson u. A. in Schweden gelungen, einen Schatz nationaler Melodien,
die an Schönheit, Originalität und Maunichfaltigkeit Ihresgleichen suchen, ans
Licht zu ziehen. Diese Melodien sind freilich nicht alle alten Ursprunges:
sie stammen im Gegentheil aus den verschiedensten Zeiten bis auf unsere Tage:
denn die Volksmusik des Nordens ist nicht verstummt, wenn sie auch nicht
in derselben Fülle wie früher blüht. Unter den Melodientypen aber, welche
besonders die Aufmerksamkeit auf sich ziehen — und nur mit den typischen
Formen können wir uns hier beschäftigen — sind mehrere, von unzweifelhaft
hohem Alter, sowol zahlreich als schön repräsentirt. Ebenfalls werden noch
hie und da im Norden musikalische Instrumente, welche in den übrigen
europäischen Ländern ganz veraltet sind, gebraucht, und mehrere alte Volks-
tänze, die einst eine allgemeine Ausbreitung hatten, haben in den entlegenen
Theilen des skandinavischen Nordens eine letzte Zuflucht gefunden, von wo
sie erst in unserer Zeit zu verschwinden im Begrilfe sind. Von diesen Volks-
instrumenten und Volkstänzen wollen wir in der folgenden Uebei'sicht über die
nordische Volksmusik unsern Ausgangspunkt nehmen, um von da zu den Volks-
liedern überzugehen.
Die Langharpe oder da» Langspil (norwegisch Langleike), die noch
in Norwegen und auf Island in Gebrauch ist, und die Lire oder Nögle-
fedel, die unter dem Namen Nyckelharpe (Schlüsselharfe) sich am längsten
in Schweden erhalten hat, waren im 17. Jahrhundert ebenfalls beim dänischen
Volke gebräuchlich, während sie schon damals in Deutschland veraltet waren.
552 Skandinavische Musik.
Die eigentliche Harfe dagegen, womit der altnordische Skalde seinen Gesang
begleitete, kommt nicht mehr vor, und dasselbe gilt von dei* Sackpfeife und
dem Hackbrett, In Norwegen wurde noch in neuerer Zeit die sogenannte
Krogharpe gebraucht, die in Folge der vorhandenen, leider nicht sehr deut-
lichen Beschreibung einer gewöhnlichen Harfe an Form gleich, nur dass sie
metallene Saiten und einen horizontalen Klangboden hatte. Sie hatte einen
stärkeren Ton als die Langharfe, mit deren Ton der ihrige übrigens viel
Aehnlichkeit ha.tte.
Die norwegische Langleike besteht aus einem länglichen, flachen, mit
einem Schallloche versehenen Eesonanzkastcn, an dem einen Fnde eben breit
genug, um vier metallene Saiten, die sich über die ganze Länge des Instrumentes
erstrecken, Raum zu geben, während er am andern Ende etwas breiter wird,
um noch drei kürzere Saiten, ebenfalls von Metall aber von abnehmender Länge,
aufzunehmen. Die langen Saiten werden alle vermittelst der, in einem Wirbel-
kasten am schmalen Ende angebrachten ~\Virbel in a gestimmt; die kürzeren
Saiten dagegen werden theils durch kleine bewegliche Stege, theils durch die,
in einem Wirbelkasten an dem entgegengesetzten Ende des Instrumentes be-
findlichen Wirbel gewöhnlich in e — a — eis oder e — a — e gestimmt. Die
Melodie wird mit einem kleinen Piektrum von Holz oder Fischbein auf der
vordersten der laugen Saiten gespielt, unter der sich eine Eintheilung durch
kleine angeheftete bleierne Leistchen befindet. Die Skala der Langleika ist
nach Liudemann:
a — e — fis — g — a — h — eis — d — e — fis — gis — a — h.
mit a als Grundton, die Quarte d ist aber viel zu hoch, fast wie dis, und
während fis zu tief ist, ist g wiederum zu hoch. Nach älteren Beschreibungen
der Langleike, welche ohne Zweifel das in Deutschland »Scheitholz« benannte
Instrument ist, bestand dieselbe aus einem gelben, ein paar Ellen langen, aber
kaum eine Yiertelelle breiten, mit sechs messingenen Saiten bezogenen Kasten.
In seinen y>Travels in the Island af leelandvi (1810) bat Mackenzie eine Zeich-
nung und Beschreibung des isländischen Langspil gegeben, wonach
dieser aus einem schmalen, ungefähr drei Fuss langen, am einen Ende etwas
auswärts gebogenen und mit einem runden Schallloche versehenen, hölzernen
Kasten bestand. Am schmalen Ende sassen die Wirbel wie an einer Violine.
Das Instrument hatte drei Saiten von Messing, von denen zwei in dem-
selben Tone, die dritte eine Oktave tiefer gestimmt war. Die eine der beiden
ersten Saiten ging über kleine, mit Messingdraht belegte Erhöhungen, auf
welche die Saite mit dem Nagel des Daumens hinabgedrückt wurde. Der Ton
wurde durch Streichen mit einem Bogen über alle Saiten hervorgebracht, von
denen die beiden andern denselben Dienst leisteten, wie die Stimmen einer
Sackpfeife. Diese Begleitung der Melodie durch ein andauerndes, orgelpuukt-
artiges Akkompagnement ist überhaupt für einen grossen Theil der, im Norden
bewahrten instrumentalen Volksmusik charakteristisch.
Das isländische Langspil bildet den Uebergang zu der schwedischen
Nyckelharpa oder Nyckelgiga, ebenfalls ein Bogeninstrument, bei dem
aber die Töne vermittelst eines Tangentenmechanismus wie bei der Drehleier
gegriffen werden. Ausser der Saite, auf der die Melodie gespielt wird, be-
rührt der Bogen noch eine andere, tiefer gestimmte deren Ton einen fort-
während singenden Orgelpunkt bildet. Unter diesen beiden Saiten befinden sich
noch mehrere andere von Metall, die nicht vom Bogen berührt werden, sondern
nur mitklingen und den Ton verstärken. In seiner äusseren Form ist dieses
Instrument, welches der Spielende an einem Bande vor der Brust trägt, einer
plump gebauten Violine nicht unähnlich und weicht in mehreren Stücken von
der, in Agricolas »Musica instrumetitalisv. (1529) abgebildeten Schlüssel-
fiedel ab. Die Nyckelharpa, welche an einigen Orten Knäfverharpa
benannt wurde, soll besonders in der Gegend um Upsala und Sigtuna ge-
Skandinavische Musik.
553
bräuchlicli gewesen sein. Obschon dieses uralte Instrument nicht zu den feinsten
gehört, soll sich docli ein jeder, der einen nur cinitrcrmaussen geschickten
Bauernspielmann darauf hat spielen hören, über die Stärke und Lebhaftigkeit
des Spieles haben verwundern müssen.
Das vollkommenste dieser mittelalterlichen Saiteninstrumente ist ohne
Zweifel die Hardan gerfele (Feie, d. h. Fiedel), so l)enannf nach dem nor-
wegischen Hochlande um den Hardangerfjord. wo sie ihre eigentliche Heimath
hat. Sie pflegt kleiner als eine gewöhnliche Geige und mit eingelegter Arbeit
und mit Schnitzwerk verziert zu sein. Der Hals läuft in einen phantastischen
Drachen- oder Thierkopf aus. Sie hat, wie die Violine vier Saiten, diese werden
aber gewöhnlich in a — d — a^ — e- und bisweilen anders wie z. B. a — e^ — a' — e^
oder a — e^ — a' — eis- gestimmt. Wie an der Schlüsselfiedel und einigen morgen-
ländischen, namentlich indischen Streichinstrumenten, finden sich unter den
Saiten, die mit dem Bogen gestrichen werden, einige feine sympathetisch mit-
tönende stählerne Saiten, vier an der Zahl, die bei der gewöhnlichen Felen-
stimmung in d^ — e^ — fis^ — a^ stehen. Die Feie wird wie die Violine gespielt;
die Quarte der Skala wird wie bei dem Langleg oft zu hoch genommen, und
die Melodie auch hier von bald einzelnen, bald doppelten liegenden Tönen fast
unablässig begleitet. Der Spielmaun, der keine Noten kennt, entwickelt oft
eine recht bedeutende Kunstfertigkeit, und seine vollständige Hingebung an
das Spiel theilt der eigenthümlichen Felenmusik eine Frische der Inspiration
mit, die selbst auf den wählerischen Zuhörer ihre "Wirkung nicht verfehlt.
Charakteristisch ist der doppelte Taktschlag mit Ferse und Fussspitze, der
während des Spieles ununterbrochen ertönt. Einer der berühmtesten nor-
wegischen Felenspieler neuerer Zeit war der »Müllerbursche« Thorger Augonsen.
Auf der Feie und den übrigen Saiteninstrumenten werden fast ausschliess-
lich Märsche und Tänze gespielt. Der eigenthümlichste und gewiss ursprüng-
lichste Melodientypus, der mit dem Gebrauche derselben verknüpft ist und wegen
des primitiven harmonischen Akkompagnemeuts, worauf sie berechnet sind, eine
besondere Einfachheit in dem harmonischen und modulatorischen Baue voraus-
setzt, wird von einem kurzen, aber prägnanten JMotive gebildet, welches durch
häufige "Wiederholungen mit kleinen, gleichsam improvisirten Erweiterungen
und Umbildungen, die wiederum zu neuen Kombinationen leiten, jenen steigen-
den, immer intensiveren Effekt von eigenthümlich ergreifender Art hervorbringt,
den der Volksglaube dort, wo es einen solchen in einem besonders hohem Grade
hervorzurufen gelungen war, mit übernatürlichen, dämonischen Mächten in Ver-
bindung gesetzt hat. Als eine Probe dieser Art von Melodieubildung folgt
hier nach Lindeman der Anfang eines norwegischen »Langeleiklaat«, d. h. einer
Melodie für das Laugspil, von Valders, welche der Erfinder den »Teufek hat
trällern hören:
Ällegro vivace.
-»-P'—^
-*_•-
-I ga
wobei zu erinnern ist, dass das d der Langleike fast wie dis klingt. Ueberall
im Norden trifi't man unter dem A'olke Melodien, die dem Teufel, dem Nix
oder den Unterirdischen zugeschrieben werden. Der Spielmann opferte dem
554
Skandinavische Musik.
Flusse ein schwarzes Lamm und bewog dadurch den Nix ihn solche Melodien
zu lehren. Wenn er sie dann aber später spielte, konnte er nicht wieder auf-
hören, sondern spielte in einem fort wie ein AVahnsinniger, bis jemand ihm
die Saiten der Geige durchschneiden konnte. Nach einer scbwcdischeu Sage
gab es elf solcher Stromkarleslag, wie dergleichen vom Nix oder Ströinkarl
{Flussgeist) herrührende Melodien benannt wurden. Die zehn derselben konnten
von Mann zu Mann gehen und ohne Gefahr gesi^iclt werden; die elfte aber
musste vom Nix selbst gelernt werden, und davor sollte man sich in Acbt
nehmen, wenn man das Mittel, dem Unglück vorzubeugen, nicht kannte. "Wer
dieselbe lernen wolle, solle drei Donnerstagsnüchte seine Geige unter eine
Brücke an einem immer fliessenden Gewässer legen. Dann käme der Nix in
der di-itten Nacht und stimmte seine eigene Geige, der Schüler solle dann
darnach stimmen und mitspielen. "Wenn diese Weise gespielt würde, begönnen
leblose Dinge, Bäume und Steine zu tanzen. In Dänemark und Schonen
nannte man diesen Tanz, der ebenfalls in handschriftlichen Quellen aus dem
Mittelalter erwähnt wird, einen Elfen tanz.
Einige neuere Bauerntänze, die im Norden ein bis drei Jahrhun-
derte alt sind, liefern lehrreiche Beispiele, wie ursprünglich fx-emde Tänze
mit ihren Melodien sich allmählich, wenn sie in die untern Schichten der
Bevölkerung dringen, mit früher bekannton Foi-men assimiliren und ein natio-
nales Gepräge annehmen. So z. B. der englische Taiiz, das Menuett
und der polnische Tanz, welcher letztere der älteste dieser drei ist und
namentlich in Schweden dem musikalischen Volksgeiste Gelegenheit gegeben
hat, in einer Menge vorzüglicher Tanzmelodieu, der sogenannten Polskor oder
Slang dansar seine Erfindungsgabe zu zeigen. Bekannt ist der sogenannte
3>Neckens Polska«, welcher in der Oper Hamlet von Ambr. Thomas benutzt
ist und aus einer alten Spielmannsfamilie in dem nördlichen Smäland nahe an
den Ufern des Wettern herrühren soll. Ein anderer Polska von ganz ent-
gegengesetztem Charakter, aber ebenfalls nach dem Nix, diesem Meister aller
Spielleute benannt, ist von Dybeck in dem südöstlichen Winkel derselben
schwedischen Provinz aufgezeichnet und mitgetheilt worden. Er lautet so:
Ällegretto.
Ein uralter Tanz ist der Syvspring, der sich am längsten in Jütland gehalten
hat. Die Melodie dieses Tanzes ist ungefähr dieselbe, die in der Schweiz ge-
braucht wird. Ein anderer alter Nationaltanz, der an den avglog der Griechen
erinnert, wird bei den Hochzeiten auf dem Lande aufgeführt. Man triflft ihn
noch in dem südwestlichen Seeland und vielleicht noch in andern Gegenden,
wenn er nicht, wie so viele andre alte Gebräuche, in den letzten 50 Jahren
verschwunden ist. Derselbe wird von den Mädchen allein aufgeführt, doch mit
einem Brautführer an der Spitze, der ein Taschentuch hält, dessen andern Zipfel
die Braut fasst. Auf dieselbe Weise bildet sich die ganze Kette, welche nun
die Braut umkreist unter vielen Schwingungen, unter den Armen der Tanzenden
hindurch sich windet durch das ganze Hochzeitshaus und in benachbarte Bauern-
häuser, wo der Tanz fortgesetzt wird, und von da endlich in das Hochzeitshaus
Skaiuliuavisciic Musik.
555
zurückführt. Dies nennt man die Braut aus der Zunft der Junirfrauen heraus-
tanzen, ein poetischer (Jebrauch. velelier in anderen (iegeiidcn eine etwas andere
Form hat. Zu lUn nierkwüi digsten nordi^^clien VolU^itänzen geliören der Sjjring-
dans, der springende Tauz im Gegensätze zu dem (ianger, dem gehenden
Tanze, und der Halling, so benannt nach dem Hailingthal in Norwegen. Der
Haliing ist im ~j^ Takt, der Sprinirtauz im ^/, Takt, das Tempo allegretto
oder moderato, die Tonart gewöhnlich Dur, der Charakter launenhaft und
phantastisch, mit dem Gepräge der frischen, sprudelnden Lebensfülle, die auch
im Tanze selbst Ausdruck gewinnt, der jetzt besonders in den (iebirgs-
gegenden Norwegens zu Hause ist. Vortreffliche künstlerische Bearbeitungen
solcher Tänze für das Piano im Geiste der Volksmusik haljcn wir von Linde-
man, Halfdan, Kierulf und Grieg. "Wir theilen folgenden, nach einer Auf-
zeichnung für die Hardangutiedel von Hovar Giböjen von Kierulf behandelten
Sprungtanz mit:
Allegro moderato.
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556
Skandinavische Musik.
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]}. a ad Hb.
Nach der, von dem Dichter Jörgen Moe gegebenen Schilderung des
Springar, wie derselbe in Telemarken getanzt wiid, führt der Bursche zuerst
seine Tänzerin an der Hand hinter sich, indem er mit lustigen Sprüngen und
derbem Stampfen auf den Fussboden, tanzt; jedes Mal, wenn der betonte Bogen-
strich gehört wird, beginnt die Tänzerin mit kurzen, trippelnden Schritten
und züchtisr niedergeschlagenen Augen zu tanzen. Auf diese Weise drehen sich
die Paare, das eine hinter dem andern, einige Mal im Kreise herum. Daraut
wirbelt der Tänzer, die Hand des Mädchens hoch emporhaltend, die Tänzerin
wie einen Kreisel um, während er selbst auf demselben Fleck stehend, sich
langsamer nach dem Takte der Fiedel dreht. Nun führt er wieder sein Mäd-
chen, das wieder hinter ihm steht, mehrmals im Kreise herum; dann schlingt
er beide Arme um ihre Hüften, sie legt die Hände auf seine Schultern und
so drehen sie sich im wirbelnden ßundtanz. Ist er ein rüstiger Bursche und
Skaiulinaviscbu Musik.
Oo7
gefällt ihm die Täuzeriu, hebt er sie währoud dedaelben hoch über die Köpfe
der Zuschauer bis lui die Balken der Decke uud setzt sie wieder mit einem
Jauchzer auf den Fussbüden nieder, so dass ilire KiJcke bis an die Knie auf-
fliegen. Unter den vielen charakteristischen Hallingtänzun wählen wir als
Beispiel den originalen Kvaalius Halling von A'alders, der von Lindenian auf-
gezeichnet worden ist:
Muderati).
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^-^^E&5
I)er Halling wjrd von einem einzelnen Tänzer ausgeführt und erfordeit
sowol Kraft als Gewandtheit. Er beginnt ruhig, sorglos schleudernd, gleichsam
träumei'isch mit kleinen, langsamen Tritten und Biegungen der Arme uud Beine,
dann aber kommt mehr Leben hinein, und plötzlich schnellt der Tänzer leicht
wie eine Feder empor, dreht sich mit einem verwegenen Schwünge in der Luft
herum und stösst mit dem Fusse an den Balken der Decke, woi-auf er wieder
auf einem Beine stehend herabfällt. Er kauert darauf nieder auf dem einen
^ Fusse ruhend und wirbelt um, so dass seine Jacke einen Kreis um ihn be-
schreibt, dann thut er einen Sprung an das entgegengesetzte Ende des Zimmers
■ und fängt wieder von vorne an.
Es ist eine nothweudige Folge, dass diese verschiedenen Tänze das Volks-
lied, namentlich das Liebes- und Scherzlied, mit einer INIencre beliebter
Melodien bereichert haben.
unter den Volkstänzen im Norden ist der färöische Tanz zu erwähnen
übrig, der von uralten Zeiten au, unter Absinguug von Liedern ausgeführt
worden ist, namentlich der episch-lyrischen Lieder aus dem Mittelalter,
welche die bedeutsamste und inhaltreichste Gruppe der nordischen Volkslieder
bilden. Die Gegenden im Norden, wo man die reichsten Schätze an alten
Volksliedei-n gefunden hat, sind die Färöeriuselu, besonders der südliche Theil
dieser Inselgruppe, Telemarken in dem südwestlichen Norwegen und in Däne-
mark die Mitte von Jütland, die sogenannte Strickgegeud. wo sich bis vor
wenigen Jahren Alt und Jung des Abends wechselweise in den verschiedenen
Bauernhöfen versammeltj und allerlei wollene Sachen strickte, während Lieder,
Sagen und Märchen zur Unterhaltung bei der Arbeit dienten. Die Färöer-
iuselu sind aber die einzige Gegend im Norden, wo die epischen Lieder noch
mit der Aufführung von Tänzen verknüitft sind. Die dortige Bevölkerung
kennt den Gebrauch musikalischer Instrumente gar nicht, ist aber dem Tanze
leidenschaftlich ergeben. Auf Hochzeiten wird in der Regel drei Tage uud
drei Nächte ununterbrochen getanzt, uud in der eigentlichen Tauzzeit von
"Weihnachten bis Fasten tanzt man nicht nur am Sonntage, sondern auch an
andern Tagen der AVoche, Der Keichthum an Liedern ist hier so gross ge-
wesen, dass man an einigen Orten in Folge einer alten Sitte dasselbe Lied
nicht mehr als einmal das ganze Jahr hindurch in der Tanzstuhe singen durfte.
Zu den merkwürdigsten Liedern gehört der ganze Kreis der Lieder von Sigurd
558
Skandinavische Musik.
Tafnersbane, von dem es heisst, dass sein Name leben soll, so lange die
A\^elt steht. Uebrigens scheint der Tanz keine Lieder besonderer Art oder
Form zu erheischen, denn es werden aucb neuere dänische Lieder benutzt.
Der Tanz wird auf verschiedene Weise beschrieben und auch nicht überall auf
den Inseln gleichmässig ausgeführt. Die Tanzenden halten sich an den Händen
angefasst und bilden einen Kreis wie in der »hora« (chorea) der Rumänen und
dem »carol« der Troubadourzeit, Männer und AVeiber, Jung und Alt durch
einander. Gewöhnlich macht man einige taktmässige Schi'itte vorwärts oder seit-
wärts, während alle zugleich den Refrain, dänisch: Omkväd, anstimmen, dann
steht man still oder balaucirt ein wenig, während der Vorsänger den Vers singt;
oder der Tanz bewegt sich ununterbrochen und einförmig in einem Kreise
fort. An einigen Urten tanzt man zurück unter dem Absingen des Verses,
dagegen fährt man beim Singen des Refrains heftig vorwärts. Bei Hochzeiten
werden die ersten Tänze nach Psalmenmelodieu und zwar so ernsthaft aufge-
führt, dass früher der Prediger im Ornat daran Theil nahm, eine Sitte, die
auch in Norwegen und Schweden bekannt ist. Dann geht man zu den langen
und ernsthaften Heldenliedern über, und gegen den Schluss des Festes, wenn
der Tanz recht lustig ist, kommt die Reihe an die Scherzlieder. Wo der Tanz
sich in seiner reinsten Gestalt behauptet hat, verstehen die Theilnehmer einen
Ausdruck in ihre Bewegungen zu legen, der darthut, dass sie den, in den
Liedern geschilderten Begebenheiten folgen. Sie legen eine genaue Bekannt-
schaft mit den darin auftretenden Helden und Interesse für dieselben an den
Tag. Ihre grösste Freude ist von Schlachten und Kämpfen zu singen. Der
Refrain des hier mitgetheilten Tanzliedes von Olufa, der Tochter des Königs
Pipin, dessen Melodie von dem Singmeister H. Rung aufgezeichnet worden ist,
wird am letzten Abende, da die Färinger in der Tanzzeit vor dem Anfange
der Fasten, der Leidenszeit Christi, versammelt sind, als Abschiedslied benutzt.
Es lautet in der TJebersetzung: »Lasst uns fest auf unsern Fussboden treten
und der Schuhe nicht schonen; Gott bestimmt, wo wir das nächste Mal Weih-
nachten feiern werden.
Con moto.
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Go-Öa skemtun ge-ra skäl hväreg gengi i dans: kve-iti um kong Pipping og
Omicväd.
OIuvu dottur hans. Stigum fast ä värt golv spärum ei vär skö ! Gud mann räfta,
hvär vor drekkum on - nur j61.
Der Färing Pastor Hammershaimb, dem wir mehrere der hier mitgetheilten
Nachrichten über den Gesang und Tanz auf den Färöerinseln verdanken, macht
über die Musik der färöischen Lieder die Bemerkung, dass dieselbe hauptsäch-
lich im Refrain zu suchen ist, da das Lied selbst halb deklamirend halb singend
vorgetragen wird, weshalb das Versmass keineswegs immer genau ist. Aehnliche
Beobachtungen sind auch in Betreff der andern nordischen Melodien und eben
der ältesten gemacht worden. So hebt Lindeman z. B. unter den, mit der
Aufzeichnung der Volksmelodien in Norwegen verbundenen Schwierigkeiten,
namentlich den freien, oft deklamatorisch lebhaften Vortrag, besonders der
»Kämpeviser«, d. h. der heroisch-epischen Volksdichtungen aus dem Mittelalter
Skandiiiaviscbo Musik.
559
hervor; und wie wenig man auch von der nuisiknlischcn Beschaffenheit des
Skalden tjcsa n ges weiss, ist es doch wahrscheinlich, dass er ähnlicher dekla-
matorischer Art gewesen ist, und dass die ^'L■r\v;lIult8chai't, welche zwischen
den ältesten Heldenliedern einerseits und der Edda und der Skaldendich-
tung andrerseits stattfindet, sich auch eine Zeitlaug auf den musikalischen
Vortrag erstreckt hat.
Untor den Melodien der epischen Lieder scheinen mehrere der in
Telemarken gesammelten einen besondern Typus von hohem Alter zu reprU-
sentiren, der nur selten ausserhalb dieser Gegend vorkommt. Die AVehmuth,
der ausgeprägte Vollklang, der allen echten INIelodien alter epischer Lieder
eigenthümlich ist, ist hier noch tiefer und trüber als gewöhnlich, und die
melodische Phrase von einer Originalität, die an das Bizarre grenzt. So z. B.
in dem Liede von Sigurds Kampf mit »Flanar Ormin«, d. h. dem, in einen
Lindwurm verwandelten Fainer, dessen Melodie wir nach Lindeman wiedergeben:
Andantino.
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Eg va no meg saa li-ten ein gut, eg gjat-ta fe un-de lie, saa
kom den frie Flanar - ormin, hau monne i gra - se skri - e.
Omkväd,
^fc^-
^^^^0^^^^^^^i
4=Ö*
ijt
For - di lig - ger or - min i Y - se-land u - ti fio - i.
»Die Poesie und Musik des Telemärkischen Bauers« schreibt Landstad,^
der norwegische Sammler und Herausgeber von Volksliedern , »stehen im ge-
nauesten Einklang mit der, ihn umgebenden Gebirgsnatur; die tiefe "NVehmutK
derselben klingt darin wieder, ihre Erhabenheit, ihre Geheimnisse und Schrecken
spielen sich darin ab. Die zärtlicheren Gefühle fehlen jetzt wie früher uuserm
Volke, zärtliche und weichliche Liebe ist nicht seine Sache. Nur dann und
wann hört man einen tiefen Seufzer vom Birkenabhange her, wo die Jungfrau
in einem wehmüthigen »Stev« ihre hoffnungslose Liebe beweint oder die zarte
Sehnsucht ihres Herzens ausspricht. Die Phantasie dagegen ist lebhaft und
stark und gern überlässt er sich ihrem wildesten Fluge. In seinen Liedern
will er lieber Phantasiegebilde als Alltagsmenschen sehen, lieber von Muth
und Mannesthat, Tapferkeit und Zaubei'volk, als von Liebe und Freundschaft
hören. Je stärker die Bilder gezeichnet sind, je besser: sie werden sogar oft
durch ihre Grandiosität unschön und grenzen an das Komische«, und diese
Charakteristik passt auf das alte nordische Volksepos im Ganzen genommen.
Die Steve sind improvisirte Liedstrophen erotischen oder satirischen Inhalts,
welche in Telemarken und dem Sätersthal bei festlichen Zusammenkünften ge-
wechselt und nach gewissen hergebrachten Melodien gesungen werden. Stev
ist auch eine der alten Benennungen des Refrains.
Im Gegensatze zu den uralten, halb recitativischen ^lelodien zeigt ein
anderer Typus der Kümpevisemelodien oder Heldenweisun, der über den
ganzen Norden verbreitet ist und besonders in Dänemark häuiig und rein vor-
kommt, eine klarere Rhythmik und einen symmetrischeren Mckidienbau, indem
der melodische Satz, nach dem die erste der beiden Langzeilen des Verses
gesungen wird, entweder bei der zweiten wiederholt wird, was als das Ursprung-
56U
Skaudinaviscbe Musik.
liebere angesehen werden muss, oder auch den Vordersatz zu einem freier
erfundeueu Nachsatze biklet. Zu den Melodien dieser Form gehört ein ein-
zehicr Kefrain, mit dem das Lied in alten Tagen begann, und der nach jeder
Strophe wiedex'holt wurde. Ein klassisches Beispiel ist folgende Melodie eines
der Lieder, die dem Liederkreise vom Könige Diedrich Bern angehören. Es
ist eine der wenigen, in älteren Zeiten aufgezeichneten, nordischen Volksweisen,
von dem ausgezeichneten Organisten an der St. Nicolai Kix'che zu Kopenhagen,
Johann Lorents nach dem Gesänge eines jüdländischen Landrichters im Jahre
1675 niedergeschrieben:
Con moio.
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De va
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syv og syvsind - styve, der de drog ud fra
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Hald, og der de komme til Brattings - borg, der siege de de - res
Omkväd.
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ifcn^-
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^r_^
m\
tjald. Det donner under ros, de den - ske hofmond der de ud - ri - de.
Die Melodien der ausserordentlich verbreiteten Lieder von »Hagbard und
Signe« und »Axel und Valborg«, zwei der herrlichsten nordischen Volks-
dichtungen von treuer und unglücklicher Liebe und die schöne Melodie des
Liedes von dem Tode der geliebten Königin Dagmar, der Gemahlin des
Königs Waldemar des Siegers, gehören ebenfalls dieser Gruppe an. Eine
seltener vorkommende poetische Form ist in dem Liede von den verbannten
Töchtern des Marschalls Stig benutzt worden, einem der schönsten dänischen
Volkslieder, das auch seiner Melodie wegen hervorgehoben zu werden verdient.
Stig Andersen ermordete 1286 den König Erich Glipping, weil dieser,
während der Marschall auf einem Kriegszuge gegen Schweden abwesend war,
dessen Gattin geschändet hatte. Die Melodie ist zuerst im fünften Bande von
Nyerupsog Hahbeks nUdvalgfe dansJce Viser fra Middelalderen<i (1814) mit-
getheilt worden:
Andante.
Marsk Stig hau haver de dö - tre to, saa krank en skobne moDiie de laa. Den
Omkred.
aild - ste tog den yngste om haand, og de fo - re vi - de om ver - den.
Die zweite Strophe begann darauf mit der Endzeile der ersten »Den äldste
tog den yngste ved Haand«, und so knüpft sich immer die folgende Strophe
an die vorhergehende.
In einigen Kämpevisemelodien spürt man noch die wilde Kraft voriger
Zeiten; andere dagegen nähern sich dem weicheren, romantischen Tone, welcher
die Ritterlieder des späteren Mittelalters kennzeichnet, mit einem Kefrain
sowol in der Mitte als am Ende jeder Strophe, die ebenso wie jene überall
im Norden gesungen wurden und vorzugsweise in Schweden und auf den
Skandiimvisclie Musik.
561
dilnischeu Inseln üppig und schön geblüht zu hüben scheinen. Zu einem wie
hohem Grade von Feinheit Melodien dieser Art sich haben entwickeln können,
ersieht man z. B. am besten aus dem schwedischen Liede »den her<jta(jnaft, die
Jungfrau, welche vom Bergkr»nige in den Berg entführt wurde. ])ie Melr)die
iiudct sich in (ieijcr.s und Afzelius' r>>ivcnska folkvisor j'ran forntiden (1H14
bis 1816):
J^oco lento.
^^^^^^^^^^^^^
Och jungfrun hon skulle sig at ot - te-siingen gä; — Ti den görs mig läng. — Sä
Omkräd.
gick hon den vagen, at hö-ga berget lag. —Meu jag vet, att sorgen är tung.
Im ganzen Mittelalter war es allgemeine Sitte wenigstens die langsameren
Tänze nach Liedern aufzuführen. Einer der tanzenden Ritter oder Jungfrauen
sang vor, die übrigen sangen nach, wie es in den Kitterliedern heisst. Der
alte Ringtanz hat in zahlreichen, besonders schwedischen Volks- und Kinder-
spielen mit den dazu gehörigen Liedern Spuren hinterlassen. Einzelne Volks-
lieder knüpfen sich an Sitten und Aufzüge zu gewissen Zeiten des Jahres,
z. B. das Lied der heiligen drei Könige und das alte Mailied, welches
letztere die Bauern sangen, wenn sie mit bunten Bändern und Kränzen geschmückt,
den Einzug des Mai's durch Aufzüge verherrlichten.
Einige der frischesten und urwüchsigsten nordischen Volksweisen verdanken
dem Hirtenleben auf den waldigen Gebirgen Schwedens und Norwegens ihren
Ursprung. Ihr Alter ist unmöglich zu bestimmen. Sie können gestern ge-
boren und sie können auch so alt sein, wie das, von allen äusseren Ein-
flüssen unberührte Naturleben, mit dem sie in innigem Einklänge stehen. Im
Vorsommer wird das Vieh oft mehrere Meilen vom Bauernhofe entfernt auf
die Berge getrieben. Unterwegs vertreibt sich der Hirt die Zeit durch Blasen
auf der Pfeife; in den Bergen aber wird die Pfeife gewöhnlich mit dem »Lur«,
dem nordischen Alpenhorne, und dem Hörne, aus einem grossen Kuh- oder
Bockshorne verfertigt und mit drei oder vier Fingerlöchern versehen, vertauscht.
Ein kleines schwedisches Lied lautet folgendermaassen: »Die Pfeife von Weiden-
holz ist meine Schwester, der Lur von Erlenholz mein Bruder, das Hörn eines
lebendigen Thieres treibt mich fort über alle Lande, so dass mir die Füsse
bluten«, was sich auf den Bären bezieht, dem der Ton der beiden ersteren
Instrumente, aber nicht der des letzteren gefallen soll. Die Melodien für Lur
und Hörn, nebst den Hirten liedern und Lockliedern, d. h. Liedern,
wodurch das Vieh herbeigerufen wird, deren Melodie ein "Wiederklang der Töne
jener Instrumente sind, bilden allein eine nicht geringe Sammlung und sind
ebenso poetisch als eigenthümlich. Der Text der Lieder des Säter- oder Vall-
mädchen (Sennerin) besteht bisweilen nur aus musikalischen Klängen ohne
Sinn und Zusammenhang oder aus einer Aufzilhlung der Schmeichelnameu der
Kühe, zu andern Zeiten ist er eine Naturpoesie der kunstlosesten Art, aber
von hinroissender Naivetät. Der Volksglaube schreibt der Huldre, d. h. Wald-
nymphe oder andern übernatürlichen Wesen einzelne dieser Lieder zu. Der
schwedische Alterthumsforscher Dybeck bemerkt über das untenstehende
Valllät, d. li. Hirtenweise aus Vesterdalarne, dessen Text aus lauter Inter-
jektionen besteht, dass er schon in den Wäldern des südlichen Dalarnc die
Grundtöne der Melodie auffing, dass sie später in den meisten Wäldern bis
ganz nach Malung und Appelbo hinauf aul's Neue und immer entwickelter
Musikal. ConTer8.-Iiex.ikou. Brgäuzuugsband. 36
562
Skandinavische Musik.
ei-scholl, zuweilen mit ganzen Sätzen der gewöhnlichen Rede vermischt. Ueberall
lautete sie neu, jeder machte sie zu der seinigen, komponirte sie gleichsam,
und doch welch' sublime Einheit in dieser Maanichl'altigkeit!
Mit freiem Vortrage.
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Ih, Iah, Iah Iah, loa - lo, Ah, äih, aih, aih, oh. Kor - li, ku - ja, kor-
li, ku - ja, kor - K, ku - ja. Lah ohlo, ah lo lo - o lo, la.
Echo.
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loh, loh, loh, sa.
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a - ja - loh, a- ja -loh, ja ja, sr. tr. Korh, ku«ja, kor - li, ku - ja.
t:
'i^^.
ku - ja Du ja, du la, tsjy - sah, tsjysäh, lo ho. Ja jah, ja jah
Je lyrischer das Lied wird , desto freier und anmuthiger entwickelt es sich in
melodischer Beziehung. In vielen Liedern aus dem 16. — 18. Jahrhundert,
welche Naturstimmungen wiedergeben, oder von glücklicher und unglücklicher
Liebe handeln, oder den Volkshumor spielen lassen, besitzt der melodische
Ausdruck eine natürliche Schönheit, Wärme und Anmuth, die aller Kunst Trotz
bieten. Schwedische Volksweisen dieser Art sind in den weitesten Kreisen
bekannt, aber auch Dänemark und Norwegen besitzen höchst anmuthige
lyrische Lieder, die das Gefühls- und Phantasieleben, die Freuden und Leiden,
die Hoffnungen und Träume des Volkes wiederspiegelu.
Die jjrofessionellen Pfleger und Verbreiter der Volksmusik im Mittelalter,
die sogenannten Leikarar, in neuerem Dänisch »Legere«, d. h. Spieler,
die »fahrenden Leute« des Nordens, werden schon in den ältesten Berichten
als Gäste an den Höfen der nordischen Könige erwähnt, scheinen aber besonders
in dem späteren Mittelalter in zahlreicher Menge aufgetreten und allgemein
Skamliiiavisclie Musik. 563
beliebt goweseu zu sein. Die Sa^'^n nennen iila ibre Instrumente: hHrj)a,
gigJH, tidla, pipa, l)uniba, simjtlion, salteriuin u. a. Als die Könige
begannen, fest angestellte .Spielleute zu untcrlialtL-n und die Stildte ebenfalls
ibre Stadtpfeifer und Tru lu melscblilger bekamen, verbjren die Legere ihre
Bedeutung und sanken zu reinen Landstreichern herub. Als eine letzte Kemi-
niscenz aus dem Mittelalter in dieser Beziehung müssen wir die »englischen
Instrumentisteno nennen, die sich gegen das Ende des 10. Jalirhundertß
am dänischen Hofe aufhielten und sich theils als Musikanten, theils als 'J'änzer
und Schausjjieler jiroducirtcu.
Schon die ersten dänischen Könige aus dem oldiuburgischeu Hause unter-
hielten eine kleine Bande von Instrumentisten, welche im Laufe des 16. .lahr-
hunderts allmählich vermehrt wurde. Von dem schwedischen Könige Gustav I.
Wasa wird berichtet, dass seine Spielleute jeden Nachmittag zur bestimmten
Zeit im Tauzsaale erscheinen und den Herren und Damen des Hofes zum 'J'anz
aufspielen mussten. An der Spitze der Trommeter oder Spielleute am dänischen
Hofe zur Zeit Christians III. stand Jürgen Heide, der später eine ähnliche
Stellung am Hofe des musikliebeuden Erik XIV. in Schweden bekleidete.
"Wichtiger für die Pflege der Tonkunst als das Instrumentalcc/rps war indessen
die königliche Kantorei, über welche in Dänemark die Nachrichten bis zum
Jahre 1519 zurückgehen. Die Errichtung dieses ursprünglich kirchlichen Sänger-
choi"S verdankt man vielleicht dem Könige Christian IL, dem die Verbesserung
des Kirchengesanges sehr am Herzen lag.
Die Kirchenmusik der skandinavischen Länder scheint zur Zeit des
Katholicismus auf keinem hohen Standpunkt gestanden zu haben, es muss aber
eingeräumt werden, dass man nur wenig von ihrer Beschati'enheit weiss. Eine
einzelne annalistische Aufzeichnung von allgemeinerem Interesse mag doch hier
einen Platz finden, nämlich: dass der Erauciscaner Johannes Teutonicus,
der vor seiner Ankunft in Dänemark Singmeister am Hofe des französischen
Königs gewesen war, im Anfange des 15. Jahrhunderts die Historie des heil.
Frauciscus und des heil. Antonius mit den dazu gehörigen Antiphouien und
Responsorieu komponirte, mit Ausnahme ein paar einzelner, darunter das
Responsorium y>carnis spiculaa. Die Keformatoren führten den kirchlichen
Gesang in der Muttersprache ein, doch aber ohne den lateinischen Kirchen-
gesang ganz abzuschaffen. Dänischer Kirchengesang wurde 1529 zum
ersten Male in einer Kirche zu Kopenhagen gehört. Im .Jahre 15G9 erschien
das erste dänische Gesangbuch, 1585 das erste schwedische. Im Laufe der
Zeiten ist in den protestantischen Kirchen des Nordens der einfache kirchliche
Volksgesang beinahe alleinherrschend geworden.
Die Hofmusik in Dänemark stand im 16. Jahrhundei-t überwiegend
unter niederländischem Einflüsse. Die Sängermeister und Kapellmeister
unter den Königen Christian III. und Friedrich IL, welche beide Interesse für
die Tonkunst hegten, waren Jürgen Preston, gest. 1553, Rasmus Heinssen,
Frauciscus Marcellus oder Amsfortius, Arnold de Eine, gest. 15S6,
und eine kurze Zeit Bonaventura Borchgreviuck. Der Erstgenannte hat
mehrere Gompositionen hinterlassen, welche zu dem Werth vollsten der leider
nur wenig zahlreichen Reste gehören, die aus der unglücklichen Eeuersbrunst
noch übrig sind, welche im Jahre 1794 die reichen, zum Theil unersetzlichen,
auf dem königlichen Schlosse zu Kopenhagen, der Christiansburg, aufbewahrten
Schätze an älteren Musikwerken des königlichen Musikarchivs vernichtete.
Vom Jahre 1556 bis ungefähr 1563 war der niederländische Sänger, Componist
und Musikschriftsteller Adrian Petit Coclicus in der königliehen Kantorei
angestellt. \\ ahrscheinlich hat er sein iinrubiges und abenteuerliches Ijeben in
Dänemark beschlossen. Ein anderer Niederländer, der Altist Johann Baston,
der früiier in der königl. sächsischen Kantorei gesungen hatte, kam, nachdem er
mehrere Jahre in Dänemark angestellt gewesen war. nach Schweden, wo er nebst
(iert van Worm zu der Elite unter den Sängern des Königs Erich XI V. gehörte.
36*
564 Skandinavische Musik.
Mit der Regierung des, für alles Nützliche und Schöne begeisterten Königs
Christian IV. brach in Dänemark eine glückliche Zeit l'ür die Musik an. Nur
Schade, dass seine cbimso vernünltigeu als patriotischen Bestrebungen, dänische
Musiker heranzubilden und eine dänische Tonkunst zu gründen, von seinen
Nachfolgern nicht fortgesetzt wurden. Unter ihm wurde der Geschmack für
italienische Kunst immer mehr der herrschende. Die eingeborenen Musiker,
die sich unter seiner Regieiung auszeichneten, waren zum Theil in der vene-
tianischen Schule gebildet worden. Die bedeutendsten derselben sind Mögen s
Pedersen, Hans Nielsen und Jakob Örn, welche nach einander als Vice-
kapcllmeister am dänischen Hofe wirkten. In dieser und der zunächst folgen-
den Zeit treten auch die Organisten Truid Aagesen mit dem Beinamen
Sistinus, Johann Lorents und Diedrich Buxtehude auf, von denen
wenigstens die beiden letztgenannten zu den grössten Orgelmeistern ihrer Zeit
gehörten. Einzelne dänische Musikwerke kamen im Druck heraus, darunter
namentlich Mogens Pedersens TnPratu7n spirituale«, d. h. Messen, Psalmen,
Motetten, so gebräuchlich sind in Dänemark und Norwegen, für fünf Stimmen,
(Kopenhagen 1620). Der früher erwähnte Hans Nielsen gab unter dem
Namen Giovanni Fontejo 1599 zwei Bücher italienischer Madrigale in Venedig
heraus. Die oberste Leitung der Kapelle war während des grössten Theils
der Regierung dieses Königs den Niederländern Gregorius Trehou und
Melchior Borchgrevinck anvertraut, von denen der erstere 1590 — 1618,
der letztere 1618 bis an seinen Tod 1632 Oberkapellmeister war. M. Borch-
grevinck kam schon mit seinem Vater, dem oben erwähnten Kapellmeister
Bonaventura Borchgrevinck, nach Dänemark, wo er die Madrigalensamm-
lung TaGiardino nuovo bellissimo di varißori musicoli sceltissimi«. (1605 und 1606)
und »JVi Davids I'salmera für vier Stimmen mit dänischem Text (1607) heraus-
gab. V^iele andere ausgezeichnete ausländische Musiker hielten sich am Hofe
Christians IV. auf. "Wir nennen hier die Engländer JohnDowland, William
Brade und Daniel Norcome, Johann Schop aus Hamburg, den Polen
Hoforganist Michael Krackowitz, die französischen Violinisten Jacques
Foucart und Frangois de Francoeur und von Sängern die Niederländer
Nicolaus Gistou und Hans Brachrogge, die Italiener Gregorio Chelli,
Benedetto Bonaglio, Agostino Pi soni und Agostino Fontana, endlich
den berühmtesten unter allen diesen Musikern, den sächsischen Kapellmeister
Heinrich Schütz, welcher ins Land gerufen wurde um die Musik für die
theatralischen Vorstellungen bei der Vermählung des Prinzen Christian mit
Magdalena Sybille 1634 zu arraugiren und zu componiren. Es wurden bei
dieser Gelegenheit ein sogenanntes Ballett und zwei deutsche Lustspiele von
dem bekannten JohannesLauremberg: y^Aquiloa und ^^Oritlii/ja und die Harpyeno.,
beide mit einer wahrscheinlich von Schütz componirten Musik aufgeführt. In
den musikalischen Prologen dieser Stücke wurde zuerst mit dem neuen »orato-
rischena oder recitativischen Stile Bekanntschaft gemacht.
Das Opernballett nach französischem Muster ward im 17. Jahrhundert
das beliebteste Hofvergnügen in beiden nordischen Hauj)tstädten. Bei einzelnen
festlichen Gelegenheiten wurde auch einem grösseren Publikum zu diesen musi-
kalischen Schauspielen Zutritt gegeben. Die Musik zu solchen Balletten wurde
in Dänemark von Jürgen Friederich Hoyoul, der im Anfang der Regierung
Friedrichs III. der Instrumentalmusik vorstand, componirt und nach seinem
Tode von dem, sowol als Sänger wie auch als Componisten hoch angesehenen
Caspar Förster, der unter demselben Könige zweimal mit einem mehr-
jährigen Zwischenräume als Kapellmeister am Hofe zu Kopenhagen angestellt
war. Während seines letzten Aufenthaltes in Dänemark componirte Förster
ein dramatisches Vorspiel y>Il Oadmovi, welches bei der Hochzeit der Prinzessin
Anna Sophie mit dem Kronprinzen von Sachsen 1663 auf einem Theater
im Thiergarten bei Frederiksborg als Einleitung eines Ballettes aufgeführt
wurde. Die Ballette, welche am dänischen Hofe gegeben wurden, konnten
SkundiiiaviBcho MuHik. 505
indessen weder an Häufij^'keit noch an Pracht sich mit ähnlichen Hoffesten
messen, welche in Schweden unter der Köni<,Mii ChriHiiiia, an der die MuHik
eine ehenso begeisterte als launenhafte und excentrische (iönnerin hatte, statt-
fanden. Die Kosten des Ballettes »Les Ubcralites des dieuxa mit dem darauffol-
genden Eingrennen, welches 1652 am seehsundzwanzigsten Geburtstage der
KHniunn Lrehalteii wurde, .sind auf 10(),()0() Reielisthaler geschätzt, (yhristina
hatte kurz zuvor eine grosse rTesellschuft italienischer und französischer
Schauspieler, Sänger und Musikanten hereinberufen, die also wahrscheinlich
beim Feste mitgewirkt haben, und unter deren Mitgliedern die französische
Sängerin und Tänzerin Madeinoiselle La Barre sowol in Schweden als später
in Dänemark ganz ausserordentliclies Glück und Aufsehen machte. Als ein
Beispiel der kapriciösen Einfälle der Königin mag der bekannte Auftritt, bei
dem der gelehrte Marcus Meibom eine so lächerliche R(dle spielte, angeführt
werden. Unter der Königin Christina und schon zu Lebzeiten ihres Vaters,
des grossen Gustav Adolph, wirkte der berühmte Orgelspieler Andreas
Düben aus Leipzig, besonders bekannt als Componist eines achtstimmigen
liFugna triumphalisa, veranlasst durch den Tod des Heldenkönigs. Er compo-
nii-te ebenfalls die Musik zu den Odae sueticae des Dichters Samuel Columbus.
Der Sohn Gustav Düben erwarb sich ebenso wie sein Vater einen ange-
sehenen Namen als Musiker.
In dem 17. Jahrhundert wurde es häufiger der Fall, dass sich gelehrte
Schulmänner und Universitätslehrer sowol theoretisch wie praktisch mit der
Musik beschäftigten. An der Hochschule in Upsala besonders regte sich ein
lebhaftes Interesse für die Tonkunst. Es lässt sich aber überhaupt sagen, dass
vor Ablauf dieses Jahrhunderts die Beschäftigung mit der Tonkunst begonnen
hatte bei den Gebildeten des Mittelstandes, denen fürstliche und adelige Dilettan-
ten in dieser Beziehung schon früher ein Beispiel gegeben, als ein gesell-
schaftliches Unterhaltungsmittel Eingang zu gewinnen. Zu dieser Zeit wird
zugleich erwähnt, dass neuere Melodien, besonders französische, die alten
Weisen des Mittelalters, wenigstens in Dänemark, in Vergessenheit zu
bringen drohten.
Die Oper gebrauchte ein Jahrhundert um den skandinavischen Norden
zu erreichen. Die erste eigentliche Oper, die in Kopenhagen aufgeführt wurde,
war: »Der vereinigte Götterstreit«, zur Geburtstagsfeier Christians V.
1689 gedichtet und componirt. Die Poesie war von dem Schleswiger
Burchard, die Musik von dem königlichen dänischen Kammermusikus Paul
Christian Schindler. Bei der zweiten Auffülirung dieser Festoper geschah
das Unglück, dass gleich beim Beginn der Vorstellung das, von Menschen dicht
angefüllte Theater in Brand gerieth. Die meisten kamen in den Flammen um,
welche gleichfalls das neue Schloss Amalienburg, an dem das Theater lag,
zerstörten. Christian V. hatte im Sinne eine stehende Oper zu errichten, ein
Plan, der jedoch nicht zur Ausführung kam. Erst 1721 rief sein Sohn und
Nachfolger Friedrich IV. bei der Vermählung des Kronprinzen mit Sophie
Magdalena eine hamburgische Operngesellschaft unter der Dii'ektion von Johann
Kayser herein, welche ein paar Saisons hindurch auf dem Schlosse zu Kopen-
hagen spielte und besonders Opern von dem berühmten Reinhard Keiser
gab, der auch mehrmals persönlich bei Hofe anwesend war und als Zeichen
der Anerkennung für die musikalischen Werke, die er für denselben componirte,
den Titel eines königl. dänischen Kapellmeisters bekam. Nach seinem Tode
wurde seine Tochter Sophia Dorothea Louisa Keiser zur Hofsilngorin
in Kopenhagen ernannt. Als sie 1742 diese Stellung wieder aufgab, wurde
der ausgezeichnete Baritonist Riem sehn eider aus Hamburg als Hofsängor
berufen, aber auch er bekleidete nur eine kurze Zeit die Stelle als solcher,
denn er starb schon im Anfange des Jahres 1714.
Einen sehr bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des Geschmackes
in den nordischen Reichen, besonders in dramatischer, zum Theil aber auch
566 Skaudiuavische Musik.
in imihiikulischer Eichtung gewannen die französiachen Schauspieler- und
Sängergesellschaften, welche in der letzten Eälfte des 17. Jahrhunderts
sowol die dänische als die schwedische Hauptstadt häufig und lange besuchten.
Anfangs führten sie besonders Komödien von Moli("'re, daneben aber auch Musik-
numraern sowol von instrumentaler als auch vokaler Bescluiö'enheit und musi-
kalische Divertiss ementa in dramatischer Form auf. Später, nach der Mitte
des vorigen Jahrhunderts führten sie die sogenannte Opera comique. oder vielmehr
•da Gomedie melee d^arietiesa. ein, die für die Entstehung des nationalen Sing-
spiels weit grössere Bedeutung hatte, als die italienische Oper, welche in
Kopenhagen von den Kapellmeistern Paola Scalabrini und Giuseppe Sarti
und in Stockholm von Francesco Uttini repräsentirt wurde, obgleich diese
Männer das Verdienst haben, zuerst Singspiele in dänischer und schwedischer
Sprache componirt zu haben, wie es auch nicht vergessen werden darf, dass
die Anwesenheit einer italienischen Oper für die Entwicklung der Singkunst
in beiden Ländern sehr förderlich war. In Kopenhagen wurden die ersten
italienischen Opernvorstellungen auf dem Schlosse Charlottenburg in der Saison
1747 — 48 von einer, für den Hof engagiiten Truppe unter der Direktion von
Pietro Mingotti gegeben. Als es dem Kapellmeister der Gesellschaft Scala-
brini gleich in dieser Saison gelang, zum königl. dänischen Kaj^ellmeister an
Scheibes Statt ernannt zu werden, der diesen Posten seit 1740 bekleidet
hatte, nun aber aus Gründen, die zwar nicht ganz aufgeklärt sind, aber doch
wahrscheinlich mit seiner oppositionellen Stellung gegen die neuere italienische
Musik im Allgemeinen und die übliche italienische Oper im Besondern zusammen-
hingen, verabschiedet wurde, brachte Mingotti in der Saison 1748 — 49 einen
neuen Kapellmeister, nämlich Gluck, mit sich, der während seines Aufenthaltes
in Kopenhagen bei der Geburt des nachherigen Königs Christians VII. eine
kleine dramatische Gelegenheitsarbeit La contesa dei mimi zu einem, nach einem
altern Gedichte von Metastasio ausgearbeiteten Texte componirte.
In dem halben Jahre, welches Gluck in Kopenhagen zubrachte, herrschte
eben eine ungewöhnliche Bewegung in der Theater- und musikalischen Welt.
"Während der Regierung des pietistischen Königs Christian VI. hatte eine fast
zwanzigjährige Absperrung von allen theatralischen Belustigungen und also
auch von der Oper stattgefunden. Das musikalische Interesse sammelte sich
dann um eine 1744 errichtete musikalische Societät, welche zugleich als
Concertinstitut und als eine Schule für inländische Musiker und Dilettanten
wirkte, und dieses Institut schien wirklich für die Tonkunst in Dänemark von
dauerhaftem Nutzen zu werden. In Folge des herrschenden Tones waren nament-
lich die Passionsconcerte, die in den Fasten gehalten, und bei denen
Oratorien von Scheibe, Graun, Telemann u. a. aufgeführt wurden, unge-
wöhnlich stark besucht. Nun kam der Thronwechsel und mit demselben ein
vollständiger Umschlag der Stimmung. Die italienische Oper fand auch hier
Eingang und rief als etwas Neues eine wahre Begeisterung hervor. Die musi-
kalische Societät wurde nicht nur aus ihrem Lokal auf Charlottenburg ver-
drängt, sondern vollständig umgestürzt. Scheibe, das bedeutendste Mitglied
derselben, verlor, wie wir gesehen haben, von Scalabrini verdrängt, sein Amt
als königlicher Kapellmeister. Dazu kam, dass die Italiener die dänische
Bühne, welche sich kurz vorher reorganisirt hatte, und eben als Gluck die
italienischen Opern auf Charlottenburg zu dirigiren begonnen hatte, ihr neues
Theater auf dem Königs Neumarkte einweihte, ganz ausserordentlich beein-
trächtigten. Und um noch den Zwiespalt und Streit sowol unter dem Schau-
spielern als dem theaterbesuchenden Publikum zu vermehren, war in dieser
Saison auch eine französische Gesellschaft unter Delannay's Direktion in
Kopenhagen erschienen. Dies alles rief eine Polemik gegen die italienische
Oper hervor, woran der Kapellmeister Scheibe, der Dichter Holberg und
der französische Literat La Beaumelle sich betheiligten, und die ohne Zweifel
das neue Stadium in Glucks Entwicklung, welches durch die nicht lange nach
Skandinavische Muaik. 5(37
aeinem Aufeiitlmlto iu Kupcuhagen aufgcfübito (J^jcr ytTclcmaccon bezcicLuet
wird, berbeifülute.
Scalabrini, dessou i-in/.igcs jetzt nocli bekunutea Werk di«; MuBik zu
dem Meisterwi-rko des Dichters Wessol »Kjä/iiij/ied mlcn Sfröm^icru (1773),
einer vortnli'Iichen Parodie auf dio französische Tragödie und die italienische
Opera seria ist, hielt sich lauge in Dänemark auf, musste aber 1755 Sarti
als Kapellmeister weichen. Dieser letztere couijxniirte von 1753^ — 1775 eine
Menge italienischer und dänischer Siugspiele für d'w. Riilme in Kopenhagen,
von denen »11 Giro riconosciutoi (1754) sogar in Partitur gedruckt wurde.
Sein »SoHmun den Andena (177U) war das erste dänische Singspiel von einigem
musikalischen AVcrthe, entbehrte aber, wie die übrigen, von ihm und Scala-
brini compouirlen dänischen Arbeiten jeglicher dänischen Eigenthümlichkcit.
Sarti, der die Gunst seiner königlichen Gebieter zu erwerben verstand, fiel
zuletzt der Rache einer Hofpartei zum Opfer und wurde, weil er für Aemter
Geschenke gegeben und angenommen hatte, seiner Bestallung und seines Ver-
mögens für verlustig erklärt, aber mit Verbannung begnadigt (1775).
Die italienische Oper führte in Stockholm, wohin sie 175-1 gelangte,
ein ruhigeres aber auch unbemerkteres Dasein als in Kopenhagen, wenn man
nach den, im Ganzen genommen spärlichen Nachrichten, die man über ältere
schwedische Musikverhältnisse hat, urtheilen darf. Sie behauptete sich dort
auch nicht lange, während die französischen Gesellschaften, unter denen mehrere
vortreßliche waren, sich, zum grossen Nachtheile für das Gedeihen des nationalen
Schauspiels, der Gunst der gebildeten Classeu zu erfreuen fortfuhren.
Die ersten Keime einer lebenskräftigen künstlerischen Produktion auf dem
Gebiete der Musik mit Benutzung der Muttersprache, fangen in den nordischen
Reichen zu derselben Zeit zu erscheinen an, wo ein lebhafterer und allge-
meinerer Musikßinn sich durch die Bildung von musikalischen Gesell-
schaften zur Aufführung von Concerten beim Publikum zu erkennen giebt.
Solche Vereine sind ungefähr von der Mitte des 18. Jahrhunderts an in Ver-
bindung mit den Theatern die wichtigsten Beförderungsmittel des musika-
lischen Lebens besonders in den Hauptstädten, aber auch in einigen grösseren
Provinzialstiidten, gewesen. "Wir haben schon die älteste derselben erwähnt,
die 1744 gestiftete musikalische Societät in Kopenhagen, auf die einige
andere folgten, von denen die harmonische Gesellschaft am Schlüsse des
vorigen Jahrhunderts und der 1836 gestiftete, noch unter N. W. Gade's
Leitung blühende Musikverein die einflussreichsten gewesen sind. Ausser
dem IMusikverein wirken gegenwärtig noch in Kopenhagen der von Heinrich
Rung 1851 gestiftete Cäcilienverein, dessen Concerte von Friedrich Rung,
dem Sohne des Stifters dirigirt wurden, und der Concertverein, 1874
errichtet von C. E. Horneman und Otto Mailing, welcher letztere der eine
der beiden jetzigen Dirigenten des Vereins ist, der andere ist P. E. Lange-
Müller. Poi^uläre Concerte werden im Sommer an dem Vergnügungsorte
Tivoli gegeben.
Das königliche Theater zu Kopenhagen giebt sowol recitirende Schau-
spiele, als auch Opern und Ballette. Der Kapellmeister desselben war bis vor
Kurzem Simon Holger PauUi. Das Chorpersonal des königlichen Theaters
veranstaltet jährlich zu Ostern ein Passionsconcert zum Besten seines
Pensionsfonds. Vormals führte die Kapelle, von den Sängern des Theaters
unterstützt, vorzügliche Concerte in grösserem Stile zum Besten der, von
J. A. P. Schulz gestifteten AVittwenkasse der Kapelle auf. Gegenwärtig be-
schränkt sie sich darauf, im Winterhalbjahre vSoireeu für Kammermusik
zu geben, welche durch die Wahl der Musikstücke und meisterhafte Ausführung
einen hohen Platz in der Gunst des musikliebenden Publikums gewonnen haben.
Auf den Bühnen zweiten Ranges, dem Kasino und dem Volkstheator
werden zuweilen Singspiele leichterer Art gegeben.
Für das Concertwesen in Stockholm wirkten in früheren Zeiten besonders
568 Skaudinaviache Muöik.
die Kuiic'llmeister Romau und Ferdinand Zellbell. Dor letztere war einer
der Stifter der harmonischen Gesellschaft, welche am Schlüsse der
Regierung Adolph Friedrichs viel besuchte öffentliche Concerte, die sogenannten
Kavalierconcerte in dem grossen Ritterhaussaale gab. Eine jüngere Gresell-
schaft desselben Namens, errichtet zu Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahr-
hunderts, erregte eine Zeitlang grosse Aufmerksamkeit durch ihre ausgezeich-
neten und grossartigen Aufführungen von Händel' sehen und Haydn 'sehen
Oratorien, Opern u. s. w., bei deren Einstudirung besonders der Hofsänger
Isaak Berg ein bedeutendes Talent an den Tag legte. Im Jahre 1860 stifteten
Ludwig Norman und Julius Günther die neue harmonische Gesell-
schaft, und in der neuesten Zeit ist ein Musik verein gestiftet worden;
Dirigenten sind Norman und Svedbom. Wie Kopenhagen seine Osterncon-
certe, hat Stockholm seine Charfreitagsconcerte, bei denen es merkwürdig
genug eine feste Sitte geworden ist, Haydn s Schöpfung aufzuführen. Zu den
edelsten und interessantesten Kunstgenüssen gehören gegenwärtig die von
Ludwig Norman dirigirten populären Sinfonieconcerte der Kapelle,
die in den Wintermonaten ungefähr alle vierzehn Tage abgehalten werden.
Die wünschenswerthe Trennung der verschiedenen scenischen Kunstarten und
ihre Verlegung nach getrennten, für jede besonders passenden Lokalitäten fand
früh in Stockholm statt, hat sich aber doch nicht immer durchführen lassen.
Von den beiden königlichen Theatern Stockholms ist das sogenannte Stora
teatern (grosse Th.) der Oper und dem grösseren Schauspiel gewidmet, während
das Dramatiska teatern für das Schauspiel allein bestimmt ist. Norman
ist erster Hofkapellmeister und J. C. Nordquist Kapellmeister der könig-
lichen Theater. Nya teatern (neues Th.) und Mindra teatern (kleines Th.)
führen ausser recitirenden Schauspielen zugleich Operetten auf. In Norwegens
Hauptstadt, wo erst in neuerer Zeit ein kräftigeres musikalisches Leben sich
zu regen begonnen hat, bestand in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ein
sogenanntes musikalisches Lyceum, und von 1847 — 1867 eine Philhar-
monische Gesellschaft. OeflFentliche Musikaufführungen nach einem grösseren
Maassstabe fanden auf den, von J. G. Conradi und Halfdan Kjerulf ge-
leiteten Abonnementsconcerten 1857- — 1859 statt; und endlich wurde 1871
Christianias Musikverein gestiftet, dessen Concerte Grieg, Joh. Svendsen
und Ole Olsen dirigirt haben. Das Singspiel hat bis jetzt auf der nor-
wegischen Bühne keine bleibende Stätte finden können, obgleich zu verschie-
denen Zeiten ein Versuch, ein solches herzustellen, gemacht worden ist. —
Schweden bekam schon 1771 in der königlichen musikalischen Akademie
eine musikalische Lehranstalt, die noch besteht. In Kopenhagen errichtete der
Italiener G. Siboni 1827 ein Musikconservatorium, das jedoch schon 1839 wieder
aufgelöst wurde.
Das jetzige Musikconservatorium ist in Folge eines Vermächtnisses
von P. W. Moldenhauer gegründet, und begann 1865 seine Wirksamkeit
unter Leitung von N. W. Gade.
Nach diesem Ueberblick über die wichtigsten musikalischen Institutionen,
werden wir die mit denselben verknüpfte musikalische Produktion, die ungefähr
seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts die Tonkunst im skandinavischen
Norden auf ihren jetzigen Standpunkt gebracht hat, in ihren Hauptzügen be-
trachten, indem wir einige Bemerkungen über die allgemeineren Kulturbewegungen
dieses Zeitraums, die zu ihrer Entwicklung beigetragen haben, vorausschicken.
Was zuerst hervortritt ist, dass die, in der letzten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts herrschende Verstandespoesie in eine, für die Musik weit fruchtbarere
Gefühlspoesie übergeht, dass die Ausdrucksfähigkeit der Sprachen in einem
ausserordentlichen Grade zunimmt, dass grosse lyrische Dichter in beiden
Literaturen auftreten. Die französische Geschmacksrichtung wird von einem
vorherrschenden Interesse für die Aeusserungen des deutschen Geisteslebens
abgelöst. Mehrere ausgezeichnete deutsche Musiker, welche entweder herberufen
Skanilinavischc Musik. 560
wurden, udtr nun tiifenem Aiitricbo iu den musiklicbeudeu liauptbtüdteu des
Nordens einen Wirkungskreis für ihr Talent suchten, trugen theils durch
direkten Unterricht, theils noch mehr durch ihr Beispiel auf eine erfreuliche
Weise dazu l>ei, den, dem nordischen Kunst Icrtalente angeborenen Sinn für
ernste und poetische Auffassung und Gründlichkeit der Arbeit aucli in der
Tonkunst auszubilden. Aber schon vor dem Ausgange des verflossenen .Jahr-
hunderts nnichten sich die nationalen Forderungen auf allen Gebieten des
Geistes mit immer steigender Htärko geltend, und im Anfange des 19. Jahr-
hunderts, ungefähr gleichzeitig mit dem Einilusse der deutschen Ronuintik,
kam die grosse geistige Bewegung in besonderer nordischer liiclitung, welche in
Dänemark durch Oehlschlägers Auftreten und in Schweden durch die Stiftung
des sogenannten nf/ötiska Jurhundetn in der poetischen Literatur zum Durch-
bruch, um sich von da aus zu den übrigen Künsten zu verpflanzen. Zu dieser
Zeit kamen die ersten Sammlungen dänischer und schwedischer Volks-
melodien ans Licht und Hessen einen noch grösseren Reichthum an musi-
kalischen, in der Erinnerung des Volkes aufbewahrten Schätzen ahnen, aus
denen eine nationale Tonkunst Nahrung schöpfen könnte. Die Beschäftigung
mit der Geschichte und der alten Poesie, der Natur und dem Volksluljen der
nordischen Lande bot neue Stoffe für die musikalische Composition, welche
begabte Künstler mit Erfolg behandelt haben, auch begann eine eigene nor-
dische Musikschule sich zu bilden, welche, obschon noch jung, nicht wenige
Werke hervorgebracht hat, in denen die eigenthümliche Denk- und Ge-
fühlsweise der Nordländer einen schönen und charakteristischen Ausdruck ge-
funden hat.
Die Compositionsarten, wo die Muttersprache am frühesten eine allgemeine
Anwendung sowol an den Höfen wie ganz besonders in den Concerten des
Bürgerstandes fand, waren die geistliche und weltliche Cantate und das
Oratorium. Auf diesem Gebiete wirkten in Dänemark der Concertmeister
der musikalischen Societät von 1744 Johannes Erasmus Iversen und der,
aus Hamburg berufene berühmte musikalische Schriftsteller Kapellmeister Johann
Adolph Scheibe, der eine ganze Reihe von Werken, besonders Passions-
oratorien und Trauercantaten zu dänischem Texte componirte, unter denen
wir die Passionsmusik »Der sterbende Jesus« und die Musik zu den, von
dem grossen dänischen Lyriker Johannes Ewald gedichteten Trauergesäugeu
auf den König Friedrich V. beispielsweise hervorheben wollen. Der Schluss
des voi'igen Jahrhunderts brachte werthvolle kirchliche Compositionen von dem
Concertmeister Johann Ernst Hartmann, geboren 1726, gestorben 1793,
dem Stammvater der dänischen Küustlerfamilie dieses Namens, und besonders
von J. A. P. Schulz. In seinen Hymnen schuf Schulz die Grundlage für
die Form und den Stil, worin sein genialer Schüler C. E. F. Weyse zahl-
reiche Cantaten zu den kirchlichen Festen des Jahres und andern feierlichen
Gelegenheiten componirte, welche einige seiner herrlichsten Inspirationen und
einen bedeutenden Fond von contrapunktischcr Kunst enthalten. Auch
F. L. A. Kunzen lieferte besonders verdienstliehe Beiträge zur Entwicklung
der kirchlichen Musik in grösserem Stil, einer Kunstart, die indessen in neuerer
Zeit nur wenige Pfleger gefunden hat. Unter diesen nimmt der Domorganist
in Eoskilde H. Matthison-Hansen einen rühmlichen Platz ein. Die weitere
Entwicklung der Gelegenheitscan täte in modernem Geiste ist hauptsächlich
durch die lange Reihe der, zum Theil höchst ausgezeichneten Compositionen
dieser Art bezeichnet, die wir Weysos Schüler und Nachfolger im Organisteu-
amte an der Frauenkirche, der Uauptkirche Kopenhagens, Johann Peter
Emilius Hartmann, geboren 18U5, dem Enkel des Concertmeisters .lohann
Hartmann verdanken. In der dramatischen Cantate, der Chorballado
und dem lyrischen Concertstück gehören N. W. Gade's überall bekannte,
sowol hinsichtlich des poetischen Geistes als der ^Meisterschaft der musikalischen
Behandlung gleich ausgezeichnete Werke zu den hervorragendsten Erzeugnissen
570 ökaudiiiuviöchu Musik.
der romantischen Schule. Neben denselben stehen mehrere hierher gehörige
Compositiouen von J. P. E. Hartmann in erster Reihe; am eigenthümlichsten
sind die, von der Eddadichtung inspirirten Männerchöre mit Orchester » Völvens
Spaadoma, d. h. »der AVole oder Seherin Prophezeiung«. Unter den neueren
nennen wir in diesem Zusammenhange Peter Arnold Heise, und seine
Musik zu dem dramatischen Gedicht Dornröschen, und Emil Hartmann, ge-
boren 1836; von norwegischen Componisten Eduard Grieg.
In Schweden treöen wir schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
einen bedeutenden Componisten Johann Helmich Roman, geboren 1694,
gestorben 1758, Sohn eines Kapellmusikers in Stockholm und Schüler von
Händel und Pepusch in London. Roman schrieb ausser Gelegenheits-
musiken zu fürstlichen Freuden- und Trauerfesten, Anthems, Oratorien,
Cantaten und kirchliche Gesänge. Mit besonderer Auszeichnung nennen
wir demnächst die Trauermusik auf Gustav III. von Joseph Martin
Kraus, geboren 1756, gestorben 1792; wie auch dies und jenes der vom Abte
Yogier in Schweden compouirten Kirchenstücke viel Anerkennung gefunden
hat. Der gelehrte Contrapunktist Per Prigel (1750 — 1842) compunirte das
Oratorium: »Der Erlöser auf dem Oelberga, und J. B. Struwe ein vor-
treflliches Requiem. Componisten aus neuerer Zeit, die sich im Oratorium,
der Messe, der kirchlichen oder weltlichen C antäte u. s. w. ausgezeichnet
haben, sind J. E. Gille, Gunnar Wennerberg (das Oratorium: »Jesu
Geburt«), J. A. Josephson, Ivar Hallström, Ludwig Norman (das
Oratorium: »Die Könige in Israel«, die Hymne: »Rosa rorans boni-
tatem«, die Motette: »Der Erde Unruh' weicht«) und August Söder-
man. "Werke eigenthümlicher Originalität waren die von Eduard Br endler,
geboren in Dresden 1800, gestorben 1831, componirten sogenannten Dekla-
matorien, namentlich zu »S pastaras Tod« vom Dichter Lidner, geschrieben
für Chor und Orchester, welches letztere die Deklamation msotto voce<.<. begleitete.
Auf die ältesten Cantaten in der Muttersprache folgten bald dramatische
Versuche. In Stockholm wurde 1747 das erste schwedische Singspiel »Syrinx«
aufgeführt, wozu die Musik von dem Organisten 0hl, theil arrangirt, theils
componirt war. In Kopenhagen schrieb der, für die Förderung der Mutter-
sprache und der Tonkunst begeisterte Norweger N. K. Bredal von 1756 an
einige, besonders kleinere Singspiele mit Benutzung von Musikstücken aus
Sartis italienischen Opern. Scalabrini und später auch Sarti componirten,
der letztere in einem französisch-italienischem Geschmack, mehrere Werke für
die dänische Bühne, von denen Sarti's »Soliman der Zweite« (1770), »Die
Thronfolge in Sidon« (1771) und » Aglae« (1774) den meisten Erfolg hatten.
Auch ein paar einheimische Componisten versuchten sich in derselben Richtung.
Von ungleich grösserer Bedeutung für die Gründung eines originalen dänischen
Singspiels waren »Balders Tod« und »Die Fischer« vom Dichter Ewald,
das erstere im heroischen Stil, das letztere einen heldenmüthigen Zug aus dem
dänischen Seemanusieben behandelnd; beide wurden in den Jahren 1779 und
1780 mit Mu«ik von dem Concertmeister Job. Hartmann aufgeführt. Den
nächsten Fortschritt bezeichnen J. A. P. Schulzens patriotische Idyllen: »Das
Erntefest« (1790) und »Peters Hochzeit« (1793), wie das komische Sing-
spiel »Der Einzug« (1793), in denen es der Intelligenz und dem poetischen
Zartsinne des Componisten gelang, der liebenswürdigen, naiv-ausdrucksvollen
Schreibweise, welche seine Werke kennzeichnet, einen rationalen Anstrich im
Geschmacke damaliger Zeit zu geben, welcher diese kleinen Singspiele viele
Jahre hindurch zu wahren Lieblingsstücken machte. Schulzens Nachfolger als
königl. dänischer Kapellmeister F. L. A. Kunzen, ein grosser Bewunderer
von Mozart, führte die Entwicklung weiter fort und bereicherte die dänische
lyrische Bühne mit zahlreichen Werken verschiedener Art: der romantischen
Oper »Holger Danske« (1789), den komischen Singspielen »Das Geheim-
nisB« (1796), »Die Weinernte« (1796) und »Dragedukken« (1797), der
SkamiiimviHclie Musik. 571
historischen Oper »Erich Ejcgod« (1798), der Musik zu inehrf-ron Scliau-
spieleu u. s. w, Schulzcn'.s uiul Kiinzcii's beste Werke entHtimdeii /.u einor
Zeit, wo eine friiclithiiiijjfi-iuk' AVechselwiikiiUf.,' zwischen den CoinponiHten und
einem, für vaterländische Kunst begeisterten Publikum stattfand. Mehrere ihrer
Sin<fspiele hielten sich gegen ein halbes Jahrhundert auf dem Repertoire und
bilden schon einen besdudern dänischen Zweig des Singsjiiels, welcher in den
dramatischen Musikwerken ihrer ausgezeichneten Nachfolger Weyse und Kuhlau
neue Bliilhen trieb. Von diesen haben Weyse's komisclie Singspiele »Der
Schlaftrunk« (18U9) und »Ein Abenteuer im Rosenburgor Garten«
(1827) und Kuhlau's romantisches Singspiel »Die Räuberburg« (1814),
sowie seine Musik zu dem national-romantischen Schauspiel »Der Elfen-
hügel« (1828), in welchem das nordische Volkslied auf die Bühne gebracht
wurde, eine grosse Anzahl Aufführungen erlebt, während andre vorzügliche
Werke, wie von dem Ersteren »Faruk«, »Ludlams H öhle«, »Floribella«,
»Das Fest zu Kenilworth« und von dem Letzteren »JjuIu«, »William
Shakespeare«, »Hugo und Adelheid«, zum Theil in Folge eines veränderten
Geschmackes, nicht denselben Erfolg hatten. Den dramatischen Werken der
erwähnten Coraponisten schliessen sich Singspiele von Naumann: »Orjjheus
und Eurydice«; H. 0. C. Zinck, Schall: »Die Chinafahrer«, »Der Dom-
herr in Mailand«; Sören Wedel, Vogler: »Hermann von Unna« (1800);
Dupny: »Jugend und Thorheit« (1806), noch immer ein Lieblingsstück;
Ludwig Zinck, Berggreen, Bredal u. A. an. Im Jahre 1825 schuf der
Dichter J. L. Heiberg das dänische Vaudeville. Die eigentlich roman-
tische Periode war weniger günstig für das Singspiel. Die grösste Bedeutung
hat J. P. E. Hartmann, der 1832 mit der Zauberoj)er »Der Rabe« debütirte,
und unter dessen späteren Bühnenarbeiten die Musik des romantischen Lust-
spiels »Der Siebenschläfertag« (1840), in welchem Bilder aus der Gegen-
wart und der Vergangenheit sinnreich mit einander verschlungen sind, und die
auf das Volkslied gebaute Oper y>Liden Kirstene (Christinchen) mit ihrem
genial getroffenen mittelalterlich-nationalen Tone die besondere Gunst des
Publikums erworben haben. Ferner haben Heinrich Rung (1807 — 1871)
und der Baron H. S. Lövenskjold (1815 — 1870) eine nicht unbedeutende
Produktivität als Bühnencomponisten entfaltet. Für das Theater lieferten auch
Franz Gläser, Gade und Siegfried Salomon und unter den Jüngeren
Erich Siboni, geboren 1828, Emil Hartmanu u. A. einzelne verdienstliche
Arbeiten. Eine musikalisch-dramatische Behandlung nationaler Vorwürfe aus
dem Mittelalter ist in Wagnerscher Richtung von Asger Hamm er ik,
P. Heise: »König und Marschall« und P. E. Lange-MüUer ver-
sucht worden.
Eine hervorragende Stellung neben dem Singspiele nimmt das Ballet
ein, so wie sich dasselbe unter den beiden genialen Ballettmeistern, dem Floren-
tiner Vincenzo Tomazelli Galeotti (1733 — 1816), der seine Wirksamkeit
am Theater zu Kopenhagen 1774 begann, und dem in Dänemark geborenen
August Bournonville (1805 — 1879) auf dänischem Boden entwickelte.
Beide legten Noverre's Grundsätzen gemäss das entscheidende Gewicht auf das
poetische und dramatische Interesse der Ballett-Pantomime und entwickelten
in dieser Beziehung eine unerschöpfliche Erfindungsgabe. Die meisten älteren
Ballette Galeotti's waren kleine, muntere mimische Lustspiele mit Tanz, voller
Laune und Grazie. Später ging er zur Behandlung grosser tragischer Stoffe
über, wobei er den Chor zu Hilfe nahm. Seine berühmtesten Werke dieser
Art waren: »Lagertha« (1801), ein nordisches Sujet »Rolf Blaubart« (1808)
und »Romeo und Giulietta« (1811). Unter Bournonville's Balletten
stehen die zahlreichen lebendigen und abwechselnden Bilder aus den Volks-
leben wie z. B. »Napoli« (1842) und »Das Hochzeitsfest zu Hardanger«
(1853) in erster Reihe, neben Arbeiten wie » Waldemar« (1835), »EineVolks-
sage« (1854) und »Die Walküre« (1861), zu denen er historische, märchen-
572 Skandinaviticbu Musik.
hafte und mythologische Stoffe wählte, welche von alten Zeiten an die Phantasie
dei* nordischen Völker angezogen haben. Galeotti's Componist und Schöpfer
der dänischen Ballettmusik war Claus Schall, geboren in Kopenhagen 1757,
gestorben 1835 als königl. Musikdirektor, ein mit grosser Naturbegabung, sowol
als Violinvirtuos wie als Componist, ausgerüsteter Autodidakt. Bournonville
hatte als musikalische Mitarbeiter bald diesen, bald jenen der besten dänischen
Instrumcntalcomponisten. Johannes Friedrich Fröhlich (1806 — 1860)
schrieb die vorzügliche Mvisik zu Waldemar »Das Fest zu Alb an o«,
»Erich Menveds Kindheit« u. a. J. P. E. Hartmann componirte unter
anderm »Die Walküre« und die »Thry mskvide« (1868), zwei der phan-
tasievollsten Werke dieses genialen Künstlers und in Gemeinschaft mit Gade
die nicht weniger ausgezeichnete originale und poetische Musik zu: »Eine
Volkssage«. Gade hat ausserdem einen Theil der Musik zu einem andern
der Lieblingsballette der Nation Napoli componirt. Ausser diesen nennen
wir als Ballettcomponisten den Kapellmeister S. H. Pauli i, geboren 1810,
den Concertmeister Eduard Helsted, geboren 1816, Lövenskjold: »Die
Sylphe« 1836, Heise, Emil Hartmann und August Winding.
In Norwegen schrieb Waldemar Thrane, geboren 1790, gestorben 1828,
das erste Singspiel »Das Abenteuer im Gebirge« (1825.) Später hat
M. A. TJdbye, geboren 1820, einiges für die Bühne componirt. Unter Griegs
Werken findet sich die vortreffliche Musik zu Schauspielen von Björnstjerne
Björnson und Heinrich Ibsen.
Die schwedische Nationaloper war ein glänzendes Meteor, welches nach
Gustavs III. Thronbesteigung plötzlich am Himmel der Kunst aufging und
bei seinem Tode wieder erlosch. Mit seiner lebhaften Begeisterung für die
Kunst und einer fast unglaublichen, alles überwindenden Energie gelang es dem
Könige in weniger als einem Jahre eine Oper zu schaffen, obgleich es an allen
Voraussetzungen zu einer solchen zu fehlen schien, eine Oper, deren Ruhm sich
schnell weit über Schwedens Grenzen hinaus erstreckte. Im Gegensatze zu
Dänemark, wo man besonders das bürgerliche, komische, idyllische und roman-
lische Singspiel mit Erfolg pflegte, war in Schweden die grosse Oper das Ziel
der Bestrebungen des Königs. Er wollte ein neues Opernsystem und zwar
ein schwedisches schaffen. Sein Ideal war: ein französisches Auge und ein
italienisches Ohr auf einmal zu befriedigen. Mit grosser Pracht ging die Oper
»Thetis und Peleus«, zu der Wellander, nach dem Plane des Königs,
den Text ausgearbeitet und Uttini die Musik componirt hatte, 1773 über die
Bühne. Das nächste Stück war eine, vom Sänger Salin unternommene Bear-
beitung von Händeis »Acis und Galatea«, daraufkam Glucks »Orpheus«.
Die Componisten, welche dem König bei dem weiteren Fortgange des Unter-
nehmens beistanden, waren H. Ph. Jensen, ferner der berühmte Dresdener Kapell-
meister Naumann, der für die schwedische Bühne zuerst die Oper »Amphion«
(1778) componirte. Mit »Cora und Alonzo« (1782) wurde das von Gustav III.
aufgeführte neue Opernhaus eingeweiht, und sein »Gustav Wasa«, Schwe-
dens nationalste Oper hat seit der ersten Aufführung 1786 ein paar hundert
Vorstellungen erlebt. Ausser ihm ist der hochbegabte Kraus zu nennen,
der in der fünfaktigen Oper »Dido und Aneas« oder »Aneas in Karthago«
sein bedeutendstes dramatisches Werk lieferte; ferner der Abt Vogler und
J. C. F. Häffner. Gustavs III. Nachfolger auf dem schwedischen Throne,
stellte sich anfangs gleichgültig, später geradezu feindlich zu dem Werke seines
Vaters. Im Jahre 1806 wurde die Oper aufgelöst, und das prachtvolle Opern-
haus in ein Krankenhaus verwandelt. Nach der Revolution 1809 begann man
freilich aufs neue Singspiele aufzuführen, und die Oper zu Stockholm hat immer
einen guten Ruf gehabt, aber die inländische Produktion auf dem Gebiete der
dramatischen Musik erhob sich nie wieder zu derselben Ueppigkeit und Kraft
wie in der zwanzigjährigen Glanzperiode der Oper während der Regierung
Gustavs III. Musik für die Bühne, theils Singspiele, besonders kleinerer und
Skandiiiavisclu- Musik. 573
leichterer Art, theils Ouvertüren, Chöre, Zwisehonakto und Melodrauicii zu
Schauspielen couiponirteu üupiiy, Struwe, J oli. Fried. Jierwald, Franz
Berwald, Arrhi'n von Kapichnauu, Gruseil, Brendler, A. F. Lind-
blad, J. N. Ahlström, Berens, A. Rubenson, Ivar Hallötröm: »Don
Bcrgtagnc« (Die vom Bergkönig Entführte), »Die Wikiugeo, Aug. ISöder-
luaun u. A.
Das Lied als Kunstlied entsprang in Dänemark theils dem Theater,
theils dem gesellschaftlichen Leben in der letzten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts. Die Thcaterl iedcr, besonders die in den Hiugspielen vorkommen-
den Liedercompositiouen entweder naiv -rührender oder lustiger Art und die
(icsellschaftslieder, welche Freundschaft, Wein und Liebe Ijesangen und
in dem damals üppig blühenden Klubleben eine bedeutende Rolle spielten, bilden
die beiden wichtigsten (iruppen des älteren dänischen Kunstliedes. Vortreff-
liche Liedermelodien von dem ältesten Hartmann, von Schulz, Schall,
Kunzen, H. U. C Ziuck u. a. leben noch in der Erinnerung der älteren
Generation, und besonders erfreuten sich die Lieder aus Schulzens patrio-
tischen Singsi)ielen »Das Erntefest« und »Peters Hochzeit« lange einer
ausserordentlichen Po2)ularität, die einige derselben hoch in Norwegen hinauf,
ja sogar nach den Färöerinseln führte, wo sie bei der Aufführung des alten
Tanzes benutzt wurden. Weyse, der einen modernen, romantischen Greist mit
Schulzens hervorragenden Eigenschaften als Liedercomponist vereinte, schuf die
dänische Romanze und erhob das ältere Lied auf seinen Gipfel. Viele Roman-
zen und Lieder aus seinen Singspielen, seine Neun dänische Lieder mit
Pianoforte, H. Marschner gewidmet und zu Texten der ausgezeichnetsten
dänischen Lyriker: Ewald, 0 ehlenschläger, Grundtvig, J. L. Heiberg
und Chr. AVinther componirt, sowie seine kindlich frommen Morgen- und
Abcndlieder, zu Worten von Ingemann sind vollendete Meisterwerke ihrer
Art und gehören noch zu den beliebtesten dänischen Liedern. Die spätere
Entwicklung des dänischen Liedes mit Pianoforte verdankt man besonders
J. P. E. Hartmann, N. W. Gade und P. Heise (1830—1879). Schöne
Lieder, theils religiösen, theils weltlichen Inhaltes, bald im Volkstone und bald
in einem feineren künstlerischen Geschmacke sind ausserdem von Ludw. Zinck,
Krossing, Rudolph Bay, den um Kirchen-, Schul- und Volksgesang in
Dänemark hoch verdienten A. G. Berggreen (1801 — 1880), H. Rung,
Gebauer, geboren 1808, J. 0. E. Horneman (1809 — 1870), und unter den
Jüngeren von Gläser jun., E. Hartmann, Barnekow, Winding, J. und
0. Mailing, C. F. E. Horneman, Liebmann, Steenberg, Rosenfeld,
Grandjean, Bechgaard, Lange-Müller, F. Rung u. a. componirt worden.
In dem vierstimmigen Männergesange haben ausser den erwähnten Haupt-
repräsentanten des neueren dänischen Liedes und mehreren der jüngsten
Generation voi'zugsweise Kuh lau, Kroger und C. J. Hansen sich aus-
gezeichnet.
Unter den norwegischen Liedercomponisten behaupten Halfdan Kjerulf
(1815 — 18G8) und Eduard Grieg, geboren 1843, den ersten Platz. Beide
haben den nationalen Volkston mit Originalität in ihi'en Liedern zu repro-
duciren gewusst. L. M. Lind cm an, geboren 1812, besonders bekannt als
Aufzeichner und Herausgeber der Volksmelodien seines Vaterlandes, hat zugleich
eine nicht geringe Wirksamkeit als Cumponist besonders religiöser Lieder ent-
faltet. Das weltliche Lied mit Pianoforte ist von den meisten Componisten des
jungen Noi'wegens mit Erfolg gepflegt worden. Wir nennen 0. Winter-
Hjelm, den früh verstorbenen talentvollen Richard Nordraak, Cappelen,
Job. Selmer, Frau Agathe Gröndahl, geb. Backer. Vierstimmige ^Männer-
gesange haben F. A. Reissiger, Lindeman, Kjerulf, Conradi, Udbye,
Winter-Hjelm, Grieg, Gröndahl u. a. geschrieben.
In Schweden wird wie in Dänemark das Lied Gegenstand künst-
lerischer Behandlung in den letzten Decennien des verflossenen Jahrhunderts.
574 Skandinavische Musik.
Das Bellmanslied, das merkwürdigste Produkt der Zeit auf dem lyrisch-musi-
kalischen Gebiete, gehört, von musikalischer Seite betrachtet, noch zunächst
zum Yolksliede. Carl Michael Bellman, geboren 1740, gestorben 1795,
eins der ausserordentlichsten und originalsten lyrischen Genies , die jemals
existirt haben, dichtete die meisten seiner unsterblichen Fredmans EpiMar und
SäiKjer, unter denen sich die prachtvollen humoristischen Bilder aus dem Volks-
leben in Stockholm besonders auszeichnen, zu populären, meist französischen
Melodien, welche in dem schwedischen, von französischem Geiste und franzö-
sischen Sitten stai'k beeinÜussten Hauptstadtleben en vogue waren. Zwar war
er auch selbst Melodienerfiuder, und einige haben ihm sogar eine selbständige
Bedeutung als Componist beilegen wollen ; diese ist aber durch die fort-
schreitende Entdeckung fremder (Quellen zu den meisten und besten seiner
Melodien immer zweifelhafter geworden. Dagegen hat der Aufzeichner und
Herausgeber der Bellmannschen Melodien Olof Ählström (1756 — 1835) ein,
auch in andern Beziehungen verdienstvoller Musiker, ganz vorzügliche Lieder-
melodien componirt, die auch zum Theil ihren Weg nach Dänemark fanden.
Dasselbe gielt von Dupny, dessen, zwischen Schweden und Dänemark getheile
Wirksamkeit als Sänger, Violinvirtuose und Componist besonders dem erstge-
nannten Lande zufiel, und von dem zugleich als Clarinettenvirtuosen berühmten
B. H, Crusell (1775 — 1838). Der nationale und romantische Geist, welcher
vom Anfange des 19. Jahrhunderts an sich der Gemüther bemächtigte, rief in
Schweden eine Menge herrlicher Liedermelodien mit einem echt nationalen
Klange von dem Dichter Geijer (1783 — 1847), Nordblom, Blidberg,
Arrhen von Kapfelmann, Adolph Friedrich Lindblad (1801 — 1878),
Bändel, Wennerberg, Josephson (1818 — 1880), Södermann und vielen
Anderen hervor. Mehrere der Genannten haben zugleich ausgezeichnet schöne
vierstimmige Lieder für Männerchor geschrieben, auf welchem Gebiete noch
hinzukommen: Häffner, der eigentliche Gründer des berühmten TJpsalensischen
Studenteugesanges, und Otto Lindblad (1809 — 1864), der Stifter des akade-
mischen Gesangvereins in Lund und Componist mehrerer über den ganzen
Norden verbreiteten vorzüglichen Männerchöre.
Instrumentalmusik für Concert und Kammer componirten in Däne-
mark unter den Aelteren Scheibe, Job. Hartmann, Schall, Kunzen.
Weyse, der sehr originale Allegri di bravura, Sonaten und Etüden für's
Pianoforte componirte, schrieb in seinen jüngeren Tagen auch mehrere Sin-
fonien; der Vorrang aber, welcher damals der Musik in ihrer dramatischen
Verwendung gegeben wurde, vei'anlasste , dass die Orchestermusik längei-e
Zeit hindurch besonders in Form der Ouvertüre gepflegt wurde. Dies gilt
namentlich auch von Kuhlau, dessen Ouvertüren zu »Lulu«, »William
Shakespeare« und »Elfenhügel« ihren Platz im Concertsaale noch be-
haupten können. An Kuhlau fand auch die Kammermusik einen ebenso
formvollendeten als allseitigen und fruchtbaren Pfleger. Seine instruktiven
Ciaviersachen sind überall bekannt. Orchester- und Kammersachen
schrieben ferner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts C. F. Barth,
G. Gerson, Jensen, Krossing, Bredal, und namentlich der früher als
ausgezeichneter Ballettcomponist erwähnte J. F. Fröhlich, der ein Schüler
Kuhlaus war. Der, von Oehlenschläger in der Poesie wiedergeborene altnor-
dische Geist bekam einen originalen musikalischen Ausdruck in J. P.E. Hart-
manns Melodrama »Die Goldhörner« (1832), der Tonmalerei »Die Schlacht
bei Stiklestad« aus der Tragödie »Olaf der Heilige« und der Ouvertüre
zu »Hakon Jarl« (1844), in welchen Werken der eigenthümliche Ton und
die besondere Richtung angegeben sind, in denen der Componist später die
schon erwähnten nordischen Ballette und der Wole Prophezeiung schrieb. Auch
in Sinfonien, Concertouverturen und dem Kammermusikgenre hat
J. P. E. Hartmann, der erste Romantiker unter den dänischen Musikern, Proben
seines umfangreichen und fruchtbaren Talentes abgelegt. Ihre bis jetzt höchste
I
Skamliiiaviache Musik. 575
Vollenduüg errcichtcu diese Z\vei<,'i' der Kunst in N. W. Gudca geistvolleu,
mit der feiusten instruiuentulen Kunst uusgel'ülirten Werken, von denen die
»Ossiansouverture« (1841) und die »Omoll Symphonie« (1842) auf ein-
mal seinen Namen beiiilimt und das Ausland mit einer neuen, specifisch nor-
disclien Tonpoesie bekannt machten. Lövenskjold und der ungclälir gleich-
alterige Carl Heisted schrieben talentvolle Arbeiten, hörten aber IVüh auf
zu produciren. Einige von Gades Vorzügen finden sich in Emil Jlartmauna
und August Windings auch ausscrhall) Dänemarks geschützten Inarumental-
Compositiouen wieder. Ein originalbegabter aber nicht sehr 2>i''jduktiver Com-
pouist ist C. F. E. Horneman, geboren 1841, von dessen grösseren Arbeiten
namentlich ein paar Ouvertüren verdiente Aufmerksamkeit erregt haben. Asger
Hammeriks nordische Suiten sind ebenfalls Orchesterwerke neueren Datums,
die erwähnt werden müssen, sowie auch mehrere viel versprechende Arbeiten
von den Jungen Componisten P. E. Lauge- Müller, Victor Bendix und
Kobert Hansen. WerthvoUe Orgelcompositionen haben wir von U. Alatthi-
son-Hansen und Gr. Matthison-Hansen. Von der Hand des letzteren
liegen zugleich interessante und tüchtige Arbeiten für's Pianoforte mit und
ohne Begleitung anderer Instrumente vor. Claviercompositionen schrieben
ausser den meisten der schon erwähnten lustruiuental-Componiaten auch Hor-
neman sen., A. Eee, N. Ravnkilde, 0. Mailing, Schytte u. A. Unter den
Tanzcomponisten istH. C. Lumbye (1810 — 74) der genialste und liekannteste.
Die Norweger Johann Severin Svendse.n, geboren 1840, und (irieg
haben als vorzügliche Componisten von Werken der Instrumentalmusik sich
auch im Auslande einen Namen gemacht. Zur Entwicklung der Instrumen-
talmusik in Norwegen haben die Ausländer Carl Arnold, geboren 1794,
und F. A. Eeissiger, geb. 1804, sowie die eingeborenen Musiker ^\'. Thrane,
Ole Bull, 0. Winter-Hjelm, Selmer und Ole Olsen, wie auf dem Gebiete
der Ciaviermusik Kjerulf, Tellefsen, E. Lindholm und Edm. Neupert
verdienstvolle Beiträge geliefert.
In Schweden gehen die Annalen der instrumentalen Kammermusik auf
Romans Zeiten zurück, da dieser hervorragende Künstler auch Kammersachen
hinterlassen hat. Mehrere der früher erwähnten, der letzten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts angehörigen Ausländer waren gleichfalls auf dem Gebiete der
Instrumentalmusik thätig, wie H. Ph. Johnsen, Kraus und Vogler, denen
sich einige ältere eingeborene Componisten mit Instrumentalwerken verschie-
dener Art anschlössen. Frigel componirte Sinfonien, Johann Wikmansson
schrieb Violinquartette, welche er Haydn widmete. Sowol Eggert, der eine
kurze Zeit Kapellmeister am Hofe zu Stockholm war, als Dupuy und sein
Nachfolger im Kapellmeisteramte, der ausgezeichnete Violinspieler Johann
Friedrich Berwald (1787 — 1861) bereicherten diesen Theil der schwedischen
Musikliteratur mit neuen Compositionen, Sinfonien, Ouvertüren, Violinconcerten,
Quartetten u. s. w. Einen Fortschritt als Instrumentalcomi)onist bezeichnet
der Vetter des Letzterwähnten Franz Adolph Berwald (1790 — 1868), von
dem eine Sinfonie serieuse in Gmoll von dem musikalischen Kunstverein
zu Stockholm herausgegeben worden ist. F. Bei'wald war einer der Ersten,
die in ihren Instrumentalcompositionen aus der Volksmusik im Norden Vor-
theil zu ziehen strebten. A. F. Lindblad, der besonders als Liedercomponist
berühmt war, schrieb auch Sinfonien; Andreas Randel (18(i6 — 1864), Ouver-
türen und Quartette, welche zu den letzten Erzeugnissen schwedischer Instru-
mentalmusik gerechnet werden. Schwedens bedeutendster Instrumentalcom-
ponist ist Ludwig Norman, geboren 1831, eins der am feinsten entwickelten
Talente der neueren romantischen Schule. Ausser den Genannten hat eine
nicht unbedeutende Anzahl älterer und jüngerer Musiker in Schwi'den als
Instrumentalcomponisten mit grösserem oder geringerem Erfolge gewirkt. Wir
erwähnen Gille, Berens, van Boom, Bauck, Foroni, Winroth, Kuben-
son, Arlberg, Söderraan. ,
576 Stein — Waxftl.
Gleichzeitig mit der vorscbi'eitenden Entwicklung der musikalischen Com-
position in den skandin.ivischen Läudern hat auch die Anzahl und Tüchtigkeit
der ausübenden Künstler auf eine erfreuliche Weise zugenommen. Die könig-
lichen Kapellen in Kopenhagen und Stockholm haben besonders viele vox'züg-
liche Künstler in ihrer Mitte gezählt und gehören zu den besten, wenn auch
nicht grössten Orchestern in Europa. Ausser dem, zu denselben gehörigen
Personal haben einzelne Instrumentalvirtuosen sich in weiteren Kreisen einen
Namen gemacht, z. B. der Norweger Ole Bull und der dänische Violoncell-
virtuose Kellermann. Unter den Pianisten haben wir in Dänemark Anton
Ree und seine Schüler August Winding und Fritz Hartvigson, und in
Norwegen Erika Nissen geb. Lie und Edmund Neupert hervor. Als
Orgelspieler haben sich in diesem Jahrhundert besonders ausgezeichnet: in
Dänemark Weyse und H. Matthison-Hansen, in Norwegen F. C. Linde-
man, in Schweden Gustav Mankell. Sowol die dänische als die schwedische
Bühne hat eine Reihe dramatischer Sänger und Sängerinnen, zum Theil von
hohem Range, aufzuweisen, wozu in neueren Zeiten auch einzelne norwegische
hinzugekommen sind. Besonders hat die sangbegabte schwedische Nation
ausserordentliche Talente in dieser Richtung hervorgebracht. Wir brauchen
nur an die berühmten Sängerinnen Jenny Lind, Frau Michaeli und Kristina
Nilsson und an die vorzüglichen Tenorsänger, welche von Stenborgs und
Karstens Tagen an bis zu Arnoldsso n eine Zierde der schwedischen lyri-
schen Bühne gewesen sind, zu erinnen.
Stein, Albert Gereon (IX, 417), starb am 10. Juni 1881.
Talexy, Adrian (Ergänzungsband 452), starb im Februar 1881.
Till, Anton Emil (X, 199), starb am 21. Januar 1882 in Wien.
Yäg'völg'yi, Bela M., vortreßlicher ungarischer Componist, ist am 21. April
1857 zu Nagyszombat geboren. Von seinen bis jetzt im Druck erschienenen
Compositionen haben die grösste Verbreitung seine Lieder y>Szerelmi daloka
und seine »Tänze«, welche sich jahrelang am Repertoire erhalten, gefunden.
Von seinen Liedern gingen einzelne auch ins Volk; ein hübsches Verdienst
erwarb er sich um die ungarische Musik durch Sammlung und Arrangements
von Volksmelodien, welche er unter dem Titel ytNepdalgyönyyökfs. veröffentlichte.
Im Jahre 1879 redigirte er die Musikzeitschrift t>Orpheus». in Budapest. Gegen-
wärtig ist er als Professor der Musik am königlichen Lehrerseminar seiner
Vaterstadt thätig.
Voss, Charles (XI, 223), starb am 29. August 1882 in Verona.
Waxel, Piaton von, wurde 1844 in der Umgegend von Petersburg, der
Stadt, in welcher er unter der Leitung Constantin Decker's seine musikalischen
Studien machte, geboren. Aus Gesundheitsrücksichten genöthigt eine Reihe
von Jahren (1861 — -1870) in Portugal und auf der Insel Madeira zu leben,
veröfi'entlichte er daselbst in portugiesischer Sprache eine Reihe von Arbeiten,
von denen mehrere sich auf dem Gebiete der Musik bewegen. Die hauptsäch-
lichsten beziehen sich auf die Geschichte der portugiesischen Musik, die
in ihrer Gesammtheit von ihm zuerst behandelt worden ist; sie sind es auch,
welche allen bezüglichen Arbeiten zur Grundlage dienten. Für diese Verdienste
um die portugiesische Geschichte der Musik wurden ihm auch von gelehrten
Gesellschaften zu Coimbra, Lissabon und Porto Diplome der Mitgliedschaft
dieser Gesellschaften, und von der portugiesischen Regierung das Kreuz des
Christusordeus zuertheilt. Nach Europa zurückgekehrt , bezog Waxel die
Universität Leipzig, auf welcher er 1874 den Grad eines Doct. phil. erwarb.
Er lebt zur Zeit in Petersburg, wo er in der Gesellschaft als Sänger (Tenor)
wol bekannt ist, als Sccretair des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten,
und ist wirkliches Mitglied der Gesellschaft für internationales Recht. Seit
1874 veröffentlichte er mehrere hierauf in Bezug stehende Schriften. 1880
folgte er dem verstorbenen Rostislaw (Theoph. Tolstoy) in der Eigenschaft als
Waxel. 577
iimsik!ili.scher Kritiker des Journal de St. Vettrshounj (i'raii/öaisch). J)i(! iu
diesem ]ilatto ersclieiiuiulen inusikttlisclien Chroniken huh seiner Feder, Welche
von einer gründlichen nnisikalischcn Kenntniss und einem geläuterten Ge-
schmack Zeugniss gehen, sind V. P. unterzeichnest. Seine voröH'cnt lichten
Arheiten sind: 1) i>Mi(jurl de GUiila, exhogo bioijraphicoa, Funchal, IHCiU, H";
2) nA miisica em ForluijaU (neun Artikel in der nOazita da ATadciruu von
1866. (Der erste musikhistorischo Versuch einer Behandlung dieses (iegen-
standes); 'S) i)Quadros da lifferatura, das sciencian e arfes na Mii.ssiau, Funchal,
1808, 8"; 4) »Muüica vocal profana (drei Artikel in der »Gazcta da M'ideira«
von 1808); f)) r>Al(juns traros da historia da musica na Madeira^ (drei Artikel
in der »Gazeta da Madeira« von 1860, wiederabgedruckt im »Jornal da Commercioa
von Lissiihon); 6) tu Katudos sobre a historia da musica em Porfuynlt*) (neunzehn
Artikel in »Arte musicaln von 1874 — 1875); 7) »Ricardo Wajncr e Francisco
Liszt recordaroes pessoncsa, Lishoa, 1875, 8*^; 8) »Kstado acfual da arte da canto
na Europaa (vier Ai'tikel im »Jornal do CofnmercioK von 1875; 9) Ahriss der
Geschichte der Portugiesischen Musik (für den vorliegenden Ergänzungsband
geschrieben und auch als Separatabdruck erschienen).
*) Diese Arbeit ist im Artikel Mar((ues J. J. im Naelitrapsband 8. 2(j2 des vor-
liefjjendcn Werkes inthümlicli diesem Sclinftstillcr zugesehrieben. Eine, erklärende llichtig-
stelluiig dieses Inthuins findet man in den »Signalen für die musikalische Welt« von
1881, Nr. 26.
MuBikal. CuU¥ei-8.-Lexikou. Krßäuiun^bauJ. 37
Verzeichniss
clei' im Ergänzungsbande enthaltenen Ai'tikel.
A.
Aaruu Seite 1,
Aaroii, auch Aroii, Pietro 1.
Aarts, Fraiiciscus 1.
Abaco, Evaristo F. dall' 1.
Abälard, Pierre 1,
Abbatini, Antonio Maria 2.
Abbe l'ainö, Ph. de St.
Sevin 2.
Abbö tils, Joseph Barnabö 2.
Abbey, Johu 2.
Abduleadir, Ben Gaibi 2.
Abel, Clamor Heinrich 2.
Abgesang 2.
Abicht Joh. Georg 2.
Abon Aloufa 3.
Abos, auch Avos und Avosa,
Girolarao 3.
Abraham, Beu-David-Arie 3.
Abrahamsou, Werner Hans
Friedr. 3.
Abschlagen 3.
Abub 3.
Acaeu oder Agaen 4.
Accelli, Cesar 4.
Accordion 4.
Accordsignal s. Signal 4.
Acevo 4.
Adam, Adolph Carl 4.
Adamberger, J. 4.
Adaniouti, s. Adaraberger 5.
Adams, Abraham 5.
Adams, Thomas 5.
Adan, Don Vincent 5.
Adau de Jouveucy 5.
Adclburg, August, Kitter
von 5.
Adigasser, Ant. Caj. 5.
Adlung 5.
Adolfati, Andrea 5.
Adorno, Joh. Ncpomuk 5.
Adriansen, Emanuel 5.
Adrien l'ainö C.
Adrien, Martin Joseph 6.
Aeminga, Siegfried Caso
von 6,
Agricola, Georg Ludwig G
Agricola, Wolfgaug Chri-
stoph 6.
Ählström, Olof 6.
Ahlströni, Johann Niklas 6
Aiblingcr, Joh. Caspar 7.
Aich, Godfried 7.
Aimon, Pamphile Leop.
Franz 7.
A'Kerapis, Florent, Seite 7.
Akeroyd, Samuel 7.
Alarm 7,
Alart, Simon, auch Alard 7.
Albauesi, Sebastiaiuis 7.
Albano, Matthias 7.
Albano, Marc. 7.
Alberti, Gasp. 7.
Albini, Felix 7.
Albinus 7.
Albuzio oder Albuzzi, Giov.
Gioc. 8.
Alcarotti, Giov. Francesco 8.
Alembert, Jean le Eond d' 8.
Alessandri, G. 8.
Aletzic, Paolo 8.
Alexander (der Wilde) 8.
Alfred 8.
Aliiiuot - Piano (Aliquot-
Flügel) 8.
Alkman 10,
Allaire 10.
Allargando 10.
Almerighi di ßimini, Gui-
seppe 10.
Almeyda, Carlos Franceso
10.
Almond, Emma 10.
Alphons X., König von
Kastilien 10.
Alphons del Castillo Dr. 10.
Alstedt, Johann Heinrich 11.
Altenburg, Michael 11.
Althorn-Übligat 11.
Alvera, Andrea 11.
Amati, Andreas Amati 11.
Ambros, August Wilh. 11.
Amcyden, Christian, auch
Hameiden 11.
Amicis, Anna de 11.
Ammon, Blasius 11.
Amnion, Wolfgang 12.
Anders, Henri 12.
Andrez, Benoit 12.
Andries, Jean 12.
Aneurin, Gwawdrydd 12.
Angeleri, Antonio 13.
Anger, Louis 13.
Anschütz, Alex. R, 13.
Anselmo, Pietro 13.
An'iphonic 13.
Antonius, Julius 14.
Apcl, Georg Christian 14.
A(iuila, Marco de 1' 14.
Aranda, Matheo de 14.
Arangureu, Josä 16.
Arban , Jos. Jean Bapt
Laurent. Seite 15.
Arblay, Franc, de 15.
Argies, Gauthier d' 15.
Arnaud, Jean Etiennc Gill
15.
Arnkiel, Gottlieb 15.
Arnold, August 15.
Arnold, Friedrich Wilh. 15.
Arnold, Karl 16.
Aruolt oder Arnuld 16.
Arriaga y Baizola, Juan
Chrisostomo Jac. Ant. 16.
Arrieta, D. Juan Emilio 16.
Artaria, Philipp 16.
Arthophius, Balthasar 16,
Artmann, Hieronynius Ifi.
Artoraius, Pierre 16.
Artöt, Maurice gen. Mou-
tagney 17.
Artöt, Jean Desirö Mon-
tagney 17.
Arwidsson, Adolf Ivar 17.
Asantscliewsky, Michael d'
17.
Asola, Giammatteo, auch
Asula 17.
Attrup, Carl 17.
Ättwood, Tliomas 18.
Auber, Dan. Fr. Esp. 18.
Aubery du BouUey, Prudent
Louis 18.
Audefroi de Batard 18.
Audichon, Henri de 18.
Audiphon 18.
Audran, Marius 18.
Audran, Edniond 19.
Audubert, Jules 19.
Auffassung 19.
Aufgesang 20.
Auspitz-Kolar, Auguste 20.
Automatischer Klavier-
handleiter 20.
Automatischer Notenblatt-
umwender 21.
Aventinus 21.
Avidius, Gerhard 21.
B.
Babnigg, Anton 21.
Bacci, Dominic 21.
Bache, Walter 21.
Bachnieisler, Lucas 22.
Backers, Americus, auch
BacuerB 22.
Baeon, Francis von Veru-
lam Seite 22.
Baeon, Kiehard Mack^nsie
22.
Baguer, Carlos 22.
Baille, Gabriel 22.
Baillot, Pierre Marie, Fran-
?oi8 de Sales 22.
Bai duin-Dahl, Christ. Florus
22.
Balestrieri, Thomas 23.
Balestrieri, Pietro 23.
Balfe, Michel Guillaume 23.
Balhorn, L. W. 23.
Bailabile, 23.
Balthasar-Florenee, Henri
Mathias 23.
Ban, Jan Albert 23.
Banks, Benjamin 23.
Barbarini, Manfredo Luigi
24.
Barbereau, Mathurin Aug.
Balth. 24.
Barbieri, Americo 24.
Barbieri , Carlo Eman.,
eigentlich Luigi de 24.
Barbieri, Francisco Asenjo
24.
Barca, Alcssandro 25.
Barca, Francisco 25.
Bargheer, Carl Louis 25.
Barnbeck, Friedrich 25.
Barre, Charles Henry de
la 25.
Barret, Apollon Maria Rose
25.
Barrington, Daines 25.
Barsotti , Tommaso, Gasp.
Fort. 25.
Bart hol dy,JacobSalomon25.
Barzellini, Aegidius 25.
Basevi, Antonio Dr. 25.
Bassetto 26.
Bastiaans, Joh. Gzn. 26.
Bates, William 26.
Bateson, Thomas 26.
Batiste, Anton Eduard 26.
Batta, Jean Laurent 26.
Battista, Vinccnzo 2G.
Battu, Pantalt^on 26.
Bauer, Michael 26.
Bauldewin, Noel , auch
Baulduin 26.
Baumgart, Expedit Fried-
rich 27.
Bausch, Lud.Christ.Aug. 2.7.
YerzeichnibH der iui Ergüuzuiig»bauiJo uutlialtcncii Arlikii.
57!)
lluiiHcli, Liiii. Seito 27.
ItiiuHi'li, Otto 27.
Il.'iwr, AU'xniulra SuQa 27
liuyinii, Aiiisi't 27.
I!u7.iii, FranvoiH 27.
Ücaulieu, Mariu Dcsirt)
Martin 27.
Hocker, Albt'rt EriiNt Antun
27
licfkcr, Carl Kurdiiiaiid 2il.
Hcoker, Cieor^f 29.
IJifourt, 29.
UceliK'iard, JtiliuH 2tl,
lU'Kiii, l'it-rre 2it.
livgrei, l'ierre Ij;iiacc L'l>.
lieKuin-Snluiuiiii, Luuise
Fri'derii(iu' Cohen 29.
Dchr, Heinrieh 29.
Bekktr. C. A. 29.
Bckker, Johann Heinrich 29.
Hekker, 0. .1. 30.
Bekker, 0. J. 30.
Bekker, P. R. 30.
Bckulir. Gottlol) Friedrieh
Wilh. 30.
Belcke, Christ. Gottl. 30.
Helcke, Fried. Aug-. 30.
Beliczay, .lulius Tun 30.
Belikuir, M. 30.
Bellazzi, Franccscu 30.
Bellöre, Jean 30.
Bcllermann, Cunst. 31.
Bellermann, Fricdr. 31.
Bcllmann. Carl Michael 31.
Benciui, Pietru Paulo 31.
Bendel, Franz 31.
Bender, Valentin 31.
Bendix, Victur Kmanuel 31.
Benekcn , Friedrich Bur-
khard 31.
Benes, Juseph(Beiicsch) 32.
Benett, William Stcrudale
32.
Bennot, John 32.
Beute, Math. 32.
Beuucci 32.
B^rard, Jean Baptiste 32.
Borat, Eustache 32.
ßeretta, Giuvanui-Battista
32.
Berggreen, Andreas Peter
33.
Bergbuis, Jobann 33.
Berghuis, Friedr. Joh. 33.
Bergmann, Gust. 33.
Bergmann, Carl 34.
Bergonzi, Carlo 34.
Bcrgonzi, Francisco 34.
Bergonzi, Zusimo 34.
Bernard, Moritz 34.
Bernardel, Auguste Seba-
Btien Philippe 34.
Bcrneville, Gillebert de 34.
Bernhard, B. 34.
Bertali, Antonio 34.
Bertclmann, Joh. Georg 34.
Bertelsmann, Carl August
34.
Hertha, Alexander van :(4.
Bertin, Louise Angcliiiue3ö.
Bertini, Donicnico 35.
Bertrand, Jean Gustave 35.
Besanzoni, Fcrdinandu 35.
Besozzi, Louis Dcsirö 35.
Bessems, Antoine 35.
Bcurhusius 35.
ßiagi, Alamanno 35.
Biaggi, Alcssandro 35.
Biaggi , Girulamo Alles-
sandro 30.
Bial, Rudolph .36.
Bignon, Louis 36.
Billert, Karl Friedrich Aug.
36.
Biniboni, Giovacchino 36.
Birnbach, Joseph Benjamin
Heinrich 36.
Kisliop, Anna, Miss hielte 36,
Hitler, C. II. 3tl.
Iliii'l, (icorg 37.
Hlngravc, Henry 37.
Itlanis , Francesco Antonio
37.
BInzun, Thibaiit de 3H.
lllithemaiui, William JH.
Illodck, Wilhelm iS.
Iloet'lierini 3H.
Hoch, Franz Paula de .(h.
liockhiilz, Faicuni Anna 'is
Bui-keler, IKinrirh 38.
Ilori|uillon, Wilhelm 39.
Kodin, Franv'ois Ktienne 39
Hocrs, Joseph Carl 39.
Kogenführer 39.
Hiihni, Joseph 40.
Bühinc, Franz Magnus 40.
Boilly, ICduard 41.
Boissciot, Jean Louis 41.
Bokemeicr, Heinrich 41.
Boiek, Oscar 41.
Bollius, Uaniel 42.
Ilona, Pasiiuale 42.
Konawit/., .lob. Heinr. 42.
Böniekc, Herrniann 43.
Bonn, Herrmann 43.
Boiitempi, Antonio 43.
Boom, Herrmann M. van 43
Boom, Jean van 43.
Boom, Jean E. G. van 43.
Borani, (iiuseppe 13.
Borchgre V in' k, Melchior 43
Bosselet, Charles 44.
Bost, Eduard 44.
Bote und Bock 44.
BolK'orscheek, Caroline 44
Böttcher, Georg Wilhelm 44
Böttcher, Wilhelm Dr. 41
Böttcher, Theodor 44.
Bottini.MariannaAudreozzi
44.
Bourdcau, Emile 44.
Bourgault-Decoudray, Louis
Albert 44.
Bournonvillc, Auguste de
44.
Bovery, Antoine Nicolas
Joseph Bovy 44.
Brachthuijzer 44.
Brah-Müller 45.
Brambilla, Marietta 45.
Brambilla, Teresina 45.
Brandes, Wilhelm 45.
Brandts-liuys 45.
Brandus, Gemmy 46.
Brassin, Louis 46.
Brassin, Leopold 46.
Brassin, Gerhard 46.
Bratfisch, Albert 46.
Braun, Auguetus 46.
Bredal, Ivor Fried. 46.
Bri'hy, Herkules Peter 46.
Breidenstein, Heinrich Carl
46.
Breideudieh, Christ. Friedr.
46.
Breitkopf u. Härtcl , Dr.
Herrmann 46.
Brell, Pater Beniti> 4<i.
Bremer, Jan Bernard 47,
Brendel, Franz 47.
Breslauer, Emil 47.
Bretzner, Christoph Fried-
rieh 47.
Breuer, Bernhard 47.
BrcuMung, Ferd. 47.
Briard, Jean Bapt. 47.
Bridgetuwer, Georg Aug.
Polgrecn 47.
Brisson, Frederic 48.
Broadwood, John 48.
Brochi, Carlo 48.
Brody, Alciander 48.
Bruokhuijzen,George8Ucnri
48.
Broustet, Eduard Seile 4H.
Brückner, Anton 18.
Brüll, Ignaz 49.
Brünett i 49.
Bruni, (Irent 49.
llrunl, Soverino 49.
Ilrunnmiiller, auch Broun«-
muller, Elias 19.
Brnnner, Chriittisii Trau-
golt 49.
lluehwiilder, Christoph 49.
Uudiani, Javielta 6'i.
BiitVardin, Pierre (iabriel GO.
I'.ull, Ole 50.
Hungert, August 60.
Hunte, J. F. 50.
Burekhns, Friedrieh .11.
Uurenne, Henriette hl.
Busse, Job. Heinrich 51.
BusHineyer, Hugo 51.
Buzzola, Antonio 51.
c.
Caballero, Manuel Fcr-
nandez 61.
Cabo, Francisco Javier 51.
Cabisius, Julius 61.
Cadanx, Justin 61.
Caffi, Francesco 51.
Calido 51.
Callault, Salvator 52.
Calvin, Johann 52.
Cambiasi, Pompeo 52.
Campenhout, Franz von 52.
Camphuij8eu,Dirk Raphaelz
62.
Campos Joäo Ribeiro de
Almeida e 52.
Campra, Andn5 53.
Camps y Soler, Itscar 53.
Canis, Curnelius 53.
Canogia, Jos6 Avelino 63.
Capecelatro, Vincenzo 64.
Capotorti, Luigi 54.
Capoul , Joseph Amadöe
Victor 64.
Cappa, Giofredo 54.
Cappa, Giachimo Saluzzio
64.
Cappa,Giu8eppe Saluzzio 64.
Capuana, Mario 64.
Capuano, (iiuseppe 54.
Carafa, Miebele 54.
Carbonclii, Antonio 54.
Carey, H. 64.
Carl Theodor 54.
Carlez, Jules Alexis 56.
Caruso, Marco Fabrieio 55.
Carutti, Gustav 55.
Carvalho, Caroline Felix
Miulan 65.
Cosamurata, Louis Ferdi-
nand 66.
Casanovas, P. Antonio Fran-
cisc. Narciso 56.
Cisati, Hieronimo 56.
Case, Caspar (Casenius) 50.
Casini, (Giovanni Maria 57.
Castelle, D. van de 57.
Castello, Paulo 57.
Castro D., Agostinho de 57.
Castro, Gabriel Pcrcira de
67.
Castro, Manuel Antonio
Lobato 57.
Castro 57.
Castrune - Marchesl , Sal-
vator de 57.
Castrucci, Pietro 57.
Cataneo, Francesco 67.
Catclani, Angelu 57.
Catena 57.
Catenhusen 67.
Cattigno, Francesco 57.
Caussin de Perceval , Ar-
mand Pierre 57.
CaUHsiuuH, Joseph Seito 58.
Cavaillö ■ Coli , Duinlniijuc
Hyncinthu 68.
Cnt aille-Coll, Aristidc 68.
Cnvalll, Francesco 59.
Cavallini, Krneito f9.
Ca/.ut, Fraiivoi» Felicien 59.
CeballoM, Fraii'-incu 69.
Ceoero, Carlo 59.
Ceccbcrini, Ferdinand B!l.
Celan i, (iiuseppe Cursu <i(i.
Cellarier, Hilariun 60.
Ccller, Luduvie 60.
Cellu-Resonanzbuden HO.
Cereuls, P. Juan 60.
Certain, Marie Fran9uis« 00,
Ceru, Domen icoAgoslino 60.
Chaine, Eugene 61.
Champs, Ettorc de 61.
Cbampein, Marie Fran9ois
Stanislaus 61.
Cbappell, William 61.
Cliapelle,Jaciiuc8 Alexandre
de la 61.
Ctinrbonnier,L'abbeEtienne
Paul de U 61.
Charles, Auguste 61.
Cbartier, Charles Jean 61.
Chart'>n-Denieur, Mm. Anna
Arsene Charton 61.
Chassant 62.
Chastain 62.
Chastillon de la Tour,
Guillaume de G2.
Cbaussier L'abbe 62.
Chauvet, Charles Alexes 62.
Chazol, Mrs. 62.
Chovt', Emil Joseph Mau-
rice 63.
Chevcst, Aime 63.
Che villard, Pierre Alexandre
Franvois 03.
Chiaromoutc, Francesco 63.
Chimarhacus, Jacob 63.
Chiocchelti, Pietro Vin-
cerfo 63.
Chorley, Henry 63.
Chou<iuct, Adolph Gustav
63.
Christiaans, Arnold 63.
Chroma, s. Neuklaviatur 64.
Chwalibog 64.
Chwatal, Frauz Xaver 64.
Ciardi, Carlo 64.
Cibot, auch Cybot 64.
Cicero, Marcus Tullius 6i.
Cico, Slarie 64.
Cimoso, Guido 64.
Clair, Jean Marie de 64.
Claribel 64.
Clave, Jose Anselmo 64.
Ciavier mit Orgelpedal 65.
Clavel, Joseph 66.
Clayton 65.
Clodomir,PierrcFran9ois 66.
Coccia, Carlo 65.
Cuccia, Maria Itusa 66.
Coclieus, Adrianus Petit 65.
Coenen, Jean M. 66.
Coenen, Louis 66.
Coenen, Franz 66.
Coenen, Wilhelm 66.
Cokken , Jean Franz Bar-
Ihelrmy 6«.
Colas, »uch Cola, Domcuico
66.
Colasanti, Vincenzo 66.
Culascione, auch Calusciuue
66.
Cullin, Charles 06.
Colombo de Salute 67.
i'olonne, Jnles 67.
Coltellini, Celeste 67.
Coneeiväo 67.
Conceifüo, Antonio da 67.
CouccivÄo, Br. Bcruardu
da 67.
37*
580
Verzeichniss der im Ergänzungsbande entluiltenen Artikel.
Cuiiceiväii, Hr. Maiiuol da
Seite 07.
Conrad de Mure C7.
Coiiradi, August 07.
Conti, Carlo 07.
Conti, Ignazio 07.
Convcrvain, Br. Kaymuudo
da 07.
Coppola, Pictro Antonio 07.
Cordicr, .lean 07.
Cornelius, l'etcr 68.
Coronini, Paolo 08.
Cost.-», Antonio Corr(5a da 08.
Costa, Fraucisco Eduardo
da 68.
Costa, Joäo Evangclista
Pereira da 08.
Costa, P. Antonio 68.
Costa, Pierre 08.
Costa, Sebastiäo da 68.
Cottrau, Guillaume 68.
Cottrau, Tlieod. 69.
Couderc, Josepli Ant. Charl.
69.
Couperin, Cliarles 09.
Couperin, Louise 09.
Couperin, Nicolas 09.
Couperin, Armand Louis 69.
Couperin, Marguerito An-
toinette 09.
Couperin, Antoiuette Ange-
lique 09.
Couppey, Felicieu 09.
Cousu, Antoine de 09.
Coussemaljer, Cli. E. Heuri
de 70.
Coyssard, Michel 70.
Craeijvanger, Gerliard 70
Craeijvanger, K. A. 70.
Craraa, Hubert 70.
Cramer, Heinrich 70.
Crainer, Jos. Hubert 70.
Cramolini, Ludwig 70.
Cras, P. J. 70.
Craywinkel , Ferd. Manuel
Mart. de 71.
Crequillon, Thomas 71.
Crespel, Ji^an 71.
Cressent, Anatole 71.
Cressounois, Jules Alfred 72.
Christal, Maurice 72.
Crocker(Crolter) Johann 72.
Croes, Heuri Jacques de 72
Croze, Ferdinand de 72.
Cruvel, Marie 72.
Cuellar y Altariba, Ramon
Felix 72,
Cnrci, Giuseppe 72.
Cusius, W. G. 73.
Czartoryski, Adam Casimir
73.
Czerwinsky, Wilh. 73.
Czibulka, Alphons 73.
D.
Dabadie, Henri Bernhard 73.
Dabadie, Louise Zulmö 73.
Dahl, Balduiu Christian 74.
Dahmen, Wilhelm 74.
Dahmen, Herrmann 74.
Dahmen, Willi, lleinr. 74,
Dahmen, Jacob 74.
Dahmen, Jean Cornelius 74
Dahmen, Jean Arnold 74.
Dalimen, Jean Herrmann 74.
Dalimen, Peter 74.
Dahmen, Jean Arnold 74.
Dahmen, Wilhelm 74.
Dahmen, Arnold 74.
Dahmen, Jean Arnold 74.
Dahmen, Peter Wilhelm 75.
Dahmen Hubert 7ß.
Dal Cornetto, Antonio 75.
Dair Argine, Constantino75.
Dalvimare, Martin Pierre
76.
Daracko, Berthold Suite 75.
Dandrieu, Jean l'ran9ois 75.
Danhauser, Adolph lieojwld
75.
Dänische Musik, s. skan-
dinavische Musik.
Daujou, Jean Ijouis Felicieu
75.
Dannreuther, Edward 76.
Dannstroem, Joh. 76.
Danzi, Franz 70.
Da Palermo, Marc. Ant. 70.
Da Prato, Cesare 70.
Darundeau, Heinrich 7<i.
Dauprat, Louis Franfois 70.
Daussoigne - Möhul , Louis
Jos. 70.
D.autresme, Auguste Lucien
70.
D'Avesnes 77.
David, Ernest 77.
David, Felicieu 77.
David, Ferdinand 77.
David, Samuel 77.
Davide da Bergamo 77.
Davidoff, Karl 78.
Davidor, Stephan Ivano-
witsch 78.
Davidsgewinner, auch Da-
vidskrone 78.
Davison, J. W. 78.
Deamicis, Anna, s. Amicis,
Anna 78.
Debegnis, Giuseppe, eigent-
lich de Begnis 78.
Debillemont, Jean Jacques
78.
Debuire, L. 78.
Debur 78.
De Champs, s. Champs 78
Ddchant 78.
Decher, Georg Michael 78.
Decher, Adolf 78.
De Corable, Anibroise 78.
De Ferrari, Serafino 78.
Degele, Eugen 78.
De Giovanni, Nicola 78.
De Graan, Jan. 80.
Dehec 80.
Delaborde 80.
Delaire, Jacques Auguste 80,
Delange, E. F. 80.
De Lauge, Samuel 80.
De Lange, Samuel 80.
De Lauge, Daniel 80.
Delätre, Claude Petit Jan 80,
Delattre, Jos. Marie 80.
Deldevez, Eduard Marie
Ernest 81.
Delibes, Leo 81.
Delin, Albert 82.
Delioux de Savignac, Char-
les 82.
Delle Sedie, Enrico 82.
Deloffre, Louis Michel
Adolphe 83.
Delsarte, Fraufois Alex.
Nieol. Chdri 83.
Demerssenian, Jul. Auguste
Ed. 83.
Demunck, eig. de Munk 84.
Deprosse, Anton 84.
Derkum, Franz 84.
Derx, G. W. 84.
Deslandrcs, Adolphe Ed.
Marie 84.
Desmasures 84.
Desnoiresterres, Gustav
Lebrisoys 84.
Desquesnes, Jean 84.
Dessauer, Joseph 84.
Desvignes, Victor Franfois
84.
Dethou, Amedi^e 85.
Devos, rieht, de Vos. 85.
Devrient.EduardPliilipp 85
De Vries van Os, Kosa 85
Dias, Gabriel Seite 85.
Dibdin, Charles 85.
Diehl 85.
Diel, Johann 85.
Diel, Nioolaus 85.
Diel, Jacob 80.
Diel, Nicolaus Louis 80.
Diohl, Friedrich 86.
Diehl, Johann 86.
Diümer, Louis 86.
DieniT, Ernst 86.
Dieppo, Anton Wilh. 80.
Dietrich, Sixtus 80.
Dietsch, Pierre Ijouis Phi-
lipp 86.
Dijkhuizen, D. H. 86.
Dikran, Tchihadjian 87.
Dilher, Joh. Michael 87.
Dionysien 88.
Dj^mili? 88.
Dlugosz 89.
Dombrowsky, Heinr. 89.
Donizetti, GaiJtano 89.
Douzelli, Domenico 89.
Door, Anton 89.
Doppolüügcl 89,
Dorati, Nieolö 91.
Dotzauer, Justus Joh. Fried
rieh 91.
Dotzauer, Just. Bernhard
Friedr. 91.
Drath, Theodor 91.
Drechsler, Karl 92,
Drouot, Louis Franz Philipp
92.
Druellacus, Christiauus 92
Dubois, Amedee 92.
Dubois, Charles Victor 92,
Dubois, Clement Fran9ois
Thcod. 92.
Dugnct, Dieudounö 92.
Duiffoprugcar, Gaspard 92.
Duke, Richard 92.
Dumont, Felix 92,
Dunkler, Franz 93.
DuiMuit, F. A. (Jean Franz)
93.
Dupont, Pierre Auguste 93.
Duprez, Caroline 93.
Duprcz, Marie 93.
Duranzy, Celeste 93.
Durand, Marie Auguste 93.
Durst, Matthias 93.
Duvernoy, Victor Alphouse
93.
Duvois, Charles 94.
Dwight, John Sullivan 94.
E.
Eckert, Carl 94.
Edolo, Hcnr. Joäo u. Jos^
94.
Eeden, Joh. van der 94.
Ehemann, Joh. 91.
Eigenthümliohkeit 94.
El-Gharidh, Abd-El-Melek
96.
Elisabeth,Königiu von Eng-
land 96.
Ellerton, John Lodge 97.
Elssner, Jacob 97.
Elwart, Antoine 97.
Emdc, Christian 97.
Emmerich, Robert 97.
Empedükles 97.
Engel, Karl 97.
Engel, David Herrmann 97.
Englisches Hörn 97.
UVasmus Roterdamus, Desi-
derius 97.
Erk, Friedrich Albrecht 97.
Erl, Joseph 97.
Erlanger, Max 97.
Esehstruth.Hans Adolph 97.
Eslava, Miguel Hilario 98.
Es-moll 98.
Espadcro, N, Ruiz Seite 98.
Espagne, Franz 98,
Espent, Pierre 98.
Espin y (Juillen, Joaciuin 98.
Espin, Joaiiuin y Perez 98.
Espiu, Julia y l'erez 98.
Esser, Heinrich 98.
EssipolV, Annette von 98.
Euklides 98.
Evcrs, Karl üH.
Exaudet, Joseph 98.
F.
Faber, Daniel Tobias 99.
Faber, Peter 99.
Fabrizio, richtiger Fabrizi,
Paolo 99,
Faccio, Franco 99,
Fago, Nieolö ii9.
Fahrbacb, Philipp 99.
Faisst, Immanuel Gottl.
Friedr. 99.
Fallouard, Pierre Jean Mich.
99.
Faminziu, Alexander Ser-
giewitsch 99.
Fanucehi, Domenieo 100.
Fargas y Soler, Antonio 100.
Faria, Luiz da Costa 100.
Parinel 100.
Farrenc, Jacques Hyppolyte
Aristide 100.
Farrenc, Mme. Jeanne
Louise 100.
Farrobo, Graf von 101,
Fassmann, Auguste von 101.
Fastre, Joseph 101,
Fau, Julien Dr. lol.
Fauconier, nicht Faucon-
nier, Benoit Coustantiu
101,
Eaure 101,
Faure, Gabriel 102.
PayoUe, Franz Jos. 102.
Femy, Franfois 102.
Fendt, Bernard 102.
Fendt, Bernard Simon 102.
Feo, F'ranoesco 102.
Perliug, Franz Wilhelm 102.
Ferling, Gustav 102,
Fernandes, Antonio 102.
Fernandez, Pater Diogo 102.
Fernandez , Pater Manoel
102.
Ferrandeiro, Fernando 102.
Ferrari, Carlotta 102.
Ferraris, Francesco 103.
Ferrer, Mateo 103.
Ferretti, Vinceuzio Cesare
103.
Ferro, Antonio 103.
Fertiault, Franjois 103.
Felis, Fran9ois Joseph 103.
Fätis, Adolphe Louis Eu-
gene 104.
Fetis, Adolph 104.
Fevrier, 104.
Fiby, Heinrich 104.
Fiennes, Henr. du Bois 104.
Fighera, Salvatore 104.
Figueiredo, Josö Antonio
de 105.
Figueiredo, Luiz Botelho
Froesde 105.
Filippi, Filippo 105.
Filippi, Giuseppe de 106.
Filippini, Stefano 105.
Finck, Heinrich 105.
Fincke, Fritz 105.
Fink, Charlotte 106.
Fiocchi, Vincenzo 106.
Fiocco, Pierre Ant, 106.
Fiocco, Jean Joseph 107.
Fiocco, Jos. Hector 107.
Fiodo, Vincenzo 107.
Fioravanti, Vincenzo 107.
VerzeichnisH der im Ergiiiizuiigshiiiulc entliiiltfucn Arlikrl.
581
Fiscer, Giuseppo u. Carlo
Seite 108.
Fischer, Adolplic 108.
FiH<'lu'r, Johniin 108.
Fisehcr. J. 1'. A. 108.
Kisclior, l'nrl liU(lwi(f lOs.
Fi8<'lielti, Miiltou I.iii^i 108.
Flaxl.iiid,Gvi8tav('Alexnii(lro
108.
Flöpier, An^e loo.
FIcury, Jean loi».
Fli.r, Clirisliaii lon.
Flcir, Jiih. (ICDrjr 100.
Fli.r, (iottfricd l'liilipp lim.
Florimo, Kraneodco lon.
Flutoplum 109.
Fdle^'fiiati, Krculi' 110.
F.ilz, Miclicl 110.
Fiintaua, (iiov. Itatlista 110.
Fdiitana, .lules 111.
Fontaine, Antuine Nieol.
Marie 111.
Fontanelli.Glam-Joaefolll.
Fontenelle, (iranfjes de 111.
Forestier, Joseph 111.
Fornies, Theodor 111.
Fori|ueray, Nicolas (lilles
111.
Forster, Willi.im 111.
Förster, Alban 111.
Forsteru8,Geort,'Korster 112.
Forster, CJcorp 112.
FniKiui', Pierre Uctave 112.
Fouquet, Jean 112.
Fourneaux, Napolöon 112.
FourncI, Fr.in9oisVictorll2.
Fournier, Edouard, Ur. med.
113.
Franc, Gaülaume 113.
Fran^a, P. Luiz Oonzaga e
113.
Francisooni, Giovanni 113.
Fran^ois 113.
Frank, Ernst 113.
Frasi, Föliee 113.
Freier oder Freyer, August
113.
Frescobaldi, Girolamo 114,
Freubel,Joh.Lud. Paul 114
Frey, Hans 114.
Fricci, Antoinctta Frietsche
114.
Friedlowsky 114.
Friedrich III., Herz, und
Kurfürst von Sachsen 114.
Fritz, Kaspar 115.
Frizzi, Benedetto 115.
Froberger, Joh. Jacob 115
Frojo, Giovanni, 115.
Fromental, Louis Nicolas
115.
Fumapalli, Disma 115.
FumairaUi, l'olibio 115.
Fumagalli, I.uea 115.
G.
Gabrielli, Nicolo 115.
Gabrielli, Giov. Bapt. de
115.
Gabrielski, Julius lio.
Gade, N. W. HO.
(iail, Edmö Sophie Garre
116.
Gallay, Jules 116.
(ialletfos, J. 11«.
Galetti-Gianoli.Isabelli 116.
Galli, Ainintorc 116.
Gallo, Ignazio 116.
(iail US auch Galli, Anton 11 6.
(iambini, P. Andrea 116.
(iambini, Carlo Andrea 116.
(ianiboa, l'edro de 116.
(iambogi, P. Francesco 116.
(ianiucci, Balilossarc 117.
Gand, Charles Franfois 117.
Gand, Charles Adolphe 117.
Gand, Eugene Seite 117.
Gandini, Antonio 117.
Gandini, Alessandro 117.
(ianilolli, Kiccardo 1 17.
Garani, Michel AngcIo 118.
Garaiii, Nicolo llH.
(iarcia,Jo8c- MauricioNuncR
118.
(iarilioldi, Giiiscppe 118.
Gasperini, A. de 118.
Gassicr, Edouard 118.
(iassier, Josefa Fernandez
Mad. 110.
Gatayes, Guill. Pier. Ant.
119.
(iatayes, Jos. I/^on 110.
Gaultier 119.
GauntletI, Henri Jobn Hr.
119.
GauBsoin, Auguste l.ouis
119.
Gautier, Jean Fran;. Eug
120.
Gavadia, Jcanne 120.
Gaztambide, Joa<iuin 120.
Gazf.ambide, Xaver 120.
Gazzaniga, Marietla 120.
Gelin, Nicolas 120.
Gcntili, Uairaelc 121.
Geraldy, Jean Ant. Just. 121.
Gerard oder Gcraert, Jean
121.
Gerl, Franz 121.
Gerle, Hans 121.
Gcrmain, Joseph I,ouis 121,
Gerold, Julius Victor 121,
Gerono, Christoph 122.
Gerster, Etelka 122.
Gerster, Kauser 122.
Gesualdo, Carlo 122.
Ghebart, Guiseppe 122.
Gherardeschi, Joseph 122.
Gherardeschi, Luigi 122.
(Jherardeschi,Glierardol22.
Ghersem, Gaugeric de 122.
Giancttini, Antonio 122.
Giannetti, ßatTaele 123.
Giannini, Giovacchino 123.
Giannini, Salvatorc 123.
Giannini, Giaeomo 123.
Giannini, Alberto 123.
Gianotti, Antonio 123.
Gibert oder Gisbert 123.
Gide, Casimir 123.
Giely, Abbö 123.
Gigout, Eugene 123.
Gil, Joaquin 124.
Gil y Llagostera, Cajetan
124.
Gildemyn, Charl. Ferd. 124.
Gilkes, Samuel 124.
Gilles, Jean 124.
Gilliers, Jean Claude 124.
Giineuez, Hugalde Ciriaque
124.
Giorgetti, Ferdinando 124.
Giorza, Paolo 124.
Giosa, Nicola de 126.
(Jiraud, Fred. 125.
Girelli, (iiovanna Barb. 125.
Girod, P. Louis 125.
Giuglini Antonio 125.
<iiuliani, Giovanni Dome-
nico 125.
Gladstone, Franfis Edward
125.
Gläser, Franz Joseph 125.
Glarean, Heinrich 125.
tilocken-Accordion, s. Ac-
Cordion 125.
Glovor, Howard 126.
Gluck, Christ. Willib., Rit-
ter von 127.
(iobelli, Francesco 127.
Goddard, Arabella Mm.
Davison 127.
Gocbel, Karl 127.
Ooes, lianiil.1 de Seite 127.
Götz, llcrrniann 127.
(iötze, Auguste 128.
Goet/.e, Heinrich 120.
Gofrin, Kieudonne 129.
(iolVrillor, .Matteo 12«.
Goldschmidt, Sigismund
130.
Golembiowski, Lucas 130,
Golinelli, Stefano 130.
Gidtcrmann, Louis 130.
Gomcz, Engcniu 130.
Gomis, Joseph Melchior
130.
Gonzales y Rodrigucz 130.
Goormachtigb, L. 130.
Goovaerts, Alphonsc 130.
Gordigiani, Antonio 131.
Goss, John 131.
Gosscc, Franfois Joseph 131.
Gottwald, Heinrich 131.
Gottwald, Susanna 131.
GonOV?, Achillc Henry Vic-
tor 131.
Gougelet, Pierre Marie 131.
Goulley auch (ionltS, Jacob
Nicolas 131.
Goiiy 132.
Gouter, Jaqucs, auch Gon-
terus 132.
Gräfenth.al, Christian 132.
Graever, Madelaine 132.
GraiT, Carl 132.
Grain, Joh. du 133.
Grammann, Carl 133.
Graneino, Paolo 133.
Grancino, Giovanni Bap
tista 133.
Grandis, Vincent de 133.
Grandval , Marie Ft^licc
Clemcnce de Reiset 133
Graun, Aug. Fricdr. 133.
Graphaeus, Cornelius 133.
Grassi, Bernardino, Pas-
quino 13 L
Grassi, Giuseppe 134.
Gr.averand oder (iravrand,
Jacques Fran9oi8 Urban
134.
Graziani, Lodovico 134.
Graziani, Francesco 134.
Greef, Wilhelm 134.
Gregoir, Edouard George
Jaciiues 134.
Gregoir, Jacques Mathien
Joseph 135.
Greive, Guillaume Fr<^deric
135.
Grcnier, Felix 136.
Gresnich, Antoine Fr^däric
136.
GrtStrv,Andr<; ErnstModeste
136!
Griepenkerl , Fricdr. Con-
rad 130.
Grimm, Heinrich 136.
Grivcl, Victor 136.
Grizy, Raph. Aug. auch
Grisy 136.
Gronovius, Jacob 137.
(irosji^in, Erncst 137.
(iroRsi, A. 137.
Grothe, Carl Wilh. Ed. 137.
Grünbaum, Thercse, geb.
Müller 137.
Grund, Fried. Wilh. 137.
Grutsch, Franz Seraph 137.
Guami, (iiuseppe 137.
(luami, Francesco 137.
<iuami,Giov. I>ome'iicol37.
Guami, Valerio 137.
(iuido von Arezzo 137.
(luercia, Alfonso 137.
Guerrcro, Francesco, auch
Gucrreiro 13H.
Gnillemin, Amcdöe 138.
Guilmant, Felix Alcv. I3vi.
Gnimartei, Joie Rtboiro l>r.
Seite 138.
Gulslain, Pierre Joi. 138.
(iuitarre 139.
Gumpcitzhaimer, Adam \3V.
GuHctto, Nic.lo 139.
Gusto, J. /. 139.
(iutmann, Adolph 139.
<iuyot, Jean 139.
H.
Haencl de Cronenthal,
Louise Aug. Marqulse
d'IIi^rinconrt UO.
Hürtcl, (iebrüder 140.
Hacscr, Charlotte Henriette
140.
Hacscr, Christian Wilhelm
140.
Hüsslich 140.
Hagemann, Moritz 142.
Ilagemann, Kranz 142.
Hagemann, Franz 142.
Hahn, Albert 1 J2.
Hakcm el Wadi, Aboa
Yahya 143.
Haller, Michael 143.
Hallstroem, Ivar 144.
Hamm, Valentin 144.
Hamma, Fridolin 144.
Hangen, Hans Matthison
144.
Hansen, Gottfried Matthison
146.
Hardt, Herrmann von der
147.
Harmonielehre 147.
Harnisch, Otto Siegfried
150.
Harris, Carl 151.
Hart, Georg 151.
Hartmann, Joh. Ernst 151.
Hartmann, Emil 151.
Hartmann, 152.
Hasert, Johann 152.
liaslinpcr, Karl quondam
Tobias 152.
Hasslinger-Hassingen, Joh.
von 1>.2.
Hatton, J. L. 152.
Haub.ault, Mad.ame 152.
Haun",Wilhelm Gottlieb 152.
HaulT, Ferdinand 152.
Haull', Wilhelm G. F. 152.
HautV, Wilhelm 152.
Hayes, Katharina 153.
Heermann, Johann 163.
Heije, Joh. Pet. 153.
Heinefetter, Kathinka 153.
Heinemann, Joannes 153.
Heinrich 153.
Heins, Johann 15t.
Heinzc, (iustav 15t.
Heise, Peter Arnold 154.
Hellcndaal, Peter ir.t.
Hollmont, Adrien Joseph
van 164.
Hellmimt, Carl Jos. van 164.
Helm, Theodor Oscar 154.
Hemelsoet, Louis 154.
Henning, Konrad 154.
Henskeus,Joh.Emanucll65.
Ilepp, Sijktus 155.
Hcpp, Joh. Heinrich 165.
Hcpp, Sixtus Carl 155.
Hc'rbeck, Johann 155.
Hermann, eigentlich Herr-
man Cohen 156.
Herrmann, Matthias 166.
Herrmann, (iottfricd 156.
llcrrniann, Gottlieh 156.
Hernandez, Pablo 156.
Hernandu, Rafacl Jos^
Maria 156.
Herpid, Homer 157.
Ilcrvc 1.'>7.
582
Verzcichniss der im Evf^änzungebaudt! enthalt«iiien Artikol.
llespel, Ilomor Seite 167.
IFoHpel, l'icrre Joaeph 157.
Herzlierj.', Anton 157
lloii(.'el 158.
Iloiilhard, Louis Octave
Arlliiir 158.
Heyne, Christian (Jottluli.
158.
Hi^nard, Jean l.oiiis Ari-
stide 158.
Ililaire. Mud. 158.
llildebr.ind, l!:iltl\iisar 158.
llilt/., Paul 158.
Iliiitzü, Jacol) 158.
llöplfner, Johann Caspar
159.
HolTinann, .loh. Cliristoiili
15!t.
Ilohlfcld, Otto 159.
Hol, Ilichard 159.
Holmes, AlfrtMl 159.
Holmes, Henri KiO.
Holmes, AuKUste 160.
Holstein, Franz von 160.
Holtci, Carl von IGO.
Holt/.mann 160.
Holzbauer 160.
Holzhauser, Heinrich 160.
Holzhauser, Theresia IGO.
Holzhauser, Franz 160.
Holzhauser, Franz [j?naz
160.
Holzhäuser, Domenico 160.
Homilius, L. 160.
Honayn, Abou Cab. 160.
Hopft'er, Ludwif; Bernhard
161.
Hopkins, John Larkiu 161.
Hoppenstedt, August Lud-
wig 161.,
Horatius, Flaeeus Quintus
161.
Horatiis, Cesar de 161.
Horecki, Felix 161.
Hörn 162.
Horneraann, Emil Christian
162.
Horsley, Charles Edward
162.
Horta y Leopart, Anastasio
162.
Hoyoul, Balduin 162.
Hrimaly, Gebrüder 162.
Hrimaly, Adalbert 162.
Hrimaly, Johann 162.
Hrimaly, Jaromir 162.
Hrimaly, Bohiislaw 162.
Hromada, Anton 162.
Huberti, Gustav Leon 163.
Hucbald 163.
Huerta y Caturla, Trinit^
Franfüis 163.
Hullah, John 163.
Hundt, Aline 164.
Hurtado, Pierre 164.
Huss, Johann 164.
Huyghens, Constantin 164.
Hyacinthia.Hyakinthos 165.
Hysel, Franz Eduard 165.
Hysel, Franz 165.
Hysel, geb. Kaflka 165.
I. J.
Jacobi, Georg 166.
Jaccibs, A. 166.
Jacobs, Henri 166.
Jacobs, Peter 166.
.lacobaohn, Simon E. 166.
Jacquard, Li^on Jean 167.
Jac(iuot, Charles 167.
Jadin, Louis 167.
Jadiii, Ilyaeinthe 167.
Jahn, Wilhelm 167.
Jaknbowski, Samson 167.
Jal, Augustin 167.
Jan, Martin 168.
Jastn8ka,geboreneLasanska
Seite 168.
Jauch 168.
Jawurcck, Constanze 168.
Jaye, Henry 168. *
Ibäch, Und. 168.
Um Aiclia, Mohammed 169.
Ibn Moubriz 169.
Ibn-Souraydj 169.
Juan de Clevcs 169.
Jeep, Johann 169.
Jcnike Kmil 170.
Jensen, Adolf 17o,
Jervolino, Aroangelo 170.
Jimcnez 170.
Jinimcrthal, Hermann 170.
Imbault 170.
Immenraet, Michel 170.
Ingrande, Edmund d' 170.
Inhalt 170.
Iniguez 173.
Inzcnga, Jos^ 173.
Joachim, Amalie 173.
Jonciercs, Felix- Ludger,
genannt Victorin de 173.
Josephson, Jacob Axel 174.
Joss^, Jean Marie 174.
Jouret, Läon 174.
Ismaöl, Jean Vital Ismael,
eigentlich Jammes 174.
Iticr, Leonard 175.
Julia, P. Benito 175.
Julien, Jean Lucien Adolph
175.
Juriewicz, Conrad 175.
Justiniano, Antonio de
S. Jeronymo 175.
Justiniano, Abb(5 176.
Jvanotr, Nicolaus 176.
K.
Kadc, Otto 176.
Kahlert, August, Dr. 176.
Kaiser, Martin 176.
Kalkbrenner, Friedrich 177,
Kastner, Friedrich 177.
Kaufmann, Friedrich 177.
Kayser, Heinrich Ernst 177
Kellog, Klara l<ouise 177.
Kennedy, Alexander 177.
Kennedy, John 177.
Kennedy, Thomas 177.
Kerchove, Joseph 177.
Kerl, Joh. Kaspar 177.
Ketten, Henri 178.
Ketterer, Eugene 178.
Kewitsch, oder Kiewicz,
Carl Theodor 178.
Khayll, Aloys 180.
Kienzl, Carl 180.
Kjenzl, Wilhelm 180.
Kjerulf 181.
Kiesewetter, Johann Fried-
rich 180.
Kindermann, Hedwig Rei-
cher- 181.
Kirehcr, Michael Joseph
181.
Kirkmann 181.
Kirkmann, Abraham 181.
Kirkmann, Joseph 181.
Kist, Florenz Cornelius 181.
Klang 181.
Klauser, Karl 186.
Klavier-Fingcrhildner 187.
Klein, Joseph 187.
Klein, Karl August 187.
Kleine, Joh.ann Wilh. 187.
Kleine, Joh. Wilh. 188.
Kleine, Heinrich 188.
Kleine, Bernhard Samuel
188.
Kleine, Dietrich 188.
Kleine, Heinrich Christ. 188.
Kloine, Jacob Christ. 188
Kleine, .1. G. 188.
Klcinknccht Seite 188.
Klcinknccht, Christ. Iiudw.
188.
Kleinmichcl, Richard 189.
Klemm, Friedrieli 189.
Kiengel, Julius Wilhelm
189.
Klengcl, Julius 189.
Kiengel, Paul 189.
Kling, Henri Adrien Louis
189.
Klingenberg, Emilie 190.
IClingoiiberg, Johannes 190.
Klosd, Ilyaeinthe lOlöonor
190.
Knabe, Wilhelm 190.
Kniese, Julius 190.
Knyvett, Deborah, Travis
191.
Koch, Bernhard 191.
Kocher, C. 191.
Köllin, Jacob Jäcklin 191
Kocipinski, Anton 191.
Konen, Friedrich 191.
Konen, Heinrich 192.
Kohl, Heinrich 192.
Kohl, Emil Heinrich Adolf
192.
Koeuppers, Jean 192.
Kolbe, Oscar 192.
Koman, Heinrich 192.
Komorowski, Ignaz 193.
Koning, David 193.
Konradin, Carl Ferdinand
193.
Kontski, Carl von 193.
Kontski, Appolinari von
193.
Korsotr 193.
Koschat, Thomas 193.
Küsmowski 193.
Kossak, Ernst 193.
Kothe, Aloys 193.
Kothe, Bernhard 193.
Kothe, Wilhelm 194.
Kragen, Carl Phil. Hein-
rich 194.
Krakamp, Emanuel 194.
Kramer, H. 194.
Krascropolsky 194.
Kraus, Alessandro 194.
Krause, Carl Christ. Friedr.
194.
Krauss, Gottfried Gebhard
195.
Krauss, Marie Gabriele 195.
Kraushaar, Otto 196.
Krebs, Carl August 196.
Kreipl, Joseph 196.
Kremser, Eduard 196.
Kreuel, Pius 196.
Krctschm.ar, Herrmann Dr
phil. 196.
Kreutzer, August Jean
Nicolas 196.
Kreutzer, Löon Charles
Fran^ois 196.
Kreutzer, Conradin 196.
Kreutzer, Rudolph 196.
Krigar, Hermann 196.
Kritik 196.
Kroll, Franz 199.
Kromer, Valentin 199.
Krüger, Gottlieb 199.
Krug, Arnold 199.
Krug, Dietrich 200.
Künstelei 200.
Küster, Herrmann 200.
Kuft'erath, Louis 200.
Kuhl.au , Friedrieh Daniel
Rud. 200.
Kummer, Friedrieh Aug,
200.
Kummer, Heinrich 200.
Kunkel, Franz Joseph 200,
Kunze, Carl 200.
Kunzen, F. L. A. 201.
L.
Labat, Jean Baptiste
Seite 201.
l.abory 201.
Labro, Nicolas ("harlcs 201.
Lacurda, Beriiarda l'erreira
de 201.
Lachez, Theodore 201.
1/aehncr, Theodor 202.
Lacombe-D'Kslalcux 202.
Lacroix, Paul 202.
Lucy, Rophino 202.
Läufer 202.
La Flöohe, J. A. M. de 202.
La Fleur, Jacques 202.
La Fleur, Joseph Rene 203.
Lafont, Charles Philipp 203.
Lafont, Marcelin 203.
Lagarde, Pierre 203.
Läget, Henri 203.
l;agot, Auguste 203.
Ija Hye, Louise Geuevieve
203.
L'air de Beauvais, Alfred
204.
La Jauniöre, AndrtJ de 204.
liake, Georg 2ü4.
Lalande, Henriette Clemeu-
tiue M^ric 204.
L'.alliet, Casimir Thöophile
204.
Lalü, Edon.ard 204.
La Madelaine, Etienne Jean
Bapt. Nicolas, genannt
Stephan von 205.
Lambert, Nicolas 205.
Iiamberti , Giovanni Tora-
maso 205.
Lamberti 205.
Lambillotte,PaterI<ouis205.
Lambillotte, Fran^ois 205.
Lambillotte, Joseph 205.
Laraotte, Nie. Antony 206.
Lamoureux, Charles 206.
Larapadius, Johann 206.
Lamperti, Francesco 206.
Lampugnani, Giov. Battista
206.
Lauciani, Flavio 206.
Landskron, Leopold 206.
Landwiug, Marc. 206.
Lange, Hieronymus 206.
Lange, Otto 206.
Lanuoy , Gräfin von Looz
Corswarem 206.
liapierre, Franfois Antoine
206.
L.apommeraye, Victor Ber-
dalle de 207.
L.-4rdin, Jules 207.
Larghi, Desideria 207.
Larigot 207.
La Roche, Rosa 207.
Lame, Pierre 207.
Lasalle, Albert de 207.
Lassabathie, Theophile 207.
Lasso, Orlando di 208.
Laudamo, Antonio 208.
Lauer-Münchhofen, A.Frei-
herr von 208.
Laugel, Auguste 208.
Laurencin, Ferd. Peter, Graf
von 208.
Laurent de Rillö, Fran9oi8
An.atole 208.
Lavalleye, Edouard 208.
I;a Valliere 209.
Lavaine, Ferdinand 209.
Iiavazza, Antonie Maria 209.
Lavazza, Santino 209.
Lavigne, Jacques Emile 209.
La Villemarque, Theodore
Claude Henri Hersart de
209.
Lawrowska, Elisabeth 209.
Lazare, Martin 209.
VerzeifhnisH diT im Kr^iiiizuiif^hiuulc i-iith:iltfiMui Artikel.
rj8:i
liC:il, Kloutlierio Krmiclii
SoiU' 21(».
I.eal, .lodu 210.
I.ulicl, I. Ollis Hdii 210.
I.ebliuic 210.
l.i'li(iriiL>, Ainu' AmbrtiUe
Simon 210.
I.C Camus 210.
Le CnmuH 210.
1-c Celle, Mic'lielCluirlfB 210.
l.ecerr, .liiKtiiN Amii(leut<2lo.
liCclinutre, Mlle. 21<i.
Ijcciair, l'iern; 210.
Ledere, Jonii ]<ik|itiNte 211.
liOeU'rC(|, Tli. 211.
I,ec<i<'ii, Charles 211.
LeduL-, Al|>lioiiso 21 1.
Lccmuiis 211.
Leeiulers, Mniirioe (iitrard
Hubert 211.
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l.efebvre, Chiirlos 211.
l<efetivre,Vietor(iustavc211.
liCfort, Jules 212.
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Legendre, Jules 212.
Legnani, Kouis 212.
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Leite, Antonio da Silva 212.
Leite, l'ater Josö 212.
Lejeune 212.
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Lcmaure, Catherine Nico).
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Lemmens, Jaques Nicolas
213.
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Lenioine, Aehille 213.
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A ntui nette Ke^iiault-Biin-
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Lemoyne, Jean Itaptistc 214.
Leo, Leonardo 214.
Leoni, Josd Maria Martins
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Leplus, Gabriel 214.
Lcprevost, Ktienne Alexan-
dre 214.
Lcroy oder Leroi, Guillaumc
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Lesbio, Ant. Marques 214.
Leschetitzky, Th. 214.
Lesfauris, Jean 214.
I.esser, Stanislaus, Itaron
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Lcsueur, Jean Kranfois 215.
Leybach, I)fna/. 215.
L'Höte, L^on Albert 21.5.
L'hnillier, Kdmond 215.
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Lianuvosani, liuigi 215.
LickI, C.irl (ieorg 216.
Lie, Krika 215.
Lillo, (iiuseppe 215.
Iiima, Kraz Franziseode 215.
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Liiitermans, Kran^ois 210.
Lirenka (Leierchen) 210.
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Loder, Kdward James 244.
Lodüjenpky, N. 245.
LöTcnskjold , Hermann
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Löwe, Juh. Jacob 246.
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Loisel, Jean 240.
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Lopez, Just' Venaroio 247
Lopez 247.
Loi|uin, Aiialole 247.
Lorandi, (üovaiini Alberto
247.
Lorente, Andreas 24S.
Loret, Jean Joseph 24fi.
Lorct, Kran^ois llernard 'Hü
Loret, Mippolit 24m.
Loret, Clement 24H.
Lot. Thomas 24H.
Lot, Martin 24S.
Lot, (iilles 248.
Lott, John l'rt'derio 24fl.
Lott, (ieorg Friedr. 249.
Lott. John 24it.
Iiouchct, (lustave 24i).
Louet, Aristius 249.
Louis, Mme. 249.
Loys, Jean 249.
Lueantoni, (Jiovanni 249.
Lucas, Charles 249.
Lueatelli, (iiov. liatista 219
Lucchesi, Frediaiio Matten
249.
Lueilla, Domenico 250.
Ludwig, Otto 250.
Lübeck, Krnst 250.
Lumbye.Hans Christian 250,
Lunii, Charles 250.
Lupot 250.
Lupot, Jean 250.
Lupot, Laurent 250.
I(Upot, Franfois 250.
Lupot, Franfois 260
Lussy, Mathis 260.
Lutzer, Jenny 251.
I.uzarehe, Victor 251.
Luzzaseo, Luzzaschi 251.
Luzzi, Luigi 251.
M.
Maatschappij tot bevor-
dering der tooiikunst 251.
Macchi, Luigi Davide de
253.
Mncedo, Antonio de Souza
de 253.
Macedo, Manuel 254.
Macfarren,(ieorg Alexander
254.
Macfarren, WallerCecil 254.
Maehado, Carlos Maria 254.
Maehado, Harbosa Diego
254.
Maehado, Kafael Coelho 264.
Machicourt, I'ierre 264.
Machts, Carl 266.
Mackcnzie,AleianderCamp-
bell 255.
Maelzel, Leonard 250.
Magi, FSirtunat 250.
Maglioni, (iiovaechino 260.
Mahillon, Victor 250.
MailLird, Pierre 250.
Mailly, Jean Alph. Krnest
257.
Mainzer, Joseph 257.
Majo, (üuseppe di 257.
Malasehkin 257.
Malibraii, Alexander 267.
Malllot, Anloine Louis 267.
Mnueiiielli, Luigi 258.
Mandaiiiei,l'laci<toScitc25N.
iMaiiiliiii, SteOino 25s.
Maiidl, LouIh 2&H.
Maiifredi, Filippo 25s.
Manrroec, Niciiln Antonio
25M.
Mangiii 25N.
Maiigiii, Charles 25M.
Mangln, l'iorre 26H.
Man^'in, Klienne 25w.
Mangln, Fraii\'oiH 25M.
M.'kiigin, Kleoiior 25s.
Mangln, Kugcnc Ed. 25H
Manier 25s.
Manna, Kuggero 260.
Manry, Charles Casimlr2tUJ.
Manzaros, N. 200.
.M an /.olini, Carlo Andrea 20O.
.Marais, Marin 20O.
Marcel lo,MareoMarerlliano
200.
Marclietti 200.
Marchisio 200.
Marchisio, Antonio 200.
Marcill.ic, F. 20(».
Marcuci'i, Ferdinand 260.
Marek, Louis 200.
Marenzio, Luea 200.
Mariani, Angelo 200.
Mariraba 201.
Marinclli, Gaetano 201.
Mario, Giuseppe 201.
Marius 261.
Marciue, Pierre 202.
Marques, Joaquiin Jose 202.
.Marra- Vollmer, Marie 202.
Marschner, Heinrich 262.
Miirtel, Abb^ 202.
Marti, Anaelm 262.
Marti, 1>. Jose 202.
.Martin, Alexander 262.
Martin, Jean IJlaise 202.
Martin, N. 202.
Miirtinez, Nicolas Gonzales
203.
Martinez, Vicente 203.
Martini, Andrea 263.
Martini, Giov. Uattista 263
Martini, Job. Paul Aegidius
203.
Martueei, (iiuseppe 263.
Masini, Francesco 203.
Mason, Lavel 203.
Mason, William 263.
Massaini, Tiburce 203.
Massart, Lambert, Joseph
204.
M.issart, Louise Agla^, geh
Masson 26 1.
Masset, Nieol. Jean Jacq.204.
Masson, Charles 204.
Massoneau, Louis 264.
Masutto, Giovanni 204.
Matcriia, Anialie, Friedrich
205.
Mathi.as, (ieorg Amadne
Saint Clair 205.
Mathias, Hermann 265.
Mathieu, Giovanni llattista
265.
Mattei, Saverio 260.
Mattei, Abbe StanisKio 206.
Mattei, Tito 267.
Matthüi, Conrad 267.
Mattheis, Nicola» 2t>7.
Matthcis, Nicolas 207.
MalthiKon-Hanseu, s. Han-
sen 207.
M.-ittioli, l'ater Andrea 268.
Mougars, Aiidrii 20«.
Maurer, Franz Anton 268.
Maurer, l.uilwig Wilhelm
20S.
Maxant , Job. Nepomnk
A.l.-ilbcrt 208.
Maxyllewicz, Vincent 208.
Maylath. Heinrich 268.
Mnyr,KupcrtIgnazScito268.
Ma/.a«, Jaequcg Fereol 2<IH.
Mazocchi, Domiiiie 209.
Mazocchi, Vlrgilio 209.
.Mazzinghi, JoKepli 2ÖH.
Mazzoiii, Antonio 209.
Maz/.ucato, Alberto MV.
MeekcnheuHer, Jacob (ieorg
270.
Medard, N'icitia* 27o.
Mederitsch oder MedriUieh,
Johann 27o.
Mediei, Ferdinand von 270.
Meeren», Clinrles 270.
MeertH, Lambert Joseph 271.
Megerlc, Abraham 271.
Mi'hul, Ktienne Nicidas 27L
Mehwald, Friedrieh 272.
Mei, Orazio 272.
Meibom, Markus 272.
Meirrcil, Jouepli F.mil 272.
Meinardus, Ludwig 272.
Meissoiinier, Antolne 273.
Meisiionnier jeunc, .loseph
273.
Meister, Albert Friedrich
Ludw. 273.
Meister, Jidionn Friedr. 273.
Meister, Jcdianii Georg 274.
Meletius 274.
Melle, Uenaut 274.
Melzi, Lndovico, Graf von
274.
Mendelsohn, Felix 274.
Menzel, Ignaz 274.
Mercadante (Xaver) Savero
274.
Merci5 de Fondevila, Alcjo
276.
Merehi 275.
Mcreier, Jules 275.
Mercuri, Andreoni Agostioo
275.
Mercaux, Jean Nicolas, Le
Froid de 275.
.Mereaux, Joseph Nicolas,
Le Froid de 276.
Mereaux, Jean Ameclee, Le
Froid de 276.
Merk, Joseph 270.
Merklin, Joseph 276.
Merling, Julius 277.
Merrick, Arnold 277.
Mertens, Joseph 277.
Mertke, E.luard 277.
Messaus, (ieorg 277.
Messeraackers, Henri 277.
Mcsscmaekers, Louis 277.
Mestrino, Nicolas 277.
Metallo, Granimatio 277.
Metr.i, Julius L.Olivicr 278.
Mcuschcl, Hans 278.
Meyer- Dustraann, Louise
27s.
Meyscnheim, Corin'lie 278.
Mi^zeray, Louis Charles
Lazare Costard de 279.
Michaelis, Christian Fried-
rich 280.
Michel, Franciscus Xaver
280.
Micheli, Ilomano 280.
Mieberoux, N. Ritter vuu
281.
Miehl, Ferdinand 281.
Michl, Joseph Ildopbons
281.
Miehl, Joseph 2sl.
Michna, Adam von Oltro-
dowic/ 28 1.
Miculi, Carl 282.
Mil.ano, Fr. 282.
Milaiiollo, (iesehwlNter 282.
Mibzarski. Matthias 282.
Miller, Julius 2s2.
Millico, (iiiiscppo 283.
Milton, John 28?.
584
Verzeichniss der iin Ergänzungsbande enthaltenen Artikel.
Minpotti, Keginn Seite 283.
Miodiis'/.t-wski, Abbii Michel
M-nrlin 284.
Miremont, Claude Augustin
284.
Miry 284.
Mison, Luis 284.
Moderne, Jacques 285.
Mohammed ben Adoltnc-
dschid 286.
Muhnike, Theodor Christ.
285.
Molique, Bernhard 285.
Mollenhauer, Heinrich 285.
Moller, Joh. 286.
Mombolli, Dominico 286.
Monasterio, Jesus 286.
Moncouteau, Pierre Kran
90is 286.
Monnet, Jean 287.
Montade, Gregorio 287.
Montagnana, " Dominicus
287.
Montanus, Ireuius 287.
Montegratia, Petro Johan
nes 287.
Montiohiaro, Giovanni 287
Moore, Thoraas 287.
Mouser, Aloys 288.
Moreau, Henri 288.
Morel, Aug. Franjois 288.
Morel, FrtSdäriü 288.
Moretti, Andrea 288.
Moretti, Giovanni 288.
Moriani, Napol(?on 289.
Morichelli, Anna Bosello
289.
Moritz von Menzingen 289.
Moritz, J. G. 289.
Mornington, Graf von 289.
Mors, Antoine 290.
Mosbowa, Joseph Napoleon
Ney, Prinz von 290.
Mosonyi, Michael 290.
Mossi, Giovanni 291.
Moszkowski, Moritz 291.
Movius, Caspar 291.
Mozart 291.
Miihldorfer, Wilh. Carl 291.
Miithel, Joh. Gottfr. 292.
Müller, Friedrich 292.
Müller Hippolyt 292.
Muffat, Georg 292.
Mull inger-Higgins, William
292.
Mursba, Ilma von 292.
N.
Nabich, Moritz 293.
Nadal, J. 293.
Nadaud, Gustav 293.
Nantier-Didl^e, Constanze
293.
Nardini, Pietro 293.
Nathan, Isaak 293.
Natur der Töne 293.
Naturtöne 295.
Naudin, Emilio 297.
Nava, Antonio Maria 297.
Nava, Gaetano 297.
Navoigille, Guillaume 298.
Neander, Alexis 298.
Neander, Joachim 298.
Neate, Charles 298.
Nebra, Jose 298.
Neeb, Heinrich 298.
Negri-Tomi, Anna, genannt
la Mestrina 298.
Negri, Maria Anna Catarina
298.
Negri, Cesar 298.
Neruda, Joseph 298.
Neruda, Joh. (ieorg 298.
Neruda, Geschwister 299.
Nervius, Leonard 299.
Nesslcr, Victor Seite 299,
Netzer, Joseph 299.
Neuclaviatur 299.
NeuendorlV, Adolf 308.
Neuland, Wilhelm 308.
Neumann, Angclo 308.
Neumanns, Alphons 309.
Neuniark, (Jeorg 309.
Neuschel oder Neyschcl
309.
Ney, Jenny, Frau Bürde
Ney 310.
Niccolini, Louis 310.
Nieodami, Franfois 310.
Nicola, Karl 310.
Nicolai, Friedrich Christoph
310.
Nicolas, Didier 310.
Nicolas, Joseph 310.
Nicolas, Michel 310.
Nicou - Choron , Stephan
Louis 310.
Niecks, Friedrich 311.
Niederheitmann, Friedrich
312.
NiederländiseherTonkünst-
lerverein 312.
Niemann, Rud. Friedr. 312
Nieuwenhuijsen, F. 313.
Nieuwenhuijsen , J. Fried'
rieh 313.
Nieuwenhuijsen, G. J. F
313.
Nohr, Christian Friedrich
313.
Norblin, Louis Pierre Mar
tin 313.
Normann, Barack 313.
Norris, John 313.
Noskowski, Siegrannd von
313.
Notenumwender 313.
Notker, Balbulus 313.
Notograph, s. Notenschreib
masehiiie 313.
Nottebohm, Martin Gustav
314.
Novellette 314.
Novello, Vinceut 314.
Novello, Joseph Alfred 314.
0.
O 315.
Obertöne 315.
Obiols, Mai-iano 316.
Obtusa 317.
Ocarina 317.
Ockenheim oder Okeghem
317.
Oet. 318.
Ocon y Rivas, Eduard 318.
Octolini de Stephanis 318.
Off. 318.
Offenbacl), Jacques 318.
O'Kelly, Joscj.h 318.
Oliphant, Thomas 318.
Olthovius, Statius 318,
Oo. Ss. fest. 318.
Oo. fidel, def. com. 318.
Oper 318.
Orchester-Carillon 320.
Orgeni, Anna Maria Aglaja
320.
Orologio, Alessandro 320.
Orsini, Alessandro 320.
Orsini, Antonio '321.
Ortigue, Joseph Louis de
321.
Ortolani, Terenzio 321.
Othmayer, Kaspar 321.
Oudrid y Segura 322.
Ouseley, Rev. Sir Frederic
Arthur (iore 322.
Ovejero y Ramos, Ignacio
322.
P.
Paccy, Frederic William
323.
Pacini, Andreo 323.
Pacini, Antonio Gaetano 323.
Pacini, (iiovanni 323.
Paetzold, Herrmann 323.
Pagi's, Alphonse 323.
Palestrina, Giovanni Pier-
luigi da 323.
I'alloni, C.ajetauo 324.
I'aloschi Giovanni 324.
l'alotta, Matteo 324.
l'aniapua, Cenobio 324.
l'anofka, Heinrich 324.
Panormo, Francesco 324.
Panormo, Vinoenzo 324.
Pape, Heinrich 325.
Papera, Giov. Antonio 325.
Papier, Louis 325.
Papini, Guido 325.
Pappalardo, Salvator 325.
Paque, Guillaume 325.
Parazzi, Antonio 325.
Parepa-Rosa, Euphrosine
325.
Parfaict, Fran9ois et Claude
325.
Paris, Aimd 325.
Parker, Daniel 325.
Parker, Mattew 325.
Parlow, Albert 326.
I'arran, Antoine 326.
Pasquini, Bernardo 326.
Patey, Miss., geb. Whycoth
326.
Patti, Adelina 326.
Patu de Saint-Vincent 326.
Paumann, Conrad 326.
Pavesi, Stefano 327.
Paync, John 327.
Pazzaglia, Salvadore 327-
Peccate, Dominique 327.
P(icour, Louis 327.
Pedrell, Felipe 327.
Pedrotti, Carlo 327.
Peli, Francesco 328.
Peelaert, AugustiuPhilippo
328.
Pelletan, Mlle. Fanny 328,
Pemberton, Edward 328.
Pefua y Goüi, Antonio 328.
Perclli, Natale 329.
Perolli, Edoardo 329.
Perez Martinez 329.
Perg-olese, Giov. Battista
329.
Periode 329.
Periodische Fuge 333.
Perotti, Giov. Augustin 333
Pei>iani, Josefo 33.3.
Persiani, Fanny Tacchinardi
.S33.
Persuis, Louis Lue. Loiseau
de 333.
Perucchini, Giov.Bapt. 333.
Pessard, Emile Louis For-
tuna 333.
Petrow, Ossip 333.
Petrus, 334.
Petzold, Carl Eugen 334.
Pfeiffer, (.ieorg Jean 335.
Pfiughaupt, Robert 335.
Pfund, Ernst Gotthold Ben-
jamin 335.
Phrintasie 3.36.
Phnntasiestücke 338.
Phantasietanz 339.
Philalethes 339.
Philigot, Jules 339.
Phillips. Henri 339.
Photophon 340.
Pianoforte 347.
Pianoforte-Qartett 349.
Pifinoforte-Quintett 349.
Piatti, Alfred 349.
Piccolo Seite 349.
Fiel, Peter 349.
Picltrain,Dieudonn6 Pascal
350.
Pinsuti, Ciro 350.
Piot, Charles 350.
I'i(iue, F. 1.,. 350.
l'isani, Bartolomeo 350.
I'isaroni, Benedetta Rosa-
munda 351.
Pischek, Johann Baptiste
351.
Pi,stilli, Achill 351.
Pitrü, Giuseppo 351.
Piutti, Carl 351.
Plant.ade, Charles Frangois
851.
Planta, Franfois 351.
I'lantanie, Pietro 352.
Platz, Gabriel 352.
Platzer, Joseph 352.
Pleyel, Camille 352.
Pleyel, Mad. Marie Felicite
352.
Pohl, Carl Ferdinand 352.
l'ohle, Hugo 352.
Poise, Jean Alexandre Fer-
dinand 353.
Poissl, Joh. Nep. Freiherr
von 353.
Pois8on,Tous8aintRen^353.
Poitevin, Guillaume 353.
Politiano, Angelo 353.
Polka 353.
Polka-Mazurka 353.
Polka tremblante 353.
Polka de Concert 353.
Polka de Salon 353.
Pollet, Marie Nicole Simo-
nin 353.
PoUini, Francesco 353.
Polnische Musik 353,
Ponchart, Louis Antoine
Eleonore 360.
Ponehard, Marie Sophie 360.
Poncbielli, Amileare 360.
Poniatowsky, Joseph Michel
Xaver, Prinz 361.
Ponsiechi, Cesare 361.
Pontäcoulant,LouisAdolphe
361.
Poorten, Arv. 361.
Popper, David 361.
Populus, Nicolas Adolphe
Alphonse 361.
Porion oder Borion, Artus
362.
Porion oder Borion, Peter
362.
Porion oder Borion, Joannis
362.
Porion oder Borlon, Franzis
362.
Port^ Don Perseo della 362.
Port^allo, Marco Antonio
362.
Potholt, Jacob 362.
Potier, Henri Hippolyte 362.
Pougin, Arthur 362.
l'radher, Feliciti? More 363.
Praetorius, Christoph 363.
Proch, Heinrich 363.
Programmmusik 363.
Proksch, Josef 366.
Prota, Gabrieli 366.
I'rout, Ebenezer 366.
Pruckner, Diouys 366.
Prumier, Antonie 366.
Prumier, Ange Conrad 366.
Puccini, Giaoomo 367.
Puecini, Antonio 367.
Puccini, Domenico 367.
Puccini, Michel 367.
Puccita, Viucenzo 367.
F'ugni, Cesar 367.
Puig, Bernardo Calvö 367.
Pnliti, Leto 368.
Verzeichnisa der im Erpänzungshaiide eiithalUMieii Artikel.
585
rurcill, Henri Seite 308.
l'uzuiio, (iiuseppe 'MS,
PuzzI, (iiurnniii 3G8.
l'yiie, I,oui8a 368.
l'jropiioii 3CÜ.
Q.
ijuaisnin, Adrioii 369.
Qaantz, Joli. .lonuhitn 369.
tiu.intz, Albort 370.
tiuantz, Otto 370.
Quaruiif;!!!, (lu^liflmo 370.
yuartetttiscli 370.
l^uatrcniöre do IJuincy 371.
Quoralf, l-'ranccsco 371.
t^iiesada, Adolfu do 371.
Ciuo.siu'l, J. 371.
Quilici, DoiiuMiico 371.
Quilici, Biaifio 371.
Quilici, MaxiniiliaiKi 371.
Quointe, l'atcr lo 371.
R.
Uabaud, Hipiioljtc Fran-
5ois 372.
Ralibuiii, Giuseppe 372.
Uadau, R. 372.
ßaduux , Jcaii Tüussaiut
372.
Kadoux , Jcaii Theodore
372.
Badoux, Jean Joseph 373.
llaojiitroph, Kortunato 373.
Bufanelli, I.uif^i 373.
Kahles, Ferdinand 373.
Kalm, Bcriiardin 373.
Raif, Carl 371.
Kainiiindi, l'ictro 37-1.
Baiisin l'aine 374.
Ramazzutto, Domenico 371i.
Rambaux , Claude Victor
37i.
Randegger, Albert 375.
Randles, Hes.si 375.
Razzi, Fra Seralini) 375
Rebbeling, (,"arl Heinrich
Louis 375.
Reo, Anton 375.
Rejfol 375.
Re),'nard, Jacques 377.
Reicha, Anton 377.
Reiohniann, Theodor 377.
Reindl, Benedict 377.
Reiner, Jacob 378.
Remi oder Reiny 378.
Reuaud, Franfois Augustin
378.
Renault, Nicolas 378.
Rendano, Alfonso 378.
Renö, Carl 378.
Ren4, Carl Alfred 378.
Eepetitions-Mcchanik 379.
Reuchlin, Johann 380.
Resonanzboden 380.
Resonatorllügcl oder Reso
natorpiano 384.
Beventos y Truch, Josö 385
Bevial, Marie Louis Bcnoit
385.
Bey, Jean Ktionnc 385.
Reynier, Joseph Frix Simon
IMarius 385.
Rhein, Charles Laurent 380.
Rliythmus 386.
Ricci, David 389.
Ricci, Frederico 389.
Richards, Itrinley 389.
Richardson, John Klliot 389.
Riehault,Cliarlcs Simon 3^9.
RichauU, Simon 390.
Richault, Leon 390.
Riehen, Felix 390.
Riebmond, William Henry
390.
Kichommc, Fraofois 390.
Richter, Ernst Frledr. Kd.
Seite 391.
Richter, Krnst Heinr. Loop.
391.
Richter, Haus 301.
Kicordi, Cüovanni :)91.
Ricordi, Tito 391.
Kicordi, (iiulio 39i:.
Ridlcy, William .«13.
Rio, llcrnhard 3. 12.
Riebers, August 3!)2.
RIctz, Julius 392.
Riga, Franfois 392.
Rimski - KorsakotV, Nicolas
Andreas 393.
Rinek, (lustave 393.
RIntzky, Christopli v. St.
Florian 393.
Kischbieter, Willi. Albert
393.
Kitter, Hermann 393.
Kobert-Mazal, HeMene MUe.
391.
Roberti, (iiulio 391.
Uobson, Johann Jacob 306,
Robusti, Jacob 390.
Rocabcrt, Joän 397.
Rode, rierrc 397.
Rodio, Rocco 397.
Röckel, Job. August 397.
Roedcr, Martin 397.
Kogel, Jos.5 397.
Roger, Gust. Hippolytc 398.
Rogers, Roland 398.
Rogoski, Gustav 398.
Rolandeau, Louise Jose-
phinc 398.
Rolandt, Hedwig 398.
Holland, Hcctor Alfred 398.
Rollfuss, Bernhard 399.
Komani, Pietro 309.
Rumnni, Carlo 399,
Roniani, Liiigi 399.
Romberg, Cyprian 400.
Römer, Miss 400.
Konicro y Andia 400.
Ronchetti - Monteviti , Ste-
fano 400.
Ronge, Jean Baptiste 400.
lioiizi, Louis 400.
Rose, Carl 400.
Roscilen, Henry 400.
Rosds, Josä 400.
Rospigliosi, G. C. 401.
Rossari, Gustave 401.
Rossi, isidoro 401.
Rossi, Giovanni 4ol.
Rossi, Salomon 401.
Rota. Andrea 402.
Hot 3, Giuseppe 402.
Rotter, Ludwig 402,
Roussel, Pierre 403.
liousselois, Marie Wilhelm
de 403.
Rousselot, Scipio 403.
Roxas, Kraanuel de 403.
Rozkosny, Josef Richard
403.
Rubeuson, Albert 404.
Rubini, Giovauoi Battista
404.
Bubinstein, Nicolaus 40
Bueg, Benedict 404.
s.
Sabadini , t>. Ilcrnardo
Seite 4«)7.
Sal'oly, Nicola» 407.
Sacchini , Antonio Maria
(jasparo 107.
Sachs, Julius 4<>7.
Sa<h«, .M. K. 407.
Sackpfeife 407.
Saomann, Carl Heinrich 407,
Sactta, Vini'cnzo 407.
Siigh, Joseph 40H.
Sain d'Arod, Prosper 408.
Saing-Hwang »OH.
Saint-Chrlstoph 408.
Saint -Leon, Carl Victor
Arthur 40H.
Sainton-Dolby, Charlotte
409.
Salaman, Charles Kensing-
ton 409.
Salblingcr, Sigismund 409.
Saldoni, Don Balthasar 409.
Saliiias, Franciseus de 410.
Saloman, Henriette geb.
Nissen 410.
Salomon, Hector 410.
Salvayre, Gervais Bcniardo
410.
Salvi, Lorenzo 410.
Salvi, M.atteo 410.
Sambuea lyneea 410.
Sam-hiii oder Sam-jin 410.
Saraiseng oder Samsin 411,
Sancbioli, Giulia 411.
Sandra, (iustav 411.
Sanelli, Gualticro 411.
Sangcrmano, Luigi 411.
Sansa 411.
Santa Coloma-Sourgct, Mm.
Kugenic 411.
Santley, Charles 412.
Sarasate, Pablo de, Martin
Meliton 412.
Sarmiento, Salvator 412.
Sarria, Knrico 412.
Saro, J. H. 412.
Sarrus, Pierre Frödörio 413
Sartiro, Paul 413.
S.itter, Gu8t,iv 413.
Sattler,Joh.Heinr.Ferd.413.
Sauret, Emil 414.
Savoj.a, Paola 414.
Sax, Cliarles Prosper 414.
iScaramelli, Giuseppe 414.
Soaliger, Julius Cäsar 414
Scaliger, Josephus Justus
414.
Scapitta, Vinccnzio 414
Sch.aab, Bobert 414.
Sch.id, Joseph 414.
Sehiilfer, August 414.
Schäircr, Paul 414.
Scb.icken, Jean Hubert 415.
Schalfuer, Nicolaus Albert
416.
Sehellenberg, Hermann 415.
Schiavclli, Julius 415.
Schiedmayer 415.
Schilling, Gustav 415.
Sehladebach, Julius 416.
Schleinitz, Conrad 415.
Bühl, Friedrich Wllh. 404. | Schlesinger, Heinrich 416.
Buellc, Charles Kmile 105. Schlick, Arnnld 415.
Bühlmann, Adolf Julius 405.
1 Ruggi, Francesco 4<15.
\ Ruggi, Franceac. 406.
Buromel, Christ. Franz 405.
Bummel, Joseph 405.
Rummel, Franz. MW.
Rung, Heinrich 406.
Ruta, Michele 400,
Ruthardt, Friedr. 400.
Ruthardt, Julius 407.
Bzewuski, Wenzeelaus, ij;ai
407.
Schmal, Georg Friedr. 416.
Schmal, (ieorg Friedr. 416.
Schmal, Job. M.itlhuus 415.
Sehmal, Christoph Friedr.
415.
.^chmalbolz, Carl Ferd. 410.
Schmidt, Friedr. tlO.
Sehmidi, Johann Christian
410.
Schneider, Louis 416.
Schneitzhoeffer, Jean Made-
Uino 410.
Schnltker,Arp.,aucbSchnit-
ger Seite 416.
Schoberlochner, Sophie, ge-
borene Dali 'Occa 410.
Schoclchcr, Victor 41H.
Sehollenbergcr, Caspar 417.
Seholtz, Hermann tl7.
Sehondorf, .lohaniic« 117,
Schoofs, Franjol« Xnvcr417.
Schott. 417.
Schreiber, Friedrich 417.
Schreiber, Joh. 417.
Schrcras, .loseph 418.
Schubert, Franz 418.
Schubcrth, Julius Ferdi-
nand <ieorg 418.
Schuler, Peter 418.
Schule 418.
.Schulze, Josophinc geb.
Killitscbgy 432.
Sehunke, Carl 432.
Schurig, Jul. Wilh. Volk-
mar 432.
Sehurraann, Georg Caspar,
heisst Schürmann 432.
Schwarz, Wenzel 432.
Schwarz, Wilhelm Dr. 433.
Sehwegcl 433.
Sebastiani, Claudius 433.
Sedlazek, Johann 133.
Seeleu, Joh. Heinrich 433.
Seidl, Anton 433.
Seidelmanu, Eugen 433.
Seidler, Caroline, geborene
Wranitzky 433.
Seiss, Isidor 433.
S^jau, Louis 433.
Scllner, Joseph 433.
Scmet, Thdophilc Airaö
Emile 433.
Serassi, (üuscppo 434.
Scrassi, (üuseppo 434.
Serassi, Andrea Luigi 434.
Serassi, Giov. Battista 434.
Serenade, Serenata 434.
Scrra, Giovanni 435.
Serrao, Paolo 435.
Sgambati, Giovanni 435.
Shudi, Burkh.irt 435.
Siboni, Giuseppe 436.
Siboni, Erik 430.
Siebensprung 430.
Siegfried, Othon 436.
Sicrakowski, (iraf Wenzes-
laus von Bogulav 436.
.Sievers, Jacob Ferd. 437.
Sigl-Vespermanu, Katha-
rina 437.
Signal 437.
Silva-Poll de 438.
Simon, Jean Henri 43h.
Singelee, Jean Baptiste 438.
Sinico, Giuseppo 438.
Sinico, Francesco 438.
Sinico, (iiuseppe 439.
Sivori, Ernest Camilla 439.
Skandinavische Musik 8.
X:ichtrag 439.
Skibinski, Luibitch 439.
Skraup, Job. Nep. 439.
Skuhersky, Franz 139.
Slama 439.
Smart, (ieorgc Thomas «30.
[Smart, Henri 440.
i Smits, Willem 4to.
i Suoeck, Ccsar 440.
jSobolcwski, Eduard 440.
, Sofli, Pasqualo 410.
Sokolovka 44«').
Soliva, l'arlo Evasio 441.
Somis 441.
Sor, Fernando 441.
Soriauo FucrtCK, Mariano
441.
Soubre, VUienne Jos«ph 441.
Sourindro, Mohun-Tagore
441.
586
Verzeichniss der im Ergänzungsbande enthaltenen Artikel.
Sowinsky, Alliort Soito lil.
SpaiipfiilxTf,', .Iciliitnn Ul.
Spojcr, Willii'lm -Itl.
Spcniiizii, Aiitoino Hl.
Spiiiiller, t'r.iiiz Stiiiiislaus
Hl.
Spittel. Willulm -tll.
Stiiirii, CtiusL'ppo.liaroii 11).
Stainer, .Tuliii 412.
Staupe, Herrniann 442.
Staiiilciii , Saaleiustein,
Luuis Charl. Corneille
Graf VOM 142.
Stanistreed, Henry Uawsun
442.
Stark, Ilumphrey .lohn 412.
Steenhuis, Tjerko 443.
Stepliani, .lohann 442.
Stellen, Hans 442.
Steffsal, Charles 413.
Steinkiihler, Kmil 443.
Stehle, Sophie 443.
Stengel, Gottfried 443.
Stenzell, Johann 443.
Stephen de laMadcleinc 413.
Sternberp, Constantin 443.
Stiava, l-'ranceseo Maria
443.
Stierlein, Ambrosius 443.
Stil 143.
Stoekhausen, Franz 445.
Stössel, Nicolaus 445.
Stoltz, Jules 445.
Stolz, Teresina 445.
Stoumon, Oscar 445.
Stradella, Allcssandro 445.
Strauss, Joseph 445.
Strauss, Eduard 445.
Streichinstrumente 416.
Streit, Robert 446.
Strepponi, Josefina Gui-
seppina 446.
Stumme VioHne 446.
Suabile 447.
Suarcialupas 447.
Sub-Contrabass 447.
Sub-Contrafagott 447.
Succo, Franz Adolf 447.
Sunger, ß. Leandro 447.
Supp^, Franz von 448.
Suremont Pierre Jean 448.
Sylvestre, Franfois Kavier
448.
Szamotulski, Wenzeslaus
448.
Szczpanowski, Stanislaus
448.
Szezurowski, Joh.Nepomuk
449.
Szemelönyi, Ernest 449.
Tabel 450.
Taborinum 450.
Taborelles 450.
Tacchinardi, Nicolas 450.
Taetuhr 450.
Tadolini, Giov. 451.
Taglioni, Ferdinando 451.
Talexy, Adrien 452.
Tämerlln oder Tamerliu452.
Tanz 452.
Tarisio, Luigi 454.
Taskin, Pascal 454.
Taudou, Antoine Uarthe-
Irmy 454.
Taylor, John 4,54.
Taylor, William 454.
Technik Seite 454.
Teichnian, Anloii 456.
Teile, Friedrich Wilhelm
450.
Tellefsen, Thomas Dyke
Acland 456.
Terapia, Stei)hano 456.
Ten Hrink, Eugene 456.
Ten Cate, AndriS 456.
Teniers, Guillaume Albert
456.
Terby, Joseph 457.
Terby, Joseph 457.
Terby, Fran^ois 457.
Tettamanzi , P. Francesco
Fabriecio 457.
Theras, Pierken 457,
Thicbault , Paul Charles
Frauf. 457.
Thimus, Alb. Baron von 457.
Thoinan, Ernest 457.
Thomas, Georg Sebastian
458.
Thomelin, J. 458.
Thoüft, Willem Franz 458.
Thuruer, Theodor 458.
Thys, Alphousc 459.
Thys, Mad. Sebault Pauline
459.
Tibaut, Vincent 459.
Tilman, Alfred 459.
Tilmant, Theodore Alex
andre 459.
Timpc, Job. Willem 459.
Tinctoris 459.
Tinel, Edgar 460.
Tintorer y Segarra, Pedro
460.
Tirpenne, Victor 460.
Tisza, Aladar 460.
Tobin, Richard 460.
Tofano, Gustav 460.
Tolbecque, Jean Bapt. Jos.
460.
Tolbecque, Aug. Jos. 460.
Tolbecque, August 460.
Tomasini, Luigi 461.
Tomasini, Anton 461.
Tomeoni, Pelegrino 461.
Ton 461.
Tonanzeiger 462.
Tonart 463.
Torri, Pietro 464.
Tosti, F. Paoli 464.
Towers, John 464.
Treu, Abadias 465.
Triebert, Charles Louis 465.
Tritto, Giacomo 465.
Trojano, Massirao 465.
Troman, Thomas 465.
Trombetti, Ascanio 465.
Trombetti, Girolamo 465.
Tschirch, Adolph 465.
Tulou, Jean Louis 465.
Turnerhorn 465.
Turnhout, Jean 465.
Tutilo, auch Tuotilo 465.
Tyndall, John 466.
Tyrcll, Agnes 466.
Tywersus 466.
Tzartzelew, s. Lavrowska,
Elisabeth 466.
u.
Uecclli, Mad. C.irolina 466.
Ungarische Musik 466.
Unger, Caroline, Frau Saba-
tier 466.
Urio, Francesco Antonio
Seite 466.
Urquhart, Thomas 467.
Ursillo, Fabio 467.
Urso, Caniilla 467.
Ursprünglich 467.
Utendal, Alexander 168.
Vacc-y, Nicolo 468.
Vacher, Louis 468.
Valdrighi, Graf Luigi Fran-
cesco 468.
Valentini, Carlo 468.
Valentino, Henri Justin
Joseph 468.
Vau den Berglic, Philipp
469.
Vau den Boom, Jean t69.
Van den Eeden, Jean Bapt.
469.
Van denGheyn,Matthias469.
Van der Ghinste, Pierre 469.
Van der Planken 470.
Vander Straeten 470.
Van Dinter P. F. 470.
Van Dinter, P. A. 470.
Van Eijsden, auch Eysdeu,
Jacques 470.
Van Eyken, Jeau Albert,
s. Eyken van 470.
Van Eysden, s. Eijsden 470
Van Geertsom, Jean 470.
Van Gheluwe, L^on 470.
Van Hoey, Gustave Jean
Const. Marie 470.
Van Hülst, Felix Alexander
470.
Van Lamperen, Michel 470.
Van Maldere, Pierre 471.
Van Reysschütt, D. L. H
471.
Vannucci , P. Domenioo
Francesco 471.
Varney, Pierre Joseph
Alphonse 471.
Vaseoucellos, Joaquim de
471.
Vaucorbeil, August Emma-
nuel 471.
Veitheim, Charlotte 472.
Venua, Fr. Marc -Antoine
472.
Vermeulen, A. C. C, 472.
Verstorsky 472.
Verzierungen 472.
Viadana, Ludovico 473.
Viardot-Garcia.Pauline 473.
Vieecoute, Ernesto 473.
Vidal, Jean Joseph 474.
Vidal, Louis Antoine 474.
Vidal, Franfois 474.
Vidal y Royer, Andres 474.
Vidal y Lliniona,Audres 474.
Vietti, Carolina 474.
Vieuxtemps, Henri 474.
Vilanova, Ramon 474.
Vilhar, Miroslaw 474.
Villanis, Angelo 474.
Villarosa, Maniuis de 475.
Villars, F'ranz de 475.
Villiers Standford, C. 475.
Villoing, Alexander 475.
Vincent, Alexander Joseph
Hydulphe 475.
Vinyals y (Sali, P. Joseph
475.
Viel, FriedrichWilhelm475.
Viola, Pater Anselmo 475.
Viret, Fredöric 475.
Vitzthunib, Ignacc 475.
Viviani, Pater Fclician 476.
Vogt, (iustav 476.
Vogt, Carl 476.
Voigt, Valentin 470.
Voi rin, Frau vois Nicolas 476.
Votiv-Tiinpani 476.
Vroye , Thöodore Josephe
de 476.
Vuillaume, Nicolas 176.
Vuillaume, Nicolas Fr. 476.
w.
Wackenthalcr, Joseph 477.
Waelput, Henri 477.
Waelrant, Hubert 177.
Wale, Henri William 477.
Walker, Eberhard Friedr.
477.
Walkiers, Eugen 477.
Wambach, Emil 477.
Wamsley, Peter 477.
Wanski, Johann 477.
Wanski, Job. Nep. 478,
Warot, Charles 478.
Warot, Victor 478.
Warot, Const. Noel Ad. 478.
Wartel, Täröse 478.
Weber, Rudolf 478.
Weinert, Anton 478.
Weitzraann,CarlFricdr. 479.
Weller, Friedrieh 479.
Wentzel, Ernst Friedr. 479.
Wery, Nie. Lambert 479.
Wesiey, Samuel 479.
Wesley, Samuel Sebastian
479.
Westraeyer, Wilhelm 479.
Wickede, Friedrich von 479.
Widor, Charles Marie 479.
Wielhorski, Michael 480.
Wieniawski, Henri 480.
Wieprecht, Friedr. 480.
Wilhelm III., König der
Niederlande 480.
Wilson, Miss 480.
Woeltje, C. L. 480.
Wolff, Eduard 480.
Woroniey, Arnulph 480.
Wouters, Adolphe Franjois
480.
Wuerst, Richard 481.
Wurda, Joseph 481.
Yradier, Sebastian 481,
Zahn, Job. Georg. 481.
Zani de Ferranti 481.
Zapater, Rosario 481.
Zaremba, Nicolas 481.
Zaytz, Joh. 482.
Zdenko, Fibich 482.
Zcerloeder, Nicolas 482.
Zeitschriften 482.
Zengor, Max 484.
Zichi, Geza 484.
Zubiaurre, Valentin 484.
Zucchelli, Carlo 485.
Zugposaune 485.
Zuliani, Prospero.
Zur Lauben , B. Fid. Ant.
486.
Verzeichnisa der im Krj^ftiizunpHbiiu«!»' i-iithaltcncii Artikel.
587
Nach 1 r a <^.
AUler, Guido Svitc 18(1.
lliirbcrenii, Matliiiriii Au);.
Unltliaünr 18(i.
BarKe, W. IHi;.
Büumkcr, Fricilr. Willi. IS",
üonnowitz, Willi. 1H7.
Durnard, Vinccnzin 187.
Bortliold, Carl Friedrich
Thoüd. -187.
üillcter, Atrntlion IH7.
lilieHeiier, Louis lM7.
Uücklol, Carl Maria von
487.
Brodzky, Wenzel Theodor
187.
Drede, Albrecht 487.
Cnmpana, Fnbrieio 487.
Canthal, August 487.
Kvofirk, Anton Seitu ^^7.
Kberlin, .lotiniin Krn«t 4HS.
Knjfelbrcclit, Karl Krii'dr.
48H.
Kneudier, Leon 188.
KiBehcr, Adolph 488.
Kortla^'O, Carl 488.
Ilaßon, Kdinund von 48H.
llasHelt-liarth, Anna Marie
Wilhelniinc 48U.
Heise, l'etcr Arnold 48«.
llerinif, Karl Kd. 48».
llernicsdnrlV, Mii.'hacl 489.
Hesse, .lulius 490.
.I.iell, Alfred 190.
Klaunell, Adolph 190.
Kotzolt, lleinrieh 490.
Krause, Julius 490.
Kr'jci, .Joseph Seile 190.
Küekcn, Kriedrieh Wilhelm
190.
KnlVeralh, Loui« 490.
Kullak, Theodor 490.
Labitzkj, .loseph 490.
I.aekowit/., Wilh. Aug. 190.J
lionimonB, Jac<iueH Nicolas
491.
Lowy, .loscph Kudoir 491. |
Ijube,.lohann Christian 191.1
Mar(|ucs, .loa(iuini Jose 491.!
Marx, l'auline 491. |
Meister, t'arl Severin 491.'
Niedzielski, Slanislaw Karl
VOM l'riis 491.
Nisscu-Salonion, Henriette
491.
«»rehestrlonelle Seite 491.
I'alnie, Rudolph 491.
I'ortngiesisehi' Musik 492.
UntV, Joseph Jonchim UM.
Keber, Napoleon Henrf
660.
Sachse- Hofmeister 560.
Schmidt, <iuntav 661.
Sohnabel, Carl 661.
Sehrenis, Joseph 561.
Singer, l'etcr 661.
Skandinavische Musik 661.
Stein, Albert (iereon 670.
Talexy, Adrian 57<1.
Till, Anton Kmil 57«.
Viigvölgyi, Heia 676.
Voss, Charles 676.
Waxel, l'latun tou 676.
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